^^^ *■? ' !-»■< V"^"«. Kv: -i^-'-^'t .*^ V. c;^„^ ^ ^^W^: DIE GÄHTENWEbT ILLUSTRIERTES WOCHENBLATT FÜR DEN GESAMTEN GARTENBAU HERAUSGEGEBEN MAX HESDÖRFFER, BERLIN 9. JAHRGANG ^VU'c" (,904-19051 •*•"'"■ MIT ZEHN FARBIGEN TAFELN. EINER TONDRUCKTAFEL EINEM FARBIGEN WANDKALENDER UND VIERHUNDERTFÜNFUNDNEUNZIG ABBILDUNGEN IM TEXT LEIPZIG VERLAG VON RICHARD CARL SCHMIDT & Co. 1905 ALLE RECHTE. AUCH DAS DER ÜBERSETZUNG IN ANDERE SPRACHEN, VORBEHALTEN. DRUCK: .ANHALT. BUCUDR. GUTENBERG, E. G. M. B. II., IN DESSAU. Inhalt des neunten Jahrganges. (Die illu ehen Aus deutschen Gärten. Hesdörffer, M. *Aus der Flora in Cöln 497. — *Aacheu als Gartenstadt 529. — *Aus dem Sohloss- garten zu Bückeburg 510. Maaß, Harry. *Eine "Wanderung durch den Bremer Bürger- park 592. Tuteuberg, Ferd. *Die Anlagen in der Kaiserstraße zu Mainz 361. Aus deutschen Handelsgärtnereien. Hesdörffer, M. *Jao. Beterams Söhne in Geldern KJO. Trcnkner, Berthold. *Streifzüge durch Quedlinburgs Fluren. Emji- fehlenswerte Neuheiten der Firma David Sachs, Quedlinburg 255. Ausstellungsberichte. Anker, Richard. Von der englischen Provinzial-Ausstellung in Shrewsbuiy 22. Bohlmann, Ernst. Die „Teniple Show', die grosse Londoner Frühjahrs -Gartenbau -Ausstellung. I. All- gemeiner Bericht 476; II. Orchideen 486. Geier, Peter. Die nationale Chrysanthemum -Ausstellung im Crystal Palace zu London 129. — .,The Temple show" in London 463. — Sommer- ausstellung der Royal Horticultural Society im Chelsea-Hospital vom 11. bis 13 Juli 1905 544. Hesdörffer, M. *lnternationale Kunst- und Grosse Garten- bau-Ausstellung Düsseldorf 1904. I. Die internationale Herbst-Ausstellung 1. — Die Orchideen -Ausstellung 3. — II. Schnitt- blumen 18. — III. Sonstige Handelspflanzen 30. — *Die internationale Obst-Ausstellung in Düsseldorf 73, 85. — Die Jubiläums- Ausstellung des Leipziger Gärtnervereins vom 12. bis 20. November 1904 115. — Die Weitausstellung in Lüttich 414, 423. — *Die allgemeine Gartenbau -Ausstellung in Darmstadt. I. "Wasserpflanzen 589; IL Landschaftsgärtnerei und Gartenkunst 601 ; III. Florblumen und Handelspflanzen 613; LV. Neuheiten 615; "V. Schnittblumen 616; VI. Baumsohulartikel 617. VII. Ver- schiedenes 617. Jordi, H *Die internationale Gartenbau- Ausstellung in Paris 461. Krauß, Otto. Ausstellung von überwinterten! Obst und Konserven vom 17. bis 18. Februar in Frankfurt a. M. 309. — *Die Orchideen- schau im Palmengarten zu Frankfurt a. M. vom 29. April bis 7. Mai 1905 421. Krone, K. Die Chrysanthemnra- Ausstellung in Göttin- gen 119. Plantener, Aug. Chrysanthemum- Ausstellung des Vereins Hamburger Chrvsanthemum - Freunde 143. Riebe, H. Die nationale Chrysanthemum- Ausstellung im Crystal. Palace zu London 117. — Die frühe "Winter -Ausstellung der nationalen Chi^santhemum- Gesellschaft im Crystal- Palace zu London 172. Schütz, H. J. *Frühjahrs-Ausstellung von Zwiebel- und KnoUengewächsen zu Haarlem vom 17. bis 21. März 1905 337. Tscheuke, "W. Garten- und Obstbau- Ausstellung für die Provinz Brandenburg in Eberswalde vom 3. bis 11. September 1904 31. Die Obstschau auf der Ausstellung der D. L.-G. in München vom 29. Juni bis 4. JuU 1905 545. — Die Gemüseschau auf der AussteUung der D. L.-G. in München vom 29. Juni bis 4. Juli 1905 587. Blumenbindekunst. Sandhack, Herrn. A. *Trauerkränze 306. "Wällnitz. M. Dresden im Blumenschmuck 465. Berlii Blumenhandel. kauf an ersten Feiertagen 372. Blumentreiberei. Baum, J. Einiges über da Marechal- Treiben Niel-Rosen 244. Beuß, H. Sind abgetriebene Hyazinthen im darauf- folgenden "Winter abermals treibfähig? 261. Hesdörffer, M. *Aus Hamburger Treibgärtnereien 210, *222. Kleyhonz, J. A. Nochmals wohlfeiler Treibflieder 261. ßäde, Karl. *Wohlfeiler Treibflieder 237. Tscheuke, W. Hortensien 398. Ziskoven, Carl. Calla und Aniaryllis als Schnittbinmen 235. Crysanthemum. Etzold, Albin. Das veilchenblaue Chrysanthemum „Sou- venir de Madame Dor" 207. Ziskoven, Carl. Die bemerkenswertesten Chrysanthemum- Sorten auf der Jubiläums -Ausstellung des Leipziger Gärtnervereins 158. Dahlien. Beuß, H. Einiges über Dahlien 80. Blau, Georg. DahlienveredUing 149. Hesdörffer, M. *Neue Riesendahlien für 1905 322. — *Neue RiesendahHen 353. Kern, Alfred. „Neues und Allerneuestes" von der VII. Ausstellung der Deutschen Dahlien-Gesell- schaft 45, 54, 65. Kohlmannslehner, Heinrich. *,,Mikado" und „Havel", zwei neue Edel- dahhen 148. — *Drei wertvolle, riesen- blumige, französische Dahlien-Neuheiten 184. — *Die Edeldahlie „Schneewittchen" 198. Mühle, Arpäd. Die modernen Dahlienzüchtungen 303. Farne. Anker, Richard. »Ptei-is Binoti 122. Bernstiel, Otto. *Scolopendrium officinarum f. undulatum 121. — *Adiantum Edgeworthii Hook., eine schöne Ampelpflanze 122. — *Stenoch- laena meyeriana, Prsl. 373. Bonstedt, C. *Polypodium Heracleum. Kze. 55. Gr aebener, Hofgartendirektor. *Stenochlaena palustris, Mett. 397. Nicolai, "Woldemar. *Bilder aus der Heimat der Baumfarne 25. Tutenberg, F. ■'■Acrosticlium aureum, L. 398. Nephrolepis bostoniensis 355. Gärten des Auslandes. Breitsohwerdt, Herrn. Die Baron Friedrich Nathaniel von Roth- schild.schen Gärten in "Wien 474. Gärtnerische Betriebslehre. Lange, Willv. Friedlaender "W. und Hegar, Karl." ' Was muß geschehen, um die Zier- und llandelsgärtnerei in allen ihren Zweigen wieder einträglich und unter den heutigen Verhältnissen rentabler als bisher zu ge- stalten? (Preisfrage.) 499, 535, 561. Gärtnerische Reiseskizzen. Frank, Paul. *Die Riviera des Gardasees 289. i' esdörffer, M. Reisemappe. Jena 440; In 449; Erfurt 457. — Gärtnerisches aus Stendal 577. Othmer, Beruh. "^■Eine Tropenfahrt. I. Nach Westindien. und auf Dominica 145, 164. IL Auf Trinidad und in Port of Spain 174. III. Am Orinoco und an den Wasserfällen des Caroni; Heimreise 185. Purpus, C. A. Reiseerlebnisse eines Sammlers im fernen Westen 27, 42, 56, 64. Riebe, Heinrich. ♦Meine Rei.se von Venedig nach Abbazia 99, 112, 127, 137. Rösner, K. Die „Seefelder" bei Bad Reinerz in Schle- sien und ihre Vegetation 511. Schwartz, Friedrich. Skizzen aus der Bäderstadt Wiesbaden 451. Gehölze. Beuß, Heinrich. Cytisus albus als Hochstammveredlung 88. Brand, Otto. Koelreuteria paniculata, Laxm. 10. — Rhus Cotinus, L. 16. — Polygonum vaccinifoliuni 377. — »Rhododendron (Rhodora) cana- dense 474. — Empfehlenswerte winterharte Heideki-äuter und ihre Verwendung 509. Geier, Peter. Drei Ziersträucher des Winters 257. Grote, H. *Hortensien im Freien 509. Hermes, Albreoht. Betrachtungen über das Leben.salter der Bäume 340. Horak, Jos. Fr. Magnolien 304. Hortus. Buntlaubige Gehölze im Parke, eine Ge- schmacksverirrung 16. Juraß, Paul. Dornige und stachelige Gehölze 342. Liebsch, Georg. Sambucus raoemosa, ein einheimischer Zier- strauch 17. Meyer, F. W. *Prachtpflanzen seltener Rhododendron in England 109. Müller, Herm. Clerodendron trichotomum, Thunb. 308. — Gaultheria procumbens 355. Mütze, Wilh. *Buddleia lindleyana, Fortime 377, *378. IV Gartenwelt. IX Peters, Eugen Jos. *Cornus sanguinea fol. var. 247. Rehnelt. F. *Hvdrangea vestita var. pubescens 541. — *Sälix Cottetii 542. Rimann, C. Amygdalus davidiana, Carr. floie albo 17. — Vitex Agnus castus 355. Schneider. Camillo Karl. *Pterocarya caucasica, C. A. Meyer 10. Schulze, G. Noch einige Worte über Bhododendron- Hybriden für das freie Land 142. — Die schönsten Arten und "Varietäten der Gattung Rhus 248. Tutenberg, F. *Andromeda japonica 354. Hydrangea scandens. Maxim. 308. — Xan- thoceras sorbifolia, Bge. 308. Gemüsebau. Balke. W. Neger- oder Zulukartoffelu 330. Beuß, H. Beitrag zur erfolgreichen Kultur des span. Pfeffers 329. — Ein Urteil über den „Er- furter roten Delikate.ss- Wirsing" 330. — *Melonenkultur im Freien 409. — Blunien- kolil im Winter 595. Breitschwerdt, H. Neger- oder Zulukartoffel 400. Freiberg, Fr. Champignonkultur im Sommer in der Kgl. Melouerio zu Sanssouci 549. Hesdörffer, M. *Eine neue Tomate 11. — Über den Ge- schmack der Gemüse 330. Pauls, Otto. *Spargelkultur und Treiberei 328. Spranger, A. Radies im Winter 595. Bleichsellerie 378. Gerätschaften. Richter, Ernst. *Ein prakti-soher, verstellbarer Kübelhaken 417. Rimann. C. Schattendecken au.s Kokosfaser 344. Sattler, C. Samen-Einback- und AValzgerät für Rasen- anlagen etc. 344, 416. *Uandzerstäubungsapparat zur Bekämpfung von schädlichen Insekten und Pilzkrank- heiten an Pflanzen mit flüssigen Mitteln 343. Holzmarkierstift N. Wolf f & Co. 345. Heizungsanlagen. Graebener, L. Fernheizung eines Gartenbetriebes 6. Röder, Richard. Der Reform-Gliederkessel 54ö. Siemann, IT. Die Instandhaltung derHeizung.sanlagcn 594. Insektenfressende Pflanzen. »Baum, ,1. •Pinguicula caudata 482. Kakteen und Sukkulenten, Anker, Richard. *Kalanchoo kewensi.s 31(j. — ''Kalaiichoe hvbrida felthamensis 391. Baum, H. *Aloö Baumii, Engl, et Gilg 436. Berger, Alwin. *Echinocereus acifer, Lem. *410, 411. Graebener. L *Cereus triangularis, Haw. 63. Heese, Emil. *Fünf dankbare Kakteen für den Handels- gärtner 265. Koniferen. Beißner, L. *Pioea excelsa virgata, die Schlangen- oder Rutenfichte und Picea excelsa viminalis, die Hängefichte 410. — Nochmals Abies arizonica, Merriam 446. — Pinus Pinaster, Sol. 521. — Picea pungens „Sämling Henkel-', Nachschrift 542. — Abies arizo- nica var. pygmaea, Nachschrift 543. Cavet, Dr. Louis. Picea pungens, die schönste und härteste Konifere 309. Berger, Alwin. ■^Die Kiefern der Riviera 469. Grube, H. Die mexikanische Sumpfzeder 619. Horäk, J. F. Abies arizonica, Merr. 411. Rade, Karl. *Picea excelsa virgata (nicht viminalis), in der Kgl. Gartenbau - Lehranstalt zu Buda- pest 209. Rimann, C. _ Abies arizonica 363. Tutenberg, F. *.-Vbies arizonica 427. — *Pioea pungens pendula „Sämling Henkel" 542. — *Noch- mals Abies arizonica 543. VoUert, Rud'. Abies arizonica 497. Pinus Nelsoni 248. Kultureinrichtungen. Rehnelt, F. .. *Das neue Überwinterungshaus im botani- schen Garten zu Gießen 169. Richter, Ernst. *Ein praktischer Frühbeetkasteii 171. Siemann, H. *Wasserbeförderuags-Anlagen 439. Wasserversorgung 225. Landschaftsgärtnerei. Beuß. Obergärtner. Gehölzgruppierung in Rücksicht auf den Herbst 35. Boxberger, Franz. *Hausgärten 163. Büttner, M. *Eine neue Raseneinfriedigmig 330. Großmann, J. P. Die Moderne in der Gartenkunst 7, 331. Einheitliche Bänke 242. — Proporiionen, Naturalismus, Moderne 412. Lange, Willy. *Altes I5emäuer im Garten 37. — *Ruinen im Garten 318. — 'Künstliche Ruine als Badeanstalt 482. — »Kunstwerke und Kunst im Garten 565. Liebert, Hans. Einiges über Bach- und Teichuferpflanzen 14. Liebs. W. Hausgärten 52. — *Efeuberankung an einem Landhause 197. — »Entwässerungen 546. Natürlicher Parkschmuck 319. artrat h, Stadt gart endirektor. Winke für die dekorative Gartengestaltung 242. eitmar, Hans. *Teppiohbeet vor dem Kaiser Franz Josef- Theater in Berndorf 401, *402. inze, Karl. ♦Ursachen malerischer Wirkungen 436. iehl, W. 'Feldbahnbetrieb mit der Spaldingbahn 257. — »Berliner Plätze 279. niese, L. »Über die Schreibweise beimKrokieren 453. önig, H. »Gartenschmuck 39. ühn, V. »Der Arbeitsplan 68. — »Zur Herstellung perspektivischer Ansichten 428. rone, K. Ist die Gartenkunst rückständig? 207. — Maaß, Harry. »Grundplan und Perspektive in ihrem Zu- sammenhang 484. Meyer, F. W. *Kahnhäuschen im Schweizerstil 7. — »Ein künstlicher Baumstamm als Sommerbäus- chen 126. Rimann, Carl. Winke für dekorative Gartengestaltung 429. Schneider, C. K. »Noch einige Worte über die Bedeutung der Photographie für den Landschafts- gärtner 181. — »Eine eiserne Zierbrücke 343. Schulze, G. Zwei gute alte Zierpflanzen 243. Staudenmeyer, R. Andeutungen über die Aquarelltechnik 102. — »Das perspektivische Zeichnen im Dienste der Gartentechnik 273. Stüting, A. »Vorgärten 15. — Über Gruppengestaltung und Verwendung der Gehölze in Gärten und Parks 23. Thiem, Georg. »Wirkungsvolle Bepflanzungvon Kaimauern. 305. Ton, Max. Gartenkolonien 558. Tutenberg, F. »Zwei Entwürfe für einen Blumengarten 522. »Preisausschreiben zur Erlangung von Ent- würfen für einen Stadtpark auf dem Gänse- anger in Dessau 78. »Schwächen der Bepflanzungspläne und der Bepflanzung 195. Deutsche Gartengestaltung und Kunst 378. Über Rosengruppen, deren Einfassung und Ünterpflanzung 391. Neue Pflanzen. Anker, Richard. »Rehmannia angulata 114. Besoke, G. »Wertvolle Neuheiten und Einführungen Erfurter Samenzüchter und Handelsgärtner 277, 292. Heimann, Richard. Marguerite (Chrysanthemum frutescens) ,,Queen Alexandra" 470. Hesdörffer, M. »Papaver hybridum „Prinzessin Viktoria Luise" 5. — Dunkellaubigo chinesische Primeln 401. — »Neue Hydrangea Mariesii- Varietäten 413. Kohlmannslehner, Heinrich. »Die neue Remontantnelke „Meta" 152. — »SelagineÜa watsoniana 180. Rehnelt. »Die Silberakazie, Acacia podalyriaefolia, A. Cunn. 158. Stüting, Arthur. Saturn, eine neue gefüllte Scariet-Pelar- gonie 143. Thürmor, Wilhelm. »Begonia hybrida ,.Alsmeer Oloire" 1.07. IX Die Gartenwelt. Obstbau. Beuß, H. Der Sommer des Jahres 1904 51. — Soll man Traubensäckchen anbringen? 77. — Drei gefährliche Obstbaumschädlinge 533. Buerbaum , Josef. Der Kalkanstrich der Obstbäume, verbun- den mit gleichzeitiger Düngung 199. Gehlhaar, Karl. *VeredelungsversHche an jungen Sämlingen und Stecklingen 271. — *Etwas über Form- obst und Schnurbäumchon im besonderen 325. Goethe, R. Über eine Krankheit der Rebstöcko in den Treibhäusern 353. Graebener, L. ♦Nochmals: „Die serbische Quitte Wranj.ska Dunja" 52. Held, Ph. *Eine Zwerg- und Beerenobstanlage, die frisches Obst zu jeder Jahreszeit zu ge- nießen ermöglicht 570. Hesdörffer, M. Die neue Himbeere „Goliath" 27. — - Obst- bau und Obstverwertung in Nordamerika 402. — *Schaufrüchte aus L. Späths Baum- schule 553. Heuwing, Heinrich. *Änlage von Obstnutzgärten 465. Jacobs, 0. •Einige Obstliebhaber aus der Tnsekten- welt 447. Jansen, Arthur. Über das Wurzelwachstum der Obstbäume 340. — Der Sommerschnitt 488. — Die Obsteintuhr und der deutsche Obstbau 571. Kall, S. von der, ♦Stachelbeere ,, Angler" 361. Kindshoven, J. Was geschieht in Bayern 'zur Förderung des Obstbaues? 350. Liebs, W. Soll man Traubensäckchen anbringen'? 154. Lindner, Herm. Zwei genügsame Birnensorten 619. Pauls, Otto. Die Düngung der Obstbäume 549, 554. Pfeiffer, Carl. ♦Gründüngung für Obstbäume 385. Seulen, A. *Monatserdbeere „Schöne An haltinerin'' 473 Tscheuke, W. Internationaler Obstbau und Weltmarkt 513' Thiem, Georg.; ♦Formlose Aprikosen-Spaliere 241. Warneoke, A. Die Obstplantagen mit Rhabarber als Unter- frucht 472. Beförderung von Obst auf der Eisenbahn 26. Südafrikanisches Obst 27. *Wahl der Edelreiser 88. Orchideen. Baum, J. ♦Masdevallia Bella 567. Bittner, Josef. Nochmals das Spritzen der Orchideen 346. Bohlmann, Ernst. Laelia jongheana 112. — tlypripcdium fairianum 433. Brand, Otto. ♦Miltonia vexillaria, Kchb. fil. 174, Cremer, F. ♦Ständer zum Aufhängen von Orchideen im Zimmer 303. Gütig, K. W. Doch Lauberde für Orchideen bei Zimmer- kultur 49. — Über das Spritzen der Orchi- deen 278. Hesdörffer, M. ♦Cattleya Warscewiczii „Frau Melanie Bey- rodt" 374. Kraemer, Michael. ♦Laelia anceps alba 253. — *Oncidium splendidum 434. Othmer, B. ♦Coryanthes leucocorys, Rolfe und Peris- teria aspersa, Rolfe 13. Schweizer, Th. ♦Wertvolle Orchideen für den Handels- gärtner und den Liebhaber 301. Sprenger, C. Calanthe japonica und ihre weiße Varietät 316. Wolff, L. ♦Odontoglossum grande 51. Cypripedium hybridum „Helvetia" 399. Über die Beziehungen der Orchideensäm- linge zu anderen Organismen während dor Keimung 607. Pflanzendüngung. Heine, Dahlem. Der Chihsalpeter als Düngemittel 387. Koopniann, Karl. Über die Verwendung der Düngesalze und konzentrierten Dünger 149. Trenkner, B. ♦Chilisalpeter-Düngung für Obstbäume 313. Vogel, Prof. Dr. J. H. Pflanzenproduktion und Kun.stdüiiger 166. Pflanzenkrankheiten. Goethe, R. ♦Über eine Krankheit der Rebstöoke in den Treibhäusern 229. Kexel, Dr. Vertilgung von Thrips 348. Lieb. Werner. ♦Der Polsterschimmel des Obstes 557. Löbuer, Max. ♦Nematoden an Cyclamen und Begonien und die Komposterde 231. Stecker, Gust. Lysol als Schädlinge vertilgendes Mittel im Gartenbau 346. Tscheuke, W. Botrytis parasitica, der Erreger einer gefähr- liolien Tulpenkrankheit 322. — Die Rosen- okulatenmade, Chnodiplosis oculiperda 618. Völsing, W. ♦Ein seltener Eindringling (Troglophilus) 471. Winkler, Jos. Die Schimmelpilze 512. Das Kirschbaumsterben am Rhein 259. *üie Fleokenkrankheit des Veilchens 567. Eine neue Orchideen krankheit, Uredo behnickiana 616. Sprenger, C. Arten- und Sortenechtheit im Pflanzen- handel 58. Uhden, Carlos. Mexiko und seine Vegetation 80. Untersuchungen über das Erfrieren, dor Pflanzen, 551. Pflanzennamen 144, Pflanzenkunde. H. ♦Welwitschia mirabilis Hook. f. 294. Goeze, E. Die Mvrtaceen 268. Jacobs,'0. ♦Lathraea squamaria 378. Nehrling, H. (Florida). ♦Einheimische Planzen meines Gartens, I. 493, IL 505, HL 517. Schneider, C. K. Über die Ergebnisse der Nomenklatur- beratungen auf dem Internationalen Botan. Kongreß in Wien, Juni 1905 507. Pflanz.envermehrung. Peuker, M. Die Vermehrung von Antirrhinum majus 267. Rehnelt, F. ♦Vermehrimg von Drosera und Ramondien durch Blattstecklinge 320. Rosen. Anker, Richard. Neue Kletterrose „Blush Rambler" 34. Deegen, Franz, jr. Nachfolger. Bemerkung zu dem Artikel „Die Biographie der weißen Marochal Niel-Rose" 35. Gelhaar, Karl. ♦Rosa wichuraiana hybrida „Alberic Barbier" 136. Jacobs, 0. ♦Erfolge eines deutschen Rosenzüchters 110. — ♦Die Teehybride , Großherzogin Alexandra' 234. König. W. ♦Der Verein Elsaß-Lothringer Rosenfreunde und sein Rosengarten in Zabern 606. Mühle. Arpäd. Die holländische Rosa rugosa als Hoch- stammunterlage 33, Tutenberg, F. Die neue Teehybrid-Rose ,,Etoile de France" 376. Welter, N. ♦Die neue Teerose „Albert Hoffmann" 67. *Neue Rose ,.Richmond" 234. — Rosafarbige Teehybride „Frau Peter Lambert" 235. SamenhandeL Der neue österreichische Zolltarif. Zoll auf Samen," für den Detailhandel hergerichtet, bei der Einfuhr nach Österreich 252. Schlingpflanzen. Anker. Richard, ♦Gloriosa rothschildiana 112. Beuß, H. Polygonum baldschuanicum , eine sehr empfehlenswerte Schlingpflanze 307. Brand, Otto. ♦Die Gattung Bomarea, Mirb. 434. Crusius, C. ♦Pilogyne suavis, Sohrad. 246. Grote, H. ♦Wistaria chinensis, eine prächtige Schling- pflanze 519. Lindner, H. Thunbergia alata, eine dankbare Schlmg- flanze für schattige Lagen 233, Tscheuke, W. Cantua buxifolia 425. Tutenberg, F. 'Passiflora coccinea princeps 482. _— ♦Clematis montana grandiflora *433, 435. * Etwas vom Efeu 425. Schnittblumenkultur. Hesdörffer, M. '^♦EinträgUche Schnittblumenkulturen 133. — Reseda Machet „Weiße Perle" 317. Rimann, C. Cosmea bipinnata 317. Sommerblumen. Balke, W. , ,^^ Sommerblumen als Garteu.schmuck SOt. VI Die Gartenwelt. IX Bohlmann, Ernst. Niootiana Sanderae 46. Ledien, F. *Schizanthas }iybridus grandifloriis 268. Sprenger, C. *Zur Kultur der Centaurea odorata, Marga- ritae und Chamaeleon. Was ist Centaurea imperialis':' 10.3. Stauden. Arends, Georg. *PrimuIa Auricula ., Germania" bS3. Beuß, n. Zur Empfehlung der Plox decussata- Varie- täten ötiö. Hesdörtter, M. *Xeue herbstblühende Staudenastern 272. — *Tritoma hybrida „Expre.ss" 425. Hortus. Zur Empfehlung des kalifornischen Baum- mohnes, Komneya Coulteri, Harv. 367. .Junge, Heinrich. *Neue Herbstastern 193. Kohlmannslehner, Heinrich. *Primu]a Auricula „Bavaria" 584. Lindner, H. Pulmonaria und Ajuga, zwei hübsche Fmhlingsblüher un.serer heimischen Flora 283. Meyer, F. W. *Meconopsis integrifolia 534. Müller, Herrn. Die Ramondien 283. Eimann, C. *Corydalis thalictrifolia 17. Rebnelt, F. *Scutellaria baicalensis var. coelestina 61. — 'Campanula glonierata var. aoaulis 272. — *Wulfenia amherstiana, Bth. und ihre Verwandton 374. — *Etwas vom Edel- weiß 452, — *Bemerkungen über winter- harte Selaginellen und Lyoopodien 519. Riniann, C. Bergenia crassifolia, L. 374. Kuschpier, Paul. Paeonia chinensi.s 464. Siehe, W. Acanthus Peningi 354. Triebner, W. Einige Stauden zu Schnittblumengewinnung und Topfverkauf im Fj-ühjahr 232. — Physostegia virginiana als Scbnitt.staude 354. Tsoheuke, W. Die Christrosen oder Helleboni.s 233. Tuten borg, F. Eranthis hiemalis. Sali.sb. 61. Doronicum caucasicum 41. Sumpf- und Wasserpflanzen. Baum, II. *Äponogeton mouo.stachyus L. f., eine neue Was.serpflanze 62. — 'Die Gitterpflanze. Aponogeton fenestralis (Poir.) Hook. f. (syii. Ouvirandra fenestialis) 97. Mütze, Wilh. *Sagittaria .sagittifolia grandiflora s\ipeiba 197. Rehnelt, F. , Nymphaea gigantea 447. Schweizer. Th. Der Sumpf- und Wasserpflanzengarten und die einheimischen Bach- und Teichufor- pflauzen 99. Tutenberg, F. *Nymphaea zaiizibariensis ro.sea 570. Topfpflanzen. Bartsch, G. Salvia splendons „Freudenfeuer'- 184. Bauer, ,Tak. *Heliotrop „Madame Barnsby" als Gruppen- pflanze 366. Bernstiel, Otto. *Gleclioma hederaceum fol. var. 245. Bohlmann, Ernst. Potentlila nepalensis var. Willmottiae 77. Braun, V. H. Impatiens Sultani als dankbare Gruppen- pflanze 284. — Senecio Petasites und Senecio Ghiesbreghtii 308. Breitschwerdt, H. *Conoclinium janthinum, Moore 481. Dänhardt, Walter. *Hel.\ine Soleirolii, Reg. 246. Eicke, n. Die Ursache des Absterbens der Ei'ica im vergangenen Sommer 198. — *,,Adolf Wenzel'-, eine empfehlenswerte Fuchsien- neuheit 206. Freiberg, Fr. *Ma!maison- Nelken in der Kgl. Meloiierie zu Sanssouci 558. Geier, Peter. Die rationelle Kultur der Gardenia 220. — Äsparagus Sprengen 260. — Die Kennedya 411. G r a e b e n e r , Hofgartendirektor. *Yucca-Kreuzungen 426. Herbst, A. Aspidium falcatum 245. Hesdörffer, M. *Ein merkwürdiges Cyclamen 355. ~ Reh- mannia angulata 426. — *Cyclamen persi- cum giganteum „Brillantrosa" 479. — *Türpes winterblühender niedriger Gold- lack 520. — *ßegonia „Gloire de Sceaux" 520. — Gefranste undRokoko-Cyclamen 568. Hinze, Otto. *Cyclamen persicum margine rubre „Alpen- glühen" 568. .Jahn, E. *Doryanthes excelsa und Astelia Banksii 520. Kohlmannslehner, Heinrich. *,,La Reine", eine neue remontierende Federnelke 217. — 'Gleohoma hederaceum fol. var. 244. Krauß, Otto. *Zwei neue winterblühende Begonien 205. Lindner, H. *Lamium Galeobdolon 376. Marquardt, Georg. Salvia splendens „Silvor Queen" 77. Müller, Herrn. Erica carnea 284. Oertel, Gottfried. Der Gummibaum (Ficus elastica) 296. Othmer, B. 'Dii^ G.attimg Eucomis 5. — *Seneciü r^la-itcs DG, (syn. Cineraria platanifolia ht.il.i 137. — 'Heckeria umbellata, L. 445. l'rlrisfM, H. 'Ncponthes 284. Kehnolt, F. ■Zui- Ausnutzung sonnig gelegener lliiusei'- wünde 6. — Zur Kultur der Fuchsie ,,An- drnkon an Heinrich Henkel" 67. — Fuchsie „Andenken an Heinrich Henkel" und „Oroß- lierzogin Adelheid" 308. — Erica nigiita 355. — Grischowia hirta und Exacum macranthum, zwei prächtige Herbstblühcr 426. Richter, Ernst. Schnelle Vermehrung des Gummibaumes 375. liimann, C. Büugainvillea spectabilis lateritia 284. Uuth, Herm. Die Malmaison-Nelke 6. Sprenger, C. Die Herkules-Nelken Neapels 218. Tscheuke, W. Verbena „Miss Willmott" oder „Ellen" keine Neuheit 183. Wehrhahn, R. *Psilotum madagascariense 445, *446. Winkler, Josef. Impatiens Sultani 284. Wulle, Heinrich. *Canna iridiflora 496. Dacrydiura cupressinuni 1.^20. Begonia hybrida ..Aalsmeers Glorie" 245. Begonia hybrida fl. pl. ..Fiau Helene Harms" 376. *Musa Ensete 399. *400. **Musa arnoldiana 400, »401. Mitraria cocoinea, Cav. 400. Zwiebel- und Knollengewächse. Anker, Richard. *Hippeastrum (Amaryllis) „Snowdon" 367. Brüggemann, Ch. Das Samentragen abgeschnittener Amaryllis- Blütenstiele 413. Horak, Jos. Fr. Veltheimia viridiflora Jacq. 155. Lübner, M. Sommerblühende Amaryllis vittata 368. — Amaryllis -Blütenstengel zur Samenzucht 368. Othmer, B. *Hippeastruni equestre, Herb. 367. Sprenger, C. Trockenblüher 88. Mannigfaltiges. Beuß, Heinrich. 'Die hauswirtschaftliche und Gartenbau- schule für Damen in Schwetzingen 56. — Ein weiterer nützlicher Schädling des Garten-' baues 345. Breitschwerdt, H. Folgen der Sommertrockenheit 1904 430. Contra. Schiller und die Gartenkunst 404. Correvon, Henry. Die Alpengärten und der erste Kongreß von Vertretern alpiner Gärten und von Freunden der Alpenpflanzen im August 1904 140, 152. Fischer-Treuenfeld, K. v. Paraguav, das Land der Apfelsinen 201. Groß, Michael. Der Katalog 381. Frosfscliäden an den Kulturen der Riviera und I ilicritaliens 21.5, 515. Kinslscliutzversuche in Hohcnlieim 285. — l»ir ,.r']i:,'i. Zu'korgehalt des Trauben- >;il' : ' l; I. -iti> „Fraiikentlialer Trol- liDi .1 ,'.'.>'■ l'M4 431. Hcini- , i.aitrn.liieklor. Mmüs im (lartciirasen 382. — Gras im Pflaster 3S2. Hesdiliffer, M. Vom Maulwurf 346. — 'Ein elastiscbes Baumliand 380. — Zur Vertilgung der Wespen und Hornisse 498. Hortus. Doppelnamen 287. Koopmann, Karl. Lehren aus der Dürre im Jahre 1904 130. Krone, Heimatschutz 358. IX Die Gartenwelt. VII Roemer, Friedrieb. Wasserbefördeningsanlagenölß. — Wespen- Jnester 516. Seibt, Kicliard. *Ein schöner Weilinaclatsbauin 141. Sprenger, C. Freuden und Leiden eines deutschen Gärtners in Neapel 368. — Über eine Schwindel-Anzeige aus der Provinz Neapel. 479. Ton, Max. Goethe als Gartenfreund 388. WinJiler, Josef. Etwas über den Nutzen und Schaden der Frostwehren 345. Wittmütz, A. Amerilianisches Dörrobst 94. — Lysol und Reblaus 94. — Verkaufseinrichtungen für Gartenbauerzeugnisse in den Niederlanden 201. — Die Unfallstatistik in der Land- wirtschaft 562. Das Wässern des Spargels 443. Aus Deutsch-Südwestafrika 202. Der Kamelienbaum zu Pillnitz 203. Das Wandern ist des Gärtners Lust 357. Etiketten, Neue wetterfeste, 498. — Haft- pflicht der Besitzer verpachteter Obstanlagen 431. — Landesverschönerung, Zum Kapitel, 540. — Kaninchen, Zur Vertilgung der wilden, 247. — Militärische Übungen, Ver- legung der, von Gemüsegärtnern aus den Sommermonaten in das Frühjahr 358. — Preisfrage 287. — Sohillerhain, Ein, 359. — Spargel, Gewässerter, 94. — Thermometer, Ein Schutz-, 287. Plaudereien. Holthauseu, M. Blumen in Rom 559. Gärtnerisches Unterrictitswesen. Gartenbauschule in Weiheustephan, Jahres- bericht über die, 600. Gärtnerlehranstalt zu Dahlem, *Die Aus- stellung der, vom 15. bis 20. Oktober 1904 in den Räumen der Lehranstalt (Von Max Hesdörffer) 91. — Lehrgang für Garten- freunde 300. — Gartenkünstlerische Vor- träge 588. Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim a. Rh., Bericht der, Von Prof. Dr. J. Wortmann 249. — Obstver- wertungskursus 551. Winterschule für Gärtner in Briegi. Schi. 432. Zeit- und Streitfragen. Dickmann, H. Ziele für den Unterricht an den Fort- bildungsschulen und Betrachtungen über die Würdigung des gärtnerischen Berufs 392. Favero. Der Anfang vom Elend beim Herrschafts- gärtner 252. Heimann , Richard. Das Wandern ist des Gärtners Lust 489. Heitmar, Hans. Gärtner oder Taglöhner 393. Hermann, Gustav. Zum Kapitel „Preisausschreiben" 356. Hesdörffer, M. Etwas über gärtnerische Amtstitel 384. — Bücherbesprechungen 514. — Gärtnerei- Aktiengesellschaften 609. Hoffmann, Karl. Tierschutz in öffentlichen Anlagen 274. • Hortus, Die rote Sonnenrose 94. Nehrung, H. Deutsche Gärtner in Amerika 92. Schipperin, Fritz. Ein Wort eines Nicht- .Anstalters zu dem Artikel „Ziele für den Unterricht an Fort- bildungsschulen" 466. Womacka, Moritz. Das Wandern ist des Gärtners Lust 405. Gartenverwaltung und Lokalpresse 24. Die Fortbildungsschulen und dereti Zweck und Ziel 320. Etwas über die Bezahlung der Garteu- techniker 430. Unser Zeichenunterricht an den Fort- bildungsschulen 574. Taglöhner oder Gärtner 610. Lohnbewegung. Altona 407. Berlin und Vororte 264. Hamburg, Hannover 372. Kiel 348. Leipzig 372. Wien, Wiesbaden 407. Aus den Vereinen. Autographisohe [Gesellschaft Dahlemer a. H. a. H. in Steglitz 492. Bezirksobstbauverein zu Dresden 359. Dahlien-Gesellschaft, Jahresversammlung der Deutschen, in Düsseldorf am 8. September 1904 23. — Erste Jahresversammlung 1905 der deutschen, 216. — Bericht über die Jahresversammlung der, 263. Gartenbau - Gesellschaf t zu Frankfurt a. M., Jahresbericht der, 383. Gartenbauverein für Hamburg, Altona und Umgegend 84, 132. Niederländische Gesellschaft für Gartenbau und Botanik 504. Verband der Handelsgärtner Deutschlands 564. V^erband ehemaliger Oranienburger 156. Verein ausländischer Gärtner in- Chatenay bei Paris und Umgebung 72, 383. Verein der selbständigen Landschaftsgärtner Leipzigs 359. Verein Deutscher Gartenkünstler 155, 191, 203. — Hauptversammlung zu Berlin am 22. Januar 1905 226. — Jahresversammlung 600. Verein zum Schutze und zur Pflege der Alpenpflanzen 322. Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preußischen Staaten, Sitz Berlin 11, 82, 83. 143, 204, 239, 300, 406, 492, 525, 576, 611. Vereinskrisen 11. Zittauer Oärtnerverein 250. Zusammenkunft und Gesellschaftsabend ehem. Schüler deutscher Gärtnerlehranstalten am 14. Februar 1905 in Berlin 228, 275. Kongresse, Versammlungen. Botanischer Kongreß in Wien 1905 347 ; (Be- richt von Herrn. Breitschwerdt) I 490, II 501. Deutsche Dendrologische Gesellschaft, Pro- gramm 504. — Bericht von St. Olbrich überdie Jahresversammlung575, 584,595. — Jahresversammlung 1906 in Oldenburg 588. Internationale Gartenbau-Kongresse in Lüttich und Paris, Ankündigung 383. Pomologen-Kongreß, Deutscher, in Düsseldorf vom 8. bis 11. Oktober 1904, Ankündigung 12, Bericht 70. Verein Deutscher Gartenkünstler, Sitz Berlin, Ankündigung der Jahresversammlung 552. Zusammenkunft und Gesellschaftsabend ehe- maliger Schüler deutscher Gärtnerlehran- stalten in Berlin am 14. Februar 1905 275. Aus der Fachpresse. Der Blumenhändler 60. La Villa ed il Giardino 144. Zeitschrift für Gartenbau 144. Rechtspflege. Keine Haftpflicht des Arbeitgebeis 24. Die Instandhaltung fremder Gärten durch einen Gärtnereibesitzer ist keine Invalidenver- sicheningspf lichtige Tätigkeit 24. Eigentumsrecht an Fallobst von verpachteten Bäumen 95. Gewerbe.steuerpflioht von Baumschulbetrieben, Zur Frage der 252. Ist die Gärtnerei ein gewerbücher Betrieb? 144, 310. Gärtnergehilfen 324. Hasenjagd im Garten 347. Die Gärtner und die Ergänzung.ssteuer in Sachsen 347. Gärtner in Österreich, Unsichere Rechtsver- hältnisse 347- Gartennachbarn 382. Schutzzoll. Handelsverträge, Die neuen 251. Verkehrswesen. Neuerungen im Postverkehr 48, 96, 348, 527. Zollinhaltserklärungen zu Postpaketen 240. Vogelschutz. Verwilderte Hauskatzen 390. Unsere Mitarbeiter. Hesdörffer, M. *0. A. Purpus 249. Verdiente Fachgenossen. Horiik, Jos. Fr. *Gartendirektor Albrecht Hermes 211. Tutenberg, F. *Dem Herzogl. Promenaden-In.spektor Fried- rich Kreis zu seinem Dienstjubiläum 526. Nachrufe. Baron Friedrich Nathaniel von Rothschild-]- 467. Bücherschau. Alpenflora, Von Dr. Gustav Hegi und Dr. Gustav Dunzinger 467. Ämeisenpflanzen — Pflanzenameisen. Von Ernst Rettig 324. Bäume, Bemerkenswerte, des Großherzogtums Hessen. Herausgegeben vom Großherzog!. Ministerium 250. Blumen für die Kinder. Von Alexander Steffen 455. Blumen, im Garten, Unsere. Von Alexander Steffen 310. Champignonzucht, Die, als landwirtschaftlicher Nebenbetrieb. Von Curt Schüler 311. Daheim-Kalender 1905 168. Dendrologischen Gesellschaft, Mitteilungen No. 13 aus dem Jahre 1904 der deutschen. Redigiert von L. Beißner 323. Deutscher Garten-Kalender 1905 47. Einmachen, Das, und Konservieren der Früchte und Gemüse. Von Frau Helene 156. Erdbeerkultur, Praktische. Von E. Spangen- berg 552. Frutioetum Vilinorinianum. Von Maurice Leveque de Vilmorin et D, Bois 564. Gartenbaues, Lehrbuch des. Von Max Löb- ner 310. Gartengestaltung und Kunst, Deutsche. Von C. K. Schneider 36, 59. VIII Die Gartenwelt. IX Gartenkunst, Die, in Wort und !>iia. Von Meyer und Eies 106, 167. Gartenpflege. Die. Von Arthm- Jauson 324. Gärtner-Tarif, Deutscher 1'88. Gemüse, Frübtreiberei der. Von Jobannes Böttner 311. Geniüsealbum von Ernst Benary 323. Genuisojiärtnerei, Praktische. Von Jobannes Büttner 311. Gemüseland, Auf 300 qm, den Bedarf eines Haushaltes zu ziehen. Von Arthur Jansen 324. Grundlagen, Die, der künstlerischen Bildung. Studien von Alfred Lichtwark 28S. Handbuch der Laubholzkunde. Von C. K. Schneider 299, 348, 396, 525. - Be- richtigung des Verfassers zur Kritik der dritten Lieferung 29, 396. Heiiiuitsrhutz. Von Ernst Rudorff 203. llüliniMzucht, Rentable, im kleinen und großen. Von Wilhelm Haug 324. Uygieniselie und soziale Betätigung deutscher Städte auf dem Gebiete des Gartenbaues 359. Jahresbericht (15.) des Missouri Botanical Garden in St. Louis. Von William Trele- a.se 250. Kalidüngung derWeingärten. Von E.Lierke324. Kartoffelbau, Anleitung zum lohnenden. Von Johannes Böttner 311. Kaufmanns Herrschgewalt. Von Andrew Carnegie 563. Kiefernadel, Die Anatomie der, und ihre Ver- wendung zur systematischen Gliederung der Gattung Pinus. Dissertation zur Er- langung der Doktorwürde von Wilhelm Zang 324. Konversationslexikon, Meyers 47, 563. Krankheiten, Die schädhchen, unserer Feld-, Obst-, Gemüse und Gartengewächse, ihre Erkennung und erfolgreiche Bekämpfung. Von Dr. J. K. Weiss 563. Kulturpraxis der Kalt- und Warmhauspflanzen. Von Walter Allendorf 348. Leben der Pflanze, Das. Von H. R.France 539. Naturdenkmäler, Die Gefährdung der, und Vorschläge zu ihrer Erhaltung. Denkschrift von H. Conwentz 563. Neumanns Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reichs 431. Nutzgärtnerei oder Grundzüge des Gemüse- und Obstbaues. Von Hermann Ji^ger 395. Obstbau, Der. Von einem langj. Praktiker 323. Obstbau, Der. Von R. Noack 323. Obstbau, Wie ist mit dem landwirtschaft- lichen Mittel- und Kleinbetrieb zweckmäßig zu vereinigen , wenn die Landwirtschaft Hauptbetrieb bleiben soll? Eine Preis- schrift von Karl Zinßer 323. Obstbau, Zweckmäßiger, im landwirtschaft- lichen Mittel- und Kleinbetrieb unter Wah- rung der Landwirtschaft als Hauptbetrieb. Eine Preisschrift von Edmund Voigt 323. Obstbaukunde. Von Nicolas Gaucher 311. Obstbaum, Der, seine Erziehung, Pflanzung und Pflege. Von Fritz Krey 324. Obstbäume, Anleitung zur Pflanzung und Pflege der. Von A. Hagemann 395. Obstbäume, Die beste Pflanzzeit unserer, und der verbesserte Wurzelschnitt. Aus der Praxis — Fiir die Praxis. Von H Marx 324. Obstbäume, Über den Krebs der. Von Rudolph Goethe 323. Obste.s, Die Verwertung des. VonF. Barth 156. Obstsorten, Deutschlands. Bearbeitet von Müller, Grau und Bißmann .323. Obstweiubereitung, Die. Von Johannes Bött- ner 156. Obstweinbereitung, Die. Von Prof. Dr. Richard Meissner 156. Orchideen,'' Die, und ihre Kultur im Zimmer. Von A. Braecklein 107. Pflanzenkrankheiten, Handbuch der. Von Prof. Dr. Paul Sorauer, Prof. Dr. G. Lindau und Dr. L. Reh 456. Pflanzenkrankheiten, Jahresberichte über die Neuerungen und Leistungen auf dem Ge- biete der. Von Prof. Dr. M. Hollrung 311. Plantes, alimentaires indigenes, Les. Par Georges Gibault 504. Plantes medicinales indigenes. Von G. Gibault und J. Bouyssous 539. Praktisches Taschenbuch für Gartenfreunde. Von Max Hesdörifer 406. Primeln, Hautreizende. Untersuchungen über Entstehung, Eigenschaften und Wirkungen des Primelhautgiftes. Von Professor Dr. A. Nestler 324. Rosenbuch für Gartenliebhaber. Von Dr. Julius Hoffmann "j" 551. Scbnittblumenzücbter, Der praktische, der Neuzeit. Von Otto Schuurbusoh 431. Schulgärten, Die. an den Volksschulen der Stadt Dresden im Jahre 1903 431. Spargelzuoht, Einträgliche. Von Franz Göschke 324. Thalackers Adressbuch für den deutschen Gartenbau und Kalender 1905 216. Verkehrshandbuch für den gärtnerischen Ver- sand. Von A. Radetzki 456. Weinkulturbodens, Anleitung zui- richtigen Behandlung des. Von Ritter Wilhelm Polese 323. Zwergobstbäume, Kultur der, nebst einem An- hang: Der immerwährende Arbeitskalender. Von Joseph Werck. Neubearbeitet von Ulrich Kiebler 323. Fragen und Antworten. *Abies concolor im Park des Fürsten A. N. Metschersky 214. — Ameisen, Mitttel gegen, in Orchideen-Häusern 455. — Anstrichmittel für Gewächshauswände 538. — Botanik, Hilfsmittel zum Studium der, 262. — BuSch- und Beerenobstplantage, Anlage einer, 371. — Chrysanthemum, frühblühende, welche Schaublümen ergeben, 394. — Chrysanthemum in Töpfen, Behandlung von, um kurze starke Triebe mit dunklem Laube zu erzielen 394. — Dahlien-Knollen, Einfluß des Höher- oder Tieferlegens auf den Blütenreichtum, der 263. — Dünger, bester, künstlicher, für Weinberge 214. — Eichen, Pflanzzeit für, 371. — Elek- trizität und Pflanzenwaohstum 524. — Eti- ketten für Freilandsortimentspflanzen 619. — Gehilfenverhältni.sse in England 334, 335. — Geruch der Blumen 298. — Gewächshäusern, Mistbeeten , Heizungsanlagen , Literarisches Hilfsmittel zum Selbstunterricht im Entwerfen und Zeichnen von 454. — Handbuch über Samenbau 418. — Hecke, Geeignete, für dürftigen Sandboden 263. — Himbeeren und Bienen 239. — Himbeersorten, „Billards immerti-agende" und „Iiumertragende von Feldbrunnen", Unterschiede der, 455. — Kalken von Rosen in Häusern 420. — *Kessel für Braunkohlenheizimg 610. — Kiefern- Blasenrost, Vertilgung 610. — IHaulwurfs- grille, Mittel zur Vertilgung der, 213. — Mäusen, Gemüsesaaten vor, schützen, 298. — Mäuse, Schutz früher Gemüseaussaaten vor, 334. — Miltonia vexillaria. Keine Schnitt- blume 441. — Moorerde verbessern durch Kalkzusatz 215. — Obstbaumkrebs 537. — Oidium an Weintrauben 524. — Planzeichnen, Bücher über, zum Selbstunterricht 418. - Polygonum baldschuauicum, Boden und Stand- ort für, 441. — Primula obconica. Ein- fachste Kultur- von, 238. — Prunus Pissar- dü, Beste Vermehrung von, 395. — Pyra- midenpappeln auf Festungswällen 537, 598. — Rosa-canina-Samen stratifizieren 298. — Rose „Miß Alice Roseveit" 238. — Rosen, Düngungsversuche mit Freiland-, 191. — Rosen, Kalken von, in Häusern 420. — Ruß aus Kanalheizungen und seine Ver- wendung zum Düngen 418. — Ruß zur Bei- mischung unter Chiysanthemumerde und Er- folge damit 419. — Samenbau, Handbuch über, 418. — Samenertrag von 100 qm von Reseda, Astern, Mohn. — Stadtgärtnereieu, Die, und deren Einfluß auf die ortsansässigen Handelsgärtner 442. — Studium, Hilfsmittel zum, der Botanik und anderer Wissenschaften 262. — Syringa vulgaris-Sorten, Vermehrung von, 395." — Teerose, Woher der Name, stammt 215. — *Tsuga canadensis, Winter- härte von, und Abies concolor 191. — Unter- richt in Gartenbauschulen 598. — Veilchen- blumen, Ursache der HinfäUigkeit abgeschnit- tener 455. — Veilchenhochstänimen, Aufzucht und Kultur von, 454. — Verbene, rosa- farbene, wohlriechende 262. — Vermehrungs- pflanzen, Was man unter, versteht 524. — Wasserversorgung einer kleinen Gärtnerei 202. — Weiher von Grünzeug frei halten 371. — Weinbergs, Umwandlung eines, in eine Obstanlage 214. — *Winterhärte von Tsuga canadensis und Abies concolor 212. — Weidenanpflanzung 297. Briefkasten der Redaktion. Aphodius arenarius, ein kleiner Käfer, zweifel- hafter Nelkenschädhng 480. — Gloxinien, Nematoden an, 540. — Goldlackstellagen 492. KnoUenfäule bei Cyclamen 480. — Koniferen der Insel Mainau 540. — Liaburnum Adamii, Lavall 444. — Mainzer Ausstellung 480. — Nelkenmade 552. — Orchideen zur Zimmer- kultur 300. — Pomologische Institut in Proskau, Richtigstellung einer Notiz über das, 120. — Preisausschreiben, Unser, 468. — Raseneinfriedigung 372. — Spaldingbahn 372. — Wandkalender 1905, 168. Zaponlack 408. Tafeln. 11 Farbentafeln (einschließUch des Wand- kalenders) (F) und — Tondrucktafel (T). Papaver hybridum „Prinzessin Viktoria Luise" 5. (F). Arbeitsplan von V. Kühn 68. (F) Scolopendriumofficiuarumf.undulatum 121.(T) Rosa wichuraiana robra, Rosa macrantha, Rosa „Beauty of the prairies" und „Carmine Pillar" dargestellt auf dem farbigen Wand- kalender für 1905. Text Seite 180. (F) Teehybridrose „Großherzogin Alexandra" 234. (F) Neue herbstblühende Staudenastern 272. (F) Neue Riesendahlien für 1905. 1. Königin Wilhelmina, 2. Ruhm von Baarn 322. (F) Cattleya Warscewiczii „Frau Melanie Beyrodt" 374. (F) Tritoma hybrida „Expreß" 425. (F) Cyclamen persicum giganteum „Brillantrosa" 479. (F) Meconopsis integrifolia 534. (F) Primula Auricula „Germania" cremefarben und „Bavaria" blau 583. (F) Zur Beachtung. Die Buchbinder sind anzuweisen, die Tafeln gegenüber den oben verzeichneten Seiten einzuieften. -.W YOKK Alphabetisches Sachregister. ' Aachen als Gartenstadt 529. Abbazia, Meine Reise von Venedig nach 99, 112, 127, 1"37. Abies arizonica 363, 411, 427, 497; , Nochmals 44(5; * var. avgentea 427, 545; * var. pygmaea .543; — concolor 191; *— - in Mittelrnßland 212. 'Acacia podalyriaefolia, A. Cunn., die Silber- akazie 158. Aeanthus Perringi 354. *Acrostiohum aureuin 398, '^'399. *Actinotus Helianthi 453; * — leucocephalus 453. Adiantum 24ö; * — Adiantum Edgeworthii, eine schöne Ampelpflanze 122. Afrika, Aus Deutsch-Südwest-, 202. Ageratum mcxicanum „Blausternchen" 292. Ajuga, Pulmonaria und, zwei hübsi;he Früh- lingsblülier unserer heimischen Flora 283. *Aloc Bauinii 436. Alpengärten, Die, und der erste Kongreß von Vertretern alpiner Gärten und von Freunden der Alpenpflanzen im August 1904 140. Amaryllis Belladonna, Abart von Kew 222; (Trookenblüher) 90; — Blütenstengel zur Samenzucht 368; — Blütenstiele, Das Samentragen abgeschnittener 413; — Calla und, als Schnittblumen 235; * — -Gruppe *339; *— „Snowdon'- 367. *369; *— Amaryllis und Clivien als Schnittblumen 134; — vittata, SonimerUühende 368. Ambrosinia Bassii (Trookenblüher) 91. Ameisen, Mittel gegen, in Orchideenhäusern 455. Anipelopsis heterophylla Form trioolor 244. Amtstitel, Etwas über gärtnei-ische 384. Amygdalus davidiana, Carr. fl. albo 17. Andromeda-Artenin Florida 518; * — Japonica 354. *Ankereisen, Schürmanns Patent-, 330. 'Anlagen, Die, in der Eaiserstraße zu Mainz 361. Anstri(-hmittel für Gewächshauswände 538. Antirrhinum majus. Die Vermehrung von, 267, ^_ *Apfel „Adei-slebener Calvill", Plantage mit ^n Halbstämmen vom 578; * — „Große Casseler 5* Reinette" 554; * — „Kaiser Alexander" ."53; ^ * — „London Pepping" 554; * — „Neu.stadts gelber Pepping" 555 ; * — „Pariser Rambour" ■^- (Kanada Reinette) 554; * — „Peasgoods Goldreinette" 553. ^ Apfelernte, Die, in den Vereinigten Staaten -^ von Amerika 94. ~~^ Apfelsinen, Paraguay, das Land der, 201. Apfelwein, Was istV 191. Aphodius arenarius, angeblicher Nelkenschäd- ling 480. Aponogeton distaohyus, Winterhärte von 441 ; * — fenestralis 97; * — monostaohyus L. f., eine neue Wasserpflanze 62. *Aprikosen-Spaliere, Formlose 241. Aquarellteehnik, Andeutungen über die, 102. Aquilegia vulgaris compacta rosea fl. pl. 292; *— coerulea hybr. fl. pl. 292, *293. ■'Arbeitsplan, Der 68. .iristolochia Sipho 440. Armeria formosa liybrida 292. Arum corsicum 90. Asparagus Sprengeri 260. Aspidium falcatum 245. *AsteIia Banksü 520. *A.ster hybridus .,Flossy" 195; * — Novi-Belgii ,,Elsie Perry" 194; * — „Lorenz", * — „Regina" 193. *Asteru, Neue herbstblühende Stauden-, 272. '■'Attalea princeps -'174, 176. Ausstellungen. Dahlem. *Die Ausstellung der Kgl. Gärtner - Lehranstalt in Dahlem vom 15. bis 20. Oktober 1904 in den Räumen der Lehranstalt 91. — Darmstadt. *Die allgemeine Gartenbauausstellung in Darmstadt. L Wasserpflanzen 590; II. Land- schaftsgärtnerei und Gartenkunst 601 ; III. Florblumen und Handelspflanzen 613; IV. Neuheiten 615; V. Schnittblumen 617; VL Baumsohulartikel 617. — Düssel- dorf. *Internationale Kunst- und große Gartenbauaus.stelluEg Düsseldorf 1904. Die internationale Herbstausstellung: I. Orchi- deen 1; II. Schnittblumen 18; III. Sonstige Handelspflanzen 30. — „Neues und Aller- neuestes" von der VII. Ausstellung der Deutschen Dahlien - Gesellschaft 45, 54, 65. — *Die internationale Obstausstel- lung in Dü.sseldorf 73, 85. — Ebers walde. 'Garten- und Obstbauausstellung füj- die Provinz Brandenburg in Eberswalde vom 3. bis 11. September 1904 31. — Frank- furt a. M. Ausstellung von überwintertem Obst und Konserven vom 17. — 18. Februar in Frankfurt a. M. 309. — *Die Orchideen- schau im Palmengarten zu Frankfurt a.M. vom 29. April bis 7.Mai 1905 421. — Göttingen. Die Chrysanthemumausstellung in Göttingen 119. — Haarlem. *Frühjahrsausstellung von Zwiebeln- und Knollengewächsen zu Haarlem vom 17. bis 21. März 1905. Von H. J. Schütz 337. — Hamburg. Chry- santhemumausstellung des Vereins Ham- burger Chi-yanthemumfreunde 143. — Leipzig. Die Jubiläumsausstellung des Leipziger Gärtnervereins vom 12. bis 20. November 1904 115. — London. Die Nationale Chrysanthemuraausstellung im Crystal-Palace zu London 117, 129. — Die frühe Winterausstellung der nationalen Chrysanthemum-Gesellschaft im Crystal- Palace zu London 172. — Die „Temple Show", die große Londoner Frühjahrs Gartenbauausstellung. I. Allgemeiner Be- richt 476; II. Orchideen 486. — Sommer- ausstellung der Royal Horticultural Society im Chelsea Hospital vom 11. bis 13. Juli 1905 544. — Lütt ich. Die V/eltausstel- lung in Lüttich 414, 423. — München. Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts- gesellschaft in München, Obstsohau auf der, 545; — Gemüseschau auf der, 587. — Paris. *Die internationale Gartenbauaus- stellung in Paris 461. — Shrewsbury. Von der englischen Provinzialausstellung in Shrewsbury 22. — Wien. Die internationale botanische Ausstellung und der botanische Kongreß in Wien I. 490, II. 501. Bach- und Teichuferpflanzen, Einiges über 14. Bänke, Einheitliche 242 243. Bäume, Betrachtungen über das Lebensalter der, 340 *Baumband, Ein elastisches 380. *Baumfarne, Bilder aus der Heimat der, 25. Baumniohnes, Zur Empfehlung des kali- fornischen, 367. *Baumstamm, Ein künstlicher, als Sommer- häuschen 126. Bayern, Was geschieht in, zur Förderung des Obstbaues? 350. *Begonia Credneri compacta 206; *— gigan- tea elegans 205; * — „Gloire de Sceaux" *517, 521; * — hybrida „Aismeer Gloire" *157, 245: — — „Aismeers Glorie" 245; * fl. pl. „Frau Helene Harms" *31, 33, 376. Begonien, Knollen-, Hybriden, 278; * — Zwei neue winterblühende, 205. Bejaria racemosa in Florida 518. *Bepflanzung von Kaimauern, Wirkungsvolle 305. *Bepflanzungspläne, Schwächen der, und der Bepflanzung 195. Bericht über die XIV. Jahresversammlung der Deutschen Dendrologisohen Gesellschaft in Konstanz vom 7.-10. Aug. 1905 575, 584, 595. 'Berliner Plätze 279. Berlin in Festschmuck 443. Berberis-Arten für Zierheckeu und als Zier- sträucher 342. Bergenia crassifolia, L. 374. *Beterams, Jacob und Enül, 160. Die Gartenwelt. IX *Beterams Söhne in Geldern 160. Biarum-Arten (Trockeablüher) 90. *Birne „Gute Louise von Avranches" 555.; *— „Neue Poiteau" 555 ; *— „Clairgeaus Butter" 555; * — „Triomphe de Vienne" 55ö. Birnensorten, Zwei genügsame 619. Birnsauger (Psylla piri) 533. *BIattpflanzengruppe im englischen Gärtchen zu Mainz 361. Bleichsellerie, Vom 378. Bleistift-Ceder in Florida 517. Blumen in Rom 559. *Blumenbeet auf dem Bahnhofsplatz zu Mainz 362, 363. *Blurr,engarten, Zwei Entwürfe für einen, 522, 523. Blumenkohl im Winter 595. *Blumen parterre nach dem Entwurf von Prof. Olbrich 605. Blumen- und TopfpflanzenbandeLs, Über den Stand des, 382. Blunienverkauf an ersten Feiertagen in Berlin 372. *Bomarea conferta 435; *— Die Gattung 434. *Bombax Ceiba am Orinoco 187. Botrytis parasitica. der Erreger einer gefähr- lichen Tulpenkrankheit 322. Bougainvillea spectabihs lateritia 284; — — var. Cannelli 197. *Bremer Bürgerpark. Eiue Wanderung durch den, 592. *Brücke, Eine eiserne Zier- — , 343. Bruckenthalia spiculiflora, ein winterhartes Heidekraut 510. *Brunnenmotiv aus dem Parke zu Schön- brann bei Wien 182. Bücherbesprechungen 514. Bückeburg, Aus dem Schlossgarten zu, .')10. *Buddleia lindleyana, Fortune 377. Bureaukratenstückchen 247. *Bürgerpark, Eine Wanderung durch den Bremer, 592. Calanthe japonica und ihre weiße Varietät 316. Calla und Amaryliis als Schnittblume 235. Calluna vulgaris- Varietäten 510. *Campanula glomerata var. acaulis 272. *Canna iridiflora 496. Cantua buxifolia 425. Capsioum annuum, Beitrag zur erfolgreichen Kultur von, 329. *Caroni, Am Ufer des, *Cattleya Warscewiczii „Frau Melanie Bey- rodt" 374, 611; * „Imperator" 3. *Centaurea odorata, Margaritae und Chamae- leon, Zur Kultur der „Wag ist Centaurea imperialis? 105. Cephalanthus occidentalis in Florida 518. *Coreen und Agaven, Felsiger Abhang mit, in der Umgegend von Carupano 186. *Cereus, Große, in der Umgegend von Caru- pano 186; * — triangularis 63. Chaenomelfs japonica für Zierhecken 342. n,:u:]ii 1, .:;, rankheit „La Goutte" 204. C ,1 i . tiir im Sommer in der Kgl. .1 I Sanssouci 549. ii) ; ,i!l- !■ I. Der, als Düngemittel 387. 'Chilisaipetcr-Düngnng für Obstbäume 313. , Chionanthus virginica in Florida 518. Christrosen, Die 233. Chrj'santhemum- Ausstellung. Die nationale, im Crystal Palaco zu London 129; — Be- handlung von Topf-, um kurze starke Triebe m. dunkl. Laub zu erzeugen394;— carinatum radiatum aureum 293; — frutesoens „Queen Alexandra'' 470; — Ruß als Beimischung für die Erde zur Topfkultur von, 419; — Sorten, Die bemerkeu.swertosten, auf der Jubiläums-A usstellung desLeipziger Gärtner- vereins 158; frühblühende, zur Schau- blumenzucht 394; — „Souvenir de Madame Dor", das Veilchenblaue, 207 : — von Otto Thalacker, Leipzig - Gohlis 154; * — von Th. Moench jun., Leipzig 154. *Cinerarienkastens, Teilansicht eines, in der Handelsgärtnerei von Otto Putz in Erfui-t 460. Citrus aurantiaca var. amara in Florida 518. *Clematis montana grandiflora *433, 435. Clerodendron trichotomum, Thunb. 308. Clianlhus Dampieri auf Colutea arborescens *Conoclinium janthinum 481. Cornus sanguinea fol. var. 247. *Coryanthes leucocoi'ys und Peristeria aspersa 13. *Corydalis thalictrifofia ]7. Cosmea bipinnata 317. Crataegus-Ärten für Schutzhecken und als Zier- sträucher 342; — Pyracantha siehe Pyra- cantha. Crinum Powell! Hort 155. *Croton, Buntblättrige, von Anatole Cordonnier et fils, Bailleul 21. *Cyathea dealbata, medullaris, und punga 25, 26, 27, 29. *Cycas- und Palmenkulturen in der Handels- gärtnerei von Jac. Beterams Söhne in Geldern 161. *Cyclamen, Ein merkwürdiges, 355; — Ge- franste und Rokoko- 568; — Knollen- fäule bei, 480; * — persicum giganteum „Brillantrosa" 479; — — — „Rokoko" 278, 300; * margine nibro „Alpen- glühen" 568. *Cymbidium eburneo- lowianum 423. *Cypripedium callosum Sanderae 422; *— caudatum var. Lindeni 301; — fairieanum 433; ■'•— hybr. „Dr. Clinge Doorenbos" 3; * — — „Gartenverwalter 0. Schmeiss" 302; „Helvetia" 399; * reflexum „Albert Schneider-Fürst'- 302; *— lawren- ceanum-hyeanum 422. Cytisus albus als Hochstammveredlung 88. Daboecia polifolia, ein winterhartes Heide- kraut 510. *Dacrydium cupressinum 220. *Dahlie, Die Edel-, „Schneewittchen" 198; * — Edel-, „Jeanne Charmet" und Pompon-, „Rosea" 185; — „Lucifer", einfache dunkel- laubige, 292; * — Neue Riesen-, „Herzog Heinrich" *352; *— , , „Rulim von Baarn" *351, 353; *— , , „Königin Wilhelniina" 353. "Dablien, Edel-, „Mikado" und „Havel", zwei neue, 148, *149, *150; — Einiges über, 80; — -Gesellschaft, Jahresversammlung dor, 23; — -Knollen, Einfluß des höher oder tiefer Legens der, auf den Blütonreich- tum 263; *— Neue Riesen-, 322, 353; *— -Neuheiten, Drei wertvolle, riesenblumige, französische, 184; — Neues und Aller- neuestes von der VII. Ausstellung der Deutschen, -Gesellschaft in Düsseldorf 45, 54, 65. Dahlienveredlung 149. Dahlienzüohtungon, Die modernen 303. Danaea-Ait< II 17'\ DendrolMtiii; I ,, -. - senile 422. Dendroli'j! n '■ haft, Bericht über die XIV. .lalii' -■ I ainininng der, in Konstanz 575, 584, J95. *Dessau, Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen für einen Stadtpark auf dem Gänscanger in, 78. Dianthus laciniatus mirabilis293; — plumarius diadematus 292. Doppelnamen 287. Doronicum caucasicum 41 ; * — — in der Gärtnerei von Heiur. Junge, Hameln 450; * — plantagineum in der Handelsgärtnerei von Heinr. Junge, Hameln 451. Dörrobst, Amerikanisches 94. *Doryanthes excelsa und Astelia Banksii 520. Dresden im Blumenschmuck 465. *Drosera capensis, acht Wochen alter Blatt- steckling von, 320; * — und Ramondien, Vermehrung von, durch Blattstecklinge 320, Düngers, Ist die Anwendung künstlichen, im Gartenbau lohnend? 239. Düngesalze, Über Verwendung der, und kon- zentrierten Dünger 149. •'■Düngung, Chilisalpeter-, für Obstbäume 313; — Die, der Obstbäume 549, 554. Dürre, Lehren aus der, im Jahre 1904 130. Eocremocarpus scaber carmineus 293. *Eohinocactus acifer *410, 411; *— cachetia- nus 265, *266; *— denudatus var. para- guayensis 266; *— Ottonis var. paraguay- ensis 266, *267; * — Scopa var. candidus cristatus 267. Edelfäule Pilz (Botrytis cinerea) 229. Edelreiser, Wahl der, 88. *Edelweiss, Etwas vom, 452. *Efeu als Schmuck kahler Hauswäude 197; — Etwas vom, 2, 425. •'■Eindringling, Ein seltener, (Troglophilus) 471. Elektrizität und Pflanzenkultur 524. *Entwässerungen 547. Erauthis hiemalis Salisb. 61. Erdbeere, Die neue, „Augustkönigin" 94; * — Monats-, „Schöne Anhaltmerin" 473. Erdflöhe 472. Erfrieren der Pflanzen, Untersuchungen über das, 551. *Erfurt, Aus meiner Reisemappe 457. Erica-Arten, winterharte 510; — carnea 284; — Die Ursache des Absterbens der, im vergangenen Sommer 198; — nigrita, L. 355. Etiketten für Freiland-Sortimenspflanzen 619; — Neue wetterfeste Ideal-Patent-, 498. 'Eucoinis, Die Gattung 5; * — punctata 5; * — regia 5. Eupatorium siehe Conoclinium. Exacum macranthum und Grischowia hirta, zwei prächtige Herbstblüher 426. *Fagus silvatica pendula im Schloßgarteu zu Bückeburg 510. Fallobst, Eigentumsrecht an, von verpachteten Bäumen 95. *Farbengärten von Professor Olbrich *601, 603. Farfugium grande 243. *Federnelke „La Reine", eine neue remon- tierende 217. *Feldbahnbetrieb mit der Spaldingbahn 257. Fernheizung eines Gartenbetriebes 6. *Ferula Asa foetida in der Handelsgärtnerei von Haage & Schmidt, Erfurt 461. Ficus elastica 296. Fleckenkrankheit des Veilchens, Die 567. Flieder, Betäuben von, 223; — Nochmals wohlfeiler Treib-, 261; *— Quartier mit Treib-, in der Baumschule von Chr. Bertram, Stendal 577; - -Treiberei in Hambiu-g 222; *— Wohlfeiler Treib-, 237. »Flora in Cöln, Aus der, 497. *Florida, Einheimische Pflanzen in, *493, *505, 517. IX Die Gartenwelt. XI *Formobst, Etwas über, und Sohnurbäumchen im besonderen 325. Fortbildungsschulen, Bio, und deren Zwecli und Ziel 320; — Ein Wort eines Nicht- Anstalters zu dem Artikel „Ziele für den Unterricht an" 466; — Unser Zeichen- unterricht an den, 574; — Ziele für den Unterricht an den, und Betrachtungen über die Würdigung des gärtnerischen Berufs 392. Frostschäden an den Kulturen der Kiviera und Oberitaliens 215, 515. Frostwehren, Etwas über den Nutzen und Schaden der, 345. Frostschutzversuche in Hohenheini 1904 285. *Frühbeetkasten, Ein praktischer 171. Fuchsie „Andenken an Heinrich Henkel" 184; — „Andenken an H. H." und „Groß- herzogin Adelheid" 308; — „And. a. H. H.", Zur Kultur der, 67; *— „Koralle", Neue, von Georg Bornemann 614; *— „Göt- tingen", Neue, von Georg Bornemann 614. *Fuchsienneuheit „Adolf AVenzel", Eine empfehlenswerte 206. Funckia Sieboldi 317. *©ardasees. Die Riviera des, 289. Gardenia, Die rationelle Kultur der, 220. *GardenienbIume von Troglophilus zerfressen 472. Garten, Kunstwerke und Kunst im, 565; •— ßuinen im, 318. Gärten, Die Baron Friedrich Nathaniel von Bothschildschen, in Wien 474, Gartenbau, Unterricht im, an Gartenbau- schulen 598. *Gartenbauschule, Aus der hauswirtschaft- lichen und, für Damen in Schwetzingen 56. Gartenbetriebes, Fernheizung eines 6. *Gartengestaltung und die Ursachen malerischer Wirkungen 436; — und Kunst, Deutsche 378; — Winke für die dekorative 242, 429. Gartenkolonien 558. *Gartenkunst, Blick in die Halle für, (Düssel- dorf) 30; — Die, in Wort und Bild 106; — Die „Moderne" in der 7, 331; — Euro- päische in japanischer Beleuchtung 190; — Ist die, rückständig? 207. Gartennachbarn 383. *Gartenschmuck 39. Gartentechniker, Etwas über die Bezahlung der, 430. Garten Verwaltung und Lokalpresse 24. Gärtnerei-Aktien-Gesellschaften 609; — Ist die, ein gewerblicher Betrieb? 310. Gärtner, Deutsche, in Amerika 92 ; — Lehr- anstalt, Kgl. in Dahlem 191; — Taglöhner oder, 393, 610. Gärtnergehilfen 324. Gärtners, Freuden und Leiden eines deutschen in Neapel 368. Gaidtheria procumbens, L, 355. üehilfenverhältnisse in England 334. Gehölze, Buntlaubige, im Parke, eine Ge- schmacksverirrung IG; — Dornige und stachehge 342; — für Hausgärten 53; — Über Gruppengestaltung und Verwendung der, in Gärten und Parts 223; — Zier- früchtige, zum Schnitt 136. Gehölzgruppierung in Rücksicht auf den Herbst 35. *Gelsemium sempervirens 493. *Gemäuer, Altes im Garten 37. Gemüse, Über den Geschmack der, 330. Gemüsegärtnern, Verlegung der militärischen Übungen von, aus den Sommermonaten in das Frühjahr 358. Gemüseschau, Die, auf der Ausstellung der D. L.-G. in München 587. Geruch der Blumen 298. *Gewächshausmotiv aus dem Parke zu Schön- brunn bei Wien IS2. Gewerbesteuerpfliclit von Baumschulbetrieben, Zur Frage der, 252. *Gitterpflanze, Die (Aponogeton fenestralis) 97. *Glechoma hederaceum fol. var. *244, *245, *376. Gleditsohia triaoanthos 342. *üloriosa rothschildiana 112. *GIoxinia (Sinningia) Regina 277. Gloxinien, Nematoden an, 540. Goethe als Gartenfreund 388. , Gordonia Lasianthus in Florida 506. Gras im Pflaster 382. Griffinia-Arten (Trockenblüher) 90. Grischowia hirta und Exacum macranthum, zwei prächtige Herbstblüher 426. *GrundpIan und Perspektive in ihrem Zu- sammenliang 484. *Gründüngung für Obstbäume 385. Gruppengestaltung, Über, und Verwendung der Gehölze in Gärten und Parks 123. Gryllotalpa vulgaris 213. Gummibaum, Der, 296. Gummibaumes, Schnelle Vermehrung des, 375 Gm'ken, Bewährte Sorten 579. Haemanthus ooccineus (Trockenblüher) 90. Haftpflicht der Besitzer verpachteter Obst- anlagen 431. Hamamelis japonica, niollis und virginiana 2.j7. Hamelia patens in Florida 518. *Hameln 449. Handelsverträge, Die neuen 251. *Handzerstäubungsapparat von Karl Bosch 343. Hausgärten 52, 163. *Häuserwände, Zur Ausnützung sonnig ge- legener, 6. Hebeclinium siehe Conoolinium. Hecke für dürftigen Sandboden 263. Hecken, Dornige und stachelige Gehölze für Schutz- und Zier-, 342. *Heckeria umbellata 445. Heidekräuter, Empfehlenswerte und ihre Ver- wendung 509. Heimatschutz 203, 358. *Heizkessel für Braunkohlenfeuerung 610. Heizungsanlagen, Die Iu.standhaltung der, 594. Holianthus X Echinacea, die lote Sonnen- rose 94. Helicophyllum Lemannii (Trockenblüher) 90. ^Heliotrop „Madame Barnsby" als Gruppeii- pflanze 366. Helleborus, Die 233. *HeIxme Soleirolii, Reg. 246. Herbst, Gehölzgruppierung in Rücksiclit auf den, 35. *Herbstastern, Neue 193. Herkules-Nelken, Die, Neapels 218. *Hermes, Gartendirektor Albrecht, 211. Herrschaftsgärtner, Der Anfang vom Elend beim, 252. Heteromeles siehe Photinia. Himbeere, Die neue „Goliath", 27. Himbeeren und Bienen 239; — Unterschied zwischendenSorten„Billardslmniertragende" und „Immertragende von Feldbrunnen" 455. Hippeastrum-Arten (Trockenblüher) 90; *— equestre, Herb. 367, *368; — „Snowdon" 367, *369. Hippophae rhamnoides 257, 842. Holzmarkierstift, Ein. 345. "Hornisse als Obstschädlinge 448. Hortensien 398; *— im Freien 509; — Niedrige als Topfpflanzen 398. Hottonia, Darmstädter Aquarienverein 591. *Hyazinthen auf Gläsern getrieben 338, *341 ; *— in Pfannen 338, *341; — sind abge- triebene, im darauffolgenden Winter aber- mals treibfähig 261. *Hydrangea Mariesii grandiflora, lilaoina 414; * — — perfecta 415; * — — Varietäten, Neue 413; — soandens Maxim. 308; * — Vestita var. pubescens(=H.Brettschneiderii) 541. Iberis sempervirens „Weißer Zwerg" in der Gärtnerei von Heinr. Junge, Hameln 450. Impatiens Holstii 278; — Sultani als dank- bare Gruppenpflanze 284. *Iris pumila- Sorten in der Gärtnerei von Heinr. Junge, Hameln 450. Isatis glauea 292. Juniperus barbadensis und virginiana in Florida 517. *I4ahnhäuschen im Schweizer-Stil 7. *Kaimauern, Wirkungsvolle Bepflanzung von 305. *Kakteen, Fünf dankbare für den Handels- gärtner 265. *Kakteengruppe mit Diorama vom Bot. Garten in Darmstadt 613. *Kaianchoö hybrida felthamensis 391; — ke- wensis 316. Kalkanstrich der Obstbäume, verbunden mit gleichzeitiger Düngung 199. Kamelienbaum in Pillnitz, Der, 203. Kamerun, Versuchskulturen in, 190. Kaninchen, Zur Vertdgung der wilden. 246. *Karolina-Jasmin siehe Gelsemium. Kartoffeln, Neger- oder Zulu-, 330, 400. Katalog, Der 381. Katzen, Verwilderte Haus-, 390. Kennedya, Die 411. Kessel, Der Reform-Glieder-, 546. Kiefern Blasenrost (Peridermium Strobi) Ver- nichtung 610. *Kiefern, Die. der Riviera 469. Kirscfabaumsterben am Rhein, Das 259. Kirsohensterben (Valsa leucostoma) Gegen- mittel 582. Knollenfäule bei Cyclamen 480. *Koelreuteria panioulata *9, 10 . *Kohlrabi „Weißer und blauer Delikatcß" 255, *256. Kokosfasern, Schattendecken aus, 344. ^Komposterde, Nematoden an Cyclamen und Begonien und die, 231. Kongreß, Der intern, botanische in Wien. I. 490, IL 501. Koniferen der Insel Mainau 540; *— in Abbazia 102. ^Krankheit, Eine der Rebstöcke in den Treib- häusern 229, 353. *Kranz aus Cattley enblumen 307; *— „Königin Olga von Griechenland" 306. Krebs der Obstbäume 537, 538 *Krokieren, Über die Schreibweise beim, 453. *Kübelhaken,Ein praktischer, verstellbarer,417. *Kulturen an einer sonnig gelegenen Gewächs- hauswand 6. Kunstdünger, Pflanzenproduktion und, 166. 'Kunstwerke und Kunst im Garten 565. Liaburnum Adamii 444. *Laelia anceps alba 253; jongheana 112. *Lamium Galeobdolon 376. *Larix europaea im Schloßgarten zu Bücke- burg 512. *Lathraea squamaria 378. Lauberde, Doch, für Orchideen bei Zimmer- kultur 49. Lavatera trimestris L. 1.54. *Lebenseiche in Florida 505. XII Die Gartenwelt. IX *Ledeibeeren-Krankheit (Peronospora viticola') 229. Leinstiöinsche Fiostfackeln 285. Levkojen, Winter-, „Schöne von Nizza" und ,. Königin Alexandra'' 293. *Levkojen.stelIage in der Handelsgärtnerei von Otto Putz, Erfurt 457. Ligularia Kaempferi 243. Lobelien zur Samenzucht 580. Lokalpresse, Gartenverwaltung und, 24. Lonicera sempervirens in Florida 518. Lyciura- Arten für Zierheoken 342. *Lycopodien, Bemerkungen über winterharte Selaginellen und, 519, *520. *Lycopodium dendroideum 520. Lysol als Schädlinge vertilgendes Mittel im Gartenbau 346; — und Reblaus 94. Magnolia grandiflora 3ü5; — obovata 305. Magnolien 364; — in Florida 50U; *~ Ge- triebene 223. Maiblumentreiberei in Hamburg 210. ■•■Mainz, Die Anlagen in der Kaiserstraße zu, 361. ■'Mamillaria dolichoeentra 265. .Mar^'ui-rito „Queen Alexandra" 470. Markcrli^eu „Sensation" und „Ideal" 256. Markschabe, ßlastodacna helerella 533. *Masdevallia BeUa 567. Maulwurf, Vom, 346. Maulwürfe, Vertreiben der, 444. Maulwurfsgrille 213. *Mauritia setigera und Gebüsch von Malpig- hiaceen *177, 178. Mäuse in Frühbeeten vertilgen 334. Mäusen, Gemüse vor, schützen 298. *Meconopsis integrifolia 534. *Meloiienkultur im Freien 409. Mexiko und seine Vegetation 80. *Miltonia vi-xillaria Rchb. fil. *16!t, 174; — — keine Schnittblume 441. Mitraria coocinea 400. „Moderne", Die, in der Gartenkunst 7, 331; — Proportionei-, Naturalismus 412. ■•■Monilia fructigena, der Polster.schimmel des Obstes 557. Moorerde, Aufschließung von, durch Kalk- zusatz 215. Moos im Gartenra.sen 382. *Musa arnoldiana 400. *401; ■■- Ensete 399, *400. Myosotis alpostris „Sylphe" 292; — als ein- tragliche Schnittblume 130. Myrica cerifera, die Wachsmyrte in Florida 506. Myrtaceen, Die, 268. Neapel, Über eine Scinvindclanzeigo aus der Provinz, 479. Nelko, Die Malmaison-, 6; * — Die neue Reniontant-, „Meta" 152; * — „La Reine", eine neue remontierende Feder-, 217; — „Schiavone" 219. Neuen, Die Herkules-, Neapels 218; '^— Malmaison-, in der Kgl. Melonerie zu Sanssouci 558. Nelkenmade 552. Nelkenschädling, angeblicher (Afhudios are- nariu.s) 480. *Nematoden an Cyclamen und Begonien und die Komposterde 231, *Nepenthes 284; *— Courtisi 285; *— ma.stersiana 285. Nephrolepis bostoniensis 355. Nerine sarniensis (Trockenblüher) 90; — Weiße 155. *Neuheiten, Empfehlenswerte, der Firma David Sachs. Quedlinburg 255; * — und Einführungen, Wertvolle, Erfurter Samen- züchter und Handelsgärtner 277, 292. Nicotiana Sanderae 46. Niederlanden, Verkaufseinrichtungen für Gartenbauerzeugnisse in den, 201. Nomenklaturberatungen, Über die Ergebnisse der, auf dem Intern. Bot. Kongreß in Wien, Juni 1905 507. Nordlingersche Räucherraasse 28j. *Nymphaea gigantea 447; * — zanzibariensis rosea 570. Obst, Beförderung von, auf der Eisenbahn 26; Formiertes, auf der Weltausstellung in Lüttich 424; — Theorie und Praxis bei der Beförderung von, auf der Eisenbahn 132; ^ Südafrikani.sches, 27. *Obstanlago, Eine Zwerg- und Beeren-, die zu jeder Jahreszeit Obst zu genießen er- möglicht 570. *Obstausstelhuig, Die internationale, in Düssel- dorf 73, 85. Obstbau und Obstverwertung in Nordamerika 402. Obstbaues, Was geschieht in Bayern zur Förderung des, 350. Obstbäume, aus warmer Gegend bezogen und in rauher Lage gepflanzt 418 ; Chilisalpeter- Düngung für, 313; — Die Düngung der, 549, 554 ; — *— Gründüngung für 385 ; — Über das Wurzelwachstum der, 340; Über den Somnierschnitt der, 488. Obstbaumschiidlinge, Drei gefährliche 533. Obsteinfuhi, Die, und der deutsche Obstbau 571. *Obstliebhaber aus der Insektenwelt 447. *Obstnutzgärten, Anlage von 465. Obstplantagen mit Rhabarber als Unterfrucht 472. Obstschau, Die, auf der Ausstellung der D. L.-G. in München vom 29. Juni bis 4. Juli 1905. 545. Obstverkaufsvermittlungsstelle in München 350. *Odontoglossum crispum - Gruppe auf der Orchideenschau im Palmengarten 421, *— grande *49, 51; * — Rossii majus 303. *Ohrwürmer als Obstschädlinge 449. Oidium Tuokeri auf Weintrauben 524. *Oncidium splendidum 434. Orange, bitteisüße 518. Orangenkulturen in Florida 494. •^'Orchideen 3; — Die und ihre Kultur im Zimmer 107; — Doch Lauberde für, bei Zimmerkultur 49; — Nochmals das Spritzen der, 346 ; *— Ständer zum Aufhängen von, im Zimmer 303; Über das Spritzen der, 278; * — Wertvolle, für den Handelsgärtner und den Liebhaber 301; * — Wie man in den Tropen, pflegt *175, 177. *Orchideengruppe von Firmin Lambeau, Brüssel 2 ; * — von G. Lesueur 462. Orchideenkrankheit, Eine neue, Uredo behnickiana, 618. ■*Orchideenkranz 307. Orchideensämlinge, Über die Beziehutgen der, zu anderen C»rganismon während der Keimung 607. *Orchideenschau, Die, ijii Palmengarten zu Frankfurt 421. *Oreüdoxa regia *174, 176. Osmanthus americauus in Florida 500. *Ouviiandra fenestralis, siehe Aponogeton. i464: Knospen, Paeonia chinen Ursache 620. *Paeonienniohn, Teilansicht eines Feldes mit, 581. *Palmen- und Blattpflanzen 20. *Palmeukulturen bei Emil Neubert, Wandsbek 223, 224. Pancratium- Arten (Trockenblüher) 90. *Papaver hybridum „Prinzessin Viktoria Luise" 5. Paraguay, das Land der Apfelsinen 201. Parkschmuck, Natürlicher 319. *Parktor, Altes, aus dem Belvedere-Garten in Wien *181, 182. «Passiflora coccinea princeps 482. Pelargonie, „Saturn" eine neue gefüllte Scarlet-, 143. *Pelargonium peltatum „Leopard" *32, 33. *Pensees 579, *581. Poridermium Strobi (Kiefern Blasenrost), Ver- nichtung 610. ■'■Peristeria aspersa 13. "^Perspektive, Grundplan und, in ihrem Zu- sammenhang 484. *Per.spektivischer Ansichten, Zur Herstellung, 428. *Petunia grandiflora fimbriata intus aurea 256; *— hybrida grandiflora superbissima quadrioolor 293. Petunien 580. «Pflanzen, Einheimische meines Gartens 493. Pflanzeneinfuhr 132. Pflanzenhandel, Arten- und Sortenechtheit im, 58. Pflanzennamen, Deutsche 144. Pflanzenproduktion und Kunstdünger 166. «Philodendron, Epiphytisches '•■176, 177. Phlox decussata- Varietäten, Zur Empfehlung der, 569. *Phoenix-Kulturen in der Handelsgärtnerei von Jac. Beterams Söhne in Geldern 161. Photinia arbutifolia in Florida 518. «Photographie, Noch einige Worte über die Bedeutung der, für den Landschaftsgärtner 181. «Phyllostachys 291. Physostegia virginiana als Schnittstaude 354. «Picea excelsa var. viminalis 41 1 ; * virgata, die Sehlangen- oder Rutenfichte und Picea excelsa viminalis, die Hänge- fichte 410; * — — — (nicht viminalis) in dei^ Kgl. Gartenbau - Lehranstalt zu Budapest L'ü9: — pungens, die schönste und härteste Konifere 309; *— — glauca pendula 543; * — — pendula „Sämling Henkel" 542. «Pilogyne suavis, Schrad. 246. «Pinguicula caudafa 482. «Pinus halepensis 409, 471; — Nelsoni 248; «— Pinaster (P. maritima) 470, 521. «Pithecolobium-Stamm, Alter, mit Epiphyten *176, 177. «Plan, Der Arbeits-, 68. Planzoichnen, Bestes Buch über, 418. «Plätze, Berliner 279. Pleurothallis ornata 423. ^■Polsterschimmel des Obstes 557. Pülygonum baldschuanicum, eine sehr em- pfehlenswerte Schhngpflanze 307; , Standort und Boden für, 441; *— vaccini- folium, Wall. 377. *Polypodium Heracleum, Kze 55. Poniologenkongreß, Der deutsche, vom 8. bis 21. Okt. 1904 in Düsseldorf 70. Potentilia nepaleiisis var. WiUmottiae 77. „Preisausschreiben", Zum Kapitel, 356; * — zur Erlangung von Entwürfen für einen Stadtpark auf dem Gänseanger in Dessau 78. Preisfrage 287; — nach Möglichkeiten für die Abstellung von Mißständen in der Zier- und Handelsgärtnerei. Antworten: L 499, IL 535, III. 501. Die Gartenwelt. XIII Primeln, Dunkellaubige chinesische 401. *Primula Auricula „Germania" und „Bavaria", zwei neue farbenprächtige Aurikel 583, 584; — obconica, Einfache Kultur von, 238. *Prunkvase aus der Kg). Porzellan-Manufaktur in Berlin, ein der Firma Jacob Beterams Söhne in Geldern zuerkannter Ehrenpreisl62. Prunus Pissardii, beste Vermehrung von 395 ; — semperflorens in Florida 518; — um- bellata in Florida 517. *PsiIütum madagascariense 445. 'Pteris Binoti 122; *— umbrosa 373. *Pterocarya oaucasica C. A. Meyer *9, 10. Pulmonaria und Ajuga, zwei hübsche Früh- lingsblüher unserer heimischen Flora 283. *Purguay Wasserfall 189. *Purpus, C. A. 249. Pyraoantha coccinea 257. Pyramidenpappeln uiu Festungen 598. *Quercus virginiana in Florida, 505. *Quitte „Wranjska Dunja", Nochmals die serbische, 512. Radies im Winter .595; — , Saiiienzucht von, 597. Bamondien, Die 283. Rasen, Moos im, 382. Basenanlagen, Samen-Einback- und Walzgerät für, 344, 416. *Raseneinfriedigung, Eine neue 330. Haucherns gegen Spätfröste, Nutzen und Schaden des, 345. *Eavenala madagasoariensis *175, 176. Eebendünger 191. Reblaus, Lysol und, 94. Bebsorte „Frankeuthaler TroUinger", Der ge- ringere Zuckergehalt des Traubensaftes der, 431. *Rebstöoke, Eine Krankheit der, in den Treib- häusern *229, 353. *Rehmannia angulata *114, 426, *4ö9. *Reise, Meine, von Venedig nach Abbazia 99, 112, 127, 137. Reiseerlebnisse eines Sammlers im fernen Westen 27, 42, 56, 64. *Beisemappe, Aus meiner. In Hameln. 449; Jena 440. Reseda als einträgliche Schnittblume 136; *— „Bismarck" 256; — Machet „Weiße Perie« 317. Resedakultur zur Samenzuoht 579. Rhabarber, Die Obstplantagen mit, als Unter- frucht 472. Rhapidophyllum hystrix 496. Rhododendron - Arten in Florida 518; * — campanulatum 110; * — canadense (Rhodora) 474; *— ciHatum und Rh. arboreum album 109; — -Hybriden, Noch einige Worte über, für das freie Land 142; *— , Pracht- pflanzen seltener, in England 109. Rhodora siehe Rhododendron. Rhus Cotinus 16; — Die schönsten Arten und Varietäten der Gattung, 248. Ribes sanguineum „König Eduard VII." 142. ♦Rittersporn, Hyzinthen-, und Pensees 581. *Riviera, Die des Gardasees 289. Robinia Pseudacacia für Schutzhecken 342. Romneya Coulteri 367. Rosa canina stratifizieren 298; — rugosa, Die holländische, als Hochstammunterlage 33; * — wichui-aiana hybrida „Alberic Barbier" 136. Rose, Bemerkiing zu dem Artikel „Die Bio- graphie der weißen Marcchal Niel.'- 35; — Die neue Kletter-, „Blush Rambler" 34; *— Die neue Tee-, „Albert Hoffmann" 67; — Die neue Teehybrid-, „Etoile de France" 376; *— Die Teehybrid „Großherzogin Alexandra" 234; — „Miß Alice Roosevelt" 238; - Neue „Richmond" 234; — Tee-, „Cherry Ripe" 209; — , — , „Liberty" 111, *615; — Teehybrid-, „Helene Welter" 111. *Roseau, Aus dem botanischen Garten in, 146, 147. Rosen, Einiges über das Treiben von Marechal Niel, 242; — kalken, die in Häusern aus- gepflanzt sind 420; * — , Schling-, dargestellt auf dem färb. Wandkalender. Text Seite 180. *Rosengarten in Zabern, Der Verein Elsaß- Lothringer Rosenfreunde und sein, in Zäbern 606. Rosengruppen, Über, deren Einfassung und Unterpflanzung 391. Rosenokulatenmade, Clinodiplosis oculiperda 618. *Rosenzüchters, Erfolge eines deutschen 110. tRothsohild, Baion Friedrich Nathaniel von, 467. Rothschildschen Gärten, Die Baron Friedrich Nathaniel von, in Wien 474. Rotkohl „Othello" 256. ♦Rotkraut, Berliner frühestes 32, *33. Kudbeckia fulgida variabilis 292. *Ruine, Künstüche als Badeanstalt 482. *Ruinen im Garten 318. Sabal Adansoni in Florida 496; *— Palmetto 494, 495. *Sagittaria sagittifolia grandiflora superba 197. Saintpaulia ionantha alba 277. *Sahx Cottetii 542. Salvia splendens „Freudenfeuer" 184; — — „Silver Queen" 77. Sambucus racemosa, ein einheimischer Zier- strauch 17. Samenertrag von 100 qm von Astern, Mohn, Stiefmütterchen, Balsaminen 418. Sauromatumarten (Trockenblüher) 90. Schädling, Ein weiterer nützlicher, des Garten- baues 345. Schattendecken aus Kokosfasern 344. *Schaufrüchte aus L. Späths Baumsuhule 553. Schiller und die Gartenkunst 404. Sohillerhain, Ein 359. *Schizanthus hybridus grandiflorus 268; — wisetonensis 278. Schlingpflanzen in Florida 519. *Schnittblumenk-ulturen, EinträgUche 133. *Schnurbäumchen, Etwas über 325. *Schnurbäumchengang in Gebr. Gehlhaars Baumschule in Lawsken 325, 326, 327. Sohwindelanzeige, Über eine, aus der Provinz Neapel 479. Scilla- Arten -(Trockenblüher) 91. *Scolopendrium officinarum f. undulatum 121. •'•Scutellaria baicalensis var. coelestina 61. *Selaginella watsoniana 180. *Selaginellen, Bemerkungen über winterharte, und Lycopodien 519, *520. Sellerie, Vom, Bleich-, 378. *Senecio Petasites, DC (syn. Cineraria platani- folia, hört) 137; und Seneoio Ghies- breghtii 308. Serenoa serrulata in Florida 494. Süene pendula fl. pl. „Bijou" 293. *Sinningia Regina u. S. Regina hybr. 277, 278. Sommer, Der, des Jahres 1904 51. Sommerblumen als öartenschmuct 307. *Sommerhäuschen, Ein künstlicher Baum- stamm als, 126. Sommerschnitt, Über den, 488. Sommertrockenheit 1904, Folgen der, 430. Sonnenrose, Die rote 94. *Spalding-Feldeisenbahn 257, 372. *Spaliere, Formlose Aprikosen-, 241. Spanischen Pfeffers, Beitrag zur erfolgreichen Kultur des, 329. Spargel, Gewässerter, 94. Spargels, Das Wässern des, 443. *Spargelkultur und Treiberei 328. Sprekelia formosissima (Trockenblüher) 91. Spritzen, Über das, der Orchideen 278. *Stachelbeere „Angler", Die, 349. Stadtgärtnerei, Die und deren Einfluß auf die ortsansässigen Handelsgärtner 442. *Ständer zum Aufhängen von Orchideen im Zimmer 303. Stauden 580; — , Einige, zu Schnittblumen- gewinnung und Topf pflanzen verkauf im Frühjahr 232; — für Hau.sgärten 52, 53. »Stendal, Gärtnerisches aus, 577. *Stenochlaena meyerriana, Prsl. 373; *— pa- lustris 397. *Streifzüge durch Quedlinburgs Fluren 254. Sumpf- und Wasserpflanzengarten, Der, und die einheimischen Bach- und Teichufer- pfianzen 99. Sumpfzeder, Die mexikanische 619. Syringa vulgaris-Sorten, Vermehmng von, 395. Taglöhner oder Gärtner 610. Tarif, Deutscher Gärtner-, 288. Taxus bacoata 521 ; Stecklinge, erkrankt durch Sauerstoffmangel 192. *Teichmotiv aus dem Stadtgarten zu Wien 183. Teichuferpflanzen, Einiges über Bach- und, 14. Temple show, in London 463, 476, 486. *Teppichbeet vor dem Kaiser Franz Josef- Theater in Berndorf 401, *402. Thermometer, Nachtfrost-, 286, 287. Thrinax-Arten in Florida 506. Thrips, Vertilgung von, 346. Thunbergia alata, eine dankbare Schlingpflanze für schattige Lagen 233. Tierschutz in öffentlichen Anlagen 274. *Tomate, Eine neue, 11. Traubensäckchen,Soll man, anbringen? 77, 154. *Trauerkränze 306. *T'reibflieder, Wohlfeiler, 237. *Treibgärtnereien, Aus Hamburger 210, *222. Trichomanes 164; — Arten 178. *Tritoma hybrida „Expreß" 425. Trockenblüher 88. *Troglophilus, ein seltener Schädling 472. *Tropenfahrt, Eine 145, 164, 174, 185. Tsuga canadensis 197; * in Mittelrußland 212. *Tulpen- und CaUagruppe 338; * — 65 Sorten Darwin-, eingefaßt von Freesien 338, *339. Tulpenkrankheit, Botrytis parasitica, der Er- reger einer gefährlichen, 322. Tumboa siehe Welwitschia. *ljberwinterungshaus. Das neue im botanischen Garten zu Gießen 169. Unfallstatistik in der Landwirtschaft, Die, 562. Uredo behnickiana, eine neue Orchideenkrank- heit 618. Uropedilum siehe Cypripedium Lindeni. *Ursachen malerischer Wirkungen 436. Utricularia 164. Valsa leucostoma auf Kirschbäumen 259. *Vanda coerulea von A. A. Peeters, St. Gile.s- Brüssel 1. Veilchenblumen, Ursache des Verderbens ab- geschnittener, 455. Veilohenhochstämmen, Anzucht und Kultur von, 454. Veilchens, Die Fleckenkrankheit des, 567. Veltheimia viridiflora Jacq. 155. Verbena „Miß Willmott" oder „Ellen" keine Neuheit 183. Verbene, rosafarbene, wohlriechende 262. XIV Die Gartenwelt. IX *'Veibeneakultur zur Sanienzuoht 580. *Veredelungsversucbe an jungen Sämlingen und Stecklingen 271. Vereinskrisen 11. Verkaufseinrichtungen für Gartenbauerzeug- nisse in den Niederlanden 201. Vitex Agnus castus 355. Vitis-Arten in Florida 518; — hetoroijbylla Form tricolor 244. * Vorgärten 15. Walzgerät für Rasenanlagen 344. Wandern, Das, ist des Gärtners Lust 357, 405, 489. Wandkalender, Zu unserem 180. * Warmhauspflanzen von C. Petrick, Gent 21. *Wasbingtonia filamentosa 290. *Wasserbeförderungs-Änlagen 439, 516. Wasserpflanzengarten, Der Sumpf- und, und die einheimischen Bach- und Teichufer- pflanzen 99. *Wasserpflanzenhaus der Hofgärtnerei Rosen- höhe 590, 591. Wasserversorgung 225, 262. Weidenkultur 297. *Weihermotiv aus der Mark 184, 183, *184. ■'■Weihnachtsbaum, Ein schöner 141. Weinbergs, Umwandlung eines, in eine Obst- anlage 214. "\N'einbergsdünger, Künstlicher 214. *Weiustocks, Eine Krankheit des, in den Treibhäusern 229. *Welwitschia mirabilis 294. •'•Weißkohl, Braunschweiger in den Kulturen von Chr. Bertram, Stendal 579, 580. "Weißkraut, Blankenburger 32, *33. * Wespen als Obstschädlinge 448; — und Hornisse, Zur Vertilgung der, 498. Wespennester vertilgen 516. Windmotore zur Wasserversorgung 225. •Wintergarten, Blick in den, der Garttiubau- austellung von Adolf Koschel 155. Wirsing „Erfurter roter Delikateß", Ein Urteil über den, 330. ■■*-Wistaria chinensis, eine prächtige Schling- pflanze 519. *Wulfenia amherstiana, Bth. und ihre Ver- wandten 374. Xanthoceras sorbifoüa, Bge. 308. Xanthoxylon americanum in Florida 518. "Yucca gloriosa mit Früchten 426; *— -Kreuzungen 426. Zeichenunterricht an den Fortbildungsschulen, Unser, 574. *Zeichnen, Das perspektivische, im Dienste der Gartenteohnik 273. *Zerstäubungsapparat von Karl Bosch 343. *Zierbrücke, Eine eiserne 343. Zierpflanzen, Zwei gute alte 243. Ziersträucher des Winters, Drei 257. Zoll auf Samen, für den Detailhandel herge- richtet, bei der Einfuhr nach Österreich 252. Zweigabstecher, Rhynohites conicus 533. *Zwiebel-, Knollen- und Staudengewächsen, Gmppe von 75 versch. 337. ustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 1. Oktober 1904. No. 1. Xaclidruck und Nachbildung Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Ausstellungsberichte. TNTERNflTlON/^LE® KUNST- @flü55TEÜ=üNa U. QR05SE®G/SRTENBflU-@/1ü55TLlLUNQ V] ®Dü55ELD0RF®©190t-© [^ ^!»^ VOh-l l ,--1AI- 23. OKTOBER ^^/ Vom Uerausgeber. Die Internationale Herbst- Ausstellung. I. (liier XU vier Äbhildungen.) Mau hatte sich in Düsseldorf sehr viel vorgenommen. Die Sonderausstellungen wechselten in rascher Folge, die Schnittblumenausstellungen gar von Woche zu Woche, und es ist deshalb begreiflich, daß nicht jede dieser Sonder- veranstaltungen den Fachmann voll befriedigte. Manche der Schauen mögen unter dem Mangel an Einsendungen, besonders guter Einsendungen gelitten haben. Wer aber, wie ich, regelmäßig nach Düsseldorf kam, der konnte deutlich genug waiirnehmen, daß allen von gewisser Seite gegen das Unter- nehmen gerichteten Quertreibereien zum Trotz, in gärtnerischen Kreisen ein ständig wachsendes Vertrauen zu dem Unter- nehmen zum Durchbruch kam. Man sagte sich, es muß doch etwas Gutes an der Saclie sein, nicht nur weil dies aus den Berichten der unparteiischen Fachzeitschriften hervor- ging, sondern weil auch von anderen Seiten mit einem un- A. .\. Peeters, St. Gilles-Brüssel für die „Garte Die Gartenwelt. IX, 1 geheuren Aufwand von Tinte und Druckerschwärze beharrlich gegen die Ausstellung gearbeitet wurde. Und in der Tat, es ist Gutes an der Ausstellung. In den ersten September- tagen waren zur internationalen Herbst- und zur internationalen Orchideen -Ausstellung Hunderte von Fachleuten aus dem Reiche und den Nachbarländern als Aussteller, Preisrichter und Zuschauer in Düsseldorf erschienen. Niemals habe ich zuvor auf einer Ausstellung eine gleich stattliche Kollegen- schaft ans aller Herren Länder getroffen. Es herrschte -wolü unter allen fachmännischen Besuchern der Ausstellung nur eine Stimme, die Stimme der Anerkennung, welcher auch das internationale Preisgericht, dessen Vorsitz R. Wilson Kerr aus Liverpool führte, Ausdruck verlieh; es gab für Herrn Rudolf Seidel, den Leiter der internationalen Handels- zahlreichen und teilweise ganz vorzüglichen Einsendungen konnte auf dem gewaltigen Ausstellungsgelände kaum Raum geschafft werden. Wer die Herbstausstellung als Laie besichtigte, die Leistungen der Ausländer mit denen der deutschen Kultivateui-e verglich, der konnte zu der Überzeugung kommen, daß bei uns im Vaterlande jetzt alles bestens bestellt sei, daß wir in der Kultur von Palmen, Croton, Cordylinen, feinsten Farnen, buntblättrigen Aroideen, Orchideen u. a. mindestens die gleichen Leistungen wie die Ausländer aufzuweisen haben. Diese Schlußfolgerung würde aber in-ig sein. Dem kritischen Blick des Fachmanns konnte es nicht verborgen bleiben, daß sich eine Anzahl deutscher, speziell rheinländischer Handelsgärtuer mit fremden Federn geschmückt hatte. Fast sämtliche Orchideengruppe v fuahme für die ..Gartenwelt" pflanzen-Ausstellung, eine elirenvolle Anerkennung, zu Protokoll, worin es seine volle Bewunderung für die Schönheiten der großen Herbstausstellung aussprach und außerdem erklärte, daß bis zum heutigen Tage keine Herbstausstellung statt- gefunden habe, die der Düsseldorfer an die Seite zu stellen wäre. Neben Herrn Seidel verdient noch Herr OttoBeyrodt volle Anerkennung; er hat trotz der Ungunst der Jahreszeit eine zweite internationale Orchideen - Ausstellung zustande gebracht, die zwar- nicht ganz den Umfang der Maiausstellung erreichte, ater ein wertvolles Material an Hybriden und Varietäten aufzuweisen hatte, wie es wohl niemals zuvor auf dem Kontinente zu schauen war. Für die Orchideenschau stand wieder der sogen. Hördener Pavillon links am Eingange der Ausstellung zur Verfügung, während die Eingänge zur Herbstausstellung die ganze gi'oße Hauptausstellungshalle, verschiedene Zelthallen, einzelne Gewächshäuser und andere Räumlichkeiten füllten. Für die Palmen deutscher Ausstoller ließen in unzweideutigster Weise die belgische Herkunft erkennen, denn Töpfe und Erde werden zu Verrätern. Ich habe die traurige Überzeugung mit heim genommen, daß sieh unter allen Ausstellern der Rheinprovinz nur eine einzige Firma befand, deren großartige Palmen- kollektionen den Beweis erbrachten, daß sie in bezug auf Palmenkultur hinter den belgischen Pflanzenfabriken nicht zurückzustehen braucht. Eine Anzahl solcher Spezialkulturen in Rheinland und Westfalen und der Import belgischer Palmen nach Süd- und Westdeutsclüand wäre abgeschnitten. Bei einigen Ausstellern berührte es angenehm, daß sie die aus- gestellten, aus Belgien bezogenen Palmen schon geraume Zeit in Kultur hatten, bei anderen wai- das zweifellos nicht der Fall, und von einem Düsseldorfer Aussteller wurde allseits behauptet, daß diese Pflanzen erst am Tage vor Eröffnung der Aus- stellung in Düsseldorf eingetroffen seien. Die Pflanzen ließen auch erkennen, daß diese Behauptung den Tatsachen entsprach. IX. 1 Die Gartenwelt. Es wäre aber verfehlt zu glauben, daß sieh nur deutsche Handelsgärtner mit fremden Federn zu schmücken verstehen. Das verstehen auch unsere belgischen Kollegen. Manche der großen Firmen, die mit Paradepflanzen in imponierender Zahl und Schönheit auftraten, sind nur Handelsfirmen, die sehr wenig selbst kultivieren und viel mehr, oft vorzügliches Material, von kleineu und kleinsten Züchtern für Ausstellungs- zwecke und Wiederverkauf erwerben. So fand ich in der Orchideenhalle eine wirklich prächtige Kollektion verschieden- artiger Orchideen von einem Genter Händelsgärtner der jüngeren Generation, von dem mir bekannt ist, daß er keine Orchideen kultiviert. Er soll die Pflanzen bei Kollegen seiner engeren Heimat zusammengeliehen haben, mit denen dann die Preise und sonstige Einnahmen verrechnet werden. Die Orchideen-Ausstellung. Wie ich bereits vorhin erwähnt hatte, erreiclite die Orchideen-Ausstellung im September nicht ganz den Umfang iiu-er Vorgängerin im Mai (Bericht in No. 35, VIII. Jahrg.). Im Mittelpunkt der Halle für Sonderausstellungen war ein beträchtlicher Raum für gi-oßartige"[Schaublattpflanzeü ge- blieben und an der rechten Seite konnte man einer Hof- lilumenhandlnng noch eine stattliche' Tablette zur Vorführung Cattleya Warsccwiczii „Imperator". Orig Cypripedium hybr. ,,Dr. Clinge Doorenbos" Originalzeichnung für die „Gartenwelt". frisch aus dem Auslande bezogener kleiner Blattpflanzen und Palmen einräumen. Das Ausland war wieder überaus reich- haltig, das Inland dagegen spärlicher als im Frühjahr vertreten. Otto Beyrodt war der einzige Vertreter deut.scher Handelsgärtner, denn ein zweiter, der Cypripedien ausstellte, hatte sich die Pflanzen frisch aus Belgien ver- schrieben, und Freiherr von Fürstenberg, Schloß Hugenpoet bei Mintard, war der einzige deutsche Liebhaber- Aussteller. Letzteres ist auf den Umstand zurückzuführen, daß es einer- seits ia Deutschland nur sehr wenige Privat- gärtnereien gibt, die für Orchideen etwas auf- wenden und gute Kultiu-en besitzen, und daß diese wenigen andererseits ihre Lieblinge nicht gern den Strapazen einer Ausstellung aussetzen. Wären nicht unsere großen botanischen Staats- institute, so könnte sich die ganze deutsche Oi-ciiideen - Privatliebhaberei begraben lassen. Freiherr von Fürstenberg war schon auf der ersten Schau vertreten. Er scheint ein reich- haltiges Sortiment zu besitzen, und die Pflan- zen, die er jetzt vorführte, Avaren weit besser in Kultur als seine im Frühjahr gezeigten. Äußerlich unterschied sich die diesmalige Schau sehr wesentlich von der Frühjahrsausstellung. Mit Rücksicht auf die Jahreszeit fehlten Odonlo(jlossuni crispum, Vanda suavis und iricolor fast vollständig, dagegen wurde die Aus- stellung beherrscht von Cattleyen, Laelio- Cattleyen, Cypripedien und in gewissem Sinne auch von^Oncidien. Die vollkommensten Leistungen unter den Ausländern hatten L. J. Draps-Dom, Laeken bei Brüssel, und A. A. Die Gartenwelt. IX. 1 Peeters, St. Gilles bei Brüssel, aufzuweisen. Ihnen gesellte sich als Hauptaussteller Otto Beyrodt aus Marienfelde bei Berlin zu. Das internationale Preisgericht gab den höchsten Ehrenpreis dem letztgenannten Aussteller. Dieser Preis soll, -wie ich höre, in einer der beiden goldenen Staats- medaillen bestehen, die neben einer wertvollen Porzellan- vasc von S. M. dem Kaiser gestiftet wurden. Auch der höchste Preis für die beste C'a«%a-Varietät wrude Herrn Beyrodt für Cattleya Warseewicxii (Syn. gigas) „Imperator"- zuerkannt (Ablnldung Seite 3). Diese Hybride war wohl zweifel- los die größtbluraige der Ausstellung. Sie ist zartlilafarbig mit hellerer Zeichnung und prächtig gefranster Lippe. Prächtig waren die Oncidium, die Beyrodt als 0. 7narskallianum Rogersii ausstellte. 0. marshallianum ist aber eine Art für sich und Rogersii gilt als Varietät von 0. varicosum. Die ausgestellten Pflanzen waren auch 0. varicosum Lindl. var. Rogersii Rchh. fil. Diese Varietät bringt an sehr großen Rispen viele, fünf cm im Durchmesser haltende goldgelbe bi-aunpimktierte Blüten. Ein sicheres Kennzeichen von 0. varicosum bildet die vierteilige Lippe. Als einziger führte Beyrodt eine recht stattliche Gruppe vollblühender Odontoglossmn gründe Ldl. in jüngeren Pflanzen vor. Es ist sonderbar, daß diese vorzügliche Zimmer- und Handelsorchidee, deren natürliche Blütezeit in die Monate September bis November fällt, nicht auch von anderen Ausstellern zahlreich vorgeführt wurde. Von Cattleyen zeigte dieser Aussteller, von der be- reits erwähnten Varietät abgesehen, in stattlicher Anzahl die schöne aber kleinblumige G. harrisoniana Baiem, lilafarbig, die gelbe C. aurea mit prächtiger Lippe, C. gaskelliana, deren Blüten schwach duften; Sepalen und Petalen sind weiß mit rosa Hauch, die Lippe ist purpurfarben, der Schlund gelb gestreift. Zu erwähnen ist noch eine weiße Cattleya fiani- soniana var. alba, eine prächtige Schnittblume, die übrigens viele Atissteller zeigten. C. luirrisoniana führt auch den Namen C. Loddigesii Ldl. var. Harrisoniae, während Bateman sie als selbständige Art, C. harrisoniana beschrieben hat. Sehr schön ist auch das von Beyrodt gezeigte Dendrobium formosum (giganteum?) mit großen weißen, an der Lippe orangegelb gefleckten Blumen. Auch mit verschiedenen guten CJyiiiijuMlien war dieser Aussteller vertiefen. Seine ganze Kiplliktion zeigte, daß es ihm nur darauf ankam, die vor- ziigliilisten Schnittsorten der Jahreszeit vorzuführen. Mit eiiifm Orchideenimport erhielt Herr Beyrodt unverhofft ein ganz düimtriebiges, kleinblättriges und dabei ganz mißfarbig und unscheinbar blühendes Anthurium, das als A. leucarpum scniidriis bestimmt winde. Der Blütenkolben dieser Art ist .■twa vi(;rmal so groß als das winzige Hochblatt. Dieses AiiUiurium ist zwar keine Handelspflanze, aber eine Lieb- haberpflanze ersten Ranges. Mit der Samenreife neigt sich der anfangs aufrechte Kolben herab und .schmückt sich mit außerordentlich anmutigen und schmuckvollen milchglasfarbigen ifceren, welche einen wirkungsvollen Kontrast zum duTiklen Grün der Belaubung bilden. Unter den ihrer zierenden Früchte halber in unseren Gewächshäusern kultivierten Pflanzen mag es kaum etwas annmtigeres geben. Was in der Kultur starker Orchideenpflanzen bei Sach- kenntnis und aufmerksamster Pflege erreicht werden kann, das führte uns A. A. Peeters, St. Gilles, in großartiger Weise vor Augen. Die Vanda coerulea dieses Ausstellers, dje wir auf der Titelseite im Bilde vorführen, gehören zu den schönsten Kulturpflanzen dieser Art. Das Blau der Blüte dieser Orchidee ist außerordentlich varialjol, mitunter zeigt es reines Himmelblau, dann aber wieder schiefergrauen Ton. Die Blüten stehen z\i zehn bis fünfzehn in langen lockeren TranViea zusammen und sind von stattlicher Größe. Leider fällt ja bei fast allen für die Schnittblumenkultur geeigneten Vandeen die Blütezeit in den Frühling und Sommer, wirkliche Winter- blüher gibt es unter ihnen nicht. V. iricolor und V. suavis blühen von April bis Juni und dann wieder im August bis Oktober, kimballiana meist im Juli und August und coerulea vom Juli bis Oktober. Peeters zeigte in vorzüglichen Kulturpflanzen auch prächtige Cattleyen und Laelio-Cattleyen, worunter mir besonders Cattleya pittiana „Der Kronprinz", zu Ehren des Protektors der Ausstellung so genannt, mit leuchtend rubin- roten Blumen und C. cluimberlainiana (C. guttata var. Leopoldii XC". dowiana var. aurea), gleichfalls rubinrot mit dimkellila Lippe gefielen. Schön waren auch MiUonia vexillaria superba und Phalaetiopsis Aphrodite Rchb. f. (Syn. amabilis bezw. grandifJora). Unter den Cypripedien dieses Ausstellers ragte eine in zahlreichen Exemplaren vertretene Hybride C. hybridum „Di: Clinge Doorenhos" (launenceanumyiroth- schildianum) hervor. Abbildung Seite 3 zeigt eine Pflanze dieser herrlichen Hybride; sie trägt stets zwei bis drei Blüten auf sehr hohem Schaft und ist eine Sciinittblume ersten Ranges für Vasendekoration. Die Blüten verleugnen ihre Abstammung nicht. Die Lippe ist blaßrot, Petalen ge- tupft, Sepalen gestreift. Auch unter den Laelio-Cattleyen dieses Ausstellers befanden sich prächtige Sorten. In der Kollektion von L. J. Drap s- Dom, Laeken, herrschten die Cypripedien-Hybriden vor, die überhaupt zu den Glanzstücken der Ausstellung gehörten und diejenigen der Frühjahrsschau vielfach an Schönheit weit übertrafen. Hervorgehoben seien C. Curtisii var. amoenum, superciliare {barbatumXsnperbiens) superhum, und C. hybridum „yl. de Lairesse'', Lippe dunkel, Petalen auf hellem Grunde dunkel getupft, Sepalen längsstreifig. Hugh Low & Co., Bush Hill Park bei Enfield-England, zeigten viele Schöne Cattleyen, DendroUum und Cypri- pedien, ferner prächtige Oncidion, wie 0. concolm- Hook. aus Brasilien, das sonst im Mai und Juni blüht. Blüten kanarien- gelb ; 0. ecm-nutum (?), kleinblumig hellgelb, und 0. varicosum mit reingelber Lippe, dessen Blütezeit in den Herbst fällt. Ganz vorzüglich waren die Cattleyen von Charles Maron in Brunoy (Seine et Oise). Prächtig ist die weiße Caltleipi DH^schiorffvi, weiß mit blauer Lippenzeichnung, C. I<:i'tlnra,ln rar. alba, weiß mit gelber Lippenzeichnung, und CaUlnia ..I.ikIij higrani"- rar. de Brunoy, nach dem. Aussteller eine Kreuzung zwischen C. dowiana aurea und C. „Lady Ingram'', Lippe blau, gelb gezeichnet. In der gemischten Kollektion von H. C. Hacke, Baai-n, Holland fielen herrliche Cypripedien auf. C. macropterum (Kreuzung zw. C. LowiiXsuperbierus), rosarot, zwei Blumen auf einem Schaft, „Mite Hacke", Sepalen gestreift, Petalen getupft, drei Blumen auf einem Schaft, und die bekanntere Art C. Stonei, rosarot mit schmalen, lang herabhängenden, hellgelben, schwarzbraungetupften Petalen mit schwarzbraunen Spitzen zeichneten sich durch vornehme Schönheit aus. Charlesworth & Co., Bradford, England, hatten neben Cypripedien und Cattleyen auch viele Laelio-Cattleyen ausgestellt, darunter fiel dio Laelio- Cattleya „Prof. Fritz Roeber" vorteilhaft auf, deren Petalen und Sepalen rubinrot gewölkt sind. Die Lippe ist dunkellila, geschmückt mit zwei hellgelben Augen. Als Liebhaberaussteller tat sich wieder Firmin Lambeau, Brüssel (Rue du Fosse aux Loups No. 39) hervor, desseu Papaver hybr. JP „Prinzessin Viktorf-MLuisf^ Züchter: Emil Finger, Hamburg-Uhlenli Die Gartenwelt" JAHRGANG IX. No. I. hniidt ä Co.. Leind die elektrischen Kabel. Die dicken Heiz- rohre sind für die Winterleitung, die andern für die Sommerleitung und hauptsächlich für den Garten bestimmt. In einer großen, gleichfalls einen Meter unter der Erdoberfläche liegenden Verteilungs- kammer wird aus dem Hauptstrang der Dampf nach den verschiedenen Stellen hin verteilt; hier- her strömt auch von allen Seiten in ein großes Reservoir das durch die Kondenstöpfe gesammelte Kondenswasser , von wo es, durch elektrisclie Pumpen gehoben, mit eigenem Gefäll in das Kessel- haus zurückfließt. Das Kondenswasser wird wieder m die allzureichliche Bildung von u verhüten, die eintritt, wenn die häufig mit neuem Wasser gespeist werden Im Kesselhaus liegen sechs mächtige Heizkessel, welche Dampf und Kraft erzeugen, letztere für Erzeugung von Elektrizität und zum Betrieb der Pump- maschinen, welche das wohltätige vmd nötige Naß, hier in nie versiegender Menge vorkommend, in den 40 m hohen Wasserturm pumpen. Nach Fertigstellen des Heizwerkes werden alle Heizstellen und alle Schornsteine im ganzen Hofbezirk verschwinden, was vom ästhetischen Standpunkt und für unsere Pflanzen, besonders für die Koniferen, von wohltätiger Wirkung sein wird. Möge die großartige Anlage sich auch gut bewähren, auch wenn der Nordwind bei 12 Grad Kälte pfeift; doch zweifeln wir nicht daran, die Leistungsfähigkeit der ausfülirenden Dresdener Firma Ritschel & Henneberg bürgt dafür und die sechs großen Dampfkessel, welche dann Tag und Nacht genügend Dampf von 3 Atmo- sphären Spannung uns zuschicken, werden ihre Schuldigkeit tun. Landschaftsgärtnerei. Kiilinliäiischon im Schweizer Stil. Vcjii F. W. Meyer, LandschaftsgUrtner, Exeter (Englaud). (Ilierxii eine Abbildung.) in meinem Belichte über die Felsenanlagen zu Bystock bei Exmouth im achten Jahrgang Seite 174 der „Garten weit" wurde auch das hier abgebildete Kahnhäuschen im Schweizer Stil kurz erwähnt. Das Häuschen stand schon über 20 Jahre und fing an, zu verfallen. Vor zwei Jahren erhielt es deshalb ein neues Dach und ein neues Geländer und ist jetzt fast wieder so gut wie neu. Leider hat der Zimmermann es unterlassen, außer den Steinen auch starke rauhe Balken auf das Dach zu legen, wie wir sie in der Schweiz finden. Die Original-Konstruktion war die denkbar einfachste. Kahnhäuschen im schweizer Stil. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. An den unteren Enden gebrannte und mit Teer getränkte Lärchenstämme bildeten die Pfosten. Die Galerien und Treppen wurden ebenfalls aus rauhem Lärchenholz gezimmert. Die starke Bretterbekleidung der Seitenwände geschah aus Fichten- holz und erhielt einen Ülanstiüch. Die aus Natur-Eichenholz gefertigten Geländer wurden in gekochtes Leinöl getaucht, was ihre Haltbarkeit verlängert. Aber selbst trotz dieser Vorsichtsmaßregel halten dergleichen aus krummem Eichen- holz gefertigte Geländer sich nicht lange und müssen alle sechs Jahre erneuert werden. *) Anmerkung der Redaktion. In Dresden besteht bereits seit einigen Jahren ein solches Fernheizwerk, das das Kgl. Schloß, die Museen, das Opernhaus und zahlreiche andere Gebäude des Hofes im weiten Umkreise beheizt, auch sämtliche Bauten und Glashäuser der Heilstätten zu Beehtz in der Mark haben Fernheizuug. Die „Moderne" in der Gartenknnst. Von J. P. Großmann, Garteningenieur, Dresden-Leipzig. 1/ie Moderne ist jetzt die Losung in der bildenden Kiuist. Was ist nun die Moderne? Modern ist im Sprachgebrauch die Bezeichnung für etwas Neues oder Altes, der jeweiligen Geschmacksrichtung zusagendes ohne Rücksicht darauf, ob es auch wirklich schön ist. Daher paßt der Ausdruck „die Moderne" sehr gut für Die Gartenwelt. IX, 1 die neue Kunstrichtung, die ausgegebene Pai'ole lautet leider noch: etwas Neues inn jeden Preis. Etwas Neues zu schaffen zeigt aber auch stets das Bestreben vorwärts zu sclireiten und in dieser Hinsicht ist der frische Zug, der die Kunst durchweht, mit Freuden zu begrüßen; denn Stillstand bedeutet Eückschritt. Die in der letzten Kulturepoche vorzugsweise geübte Nachahmung antilcer Vorbilder oder das Anlehnen an diese mußte zu einer Verflachung der Kunst führen. Das vor- zugsweise geübte Wiederauffrischen der Stilarten vergangener Zeiten maclite die Künstler zu Gelehrten, die iiire Kenntnisse der Stilartcn imd Schulen vorliergehender Kulturepochen an iiiivii Srhr.i, fangen zur Geltung brachten; sie kultivierten oder iniitiertoii i! s Überlieferte, ohne das mit herüberzunehmen, was zur Weiterentwicklung hätte dienen können: den Geist. Originelle, nicht stilgerechte Kunstwerke wurden von der akademischen Kritik als unschön, wenn nicht gar als verrückt verschrieen. Konventionelle Sujets bei Gemälden, wie „Liebes- glück und Liebesleid'-, „der Herr Syndikus sein Pfeifchen rauchend" und dergl. mehr waren an der Tagesordnung. Schließlich merkte man doch, daß man an dem toten Punkt angelangt war und die Moderne brach sich Bahn, erst schüchtern, dann aber mit elementarer Gewalt. Wie es nun in der Natur derartiger Umwälzungen liegt, wurde über das Ziel hinausgeschossen und vieles Moderne geschaffen, nur um modern zu sein, und das Bizarrste und Häßlichste bekam die Fabrikmarke „Modern". Doch schon ist die Moderne in ruhige Bahnen eingelenkt: das Zeichen einer gesunden Entwickitmg. Wie erst aus dem schäumenden Most der reine Wein sich klärt, so wird auch die Moderne sich klären und anknüpfend an die Tradition der lieimischen Kunst sich weiter entwickeln. Die künstlerische Wirkung eines Kunstwerkes wird im allgemeinen, d. h. abgesehen von den Gefühlswerten, die es in sich birgt, docli immer auf den guten Proportionen beruhen, wie sie uns die Natur lehrt und unsere alten Meister ihr abgelauscht haben, ohne sie niu- zu kopieren und der Phantasielosigkeit zu verfallen. Man kann sagen: Sind die Verhältnisse der einzehien Formen und Farben eines Kunstwerkes unter sich gut, so ist auch die Gesamtwirkung gut. Die Moderne sucht nun diesen guten Verhältnissen gerecht zu werden. Diese Tendenz wird auch für die Gartenkunst maß- gebend sein müssen, deiui gerade in der Gartenkunst wird wohl dagegen am meisten gesündigt. Die von Meyer in seinem „Lehrbuch" der schönen Gartenkunst aufgestellten Regeln, die wohl in vielen F'ällen ihre Berechtigung haben, haben eine unheilvolle Verwirrung in den Köpfen gedanken- loser Landschaftsgärtner angerichtet, indem sie nun überall, jedem Terrain, sei es auch noch so klein \md ungeeignet, das angelernte Schema aufzwingen. Diese s c h e m a t i s c h e Nachahmung der Meyerschen Regeln hat uns die badewannengroßen Teiche, mit Brücken darüber, welche gi-ößer als der ganze Teich sind, groteske Steinhaufen in den „Parks" von 20 qra und dergl. Sachen geschenkt. Der wahre Garteiddinstlcr wird dagegen stets die jeweilig gegebenen Vcrliältnisse, wie Bodenfomiation, Lage und Größe des Grimdstückes, die Umgebung desselben, Klima usw. berücksichtigen. Er wird niclit etwas schaffen wollen, was dem Charakter des Terrains nicht entspricht, sondern er wii'd aus dem gegebenen Terrain das charakteristische mit künstlerischem Feingefühl herausholen und mit der Umgebung zusammenstimmen. Tut er das, so wird er auch nicht in einseitige „Meyerei" verfallen, seine Werke werden reich an originalen Motiven sein und er wird sich nicht wiederholen. Wie schon Stimmen aus Fachkreisen hervorgehoben liaben, ist imsere Gartenkunst anderen Künsten gegenüber zm-iickgeblieben*) imd aucli schon von außerhalb der Garten- kunst lassen sich Stimmen hören, die ihr Fortschritt wünschen. Dieser Wunsch ist sehr berechtigt, denn das schablonenmäßige Nachahmen von Gartenanlagen nach Sciiema „Meyer" hat sich auch in der Gartenkunst breit gemacht. So haben z. B. aucli viele bekannte Gartenkünstler ihre eigne Bepflauzungsweise, ihre besondere Wegeführung usw., von der sie unter keinen Umständen abweichen, die für alle Gartenanlagen passen muß und natürlich überall dieselben Effekte hervorruft. Der mit der Zeit vorwärts schreitende Gartenkünstler wird daher auch jede von außen kommende Anregung wohl beachten müssen, um seine vielleicht ein- seitigen Ansichten über Gartenkunst zu verbessern. Verkehrt dagegen ist es von den Gartenkünstlern sicli gegen „freie Luft von außerhalb" wie mit einer chinesischen Mauer abschließen zu wollen und zu sagen: Wir brauchen keine neue Richtung. Wer so denkt, bezeugt seine völlige Unkenntnis des Wesens des modernen Stils und versteht darunter nur seine Auswüchse mit ihren möglichen und unmöglichen Schnörkel- linien und Bizarritäten, wie z. B. viele Gartenkünstler meinen, durch seltsam verschnörkelte Bliunenrabatten oder gar in modernen Linien gehaltene Wege und Schmuckplätze der neuen Richtung ihren Tribiit gezollt zu haben. Das ist aber ein großer Irrtum, denn gerade die guten Leistungen des modernen Stils haben uns mit überzeugender Kraft den von allen klassischen Stilepochen beachteten Satz gelehrt : Form und Inhalt eines Gegenstandes müssen im Einklang mit Material und Zweck stehen. Aus obigem Grundsatz ergibt sich aber auch, daß die „Moderne" nicht unbedingt die klassischen Vorbilder verwirft. Sie alimt sie aber nicht nach, wie es vorzugsweise in der letzten Kulturepoche geschehen ist, sondern sie zeigt das Bestreben, sich anknüpfend an die heimische Tradition ih der Kunst zu einem der jetzigen Zeit mit ihren veränderten Bedürfnissen angepaßten charakteristischen Stil zu entwickeln. Die Aufgabe des modernen Gartenkünstlers aber wird es sein, sich die guten Grundsätze der , .Moderne" anzueignen, indem er sie an guten modernen, sowie klassischen Werken, sei es der Malerei, Skulptur und Architektur und des modernen Kunstgewerbes, studiert. Sein Ziel muß auch darauf gerichtet sein, das Gute von der Moderne zu ent- nehmen, daß sie bestrebt ist, auch mit den bescheidensten Mitteln künstlerisches zu schaffen. Der Gartengestalter darf sich nicht nur begnügen bei reichen Mitteln dem Parke des Reichen ein vornehmes Aussehen zu geben, sondern er muß aucli den Garten des weniger Bemittelten geschmackvoll zu gestalten wissen. Hierzu gibt ihm das Studium der Moderne die beste Handhabe. Man muß staunen, wenn man z. B. sieht, mit welchen u'ikung der Hodaktioii. Man vergleiclie dagegen den K'iono im VI. Jahrgang, Seite 180, über das Thema ' 'Uiteukuust. Seui Verfasser kommt darin zur Ansicht, >< nkuiist in ihrer Entwicklung den anderen Künsten : L'i, um mehr als 100 Jahre. IX, 1 Die Gartenwelt. einfachen Mitteln bei niodemen ZininiereinricJitungon. Architek- turen und Malereien künstlerische Wirkungen erzielt werden, im Gegensatz zur alten Eichtung, bei welcher der falschen Pracht- liobe durch Vortäuschung von Gold, wo nur Gips ist, oder durch Imitation edler Hölzer, wo nur Fichte ist, zii viele Konzessionen gemacht werden. Ebenso unajigenehm wirkt es, eine Fassade zu sehen mit allen möglichen Gesimsen, Ornamenten u. dgl., die aus Zementputz auf Backsteine aufgepappt sind. Ehrlichkeit in der Kunst strebt die Moderne an; sie sucht Kunstwerke zu schaffen, die olme aus falschem Material imitiert zu sein, durch sinngemäße Verwendung auch des bescheidensten Materials, durch ihr Material allein schon ansprechen. Der modernen Ideen huldigende Garten- kiinstler wird von der „Moderne" lernen können, daß Einfachheit und Zweck- mäßigkeit immer künstlerischer ist, als falscher Luxus und Vorspiegelung von Vornehmheit. Dieser falsche Luxus macht sich auch vielfach in imseren heutigen Itausgärten breit. Man kann sie sehr nft mit der „guten Stube" bei kleinen I reuten vergleichen, welche sich in irgend einem engen Raum zusammenpferchen, damit der Besuch, der sich alle Jubeljahre einmal ein.stellt, alles in der „guten Stube" wie geleckt findet. So ist es auch in unseren naturalistischen Parade- und Schaugärten. Der Besitzer hat sich ein kleines Fleckehen in der Ecke reserviert, das übrige aber ist Kunst, Pardon: Natur! Obstbäume und Beerensträucher, mit Buchsbaum eingefaßte Beete mit Sommerblumcn aller Art umi Gemüse sind zu profan füi- einen der- artigen „Naturgarten". Unsere heutigen Gartenkünstler ver- kennen vielfach vollständig den Zweck des Hausgartens. Er soll doch wohl in allererster Linie dem Besitzer einen behaglichen Aufenthaltsort und gewissermaßen eine Wohnung im Freien sein und erst in zweiter Linie ein Gegenstand, mit dem er repräsentieren will. Es läßt sich aber auch sehr wohl beides vereinen. Hierzu ge- hört aber nicht nur praktische Kenntnis von Kultur- und Lebens- bedingungen des Pflanzen materials, wie viele „Nurpraktiker" meinen, sondern auch ein feines künst- lerisches Verständnis. Leider bilden diese „Nur- praktiker" unter den Landschafts- gärtnern die Mehrzahl imd drücken die Land Schaftsgärtnerei gleichsam auf die Stufe eines handwerks- mäßigen Gewerbes herab. Das schlimmste hierbei ist noch, daß die oft sinnlosen Machwerke sol- cher Stümper als solche der Garten- kunst angesehen werden und systematisch den Oescliiiiaek des Publikums verderben, dem künstlerisch fühlenden Laien aber eine falsche Meinung von der Leistungsfälligkeit dei- Gai-tenktmst beibringen. Wie ans dem Vorangegangenem zu ersehen ist, gilrt es genug Punkte, wo die „Moderne" erfolgreich a>if die Garten- kunst einwirken könnte. So wie mm die moderne Kunst und das Kunstgewerbe gewissermaßen von der „Moderne" befruchtet worden ist, so wollen wir auch hoffen, daß unserer Gartenkunst durch die reutena paniculata. Kinalaiifiiiihme für die „Gartenwelf. (Text Seite IG.) ^/' 1 '^ // ' N. (A W^ |>0;%J^4 J ^ ^^ü Hm QS' ■'- ' 4 1 Hl If'iw -^ Beilin \o \ erfassen I ir d e Gate \e .milol 1 Sp pl utogr a 1 tcn 1 ) 10 Die Gartenwelt. IX, 1 Moderne neue Ziele gegeben werden. Dieses Vorgehen gegen die Schablone und das Eingewurzelte in der Gartenkunst wii-d den wenigen zeitgenössischen Gartenkünstlern zu schwer werden, darum rufen sie den übrigen Künstlern zu: Kommt, helft uns, agitiert und gewinnt das Publikum für uns, wie ihr es für das moderne Kunstgewerbe gewonnen habt. Dann kann man hoffen, daß der durch die Moderne geläuterte Geschmack des Publikums künstlerische Garten- anlagen von unkünstlerischen unterscheiden lernt und Mach- werke mit aller Entschiedenheit zurückweist. Dies möge der große Einfluß der Moderne auf die Gartenkunst sein. Der moderne Gartenkünstlcr wird dann die Gartenkunst aus ihrer Aschenbrödel- rolle gegenüber den anderen bildenden Künsten befreit haben und ebenbürtig gelten dem Maler, Bildhauer und Archi- tekten. Gehölze. Koelreuteria pauiculata Laxni. Von Otto Brand, Wilhelmshölie. (Hierzu eine Abbildung.) JjJiii schöner, baumartiger Strauch ans China ist Koelreuteria paniculata (Supinda- ceac). Mit ihrem aufrechten Wüchse eignet sie sich vorteilhaft zur Freistellung auf dem Rasen. Die bis zu 30 cm laugen, ge- fiederten, lebhaft grünen Blätter bilden eine schöne Belaubung. Einen wahrhaft feenhaften Anblick gewahrt der Strauch aber in der Blüte- zeit, und mancher Gartenfreund und Blumen- liebhaber wird, wenn er einmal Koelreuteria paniculata in Blüte gesehen hat, den Wunsch gehabt haben, diesen schönen Strauch auch zu besitzen. Die kleinen grünlichgelben Blüten sind an und für sich unscheinbar, stehen aber in großen, aufrechten Eispen an den Spitzen der Zweige und wirken großartig, zumal sie sich von der grünen Belaubung vorteilhaft ab lieben. Abbildung Seite 9 oben. Leider ist dieser schöne Strauch in Nord- und Mitteldeutschland in seiner Jugend etwas empfindlich, und dies wiid wohl auch der Hauptgrund sein, daß man ihn so selten antrifft. Der Strauch wuide nach J. K öl reut er, Pro- fessor in Karlsiuhe, benannt, einem der tüch- tigsten Botaniker der zweiten Hälfte des 18. .fahr- hunderts. D,. Pterocai'ya caiicasica C. A. Meyor. Von Camillo Karl Schneider, AVicn. (Hierzu eine Abbildung.) kaukasische oder eschen blättnge Flügelnuß wird mit Recht in unseren Anlagen immer häufiger angepflanzt. Sie entwickelt sich meist zu ganz charakteristischen Pflanzen, wie eine solche von be- sonderer Schönheit unser Bild Seite 9 zeigt. Diese Pflanze steht im botanischen Garten zu Berlin nahe dem Viktoriahause und bleibt hoffentlich auch nach der vollendeten Eäumung des Gartens die Zierde einer öffentlichen Anlage. Gerade im Winter fällt der eigen- artige Habitus, den ich angesichts des Bildes kaiun zu schildern brauche, gut ins Auge. Auch die glänzend schwarzgraue Beiiiidung mit ihren dunklen Furchen ist sehr charakteristisch, wie denn über- haupt an den „Wintermerkmalen", d. b. an den Knospen etc., die Pterocaryen gut zu erkennen sind. Ich möchte diese Knospen -Merkmale im Vergleich mit den verwandten Gattungen kurz charakteiisieren. Die Flügelnuß gehört, der Name deutet es schon an, zu den Juglandaceen oder Walnuß- gewäcliseu. Allerdings sehen die Früchte gar nicht unseren Nüssen gleich, da sie ja viel kleiner sind. Sie hängen in Trauben herab, während die von Jitglans und Carya (Hicoria) meist nur zu 1 — 3 beisanunen stehen. Indes gibt es ja von unserer Juglans regia eine Abart, die Traubennuß, wo bis 12 Früchte in traubenartigem Fruchtstand vereinigt sind. Auch andere Jttglans-kvteo, wie die japanische sieboldiana, haben regelmäßig mehrfrüchtige Fruchtstände. Außer den drei erwähnten Gattungen würde noch die Zapfennuß (Platycarya) zu dieser Familie zu zählen sein. Sie ist nur in der Art strobilaeea aus O.-Asien bekannt und in unseren Baumschulen höchstens als ganz kleine Pflanze zu finden, so daß ich sie heute über- gehen will. Die Juglans- und Pterocarya- Alten be- sitzen ein ausgezeichnetes Merkmal, nämlich quergefächertes Mark in den Zweigen. Wenn wir einen einjährigen Zweig längs spalten, so' finden wir keine solide runde weiße Masse, wie etwa das bekannte Holundermark, sondern sehen das Mark durch senkrecht zur Längsachse des Zweiges stehende Scheidewände gefächert und die Fächer hohl. Solches gefächertes Mark ist auch für andere Gehölze charakteristisch. Ich kann aber darauf heute nicht eingehen, verweise vielmehr auf meine „Dendrolo- gisohen Winterstudien", die im siebenten .Jahrgang der „Gartenwelt-' besprochen wurden. Die Hickory-Nüsse besitzen kein ge- fächertes Mark. Sie sind dadurch von den in den Knospen manchmal ähnlichen Flügelnüssen leicht zu unterscheiden. Im allgemeinen wird man auch auf Grund der Knospen-Meikmale die drei Gattungen leicht trennen können. Bei Pterocarya sind die Knospen nackt, d. h. nicht von echten Schuppen umgeben, sondern aus mehr oder minder deutlichen, unausgebildeten Blättchen zusammengesetzt. Eine Ausnahme macht allerdings P. sorbifolia S. et Z., deren lange Knospen 2—3 sich oft ablösende Schup- pen tragen. Außei-dem stehen sie zu (2 — ) 3 übereinander und die oberste ist gewöhn- lich recht lang gestielt. Unter der untersten befindet sich die Blattnarbe, auf der wir drei deuthche „Spuren" sehen, d. h. wir sehen die Stellen, wo die Gefäßbündel aus dem Holze in den Blattstiel treten. Diese Spuren sind meist halbmondförmig. Bei Juglans haben wir gleichfalls drei Spuren in der Blattnarbe, doch .sind hier die Knospen, die einzeln oder nur zu zwei überein- ander stehen, nie so auffällig gestielt und meist deutlich beschuppt. Ganz anders sind die Blattnaiben bei Carya. Hier finden wir zahlreiche feine Punkte, die imr selten zu drei Gruppen angeordnet, meist am Rande und in der Mitte der Narbe verteilt sind. Die Knospen sind bald deutlich beschuppt, bald nackt. Auf die einzelnen Arten kann ich hier nicht zu sprechen kommen. Sie lassen sich alle durch die „Wintermerkmale" gut imterscheiden, doch bedarf es noch mancher Beobachtungen, um die Kennzeichen scharf für jede Spezies zu präzisieren. Da ich wohl mit Recht die Erkennung der laubabwerfenden Gehölze im blattlosen Zustande für jeden Gärtner für wichtig halle, so möchte ich mit diesen Zeilen von neuem zu Untersuchungen in dieser Hinsicht anregen. Zum Schluß sei noch bemerkt, daß unsere Pterocarya zuweilen IX. 1 Die Gartenwelt. auch als einstämmiger Hochstamm auftritt (man kann sie ja auch so erziehen), dann aber mutet sie uns fürs erste ganz fremd an, da gerade die „Vielstämmigljeit" im allgemeinen ein Kennzeichen für sie ist. Gemüsebau. Eine neue Tomate. (Hierxu eine Abbildung.) ixn Gemüsesorten ist wahrlich kein Mangel und vor allem auch nicht an Tomatensorten. Wir haben Sorten mit Früchten in allen Grüßen, die reich tragend sind und früh reifen, aber darunter doch nur verhältnismäßig wenige, die bei der Freilandkultur in Mittel- und Norddeutschland noch mit einiger Sicherheit reifen. Auf einem Spaziergange entdeckte ich in einem Gärtchen eines in viele kleine Gärten zerschnittenen Spekulationsterrains, das an sogenannte „kleine Leute" verpachtet wird, eine Tomate, die mir höchst bemerkenswert erschien. Der betreffende „Laubenbesitzer" hatte diese Tomate nicht nur im Freien ausgepflanzt, sondern er kultivierte einige Sämlinge auch in Töpfen. Eine dieser Topftomaten zeigt die Abbildung Seite 10. Die Früchte haben, wie auf dem Bilde ersichtlich ist, in der Form größte Ähnlichkeit mit der bekannten und beliebten Sorte „König Hum- bett\ werden aber erheblich größer. Was aber die Sorte vor allem auszeichnet, ist neben ihrer frühen Keife der reichliche und zeitige Fruchtansatz. Während alle übrigen Sorten zunächst tüchtig ins Kraut schießen, bevor sie zu blühen beginnen, bringt die abgebildete Tomate nach den ersten Laubblättern bereits die ersten Blüten, so daß sie von unten bis oben mit Früchten besetzt ist. Hierfür liefert das Bildchen den besten Beweis. Auf meine Nachfrage nach der Herkunft erhielt ich den Be- scheid, daß eine Dame Samen aus Mexiko mitgebracht und sie einem benachbarten Gärtner zur Aussaat übergeben habe. Ich habe dafür Sorge getragen, daß die Kultur dieser, auch als Topfpflanze inter- essanten Tomate von sachkundiger Seite aufgenommen wird, so daß sie in den nächsten Jahren dem Handel übergeben werden kann. M. H. Aus den Vereinen. Vereiuskrisen. Xjs kriselt in den großen gärtnerischen Fachvereinen. Den Anfang machte vor längerer Zeit der Allgemeine Deutsche Gärtner-Verein, von dem sich ein Teil der Mitglieder wegen politischer Meinungsverschiedenheiten ablöste und den Deutschen Gärtner-Verband gründete. In den Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Bedin wm-de eine Krise gelegentlich der Vorstandswahl durch ein in den Gärtnerstand eingewechseltes Mitglied hineingetragen. Der zweite und dritte Vorsitzende sind als Opfer dieser Krisis auf dem Platze geblieben und es wird ihnen im nächsten Jahre der Generalsekretär folgen, der dann sein Amt dreißig Jahre lang inne gehabt hat. Über die Vorkommnisse im Verein deutscher Gartenkünstler haben wir bereits in No. 48 v. Jhrg. berichtet. Auf der Jahresversammlung dieses Vereins in Düsseldorf wurde bekanntlich ein vollständig neuer Vorstand gewählt, doch wird die Sache noch gerichtlicher Entscheidung unterliegen. Ähnlich ging es auf der Hauptversammlung des Verbandes der Handela- gärtner Deutschlands zu, die gleichfalls in Düsseldorf, am 2'J. und 23. August stattfand. Ein Wiesbader Handelsgärtner warf dort dem Verbandsvorstand leichtfertiges Gebahren in der Geldwirt- schaft vor und verschiedene Delegierte zollten ihm Beifall, was den gesamten Vorstand veranlaßte, die Ämter niederzulegen. Auf Ersuchen erklärten sich schließlich die Herren vom Voretand zur vorläufigen Weiterführung der Geschäfte bereit. Der Handels- blattredakteui-, Herr Johannes Beckmann, kündigte gleichfalls seine Stellung, hat die Kündigung später aber zurückgenommen. Herr Beckmann ist in seiner langjährigen redaktionellen Tätigkeit viel angefeindet worden. Das Handelsblatt genügte den meisten Mitgliedern nicht und die Herren beschränkten sich darauf zu kritisieren statt dem Redakteur durch Lieferung gediegener Bei- träge seine Aufgabe zu erleichtem. Die Mitarbeiter des Handels- blattes aus den Kreisen der Verbandsmitglieder kann man an den Fingern abzählen. Außerdem sind Herrn Beckmann permanent Hände und Füße gebunden, da es nicht nur an den notwendigsten Mitteln zur Ausgestaltung des Handelsblattes fehlt, sondern er auch gezwungen ist, die meist inhaltlosen Berichte der einzelnen Verbandsgnippen ungekürzt aufzunehmen. Trotz mancher Meinungs- verschiedenheiten, die gelegentlich zwischen mir und Herrn Beckmann bestanden haben, habe ich ihn als ehrenwerten und tüchtigen Kollegen stets hochgeschätzt. Fast auf der ganzen Linie der großen allgemeinen Vereine scheint es rückwärts zu gehen. Es ist dies im Interesse des Garten- baues lebhaft zu bedauern. Leute, die zeitlebens noch nichts für ihre Fachvereine getan haben, fühlen sich oft berufen, auf den Jahresversammlungen das große Wort zu führen, die Tätigkeit der Vorstandsmitglieder, die im Interesse der Allgemeinheit ihre oft auf- reibenden ehrenamtlichen Posten begleiten, herabzusetzen, sie sang- und klanglos zu stürzen und dadurch die Vereine schwer zu schädigen. Wer den Undank der Welt am eigenen Leibe erfahren will, der lasse sich in einen Vereinsvorstand wählen. Wenn man auf den Jahres- versammlungen nur diejenigen zu Worte kommen ließe, die den Nachweis erbringen können, daß sie nicht nur ihren Vereinsbeitrag bezahlt, sondern auch ihre sonstigen Pflichten als Mitglieder in jeder Weise erfüllt haben, mit ganzer Kraft für die Erreichung der ge- steckten Ziele eingetreten sind, so würde es um die Sache der deutschen Gartenbauvereine besser bestellt sein. Max Hesdörffer. Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin. In der Augustversammlung zeigte Herr Ukonomierat Bolle durch seinen Garteniuspektor, Herrn Greinig, ein Obstsortiment von der Plantage Marienhain bei Cöpenick. Die geradezu prachtvolle Entwicklung der Früchte läßt die Wirkungen der Berieselung, die besonders in diesem Sommer so schrecklichster Dürre segensreich war, sofort erkennen. Ich habe Früchte gleicher Sorten von unbewässerten Bäumen gesehen, die nur ein Schatten der Bolleschen waren. Herr Hiller, Obergärtner des Herrn von Mendelssohn in Grunewald, hatte blühende Lilium auraium vorgeführt, die von guter Kultur zeugten. Recht interessant hätte ein Vortrag über winterharte Rho- dodendron werden können, wenn der Vortragende. Herr Garteninspektor Weidlich von Boi'sigs Garten in Berlin, zweiter stellvertretender Vorsitzender, etwas redegewandter wäre und sich besser präpariert hätte. Über einige wichtige Fragen, wie Entstehung der winterharten Sorten etc., hat der Redner zu wenig gesagt, obwohl es ihm an der Hand des Gartenweltartikels in No. 45 des VIII. Jahrganges, der Anspruch auf allseitige Beachtung hat, ein leichtes gewesen wäre, sich ausführlich daniber zu äußern. Immerhin waren einige Be- obachtungen, die Herr Weidlich zum Besten gab, sehr interessant. Ob er mit seiner Behauptung recht hat, daß es, so weit er zurückdenken könne, bei uns schon immer winterharte Rhododendron gegeben habe, möchte ich dahingestellt sein lassen, um.somehr als Herr Weidlich eine Anzahl nur bedingt winterharter Sorten genannt hat, die also nicht überall winterhart sind, wie „Julius Riipell\ .,Prinxessin Louise-'-, „Kate Wafcrer", „Oabriele Liebig'^ u. a. Ein sehr wichtiger Umstand ist der, daß die Rhododendron vor der Blüte am voi-teilhaftesten zu verpflanzen sind, also im Frühjahr. Das Verpflanzen zu anderer Zeit, selbst im Herbst, stört die nächste Blüte, während das andere Verfahren den Flor wesentlich fördert. Von großer Wichtigkeit ist es ferner, die alten Blütenstande nach der Blüte auszubrechen oder aus- zuschneiden, damit die damnter befindlichen Augen, die mei.st zu 5 bis 6 vorhanden sind, austi-eiben. Unterläßt man das Ausbrechen, so bleiben die Knospen schlafend. Von den jungen Trieben läßt man bei kräftigen Pflanzen drei, bei schwächeren zwei Triebe oder einen Trieb stehen. Das Verpflanzen während des Triebes ist nicht Die Gartenwelt. IX, 1 Gräben gezugeu, die e Erde ist Heideerde und Hornspänen auf zu empfehlen. Sehr wesentUch ist auch das gründUche Bewässern und das Düngen der Pflanzen. Um große Exemplare, man nicht verpflanzen kann, werden Gräben gezogen, mit neuer Erde gefüllt werden. Best mit Gartenerde vermischt, mit Kuhdung Haufen gesetzt, im Sommer tüchtig mit Wasser und Jauche be- gossen und mehrfach umgesetzt. Der beste Standort j ist freie Lage in voller Sonne. Es empfiehlt sich, die Khododendrou in kleine Ver- tiefungen zu pflanzen, damit sie leicht zu bewässern sind. HeiT Brodersen empfiehlt die ßhododendron für Fasanengehege, für die sie viele Vorteile bieten, und erwähnt, daß die Holländer regel- mäßig vor der Blüte verpflanzen und die neuen Triebe, damit sie nicht durchtreiben, mit einem besonderen Messer dui chstechen. Die zu bepflanzenden Beete werden in Holland vorher mit einer Schicht Schlamm aus den Gräben bedeckt, die den Rhododendron sehr zusagt- Der Verein bewilligte eine große silberne und eine bronzene Medaille für den Gartenbauverein für Steglitz und Umgegend für die PrämiieruDg schöner Balkon- und Fensterdekorationeu. Die Be- wertungskommission verfolgt in Steglitz die nachahmenswerte Praxis, nicht nur die angemeldeten Dekorationen, sondern alle vorhandenen zu bewerten und nach Verdienst auszuzeichnen, was viel zur Fördening der auf Verschönerung des Straßen bildes hinzielenden Bewegung beiträgt. W. Tscheuke, Berlin. Tagesgeschichte. Darmstadt. Eine Gartenstadt wird demnächst in der Nähe von Sprendlingen, einer Station der Main-Neckar-Bahn, entstehen. Der Wohnungsgesellschaft „Buchschlag'' in Frankfurt a. M. wurde mit Genehmigung des Großherzogs vom hessischen Fiuanzministerivyn ein Waldterrain von 30 ha zum Kaufpreise von 1 Mk. pro qm zur Anlage einer Villenkolonie überlassen. Von Prof. Pützer-Darmstadt wird ein ParzeUierungsplan entworfen, in dem u. a. Kirche, Schule, Postamt, Gas- und Wasserwerk, Badeanstalt etc. voigesehen sind. Durch eine besondere Bedingung in den Verträgen ist jeder Boden- wucher für alle Zukunft ausgeschlossen ; durch den billigen Gelände- preis wird die Anlage geräumiger Nutz- und Ziergärten möglich gemacht. Für eine wirklich geschmackvolle Bauweise soll ebenfalls Sorge getragen werden. Da das betreffende Gelände zum Familienbesitz des großherzog- lichen Hauses gehört, so gebührt dem Landesfürsten, durch dessen Entgegenkommen viele Menschen in die Lage versetzt werden, sich ohne große Opfer ein eigenes Heim zu erwerben, doppelter Dank. Möchten dieser Gartenstadt viele andere in allen Gauen unseres Vaterlandes folgen. Da die Vorteile der vorerwähnten Gründung hauptsächlich Frankfurt a. M. zugute kommen werden, sckreitet man in Darmstadt zur Bildung einer „Garteustadt-Gesell.schaft". Den Platz zu einer Ansiedelung großen Stiles soll hier die herrliche Gegend bei Traisa, kaum ^^ Stimde von der Stadt im Odenwald und am Eingang der Bergstraße gelegen, bieten. Man hofft, Künstler, Architekten und Behörden dafür zu gewinnen, daß das ganze Land, den von Darmstadt ausgehenden neuen Bestrebungen gemäß, einheitlich ausgebaut wird. Auch hier soll ungesunden Bodenspekulationen ein Riegel vorgeschoben werden. Man daif mit Recht auf die Entwicklung der Gartenstadt- Frage gespannt sein. Für die „Gartenkünstler'' unter den deutschen Landächaftsgärtnern erwächst da ein großes Arbeitsfeld. Umsomehr tut es not, daß auch sie einmal über „neuere Bestrebungen" und „einheitlichen Ausbau" nachdenken. W. L. Leipzig. Für das Jahr 1905 sind zahlreiche gärtnerische Neu- anlagen in Aussicht genommen. So auf dem Platze vor dem Künstler- hause, längs des regulierten Pleißebettes, auf dem Geliertplatze und in der Promenade der Kronprinzenstraße. Die Gesamtkosten für diese und zwei .ludere Projekte belaufen sich auf etwa 23 700 Mark. Preisausschreiben. Berlin. Die Stadtverordneten bewilligten zur Erlangung von Entwürfen für den im Norden der Stadt auf dem Gelände der jetzigen Wurzelberge zu schaffenden Nordpark für die drei besten Entwürfe Preise von 5000, 3000 und 2000 Mk. Über die Art der Verteilung soll eine besondere Kommission der Parkdeputation ent- scheiden. Die Magistratsvorlage wird nach kurzer Debatte angenommen, Die Preise sind so gut dotiert, daß auf eine umfangreiche Be- teiligung gerechnet werden kann. Hoffentlich gelingt es unseren befähigten Landschaftern, aus der sicher scharfen Konkurrenz mit Ai'chitekten als Sieger hervorzugehen. Wir werden auf diese An- gelegenheit zurückkommen. Kongresse, Versammlungen. Deutscher Pomologen- Kongreß in Dfisseldorf. Während der internationalen Obstausstellung in Düsseldorf findet vom 7. bis 12. Oktober der Kongreß deutscher Obstzüchter tmd Pomologen, sowie die Generalversammlung des deutschen Pomologenvereins statt. Bis jetzt sind fijr diese Sitzungen nachstehende Vorträge vorgesehen: Stand und Entwicklung des Obstbaues in der Rheinprovinz (Obst- bauinspektor Schulz -Bonn); Die Entwicklung des Baurawärter- Ausbildungswesens und zeitgemäße Vorschläge zur Verbesserung des- selben (Dr. von Peter- Friedberg); Bodenlüftung und Gründüngung in ihrer Bedeutung für den Obstbau (Fachlehrer Pfeiffer- Oppen- heim a. Rhein); Anwendung der Bordelaiser Brühe zur Bekämpfung des Fusicladiums. Mit praktischen Demonstrationen (Dr. Schander- Geisenheim a. Rhein); Welche Lehren können aus der Düsseldorfer Deutschen Obstausstellung gezogen werden? (Redakteur Böttner- Frankfurt a. 0.) ; Welche Lehren können aus der Düsseldorfer inter- nationalen Obstausstellung gezogen werden? (Professor Reiohelt- Friedberg in Oberhessen). Die Vorbereitungen für diesen Kongreß liegen in der Hand des Direktors der landwirtschaftlichen Lokal- abteilung, Herrn Staatsanwalt Stupp in Düsseldorf, an den alle An- fragen zu richten sind. Gelegentlicli der Jubiläums -Ausstellung des Bezirks- Obstbau -Vereins „Oberes Elbtal" in Tolkewitz werden sich Sonntag, den 2. Oktober er., erstmalig nach 30 jährigem Bestehen die Mitglieder des Landesobstbauvereins zu einem Kongreß vereinigen, der vom Vorsitzenden des Direktoriums des Landesobstbauvereins. Herrn Amtshauptmann Dr. Uhlemann- Großenhain, eröffnet und geleitet werden wird und der u. a. einen Vortrag „Über den Nutzen der korrekten Formierung der Obstbäume", verbunden mit Demon- strationen und Lichtbildern, bieten wird. Auch an den übrigen Tagen sind Vorträge und praktische Vorführungen im „Einmachen von Obst" geplant. Die Jubiläums -Obstausstellung des Bezirks- Obstbauvereins „Oberes Elbtal" findet vom 30. Sept. bis 4. Okt. in den Räumen des Etablissements „Donaths Neue Welt" in Tolke- witz bei Dresden statt. Personalnachrichten. Hybler, Stadtgarteninspektor in Wien, wurde vom Kaiser Franz Joseph das goldene Verdienstkreuz mit der Krone verliehen, in Anerkennung der Verdienste, die sich Herr Hybler um die Aus- gestaltung der städtischen Anlagen erworben hat. In persönlicher Audienz wurde Herrn Hybler vom Monarchen großes Lob gezollt, daß er es verstanden habe, die Anlagen in dem heißen Sommer so frisch zu erhalten. Reimers, Garteninspektor, Inspektor des Parks und Gartens der Frau Etatsrat Donner in Ottensen, ist vom Großherzog von Mecklenburg-Schwerin der Hausorden der Wendischen Krone ver- liehen worden. Tiedjens, A., bisher städtischer Gartentechniker in Aachen, wurde zum ObergUrtuer und Gartenbaulehrer der landwirtschaftlichen Schule zu Hagen i. W. für die Kreise Hagen-Stadt, Hagen-Land und Schwelm ernannt. Veriuiwortl. Redakteur: Ma Berlin. — Verlag Schmidt Sc Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Buchdr. Gntenberg. ustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 8. Oktober 1904. No. 2. Xachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Orchideen. Coryaiitlies leucocorys Rolfe und Peristeria aspera Rolfe. Von B. Othmer, Kg!. Garteninspektor, München. (Hierxu x-wei Abbildungen.) Cyoryanthes leucocorys Rolfe ist eine neuere Ein- führung aus Peru, die wohl zuerst bei Linden in Brüssel blühte. In der äußeren Tracht ist diese seltene Pflanze einer mittelgroßen Stanhopea ähnlich. Die Scheinknollen sind etwas schlank, gerieft, (.las Blatt ein wenig gefaltet, kurz gestielt, breit, zugespitzt. — Die hochinteressanten Blüten erscheinen an abwärts gerichteten, straffen, ca. 20 cm langen Stielen. Sie sitzen meist einzeln oder auch seltener zu zweit. Die, wie bei den Stanhopeen, zarteren Kelchblätter sind auf gelblichem Grunde rotbraxm gestreift, die paarigen Blumen- blätter sind weiß mit purpurnen Flecken. Die Lippe ist leicht purpurn gefärbt und dunkel piu^pur gefleckt, auf weiß- lichem Grunde. Die eigentümlich sackartige Lippe dient zum Auffangen des von der Pflanze so reichlich erzeugten Honigs. Es soll vorkommen, daß der Sack der Lippe bis zum Über- fließen gefüllt wird. Das Gedeihen der Coryanthes gehört zu den seltenen Freuden des Orchideen-Kultivatem-s. Entweder gehen die Pflanzen bald nach Import zugrunde, ohne erst einmal geblüht zu haben, oder aber kurz nach der Blüte an Erschöpfung. Sie sind eben eigensinnig und haben sich bislang noch nicht lange halten lassen. Woran mag es liegen, an geringer Wachstumsenergie oder am Hunger? Man pflanze sie in die für die epiphytischen Orchideen allgemein übliche Mischung und lasse ihnen dann an Wärme, Luftfeuchtigkeit und Sonne möglichst viel zukommen. Vielleicht gelingt es so, vielleicht regen auch mit Vorsicht verabreichte Nälu-lösungen zum Wurzelmachen und damit fi-eudigerem Wachsen an. Peristeria aspera Rolfe., Abbildung Seite 14, aus Venezuela ähnelt der oben erwähnten Coryanthes. Sie ist eine etwas eigensinnige Art, welche dem Pfleger manche Sorge zu bereiten pflegt. Die Scheinknollen sind 9—12 cm hoch, kegelförmig; die Blätter kurz gestielt, breit, gefaltet, von wenig derber Textur, etwa 30—40 cm lang. Die Blüten dieser Art sind an kurzem, fleischigem, abwärts gebogenem Stiele in dichter Gartenwelt. IX. Coryanthes leucocor\-s. Krankfurt a. M, für die „Gartenwelt" photog-r. aufgen. 2 Die Gartenwelt. IX, 2 Traube zu etwa zehn angeordnet. Sie sind rundlich, halb- geöffnet fast wachsartig, gelblichbraun mit dichten rötlichen Streifen. Die Lippe ist dunkler gefärbt, besonders der vordere verbreiterte Lappen. Die kurze, dicke Säule trägt an der Spitze jederseits einen etwas flügelartigen Ansatz. — Wie schon im fünften Jahrg. Seite 126 für die dort abgebildete P. elata empfohlen, liebt auch diese Art eine nahrhafte Erdmischung, der vor allem grobfaserige Lehm er de zugesetzt sei, insbesondere aber auch sehr reichlieh Wärme, Luftfeuchtigkeit und Be- lichtimg, sowie während der Wachstumsperiode gelegentlichen Guß aufgelösten Kuhdungs. Die Buheperiode sei möglichst lang andauernd. Landschaftsgärtnerei. Einiges über Bach- und Teichuferpflaiizen. Von Gartentechniker Hans Liebert, Xn No. 37 des achten Jahrganges der „Gartenwelt" beschrieb Herr Obergärtner TheodorSchweizer in Zürich den Sumpf- uud Wasser- ten von Dr. Vouea in St. Äubin (Neuchätel). Ich fand jedoch in dieser Beschreibung, daß dieser Wasserpf lanzeugarten wohl wunderschön sein mochte, jedoch für den Landschafts- gärtner wenig von Bedeutung sein kann, da er eigentlich nur botanisch wichtige Gewächse zu beherbergen scheint, unsere ein- heimischen Sumpfpflanzen aber fast völlig ausschließt. Und ge- rade diese braucht doch der Land- schaftsgärtner fast ausschließ- lich für unsere Parks und Gär- ten, um letztere den heimischen Verhältnissen entsprechend zu gestalten. Da können wir nicht das subtropische Adiantum Ca- pillus Veneris, wenn es auch in Mitteleuropa fast völlig winter- hart ist, neben unsere einhei- mische Typha latifolia setzen, oder gar die ostsibirische hym- phaea pygmaea neben unsere einheimische N. alba. Das ist eben nicht natürlich und daher nicht brauchbar für unsere Gärten, die doch zumeist der WirkUchkeit entsprechen sollen ! Es sei mir daher gestattet, eine heimatliche Bach- uml Teiohuferszenerie, wie sie der Landschaftsgärtner verwenden kann, zu besprechen. Ehe ich zu denOewäciisen unsererTeieb- ufer übergehe, muß ich zuerst logischerweise die Pflanzen der Bäche besprechen, da ja erst ein Bach da sein muß, ehe sicli die Wasserpflanzensameu ein Teich bilden kann. Da zum grüßen Teil mit Schwimmvor- richtung voreehen sind, können wohl dieselben Gewächse, die am Bache wachsen, auf den Teich übergehen, aber nicht umgekehrt, da das Wasser bekanntermaßen nicht den Berg hinauffließt. Von dieser Regel sind natürlich unsere Windblütler ausgenommen. Beim Bach müssen wir den eigentlichen wilden Gebirgsbach und den ruhigen, träge dahin- fließenden Bachlauf der Ebene unterscheiden. Der Geb stürzt wild und regellos über massige Felsblöcke dahin, bildet häufig Wassej-fälle und Kaskaden und hat meist ein felsiges Bett und eben- solche Ufer. Daraus ergibt sich schon, daß wir an derartigen Wasser- läufen wenige Pflanzenarten vorfinden, da diese in dem rissigen und zerklüfteten Gestein herzlich wenig Nahrung finden. Hier sieht man fast nur Farnkräuter und einige wenige Stauden, Moos überwuchert die Felsen und hie und da fristet wohl auch eine Konifere oder eins unserer Laubgehölze des Waldes ein kümmerliches Dasein. Sobald aber der Bach etwas weniger zügellos dahinfließt, finden wir schon eine üppigere Vegetation. Saftiges Gras wuchert an den Ufern, die Farnkräuter entwickeln sich hier zu riesigen Exemplaren, hier und da erblickt man schon Weiden, EUem etc., auch wächst die Zahl der Stauden beträchtlich. Der sehr gekrümmte Bachlauf der Ebene, der naturgemäß träge seinem Ziel zuwandert und kraftlos jedem kleinen Hindernis ausweicht, fließt schon durch üppige W^iesenflächen, verschwindet zeitweise in einem Gebüsch und bildet wohl sogar kleine Inseln. Hier sieht man auch schon die stolzen Schwertel oder Iris, das Pfahlrohr, Äntfido Dmiax, das Teichrohr, Phragmites communis, mit seinen langen, spitzigen Blättern und rotbraunen Blütenrispen, die Ufer-Segge, Carex r-iparm, die große Segge, C. maxima, und mancherlei Stauden. Die Pflanzenwelt des Teichufers ist sehr viel- gestaltig. Fast alle unsere Baumarten, ausgenommen vieUeioht einige wenig Feuchtigkeit liebende Arten, die aber höhere, felsige Uferstellen krönen mögen, ge- deihen ja am Wasser und locken durcb ihre malerische Form in der Spiegelung des Wassers den Beschauer zu eingehender Be- trachtung an. Hier sieht man die gelben Blüten der Teich- lilie, Iris Psetid -Acorus, das 1 ohrartige Glanzgras, Phalaris unmdinacea, weiter den Wasser- knöterich, Pobjgowiim amphi- lihon, mit seinen purpurroten IJlütenähren, den breiten Rohr- kolben Typha latifolia, unsere hulische und wirkungsvolle gelbe Sumpfdotterblume, Ca Witt pa./2*s- tris. den ästigen und einfachen Igelkolben Sparganiu?n ramo- .•ante als schöne gelbblättrige Abart der Livistoii'i rhiiiri/sts (Latania borbonica\ Geonoma gracilis und inijfi ri'dis. Kiiifiii sandrriaiia und Alberti, sowie Cha- macdorin .liruhrri/ii. Dali die prächtigen Chamaedoreen mit ihren liamliusrelnaitigen dünnen Stänimchen so gänzlich von den Ausstellungen und aus den Kulturen verschwunden sind, ist recht bedauerlich; sie würden entschieden zu den gern ge- kauften, sich im Zimmer gut haltenden Palmen gehören. Auch Geonoma, Seaforihia, Caryota, Areca und andere verdienen es in großer Zahl auf den Markt gebracht zu werden. Auch die Firmen W. Stoffregen, Dortmund, und Carl Oser& Co., Diez a. L., führten viele Palmen vor,'' von denen ich es dahingestellt sein lasse, wie lange sie schon von den Ausstellern kultiviert waren. Die Palmen wurden fast noch in den Schatten gestellt durch andersartige tropische Blattpflanzen. Bei diesen handelt es sich aber meist um Pflanzen, die bei ims zwar auf Aus- stellungen angestaimt, aber im gewöhnlichen Leben nur selten und ausnahmsweise gekauft werden. Für den Zimmer- gärtner haben sie keinen Wert; für große Dekorationen sind sie zu hinfällig und in kleinen Exemplaren für Jardiniei-en, sowie für Schnittzwecke zu teuer. In Belgien mögen diese Pflanzen einen gewissen Markt haben. Hierher gehören Dracae)ia gonidiana, D. godseffiana und I>. sanderiana. Die beiden letzteren hatte L. J. Draps-Dom, Laeken, in der Orchideenhalle in wahren Riesenexemplaren vorgeführt. In seiner Gruppe befanden sich noch Riesen von Plalycerium grande, Maranta kumeriana, Nephititis picturaia, Anthurium ivaroqueanum, die herrliche Ileliconia illustris, Phyllotaenium Lindenii, Aletris Litidemi und diverse Dieffenbachien. AuchW. Winkelmann, Rodcnkirehen, zeigte solche belgische Schaupflanzen, untermischt mit FIcns radirans fol. var„ Poa trivialis variegata, einem herrliehen weißbunten Gras für Jardiiiieren, Asparagus Sprcni/m Sehauptlanzen, Pandanus Iliipli.^lii mit uriinon, gelbstreifigen, unbewehrten Blättern, seltene Farne und andere Gewächse. Auf gleiche Stufe mit bunten Ardiiloen und ähnlichen bunten, prunkvollen, aber leicht ver- gänglichen Blattpflanzen sind die buntblättrigen Dracaenen, richtiger Cordylincn, zu stellen. Vor zwanzig Jahren gehörten sie zu den gesuchtesten Blattpfhuizon und wuixlen in Deutsch- land zahlreich kultiviert, noch zahlreicher aber aus Belgien eingeführt. Sorten wie Baptistii, imperialis, amabilis imd terminal is rosea waren volkstümlich; heute will niemand mehr IX, 2 Die Gartenwelt. etwas von ilinen wissen. Von den ausländisclien Ausstellern buntblilttriger Schaupflanzen sind noch tinser deut- scher Landsmann C. Petrick, Gent, und L. van Houtte pere, Gent, zu nennen. Die Alibildung- S. 19 unten zeigt im Vonlergiiiml o'itwn T.'il der Pflanzen des lotztgriianii(.-n Aii>st.'ll.'rs; darunter liefnndon sich SlrrliCi'i injinae in Blüte, Lycojiiii/i/nii /'iniiilifiiiiin/i als Ballon ge zogen, ilrs^.Mi (Iriin Irlihaft, an Grypto- meriit jajHfinrn erinnert, Alocasien, Piiyllotaenien, Maranten, ferner Oycadeen und Nepenthes, letztere in wahren Prachtsorten mit Kiesenkannen. Eine Hälfte der Petrickschen Gruppe zeigt imtenstehende Abbildung. Sie enthielt recht beachtenswerte Farne, wie Nephro- lepis davallioides plumosa und Darallia cpiphylla mit sehr langstieligen und haltbaren Wedeln, ferner die von der herrschenden Jloderichtung völlig vor- drängten Dioffenbachien in den Sorten nmoena. Baiisei^ Bumannü und i/mi/Ni/ini, sämtlich buntl)lättrig, Maranten, Bro- meliaceen, l'l'i V(.n Yiin mit wachswoißen Blumen, aus dem Chapai-ral emporhoben. )&s war ein prachtvoller Anblick, ebenso schön war der Blick von der Höhe in das in fii.sches Grün gekleidete Tal des Kern- Ri\*er, welches von steilen felsigen Bergen eingeschlossen wird. Nach mehrstündiger Fahrt gelangten wir an den Fuß des Gebii-ees. An den unteren Abhängen traten nun andere Bäume nml Sti.'iihhi'r auf, so z. B. die interessante ./i<»();e?7«s califormrii uiiW ij/urms Douglasü, von Sträuchern bemerkte ich verscliitidfiic Enogonum und Tetradymia stenolepis; darunter wuchsen Massen von Opuntia basilaris. Als wir den Kern -River erreichten, fanden wir den Fluß stark angeschwollen und mit Mühe und Not wurde das linke Ufer erreicht, längs dessen der Weg wieder talaufwärts führte. Wir passierten schöne Farmen, in denen die Obstbäume in voller Blüte standen, imd welche ihre Existenz künstlicher Bewässertuig verdanken. Gegen Abend erreichten wir den Walkerpass, über welchen ein Weg in die Mojäve -Wüste führt, durch welche die Fahrt gehen sollte. Der Walkerpass führt über den südlichsten Teil der Sierra Nevada. Es ist ein trockenes, sehr spärlich bewaldetes Gebirge und hat Wüstencharakter. Die dünne Bewaldung besteht aus Pinus monophylla und Juniperus californica. Da, wo Wasser ist, findet sich Pojntlus Freniontii, ver- schiedene Weidenarten und Fraxinus coriacea. Ferner finden sich hier an gewissen Stellen interessante Wüsten- und Felsensträucher, von denen ich Foresiiera neomexieana, Purshia glandulosa, Andibertia incana, Salaxaria mexicana besonders hervorheben will. Wie fast überall im Wüsten- gebiet, wächst auch hier Artemisia tridentata. Von Kakteen bemerkte ich Opuntia echinocarpa imd basilai-is, welche bis nach Nevada verbreitet sind. Auf halber Höhe des Passes, „Canebrake" genannt, wurde Halt gemacht und ich beschloß für zwei Tage hier zu IX. Die Gartenwelt. 29 kampieren, um die interessante Flora, welche zur Hälfte aus Einjährigen besteht, kennen zu lernen. Leider sind auoh Cojoten oder Heuhvölfe hier sehr, häufig und in der Nacht wurden wir öfters durch das Geheul dieses frechen Gesindels aufgeweckt. An einem schönen, sonnenklaren Morgen wurde aufgebrochen. Ein sehr sandiger Weg führte an einem halli- trocknen Bache dahin imd nach vierstündiger Fahrt hatten wir die Paßhiihe er- reicht. Von hier er- schloß sich ein sehr interessanter Ausblick über die zu Füssen sich ausbreitende Mo- jäve-Wüste, wel- che von fast baum- losen, rötlichen oder fast schwar- zen, felsigen Ber- gen durchzogen wird. Besonders schön präsentier- ten sich die kah- len Kuppen der El Paso Range im« 1 der Argus- Bergi' Ferner sah man Teile der vulka- nischen CosoMts-, aus deren grau- rötlichem Felsgt;- stein sich die dun- kelbraunen bis schwarzen er- loschenen Krater, welche für dieses Gebirge so cha- rakteristisch sind, emporhoben. Sehr merk- würdig sehen die Stellen aus, wo die Lavamassen über die Bergab- hänge herabge- flossen sind und sich in die Wüste ergossen haben. Man glaubt, die- selben seien von Wolken beschattet, während die hellen Teile der Gebirge im vollen Glanz der Sonne erstrahlen. Von der Paßhöhe ging es ziemlich steil bergab. An den Abhängen stand Yticca arboresce7is , die Baum -Yucca der Mojäve-Wüste, in stattlichen Exemplaren. Dazwischen wuchs Larrea mexicana Moric, ein Strauch, der in der ganzen Sonora- region des südlichen Wüstengebietes in großer Menge wächst und für dasselbe sehr charakteristisch ist. Ferner Daka Urwaldpartie, im Vordergrund Cyathea punga. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Firmnntii, ein schön blühender Wüstenstrauch, und an alkali- lialtigiMi Stollen Strauchchenopodiaceen. An einer Quelle wm-de für i'iiio Stunde Halt gemacht, alsdann ging es weiter hinab in die Wüste, die zwar baumlos ist, aber von Larrea mexicana auf weite Strecken bedeckt wird, wie wir bereits gesehen haben. Gegen Abend erreichten wir Indian Wells, wo eine alkalische Quelle aus einei Hohle hei \ Ol klimmt In- diuiWdls istPost- stiti in lui die Post \ uAI.ju. bisKee- It 1 im Owenslake, auf den ich spatei 7uspiechen komme Es befindet sich eine Lehmhütte hiei und ein Coral fui die Pfeide ImHintei- guind ei heben sich die kahlen Felsen- zacken dei Sieira und daiuber wölbt sich der blaue Him- mel Califoiniens Das ganze bie- tet ein Bild -von wundeibaiem Reiz Wir vei brachten hier die Nacht und biachen am näch- sten Morgen zeitig auf da wii einen sein best ln\ 01 liehen Weg zui uckzulegen hatten, welcher quer duich die Wüste nach den Argus Mts. führte, die ich besuchen wollte. Die Argus Moun- tains sind eine fast baumlose Gebirgs- kette des südöst- lichen Californien, bestehend aus erup- tiven Gesteinsarteu, Granit, Diorit und Porphyr und durch- brochen von vulka- nischem Gestein. Nach einer sein- beschwerlichen Fahrt durch die Sandwüste erreichten wir den Moiintainspring Canon, durch den der Weg in das Herz des Gebirges führt. Wir rasteten ein paar Stunden an einer Quelle, die von einer einzelnen Weide beschattet wurde, alsdann fuhren wir- weiter bergauf. Nach kurzer Fahrt wurde die kleine Station Argus erreicht, die damals aus einem halben Dutzend Stein- hütten bestand, die von Goldgräbern bewohnt waren. Die Gartenwelt. IX, Ausstellungsberichte. TNTE:RNflTlON/1LE@KUNST-®flüS5TElLüNG U. GR055E©G/1RTENBflU-@yqU55TEÜ=UNQ [V] ©DÜSSELDORF©© 190V© [^ V;^ VOM 1. .~1A1- 23. OKTOBER Vj/ Vom Herausgeber. Die Internationale Herbst -Ausstellung. III. Sonstige Handelspflanzen. (Hierxu eine AbbildiiiKj.) Icli unterscheide zwischen Schau- und Handels- Iiflanzen. Unter Handelspflanzen fasse ich alles zusammen was auf dem Markte gesucht ist und von den breiten -Scliiehten der Bevölljerung, die auf das Zimmer uml den Garten angewie- sen sind, gekauft wird, sowie das- jenige, was der Blumenbinder je- derzeit brauclien kann und bevor- zugt. Unter den Handelspflanzen- ausstellern nali- men die Frank- furter Spezi- alisten einen ehrenvollen Platz ein. Die Erika, Cyclamen und Farnkulturen der Frankfurter er- freuen sich im ganzen Reiche eines vorzüglichen Eufes. Meister in der Cyclavienkwl- tur ist Julius Kropff, Frank- furt am Main, der übrigens auch vorzügliche Lomaria, Cordylinen und Palmen eigener Kultur vorführte. Die besten Cyclamen der Aus- stellung waren die von Jul. Kropff, C. F. Buch und A. Ruthe, sämtlich Frankfurt a. M., prachtvolle Schaupflanzen, die gerade zu blühen begannen. Remontantnelken, die sich sehen lassen konnten, zeigte Wilh. Schlerff, Frankfurt a. M. ; mit vorzüglichen Erica, vorzugsweise E. gracüis, waren die Frankfurter Handelsgärtner Buch, Kropff, Ruthe und Schlerff vertreten. Ruthe zeigte auch schöne Handels- farne. Als Aussteller winterharter Eiica in landschaft- licher Anordnung tat sich Georg Arends, Ronsdorf, hervor. Beherrscherin der großen Handelspflanzenhalle war un- bestreitbar die Firma Jak. Beteram s Söhne, Geldern. Wenn diese Firma auf dem besehrittenen Weg weiter schreitet, wird sie dem Absatz der Belgier nach dem Rhein- lande schweren Abbruch tun. Die rheinländischen Firmen sind nun einmal bis heute noch auf den Bezug aus Belgien angewiesen; die größeren dortigen Firmen besuchen alljährlich Gent und Brügge, \un die Pflanzen waggonweise einzukaufen. Reise, Fracht und Zollspescn verloueru die Einkäufe und es Blick in die Halle für „Gartenkunst" ist eigentlich unbegreiflich, daß die Rheinländer nicht schon früher Großkulturen von Palmen und Blattpflanzen aufgenommen haben. Neben Erica, Aralien, Kamelien,' Araukarien, Citrus, Musa Ensde, Aucuba japonica und Palmen ver- schiedenster Art in marktgängigen Größen, alles eigene Kultur, zeigte diese Firma auch ihre für Deutsehland neuen Lorbeer- kulturen vom einjährigen Steclding bis zum dreijährigen Bäumchen mit Kronenansatz. Die zweijährigen Stecklinge wiesen anderthalb Meter Stammhöhe auf, angehende Pyra- miden waren in fünfjährigen Kulturpflanzen vertreten und alle diese Pflanzen zeigten, daß man auch im Rheinlande mit Erfolg Lorbeerkultur betreiben kann. Gute Araukarien zeigten noch Carl Oser & Co., Diez, F. Wiche, Düssel- dorf-Bilk, und F. Tanner, Düsseldorf, Ehrenstraße. Die besten Ficus elasiica führte Mathias Schmitz, Düsseldorf, vor. Früher war diese Ficus eine Allerweltspflanze, heute ist sie so gut wie ver- schwunden aus den Kiüturen. Die Bfr Begonien, die auch nicht mehr lecht gehen wol- len, waren in schonen Gnippen vorhanden, so von Karl Kremen- dahl Remscheid, dei die Rexsorte Maiqms de Fe- lakla in schönen gedrungenen- • Pflanzen, daneben noch Begonia Ctedneu u. disco- loi gebi icht hatte. L J Diaps-Dom, Lieken zeigte die auf der linken Hälfte des Bildes Seite 19 in No. 2 sichtbaren Schau- pflanzen von ^s- pidistra elatior fol. rar. Die grünen und die bunten Asjiidistra sind Handelspflanzen, die, wenn man sie hat, etwa so abgehen wie die warmen Semmeln bei den Bäckern. Leider hat sie niemand, weil sie nicht so rasch wachsen wie Coleus und Kohlköpfe. Aus der großen Zahl von Handelspflanzen-Ausstellern seien noch herausgegriffen Josef Wirtz, Düsseldorf mit hervorragenden Remontantnelken in Schaupflanzen der Sorte „PreÄ. CariioC; Otto Krüger, Stockum bei Düsseldorf, mit Solaiiia)i Pseudo-Caj}sieum mit Früchten, auch eine Handelspflanze, die man aus der Rumpelkammer hervorholen sollte; G. & H. van Thiel, Düsseldorf, zeigten eine Kollektion sehr schöner, aber un- glücklich arrangiei'ter Ampelpflanzen; Wilhelm Mehlem, Düsseldorf, 7?ca:-Begonien, speziell die schöne Sorte „Luise Closson", deren Patin ich in der Gärtnerei ihres Vaters in Lüttich auch in persona als Schönheit kennen gelernt habe; Viktor von Oven, Cöln-Merheim, großes Begonia Rex- Sortiment, vollblühende Liliwii liniri/dlium ulliinu und roseutii; F. Tanner, Düsseldorf, zeigte .\hin!< l.iiidnnr. Kranz Eich- ung, Kaiserslautern, bunte ( i/jhidj/ui/un Juhumn, starke IX. Die Gartenwelt. 31 Schaupflanzen; Wasem & Lobermeyer, Ahlemer Turm bei Hannover, starke Asparagua Sj/rengeri; Karl Oser&Co., Diez, schöne Farne, die harte Dracaena Bruaidi in jirachtvoller Kultur, Asjjiirai/i(s plunwsics nanus und S/nriiiirn in Fracht- pflanzen; \V. Holtmann, Düsseldorf, rhiiiih,„in ,;iiHi,sis als blühende Tiiiifpfkinzen; Otto Kiihrig. Alin'iisliurg bei Hamburg, Bcgonia In/brida „Gloire de Lorraine-' grmidiflora alba; Jean üiehl, Hretzenhoini bei Mainz, bunte ,1s/)/- distra und I'liilodcndroii pcrliisutn eigener Kultur, sowie Ficus elastica. Die Aussteller waren zahlreich, der Raum ist zu knapp, um auf jede Einzelheit eingehen zu können, aber rühmend sei noch hervorgehoben eine reiche Kollektion tropischer Nutz- jiflanzen der Hofgartendirektion Karlsruhe (Gartendirektor Graebener). Unter Graebeners Leitung sind die Gewächs- häuser des Großherzoglichen Hofgartens, botanischer Garten genannt, wahre Schatzkästlein geworden, die manchem staatlichen botani- schen Garten vor- bildlich sein könn- ten. In einem gros- sen flachen Glas- kasten, dessen In- halt in der Orchi- deenhalle viel be- wundert wurde, zeigte Herr Grae- bener, der sich als Hybridisateur einen festgegrün- deten Ruf erworben hat, seine kraft- strotzenden Sone- rila oricntalis-JlyhTklen Sie sin 1 hart und reichblühend D i Zuch ter hat sie hier im achten Jihi gang, Seite 219, vorgefühlt Dil zweite Hälfte dieses Ghskistens hatte L. J. Draps-Dom, Laeken gleichfalls mit buntblätti-igen Kleinodien des Warmhauses gefüllt, und zwar mit Pflänzchen aus den Gattimgen Sonerüa, Bertolonia, Bertonerila und Eriocema. Diesen buntlaubigen Raritäten der Orchideenhalle hätte man die buntblättrigen Zwerge der Orchideenfamilie, die Vertreter der Gattung Anoectochüus, gegenüber stellen sollen, die ich unter ihren stattlich liliihenden Schwestern sehr vermißte. Von ihnen sagt der selige Stein mit Recht, daß sie „durch die Pracht ihrer Blätter die Freude des Besitzers, durch die Schwierig- keiten der Kultur das Kreuz des Gärtners" seien! Ich habe aber in Belgien schon Praehtpflanzen dieser Orchideen gesehen, die mir den Beweis geliefert haben, daß die Schwierigkeit in der Kultur in der Hand des fähigen Gärtners ein über- wundener Standpunkt ist. Eine wirkliche Glanzleistung bildete schon in Rücksicht auf die vorgeschrittene Jahreszeit eine herrliche Gruppe hochstämmiger Rosen in vollem Flor, die besten Sorten enthaltend, von Jul. Renneberg in Godes- berg und Remagen. Zum Nachdenken forderte ein überaus i'eichhaltiges Blumenzwiebelsortiraent von J.W. Beisenbusch, Dorsten i.W., wohl der ältesten deutschi'ii Hlumenzwiebelhandliuig, heraus. Hier fanden wir ZwirlMln und Knollen von Kleinoden vne Ostrowskija magnificn. Iris pirsira und alafa, Gloriosa superba, Be£;onia hxbiida d pl Ong:inaIaufnah 'Proparoliiiii Irirolur. S/inraria, Bahiana, Brodiaea, Pancratium, solteniM- i'nriiihilis. (':iiiiiissi,i , < 'nlochortus, Ariim \i. a. Wann wird einnial (li>' Kultur mjIiIht I'flanzenschönheiten, die freilich keine Handelspdanzen im landläufigen Sinne sind, bei uns aufgenommen werden? Herrschaftsgärtnern, die einmal etwas anderes als Hyazinthen und Tulpen zeigen wollen, seien diese Sachen empfohlen. Es sei noch eines belgischen Künstlers gedacht, des Orchideenmalers A. Goddens in Auderghem. Die Orchideen- aquarelle dieses Künstlers können sich wahrlich sehen lassen; er führt nicht nur den Pinsel mit vollendeter Sicherheit, sondern er hat auch ein scharfes Auge für die intimsten Reize der Blumen, wodurch seine Aquarelle so hoch über jenen mancher anderer Blumenmaler stehen, bei denen sich alles um das dekorative Beiwerk dreht, während sie die Blumen, welche sie malen sollen, nicht richtig sehen können. Damit auch die Gartenkünstler zu ihrem Rechte gelangen, bieten wir auf S. 30 noch einen Blick ^ in die Halle der "> ^ Gartenkunst mit ^ "^ , dem den Mittel- punkt bildenden stark verschnörkel- ten Blumenbeet. Er- gänzend sei noch nachgetragen, daß zu den Stauden- ausstellern auch Julius Schar- lock, Arnswalde, gehört, dessen Stau- den eine gute Ent- \Mfklunf, erlangt haben, während seine an einem Abhang aus- gepflanzten Gehölze unter der Dürre des Sommers Not leiden mußten Herr Junge in Hameln legt Weit darauf, festgestellt zu sehen, daß sein an sich hoch- interessantes Staudensortiment landschaftlich nicht zur Gel- tung kommen konnte, weil ihm der leitende Ingenieur der Ausstellung statt des ihm ursprünglich zugesagten günstigen Platzes schließlich eine beschränkte Ecke zuwies, die vielleicht für den zehnten Teil der ausgestellten Staudon ausreichend gewesen sein würde. Garten- und Obstbau-Ansstelliin*; fiii- die Provinz Brandenbnrg in Ebei'swaide vom 3. bis 11. September 1904. Von W. Tscheuke, Berlin. JJer Gaitenbauverein Ferouia in Eberswalde wollte die Feier seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens durch Veranstaltung einer Ausstellung würdig begehen. Der Verein hatte sich viel vorgenommen als er es unternahm eine Pro\-inzial-Ausstellung zu veranstalten, und es ist erfreulich zu sehen, daß seine BemühuDgeii einen bedeutenden Erfolg zu verzeichnen hatten. Die Ausstellung war von Handels- und Privatgärtnern, Obstzüchtern und Obstliebhabern recht reichlich beschickt. Hier hatten sich viele Handelsgärtner ein Stelldichein gegeben und der gemütliche Ton, der allenthalben herrschte, ließ darauf schließen, daß man zum friedlichen Wettbewerb und zur Die Gartenwelt IX, 3 Abwicklung von Geschäften zusaniniengekommen war. So eine kleine Ausstellung vermag die Fachkreise häufig weit mehr zu interessieren als ein groß angelegtes Ausstellungsunternehraen, das Aussteller aus allen Teilen des Reiches und des Auslandes heranholt. Die kleinen Ausstellungen dienen dem Bedarfe der engeren Heimat und zwar sind es in der Hauptsache die Konsumartikel der gärtnerischen Kulturen, die hier gezeigt und gehandelt werden. Der Handelsgärtner, der ausstellt, weiß ja, daß das Interesse des Publikums ihm erst in zweiter Linie Nutzen bringt. Die meisten Besucher bringen es wohl zu staunenden Ahs und Ohs, aber das wird wohl in den meisten Fällen ihr ganzes Interesse am Gartenbau sein. Anders bei den besuchenden Kollegen. Diese kommen mit der Absicht um zu kaufen, um ihre Bestände zu ergänzen, und so wird in aller Stille ein Umsatz erzielt, der sich über das ganze Gebiet der Provinz erstreckt. In Eberswalde war die Obstschau recht fesselnd, besonders da einige Aufgaben zahlreiche Lösungen gefunden hatten, die interessante Vergleiche zuließen. Die. Aufgaben 99 und 101 ver- langten Sortimente von Äpfeln und Birnen, nicht über 20 bezw. l.ö Sorten, welche in der Gegend des Ausstellers die höchste Rente Pelargoniiim peltatum „Leopard abwerfen, wobei auf richtige pomologische Benennung Wert gelegt wurde. Aufgabe 99 war für Genossenschaften, Aufgabe 101 für Emzelaui^Nteller offen. Zusammen mögen sich 25 Aussteller daran beteiligt haben. Die am meisten vertretenen Sorten waren der „Orareiislciner", der ,,Priiixi'ii(fpfel". der „Cliarlamowshy", die „Wintcr-Oul(l]iuniiäni". ili,' „/.„iidslicri/ir Rrhutti" und die anderen Reinetten, wir „ijntiir /nur.usisrl/,". „liiircliunlls-", „Ananas-", „Spital-" und „'iraßr Cissr/rr UniirUf" . Uli' Ausliilduug der Früchte war oft recht verschiedenartig, was besonders beim „Charlamowsky" auffiel. Im großen und ganzen war die Größe der Früchte normal, aber auf den Ei-nteausfall im allgemeinen kann man daraus i.i. I,t m lilL-Ren. Von Birnen waren „ IT7///-//».v rhrisfhirne", „Difls l'mlli ihiiiii", „Najioleons Bb", „Busen FInsi hniliimr" und die „(iiili' Louise niii Avranehes" am häufigsten Mitiitin, ilanobon konnte man noch ein Dutzend andere Sorten sehen, darunter auch einige alte französische. Die Sortenschilder trugen auch den A''ermerk, wieviel von der betr. Sorte abzugeben sind. Nach meiner Zusammen- stellung der vorhandenen Angebote wurden seitens der Aussteller in den Aufgaben 100, 101 und 102 23000 kg Äpfel und über 10000 kg Birnen als abgebbar bezeichnet. Der am meisten angebotene Apfel war die „Winter- Qoldparniäne" mit .5700 kg und der „Oi-avensteiner" mit 2650 kg. Von den Birnen wurde „Boscs Flaschenbirne" mit 2400 kg am meisten angeboten, allerdings entfallen 2000 kg auf einen Aussteller (Lorberg). Die Aufgabe 106 lautete auf ein Sortiment von Kernobst-Sorten, die für Zwergbäume (bes. Buschobst) geeignet und auf solchen gezogen sind. Hier zeigte Johannes "Wulff, Lankwitz eine recht hübsche Kollektion, aus der von Äpfeln der „Adersleber Cahill", der „Schöne von Boskoop" mit prächtigen Früchten, der „gelbe Bellefleur", „Baumanns Reinette", „CeUini", .jW-inter-Ooldparmäne'-'-, von Birnen „Clapps Liebling" und ,,Liegels Wititer-Btitterbirnc^^ hervorgehoben seien. Auch Meier, Meilen bei Zossen, und Blauert, Vietz an der Ostbahn, und versch. andere beteiligten sich an dieser Aufgabe. Unter den Äpfeln und Birnen, die sich für Straßenpflanzungen eignen sollen (Aufgabe 105), sah man den „Rheinisc/ien Bohnapfel", den ..Boikenapftl-\ die ,,Cham- pagnen-einette, die „Winter- Goldpamiäne^K den „geflammten /reißen Cardinal-\ unter den Birnen „Prinxessin Mariechen", „Oute Louise von Avranehes", „Esperine" u. a. Eine hübsche Kollektion Pfirsiche zeigte Ad. Krahnast aus Werder a. H , ein schönes Sortiment Schal- obst F. Palmie, Zossen. Er hatte auch ein Sortiment Stachelbeeren in Sägespänen zu konservieren versucht, was aber nicht gut geglückt ist. TorfmuU wäre besser gewesen. Von den postfertigen Ver- packungen waren die Wellpappkistohen am besten, die F. W. Kind-Angermünde zeigte. Er hatte ein famoses weiches Papier ver- wendet, das Abfall von dem zu Servietten verarbeiteten japanischen Papier zu sein schien. In der Gemüseabteilung hatte Herr Balke, der von Randowsche Obergärtner, die Aufgabe 73 für die reichhaltigste Samm- lung gut kultivierter Gemüse, und Auf- gabe 77 für Küchen- und Gewürzkräuter wirklich vortrefflich gelöst. Das Sortiment Zwiebeln, Mangold, Petersilienwurzeln, To- maten, welches dieser Aussteller neben Möh- ren, Schwarz- und Hafenvurzeln, Topinam- bur, Kohlrabi, Sellerie, Bohnen etc. etc. zeigte, war wirklich sehenswert. Die Samm- lung der Küchenkräuter begriff fast alles in sich, wie den Ysop, die Bruunenkresse, die Gartenkresse, den Esdragon, den Dill, den Wermuth, die Weinraute, den Beifuß, die Salbei u. a. Die Vorführung des Herrn B. Ruthe, Vietz a. d. Ostbahn, war insofern sehr be- achtenswert, als der Aussteller Gemüse- im Großen vorführte, die in der Gegend gut gedeihen. Da ist das ,.Blankenhurger Weißkraut''^ Abbild. Seite 33, als ertragreiche, feste Köpfe bildende Sorte zu nennen, die stets höhere Preise erzielt, ferner der mittelfrühe „dunkelrote Berliner Rotkohl'', Abbildung Seite 33, mit schön dunkelroten, festen Köpfen, die „Berliner schwarxroie Roterübe'' mit tiefdunkelrotem Fleische und die sohwaizrote „Aow plus ultra", gleichfalls schön dunkelrot und gute Erträge liefernd zu nennen. Von den Kartoffeln war die für Massenbau selbst in magerem Boden sich eignende „Prof. Dr. Merker" vertreten und die in gutem Boden so dankbare „lange weiße'- und „la^ige blaue Sechsicochen- Kartoffel." Der ..Berliner Markt-Porree" hält den Winter ohne Decke aus und ist daher für die Gemüsegärtner der beste. Auch die übrigen Darbietungen waren beachtenswert. Unter den Warm'iau^|iflan?.tn konnte man die gangbarsten Farne, darunter sehr --ili A'lnnilinn. Selaginellen, Asparagus tenuissimus u. a., und Piilinr,, \ri,rlii,.,lener Aussteller, wie H. Ditt- mann, Eberswalde, Otto Dubt;, l'alkenberg bei Grünau, C. Hae- recke, Eberswalde, Laudes-Irrenan.stalt, Eberswalde, (Ober- gärtner Flügel), sehen. Von den Kalthauspflanzen sind Asparagus Sprengeri und Begonien in ziemlicher Anzahl gezeigt worden. Von Sorten für den IX. 3 Die Gartenwelt. 33 sonstigen Topfgewächsen waren bemerkenswert die englischen Pclar- gmiium peltalttm-Soiieu von Severin in Kremmen. Die schön catt- leyenfarbige „Leopard"'- mit liellei Zeichnung verdient volle Beachtung (Abb. S. 32). Sie soll aber schwach rankend sein. Da aber die Färbung und Zeichnung außerordentlich schön ist, wird diese Züchtung und eine .Anzahl ähnlicher wohl doch Verbreitung finden. Die von Severin gezeigten Dahlionblumen, besonders die Sorte ,,Pitcs X", waren wirklich schön. — Die in Handelsware gezeigten Topfgewächse wie Cyclamen, Pelargonien, Hortensien, Myrten, Fuchsien u. a. waren gut, boten aber nichts bemerkenswertes Neues. Cyclamen waren schon in voller Blüte vorhanden, was meines Erachtens eher ein Nachteil, als ein Vorteil ist. Man will die Cyclamen lieber um Weihnachten herum in Vollflor haben. — Sehr hübsch wirkte im Freien ein Beet von der Knollenbegonienhybride „Frau Helene IIarms"\ ausgestellt vom Züchter W. Harms, Falkenberg i. d. Mark, Abbildung Seite 31. Die schöne gelbe Farbe der gut gefüllton Blume und der reiche Flor, verbunden mit gedrungenem Wuchs, werden dieser vorjährigen Neuheit zahlreiche Freunde zuführen. Auch die blauen „Apollo- Aster"'-, die Carl Haerecke, Eberswalde, zeigte, waren sehr hübsch. Diese Züchtung und die nachstehend genannte ., Waldersee- Astem"' .scheinen das zu halten, was der Züchter Martin Gras- hoff von ihnen versprach. Das Beet von Waldersee-Astern war in dem jenseits der Straße liegenden Teile der Ausstellung, wo die Baum seh ulerzeugnisse untergebracht waren und wo man bepflanzte Vorgärten und mit Blumen geschmückte Fenster an Kulissen sehen konnte. Die Vor- gärten kann ich nicht loben : ihre Einrichtung und Anlage war trotz reichlich verwendeten Pfianzenmaterials kleinlich, und besonders häßlich wirkten die in „schön geschw-ungener Linie verlaufenden Alles in allem bot die Ausstellung eine Fülle des Sehenswerten und sie wird deshalb bei denen, die sie gesehen haben, in angenehmer Erinnerung bleiben. Sie wurde von llOOÜ zahlenden Personen besucht. ^Jlk ^A ^^ni^ ff^j^^^S s.« ^^^^ ^^^^^^^^^Hf^ii^ '"^^ii Berliner frühestes Rotkraut. Originalaufnahme für die „Garlenwelt". AVege'- einzelner. Dagegen waren wirklich tadellose Baumschulartikel vertreten. Die Baumschule von H. Lorberg in Biesental war in umfa.ssender Weise mit Koniferen, Fonnobst und sonstigen Obst- bäumen, hochstämmigen Johannis- und Stachelbeeren u. a. vertreten. Ganz besondere schön waren wieder die Stachelbeerhochstämmo von F. Palniie, Zossen, die trotz des voraufgegangenen heißen und trockenen Sommers eine, wenn auch nicht so üppige Entwickelung zeigten wie die in Steglitz seinerzeit vorgeführten, aber doch in kurzer Zeit zu stattlichen Exemplaren herangewachsen waren. Schön waren auch die hochstämmigen und niedrigen Rosen von A. Hülse in Wriezen a. 0. I)i( )ll;iii(li Rosen. Itosa rugosa als Hoclistainni- iiiiterlage. Vuu Arpad Mühle, Rosenzüchter, Temesvar (Ungarn). Anknüpfend an den Artikel des Herrn 0. Jacobs- Weiten- orf in der Nummer ,51, Seite .592, des achten .Talirgangs Blankenburger Weißkraut. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". dieser Zeitschrift, möchte ich ebenfalls meine diesbezüglichen Erfahrungen hier zu Nutz und Frommen der Rosenhochstamm- Kultivateure niederlegen. Im Frühjahre 1902 erhielt ich von einer deutschen Exportfirma 50 Stück Hochstamm-Rosen zur Probe eingesandt, welche tadellose Kronen und ebensolche Stämme aufwiesen, ebenso ließ die Bewurzelung nichts zu wünschen übrig. Die Stämme waren allerdings nur einen Meter hoch, doch sehr kräftig und mit ungewohnter Borke versehen; ich erkannte sofort, daß es sich hier um eine i?M(/osa-Unterlage handelte, auf welcher diese starken Kronen wuchsen. Die Naclifrage ergab, daß diese Rosenhochstämme holländischer Herkunft seien und sofort erging meinerseits an zirka 35 holländische Firmen die Umfrage, ob ich einige Tausende von dieser be- wußten 7&(/osa-Unterlage erhalten könne. Hierauf gingen fünf ablehnende Antworten tmd zwei Offerten ein, alle anderen Anfragen blieben unbeantwortet. Im vergangenem Herbste ließ ich in der Husumer Plantenbeurs ein Inserat einschalten, in welchem ich diese Unterlage in größeren Mengen zum Kaufe suchte, und so ward ich nach vielem Bemühen Besitzer von 1500 Stück dieser so viel versprechenden und sehnlichst ge- wünschten Hochstammunterlage. Die Pflanzen kamen mitten im Winter bei scharfem Froste an und waren tüchtig festgefi-oren, was ihnen jedoch nicht im mindesten schadete. Es waren zumeist alle einjährige, gutbewuvzelte, schöne Exemplare; eine Partie von 150 Stück ließ ich als fertige Hochstämme eben- falls mitkommen, und allem Anschein nach versprachen diese ki-äftigen Exemplare das Schönste und Beste. Diese fertigen Hochstämme ließ ich bei günstigem Wetter sofort pflanzen, 34 Die Gartenwelt. IX. 3 ohne einzudecken; alle anderen einjährigen Exemplare wurden radikal zusammengeschnitten und jedes Zweiglein verwendet. So erliielt ich zirka 5000 kräftige Stecklinge, welche Ende Februar auf gutvorbereiteten Boden in Reihen gesteckt wurden. Das heurige trockene Frühjahr (wir hatten vom 26. März bis 10. Juni keinen Troijfen Regen), ebenso der abnorm heiße und fürchterlich trockene Sommer (abermals 2 Y-» Monate ohne jeglichen Regen) hat bei uns alles, was im Herbste oder zeitig im Februar gepflanzt wurde, erbarnningslos zu- grunde gerichtet, so daß ganze Quartiere von Buxus, Coniferen, Obstsetzlingen etc. aus den Baumschulen als Mumien auf den Komposthaufen wandern mußten — kurz das Wetter war ganz dazu angetan, um meinen mit so viel guter Hoffnung gesteckten T^M^rosa-Stecklingen einen derben Streich zu spielen! Doch zu meiner größten Freude trieben fast sämtliche Steck- linge aus und nur den ganz trostlosen und heißen Sommer- monaten ist es zuzuschreiben, daß zirka ein Fünftel der ge- steckten und angetriebenen Rugosen zugrunde ging. Von den gepflanzten 150 Stück Äw^osa- Hochstaramunterlagen blieb nicht ein Stück aus, sie entwickelten bei all dem heißen Wetter einen guten Trieb und waren im Vergleiche zu den Caninastämmen ganz großartig anzuschauen. Anfangs Juli wurden die Stämme okuliert und die eingesetzten Augen, mit Ausnahme derjenigen einiger heikleren Sorten, sind durchweg gut angewachsen. Im August, als ich die Augen untersuchte, gab der erste Stamm, den ich zu diesem Zwecke zur Seite bog, einen gelinden Knacks ab und mir blieb sofort ein Stück Stamm zu meinem nicht geringen Schrecken in Händen! Nun produzierte ich dieses Manöver bei sämtlichen Stämmen und die Hälfte der Stammzahl brach sofort in zwei oder gar drei Stücken herunter, so daß ich meinen Augen nicht trauen wollte! Die Ursache dieser argen Enttäuschung mit meinen Zukunftshochstämmeu , denn als solche habe ich sie mir schon gewaltig vorspiegeln lassen, war eine Art Bohrmade, welche sich au beliebigen Stellen des Hochstammes unter der Rinde festfraß und dann ihr Zerstörungswerk sjoiralartig, rings um den Stiimm herum, mit großer Gewissenhaftigkeit vollführte, wodurch eine Verdickung am Stamme auftritt und nach einigen Monaten der Stamm durch jede leichte Biegung, — auch bei starkem Wind, wenn die Kronen etwas schwerer sind — vollständig abbricht, so gründlich, als wenn er aus Glas wäre! Mein Bestürzung war groß und sofort ging ich in die Rosenscliule, wo die jungen Quartiere der Rugosenpflanzungen stehen, — und untersuchte sämtliche StecklingspDanzen, sowie auch die au.sgepflanzten Originalr pflanzen und zu meinem Leidwesen fand ich dieselbe Gefahr überall reiclilich vertreten. Fast überall traf ich mehr oder minder angebohrte Triebe, die, sobald man sie zur Seite bog, ebenso wie die fertigen Hochstämme, abbrachen. Es mag an dem Auftreten dieser Krankheit auch unsere abnorm trockene und regenlose Jahreszeit ein gut Teil Sehidd tragen — jedoch war mir das heurige Jakr insofern vollkommen erwünscht, als ich mich, bevor ich noch im großen Stile die Rugosa- Pflanzungen, auf welche ich so viel Hoffnung setzte, betrieben habe — von der ünbrauchbarkeit dieser Sorte noch beizeiten vollends überzeugen und meine vielen anderen Roseuuntorlagen auf ilu'e Tugenden und Untugenden gründlich studieren konnte. — Angenommen , daß die liugosa- Stämme in kühleren Himmelsstrichen, z. B. Holland, Nord- deutschland etc., diesen fürchterlichen Verheerangen nicht ausgesetzt sind, was ich mir jedoch nicht gut denken kann, und dies eventuell in günstigen Jahren bei uns in Südungarn auch nicht der Fall wäre, und ferner angenommen, daß man diese Unterlage bereits ausschließlich für die Hochstammzucht verwenden würde und daß man schon seine ganzen Vorräte auf Eugosa veredelt hätte — so könnte ein einziger solcher Sommer wie der heurige schier unersetzliche Verluste in den Hochstamm - Quartieren anrichten! Ein einziger gewaltiger Sturm könnte sämtliche Stämme mit ihren schweren Kronen zuschanden machen ! Schließlich ist das Holz der EugosaSorte an sich sehr spröde, fast glasig, so daß nach einigen Jahren die Biegsam- keit der Stämme wohl sehr nachlassen würde. Ich denke mir das Eindecken solcher mehrjähriger Hochstamm rosen als eine sehr heikle Arbeit, welche nie ohne namhaftere Verluste vor sich gehen würde. Auch ist der Trieb und die Saftzirku- lation bis anfangs August vollkommen beendet, weshalb bis zu dieser Zeit alle Okulationen vorgenommen sein müssen, denn später lösen die Stämme schwer oder gar nicht — was bei den Hundsrosenstämmen nie der Fall ist, die man hier getrost bis Ende September noch okulieren kann. Die leichte Vermehrung der Eugosa-SoTte, das schnelle Wachstum, die prächtigen zweijährigen, fertigen, bis 2 Meter hohen Hochstammunterlagen ließen diese Sorte wahrlich als Ideal für die Hochstammzucht erscheinen, wie man es sich nicht besser wünschen könnte. Von einigen Mängeln wie geringe Biegsamkeit, überreiche Bestachelung usw. könnte man getrost absehen, denn vollkommen auf Erden ist ja bekanntlich nichts — doch, da sie dermaßen dem Ungeziefer ausgesetzt ist, ist diese sonst so schöne Rugosa-Sorte für wärmere Gegenden vollkommen unbrauchbar. Es wird eben nach all den vielen Versuchen, welche auf die Gewinnung einer möglichst ki'äftigen, raschwachsenden und dauerhaften Rosenhochstamm-Unterlagensorte abzielen, die Schlußerkenntnis immer dieselbe bleiben, daß man die gewöhnliche Canina durch keine andere Sorte weder ersetzen noch verdi'ängen kann. Nene Kletterrose „Blusli Rambler". V'üu Richard Anker, Addison Nursery in West-Kensington, England. Dei der Unmenge von NeueinfUhrungen speziell auf dem Ge- biete der Rosen ist es schwer, wii'khch wertvolle Sorten, die als dank- bare Handelspflanzen dauernd auf dem Markt verlangt werden, heraus- zufinden. Voriges Jahr biachte die Firma Benjamin R. Cant & Sons, Colohester eine Kletterrose in den Handel, welche ich Gelegenheit hatte, auf einer Schau der Roy. hört. Sog. zu betrachten. Es bandelt sich liier um eine vortreffliche Rose, die in allen Teilen den Ansprächen ent- spricht, die an eine wertvolle Rank - Rose gestellt werden. Kein Wunder, daß ihr bereits 8 Ehrenpreise in England zuteil wurden. Im Wuchs gleicht sie der „Crimson Ratnbler" -Rose. Die Blüten erscheinen in großen Dolden, sind beinahe einfach imd voll- kommen rund. Wenn sie sich offnen, zeigen sie ein entzückendes Rosa, leicht weißlich .schattiert nach der Mitte zu, aber sobald sie vollkommen geöffnet sind, nimmt die ganze Blüte ein zartes Rosa an, was Uir eine große ÄhnUchkeit mit einer Apfelblüte verleiht. Diese Rose hat einen sehr angenehmen Duft, eine Eigenschaft, die nur wenige Kletterrosen aufweisen. Die Varietät ist natürlich vollkommen winterhart. Die Pflanzen nehmen in sehr kurzer Zeit beträchtliche Größe an, und sind deshalb für Wände, Säulen, Hecken und Bögen zu empfehlen. Die Sorte blüht sehr reich und ihre Blüten sind besonders widoretandsfähig gegen Wind und Regen. IX. 3 Die Gartenwelt. ßemerkiing zu dem Artikel „Die Biographie der weißen Marechal Niel-Rose". U 111 Irrtüiiioru vorzubeugen, sehen wir uns durcli den in Nr. .") 1 und 52 des aoliton Jahrgangs der „Gartenwelt" veiöffentliciiten Artiiicl des Herrn Blau veranlaßt, darauf hinzuweisen, daß Herr Franz Deegen bereits vor vier Jaliren sein Geschäft verkauft und .sich zur Kühe gesetzt hat. Die von Herrn Blau angesclinittene Streitfrage hat also mit unserer Firma nichts zu tun, sondern ist eine 8 — 10 Jahre zurück- liegende Privatsache zwischen dem Rentier Herrn Franz Deegen und dem Vater des Herrn Blau. Unsere Firma legt, nachdem die weiße Marechal Niel-Rose nun- mehr langst eingeführt und allen Liebhabern bekannt ist, durchaus keinen übertriebenen Wert mehr auf die Bezeichnung „Deegens iceißc Mdi-ccImI Xiet\ unsertwegen könnte die Kose getrost auch ..ülniis iiiißr \liii 1 r//al-NieP^ heißen, wenn nicht der Name „Z>ee(/(?»2s H-ei'/ii ,!/((/. '/„,/ A/,/-' durch jahrelangen Gebrauch eingebürgert wäre. W a^ IUI uliiiL^iMi den Angriff gegen Herrn B'ranz Deegen jr. betiifft, SU stammt doch zugestandenermaßen (siehe VHl. Jahrg. No. 51, Seite 608), die Rose aus den Kulturen des Herrn Franz Deegen jr., weshalb ihm die Züchterehre nicht abgesprochen werden kann. Franz Deegen jr. Nachfolger. Nachschrift. Wir bringen diese Bemerkung, obwohl an den Ausführungen in No. ')1 und 52 des vorigen Jahrgangs der „Garten- welt" durchaus nichts zu berichtigen ist. Der gesamte Briefwechsel des Herrn Franz Deegen jr. in der Angelegenheit der weißen Marechal Niel-Rose liegt uns im Original vor. W^er sich dafür in- teressiert, kann ihn in unserer Redaktion einsehen. An den Aus- führungen in der „Gartenwelt" ist also nicht zu rütteln und jeder Unbefangene wird uns darin beistimmen, daß nur der Handelsgärtner Blau in Münchenbernsdorf als Züchter der weißen Marechal Niel- Rose zu gelten liat. Es ist ja jn gärtnerischen Kreisen allgemein bekannt, daß zahlreiche Züchter hervorragender Neuheiten des lieben Geldes halber auf den Züohterruhm verzichten müssen, indem sie ihre Züchtungen an kapitalkräftige Firmen verkaufen, die sie dann oft unter Verschweigung des Züchternamens einführen. Da aber die Ansicht aufkommen könnte, daß der gegenwärtige Inhaber der Firma Franz Deegen jr. Nachfolger irgendw'ie mit den geschilderten Vorkommnissen in Zusammenhang stehe, so hielten wir es für imsere Pflicht, die vorstehende Erklärung zu veröffentlichen. In der Abhandlung in No. 51 und 52 der ..Gartenwelt" war lediglich von Herrn Franz Deegen jr. die Rede, der .seit vier Jahren Privat- mann ist, nirgends aber von der Firma Franz Deegen jr. Nach- folger. Die Redal{tion der Gartenwelt. Landschaftsgärtnerei. Gehölzgnippioriiiig in Rücksicht auf den Herbst. \'ind senkrecht in ein Hochtal abstürzt. Wir verbrachten die Nacht am Ufer des Owens-Flusses und fuhren am nächsten Morgen über Lone-Pine weiter nach 44 Die Gartenwelt. IX, 4 Independence, dem Hauptort von Inyo County. Das Städt- chen liegt dicht am Faße dei- steilen Felswände der Sierra, welche hier fast ohne Vorberge in das Tal abfallen. Von Independence ging es durch eine meist viilkanisclio Gegend nacli Big-Pine, wo wir uns nach rechts in die Inyoberge wandten. Von hier ging es langsam bergauf. Auf der Hölie bot sich uns eine wuntlerbare Aussicht auf die wie Kulissen sich ineinander schiebenden, mit frischem Schnee bedeckten Spitzen der Sierra, während sich gegen Norden die langen Rücken der White Mts., die ebenfalls weiß verschneit waren, präsentierten. Die „Weißen Berge" sind die sicli nach Norden ziehende Fortsetzung der Inyoberge, welche eine Höhe von über 3700 m erreicht. Bei dem Zolliiaus, das liier einsam am Fuße schroffer Felsen steht, wurde für zwei Tage Halt gemacht, die ich dazu benutzte, einige Touren in die nächsten Berge auszuführen. Am nächsten Tage besuchte ich die Berge auf der linken Seite der Paßhöhe. Ich fand die aus Scliiefer und Kalk bestehenden Berge bis etwa 3000 m Hohe dünn bewaldet mit Pitius monophylla, welche für die Inyoberge charakteristisch ist, und dazwischen Juniperus californica. An den felsigen Abhängen sah ich Opunlia rutila und basilaris und an Felsen den dem Cercus pJioeni- ccus ähnlichen C. mojavcnsis. Tags darauf machte ich eine andere Tour in die „Weißen Berge", wo ich die- selben Coniferen fand. Hier sah ich auch zum ersten Male die interes- sante Cowania me- xicana, einen zu den Rosaceen gehören- der Strauch und an Felsen Ckamaebatia Millr/nl kiesigen Abhängen der Berge blühte die scliönr /,( Pursh, einePortulacacee. Beim Durchstreifen einc> Pinus monophylla und Juniperus californica stieß ich a>if eine Anzahl Tipis (aus Ästen und Zweigen erbaute Hütten) der Pali- Ute - Indianer, welclie im südöstlichen Kalifornien leben. Die Hütten waren verlassen und walirscheinlich nur zur Zeit der Reife der Samen von Pitius monophylla, welche ein Haupt- nahrungsmittel der Indianer bilden, bewohnt gewesen. Um die Hütten lagen noch die Haken, mit denen sie die Äste herunterziehen, um die Samen zu ernten. Der nächste Morgen, ein heiTÜcher Maimorgen, sah uns auf dem Wege nach Deepspring- Valley. Der Weg führte anfangs bergan, dann über eine mit Pitius tnonophylla sehr dünn bewaldete Hochebene, welche sich allmählich hinab- senkte. Das Deepspring - Valley ist ein wüstenartiges Tal, nm- mit Sträuchern, meist Chenopodiaceen, bewachsen. Das Tal wird von Bergen eingeschlossen und an seinem unteren Ende befindet sich ein kleiner See, der von verscliiedenen Quellen gespeist wird, aber keinen Abfluß hat. In der Mitte Flg. An den ''iß erst geschehen, elie sie den Orchideen als Nahrung dienen können — so bieten sie den Orchideen nicht hinreichende Nahrung. Odontoglossum grande. Originalzeichnung für d (Text Seite „Gartenwelt". Dagegen besitzt gerade das halbverrottete Laub (lücht Laub erde, wie sie die Gärtner gebrauchen) jene Eigen- schaften, die es zum Pflanz- stoff für Orchideen sehr ge- eignet machen. Es ist ohne allen Zweifel reich an Nähi-- stoffen und dient auch den Orchideen in ihrer Heimat als Nahrung. Alle Orcliideen- sammler bekunden über- einstimmend, daß sich in dem Wurzelgeflecht der epiphy- tischen Orchideen fast immer ^ ein Voi-rat von Laub findet. Dann ist das halbverweste Laub auch sehr locker und durchlässig. Lauberde, d. h. zu Erde gewordenes, also vollständig verwestes Laub, ist bei der OrcWdeenkultur unver mischt ebensowenig tauglich, als llistbeeterde oder eine andere bessere Erde. Mau sollte überhaupt, wenn von Orchideenkultiu- die Rede ist, das Wort Lauberde vollständig fallen lassen und statt dessen den Ausdruck halbverwestes Laub ge- brauchen. Dann würde kein Anfänger in der Orchideen- pflege in-egeführt, so daß er seine Orchideen in Erde Die Gartenwelt. IX, 5 pflanzt, worin sie recht bald ebenfalls zu Erde werden. Aller- dings muß zugegeben werden, daß die Pflanzung in unver- mischtes Laub große Vorsicht im Gießen erfordert. Gießt man zu \äel, so werden die Wurzeln leicht faul ; gießt man zu wenig, so verkümmern die Wurzeln und es fehlt ihnen jene Frische, die man in einem mooshaltigen Pflanzstoifan ihnen bemerkt. Auch werden dann die Blätter gelb. Da nun in der trockenen Zimmerluft der Topfinhalt bei reinem Laubkompost sehr rasch austrocknet, so geht der Anfänger in der Orchideenkultur sicherer luid erleichtert sich die Orchideenpflege, wenn er 1/4 Laub und ^|^ Moos vermischt. Dieser Kompost ist sowohl gegen ein zu schnelles Austrocknen als auch gegen Versäurung ziemlich geschützt imd bietet den Orchideen, die wegen ihres langsamen Wachstums kein allzugroßes Nährstoffbedürfnis haben, Nahnmg genug. Sehr viel wird das Gedeihen der Orchideen in Laub auch beeinflußt durch die Art und Weise des Einpflanzens und durch das Gießen. Wenn man das Laub allzufest in den Topf drückt, so wird es zu wenig durchlässig und zerfällt auch rasch zu Erde. Bei lockerer Pflanzung dagegen ist es immer durchlässig und lufthaltig, und keine Orchideen- wurzel wird darin ersticken. Ich verwende das Laub beim Ein- topfen gegen alle Regel in ganz trockenem Zustande, weil es dann elastisch ist und ein zu festes Pflanzen nicht so leicht vor- kommen kann. Oben auf den Topf kommt dann eine finger- dicke Moosdecke, die ein allzu rasches Austrocknen des Topfinhaltes verhindert und den neuen Wurzeln eine sehr willkommene Vorkost ist. Nach dem Einpflanzen wird der Topf sofort reiclilich gegossen; später wird eine massige Feuchtigkeit (wähi-end des Wachstums) unterhalten. Die Ursache der Wurzelfäule bei den Orchideen ist nicht immer im Pflanzstoff zu suchen. Ein zu großer Topf, schlechte Drainage, zu häufiges und reichliches oder auch unzeitiges Gießen können jene Krankheit hervorrufen. Läßt man nach dem jedesmaligen Gießen die Töpfe bis zum ge- wissen Grade austrocknen, so kommt ein Faulen der Wurzeln, vorausgesetzt daß die Pflanzung locker und der Topf nicht zu groß ist, so leicht nicht vor. Einige Beispiele für erfolgreiche Kultur in Laul) mögen liier folgen. Im Juni 1902 erhielt ich von Herrn John in Andernach ein kleines, frisch importiertes Dendrohium wardianum ohne eine lebende Wurzel. Ich pflanzte es, wie oben besclirieben, ein. Nach einem Monat kam ein Trieb hervoi-, der im darauffolgenden Februar sieben Blüten brachte. Der nächste Trieb erfreute mich mit zehn Blüten. Anfang Mai dieses Jalires bezog ich ebenfalls von Herrn John eine frisch aus Brasilien eingefülu-te GatÜeya lab. autumnalis, ein Prachtexemplar mit vierzehn Bulben und zehn Blättern. Nach der Reinigung pflanzte ich diese Caltkya in Laub. Nach einigen Wochen begann die Bewurzelung. Heute haben die sehr zahlreichen Wurzeln schon den ganzen Kompost durchzogen, und die hervorgekommenen kräftigen Triebe er- wecken die Vermutung, daß die Catileya diesen Herbst noch blühen wird. In meinem bei Herrn John erschienenen Schriftchen „Die Orchideen im Zimmer" habe ich ein Beispiel dafür an- geführt, daß manche Orchideen in Laub auch viel reichlicher blühen als in Sphagnum mid Polypodium. Oncidium varicosum brachte an einer Rispe, als es noch in Moos und Farnwurzeln kultiviert wurde, gewöhnlich 60 — 70 Blüten; nachdem es aber zwei Jahre in Laub gestanden hatte, ent- wickelten sich 144 Blüten an einer Rispe. Nebenbei sei bemerkt, daß sich der Erfolg der Lauh- kultur erst nach Jahresfrist zeigt. Bezüglich der vielgepriesenen flandrischen Lauberde habe ich bei einem befreundeten Gärtner, der sie un ver- mischt für seine kleine Orchideensaramlung gebrauchte, folgendes beobachtet. In dem ersten Jahre wuchsen manche Orchideen, z. B. Lycasie Deppei und Skimier% Odontoglossum Imrryanum, pulchellum und noch einige andere Spezies äußerst üppig und brachten viele Blüten hervor. Nach und nach aber fingen die Pflanzen an zu kränkeln, sie bekamen faule Wurzeln. Also ganz dieselbe Erscheinung im Gewächshause, we sie Herr Jacobs an seinen Orchideen im Zimmer be- obachtet hat. Auch der betreffende Gärtner hat die flandrische Lauberde auf den Komposthaufen geworfen und seine Orchideen in grobes westfälisches Laub gepflanzt, worin sie schöne ge- sunde Wurzeln ti'eiben. Nach meinem Dafürhalten ist die flandrische Lauberde un vermischt viel zu fein, zu erdig und deshalb für die Orchideen nicht locker und lufthaltig genug. Will man absolut diese Erde, die sehr nahrhaft sein soll, als Kompost benutzen, so setze man einem Teil Erde drei Teile Moos zu. Diese Mischung wird sicher locker bleiben und nicht leicht schmierig werden. Was die Pflanzweise des Herrn John betrifft, die Herr Jacobs am Schlüsse seines Artikels beiläufig erwähnt, so hat sich Herr Jacobs durch die Moosdecke täuschen lassen. Herr .John verwendet in seiner Gärtnerei flandr. Lauberde in ausgedehnter Weise mit dem besten Erfolge. Rein wird sie gebraucht für Bletia und Calanihe, mit ^/^ Moos ver- mischt bei fast allen anderen Orchideen. Eine Ausnahme wird gemacht mit frisch eingeführtem Odontoglossum erispum. Dieses wird bis zur vollständigen Bewurzelung und Bildung eines neuen Triebes in y, Moos und 1/2 Farnwurzeln kul- tiviert, kommt dann aber in 1/2 flandr. L. und 1/2 Moos. Vahdeen, Aerides und ähnliche Orchideen werden in reines mit Topfsclierben vermischtes Moos gepflanzt. — In der Gärtnerei des Herrn de Langhe in Brüssel, der zuerst die Kultur der Orchideen in Laub versucht und mit großem Erfolge durchgefühi-t hat, werden noch heute, wie mir auf meine Anfrage in liebenswürdiger Weise mitgeteilt wui-de, alle Orchideen ausschließlich in Laub kultiviert. Wenn also bedeutende Orchideenzüchter durch reichliche Verwendung von Laub große Erfolge erzielen und zwar Jahre hindurch, so kann man das Laub auch ohne Bedenken im Zimmer als Kompost für Orchideen benutzen. Im Zimmer bedürfen die Pflanzen keines anderen Nälirstoffes wie im Gewächshause. Ein wichtiges Moment für die Gesunderhaltung der Orchideen im Zimmer ist die Zuführung frischer Luft. Fast den ganzen Sommer hindurch ist bei mir das Oberlicht der Fenster, an welchen Orchideen stehen, Tag und Nacht geöffnet. Die einströmende frische Luft, auch ein milder Wind, härtet die Orchideen sehr ab und verhindert durch Förderung der Verdunstung das Faulen der Orchideen- wui'zeln. In geschlossener Stubenluit gedeihen Orchideen ebensowenig wie Menschen. Zum Schluß kann ich es nicht unterlassen, allen Stuben- gärtnern die Pflege der Orchideen sehr zu empfehlen, weil ich diese Pflanzen für die besten und dankbarsten Zimmerpflanzen halte, natürlich nur unter den Händen eines wahren Bhunenfreundes, der sich die Pflege seiner Zöglinge mit ebenso großem Eifer wie richtigem Verständnis sein läßt. IX, 5 Die Gartenwelt. Odontoglossiim grande. Von L. Wolff, Fürstlicher Ilofgärtner in Margarethen a. M. (Hierxu eine Abbildung.) V ielfach b6rt man klagen, daß Odontoglossiim grande gainiclit oder nur wenig blühen will. Dies hat nur seinen Grund in der unsachgemäßen Behandlung der Pflanzen. Oft sieht man diese Orchideen an der wärmsten Stelle des Warmhauses aufgehängt, in der Triebporiodo fast vertrocknend, dagegen im Winter, in der Ruhe- periode, mit allem möglichen Dünger, vom chemisch reinsten bis zum unästhetischsten gegossen oder vei'gossen. Es ist oft zum wundern, wie lange so eine anne Pflanze diese Liebesgaben verträgt, bis dann endlich noch eine Bulbe im sechszölligen Topf von einer gewesenen Pflanze zeugt. Von Guatemala stammend, lieben die Odontoglossum grande eine feuchte, kühle Luft im Sommer, der Zeit der Wachstumsperiode, dagegen im Winter, in der Ruhezeit, eine kühle, mehr trockene Luft. Wir kultivieren unsere Pflanzen von Mai ab ganz im Freien auf Stellagen, die mit Fenstern zum Schutze gegen Regen bedeckt werden. Die Stellagen sind neben dem Fischerbach, der den Park durchfließt, aufgestellt und von hohen Bäumen beschattet ohne die Sonne ganz abzuschließen. Hier bleiben die Pflanzen bis in den Herb.st hinein stehen und erst. wenn die ersten Nachtfröste zu be- fürchten sind, kommen sie in ein Sattelhaus. Wir kultivieren unseren Bestand von nahezu 600 Stück in drei Sätzen, von Mitte September angefangen bis Ende Dezember und Mitte Januar blühend. Ks wird dies durch Zurückhalten des Triebes im Frühjahr erreicht, l'as Verpflanzen geschieht jedes zweite Jahr vor dem Triebe in eine Mischung von Lauberde, Peat und Sjihagnum. Die Hauptsache ist ein poröses, leicht Wasser durchlassendes Gemisch. Gegossen wird von dem Zeitpunkte an, wenn die Pflanzen in Trieb kommen bis zur Entwickelung der Blumen, dann folgt die T.ookenperiüde wahrend des ganzen Winters hin- durch, bei einer Temperatur von 10—12 Grad Celsius. Die Titel- seite zeigt eine Pflanze mit selten schönem Blütenstande, diese Pflanze brachte aus einer Bulbe vier Stengel, zwei rechts, zwei links mit zahlreichen Blumen. Obstbau. Der Soiiiraer des Jahres 1904. Von Heinrich Beuß, Übergärtner, -p^ Schwetzingen. XJk anhaltende Trockenheit des verflossenen Sommers hat in den meisten Gegenden unseres Vaterlandes zu berechtigten Klagen Anlaß gegeben. Die Trockenheit war in manchen Gegenden, so z. B. an der Bergstraße, derart, daß ein allgemeiner Wassermangel eintrat. Die Folge war. daß in einigen Städten ein Verbot gegen den Verbrauch von Leitungswasser im Garten erlassen wurde. In Wein- heim an der Bergstraße wurden Stiafen bis zu 50 Mark bei un- nötigem Wasserverbrauch ver- hängt. Nach solch außergewöhnlich trocknen Sommern bleiben unlieb- Strauch der Quitte „Wranjska Dunja" mit Früchten. Vom Verfasser für die „Garteawelt" photogr. aufgenommen. same Polgen im Obst und Gartenbau natürlich nicht aus. Besonders die Obsternte wurde vielerorts beeinflußt. Außergewöhnlich viel Fallobst gibt es, was mit Rücksicht auf den müßigen Pieis des Obstes in diesem Jahre und die zeitigere Ernte iil.rih:iii|ii. sehr unliebsani ist. Dazu kommt von selbst, hervor- gonifrii (liihli lliize lind Trockenheit, die frühere Reife, so daß viele Sorten schrmer Apfel und Birnen, die in anderen Jahren noch drei bis vier Wochen hangen durften, schon Ende August bis Mitte Sep- tember abgenommen werden mußten. Will man in solchen Jahren noch etwas aus dem Obst herau.s- schlagen, so ist man eben darauf angewiesen, die Bäume, welche starken Fall und gefärbte Früchte zeigen, baldigst abzuernten und die Früchte lagerreif oder besser gleich vom Baum zu verkaufen. Für das Fallobst findet sich ja mannigfache Verwendung und auch immer Abnehmer. Besonders in den südlicheren Gegenden, wie hier, macht sich der „kleinste Mann" gern sein Fäßchen Apfelwein, welcher ein billiger, gesunder und angenehmer Haustrunk ist. Leider kennt man den Wert eines solchen Getränkes in Nord- und Mittel- deutschland gar wenig und weiß eben den Vorzug und die guten Eigenschaften dieser Produkte gegenüber dem Bier noch nicht ge- nügend zu schätzen. Als weitere sofortige Verwendung vielen Fall- obstes sei Apfelbrei, Apfelgelee, Bimenschnitz, Kraut, Marmelade, Kuchen usw. erwähnt. Jedenfalls kann man bei regelrechter Ver- wertung des Obstes auch hier den durch zu viel Fallobst entstehenden Schaden, wenn zeitig eingreifend, bedeutend mildern. Das hängenbleibende Frühobst, welches also zeitiger als sonst zu pflücken wäre, nehme man mitnoch größerer Vorsicht ab, als ingünstigen Fällen. Man achte darauf, daß das Obst, nach Qualitäten geordnet, soi-gfältig in Hürden gelegt wird, damit es langsam nachreifen kaim. Ich habe hier Gelegenheit, eine ebenso praktische wie ein- fache Einrichtung von Obstkammern kennen zu lernen, auf welche Weise das Obst nur einmal in die „Hand-' genommen zu werden braucht und somit sehr wenig leidet. Die einzelnen Hürden sind wie Schubläden gearbeitet; der Boden besteht aus glattgehobelten Lättchen, welche je einen Abstand von 2 — 3 cm haben. Die Hürden selbst sind mit Handgriffen (ein- geschnitten) versehen und somit bequem für zwei Mann tragbar. Die Stellagen reichen vom Fuß- boden bis zur Decke und die Pfosten sind in Abständen derart auf beiden Seiten mit Falzen versehen, daß die „Schubladen" ungefähr nur 10 — 15 cm Abstand haben. Zum Sortieren zieht man die Hürde heraus und das Obst präsentiert sich auch dem Be- schauer besser in einfacher Lagerung und läßt trotzdem eine viel größere Ausnutzung des Raumes zu als bei anderen Obst- gestellen und Stellagen, wo man zum Hantieren mit dem Obst meist 40 — 50 cm Abstand lassen mußte. Eine doppelte, ja drei- fache Lagerung mußte dann Er- satz leisten. Diese obenerwähnten, hier üblichen Hürden wenlcu uh.^ti'.tt Körbe mit in die 0'i.-,t,u'arteu :'e- nommen, mit sorgS,l:i;4 s«. rticrteiri Obst belogt und im „Übstmagazin" in die Stellagen oder Regale eingeschoben. Die Gartenwelt. IX, 5 Minderwerte Qualitäten werden in Körben transportiert. Eine Hürde faßt annähernd 25 kg Birnen oder Äpfel. In diesem Herbst, wo eine sorgfältige Behandlung des zeitigeren Obstes zum Lagern erforderlich ist, erscheint mir dieser Hinweis recht angebracht. Hier war es nötig, schon am 23. August „Amanlis B. B." und die „Nationalbergamottc^\ einige Tage später die ^^Herxoyin von AngouUme-^ sowie schon am 12. August den ^,Kaiser Alexandcr'-- Apfel und den „Idolen Herbst Calvill" abzunehmen. Ferner war es nötig geworden, die Birnen ,, Chtte Luise v. Ävranches^'- (Hochstamm) und ,,Neiie Poiieau^^ (Hochstamm) und den „Herrenhäuser Prinxen- apfei^ Anfang September abzunehmen. „Winter Ooldparmäne'^ vom Hochstamm lagert auch bereits seit Ende August. Zwergobst hält im allgemeinen etwas länger an, doch warfen hier sogar größere Pyramiden (besonders Birnen) nach der langen Trockenheit und dem plötzlichen Wechsel dui'ch Eintritt starken an- haltenden Eegens sehr ab, was zur fi-ühzeitigen Ernte führte. Dieser plötzliche Wechsel hatte auch keinen günstigen Einfluß auf die Tafeltrauben. Man sah sehr viele der schönsten Trauben aufplatzen. Die diinnen Häute — eine Folge der langen, heißen und trocknen Zeit — vermochten dem durch plötzliche Wasserzufuhr eintretenden Schwellen der Früchte nicht zu widerstehen und zersprangen; eine dem Samenbruch (durch Oidium Ttickeri hervor- gemfene) ähnliche Er- scheinung. Man sollte in solchen Fällen ohne Schaden die überreiche Sattzufuhr durch Schrö- pfen etc. ablenken, was jedoch beim Weinstock jedenfalls nicht ganz ohne Schaden abgeht. Man versäume auc nicht, gerade nach einem solchen trocknen Sommer, die außerhalb der Gärten auf dem Felde und an Landstraßen stehenden Obstbäume (bes. späte Äpfel und Birnen) zeitig zu prüfen, denn das Obst erhält nach trocknen Sommern viel früher eine schöne Färbung, die Qualität wird ja doch selten so vollkommen und schön wie unter normalen Verhältnissen, man darf dann schou un- beschadet zeitiger abnehmen, als die Bäume dem Obstdiebstahl und der damit verbundenen Schädigung preiszugeben. wir in der Wranja- oder Bereozki-Quitte eine Schau- und Nutz- fruoht allerersten Ranges, die das ihr in No. 19 und 40 des achten Jahrgangs der ,,Gartenwelt" gespendete Lob vollauf verdient. I Lichte dt (Juitte „Wranjbka Dunja" Vorn Verfasser für die „Garti Nochmals: „Die serbische Quitte Wranjska Dunja". Von Hofgartendiroktor L. Graebener, Karlsruhe i. B. ün (Hierzu xtcei Ahhildimgen.) I uter dem Namen: „Quitte von Wranja" erhielt ich im Jahre 1897 von Herrn Oskar Bierbach, damaligem Obergärtner, jetzigem GartcninspektOT am botanischen Garten in Belgrad, mehrere Pflänzchen dieser von ihm in den schönsten Farben geschilderten Quittensorte. Schon vor einigen Jahren trugen sie die ereten Früchte, die unsere hiesigen Quittonsorten an GrölJe weit übertrafen. Nun aber die Pflanzen starker geworden sind, nehmen auch die Früchte immer an Grüße zu, und jede Frucht wird etwa ein Pfund schwer. Die vor mir liegende größte Quitte ist 530 Gramm schwer, IS'/j cm hoch und hat 31 cm Umfang; sie ist von glänzend gelber Farbe und hat Birnform. Ob hier Gewichte von 1200 — 1300 Gramm erzielt werden, wie in Serbien, muß dahin gestellt bleiben, jedenfalls haben Landschaftsgärtnerei. Hausgärten. Von W. Liebs, Steglitz. -LLausgärten zu schaffen sollten sich die Beliörden, Hausbesitzer, Ai'chitekten und Landschaftsgärtner vielmelir angelegen sein lassen. Nirgends wii-d das frische Grün mehr Freude bereiten, nirgends wohltuender auf Gemüt und Sinn wirken als in größeren Städten zvrischen Häusern und hohen Mauern. Ungleich größer als der ästhetische ist der hygienische Wert dieser Gärten, und man kann Bau-Polizei-Vorschriften, wie sie in Breslau tmd München bereits bestehen, nicht genug begrüßen, schon deshalb, weil dadurch die ungeheuren, oft krankhaften Bodenspekulationen indirekt in mäßigere Bahnen gelenkt werden. Auf den hygienischen Wert ausführlicher einzu- gehen, kann ich mir wolil ersparen. Jeder Großstädter wird sich nur zu oft nach voll- brachtem Tagewerk oder in sorgenvollen Stunden nach einem in der Nähe befind- lichen ruhigen , lau- schigen Plätzchen, ab- seits des Großstadt- lärms umgesehen ha- ben, ganz abgesehen davon, daß Kinder nir- gends besser unter- bracht sind als eben dort. Es muß leider zu- gegeben werden, daß diese Gärten nur zu oft das Schmerzens- kind der mit der Unterhaltung Beauftragten sind, besonders dort wo ihre Anlage und Einrichtung ganz der Willkür der Bauspekulanten überlassen ist und bleibt. In solchen Fällen wird wenig oder gar nicht darauf Eüeksicht ge- nommen, ob die Lebensbedingungen für die Pflanzen vor- handen sind oder herbeigeführt werden können, ob sich diese oder jene Pflanze besser oder überhaujat zur An- pflanzung eignet. Außer Verbesserungen des Bodens, Vor- richtung zur Bewässerung, richtiger und aufmerksamer Pflege, wird sich im allgemeinen für die Pflanzen nicht viel mehr tun lassen. Wo auch dieses fehlt, ist die Auswahl geeigneter Pflanzen sehr beschränkt. Die anspruchslosesten unter den Gehölzen, welche mit trocknem Sandboden vorlieb nehmen imd auch im Schatten gedeihen, sind ; Carpiiiiis Betulus; Cornus sanguinea; Berberi.s' ■mdgaris; lori/hi.-. An Unna; Crataegus Oxgacantlui xinä cordata ; Diervilla (nfnln Mmiirli syn. D. Lonkera Mill., bezw. D. cana- detisis Willd.; Etunynius europaea, E. verrucosa; lAguslrum vulgare; Lonicera Xylosteum, L. tatarica; Oytisus capüatus; Fhüadelphus coronarius, Ph. inodorus speciosus Hort., Ph. und Fruchte der gevsohnlKhen (Juittc nwelt" photoi;! aulgenunuiien IX, 5 Die Gartenwell. 53 latifolius; Ribes alpinum; Rosa canina; Samhuma nigra, S. racemosa; Symphorycarjms racetnoms, S. orhicnlalus ; Vihurnum Opulus, V. Lanlana; Syringa vulgaris, S. Josikaca. Von Immergrünen: Juniperus communis. Auf troekiiera Sandboden, jedoch bei hinreichend Luft imd Licht, also in melir freien Lagen gedeihen außerdem: Acer platatioides, A. Pseudoplatanus, A. tataricum; Ailanthus ; Alnus incana; Amorpha; Berheris chinensis Desf. ; Amelanchier ovalis syn. Pirus ovalis Willd., A. vulgaris; Betula alba, B. nigra, B.papyracea; Castanea. pumila; Celiis ausiralis; Cara- gana; Ceanothus; Coluiea orientalis, (1. arborescens; Cornus scricea L. syn. paucifloni Jmiii: Ciili^ni.^ srs-xilifolius syn. Lembotropis ; Gnilsla: llippui^lmy : .hnjl^nis iiiijn,: Laburnuni; Ligusirum; Louinni: L;/riiiiii : l'hihiilrlpliNs : Mrs/iiliis; Malus cerasifera Spach. syn. Firns mirrocarpa Wcmll. M. /inn/ifnUa Borkh. ; Prunus Malialeb, P. scrotina, P. fniiicusu au^li P. insilia; Ptelea; Robinia; Ribes; Rosa rubii/nmsii. J:. nn/osa, R. spinosissinia ; Rhus; Spiraea; Swbus auciqiaria, S.Aria; Spartium; Siaphylea. Von Immergrünen: Buxus; Juniperus vir giniana; Thuya ocoidentalis ; Picea alba, P. excelsa, nuch P. jnmgcns und alle Pmws- Arten. Auch einige Populus, Qucrcus, Rubus, Salix, Tilia (aber nur die kleinblättrigen) und C7ZwMs-Arten gedeihen, wenn der Feuchtigkeitsgehalt zwar mäßig aber anhaltend ist, was in Hausgärten wohl meistens der Fall sein wird. Daß alle hier angeführten Pflanzen ein gleich gutes Wachstum zeigen, darf nicht ohne weiteres angenommen werden. Während die meisten einen sandigen Boden ver- langen, habe ich einige mit angeführt, welche auf solchen ein immerhin noch befriedigendes Gedeihen zeigen. Warnen will ich vor allzu häufigem Anpflanzen der Ko- niferen. Diese werden immer ein kümmerliches Aussehen zeigen und selten ein höheres Alter erreichen. Der Grund hierzu ist Vergiftung durch den in den Steinkohlen enthal- tenen Schwefel, welcher durch die Verbrennung in die gasige schweflige Säure übergeht, die sich unter gewissen Umständen zu Schwefelsäure oxydiert, eines der schärfsten Gifte für alle Pflanzen. Bedenkt man nun, welch ungeheure Mengen Steinkohlen in den Großstädten, in Berlin z. B. ca. 50 Millionen Zentner jährlich, verbraucht werden, so erklärt sich das schlechte Wachstum in vom Hinzutritt frischer Luft abgeschnittenen Eauchwinkeln zur Genüge. Stauden, welche einen sandigen und trockenen Stand- ort lieben, giebt es sehr wenige, und auch diese werden ganz ohne Bewässerung nie zur Vollkommenheit gelangen. Am dankbarsten sind noch: Aquilegia, Bocconia, Cerastium, Digi- talis, Eryngimn, Oeum imd Heuchera. Bei einiger Pflege auch Delphinium, Gaillardia, Physalis Alkekengi imd einige Herbst-Astern. Auf ein Übel möchte ich hier noch aufmerksam machen, die ungenügende Unterholzpflanzung. Fast in allen älteren Gärten sind infolge schlechter Behandlung, sclilechtei- Auswahl der Gehölze etc., die inneren Partien, also die Kernmassen der Gehölzzüge oder Gruppen, nach Licht strebend, mächtig in die Höhe geschossen, die Vorpflanzung aber so lückenhaft und selbst oft in einem so schlechten Zustande, daß man sich solche mit dem Tode ringende Gerippe nicht gern an- sieht. Ist hier durch Verjüngung nichts mehr zu erreichen, so müssen solche Gehölze ganz heraus genommen werden. Damit aber solche Gruppen vollkommen erscheinen und das Innere nicht zu übersehen ist, muß Unterholz gepflanzt werden. Hierzu eignen sich außer den oben zuerst angege- benen Gehölzen, aber für bessere Bodenarten: Berberis Aqui- foliuni; Cornus mas, C. alternifolia; Hex Aquifolium ; Cotone- a.fter"^ vulgaris, C. acutifolia; Prunus Padus, P. tdrginiana; Rliamnus catharlica, Rh. Frangula; Rubus odoratus, R. idaeus und j^l-'^C'tus ; Rhododendron; Ribes nigrum; Physocarjms (Spiraea) opulifolia. Wo auch diese Unterholzpflanzung trotz Pflege nicht gedeihen will, soUte man nicht schlechthin alle Versuche aufgegeben und sich mit den Worten „Es wächst einmal nichts'' zu trösten suchen. Noch stehen uns Schlingpflanzen, Stauden etc. zur Verfügung, womit manche Lücke aus- gefüllt, manch häßlicher Blick verdeckt werden kann. Alte Gemäuer, lange häßliche Baumstämme etc. können mit Epheu und wildem Wein berankt, der Untergiund aber kann mit Farnkräutern, Immer- oder Sinngrün und Maiblumen bepflanzt werden. Wer Ausgaben nicht scheut, kann noch andere schöne Stauden pflanzen. Es giebt deren genug, die im Gehölz noch gut fortkomr^en und den Garten ausstatten helfen. Die brauchbarsten sind: Artmi macMlatuni; Galanthus; Actaea [Cimicifuga); Anemone; Corydalis; Crocus vernus; Gentiana cruciaia; Leucojum; Lilium Martagon; Luzula al- bida; Leberblümchen; Eranthis; Viola odorata; Myosotis silvaiica; Spiraea Ulmaria L.; von Orchideen Oy2)rip)edium, Orchis pallens u. a. Arten. Als Eadikalmittel, solche verwahrloste Hausgärten aufzu- frischen und in dauernd gutem Zustande zu erhalten, bleibt uns nur noch das Eigolen, wobei möglichst alle Gehölze herauszunehmen und die besten wieder zu pflanzen sind. Kann man die rigolten Flächen dem Frost aussetzen, so ver- säume man dies nicht. Sauer gewordene und schlechte Böden sind zu ersetzen, oder durch Kalk, Mergel und Bau- schutt zu verbessern. Der Rasen solcher Gärten (ich habe immer ältere, in Städten zwischen Häusern befindliche Anlagen im Auge) läßt immer viel zu wünschen übrig. Aber nicht immer kann das Schuld- konto des Pflegers damit belastet werden. Es giebt Stellen, auch Böden, wo alle Kunst versagt. Auf solchen schattigen Plätzen müssen rasenartig wachsende, polsterbildende Pflanzen verwendet werden. Gute Erfolge erzielt man mit Asaruni europaeum, Circaea alpiiM, und Impatiens jMrviflora.. Auch Epheu und Vinca minor finden Verwendung. Auch hier wird Bodenverbesserung allein helfen. Das zeitweise Um- graben und frisch Besäen hilft in der Regel nicht viel, weil die oberste Erdkrume versauert, oder arm an Nährstoffen ist. Derartige Mißstände und Übel werden vorzugsweise in Hausgärten mit leichten Humus-Böden zu verzeichnen sein. Zieht man in Betracht, daß der Zutritt der Luft oft recht minimal ist, Humusboden aber auf 100 Gewichtsteile 181 Gewichtsteile Wasser aufnehmen und halten kann, so findet man solche Übel recht begreiflich. Die Annahme, daß die schwarzen Bodenarten die fruchtbarsten seien, trifft hier nicht zu, denn in diesen Gärten ist alles „schwarz". Die beste Erde ist eine durchlässige, mehr lehmige, aber mürbe Ackererde. Die Ausstattung soll immer eine mehr bescheidene und einfache sein. Eine Laube, ein Spielplatz, in größeren Gärtchen noch ein Was.serbassin evtl. mit Springstrahl, und wo es durchaus sein muß, einen Steinhaufen, Grotte, auch Alpinum genannt. Obst und Blumenschmuck verwende man nm- da, 54 Die Gartenweil. XI, 5 wo genügend Sonne vorlianden. Ganz zu verwerfen ist. liier der altdeutsche Spruch: „Wo ein Raum, Pflanz einen Baum Und pflege sein, Er bringt dir's ein", welcher leider von vielen Gartenliebhabern noch viel zu sehr beherzigt wird. Im Gegenteil, lieber etwas weniger als zuviel, damit „Luft und Licht" möglichst freien Zutritt haben und der Aufenthalt angenehm und nicht bedrückend ist. Dahlien. „Neues und Allerneuestes" von der VII. Ausstellung der Deutschen Dalilien-Geseilschaft in Düsseldorf. Von Obergärtner Alfred Kern. 11. Di 'ie Sorte „Erika Bornemmui^'- erscheint mir zu wenig von „Bornemanns Liebling'^ verschieden. Letztere Sorte, die ich hoch- schätze, ist unbedingt eine der apartesten und feinsten zart- rosafarbenen Züchtungen bei mittlerer Pflanzenhöhe, die wir bis heute erreicht haben. „ Victor v. Scheffel", der sogenannte Rivale von „Bornemanns Liebling^K ist doch wesentlich von letzterer verschieden, weil er mehr im Laube blüht und feinstrahliger in der Form ist, während ^.Bornemanns Liehlimf'- ein reicher und freierer Blüher ist, bei mehr einwärts ge- bogener Blütenform. „Kitler Bodo'-'^ „Prunelhi'-^ und „Rosel Klemrn^'-, des gleichen Züchters Kinder, lassen mir, weil sie besonders in ihrer Färbung nichts aufweisen, mangels näherer Bekanntschaft ein sicheres Urteil nicht zu. Unter „J. H. Jackson'-^ zeigten die Herren Dänhardt & Müller in Mettmann, Neulinge im Dahlien-Zuehtgebiete, eine wirklich prächtige schwarzfarbene Dahlie, in der Farbe wie „Night-\ aber in der Form „Uncle Tom''^ sich nähernd, jedoch größer und die breiten Fetalen ganz lang und spitz auslaufend, auf vorzüglichem Stiel. Diese Neuheit eigener Einführung genannter Firma war mit das Beachtenswerteste unter dem „Neuen" auf der diesjährigen Dahlien-Ausstellung. „Frai(, Hermine Marx^^ ist eine Züchtung, die ihr Wetter, sagen \y\v Dahlienwetter, d. h. nicht zu heiß haben will, dann aber ganz kostbar wird. Ihre Grundfärbung wie die Rose „La France^'- ist einzig schön; sie hat vorzügliche Stiele, einen leichten hochstrehenden Wuchs und ist wie die aus- gestellten Blüten und Pflanzen zeigten, eine für Gartenaus- schmückung und Binderei hervorragend geeignete Sorte. „/fcis" (englisch), fast 'Diniinijiii-i.nXmx. ist entbehrlich, weil sie gegen unsere deutsclu' ..Tlmniii/ia'' nicht viel Be- sonderes darbietet, wenn sie auch iii der Mitte etwas leb- hafter Orangescharlach gefärbt und spitzstrahliger ist. „Lord Roberls^\ die in diesem Jahre, wo ich sie sali, ein undankbarer Blüher war, reicht, wenn sie auch noch etwas gewölbteren Baues ist, an „Lotte Kohhnannslekner" in ihrem Handels- oder sagen wir Schnittwert nicht im ent- ferntesten heran, weil „Lotte Kohlmannslehtier'-^ vor allem viel frühblühender, reichblühender und schließlich auch noch im Stiele besser ist. Ein allseitiges Urteil fand ich dahin- gehend, daß „Lotte Kohlmannshhner'-^ gegenwärtig unsere beste zartcremefarbene Massenschnitt-Daldie sei. „Winsome'-' (englisch) geht nicht genug mit der Blume aus dem Laube heraus, um eine dekorative Sorte zu werden ; aber die große, edelgeforrate und krallige, etwas an ^.Jugend'-^ erinnernde Blüte, ist schön und liat immerhin genügend Stiel, um die Blüten verwendungswürdig zu machen. Sie ist ähnlich wie „Hanna Draiviel^\ die allerdings noch etwas .später zur Blüte gelangt. „Mrs. E. S. Maivley"- (englisch) hat ein feines Grün- gelb, vielleicht in ihrer Färbung etwas Besonderes darstellend, doch ist diese Sorte keine auffällige Neuheit, da gelbe Dahlien besonders für die Binderei wenig gebraucht werden. „Hildegimde" (Goos & Koenemann in Nd.-Walluf) ist zart fliederfarben, in der Mitte heller verblassend. Wenn sie in der Blüte größer ist als „Hildegard Weimar'^ so erscheint sie mir sehr annehmbar. Ihre Züchter halten sie für das beste ihrer Einführungen für 1905, während „Frute^\ Züchtung derselben Firma, wohl von fast allen Kennern und Liebhabern für eine ganz ideale Farbensciiönheit unter den noch nicht im Handel befindlichen Neuheiten an- erkannt wurde. „Frute^'- ist nicht sehr gedreht in der Form, die Fetalen stehen in der Mitte etwas tiefer als die äußeren, nach innen gebogenen Blütenblätter, aber die Blüte besitzt einen selten schönen, rosig erhellten Aprikosenton, der nach der Mitte zu in Creme bis Schwefelgelb allmählich verläuft. Besonders in der Entfernung und bei Tageslicht machte die Färbung der ausgestellten Blüten einen au-ßerordentlich günstigen Eindruck. „Attila^\ ein weiteres Nibelungenkind, ist „Hildegunde^" nahe verwandt, dieser aber in Färbung und Feinheit des Blütenbaues meines Erachtens nach nicht ganz gleich- kommend. „Ballmimg'-' ^ noch ein Kind der Rhein-Sage, war in Farbe und Form mit „Alt-Heidelberg^'- vergleichbar. Der Stiel ist gut, aber unschön ist, daß sich die langen feinen Fetalen öfter umdrehen, luu die etwas fahle und so eine doppelte Blüten- färbung ergebende Rückseite sehen zu lassen. „Alt-Heidelberg^', die vergleichshalber hier erwähnt wurde, ist unter den roten, sagen wir besser scharlach-orangefarbenen Edel-Dahlien unbedingt eine Perle. Die Form ist hochedel, die Blüte hat trotz ihrer Größe Leichtigkeit, dabei vorzüg- liche Haltung auf einem ziemlich langen Stiel. Als De- korations- und Biride-Dahlie gebührt dieser vorjährigen Züchtung, zumal sie an Frische der Färbung die etwas ähnliche „Thuringia"- drückt, ein hohes Lob. „Gotelinde^' mit kanariengelbem Tone ist in Stiel und Form gut, so daß man sie als eine verfeinerte „Volker" be- zeichnen möchte. Hoffentlich blüht sie ebenso reich wie jene. „Maurice Rivoire'', eine Halskr^ausen-Dahlie, ist eine ver- vollkommnete „President Vigcr'-', weil die äußeren Blüten- blätter runder und vollkommener gebaut sind, bei fast wagerechter Haltung; sonst kommt sie der erstgenannten CoUerette- Dahlie gleich. Alle Collerette-Dahlien, die uns Revoire auch in seinem Auspflanzstück vorführte, sind sicherlich eigenartige Blumen ; von dem Begriffe der Schönheit sind diese Züchtungen aber bis heute noch weit entfernt. „Schneewittchen" (Deegen in Kostritz), die der Züchter, wie er bedauernd erklärte, zu früh herausgegeben hat, bot in allen 'ausgestellten Blumen nicht die hohe vollkommene Schön- heit wie im vorigen Jahre in Kostritz, woran offenbar der trockene, heiße Sommer schuld wai'. Auf die außerordentlich IX, 5 Die Gartenwelt. 55 stoffige, in ihrer Form au kleine, 'zusamniengedrelito Papicr- dütchen in den einzelnen Fetalen erinnernde Blüte sei außer- dem, weil sie gute Haltung und schöne Stiele besitzt, besonders hingewiesen. „General Buller" ist und bleibt eine schöne Liebhabor- Dahlie, karmesin mit hellrosa bis weißen Spitzen. „Florence M. Stredwwk"' ist eine englische Neuzüchtung, scheinbar von großem Werte. Die Blume hat eine sehr volle Mitte, aus der sich immerfort neue Blütenblättchen entwickeln, wenn auch die ä\ißeren schon längst verblüht sind. Der reine, zarte Elfenbeinton und die sehr vollkommene, immer sehr langpetalige Blüte werden diese Züchtung zii den aller- besten weißen Edel-Dahüen einreihen, die wir liis heute be- sitzen. Das Edel - Dahlien-Farbwunder „Serpenima'' präsentierte sich uns auf der Ausstellung in einer großen Sammlung von Blüten eigenai-tigster Färbungen. Selbst der Fachmann hielt es kaum für möglich, daß diese Blüten von einer Sorte her- rühren sollten. Nicht nur Blüten in zartrosa Färbung be- ginnend, bis zum tiefsten Rot verlaufend, sondern viele anders- farbige Töne, die nach den gelblichen Nuancierungen gems- farbig und zart bronze zu nennen waren, waren vom Einführer ausgestellt. Dabei hat diese Züchtung unbedingt eine feine, elegante und leicht spitzstrahlige Form ; die Pflanze ist von größter Reichblütigkeit, und jede neu erscheinende Blüte wird dem Liebhaber die Frage abnötigen, welche Färbung wohl daraus entstehen wird. ,,Serpentma" ist eine Liebhaber-Dahlie allerersten Ranges, mit welcher aber auch der Scluiittl)lumengärtner auf seine Rechnung kommen wird, weil ein wirklit-lier Blumenbinde- liünstler aus ihren verschiedenartigen Blüten zart abge- tönte Bindewerke verfertigen kann. Nach den Tölkhaus- schen Neuzüchtun- gen, zumeist ,,&er- pe)itina"-A\Aömm- linge, urteilend, ist es wt)hl möglicli, daß wir noch eine Serpentina - Klasse fcinformiger und vielfarbiger Edel- üahlien bekommen werden. Farne. Polypodiiini lleracloiini Kze. Von C. Bonstedt, Göttingeu. (Hierxu 1 Abbildung.) l/ieses Polypo- diuni, das nach Diels zur Tochtergattung Oynaria, als D. He- raelciim Bory gehört, ist der größte bekannte Tüpfelfarn und wohl auch der riesigste Vertreter der epiphytischen Farne. Das bis armdicke, oberirdisch kriechende Khizom ist mit hellbraunen, langen, fadenartigen, seidenweichen Schuppen dicht besetzt. Die enormen uugestielten Blätter sind in dichter Reihe auf dem Rhizom angeordnet. Die Blattbasis ist breit, herzförmig, bucbtig gelappt, dem Rhizom aufliegend und hier ebenso wie die Nischenblätter der dimorphen Arten wirkend. Sie besitzen auch deren Eigenschaft, nach dem Trockenwerden noch längere Zeit an der Pflanze zu haften. Die Basis wird auch früher trockenhäutig als der obere Blatteil; dieser ist tief fiederspaltig, wie dies ja aus der Abbildung ersichtlich ist. Der Wedel unserer Pflanze ist über 2 m lang und 85 cm breit. Die Sporenhäufchen sind verhältnismäßig klein, braun und unregel- mäßig auf der Unterseite verteilt. Auf der Blattoberseite zeichnen sie sich als kleine Erhabenheiten ab. Die Pflanze wächst an Baumstämmen und zwar umschlingt das Rhizom die Stämme spiralig. Diese Eigentümlichkeit hat auch unsere im Gefäß gezogene Pflanze beibehalten. Das Rhizom be- schreibt hier einen völligen Kreisbogen, ist bereits über seinen Aus- gangspunkt hinweggewachsen, so daß es dieselbe Bahn zum zweiten Male einschlägt. Ein kleineres Exemplar habe ich an einen mit Bromeliaceen und kleineren Farnkräutern bewachsenen Stamm pflanzen lassen, deu es in schönster Spirale umschlingt. Diese Ptlanzweise ist entschieden vorzuziehen. Für größere Warm- oder Farnhäuser ist dieses Riesenpolypodium ein empfehlenswertes Schau- stück. Es kommt aut Java, Celebes, den Philippinen und Neu-Guinea vor und ist dementsprechend in einer wärmeren Abteilung zu kultivieren. Dem epiphytischen Charakter Recbnung tragend, wähle mau zur Topfkultur eine recht poröse, Luft durchlassende Erdmischung. Die schönsten und gesündesten Wurzeln liegen stets der Erdoberfläche auf, sie sind wie die der Platyeerium braun und mit zahlreichen Wurzelhaaren bekleidet. Polypodium Heracleum, alaiifnahrae für die „Gartenwelt' 56 Die Gartenwelt. IX, 5 Mannigfaltiges. Die liaiiswiiiseliaftlicho und (jai1eiil);uiscliiilc für Damen in Schwetzingen. Von Heinrich Beuss, Schwetzingen. {Hierx.u zwei Abbildungen.) _Ln den letzten Jahren sind zahlreiche Gartenbanschulen für Damen entstanden, mit welchen die Schule in Scliwetzingen, deren Entstehung dem praktischen Sinne der Großherzogiu von Baden zu verdanken ist, nicht verwechselt werdea darf. Über die Onrtenbau- schulen für Damen hat sich die gesamte Fachpresse abfällig geäußert, und die Entwicklung dieser Institute hat den Beweis dafür geliefert, daß die gärtnerischen Urteile zutreffend gewesen sind und daß von Brotneid bei diesen keine Rede gewesen sein kann. Obwohl die Damen - Gartenbau- schulen bereits auf ein zwanzigjähriges Bestehen zurück- blicken, ist bis heute der Name keiner einzigen Schülerin bekannt geworden, die sich durch gärt- nerische Leistungen einen Ruf erworben hat. Die Gärtnerei, die nicht nur große Anforderungen an kaufmännische Um- sicht, sondern auch an Körperkraft, Aus- dauer, Unempfind- lichkeit gegen alle Witterungseinflüsse voraussetzt, erfor- dert auch technische Vorkenntnisse, die sich der Gärtner in langjähriger auf- reibender Gehilfen- arbeit aneignen muß, während sie den ge- bildeten Damen in 2 jährigem Schulun- terricht beigebracht werden sollen. Der Großherzog und die Großherzogin Die Schule in ^^'" hauswirtschaftlichen Schule. F Schwetzingen will von anderen Gesichtspunkten aus betrachtet sein. Sie will in bezug auf den Gartenbau ihre Schülerinnen nur so weit ausbilden, daß sie späterhin als Frauen in der Lage sind, auf dem Lande die gründliche Bewirtschaftung des eigenen Gartens selbst zu leiten oder selbst zu betreiben und die Ernten sachgemäß zu verwerten; sie verbindet hauswirtschaftlichen Unterricht mit Gartenkultur und bietet den Schülerinnen Gelegenheit, sich neben der Haus- arbeit in der gesunderen Gartenarbeit zu betätigen. Theoretischei' Unterrieht geht Hand in Hand mit den praktischen Unterweisungen. Der Großlierzog und die Großherzogin bringeri der Schwetzinger An- stalt im altberühmten Hofgarten andauernd lebhaftes Interesse ent- gegen. Hiervon logen auch unsere Bilder Zeugnis ab, welche das Großherzogliche Paar mit Gefolge in der Schwetzinger Schule zeigen. Der Besuch erfolgte im verflossenen Sommer und bei dieser Gelegen- heit wurden alle Einrichtungen der Schule und der damit verbundene Schulgarten einer eingehenden Besichtigung unterzogen. Gärtnerische Reiseskizzen. Reiseerlebnisse eines Sammlers im fernen Westen. Von C. A. Purpus, San Diego, Californien. ni iiach dreitägigeiu Aufenthalt brachen wir wieder auf nach Oriental, einem kleinen, um eine schwache Quelle gelegenen Minenort. Von Oriental ging es auf furchtbar steilem Wege hinab nach einer anderen Mine, wo wir für die Nacht bei einem Brunnen Halt machten. Der Hitze wegen wurde am nächsten Morgen zeitig nach der Sarcobatusflat, einer wasserlosen Wüste, die einen Teil der Rolston - desert ausmacht, aufgebrochen. Wir passierten mehrere Dry lakes (trockene Seen), da? sind große, ganz ebne Flä- clien, welche für das Wüstengebiet sehr charakte- ristisch sind. Bei starken Regen- güssen findet man Wasser, sonst sind sie aber staub- trocken. Der Bo- den ist von blen- dender Weiße, liart wie eine Tenne und enthält Borax, Salz und Natron. Ich wurde hier sehr durch die wtmderbare Luftspiegelung getäuscht, welche das Land mit Wasser bedeckt er- scheinenließ.Beim Näherkommen aber wich das ver- meintliche Wasser immer mehr zu- rück, und ich er- kannte bald die walu-e Natur dieses höchst merkwürdigen Phänomens. Die Sarcobatusflat war meist mit strauchigen Chenopo- diaceen bedeckt. Dieses trockene Gebiet wird gegen Westen begrenzt von den Grapevine Mountains, einer größtenteils vulkanischen Gebirgskette, deren dunkelrote bis braune Fels- massen einen merkwürdigen Eindruck machen. Die Gebirgs- kette ist auf den höchsten Spitzen dünn bewaldet. Auch gegen Osten steigen meist braunrote vulkanische Gebirgszüge mit phantastisch geformten Felsmassen empor, die entweder ganz kahl oder äußerst spärlich bewaldet sind. Die Fahrt über die Sarcobatusflat nahm den ganzen Tag in Anspruch und erst spät in der Nacht erreichten wir Oasis Valley, eine Art Oase in der Wüste. Dieses Tal ist ein Unikum, wie so viele inmitten der öden Sandwüsten des südlichen Nevada. Es ist mit Wiesen bedeckt, die von den vielen Quellen bewässert werden, die der Ursprung des Amar- .'on Baden im Gespräch mit den Dame ir die „Gartenwelt" photogr. aiifge IX, 5 Die Gartenwelt. gosa-River sind. Alle diese Quellen versickern jedoch im Sande und das Bett des Araargosa-River ist vollständig trocken. Wir hielten hier zwei Tage Rast, erstens um die Umgegend kennen zu lernen und zweitens, um ims für die Fahrt durch die über 64 engl. Meilen breite, ganz wasserlose und sehr trockne Amargosa - desert vorzubereiten. Die Trockenheit war hier außerordentlich groß, deswegen war auch die Flora äußerst kümmerlich. Unser Lager befand sich an einem kleinen Rinnsal, das nach sehr kurzem Lauf im Sande verschwand, wie alle diese Wüstengewässer. Sehr merkwürdig war das V^orkoramen von kleinen Fischen in diesem kurzlebigen Bäclüein. Ich unternahm von hier aus mehrere interessante botanische Touren, jedoch war das Ergebnis wegen der außer- ordentlichen Trockenheit sehr gering. Nachdem wir ims ge- nügend mit Wasser versehen hatten, brachen wir auf, um die Amargosa - desert zu überschreiten. Die- ses Gebiet ist eine der trostlosesten und trockensten Landschaf- ten des westlichen Amerikas und zugleich des südlichen Nevada. Ich fand sie sehr dünn bewachsen mit Larrea »lexicana, zu welcher sich an günstigen Stellen auch noch Strauchchenopodiaceen gesellten. Von ein- jährigen Pflanzen, die man in der Mojäve- Wüsteso vielfach findet, war nichts zu sehen. Der Gebirgszug gegen Westen, welcher die Wüste von dem fast noch unwirt- licheren und verrufenen Death -Valley, das dort bis 100 m unter den Meeresspiegel geht, scheidet, wird „Funeral Mountains" genannt. Es ist dies ein höchst ominöser Name, zu deutsch „Begräbnisberge", welcher daher kommt, daß dort vor Jahren ein Zug Emigranten aus dem Osten elend umkam, d. h. verdurstete. Man sieht jetzt noch die Überreste ihrer Wagen und die gebleichten Knochen der gefalleneu Tiere. Wehe dem, der sich in diese Wüste wagt, ohne genügend mit Wasser versehen zu sein. Der Besitzer der Farm, wo wir unser Lager hatten, sagte mir, daß erst vor kurzem ein Mann umgekommen sei, da er trotz dringen- den Rates sich nicht genügend mit Wasser versehen hatte. Wir fanden später sein Grab, eines der vielen namenlosen in diesem Wüstengebiet, am Wege. Unsere Fahrt ging der Hitze wegen sehr langsam vorwärts. Sehr merkwürdig waren hier die Luftspiegelungen. Man sah Hügel oder Berge gleich- sam in der Luft schweben, auch Bäume zeigten sich manch- mal, die gar nicht vorhanden waren. Wir hatten ungefähr die Hälfte der Wüste durchquert, als es Abend wurde, auch waren unsere Tiere sehr- müde und abgetrieben, sodaß wdr Ankunft des Großherzogs v hauswirtschaftlichen Schule Für die „Gartenwelt" gezwungen waren in der Wüste über Nacht zu rasten. Ich habe nie vorher einen helleren Himmel gesehen, wie in dieser Wüste, auch war die Nacht außerordentlich angenehm, nach der Hitze des Tages ein wahrer Genuß. Schon vor Tages- anbruch wurde die Weiterfahrt angetreten, da wir noch ein gutes .Stück Wüste zu durchqueren hatten, bis wir die Asli- Meadows am südlichen Rande erreichten. Als wir unser fnigales Mittagsmahl verzehrten, war unser Wasservorrat stark auf die Neige gegangen und noch waren die Ash-Meadows (meadow= Wiese) nicht in Sicht. Es w>u-de Nachmittag und der Durst fing an sich bei uns sehr fühlbar zu machen; mir klebte die Zunge am Gaumen. Da auf einmal tauchten Bäume auf, allerdings noch in weiter Entfernung. Ich hielt sie anfangs für Luftspiegelungen, bis ich mit Hülfe meines Feldstechers ermittelte, daß es in der Tat Bäume seien, und daß wir nicht allzuweit von den Ash-Meadows ent- fernt waren.Inzwischen wurde es Abend, ohne daß wir unserem Ziele viel näher gerückt waren. Unsere Tiere waren beinahe am Um- fallen, uns selbst ging es nicht besser. Als die Nacht hereinbrach, hatten wir den Rand der Wiesen erreicht, aber noch war kein Wasser zu sehen. Doch schien dasselbe nicht weit, da die Maultiere plötzlich kräftiger an- zogen, sie hatten das Wassergewittert. End- lich spät um Mitter- nacht kamen \vir zu einer Quelle warmen Wassers, in das die Tiere beinahe hinein- gestürzt wären. Es war die höchste Zeit, sonst wäre es uns nicht besser gegangen wie so vielen andern. Wir tranken von dem warmen Wasser, so viel wir nur trinken konnten, auch unsere Tiere konnten gar nicht genug bekommen. Unter der niedrigen Krone eines Mesquitebaumes, Prosopis juliflora, schliefen wir bald ein. Am nächsten Morgen entdeckte ich mit Schrecken, daß wir in der Nacht am Rande eines trichterförmigen tiefen Loches Halt gemacht hatten; wie ich durch Messung fand, war das Loch 5 m tief. Es ist als ein Wunder zu betrachten, daß wir nicht iiinein- gestürzt waren. Das Wasser war tief blau und hatte eine Temperatur von 27—380 C. Die ganze Wiesenfläclie der Ash-Meadows ist mit solchen Quellen durchsetzt, welche fast durch- wegs trichterförmige Löcher bilden, deren Tiefe zwischen 5 — 15 m schwankt. Eines der Löcher, „Devilshole" (Teufels- loch) genannt, soll unergründlich tief sein. Das Wasser sämt- licher Quellen ist warm, von wunderbarer Klarheit und belebt von kleinen, sehr hübschen Fischchen. Diese Quellen ver- on Baden zum Besuche der für Damen in Schwetzinge photogr. aufgenommen. Die Gartenwelt. IX, 5 einigen sich zu kleinen Bächen, die alle im Sande der Wüste versickern, nachdem sie die Wiesen verlassen haben. Um die Wiesen fand ich die gumraihaltige I'rosopis juliflora DC, die Mesquite der Mexikaner, die meist auf Sand- hügeln wächst und einen niedrigen Baum mit niederliegendem Stamme, der aber halb im Sande begraben ist, bildet. Schöner ist Prosopis pubescens, welche auch hier vorkommt, und einen hübschen Strauch mit aufrechten Ästen bildet. An den Abhängen der nächsten Berge fand ich verschiedene Haplo- papjMs, Astern j Tetradymia^ ferner die interessante Viiis arizonica. Wir verließen die Ash-meadows nach zweitägiger Rast und fuhren weiter nach Pah-Rump- Valley am Fuße der Charleston-Mountains, eines Sedimentbergstocks (Sand und Kalk- stein) von nahezu 3600 m Höhe. Wir erreichten das Tal noch zeitig am nämlichen Tage und lagerten am Fuße eines steilen Kalkfelsens bei einer schwachen Quelle im Schatten schöner Prosopis juliflora. Um den Felsen fand ich eine Anzahl trichterförmige Löcher, welche wohl schon vor Jaluliunderten von den Indianern in das Gestein gebohrt wurden, um die Samen verschiedener Gräser rmd der Pimis monophylla darin zu mahlen. An Kallcfelsen fand ich einen seltenen Strauch, Mortonia scabrella A. Gray.^ der zu den Celastraceen gehört. Um die Quelle wuchs das an ähnlichen Stellen in Californien weit verbreitete Anemopsis californica, das Yerba mansa der Mexi- kaner (Sylt. Houüuynia californica Benth. et Hook, vel Aei- danthera). Am nächsten Morgen setzten wir unsere Fahrt fort nach der Farm „Pah-Eumii" und blieben dort bis zum folgenden Tage. Diese Ansiedelung verdankt ihre Existenz verschiedenen Quellen, welche hier am Fuße der Berge her- vorbrechen. Sie bilden einen kleinen Bach, der zum Be- wässern des Landes Verwendung findet und dann im Sande der Wüste verschwindet. Eine der Quellen ist von bedeuten- dem Umfang und speist einen Bach. Von die.sem Wasser- reichtum, der hier so plötzlich aus der Erde hervorbricht, hat auch der Ort seinen Namen. Pah-Rump heißt nämlich in der Pah Ute-Sprache Wassermund. In den Charleston-Bergen fand ich an den Abhängen anfangs fast nur Larrea mexieana. Bei etwa 1000 — 1300 m ei'schien Yucca brevifolia, Yucca ^naa'oearpa und Mamillaria deserti. In den washes, das sind trockene Racliläufe, wuchsen Amygdalus fasciculaia, Purshia glandulosa, Salazaria mexieana und verschiedene Lycium-Arten. Etwas höher erschien die schöne Cowania mexieana Don und eine andere Rosacee Fallugia paradoxa Endl; beide waren schon verblüht und mit ihren federgeschwänzten Früchten bedeckt; ferner fand sich hier auch das interessante, weißbh'ihende E)-iodictyon anguslifoliwn. Beim Höhersteigen fand ich Coivania noch in voller Blüte, einen herrlichen Duft verbreitend, ebenso Fallugia mexieana. Die Cowania zog sich bis zur Region der strauchigen Quercus Gambelii hinauf. Aus dem Gebüsch leuchteten die scliarlaehrütcn Blüten von Pentstemon Eatoni hervor, eines der schönsten seines Geschlechts, ferner be- merkte ich Penislernon Palmeri, eine interessante Andibcriia und Rhus trilobata. An Felsen wuchs die niedliche Spiraea caespito.ia und Buddleia utahensis, ein interessanter und seltner kleiner Strauch mit schwefelgelben Blumen und woißfilzigen Blättern. Bei etwa 1600 m trat dünne Bewaldung von Pinus monophylla und Jiiniperus monosperma auf. Wir passierten sehr interessante Felsmassen, die wie alte verfallene Ruinen aussahen. An einer "Quelle wurde für ein paar Tage Halt gemacht. Als wir uns am Abend zur Ruhe niederließen, fand ich einen Skorpion in meinem Kopfkissen, der unten im Tale hinein gekrochen war. In der Regel ist der Stich dieses Insektes ungefährlich. Am nächsten Morgen machte ich mich zeitig auf, um eine Besteigung des Charleston -Peak aus- zuführen. An den Abhängen traf ich eine 'ziemlich dichte Be- waldung. Anfaii-s lijmi irli meist duivh Eiili,.im,.stn"ipp von Quercus Oatiihi In Xn/l.. iiiitriinisi-ht mit zwei ' Vr(/,(y///y/.s--Arten, alsdann folgte 7V///^s- iiin,i„j,hi/l/,i, Jxiujicius „mHospcrma und californica; liei 2000 — 2300 m Piims ponderosa >ind var scopulorum, dann Abies concolor und Pinus flexilis und zu- letzt bis 2700—3000 m Pinus aristaia, welche hier bis 3300 m Höhe hinansteigt. Von Sträuchern wuchs hier noch Philadelphus micro- 2)hyllus, Whipplra modesta, Jamesia americana, Holodiscus (Spiraea) disculor dumosa und die schöne halbstrauchige Oenothcra Ilartweyü mit schönen gelben Blüten. In Schluchten wuchs Populus iremuloides und auf Kaikfelsen Cercoearpus intricatus und eine neue Oenothcra, 0 saxosa, ferner Opuntia Palmeri, welche der 0. chloratica äiinlich ist. Leider erreichte ich die höchste, noch mit Schnee bedeckte Spitze des Piks nicht und kam noch vor Einbruch der Dunkel- heit ziemlich müde ins Lager zurück. Pflanzenkunde. Arloii- uiul Sortencchtlieit im Pflaiizenhandel. Von C. Sprenger in Vomero-Neapel. Jjei meiuen häufigen Pflanzen-, Knollen- und Samen-Einkäufen habe ich schon so viel Falsches, unrichtig I:ienanntes, dem Namen niclit Entsprechendes und auch ersichtlich wissentlich unrichtig Fort- gegebenes erhalten und die Tatbestände durch Zeugen feststellen lassen, daß ich, wollte ich alles publizieren, darüber ein nettes Bändchen herausgeben müßte. Um aber eine notwendige und drängende Läuterung und womöglich Besserung solcher unverzeih- licher Irrtümer möglichst zu beschleunigen, wiU ich einige schlagende Beispiele hier nennen. — Diese Beispiele können und sollen keinen Menschen schädigen, sie sollen nur einen Übelstand beseitigen helfen, der geeignet ist, dem Pflanzenhandel im aligemeinen zu schaden, das Vertrauen zu imtergraben und Enttäuschungen hervorzurufen. Es ist mir klar, daß in den wenigsten Fällen die Inhaber der Finnen, denen solche Fehler unterliefen und auch noch unterlaufen, selbst schuldig waren. Bei den zu erschreckendem Umfang angewachsenen Sortimenten und der Unmöglichkeit für die Besitzer großer Geschäfte alles selbst zu prüfen und mit vielfach nicht immer genügend ge- schultem Personal sind Irrtümer allerdings möglich. Nur in zwei Fällen ward es mir klar, daß die Pflanzen wissentlich falsch fort- gegeben wurden und diese beiden Fälle kamen in Italien bei Nicht- itahenern vor. Folgende Aufzeichnungen gehen vom Jahre 1900 bis heute. Über ältere Verwechselungen ist nichts mehr zu sagen. Es sind daran Europa, Asien, Amerika und Australien beteihgt. Afrika kommt außer Betracht. Die Lieferanten waren Handelsfirmen aber auch Botanische Gärten; diese letzteren nur in wenigen Fällen. Links stehen die Namen der Pflanzen, Knollen oder Samen, die ich kaufen oder tauschen wollte und rechts steht was ich dafür bekam. Ich bestellte: Ich erhielt dafür: Delphi. Mlimi, Hiuiii niidicavlc nrrnsi,,hnn Delphinium scrophulormii Iris Fseiid -Acorus AUium roscnbachianum I..n,irr ni sriiijurniriis cocfinei .siis iinrlii-Ks fframlifloru i iMtücera sempervircns ! s Narcissiis biflorus! tlunoleuca D. Mook. liichardia albo-maciäata IX, 5 Die Gartenwdlt. 59 Campaniila punctata Campantda lalifo/ia Adcnophora verticillata Fisch. PlaltimdoH Marirsii Hort. cnmiiimiis Camprni,,/,, tnlifolia L. Crhiiim Itmgifüliuni Anniniihs I;,ll,„hlina.' variahile Croun,, ln,ni,l„l,um.' Äspa/w/iis falcalus A s/ii 1 rai/iis S/iiviii/cri .' HemervcdUis japimica grandiflo ra Fiihkia SitH,ldii Rosa „Meteor- Rosa „Soiin-iiir ,lr l,i Maliiinison" .' Amjetoitiii (/raiidi/lora Angclonia ;ire'\ wenngleicli nur mäßig in der Farbenwirkung. Maisfarbig, Mitte gelb, wäre diese Färbung zu bezeichnen. „Mabel TuUoch" steht in der Blüte fast rechtwiidilig zum Stiel, blüht aber nicht über dem Laube und hat eine aus Gelb und Rosa bestehende Mischfarbe; sie ist recht mäßig im Werte. Einige deutsche Züchter befassen sich neuerdings mit der Zucht von Zwerg-Edel-Dahlieu. Wenngleich man noch nicht von vollendeten Züchtungen reden kann, wie wir eine solche in der alten englischen Sorte „Oporio Tau" haben, so sind immerhin „Piwk", welche ein sehr reicher Blüher ist, mit orangescharlach gefärbten Blüten, „Zaunkönig'\ leuchtend karmoisin, S])itzen heller, ebenfalls ein i-echt befriedigender Blühei*, und „Citronenvogel" mit weit über dem Laube stehenden, gut gebauten gelben Blüten, welche iu den Spitzen der Fetalen rosig verblassen, beachtenswert. Ob „Harter Kind", in Form und Farbe „Island Queen" nahe- kommend, jedoch etwas melir rosiger im Gruudton und, wie man sagt, ein außerordentlicher und freier Blüher, sowie „Neck", bläulich-rot, Blüten selu' spitzpetalig, auf einem sehr drahtigen Stiele stehend, ebenfalls Zwergedeldahlien sind, ver- mag ich nicht bestimmt zu behaupten, den Blüten nach war dies sehr wohl anzunehmen. In der Sorte „Freibeuter", einer noch nicht im Handel befindlichen Neuzüchtung, haben wir eine, wenn ich es vergleichshalber sagen soll, riesenblumige „Bridesmaid" vor uns. Die Blumen haben einen vorzüglichen starken Stiel und von ihrem Züchter wurde auch die Reichblütigkeit der Sorte gelobt. Eine noch neue Dahliensorte mit kleinen reizenden Blütchcn in einer frischen angenehmen bläulich-rosaeu Färbung IX, ß Die Gartenwelt. 67 wurde zu Ehren dos Fneclliofsinspektors Kittel in Düsseldorf .Jnspektw Kittet getauft, und wenn sie so viele Vorzüge be- sitzt, wie ihr Pate, der ja vielen in Düsseldorf gewesenen Kollegen in seiner unermüdlichen Liebenswürdigkeit wohl bekannt geworden ist, so wird ihr wohl überall eine gute Aufnahme beschieden sein. „Inspektor Kittel-^ soll bei einem mäßig langen aber festen Stiele, wie man sirti überzcntren konnte, besonders reich- blühend und wertvoll in dekorativer Bezieluuig sein. Ich kann meine Aiis- stellungsbesprechungeii nicht schließen, ohne im Gegcn- .satz zu anderen, die mit vielen Woiten im Iteporter- tiine iiii-hts sagten, zu sagen, daß die Die Ku rh ,,Alha-t rosa Ihff' iiiiiii»-^ ist für kalte und warme Kl ti 11, fiii' den Schnitt und II ' ' iiiciiausschmückunggleich u-:i ■■"!!. Sie blüht dankbar iuiii jedes Auge treibt leicht aus. Sie wurde dem Leiter des Sangerliauser Vereinsrosa- riuras, Albort floffmann, zu Ehren benaunt. IJo.senkenner, wie 0. Jacobs, Weitendorf. E. M. J. Krorame, Gescliäfis- führer des holländischen Küsen- Vereins, Arthur William Paul, Waltham Gross, England, sjjrachen sich sehr lobend über meinen Sämling aus und ich hoffe, daß alle, die ihn in Kultur nehmen, zum gleichen Urteil gelangen. Ich verweise auf das Inserat in dieser Nummer. Neue Teerose „Albert Hoffmann". der Roseugärtuerei von N. Welter, Trier, für die ,,Ga Rosen. Die iioiip Teerose „Albort lloll'manii". Von Nicola Welter, Rosenzüchter, Pallien bei Trier. (llierxu eine Abbildung.) i\.uf der Kosenschau in Düsseldorf im Sommer dieses Jahres riogtc der mit No. 2131 bezeichnete Sämling, ein Kreuzungs- ri,'ebnis zwischen „Snuretiir de Catlicriiie Guillot" und weißer Mamaii Cucliet", Aufsehen. Diese Teerose, der ich den Namen Albert Hoffmann" gegeben habe, zeichnet sich vor allen anderen Topfpflanzen. Zur Kultur der Fiiclisie „Andenken an Heinrich Henkel". W enn ich auf diese Sorte zurückkonune, so geschieht es nicht, um sie zu empfehlen, denn einer Empfehlung bedarf sie nicht mehr. Sie ist aner- kannt. Wohl aber muß ich wiederholen, daß man sie nicht anders als in der vollen Sonne kultivieren muß, wenn sie ihre ganze Schönheit und Blühwilligkeit entfalten soll. Ich habe sie iu Töpfen und aus- gepflanzt als Gartenschmuek ver- wendet, und überall da, wo sie in vollster Sonne steht, blüht nat. Gr.) sie ununterbrochen von. Mitte weif photogr. aufgen. Juni ab und leuchtet wie ein Begonienbeet, während sie im Halbschatten beinalie so kümmerhch war, wie die Exemplare auf der internationalen Herbstausstellung in Düsseldorf, die sonst so außerordentlich viel Schönes bot. Ich muß gestehen, bei ihrem Anblick habe ich mich etwas geschämt. Der diese Pflanze kultiviert hat, hätte besser getan, sie nicht auszustellen. Also Fuchsie „AtulenkeH an Heinrick Henkel" will ganz im Gegensatz zu andern Sorten den Standort so sonnig wie nur möglich und zwar im Freien haben. Jede Kultur unter gekalkten und schattierten Fenstern oder sonstigen Schutzvorrichtuugen gegen Sonne und Luft ist einfach schädlich. F. Rehneit. 68 Die Gartenwelt. IX, Landschaftsgärtnerei. Der Arbeityplaii. Von V. Kühn, Plauen i. V. (Hier MC die Farbentafel.) ,, Verlangt wird ein Reinplan und ein Arbeits- plan", das ist zumeist eine der regelmäßig wieder- kehrenden Forderungen, die das Programm bei Aus- schreibung eines gärtnerischen Wettbewerbs enthält. Wenn man sich beim Betrachten der eingegangenen Pläne dann fragt, was der eigentliche ünteischicd des Rcinplanes und des Arbeitsplanes sei, dann kann man sehr oft sehen, daß beide Pläne sich im Grunde nur durch die Ausführung und durch die Einzeichnung von Horizontalkurven in den Arbeitsplan, wie sie das neue Terrain verlangt, unterscheiden. Es scheint, als wäre der Reinj^lan dazu bestimmt, ein angenehmes Bild über Wegeführung und Verteilung von Rasen, Wasser, Pflanzung zu geben, während an den Arbeitsplan keine andere Forderung zu stellen sei, als daß er über die geplanten Höhenverhältnisse etwas Aufschluß gebe. Bei einem kleinen Hausgarten und bei einem Gelände, das fast eben liegt und vor der Bearbeitung nichts weiter als AViesen- oder Feldfläche darstellt, mag so ein Arbeits- plan genügen, bisweilen überhaupt nicht nötig sein. Haben wir es aber mit einer großen Fläche zu tun, mit (iinem Gelände, das starke Höhenunterschiede zeigt, Boden-' bewegung bei der Ausführung der Anlagen verlangt, (Ui.s schon Pflanzungen, einzelne Bäume, Wiesen, Wasser- läufe, Gebäude usw. enthält, so sind an einen guten Arbeitsplan ganz andere Anforderungen zu stellen. Es muß ein Plan sein, der auch den Namen ,,ArbeitK- ])lan" verdient; nicht nur etwa dadurch, daß er mehr Arbeit als ein Reinplau verursacht, sondern er uuiß auch wirklich etwas erkennen lassen von der Arbeit, die zur Durchführung des Projektes zu leisten ist. Nehmen wir z. B. eine Aufgabe, die heut häufig ein Wettbewerb stellt, die Herstellung eines Stadt- parkes an, auf einem Terrain, wie das eben erwähnte. AVas ist im Grunde genommen an Zeichnungen für eine eingehende Bearbeitung und Berechnung der Kosten nötig neben einem sauber gezeichneten Reiuplan? Zunächst muß das vorhandene Terrain in allen seinen Einzelheiten und in seinen Höhen dargestellt werden, das gleiche muß für die geplante Situation gefordert werden. Zieht man es nicht vor, die Erdbewegung aus dem Quadratinhalt der Flächen zwischen den Horizontalen zu berechnen, so sind besondere Profilzeichnungen an- zufertigen. Auch ein Bepflanznngsplan wird zumeist nötig sein und für größere Trcppenanlagen, Blumenbeete und sonstige Einzelheiten, die Darstellung in einem größeren Maßstabe für ihre genaue Veranschlagung und Herstellung verlangen, sind besondere Zeichnungen aus- zuführen. Den beiden ersten Forderungen, Darstellung der vorhandenen und geplanten Lige, entsprechen wir am besten auf einem Blatte, dem Arbeitspläne. Die Farben- tafel, die der heutigen Nummer beiliegt, zeigt annähernd, wie ein solcher Arbeitsplan ausgeführt werden kann, nach einer Methode, deren Brauchbarkeit sich in meiner Praxis schon oft bewährt hat. So werden jetzt zu fast allen Entwürfen von Gartenanlagen für die Stadt Plauen derartige Zeichnungen verlangt. Bemerken möchte ich zur Farbentafel, daß mit Rücksicht auf eine Verein- fachung der Reproduktion hier weniger Farben, als es in der Praxis vorteilhaft ist, verwendet und einige durch Schraffierung ersetzt worden sind und daß wegen technischer Schwierigkeiten eine genaue AViedergabe der Vorlage nicht möglich war. Bei der Herstellung eines solchen Arbeitsplanes, dem Durcheinanderzeichnen von eigentlich zwei Plänen, wird zunächst ein Gewirr von Linien entstehen, das alle Aufmerksamkeit des Zeichners beansprucht. Beim Aus- ziehen ist aber leicht Klarheit hineinzubringen, indem die verschiedenen Linien in verschiedenen Farben und in verschiedener Strichelung ausgezogen werden und alsdann die einzelnen Flächen durch Überlegen mit kräftigen Farbentönen hervorgehoben werden. So ist man in der Lage, auf einem Blatte das Verhältnis zwischen alter und neuer Situation zur Anschauung zu bringen, das Ineinandergreifen beider, die geschickte Ausnutzung gegebener Vorteile, der vorhandenen Pflanzungen usw. darzustellen. Man kann zeigen, was beseitigt werden muß, was zu erhalten und was neu zu schaffen ist. Die Bodenbewegung wird durch Einzeichnen der alten und neuen Horizontalkurven veranschaulicht und durch einige Profile, die man aus ihnen an Stellen, die die geplanten Veränderungen am besten erkennen lassen, konstruiert. Zu den Einzelheiten der Ausführung sei folgendes licmerkt: Regel ist, daß das Alte io schwarzer Tusche ausgezogen wird und die Flächen, die man zusammen- fassen und hervorheben will, grau abgetönt werden. Die neue Situation wird dagegen in roten Linien ausgezogen und durch verschiedene starke Farben hervorgehoben. Mit recht feinen schwarzen Sti-ichen zieht man zunächst die Grundstücksgrenzen, wie sie von Grenzstein zu Grenzstein verlaufen, aus. Zäune werden durch fein gestrichelte Linien mit kleinen Kreuzen in kurzen Ab- ständen angegeben. Gebäude werden ausgezogen und, wenn sie von Stein sind, mit starkem Schattenstrich ver- sehen. Ihre Fläche -wird mit stark verdünnter schwarzer Tusche leicht grau angelegt. Den gleichen Ton kann man zum Anlegen der etwa vorhandenen Wegeflächen be- nutzen, deren Randlinien gestrichelt werden. Überhaupt kann man beim Ausziehen der alten Lage die Strichelung der Linien, die keine ganz scharfen Grenzen darstellen, als Regel annehmen. Bestehende Pflanzungen werden so umrändert, während man Bäume in der bekannten Weise angibt und grau abtönt. Die Pflanzungen werden entweder auch vollständig grau dünn überlegt, oder man umzieht sie nur, um die Fläche für sich mehr abzu- schließen, mit einem grauen Rand, wie es die Tafel zeigt. Mit Vorteil unterscheidet mau nach Art der Geometer ■x# IX, 6 Die Gartenvvelt. Laubliolzbestände durch Ausfüllen mit runden Häkchen mit Sclnittenstrich von N a d e Ih o 1 z flächen, die mit ähnlichen, aber oben spitzen Häkchen auszufüllen sind. Wiesen flächen deutet man durcli Verteilung von je zwei kleinen feineu Strichelcheu an, nasse Stellen durch un- regelmäßige wagerechte Striche (vergl. den Plan). Letztere müßten nach den allgemein gültigen Vorschriften für Kartenzeichnungen in J31au ausgezogen werden, da aber Blau zum Ausziehen der geplanten Wasseraniagen ge- braucht wird, ist Schwarz hier vorzuziehen. Das gleiche gilt für vorhandene Teichflächen. Sie sind außerdem durch eine starke graue Umränderung, die nach innen verwaschen wird, herauszuheben. (In der Tafel sind aus dem weiter oben erwähnten Grunde Wasserlinien ver- wendet und die ganze Fläche ist gleichmäßig grau über- legt.) Gräben werden durch starke schwarze unter- brochene Linien bezeichnet. Ihre Unterführungen unter Wege werden fein gestrichelt. Die Horizontalkurven gibt mau zur leichteren Unterscheidung von anderen Linien in Sepiatusche an und läßt beim Ausziehen Strich und Punkt abwechseln. Allemal die fünfte und zehnte hebt man durch starken Strich hervor. An den Rändern der Zeichnung schreibt man neben die Hori- zontale ihre Höhenzahl. Hat man die Nivellementspunkte, ilio zu ihrer Konstruktion nötig waren, zur Verfügung, so zeichnet man sie als kleine Kreise ein und schreibt die Höhenzahl in Schwarz dazu. Im Gegensatz dazu werden die Horizontalen^der neuen Lage, sowie alle darauf bezüglichen Höhenzahlen durch Zinnoberrot bezeichnet. Liegt aber eine Horizontale in einer Wasser- fläche, so ist .sie blau anzugeben. Die Zahlen sind, wenn möglich, stets auf N. N., d. h. Höhe über dem Meeresspiegel, zu beziehen, andernfalls ist als Nullpunkt einer der tiefsten Punkte zu wählen, so daß die Höhen- zahlen stets positiv sind. Anzugeben sind in dem Plane ihrer Lage nach die zur Berechnung nötigen Profile, und zwar durch einen schwarzen Strich. Ausgezogen werden nur einige zur Erleichterung der Übersicht über die Bodenbewegung, die allein durch Horizontalen nicht so ins Auge fallend darzustellen ist. Es ist vorteilhaft, für die Höhen in den Profilen den doppelten Maßstab der Längen anzuwenden. Neben der Grundlinie des Profils muß be- merkt sein, wieviel sie über dem Nullpunkt liegt. Sie ist stets auf eine runde Höhenzahl zu legen, z. B. 10, 20, 30 usw. Die Höhenzahlen sind aber, auf den Null- punkt bezogen, einzuschreiben. Auch in den Profilen werden Punkte und Ordinalen, soweit sie sich auf die alten Höhen beziehen, mit Schwarz ausgezogen, die anderen mit Zinnoberrot. Die alte Terrainlinie be- zeichnet ein starker schwarzer, die neue ein starker zinnoberroter Strich. Stellt die Fläche zwischen beiden Auftrag dar, so ist sie zinnoberrot anzulegen, der Abtrag dagegen wird in starkem Grau mit verdünnter Tusche angelegt. Die Terrainlinie, wie sie sich in Zukunft dar- stellen soll, wird mit einem schmalen, nach unten zerrissenen Streifen aus Sepia unterlegt. In ähnlicher Weise kann man auch längs der Horizontalen der ge- planten Situation einen dünnen l)raunen oder roten Farb- streifen ziehen, um sie deutlicher hervortreten zu lassen. (Die Farbentafel zeigt statt der Farbe rote Schraffierung.) Um das Profil besser für sich als etwas Ganzes und gewissermaßen wie über die andere Zeichnung darüber- gelegt erscheinen zu lassen, tönt man seine gesamte Fläche hellgraublau ab. Zum Ausziehen aller Linien der geplanten Lage verwendet man Karmintusche. Die Linien werden alle durchgehend ausgezogen. Die Wege- und Platzflächen erhalten einen kräftigen gelb- braunen Ton, gemischt aus lichtem Ocker und etwas gebrannter Sienna. Für Gebäude istein dünner Karmin- ton zu verwenden. Bei den vielen Linien, die der Arbeits- plan enthält, ist dessen Verwendung dem Schraffieren, wie es die beigegebene Zeichnung aus technischen Gründen zeigt, vorzuziehen. Rasen- und Wiesenflächen bleiben weiß. Pflanzungen und Panzelbäume werden grün angelegt und mit einem grünen dunkleren schmalen Streifen längs der roten Umrißlinie umrandet. Diese Umrandung trägt sehr dazu bei, die einzelne Fläche für sich abzuschließen und hervortreten zu lassen, und sie ist eine gute Gegenwirkung gegen die Unruhe, die leicht durch die verschiedenen grauen Töne dei" alten Situation entstehen kann. Laub- und Nadelholz werden passend durch den Farbton der ganzen Fläche oder nur der Um- randung unterscliieden. In der Tafel wurde statt dessen verschiedene Schraffierung angewandt. Bäiune, die erhalten bleiben, w^erden ebenfalls grün augelegt und kennzeichnen sich durch ihre seh w a r z e U m r a n d u n g. Oft kann es vorkommen, daß eine vorhandene Pflanzung wegen Bodenveränderung oder aus anderen Gründen fallen muß, obwohl dort wieder Pflanzung entstehen soll. Um nun die Teile der alten Pflanzung, die erhalten bleiben, besonders hervorzuheben, kann man sie vorher mit Grau anlegen. Teichflächen werden wie Bäche blau umrandet, blau angelegt und durch einen nach innen verwaschenen dunkleren Streifen längs des Randes b_etont. Bäche erhalten den Streifen nur auf der Schatten- seite. Die Farbentafel zeigt statt dessen wieder nur Wasserlinien. Gräben sind wie bei der alten Situation, aber in Blau, auszuziehen. Von einem derartig durchgearbeiteten Plane wird man mit Recht behaupten können, daß er viele Einzel- heiten bietet, und daß er das Verhältnis des jetzigen Zuslandes zu Restaurant Schieveibusch und wurden durch den Vorsitzenden der Obstausstellung, Herrn Frhr. von Solemacher, bewillkommnet. Um \2 Uhr wurde die Ausstellung im Kuppelbau des Kunstpalastes unter großer Beteiligung vom Freiherrn von Solemacher eröffnet. Am Abend desselben Tages fand ein Fest- essen für die Preisrichter statt, woran auch die Vertretei' der aus- ländischen Regierungen teilnahmen. Am 9. Oktober, vormittags 'j^lO Uhr, fand die erste Sitzung des Pomologenvereins statt. Naclidem Frhr. von Schorlemor die Sitzung eröffnet hatte übernahm Heir Landesökonomierat Goethe den Vorsitz. Als erster Referent trat Herr Dr. von Peter, der Direktor der laudwirtschaftlicUeu Winter- und Obstbauschule iu Friedberg in Hessen, auf. Er sprach über die Entwickeiung des Baumwärterausbildungswesens und kam zu dem Schlüsse, daß es den heutigen Verhältnissen nicht entspiäche, Baumwärter in den kurzfristigen Kursen auszubilden. Die Ausbildung müs.se mindestens zehn aufeinanderfolgende Wochen während des Winters und Früh- jahrs, eine AVoche während des Sommers dauern unil nacli erfolgter praktischer Betätigung in einem zweiwöchentlichen Wiederholungs- kursus bestehen. Ferner solle eine Kontrolle erfolgen, und nicht zu übersehen sei, daß der Baumwart geprüft und, wenn ein brauch- barer Mann, auch piämiiert werde. Nicht minder sei eine an- gemessene Bezahlung vonnöton, die entschieden über dem gewöhn- lichen Tagelohn stehen mü.sse, da der Baumwart kein Arbeiter seij um den Ansporn zu giößerem Interesse zu geben. Es solle nach Möglich- keit eine Miudestlohntaxe von maßgebender Seite bekannt gegeben werden. Des weiteren solle der Baumwart für öffentliche Arbeiten bei Verwaltungen herangezogen werden. Dadurch würde seine Tätig- keit die eines Beamten, was wesentlich zur Hebung seines Standes beitrüge. Als Minde.st-TageIohn solle man 4 Mark ansetzen. Der Bauniwart müsse ein Arbeitsbuch führen, worin über Vorbildung, Patent und bisherige Verwendung Angaben gemacht werden. Es müsse darin Tag und Stunde der Arbeitsleistung und Art, sowie Sorte des Baumes niedergeschrieben werden, damit der Besitzer den Baumwart nötigenfalls haftbar machen könne. Der Baumwart solle auch für Erhaltung der Namenschilder besorgt sein. Ebenso wünschte der Referent den Obstbaumhandel in die Hand des Baumwartes gelegt, was aber Garteninspektor Lorgus nicht für zweckmäßig hielt, indem er darauf hinwies, daß man unseren Baumschulen volles Ver- trauen schenken könne. Auch sei es nicht am Platze, die Baum- schulen durch Baumwarte prüfen zu lassen. Der Baumwart solle in seiner Tätigkeit nur angehalten werden, piaktischer Pfleger be- stehender Anlagen zu sein. Von Peter bemerkte, daß er den Baumschiilenbesitz bei Baumwärtern nicht für zweckmüßig halte, er habe nur gemeint, der Baumwart solle den Baum nur besorgen, was auch durch die Herren Hofgärtner Hoffmann-Beriin und Ökonomie- rat Lucas -Reutlingen bestätigt wurde. Der zweite Referent, Herr Obstbauinspektor Schultz- Bonn, sprach über den Stand und die Entwickeiung des Obstbaues in der Rheiuprovinz. Auch dieser Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Der nacli Kaiserswerth geplante Ausflug am Nachmittage fiel aus. Am 10. Oktober fand die zweite Sitzung statt. Zuerst sprach Herr Dr. Schander aus Geisenheim über die Anwendung der Bord elaiser Brühe zur Bekämpf ung des Fusicladiums. Unter anderem betonte der Referent, daß das Mittel wohl indirekt wirke, indem wahrscheinlich eine in dem Keimschlauche des Pilzes enthaltene Lösung bei ihrem Ausscheiden die auf dem Blatte liegenden Kupfer- teilchen löse und so den Pilz töte. Gegen die sich durch häufiges Spritzen oft zeigende Korkbildung an Birnbäumen konnte der Referent auf eine Aufrage aus der Versammlung noch nichts positives mitteilen. Nach Schluß der Sitzung führte Herr Dr. Schander eine Anzahl Baumspritzen, unter denen die Holderschen (Urach) als beste angesehen wurden, vor. Die Ausführungen ernteten großen Beifall, Als zweiter Redner der Versammlung am 10. Oktober be- richtete Fachlehrer Herr Carl Pfeiffer von der Oroßh. Wein- und Obstbausohule Oppenheim über das Thema: Neue praktische Be- obachtungen über den Einfluß der Bodenlüftung in der Obstkultur unter besonderer Berücksichtigung der An- wendung der Gründüngung. Der mit Beifall aufgenommene Vortrag brachte ein galiz neues Material und ein neues Gebiet in die Verhandlungen des Kongresses. Leider hatte der Vor- tragende sein reiches gesammeltes Material durch die Säumig- keit der Post nicht ei-halten und vorführen können. Seine Aus- führungen begannen mit dem Hinweise, daß man mehrere Jahrzehnte reicher Arbeit und wohl auch Erfolge hinter sich habe, daß aber in Verkennung w-eit wichtigerer Sachen d?r Erziehung und Erkünstelung neuer Baumkronen ein viel zu großes Interesse zugewandt worden wäre, während man sich bis heute erst langsam zu regen beginne, um der Frage der Düngung der Obstbäume mehr Beachtung zu schenken. Die Wichtigkeit der Bodenlüftung, mit der eine Wui-zelpflege und damit die Förderung der Gesamtentwickelung des IX. G Die Gartenwell. Baumes Haad in Hand gehe, habe man ganz außer acht gelassen. Mau könne schon dort, wo schwere Böden mit Geröll gemischt würden, wie es im Weinbau laugst erkannt sei, ein wesentlich anderes Bild in der Wurzelbildung und dem Baumwachstura sehen. Es sei aber schwer und kost.spielig derartig lockerndes Material zu beschaffen und doch könne die gleiche Wirkung in günstiger Weise durch Anbau von Gründüngungspflaazen erreicht werden. Die Grun- düngungspflanzen wurzeln tief, die Wurzelfasern dienen als Humus, die entstandenen Kanäle aber sind die wahren Luftkanäle, die noch ganz besonders in P'unktion treten, wenn die Gründüngung untergegraben wird und so den oberen Boden hebt. Der Referent hat auch beobachtet, daß die äußerst günstige Beschattung des Bodens durch diesen Anbau auf die Bodenbilduug hin.sichtlioh des Nährstoffverbrauchs, der sogen. Bodengahre. äußerst günstig wirke; auch sei der Umstand, daß die Gründüngungspflanzen aus der Tiefe größere Mengen Wasser heraufheben und verdunsten, sehr günstig auf Blatt- und Fruchtbildung, da durch die lebhafte Blattätigkeit der Gründüngungspflanze entschieden dazu beigetragen werde, daß die Luft feuchter werde, was das Wachstum der Bäume fördere. Die Gründüngung sei ja außer ihrer günstigen Wirkung auf die Durchlüftung des Bodens sehr wertvoll als Humusbereicherer, da künstliche Dünger dadurch günstiger wirken und der oft teure Stallmist erspart werden könne. Redner bespricht nach weiteren Ausführungen den durch ihn an der Großh. Wein- und Obstbau- schule zu Oppenheim eingeführten Kulturplan. Dort handelte es sich weniger um größere vergleichende Versuche, obwohl auch diese in kleinem Maßstabe ausgeführt wurden, als vielmehr um die erfolgreiche Anwendung im praktischen Wirtschaftsbetriebe. AVachstum, sowie Fruchtbarkeit der Bäume habe in auffallender AVeise zugenommen und die Ergebnisse berechtigten zur Nach- ahmung in Obstkulturen. Referent bemerkte, daß er die ihm unter- stellten Kulturen in verschiedene Pläne geteilt und teilweise auch mit Stallmist gedüngt habe; doch seien die Ergebnisse bei der Beigabe von Stallmist durchaus nicht günstiger. Besonders gut habe sich sein Verfahren auf Ländefeien bewährt, die dem Obst- und Gemüsebau dienen. Infolge der günstigen Entvfickelung habe sich auch die Beseitigung aller Schäden äußerst günstig gestaltet, so daß die früher in den Anlagen beklagten Mißerfolge in unverkennbarer AVeise verdrängt seien. Zum Schluß ermuntert Redner zu weiteren A'ersuchen in der obstbautreibenden Bevölkerung. Herr Landes-Okonomierat Goethe eröffnete dann die Debatte und betonte, daß er dem Redner darin wohl widei-sprechen müsse, daß dei- Stallmist von untergeordneter Bedeutung sei. Darauf korrigierte Redner die Ausführungen Goethes dahin, daß ihm wohl bewußt sei, daß der Stallmist als Grundlage aller Düngung seine Beachtung verdiene, doch werde dieser die Aufgabe der Boden- lüftung nicht so vorteilhaft erfüllen als Gründüngung, und ferner sei der Stallmist in vielen Gegenden schwer erhältlich, weshalb auch der Gründüngung der Vorzug gegeben werden müsse. Darauf be- stätigte Herr Direktor Hub er aus Oberzwehren die Ausführungen des Referenten durch Mitteilung günstiger Erfahrungen auf diesem Gebiete. Herr Bürgermeister Biesenbach sprach seine Freude über die sehr zeitgemäße neue Anregung des Referenten aus und bestätigte durch Mitteilung eigener Erfahrungen das Gesagte. Ferner empfahl Herr Biesenbach bei der Pflanzung bezüglich der Lüftung in die Baumgrube lockerndes Material, wie Reiser, Krautstrünke und anderes zu füllen, er habe damit sehr gute Erfolge gehabt. Herr Rebholz, Konsulent in München, brachte eine Ergänzung zu den Ausführungen des Referenten dahingehend, daß er als Schöpfer der Oppenheimer Anlagen sich freue zu hören, daß die anfangs gar nicht gedeihende Anlage nunmehr gute Erfolge bringe; er hob hervor, daß es sich hier um ein schlechtes Gelände handle, in dem die von ihm gereichten Dünger sogleich in die Tiefe versunken wären und keine Erfolge bringen konnten. Am 10. Oktober, nachmittags, hielt Herr Chefredakteur Job. B ö 1 1 n e r einen Vortrag über das Thema : Welche L o h r e n können aus der Düsseldorfer Deutschen Obst-Ausstellung ge- zogen werden? Er hob hervor, daß bei derartigen Obstschauen die Aufgaben zu vereinfachen seien, wenn Erfolge erzielt werden sollten und war gegen die Zersplitterung der Kräfte der Aussteller. Die Konkurrenznummern seien in Düsseldorf alle besetzt gewesen, aber die vielen Einzelaussteller waren bedeutend zerstreut und ver- loren sich dadurch. Bezüglich des künstlerischen Arrangements bliebe noch viel zu wünschen übrig. Hinsichtlich der Sortenechtheit könne man Fortschritte feststellen. Ebenso könnten hinsichtlich der Verpackung Fortschritte beobachtet werden; besonders geschickt sei die A'erpackung von Otto Dahlem, Ibersheim. Bezüglich der Qualität der Sorten spricht sich Redner zufrieden aus. Bezüglich der praktischen Aufgaben könne man nicht recht zufrieden sein. Bei den Landwirtschaftskammern tadelt Böttner die Auswahl des Obstes scheinbar vom Spalier und betont, daß es sich hier doch um Handelsware handeln .solle; Westfalen und Westpreußen habe die Aufgabe richtig aufgefaßt und sehr gutes Handelsobst ausgestellt. Eine gute Übersicht des Obstbaues im eigenen Betriebe hätten Schmitz-Hübsch-Merten, Zorn-Hofheim und Schloß Breyll gegeben. Die belehrenden Sortimente von Reutlingen, Friedberg und Simon Louis freres seien recht reichhaltig und das Friedberger be- sonders schön und zweckmäßig. Hinsichtlich der Lokalsorten stehe Hessen an der Spitze. Zum Schluß bemerkte Redner, daß man nach dem Gesehenen sagen könne, Deutschland kann mit dem Aus- land wohl konkurrieren, man solle zielbewußt vorgehen und die neuen Sorten auch nicht ganz verwerfen. Er nennt: „Minister von Hammer stein^-, „Freiherr v. Berlepsch'\ „Zuccalmaglio Rtle.''\ ,,Berner Rosenapfeh- und von Birnen besonders „Frau Luise Ooethe-'-. Der A'orsitzende sehlägt vor, erst den zweiten Vortrag über die ausländische Ausstellung folgen zu lassen und erteilte Herrn Professor Reichelt aus Friedberg das Wort. Redner gab zuerst die Mittel an, mit denen man der ausländischen Konkurrenz begegnen könne und bespricht in günstigem Urteile das Ausland, bemerkt jedoch, daß man in Deutschland wohl mitkomme. An diesen A'ortrag knüpfte sich eine sehr lebhafte Debatte. Lorgus hält die internationale Ausstellung für belehrend, fürchtet aber Kon- kurrenz, und tadelt die Einführung der Kunst in Obstausstellungen, wie es Hessen getan habe. Ökonomierat Dr. Müller, Sekretär des Landwirtschaftsrats, erwidert, Hessen sei exportierendes Obstland und müsse sich durch Reklame bemerkbar machen, ob das schön aus- sehe oder nicht, sei gleichgültig. Gutsbesitzer Domnik-Kunzendorf reizte eine Äußerung von Lorgus, das westpreußische Obst be- treffend, zu der Entgegnung, daß dort das schönste Obst noch an den Bäumen hänge und daß die klimatische Lage berücksichtigt werden müsse. Noch ein Redner richtete sich energisch gegen das Aus- land. Freiherr von Solemacher erklärte, daß die Vorwürfe aiis der A^ersammlung, das Ausland habe Händler hierher gesandt, un- gerecht seien; er habe dafür gesorgt, daß im Katalog ausdrücklich bemerkt sei, Händler dürfen sich nicht beteiligen, und seines Wissens habe sich auch kein Händler angemeldet. Er bemerkte, die freie Konkurrenz mit dem Auslande diene zum Studium für die Aus- steller. Darauf schloß der Vorsitzende mit AVorten des Dankes an die Veranstalter, die Regierungen, die Stadt und die Herren Referenten den Kongreß. Dienstag, den IL Oktober, 9 Uhr vormittags fand die General- versammlung des Deutschen Pomologen-Vereins statt. Den A'oi-sitz führte Herr Landesökonomierat Goethe. Den Geschäfts- bericht erstattete Herr Ükonomierat Lucas, Reutlingen. Dann nahm Herr Goethe das AA'ort zu den Hannoverschen Antragen und be- dauert, daß er eigenmächtig die weitere Kommission nach Ei.senach berufen habe; es habe das viel Staub aufgewirbelt, doch habe er im besten Vorhaben gehandelt. Die Hannoverschen Anträge werden durch Herrn Lorgus verlesen und finden Genehmigung. Die von Goethe neu ausgearbeiteten Statuten werden vorerst nicht an- genommen und auf Vorschlag des Hofgärtners Hoff mann einer Kommission zur Beratung überwiesen. In diese Kommission wurden die in Hannover anwesend gewesenen Herren gewählt. Als Ort der Tagung wird Berlin vorgeschlagen. Darauf wird zur Wahl des Vorstandes geschritten. Nachdem Herr Ökonomierat Späth seinen Austritt erklärt hat, wurde er einstimmig zum Ehrenmitgliede er- nannt. Die AVahl ergab folgendes Resultat: 1, A'orsitzender Landesökonomierat Goethe: 2. A'oi sitzender Garteninspektor Lorgus, Die Gartenwelt. IX, 6 Xeustrolitz ; Geschäftsführer Okoiiomierat Lucas. Beisitzer .sind: Freiherr von Soleniacher, Burg Naniedy, Garteninspektor Maurer- Jena, Wanderlehrer Lesser-Kiel; Kassenrevisoren: Banliier Pel^run- Dre.sden, Gartenbauinspektor Braunbart-Dresden, Dr. von Petor- Friedborg. Als nächster Ort des Kongresses wird Nürnberg ge- nannt. Hofgärtner M. Hof f mann, Berlin, dankte nochmals allen, die sich au dem großen Werke der Ausstellung uod am Kongreß beteiligt haben. Danach schloß der Vorsitzende die Sitzung. Am Nach- mittage fand bei reicher Beteiligung die Besichtigung der Muster- anlage des Herrn Schmitz-Hübsch in Merten statt. Aus den Vereinen. Halbjahresbericht des Vereins ausländischer Gärtner in Chatenay (bei Paris) und Umgebung. Diese im Jahre lOÜU gegründete Vereinigung hat ihren Sitz in Sceaux und hat den Zweck, Berufsgenossen aller Nationen, welche die deutsche Sprache einiger- maßen beherrschen und sich in der Umgebung von Paris aufhalten, zu vereinen, edle Geselligkeit zu pflegen und ihre Mitglieder in deu Fachkenntnissen weiter auszubilden. Dies wii-d erstrebt durch die Sitzungen und gemeinsamen Ausflüge zur Besichtigung sehenswerter Kulturen. So wurden besucht Versailles mit seinem berühmten Schloßpark, die dortige Gartenbauschuie und die Firmen Duval (Orchideen), Truffaut (Warmhauspflanzen) und Moser (Rhododen- dron), die Gewächshäuser der Stadt Paris, die Samenkulturen der Firma Vilmorin Andrieux &Co. und das prächtige Rosarium des Herrn J. Gravereaux in L'Hay, das mit seinen 6800 Sorten das reichhaltigste des Erdkreises ist. An jedem Vereinsabend wird von einem Mitgliede ein Vorh-ag gehalten. Dei- Verein legte sich ein Vereinsabzeichen zu, ein blau-weiJ5-rotes Scbildchen mit den Initialen V. A. G. auf weißem Felde. In der Hauptversammlung am 3. September wurde der Vor- stand neugewählt. Er besteht nunmehr aus den Herren E. Nilson, erstem Vorsitzenden, H. Märten, stellvertretendem Vorsitzenden, H. Zulauf erstem Schriftführer, C. Birkmeyer, zweitem Schrift- führer, P. Koeppe, Kassenführor, K. Mayer, Bücherwart, H. Maag und E. Schreiber, Revisoren. Für außergewöhnliche Leistungen wurden den abgereisten Kollegen H. Nekam aus Kantendorf in Nieder-Ö.sterreich und V. Hrdlin aus Böhmen Ehrendiplome überreicht. Die Vereinsversammlungen finden alle Sonnabend Abend in Sceaux, Cafe Lacanal, Rue Houdan 6, statt, wohin auch alle Briefe etc. zu richten sind. Gäste smd jederzeit herzlich willkommen. Kollegen, die über hiesige Verhältnisse Auskunft wünschen, wird solche bereit- willig erteilt. Den Aufragen ist Rückporto beizufügen. I. A. des Vereinsvorstandes gez. Herrn. Zulauf, erster Schriftführer. Tagesgeschichte. Dessau. Für die Umwandlung des Gänseangers wurde be- schlossen, zur Erlangung von Entwürfen einen öffentlichen Wett- bewerb auszuschreiben und zur Teilnahme an der Preisbewerbung in Deutschland ansässige Gartentechniker einzuladen. Es wurden zwei Preise von 500 und 250 Mk. ausgesetzt. Als Preisrichterkollegiiun wurden in Übereinstimnmng mit den allgemeinen Grundsätzen für derartige Wettbewerbe eingesetzt die . Herren Oberbürgermeister Dr. Ebeling, Stadtverordnetenvorsteher Justizrat Dr. Döring, Stadt- baurat Engel, Stadtverordneter und Baumschulenbesitzer Weiser, Vorsteher des Gartenbauvereins, Stadtverordneter Paufier, Stadtgärtner Kirchner, Hofgärtner Ilerre und Baumschulenbesitzer Bertram. Nach- dem die Lagepläne ausgearbeitet und die Bedingungen festgesetzt waren, erging das Ausschi-eiben vom 16. Februar 1904 mit der Auf- forderung, Entwürfe bis 15. August einzureichen. Auf dieses Aus- schreiben sind 58 Entwürfe eingegangen. Nach einer Vorprüfung durch das Preisriehterkollegiuin wurde über die Entwürfe endgültige Beratung Freitag, den 23., und Montag, den 26. September, g{>- halten. Die Beratung und schließlich die Abstimmung wrirde nach Vorschrift der allgemeinen Grundsätze vorgenommen. Hierbei wurde festgestellt, daß fast sämtliche Entwürfe mit außerordentlichem Fleiß bearbeitet waren. In geheimer Abstimmung wurden für jedes Projekt von den einzelnen Mitgliedern 1 — 10 Punkte gegeben. Es fand dann eine engere Auswahl von 10 Projekten statt. Sämtliche 80 Punkte der 8 Preisrichter entfielen auf den Entwurf „Loreley" und 79 Punkte auf den Entwurf „Bürgerwiese". Bei der Eröffnung ergab sich als Verfasser des Entwurfes „Loreley" Herr Gartentechniker Friedrich Seheror am Volksgarten zu Cöln a. Rh. und als Verfasser des zweiten Projektes Herr Garteningenieur J. P. Großmann in Dresden und Leipzig. Mit Rücksicht dara,uf, daß außerordentlich fleißige Projekte ausgearbeitet waren, wandte sich das PreisrichterkoUegium an das Kuratorium der städtischen von Cohn- Oppenheim -Stiftung, welches 400 Mk. zum Ankauf von je 4 Projekten bewilligt hatte. Es wurde beschlossen, die Projekte „Gelingt's, so klingt's", ,.Dessouwe", „Frisch gewagt" und „Enka" anzukaufen. Bei Eröffnung der Zettel ergab sich, daß die Verfasser in Wiesbaden, Cöln, Darmstadt und Steglitz bei Berlin wohnen. Oberhausen. In geheimer Stadtverordnetensitzung wurde beschlossen, den in der Nähe des Rathauses belegenen Terlindenpark (früher Grillopark) anzukaufen und zwar zum Preise von 114000 Mk. Der Park wurde vor mehreren Jahren von dem berüchtigten Schwindel- bankier Gerhard Terlinden hergerichtet und mit einer wertvollen Um- zäunung versehen. Der Park wird wohl auch einen anderen Namen erhalten. Quedlinburg. Der Stadtgemeinde wurde das Recht orteilt, zur Anlegung eines kommunalen Begräbnisplatzes das Grundstück Karten- blatt 24 Parzelle 76 der Gemarkung Quedhnburg im Wege der Ent- eignung zu erwerben. Bevorstehende Ausstellungen. Eine nortlwestdeiitsclie Obstausstellung in Hannover im Jalire 1905. In seiner Sitzung vom 10. September beschloß der Hannover- sche Obstbauverein die Veranstaltung einer großen Obst- ausstellung im Herbste des nächsten Jahres. Das Herzogtum Braun- schweig, das Großherzogtum Oldenburg, die Lippeschen Fürstentümer, sowie die freien Hansestädte Hamburg und Bremen sollen zur Be- teiUgung aufgefordert werden. Das Programm soll im Februar 1905 herauskommen. Im vorläufigen Entwurf sind hohe Preise vorgesehen für zweckdienliche Verpackung unter bestinunten Bedingimgen. Außerdem ist grundsätzlich die Scheidung ausgesprochen zwischen den Konkurrenzen des Liebhaberobstbaues einerseits und der Händler und Korporationen anderereeits. Bemerkenswert sind ferner die Konkurrenzen solcher Sortimente, die ohne Bespritzung als frei von Schorf sich bewährt haben. Das Budget ist auf 25 000 Mk. bemessen. Ein so geeigneter Boden gerade Hannover für eine solche Aus- stellung zu sein scheint, hatte doch die vorjährige Landwirtschafts- ausstellung einen nie zuvor dagewesenen Überschuß, so schwierig ist es, dafür eine in jeder Hinsicht geeignete Örtlichkeit zu beschaffen, da Bella Vista, der Ort der letzten Provinzial-Gartenbau-Aus- stellung, umgestaltet werden soll und also ausscheidet. Bei einem Lokal fehlt der freie, beim anderen der überdachte Raum; und im letzteren Falle kommt der Mangel guter Verbindung dazu. Es wui'de daher beschlossen, von einer Aus.stellung im Freien abzusehen; und damit wurde kurzerhand der wichtigen Baumschulindustrie der Provinz die Tür zu dieser großartigen Veranstaltung verschlossen. Krone. Personal -Nachrichten. Bacher, Johannes, früherer Gärtnereibesitzer in Pankow. t am 18. Oktober im 60. Lebensjahre. Gaude, Carl, Ohergärtner, ist am 1. Oktober 1904 aus der Verwaltuni,' diT Tempelhofer Baumschulen ausgeschieden. Weiß, Engelbert, Gärtnereibesitzer in München, fam 19. Okt. rersuitwortl. Reiiaitenr: Ma rffer, Berlin. — Verlag ■ rd Ca imidt & Co.. Leipzig. — Druck: Anhalt. Buchdr. Gntenberg. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang IX. 12. November 1904. No. 7. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Ausstellungsberichte. Die iiitcniationale Obstausstellung in Dusseldorf. Vo m Herausgeber. [Hierxu fünf Abhüdungeti.) Jüer internationalen HerbstaussteUung vom September, über welche ich eingehend berichtet habe, schloß sich die internationale Obstausstellung würdig an. Der eifrigen und zielbewußten Tätigkeit des Freiherrn von Solemacher ist die umfassende und internationale Beteiligung an dieser Aus- stellung zu verdanken. Ii) einem engherzigen und kurz- sichtigen Kreise hatte man die Internationalität dieser Ver- anstaltung schief genommen. Die fremde Konkurrenz sollte dadurch ins Land gebracht werden, was eine schwere Schädigung des deutschen Obstbaues bedeute. Die inter- nationale Konkurrenz haben wir aber schon sehr lange. Alle obstbautreibenden Länder der Welt suchen und finden in Deutschland Absatz, aber nur soweit, als die deutsche Produktion nicht ausreicht. Kommt ein gutes Obstjahr wie das gegenwärtige, welches u.a. Rheinland, Westfalen, Hessen und Württemberg mit reichem Obstsegen überschüttete, so werden es sich, trotz der Düsseldorfer Ausstellung, die österreichisch-ungarischen, schweizerischen und anderen Obstzüchter, von den Amerikanern ganz abgesehen, wohlweislich überlegen, bevor sie ihre Produkte nach Deutschland bringen. Wir haben vorderhand ohne die ausländische Kon- kurrenz reichlichen Überfluß. In der Berliner Engrosmarkthalle sind vielfach für 50 Kilo hoch- feiner Tafelbirnen nicht einmal 4i/., Mark zu erzielen gewesen und 50 kg feiner Winter- tafeläpfel waren allenthalben für 6 bis 10 Jlk. zu kaufen. Daß bei derartigen Preisen für deutsches Obst die ausländische Konkurrenz keine Seide spinnen kann, da die Erträge niclit einmal zur Deckung der Unkosten ausreichen, liegt auf der Hand. Nach Weihnachten imd im Frühling steigen natürlich die Preise wieder, dann liaben aber viele deutsche Obstzüchter längst ihren Ertrag veräußert und die aus- ländischen Züchter werden nun ihre Rechnung Gartenwelt. IX. finden. Wenn sich die deutschen Obstzüchter erst dazu auf- raffen, das sorgfältig geerntete Obst sachgemäß einzubringen» und dann zur günstigen Zeit anzubieten, werden sie auch in guten Obstjahren gute Preise erzielen. Die deutsche Handelsgärtnerei wird durch den Import ausländischen Obstes nur wenig berührt, denn die großen Handelsgärtner, die auch rationelle Obstkultur für den Großhandel treiben, kann man fast an den Fingern abzählen, Obst- und Gemüsekultur sind heute fast ausschließlich Sache der Landwirtschaft und einiger Privatunternehmer. Ich sehe in einer internationalen Obstausstellung keine Gefahr für die deutsche Obstkultur. Wir können auf dem Gebiete des rationellen Obstbaues und der Obstverwertung noch sehr viel vom Auslande lernen. Und das was wir lernen können, speziell in bezug auf die Aufmachung, auf die Art wie das Obst verpackt und dem feineren Publikum r «^i| w t «^tt^ ^ 1 ^L '^ fcd k: ü m ^^*^'S*^ -.„:■.. ^^^^1 ■Bi^*"'-* - ^*^ ^srnf" ,ßisi-\. •1 BBT/^t^- 1 s«e tkistchen mit Tiroler Tafeläpfeln in Seidenpapierspäne verpackt und mit Papierspitzen garniert. Onginalaufnahme fOr die „Ganeowell". 7 Die Gartenwelt. IX, 7 angeboten werden soll, das kann man am besten auf einer internationalen Obstausstellung beobachten. Die Ausländer haben uns auf den verschiedenen Düsseldorfer Obstausstellungen gezeigt, wie es gemacht werden soll und die heimischen Spankiirtie und JMSter Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Obstproduzenten haben daraus gelernt und sich auf der letzten Ausstellung bemüht, es den fremdländischen Kollegen gleiehzutun. Hiervon geben meine diesen Artikel begleitenden Aufnahmen ein getreues Bild. Mir hat die internationale Ausstellung den Beweis erbracht, daß in gewissen Landesteilen unseres Vaterlandes das Gleiche geleistet wird, was man in Südfrankreich, Tirol und in anderen von der Natur mehr begünstigten Ländern in der Obstkultur zu leisten vermag. Gewiß, die Früchte der Franzosen und Tiroler verblüfften dui-ch ihre vorzügliche Ausbildung. Es handelte sich hier meist um Sorten, die in Deutschland nicht an- gebaut werden, für unsere klimatischen Verhält- nisse nicht geeignet sind, um Sorten, die in der Hauptsache mehr auf das Auge als auf den Mund spekulieren, mit deren schönem Äußeren der innere Gehalt nicht immer gleichen Sehritt hält. Wir kultivieren viele Sorten, die unter der beschei- denen Haut ein köstliches Fleisch bergen. Man lasse aber auch nicht außer acht, daß das was das Ausland auf eine deutsche Ausstellung sendet vom besten das allerbeste ist. Für diese Paradefrüchte, die mit einer Mark, mit zwei, selbst mit drei Mark das Stück bezahlt werden, und die man nur an individuell behandelten Spalierbäumen in wenigen Exemplaren erzielt, ist in Deutschland nur ein engbegrenztes Absatz- gebiet vorhanden. Wir brauchen Obst füi- die Millionen, d. h. für das Volk, nicht für die Millionäre, die sich ohne Rücksicht auf hohe Kosten tadelloses Obst diu-ch eigene Gärtner heranziehen lassen können. Bei Borchardt, Grune- wald t, Junker und anderen berühmten Delikatessenfirmen Berlins kostet ein tadelloser Wintercalvill drei Mark, eine Winterdechantsbirne zwei Mark und darüber. Wenn man aber bei diesen Firmen Umfrage hält, so wird man die Antwort erhalten, daß der Umsatz an solchen Früchten ganz geringfügig ist. Die reichen Fein- schmecker Frankreichs scheinen mehr Geld für derartige Raritäten übrig zu haben und dem- zufolge finden auch dort Spalierobst- und Tafel- traubenzüchter ihre Rechnung. In Deutschland hat immer und immer wieder festgestellt werden müssen, daß der Handelsgärtner bei derartigen Kulturen nicht seinen Nutzen findet. Daß die Ausländer auf unseren Ausstellungen ihr bestes zeigen, wird ihnen niemand verdenken können, aber von diesem besten haben sie erstens nm- sehi' wenig abzugeben und zweitens steht dieses wenige so hoch im Preise, daß es den meisten Sterblichen unzugänglich ist, und der deutsche Obstbau hat davon nichts zu befürchten. Für den Betrag, welchen der Geldmann für zwei Stück weißer Wintercalvill aufwendet, bekommt der Bürger in diesem Jahre 50 kg brauchbares Winterobst. Eine Schattenseite der großen Obst- ausstellungen ist es, daß vieles auf Schein beruht. Ich habe mir schon mehrfach auf Obstausstellungen Obst in Kistenpackung gekauft und sah später, daß ich geleimt war. Die beiden obersten Schichten sind p)rima, je mehr man nach unten kommt, um so schlechter wird das Obst und um so größer die Enttäuschung. Es ist schade, daß sich die Preis- richter nicht die Zeit genommen haben, einmal einigen der roler Aptelsortiment in Spankörben. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". ausgestellten Tiroler Kisten „auf den Grund" zu gehen. Es wäre doch interessant gewesen zu erfahren, ob die ßO Kilo Inhalt der großen Kisten wii'klich von gleichmäßiger Qualität gewesen sind, oder ob diese Gleichmäßigkeit nur (' ' ' IX, 7 Die Gartenwelt. Lagen eigentümlich war. Das Verbot, nichts zu berühren verhinderte mich eine derartige Probe selbst zu machen, der Preisrichtern aber hätte mau sie nicht verwehren können. Ich gehe in nachfolgender Besprechung auf das Pro- gramm nicht weiter ein. Ich habe schon bei einer früheren Besprechung des Programms im ach ton Jahrgang, No. 25, Seite 298 hervorgehoben, daß es sich in ausgetretenen Geleisen bewegte, daß es also in seinem Werte weit unter dem Programm der Bremer Ausstellung vom Jahre 1900 stand. Große neue Auf- gaben, dazu berufen, dem deutschen Obstbau neue, Er- folge versprechende Bahnen zu weisen, habe ich in diesem Programm vergeblich gesucht. Ich habe mich deshalb darauf beschränkt, die Ausstellung in meiner Weise zu studieren und festzustellen, welcher Nutzen sich aus ihr ziehen lasse. Da interessierten mich zunächst die Verpackungen. Korbpackungen waren selten und sind meiner Oberzeugung nach für den Bahntransport auch die ungeeignetsten. Der Haupt- vorteil des Weidenkorbes ist der, daß er der Luft Zu- tritt gestattet; diesem Vorteil steht aber die Schatten- seite gegenüber, daß er nur geringen Schutz gegen Druckschäden bietet. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie sehr die Körbe auf der Bahn umhergeschleudert werden, kann man sich denken, daß den Früchten bei dieser Paekungsart Druckschäden nicht erspart bleiben, namentlich dann nicht, wenn die Körbe nur um den Rand herum ein Stroh- oder Holzwollepolster erhalten imd dann mit Früchten vollgefüllt werden. Diese ^' Packungsart ist auch bei Fässern und Kisten üblich und die typische der Amerikaneit Daß das amerikanische <»bst bei seiner Ankunft in Eiu'opa verbeult und dadurch minderwertig ist, dürfte hinreichend bekannt sein. Die Öster- Spankörbe mit seitlich angebrachten bogenförmigen Henkeln sehen schmuck aus, eignen sich aber nur für den Platzverkauf. Auch die zweite Abbildung der gleichen Seite zeigt derartige Körbe Tiroler Aussteller. Die Österreicher wickeln die für ^^^^^iiE^^ö Tafelobst französischer Aussteller. Originalaufnahme far die „Gar reicher verpacken ihr Obst in lange Kisten von verschiedener Größe, deren Inhalt meist zwischen 15 und 30 Kilo schwankt. Abbildung Seite 74 zeigt diese Kistenpackung böhmischer Aussteller. Die über den Kisten sichtbaren geflochtenen lobst der Societe Regionale d'Horticulture in Montreul, Treppenstellage mit Weißem Wintercalvill. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Kistenpackung bestimmten Früchte einzeln in Seidenpapier und betten sie dann in Holzwolle ein. Bei dieser Verpackungsart tut der Empfänger gut daran, das Obst mög- lichst bald nach Eintreffen auszupacken und auf Obsthürden zu lagern. Die Holzwolle ist kein einwandfreies Packmaterial, denn wenn ein Apfel fault, so fängt sie bald zu stinken an und dieser Holzgestank geht auf alle Früchte über und beeinflußt ihren guten Geschmack erheblich. Diese Kistenverpackung leidet aber noch an einem zweiten Übelstand, weil sie das Obst voll- ständig von der Außenluft abschließt. Diesem Übelstande helfen durchbrochene Kisten ah, deren Bretter so zusammengefügt sind, daß Spalten da- zwischen bleiben. Solche Kisten hatte neben anderen auch Schmitz-Hübsch in Herten bei Cöln verwendet. Auf demselben Prinzip be- rxihen die aus Buchenholz gefertigten zylinder- förmigen Obstversandfässer der Faßfabrik Gittelde am Harz, welche die Plantage Feld- brunnen bei Osterode auf verschiedenen Aus- stellungen der letzten Jahre vorführte. Diese Fässer werden für I2V2, 25 und 50 Kilo- packtmgen hergestellt, sie sind beiderseits zu öffnen, die größeren Fässer außerdem in der ,^^.gn,. Mitte geteilt, wodurch Druckschäden vermieden werden. Neben Holzwolle findet man gegen- wärtig als Paekmaterial hauptsächlich Seidenpapierspäne verwendet. Torfpackung war auf der ganzen Aus- stellung nicht zu finden, sie bietet aber große Vorzüge, da sie die Früchte vorzüglich konserviert, Übertragung von 76 Die Gartemwelt. IX, 7 Fäulnis von einer Fniclit auf die andere unmöglich macht und den Empfänger der Mühe des Ausiaackens überhebt. Der Empfänger kann sein in Torfmull verlocktes Obst unaus- gepackt in den Keller stellen und seinen Bedarf nach und nach entnehmen. Bei Verwendung von Torf als V^erpackungs- material ist es aber geboten, die einzelnen Früchte sorgfältig in Seideupapier zu wickeln, da bei manchen Obstsorten der Torfstaub auf der Schale haften bleibt und das Ansehen des Obstes beeinträchtigt. In der Kollektion der Plantage FeUlbrnnnen lernten wir ein neues Obst- Konservienuigsjnil vor keimen, nach Vorschrift der Firma Eoever & Lüer in Neustadt am Eübenberge hergestellt. Dieses Verpackungspulvei- besteht aus getrocknetem und gemahlenem Sphagnutn, das sicherlich die gleichen konservierenden Eigenschaften wie Torfmull, das ja zumeist aus Sumpfjnoos entstanden ist, hat, aber gleichfalls staubt. Es bleibt dahingestellt, ob sich das Konservierungs- pulver von besonderem Vorteil erweist. Ein Postpaket von 5 kg Sphagnumjiulver genügt zum Verjiacken von 100 kg Obst. Zum Verpacken feinsten Tafelobstes werden hauptsächlich Postkistchen für 5 kg Sendungen verwendet. Ein solches Kistchen faßt neun Stück große weiße Wintercalvill oder zwölf Stück kleinere, die sich die Tiroler mit über 20 Mark bezahlen lassen. Als Packmaterial für derartige Kistchen verwendet man entweder feinste Seidenpapierspäne oder Cellulosewatte in Stücken oder Flocken. Die Tiroler ver- wenden nur Späne. Abbildung der Titelseite zeigt Tafelobst, von Tiroler Ausstellern in derartige mit Papierspitzen verzierte Kisten verpackt. Will man die Verpackung noch peinlicher ausführen, so teilt man die Kistchen durch mit Watte um- wickelte Stäbchen in so viel Gefache als sie Früchte aut- nehmen können. Da man auf die Verpackung in kauf- kräftigen Kreisen besonderen Wert legt, liegt es nahe, daß das am sorg-fältigsten verpackte Obst auch die höchsten Preise erzielt. Auf die hübsche Ausstattung der Ausstellungsräumlich- keiten imd auf die schmuckvolle Anordnung war gleichfalls besonderer Wert gelegt. Ganz sezessionistisch war die Aus- stellung der Österreicher, in welcher unsere drei ersten Bilder gefertigt sind. Der prächtige Hörder Pavillon hatte diese Spezialschau aufgenommen und Herr Gartendirektor Lauche, Eisgrub, verstand es dem Inneren ein salonmäßiges Aussehen zu verleihen. Er stellte mit ausgespannter Leine- wand eine künstliche Decke her, die dem gewaltigen Räume das Aussehen eines Saales gab. Zwei Säulenhallen bargen die Büsten des deutschen und des österreichischen Kaisers und an den Wänden befanden sich Blattpflanzendekorationen. Zur Feier des Tages gab Direktor Lauche auch eine Broschüre heraus, die genauen Aufschluß über den Obstbau der ver- schiedenen österreichisch-ungarischen Staaten gibt. Der Wort der Obstausfuhr aus Österreich betrug im Jahre 1903 24 130 000 Kronen, im Jahre vorher gegen 16 Millionen Kronen. Die Tiroler Kollektionen enthielten folgende Äpfel- eorten: Weißer Wintercalvill, weißer und roter Rosmarin, Edelböhmer und Edelroter, Ölkofer Pepping, Lanaer Böhmer, Morgenduftapfel, roter Eierapfel, Sternapi, weißer Winter- Taffetapfel, Carmcliterreinette, roter Wintcr-IIimbeerapfel, roter Ostercdvill, Köstlicher, Mautuaner, grüner Fürstenajifel, Edelreinette, Qrazer Marchansker, Hoslinger, Batidlenapfel, Tiroler Spitzlederapfel, und von Sorten, die auch bei uns in Deutschland allgemein angebaut werden: Gravensteiner, Pur- purroter Cousinot, Englische Spitalreinette, Baumanns-, Lands- berger-, Ananas-, Canada-, Champagner- und Orleansreinette, Boikenapfel, gelber Bellefleur, roter Stettiner, Winter-Goldparmäne und London -Pepping. Unter den Birnen befinden sich nur wenige bei uns nicht bekannte Sorten wie Pas-sa Tutti di Verona, Zephirine Gregoire, Spina Garpi, und Virgouleuse, daneben Pastorenbirne, Diels B.-B., weiße Hej-bst-B.-B., Colomana Herbst B.-B., Hardenponds Winterbirne, Regentin, Winter- Dechantsbirne, Esperens-Bergamotte, Olivier de Serres, Winter- nelis und Gute Loiiise von Avranches. Die Ungarn hatten einen besonderen Raum bei der Industriehalle. Was sie dort vorführten, war nur sehr mäßig in der Qualität, jedenfalls steht das imgarische Obst erheblich hinter dem Tii-oler zurück. Am besten waren noch die Winter- Goldparmänen. Daß Österreich-Ungarn im großen und ganzen nicht Obst in der Qualität wie es die Ausstellung zeigte nach Deutschland exportiei't, dafür mag das böhmische Obst einen Beweis liefern. Das auf dem Wasserwege in gewaltiger Menge aus Böhmen nach Berlin gelangende Obst ist durchweg gewöhn- liches Wirtschaftsobst, wie man es bei uns an der Land- straße erntet. Die Beteiligung der deutschen Aussteller übertraf die der Ausländer ganz erheblich. Und wenn das deutsche Obst weniger zu Geltung kam, so liegt dies daran, daß es auf verschiedenartige Räume imd zum größten Teile auch auf schlecht beleuchtete Hallen verteilt war. Den besten Teil der gewaltigen Hauptausstellungshalle hatte man den Franzosen eingerämnt, weiteren Löwenanteil an dieser Halle hatten die Holländer und Schweizer, es blieben hier nur zwei be- scheidene Plätzchen für die Wormser und für eine Teilaus- stellung der Hessen übrig. In der Aufmachung erwiesen sich die Franzosen als Meister. Unsere Abbildungen Seite 75 geben zwei TeUansichten französischer Aussteller. Das stufenförmig aufgebaute Obst des einen Bildes gibt eine Teilansicht der So ciete regionale d'Horticulture, Montreul sous Bois. Die links auf dem Bilde sichtbare Obsttreppe ist mit weißem Wintercalvill besetzt. Solche Treppen, welche die einzelnen Früchte vorzüglich zur Geltung bringen, waren mehrfach in der Kollektion vorhanden. Die weißen Wintercalvül waren die schönsten, wenn auch nicht die größten der Ausstellung. Die Früchte gleicher Art der deutschen und tiroler Aussteller sind fahl, ohne Zeichnung, die der Franzosen mit frischen roten Backen gesehmiickt, was die Schönheit sehr erhöht. Die weitaus größten weißen "(Vintercalvill der ganzen Ausstellung hatte die Wesselsche Garten Verwaltung in Bonn, Obergärtner Otto Wagner, aus- gestellt. Das waren Früchte, die sich sehen lassen konnten, wenn ihnen auch noch die Farbe fehlte. Die Kollektion der Societe regionale glänzte noch durch andere Riesenfrüchte, die auf den inneren Wert zu prüfen mir leider die Gelegenheit fehlte. Die Kaiser Alexander, in Frankreich Grand Alexandre genannt, ließen nichts zu wünschen übrig. Andere Riesen- fi'üchte sind Peasgoods Goldroinette (Nonesuch), der rote Rambour d'Amerique und der gelbe Großpapa, welch letztere wahrscheinlich zu den Sorten, die mehr dui-ch Größe als Geschmack hervorragen, gehören, luid mit der Riesenbirne Belle Angevine verhält es sich ebenso, sie ist wie König Karl von Württemberg, die man in gärtnerischen Kreisen Kohlrübe nennt, nur durch ihre Größe ausgezeichnet. Das prächtigste Exemplar der schönen Angevine befand sich in der Sammlung der Geisenheiraer Lehranstalt. Wundervolle Winterdechantsbirnen und die schönsten und größten Canada- Reinetten liatte die Firma Anatole Cordonnier & Sohn in IX, 7 Die Gartenwelt. Hüilleiil, Nordfrankreich, neben gleiclischöncn weißen Winter- talvillen ausgestellt. Eine Glanzleistung dieser Firma bildeten auch die Pfirsiche in den Sorten Baltet, Salway, Bon ouvrier. Was aber diese Firma, die sich auch auf der Herbstausstellung durch ihre vorzüglichen Oroton auszeichnete, die noch im I »ktober in allen Düsseldorfer Blumengeschäften prangten, in der Weinkultur leistet, übertraf alles Dagewesene. Pracht- voll waren Gros Colnian und von weißen Sorten: Förster, Muscat iif Alex-indria, Cannon üall Muscat mit Riesenbeeren, außer- liein vrischicdeno Kreuzungen eigener Zucht. Diese Firma hiU CS nicistrrliaft verstanden in A^'erbindung anit feinen Blatt- pfhiiizi'u um! Palmen eine prächtige Gesamtwirkung zu er- zielen. Neben feinen "Waruihauspflanzen befaßt sie sich haupt- sächlich mit Obsttrcilierci. Nach einem ausgelegten Prospekt Ijeträgt ihre Jahresproduktion SO 000 Kilo Weintrauben, un- initerbrochen zu jeder Zeit im Jahre lieferbar, 90000 bis 110000 Kilo Pfirsiche von April bis Oktober, imd 80000 bis 100 000 Kilo andere Luxusfrüchte, außerhalb der natür- lichen Reifezeit lieferbar. Vorzüglich waren auch die Trauben von E. Saloraon & Sohn in Thoniery in den Sorten Black Alicante, Burchardts Piince, Boudales, Madres Field Court; eine weitere weiße Sorte schien mir mit unserem weißen Gutedel identisch zu sein. Als deutscher Traubenaussteller war nur Rudolf Richard in Brühl vertreten. (SchhUi folgt.) Topfpflanzen. Salvia splendciis „Silvei- Queen". Von Georg Marquardt, Ilandelsgärtner, Zossen. J iingst zeigte ich im Verein zur Beförderung des Gartenbaues zu Berlin eine Gruppe vollblühender Salvia splendens „Silver Queen'-\ die in ihrer leuchtenden Farbe angenehm auffiel. Ich habe die Pflanzen im Mai aus Stecklingen erzogen, die nach der Bewurzelung im freien Grunde ausgepflanzt und zur Förderung des Wachstums stets gut gegossen und wiederholt gedüngt wurden. Nach Verlauf von sechs Wochen wurden die Salvien in den Ballen entsprechende Töpfe eingepflanzt und unter Glas gestellt. Ohne weitere Behandlung als reichliches Gießen blühen dann die Pflanzen im September, zu einer Zeit, wo kaum eine andere Pflanzengattung in dieser warmen roten Farbe blüht, die überall ihre Wirkung erzielt. Die Chrysanthemum sind zu die.ser Zeit noch nicht auf der Bild- fläche, die Stauden sind zumeist vom Froste vernichtet, wenn die Fiöste so früh eintreten wie heuer, somit ist diese Salvie für Binde- und Dekorationszwecke, wie für Hochzeiten und andere Familien- feste etc., sehr gut zu gebrauchen. Überall, wo man sie mitver- wendet, belebt sie durch ihre freudigen Farben — ein schönes sattes Grün der Blätter und ein unvergleichliches Rot der Blüten. Die Blätter von Silrer Quee7i sind weiß punktiert, woher der Name stammt. Nacliselirift der Redaktion. Diese Salvia „Silver Queen'-'', die eine ältere Splaickiis Sorte ist, ist wie so manches andere Gute in Vei-gessenheit geraten. Herr Marquardt hat sich unbestreitbar ein Verdienst erworben, daß er diese Salvie wieder auf den Berliner Markt bringt. Sie ist wirklich eine vorzügliche Handelspflanze, da ihre Kultur nur etwa vier Monate währt und die denkbar geringste Mühe macht, ein Umstand, der bei Handelsgärtnern sehr in die Wag- schale fällt. Was hilft uns eine schöne Pflanze, wenn sie schwer zu kultivieren ist und dadurch teuer wird, sagen die meisten. Daß diese Salvie außerdem nicht zu Krankheiten neigt, ist eine weitere wertvolle Eigenschaft. Ganz besonders schön in der Farbe und enorm reich und lange blühend ist die Sorte „Freuden fcuer'% die wir in Wannsee in prachtvollen Pflanzen sahen. Eine ganz niedrige Sorte (80 cm hoch) ist Salvia splendens praecox. rotentilla iiepalensis var. Williuottiao. V üiino reizende kleine, neue Potentilla wurde unter dorn Namen Poientüla nepalcnsis var. WillmoUiae von der Firma Sander & Sons, St. Albans, auf der Holland-House-Show in London 1904 ausgestellt. Nicht mehr als 15 cm hoch, gleicht diese Pflanze mit ihrer, den Erdbeerblätlern sehr ähnlichen Belaubung beim ersten Blick einer Monatserdbeere. Die Blüten haben einen Durchmesser von etwas über 2 cm und sind leuchtend magenfarot. Diese hübsche kleine Staude läßt sich leicht aus Samen ziehen und eignet sich vor- züglich fürs freie Jjand. Das ganze Jahr hindurch bringt sie un- unterbrochen ihre zahlreichen Blüten. Da nicht winterhart, nmli sie im Herbst eingetopft und im Hause ülierwintert werden. Herr E. Ä. Itolte, Kew, widmet dieser Pflanze im „The Gardeners' Clironicle", No. 917 des 3ö. Bandes (1904), einen kleinen Artikel. Eine Pflanze war zur Bestinunung nach Kew gesandt worden, wo- selbst ihre Identität mit Potentilla tiepalensis Hooker., vom Himalaya, festgestellt wurde. Der einzige Unterschied ist der, daß Potentilla Iiepalensis eine Höhe von etwa einen Meter erreicht, während die Sandersohe Neueinführung nicht höher als 15 cm wird. Herr Forget, einer von Sanders Sammlern, entdeckte diese Pflanze in Kolumbien. Da nun zwischen diesen beiden Pflanzen außer der Verschiedenheit im Habitus absolut, auch anatomisch, kein Unter- schied zu finden war, und noch dazu kleine und gedrungene Pflanzen von P. nepalcnsis in Herbarexemplaren in Kew vorhanden sind, die eine Pflanze aber vom Himalaya, die andere von Kolumbien kommt, so hält Herr Rolfe irgend einen Irrtum für möglich und stellt Kolumbien als Heimat dieser Neuheit in Zweifel, obgleich Mr. Forget aussagt, die Pflanze in Kolumbien wildwachsend und nicht etwa in einem Garten angepflanzt, gefunden zu haben. Sind die beiden Pflanzen wirklich miteinander identischj so ist es pflanzengeographisch eine sehr merkwürdige Erscheinung, daß dieselbe Pflanze, die im Himalaya zu Hause ist, auch in den KordilJei-en Kolumbiens in einer andern Varietät wild . vorkommt. Mr. Forget wurde in dem Artikel aufgefordert, nähere Angaben über die Auffindung zu machen, woraufhiu er jnir gegenüber erklärte, daß diese Potentilla tatsächlich wildwachsend in Kolumbien vorkommt, und zwar fand er sie in den Odonfoglossuin c>-j'.sjt)!««-Distrikten der Provinz Santander. Daraus geht auch hervor, daß sich die Pflanze auch für deutsches Klima, Winter natürlich ausgeschlossen, zur Freilandkultur eignet. Sie mußte als eine Varietät der Art vom Himalaya angesehen werden und erhielt als solche den Namen Potentilla nepalensis var. Will- niottiae, zu Ehren der bekannten großen Pflanzenliebhaberin Miss Will m Ott. Ernst Bohlmann, St. Albans. Obstbau. Di, Soll man Traiibensäckclien anbringen? Von H. Beuß, Obergärtner, Schwetzingen. 'iese Frage, die ich auch gleich selbst beantworten will, möge Anregung zu weiteren Urteilen geben, denen ich gerne entgegensehe. Ich kann mich mit dem Gedanken, daß die so viel empfohlenen und auch angebrachten Traubensäckcbeii sich bezahlt machen sollen, nicht recht vertraut machen. Verschiedene Beobachtungen meinerseits lassen mich zu dem Schlüsse kommen, daß nur dem Liebhaber und Besitzer einiger Rebspahere (von Rebstüoken ganz abgesehen) die Mühe des „Einsäckeins" etwas gelohnt wird. Denn frähere Sorten, wie ,,Diamant^\ „Ontedel^'-, „Muskateller^^ usw., faulen bei nassem Sommer sehr leicht in den Säckchen und spätere Sorten werden schwerer reif oder faulen ebenfalls. Nur ein ganz sorgfältiges und häufiges Ausbeoren kamt dazu beitragen, daß aus den Säckchen fehlerfreie Trauben hervorgehen, was bei größeren Anlagen ebenso viel Nebenarbeit verursacht, als das Einsäckeln selbst. Dazu kommt noch der Umstand, daß besonders in einem traubein-eichen Jahre die Preise zu dem Kostenaufwand für Säckchen usw. in keinem Ver- hältnis stehen, so daß diese mühevolle Arbeit ruhig unterbleiben Die Gartenwelt. IX, 7 kann. EmpfeMen möchte ich nur, einige der besten wirklich schönen Trauben zu schützen. was auch durch Vorhängen von dichtraaschigen Netzen geschehen kann. Das ganze Einsäokeln richtet sich im wesentlichen gegen die Wespen und Hor- nissen; wie wenig aber diese Hautflügler die Säckchen respektieren, habe ich kürzlich be- obachtet. Ein solches war von einer Hornisse (oder Wespe?) derart ausgenagt, daß die Traube vollständig entblößt war und abgefressen wurde. In dem neuen (!) Säckchea hing nur noch das „üerippe" der einst schönen Traube; auch Mäuse haben hier ähnliches geleistet. Ich meine, man sollte die Trauben dadurch schützen können, daß man an den Mauern in gewissen Abständen Fanggläser aufhängt zum Fangen der Wespen. Das Aufhängen von Fang- gläsern hat sich hier recht gut bewäbrt. Die Gläser waren gejjfropft voll Ungeziefer und mußten oft geleert werden. Geht auch etwas Wein durch Insektenfraß verloren, so ist er doch nicht so der Gefahr des Faulens bei nassem Wetter ausgesetzt, als unter dem Schutze der Säckohen und wird meiner Ansicht nach auch schöner und süßer. Landschaftsgärtnerei. Preisausschreiben zur Erlangung von Entwürfen für einen Stadtpark auf dem Gänseanger in Dessau. 1/as als Park anzulegende Terrain ist ca. IG ha groß ?3VW(X«;%;ü^. SnWtvt^ *ni^?5i^ dau. '^. Entwurf „Lorelev' von Friedr. Scherer, Originalaufnalime für di Entwurf Lorcley. Teilansicht: Haupteingang an der Mozartstraße. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". und hat nm- geringe Höhenuntersuliiede. Die neu projektierten Straßen um den Park sollen houhgelegt werden. Der Park .sollte Fahrstraßen, Spielplätze, einen Teich von nicht zu großer An.sdehnung und einen Platz für ein später zu er- richtendes Restaurant erhalten. Die Kosten der Ausführung durften 85 000 Mark nicht überschreiten. Im übrigen waren löblicherweise den Ideen der Bewerber keine Schranken ge- setzt. Das Preisaus- schreiben war mit 58 Entwürfen be- schickt. DasPreisge- riclit bestand aus den Herren : Oberbürger- meister Dr. E bei in g, Stadtverordnetenvor- stehor Justizrat Dr. Döring, Stadtbaurat Engel, Stadtverord- neter u.Baumschulen- besitzer Weiser, Stadtverordneter und Vorsitzender des Gar- tenbauvereins Paufler, Hofgärtner Herre, Stadtgärtner Kirchner u. Baum- schulenbesitzer Ber- tram. Den 1. Preis, im Betrage von 500 Mk., erhielt der Entwurf des Herrn Garten- ingenieurs Friedrich Scherer, Cölna.Rh., Volksgartou daselbst (Motto: Loreley). Cöln. Mit erstem Preis gekrönt. IX, 7 Die Gartenwelt. 79 Den 2. Preis im Betrage von 250 Mark erhielt der Entwurf des Herrn Garteningenieurs J. P. Groß mann in Dresden — Leipzig (Motto: Bürgerwiese). Angeliauft zu je 100 Mark wurden die Entwürfe der Herren: 1. Leo Heer wagen, Darmstadt, Stadtgärtnerei (Motto: „Gelingt's, dann klingt's''). 2. Heinrich Steinringer, Wiesbaden, Stadtgärtnerei (Motto: „Dissouwe 0."). 3. Alfred Strenger, in Firma W. Strenger, Steglitz-Berlin (Motto: „Frisch gewagt"). 4. Diermayer, Cöln, Stadtgärtnerei (Motto: „Erika"). Der mit dem 1. Preis bedachte Entwurf mit dem Jlotto „Loreley" zeichnet sicli durch großzügige Behandlung der l'arkanlage aus. Sowohl die Lage des Restaurants, als auch die des Teiches war geschickt gewählt. Die Form des Teiches hätte etwas interessanter sein körinen. Hauptsächlich ist auch anzuerkennen, daß das Wiesenterrain nicht durch viele Wege und Pflanzung zerrissen ist, so daß das Charakteristische der Dessauer Mulde- und Elbeiiiederung, nämlich große Wiesenflächen mit schöner Laubholz- umrahmung, auch auf die Parkanlage übertragen worden ist. Wiederum ist aber der Verfasser in der Absicht, recht geschlossene Pflan- zungsmassen zu er- halten, etwas zu weit gegangen, und es hätten dieselben besser durehEinzel- bäume und Vor- pflanzung aufgelöst werden müssen. Im übrigen scheint sich der Ver- fasser über die Gro- ßenverhältnisse ge- täuscht zu haben, denn sonst hätte er wohl nicht das Re- staurant so groß projektiert und einen Kompostplatz von ca. 1500 qm angelegt. Der Plan ist technisch sehr gut ausgeführt. Die beiden Aquarelle zeigten das Gewollte sehr gut und legten von dem Fleiße des Verfassers ein sehr gutes Zeugnis ab. Der mit dem 2. Preise ausgezeichnete Entwurf des Garteningenieurs J. P. Groß mann, Dresden— Leipzig muß ebenfalls als sehr gute Lösung der gestellten Aufgabe be- trachtet werden. Im Gegensatz zur Anordnung der Pflan- zung des ersten Entwin-fs ist der Verfasser dieser Arbeit in den entgegengesetzten Fehler verfallen und hat die Gruppen zu stark in Einzelpflanzung aufgelöst. Die Lage des regelmäßigen Parterres am Parkeingang des Restaurants und des Teiches ist sehr gut. Der Teich mit der eingebauten Konzertterrasse zeigt malerische Uferformation. Der Konzertgarten besteht aus drei Terrassen von ver- schiedener Höhe, so daß alle Besucher des Gartens einen ungehinderten Ausblick in den Park haben. Der Park im allgemeinen besteht aus zwei Durchblicken, einem breiteren und einem schmäleren Durchblick. Entwur! „Loreley". Teilansicht: Originalaufnahme für d Die Wegeführung ist zweckentsprechend. Obwohl, im Programm gewünscht worden war, daß der Schulgarten möglichst nahe an die Stadt zu liegen kommen soll, ist der- selbe am Ende des Parkes projektiert, wo er am wenigsten stört. Der Plan ist technisch ebenfalls gut ausgefülirt, jedoch sind die Farben desselben für Ausstelhmgszwecke zu matt. Die beiden sehr wirkungsvollen perspektivischen Ansichten zeigen als Parkeingang das regelmäßige Blumenparterre mit dem Restaurationsgebäude im Hintergrunde und dem Blick von der in den Teich eingebauten Restaurationsterrasse in den Park. Über die angekauften Entwürfe ist zu berichten, daß sich hierunter sehr gute Arbeiten befinden, und nur der Entwurf mit dem Motto „Erika" hätte keinen Anlcauf verdient, da bessere Entwürfe vorhanden waren, wie „Gänseliesel C", „Waldwiese und Garten". Vor allen Dingen ist bei diesem angekauften Entwurf schwer zu tadeln, aufgeklebte Ansichts- postkarten, wo der übliche ,,Gruß aus Kalau"! mit Deckfarbe übermalt ist, als perspektivische An- sichten aus dem Park auszugeben. Hoffentlich findet ein derartiges Ver- fahren, das das An- sehen der Garten- künstler auf das schwerste gefähr- det, nicht Wieder- holung! Im allgemeinen maciite die Aus- stellung der Pläne den Eindruck, dass die technische Dar- stellungsweisc un- serer gärtnerischen Entwürfe im Ver- gleich mit denen von Arcliitekten noch niclit auf jener Höhe steht, die wün- schenswert wäre. So werden z. B. für die Pläne meistens zu gi-elle oder zu wässrige Farben gewählt. Es wird zuviel Wert auf die Details und zu wenig Wert auf den Gesamteindruck gelegt. In perspektivischen Ansichten waren zum Teil haar- sträubende Sachen vorhanden. Es ist dringend notwendig, daß auf unseren Gartenbauschulen mehr Wert auf Anfertigung von perspektivischen Ansichten gelegt wird. Das öde Kopieren von Plänen hat sehr wenig Zweck. Anzuerkennen ist der große Fleiß, den die meisten Arbeiten zeigen. Man gewann von der Ausstellung den Eindruck, daß viele Verfasser nach einer neuen ansprechenden Darstellungsweise suchten. So haben sich viele Bewerber außerordentliche Mühe gegeben, durch Strichel- und Schraffier- manier eine bessere Wirkung der Pläne zu erzielen, was jedoch nur zum Teil gelungen ist. Der einzige Weg, wirkungsvolle Pläne zu erzielen, ist der, dezentere, gut zueinander abgestimmte Farben zu verwenden. Hierauf wird noch viel zu wenig Wert gelegt, und alles Die Gartenwelt. IX, 7 Herumprobieren und Suchen nach neuen Darstellungsweisen wird sich dadurch von selbst erledigen. Trotzdem die zeichnerische Tüchtigkeit den Gartenkiinstler allein nicht ausmacht, so ist doch bei dem überhand neiimenden Eingreifen von Architekten in unseren Beruf sehr zu raten, hei derartigen Preisbewerbeu in technischer Hinsicht vorwärts zu schreiten und iiiclit an Altem, Eingelerntem liängen zu bleiben. Argus. Pflanzenkunde. Mexiko iiiul seine Vegetation. Von Carlos Uhden, Acanibavo (M«xikD). in Nu. 48 des achten Jahrgangs der Gartenwelt las einen Artikel von Herrn 0. A. Piirpus, welciier alier ■ LnTwvkp • EiNE>1 5TfMSrPF\KK ■ In [^e.55f\v ■ J^^- ,3«mL> Mc5fto BVRC^ERWIE.'ÖL Entwurf „Bürgerwiese von J. P. Großmani OriginalaufnahiT Dresden und Leipzig. für die „GarteuweU". durchaus nicht das widerlegt, was ich in No. 40 des gleichen Jalu'gangs über Mexiko und seine Vegetation ge- schrieben habe. "Was ich dort sagte, war das Ergebnis meiner Forschungen, die ich als wissenschaftlicher Chemiker und Geologe gemacht habe. Wo ist der Kalk, von dem Herr Purpus spricht? Das ganze Reich des Moteczuraazin vom nördlichen Catifornien bis Honduras ist mit einem weißen, dem Kalk täuscliend ähnlichen Gestein bedeckt, was sogar stellenweise eine enorme Mächtigkeit erreicht. Dieses Gestein heißt Kieseltuff. Credners Geologie sagt, „Kieseltuff ist eine bald erdige, lockere, poröse, bald kompakte Qiiarzmasse, welche zum Teil auffallende äußerliche Ähnlichkeit mit Kalktuff besitzt-'. Das ist der „Kalkstein", worin die Kakteen wachsen. Meine Analyse ergab 99'/,, % (S' 0 2) Kieselsäure! Älmlich verhält es sich mit den anderen Substanzen. — Jedoch rate ich den Kakteenliebhabern im Anschluß an Herrn Purpus, ihre Kakteen nicht mit Jod-, Brom- oder Chlorkalium- oder Natrium-Lösungen zu begießen, denn nur der Boden, worin sie hier in Mexiko wachsen, enthält diese Substanzen in der richtigen Form. Damit aber die Kakteenliebhaber auch heute nicht leer aii.sgehon, sei folgendes Geschichtchen erzählt. Der König Carlos in. von Spanien ließ sich aus der Wüste von Atacama und aus den Wüsten von Peru und Mexiko, deren Boden in der Hauptsache Salz- und Salpeterfelder sind, denn sie enthalten Brom imd Jod in beträchtlicher Menge, die verschiedensten Arten Kakteen kommen, die dann am mittel- ländischen Meere ausgepflanzt wurden; aber alle Pflanzen, mit Ausnahme einiger Opuniia, gingen zugrunde. Die Frau des Aufsehers aber, der diese Pflanzen gefielen, sagte zu ihrem Mann: „Ich erziehe meine Kinder mit Milch, und ich will mal versuchen, ob es nicht mit diesen Kindern auch so geht."' Gesagt, getan. Die Frau begoß ihre Kakteen mit Milch und konnte zu ihrer Freude sehen, daß ihnen diese Kost zu- sagte, denn nach län- gerer Zeit hatten sich die Pflanzen zu präch- tigen Stücken ent- wickelt. Der Bericht an den König ent- hielt nur die Be- merkung, daß die Kakteen in Spanien nicht wachsen, wenn sie nicht mit spa- nischer Milch be- gossen werden. Die Milch enthält näm- lich Jod-, Brom- und Chlor-Salze in kleiner Menge neben Stick- stoff, und das ist des Milchwunders Lösung. Auch scheinen die Pcrsea gratissiiiia dem Herrn Purpus sehr fragwürdig zu sein. Erst kürzlich sah ich auf dem hiesigen Fruchtmarkte eine sehr auffällige Sorte, 19 cm lang und 3 cm breit, wie eine Keule, von liellgrüner Farbe. Mit zweitem Preis gekrönt. Dahlien. Einiges über Dahlien. Von Heinrich Beuß, Schwetzingen. U her jede Kultur läßt sich viel und immer wieder reden und wo zwei Fachleute zusammenkommen, da „werden sie nie fertig mit dem Meinungsaustausch". Wenn ich heute über Dahlien etwas berichten möchte, so geschieht dies auf IX, 7 Die Gartenwell Grund meiner Beobachtungen und Versuche. Beim Durch- lesen früherer Jahrgänge der „Gartenwelt" liabe ich überdies gefunden, daß icli, wie ich weiter unten näher angebe, in uiaMclieiu Punkte anderer Meinung bin, als dort angegelxin. Im wesentlichen möchte ich einiges über die Vermehrung der Dahlien ergänzend anführen und ich will gleich im vora\is betonen, daß ich die Ver- mehrung durch Stecklinge ent- schieden der durch Veredlung vor- ziehe, trotzdem letztere sehr empfohlen wird und ich selbst mit dem Resultat meiner in den letzten Jahren gemachten Veredlungen sehr zufrieden sein kann, indem 95 von 100 meiner Veredlungen wuchsen. Selbst die Schülerinnen der hiesigen Großh. hauswirtschaftlichen und Gartenbauschule haben immer ein großes Vergnügen an dem Veredeln der Dahlien bekundet, kein Wunder, weil die Ver- eif im Sommer ausgedörrtem Lehmboden stehen, und der Wurzeln, so sie solche dauernd tragen, beraubt, länger dort ohne Regen und Tau oder irgend welcher anderer lagern als ihre Zeit erlaubt und vielleicht in trockenen Räumen aufbewahrt, traurige Angstblüten treiben, die sich nicht sehen lassen können und ganz medusen- haft närrisch aussehen. Daß die Knollen oder Zwiel)eln besonders dieser zweiten Klasse, die wir „Angsttroekenblüher'' nennen wollen, ver- dorren, vertrocknen, oder wenn sie noch recht- zeitig in Erde gebracht und gepflegt werden, so vollständig geschwächt sind, daß sie jahrelang kümmern oder den Keim zu Krankheiten, die dann auf gesunde danebenstehende Zwiebeln tiber- gehen, aufnehmen, braucht wohl kaum gesagt zu werden. Und das alles erscheint mir schon melir als Quälerei; denn wenn das Glas, \\i& der berühmte Prof. Dr. Schrön der hiesigen Universität konstatiert, also auch der Felsen lebt tmd Tränen vergießen kann, wie viel mehr können es dann unsere schönen, so formvollendeten Pflanzen! Der denkende und fühlende Pflanzen- freund wird diese neueste Modesache kaum gut heißen können, denn sie muß naturgemäß ver- rohen, sie muß die Liebe zur Pflanzenwelt be- einträchtigen, und die Leute, die diese krank- hafte Liebhaberei empfehlen und fördern, um ihre unverkauft gebliebenen Knollen- und Zwiebel- reste los zu werden, versündigen sich am rtenweii". eignen Leibe, und das werden Gärtner von Herz und Geist nicht tun. Echte Trockenljlüher, also solche Zwiebeln mid Knollen, die ihre Blüte im Sommer, Herbst oder Winter, geeignet auf- bewahrt oder aufgestellt, entfalten, ohne sonderlich darunter zu leiden, sind in erster Linie folgende: Topfobstbäumchen der Kgl. Hofgärtnere Teilansicht der gestifteten Ehrenpreise. Sans Origina bei Potsdam, link ufnahme für die „Gartenwell' Feuchtigkeit als den natürlichen Feuchtigkeitsgehalt der Luft vorzeitig blühen, vielleicht aus Erhaltungsgrüuden, um zur Zeit der Sonnenglut die Selbstbestäubtmg wirksam zu besorgen, oder um Zeit zu gewinnen, die Samen noch vor Winter mit Die Gartenwelt. IX, Arum corsicum mit sammetner sch-warz-purpurner Bluten- scheide, ziemlich selten im Handel und in der Heimat an leicht beschatteten Felsen wachsend, wo es zur Zeit der natür- lichen Blüte vollkommen ohne jedwede Feuchtigkeit an den Wurzeln übersommert. Nach der Blüte gepflanzt, leidet es nicht und die Knolle schrumpft nicht wesentlich ein, wenn die umgebende Luft nicht allzu trocken ist. Wohltuend ist es ihm, wenn mau die Knolle über Wasser, aber ohne sie mit demselben direkt in Berührung zu bringen, sie also auf ein passendes Gefäß, Karaffe usw., stellt. Ich hatte vor vielen Jahren von dieser Art eine weißblühende sehr interessaute Varietät aus Samen gezogen, aber wo ist sie geblieben? Biartini. tenuifolmm, Blumeuscheide schwarz-purpurn. Plan des Kgl. Gartens Sanssouci Eleven gezeichnet. Origin gemein auf sonnigen Felsplateaus des Monte Pelegrini bei Palermo. Blüht von Juli bis September. Biaruni Carduchorum, Blumenscheide sehr groß, fast samtig schwarz, von September bis Januar blühend; gemein in Syrien, Aleppo tisw. Biarum eximium, Bluraenscheide schwarz, jnirpurn, im August, September und später, sehr groß, aus Klein-Asien. Von W. Siehe in Mersina für den Export mit Erfolg in seinem Tuskulum kultiviert, so daß man von ihm gut gereifte und starke blühbare Knollen bek-ommt, fllicr welche er auch selbst berichtet hat. Biarum Pyrami, Blumenscheidc dunkel-purpurn, kaum duftend, im September, Oktober, in Klein-Asien. Biarum Bowel, zweifarbig, innere Scheidewand meist purpurn, sonst olivenfarben, nicht duftend, im September. Außerordentlich variabel. Am Libanon, aber auch in Nord-Afrika. Biarum angustanum, verschiedenfarbig, sehr variabel, aber meist düster, im September oder später. Im südlichen Syrien. Biarum russelianum, dunkel-purpurn, blüht im Winter, Januar bis März, kann aber unbeschadet trocken, d. h. außer Ei-de, aufbewahrt worden. Biarum ale.ii, afncanuiiucüicicum, graecum und macropkyllum^ sowie andere mehr. Man sehe sich nur die Abbildung an, die vom hiesigen C. mapnlilraium durch Bücher und Kataloge geht und wird das gleich fühlen. Die kümmerlichen Blümchen an den wirren, nach Halt suchenden Stengeln resp. Stielen kommen mir vor wie ein Knäuel wilder GiftsclilangeD, die Rache zisclien. Man kann alle diese Cyclamen, besonders das graecum, massenhaft importieren und wem es Freude macht, der kann sie sich ziemlich billig verschaffen. Aber mir scheint, es gehört schon etwas Zwang dazu, so etwas schön zu finden. — Auch alle herbstblühenden Crocus gehören hierher, auch Colchicum, Sternbergia, Leucojum auiumnale, Muscari parvi- floi-um, viele capische Oxalis u. a. m. Sie entwickeln sich, trocken gehalten, schlecht und gehen meist zugrunde. Obstbausaal, im Vordergrund dekorierte Jagdtafel. Personen von links nach rechts: Landwirtschaftsminister v. Podbielski, Ministerialdirektor Ur. Thiel, Unterstaats- sekretär V. Conrad. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Ränmen der Lehranstalt. Vom Herausgeber. {Uierxu drei Abbildungen.) L/iese Ausstellung der Lehranstalt war dazu berufen, weitere Kreise der reiohshauptstädtischen Bevölkerung mit der Tätigkeit dieser Schule und mit deu Leistungen ihrer Schüler bekannt zu machen. Sie übte eine unvermutete große Anziehimgskraft aus, und der Besuch war während der ganzen Dauer, besonders des Nach- mittags, sehr rege und der Andrang bisweilen so groß, daß die Tore geschlossen werden mußten. Gelegentlich dieser Ausstellung lernten viele Berliner erst die neue Ko- lonie Dahlem kennen. Wo vor wenigen Jahren noch die l'flugscbar den Bo- den lockerte, sieht man jetzt große, breite, promenadeu- artig angelegte Straßen. Einewissen- schaftliche Kolonie, wie sie im Reiche einzig dasteht, ist hier entstanden, eine Villenkolonie im Ent- stehen begriffen. Par- zellierung und Ver- kauf der Gnindstücke hat der Fiskus selbst in die Hand ge- nommen, um die Bodenspekulation aus- zuschalten. Die wis- senschaftlichen Insti- tute, die sich in Dahlem angesiedelt haben, sind der Bo- tanische Garten, das Pharmazeuti.sche In- stitut, die Zweig- niederlassung des Kaiserlichen Reichs-Gesuudheitsamls mit ihren großen gärtnerischen und landwirtschaftlichen Veisuchskultuien und schließlieh die sich dem botanischen Garten direkt anschließende Kgl. Gärtner- Lehranstalt. Das Schul- und Verwaltungsgebäude der Gärtner-Lehr- anstalt stellt einen geräumigen Prachtbau dar, der inmitten einer au-sgedehnten Anlage liegt. Da die Lehranstalt durch den ben.ich- barten botanischen Garten der Anlage keines Arboretums bedurfte, so beschränken sich ihre eigenen Kulturen in der Hauptsache auf Obst- und Gemüsebau. Der Spalierobstkultur dienen viele lang- gestreckte massive Talutmauern, und es ist anzunehmen, daß die Tafelobstkultur hier in späteren Jahren Triumphe feiern wird. Die Ausstellung der Anstalt verteilte sich auf verschiedene Bäume des ersten Stockwerks, die teilweise auf unseren Abbildungen dargestellt sind. Die obenstehende Abbildg. bietet einen Blick in den Saal für Obstbau. Er enthielt, hübsch arrangiert, eine schöne und gewählte Kollektion von Apfel- und Birnensorten. Die Früchte stammten zum größten Teil noch aus dem Wildparker 'harten der Die Gartenwelt. IX, 8 Lehranstalt, der noch einige Jahre in Betrieb gehalten wird. In Wildpark wirkte früher der ungewöhnlich hohe Grundwasserstand sehr ungünstig auf die Entwicklung der Obstbäume ein. Durch den inzwischen erfolgten Bau des Teltowkanals ist aber das Grundwasser ganz erheblich gefallen, was die gute Ernte dieses Herbstes zur Folge hatte. Im Vordergrund des Bildes sehen wir eine dekorierte Jagd- tafel, links die drei in der Unterschrift genannten Regieruugs- vertreter. Ein zweiter Saal enthielt die Arbeiten der Schüler auf dem Gebiete der Gartenkunst: Gartenpläne, sauber gearbeitete Modelle undFreihandzeiohnungen. Einen mit vielem Fleiß ausgearbeiteten Riesen- plan der Kgl. Gärten in Sanssouci, woran mehrere Schüler gearbeitet haben, zeigt unser Bild Seite 90. Der kleine Nebenraum, worin dieser Plan aufgestellt war, war mir Guirlanden und begrünten Postamenten geschmückt, auch die Büste des Schöpfers von Sanssouci, Friedrichs des Großen-, war hier aufgestellt. Ein dritter Saal diente der AVissenschaft. Zwischen Früchten und Zapfen waren hier zahlreiche wissenschaft- liche Apparate und Mikroskope aufgestellt. Auch der landschaftlichen Naturkunde war hier durch Aufstellung einer großen Anzahl systematisch geordneter, hochinteressanter Naturaufnalimen Rechnung getragen. Diese Aufnahmen rühren von Herrn Willy Lange her, während andere zeigten, daß sich auch unter den Schülern geübte Amateurphotographeu befinden. Zu erwähnen sind aus diesem Saal noch die von Hörern der Gartenbaukunde hergestellten Modelle, aus- geführt auf Grund der bei Exkursionen gemachten Naturstudien unter Anleitung von Willy Lange. Ein vierter Saal, Abbildung unten, diente der Blumenbiuderei und Blumensohmuckkunst. Der Lehrsaal war in geschickter Weise zu einem Festsaal zur Feier einer Kindtaufe umgewandelt worden. Mit Rücksicht darauf waren die Dekorationen bis ins einzelne ge- wählt. Wer den Raum betrat, fühlte sich feierhch gestimmt und hatte trotzdem das Gefühl, in einem behaglichen Räume zu sein. Dem Eintretenden fiel ein Altar auf, der mit Thujagrün und weißem Mull bekleidete Katheder, der im Glänze von Kerzen erstrahlte. Die Wandtafel dahinter war gleichfalls in sinniger Weise auf die religiöse Handlung umgewandelt. Sie trug ein Kreuz aus Thujagrün auf Heim eine außerordentliche Regsamkeit. Das Institut weiß zu seinem Vorteil fortgesetzt von sich reden zu machen. Die Lehrer sind ganz von ihrer hohen Mission erfüllt, und es ist nur zu bedauern, daß die Direktion nicht so kann wie sie eigentlich möchte, denn die Mittel sind im Gegensatz zu den Staatsanstalten sehr beschränkt. Die Dahlemer Anstalt ist leider immer noch nicht staatlich, sie ist ein Zwitterding zwischen Staats- und Privatschule. Wenn sie Staatsanstalt wird, geht ihr der kleine Zuschuß von 8000 Mark verloren, den zurzeit die Krone gewährt. Und um diesen Zu- schuß zu erhalten, wurde bislier seitens des Landwirtschaftlichen Ministeriums von der dringend notwendigen Umwandlung in ein staatliches Institut bedauerlicherweise Abstand genommen. Zeit- und Streitfragen. Deiitsclie Gärtner in Amerika. JJer Artikel des Herrn Bordighera. Die Redaktion.) weißem Mullgrunde. Der weiße Altar war mit Lon-o»me" - Blütenzweigen in duftiger Wi Abb.) Das AVasoh- becken war zum Taufbecken umge- wandelt. Die Festtafel bezog sich auf den Namen des Täuflings Erika und war mit Erica und Bcgmiia „Oloire de Lorravnß^'- und Medeolarranken einfach und geschickt dekoriert. Die Wände trugen Spaliervverk, das wieder der Träger der Bilder war. Auf Seitentischen und Pa- neelen standen ge- schmackvolle Vasen mit Herbstblumen- füllung. Alles in allem war dieser Saal ein erfreuliches Bei- spiel von gemütstiefer Arbeit, das eifrige Nacheiferung ver- dient, keine Massen- arbeit und gedanken- lose Ausschmückung ! Die Gärtnerlehr- anstalt zu Dahlem ent- faltet seit ihrer Über- siedlung ins neue „fffo/rc de (Vf ist Richter in Ragaz (jetzt in No. 36 des achten Jahrgangs der „Gartenwelt" hat mich als geborenen Amerikaner etwas eigentümlich berührt. Es ist allerdings wahr, daß unsere Ein- wanderungsgesetze gegenwärtig etwas strenger, vielleicht auch etwas parteiisch gehandhabt werden. Amerika, das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten", ist gerade jetzt und schon seit einer Reihe von Jahren das Ziel der allerniedrigsten Klassen lateinischer und slawischer Völker. Sie kommen zu Tausenden und Abertausenden und bleiben meist in den Großstädten hängen. Nach meinem Dafürhalten und nach dem Urteile aller Amerikaner, die ihr Land und Volk lieb haben, sind diese Menschen kein veredelnder Zusatz zum amerikanischen Völkergemisoh. Die germanischen Völker — Deutsche, Dänen, Holländer, Norweger, Schweden und Engländer — kommen schon seit Jahren nicht mehr massenweise. Früher war das anders! Da bildeten diese nebst Irländern das Hauptkontingent der Ein- wanderer. Ist es ein Wunder, wenn der Amerikaner, der die Horden dieser lateinischen und slawischen Völker sieht, stutzig wird und strenge Sichtung der neuen Ankömmlinge verlangt? Daßdurch un.sere Einwander- ungsgesetze auch die germanischen Na- tionalitäten mit be- troffen werden, ist allerdings wabr,aber auf sie sind diese Gesetze nicht ge- münzt. Ist Herr Richter ein Mann, der sein Fach ver- steht, besitzt er Tatkraft, Strebsam- keit und guten Wil- len, dann soll er nur kommen. Ihm wird's nicht fehlen! Das Land ist groß genug für noch sehr, sehr viele tüchtige Deutsche. Ihnen wird keine Schwie- rigkeit in den Weg gelegt. Ist genannter Herr tüchtig in seinem Fache, dann bedarf es eines K ont raktes durchaus nicht. Er wird sich IX, 8 Die Gartenweh. selbst seinen Weg balnien ohne das Gängelband eines verlier getroffenen Übereinkommens. Niemand wird sich einen deutschen Giirtiipr aufs (ieratewohl kommen lassen, ohne ihn und seine Leistungs- fähigkeit und seinen Chai'kter zu kennen. Das wäre durchaus un- gesohäftsniäßig! Früher, als noch Mangel an tüchtigen deutschen Gärtnern hier herrschte, mag das anders gewesen sein. Heute muß der Mann die ihm zusagende Stellung suchen, und wenn er das Zeug in sich hat und den nötigen Ehrgeiz, dann gelingt ihm das aucb stet.s. Millionen Deutsche sind in dieses Land gekommen und haben sich den Weg zu Reichtum und Ehren selbst gebahnt. Sie dachten niclit an einen vorher abgeschlossenen Kontrakt. Der Äusdrack „schlauer Yankee", S. 429 oben, wird von Herrn Kicliter wohl selbst kaum verstanden. Man bezeichnet mit dem Worte „Yankee" den Neuengländer, niemals aber die übrigen Bewohner der Union. So wie der Ausdruck gebraucht wurde, liegt etwas Beleidigendes darin. Der Amerikaner ist viel, viel besser als sein Ruf. Er ist allerdings meist ein scharfer Geschäftsmann, aber die Noblesse seines Charakters, seine Hilfsbereitschaft in allen Fällen der Not, seine vornehme Denkungsart, seine stets offene Hand für das Gemeinwohl sind Eigenschaften, die zu bekannt sind, um näher darauf einzugehen. Tatsächlich arbeiten deutsche Gärtner hierzulande viel lieber für einen Anglo-Amerikaner als für einen Deutschen, weil' sie sich einer freieren Bewegung erfreuen und sehr freundschaftlich — nicht von oben herab — behandelt werden. Ihre Arbeit, ihre Kunst findet viel mehr Anerkennung und wird mehr nach Verdienst gewürdigt. Der Satz ,,Jeder ist sich selbst der Nächste, die guten Stollen für uns, die anderen für die Ausländer" klingt höchst absurd. Der Herr hat eben gar keiueu Begriff davon, aus welchen Bestandteilen das amerikanische Volk eigentlich zu- sammengesetzt ist, daß es eine erst im Entstehen begriffene Nation vieler europäischer Völker ist. Gerade tüchtige deutsche Gärtner und „Ausländer" nehmen in ihrem Berufe die höchsten Stellungen ein. Zu Nutz und Frommen der Leser der „Garten- welt" will ich aus vielen nur wenige Beispiele anführen. Herr H. P f i s t e r , ein Deutsch-Sehweizer, war dreißig Jahre lang Obergärtner des „Weißen Hauses" — der Wohnung des Präsidenten der Union — in Washington. Er wurde vom Präsidenten Hayes ernannt und behielt dann auch unter Garfield, Arthur, Cleve- land, Harrison und Mc. Kinley seine Stellung, was er lediglich seiner Tüchtigkeit zu verdanken hatte. Das herrliche Palmenhaus und die prächtigen Pflanzensammluugen in Hortikultural Hall, Fairmount Park, Philadelphia, stehen unter der Leitung des Herrn Xavier Schmitt, eines Elsässers, der die deutsche, fi-an- zösische und englische Sprache beheiTScht. Der kürzlich verstorbene Georg Huster aus Lindau war ein ganzes Mensohenalter hindurch Obergärtner der großen Gewächshäuser und Anlagen des Girard- College in Philadelphia. Alfred Rehder ist schon seit Jahren in hochangesehener Stellung im Arnold-Arboretum bei Boston, wo er nicht nur gärtnerisch, sondern auch wissenschaftlich tätig ist, wie dies seine vielen gediegenen Aufsätze in Dr. H. L. Baileys „Cyolopedia of American Horticulture" zeigen. Dieses Arboretum steht unter der Direktion Prof. C. S. Sargents, des berühmten Verfassers der „Silva of North America" und gehört zur Harvard -Universität. Professor Sargent selbst hat einen herrlichen Platz mit ausgedehnten Parkanlagen und Gewächshäusern „Holm Lea", dem Herr Zander, ein Deutscher, als Obergärtner vorsteht. Einer der bekanntesten und reichsten Handelsgäiiner des Landes, Herr J. L. Childs im Floral- Park N. Y., imterhält zu seiner eigenen Belehrung und Freude eine Anzahl Gewächshäuser seltener und feiner Pflanzen. Diesen steht Herr Adolf Jaenicke als Obergärter vor. Das von Childs heraus- gegebene Gartenmagazin „The Mayflower" enthält stets einen oder mehrere Artikel des genannten Herrn. Wie mir Herr Childs selbst sagte, erblickt er in Jaenicke nicht nur den zuverlässigen Mitarbeiter, sondern auch einen Freund. In der Gartenbauschule der Cornell- Universität sind mehrere deutsche Gärtner tätig. Ich nenne hier nur Heinrich Hosselbring und G. A.Wiegand. Dr. H. L. Bailey, der Direktor dieser Schule und Herausgeber des monumentalen Werkes „Cyclopedia of American Horticulture" (4 Bde), weiß tüchtige deutsche Gärtner sehr wohl zu schätzen und ihm liegt es jedenfalls fern, die guten Stellen den Anglo-Amerikanorn zugeben. Den Parkanlagen Chicagos, die viele Hunderte von Morgen einnehmen, und den darin befindlichen großartigen Pflanzenpalästen stehen fast ausnahmsweise deutsche Gärtner vor. Die Namen de Voy, Kannst, Karnatz, Jensen, Raffs etc. sind unzertrennlich mit diesen verbunden, teils als Obergärtner, teils als Landsehaftskünstler. In St. Louis finden wir das gleiche. Dort befindet sich auch der dem Volke geschenkte Henry Shawsche, jetzt der Missouri-botanische Garten, in welchem wohl von Anfang an deutsche Gärtner Anstellung fanden. Einer der ersten deutschen Obergärtner dort ist Herr J. H. Bannes, der .sich durch seine Kenntnisse und Pflichttreue nicht nur die Achtung seiner Kollegen, sondern ganz besonders auch der Schüler der mit dem Garten verbundenen Gärtner-Lehranstalt erfreut. In Milwaukee nehmen deutsche Gärtner in den verechiedenen großen Parkanlagen die ersten Stellen ein. So stehen z. B. die Gebrüder Raasch an der Spitze des West- Parks, August Gerlach ist Obergärtner im Mitchall-Park. Dort befindet sich auch das große Pflanzenhaus, das Ger lach zu dem gemacht hat, was es heute ist. Die großen Hotelpaläste an Floridas Ost- und Westküste mit ihren herrlichen tropischen Anlagen und Palnienwäldern sind aus- schließlich das Werk deutscher Gärtner, Da ist z. B. das Tampa- ßay-Hotel, das mehrere Millionen Dollars gekostet hat, mit seinen feenhaften Gärten. Dort waltet seines Berufes Herr Anton Fiehe und der Name klingt doch sicherlich nicht anglo-amerikanisch. Als Laudschaftsgärtner waren die Deutschen von jeher oben- auf. Adolf Strauch ist der geniale Schöpfer des herrlichen park- artigen Spring Grove Begräbnisplatzes bei Cinoinnati, violleicht der schönsten Totenstätte der Welt. Der deutsch-amerikanische Geschichts- forscher und Dichter H. A. Rottermann hat ihm im „Deutschen Pionier" (Bd. XV, No. 11, 12) ein würdiges Denkmal gesetzt. Herr Scholz war in gleicher Weise in dem Motairie bei New- Orleans tätig. Zahlreich sind auch Deutsche in sehr lukrativen Forststellungen. Bernhard Fornow war viele Jahre hindurch Chef des Forstdepartments in Washington, einer der angesehensten Stellungen des Landes, und Dr. Sohenck ist der Direktor der Bilt- more-Forstsohule, welche durch den Millionär Vanderbilt ins Leben gerufen wurde. Zugleich ist er der Forstexperte der großen Vanderbiltschen Besitzung Biltmore bei Ashville, N.-C. Diese flüchtige Skizze würde sehr mangelhaft sein, ohne Herrn Ferdinand Mangold aus Karlsruhe zu erwähnen. Genannter Herr war der Superintendent und Obergärtner des Eisonbahnkönigs Jay Gould und ist in derselben Eigenschaft noch heute im Dienste der Tochter, Fräulein Helen Gould. Herr Gould hielt so große Stücke auf seinen deutschen Obergärtner, daß er ihn sehr reichlich in seinem Testamente bedachte. Wollte ich ein auch nur annähernd vollständiges Verüeichnis der deutschen Gärtner in hervorragenden Stellungen geben, so würde das den Rahmen dieses Aufsatzes weit überschreiten. Selbstverständlich ist es, daß deutsche Gärtner nicht nur mit guter Praxis, sondern ganz besonders mit einer gediegenen Bildung und mit tüchtigen botanischen Kenntnissen der- artigen Stellungen gewachsen sind. Minderwertige Gärtner und Gartenarbeiter gibt es hier in Hülle und Fülle. Sie sind es, die für 10 bis 15 Dollar zu arbeiten gezwungen sind. Ein ordent- licher tüchtiger Gärtner erhält 50 bis 75 Dollar pro Monat und noch mehr. BHcken wir auf das Mitarbeiterverzeichnis der „Cyclopedia of American Horticulture" — ich kenne weder in deutscher noch englischer Sprache etwas gleich gediegenes — so werden wir auch hier deutschen Namen fortwährend begegnen. Das Zentralorgan der Handelsgärtner Amerikas ist der „American Florist". Jeder Gärtner, der nach Amerika auswandern will, sei es um als Gärtner zu arbeiten, sei es um eine Handelsgärtnerei ein- zurichten, sollte das Blatt hier und da lesen. Hierdurch wird er mit den hiesigen Geschäftsverhältnissen vollständig vertraut. Unter- werfen wir die Anzeigen einer genauen Prüfung, so werden wir auch hier finden, daß unter den amerikanischen Handelsgärtnern die deutschen mit im Vordergrunde stehen. Der Präsident der großen amerikanischen Gärtnergesellschaft (Society of American Florists and Die Gartenwelt. IX, Ornamental Horticultuiists) ist Herr Philipp Breitmayer von Detroit und der Vizepräsident Herr J. J. Benelte von St. Louis. Die Namen scheinen doch beide deutsch zu klingen! Schauen wir uns einmal in einer der größten, wenn nicht der größten Handelsgärtnerei des Landes, der von H. A. Dreer in Philadelphia, um. Auch dort begegnen wir in den höchsten Stellungen deutschen Namen. Da ist der Geschäftsführer, ja der eigentliche Schöpfer des Geschäftes wie es jetzt besteht, Herr G. D. Eisele und sein Assistent Herr Strohlein, beides Mitglieder der Firma, bereits hier geboren, aber beide ein schönes reines Deutsch spiecheud. Der Name des Farnkraut- Experten des Geschäftes ist Nicholas N. B r u c k n e r. Wo es auch sein mag, auf allen Gebieten der Kunst und Wissen- schaft, aucli der Gartenkunst, finden sich Deutsoli-Amerikaner in den höchsten Stellungen. Und wie steht es mit der deutschen Sprache unter den Anglo- Aiiiorikaiiern? Sehr viele der Gebildeten sprechen ein vorzügliches Deutsch und suchen es sogar in ihrer Familie zu sprechen. Ich will nur ein Beispiel anfübren, den bekannten Naturforscher Dr. "W". M. Wheeler, der nicht nur das schöü.ste und reinste Deutsch perfekt schreibt und spricht, sondern der auch mit den Werken Fiitz Reuters besser vertraut ist als sehr viele Deutsche. Solche Beispiele ließen sich verhundertfältigen. Daß die deutsche Schrift am Fortkommen hinderlicli sei, ist mir sehr neu. Wir haben hier in Amerika sehr viele große, vielgelesene, ausgezeichnet redigierte Tages- und Woohen- zeituiigen, wie z. B. die „New-Yorker Staats- Zeitung", die ., Westliche Post", die „Illinois Staats-Zeitung'', die „Germania" etc., von denen ■iiianclie über hunderttausend Abonnenten haben, obwohl sie in Amerika in deutscher Schrift gedruckt werden. Niemand stößt sich daran, ja es wäre sicher, daß der Versuch, sie in lateinischer Schrift zu drucken, die Zahl ihrer Subskribenten sehr schnell ganz bedeutend verringern würde. H. Nehrling. Die rote Sonnenrose. ^^JJie rote perennierende Sonnenrose" (Echinaceay^Helianthns) bietet die Firma Köhler k, Rudel, Windischleuba, als epoche- machende Neuheit au. Ich fand diese Ankündigung im Horti- cultural Advertiser, dem Hauptinsertionsorgan der englischen Handelsgärtner. Gleichzeitig mit ihrem Insertionsauftrag hatte die genannte Firma einige Blumen dieses neuen ,, Staudenschlagers" an die Redaktion genannter Zeitung eingeschickt. Da aber die Redaktion aus dem Begleitschreiben nicht die Überzeugung gewinnen konnte, daß es sich wirklich um eine EchtnaeeayC^ Heiianthus Hybride handelt, so mußten die Echinacienblüten, denn solche waren es in der Tat, die weite Reise zu den Autoritäten des Kewgartens an- treten, wo man sie gleiclifalls als Ecliinacea -B\ütea erkannte. Viel- leicht hatte der Inhaber der Firma Köhler & Rudel, eingedenk des Sprichworts, daß der Prophet nichts in seinem Vaterlande gilt, es einmal zunächst mit den englischen Kollegen versuchen wollen, die aber schlauere Geschäftsleute sind als er annahm. Die angebotene Neuheit ist eine Züchtung des einstmaligen luliabers der Firma Köhler & Rudel, Ernst Köhlers; der jetzige Inhaber ist sein Schwiegervater, Herr Heise. Als ein spezieller Staudenliebhaber und in Anerkennung der Verdienste, welche sich die alte Firma Köhler & Rudel um die Einführung guter Neuheiten erworben hat, bedauere ich den Rückgang dieser Firma. Ti'otzdem nuiß ich Stellung nehmen gegen den von der Firma beschrittenen Weg, um ihre neue Echinacea an den Mann zu bringen. Hortus. Nachschrift der Redaktion. Auch uns ging eine Anpreisung und eine farbige Abbildung der sogenannten roten Sonnenrose zu. Ob die Farbe dieses Bildes der Wirklichkeit nahe kommt, lassen wir dahingestellt. Jedenfalls zeigt die Blume unverkennbaren Echhiacea- und nicht Heliantkits-OhaTakteT. Eine rote Echinacea ist aber etwas allbekanntes, eine rote Sonnenrose würde dagegen eine Kuriosität ersten Ranges sein. Deshalb mußte ein Abstammungsmärchen er- funden werden. Hat man wohl schon einmal gehört, daß der Züchter einer neuen Aster, eines neuen Chry.santhemums, einer neuen Dahhe oder einer neuen Sonnenrose sich den Scherz erlaubt hätte, die Eltern seiner Züchtung anzugeben V Die künstliche Befruchtung einer Kompositenblüte, deren Blüte sich aus Hunderten von Einzel- blütchen zusammensetzt, die alle Griffel und Staubfäden haben, derart, daß man angeben könne, eine Fi-emdbestäubung habe statt- gefunden, ist überhaupt ein Ding der Unmöglichkeit. Alle Korb- blütensorten sind Zufallszüchtungen ; Kreuzbefruchtungen sind möglich aber nicht nachweisbar. Eine Hybride zwischen Echiitacea und Helianthus ist in Rücksicht auf die nahe Verwandtschaft beider Gattungen wohl möglich, aber erst, wenn uns Ernst Köhler den strikten Nachweis führt, daß er die Scheibenblüten einer Sonnen- rose von den Staubfäden vollständig befielt habe, bevor sie stäubten, — es ist dies eine absolute Unmöglichkeit — , dann die Befrachtung mit dem Blütenstaub der Echinacea ausgeführt und die Blume derart geschützt habe, daß auch nachher keine Fremdbestäubung durch Wind oder Insekten möglich war, glauben wir ihm, daß seine Neuheit eine Echinacea X Helianthits-Kxeuinng ist. Mannigfaltiges. Gewässerter Spargel ist minderwertig. Nach den Versuchen von Dr. C. Windisch und Dr. Th. Schmidt in Geisenheim nimmt der gewässei-te Spargel beträchtliche Mengen Wasser auf; in zwei Tagen vermehrt der unter Wasser gelegte Spargel sein Gewicht schon um zehn Prozent. Auch Nälirstoffe, besonders stickstoffhaltige und Mineralstoffe werden durch die Wässerung dem Spargel entzogen. Spargeln, deren Schnittflächen mit Paraffin bestrichen wurden, zeigten unerklärlicherweise noch größere Aufnahme von Wasser, aber der Verlust an Nährstoffen war bei diesen Spargeln bedeutend geringer. Darnach ist endlich klargestellt, daß gewässerter Spargel tatsächlich minderwertig ist. Die Apfelernte in den Vereinigten Staaten von Amerika verspricht in diesem Jahre gering zu werden. Nach einem Berichte des Kaiserlichen Generalkonsulats in New- York vom 15. September scheint nur in den Staaten New-York, Java, Michigan und den Neu- englandstaaten, in denen die Obstkultur an erster Stelle steht, ein guter Erfolg in Aussicht zu stehen. Apfel werden daher voraussichtlich knapp und teuer sein und nur in beschränktem Umfange ausgeführt werden. Amerikanisches Dörrobst. Die amtliche städtische Anstalt zur Untersuchung von Nahrungs- und Gonußmitteln in Krefeld hat bei der Prüfung des zum Verkauf gelangenden Dörrobstes folgende Feststellungen gemacht, die das amerikanische Dörrobst in einem recht zweifelhaften Lichte erscheinen lassen: „Von 49 Proben — wohl ausschließlich amerikanischen Ursprunges — mußten 37 wegen zum Teil ganz übermäßiger Schwefelung beanstandet werden. Gemäß Verfügung des Herrn Ministers der geistlichen und Medizinal-Ange- legenheiten ist vorläufig ein Gehalt von 1,25 v. H. schwefhger Säure als noch zulässig erklärt worden, ein Satz, der jedoch in vielen Fällen überschritten wird und dann als gesundheitsschädlich zu beanstanden ist. Da eine derartige Schwefelung nicht etwa behufs besserer Konservierung angewendet, sondern nur vorgenommen wird, um den betreffenden Früchten ein schöneres, helleres, durchscheinendes Aus- sehen zu geben, und da ferner diese Früchte mit Vorliebe gerade zur Kinder- und Krankenkost verwendet werden, erscheint eine end- gültige gesetzliche Regelung des Verkehrs mit solchen Frachten, evtl. ein völliges Verbot jeder Schwefelung durchaus wünschenswert. A. W. Die neue Erdbeere „Ai(gnstkünif/in'' (Reine d'Aoüt), eine Züchtung der Firma Vilmorin Andrieux & Co. in Paris, erhielt von der nationalen Gartenbaugosellschaft ein Verdienstzeugnis. Die neue Sorte soll sich wesentlich von allen bekannten remontierenden Erd- beeren durch glänzende remontierende Eigenschaften auszeichnen. Sollen doch bereits die Ausläufer im ersten Sommer einen Ertrag liefern. Die Früchte sollen mittelgroß, von regelmäßiger Foi-m und scharlachroter Farbe sein. Im Ertrag soll Augustkönigin die Sorten ,ySf. Joseph^^ und „St. Antonie^'' übertreffen. Lysol und Reblaus. Selten sind in einem Jahre so viel neue Reblausherde aufgefunden worden als bei den diesjährigen Unter- suchungen. So sind u. a. neue Herde entdeckt worden in Hochheim IX, Die Gartenwelt. Kreuznach, Laubenheim (Nalie) und Muffendorf-Godesborg. Am gefährlichsten scheint die Sache in der Gemarliung Laubenheim zu liegen, wo bisher über 400 verseuchte Stöcke und 5 getrennte Herde aufgefunden wurden. Unter diesen Umständen gewinnen neue in den letzten .Tahren ausgeführte Bekämpfungsversuche durch Bodendesinfektion erhöhte Beachtung. Zu Beginn des Herbstes steigt bekanntlich das befruchtete ■Weibchen der Reblaus zur Erde hinab, um darin ihr Wintere! abzulegen. Da aus einem Ei Millionen von Rebläusen entstehen und jede einzelne der Ursprung eines neueq. Herdes werden kann, ist die Hauptaufgabe wirksamer Reblausbekämpfung die Vernichtung dieser "Wintereier. Das war zwar schon seit langem bekannt, es gelang aber immer noch nicht ein wirksames Gegenmittel zu ent- decken. Vor drei Jahren nun hatte Dr. Gantin (Paris) eingehende Versuche mit Lysol als Desinfektions- und Bekämpfungsmittel begonnen, und nach seinem Bericht (in der Nordd. Allg. Ztg. wieder- gegeben) übertrifft der Erfolg alle Erwartungen. Einen völlig auf- gegebenen "Weinberg hatte er zu seinem Versuchsfelde erwählt, und schon Ende 1903 konnte der "Weinberg als gerettet betrachtet werden, ja, die Ernte war sogar größer als sonst. Die Behandlung bestand in einem zur "Winterszeit ausgeführten Bestreichen der Stöcke mit einer .0 v. U. Lj'sollösung. Dr. Gantin unternahm noch einen zweiten Versuch, indem er ein dicht neben einem verseuchten "Weinberg liegendes Gelände mit heimischen Reben ohne Pfropfung bepflanzte. Trotz des mit Reblaus gesättigten Bodens gediehen die Reben vor- züglich und zeigten schon nach einem Jahr ein außerordentliches "Wachstum und durchaus gesunde "Wurzeln, was ausschließlich durch Lysol-Behandlung erreicht wurde. Es wäre zweifellos von außer- ordentlicher Bedeutung für den "Weinbau, falls diese glänzenden Er- gebnisse Bestätigung finden wüi'den. Weitere umfangreiche Versuche sollen noch angestellt werden. Tagesgeschichte. Berlin. Die Anlegung von Schulgärten hat die Schuldeputation jüngst be.schlossen. Für diese Aulagen kommen die Höfe der Gemeinde- schulen in Betracht. Die Gärten sollen mit Nutzpflanzen bepflanzt werden, um so den Kindern der Großstadt einen Anschauungs- Unterricht auf einem Gebiete zu erteilen, das ihnen bisher so gut wie verschlossen gewesen ist. Natürlich eignen sich nicht alle Schul- höfe für eine Erfolg versprechende Gartenanlage. Jedenfalls darf mit der Freudigkeit der Kinder bei dieser Sache gerechnet werden. — Die Ergebnisse des Übstmarktes, der von der Branden- burgischen Landwirtschaftskammer vom 26. — 28. Oktober veranstaltet wurde, waren gut, so daß dieser Herbstmarkt als eine bleibende Ein- richtung beibehalten wird. Jedoch sind mannigfache Verbesserungen der Einrichtungen notwendig. Insbesondere ist für die Verpackung eine einheitliche Form erwünscht, sodaß sich die Früchte auch in einer gefälligen Hülle darbieten werden. Über die Zustellung der "Waren wurde diesmal lebhaft geklagt. Es sind große Unregelmäßig- keiten bei der Lieferung an die Käufer vorgekommen, die darob sehr erbittert waren und es sich wohl überlegen werden, ehe sie zum zweiten Male den Obstmarkt in Nahrung setzen. Es ist sehr zu verwundern, daß die Organisation gerade in diesem wichtigen Punkte, der Spedition, versagt hat. Bremen. Der Großkaufmann FranzSchütte hierselbst stellte ein 12 Morgen (3 Hektar) großes Grundstück für einen botanischen Garten und die nötigen Mittel zu dessen Begründung und Erhaltung der Stadt Bremen zur Verfügung. Der botanische Garten soll zunächst als Bildungsmittel dienen und soll in seiner ganzen Anlage vorzugsweise den Bedürfnissen des Schulunterrichts angepaßt werden. Er soll aber zugleich mit Rücksicht auf landschaftliche Schönheit angelegt werden, so daß er auch als angenehmer Spaziergang dienen kann. Durch die Bekanntschaft mit einem von der Stadt Cöln für Unterrichtszwecke begründeten Garten, sowie durch mancherlei ge- legentlich geäußerte "Wünsche, die auf Umwandlung eines Teils des Bürgerparks in einen botanischen Garten hinzielten, wurde Herr Schütte veranlaßt, dieses große, jenseits der ,, Weserlust-' am Oster- deich, der Ringstraße und verlängerten Hamburgerstraße gelegene Grundstück für einen botanischen Garten zu bestimmen. Mittels der Straßenbahn ist die Gegend leicht zu erreichen. Der Garten bleibt Eigentum des Herrn Schütte, welcher auch sämtliche Kosten der Anlage und Unterhaltung übernimmt. Die für die Fortführung des Unternehmens erforderlichen Mittel sollen für 25 Jahre sichergestellt werden. Nach Ablauf dieser Frist können der Begründer oder seine Erben frei über den Garten verfügen. Der Zutritt soll vorläufig während des größten Teils des Tages allen Erwachsenen und den von ihnen beaufsichtigten Kindern offen stehen; es muß indessen vorbehalten bleiben, Beschränkungen ein- treten zu lassen, falls die völlig freie Zugänglichkeit mißbraucht werden sollte. Ein zwischen den Anlagen der Weserlust und dem botanischen Garten gelegenes Grundstück beabsichtigt Herr Schütte ebenfalls parkartig bepflanzen zu lassen und bis zur weiteren Ver- wendung für Besucher offen zu halten, später jedoch bei Bedarf zu dem "Weserlustgarten zu ziehen. Die Arbeiten zur Fertigstellung des botanischen Gartens sollen tunlichst gefördert werden, doch wird 'die Eröffnung der Anlage schwerlich vor der zweiten Hälfte des nächsten Sommers zu ermöglichen sein. Es wird beabsichtigt, die einzelnen Gewächse nach den ver- schiedensten Gesichtspunkten, insbesondere auch nach den Ursprungs- ländern zu gruppieren, sowie die vor dem zunehmenden Anbau mehr und mehr verschwindende einheimische Vegetation der Heide und des Moores, der Dünen und des Strandes, soweit dies möglich ist, zur Anschauung zu bringen. Hamborn. Der Gemeinderat beauftragte die Grundstücks- kommi.ssion, mehrere Grundstücke zu öffentlichen Zwecken zu er- werben. Es wird u. a. die Anlage eines Volksgartens und eines Gemeindebegräbnisplatzes beabsichtigt. Etwa eingesandte Angebote sollen dem Gemeinderat baldmöglichst vorgelegt werden. Karlsruhe. Durch Entschließung des Stadtrates wurde die Stadtgarten-Inspektion aus ihrem Verhältnisse zum städtischen Tief- bauamte gelöst und als selbständige Behörde mit der Bezeichnung „Städtische Gartendirektion'- dem Stadtrate direkt unterstellt. Garten- inspektor Ries ist zum städtischen Gartendirektor ernannt worden. Lüneburger Heide. Die Zwergbirke, deren Bestand in der Lüneburger Heide sehr gefährdet ist, soll nun auf einem 3 Morgen großen Gelände vor weiterer Ausrottung geschützt werden. So soll auf Betreiben des Professors Conventz, Direktors des Museums in Danzig, der drei Morgen große Bestand von Zwergbirken (Betiila nana) im Moore der Gemeinde Schafwedel bei Bodenteich geschützt werden. Außer an dieser Stelle findet sich die Zwergbirke in der ganzen norddeutschen Tiefebene nur noch an einer Stelle östlich der "Weichsel, wo diese sehr seltene Holzart sich von der Eiszeit bis auf die Jetztzeit lebend erhalten hat. Conventz hat beim Kultus- minister und bei dem Landschaftsrat des Fürstentums Lüneburg in Celle Schritte getan, um einen Ankauf der Birkenfläche zu ermöglichen. Vom Niederrhein. — Auf verschiedenen größeren Obstgütern im niederrheinischen Industriegebiet wurde amtlich angefragt, ob sich der von den Fabriken und anderen industriellen Anlagen erzeugte Rauch irgendwie für das Blühen und den Fruchtansatz der Obst- bäume schädlich erwiesen hätte. In weiten Kreisen der Land- bevölkerung ist man wenigstens davpn überzeugt und glaubt diesem Umstände den teilweisen Rückgang des Obstbaues am Niederrhein zuschreiben zu müssen. Rechtspflege. Eigentumsrecht an Fallobst von verpachteten Bäumen. Über diese Frage teilen die „Lößnitzer Annalen'' im 2ö. Band folgende Entscheidung des Dresdener Oberverwaltungsgerichtes mit: Die Ansicht, daß das von den Bäumen, deren Ertj-ag verpachtet ist, herabgefallene Obst sich nicht mehr im Eigentume, sondern nur noch im Gewalirsam des Grundstückseigentümers befindet, ist unrichtig. Ein Ohstpächter, welcher die Äpfel auf dem Stamme gekauft hat, ist nicht vermöge eines Forderungsrechtes zu ihrer Aneignung befugt. Der kraft eines Forderungsrechtes Aneignungsberechtigte erwirbt aber das Eigentum Die Gartenwelt. IX. 8 an den Erzeugnissen der Sache nur, wenn der Besitz der frucht- tragenden Sache ihm überlassen ist, mit der Trennung, anderenfalls erst mit der Besitzergreifung. Wenn der Pächter sich nicht im Be- sitze des Obstgartens befindet, kann er erst durch die Besitzergreifung Eigentümer des Fallobstes werden. Daß bis zu diesem Zeitpunkte das Obst im Eigentume des Grundstückseigentümers verbleibt, geht klar hervor aus der Vorschrift, wonach die Erzeugnisse einer Sache auch nach der Trennung dem Eigentümer der fruchttragenden Sache gehören, soweit nicht der Besitz derselben einem anderen zur An- eignung ihrer Erzeugnisse überlassen ist. Es kann hiernach nicht bezweifelt werden, daß das Eigentumsrecht an dem Fallobst zunächst bei dem Gartenbesitzer verbleibt und nicht schon mit der im voraus erfolgten, auf Übertragung dieses Eigentums ge- richteten Willenserklärung des Verpächters, sondern erst mit der Besitzergreifung durch den Pächter an diesen übergeht. Bevorstehende Ausstellungen. Allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Darmstadt 1905. In einer Äusschußsitzung, die kürzlich stattfand, wurde die Dauer der Ausstellung endgültig auf 3 Wochen — vom 19. August bis 10. Sept. — festgesetzt. Der Gesamtkosten -Voranschlag sieht einstweilen 30000 Mk. in Einnahme und Ausgabe vor. Ein Garantiefonds von 15000 Mk. ist schon zum großen Teil gezeichnet. Es wurde ferner beschlossen, von einer Prämiierung der einzelnen Ausstellungen ab- zusehen, den Ausstellern hingegen eine Plakette als Erinnerungszeichen zu verleihen. (Ein sonderbarer Beschloß. Red. der Gartenwelt.) Das Ausstellungsgelände, der vom Großherzog zur Verfügung gestellte Orangeriegarten, eignet sich zu diesem Zwecke vorzüglich. Er wurde um 1700 im französischen Gartenstil angelegt und ermöglicht dadurch, daß er in drei Terrassen zerfällt, eine natürliche Gliederung der Ausstellung. Das Orangeriehaus wird als Repräsentationshaus dienen. Sehr erfreulich ist die Tatsache, daß die Darmstädter Künstler- kolonie sich in ausgedehntem Maßstabe an der AussteUung zu be- teiligen gedenkt. Ihre Arbeiten werden sich dem Rahmen des Ganzen anpassen, die übrigen Zweige der Ausstellung nicht unter- drückend, sondern weitgehend unterstützend. Darüber später mehr. Einer Einladung der Stadt Darmstadt folgend, hat der Verein Deutscher Gartenkünstler seine Versammlung zur Ausstellung zu- gesagt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch der deutsche Pomologen- verein seine Jahresversammlung hier abhält, ebenso wird wohl die Teilnahme der Dahhengesellschaft gesichert werden. Der Kongreß deutscher Forstleute, der voriges Jahr in Eisenach tagte, wird hierher kommen; für die Vertreter des Forstfachs beabsichtigt man eine (kleine forstwirtschaftliche Sonderausstellung zu veranstalten. W. L. Gartenbau-Ausstellung im Rahmen der großen Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Görlitz vom 1. Juni bis 30. Septbr. auf dem Geliui^lr dfi i-heiiialigen IvuNunausstellung an der Ruhmes- halle. Leite]- der .\usstellung Gartenbaudirektor Sperling in Görlitz. Frühjahrsausstellung von Zwiebel- und Knollengewächsen in Haarlem, verunstaltet von dem Königlich Niederländischen Verein für Blumenzwiebelzucht, vom 17. bis 21. März 1905. Das neulich erschienene Programm enthält über 135 Nummern, wofür eine große Anzahl Preise festgestellt wurde. Diese Ausstellung wird eine der bedeutendsten sein, welche bis dahin vom obengenannten Verein ver- anstaltet wurden. Auf Anfrage wird der Generalsekretär des Vereins, Herr Jobs de Brouk zu Haarlem, Holland, an Interessenten ein Exemplar des Programms senden. Rosen-Ausstellung zu Kreuznach vom Mai bis Oktober 1905, veranstaltet vom Verein Deutscher Rosenfreunde. Das vom Geschäfts- führer des Vereins Deutscher Rosenfreunde, Herrn Peter Lambert in Trier, zu beziehende Programm umfaßt 48 Aufgaben für Kosen- pflanzen und -13 Aufgaben für abgeschnittene Rosenblumen. Die Abteilung der Rosenpflanzen zerfällt in die Unterabteilungen der im Freien ausgepflanzten Kosen und der Topfrosen. Die Freiland- rosen smd in folgende Gruppen getrennt: Hoch- und Halbstämme Aufg. 3—12), Niedere Rosen (13—38), Wildrosen (39—41), Neuheiten. Die abgeschnittenen Rosenblumen sind in Liebhabereinsendungen und Einsendungen von Gärtnern getreSnt. Die Aufgaben lassen weiten Spielraum und eine ausgedehnte Beteihgung zu. Von den Aufgaben seien einige interessante herausgegriffen: 29. Eine Sammlung von 10 Sorten Schlingrosen. 30. „ „ „ 10 „ Kugosa-Rosen. 31. „ ., Kapuziner-, Pimpinell-, Moos-, Centifolien- und einmal blühender Rosen. 35. Das schönste ßosenspalier fürs Freie mit remontierenden Sorten. Auf Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Kälte ist Rücksicht zu nehmen. 36. Die beste Sammlung Herbstblüher in 10—20 Sorten a) je 20 Stück. b) „ 50 „ 37. Die beste Sammlung Treibsorten je 25 Stück in Sorten. 40. Eine Sammlung solcher Wildrosen usw., welche sich zu Ein- friedigungen eignen. 41. Die schönsten und besten Rosen- Unterlagen für Hochstämme und Niedere Kosen: a) Waldstämme b) Sämlingsstämme. 42. Die beste Sammlung solcher Sorten, welche seit 1900 im Handel sind. 43. Die beste Sammlung solcher Sorten, welche seit 1904 im Han- del ist. 44. Die schönste deutsche Neuheit, welche noch nicht im Handel ist. 45. Die schönste Neuheit ausländischer Zucht, welche noch nicht im Handel ist. 47. Eine Gruppe zum Treiben vorbereiteter Topf-Treibrosen. a) 100 Stück in 10 Sorten. b) 50 „ „ 5 „ 31. (Blumen) die 20 größten und schönsten Rosen überhaupt, in 20 Sorten. 32. (Blumen) 20 mustergültige Rosen für langstieligen Schnitt, je 10 Blumen. Die Anmeldungen sind bis 1. März 1905 zu bewirken und sind ausschließlich zurichten an Herrn Karl Hübsch in Kreuznach, die Sendungen selbst an Herrn Stadtgärtner Ahrens. Verkehrswesen. Auf wiederholte Anfragen aus dem Leserkreise über den Pflanzen- export nach der Türkei teilen wir folgendes mit: Pflanzenfracht- sendungen gehen am besten über Triest, von wo sie mit dem Österr. Lloyd befördert werden. Den Sendungen ist ein Reblausattest, eine Zollinhaltserklärung und eine Statistik des Warenverkehrs beizufügen. Dem Österr. Lloyd macht der Absender Avis unter genauer Angabe der Art, des Zeichens und des Inhalts der Sendung, sowie des Namens und Wohnorts des Empfängers. Postsendungen richtet man direkt au den Empfänger unter Beifügung eines Reblausattestes und zweier Zollinhaltserklärungen, deren eine in deutscher, deren andere in französischer Sprache ab- zufassen ist. Personal -Nachrichten. Müller, Frau Louise, Inhaberin der Blunienhandlung in Firma A. Müller Sohu zu Frankfurt a. M., wurde das Prädikat einer Königlichen Hoflieferantin verliehen. Müller, Reinhold, ObergUrtner in Praust im Kreise Danziger Höhe, wurde der Kgl. Kronenorden vierter Klasse verliehen. Ries, bisher städt. Gartoninspektor in Karlsruhe i. B., wurde zum städt. Gartendirektor ernannt. Burgaß, Fritz, jun., Ingenieur, trat als Gesellschafter in die Firma L. Nitschke (Inhaber Fr. Burgaß son.), Zentralheizungs-, Lüf- tungs- und Trocken-Anlagen-Fabrik in Landsberg a. d. W. ein. Die entstandene offene Handelsgesellschaft führt nunmehr die Firma Burgaß & Sohn. Veramwortl. Koilakteiir: Mai Hesdörffer, Berlin. — Verlag v. Richard Carl Schmidt i Co., Leipzig. — nmck: Anhalt. Buchdr. Gutenberg, e. G. m. b. H., Dessau. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang IX. 26. November 1904. No. 9. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Sumpf- und Wasserpflanzen. Dio (iitterpflanze, Aponogeton fenestralis (Poir.j Hook. f. (syii. Oiivirandra fenestralis). Von H. Baum, Rostock. {Hiefxii drei Ahbildumjen.) Die Kultur der Gitterpflanze beansprucht die vollste Aufmerksamkeit sowie das ganze Interesse von Seiten des Pflegers. Aus diesem Grunde ist wahrscheinlich die Gitter- pflanze so selten in den Kulturen anzutreffen. Man findet sie jetzt nur in einzelnen botanischen Gärten, allerdings meist in kümmerlichen Exemplaren, welche bald das Zeitliche segnen. Im Hamburger botanischen Garten ist sie vor einigen Jahren in guter Kultur gewesen*), scheint aber auch dort wieder zurückgegangen zu sein, da sie sonst sicherlich in der Wasserpflanzen -Abteilung der Düsseldorfer Ausstellung vom Hamburger bo- tanischen Garten ge- zeigt worden wäre. Der Breslauer bo- tanische Garten hat früher ebenfalls gut kultivierte Pflanzen aufzuweisen gehabt. In Deutschland ist die Gitterpflanze im Handel nicht zu haben, in England werden mitunter Pflänzchcn mit drei bis vier Blättern zu 20 Mk. das Stück angeboten. Eine von dem Verfasser gepflegte Gitterpflanze hat von Februar bis Sep- tember 1904 gerade zwanzig Blätter ent- wickelt, von denen sich die letzten, wie dies auf der nebenstehenden Abbildung ersichtlich ist, zu recht schönen, durchbrochenen Blättern ausgebildet haben. In und um St. Petersburg werden zurzeit die meisten Gitterpflanzen kultiviert und gelingt die Kultur dort wohl deshalb am leichtesten, weil das weiche Newawasser den Pflanzen am besten zuzusagen scheint. Weiches, kalkfreies Wasser ist überhaupt die Grundbedingung für das gute Gedeihen der Gitterpflanze. Man verwendet daher entweder ganz weiches Flußwasser oder, wo dieses nicht zu beschaffen ist, auch Regenwasser, das aber keinen Schmutz, wie Ruß etc. enthalten dai-f, da sich sonst die Blätter der Gitterpflanzen schwarz färben. Man benutzt deshalb am besten fil- triertes Regenwasser. Je nach Vorrat gießt man alle zwei bis drei Tage eine Gießkanne frisches Regenwasser in den Kultur- Behälter nachdem man eben so viel altes abgefüllt hat. Einen *) Vergl. die Abbild. IV. Jahrg. S. 351. 1% fffl \ 1 >^|/ -^^:«^ ?!%--^ _^^ p^^^^'W:^'' ■■■■■■'" o/¥üe2*»'^»-'a,«iBv;»^|^ 7^^^^ faki Kulturpflanze von Aponogeton fenestrali: Gartenwelt. IX. Die Gartenwelt. IX, 9 Tropfapparat, der durch Tropfenfall die Wasseroberfläche in stete Bewegung bringen soll, halte ich für überflüssig; die Pflanze wächst ebensogut, wenn nur das Wasser, wie vor- stehend angegeben, erneuert wird. Die Gitterpflanze scheint ferner in einem sauberen Holzkübel am besten zu gedeihen. Aponogeton fenestraUs (junge Pflanze). Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet. Ein weiterer unerläßlicher Faktor für das Gedeihen der Gitterpflanze ist ein schattiger Standort. Da die Gitter- pflanze in Madagaskar an ruliigen, von Gebüschen überragten, flacheren Stellen der Flußufer wächst, so ist die Wasser- oberfläche des Kübels bei sonnigem Wetter zunächst durch eine Schicht von Salvinien zu bedecken; außer- dem wäre bei starkem Sonnenschein in den Sommer- monaten noch eine Rohrmatte am Fenster oder Glas- dach zu befestigen. Hat man für einen derartig schattigen Standort gesorgt, so ist das für die Gitter- pflanze überaus schädliche Auftreten von Algen zwar nicht ausgeschlossen, aber weniger zu befürchten. Die Gitterpflanzen müssen also in einem durchaus weichen, kalkfreien, öfters zu erneuernden Wasser an einem schattigen Standort kultiviert und vor Algenansiedlungen möglichst geschützt werden. Man erreicht diesen Schutz am besten dadurch, daß man eine Anzalü Posthornschnecken und im Frühjahr. Kaulquappen in den Behälter setzt; namentlich letztere räumen gründlich mit den Algen auf, auch ist ihnen das Abwaschen der Blätter dienlich. Man stellt die Pflanzen nicht zu weit vom Licht, entweder ans Zimmerfenster oder 1 bis l^/j m vom Glasdach entfernt. Die Wassertemporatur be- trägt im Winter am besten 18 bis 20^ C, im Sommer 22,5 bis 27 "C, die AVasserhöhe über den Pflanzen je nach deren Große, etwa 10 — 20 cm, so daß die Blattspitzen etwa die Wasseroberfläche berühi-en. Das Verpflanzen scheinen die Gitterpflanzen sehr übel zu nehmen, denn ich halje gefunden, daß sie eine lange Zeit (mitunter vier Monate) danach gar nicht trieben, oder, wenn sie sich wirklich dazu bequemten, zunächst nur sehr kleine, verkrüppelte Blätter erzeugten, die eine zusammenhängende Blattfläche aufwiesen und nur lün und wieder an einzelnen Stellen durchbrochen waren. Man läßt daher die Pflanzen, so lange es angängig ist, etwa 2 bis 3 Jahre in denselben Gefäßen stehen und benutzt beim Verpflanzen, das aber erst vom Februar ab vorgenommen werden darf, flache Gefäße und eine Mischimg von lehmiger Rasenerde, gut verrotteter Komposterde und etwas Sand. Die haarfeinen, bläulich schwarzen Würzelchen müssen dabei nach Möglichkeit ge- schont werden. Das Wachstum der jungen Blätter wickelt sich folgender- maßen ab. Anfangs liegt die Blattanlage dicht an der Basis des jüngsten Blattes, löst sich dann von dieser, und indem sich das junge Blatt allmählich auseinander rollt, läßt es schon das vollkommen entwickelte Netzwerk des Blattes deutlich erkennen. Bei fortschreitendem Wachstum dehnt sich das junge Blatt bis zu einem Winkel von 45 *> nach beiden Seiten derart aus, daß zeitweise die Blatt- unterseite die Wasseroberfläche berührt. Sobald das Blatt seine volle Größe erreicht hat, hört das Strecken und Dehnen der jungen Blätter auf und wir sehen nunmehr, daß das Blatt|)arenchym vollkommen fehlt und nur die längs- und querlaufenden Nerven ausgebildet sind. Da die ausgewachsenen Blätter der Gitterpflanze trotz ihres zarten Aussehens von fester, man kann sagen, immer- grüner Beschaffenheit sind und sich infolgedessen, abweichend von den meisten anderen untergetauchten Wasserpflanzen, sehr lange an der Pflanze erhalten, so ist die Frage, ob die Pflanze in der Heimat regelmäßig einzieht, nur schwer zu beantworten. Der knollige Wurzelstock, den die Pflanze besitzt und der in Madagaskar von den Eingeborenen ge- nossen wird, läßt allerdings erkennen, daß die Pflanze von Zeit zu Zeit der Ruhe bedarf; die festen, lange ausdauernden Blätter dagegen scheinen zu beweisen, daß die Pflanze nur Aponogeton fenestralis. Original für die „Gartenwelt" gelegentlich einzieht: nämlich, wenn das Wasser in den Flüssen so viel fällt, daß die Blätter vertrocknen und nur der Wurzelstock im feuchten Schlamme oder in flachen, vom Flusse abgetrennten Tümpeln das Eintreten der nächsten Regenperiode erleben kann. Wahrscheinlich aber wird die IX, Die Gartenwelt. Ruheperiode der Gittei'pflanze in der Heimat durch kühlere Wassertemperaturen oder andere Umstände bedingt. In der Kultur muß den Gitterpflanzen von Anfang November ab eine Ruhezeit durch kühlere Wassertemperatur (von 18 bis 20'' C.) gewährt werden ; die Pflanzen zeigen den Beginn der Ruhe- zeit meist von selbst an, indem sie auf einmal kleine, un- i-ogelmäßig ausgebildete Blätter entwickeln. Es ist fast als sicher anzunehmen, daß die Blätter dieser Art deshalb durchbrochen sind, um an der Pflanze den unteren, übereinanderliegenden, außergewöhnlich lange ausdauernden, also immergrünen Blättern das zu ihrer Er- haltung notwendige Licht zuzuführen. Bei anderen Wasser- pflanzen, wie z. B. Hydrocleis nymphoides, bemerkt man sehr häufig, daß sonst ganz gesunde, kräftige Blätter sogleich gelb imd hinfällig werden, sobald mehrere Blätter flberein- anderwachsen und sich gegenseitig das Licht fortnehmen. Bei Hydrocleis gleicht sich der Verlust der gesunden Blätter durch das rasche Wachstum der Pflanze sehr bald wieder aus, anders aber bei der Gitterpflanze, welche viel langsamer wächst und durch Lichtniangel verlorene Blätter nicht so schnell ersetzen könnte. Blütenbildung haben meine Gitterpflanzen noch nicht gezeigt, wahrscheinlich müssen die Pflanzen ein gewisses Alter erreicht haben, ehe sie die Blüten entwickeln. Der Siiiiiiil- 1111(1 \Vasser|iHaiizeiigiirteii iiiul die ein- heimisclieii Bacli- und Teichuferptianzen. Vou Th. Schweizer, Obergärtner, Zürich. Ob 'bgleich die Redaktion dieser Zeitschrift schon darauf hin- gewiesen hat, daß fremde Pflanzen sich mit heimischen vereinigen las.sen, ohne Widersinn hervorzurufen, kann ich es doch nicht unter- lassen, Herrn Gartenteohniker H. Liebe rt darauf aufmerksam zu machen, daß meine Einsendung über den Sumpf- und Wasserpfianzen- garten in No. 37 des achten Jahrganges sich lediglich auf den Teich eines Liebhabers bezieht und Herr Liebert eine gänzlich falsche Auf- fassung meines Artikels hat. (Bezieht sich auf den Artikel in No. 2, Seite U. Die Red.) Wenn ich nur über Bach- und Teiohuferpflanzen geschrieben hätte, könnte ich seine Einwendung begreifen; ich würde aber auch in diesem Fall keine Hybriden und Einführungen von Seerosen, viel weniger noch Adiantum CapUlus Veneris erwähnt haben. Ich unterschätze die einheimischen Gewächse und deren Wert für Uferbepflanzungen nicht im geringsten, da mir hin und wieder vergönnt ist, sie ihrem Charakter entsprechend anzuwenden, muß aber Herrn Liebert speziell darauf aufmerksam machen, daß diese Pflanzen nur höchst selten angebracht werden können, weil es die Verhältnisse nicht erlauben. Es ist nicht jedermanns Liebhaberei, Pflanzen in seinem Garten anzusiedeln, welche gleich Unkräutern in der Nähe zu finden sind. Auch hat der Naturfreund Gelegenheit genug und mehr Freude, die heimischen Pflanzen zu suchen, wo sie ihren natürlichen Standort haben. Indessen scheint mir, daß Herr Liebert es mit der Grenze seiner einheimischen Pflanzen nicht so genau nimmt, dieselbe reicht sogar noch über diejenige des von mir erwähnten Ä. Capillun Veneris hinaus; es wäre für mich und manchen Botaniker interessant zu er- fahren, wo Herr Liebei-t seine Arundo Donax in Deutschland idyllisch zusammen mit unserem heimischen Schilf, Phraymiles communis, und mit Carex riparia etc. gefunden hat. Trotz alledem wäre es mir nicht eingefallen, auf den schönen poetisch angehauchten Artikel einzugehen, wenn in demselben nur eine Idee gegeben wäre, auf welche Weise eine Teichpartie geschmack- voll, geeignet für einen größeren Park oder Stadtgarten, mit nur heimischen Gewächsen zu bepflanzen ist. Würde Herr Liebert wohl, wenn er einmal in diese Lage käme, einen solchen Garten anzulegen, sich mit Nymphaca alba und Nuphar luteum begnügen? Würde er die vorgeschriebene Grenze nicht überschreiten und stillschweigend zu den schönen Einführungen und Züchtungen, auf welche die ganze Gärtnerwelt das Augenmerk richtet, greifen? Widersinnig nennt Herr Liebert das an Felsen in denkbar natür- lichster Weise üppig weiterwachsende, an diesem Orte vollständig Winterhärte Adiantum Capillus Veneris! Unnatürlich die Ver- wendung von der niedlichen, hier ebenfalls winterharten Nymphaea pygmaca, weil sie aus Ostsibirien stammt ! Alle die schönen aus- ländischen Sumpf-- und Wasserpflanzen, die großartigen Errungen- schaften berühmter Botaniker und Züchter will Herr Liebert den Liebhabern und den Pflanzenfreunden, den Besuchern der öffent- lichen Parks, welche dieselben Sonntags und in den freien Stunden besuchen, weil sie die schönen Pflanzen liebgewonnen haben, vor- enthalten, um sie in bot. Gärten für die Wissenschaft zu verbannen, obgleich letztere für Hybriden etc. am wenigsten Interesse zeigen. Wie wollte Herr Liebert als Landschaftsgärtner einen Park ge- stalten ohne die verhaßten exotischen Pflanzen? Wo sollte der Gartenfreund aufgemuntert werden, im Interesse des Gartenbaues Liebe zu den Pflanzen zu gewinnen? In botanischen Gärten, welche gewöhnlich um die Zeil, zu welcher der Pflanzenfreund einige freie Stunden hat, geschlossen sind, oder in den öffeuthchen Anlagen? Widersinnig nenne ich dagegen die viel zu häuf ige Anwendung von Teppichbeeten und Blumenarrangements an ungeeigneten Stellen. Widersinnig werden vielfach Palmen verwendet, sogar Felsgrotten mit Geranien, Fuchsien etc. bepflanzt. Diese und noch viele andere grobe Fehler geben Herrn Liebert ein sehr dankbares Feld, für seine natürhoh landschaftlichen Ideen eine Lanze zu brechen. Gärtnerische Reiseskizzen. Meine Reise von Venedig uacli Abi^azia. Von Heinrich Riebe. {Hicrxu vier Abbildungen.) L Oeit einigen Stunden schaukelten wir uns auf den blauen Wogen des adriatischen Meeres. Der Mond war noch nicht auf- gegangen, nur vereinzelte Sterne blinkten durch die Wolken in lauer dunkler Nacht. Fern am Horizont verriet ein Lichtschimmer woher wir gekommen imd zeigte uns noch jetzt die Lage Venedigs, jener Stadt, die unser ganzes Sinnen und Denken noch immer gefangen hielt, und unter deren Bann wir noch immer standen. So märchen- haft schön wie es den Fluten entstiegen, war es auch wieder unter- getaucht — doch nicht ins Meer der Vergessenheit! In unserm geistigen Auge leben die Bilder und Eindrücke, die wir in jener Stadt der Lagunen und Paläste, der Pracht und Herriichkeit empfangen haben, fort und fort und sind fester und schöner in unserm Herzen eingeprägt als man dies mit Bleistift, Pinsel und Palette oder auf der photographischen Platte zu tun vermag. Doch nicht lange währte dieser idyllische Teil unserer Seefalirt. Bald nach Mitternacht — wir mußten uns auf der Höhe der Süd- spitze Istriens befinden — wurde das Meer bewegter und unser Dampfer begann zu stampfen. Immer gewaltiger rollten die Wogen heran und immer mehr legte sich das Schiff nach rechts oder links, stieg immer höher vornauf und glitt immer tiefer hinunter. Wir er- hoben uns, teils getrieben aus Furcht vom Bett geworfen zu werden, über welchem zur allerdings zweifelhaften Berahigung der Passagiere zu lesen war: „Der Rettungsgürtel befindet sich unter dem Kopf- kissen"; anderseits, um auf Deck das wilde Spiel einer erregten See beobachten zu können. Ein drückend warmer, sturmartiger Wind fegte uns entgegen ; der Scirocco, das gerade Gegenteil der Bora, doch ihr an Heftigkeit wenig nachstehend. Soeben verschwand in der 100 Die Gartenwelt. IX, 9 Ferne das Leuchtfeuer von Pola — wir nähern uns nun dem Quainero, einem stets sehr bewegten, stürmischen und daher mit Recht ge- fürchteten Teil der Adria. — Wir haben uns ein siclieres Plätzchen auf dem Oberdeck ausgesucht, wo wir uns festhalten können. Der Soirocco heult durch die Takelage und das auf- und niedergeworfene Schiff ächzt und stönt in allen Fugen. Dazu brausen und donnern "Woge auf Woge gegen die Planken und senden ihre weiße, staub- artige Gischt über unseru Dampfer. Der Morgen beginnt bereits zu grauen, als die von vielen kleinen Buchten durohrissene Küste Istriens auftaucht. Reoliter Hand des Arso-Kauals, eines langestreckten, fjordartigen Ein.schnittes, wird ein weit ins Meer vorspringendes Vorgebirge, die Punta-Nera, sichtbar. Ihr gegenüber liegt die langgestreckte Insel Chei-so, und bildet mit ihrer hohen, steilufrigen Nordwestspitze, der Punta-Pernata, das Eingangstor in den Quarnero. Hier stürzt sich der Sturm noch- mals mit vehementer Gewalt auf unser heransteuerndes Schiff — der Kampf mit den Wogen erreicht hier seinen Höhepunkt. — Später erweitert sich die See wieder. Der Monte Syss, ein hoher Kegelberg Gondelhafen in Abbazia, auf der Insel Cherso, entschwindet in dei Moigendunmeiung und die ersten Oliven-Inseln entsteigen dem Meere Endlich blinkt in weiter, grauer Ferne das Leuchtfeuer von Fiume auf. Es ist bereits heller Tag als wir im Hafen dieser ungarischen Seehandelsstadt einlaufen und im Schutze der Wellenbrecher an der Kiva del Lido vor Anker gehen. Doch schon nach einer halben Stunde führt uns ein kleiner sauberer Lokaldampfer, Abbazia, dem Endziel unserer Seereise zu. Die Gewalt des Sturmes ist bereits gebrochen, nur das Meer wühlt und b)-andot noch. Der Monte-Maggiore, an dessen Fuß Abbazia liegt, hat sein Haupt in Wolken gehüllt. Nach zirka einstündiger Fahrt übe)- den Golf von Fiume nähern wir uns jener grünenden Waldstatte, aus welcher uns die so malerisch eingebetteten, schmucken Villen des Kurortes entgegenleuchten. Ein Bild lieblichster Anmut bietet dieser paradisische Küstenstrich vom Meere gesehen und unser Blick schweift,an den Gestaden entlang bis zu den Nachbarstädtehen Volosca, Ika, Lovrana, und Icici und bis hinauf zu den felsigen Zacken der mächtigen Bergkette im Uintorgrund. Am schützenden Molo gehen wir in dem kleinen, buntbewegten Hafen vor Anker — und im nächsten Augenblick umhüllt uns das geheimnisvolle Dunkel des Lorbeerwaldes von Abbazia. Vor allem ist es wohl die Vegetation Abbazias, die an dem reizenden Landschaftsbilde, dem diese Perle Istriens ihie Berühmtheit verdankt, lobhaften Anteil nimmt. Sie allein vermag, hesser als alle Thermometerablesungen und Durohsohnittsberechnungen der mittleren Jahrestemperaturen, die günstige Lage, ein subtropisches Klima zu zeigen. Immergrün ist dieser Gottgesegnete Erdenfleok. Da haucht das dunkelgrüne Laubwerk des Lorbeerhaines unter dem Glänze einer südlichen Sonne stets ein würziges Aroma aus und unter seinem Schutze zeitigen südliche und subtropische Gewächse ihre duftenden farbenprächtigen Blüten. In erquickend frischen Meeresbrisen wiegen stolze, wohlgepflegte Palmen ihre herrlichen Wedel, Agaven und andei-e Ainaryllidaceen zieren den klippenreichen, wogenum brausten Strand. Wir betreten nun den ältesten Teil der Anlagen, der links von der Villa Angiolina liegt. Diese Anlagen entstanden in den .fahren 1845 bis 1860 unter dem als großen Naturfreund bekannten Herrn Ingenieur Ritter von Scarpa. Sie bilden ein Labyrinth von Gängen in dem dichtesten, wildwachsenden Lorbeerwalde, woselbst an heißen Sommer- tagen kühle Lüfte wehen und der angenehme Schatten nur .selten vom Sonnenstrahl durch- drungen wird. Hier finden wir eine Menge seltener Pflan- zen und Bäume, die sich meist zu sehenswerten Exemplaren entwickelten. Unter andern: Cnlnis J.lhaui MnynoUa ,jn,wl,lh,n,. l;,„lon-nia iw- pcrialis. Mynlu-n, Aucubeii uiid\ur allein Ueqiwia yigaiilea (Wellingtonia, Mammuth-.- Baum), der berühmte, vielge- nannte Riesenbaum Califor- niens. Er ist auf der Sierra Nevada des mittleren Cali- forniens. an den Quellen der Flüsse Stanislau und St. An- tonio (löOO Meter über dem Meere) heimisch, und wurde im Jahre 1850 von dem eng- lischen Reisenden Lobb ent- deckt. Dieser fand dortselbst einen Hain von Bäumen die eine Höhe von 80—100 Meter xmd einen Durchmesser von j— 10 Metei hatten, deren Alter auf 1500—2000 Jahre geschätzt wuule Als im Jahre 1882, wo die Villa AngioHna, welche seit 1875 Eigentum des Grafen Viktor Chorinsky war, durch den Herrn Generaldirektor Friedrich Schüler namens der k. k. priv. Südbahngesellschaft angekauft wurde, verwirklichte sich die Idee des bekannten Schriftstellers Heinrich Noe, an diesem Orte einen klimati- schen Kurort zu errichten. Dem Direktor der k. k. Gartenbaugesell- sohaft zu Wien, Herrn Carl Schubert, wurde der ehrende Auftrag, die neu zu erstehenden Gartenanlagen auszuführen und den alten Park zu rekonstroieren. Seit jener Zeit wurde, oft unter den schwierigsten Verhältnissen, manches geschaffen, das die Anlagen zu der heutigen Ausdehnung brachte. So wurden die weiteren Schöpfungen des Parkes vor der Villa Angiolina 188.S, die vor dem Hotel Quarnero 1884, die^ vor dem Hotel Stefanie 1886 ausgeführt und fanden ihren Abschluß in den Parkanlagen von Mandria in den Jahren 1892/93. Der Teil vor der Villa Angiolina Abb. S. 101 gehört mit zu den prächtigsten und weist eine Reihe der schönsten Palmen-Solitärs, Teppich- beete und Gehölzgruppen auf. Auch die Villa selbst macht einen äußerst IX, Die Gartenwelt. vornehmen Eindmck und zählte neben anderen holten Fürstlichkeiten auch unsere kaiserlichen Prinzen lind Prinzessin Victoria vorüber- gehend zu ihren Bewohnern, während Ihre Majestät die deutsche Kaiserin zu f,'leicher Zeit (1894) die in den be- nachbarten Anlagen gelegene; Villa Amalia bewohnte. Als dann auch noch unser Kaiser auf seiner Yacht über die blauen Wogen des Quarnero zu seiner hier weilenden Familie eilte und KaiserFiaiiz Josef erschien, um den deut- schen Kaiser zu begrüliin, hallten die Lorbeerhaine Ah- bazias unter dem Jubel eituT Keihe rauschender Feste wider — der sonst s.j stille, nocb vor einem Jabr- zentvöUig unbekannte Erden- fleck ward durch dieses Ei- eignis zum TV'eltkurort. In den Anualen der Geschichte des Ortes finden wir dies fol- gendermaßen aufgezeichnet: „Es folgt nun die für Abbazia bedeutungsvolle Zeit. Am 13. März 189i langte Ihre Majestät die deutsche Kaiserin Auguste Victoria mit ihren blühenden Prinzen und Prinze.ssin Victoria am Kahiiliof zu Mattuglie au und fuhr nach Abbazia, woselbst Ihre Majestät die Villa Amalia, die kaiserlichen Kinder die Villa Angiohna bewohnten. Beim Eintreffen der Kaiserin in Abbazia leistete das tags zuvor vor Anker gegangene deutsche Schiffsjungen-Schulschiff Moltke den üeschützsalut. Am 21. März langte Seine Majestät Kaiser Wilhelm IL, von Fiume auf der Yacht Christabel kommend, in .\bbuzia an. begeistert Villa Angiolina in Abbazia. Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. a willkommen geheißen von einem massenhaft am Gestade angesammelten Publikum.. Der 29. März 1894 bleibt für alle Zeiten Abbazias großer Festtag. J3r brachte uns den Besuch Seiner Majestät des Kaisers Franz Josef L, der als Landesherr hierhergekommen war, um seinen treuen Bundesgenossen, den jugendlichen, feuergeistigen deutscheu Kaiser zu begrüßen." — So die Geschichte, und nun zur Gegenwart zurück. Nachdem wir auch Villa Amalia passiert haben, gelangen wir zu dem langgestreckten, fashionablen Gebäude des Hotels Quarnero. Vor dem Hotel, Abb. S. 103, stehen hohe, stolze Palmen undDracaenen, teils mit Früchten behangen, und von den lauschigen Ruheplätzchen im Schutze mächtiger Lorbeer-, Myr- then- und Pittosporum-Bosketts genießt man einen weiten Bhck über das Meer. Wir erreichen nun das älteste Gebäude des Ortes, die von säulenförmigen Zypressen umgebene Abtei St. Giacomo Ab- bazia, die im Jahre 1399 als Be- nedektiner-Abtei des San Giacomo al palo entstand und so der Bucht und der Ortschaft den Namen gab. In der Umgebung wuchern dickblättrige, stachel- bewehi'te Agaven, von deneu Ayare americana am häufigsten vertreten ist, und einzelne mäch- tige Blütenschäfte zeigt; ferner finden wir Agave micracantha, die aus Mexiko .stammende, kleiu- -fa. li.li,t,'e Art. Nach Verlassen 'li' >i's iiltesten Teiles betreten wir den biidlithen Strandweg, welcher wohl einzig in seiner Art ist. Auf diesem AVege, der viele Kilo- meter lang völlig eben, teils über Die Gartenwelt. IX, 9 die Klippen der Küste geführt ist, wandelten wir stundenlang im Schutze mächtiger, überhängender Lorbeeren, vorbei an zahlreichen Villen mit lieblichen Gärten, stets das blaue, brandende Meer vor Augen. Auch hier fand ich wieder häufig den mir von Triest bekannten scbmal- blättrigen Lorbeer (Launis angmtifolius), sodann Lamiis camphora, den Kampfer -Lorbeerbaum, welcher aus China-Japan stammt. Das rötlich -braune, streifige Hoiz verbreitet einen durchdringenden Kampfergeruch, weshalb es von den Würmern nicht angegriffen und in seiner Heimat aus diesem Grunde gerne zu Kleiderschränken ver- arbeitet wird. Der Kampfer befindet sich zwischen der Rinde und dem Holze als eigentümlicher, weißer, leichter, durchscheinender, kristallinischer Körper von aufdringlichem, flüchtigem Gerüche. Kamelien ließen in Mengen bereits ihre Knospen durchschimmern und ihre Blütenpracht ahnen. Rosen, Viburmmi tinus, Forsythien und andere Blütensträucher machten uns den "Winter vergessen und neben den Safrano-Rosen rankten sich zahlreiche immergrüne Schlinger, wie Clematis, Passifloren und Ahebia quinata von Baum zu Baum und festonartig hingen die Ranken von einem Ast zum andern. Außer den sehr häufig vorkommenden Evonymiis japonica, Launis-, Rhododendron- und Prunus - kvian waren namentlich wieder die schönen, buntblättrigen Varietäten, wie z. B. Pittospmum Tobira fol. rar. von zierendem Weit. Diveree Bambusen bilden stellenweis meterhohe Büsche und erhöhen, im Vereine imposanter Pampasgräsei', den ausgesprochen tropischen Charakter der Landschaft. Längs des Gartenweges zur Dependenoe finden wir Gruppen schöner Yucca und Dracaenen. Für das beste Gedeihen wohl sämtlicher Nadelhölzer bietet das feuchtwarme Klima des Landes die günstigsten Bedingungen. Die Zahl der verschiedensten, vorkommenden Koniferen, von denen sich ein großer Teil zu wahrhaft stattlichen Exemplaren entwickelt hat und worunter auch seltene und interessante Neueinführungen nicht fehlen, ist schier endlos und würde ein Namhaftmachen aller zu weit führen. Von Tannen seien hervorgehoben: neben den be- kannteren Arten und Veredlungen von Abies pccHnata, A. 7iobüis, A. nordmanniana etc., die aus Kanada stammende Balsam-Tanne A. balsamea {Syn. A. balsamifera), deren Blätter in der Hand ge- rleben außerordentlich aromatisch duften ; ferner A. eepl/aloniea, auch Kukunaria genannt, welche aus Griechenland stammt und namentlich auf den jonisohen Inseln, zumal am Berge Enos auf Cephalonica bis zu einer Erhebung von 1300 Metern Seehöhe ausgedehnte Wälder bildet; ebenfalls aus Griechenland und zwar vom Hofgärtner Schmidt, Athen, 1856 in Deutschland eingeführt wurde die Königin-Amalia- Tanne (A. cephal. rar. Reginae-Arnaliae); sie wurde von Forstbeamten in den umliegenden Hochtälern des Berges Rhondia in 1000 Meter Höhe entdeckt. Ein schönes Exemplar dieser Ait fanden wir in der Nähe des Hotels Stefanie. Vor der Frontseite dieses stattlichen Gebäudes befinden sich auch zwei ausgedehnte Gruppen üppiger Kamelien. Von Pioeen nenne ich neben den nie fehlenden Picea- o?io- Varietäten vor allem die durch die schöne, bläulich-grüne Rück- seite ihrer Nadehi auffallende P. alkoekiana; sie stammt aus Japan, wo sie in den Gebii-gen von Fusi-Yama und auf der Insel Nippon, bis in Höhen von 2300 Meter über dem Meere vorkommen soll. Als eine völlig abweichende Form der gewöhnlichen Rottanne, P. excelsa. fanden wir P. exe. clanbrasiliana. Eine vom Erdboden an beästeto, zierliche Pyramide bildet die morgenländische Fichte P. orientalis, auch unter dem Namen Sapindus-Fichte bekannt und bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts speziell aus dem Kaukasus bei uns ein- geführt. Zu dieser Zeit ungefähr kam auch die Hiinalaya-Fichte, P. Morinda, zu uns. Ihren Namen erhielt sie in bezug auf die mit durchsichtigen, hellen Harztropfen behafteten, gleichsam Tränenüber- flossenen Zapfen, von den Eingeborenen Morinda genannt, das heißt Nektartropfen oder Honigträne. Diese Picea geht im westlichen, temperierten Ilimalaya bis zu einer Höhenlage von 3600 Meter, wo sie sich auch an niederen Abhängen mit Laubhölzern mischt. Von Pimis-Arteü war wiederum häufig P. Pinea, die italienische Stein- kiefer vertreten, sodann die Schwarzföhre (P. nigra, P. nigra auslriaea), die hier speziell in den südösterreichischen Küstenländern, doch auch in Kärnten imd Niederösterreich heimisch ist; an den Meeresufern und Anhöhen der Mittelmeerländer vorkommend, ist die Strandkiefer P. P/tiaster zu nennen; desgleichen ist eine echte Seestrandkiefer, P. halepensis, die Aleppo- oder See-Kiefer, welche rings im Mittel- meergebiet auf dem verwitterten Felsboden gedeiht, und in der Region des Olivenbaumes ein mildes Klima verlangt. Als letzte dieser umfangreichen Koniferen-Gattung, nenne ich P. australis (Sgn. P. americana), ihr Holz ist uns als wertvolles Nutzholz unter dem Namen Pitoh-Pine-Holz bekannt. Von Cedern fanden wir in schönen Exemplaren Cedrus Libani, die bekannte und nützliche Libanon-Ceder und C. deodara (Syn. G. indiea), die Himalaya-Ceder. Mehrere Biota-orientalis-Aiten seien ebenfalls erwähnt; von diesen ist eme schöne, empfehlenswerte Form von schlankpyramidaiem Wuchs, die als Spielart im k. k. Hofgarten zu Laxenburg (Österreich) gezogene B. Orient, laxenbiirgensis; sie ist auffallend dicht bezweigt, von schöner gelbgrüner Färbung und besonders wideistandsfähig. Ferner nenne ich von zahlreichen Cypressen die echte Cypresse, Cupressws sempenirens, die als weitverbreitete Art durch ihren imposanten, säulenförmigen, schlanken Wuchs als weithin sichtbares AVahrzeichen die subtropische Landschaft charakterisiert und heute noch bei den Orientalen in hohem Ausehen steht. Eine ebenfalls prächtige Art ist C. excelsa, und als Trauer-Koniferen geschätzt sind C. funebris und C. horixontalis pendula; beider Vaterland ist China. Von Taxus waren die meisten teccoto-Formen vertreten, ebenso war Thuja oeeidentalis in diversen Abarten vorhanden. Von auffallender Schön- heit waren Thuja gigantea, der Riesenlebensbaum und Thujopsis dolobrata, der beilblätfj-ige Lebensbaum, ersterer aus Amerika, letz- terer aus Japan stammend, woselbst er am schönsten in mehr kaltem Gebirgsklima und feuchten Talgrüuden gedeiht; majestätische Bäume von 35 Meter Höhe sollen dort keine Seltenheit sein. Lärchen waren nur spärlich vertreten ; wir konnten nur die gemeine Lärche (Larix decidua, L. ewopaca) ausfindig machen. Als interessante Konifere nenne ich noch die zu den Araucarien gehörende Ounning- hamia chinensis, chinesische Spießtanne, die übrigens auch von Maximovicz in Y'okohama beobachtet wurde. N'ielfach mit Taxiis fastigiata verwechselt wird Podocarpus koraiana, die koreanische Stielfrucht. Einige schöne, bekannte Chamaccyparis. verschiedene japanische Cryptomei-ia, Taxodium distichinn — <\]r Surnpf-i 'yi.rcsse, und der in der Koniferen-Welt einzig dasti'lM'inl. il"ii>i. >r||i,ii,. wie interessante Gingko -'Bsium (Gingko biloba. SalishiniK- iiili,iiilif!.. I.eip/ii:. — Dmck: Anhalt. Riirhrir. Ontonhprß:. e. (i. m. h. H., Dessau. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang IX. 3. Dezember 1904. No. 10. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Gehölze. I'racht])fl,inzen seltener Rhododendron in England. Von F. W. Meyer, Landschaftsgäitner und Garten-Architekt, Exeter (England). (Hicrxii xicei Abbildungen.) TT ohl unstreitig die schönsten Rhododendron in ganz England befinden sich in Tremongh, der in der Nähe von Falmouth gelegenen Besitzung des Herrn Shielson. Viele Hunderte von Prachtexemplaren in über hundert verschiedenen Sorten wachsen dort im Freien und zeigen alljährlich einen Farbenreichtum, wie solcher schwerlich anderswo zu finden sein wird. Am zahlreichsten sind die Sikkim-Arten vertreten. Herr W. Shielson, der längst verstorbene Vater des jetzigen Besitzers, erhielt die Samen direkt von Sir William Hooker aus dem Himalayagebirge. Pflanzen im Alter von 50 bis 60 Jahren stehen in Tremough in üppigster Entwickelnng und viele haben eine Höhe von über 1 0 Meter und einen Durchmesser von mehr als 5 Meter. HeiT Shielson und sein strebsamer Obergärtner Herr G i 11 ließen es auch an Kreuzungsver- suchen nicht fehlen und präch- tige Hj'briden sind das Resultat dieser Bemühungen. Bliododendron Shielsoni z. B. wird unzweifelhaft einen Welt- ruf erlangen. Es ist eine herr- lich karminrote Sorte mit glän- zenden wachsartigen Blumen, ent- standen durch eine Kreuzung von Rh. ThomsoniiyCRh. barba- tum. Von dieser Sorte sind Pracht- exemplai-e von 4 bis 5 Meter H()he und 3 bis 4 Meter Durch- messer vorhanden. Rhododendron .,Mrs. Henry Shielson" ist hier Gartenwelt, IX. Rhododendron ciliatum und Rh. arboreum albtim zu Tremough (England). Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. 5 Meter hoch. Die prächtig großen, rosa gefärbten Blüten entstanden durch Kreuzung von Rhod. arboreum X Rhod. niveum. Auf der Frühjahrs - Ausstellung in Truro erregten noch 2 andere Hybriden großes Aufsehen, Kreuzungen zwischen Rhododendron Aucklandii X Rh. Thomsonü. Die Blüten haben die enorme Größe des Rh. Aucklandii^ sind aber in einem Falle rosa und in dem anderen Falle karmoisinrot in der Farbe. Die diesen neuen Prachtsorten beigelegten Namen sind „Beauty of Iremough" und „Glory of Penjerrick". Gelegentlich meines Besuches zu Tremough machte ich einige photographische Aufnahmen. Da es aber unmöglich ist, die schönen ilunkelroten Farben erfolgreich zu photo- graphieren, begnüge ich mich hier damit, einige der heller gefärbten Sorten bildlich dar- zustellen. Die nebenstehende Abbildung zeigt ein Exemplar von Rhod. ci- liatum, von mehr als zwei Meter Durchmesser. Neben der Pflanze steht der Obergärtner Herr Gill uad hinter diesem ist auf dem Bilde ein großes Exemplar von Rhod. arboreum album sichtbar. Besagte Pflanze ist über fünf Meter hoch. Die Blüten sind weiß und haben je einen großen dunklen Fleck. Die dicken lederartigen Blätter sind lanzettförmig und auf der Unterseite mit einem zähen, rahmfarbigen Filz überzogen. Das Bild Seite 1 1 0 zeigt rechts eine große Pflanze von Rhod. carn- panulatum und links nochmals Rhod. ciliatum. Letzteres Exem- plar ist größer als das Bild ver- muten läßt und erscheint teilweise verdeckt. Die Pflanze hat einen Durchmesser von vier Meter und eine Höhe von über zwei Meter. Das Abpflücken der Samenkapseln 10 Die Gartenwelt. IX, 10 nach dem Verblühen nahm einen vollen Tag Arbeit in Anspruch. ßkododendron arhoreum roseiini ist in Treniough zehn Meter hoch vorzufinden. Die Blätter sind auf der Unterseite silberweiß, die Blüten sind hochrosa. Von anderen Rhododendron erwähne ich nur Rhod. Falco- neri, sechs Meter breit, Rliod. harbatum, acht Meter hoch, Rhod. arboreum, zehn Meter hoch, sowie herrliche Pflanzen von Rhod. Aucklandii, Thomsonii, fulffens, cinnamomeum, cinna- harinum, niveum, argenieum und Roylei. Die vielen Prachtpflanzen in voller Blüte zu sehen, war in der Tat ein Hochgenuß. Rosen. Erfolge eines deiitsc-lieii Rosenzücliters. Von 0. Jacobs. Weiteudorf. {Hierzu eine Abbildimg.) i/ie Ausstellungen der letzten Jahre haben genügend gezeigt. daß deutsche Rosenzttchter nicht vergeblich gearbeitet, sondern die Erfolge ihrer Mühe getrost den Züchtungen des Auslandes zur Seite stellen können, ohne be- fürchten zu müssen, daß deutsche Neuheiten von ausländischen über- troffen werden. Ja, deutsche Rosenzüchter können stolz sein, daß gerade ihre Züchtungen, wie ,, Kaiserin Auguste Victoria", ,.Frau Karl Druschki-^ und andere, große Verbi'eitung gefunden haben und noch finden werden. Unter den deutschen Rosenzüchtern zeichnet sich neben Herrn Peter Lambert Herr Nicola Welter in Pallien bei Trier durch seine glücklichen Erfolge auf dem Ge- biete der Rosen-Neuheitenzucht hervorragend aus. Da ich die meisten Rosen des Herrn Welter in meinem Garten beobachtet habe, glaube ich mit Recht einiges sagen zu können. Eine der ersten Züchtungen Welters, die meine Auf- merksamkeit erregte, ist ,,Palmengarien- Direktor Siebert", wovon die Gartenwelt im vierten Jahrgang, Seite 212, eine Karbeutafel brachte. Diese Rose schätze ich sehr hoch ein und sie wrd wohl für immer ihren Platz in meinem Garten behaupten. Die große Blume weist reine, zartrosa Töne auf gelbem Grunde auf, oft aber verschwindet das Rosa ganz imd man erkennt dann die tieforangegefärbten Blumen kaum wieder. Die Pflanze hat starken, aufrechten Wuchs und die Blumen erscheinen auf langen Trieben meistens einzeln, wo- durch sie für den Schnitt sehr wertvoll werden. In jeder Beziehung gut und hervorragend schön war bei mir „Dorothea Soeffker^^ Sie bringt recht häufig wahre Riesenblumen in der Form von „Tlie Bride^^. Ich schätze jedoch „Dorothea Soeffker'^ höher als „The Bride'\ weil sie Rhododendron campanulatum zu Tremough (England Verfasser für di( aufrechten Wuchs und starke Triebe hat, die atich im Frei- lande gut durchwintern. Das breite schöne Laub wurde hier nie von Krankheiten befallen. Für völlig identisch mit „Dorothea Soeffker" halte ich „Angela Müll'-\ die ein anderer Züchter später brachte. Ich habe beide Rosen nebenein- ander beobachtet, kann aber nicht den geringsten Unterschied entdecken. Durch prächtig lange Knospen von rötlich-goldgelber Färbung und feinem Duft zeichnet sich „Gustav Sobry'-'- aus. Der Wuchs ist auch bei dieser Rose stark aufrecht und das glänzendgrüne Laub ist groß und gesund. Auch diese schöne Teehybride leidet selten unter Erddecke im Winter. Durch reine goldgelbe Farbe fällt „Kaiserkrone'' auf, die ebenfalls gut gefüllte Blumen bringt. Die lange Knospe erblüht leicht und die offene Rose besitzt köstlichen Duft. Wuchs und Belaubung lassen nichts zu wünschen übrig. Diese Rose kann als Ersatz gelten für die schöne Teerose „Mme. Eugene Verdi£r'-\ die bekanntlich im Freien sehr schwer zu über- wintern ist. „Bernhard Hähnel'\ ein Säm- ling von „Clara Watson'\ bringt sehr große und gut gefüllte Blumen, die pfirsichrosa und gelb nuanciert sind. Die Blumen er- scheinen fast nur einzeln und stehen aufrecht auf kräftigen Stielen. Ein Schmuck der Pflanze ist das breite, gesunde Laub. Sie kann jedem Rosenfreunde empfohlen werden. Wahre Riesenblumen in der Färbung von „Manian Cochef' bringt ,, Oberhofgärtner Terks". Die langen Knospen sind sehr- schön und die starkgefüllte Blume ist außerordentlich haltbar. Der Wuchs und die Belaubung er- innei'u an „La Fra?ice'\ Diese Rose bringt in warmen Sommern und auf sonnigem Standort wirkliche Prachtblumen. Zu den besten gelben Teehybriden rechne ich „Friedrich Harms'\ die in allen Teilen an „Kaiserin Auguste Victoria'' erinnert. Die Knospen erscheinen meist einzeln auf langen, aufrechten Trieben und erschließen sich zu großen, edel ge- bauten Blumen, die besonders bei kühler Witterung eine tief oraugegelbe Färbung annehmen und köstlich duften. Wo immer Rosen gepflegt werden, auch in der kleinsten Sammlung, darf diese Prachtrose nicht fehlen. Eine vorzügliche Gruppen- und Gartenrose und eine feine Schnittrose ist „Frau Peter Lambert". Die große, gut gefüllte Blume erinnert in der Form an „Kaiserin Auguste Victoria", von welcher sie ein Sämling ist. Die dunkelrosa, lachsfarbig schattierten Blumen sind sehr wohlriechend und stehen auf kräftigen Trieben. Zu den besten Züchtungen Welters gehört entschieden auch die leuchtendrosa Teehybride „Helene Welter". Die halbgeöffneten Blumen sind von selu- schöner Form und die ufgeii IX, 10 Die Gartenwell. reine Farbe ist bei jeder Witterung beständig. Die Blumen erscheinen nur einzeln, aufrechtstehend auf starken Trieben und duften fein. Auffallend an dieser Rose ist, daß nicht nur die Ti-iebe mit Stacheln versehen sind, sondern auch der Hlütenstiel wirklich kräftige Stacheln aufweist (vergl. die Ab- liildung), während der Stiel bei anderen Rosen nur Borsten trägt. Die Pflanze blüht aucli im Herbste selir dankbar und hat als feine Schnittrose liohen Wert. „Großherzog von Oldenburg'', eine Neuheit für 1904, hat ganz meinen Beifall gefunden. Die sehr großen Blumen haben alle edle Form und sind genügend gefüllt. Die Farbe ist rein rosenrot, der Duft angenehm. Der Strauch hat guten Wuchs und blüht reich und dankbar. ln„Edelsiem'\ ebenfalls eine neue Teehybride für 1 904, haben wir eine reinweiße Rose von großer Schönheit erhalten. Trotzdem die Füllung sehr stark ist, blühten bei mir alle Knospen gut auf. Die offene Blume erinnert in der Form an „The Bride''. Der Wuchs der Pflanze ist kräftig und die Zweige sind fast ohne Stacheln. „Edelstem" ist eine schöne Garten- rose und jedenfalls als weiße Sclinitt- rose sehr wertvoll. Es würde entschieden zu weit führen und über den Rahmen dieser Arbeit hinausgehen, wollte ich sämt- liche Rosen Welters hier aufführen. Ich habe vorwiegend Teehybriden zur Anpflanzung und Beobachtung gewählt, weil ich diese zurzeit für die besten Gartenrosen halte, jedoch zweifle ich nicht, daß auch die Teerosen d erfolgreichen Züchters gute Eigen Schäften aufweisen. Von den Neuheiten für 1 sandte mir HeiT Welter in liebens- würdiger Weise eine ganze Postkiste abgeschnittener Rosen, die in vorzüg- lichem Zustande ankamen und noch vier Tage bei mir schön und haltbar waren. Ich lese öfter in Fachschriften bei Besprechung der Rosenausstel- lungen, daß ich bei meinen Rosen Mastkultur anwende oder dieselben unter Glas ziehe, was beides nicht zutrifft. Die Neuheiten des Herrn Welter waren ebenfalls so kräftig ent- wickelt, daß man da füglich von Mastkultur hätte reden können. Auffallend schön war die neue Teerose „Albert Hoffmann" (bereits in No. 6, Seite 67 abgebildet), wovon ein Strauß eine ganze Vase füllte. Die großen, feinduftenden Blumen auf langen, roten Trieben weisen sehr zarte Töne von gelben und rosa getuschten Farben auf. Die Bhmie ist gut gefüllt und auch voll erblüht noch von sehr edler Form. Die starken Triebe ließen auf krä|ftigen Wuchs dieser Rose schließen. Wertvoll für den Schnitt wird diese schöne Neu- heit auch dadurch, daß die Blumen einzeln stehen. Seit mehreren Jahren ist wohl kaum eine so edle Teerose in den Handel gekommen, von der man annehmen darf, daß sie infolge ihrer herrlichen Eigenschaften allgemeine Verbreitung finden wird. Einer Kreuzung von „AugiisHne Guinoisseau" mit „Viscountess Folkestone" und „Kaiserin Auguste Victoria" entstammt die neue Teehybride „Frau J. Reiter", die der Gattin des bekannten Baumschulbesitzers Herrn J. Reiter sen. in Trier gewidmet ist. Die Knospen und Blumen standen auf sehr starken und gut belaubten Trieben aufrecht. Die großen Blumen sind stark gefüllt, von edlem Bau mit hoher Mitte. Die Farbe ist seiden- artig reinweiß, zuweilen leicht fleisch- farbig. Da auch bei dieser Neuheit die Blumen fast immer einzeln auf langen Trieben erscheinen, wird sie als Schnittrose hohen Wert haben, zumal die Blumen sehr haltbar sind und nicht zu den Eintagsrosen gehören. Von guten Eltern, nämlich von „M. Jules Grolez" und „M. Abel Cha- tenay", stammt die neue Toehybride „Professor Fritz Roeber" her, die dem Leiter der großen Kunst- und Garten- bau-Ausstellung in Düsseldorf ge- widmet ist. Die großen, gut gefüllten umen waren von schöner Form, lachsfarben mit Gelb und seht. Die inneren Blüten- liegen strahlenförmig und die x\^^ ' " w Blume erinnert durch ihre ; 'eviel »«1«^^ ^'tisxte und J nacheinander abwelken. Da die Blüten zugleich anmutsvoller iJiasentieit sich jedoch solch ein Kind des , ^ />, ■ • i • , i ^ • u f • Südens in der Freiheit, inmitten immergrünen, blühenden Lebens, ^ der Große den Gloxinien gleichkommen und sich frei seine herrlichen Wedel in Licht und Sonne badend und von lauen tragen, nimmt man mit Recht an, daß die Pflanze einen gut Lüften sanft gewiegt. verwendbaren Werkstoff der Binderei abgeben wird. Nächst mehreren Arten Vliauuierops, Phoenix und Latanien ist IX, 10 Die Gartenwelt. Ausstellungsberichte. Die Jiil)iliiiiiii.s-Atisslolliiii«>; des Leipziger Gärtiier- Vereiiis vom 12. bis 20. Noveniher 1904. Vorn Herausgeber. -Uer im Jahre 1843 begründete, noch immer rührige und jugendfrisclie Verein, der im vorigen Jahre die Feier seines sechzigjährigen Bestehens festlich beging, ließ nun dieser Feier noch eine Jubiläums- Ausstellung folgen; sie stand unter dem Protektorat des erst kürzlich zur Regierung ge- langten Königs Friedrich August von Sachsen. Die Aus- stellung war von Anfang an als lokale Veranstaltung geplant; man wollte zeigen, auf welcher Stufe die Leistungen der Vereinsmitglieder stehen, die in Leipzig und seiner Umgebung ansässig sind. Auswärtige Aus.steller sollten nach Punkt 4 der allgemeinen Bestimmungen für diese Ausstellung nur soweit zugelassen werden, als sie Neuheiten vorzuführen gedachten. Den Neuheitenbegriff hat man aber in sein- liberaler Weise ausgelegt, denn man ließ unter anderen nicht nur die Begonia „Gloire de Lorraine'-\ die sich bereits seit zwölf Jahren im Handel befindet, sondern auch Handels- orchideen in bekannten Arten und Lilium longifolium als Neuheiten gelten und auswärtige Aussteller mit denselben zur Konkurrenz zu. Die Ausstellung fand im Kristallpalast statt, dem aus- gedehntesten und prächtigsten Vergnügungslokal Leipzigs. Die gewaltigen Säle und Seitengänge der imteren Etage würden in der Tat ideale Ausstellungslokalitäten sein, wenn die Beleuchtung derselben einwandfrei wäre. Leider empfangen aber die Nebenräumo nur wenig, die Haupträume, namentlich der Zirkus, gar kein Tageslicht, sodaß dem Liohtmangel durch künstliche Beleuchtung abgeholfen werden muß, die wohl für manche Blumenarten in Rot und Rosa vorteilhaft sein mag, aber die meisten Blüten- und Blattpflanzen nicht zur Geltung gelangen läßt. Diese Verhältnisse machten photograpliische Aufnahmen fast unmöglich. Es ist dies umsomehr zu be- dauern, als sowohl die Gruppen im einzelnen als auch ihre Gesamtanordnung in den Haupträumen als geradezu muster- haft bezeichnet werden mußten. Die Hauptaussteller erwiesen sich als Meister in der Pflanzendekorationskunst, und auch das Gesamtbild zeigte, daß der leitende Ordner seiner Auf- gabe nach jeder Hinsicht gewachsen war. Den obligaten Aus- stellungskatalog hatte man durch eine Ausstellungszeitung ersetzt, deren Redaktion Garteninspektor M ö n k e m e y e r mit Erfolg in die Hand genommen hatte. Sie enthielt zahlreiche Inserate, auch verschiedene interessante, dem Publikum Belehrung bietende Artikel neben den die Ausstellung selbst betreffenden Mitteilungen. Alles in allem zeigte die Ausstellung, daß die Leipziger Handelsgärtner, die ja größtenteils für den Export arbeitende Spezialisten sind, auf der Höhe stehen und in ihren Spezialkulturen tüchtiges leisten. Der Jahreszeit entsprechend herrschte unter den Blüten- pflanzen das Chrysatithemum vor. Die .Leipziger Privat- und Handelsgärtner zeigten sie nur als Kulturpflanzen, meist in regelmäßiger Buschform, als einblütige Sommerstecklinge und hier und da auch als Halbstämmchen. Was die Ausstellung an Chrysanthemumpflanzen bot, konnte nur bescheidenen An- sprüchen genügen. Wirkliche Kulturpflanzen fehlten voll- ständig, was gewiß auf den heißen und trockenen Sommer zurückzuführen ist, auch hat ein Nachtfrost im September die Kulturen geschädigt. Die schönsten Kronenbäumchen, der Sorte „Ada Owen" angehörig, zeigte Albin Etzold, Hoflieferant, Altenburg, S.-A., der' auch mit einblütigen Sommerstecklingen und mit mehrblütigen Pflanzen ver- treten war. Sehr gut waren die eintriebigen Pflanzen von Theodor Moench jr., Leipzig, in den Sorten „h'ai/onnani'', „Mme Edmond Boger^\ ^^Souvenir de petite Atme'\ „New Phoehus"- und „Modeste'-'- . Von sonstigen Handelsgärtnern, die gute Chrysanthemumpflanzen zur Schau stellten, seien genannt: Otto Thalacker, Leipzig-Gohlis, J. Papsdorf, Dölitz, E. Manhenke, Connewitz, F. C. Mack- roth, Eutritzsch. und H e r m a n n S c h m i d t , Wahren. Letzterer, der erste Vorsitzende des Leipziger Gärtnervereius, hatte sich in umfassendster und verdienstvollster Weise an der Ausstellung beteiligt. Die schönsten Pflanzen des Privat- gartenbaues waren die der H. D od eischen Gartenverwaltung, Obergärtner Beyer. Chrysanthemum -Neuheiten in Sorten vorjähriger Einführung hatte 0. Heyneck, Cracau bei Magde- burg, in einer kleinen Gruppe eintriebiger Pflanzen gebracht. Mit abgesclmittenen Chrysanthemumblumen, vorzugsweise in neueren inid neuesten Sorten, waren nur zwei Aussteller ver- treten: GeorgBornemann, Blankenburg a.H., und E.R.Rudel, Naunhof bei Leipzig. Die Bornemannsche Kollektion war, wie das von diesem Aussteller nicht anders zu erwarten, geradezu musterhaft, imd jede Blume war eine Schaublume ersten Ranges, wie sie sghöner selbst auf englischen Aus- stellungen nicht gezeigt werden könnte. Neben den neuen und neuesten Sorten, d. h. den Einführungen der letzten Jahre und den Neuheiten für 1905, zeigte Bornemann auch einige alte Sorten, die sich teilweise schon seit Jahr- zehnten im Handel befinden, aber in ihrer Eigenart bis heute noch nicht übertroffen worden sind. Unter den vielen englischen und französischen Neuheiten befand sich wieder einmal ein höchst beachtenswerter deutscher Sport, die Sorte ,,Nohel", die im kommenden Frühjahr in den Handel kommen soll. Sie ist ein Sport der bekannten Sorte „Rayonnant" , von der sie sich etwas in der Form, hauptsächlich aber in der Farbe unterscheidet. Die langen feinen Petalen sind gerollt bezw. röhrenförmig, die Farbe ist zart aprikosenrosa. Dieser Sport soll an drei verschiedenen Stellen aufgetreten sein. Die Firma I. C. Schmidt, Erfurt, die gleichfalls einen Strauß davon ausstellte, hat ihn „iVoie/'' getauft und Bornemann akzeptierte vernünftigerweise diesen Namen, so daß uns das Schauspiel, die gleiche Sorte unter verschiedenen Namen an- geboten zu sehen, gewiß erspart bleibt. In der Kollektion der Firma E. R. Rudel erregten besonders die Neuheiten des Marquis de Pins in Montbrun, Frankreich, Aufsehen. Ich verzichte an dieser Stelle darauf, auf einzelne Sorten näher einzugehen, da die hervorragendsten Chrysanthemumneuheiten noch in einem besonderen Artikel behandelt werden. Zu den Blütenpflanzen, die in den einzelnen Räumen vorwiegend auftraten, gehörte auch die AUerweltsbegonie „Gloire de Lorrahie^'- und das Cj^clamen. Beide Pflanzen haben in Leipzig bevorzugte Pflegcstätten ; in beiden war die Konkurrenz heiß, aber die Preisrichter sind mit der Ver- gebung erster Anerkennungen auch außerordentlich freigebig gewesen. Begonia „Oloire de Lorraine" mit krankhaft ge- färbten Blättern gehörten zu den Seltenheiten. ' Die meisten Pflanzen hatten gesundes Laub und viele Blumen. Schöne Pflanzen zeigten Gustav Taubmann, Merseburg, C. F. Mack- roth, Eutritzsch, und Georg Matthes, Naumburg. Schön waren auch die Pflanzen von Otto Thalacker, Gohlis. Was nun die Cyclamen betrifft, so zeugten fast alle Die Gartenwelt. IX, 10 Pflanzen der Ausstellung, ohne unförmige Riesen zu sein, von ganz vorzüglicher Kultur und alle gehörten sie den modernen großblumigen Sorten an. Auf strenge Regelmäßigkeit im Bau der Blumen scheint man jetzt kein großes Gewicht mehr zu legen, denn unregelmäßige Blüten mit einem nach unten über den Stiel zusammengeschlagenen Blumenblatt und mit unregelmäßigen Umrissen der Fetalen, von gefransten Sorten abgesehen, herrschten vor. Prächtig ist das neue lachsfarbige Cyclamen, C. sahnoneum^ in der Färbung etwas variierend, aber bei künstlichem Licht großartig wirkend. Es ist eine Züchtung der Firma Otto Froebel, Zürich, die wir schon im fünften Jahrgang, Seite 481, als farbige Tafel brachten. Recht beachtenswert sind auch die sogenannten Kriemhild e-Varietäten, und unter den gefransten Sorten zeichnete sich .,Ardor Alpium'^ aus. Diese neueren Cyclamen hatte Georg Matthes, Naumburg a. S, ausgestellt. C. aalmoneum war auch durch die Gartenverwaltung des Hauses Berglinden, Obergärtner Wetzel, Naumburg a. S., vertreten. Folgende Firmen hatten noch vorzügliche Leis- tungen in der Cyclamenkultur aufzuweisen: M. Z ei big, Taucha, Rieh. Tasche, Leutzsch, Herm. Schmidt, Waliren, J. C. Haniscli, Leipzig, H. Dodelsche Gartenverwaltung, Gaulis bei Bohlen i. S., und die Dodelsche Garten- verwaltung, Dösen bei Dölitz. Zu den in neuerer Zeit bei uns iu Deutschland recht vernachlässigten Handelspflanzen gehören die Eriken und die Camelien, doch wird ihre Kultur in und um Leipzig noch hochgehalten, wo man mit diesen Pflanzen einen leb- haften Export betreibt. Von den hübschen Eriken, die man in prächtigen Arten und Varietäten in manchen botanischen Gärten bewundern kann, die aber teilweise recht schwierig in der Kultur sind, werden mir noch wenige wüchsige Arten für den Handel in Massen vermehrt. Die Haupthandelssorte ist Erica gracilis die fast alle Aussteller zeigten, sonst wird hauptsächlich E. hiemaUa und persohäa alba und hie und da auch E. hlanda mit pi ächtigen Röhrenblüten kidtiviert. Letztere hatte nur Ed. M e y n e r , Lindenau ausgestellt, E. (jracilis herrschte vor. Folgende Aussteller erwiesen sich als vorzügliche Ericakultivateure: Arthur Arnold, Gautzsch, Rud. Dohrmann, Gröbern-Gaschwitz, Albort Seydewitz,- Dölitz, Herrn. Schmidt, Wahren, Richard Scheffel, Rötha und Karl Schröder, Taucha. Camelien waren nur spärlich und nur in kleinen aber mit reichem KnuNpiiiansatz versehenen Handelspflanzen vorhanden. C. ''Iminlli it rln/ans ist zur Zeit wohl die wichtigste Sorte des llanil.'ls, lUineben wird immer noch die uralte C. alba jikna, die auch schon im Herbst zu blühen beginnt, geschätzt. Als Bindeblumen sind die Camelien ganz außer Kurs gesetzt. Blühende Pflanzen beider genannter Sorten zeigte Gustav Scheibe, Holzhausen, Pflanzen mit Knospen u. a. Karl Schröder, Taucha, und Albert Seydewitz, Dölitz. Primula obconina fehlten fast ganz. Schön waren die Pflanzen von Herm. Schmidt, Wahren, und Job. Sauer, Leipzig-Gohlis. Letzterer zeigte als Kuriosität auch bereits vollblühende Cinerarien, gute Begonia Eex, sowie Farne. Sonstige Blütenpflanzen waren spärlich vertreten. Erwähnung verdienen davon ganz vorzügliche, gedrungene und voll- blühende Topf reseda von Ernst Kremer, Dösen, blühende Lilium lowjifoJium von Lindner k Kleeberg, Chemnitz, sowie die Mi-(lii(l,_M.-ii. Von letzteren zeigte J. C. Haniscli Oyprijii :liiiiii nis/i/nc als schöne Topfpflanzen, aber nicht eigner Kultiii-. Eine Hauptanziehungskraft der Ausstellung bildete die reichhaltige Kollektion von Otto Beyrodt, Marienfelde bei Berlin. Es waren, von einigen Cattleyen- Sorten abgesehen, keine Seltenheiten und Seltsamkeiten, die Beyrodt vorfülirte, sondern raustei-gültii:t' Kultiii|iflanzen in anerkannten Handelsarten, wie Oiiri,l,i(iii l',,rhraii und varicosum Rogersii, Oncidium ciisptmi Innun mllimmm, Epi- dendrum godseffianum , das herrliche Dendrobium PJialae- no2}sis var. Schrocderae, eine beachtensweite langstielige neuere Schnittorchidee, Odonloglossum erispiun und Adrianae, Catt- leyen in verschiedenen Varietäten, sowie Cyiiripedien, darunter die seltene, hellgelb blühende Varietät C. insigne var. sander- ianuin. Auch Otto Thalacker trat als Orr-hidcenaussteller mit hübschen Kulturpflanzen von i 'i/jui/^i ,Innii hisigne auf, daneben zeigte er bereits einige blühfinli' J///f//7////.v-Hybridon, Primula acaulis coendea in Blüte, eine gewiß anerkennens- werte Leistung im November, Heliotrop und die neuere Ver- bena „Miss Ellen WillmoW, die sich in dieser vorgerückton Jahreszeit aber nicht mehr recht präsentierte. Primula chinensis stehen in den Großstädten wohl auch auf dem Aussterbeetat. Die gefüllten Sorten fehlten ganz, einfach blühende zeigten Theodor Moench jr., Leipzig, A. Heidmann, Stettin-Neutorney, und Otto Wolf, Bolditz- Ehrenberg, der besonders kräftige Pflanzen gebracht hatte. Auch mit den Eismaiblumen gehts nicht mehr- so recht; sie waren in nur geringer Anzahl, aber in guter Qualität von Herm. Schmidt, Wahren, Georg Matthes. Naumburg, und Hermann Scheibe, Probstheida, vertreten. An Neuheiten glaubte ich mehr vorzufinden. Heinrich Kohlm annslehner, Britz-Berlin, hatte einen Sport der Begonia „Gloire de Lorrainc^\ die Sorte „Berolina^'- gebracht, die sich etwas in der Färbung von ihrer Stammutter unter- scheidet, ferner seine bekannt., mv iicul.lättrige Medeola in schönen Pflanzen und SelagimUn ir,its,iiiin in der Entwicklung waren von Äpfeln Ccllmi. Kni.« r II illnlm. I\,n~,r Alexander, Bismarck- apfel, Cox' J'oiiinii't. Srliuin r inii /n,//.,/sr tiüd Muskatreinetle, von Bii-nen Diels iltiltiibinii', J'Jspeims Beryamotte, Birne von Tongres sowie Herzogin von Angoideme. Die Kloster- gärtnerei Sornzig hei Leipzig führte ihre Apfel in Kisli'H sailit;cuinri \ i'ijiai'kt, jede Kiste einen Zentner netto von <-\ui-v S..ii,> .iitlMltiiid, in den vier Sorten Goldreinelte niii ISIiiiIkiih. ISisiiiiiirLitpfel, Winter- Goldparmäne und Grö/le Knsneler lieinctle vor. Die auf Tellern ausgestellten Früchte dieser Ausstellerin waren mit Öl abgerieben, wodurch sie einen unnatürlichen Glanz erhielten, ein ebenso verwerfliches als unappetitliches Verfahren, das auch einzelne Aussteller in Düsseldorf angewendet hatten, Vor Nachahmung wird gewarnt ! Unter der Marke des B e z i r k s o b s t b a u v e i- e i n s Leipzig zeigten verschiedene Mitglieder ihr Bestes. In dieser Gruppe waren die Früchte von F r. W i 1 h. D o d e 1 , Dösen bei Dölitz (Bez. Lpz.), die schönsten. Von schlecht vertretenen Sorten aus dieser Kollektion, die in der Um- gebung von Leipzig nach den ausgestellten Proben die An- pflanzung ni'itrs Wasser ein oder gießt recht oft, deim Vergießen ist ausgeschlossen. Ebenso ist zweimal die Woche ein Duiigguß recht fördernd. Hoffentlich tragen diese Zeilen wie auch die wohlgelungenen Abbildungen dazu bei, daß dieser schöne Ampelfarn wieder mehr kultiviert wird. Pteris l)iii(»ti. Von Richard Anker, Addison Nursery, \Vest-Kensington, England. {Hierxu eine Abbildung.) Xis unterhegt keinem Zweit«!, daß in keinem Laude die Favn- kultur mehr betrieben wird als in England, und so mancher, der die ungeheueren hiesigen Marktgärtnereien besichtigt, wird sich nicht genug darüber wundern können, in welch riesigen Quantitäten und eben wachsend. ie „GartenweU" photogr. aiifgi IX, 11 Die Gartenweli. perfekter Schönheit die Pterts. Adiantiim, /'oh/im/iiim, Aspleniiim und andere kultiviert werden. Es ist insufrin M.iikbiir, daß es den Züditorn oft gelingt, uehen vielen eit;viitiiinli. hm Aljweiclumgen vom Typus nianclier Gattung, welclie unter dun Kultuicn auftreten, wirk- liche Varietäten hervorzubringen, die eiustinimig als wertvoll an- erkannt werden. Neben den ganz neuen zwei Ncphrotepis, die bei Cragg, Harrison & Ciagg entstanden sind, erweckte Pterts Bmoti auJäcigewöhniiches Interesse. Diese Pflanze ist im Habitus ein Mittelding zwischen P. pnl- iiiata und F. ludens. Die unteren kleinen unfruchtbaren Wedel .sind dreiteilig, aber bilden ein Ganzes, die oberen fruchtbaren weiden über einen Fuß hoch und teilen sich in drei bis fünf fast vullkominen getrennte Abschnitte, die sich ihrerseits wieder in 2 oder 3 Teile teilen. Die Hauptfarbe ist ein sattes dunkles Giün. Nur die Mittel- lippe jedes Wedelteiles i.st blaßgrün. Es ist sicher, daß die Pflanze in nicht allzuferuer Zeit hier überall anzutreffen ist, wo man sich mit der Kultur wertvoller Farne beschäftigt. Landschaftsgärtnerei. Über Gnippengestaltiiiig uiul Verwendiiiig der Gehölze in Gärten und Parks. Von Garteninspektor Arthur Stüting. Gruppe aus nur wenigen Geliölzgattungen auf zubauen, von denen die am stärksten wachsende stets den Kern bildet, dem sich die übrigen je nach Größe nach außen hin abstufen. Die se Erscheinung beruht bekanntlich auf der Erfahrung, daß m Kampfe um die Existenz die schwächeren zu unterliegen pflegen und daß infolgedessen die am stärksten wachsende Pflanzenart die größte Fläche beherrscht. In dem durch sie geschaffenen örtlichen Scluitz siedeln sich die kleineren, si'hwäeher wachsenden Gehölze an, und zwar nur da, wo die stärkeren Gehölze, die Kri nui ii|,|,en, Luft und Licht genug übrig ließen. In (I: )iiijni nir. ainni. (), n/Ins Arp/Iruia aiirca^ Acer Pseinhq'hiUnno ]\'ni-li'ici bei .Abba „Gai'tenweU" photogr. aufgenommen. ihre Kinder knapp am Was.s tiefungen, die niemals unter beständig von dem Gischt der Brandung genetzt Krusten überzogen werden. Zu dem am meisten auffallenden Meer- feuchel, Criihiinnj, tiinritiiinn,,. mit ?einpm fleischigen Fiederblatt und den aber sunst uhm li..inli;iivii D.-M.'ul.lut.'n gesellen sich: Imüa viseosa, LepiiUiiui ,j,;i,i,ini(''liiini. Ftnimna VaillanUi, Conium mamlatum, Ai/iapynuji (/tuiicuut, Dqjbiaxis tenidfolia und viele andere. Doch auch für den Zoologen gibt es hier in dieser Gegend, namentlich unter den Insekten und Reptilien, reiche Ausbeute. Von 128 Die Garlenwek. IX, 11 ersteren zeigen uns besonders Käfer und Schmetterlinge den Typus einer südlichen, wärmeren Zone. Eidechsen kommen in überraschenden Mengen und in großer Mannigfaltigl;eit vor. Diverse Schlangen und Skorpione sind zumal in den Steinbrüchen häufig; ebenso erscheinen in großen Mengen neben den sogen. Rollmäuseu, der Siebenschläfer oder Bilob (Myoxiis glis). Von Raubsäugotieren werden neben Fuchs, Wildkatze, Marder und Iltis in den Waldein der einsamen, hoch- gelegene Karst|ilateaux bisweilen Wölfe und Bären angetroffen. — Eine ebenso große und zahlreicbe Vogelfauna herrscht in Abbazia und seiner Umgebung, welche teils durchziehenden, teils ständigen Arten angebört und überraschend reich an Singvögeln ist. Aus deu dunklen Lorbeerbainen entzückt der Schlag der Nachtigallen das iau.schende Ohr und vorzugsweise au den Klippen der Küste findet man Tauober, AVildenten, Korinorane und Moven. Letztere treten hier in Abbazia in großen Mengen auf und sind so zahm, daß sie die ihnen gereichten Fleischstückchen aus der Hand fressen. Gleich der Fütterung der Tauben am Markusplatz in Venedig, bietet das Füttern der Möven hier am Strand ein Bild lieblichster Anmut I In Volosca angelangt, ist e.s namentlich wieder der kleine Fiscberbafeu, der uns anzieht und ein eigenartiges Leben und Treiben vorführt. Die Fischerboote mit ihren riesenhaften, bunten, meist in Gelb und Rot prangenden, auch mit Schriftzeichen versehenen Segeln, lielebeu in Mengen die gauze Küste. Diese sogen. Chiogiotten fahren oft zu lluuderleri des Nachts mit Fackeln und Lichtern versehen hinaus auf die See zum Sconibro (Makrelen)-Fang und kehren schwer- beladen mit ibi'or köstliuhen Ausbeute heim. Die interessante.ste Art des Fischeus ist jedoch der Thuu-Fischfang, wie man ihn namentlich hier bei Volo.sca beobachten kann. Es wird ein mächtiges, oft 3 — 400 Meter langes Netz parallel der Küste, jedoch an einem Ende im Wink'-'l znm Laude abgebogen, aufgestellt und auf diese Weise eine Sackgasse geschaffen, die am anderen Ende ein Netz in Foira eines gefalteten Vorhanges besit'.t. Dies kann vim Ufer aus ver- mittelst eines Taues zugezogen weiden. Bemerkt nun der in der Nähe dieses Netzes auf dem Ende einer mächtigen, schräg über die Wasserfl.icbe geneigten Leiter (Tonara) sitzende AVächter (Spiai das Herannahen eines Thuii-Fischzuges, so verständigt er seine Gefährten, welche sowohl den in das Netz cingedrungeneu Schwärm durch Steiii- wiirfe am Rückzuge hindern, als auch etwaige Nachzügler noch hineintreiben tind SL-hließlicli den vorhangartigen Teil des Netzes zuziehen. Die endlich an > Land gebrachte Beute wird hier mit Steinen, Knütteln und Mcsseiu getötet. Nachdem wir nun das teriMSsenförmig am ziemlich steilen Ufer erbaute Städtchen durchwandert und noch einen Abstecher nach den in der Nähe l..'finf|lii-!i.>i!, pist ueueutdeckten Tropfsteinhöhlen und dem idyllisch - ' ! • n i n: Djaga San Marina gemacht haben, lenken wir, znrüel>;j' I . , i , iü. Schritte zum Berge hinauf, um von der Höhe aus eiin n 1 mci 'i, über das Meer zu genießen. — Es ist nun interessant zu beobachten, wie in den verschiedenen tlölienlagen die einzelnen Vegetatious-Hegionen einander ablösen. Liebliche Waidwege führen uns empor zu ausgewählten Ruhe- plätzen, die oft auf Anlegung hoher Fürstlichkeiten geschaffen und nach ihnen benannt sind. Von den zahlreichen, hochherzigen Gönnern Abbazi.as widmete wohl bisher kein fürstlicher Gast für. Auf- schwang und Verschönerung dieses Kurortes eine so namhafte Summe wie der König Karol von Rumänien, der mit seiner erhabenen Gemahlin, der Dichterfürslin Carinen-Sylva, nahezu alljährlich, bejubelt von jung und alt, seinen Einzug in Abbazia hält. So führt uns jetzt in leicht geschwungenen Serpentinen iler Köufg-Karol-Waldweg hinauf zu dem mit einer Pergola gekrönten Elisabeth-Fels, zur Carraen-Sylva-Ruhe, oder zur Auroia-Höhe. Noch befinden wir uns im geschlossenen Lorbeerwalde in der Region des immergiünen Pflanzenwuchses. In wenigen Wochen pulsiert liier bereits wieder kräftiges Leben, denn schon schwellen die Knospen und hie und da im warmen Kalkgeklüfte prangen die duukelbolaubten Äste schon überladen mit goldenem Blütenschmucke. Allerdings in seinem schattigen Innern sieht es meist immer recht monoton aus. Zwischen den braunen Mengen abgefallener Leder- blätter sprießt neben zahlreiclieni Lorbeernachwuchse zumeist nur der dornbewehrte Mäusedorn, Riotcu^ aculcatiis, in undurchdringlichen Massen, noch mit zierenden, korallroten Beeren auf den blattartigen Stengeln besetzt. Sein immergrünes, äußerst hartes Laubwerk hat in unserer heimischen Binderei wohl allgemein Eingang gefunden und ist auch in gefärbtem Zustande ein sehr geschätztes Bindematerial. Doch auch hier im Süden wird diese wilde Myrthe des Dioskorides vielfach verwendet. Während die jungen Sprossen oft als Gemüse genossen und seine Säfte medizinisch geschätzt werden, hefert der Same ein Kaffee-Surrogat, und aus seinen Zweigen weiden Kehrbesen fabriziert. In den Anlagen fanden wir auch den von den kanarisclien Inseln eingeführten zwitterblütigen Mäusedorn, H. androgynus. der im Gegensatz zu der vorgenannten Art hellgrüne, oval gespitzte, glänzende Blätter besitzt und dessen klimmender Stengel nicht selten eine Höhe von zwei Metern erreicht. Ein treuer Begleiter der ersteren wildwachsenden Form im Lorbeerwalde ist der Efeu. Er schlingt sich an den glatten Stämmen empor oder deckt das öde Kalkgestein mit seinem dunklen Laube. Erst dort, wo der Lorbeerwald sich lichtet, wo der überall ge- schlossen auftretende Nachwuchs auseinanderweicht, da bietet er ein ebenso abwechslungsreiches als interessantes Bild dar, welches in einem bunten Gemenge sommergrüner Laubhölzer, vermischt mit den immergrünen Gewächsen der Meditorranflora und in einer nie ge- ahnten üppigen Entwicklung von Kletter- und Schlinggewächsen zum Ausdrucke gelangt. Insbesondere in den Felsonschluchten, die aus der Bergregion zum Meere führen und in denen die Gewässer des Karstes in Kas- kaden talwärts stürzen, erhalten wir einen Einblick in eine derartige Gestaltung des gemischten Lorbeerwaldes. Diesen Teil erreichen wir zwischen der A'illa Quisisaua und der Vrutki-Quelle in ca. 100 m Höhe über dem Strand. Die auf- fälligsten und häufigsten Bänme sind hier: Lannis nobilis, Qiiereus pubescens f. lajiughiosa. Ca.slanea vesca. Ostnjn rnrpinifoUn und Pisiacia Tcrcbinthns. Die Waldrebe, Ch niii- ]'ii,i;!>,i. r.uilt sich in taudickeu Strängen durch das undiiii ic n , i i. lihkKht nnd entfaltet iu den Laubki'onen ihre milchw. , ■ h i. i i. -i .,■■]. L-iufer von Brombeeren, liubtts nlinifolius (sijit. iniii,cmis\ steigen durch Stauden und Buschwerk empor. Mit ihren nach lückwäits gebogenen Stacheln verankern sie sich von Busch zu Busch, von Ast zu Ast, um selbst das äußerste Lorbeergeäste zu erreichen. Vom Sturmwind niedergeworfen, will der Schößling neuerdings empor. Ist auch der '\^'il)fel gebrochen, so bilden sich rasch neue Zweige, die nach allen Richtungen Stützpunkte suchen und finden, um so dem Lichte wieder zuzustreben und dort duftende Lilablüten und glänzend schwarze Früchte zu zeitigen. Infolge der Eigentümlichkeit der Brombeeren, die Spitzen ihrer Läufer wieder einzuwurzeln, bilden sich alsdann vom Laubdacbe herabhängende, oft 5 bis 8 Meter lange, lotrechte, bleistiftstarko Senker, die dem Boden zustreben, ihn aber nicht immer erreichen. Das sind aber für die andei-en Sehlinggewäcliso will- kommene Kletteitaue. Uebor junge Lorbeerbäunichen und Manna- eschen hinweg züngelt die windende Spitze der Scbmeerwurz, Tamus communis^ um ein derartiges, pendelndes Tau zu erreichen. Mit ein paar Windungen ist es eingefangen und rasch schießt der zarte Stengel mit den zierlichen, glänzenden, herzförmigen Blättern in die Höhe. Doch schon klammert sich an ihren Fuß ein mit feinen faden- artigen Scheinliliittciii \ci>cliciier Spargel, Asparagus tetmifolius, um daran seine wem-, r ,iii-c|.i:(M|e Windekunst zu erproben. Wein- reben von Vilis niii/ini. (lurchranken wild hie uud da weitästige Feigeubäume, Ficiis Carica, und Heckenwindling, Calystegia (syn. Volvulus) scptu7n, verschlingt das niedrige Buschwerk. Auch mit der in allen Teilen mit Widerhaken versehenen Stechwinde, Smilax aspcra, kommen wir an manchen Stellen in unangenehmste Be- rührung. Von den am häufigsten in diesem Teil vorkommenden Sträuchern nenne ich noch : Cnrptii/i.f oricniaUs {syn. duinensis), Cory/iis Anl/'iHii. Krnnymii.-- iiirn/„ir,i. FiK.n'nus Onius., Paliurus amlralis. \'ihiiiii,iin Tm,/.-. -oid)s Uniss.). l;hiis ( ,y////».s. ;,iicli iiucli liiiscus uud viclo andere. Haben wir jedoch diese so überaus reiche Zone des gemischten Lorbeerwaldes übei-schritten, so verändert sich wieder das Bild. W'ir gelangen in die schon wesentlich höher gelegene Kegion der Eichen und Edelkastanien, die sich über Veiuinaz bis zu den Flanken des IX, Die Gartenwelt. 129 Monte Maggiore erstreckt. Iliu und wieder sinießt aus offouen Flächen ein Riedgras auf. luimei-giiiii, \'iiiii, minor, lugt am Ge- mäuer mit blauen Rhimen aus und teilt luinicrlicli mit gefleckt- blättiigen roten Ne.sseln, l.diiiiinn iintiiiUilnin. Aw sminendurcli- wärmte Stätte. Auf unfinrlitl.aivin r.(»|rn rnil:il!' i :"i ■',' ' -lihittrigo Löwenzalm, Taraxnnnii i;inii, iil.iiiini. -iin : . Ii ■, i^i. I ■■■H" ^iialilen- köpfclien, während teils uiitn- Mliui/j/mlrii Du rl,.',] Ii. II-' ll- rrimeln, l'rimida acaulis, ihre Blumen entwickelt haben, oder im Wiesen- lioden weithin auffällige Schwärme bilden und auch aus dem braunen Laube hervorgucken. Die grünende Nießwurz, IkUcborus viridis, tritt in Mengen auf, und je höher wir steigen, um so zahlreicher werden auf kaistigcm Boden die leuchtend grünen, kaum fußhohen Büsche mit den .sonderbaren laubgrünen Blumen. Einen köstlichen, wohlbekannten Duft strömt uns ein tiefblaues Vi'ililicn, l'iu/a seolo- /i//i/lla, entgegen, de.ssen wir uns mit Freuili' I'mikh liii^m. Bei i'ifrigem Suchen entdecken wir noch Chrysuiilliriiiiiin rori/uihonim, < 'i/lin/is ratisliii/iriisif: (. nihii,r,\ l;l,n.h„l,inln.„snnH,r. .^piraea jap,, „Oll. P,i„l.,„ ,i,„lnl.,t,j. lar.. Alaililuiiiri. und 1- ii.-M.-r; Iri/.terer war jedoch ziemlich mangelhaft. H. Cannel & Sons zeigten wie gewöhnlich ihre Cannas und ein sehr schönes Soi'timent von langstielig geschnittenen Pelargonien- blumen. Von den Cannas pi-fiolon mir .../. B. ran dor Scliool-' nnd „Oscar Danneker". BesuiM-is ;jiii ^rf,rl,.,i mii- ^li- einfachen Pelar- goniensorten: „Chas. Ciirhs-. ..Imuilrss ,,/.Jns,';r. ..Hiilr o/ Nor/olt', „George Coats'-, „Lord Küvhciicr-, „Mr. J. A. Bell-', „Mrs. Simpson'', „Princess of Wales", „Sir Thomas Hanbury'', sehr schön Scharlach karmesin, „The .Mikado". Von den gefüllten fand ich „Qtistav Einich'-' schön. Die Ausstellung der Früchte und Gemüse war gut zu nennen. Es war Material in sehr guter Qualität vertreten und in gutem Arrangement auf Tafeln zwischen den Blumen zur Schau gebracht. Mannigfaltiges. Lehren aus der Dürre im Jalire 11H)4. Auch das Schilf im Teicli produziert im dürren, regen- ariuen Sommer weniger als rmter dem Einfluß befruchtender Gewitter imd Regen; was soll da die Landpflanze auf trockenem Boden erst machen! Klagen hat man nun genug geliört und mit Recht; wir müssen aber immer mal mit solchen Jahren rechnen und da ist es gut, aus gemachten Erfahrungen Nutzen für die Zukunft zu ziehen. Es handelt sich dabei nicht allein um die prak- tische "Verwendung des "Wasserqiiantums, welches für be- stimmte Kulturen im Notfall zur Verfügung steht, sondern vielmehr noch um andere allgemeine kulturelle Maßnahmen, über welche man bei dieser oder jeuer Kultur mit Rücksicht auf die Wasserversorgung ins klare kommen mulr ; Fragen aus dem Gebiete der Bodenbearbeitung und Düngung treten in den Vordergrund; allein voran steht aber die große Haupt- frage: Kann und darf man gewisse Gartenkulturen ohne die Möglichkeit einer ausreichenden Wasserversorgung überhaupt in Angriff nehmen? Diese Frage tritt besonders in der Nutzgärtnerei und — wenn man von dem Gemüsebau absieht, den wohl keiner ohne Wasser betreiben will — in erster Linie beim Obstbau in den Vordergrund, um so melir, als man seit Jalu-en bestrebt ist, für ganz billigen Obstbau Propaganda zu machen: Ohne Schnitt, billigster Kunstdünger, billigste Bäume, Busch und Besen wie \Veiden"oder Himbeeren. Vor einem Jahre wurde ich um eine gutachtliche Äußerung gebeten, wie sich der Obstbaii auf Heideland — Areal 1 Quadrat- Meile — bei hinreichendem Dung aus Stadtkehricht rentieren würde. Nachdem ich den Erfolg von der Wasserfrage ab- hängig gemacht habe, ist mir niclits mehr von dem Projekt zu Ohren gekommen; wahrscheinlich hat man sich an billigere Gutachter gewendet. Es wird aber auch das eine letzte Jahr hinreichende Belehrung gegeben haben, daß die Wasserfrage oft die erste, oft die teuerste bei der Anlage sein wird. Wir aber fassen kurz zusammen: die Wasserversorgung gibt den Ausschlag für den Erfolg und zwar muß die Anlage, auch mit Aufwand von Kosten, so gestaltet sein, daß IX, 11 Die Gartenwelt. 131 im Betriebe oline außergewöhnliche Arbeitskosten eine hin- reichende Bewässerung stattfinden kann.*) Was für die Obstplantage gilt, liat gleiche oder ähidiclie Geltung auch für andere Park- mid Gartenanlagen. Wer bei der Anlage hierin spart, wirtschaftet teuer! Das gilt nicht allein für junge Anlagen. Zum Beweise hier- für liedarf es keineswegs einer durch 5 Monate anhaltenden Dürn>: jede trockene Periode von 4 Wochen genügt, hierfür die nötige Erfahrung zu sammeln. Sobald sich eine trockene Periode ins Unendliche aus- dehnt, handelt es sich um eine wirtschaftliche zweckent- sprechende Verwertung des zur Verfügung stehenden Wassers; denn selbstredend hat das Wasserquantura eine Grenze, auch ist mit den vorhandenen Arbeitskräften zu rechnen. Da stoßen wir nun auf einen Hauptfehler, der nur gar zu oft gemacht wird: das ängstliclie Verteilen und Verzetteln der Arbeitskraft und des Wasservorrats auf das Ganze, damit nur jeder Quadratmeter Fläche seinen gleichen Teil bekomme! Damit aber erreichen wir nichts, wir schaden nur dem Ganzen durch Anregung, der eine immer wieder sich steigernde Erschlaffung auf dem Fuße folgt. Der Kultivateur muß tagtäglich seine Strecken begehen, beobachten, beurteilen; wo es am nötigsten ist, muß die ganze Kraft und der ganze Vorrat eingesetzt werden, ja wiederholt, bis eine durchsclilagende Wirkung erreicht ist; dann hat man hier genützt mid für die nächste Folge Ruhe, man kann sich den nächst bedürftigen Individuen zuwenden. Wer nicht zu spät anfängt bzw. aufsteht, dagegen die in Aussicht stehende Gefahr bei Zeiten erkennt und beseitigt, wird auch bei laug andauernder Dürre mit verhältnismäßig kleinem Verbrauch stets Bedeutendes leisten, l^s handelt sich allerdings, wie in dem verflossenen Sommer, auch darum, nicht zu erlahmen, selbst wenn nicht allein der Eegen, sondern auch der Tau aussetzt und ein stets trockener Wind den Boden ausdorrt. Welche Freude hat aber gerade in diesem Herbst nach über- standener Gefahr die Mühe und Arbeit gelohnt! Herrlich ausgebildetes Obst, vollkommene Holzreife, prachtvolle Herbst- färbung in den gut gepflegten Anlagen, kräftiger Rasen, der noch im November des Schnittes bedurfte. Gärtnerische Arbeit und planmäßiges Kultur -Verfahren hat wirklich mal offen- kundige Ei-folge erzielt, selbst dort anerkannt, wo man sonst pflegt alles von selbst wachsen zu sehen ! Wer aber zu klagen hat über Obstabfall und andere Mängel, der mag mit sich zu Rate sitzen, ob nicht doch etwas faul in .seinem Staate ist. Wasser tut es nun allerdings allein nicht, wie ich oben schon andeutete. Sehen wir uns daher jetzt die anderen Mittel zur Überwindung widriger Witterungsverhältnisse an. Der trockene Sommer 1904 hat wieder mal den Idarsten Beweis erbracht, daß jede künstliche Düngung ohne Grundlage einer rationellen Stallmist- oder Humus- Düngung mehr schadet als nützt. Die überaus wertvollen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte auf dem Gebiete des wissenschaftlichen wie praktischen Versuchs in der Düngerlehre haben zmn Teil recht vei-kehrtc Nutz- anwendung gezeitigt. Wenn in einem Gefäß mit sterilisiertem Sand eine Kulturpflanze zur höchsten Entwickelung gebracht wird durch prozentual genau abgemessene Quanten von Nährstoffsalzen *j AVähreud ich dieses geschrieben, erfahre ich, daß Werder 80000 Mark in den nächstjährigen Etat für Wasser- Anlagen ein- gestellt hat! und hinreichender Darbietung von Wasser, su ist damit nicht gesagt, daß wir solch' wissenschaftlich unanfechtbaren Versuch in der Praxis auf dem Felde einfach kopieren können; denn erstens fehlt dann immer das Wasser, zweitens aber haben wir es mit Dauerkulturen zu tun; der Boden wird seit Jahrhunderten bebaut und alljährlich er- schöpft. Ein ganz neuer Boden kann wohl einmal das, was ihm durch Ernten entzogen ist, durch abgepasste Kunstdünger ersetzt erhalten; aber liald geht es mit den Erfolgen rapid zurück, zumal wenn Wasser fehlt. Im günstigsten Fall treiben wir so lange Raubbau, bis wir dann gelegentlich vor der Katastrophe stehen. Mineralischer Dünger beutet und trocknet den Boden aus, entedelt ihn, während Stalldünger oder Dung-Kompost dauernde Bereicherung schafft, vor allem die Feuchtigkeit haltende Kraft, das Absorptions- vermögen und die allgemeine Tätigkeit und Leistungs- fähigkeit des Bodens vermehrt. Der Wert der Kunst- dünger, besonders der Düngesalze, besteht darin, einen anderweit hoch kultivierten Boden auszunutzen, die Ernten zu verdoppeln; das aber kann nur erreicht werden, wenn der Boden in physikalischer Beziehung auf der Höhe bleibt oder besser noch durch die Kultur gehoben wird. Je schlechter und trockener der Boden, desto gefährlicher ein Experiment mit Düngesalzen, sobald Wasser fehlt. Ein Spaziergang durch die Felder war in diesem Jahre sehr belehrend. Spargelanlagen, Getreidefelder, Rüben und Kartoffelkulturen, welche ausschließlich oder doch vorwiegend mit Kunstdünger — insbesondere Thomasmehl, Kainit, Stickstoff- Salzen — gedüngt waren, versagten vollständig. Man wird wohl kaum ein falsches Urteil fällen, wenn man behauptet, allen Feldfrüchten wäre in diesem Jahre ohne Düngersalz wohler gewesen. Wo rationell ge wirtschaftet wird, bot auch der Feldbau ein ander Gesicht. Scharf markierte Linien auf den Feldern bezeichneten die Grenzen zwischen guter und schlechter Wirtschaft, vollem und mangelhaftem Betrieb, viel und Avenig Ertrag, Wohlfahrt und Pleite. Ueber das geizende Verfahren hat der Sommer 1904 zu Gericht gesessen! — Wir kehren ziu- Gartenkultur zurück. Der Rasen hat manchem Besitzer Kopfschmerzen erzeugt. Wie kam es denn? Der flachwurzelnde Rasen verlangt eine unausgesetzte Feuchtigkeit in den oberen Bodenschichten; er nimmt jede Tauwirkung und Besprengung an, wenn eine nahrhafte Humusschicht die Bodenkrume durchsetzt. Wo solche felüt, ist alle Mühe, auch Wasser spende vergeblich. Ganz klare Veri:!.'!' hl' ü. 'statteten mir folgende Beobachtungen: Auf huuiu-aniii'iii W'.'iMboden versagte der Rasen gänzlich, auch der lli'i-list liiM.'hte keine Erholung, wogegen gut gepflegter Rasen, iler im Sommer kein Wasser erhalten konnte, im Herbst herrlich frisch ergrünte. Düngesalze beschleunigen bei Trockenheit ein Verdorren und kommen naturgemäß bei der Rasenkultur nur unter bestimmten Vorbedingungen zur Geltimg. Die Widerstandsfähigkeit des Rasens wächst mit dem Dung- und Humusgehalt der Krtniie. Nach dem Mäiien hilft scharfes Abharken, Walzen und Berieseln, be- sonders über Nacht, wolüfeil wirtschaften. Blumenbeete, Knollengewächse, auch Stauden, gestatten die Mitwirkung eines Bundesgenossen in der Bekämpfung der Dürre; das ist Bodenlockerung in Verbindung mit Boden- decke. Torfstreu und Nadelstreu eignen sicii hierzu besser als die viel empfohlene Dungdecke, da erstere locker bleiben. Nach einmaligem gründlichem Guß längere Pause, Gartenwell. IX, 11 Arbeitsverteilung, Ersparnis! Besonders Knollen- gewächse erweisen sich dankbarer im Blühen, wenn das täg- lich sich wiederholende summarische Spritzen und Gießen aufhört. Für Erdbeeren und aller Art Gemüse- kulturen bewährt sich die vorgenannte Behandlung aufs beste und sollte man in der Beziehung etwas mehr französische Lehren annehmen. Gehölzgruppen haben bei der anhaltenden Dürre viel Sorgen bereitet, namentlich bei jungen Anpflanzungen; selbst die Wirkung des Spritzens versagte bei den immergrünen Gehölzen; es mußte energisch eingegriffen werden, um vor empfindlichen Schäden bewahrt zu bleiben. Da hat sich am billigsten und vorteilhaftesten Abend- und Nacht- berieselung bewährt, um Arbeitskräfte zu sparen, werden weittragende Selbstsprenger unter Berücksichtigung des Terrain- gefälles in größeren Gruppen aufgestellt. Wer einen sich selbst einstellenden Windmotor zur Verfügung hat, also pr. cbm Wasser nielit zu rechnen hat, wird auf solche Weise billig und gi-ündlich wirtschaften, ebenso mit langsamem Rieseln im geringen Gefälle auf Alleebaum- und Obst-Rabatten. Doch solche Einzelfälle ergeben sicli von selbst. Die Hauptsache ist gründliche Arbeit. Da wir aber auch noch im November über die Kalamität der Dürre vielfach noch nicht hinweg waren und gerade in diesem Monat noch viele Gehölze den Rest bekamen, so mußte man weiter gießen und rieseln, und dies muß man, wenn es not tut durch den ganzen Winter, bis der Untergrund genug hat; man greife sogar zur Lochdüngung und Bewässerung, um in die Tiefen zu kommen und fülle mit Kompost nach. Doppelte Gefahr ist im Anzüge für das nächste Jahr! Karl Koopmann. Aus den Vereinen. Im Gartenbau -Verein ffir Hamburg-Altona und Umgegend hielt am 7. November Herr Gavteninspektor Chr. Koopmann, Altona-Ottensen, einen Vortrag über: „Landesverschönerung'' und Herr Oberlehrer "W. E. Keim über: „Landschaftsbilder aus Hamburgs Umgebung- (mit 70 Lichtbildern). Infoige Ein- ladung durch die Tagesblätter und die zu erwartenden interessanten Vorträge waren nicht nur viele Mitgliedei- mit ihren Damen, sondern auch zahlreiche Gäste, darunter ebenfalls viele Damen erschienen, trotz des strömenden Regens. Der Voi-trag über ,. Landesverschönerung'- ist ein, besonders durch die Bestrebungen des Vereins „Heimatschutz", welcher bekannthob die Erhaltung der heimatlichen Naturschönheiten anstrebt, sehr aktuelles Thema. Herr Koopmann fühlte etwa folgendes aus. Die Aufgaben der Landesverschönerung zerfallen in drei Haupt- punk-te: 1. die Erhaltung der seit Jahrhunderten vorhandenen Natur- Rchönheiten Deutschlands; 2. die Erhaltung und Vermehrung der Waidbestände; 3. die Idealisierung öder Landstrecken durch An- pflanzungen. Die ärgsten Feinde der Versohönerungsbestrebungen seien Handel und Industrie, durch diese würden idyUisch in Wiesen- und .Waldesgrün gelegene Ortschaften verwüstet und an ihre Stelle treten qualmende, rauchende Fabriken, welche durch ihren Qualm die Luft verpesten und jegliche freudige Vegetation unmöglich maclien. Eisenbahnen usw. und andere Gefolgschaften von Handel und Industrie tun das Übrige; wenn vieles auch Zeit erfordert, so kann doch viel geschehen, um einer förmlichen Raubwiitschaft zu steuern. Es fallen oft für ganz geringe Summen reizende Waldiuigen in nächster Nähe der Städte der Axt (Profitsucbt) zum Opfer. Redner nennt ein Beispiel, die Bahrenfelder Tannen, von denen in allerletzter Zeit erst ein großer Teil abgeholzt wurde, für Hamburger Hafenanlagen — Stamm für Stamm ö Mark. Es müßte etwas geschehen, denn solcher materieller Gewinn stehe in keinem annähernden Verhältnis zu dem sozialen Nutzen solcher vielbesuchter Waldungen in dur Nähe großer Städte. Gleichfalls sehr scharf zu verurteilen sei die Reklamewut, welche ständig größere Dimensionen annimmt und ohne auch die geringste Rücksiebt auf Natursohönheiten, ihre Riesen- plakate und anderen ahseheulioh wirkenden Tamtam anbiingt. An geeigneten Orten errichtete Aussichtstürme befürwortet Redner, aber auch nur, wenn an richtiger Stelle aufgestellt, andernfalls sei ihr Zweck verfehlt und es sei besser, dann solche (häufig sogar recht unschöne Kolosse) nicht zu errichten. Eine größere Aufmerksamkeit sei der Aufstellung von Denkmälern. Statuen und Gruppen zu schenken, auch vor allem der Erhaltung von Burg- ruinen und Hünengräbern usw., wohingegen wieder Auswüchse, wie die beabsichtigte Anbringung einer Bronzejungfrau auf dem schönen Loreleyf eisen, entschieden zu bekämpfen seien. Der Vor- tragende verlangt von den Gartenbauvereinen und Regierungen ein kräftigeres Eintreten für die Landesversohönerung und mehr Schutz vor allem für den Deutschen Wald, der seit Jahrhunderten verwüstet würde; diese idealsten Güter müßten der Gegenwart und Nachwelt erhalten bleiben. Hiermit schloß Kerr Koopjnann unter lautem Beifall seinen Vortrag. Herr Dr. Briok empfahl darauf allen Interessenten das diese Angelegenheit behandelnde Werk „Die Gefährdung der Naturdenkmäler und Vorschläge zu ihrer Erhaltung'-. Von H. Conweutz. (Preis 2 Mk.) Herr Dr. Brick sowie auch Herr Prof. Dr. Zacharias nahmen die Regierungen in Schutz, resp. wiesen darauf hin, daß gei'ade diese sich der Sache in weitgehendstem Maße angenommen hätten. Hierauf folgte durch Herrn Keim die Vorführung von 70 Licht- bildern ,.LaBdschaftsbilder aus Hamburgs näherer und weiterer Um- gebung-'. Auch Herr Keim erntete reichen Beifall. Aug. Plantener, Hamburg, Verkehrswesen. Pflanzeneinfuhr. Die Einfuhr aller zur Kategorie der Rebe nicht gehörigen Pflänzlinge, Sträuoher und sonstigen Vegetabilien, welche aus Pflanzschulen, Gärten oder Gewächshäusern stammen, über die Grenzen des Reiches darf fortan auch über das König- lich preußische Nebenzollamt I Straelen erfolgen, in Gemäßheit der Vorschrift im § 4 Ziffer 1 der A''eroidnung, betreffend das Verbot der Einfuhr und der Ausfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegen- ständen des Wein- und Gartenbaues, vom 4. Juli 1883 (Reichs- gesetzbl. S. I.ö3i. Theorie und Praxis bei der Beförderung von Obst auf der Eisenbahn. Vor kurzem wurde in der „Gartenwelt-' Seite 2(i mitgeteilt, daß die bahnamtlichen Dienststellen erneut darauf hin- gewiesen worden wären, keine mangelhaft gereinigten und namentlich Ijeine frisch desinfizierten Wagen zum Obstversand zu benutzen. Vortrefflich paßt dazu eine Nachricht aus Bonn. Danach schickte ein Obstverfrachter eine Sendung Pflaumen im Werte von 400 Mk. mit der Staatshahn nach Gelsenkirchen. Hier traf die Ladung in völlig verdorbenem Zustande ein. Der zur Beförderung benutzte Wagen war kurz vorher mit Guano gefüllt gewesen und anscheinend gar nicht oder doch nur notdürftig gereinigt worden ! Wenn der sich in diesem Jahre besonders fühlbar machende Wagenmangel auch vieles entschuldigt, so ist doch nicht zu verstehen, daß zur Obst- beförderung ausgerechnet ein Wagen genommen werden mußte, der zuvor Guano geladen hatte. A. W. Personal -Nachrichten. Haindl, A., geschätzter Mitarbeiter der „Gartenwelt", zurzeit Obergärtner der Obstplantago Feldbnmnen bei Osterode a. Harz, übernimmt vom 1 . März ab die Obergärtnerstelle der auf einer Rheininsel belegenen Frh. v. Stumm-Halbergschen Besitzung EltviUer Aue. Herrmann, Robert, Leiter der Gräfl. v. Tiefe- Wincklerschen Gartenverwaltung in Moschen (O.-Schles.), erhielt von Sr. Maj. dem Kaiser eine mit Brillanten besetzte goldene Busennadel als Anerkennung für seine gärtnerischen Leistungen. König, Hermann, bisher städt. Gartentechniker in München-Glad- hach, wurde als städt. Gartentechniker in Schöneberg b. Berlin angestellt. Pohl, Carl, bisher Stadgärtner in ülmütz, wurde seitens der Stadtvertretung zum städtischen Gartendirektor daselbt ernannt. VerRnnrorti. Rodaktenr: Berlin Verlag ■ rd Ca LeipziK Druck: Anhalt. Buchdr. Gutenberp. Illustriertes Wochenblatt für den (gesamten Gartenbau. Jahrgang IX. 17. Dezember 1904. No. 12. Nachdruck und Xachbildiina aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Schnittblumenkultur. pjiitriiyiiclio S(.'liiiittl)liiiiieiikiiluiren. Vom Herausgeber. {lUcrxii eine Abbildung.) Auf die Frago „warum sind Schnitthlumeukulturen, speziell solclie im Win- ter, so wenig rentabel?'" wird man in den meisten Füllen die Antwort er- halten, ..weil wir der Konkurrenz der kli- matisch begünstigteren Länder nicht ge- wachsen sind'". Dies mag in gewisser Hin- sicht zutreffen. Der Mittelstand wird sich selten teure Treibhaus- blumen kaufen: ihm fehlt auch häufig noch das Verständnis zwi- schen frisch im Glas- haus geschnittenen und zwischen geringwerti- geren importierten Blu- men zu unterscheiden. Esistabersicher,daßder Import aus dem Süden in den letzten Jahren i.'ine erliebliche Einbulif erlitten hat. Künstlich mit Draht zusammen- geflickte Safranorosen. geruchlose Veilchen und Nelken, stinkende Ta- zetten. daneben noch Anemonen und Ranun- keln, stellen meist das ilar, was uns der Süden Gartenwelt, IX. vom November ab liefert. In Berlin und anderen Großstädten werden diese Blumen hauptsächlich im Straßenhandel vertrieben: mit ihnen ist einem feinen Käuferkreis nicht gedient und deshalb muß sich eine zielbewußt durch- geführte Schnittblumenkultur Johnen. Wenn sie trotzdem mitunter nicht loiinend ist. so hat dies folgende (iründe: Die Gewächs- häuser entspreciien oft nicht gesteigerten An- forderungen und der Treibgärtner versteift sich zu viel auf Blumen- arten, die wohl einmal lohnend waren, über die aber die Laune höherer Gesellschaftskreise längst hinweggegangen ist. Da ist es nicht an- gebracht, eigensinnig zu sein und dem Publikum permanent Blumen auf- zudrängen, von welchen es nichts wissen will. Manche Blumen stehen ja über der Mode und für sie ist voraussicht- lich ständiger Absatz vorhanden, wie für Ro- sen, Flieder und Schnee- ball. Aber warum ver- steift man sich in der Hauptsache allein auf diese Geliölze, allenfalls noch auf Pnmus tri- loha ? Das ist ei n großer S'ehler. Das Gleiche langweilt schließlich auch den begeistertsten 134 Die Gartenwelt. IX, 12 Blumenfreund, der auch Abwechslung haben will. Da gibt es prächtige Gehölze, die sich leicht, vielfach schon im Kalt- hause treiben lassen, wie Forsythien, Malus spectahilis. die modernen Chcienonieles oiloi- Srh(Mii(|uittensorten,7irema, die prächtigen Magnolien, s/nji/z/flio. alle friihblülienden Spiraeen, Cytisiis und Lubuinaiu, llihrs, üiervillen, Ceanothus und viele andere. Auskunft über diese Treib- gehölze findet man in meinem Buch „Die schönsten Blütensträucber für Gartenausschmückung und Treiberei"'. Nun mustere man einmal im AYinter die Schaufenster von Blumenhaudluugen, die auf der Höhe stehen wollen, und man wundert sich, wie selten man etwas Apartes sieht. Die Schuld hierfür fällt nicht auf die Geschäftsinhaber, sondern auf die Treibgärtner, die nur das Landläufige anbieten. Braucht man einmal etwas Apartes, so kann man, besonders zur Weihnachtszeit, vergeblich von Pontius zu Pilatus laufen. Von den neuerdings bei der Treiberei angewendeten Kunstgriffen will ich das Ätherisierungsverfahren, dessen sich in neuerer Zeit viele Treibgärtner bedienen, gelten lassen, denn es ermöglicht uns, gewisse Treib- blumen vier bis sechs Wochen früher auf den Markt zu bringen, was aus denselben noch keine Alltags- blumen macht. Auf einem anderen Staudpunkte stehe ich dem Kühl- verfahren gegenüber. Was hat es zuwege gebracht? Die herrliche Maiblume, die früher im November, Dezember bei ihrem ersten Erscheinen mit Jubel be- grüßt wurde, deren Blütenstengel man vor zwanzig bis dreißig Jahren zu AVeihnachten mit 25 bis 30 Pfennig pro Stück bezahlte, ist eine ganz gewöhnliche Straßenblume ge- worden. Von August bis in den Dezember hinein be- lästigen die Blumenweiber auf den Straßen der Reichs- hauptstadt die Passanten mit ihren Eismaiblumen, die man zu wahren Schleuderpreisen erstehen kann. Wenn dann der Treibgärtner zu Weihnachten mit seinen Pracht- maiglöckciien kommt, haben dieselben für die bessere Gesellschaft keinen Wert mehr: man hat ja diese Blumen yllis vittata Hybriden und Clivien in der Handelsgärtnerei von Georg Borncniann, Mlankenburg a. 1 OriKinalaiifnahme für die „Garteinvelt". IX, 12 Die Gartenwek. während des Sommers an jeder Straßenecke gesehen. Auch dem Absatz des Treibflieders hat das Kiihlver- fahreu nur geschadet. Die Leute sehen ja schon im August Treibflieder, und zwar in nichts weniger als an- sprechender Beschaffenheit. Für das Kühlverfahren können dagegen die neuen Spiraea- beziehungsweise Jsitra\ es hat aber wenig Zweck, Blüten mit 100 und 125 cm langen Stielen zu züchten. Wenn sich die Calla längere Zeit behaupten sollen, muß man zur Abwechslung einmal die neue Hybride „Sol fatara'-' treiben, deren gelbe Spatha neues Interesse erweckt. Amaryllis und Clivien lohnen sich auch nur, wenn sie in bescheidener Zahl als etwas Apartes auf den Markt kommen. Die neueren feuerrot blühenden Sorten mit großen aufrechtstehenden Blüten werden Liebhaber finden. Wie solche Amaryllis und Clivien beschaffen sein sollen, zeigt die Abbildung S. 1.34 aus den Bornemannschen Kulturen in Blankenburg a. H. Orchideen sind ja zurzeit Modeblumen. In Berlin treten sie bereits als Alltagsblumen auf, und ich bin überzeugt, daß das Interesse des Publikums für Orchideen um so mehr schwindet, je reichlicher sie auf den Markt geworfen werden. Die Orchidee muß eine Blume für außergewöhnliche Festlichkeiten bleiben, und die gegen- wärtig vorhandenen Spezialzuchten vermögen, trotzdem sie auch Export nach nordischen Ländern treiben, den Bedürfnissen bereits vollauf zu genügen. Die Frage, ob Orchideenschnittblumenkultur rentabel ist, wird man in den meisten Fällen verneinen müssen. Die Einrichtung ge- eigneter Gewächshäuser und die Beschaffung des eisernen Pflanzenbestandes stellen pekuniäre Anforderungen an den angehenden Orchideengärtner, welchen er in den meisten Fällen nicht gewachsen sein wird. Der Schnitt- blumenverkauf macht bei den immerhin gedrückten Preisen die Kultur allein nicht lohnend. Wer Gelegenheit hat^ schöne Schaupflanzen abzusetzen, wer selbst einen Sammler hinausschicken kann, unter dessen Sendungen sich ge- legentlich seltene Varietäten befinden, mag alles in allem, seine Rechnung finden. .^tiiCt-iO Peta:-. DL. al^ Einzelpflanze auf dem Ka^c Originalaufiiahjue für die ,,Gartenwolt". Die Gartenwelt. IX, 12 Warum ist die Scbnittbluraenkultur im Freiland so häufig unlohnend? Weil auch hier die Schuiltblumen- züchter zu wenig Abwechslung bieten und immer nur das bringen, was in der betreffenden Zeit alltäglich ist. Im Hochsommer ist Schnittblumenkultur überhaupt recht unrentabel. Wer z. B. mit Dahlienblüten ein Geschäft machen will, würde sich gewöhnlich verrechnen. Frei- landschnittblumen sollen sich aus solchen Sachen zu- sanmiensetzen, die so zeitig als möglich, spätestens im Juni blühen, und dann aus solchen, die so spät als möglich, d. b. vom September bis JSfovember geschnitten werden können. Kulturen von Sommerblühern sind nur in Badeorten lohnend. Bis zum Juni sind die meisten Vertreter der reichen Gesellschaft noch in den Städten anwesend. Zeitig im Jahre kann man oft mit ganz bescheidenen Blüten, wie Vergißmeinnicht, Reseda, Doronicum, Helenium, Campanula Medium und C. ■persicifolia ein recht hübsches Geschäft machen. Nachdem die Badesaison verstrichen und diejenigen, die sich die Reise leisten konnten, wieder zu den heimischen Penaten zurückgekehrt sind, kommt der Schnittblumengärtner mit Herbstblumen auf den Markt. Bei Beobachtung einer entsprechenden Vorkultur kann er Reseda und Vergißmeinnicht, Rosen, Edeldisteln, spät ausgesäte Sommerastern, Staudenastern und Gla- diolen bis zum Eintritt des Winters anbieten. Warum hält man nicht Gladiolenknollen in kühlen luftigen Räumen bis in den Juni zurück, um sie dann erst auszulegen ? In diesem Jahre wartete ein kleiner Schnittblumengärtner in der Berliner Engrosmarkthalle im Oktober und November mit blühenden Gladiolen auf; es waren ganz gewöhnliche Sorten, deren Stengel zu dem schönen Preise von 4 Mk. pro Dutzend reißenden Absatz fanden. Ein anderer mir bekannter kleiner Handelsgärtner, der ohne Gehilfen arbeitet, hatte sich auf die Herbstkultur von Myosotis ])abi.strisSorten und einer stattlich blühenden Reseda ver- legt. Diese Freilandkultur brachte zwei Monate lang täg- lich neun Mark ein; dabei gingen die Blumen noch durch die Hand eines Zwischenhändlers, der sie dem Züchter aus dem Hause holte. Die Reseda ist in ihren modernen Züchtungen über- haupt eine Sommer- und Herbstschnittblume ersten Ranges. Die großblumigen starkährigen roten, gelben, besonders aber die weißen Sorten würden sich bei der Schnittblumenkultur bezahlt machen. Ich habe im ver- flosseneu Sommer das ganze Reseda-Sortiment, soweit es aufzutreiben war, kultiviert, doch machte leider die Trockenheit einen Strich durch die Rechnung. Die beste Sorte des Sortiments für Schnittblumenkultur war die „ TFei/jß Per fe" mit langen dünnen Ähren rein weißer, wohlduftender Blüten. Kränze aus dieser Reseda ge- bunden, würden unbedingt Liebhaber finden. Diese Sorte ist ebenso wie die scliöne rote „Euhhi^' aus der alten Reseda ^Machet hervorgegangen. AVelche Schnittblumonzüchter machen heute der Vorliebe des Publikums für zierf rüch tige Stauden und Gehölze Konzessionen? Gewiß nur sehr wenige. Im vorigen Monat rissen sich die Blumengeschäftsinhaber um F/ii/sal/s Franclicttii^ die ein kleiner Gärtner mehrere Wochen hintereinander in die Engrosblumenhalle an der Lindenstrasse in Berlin brachte. Auf Bestellungen von auswärts ließ sich der Mann gar nicht ein und bestand auf seinem Preise, der eine Mark für das aus sechs Stielen zusammengesetzte Bund betrug. Dabei handelt es sich hier um eine staudenartige Pflanze, die den Boden queckengleich überwuchert und bei welcher von einer eigentlichen Kultur gar nicht die Rede ist. Mir haben Blumengeschäftsinhaber gesagt, daß sie einen täg- lichen Absatz für Zweige zierfrücbtiger Gehölze, wie Cotoneaster, Liguster, Schlehen, Schneebeeren, Kirscbäpfel, Pf affenhütchen und ähnliche hätten, daß diese Zweige aber für schweres Geld in den meisten Fällen nicht zu erhalten seien. Die vorstehenden kurzen Notizen werden vielleicht manchem angehenden Schnittblumengärtner Fingerzeige bieten, wo er einzusetzen hat, um möglichst einfache und dabei lohnende Schnittblumenkultur zu treiben. Rosen. Rosa wichiiraiaua hybrida „Alberic Barbier". Von Karl Gehihaar, Handelsgärtner, Lawsken bei Königsberg i. Pr. (Hierxu eine Abbildung.) -Uie auf der Titelseite abgebildete Wichuraiana-Rose „Alberic Barbier", die im Jahre 1900 von der Firma Barbier & Co. in Orleans, Frankreich, dem Handel übergeben wurde, verdient unter den in den letzten Jahren gezüchteten Rosen entschieden Beachtung und vielfache Verwendung in unsern Gärten. Einen besonderen Wert hat diese Rose schon in dem herrlich satt dunkelgrünen Laub, glänzend wie Mahonien, doch weit zierlicher, worin sie sich vor andern Rivalen dieser Rasse, z. B. „Rmie Andre", „Ertust Orandpierre", deren Blätter kleiner und hellgrüner sind, vorteilhaft auszeichnet. Sie remontiert nicht eigentlich, wenngleich ich auch noch im Herbst einzelne Blumen, die dann oft besonders schön sind, gefunden habe; doch zieht sich die eigentliche Blütezeit sehr lange hin, so daß man für diesen Mangel genügend entschädigt wird. Man sieht am Strauch zu gleicher Zeit voll erblühte Blumen, farbenzeigende Knospen und solche, die sich eben erst bilden. Die Blüten stehen meist in kleinen Dolden, oft auch einzeln; sie sind leuchtend milchweiß, im Zentrum kanariengelb, schön gefüllt und erreichen fast die Größe einer „Oloire, de Dijon". Sie besitzen einen feinen Teerosenduft und sind auch voll erblüht recht hübsch und von langer Haltbarkeit. Eine eigentliche Schnittrose für den Handelsgärtner ist sie nicht, obwohl sie als solche gelegentlich recht gut kultiviert werden kann. In unsern Ziergärten am Rande von Gehölz- und Strauch- gruppen hinrankend — einjährige Zweige oft über 3 Meter lang — , zum Bekleiden von Felspartien, Gräbern, auch wie das E.xemplar der Abbildung an ein paar Stäben aufgebunden, als Einzelpflanze im Rasen oder endlich hochstämmig veredelt als Trauerrose, wird sie bei guter Kultur immer von vornehmer Wirkung sein und diese neuere Rosen- klasse würdig vertreten. In kälteren Gegenden wird der schnellen Verbreitung aller- dings die erforderliche sorgfältige Durchwinterung etwas hindernd im AVege stehen ; sie hat durch die Kreuzung entschieden viel Tee- rosenblut erhalten. Da das Laub sich in seiner stolzen Zierde bis spät in den Herbst hinein fest an den Zweigen hält, wird man nicht IX, 12 Gartenwelt. umhin kounen, um Stockeu und Fäulnis unter der Scliutzdecko zu verhindein, dasselbo vorher sorgfältig abzuschneiden. Ihre übrigen Vorzüge können aber doch die Freude, sie üppig blühen und gedeihen zu sehen, auch bei uns im kalten Nordosten trotzdem recht wohl hervorbringen und wollen diese Zeilen etwas hierzu beigetragen haben. Topfpflanzen. Seiiecio Petasites D(\ (syii.Cinerana plataiiifolia hört.) JVon Bernh. Othitier, Kgl. Oarteninspektor, München. (Hierui eine Abbildung.) f-, JjJbenfalls eine prächtige alte Pflanze, die ein Dekorations- stück für Gnippen und in Einzelstellung auf Rasen ist, ist Senecio Petasites DC. (Abb. Seite 1.35) aus Mexiko. Man trifft sie leider nur noch gelegentlich einmal an. Die Pflanze erreicht mehr denn Meterhöhe, ihr holziger Stamm ist nur wenig verzweigt. Die Blätter sind gestielt, breit rundlich, fast tellerartig mit etwa 10 bis 12 stumpf- winkligen Einschnitten. Die jungen Stamnitriebe, Blattstiele und die Unterseite der Blätter überzieht ein dichter Filz, welcher an den Trieben und Blattstielen anfänglich braunrote Schattierung zeigt, späterhin in Grün übergeht; an den Blättern ist der Filz weißlich-grün. Die Aderung des Blattes ist handförraig geteilt, etwas vertieft liegen in der stumpf- grünen Blattmassi^ iXi^- 'limkilrotbraunen Adern. Die Blüten stehen in wenigldii'i^'ii -.^li;iimten Doldentrauben, sind gold- gelb und aus schni:iliriliiii;.>ii Kinzelblütchen zusammengesetzt, aus welch' letzteren die. ebenfalls gelben Staubfäden hervor- ragen. Die Anzucht der außerordentlich leicht, aber ein wenig langsam wachsenden Pflanze geschieht aus Stecklingen im Frül>jahr, um im darauf folgenden Jahre kräftige Exemplare zu liaben. Wir überwintern diese in der wärmeren und trockneren Abteilung des Kalthauses an einem etwas hellen und luftigen Platze. Wenn im Frühjahr Nachtfröste nicht mehr zu befürchten sind, werden sie ausgepflanzt, an sonnige Plätze -in nahrhaften Boden. Späterhin darf es natürlich an Feuchtigkeit und Dünger nicht fehlen. Ältere 'verzweigte Pflanzen, wie die Seite 135 abgebildete, erfreuen besonders durch das schön geformte, massige Laub und bilden mit diesem einen angenehmen Gegensatz zu heller gefärbten Blatt- püanzen. Gärtnerische Reiseskizzen. Meine Reise von Venedig nach Abbazia. Von Heinrich Riebe. (Hierxu xwei Abbildungen.) IV. (Schluß.) Uoch betrachten wir uns einmal diesen Baumbestand .selbst, worunter .sich all dies blühende Leben entfaltet. — Betreten wir einen dieser herrlichen Kastanienhaine, wie es deren mehrere um Abbazia an den steinigen Hängen gibt, so umfängt uns ein un- beschreiblich hehres Gefühl. Wirkt dieses Gefühl schon auf jeden Naturfreund beim Eintritt in jeden altehrwürdigen Hochwald, so steigert es sich zu heiliger Scheu, wenn uns der kühlende Schatten dieser Baumriesen aufnimmt. Ein Bild von unvergleichlicher Schönheit liegt vor uns! Während sich das herrliche Astwerk der Edelkastanien (Caslatiea vescd) mit den wohlgeformten Blättern domartig über Unseren Häuptern wölbt, schweifen unsere Blicke hinunter zu den bläulichen, weißgesäumten Wogen des Quarnero, über die im Äther auftauchenden Inseln und bis zu den schneebedeckten Kuppen derKapela und den weit entfernten Bergriesen des kroatischen Küsten- landes. Mit Wohlgefallen haftet unser Blick an den von grünen Reben und Feigen umstrickten Anwesen der in blondenden Sonnen- schein getauchten Landschaft, und gerne vergessen wir in diesen ehrwürdigen Hainen die oft halsbrecherischen Karstpfade, die uns hier hinauf geleiteten, und mit Wonne genießen wir eine er- qiückende Rast. Schreiten wir nun über die grasigen Waldblößen und steigen bis zu einer Höhe von 1000 Metern empor, so f;elangen wir in die Buchenregion. Heimatlich muten uns diese Wälder, die namentlich die steilen Flanken des Berges mit herrlichem Hochwalde bekleiden, an. In ihren .schönen Beständen zeigen sie große Ähnlichkeit mit ihrem nördlichen Gefährten, unserem kraftstrotzenden, deutschen Laubwalde. — Dazwischen dehnen sich prächtige Bergwiesen aus, die zusammen mit den Buchen sofort eine ganz andere Vegetation ver- raten, die um volle drei Monate später als die unten in Abbazia sich zu beleben beginnt. — Zu gewissen Zeiten gleichen dann diese Berg- wiesen farbenwogenden Blütenteppichen. Neben den uns bereits bekannten Alpen - Gewächsen, wie wir solche in buntester Reihe auf den bergigen Hängen von Cilli in Steiermark fanden, können wir dann hier in noch reicherer Auswahl folgende sammeln: Ranunkeln, Saxifrageu, Narzissen, Silenen, Achilleen, Myosotis, Primeln, Crocus, Oenista sagittali,^. diverse Canipanula, Paeonia peregrina, Dianthus, Arnica montana, Valeriana tripteris, diverse Gentianen, Leontodon crisjjus, Adoxa moschatellina, das duftende Mosohusblümchen, und viele andere. Jedoch viel zu schnell ist all diese blühende Pracht dahin. Nur zu bald sendet der Sommer seine glühenden Sonnenstrahlen auf diese blumigen Gefilde — und bietet der Vegetation Stillstand. Dann verändert sich das Bild in kürzester Zeit, und wie mit Zauberschlag sind die farbenglüheuden Matten verschwunden. Nur kleine, stachelige Rosenbüsche von Rosa alpina, R. rubiginosa, R. canina, R. pimpi- nellifolia etc. bieten mit unzähligen weißen und helh'üten Blüten einen einigermaßen anziehenden Schmuck. Bestgehaßtes stacheliges Gestrüpp, zahlreiche Disteln und dergleichen tritt an die Stelle der herrlichen Blumen — ödes Grau und erschreckende Nacktheit des Karstes starrt dem Wanderer entgegen bis hinauf zu dem zackigem Felsen- haupt des Monte Maggiore. — Trotzdem es uns drängt, immer weiter vorzudringen in die Wunder dieser Bergwelt, erreichen wir jedoch den Gipfel nicht mehr, denn die Tage sind jetzt zu kurz. In zirka 1000 Meter Höhe machen wir Halt und begnügen uns mit einem prächtigen Fernblick von dem in der Bachenregion gelegenen „Kron- prinzessin-Stefani-Schutzhaus" über die Regionen der Eichen, Kastanien und Lorbeeren zum Quarnero. Abenddämmerung umgibt uns bereits beim Abstieg. — Mir fielen Henrik SeharUngs Worte ein, Woiie jenes jungen dänischen Schriftstellers, welcher, von der unvergänglichen Schönheit des Südens ergriffen, seinen Gruß aa die geliebte, ferne nordische Heimat etwa folgendermaßen beginnt: Siehe, es dämmert, die Sonne scheidet Hinter den Palmen am schützenden Hang; Wogen des Meeres, die das Schifflein durchschneidet, Flüstern so wunderbar heimlichen Sang! Und am südUcheu Nachthimmel funkeln Zahllose Sterne in blitzender Glut, Schatten des Abends, die schweigsamen, dunkeln, Lagern sich über den Spiegel der Flut. — — Ein fernes Getöse weckte uns plötzlich aus unseren Träumen — von deh Höhen fegte mit Blitzesschnelle ein Wirbelwind herunter und raschelnd sauste das Laub über die weiten Flächen. Die Gewalt des Windes wächst von Minute zu Minute und erschwert den Abstieg. Draußen in dunkler Nacht stürmt plötzlich die Bora auch durch den grünenden Lorbeerhain, und rauschend und biausend schlagen die wütenden Wogen des Quarnero an die felsige Küste. Am andern Morgen schon haben sich die Elemente beruhigt. Friedlich und goldig liegt das herrliche Landschaftsbikl wieder vor uns, verlockend und einladend: bleibt hier bei uns, hier ist ewiger Die Gartenwelt. IX, 12 Sommer! Doch dem rastlosen Wanderer, der die schöne "Welt durch- streift, klingt immer wieder die alte Melodie vom Scheiden und Meiden — schon schlägt auch luis die Abschiedsstunde ! An Bord des fJinlien, hellgrauen Dampfers gingen wir wieder in See. Hoch und blau wölbt sich der Himmel über die grünenden Lorbeerwipfel. — Aber dort oben, in einer anderen Welt, auf den Zinnen des Monte Maggiore und den weiten, öden Karstflächen, da glänzt und glitzert in der Morgensonne ein weißes Schneekleid. Dort oben hat der AVinter sich eingestellt — unten da grünt und blüht es freudig weiter in dem gottbegnadeten, grünen Erdenfleck an der liburnisohen Riviera. Eine ausgeprägte Ähnlichkeit mit dem milden Klima und der überreichen Vegetation von Abbazia weist auch Fiume auf. Nament- lich sind es die benachbaiien Küstenstriche, die uns eine Reihe wonniger Landsohaftsbilder vor Augen führen, während die Stadt selbst mehr ein Schauplatz hastenden Lebens und Treibens ist. Als ungarischer Hafen und Seehandelsplatz sind namentlich die aus- gedehnten Hafenanlagen sehenswert. Das bunte Gewoge auf der Riva am Meere gemahnt an Triest, nur scheint hier das Völker- gemisch noch weit bunter zu sein. Itahenische, ungarische, kroatische, dalmatinische und viele Laute der anderen orientalischen Sprachen schlagen an unser Ohr, imd besonders der letztere Uni- stand beweist, daß namentlich der- Verkehr mit dem nahen Orient sich äußerst lebhaft ge- staltet. Berge aufgestapelter Weinfässer zeugen von dem Weinreichtum des Landes, wozu sich noch ein überseeischer Im- port der verschiedensten Weine gesellt. Betreten wir nun, vom Hafen über den Piazza Adamioh kommend, den Corso, so finden wir, daß dieser, gleich jenem in Triest, die Hauptverkehrsader der Stadt und eine der schön- sten und breitesten Straßen ist. Mit zu den vornehmsten Plätzen zählt auch der mit einer sehr sauberen, öffentlichen Anlage versehene Uimenji Platz. Der Scoghetto, die breite platanen- geschmückte Promenade der eleganten Welt, führt uns dem Weichbilde der Stadt zu. In dem parkähnhohen Garten vor der erhöht liegenden Marine-Akademie fallen uns besonders prächtige, knorrige Koniferen ins Auge und gleich darauf betreten wir den Giardino-ijublioo mit .seinen reichen Beständen immergrüner Gehölze, Palmen und Nadelhölzer und dem an der Berglehne sich anschließenden, dunklen Lorbeerhain. Vom Scoglietto aus gelangen wir mit der elektrischen Straßen- bahn zur Fiumara-Schlucht, die mit der über diesen Abgrund führen- den Brücke gleichen Namens eine Sehenswürdigkeit von Fiume ist. Am Grunde der Schlucht tost ein Karstgewässer über Geröll und Steinblöcke hinweg, Wa.sserfälle und Kaskaden bildend. Die steilen, zerklüfteten Felspartieen schmückt das dunkle Grün einer üppigen Vegetation. Durch den jenseits sich öffnenden, torartigen Durchgang und über den steilen Treppenweg erreichen wir schließlich die Höhe von Tersato. Während des Aufstieges öffnen sich zuweilen unter stattlichen Bäumen hübsche Durchblicke auf die gegenüberliegenden Anhöhen mit Gärten und sauberen Landhäusohen und auf die Stadt. Das Plateau des Berges trägt eine kleine Ortschaft, das alte Schloß der Frangipani und eine berühmte AVallfahrtskirche. In der Nähe des Schlosses wurden wertvolle und interessante Funde aus der einst blühenden römischen Stadt Mintunmm gemacht. — Von der Ufer- böho unweit Tersato haben M'ir eine großartige Aussicht auf den ganzen Quarnero. Wandern wir nun zum entgegengesetzten Ende der Stadt hinaus, so gelangen wir zu dem nahe am Eingange zur Buccaraner Bucht liegenden Porto -Re, dem uralten Königshafen. Auf der hiesigen Weil't wurde einst der erste österreichische Staatsdampfer gebaut, jene „Maria- Anna", welche während eines Sturmes auf der Fahrt von Venedig nach Triest in den Wogen versank, ohne daß man je näheres über die Katastrophe erfahren hätte. Keiner der Mit- fahrenden hat sie überlebt, kein Strandgut wurde aufgefunden. — Das altertümliche Schloß Porto-Re ist noch gut erhalten — aus ihm ist ein Jesuiten -Seminar geworden. Von Wein und Efeu wird es malerisch umsponnen. Einen der lieblichsten Orte in der Umgebung Fiumes erreichen wir mit dem Dampfer. Es ist Cirkvenica. Nach fast zweistündiger Seefahrt durch den Kanal von Maltempo zwischen der oliven- bestandenen Insel Veglia und dem kroatischen Festlande steigen wir in diesem beliebten Seebade und klimatiscben Kurorte an Land. Der kiesige, von klarblauen Wellen bespülte Strand ladet zum Baden ein. In ähnlicher Weise, wie dies in Abbazia regelmäßig am ersten Januar geschieht, finden auch hier des öfteren größere Wettschwimmen statt. Das Suchen von Seesternen, Muscheln und dergleichen bietet uns eine reizvolle Abwechslung. Auch eine Wanderung durch das Tal An den Klippen von Lovrana bei Abbazia. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr ffgen Eichen- und Kastanienwäldern hält letzten frohverlebten Stunden im von Vindol mit seinen herrlichei Erinnerungen in \ins wach an o unvergleichlich schönen Süden. — Bereits am nächsten Morgen führt uns der Eilzug der ungari- schen Staatsbahn wieder gen Norden. Eine schier endlose Fahrt bannt uns für viele Stunden zwischen die engen Wände eines Eisenbahnwagens. Gleich nach Verlassen des Bahnhofs beginnt die Steigung und schon nach wenigen Minuten Hegt das Häusermeer der Stadt zu unsern Füßen. In ungeheuren Serpentinen geht es nun zur Höhe des Karstes empor. Anfänglich gewahien wir noch von der Bahn aus sehr anmutige Ortschaften im Bereiche weinbebauter Hänge. Zwischen den eigenartigen, hellen Häusern mit der davorliegenden, rebenübersponnenen Pergola schimmern noch sattgrüne Lorbeeren und schlanke Zypre.ssen wiegen sich in den Lüften. Zuweilen ver- decken nackte Felsmauern zu beiden Seiten der Bahn jegliche Aus- sicht. Auch die Vegetation nimmt dann nach und nach einen anderen Charakter an und wird allmählich immer spärlicher. — Schließlich starrt uns auch hier wieder, wenn auch nicht in gleichem Maße wie auf der Triester Seite, die erschreckende Öde des Karstes entgegen. Bora und Regen streiten auch hier mit einzelnen, neu erstehenden Waldfläohen um die Hcrischaft. Terrassenförmig steigt das Karst- IX, 12 Die Gartenwelt. land hinauf, von vielgestaltigen, zerrissenen, oft äußerst wilden Berg reiben und Kalkstöcken durchzogen. Kesseltaler, sogenannte Dolinen tun sich auf, nicht selten von 3 — 500 Meter hohen Felsen einge- rahmt und von kleinen Bächen bewässert, die aus einer Höhle austreten um nach kurzem Laufe bald wieder in einer anderen zu verschwinden Für den Karstbewohner sind auch hier wieder die trichterförmigen am Grunde mit eigenartiger roter Erde (Terra rossa) bedeckten Ver- tiefungen von griiliter Bedeutung, da sie ihm den Betrieb seiner spärlichen Landwirtscliaft ermöglichen. AVilde Gieübäclie, sogen. Torrenti, stürzen mit rasender Eile zum Meere hinab, verschwinden auch nicht selten durch Fel-sspalten in ungeahnte Tiefen, um erst unweit der Küste am Meeresgrunde hervorzubrechen, wo sie alsdann, wie beispielsweise vor Moschenizza, als submarine Quelle aufwallen. Der Wasserschwall dieser hoch- interessanten unterseeischen Brunnen ist, namentlich nach heftigen Regengüssen im Hinterland, oft so bedeutend, daß ein darüber fahrendes Boot in bedenkliches Schwanken gerät. — Unsere Berg- fahrt dauert in äußerst langsamem Tempo mehrere Stunden und zeitweise die Aussicht. — Allmählich verliert sich die Gestaltung des Hochgebirges und des Karstes. Wir durcheilen nun, meist dem Laufe eines Flusses folgend, das hügelige Gelände Kroatiens und kurz vor Agram, der Hauptstadt dieses südslavischen Landes, überschreiten wir die Save. Eine schneeige Decke liegt über der ungarischen Tiefebene aus- gebreitet und eriiöht noch den monotonen Charakter der weiten, unendlichen Pußta. Der Himmel hat sich in bleiernes Grau gehüllt, und kürzt auf diese Weise noch den ohnedies nicht langen Wintertag. So schleichen Stunde auf Stunde dahin, ehe wii- Kaposvär, Domboviir, Siirbogard, Adony und schließlich bei Morgengrauen die Hauptstadt des Landes errreichen. Budapest wird mit seinem echt großstädischen Leben, mit seinen eleganten, breiten Straßenzügen und den herrlichen Partieen an beiden Ufern der Donau nicht mit Unrecht das zweite Paris genannt. — Auch in landschaftsgärtnerischer Beziehung könnten wir hier viel sehen und lernen — wenn es nicht Winter wäre. Der Gartendirek-tor der Stadt, bekanntlicli ein Reichsdeutscher, erteilt jedem Jünger Floras bereit- . . willigst die Erlaubnis zur Be- sichtigung der umfangreichen, sauberen Gärtnerei. Die präch- tigen Parks und Anlagen bieten ein reiches Feld zum Studium für den Landschafts- gärtner, ebenso die reizende Umgebung und die Donau- insel. Ein Besuch Budapests zur Maienzeit würde sich lohnen, und wertvolle Aus- beute, .sowie reichen Stoff zu einem dankbaren Theniageben! ik^ J?^»^ IVTotiv an der Straße von Abbazia nach Ika. Vom Verfasser mr die „Gan während dieser ganzen Zeit haben wir ein weites, prächtiges Pano- rama vor unseren Augen, das, je höher wir steigen, an Großartigkeit und Au.sdehnung gewinnt. Wir passieren einige kleine Gebirgs- ortschaften und gelangen endlich bei Meja zur Paßhöhe. — Unter uns Hegt Baccari, noch tiefer Fiume. Dahinter das weite, blaue Meer — der Golf von Fiume, der Quarnero mit seinen in bläulicher Feme schwimmenden Inseln Veglia, Cherso, Lussin - piccolo und anderen. Linker Hand schweift unser Blick bis hinüber zu den Ge- birgen des kroatischen Küstenlandes, während auf der gegenüber- liegenden Küste das grünende Gestade von Abbazia, mit dem dahinter liegenden, schneegekrönten Monte Maggiore, das von goldigem Sonnen- schein bestrahlte Gemälde abgrenzen. Eine Biegung des Schienenweges, eine vorspringende Felswand — und der ganze märchenhatte Zauber des Südens ist verschwunden, es geht talwärts zur ungarischen Tiefebene. Bereits werden die ersten Schneefelder sichtbar und ein feiner Rauhreif bedeckt die Tannen der mehr oder weniger bewaldeten nördlichen Hänge des Karstes. Aus den Tälern steigen Nebelwolken empor, ziehen träge an den felsigen Wänden* entlang und Verdecken photogr. aufgenommen Wir begnügten uns also diu llauptsehenswürdigkeiten der Stadt mitzunehmen und schritten durch die prächtige Kossuth LajosUtcza zur Donau und der neuen Elisabeth- Brücke, die, den mächtigen Strom in einem einzigen, kühnen Bogen überspannend, ein Meisterwerk der modernen Brückenbaukunst ist. Nach Hinterlegen des üblichen Pas- sier-Zolles, gelangten wir zum jenseitigen Stadtteil. Hier er- hebt sich hart an dar Donau der felsige, steile Blocksberg. Wir biegen jedoch rechts ab und ersteigen die Höhe zur königl. Hofburg, woselbst auch eine Seilbahn hinanführt. Hier oben finden wir herrliche Bauten und eine Reihe kunstvoller Anlagen. Von der Terrasse vor dem Schlosse haben wir ein großartiges Panorama: unter uns liegt der breite Donaustrom mit seinem regen Dampferverkehr und den Brücken, zu beiden Seiten die Häusermeere der sich gegenüberliegenden Stadt- teile Ofen -und Pest. Das langgestreckte, neue Parlamentsgebäude am jenseitigen Ufer und die mehr im Innern liegende, eigenartig schöne Basilika fallen besonders ins Auge. Nach Verlassen der Hofburg schritten wir an der Donau ent- lang. Eine breite, saubere, mit Alleebäumen bepflanzte Promenade führte uns an der alten Kettenbrücke vorbei zu der verkehrsreicbon, langen Margarethen-Brücke. Ungefähr in der Mitte derselben zweigt ein Übergang zur Margarethen-Insel ab. Hier fanden wir Konzert- hallen, Spielplätze und schöne Anlagen. Zur Sommerszeit bietet dies reizende, von den Wellen der blauen Donau umspülte Eiland einen beliebten Tummelplatz der budapester Welt. Mit dem Dampfboot verließen wir die Insel und besichtigten noch eingoliends das reich mit architektonischen Kunstwerken verzierte Parlamentsgebäudo, das Die Gartenwelt. IX. 12 in seiüer gigantischen Ausdehnung und einzig schönen Bauart eines der schönsten der Welt sein soll. Nachdem wir alsdann den in der Nähe befindlichen Scabadsagter-PIatz mit seinen prachtvollen Anlagen passiert, und ^ach eingetretener Dunkelheit die schnurgraden, endlos scheinenden Lichtzeilen der Andrassy Straße bewundert haben, gelangen wir wieder zur Kerepesi Utcza und zum Bahnhof. Nochmals heißt es stnndenlang eingepfercht sitzen und sich schütteln lassen im engen dumpfen Eaum. Das ist die Kehrseite der Medaille, und wir empfinden sie umsomehr, als Bewegungsfreiheit in der reinen frischen Luft, in der freien Natur geradezu Lebens- bedingung für unsereinem ist. Wie ungleich schöner läßt es sich doch an Bord des sanft schaukelnden Dampfers über die Wogen des weiten Meeres reisen! Beim ersten Morgenlicht fanden wir uns einmal wieder mitten im Hochgebirge — ein Wintertag in den Karpathen! In starrem Weiß lag die mächtige Gebirgswelt vor uns, wildromantisch türmten sich Felsen auf Felsen. Obgleich es auch hier an malerischen Land- schaftsbildern und idyllischen Tälern nicht fehlte, vermißten wir doch die liebliche Anmut der Steiermark. — Bei Kremnitz über- schritten wir in einem Eehrtunnel die Paßhöhe. Schneewolken stürmten über die Felsen der Tatra — tief unter uns im Tal lag das einsame Gebirgsstädtchen. — Dann ging es weiter talwärts und durch das bergige Sudeten- Land unaufhaltsam gen Norden, der deutschen Grenze und durch Schlesiens Gefilde der Heimat zu. Mannigfaltiges. Die Alpengärten nnd der erste Kongreß von Ver- tretern alpiner Gärten nnd von Freunden der Alpen- pflanzen im August 1904, Von Henry Correvon, Floraire bei Genf. I. öeit 15 Jahren findet man vielerorts in c'en Alpen und Vor- alpen, auf Hügeln und Bergen Gärten, die ein besonderes Aussehen haben und die ausschließlich den Bergpflanzen gewidmet sind. Früher schon hatten Naegeli und Kerner in den bayrischen und Tiroler Alpen Versuche angestellt, die aber erfolglos geblieben sind. Im Jahre 1885 wurde ein Garten beim Hotel am Weißhorn in 23ÜO m Höhe im Eifischtal, Kanton Wallis, angelegt, der besonders für Gebirgspflanzen bestimmt war. Der Eigentümer wollte dem Alpinistenpublikum eine Darstellung der Alpenflora bieten, und der Alpenakklimatisationsgarten in Genf half ihm und schenkte ihm eine Anzahl Pflanzen. Ein großer Teil davon gedieh prächtig, aber da der Garten nicht gepflegt wurde, ist die Mehrzahl der zarten Pflanzen verschwimden. Ein Jahr später (1886) nahm die Naturforschergesellschaft von Wallis einen Vorschlag von Dr. Beck an und streckte dem Großen Kat des Kantons eine gewisse Summe Geldes vor, um drei Alpen- pflanzengärten an verschiedenen Plätzen in Wallis anzulegen. Diese Schöpfungen hatten aber, obschon sie reichlich dotiert waren, nur ein kurzes Leben und wurden teils aufgelöst, teils in Schulgärten verwandelt. Im Jahre 1889 wurde die Linnaea in Bourg-St. Pierre (1800 m) gegründet, seit dieser Zeit ist die Sache populär geworden und es entstanden zahlreiche Alpengärten, so daß es ungefähr 20 solcher botanischen und Alpengärten gibt, die keinen Zusammenhang haben und als einzelne Schöpfungen bestehen. Um mm diesen Gärten einen gewissen Zusammenhang zu geben, hatte ich als der Leiter des Gartens Eambertia eine Ver- sammlung aller Vertreter alpiner Gärten einberufen. Dieser Kongreß fand statt auf den 2000 m hohen Kochers de Naye über Montreu.x, in dem Garten der Karabertia und im nahe gelegenen Hotel de Naye. Der Präsident des Kongresses war der Prinz Roland Bonaparte, ein Großneffe des Kaisers Najioleous I. Prinz Roland Bonaparte ist ein eifriger Freund der Alpengärton. Am 17. August d. J. kamen dort auf der Spitze eines der schönsten Schweizer Berge etwa 45 Personen zusammen, welche 12 verschiedene Gärten vertraten oder die sich mit der Frage sonstwie beschäftigen. Ich nenne folgende Herren, deren Namen in der Gartenbau- und der botanischen Welt gut bekannt sind: Maurice de Vilmorin von Paris, Dr. Flahault, Prot, der Botanik in Montpellier, Dr. Voglino, Prof. der Botanik in Turin, Prof. Rinino von Mailand, Dr. Antoniotti von Turin, Abgesandter des italienischen Alpenvereins, Prof. Dav. Monnet von Pinerolo, Dr. Wilzoeck, Prof. der Botanik in Lausanne, Dr. Chatelenat etc. Die zurzeit bekannten Alpengärteu sind folgende: 1. Die Linnaea, im Jabre 1889 in Bourg-St. Pierre in den Walliser Alpen gegründet, liegt tiefer als das St. Bernhard-Hospiz. Dieser Garten wurde durch die Association pour la protection des plantes ge- gründet, und der Grund und Boden wurde durch eine Gabe von 1300 Francs von Dr. Romanes aus Oxford gekauft. Der schweizer, der englische und der französische Alpenkiub haben beigesteuert — auch die Schweizer Regierung gibt diesem Garten eine jährhche Beihilfe von 500 Francs. Der Garten liegt prächtig auf einem Hügel von 60 m Höhe und dehnt sich auf den vier Seiten des hübschen Berges aus. Vier verschiedene Wege schlängeln sich auf allen Seiten empor und führen von einer Steingruppe zur andern. Natürhche Granitfelsen erheben sich und bilden die verschiedensten natürlichen Terrassen. Hie und da stehen schöne Bäume, vorzugs- weise Läi'chen, auch eine Tanne, und auf der Nordseite ist ein kleiner Wald, der ca. 50 Jahre alt ist. Der Berg hat sogar einen sehr ge- fährlichen Abgrund von 100 m Tiefe, auf dessen Grunde ein Bach schäumt und rauscht. Und damit jeder überzeugt wird, daß der Garten der Linnaea eine echte Synthese der alpinen Welt bietet, muß ich noch erwähnen, daß eine Lawine in jedem Winter von seiner Nordostseite stürtzt. Jetzt aber macht sie wenig Schaden, weil man mehr als 100 Arven {Pinus Cembra) auf diesen Abhang gepflanzt hat. AVohl die meisten Gebirgspflanzen der Welt sind dort in mehr als 40 verschiedenen Gruppen akklimatisiert worden. Hier sind die Pflanzen der Pyrenäen, dort die des Kaukasus; da die himalayischeu Pflanzen und daneben die von Sibirien untergebracht. Natürlich sind die Alpenpflanzen am reichhaltigsten vertreten und bilden den größten Teil der Sammlungen. Es gibt besondere Genusgruppen (Saxifragen, Campanulen etc.), aber dieses hat den Nachteil, daß die Pflanzen sich zu leicht hybridisieren. Die geographische Gruppierung scheint w-irkhch die bequemste und praktischste zu sein. Der Garten bedeckt ungefähr 2 ha Boden. Der Zweck des Gartens ist nicht rein wissenschaftlich, obschon ein kleines Laboratorium mit Mikroskop und Bibliothek damit ver- bunden ist. Er ist durch Alpinisten gegründet worden und bat eine niehr alpinische, ästhetische und gärtnerische Bestimmung. Mehrere Studenten von Genf imd von Zürich haben schon dort gearbeitet und das Laboratorium benützt, aber ganz besonders hat der Garten der Alpenpflanzen-Literatur geholfen, indem die Autoren mehrerer Werke*) die Pflanzen der Linnaea für ihre Abbildungen benutzt haben. Denn dort oben, so nahe am blauen Himmel, gedeihen die Bergpflanzen viel besser als in der Ebene und behalten nicht nur ihre intensiven Blütenfarben, sondern auch den ihnen eigenen Wuchs. Ein Gärtner ist beständig dort und wohnt im Dorf Bourg St. Pierre, in der Nähe. 2. Der Garten Thomasia (zu Ehren des verstorbenen Botanikers Thomas von Bex) wurde zu Pont-de-Nant in den waadtländischeu Alpen (1300 m) im Jahre 1890 durch den Verschöneruiigsverem von Bex gegründet. Seit 1893 gehört dieser Garten der Universität von Lausanne, welche dort ein Laboratorium und ein Haus für den Direktor errichtet hat. Ein Gärtner, der vom Staate bezahlt wird, wohnt dort im Sommer. Unglücklicherweise ist dieser Garten im Grunde eines Tals ge- legen und es fehlt ihm Sonne und Licht. Doch gedeihen die meisten Bergpflanzen gut und besonders die, welche die Feuchtigkeit lieben. Der Direktor des Gartens ist Dr. Wilzceck, Professor der Botanik an der Universität Lausanne. *) Flore ooloriee de poche des plantes alpines; Atlas de la Flore alpine (Atlas der Alpenflora), herausgegeben vom Deutsch - Oster- reichischen Alpenverein.* Franz. Ausgabe von Henry Correvon u. a. IX, 12 Die Gartenwelt. 3. Im Jahre 1891 wurde bei Leoco am Comosee ein lileiuer Garten an den Abhängen des Monte Barro (800 m hoch) angelegt. Der Gründer ist Grat Luraui , im Namen der Sektion Mailand des italienischen Alpenklubs. Der Name des Gartens ist Daphnaea, unter Anspielung auf Daphne Cneormn, die sehr häufig in der Um- gebung und im Garten selbst ist. Dann fingen die Franzosen auch an Alpengärten anzulegen, und Dr. Lachniann, Prof. der Botanik an der Universität Grenoble, griindete nacheinander drei solcher Vei-such.sgärten in den Alpen des Dauphine. Im Jahre 1892 wurde in Champrousse (1850 ni hoch) der erste Garten angelegt, welcher nur .öOOü qm hatte und üOOO Francs kostete; sein Ziel war rein wissenschaftlich und er diente besonders den »Studenten der Universität. Aber seiner schwer zugänglichen Lage wegen legte Dr. Lachmann bald einen andern Garten am Col du Lautaret (2075 m hochl an, der an der breiten schönen Straße, die von Gronoble durch die großartigen Äliten des Dauphine nach Brianvon tührt^ liegt. Dort, auf dem Paßübergang, war ein altes Hospiz, das in einen Gasthof umgewandelt wurde. Dicht dabei wurde der Garten im Jahre 1896/97 angelegt. Im Juni 1899 fing man aber erst an Pflanzen anzusiedeln. Dieser Garten ist einer der bestgelegenen, da er einen natür- lichen Sumpf und pi'ächtigen Boden besitzt; er liegt inmitten der welt- berühmten Wiesen des Lautarets, welche die reichhaltigste Flora besitzen. Dort wachsen die Veronica AUiomi, Dianthus neglecttis, Aretia vitaliana, Androsace carnea, Brassica Ricken, Asphodelus albits, Saxifraga Valdensis etc. etc., und von dort kann man die höchsten und schönsten Berge der westlichen Alpen besteigen. Kein Standort konnte besser gewählt werden. Die Flora der Westalpon ist am besten vertreten, bereits in GOO Arten. Dann kommen die Pflanzen der übrigen Alpen, des Juras, der Karpathen, des Kaukasus, der Pyrenäen etc., die alle besondere Gruppen bilden, wie wir sie in der Linnaea haben. Ein Gärtner ist dort angestellt, auch hat Prof. Lachmann ein Labora- torium für seine Studenten dort angelegt. Im Jahre 1899 endlich wurde der dritte Garten (400 m hoch) in Villard d'Arene gegründet, ungefähr eine Stunde tiefer im Tale (1600m). Er ist ein Tochtergarten des zweiten und für Kulturver- suche mit Getreide, Gemüse und Obst bestimmt, hat also mehr praktischen und land- wirtschaftlichen Zweck. 4. Fünf Jahre später wurde in den waadtländischen Alpen wieder ein Garten an- gelegt, der Garten der Eam- bertia, wo auch der Kongreß abgehalten wurde. AVie schon erwähnt, liegt dieser Garten in 2045 m Höhe über dem Meeresspiegel auf dem Gipfel der Kochers de Naye über Montreux. Eine Bergbahn führt den Reisenden bis zum großen Hotel, das dort steht, d. h. 10 Minuten weit vom Eingang des Gartens, so daß die Rambortia (so genannt nach dem waadtländischen Bo- taniker uudDichterRambert, Weihnachtsbaum mit künstlichem Schnee bedeckt. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. ein Kind von Montreux) am meisten besucht wird, weil sie leicht zu erreichen ist. Dieses Jahr z. B. haben mehi' als lOÜO zalilende Personen (ä 50 Centimes) den Garten besucht, was dem Budget des- selben eine -schöne Zulage bringt. (Schluß folgt.) Ein schöner Weilmachtsbauni. Von Richard Salbt, Obergärtner auf Villa Wulfriede bei Ahrensburg. (Hieran, eine Abbildumj.) JJie schönsten von allen christlichen Festtagen im Jahre sind wohl die Weihnachtsfeiertage, und um nach alter schöner Sitte die Weihnachtsfeier recht freudig und würdig zu begehen, wird wohl in keiner Familie der strahlende Ch)'istbaum fehlen. In meiner früheren Stellung auf Schloß Bockdorf bei Kempen am Rhein fiel mir die Aufgabe zu, den Christbaum zu schmücken, was gewohnheitsmäßig alljährlich mit den teuersten und besten Süßig- keiten geschah, bis ich auf den Gedanken kam, einmal den Weihnachts- baum so aufzuputzen, wie ihn die Natur im strengen Winter mit Schnee und Eis beladen zeigt und wie ich mir einen schöneren, prächtigeren Schmuck gar nicht denken kann. Der Baum hatte eine Höhe von 5 Meter und stand im Wintergarten, wo ihn von allen Seiten die Frühlingsboten unter den Pflanzen und selbst tropische Palmen begrüßten, während er durch sein winterliches Kleid fröh- liche Weihnachten verkündigte. Ich will in kurzen Worten die Hei Stellung des wirklich schön wirkenden Christbaumes den geschätzten Lesern dieser Zeitschrift mitteilen. Man begießt den Baum gründlich mit Wasser, bestreut ihn dann mit der Hand mit pul- verisiertem Gips, so daß er ganz weiß wird, und stellt ihn an Ort und Stelle auf. Nun belegt man die Äste mit Christbauniwatte,u. zwarmög- hchst natürlich, dem Schnee ähnelnd. Dann begießt man die Watte mit einer wai-men Alaunlösung, wobei das Wasser fortwährend umgerührt wird, so lange, bis die Ä.ste sich unter dieser Last senken, als ob Schnee darauf läge. Die sich bildenden glitzernden Alaunkristalle sollen das Eis darstellen. Die Wirkung hängt also im wesentlichen von der natürlichen Verwendung der Watte ab. Ist der Baum so- weit fertig, dann kann man noch etwas Gips auf die be- schneiten Äste werfen. Alles übrige ist wohl auf der beistehenden Abbildung recht deutlich zu ersehen. Den Fuß des Baumes bekleiden ürottensteine und Heideki'äu- ter, die ebenfalls mit Gips beworfen sind. Welche große Freude dieser herrliche Weihnachts- baum im vorigen Jahre meinen Herrechaften bereitet hat, be- weist der Umstand, daß der Baum noch bis in den Februar hinein zur Freude anderer Herrschaften stehen bleiben mußte. 142 Die Gartenwel IX, 12 Gehölze. Noch einige Worte über Rliododeiidroii- Hybriden für das freie Land. In seiner Besprechung und Empfehlung der herrlichen Ehodo- dendron-Hyhriden für das freie Land in No. 45, Jahrg. VIII der „Gartenwelt", gedenkt Herr Bolilmann auch jenes für das Gedeihen im freien Lande so wichtigen, aber vielfach vergessenen Umstandes, welchen ich für die Koniferen in meiner kleinen Arbeit „Koniferen im Winter" in No. 13 desselben Jahrganges besonders hervorgehoben habe. Wie bei jenen, so ist auch bei den Bhododendron die Gefahr des Vertrocknens durch ein totales Austrocknen der Wurzelballen, wodurch sie im Winter leiden und zugrunde gehen können bezw. müssen, nicht außer acht zu lassen. Deshalb hat man im Herbst dafür zu sorgen, daß durch genügende Wasserzuführung zu den Wurzelballen die Pflanzen imstande sind, für eine kommende längere Zeit die notwendige Lebenskraft aufzuspeichern. Niemals bedecke man bei Eintritt des Winters — wenn es überhaupt geschieht — den Boden um solche Pflanzen herum, ohne sich überzeugt zu haben, daß ihre filzigen Wurzelballen auch gnindlich durchfeuchtet sind. Bei länger andauernder schneeloser und trockener Zeit gieße man auch einmal selbst mitten im Winter, wenigstens aber bei Eintritt ' längerer Tage — Ende Februar und im März — unter der Boden- bedeckung, aber selbstverständlich immer nur aus dem Kanuenrohre, denn ein Naßmachen der Pflanze selbst ist im Winter zu vermeiden. Es muß ja einleuchten, daß ballentrockene Pflanzen, wenn man sie nicht schon vor der Zeit des allgemeinen Begießens gründlich be- wässert, zugrunde gehen müssen. In der feuchteren Luft Englands, woselbst viele Rhododendron im Freien stehen, mag diese Gefahr ja ungleich geringer sein als bei uns und in trockenen Perioden des Wmters. Aber auch selbst dann, wenn bereits allgemein gegossen und gesprengt wird, gießt man solche Pflanzen immer besser separat und intensiver aus dem Rohre der Kanne, wobei man eine bessere Kontrolle über die Prozedur und das Maß der zugefühi'ten Wasser- menge hat. Das Gesagte bezieht sich zunächst und hauptsächlich auf all- gemein trockene Perioden, in welchen ein Notleiden solcher Pflanzen durch Ballenaustrocknen zu erwarten ist, besonders in baumreichen Gärten und lücht zuletzt auf pUe jene Fälle, in welchen nicht immer ein Gärtner zur Hand ist und die Pflege solcher Pflanzen bezüglich des Gießens in den Händen unkundiger und gleichgültiger Personen liegt. Alle immergrünen Pflanzen bedürfen in bezug auf AVasser- zuführung einer von der allgemein gewohnten Art und Weise des Begießens etwas abweichenden aufmerksamen Beobachtung, etwa wie Kübelpflanzen. Nicht allzu selten sind aber solche Pflanzen in dieser Beziehung mit ihrer Anpflanzung gleichsam in ein Siechenhaus versetzt worden mit der bedeutungsvollen Verschärfung jedoch, daß .sie sich nicht selbst helfen können wie es vielen siechen Jlenschen in der schlimmsten Not dennoch möglich ist. In dem Schreckens, jähre 1904 mit seiner außerordentlichen Dürre werden gewiß zahl- reiche Pflanzen die.ser Art, Koniferen, Buxus. Rhododendron usw., an ausgetrockneten Wurzelballen arg zu leiden gehabt haben und wird eine Borücksichtigimg obiger Ratschläge für dieselben gewiß sehr geboten erscheinen. An Vernachlä-ssigungen in dieser Richtung geht so manche schöne Pflanze, wenn auch nach und nach, zugnmde, ohne daß man an die Ursache ihres Untergangs denkt oder sie er- kennt und diese im ., Erfrieren" vermutet, was bei den vollkommen winterharten Rhododendron ebensowenig der Fall ist wie bei den Koniferen, welche an vertrockneten Wurzelballen zugrunde gehen. Beherrecheu in überaus vielen Gärten die mit der Zeit allzuviel und zu groß werdenden Laubbäume, von welchen sehr oft die Hälfte genügen würde, die gesamten Verhältnisse, so ist mit der fort- schreitenden Veränderung dieser Verhältnisse für die übrige Pflanzen- welt ganz besonders zu rechnen und derselben auch eine dem- entsprechende Aufmerksamkeit zuzuwenden, worunter in erster Linie die genügende Wasserzuführung zu immergränen 'Pflanzen fällt, welche in solchen Lagen hieran ungleich mehr Mangel leiden als in freien Lagen. Doch ist bei der sonst unbedingt notwendigen genügenden Wasserzuführung bei den Rhododendron auch noch ein anderer Um- stand zu beachten, weil es bei diesen auch eine Zeit gibt, in welcher man, wie es im Leben zuweilen geschieht, in seinem edlen Drange auch des Guten zu viel tun und sich hierdurch den Erfolg bezüglich der Blüten beeinträchtigen kann. Es geht nämlich während der Knospenbildung, im Juli bis August, wie bei den Kamelien, gern ein Teil der Knospen „durch", wenn man wälirend dieser Zeit reichlich gießt, das heißt die Blütenknospen treiben noch einmal neue Triebe, zweite Triebe, welch' letztere eine Blütenknospe in diesem Jahre dann nicht mehr bilden können. Dieses „Durchgehen" der Blütenknospen in zweite Triebe wird verhindert, wenn man während der Zeit der Knospenbildung mit der Wasserzuführung einhält und — wenn überhaupt nötig — nur so viel gießt, als eben während dieser Zeit gerade zur Erhaltung der Pflanze unbedingt notwendig ist, mehr nicht. Sind erst die Knospen vollkommen ausgebildet, so daß augenscheinlich ein „Durchgehen" derselben nicht mehr zu befürchten ist, so ist — natürüch nach Be- dürfnis, wie es von der jeweiligen Witterung bedingt wird — ein intensiveres Gießen der Pflanzen bis zur Zeit des Bodenbedeckens wieder zweckmäßig, welches, wie gesagt, niemals auf trockene Wurzelballen geschehen sollte. Es mag hierzu noch besonders bemerkt sein, daß ich nur die wirklich winterharten Rhododendron, wie sie der Verfasser der eingangs dieser Zeilen erwähnten Abhandlung anfühj't, im Auge habe, besonders die herrlichen Uafawbiensc - SyhTiden mit ihrem außer- gewöhnlichen Blütenreichtum, welche auf das wärmste empfohlen werden müssen. Von ganz besonderer Wichtigkeit für die so wünschenswerte Verbreitung dieser herrlichen Rhododendron für das freie Land ist aber auch noch der Hinweis des geschätzten Verfassers jener Ab- handlung in No. 45, „daß es durchaus nicht notwendig sei, die Rhododendron in Moorerde zu pflanzen, da ihnen jeder lockere Gartenboden, mit etwas Humus vermischt, zusage". Dieser Umstand bedeutet für alle Fälle, wo man nicht Moorerde zur Hand hat und die Beschaffung solcher mit gewissen Schwierigkeiten und Extrakosten verknüpft ist, eine wesentliche Erleichterung bei An- pflanzung solcher Schönheiten. Ich selbst besitze darin noch keine Erfahiung imd habe Rhododendron bisher nur in Moorerde ge- pflanzt und mit bestem Erfolge. Diese trocknet allerdings noch rascher aus als lockere Gartenerde und erfordert bekanntlich, wenn einmal total ausgetrocknet, mehrmaliges gründliches Gießen, ehe sie wieder ganz durchfeuchtet ist. Nichtsdestoweniger ist aber für alle auch in gewöhnlichem Gartenboden stehenden immergrünen Gehölze die empfohlene Aufmerksamkeit auf ein genügendes gleichmäßiges Feuchthalten der Wurzelballen nie zu unterlassen. Sie steigert sich mit dem Heranwachsen und Ausbreiten der Pflanzen selbst und mit dem Größerwerden der etwa vorhandenen benachbarten starken Laubbäume. Möchten die herrlichen Rhododendron-Hybriden, wie sie in der betreffenden Abhandlung geschildert sind, recht bald allenthalben die so wohlverdiente Verbreitung finden. Im Verein mit Koniferen imd Freiland - Azaleen geben sie den Gärten und Anlagen ein total ver- ändertes und würdevolles Ansehen, auch im 'U'inter. G. S. Ribes sanguineum „König Eduard VII.'* ist eine wertvolle Verbesserung des als frühblühender Zierstrauch beliebten blutroten Johannisbeerstrauchs, dessen mannigfache Verwendbarkeit in Zier- gärten bekannt ist. Die von der Firma H. Cannell & Sons in Swanley unter dem Namen „König Edtmrd VW^ in den Handel gebrachte Sorte gleicht in Wuchs und Habitus der Stammart, hat aber den Vorzug, größere Blüten in stattlicheren Trauben in helleren und kräftigeren Farben zu besitzen, was den Strauch zu einer prächtigen Erscheinung der Gehölzgruppen macht. Diese Neuheit erhielt ein W^ertzeugnis. Nach „The Gardeners Magazine". IX. 12 Die Gartenwcli. Neue Pflanzen. Saturn, eine neue S2;efüllte Scarlet-Pelargonie, Von Arthur StUting, fiaiteninspektor, Köstritz. JJei einem Besuclie, den ich vor einiger Zeit dem Handelsgilrtner HugoFriedrich in Seelingstädt bei Werdau in S. abstattete, fiel mir eine Scarlet-Pelargonie wegen ihres l;ompakten Wuclises, ihrer Reichblütiglieit und der leuch- tend scliarlachroten , lialbgefüllten Blüten auf. Ich dachte, ein gefülltes .Meteor"- vor mir zu haben, und sprach dieses auch dem Züchter, Herrn Friedrich, gegenüber aus, worauf er mir sagte, daß „Sattirn" ein Sämling von „Meteor^ y\„Ras2)ail improved'-^ sei, den er vor fünf Jahren auf dem Wege künstlicher Befruchtung gezogen hätte. Die Sorte baut sich kompakt und regelmäßig auf, ver- zweigt sich sehr leicht von imten an und blülit sehr reich und willig. Fast jedes zweite Blatt bringt eine Blumendolde, welche sich auf langem, starkem Stiel frei über das Laub erhebt. Die zahlreichen halbgefüllten Blüten sind oft größer als ein Fünfniarkstück und erreichen einen Durchmesser von 5 bis 7 cm. Sehr auffallend ist die feurig scharlachrote Blüten färbung. Der Züchter erklärte mir, daß „Saturn"- sehr willig und reich den ganzen Winter hindurch blühe und sich mithin sehr gut zur Belebung von Blatt- und Blütenpflanzengruppen in Winter- gärten und zur Fenster- und Bluraentischdekoration eigne. Im Freien, auf Beeten mit recht nahrhafter Erde, sollen nach Aussage des Züchters die Blütendolden oft einen Umfang von 40 bis 50 cm erreichen. Da ,,Saturn'^ im übrigen dem „Meteor^'- sehr ähnelt, in Große, Färbung tuid Schönheit der Blüten dieses aber sogar übertrifft, gegen Regen und große Hitze gleich unempfindlich ist, 'so kann man die Sorte zur Topf- kultiir und zm- Gruppenbepflanzung sehr empfehlen. Jeder, der ,,Saiur7i'-' in voller Blüte gesehen hat, wird sich sagen, daß sie eine gute Zukunftssorte sein wird. Der Züchter, Herr Handelsgärtner Friedrich, ist gern bereit, Interessenten auf Anfragen noch näheres mitzuteilen. Auf der letzten Jubiläums -Gartenbau -Ausstellung in Leipzig wurde „Safw-}/'^ als Neuheit mit einem ersten Preise aus- gezeichnet. Ausstellungsberichte. riirysantlieinuin-Ansstellung des Vereins Hamburger Clirysantlienium-Freunde. jJie elfte Spezialausstellung des Vereins, abgehalten vom 15. bis 20. November d. .J. in den Räumen der „A Isterlust-', gab wiederum Zeugnis von der Tüchtigkeit der Mitglieder des Vereins, resp. der betreffenden Obergärtner, denn die meisten Aussteller waren auch in diesem Jahr wieder Liebhaber. Die ganz vorzüglichen Kulturleistungen verdienen um so größere Anerkennung, als dieselben ,\usstellpr bereits auf der Düsseldorfer Chrysanthemum-Ausstellung durch ihre hervorragende Beteiligung und Vorführung nur muster- gültiger Kulturen geglänzt hatten. Es waren keine großen Massen ausgestellt wie in manchen anderen Jahren, was aber gezeigt wurde, war ei'sten Ranges und veranlaßte selbst Leute, die nicht gerade Freunde des Chiysanthemums sind, zu rückhaltloser Anerkennung. Besonders hervorgehoben zu werden verdienen die Leistungen des Herrn Obergärtner Pauly bei Frau Hell in Harvestehude, die Gruppen der Herren Schumacher, Obergärtner R. Nitschke; ■G. Engfilbrecht, Oberg. Ad. Kögel; Kirsten, Oberg. H. Seebeck; Illies, Oberg. Zilliger; H.Reincke, Oberg. Schiller; H.Budge, Oberg. Sander. Es war, da sämtliche ausgestellte Pflanzen, Hoch- stämme, Schaupflanzen und Sommerstecklinge, vorzüglich waren, schwer zu sagen, welche die besten. Alle stellten ihren Züchteni das Zeugnis vorzüglicher Kultivateuro aus. Von auswiiitigcn Aus- stellern verdienen Erwähnung die Kulturen des Herrn Koinmissiona- rats Lemm, Boitzenburg; von Berufsgärtnern die Handelsgärtrier Bredemann & Kroger, Blankenese, Fr. Schnell, Gr. Borstel und Chr. Danner, Wandsbek, welche sehr schöne Schaublumen ausstellten. War die Ausstellung in diesem Jahr in engerem Rahmen gehalten, so ist für das kommende Jahr dafür eine große inter- nationale Ausstellung geplant, mit einem Preise von 1000 Mk. für die beste Gesamtleistung und 500 Mk. für einfach blühende Chry- santhemums, speziell für die reizende, in Hamburg sozusagen zur Spezialität gevvoi'dene ,,Äda Owen''. Aug. Plantener. Aus den Vereinen. Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin. Die Novemberversammlung beglückwünschte den Schatzmeister des Ver- eins Herrn J; F. Loook zu seinem 40 jährigen Geschäftsjubilävim durch Überreichung einer Adresse. Zu Ehren des abwesenden Jubilars er- hoben sich die Versammelten von ihren Sitzen. Eine schöne Darbietung waren dieBegonien,, Oloire de Lorraine'-^ aus den Kulturen des Herrn Adolf Koschel in Lichtenberg bei Berlin, denen die große silberne Medaille des Vereins zuerkannt wurde. Herr Heinrich Kohlraannslehner-Britz zeigte seinen Sport „Berolina'^ von der „Gloire de Lorraine'- und rühmt an ihm seine größere Widerstandsfähigkeit und den gedmngeneren Wuchs und die etwas spätere Zeit des Blühens. Dieser Sport hat nicht den lockeren, für viele Zwecke sehr wirkungsvollen Bau der .,Gloire de Lorrain&\ ist aber in der Blütenfarbe etwas heller, was man ihm je nach Geschmack zum Vorteil oder zum Nachteil auslegen kann, und hat dunkleres Laub, das, wie der Züchter sagte, gegen Pilzkrankheiten widerstandsfähig sein soll. Der Züchter nimmt das Recht der Priorität in Anspruch gegenüber den an anderen Orten entstandenen ähnlichen Sports. Bekannt ist, daß die Begonie ,.Gloire de Lorraine"- in der Regel nur männliche Blüten erzeugt, und man gibt sich schon lange Mühe, dieser Erscheinung auf den Grand zu gehen. Herr Garteninspektor Lindemuth glaubt nun im Gegensatz zu Prof. Noll, der Zweihäusigkeit bei dieser Sorte als Ursache anzunehmen geneigt ist, daß die oymösen Blütenstände auch weibliche Blüten er- zeugen, falls der Blütenstand zur vollkommenen Entwicklung gelangt, was natürlich nur selten der Fall ist, weil die Pflanze als verblüht gilt, wenn die cf Blüten den Höhepunkt ihrer Entfaltung über- schritten haben. Gewöhnlich werden dann die Blütenstände zuriick- geschnitten. Geschieht dies nicht, so wächst die Blütenachse weiter und erzeugt als letzte Blüte eine fruchtbare weibliche Blüte. Sollte sich dies bestätigen, so wäre die Möglichkeit gegeben, eine Bestäubung auszuführen, wenn man eine Anzahl Pflanzen so zurückhält, daß sie mit reifen Antheren im Vollflor stehen, wenn andere ihre weiblichen Blüten entfalten. Eine Selbstbestäubung ist ausgeschlossen, worauf schon die große Neigung der Begonien, sich mit Artgenossen zu bastardieivn, hindeutet. Weiterhin zeigte Herr Lindemuth eine 4 kg schwere Knolle von Ämor})ltophallus und erwähnte dabei, daß Gewichte von 8 kg leicht zu erzielen und daß sogar 22 kg schwere Knollen beobachtet worden .seien. Herr Geheimrat Prof. Dr. L. Wittmack berichtete über den Gartenbau auf der Wellausstellung von St. Louis in Missouri, und wenn es der Vortragende auch nicht sagte, so konnte man doch er- kennen, daß mit dem Gartenbau auf dieser Weltausstellung nicht viel los war. So fehlten namentlich Gehölze und Koniferen, an welchen die Vereinigten Staaten doch so unendlich reich sind, fast vollständig. Auf den Blumenbeeten hatte man sich verschiedene Extiav.ngaiizen er- laubt, und eine sogenannte Blumenuhr diente als Reklame für eine Uhrenfabrik. Die Zeiger sollen 23 bezw. 14 Metei; lang gewesen 144 Die Gartenwelt. IX, 12 sein und 2500 engl. Pfund gewogen haben. Redner lobte besonders die geschickte Aufmachung der Erzeugnisse der Landwirtschaft, was das Interesse der Beschauer stets, von neuem fesselte. W. T. Pflanzenkunde. Deutsche Pflanzennamen. Der Provinzial-Gartenbau- verein in Hannover hat vor geraumer Zeit einen Aufruf zur Ver- breitung deutscher Pflanzennamen erlassen, worauf eine Anzahl Vor- schläge eingegangen sind. Den deutschen Pflanzennamen wird in Fachkreisen wenig Wert beigelegt, und die Bestrebungen auf Schaffung deutscher Namen für bisher nur mit wissenschaftlichen Namen versehene Liebhaberpflanzen werden ihrem Werte nach vielfach unterschätzt. Wir sind der Ansicht, daß deutsche Namen, sofern .sie sich für den Volksmund eignen und keine krampfhaften Versuche darstellen, unter allen Umständen etwas Deutsches zu bieten, wesentlich dazu beitragen können, die eine oder die andere Pflanze in weiten Kreisen bekannt und beliebt zu machen. Von Verdeutschungen, die dem oben genannten Verein zu- gegangen sind, führen wir nachstehend einige an. Die in Klammern beigefügten Namen sind weniger glückliche Versuche oder älteren Ursprungs. Ageratum oder Blauköpfchen (Leberbalsam, Bastard- hanf, Vanilleblume); Asparagus oder Zier- bezw. Zimmerspargel; Begonia htberosa oder Knollenschief blatt bezw. Knollenbegonie; semperflorens oder Gartenschief blatt; Chrysanthemum oder (Wucherblume); Colcus oder Tuschnessel (Scheide, Bunt- lippe); Cuphea oder Höckerblume (Rbhrenblume, Höckerkelch); Heliotropitim oder Sonnenwende (Skorpionssohwanz, Vanille); Chry- santhemum frutescens und ähnliche, Maiguerite oder Gretenblume ; Pelar- gonium oder Immerblüh, auch Storchschnabel, Oeranium, Scharlach- Pelargonien. Blühender Efeu, Glüoksblatt, Peterseisen, Fächerstrauß (Odier), Efeublume (Efeupelargonie); Petunia oder Trichterblume; Phalangium oder Staffel ranke; Salvia splendens oder Feuersalbei; Tradescantia odei- Ampelranke; Verhena oder Nesselblümchen. Rechtspflege. Ist die Gärtnerei ein Gewerbe? Die Uuterstellimg der Gärtnerei bezw. des darin tätigen Personals unter die Reichsgewerbe- urdnung wird seit langer Zeit angestrebt. Um nun eine Klärung der streitigen Frage der Rechtsstellung der Gärtner herbeizuführen, veianstaltet zunächst das preußische Laudwirtschaftsmmisterium eine Erhebung über die Verhältnisse in der Gärtnerei. Diesem Schritte werden sich voraussichtlich auch die übiigen deutschen Staaten an- sehließen. Es wird beabsichtigt, mit der für das Jahr 1905 in Aus- sicht genommenen Reichs-, Berufs- und Gewerbezählung statistische Erhebungen über die Berufsgliederung und die Betj-iebsverhältnisse im Gärtnereigewerbe zu verbinden. Die aufzunehmende Statistik soll Klarheit darüber schaffen, inwieweit die Gärtnerei als Gärtnerei- gewei'be oder als landwirtschaftlicher Betrieb zu erachten ist. Zu diesem Zwecke werden zwei Fragebogen ausgegeben, in denen ins- besondere alle diejenigen Punkte, die für die Beurteilung des Begriffs Gewerbetrieb von Wichtigkeit sind, Beantwortung finden sollen. Aus der Fachpresse. Zeitschrift für Gartenbau, Organ der baltischen Gartenbau- vereine, ist eine neue, .seil dem 1. Juli ds. Js. in Reval erscheinende gärtnerische Monatsschrift in deutscher Sprache. In der Vorrede wird auf die eigenartigen wirtschaftlichen Verhältnisse der baltischen Provinzen hingewiesen, die es bewirkten, daß man die auf dem Ge biete des Gartenbaues anderswo gemachten und in den Zeitschriften niedergelegten Erfahrungen nicht ohne weiteres verwerten könne. Die Zeitung hat sich ein reichhaltiges Programm gestellt, dessen Hauptpunkte Forderung des Gartonbaues, der Obst- und Gemüsezucht, Blumenzucht, Akklimatisationsversuche, Gartenbau der Kleingrund- besitzer, Abhandlungen über nützliche und schädliche Insekten, Bl^- kämpfung schädlicher Insekten sind. Jedes Heft umfaßt 16 Quart- seiten. Als verantwortliche Redakteure zeichnen Baron W. Hoyningen-Huene und 0. Nieberg. Wenn es der Zeitschrift späterhin nicht au geeigneten Mitarbeitern mangelt, so ist es wohl möglich, daß ihr' eine wachsende Verbreitung in den baltischen Pro- vinzen sicher ist. La Villa ed il Giardina, Monatsschrift für Gartenbau, Direktor N. Severi, Rom, Piazza Rusticucci 3-1, ist eine neue italienische Gartenzeitschrift, die seit Juli 1904 ei-scheint. Jede Nummer hat 16 Quartseiten. Tagesgeschichte. Aus dem Rheinlande. Die Stadtverordneten von Barmen bewilligten 2000 Mk. zur Vergrößerung des 'Spielplatzes im Sohön- beoker Busch und 1000 Mk. zur besseren Instandsetzung dieses prächtigen Wäldchens durch Einfriedigungen und Anpflanzungen. Zur Schaffung eines weiteren Spielplatzes wurden 2981 Mk. aus- geworfen. — In Solingen wuiden für Erweiterung des Spielplatzes an der Dorperstraße und damit zusammenhängende Arbeiten 6000 Mk. bewilligt. Leider wird das zur Vergrößerang bestimmte Grundstück von dem benachbarten Schulgarten abgetrennt. — Aus den Sparkassen- überschüssen der Stadt Neuß a Rh. sollen 17000 Mk. zur Refundation von Grundstücken für den Stadtgarten Verwendung finden. Für Baumpflanzungen in der Straße hinter dem Stadtgarten und auf dem für das neue Krankenhaus bestimmten Grundstücke werden 1750 Mk. ausgesetzt. — Die stark verschlammten Wasserläufe und Teiche im Königl. Schloßpark zu Brühl sollen endlich änmal gründlich ge- reinigt werden. Die Kosten übernimmt bis zu dem Betrage von 36000 Mark die Kronkasse. — Die aus Holz erbaute und sehr aus- besserungsbedürftige Schutzhalle im Kaiserpark zu Rheydt soll durch Aufführung von niassiven Wänden zu einer Art Festhalle umgestaltet werden. Die Kosten betragen 20000 Mk. — Die Stadtverordneten von Duisburg lehnten den Antrag der vereinigten BürgeiTereine auf Freigabe eines Teiles des Stadtwaldes an der Mülheimer- und LüÜiarstiasse zur Errichtung von villenartigen AVolinhäusern und auf Verlegung des daselbst geplanten Friedhofes in ein anderes Stadtviertel ab. Den in der Eingabe gezogenen Vei'gleich Duisburgs mit Düsseldorf bezeichnete Oberbürgermeister Lehr als völlig un- berechtigt, da Duisburg stets eine Industriestadt bleiben werde und müsse, während Düsseldorf eine Kunststadt sei. Duisburg müsse in erster Linie darauf bedacht sein, Handel und Industrie heranzuziehen ; eine Erholungsstätte für Rentner oder Leute, die nur dem Vergnügen leben wollen, werde und könne Duisburg niemals sein. Diese Be- gründung wirkt zum Mindesten befremdend. Selbst ein Industrieort trägt doch schließlich Verlangen nach einem Villenviertel. — Der aus der Verschmelzung dreier Vereine entstandene „Verein für Ver- schönerung, Rosen- und Gartenbau'- zu Münohen-Gladbaoh wählte in seiner ersten Hauptversammlung zum ersten Vorsitzenden Herrn Ferdinand Paas und zum Stellvertreter Herrn Stadt- Gartendirektor Hartrath. A. W. Cöln. Die Aktiengesellschaft Flora in Cöln-Riehl war auch in diesem Jahre wieder mit einer, wenn auch kleinen Chrysanthemum- Ausstellung vor die Öffentlichkeit getreten. Der Wintergarten zeigte daher ein freundliches, buntbelebtes Bild. Die Mittelgruppe wurde von emer großen Gruppe ,,Sybaris''- gebildet, deren lockere, edel ge- formte grüngelbe Blumen ungemein gefielen. Die Verwaltung hatte sich befleißigt, eine große Anzahl eintriebige Sommerstecklinge zu kultivieren und zeigte diese in wirklich ganz hervorragenden Exem- plaren. — Die Firma Carl Wilh. John von Andernach hatte eine Kollektion Orchideenblumen zur Ansicht gesandt und die Firma W. Winkelmann von Rodenkirchen war mit einer großen Warm- haus-Pflanzengruppe vertreten. Die Ausstellung war rege besucht und nicht nur die Flora, .sondern auch die beiden beteiligten Firmen haben ihre Rechnung gefanden, wie auch andererseits derartige kleine Lokalausstellungen die Liebe und das Verständnis für die Blumenpflege nur fördern können. Rausch. Herne. Die Anlage eines Volksparkes in Herne wurde im beschränkten Wettbewerb von fünf Firmen dem Gartenarchitekten Hoemann in Düsseldorf übertragen. Der Kostenanschlag schließt mit 83 450 Mk. ab. Der Fabrikant Baum überwies der Stadt zur Anlage des Parkes ein Geschenk von 10000 Mk. W. Verantwortl. Redakteur: Ma sdnrffer, Berlin. — Verlag v. Richard Carl Schmidt k Ck>., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bachdr. Oatenberg, . b. H.. Dessau.. i^^^^Ml^ Illustriertes Wochenblatt für den eesamten Gartenbau. Jahrgang IX. 24. Dezember 1904. No. 13. Xachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Gärtnerische Reiseskizzen. Kiiie Tropenfahrt. Von Bernh. Othmer, kgl. Gatteninspektor, München. I. Nacli West-Indien und auf Dominica. [Hierau drei Abbildungen.) iiu Vorjahre wurden mir von der Kgl. bayerisclien Akademie der Wissenschaften die Mittel für eine Informations- und Sammelreise in die Tropen bewilligt. Es wurde mir damit der seit vielen Jahren gehegte sehnliche Wunsch erfüllt, die Tropen aus eigener Anschauung kennen zu lernen ; ich dnrfte" hoffen bald zu sehen, wie so manche nur aus den Glashaus-Kulturen botanischer Gärten oder aus Reisebeschreibungen bekannte Pflanzen in üppigster freier Entwickelung gedeilien. Mir wurde dafür der Auftrag, einige spezielle, nahe- liegende Wünsche zu erfüllen. So galt es besonders für unsern botanischen Garten lebendes Material mitzubringen, selbstverständlich von Ai-ten, die bei uns weder in Kultur, noch durch Kauf und Tausch erhältlich sind. Auf Herbarmaterial wurde weniger Wert gelegt, d. h. nicht jedes angeti-offene Ki-aut zu Heu gemacht, manch Alkohol- material wurde gesammelt (interessante Blüten und Früchte) und so unter letzterem ganz besonders nach Podoste- maceen gefahndet, einer biologisch inter- essanten Phanerogamenfamilie, deren Ver- treter in den Tropen beider Hemi- spliären in sehr rasch fließenden klaren Gewässern stellenweise zu finden sind. Als Reiseziel wurde aus mancherlei Gründen schließlich Westindien, speziell Dominica und Trinidad, gewählt, sowie das untere Orinocogebiet, wobei es zu den Wasserfällen des Caroni, eines Nebenflusses des Orinoco, gehen sollte, in dessen Zuflüssen man zahlreiche Podostemaceen vermutete. Gegen Ende September 1903, an einem schönen Herbsttage, verließ ich München, machte noch einen kurzen Be- such in der nordischen Heimat imd traf Gartenwelt. IX. am 30. September in Hamburg ein. Am 2. Oktober end- lich war die „Markomannia" reisefertig; wir wenigen Passagiere hatten uns für einige Zeit auf ihr häuslich eingerichtet, die Anker wurden aufgezogen und fort gings, die graue Elbe hinunter. Das prächtige Herbstwetter der letzten Wochen war vorüber, in der Nordsee wars stürmisch und neblig und so blieb's für die nächste Zeit, mit geringer Abwechslung bis zu den Azoren, in deren Nähe wir einen derben Sturm erlebten. Neptiui schien mit seinen Opfern noch nicht zufrieden zu sein und schüttelte uns kräftig durch. Auf diesen weniger komfortablen, aber desto gemüt- licheren Schiffen der Hamburg -Westindien -Fahrt der großen H.-A.-P.-A.-G. schließen sich die Fahrtgenossen bald enger an einander an, mit Kapitän und Offizieren bildet alles eine Familie und so kommt man in angenehmem Verkehr über die Ozeanfahrt hinweg. Jenseits der Azoren, als wir in südlichere Breiten kamen, wurde es immer angenehmer und wärmer, man verbrachte den ganzen Tag auf Deck und Die Gartenwelt. IX, 13 erfreute sieh angeneliraer Ruhe nach den angesti-engten Tagen der Reisevorbereitungen, trieb noch etwas Spanisch, ließ sich vnii erfahrenen Troijenvvanderern gute Ratschläge geben oder — und das war die Hauptsache — genoß in vollen Zügen jene eigenartige Schönheit, die das Meer im stets wechselnden Spiel seiner Wellen und seiner Bewohner darbietet. An einem Sonntagmorgen passierten wir den Wendekreis, zwei Tage später kam St. Thomas in Sicht, ich war in den Tropen, der Wunsch, den ich mein Leben lang gehegt, war erfüllt. St. Thomas ist eine dänische Besitzung, sein Hafen ist einer der besten der Welt. Die Hafenstadt Charlotte Amalie ist %uf drei Hügeln erbaut und bietet mit ihren hübschen weißen Häusern und roten Dächern, die zwischen Palmen imd großen Kakteen hervorlugen, dem Ankommenden ein freundliches Willkommen in der neuen Welt. Der gnte Ein- druck bleibt auch, wenn man die Stadt betritt, denn sie ist auch in ihrem Innern recht freundlich und sauber. Die Bevölkerung besteht zumeist aus Negern in bunter Kleidung nach euro- päischem Muster. In aufdringlicher Weise gucken sie die ankommenden Fremden an und offerieren zum Teil mit lautem Geschrei ihre Dienste. Die Vegetation ist für ein Trnpeneiland sehr dürftig zu nennen und dennoch machen die mächtigen Phoenix und Oreodoxa, die riesigen Cereen und Opimtien, die farben- prächtigen Acalyphen und Hihwcus auf den von Europa Kommenden einen tiefen Eindruck ; man verkennt nicht, daß man die Tropen betreten hat. Meine AVisicht war, mich einige Tage hier aufzuhalten, die Kakteenflora mir genau anzusehen, Melocaclus zu sammeln und die Mangroven zu besuchen. Aber das Interkolonialboot des Royal Mail Service, welches mich nach Dominica ti-agen sollte, die schmucke „Solent", lag schon im Hafen zur Abfahrt für denselben Nachmittag bereit; hätte ich ihre Abfahrt verpaßt, so hätte ich 14 Tage auf das nächste Boot warten müssen. Ich beeilte mich drum, mii- einen guten Platz zu belegen, in der Hoffnung, Mangroven- Sümpfe und Melocactus weiter südlich auch noch zu finden, was sich denn auch später erfüllte. Auf dem schönen und komfortablen Dampfer ging es dann weiter südlich, an St. Kitts und Nevis vorbei, kleinen smaragdgrünen Eilanden im tiefblauen, caribischen Meer. Wii- nahmen jeweils nur kurzen Aufenthalt, um Passagiere rmd Post auszuwechseln. In Antigua war ein Aufenthalt von einigen Stunden vor- gesehen, den ich benützte, um mir die Insel etwas näher anzusehen. Sie ist relativ flach und trocken ; Zuckerrohr und Ananas sind die Hauptkulturpflanzen. Der botanische Garten in St. John, dem Hauptorte, ist nur klein: ohne irgend ein System sind in ihm eine Anzalü tropischer Pflanzen zusammen- gestellt, an denen allerdings ob ihrer üppigen Entwicklung das Auge des europäischen Gärtners seine Freude haben kann. Donnerstag, den 22. Oktober, mittags, kamen wir vor Roseau auf Dominica an. womit ic)i mein erstes eigentliches Reiseziel erreichte. Dominica bietet sieh dem Auge des Ankommenden als ein sehr bergiges, beti'ächtlich hohes, dicht bewaldetes Eiland dar, das von zahlreichen Wasserläufen zerklüftet ist. Die Hafenstadt Roseau. an der südwestlichen Ecke der Insel gelegen, hat etwa 3000 Einwohner, meistens Neger, wohl nur etwas mehr als 100 weiße Bewohner. Aus französischer Zeit (Dominica war bis 179G französischer Besitz) stammt die verhältnismäßig große katholische Kirche sowie einige größere Bauten, aus späterer englischer Zeit der Bau des Hospitals, der englischen Kirche und ganz neuerdings die Anlage einiger Brücken und guter Sti'aßen. Das Städtchen besteht zumeist aus Holzhäusern, die an graden, rechtwinklig sich schneidenden Straßen stehen. Abbildung auf der Titelseite. Die Behausungen der farbigen Eingeborenen entbehren natürlich verschiedener Abteilungen und der Glasfenster. Durch die beim Bau belassenen Öffnungen strömt ungehindert frische Luft ein, was sehr nötig und zweckdienlich ist; wenn es regnet werden die Läden geschlossen. Des sich stauenden Regenwassers wegen stehen sämtliche Häuser sehr hoch auf Balken.stelzen oder Steinen. Wünscht jemand mal umzu- ziehen, so zieht er mit seinem Hause nach einer anderen Straße, ohne es erst abzubrechen, und hilfreich stehen ihm die Nach- barn und guten Freunde dabei zur Seite. Das Klima von Roseau und der tiefer gelegenen Teile von Dominica ist feucht und warm ; die Temperatur bewegt sich zwischen 22 bis 32 Grad Celsius im Schatten. In den höher gelegenen Teilen der Insel ist es natürlich kühler und feuchter. In diesen Teilen beträgt die jährliche Regenmenge etwa 27., — 3 m, während sie in den Bergtälern bedeutend hölier ist, so z. B. in Laudat etwa doppelt so hoch als in Roseau. Der Boden ist vulkanischen Ursprungs, sehr locker und fruchtbar und so kann man sich die ungemein üppige und frische Vegetation dieser herrlichen Insel erklären. Während man in den Niederungen mit dem besten Erfolge Kakao zieht, kultiviert man höher hinauf Zitronen f Citrus Limonitm) und Orangen (Citrus aurantium) in größerer Menge und sind die Früchte wegen ihres Aromas auf dem New -Torker resp. Londoner Markte hoch geschätzt. Zucker wurde früher viel kultiviert, ebenso Kaffee, man ist davon abgegangen; für Ananas ist es meistens zu feucht. Man kann das Klima Dominicas gesund nennen; Sümpfe fehlen fast ganz, somit auch Malariaherde. Das in We.st- indien, sowie Süd- und IMittelamerika so gefürchtete gelbe Fieber kommt hier nicht vor. Günstig soll das milde Klima sein für Lungenkranke, für Hautkranke könnten sich die zalilreichen heißen Quellen, meistens stark schwefelhaltig, sehr nützlich erweisen. In früheren Jahren war die Insel stark vernachlässigt, neuerdings tut man viel für sie und manche jungen Pflanzer ringen dem Urwalde eine neue Heimstätte mit gutem Erfolge ab. Die englische Regierung unterstützt diese Arbeiten durch Wegebauten und Lieferung billigen, guten Pflanzenmaterials. Vor ca. 13 Jahren ist nämlich bei Roseau eine botanische Station eingerichtet worden, welche die verschiedensten Sorten der in Betracht kommenden Kulturpflanzen erpi-obt, die sich bewährenden in Massen heran- zieht, und luiter Selbstkostenpreis an die Pflanzer abgibt. So wurden im Jahre 1902 über 60000 Pflänzlinge abgegeben. Der Kurator dieses praktisch angelegten und schön gehaltenen kleinen botanischen Gartens, Mr. Jones, hat auch sein Areal dem Urwalde abgerungen, weiß so, was Not tut und wie es gemacht werden muß und ist der beste Instruktor für die Verhältnisse des Landes, den man sich denken kann. Als eliemaliger Kewenser versteht er es alier auch, schöne Pflanzen neben den nützlichen zu ziehen und die wenigen weißen Besucher zu orfreuen durch schiino Schmuckbeete von Aciili//il'i( lus/iidii ismii/ir/iiiKil . ii/usiiini und obovaia, Allaill,u„hi. 'flnnilnnin, li-intsn. I :,.u,i.,n,r,ll,„. Ixora, Croton etc. Wie iii'pig entwickelt ^i.•h ull.'s 111 dem jiing-fi-äidichen Boden, welche Farbenglulen werden durch tlie Tropensonne hervorgerufen! Es fehlt nicht eine Menge der besten und seltensten Palmen in zwar nocli jungen, aber schönen Exem- IX, 13 Die Gartenwelt. 147 plaren und an die europäische Gartenkultur erinnert ein sorgfältig gepflegter, dnnifindot, rasch Aus dem botanischen Garten von Roseau. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. eruiattet und meistens die Wanderung, sofern man nicht recht hoch ist oder besonders schattig geht, nach halb elf Uhr auf- gibt, tim bis nach zwei Uhr zu rasten. Die Dunkelheit bricht bekanntlich nach sechs Uhr sehr schnell, fast ohne eigentliche Dämmerung herein und man ist dann gerne an der nächtlichen Ruhestätte. Ich habe auf Dominica und auch meistens auf Trinidad stets irgendwo ein, wenn auch oft sehr primitives Dach gefunden, wohin ich stets zurückkehrte, meine Sammlungen besorgte, und von wo aus ich in den ver- schiedensten Richtungen meine Exkursionen machte. Bald nachdem man Roseau verläßt, steigt der Weg be- trächtlich an. Hier und da passieren wir Kokospalmen oder die noch mehr imponierende mächtige Kohlpalme (Oreodoxa oleracea), die auf wuchtigem glattem Säulenstamme ihre gefiederten Blätter trägt. Haine und Gruppen von Bananen sehen wir hier und dort als Fnichtbäume, ebenso Mangifera indica, die Mangos mit ihrem dunkelgrünen Laube, den Brot- fruchtbaum, Artocarpus incisa, die Clavijas, Carica Papaya, imd einen alten Calebassenbatun, Crescentia Cujete. Yams (Dioscwea sativa), Bataten (Batatas edulis) und Manihot (Manihot uülissima Pohl.) sind als Gemüsepflanzen angebaut; als Unkräuter sehen wir zwischen Gräsern ilimosa imdica und ähnlich unserm Bilsenkraute mit Vorliebe auf Schutt, Heliolropiuin indicum, sowie Stachytarpheia giiyanensis. Dann passieren wir wohlgepflegte Kakaopflanzungen, in denen es nichts besonderes zu sehen gibt, und dann end- lich kommen wir mehr in die Unkultur und in was für eine! Riesige Urwaldbäume, deren Blätter und Blüten wir ntir mit dem Fernglase betrachten können, dominieren, dazwischen kleinere Bäume und Sträucher, dann wieder breitblättrige Die Gartenwelt. IX, 13 Scitamineen (Heliconien) , Aroideen (Anthtirien) ; auf den Zweigen, an lierabhängenden Lianen, ja an den Luft- wurzeln der Araceen, Epipliyten aus verschiedenen Familien, eine solche Fülle des herrlichsten Pflanzenmaterials, daß man sich eine ganze Weile sammeln muß, um in diesem Gewirr sich zurecht zu finden und einige Einzelheiten genauer zu unterscheiden, womöglich zu identifizieren. Da kommt eine Lichtung; in der Ferne, schon zu unsern Füßen, liegt Roseau, dahinter die tiefblaue caribische See, einige farbenprächtige Kolibris umschwiiTen die Gostusblüten zu imserer Linken — das ist ein Tropenbild — wie es zu schauen so selten vergönnt ist und das zu erstreben es wohl des Schweißes lohnt. Weiter seilen wir an den Stämmen größerer Bäume klimmende Cmiudovica Plumieri bis etwa 20 cm lioch, am Eande eines Gebüsches gewahren wir eine prächtige strauchige Begonia [Begonia dominicetisis), eine feine Ersclieinung mit dunkel- roten Blütenstielen und ebensolchen Blumen. Eine Alsophila- Art gewahren wir, dort eine Cyathea mit dunkelbraunem Stamme und etwas weiter einen anderen Farn mit kurzem dickem Stamme und über zwei Meter langen violett schillernden AVedeln: Cyathea Tussacü. An einer lichteren Stelle am Wege zwischen Gräsern blüht in zierlichen reichblütigen weißen Eispen eine kleine krautige Melastomaeee. Wäre sie zu dieser Zeit, Ende Oktober, zu mehreren in Töpfen in einem Glashause der Heimat, gewißlich würden sie Freunde zier- licher Pflanzen gerne sehen. Ich bin so glücklich, einige reife Samen zu finden und hebe sie sorgfältig auf, um später einmal, wenn es gut geht, eine Erinnerung an diesen Weg zu haben. Auch von den vorhin gesehenen Baumfarnen und den hier sich zeigenden Hemüelia wird eine Anzahl die Reise über den Atlantic machen müssen, um vielleicht daheim unsere Glashäuser zu zieren. So geht es immer höher hinauf; wir überschreiten ein kleines Rinnsal mit erfrischend külüem klarem Bergwasser und sehen bald rechts abzweigend einen Weg. Einige hundert Schritte weiter erblicken wir auf einer dem Urwalde s. Z. abgerungenen Berg- wiese das erste Ziel unserer Wanderiuig, das aus wenigen Hütten bestehende Örtchen Laudat. In der Wohnung unseres Führers machen wir es uns bequem für die nächsten Tage, um also später die Umgebung etwas genauer anzusehen. An diesen licliter gestellten Bäumen hatten die Epiphyten auch weiter nach unten hin Platz genommen und gaben so Gelegenheit, sie etwas näher und genauer, als es durch das Fei'nglas möglich war, zu betrachten. Welch treibender Faktor das Licht für die Pflanzenwelt ist, kann man im Tropenwalde so recht an der Epiphytenflora beobachten. Wo ein lichteres Plätzchen ist, haben sich die verschiedensten Individuen angesiedelt und ihr Leibesaufbau zeigt oft die interessantesten Anpassungen an die jeweiligen Verhältnisse. So weisen zahlreiche Vertreter der Pteridophyten (Lyco- podium, rolypodiimi-Arten), Aroideen {Anthurii an -Arten) Orcliideen (Pleurotluillis, Odomeria, Stelis, Epideiidrum, Iso- chilus), Piperaceen (Pcpnroiiiia), Gesneriaceen (Coluninea), eine starke Verminderung der Blattflächen und eine selu- starke, dicke Blattma.sse auf, stellenweise auch eine starke Behaarung, um die von der Rinde ihrer Unterlage so schnell abfließenden Wässer festhalten zu können. Höchst interessant ist es dabei, besonders an den Lycopodien zu beobachten, daß Exemplare einer Species, je nachdem sie an sonnigen oder schattigem Platze gewachsen sind, ihre äußere Erscheinung wechseln. Epiphyten anderer Art, die mit dem einen Teile ihrer Wurzeln den hohen Standpunkt am Lichte behaupten, mit dem anderen aus dem Erdboden ihre Nahrung auf- nahmen, wie Carhulovica-, Anthuriuvi- und ri/ilinli'iidroii- Arten, zeigen diese Anpassung in ihren Laubmasson nicht, sie sind breit imd üppig, haben wenig wasserhaltige Gewebe. Aber die Wurzeln sind differenziert, sowohl im inneren Bau als in ihrem Verhalten. Die Kraftwurzeln wenden sich vom Lichte weg, dringen in die Rindenspalten ein und schmiegen sich dem Leibe der Wirtspflanze an, während die Nähr- wurzeln dem Erdboden zustreben, siiezifi.seh geotropisch erscheinen. Andere wiederum, einige Anthurien und Asplcnien, haben trichterförmig gestellte breite Blätter und nestartige Wurzelkörper, womit sie die humosen Zersetzungsprodukte festhalten und daraus die zum Lebensunterhalt nötigen Nahrung.s- stoffe aufnehmen. Nur wenige Wurzeln dienen als Haft- organe, aber sie sind so fest, daß die oft n'iehr als '/., m im Durchmesser haltenden Pflanzen an den Luftwurzeln von Glusien- oder FiciLs -Arten sich halten. Die größeren Brome- liaceen, Aechmea und Tülandsia hier oder Brocchinien in höheren Lagen, halten am Grunde der Blattrichter verhältnis- mäßig große Wassermengen, in denen Humusteile und kleine Tierleiber verfaulen und die befähigt sind, durch kleine schildföi-migo Schuppen diese nährstoffhaltigen Lösungen direkt aufzunehmen. Die Wurzeln dieser Pflanzen sind hier nur Haftorgane. Dahlien. „Mikado" und „Havel", zwei neue Edeldalilicii. Da (Hierxu xicei Abbildungen.) /ahlien- Sämlinge werden bekanntlich da am schönsten, wo sie geboren sind und die beigegebene Abbildung einer Blume von „Mikado'-\ welche ich als die „Chrysanthemum -Dahlie'- in diesem Jahre in den Handel gab, kommt in ihrer Schönheit noch lange niclit den Blumen gleich, wie ich solche während zweier .Tahre bei dem Züchter beobachten konnte: denn bekanntlich haben wir in Berlin sehr dürftigen und leichten Boden, während bei dem Züchter dieser Neuheit, Herrn W. Tölkhaus in Broxten, ein üppiger, humus- reicher und vor allen Dingen tiefgründiger Boden vorhanden ist. Trotz unseres ungünstigen Bodens und des noch viel ungünstigeren letzten Sommers hat sich „Mikado" dennoch als ein prächtiger Wachser bei mir bewährt; stets haben die Blumen einen vorzüglichen langen Stiel, doch brauchen sie eine geraume Zeit, ehe sie sich in ihren vielen, feinen, langen Fetalen gänzlich entfaltet haben. Die Tatsache, daß eine schöne Chiysanthemum- Schaublume an Formenschönheit nicht schöner sein kann als „iÄarfo", gab mir die Veranlassung dieser Züchtung den Beinamen „Chrysanthemum-Dahlie" zu geben und wenn ich noch maßgebende Urteile dazu anführen darf, so waren die Mitglieder des Voi'standes und Ausschusses der Deutschen Dahlien-Gesellschaft in ihrem Urteile einig, daß diese Dahhenneuheit das Formenvollendetste im Edeldahlien-Gebiete sei, was wir bis heute besitzen. Die Farbe ist ein tiefes Ponceaurot, oder vielleicht verständlicher ausgedrückt, glänzend dunkelkirechrot. Aber leider habe ich, wie das uns Gärtnern so oft passiert, auch diese Züchtung bei noch zu geringen Beständen ein Jahr zu früh dem Handel übergeben und trotz hohen Pflanzenpreiscs ein Drittel der Aufträge nicht ausführen können, aber ich hoffe für das kommende Jahr gerüstet zu sein, um allen an mich herantretenden Aufträgen auf Pflanzen genügen zu können, die vielleicht zahlreich werden, zumal sich „.l/?>arfo" auf der Düsseldorfer Ausstellung sehr viele Freunde erwarb. Die Sorte „flaj'ei", Abb. S. 150, ist eine neue seerosenförmige Züch- tung. Hat sicli die frühere Tölkhaussche Züchtung „Nymphaca" in ihre'' eigenartigen Seerosenform schon viele Freunde erworben, so bin ich überzeugt, daß diese Neuzüchtung „Havel", welche ich ab Mai 190.') dem Handel übergebe, überall gut aufgenommen werden wird. IX. 13 Die Gartenwelt. 149 Nachschrift der Redaktion. Wii bostätiguti ilio Auffassung des Einsenders der vorstehenden Notiz. riMT Sie liat den Vorzug vor „Nyryiphaea'-\ daß sie vor allen Dingen, das zeigt ja die Abbildung zur Genüge, langstielig ist und nicht so sehr im Laube blüht wie jene, sondern ihre Blütenstiele weit über der leichtgebauten Pflanze trügt. Bei vorzüglicher Haltung ist die Farbe der Blüten ein an- genehmer Lachston, während die Mitte lebhafter hervorschimmert- Auch in der Form ist ,,Eavel-' schöner als ^^NyinphaecC-K Die Blumenblätter sind breit, an den Enden etwas gewellt und oben scharf zugespitzt. Die Blumenstiele sind schwarz und werden, wie schon bemerkt, außerordentlich lang und da sich die Züchtung selbst im letzten ungünstigen Dahliensonimer als reichblütig zeigte, so wird ihr wohl in normalen Jahren dieser Vorzug noch viel mehr eigen sein. Heinrich Kohlmannslehner. Dahlienveredlung. In seinem Artikel Einiges über Dahlien in Nu. 7 ds. .Jahrgangs erwähnt Herr Beuß auf Seite 82 auch einen Artikel von mir im siebenten Jahrgang Seite 245 nebst Nachschrift der Redaktion. Das von mir empfohlene Veredeln der Dahlien bezweckt etwas ganz anderes als eine „Massenvermehruug und Bombengeschäft, unbekümmert auf Erhaltung der Eigenart und vollen Schönheit der Sorte". Die Redaktion gebrauchte iu ihrer Nachschrift zu meinem Artikel die voren\'ähnten Ausdrücke in einem ganz anderen Sinne als sie Herr Beuß ihnen unterlegt. Unter Massen Ver- mehrung kann bei Dahlien nur die Vermehrung durch kraut- artige Stecklinge ver,standen werden. Georg Blau. Pflanzendüngung. die Verwendung der Düiigersalze lind konzentrierten Dünger, VY er sich auch nur mit einigem Erfolg im Garten- liau betätigt, wird heutzutage mit fragen über Kunstdünger überlaufen, fast noch mehr, als von jeher über das Wasserquantum, welches diese oder jene Pflanze bedarf. Ich werde dieses unerschöpf- liche Thema daher einmal an einigen Beispielen behandeln. Allgemein gültige Rezepte gibt es allerdings nicht; jede Nutzanwendung ist von Vorbedingungen abhängig. Nur eins bleibt die Basis für jede Düngerlehre auch heute noch: Die Dung-Kom- post-Düngung bildet die Grundlage jeder rationellen AVirtschaft. Das kannten imsere Voreltern auch sclion, und dem Pächter, welcher vor Ablauf der Pacht mergelte und kalkte, wurde scharf auf die Finger gesehen, ob dem erhöhten Ertrage auch die folgende Stall- düngung entsprach; denn ein ausgemergelter Boden geht im Pachtertrage zurück! Jetzt wird unser Boden mit hundert anderen Mitteln ausgemergelt, um so mehr muß vor solcher Kultur überall da, wo sie in Raubbau aus- artet, gewarnt werden; denn es gibt keine Kultur, die dauernd auf Kunstdünger be- gründet werden kann. Ein s.Z. gut gekannter Meister des Gartenbaus — zu Hause war er Vege- tarier — wollte den Kuhdünger als Gift verdammen und keinen auf Kuhdünger gewachsenen Kohlkopf speisen ; allerhand Steinmehle mußten Ersatz liefern ; aber der Kohlkopf wurde zum Steinkopf und das System versagte auf die Dauer. Der ganz außerordentliche Wert der konzentrierten Dünger besteht, wie bei der Ausmergelung, in der Aus- nutzung des Bodens, Beschleunigung, Vermehrung, Ver- besserung der Ernten. Intensivster Betrieb ist ohne Kunst- dünger nicht möglich. Aber nur durch rationelle An- wendung der Hilfsmittel, welche uns in den konzen- trierten Düngemitteln zur Verfügung stehen, gelangen wir zu schnelleren, doppelten und besseren Ernten, wenn wir es ver- stehen, dieselben richtig und rechtzeitig anzuwenden. Hier- für einige Beispiele. Im Chilisalpeter und schwefelsauren Ammoniak haben wir ganz vorzügliche Mittel, Neupflanzungen von Ge- müsen, Blumen, jungen Gehölzen, Stauden etc. schnell zur Weiterentwickelung zu bringen. Das Verpflanzen ruft eine Störung hervor, die aber durch Vermehrung des Wurzcl- vermögens .si)äter wieder ausgeglichen wird. Wenn nmi etwa 8 Tage nach der Pflanzung die Neubildung von Wurzeln kräftig eingesetzt hat, wirkt eine ganz schwache Auf- lösung von oben genannten Salzen im Gießwasser (1 Kilo- gramm auf 40 bis 50 Liter) auf eine rapide Entwickelung der Setzlinge, wodurch 2 bis 4WochenKult urzeitgewonnen wird. Wurzel- wie Blattbildung werden durch schnellere Die Gartenwelt. IX, 13 Nutzbarmacliung der im Boden enthaltenen Ncährstoffe ge- fördert. Der -weitere Erfolg hängt davon ab, ob der Boden den erhöhten Ansprüchen der schnell angeregten Pflanze entspricht, ob die Pflanze die anderweitigen Nährstoffe mit den schnell und weitausgreifenden Wurzeln vorfindet. Boden ohne gut verteilten Stalldung wird wohl etwas geileres, aber kein kräftiges Wachstum zeitigen; das Endresultat wird meist geringer ausfallen, als ohne Nachhilfe mit Salzen. Diese einfaclie und in der Wirkung klare und charakteris- tische Anwendung von Düngesalzen ist geeignet, in das Wesen der Hilfsdüngemittel einzuführen; aber nichts mehr. Während genannte Stickstoffzufuhr, eventl. einmal wieder- holt, durch keine andere Jauchemischung ersetzt werden kann, handelt es sich später, wenn durch weitere Aus- beutung des Bodens ein intensivstes Kulturverfahren verfolgt werden soll, um Nachhilfe im Ausbau der in ihren An- spriichen sehr verschieden veranlagten Pflanzen. Da bleiben selbst dem erfahrensten Kultivateur Ai-beit und Beobachtungen nicht erspart ; er muß seinen Boden und sein Kultur-Material beobachten, studieren. Für vorwiegende Blattent- wickelung (Blattgemüse, Blatt- pflanzengruppen) ist Düngung mit Jauche, welcher pro 100 1 3 bis 5 Kilogramm Guano zu- gesetzt ist, in den meisten Fällen das beste. Unter Jauche ver- stehe ich ganz allgemein in erster Linie Kuhdung in Wasser gelöst in dem Verhältnis 1:15 bis 20. Aber auch entsprechende Verdünnungen aus dem Abfluß von Dunghaufen und Abtritt sind nicht zu verachten. Für Knollengewächse (Stau- den, Sommerblumen, auch Wur- zelgemüse) ist eine stickstoff- i-eiche Düngung zu vermeiden; Knochenmehl in Wasser aus- gelaugt (3 : 100) erweist sich meist als eine vorzügliche Nach- düngung. Wurzelgemüse sind allerdings kurz nach Aufgang der Saat oder nach der Aus- pflanzung mit schwachen Lö- sungen von Chilisalpeter zu be- leben. Charakteristisch im Er- folg für die SellerieKultur ist eine starke Düngung mit Holz- asche vor der Pflanzimg; Chili- salpeter nach der Pflanzung und Knochenmehljauche vor der Periode derKnollenbildung, nach- dem die erste Knollenbildung umputzt, und wiederholt, nach- dem das Kraut im September niedergetreten ist. Vorbedingung für den Erfolg der Hilfsdüngung ist auch hier ein kräftiger Dung- Humus-Bestand. Bekannt ist, daß alle Hülsenfrüchte in der Blüte bez. dem Ertrage durch Stickstoffdüngung beeinträchtigt werden; hier ist ohne Stall- und Jauche-Düngung eine Kali-Pliosphatgabe angebracht, also ist Kainit und Thomasschlacke in erster Linie am Platze. Man mache die Probe mit wohlriechenden Wicken (Lathyriis odoratus) auf Blumenbeeten ; man wundere sich aber nicht, wenn ein gleicher Versuch auf demselben Beet im zweiten Jahre voll- ständig mißglückt! Auch hier muß eine volle Stalldüngung mit anderer Kultur dazwischen treten, wenu die Sonder- düngung mit der Sonderkultur einen vollen Erfolg zeitigen soll. Betrachten wir mm in kurzen Zügen die einem re- gulären Wechselbetriebe angeioaßte Düngung im Gemüse- garten: 1. Bei 3 jährigem Turnus: 1. .labr: Vulle oder doppelte Stallmist-Herbbtdünguuy für Kraut- und Blattgemüse, Lauch etc. -. Jiibr; Kompost-Herbstdüagung, eveutl. mit Kalk-Zugabe für Wurzel- und KnoUen-Gemüse, Sellerie, Zwiebeln, Gurküugewäohse. 'i. Jabr: Kainit-Thomas-AA'iutordüugungfürHülsenfrüohteete. 2. Bei 5 jährigem Turnus: 1. Jabr: VoUeStallmist-Herbst- düngung für gevröhnliobe Koblgewäcbse, Sellerie, Spinat, Mangold etc. 2. Jabr: Kompost - Kalkdüng- ung für Wurzeln, Knol- len, Eüben etc. 3. Jahr: Doppelte Stallmist- Herbstdüngung für fein- ste Kohlgewächse, Lauch, Bleichsellcrie etc. 4. Jabr: Ohne Düngung, wenn es sich vorwiegend um Frühkartoffeln und Zwie- beln bandelt; mit Jauchedünguug für Gurkengewächse, Arti- schocken, Salat, Endivien etc. 5. Jabr: Kainit - Thomas-Win- terdüngung für Hülsen- früchte, Zuokermais (Ku- kuruz), Gewürzsamen etc. Das klingt höchst einfach und docli wird gegen solche erste Grundgedanken viel und oft verstoßen. Abänderungen im Grundplan werden natürlich durch die Verliältnisse bedingt; so ist die Kalkdüngung ganz vom Inhalt des Bodens abhängig; überhaupt wird man nun erst im Rahmen eines solchen Planes seine Erfahrungen und Beob- achtungen spielen lassen, Zu den vollkommensten Produkten in Quantität und Qualität ge- langt man erst durch ent- sprechondeHilfsdüngemittel, welche meist in flüssiger Y 0 r m gegeben werden ; da muß manseinekon zentrierten Dünger und Salze kennen, lun sie in anfangs angedeutetem IX, 13 Die Gartenwelt. 151 Sinne voll ausnutzen zu können. Um auch, wo es angebracht ist, nach Möglichkeit billig zu wirt- schaften, beschränke man sich auf gut bekannte und garantierte Original - Pro- dukte wie Peru - Guano, Thomasschlacke, Schwefel- saures Kali, Kainit, Chili- salpeter, schwefelsaures Ammoniak, Knochennield, Ilornsiiäue, Gips, Kalk (ge- mahlenen für leichte, ge- brannten für schweren' Bodenarten), man vernieidr dagegen alle Heureka, Ideal, K. P. D., X. P. und andere Nonplusultra -Dünger, dif zwar selten schaden, im Gegenteil auch ihre Wir- kung äußern, aber stets zu teuer sind. — Wer aber nun noch glauben sollte, es käme bei dem Generalplan fiu' den Betrieb im Gemüsegarten garnielit darauf an, in welchem Jahr- gang z. B. Kainit verwendet werde, den verweise ich auf den rohen Geschmacic der Blattgemüse und auf den bekannteren seifigen Geschmack der Kartoffeln. unter welch letzteren weib' Bevölkerungsschichten jetzt zu leiden haben, weil es ja so bequem, billig und ra- tionell erscheint, die Kali- pflanze „Kartoffel" auf Kainit-Diät zu setzen. Nun zu einer anderen Kultur. Bekannt ist, daß ein guter Rasen zu den kostspieligeren Vergnügen des Garten- besitzers gehört. Leider ist durch billige Kunstdünger daran nichts zu ändern. Vorbedingung ist eine sorgfältige zweispaten- stichtiefe Durcharbeitung des Bodens mit gründlich ver- rottetem S t a 1 1 d u n g. Nach dem ersten oder zweiten Schnitt — man wartet feuchtes Wetter ab — wirkt eine schwache Kopfdüngung mit C h ili salpe ter, 1 Kilogramm pro lOÜ qm., außerordentlich günstig auf Wuchs luul Färbung des Rasens. Diese Wirkung hält an, wenn die Graspflanze im Boden den nötigen Nährstoff findet; sonst ist selbst durch Bewässerung kaum ein Verbrennen abzuwenden, weim mal 14 Tage Dürre eintritt. Für besseren Rasen gibt es für die Folge kein anderes Rezept als alljährliche Kopfdüngmig mit gut verkompostiertem Stalldung über Winter, und Nacli- hilfen mit Amraoniak-Superpho s phat im Sommer, weini und Chaussee- Kehricht, dem nach Bedarf Kalk zugesetzt werden kann, etwa 50 kg Kalk pro cbm solchen Kompostes, welcher für 2 bis 3 Ar eine guteDüngung gibt. Daß durch Kainit- Tho- mas der Kleewuchs im Rasen außerordentlich ge- fördert wird, ist hier noch zu betonen; sehr vorteil- liaft für den Nutz-R;ison — Wiese — , sehr unpassend für feinen Rasen; daher ist dieser Kunstdünger im letzten Falle ganz auszu- schalten, auch Kalk ist ina- in dringenden Fällen zu ver- abreichen. Im übrigen bleibt die Lehre bestehen: Wer auf kalkhungrigem Boden nach Kainit den Kalk vergißt und wer nach und vor Kalk oder Merger den Stalldung spart, der wirtschaftet bergab. Das gilt für fast alle Kulturen mehr oder weniger; man wird aber hier wie überall Dünger- folge, ihre Wirkung, be- sondere Einflüsse, Nach- hilfen für Spezialfälle be- obachten und zu ergründen suchen, um dadurch seinen Grundplan zu koi-rigieren. Die zuletzt in den Vordei'grund geschobene Kalkdüngung ist be- sonders für Obstkultur, auf welclie ich noch kurz hinweisen will, von größter Bedeutung. Sciion bei der Pflanzung bereichert man den Beden, auch wenn er nachweislich einen kleinen Kalkgehalt zu ver- zeichnen liat, mit Kalk; selbst Kainit, Thomasscldackc, zer- kleinerte Knochen, grobe Hornspäne und andere Abfälle werden mit Dung und Erde gemischt, der Pflanzgrube ein- verleibt; aber wohl gemerkt, nichts davon kommt in den Bereich der Wurzelkrone; der ersten Wurzel- bildung schadet jede Berührung mit konzentriertem Dünger. Direkt an die WurzeUfrone kommen einige Hände voll Torfstreu und in die nächste Umgebung mit Erde ge- mischter vollkommen verrotteter S t a 1 1 d u n g. Sobald die erste Knospenentfaltung auf erfolgte Wurzelbildung schließen läßt, erhält der Baum einen Dungguß von auf- gelösten Kuhfladen mit einem kleinen Zusatz von Cliili- salpeter. Bei gesundem Pflanzmaterial gibt diese Pflanzmethode Rasen- oder Wiesenflächen ist dagegen in dreijährigem Turnus]^' nicht allein volle Garantie füi- das Anwachsen sondern auch mit Dungkompost, Kainit-Thomas und Jauche zu für einen normalen Holztrieb im ersten Jahr nacli wechseln; in Ermangelung der letzteren greift man auch mal x, der Pflanzung, wenn richtig geschnitten wurde. Die zum gewöhnlichen Gartenkompost gemischt mit Straßen-^üppige AVurzelbildung greift bald aus bis in die Vorräte des Die Gartenwelt. IX, 13 Untergrundes und nun kommt eine rationelle Weiterdüngung an die Reilie. Man wird auch bei kräftigem Holztrieb auf D u n g d e o k e im Winter nicht verzichten dürfen. Aber schon im dritten Winter kann unter normalen Verhältnissen eine Kaini t-Tho m asdüngung bei langem Schnitt auf die Infruchtsetzung hinwirken; dieser muß im folgenden Jahre eine Korapost-Kalkdüngtuig, die untergegraben wird, folgen. So setzt ein Wechsel ein. Bei nachlassendem Trieb wird eine ergiebige Stick st off düngung in der Form von Jauche zur B'rühjaiirszeit mithelfen müssen; bei übermäßigem Holztrieb wird StickstoffdOng>ing auch in der Form von Jauche und Stallmist beschränkt oder ganz ausgesetzt, um so mehr aber Kaliphosphat gegeben eventl. im Wechsel mit der Kompost-Kalk düngung. Später greift man zur L 0 c h d ü n g u n g mit Hilto eines schweren Locheisens ; hier verwendet man wieder flüssigen Dung, den man je nach Art und Entwickelung des Baumes in milderer oder strengerer Form gibt und füllt die Löcher nach mit Kom- ]) 0 s t , dem man nach Bedarf gemahlenen Kalk, Kainit, Thomas-, Knochenmehl oder dergl. untermischt hat. Einige Hauptregeln zum Schluß. 1. Kulidünger ist die mildeste Form der Pfianzennahrung besonders in flüssiger Form, selbst für kranke Pflanzen geeignet. 2. Alle anderen Stalldünger, besonders die wertvollen Geflügeldünger sind gut verkompostiert am vorteilhaftesten zu verwenden. 3. Konzentrierte Dünger passen für Pflanzen mit krank- haften Neigungen nicht, am allerwenigsten Salze. 4. Selbst gesunde Pflanzen, die sich erfahrungsgemäß leicht den Magen verderben, sind unbedingt mit Salzen zu verschonen. 5. Je konzentrierter der Diuiger, desto sparsamer seine Verwendung; dafür sind Wiederholungen angebracht. 6. Für alle Salze gelte dem vorsichtigen Kultivateur pro Ar 1 Kilogramm, das macht pro tpn, den ein junger Baum einnimmt, 10 g; dieser Satz kann unter normalen Verhält- nissen verdoppelt, bei Kainit im Winter auf 60 — 80 g er- höht werden. 7. Ist eine Pflanze dem Hunger verfallen, so ist mit den mildesten Düugerformen in kräftigen und wiederholten Gaben zu beginnen; erst nach wahrnehmbaren Erfolgen sind Nachhilfen mit konzentrierten Düngemitteln gestattet. 8. Jedes Düngesalz läßt die Tätigkeit des Bodens bei Mangel an Wasser und Stalldung erstarren. 9. Jede rechtzeitige Nachhilfe und Ergänzung des Stall- dunges durch konzentrierte Dünger verdoppelt die Ernten. 10. Ein Normal -Quantum Düngersalz bedingt eine dopi)elte Stalldüngung. Wie jegliche Verrichtung in der Pflanzen-Pflege, so birgt besonders die Darreichung der Nahrung eine uner- schöpfliche Quelle anregender Arbeit, durch Versuch imd Be- obachtung gewürzt, durch Erfolg belohnt, wenn man sich nicht auf Abwege verlocken läßt, die aller guten Kultur zu- wider laufen. Karl Koopmann. Neue Pflanzen. Die iit'iio Remontant- Nelke „Mela". {IlicrxH einn Alibüchmxj.) JL/iese prächtige Nelkensorte wurde von dem belcanntm Ni'lkeu- Spuzialisten Carl Schulz, Leipzig-Stotteritz, gezüchtet und mir vom Züchter im Vorjahre zum Ankauf angeboten. Den mir überlassenen Probepflanzen konnte man gleich an- sehen, daß man es hier mit einer außerordentlich wüchsigen und besonders für Topfverkaufszwecke überaus wertvollen Züchtung zu tun habe. Ich stellte im Interesse des Züchters einige Töpfe im Verein zur Beförderung des Gartenbaues aus, mit dem Er- folge, daß dieser Nelken -Neuheit die silberne Medaille zuerkannt wurde. Eine gewisse Scheu vor dem Nelkengeschäft, weil es seinen Haken hat, wenn man es nicht als Spezialität betreibt, hielt mich leider ah, schon damals diese vorzügliche Remontantnelke in den Handel zu bringen. Wenn ich das jetzt tue, so geschieht es, weil ich durch einen ( igenartigen Umstand aufs neue auf diese Züchtung aufmerksam ge- macht worden bin. Von den mir von Herrn C. Schulz überlassenen vorjährigen Mutterpflanzen verkaufte ich nämlich zwei Stück an einen mir befreundeten Kollegen, der auf ,,3/ctri(>ii und (1. rhicniim gedeihen so gut, daß .sie von dorn li.arteii auch auf liii,' X.ifhlmr- Felsen gewandelt sind. Mit Bäumon haben wir dort nur mit Arven {l'imis Cembra) und Bergföhren (Pinns moutana) guten Erfolg gehabt. Lärchen, Tannen und Birken gedeihen nicht in dieser hohen Lage. 5. u. ü. In den Jahren 189.3 bis 1895 wurden in Frankreich wieder zwei Alpengärten angelegt; der eine durch die Sektion Nizza de.s französischen Alpenklubs in den Seealpen, der aber nur drei Jahre bestand und dann einging; der zweite durch die Sektion Beifort de.s.selben Klubs auf dem Ballon d'Alsaoe (1150 m hoch). Der letzte scheint sehr gut zu gedeihen. 7. u. 8. Von 1897 bis 1899 wurden in den graischen Alpen (Piemont) in Italien zwei Gärten angelegt, die als Kinder der Linnaea angesehen werden können; der erste auf dem Col du Petit St. Bernard (die Chanousia), der zweite bei Cour- luayeur (Jardin Henry). Der erste liegt 2200 m hoch und ist jetzt ziemlich vernachlässigt; der zweite, der durch die Botanische (jesellschaft von Ao.sta unterhalten wird, scheint eine bessere Zu- kunft zu haben. 9. In den französischen Pyrenäen wurde im Jahre 1899 beim Observatorium des Pic du Midi (2860 m) der höchst gelegene Garten angelegt, und zwar durch Prof. Marchand, den Direktor des Observatoriums. Diesen Garten habe ich noch nicht gesehen, ich kenne ihn nur durch die Beschreibung des Dr. Marchand. 10. In den Cevennen, aber in der gleichen Zone, befindet sich der botanische alpine Garten, der meiner Ansicht nach der voll- kommenste und wissenschaftlich wertvollste aller ähnlichen Schöpfungen ist. Er wurde durch Prof. Dr. Ch. Flahault von Montpellier ge- gründet und dient Studienzwecken. Herr Prof. Flahault hat dem Kongreß einen sehr interessanten Bericht darüber vorgelegt und uns gezeigt, daß man wirklich Kunst, alpines Leben, Wissenschaft und auch noch Gärtnerei vereinen kann. Die französische Regierung hat ihm geholfen, dort ein fönnliches In.stitut für das Studium der Alpen- pflanzen mit botanischem Garten, Gartenbau, landwirtschaftlichem und Förstereiwesen Versuchsstationen zusammen zu erbauen. Der Garten liegt in der Nähe des Observatoriums de l'Aigoual (1565 ni) und bietet verschiedene Stationen in den Höhen von 200, 600, 800, 900, 10.00, 1100, 1300 und 1500 m; dann wird eine zwischen 1255 und 1360 m Höhe von 7 ha, welche schon seit dem XVI. Jahrhundert durch ihre reiche Flora berühmt ist, als botanischer Garten benützt, und nicht weit davon liegt eine andere Station mit natürlichen Sümpfen und teilweisem Heidebestand, wo Ericaceen, Vaccinien etc. kultiviert werden. Prof. Flahault hat schon mehr als 40 verschiedene Heideerdesträucher dort gepflanzt und teilweise akklimatisiert. Eigentlich sind auf dem Aigoual drei verschiedene und wohl unterscheidbare botanische Gärten in der Ebene bis zum Gipfel des Berges gegründet worden, deren jeder eine Versuchsstation hat. Be- sonders wertvoll sind forstwirtschaftliche und landwirtschaftliche Ver- such.skulturen. Die Forstbeamten sind die Gärtner der Anstalt, und der Direktor, Dr. Flahault, wohnt dort im Sommer. 11. Zu gleicher Zeit wurde ein sehr interessanter Garten in den cottischen Alpen (Pedemonte) gegründet, einige Stunden weit von Turin. Er wurde Rostania getauft, zu Ehren des Dr. Rostan, des verstorbenen Pedemonteser Botanikers, der die Flora der cottischen .Upen am besten bearbeitete und veröffentlichte. Dieser Garten hat nur einen Wächter, welcher die gröbsten Arbeiten macht. Der Pro- fessor Monnet von Pinerolo ist Direktor und hofft in diesem 1300 m hoch gelegenen Garten mit der Zeit eine vollständige Sammlung der italienischen Bergpflanzen zu vereinigen. Er hat schon etwa 400 Arten, und der Garten besitzt natürliche Bäche und Teiche, wo man eine sehr schöne Alpen.sumpfflora kultivieren kann. 12. In Turin selbst wurde ein solcher Alpengarten durch die Verwaltung des italienischen Alpenklubs angelegt, und zwar auf drei Seiten des Monte dei Cappucoini, eines Hügels, der sehr gut dazu geeignet ist und gerade am Ufer des Pos liegt. Dort werden alle Pflanzen der Berge, aber besonders die der italienischen Alpen, kul- tiviert. Der Direktor ist Prof. Dr. Valbusa. Der Name des Gartens ist Allionia, zu Ehren des berühmten ehemaligen Botanikers Allioni. 13. In den Bergamasker Alpen, nicht weit von Bergamo, wurde im Jahre 1902 ein Alpengarten gegründet durch ein Mailänder Ehepaar, Herrn und Frau Silvestri. Er hat schönste Lage in 1300 m Höhe, mitten in den prachtvollen Bergamasker Dolomiten, dort wo Jilioi/oi/i'iii/inii i/iamaeeisttis, Campanula elatinoides und Raineri, Pliytiinini inninsnm, Primula glaucescens etc. wild wachsen. Dieser Garten Ncrspiicht mit der Zeit einer der .schönsten und reichsten zu werden, und ist jetzt schon von großem Interesse. 14. Im gleichen Jahi- wurde an der Quelle der Mosel auf den Hohen Vogesen ein alpiner botanischer Garten durch Dr. Brunotte, Prof. der Botanik in Nancy, gegmndet. Dieser Garten soll besonders Studienzwecken der Universität zu Nancy dienen. Auch in Deutschland wurden 1900 die ersten Alpengärteu angelegt durch den in Straßburg gegründeten „Verein zum Schutze und zur Pflege der Alpenpflanzen". Zwar hatten, wie schon erwähnt, Professor Kern er im Jahre 1875 (auf dem Blaser) und Prof. Naegeli im Jahre 1884 (auf dem Wendelstein) alpine Stationen zu gründen versucht. Beide Schöpfungen aber mußten aus Mangel au Interesse der einschlägigen Behörden und infolgedessen aus Mangel an Geld wieder fallen gelassen werden. Aber den Bemühungen des sehr eifrigen und tätigen Dr. Schmolz, Apothekers in Bamberg, ist es gelungen, jenen Verein zu gründen, der ungefähr den gleichen Zweck hat wie unsere Association pour la protection des plantes. Im Juli 1900 wurde der Verein gegründet mit 125 persönlichen Mit- gliedern, 28 Gesellschaften und Alpenvereinen, und zwei Jahre später war die Zahl der ersteren auf 332 und die der Vereine auf 72 gestiegen. Der Zentralausschuß des D. u. Ü. A.-V. beschloß ihm von Anfang an 1000 Mk. als jährliche Beihilfe zu geben, so daß der Verein mit Ruhe in die Zukunft sehen kann. 15. Ln Sommer 1901 wurde der Garten auf dem Schachen (1800 m hoch) eingeweiht; derselbe liegt herrlich und besitzt natür- liche und künstliche Felsen. Ein kleines Haus wurde dort erbaut, und Herr Obrist, Obergärtner des Müuchener botanischen Gartens, pflanzte eine gewisse Anzahl Alpen- iind Bergpflanzen. Herr Dr. Goebel, Prof. der Botanik in München, ist Direktor des Gartens.*) 16u.l7. Gleichzeitig wurde in den Tiroler Alpen ein andereralpiuer Garten durch den genannten Verein angelegt, und zwar im Gschnitz- tal bei der Bremerhütte (2380 m hoch). Bald aber wurde eine Filiale tiefer im Tale angelegt (1700 m hoch), damit man solche Arten, welche in der hohen Lage der Bremer Hütte nicht leben konnten, auch dort kultivieren konnte. Beide Gärten stehen unter der Direktion von Dr. von Wettstoin, Prof. der Botanik an der Wiener Uni- versität, und sollen neben Belehrung des Publikums aucli wissen- schaftlichen Zwecken der Wiener Universität dienen. 19U.20. Ein dritter Garten wurde im Jahre 1903 auf der Kaxalpe (1770 m hoch) gegründet, an der steiermärkischen Grenze, und ein vierter auf dem Neureut (1200 m hoch). Der letztere durch die Initiative der Sektion Tegernsee des D. u. Ö. Alpenvereins. Auch in den Karpathen wurde jüngst ein solcher botanischer Alpengarten durch die Universität von Lemberg gegründet. 21. Auch in Sizilien ist auf dem Ätna ein botanischer Alpen- garten im Entstehen begriffen, was den Bemühungen von Prof. Cavara, Direktor des botanischen Gartens in Catania, zu danken ist, und neuerdings plant man zwei solcher Schöpfungen wieder im Herzen der Schweiz, nämlich auf dem Pilatus und Rigi Scheideck. Die Begründung und Einrichtung von Alpengärten auf den Bergen i.st also in gutem Gange, und es erscheint mir unzweifelhaft, daß in kurzer Zeit die Anlage derselben ein bedeutender Zw^eig des Gartenbaues sein wird. *) Siehe Artikel Jahrg. V, Seite 553 (mit Abbildungen), und rg. VI, Seite 523. Die Gartenwelt. IX, 13 Zu unseren beistehenden Bildern. Wir bieten heute den Lesern zwei Aufnahmen von der Leipziger Jubiläums-Ansstelhmg, über die wir bereits in No. 10 eingehend berichtet haben. Die Be- leuchtungsverhältnisse im Krystallpalast waren für photographische Aufnahmen außerordentlicli nnuiinstig und es l;onnte deslialH in den Hanpträumen vom rim- tographieren Iceine Kede sein. Die beiden bei- stehenden Bilder sind in einem Nebenraum ge- fertigt, der vom Hofe etwas direlites Licht er- hielt. Das erste Bild bietet eine Teilansiclit der Gruppe von Otto Thalacker, Leipzig- Gohlis ; es zeigt Chrysan - themuni - Soniniersteck- linge in guter Ent- wicklung. Das zweite Bild zeigt die Chrysan- themum-Kollektion von Tb. Moench jr., Leipzig. Den Hinter- grund bildete ein grotier, vou zwei Kugellorbeeren flankierter Spiegel, vor welchem die guten ChrysaDthemum - Kul- turpflanzen wirkungs- voll gruppiert waren. Das Bildchen Seite 15.5 führt uns zurück zur PrivatausstelluDg des Herrn Adolf Koschel in den Bäumen der Sezession in Charlottenburg, über die wir be- reits in No. 5, Seite 60, kurz berichteten. Es bietet einen Blick in den großartig, mit prächtigen Palmen dekorierten "Wintergarten. Eine Chrysanthemum von Utto Thalacker, Leipzig- (lohlis, auf Ausstellung in Leipzig. Originalaufnahme für die „Gart! ich auch dem Liebhaber, wenn er nicht über große Geduld und Zeit verfugt, diese Art Schutz gegen "Wespen und Hornissen nicht empfehlen kann. Ich habe auch die Verwendung dieser Säckchen noch nicht allzu häufig gefunden. Das beste und wohlfeilste Mittel ist das „"SV'egfangen" der In- sekten. Hierzu kann man sich der Insekten- fanggläser bedienen. Doch tut es auch schließlich jede Art Flaschen ; ich habe Selterwasser - Flaschen genommen, mit Zucker- wasser gefüllt und die Öffnung resp. den Hals der Flaschen mit Koch- zucker bestreut und gute Resultate erzielt. Aber die Lasekteu wollten trotz alledem nicht alle werden, so daß ich schließlich zu einem Radikalmittel griff, „Vertilgung des ganzen Wespennestes", welches ausfindig zu machen allerdings etwas Aufmerksamkeit erfor- dert. Denn nicht nur der Wein, sondern auch die Birnen erfreuten sich allgemeiner Be- liebtheit, und ausge- nagte Fruchte waren durchaus keine Selten- weil wir ein trockenes Jnbiläums- junge Bi'ut dieser Insekten Tafeldckonation aus dii arrangement werden w: liehen. M. H. Ausstellung und ein hübsches Blumen- in einer der nächsten Nummern veniffent- Obstbau. Soll man Traiibeiisäckchcii anbringen? Von W. Liebs, Steglitz. /i\\ dieser bereits in No. 7 dieser ge- schätzten Zeitschrift an- geschnittenen Frage möchte ich auch meini^ Erfahnmgen mitteilen. Bezüglich der Trau- ben.säckchen stehe ich vollkommen auf dem Standpunkt des lleirri Beuß. Trotzdem ich mir die Säckchen selbst anfertigte und viel Auf- merksamkeit und Fleili auf das Ausbeeren ver- wendete, war ich mit dem Ergebnis durchaus nicht zufrieden,*'sodaß heit. l)i( und warmes Friihjaln- hatten, gut ausgekommen. Das Nest befand sich in der Erde und war so groß wie ein Kinderkopf. Es mögen ungefähr noch an 500 Insekten und Larven darin gewesen sein. Dieses Mittel ist sehr einfach; ich goß am Abend in das 2—3 cm große Loch des Nestes Schwefel- ^ kohlenstoff und trat das Lochfestzu. Amandern Morgen waren nur noch einige Nachtschwärmer übrig. Daß man hierzu die für die Vertilgung der Engerlinge empfoh- lenen Schwefelkohlen- stoff-Kapseln nehmen kann, ist sehr wahr- scheinlich. Dahinge- liende Versuche anzu- stellen fehlte es mir seitdem an Gelegenheit. Es ist ratsam, sich zu dieser Prozedur etwas Salmiak, ein Wirksames Mittel gegen Wespen- stiche, mitzunehmen. Leipzig Sommer- blumen. Lavatera trimes- tris L., eine annuelle Sommerblüherin aus IX. 13 Die Gartenwelt. Südeuropa und Nordafrika, entwickelt sich bei guter Kultur zu einem überaus stattlichen und zierenden Gewächs, das von Juli bis Sep- tember in reicher Fülle blüht. Der Eindruck ist aber erst voll- kommen, wenn sie in größeren Mengen gepflanzt wird, und ein Beet oder eine Rabatte dieser Lavateren ist von prächtiger "Wirkung. „The (iarden'- zeigte in No. 1696 eine hübsche Abbildung einer solchen Lavaterenrabatte (ca. 1 m hoch) im Vollflor, die den prächtigen Ein- druck, den die Rabatte gemacht haben muß, wohl ahnen läßt. In großzügigen Anlagen würde ein Versuch in ähnlicher Weise gewiß lohnend sein und eine aparte, vom alltäglichen abweichende AVirkung erzielen. Gleich anderen Ännuellen muß diese Laratera, so schreibt A. H. P. in „The Garden", mit Sorgfalt herangezogen werden, wenn die Ergebnisse zufriedenstellend sein sollen. Es ist besser die Samen in Kästen im Kalthaus im April auszusäen, als gleich ins Freie. In den Kästen können die Sämlinge besser gepflegt und zu kräftigen Pflänzlingen herangezogen werden. Es ist wichtig, daß das Beet oder die Rabatte gut gegraben und gelockert wird, . dagegen ist es nicht ratsam friscli zu düngen, da die Pflanzen sonst zwar üppig wenig blühen. In ganz mageren Boden ins Kraut schießen, aber blühen die Malven zwar stark, aber die Pflanzen werden im Wachstum gehemmt und die Be- laubung wird dürftig, ja zu Beginn der Blüte lassen die Pflanzen die meisten Blätter fallen und sehen dann von unten aus kahl aus. Lavatera trimesfris ist auch eine gute Schnittblume für Vasenfüllung. Zwiebel- und Knollengewächse. Voltliciiiiia viridi- tloia .liUMj. Von Jos. Fr. Horäk, Schloß Dyok. Rheinland. JLm fünften Jahr- gang, Seite 208, dieser geschätzten Zeitschrift be- schrieb ich die Kultur und das Treibverfahren von Veltheimia virirliflora Jacq.. wobei ich mich auf eine die Kultur des Zwiebelgewächses betr.Notiz des Herrn Hofgartendirektors Graeben er. auf Seite 112 gleichen Jahrgangs bezog, wo bemerkt wurde, daß sich die Veltheimia nicht treiben lasse. Ich habe nun in den ver- flossenen Jahren diesbezügliche Versuche angestellt, um festzustellen, inwieweit die Veltheimia als Treibpflanze in betracht kommen kann. Ich behandelte meine Zwiebeln auf zweifache Art. Den einen Teil kultivierte ich zu 3 bis 5 in einen Topf gepflanzt im Kalthaus ohne künstliehe AVärme, während ich den andern Teil blühbarer Zwiebeln, die bereits einmal getrieben wurden, wiederholt zum Treiben an- setzte, .auffallend war die kurze Vegetationsperiode der getriebenen Zwiebeln im Gegensatz zu den im Kalthaus kultivierten, denn erstere zogen bald nach der Blüte ein. Die durch das wiederholte und immer früher beginnende Treiben veränderte Lebensweise der Velt- hcimien hatte einen recht nachteiligen Einfluß auf den Ausfall der Blüte. Es zeigte sich nämlich, daß die Blüten von Jahr zu Jahr kleiner, schwächer und mißfarbener wurden. Die Anzahl der Blüten- glocken wurde immer geringer, ja viele Knospen kamen gar nicht mehr zur Entwicklung, obwohl die Zwiebeln sonst gesund und stark waren und das Laub gesund aussah, wenngleich es auch spärlicher erzeugt wurde, auch waren die Blätter schmäler und nicht so schön gewellt wie die normaler Zwiebeln. Dagegen blühten die im Kalt- hause im Januar bis Februar zur Blüte gebrachten Zwiebeln alljährlich gleichmäßig schön. Ans diesen Erfahrungen ist zu folgern, daß die Veltheimien sich zwar treiben lassen, daß sie aber, wie andere Zwiebeln, durch diese Prozedur sehr geschwächt werden und ein wiederholtes Treiben nicht vertragen. Ich möchte daher die in meinem vorher erwähnten Artikel ausgesprochene Empfehlung der Voltheimie als Treibpflanze dahin ergänzen, daß sie zur einmaligen Treiberei wohl geeignet ist und besonders vor "Weihnachten in schöner Blüte zu haben ist, daß sie aber einer mehrjährigen Erholung bedarf, ehe man sie wieder treiben kann. Weiße Nerine. Herr H. M. Arderne, The Hill in Clare- mont bei Kapstadt, dem wir schon manche schöne kapische Neuheit verdanken, es sei nur an Watsonia alba. Ardernei erinnert (Ab- bildung im VI. Jahrgang, Seite 546) hat eine weiße Nerine entdeckt, von der er behauptet, daß sie die schönste ihm bekannte weiße Nrrinc sei. Ihr Weiß soll reiner als das von Watsonia alba Ardernei sein. Wie ihre nahe Verwandte, iV. sar- iiie)isis, hat sie sehr schöne Blumen mit präch- tigem Glanz, aber nicht golden, wie bei der ge- wöhnlichen Art, sondern wie bereiftes Silber. Die Stammzwiebel der weißen Xcrine wurde in einem Tale bei Caledon, 90 Mei- len von Kapstadt, unter tausenden einer rosa Va- rietät als Naturspiel ge- funden und hat bei Herrn Arderne bereits Samen Charlottenbur Nach The Garden. Crinum Powell! Hort.*) ist nach Baker •■ine Kreuzung zwischen C. lungifoliimi und C. Moorei. Unser Mit- arbeiter, Herr C. S p r e n - ger, berichtet aber in The Gardeners Chronicle No. 934, daß er eine dem C. I'oivelli gleiche oder zum mindesten sehr ähnliche Hybride aus einer Kreuzung des Crinum pedunculatum R. Br. (Vater) aus Ost-Australien mit C. longifolium Thtmb. (Mutter) er- zielt habe. Zum Beweise, daß C. Moorei nicM Vater von 0- Powelli sein kann, führt Sprenger an, daß er mehrere schöne Hybriden von C. Moorei besäße, deren Blüten alle größer als die größten von C. Moorei seien, niemals kleiner, was doch bei C Poirelli der Fall wäre, das etwas kleinblumig ist. Aus den Vereinen. Dem Verein Deutscher Gartenkflnstler (eingetragener Verein) ist der Beschluss des Königl. Amtsgerichtes zu Berlin zugegangen, wonach die in Dü.sseldori vollzogene Vorstandswahl, die auf Grund einer in dieser Hauptversammlung beschlossenen Satzungsänderung erfolgt war, ungültig sei. Der bisherige Vorstand hat daher, so lange er im Vereinsregister steht, seine Rechte und Pflichten weiterhin aus- zuüben und eine einzuberufende Hauptversammlung hat einen neuen ") Siehe auch Abbildung und eingehenden Artikel .lahrg. IIL Seite 361. Die Gartenwelt. IX, la Vorstand zu wählen. Daß diese Hauptversammlung in Berlin statt- finden wird, unterliegt wohl keinem Zweifel. Durch einen \richtigen Versammlungsbeschluss liat sich die Lage, sagen wir die politische Lage, im Verein wesentlich geklärt und man hofft, das die Vorstandswahl so ausfallen wird, daß Berlin auch künftighin der Sitz des Vereins deutscher Gartenkünstler bleibt. Be- sagt^e Versammlung vom 12. d. Mts. bescliloß nämlich einem Antrag Lesser zufolge mit großer Einmütigkeit (es waren nur drei Gegen- stimmen vorh;inden, darunter die des Korreferenten des Hrn. Lesser, Hen-n Vogeler) .sich zu einer Gruppe der Provinz Brandenburg zusammenzuschließen. Die Wahl des Gruppenvorstandes soll im Januar in einer besonders für diesen Zweck einzuberufenden Mit- glieder-Versammlung erfolgen. Für die Vorbereitungen, die dazu er- forderlich sind, wurde ein Ausschuß, bestehend aus den Herreu Brodersen, Lesserund Potente, gewählt. Mit dem Zusammenschluß der berliner und brandenbui-ger Mitglieder zu einer Gruppe ist eine Basis für eine friedliche Lösung der schwebenden Konflikte geschaffen, wie sie alle Freunde des Vereins nur wünschen können, da nunmehr der Hauptvorstand die Stellung einnimmt, die ihm in das gleiche Ver- hältnis allen Gruppen gegenüber bringt. Es wird wieder Zeit, daß die Mitglieder sich besinnen, daß es nützlich ist, wenn der Verein sich wohl nach außen hin als juristische Person gebärdet, daß es aber besser ist, wenn man sich in den eigenen Reihen nicht mit juristischen Streitfragen befaßt, die nui- zersetzend wirken. Der Verein ist nicht um der Statuten willen da, sondern die Statuten sind um des Vereins und des lieben Friedens willen vorhanden; sie sollen das Fundament sein für einen soliden, nach innen und außen gefestigten Bau. Auch Außenstehende wünschen, daß dem Verein deutscher Gartenkünstler Gäningen erspart bleiben, wie sie im Verband der Handelsgärtner Deutschlands in unheilvoller "Weise auflösend w-irken. W. T. Verband ehemaliger Oranienburger. Es wird hiermit öffentlich bekanntgegeben, daß es dem Verbände, Dank den Be- mühungen eines ehemaligen Oranienburgers, des Kollegen P. Eader- macher, gelungen ist, in der Reichshauptstadt eine Ortsgruppe zu gründen. Die erete Sitzung dieser Ortsgruppe Berlin fand statt am 4. Dezember 1904 im Vereinslokal Johannisstr. 14/15. Hierzu waren erschienen: 11 ehemalige und 5 aktive Oranienburger, der Direktor der Gärtner-Lehranstalt zu Oranienburg, Herr Pfannenstiel, sowie die Lehrer Herren Gene und ßeyher. Zum Vorsitzenden der Ortsgruppe wurde Kollege Max Desens, Gr.-Lichterfelde, gewählt. Nach Beratung wichtiger Vereinsangelegen- heiten drückten die Herren Pfannenstiel und Gene mit herzlichen Worten ihre Freude über das Zustandekommen der Ortsgruppe Berlin aus und wünschten dem Verbände ein ferneres Blühen, Wachsen und Gedeihen. — Eine gemütliche Fidelitas schloß sich dem geschäftlichen Teile an und währte bis in die Nacht hinein. — Ein jeder der Teil- nehmer verließ die Sitzung mit dem frohen BewuBtsein, einen be- deutenden Schritt in der Entwicklung des Verbandes vorwärts ge- kommen zu sein. Max Desens, Vorsitzender, Max Hillmann, Korrespondent. (}r. -Lichterfelde. Berlin N. 58. Chausseestraße 5111. Lychenerstraße 1161. Bücherschau. Schriften über Obstweinbereitung und Obstverwertung. Die bei uns erfreuliche Fortschritte machende Förderung der Obst- kultui- bat es mit sich gebracht, daß weitere Kreise neuerdings auch der Obstkonservierung und Obstweinbereitung besondere . Auf- merksamkeit zuwenden. In reichen Obstjahren sind diese Verfahren von großer Bedeutung. Überflüssiges Beerenobst, Steinobst und Sommer-Kernobst muß dann auf einfache Weise konserviert, bezw. vergoren werden, um nicht nutzlos zu verderben. In neuerer Zeit .sind verschiedene, sich mit der Obstvveinbereitung und Obstver- wertung befassende wohlfeile Schriften erschienen. Hierher gehört in erster Linie das Werkchen: Die Obstweinbereitung von Johannes Böttner. Anleitung zam Keltern des Apfelweines u;iJ der anderen Obst- und Beerenweine. Die Pflege des AVeines auf dem Fasse und in der Flasche. Die alkoholfreien Weine. Mit 60 Abbildungen. Siebente Auflage. Frankfurt a. 0. 1904. Verlag von Trowitzsoh & Sohn. 133 Seiten 8". Preis geb. 1,50 Mk. Neu ist auf diesem Gebiete erschienen das Büchlein: Die Obstwein- bereitung von Prof. l'r. Richard Meißner. Verlag von Eugen ülmer in Stuttgart. 8". 82 Seiten Text mit 45 Abbildungen. Preis gleichfalls 1,50 Mk. In dieser Schrift werden auch die Krankheiten und Fehler des Obstmostes in eingehender und wissenschaftlicher AVeise behandelt und die diese Krankheiten und Fehler verursachenden Bakterien und Hefen in guten Abbildungen stark vergrößert vor Augen geführt. Mit der gesamten ( ib^tvi-iwurtuiiu lit'Mjluiftigt sich in knappster Form das Büchlein: Die Verwertung des Obstes von F. Barth mit 11 Abbildungen. Leipzig. Koniad (iivthifins Verlag. Preis 1 Mk. Das Einmachen und Konservieren der Früchte und Gemüse ist der Titel einer anderen Broschüre, die in dritter Auflage erschien. „Frau Helene'' zeichnet als Verfasserin. Verlag von von Tb. Schröter, Zürich. Wir verzichten darauf, den Inhalt dieser kleinen Schriftchen eingebender Kritik zu unterziehen. Sie fallen mehr in das Gebiet der Hauswirtschaft, auf welchem wir nicht kompetent sind, als in das des Garteubaues. Tagesgeschichte. Berlin. Die Petitionskommission des Reichstages beschloß dem B. T. zufolge die Überweisung einer Petition, die das gärtnerische Personal der Handelsgärtnereien den Bestimmungen der Gewerbe- ordnung zu unterwerfen wünscht, dem Plenum zu überweisen. In einem schriftlichen Bericht soll der Wunsch der Kommission zum Ausdruck gebracht werden, daß die Gärtnereigehilfen unter die Gewerbeordnung gestellt werden mögen. Frankfurt a. M. In der Generalversammlung am 4. Dezember wurde der Vorstand der Gartenbaugesellsohaft neu gewählt. Er besteht aus den Herren Königlichem Gartenbaudirektor A. Siebert, erstem Vorsitzenden, Städtischem Gartendirektor Heioke, zweitem' Vorsitzenden, F. Wassersleben, Kassierer, Obergärtner Krauß und Dr. L. Schmidt-Griesheim, Schriftführern, Dr. Gentsch, Bibliothekar. — Wie wir hören, beschäftigt sich die Palmengarten-Gesell- schaft hierselbst mit dem Gedanken der Errichtung eines großen Komplexes von Pflanzen-Schauhäusern. Mit diesei- Anlage wird auch ein- großes Viktoria regia-Haus verbunden sein, dessen Bau einem für den Palmengarten längst vorhandenen Bedürfnis entspricht. Zweifellos wird bei dem neuen Projekt auch dem Umstände Rechnung getragen werden, daß der Besuch der einzelnen Häuser sich in an- genehmer Weise bewerkstelligen läßt und eine zusammenhängende A nlage geschaffen wird, die die Besichtigung aller Häuser ermöglicht, ohne daß man genötigt ist, in das Freie zu treten. Dies ist bei der derzeitigen Anlage sehr unbequem und besonders bei schlechter Witterung lästig. Wenn das Projekt greifbare Gestalt annehmen wird, so würde dies für das Institut nur von Vorteil sein, da es einerseits einen neuen Anziehungspunkt bilden und audererscits auch eine günstigere Aufstellung der vorhandenen reichen Pflanzenbestände ermöglichen wird. Gramm i. Schleswig. Die hiesige Schloßgärtnerei, die seit einer langen Reihe von Jahren an die Familie Behrens verpachtet war, ist an den Gärtner Asbjörn Hansen aus Soherrebek mit Über- nahme zum 1. Mai 1905 verpachtet worden. Hamborn. Der Gemeinderat beschloß den Ankauf eines 47 Morgen großen Geländes, um dort später einen öffentlichen Park anzulegen. Die Kaufsumme soll durch eine mit 2 Prozent zu amortisierende Anleihe aufgebracht werden. Hamburg. Eine Schönheitskonkurrenz für das Publikum, ver- anstaltet auf der Chrysanthemum-Ausstellung in der Alsterlust, hatte folgendes Ergebnis in bezug auf die drei mit den meisten Stimmen ausgezeichneten Sorten: ,.Mme. C. Cmlhury^' 587 Stimmen, „ilfe-wtCMVi" 561 Stimmen, ,,Mme Paolo Nai/ac/li" 567 Stimmen. Personal - Nachrichten. Schmitz, Emil, Garten-Architekt in Düsseldorf und Seidel, T. J. R., Laubegast bei Dresden, wurde von der Jury der AVeltausstellung in St. Louis die Goldene Medaille füi' Leistungen im Gartenbau, Abteilung I, Gruppe 108, zugesprochen. Verimtwortl. Redaktenr: Max Hesdörffer Verlag Schmidt t Co., Leipzig. — nruck; Anhalt. Buchdr. Ontenberg, e. G. m. b. H.. Deasan. lustriertes Wochenblatt für den o-esamten Gartenbau. Jahrgang IX. 31. Dezember 1904. No. 14. .Yachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeilschrifl wird strafrechtlich verfolgt. Neue Pflanzen. Begoiiia liybrida „Alsineer (iloire". Von Wilhelm Thiirmer, Handeisgäitner in Diemitz bei Halle a. S. {Hierxu eine Abbildimg.) lleiT Gustav Taubmann, Gärtnereibesitzer in Merse- Viurg, hatte auf der letzten Leipziger Ausstellung außer einigen tadellosen Pflanzen von Begonia „ Oloire de Loiraine'-\ die er gleichsam als Visiten- karte abgegeben hatte, um atif seine vorzüglichen Vorräte in dieser wertvollsten aller Herbstblüten- jiflanzen aufmerksam zu machen, auch eine Gruppe der ausgezeichneten strauchartigen Blatt- und Blütenbegonie ..Aismeer Gloire'-- ausgestellt. Auf Anregung des geschätzten Herausgebers dieser Zeitschrift hat Herr Taubraann drei Stecklings- pflanzen dieser Sorte für die Gartenwelt photo- graphieren lassen; es sind Spätfrühjahrsstecklinge, und man erkennt auf der Abbildung sehr deutlich Habitus, Blätter und Blüten dieser Sorte, welchi' sehr an Begonia Oredneri erinnern, diese aber doch in jeder Hinsicht bedeutend übei-treffen. Auf der letzten großen Berliner Winterblumen- ausstellung vor ca. fünf Jahren war eine sehr ähnliche Begonie unter dem Namen „Henri de Vilmorin" ausgestellt; ob diese vielleicht identisch mit dieser ist, weiß ich nicht, möchte es aber fast glauVien. Die Ähnlichkeit ist, soweit ich miih erinnere, eine sehr große. Nun, wie dem auch sei, auf den Namen kommt es jedenfalls nicht an, die Hauptsache ist, daß „Aismeer Gloire-' etwas Gutes ist, eine nicht mehr ganz neue Neuheit, die es verdient, mehr gewürdigt zu werden, als es bis jetzt geschehen ist. In Leipzig hat sie jedenfalls großes Aufsehen erregt. — „Strauchartige Blatt- und Blütenbegonie" nenne ich diese Neuheit mit einigem Recht, denn sie hat von jeder der drei Hauptgi'uppen , in die man die Begonien gewöhnlich einteilt, etwas und vereinigt alle gute Eigenschaften dieser drei Gruppen in sich! — Der Wuchs ist strauchartig, aber trotzdem bleibt diese Sorte viel niedriger als Beg. Oredneri, wächst aber dabei üppiger imd gednmgener. Das Laubwerk erinnert eben- Gartenwelt. IX. falls an Beg. Oredneri, ist aber größer, üppiger und dabei auch noch fester, — die Blüten sind aber viel größer und erscheinen in viel größerer Anzahl, als bei Beg. Oredneri. imd dann sind die Blumen von einer Haltbarkeit, die wirklich erstaunlich ist. Bei geeigneter, nicht zu hoher Temperatur Begonia hybr. „.Alstneer Glou' justav Taubmann, Merseburg, für die , Die Gartenwelt. IX, 14 halten sie sich 1/4 Ja'"' '""' länger. Welche Widerstands- fähigkeit dieser Begonie innewohnt, konnten die Besucher der Leipziger Ausstelhing am Schlnß derselben sehen ; die Pflanzen hatten durch die zehntägige Ausstellungsperiode absolut nicht gelitten, sondern sahen "ebenso frisch wie am ersten Tage aus. Gewiß ein Beweis dafür, daß wir in dieser Begonia hybrida „Aismeer Gloire'-'- eine hervorragende Zimmerpflanze besitzen, welche die weiteste Verbreitung verdient! Die Silberakazie, Acacia podalyriaefolia A, Cunn. {Hier>iu eim Abbildung.) ./xcacia podalyriaefolia A. Cwnn.^ A. Fräser i, eine australische Art mit silberglänzender Belaubunsr und prächtigen goldgelben Mimosenblüteu , wurde vor etwa 60 .Jahren als ein sehr geschützter Winterblüher des Neu- holländerhauses gepflegt. Da sie aber in der Kultur etwas empfindlich ist, be- sonders ein Zuviel an Nässe nicht vertragen kann, so starb sie ganz aus, denn die Gärtner, welche die neuere Zeit hervorbrachte , lernten alles andere eher, denn richtig gießen. Diese kulturwürdige Pflanze wieder eingeführt zu haben, ist ein Ver- dienst der deutschen Firma von Ludw. Win- ter in Bordighera,ItaUcn. welche sie nun in den Handel bringt, nachdem durch Veredlung auf Acacia dealbata eiu großer Vorrat gut ge- zogener Topfpflanzen be- reit gestellt ist. Außer- dem hat Herr "Winter in einer sonnig und windge- sehützt gelegenen Bucht in der Nähe der Stadt ganze Abhänge mit der- selben bepflanzt, die alle auf die starkwüchsige A. dealbata veredelt sind. Dem außerordentlich günstigen Klima ent- sprechend zeigt sich hier eine erstaunliche Üppigkeit im Wachstum und man sieht bereits ganze Bestände stärkerer Stämme, an denen die Veredhingsstelle vollkommen glatt verwachsen ist. Da Acacia jmdabjriacfolia nicht nur viel schöner ist, als die bekannte A. dealbata^ deren Blumen als ., Mimosenblüten" in jedem Blumenladen von Januar bis März zu finden sind, sonderii auch früher — bereits Mitte ^ Dezember — zu blülien beginnt, während -I. dealbata an geschützten Stellen der Eiviera erst nach Neujahr in Blüte kommt (was früher vereendet wird, ist meist durch künstliche Wärme zur Entwickelung gebracht und hält sich deshalb nur beschränkte Zeit), so wird Acacia podalyriaefolia — die Silberakazie — bald ein geschätzter Artikel für Blumenbinderei werden. Ihr flauptwert für uns Gärtner liegt aber in dem Umstand, daß veredelte Exemplare auch im Gefäß vorzüglich gedeihen und daB somit eine wertvolle Bereichei-ung unserer winterblühenden Gewächse um eine Art zu erwarten steht, die in der Belaubung und in der Blüte einen herrlichen Anblick gewährt. Rehnelt. Nachschrift der Redaktion. Die beistehende Abbildung ist nach einem Zweige gefertigt, den uns Herr Winter freundlichst zur Verfügung stellte. Auch Herr Winter bestätigt, daß A. podalyriae- folia in bezug auf den Boden und die Feuchtigkeit heikel sei; so verträgt sie u. a. keinen Kalkgehalt im Boden. Auch ist ihre natür- liche Vermehrung schwierig. Ganz anders ist aber das Verhalten der Pflanze auf der Unterlage von A. dealbata^ auf welcher sie üppig gedeiht, ohne empfindlich zu sein. Wir haben uns von der Schönheit dieser Akazie, die übrigens nicht mit A. celastrifolia identisch ist, überzeugt und wünschen dieser alten Pflanze, deren Schönheit un- vergleiohUch ist, weite Verbreitung in den Kulturen als Kalthaus- und Topfpflanze. Sie wird die Kultur lohnen, vorausgesetzt, daß man sie auf ^1. dealbata veredelt und nicht wurzelecht heranzieht. Als Vasenfüllung und für Bindezwecke ist diese Akazie, durch den herrlichen Kontrast ihrer goldgelben, wohlriechenden Blütchen zu dem silbergrauen Ijaube, hervorragend geeignet und von ihrer Haltbarkeit im kühlen Zimmer sind wir sehr befriedigt. Auch blühten die noch nicht er- schlossenen Blüten noch auf, während die Zweige im Wasser standen. Eine Zusammenstellung von dieser Akazie mit Cypri- pedien sieht sehr gefällig aus. Acacia podal Chrysanthemum. Die bemerkens- wertesten Ohrysaii- tlieniiim-Sortenauf der Jiibiläiinis- Ausstellung des Leipziger Gärtner- [vereins. Von Carl Ziskoven, Obergärtner, Blaukenburg a. H. J]is war erfreulich, daß trotz des uugewölm- lich trockenen Sommers .schöne Chrysanthemum- ai.uHiwiiuiu- Im fhe „(..iiuiiwcir' Blumen in statthcher Anzahl auf der Leip- ziger Ausstellung zu sehen waren. AVeun auch das Chrysanthemum, im Verhältnis zu andern Pflanzengattungen mäßig vertreten war, so hatten doch seine Aussteller gezeigt, daß man auch in trockenen Jahren, bei reichlicher Bewässerung und äußerster Aus- nützung der vorhandenen Hilfsmittel gute Blumen erzielen kann. In der Gärtnerei, die ich leite, sind die Resultate noch nie so befriedigend gewesen wie in diesem Herbste; wenn auch die Größe der Blumen gegen andere Jahre zurückblieb, so war doch die Entwicklung der Knospen vorzüghch, namentlich sehr schön und gleichmäßig. Die Farbentöne traten so rein hervor, und die Füllung der Blumen war so großartig, wie ich dies noch in keinem Jahre beobachtet habe. Allgemein machte ich auf der Ausstellung die Beobachtung, daß sich bei den Clnysantheiinim-Züchtern der Grundsatz fester eingebürgert hat, neue Sorten, welche sich bewährt haben, schnell in ihre Stamm- sortimente aufzunehmen, und ältere übertroffene Sorten auszumerzen. Darmn fand ich auch nur wenige ältere Sorten, dafür aber in den meisten Einsendungen die besten und wertvollsten Einführungen der letzten Jahre. Nachfolgend gebe ich eine Sortenübersicht: IX, 14 Die Gartenwelt. 159 „PF. Duckham>^ wird wohl für viele Jalire hinaus in ihrer zarten, prächtigen malvenrosa Färbung die allerbeste Schnittsorte sein. Die Blume ist ballförmig und von außergewöhnlicher Haltbarkeit, im Wuchs ist sie ausgezeichnet und deshalb auch als Topfpflanze be- sonders empfehlenswert. „Soiiv. de Mme. Buron'-'' ist ein Sport von „Prüicesse Alice de Monaco"- und hat dieselben guten Eigenschaften wie diese. Die Färbung ist ein feines Primelgelb, übergehend in Schwefelgelb. Die Stammsorte ist ja fast in jedem Sortimente zu finden, und wird dieser hei-rliche Sport bald ebenso beliebt sein, da die aparte Farbe hei I.icht noch feiner hervortritt und diese Sorte keine Kultur- ansprüche macht. „iVoie/-' hat ein fein chamois abgetöntes Fleischfarben, eine ganz eigenartige Färbung, und ist eine wertvolle ' Neuheit, ein Sport der alten bekannten Sorte „Rayonnant^\ ebenso leicht wachsend, fi-üh- und leiohtblühend. ,,F. A. Cobbold'-; tief malvenrosa, große volle Blume, mit langen geraden Blumenblättern. Die ausgestellten Topfpflanzen ließen den vorzüglichen Wuchs erkennen; das Laub ist fast lederartig und un- empfindlich. Die Blume wird ungewöhnlich groß. „Cheltoni-'; dunkelgelb, ein Sport der verbreiteten Sorte „Nellie PockeW; die riesige gelockte Blume .sieht auf der niedrigen Pflanze sehr .eigenartig aus. ,,Lord Hnpetoim'-'- ist unter den dunkleren Sorten wohl die schönste. Die purpurrote Färbung mit der goldigen Rückseite ver- leiht der großen Blume einen eigenartigen Reiz. ..O. W. Childs"-, sammetig blutrot, eine der ältesten Sorten, war in besonders schönen Blumen ausgestellt. Es ist keine groß- blumige Sorte und man kann den Unterschied den neuen Ein- führungen gegenüber bald erkennen, da diese wohl den dreifachen Umfang haben. Dagegen ist die Färbung unter den dunklen die schönste und noch von keiner neuen Sorten übertroffen. „Florenee Penford'-'-, gelb und chamois, eine ganz eigenartige Färbung. ,.Souv. de Calvat pere'-\ weiß mit lichtem rosa Schein, zeichnet sich durch besonders hen-liche große Blumen mit einwärts gebogenen Blumenblättern aus; es ist ein ganz vorzüglicher Wachser und blüht zeitig und besonders sicher. „Terra Cotta':^ klares terracotta, Rückseite goldig bernsteinfarben ; neben „Mr. F. S. Väll-is'^ ist es eine der größtblumigen und in der Blume eine sehr haltbare Sorte. .,Mlle. R. Avixard", isabellfarben, eine ganz eigenartige, neu- artige, gelbliche Tönung und ein Sport der wertvollen Sorte „Mad. Oahrielle Debrie'^. ySada Yae«)", milchweiß, grünlich schattiert, eine sehr eigen- artige aber schon bekanntere Sorte. „Ouy Hamilton", weiß mit grünlicher Mitte; die Blume ist sehr zierlich, aber dennoch voll- und gut gefüllt „Charles Schwartx'-' , mahagonibraun, mit mennigfarbener Schattierung, ballförmig. „Mrs. Alexander Mc. Kinlei/^ rosiges Terracotta, sehr sicher blühend. „Mr. F. S. Valhy\ zitronengelb, sehr lang herabhängende Blumenblätter. „Nellie Bean'\ zart lavendelrosa, eine edel geformte groß- blumige Sorte. „M. R. Marguery^'. malvenrosa, Rückseite .silbrig, sehr haltbare Blumen, mit lang herabhängenden Blumenblättern. „Dorothy Pytcelt', elfenbeinweiß; schöne lockere Blume mit lang herabhängenden Blumenblättern; zum Schnitt sehr wertvoll. ,,M. Martignier", lebhaft rot mit goldiger Rückseite, sehr zeitig blühend ; haltbare Blume und ganz sicher. „Madame Paolo Radaelli", pfirsichrosa, dunkler schattiert. „Mlle. Cl. Touxet", weiß und fleischfarben, hell malvenrosa getu.srht; gerade Blumenblätter, die an den Spitzen einwärts gebogen sind. Die Blume wird ungeheuer groß, ist aber dennoch herrlich gebaut. .yMeerleiwhteii", grünhch weiß mit meergrüner Mitte, eine eigen- aitige und zierliche Blume, welche für Schnitt und feine Binderei hervorragend gut ist. ,,Girysanthemiste Ckoulet", orangegelb, Rück.seiio goldig. , „Mme. Edmond Roger", meergrün. Die ausgestellten Pflanzen zeigten einen üppigen Wuchs und gut ausgebildete Blumen, doch wird diese Sorte bald durch ,,Syharis^\ feinstes Lichtgrön, verdrängt werden. Ihre Blumen sind leicht feinstrahlig, sehr eigenartig, und in der Kultur ist diese Sorte viel anspruchsloser, daher für Sohnittblumenzüohter sehr wert- voll; da diese eigenartige Färbung für feine und vornehme Binde- arbeiten unentbehrlich ist, wird sie auch gerne verwendet. Von den herrlichen Neuheiten für 1905 haben wir Gutes zu er- warten, soviel die ausgestellten Blumen erkennen ließen. „Merstham. Yellow", wunderbares Chromgelb, lang herabfallende Blumenblätter. Der Wuchs ist besonders niedrig. Die Sorte ist eine ausgezeichnete Verbesserung von „Mrs. T. W. PockeW\ „Beauty of Leigh'-'- hat riesige, volle gelbe Blumen mit breiten ein- wärts gebogenen Blumenblättern. „Dora Stevens^'-, rosig kupferrot, Rückseite chamois, eine ganz neuartige, wundeiToUe Färbung. „/. H. Silsbury'-\ leuchtend braunrot, mit goldgelber Rückseite; die breiten lang herabhängenden Blumenblätter sind an den Spitzen gelockt. „Miss Stopford'\ rahmweiß mit grünlicher Mitte; eine riesige volle Blume mit ineinander verschlungenen Blumenblättern. Der Wuchs ist vorzüglich und der ganze Bau der Blume herrlich. „W. A. Etlieriiigton^'- , rosig malvenfarben, mit silbriger Rück- seite, eine sehr gut gefüllte Blume mit teils herabhängenden, teils einwärts gebogenen Blumenblättern, in allen Eigenschaften ein Neben- stuck zu der vorhergehenden. „W. Pascoe'\ zart lilarosa; edelgeformte, ballförmige, sehr halt- bare Blume. „Willie Bullitnore"-, reines Karmin, Rückseite silbrig, besonders lange abwärts gebogene Blumenblätter; eine sehr eigenartige Neuheit. „Mrs. H. A. Allen'-'-, tief rosig karmin, eine der größten Blumen, mit besonders breiten Blumenblättern; im Wuchs außer- gewölinlich niedrig. „Mrs. I. A. Miller", rötlich terracotta; die langen geraden Blumenblätter sind teils geröhrt, teils bandartig. ,,Mrs. Sivinbiirne", reinweiße, wirre Blumenblätter; ist eine ganz spätblühende sehr wertvolle Schnittsorte. „Mattd du Ch-os'^\ reines Karmingelb mit hellerer Rückseite, eine sehr edle Blume. „Valerie Oreenlmm" , lebhaft rosa, große Blume mit gelockt herabfallenden Blumenblättern. „Mrs. Emily Mileham", reinweiß; eine riesig große, schöne Blume mit breiten, gelockt herabfallenden Blumenblättern. „F. T. Taggarf-^ leuchtend gelbe, breite, behaarte, einwärts gebogene Blumenblätter; für Liebhaber dieser eigenartigen, schönen Rasse eine besonders wertvollere Neueinführung. Von den Neuheiten des Marquis de Pins, von denen soviel erwartet wurde, schien mir nur eine beschränkte Anzahl wertvoll zu sein wie: „Charles Bacque", hell bernsteingelb, ballförmige, sehr große Blume; „Vierge Montbmnoise'-^, elfenbeinweiß, riesig groß, dichtgefüllt, ballförmig; „Mme. de la Verteville-'-, rosa, im Grunde weiß; schöne volle Blume; „Mad. de la Motte de Saint -Pierre'-'-, Chromgelb mit grünlicher Mitte; „Baronne Victor Reille'-'-, dunkellila mit heller Mitte; „Baronne Rene Reille", breite, goldgelbe, einwärts gebogene Blumenblätter; „Yolande de Pins", kräftiges Rosalila; „Mad. Marie Carrere"-, grünlichweiß mit grüner Mitte, sehr große gut- gefüllte Blume. Als größtblumige Sorten fielen mir auf der Ausstellung auf: „Mr. F. S. Vallis", „W. Duckham", „Mrs. C. M. Paige", „Terra Cotta", „Soda Yaceo", „Miss Stopford'\ „F. A. Cobbold-', „Mrs. 1. A. Miller^'-, „Willie Bullimore", „Mlle. Rene Avixard-^, „Mtiie. Paolo Radaelli", „Beauty of Leiglv'-. Bei den meisten Einsendungen ließ die Belaubung den ver- gangenen trockenen Sommer erkennen, dagegen waren die Farbentöne wundervoll ausgebildet. Das Publikum scheint dorn bekundeten Interesse nach die Chrysanthemum als die dankbarsten und farben- prächtigsten Lieblinge des Herbstes zu verehren. 160 Die Gartenwell. IX, 14 Aus deutschen Handelsgärtnereien. Jac. Beterains Söhne in Geldern. Vom Herausgeber. (Rierxru vier Abbildwigen.) -Lm Laufe des verflossenen Sommers war viel von der Firma Jac. Beterams Söhne in Geldern die Rede, welche bisher mit größeren LeisUmgen wohl niclit vor die Öffentlichkeit getreten war, da sie unter den gärtnerischen Oroßzüchtern Deutschlands zu den jüngeren gehört. Wer die von mir und anderen verfaßten Berichte über die große Gartenbau-Ausstellung zu Düsseldorf in der Gartenwelt einiger- maßen aufmerksam verfolgt hat, wird öfters auf den Namen dieser Firma gestoßen sein, der dabei immer mit Ehren ge- nannt worden ist. Und in der Tat verdient die Firma Jac. Beterams- Söhne «nter den deutschen gärtnerischen Firmen, die auf dem internationalen Düsseldorfer Wettstreit gute Kulturleistungen den viel- fach bevorzugten Erzeugnissen des Aus- handelte, der gewaltigen Hauptausstellungshalle einen würdigen Rahmen zu geben oder den sogenannten Hörder Pavillon in der Zeit, die zwischen verschiedene Sonderausstellungen fiel, mit Kulturpflanzen auszustatten, wobei ich den in der Zeit vom 1 . Juli bis 1 . September von der Firma arrangierten großartigen Palmengarten besonders erwähnen möchte, wandte sich die Ausstellungsleitung nicht vergelilich an .lac. Beterams Söhne. Es gibt auch unter den Kollegen manche, die vorschnell mit ihrem Urteil fertig sind und diese hörte man gelegenilich leichthin sagen, daß alle Palmen der Firma Beterams aus Belgien, alle Koniferen und ßaumschulartikel aus Holland bezogen seien. Daß diese Behauptungen den Tatsachen nicht entsprechen konnten, sagte mir schon eine oberflächliche Be- sichtigung der Ausstellungsobjekte. Jeder Fachmann vermag mit Leichtigkeit, allein schon an der Beschaffenlieit der Töpfe und der vorwendeten Erde, eine deutsche Pahne von einer belgischen zu unterscheiden. Bei Laub- und Nadelbäumen ist dagegen das Er- kennen der Tlrsjirungsorte schon schwiei'igei'. landes entgegenstellten imd daljei der ausländischen Kon- kurrenz ehrenvoll stand hielten, an erster Stelle rühmend genannt zu werden. Gewiß, wir haben in Düsseldorf viel- fach vorzügliche Leistungen deutscher Züchter gesehen, und die Orchideenkulturen Otto Beyrodts, die winterharten Rhodo- dendron T. J. Seidels, die dekorativen Stauden von Goos & Koenemann, die alpinen Gewächse von Georg Arends, die Wasserpflanzen und musterhaften Baumschulartikel vieler deutscher Aussteller stellten Leistungen dar, die keine inter- nationale Konkurrenz irgendwelcher Art zu scheuen brauchten. Im Gegensatz zu diesen Ausstellern, die alle als Spezialisten auftraten, verblüffte die Firma Jac. Beterams Söhne durch die Vielseitigkeit ihrer Kulturen xmA daneben noch durch die gewaltigen Massen, in welchen sie diese ausstellte. Mehrfach hatte die Ausstellung geradezu den Charakter einer Spezialausstellung dieser Firma. Mit vorzüglichen Koniferen, Obstbäumen und Ziergehölzen trat sie nicht nur dominierend auf, sondern auch mit Topfpflanzenkulturen, speziell mit Kulturen von Palmen und feinen Blattpflanzen, Pyramiden- und Kugel- lorbeeren und immergi-ünen Gehölzen. Wenn es sich darum Den fachmännischen Besuchern der Düsseldorfer Ausstellung ist es aber niclit schwer gewesen sich an Ort und Stelle davon zu überzeugen was Jac. Beterams Söhne eigentlich leisten. In knapp zwei Stunden kann man, wenn auch nicht in direkter Fahrt, so doch lieqnem von Düsseldorf nach Geldern gelangen, welches an der von Krefeld nach Cleve führenden Eisenbahn liegt. Die klimatischen Verhältnisse der rheinischen Tiefebene stimmen mit denen Hollands so ziemlich üherein. Nur findet man hier nicht den holländischen Moor-, sondern den für Baumschul -Betriebe weit günstigeren Lehmboden. Daraus ergibt sich, daß Baumschulkulturon in Geldern mit gutem Erfolge ausgeübt werden können. Ich habe den Abstecher, welchen ich im Oktober von Düsseldorf nach Geldern machte, nicht zu bereuen gehabt, denn ich habe dort soviel gärt- nerisch Interessantes wie selten an anderen Orten gesehen. Man muß allerdings die Firma suchen, um sie zu finden; nin- ein kleines, unauffälliges Schildchen bezeichnet ihr Domizil, an welchem man wiederholt achtlos vorübergehen kann. Die Baumschulen liegen außerhalb der Stadt über ein großes Gebiet verteilt und umfassen zurzeit 45 Hektare. Sie sind IX, 14 Die Gartenwelt. im letzten Jahre um 10 Hektare erweitert worden und sollen noch sehr vergrößert werden, da sicli die Baumschulerzeugnisse der Firmu eines guten Rufes erfreuen, schlanken Ab- satz finden und von vorzüglicher Qualität sind. Zum Zwecke weiterer Vergrößeruiiu der ikumschulen hat die Firma das Ritter- gut Hau.s-Steeg bei Issum mit einem Grund- besitz von 54 Hektaren und den Woldershof bei Winnekendonk mit einem Grundbesitz von 26 Hektaren erworben. Besondere Für- sorge wird auf Anzucht von Obstbäumen verwendet und es gelangen nur durchaus bewährte Sorten zur Massenvermehrung'. Darunter befinden sich viele Lokalsorten, die auch außerhalb der Rheinebene An- erkennung verdienen. V^on beträchtlicher Ausdehnung sind auch die Kulturen von Ziergehölzen und namentlich von Koni- feren. Ein einziges der von mir ein- gehender besichtigten Koniferenquartiere wies nach Angaben der Besitzer einen Bestand von 50000 Stück auf. Lage und Boden sind in Geldern dem Baunischulbetrieb sehr günstig; das Erdreich ist ein sandiger, aber kalkarmer Lehmboden. Der Kalkarmut wird durch systematisches Kalken abgeholfen und dies nicht nur in der Beteramsschen Baumschule; ich konnte auf der Fahrt nach Geldern beobachten, daß auch die Bauern ihre Felder zu kalken pflegen. Der zum Düngen der Baumschulen erforderliche Kuhdung muß aus den Groß- Gewächshausabteiking mit Cycas- und von Jac. Beterams Söhne, Geldern Städten des rheinisch- werden und .stellt sich Gewächshausabteilung mit Phoenix -Kulturen in der Handelsgärtnerei von Jac. Beterams Söhne, Geldern. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". 'almenkulturen in der Handelsgärtnerei Originalaufnahme für die „Gartenwelt". westfälischeu Industriegebietes bezogen Ulf etwa 80 Pf. pro Zentner. Im Gegen- satz hierzu sei bemerkt, daß in Berlin die Dunghändler den nicht zu weit von der Peri- pherie Großberlins entfernt wohnenden Handelsgärtnern den reinen Kuhdung zu 12 Pfennig pro Zentner frei auf das Grundstück liefern. Einen noch wohlfeileren Dung hat man in den Großstädten im Straßensclilik an der Hand. der in Berlin für 50 Pfennig pro zweispännige Fuhre frei auf das Grundstück geliefert wird; er ist wertvoll durch seinen Reichtum an minera- lischen Bestandteilen. Der Grundwasserstand ist in den Beteramsschen Baumschulen stellenweise ziemlichhoch; man kann aber beobachten, daß sich nur Pflaumen direkt ablehnend dagegen verhalten, während er anderen Obstarten durchaus zusagt. Für die Kultur vuu Buxus, Rhododendron, Prunus Laurocerasus, Aucuba, Skim- miaxi. a. immergrüne und Moor- pflanzen besitzt die Firma in B 0 s k 0 0 p (Holland) eine Filiale. Die Gartenwelt. IX. 14 Die Firma Jac. Beterams Söhne wurde von dem vor 2 Jahren verstorbenen Vater der gegenwärtigen Inhaber im Jahre 1862 in Geldern gegründet. Herr Jacob Beterams beschränkte sieh in der Hauptsache auf das Platzgeseliäft, betrieb aber daneben auch Versand. Im Jahre 1895 zog er sich von den Geschäften zurück und übertrug das Geschäft, das sich schon damals des besten Rufes erfreute, seinen beiden Söhnen Emil und Ludwig, die es von nun ab unter der Firma Jac, Beterams Söhnegemeinschaftlich weiter führten und es in verhält- nismäßigkurzer Zeit zu einem großen gärtnerischen Ver- sandgeschäft ausgestalteten, yie wir solche in Deutsch- land nicht viele besitzen. Vor Übernahme des Geschäftes waren beide Brüder in Holland und Belgien tätig. Für das Baumschulengeschäft ist ihnen der holländische Be- trieb, für das Topfpflanzen- geschäft der belgische Betrieb vorbildlieh. Es kommt dies schon dadui-ch zum Ausdruck, daß in den Baumschulen ein holländischer und in den Topf- pflanzenkulturen ein belgi- scher Obergärtner angestellt ist. Beide Brüder arbeiten in besterEintracht zusammen;sie marschieren gewissermaßen getrennt, um vereint zu sclüa- gen. Sie haben den Weg gewählt, der auch unter Brüdern beim gärtnerischen Kompagniegeschäft der einzig gangbare ist, indem der ältere Bruder Emil Baumschul- spezialist ist und seine Haupt arbeitskraft dem Baum schul- betrieb widmet, während der jüngere Tojjfpflanzenspezia- list ist. In wichtigen Fragen wird selbstverständlich ge- meinsam beraten und be- schlossen. Die Topfpflanzengärt- nerei liegt inmitten des Städt- chens Geldern und ist in der Hauptsache noch so, wie sie vom verstorbenen Vater ge- gründet wurde. Die Söhne haben die alten Bauten pietät- voll erhalten, daneben aber große Gewächshausblöcke ge- nau nach belgischem Vor- bilde neu errichtet. Jedei Block bildet eine Anzahl aneinander gereihter Sattel- häuser, die nicht durch Mauern getrennt sind; ihre Dachkoustruktion wird viel- Prunkvase aus der Königl. Porzellan-Manufaktur in Berlin. Vom Kaiser für die Ausstellung in Düsseldorf gestifteter und der Firma Jacob Beterams Söhne, Geldern, zuerkannter Ehrenpreis. Originalaufnahme fOr die „Gartenwelt". mehr durch Säulen getragen und der Innenraum bildet somit ein Ganzes. Die Hauptkulturen sind Palmen. Latanien sind in Tausenden und Abertausenden von Pflanzen vom Sämling bis zur großen Schaupflanze vertreten, daneben werden Phoenix, Cwyplia ausiralis, Kentia und Cocos weddelliana, aber auch Ghamaerops in großen Massen kultiviert. Diese Massen- kultur ermöglicht der Firma günstige Preisstellmig und damit erfolgreichen Wettbewerb mit ausländischen Erzeugnissen. Wir bieten hier zwei Teilansichten aus den Palmenkulturen. Das untere Bild, Seite 161, bietet einen Blick in eine Gewächs- hausabteilung mit Phoenix, das zweite Bild zeigt Latanien und Cycas. Die Cyeaskulturen sind ja heute nur noch von geringer Bedeutung, da der Import präparierter Wedel das ganze Geschäft verdorben liat. Weitere Spezialitäten der Beterainsschen Topfpflanzen- kulturen sind Dracaenen luid Cordylinen, grüne imd bunte- Aspidistra, Araucarien imdMyrthen, auch Cyclamen werden kul- tiviert. Auf der internationalen Herbstausstellung in Düssel- dorf wurden auch die Leis- tungen der Firma in der Lnrbeerkultur allgemein be- wandert. Die Firma ist die einzige mir bekannte in Deutschland, die sich auf das Gebiet der Lorbeerkultur begeben hat, die früher aus- schließlich ein Privileg des Auslandes wai\ Es sind bereits ansehnliche Bestände von Kugeln und Pyramiden vorhanden; allerdings darf man niclit fünfzig- imd hun- dertjährige Riesen suchen, wie man sie bei den bel- gischen Spezialisten findet, denn diese Kultur ist in Gel- dern noch jung und wird, den vorhandenen Beständen nach zu tirteilen, dort seit etwa sechs Jahren ausgeübt. Aber es ist eine hoffnungs- volle Kultur; die Pflanzen sind gesund und wüchsig und zweijährige Stecklinge zeigen bereits den Ansatz zur Kugelbildimg. Leider war es mir nicht möglich meine Absicht, eine Anzahl Aufnahmen in diesen Kulturen zu machen, zu ver- wirklichen. Das Wetter war IX, 14 Die Gartenwelt. 163 trübe und unter den stark gekalkten Gewächshausscheiben lierrschte deshalb nur Dämmerlicht. Ich hoffe aber, daß sich mir im nächsten Jahre eine Gelegenheit bieten wird, das Versäumte nachzuholen. Für ihre umfassende tind großartige Beteiligung an der Düsseldorfer Ausstellung hat die Firma Beterams Söhne die verdiente Änerkenhung gefunden. Neben vielen Geld- und anderen Preisen wurde ihr die höchste Auszeichnung zuteil, welche die Ausstellungsleitung zu vergeben hatte, der Ehren- preis S. M. des Kaisers, eine kunstvolle Prunkvase aus der König! Porzellanmanufaktur in Berlin, deren Abbildung wir Seite 1G2 bieten. Auf Seite 160 finden die Leser noch die Porträts des verstorbenen Herrn Jac. Beteranis und seiner beiden Söhne Enal und Ludwig, der jetzigen Inhaber der Firma. Landschaftsgärtnerei. Haiisgärtcii. Von Franz Boxberger, Landschiiftsgärtuer, {Hierxu eine Abbildumj.) Im Anschluß belehrend zu wirken. Es ist leicht erklärlich, daß jeder Schüler lieber einen großen Plan, resp. eine große Parkanlage zu Papier bringt, als einen kleinen Hausgarten, aber deswegen sollen Hausgärten noch lange nicht übersehen werden und würden durch größere Beachtung derselben viel Spielereien aus der Welt geschafft. Wie oft findet man in einem kaum 2.") lim großen Gärtchen Teichanlagen, Grotten mit Wasserfällen unil sonstigen Künsteleien. Dabei sind aber die Wege so schmal, daß eine Person kaum darauf gehen kann und oft noch Gefaiir läuft den Hals zu brechen, weil die Wege noch mit Grotten steinen eingefaßt sind, was man nur zu häufig sieht. Der landschaftliche Stil ist in einem Hansgarten ganz zu verwerfen. Er soll sich lediglich den Formen des Hauses anpassen. Dabei muß aber darauf geachtet werden, daß er nicht etwa steif und einförmig wirke und daß, wenn mehrere zusammen zur Ausführung gelangen sollen, sie ein zusammen- gehöliges Ganzes bilden. Es sei nicht etwa gesagt, daß Wasser ganz fehlen soUe, im Gegenteil, wo die nötigen Mittel vorhanden sind, kann Wasser auch im kleinen Garten belebend wirken, nur sollte es dann in einem regelmäßigen Bassin mit Springstrahl oder in ähnlicher Form zurjWirkung gelangen. (Etwa wie im VIIL Jg., No. 31. Red.) an den in No. 2 die- ser Fachzeitschrift veröffentlichten Artikel über Vor- gärten, gestatte ich mir heute den Le- sern eine Reihe von Hausgärten vor Augen zu füh- ren. Gerade der Hausgarten ist es, der sichimmer mehr Bahn bricht, nach- dem durch die ver- schiedenen Bau- spekulationen und durch die Industrie im Laufe der letzten zwanzig Jahre das Gelände so kolossal im Werte gestiegen ist, so daß große Parkanlagen von Privatleuten nur noch in sehr be- schränktem Maße geschaffen werden. Leider wird auch den Hausgärten, ebenso wie den Vorgärten, viel zu wenig Beachtung geschenkt , sowohl vom Publikum als auch von denGarten.- bauschulen,died(ich in erster Linie be- rufen wären, hier ax,v.- Vom Verfasser fOr die „Garleawelt" gezeichnet. Die Gartenwelt. IX, 14 Der Seite 163 abfjel>il(lete Plan zeigt eine aus 12 Ge- bäuden bestehende Kolonie, welche je nach Größe von einer bezw. zwei Familien bewohnt werden sollen, wovon selbst- verständlich jede Familie ihren eigenen Garten iiaben muß. Die Einteilung ist möglichst verschieden, nur bei den Ge- bäuden für zwei P"aniilien sind die Gärten gleich. Die Gärten sind durch Zäune und Drahtgeflecht von einander getrennt. Ein jeder Garten muß auch seinen Sitzplatz, resp. eine Laube haben und war darauf zu achten, daß diese Sitzplätze nicht allzu nahe beisammen liegen, da es nicht angenehm ist, wenn man von einem Sitzplatz aus jedes Wort hört, welches auf dem anderen gesprochen wird; nur bei einem Garten wurde auf besonderen Wunsch anders verfahren. Die B e ji f 1 a n z u n g besteht größtenteils aus Zier- sträuchern, unterbrochen durch einige größere Bäume und vereinzelt von Koniferen; die Rasenplätze sind durch schöne Rhododendron-, niedrige Rosen - Gruppen und anderes ver- schönt. Auch nicht allzu teuere Stauden wurden verwendet. Wie ja leicht erklärlich, mußte alles, was die Anlage verteuert, wegbleiben, da die feinere Ausgestaltung Sache des Mieters bezw. späteren Besitzers bleibt. Gärtnerische Reiseskizzen. Eine Tropenfahit Von Bernh. Othmer, kgl. Garteninspektor, .München. I. Nach Westindien und auf Dominica. ^j Fortsetzung. V ou Laudat aus machten wir einen Ausflug zum höher gelegenen sog. Fresh water lake, dem Frisch wasser- See. Gleich rechts am Wege, in der Nähe eines alten hohlen Baumes, der mir und meinen beiden Begleitern während eines echt tropischen, sehr ergiebigen Regenschauers in seinem Innern einen bequemen Unterschlupf gewährte, sah ich reife Himbeeren, unserer heimischen in Gestalt und Ge- schmack ähnlich; es war Ruhus janiaicensis. Die prächtige Begonia dominicensis sah ich wieder, Epidendrum nocturnum an Bäumen, mächtige Klumpen von Isoehilus linearis^ Sobralia macrantha u. ä. In der Nähe des Sees, an senkrechten Wänden von Kalkfelsen, gewahrte ich eine große weiße Blüte, welche ich dann zu meiner großen Freude in der Nähe als ülricularia montana rekognoszierte. Nicht weit davon wächst auch zwischen dieser eine zweite, lichtblau blühende Art Utricularia arnethystina. Diese Utricularien unterscheiden sich wesentlich von unsern in moorigen Gewässern schwimmenden, untergetauchten Arten. Sie haben tmgeteilte, schmale lanzett- liclie Blätter, starke Knöllchen als Reservestoffbehälter während der Trockenzeit und lange fadenartige Ausläufer, an denen sich die zum Tierfang eingerichteten krugförmigen Organe befinden, die sich nicht sonderlich von denen an unseren ein- heimischen Arten allseitig bekannten unterscheiden. Hin und wieder findet sich V. montana als interessante und auch schöne Pflanze nebst U. longifolia- und Endresi in Kultur. Ich habe selbst im II. Jahrgang (1898), Seite 414 mit Abbildungen auf sie hingewiesen. Ihre Bekanntschaft nun am heimatlichen Standorte zu machen, war drum doppelt interessant imd ich konnte sehen, wie ungemein weit, 30 — 40 cm, diese mit Krügen reich besetzten Fäden gingen und wie reich diese Umgebung an tierischem Leben war. Ich sammelte sehr viel Utricularien, aber leider verfaulte fast alles auf der Reise. Der See ist wohl die Füllung eines alten Kraterloches; seine Umgebung mit tropischen Sumpf- pflanzen und der üppigsten mannigfaltigsten Vegetation macht ihn besonders schön und su ist er ein beliebter Ausflugsort der wenigen für Naturschönheiten empfänglichen weißen Bewoiiner Roseaus. Ganz anders und viel romantischer, wilder ist die Um- gebung und viel beschwerlicher gestaltet sich der Aufstieg zum kochenden See, zum „Boiling lake". Hinter Laudat führt ein mühsam offen gehaltener Fußweg durch Pflanzungen der Eingeborenen hinab in ein Flußtal und dann hört bald der Weg auf; man sieht nur stellenweise, daß gelegentlich sehr interessierte Menschen mal ihren Fuß hierhin gesetzt haben. In Verfolgung unseres Zieles nun haben wir mehrere kleinere Flußläufe zu durchschreiten, Höhen zu erklimmen und in Täler hinabzusteigen. Alles, was uns umgibt, ist dichtester, jungfräulicher Urwald, zwei Männer haben hin- reichend zu tun, um uns mit den Cutlashes, großen Wald- messern, Weg zu bahnen, von Zeit zu Zeit halten wir Um- schau nach Pflanzen und bemerken in dieser außerordentlich feuchten, warmen Atmosphäre eine besondere Menge und Vielgestaltigkeit von Moosen und Hautfarnen. Welche Arten- menge würde ein Spezialkenner bei längerem Aufenthalte und eingehenden Forschimgen hier entdecken! Mir fiel zunächst ein in fußtiefem modrigem Laube wachsender sehr großer, vielfach zerteilter Farn auf, der zu den größten und schönsten seiner Sippschaft gehört: Trichomanes Leprieurii. Gebüschelt stehen die einen halben Fuß langen mehrfach zer- teilten Wedel auf kurzem Stamme und schillern metallisch blaugrün, etwas dunkler wie die allgemein bekannte Sela- ginella laevigaia, in den Gärten gewöhnlich als caesia arborea geltend. An den Ufern des hier über große Felsblöcke herabstürzenden Roseau-Flusses fand ich an überhängenden Felsen zu meiner großen Freude das so seltene Trichomanes iiienibranaceuni, mit seinem dünnen Rhizome und dessen wurzelähnlichen Haaren sich ans nackte Gestein fest an- schmiegend, so daß es fast unmöglich war, einiges unverletzt abzunehmen. Andere Arten noch finden sich am Waldes- grunde und zwischen Moosen, kleinen Pleurothallidinen an den Stämmen der Waldbäume, deren Gipfel sich in den Höhen verstricken, es ims unmöglich machend, ihre Art und ihr Geschlecht festzustellen. Das ist tropischer Urwald ureiiienster Art! Mit jedem Schritte kommen wir höher. Wo es mal etwas freier ist, haben scharfe Süß- und Sauer- gräser von mehr denn Meterhöhe Platz gegriffen und machen das Vorwärtskommen noch schwieriger, denn des öfteren verstrickt sich der Fuß in ihren Ausläufern. Weiter höher hinauf sind es mehr Bromeliaceen und Aroideen, welche die epiphytische Vegetation bilden, wie einige größere und härtere Farne (Polypodiaceen). Nach vierstündigem Marsche bergauf und bergab scheinen wir recht hoch zu sein, es weht eine verhältnismäßig kühle Brise, uns umgibt ein eigenartiger Koniferen-, ein Podocarpns -Wald. Hier sind Epiphyten spärlich entwickelt, Flechten finden wir mehr und mehr, nur stellenweise recht klein gebliebene Brocchinien. Leider waren wir noch in der Regenzeit, ungeheure Regenströme gingen nieder und verhinderten mich den photographischen Apparat in solcher Weise zu gebrauchen, als es hier wohl wünschenswert gewesen wäre. Anstatt auf der Platte mußte ich die Eindrücke im Gedächtnis festhalten. Kräftige Windstöße zerrissen zeitweilig die schweren Wolken und in der Sonne trockneten die nassen Kleider etwas, bis ein anderer Regenschauer uns wieder durchnäßte. Ein intensiver Schwefelgeruch machte sich nun auch zeitweilig IX. 14 Die Gartenwelt. aii.s der Windrichtung bemerkbar und verkündete uns, daß wir nicht mehr allzufern vom Ziele der Wanderung waren. Nachdem wir den Gipfel überschritten, genossen wir ein großartig wildes Panorama, das total verschieden von dein bislang geschauten war. Hinter uns liegt der massige, dichte rrwald, voi' \uis mit vielen Schluchten fast kahles Gestein. .Aus seinen Felsen kommen Gewässer in blauer, gelber, weiß- licher oder auch lir.äunlicher Farbe, je nach den Mineralien, die sie aufgelöst enthalten. Hinter einer Felswand sahen wir eine mächtige Dampfwolke aufsteigen und unser Führer bedeutete uns, daß dort der Krater mit kochendem Wasser sei. Wir kletterten nun weiter, wieder hinab, durch Gräser, Mertensien- und Lycopodicngestrüpp; nur einige wenige schön dunkelrot blühende liaumartige Melastomaceen vertreten die höhere Pflanzenwelt. Endlich befanden wir uns in einem riesigen vulkanischen Kessel, der nun jeglicher Vegetation bar ist, nur verkohlte imd morsche Teile zeigen Spuren einstiger Vegetation. Ganz ermattet von dem ewigeit Auf und Nieder auf den schlechten Wegen, durchnäßt bis auf die Haut, verzehrten wir an einer klaren frischen Quelle einige Konserven als Mittagsmahl. Dann hatten wir eine tiefe Schwefelquelle zu dm-chschi-eiten, deren Wasser ca. 1/4 Stunde von der Stelle ihres Ursprungs noch so heiß ist, daß man kaum den Finger hinein halten kann. So geht es noch einige Male in ähnlicher Weise, dann endlich erreichten wir den „See". In einem Kessel von etwa 200 m im Durchmesser sahen wir auf Momente, wenn der Wind die WasserdampfsäuJe verweht, eine brodelnde Wasserfläche von etwa 50 m. Die Höhe und Weite dieser schwankt sehr. Zu Zeiten soll sie fast verschwunden .sein, damals Ende Oktober 1903, war sie relativ breit und sehr aktiv. .Ich wagte darum auch nicht gar zu dicht heranzugehen, umsomehr als ein Jahr früher ein junger Amerikaner mit einem seiner Begleiter hier seinen Tod gefunden hatte. Die dem Krater entspringenden Dämpfe hatten beide betäubt. Mein derzeitiger Führer war der einzige Überlebende dieser kleinen Expedition gewesen und die Schrecken dieser Erlebnisse bewegten ihn noch so sehr, daß ihn nur die Summe von 1 1/2 £ und Aussicht auf weitere Führerdienste bewegen konnten, mich wieder hinauf zu geleiten. Auf demselben Wege ging es dann wieder zurück, nur noch mühsamer, denn die stets sich wiederholenden Regen- güsse hatten den zähen Lehmboden stark aufgeweicht und recht schlüpfrig gemacht. So hatte das Erklimmen der Höhen große Schwierigkeiten, das Hinabsteigen nicht minder, des öfteren rutschten wir, meine Begleiter und ich, einen Teil des Hanges hinunter, nicht auf den Füßen, sondern auf einem Körperteil, der sonst zum Sitzen zu dienen pflegt. Die zu überschreitenden, resp. zu „durch"schreitenden Wasser- läufe waren im Laufe des Tages beträchtlich tiefer geworden und wir hatten Mühe hindurch zu kommen. Aber es ging alles gut und mit dem Anbruch der Nacht betraten wir die gastliche Hütte unseres Führers. — Auf dieser Tour, einer der für mich anstrengendsten der ganzen Reise, habe ich .so recht empfunden, wie not- wendig es ist, ganz besonders in den wenig kultivierten Tro])enlän(lorn, die rechte Jahreszeit -für das Reisen zu wählen. Während der Trockenzeit wird man ja gelegentlich einen Regenguß und auch einen kräftigen erhalten, man rechnet damit und findet nichts besonderes darin, wenn aber das segenspendendo Naß täglich in solch ergiebiger Menge vom Himmel kommt, dann hört alle Gemütlichkeit und was noch Bchlimmer ist, alle Saramel- etc. -Tätigkeit auf. Zum Kochen haben die Eingeborenen die allerprimitivsten Feuenmgs- einrichtungen, der Wärme wegen brauchen sie ja keine Heizstellen und so ist der gesittete Europäer genötigt seine durchnäßten Habseligkeiten an der Sonne zu ti-ocknen, wenn sie kommt. Will man etwa Pflanzen herbarisieren, so hat das seine ganz besonderen Schwierigkeiten. Die Pflanzen werden nicht trocken und das durchweichte Papior erst recht nicht. Schließlich wird alles ein vom Schiuunelpilz durchsetzter Brei, den man dann fortwirft. Am besten ist es da schon, nach der bekannten Warmingschen Methode die Pflanzen in Alkohol zu präparieren. In Bezug auf den Vei'sand lebender Pflanzen ist es nicht viel anders. Die in vollster Vegetation herausgerissenen, saftstrotzenden Pflanzen werden in Kisten zusammengepackt, müssen vielleicht, und das ist meistens der Fall, irgendwo in einem heißen Hafenorte längere Zeit auf passenden Anschluß nach E\u-opa warten, sei es mm, daß der zu erreichende Dampfer bereits ])as«iert oder wie es mir erging, wegen mal wieder dikti.-rt. r (.»niraiitäne nicht anlief, dann verfault die ganze Sendung;, zu li.ni-.' kummt für viel Geld eine geringe Bereicherung dos KoiniH,-,iliauf.Mis an. Es empfiehlt sich darum in der Trockenzeit, d. h. in der Ruhezeit, die zur Ruhe gekommenen Pflanzen zu sammeln, zwischen Hobelspäne zu packen, wenn man sie haben kann und mit schnellster Gelegenheit heimzuschicken. Auf der Reise in den Tropengewässern sollen die Kisten . kühl stehen, späterhin mäßig warm. Viele transatlantische Dampfer haben für Fruchttransport solche Räumlichkeiten jetzt ein- gerichtet; weim man dafür bezahlt und den nötigen Druck dahinter setzt, kann man seine Pflanzen dort untergebracht bekommen. Ich sammelte nun in Laudat und Umgegend in den bezeichneten Richtimgen eine ganz ansehnliche Menge Pflanzen, Farne, Lycopodien, Orchideen und verschiedenes andere. So manche einzelne Beobachtung über das Gedeihen dieser und jener Art konnte ich in Muße machen und wenn ich schließlich das Fazit zog, besonders aus der üppigen Epiphyten- und Baumfarnvegetation, so mußte ich mir sagen, daß wohl die reiche Wasserzufuhr, die stets so reiche Luftfeuchtigkeit, die in dem modernden Laube erhalten bleibt bei sich ziemlich gleichbleibender Wärme, und die gi-oße Menge Lichtes diese Wachstumsfaktoren waren. Auffallend war mir, wie überall für den raschen Abfluß des überschüssigen Wassers gesorgt schien, Baumfarne fand ich stets nur an Abhängen. Das Packen aller Sammlungen hatte schließlich in Roseau seine großen Schwierigkeiten, denn auf dem jeder Industrie baren Eilande fehlte es an Kisten und Packmaterial. Aber der stets hilfsbereite Kollege Jones schaffte nach Kräften Rat. Am Abend des 5. November war ich wieder an Bord und es galt Abschied zu nehmen von der schönen Insel, wo ich zum ersten Mal Tropenvegetation in üp])igster Entwickelung gesehen, und die mir so lieb geworden. Vom Schiffe beobachtete ich einen selbst für Westindien außergewöhnlich großartigen Sonnenuntergang, die Glocken der alten Jesuitenkathedrale von Roseau läuteten von auch hierher gedrungener christlicher Kultur, die hohen, von Urwald bedeckten Berge zeugten von unbefleckter Natur, eine Wolke in weiter Ferne zeigte wie die Dämpfe des kochenden Sees aufstiegen und am Himmel ging die Scheibe des vollen Mondes auf. Die Dampfpfeife der „Eden" ertönte, die Schiffsschraube machte die ersten lang,samen Umdrehungen, der Union Jack am Ufer senkte sich — fort gings, neuen Wundern entgegen. (Fortsetzung folgt.) Die Gartenwelt. IX, 14 Pflanzendüngung, rtlaiizeiiprodnklioii uml Kiiii8t(lüno(M-.*) Von Prof. Dr. J. H. Vogel, Berlin. V or kurzem ist, wie bereits (in No. 10, Red.) mitgeteilt wurde, dem Cliemiker Prof. Dr. A. Frank in Charlottenburg durch Ver- leihung der goldenen Liebigmedaille seitens der königlichen Akademie der Wissenschaften zu München eine seltene Auszeichnung zuteil geworden. In der Begründung wurde ausdrücklich betont, daß dies u. a. geschehen sei für die erfolgreichen Bemühungen, den Luft- stickstoff in ein wertvolles Düngemittel zu verwandeln. Die Stickstoffverbindungen, insbesondere der sogenannte Chili- salpeter und das schwefelsaure Ammoniak, sind wertvolle Handels- produkte, die außer in der Industrie im landwii-tsohaftlichen Betriebe als Düngemittel eine besonders weite Verbreitung gefunden haben. Da nun ungefähr 80°/o dei- Luft, die uns umgibt, aus Stickstoff bestellt, so ist es begreiflich, daß seit .Jahrzehnten das Streben der Chemiker dabin geht, die .sogenannte Bindung dieses Luftstick- stoffes, d. h. seine Überführung in ähnliche oder gleichwertige Ver- bindungen, wie die vorgenannten, zu erreichen. Alle darauf ge- richteten Bemühungen waren bis vor kurzem vergeblich. Nachdem nunmehr durch die Frankschen Forschungen dieses Problem als gelöst angesehen werden kann, verlohnt es sich wohl, kurz die volks- wirtschaftliche Bedeutung dieser bedeutsamen Tatsache einer Würdigung zu unterziehen. Liebig hat uns gelehrt, daß es von den zahlreichen Stoffen, aus denen sich der Pflanzenleib zusammensetzt, insbesondere drei sind, an denen der Kulturboden bald verarmt, wenn ihm nicht in geeigneter Form Ersatz dafür geboten wird: Kali, Phosphorsäuie und Stickstoff. Unterbleibt ein Ersatz auch nur eines dieser Stoffe, so gehen die Erträge des Bodens bald zurück, während umgekehrt eine Anreicherung mit denselben unter sonst geeigneten Verhältnissen eine bedeutende Steigerung der Ernten zu bewirken vermag. Es hat lange gedauert, bis diese von Liebig klar zum Ausdruck gebrachte Tatsache zum Allgemeingut der Landwirtschaft wurde. .Tahrzehnte vergingen,' bis in der Praxis stehende Forscher, von denen nur Julius Wolf in Hohenheim, M. Maercker in Halle und P. Wagner in Darmstadt genannt seien, und ein Praktiker, der erst vor einigen Jahren verstorbene Schulz-Lupitz, durch ihre unermüdliche Arbeit es fertig brachten, daß die früher nur vereinzelt benutzten Kunstdünger heute jedem kleinen und kleinsten Landwirt bekannt sind und ihre regelmäßige Anwendung auch in den bäuerlichen Kreisen als etwas Selbstverständliches gilt. Die von Jahr zu Jahr zu beobachtende Steigerung im Kuustdüngerverbrauch gibt ein be- redtes Zeugnis dafür. Es kann deshalb nicht wundernehmen, wenn angesichts dieser Tatsache immer wieder die Fragen erörtert werden, wie für eine geeignete Beschaffung der erforderlichen Kunstdüugermengen zu sorgen ist und wie dies insbesondere möglichst unabhängig vom Auslande geschehen kann. So einfach, wie uns dies heute schon für einen Teil der in Frage kommenden Stoffe erscheint, lag die Sache durchaus nicht immer. So wußte man bereits vor f)0 Jahren durch die Liebigschen Forschungen, daß der Ersatz des dem Boden durch den Pflanzenbau entzogenen Kalis, insbesondere für das Ge- deihen der Knollengewächse, von unschätzbarem Werte ist. Tiotzdem nun aber das Vorkommen großer Mengen von Kalisalzen im Staß- furter Becken bekannt war, wußte man dieselben doch nicht als Pflanzennahning zu verwerten, sondern wandte die nur in beschränkter Menge verfügbare Holzasche und andere kalihaltige Stoffe an, deren Bezug meist mit erheblichen Kosten verbunden war. Erst durch das ebenfalls von Frank vor etwa 40 Jahren aufgefundene Verfahren aus den Staßfuiter Rohsalzen das Chlorkalium herzustellen, wurde der Weg gewiesen, auf welchem die im deutschen Boden vorhandenen Kalischätze der Landwirtschaft nutzbar gemacht werden konnten. Die Forschungen eines Rimpau und Schulz-Lupitz haben dann *) Mit Genehmigung des Herrn Verfassers und der Schriftleitung der Täglichen Rundschau in Berlin. später gezeigt, wie man auf Moor- und Sandboden auch die rohen Kalisalze direkt in großen Mengen als Düngemittel verwenden und damit auf diesen von Natur minder begünstigten Bodenarten un- geahnte Erträge erzielen kann. Nicht viel anders lagen die Verhältnisse in bezug auf die Vei'- sorgung des Bodens mit Phosphorsäure. Von dem immerhin nur in beschränkten Mengen verfügbaren Knochenmehl abgesehen, nahm man i\och vor 2.t Jahren allgemein an, daß wir in der Deckung des Phosphorsäurebedarfs stets auf das Ausland angewiesen sein würden. Da erfand Thomas sein bekanntes Verfahren zur Entphosphorung des Eisens, bei dem die Phosphorsäure an Kalk gebunden als Abfall- produkt erzielt wird, und ein hannoverscher Apotheker, Hoyermann, lehrte uns dieses heute unter der Bezeichnung Thomasphosphat- mehl bekannte Abfallprodukt als Dünger venvenden. Damit war auch die Frage, wie ein Ersatz der Phosphorsäure unabhängig vom Auslande erfolgen könne, ihrer Lösung insofern um einen guten Schritt näher gebracht, als die heimische Produktion an Thomas- phosphatmehl genügt, um etwa die Hälfte der bei uns verbrauchten Phosphorsäuredünger zu decken. Nur für den teuersten und in gewisser Hinsicht auch wichtigsten Pflauzennährstoff, den Stickstoff, fand man im Inlande keine auch nur annähernd ausreichende Quelle. Zwar werden in Deutschland alljährlich große Mengen schwefelsauren Ammoniaks gewonnen, die als Kunstdünger schlanken Absatz finden, allein sie genügen nicht im entferntesten zur Deckung des Bedarfs und man war deshalb auf den aus Chile bezogenen Salpeter und den vornehmlich in Peru in großen Mengen aufgefundenen Guano als Hauptstickstoffdünger angewiesen. Da zeigte in den achtziger Jahren des vorigen Jahr- hunderts ein praktischer Landwirt, der schon erwähnte Schulz-Lupitz, wie man auf einem vorher nicht einmal geahnten Wege in ein- fachster Weise den Stickstoff der Luft einfangen und in geeignete Pflanzennahrung umwandeln könne. Er hatte nämlich beobachtet, wie gewisse Pflanzen, die Leguminosen, durch die Mitwirkung kleinster Lebewesen, welche sie in ihren Wurzeln beherbergen, sich von dem freien Stickstoff der Atmosphäre zu ernähren vermögen und gründete auf dieser Kenntnis sein jetzt längst zum Allgemeingut der ganzen Landwirtschaft gewordenes System der Gründüngung. Allein, so groß auch die Bedeutung dieses Systems sein mag, so erhebliche Mengen Stickstoff dadiuch alljährlich aus dem unerschöpflichen Vorrat der Atmosphäre in Pflanzennahruug umgewandelt werden, die Erfahrung hat gelehrt, daß auf diesem Wege leider ein voller Ersatz der dem Boden durch die Pflanzen entzogenen Stickstoff- mengen niemals möglich sein wird, da die Gründüngung immerhin, bedingt durch die Verhältnisse des Bodens und des Klimas, nur beschränkte Anwendung finden kann. Die von Jahr zu Jahr wachsende Einfuhr der vorerwähnten Stickstoffdünger bestätigt dies zur- Genüge. Diese Tatsache und der umstand, daß die Verwendung der Stick- stoffdünger noch immer nicht annähernd so groß ist wie sie rationeller- weise sein sollte, haben die Frage einer vom Auslande unabhängigen Versorgung mit diesem wichtigen Pflanzennährstoff um so mehr zu einer akuten gemacht, als die Salpeterlager in Chile nur noch für eine beschränkte Zeit ausreichen werden. Der vor einigen Jahren erfolgte Ankauf eines dieser Salpeterlager durch deutsche Landwirte charakterisiert zur Genüge die Bedeutung der Auffindung eines brauchbaren Verfahrens zur Bindung des Luftstickstoffs. Frank hat über sein Verfahren, das eine einwandfreie Lösung dieses Problems ermöglicht, erstmahg auf dem im Sommer 1903 in Berlin abgehaltenen Internationalen Kongress für angewandte Chemie berichtet. Seine Mitteilungen riefen in weiteren Kreisen begreif- liches Aufsehen hervor und wurden mehrfach als das bedeutsamste Ereignis des Kongresses bezeichnet. Daß es sich tatsächlich um eine volkswirtschaftlich wie landwirtschaftlich gleich bedeutende Errungenschaft handelt, lehren die sicheren Unterlagen, auf denen das Verfahren aufgebaut ist. Schon im Jahre 189.T hat Frank den geeigneten Weg gefunden, um mit Hilfe der Carbide, aus denen man heute allgemein das Acotylengas hei-stellt, den Luftstickstoff zu binden, zunächst in der Absieht, das so gewonnene Produkt als Cyan — einer Verbindung von Stickstoff und Kohlenstoff — zu verwerten. Das Verfahren besteht kurz darin, daß der Stickstoff IX, u Die Gartenwelt. der Luft unter gewissen Bedingungen über die zur Rotglut orkitzten Karbide geleitet wird, wobei der in letzterem enthaltene Kohlenstoff den Stickstoff chemisch bindet. Nacli mehrjährigen Vorarbeiten im Laboratorium errichtete Frank im Jahre 1897 eine größere Verauchs- aalage, um darin sein inzwischen vereinfachtes Verfahren im größeren Betriebe zu erproben. Später wurden ebenfalls im großen Umfange, d. h. fabrikmäßig, die Versuche in Frankfurt a. M. fort- gesetzt und hier war es der Sohn des Erfindere, Dr. Albert Frank, welcher auf die Idee kam, das stickstoffhaltige Produkt als Dünger zu verwenden. Da die darin enthaltene Stickstoffverbindung als Düngemittel nicht erprobt war, stellte man daraus Ammoniaksalze her. Vor reichlieh zwei Jahren wurde die Versuchsanlage nach Berlin verlogt und Weltfirmen wie Siemens & Halske, in Verbindung mit der Deutschen Bank, und andere beteiligten sich an der weitereu Ausarbeitung des Verfahrens.*) Man sah zunächst von der Um- arbeitung auf Ammoniak ab und wandte sich an den bekannton Darmstädter Agrikulturchemiker Professor Dr. P. Wagner mit dem Ersuchen, das Rohprodukt, welches 14 bis 22 v. H. Stickstoff ent- hält, im praktischen Betriebe direkt auf seine Düngerwirkung zu untereuchen. Auch Prof. Gerlach in Posen, sowie Dr. Otto in Proskau stellten Versuche an. Sie alle haben, wie aus ihren Veröffentlichungen hervorgeht, übereinstimmend gefunden, daß dieses Rohprodukt, welches nach seinen beiden Hauptbestandteilen kurz .■,Kalkstickstoff" (Cyanid) genannt wird, als direkter Pflanzennährstoff große Dienste zu leisten vermag. Die zahlenmäßig begründeten Versuchsergebnisse zeigen, daß der Kalkstickstoff dem schwefel- sauren Ammoniak nach jeder Richtung gleichwertig ist. Auch aus der Schweiz und aus Schweden liegen schon Berichte über Düngungs- versuche mit Kalkstickstoff vor, die einen gleich günstigen Verlauf nahmen. In der Zwischenzeit haben Prof. Frank und seine Mit arbeiter, unter denen namentlich noch Dr. Erlwein, der Chef- chemiker von Siemens & Halske, zu nennen ist, das Fabrikations- verfahren soweit vereinfacht, daß in Jahresfrist zum Großbetriebe übergegangen werden kann. Wir können die Stiokstofffrage, so weit es .sich dabei um Beschaffung 'der für die Landwirtschaft erforder- lichen Stickstoffkiinstdüuger handelt, als gelöst betrachten, so daß wir nötit'en falls imstande sein werden, unsern Bedarf an Kali und Stickstoff vollständig, den an Phosphorsäure zu einem erheblichen Teil unabhängig vom Auslande zu decken. Die heimischen Produkte, Kalkstickstoff, Thomasphosphatmehl und Chlorkahum, haben noch den Vorzug, daß sie sich unbedenklich miteinander mischen lassen. In dem Gemenge wäre zum Beispiel ein vollständiger Ersatz des Guanos gegeben mit einem Gehalte von je etwa 8 — 10 v. H. Stick- stoff und Phosphorsäure, sowie 3 — 4 v. H. Kali neben erheblichen Mengen Kalk, deren Anwesenheit erfahrungsgemäß zur vollen Aus- nutzung der erwähnten Pflanzennährstoffe unbedingtes Erfordernis ist. Bücherschau. Die Gartenkunst in Wort und Bild.**) Herausgegeben von Franz Sales Meyei-, Prof. der Großh, Kunstgewerbeschule in Karls- ruhe, und Friedrich Kies, Gartendirektor in Karlsruhe, Mit 300 Ab- bildungen und Plänen im Text. Leipzig 1904. Verlag von Karl Scholtze (W. .Junghans), Vorlag für Architektur, Technik und Kunst- gewerbe. Quart. S. V— XII Inhalts -Verzeichnis und Verzeichnis der Abbildungen. 484 Seiten Text, darunter 5 Seiten zu einem sehr *) Anmerkung der Redaktion. Die Cyanid-Gesellschaft m. b, H, in Berlin SW,, eine Tochtergesellschaft von Siemens & Halske, befaßt .sich mit der Heretellung des Cyanid benannten Düngers, Vor- läufig wird der Kalkstickstoffdünger allerdings nur in kleinem Maß- stabe in Berlin dargestellt und mit Rücksicht auf die in diesem Be- triebe Verhältnismäßig hohen Kosten und die nur einige hundert Tonnen pro .lalir betragende Fabrikationsmenge im Handel noch nicht abgegeben. Mit dem allgemeinen Verkauf wird begonnen werden, wenn die geplanten Fabriken im Auslande unter Benutzung gewaltiger Wasserkräfte in Betrieb sind, was im Herbst 1905 vor- aussichtlich der Fall ist, **) Vgl, die erste Besprechung dieses Werkes in No. 9. guten Sachregister, durch welches man alles Gesuchte schnell finden kann. Preis broscli. 25 Mk., geb. 27 Mk. In 14 großen Abschnitten wird das ganze Gebiet der Garten- kunst dargestellt. Abschn. I bringt auf 39 Seiten mit 23 Figuren den allgemeinen und geschichtlichen Überblick, Hier wird die Gartenkunst als bildende und schöne Kunst eingeführt, der Gegenstand die.ser Kunst besprochen nach der allgemeinen Einteilung der Gärten in landschaftliche und regelmäßige, und nun die geschichtlichen Stile in der bisher üblichen Reihe in 7 Abteilungen erklärt als Gärten des Altertums, des Mittelalters, des italieni.schen, französischen, englischen, chinesisch- japanischen und neuzeitlichen Stils. Die Gärten des Altertums werden nur erwähnt, etwas mehr wird auf die römischen, aber ohne Plan und Bild, eingegangen. Bei dem Tusculum des Plinius ist die Rekonstruktion bis Schinkel erwähnt, nicht aber die vorzügliche von Meyer, die derselbe in seinem Lehrbuch der Gartenkunst 1860 veröffentlichte. Alle Teile eines römischen Kaiserparkes sind genannt, aber eine kurze Erklärung der Worte für den Lernenden ist nicht gegeben. Die beiden Figuren dazu sind schöne Bilder, geben aber kein charakteristisches Bild eines römischen Gaiieos; auch bezweifle ich, daß die schönen Mädchen so barfuß bis an den Hals die alten Parks dort durchwanderten. Anschaulich sind die Gärten des Mittelalters mit schönem Bild aus Sevilla dar- gestellt und vortrefflich der italienische Gartenstil mit 6 schönen Ansichten und 2 Plänen. Sehr richtig ist dabei auf den zeithchen Gegensatz zwischen Architektur und Garten hingewiesen: „Die Werke des Architekten und Bildhauers werden schon von den Zeitgenossen bewundert; der Gartenkünstler feiert seine Triumphe erst im Grabe." Sehr gut ist der französische Stil behandelt, dazu 3 gute Ansichten und 3 charakteristische Pläne; doch ist zu bemerken, daß der Plan von Versailles wohl nach einem der alten Pläne dargestellt ist und auch einen Überblick mit Trianon bietet, aber undeutlich und schlecht ist, so daß für den Nichtkenner jede Schönheit der Einzelheiten ver- loren geht. Ebensogut ist dann der englische und danach der chinesische und japanische Stil behandelt, aber die zugehörigen Ab- bildungen genügen nicht; eine englische Parkansicht fehlt ganz, der Plan von Stowe ist zu klein und für den Laien unleserlich, die Chinoiserie ist das Gegenteil eines stets groß angelegten chinesischen Gartens, und von japanischen Gärten sind viele Hunderte mehr charakteristische und bi.-ssere Ansichten vorhanden, als die unklar ge- gebene, um so bedauerlicher, als dem Kunstsinn der Japaner ver- dientes Lob gespendet w^ird. Der folgende Teil, die Gartenkunst im 19. Jahrhundert, ist trotz seiner Kürze vortrefflich geschrieben, auch Deutschland, Frankreich, England genannt, Nordamerika berührt; die 3 Pläne sind gut, aber leider auch etwas klein. Zu bedauern ist, daß all der neueren großen Anlagen in Mittel- und Südamerika, in Ost- indien und Ostasien sowie am Mittelmeer keine Erwähnung geschieht. Ein gediegenes Schlußwort führt uns in die Moderne und fragend in die Zukunft. Dieser historische Teil ist anmutig und lehrreich ge- schrieben, wenn er auch nicht erschöpfend ist und sein will. Der folgende, größere Teil des lehrreichen Buches könnte der praktische Teil genannt werden. Im II. Abschn. wird sehr gut und sehr ausführlich das Wichtigste, das Pflanzenmaterial, behandelt. Nach botanischer Einleitung folgt die Systematik, die bedauerlicherweise mit Eichler schließt und dessen 1883 aufgestelltes System bringt, während Engler gar nicht genannt ist und dessen allseitig anerkanntes System, seit 1903 schon im Syllabus in vierter Auflage veröffentlicht, ganz übergangen ist ; das muß in einer zweiten Auflage verbessert werden. Die geographische Übersicht ist sehr gut, wenn sie sich auch nicht auf Drude, Leunis oder Engler stützt. In 25 Abteilungen folgen dann alle Park- und Gartenpflanzen nach ihrer Verwendungs- art sehr ausführlich in alphabetischer Folge, sehr wertvoll für den Techniker. Zu bedauern ist das Fehlen der Höhenangaben m allen Abteilungen, die hier durchaus hingehören; auch hätten die Alleebäume unter g, Frachtbäume unter m, und seltene Bäume in die Größenreihen eingereiht werden müssen. Warum überall unter den Alleebäumen die schönen Nadelhölzer, Abies, Picea, Pimis und Taxodium (Taxodiiim ist nur für feuchte Orte genannt) fehlen, die so prachtvolle Alleen geben, ist mir unverständlich. Trotzdem 73 Allee- bäume aufgeführt werden, fehlen noch viele bewährte Bäume, dar- unter z. B. die wichtige Fagus, Carpimes, Carija, Corylus Ojluma Die Gartenwell. IX. 14 und Prunus seroti?m. Bei (3.) den Gruppengebölzen lernen wir ein neues Wort, die „Durchschießer", kennen und schätzen. Sehr aus- führlich handelt der III. Abschnitt über die Rosen, die nach Crepins bewährtem System und nach ihrer Verwendung aufgeführt werden. Für die Praxis vorzüglich und mit guten Abbildungen folgen IV.: die Wege, V.: der Boden und die Erdarten (mit der Bodenplastik), VI.: der Rasen, VII. mit 25 prächtigen Abbildungen: das Wasser und die Felsen, mustergültig, dabei neu das Wasser als Eis in Springbrunnen und Wasserfall; dann VIII.: die Bepflanzung im Naturstil mit dem Verpflanzen älterer Bäume, und nach Skells Vorgang mit 40 guten Beispielen zur liruppenbildung. Vortrefflich und mit 48 großen, guten Figuren geziert ist der IX. Abschnitt: die Bepflanzung im germanischen Stil mit ausführlichen lehrreichen Pflanzungsangaben. Es fehlt nur der Beetschmuck im Winter, wie ihn besonders die Belgier gerne machen. Denn wenn man im Sommer die Pflanzen wie Steine behandelt, dann darf man im Winter auch Steine, Muscheln und Perlen zum Schmucke benutzen. Es folgt der X. sehr interessante Abschnitt über das Rosa- rium, mit ausführlichen Kulturangaben, das Nymphaearium, ein neues Wort, das wohl besser Seerosenbecken oder Seerosenteich hieße, wie Rosarium = Rosengarten, das Arboretum = Gehölzgarten, und eine gute Anleitung zur Etikettierung, d. h. die Verwendung der Namen- schilder. Ausführlich und mit 87 guten Bildern bringt der XI. Abschn.die baulich-technischen Gartenzutaten, z. B. Einfriedigungen, Türen, Lauben, Sitze, Brücken bis zu Tempeln, Ruinen und Denkmäler. Abschn, XII bespricht in guter, lehrreicher Weise die Unterhaltung der Gärten und XIII in guter Anleitung mit 18 Bildern das gärtnerische Zeichnen, Modellieren, Entwerfen und Übertragen der Pläne. Ab- schnitt XIV bringt in klarer Weise die verschiedenen Arten von Gärten zur Kenntnis, wobei in 12 Teilen vom Vor-, Haus- und Villen- garten, vom Garten um Kirchen und öffentlichen Bauten, über Schmuokplätze, Schul- und Studiengärten, Wirtschafts-, Bade-, Stadt- und Volksgärteu, Promenaden, Parks, Alleen bis zum Ausstellungs- und Friedhofsgarten nichts vergessen ist. Zur Erläuterung dienen 30 Musterpläne und Ansichten. Daß von Karlsruhe allein 43 Ab- bildungen geboten werden, ist trotz ihrer Güte etwas viel. Ein ausführliches Sachregister schließt das sehr gute Werk, welches dem Fachmann in klarer Sprache dankenswerte Anregung bietet, für den Techniker fast als unentbehrlich und für den Lernenden als notwendig bezeichnet werden muß. Papier und Druck sind sehr gut, der Preis für BO'/j Bogen mit prachtvollen Bildern von 25 Mk. (gebunden 27 Mk.), also 42 Pfg. für den Bogen, ist sehr mäßig. Das empfehlenswerte Buch wird sicher weiteste Verbreitung finden und dann segensreich wirken. Grube. Daheim-Kalender 1905. Wie alljähriich, so hat die Daheim- Eedaktion auch für 1905 einen statthchen, elegant in Leinen ge- bundenen Kalender herausgegeben, der, wie seine Vorgänger, wieder als üniversalhausbuch bezeichnet werden kann. Von dem außer- ordentlich reichhaltigen Inhalt dürfte unsere Leser speziell der reich mit farbigen Textabbildungen geschmückte Artikel „Die Vögel unseres Gartens" interessieren. Die malerisch schön und zugleich naturwahr ausgeführten farbigen Vogelbilder von der Meisterhand Christian Vottelers führen vierzehn verschiedene, vorzugsweise nützliche Gartenvögel in solcher Porträtähnlichkeit vor, daß jedermann in der Lage ist, jene Arten nach den Bildern ohne weiteres wieder zu erkennen. Von diesem Artikel abgesehen ist der Inhalt des Kalenders an belehrenden und unterhaltenden Beiträgen außer- ordentlich reichhaltig. Tagesgeschichte. Berlin. In der Sitzung der städtischen Parkdeputatiou vom 14. Dezember wurden die Entwürfe des Gartenbaudirektors Mächtig für den Brunnen- und Arnim-Platz genehmigt. Das Projekt für den Brunnen - Platz, an der Pankstraße, gegenüber dem neuen Amtsgericht, sieht nur streng gerade Linien vor. Der Arnim- Platz liegt unweit des Ringbahnhofs Schönhauser Allee an der Stolpischen und Behmstraße. Erfurt. Die Kreis -Obstbau -Kommission für den Stadt- imd Landkreis Erfurt, der die Herren J. Rebenstorff, [C. AVeigelt, A. Kneisel undEbert angehören, hat einen Berichtfür das Jahr 1904 herausgegeben, der sich über folgende Punkte äußert: 1. Sorten- wahl. Es wird empfohlen planmäßig wertvolle, geeignete Sorten zu pflanzen und den „Edel Borsdorfer' beim Veredeln zu berücksichtigen; 2. Edelreiser können durch die Kommission beschafft werden unter Garantie der Sortenechtheit; 3. Gemeindebaumschulen sind nicht mehr zeitgemäß, begünstigen den Sortenwirrwarr und erzeugen zumeist minderwertiges Material; 4. Sp alier- Pf lanzungen werden zur Ausnutzung leerer Wände und Giebel empfohlen; 5. Unter- kultur ist zu vermeiden; Klee ist überhaupt unzulässig; Getreide und Gemüse bedingungsweise gestattet; 6. Hügelpflanzung bei hohem Grundwasserstand; 7. Schnitt an Kirschbäumen nur im Frühherbst auszuführen, Wunden veistreichen; 8. Wildfraß wird verhütet durch ein schützendes Drahtgeflecht; 9. Etikettierung ist zur Förderung der Sortenkenntnis unerläßlich; 10. Aprikosen- etc- Anpflanzungen werden in gewissen Gemeinden gefördert; 11. Pläne der Obstplantagen sind den neuen Anlagen zugrunde zu legen; 12. Obstbau-Etat für Gemeinden zur Beorderung des Obstbaues; 13. Düngen ist unbedingt notwendig, besonders mit Jauche und Kalk; 14. Obstschauen und Sortimente sollen weiter- hin veranstaltet bezw. gezeigt werden, um mit der Zeit ein durch die Praxis erprobtes Normal-Sortiment aufstellen zu können; 15. Obst- bau-Vereine sind ein vorzügliches Mittel zur Hebung des lokalen Obstbaues; 16. Obstbau-Kurse sollen dem Mangel an Personen, die praktisch tätig sind, abhelfen; 17. Blutlaus .soll in ihrem Auf- treten allgemein verständlich gemacht vrerden; 18. Obstbau-Statistik über die Erträgnisse der Gemeinden des Kreises aus ihren Gemeinde- pflanzungen in den letzten zehn Jahren; die Einnahme betrug ins- gesamt 170 734 Mark. Personal-Nachrichten. Hinze, August, dem langjährigen Obergärtner des Zoologischen Gartens in Berlin, der unter der Oberleitung des Tiergartendirektors Herrn Geitner den Tierpark gärtnerisch auf seine jetztge Höhe gebracht hat, ist der Titel eines „königlichen Garten-Inspektors" ver- liehen worden. Die schönen Anlagen des Zoolog. Gartens haben wir den Lesern im sechsten Jahrgang, Seite 505. in Wort und Bild geschildert. Nahlop, Wilhelm, .seit 17 Jahren Obergärtner des Rittergutes Britz bei Beriin 8., ist der Titel eines „königlichen Garten -Inspektors" verliehen worden. Über den prächtigen Park, dem Herr Nahlop vorsteht, brachten wir im vierten Jahrgang, Seite 265, einen illu- strierten Artikel, auf den hiermit hingewiesen sei. Reisner, Adolf, Obergärtner des botanischen Gartens in Ham- burg, starb im Alter von 39 Jahren. Roeber, Prof. Fritz, in Düsseldorf, wurde von der königl. sächsischen Gesellschaft für Botanik und Gartenbau Flora in Dresden wegen seiner ,,von unvergleichlichem Erfolg gekrönten Durchführung der Ausstellung" zum Ehrenmitglied ernannt. Wir beglückwünschen die Flora zu ihrem neuen Ehrenmitglied. Briefkasten der Redaktion. Wandkalender fflr 1905. Wie in früheren Jahren so werden wir auch mit dem neuen Jahre unseren Abonnenten einen farbenprächtigen Wandkalender nach einem Aquarell von Johanna Beckmann bieten, dessen Blütenschmuck dies- mal aus prächtigen, einfach blühenden Rosen besteht. Zum Jahreswechsel entbieten wir unseren Abonnenten und Mitarbeitern die herzlichsten Glückwünsche. Wir hoffen, daß wie bisher, so auch im neuen Jahre uns reiche Unter- stützung aus der ständig an Ausdehnung gewinnenden Leser- gemeinde unserer Zeitschrift zu teil werden wird, die uns auch weiterhin in die Lage versetzt, die Gartenwelt nach Inhalt und Ausstattung musterhaft zu gestalten. Die Redaktion der Gartenwelt. Verantwortl. Redakteur: Ma Verlag \r. Richard Carl S c hmi d t t C o., Leipzi?. — Drnrli : Anhalt. Bnchdr. Gntenberg, iustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 7. Januar 1905. No. 15. Xnchilruck und Nnchbildnng aus dam Inhalt dieser Zeitsehriß wird slrafrcclillich verfolgt. Kultureinrichtungen. Das neue Cborwiiitcnuij^sliaus im botanischen (larten zu Gießen. Von F. Rehnelt, Großh. Garteniiispektoi, Gießen. iHkrxu drei Abbildtmgcn.l Uie Gewächshäuser der botanischen Gärten leiden meistens au Überfüllung. Auch wo man gewohnt ist, im Herbst vor Beginn des Ein- räumens alles Minderwerte und Entbehrliche auszuscheiden, fehlt es in der Regel doch noch an Raum zur übersichtlichen und zweckmäßigen Aufstellung. Bei uns sah es in dieser Hinsicht nicht besser aus, denn die großen Gewächs- häuser, 1858 erbaut, hatten von vornherein den Fehler, zu schmal zu sein. Wie das in der da- maligen Zeit Sitte gewesen, hatte man von der notwendigen Bausumme gleich die Hälfte ab- gestrichen. Mit der Hälfte des Geldes konnten rlie Gewächshäuser natürlich auch nur halb so groß werden. Die Länge derselben war bei- behalten, aber man sparte desto mehr an der Breite. So entstanden Räume, in denen die Pflanzen zu dicht zusammengedrängt werden mußten. Um diesem tJ beistände abzuhelfen, wurde im vergangenen Jahre ein Gewächshaus -Neubau fertiggestellt, der nicht nur in seinem Äußern eigenartig und gefällig, sondern auch in jeder Hinsicht brauchbar und zweckmäßig ausgefallen ist. Seine Form läßt sich aus den beiden Ab- bildungen und der beigefügten Grundrißzeichnung (C) zur Genüge erkennen. Die Länge beträgt 24 m, die Breite in der Mitte innen 9 m, in den Seitenflügeln 8 m, die Höhe der beiden Seiten- flügel am First 7 m, die Höhe der Kuppel 13 m. Anstatt des Verputzes, der bei Gewächshäusern leicht schadhaft wird und dessen Ausbesserung mit der Zeit kostspielig und störend für den Garten wird, hat man im Innern mattweiße, t.artfnwelt. IX. glasierte Steine und im Fassadenbau hellgraue Basaltlava verwendet. Die Verglasung ist einfach, dagegen ist, um unnütze Abkühlung und Tropfenfall zu vermeiden, der Miltonia vexillaria. (Text Seite Die Gartenwelt. IX, obere Teil der Kuppel durch eiue horizontale Glasdecke doppelt von der Außenluft abgeschlossen. Die Sprossen sind, wie jetzt allgemein üblich, aus Pitch-Pine-Holz, mit Messingschrauben auf Eisenfacetten befestigt. Für den gebogenen Teil der Kuppel mußten der Haltbarkeit wegen Eisensprossen verwendet werden. Dem Tropfenfall mußte hier durch schmale Schweißrinnen aus Zink vorgebeugt werden. Die Scheiben. 40 x 80 cm groß, liegen in Kitt und sind in der gowöhnlichon Weise neuen Überwinterungshauses im botanischen Garten Originalzeichnung für die „Gartenwelf. mit Kittfalz verstrichen. Auch im Berliner botanischen Garten zu Dahlem ist man nach einer Reihe von Ver- suchen wieder zu der alten Methode des Yerkittens zurückgekommen. Erwärmt wird das Haus durch zwei Schramm'sche stehende Röhrenkessel (im Räume A) von je 20 qm Heizfläche, von denen einer als Reservekessel ge- dacht ist. Die Heizrohre sind zum Teil oben am Glasdach, zum Teil an den Wänden verteilt. Jeder der 14 Heiz- körper, die mit schmiedeeisernem Zu- und Ableitungs- rohr mit den Kesseln in Verbindung stehen, ist für sich wasserdicht abstellbar, so daß etwa nötig \vordende Reparaturen ohne Störung im Betrieb jederzeit vorge- nommen werden können. Sehr bequem zu handhaben sind die Lüftungseinrichtungen mit Patentwinden von Wehner & Co. in Britz bei Berlin. Damit die Pflanzen auch von oben zugänglich sind, läuft an der Rückwand des Hauses eine Galerie aus Eisensprossen. Die Tabletten sind aus starken Winkeleisen mit Rohglasplatten her- gestellt. Da das Haus bisweilen zur Demonstration im Anschluß an die abends stattfindenden Vor- lesungen benutzt wird, können die Räume durch vier Stück 250- kerzige Nernstlampen und 1.5 (ilühlampen erhellt werden. An- schließend an das Haus und durch eine Treppe und Tür mit diesem verbunden, be- findet sich an der Nord- seite in der Erde lie- gend eine künstliche Grotte mit kleinem Wasserfall etc. zurKul- tur feinerer Farne, namentlich Hymeno- phylleen. (Auf dem Grundriß links neben A.) Die Südseite schließt mit -einer 5 m breiten und 1 1/., m hohen Terrasse (D)nach dem Garten zu ab. An den sonnigen Bösch- ungen haben die win- terharten Kakteen und eine Gruppe Mesera- brianthemum ihren Platz gefunden, wäh- rend die Mitte durch ein 9 m im Durch- messer haltendes, heiz- bares Bassin (E) ge- bildet wird, das zur Kultur tropischer Was- serpflanzen während der Sommermonate dient. Die Bau- summe beträgt 46 000 Mark. Die Eisenkonstruktionen wurden von der Firma üönges & Co. in Darmstadt alle übrigen Arbeiten, mit Einschluß der meisterhaftausgeführten Heizungsanlage (von H. Schaffstaedt hier), von hiesigen Firmen und Handwerkern ausgeführt. Die Umgehung eines Spezialgeschäftes, die übrigens fast sämtlich zur Kon- kurrenz aufgefordert waren, war allerdings nur möglich durch die gewissenhaften bis in die kleinsten Einzelheiten durchdachten Vorarbeiten unseres Hochbauamtes, unter Gielten. IX, 15 Die Gartenwelt. 171 dessen Leitung ein Werk entstanden ist, bei dem der Gärtner wie der Arciiitekt in gleiclier Weise zu ilirem Reclit gekommen sind. Nacliselirift des Herausgebers. Das ueue Überwiiiterungs- liaus des botanischen Gartens in Gießen ist in der Tat ein ebenso wirliiuigsvolloi- als praktisch .lusgnführtoi- l'rachtbau, der diesem vorzüg- lich gcIritrt.Mi Institut zur Zii'i'.lr i^cnMclit und seinen Schöpfern Ehre üi.'ii'hl Irli sili ui.^.'ii i'.iiii kill.', iKi' li seiner Vollendung und bat Heiin l.'ciin.lt uin \ ■ ii -I. li-riOiii Aitik'-l, für welchen ich ihm auch dagegengeschlagen luid nun hält der Kasten wieder einige Zeit bis der nächste Winter das Zerstörungswerk fortsetzt und die Flickerei wieder von vorne los geht. Schade um die Zeit, die bei solchen ewigen Flickereien vertrödelt wird und schade um die Bretter und die Nägel, die bei solcher Gelegenheit verzimmert werden. Ein praktischer Kasten, den man im Herbst, sobald er niclit mehr gebraucht wird, unter Dach und Fach bringen könnte, würde alle diese unnötigen Ausgaben ersparen. Im folgenden will ich einen Kasten Das neue l'bervvinterungshaus im botanischen Garten zu Gießen (Südseite) Ein praktischer Frühbeetiiasten. Von Ernst Richter in Bordighera (Italien). (Hierzu eitle Zeichnung.) Jllancher Handelsgärtner jammert im Frühjahre über seine zerfallenen Frühbeetkästen, da durch die viele Nässe im Winter hier ein Brett und dort ein Brett morsch geworden ist tmd fast bei jeder Berührung ein Stück abbröckelt. Um einem gänzlichem Verfall vorzubeugen wird ein altes Stück Brett übergenagelt, zur Sicherheit wohl auch noch ein Pfahl beschreiben, der sich leicht von einem Mann in fünf bis zehn Minuten von einer Stelle zur andern schaffen läßt, Atiseinandernehmen und Zusammensetzen mit einbegriffen. Man läßt sich vom Schmied Haken anfertigen von Form und Größe der Zeichniuig D und D^. Die Länge der Haken beti-ägt etwa 200 uiiu. die Breite 50 mm und die Stärke 6 mm. Von diesen Haken (auf der Zeichnung U tnid D^) befestigt man mittelst Schrauben mit Gegenmuttern an jedem Brettende zwei, natürlich auf der Außenseite und so, daß sich die Seitenbretter A und B und Querbretter C ineinander- 172 Die Gartenwelt. IX, 15 ---%2r Ein^praktischer Frühbeetkasten. Originalzeichnung für die „Gartenwelt". haken lassen, wie es ans der Zeichnnng ersichtlich ist. Die Verbindnngslatte E, welche man anbringt, damit sieli^ [die Seitenbretter A und B nicht nach außen oder innen biegen, macht man vorteilhafter Weise nur gerade so lang, wie der Kasten lichte Breite hat, von Oberkante des Brettes A zu Oberkante B gemessen. Man befestigt die.so Latten am besten auf Holzklötzchen, auf der Zeichnung bei F, die man vorher an der Innenseite des Kastens an den Stellen fest- genagelt hat, wo man die Latte wünscht. Diese Latten kann man auf die Klrit/.chen festnageln oder zapfenartig (wie auf der Zeichnung) in dicsi' oinlasscii. Dieses Befestigen an der Innenseite hat vor dem direkten Einlassen in die Seiten- liretter den großen Vorteil, daß das Wasser zum allergrößten Teile abfließt, was bei einem direkten Einlassen nicht der Fall ist, im Gegenteil, hier lileibt stets viel Feuchtigkeit in den Ritzen zurück, wodtn-ch die Bretter schon nach zwei Jahren schlecht werden. Dagegen ziehe ich das Einlassen in die Klötzchen dem Annageln unbedingt voi', da man die Latten dann mit Leichtigkeit entfernen' kann. Ein so konstruierter Mistbeetkasten ist wohl der praktischste, der sieh überhaupt bauen läßt, da er alles in sich verriiiiL;t, was dif Rentabilität des Betriebes fördern kann; er ist nämlich einlach, haltbar, leicht zu handhaben und nicht teurer als ein feststehender, genagelter Mistbeet- kasten. Die Vorteile dieser Kästen sind derartig, daß sich jeder zu seinen feststehenden einige zusammenlegbare bauen sollte, besonders wenn er Gemüse treibt. Ist das Gemüse abge- härtet genug, sodaß es des Schutzes nicht mehr bedarf, so nimmt man den Kasten weg und stellt ihn an einer anderen Stelle auf, um ihn mit frischen Setzlingen zu bepflanzen oder eine neue Aussaat zu machen. Ich lernte diese Kästen im vergangenen Sommer in der Schweiz kennen und habe dort ihren praktischen W(>rt nach jeder Seite ausprobieren können. Sind in dem Betriebe mehrere Leute, so läßt sich die Transportfähigkeit des Kastens noch bedeutend dadurch ver- bessern, daß man die an den Brettern A imd B befestigten Haken umdreht, so daß der Einschnitt nach unten ist, und am Brett C stellt man die Haken so, daß der Einschnitt nach oben ist. Bringt man an Brett C einen Griff an, so läßt sich der Kasten durch zwei Mann mit Leichtigkeit ver- setzen, ohne ihn auseinanderzunehmen. Die letztere Kon- struktion, die man in Italien verschiedentlich antreffen kann, ist noch praktischer als die erste, da beim Um- stellen Zeit gespart wird. Die Höhe der Bretter richtet sich natürlich ganz nach der Gegend. In Norddeutsch- land muß ein Kasten bedeutend mehr Neigung haben als am Bodensee oder in der Schweiz; an der Nord- see kann man sogar das obere Brett um so viel höher machen, daß die Differenz etwa 30 cm beträgt, denn in nördlichen Gegenden muß man jeden Sonnenstrahl voll und ganz abfangen. Die angegebenen Maße würden für die Bodenseegegend noth maßgebend sein. Berechnet ist der Kasten für vier Fenster. Ausstellungsberichte. Die frühe Winleiaiisstellunti; der nationalen Ohry- santhenuini-Gesellsciiaft iin Crystal-Paiacezii London. Vom Heinrich Riebe, London -RicbmoiicJ. Es is ist geradezu erstaiinliuli, was in der Riesenstadt London an Ausstellungen von Blumen und Pflanzen, wohl auch Gemüsen und Früchten, geleistet wird und dieser T'mstand beweist inuner wieder aufs Neue eine Eigenart der Bewohner Englands: Eine ausgesprochene Liebe für die Pflanzenwelt. Die .sogen, frühe Winterausstellung der Chrysanthemum- Gesellschaft fand am 7. uud 8. Dezember im Crystal - Palace statt und war, wenn auch nicht im gleichen Maße wie die vorhergegangene große nationale Ausstellung, doch mit reichem und fast durchgehend gutem Material beschickt. Namentlich waren es wiederum die Chry- santhemum, die im Verein mit zahlreichen anderen Saisonblumen und Blatti)flanzen, dem Beschauer ein farbenreiches Bild vor Augen führten. Leider wirkt jedoch ein nebliger Londoner Dezembertag nachteilig auf den Effekt der Farben und ebensowenig waren die bereits in den frühen Nachmittagsstunden eingeschalteten elektrischen Bogenlampen imstande, den Effekt zu erhöhen, denn bestimmte Farben und Schattierungen verlieren sogar bei elektrischem Licht. Erfreulicherweise waren diesmal die sogen. „Ausstellungskisten" in der Minderheit, dafür langstielig geschnittene Blumen und Topf- pflanzen zahlreicher vertreten. — Eine der Hauptklassen war die für Chrysanthemum in Vasen. Hier wurden bekannte Sorten, wie: „Charles Davis", „Bessie Oodfrey", ,,öuy HomiUon^' etc. gezeigt. Reich und interessant war die Klasse für dekorative Chry- santhemum. Die feinsten und zierlichsten Sorten waren hier: „King of the Plumes'\ „Cannels Faroiirite", .,Sa»i Caswell" etc. inid im Vergleich zu den tellergroßen höchst vollkommenen Blumen wie: „Mme. Paolo Radaelli^^ ist es staunenswert, wie sich diese Königin der Herbst- und Winterblunien, das modebeherrschende Ohiysanthemum, biegen und formen läßt. In der Abteilung für große Vasen mit Chrysanthemum irgend einer Sorte, ausgeschlossen Pompons, war von auffallender Schönheit eine Vase mit der Sorte „Daiwiian", einer höchst voll- kommenen Blume mit einwärts gebogenen Petalen. Das Ganze war sehr geschmackvoll aufgestellt unter Zuhilfenahme von Crotonblättern, Medeola- uud Asparagusranken. So unscheinbar wie die kleinblumigen Pomponsorten, wie, „Stioti'drnp'^, „Aurora Boreale"-, „Elsie Walker'-'- etc. im einzelnen sind, so dekorativ wirken sie. wenn sie in Massen verwendet oder locker und mit Geschmack in Vasen angeordnet werden, wie es hier bei einigen Stücken der Fall war, oder wie ich es in den be- nachbarten botanischen Gärten von Kew jüngst beobachtet habe. In Kew sah ich im temperierten Haus No. 4 einige umfangreiche Büsche der Sorte „Snowdrop", die, übei-sät von winzigen Blumen, einen bezauhernden Anblick gewährten. IX, 15 Die Gartenwelt. 173 UiittT den in Aiisstelluugski.sten vorgeführten Sorten erregte riue jiiif dem eisten Preis ausgezeiclmete Sammlung von 24 japanischen Suiten Aur-,rlicii. Als die schönsten Sorten sind zu nennen: ,. ir. //. \\'/ii/ihii!iae'-, eine perfekte Blume von rosiger Farbe und etwas dunklerer Mitte; ferner „Qui/ Haniilton'-, ,,Ben Wells'-. „Oen. nutlon'; ,,Ö. J. .1/ee", „Äeme'\ „Mrs. W. Meas&\ „Dorollii/ PijweU-, „Miss Kellte Poc/cett'% „Bessie Oodfrey'\ „Mme. Paolo Radaelli- ute. Namentlich letütgenanuto Sorten, die hier und auch auf der vorigen Ausstellung in den meisten Sortimenten zu finden waren, beweisen dadurch neben ihrer allgemeinen Beliebtheit auch eine hüelist scbUtzeiisweite Ausdauer und iraltkiikeit in der Blüte. Schatten, eine auffallende Blume; „Amy Fktcher^\ reines Weiß, sehr lange Petalen, daher äußerst zierend; .JäuIij Wiiulsor^ rosen- rot mit breitem, weißem Zirkel; „Mrs. IL Broom", das größte, ein- facli blühende Chrysanthemum, das 'bis heute gezüchtet wurde; die heil;,'elbe Blume mißt l(j— 18 cm im Durchmesser; ,,.\Irs. A. ü. Solley'-\ terianjttafarben mit verschiedenen strahlförmigen Quirlen; „Mrs, Will, .liiri/tin", crimsonrot mit einem weißen King; ,.Aimie JltW, sehr schönes Rot, sich frei tragend; „Lord Metlnien" ; „Ecenimj Heftnlif-; „Ellen Swales^'- und viele andere. Wertzeiignisse erster Klasse erhielten drei Marktsorten. Es waren: ..(Idldrn ,^lii)iä(ird'\ ein neiii;r S|i>Ä--\ :■;'■ ',-. m p m 1 ^£IS- .-.- — W - GW. Vorgarten mit Üreodoxa regia und Araucana Cooki in Port of Spain. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. Stadium der Blüte vollkommen verliert. Aussteller war David Ingamells. Einen interessanten wie abwechslungsreichen Teil der Ausstellung bildeten die Gruppen und Tafeln, von diversen, der Jahreszeit entsprechen- den, blühenden Sachen und Blattpflanzen. Den Mittelpunkt der schönsten Gruppe bildete eine Anzahl wohlkultivierter Chrysanthemen; hieran reihten sich in gefälliger Anordnung Dracaenen, Farne, Crotons, Bouvardien, Narzissen, Cypripedien und Maiblumen, während, dazwischen veiteilt, weit- hinleuchtende Poinsettien (P. pulcherrima) dem ganzen einen effektvollen Farbentusch gaben und im Hintergrund Palmen wie Cocos, div. Kentien etc. einen passenden Abschluß bildeten. In ähnlicher Weise war auch die zweite Gruppe gestellt; sie machte jedoch einen mehr steifen und ge- zirkelten Eindruck. Schön waren 2 reicliblübende in sogen. Pfannen gezogene Gypripedium msigne und Exemplare von Dracaena sanderiana. Für den Fachmann besonders anziehend waren die gemischten Schau- fronten der hier wohlbekannten Firmen Cannell and Sons, Swanley-Kent imd Ambrose and Sons, Cheshunt-Herts. Namentlich die Spezialitäten erster Firma als: Begonien, „GfoiVe de Lorraina'-' und ähnliche, Zonal- Pelargonien, Chrysanthemum, Celosia pyramidalis und Canna waren her- vorragend. Ein Auszug aus den riesigen Sortimenten würde zu weit führen, zumal ich eine Anzahl der schönsten Pelargonien bereits in meinem Bericht in Nr. 10 dieser Zeitschrift anführte. Die Firma Ambrose zeigte neben reichhaltigen Sammlungen von Farnen, Blattpflanzen, Cyclamen, Rosen, Azaleen, Maiblumen (sehr schön) auch Eucharis grandi- flora. Eine große Tafel mit vorzüglichen Weintrauben und dazwischen gestellten Nelken in Vasen fand viele Bewunderer. Wein und Nelken sind Spezialkultureu von Ambrose & Sons. Als die feinsten Nelken nenneich: ,,Montblanc'\ reinweiß; „Olympia'-\ weiß mit rot, „Chivalry", dunkelrot; „Vulcan", leuchtend rot und die neueste Züchtung: „Fascina- tion'-\ eine sogen. Baumnelke Ausgezeichnete Trauben waren: „Mvscat of Aleaandria'\ „Black Alicante', „Comtnon Haie Mi3cat'\ ,,Qros Orchideen. Miltonia vexillaria Rchb. fil, Abbildung auf der Titelseite, stammt aus Columbien und ist wohl eine der beliebtesten Schnittorchideen der Gegenwart und das mit Recht, denn bei einigermaßen aufmei'ksamer Kultur ist die Pflanze äußerst blühwillig und außerdem sind die Blumen- rispen von langer Dauer, was für den Schnittblumenkultivateur und auch für den Bindekünstler sehr wertvoll ist. Je nach der Stärke der Pflanzen erscheinen die Blüten in vier- bis elfblumigen Trauben. Die einzelnen Blumen sind ziemlich groß und in der Farbe veränderlich. Die Ab- bildung veranschaulicht eine kleine Gruppe dieser schönen Schnittorchidee. Die Sepalen und Fetalen der Blüten sind rosa, die zweilappige, sehr große Lippe ist weiß mit rosa Lappenflecken, am Grunde mit gelben, rot ge- strichelten Flecken. Die Kultur dieser Orchidee ist nicht schwierig. Man hüte sich aber davor, Miltonia vexillaria zu warm zu kultivieren, da sie dann leicht von Ungeziefer befallen wird. In der kalten Abteilung des Orohideenhauses ist ihr Platz. Während der Triebzeit verlangen sie viel Wasser, Licht und Luft, in der Ruhezeit hält man sie ziemlich trocken, ohne sie aber bis zum völligen Einschrampfen kommen zu lassen. Otto Brand. Gärtnerische Reiseskizzen. Eine Tropenfiihrt. A'oa Bernh. Othmer, kgl. Garteninspektor, München. II. Auf Trinidad und in Port of Spain. (Hierzu sieben Abbildungen.) l5ei herrlichem Mondschein passierten wir um Mitternacht Mar- tinique mit dem alten Speiekel (wie Frau "Wilhelraine Buchholz Attalea princeps im botanischen Garten in Port of Spain. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. IX, 15 Die Gartenwelt. sagen würde) Mont Pelee. Mit dem Fernglase sah ich deutlich die öde Lava liegen, eine Rauchwolke hüllte die Spitze des Berges ein, alles war still und friedlich wie die Kiihe des Grabes. Morgen.s um G Uhr liefen wir in Port ('astries, Sanct Luoias schönem kleinen Hafen, ein. Da hier Kohlen ge- Vorgarten in Port ot' Spain : im Mittelgrund Ravenala madagascariensis. Vom Verfasser für die ,,Garteawelt'* photogr. aufgenommen. nommen werden sollten, verließ ich bald nach dem Frühstück das Schiff und spazierte durch die Stadt zum botanischen Garten hinaus. Dieser, überhaupt die ganze Gegend erinnerte mich sehr an Antigua. Der Garten bietet nicht sehr viel; es schien mir, als ob hier früher einmal nach dem System, secunduin ordines naturales, die Anpflanzungen gemacht seien, daß man sich aber späterhin an andere Prinzipien gehalten habe. Ich vermerkte als besonders auffallend eine ganz riesige Flciis Beiijamina am Eingange, sowie eine Euphorbia Tiriicalli oder eine ihr ähnliche Art von 4 m Höhe, ferner Älocasia macrorrhixa variegata und Alpinia rafflesiana variegata in auch für die tropischen Verhältnisse besonders großen Exemplaren, sowie eine Gruppe, resp. einen Busch von Nephrolepis rnfescens tripinnalifida von reichlich IY3 ni Höhe tmd Breite! Diese Form und die Nephrolepis Duffi (Abbildung im fünften Jahrg., Seite 30) fand ich un- gemein häufig in West-Indien angepflanzt. — Gegen Abend ging es weiter nach Barbados, wo wir nach genußreicher Fahrt am andern Tage gegen Mittag anlangten. Barbados besitzt einen geräumigen und prachtvollen Hafen, der seit einigen .Jahren eineit Hauptstützpunkt für die Dampfer der Royal-Mail-Linie bildet. Hier legen die von Southampton kommenden Dampfer zunächst an und treffen auch hier die kleineren Dampfer, die nordwärts bis St. Thomas gehen, südwärts bis Demerara und Paramaribo bezw. La Guayra. Die Hafenstadt Bridgetown zeigt prächtige Gebäude und üppige Vorgärten, ein durchaus internationales Leben und eine recht gemischte Bevölkerung, wenngleich auch die Neger in allen Schattierungen die weitaus grcilite Mehrheit haben. Das ganze Inselland zeigt nur geringe Erhebungen, seine ursprüngliche Vegetation hat der Kultur weichen müssen, üppigst gedeiht das Zuckerrohr. Die botanische Station ist hier zu einer zentralen Ver- suchs- und Untersiichungs-Anstalt für tropische, speziell westindische Agrikultur erweitert und leistet unter der Direktion von Sir Daniel Morris außerordentlich Er- sprießliches. In ihrem M'est-Indian-Bulletin, in den Agricultural- News, sowie verschiedenen „Pamphlets", die für wenige Pence, resp. erstere für ebenso wenig Schillinge allgemein zugänglich sind und überall ausliegen, werden die Versuchs- und Untersnchungsergebnisse bekannt gegeben und gern von den Pflanzern verwertet. Der Engländer treibt die Wissen- sciiaft weniger um ihrer selbst willen, versteht vieliuehr deren Ergebnisse in der Praxis zu verwerten und sie in Tat umzusetzen. Zwei Tage sjxiter gingen wir vor Port of Spain auf Trinidad vor Anker und ein anderer Abschnitt meiner Reise begann. Wie in Roseau auf Dominica, so war auch hier die gastfreiuidliche englisohe^.Regierung dem im Staats-Auftrage reisenden gegenüber sehr koulant und inbezug auf Revision des umfangi-eichen Gepäcks so nachsichtig als möglich, sans visite durfte ich pä,ssieren. Während Roseau in jeder Be- ziehung äußerst primitive Einrichtungen zeigte, präsentierte sich Port of Spain als eine höchst moderne und reinliche Xus dem botanischen Garten von Port of Spain. Wie man in den Tropen Orchideen pflegt. Herr Hart und sein schwarzer Orchideengärtner. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. Stadt, mit Wasserleitung, Telephon, elektrischem Licht und elektrischer Straßenbahn. Breite, rechtwinklig sich schneidende Straßen weisen reich ausgestattete Läden auf, in denen man ziemlich preiswert so ungefähr alles kaufen kann, was das Herz etwa begehren sollte. Alles was zu haben ist, muß Die Gartenwelt. IX. 15 importiert werden, Imhistrie und Technik ist im Lande niclit entwickelt, hervorgebi'acht werden nur landwirtschaftliuhe Produkte und der Schwerpunkt des Handels von Trinidad Alter Pithecolobiuni-Stannn mit Epiphyten im botanischcTi Garten von Port of Spain. Vom Verfasser^für die „Gartenwelt" photogr. aurgenorameii. liegt eben in dem Austausch europäischer Waren und süd- amerikanischer Produkte, ganz besonders Produkte aus dem östlichen venezolanischen Guyana. Zur Zeit meiner An- wesenheit lag der Handel ganz darnieder, denn durch Don Castros Machtwort war die direkte Schiffahrt zwischen Ciudad Bolivar und Trinidad vollständig aufgehoben, der Handel von dort aus ging über Carupano und La Gruayra. So stieß auch ich inbezug auf späteres Weiterkommen auf Schwierigkeiten. Einstweilen richtete ich mich in Port of Spain häuslich ein, suchte ein Standquartier für mich und meine späteren Samm- lungen und informierte mich, in welchen Teilen der Insel ich am meisten finden könnte. Ersteres wurde bald vmd bestens vermittelt durch Mr. Boos, den Chef des Hauses Harrimau u. Co., an den ich von Hamburg aus beste Empfehlungen hatte; letzteres durch Mr. Hinchley Hart, meinen Kollegen vom botanischen Garten, einem Herrn, der bereits 27 Jahre in den Tropen tätig ist und über bedeutende Kenntnisse auf dem Gebiete tropischer Agrikultur und Botanik verfügt. In dem ihm unterstellten Institut fand ich alles, was ich wissen wollte, dm-ch ihn praktisch und handlich zusammengestellt, ein wohl- und praktisch geordnetes Herbarium von Trinidadpflanzen mit trefflichen Standortsangaben, vieles noch herrührend von unserem etwa 1860 verstorbenen Landsmann Crüger, einem seiner Vorgänger. Der botanische Gai'ten in Fort of Spain liegt außerhalb der eigentlichen Stadt, in dem Vororte St. Claire und zer- fällt in den älteren Teil, den Governors Garden uad den jüngeren, die Experimental-Station. Man gelangt dorthin seit kurzer Zeit mittels elektrischer Styaßenbahn; ich zog es zu verschiedenen Malen vor, zu Fuß zu gehen, um mehr Muße zu haben, mich über tropische Straßen- und Gartenbilder zu freuen. Mein Weg führte über Straßen mit herrlichen Qreodoxa regia, den Königspalmen, in diesem Fürsten- geschlechte mit zu dem Stolzesten gehörend, was man sich denken kann. Ich konnte es mir nicht versagen, zwei dieser Palmen im Bilde festzuhalten, Abbildung Seite 174, sowie auch eine stattliche Gruppe von Ättalea pririceps wieder- zugeben. Der kräftige Stamm ist so glatt, so machtvoll und ebenmäßig, daß man glauben könnte, eine künstliche Säule vor sich zu haben, würde nicht der mächtige Schopf ge- vvaltiger Wedel uns eines Besseren belehren. Sehr schön entwickelt war auch die Seite 175 oben abgebildete Ravenala niadagascariensis , der Baum der Eeisenden. Auf den Plätzen der Stadt sehen wir mächtige, schatten- spendende Bäume, deren Namen uns fremd sind, daneben aber auch den unvermeidlichen Gummibaum, den Brotfi-ucht- baum, Ärloearpus incisa, Pandanus, Musen, Mangos ti. a. m. Weiter nach Norden kommen wir in die Region der Villen mit ihren so reichen und piächtigen Vorgärten, in denen es strotzt von üppigster Blütenfülle. Was ist die Vegetation tmserer größten und schönsten Glashäuser, sei es auch zu Kew, Herrenhausen, Schönbrunn oder sonstwo, gegen diese üppige Entwickelung im Freien, wo neben den so günstigen natürlichen Verhältnissen noch die pflegende Hand des Lieb- habers oder Gärtners hinzukommt! Das Gefühl, was uns bei Betrachtung all dieser Herrlichkeiten überkommt, ist nicht zu beschreiben; man muß sie gesehen haben, um es zu empfinden. Was denkt der Gärtner bei Poinsettien mit einem Stamm von der Stärke eines Mannessehenkels mit viel ver- zweigten Ästen und cinfer leuchtend dunkelroten Krom' von ■4^2 'u Durchmesser !V Oder wenn er ein Gartentor sieht, leuchtend rötlich-violett, etwa 8 m hoch, alles eine Blüten- Epiphytisches Philodendron mit Bronieliaceen im botan. Garten von Port of Spain. Vom Verfasser für die „Garlenwelt" photogr. aulgenommen. IX, 15 Dlie Gartenwelt. 177 fülle von BmigawriUid s/irrf^iliilis.' üinl so geht es weiter mit Allamanda, Tlnuilifii/in. Iporaoeen, Antigonon kptopus, Ilibiscns usw.. danol.rn liic linntblättrigen Gewächse der Tropen, Acalj'phen, Croton, Caladium und all die Mannig- faltigkeit der epiphytischen Bromeliaceen, Kakteen und Aroideen, Orchideen nicht zu vergessen. Im Garten der Herren Siegert sah ich eine Vanda tei-es etwa 7 m hoch kletternd, ich sah riesige Klumpen von EpidendrUm und Onddium. die sich sogar an glatten Palmstämmen an- klammerten, und in der Villa Stollmeyer auf einer Veranda um die Weihnachtszeit 27 blühende Orchideen, darunter Oncidium Papilio, laiueiniiiiii, ai)ipliatmn und Sprucei, div. Epidendnim und CuUlri/u, Srliomhnriikia \\. s. w. Das macht einen anderen Eindruck als Fuchsien und Pelargonien. Die letztgenannten und bedeutenderen Vorgärten liegen an der Sa- vannah, einem großen, etwa 2 — 3 km im Durchmesser haltenden Platz, der mit Rasen bewachsen und stellenweise mit recht frei- stehenden großen Bäumen be.standen ist. Rind- vieh weidet friedlich dort, wie in den großen englischen Parks, abends wird Fußball, Cricket dort gespielt, geritten und alljährlich lun die .Jahreswende werden Pferderennen abgehalten, zur Präraiierung westindischer Züchtungen. Hier liegt nun anch der botanische Garten, in dessen älterem Teile sich die Residenz des Gouverneurs befindet, inmitten einer herrlichen, recht wertvollen Parkanlage, die reich an großen Bäumen ist nnd die dermaßen mit Epiphyten bedeckt sind, daß sie den Inhalt einiger europäischer Glashäuser auf ihrem Leibe tragen. Herrliche Palmen, Bambusen, Cycadeen und tropische Nutz- pflanzen sind geschmackvoll angeordnet. Einen solchen Baumriesen, den Stamm einer Art von PiÜiecolohium zeigt die Abbildung Seite 17G. Der Stamm und seine Äste sind mit zahllosen Epiphyten bedeckt, deren Luft- wurzeln wie Seile herabhängen. Noch inter- essanter ist die nächste Abbildung, die uns ein riesiges Philodendroti in seiner troiiisehen Ent- faltung zeigt. In ungebändigter l'ippigkeit gedeiht alles, so daß mir Kollege Hart seufzend sagte: „Ja, ihr da drüben im alten Europa habt Sorge, daß die Pflanzen wachsen, wir hier haben die Scliwierigkeit, daß es zuviel wächst, und das geht jahraus, jahrein; hätte ich doch mal einen europäischen Winter mit seiner Ruhe." (Tberall bleibt eben dem Menschen zu wünschen übrig, selbst im gesegneten und so schönen Trinidad. Im anderen Teile des Gartens befinden sich die Orchideen- nnd Farn-Kulturen, in 2 Schatten- hallen, und die Vergleichs- und Versuchsfelder für die tropischen Kulturpflanzen. Wie die Orchideen dort kultiviert werden, zeigt die Abb. Seite 175, auf der auch Herr Hart und sein Orchideengärtner sichtbar sind. Wir sahen da eine An- zahl Sorten von Kakao, Katfee und den jetzt so wichtigen Kaut- schukpflanzen. Über alles erzählte mir der allezeit entgegen- kommende Kollege Hart eine Menge sehr schätzenswerter Er- fahrungen ; ihre Mitteilung würde zu weit führen und nur für Tropenpflanzer und a\ich nur solche West-Indiens speziell von Wert sein. Ich weise hier nur darauf hin, um zu zeigen, was die englische Regierung für ihre Kolonien tut und auch welche Erfolge sie damit erzielt. Hart hat als Superintendent ein .stattliches Gehalt, seine Obergärtner nicht minder und anch seine braunen und schwarzen Gärtner und Arbeiter sehen, wie ihr Herr, nicht notleidend aus. Nach diesen Genüssen ging es nun in verschiedenen Streifzügen und nach allen Windrichtungen ins Innere der Insel. Herr Hart hatte es frenndlichst unternommen, alle gesammelten lebenden Pflanzen bis zu meiner Abreise im Frühjahre zu beherbergen und pflegen zu lassen; alles tote Material versorgte ich in meinem Domizil in der Stadt, das ich zu diesem Zwecke von Zeit zu Zeit aufsuchte. Gibt es nun in Port of Spain, abgesehen von Theater und gutem Konzert, wohl alles, was iler Kulturmensch sich )n Malpighiaceen Trinidad. po Savannah auf für die „Gartenwelt wünschen kann, so hat man doch schon in nicht allzu großer Ferne die unberührteste Natur. So galt einer meiner ersten Besuche den Mangrove-Silmpfen, aus denen ich die Ent- wickelungsformen der Rhixophora und aerotropische Wurzeln der Avicennia nitida holen sollte. Die Fahrt mußte in einem kleinen und sehr flach gehenden Boote über den Golf von Paria gemacht werden, damit wir auch in die sehr flachen Kanäle der Sümpfe einfahren konnten. Sehr behaglich war mir die Situation in dieser Nußschale nicht, sorgte doch auch gelegentlich ein mächtiger Hai dafür, uns in Erinnening zu bringen, daß auch für den Homo sapiens es noch einen Meister gebe. Schon vor Sonnenaufgang, wir waren um 2 Uhr nachts abgefahren, lief unser Kahn unter Laternen- beleuchtung mit der Flut ein. Wir machten ihn an einer Rhizophora fest, verzehrten unser mitgenommenes Frühstück und warteten den Sonnenaufgang ab. Es war ein eigen- artiges, unvergeßliches Schauspiel, in dieser morastigen Einöde (das Wasser war gefallen, es war Ebbe) zu sehen, wie die Sterne allgemach verblichen, die Nachttiere vor dem Tagesgestirn sich zurückzogen und dafür mit der rasch hoch- kommenden Sonne eine Menge anderer Tiere erwachten und 178 Die Garlenwelt. IX, 15 den neuen Tag begrüßten Aus tausend und abertausend Taulropfen glitzerte ein reiclies Licht, Nebel und Tau vei-- flogen vor der Sonne Macht, es war Tag geworden, und vor unseren Angen lag die eigenartige Mangrove-Landschaft aus- gebreitet. Ich entsann mich eines Bildes, das vor einer Eeihe von Jahren im Gymnasium uns davon vorgelegt war, und — wie ganz anders war i\un die Wirklichkeit! Der Gärtner konnte nicht viel Freude an diesem einseitigen, wenn auch üppigen Leben im Brackwasser haben, es war düster und farblos — alier vom Standpunkte des Naturfreundes aus lag ihm ein eigentümlicher Reiz inne. Welch merk- wih-dige Anpassung an die Verhältnisse zeigen die Samen der Rhixophoraf Am Baume hängend keimen sie schon, die Wurzeln entwickeln sich spannenlang und fingerdick, dann lösen sich die Samen vom Baum und bohren sich vermöge ihrer Schwere gleich in den Schlamm ein, pflanzen sich gleichsam selber ein. Die im Schlamm und Brackwasser wurzelnden Avicennien treiben aus dem Wasser heraus eine Unmenge von Luftwurzeln, um so dem unteren Teile des Pflanzenkörpers Jjuft zukommen zu lassen und zahlreiche Krabben sind befähigt, ebenso rasch auf die Bäume zu kommen als im Wasser zu schwimmen. Sie in die Spiritus- flasche zu bringen, ist eine recht mühsame Arbeit und Acht muß man geben, ihren mächtigen Scheren nicht zu nahe zu kommen. Die hier in Menge heimischen Alligatoren halten sich noch zurückgezogen, es ist noch nicht Jagdsaison, was uns auch recht ist, denn wir wollen mit ihnen in Frieden auseinander kommen. Ganz anders, fai'benprächtiger und ungemein abwechselungs- reicher, gestaltet sich ein Streifzug in den Urwald Trinidads. Auch dazu brechen wir zeitig auf, denn es ist in Trinidad bedeutend wärmer als in Dominica und so gilt es hier noch weit mehr die Morgenstunden auszunutzen als dort. Es geht bergan, zunächst durch Kakao-Kulturen und unter Kokospalmen, sowie Bananen und dann in den üppigsten, mannigfaltigsten Wald mit seinen Blüten, Epiphyten und Lianen. Dort steht einsam wieder eine Palme, eine eigenartige, prächtige und distinkte Erscheinung, die Gouglou-Palme, eine ^«•oco?nia-Spezies. Stamm, Blätter und Früchte sind in lange und spitzige Stacheln eingehüllt. Später traf ich an einer freieren Stelle des Waldes eine Gruppe kleiner Heliconien, fast so als ob sie zur Zierde hingepflanzt wären, wohl Heliconia psütacorum. Diese reichlich einen halben Meter hohe Pflanze hat Blätter wie die in unseren Warmhäusern allgemein ver- breiteten Cienanthe oder Maranta setosa, trägt alior an frei und straff aufgerichtetem Stiele 5 — 6 salmfarbene Blüten, ge- tragen von eben solclien Brakteen. Ich habe diese Pflanze später auf der ganzen Insel häufig gefunden, sie blüht während der Wiiitermonate und hält sich abgeschnitten längere Zeit. Das wäre so etwas für unsere Glashäuser während des Winters. Weiter sah ich Centropogon lucyanus, Lygodien (L. vemistum luid volubik) bis zu 20 m die Bäume hinauf klimmend, Adiantum pubescms, Lycojjodien und kleinere Orchideen an Bäumen, nicht minder Bromelien und Rhipsalideen. An feuchten, sumpfigen Stellen vereinzelt Aci-ostichum aureum in mächtigen Hüschi-ii. 1'/., m breit und reichlich so hoch, ebenso Cyclanlhu.s hi/jarUhiti (Vergl. Abb. im VIII. Jahrg. Seite 153), Sjjalhi/ilii/llinii; in modrigem L-Mihc Hymcmmillis, I Lippeastrum ; weiter Aphdandra u. a. Orcliideen und Bromeliaceen treten nur an freier gelegenen und sonniger gestellten Bäumen auf, während die Lygodien, Heliconien, Cyclmithus, Spathiphylleen nur in tiefem Schatten gedeihen. Kommt man liöher in die Bei-ge, wo die Temperatur kühler und die Luft feuchter ist, wie am Tocuche, dem höchsten Berge Trinidads oder in den Bergen am Oropuche im Nord- osten, die ich in der Folge besuchte, dann werden Farne häufiger und kleinblütige Orchideen aus der Pleurothallidineen- Gruppe u. a. In feuchten Schluchten am Tocuche fand ich die zu den Marattiaceen gehörigen Danaeen, Danaea sim- plicifolia, nodosa und eliiptica, sodann in großer Mannig- faltigkeit Hymenophyllaceen, ebenso wie die Danaeen im puren Lehm wachsend aber aucli epiphytisch. Alles ti-ieft von Wasser! Erwähnen möchte ich an Arten nur die schon aus Dominica bekannte Trichomanes Leprieurii, Tr. menihrana- ceuni, an Baumstämmen wachsend, und das einfach gefiederte Trichomanes pinnaium. Das letztere hat an der Spitze der Blattspindel eine Blattknospe, die sich entwickelt, ähnlich wie bei den Erdbeeren, ' zur kleinen Pflanze ausbildet, sich niederlegt, Wurzeln bildet und so für eine ausgiebige Ver- breitung der Art sorgt. Wie schade, daß diese schönen Pflanzen so schwer reisen und ihre Kultur ist außerdem nicht ganz leicht. Doch darüber ein ander Mal mehr. Es fehlt hier ebenfalls nicht an einer Anzahl verschiedenster Baum- farne aus den Gattungen Alsophila, Cyathea, Cihotium Dicksonia und Hemitelia. Überhaupt gehörte die Vegetation am Tocuche und besonders am Oropuche imd Torure, zu dem Üppigsten, was ich an Troiienvegetation gesehen, es war der „Regen"wald ]iar excellence, dessen Erscheinungen an Üppig- keit auch nicht übertrotfen wurden, von dem was ich später am Orinoco sah. Alle Pflanzen zu nennen, welche ich hier traf und sammelte, würde viel zu weit führen; ich will nur noch von den Farnen Schixaea elegans erwähnen, eine Pflanze, die leider bei uns nicht recht gedeihen will. Sie wächst im modernden Laube recht schattig. Dann gibts hier Oncidium Pajnlio und iitridutn, OrnüJweephalus gladiatus, Euterpe edulis und die mächtige Maximiliana regia, verschiedene Begonien, eine Brownea-Art und kriechend am Boden im Waldesschatten eine Rubiacee (wahrscheinlich Coccocypselum) mit dunkel- blauen Beeren dicht besetzt; eine prächtige kleine Zierfrucht. Dort am Oropuche war ich einige Tage Gast des s. Z. be- rühmten und berüchtigten venezolanischen „Generals" Mendoza, der hier im Exil auf eine neue und aussichts- reichere Revolution wartet. Er ist hier z. Z. ein recht friedlicher und erfolgreicher Kakaopflanzer; seine Wohnung bildete eine von Ungeziefer aller Art wimmelnde Lehmhütte. Ganz in der Nähe seiner Behausung ist eine Höhle mit Guacharo- Vögeln, die durch Humboldt aus Nord- Venezuela bekannt geworden sind. Mit jener Höhle kann sich diese, in welcher nach meiner Schätzimg sich etwa 6 — 800 Vögel befinden, nicht messen, aber sie genügte doch, luu mk einen Eindruck davon zu geben. Für imsere Sammlungen nahm ich ein Nest imd einige Eier mit, gleichzeitig bedauernd, daß ich nicht erfahren in der Kunst des FeU über die Ohren ziehens. Ein wahres Dorado für den Pflanzen Sammler ist, wie s. Z. schon Crüger schrieb, die Aripo-Savannah, aus der die Seite 17 7 wiedergegebene Aufnahme stammt. In geradezu für den Pflanzen Sammler idealer Weise findet man hier dicht neben einander ty])ische Savannenflora, harte Gräser mit vereinzelt stehenden hartblättrigen Sträuchern imd den sinnpfigen Untergrund verratenden Mori che -Palmen {Mauritia seligera) und tropischen Urwald mit stark entwickelter EpLphytenflora. IX, Die Gartenwelt. Ganz ^pezlell suclitt und fand i h liiei Itiicnlanen, sowohl in kleinen Tümpeln schwimmende Formen aus der Verwaudschaft unserer vulgaris, als auch Landformen aus der Grupi« der bifida. Kleine zarte Pflänzchen mit zwei spateiförmigen Blättern von etwa 2 bis 3 cm Länge und da- zwischen herausragenden Blütenstielen von etwa Spannenlänge. Neben und zwischen den Würzelchen im feuchten Sande be- finden sich die insektenfangenden krugförmigen Organe. Ich war zweimal hier; in der Mitte des November war alles trocken, glühender Sonnenbrand hatte alles ausgedörrt; Ende Dezember jedoch hatten ausgiebige Regen das schlummernde Leben erweckt, ich watete zeitweilig bis an die Knie im Wasser, von oben gab es des segenbringenden Nasses auch mehr denn reichlich — atier ich brachte sieben verschiedene Arten heim. Auch Ei'doi'chideen gibt es hier, Gyrlopodium jmnctatum, ein Geodoruni, Pogonia, Gleist.es, sodann die Lind- sayen, das sind der zeitweiligen Trockenheit angepaßte Farne, unter den Sträuchern einige Malpighiaceen, auf ihnen schmarotzend eine Cassythenart, eine, wenn man so sagen darf, verholzte Cuscuta, zu der Familie der Lauraceen gehörig. -- Älmlich, aber kleiner in Ausdehnung ist die Piacoh- Savannah: sie ist trockener, daher fehlen die Mauritien, um- somehr gibt es Maximiliana- und Desmoncus-kTten. Zwischen ; Alten fand ich irl <■ il I tum einige Stan- li j f am I (hl idmm stellen- w eise im Walde auch Cory- iiithes Reich 1 st besonders lu Geg( nd \ 011 Siparia an Oichideen Ich fand Owct- lium hiHceanum und amp- hatum sowie Pxpiho Jonop- sis Eodi tgue^ia Epiden- d? um in einei Anzahl von Alten, bchonibuigliia, Catlleya bkinne^ i n. &. Der Urwald ist reich an üppigen Lianen, Farne gibt es wenig, Baumfarne garnicht. So war denn mein Aufenthalt in Trinidad ein in jeder Beziehung sehr angenehmer, abwechselungs- und erfolgi-eicher. Von einigem Unwohlsein, leichte Malaria- Anfälle, abgesehen befand ich mich recht gut und hatte unter der Tropenhitze nicht allzusehr zu leiden. Die Touren ins Innere brachten freilich genügend Anstrengungen und einige Entbehrungen, dafür wurde man aber auf Schritt und Tritt lielohnt durch neue Bilder, die sich dem Auge darboten, und dieser Reiz wirkt unendlich anregend. Meine Begleiter, Neger, ließen sieh für ihre Arbeitsleistungen recht gut abrichten, waren sehr willig, und oft genug hatte ich Gelegenheit, ihre Findigkeit zu be- wundern. — Nun möchte ich noch einige.- über die Kulturpflanzen Trinidads sagen. — Es kommt da zunächst der Kakao in Betracht, der vorzüglich auf der Insel gedeiht und an dem man dort mit ganzem Interesse hängt. Der Trinidad Kakao steht auf dem Markte in sehr hohem Preise, er gehört zu den besten Sorten. Er wird im Norden und Osten sowie im Süden vorwiegend in großen Pflanzungen gebaut, die von Kulis, aus Ost -Indien importiert, bearbeitet werden. Der in Trinidad heimische Neger arbeitet lieber ein wenig bei den Kaufleuten oder bummelt am Hafen herum. Seine Be- dürfnisse sind gering, so hat er auch wenig Grund Geld zu verdienen. Der Kakao wird auf jungfräulichem Boden an Stelle abgetriebenen Urwaldes gepflanzt. Seinem Schatten- bedürfnis kommt man entgegen durch das Pflanzi'u von Ba- nanen für die erston Jahre; für spätere dienen die selir groß werdenden, anfangs langsamer wachsenden Erythrina Corallo- dmdron. Einen ganz prächtigen Anblick gewähren diese Die Gartenwelt. IX, 15 Bäume zur Trockenzeit, wo sie ihre Blätter fallen Jassen, die Zweige sich mit orangeroten Blüten bedecken. Das Bild, welches sich mir gelegentlich, von einer Anhöhe kommend, auf die in der Talsenkung liegende Kakaopflanzung mit ihrem dunkeln Grün und der darüber befindlichen orangeroteu Decke der Ei'ythrina -Xxonen darbot, ist mir ob seiner Schönheit unvergeßlich und erinnerte mich damals an Bilder aus den Voralpen, auf welchen die Herbstfärbung der Blütenbäume mit dem dimkeln Grün des Nadelholzes kontrastierte. Hier wie dort darüber ein tiefblauer Himmel. — Zucker wird mehr im Innern gebaut, sein Wert hält dem des Kakao ungefähr die Wage oder steht ihm nach. Kaffee wird wenig gebaut, für Baumwolle ist es zu feucht, dagegen denkt man an Vanille- Kultur und besonders an Kautschukbäume. (Schluii folgt.) Ma Neue Pflanzen. Selaginella watsoniaiia. Ton Heinrich Kohlmannslehner, llandelsgärtcer, Britz bei Berlin. (Hierxu eine Abbilchmg.) ist begreiflicherweise geneigt, eine Pflanze, in Jie man sich wahrend eines ganzen Kulturjahres gewissermaßen hinein- vertieft hat, schöner zu beschreiben, als das Urteil der Allgemein- heit lauten würde. Deshalb ist es wohl gewagt, diese Se lag ine IIa als die „Schönste aller Selaginellen'' zu bezeichnen. Eine der., Schönsten'- ist aber Selaginella watsoniana doch, die aus der wohl nur in Lieb- haber- oder botanischen Sammlungen zu findenden Selaginella Mar- tensii hervorgegangen ist. Die hauptsächlichste und beste Eigen- schaft dieser Züchtung ist, daß sie willig und außerordentlich flott wächst und — last not least — sich auch leicht und rasch ver- mehren läßt. Die Pflanze wird vom Topfrande gerechnet ca. 20 bis 25 cm hoch, baut sich leicht und locker und erreicht nach einjähriger Kultur einen Durchmesser von 25—30 cm. Das Köstlichste an der Pflanze sind die silberweißen Blattspitzen, während die Zweige nach ihrer Basis zu üppig frischgrün gefärbt sind. Mau kann aber, wenn man den Pflanzen mehr Schatten gibt, diese silbrig- weiße Panachierung auch in eine gelbweiße verwandeln, wobei auch der Gnmd der Zweige eine etwas gelblich-grüne Färbung annimmt. Je sonniger die Pflanzen aber kultiviert werden, um so schöner und prächtiger tritt die silber- weiße Blattfärbung hervor. Herr Garteninspektor Weidlich aus Borsig's Garten in Berlin empfahl in der Oktober -Sitzung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, wo ich S. watsoniana vorführte, nur eine Kultui'wärme von ca. I27„» C, da sonst die Schönheit der Färbung beeinträchtigt würde. Ich glaube aber, daß man nicht zu ängstlich zu .sein braucht, denn um genügend Stecklinge zu erzielen, habe ich meine Pflanzen den ganzen Sommer und Herbst hindurch auf warmem Kasten ge- halten, ohne Farbeinbiiße bei denselben zu erleiden, und auch jetzt noch stehen meine Vermehningsptlanzen im Hause bei 15—18 Orad C, wo ich zu meiner Freude beobachte, daß zwei starke Pflanzen, welche im Kasten wohl zu schattig standen, sich kösthch nachzufärben be- ginnen. Allerdings bezweifle ich nicht, daß sehr salpeteibaltiges Wasser auf die Färbung einen wenig günstigen Einfluß ausüben wird. Als eine den Pflanzen zusagende Erde hat sich bei mir Lauberde, etwas mit Moorerde und Sand vermischt, bewährt. Daß diese Selaginella watsoniana besonders hart ist. konnte ich an meinen auf der Leipziger Jubiläums- Ausstellung aus- gestellten Pflanzen erkennen, welche zehn Tage ohne Tageshcht in exponierter Lage standen, und welche eben.so frisch und schön wieder hier ankamen, als sie aus meiner Gärtnerei heraus gingen. Eingeführt wurde dem Stadtgarten zu Wien. :;hmotiv aus dem .Stadtgarten zu \\ •rfasser für die „Gartenwelt*' pliotogr. in England verbreitet, so daß sie dort nunmehr allgemein bekannt und beliebt ist. Der Name „M'ss Willmott'-' wurde der Sorte durch die Königliche Gartenbaugesellschaft zu London beigelegt, um die Eigentümerin, die selbst keinen Züchterruhm beansprucht, damit zu ehren. Daß diese alte bewährte Sorte nun mit einer französischen Sorte, welche die Firma Rivoire in Lyon schon lange unter dem Namen „Perle rose" (Seite 142 des Kivoireschen Katalogs) veräußert, identisch ist, kam durch einen Zufall ans Tageslicht. Von einem Pariser Gärtner wurde nämlich die Verbena „Ellen Willmott" der Societe nationale d'horticulture de France zur Bewertung vorgelegt, was die Firma Rivoire bewog, die Sorte, die, wie ihr bekannt war, in Deutschland verbreitet wurde, aus Deutschland zu beziehen. Zu ihrem Erstaunen erhielt sie eine Verbene, die ihr seit langem als .,Perle rose" (mit dem Synonym „BcKe d'Äix") bekannt war. Zur Erklärung dieses sonderbaren Zufalls diene folgendes: Miss Willmott besitzt in Warley, England, und in Aix-les-Bains Gärten und hat vermutlich die im Garten von Warley entstandene Hybride, deren Schönheit gleich auffiel, auch nach Aix-les-Bains ge- bracht und auch dort an andere weitergegeben. Die Firma Rivoire hat sie dann s. Z. von Aix-les-Bains als „Belle d'Aix'' oder „Perle rose''- bezogen oder ihr letzteren Namen selbst beigelegt. Daß die Sorte erst Ende der neunziger Jahre in England als „Miss Willmott" bekannt wurde, rührt daher, dass Miss Willmott selbst sie bisher ohne Namen oder einfach als Warley-Verbeue in freigebiger Weise in England verbreitet hat; erst durch die R. H. S. erhielt sie dann, wie gesagt, ihren Namen. Zwischen der Firma Rivoire und Herrn Correvon hat sich über die Verbene und ihren Ursprung ein kleiner Federkrieg entsponnen, der sich in der Zeitschrift Le Jardin*) abspielt. Im Anschluß daran ist es zu verwundern, daß diese Verbene, deren Vorzüge augenfällig sind, so spät nach Deutschland gebracht *) Vgl. Le Jardin 1904 No. 423, 424, 426. Die Gartenwelt. IX. 1( worden ist, wo sie förmlich als Neuheit begräßt wui-de, während sie tatsächUch nur für uns eine neue Einführung ist. Aber der Begonie „Gloire de Lormine" ging es ja ähnlich. Fast ein Jahrzehnt ver- ging, ehe sie ihre Ruhnieslaufbahn begann, und heute ist sie die Allerweltsbegonie, die bald ihres holden Zaubers entkleidet sein wird — als Massenartikel. W. T. Dahlien. Drei wertvolle, rieseiiblumige, Dahlien -Neuheiten. aiizösische Salvia splendens „Freudenfeuer" verdient ihre Bezeichnung Freudenfeuer mit Recht, denn von allen Salvia splendens -Varietäten ist sie sicher die schönste und reichblühendste. Sie wächst kräftig und gedrungen, erreicht als Topfpflanze eine Höhe und einen Durch- messer von circa ^4 '"• D'^ dunkelscharlachroten Blütenrispen, welche bis zu 20 cm lang werden, erscheinen im August und Sep- tember in solcher Anzahl, daß eine kräftige Einzelpflanze mit Topf im Rasenteppich eingesenkt, einem großen Blütenball gleicht. Nach- dem die Pflanzen völlig aufgeblüht sind, lassen sich dieselben gut, selbst an sehr schattigen Plätzen unterbringen, wo sie lustig weiter blühen, bis es friert. Das dunkelgrüne Blattwerk gibt dieser Sorte ein recht gesundes Aussehen. Rechtzeitig im kalten Hause untergebracht, blühen sie noch lange foi-t und wenn dann ab- geschnitten, bilden sich noch bis gegen Weih- nachten immer wiedei- neue Blüten. Als Ein- zelpflanze für Rasen- anlagen istsie besonders wirkungsvoll und kann nicht genug empfohlen werden, nur verlangt sie eine vor starken Winden geschützte La- ge, da die Salvienzweige am Stamm leicht aus- brechen. — Salvia spl. „Freu- denfeuer" bezog ich vor drei Jahren von Nonne & Hoepker aus Ahrens- burg. Ihre Kultur ist sehr leicht. Im Januar oder Februar geschnit- tene Stecklinge, die sich schnell bewurzeln, wer- den in Töpfe ge[)flanzt und im Frühjahr in den Kasten gebracht. Zum Verpflanzen, was mehrere Male geschehen muß, wird recht nahr- hafte Erde verwendet. Die Töpfe können zuletzt bis 30 cm Weite haben. Nachdem sie durchgewurzelt, werden sie freistehend in voller Sonne behandelt und erhalten häufig kräftige Dunggüsse. G. Bartsch, W'annsee. Fuchsie „Andenken an Heinrich Henkel". Zu der Notiz auf Seite 67 teilt uns ein Mitarbeiter in Schlachtensee mit, daß er die Mitteilungen des Herrn Rehnelt vollauf bestätigen könne. Fuchsie „ÄiulenA-en an Heinrich Henkel'' hat sich in voller Südlage vor einer Hauswand prächtig entwickelt und von Anfang Mai bis Ende September ununterbrochen geblüht. Wunderbar leuchteten die langen, dunkelrosafarbenen Blütenröhren an den tief herabhängenden Zweigen. Die Pflanzen wurden mehrfach verpflanzt und gut gegossen, standen aber immer in voller Sonne, was bei einem heißen Sommer, wie dem vergangenen, viel sagen will. Auch die Sorten „Adrian Berge)-'', „Phaenomenal" und „Deutsche Kaiserin" haben sich bei ihm bewährt. Dagegen kann er nicht finden, daß Fuchsie „Andenken an Heinrich Henl-et' xmd ,,Fuchsia splendens" gute Uerbstblüher seien, wie Herr Trenkner im achten Jahrgang, Seite 98, der Garten- welt sagte. Sie hörten auf zu blühen, als die Sonne fehlte, womit das von Heri-n Rehnelt Gesagte nur bestätigt wird. Von Heinrich Kohlmannslehner, Britz bei Beilin. (Uierxu eine Abhildmig ) -L ast möchte man glaviben, -wenn man die riesenblumigen einfachen, beziehungsweise halbgefüllten holländischen Riesen- Dahlien gesellen hat und ferner etwas aufmerksam die Zucht- richtung unserer französischen Kollegen verfolgt, welche nicht einseitig, jedoch mit Vorzug auf riesenblumige Edeldahlien- Züehtungen hinarbeiten, daß wir, ebenso wie bei den Chrysan- themen, auch im Dahliengebiete in den riesen blumigen Züch- tungen die Modeblumen vor uns haben. Wenngleich ich von meinem Standpunkte, namentlich in Rücksicht auf die Verwendbarkeit als Bindeblumen, nur den mittelgroßen und kleinblumigen, t'ein- strahligen Edel- Dah- lien den Vorzug geben nifichte, so ist es doch nicht von der Hand zu weisen, daß als einfache Vasen- und als Kranzblumen großbl ütigere Formen auch ihren Wert be- sitzen und besonders für Gartenaus- schmückungszwecke, sofern solche Züch- tungen gut und frei über dem Laube blü- hen, dürften Blumen- liebhaber auch in den riesenblumigen fi-an- zösischen Neuzüch- tuiigen etwas Befrie- digendes finden, zu- mal uns bei den nachfolgenden drei Züchtungen besonders reizvolle Farbtöne begegnen. „Mad. Keller", ein Name, der uns fast deutsch an- mutet, ist ebenso wie die nachfolgenden Züchtungen ein Kind Südfrankreichs. Wenn ich mein Dahlien - Sortimentsbuch sprechen lasse, in welches ich mich bemühe, meine Auf- zeichnungen gewissenhaft und streng einzuzeichnen, so steht da zu lesen: „entzückende riesenblumige Hj'bride von ganz hervorragendem Liebhaberwei-te, leuchtend rosa, lila gestreift flammt auf gelblichem Grunde". Weiter vermerkt und unterstrichen habe ich die Eigenschaft „sehr reichblühend" und bezüglich des Stieles die Bemerkung stark, lang aus dem Laube hervorragend, gemacht. Diese Aufzeichnungen sprechen fih- den Wert dieser Züchtung und ich kann noch hinzufügen, daß die Herbstfärbung von „Mad. Keller" geradezu eine Farbenschönheit bedeutete, und daß die Blumen nicht nur Liebhaber, sondern auch jeden Gärtner und Blumenhändler entzückten. Noch höheren Wert, besonders was Bindeverwendbarkeit anbelangt, hat „Jeanne Charmei". Sie ist ebenfalls eine riesenhafte Hvbridforra, so wie wir solche in der älteren aus der Mark. nwelt" photogr. aufgenommen. IX, l(i Die Gartenwelt. Züchtung ,.Mad. v. d. Darle>i'' besitzen, dabei aber trotz ihrer großen und breiten Fetalen leielit gebaut. „Zart rosig flieder- farben auf silbrigem Grunde" lautet die Farbbeschreibung in meinen Versuclisfeldnotizen und ich kann aus dem Gedächtnis dazu vermerken, daß dieser Fliedertou von so unvergleich- liarer Schönheit und Zartlieit war, wie wir eine ähnliche Tönung in diesem beliebten Farbgebiete bis heute noch bei keiner Dahlie besitzen. Sowohl der Wuchs, wie auch die Blumenstiele dieser Züchtung verdienen mit Kug und Recht die Bezeichnung prima. Sie ist, und das erliöiit iiiren Wert, auch ein reicher Blüher. In „Cor p nie" haben wir eine ausge- prägte Liebhaber-Züch- tiuigvoruns. DieseSorte ist in der Pflanze ein großartiger Wachser und auch ein Frühblühei'. Der Stiel ist enorm lang, kommt ganz aus dei Pflanze heraus und die enorm große Blume (sie liat im Verhältnis zu den vorhergenannten Sorten wohl die größten Blumen) ist auf milch- weißem Grunde leuch- tend karmin gestreift und gespritzt, eine ü1"t;iu> freundliche und fn-ili' Gesanitfärbung bidi-nd, welche dieser Züchtung auch in gartenaus- schnnickenderBeziehung eine beste Note einträgt. Ich bekam die Ver- suchsstecklinge dieser drei Züchtungen mit noch einigen andern fran- zösischen Züchtungen leider erst mitte Juni vom Züchter zugeschickt und konnte sie daher erst sehr spät auspflanzen. Trotz des sehr un- günstigen Dahlien-Som- mers des letzten Jahres haben alle drei Züch- tungen im Wuchs und im frühen und reich- lichen Blühen alle ihre Versuchsschwestern überholt und es spricht wohl für den Wert dieser drei Neuheiten, daß sich in einer mondklaren Herbstnacht ein Liebhaber fand, welcher sich, ohne meine Rechnung darüber abzuwarten, die Dahlien ausgnib und bis heute seine Adresse verschwiegen hat, wie es auch ganz natürlich ist, daß ein reeller Spitzbube niemals das Schlechteste nehmen -.vird. Ich teilte meinem Freund mein Mißgeschick mit und hatte die Freude, von diesen drei Züchtungen einige Landknollen zugesagt zu be- kommen, da wir uns im gegenseitigen Tau.schverkehr be- finden, und ich t)in überzeugt, daß im nächsten Jahre jedem Besucher meiner Dalüieufelder eine größere Anpflanzung dieser französischen Züchtungen sehr viel b'reude machen wird. Nachschrift der Redaktion. Hierzu bringen wir „Jeanne CItarmet'- im Bilde, welche wir, uiii die Großbhmiiskeit zu veran- scliauMohen, mit der reizenden eiighschen Pompon-Dalilie (Liliput- üeorgine) „Äosere" auf eiuej- Platte zur Aufnahme brachten. Edeldablie „Jeanne Charmet" und Poiiipon-Dahlie „Rosea Originalaufnahme lür die „Garteuwelt". Gärtnerische Reiseskizzen. Eine Tropeiifuhrt. Bernh. Othmer, ligl. Garten nspektor, München. IV. Am Orinoco und an den Wasserfällen des Caroni; Heim- reise. HierxH seclis Abbildwujen. (Schluß). Jjindlich waren die Sammlungen in Trinidad für einige Zeit versorgt und eine Gelegenheit ge- kommen, nach Venezuela und zwar in die Orinoco- gegend zu gelangen. Direkten Weges, wie früher, über den Golf von Paria und durch den Macareo-Arm des Ori- noco ging es nicht, wir mußten zuerst nach Ga- rupano und von dort wieder über den Golf und dann durch die Boca de Navios in den Ori- noco. So woUte es, um seine Machtfülle zu zei- gen, für eine Zeitlang Herr Cypriano Castro, und die Ausführung seines Gebotes wurde sehr strenge gehandhabt. In der Nähe Caru- panos hatte ich ein wenig Muße, um die Xero- phyten -Vegetation ken- nen zu lernen, Kakteen (Cereen und Melocactiis) sowie Agaven sah ich in riesigster Entwick- lung, wie die Abbildungen Seite 186 zeigen. Die klein- und schmalblätti'ige Strauchvegetation war recht mäßig und bot wenig Interessantes. Soviel Zeit, in die ^vinkenden, nicht allzu fernen Berge zu gehen, hatte icli nicht, denn der Dampfer „Whitney" wurde täglich und stündlich erwartet. Schade, denn in den Bergen sollen Cattleya gaskelUana wachsen und wohl noch anderes mehr. Berühmt und mit Recht sehr geschätzt ist der Carupano-Rum, ebenso ist der hier wachsende Kakao eine der besten Arten. So ging es denn nun weiter wieder über den Golf von Paria, vorbei an Icacos Point, Trinidads Hauptpiuikt von Kokospalmenkulturen, durch die Boca de Navios in den Die Gartenwelt. IX, 16 Orinoco. Der Dampfer beherbergte eine recht gemischte Gesellschaft, spanisch, englisch, deutsch, portugiesisch konnte man hören, Passagiere von allen Hautfarben sehen; es gab recht respektable Persönlichkeiten an Bord, vorwiegend aber Menschen, denen man die wechselnden Erlebnisse ansah und Große Cereus in der Umgegend von Carupano in Venezuela. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photographisch aufgenommen. die mit einem gewissen Gleichmut den unsicheren venezo- lanischen Zuständen entgegensahen. Bei Tagesanbruch lagen wir vor der Orinocomündung, die Wellen des Ozeans waren kurz und brechend, das stahlgraue klare Wasser des Atlantic war geschwunden, die schmutzig-gelben Fluten des ge- waltigen Orinoco machten sich bemerkbar. Ein Leuchtschiff sollte eigentlich die Einfahrt markieren, es ist auch eins da — aber es leuchtet nur, wenn Petroleum für die Laternen vor- handen ist. Das fehlt aber häufig, und so bleibt die schwer zu findende Einfahrt des Flusses eben im Dunkel liegen. Den Schiffen bleibt dann nichts weiter übrig, als irgendwo Anker zu werfen und zu warten, bis Helios mit den Sonnen- rossen wieder heraufzieht. Es geht auch so — zu was also andere Umstände — der Reisende bekommt so gleich am Tor eine Ahnung, wie es da drinnen im Lande zugeht, und das ist gut, er hat sich mit manchem in Zukunft abzufinden. Der Orinoco ist ein breiter, wasserreicher Strom, auch im Januar, Februar, wo er niedrig ist, — zur Regenzeit steigt er um 14 Fuß, — noch von gewaltiger und imponierender Größe. Allerdings verliert er durch die Teilung in ver- schiedene Arme, die viele bewaldete Inseln einschließen. Die nördlichen Ufer sind besonders flach. Sie sind an vielen Stellen in der Nähe der Mündung eingefaßt mit Mangroven, davor ein Kranz Montrichardien und vor diesen wieder ein breites Band Eichhornia axurea. Aus dem Hintergrunde treten große Waldbäume, auch Palmen (Mauritia und Euterpe) hervor. Auffallend sind die zahlreichen Lianen. Der ganze Komplex des Deltas ist Sumpf, der einen großen Teil des Jahres unter Wasser steht, in dessen schmalen natürlichen Kanälen der wilde Indianer das reiche Tierleben nur wenig stört. Für den weißen Mann ist das Orinoco-Delta einer der ungesündesten Plätze der Erde, reisen kann er hier weder zu Fuß noch zu Maultier, höchstens per Kanoe, um in diese fiebergesegneten Gegenden einen Blick zu werfen. Das südliche Ufer ist fester und steiler, die Bäume dort sind höher und größer, Mangroven fehlen und über den Wipfeln dieser Bäume erscheinen die Spitzen der Sierra Imataca und Piacoa, Gegenden, die nicht allzu fern von Europa liegen, die aber noch garnicht in ihrem Innern erforscht sind und die ganz sicher eine große Menge von Naturschätzen aller Art bieten. Ich habe nichts mehr bedauert, als nicht Zeit und Geld genug zu haben, utu mich in diese Gebiete zu begeben. Als die erste Nacht auf venezolanischem Gebiete herein- brach, erlebte ich einen Sonnenuntergang mit einer Färbung des Himmels in Goldorange, Dunkelrot und Violett, wie es wohl nur in diesen Breiten und dieser mit Dünsten ge- sättigten Luft möglich ist. Es ist Januar, daheiui auf der bayrischen Hochebene liegt Schnee, viel Schnee, VI oder l.ö" Kälte werden sein, und in den Glashäusern fristen Dank der wärmespendenden Kohle und ummterbrochenen Heizung die Verwandten dieser uns umgebenden Flora ein recht kümmer- liches Dasein. . Das sind Gegensätze, und diese Gedanken spann ich auf Deck des Orinocodampfers weiter aus, bis mich schreiende Papageien, die ihre Ruheplätzchen für die Nacht suchten, aus diesen und ähnlichen Gedanken aufschreckten. Nun wird es dunkler, nur die Sterne leuchten, langsam fährt unser Schiff, der breite träge Fluß setzt dem Rade wenig Wider- stand entgegen. Gegen Morgen erreichen wir San Felix, das F"elsiger Abhang mit Cereen und Agaven in der Um- gegend von Carupano in Venezuela. Vom Verfasser für die „Garteawelt" photogr. aufgenommen. alte Las Tablas, das seine Bedeutung hat als Ausfuhrhafen für die im Innern liegenden Goldminen von Callao. Der Ort macht einen wenig erhebenden Eindruck. Die Ufer sind recht flach und sandig, die Vegetation ist dürftig, schwarze Granitfelsen treten vor, und sogar auf den Inseln, die im IX, u Die Gartenwelt. Orinnco gelegen sind, gewalire ich zwischen kleinblättrigen Sträuchern Cereen wie in Carupano. Weiter stromaufwärts nach Ciudad Bolivar wechselt die Breite des Stromes; im Bette liegende riesige Felsblöcke und kleinere Inseln machen die Schiffahrt recht gefahrvoll. Die üter bleiben fast immer flach und sandig und bilden die Ruheplätze zahlloser Alligatoren und den Aufenthaltsort vieler Wasservögel. Südlich gewahren wir geschlossenen Galeriewald, nördlich tritt die Savanne bis an den Fluß. Wir sind in Guyana, das im unteren Teile Savannen-, im oberen Teil Wald Vegetation zeigt und dessen Berge die Quellen der großen Nebenflüsse des Orinoco und weiter des Essequibo enthalten. Endlich ward Ciudad Bolivar erreicht, das alte Angostura der Spanier. Es liegt malerisch am rechteu Dfer, baut sich terrassenförmig auf und wird gekrönt durch die alte Kathedrale. Es ist eine Stadt vou vielleicht 16 000 Einwohnern, hat aber große Bedeutung als Handelsmittelpunkt für das ganze nord- und mittelöstliche Venezuela; ein Gebiet, das nach Westen begrenzt wird vom Rio Apure einerseits, dem Orinoco und Rio Negro andererseits; nach Norden reicht es bis Maturin, nach dem Osten bis an die Grenzen Britisch Guyanas und im Süden bis an jene Orte, wohin je der Fuß des weißen Kulturträgers gekommen. Ein Gebiet, so groß als drei Vierteile Europas. Der Handel liegt zumeist in den Händen deutscher Kaufleute, vorzugsweise der Häuser Blohm und Sprick. Engländer gibt es wenig hier, wie denn auch in Venezuela englisch sehr wenig oder garnicht gesprochen wird, spanisch ist die alleinige Verkehrssprache. Importiert wird alles dem Kulturmenschen zum Leben Nötige, exportiert lebendes Vieh, Rinderhäute, Balatagummi, Dividivi (stark Gerbsäure enthaltende Samen Von Caesalpinia coriaria), Reiher- federn, Gold u. a. Die dort ansässigen Landsleute nahmen mich in liebenswürdiger Weise auf und die venezolanischen Behörden kamen mir infolge der Weisungen von der Central- regierung in Caracas sehr entgegen, sodaß ich bald alle Vor- bereitungen für die Fahrt nach dem Caroni getroffen hatte. Mit drei Leuten fuhr ich mit dem rürkki-hiendcu Whitney nach San Felix zurück, von wo es dann w.'itoi' süillich gehen sollte. Zunächst galt es nun, hier an die Erwerbung von Booten zu gehen, eine sehr wichtige Sache für die Weiter- reise. Diese hier ge- bi'äuchlichen Boote sind Kanoes, aus- gehöhlte Stämme von Bombax Ce'iba; die Äbbilduni;^ zei-t ein gewaltiges Bombax Ceiba; meis- tens sind Sil.' 5 — 6 m lang, aber sehr schmal und luu- ein nor- mal gebauter Mann kann zwischen den Wänden sitzen. Fiii unsere Zwecke war nicht jedes Erreichbare zu ä'ebrauchen „GartenweU" photogr Diese Boote mußten zunächst .sehr durabel sein, um bei einem etwaigen Aufstoßen auf die Felsen im Flusse nicht beschädigt zu werden, so- dann mußten sie auch leicht sein, um über die unfahrbaren Stellen des Flusses geh-agen werden zu können. Wir hatten zumindest zwei Boote nötig für Proviant, Sammlungs- utensilien, verschiedene Gebrauchsgegenstände und die zu sammelnden Sachen. Endlich waren auch diese Boote beschafft, von In- dianern am Orinoco eingehandelt worden und waren glücklich über den mächtig flutenden Strom gebracht. Ich hatte in der Zwischen- zeit mit einigen anderen meiner Leute ein Stück Galeriewaldes am Orinoco besucht und hier verschiedenes Interessante gesehen. An ' •rchideen fand ich reiclüich Oncidium Spiicei, mit fast meterlangen stielrunden Blättern. Tausende von Pflanzen hätte man sammeln krmnen. Der Flor dieser üppigen Pflanzen war überwältigend schön. Unweit San Felix bildet der kleine Fluß San Rafael sumpfige Becken, in deren einem ich neben Utricularien, der U. vulgaris sehr ähnlich, Nyynphaea blanda und ampla fand und eine schwimmende Jussieua, die im Habitus einer kleinen Trapa nalans so ähnlich sah, daß ich, bevor ich Blüten Die Gartenwelt, IX, 16 gesellen, nach Nüssen suchte. Leider fand ich keine reifen bamen, die später mitgenommenen lebenden Pflanzen gingen auf der Heimreise ein und mußten im Ozean begraben werden. Wie schade; ich halte diese Pflanze für neu in den Gärten. Später fand ich im Sumpf auf der Savanne am Caroni eine reichlich 1 Meter hohe strauchige Melastomacee, etwa unserer Lasiandra ähnlich, über und über mit dunkelkarrainroten Blüten bedeckt, sodaß mich von weitem diese Blütenfülle anzog. Die Pflanze wuchs ähnlich unseren strauchigen Jussieuen. Reichlich sammelte ich Samen , der daheim in München auch bereitwillig keimte, und die jungen Pflanzen entwickelten sich anfangs tadellos, mit dem dritten oder vierten ßlattpaare aber kränkelten sie und, ob schattig oder sonnig, kühl oder warm gehalten, gingen sie nach und nacli ein, sodaß ich von wohl 300 jungen Pflanzen jetzt nicht mehr drei besitze. Ich habe von dem Samen an einige Kollegen abgegeben, vielleicht sind die glücklicher. Es wäre zu wünschen, denn die Pflanze ist fast das Schönste, was ich auf meiner Reise gesehen. Selten scheint diese Pflanze auch dort zu sein, denn ich sah trotz eifrigen Suchens nur fünf Exemplare dicht beisammen stehend. Es ist mir über- haupt im Verlauf der Reise des öfteren aufgefallen, daß viele Pflanzengattungen sehr vereinzelt vorkommen. So sah ich z. B. am Tocuche in Trinidad eine Pleurothallis aus der Verwandschaft der gelida nur' in einem einzigen Exemplare (sie wächst hier gut), Coryanthes fand ich in nur zwei oder drei Exemplaren, während ich manche Bromeliaceen in wenigen Stunden zu Tausenden hätte sammeln können. Das waren jedoch immer Formen, die in unseren Gärten ebenfalls keine Raritäten sind. Endlich ging es nun in den Caroni, unter Führung von Marcelino, einem Bastard-Indianer, der den imteren Fluß kennt wie sich selbst oder noch besser. Das Bild Seite 187 zeigt einen Lagerplatz am Ufer des mächtigen Stromes. Der Caroni ist ein breiter Strom, vor seiner Mündung etwa doppelt so breit, wie der Rhein bei Köln. Seine Tiefe ist sehr wechselnd; Sandbänke imd einzelne Granitfelsen machen eine Fahrt mit größeren Booten oder Dampfern un- möglich, im späteren Laufe treten sogar Felsenwälle als un- überwindliches Hindernis auf. Seine Quelle ist wie die des Orinoco noch unbekannt, liegt aber wohl etwa in der Gegend des Roraima-Stockes. Während das östliche, das rechte Ufer, im unteren Laufe flach ist und mit seinen Sandbänken un- gemein zahlreichen Krokodilen Lagerstatt bietet, ist das linke Ufer vielfach recht felsig und steil. An ihm besonders treten zahlreiche Zuflüsse aus den höher gelegenen Teilen der Savannah ein, die über mächtige schwarze Granitfelsen her- unterdonnern. An diesen Felsen, über welche das Wasser mit mächtiger Gewalt stürzt, wachsen die Podostemaceen. Wir mußten mit unsern Booten so dicht als möglich an diese Zuflüsse heranzukommen svichen, etwa hinter einem vorstehenden Felsen Schutz suchend vor der ungeheuren Strömung und dann in einer Bucht vor Anker gehen. So- dann suchten wir durch Gebüsch, über Land und Felsen kletternd, in die Fälle hinein zu kommen. Besondere Vor- sicht war geljoten, dabei nicht in zu tiefes Wasser zu ge- raten, man wäi'e sonst si(;her durch den starken Strom in die Tiefe gerissen worden. Icii besichtigte nun in den ersten Wochen unseres Aufenthaltes am Caroni die sämtlichen elf Zuflüsse von der Westseite, durchsuchte dieselben eingehend nacli Podostemaceen imil hatli', die unendliche Freude, die- selben in sechs verschiedenen Arten und den verschiedensten Entwicklungsstadien zu finden. Es gehört dazu auch ein ge- wisses Glück, da man gerade eine gewisse Höhe des Wasser- standes antreffen muß. Während der großen Regenzeit sind die Flächen dafür zu hoch, steigen doch auch die Wasser des Caroni wohl um vier Meter. In der trockenen Jahreszeit dagegen sind viele Wasserläufe versiegt und man findet die Pflanzen dann nur vertrocknet. Ich hatte glücklicherweise das goldene Mittel getroffen und fand an hochgelegenen Felsen trockene Samenpflanzen, etwas tiefer Sämlinge und voll entwickelte Formen. Nach der Art des Wassers, d. h. in Hinsiclit auf seine Bewegung, fand ich bald die verschiedenen Spezies. Die verzweigten und vielfach zerteilten Lacjs-Arten im wildesten Wasser, zum Teil untergetaucht, die langgezogenen Ryncholacis an Felsen, über die das Wasser hinwegstürzt und die mächtige Mourera fluviatilis mit über 1/2 l'^i großen, blasig aufgetriebenen, braungrünen Blättern nur in relativ stillem Wasser in dem von Felsen gebildeten Becken. Dort, wo das wild tosende Wasser über die Felsen hinweg fließt oder sie ständig bespült, fanden sich die moosähnlichen Formen, welche noch der Namengebung harren. Je mehr die Pflanzen im Wasser stehen, desto üppiger sind sie, desto massiger ist die Laubentwicklung, je mehr außerhalb, desto kürzer und dürftiger werden sie, aber der Blüten- und Frucht- ansatz nimmt zu. Alle Blüten entfalten sich außerhalb des Wassers in mehrblütigen, bei Mourera zweizeilig gestellten, federartigen Rispen. Ganz eigenartig ist die ungemein feste Anhaftung der Wurzeln an den glatten Felsen. Die Wasser des Caroni sind schokoladenbraun, doch da- bei klar und rein, gelblichweiß ist der Gischt des tosenden Wassers, schwarz sind die Granitfelsen und sattig hellgrün die massenhaft auftretenden größeren Lacis- und Eyncholaeis- Arten. Die Fälle der Zuflüsse, wie der Seite 189 abgebildete Purguay, sind oft 25 — 30 ra hoch und von majestätischer Schönheit. Ungebetene Gesellschaft störte mich nicht im Genüsse dieser Naturschönheiten; ich war mit meinen Be- gleitern allein in dieser Einsamkeit. Es war Trockenzeit, eine Anzald der Bäume an den Flußufern hatte sich seiner Blätter entledigt und prangte dafür im Blütenschmuck, gelb, orange, weiß die meisten, andere üppig grün. Viele, wie z. B. der auf Seite 189 abgebildete Baum trugen Epiphyten, Tillandsien und Orchideen {Diacrmm, Oneidium, Epidendrum) und gaben so dem großartigen Bilde einen lieblichen Rahmen. Tagelang habe ich solche Szenerien atif mich einwirken lassen, vergessen werde ich sie nie; es war vielleicht das Erhabenste, was an Naturschönheiten zu schauen mir im Leben vergönnt sein soll. Es hat mich reichlich belohnt für alle Entbehrungen und Strapazen vorher \md nachher. Die Vegetation der Savannen wird zumeist gebildet durch herzblättrige und dickstengelige Kräuter aus den Familien der Leguminosen und Rosifloren und aus kleinen Bäumen und Sträuchern aus den Familien der Malpigliiaceen imd Laurineen. Stellenweise tritt das nackte, rötliche, steinige Erdreich zu Tage und demonstriert eincb-inglichst, daß nicht nur Licht imd Wärme, sondern auch Feuchtigkeit des Bodens und der Luft notwendig sind, um in den Tropen üppige Vegetation hervorzurufen. Die Letztere fehlte hier, und so vermißte ich Urwaldriesen, Palmen, Scitamineen, Aroideen, die insgesamt das auszumachen pflegen, was wir tropische, üppige Vegetation nennen. Jetzt sollte es noch weiter südlich gehen, um wieder Üppigcrc Gegenden aufzusuchen, da befiel mich die Malaria IX. ir, Die Gartenwelt. 189 in oiner Weise, fl.aß dagegen nicht aufzukommen war und ich iiir beinahe unterlegen wäre. Meine Zeit, mein Geld ging damit dem Ende merklich näher, und so mußte ich leider Kehrt machen. Wie gerne wäre ich noch weiter gegangen, hätte ich doch sicher eine Menge hochinteressanter Sachen finden können, denn hier am Caroni weiter hinauf liat nocli niemand gesammelt. Nachdem ich mich einigermaßen erholt, ging es über dieselben Etappen heimwärts, denn überall dort hatte ich kleine Depots von Sammlungen angelegt. Aus Caruimnos Umgegend nahm ich Cereus, Melocaclus und Tillandsien mit und traf dann immerhin reich beladen iti Trinidad wieder ein. Kollege Harts schwarzer Orchideen- Kultivateur hatte meine Sammlungen gut behandelt, fast alle Orchideen waren bereits etabliert an ihren Holzklötzen resp. hatten sich an den Originalklötzen gut gehalten, imd so ging es denn ans Einpacken. In geräumigen Kisten wurden die Sachen unter- gebracht, die Klötze an den Seiten und an Zwischenwänden angenagelt. Hobelspäne dazwischen gepackt, alles luftig und trocken. Die Baumfarnstämme kamen in lange, breite und nicht zu hohe Kisten, fest zwischen Hobelspäne, Kakteen wurden in Papier gewickelt und dann ebenfalls fest in Kisten verpackt. Alle Deckel und Seiten wände waren mit Bohr- löchern versehen, die ersteren auch nur aufgeschraubt, um einerseits fest zu iialten, andererseits um leicht abgenommen werden zu können. Den Schraubenzieher hatte ich stets in der Tasche. Hymenophyllaceen hatte ich trocken in eine mit Blech ausgcschlagene Kiste verpackt. Endlich war alles in Kisten und Kasten untergebracht; 23 große und kleine Kolli waren mein Gepäck! Auf der „La Plata" l)ekamen durch liebeniswürdigstes Entgegenkommen des Kapitäns meine Wasserfall, 30 ni hoch, Lacis-Art wächst. Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. mit Kpiphytcn. Dwell" pfiutofjr. aufgei: lebenden Pflanzen den denkbar günstigsten Platz, Rämulich- keiten, die zum Fruchttransi}Ort eingerichtet sind, die in den Tropen gut ventiliert, in den nördlichen Breiten vor Kälte geschützt werden. Während der Fahrt sah ich des öfteren nach ihnen, lüftete die Kisten und versah zartere Sachen mit Wasser. So erreichte alles in gutem Zustande nach ange- nehmer Fahrt Southampton. Einen passenden Anschluß an einen deutschen Hafen fand ich nicht, und so entschloß ich mich denn über Le Havre imd Paris München zuzustreben, um so mehr, als das Wetter mir bitterkalt erschien und es durch die Nordsee wohl noch eine stürmische Fahrt gegeben hätte. Bei der Umladung auf den nach Le Havre gehenden Dampfer ging mir die Royal Mail Steara-Packet-Company sehr an die Hand und muß ich dankbarst hervorheben die rücksichtsvolle und sehr anständige Behandlung, welche meinen lebenden Pflanzen von allen Angestellten dieser Gesellschaft sowohl in den westindischen Gewässern als auch auf dem Atlantic zu teil wurde. Und wieviel habe ich sonst englischer Gast- fi-eundschaft und weitgehendstein Entgegenkommen in West- indien zu danken gehabt! In Le Havre hatte ich dann große Schwierigkeiten, meine Pflanzen unbehelligt zu expedieren. Die französiseiien Beamten erwiesen sich weit weniger entgegenkommend als ihre enghschen und venezolanischen Kollegen. Ja, was mir auf der ganzen Reise infolge meiner Empfehlungen nicht passiert war, hier mußte ich sogar mein Handgepäck revidieren lassen. Endlich kam ich hier mit ein wenig deutsclier Grell- heit zurecht imd übergab alles als Eilgut der Bahn, denn selbst nur die lebenden Pflanzen als Passagiergut mitzunehmen war nicht möglich. Da es kalt war, ließ ich alle Ritzen und Löcher der Kisten mit Watte verstopfen und veranlaßte die Einladung in einen mit Stroh gedichteten Güterwagen. Dann ging es mit dem Eilzuge durch die gesegnete Normandie über Reims nach Paris. Welche Gegensätze wieder — die Die Gartenwelt. IX, l( einsame großartige Natur am Caroni und hier die Kultur des modernen Menschen in höchster Entwicklung. Mich zogs heimwärts und so gings in der Nacht weiter, am Sonntag, den 13. März früh betrat ich in Avricourt wieder deutschen Boden. Ich verständigte den Vorstand des Zollamtes von der in Aussicht stehenden Durchfahrt meiner Sammlungen, bat um zweckmäßige Behandlung und beschleunigte Weiter- beförderung. Dann trug uns der Eilzug über die Schlacht- felder des großen Krieges, durch Badens schönes Land und Württembergs Obstfluren. Weiter gings über die Donau an Ulms prächtigem Münster vorbei, durch Augsburg und dann grüßten wieder die lieben Münchner Frauentürme. Glücklich erreichte ich nach genau 25 wöchentlicher Abwesenheit die Heimat, einen Hauptwimsch meines Lebens hatte wieder ein gütiges Geschick erfiült. Zwei Tage später trafen wohlbehalten alle Sammlungen ein, und wenn in der Folge auch nicht all und jedes ge- wachsen, es ist genug für die überfüllten Häuser des Gartens, und manche Stücke mahnen mich an schöne Stunden des reinsten Naturgenusses. Mannigfaltiges. Versuchskulturen in Kamerun. In Kamerun wird in aller Stille ernste kcjIouiaKvirtsi;haftliche Arbeit geleistet und Versuche werden unternommen, die für diese klimatisch bevorzugte Kolonie von größter Wichtigkeit sind, da sie den Beweis erbringen, daß die Kolonie ein günstiger Boden zur Kultur gewisser Kolonialpflanzen ist, deren Erzeugnisse sich bei uns hoher Wertschätzung und großen Absatzes erfreuen. Hierzu gehören in erster Linie Caoao, Tee, Kautschuk, Chinin. So wurden, wie uns von befreundeter Seite mitgeteilt wird, in Buea, an den Abhängen des Kameningebirges, größere Teepflanzungen, zunächst mit aus Samen eigner Ernte ge- zogenen Pflänzlingen angelegt. Die Sträuoher sind bisher sehr gut gediehen. Später wurden dann Atissaaten mit Samen vom Berliner Botanischen Garten gemacht, wodurch der Bestand an Sämlingen auf 1000 Stück erhöht wurde. Das Klima ist für die Gesundheit des Europäers zwar recht gefährlich, aber für Pflanzungen sind Boden und Klima sehr zuträglich und sogar günstiger als in anderen Tropen- ländern. Die Begutachtung der Böden des Kamerungebirges und der Bakossiberge ergab im Vergleich mit den Böden der Gebirge alter Tropenländer, wie Indien und Ceylon, eine weit bessere Beschaffen- heit für eine aussichtsreiche Kultur. Die Versuche sollen daher fort- gesetzt werden, um eine konkurrenzfähige Qualität zu erzielen. Die Erntebereitung stößt auf große Schwierigkeiten, da die Neger noch nicht bewandert damit sind. Die Cinchooakultur ist 1902 in Versuch genommen worden mit Pflanzen aus dem Berliner botanischen Garten. Jetzt besteht hier eine kleine Plantage von 400 üppig gedeihenden jungen Bäumchen, teils aus Samen, teils avis Stecklingen herangezogen, beides sehr schwierig bei der Gattung Cmchona. Die Samen stammten aus Berlin vom botanischen Garten und vom kolonialwirtschaftlichen Komitee, welche das größte Interesse an der Kultur dieser wichtigsten Fieber- heilpflanze haben. Gepflanzt wurden in der Hauptsache Cinchona- Hybriden von C. kdgeriana und C. siiccindira, die alle von hoch- prozentigen Bäumen aus den besten Plantagen Javas stammen sollen, das bisher in seinen Cinchonakulturen unerreicht dastand, Die holländische Koloniahegierung darf überhaupt in der Fürsorge für die Kolonialwirtsoliaft als vorbildlich gelten, wie auch der Garten in Buitenzorg auf Java der beste und bedeutendste Kolonialgarten ist. Die Cinchonapflanzungen sollen bis zu einer Höhe von 1800 bis 2000 Meter angelegt werden, damit festgestellt werden kann, in welcher Höhenlage die Pflanze hier am be.sten gedeiht, und eine an Chinin möglichst reiche Rinde erzielt wird. Unser Gewährsmann hofft, daß bereits in einigen Jahren eine Partie Rindo zur Begut- achtung nach Deutschland gesandt werden kann. Was den Kautschuk, das ergiebigste Produkt Westafrikas anlangt, so wird die einheimische Kickcia elastica, die Dr. Preuß, der jetzige Direktor der Neu Guinea Kompagnie, entdeckt hat, in der Hauptsache gepflanzt. Die Bestände darin zählen schon an die Tausende von Pflanzen. Diese Kichxia macht geringe Ansprüche an den Boden und gedeiht bis hinauf zu 800 m über dem Meere. Zwar werden im Gebirge in Höhen von 1000 m und darüber Gummi liefernde Pflanzen, in der Hauptsache Landolphien, eine Liane, an- getroffen, doch sind die Landolphien zur Anpflanzung nicht geeignet. In Buea wird auch Erythroxylon Coca angebaut, ein Strauch, aus dessen Blättern da-s Alkaloid Cocain gewonnen wird, wohl das wertvollste Anaestheticum, das die Wissenschaft unserer Tage kennt, da es örtlich betäubt. Die Sträucher wachsen in dem hochgelegenen Buea kräftiger als in der Ebene und führen wahrscheinlich dort mehr Cocain. Indessen ist plantagenmäßiger Anbau zu kostspielig, weshalb die Kultur seitens der Eingeborenen eingeführt werden sollte. Vor dem neuerbauten Gebäude des Gouverneurs sind Terrassen- gärten mit großer Mühe angelegt worden, da der Untergrund felsig war. Alle Erdbewegungen haben die Neger mit Blechgefässen, die sie auf den Köpfen tragen, bewerkstelligt. Die Pflanzungen auf diesen Terrassen versprechen sehr schön zu werden. In den Gemüsegärten sind auch gute F>folge mit heimischen deutschen Gemüsearten erzielt worden, hauptsächlich in der Trocken- zeit, während in der Regenzeit, wo es viel Nebel gibt, das Gemüse leicht fault. Im vorigen Jahre wurde erstmals schöner Blumenkohl geerntet, auch der Spargel, der vor Jahren von dem Stationsleiter Herrn Leuschner gepflanzt wurde, wirft während zweier Monate im Jahre Erträge ab. Erdbeeren geben alle drei Monate zu jeder Jahreszeit während drei Wochen guten Ertrag. Europäische Gartenkunst in japanischer Beleuchtung. Wir sind gewohnt, die Werke der Gartenkunst auf der ganzen Erde nach unseren europäischen Anschauungen zu betrachten und zu be- sprechen, und den europäischen Maßstab überall anzulegen. Aber die außereuropäischen Völker haben auch Gärten nach ihrem Ideen- gang und nach ihrem Schönheitsbegriff. Da ist es lehrreich für uns, über unsere Gartenkunst Fachleute anderer Völker urteilen zu hören. In anerkennenswerter Weise hat dies jetzt ein kun.stsinniger Japaner getan, der Baron Sugematsu, der in dem interessanten, neu- erschienenen Werke „Unser Vaterland Japan". Ein Quellenbuch geschrieben von Japanern. Leipzig, Seemann, 1904, XXXVI und 736 Seiten", im Kapitel „Kunst", auf Seite 558 schreibt: „Obwohl hier nicht die geeignete Stelle sein mag, von der Kunstgärtnerei Japans zu sprechen, kann ich doch nicht umhin, dieses Gebiet zu streifen, weil unsere Manier, Gärten anzulegen, in engem Zusammenhang mit der Landschaftsmalerei steht und viel Künstlerisches an sich hat. Selbst auf der kleinsten Fläche wird ein Garten so ausgestattet, daß er einen malerischen AnbUck — wie man ihn auf den Bildern sieht, bietet. Daher werden künstliche Hügel, natürliche Steingruppen, und wo es zulässig ist, künstliche Seen und Wasserfälle angelegt. Ich darf behaupten, daß diese An- lagen auf künstlerischen Grundsätzen beruhen, während es mir bei Betrachtung der europäischen Gärten scheinen will, daß ihre ur- sprünglichen Entwürfe von den alten Besitzungen herstammen, und daß ihre spätere Entwicklung mehr auf industrielle Kunst basiert ist. — Sie haben z. B. Springbrunnen, aber nicht in der Form natürlicher Wassenjuellen, sondern durch mechanische Apparate her- vorgebracht — sie haben behauene Steine, eiserne Gitter, eiserne Brücken, und wenn Wasser überhaupt vorhanden ist, so erscheint es meistens in der Form eines runden oder viereckigen Beckens. Wenn die Bewohner des Abendlandes Blumen einpflanzen, werden die Beete unfehlbar viereckig oder dreieckig geformt sein, und so genau geometrisch, wie die Zeichnung eines Teppichs. Sie scheinen keinen Begriff von der Regelmäßigkeit zu haben, die in der Unregelmäßigkeit liegt, oder vielmehr von der Harmonie der Mannigfaltigkeit. In japanischen Städten gibt es zahlreiche Läden, in denen Natursteine verkauft werden. In Europa findet man keine derartigen Läden. Gewiß haben unsere Gärten auch einen Nachteil — d. i. sie sind mehr ein Schmuck als oin Nutzen. Diesem Mangel sollte abgeholfen IX, Die Gartenwelt. 191 werden, und das geschieht auch schon vielfach; doch andrerseits scheint den europäischen Gärten das künstlerische Element vielfach zu fehlen. Es erscheint mir fast unbegreiflich, daß die Europäer, die es sehr lieben, Landschaftsbilder in ihren Zimmern aufzuhängen, die so gern in gebirgigen Gegenden umherreisen, um schöne Szenerien und Ausblicke auf Landschaften verschiedenster Art zu genießen, kaum daran gedacht haben, ihre Gärten nach solchen Ideen zu gestalten. Auf diesem Gebiet, darf ich wohl ohne Übertreibung behaupten, steht Japan über jeder andern Nation der Welt, und es würde den Ausländern nur zum Vorteil gereichen, wenn sie unsere Art, Gärten anzulegen, richtig w^ürdigen wollten. Ich habe mich gefreut, zu sehen, daß einige Bewohner des Abendlandes in ver- schiedenen Ländern schon damit den Anfang gemacht haben." Grube. Was ist Apfelwein ? Der Bund deutscher Nahrungsmittel- fabrikanten und -Händler beschloß folgende Definition in das in Vor- bereitung befindliche Nahrungsmittelbuch aufzunehmen: Apfelwein ist das durch die alkoholische Gärung aus dem Safte frischer Äpfel hergestellte Getränk. Ein angemessener Zusatz von Wasser und Zucker ist unter Umständen je nach der Eigenart und Reife des zu verwendenden Obstes wälireud der Kelterzeit geboten und zulässig. Für die Kellerbehandlung des Apfelweins sind dieselben Grundsätze maßgebend wie füi- die Kellerbehandlung des Weines. Für Beeren- wein gelten die gleichen Grundsätze wie für Apfelwein. Eine zeit- liche Begrenzung des Zucker- und Wasserzusatzes ist jedoch bei diesen unzulässig. Rebendünger. Ein ganz ausgezeichneter Dünger für die Reben ist gute Holzasche, und namentlich am Rhein wird sie von den Winzern hochgeschätzt. Doppelt vorteilhaft ist sie in älteren schon etwas im Holz zurückbleibenden Weinbergen. Enthält doch gute Holzasche b — 10 V. H. Kali und 2—4 v. H. Phosphorsäure, also gerade die beiden Stoffe in reichlicher Menge, die jede Pflanze vor allen anderen nötig hat zur Erzeugung guten Wuchses und reichen Fruchtansatzes. Zudem ist jedermann imstande,, sich den Bedarf an Holzasche selbst herzustellen, vorausgesetzt, daß der Weinberg nicht allzu groß ist. Zu bevorzugen ist dabei die Asche von Buchenholz. In Ver- bindung mit Stalldünger wird sie von um so größerer Wirkung sein; doch mache man nicht den vielfach zu beobachtenden Fehler, die Uolza.-iche dem Stalldünger unmittelbar auf dessen Lageretätte bei- zumischen, da hierdurch eine allzu rasche Zersetzung des Stalldüngers bewirkt wird. A. W. Fragen und Antworten. Die geehrten Einsender der in den letzten Monaten eingeschickten Fragen haben zu unserem eigenen Leidwesen sehr lange auf .Antwort warten müssen. Um Mißverständnissen vorzubeugen, bitten wir die Leser nachstehende Erklärung zu beachten und sich kommenden Falles danach zu richten. Es ist uns wegen des vielen drängenden Materials nicht möglich gewesen, eingegangene Fragebeantwortungen früher als jetzt zu veröffenthchen. Aus diesem Grunde ist es uns auch nicht möglich, irgend eine Verpflichtung zur sofortigen Erledigung eingehender Fragen zu übernehmen; die Veröffentlichung der Fragen und Antworten kann nur nach Maßgabe des zur A^er- fügung stehenden Raumes erfolgen; sie ist unabhängig von der Jahres- zeit. Die Fragen werden in der Reihenfolge wie sie eingehen fortlaufend numeriert und in dieser Reihenfolge veröffentlicht und beantwortet. Beantwortung der Frage No. 289. Wie weit sind Düngungs- versuche mit Freilandrosen gediehen und welche Ergebnisse hat man erzielt? Nach den bis jetzt vorliegenden Erfahrungen ist den Rosen mit minerahschen Düngern mit Ausnahme von Kalk wenig gedient. Die Praxis hat mir den Beweis geliefert, daß ein üppiges Wachstum und ein reiches unermüdliches Blühen bei Rasen jeder Art nur in humusreichem Boden zu erzielen ist. Der wichtigste und geeignetste Rosendünger ist und bleibt der Rinderdung. Das haben wohl alle maßgebenden Roseugärtner längst eingesehen und deshalb arbeiten fast alle ausschließlich damit. Bei reichlicher Mistdüngung und Kalkdüngung kann man noch in armen Sandboden in der Rosen- kultur Erfolge erzielen, die weitgehenden Anforderungen entsprechen. M. H. Beantwortung der Frage No. 290. Sind Tsuga canadensis und Äbies euncolor im nördlichen Mittolrußland wintorharf? Abies concolor ist entschieden frostempfindlicher als Tswja caiiadensis. Im nördhchen Mittel-Rußland wird es sich durchaus empfehlen Abies concolor alljährlich gegen den Winterfrost zu schützen. Es geschieht dies bei großen Pflanzen am besten durch Umbauen mit Brettern, ein Verfahren, das auch in Norddeut.schland ziemlich verbreitet ist. Tsuga canadensis leidet nur in ungewöhnlich strengen Wintern. In dem strengen Winter 1879 zu 1880 sind selbst in Süd- deutschland diese Koniferen teilweise vollständig, teilweise an den Nadelspitzen erfroren, doch erfroren damals auch zahlreiche Eiben- bäume ( Taxus). Seitdem sind wohl ernstliche Frostschäden an Tsuga canadensis nicht mehr beobachtet worden. M. H. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Vorträge über Gartenkunst. In der kgl. Gärtner-Lehr- anstalt zu Dahlem b. Steglitz-Berlin werden von Mitte Januar bis Mitte Februar 190.") stets abends von ti— 7 Uhr zwölf garten- künstlerische Vorträge mit Lichtbildern gehalten. L Montag, den 16. L, 23. L, 30. I. und 6. II. spricht Abteilungs- vorstand Willy Lange über „Entwickelung der Garten- gestaltung und ihre landwirtschaftlich -naturkundlichen Grund- lagen". IL Mittwoch, den 18. 1., '-'S. L, 1. U. und 8. IL spricht Regierungs- baumeister Otto Stahn über „Beziehungen von Landhaus und Garten. Architektonische Einzelheiten im Garten. Femer Vorfühning von Architekturgärten in Deutschland, Italien und England". III. Freitag, den 20. L, 27. L, 3. IL und 10. IL spricht Abteilungs- vorstand Fritz Zahn über „Die königlichen Gärten in Sanssouci. Die Gartenkunst im Privatleben. Die Gartenkunst im Dienste der Öffentlichkeit. Schrebergärten". Das Honorar für die zwölf Vorträge beträgt 10 Mark. Es empfiehlt sich, die Anmeldungen so bald als möglich bei der Direktion der kgl. Gärtner - Lehranstalt zu Dahlem bei Steglitz zu bewirken. Aus den Vereinen. Der Verein Deutscher Gartenkflnstler beruft zum 22. .Januar 1905 vorm. 10 Uhr eine außerordentliche Hauptversammlung nach Berlin mit der Tagesordnung: 1. Wahl des Vorstandes und des Hauptausschusses für die Zeit vom 1. Januar 1905 bis 31. Dezember 1906. 2. Wahl des Kassenausschusses für die gleiche Zeit. 3. Genehmigung der redaktionellen Ändeiung des Wortes „Vorstand" in „Hauptvoretand" in den §§ 1 — 6 der Satzungen. Die Versammlung findet im Vereiuslokal Dessauer Straße 14 statt (Klub der Landwirte). Tagesgeschichte. Düsseldorf. Die Düsseldorfer Zeitung veröffentlicht nach- stehende auf die große Garten hau- Ausstellung 1904 bezügliche Notiz: Als am 23. Oktober 1904 die große Ausstellung geschlossen wurde, erregte es einiges Aufsehen, daß nicht wie bei der Ausstellung 1902 Die Gartenwelt. IX, 16 auch S. M. der Kaiser durch entsprechende Auszeichnungen von der großartigen Durchführung dieses Unternehmens Kenntnis genommen hatte. Heute dürfen wir es sagen, daß die Zahl dei Leute, die offen oder versteclit gegen die an der Spitze stehenden Männer ge- arbeitet und die mit einem gewissen Neid auf den Erfolg der Aus. Stellung geblickt haben, nicht gering gewesen isr. Daß auch viele Gärtner und insbesondere gärtnerische Zeitschriften, die von kleinen Gerngroßen geleitet werden, sich recht häßlich gegen die Ausstellung betragen haben, ist fernerhin bekannt. Vielleicht war es solchen Stimmen auch gelungen, in Kreise zu dringen, die in Berlin einfluß- reich sind und die vielleicht Anteil daran haben, daß am Schlußtage der Ausstellung die offizielle Anerkennung auf eine Anzahl von silbernen Medaillen beschränkt geblieben ist, die der Landwirtschafts- minister zu vergeben hatte. Inzwischen hat, wie wir annehmen, S. M. der Kaiser sich von kompetenter Stelle Bericht über das große Unternehmen erstatten lassen und wie nicht anders zu erwarten war, hat er sich dem Eindrucke von der Großartigkeit dieser Ausstellung, von ihrem hervorragenden Verdienst einerseits um die Kunst, anderer- seits um die Pflege des Gartenbaues nicht verschließen wollen. Er wird ohne Zweifel auch darüber unterrichtet worden sein, wie sehr durch diese Ausstellung der Sinn für das Schöne und Ideale in Tausenden von Ausstellungsbesuohern geweckt worden ist und wie auch hervorragende soziale Einflüsse von dieser Ausstellung aus in weite Kreise des Volkes gedrungen sind. Die Stimme der Piesse des In- und Auslandes über die hervorragenden Veranstaltungen auf dem Gebiete der Gartenkunst wird auch in Berlin nicht ungehört gebheben sein. In Anerkennung des Geleisteten hat nunmehr S. M. der Kaiser eine Reihe von höchst ehrenden Auszeichnungen verliehen. Es wurden verliehen: dem ordentlichen Lehrer rn der Kunstakademie in Düsseldorf, Maler Professor Fritz Roober, der Königliche Kronen- Orden zweiter, Rittergutsbesitzer Kammerherrn Freiherrn Arnold von Solemacher-Antweiler auf Burg Namedy der Rote Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife, dem Direktor des Kunstgewerbemuseums in Düsseldorf Heinrich Frauberger und dem Rechtsanwalt Wilhelm Lohe in Düsseldorf der Rote Adler-Orden vierter Klasse, dem Orolüdeen- züchter Otto Beyrodt zu Marienfelde im Kreise Teltow und dem Redakteur und Verleger der Fachieitschrift „Die ßindekunst" Jobann Olbertz in Erfurt der Königliche Kronenorden vierter Klasse. Es haben ferner den Professortitel erhalten der Maler Max Volkhart zu Düsseldorf und der Privatdozent Dr. Firmenicli-Richartz. Bonn. — Die in der Generalversammlung des Vei-eins zur Veranstaltung von Kunstausstellungen vorgelegte Abrechnung über die internationale Kunst- und Gartenbauausstellung Düsseldorf 1904 ergab ein recht günstiges Resultat. Der Verein erhält aus den Überschüssen 150000 M. als Ausstellungsfonds. In dieser Versammlung erstattete Professor Fritz Roeber eingehend Bericht über die Ergebnisse der Ausstellung. Die schwache Seite der Ausstellung war der Vergnügungspark, der eine Zubuße von T5000 Mk. erfoi'derte. Die Ausgaben mußten gegen den Voranschlag ganz unverhältnismäßig überschritten werden. Der Bauetat hat im Voranschlag 150000 Mk., die tatsächliche Ausgabe aber 550000 M. botragen, davon entfallen auf das Diorama 150000 M. Für Reklame sind 134000 M. ausgegeben worden, für Illuminationen, Konzerte, Feuerwerke, Festlichkeiten usw. 150000 M. Für Frachten hatten die Sachverständigen nach genauer Rechnung (!) 20000 M. in Anschlag gebracht; ausgegeben wurden 200000 M. Für Dünger hatte man 2400 Mk. aufwenden müssen, die Bureaukosteu betrugen 388000 M. Die Preise für die Gärtner konnten von den anfänglich vorgesehenen 30000 M. auf 173000 Mark erhöht werden. Preise von der Höhe der Düsseldorfer Geldpreise sind bisher auf Gartenbau-Ausstellungen noch nicht verliehen worden, und es wird nachträglich mancher be- dauern, sich solche Preise verscherzt zu haben. Gerade der Düssel- dorfer Ausstellung gegenüber hat sich die Kurzsichtigkeit und Eng- herzigkeit der Mehrzahl der deutschen Handelsgärtner in einem betrübenden Lichte gezeigt. So haben sich viele durch die über die Ausstellung in böswilliger Absicht in Umlauf gesetzten Gerüchte, daß die Ausstellung ein Spektakel.stiick sei, abhalten lassen, sich daran zu beteiligen, und haben eine schöne Gelegenheit, ihren Geschäftskreis und Gesichtskreis zu erweitern, verpaßt. — Von den Schwierigkeiten der Platzeinteilung kann man sich kaum einen Begriff machen. So Vnr«ntwortI. Redakteur: .«ai H eslör f f e r . Berlin. — Yerlai; r. Kiohard Carl S sind naoli dem Berichte des Ingenieurs E. Ducker zum Eröffnungs- tage für Gartenbauzwecke zwölfeinhalbtausend Quadratmeter bedeckten Raumes verlangt worden, benutzt wurden aber nur viereinhalbtausend. Dann hatte man gesagt, daß man mit etwa fünfzig Tisclien aus- kommen würde, nötig gewesen seien drei Kilometer Tische gleich 1500 Stück. Hieraus erklären sich die Steigerungen, die der Etat erfahren hat. Die Bautätigkeit und die teclinische Tätigkeit sind durch die Unberecheubarkeit der Forderungen der Aussteller außer- ordentlich erschwert worden, und es ist nicht mehr als billig, wenn man der trotzdem wohlgL'lungenen Ausstellung und ihren fleißigen Mitarbeitern, die Großes geleistet haben, die verdiente Anerkennung nicht versagt Mflnchen. Die Lohnverhähnis.so des nicht statusmäßigen Personals bei der Städtischen Gartendirektion in München wurden auf Antrag des Stadtgartendirektors J. Heiler durch Magistrats- beschluß vom 13. Dezember 1904 in folgender Weise geregelt; 1. Obergärtner und Garten tech niker. wenn sie Absol- venten einer Lehranstalt sind, mit entsprechenden praktischen Kennt- nissen: pro Tag ü Mk. mit Smaliger Vorrückung von 3 zu 3 Jahren um je 40 Pfg. pro Tag. 2. Gehilfen, welche durch ihre theoretischen und praktischen Kenntnisse als Paitieführer geeignet sind: pro Tag: 5 Mk. mit ö maliger Vorrückung von 3 zu 3 Jahren um je 30 Pfg. pro Tag. 3. Gärtner pro Tag 3,60 Mk. mit 5maliger Vorrückung von 3 zu 3 Jahren um je 20 Pfg. pro Tag. 4. Arbeiter: pro Stunde 32 Pfg. mi Smaliger Vorrückung von 3 zu 3 Jahren um je 2 Pfg. die Stunde. 5. Arbeitsfrauen: pro Stunde 24 Pfg. Nach lOjähriger Dienstzeit mit Smaliger Vorrückung von 3 zu 3 Jahren um je 2 Pfg. die Stunde. Die Arbeitszeit beträgt vom 15. März bis 15. Oktober 10 Stunden, vom 16. Oktober bis 14. März S'/j Stunden pro Tag. Überstunden werden mit 107» ^ies Tagelohnes bezahlt, an Sonn- und Feiertagen mit 50°/,, Zuschlag. Bei jungen strebsamen Gärtnern, welche aus verschiedenen Ländern zum Zwecke ihrer Ausbildung in die hiesige Stadtgärtnerei eingestellt werden, bleibt es dem Gaitendirektor vor- behalten, denselben nach ihren Leistungen einen höheren oder niederen Lohn zu gewähren. G. Thiem. Natal hat Schutzvorschriften gegen die Einschleppung von Pflanzen- krankheiten erlassen. Durch eine in der „Natal Gouvernment Gazette" vom 23. August d. J. veröffentlichte Verordnung (Plant Diseases Act. 1904) wird unter gleichzeitiger Aufhebung der Verordnung Nr. 15 vom Jahre 1881 der Gouverneur ermächtigt die Einfuhr von Pflanzen zu verbieten, wenn dadurch die Einschleppung von Pflanzen- krankheiten zu befürchten ist. Ein solches Verbot kann durch Proklamation allgemein oder, falls es der Gouverneur für angebracht hält, unter gewissen Bedingungen und Ausnahmen erlassen werden. Wien. Der niederösterreichische Landtag bewilligte eine Bei- hilfe von 1000 Kr. für den diesjährigen II. inernationalen botanischen Kongreß, der in Wien stattfindet. Briefkasten der Redaktion. H. H., Xanten a. Rh. Die Untersuchung der Stecklingspflanzen von Tbxus baccata weist darauf hin, daß die Wurzeln durch Sauerstoff- mangel erkrankt sind. Das Wachstum des letzten Jahresringes ist ein außerordentlich üppiges gewesen, so daß ich schließe, die Pflanzen sind viel gegossen worden oder haben Düngung erhalten. Bei den Pflanzen, deren stärkere Wurzeläste noch gesund sind, möchte ich zum Verpflanzen in lockeren, milden Boden raten. Die Pflanzen sind wenig zu gießen aber reichlich zu beschatten. Paul Sorauer. m. b. H.. Dosomi- Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 21. Januar 1905. No. 17. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Stauden. Neue Hcrbslasteni, Von Heinrich Junge, Ilinulelsgärtner iu Hameln. [Hier All vier Abbildungen.) öelion im achten Jahrgang, Seite 109, der „Gaitenwelt" habe icli über den gaiu besonderen Wert der Stauden-Herbst- astern ausfiUirlieh berichtet, und mehr und mehr kommt den Handels- und Landschafts- gärtnern, den Bindel^ünst- lern wie den Staudenlieb- habern die außerordentlich vielseitige Brauchbarkeit dieser dankbaren Pflanzen /.um Bewußtsein. Es ist deshalb auch nicht zu verwundern, daß deutsche und ausländische Staudenzüehter mit ganz besonderer Hingabe in der Ei'zielung guter Neuzüch- tungen von Herbstastern wetteifern. Die letzten Jahre haben erfreuliche Beweise der Erfolge dieser Züchter erbracht. Schon etliche Jahre liindurch habe ich Sämlinge von Herbstastern in großen .Mengen hei-angezogen und zur Zeit Tausende von Ver- suchspflanzen teils Arends- scher, teils eigener Zucht aufgepflanzt, unter denen sich noch manche selir wert- volle Neuheiten für die kommenden Jahre befinden werden. Ich habe besonders der Xovi- Belgü -Khsse meine Auf- merksamkeit gewidmet und daraus solche Mutterpflanzen gewählt, die sich entweder durch ihren guten Wuchs, durch die Größe ihrer Blumen oder durch die Färbung der Blüten und den Blütenreichtnm vorteilhaft auszeichneten. Meine Züchtungen, die ich hier auf Wimsch des Herrn Hesdörffer selbst beschreiben will, gehören alle zur Novi- Gartenwelt. tX. Belgü-Klnsse, und da möchte ich zunächst die fünf aller- besten, wirklich ausgezeichneten Sorten hervorheben, die zwei Jahre erprobt und auch von ersten Autoritäten der Stauden- züchter, Liebhaber und Landschaftsgärtner als wertvolle Be- reicherungen des Staudenastern -Sortiments anerkannt worden sind, nämlich die Sorten „Wulf", „Gertrude'-\ „Lwenz^', „Regina" und „Hameloa''. Was die gewählten Namen an- belangt, so will ich hierzu bemerken, daß mir als geborenen Hamelenser nichts näher lag, als die bekannten Namen aus der von Julius Wolff gedichteten Aventiure: ..Der Ratten- fänger von Hameln". Walf-^, Aster Novi-Belgii wertvollste der Neuheiten für Liebhaber und Landschafts- gärtner , soll später im März den Lesern der Garten weit auf einer farbigen Tafel veran- schaulicht wer- den, die nach einem von Frl. B e c k m a n n t^vv vorzüglich aus- geführten Aquarell ange- fertigt wurde. Die Äster ,,Trj<;/"" gehört zu den mittel- frühen Herbst- asteru. Die buschig pyra- midenförmig wachsende, mittelhohe Pflanze ent- wickelt Endo September bis nach meiner Ansieht die ■'mm V '"^'-vS|i^«B|^! 194 Die Gartenwelt. IX. Ende Oktober an lockeren Rispen prächtig leuclitende, rein (Umkel lavendelblaue Blumen mit strahlenförmig auslaufenden, locker gestellten Zungenblütohen, die ein Fünfmarkstück über- decken. Die blühende Pflanze wirkt geradezu entzückend mit ihrer Fülle großer, wohlgebauter Blumen. Eine ganz eigenartige neue Färbung zeigt Aster N. B. .,Gertrude'\ die ebenfalls auf der später zu veröffentlichenden Farben tafel vorzüglich wiedergegeben ist. Aster „Oertrude" lileibt niedriger und entfaltet zu Anfang Oktober ihre mittel- großen, an lockeren pyramidenförmigen Rispen sitzenden schalenförmig gebauten IBlumen von eigenartig fleischfarbig- rosa Färbung mit lila- milchfarbigem Anflug, um die gelbe Mitte ist die Farbe heller, oft weiß. Aster „Gertrude" ist sehr reiehblühend und auch für Schnittzwecke sehr zu empfehlen. Die zwei auf der Titelseite abgeliil- deten Astern, die vom Herausgeber der Gartenwelt, dem ich im Herbst meinen ganzen Satz Neuheiten eben- falls zur Begutachtung in Pflanzen vonderFrühjahrsverraehrung von 1904 übersandt hatte, photographisch auf- genommen wurden, sind Aster„Lore7if und Aster ., Regina". Erstere ist, wie die Abbildung zeigt, ganz niedrig gebaut, mit fast abgeflachten breiten Blütenrispen, deren große schalenförmige, leuchtend lilarosa gefärbten Blumen sich Mitte September erschließen. Aster Novi-Belgii ,.LoreHi,'' eignet sich vorzüglich zur Topfkultur und zur Beetbepflanzung; die Blumen sind fast so groß wie bei ^. „Tl'iwZ/'". Die zweite hier abgebildete Neuheit, Aster Novt-Belgii „Regina" baut sich schön pyramidenförmig, wird auch nur mittelhoeh und blüht ungemein dank- bar. An lockeren Rispen entfaltet Aster ,, Regina" Ende September bis Ende Oktober ihre großen federartigen, leuchtend hellviolett-rosafarbenen Blu- men, deren gelbe Scheibe oft noch mit fadenförmigen Zungenblütchen be- .setzt ist. Für Landschaftsgärtner und Schnittblumenzüchter ist die prächtige Aster gleich wertvoll. Die fünfte Neuheit im Bunde ist Aster Novi-Belgii ,,Hameloa", eine rein hellrosafarbene Herb.staster, die sich durch reine Färbung der zart gebauten Blumen bald in jede Schnittblumen -Gärtnerei Eingang verschaffen wird. Ebenso wie die vor 3 Jahren von mir aus England eingeführte kräftig rosafarbene Herbstaster „Edna Mercia'^ (Abbild, im VIII. Jg. Seite 109) wird ,,Hameloa'" rasch beliebt werden und bald zu den gesuchten Staudenastern gehören. Die Pflanze erreicht mittlere Höhe; die zart hellrosa- farbenen mit gelber Mitte versehenen, mittelgroßen Blüten stehen in locker gebauten Rispen und entfalten sich von Mitte September bis Mitte Oktober. Auch bei Abendbeleuchtung behalten die Blüten der „//awetoa" ihre entzückende Färbung und kfinnen daher für langstielige Tafelsträuße sehr empfolilen werden. Außer diesen fünf besten Neuheiten möchte ich noch zwei von mir ausgewählte Herbstastern erwähnen, die vielen Aster Novi Originalaufnahmi Liebhabern wegen ihrer außerordentlichen Reichblütigkeit willkommen sein werden; es sind dies Aster Novi-Belgii ,,.Heribertus" und „Dorothea^^. Beide ähneln sich in der Farbe ihrer Blüten, aber „Heribertus'' hat den Wuchs der Aster .,Wulf-' und fast ebenso große, alier leuchtend lila-rosafarbeno Blumen mit dicht aneinanderliegenden Zungenblütchen; die Blumen stehen in lockeren Rispen. Aster Novi-Bdyii ..Dorothea'-'- hingegen hat lange Rispen mit fast ..sitzenden" Blüten, die den Rispen- ein Aussehen von langgestiellen ßiüteuähren geben; die Farbe der Blumen bei ,.Dorotkea'- ist heller und noch lenciitender als bei „Heribertus''. Schließlich empfehle ich noch von meinen eigenen Neu- züchtungen Aster Novi-Belgii „Hu- nold Singuf-' wegen der auffällig dunkel braunrot gefärbten Stengel \md Belaubung und der eigenartig dunkel purpurvioletten rundlich- schalenförmigen Blumen mit gold- gelber Scheibe. ,,Hunold Singuf"- zeigt schwächeren Wuchs mit meist pyramidenförmigen Blütenrispen. — Heute schon will ich erwähnen, daß ich von der sehr beliebten blendendweißen Herbstaster „Coie- rette blanche'-' einen fast rein rosa- farbenen Sämling besitze, der sich nur durch diese auffallende Farbe von der Mutter unterscheidet, sonst dieselben vorzüglichen Eigenschaften besitzt wie diese; doch hiervon erst siÄter, im nächsten Herbst! Durch die beiden folgenden Abbildungen wül ich die geehrten Leser noch mit /.wei vorzüglichen englischen Neu- züchtungen bekannt machen, von denen Aster Novi-Belgii..Elsie Perry- ein prächtiges Gegenstück zu ,,Edna 3Icrcia" bildet. Im Gegensatz zu ,.Edna Merda" trägt „Elsic Perry'' iiu-e seitlichen Blütenrispen rund- herum fast wagerecht nach vorne geneigt, und zeigt so in vorteilhafte«' Weise dem Beschauer die großen leuchtend rosafarbenen Blüten von der Größe- eines Zwei- markstückes". Der Wuchs der ,,Elsie Perry" ist niedriger und gedrungener als derjenige der „Edna Mercia'-', die Blumen der ersten sind größer und leuchtender. Aster „Elsie Perry" und die letzte noch zu beschreibende Aster .,Flossy" werden auf der Farbentafel später den Lesern ihre Farben- imd Formen- schönheit kundtun. Aster hybridus .,Flossy'-. Abbildung Seite 195, ist ein „Stern" unter den weißen Herbstastern im wahrsten Sinne des Wortes. Die Pflanze wird mittelhoch, ist buschig, aber locker gebaut und bedeckt im September — Oktober mit ihren großen Chrysanthemum ähnlichen, schneeweißen Blumen die Pflanze vollständig. Aster hybridus „Flossy" wurde bei mir in einer starken Pflanze in meinen Stauden-Anlagen allgemein bewundert und die lockeren, mit prächtigen weißen Sternen übersäten Blütenrispen waren für Schnittzwecke sehr begehrt. IX, 17 Die .Gartenwelt. 195 Landschaftsgärtnerei. Schwiichoii der iioplianzungspläiie und der Beptlaiiziiiig. -Eis ist allgemeiner Brauch bei Herstellung von Garten- anlagen, großer oder kleiner Art, ßepflanzungspläne zu fertigen. Es ist klar, daß sie von hoher Bedeutung für die Anlage sind. Ist doch die Bepflanzung nächst der Boden- liewcgnng das Wesentlichste in einer Garten-Anlage. Ich glaube aber, im allgemeinen kommt der Bepflanzungs- plan schlecht weg bei einem Projekt. Der eigentliche Grund- plan, der Höheni)lan, Profil Zeichnungen und dergleichen pflegen meist mit großer Sorgfalt iiergestellt zu werden, weniger genau dagegen der Bepflanzungsplan. Aber gerade der jetzige, der so- genannte „eng- lische" Stil*) ver- langt ein gründ- liches Eingehen auf das Pflanzmaterial, weil man in diesem Stil jeder Pflanze in ihrer Eigenart mehr gerecht werden will als früher und auch seit der Blütezeit des ausschließlichen regelmäßigen Stiles der Sciiatz der bei uns gedeihenden Pflanzen bei weitem größer geworden ist. Bei der Be- trachtung der heute beliebten Art zu pflanzen, könnte man an eine Schab- lone glauben, deren sich ein großer Teil unserer praktisch tätigen Landschafts- gärtn er bedient. Wo- ran das liegt? An vielem. Da käme zuerst in Betracht: Es sind Anhänger einer bestimmten „Schule''. Der eine rühmt sich bei- spielsweise bei Meyer, der andere bei Schulze oder Müller so und so lange gewesen zu sein oder wenigstens „die Art ihrer Auffassung" zu vertreten. Ach, solche Meyerianer laufen ganz wohlgemut als ,,bedeiitende" Männer herum. Wer hätte nicht schon diese kleinliche Nachahmung des „Berg- und Tal- systems" Meyers in irgend einer Anlage ausgeführt gesehen? Da wird auf einer einige 100 qm großen Fläche eine Mulde gemacht, die in ihren Höhonschichten die bekannte Kurvenlinealform der ebenso bekannten Wasserläufe hat, mit Inseln und Halbinseln, jedes Bäumchen oder jede Strauch- gruppe womöglich noch sorgfältig auf einem kleinen Hügel stehend. Besonders dies ist immer schmerzlich zu sehen und muß auffallen! In der Auffassimg, oh beispielsweise Meyer wirklich ein großer Künstler gewesen sei, kann man ja verschiedener Meinung, etwa der bejahenden, sein. Aber kein Mensch biaucht ihn darob zu kopieren! Solche Leute kommen mir immer wie Maler vor, die, um bedeutend sein zu wollen, nicht bloß für Böcklin schwärmen (lieber Leser, das „mußt" Du!| — sondern sogar das Typische seiner Art zu malen nachahmen, ja womöglich seine Motive stehlen oder sich ihnen anlehnen. Sodann spielt die Unkenntnis des Pflanzenmaterials eine große Rolle. Man muß gestehen, daß die Pflanzen- kenntnis auch ihre Grenzen haben *) Man sollte ihn den deutschen Stil immer wieder und wieder gibt es Neues aufzunehmen und hinzuzulernen. (Zwar ist das in jedem Fach ähnlich, z. B. im Baugewerbe. Dort mehrt sich dinch immer neue Erfindtmgen die Fülle des Bau- materials. Neubaue, alle Industrie- oder Kunstgewerbe-Aus- stellungen und die Fachzeitungen be- lehren uns darüber.) Aber Einiges muß man fordern, das ist: DerGarten- kün.stler muß Ge- liülze kennen, oder allermindestens einenKenner als Be- rater zurSeite haben. Unter Gehölz- kenntnis möchte ich hier nicht allein das verstehen, daß man eine Anzahl Bäume und Sträucher im Sommer- und Win- terkleide erkennt,sie zu unterscheiden versteht, sondern auch, daß man ihre Wirkung zu einander und auf den Beschauer kennt. Ein großer Teil unserer Fachleute ist sehr zufrieden, wenn er nur seine „Durchblicke" und „Entrees", seinen Schatten, seine „Solitärs" inid Teppichbeete hat. Wenn da nicht manchmal der Zufall eine Rolle spielte, würde man häufig genug keine Spur wert- vollen Erfassens dessen finden, was wir als Gartenästhetik kennen. Schnurrige Kerle und Kunsteunuchen gibt es ja überall. Aber nirgends wudelt es so von diesen, wie in unserem Fache. Lichtwark weist allerdings nach, daß ziu- Zeit allgemein größeres Verständnis beispielsweise für Musik, als für bildende Künste herrscht. Und wie häufig findet man eine Bestätigung der Ansicht dieses feinsinnigen Ästhetikers. Am ti-aurigsten steht es mit der Unkenntnis unserer heimischen Gehölze. Daher und vielleicht auch aus der Die Gartenwelt. IX, 17 Vorliebe der Deutsehen, das Fremd- ländische mehr als das Heimische zu schätzen, rührt aucli der Fehler, an Stellen, wo es verfehlt ist, ausländische (oder liuntblätterige) Gehölze zu pflanzen, die der ganzen Gegend ihr typisches Gepiäge und ihren Reiz rauben. Es gibt zwar „Ausländer", die uns als solche nicht anmuten. Nun, diese mögen dann noch gelten. Trotz- dem brauchen wir sie nicht an Stellen, wie z. B. an Wegen mit daran stoßenden Wiesen, die Ortschaften mit einander verbinden, und die nun auf Anregung der Bürger der in der Nähe liegenden Stadt oder der Dominialbesitzer landschaftlich beijflanzt werden sollen. Oft ist schon Anregung gegeben durch Mutter Natur: Weiden, Pappeln, Erlen, Eichen oder andere Bäume und Sträucher sind schon hier und da zer- streut oder gesammelt vorhanden. Aber mein Herr Landschafts- gärtner sieht das nicht! Wahrscheinlich wird zunächst für eine oder mehrere Baumreihen gesorgt. Die Bäume stehen dann in regelmäßigen Zwischenräumen und sind meist von einer Art. Aber selbst bei Vermeidung dieser Fehler wird man oft einen anderen finden, ungleich häßlicher: Man gebraucht nicht aus- schließlich deutsches Geholzmaterial. Das ist der Stadt und dem Gartenküustler nicht ,,fein" genug. Diese verwünschten „Solitärs" gehören in besonderer Weise dazu. Gibt man einem Gewächs den rechten Standort, die Möglichkeit sich in seiner Eigenart zu entwickeln, dann kann es ein „Solitär" werden und wenn es auch sonst ein recht verachteter Geselle wäre. Wer will leugnen, daß solche als Einzelgehölze in den Katalogen aufgeführte Gewächse in ihrer stolzen Knallprotzig- keit in vorher erwähnten Gebieten die ganze Gegend ver- schandeln können'? So schön sie vielleicht auch im Parke in der näheren oder weiteren Umgebung des Hauses sich ausnehmen. Solchen freilich, die nicht wissen, welches Gehölz für uns fremdländisch wirkt, ist schwer zu helfen. Denen könnte man den Bat geben, vorsichtigerweise nur deutsche und nicht buntlaubige und fremde Gewächse zu pflanzen. Dies Gefühl des „Exotischen" mag ja bei manchen Leuten ausgeprägter sein als bei anderen. Im Wesentlichen aber kommen doch meist Wissen und Verstehen als Grundursachen eines derartigen Feingefühls in Betracht. Auch Liebe zur Heimat. Greulich, wenn ich da an ein di-astisches Beispiel denke: Das geräuschvolle Treiben der Vorstadt mit einer Art Wiener Prater widert uns an und wir woUen nach einer in der Nähe gelegenen kleinen Ortschaft pilgern. Der Weg führt in angenehmer Kurve durch Wiesen, die von einem Flüßchen durchzogen werden. Da und dort stehen einige einzelne Bäume und Weidengebüsche auf dem Anger. Der vom Gartenkünstler behandelte Weg, den wir beschreiten, zeigt an beiden Seiten Bhitbuehen, virginische Kirschen. Hänge- oder Trauereschen, Schneebeeren, Götterbäume, Silher- ahorne, Caraganen u. dorgl. mehr. Sollen wir denn die aufgeputzte Stadtkunst gar nicht los werden? — Ein anderer Grund, weshalb die Bepflanzungspläne ein- ander so oft wie ein Ei dem anderen gleichen, — besonders wenn sie von demselben Gartenkünstler stammen — ist der Mangel an Phantasie und die Furcht „botanisch" zu werden. Solche Herren, die diese Furcht teilen, halten sich für zu gut und ihre Zeit zu schade, wieder einmal die Nase in eine Dendrologie zu stecken. Wenn man die Kata- loge unserer bedeutenden Baumschulen, wenn man die Inhalts- verzeichnisse unserer Dendrologien mit dem Pflanzenmaterial vergleicht, was so gang und gäbe ist, dann mochte man wirk- lich fragen : Warum führen unsere Baumschulen noch seltenere Gehölze, warum gibt es noch neu erscheinende Dendrologien? Diese Furcht, „botanisch" zu werden, ist oft nur ein Deck- mantel der Ignoranz! Nicht zum wenigsten auch trägt das zur Monotonie der Bepflanzungspläne bei, daß in den in der Nähe befindlichen, oder, wenn die Anlagen städtisch sind, in den städtischen Baumschulen grade nur ein ganz bestimmtes, jedes Jahr in derselben Weise vermehrtes Material vorhanden ist. Da hat man einmal eine Riesenaussaat von Spitzahornen oder Äilanthen gemacht. Nun müssen natürlich diese Bäume, wenn sie herangewachsen sind, auch verbraucht werden! Da wird nicht viel gefi-agt, ob man ihrer über- drüssig wird. Immer wieder bei Neu- ^.^ . anpflanzvmgen dieselbe Baumart sein- -iii ^^„— -"^ merklich zu bevorzugen, wirkt ent- schieden langweilig und eintönig. Der Geldpunkt ist auch so ein Förderer der Aftorkimst. Der Land- schaftsgärtner kann nirgends so an- genehm und so unauffällig in seinem Kostenanschläge sparen als bei der Stelle : Pflanzmaterial. Wie es Raucher gibt, die sagen: wenns man roocht, so gibts auch Leute, die sagen: wenns man Schatten gibt! Aber auch in der Art der Anordnung der Gehölze trifft man vielfach Schablone. Nur zwei besonders häufige und in die Augen fallende Pflanzweisen seien zum Schlüsse hier erwähnt. Die erste ist das stetig wiederkehrende Bepflanzen der Wegkreuzungen (Fig. a). Wenn irgend angängig, wird natürlich IX, 17 Die Gartenwelt. 197 auch die Pflanzfläche an der in die Wegefläche hinein- ragenden Spitze liügelig gewölbt. Welcher Landschaft.sgärtner „vergißt" das!? Ach, wie schön, wenn dann diese Dreck- hänfchen, auf denen stolz Sträucher und Bäume thronen, uns an jeder Wegegabel begrüßen! In ähnlicher, Weise kann es Leidenschaft eines Garten- inspektors oder Gartenarchitekten sein, den Leuten, die in ihrem Parke lustwandeln wollen, schon von weitem die Einmündung eines Seitenweges zu zeigen. Ist die Zunge der Pflanzfläche, die durch eine Wegkreuzung gebildet wird, etwas lang ausgezogen, so ist das freilich nicht schön. Man weiß sich zu helfen: Bums wird sie abgestumpft und ein einzelner Baum an die äußerste Spitze gesetzt. (Fig. b.) Am schönsten wird die Sache aber, wenn sich 2 solcher bösen Spitzen gegenüber befinden. (Fig. c.) Nun, kein Mensch wird das, wenn es einmal an- gewandt wird, auffällig finden. Wird es aber durch Wiederholen zum Cha- rakteristikum der Wegkreuzungen, dann ist es geradezu widerwärtig! Der Ge- schmacklosigkeit setzt man aber die Krone auf, wenn man nun den „Wege- solitärs'' kreisrunde oder (juadratische Gieflschüsseln gibt, die berast werden. Fig. d.) Mir ist nicht bekannt, ob vorher genannte Schwächen schon an anderen Orten ihre Beurteilung gefunden haben. Es ist deshalb aber nicht gesagt, daß sie selten und nicht beachtenswert wären. . Contra. Efeu als Schmuck kahler Hauswände. \uii Willy Liebs, Steglitz. (Hierxit eine Abbildung.) V or einigen Jahren gab ich einem, in einem westlichen Vorort von Berlin wohnen- den Landwirt den Rat, den an seinem Wohnhäuschen befind- hchen Efeu in bestimmte Formen zu zwingen. — Da die Vorder- front des Häuschens grade neu geputzt wurde, ließ sich der betreffende die Umrisse der (nach meiner Skizze) mit Efeu zu bekleidenden Wandflächen in Zement absetzen. Er erreichte damit, daß ihm die Form stets vorgeschrieben und erhalten blieb, und er- leichterte ihm dadurch das nötige Anbinden, Schneiden etc.; auch haftet der (kleinblättrige) Efeu gut auf rauhem Zement. Jetzt nach ca. 3 Jahren, vom Grunewald kommend, war ich erfreut dieses Bauernhäuschen im teilweisen Schmucke der Be- kleidung zu sehen. Es macht, trotzdem die Fensterbekleidung (der Efeu hatte infolge Unachtsamkeit der Putzer stark gelitten) noch im Werden begriffen ist, einen wirklich freundlichen und wohltuenden Eindruck, zumal wenn man vorher die Prachtbauten dei- Kolonie Grunewald mit Uiren möglichen und unmöglichen Verzierungen, Be- kleidungen etc. in Augen.schein nahm. Man fühlt instinktiv, daß die Bewohner dieses Häuschens fürs- Anheimelnde etwas übrig haben. Die gediegene und einfache Ausführung aber verrät Wohlhabenheit, und man wird versucht zu behaupten, hinter solchen Maueru mehr Glück und Zufriedenheit zu finden als hinter den Mauern der Pracht- bauten. Beistehende Abbildung, die nach einer Skizze gefertigt wurde, zeigt dieses Bauernhäuschen mit der von mir entworfenen Efeu- hekleidung, welche, wie schon weiter oben gesagt, bis auf die Fenster- bekleidung fertig ist. Schlingpflanzen. BougalnviUea spectabUis var. Cannelli ist eine Farben- abart von B. spcciabilis, die in der Gärtnerei Cannell & Sons ent- standen ist. Sie hat große, stumpf ovale, leuchtend nelken- rosarote Brakteen, die von den mauvefarbenen der Stammart und den ziegelroten Brakteen der Abart tateritüi vorteilhaft abweichen. Die Stammart ist in Brasilien und Zentral-Amerika heimisch und hat wesentlich anders gefärbte Brakteen, anders gestaltete Blätter und andere Behaarung. B. glabra, aus denselben Gegenden stammend, ist vielleicht auch nur eine Abart von B. spcdabilds, unterscheidet sich aber, wie der Name schon andeutet, durch ihre fast klebrige Beschaffenheit, durch die Blätter, die kleiner als die der B. spccta- hilis sind und sich nach der Spitze zu rascher verjüngen. (Nach The Gard. Chron.) Efeuberankung an einem Laudhause. Vom Verfasser für die „GarlenweU" gezeichnet. Sumpf- und Wasserpflanzen. Sagittaria sagittifolia graiidiflora siiperba. Vou Obergärtner Wilh. Mütze, Dahlem, Di. [Hierzu eine Abbildung.) "ieses ausgezeichnete Pfeilkraut erzog ich aus Samen, die ich vou Haage & Schmidt aus Erfurt erhielt. Meist nimmt man als Fachmann die Bezeichnung „grandiflwn superba'^ etwas vorsichtig auf und bei unserer Sagittaria saornart ist ohne Beil einfach nicht durchüukomnien, von den llereros wird sie als Verteidigungswei-k mit Voi-liebe benutzt. .■Vußer diesem Dorn gibt es noch ca. 30 andere Arten, von denen mir aber nur einige bekannt sind. An verschiedenen Stellen findet man Laub- holzbestände, aber, obwohl ich Missionare, alte Farmer, Buren usw. gefragt habe, habe ich Namen von den einzelnen Gewächsen nicht er- fahren können. In den Bergen finden sich in großer Anzahl schöne Exemplare von Aloe- und A^avenarten. Anbauen läßt sich hier fast alles, nur Kernobst und Nadelhölzer (mit Ausnahme der gut wachsenden Cypresse) wollen nicht gedeihen. Geradezu herrlich gedeiht der Wein, er trägt jährlich zweimal in großen Massen. Aber auch Tabak, Baumwolle, alle .■Vrten Gemüse, sowie viele Schmuokpflanzen wachsen sehr gut. ebenso eine große .Vnzahl Laubholzarten und Palmen. Die Rose habe ich nirgends gesehen, es sollen aber einige Exemplare in Klein -Windhuk sein. In Windhuk und Okahandja habe ich sehr schöne Gärten gesehen, leider hatte ich zu wenig Zeit, da große Studien treiben zu können. Nun. vielleicht bietet sich noch einmal bessere Gelegenheit, und dann werde ioli nicht vergessen, genaueren Bericht über alles Gesehene zu erstatten." Aus diesem Bericht läßt sich ersehen, daß es in dieser Kolonie night so .,öde und wüst" sein kann, wie es von gewisser Seite gern dahingestellt wird. Wii- wollen hoffen, daß der Verfasser der .Schilderung aus den Kämpfen heil hervorgeht, vielleicht erfreut er uns später einmal mit einem ausführlichen Bericht über die gärt- nerischen Verhältnisse in unserer so teuer erkauften Kolonie. K. Der Kamelienbaum zu Pillnitz, unstreitig eine der größten Seltenheiten ihrer Art aus dem Pflanzenreiche innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches, hat seit dem 3. Januar d. Js. aufgehört zu sein. Dieser alte, mächtige, alljährhch mit Tausenden von Blumen bedeckte Baum (soviel mir bewußt Camelia jap. pueoniflora) steht im freien Grunde und wurde über Winter mit einem Holzhause um- und überbaut, welches nach Bedürfnis geheizt wurde. Am 3. Januar früh in der 6. Stunde brannte das Holzhaus und mit diesem zugleich leider der alte, ehrwürdige und so seltene, in Deutschland einzige Baum total nieder. — Wie man den seltenen Baum, der ein so tragisches Ende finden sollte, von Herzen bedauert, wird man als Gärtner doch auch gleichzeitig dem Gärtner, dem das Unglück passierte, sein aufrichtiges und mitfühlendes Beileid nicht versagen können. Wird ihm doch dieser unglückselige Vorfall lebenslänglich als eine düstere Erinnerung an diese Schreckeusstuuden nicht aus seinem Gedächtnis kommen. Ebenso wird aber auch gewiss jeder Gärtner mit uns wünschen, daß der herrliche Baum vielleicht doch nicht gänzlich der Vernichtung anheim gefallen .sein und sich — vielleicht — dereinst wieder wie ein Phönix aus seiner Asche zu neuem Leben erheben möchte, wozu nach Prüfung der Überreste Aussicht vorhanden sein soll. G. S. Bücherschau. „Heimatschutz." Von Ernst Rudorff. München und Leipzig 190-1. Verlag von Georg Müller. 3. verbesserte und vermehrte Auflage. Preis L80 Mk. In letzter Zeit war des öfteren in diesen Blättern vom „Hoimatschutz" die Rede. Es mag daher angebracht sein auf das obengenannte Werk aufmerksam zu machen. Der A"erfasser ist als der eigentliche Urheber der ganzen Heimatschutzbewegung zu bezeichnen und als der Erfinder dos Wortes „Hoiraatschutz'-, das all die verschiedenen Bestrebungen so schön und sinnig umschreibt. Bezeichnend ist. daß die Schrift schon 1897 in den „Grenzboten" erschien, nachdem ihr bereits 1880 und 1892 ähnliche Arbeiten von 'lern gleichen Verfasser vorausgegangen waren. Und erlebt die .Schrift in Buchform 3 starke Aivflagen hintereinander, gewiß ein erfreuliches Zeichen dafür, welch gi'oße Fortschritte die Bewegung genommen hat und wie weite Kreise einen wirksamen Heimatschutz herVieisehnen. Einen breiten Raum nehmen die Erörterungen über die Erhaltung der landschaftlichen Schönheit ein. Da wird so manches beherzigenswerte Wort gesagt über die Entstellung der Landschaft durch Verkoppeluugen. durch die einseitig rationelle moderne Forst- wirtschaft, über das Aussterben alter Waldbestände, das rücksichts- lose Verfahren der Wegebaukommissionen und Ortsbehörden usw. Scharf geht der Verfassei- auch mit den sog. „Verschönerungsvereinen" ins Gericht. Sie sollten den ganzen unleidlichen Sports- und pro- fessionsmäßigen Apparat des ,,Touristentums" über Bord werfen und sich einzig und allein auf Bestrebungen des Naturdenkmals- und Volkstumsschutzes beschränken. Statt dessen hielten sie es für etwas Verdienstliches, ihren Mitmenschen en masse jedes Punktchen Schönheit möglichst mundgerecht zu machen, an dem sich der Einzelne mal erfreut hat. und vernicliteten mit all ihren Zumstungen auf Be- quemlichkeit gerade das in der Natur, was jedem tiefern Menschen- gemüt Bedingung ist, um den Atemzug freier, echter Poesie überhaupt zu empfinden. Wer für „Heimatschutz" Teilnahme hat, wird das Werk sehr gern lesen und mancherlei Anregung daraus empfangen. In seiner Art i.st es jedenfalls als grundlegend zu betrachten. Wittmütz-Aachen. Aus den Vereinen. Verein deutscher Gartenkünstler.*) Ein Mitglied desV. d. G. schreibt uns: „Zur Richtigstellung der Notiz in No. 13, Seite 1.Ö5. 156 der ,, Gartenwelt'' sei bemerkt, daß ein Beschluß des zuständigen Amtsgerichtes über die in Düsseldorf angenommene Satzungsänderung noch nicht vorliegt, auch nicht vorliegen kann, weil durch das pflicht- widrige Verhalten einiger Vorstandsmitglieder die ordnungsmäßige Anmeldung der Düsseldorfer Beschlüsse bisher verhindert worden ist. Bis jetzt liegt nur eine Mitteilung des Amtsgerichtes vor, daß die Satzungsänderung, auch wenn sie regelrecht angemeldet werde, keine Aussicht habe, Gültigkeit zu erlangen, da aus den dem Richter vorliegenden Aktenmaterial der Nachweis der erfordei'lichen ''|^ Majorität nicht hervorgehe. Daß dieser Nachweis nicht zu erbringen sei, kann von keiner Seite behauptet werden, denn es ist jeder ernstliche Vereuch, ihn zu erbringen, bisher unterblieben. Es ist daher zu erwarten, daß auf dem nach §§ GO bezw. 71 des B. G.-B zulässigen Beschwerdewege die Gültigkeit der Beschlüsse der Dü.sseldorfer Hauptversammlung entgegen etwaigen Berliner Beschlüssen erstritten wird. Wenn der Einsender der Notiz in No. 13 die Entdeckung gemacht hat, daß ein Verein nicht der Statuten wegen da sei, und wenn er weiter auf die zersetzende Wirkungen gerichtlicher Ails- einandersetzungen hinweist, .so rennt er damit offene Türen ein. Auch wäre es sehr nützlich gewesen, wenn er in diesem Sinne bereits im vergangenen Herbst auf seine Berliner Kollegen eingewirkt hätte; dann wäre wahrscheinlich die ganze gegenwärtige Krisis dem Verein D. G. erspart geblieben. Eine Lösung dieser Krisis kann weder durch Bildung einer Berliner Gruppe, noch durch Beschlüsse einer Berliner Hauptver- sammlung, auf der natürlich die in Berlin ansässigen Mitglieder das Übergewicht haben, erzielt werden. Es ist sogar höchst unwahr- scheinlich, daß dadurch auch nur eine notdürftige Verkleisterung des bestehenden Zwiespaltes erreicht wird. Der Gegensatz zwischen den Berliner Mitgliedern, und den Nichtberlinern bildet den Kern der Krisis. Solange es im V. d. G. Mitglieder I. Klasse gibt, die lediglich auf Grund ihrer Ansässigkeit in Berlin das Vorrecht haben, in die wichtigsten Vorstandsämter gewählt zu weiden und Mitglieder LI. Klasse, die davon ausgeschlossen sind, weil sie nicht in Berlin wohnen, so lange kommt die Gärung im Verein nicht zur Ruhe. Die in Düsseldorf beschlossene Satzungsändenrng bezweckte die Bestimmung, wonach der 1. Vorsitzende, der Schatzmeister und der 1. Schriftführer in Berlin ansässig sein müssen, aufzuheben. Die Mehrheit, mit der dieser Beschluß gefaßt wurde, war so groß, daß *) Anmerkung der Redaktion. Wir veröffentlichen diese Einsendung eines Mitarbeiters ohne Stellung zu dereelben zu nehmen, da sich die Redaktion der Gartenwelt in interne Vereinsangelegenheiten nicht einzumischen beabsichtigt. Die Gartenwelt. IX, i: sie fast au Einstimmigkeit grenzte und Iceiner der Anwesenden auuh nur den geringsten Zweifel an der Giltigkeit des Beschlusses hatte. In der gehobenen Stimmung, die infolgedessen herrschte, ist es unbeachtet geblieben, daß das Vorbandensein der erforderlicliun ■'/j Majorität im Sitzungsprotokoll nicht ausdrücklich vermerkt worden ist. Wenn die Berliner Mitglieder .sich nicht gescheut haben, auf Grund dieses rein formalen V'ersehens die Durchführung der Düssel- dorfer Beschlüsse zu hintertreiben, wenn sie ferner alles tun und getan haben, um an einem durch nichts gerechtfertigten Vorrechte festzuhalten, durch das mehr als 80% der Vereinsmitglieder von der tätigen Mitwirkung im Vorstande ausgeschlossen sind und die Aus- wahl der für die wichtigsten Ämter geeigneten Personen auf einen ganz kleinen Kreis beschränkt wird, so ist das ein Zeichen dafür, daß es aussichtslos ist, eine Verständigung mit den Berlinern zu erhoffen. Das ganze Verhalten, insbesondere der Versuch, die Angelegen- heiten auf einer Versammlung in Berlin zu ordnen, läßt aber auch erkennen, daß die Herrn im Gefühl ihrer Schwäche nur dann Beschlüsse in ihrem Sinne erwarten, wenn .sie tunlichst unter sich sind. Nun, es kann ihnen in Aussicht gestellt werden, daß sie am L'2. Januar 1905, wie auch in Zukunft, unter sich sein und bleiben werden. Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin. Dezemberversammluug. Die Firma Kroger & Schwenke, Schönebei-g, zeigte ein Exemplar der Begonia „Gloire de Lorraine" alba grandi- flora. (Veigl. Beschreibung im achten Jahrgang Seite 538.) Dieser hübsche Sport stammt, wie Herr De Coene mitteilen konnte, aus der Gärtnerei des ver.storbenen Herrn L. J. Draps-Dom in Laelien bei Brüssel. Die Sorte verdient die Beachtung der Züchter, da sie in- folge der fast weißen Färbung für manche Zwecke besser geeignet ist als die rosablüheude Stammsorte. Herr Körper, Handelsgärtner in Fürstenwalde, führte 25 hoch- stilnijiiige Küsenwildlinge vor und betonte die Vorteile der fast stachel- losen AVildlinge gegenüber den bestaohelten. Au Stelle des durch Krankheit verhinderten Kgl. Garteninspektors Herrn Liudemuth referierte Herr Grobben über die große inter- nationale Obstausstellung in Düsseldorf, die nach Ansicht des sach- kundigen Herrn wohl die größte übstausstellung gewesen ist, die Deutschland je gesehen hat. Die Ausstellung habe gezeigt, daß der deutsche Obstbau sich keiuesweg.s hinter dem Ausland zu verstecken brauche, daß es aber in Deutschland noch sehr an geschickter Auf- machung und sachgemäßer Behandlung des Obstes fehle. Wer die Ausstellung offenen Auges und vorurteilslos besucht hat, wird viel gelernt haben. Tatsächlich zeigte sich auch, daß viele Aussteller von den auf den vorhergehenden Obst-Sonderausstellungen gezeigten ge- schickten Anordnungen der Ausländer, besonders der Franzosen, gelernt hatten. Im übrigen sei auf No. 7 und 8 der Gartenwelt hingewiesen. Der Versammlung wurde der Etat des laufenden Jabres vor- gelegt, wobei der Punkt fünf der laufenden Ausgaben eine längere Auseinandersetzung hervorrief. Es handelt sich um 1050 Mark, die zu gärtnerischen Vereuchen ausgesetzt sind und deren bisherige Ver- wendung Anlaß zu Bedenken gab. Bisher wurden außer Neu- anschaffungen für den Versuchsgarten, einer von der Stadtgemeinde ßerhn dem Verein kostenfrei überlassenen Landparzelle, für 300 Mk. Sämereien aller Art an Mitglieder gratis verteilt, wobei manche viel, und die meisten gar nichts bekommen. Dagegen sah und hörte niemand, außer den Ausschußmitgliedern, etwas vom Vorsuchsgarten, und der Wunsch, man möge wenigstens von den blühenden Pflanzen in den Monatsversammlungen abgeschnittene Teile vorführen, ist sehr berechtigt und ohne besondere Unkosten aaszuführen. Freilich müßte damit mit einer jahrelangen Gepflogenheit gebrochen werden, und solche Verstöße gegen die gute alte Tradition begeht man im Vereine nicht gerne. W. T. Tagesgeschichte. Berlin. Ein volkswirtschaftlicher Verein zur Förderung der Obst- und Gemüseverwertung in Deutschland bat sich in Berlin gebildet. Der Verein erstrebt die Erreichung seines Zweckes unter anderem: a) durch Belehrungen in Wort und Schrift, b) durch Veran- staltung von Wanderkursen, o) durch Gründung von Volkseinmacbe- küchen, d) durch ständige Bekanntgabe aller Verbcsserungen und Neuerungen der verschiedenen Verwertungsarten und Hilfsmittel. e) durch Einrichtung von Vermittelungsstellen, f) durch Nachweis der wirtschaftlichen und gesundheitlichen Vorteile einer vermehrten und zweckmäßigen Obst- und Gemüseverwertung. Der jährhche Milgliederbeitrag ist auf 3 Mark festgesetzt; für Verbreitung von Auf- klärungen, durch Wanderbelehrungen und die weiteren oben an- gedeuteten Ziele sind beträchtliche Mittel nötig. Der erste Vorsitzende ist der Königl. Gartenbau-Direktor Echtermeyer, Direktor der kgl- Gärtnerlehranstalt Dahlem bei Steglitz. — über eine zweifelhafte gärtnerische Firma in St. Louis bei Marseille sind den Ältesten der Kaufmannschaft von Berlin von zuverlässiger Seite Mitteilungen zugegangen, über deren Inhalt vertrauenswürdigen Interessenten im Zentralbureau der Korporation, Neue Friedrichstraße 51, an den Werktagen zwischen 9 und 3 übr mündlich nähere Auskunft gegeben wird. Personal-Nachrichten. Ascherson, Dr. med. et phil. Paul, bekannter Botaniker und a. ord. Professor der Berliner Universität, beging am 4. Januar die 50jährige Doktorjubelfeier. Bitter, Dr. Georg, bisher Privat-Dozent tmd Assistent ftin botanischen Garten zu Münster i. W., wurde zum Direktor des neu- zugründenJeu botanischen Gartens nach Bremen berufen. Amts- antritt am 1 . Juli ] ÜÜ5. Herr Dr. Bitter beabsichtigt seine Tätigkeit durch eine Reihe zusammenhängender Vorträge einzuleiten. (Vergl. Tagesgeschichte in No. S.) Dorsch, Edmund, gepräfter Obergärtner (Köstritz), Assistent für Obstbau an der Königl. Obstbauschule zu Veitshöohheini, wurde als Kreis-Obstbautechniker für den Kreis Darmstadt mit Wirkung vom l. Februar 1905 definitiv angestellt. Folger, Johann, bisher Obergärtner und Hilfslehrer an der Königl. Gartenhausohule zu Weihenstephan, wurde nach Veitshöchheim als Obstbau- Wanderlehrer berufen. Kornacker, Frau Anna, Wehrden a. d. Weser, starb am 10. d. Ms., im sechzigsten Leben.sjahre. Die Vei-storbene war ihrem am 11. Februar 1900 im zweiundachtzigsten Lebensjahre verstorbenen Gatten eine geistig hochstehende unermüdliche Mitarbeiterin, den zahlreichen Angestellten der Firma eine fürsorgliche Hausmutter. Die gegenwärtigen und früheren Angestellten der Firma Kornacker, zu denen ich auch gehöre, werden der Verstorbenen ein gutes An- denken bewahren. M. H. Migula, Prof. Dr. Walter, aus Zyovna, hisher außerordentlicher Professor für Botanik und naturwissenschaftliche Hygiene an der Technischen Hochschule zu Karlsruhe, wurde auf den Lehrstuhl für Botanik an der Forstlehranstalt Eisenach berufen. Migula wirkte seit 1889 in Karlsruhe. Vorhagen, seit 25 Jahren Gärtner im Burtscheid - Aachener Kurgarteu, .starb im Alter von 75 Jahren. Er erfreute sich zu Leb- zeiten grußer Beliebtiieit. Briefkasten der Redaktion. Champignonkrankheit. Abonnent in Z. Die uns übersandten erkrankten Champignons haben wir der biologi.schen Abteilung des Kaiserlichen Gesundheitsamtes zur üntereuchung übergeben und dar- auf den Bescheid erhalten, daß es sich um die von französischen Forschern als „La Goutte" bezeichnete Krankheit handelt. Die braunen Flecken auf den Hüten und Stielen, welclie die Krankheit kennzeichnen, sind nach Angabe jener Forscher auf Bakterien zurück- zuführen. Auch an den von Ihnen gesandten Pilzen fanden sieh in der Tat Milliarden solcher Organismen an den abgestorbenen Stellen. Zur Bekämpfung der Krankheit soll sich die Behandlung der aus- geräumten Anlagen mit zwoieinhalbprozentiger Kresolseifenlösung bewährt haben. VorÄMwortl. Redakteur; Ma rd Carl Schmidt i Co., Leipzig. — Drnek: Anhalt. Bnchdr. Gntenberg, e. G. m. b. H., Dessau. % / W[ - ^-g^ ^ lustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. i. Januar 1905. No. 18. Nachdrtfck and Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Topfpflanzen. D Zwei neue winterblüheiule Begonien. Von Obergärtner Otto KrauB, Frankfurt a. M. (Hierxu %xvei Abbildungen.) ie Familie der Schietblattgewächse, Begoniaceae, bietet uns eine große Menge von Arten und Formen, die für den Schmuck der Blumengruppen im Freien und für den Flor im Gewächshaus außerordentlich wertvoll sind. Auch die Begonien, die nur durch schöne Zeichnung der Blätter erfreuen, sind gern ge- sehene Gäste in unseren Kulturen und werden häufig gezogen. Wie wäre es heut- zutage wohl möglich, eine solche Mannig- faltigkeit bei der Grup- penbepflanzung zu er- zielen, wenn wir nicht die vielen Spielarten der Regonin ffemperflorem hätten, die teils durch schöne Blüten, teils gleichzeitig durch auf- fallende Blattfärbung ausgezeichnet sind, oder die strauchartigen Be- gonien in Sorten wie .,Corheilk de feu^\„Ful- gurant" u. a. m. oder die herrlichen Knollenbe- gonien, deren vielseitige Farbentönungen uns un- entbehrlich geworden sind? Zweck dieser Zeilen ist es aber nicht, auf Gartcnwelt. IX. diese für das freie Land geeigneten Begonien einzugehen, sondern wir wollen die Aufmerksamkeit auf einige Ab- arten lenken, die als Winterblüher wertvoll und sehr dekorativ sind. Eine schöne Varietät, die man selten trifft, ist Begonm gigantea elcgans. Die Firma F. C. Heine- mann in Erfurt sandte uns vor. drei Jahren einige Pflanzen zur Probe; Herr Heinemann hatte Pflanzen dieser Sorte auf einer kleinen französischen Lokal- ausstellung, wo sie von einem Privatgärtner ausgestellt waren und durch die großen Dol- den und Blüten die Aufmerksamkeit erreg- ten, gesehen und er- worben. B. gigantea clegans soll einer Kreuzung von B. schar ffiana und pic- Inviejisis entstammen. Sie ähnelt der ersteren Art im Habitus und ist sehr kräftig und buschig gebaut ; selbst ältere Pflanzen zeigen diesen gedrungenen Wuchs,der z. B. der anderen, am Anmerkung des Ver- fa.ssers: Ähnliche Begonien wurden in der Keviie hor- ticole von 1899 unter dem Namen B. hybrida „lAger- Ligneau" und Jahrg. 1897 als B. Wiaudi beschrieben. Es ist möglich, daß unsere B. gigantea elegans von der ersteren abstammt, da diese sehr variabel sein soll oder aber mit einer der beiden identisch ist. 18 Die Gartenwelt. IX, 18 meisten hekmmXen schar ffiana-Rjhnde, der B. Crcdneri nicht eigen ist. Die Blätter sind groß, die Unterseite ist dunkelrot und stark behaart, die Oberseite olivgrün, mit weißlichen dichtstehenden Haaren bedeckt; auch Blatt- und Blüteu- stiele haben diese starke Behaarung. Die Blütenstiele sind sehr kräftig, bis 10 mm im Durchmesser und sind oben in zwei Hauptäste verzweigt, sie erheben sich frei über das Blattwerk. Die in einer Trugdolde angeordneten Blüten sitzen sehr dicht und sind von bedeutender Größe. In der Entwicklung gleicht die Blütendolde einem Ball und erhält ein eigenartig fesselndes Aussehen dadurch, daß die Rückseite der Blumenblätter mit leuchtend roten Haaren ziemlich reich besetzt ist, die mit dem milchweißen Ton des Blumenblattes einen reizenden Gegensatz bilden. Die offene Blüte ist weiß mit zartrosa Anflug, die zwei äußeren Blätt- chen der Blüte sind sehr groß, bis 4 cm lang und 3 cm breit, die zwei inneren sehr schmal und etwas kürzer. Diese Größe erreichen nur die männlichen Blumen, die weiblichen bleiben klein und unansehnlich. Wir sprachen vor- hin von Beg. Credneri, einer Kreuzung zwischen scharffiana X metalliea; von dieser Hybride besitzen wir eine niedrig wachsende Form, die B. Crediurt cowpacto, welche seiner- zeit von derFirma Ernst Benary in Erfurt ver- breitet wurde und wegen des sehr gedrungenen Wuchses Erwähnung verdient. Aus der beigegebenen Abbildung ist dies deutlich zu ersehen, so daß sich eine eingehende Besprechung erübrigt, umsomehr, als Ver- schiedenheiten anderer Art nicht vorhanden sind. Bei dieser Gelegenheit sei noch auf einige reich und willig blühende Begonien für das temperierte Haus hingewiesen. Begonia inearnata perfecta robusta ist eine amerikanische Einführung und wurde 1897 von der Firma W. Pfitzer in Stuttgart bezogen. Die Pflanze ähnelt sehr der B. cocciiiea (B. corallirui hört.), unterscheidet sich von ihr aber hauptsächlich durch die rosenrote Blütenfarbe, die zu dem schönen Grün der Blätter vor- züglich paßt. Was den Begonien dieser Art einen be- sonderen Reiz verleiht, ist der Umstand, daß die Samen- kapseln dieselbe schöne Färbung haben wie die Blüten, die bedeutend größer sind als l)ei B. inmrnata. Im Palmengartei Begonia ridnifoUa ivehleana ist eine Pflanze mit mächtigen dunkelgrünen unregelmäßig gelappten Blättern, die unterseits purpurrot sind. Von vollendeter Schönheit ist diese Varietät zur Zeit der Blüte. Auf einem meter- hohen Bltitenschaft ist eine große Menge von zart rosa- farbenen Blüten in verästelten Dolden angeordnet; die Blüten sind zwar nicht groß, wirken aber durch die Masse und die gefällige leichte Anordnung. Die Blüten- stände sind außerdem von sehr langer Dauer — unsere Pflanze blüht beinahe drei Monate mit zwei Blüten- schäften — . weshalb diese Begonie ein Schmuckstück ersten Ranges für das temperierte Haus darstellt. Ebenso reizend zur Blütezeit ist die sogenannte Manschetten -Begonie, B. manicata. Die Blätter haben an den Nerven unterseits zurückgebogene purpurfarbene Schuppen, die namentlich an dem Blattstiel in mehreren Ringen manschetten- artig angeordnet sind. Die Blätter sind ober- seits kahl und glänzend 'lunkelgrün. Die zahl- reich erscheinenden Blütenstiele werden ca. 40 cm hoch und tragen eine große Menge rosen- roter Blütcheu, die auf dem dunkelgrünen Laubgrund außerordent- lich zierend wirken. Diese Art ist ein sehr empfehlenswerter Win- terblüher. Über die Kultur dieser Begonien etwas zu sagen, ist eigentlich überflüssig^ jedoch sei noch besonders darauf hingewiesen, daß nur gutgezogene, kräf- tige Pflanzen imstande id, vollkommene und schöne Blumen hervorzubringen. „Adolf Wenzel", eine empfehlenswerte Fnchsienneuheit. Von H. Eicke, Stadtgärtnerei, Frankfurt a. M. {Hierzu eine Abbildung.) W as im Verlauf der letzten Jahre an guten marktfähigen Fuchsienneuheiten dem Handel übergeben wurde, z. B. Fuchsie „FVau Josephine Frankenfeld'' , ,,AndenIcen an Heinrich Henkel", „Gruß aus dem Bodetat' etc., wird die in diesem Jahre erscheinende Sorte „Adolf Wenzel" weit übertreffen. Die Sorte entstand schon vor Jahren bei dem Frankfurter Handelsgärtner Jean Wenzel, der sie neben allen anderen neuen Marktsorten als seine gangbarste Sorte mit den besten Erfolgen zieht. Im vorigen Jahre wurde ich auf diese Sorte IX, 18 Die Gartenwelt. 207 aufmerksam und nahm sie in Kultur; die Erfolge fielen über Erwarten gut aus, wie beistehende photographische Aufnahme erkennen läßt. Diese Stämmchen, von 1 m bis 1,20 m Höhe, standen zur Zeit der Aufnahme bereits zum zweiten Male in Blüte und hatten schon einmal zur Ausschmückung der hiesigen Anlagen mit etwa 70 gleich schönen Pflanzen der- selben Sorte gedient. Wie groß der Blütenreichtum und wie üppig das Wachs- tum ist, kann man an der Aufnahme sehr wohl erkennen, letzteres wird noch durch die Tatsache bekräftigt, daß die Stämmchen aus Junistecklingen im Vorjahre herange- zogen wurden und zur Zeit der Auf- nahme gerade ein Jahr alt waren. Die Belaubung ist äußerst üppig und von saftgrüner Fär- bung, wovon sich die herrlichen sehr großen Blumen mit leuchtend korallen- roten langen Se- palen und purpur- violetten Corollen äußerst vorteilhaft abheben. Fast noch schöner präsen- tieren sich die kurz vor dem Aufblühen stehenden Knospen von ca. 7 cm Länge, von einem ebenso- iangen Stiel ge- tragen. Blüten und Knospen erscheinen an den einzelnen Trieben so zahl- reich, was nament- lich bei älteren Pflanzen der Fall ist, daß das Laub fast vollständig verdeckt wird. Im Verlauf dieses Sommers konnte ich beobachten, daß die Pflanzen nach jedem reichen Flor mit Trieb und Knospenansatz stets kräftig wieder ein- setzten, was bei den meisten danebenstehenden Sorten nicht in dem Maße der Fall war. Ich bin fest überzeugt, daß diese Sorte sich in kurzer Zeit einen dauernden Platz unter den Markt- und Gruppen- pflanzen erringen wird. Chrysanthemum. Das veilchenblaue Chrysanthemum „Souvenir de Madame Der". Von Albin Etzold, Hoflieferant, Altenburg, S.-A. Ochon im Herbst 1903 verbreitete sich die Kunde, daß es ein blaues Chrysanthemum gäbe. Dies schien mir zwar eine Fabel zu sein, doch bemühte ich mich, in den Besitz der neuen Sorte zu gelangen. Ich durchsuchte alle mir zugesandten neuen Chrysanthemum- listen und schließlich fand ich „Souv. de Mad. Dor", als einzige Sorte, die veilchenbläu blühen sollte. Da ich nun dieser Behauptung gpgenüber sehr nüßtrauisch war, vertröstete ich mich bis auf die Blütezeit und war nicht wenig erstaunt als die ersten Blumen ein dunliles Karminrot zeigten. Aber wir haben doch wenigstens einen blauen Schimmer im Chrysanthemum, denn die dunkellcarminroten Blumenblätter sind mit einem blauen Hauch überzogen, was die Chrysanthemumzüchter in die größte Hoffnung versetzt, bald ein wirklich blaues zu züchten. ,,Souv. de Mad. Dor" bringt übermäßig große, dichtgefüllte Blumen; die Blumenblätter smd auf der Rück- der Stadtgär Fuchsia hybrida „Adolf Wenzel". zu Frankfurt a. IVI. für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. Seite silbergrau und das wesentlichste ist bei dieser Sorte, daß sie sich überaus lange hält, ohne fleckig zu werden. Bei mir haben die Blumen etwa sechs Wochen geblüht und konnten dann noch zur Binderei verwendet werden, was sich bei einer andern Sorte gewöhnUch nicht erreichen läßt. Landschaftsgärtnerei.'" Ist die Gartenkunst rückständig? JJie Überzeugung von der Rückständigkeit der" Garten- kunst, die in der Architektenschaft umgeht, haben einige Fach- genossen sich zu eigen gemacht und suchen nun sich und anderen eine Moderne zu kombinieren aus der Modifizierung einzelner allzuoft gesehener Detaildispositionen des Parkgartens und aus von Außenstehenden entworfenen regelmäßigen Hausgärten und Schmuckplätzen. Den eingestandenen Grund, nicht rückständig zu erscheinen den übrigen Künsten gegen- 208 Die Gartenwelt. IX, 18 über, könnte man bedingungslos gelten lassen, wenn man in der Moderne eine Mode erblickt. Das ist sie aber nicht, auch kein Stil, sondern ein nengefundenes Kvmstprinzip, das in Gegensatz tritt zu dem in der Antike wurzelnden Prinzip der gebundenen Form und der akademischen Proportions- lehren und nicht dessen Fortentwickelung bedeutet. Es ist recht wohl möglich und sogar wahrscheinlich, daß neben dem modernen Prinzip das alte weiter prosperiert; denn so ausgebeutet ist trotz allem noch nicht sein Gebiet, daß nicht ein begnadeter Künstler noch Neues und Eigenartiges darin zu geben vermöchte. Aber das große Heer der Künstler wird bei der Fülle des bereits Geschaffenen immer wieder in Nach= ahraung verfallen; und mit Recht registriert Albin Schultz i) den grimmigen Ausspruch, die Kunst werde nie wieder etwas Tüchtiges hervorzubringen imstande sein, wenn nicht alle Museen und Gemäldegalerien verbrannt würden. Das war vor dem Erstarken der Moderne, die es jetzt jedem Künstler ermöglicht, aus sich heraus zu schöpfen, nicht behindert durch Regeln, Vorbilder und kunsthistorische Wissenschaft. Ob in einer späteren Zeit Normen und Lehren je die Be- deutung erlangen werden, die ihnen in der alten Kunst zukommt, erscheint zweifelhaft, doch sind jetzt, nach annähernd zwei Dezennien immerhin einige Forderungen schon zur Anerkennung gelangt. In der uns zunächst interessierenden räumlichen Kunst sind das: Werkgerechtigkeit und Zweck- mäßigkeit; und sie beeinflussen die freie Gestaltung derart, dass jene darunter vielfach nicht mehr klar als das Wesent- liche erkannt wird. Dem ist J. P. G r o ß m a n n -) zum Opfer gefallen, der in der Moderne nur die Fortentwicklung und Neueinkleidung des bewährten Alten zu erblicken ver- mag. — Meyer und Ries 3) sehen dagegen gerade in den Äußerlichkeiten der modernen Ornamentik die Quintessenz der Moderne, die sie im Garten nachzuahmen trachten. Von Werkgerechtigkeit kann dabei naturgemäß so wenig die Rede sein wie ron eigentlich freiem Schaffen. — C. K. Schneider hantiert mit dem „Brandpfeil der Sezession" und wer ihm seine Feststellung „Denn die Gartenkunst ist rückständig" ■*) nicht aufs Wort glaubt, der begibt sich in die Gefahr, mit mir über einen Kamm geschoren zu werden. — Pietzner^) fühlt sich von diesem Schneiderschen Ausspruch gefesselt, „denn wo nichts mehr zu erstreben ist, hört die Entwicklung auf". — Wenn es nun nicht gelingen sollte, eine Kunst nachzuweisen, in der es nichts mehr zu erstreben gibt und die daher der Makel der Rückständigkeit nicht trifft, gegen wen sind wir dann rückständig? Daß wir die Kunstrevolution der letzten Jahre nicht mit- machen konnten, liegt darin begründet, daß diese Bewegung bei uns weit früher eintrat und längst in ruhigen Bahnen sich bewegt. Deshalb sind wir außer Stande, Werke zu planen, „die hier begeisterte Zustimmung, dort leidenschaft- lichen Widerspruch hervorrufen", wie Trip das verlangt, des- halb wird sich auch weiter die Zeitschriften-Literatur „fast niemals unserer neuen Parkschöpfungen annehmen". Die große Zeit des Werdens ist vorüber. Im 18. Jahrhundert ') Albin Schultz, Kunst- und Kunstgeschichte, Leipzig l G. Freytag), 1890. ') Großniann. Die Moderne in der Gartenkunst, Gartenwelt, IX. Jahrgang, S. 7. ') Meyer-Ries. Die Gartenkunst in Wort und Bild. Leipzig, (Carl Scholtze) 1904. — Einleitung. ') Schneider. Deutsche Gartengestaltung und Kunst. Leipzig, (Carl Scholtze) 1904. — Einleitung. ') Bücherschau in der ,,Gartenkunst". Band VI, S. 100. aber hat ein Kampf gewogt und in der zeitgenössischen Literatur sich widergespiegelt, wie er nie vordem eines Kunstprinzips wegen ausgefochten wurde. — Trip führt die Kritiklosigkeit des Publikums und die erbarmmigslose Kritik einseitiger Ästhetiker als Beweise der Rückständigkeit an. Einem begeisterten Neuerer mag das genug sein, der Zweifler wird dadurch nicht überzeugt. Trips Münchener Programm verliert nichts von seiner hohen Bedeutung, wenn man den auf die .Moderne bezüg- lichen Wendungen lediglich rhetorischen Wert beimißt, denn Fortschritt und Moderne sind nicht kongruent. Fort- schreiten soll und wird unsere Kunst und jede Anregung dazu sei willkommen. Aber das seit anderthalb Jahrhunderten geübte freie Prinzip kann sie nicht von neuem entdecken. Detaildispositionen dafür auszugeben, wäre Überhebung. Groß- mann') klammert sich an das Schlagwort Proportion. — Was sind denn gute Verhältnisse? Wir können sie nicht konstruktiv ermitteln trotz Hogarth und Bochenek. Und das ist gut. Wie Großmann aber gegen badewannengroße Teiche und ähnliche Spielereien, die in der ersten Ent- wiekelung unserer Kunst schon als solche erkannt wurden, die Moderne anzurufen für nötig finden kann, erscheint ebenso ungeklärt, wie er Meyer, wenn auch indirekt, dafür ver- antwortlich zu machen versucht. Auch die Propaganda für die Nutzgärtnerei im Hausgarten verfehlt den Zweck, denn die penible Hoehkultur macht den Garten nicht wohnlicher als es der verlästerte naturalistische Schaugarten ist, auf dessen eckenlosen Wegen der dem Zimmer Entfliehende sich frei bewegen kann , und dessen wohlgepflegter Rasen das gelegentliche Betreten oder selbst einmal Lagern dui'chaus nicht übel nimmt. Überflüssig ist der übrigens oft anzutreffende Hinweis auf das mäßige Bildungsniveau unserer Landschafts- gärtner; es wäre besser, ihnen gute Vorbilder zu stellen. Beseitigen läßt sich die handwerksmäßige Ausübung nicht, denn auf anderen Gebieten ist der Abstand vom größten Künstler bis zum letzten Pfuscher nicht geringer. Die gesellschaftliche Stellung des fähigen und erfolgreichen Garten- künstlers hat sich ständig gehoben; ob es geraten erscheint, den andern durch Examina und Diplome zu helfen, braucht hier nicht erörtert zu werden, denn mit der Förderung der Kunst des Gartens als solcher hat es so wenig gemein, wie mit der Notwendigkeit der Moderne. Die Rückständigkeit der Architektur ist so alt wie die an Erfolgen reiche Geschichte der Landschaftskunst, denn der Baroekgarten wurde vom Parkgarten verdrängt, der Barockbau starb an Entkräftung. Seitdem hat man, um die Lücke zu füllen, die historischen Stile zu beleben versucht und damit wohl einzelne Erfolge erzielt, nicht aber eine volkstümliche Bauweise geschaffen. Jetzt ist in der gruppierten Anlage und im unsymmetrischen Fassadenriß endlich das freie Prinzip zum Durchbruch gelangt. Gleichzeitig rüttelt man im Städtebau an dem allgewaltigen Diagonalsystera, plädiert für krumme und selbst winkelige Straßen, für malerische Anlage statt der herkömmlichen Reißbrettarbeit. Und den freien Garten, in dem alles das gegeben ist, was anderswo erstrebt wird, möchte man zurückführen auf den alten akademiscli-geometrischen Grundriß! Das ist nicht Logik, sondern Marotte. Diese Art der Gärten verblüfft mit ') Es ist interessant, die Großmannsche Arbeit „Die Moderne i. d. G." mit seiner früheren „Architekt und Gärtner" (Gartonwelt VI, S. 599) zu vergleichen. Heute liest man „Kommt helft uns", vordem „Schuster bleib bei deinem Leisten". Ja ja, die Moderne. IX, 18 Die Gartenwelt. 209 ihrem inneren Widerspruch gegen die freigruppierte Haus- siliiouette den Laien (vor einem regelmäßigen Hause würde er sie langweilig finden); und das unverstandene Gerede von der Moderne läßt ihn um so mehr daran Geschmack finden, als die Wortführer sich dieser Wandlung der Belle- tristik bemächtigt haiien. Nicht ,,Los von der Schablone" lautet der Wahlspruch der Moderne, sondern „Los von der Antike und ihrer Des- zendenz". Wollten wir die Begriffe von Klassik, Stil und Schule unter das Schlagwort Schablone bringen, dann hieße das die Künstlerschaft der alten Meister anzweifeln. Im Garten hat die aus der Antike heraus entwickelte Art der Gestaltung längst einer Moderne das Feld geräumt. Einer Neubelebiing dieses zurückgedrängten regelmäßigen Gartens durch Anregungen aus dem Gebiete der modernen Orna- mentik und Dekoration können wir uns nur sympathisch gegen- überstellen, sobald wieder Häuser gebaut werden von regelmäßigem Grund- und Aufriß. Das wird indessen so bald nicht geschehen, denn noch gärt es in der Bau- kunst und die ruhige (fast zu ruhige) Abgeklärtheit, welche im Gebiete der einst so revolu- tionären Gartenkunst obwaltet, wird lange noch auf sich warten lassen. Aber trotz des Vorsprunges, den uns die Geschichte ließ, dürfen wir „gewißlich ') nicht auf den Lorbeeren ausruhen", wie ich schon früher einmal betonte; \mä von Lange, Trip und anderen sind uns die nächsten Ziele gewies'i Mögen einzelne dieser Vorschlag- sich nachdem wirklich als ver- fehlt herausstellen, so ist ein Sehn I '< übers Ziel hinaus oder daran vorbei immer noch besser al- selbstgenügsam die Flinte am Nagel zu belassen. In der Reg- samkeit können wir von den modernen Künstlern lernen. Für die Fortentwicklung der land- schaftliehen Kunst aber sind wir auf uns allein angewiesen und können die Ergebnisse aus anderen Kunstgebieten nicht verwerten. 2) Die Entstehung der Landschaftsgärtnerei stellt die Moderne in der Gartenkunst dar. Einer nachhinkenden Moderne bedürfen wir nicht. Krone. kirschrote Färbung haben uud sehr wohlriechend sein. Die Sorte wird als Winterblüheria vielleicht eine große Zukunft haben. Picea Vom Verfasser für die „Ga; Rosen. „Cherry Ripe", reife Kirsche, heißt eine neue Teerose, ein Sämling von .,Mrs. W. J. Oiant'\ die von der Firnia Paul & Son, Cbeshunt, in den Handel gebracht wird. Die Blumen sollen eine ') In einer Gegenäußerung (Gartenwelt, Lfd. Jahrg. S. 60) steht irrtümlich gewöhnlich zu lesen. Meine Auffassung von der besonderen Art, in der Schneider Gegner zitiert, wird durch das unterlassen einer Berichtigung nicht verbessert. ') Für Ausnahmen und alles Nähere sei auf meine Arbeit „Moderne und Gartenkunst", Gartenwelt VI, S. 186, verwiesen. Koniferen. Picoa viiiiinalis Hort, in (l((r kgl. Garteiibaii-Lehranstalt zu Budapest. Von Karl Rade, Staatsobergärtner in Budapest. ___ (Hierxu eine Abbildung.) VV eniger schön, aber desto interessanter ist die untenstehend abgebildete Picea excelsa Zk. var. viminalis Casp., die sogenannte schwedische Hängefichte. Diese Ficlite zeichnet sich hauptsächlich durch ihre meterlangen unverzweigten Triebe aus, wodurch sie aligemein auffällt und die Aufmerksamkeit eines Jeden auf sich zieht. In unserm mehrere hundert Sorten zählenden Koniferen-Sortiment bildet die scbwedische Hängefichte stets die Zielscheibe, die schon von weitem aller Augen Pfeile auf sich lenkt, was mich veranlaßte,denfreundlichen Lesernein Bild davon vor Augen zu fübren. Der daneben stehende, hochgewachsene junge Mann gibt Zeugnis von der Länge der unverzweigten Triebe Bemerken möchte ich, daß die Fichte angepfählt ist, weil sie vor zwei Jahren verpflanzt wurde, da sie früher zu nahe am Wege stand. Als junger Baum zeigt sie gegenwärtig allerdings nicht viel, verspricht aber mit jedem Jahre interessanter zu werden. Wie Beißner sagt, soll sie Ijinne für einen Bastard zwischen Picea und Pinus gehalten haben. x,^ Nachschrift der Redaktion. Marktkönigin« sagte ich mir, daß eine ähnliche — aber rein weiße Nelke von größtem Werte sein würde, hätte aber nicht ge- glaubt, daß Sie eine solche finden sollten. Wenn diese Nelke nicht überall gut reraontierte, so rührt dies wohl von zu großer Trockenheit während des Som- mers her." Der Züchter selbst schreibt mii- über seine Neuheit: „Im Oktober 1899 habe ich unter vielen Tausenden von Pflanzen von „llarkikönigin'-'- eine Pflanze mit rein- weißen Blumen gefunden, die eingetopft und vermehrt wurde. Dieser Sport hat sich genügend konstant gezeigt. Ver- einzelt können noch rotgesprenkelte Blumen vorkommen, was jedoch im großen und ganzen ohne Bedeutung ist. Diese Nelke „La Beine'^ blüht hier be- sonders reichlich im Juni. Die Blumen des ersten Flores sind zwar nicht so groß und langstielig als die von „Diamant", 19 Die Gartenwelt. IX, 19 jedoch sind sie zu dieser Zeit mehr begehrt. Wenn „Dia- mant" im Jidi sich entfaltet,» sollte man lieber alle übrigen Blumen und Knospen von ,.La Reine^'- abschneiden und wenn erforderlich, die Pflanzen begießen. Der nächste Floi' fängt dann liier Anfang August an, und diesmal sind es große Blumen auf langen, kräftigen Stielen. Wenn die Pflanzen nicht Not leiden, werden sie bis zum Eintreten stärkerer Nachtfröste noch im Oktober blühen und stehen dami voll mit Knospen besetzt. Damit die Pflanzen sich nicht zu sehr erschöpfen, sollte man Mitte Oktober alle ülirigen Blütenstiele abschneiden. In südlichen Gegenden würde diese Nelke wohl den ganzen Winter liindurch blühen und vielmehr Blumen geben als Remontantnelken." Dio Herkiiles-Nelkeii Neapels. Vou C. Sprenger, Vomero-Neapel. Als ich im .lahre 1878 eben nach Neapel gekommen war, und noch lange Zeit nachher, waren die Nelken fast eine Mythe, man kannte nur eine scharlachrote ganz hübsche und sehr stark würzig duftende Art Baumnelke, nach Art der „Grenadin^\ d. h. Granatnelke Frankreichs, die zur Frühlingszeit mit den Rosen konkurrierte und von der man sich an den Straßenecken um wenige Soldi (1 Soldi gleich 5 Centesimij einen gi-oßen Strauß kaufen konnte. Weiter gab es dann und wann eine kleine, aber hübsche rein weiße, etwas remontierende Nelke, die Herr Georg Schottler, unser noch hier wirkender Landsmann, aus Frankfurt, icli weiß nicht unter welchem Namen, eingeführt hatte; endlich gab es da und dort einen Nelkenfreund unter dem alten Adel, der halb versteckt hoch oben auf den flachen Dächern seine.s Palastes auf den Mauerrändem in viereckigen Terracottakästen Nelken zog, von denen aber die Allgemeinheit nichts erfuhr, weil sie kein Mensch begehrte und es keine Blumen-Ausstellungen gab. — Dann gab es noch da und dort auf einem alten ver- rosteten, halb verfallenen Balkon in einer "Vorstadt oder an der Außenperipherie zuweUen in allen möglichen odei- unmög- lichen, oft seltsamen Geschirren, undefinierbare alte Nelken- stöcke, die zur Klasse der Baiunnelken gehörten und, mehr als Ami)elpflanze dienend, durch die Eisengitter herabwallten, um mit ihren seltenen, meist feurigen Blüten den Vorüber- gehenden zur Frühlingszeit zuzunicken, als wollten sie ihm Geschichten erzählen von Sehnen und Lieben und wilder Leidenschaft hinter den verstaubten trüben Scheiben. Auch draußen auf dem Lande, in den Städtchen und Dörfern, gab es solche Nelken und dort findet man sie auch heute noch. Das war alles. Dann aber kam neues Leben nach Neapel. Allerlei fremdes Volk, Gärtner und solche, die es gerne werden wollten, weil ihnen die Millionen, die der Samen- handel und die Blumenzucht den Dippe's, den Benary's und Vilmorin's abgeworfen hatte und die sie nun so im Vorüber- gehen aufzulesen hofften, wenn sie sich einen „braven Gärtner" verschrieben, um es hernach, wenn sie ihm alles, wie sie glaubten, abgesehen hatten, selber zu machen und den „braven Gärtner" dann abzulehnen. — Aber es kam oft anders. Der damalige Prinz von Neapel, unser jetziger König, dem jeder Mensch mit Kopf und Herz am rechten Flecke gut sein muß, war großer Blumen- und .vornehmlich Nelkenfreund und da er jahrelang als kommandierender General und Oberbefehlshaber der hie.sigen Truppen -Abteilungen in Neapel residierte, zog er selber zur Erholung mit seinen norditalienischen Gärtnern auf den sonnigen Terrassen des gewaltigen Königsschlosses schöne Nelken, nicht nur was es hier gab, sondern er sammelte auch in den neapolitanischen Landen, und sein besonderer Liebling war die alte Granatnelke von Torre del Greco am Fuße des feurigen Vesuv, nahe beim wieder erstandenen Pompeji. Diese Nelke hatte auch Samen erzeugt und aus diesem Samen Zügen die kronprinzlichen Gärtner eine schöne hellscharlach- rote Art ,,Grenadin'\ die man bald nachlier allgemein als ,^Principc di Napoli.- .sah und kultivierte und die eine der Pioniere der heutigen Nelkenzucht Neapels war. Dem selu- beliebten damaligen Kronprinzen zu Liebe pflanzte bald alle Welt Nelken und alle Terrassen und Balkone, besonders die der verwandten Aristokratie und hohen Beamten, wimmelten zur Frühlingszeit von blühenden Nelken. Dazu machte sich aber auch der gute Geschmack in der Binderei und in den Blumen -Arrangements immer mehr geltend und immer neue und mehr frische Blumen wurden zur Fremden-, also Winters- und Frühlingszeit, begehrt. Neue Gärtner, Neapolitaner, die früher auswanderten und den heimischen vmdankbaren Boden verlassen hatten, kehrten heim und brachten den guten Geschmack, ilen zu verbreiten sich auch deutsche Gärtner, nicht alifi ili.' [liiiicller, bemüht haben, mit. So entdeckten die guten X(:i|M.litaiiii plötzlich, was ihnen gefehlt hatte und was sie 'ly.'ntliih so lang entbehrt hatten und fanden, daß eigentlich die Nelke, ihre Lieblingsblume, ihre National- blume sei — liebten sie mit einem aufwallenden Feuer, das so lichterloh loderte und noch lodert, daß Neapel zur Frülilings- zeit förmlich in Nelken schwimmt und diese edle Blume der Stadt für eine gute Zeit lang ihren Stempel aufdrückt. Würde man den bourbonischen Schimmel aus dem Stadtwappen als veraltet entfernen wollen, ich würde, so man meinen Rat begehren würde, sagen: nehmet das Savoyardenkreuz mit einer feurigen Schiavoner-Nelke darin als Wappen! — „Schiavone", d. h. eigentlich „Slave", könnte aber auch auf Venedig deuten, wo die Riva dei Schiavoni der schönste Quai ist. „Scliiitmui- hcilJt nämlich eine Nelkenklasse oder eigentlich nur mi.' ii. I pm purfarbene Riesennelke mit einem grünen Schopf m 'l'i- Mitte, die mitten im Nelkentrubel in Neapel a\iftauchto und von der niemand sagen konnte, woher sie kam. Sicher war sie lange da, vielleicht Jahrhunderte. Sie fristete ihr sonniges, aber einsames Leben irgendwo hoch oben, über allem Erdenjammer ei'habeji und nm- zu- weilen trug ein halb melancholischer, vornehmer oder exotischer Jüngling eine solche Purpurnelke im Knopfloch, die dann wohl berochen und bewundert wurde, um die man sich sonst aber weiter nicht kümmerte, denn „leben, lieben und lachen" sind die drei ausschließlichen Beschäftigungen eines Neapolitaners oder sie waren es doch. Jetzt ändern sich allerdings die Zeiten und mit ihnen auch diese harmlosen Menschen. Warum also nennt man diese Riesennelke nun „Slave"? Das ist dunkel und ich konnte nicht ergründen, woher dieser Name stammt. Der Lateiner liebt nur sich selbst, er liebt weder die Slaven noch andere Völker. Die Deutschen respektiert er, aber er liebt sie nicht, d. h. natürlich im allgemeinen. Vielleicht, sage ich mir, hat der Name ..Schiavone"- einen religiösen Ursprung, weil im Süden da und dort berühmte und wundertätige Mutter- gottosbilder dunkel, fast schwarz sind und man diese Ma- donnenbilder auch „Schiavone" nennt; so ist vielleicht ganz zufällig dieser sonst hier so absonderliche Name auf diese IX, 19 Die Gartenwelt. äl9 seltsame dunkelfarbene, fast düstere Nelke übergegangen, die dem harmlosen, kindlich reinen Gemüte des Neapolitaners ganz mysteriös erscheinen mochte, als sie plötzlich da war, ohne daß er wußte, woher sie kam. Sie war wie ein Mädchen aus der Fremde, das viele Gaben verteilte. So komme ich nun auf die Klöster. Ich glaube fest, daß diese Riescnnelke ein Produkt der Klostergärten vergangener Jahrlnmderte ist. Als diese Klöster aufhörten zu sein und ihre Gärten verwildeiten, nahmen ihre Getreuen, die Vornehmen und Reichen, auch die Schätze der Gärten in ihre Obhut. Hier ganz nahe bei mir liegt das alte Kloster San Martino, jetzt ein Museum, unter der Königin Johanna I. zur Zeit des Papstes Urban X. erbaut und Jahrhunderte hindurch von Carthäusermönchen bewohnt, die den einst wilden, bewaldeten Hügel, die Kuppe des Vomero, in blühende Rebengärten verwandelten und die in ihren stillen Gärten der Blumenpflege lebten und sicherlich neben Rosen, Lilien und den Münzenkräutern auch die Nelken jiflegten. Auch pflegten einst die weißen Benediktiner Rosen und Nelken, sowie weiße Lilien. Ihr Kloster lag in einem Stadt- teil, der noch heute den Namen Montoliveto, also Ölberg, trägt, obwohl ihn jetzt ein dichtes Häusermeer einnimmt. Ein Sitz der Nelkenzncht war einst auch das alte nun ver- lassene Kloster Montesarco in einer Nachbarprovinz und dort gilit es im Juni des Jahres noch heute ein hohes Kirchenfest, bei dem die Nelke eine bedeutende Rolle spielt, und endlich ist das berühmte Kloster Monte Cassino noch heute der Sitz der Blumenzucht, denn die duftende Nelke war die Lieblingsblnnie der Äbte. So blieb mir kein Zweifel mehr, daß eines dieser Klöster, einst der Schauplatz gründ- licher Nelkenkultur, der Schiavonernelke das Leben gab, das sie später auf einer grauen Terrasse eines alternden Palrizier- hauses irgendwo im großen Neapel weiter fristete, bis die Mode kam, vereint mit der Gewinnsucht, und sie an das Licht zog. Die „Herkulesnelke\ wie ich diese „Schiavone'' nannte, da der Name schlecht paßte, gefiel mir vor etwa sieben Jahren so sehr, daß ich sie in Kultur nahm, weiter darauf baute, um sie später, wie ich hoffte und wünschte, trotz ihrer Felder womöglich in einem gewählten Sortimente dem Handel zu übergeben. Sie ist eine völlig von allen bekannten und kultivierten Nelken verschiedene Art, eine Baumnelke, die viele Jahre ausdauert, aber doch am besten durch Senker iider Stecklinge alljährlich verjüngt wird. Sie hat schlanke, hochragende Stengel, mit schmalen, lichthell aschenfarbenen, purpurn angehauchten Blättern und meist einzeln stehende, auf hohen geschmeidigen Stielen ragende, sehr große Blumen, die, so man sie gut kultiviert und etwaige Nebenknospen, wie bei den Chrysanthemums, zeitig entfernt, einen Durch- messer von 10 cm und mehr erreichen, dicht gefüllt sind und in der Mitte einen knorpeligen, meist grünen Knopf tragen. Die Farbe der typischen Art ist ein reines, tiefes Purpurrot, doch gibt es jetzt scharlachrote, rosafarbene, blaß- rote und weiße, auch eine schwefelgelbe und gesprenkelte. Sie bringt bei sorgfältiger Behandlung ab und zu ein paar Samenkörner imd diese gaben andere Farben, alier keiner ihrer Abkömmlinge erreicht die Größe des Typus. Sie remontiert, doch nicht stark, und blüht bei geeigneter Pflege und Wärme vom Dezember bis Juli, also zu einer Zeit, wo man ihre Blumen gut bezahlt. Aber sie platzt, das heißt, ihre Kelche sind nicht stark genug, um den Druck der Fülle der Petalen auszuhalten. Das ist ihr einziger, allerdings schlimmer Fehler. Die hiesigen Nelkenzüchter, und deren sind jetzt Legion, schneiden, um das zu vermeiden, die Kelchzähne vorzeitig ab und erreichen dadurch, daß die Blumenblätter gleichmäßig verteilt bleiben. Aber so was ist mühsam und sieht auch nicht gut aus, es verletzt des Kenners Blick und man ver- wirft im allgemeinen nicht mit Unrecht solche Platzer. Da sie aber so viele Vorzüge hat und vor allem eine Zukunft als sogenannte Treibnelke hätte, da sie leicht in geeigneten Häusern aufblüht und den ganzen Winter ihre schönen Blumen bietet, so könnte man ihr diese Fehler verzeihen. Auch sind nicht alle ihre Nachkommen, die aber auch nicht mehr reinen, unverfälschten Blutes sind. Platzer. Neben diesen „Herkules'^- resp. „6W»aüo«e"-Nelken gibt es in Neapel eine andere kulturwürdige, wie im Handum- drehen entstandene Nelkenklasse, die weiter keinen Namen hat und die ich deshalb einfach „Remontant- Nelken von Neapel'' nennen will. Sie verdanken ihr Dasein den obgenannten Granatnelken, vielleicht dem Blute dieser oder jener Herkules- nelke und einigen aus Erfurt hier eingeführten Sorten. Ich selbst ließ mir vor Jahren aus Erfurt gute Nelkensenker kommen, die meinen Nelken etliches frisches Blut zuführten, soAveit einige von ihnen, wie die gelbe „Gerj/iawia'', überhaupt zur Blüte kamen und nicht bereits nach einem halben Jahre abstarben. Deutsche Nelken passen für unser Klima schlecht und gehen fast alle ein! Diese Remontantnelken werden von den Züchtern ebenfalls alljährlich verjüngt und wachsen ziemlich leicht aus Stecklingen. Die Anzucht aus Senkern ist hiesigen Züchtern viel zu beschwerlich und umständlich, auch garnicht nötig. Sie machen Stecklinge zeitig im Herbst \md Winter, schneiden ihre Blätter kurz und stopfen sie in große Töpfe recht eng beisammen in leichte sandige Tufferde! Wir haben meist Tufferde. Lehm, wie deutsche Gärtner von hier vor Jahren einmal berichteten, haben wir \\m Neapel nicht. Die guten Leute wollten die Welt hier verbessern und konnten selber nicht einmal Lehm von vulkanischer Tufferde unterscheiden. Lehm findet sich erst in der Provinz von Salerno. — Im F'rühling pflanzt man die gut bewurzelten Stecklinge an Ort und Stelle, entspitzt, stutzt, läßt nicht blühen und bereitet die Pflanzen gut zum Winter- und Früh- lingsflor vor. Das ist alles. Diese neapolitanischen Remontant- nelken sind schlaff, müssen aufgebunden werden, geben aber reichlich sehr langstielige, resp. stengelige, große und schöne Blumen. Es sind besonders rote Farben beliebt, und eine hat ein so entzückendes leuchtendes Karmesinrosa, daß unser Kaiser beim letzten Weilen im Golfe, als man ihm Sträuße der schönen „Partenope" auf den Ti.sch gestellt hatte, davon mehr begehrte und die Nelke für Berlin bestellte, wie man mir erzählte. Aber auch sie sind teilweise Platzer, dennoch aber so leicht imd reichblühend, so unendlich dankbar, daß es wirklich der Mühe lohnen müsse, sie unter Glas für den Winter zu ziehen. Ich glaube, es kommt noch dazu! Auch sind die meisten dieser Kinder Neapels immerblühend, wenn man will, und der Züchter hat es in der Gewalt, ihre Blüten zu sammeln, wann es ihm paßt. Geschwemmt blühen sie den heißen Sommer hindurch, fallen nach dem ersten Herbst- regen unbedingt aufs Neue mit reichem Flore ein, ruhen nicht den langen Winter und sind unermüdlich zur eigent- lichen Nelkenzeit. Das sind Eigenschaften, die selbst die beliebten Lyoner Remontant-Nelken, die auch zuweilen Platzer sind, nicht haben. Noch im Herbst sah ich, nachdem die Die Gartenwelt. IX, Hl ersten Herbstregeii gefallen waren, wunderbar frische, herr- liche Nelken auf den Straßen feilbieten. Alle diese Nelken wachsen hier an den nach 0.sten. Süden und Westen liegenden Bergterrassen des Posilipo, des Voniero und Capodiraonte in der leichten, oft recht sandigen Tufferde ganz ausgezeichnet und gedeihen bei pa.ssender Düngung und Pflege prächtig. Wie gesagt, erschöpfen sie sich unter fortwährendem Blühen rascli, die Pflanzungen müssen alljährlich verjüngt werden, und damit müßte auch wohl der Treibgärtner und Nelkenkultivateur im Norden rechnen. Sie haben selbstredend mit meinen Margareten- Nelken nichts zu tun. Diese bilden eine ganz aparte Rasse für sich und sind ursprünglich in verschiedenen Gegenden Siziliens heimisch. Jede gegenteilige Mitteilung ist falsch und beruht auf Täuschung. — Es ist schwer festzustellen, welche Flächen hier mit Nelken bebaut werden, doch ist ihre Kultur jetzt sehr bedeutend geworden; ich schätze nach ganz allgemeinen Überschlägen die Gesamtkulturen auf 12—15 Hektare. Die meisten Blumen gehen im Herbst und Winter nach Rom und den anderen großen norditalienischen Städten, manche in das Ausland, auch hat sich neuerdings ein stilles Syndikat unter den neapolitanischen Händlern gebildet, um die Preise zu halten, und das war sehr vernünftig. Alles Minderwertige wird hier verbraucht, zur Fremdenzeit bilden Nelkensträuße zeitweise den Hauptartikel der Händler und Hausierer. Im Winter sind auch hier Nelkenblumen sehr teuer, aber die Nachfrage steigt von Jahr zu Jahr, und wenn ich bedenke, was vor ca. 15 Jahren hier war und diesen gewaltigen Aufschwung sehe, so muß ich staunen, um so mehr, als ich wohl weiß, was das gerade für Neapels Verhältnisse sagen will. Zum Schluß möge man mir es gestatten, hier noch ein kleines Nelken-Intermezzo mitzuteilen, das zwar kein weiteres Interesse hat, aber dennoch vielleicht nützlich erscheinen mag, indem es einige Streiflichter auf des deutschen Gärtners Leiden und Freuden in der berühmten Golfstadt werfen wird. — Ich hatte mir vor zirka 7 Jahren einen Nelken- garten angelegt und kultivierte mit Eifer Herkules- und neapolitanische Remontant - Nelken , um die schon vor- handene große pm-pua-ne Herkules und andere zu verbreiten. Da es aber nicht konvenierte, Listen darüber zu verscliicken, so offeiierte ich sie einem Hause in Europa außerhalb Italiens. Dieses Haus fragte darnach bei einem deutschen „Samenhändler" in Neapels Umgebung an und verlangte Auskunft über meine Nelken! Der Händler war aber nicht in der Lage, eine solche Auskunft zu geben, weil er von Nelken überhaupt nichts versteht; er schickte deshalb seinen Obergärtner bei den Nelkenbauern hier oben umher, um darnach seine Bericht- erstattung zu formulieren; wie, kann ich mir lebhaft vor- stellen, denn das Geschäft zerschlug sich. Nicht lange darnach waren zur Nachtzeit Menschenkiuder über die Mauern in meinen Garten geklettert, hatten meine Nelken teilweise gestohlen, den Rest aber herausgerissen und ver- nichtet. Ich selber ging darnach auf Reisen, nachdem ich meinen Leuten zuvor den Wunsch ausgesprochen hatte, bei meiner Rückkehr in meinem Garten von Nelken nichts mehr finden zu wollen. Jetzt ist bereits einigen Nelken- bauern die, ich weiß nicht genau, aber mir scheint: 10 000 Franken-Nelke der Zeitimgen in den Kopf gefahren, auch haben Engländer und Amerikaner die purpurne Herkules im Triumphe entfülu-t, — der neue Nelkentaumel kann also losgehen. Dacrydiiiiii eiipressiniim Solander. llUerxu eine Abbildmig.) XJ\e oypressenaitige (Juinmitanne*), die zur Familie der Taxaceen gehört und auf Neuseeland heimisch ist. i.st eine bei uns selten anzutreffende Kalthauspflanze, die, im Sonimei' im Freien aufge.stellt, einen eigentümlichen Reiz ausübt. Die hängenden Zweige sind bei gut kultivierten Pflanzen von großer Wirkung. Je älter die Pflanzen werden, um so großartiger i.st die Bekleidung des Stammes, was man von anderen Kübelkoniferen nicht sagen kann. Das Seite 221 abgebildete Exemplar befindet sich im Garten des Hochadligen Fräuleinstiftes zu Mosigkau bei Dessau und wurde vom Stiftsgärtner Ad. Herre während seiner fast öOjährigen Tätigkeit aus einem Steckling erzogen. Finger- oder handlange Triebe wachsen aufrecht unter eine Glasglocke gestellt sehr leicht im Kalthause. Die Erde besteht aus gutem Kompost und etwas Laub- und Nadelerde. Der Stand darf im Winter nicht zu gedrückt sein, da die jungen Triebe leicbt stocken. Auch gegen Nachtfröste ist die Gummitanne sehr empfindlich. Vom 24. Mai bis 25. September steht sie hier im Freien. C. H. Die rationelle Kultur der Gardenia. Von Peter Geier, ßicbmond (England). Öohon als junger Gehilfe, als welcher ich in einer Gärtnerei Gardenien kultivierte, hegte ich reges Interesse für diese henliche Blume und ich habe bereits im VII. .lahrgang Seite 302 der „Gartenwelt"**) meine Erfahrungen in der Gardenienkultur ver- öffentlicht. Erneut wurde ich an die Gardenien erinnert, als ich vergangenes Frühjahr nach London kam und Gardenienblumen von Straßenhändlern für 2 Pence := 1(3 Pfennig das Stück feilgeboten sah. Da dachte ich, im stillen bedauernd darüber, daß man diese schöne, in Deutschland nur seilen anzutreffende Blume hier so alltäglich ge- macht imd im Preise gedrückt habe. Ich sollte jedoch später eines Besseren belehrt werden und erfahren, daß viele englische Handels- gärtner einen schönen Verdienst von der Gardenienkultur haben, ob- sohon die Blumen in der Hauptsaison so wohlfeil auf der Straße käuflich sind. Natürlich sind diese Blumen für 1—2 Pence von geringerer Qualität; bessere Blumen werden in Blumengeschäften weit teurer vei'kauft. Es ist tatsächlich ein Wunder, daß in Deutsch- land die Gardenie noch nicht ein Handelsartikel geworden ist und die Gardenienkultur noch auf dem Standpunkt steht wie vor 10 bis 15 Jahren. Sollten die Blumen nicht den Beifall des Publikums ge- funden haben? Ich glaube das Gegenteil ist der Fall. Würde man sie in so gießen Mengen anbieten können, wie hier in England, so würde sicherlich ein jeder sich heber eine Gardenienblume fürs Knopfloch, als eine welke, geruchlose Rose oder Nelke des Südens kauten. Vor ö bis 7 Jahren war ich in Deutsehland in einer Gärtnerei tätig, die Gardenienblumen für 30 bis 60 Pfg. das Stück versandte, zu derselben Jahreszeit, zu welcher man sie in England schon für 10 bis 20 Pfg. auf dem Markt verkauft. Trotzdem glaube ich, daß der englische Gärtner von seiner Großkultur ent.schieden bessere Verdienste bei größerem Absatz und rationeller Kultur hat, als sein deutscher Kollege, der höhere Preise bei kleinem Umsatz erzielt. Man ist in Deutschland noch allgemein der Ansicht, daß die enghschen Gärtnereien förmliche Goldgruben seien und Blumen in England besser bezahlt würden. Dies ist entschieden unrichtig. Ebenso falsch wäre es, über eine schmutzige Konkurrenz zu zetern, weil die schöne Gardenie so wohlfeil verkauft wird, denn eine schone *) Anmerkung der Redaktion. Im VI. Jahrg., Seite 594, finden die Leser eine Abbildung des verwandten Podocarpus dacryoides. **) Anmerkung der Redaktion. Man lese ferner über Gardenien im II. Jahrgang Seite 225, 305, im III. Jahrgang Seite 401 und im VIT. Jahrgang Seite 208 nach. IX, l!t Die Gartenwelt. 221 Blume sollte aucli so volkstümlich als möglich gemacht werden. Nur wenige kümmern sich um eine Blume, die von der Gärtnerei nach dem Blumengeschäft für 30—60 I'fg. geliefert, dort mit 60 Pfg. bis 1 Mk. pro Stück verkauft wird. Es würde entschieden leichter sein, t! Blumen ä 10 Pfg. als eine einzige Blume für 60 Pfg. zu ver- kaufen und das Publikum wüide .sich viel mehr für unser Geschäft interessieren, wenn es ■/.. B. schone Gardenienblumen zu annehm- barem Preise haben könnte, während es in der Hauptsache auf die geruchlosen und von der K'eise verdorbenen Blumen des Südens angewiesen ist. Durch nichts anderes könnte man die Zijfuhr aus dem Süden mehr unterbinden, als dadurch, beliebte Schnittblumen durch rationelle Kultur zu möglichst niedrigen Preisen auf den deutschen Markt zu bringen. Das breite Publikum würde dann schon auf den Geschmack kommen. Das wäre praktische „Selbsthilfe" und besser als das Betteln um hohe Zölle. Heute wüi'don die Zölle nur den Erfolg haben, daß der Blumenhandel empfindlich geschädigt würde, da die deutschen Gärtner noch nicht in der Lage sind, zu Preisen zu liefern, die das Mittelstandspublikum für frische Blumen bezahlen kann. Man muß nur in London im Winter den Covent Garden Market besuchen, um einen Begriff davon zu bekommen, was hier m südländischen Blumen abgesetzt wird; trotzdem scheinen die eng- lischen Handelsgärtner nicht viel über diese Kon- kurrenz zu klagen. Es mag sein, daß das eng- lische Publikum im all- gemeinen mehr für Blu- men anwendet als das deutsche, aber sollte das deutsche Publikum nicht auch mehr dafür zu ge- winnen sein? Nach dieser Ein- leitung, die ich voraus- schickte, um anzudeuten, daß man sich in Deusch- land der Gardenienkultur an nehmen sollte, als Zweig der Großkulturen, komme ich zum Gegenstande des Artikels, der Gardenien- kultur. Darüber will ich auf Gi-und meiner Er- fahmngen berichten, die ich in Deutschland und im Auslande gemacht habe und die ich in Eng- land um wichtige Einzel- heiten bereichern konnte. Die Vermehrung der Gardeniaist zwar auch durch Samen und Ab- leger möglich, geschieht aber am besten durch Stecklinge von Febniar bis Mai. Man schneide tunlichst kurze vor- jährige Triebe, welche man an ihrer Basis am alten Holz von den Mut- terpflanzen abschneidet und in ein Vermehrungs- beet in Sand oder sandige Heideerde steckt, wo sie sich bei 22— 27 °C Boden- wärme und guter Feuch- tigkeit schnell bewurzeln. Nachdem .sie in kleine Prachtpflanze von Dacr Originalaufnahme für Töpfe gepflanzt sind, können sie im temperierten Hause oder, was vorzuziehen ist, im warmen Kasten untergebiacht werden. Man halte sie, besonders an .sonnigen Tagen, durch öfteres Spritzen gut feucht und gewöhne sie sobald als möglich an die Sonne, damit selbst im Sommer nur ein ganz leichtes Überspritzen der Fenster mit Kalkmilch genügt. Man verpflanze bis Ende August zweimal, zuerst in 3 zöllige (8 cm) und dann in .ö zöllige (13 cm) Töpfe in Ra.sen-, Laub- und Heideerde etwa zu gleichen Teilen und mit Sand und Hornspänen oder Kuhfladen vermischt. Die Pflanzen müssen pinciert weiden, damit sie buschig wachsen. Nach dem ersten Ver- pflanzen ist ihnen etwas Bndenwärme noch sehr bekömmlich; später an milden, taureichen Nächten oder nach leichten warmen Regen hebe man die Fenster ab. Im Herbste darf den Pflanzen das Wasser nicht mehr in so reichlicher Menge geboten werden, jedoch ist auch im Herbste an sonnigen, warmen Tagen das Spritzen nicht zu unterlassen, selbst nicht im Winter; denn Luftfeuchtigkeit ver- langt die Gardenie stets. Sobald kühle Witterung eintritt, werden die Pflanzen in ein recht helles Haus von 10—15" C gebracht. Man kann auf diese Weise im Frtihjahr schon nette blühende Pflanzen in Töpfen haben, welche auch als Topfpflanzen Absatz finden können. Zur Seh nittblumuugewinnung ist das Auspflanzen im Hause das Beste. Man hat sich hierzu vor allem kräftige Pflanzen heran- zuziehen, was in zwei Jahren geschehen kann. Im Februar- März werden am besten die an den einjährigen Pflanzen vor- handenen Knospen unter- drückt und die Pflanzen sogleich ein wenig in Form geschnitten. So- dann ist ein Verpflanzen in dermaßen große Töpfe vorzunehmen, daß in dem Jahre nicht wieder verpflanzt zu werden braucht. Man stelle sie dann etwa in einen war- men Kasten oder in ein Warmhaus und gebe ihnen im übrigen die- selbe Behandlung als im Vorjahre. Auf diese Art und Weise ist man in der Lage, im dritten Jahre schöne, zum Auspflanzen geeignete Pflanzen zu haben. Ehe ich weiter über die Kultur berichte, möchte ich zuerst die zur Schnittblumenkultui- der Gardenia geeigneten Häuser, wie ich sie hier in englischen Gärtnereien gesehen habe, beschrei- ben. Es sind Sattelhäuser, die in der Mitte etwa 2,75 m und an den Seiten 0,70 m hoch, also ziem- lich steil sind. Bei einer inneren Breite des Hauses von 6 m, ist der Raum derartig verteilt, daß zwei 65 cm breite Wege durch das Haus führen, während das Mittolbeet 2,10 m yclium cupressii die „Gartenwelt". 222 Die Gartenwelt. IX, 19 und die Seitenbeete je 1,30 m breit sind. Was die Heizung anbetrifft, so möchte ich für jedes Haus einen besonderen Kessel empfehlen, natürlich nur, wenn es große, etwa 50—00 m lange Häuser sind. Ich fand diese Einrichtung in §ehr großen englischen Gärtnereien mit vielen Glashäusern vor. Vier bis acht Reihen Heizungsrohre, je nach der lichten Weite derselben und der Kälte der Gegend, werden genügen. Als Ventilation dienen oben ange- brachte Luftfenster, welche man der Schnelligkeit halber mittels eines Zuges auf einer Seite öffnen kann. Diese Lüftungsvor- richtungen sind so bekannt, daß eine iiäheie Beschreibung über- flüssig ist. Man grabe nun den Boden im Hause tief um und drainiere ihn gut, wenn er nicht genügend durchlässig ist. Dieselbe Erd- mischung, wie oben angegeben, wird auch zum Auspflanzen der Gardenien verwendet und diese auf den umgegrabenen Boden ins Haus gebracht. Man pflegt in England die Erde zum Auspflanzen hügelförmig zu setzen (—-w — ~^"^), was entschieden vorteilhaft ist, da erstens das durch das viele Spritzen und Gießen sich unten ansammelnde Wasser besser abzieht, Luft und Licht mehr auf die Tätigkeit der Wurzel einwirkt und später, wenn die Pflanzen stärker werden, mit frischer Erde aufgefüllt weiden kann. Man pflanzt also die Gardenien auf die iiräparierten Hügelohen im Abstände von 80 cm bis 1 m im Verband aus. Es können so ungefähr 3 Reihen auf das Mittelbeet und je 2 auf die Seitenbeete gebracht werden. Die beste Pflanzzeit ist natürlich April-Mai, wo die Pflanzen bei Wärme in kürzester Zeit mit ihren Wurzeln in die frische Erde eindringen werden. Zur ferneren Behandlung ist das früher Erwähnte stets zu beachten. Wärme und Feuchtigkeit ist das, was die Gardenia zum guten Gedeihen unbedingt verlangt. Auch im Sommer heize man an kühlen Tagen und Nächten, um vollen Erfolg zu haben. Schon im nächsten Heibst ist dann ein kleiner Flor zu erwarten. Im November gönne man den Pflanzen etwas Ruhe durch vermindertes Gießen und Heizen, sodaß die Temperatur 10 — 12,5" C beträgt. Mitte Januar ist jedoch die Temperatur, um einen frühen Flor zu haben, auf 15—20° C und später im Februar auf 22° C zu steigern. Das Gießen und Spritzen wird mit dem Fortschreiten der Pflanzen und Erhöhung der Wärme vermehrt, wie auch die Luftfeuchtigkeit durch Naßmachen der Wege und Heizungs- rohre gesteigert werden muß. Auch ein wöchentlicher Dungguß mit Kuhjauchc oder Hornspänewasser ist ihnen nun sehr willkommen. Als Lohn der Mühen wird man die Freude haben, von Mitte bis Ende März beginnend und bis zu Weihnachten andauernd, herrlich duftende Blumen zu schneiden. Der Hauptflor fällt in die Monate April, Mai und September. Man kann sich kaum was schöneres in weißen Blumen denken, als ein Haus mit Gardenien in tadelloser Kultur. Ich hoffe den verehrten Lesern der ,,Gartenwelt" dieses Jahr eine Photographie eines solchen Hauses hier vorführen zu können.*) Vieles Beschneiden der Pflanzen, ausgenommen das Auslichten, wo Triebe zu dicht stehen, ist nicht anzuwenden. Je nach Bedarf bringe man frische Erde auf die Hügel, jedoch häufe man nicht zuviel auf einmal an, lieber öfters. Um die Pflanzen wirklich gesund und ertrags- fähig zu halten, versäume man nie das Aufbinden, das Auflockern und Reinehalten etc. Man spritze an sonnigen Sommertagen 4 bis 5 Mal täglich und schattiere, wie schon bei den jungen Pflanzen er- wähnt, nur sehr leicht durch Überspritzen der Häuser mit dünner Kalkmilch, lüfte, wenn zu warm, lieber etwas mehr, hüte sich jedoch trockene Luft im Hause zu haben, was ich nochmals erwähnen will. Es ist nicht ratsam, die Gardenien länger als sechs Jahre im Hause zu haben, man sorge somit zeitig für frischen Nachwuchs, um die alten Pflanzen zu ersetzen, womit selbstverständlich auch die Erde vollständig frisch ersetzt und das Haus gereinigt und gestrichen wird. Zur Sohnittblumengewinnung kommt unter den verschiedenen Sorten eigentlich nur Oardenia /lorida in Betracht, jedoch ist Oardenia radicans, auf orstere veredelt, als Topfpflanze sehr schön und leicht verkaufbar. Man erziehe sich schöne 40—50 cm hohe Slämmchen von Oardenia florida und kopuliere Oardenia radicans darauf. natürlich im Frühjahr. Im Schwitzkasten feucht gehalten, werden sie bald angewachsen sein und sie verlangen, nachdem allmäblig abgehärtet, dieselbe Behandlung wie die andern Gardenien, nur muß man suchen, durch Pincieren .schöne Kronen zu erziehen, welche im April-Mai, wenn vollblühend, leicht Käufer finden weiden. Die Feinde der Gardenia. Zu den schlimmsten Feinden der Gardenia gehört die Schild- laus. Dieselbe siedelt sich sehr leicht doit an, wo verdorbene Luft i.st, oder wo die Pflanzen zu dicht stehen. Es ist vor allem aufzupassen, daß die Laus nicht überhand nimmt, sondern es sind gleich bei ihrem gering.sten Erscheinen Bekämpfungsniiltel anzuwenden. Eines der besten Bekämpfungsmittel ist Bespritzen der Pflanzen mit Nikotin, was dos Abends vorzunehmen ist, jedoch passe man auf, die Nikotin- lösung nicht zu stark zu nehmen und bespritze die Pflanzen gut an der Unterseite der Blätter, wo die Schildlaus meistens sitzt. Die grüne Laus ist ebenso mit Nikotin oder Räuchern zu ver- tilgen. Eine Krankheit, welche bei der Gardenia auftritt, ist die Wurzelkrankheit, bei der sich Knoten an den Wurzeln bilden und die Pflanzen ein kümmerhches Aussehen eihalten. Es soll dies durch ein Insekt ,,Eederodera radicicola^^ verursacht werden, wo- gegen es noch kein Radikalmittel gibt. Ein hiesiger Gardenien- kulfivateur will eine zweiprozentige Petroleumemulsion in Wasser mit Vorteil gegen diese Krankheit angewendet haben. Sobald man diese Krankheit auch nur an einigen Pflanzen wahrnimmt, reiße man diese aus und verbrenne sie, erneuere auch die Erde auf diesen Stellen. Glücklicherweise kann ich sagen, daß diese Krankheit noch nie im großen Maßstabe aufgetreten ist. Ich habe ähnliche Knoten- bildung auch schon an Chrysanthemum wahrgenommen, die in zu leichte Erde gepflanzt waren und kümmerlich ausschauten; nachdem sie wieder in schwerere, ihnen besser zusagende Erde kamen, ge- sundeten sie bald. Im Hinblick darauf ist es möglich, daß die.se Krankheit auch bei Gardenien oft dieselbe Ursache hat und somit auch durch dasselbe Verfahren, Verpflanzen in schwerere Erde, be- seitigt werden kann. Die Gardenia ist auch bisweilen mit der Gelb- sucht behaftet. Es rührt dies vielfach von mangelhafter Kultur her. Gießen mit Eisenvitriol in Wasser ('/looo Lösung) ist hiergegen das Beste. Ich halte es noch für angebracht, zum Schluß auch die Preise, die man in London zu den verschiedenen Jahreszeiten für Gardenien- blumen erzielt, anzuführen. Sie kommen in Kistohen auf den Govent Garden Market, die entweder 18 Blumen erster, oder 24 Blumen zweiter Qualität enthalten. Für ein Kistchen Gardenienblumen zahlt man im März 2 bis 6 sh. im April 2 bis 4 sh, Anfang Mai 1 sli 6 pence bis 4 sh. Von Ende Mai bis November 1 bis 2 sh und im Dezember 2 bis 4 sh (1 sh = 1 Mark 2 Pfg.) Amaryllis Belladonna, Abart von Kew, ist naeli einer guten Abbildung in The Gardeners Chroniole eine Abart mit reichlich dreifach so großen Blütendolden, die zahlreichere und be- deutend größere und auch in der Farbe dunklere Blumen haben. Eine Verbesserung von Amaryllis Belladonna ist mit Freuden zu begrüßen. Jedenfalls wird die neue Abart von Kew einer gärtnerischen Firma zur weiteten Verbreitung übergeben werdtn, wie dies z. B. mit der tielaginella watsoniana geschehen ist. *) Es sei auf die wohlgelungene Abbildung Seite 402 und 403 des dritten Jahrgangs verwiesen, wo das Gardenienhaus der Großh. Hofgärtnerei Rosenhöbe bei Darmstadt abgebildet ist. Blumentreiberei. Ans Hamburger Treibgärtiiereieii. Vom Herausgeber. (Hierzu drei Abbildungen.) II. (Schluß.) Auf gleicher Höhe wie die Maibliiraentreiberei steht in Hamburg die Fliedertreiberei. Führend ist auf diesem Gebiete die Firma Herrn. Seyderhelm in Hamburg-Hohen- felde. Herr Seyderhelm ist Augehöriger der bekannten Gärt- nerfamilie, die in Hamburg eine zweite Heimat gefunden hat. IX, 1! Die Gartenwelt. Daß er Gärtner mit Leib und Seele ist, beweist schon der Umstand, daß er auch seine drei Söhne wieder dem Berufe zugeführt hat, während ihm die einzige Tochter als Blumenbinderia zur Seite steht. Die Seyderhelmsehe Gärtnerei ist eine der ältesten in Hamburg. Sie befindet sich, heute umgeben von Mietskasernen, bereits seit 2G Jahren am gleichen Orte. Beim Aufbau der Gewächshäuser hat sich der In- haber von dem Grundsatz, praktisch und wohlfeil zu bauen, leiten lassen. Die Fliederhäuser sind ausschließlich aus Holz gebaut, selbst- verständlich aber mit "Was.serheizung versehen. Infolge der im Innern beträchtlichen Luftfeuchtigkeit ist die Haltbarkeit dieser Häuser nicht groß, aber acht bis zehn Jahre halten sie aus und in dieser Zeit machen sie sich bezahlt. Die Seyderhelmsehe Fliedertreiberei ist in mehrfacher Hinsicht von besonderem Interesse. Einmal treibt Herr Seyderhelm nur wenig Topfflieder, sondern fast ausschließlich starke, aber für die Treibkultur vorbereitete, etwa zwei Meter hohe, reich mit Knospen besetzte Büsche aus dem freien Lande; sie werden in Lehm- boden kidti viert und halten gute Wurzelballen. Die Sträucher werden zum Treiben in einem Hause, das keine Stellagen oder Tabletten ent- hält, dicht beisammen eingeschlagen. Ich habe selbst in früheren Jahren in dieser "Weise kultivierte, aus Paris bezogene Marlyflieder mit bestem Erfolge getriqben. Auch Herr Seyderhelm treibt in der Hauptsache Marlyflieder, überhaupt nur einfache Sorten, die unbedingt den Vorzug verdienen, und nur wenig „Charles X". Wohl bringen letztere die stattlichsten Dolden, aber sie strecken sich nicht recht und sehen namentlich beim frühen Treiben etwas kümmerlich aus. Für die Kultur von Treibflieder besitzt Seyderhelm in Lokstedt ein vier Hektar großes Grundstück; da aber sein Bedarf an Treibpflanzen in die Tausende geht, so bezieht er seit Jahren noch Flieder aus Frankreich, die sich einschließlich der Spesen auf etwa 1 Mark 25 Pfg. pro Stück stellen. Herr Seyderhelm hat sich einen Namen damit gemacht, daß er als einer der ersten das Betäubungsverfahren in die Praxis ein- führte. Über dieses Verfahren' haben wir zuerst bereits im fünften Jalirgang in der Gartenwelt berichtet, auch aus der Feder des Erfinders, Professor Johannsen, eine sachliche Darstellung gebracht. Drei Jahre lang war Sej'derhelm der einzige in Hamburg und Umgebung, der das Betäubungsverfahren anwendete; heute wird es auch von anderen dortigen Treibgärtnern gehandhabt. Zum Betäuben hat Herr Seyderhelm ;nkiihiireii bei Kmil Neubcrt, Wandsbck. Originalaufiialime für die „GartenweU". an der steinernen Rückwand eines Hauses einen großen, länglich viereckigen Kasten aus Holz selir solide gebaut und ihn durch Belegen der Innen- wände mit Glasscheiben vollständig luftdicht ge- macht. Zu dieser Verglasung wurden sorgfältigst eingekittete Gewächshausscheiben verwendet. Die Tihv ist abschranbbar und mit Gummirahmen ver- sah, ii, der nach dem Einbringen der Flieder ein liiftilichtes Versehraubeu ermöglicht. Ein Rohr der Warmwasserheizung führt durch den Raum. Auf der Außenseite befinden sich seitlich zwei kleine runde, gut verschließbare Löcher; darunter hängen im Innern Gefäße zur Aufnahme der Be- täubungsflüssigkeit. Der Kasten faßt rund 200 starke Fliedersträucher, die vorsichtig und dicht zusammengelegt werden. Sind sie eingebracht, so wird die Türe verschlossen und fest vor- siliraubt und danach mittels eines Trichters die Betäubungsflüssigkeit durch die erwähnten Löcher in die Gefäße gegossen, worauf die Löcher wieder sorgfältig verstöpselt wei'den. Statt Äther ver- wendet Herr Seyderhelm jetzt ausschließlich Chloroform, auf dessen Verwendbarkeit Prof. Johannsen schon vor langer Zeit in der Gartenwelt lüngewiesen hatte. Für zwei Mark Chloroform genügt zur Betäubung von 200 Fliedersträuchern, außerdem empfiehlt sich dieses Anä.sthetikum, weil es nicht feuergefährlich wie Äther ist. 224 Die Gartenwelt. IX, 19 Herr Seyderhelm schätzt die Vorteile, die das Ätherisieren dem Handelsgärtner bietet, nicht ungebührlich hoch ein; er sagte mir, daß speziell für seine Zwecke das A'erfahren nur von nebensächlicher Bedeutung sei, obwohl es die frühe Treibbarkeit wesentlich erleichtere. In Hamburg und auch sonst fast allenthalben ist im Oktober und November, also zu einer Zeit, wo das Ätherisieren am Platze ist, für Treib- blumen noch kein rechter Absatz vorhanden. Erst im De- zember und .Januar ist Flieder gefragt und wird dann an- gemessen bezahlt. Ich habe schon fiüher immer und immer wieder darauf hingewiesen, daß durch Äther und Eislagerung wichtige Handels- und Saisonartikel mehr und mehr entwertet werden, weil diese Verfahren aus den Saisonblumen wertlose Alltagsblumen machen. Herr Seyderhelm verarbeitet einen Teil seines Flieders im eignen Atelier, da er, ohne ein Blumengeschäft zu besitzen, viel Kundschaft für Binderei hat. Die Hauptproduktion verkauft oi- diic-kt an Blumengeschäfte: Palmenkulturen bei Emil Neubert, Wandsbek. Originalaufnahrae für die „Gartenwelt". er erzielt durchschnittlich 30 Pf. für den tadellosen Blüten- stiel. Neben Flieder wird bei Seyderhelm noch etwas Schnee- ball getrieben, daneben Maiblumen für den eignen Bedarf und aus Holland bezogene Magnolien fi'ir das Weihnachts- geschäft. Abbildung Seite 223. Die gleichen Erfolge, die sich mit dem ätherisierten Flieder erzielen lassen, erreicht man auch mit Eisflieder. Von allen Treibgehölzen ist wohl der Flieder das einzige, bei dem sich das Zurückhalten auf Eis als einigermaßen lohnend erweist. Die Firma E. Neubert hat dieses Verfahren ausgebaut. Sie beschäftigt sich selbst nicht mit der Flieder- treTberei, hat aber alljährlich IG 000 Stück Eisflieder in zehn verschiedenen Sorten abzugeben, unter welchen wohl neben „Charles X" die prächtige, überall geschätzte Sorte „Marie Legraye" die Hauptrolle spielt. Die für das Zurückhalten auf Eis bestimmten Flieder werden zu je 20 bis 24 Stück in Kisten gepackt und so in die Kühlhalle gebracht. Der Preis einer solchen Fliedei-kiste stellt sich auf 50 bis CO Mk. Es ist von großer Wichtigkeit, diese Eisflieder beim Ein- treffen ganz allmählich auftauen zu lassen und sie dann bei einer mäßigen Temperatur von höchstens 12 bis 15" C an- zutreiben. „Charles A'" werden nach dem Auftauen, damit sich die Blumen gut strecken, zunächst acht Tage bei 15 bis 16° dunkel gehalten und dann am Lichte bei 12 bis 14 " C weiter getrieben. Wie die Eismaiblumen, so darf auch der Eisflieder nicht gespritzt werden ; er ist auch gegen nasse Niederschläge zu schützen. Eine nennenswerte Verbreitung hat das Treiben der Eisflieder bis heute noch nicht gefunden. Die Konservierung der Flieder ist teuer im Verhältnis zu den mäßigen Preisen, die das Publikum vom August bis No- vember für solchen Flieder zu zahlen bereit ist. Eine hamburger Winterblumenspezialität bilden auch die Orchideen. Sie werden zum kleineren Teile am Orte ver- arbeitet, zum größeren Teile exportiert. Die dortigen Orchideen- kulturen sind nur bescheidenen Umfangs, und bei einer Be- sichtigung findet man nur wenig Blüten, da jede aufblühende Blume sofort zu Geld gemacht wird. Eine sehr interessante Treiberei lernte ich bei S. M. Kieken in Wandsbek kennen. Seine Spezialität ist das Treiben von Blumen- zwiebeln, aber er treibt sie nicht nur, er kul- tiviert auch seine meisten Treibzwiebeln selbst, und es mögen sich dort etwa eine Million Tulpen- zwiebeln neben großen Posten Hyazinthen und Narzissen in Kultur befinden. Rieken treibt in jeder Saison 50 bis 60 000 Hyazinthen, 60 bis 70 000 Narzissen und 100 000 Tulpen. Früher, als das Treiben der Blumenzwiebeln noch lohnender war, wurden in diesem einen Betriebe 150- bis 200000 Hyazinthen abgetrieben. Die früheste weiße Hyazinthe .^Romaine bkmche'\ die früher iin Dezember gar nicht genug herbei geschafft werden konnte, wird fast gar nicht mehr ge- trieben. Als ich vor dreiundzwanzig Jahren Gehilfe bei Fleisch-Daum in Frankfurt a. M. war, trieben wir allein von dieser Sorte in Holz- kästen, wie sie für die Maiblumentreiberei ge- bräuchlich sind, 10 000 Stück pro Jahr für den Schnitt. Die früheste wohlriechende Tulpe ,,Duc van Tholt^ ist heute dagegen noch fast ebenso beliebt wie vor zwanzig Jahren. Während die Berliner Treibgärtner immer drei Hyazinthen in einen Topf und immer sehr hoch pflanzen, so daß sie mehr auf dem Topf sitzen als eingepflanzt sind, läßt Rieken die Hj^azinthen stets einzeln in 10 cm weite Töpfe pflanzen. Beim Aus- nehmen der in die Treiberei zu transportierenden Töpfe aus den Gartenbeeten wird darauf gehalten, daß ein Berg von Gartenerde auf den einzelnen Topfen verbleibt, der die jungen Triebe umschließt. So werden die Töpfe zunächst unter die Stellagen der Häuser gestellt. Dies Verfahren verhindert das leidige Steckenbleiben der Blütentrauben. Eine Blume, die früher in den Hamburger und so manchen anderen Kulturen eine große Rolle spielte, die Camelie, ist als Schnittblume heute leider völlig ausgeschaltet. Wo Camelien zur Schnittblumenkultur unter Glas ausgepflanzt waren, hat man sie ausgerodet und die Häuser mit lohnenderen Kulturen besetzt. Nur Altmeister F. W. Böttcher in Lok- stedt besitzt noch ein Camelienhaus, bepflanzt mit gewaltigen Büschen der herrlichen Camelia alba plena, die ich mit Blüten und Knospen bedeckt vorfand. Vor zwanzig bis fünf- imdzwanzig Jahren war die Camelienblume eine Modeblume ersten Ranges, ein Liebling der Damenwelt. Wenn eine IX. 10 Die Gartenwelt. 225 Schöne der Gesellschaft im weißen Kleide mit tiefem A»i.s- schnitt auf den Ball fuhr, pflegte sie sich die Ilaaitour mit ■weißen oder roten Camelien zu bestecken. Speziell ziuii Haarsehmuck sind die Blumen von wunderbarer Wirkung, dabei halten sie die heißeste Ballnacht in unverwüstlicher Frische aus, so daß man nicht recht einsehen kann, was diese Blüten so ins Hintertreffen gebracht hat. Früher war die Kultur sehr loimend. Die tadellose Blume wurde im Groß- liandel mit 80 Pfg. bis 1 Mark bezahlt. Die Blumengeschäfte bekamen bis 2 Mark dafür, während sich heute für 20 Pfg. kaum ein Käufer findet. Woran das liegt? An den Umstand, daß der ßindekünstler nicht die Mode macht, wie es die Modistin tut, sondern sich von den Damen der Gesellschaft die Mode vorschreiben läßt. Die maßgebenden Blumen- geschäitsinhaber sollten es einmal versuchen, selbst etwas Mode zu machen, die Damen der Gesellschaft und die Bühnen- raitglieder, die zu ihren Kunden gehören, für das zu interessieren, was berufen ist, Mode zu machen. Die gescliäftlichen Erfolge dürften nicht ausbleiben. Wenn erst einmal maßgebende Damen der Geburts- und Finanzaristokratie auf einem vor- nehmen Balle wieder mit Camelien im Haar erschienen sind, wird alle Welt die Sache nachäffen und die Camelie ist dann Modeblume. Von besonderem Interesse sind bei Böttcher noch die großen Citrus-Kulturen ; natürlich war längst alles verkauft, was Fruchtansatz hatte. Einer der interessantesten und intelligentesten Gärtner in der Umgebung von Hamburg ist C. Stoldt in Wandsbek, der Altmeister der Cyclamenzüchter. Obwohl ich es nur auf Schnittblumen abgesehen hatte, machte ich ihm wieder meine Aufwartung, wobei mich auch die Vermutung leitete, daß ich die eine oder andere, interessante Orchidee dort in Blüte finden würde. In Bezug hierauf wurde ich enttäuscht, aber die Enttäuschung war nicht unangenehm. Die Odon- toglossum, die sonst den Hauptbesfcind seines Orchideenhauses ausmachten, standen unter den Stellagen, womit sie sich ab- finden, da ' sie gerade Euhe halten. Der Kaum ist knapp, meinte Herr Stoldt, und da die Bestellungen auf Cyclamen- samen, trotz der zunehmenden Konkmrenz, ständig wachsen, haben die Samenpflanzen schließlich auch das Orchideenhaus in BescMag genommen. Nie sind die C3'clamen bei Stoldt so schön gewesen wie in diesem Jahre und das will viel sagen. Obwohl fast alle Pflanzen reichlich Samen angesetzt liaben und die Samenkapseln die Nährstoffe absorbieren, sind die Nachzügler unten den Blüten doch noch von erstaunlicher Größe und Vollkommenheit. Ich stimme mit Herrn Stoldt darin überein, daß in Formvollendung und Größe der Blüten der Höhepunkt bereits erreicht ist; der Züchter ist da an- gelangt, wo ihm die Natur ein energisches Halt gebietet. Man sieht dies bei jenen Blüten, die besonders breite vollendete Fetalen haben; sie neigen zu Extravaganzen, richtiger gesagt zu Monstrositäten. Herr Stoldt meinte treffend, daß sie närrisch geworden seien. Im nächsten .lahre wird Stoldt seine ersten lachsfarbigen Alpenveilchen in den Handel geben, die er unabhängig von den Frübelschen in fünfzehn- jähriger Arbeitsperiode heraus gezüchtet hat, indem er immer und immer wieder den größten Teil der Pflanzen, d. h. alle mit minderwertigen Blumen, dem Komposthaufen überantwortete. Weitere Erfolge sind nur noch mit der Züchtung neuer Farben zu erzielen und als leider wohl unerreichbares Ideal steht da dem Züchter die gelbe Farbe vor Augen. Die Lachs- farbe bedeutet ja einen kleinen Schritt von Eot und Weiß zu Gelb, aber die Erzielung wirklich gelber Blumen setzt eine Befruchtung mit irgend einer anderen gelbblühenden Primulacee voraus. Versuche dieser Art sind bereits vor .lahrcn von Stoldt gemacht worden, aber stets ohne Erfolg. Interessant sind einige Angaben über die Stoldtschen Cyclamen- kulturen. Von seinen Samenpflanzen, die vom G\iten nur das Allerbeste enthalten, erntet Stoldt jährlich ein bis ein- einhalb Millionen Korn. Im Durchschnitt wiegen 1000 Korn etwa 10 g, 80 000 bis 90 000 Korn gehen auf ein Kilo. Die Größe allein ist nicht maßgebend für die Qualität des Samenkorns. Das riesenbluraige reinweiße Cyclamen hat ebenso wie das neue lachsfarbige nur ganz kleine Körner, während das rot und weiße die stärksten Körner aufweist. Während in den Häusern nur die teilweise noch reich blühenden Mutterpflanzen stehen, werden die pikierten Sämlinge ausschließlich in heizbaren Kästen kultiviert, worin sie ziemlich dicht am Glase und hohl, d. h. auf Unterlage stehen. Es wurden im vorigen Jahre 145 000 Sämlinge pikiert, von welchen sieh zurzeit noch 100000 in Kultur befinden. Die Kästen werden nicht mit Strohmatten, sondern bei Kälte mit doppelten Mistbeetfen,stern bedeckt, die während des Winters von den nicht heizbaren Kästen frei geworden sind. Ich führe die großen Erfolge, die Herr Stoldt in der Kultur der Cyclamen erzielt und die bis heute weder über- troffen noch erreicht sind, zurück auf die peinliche Art, durch welche er Selbstbefruchtimg verhütet \md Kreuzbefruchtung ausführt, auf die sorgfältige Zuchtwahl, auf die große Ordnung und Sauberkeit, die in diesem Betriebe hei'rscht und auf den Umstand, daß Herr Stoldt kein moderner Pflanzenfabrikant, sondern seinen Pfleglingen das ist, was ein guter Vater seinem Sohne sein soll. Er kennt jede einzelne Pflanze, ihre Licht- imd Schattenseiten, ihre Lebensbedürfnisse und richtet danach die Behandlung. Leider war es mir nicht möglich, das mir gesteckte Programm in Hamburg im vollen Umfange durchzuführen. Die Witterung spielte mir einen bösen Streich. Der gewaltige Sturm und die unaufhaltsam niedergehenden Regengüsse, die mich niemals trocken werden ließen, veranlaßten mich zu vorzeitiger Abreise. Was mir diesmal zu sehen nicht ver- gönnt war, hoffe ich aber bei einem späteren Besuche nach- holen zu können. Di, Kultureinrichtungen. Wasserversorgung, 'ie im verflossenen Sonuiier außergewöhnlich lang anhaltende Trockenheit bat Privat- und Handelsgärtnern sehr viel Schaden an den Gemüse- und Obstkulturen zugefügt, namentlich dort wo AVas.ser- leitungen noch nicht vorhanden sind, sodaß mancher unwillkürlich der Frage näher getreten sein wird, wie kannst du dir wohl für die Zukunft das nötige Wasser wahrend Trockenzeiten verschaffen? Man wird zuerst an alles möglichen und zumeist nicht an eine Wind- motor-Punipaulage denken. Dei' AA'ind, diese unermüdliche Kraft, die einem fast täglich umsonst in großen Mengen zur Verfügung steht, wird so wenig ausgenützt. Windmühlen für große Kraft- leistungen e.xistieren schon lange, daß solche aber auch in kleineren Dimensionen für geringere Leistungen verwendet werden, ist weniger bekannt. Auf fast jedem Grundstück mit Garten ist ein Bruimen vor- handen und in den allerseltensten Fällen kommt es vor, daß ein solcher bei Trockenheit veisiegt. Das Pumpen mit der Hand ver- ursacht aber viel Schwierigkeiten und Zeitverlust und selbst daran scheitert oft eine regelrechte Bewässeiiing. Setzt man nun über oder neben den Bninnen auf eine entsprechende Holzsäule oder ein 226 Die Gartenwelt. IX, 19 Turmgerüst aus Eisen einen Windmotor in Verbindung mit einer entsprechenden Pumpe, beschafft sich noch ein großes Faß oder ein Reservoir und schließt lüeran beliebige Leitungen nach entfernt gelegneren Stellen an, so ist die Wasserversorgungsanlage fertig und mau kann sprengen, gießen, spritzen wie es erforderlich ist. Der Windmotor hat dann Tag und Nacht Zeit, das Reservoir immer wieder voll zu pumpen. Solche Anlagen lassen sich für jede gewünschten Wassermengen errichten und wenn man noch berücksichtigt, daß Windmotore neuerer Konstruktion absolut .sturmsicher sind, sich selbsttätig nach Windrichtung und Wandstärke regulieren, schon bei leichtem Winde arbeiten, dabei Tag und Nacht ohne Aufsicht im Betriebe sein können und keine Betriebskosten erfordern, so wird man daraus den Schluß ziehen, daß ein solcher für viele Zwecke verwendbar ist. Als eine der ältesten und erfahi'ungsreichsten Firmen wollen wir hier die Firma G. R. Herzog in Dresden, gegründet 1870, an- führen, welche Windmotor-Anlagen auch für landwirtschaftliche Be- triebe in jeder Größe zur Wasserförderung, sowie zum Antrieb landwirtschaftlicher Maschinen ausführt. Bevorstehende Ausstellungen. Niederschlesische Gewerbe- und Industrie -Ausstellung in Görlitz 1905. Der Gartenanlagen-Ausschuß hat nach Veriauf der Versammlung am 15. Dezember v. J., in welcher Gilrtner-Verein und Gartenbau- Verein ihre unterstützende Mitwirkung bei dem Zustande- kommen einer Gartenbau-Ausstellung zugesagt haben, sotoit seine Tätigkeit begonnen. Kgl. Gartenbau-Direktor Sperling hat sein Amt als Vorsitzender im Ausschuß niedergelegt. An seine Stelle wurde Stadtältester Stadti-at Prinke zum Vorsitzenden gewählt. Die Auf- forderungen zurTeilnahme an dem Gartenbau-Ausstellungs-Unternehmen gehen an alle Interessenten ab und es ist selbstverständlich, daß auch diejenigen, welche keine besondere Einladung eriialten sollten, auf dahingehendes Ersuchen mit den erforderiichen Aussteilungs-Beding- uugen und Fiagebogen umgehend versehen werden. Die Gartenbau- Ausstellung wird sich über das ganze Ausstellungs-Terrain verbreiten, damit eine reiche Anzahl von Gärtnern und Gartenbautreibenden Ge- legenheit hat, zu zeigen, was auf den verschiedensten Gebieten des Gartenbaues und der Ziergärtnerei geleistet werden kann. Daß keine Platzmiete für die im Freien angebrachten gärtnerischen Ausstellungs- objekte erhoben und die Pflege der Pflanzen von der Ausstelluiigsleitung tunlichst übernommen wird, kann jeder Aussteller mit Freude begrüßen. Vom 1. bis 4. Juni darf in geschlossenem Ausstellungs- räume eine Binderei-Ausstellung und etwa vierzehn Tage vor Schluß der Ausstellung wiederum eine Sonder- Ausstellung für gärtnerische Produkte daselbst stattfinden. Zu erwarten steht auch, daß in der übrigen Zeit Räume für Gartenbau-Ausstellungszwecke hier und da bereit gehalten werden können. Für künstliche Blumen- und über- haupt Kunstprodukte auf dem gärtnerischen Gebiete ist Platzmiete zu zahlen. Da es zu den Obliegenheiten des Gartenanlagen-Aus- sohusses gehört, für gärtnerische Ausschmückung des Ausstellungs- terrains im allgemeinen zu sorgen, so wird sich für die Gärtnerschaft von Göriitz und Umgegend Gelegenheit bieten, gute Ware (Teppich- beet-Pflanzen und Florblumen) in Absatz zu bringen. Für die Provinzialausstellung schlesischer Gartenbau- vereine 1905 ist Grfinberg i. Schi, als Ort der Veranstaltung in Aussicht genommen worden. Die Trebnitzer Delegierten hatten ihren Ort in Vorschlag gebracht, und da die Wahl auf Grünberg fiel, wollen die gekränkten Trebnitzer eine eigene Jubiläums- Ausstellung veran.stalten. Allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Darmstadt zur Feier des TOjälirigen Bestehens des Gartenbau-Vereins vom 10. August bis 10. September 1905. Dem bereits erschienenen Programm zu- folge sollen nur die tüchtigsten Leistungen auf dem Gebiete des Gartenbaues und der Gartenkunst zugelassen werden. Ferner hat die Ausstellungsleitung auch die Mitglieder der DaTmstädter Künstler- kolonie zur Beteiligung eingeladen. Im Gegen.satz zu anderen Gartenbauausstellungen findet keine Preisverteilung statt; dafür werden Erinnerungß-Plaketten — sämtlich in gleicher Ausführung und von Darmstädter Künstlern entworfen — an die Teilnehmer verliehen, was jedenfalls nicht zur reichen Be- schickung der Ausstellung beitragen wird. Während der Ausstellungsdauer werden auch mehrere Kongresse stattfinden, so z. B. wird der Verein Deutscher Gartenkünstler seine diesjährige Hauptversammlung in Darmstadt abhalten, ebenso die Vereinigung Deutscher Forstmänner und auch die Deutsche Dahlien- gesellschaft. Der Orangeriegarten ist für derartige Veranstaltungen sehr günstig gelegen. Das Terrain besteht aus drei Hauptabteilungen, von denen jede besonderen Zwecken dient. Die Alleen und die vor- handenen Orangeriehallen, sowie einige der seithch gelegenen zur Hofgärtnerei gehörigen Gartenteile werden mit vei-wendet. Der Verein für Aquarien- und Terrarienkuude in Dannstadt und die Großh. Hofgärtnereien weiden in eigenen Gebäuden eine Ausstellung veranstalten. Das große Orangeriehaus wird in seiner Mittelhalle den Haupt- repräsentationsraum, der eine exotische Landschaft darstellt, enthalten. Zu beiden Seiten dieses Hauptraumes schließen sich die zu Winter- gärten eingerichteten Nebenräume an, während das an der Westseite liegende Orangeriehaus die reichhaltigen Sammlungen von Warm- und Kalthauspflanzen Darmstädter und auswärtiger Kunst- und Handelsgärtnereien bergen wird. Für die Bindereien, .sowie für Obst und Gemüse werden be- sondere Hallen und Zelte errichtet, während in den Räumen des öst- lichen Orangeriehauses die vorhin erwähnten Kongresse abgehalten werden sollen. Der große Platz vor diesem Gebäude wird in einen Restaurationsgarten umgewandelt und mit Orangenbäumen bestanden werden. Ein besonderes Cafe soll in der Mitte der höchsten Terrasse Platz finden und durch seine Architektur, sowie durch die künst- lerische Anordnung seiner nächsten Umgebung einen geeigneten Ab- schluß des Prospektes bilden. Es sei hierbei zugleich auch hervorgehoben, daß der französische Charakter des Orangeriegartens in seinen Grundzügen durchaus ge- wahrt werden soll, wodurch auch schon von vornherein eine ein- heitliche Wirkung gesichert wird. Die großen, dichten Alleen, welche das Gelände umgeben, werden einen wirkungsvollen Abschluß bilden. Folgende Sonderausstellungen sind geplant: 19. bis 23. August: Bindekunst und Schnittblumen. 24. Aug. bis 10. Sept.: Obst und Gemüse. 19. „ ., 10. „ Forstwirtschaft!. Spezial - Ausstellung. 2, „ „ 10. ., Dahlien. Die Anmeldungen sind bis I.Juni zu bewirken. Für gärtnerische Anlagen, lebende Pflanzen, frische Gemüse, abgeschnittene Blumen, Früchte, Blumenzwiebeln, Sämereien, Bäume und Sträucher wird keine Platzmiete erhoben. Alle Anfragen sind zu richten an den „Vorstand der allgemeinen Gartenbau-Ausstellung Darmstadt 1905" zu Darmstadt. Aus den Vereinen. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Gartenkflnstler zu Berlin am 22. Januar 1905. Der Verein hat, den bestehenden Statuten gemäß, seinen Sitz in Beriin. In Mitgliederkreisen war nun aus Gründen verschiedener Art der Wunsch rege geworden, den betr. Passus der Satzungen, daß der Vorstand in Beriin wohnen müsse, durch einen allgemeiner gehaltenen zu ersetzen uiind großen Ge- .'ichicklichkeit des Assistenten Herrn R. Zeißig in Geisenheim.) Wälirend die welken Beeren bald nach ihrer Erkrankung leicht abfielen, war dies bei den Blättern nicht oder nur ausnahmsweise der Fall : immerhin wird durch die erkrankten Stellen die assimilationsfähige Fläche der Blätter wesentlicli ver- ringert, was auf die Ernälirung der Beeren nacli- teilig einwirken muß Zunäclist wurden die Beeren auf Pilze unter- .sucht: weder der eine noch der andere der weiter oben angeführten Schmarotzer war vorhanden. Ebenso wenig Erfolg hatten die Nachforschungen nacli etwaigen tierischen Schädlingen. Es fanden sich wohl einige Milben, aber diese nur in so geringer Zahl, daß sie als Ursache gar nicht in Betracht kommen kounten. Die mikroskopische Untersuchung der Blätter, welche ich in dem Laboratorium des Herrn Professors Schenck ausführen konnte, ließ erkennen, daß die kleinen Wärzchen unförmliche Auftreibungen der Oberhaut der TTnterseite und des Blaltiiarenehyms sind. Figur 5 stellt den Durch- schnitt durch ein noch grünes Wärzchen in starker Vcrgrolierung dar. Figur ö gibt eine solche Stelle in bereits gebräuntem und Figur 7 in geschwärztem Zustande wieder. Die Oberhaut- Zellen der Blatt- oberseite sind, wie aus diesen drei Abbildungen er- sichtlich, gar nicht in Mitleidenschaft gezogen und in ihrer Form unverändert geblieben; das leichte Einsinken der er- krankten Stelle wird unter dem Mikroskope n\u' wenig bemerklicli. Fortgesetzte Beobachtmigen haben mich nun überzeugt, daß die Anftreiliungen der Blattunterseite die Folgen von Kulturfelilern sind. Wachsende Blätter von Eebstöcken, die sich in gespannter feuchter Luft und in reichgedüngtem, oft bewässertem Boden befinden und denen man, wie dies zur Blütezeit zu geschehen pflegt, sämtliche Triebspitzen nimmt, vertragen andauerndes Sonnenlicht von großei- Stärke nicht, ohne auf der Blattunterseite die beschriebenen Auf- treibungen zu bilden, die das Welkwerden der Beeren und der Trauben- stiele zur. Folge haben. Als Beweis für die Richtigkeit dieser An- nahme kann die Tatsache gelten, daß die Krankheit zum Stillstande kam, als fleißig gelüftet wurde und man mit dem oftmaligen Begießen des Bodens und der starken flüssigen Düngung aufhörte. Es wäre nun sehr wünschenswert, wenn diese Erklärung auch von andern Seiten geprüft und darüljer berichtet würde, denn die Er- scheinung des WeLkwerdens und der kleinen Wärzchen an den Blättern ti'itt, wie ich aus eigener Beobachtung sagen kann, in nmnchen Wein- treibereien auf. Daß sie auch in Frankreich imd Belgien rait- mitunter empfindlichen Schaden anrichtet, lehrt eine Arbeit über die Verrues de la vigne von P. Viala und P. Pacottet in der Revue de Viticulture 1904 No. 527, 528 und 530. Sowohl die dort ge- gebene Beschreibung als die dazu gehörigen Abbildungen lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, daß es sich um dieselbe Krankheit handelt, zumal auch dort bei mehrjähriger Beobachtung niemals ein tiei-ischer (ider pflanzlicher Schädling gefunden wurde. Aus den Ausführungen der genannten Verfasser Lst zu enl nehmen, daß die Wärzchen auch auf grünen Trieben auftreten und daß die Krankheit immer im Mittel- IX, L'U Die Gartenwelt. W ■^^x puiikt der Blät- teram Blattstiele beginnt. Die ersten 'W^arzen . bemerkt man in den Frühtreibe- <-l^^ l'll bN' I 1 l/'"^! \--.-^^3^\J-^^Y '''^'^" "^ April ^^^^UAjJu-ie:^;-^^^^^^ oder Mai; beiden ^~^ — .späten oder sehr Fig. 5. späten Sorten, deren Reife iliirch HeizunKllierbeigeführt werden nmß, erscheinen die Warzen ■/MV Zoit der vollsten Vegetation im Juni, Juli und August, «wei- uiid ihvijährige Reben werden mehr befallen als ältere, langsam wachsende, beide besonders während der Blütezeit oder gleich nachlier, am stärksten die Blätter dicht unter dem Glase, am wenigsten die am weitesten davon ent- fernt im Schatten stehenden. Wenn die Blätter ^^_.r_;^..— =/-« ausgewachsen sind, hört die Warzenbildung auf. Nach Ansicht der beiden genannten '— Forscher werden die Warzen durch ein Über- stA maß von Licht wähi-end des stark gesteigerten Wachstumes der Treibzeit hervorgerufen und es sind zu ihrem Erscheinen 20 bis 25 7oi feuchte Luft, Wärme, und eine Reihe von son- nigen Tagen, nach Tagen mit bedecktem Himmel erforderlich. Audi die Düngung dürfte Einfluß haben. Wie aus diesen Mitteilungen liervorgeht, stimmen unsere Ansichten in der Hauptsache flberein, nur daß ich dem oft so streng durchgeführten Entspitzen einen Teil der Schuld gebe und wohl mit Recht. Wenn die Rebstöcke durch große Wärme und Feuchtigkeit dauernd gespannter Luft, sowie durch oftmaliges Begießen bei mehr als reichlicher Ernährung auf der einen Seite zu äußerstem Wachstum angereizt und gezwungen werden, dann ist es begreiflich, wenn durch fort- wälirendes Entspitzen und die dadurch hervorgerufene Stockung des Wachstumes auf der andern Seite Krankheitserscheinungen auftreten, welche der Ausdruck eines unnatürlichen Zustandes, eines übermäßigen Saftdruckes, sind. Interessant wäre es, festzustellen, wie .sich bei dieser Krankheit die Wurzeln ver- halten, die höchst wahrscheinlich auch Not leiden und teil- i; gewiß verfügen beobachtende Fachmänner über Erfahrungen, deren Veröffentlichung sehr nützlich und lehrreich sein würde. Vermutlich steht auch die Bildung von Luftwurzeln (Seite 205 meines Werkes) mit dieser Krank- heit in Beziehung. Schließlich sei auch noch des Einflusses andauernd starker und dabei einseitiger Düngung gedacht, wie ich einen solchen im Jahre 1895 an Blättern u^d Beeren des I'^rankcn- thal aus einem Frankfurter Wein-Ti jbhause zu beobachten Gelegenheit hatte; die Beeren waren welk geworden wie die in Fig. 1 dargestellten und die Blätter sahen seltsam ver- kümmert aus, wie dies Fig. 8 zeigt. Ihre Farbe war ganz gesund grün, aber schon während des Wachstums standen sie, wie der Verlauf der Blattrippen zeigt, unter einem inneren schädlichen Einflüsse, der Verkrümmungen und Verküiy.ungon bewirkte und so eine ganz unregelmäßige Blattforin hervor- rief. Am Blattrande bemerkte man mehrfach graue, weiß- filzige Stellen, die aussahen, als ob ein In- s^'^^Sjgsrs^Jf-;^ sekt daran genagt hätte, was aber nachweis- lich nicht der Fall war; vielmehr mußte man diese Stellen als Folgen der verkümmerten ]\^''^' und zwischen den Rippen befanden sich Blattrippen ansehen. In der Blattfläche selbst eigenartige Ausbuchtungen und Vertiefungen der ßlattsubstanz. mit teilweise ganz scharfen Rändern und Falten. Die damaligen Nach- forscliungen führten zu der Annahme, daß man es mit den Folgen einer zu oft wiederholten Abort- dünguiig zu tun habe, deren großer Gehalt an Stickstoff und Salzen bei gleich- zeitiger Kalkarmut :^~ ■ ^-^ die Mißgestaltungen '^ ' --—5-' der Blätter und das '•^J ' • Welkwerden der F" ^_ , . , -^:,!^^r^ Beeren verursacht ■0'^-^ '''f f--^ ^^MA-'^^'f''^-^ ' '^ habe. *""' ■*:^^^^'i^^" -' ' Nematoden an Oychimen und Begonien und die Komposterde. JUen meisten Gärtnern sind die Nematoden oder Fadenwüinier völlig imbekannt, und doch haben wir alle Ursache, uns mit diesen gefährlichen Schädigern unserer Kulturen näher zu befassen. Die Familie der Nematoden umfaßt sehr viele Arten, zu ihr gehören auch die Trichine im Tierkörper, das Roggenälchen und die Rüben- nematode, die die gefürohtete Krankheit der Zuckerrüben bewirkt. An gärtnerischen Kulturpflanzen hat man die Nematoden bisher weniger beobachtet und es ist das Verdienst von Dr. Osterwalder- Wädenswil, uns auf eine Reihe gefährlich auftretender Nematoden- erkrankungen aufmei'ksam gemacht zu haben. Dr. Osterwalder stellte Nematodenschäden an Chrysanthemumblättern, an Blättern ver- schiedener Gesneriaceen [Oloxhiia, Sainipaiterw:ilde Max Löbner, Wädenswil. Stauden. Einige vStaiulen zu Schnilt- bl nniengewiniiiiiig und Topf- verkauf im FrCilijahr. Im Vorräte ' dergl. lan wissen uns oft nicht. \vi. Publikums n:i, zen und färb: zeitigen Frühjahr, wenn die on Primeln, Cyclnmen und Neige gehen, siliaftsinhaber ilenTopfpflan- littblumen be- Bh S&.S Nematoden an den Wurzeln von Begonia semperflorens Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Wurzelgallen. AVie reinweißor Blüte friedigen sollen. Eiicen, Rhododen- dron, Azaleen, Flieder usw., sowie ausländische Schnittblumen, wie Ra- nunkeln, Anemonen. Narzissen. Tulpen usw. sind wohl massenhaft vorhanden, aber das ist dem Publikum etwas Altes; es verlangt nach Abwechslung und da sind unsere Stauden berufen, diese empfindliche Lücke auszufüllen. Es gibt unter den Stauden so viele, die uns bei sachgemäßer Be- handlung bereits im März mit ihrem Flor erfreuen, daß es wirklich wunder nimmt, daß die Staudentreiberei noch nicht die Au.sdehnung erreicht hat, die im Interesse unseres Gartenbaues wünschenswert wäre, umsomehr, als dieselbe mit sehr wenig Kosten ver- knüpft ist. Ein kalter Kasten, oder ein Kalthaus mit einerTeinperatur von 6-12 Grad genügen vollständig, höhere Temperatur ist nicht nur nichts nütze, sondern ist sogar recht oft Schuld an den Mißerfolgen, über die fort- während geklagt wird. Zur Treiberei im. kalten Kasten eignet sich vor allen Dingen das bekannte Gänsekraut, Arahis alpina fl. pl. mit kleinen Rispen, levkojen- Die Vorbereitung zum Treiben ähnlicher ist sehr einfach. Jitnge Pflanzen {Julivermehrung), am besten in kleinen Töpfen durchwurzelte, pflanzt man Anfang September mit einem Abstand von 20 cm in einen mit einer Mischung von sandiger Mist- beeterde und Lehm gefüllten Kasten. Abstand vom Glas mindestens 50 cm. Nach dem Anwachsen stutzt man die Pflanzen mehrere Male und läßt sie auch beim Eintreten kälterer Witterung offen, d. h. ohne Glas stehen. Je nachdem man nun den Flor früher oder später haben will, kann man schon vom Januar ab Fenster auflegen, doch muß bei milder Witterung fleißig gelüftet werden. So kann man schon Anfang März die ersten Blumen schneiden, welche in überreicher Fülle an den Pflanzen erscheinen. Ebenso kann man mit Aster alpiiiiis sujinliKs, blaublühend, und den bekannten Varietäten von Vritiiiila Siihnldii verfahren, nur tut man gut, hier der Erde IX. 20 Die Gartenwelt. einen Teil Torfmull zuzufügen. Beide Arten eignen sich auch vor- züglich zum Topfverkauf und man kann .sie, wenn im Herbst ein- gepfi.iTizt, schon im März blühend haben. Bei der Treiberei im Topf im Kalthaus kommen in erster Linie unsere A kf li'i arten in lictrac-ht '). Wir haben da die herrliche Zürhtuiig Ai/Hi/ei/id IIf:Ujiiic *). Sr\ta.leii tief dunkelblau, CoroUe rein- weili. dii- cImmi^o sfhiinc. langgespornte, blauweiß blühende A.ri„/,i,/l„ni. Doronimm caiii'usHKiii iihiijiitfiriiin und plaiilaijiiK Hill i.n i i^iiiii. beide gelb- blühend, Uriirlii-ni siiiiijuiiini^ riilirt^criis und liri-.iinlfs, llicris Coro- naria und sempenirens, Mcycmca (Beryeuia) kybrida mit schöner Belaubung und prachtvollen rosa bis dunkelroten Blütendolden, die Frühlingswaldwicke, Laihyrns (Orabus) rcrn/is, l'hlo.r aiiwe.na, Nel- soiii, niirilis. nctncen. ilinirii-iitii ifiniailriisi.-:) \\ni\ ilinirifiln nihil und ovala, I'rimiild acuiihs. lasliiiirriinin. iliiitiriilnlu. nffiiiiinlis ijntnil. und roi nn'istHn Saiiienhandhingen führen von Thunbergia alata nin- Ml^^vlnul-. in wrl< hci- j.'(\\ nhnlich folgende Varietäten ver- treten Mini: ///. iihiiti nliii/hii-d, wiili mit sehwarzblauem Auge, aiiraiilidiii , g^M-^'^Wt mit m;1i\v;uz, sehr schön, Baker i , reinweiß, iiiliis alba, gelb mit weiß, und alata sulphurea, rein schwefelgelb. H. Lindner, Obergärtner, Wannsee. Rosen. Die Teeliybride „Großherzogin Alexandra". Von 0. Jacobs, Weitendorf. [Hiermu die Farbentafel und eine Abbildung.) Jus ist nicht ganz leicht, die Eemontantrose „Merveille de Lyon" zum Samenansatz zu bringen. Seit langen Jahren habe ich diese Prachtrose in den Kreis meiner Beobachtungen und Versuche gezogen, doch meistens war alle Mühe umsonst, da nicht eine Blume Samenansatz brachte. Endlich gelang es mir, ein paar kleine Früchte mit wenigen Körnern zu er- halten, aus welcher Aussaat ,, Schneerose" und ein anderer, aber wertloser Sämling entstanden sind. Das Jahr 1901 war für Neuheitenzücliter hier in Nord- deutschland als ein gutes zu bezeichnen, da während der Bestäubungszeit helle, warme Witterung vorherrschte und auch später die Sommerwärme die angesetzten Früchte gut zur Reife brachte. Im Sommer 1901 erhielt ich zum ersten Male von „Merveille de Lyon" eine gute Frucht mit 7 Samen- körnern, die ein Kreuzungsprodukt mit der allbeliebten Böse „Kaiserin Auguste Victoria" war. Von den 7 Samen ge- langte im Frühling 1902 nur einer zur Keimung, und der junge Sämling, der bald auf Canina veredelt wurde, zeigte sogleich guten Wuchs. Ich stellte dann noch einige Ver- edlungen her, konnte aber die jungen Pflanzen erst spät ins Freie auspflanzen und infolgedessen kamen sie nicht mehr zu voller Entwicklung, doch gelang es mir, mehrere gute Augen auf Hochstamm zu veredeln. Im Sommer 1903 wurden die besten deutsehen Kosen- sämlinge in Frankfurt a. 0. zur Schau gestellt. Unter den 50 eingesandten Züchtungen wurden die 5 besten mit einem Ehrenpreise von je 100 Mai-k ausgezeichnet; unter diesen war auch mein Sämling „Ch-oßherzogin Alexandra"^ der damals noch unter der No. 98 geführt wurde. Im Sommer 1904 auf der internationalen Kunst- und großen Gartenbauausstellung zu Düsseldorf wurde „Großherzogin Alexandra" in der Gruppe 4.5 „für die beste deutsche Neu- heit" abermals mit einem wertvollen Ehrenpreise ausgezeichnet. „Großherzogin Alexandra" hat kräftigen Wuchs, so daß junge, ausgepflanzte Veredlungen in meinem Garten aucli ohne Mastkultur ^j^ m hohe Triebe brachten. Das große, schöne Laub ist von dunkelgrüner Farbe und blieb bisher frei von Krankheiten. Charakteristisch sind an den Trieben die zahlreichen, kräftigen Stacheln, die von beiden Seiten gleichmäßig zu einer geraden Spitze auslaufen und keine Krümmung nach unten zeigen. Will man die große, edle Blume mit einer andern Rose in Vergleich ziehen, so kann dieses nur ,, Kaiserin Auguste Victoria" sein. Die Knospe und auch (Vm- iIhmi aulMüliend'' RluinH ist kaum von ,. Kaiserin" zu untersrhrMiriu .'iirii-u sliiiin.t .li(' Färlmn- und der Duft vollständij;- mit dir^rr. hie v.ill,.il,|iiht." Rnsu i.^t durchweg größer und die F4, sulche Amaryllis aus den Borneniann-ili''ri Kiiltuhi: i:' ;'-iii. Es sei noch bemerkt, daß die Aiiiurijllis dn li, iumAx Hippeastrwn beißt; von der A-HKiri/llis im lintani- 1' ' t • 's bis jetzt nur eine bekannte Art und z\v;u AinurijlU.-i U, limiuiintt. diu bei uns im Herbst ohne Blätter blüht und erst nach der Bliite im folgenden Frühjahr ihre Blätter entwickelt. Amaryllis {Hippeastrum) vittatiim ist in der typischen Form rot mit weißer Zeichnung. IX, 20 Die Gartenwelt. 237 M m ^J i 'li - pw»y-iii Wohlfeiler Treibflieder. Vdii Karl Rade, Obergärtner der kgl. Gartenbau-Lflnanstalt Getrieben« il M It i/ c t Vom Veii";tsser rde r,r a Ij^e n neu I)iiii,s;guß von verdünnter Jauche sehr zu. Es ist nicht not- wendig, blühbare Zwiebeln jedes Jahr umzupflanzen, sondern es genügt ein Umpflanzen alle zwei' bis drei Jahre. Es ist aber bei der Treiberei der Ämaryllis auf eine gleichmäßige Temperatur des Hauses zu'achten, da sonst die Knospen in der Entwickelung- leiden und die Blumen klein bleiben. Botreibt man die Treiberei im großen, so kann man immer einen größeren Satz aufstellen, weil doch die Knospen nicht zu gleicher Zeit erscheinen und man eine mehrmalige Auslese halten muß. Sind die Zwiebeln gtit ausgereift, so bringen auch die meisten Knospen und Blumen. Durch das Auf- stellen von nur knospenzeigenden Pflanzen zum Treiben erzielt man einen längeren Flor. Bei richtiger Ktiltiu- tritt die Blüte einer knospenzeigenden Ämaryllis bei einer gleich- bleibenden Temperatur von 15 — 18" C. nach acht Wochen ein. Die ersten Ämaryllis kann man, wenn die Ruhezeit Mitte September beginnt, zu Weihnachten in Blüte haben und werden die Blumen sowie Pflanzen tun diese Zeit am besten bezahlt. In der hiesigen Gärtnerei bringen viele Zwiebeln zwei Blütenschäfte und jeder trägt bis vier Blumen Die Treiberei der Ämaryllis ist noch lohnend, denn sie macht wonig Arbeit und eine einzelne Blüte wird im Großhandel im Durchschnitt mit .öU Pfg. bezahlt. Für die feine Bimli'ivi worden diese jirächtigcn Blüten auch gerne verarlioitet und für geschmackvolle, elegante Ari-angements besonders bovoiv.ugt. TiCider ist den Schnittblumenzüchtern der Wert dieser Blüten noch viel zu wenig bekannt. Man muß, um die Blumen gut absetzen zu können, meistens hellfarbige Sorten treiben. ' Anmerkung der Redaktion. Im siebenten Jabrgang. Seite 266, berichtete unser Mitarbeiter Herr B a 1 k e bereits von Treibversnclien mit abgeschnittenen FUederzweigen. Schon damals wies der genannte darauf hin, daß diese Art Flieder zu treiben keineswegs als Spielerei aufzufassen sei. Namentlich für Ilerrschafts- gärtner wird das Verfahren nützlich sein. _ (Hicrx.u xioei Abbildungen.) JL/ie beistehenden kleinen Abbildungen nach photographischen Aufnahmen zeigen einen im Monat Dezember 1904- getriebeneu und am ü. Januar d. J. photographierten Fliederstrauß und einige Topf- flieder. Die Blumen des Straußes wurden jedoch nicht nach dem allgemein bekannten Verfahren — den Flieder mit Wurzeln zu treiben — hervorgebracht, sondern indem abgeschnittene Zweige*) von einem alten, im Arboretum überzählig gewordenen Flieder.strauch einfach in Wasser gesteckt und in den ca. j!(j" C. warmen Treibraum, zu den andern in Töpfen stehenden Fliedern gestellt wurden. Das Aufstellen des Flieders geschah in der ersten Woche des Dezembers und zwar unter Berücksichtigung des bei der Flieder- treiberei üblichen Verfahrens. Bei regelmäßigem täglichem Spritzen mit lauem Wasser platzten die Blutenknospen bereits nacli 10 Tagen und zwar merkwürdiger- weise beim abgeschnittenen Flieder stärker als beim Topfflieder. Später allerdings entwickelten sich die Blütenrispen des Topfflieders vollkommener als die Knospen der abgeschnittenen Zweige, wie das ja auch ein Vergleich beider Abbildungen erkennen läßt, doch sei bemerkt, daß die abgeschnittenen Zweige von ' Syringa vulgaris stammen, während die Topfpflanzen die Sorte Syr. vulg. .„Charles X" zeigen. Beide wurden aber in ein und demselben Räume gleich- förmig behandelt. Es ist möglich, daß abgeschnittene Zweige von bekannten Treib- sorten noch ein besseres Resultat ergeben können, immerhin ist auch dieser Erfolg mit dem gewöhnlichen Flieder nicht zu verachten und fast jeder Gärtner — wenn er sich auch nicht speziell mit Fheder- treiberei befaßt — ist in der Lage, mit verhältnismäßig wenig Mühen seine Umgehung im Winter mit einem Strauß blühenden Flieders zu erfreuen. in df ^ i. K— «^M^- m-^ii 'lopfflieder „Charles X". Vom Verfasser für die „Gartenwell" photogr. aufge 238 Die Gartenwelt. IX, 20 AVahrscheinlicli würde der Erfolg im Jamiar und später noch vollkommener sein, aber auch das Resultat vom Dezember ist — wie unsere Abbildung zeigt — zufriedenstellend. Das gleiche Verfahren kann auch mit anderen Blütenzweigen z. B. mit Schlehen [Prunus spinosa fl. pL), mit gefüllt blühenden Pfirsichen, Mandeln usw. gemacht werden, jedoch versäume man nicht, die Zweige lang, d. h. mit viel Holz, zu schneiden; je mehr Holz (Keservestoffe) dabei belassen wird, desto sicherer und voll- kommener ist der Erfolg. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 296. Weiß jemand etwas über die neue Rose ..Miss Alice Jfooserelt" und ihre Eigenschaften ? Die Teerose „Miss Alice Roosevclf' ist ein Spoit der Teerose „Mnie. Cusin'-\ einer Guillotschen Züchtung aus den achtziger Jahren des vorigen Jahi-hunderts. „Mme. Cusin'-'- ist puipurrosa mit weißlich gelbem Grunde, während „Miss Alice Rooserelt" fitwas beller in der Farbe ist. Sie treibt sich gut, ist jedoch keine hervorragende Sorte und findet nicht die erhoffte Verbreitung. Züchter resp. Einführer ist J. N. May in Summit, New Jersey, Nord-.iVmerika. Peter Lambert, Trier. Beantwortung der Frage No. 297. Wie kultiviere ich am einfachsten I'rimula obconica'f Kann ich sie im kalten Kasten aus- pflanzen V Anfang Februar sät man Primida obconica in Samenschalen auf lockerer Laub- und ilistbeeterde aus, hält sie im temperierten Hause von 12—16 C wie alle Samen gleichmäßig feucht und pikiert dann die kleinen Pfläuzchen zwei- bis dreimal, wonach sie in kleine 9 cm weite Töpfe gepflanzt werden können. Braucht mau den Platz im Frühjahr in den Mistbeeten nötig, so kann man sie auch in kleinen Kästen, bis sie schon ziemlich kräftige Pflanzen geworden sind, stehen lassen. Primula obconica braucht zu einer guten Entwicklung viel Nahrung, und man verwende bei der Kultur immer nur nahrhafte Laub- und Mistbeeterde mit Sand gemischt. Man lüfte die Primeln im Mistbeetkasteu reichlich und achte darauf, daß die Erde nicht versauert. Ein öfterer Duugguß, vorzugsweise von Kuhdiinger, und Beimischung von Hornspänen zwischen die Erde, wird viel zu einem guten Wachstum beitnigen. Bevor die Pflanzen nicht völlig ausgewachsen sind, Ende August, kneife man alle erscheinenden Knospen aus. Die häufig gelbliche Farbe der Blätter ist ein Zeichen von Nahrungsmangel, man achte also immer darauf, daß die Primeln eine dunkelgrüne Farbe behalten; erst dann kann der Gärtner Anspruch auf vorzügliche Kulturleistung machen. Ebenso liebt Primula obconica einen schattigen Standort. Bei guter Pflege müssen die Pflanzen zum Herbst einen Durchmesser von 30—35 cm haben und in 13 cm weiten Töpfen gut durchwurzelt sein. So weit die Topfkultur. Das Auspflanzen der Primeln in den Kasten ist auch ein ganz gutes Verfahren, obgleich ich die Topfkultur vorziehe. Zu diesem Zweck bringt man auf den Kasten etwa lf> cm hoch von oben ge- nannter Erde und verpflanzt die Primeln bis Ende Juni mehrere Male dem Wachstum entsprechend weit, dann kommen sie gleich in eine Entfernung, daß sie bis Mitte August stehen bleiben können. Dann werden sie in Töpfe gepflanzt, damit sie noch gut durchwurzeln. Mit dem Gießen muß man bei ausgepflanzt gewesenen Primeln nach dem Eintopfen vorsichtig sein, sonst faulen die Pflanzen leicht oder werden gelb. Während des Winters blühen die Pflanzen im trockenen, temperierten Hause fortwährend. Herrn. Musielik, Wannsee. — Die Kultur der Primida obconica ist eine dankbare und lohnende Arbeit. Die Aussaat geschieht hier im April oder Mai in sandige Lauberde. Die Samenschalen sind auf ein lauwarmes Mistbeet zu stellen, derSamen keimt leicht und rasch. Nach einigen Wochen werden dieSäm- Jinge pikiert. Wieder nach einigen Wochen topfe ich die Pflanzen ein. Sobald sie Topfbaileu haben, verpflanze ich sie abermals in größere Töpfe, worin sie dann schon stehen bleiben, um sich für den Winter gut durchwurzeln zu können. Das ist ein Hauptpunkt: die Pflanzen müssen beim Einwintern vollständig durchgewurzelt sein, will man keine gelben kränklichen Exemplare im Zimmer stehen haben. Nach jedesmaligem Veriiflanzen stelle ich die Töpfe in einen gerade leeren Kasten, also immer kalt. Hier spritze ich an sonnigen Tagen etwa dreimal täglich, lüfte niedrig und schatiiero. Als Erd- mischung verwende ich durchweg sandige Erde mit etwas Torf. Die Pflanzen wuchern, wenn man so sagen darf, wie Unkraut. Im Winter stelle ich sie abwechselnd partieweise warm, wie ich sie eben in Blüte brauche; es genügen plus 8—10° C. um einen reichlichen Flor zu erlangen. Vom Auspflanzen im Kasten bin ich kein Anhänger. Denn wird die Erde mal zu naß, so werden die Pflanzen gleich gelb. Im Topfe trocknet die Erde leichter aus und die Pflanzen bleiben mir gesund und wachsen üppig. Es werden vielfach die alten Pflanzen getollt und im Kasten ausgepflanzt. Diese MeÜiode lasse ich ruhig sein. Ich kultiviere ausschließlich Primula obconica nach der oben angeführten Art und habe kein einziges Mal mißlungene AVare erzielt, sondern stets prima Qualität. Wenn dem Herrn Fragosteller mit meinen bescheidenen Angaben gedient ist, wird is m:- ii fn n n. Hans Heitmar, Ben i i ' n — Um Primula obconica zu kräftigen Pfhin ■ i ■ i :; i ■ hi.n, lege man in er.ster Linie Wert auf die passm p' I.iuiihm Imng: L' Teile Lauberde, 1 Teil gut abgelagerte Mistbect''iil.'. i Tim! Sand und dem Ganzen eine Kleinigkeit Hornmehl beigemi-.lit. Cru.ilmlich macht man zwei Aussaaten, eine im Juh, die andere im .laiuiar. Die Januar- Aussaat 1905 bringt schon zum Herbst desselben Jahres schöne blühende Pflanzen, jedoch entwickelt sich die Hauptblüte erst im folgenden Frühjahr. Die Juli-Aussaat 1905 liefert für Herbst 190G einen sehr starken Blütenflor. Die Aussaat geschieht in sandige Lauberde mit etwas Mistbeeterde, diese halte man mäßig feucht und schließe die Schale mit einer Glasscheibe bis der Samen aufgegangen. Sind die Pfläuzchen genügend erstarkt, so werden sie in flache Schalen verstopft. Das erste Auspflanzen ins Mistbeet geschieht im April in angegebene Erdniischung. Das zweite Auseinanderpflanzen, sobald sich ilii' l'flanzrn i^cuvnsritig l'criihren und die Mistbeete dann auch frei wvi.b'n \(.ii i iru|i|«Mipflaiizen und Frühgemüse. Einen kräftigen \\'ii. h- .niw i. kein dv rfiaiizon erst dann, wenn sie an- fangen -.1 1- zu berühren, weshalb ich stets etwas eng pflanze m i n ! i : ü/cn lieber zweimal auseinanderrücke. Nach dem Beplhiii '.rii ii:i!i. man einige Wochen etwas gespannte Luft mit reichlich Schatten und öfterem Bespritzen am Tage, dagegen ist die Ei'de von unten nicht zu feucht zu halten, da sonst die Primida obconica ein gelbes Aussehen bekommen und nicht weiter wachsen wollen. Sind dieselben angewachsen, dann fordern sie genügend Luft mit reichlich Schatten. Im August oder September werden sie locker in an- gemessene Töpfe gepflanzt und im Mistbeet aufgestellt. Sobald die Pflanzen in den Töpfen gut durchgewurzelt sind, erhalten sie wöchent- lich einen Duugguß von aufgelösten Kuhfladen, auch aufgelöstes Horn- mehl ist mit Wasser verdünnt sehr gut. Im Winter erhalten sie ihren Standort am besten im Kalthause bei 8—10 Grad, wo viel Licht und Luft zugeführt werden kann. Richard Seibt, Schloß Bookdorf b. Kempen a. Rh. — Der Herr Fragesteller hat leider nicht angegeben, ob er zum Sommer oder zum Herbst und Winter verkaufsfähige Pflanzeu haben will. Im ersten Falle rate ich Ende Januar oder Anfang Februar auszusäen, ein- oder zweimal in Kistchen zu pikieren, nach 2—3 Wochen in kleine Töpfe zu verpflanzen und auf halb warmen Kasten zubringen. Die Pflanzen werden auf halbwarinem Kasten sehr viel schöner als auf warmem. Sind die Pflanzeu durchwurzelt, so verpflanzt man sie ein zweites Mal, wobei man die Größe des Topfes nach dem Wurzelvermögen der Pflanze wählt. Ein halbwarmer Fuß kann nicht schaden, obgleich auch ein kalter Kasten gute Dienste tut. Hat der Kasten halbsohattige Lage, so wird nur zu Anfang nach jedesmaligem Verpflanzen ein leichtes Schattieren nötig sein, jedenfalls sperre man die Sonne nicht zu ängstlich ab, ebensowenig die Luft, in beidem wird noch von vielen Gärtnern überaus gesündigt. Als Erde wähle man eine nahrhafte, etwas schwere Erde mit reichlich Sand vermischt. Bei dieser Kultur kann man im Juli — August verkaufs- fähige Pflanzen haben. Wie sich die Pflanzen beim Auspflanzen auf kalten Kasten bei dieser Kultur veriialten, weiß ich aus eigener Erfahrung nicht; ich wüßte jedoch nicht, in ^welcher Weise ein Auspflanzen IX, 20 Die Gartenwelt. auf kalten Kasten das Wachstum beeinflussen sollte, höoiistens daß die Pflanzen 2—3 Wochen später fert[g sind. Eine spätere Au.ssaat kann man Ende März bis Ende April vornehmen. Bald nach dem Aufgehen des Samens, der am besten nicht bedeckt, sondern nur leicht eingedrückt wird, werden die jungen Sämlinge in Haudtästen mit leichter Erde pikiert, die im Hause lileihon. Hat man so viel Haudkästen, daß man mehrere Fenster damit füllen kann, so kann mau auch statt des Hauses einen am besten halb- warrni'u Kasten verwenden. Mit kaltem Kasten habe ich im vergangenen .lalire in der Schwein schlechte Erfahrungen gemaclit und sind meine l'flanzen dadurch etwa vier Wochen zuräckgekommen. Sind die einmal pikierten Pflanzen stark genug, so kann man sie ruhig auf kalten Kasten auspflanzen und Ende August oder Anfang September in i'iitspreclu'nde Töpfe setzen, damit sie bis zum Winter noch gut durcliwurzeln. loh liess die Sonne bis gegen 9 Uhr ruhig in den Kasten brennen — der Kasten war nach Südwest geneigt — gab dann Luft uud gegen 11 Uhr leichten Schatten. Je nach Witterung muß gespritzt werden. '/Als Schatten verwendete ich durchweg sogenannte Papiertenster. Das Papier ist geölt und hat eine weitmaschige Oazeunterlage. Verkauft wird es nach Metern und man kann es sich auf seibstangefertigte Rahmen von beliebiger Größe simnnen. Dnrch diese Papierfenster wird ein ausgezeichneter Schatten, der das Licht an keiner Stelle zurückhält, erzielt; sie haben den großen Vorteil, daß sie schnell und leicht zu heben und wegzunehmen sind. 15ei dieser zweiten Kulturart hat man den ganzen Winter blühende Pflanzen. Gute Erfolge habe ich auch durch Teilung erzielt. Gleich nachdem die Pflanzen von der Dekoration zurückkamen, riß ich sie m lauter Stücke, jedes Stück, das ein paar Wurzeln hat. wäch.st weiter und gibt gute Pflanzen. Bei allen Knltinarten kneife ich die ersten Blütenstiele aus, ich erziele dadurch einen u])pii;eren Blatt- wuchs und infolgedessen mehr vorstellende Pflanzen. Pflanzen mit l.ö — 18 Blütenstielen (gleichzeitig) waren keine Seltenheit. Die Kultur im Winter geschieht natürlich im Kalthause. Ernst Richter, Bordigheia. Beantwortung der Frage No. 298. Hat schon jemand die Beobachtung gemacht, daß Himbeertrüchte von Bienen angenagt und ausgefressen werden? Ich habe das nur von Wespen gesehen, aber niemals von Bienen. Einer meiner Kunden glaubt, daß eine Himbeer- anlage da nicht möglich wäre, wo Bienenstände in der Nähe sind. Ich erinnere mich, die.se Frage schon vor Jahren in einer Zeit- schrift gelesen zu haben. Hier wurde die Vermutung, daß die Bienen die Himbeeren annagen .sollten, als eine Verläumdung unserer fleißigen braven Biene hingestellt. Durch diesen Fall aufmerksam gemacht, habe ich sjcher festgestellt, daß die Bienen an die Himbeeren gehen und diese ihres Saftes berauben. Bei genauerer Betrachtung aber habe ich wahrgenommen, daß die Bienen iiui dann an die Himbeeren gehen, wenn eine längere Kegen- periode gewesen ist, nach welcher die Früchte aufplatzen und in Fäulnis übei'gehen, in solchen Fällen kommen die Bienen und retten was noch zu retten ist. An gesunde Früchte geht die Biene nicht, ich habe schon solche zerdrückt und vor den Ausflug des 1-iienenstockes gelegt, die Früchte blieben unberührt. Daß in der Nähe eines Bienenstandes gelegene Himboerplantagen durch Bienen geschädigt oder gar tmmöglich gemacht werden sollen, ist keineswegs zutreffend. Ag. Radde. — Die Himbeere ist eine der besten Bienenfutterpflanzen, da ihre Blüten eine Menge Honig spenden. Die Himbeere wird des- halb auch besonders reich beflogen und kann ein oberflächlicher Beobachter wohl zu dem Schlus.se gekommen sein, daß diese Tierchen die Früchte anfressen, was jedoch nicht der Fall ist. Gerade dort, wo der Honig am reichsten fließt, sollte die Biene sich an den Früchten vergreifen 1 Die Nähe eines Bienenstandes bedeutet einen unschätzbaren Vorteil für eine Himbeeranlage, da die Bienen die ausgiebigste Bestäubung der Blüten vornehmen. Mütze. Aus den Vereinen. Verein zur Förderung des Gartenbaues in Berlin. Die Januarversammlung wurde bereits am 19. abgehalten. L'nter den aus- gestellten Gegenständen war eine Obstkollektion von Herrn Beuster, Obergärtner des Herrn von Siemens in Biesdorf, bemerkenswert wegen des tadellosen Zustandes der Früchte. Die gute Konserviening soll eine Folge der einzig zweckmäßigen Aufbewahrung in tiefen, frostsicheren Kellern mit gleichbleibender Temperatur sein. Geheizte Käume bewirken ein baldiges Verderben der darin aufbewahrten Früchte. Herr BeiTster lobte den Apfel von Lunow als dauer- hafte und wohlschmeckende Frucht. — Sehr schöne Primulu ubeonica zeigte Herr Röber aus Rixdorf. Die stattlichen Pflanzen sollen im Mai vorigen Jahres ausgesät worden sein. Der Aussteller hat einen Vorrat von 14000 Stück. Herr Javer aus Lichtenberg zeigte eine Anzahl schöner Oyclamen salmmiewn, Nachzucht Fröbelscher Samen. Die Pflanzen waren auffallend gedrungen und im Verhältnis zu den jetzt bekannten Riesenkulfurpflanzen klein zu nennen. Herr De Coene bemerkte dazu, daß dies eine Folge davon wäre, daß Oyclamen sahnoneum eine Kreuzung einer Cyclamen-Zuchtsorte mit einer Stammart sei, welche einei-seits den bemerkenswerten Farbenfort- schritt gebracht, andererseits aber aus der wüchsigen Kulturpflanze einen Rückschlag zur bescheiden wachsenden Stammform bewirkt habe. Dabei bemerkte er, daß Oyclamen salmonrnm, das sehr kleinblumige lachsfarbene Cyclamen eine Züchtung von Hugh Low & Co. in England sei, und daß Fröbel in Zürich von diesem Cyclamen salmoneum eine großblumige lachsfarbene Spielart züchtete, die er Cyclamen persicum yiyanteum salmoneum oder Fröbels lachsrotes Cyclamen nannte. Die Gartenwelt brachte im fünften .lahrgang, Seite 481, eine Farbentafel dieses schönen Cyclamens. Biologisch interessant war die Mitteilung von Herrn Oarten- inspecktor Lindemuth über Amorphophallus , daß auch kleine Knollen blühfähig sind, wenn man sie nur rechtzeitig antreibt, d. h. in ein warmes Beet einlegt. Die Blüte muß im Herbst oder Winter eintreten, damit die Pflanze in der Lage ist, im Frühjahr ihr einziges aber mächtiges Blatt zu entwickeln. Gärtnerisch wertvoll wird Amorphophallus oder wie er botanisch richtig heißt Hydrosme Bivieri JDurieu nicht werden, dafür sorgt schon der widerwärtige Geruch der Blumen und die melancholische braunviolette Färbung des allerdings mächtigen Blütenstandes. Von besonderem Interesse war der V'ortrag des Abends über das Thema: Ist die Anwendung der künstlichen Dünger im Gartenbau angebracht und lohnend, den Herr Berthold Trenkner, Plantage Lehhof in Quedlinbui^, hielt. Herr Trenkner ist einer der wenigen Gärtner, die zuerst das Vorurteil gegen die Anwendung künstlicher Dünger überwunden und sich zu einer rationellen, also nicht verkehrten Anwendung bekehrt und damit schöne Erfolge erzielt haben. Vor allem warnte der Redner vor einem Fehler, den viele bei der Verwendung von künst- lichen Düngemitteln begehen, indem sie einseitig [angewendet werden. Bei einseitiger Anwendung ist aber, wie der Redner nachweist, nicht nur ein geringer Erfolg zu erwarten, sondern die Düngung kann direkt schädlich und verlustbringend sein. Ferner wies er lediglich auf die drei künstlichen Dünger hin, die man jederzeit und in gleichbleibender Qualität und an allen Orten im Handel haben kann, das sind Chilisalpeter (Stickstoff), Superphosphat (Phosphorsäure) und Chlorkalium (Kali). An Stelle der Jauche empfahl Redner eine Nährlösung von 100 gr Sph., 100 gr Chlorkalium und 300 gr Chilisalpeter auf 100 1 Wasser, die von au.s- gezeichneter Wirkung sei, auch für Topfpflanzen. In der Diskussion betonte der Vortragende anderen Stimmen gegenüber, daß er es absichtlich unterliH-i'n halie. noch auf andere künstliche Düngemittel hinzuweisen, um np lii \' i Miiung zu schaffen. Auch warnte der Redner vor den miIIi ii m-i priesenen Mischdüngern und empfahl nur in anerkannt s.jli-hii i. ■-chäften zu kaufen. Aus der Versamm- lung heraus wurden daraufhin die verschiedensten ICrfahrungen mit künstlichen Düngern bekannt gegeben; teilw^eise, besonders im Obst- bau, konnte von überraschenden Resultaten, teilweise von Miß- Die Gartenwell IX, 20 eifolgeti berichtet werden, letztere zumeist verursacht durch fehler- hafte ÄDweudung. Besonders wurde der Wert des Kalkes als unerläßlichen Düngemittels von den Diskussionsrednern betont: man tut gut daran, den Kalk stets bei Empfehlung von Kunstdüngern mitzunennen. Alle Düngungsversuche mit künstlichen Düngern, besonders an Topfpflanzen müssen stets in einer Hand liegen. Die Düngemittel sollten den Topfpflanzeu stets in gelöster und stark ver- dünnter Form zugeführt werden. Tagesgeschichte. Cöln. Der Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein veranstaltet in Cöhi im nächsten Jahre eine Kunst- ausstellung. Für die Ausstellung-sräume sind 250000 Mk. vor- gesehen. Die Entwürfe für das Hauptgebäude, dessen Grundriß durchaus neuartig werden soll, wie für die gesamtm il.ii tcnii n I a,urii und einem Restaurationsbau wird Professor Bi 1 1 i n _ - Kaiisnilir im-- arbeiten. — Man darf mit Recht auf die Lusuhl; dn'-'i Auf.;aliiii gespannt sein. K. Danzig. Der hiesige Gartenbauverein hat an den Magistrat und an die Stadtverordneten eine Petition gerichtet, in der gebeten wird, für die gärtnerisch benutzten Flächen eine mildere Form der Besteuerung festzustellen, wie dies auch in anderen Gemeinden ge- schehen sei. Als Maßstab für die neue Besteuerung nach dem zu ermittelnden Wert wird gebeten, höchstens ein Zehntel dieses Wertes zur Grundlage zu nehmen. Veranlaßt wurde diese Petition durch die bevorstehende Beratung der Besteuerung des Grundbesitzes inner- halb des Stadtbezirks Danzig nach dem gemeinen Wert. Offenbach a. M. Die Stadtverordneten erklärten sich grund- sätzlich mit der Anlage eines neuen Friedhofs auf einem 70000 ijm großen Gelände der Gewann „Buohhübel'' einverstanden, da der gegenwärtige Friedhof in 10 Jahren belegt sein dürfte. Mit der Anpflanzung gärtnerischer Anlagen wird im kommenden Sommer begonnen werden. Für Anlagen auf einem freien Platz am Friedrichs- ring wurden 7000 Mk. bewilligt. L. W. Oldenburg. An der diesjährigen Landesausstellung beteiligen sich der Verband oldenburgischer Handelsgärtner sowie die olden- burgisohe Landwirtscbaftskammer nach ihren endgiltigen Beschlüssen nicht. Dem Vernehmen nach soll der Kostenpunkt der Hinderungs- grund sein. Rheinland - Westfalen. Die sogenannte Kaiserlinde am Erftkanal zu Neuß ist kürzlich gefällt worden, da sie der Kanal- erwciterung weichen mußte. ' Unter den Wurzeln der Linde fand sich eine Blechkapsel vor mit einer Urkunde, nach der die Linde am 23. April 1871 von 'einigen Neußer Bürgern zum Andenken an den glorreich verlaufenen Feldzug gepflanzt worden ist. Von den an der Pflanzung beteiligt gewesenen Personen lebt nur noch der Kunst- und Handelsgärtner Deniming sen. — Auch in Neuß beab- sichtigt man jetzt die Anlage einer Anzahl Schrebergärten, — Im Jahre 18S6 wurde zu Zons a. Rh. ein Obst- und Gartenbauverein gegründet. Lange Jahre hindurch entwickelte er sich in erfreulicher Weise und gründete u. a. eine eigene Baumschule. Dann kam eine Zeit des Niederganges. Neuerdings sind nun die Satzungen ent- sprechend geändert und man hofft auf eine neue Blüte des Vereins. — Auf Antrag der Rheinischen Laudwirtsohaftskamnier hat der Land- wirtschaftsmiuister dem Verein ,. Rheinische Obst- und Gartenbau- .schule für Frauen'' zu Godesberg a. Rh. eine ein male Beihilfe von 1000 M. gewährt. — Die Stadt Bonn beabsichtigt auf einem der Armenverwaltung gehörigen Grundstück im Süden der Stadt eine Baumschule anzulegen. Die Kosten betragen 6000 Mk. — Die Stadt- verordneten zu Koblenz be.schlossen die Lagerschuppen im alten Zollhof am Rhein niederzulegen, ebenso die ihn umschließenden Festungsmauern zu schleifen und das ganze, vor dem Regierungs- neubau gelegene Gelände im Anschluß an die Kaiserin Augusta-An- lagen mit gärtnerischem Schmuek zu versehen. — In Remscheid wurden aus den Sparkasseiiiiln i . im -mh '.ioiki \lk zur Unterhaltung des Stadtparkes bewiUigt. - 1' - n idiiv l".il jr i midete Stadtpark zuAVitten der damals 120 .Mii.n i.rjin' li.ni^. i-t inzwischen be- reits auf 3371/2 Morgen angewachsen. Es sind bisher 129490 Mk. für den Park ausgegeben worden. — Für den Bochum er Stadtpark ist ein Gewächshaus von der Düsseldorfer Ausstellung angekauft worden. A. W. Schwenningen. Im hiesigen Gemeindewalde steht die größte Weißtanne Deutschlands; sie führt den Namen Hölzleskönig. Eine am Stamm der Tanne angebrachte Tafel trägt folgende Aufschrift: „Württembergischer Schwarzwald bei Schwenningen. Größte Tanne Deutschlands: Gesamthöhe 43 m, bei 1 m Höhe 2 m Durchmesser und 6 m Umfang, bei 30 m Höhe 360 cm Umfang. Kubikinhalt des Stammes 44 kbm. Alter etwa 350 Jahre.'' Trier. Der Vorstand des Vereins für häusliche Blumeupflege der Schulkinder hat, durch Unterstützung eines Freundes seiner Bestrebungen dazu in Stand gesetzt, von der Hospitienverwaltung einen Teil der Kandelbachwiese auf einen Zeitraum von 10 Jahren gepachtet — zwecks Anlage von Schrebergärten. Das Grundstück \\\m\f in einige "20 Parzellen aufgeteilt, welche an Fabrikarbeiter, Ta^rlohner, kleine Handwerker ohne Gewinn pachtweise abgegeben wi'id.^n. Die einzelnen Gärten sind auf 100 Quadratmeter bemes.sen und die Nebenpäcbter sind nicht verpflichtet, die Pachtung auf die vollen 10 Jahre des Vertragsformulars mit der Hospitienverwaltung auszudehnen. Wannsee. Des am Kleinen Wannsee gelegene Grab des Dichters Heinrich von Kleist wird mit einem würdigen Zugang ver- sehen werden. Man plant eine gärtnerische Anlage von ernstem, würdigem Charakter, wie er der Bedeutnng des Kleistgrabes entspricht, zu schaffen, Sie wird mit einigen Ruhebänken und einer angemessenen gärtnerischen Bepflanzung versehen. Mit dem künstlerischen Entwurf der Anlage in Verbindung mit der neu anzulegenden Straße ist Regierung-sbaumeistii- Otto Stalin lietraut. Das ganze Gelände am östlichen Ufer des Kleinen Waunsee ist aus dem Besitz des Prinzen Leopold an die Landgesellschaft Kleiner Wannsee, deren Vorstands- mitglied Herr Stalin ist, übergegangen. Verkehrswesen. Zollinhaltserklärungen zu Postpaketen. Die Bestimmungen ülier die S]irache, in der die Zollinhaltserklärungen zu Postpaketen und Piif.tfrachtstücken auszustellen sind, wurden am 1. Februar dahin geändert, daß die Zollinhaltserklärungen fortan für ein und dasselbe Paket immer in einer Sprache abgefaßt werden sollen, z. B. sämtlich in französischer Sprache, wenn bisher eine Zollinhalts- erklärung in deutscher und die übrigen in französischer Sprache aus- zufertigen waren. Die Zahl der Zollinhaltserklärungen bleibt durch- weg unverändert. Personal-Nachrichten. Angyal Desiderius, von. Direktor der kgl. ung. Gartenbau- Lehranstalt zu Budapest, wurde in Anerkennung seiner langjährigen erfolgreichen Tätigkeit im Dienste des Gartenbaus von S. M. dem König von Ungarn der Titel Königl. Rat verliehen. Aus diesem Anlaß wurden ihm von Weit und Breit, sowie vom Lehrkörper und Schülern genannter Anstalt besondere Ovationen zuteil. Brettschneider. Friedrich, hevin- am 1. Krbniavdas Jubiläum seiner fünfund/.w.iii 1 Mhn n T:if !;• :il^ 1;- .'i.il'! f;ilirer der Lor- bergschen Baiim ■ ' l: i. h i;^ r':. ; II' n Tii. 1; . Iiiieider, ein in weiten gärtnerisrlHii ki-i ■■!, l-i.,ini!i,'i ihm L:/-I:,if. n-i hervorragender Fachmann, steht jetzt im einuudacchzigsteu Lebensjahre und blickt auf eine lange, erfolgreiche Praxis zurück. Wir wünschen dem Jubilar noch eine langjährige Berufstätigkeit in voller Rüstigkeit. Briefkasten der Redaktion. Zu unserem Artikel Aus Hamburger Treibgärtnereien, sei be- richtigend mitgeteilt, daß Herr Nupnau, AVandsbek, Berufsgärtner ist. VnrAn Redabtear: Ma rffer, Uarli Yerlai; v. Richard Carl Schmidt!: Cn.. Leip^ii;, — Druck: Anhalt. Bachdr. Gutenberg, e, G. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang IX. 18. Februar 1905. No. 21. Nachdruck und Nachbildung aas dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Obstbau. Ist di( Formlose Aprikosen - 8paliere. Von Georg Thiem, München, (Hierxu drei Abbildungen.) JN icht unbenutzt sollte ein Obstfreund die Hauses lassen, denn auch diese erweisen sich, wenn mit entsprechenden Obstspalieren bepflanzt, äußerst rentabel, voraus- gesetzt, daß den Spalieren die erforderliche Pflege zuteil wird und sie nicht, wie maji oft walu-nehmen kann, ver- nachlässigt werden. Die nebenstehende Abb. und die Abb. Seite 243 zeigen den großen Blütenflor, welchen formlose Aprikosen-Spaliere bei guter Pflege, h-ei vom Zwange der Schere, entwickelt haben. Sie erfüllen vollkommen ihren Zweck, indem sie die Wand mit frischem Grün schmücken und nebenbei auch reichlich Obst produzieren. Fast jährlich erscheinen im Frühjahr die Blüten daß die Zweige der Spaliere vollständig bedeckt sind. Witterung günstig, so daß die Blüte ohne Störung Turüber geht, so kann man auch auf einen guten Fruchtansatz und auf entsprechende Ernte rechnen Wie allgemein die Einwinterung der Aprikosen- spaliere erfolgt, so erhalten auch diese zum Schutze gegen Frost nur eine schwache Deckung von Fichten- zweigen, die im zeitigen Frühjahr aber bald ent- fernt wird. ^ An deren SteUe treten nun, wie auf der Abbildung ersichtlich, zum Schutze gegen Nachtfröste, große Tücher von Zeltleinwand, die über den Spalieren an der Dachrinne befestigt werden. Die Tücher werden am Tage bei schönem Wetter aufgerollt, um Luft und Sonnenlicht, als Hauptfaktoren zur giiten Entwicklung der Blüten, zugänglich zu machen. Das Auf- und Zudecken ist allerdings mit großei- Sorgfalt auszufühi'cn, da sonst zu leicht eine Beschädigung der zarten Blüten, durch Abschlagen mit der schweren Leinwand er- folgt. Hier empfielüt es sich, Querstäbe an der Wand so zu befestigen, daß die Leinwand mindestens 40 — 50 cm von den Spalieren abgehalten wird, welche Vorrichtung auch gegen starken Wiml- scJilag schützt. Die weitere Pflege besteht in einer guten Bewässerung» welche namentlich zur Zeit der Fruchtentwicklung bei trockener Witterung vorgenommen werden muß. Die entstehenden Holz- triebe werden, wenn sie kräftig und genügend lang sind, stets dort, wo Lücken am Spalier sich befinden, hingezogen und angeheftet; jeglicher Eingriff durch Pinzieren unterbleibt. Gerade bei letzterer Arbeit, wie auch bei dem sonst vielfach ausgeführten Winterschnitt wird schwer gesündigt, indem hier oft zu Gunsten einer schönen Spalierform viel wertvolle.s Tragholz vernichtet wird. Ungemein fördernd auf die Ent- wicklung der Früchte wirkt ein leichtes Bespritzen der Spaliere und Mauern mit reinem Wasser an Abenden nach heißen Tagen, da die hierdurch entstehende feuchtwarme Temperatm- da,'^ Wachstum der Früchte sehr fördert. Nach der Ernte, etwa im August bis September, erfolgt die Hauptarbeit, die in einem gewissenhaften Auslichten besteht, und zwar werden zu dicht stehende, ältere und meist -e~ .\pnko>c„., Die Garienweli. IX, 21 abgetragene Zweige gänzlich entfernt, dafür junge Zweige, von denen man im näclisten Jahr Früchte erwartet, angeheftet. Selbstverständlich sind alle mit Krankheiten oder Ungeziefer behafteten Zweige, Blätter etc. mit zu entfernen. Wie groß die Ernteerträge der auf der Abbildung walu- iiehmbaren Spaliere sind, ist daraus ersichtlich, das vier große Aprikosenspaliere, welche im Jahre 1897 angepflanzt wurden und gegenwärtig eine Fläche von 42 qm bedecken, im Sommer 1904 zirka 3500 Stück schön ausgebildete Früchte lieferten. Die beistehende Abbildung zeigt die Teilansicht eines Sj^alieres mit Früchten, wovon noch zahlreiche von den .-aftig grünen Blättern verdeckt sind. Blumentreiberei. Einiges ül)er das Treiijen von Maivchal Niel-Ilosen Von J. Baum, i. F. Baum iV Huj,menin. Vevey. ihs unterliegt keinem Zweifel, daß die Treiberei der „Man- chal iViieZ"-Rosen in den letzten Jahren seit dem Aufkommen der Treiberei von niedrigen Rosen in kalten Häusern oder Kästen eine starke Einbuße er- fahren hat. Allerdings sind die langgestielten „Kaiserm Auguste Victoria^\ ,^Mme Caroline Testout'\ „Belle Siebrechf^ usw. auf schlan- kem Stiel für den Blumenkünstler oder Händler eine begehrens- wertere Ware. Langstielige kräf- tige „Mareahal MeZ" - Rosen zu erhalten ist aber auch bei richtiger Kultur möglieh; diese Blumen sind auch immer gesucht und eine .solclie Kultur ist immerhin löhnend, da da.s Haus ja auch noch für andere Kulturen benutzt werden kann. Außer einer größeren An- lage für die Treiberei von niedrigen Rosen bauten wir vor drei Jahren ein 40 Meter langes Haus für „Mareclml iVii«/"-Rosen. Das Haus ist einseitig ganz in Holz kon- struiert und mit Warmwasser- heizung versehen. Die Pflanzen, Wurzelhalsveredlungen , wurden in einem Abstände von 1,50 m der Vorderwand des Hauses entlang gepflanzt. Der nach dem Rückschnitt erscheinende kräftigste Trieb blieb stehen. Aus diesem Triebe entwickelten sich später die zalilreichen kräftigen Triebe, die nun an Drähte, 30 cm vom Glas entfernt, geheftet wurden. Häufig findet man, daß bei ,,Mar6chal A'»e/"- Rosen die Triebe gezwungen werden nach unten zu wachsen, ebenso häufig entblättert man auch die Pflanzen vor der Treiberei, beides ist. aber unnatürlich; die Blumen werden bedeutend schöner imd kräftiger, wenn die alten Blätter so lange als möglich an der Pflanze bleiben, übrigens fällt ja auch beim Spritzen eine Masse alter Blätter ab, warum sich also diese unnütze Arbeit machen? Nach der Blüte werden die Pflanzen kräftig zurückgeschnitten, alles Holz, welches Blüten gebracht w. Teilansicht eines form mit Früchten. Oriirinala hatte, wird, wenn eben möglich, entfernt, es bilden sich mm im Sommer eine Masse kräftiger Triebe. Im Herbst werden alle starken Triebe sorgfältig auseinandergebundon , alles schwache Holz wird entfei'nt. Unsere Rosen mv\ das ganze Jalu- unter Glas. Trotzdem die Sonne hier schon stark brennt und das Hau.s im Sommer unbeschattet. aber gut gelüftet ist, gedeihen die Niel-Rosen wirklich prächtig. Wir fangen mit Heizen erst im Dezember an, Mitte Februar blühen dann die ersten Rosen. Von Meltau werden unsere Niel-Rosen nicht befallen, ich schreibe dies auch viel der Holzkonstruktion des Hauses zu. Zeigen sich die ersten Ti'iebe. so stellen sich auch gelegentlich Blattläuse ein; ein energisches Räuchern mit Rippentabak räumt mit diesen ungebetenen Gästen für gewisse Zeit auf. Häufige Dunggttsse und reichliches Gießen vor und während der Blüte sind unbedingt erforderlich fiu- eine lohnende Kultur. Landschaftsgärtnerei. Winke für die dekorative Gartengestaltung. Von Stadtg:artendirektor Hartrath, M.- Gladbach, alle.s Schöne im Leben einer gewissen geschickten Auf- machung und Darbietung bedarf, so han|.rt auch von der Art der Ver- wpniiung der schönen Gegenstände • ler Natur die künstlerische M''ir- kung ab. Vorausgeschickt sei, daß in Garten- anlagen nicht die reine Natur, sondern eine d\irch die kunstvolle, dekorative Ausgestaltung der Fläche des Grund- stückes und die Anordnung der Pflanzung veredelte Natur wirken soU. Die Hervorhebung gewisser Punkte im Garten kann im wesentlichen Uurcli die Bodengestaltung be- wirkt werden, indem alles was in die Augen fallen soll, durch Bodenaufwurf gekennzeiclinet werden kann. Durch geschickt ausgeführte Niveammter- schiede, sowie durch Heckenpflan- zungen erzielt man eigenartige Wir- kungen, die, durch Böschungen ver- stärkt, noch mehr ins Auge fallen. Meines Erachtens wirken durch Ni- veauunterschiede betonte Blumen- beete im Verein mit ihrer Umgebung weit mehr, als die heute noch meist oder fast stets gebräuchlichen flachen Beete auf vertieften und flachen Rasenanlageu mit kleiner Böschung, umgeben von ver- schnörkelten Blumenrabatten und Wegen, längs deren häufig Rosen- hoohstämme durch Festons verbunden aufgepflanzt werden. Der gräne Vertieftliegende Rasen ist dann der Verlegenheitsmittelpunkt, um welchen sich alles dreht. Wie oft hat man Gelegenheit, auch in nach neuen Gesichts- punkten geschaffenen Anlagen (erinnert sei an die Ausstellung in Düsseldorf 1904) Vertieftliegende Aulagen ausgeführt zu sehen. Wie unpraktisch und teuer sind aber solche unnützerweise geschaffenen Niveauunterschiede und wie viel einfacher und wohlfeiler könnte auf ebener Erde ein weit schöneres Gärtchen eingerichtet werden. Es könnten z. B. Paradestücke des Gai'tens, vielleicht bestehend in einzelnen oder zu Gruppen vereinigten Dekorationspflanzen, Vasen etc. losen Aprikosensp; ufnahme für die „Gartenwel IX. 21 Die Gartenwelt. 243 hervorgehoben werden, wenn sie durch erhöhte Stellung dem Auge näher gerückt würden , statt dessen wird es meistens umgekehrt gemacht. Ich finde im übrigen größere, durch Böschungen umrahmte Ra.senflächi'u mit der üblichen Umpflanzung unschön und kostspielig, weil man dadurch einen Gegenstand, den man präsentieren will, er- niedrigt und unscheinbarer macht, selbst wenn man ihn dann noch erhöht aufstellt bezw. pflanzt, und weil meistens durch künstliche Vertiefung größere Bodenbewegungen und -Verbesserungen not- wendig werden. Legt liiati dahingegen die Wege in Terrainhöhe an und benutzt den Bodenaushub an hierfür geeigneten Stellen, so stellt man die .\nlage nicht nur mit weniger Kosten her, sondern schafft auch für die .Aufstellung von Dekorationspflanzen und ganzen Dekoration.s- gnippen günstig hervorragende Standorte. In auf diese Weise durchgeführten Anlagen dient die an sich geringe Erdbewegung zum Kontrast zwischen hoch und tief, und ist daher wirkungsvoll zur Geltung gebracht. KiiilR'illii'lie Bänke. J 11 allen Garteii- verwaltungen und Pii- vatparks, die auf eiup längere Geschichte zu- rückblicken, findet man eine mehr oder minder reichhaltige Sammlung von Bankmodellen, wie sie zu verschiedenen Zeiten von verschie- denen Fabrikanten offe- riert worden sind und den Ansichten der auf- einander folgenden Gar- tenvorstände entspra- chen resp. von Ver- schöuerungsvereinen seinerzeit übernommen wurden. Es mag auch zugegeben werden, daß nicht jedes Bankmodell an irgend einem Ort ohne weiteres hinpa,ssen würde, daß hier eine lange, dort eine im Bügen geführte, anders- wo eine hochlehnige Bank am besten aus- sieht; aber in derPraxis bilden diese veisohie- deneuMustereineQuelle von Verlegenheiten und zw;ir besonders in öf- fentlichen Anlagen, in Jenen ja die Notwendig- keit der Reparaturen be- deutend häufiger ein- tritt als in geschlo.ssenen Privatgärten. Ein Glück noch, wenn der Van- dalismus sich an den Brettern des Sitzes oder der Lehne genügen ließ, denn die lassen sich wenigstens noch am Orte beschaffen; die gußeisernen Ständer und Lehnenstützen aber mü.ssen von der Fabrik nachbezogen werden, falls sich dieselbe noch ermitteln läßt und sie die Anfertigung des betr. Modelles nicht schon seit langem eingestellt hat. Aber auch wenn durch Alter oder Be- schädigung nur die Bretter des Ersatzes bedürfen, bleibt die Reparatur immerhin noch umständlich und kostspielig; denn das einzelne Brett muß gemessen, nach Bestellung angefertigt und genau eingepaßt werden. Deshalb ist die ausschließliche Benutzung eines einzigen Modelles besonders in großen Verwaltungen vom praktischen Standpunkte aus äußerst wünschenswert, da Ersatz dann leicht zu beschaffen ist, selbst wenn man es versäumt haben sollte, fertig zugerichtete Reservebretter in die Bestellung einzuschheßen, wie das bei großem Bestände eigentlich unerläßlich erscheint. Welches von den vielen Modellen nun zur alleinigen Verwendung bestimmt werden soll, wird in jedem einzelnen Falle zu entscheiden sein. Im allgemeinen aber sollte den kurzen Bänken der Vorzug gegeben werden, also solchen, die etwa drei Personen gerade genügenden Raum gewähren. Denn eine Bank gilt als besetzt, sofern auch nur eine Person darauf Platz genomiiien hat. An langen Bänken haben nur die Geselligkeit lie- benden Kinderwärter- innen ein Interesse. Die Eisenteile seien, wo Vandalismus nicht ausgeschlossen ist, aus Schmiedeeisen. In ge- schlossenen Anlagen ver- dient Gußeisen den Vor- zug, weil es dem Roste widersteht. Die etwa- igen besonderenFormen seien Zierformen, denn die eiserne Knüppel- imitation hat sich end- Uch überlebt. Ist von vornherein- bei Gestaltung der An- lagen auf die Ver- wendung einheitlicher Bänke Rücksicht ge- nommen, dann wird man an keiner Stelle anders gestaltete Bänke ver- missen. Krpne. .eilansicht eines formlosen Originalaufnahme fUi Aprikosenspalier.' r die „Gartenwelt*'. Zwei gute alte Zierpflanzen. in der alten lA- giilaria Kämpf eri Syn. Farfugium gründe , einer Komposita aus Ostasien, be.sitzen wir eine auch für gewisse Zwecke und Örtlich- keiten im Freien sehr geeignete und dekora- tive Blattpflanze, wel- che als solche leider zu wenig benutzt wird. Nur als Topfpflanze taucht sie hier und da auf. Wie so manche gute ältere Pflanze ist auch diese unverdient in Vergessenheit ge- raten. Möglich, daß 244 Die Gartenwelt. IX, 21 auch sie, wie man an der "Wiederaufnahme mancher solcher alten Püanze aus der Steudenwelt beobachten kann, wieder zu besserer Aufnahme und Würdigung gelaugt. Mit ihren großen runden, in markanter Weise gelblich gefleckten Blättern ist sie zunächst in nächster Nähe des Wassers, an Teichufern, Wasserläufen usw. aus- gepflanzt oder mit den Töpfen eingesenkt, mit großem Vorteil zu verwenden. Durch ihre originelle Blattzeichnung hebt sie sich von den nachbarlichen Pflanzen wirkungsvoll ab und entgeht so, den ganzen Sommer über gleichmäßig schön bleibend und immer schöner werdend, niemals einer allgemeinen und besonderen Beachtung. Als starke buschige Pflanzen wird man sie auch als Einzelpflanze auf feinem Rasen unter Teppioharrangements oder auch an gewissen passenden Stellen truppenweise im Käsen wie in gemischten Blatt- pflanzengruppen ebenso vorteilhaft benutzen. Auch als Zimmer- pflanze hat sie viele Freunde. Vermehrung durch Teilung älterer Pflanzen und Kultur im temperierten oder auch Kalthause, ersteres besser, sind äußerst einfach. Damit verwandt ist der ein- heimische und ausdauernde Huflattich Tii^- silago Farfara und 71 Farfara fol. varieg. Hort, mit bunten Blättern und den deutschen Synonymen: Ackerlattich, Eselshuf, März- blume, Sominertürchen, Brandlattich und Brustlattich. Entweder allezeit nur ganz wenig be- kannt gewesen oder ebenfalls — aber voll- ständig — ins Vergf-ssen geraten ist eine andere Zierpflanze, die man zu den größten Seltenheiten unter den ausdauernden Pflanzen zählen muß. Wohl nur ganz selten und nur in verborgenen Winkeln bei Raritäten- sammlern kann man einmal dem aller- liebsten zwergartigen Zierwein Ampelopsis (Vitis) heterophylla Form tricolor. be- gegnen. Zweimal im Leben ist mir diese seltene Pflanze zu Gesicht gekommen. Es geht derselben wie so mancher Schönheit im Pflanzenreiche, die nie zur verdienten Würdigung gelangt, obsohon ihr Besitz mit keinerlei Schwierigkeiten verbunden ist. Dieser allerliebste zwergartige Zier- wein mit seinem schön ausgeprägten, in Grün, Weiß und Kot dreifarbig bunten Miniatur-Weinlaub, den Gärtnern völlig ein Fremdling, machte sich in ferneren Felsen- partieen, besonders in solchen mit unter- mischten Tropfsteinen, zwischen welchen er seine zierlichen roten Jahrestriebe hm- kriechen läßt, wunderbar schön und zierlich. „Das sieht ja aus wie ein kleiner Weiu.stock" sagt, wer ihn sieht, und gewiß möchte jeder, der eine gut ausgebildete Pflanze zur Zeit ihrer höchstea Vollkommenheit sieht — das ist noch während des Triebes — eine solche besitzen. Die Winterhärte Pflanze bedarf eines Schutzes nicht, außer höchstens in rauhen Lagen vorsichtshalber ein wenig Eeisig. Wenn auch die noch nicht ver- holzten Enden der Jahrestriebe, welche über Sommer, gleich dem Wein, mit zierlichen Klammerfüßchen versehen sind, alljährlich teilweise zurückgehen, weil sie nicht bis in die Spitzen reif weiden, so treibt die Pflanze — wie der Weinstock — aus dem alten harten Holze aus. Kräftige, gut garnierte Pflanzen , aufgebunden oder hängend, auch in Töpfen, mögen recht schöne Er- scheinungen sein, gleich den buntlaubigen oder besser zweifarbigen Efeusorten, die man aber ebenfalls nur selten findet. Wie gesagt, ist die Pflanze von zwergartigem Wuchs und beansprucht im Freien keinen großen Kaum. In dem vor laugen Jahren einmal aufgetauchten und wieder verschwundenen dreifarbig bunten ,,Judenbart'', Saxifraga sarmentosa tricolor, hatte dieser Zierwein bezüglich der Blattfärbung ein Seiten- stück. Jedenfalls würde in einer Tofpflanzengärtnerei eine nebenher gehende Heranzucht gewisser seltener und aparter ■ Pflanzen nicht uninteressant sein und würden diese allezeit willige Abnehmer finden. G. S. Glechorna hederacea fol. va Schlingpflanze. der Handelsgärtnerei von Heinr. Kohlmanns- mcr, Britz bei Berlin, für die „Gartenwelt" phologr. aufgcDommeti. Topfpflanzen. (Tloclioiiin hederacea fol. var. Von Heinrich Kohlmannslehner, Handelsgärtner, Britz-Berlin. (Hierzu eine Abbildung.) Auf einer Reise nach Frankreich begegnete mir diese Pflanze, die alte Erinnerungen an meine Lehrzeit wach- rief, aber im Strudel des Geschäftes blieben meine Notizen vergessen, die ich mir über diese Pflanze wieder ge- macht hatte, und erst als ich vor Jahresfrist meinen verehrten Freund Karl Schmidt, Inhaber der Firma Haage & Schmidt, Erfurt, besuchte und ihm mitteilte, daß unsere großstädtischen Dalkons arm wären an Verschiedenheit der Bepflanzung, machte mich dieser wieder auf unsere Gundermann- Arten aufmerk.sam; bekanntlich i.st Gkchoma hederacea fol. var. die buntblättrige Varietät unseres einheimischen Gunder- manns, welcher in unseren Wäldern üppig gedeiht und da vollständig winter- hart ist. Die Synonyme, aber falsche Bezeichnung für diese Pflanze, Nepeta Gkchoma fol. rar., sei der Wissenschaft halber mit angefülirt. Herr Schmidt berichtet mir, daß er auf seinen Reisen, besonders in Kalifornien, die verschie- denen Gundermann-Arten in üppigem Wachstum und vielfach zum Schmucke von Vasen und als Ampelpflanze an- getroffen hat und riet mir, damit einen Versuch zu machen. Nun, ich muß sagen, daß die Kultur der Glechomen durchaus nicht schwierig ist und daß wohl keine Kontrastpflanze so dankbar ist wie unsere buntbiättrige Glechorna. Die grünblättrigen verschiedenartig blü- henden Gundermann-Arten sind bei mir leider im letzten Jahre etwas vernach- lässigt geblieben, und ich kann mir über diese noch kein Urteil gestatten, da ich bald herausgefunden hatte, daß die schönste Art eben diese bunt- blättrige Form war. Die Blätter er- innern etwas an die bekannte weiß- bunte Pelargonie „Mid. Salleray ' . Obwohl in der Erde nicht wählerisch, sagt ihr doch eine etwas humusreiche Mischung am besten zu; sie erzeugt fippigen Blatt- IX, 21 Die Gartenwell. 245 wuchs, ohne das schöne bunte Kolorit zu beeinflussen, während schwere, feste Erde kurze Triebe und auch kleinere Belaubung erzeugt. Ob Frühjahr, Sommer oder Herbst, unser bunter Gundermann ist stets im fleißigem Wachstum begriffen. Die Vermehrimg ist die denkbar leichteste, da sich die Ranken- ausläufer sogar, wo sie Nahrung fassen können, von selbst bewurzeln. Es ist wohl als ziemlich sicher anzunehmen, daß Glechoma hederacca fol. var. ebenso winterhart wie die Stanim- sorte ist, und wenn es sich ermöglichen ließe, daß diese Pflanze den Winter selbst als Balkonpflanze aus- halten würde, wäre ihr Wert gerade für diese Zwecke außerordentlicli groß. Sie ist aber auch als Ampelpflanze, weil sie sich sehr schnell voll garniert, wie auch an Stäben hochgebunden, im Topf ansprechend und schön. Die Abbil- dung Seite 244 zeigt eine hochgebundene, junge Pflanze. Ich glaube aber, daß der größte Wertdieseralten Pflanze darin zu suchen ist, daß sie für alle Ampel- z wecke, für Balkon- wie für Vasenbepflanzuni; und für Felspartieii eine üppige und dank bare Konfrastpflanze vermöge ihrer weiß- bunten Färbung sein wird. Jedem, der für solche Zwecke Mangel an geeigneten Pflanzen hat, und der ist zweifel- los überall vorhanden, empfehle ich, es einmal mit der buntblättrigen Glechovia zu versuchen. Sie könnte ebenfalls eine beliebte Zimmerpflanze werden, weil die Blätter einen aromatischen pfef- ferminzartigen Duft be- sitzen. Glechoma hederacea fol. var. In der Handelsgartnerei von O. Bernstiel, Eornstei Glechoma hederacea fol. var. Von Otto Bernstiel, Versandt- und Farngärtnerei in Bornstedt hei Potsdam. (Hierzu eine Abbildung.) 'lese zierliche Ampelpflanze ist, wie ich annehme, keine heit. und fristet jedenfalls schon lange Jahre unter Ai; Öffentlichkeit ihr Dasein, nur ist es eigentümlich, daß e Da sich ihrer jetzt auch Freund Kohlmannslehner freundlichst angenommen hat, so wird man diese Ampelpflanze bald in jeder Gärtuerei finden. An verwendbaren und leicht zu kultivierenden Ampelpflanzen ist kein Überfluß und wird Glechoma eine Lücke aus- füllen, da sie allen Anforderungen genügt. Wenn sie auch nicht durch schöne Blüten besticht, so sind die langen Ranken mit den grünweißen Blättern, welche denen der Pelargonie „Maxi. Salkray'-^ täuschend ähneln, sehr apart und auch für feine Binderei verwendbar. Sollte Glechoma, besonders als Balkonpflanze das halten, was sie verspricht, so wird sie z. B. in die jetzt meistens sehr eintönig mit Pelarg. peltatum be- pflanzten Berliner Balkone, wie auch in die meistens ebenso und mit Efeu be- pflanzten Berliner Restau- rations- Ampeln eine dan- kenswerte Abwechselung bringen. Begonia hybrida „Aalsmeers Glorie". Zur Eigänzung des Artikels in No. 14 über diese neue Begonie, die dort fälsch- lich als Begonia ,,Äls)neer Oloire^' bezeichnet wird, ging uns aus Holland eine Mitteilung zu, der wir entnehmen, daß Begonia ., Aalsmeers Olorie'\ so lautet der Name, den der Züchter D. J. Keessen in Äalsmeer, Holland, der Sorte gegeben hat, eine Begonia- schar ffiana - Hy- bride ist, die sich nur aus Kopfstecklingen vermehren läßt. Es ist bedauerlich, daß die neuen Sorten so häufig unter ent- stellten Namen in den Handel kommen, obwohl es eine An.standspf licht dem Züchter gegenüber wäre, seine Züchtung unter dem von ihm gewählten Namen zu verbreiten. H. Seh. i. Aalsmeer. Aspidium falcatum wurde in dem Artikel über Scolopendrium officina- rum f. undulatum in No. 11 als Freilandfarn bezeichnet, welcher Auf- fassung ich widersprechen möchte. In meinem, dem Ostwind ausgesetzten Grundstück überwintert Adiantum pedatuyn L. gut, als Freilandfarn nicht bo- Park unter hohen Buchen hat darauf- ils Ampelpflanze. t bei Potsdam, für die Di. Neu- chluß der so nettes 'flänzchen bis jetzt so wenig verbreitet ist. Bei einer Anwesenheit in Holstein fiel mir in einer dortigen Gärtnerei eine schöne Qlechoma auf, so daß ich mir sofort Vermehrungspflanzen davon anschaffte. während sich Aspidium falcatum währt hat. Auch bei Versuchen in dieser Farn zwar einen Winter ausgehalten, ist aber folgenden zugrunde gegangen. Es wäre interessant zu erfahren, in welcher Gegend Deutschlands Aspidimn falcatum mit Erfolg als Freilandfarn kultiviert wird. A. Herbst, Wandsbek-Maiiental. Adiantum sollte man während des Winters nicht in Treibereien aufstellen. Unter dem Einflass der hier stark mic Feuchtigkeit ge- sättigten Luft stellt sich ein weißer Schmarotzeipilz ein, der die eben hervorbrechenden Wedeltriebchen befällt und vernichtet. Durch vomber- gehenden Standort in sonniger, trockener Luft wird der Pilz abgetötet. Die Gartenwelt. IX, 21 Helxine SoleiroHi. Verfasser für die „Clartenwelt" geze ;Helxine Soleirolii Reg. Di, (Hierxu eine ese uiedliehe, kleine Urtioacee von Korsilia und Sardinien, wo sie in schattigen feucliteu Felsspalten als kriechendes Pflänzohen vorkommt, fand ich auf einem Streifzuge in einer Marktgärtnerei Twickenhams. Man hatte sie dort von einem Londoner Privatmanne als eine unbekannte Neuheit bekommen, nach dem Botanischen Garten in Kew geschickt und erst nach erfolgter Blüte als Helxine Soleirolii bestimmt erhalten. Das kriechende Pflänzohen mit den kleinen, teils stumpf herz-, teils stumpf nierenförmigen, freundlich-grünen Blättern und rötlichen Stengeln erinnert an die hübsche Nerfera ikpressa^ ist aber viel anspruchsloser, dabei raschwüchsiger als diese. Tuffsteine sah ir-h dicht mit dem leichten Rankengewirr überspannt, zwischen diu Töpfen lugten die grünen, in der Asche wurzelnden Triebspit/.'ii hervor, ja selbst in dem anscheinend immer nur halbgefüllten Wasser- behälter wucherte die unverwüstliche Helxine in dem dicken Überzug Monate alter Algen und Moose und hing bis in den Wasserspiegel hinein. — Einige eingepflanzte Ranken überziehen bald lückenlos den ganzen Topf. Ältere Pflanzen wachsen über den Topfrand hinaus und sind als Ampelpflanzen und zum Bepflanzen von Drahtkörbchen, die man hier recht viel sieht, gut verwendbar. Handelswert hat ja dieses bescheidene Mauerpflänzchen kaum, aber zur Bekleidung von Stein- und Felsengruppen im Warm- und Kalthause und Winter- garten im Verein mit Selaginellen und der bei uns auch so selten anzutreffenden Sibtfioi-pia europaea, zur schnellen Herstellung eines dichten Teppichs, als Ersatz für den unvermeidlichen Selaginellen- Ra.sen, für Pflanzen- sammlungen und Liebhaber ist es wertvoll, und daher verdient die kleine Südländerin ein em- pfehlendes Wort auf ihren Lebensweg. Walter Dänhardt. Schling- pflanzen. Pilogyne suavis Schrad. (Hierxu ein,: Ah- bildung.] YV enn wii' schönblühende Fes- tons im Freien bil- den wollen, so haben wir nur eine be- .,.(,pi,i,.,i,. Auswahl von hierzu geeigneten Pflanzen. Mina lobata,Gobaea scmidens. Oyclan- thera wachsen zu üppig, um eine gleichmäßige Guirlande zu bilden, auch Maurandia and Lathyrus eignen sich nicht sehr gut. Pilogyne suavis ddr- gegen verdockt manche Mängel und eignet sich gut zur Festonbildung. Die beistehende Abbildung zeigt die Verwendung der Pilogyne oder Melothria punctata Cogn , wie sie neuerdings heißt, als Feston zwischen Fuohsienhochstämmen im Leipziger Palmengarten. Sie wächst rasch, sodaß sie bald ansehnlich wird, läßt sich sehr gut im Schnitt halten und bildet durch die kleinblättrige Belaubung eine reizende Guirlande. Die alten Pflanzen topft man im Herbst wieder ein und überwintert sie kalt; sie bilden am Wurzelstock ein Rhizoni und man kann sie ganz einziehen la.ssen und ziemlich trocken halten. Im zeitigen Frühjahr rege man sie wieder an tmd decke seinen Bedarf an Stecklingen gleich von den ersten Trieben, die sehr leicht wachsen. Zeitiges Abhärten und öfteres Stutzen ist notwendig. Die vielen Nachfragen nach dem Namen dieses Sclilingers bewiesen uns aber, das P. suavis noch nicht sehr bekannt ist, und ich bin überzeugt, daß eine gleich reizende Schlingpflanze für Guirlanden oder Festons nicht existiert. Crusius. Mannigfaltiges. Zur Vertilgung der wilden Kaninchen. -Dekanntlich ist die Kaumchenplage in manchen Gegenden Deutschlands für die Landwirte, Gärtnerei- und Baumschulenbcsitzer unerträglich geworden. Unter diesen Umständen ist eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes vom 2.ö. Januar v. J , wie die Köln. -Ztg. -• liivilit. nicht nur für die Jäger von Bedeutung, sondern besonders auch Im <\\r l.aiiilwirte usw. in allen den Gegenden, wo viele wilde Kaninchen voiiiandeii sind. Die Kaninchen vermehren sich ja meist so stark, daß selbst dort, wo ein angemessener Abschuß oder die Vertilgung durch Frettchen und Gift erfolgt, die Klagen über den von den Kaninchen an Feldern und Forstkulturen angeiichteten Schaden nicht verstummen wollen. AVo aber gar dei- gute Wille fehlt, der Kaninchenseuche nach Möglichkeit abzuhelfen, da findet nicht nur eine schwere Schädigung der Landwirte statt, sondern es wird auch eine Erbitterung unter der Bevölkerung erzeugt, die politisch sehr bedenklich ist. Die Verwaltungsbehörden haben deshalb von jeher nach Möglichkeit auf eine Einschränkung der Kaninchenplage hin- gewirkt. Es war aber eine schwierige Aufgabe für sie, in wirksamer Weise einzugreifen. Nach g 28 des Jagdpolizeigesetzes kann der Landrat als Jagd- polizeibehörde bei erheblichem Wild- schaden den Jagd- pächter zum Ab- schüsse des Wil- des auffordern und, wenn dieser Auf- forderung nicht Fol- ge geleistet wird, den Grundbesitzern die Genehmigung erteilen, dasaufihr? Grundstücke über- tretende Wild auf jede erlaubte Weise zu fangen, nament- lich auch mit Än- wendungdesSchieß- gewehrs zu töten. Im zweiten Absatz des- selben Paragraphen wurde dem Land- rat dann die näm- liche Befugnis für Kaninchen erteilt. IX, 21 Dlie Gartenwelt. 247 Nach dem aber durch § 15 des Wildschadengesetzes bestimmt war, daß wilde Kaninchen dem freien Tierfange unterliegen, ging die Auffassung der maßgebenden Instanzen dabin, dall die Landräte Anordnungen wegen Abändenmg des Wildstandes bei den Kaninchen nicht mehr zu treffen befngt seien, weil Kaninchen kein Wild mehr seien, und daß der Absatz 2 des § 23 des Jagdpolizeigesetzes durch den § 15 des Wildschadengesetzes als aufgehoben angesehen werden müsse. Für die Vertilgung der Kaninchen war man hiernach auf den Fang in Tellereisen, mit Frettchen, auf das Ausgraben der jungen Kaninchen aus den Satzröhren und auf das Einbringen von Schwefelkohlenstoff in die bewohnten Baue angewiesen. Da aber die Freigabe der Kaninchen für den Tierfang natürlich noch nicht das Recht, fremde Grundstücke zu betreten, in sich schloß, so war mit den an sich schon unzulänglichen Mitteln die Kaninchenplage nicht wirksam zu bekämpfen, fn der Literatur teilte man die Auffassung der Zentralinstanzeu vielfach nicht, besonders trat der Oberlandes- gerichtspräsident Holtgreven in seinem Kommentar des Wild- schadengesetzes dafür ein, daß § 23, Absatz 2 des JagdpoHzei- gesetzes noch gül- tig sei, und das Oberverwaltungs- gericht hat jetzt diese Auffassung als richtig aner- kannt. In der Be- gründung des Urteils wird darauf hingewie- sen, daß die Kaninchen zur Zeit des Erlasses des JagdpoUzeigesetzes in desseuGeltungsbezirk durchaus nicht überall zu dem vom freien Tier- fange ausgenommenen jagdbaren Wilde ge- hört hätten. Wenn gleichwohl der Land rat allgemein, also auch für die Bezirke, in denen Kaninchen dem freien Tierfange unterlagen, ermächtigt worden sei. den Grundbesitzern den Fang und die Erlegung mit dem Schießgewehr zu gestatten, so sei es klar, daß damals die Freigabe der wildi'n Kaninchen für den Tierfang nicht als ein un- bedingt ausreichendes Mittel erachtet worden sei, um die zur Ausübung des .Jagdrechtes nicht befugten Grund- besitzer vor Schaden zu bewahren. Die Freigabe des Tierfanges allein habe nicht die Wirkung, daß damit die Gesetze ihre Gültigkeit verloren haben, die die Befugnis der Aufsichtsbehörden zu erzwing- baren Anordnungen gegenüber dem Jagdpächter regeln. Die fort- dauernde Gültigkeit des § 23, Absatz 2 des .JagdpoUzeigesetzes sei außer Zweifel. Hiernach werden die Landräte wieder befugt sein, Genehmigungen zum Abschuß von Kaninchen an die Grundbesitzer zu erteilen, wenn der Jagdpächter der Aufforderang, für genügenden Abschuß zu sorgen, nicht nachkommt. Damit scheint ein wirksames Mittel für die Bekämpfung der Kaninchenplage gegeben zu sein. An sich allerdings bietet die Schußwaffe noch keine Gewähr für die erfolgreiche Vertilgung der Kaninchen, weil Übung dazu gehört, die Kaninchen abzuschießen. Die Hauptbedeutung der Befugnis, solche Abschußgenehmigungen zu orteilen, beruht vielmehr darin, daß die aiigt Jagdpächter geneigt sein werden, selbst für ( tilgung der Kaninchen zu sorgen, um zu Personen in ihrem Jagdbezirk die Jagd auf Kanineln-n ausüben. Auf alle Fälle ist die Gerichtsentscheidung jnit Freuden begrüßen. Vei-- fremdo Ein hübsches Bureaukratenstflckchen ist in der Handels- uiid Gewerbekammer für Oberbayern zur Sprache gebracht worden. Nach einer Verordnung vom April 1904 der Generaldirektion der bayerischen Stsatsbahnen werden nämlich Rotkohl, gelbe Rüben usw., weil ihnen die grüne Farbe fehlt, nicht mehr nach dem für ,,grüne", d. h. frische Gemüse geltenden niederen Frachtsatz befördert. Mehrere Gemüse-Großhändler veiJangen Aufhebung dieser sonderbaren Ver- fügung; die Handels- und Gewerbekammer schloß sich diesem Ver- langen natürlich an. Cornu D.. Gehölze. Com IIS saiiuiiiiiea fol. var. Von Eugen Jos. Peters, Giaz. {Hicrxii eine Äbhildung.) veißbuntblättrige Form des blutroten Hartriegels Cornus fol. var. gehört, wie die leider der Farbe ermangelnde Abbildung zeigt, zu den besten unter den zahlreichen, unseren Gärten und Parkanlagen zum Schmucke gereichenden Ziersträuchern. Manche davon tun sich wohl durch eine größere und aus diesem Grunde auffallendere Belaubung hervor, doch macht sich dieser Hartriegel ganz besonders durch seine wirklich ausnehmend hübschen, auf weite Entfernung hin ins Auge fallenden, mehr oder weniger weißbunten, oft, vor allem an den oberen der vollen Sonne ausgesetzten Zweig- 248 Die Gartenwelt. IX, 21 spitzen ganz woiRen Blattei' bemerkbar. Er ziert auch dui'ch seine lebhaft rotgefärbten Äste und Zweige, weniger durch die gleich den Blättern weißgefärbten, daher von die.sen sich wenig abhet enden Blüten, die im Mai — Juni in Enddolden an den Spitzen der Zweige zum Vorschein kommen. Den Bltiten folgen kugelige, bei völliger Reife schwarzrot gefärbte Steinfrüchte. Da die Stamniart dieses hübschen, sehr kulturwürdigen Strauches ihre Heimat in Ländern mit meist starker Winterkälte hat, im rördlichen und mittleren Europa, sowie im nördlichen Asien und in Nordamerika zu Hause ist. so folgt daraus, daß er bei uns während der lauhen .Jahreszeit keinerlei Decke nötig hat. Die schönsten Arten und Varictiiten Galtung Rh US. der xlbgesehen von dem bekannten, in voller Entwicklung, die er jedoch nur in Einzelstellung erlangt, herrlichen Perückeubtrauch, RIms Cofinits L., sind als die schönsten und empfehlenswertesten der ■«Gattung die Arten Rliits cjlabraL., kahler Sumach, mit seinen beiden Formen Eh. glabra rar. elegans Engler und Rhvs glabra elegans laciniata Carn'ere neben RIms semialota rar. Osheckii de Canclolle zu bezeichnen. Ganz besonders gilt dies auch lür kleinere Räume und Anlagen, weil diese sehr interessanten Gehölze nur von verhält- nisniäliig geringem Umfange sind und man deshalb schon bei der An- pflanzung die passendste Stelle auch für spätere Zeiten bestimmen kann. Mit ihrer ganzen Gestalt wehren sich jedoch die genannten Alten und Formen gegen gemischte Gesellschaft und verlangen Einzelstellung im Rasen, woselbst sie sich dann auch, gleichsam wie aus Erkenntlichkeit, in allen ihren Einzelheiten auf das Vorteilhafteste präsentieren. Leider begegnet man ihnen trotz ihrer Schönheit in Form und Färbung in den Gärten und Anlagen nur sehr selten. Dabei sind sie aber nicht teuerer als die meisten für die gleichen Zwecke verwendeten Solitairgehölze, aber weit interessanter als viele derselben. Der etwa 2 Meter hoch werdende kahle Sumach, Rhus glabra — die Stammart der folgenden beiden — ist in Gestalt dem Geweih- suMiach, Rh. typhina L. ähnlich. Er hat 35 bis 40 cm lange Blätter und schmale, scharf gesägte, länglich lanzettförmige, unten blau- grüne und völlig kahle Blättchen und große gelblichgrüne ßlüten- rispen an den Zweigendeii und ist ein schöner Solitairstrauch mit prachtvoll roter Herbsifärbung. In der rotbluhenden Form elegans mit ihren Zweigen, dem intensiver bläulichen Tone der Belaubung und schönen roten Blütenrispen hat der vorstehende einen eben- bürtigen wenn nicht überlegenen Nebenbuhler um unsere Gunst. Rhii.^ glahrn ilegans laciniata., die geschlitztblättrige Form, die wohl erst gegen die Mitte des vergangenen Jahrhunderts aus China in Europa eingeführt wurde, ist eine herrliche hochinteressante und ornamentale, aber seltene Erscheinung in unseren Anpflanzungen. Alle seine Teile: die bräunlichgrauen etwas warzigen alten Zweige, wie die .stumpfkantigen jungen Triebe; die elegante, oben dunkel- grüne, an der Unterseite grauweiß bereifte zarte Belaubung mit ihren etwa 40 bis 45 cm langen und ca. 15 cm breiten, länglich eiförmigen Blättern und fiederspaltigen, oft selbst wieder gefiederten Blättchen, geben dem schönen Strauche sein hoohornamentales Aus- sehen, weswegen sein Platz stets gesondert und bevorzugt sein muß. Seine Herbstfärbung ist ebenso prachtvoll rot wie bei der Stammart. Diese Sumach-Arten wach.sen gut. Nach Anpflanzung in rohem, ungedüngtem, scharf kiesigem Boden zeigte sich das Gedeihen als sehr zufriedenstellend und wird in kräftigem Boden jedenfalls rascher und üppiger auch in bezug auf Blätter und Blütenrispen sein. Ver- mehrung aus Wiirzelausläufern. Rlnis seniialata vor. Osbeekn, Osbeoks halbgeflügelter Sumach, aus Japan und China, bildet im Gegensatz zu vorgenannten Strauch- formen einen durch seine Belaubung und Blütenrispen nicht minder hochintere.ssanten und ornamentalen kleinen Baum von 3 bis 6 ra Höhe und darüber. Die Blätter, fast so elegant wie die der Rktis glabra elegans laciniata, mit etwa 5 cm langem Stiele sind oft mehr als 40 cm lang und halb so breit. An dem allgemeinen geflügelten Blattstiele .sitzen eine größere Anzahl, 8 bis 12, kleine kurz gestielte und grob gesägte, oben dunkelgrüne und behaarte, unten mit gelblich weißem Filz bedeckte kleine Blättchen mit aufgesetzter Spitze. Die Blütenrispen -- Juli-Augu.st — bis 40 cm lang und an der Basis beinahe ebenso breit, bestehen aus kleinen weißen Blütohen Der kleine Baum tiägt auf kurzem Stamme eine mehr rundliche, stark verästelte, breite Krone. Während sich dieser durch ßelaubung und Blütenstand gleich interessante Baum um Paris ganz hart erweist, im südlichen Deutsch- land demnach den Winter auch ohne Nachteil erträgt, ist er im übrigen Deutschland nur in sehr geschützten Lagen winterhart und muß gedeckt werden, dagegen hielt er in Mitteldeutschland Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre ohne Bedeckung gut aus. Über sein späteres Befinden weiß ich allerdings nichts Bestimmtes. Selbst wenn man den zuletzt genannten schönen Zierbaum als nicht ganz sicher ausläßt, hat man in den drei vorher angeführten Strcauolifornien wirklich herrliche und hochornamentale Snlitair- stiäucher, die jedem Freunde eigenartiger und hochinteressanter Gehölze warm zu empfehlen sind. Dagegen ist die Anpflanzung des Giftsumachs, Rhus Toxico- dendron L.. der sehr giftig ist und des sehr gegen Kalte empfind- lichen Firnisbaums, RIms vermicifera DC Sgn. reriiisco L., wo es sich nicht ausschließlich um wissenschaftliche Zwecke handelt, keines- falls zu empfehlen. Der baumartige, bekannte Geweihsumach oder Essigbaum, Hirsch- kolben-Sumach ist zwar im Herbst ebenfalls oft prächtig gefärbt und trägt schöne Fruchtkolben, wird aber durch seine allzureichen Wurzel- ausläufer in großem Umkreise sehr unbequem und ist für kleinere Verbältnisse jedenfalls nicht zu empfehlen. Sein Platz ist nur in großen Parkanlagen. G. S. Koniferen. Pinus Nelson! ist eine neue Kiefernart, die von E. W. Nelson, von der Biologischen Warte der Ver. Staaten im Juni 1898 auf einem Berge bei Miquihuana, nahe bei der Grenze zwischen den Staaten Tamanlipas und Nuevo Leon in Nordost-Mexiko gefunden imd gesammelt wurde. Ein typisches Erkennungszeichen dieser neuen Art ist, daß sie auf dem Rücken der Zapfenschuppen keine harte Erhöhung haben, wie z. B. P. albicaulis. Die Zapfen springen nicht auf, sondern schrumpfen zusammen, sodaß die Samen teilweise zum Vorschein kommen, aber nicht herausfallen, und wenn sie den Krähen und Eichhörnchen entgehen, hängt ihre Freiwerdung von der Ver- witterung des Zapfens ab. Gleichzeitig mit dem Fehlen der Höcker sind die Holzfasern, welche das Gerippe der Schuppen bilden, außer- gewöhnlich schwach, als ob die Vorsehung Vorkehrungen für ihren baldigen Zerfall getroffen hätte. Wegen der Bauart des Zapfens, des außergewöhnlich langen Stiels und der bei einer anderen Kiefer nicht beobachteten Festigkeit der Grundscheide wird P. Nel- soiii als neue und seltsame Art beschrieben. Die botanische Be- schreibung ist wie folgt: Zweige sehr dünn, deutlich graugrün, aschgrau werdend. Blätter 7 cm lang zu dreien mit gesägtem Rand, aber mit den Oberflächen so zusammenhängend, daß es den Anschein hat, als ob die Art einnadelig sei. Schuppen andauernd. Ätem- öffnungen auf der ganzen Oberfläche. Fibrovasalsträuge einfach, Unteihautzellen groß, meist eine Zellreihe (zuweilen auch zwei Reihen) stark und die Randharzgänge umschließend, die aber oft fehlen. Verstärkungszellen auch über und unter den Fibrovasalsträngen. Zapfen untergipfelständig, symmetrisch, gegen 7 cm (2'/, ") lang, nahezu zylindrisch und von sehr langen, kräftigen, gebogenen Stielen getragen. Schuppenhöcker nahezu rhomboidal, der Querdurchmesser beträchtlich länger, der Länge nach zusammengepreßt, deuthch mehr oder weniger zurückgebogene nahezu dreieckige Höcker, Samen groß, ungeflügelt. Nelson. No. 4501 Nat.-Mus., Washington. Gard. Chron. 921. Band. 30. IX, 21 Die Gartenwell. 249 w Unsere Mitarbeiter. ('. A. rurpiis. sind lieuti' in der Lage unseren Lesern da.s Forträt unseres Mitarlieiters 0. A. Furpus zu bieten, dem die Gartenwelt manche interes.sante Abhandlung zu verdanken hat. Unter den er- folgreichen Sammlern gärtnerisch wichtiger Pflanzen steht Purpus zweifellos mit an erster Stelle. Wir verdanken ihm unter anderm die Einführung der Winterhärten Kakteen, der Äbies arixonica, sowie zahlreicher Geholze und St.iuden von dauerndem Werte. Purpus ist nicht Gärtner von Beruf, wie sein Bruder A. Purpus, der Inspektor des botanischen Gartens in Darmstadt, welcher gleichfalls zu unseren langjährigen Mitarbeitern gehört. C. A. Purpus stammt aus der Rheinpfalz, studieite in Gießen Pharmazie, gab jedoch diesen Beruf auf, um sich seinem Lieb- lingsfache, der Botanik widmen zu können. Als Jüngling be- reiste er die Schweiz, den Vor- arlberg, den Schwarzwald, die Vogesen, und andere Gebiete, um Pflanzen zu sammeln, und bildete sich auf diesen kleineren botanischen Touren für seinen gegenwärtigen Lebensberuf, zum botanischen Sammler, aus. Im Jahre 1887 machte <\ A. Purpus. gemein.sohaftlich mit seinem jetzt in Darnist.idt tätigen Bruder, seine ei-ste größere Sammelreise nach Nord- amerika, die ihn nach Kanada, hauptsächlich in die Gegenden längs der Indian-Pacific-Eisen- bahn führte, welche beide bo- tanisch durchfwschten. Auf die- ser Reise wurden Samen von Koniferen und andern Gehölzen und Stauden gesammelt und nach Deutschland geschickt. Später bereiste A. PurpUN die östlichen Staaten der Union, während C. A. Purpus in As.si- niboia, einem Territorium in Britisch Columbia und auf der Insel Vancouver sammelte. Eine zweite Reise führte Purpus nacli Dakota, Montana, Idaho, Oregon und Washington, eine dritte Reise nach Illinois, Michigan und Ohio. In den Jahren 1891 bis 1893 bereiste Purpus Colorado. aann das nördliche Cahfornien. in den Jahren 1897 bis 1898 das mittlere Californien. haupt- sächlich die Sierra Nevada, als- dann das östliche und südliche Californien, das südliche Nevada, das nördliche Arizona und süd- liche Utah. In den folgenden Jahren wurde das mittlere Baja California (Mexiko), im Jahre 1000 das mittlere Arizona, ein Jahr darauf der südliche Teil von Baja California durchstreift. im Jahre 19ÜL' zum zweiteumale A. Purpus das südliche Baja California und die Westküste von Mexiko, Sonora und Sinaloa, alsdann zu Wagen das südliche Arizona, Neu-Mexiko und Texas, später (nicht per Wagen) die Staaten Chihuahua. Coahuila, Zocateoas, Mexiko in Mexiko. Im .lahre 190.3 bis 1904 bereiste er wieder das südliche Arizona und Mexiko, und zwar die Stauten Coa- huila, Suanagato, Jalisco, Colima. Vera Cruz Puebla usw., in Be- gleitung seines Freundes Kolonel Hochderfer aus Flaystoff, Arizona. Auf allen diesen Reisen wurden ca. l.öO bis 200 neue Pflanzen entdeckt, darunter ein neues Genus Purpusia saxosa, zu den Rosaceen gehörend und in den Wüsten Nevadas wa<:hsend. Keiner wurden viele neue Kakteen gefunden, wie MamiUaria Genta. M Hochderferi in Mexiko. Eine neue Palme, Erythea Brawlegni. in Boja California. Einige dieser neuen Pflanzen wurden nach A. Purpus benannt, wie Cornus Purpusü, von diesem in Ohio entdeckt, andere nach C A Purpus und Col. Hochderfer. wie schon oben erwähnt. Nach langjähriger Ab- we,senheit von Deutschland, hielt sich C. A. Purpus im verflossenen Sommer bei seinem Bruder in Darmstadt auf, mit welchem er auch gemeinschaftlich an den Verhandlungen der deutschen dendrologischen GeselLschaft in Düsseldorf und den damit ver- bundenen Exkursionen teiUiahm. In seiner Begleitung befand sich auch Kolonel Hochderfer, der Gefährte seiner letzten erfolg- reichen Samnielreise. Unser l'.ild zeigt Herrn Purpus neben einem stattlichen Echinocactiis ci/iin(lrarei(s auf dessen heimat- lichen Standort bei Phoenix in .\.rizona. Der Kaktus mußte die weite Reise über den Ozean antreten. M. H. Gärtnerisches Unterrichts wesen. Bericht der Kgl. Lehr- anstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenhelm a. Rh. für das Etatsjahr 1903. erstattet vom Direktor Prof. Dr. Julius Wortmann. Berlin 1904. Verlag von Paul Parey.20.T Seiten, Preis geh. 3 Mk. 50 Pf. Ein äußeres Zeichen von der ständig an Umfang zu- nehmenden Tätigkeit der Anstalt im Dienste des Wein-, Obst- und Gartenbaues ist der statt- liche Bericht für das Jalir 1903. Der Inhalt zerfällt in vier größere Abschnitte: I. Schul- nacbrichten, IL Tätigkeit der Anstalt nach innen, III. Tätig- keit der An.stalt nach außen, IV. die Versuchsstationen. Für ehemalige Schiller und sölclie, welche die Anstalt besuchen wollen, ist der erste Abschnitt von besonderem Interesse. In den Kapiteln Weinbau, Obst- bau, Gartenbau sind eine Fülle wertvoller Ueobachtuiigen niedeigelegt, so Abhandlungen Die Gartenwelt. IX, 21 über Dauerhaftigkeit des Pfahlniaterials nach verschiedenen Methoden imprägniert, Versuche mit Hagelraketen, die übrigens ein negatives Er- gebnis hatten, Bericht der Kebenverediungsstation Eibingen-Geisenheini. Praktische Maßnahmen zur Bekämpfung der Schädlinge im Obstbau, Prüfung neuer Geräte, Bericht der Obstverwertungsstation. Aus dem Abschnitt Gartenbau sind günstige Versuche mit der Kultur von Orchideen in halbverrotteter Buohenlauberde, mit der Kultur von Chi^santhemum und ihrer Bespritzung mit Kupferkalklösung, Beobachtungen über verschiedene Veilchensorten (so befriedigten .sehr ..Prineesse de OaUes, ,.Californwa" -Veilchen als Frülijahrsblüher ..Kaiserin Auguste -Victoria^'- -VeAchen als Hei-bstblülu'rl Die Anstalt hat femer eine große Anzahl Pflanzenneuheiten t(..'prüft, wovon die Resultate im Bericht vermerkt sind. Es wuiden S Fuclisien-, lö Pelargonien-, 6 Chrysanthemum-Sorten beobachtet. Auch auf dem Gebiete des Gemüsebaues sind umfangreiche Veisuclie ver- zeichnet, nur sollte mehr Wert auf die Beurteilung der Verwendbar- keit der Produ'.:te im Haushalte und zur Konservenfabrikation gelegt werden, da darin die Güte der Sorten liegt und nicht lediglich im geschlossenen Wuchs bei Kohlarten und darin, daß Salatarten und Spinate spät in Samen schießen u. dgl. Der IV. Abschnitt enthält den Bericht über die Tätigkeit der pflanzenphysiologischen Versuchsstation von Dr. Karl Kroemer, den Bericht über die Tätigkeit der Hefe- reinzuchtstation von Assistent Dr. R. Schander, den Bericht über die Tätigkeit der önochemischen Versuchsstation von Dr. Karl Windisch, den Bericht über die Tätigkeit der pfianzenpathologischen Versuchsstation von Dr. Gustav Lüstner und den Bericht über die Tätigkeit der meteorologischen Station während des Etat.sjahres 1903 von demselben. Bemerkenswert ist eine Arbeit von Dr. Lüstner über die Bedeutung der Rüokenröhren der Aphiden (Blattläuse), worin der Nachweis geführt wird, daß die Rückenröhren ein Schutz- mitte! der Tiere gegen Feinde ist und daß auch die röhrenlosen Gattungen eine Schutzvorrichtung gsgen Schlupfwespen haben, indem ihr Körper mit Wachsausscheidungen bedeckt ist, wie bei Sckixo- neura u. a. Bücherschau. 15. Jahresbericht (1903) des Missouri Botanical Garden in St. Louis. Von William Tr.Mf;isc. St. Louis 1004. Aus der Fülle des in den Jahresbeiieliten des missourischen botanischen Gartens gebotenen sei in ereter Linie die vergleichende Arbeit von Samuel Monts Coulter über einige nordamerikanisclie Sumpfdistrikte (swamp areas) erwähnt. Gärtnerisch interessant ist deren pflanzengeographisoher Inhalt, da die Flora bis ins einzelne ge- schildert ist. Prächtige Illustrationen nach vorzüglichen Photographien zeigen charakteristische Vertreter dieser Suinpfdistrikte, die räumlich weit auseinander liegen und daher eine sehr unterschiedliche Vege- tation haben. Als Fazit der Floiuschilderung der zehn verschiedenen Rumpfdistrikte gibt der Verfasser eine Tabelle, worin das Auftreten der hauptsächlichsten Arten von Bäumen, Sträuchern, Stauden und Kräutern vergleichsweise zusammengestellt ist. Diese Tabelle darf als außerordentlich lehrreich angesehen werden. Von den Abbildungen seien erwähnt die von Nyssa uniflora, Forestiera acuminata, Taxo- dium distiehum von gewaltiger Größe mitten im Wasser stehend, Jaoeodium und Nyssa, Rkiwphora Mangle und zahlreiche Vege- tationsbilder. — Perley Span Id inj; lii-.liii.ibt zwei Pilzarten, Flammula sapineus Fr. und C/niii/,,j,i,s /m/nIrns, die in Hohlräumen auftreten, erzeugt von holzbohiHiiibn Insi'kfn. Diese Arbeit mit zahlreichen vortrefflichen Abbildungen zeigt, wie gefahrvoll die Minierer unter den Insekten sind, da ihre an sich schädliche Tätigkeit noch das Auf- treten von das Holz zersetzenden Pilzen begünstigt. Der Direktor William Trelease berichtet von einer im Habitus abweichenden Begonia, die er beim Sammeln von einer noch nicht beschriebenen Agave zufällig bei Iguala im mexik. Staate Guerrero gefunden hat. Es i.st eine neue Art Begonia unifolia Rose, eine Art der Sektion Htisxia. Die Pflanze hat nur ein Blatt, das dem Erdboden aufliegt. Das Blatt ist 10— .30 cm breit mit niei.st 10 — \2 strahlenförmig ausgeh'-iidi'ii ein- oder zweimal gegabeltem Nei-ven. tief herzförmig mit übereinanderschlagenden Lappen. Vor- treffliche Abbildungen ergänzen die interessante Beschreibung dieser eigenartigen Begonie. Abweichende Hautchenüberreste bei einigen eßbaren Agaricus- Arten sind Gegenstand einer weiteren Arbeit von WilliamTrelease. Die Hutpilze sind bekanntlich im unentwickelten Zustande mit einem Häutchen uriigeben, das schließlich reißt und am Stiel meist als Ring und auf dem Hute und am Rande als Stücke übrig bleibt. Bei Lepiota naucimis tritt dieser Ring in verscliiedener Form auf. Bei Agaricus amygdalinus bleiben Häutcheiirückstände an den Lamellen. Bei der schmackhaften Ilypkoloma appendicttlatum bleibt das Häutchen am Rande des Hutes gewöhnlich in unregelmäßigen Fetzen zurück, während es bei amerikanischen Pilzen dieser Art häufig ganz fehlt. Den Schluß bildet ein Verzeichnis aller Bücher und Schriften, die von Januar 1899 bis Dezember 1903 vom botanischen Garten veröffentlicht wurden oder die ihre Entstehung der Benutzung der wissenschaftlichen Einrichtungen des Gartens verdanken. W. Tscheuke. Bemerkenswerte Bäume des Großherzogtums Hessen in Wort und Bild. Herausgegeben vom Großh. Ministerium. Verlag v(.in Zedier & Vogel in Darmstadt. Aus dem Bestreben, die Naturdenkiniiler, die Zeugen grauer Vorzeit der Nachwelt zu erhalten, indem man die Aufmerksamkeit der Gegenwart auf sie lenkt, ist das vorliegende Prachtwerk, die Flucht jahrelanger Arbeit, hervorgegangen Auf f>l Abbildungen, darunter 3.Ö Lichtdrucktafeln führt es, begleitet von erläuterndem Text die bemerkenswertesten Bäume des Gioßherzogtums Hessen vor und reiht sich somit würdig den in der letzten Zeit erschienenen Publikationen ähnlichen Inhaltes an, wie „Baumalbum der Schweiz", „Bemerkenswerte Bäume des Großherzogtums Baden" von Prof. Klein usw. Es sind fast durchweg altehrwürdige Eichen, Buchen, Ulmen und Linden, mit denen das Buch sich befaßt, so die „Schöne Eiche bei Harreshausen" in Starkenburg, die Mutter unserer Pyramideneichen, die Schimsheimer „Effe", einer Feldriister, TJlmus eampestris, der stärkste Baum Deutschlands, denn der Stamm mißt über 15 Meter im Umfang, u. a. Abnorme Krüppel, die häufig als etwas ganz besonderes angesehen werden, sind dabei nicht berücksichtigt. Die Abbildungen sind meist vorzüglich und die Beschreibung klar und fließend. R. Aus den Vereinen. Dei Ztttauer Gärtnerverein l'eging am 10. Januar in feier- licher Weise sein l'.t jähriges Stiftungsfest. Einen Rückblick auf die Geschichte dieses Vereins gab der A'orsitzende, Gartenbesitzer und Handelsgärtuer Heinrich Berger, in seiner schwungvollen Festrede. Danach wurde der Verein 18S0 auf Grund einer Aufforderung in den Zittauer Tageszeitungen unter dem Namen Verein Zittau er Gemüsegärtner von 102 Gärtnern gegründet. Der Verein hatte im wesentlichen wirtschaftliche Ziele. So versuchte man die Be- schaffung der Sämereien für die Mitglieder in der Weise, daß der Verein Spareinlagen annahm. Dieser Versuch hatte jedoch nicht den erwünschten Erfolg, und man ernannte in dieser Angelegenheit die Saraenkommission, welche seit ihrem nunmehr 14jährigon Be- stehen für rund 700()0 Mk. Samen für die Mitglieder des Vereins besorgte. Diese Kommission war ein sehr guter Lebensnerv für den Verein, denn bei ?5 Prozent Gewinn von dieser Summe ergab dieses 3.^00 Mk. oder jährlich 250 Mk. für die Vergnügungskasse, und hier- durch wurde die Vereinskasse so gestärkt, daß andere Ausgaben daraus bestritten werden konnten. Auch war der Verein mit Erfolg bemüht die scharfen Bestimmungen der internationalen Reblaus- konvention für seine Mitglieder zu erleichtern. Der Verein zählt unter seinen Mitgliedern noch 33 .Kollegen, die an der Beginindung im .fahre 1880 teilgenommen hatten und mit Recht betont der Vorsitzende, daß Freundschaft und treue Mitarbeit, sowie ern.stes Streben die Schutzgöttinnen eines Vereines sein müßten. Das sollten sich andere A''ereinp merken und danach handeln und solchen Geist pflegen. IX. 21 Die Gartenwelt. Schutzzoll. Die neuen Handelsverträge. Nach laiigwi(>iif,'en Verhand- lungen sind endlich die Handelsverträge mit Oesterreich-Ungani. Kußland, der Schweiz, mit Belgien, Rumänien, Serbien und Italien zum Absclüuß gelanfrt und harren einerseits der Genehmigung de.s Keichstages, die ihnen aller Vorraussicht nach zu teil wird, da es liur zwei Wege, den der Annahme und den der Ablehnung gibt, andererseits der Ratifizierung mit den vertragschließenden Staaten. Wann die Verträge in Kraft treten, steht noch nicht mit Sicherheit fest; man nimmt an am 1.5. Februar 1906. Mit diesen Verträgen hat das gesamte wirtschaftliclie Leben Deutschlands vom nächsten .liibre ab bis zum 31. Dezember 1917 zu rechnen. Ob die Hoff- nungen der Landwirtschaft und die Befürchtungen der Industrie sich erfüllen werden, wird die beschichte lehren, die Kriegskosten zalilt in jedem Falle das deutsche Volk in seiner Gesamtheit, sei es. daß die wichtigsten Nahrungsmittel teurer, sei es, daß wertvolle Zweige der Industrie lalimgelegt und dadurch Arbeitskräfte frei werden, denen es schwer werden wird, Unterkommen zu finden, sei sei e.s auch, daß wir von anderen Staaten in industrieller Hinsicht überflügelt werden und unser Export, die Hauptquelle von Deutsch- lands Wohlfahrt, empfindlich geschädigt wird. Bei Neugestaltung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse bedarf es in erster Linie der Intelligenz jedes einzelnen Gewerbetreibenden, und auch der Handels- gärtner wird den neuen Verhältnissen gerecht werden müssen. Für die Baumscliulliranche, die Topfpflanzenkulturen, die Gemüsezüchter ist der erhoffte Zollschutz zur Wahrheit geworden, dagegen werden die Schnittblumenzüchter nicht befriedigt sein, da frische Blumen auch in Zukunft zollfrei bleiben, andererseits ist den Blumengeschäften eine schwere Sorge genommen, da Zölle auf fiische Blumen zahllose Geschäfte direkt unmöglich gemacht hätten. Nach wie vor bleibt es der gärtnerischen Intelligenz und Regsamkeit überlassen, die deutsche Zier- und Handelsgärtnerei vorwärts zu bringen, während andererseits auch unter den neuen Verhältni.ssen denen, die nichts leisten können, nicht zu helfen sein wird. Das beste Mittel zum Voi'wärtskommen sind nicht die ZoUplaokereien, unter denen doch die Gesamtheit und der Geschäftsmann zu leiden hat, sondern die Strebsamkeit, der vorausscluuiendü scharfe Blick und soziales Verständnis, an welchem es in gärtnerischen Kreisen noch sehr fehlt, sonst ließen sich nicht weite Kreise zu dem Glauben bekehren, daß dem Handelsgärtner nur hinter hohen Zollmauern wohl sei. Es sind nicht die wahren Freunde des Gärtners, die solche Dinge lehren. Wir geben nachstehend eine tabellarische Übersicht der gärt- nerisch wichtigen Positionen unter Berüchsichtigung der bestehenden Zollsätze und der Zollsätze, wie sie von Seiten des Vereins zur Be- förderung des Gartenbaus und vonSeiten einiger Reichstagsabgeordneten, als Vertreter der Wünsche aus Benifskreisen, vertreten wurden. Nr. d. Zoll- tarifs Vom Verein zur Be- förderung des Garten- baues vorgeschl. Sätze antonomer 1 Vertrags- Tarif Von anderer Seite gewünschte Zollsätze HandeJs- verträge per lüO kg Netto 39 40 '' I 42 i 43 I 44 ! Frische Küchengewächse, Kotkohl, Weißkohl etc., eßbare Kräuter, Knollensellerie, . Zwiebeln (Rum.)*) Einfach zubereitete Champignons (lt.) Tomaten (It.) . . .• Melonen, Pilze (Oe.) Lebende Gewächse: Zykasstämme. Palmen, indische Azaleen, Lorheer- bäume: Forstpflanzen Rosen Pflanzen in Töpfen Pfian'jen ohne Erdballen .andere Orcliideenbulbeu . Blumenzwiebeln und Knollen Frische Blumen. Blüten zu Binde- u. Zierzweckeu und Fabrikate daraus Frische Blätter, Gräser u. Zweige zu dem gleich. Zwecke Csi/aswedel, fiisch oder getrocknet Blumen, Blätter, Palmwedel, Blüten, Knospen u. Zweige zu Binde- u. Zierzweckeu, getrocknet Weintrauben, frische, zum Tafelgenuß: In Postsendungen bis 5 kg . Auf andere AVeise eingehend (It., Serb.. Rum., Oe.) (It.,Bel.,Oe.) Andere Trauben (It., Oe.) Anderes frisches Obst in Postsendungen bis 5 kg (47 ii auf andere Weise eingehend Äpfel, Birnen. Quitt.. Pflaumen, unverpackt od. nur in Säcken bei mindestens 50 kg Rohgewicht vom 1. IX — 30. XI Vom 1. XII bis 31. VUI In anderer Verpackung In einfacher Umschließung In mehrfacher Umschließung Aprikosen . . Pfirsiche Süß- u. Sauerkii-schen Mispeln. Hagebutten, Schlehen sowie anderes nicht genanntes Kern- und Steinobst Erdbeeren Ändere Beeren m. Ausn. d. Preißelbeeren Getrocknetes Obst: Durchweg allgem. Taiif 10,- auch Edelreiser frei 10,- Äutrag Wallenboin 40,-- 7,50 (Wangenheim) 300,— 100,— 500,— 150,— 15,— 150,- 50,- 250,- 50,- 200,- 75,- 250,- 2,50 10,- 4,— 8,— frei 12,— 10,- 250,- frei 10,— frei IC- frei 4,— *) .Abkürzungen: Rum. = Rumänien. It. Oesterreich, Bei. = Belgien. 252 Uie Gartenwelt. IX, 21 Rechtspflege. Zur Frage der Gewerbesteuerpfliclit von Bauni- schulenbetriebeii. JJer Inhaber einer Baumschule, der auf einer uugefähr 42 ha großen Fläche mit einem Buchhalter, 2 Obergärtnern und einer Anzahl Gehilfen und Arbeiter seineu Betrieb ausübte, war von der Steuer- behörde mit seinem ganzen Betriebe zur Gewerbesteuer herangezogen worden. Indessen waren nicht alle Bäume, die der Steuerpflichtige zum Verkauf brachto, auf seinen Ländereieii von Samenkorn und Stecklingen aufgezogen worden, sondern etwa 10 bis 12"!^ derselbdn wurden von ihm selbst angekauft und ohne weitere Behandlung weiter veräußert. Er erhob daher Einspruch gegen seine Ver- anlagung, indem er, unter Bezugnahme auf den Erlaß des Ministers für Handel und Gewerbe vom 20. Januar 1902, seine Gewerbe- steuerpflicht nur in betreff des mit fremden Produkten betriebenen Handels zugab, sie im übrigen aber — insoweit sein eigener Baum- schulenbetrieb in Frage steht — bestlitt. Da der Besohwerdefülirer in den Vorinstanzen mit seinem Einspruch abgevriesen worden war, rief er die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes an, und dieses hat denn auch seine An- schauung gutgeheißen. Allerdings ist der fragliche Betrieb, der ja auch in das Handelsregister eingetragen ist und eine kaufmännische Einrichtung besitzt, als Handelsgärtnerei anzusehen. Zur Begründung der Gewerbesteuerpflioht gehört aber nach § 4, No. 1 des Gewerbe- steuergesetzes, daß der Betrieb einheitlich als Kunst- und Handels- gärtnerei erscheint, wie das Oberverwaltungsgericht schon fmher erkannt hat. Die hierzu erforderlichen Merkmale treffen bei dem Gesamtbetriebe des Beschwerdeführers nicht zu, denn die dazu ge- hörigen besonderen technischen Einrichtungen erscheinen im Ver- hältnisse zu dem Umfange des Gesamtbetriebes unerheblich und von untergeordneter Bedeutung. Auch ist nirgends behauptet, daß be- sondere künstliche Methoden bei der Aufzucht und Behandlung der Pflanzen befolgt würden. Daß die Betriebsinhaber und ihre Gehilfen die zum Betriebe einer Baumschule und zur Ausführuug der Arbeiten nötige fachmännische Kenntnis und Schulung haben, macht diesen Betrieb noch nicht zu einem Kunstbetriebe. Der Gesamtbetrieb fällt darnach also nich unter den Begriff der Kunst- und Handelsgärtnerei, indessen darf die daraus zu folgernde Gewerbesteuerfreiheit doch nicht auf den Teil des Handels bezogen werden, der mit fremden Produkten betrieben wird. Aus diesen Gründen konnte die getroffene Steuerfestsetzung nicht bestehen bleiben, vielmehr mußte sie aufgehoben werden, um durch Verhandlung mit dem Beschwerdeführer den Ertrag aus dem gewerbesteuerpflichtigen Zweige des Betriebes zu ermitteln imd hier- nach eine neue Festsetzung zu treffen. A. R. Zeit- und Streitfragen. Der Aüfang vom Elend beim Herrschaftsgärtner, „iJärtner, 2.Ö Jahre alt, durchaus erfahren in allen Zweigen der Gärtnerei, sucht Herrschaftsstellung, wo baldige Veriieiratung gestattet ist." Die auffallend große Zahl solcher Stellengesuche läßt leider recht unerfreuliche Schlüsse zu auf die Art und Weise, wie unsere werdenden Gärtner ihr Streben betätigen. Für den, der solche Ge- suche veranlaßt, sind diese Zeilen nicht geschrieben. Es wäre auch schade um jedes Wort. Den anderen unserer jungen Fachgenossen sei es immer wieder gesagt und vor Augen gehalten, daß Verhältnisse, aus denen diese Stellengesuche hervorgehen, in neunzig von hundert Fällen den Anfang eines armseligen Daseins bedeuten, das zwischen „Sicheiusohränken" , Katzenbuckeln. Prozontejagen , Stellenwechsel und mißlichen FamiHenverbiiltnissen hinduroh sich einem ungewissen Ende zu bewegt. Wer es mit seiner beruflichen Ausbildung Ernst meint, wird einsehen gelernt haben, daß man mit 25 Jahren als Gärtner noch lange nicht „tüchtig in allen Zweigen des Faches"' sein kann. Er wird seine Zeit und seine schönsten Jahre besser anzu- wenden wissen, als sie mit Weibsleuten verplempern. Er wird sich in der Welt umsehen und dabei .seine Ideale etwas höher stecken lernen, wenn er sonst ein verständiger Mensch ist. Am rechten Platze wird er auch einmal über die üblichen 52 Wochen aushalten und sein Wissen und Können nach einer bestimmten Richtung hin vervollkommnen. War sein Streben recht, so wird er mit derselben Sicherheit zur richtigen Zeit als der rechte Mann auf den richtigen Platz kommen, wie der Unfähige und Träge ins Elend sinkt. — Hat man sich eine Existenz geschaffen, so findet sich die Gründung einer Familie als eine erfreuliche Sache ganz von selbst und immer noch zeitig genug. Wer aber mit 25 Jahren Privatstelle sucht, nur um recht bald heiraten zu können, der gleicht dem Esel, der sich mit seiner Ladung Scliwänime in das Wasser legte. Favero. Tagesgeschichte. Berlin. Eine neue gärtnerische Anlage mit Spielplatz wird im Norden zwischen der neuen und der alten Nazarethkirche entstellen. Hier befindet sich an der Schul- und Nazarethkirche ein der Stadt gehörendes Gelände, welches zum Teil an einen Gärtner, zum Teil als Lagerplatz veipachtet ist. Der Haus- und Grundbesitzer- Verein des Wedding ist vor k-urzem mit Rücksicht darauf, daß sich in der Gegend eine überaus rege Bautätigkeit entwickelt hat, in einer Petition beim Magistrat dahin vorstellig gewoi'deu, daß der Platz, der die Gegend in hohem Maße verunziert, in eine Anlage verwandelt und dem vor der alten Nazarethkirche bereits bestehenden kleinen Parke angegliedert würde. Auf diese Petition ist jetzt der Bescheid eingegangen, daß in den Etatsentwiirf für 1905 Mitte! für die Anlage eines solchen Parkes mit Spielplatz eingestellt worden sind. — Die „Beriiner Neuesten Nachrichten" schreiben, daß an die Berliner Gärtnereibetriebe in diesem Jahre anläßlich der Kaisei- Geburtstagsfeier außergewöhnliche Anforderungen gestellt worden sind, sodaß selbst die größten Gärtnereien kaum in der Lage waren, den Ansprüchen zu genügen. Wesentlich beeinflußt wurde da.<» Geschäft durch das Ausbleiben der Blumen und Pflanzen aus Italien. Durch die ungewöhnliche Kälte, die in diesem Winter in dem sonnigen Lande geherrscht hat, ist dortselbst lier gesamte Blumen- bestand vernichtet worden, sodaß die Italiener nicht in der Lage waren, wie sonst, Massen lief erungen zu bewirken. Die hiesigen Gärtnereibeh'iebe waren infolgedessen genötigt, eine ausgedehnte Blumenzucht in den Treibhäusern zu bewirken, wai-en aber dennoch nicht in der Lage, den für Kaisers Geburtstag' gestellten Ansprüchen zu genügen. So kam es, daß verschiedene Geschäftsleute, die für Kaisers Geburtstag ihr Schaufenster dekorieren wollten, nicht die für diesen Zweck notwendigen Blumen erhalten konnten. Wie Gärtnerei- besitzer und Blumenhändler versichern, haben sie seit 25 Jahren kein so gutes Geschäft gemacht wie in diesem Winter. — Der neue Etat für die städt. Park- und Gartenverwaltung hat eine wesentliche Erhöhung gegenüber dem laufenden Etat erfahren, selbst wenn die für den Erwerb der zur Anlegung des Nordparks erforderlichen Summe in Höhe von 1800000 Mark außer Betracht bleibt. Der Etat schließt mit einer Ausgabe von rund einer Million Mark, das heißt mit einer Mehrausgabe von 95800 Mark. Samenhandel. Der neue Österreichische ZoMtarif enthält eine neue Position No. 53, Samen aller Art in Briefen und dergleichen für den Detailhandel vorgerichtet, wofür nach dem auto- nomen Tarif ein Zoll von 50 Kronen, nach dem Vertragstarif (also Deutschland gegenüber) ein solcher von 15 Kronen per 100 kg in Anwendung kommt. Diese Bestimmung tritt im nächsten Jahre in Kraft. Im derzeit giltigen Tarife sind Samen für den Detailhandel hergerichtet niclit tarifiert. Der Vertragszollsatz ist so niedrig, daß die Ausfuhr von Samen in verschlossenen Paketchen kaum darunter leiden wird. VorRntwortl. Redakteur: Ms r, Berlin. — Terlag v. Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druei: Anhalt. Bochdr. Gntenberg, e G. m. b. H., Desäa«. Illustriertes Wochenblatt für den besamten Gartenbau. Jahrgang IX. 25. Februar 1905. No. 22. Xachdruck and Nachhildang aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Orchideen. Lacüa unceps var. alba. Vüii Michael Kraemer, Obergartner in Potsdam. [Hier KU xwei Abbildungen.) l^aelia aiweps alba mit ihren Formen ist einer der •schönsten Winterblüher, die wir haben. Die Blütezeit fällt in die Monate Dezember und Januar. Man hat leider in Deutschland wenig Gelegenheit, die Pflanze kennen zu lernen, weil sie so selten ist. Die Pflanzen sind nämlich in ihrer Heimat Mexiko so gut wie ausgestorben. Es ist deshalb leiclit zu erklären, daß der Preis für eine solche Pflanze ziemlich hoch ist. Ein einigermaßen starkes Exemplar kostet heute immerliin an .HO bis 50 Mk. Die Pflanze ist in Europa bekannt seit Ende der sechziger Jahre vorigen Jalirhunderts. Sie blühte damals zuerst in den Jahren 1867 und 1868 in verschiedenen Gärtnereien Englands. In ihrer Heimat hat man die Pflanzen fmher, wie sie noch zalilreicher waren, viel- fach in den katholischen Kirchen zu Weihnachten zur Schraückung der Altäre verwendet. Die Kultur ist nicht besonders schwierig. Viel Licht, viel Luft und, wie alle andern mexikanischen Orchideen, nicht zu viel Schatten im Sommer. Wird die Pflanze zu stark schattiert, dann hat man zwar Aussicht, schone, gesund aus- sehende Pflanzen zu haben, aber man bekommt wenig oder gar keine Blumen. Nach beendeter Blütezeit müssen die Pflanzen etwas kühler und trocken gehalten werden und eine gewisse Ruhezeit haben, je nach Umständen 2 bis 3 Monate. Während der Bildung des jungen Triebes resp. im Sommer ist eine Dmclischnittstemperatur von 18 — 20" C den Pflanzen am zuträglichsten ; einige Grad mehr, durch Sonnenwärme erzeugt, schaden aber nichts. Die Pflanzen haben ScheiiiknoUen von 10 — 15 cm Länge, welche etwas eckig gerippt sind, aber nicht in dem Grade, wie bei der Stammform Laelia anceps. Sie haben gewöhnlich ein oder mitunter auch zwei dunkelgrüne, länglich lanzettförmige, lederartige, steife Blätter. Der Blütenstengel ist gewöhnlich 50 — 80 om lang und trägt meistens 2, 3 oder 4 Blumen. Jede Pflanze trägt je nach ihrer Stärke bei guter Kultur 2, 3 und mehr BlOten- schäfte. Die Blumen haben 6 — 10 cm Durchmesser. Die Vai-ietät Laelia anceps alba hat reinweiße Blumen mit Aus- nahme der Lippe (des Labellums), an welcher eine blaßgelbe, scheibenförmige Tönung wahrzunehmen ist. Gartenwelt. IX. Die anderen bemerkenswerten Varietäten sind: Laelia anceps amabilis, L. ane. Dawsoni, Lael. anc. delicala, L. anc. sanderiana, L. anc. Stella, L. anc. schröderiana, L. anc. vestalis. Alle diese vorbenannten Varietäten haben reinweiße Sepalen und Petalen; der unterschied besteht nur in der verschiedenen Zeichnung der Lippe. Da die Pflanze, wie oben bemerkt, ziemlich hoch im Preis steht, kommt dieselbe als Schnitt-Orchidee nicht be- sonders in Betracht. Es ist dies wirklich zu bedauern, da ihr wenige Orchideen an Schönheit gleichkommen und die- selbe auch den Vorzug hat, daß ihre Blumen in abgeschnittenem Laelia anceps var. alba. Orig Die Gartenwelt. IX, ßliitenstiel von Laelia anceps va' Zvistande länger frisclibleiben wie die der Steiiiinfonii Laelia anceps. Nachschrift der Redaktion. Die Aufnahinen zu den beistehenden Abbildungen wurden in den Kulturen des Herrn C. F. Karthaus Anfang Januar d. J. gefei-tigt. Es waren zu dieser Zeit eine ganze Anzahl dieser schönen Laelien in Blüte, darunter auch Rispen mit vier Blumen und Pflanzen mit mehreren Blütenschäfteu. Für die Aufnahme hatten wir uns ein Exemplai' mit einem Schaft mit zwei Blüten aus- gewählt. Während die Alibildung der Titelseite eine gut kidtivierte ganze Pflanze zeigt, erkennen wir in der zweiten Abbildung die graziöse Haltung der Blumen auf schwankendem Stiele. — Herr Karthaus besitzt auch einen schönen Bestand an Phalaenopsis amabilis rimesladiana^ clie in Deutschland noch wenig ver- lireitet ist. Es sind aber begründete Atissichten vorhanden, daJ;l diese herrliche Phalaenopsis auch weitere Verbreitung finden wird, da ein größerei Import von Pflanzen, den Herr Rimestad selbst begleitet und beschützt hat, in bestem Zu- stand in Europa, wie wir hörten, bei einer belgischen Firma, eingetroffen ist. Eine weitere Spezialität der Karthausschen Orchideen-Gärtnerei sind Dendrobium Pfmlaenopsis Schroederae und Cattleyen. Bei letzteren können wir uns auf Über- raschungen gefaßt machen. Aus deutschen Handelsgärtnereien. Streifzügo diircli Quedlinburgs Fluren. Von Berthold Trenkner, Plantage Lehhof, Quedlinburfc. I. t Hierin vier Abbildungen.) Unter den selbständigen Gärtnern und Sanieidiändlern Deutschlands und des Auslands gibt es viele, die jälirlich oder ein Jahr um das andere eine Reise nach dem Mittel- punkt deutschen Samenbaus, nach Quedlinburg machon. und in den Monaten Juli und August erreicht die Zahl diesei- Besucher ihren Höhepimkt. Nicht zum Vergnügen kommen diese Herren von weit und breit nach Quedlin- burg, sondern mit der Absicht, in den vielen hiesigen Geschäften Um- schau zu halten und zu erfahren was es Neues gibt und wer in die- ser, wer in jener Kultur Meister ist. Diese Besucher Qued- linbui'gs nelimen nach Ijeendeter Rundschau meist ein ganzes Buch voll Notizen mit nach Hause, um sie daheim nach Bedarf nutzbrin- gend zu verwerten. Daaber viele, man kann sagen die meisten Han- dels- und Privatgärtner nicht in der Lage sind, sei es in Rücksiclit auf das Geschäft, den Geldbeutel oder die weite Entfernung, nach Quedlinburg zu reisen, da ferner die Kulturen der Jahreszeit entsprechend stets wechseln, so daß der Besucher zu einer bestimmten Zeit immer nur eine beschränkte Anzahl Kulturen in voller Entfaltung beurteilen kann, so will icli z\i Nutz und Frommen der Leser einige Schilderungen aus Quedlinburger Kulturen geben, in dei- Hoffnung, dadurch manchem einen Dienst zu erweisen. Da ich völlig unabhängig bin, kaim ich ohne jede Parteilichkeit prüfen und urteilen. Ich betone hier, daß es mir bei der Beurteilung durchaus gleich sein soll, ob es sich bei der Besprechung um eine Neuheit einer der hiesigen Weltfii-nien oder um eine Neuheit eines kleinen Züchters handelt. Was wirklich gut ist, soll gebührend gelobt werden, was dagegen von Neulieiten nur den „Vorzug'' hat, eine Neuheit zu sein, muß sich meine Kritik eben gefallen lassen. Mit dem Neuheitenunwesen muß entschieden aufgeräumt werden. Wenn alte, vergessene, aber gute Sorten umgetauft werden, lun durch die Neuheitenreklame Verbreitung zu finden, so wird wenigstens mit einer nicht einwandfreien Tat ein guter Zweck erreicht. Wenn aber Neuheiten in den Handel kommen, die nur zweifelhaften Liebhaberwert haben, die in Färbimg und Zeichnung nur geringe üntersclüede von den Eltern zeigen oder diesen so gut wie völlig gleichen, nur im Preise nicht, so ist dies weniger zu billigen. Doch sind es nicht die Züchter allein, die au diesem Neuheiteuunfug schuldig sind , sondern in erster Linie trifft die Schuld das Publikum, das nicht nur in Kleidern und Hüten, sondern auch in Blumen und Gemüsen Neues haben will. Nanu, N. N. bringt noch nicht mal eine Neuheit, so ruft mancher entrüstet aus und deckt unter Um- ständen seinen Samenbedai'f von einer Firma, die im Katalog zehn bis zwölf Neuheiten, fein säuberlich auf rosa Papier gedruckt, empfiehlt. Leider verschwinden unter der jährlichen Neuheitenflut oftmals wiiklicth ganz hervorragende Nouzüchtungen und IX. 22 Die Gartenwelt. 255 Verbesserungen zum Schaden des gesamten Gartenbaues, und diesen wirklich guten Neuheiten die gebührende Beachtung 7,11 schaffen, soll mit der Hauptzweck dieser Veröffent- lichungen sein. Selbstredend ziehe ich nur Quedlinburger Züchtungen in den Rahmen meiner Erörterungen, die vielleicht durch Einsendungen aus anderen Gegenden ergänzt werden. Emi»fehlpiiswerte Neuheiten >\ov Firma UiwUl Siiclis, Quedlinburg. Kohlrabi ,, U'fissrr und blauer Uelicatess". Im vergangenen Frühjahr baute ich auf meinem DüngTings- Vorsuchsfelde „Plantage Lehliof" neben verschiedenen anderen er aus diesem Grunde höhere Preise auf dem Markt erzielt. Ferner erkennt man auf der Abbildung deutlich die eigen- artige Anordnung der Blätter, die tatsächlich oftmals inein- ander verschlungen sind, so aufrecht ist der Wuchs derselben. Für den Gemüsezüchter ist dieses eine sehr beachtenswerte Eigenschaft, da hierdurch die Sorte so eng angebaut werden kann, wie die kleinen allerfeinlaubigsten Treibsorten. Sehr richtig hebt auch der Züchter in seiner Beschreibung hervor: „Ein großer Vorteil für den Marktgärtner ist es ferner, daß sich die Pflanzen der langen aufrechten Blattstiele wegen weit besser bündeln lassen als die übrigen Sorten mit ab- stehendem Laube." Das Fleisch ist schneeweiß, ohne jede Faserung und bleibt, selbst wenn die Knolle schon sehr groß Kesedakiilturen in der Handelsgärtnerei von David Sachs, Quedlinburg. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. Kohlrabisorten den weißen und blauen Delikateß - Kohlrabi, luid ich muß sagen, daß es wohl kaum etwas besseres bis heute gibt, als diese Sorte. Leider ist sie noch sehr wenig verbreitet, eine Schuld des Züchters, da er es an der Reklame fehlen ließ, die eine so hervorragende Sorte verrlient. Hat man etwas derartig Gutes wie den „Delikateß-Kohlrabi", so soll man die Reklametrommel ganz gehörig rühren. Die Abbildung der ganzen Knolle auf Seite 256 oben zeigt vorzüglich die charakteristischen Merkmale. Der Delikateß- Kohlrabi ist nicht abgeplattet wie fast alle Frühkohliabisorten, sondern baut sich mehr hoch. Er sieht daher schon im Anfangsstadium der Entwicklung recht stattlich aus, so daß ist, noch zart. Das photographierte Exemplaj- hatte einen Durchmesser von 12 cm, bei einer Höhe von 10 cm. Das Fleisch ist, wie die Abbildung der durchschnittenen KiidHo (Seite 256 unten) zeigt, trotz der Größe noch schneeweiß. Der größte Wert dieser Kohlrabisorte liegt aber in ihrer Widerstandsfähigkeit gegen rauhe Witterung und Frost. Es ist eine bekannte Tatsache, daß früh ausgepflanzte Kohlrabi, wenn rauhe Witterung und Nachtfrö.<:te eintreten, sehr oft durchtreiben und dadurch für den Markt unbrauchbar werden. Mir sind aus meiner Praxis Fälle bekannt, wo die sonst vorzügliche Soitc „Dreienbrunnen" durch Nachtfröste 75»/n Verluste ergab. Der Delikateß-Kohlrn.bi kann dagegen Die Gartenwelt. IX, 22 sogar einige Grade Frost vertragen, ohne nennenswerte Ver- luste zu geben. Wenn ich nun noch erwähne, daß sich dieser Kohlrabi sehr gleichmäßig entwiclielt, so daß die Beete gleich- zeitig geräumt werden können, so glaube ich alle guten Eigenschaften dieses idealen Kohlrabis hervorgehoben zu haben. Erwähnen möchte ich noch, daß die blaue Sorte etwas Kohlrabi „Uelikatess". Vom Verfasser für die „Garteawelt" photogr. aufgen. variiert, was ja bei allen blauen Kohlrabisorten mehr oder weniger der Fall ist. Rotkohl „Othello-^. Die Vorzüge dieser diesjährigen Neuheit sind folgende: Rotkohl ,,Othello" ähnelt dem echten platten, weißen Braun Schweiger Kopfkohl, der ja all- gemein bekannt ist und besitzt die gleichen Eigen- schaften. Er wird ebenso groß, ist ebenso haltbar, gleich plattrund und ebenso fest wie der weiße Bi-aun- schweiger, dabei glänzend tiefschwarzrot. Ich mache besonders die Gemüsezüchter auf diese Neuzüehtung aufmerksam und empfehle einen Versuchsanbau. Markerbseii „Sensation^^ und „IdealM. Wer im letzten Sommer das Versuchsfeld der Firma D. Sachs besuchte, konnte dort, nebeneinander gebaut, zirka GO Sorten Erbsen, fein säuberlich an Drahtgeflecht gezogen und mit Namen vei-sehen, bewundern. Unter vielen anderen guten Sorten fielen mir besonders zwei Markerbsen auf: „Sensation"- und „Meal^', beides Züchtimgen der Firma. Beim An- schauen der etwa 60 cm hohen Triebe der „Sen- sation" mit dem enormen Schotenbehang kam mir der Gedanke, hier gibt es nichts mehr zu vervoll- kommnen. Markerbse „Sensation" ist mittelfi-üh. Die langen, geraden, dunkelgrihien Schoten enthalten acht bis elf große, dunkelgrüne Erbsen, die selbst im älteren Stadium noch wohl- schmeckend sind. Privatgärtner und Gemüsezüchtei- maclie ich auf diese Sorte ganz besonders aufmerksam. Markerbse „Ideal" ist die einzige bis jetzt gezüchtete Markerbse, die mit den fi'ühen Maierbsen zu gleicher Zeit gebrauchsfertige Schoten reift. Sie wird zirka 80 cm hoch und liringt eine Unmasse sehr gi-oßer Schoten von tiefgrüner Farbe. Ich habe einzelne Schoten von 15 cm Länge ge- messen mit einem Inhalt von elf ausgebildeten Erbsen. Dort, wo Markerbsen beliebt sind, sollte keiner versäumen, „Ideal'- anzubauen, er wird sein Geschäft mit der Sorte machen. Reseda ,^Bisniarck^\ Diese Sorte ist eine Verbesserung der Reseda „Macfiet", schon mehrere Jahre im Handel aber noch verhältnismäßig wenig verbreitet. Reseda „Bismarck" eignet sicli wegen ihres vorzüglichen Baues ganz besonders zur Topfkultur. Der Wuchs der Pflanze ist von Hause aus viel ge- drungener als bei der Stanmisorte „Machet". Die Pflanze wird im freien Lande durchschnittlich 30 cm hoch, verzweigt sich ganz gleichmäßig, eine tadellos geformte Pyramide bildend. Die Blumen, die von kräftigen Stielen getragen werden, sind an der Basis um ein beträchtliches breiter als bei „Machet", eine dicht gebaute, pyramidenförmige Dolde von rötlicher Färbung bildend. Die Überlegenheit der Reseda „Bismarck" gegen „Machet" konnte man im letzten Sommer sehr gut beobachten, wo in dem großen, an das Wohnhaus des Firmen- inhabers anschließenden Garten beide Sorten in großen Flächen nebeneinander ausgepflanzt waren. Die Resedakultur zur Samenzucht, speziell der Sorten für Topfkultur, wie „Machet-Ruhin" , „Machet- Qoliath," „Bis- marck" bildet eine Spezialität der Firma David Sachs. Die Abbildung Seite 25.5 gibt dem Leser einen Begriff von der Pracht und Ausdehnung eines solchen Resedafeldes. Petunia grandiflora pnibriata intus aurea. Diese wunderschöne Petunie, die in der Sachsschen Gärtnerei entstanden ist imd seit mehreren Jahren kidtiviert wird, sollte in diesem Jalu'e als Neuheit hinausgehen. Als es sich aber herausstellte, daß die gleiche Soi-te bereits von einer großen Ei-furtei Firma unter obigem Namen IX, Die Gartenwelt. 257 geführt wird, wurde sie dem Sortiment eingefügt, ohne als eigene Züchtung, als Neuheit unter einem anderen Namen empfohlen zu werden. Recht sol Dies Vorgehen sei beteiligten Krei- sen zur Nachahmung dringend empfohlen. Der Zufall .spielt sehr oft in der Weise, daß an zwei weit von einander getrennten Oten ganz gleiche neue Spiel- arten fallen, und auch ich könnte eine ganze Reihe solcher Fälle aufzählen, wo aus diesem Anlaß ein und dieselbe Sorte unter ganz verschiedenen Namen eingeführt wurde. Petunia grandiflora fimbriala intus aurea ist, abgesehen von dem langen Namen, das Graziöseste und Schönste was ich unter den einfachen Petunien kenne. Das wundervolle Farbenspiel, ^'°™ Verfasser für die „Gar hervorgenifen diu'ch die meist ganz zarten Färbungen, mattrosa, mattlila usw., mit dem in verschiedenen goldigen Färbungen strahlenden Schlund, entzückt das Auge eines jeden Beschauers, der Sinn für das Schöne hat. Dazu kommt noch der wunderschöne Bau der Pflanze, wie ihn meine Photographie zeigt, und die überaus starke Kräuselung der Blume. Ich hätte diese wundervolle Petunia „Graciosa" getauft und empfehle diese Sorte ganz besonders zur Topfkiiltur. Petunia grandiflora fimbriata intus aurea Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenomn Gehölze. H. japoniea ist ein stattlicher Strauch mit hellgelben Blumen. Mitte Januar entzückte eine Gruppe dieser Sträucher mit Blumen wie übersät die Besucher des Kew-Gartens und man hätte sich bei ihrem Anblick vollständig in den Früh- ling versetzt glauben können, wenn nicht die umgebende Natur die Wirk- lichkeit des rauhen Winters gezeigt hätte. Pyracwntha coccinea Roeni. (Syn. Crataegus Pyracantka Pers.), der Feuerdorn, ist, obschon nicht im Wmter blühend, durch die Zierde der rotgefärbten Beeren mit zu den winterUchen Ziersträuchern zu zählen. Der Strauch wurde in Süd -Europa im Jahre 1629 entdeckt und ver- breitet. An eine Ost- oder Nord- mauer gepflanzt, bekleidet der Feuer- dorn die Fläche mit .seiner immer- grünen Belaubung*) mindestens ebenso schön wie Efeu etc., besitzt jedoch durch die im Winter rot- gefärbten in Dolden sitzenden Beeren einen weit größeren Zierwert als Efeu, weshalb es sehr zu verwundern ist, ihn so wenig anzutreffen. Die rosaweißen Blumen erscheinen im Mai in reicher Fülle und somit ziert dieser Strauch während des ganzen Jahres die Wände tmserer Wohnhäuser. Eine zweite Pyracantka coccinea ähnliche Art ist Pyracantka erenulata Roem. (Syn. Crataegus erenulata Roxb.), aas Nord-Indiens Bergen eingeführt. Als winterlicher Zierstrauch zur üferbepflanzung ist Eippopkae rhamnoides L. einer der wertvollsten; er ist an der Ostküste Groß- britanniens heimisch. Der Strauch ist zweihäusig, weshalb es sich empfiehll, weibhche Exemplare in der Mehrzahl neben männhchen zu pflanzen. Die gelben im Frühjahr erscheinenden Blüten sind bei- nahe unscheinbar, während die orangefarbigen weitleuchtenden Beeren auch während des Winters eine Zierde des Strauches bilden. Di. Drei Ziersträiiehei' des Wiiiten Von Peter Geier, Eichmond. 'ie Zahl der Ziersträucher, d. h. der Gehölze, die uns durch ihre Blüte, Belaubung oder sonstigen Schmuck zu den verschiedenen Zeiten des Jahres, vom zeitigen Frühling bis zu den herbsthohen Frösten, entzücken, ist groß. Aber starr und kahl stehen sie da im Winter. Es gibt jedoch auch einige nicht immergrüne Gehölze, die uns auch während des Winters mit ihrer Blüte, ihrem Laub oder der Zierde ihrer Beeren erfreuen. Da aber die Zahl dieser außer- gewöhnlichen Sträucher sehr beschränkt ist, sollte man sich ihrer an- nehmen. Wie schön würden sich solche Sträucher in den Parks oder gärtnerischen Anlagen ausnehmen und es würde sicher das Herz eines Jeden erfreuen, wenn man in die verödete Natur hinausblickend einen Strauch in voller Blüte gewahrte. Fürs erste sei hier Hamamelis virginiana*) erwähnt, ein Strauch, der aus Nord-Amerika stanmit und 173ü in England einge- führt wurde. Die virginische Zaubernuß hat noch mehrere Ärtge- nossen, die teils aus China und Japan stammen, und deren Blüten vom hellen Strohgelb bis Dunkelgelb vorkommen, wie: Hamamelis japoniea. ein großer Strauch mit strohgelben traubenartigen Blumen (blüht im B'ebruar-März) ; H. mollis aus China, niedriger, mit dunklerer Farbe der Blüten; A. virginiana, Form arborea, bildet sogar kleine Bäumchen. *) Anmerkung der Redaktion: Hamamelis virginiana blüht in Deutschland im September-Oktober, üachdem das Laub schon gelb geworden ist. Die Früchte reifen im Fi-ühling. Der Verfasser beurteilt den .Stranch, wie er im englischen Klima ist. Landschaftsgärtnerei, Feldbahnbetrieb mit der Spaldiiigbahn. Von W. Kiehl, Gartenteohniker, Aachen. (Hierxii acht Abbildungen nach Originalaufnakmen des Verfassers.) in jedem landsehaftsgärtnerischen Betriebe sind Erd- bewegungen oder Transporte von Mutterboden und Dünger unvermeidliche, dabei teure Arbeiten, deren Kosten mit der Entfernung des Abladeorts vom Aufladeoi-t steigen, aber auch wesentlich von der Art des Transportes abhängen. Es ist nun ausgerechnet worden, daß bei einer Entfernung bis zu 100 m der Transport mit einer Feldbahn nicht lohnend sei imd mindestens ebenso billig durch Handkarren zu be- werkstelligen wäre. Dies mag zutreffend sein bei den bisher meistens verwendeten alten Systemen mit den 5 m langen Jochen, die bei jeder Verlegung an- bezw. auseinander geschraubt werden müssen, und den großen eisernen, schweren Kipp- wagen, deren Fortbewegung in den meisten Fällen melu- als zwei Mann erfordei-t. Ich möchte nun in dieser, der Praxis dienenden Zeit- schrift auf die .sog. Spalding-Feldeisenbahn hinweisen, *) Anmerkung der Redaktion: Pyracantka coccinea verliert in Deutschland wohl überall das Laub, ist aber noch winterhai-t. 258 Die Gartenwelt. IX, 22 I i einer Feldbahnjoche durch Arbeiter. '] ^inalaufnahme für die „Gartenwelt*'. die ich zwei Jahre hindixrch zu erproben Gelegenheit hatte. Sie verdient es, gerade in gärtnerischen Betrieben überall ein- geführt zu werden, wo es doch sehr oft der Fall ist, daß das Geleise an einem Tage öfters verlegt werden muß, was meisten» ein Schrecken der Arbeiter und Unternehmer ist. Der größte Vorteil der Spaldingbaha liegt nun in der überaus leichten Beweglichkeit der einzelnen Teile. Die Bahn besteht bei einer Spurweite von 60 cm aus nur 2 m langen Geleisjochen, die an beiden Enden durch Spur- stangen verbunden sind und auf Holzschwellen ruhen. Mit Leichtigkeit kann ein Mann ein Joch tragen (Abb. 1). Die Verbindung der Joche erfolgt durcii eigenartig geformte, diagonal angebrachte Laschen (Abb. 2), so daß die Joche au beiden Enden zusammenpassen und sich durch die Beweg- lichkeit leicht jedem unebenen Gelände anpassen. Die Laschen halten die Stöße ohne jede Verschraubung fest zusammen, dieselben sind jedoch auch, falls das Geleise für lange Zeit auf einer Strecke liegen bleibt, zum Zu- sammenschrauben eingerichtet. Bei dem hiesigen Betriebe liaben wir im Laufe eines ganzen Jahi-es nicht eine Schraube verwendet, denn wir besitzen überhaupt keine. Wie groß dieser Vorteil ist, wird jedem einleuchten. Diese leichte Verlegbarkeit ermöglichte es mir, eine Strecke von 250 m über unebenes Gelände mit drei Mann in drei Stunden fix und fertig zu verlegen, wobei noch bemerkt sei, daß die einzelnen Joche von verschiedenen Stellen zusammengeholt werden mußten. Eine weitere große Be- quemlichkeit sind die Kurvenjoche, die, nach einem bestimmten Radius gebogen, nur IY2 ^ lang sind und als Rechts- und Linkskurven verwendet werden können. Das leichte Auseinandernehmen ermöglicht es auch, daß Fuhrwerk sofort passieren kann, indem man einfach ein oder zwei Joche heraushebt, wie dies Abb. 3 zeigt. Die 4 m lange Spaldingsche Universalweiche ist eben- falls überaus praktisch. Sie ist, wie aus Abb. 4 ersicht- lich, an der Stellvorrichtung mit sog. Zwangsschienen versehen, die ein Entgleisen, selbst bei falscher Weichen- stellung, unmöglich machen. Auch hat sie die große An- nehmlichkeit, daß sie durch einfaches Abschrauben von der Unterlage und Umkippen aus einer Rechts- in eine Linksweiche verwandelt werden kann und umgekehrt, da die Schienen auf beiden Seiten das gleiche Profil liaben. Die gleiche leichte Handlichkeit finden wir ebenfalls bei den Wagen. Ein großer Vorteil ist es, daß das Untergestell ohne die an den beiden Enden befindlichen runden Aufsätze, die durch einen mit Sehrauben versehenen Zapfen festgehalten werden, zu jedem beliebigen anderen Transport be- nutzt werden kann. Die Wagen sind je nach Wunsch mit oder ohne Bremse lieferbar. Die Bremse selbst ist eine gleichzeitig und gleichmäßig auf alle vier Räder wirkende Hebelbremse, die mit einem Griff oder Zug sofort den Wagen zum Stehen bringt (Abb. 5). Bei Wagen ohne Bremse genügt selbst bei sfairk fallendem Gelände ein einfacher Bremsknüppel (Abb. 6). Wie schnell und vollständig das Entleeren der Kippwagen vor sich geht, zeigt Abb. 7. Der Inhalt fäUt soweit vom Geleise ab, daß die Bahn stets frei bleibt. Beim Umkippen entledigen sie sich von selbst des gesamten Inhalts, ohne daß man, wie bei den anderen Systemen, einen großen Teil heraus- sehaufeln muß. Für Fälle, in denen sehr starke Biegungen zu über- winden sind, kommt eine leicht und sicher gehende Dreh- scheibe mit Anschlußschienen zur Verwendung (Abi}. 8). Die Scheibe läßt sich nach jeder Drehung durch einen leichten Hebel feststellen. Der größte Nutzwert der Wagen beruht nun in ihrer Leichtigkeit. Das Eigengewicht eines Wagens beträgt 200 kg, während ein eiserner Wagen bei gleicher Größe und Trag- kraft das dopijelte wiegt, die Arbeiter also stets 200 kg tote Mehrlast mitbewegen müssen. Die Unterwagen, sowie die Kippkasten sind au.s bestem Kiefernholz hergestellt und so Fig. 2. Verbinden der Jociic, IX, 22 Die Gartenwelt. Fig. 3- Das Herausheben der Joche. Oripinalaufnahme für die „Gartenwelt". einfach gebaut, daß sie jeder Schmied und jeder Zimmer- mann , die ja in den größeren Betrieben und Verwaltungen mit zum stän- digen Personal gehören, bei et- waigen Beschä- digungen leicht ausbessern kann. Das ganze rollen- de wie liegende Material ist in- dessen so solide hergestellt, daß, wennnichtdurch Unvorsichtigkeit der Arbeiter ver- schuldet, nur höchst selten Re- paraturen nötig sind. So sind in dem hiesigen Betriebe während eines ganzen Jahres, in dem die Bahn tagtäglich im Gange ist, bisher keine Ausbesserungen, die besondere Kosten verursacht hätten, nötig gewesen. Jedem Landschaftsgärtner, der Erdarbeiten auszuführen hat, kann ich diese Bahn auf das Wärmste empfehlen, er wird bald einsehen, um wie .viel billiger und leichter sich mit diesem System arbeiten läßt, das aus der Praxis für die Praxis erstanden ist. Pflanzenkrankheiten. Das Kirschbaiimsterbeii am Rhein. Jjinige interessante Mitteilungen über die Krank- heit, die unter obiger Bezeichnung in den letzten Jahren allgemeine Aufmerksamkeit erregte, bringt der Jahres- bericht des Ausschusses für Pflanzenschutz der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. Außer am Rhein ist eine ähnliche Ki-ankheit neuerdings auch in Westfalen und im Alten Lande aufgetreten. Die Ursache derselben ist meist ein Schwächeparasit, Valsa leucostoma (nur in Westfalen konnte er nicht nachgewiesen werden), bei anderen ist ein Zusammenfallen mit fühlbaren Frostschäden und ein begleitendes Auftreten von Monilia beobachtet worden. Ganz aufgeklärt ist die Krankheit trotz alledem noch nicht. Nach der Auffassung der Be- richterstatter (Prof. Sorauer und Dr. Reh) ist dieses sug. „Kirschbaumsterben-' gar nichts Besonderes, sondern nur ein wieder einmal stark hervortretender Fall einer Erscheinung, die alljährhoh auftritt und keineswegs auf die Kirschbäume beschränkt ist, sondern bei allen Obst- bäumen zu beobachten ist und zeitweise bei Allee- und Waldbäunien ebenfalls vorkommen dürfte. Sie wird stets einzelne Gegenden besonders heimsuchen. Soweit die Verfasser zu untersuchen Gelegenheit hatten, halten sie an der Meinung fest, daß Frostbeschädigungon den häufigsten Anstoß dazu geben. Doch brauchen diese nicht unbedingt in dem Jahre erfolgt zu sein, in welchem .sich das Absterben bemerkbar macht. Häufig Ist dieses eine Folge- erscheinung früherer Verletzungen, die unbemerkt vorübergegangen sind, aber langsames Siechtum eingeleitet haben, das nun plötzlich zum Ausbruch kommt. Bei den Kirschen wird die Mehrzahl der Fälle durch Gummosis eingeleitet, die lange im Innern der Äste oder Stämme bereits sich ausbilden kann, ohne äußerlich bemerkbar zu werden. So fanden die Verfasser z. B. Fälle, in denen gerade bei Laubausbnich ein leichter Frühjahrsfrost den jungen Knospenkogel beschädigt hatte. Dann blieben solche Knospen im Wachstum stehen und nur die bereits entfaltet gewesenen schuppenförmigen eisten Blätter, die vom Frost nicht sichtlich gelitten hatten, kamen als kleine grüne Rosette zur Entwicklung, die Zweige wurden streckenweise kahl, während ihre Spitze weiter fortwuchs. AVurden derartige Herde im folgenden Jahre untersucht, konnte in vielen Fällen der Anfang von Gummifluß nachgewiesen werden, ohne daß derselbe sich bereits nach außen bin kennthch machte. Da derartige Störungen seltener an einzelnen besonders exponierten oder besonders dazu geeigneten E.vemplaren sich geltend machen, als vielmehr ganze Gegenden er- griffen werden, deren Bäume sich in einem bestimmten Entwicklungs- zustande zufälhg zur Zeit des Eintritts der Frostwirkung befinden, so tritt die Erscheinung des Absterbens der Zweige nachher auch in ausgedehnten Baumptlanzungen gleichzeitig auf. Darüber kann em Jahr und mehr verfließen, es kann sich Valsa mitwirkend unterdessen angesiedelt haben oder nicht, es kann Gununi- fluß in reichem Maße sich eingestellt haben oder nicht, stets erweist sich dann das Absterben in der Gegend allgemein und scheinbar plötzlich, tatsächlich ist es aber nur ein plötzlich in die Erscheinung tretender Abschluß längst vorbereiteter Krankheitsprozesse. Bei anderen Obstgehölzen, die nicht an direktem Gummifluß erkranken, findet man oft teilweise gummöse Verstopfung der Gefäße, teilweise Thyllenbildung, teilweise nur Braunwandigkeit der Gefäße, aber immer irgendwelche Störungen in den Gefäßbündeln, welche langsam und meist unter Mitwirkung verschiedenartiger Wund- oder Schwächeparasiten das Absterben einleiten. Die Einwürfe, daß ein derartiges Zweigsterben manchmal an Örtlichkeiten erfolgt, die besonders selten von Frösten heimgesucht werden, während sogenannte Frostlagen gerade gesund gebliebene Stämme aufweisen, sind nach Ansicht der Verfasser für denjenigen, der sich besonders mit Frostwirkungen beschäftigt, durchaus nicht beweiskräftig. Man sieht, wie manchmal nur eine Seite der Krone oder in einzelnen Lagen nur der untere, in anderen nur der obere Fig. 4. Spaldiii ie „Carteuwelt". Die Gartenwelt. IX, 22 Teil eiues Baumes beschädigt wird und wie in Baumschulen bisweilen die Stämme nur in einer gewissen Höhe eine ringförmige Zone er- froren zeigen, wie also die Frostwirkungen nur in gewissen Luft- schichten sich ausbilden. Es hängt also ganz von dem zufälligen Zusammentreffen eines frostempfindlichen Stadiums der Pflanze und der Entwicklung einer Frostzone in bestimmter Höhe vom Boden ab, ob eine leichte Frostbeschädigung zustande kommt oder nicht. Noch weniger haltbar ist der Einwurf, daß in den Gegenden des Kirschbaumsterbens einzelne Bäume unbeschädigt bleiben. Im Gegenteil ist ein derartiges Vorkommnis bei Spätfrösten die Regel, weil eben die Empfindlichkeit je nach Sorte, Stand- ort, Kräftigkeit der Entwicklung, augenblicküchem Wasser- reichtum der Organe ganz individuell verschieden ist. Die Verfasser meinen deshalb, daß solche leichte Spätfrostwirkungt-n. die in ihren Folgen vielfach erst später bemerkbar werden, ganz besonders zu beachten sind. Sie gehören zu den im großen wirksamen Faktoren, die augenblicklich ohne wesentlich hervortretende Schädigungen Erkrankungsformen einleiten, abui später als scheinbar plötzliches Absterben von Zweigen odci ganzen Bäumen die Züchter beunruhigen. Bei solchen fast alljährlich in einzelnen Orten sich einstellenden Vorkommnis-sen ist es eben ganz erklärlich, daß einige Monate oder Jahre später einzelne Bäume oder ganze Pflanzungen scheinbar plötz- lich zugrunde gehen. Nachschrift der Redaktion. Nach Ansicht von W. Spitzlay in der Zeitschrift „Der Obstbau" 1902, Seite 140, 147 ist das Eirschensterben auf das frühe Abernten der Früchte und die dadurch veranlaßte Stockung von Nährsäfteu zui-ückzufiihren. W. Spitzlay glaubt, daß das Hängen- und Ausreifenlassen eines Teiles der Kirschen dem Übel begegnen würde. wäre dieser Zierspargel nicht anzutreffen? Daß er auch großarhgen Effekt als Blütenpflanze*) macht, habe ich im vergangenen Jahre an der Riviera gesehen, ich dachte mir, daß man ihn auch im Norden bei zweckentsprechender Behandlung zum Blühen bringen müsse, und ich täuschte micli nicht. Die Blütezeit fällt in die vendung des Brcmsknüppels Originalaufnahnie für die „Garten Stelle der 1 Topfpflanzen. Asi)aragus Spi-engeri. Von Peter Geier, Richmond-Londou SW. Als Schnittgrün und Dekorationspflanze ist Asparayus Sprengeri wohl keinem Gärtner mehr unbekannt, denn in welcher Gärtnerei Monate August, September, zu welcher Zeit gerade in London wie auch in anderen Großstädten Ge- schäftsstille herrscht und die Pflanzen wenig Absatz finden würden. In Bade- und sonstigen Sommer- aufenthaltsorten würden aber solch blühende Pflan- zen jedenfalls sehr begehrt werden, da Asparagus Sprengen eine unserer widerstandsfähigsten Ge- wächshauspflanzen ist und auch auf etwas schat- tigen Veranden und Balkons und selbst im Park im Halbschatten hängend sehr wirkungsvoll wäre, denn die robusten, dunkelgrünen Wedel sehen, mit den kleinen weißen Blütentrauben wie übersät, sehr zierend aus. Ferner ist der Flor von langer Dauer und die Blumen haben einen sehr intensiven angenehmen Geruch. Nicht nur die Blüte verleiht Asparagus Sprengeri eine solche Zierde, sondern malerisch sieht er auch aus , wenn die Beeren an den Stengeln sich zu röten beginnen und wieder einen andern Farbenkontrast an der Pflanze her- vorrufen. Auch dann würden die Pflanzen sowohl, als auch die Stengel abgeschnitten, willig Abnehmer finden, indem sie dem Publik-um etwas Schönes und Neues bieten. Eine Kulturbeschreibung dieser so allgemeinen bekannten Pflanze anzufügen erachte ich als un- nötig, erwähnen möchte ich jedoch die erforder- ;iciii>i.. hebe Behandlung, um sie zu schön blühenden Exemplaren zu bringen. Im Frühjahr nehme man mit vorjährigen kräftigen Stengeln gut garnierte Pflanzen und plaziere sie in einem luftigen Kalthause oder unter einer Schattenstellage. Man gieße und dünge hier reichlich und spritze bei warmem sonnigem Wetter täglich mehrfach. Der Schatten *) Wir brachten bereits im vierten Jahrgang Seite 109 das Bild eines blühenden Asparagus Sprenget-f, worauf hiermit hin- IX, 22 Die Gartenwelt. jedoch sollte nicht zu dicht sein, denn Asparagus Sprcngeri ver- trägt und liebt, wenn daran gewöhnt, ziemlich viel Sonne. Anfang Juli ist das Gießen etwas zu vermindern und das Düngen einzu- stellen, was bewirkt, daß Anfang bis Mitte August die Blutenknospen reichlich erscheinen. Alsbald ist dann Gießen und Düngen wieder Fig. .. Das Entlee Originalaufnah der Kippv^'agen. : „Gartenwelt". ebenso reichlich ertorderlicli wie früher, ja, besonders bei der Blüten- und Samenbildung benötigen die Pflanzen viele Nahrung. Im Herbst, wenn kühles Wetter eintiitt, sind die Pflanzen in einem hellen, luftigen, temperierten Hause unterzubringen, damit sie die Samen färben und reifen. Ich kann mir kaum etwas schöneres in dieser Art Hängepflanzen denken als Asparagus Sprengen, wenn die langen, herabhängenden Wedel mit den zierlichen Blüten bedeckt sind und in ihrem robusten dunkelgrünen Habitus fein zu den weißen Blumen kontrastieren. Die Kübel wurden ?iiit frischem Wasser gefüllt, dem man auf etwa 50 1 ungefähr 100 g Schwefelsäure zugesetzt hatte. Ein leinenes Beutelchen wurde mit Ätzkalk gefüllt und in das Wasser gehängt. An der Seite des Kübels, nahe dem Boden war ein Wasser- hahn, so daß "der Kübel leicht entleert werden konnte. Die Füllung wurde täglich erneuert, außer reichlichem Spritzen war weiter keine Arbeit damit. Wir machten die Erfahrung, daß, wo dem Wasser Schwefel- säure und Ätzkalk zugesetzt wurde, die Blüten früher und sicherer erschienen, auch bedeutend haltbarer und kräftiger wai'en, jedoch wurden die Fliederblüten rein weiß, auch von jenen Sorten, die ur- sprünglich violett blühten. Forsythia, Prumts, Chaenomeles (Cydonia) inp. ließen sich willig auf die Weise zum Blühen bringen. Da mancher Gärtner seiner Herrschaft gerne etwas Besonderes liieten möchte, jedoch oft nicht über spezielle Treibpflanzen verfügt, kann ich ilim diese einfache Fliedertreiberei wärmstens empfehlen. Sind abgetriebene Hyazinthen im darauffolgenden Winter abermals treibfäbig? In der Kegel wird diese Fiage einfach verneint und dennoch möchte ich nicht versäumen, von einem Versuch, der verhältnismäßig günstig ausgefallen, hier zu berichten. Es ist allgemein üblich, die abgetriebenen Hyazinthen im Freien unterzubringen, dieselben ein .lahr im freien Lande zu kräftigen und sie erst dann (wenn nicht neue Zwiebeln zur Verfügung stehen) wieder zum Treiben zu verwenden. Jedoch, wo Sparen groß geschrieben wird, kann man doch unter Beachtung einiger Regeln die getriebenen Zwiebeln im Winter darauf nochmals treiben und zwar bei vielen Sorten mit gutem Erfolg. Es ist zunächst zu beachten, daß die abgetriebenen Hyazinthen langsam einziehen, den Sommer über schattig und nach dem Putzen trocken aufbewahrt werden. Ferner beginne man mit dem Eintopfen dieser Zwiebeln nicht allzufrüh, etwa Mitte Oktober, und zwar auf gleiche Weise wie allgemein üblich. Dieser Zeitpunkt ist insofern früh genug, als man mit den zum zweitenmal zu treibenden Zwiebeln nicht so früh mit dem Aufstellen beginnen darf. Die Töpfe sind so klein als möglich zu wänlen, damit die Zwiebeln durchwurzeln können, was bei ungeschwächten leichter vor sich geht. Man nehme die Töpfe nicht zu früh aus dem Einschlag heraus, sondern warte bis die Triebe eine Höhe von ca. 10 — 12 cm erreicht haben. Dann sind die Blumen genügend vorgetrieten, was Mitte .Tanuar der Fall sein wird. Die .so weit im Einschlag „vor- Blumentreiberei. Nochmals Wohlfeiler Treibtlieder. , Von J. A. Kieyhonz, Stuttgart. In Nummer 20 dieser geschätzten Zeitschiift beschreibt Herr Obergärtner K. Eäde, Budapest, ein Verfahren, abgeschnittene Fliederzweige in Blüte zu bringen, indem sie einfach ins Wasser gestellt, warm gehalten und fleißig gespritzt werden. Ich hatte seinerzeit, als ich noch als Ge- hilfe im Hofgarten Si. Durchlaucht des Prinzen zu Schaumburg-Lippe in Ratiboritz tätig war, Ge- legenheit, diese Ai-t der Blumentreiberei kennen zu lernen, da Herr Hofgärtner Friedrich Ko- latschek hiermit eingehende Versuche anstellte und hierbei ein besonders gutes Resultat erzielte, durch eine Methode, die ich im nachstehenden anführe. Zur- Treiberei wurden aus dem nächstbesten Gebüsche die nötigen Äste in einer Stärke von 4 — 6 cm herausgeschnitten und, nachdem der Schnitt geglättet, in einem großen Kübel so auf- gestellt, daß die Schnittflächen den Boden nicht berührten, was erreicht wurde, indem an die Ast- enden kurze Lattenstücke festgebunden wurden. ' i^^Ä^"' tJ&sMm -hscheibe mit Anschlußschienen. alaufiiahme fllr die „Gartenwelt". Die Gartenwelt. IX, 22 getriebenen" Zwiebeln sollen dann nicht mehr in einen Treib- bezw. Schwitzkasten gelangen, sondern in einem Hause bei 12 — 10" C. langsam weitergetrieben werden. Ich habe auf diese Weise von derartig getriebenen Hyazinthenzwiebeln Blumen bezw. Pflanzen erzielt, die den erstmals getriebenen kaum nachstanden. H. Beuß, Schwetzingen, Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 300. Oibt es eine schöne rosafarbene, wohlriechende VerbeneV Wohl allen Verbenenblumen ist ein feiner Honigduft eigen, der aber keineswegs auffallend ist und sich in der Regel nur bei Sonnen- schein in nächster Nähe bemerkbar macht. Eine schöne rosarote Verbene ist die Verberia „Ellen'' {,,Miss Ellen Wülmotl-'). Auch unter den von Sattler & Bethge eingeführten „Kaiser-Verbenen" gibt es rosafarbige mit weißer Mitte. Beantwortung der Frage No. 301. Bei Übernahme einer Rosenschule fand ich einen Posten Rosa canina vor. Die.se Wildlinge waren anscheinend zur Hochstamm zucht bestimmt, aber im Alter von vier Jahren "lOch krautartig, .sodaß die vorjährigen Schößlinge .schwach waren und zurückblieben. Bisher hat man sie wachsen lassen. Wäre es vielleicht vorteilhafter, die Rosen gänzlich zurüok- zuschneiden, um kräftige Triebe zu bekommen? Ich würde Ihnen empfehlen die Rosenwildlinge bis auf den Boden zuriickzuschneiden. Die dann entstehenden Triebe werden bis auf einen entfernt. Durch Düngung mit Jauche und Ausputzen er- halten Sie bald kräftige Stämme zur Veredlung. Dieses Verfahren wird vielfach geübt und in unseren Baumschulen nicht nur bei Rosen, sondern bei allen für die Hochstanimzucht bestimmten Allee- bäumen angewendet, falls einige im Wachstum zurückbleiben oder einen schlechten Stamm liefern würden. H. Beuss. Beantwortung der Frage No. 302. Ich stehe vor der Frage der Wasserversorgung meiner kleinen in feinem Vororte belegenen Gärtnerei. Zur Autstellung eines Windniotores auf Holzgerüst er- halte ich wegen des plumpen Aussehens einer solchen Anlage keine Genehmigung. Ein auf Eisen montierter Motor stellt sich für meine bescheidenen Verhältnisse zu teuer, auch in Rücksicht auf meinen geringen Wasserbedarf. Grundwasser steht bei vier Meter Tiefe an. Ich möchte mir einen ergiebigen Brunnen bauen. Wie wäre dieser Brunnen anzulegen und welches System hat sich am besten bewährt? Für die geplante Wasser-Versorgungs-Anlage empfiehlt sich sehr das in den letzten Jahren allgemein bekannt gewordene Hy- drophor-System, wie es von der Firma Max Brandenburg, Berlin SO., Kiefholzstr. 19/20, gehefert wird. Bei einer solchen Anlage wird das Wasser nicht nach einem höher aufzu- stellenden Reservoir, sondern in einen geschlossenen Ke.ssel gepumpt, der zu ebetier Erde oder in einem Keller frostfrei aufgestellt werden kann. Das zugepumpte Wasser komprimiert die in dem Kessel sowieso vorhandene Luft, und man kann das Wasser aus der Anlage mit jedem gewünschten Druck erhalten. Die Apparate werden ganz nach Wunsch für mäßigen oder großen Wasserbedarf geliefert. Im ersteren Falle erhalten sie eine anmontierte Handpumpe; im letzteren Falle werden sie entweder mit einem Explosionsmotor oder, wenn elektrische Energie vorhanden ist, mit einem Elektromotor angetrieben. Für Gärtnereien, wo stundenlang gesprengt werden soll und somit große Wassermengen gebraucht werden, sind letztere Anlagen mit motorischem Betrieb geeigneter und auch verhältnismäßig billiger als jede andere gewöhn- liche Wasserversorgungs-Anlage mit Reservoir, besonders wenn zur Aufstellung des Reservoirs ein Gerüst oder ein Turm geschaffen werden muß. Es ist auch bei elektromotorischem Betriebe eine voll- ständig automatische Funktion der Hydrophor-Anlage angängig, was ja von großem Vorteile ist. Die genannte Firma liefert als Spezialität einen Explosionsmotoi- für Benzin- oder Leuchtgasbeti ieb usw., der für Pumpenzwecke ge- eignet ist, in zwei Größen. Eine Hydrophoranlage mit einem solchen Motor und der erforderlichen Pumpe ist — je nach Größe — bereits von 1000 Mk. ab zu erhalten. Aus- führliche Offerten werden von genannter Firma nach Ausfüllung eines zu diesem Zwecke einzufordernden Fragebogens ausgearbeitet. Beantwortung der Frage No. 303. Welche Methode der künstlichen Düngung ist für einen Obstgarten in reinem groben Sand- boden zu empfehlen. Der Garten wurde vor zwei Jahren rigolt und dabei reichlich mit Rindermist gedüngt. Für die Folge möchte ich den teuren Rindermist abwechselnd mit Kunstdünger geben. Um meinen Sandboden für die Verabreichung künstlicher Düngemittel geeignet zu machen und ihn zugleich in physikalischer Hinsicht zu verbessern, liabe ich ein Jahr vor der Bepflanzung mit dem Anbau von Lupinen begonnen, die im Herbst untergegraben wurden. Bei der Pflanzung wurde Torfstreu in die Pflanzlöcher gebracht und tunlichst ndt dem Sandboden vermischt. Dabei er- hielten die Bäume eine Gabe Knochenmehl. Ich ging dabei von der Voraussetzung aus, daß es dem Sandboden in erster Linie an wasser- haltender Kraft fehle, sodaß etwa gegebene künstliche Düngemittel sofort in den Untergrund versickern würden. Auch ist es erfahrungs- gemäß schädlich Obstbäumen in humusarmen Böden Kunstdünger zu geben. Torfstreu ist sehr wohl in der Lage den nötigen Humus zu ersetzen, sodaß die Obstbäume mit Kalisalz, Superphosphat und Chili- salpeter gedüngt werden können, den erforderlichen Kalk nicht zu vergessen. Bei waggonweisem Bezug von dem der Verbrauchsstelle zunächst gelegenen Torfwerk stellt sich der Ballen prima Torfstreu auf höchstens 3,75 Mk. per 100 bis 125 kg einschließlich der Spesen. Meine Versuche sind noch nicht abgeschlossen. W. T. Beantwortung der Frage No. 304. Welches sind die besten literarischen Hifsmittel zum Studium der Botanik und anderer für den Gartenbau in Frage kommender Wissenschaften für einen jungen Gehilfen, der nicht in der Lage war, eine Gartenbauschule zu besuchen ? Als eines der besten Werke zur Einführung in das Studium der Botanik kann ich empfehlen Leunis, Schul-Naturgeschichte 2. Teil, Botanik, neubearbeitet von Professor Dr. Frank. Dieses Werk bietet eine genügende Unterweisung im Bau und Leben der Pflanze und bringt außerdem eine Übersicht über unsere häufigsten einheimischen Gewächse, über Nutz- und Zierpflanzen, sowie leicht faßliche Bestimmungstabellen. Zu bemerken ist allerdings, daß die in dem Buche durchgeführte Einteilung nach dem Linneschen System heute etwas veraltet ist. Sehr empfehlenswert ist ferner „Elemente der Botanik" von Dr. H. Potonie, wo auf verhältnismäßig engem Raum die ein- zelnen Teile der Pflanze und ihre Lebensweise besprochen werden. Auch hier wird eine Allgemeinübersicht über das Pflanzenreich ge- geben. Zu nennen wäre vielleicht noch „Botanik für Land- wirtschaftsschulen" von Fr. Kozesohnik. Wenn auch dieses Werk eigentlich .für den Unterricht an landwirtschaftlichen Schulen geschrieben ist, so ist es doch in der Bearbeitung des Stoffes so gehalten, daß auch der Gärtner das Buch mit Erfolg studieren kann; an der Gartenbauschule zu Dresden wird es z. B. neben anderen als Unterrichtsmittel verwandt. Wenn auch vorgenannte Werke geeignet sind, das Selbst- studium der Botanik wesentlich zu unterstützen, so möchte ich dem betreffenden jungen Gehilfen doch raten Anschluß zu suchen bei einem sattelfesten Botaniker, denn bei keiner Wissenschaft übt die Anschauung einen solchen belehrenden Einfluß aus wie in den Natur-Wissenschaften, und gerade bei Botanik ist das Studiiun am lebenden Material von größtem Vorteil, der aber nur dann voll und ganz erreicht wird, wenn es an der leitenden Hand eines Sach- kundigen geschieht. Bemerken möchte ich noch, daß die in der „Sammlung Göschen" erschienenen kleinen Werkchen zum Preise von je 80 Pfg. ihren Zweck recht gut erfüllen, wenn man einen gedrängten und doch inhaltreichen Überblick über Botanik, Chemie. Physik, Geologie, Mineralogie, Zoologie usw. wünscht. C. Kniese, (>burg. — Aus der neueren Literatur würde sich das Botanische Vademecum von Prof. Dr. Migula sehr gut für Ihre Zwecke eignen. Die systematische Einteilung seht auf der Höhe und der Text ist sachlich und leicht verständlieh. Außerdem kann Ihnen nur IX. 22 Die Gartenwelt. empfohlen weiden eine {,'ute Fachzeitschrift, wie die „Garteuwelt", fleißig zu lesen. Wer die sämtlichen Jahrgänge der Uartenwelt besitzt lind sie fleißig benutzt, wird finden, daß sie eine Fundgrube der BelehruiiL' iihcr ii:;il:tisi'he und wis.senschaftliche Dinge sind. Will man ii;i> i-l. n iuJi wirklich zum eigenen Wissen machen. so bedarf ■" i i ilmlteii aufmerksamen Lesens. Da die Wis.sensclial't inu -i \\alii.:,i i .-^tiom ist, der aus Tausenden von Zuflüssen gespeist wird, su ist es für den Anfänger geraten, erst mit den Quellen zu beginnen, ehe er sich in den Strom stüi-zt und womöglich untergeht in der gewaltigen Flut, die auf ihn hereinstürmt. Das soll heißen, daß nur der eine Sache grändlich erlernt, der sie von Grund auf kennen lernt und diesem Zwecke dient die Schule. Das Selbststudium scheitert nur zu häufig an dem Fehlen eines plan- mäßigen Studienganges von den einfachsten Begriffen zu komplizierten. Schließen Sie sich gebildeten Kollegen an und lernen Sie von diesen ! Philosophus. Beantwortung der Frage No. 305. Hat das Höher- oder Tieferlegen der D.'dilicn-Kniillen einen merkbaren EinfluH auf den Blütenreiclitum '.- Vor ungefähr drei .lahren stellte ich nach dieser Kichtung hin Versuche an. und zwar mit mehreren Exemplaren der Sorten ..Keynes White\ „Lorelei/- und .^Sonnenstrahlen'^ Auf feuchtem Boden in .5 bis 25 cm Tiefe gepflanzte Dahlien zeigten keinen Unterschied; auf trocknem durchlitssigen Boden waren die tiefer gepflanzten Dahlien nur im. Wuchs und im Laub kräftiger. Um den Blüten- reichtura etwas zu fördern, hilft ein Bedecken der Gießränder mit kurzem Dünger und Gießen an heißen Tagen. Das Verfahren war im letzten trocknen Sommer besonders zu empfehlen, der Dünger wirkt dann schwach und verhindert nebenbei ein zu starkes Austrocknen des Bodens. Erich Berger, r>ii-seldorf. Diese Frage kann ich dem Herrn Fragesteller nn.ht mit voller Be- stimmtheit beantworten, aber als Empfehlung voiüusschicken, den gol- denen Mittelweg zu wählen und die Dahlienknollen weder zu tief noch zu hoch legen. Ich lege die Dahlien einfach so. daß sie mit Erde vollständig be- deckt sind. Wird die Erde durch das Gießen weggeschwemmt, dann lasse ich .sie anhäufeln. Ich dünge reichlich mit Abortdüngung (verdünnt mit Wasser), und der Blütenreichtum ist eine selbstverständhche Sache. Die Blumen erscheinen in tadellosester Vollendung. Hauptsache ist, nur frühzeitig raus mit den Knollen im Frühjahr, um zeitig genug einen reichen Flor zu erzielen. An Sorten gibt es ja schon das denkbar Schönste. Legt man die Knollen tief und tritt ein feuchter Sommei- ein. läuft man Gefahr, daß sie faulen. Liegen die Knollen zu hoch, würde man kaum genug gießen können; die Pflanze wird dann immer ein welkes, trauriges Aussehen haben und ebensolche Blumen bringen. Das beste ist der goldene Mittelweg. Hans Heitmar, Berndorf. Beantwortung der Frage No. 306. Eignet sich eine Tlmja- Hecke oder eine Carpinm-Uecke besser für dürftigen Sandboden und mit welcher von beiden erzielt mau rascher eine schön ge- schlossene Hecke? Wenn es sich hier nicht darum handelt, eine immergrüne Grenzbekleidung eines Haus- oder Villengartens zu haben, so möchte ich dem Fragesteller, schon mit Rücksicht auf die Bodenverhältnisse, zur Anpflanzung von (hrpiniis-Eecien raten. Durch kreuzweises, enges Pflanzen erhält man bald eine schöne, gleichmäßige Hecke, welche auch nicht so leicht und oft durch Absterben einzelner Pflanzen Lücken enthält. Die Hainbuche macht sich bald durch üppiges Wachstum be- merkbar, da sie weit weniger Ansprüche an den Boden stellt, als die Thuja. Letztere entwickelt sich nur gut und üppig dort, wo abgesehen vom guten, etwas schweren Boden, anfangs durch Gießen nachgeholfen werden kann. Wer das nicht kann, oder gai' kein Wasser in der Nähe hat, verzichte bei einem leichten Boden auf die Anpflanzung von Thuja: die Hainbuche bildet „langsam und sicher'- eine schöne, dichte Hecke, während die Tte/a-Hecke ohnehin fast fortwährend lückenhaft bleibt und Ausbesserungen nötig hat. Abgesehen hiervon macht sich auch im Kostenpunkt ein wesentlicher Unterschied bemerkbar. Will man jedoch der Thuja- Hecke den Vorzug geben, .so beachte man bei Anpflanzungen das folgende, um billig und sicher zu einer einigermaßen dichten Hecke zu gelangen: Vor allen Dingen nehme man ganz junge Pflanzen von ca. ',2 — 1 m Höhe, ersteres am sichersten, pflanze dieselben auf min- destens 1 m Abstand und schlemme die Pflanzung gehörig an. Dies Anschlemmen wird oft im Laufe des Sommers wiederholt, be- sonders im ersten Jahre. Die Pflanzweite von einem Meter ist entschieden nötig, sollen die Pflanzen von unten auf bekleidet bleiben und später Gewähr für eine dichte Hecke bieten. Hieraus ergibt sich, daß man mehrere Jahre schon auf eine dich*: schließende Hecke warten muß, und wenn man bedenkt, daß dieselbe an vielen SteUen, besonders in dem dürftigen, heißen Sand- boden, bald von unten kahl wird, oder gar durch Absterben einzelner Thuja Lücken erhält, so kann sich der Besitzer wohl nie einer dichten, dem eigentlichen Zweck entsprechenden Hecke erfreuen. Sehr empfehlenswert ist auch eine Heckenanpflanzung mit der schottischen Zaun rose (sweet briar der Engländer, R. rubi- ginosa L.). welche undurchdringlich wird und verhältnismäßig schnell wächst. In gutem, kräftigem Boden und wo es sich zugleich um Schutzpflanzung für die übrigen Pflanzen handelt, bin ich auch für Thuja-Püanznug: denn da hat diese insofern auch Zweck, als man gleich größere Exemplare pflanzen kann. H. Beuss. Neue Frage No. 320. Welche Mengen Samen von Reseda, Astern, Mohn, Stiefmütterchen. Balsaminen etc. kann man von 1 Ar =: 100 qm zur Samengewinnung bebauter Bodenfläche unter normalen Verhältnissen erzielen V Neue Frage No. 321. Gibt es ein Handbuch für Samenbau das zuverlässige Angaben über das Verhältnis von Saatgut und Er- ti-ag erhält? Neue Frage No. 322. Welche Beobachtungen sind über das Gedeihen von Obstbäumen gemacht worden, die aus einer wärmeren Gegend bezogen und in einer rauhen Gegend gepflanzt wurden? Man begegnet vielfach der Ansicht, daß solche Bäume schlecht gedeihen. Neue Frage No. 323. Wie verwendet man den Ruß aus Kanalheizungen zum Düngen imd in welchen Mengen wird er verab- folgt? Erzielt man mit dieser Art Düngung merkbare Erfolge? Neue Frage No. 324. Welches ist das beste Buch über Planzeichnen zum Selbstunterricht? Beantwortung aus dem Leserkreise freundlichst erbeten. Aus den Vereinen. Die Deutsche Dahliengesellschaft hielt am ö. Februar in Hannover ihre erste Jahresversammlung ab, nachdem in den Morgen- stunden auf Einladung des Provinzial-Gartenbau -Vereins und unter Führung des Herrn Hofgäi'tners Pick eine Besichtigung der Pabnen- und Orchideensammlung in Herrenhausen stattgefunden hatte. Von den Vorschriften der Satzungen abweichend, war die Vorstandswahl nicht in der Herbstversammlung erfolgt, da der Kassenbericht nicht rechtzeitig fertig gestellt werden konnte. Ein Antrag der Geschäfts- fühning. den Status quo nunmehi' wieder herzustellen, fand keine Unterstützung. vieUnehr wurde einem Antrag Ansorge zugestimmt, die Frühjahis-Geueralversammlung als durch die besonderen Ver- hältnisse bedingte Ausnahme anzusehen, die Vorstandswahl zu ver- schieben und das Geschäftsjahr bis zur Herbsttagung zu verlängern. Aus dem Geschäftsbericht sei das Folgende hervorgehoben: Die Beteiligung an der Düsseldorfer Ausstelhuig hat sich als äußerst vorteilhaft erwiesen, auch in finanzieller Hinsicht. Die Dahhen- Blütenschau (8. bis 12. September) ist ein ganzer Erfolg geworden, die ausgepflanzten Dahlien — ca. 2000 qm — haben sich trotz des abnormen Sommers vorzüglich entwickelt, so daß das Dahlienfeld in den Herbstmonaten eine vielbeliebte Aufenthaltsstätte aller interessierten Ausstellungsbe.sucher war. — Neuheiten-Bewertungen konnten des heißen Sommers wegen nicht stattfinden: doch zeigte die Ausstellung, daß die deutsche Zucht einen sehr großen Fortschritt aufzuweisen hat. Die vergessenen Lilipnt- uud Pompon -Dahlien dürften durch die Ausstellung zu neuem Ansehen gelangt sein. Der. englischen Neu- Die üartenweli. IX, 22 Züchtungen ist höchste Anerkeauuug zu zolleu. Diu Züchtungen, welche der Süden brachte, haben durchweg nicht befriedigt. Ganz eigenartige Erscheinungen sind die holländisclien Riesen-Dahlien gewesen, deren Zuchtrichtung mit Interesse zu verfolgen ist, wenn- gleich die enorme Größe der Blumen und die Länge der Blütenstiele wohl in etwas dem hollandischen Klima und dem üppigen Boden zu gute gehalten werden dürfte. Die Halskrausen-Dahlien der französischen Züchter haben wesentUohe Fort.schritte nicht gemacht. Auch die Gloria-Dahlien halten nicht, was sie ursprünglich versprachen. Das Düsseldorfer Ausstellungs-Unternehmen hat füi- die Gesell- schaft einen Gewinn von 1158,62 Mk. abgeworfen. Das gesamte Gesellschaftsvermögen beziffert sich damit auf 1984,25 Mk. Die Mitgliederzahl beträgt 112. Herr Junge- Hamelu hielt einen interessanten Vortrag über die aus der Düsseldorfer Dahlienschau und anderen Veranstaltungen sich ergebenden Lehren bezüglich der Anordnimg des Auszustellenden. Die Aufstellung der abgeschnittenen Blumen einzeln in Reih und Glied auf langen Tafeln sei ermüdend und unvorteilhaft. Es müßten besonders schöne Sorten in Massenvorführung geboten werden. Durch Farntöpfe oder anderes feines Grün müßten die Blumenfarben gehoben werden. Gute Anläufe seien dazu verschiedentlich bereits gemacht. Im freien Lande müßten die Binderei-Sorten von denen zur Garten- ausschmückung getrennt werden. Die Einen möge man auch weiter in Quailieren übersichtlich zusammenhalten; bei den Garten-Dahlien solle mit dem Kaum dagegen nicht gespart werden. Sie müßten in freier landschaftlicher Weise als Beete, Gruppen, Solitärs vor Gehölz- gnippen im Rasen ausgepflanzt werden, wobei auf Farbenzusammen- stellung und Höhenwachstum Rücksicht zu nehmen sei. Vorkulti- vierte schönblühende Zwiebel- und Staudengewächse seien zur Abwechselung einzustreuen. — Die Anregung wurde sehr sympathisch aufgenommen, doch ergab die Diskussion einige praktische Schwierig- keiten für die allgemeine Durchführung. Ein Versuch in dieser Riclituug soll — wenn auch vielleicht in beschränktem Rahmen — ■ in der nächsten Ausstellung schon gemacht werden. Auf den sehr zeitgemäßen Vortrag „Die besten Dahlien für Gartenausschmückuiif;-' mußte wegen Krankheit des Redners (Berg- manu-(Juedlinl)urg) leider verzichtet werden. Die Besprechung der ausländischen Dahlien-Neuheiten durch die Herren Tölkhaus, Borne- mann und K ohi manuslehner ergab im wesentlichen, was schon im Geschäftsbericht zum Andrucke gekommen ist. Deutsche Züchtungen wurden nicht besonders besprochen. Eine im Anschluß daran gebrachte Anlegung des Herrn Wageuer-Hannover, Neuheiten zum Ausprobieren zu verteilen, ist recht gut gemeint, mit den Intere.ssen der Züoliter aber nicht vereinbar. Mehr Beachtung, als ihr bei- ' gemessen wurde, verdient indessen vielleicht die Anregung Thürnau- Hannover, in den Katalogen die Sorten von hervorragender Haltbarkeit der Blumen besonders hervorzuheben, da diese Sorten für die ßinde- geschäfte besonders wichtig sein. Als diesjähriger Ausstellungsort wird einstimmig Darmstadt gewählt, nachdem der Geschäftsführer eingehend das Entgegenkommen der dortigen Ausstellungsleitung und die sonstigen Vorteile beleuchtet hatte. Eine Kommission wurde betraut, die schwebenden Verhand- lungen zum Abschlüsse zu bringen. JCr. Lohnbewegung. Berlin und Vororte. Die Gärtnergehilfen in den Kunst- und Haudelsgärtnereien Berlins und der Vororte sind in eine Lohn- bewegung getreten. Die Gehilfenschaft, soweit sie im A. D. G. V. organisiert ist, erhebt nachstehende Forderungen : 1. auf Wochenlohn ebne Kost und Logis pro Woche 20 Mk.; mit freier Wohnung, Licht und Heizung pro Woche 18 Mk.; 2. bei vollständig freier Station pro Woche 10 Mk.; 8. Die tägliche Höchstarbeitszeit soll 11 Stunden betragen. Sonntags dürfen nur die von Natur bedingten Arbeiten verrichtet werden und zwar derart, daß jeder zweite Sonntag voll- ständig freigegeben wird. Sonnabends wird eine Stunde früher Feierabend gefordert. Des weiteren wird der Arboitgeberschaft der Vorschlag gemacht werden, diese ganzen Verhältnisse durch eine Tarifgemeinschaft korporativ zu regeln, sowie einen paritätischen Arbeitsnachweis zu errichten, der von einer Kommission aus je fünf Arbeitgebern und Arbeitnehmern verwaltet werden soll. Tagesgeschichte. Berlin. Ein Preis für die Auffindung wildwachsender Gutta- perchapflanzen in den Kolonien wurde dem Botaniker Dr. R. Schlechter für die Entdeckung des Palaquium supfianuni in Neu-Guinea, gelegent- lich einer Expedition des Colonialwirtschaftlichen ComitLS nach der Südsee im vorigen Jahre, zuerkannt. Charlottenburg. Die Stadt plant eine Anleihe von 24 Millionen Mark, um große sozialpolitische Aufgaben erfüllen zu können. Davon sollen nicht weniger als 4311000 Mark zur Beschaffung der Mittel für Erwerb eines Teils der Jungfernheide und Umwandlung desselben in einen Volkspark angewandt werden. Darmstadt. In Nr. 19 der Gartenwelt ist die Notiz bezüglich der ..Allgemeinen Gartenbau-Ausstellung Darmstadt" dahin zu be- richtigen, daß die Stadtverordneten nicht 2000 Mk., sondern 2ö00 Mk. für den Garantiefonds und eine gleich hohe Summe a fonds perdu bewilligt haben. — Ferner stellte der Staat 1000 Mk. als Beihilfe zu den Kosten aus dem Fonds für öffentliche und gemeinnützige Zwecke sofort zur Verfügung. In der Handelsgärtuer-Verbindung ist der von ihr in Aussicht gestellte Betrag für den Garantiefonds bei weitem überzeichnet worden. Die Zeichnungen zum Garantiefonds aus dem Kreise der Mitglieder des Gartenbau- Vereins sind im Gange. Von Vereinen und Privaten sind bis jetzt ca. 1500 Mk. für die Herstellung der an die Aussteller zur Verteilung kommenden Plakate der Ausstellungsleitung zur Verfügung gestellt worden. Ludwigshafen. Zur Erweiterung des Stadtparkes wurde seitens der Stadtverordneten die Erwerbung eines Geländes zu 35 Mark die Rute beschlossen. Plauen. Man beabsichtigt eine Vereinigung zur kunstgerechten Ausschmückung der Vorgärten, Balkone und Fenster an den Häusern unserer Stadt, wie solche schon in verschiedenen größeren Städten bestehen, zu gründen und will sich in dieser Beziehung mit dem Vogtländischen Gärtnerverein in Verbindung setzen. Schönheide. Der am 11. Dezember 1904 hier vei-storbene Sanitätsrat Herr Dr. med. Penzel hat der Gemeinde in seinem Testamente zum Zwecke der Herstellung öffentlicher Gartenanlagen ein Vermächtnis in Höhe von 10000 Mk. ausgesetzt. Personal-Nachrichten. Geyer, Felix, Kunst- und Handelsgärtuer in Dresden, wurde die Bezeichnung Königlicher Ilofheferant verliehen. Jacob, Joseph Carl Moritz, bekannter Landschaftsgärtner und Baumschulenbesitzer in Leipzig-Gohlis, t ai^i 9- d. Mts. nach langem Leiden im 47. Lebensjahre. Kirchmaier, Ludwig, Gärtnereibesitzer in München, t an» 12. d. Mts. Langer, Gust. Ad., staatlich geprüfter Obergärtner und Garteu- baulehrer, wurde zum 1. April d. J. von der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg als Gartenbaulehrer nach Oranienburg berufen. Mockr, S., wurde als Gartenbaulehrer an der königl. ponio- logischen Lehranstalt in Troja bei Prag angestellt. Neumann, Hofgärtner in Arolsen, erhielt die goldene Verdienst- medaille. von Rhoden, ehem. Schloßgärtner in Ober-Peilau, feierte das seltene Fest der diamantenen Hochzeit. Richter, Karl, Schloßgärtner und Verwalter in Guteboru bei Liegnitz, wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. Skalak, Karl, bisher Stadtgartenverwalter in Prag, wurde zum Stadt-Gartendirektor ernannt. Winkelmann, Wilhelm, bisher Gartentechniker in Dresden, wurde in gleicher Eigenschaft am Hauptfriedhof in Stettin angestellt. Vorantwnrtl. Redakteur sdr.rffe Berlin. — TerlaR v. Richard Carl Schmidt k Co.. Leipzig. — Drnck: Anhalt. Bnohdr. Gutenberg, e. G. ra. b. H.. Dessau. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang IX. 4. März 1905. No. 23. Xachdruck und Nnchbildnng aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrec/itlich verfolgt. Kakteen und Sukkulenten Fünf (liiiikliare Kaktceii für den Handolsgärtner, Von Emil Heese, Gioß-Liohterfelde. iHirrxii fünf ÄbbilduiKjen nach Originalen von 7t'. Ost.\ VTelten aus der großen Familie der Kakteen meist die Echinopsideen als die besten Zimnierjjflanzen, so gibt es in den andern Untergattungen doch so manche Pflanze, welche ihren Besitzer viele Jahre hindurch durch williges Blühen und Vergrößerung ihres Körpers erfreut und deren Kultur deshalb auch den Handelsgärtner zu empfehlen ist. So haben wir unter den Mamillarien die noch viel zu wenig bekannte MamiUana iloHchocentra{Leina irr). Abb. beistehewl. Die Pflanze wächst in ihrer Heimat Mexiko in größerer Gesellschaft beisammen; die einzelnen Stücke sind meist 20 l)is 30 cm hoch, doch erreichen einige alte Exemplare eine Höhe von fast einem Meter. Sie kommt sowohl im Staate Hidalgo bei Meztitlan vor, als auch bei -Jalapa. In der Aztekensprache wird dieselbe heute noch von den Eingeborenen Tecomite genannt. Der Körper dieser sehr schönen Pflanze ist dunkel- grün, oft bräunlich, der Scheitel mit weißer Wolle bedeckt und von dunkeln Stacheln überragt: die ganze Oberfläche ist mit ca. 1 cm hohen Warzen, welche in sinnfälligen Schrägzeilen geordnet stellen, bedeckt. Jede Warze trägt an der Spitze 4 kreuzweis gestellte bis 2Y2 cm lange dnnkelgelbe Stacheln. Die bis 2 cm langen Blüten er- scheinen in doppelten Kränzen alle Frühjahr. Dieselbon sind im Innern karminrot, außen n'itlich grün, wenig gewimpert. Die über 2 cm. lange Beere von dunkelroter Farlie erseheint, wie bei allen Mamillarien, unter normalen Ver- hältnissen im Frühjahr des nächsten Jahres nach dem Blühen aus den AxiUen. Diese Beere wird von den Mexi- kanern gegessen und Chilite genannt. Unter der gi-oßen Zahl der Pflanzen, welche von der Untergattung Echinocactus kultiviert werden, nimmt wegen seiner vielen guten Eigenschaften der Echinocactus cachetianus (Monvillc). Abb. Seite 260. wohl die erste Stelle ein. Anspruchslos in der Kultur, mit jeder Erdart fürlieb nehmend, ein zu vieles Gießen im Gartenwelt. IX. Winter nicht gleich übelnehmend, erfreut er jeden Sommer seinen Besitzer mit den schönsten seidenglänzenden, gelben Blüten, oft G — 7 cm lang, welche im Grunde in ein sattes Rot übergehen. Das Verbreitungsgebiet dieser Pflanze ist ziemlich ausgedehnt. Man findet sie sowohl in Texas am Mamillaria dolii-h 266 Die Gartenwelt. IX, 23 FIchinocactus cachetianus (oben) und E. denudatus var. paraguayensis (unten). Orisinalaufnahmen für die „Gartenwelt". Brazos-ßivor, als auch in Mexiko an mehreren Stellen im Staate Tainaulipas. Die in Europa im Handel vorkommen- den Pflanzen sind meist 10 cm hoch, doch sieht mau bei alten Kultivateuren auch solche bis 20 cm und drüber. Der in Rippen aufgelf'iste Körper ist mit kreisrunden Areolen besetzt, welche je nach dem größeren oder ge- ringeren Wassergehalt des Körpers näher oder entfernter stehen und von 12 bis 15 weißen, horizontal stehenden Staclieln geschützt sind, welche einen 1 bis 2 cm langen, angelhakig gekrämmten, dunkelbraunen Mittelstachel um- geben. Die Pflanze setzt nach dem Blühen bei uns leicht Früchte an und pflanzt sich durch Samen ebenfalls leicht fort. Eine diesem an Schnellwüchsigkeit gleichkommende Art ist der Echinocacius denudaius (Link et Otto) var. paraguayensis. Abb. nebenstehend. Die Stammform dieser unter dem Namen „Spinnen- kaktus" aus Brasilion eingeführten Art ist seit langen Jahren bekannt luid hat sich wegen ihrer glänzend grünen, schönen Körperform, und wegen der Schönheit ilirer Blumen längst einen Ehrenplatz in den Sammlimgen errungen. Die Varietät aus Paraguay scliien anfangs nicht so wüchsig zu sein, hat sich bei genauerer Bekanntschaft aber ebenfalls als dankbare Zimmerpflanze bewährt. Sie will während des Winters nicht ganz trocken gehalten sein, sondern teansprucht wöchentlirh einmal gespritzt und gegossen zu werden. Ein Gleiches ist es mit der Form des eben- falls lange bekannten Echinoeactus Ottonis (Link et Otto) var. paraguayensis. Abb. S. 267. Da diese Kinder Paraguays eine andere Regen- periode als ihre mexikanischen Brüder haben, bei welchen die Trockenperiode mit unserm Winter zusammenfällt, so will auch diese Art im Winter bei uns als Import- pflanze nicht ganz trocken stehen, weil sie sonst zu sehr schrumpft. Beide Arten lieben auch im Sommer nicht zu lange anhaltende und trockene Wäi-me, sondern fühlen sich in schattiger Lage wohler. Sowohl die denudatus-, als auch die Olfonis-Formeu aus Paraguay variieren schon in der Heimat sehr und man findet in den Kata- logen eine große Anzahl von Varietäten aufgeführt. Sehr eigenartige Bildungen sind bei den Kakteen die Fasciationen oder Verbänderungen, auch Ciistata- formen genannt, am schönsten beim Echniocactus Scopa (Link et Otto) var. candidus cristatus. Abb. Seite 267. Die Zentralachse wächst bei diesen, HahnenkämmeR ähnelnden, Bildungen nicht nach oben, sondern ver- breitert sich durch Zwischenschieben feiner Rippen immer mehr nach den Seiten. Da diese Verbänderungen meist durch Veredeln (Pfi-opfen) fortgepflanzt werden, so hat sie der Besitzer öfter nachzusehen, daß sie sich bei gutem Wachstum nicht durch eignen Druck, der von beiden Seiten auf ilie Unterlage ausgeübt wird, von IX, 23 Die Gartenwelt. dieser abheben. Sehr schön ist auch die Stammform dieser Bildung, die als rar. candiduft und als var. rubcr- rinnis vorkommt. Als solche blüht sie mit schön gelber Blume, überragt von einem Griffel mit 10 — 12 purpur- roten Narben Die Fortpflanzimg der Normalform aus Samen glückt bei naturgemäßer Kultur sehr leicht. Bei ilen Verbänderungen, welche auch in den andern Untei-- gattungen vorkommen, sieht man nur vereinzelt Blüten : diese Formen müssen daher durch Teilung vermehrt Pflanzenvermehrung. Die Vernielinino; von Antirrliiiiuin majiis. Von M. Peuker, Dahlem. V -Lis ist vielleicht nicht allgemein bekannt, daß An- tirrhinum sich sehr leicht durch Stecklinge ver- mehren läßt. Da nun Antirrhinum nicht nur allein zu Schnitt- zwecken kultiviert wird, sondern auch als Gruppen- pflanze eine vielseitige Verwendung findet, so ist die Stecklingsvermehrung, besonders in letzterem Falle, ganz entschieden nicht zu unterschätzen, handelt es sich doch häufig um Erzielung reiner Farben und einigermaßen gleichmäßige Höhe der Pflanzen. Ecliinocactus Ottoni> var. paragu.ivensis (oben) und E. Sei var. candidus cristatus, veredeltes Exemplar (unten). OriKinalaufnahmen für die „Gartenwelt". Diese zwei Punkte, die bei Verwendung der Antirrhinum als Gruppenpflanze (d. h. für regelmäßige Gruppen) eine große Rolle spielen, sind bei Anzucht aus Samen oft recht fraglich, denn obwohl der Samenzüchter sich die größte Mühe geben mag, so liegt doch schon in der leiciiten Farbenvariation der Antirrhinum eine nicht geringe Schwierigkeit. Auch bei netieren Sorten empfiehlt sich schon ans diesem Grunde die Stecklingsvermehrung Die Vermehrung durch Stecklinge hat ferner noch den Vorteil, daß man im Frühjahr gleich kräftige Pflanzen zur Verfügung hat, die auch mit dem Blumenflor viel früher be- ginnen als Sämlinge. Als Stecklinge wählt man die schwächeren Triebe, die keinen Blütenansatz zeigen und schneidet sie wie jeden anderen krautartigen Steckling. Vorztinehmen ist die Vermehrung im August oder A n f a n g S e p t e m b e r. Die Stecklinge steckt man in kleine Töpfe mit sandiger, nahrhafter, nicht zti leichter Erde oder gleich ins Fenster in Sand. Zur schnelleren Bewurzelung ist ein halbwarmer Kasten zu empfehlen. Die Bewurzelung geht ziemlich schnell von statten. In dem Falle, daß man die Stecklinge gleich in den Kasten gesteckt hat, pflanzt man sie nach Bewurzelung in kleine Töpfe in kräftige, durchlässige Erde. Sollten die Pflanzer. luin zu lang werden, so kann man sie stutzen. Die Überwinterung geschieht wie beim Goldlack im kalten Kasten oder Kalthaus. Doch ist es sehr zu empfehlen, wenn man die Pflanzen im kalten Kasten überwintern will. Die Gartenwelt. IX, 23 die Vermehrung schon Anfang August vorzunehmen, da die Pflanzen dann bedeutend kräftiger und auch -weniger empfind- lich sind. Das Auspflanzen im Frühjahr erfolgt, sobald es die Temperatur gestattet. Im Haus überwinterte Pflanzen wird man in der Regel etwas später auspflanzen als im kalten Kasten überwinterte. Diese Vermehrung wäre auch bei Antirrhinum mit pelorischen Blumen am Platze und würde es mich sehr freuen, wenn ich erfahren könnte, daß man damit Erfolge erzielt hat, somit auch den weiteren Kreisen pelorische Antir- rhinum zugänglich machen könnte, was aus Samen wohl noch recht lange dauern wird (siehe Artikel Jahrgang YI, Seite 589). Sommerblumen. Schizanthiis hybridus grandiflorus. Von F. Ledien, Dresden. {Hierxu eine Abhildung .) U nter den Kultiu-versuchen mit einjährigen Pflanzen, zu denen ich durch die Erfurter Herbstausstellung des Jahres 1902 angeregt wurde, befand sich unter anderm auch Schixanthus hybridus grandiflorus. Ich ging um so lieber daran, als ich mich gern an die Schwärmerei des verstorbenen Hofgärtners Eeuter auf der Pfaueninsel bei Potsdam für diese Gattung erinnerte, der mit Recht auf die vielseitige Verwertbarkeit seiner Lieb- linge hinwies. Ich versuchte es mit der Verwendung der Pflanzen auf Sehmuckbeeten im Freien in ziemlich zugiger Lage und konnte mit dem Resultat nicht zufrieden sein. Um so schöner entwickelten sich aber Topfexemplare unter der Azaleen-Schattenstellage im Freien. Die erste Aussaat fand Ende Februar im Hause statt; das war viel zu früh, die Pflanzen der Aussaat von Ende März wären sicher ebenso rasch zur Vollentwicklung gekommen ; Beginn der Blüte erste Woche des Juni. Viel wichtiger nun aber erscheint mir eine Kultur, welche für die Monate Oktober bis Weihnachten und darüber hinaus ein ganz vorzügliches Dekorationsmaterial ergibt. Man sät dazu etwa Ende Juni; nach mehrmaligem Verpflanzen Beginn der Blüte Mitte bis Ende August. Die Schizanthus halten sich in der Hand des Laien und Zimmer- gärtners am schönsten, so lange die Pflanzen außen auf dem Fensterbrett oder Balkon, also in der freien Luft stehen können. Sie sind dann unermüdlich im Blühen und bleiben sehr lange schön, da die verblühten Blumen von selbst ab- fallen. Man hat die Pflanzen dann monatelang in tadelloser Schönheit. Innerhalb der Zimmer hängt das Gedeihen der Pflanzen davon ab, daß sie nicht zu warm stehen. Im un- geheizten Zimmer nahe am Lieht sind sie äußerst haltbar. Da man immer noch hören muß, daß es Leute gibt, denen eine monatelange Erhaltung der Begonia „Gloire de Lorraine''' nicht glückt, wage ich kaum noch eine Empfehhmg für Zimmer- kulturen, zumal mir ein Blumengeschäftsinhaber, dem ich einige Pflanzen zur Erprobung im Zimmer übergab, trium- pliierend meldete, dass er die Pflanzen in 14 Tagen tot kultiviert hätte. Ich habe allerdings den Herrn stark in Verdacht, daß er an abgeschnittenen Blumen und Arbeiten daraus mehr verdient, und darum bei sich einen Haß auf Topfpflanzen nährt. Ich kann aber demselben Herrn die Schizanthuskultur für langgeschnittene Vasenbouquets eben- falls empfehlen und werde damit sicher Glück haben, da die Haltbarkeit der abgeschnittenen Blütenzweige in Wasser und ohne dieses erstaunlich ist, trotz der scheinbaren Zartheit des Laubes und der Blüten. Im übrigen spricht das Bild wohl für sich selbst. Die in Frage stehenden Hybriden stammen hauptsächlich von Seh. pinnatus und zeigen viele Farbentöne in Weiß, Rosa und Lila; für den Schnitt sind die dunkler gefärbten in Lila und Rosa die wertvollsten ; sie erinnern an Oncidien-Blütemispen. Ob der neuere Seh. wisetonensis die guten alten Sorten verdrängen wird, ist mir noch zweifel- haft. Mir ist das frische Hellgrün der pinnatus-Rnsse lieber. Pflanzenkunde. Die Myrtaceeii. Von E. Goeze, Greifswald. ilus immergrünen Bäimien und Sträuchern zusammengesetzt, zeigt die Familie der Myrtengewächse, deren Artenzahl von einigen Autoren auf 1800, von anderen auf fast 3000 (Niedenzu schätzt 2750 Arten. Bed.) veranschlagt wird, im tropischen Amerika und auf dem austi-alischen Kontinent ihre höchste numerische Entwicklung, tritt aber im tropischen Asien und im heißen Afrika zu Gunsten anderer zurück. Nur ein bescheidener Strauch gehört den südlichen Ländern unseres Weltteils an, aber gerade durch „die sagenumwobene, liebliche Zierde der Bräute" ist uns die ganze Familie näher getreten, und in Myrtus communis erkennen wir gleichzeitig den nördüchsten Vertreter derselben, während eine andere Art, Myrtus nummularia von Feuerland, die äußerste Spitze von Südamerika bewohnt. Durch Farbenpracht der Blüten, die Schönheit der glänzend immer- grünen Belaubung, wohl aiich durch köstüchen Wohlgeruoh zeichnen sich viele Arten aus, noch weit größer ist aber die Schar derer, welche durch die Vielseitigkeit nützlicher Eigenschaften für die Mensch- heit von mehr oder minder großer Bedeutung sind. Eine ganz kurze Überschau dieser und jener dürfte schon manch Neues darbieten. Selbst Myrtiis communis ist uns in doppelter Weise tributpflichtig geworden, denn die Destillation der frischen Blüten liefert ein als Schönheitsmittel geschätztes wohlriechendes Wasser, in Frankreich Eau d'ange genannt. Aus den getrockneten, an ätherischen Ölen sehr reichen Blutenknospen von Caryophyllus aroniaticus gewinnt man bekanntlich die überall geschätzten Gewürznelken, und Viele werden .sich erinnern, daß der auf den Molukken ursprünglich heimische, seit langem in den Tropenländern der alten und neuen Welt angebaute Nelkenbaum einst zu historischen, für Holland wenig rühmlichen Ereignissen Veranlassung gab. Die Blütenknospen anderer Arten, beispielsweise der brasilianischen CalyptranUies aromatica finden ebenfalls als Gewürz Verwendung. Sehr zahlreiche Bäume und öträucher werden wegen ihrer saftigen, wohlschmeckenden Früchte in Ländern mit entsprechendem Klima angebaut und verdienen die herrlichen Guayaven, die Arten der Gattung Psiih'imi vom tropischen Amerika, wie P. Ouayava, P. Arafu, P. catüeyaniim hier wohl zuerst genannt zu werden. Die Frucht ist oft von der Größe eines mittleren Apfels und hat ein meist rotes, sehr saftiges Fleisch von dem der Erdbeere zu vergleichenden Wohlgeschmack, und in den Treibhäusern Englands werden diese Sträucher häufig angetroffen. Ein in Westindien sehr geschätztes Obst ist das von der Anchovy Birne, Orias cauliflora, das, unreif in Zucker eingemacht, auch nach Europa kommt. Die vielgepriesenen Rosenäpfel, rote, apfelgroße, rosenartig riechende Beeren , stammen von Jambosa malaccensis und J. vulgaris. Viele Eugen ien, Eugenia Michdii, — Campoma- nesien, Campomanesia linearifolia, — Myrcien, Myrcia Oitchi, — Marlieren, Marliera glomerata, — Calyplranthes, Calyp- tranihes variabilis, Bhodomyrtus tomentosa, die Bergstachel- beere Ostindiens u. a. m. bringen sehr wohlschmeckende Früchte hervor. In Chile sind die kirschgroßen, süß-aromatischen Beeren von Myrtiis Ugni die besten wilden Friichte, auch ein magenstärkender Wein wird aus ihnen bereitet. Als Gewürz, als Arzneimittel erfreuen IX, 23 Die Gartenwelt. 2Ö9 sich die uiiieifen Früelite der Pimenta officinalis von Zentralamerika und Westindien eines besonderen Rufes, auch die Früchte des Nell^en- pfeffers, Myrtiis piperita, Islo de France, der Nellienmyrte, Pimenta acris, Antillen, und die reifen Früchte der Myrtus eommunis wurden früher noch mehr als jetzt von den Ärzten verordnet. Als einer der wertvollsten Bäume der Ete -Wälder Brasiliens gilt die über 30 m hohe Bertholktia excelsa, von welcher die Allen wohlbekannten Para -Nüsse geerntet werden. Die große Frucht, welche bis 30 dieser Samen einschließt, mit der Schwere einer Kanonenkugel von beträchtlicher Höhe herabfallend, kann für den Sammler oft gefahr- bringend weiden. Auch mehrere Leeytliis -ArteD, wie L. Pisoms, L. Ämaxonutn usw., stattliche Bäume des tropischen Amerikas, liefern große, ölhaltige schmackhafte Samen. In den Blättern bemlit aber eine der niitzliclisten Eigenschaften der Myrtaceen und dies führt unter dem Einfluß ausströmender ätherischer Ole. Viele, viele Jahre hatten die armen Bewohner der pontinisohen Sümpfe bei Rom unter der furchtbaren Malaria-Geißel zu leiden und es war unser verstorbener Landsmann, Baron Ferdinand von Müller, welcher dort das massenhafte Anpflanzen dieser Bäume zuerst ins Werk setzte und Wandel schaffte. Der stechende, durchdringende Geruch dieses Öls wirkt auf Mikroben tödlich ein, es wird deshalb innerlich auch gegen Influenza und als Ein.spritzung gegen Diphtheritis empfohlen. Für technische Zwecke hat sich das Öl, besonders auch jenes von Eucalyptus piperita, geradezu unbezahlbar gemacht und im Haushalte kann dasjenige von Eucalyptus amygdalina als Ersatz für Petroleum sehr empfohlen werden, da es sich durch angenehmen Geruch und geriuge Neigung zu Explosionen hervortut. Auch Pottasche, Teer, Kino-Harze, Essigsäure, Tannin werden reichlich ,ius den Blättern, Schizanthus hybr. grandiflorus. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. .fgen uns zunächst zu den über 100 Arten zählenden Euoalypten Australiens, woselbst diese oft gigantischen Bäume die Haupt- repräsentanten der holzigen Vegetation ausmachen. Das jetzt so bekannte, hauptsächlich in den Blättern angehäufte Eucalyptus-Öl, in größeren oder geringeren Mengen von all den verschiedenen Arten gewonnen, hat seit einer Reihe von Jahren in der Technik, den Künsten, der Medizin eine vielseitige Verweitung gefunden. Wer hätte nicht schon gehört von den erfolgreichen Anpflanzungen dieser Bäume in Ländern, welche unter der Malaria jahraus jahrein zu leiden hatten. Dabei haben sich besonders hervorgetan der Riesengummi- baum von Südost- Australien. Eucalyptus amygdalina, wahrscheinlich der höchste Baum der Erde, von dem Stämme von 1.Ö5 m Länge mit über 30 m basalem Stammunifang bekannt sind, und der Blaugummi- bau m von Victoria und Tasmanien, fi«;-a;yp[m"i:ij;itigke!t, Elastizität und leichte Spaltbarkeit jenen der austraiisciien Euculypten gleichzustellen wären. In langen Abhandlungen hat F. von Müller in Melbourne hierüber ausführlich Krmde gegeben, hier müssen wir Die Gartenwelt. IX, WS uns begnügen, einige ganz beson- ders wertvolle Arten namhaft zu niachen. nämlich Eucalyptus ylo- hulus, E.leucoxylon. E.marginata, der Mahagonibaum Südwest- Australiens, und E. rostrata, der rote Gummibaum, dessen Holz unter den Eiicalyptits-SöheTn eins der geschätztesten im ganzen Austra- lien ist. Um so erstaunlicher ist es, daß viele Arten durch ein un- gewöhnlich rasches Wachstum sich auszeichnen; so erreichte beispiels- weise Eucalyptus glohulus auf den Bergen von Jamaica in 12 Jahren eine Höhe von 38 m und auf der azorischen Insel S. Miguel sahen wir 1866 Stämme dieses Blau- gummibaums, welche nach Aussage der Besitzer in einem Jahre 8 m gewachsen waren. Eine säuerliche farblose Flüssigkeit, die als Getränli dient, fließt aus den in den Stamm ge- machten Einschnitten desEucalyptus ' raveretiana und Eucalyptus Crunnii in Tasmanien verdient mit Kecbt die Bezeichnung „Ciderbaum". Als Ersatz für chinesischen Tee werden die Blätter mehrerer Myr- taceen sehr gern benutzt, so in Austialien die von Leptospermum T/iea, ßaeckea utilis, in Neu- seeland von Leptospermum scopa- rium, auf den Falklands-Inseln von Myrtus nummularia und in Chile von Myrtus Ugni. Viele Spalten ließen sich füllen, um den Vertretern dieser Familie als Nutzpflanzen nur einigermaßen gerecht zu werden, doch muß e.s mit diesen Andeutungen genug sein. In unseren Kalthäusern und Wohnräumen fand man vor etwa 50 Jahren manche hübsche Myrtaceen vertreten, die jetzt zu den Seltenheiten gehören. Callistemon- und Metrosideros- Arten, z. B. C. latieeolatus, C. sempeifiorens, M. florida, M. tomeniosa mit ihren leuchtend roten zylindrischen Blumenständen blühen schon als niedrige Sträucher sehr dankbar und sind in ihren Ansprüchen äußerst genüg- sam und ähnlich verhält es sich mit den Beaufortia-, Calothamnus- Arten, der schönen Reyelia grandiflora, der mit schneeweißen Blüten übersäten, sodann mit leuchtend purpurnen Beeren beladenen Eugenia australis, der E. Ltima von Chile und manchen mehr. Fein und zart ist die Belaubung dej Melaleuken wie Melaleiica armillaris, hypericifolia, pidchella, der Myrtus bullata und für Bindezwecke sind sie wegen ihrer Haltbarkeit doppelt zu empfehlen. Für die Aristokraten unserer Familie stehen die Tore der feuchten Warmhäuser weit geöffnet. Wer einmal sein Auge hat weiden können an der Schönheit der Ottstavia insignis aus dem tropischen Amerika, der Barringtonia speciosa von Java, Sumatra, der Orias cauliflora aus dem tropischen Amerika, der Courottpita odoratissima, von Veragua oder der Napoleona imperialis aus dem tropischen Afrika, wird solche als Gäste immer hoch willkommen heißen. Die Gattung Napoleona wurde einst von Beauvais nach der eben genannten Art aufgestellt und in den großen Blumen derselben erkennt man — bei einigem guten Willen die Insignien des französischen Ordens der Ehrenlegion. Noch einmal möchten wir zu den Eucalypten Austrahens zurückkehren, um unter ihnen einige ausfindig zu machen, die als Ziinmersohmuck sicher Beifall finden werden. Wenn man mitten im Winter kleine Topfgewächse hegen kann, deren Blätter schon bei eiser Berührung einen Gerach ausströmen , der dem frischer Zitronenmelisse sehr ähnlich ist, so wird diese augenehme Zugabe I -; Krautartige Birnveredlung im ersten Jahre. E. = Edelreis, V. = Veredlung, B. = Boden. Originalzeichnnng fürd. „Gartenwelt". wohl kaum verschmäht werden und Eucalyp- tus citriodora erfüllt, was er verspricht. Ganz niedrige, aber schon buschige Exemplare der Eticalyptus piperita mit feiner, glänzend tief- grüner Belaubung, sind überall gut unterzu- bringen. Und was nun gar den erstaunlich rasch wachsenden Blau- gummibaum betrifft, kann Eucalyptus glo- bultcs in Wohnräumen wie im Garten präclitig verwertet werden, er hat durch die blau- grünen, harzig duften- den, in der Jugend breit- eirunden Blätter immer etwas Apartes an sich. Samen der genannten drei Arten sind ingröße- ren Handlungen für wenige Groschen zu be- ziehen und keimen, wenn nicht zu alt, was leider oft der Fall ist, da die Nachfrage nur gering, im Zimmer sehr leicht. Mitte Fe- bruar in sandige Erde ausgesät, erfolgt die Keimung gemeiniglich schon nach 14 Tagen. Sechs Wochen später sind die jungen Blaugummibäume — bei den beiden anderen geht es nicht so fix, schon so groß, um einzeln in ganz kleine Töpfe gepflanzt zu werden und nach weiteren vier Wochen kann ein abermaliges Verpflanzen in etwas größere erfolgen. Ende Mai. Anfang Juni ins Freie gepflanzt, sei es in eine Blatt- pflanzengruppe oder auch am Rande eines Bosketts, entwickeln sich die Pflänzchen bei sonniger Lage, in nahrhafter aber nicht schwerer Erde und besonders unter reichlichem Begießen sehr rasch und rufen durch die besondere Färbung der Blätter gefällige Kontraste hervor. Im Spätherbst haben die jungen Eucalypten meist schon Meter- höhe erreicht, doch scheue man sich nicht, sie den Nachtfrösten preiszugeben ; in Töpfe gepflanzt und überwintert, werden die Resultate im nächsten Sommer nicht so befriedigen wie bei den einjährigen Exemplaren, die in der Tat ganz wie saftige AnnueUe zu behandeln sind. Die Brautmyrte diente als Einleitung dieser kurzen Besprechung der Myrtaceen, eine solche, aber von historischer Bedeutung für Deutsche, möge dieselbe abschließen. Als unser Kaiser im August 1889 die Königin Victoria in Osborne besuchte, zeigte die hohe Frau ihrem Enkel einen sehr üppig entwickelten Myrtenstrauch, der wohl wehmütige Erinnerungen wachrufen konnte. — Am Hochzeitstage des Prinzen Friedrich Wilhelm nahm derselbe im Augenblick, wo das junge Paar von der Königin sich verabschiedete, einen Myrtenzweig aus dem Bouquet seiner Gemahlin, um ihn der Brautmutter zu überreichen. Die Königin schickte denselben sofort nach Osborne, ihrer Sommerresidenz, damit er dort Wurzel schlüge und siehe da, aus dem Steckling hat sich im Laufe der Jahre und unter dem milden Klima der Insel Wight ein stattlicher Strauch entwickelt, der von den glücklichsten Zeiten des kaiserlichen Dulderp.iares zu erzählen weiß. Krautartig veredelte Birnen im zweiten Jahre, dem ersten Vegetationsjahr, also einjährige Veredlungen. Orieinalaufnahme für die „Gartenwelt", IX. 23 Die Gartenwelt. Obstbau. Veredeliinpsversuche an jungen Sämlingen und Stecklingen. Von Karl Gehlhaar, Baumschulenbesitzer, Lawskcn b. Königsberg i. Pr. {Hierzu xwei Abbildungen.) W ie bekannt, okuliert man heute in den meisten Handelsbaumsehulen ara liebsten ein- oder zweijährige kräftige Wildlinge und betrachtet die vielfach früher geübte Verwendung mehrerer Unterlagen zumeist als übeiwundenen Standpunkt. Wenn man die jetzt gewonnenen Resultate in Betracht zieht: unter sonst günstigen Verhältnissen Hochstämme in vier, ja selbst in drei Jahren heranzuziehen, wird man an eine weitere Steigerung zum wenigsten durch eine Änderung in der Ver- edlungsart oder der Verwendung von anderm Wildlings- material doch nicht recht glauben wollen. Zur Veredlung von Wildlingen, die im Frühjahr kraut- artig pikiert wurden, ist in der Praxis durch Okulieren wohl nur bei Bösen vorgegangen worden und vielfach mit bestem Erfolg. Über Veredlungsversuche mit solcli jungen Obst- säralingen durch Okulieren ist hie und da wohl schon auch etwas veröffentlicht worden; leider sind mir keine derartigen Artikel zur Hand. Solche Versuche habe ich hier auch an- gestellt. Die Augen wachsen in dem jungen Holz sehr leicht an. Ein Stehenlassen der veredelten Wildlinge auf dem Pikierbeet ist wohl nicht ratsam, da dieselben zu dicht stehen würden, um sich in Wurzeln wie im Trieb gut aus- bilden zu können. Werden sie aber verpflanzt, dann wollen oft wieder die Augen nicht gut austreiben, wie man über- haupt in der Beziehung speziell bei einzelnen Sorten, z. B. „Gelber Richard''^ auch an Wildlingen, die im Standquartier veredelt wurden, besonders bei ungünstiger Frühjahrswitterung seine liebe Not hat. Da nun einmal ein ganz besonderer Reiz darin liegt, einen Wildling so früh wie möglich zu veredeln und mit Vegetationsschluß im Herbst z. B. auf einem Quadratmeter ca. 30 veredelte Wildlinge ernten zu können, die im Früh- jahr noch Samenkorn oder iinbewurzelte Stecklinge waren, habe ich obige Resultate nicht als zwecklos angesehen und will nun in Nachstehendem etwas iUier meine Versuche durch seitliches Einsjjitzen ara Wurzelhals auf schlafende Edeltriebe mitteilen, die meiner Meinung nach, wenn erst mehr bekannt, für die Praxis von einigem Wert sein könnten. Eine der ersten Vorbedingungen für das Gelingen ist natürlich die sorgfältige Vorkultur der jungen Sämlinge: am besten ins Frühbeet aussäen und frühzeitig ins Freie pikieren. Die Veredlung selbst ist sehr einfach. Nach dem Weg- räumen der Erde am Wurzelhals wird in denselben ein schräger Einschnitt ausgeführt und das keilförmig zugespitzte Edelreis wenigstens auf einer Seite Rinde auf Rinde passend hineingeschoben. Ein dünner Bleistreifen oder Bleidraht wird zur Befestigung einigemal umwickelt und die Wildlinge werden hierauf bis über die Veredlungsstelle wieder angehäufelt. Die Bleistreifen schnüren so leicht nicht ein. Nach ca. vier Wochen können dieselben ganz entfernt und zur weiteren Verwendung aufgehoben werden. Welche Vorteile könnte diese Veredlungsart nun bieten und aus welchen Gründen könnte sich eine Emiifehlung für die Praxis herleiten lassen? 1. Die lange durchaus passende Zeit zm- Veredhmg von Mitte Juli bis Anfang September hat vor der Okulation schon etwas voraus. Die Edelreiser wachsen überhaupt sehr leicht an. Das ist wohl darauf zurückzuführen, daß in der oberen Erdschicht eine meist gleichmäßigere und wärmere Temperatur vorhanden ist, als über dem Boden. Ein geschickter Ver- edler führt sie fast in derselben Zeit wie die Okulation aus. Das Wegschneiden des schwachen Wildlingstriebes wird sich schneller bewerkstelligen lassen, als dies bei den oft mehrere Zentimeter starken Zapfen der Okulanten der Fall ist. 2. Ein im Herbst gut angewachsenes Auge über ileni Boden ist der Beschädigung durch ungünstige Witterungs- verhältnisse, z. B. Glatteis und tierische Schädlinge, weit mehr ausgesetzt, als dieser zum Teil in der Erde befindliche eingespitzte Edeltrieb und wird man auch bei etwa später vorkommenden Beschädigungen, da die Veredelung in der Erde, selten wieder zu veredeln brauchen. 3. Der fest verwachsene Edeltrieb regt naturgemäß den Saft mehr an wie ein einzelnes Auge des Okulanten und man hat mit dem Unterdrücken der Wildtriebe weniger Arbeit, als bei im Frühjahr oder Winter kopulierten Wild- lingen, bei denen ein inniges Verwachsen und eine gute Saftzirkulation erst- vor sich gehen soll. 4. Derart auf dem Pikierbeet veredelte Wildlinge werden nach dem Verschulen zwar noch keinen so kräftigen Trieb hervorbringen, wie die Okulanten ein Jahr später, die Wurzel- tätigkeit aber doch schon genügend beschäftigen können, vor allen Dingen abei' ein verhältnismäßig billiges Anschiüen von Veredlungen im Baumschulquartier darstellen, in dem keine Wildlinge mehr nachzuveredeln sind. Ich glaube, der Trieb dieser Veredlungen wird im allgemeinen, weil weniger forciert, widerstandsfähiger gegen Frostschäden sein. 5. Einen ganz besonderen Vorteil scheint mir die Ver- edlung bei Birnen auf Quitte zu bieten. Vielfach wird mit Recht das Tieferpflanzen solcher Birn Veredlungen empfohlen, damit die Veredlungsstelle sich bewiu'zelt und manche auf Quitte nicht langlebige Sorte dann ausdauernder wird. Be- sonders hat dies der verstorbene Gartenbaudirektor Matthieu, Charlottenburg, des oftei-en getan. Wir tun liier in unserm kalten Nordosten Deutsehlands überhaujit gut, wenn dies nicht geschehen, alle Birnen auf dieser Unterlage an der Veredlungsstelle über Winter anzuhäufeln, da dieselbe hier schon recht empfindlich ist. Das Tieferpflanzen an und für sich trägt aber wie bekannt besonders bei älteren Veredlungen durchaus nicht zu deren freudigem Weiterwachsen bei, wie wir ja jedem, der einen Baum pflanzen will, raten, ja nicht zu tief zu pflanzen. Durch angeführte Veredlung haben wir dies nicht nötig. Die Veredlung kann bei ihrer Ausführung in die Erde gebracht werden und wird sich da weit sicherer bewm-zeln, als wenn sie erst nach Jahren da hineinkommt. Die Abbildungen Seite 270 zeigen derartige Veredlungen im ersten (Veredlungsjahr) und zweiten Jahre. Von langjährigen Versuchen im großen kann ich selbst noch nicht reden und es wii'd daher wohl manchem als verfrüht erscheinen, daß ich liiermit an die Öffentlichkeit trete. Vielleicht wird bei weiteren Versuchen auch noch einiges erwiesen werden, das in dieser oder jener Hinsicht zu Ungunsten der beschriebenen Veredlungsart spricht. Da Geld- und Zeitopfer bei einem Versuche aber nifht allzusclr.ver ins Gewicht fallen dürften, können wir wohl im allgemeinen Interesse weiteren Erfalu-ungen recht fi'eudig entgegensehen. Die Gartenwelt. IX, 23 gänzt sein. Diese Abbildungen zeigen eine Pflanze von oben und von der Seite gesehen. Die Vermehrung geschieht durch Teilung, besser und einfacher jedoch durch Aus- saat, da diese Züchtung getreu aus Samen wiederkommt. Stauden. Ganipaiinla giomerata L. var. acaulis. Von F. Rehnelt, Großberzogl. Garteniuspektor, Gießen. {HierKu -ucei Abbildimgeii.) (^a)iij)amda glomerala L. ist nächst der beliebten C. persicifolia eine der schönsten einheimischen Glockenblumen. Sie ist eine Zierde der Grastriften und von auffallender Schönheit, durch die großen, prächtig dunkellilauen Blüten, die auf 30 bis 40 cm hohen, etwas steifen Stengeln in koj)fförraigen. dichten Sträußen zusammen stehen. Denkt man sich diese Blütenköpfe zu 5 — 8 Stück dicht zusammen auf die dem Boden angeschmiegte BJattrosette gesteckt, so hat man das ungefähre Büd der neuen Form. var. acaulis, welche durch die bekannte Staudenfirma von Georg Arends in Ronsdorf gegenwärtig Verbreitung findet. Die Bltttenköpfe sind aber noch ansehnlicher und die Pflanze blüht nicht bloß wie die Staiiimi'orm im Juni -Juli und dann gelegentlich im Herbst noch firiinal, sondern nach einer kurzen Pause, die nach der Hau].tliliite eintritt, floriert sie unermüdlich bis zum Frost. Es hat fast den Anschein, als wollte die Natur die Erspar- nisse, welche durch das Ausscheiden der Stengel entstehen, auf die Hervorbringung möglichst gi-oßer Blütenmengen ver- wenden. Diese Züchtimg wird nur 10 — 12 cm hoch und sieht in der vollen Blüte aus, wie ein flaches in den Boden gestecktes Geburtstags-Bukett, wie sie vor 20 -30 Jahren einmal Jlode waren. Wenn man noch hinzufügt, daß sie eine äußer.st dankbare xmd haltbare Staude für Felsenanlagen, zu Ein- fassungen und für kleine, zierliche Beete ist, sich wohl auch für Töpfe eignet, viel Sonne liebt, aber auch im Halbschatten noch reich blüht, gelegentliche Trockenheit vertragen kann und in nicht zu nährstoifreiohe Erde gepflanzt werden sollte, so werden die beistehenden Abbildungen, die nach Photo- graphien einjälu'iger Pflanzen hergestellt sind, genügend er- Neiie herhstblühende Stauden asterii. {Hirrx/i die Farbentafel). in No. 17 des laufenden Jahrganges berichtete Herr Heinr. Junge, Hameln über neue Herbstastern, dabei auf die Farbentafel hinweisend, die wir nun mit gegenwärtigem Hefte unseren Lesern bieten. Die Leser finden in genanntem Artikel auch die auf der Tafel dargestellten Sorten beschrieben. ,,Wulf" und „Oertnide^'- sind Jungesohe, „Elsic Perry'-^ und „Flossy englische Züchtungen, von welchen wir in No. 17 bereits Habitusbilder boten. Von dem hohen "Wert dieser Züchtungen haben wir uns selbst überzeugt, da Herr Junge sie uns im vorigen Herbst in vollblühenden Pflanzen übermittelte, nach welchen wir die ^ Habitusbilder in No. 17 fertigten. Fachgenossen und Blumengeschäfts- inhaber, welche die.se Astern bei uns sahen, waren entzückt von denselben. Wir haben diesen herbstUohen üartenzierden und aus- gezeichneten Schnittblumen einen bevorzugten Standort in unseren Versuchskulturen gegeben. Die vorzüglich gelungene, durchaus natur- getreue Tafel zeigt den Lesern, was sie bei Anpflanzung dieser Perlen deutschen und englischen Züchterfleißes zu erwarten haben. Campanula giomerata v.i sämlingsptlanzen, von de im Herbst i .Seite und vuu oben gesehen, ä ersten Jahres. uinahmeu für die „Gartenwelt". Neue herbstblühende Staudenastern 1. „Wulf". 2. „Flossy". 3. „Gertrude". ■i. „Elsie Perry". ,DlE Gartenwelt' JAHRGANG IX. ./ '^ \ ^?^ "N m 4^/ } fr'">. L /*A« IX. Die Gartenwelt. Landschaftsgärtnerei. Das |)(Mspt'l(tivis('li<' Zeielineii im Dienste der (iailcMi- technik. Von R. Staudenmayer, Stuttgart. {Uicr-.u rit:r AhbilditiKjen nach Origiiialxeichnungcn des l'erfcis.scrs.) Wenn ich im nachstehenden eine kurze Abhandlung über das Thema: Das perspektivische Zeichnen im Dienste der Gartentechnik gebe, zu der ich durch verschiedene Wahr- nehmungen gedrängt wurde, so will ich nicht etwa die ganze Lehre der Perspektive und ihre praktische Anwendung da- mit erläutern, sondern nur in kurzen Zügen an der Hand eines Beispiels (Fig. 1 — 4) die geometrische Konstruktion einer perspektivischen Ansicht vorführen. Es ist leider eine nicht wegzuleugnende Tatsache, daß die meisten sogen, perspektivischen Ansichten in den Aquarell- technik auf den Beschauer den Eindruck erwecken, als wären sie in die Fläche niedergedrückt. Dieselbe Beobachtung können wir auch an solchen Ölgemälden machen, welche nur nach dem „Augenmaß" so ungefähr gemalt wurden. Be- trachten wir z. B. die Malereien der romanischen Periode genauer, so fällt -^"^ .uns ganz besonders ihre __, charakteristische flache Wirkung auf, die nur auf die Unkenntnis bezw. Außerachtlassung der Per- spektive imd ihrer Regeln .,'' zurückzuführen ist. ^ '-'_'^_ Unlängst hatte ich Ge- legenheit, außer einigen perspektivisch falsch ge- Fig. I. zeichneten „preisgekrön- ten" Aquarellansichten, einen ebenso falsch konstruierten Pavillon mir etwas näher anzu- sehen. Wenn ich von diesem Pavillon die äußere Form, sein Gerippe, wiedergebe und die in Betracht kommenden Linien verlängere, so treten die perspektivischen Fehler ganz deutlich hervor (Figiu- 1). Denn anstatt daß sich diese Linien an bestimmten Punkten vereinigen, gehen dieselben nach allen Richtungen der Windrose auseinander. Bei der per.spektivischen Wiedergabe eines achteckigen Pavillons sind bestimmte Gesetze der Persspektive zu befolgen, welche nicht außer Acht gelassen werden dürfen, namentlich dann nicht, wenn der Gartentechniker auf der gleichen Höhe wie seine „Kunstbrflder" stehen will. Bevor man eine Pavillonansicht konstruieren kann, muß man zunächst einen Grundriß davon haben, denn erst von diesem Gnmdriß aus ist eine genaue perspektivische Ansicht möglich. Die Konstruktion eines achteckigen Pavillons oder Turmes im Grundriß ist an der Hand der Fig. 2 folgende: Man ziehe zuerst eine beliebige Wagerechte n 1 und eine Senkrechte m k, welche nl im rechten Winkel bei i schneidet. Ferner bestimme man von i aus mittelst Zirkel- schlags die Punkte k 1 m n und verbinde dieselben unter- einander. Von diesen Punkten aus erhält man durch Zirkel- schlag die Punkte E F G H, die man durch Linien verbindet. Hierauf werden die Diagonalen EH und FG gezogen. Durch Übertragung des Halbmessers i n auf die Diagonalen bekommt man die Punkte A B 0 D, wodurch ein dorn ersten gleich großes, (kongruen- tes) (^)uadrat ent- steht und damit das gewünschte Acht- eck a b c d e f g h. Fig. 3. Soll nun dieses Achteck in jjerspektivischem Grundriß gezeichnet werden, so kom- men bei dieser Kon- struktion folgende Regeln der male- rischen Perspektive zur Anwendung: 1. Alle geometrisch perspektivisch wagerecht. 2. Sämtliche Linien zur Wagerechten stehen, „verkürzte Senkrechte' wagerechten Linien bleiben auch welche geometrisch rechtwinklig verkürzen sich und werden daher genannt. Dieselben haben einen ge- meinschaftlichen Flucht- oder Verschwindungspimkt auf der Horizontallinie im Haupt- oder Augenpunkt. 3. Die schrägen Linien haben gemeinsame Fluchtpiuikte auf der Horizontallinie. Diese Fluchtpunkte können beliebig angenommen werden, jedoch müssen sie mindestens zweimal so weit auseinanderliegen als der Augenpunkt von unserem Auge. Der Augenpunkt ist derjenige Punkt, welcher in der Hori- zontallinie vor unserem Auge liegt, d. h. wenn wir von unserem Auge aus eine Senkrechte auf die Horizontallinie genannt fallen, so erhalten wir an deren Schnittpunkt den Augenpunkt. Die Distanzpunkte für die schräglaufenden Linien (in Fig. 3 kn und kl etc.) liegen außerhalb der Zeichnung auf der Horizontallinie Es können mehrere Distanzpunkte an- genommen werden, wenn die zu projizierende Figur recht vielgestaltig ist. In dem hier erörterten Beispiel genügen zwei Distanzpunkte, deren einer links, deren anderer rechts von P auf der Horizontallinie liegt. Bei der perspektivischen Darstellung nach Fig 3 ist P der Augenpunkt auf der Horizontallinie. Dieser Augenpunkt Die Gartenwelt. IX, 23 hätte auch so angenommen werden können, daß die verlängerte Mittelachse k i m senkrecht unter P gestanden hätte.. Da nun nach der perspektivischen Regel sämtliche zur Wagerechten rechtwinklige Linien ihren Verschwindungspunkt im Augen- punkt haben, so müssen alle (Fig. 2) mit k i m parallel- laufenden Linien, z. B. EG — F H usw. in P zusammen- treffen. Nach dieser Eegel konstruiere man das verkürzte Quadrat Ä B C D. Eine der verkürzten Seiten, z. B. C D oder A B kann dazu benützt werden, um mit der einen Hälfte derselben ein gleichschenkliges Dreieck (in Fig. 3 z. B. K D L) zu errichten. Wird nun K o = K L gemacht, so ist das äußere Quadrat E F G H leicht zu bilden ; denn eine Linie P o durch- schneidet die verlängerten Diagonalen A D in H und 0 B in F. Auf gleiche Weise erhalten wir die Punkte G und E; somit sind auch die Punkte k 1 m n gegeben. Durch die entsprechenden Schnittpimkte a b c d e f g h ergiebt sich das perspektivische Achteck. Die Höhe des Pavillons, Fig. 4, richtet sich nach den gegebenen Verhältnissen. Die Linien rechts und links vom Hauptpunkt auf der Horizontallinie haben je einen ge- meinschaftlichen Verschwindungspunkt auf der Horizontallinie. Wenn diese Fluchtpunkte außerhalb der Zeichen- fläche liegen, wie es z. ß. in Fig. 4 der Fall ist, so kann die Konstruktion auf folgende Weise geschehen : Man errichtet zunächst auf n 1 in i eine Senkrechte F i, welche durch die Spitze des Dachhelms geht. Durch parallele Senkrechte, die durch die Eckpunkte des perspektivischen Acht- ecks gehen, ergeben sich die Seiten- flächen von selbst. Nun werden die Linien r h a p usw. in je drei gleiche Teile zerlegt und die erhaltenen Punkte mit einander verbunden, welche Linien in dem gemeinschaftlichen Verschwin- dungspunkt zusammentreffen, somit per- .spektivisch parallel laufen. Durch die Diagonalen a s, h s usw. bekommt man die Schnittpunkte, durch welche die perspektivische Mittellinie E gelegt wird. Die Dachseiten sind an diesem Motiv leicht zu zeichnen. Sind die Dachseiten aber nach einwärts oder auswärts ge- bogen, so hat man zunächst ein gewöhnliches Dach zu zeichnen, sodann die perspektivischen Pimkte ihres größten bezw. geringsten Durchmessers festzustellen, welche eben- falls mit ihrer Verlängenuig in die Verschwindungspunkt« einmünden müssen. Bei der Konstruktion von Gebäuden, Dächern, Straßen- jjrospekten, Rondellen, Staffagen kommen noch weitere Gesetze hinzu, von denen ich heute absehea möchte. Namentlich wird auch in der perspektivischen Darstellung der Staffage noch schwer gesündigt und ich werde aus diesem Anlaß ge- legentlich ülier diesen Punkt die richtigen Aufschlüsse geben. Es drängt sich uns unwillkürlich die Frage auf: Warum wird die Perspektive so vernachlässigt und weshalb gibt es so wenige Techniker, die richtig zeichnen können? Gehen wir diesem Übel auf den Grund und untersuchen es ge- nauer, so kommen wir zu der Tatsache, daß die Vernach- lässigung der Perspektive hauptsächlich darin zu suchen ist. daß in vielen bestimmten Motiven die perspektivischen Fehler nicht auffällig wirken und weil sehr viele junge Männer gern Techniker sein wollen, ohne gute Zeichner zu sein. Doch liegt auch die Versuchinig sehr nahe, die Perspek- tive stiefmütterlich zu behandeln und die ganze Zeichentechnik nur als notwendiges Übel anzusehen. Andererseits ist aber auch nicht zu verkennen, daß der Unterricht in den meisten Gartenbauschulen gar zu vielseitig ist, dadurch kommen ge- wisse Fächer, die fiü- den Landschaftsgärtner von allergrößter Bedeutung sind, ei'st in zweiter und dritter Linie in Betracht. Dagegen treten solche Fächer an erste Stelle, welche eigent- lich in der Praxis besser gelernt werden können als in der Gärtnerlehranstalt. Und das Resultat der Anstalt ist die Halbheit in der Ausbildung der Zeichentechnik. Zeit- und Streitfragen. Tierschutz in ölleiitlichen Anlagen. J.n einer großen Stadt Ostdeutsch- lands sind in einer der dort befindlichen Parkanlagen in der Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 1904 zum Sclmtze der An- lagen und der Singvögel vertilgt worden: "^-~___ 137 Kaninchen, 38 Hasen, 13 Krähen, 116 Ratten, 261 Maulwürfe, 8693 Mäuse, 7 Dohlen, .0 Eulen, 5 Hamster, 963 Sper- linge, 679 Sperlingseier, 19 Würger, 2 Wiesel, 3 Katzen, 2 Eichhörnclien, 21 Amseln, 594 Eiohenbockkäfer. — Das gibt reichlichen Stoff zum Nach- denken: Air das bloß in einem Parke! FreiUch sind das die ältesten und in der Nähe der Stadt größten Anlagen. Wenn wir mm die aufgezählten Tiere wirklich etwas auf ihren Nutzen und Schaden betrachten, so wird mancher Tierfreund verwundert fragen: Warum mögen wohl 261 Maul- würfe, 13 Krähen, 7 Dohlen, 5 Eulenund 2 Wiesel getötet worden sein? Man denke: in weit ausgedehnten Parkanlagen werden 261 Maulwürfe vertilgt! Ist es mehr um den Rasen oder um die Maulwürfe schade? Denn bloß um des ,, schön geschornen" Rasens willen ermordet man die barmlosen Gesellen. Wie's unter dem Grase aussieht, wie dort Engerlinge hausen, das ist gleichgültig: Der Mensch sieht, was vor Augen ist! Auch die Krähen und Dohlen *) sind bei weitem nicht so ge- lährlich, wie sie verschrieen sind. Brehm sagt von der Raben- krähe, Corvus corone: „Der Land- und Forstwirt aber dürfte sehr wohl tun, sie zu schützen," und : „daß durch den Tod einer einzigen Krähe der Land- und Forstwirtschaft weit größerer Schaden erwächst als durch die Tätigkeit von zehn lebenden. Vor allem hüte mau sich einzelne Beobachtungen zu verallgemeinern." Von der Dohle heißt es bei Brehm: „Ob man berechtigt ist, sie als überwiegend schädlichen Vogel zu bezeichnen, erscheint mir zweifel- haft, ich möchte im Gegenteil annehmen, daß der Nutzen den Schaden ausgleicht, wenn nicht übertrifft." Überdies sind die Dohlen immer noch nicht so häufig wie die Krähen und Raben, also auch ein Grund ihnen nicht bedingungslos das Lebenslicht auszublasen. Was ist das alles aber gegen das Unrecht, Eulen und Wiesel zu töten ! Es ist vielleicht möglich, daß einer, ein ganz Neuzeitlicher „entdeckt" hat, daß die Eulen gar zu viel Vögel fressen und deshalb vertilgt werden müssen. Ich möchte hier den alten Leunis zitieren, der von den Eulen sagt, daß es mit Ausnahme des Uhus nur nütz- *) Von dem Nutzen ' der ,, Gartenwelt" die Rede. ad Schaden der Amseln war bereits in D. Verf, IX, 2 Die Gartenwelt. hello Nachti-aubvögel sind. Bei den in den Anlagen vertilgten be- fanden sich Uhus sicher nicht! Brehm stimmt mit Lenz überein, der den Schleierkaiiz un- bedingt für nützlich hält. Von dem Waldkauz heißt's bei dem- selben, daß er fast ausschließlich Mäuse frißt. Martin fand in dem Magen eines Waldkauzes 75 große Raupen des großen Kiefern- sehwiirmere. — Macht nichts, die Eulen werden erschossen ! Sehr ist auch zu beklagen, daß man die Wiesel, diese hübschen, gewandten, zierlichen und nützlichen Kerlchen so grausam verfolgt. Kein Tier ist imstande, derartig den Ratten und Mäusen zuzusetzen, \Tie das Wiesel. Wer mag wissen, was die Wiesel der Park -Ver- waltung getan haben mögen '? Ich möchte hier wieder eine Stelle aus Brehnis Tierleben nennen, wo es in der 3. Auflage, aus dem- .lahre 1890, wie folgt heißt: „Leider werden die kleinen, nütz- lichen Geschöpfe von unwissenden Menschen vielfach verfolgt und aus reinem Übernnite getötet. Wegen des großen Nutzens, den es stiftet, sollte man das ausgezeichnete Tier kräftig schützen, anstatt es zu verfolgen. Man kann dreist behaupten, daß zur Mäusejagd kein andres Tier so vortrefflich ausgerüstet ist, wie das Wiesel. Der Schaden, den es anrichtet, kommt diesem Nutzen gegenüber gar nicht in Betracht. Doch ist gegen Vorurteil aller Art leider nur schwer auzukänipfen." Es ist bezeichnend, daß die Anlägen der Stadt sehr unter Mäusen und besonders Ratten zu leiden haben, und daß gerade die tüchtigsten Mäusejäger unter den Tieren dort getötet werden. Es ist nun einmal so, daß Tiere, die den kleinen Säugetieren zu Leibe gehen, auch Vögel fressen. Hier kommt es aber darauf an, zu ei-messen, ob der Schaden oder der Nutzen eines derartigen Ge- schöpfes größer ist. Diese Entscheidung ist allerdings oft schwer und bei besonders eigenartig liegenden Fällen anders ausfallend, als es vielleicht allgemein anzunehmen ist. Wo aber, wie hier, die Fürsprache der Forscher und die allgemeine Sachlage zugunsten der vorher genannten Tiere spricht, dürfte man nicht mehr im Unklaren sein, sondern >ie als zu schonendß ansehen. Sie war bereits eine fast ständige Rubrik der dortigen Tages- zeitungen geworden: Die Rattenplage. Es war in den Artikeln stets die Rede von vielen Ratten, die vor den Augen des Spaziergängers meist an den ausgedehnten Wasseranlagen im Innern der Stadt ihr Unwesen trieben. Vielleicht hätte mau dortbin Wiesel setzen können. Sie hätten die Stadt vermutlich vor Ausgaben und vielem Ärger bewahrt. Schaden an dem Wassergeflügel hätten sie nicht anrichten können, denn dies nistet, der äußerst steilen Uferböschungen wegen, — die noch dazu nach dem Wasser zu gepflastert sind — , nicht am Ufer, sondern in der Mitte des Wassers in den bekannten Teicbgeflügel- häuschen. Würden sich aber auf die Dauer die Wiesel nicht be- währt haben, wäre es immer noch Zeit gewesen, sie in Fallen zu fangen oder zu töten. Es ist jetzt so viel von Heimatsohutz die Rede. Wer mochte nicht mitwirken, die Heimat zu schützen? Dazu gehört aber auch Liebe zu den heimischen Tieren, in diesem Falle sogar . gleichviel, ob .sie für den großen Egoisten, Mensch genannt, schädlich oder nutz- bringend sind. Wenn aber noch offensichtlich der Nutzen überwiegt, dürfte es niemandem „schwer fallen'-, Heimatschutz zu üben. Es ist beklemmend zu beobachten, wie wenig der Großstädter ..seine" Flora und besonders Fauna kennt! Ob wohl von 100 Spazier- gängern 25 ein Wiesel im Freien gesehen oder in seinem Treiben beobachtet haben?! Ich glaube kaum 5! Wie viele mögen sich ge- wundert haben, als sie in der Zeitung lasen, daß es überhaupt in den Anlagen „solche Tiere'' gibt! Wie häufig sieht man die Groß- städter in großer Zahl an einem Baume stehen bleiben, worauf ein Eichhörnchen, das fürwahr nicht selten ist, sein Wesen treibt. Di« Interesse und das Vergnügen am Beobachten ist da, bloß die Mannig- faltigkeit der Objekte nimmt immer mehr ab. Der bescheidene Großstädter freut sich schon seiner Spatzen und — Mäuse, die er draußen füttert, nur um sich so besser an ihrem nnmteren Treiben zu ergötzen. Ist das wirklich nichts, hat das gar nichts zu bedeuten?? — Ob ferner die Eier immer mit Sachkenntnis aus den Nistkästen genommen werden, kann man nur ahnen, nicht wissen. Ob auch wirk- Hch nur Feldmäuse und nicht viele Spitzmäuse unter den getöteten gewesen sind? ... Nebenbei sei erwähnt, daß das Töten der gefangenen Tiere, besonders der von den meisten Menschen gehaßten Katzen in vielen Fällen grausam ist, — da sich daraiii niemand kümmern kann, außer dem glücklichen Fänger, der sein Geld für das erlegte Tier erhält. Es gibt weiterhin unter den Raubzeugvertilgern auch „Sanimler- zoologen", die nur glücklich siud, wenn sie das erbeutete Tier auch ausgestopft zuhause haben. (Aus diesem Grunde wird beispielsweise lieber einmal ein Wiesel zertreten, — so lange auf den Leib gestampft, bis es schließlich unter den Fußtritten verendet, — anstatt daß der „Jäger" dem armen Burschen den Schädel zertrümmert. Freilich taugt er dann nicht mehr zum Ausstopfen.) Solche „Sammler- zoologen" irren sich auch manchmal in den Begriffen der Schädlich- keit eines Tieres. Leider ist noch nicht genug Liebe zur Heimat vorhanden. Es mag unter den Wenigen, die sich für die Tierwelt weitgehender intere.ssieren, ein großer Teil sein, der dadurch die Tieifreundlichkeit zu beweisen glaubt, wenn er Abonnent eines zoologischen Gartens ist oder zuhause einen unglücklichen, nach Freiheit schmachtenden Vogel im Käfig oder einen Goldfisch im Marterglase hat oder wa.s dergleichen Liebhabereien mehr sind. Auf dem Gebiete des Vogelschutzes wird es nicht eher besser, als bis nicht nur das Fangen, sondern auch das Feilhalten von heimischen Vögeln verboten wird.*) Glücklicherweise achten die Verwaltungen sehr streng auf Vogelfalleu und Vogelsteller. .Jedoch noch eins ist es, was beim Kapitel Vogelschutz zu erwähnen wäre. Es ist die grimme Fehde, die man allen hohlwerdenden Bäumen und absterbenden Ästen erklärt. Man haut die alten Bäume um oder pappt alle bemerkbaren Löcher ohne Ausnahme, selbst wenn sie sehr hoch am Baume sind, mit Mörtel und Ziegeln zu. Sehr zum Nachteile für viele Spechte imd Höhlenbrüter. Eine ganze Anzahl besonders scheuer und vorsichtiger Vögel dürften überhaupt die Nist- kästen meiden, die doch zumeist vom Sperling mit Erfolg in Beschlag genommen werden. Andrerseits wäre es zu bedauern, wollte man den Vogel schützen, den Baum aber dafür vernachlässigen. Es läßt sich aber ein Mittelweg einschlagen: Hin und wieder (besonders in weniger „geleckten" und alten Parks) könnte man diesen oder jenen Baum zu diesem Zwecke uuzugemauert lassen. Auch ein paar trocken werdende, hoch oben am Baume stehende Äste könnten unter Umständen nicht schaden. Das alles wird mehr zum Schutze der Vögel und Belebimg der Anlagen beitragen, als das meist verfehlte Aussetzen von oft nicht unbedeutenden Preisen für getötete „Schädlinge''. Gerade der Geldgewinn verleitet den Wärter zur rücksichts- losen ,,Jagd", die ja außerdem noch den Vorteil hat, viel reizvoller als die tägliche Berufstätigkeit zu sein. Carl Hoffmann. Kongresse, Versammlungen. Zusammenkunft und Gesellschaftsabend ehemaligerSchüler deutscher Oärtnerlehranstalten in Berlin am 14. Februar im Restaurant zum Heidelberger. Dif Antiberliuei unter den Ehemaligen werden .sich ihr Urteil über diese Versammlung gleich von vornherein dahin „berichtigt'' haben, daß die Berliner unter sich gewesen seien. Diese Glaubensseligen sind Lügen gestraft worden, denn der Gesellschaftsabend vereinigte eine statt liehe Anzahl Ehemaliger aus allen Altersklassen und aus allen Teilen des deutschen Vaterlandes zu einer wirklich gemütlichen, zwanglosen Zusammenkunft, die auf alle Teilnehmer einen nach- haltigen Eindruck gemacht haben wird. Durch Namenaufruf wurde festge.stellt, daß 31 Geisenheim er, 22 Wildparker bzw. Dahlemer, 14 Proskauer, 12 Köstritzer, 6 Oranienburger. 1 Dresdener, *) Anmerkung der Redaktion. AVir möchten das Recht, einen heimischen Sänger im Käfig zu halten, nicht verkümmert sehen. Die Gartenwelt. IX, 1 Reutlinger und eine Anzalil Gäste erschienen waren, also eine ganz stattliche Versammlung bildeten. Unter den zahlreichen älteren Herren befanden sich welche, die ihre Anstalt bereits in den siebziger und im Anfange der achtziger Jahre vorigen Jahrhunderts besucht haben und es trafen viele an jenem Abend zusammen, die sich seit langen Jahren nicht mehr gesehen hatten. Daß es ohne einige An- sprachen nicht abging, ist begreiflich, auch stand, es war noch nicht einmal Mitternacht, das Gespenst der Vereinsmeierei drohend vor der Tür und suchte die frohe Laune der Teilnehmer zu stören, doch ein fröhlicher Gesang verscheuchte die unholde Erscheinung und die alte Fröhlichkeit kam wieder zu ihrem Hechte. Der Geist der Ver- sammlung hieß Kollegialität der Gebildeten und das gleiche Bildungsniveau, der gleiche Wunsch, der wohl alle Teilnehmer be- wegte, nach Kräften für die Wohlfahrt unseres Standes zu wirken, ist ein engeres Band als etwa die Zugehörigkeit zu einem „Verbände ehemaliger Schüler deutscher Gärtnerlehranstalten", der nicht wüßte, welches Programm er auf seine Fahne schreiben sollte. Dagegen ist es wünschenswert, daß die zwanglose Zusammenkunft ehemaliger Schüler deutscher Gärtnerlehranstalten während der großen Land wirtschafts Woche eine dauernde Einrichtung bleibt. Man muß den Veranstaltern, den Berliner Mitgliedern der Vereinigung ehe- maliger Geisenheimer und des Verbandes ehemaliger Proskauer Dank wissen für ihre ernstlichen Bestrebungen diese Versammlung ins Leben zu rufen und durch Propaganda zu einer so stark besuchten zu machen. Die Herren hoffen im nächsten Jahre von den Vor- ständen aller Vereine ehemaliger Lehranstalter in Deutschland in ihren Bestrebungen für das Zustandekommen solcher Zusammen- künfte unterstützt zu werden und die Teilnehmer an der Ver- sammlung kamen überein, in diesem Sinne in ihrem Kreise zu wirken. Wenn auch diese Versammlung lediglich das gemütliche Beisammen- sein auf die Tagesordnung gesetzt hatte und weder Resolutionen noch Beschlüsse gefaßt noch Telegramme verschickt hat, so ist der ideale Wert der Zusammenkunft doch nicht gering, da Fachgenossen aus allen Zweigen des Obst- und Gartenbaues und in allen Altersklassen vom Jüngling bis zum ergrauten Manne zusammenkamen, sodaß manche neue Bekanntschaft angeknüpft, manche alte aufgefrischt wurde und so ein lebhafter Austausch in beruflichen Fragen statt- fand, der manchen nützlich gewesen sein wird. Wir schließen mit dem Wunsche, daß die Zusammenkunft ehemaliger Schüler deutscher Gärtnerlehranstalten im nächsten Jahre noch stattlicher sein und ähnlich würdig verlaufen möge. W. T. Tagesgeschichte. Berlin. Eine Protestversanimhmg der Blumenhändler in der Markthalle II (Lindenstraße) gegen die geplante Verlegung der Blumen- halle nach der Halle in der Zimmerstraße hatte eine entsprechende Eingabe an die Markthallendeputation beschlossen. Auch gegen die Vergrößerung der Abteilung wurde Einsprach erhoben, da bei Ver- mehrung der Stände die jetzigen Standinhaber in ihrem Geschäft geschädigt und die übrigen Stände der Halle beengt würden. Die Verlegung des Blumenhandels nach der Zimmerstraße würde aber die Blumenhändler insofern sehr schädigen, als das Berliner Publikum durch die jahrelange Konzentrierung des Blumenhandels in der Linden- halle gewöhnt sei, dort zu kaufen. Cöthen. Dem im vorigen Jahre verstorbenen Herzoglichen Gartendirektor Hooff soll inmitten seiner letzten Schöpfungen, den Anlagen am Buschteich, ein Gedenkstein, mit dem Medaillonbild des Verstorbenen geschmückt, errichtet werden. Der Gemeinnützige Verein, der diesen Gedanken anregte, hat bereits einen Fonds von etwa 700 Mk. angesammelt. Jedenfalls wird auch die Stadt zu den Kosten beitragen, denn sie vordankt dem Verstorbenen fast ihre sämt- lichen Anlagen und Schmuckplätze. So sind die gärtnerischen Anlagen am Heinrichsplatz, am Technischen Institut, am Schloßplatz, Bär- teich usw. nach seinen Angaben und Entwürfen hergestellt. Dresden. Das Projekt der Eibpromenade Dresden-Bla.scwitz- Laubegast-Tolkewitz soll erweitert weixien, dergestalt, daß man die Kadfahrbahu an die des Großen Gartens anschließen würde, sodaß sie vom Großen Garten durch die Fürstenstraße nach der Dresdner Vogelwiese, von dort neben dem Promenadenweg und durch die Zscbachwitzer Königsallee und Leuben nach Reick und wieder zum Großen Garten zurückführen würde. Düsseldorf. Die Ausstellungsleitung hat den Preisrichtern der Großen Gartenbau -Ausstellung vergoldete Plaketten, begleitet von einem Dankschreiben, übersandt. zur Erinnerung an diese bedeutsame Veranstaltung. Gardelegen. Hier gründeten zwanzig Herren einen Obst- und Gartenbau -Verein. Hamburg. Auf dem Terrain des Botanischen Gartens," mit dem Eingang an der Jungiusstraße, ist ein Neubau für das Botanische Museum in Aussicht genommen, der voraussichtlich 300 000 Mark kosten wird. Strasburg i. E. Die Handelsgärtner Elsaß-Lothringens haben Schritte zur Gründung eines Verbandes getan, der den Namen „Ver- bindung der selbständigen Handelsgärtner Elsaß-Lothringens'- führen soll. In der die Gründung vorbereitenden Versammlung waren Straß- burger, Colmar'er, Saarburger, Hagenauer, Thanner, BoUweiler und Mühlhauser Firmen vertreten. Es wurde lieschlossen, drei Sektionen des Verbandes zu gründen für Unter-, Ober-Elsaß und Lothringen, außerdem Ortsgruppen in Mühlhausen, Colmar, Sohlettstadt und Straßburg; die eigentliche Gründungsversammlung wird Anfang März stattfinden. Den Beratungen wohnten auch Vertreter des Badisehen Handelsgärtnerverbandes bei. Ein weiteres Zeichen der Loslösung vom Verband der Handelsgärtner Deutschlands und ein weiterer Beweis für die wirtschaftliche Ungleichmäßigkeit der deutschen Handelsgärtnerei in Nord und Süd, West und Ostl Wiesbaden. Der Magistrat der größten deutschen Bäderstadt hält die Anstellung eines städtischen Garteninspektors anscheinend für höchst überflüssig und alle Einsichtigen kämpfen einen schweren Kampf, um die Errichtung des Postens zu ermöglichen. Wie in anderen Städten, so sitzen auch im Wiesbader Magistrat Männer, deren gartenlechnisches und gartenkünstlerisches Verständnis gleich Null ist und die sofort zu sparen anfangen, wenn vom Gartenetat die Rede ist, den sie übrigens als lästiges Anhängsel des Etats der Baudeputation, des Tiefbauamts oder sonst eines technischen Betriebs- zweiges betrachten und demgemäß behandeln. Daß eine Stadt wie Wiesbaden in seiner bevorzugten Lage gärtnerisch weit mehr bieten könnte, steht außer Frage. Nicht für Werke der Baukunst sollte sich Wiesbaden begeistern, sondern für Werke der Gartenkunst, damit die Stadt, deren Bevölkerung fast so rasch wie der Fremden- verkehr wächst, nicht zu einen Steinbaukasteu herabsinkt, sondern eine Gartenstadt bleibt und damit ein gesunder Aufenthaltsort für Erholungsbedürftige. Die Verwaltung der Kuranlagen befindet sieh seit vielen Jahren in den Händen der Firma Gebr. Siesmayer, Frank- furt a. M., für die Nerothal - Anlagen ist ein städt. Ohergärtuer angestellt. C. T., W. Personal-Nachrichten. Fuchs, Richard, bisher Obergärtner im Augsburger Stadtgarteu. wurde im Leipziger Palmengarten als Obergärtner angestellt. Hegelmeier, Dr. Fr., außerordentlicher Professor der Botanik, ordentlicher Honorarprofessor zu Tübingen, tritt am Schluß dieses Semesters in den Ruhestand; er steht im 72. Lebensjahr. Kirchmaier, Ludwig, Gärtnereibesitzer in München, f 'w 50. Lebensjahre am 20. Februar d. .1. Korff, Dr. phil., Gustav, wurde in widerruflicher Weise zum Assistenten der Kgl. Agrikulturbotanischen Anstalt in München an Stelle des verstorbenen Dr. Eckardt ernannt. Kupitz, Paul, Obergärtner in den Parkanlagen des Leipziger Palmengartens, wurde nach Swinemünde als Stadtgärtner berufen. Sadebeck, Professor Dr. aus Hamburg, j am 12. Februar in Meran. Dr. Sadebeck war bis 1901 Direktor des botanischen Museums und Laboratoriums für Warenkunde in Hamburg. Voriwtwortl. Redaktenr: adörffer, Berlin. — VerlaR v. Richard Carl Schmidt* Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bochdr. Gnlenberg, e. G. m. b. H., Dessau. Illustriertes Wochenblatt für den o^esamten Gartenbau. Jahrgang IX. 11. März 1905. No. 24. Nachdruck und Nncbbildung aas dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Neue Pflanzen. Wertvolle Neuheileii iiiid Eiiifi'iliniiigeii Erfurter Samenzüchter und Hundelsgärtner. Von G. Besoke, Obergärtner in Erfurt. (Hierzu xirei Ahhildtingen.) I. Alljährlich bringen die Erfurter Saineuhandliingen eine größere Anzahl neuer Pflanzen in den Handel, unter denen >ich immer recht wertvolle befinden, welche verdienen, ver- breitet und in weiten Kreisen bekannt zu werden. Ich ge- statte mir in nachstehenden Zeilen die werten Leser dieser Zeitschrift auf eine Anzahl der besten Neuheiten von 1 904 und 1 90.") aufmerksam zu machen. A. Topfpflanzen. Sinningia Regina und Sinningia hybridar) Sinningia Begina, Abb. nebenstehend, ist eine pracht- volle Gesneriacee, die sich bald allgememei Bt liebth 1 erfreuen wird. Vermöge ihrer Blätter die bis IS in lang und 15 cm breit werden, unterseits pi lohtig [)\upiii oben tiefsammtig dunkelgrün gefärbt und mit tul kristallweißen Nerven durchzogen sind, ibt Sikkui 11 1 I ijina, schon bevor sie blüht, zu den .schönsten Bhttptl m zu zählen und .steht als solche unter ihien Mekn \ 1 wandten einzig da. Die Blumen sind hcllviolett, ^^tlll 1 von starken Stielen getragen und stehen zu mein n 11 m >^iner Blattachse. In Form und Stellung eunn m I Hbimen, die etwa die Größe einer großen l\(h iiHm be.sitzen, an die Blumen von Gloxinia erassifolm pi ndia Aus Kreuzungen mit verschiedenen andi m Gesnenac gewann die Firma Ernst Benary prachtvolle Hybiid Ton Sinningia Regina (.Abb. S. 278), welche bedeut 1 größere, oft nn^lir als doppelt so große Bluten brin_ als die Stammform, auch nehmen die Blumen eine 111 h horizontale, selten nickende Stellung ein Die Failn 1 variieren bei ihnen von hellrosa bis tief dunkellila dti Änmorkunfc der Redaktiun. Sminii n 1 \\ 11 jetzt gebräaohliohe botanische Name lui 'i'A. // / Ih wir hier beibehalten, weil e.s sich nielii mn II liil n ninfjia sjKciosa. der bekannten Glo.viiiie, Uai aeh jii leii im Habitus in der Blüte und in den Blattern \on lilininid abweichende Formen, entstanden durcli Kreuzuin mit anderen Gesneriaceen. Sehluud ist ti'ils reinweiß, teils fein punktiert. Ganz be- sonders hervorzuheben ist bei diesen neuen Gesneriaceen, daß sie nicht nur sehr reich, sondern aucli äußerst lange blühen und in dieser Hinsicht alle andern Arten weit übertreffen. Die Kultur der Sinningia ist dieselbe wie die der Gloxinien, auch lassen sie sich mit gutem Erfolge im Zimmer kultivieren. Erwähnen möchte ich noch, das Sinningia Regina und auch die Hybriden weiche und biegsame Blätter besitzen und sich viel besser verpacken lassen als Gloxinien,- auch sind .sie im allgemeinen bedeutend härter und weniger enipfindlieli als diese. Saint paulia lonaitilia alba. Nachdem die Firma Benary von ihn-m vor zehn Jahren eingeführten blauen ostafrikanischen Usambara -Veilchen in den letzten Jahren eine rote und eine lilarosa blühende Varietät einführte, biingt sie in diesem Jahre eine weißblühende Spielart, Sanitpaiilia ionantha allia. Diese Die Gartenwelt. IX. Soi'tc i.st noch nicht so großbhimig wie ihre Schwestern, die in den letzten Jahren sehr verbessert worden sind, jedoch ist die Farbe sehr anmutig, auch blülit sie ebenso dankbar wie die älteren Sorten. Die üsambara- Veilchen haben sich allgemein sehr gut eingeführt und werden als dankliar t)lühende Zimmerpflanzen sehr gesehätzt. Impatiens Holst ii. Als Topf- und (iruppenpflanze ist Impatiens Holstil*}, die von der Firma Haage & Schmidt eingeführt wird, wärmstens zu empfehlen. Die Pflanzen werden 40 — .öO cm iioch und ver- zweigen sich sehr stark. Die Blüten sind bedeutend größer als bei /. Sultani und zeigen eine leueiitcnd zinnoberrote Färbung. Kiiollenbeyon le n- Hy br id e u. Recht schätzenswerte Topf- und Gruppenpflanzen sind Begouia hyln-ida chrysmtha und „Die Braut'\ beides Züchtungen von Ernst Benary. Beide Sorten sind sehr robust wachsend, haben festes, tief dunkelgrünes, zuweilen braunoliv gefärbtes Blattwerk und tragen ihre fast kreisrunden, 10-12 cm großen Blüten auf bleistiftstarken Stielen straff über dem Laube. .,Chrysanthar hat kanariengelbe Blunien mit kupferrosa Zentrum. „Die Braut' zeigt perlweiße Blumen mit großer kirschroter Mitte. Begoma hybr. Diarmorata fl. pleno wurde von der Firma Benary im vergangenen Jahre eingeführt und ist unstreitig zu den besten gefüllten Sorten zu zählen. Sie bildet eine ganz neue Gruppe für sich. Die Pflanzen wachsen gedrungen und sind reichlich mit kleinem, frischgrünen Blattwerk garniert. Große, gut gefüllte, verschieden geformte und gefärbte, teil- weise herrlich gefranste Blüten werden von straffen Stielen frei über dem Laube getragen. Während dieselben an manchen Pflanzen großen, dichtgefflUten Nelkenblüten ähnlich sehen, erinnern sie an anderen Pflanzen an locker gebaute Kamelien. Die Farbe der Blumen variiert noch mannigfaltiger als die Form: bald ist die Grundfarbe zartrosa, bald dunkel- rosa, bald lachsrot, ziegelrot oder auch zinnoberrot, inuner aber shid die Petalen bedeutend heller punktiert und marmoriert. Als Topf- und Marktpflanzen sind diese neuen marmorierten Begonien von hohem Wert und werden sicher bald große Verbreitung finden. Im vergangenen Sommer hatte ich einen Teil von Begouia hybrida marinorata flwe pleno im Freien ausgepflanzt. Die Pflanzen erhielten von Kegina hybrida alten Solitärbäumen einen leichten Schatten. Auf dieser Stelle entwickelten sie sich trotz des heißen Sommers sehr gut und brachten vollkommene große Blüten. Nach diesen Beobachtungen stehe ich nicht an, diese wertvolle Neuheit außer zur Topfkultur auch zur Gruppeubepflanzung zu empfehlen, zumal sie, wie bereits erwähnt, kompakt bleibt und ihre Blüten hoch über dem Laube trägt. Schizanthus wisetonensis. Diese vorzügliche Marktpflanze wird bald allgemein kidtiviert werden. Die Pflanzen verzweigen sich von- unten an reichlich, bauen sich streng pyramidenförmig und erreichen ungefähr 40 cm Höhe. Aus den Endspitzen der Triebe er- scheinen in lockerer Stellung die Blüten in reichen Mengen. Während die Grundfarbe meist weiß mit rosa durchsetzt ist, ist die Oberlippe verschiedenfarbig, gelb, rosa, braun oder karmin gefleckt. Im vollen Flor sehen die Pflanzen kleinen Blumenpyramiden ähnlich und wirken mit ihren lieblich ge- färbten und interessanten Blumen, mit welchen sich die Scrophularineen besonders hervortun, höchst anziehend. Der Flor währt sechs bis acht Wochen und fällt in die Zeit von Mai bis Juli, zu welcher Zeit blühende Topfpflanzen immer etwas knapp sind. Auch die neuen Sehizaiithus hyltridus yraiuUflorus, welche von der Firma F. C. Heinemann ein- geführt werden, eignen sich gut zur Topfkultur. Die Pflanzen werden nur 30 cm hoch luid bringen sehr große Blumen. welche ein außerordentlich reichhaltiges Farbenspiel zeigen. (Jyclamen persicinn giganteuni „Rokoko^'. Diese J. C. Schmidtschen Cyclamen bilden eine ganz eigenartige Klasse für sich. Die Blätter sind meist schön gezeichnet, enorm groß und sehr robust. Die Blumen werden von sehr kräftigen Stielen getragen und sind so eigenartig geformt, daß man sie, wenn sie von der Pflanze entfernt sind, für den ersten Augenblick gar nicht für Gyclamenblüten hält. Die Petalen sind fein gewellt und gefranst, aber nicht hochgekämmt, deim sie breiten sich flach aus imd bilden so eine flache, runde Blume, deren Dirrchmesser bis zu 13 cm beträgt. Für die Binderei ist diese herrliche Klasse von großem Wei't. \orläufig sind bei den Rokoko-Alpenveilchen die Färbungen: weiß mit Auge, lila, karmin, hellrosa, dunkel- rosa, rot bis dunkelrot vertreten. Schluß folgt. Orchideen. Über das Spritzen der Oi'cliidepii. Von K. W. Gütig, Lserluhii. Als ich vor einer Reihe von Jahren anfing Orclüdeen zu pflegen, war mein Bestreben darauf gerichtet, alles das, was die Natur diesen Pflanzen in ihrer Heimat bietet, ihnen nir)gliehst auch im Zimmer zukommen zu lassen. Da nun die Triebzeit der meisten • h-clhdeen an ihrem natürlichen Standorte in die Hegenporiode fällt, die Kalthausorchideen sogar vielfach in immer feuchten Regionen wachsen, so hielt ich ein reichliches Spritzen der Orchideen füi- durchaus gut und notwendig. Ich schaffte deshalb eine Spritze mit feinem Si.-b an und überbrauste die Oreiiideen täglich. Der Erfolg dieser T;ieliesgal:)e war der, daß in ganz kurzer Zeit die Triebe *) Anmerkung der Redaktion. Impatiens Holstü ymide beieits im achten Jahrgang Seite .528 der Ctartenwelt beschrieben. IX, 24 Die Gartenvvelt. der Pflanzen, in demMi ila^- S|.rit/,\v;issei- zusammengeflossen und stehen geblieben \v;ir, ,iu>f;iiiltcii und das im Sommer. Nach diesem schlechten Ergelmis st. ■ihr irh das regelmäßige Spritzen ganz' ein. Nur dann und wann wurde diese oder jenr • »rchidee, an der sich gerade kein otTener Trieb befand, auf das Spülbrett gestellt und recht kräftig überbraust, nicht um der Pflanze Feuchtigkeit zuzuführen, sondern um sie vom Staube zu befreien. Jahrelang sind meine Orchideen nicht, regelmäßig gespritzt worden, ur.d sie haben mich doch mit ihrem Hliitciischmuek erfreut, sodaß icli das ganze Jahr hin- tlurch nllniunatlich wenigstens eine Pflanze in Blüte stehen hatte. Hierdurch war icli zu der Ansicht gelangt, daß die Orchideen das Spritzen wohl entbehren könnten, und daß sie sich vermöge ihrer Anpassvingsfähigkeit, die ja allen Pflanzen mehr oder minder eigen ist, auch an trockene Luft eben so gut gewöhnen würden, wie an feuchte. Bis zu einem ge- wissen Grade ist das ja auch möglich; der verflossene Sonuner mit seiner anhaltenden Hitze und Trockenheit hat inicli jedoch gelehrt, daß die Orchideen während ihres Wachs- tums eine andauernde Lufttrockenheit sehr schlecht vertragen. Odontoglossum erisjmm und Lycaste Skinneri stellten bei halbfertigem Triebe das Wachstum ganz ein; Laelia anceps, autunmalis und majalis brachten luu- ver- kümmerte Triebe hervor. Coelogyne cristala und Oncidium mai-ranlhum bekamen gelbe Blätter. Dendrobium nobile, Farmeri und thyrsiflorum verloren die Blätter teilweise ; kurz- um die ganze Oi'chideengesellschaft geriet in eine jämmerliche Verfassung. Da kam ich auf den Gedanken, einen Zerstäuber mit Gummiballgebläse, wie ihn die Barbiere gebrauchen, zum Spritzen der Orchideen zu verwenden. Wie allgemein be- kannt ist, wird das Wasser durch diesen Apparat so fein wie N. 1m1 v,-it.ill. Bei aufmerksamer JTandhabung findet kein Zu-,iiiiiiiriiflip|;en des Wassers auf den Blättern und in den Tri.>l..'ii ili.T Orchideen statt, und ein Ausfaulen der Triebe ist nicht zu befürchten. Dreimal täglich wurden die Orchideen raittel.s des Zerstäubers überbraust, und die Wirkung dieser Anfeuchtung war schon nach einigen Wochen ersichtlich. Die Pflanzen erholten sich allmählich, bekamen wieder saftig grüne Blätter und wuchsen kräftig. Manche Orchideen trieben noch Anfang Dezember, obwohl der Dauerbrandofen seine Herrschaft im Zimmer angetreten hatte, der gewöhnlich das Wachstum der Orchideen zum Stillstand bringt, sie gleichsam durch Aiistrocknung der Luft zum Ruhen zwingt. Meine Ansicht über das Spritzen der Orchideen hat sich seit der erfolgreichen Anwendung des Zerstäubers vollständig ge- ändert. Jedem Zimmergärtner, mag er Orchideen oder andere Pflanzen kultivieren, kann die Anschaifting eines Zerstäubers zum Spritzen seiner Pfleglinge nicht dringend genug empfohlen weiden. Auch in gesundheitlicher Beziehung wirkt das Zerstäuben von "Weisser im Zimmer wohltätig. Neben der Anwendung des Zerstäubers darf aber während der Heiz- periode das Anbringen eines Gefäßes mit Wasser zum Ver- dunsten auf oder an dem Ofen nicht vergessen werden. Wodurch es nun koumit, daß die Tiiebe der Orchideen in der Kultur durch hineingedrungenes Wasser so leicht aus- faulen, während sie doch im Freien mächtige Regengüsse, die oft tilgelang dauern, vertragen, läßt sich nicht bestimmt sagen. Ein bekannter Orchideenzüchter meint in einer Abhandlung über das Gießen der Oichideen, das Faulen der Triebe rühre daher, daß in den Kultumiumen die bewegte Luft, der Wind felüe, luid deshalb n, C'l- f^' . 1 M IX, 24 Die Gartenwell. Straße nicht den Platz iinifaliren kann, so steht man heute vor einer anderen Aufgabe, als der Plan- verfasser s. Z. gestanden hat." „In der Abb. 1 ist die gegen- wärtige Einteilung nach dem Plan des städtischen Vermessungsamtes wiedergegeben und in Abb. 2 ein Versuch dargestellt, wie der Platz den heutigen Anforderungen ent- sprechend umgestaltet werden könnte. Die Verbindung Mohren- straße— Voßstraße ist in gerader Linie angenommen ; daß die Axen der so verbundenen Straßenzüge nicht genau aufeinanderiiassen, wird wenig auffallen. Beide jetzt in dieser Axe stehenden Denkmäler müssen dann versetzt werden. Dies ist aber auch für die anderen über Eck angeordneten und damit dem Fußgänger im Wege stehenden Denkmäler erwünscht. Der Platz zerfällt dann in zwei Teile; um ihm nun eine innere Gesclilo.ssenheit zu geben, sind die Denkmäler vom umbrandenden Verkehr ab mit dem Gesichte nach innen hin aufzustellen, sodaß wieder stille Plätze zur Betrachtimg geschaffen werden. Die Gleich- wertigkeit aller Denkmäler liedingt wie bisher einen mög- lichst gleichen Abstand von einander. Die Bepflanzung be- schränkt sich demnach auf den Rand, der mit geschorenen Taxushecken abgegrenzt wird und zugleich den Denkmälern einen Hintergrund gibt. Steinerne Brüstungen im Verein mit Bänken sorgen für den Übergang zum mittleren freibleibenden Teile, der mit Steinplatten zu belegen ist; der vorhandene Baumbestand bleibt möglichst unverändert." "Weiter bringt Goecke einen gleich beachtenswerten Vorschlag zur Umgestaltung des Dön hof f platz es , .siehe Abb. 3 und 4. Er schreibt dazu: .,Der Dönhoffplatz war früher Marktplatz und hat noch an seiner Ostseite, also im Donhoffplau in seiner gegenwartigen Anlage ist die Anschluß an die Stadt, den in vergangenen Zeiten üblichen Zuschnitt, indem die Leipziger Straße mit geschlossener Wandung durchgeht, und die Kommandantenstraße über Eck einmündet, wodiu'ch hier der Platz gesclüossen erscheint. Da, wo der neue Stadtteil ansetzt, an der Westseite des Platzes, itberkreuzen sich die Straßen an den Ecken. Die Leipziger Straße ist die alte Hauptverkehrsstraße ; später sind noch die Jerusalemer- und die Kommandantenstraße für den Verkehr von Bedeutung geworden; still liegt die Krausenstraße da. Im ganzen noch eine günstige Platzanlage, deren Grundlinie die Leipziger Straße abgibt. Dieser Platz ist nun bepflanzt woi'den, doch welch ein Unterschied gegen den Leipzigei' Platz! Als ob man auf der immerhin nur kleinen Fläche eine große Parkanlage hätte schaffen wollen. Der Platz ist jetzt unübersichtlich, steht außer Beziehung zur Umgebung, entbehrt also der architektonischen Geschlossenheit ; noch dazu der Schnittpunkt der hier sich überkreuzenden Fußwege, verbaut. Am Rande, nach der Leipziger Straße hin, steht das Minister- Stein-Denkmal, also mit dem Rücken gegen den Platz, sodaß der Verkehr an dem Denkmal vorbeihastet und keine ruhige Betrachtung erlaubt. Da ist doch die Frage aufzuwerfen, ob das Denkmal nicht besser auf dem Platz selber stünde. Allerdings ist es jetzt durch die Bepflanzung nach hinten gedeckt, doch ist das Denkmal selber auch sehr klein im Verhältnisse zum großen Platz. Die Grundsätze aber, iVv schon die Akademie des Bauwesens in ihrem Gutachten vom Jahre 1898 über dii' bauliche Entwicklung der Stadt Bei'liii über die Aufstellung von Denkmälern dar- gelegt hat, drängen doch zu einem Versuche, der in Abb. -I dargestellt ist. Hier ist das Stein-Denkmal auf den Platz gestellt, mit dem Rücken gegen die stille Ki'ausen- straße als Hintergrund, das Gesicht dem den Platz überquerenden Volk zugewendet. Der Kleinheit des Denkmals entsprechend. Die Gartenwelt. IX, 24 ist auch die es unmittelbar lungebende Platzfläche verkleinert, also ein Denkmalsplatz gewissermaßen innerhalb des Garten- platzes ausgespart. Demnach bleibt die Mitte frei, Sitzbänke dem Denkmal gegenüber sollen die Betrachtung erleichtern. Die Becken plätschernder Brunnen — an Stelle hochsteigender Wasserstrahlen, die unzugänglich auf der Rasenfläche zer- stäuben, — sind bis an die freie mittlere Fläche herangezogen, um dem Spiele des belebenden "Wassers besser folgen zu kcinuen. Steinbriistungen fassen im übrigen den Denkraals- platz ein." Zum Dritten zeigt Goecke, wie er sich den Lützow- jilatz umgestaltet denkt, siehe Abb. 5 und 6. Er schreibt: „Eine völlig moderne Platzanlage ist der Lützowplatz, an dessen Nordrande, auf dem höchsten Punkt des Platzes und im Schnittpunkte mehrerer Straßenzüge als „point de vue" unlängst der Herkulesbrunnen errichtet worden ist, in die Ferne und namentlich schön im Zuge der Maaßen- uud Friedrich Wilhelm - Straße wirkend. Dieser vom Tier- garten bis zum Nollendorffplatze reichende Straßenzug geht für das Auge quer über den Lützowplatz, während in der Tat nur der Fußweg hinüber geführt, und der Fahrdamm ver- setzt und zwar an der Ostseite herum geführt ist. Bei der Anlage des Platzes war s. Zt. angeregt, auch den Fahrweg quer über den Platz zu führen, der herrschenden Anschauung folgend, die für den Verkelu- die gerade Linie aks kürzeste Verbind\ing unter allen Umständen fordern zu müssen glaubt. Auch hierbei wäre die Platzanlage wohl ästhetisch auszuge- .stalten gewesen, wenn man auf eine symmetrische gärtnerische Behandlung verzichtet hätte. Die Versetzung der Fahrstraße war aber im verkelu-stcchnischen Sinne doch richtiger, weil sonst eine spitzwinklige Überschneidung zweier Fahrsü'aßen an der Südwesteoke entstanden wäre, wofür nun die günstige Gabelung getreten ist. Der kurze Umweg ist praktisch be- deutungslos und die Platzgestaltung im ästhetischen Sinne er- leichtert. Bei der gegenwärtigen Anordnung scheiden sicli Fahr- und Fußverkehr streng von einander, und der Fußgänger hat doch auch Berücksichtigung zu fordei'u, vielleicht mehr als ihm bisher in der Großstadt zugebilligt worden ist. Sogehen über den Platz zwei Fußwege — der eine von derMaaßenstraße, der andere von der Schillstraße her — , die sich in der Mitte des Herkules- brunnens überschneiden, und dieser steht mitten in der Ver- kehrsrichtung. Sieht man aber einmal von der Idee des „point de vue'" ab, so wäre ja auch noch eine andere Aufstellung des Brunnens denkbar. Der Platz liegt nach dem seine Nordseite begrenzenden Kanal hin offen, die Ostwand geht mit leisem Knick nach der Maaßenstraße gesclilossen durch; die West- seite ist nebst der Wichniannstraße verkehrsstiller, und die Südwand bietet einen vortrefflichen Hintergrund. Hier also wäre auch ein Aufstellungsort für den Bi'unnen, nicht den vorhandenen Brunnen, der auf seine allseitige Freilage hin rund gearbeitet ist, sondern eines anders geformten, mit Rücken- deckung in unmittelbarer Beziehung zum Platze selbst, wie es Abbildung 6 zeigt. Auf einem etwas erhöhten Unterbau erhebt sich der Brunnen, dem gegenüber, außerhalb der den Platz überquerenden Fußwege, wieder Sitzbänke angeordnet sind." „Nicht von der Stadtgemeinde, sondern von einer Bau- gesellschaft ist, wie zum Schlüsse noch angeführt sein möge, der Viktoria Luise-Platz angelegt, auf Schöneberger Gebiet, ein Sternplatz schlimmster Form als Knotenpunkt dreier sich überkreuzender Straßenzüge. Da war es ein guter Gedanke, diesen Punkt zu betonen; denn sollen sonst auch Platzmitten freibleiben, so war doch hier die gegebene Stelle, lun die überlangen Straßenzüge, die nun einmal der Bebauungsplan festgelegt hatte, wirksam zu unterbrechen. Schade nur, daß als „point de vue" ein Wasserstrahl, noch dazu ein zu schwacher Wasserstrahl gewählt worden ist, der sich, von der Motzstraße aus gesehen, vergeblich abquält, gegen die haus- hohen Straßenwandungen zur Geltimg zu kommen. Hier würde eine hoch aufsteigende Säule am Platze gewesen sein. Daß der Fahrverkehr um den Platz herumgeführt wird, hat bei seinem geringen Umfang nicht viel zu bedeuten, und auch die Fußgänger werden sich kaum über die verbaute Mitte zu Vorschlag zur rmgestaltun^ des Lützowplatzes Ijeklagen haben, — ein Vergleich mit dem Wilhelmplatz würde hier verfehlt sein. Glücklich den Verkehrslinien ent- rückt, befinden sich seitlich monumentale Sitzplätze, deren llintfirwand auf der Westseite eine Säulenkulisse bildet. Warum ist dieses Bauwerk abei- nicht so gestellt worden, daß damit ein Loch in der Platzwanduug, eine Straßeneiu- IX, 24 Die Gartenwelt. müiuhiiif^' goderkt würde; \md warum hat man nicht auch gleich rill.' Säulenhalle als Schutzdach gemacht? So wirkt i's lediglich dekorativ im Stile der Plakatkunst etwa, um zahlungsfähige Käufer für Baustellen anzulocken." Wie die Abbildungen zeigen, hat Goecke in seinen Vor- schlägen zur Umgestaltung den Plätzen eine streng regel- mäßige, architektonische Einteilung gegeben. Die Anordnung des Wilhelmplatzps, nach der Herstellung der Verbindung der Mohrenstraße zur Voßstraßo , in gerader Richtung über den Platz, die aus Rücksicht auf den sich immer mehr steigernden Verkehr über kurz oder lang erfolgen muß, ist sehr geschickt. Hier sind trotz des hastenden Verkehrs dach zwei ruhige abgeschlossene Plätze geschaffen, die zur ungestörten Betrachtung der Denkmäler einladen. Die Stand- bilder selbst werden hierdurch unzweifelhaft gewinnen, ja man wird nun wieder wissen, daß dort überhaupt Denkmäler ste-hen. In noch stärkerem Maße dürfte die ruhige Wirkung auf dem Dönhoffplatz hervortreten. Der der Kleinheit des Denkmals entsprechend neu zu schaffende Platz innerhalb iler Anlage wird auch hier von gutem Raumverhältnis sein. Denn „In der Kunst des Raumes", so sagt Sitte mit Recht, „kommt Alles auf die gegenseitigen Verhältnisse an, sehr wenig dagegen auf die absolute Größe. Es gibt Zwerg- bildnisse von 2 m Größe und darüber in Gartenanlagen, da- gegen Herkulesstatuetten von Däumlingslänge, und doch ist der Große der Zwerg und der Däumling der Heros." Warum aber auch der Lützow-Plat-z umgestaltet werden, und der, wie Goecke selbst schreibt, in die Ferne und im Zuge der Friedrich Wilhelm- und Maaßenstraße schön wirkende Herkules- l)runnen einen anderen Platz und selbst eine andere Form erhalten soll, ist nicht einzusehen. Der Platz in seiner jetzigen Gestalt ist einer der schönsten Plätze neueren Datums. Der Tadel, den Goecke dem Viktoria Luise-Platz zuteil werden läßt, und der die Aufstellung der Säulenkulisse und den Springstrahl betrifft, ist berechtigt. Docli ist hier dem Ver- fasser weniger die Schuld beizumessen, als dem Auftraggeber. Es war an Stelle des zu schwachen Springstrahles ein größerer Brunuenaufbau vorgesehen, der auch jedenfalls das Loch in der Platzwandung gedeckt hätte. Im übrigen dürfte dieser Platz wohl an ruhiger geschlossener Wirkung trotz seiner Kleinheit alle anderen Berliner Plätze übertreffen. — Nicht beistimmen kann ich der Meinung Goeckes, daß Gartenplätze im allgemeinen keine Denkmalsplätze sind. Ich möchte fast das Gegenteil behaupten, zumal wenn man an die vielen neuen und neusten Kaiserdenkmäler denkt, die an Langweilig- keit nichts zu wünschen übrig lassen. Gerade durch eine geeignete Umpflanzung wird man oft erst aufmerksam auf ilas Standbild, und unwillkürlich geht dann auch der Blick vom Blumenschmuck auf das Denkmal. Bei so manchem Denkmal des alten Kaisers tritt dies so recht am 22. März in Erscheinung, wenn der Platz um dasselbe reich mit Pflanzen geschmückt ist, dann erinnert sich jeder, daß an diesem Tage der große Kaiser das Licht der Welt erblickt hat, wogegen man andernfalls auch an diesem Tage achtlos daran vorüber- eilen würde. Obgleich nun unbedingt zugegeben winl, daß die Um- gestaltung des einzelnen Platzes glücklich erdacht ist, muß doch der Befürchtung Raum gegeben werden, daß nach Aus- führung derselben eine gewisse Einförmigkeit hervortreten würde, was besonders auf dem Dönhoff- und Lützowplatz der Fall sein dürfte, die mit einander verglichen fast dasselbe Bild zeigen. Stauden. I'iiltii()iiari;i und Ajiiiiii.zwei hüljsclioKriililiii<>,sl)lüher unserer heimischen Flora. Von H. Lindner, Obergärtner, Wannsec. in Ijaubwäldern und auf Waldwiesen finden wii' im zeitigen Friihjabr zwei schönblühende Staudengewächse, die sich auf mancherlei Art auch zur Anpflanzung im Garten eignen. Das eine Gewäciis und zwar das gemeine Lungenkraut, Pulmonaria ofßcinalia, habe ich früher sehr vorteilhaft zur Begrünung kahler Stellen unter hohen lichten Gehölzgruppen verwendet. Auch zu Einfa.s.sungen kann mau das Lungenkraut gut gebrauchen, da es niedrig bleibt, einen gleichmäßigen Wuchs und eine gefüllige Be- laubung hat. Pflanzen, die man im August oder auch schon früher in Töpfe setzt, kann man im Winter leicht zur Blüte bringen. Einige Töpfe, die ich voriges Jahr Anfang Dezember warm setzte, standen schon am 25. desselben Monats in vollem Flor. Leider sind die einzelnen Blumen nicht von langer Dauer, ergänzen sich aber immerwährend durch neue. Eine Kalendernotiz vom 16. Januar gibt an, daß die Pulmonarien mit ihren im Aufblühen rotfarbenen, später dunkelvioletten Blumen immer noch neue Blütenstiele treiben. Endo Mai und im Juni blüht der kriechende Günsel, Ajnga, reptans, den ich besonders zur Anpflanzung auf Parkwiesen in die Nähe der Wege empfehle. Seine hübschen blauen quirl- .ständigen Blüten fallen, besonders wenn in ganzen Trupps beisammen- stehend, jedem Naturfreunde sofort auf und erfreuen dessen Herz oftmals mehr als manche andere prunkende Blutenpflanze. Als ich in den achtziger Jahren im Priuzlioh zu Sohönaich-Carolathschen Park als Gehilfe konditionierte, habe ich diese Günselart kennen und schätzen gelernt. Dort war am Rande eines Wassergrabens eine ganze Fläche damit bestanden und ich habe diese Stelle, wenn die Pflanzen in Blüte standen, oftmals aufgesucht. Ajuga reptans gedeiht an etwas feuchten, sonnigen und auch an leiohtbeschatteten Orten gleich gut und vermehrt sich durch Ausläufer in passendem Erdreich ziemlich schnell. Eine humose, etwas mit Sand vei'mischte Waldlauberde ist der geeignetste Boden. Die Ramondien. Von Herrn. MüHer, Whetstone, Engl.and. Von allen Pflanzengattungen, welche unsere Felsenanlagou beleben und schmücken, sind die wundervollen Ramondien wohl am seltensten zu finden. Es ist in der Tat sonderbar, daß jene herrlichen Pflanzen so wenig bekannt sind, obgleich dieselben doch keine be- sonderen Ansprüche an die Pfleger stellen. Ein guter, luftiger, jedoch schattiger Ort .sagt diesen Vertretern der Gesneriaoeen am besten zu. Sehr dankbar sind dieselben, wenn man ihnen eine gut drainierte lehmige Heideerde gibt, die man jedoch nicht zu trocken werden lassen darf. Die behaarten Blätter, aus deren Achseln 10—15 cm hohe Blütenstengei, je mit einer Dolde gekrönt, entspringen, sind in einer ornamentalen Rosette, welche dem Boden augedrückt ist, an- geordnet. Ich empfehle folgende Arten: Ramondia pyrr.naica. Blüten von purpurvioletter Farbe. Im Schlünde der Blumenkronen befindet sich vor den Staubfäden ein Büschel kurzer, orangegelber Haare angeordnet. Sehr schön ist auch die weiße Varietät dieser Art. Ramomlia Nathaliae. Die Blüten dieser Art sind heller als die vorhergehenden, während die Blätter mit goldbrauner Kand- behaarung versehen sind. Ramondia serbica. Diese Art hat heileres Laub und kleinere, ebenfalls purpurviolette Blumen. An Schönheit steht sie den vorher- gehenden nicht nach. Wie schon die Namen andeuten, ist die Heimat der beiden letzten Ramondien der Balkan, während die erste in den Pyrenäen zu finden ist. 2S4 Die Garienwelt IX, 24 Di, Topfpflanzen. Nepenthes. (Hier Ml xuvi Abbildungen. Nepenthes sind zwar hochinteressante Ersolieimingen der Pflanzenwelt, aber in den Kulturen selten zu linden, denn nicht überall ist man in der Lage, den Pflanzen die Lebens- bedingungen zu bieten, die sie verlangen, nämlich eine sehr feucht- warn-.e Atmosphäre, die selbst im Winter nicht fehlen darf und die m den meisten Fällen andern mit ihnen zusammen kultivierten Pflanzen nicht zuträglich ist. Selten sieht man daher tadellose Exemplare, und selbst dort, wo sie in größerer Anzahl kultiviert werden, gehört eine Pflanze, wie sie unsere Abbildung zeigt, zu den Seltenheiten. Haben doch die Kannen bei einer Länge von 23 bis L'8 cm einen Durchmesser von 6 — 8 cm. Der Palmengarten zu Frankfurt a. M. besitzt eine recht schöne und in vorzüglicher Kultur befindliche Sammlung dieser Nepenthes, von denen außer der abgebildeten N. ynastersiana noch N. Para- disiae-i raff lesiana. Wiliiamsii, Courtisi, intermedia, maeulaia, siiperba und minor sich durch in Färbung und in Form schöne Kannen aus- , zeichnen. Von besonderer Schönheit und Größe sind die Kannen von A'cpewttfs Cnurtisi, von welcher eine Kanne auf Seite 285 abgebildet ist. H. P. L. D.e Bougainvillea spectabilis lateritia. ivilleen, besonders glabra und scDideriana , sind wegen ihres dankbaren Blohens allgemein bekannt. Das größte Exemplar in Europa befindet sich wohl in dem Garten des Herrn Baron v. Rothschild in Wien, woselbst es, in Laubenform gezogen, ein etwa 20 m langes, 5 m breites und ä m hohes Gewächshaus vollständig einnimmt. Man kann sich kaum den Anblick vorstellen, den diese BougainriU'ea während ihrer Blütezeit hervorruft und von allen übrigen Häusern und Anlagen des Parkes der „Hohen Warte" ist das Bougainvillea -Kaas das sehenswerteste und interessanteste. Im Vergleich zu B. glabra wird Bougainm'llea spectabilis var. lateritia sehr selten angetroffen und noch seltener in Blüte gesehen, weil meist nur ältere Exemplare blühen. Die Blumen von B. lateritia haben leuchtend soharlachzinnobeirote Brakteen. Deshalb sollte diese seltene Form mehr gewürdigt werden. Im Rothschildschen Garten ist ein zweites Haus vorhanden, das eine Bougainvillea lateritia beherbergt. Dieselbe hat bereits geblüht und so wird wohl auch dieses Haus an den Besuchstagen dem Publikum geöffnet werden. Den meisten Lesern wird die Bougainvillea lateritia mit ihren zinnoberroten Blüten unbekannt sein und ich möchte hierdurch auf ihre eigenartige Schönheit aufmerksam machen. C. Rimann. Impatieus Sultaui als dankbare Grupi)enpi1aiize. Von V. H, Braun, Schloßgärtner, Arenfels. Im achten Jahrgang, Seite 523 der „Gartenwelt" wurde über die neue Impatieus Hohtii berichtet und dabei bemerkt, daß sie Ähnlichkeit mit /. Sultaui habe. So sehr ich mich über eine Ver- mehrung dieser anmutigen Pfianzengattung freue, möchte ich doch an dieser Stelle einiges über den Wert der /. Sultani bemerken, denn obschon letztere fast allgemein verbreitet ist und es auch schon mehrere Varietäten davon gibt, scheint man doch im all- gemeinen /. Sultani nach ihrem wahren Wert noch nicht erkannt zu haben. Wohl findet man diese Pflanze hin und wieder in manchen Gewäeh.shäusern als fast immerblühendes, anscheinend jedoch ziemlich zärtliches Gewächs, aber welch eine Perle /. Sultani als Freiland- pflanze für die Sommermonate zur Ausschmückung der Gärten ist, davon habe ich micli besonders letzten Sommer überzeugt. Ein Trupp 1. Sultani, welchen ich in eine ßlattpflanzengruppe unter Musa Ensete und zwischen üanna Croxy und anderen Blattpflanzen brachte, unterschied sich auffallend von den zärtlichen Gewächshaus- exemplaren durch ihren kräftigen Wuchs und den verblüffenden ßlütenreichtuni; besonders kontrastierten die hübschen rosa Blüten sehr gut mit den dunkelroten Blättern mancher Canrias. 1. Siilhiiii ' ii.'int in ihrer Heimat ähnlich wie unsere ein- lieimiM hr. hiipai fiis iioli längere /.., m der Nähe des Wassers und im Ihillisrliattin n-i zukommen, worauf die sich in den Stengelteilen häufig bildenden Stützwurzeln hindeuten, weshalb' I. Sultani dazu berufen sein dürfte, bei der Ausschmückung von in Gärten befind- lichen Bach- und Teichrändern sowie Inseln noch eine hervorragende KoUe zu spielen, zumal die Pflanze noch in mancher schattigen Lage durch ihre fortwährende Blüte erfreut, wo manch andere versagten (z. B. für Balkonkästen, die wenig Licht erhalten und schattig gelegenen Blumengruppen) und sich außerordentlich leicht und massen- haft vermehren läßt. Obschon man I. Sultani nicht zu den eigentlichen „Schnitt- blumen"' zählen kann, so lassen sich die mit Blüten besetzten Zweige doch für manche Zwecke wie Tafelaufsätze und einfachere Buketts verwenden und wirkt die zwar etwas kleine Blüte besonders bei Licht durch ihren metallischen Reflex sehr gut. Auch als Topfpflanze läßt sich 1. Sultani verwenden, wenn sie im Zimmer nicht allzu großem Luft- imd Wärmewechsel untei-worien ist, weshalb die Pflanze auch als Marktpflanze mehr Beachtung verdient, zumal sich schon kleine Steckhngspflanzen mit Blüten bedecken. Ich habe in einem Privathause ein am Fenster stehendes Exemplar schon über ein Jahr beobachtet, sodaß ich die Pflanze zur Zimmerkultur empfehlen kann. Impatiens Sultani. Eine der genügsamsten und dabei dank- barsten, fast das ganze Jahr blühenden Pflanzen ist unstreitig Im- patiens Sultani. Man sieht sie an manchen Orlen an jedem Fenster, sie gedeiht eben ohne Pflege und lohnt das oft dürftig gespendete Wasser reichlich mit ihren roten Blumen. Ihre Popularität scheint aber die Ursache zu sein, daß man sie mancherorts verschmäht. So habe ich sie z. B. noch nicht in öffentlichen Blumenanlagen aas- gepflanzt gefunden. Hält man sie für zu zart'? Das würde freilich diese Unterlassungssünde entschuldigen. Doch verwöhnte und zärt- liche Blumen werden nicht so allgemein von Bürger und Bauer ans Fenstei gestellt wie die Impatieus Sultani. Wenn diese alle Unbilden der Wohnrivume verträgt, sollte etwa gar frische Luft und Sonnenschein, der Tau des Himmels ihr schädlich sein? Gewiß nicht, dachte ich mir, und pflanzte nach Mitte Mai blühende Impatiens Sultaui auf eine Gruppe aus, wo sie sonder East bis zum ersten Frost im November fortwuchsen und unaufhörlich blühten, wenn auch manchmal das erfrischende Naß spärlich geboten wurde, obwohl sie in voller Sonne standen. Dieser Erfolg regte mich zu Versuchen mit den schönen /. Ä/item-Hybriden an, welche ich wie sonstige feinere Anuuellen aus Samen heranzog und Ende Mai ins Freie pflanzte. Diese begannen Ende Juni zu blühen und mit jedem Monat nahm ihr Flor zu. Es würde mich freuen, weim ich dieser Pflanze auch ein Plätzchen unter ihren vornehmeren Schwestern, die weder Sonnen- schein noch Regen gut vertragen, verschaffen könnte. Eine Gi-uppe dieser Blume kann sich auch sehen lassen im Einerlei der Begonien, die im vergangenen heißen Sommer mit den versengten Blättern und Blüten recht erbärmlich aussahen. Josef Winkler, Neuaigen N.-Ö. Erica carnea ist dank ihres schönen, niederliegenden und aus- gebreiteten Wuchses, verbunden mit dem reichen Flor prachtvoller, blaßroter Blüten, eine reizende Erscheinung. Anfang Mai, oft sogar schon im April, erfreut sie uns mit ihren Blüten, welche an den Spitzen der Zweige zu einer einseitigen Traube angeordnet sind. Die Blätter sind linienförmig, dunkelgrün, glänzend, zu 3 bis 4 in Quirlen stehend. Die. Blüten sind kurzgestielt, hängend, achselständig, röhrig, glockenförmig. Staubbeutel schwarzbraun, der Griffel hervor- ragend. Vorzüglich eignet sich die Pflanze für Felsenanlagen und Ab- hänge. Auch als Unterpflanzung von Kalmien- und Rhod i nfiungeu gegen die Frostgefahr mittelst fünfeilr: \ i.iniM^.itMuil.jii vorge- nommen. I. Die Vonsuche erstreckten sich auf die Erprobung: 1. der Leraström'schen Frostfackeln; '2. des Käucherapparats „Qualm" von Guisunheiiii; 3. des Räuclierns mittelst Stroh, Gras. Reisig usw.; 4. des Räucherns mittelst Teer; ö. des Räucherns mittelst der Nürdliiigerschon Räuchermasse aus Flörsheim am Main. II. Die Beobachtungen erstreckten sich: al auf den Nachtfrost -Thermometer zur Ermittelung des kommenden Nachtfrostes und zur Feststeilung der Tem- peratur inner- und außerhalb des Räucherkreises sowie: b) auf die leichte Transportfähigkeit des Apparates, c) auf das leichte Anzünden und vorherige Auslegen, d) auf langes Brennen, ferner e) auf Erzeugung schwerer Rauchwolken u. schließlich Nepeiuhe f) auf d. Kosten d. verschiedenen Räucherungs- we isen, die Ar- beitslohne,bezw. Arbeitszeit mit eingerechnet. I. Veisurhe. l.Das Lemströmsche Schutzver- fahren durch sogen. Frost- fackeln. Die mit 1.5 cm Durclimesser u. 'JO cm Höhe aus Moorerde her- gestellten Torf- eylinder weisen eine durch die Mitted. Cylinders gehende Röhie auf, in welche die Zündmasse (Zündkegel) ge- steckt wird. Nach Angabe seil die Zünd- masse aus Harz-, Kohlen-, Teer- und Torfgemiscli bestehen u. muß vor dem Ein- setzen ind.Torf- cylinder mit Pe- troleum durch- tränkt werden. Es sollen die Cylinder 4 Std. glimmen, haupt- säclilich Rauch, auch etwas AVär- me erzeugen,-wo- bei die Rauch- wolke die Pflan- ze vor Frost zu schützen hat. Man will als sehr vorteilhaft gefunden haben, daß man die Frostfackeln bei etwaigem Wechsel der Luftströmung, sowohl glim- mende (mittelst Durchstecken von Pfählen) wie auch noch dicht brennende, sehr leicht an andere nötigere Stellen bringen kann. Bisher kosteten diese Cylinder nebst Zünder bei Bezug von mindestens 100 Stück das Stück 12 Pfennig. Die Fracht für 100 Stück von Helsingfors bis Stuttgart beträgt rund 8 Mark, folglich kostete bisher eine Fackel ca. 20 Pfennig. Nach den im .Jahre 1904 hier zum ersten Male gemachten Vei- suchon reicht öfters ein Zünder nicht zum Anbrennen des Cylinders; es müssen daher stets zur Reserve mehr Zünder bestellt werden, ebenso ist reichlich für Kienspäne, bezw. Vei'g-, Pech- oder be.ssor noch Wachsfackeln Sorge zu tragen. Es sollen nun in Deutschland solche Frostfaokeln hergestellt werden, sodaß sich der Auschaffungs- und Frachtpreis auf ungefähr die Hälfte ermäßigen würde. Die durchschnittliche Brennzeit betrug 3—4 Stunden ; bei dem Auf- streuen von grünem Reisern (Triebe und Reiser von Lotiicem tatarica) und frischem Gras, sowie halb verwestem , dem Kompostliaufen ent- nommenen TTnkraute, dauerte die Glimmzeit unu'cfähr .ö Stunden. Kanne von Nepenthes Courtisi. Oriffinalaufnahme für die „Garteuwelt". 286 Gartenwelt. IX, 24 doch erzeugten einzelne Fackeln beinahe gar keinen Rauch. Vielleicht war eine ungleiche Zusammensetzung der gepreßten Moorerde schuld oder, da die Zünder schon verbrannt waren, trugen das trockene Reis, die Hobelspäne usw., welche behufs brennend-, bezw. gliinmendmachen der Kegel angezündet wurden, zum rascheren Verbrennen und zu ge- ringer Rauchentwicklung der Frostfackeln bei. Für 210 Zünder wurden 16 Liter Peti'oleum verbraucht. Der bisher empfohlene Abstand der Fackeln von 3 m au den (iraudstüokgrenzen und von 10 m im Innern des Landes hat sicli hier nicht bewährt. Nach den hiesigen Beobachtungen soll durch- schnittlich auf je .0 m Entfernung eine Frostfaokel zu liegen kommen, denn für empfohlene 10 m Abstand ist die Eauchentvdcklung trotz des Aufstreuen« von frischem grünen und halbtrookenem Grase, ]>aub, Stalldünger, frischem Strauchgrün usf. noch zu gering. 2. Das Frostschutzverfahren mit dem Apparat „Qualm". Erfinder J. Allendorf in Wicker in Hessen-Nassau. Fabrikant Val. Waas in Geisenheim am Rhein. Man will, den Prospekten nach, den „(Jualm" als Besten be- zeichnen. Er soll alle anderen Räuoherapparate der Welt in den Hinter- grund stellen, denn er sei der einfachste und billigste und zeige den größten Rauoheffekt. Doch wie viele „Qualms" auf das Hektar Land kommen müssen, ist nicht angegeben. Nach den hiesigen, von '/■. 1 Uhr bis V26 Uhr morgens gemach- ten Beobachtungen mit der von Waas in Geisenheim zu beziehenden Räuchermasse „Vaasol" vom 2ü. zum 27. April und in der darauf folgenden Nacht, in welcher „Qualm" mit derNördlingerschen Räuoher- masse gefüllt wurde, wurden bei der verhältnismäßig geringen Rauch- entwicklung durch den Schornstein die Apparate mit je 5 m Abstand von einander aufzustellen, dabei kostet jeder Apparat 5 Mark und .50 Pfennig ! 3. Das Räuchern mittelst Stroh, Gras und grünen Reisern. Da ein Teil der Lemstromsclien Frustfackeln nicht gleich glimmen wollte, jnanche in den (.'ylinder gesteckte Zunder nicht ausbrennen wollten, so nahmen die Obst- und Garten baiischüler Hobelspäne, trockene Reisigwellen, und waren die angezündet, so hielten sie die nicht glimmenden Frostfackeln mittelst Pfählen über das Feuer, bis sie zum Brennen kamen. Auf solche kleine Feuer ließ ich dann, um rascher Rauch zu erhalten, grüne Reiser auflegen, auch getrocknete Reisigbündel anstecken und darauf von einer Lonicera fatanca-R-ei:^e die grünen Triebe sowie dem Komposthaufen entnommenes, halbverwestes Unkraut imd frisch geschnittenes Gras über das offene Feuer streuen. Wohl lieferten diese Qualmfeuer einen wasserdampfreicheren Rauch als die Torffeuei-, doch direkt an der Feuerstelle ist, wenn sie sich zu nahe an Pyramiden, Buschformen und Palmetten befindet, nicht ein Erfrieren sondern \'erbrühen der Triebe zu befürchten. Bei größeren Abständen zwischen den Feuern wäre diese Rauoherzeugung, falls keine Verbrennung von Pflanzenteilen erfolgt, nicht zu verwerfen, doch — da das Reisig nicht gerade in letzter Stunde an den Platz gebracht werden kann, sondern schon mindestens einen Tag vor der zu befürchtenden Frostgefahr, — wie sieht es dann bei eintretendem Regenwetter aus, wenn das Holz durchnäßt ist? — Wie viel Petro- leum wäi'e nötig, um das Feuer rasch zu entzünden ? Wogegen die Lemströmschen Frostfackeln, auch ohne Bretter- und Ziegelsohutzdach, einen starken Regen, ohne völlig diu'chnäßt zu werden, gut vertragen können. AVerm man im österreichischen uud französischen Weinbau mit dieser Räucherungsart , wobei man auch Stalldünger zur Qualm- erzeugung über das Feuer legte, gute Erfahrungen gemacht haben will, so kann man doch hierselbst, wo man erst im verflossenen Jahre mit Raucherzeugungsversuchen bei Obstbäumen begann, mit den wenigen gemachten Erfahrungen kein richtiges Schlußgutachten abgeben. Hier wollten die mit Stalldünger gefüllten und mit Petroleum be- gossenen Säcke nicht glimmen, sobald das Petroleum verbrannt war, gingen sie ans. 4. Das Räuchern mittelst Teer. Das Anbrennen vcju Teer, sei es nun in Holzkästchen, Büchsen oder in Gruben, bezw. auf dnr Rrdo, liat auch seine Nachteile. Z. B. ist das Beschmutzen der Kleider imd Hände bei dem zähflüssigen Teer nicht zu vermeiden. Die Rauchentwicklung ist wohl stark, doch lange nicht so stark als bei der Räuchermasse von Dr. Nördlinger. Wenn der Teer nicht öfters umgerährt w'ird, so bildet sich eine Schlackenschicht, die das Ausgehen des Feuers veranlaßt, auch erhitzt am Brennplatz der Teer stark, sodaß bei engem Pflanzenbestande ebenfalls ein Verbrühen von Pflanzenteilen vorkommen kann, ferner hinterläßt der Teer bis zu -'5°,„ Schlacken. Man kann schließlich durch Nachschütten von Teer bei unvorsichtiger Handhabung leicht Brandwunden erhalten. 5. Das Räuchern mit der Räuchermasse aus der chemischen Fabrik von Dr. Nördlinger in Flörsheim am Main. Die auch von mir schon mehrmals im Jahre 1903 erprobte Räuchermasse von der chemischen Fabrik Dr. H. Nördlinger in Flörs- heim am Main hatte sowohl in den Kistchen von Eisenblech, die auf zwei Seiten mit Holzbrettchen zum Durchbrennen versehen sind, als auch in Eimern, Kistchen, alten Fäßchen, Büchsen, wie auch in Gruben, den meisten Qualm erzeugt. Sie kann mit einem Streioh- holze schon entzündet werden, es erfordert daher das Anstecken nur kurze Zeit. LTm eine ganz i-asche Entzündung im zu i-äuchernden Grundstücke zu erhalten, wird es sich aber doch empfehlen, eine kleine Handvoll Heu, Stroh, Hobelspäne, Holzwolle, Werg und Papier mit Petroleum angefeuchtet, auf der Oberfläche der Masse in Brand zu setzen. Die Nördlingersche Räuohermasse, zu deren Zusammensetzung ja auch etwas Teer gebraucht wird, besitzt gegen den reinen Teer den Vorteil, daß die Masse mit Schaufeln leicht aus den Fässern in die Gefässe gefüllt werden kann und daß sie, ohne starke Flamme und Hitze zu erzeugen, neben den Pflanzen, ohne sie zu schädigen, aufge- stellf werden kann. Bei der Verwendung der von der Firma angebotenen Räucher- kästen aus Eisenblech, die ich mit je 3 kg Räuchermasse fülle, brennen die zwei seitlichen Wände von dünnem Holze in dem- selben Maße nieder, als die Räuchei'inasse selbst. Infolgedessen kann die zum Verbrennen erforderliche Luft stets ungehindert an die brennende Räuchermasse herantreten. Die Verbrennung erfolgt daher fortgesetzt gleichmäßig. Die beiden längeren unverbrennbaren Wände aus Eisenblech bilden einen Schutz gegen seitlichen Zugwind und schützen, auch gegen ein zu rasches Verbrennen der Masse. Man kann die Kästchen mit den auswechselbaren Holzwänden stets ver- wenden, ohne eine Störung im Brennen befürchten zu müssen, was bei den Blechbüchsen, wegen nicht völlig genügender Zufuhr von Luft wohl nicht immer der Fall sein wird, da letztere ohne ganz auszubrennen manchmal erlöschen. Da aber solche Kästchen auf 80 Pfg. das Stück zu stehen kommen, so sind sie doch zu teuer, man wird daher in den meisten Fällen die Räuchermasse auch fernerhin in Blechbüchsen füllen oder in kleine Erdgruben entleeren, in denen die Masse ohne Umrühren völlig ausbrennt. Mit der Nördliugerschen Räuchermasse, die ja etwas teurer ist als die Lemströmschen Frostfackeln und gewöhn- licher Teer und zwar im Verhältnisse wie 10 zu 8, erspart man aber eine Menge Arbeitskräfte bei der Vorbereitung und Räucherung utid erzielt, was als wesentlichstes zu betrachten ist, selbst bei 15 m Abstand der Räucherkästen von einander, eine stärkere raschere und dichtere Rauoherzeugung. Die wenigen, erst seit zwei Jahren vorgenommenen Räucher- versuche lassen allerdings noch kein abschließendes Urteil zu, doch könnten einzelne zweifelhafte Punkte bei anderen späteren Versuchen genauer beobachtet weiden. 11. Beobachtungen. a) Das Nachtfrost-Thermometer. Das zur Nachtfrostprognose erforderliche Psychi'ometer und zwar das vorgeschriebene von der Firma M. Taube in Dresden, Sohloßstraßc, zum Preise von 3,50 Mk. bezogene, ist sehi' wohlfeil, doch da die Feststellung der Nachtfrostkurve nach Dr. Lange, München (Vergleichung der psychrometrischen Differenz der mit Wasser getränkten, stets die Thermometerkugel umhüllenden Gaze mit dorn tiockenen Thermometer) umstäMdliclu'r als das direkte IX, 24 Die Gartenwelt. Ablesen von oiuer Tabelle ist, nur von den anzulernenden Schülein nicht so gerne ausgeführt wurde, so kann den im Lesen weniger Bewanderten der sehr genau gehende Nachtfrost-Thermometer von Felix ijttu AlJmann in Lüdenscheid als sehr zuverlässig und ein- fach zur Anschaffung empfohlen werden. Preis 8,50 iMk. Bei häufigem Käucliern. um durch viele Nachtwachen nicht zuviel Zeit zu verschwenden, wäre ein Alarmapparat zum Zwecke , der Mi'ldung iles Nachtfrostes zu beschaffen. SmIiIic Apparate befinden sich in Goisenheim und in Ingel- fini;.'n im Betrieb. Bei dem Käucliern hier waren .sämtliche Thermometer sowohl an der Ablesestation innen als auch außerhalb des Geländes durch Verwalter rfist(!rer mit dem Nurmalthermometer der hiesigen meteorologischen Station \cii;li(;licn iiiid in die vorgeschriebene Ent- femmii; und Hohe ,L:el.racht w.jnieii. b) Die Transportfähigkeit der Apparate ist ziemlich gleich; wohl sind ..Qualm" und die Nördlingerschen Räucherkästen schwerer als die leichten Frostfackeln, doch, da die Zünder wieder für sich einzusetzen sind und zwar kurz vor dem Anbrennen, so sind bei den I.emströmschen Frostfackeln die meisten Arbeitskräfte erforderlich. c) Das leichte und rasche Anzünden der Räucher- materialien. Bei der Nördlingerschen Räuchermasse und dem bei Vaasol von Waas in tfeisenheim wurde leichte Entzündbarkeit fest- gestellt. Hierbei habe ich zu bemerken, daß die Nördlingersche Räucher- niasse, welche wie Vaasol in Fässern versendet wird, hier schon seit April 19Üo aufbewahrt worden war. d) Langes Brennen. Am längsten brannte der Apparat ihia??-! 'v"'! 'li" Luft nicht so zutreten konnte und auch einige k! !i -■ I ' II eintraten. Fast ebenso lange brannte die Räucher- iiia '•" X'-rdlinger. Die Lemströmschen Frostfaokeln brannten i.rh.il'.ui.iii.a.if, rasch. Hätte man nicht morgens von 3 Uhr an schon die Reiser einer 50 m langen Lonicera-Hecke zum Qualmen auf- uelegt, so wären die Frostfackeln bis 5 Uhr morgens zu Asche ohne lüiucli verglimmt gewesen. e) Den raschesten, dicksten und stärksten Rauch erzeugte die Xi-,rdlin;_'oi-l..' l.'aiirliiTmass,.. f) Die Kosten des Verfahrens sind nicht leicht genau fe.st- zustellen, denn Frostfackeln werden noch nicht in Deutschland her- gestellt. Vaasol kostet per 100 kg. 12 Mk. Die Nördlingersche Räacherniasse kostet bei Bezug eines Fasses von 230 bis .300 kg. das Gleiche und ist bei Mehrbezug billiger. Werden Fässer zum Füllen frei Flörsheim eingesendet, so ermäßigt sich der Preis noch extra um 1 Mk. per 100 kg. Bei Waas in G'eisenheim wird das Faß noch extra mit 1.50 Mk. berechnet. Da außerdem der Apparat „Qualm" 5,50 Mk. kostet, so sind die Beschaffungskosten dieses Mittels sehr große. Man wird sich daher dem Urteile des Oberlehrers Dr. Christ an der Kgl. Lehranstalt für Wein-, übst- und Gartenbau zu Geisen- heim anschließen können und aussprechen dürfen, daß die Nörd- lingersche Räuchermasse das zur Zeit beste raucherzeugende Mittel ist, weil man ni<:ht viel Arbeitskräfte zum Aufstellen, Anzünden und Unterhalten, also zur Vorbereitung und Durchfühning braucht und dabei doch den dichtesten, nicht zu stark erhitzenden Qualm erhält. Versuche damit an anderen Orten sind ratsam. Ein Schutz-Thermometer. Die Schäden, die landwirtschaft- liche und gärtnerische Kulturen durch plötzlich auftretende Nacht- fröste besonders im Frühjahr erleiden, sind so häufig und so groß, daß jedes Hilfsmittel, das zur Herabminderung solcher Frostschäden dienen kann, von vornherein das größte Interesse aller beteiligten Kreise verdient. Ein solches Hilfsmittel sahen wir auf der im vorigen Herbst veranstalteten Ausstellung in der Kgl. Gärtner-Lehr- anstalt zu Dahlem, in Gestalt eines Alarmapparates. Er besteht aus •inem im Freien aufgehängten Thermometer und einem damit ver- liundenen elektrischen Läutewerk, das an geeigneter Stelle im Innern les Hauses angebracht wird. Das Thermometer ist nach Art eines sixschen Maximum- und Minimum-Thermometers eingerichtet, nur fehlt auf der Seite der Minimumskala der auf- und niedergehende .Stift. Dafür sind in der Glasröhre am unteren Bogen und zwischen den Gradstrichen 1 und 2 über Null Platiustifte eingeschmolzen, die durch Klemmschrauben mit der elektrischen Leitung in Verbindung stehen. Sinkt die Temperatur, so steigt bekanntlich auf dieser Seite der U-förmigen Thermometerrohre das Quecksilber. Ist die Temperatur bis auf l,.o Grad über Null gesunken, so sind beide Kontakte metallisch verbunden, der elektrische Strom wird geschlo-ssen und in demselben Augenblick ertönt das Läutewerk, sodaß es immer möglich sein wird, noch Schutzmaßregoln gegen die drohende Frostgefahr zu er- greifen. Doppelnamen. Mit vollem Recht stößt sich „Gardeners Chronicie" in einer Besprechung über das „Handbuch der Laub- holzkunde" von C. K. Schneider an der Benennung „Oastanea Gti' i'll.-v /.utpil \vnlen. indem man die Bäuiih' i-i'U'iiM:ii;i- -.-Iiii.miI.'I. •\wvzt und sie von einem lü-ti-vn l',;iiiiii-;c|i\viiiiiiii bi-froit. Die Ernte und den Schnitt vorzunehmen, scheint oft wr^gen der beträchtlichen Höhe der Bäume sehr schwierig; jedoch gelingt es mit den hier üblichen Einbaumleitern recht gut. Sie werden, um dem Arbeiter die nötige Sicherheit zu gewähren, mit ihrem eisernen Schuh in die Erde eingebohrt und in halber Höhe an einen Ast festgebunden, sodali der betreffende Arbeiter ruhig bis auf die obersten Sprossen treten kann. Zwischen den i)livenbäumen stehen dann noch Weinspaliere oder kleine Halbstämme von Wein, außerdem wird, wo noch Platz ist, Mais, der Roggen dei' Norditaliener, angebaut. Eine außerordentliche Pflege ist natürlich bei 'liesem dichten Bestände nötig, um von allen Ge- wächsen Ernten zu erhalten, tlbei- die sorgfältige BehandlunK der Weinstöcke mit Bordelaiser-Brühc und Schwefel sprach ich schon einmal gelegentlich eines Artikels über Veredelung der Edelreben auf amerikanische Reben (Jg. VI, Seite 428). Schließlich wird noch zum Zwecke der Seidenraupen- zucht der Maulbeerbaum kultiviert, dessen Blätter bekanntlich die Nahrung der Seidenraupen bilden. Natürlich war es, daß sich die Bevölkerung, bei dem so außerordentlich günstigen Klima, noch auf eine andere Kultur warf, welcher eben dieser klimatische Vorzug zustatten kommen sollte. Es war die Zitronenkiiltur. Für die Zitronen ist jedoch ein Winterschutz nötig, da sie leicht in den Blüten und Knospen leiden. Unter — 4" C. verträgt der Raum kaum. Die Bäume werden in sogenannte Serren gepflanzt, d. s. unseren Orangerieen ähnliche Gebäude, welche 5 — 0 Meter hoch und nach Süden gerichtet sind. Die Rückseite ist aus Mauerwerk hergestellt, wählend die Vorderseite nur eine zirka 2 Meter hohe gemauerte Brüstmig hat. Auf diese werden im Winter schmale aber sehr hohe Fenster gestellt, welche ;i Ruhland. G:i Gartenwelt" photo 290 Die Gartenwelt. IX, 25 Alte Washingtonia filamentosa mit Cedrus Deodaia im Hintergrund in der Villa Wimmer, Gardoue. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen durch genügende Stützpfeiler und Balken Halt bekciumen. Die Decke, welche Fall nach hinten bekommt imd auf diese Weise sehr viel Licht eindringen läßt, besteht aus Holzlädon imd wird im Sommer entfernt. Dann bieten ilie Bäume mit ihrem dmdcelgrünen Laube, den goldgelben Früchten und den vielen weilien Stiitzpfeilern dazwischen einen prächtigen und eigenartigen Anblick, sodaß Avohl jedem Reisenden das bekannte Lied in den Sinn kommt Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühen. Im dunkeln Laub die Goldorangen glülien'r imd er sie wohl sehen möchte, wie sie so ganz im Freien zur prächtigsteuEntwickelung kommen, we in Sizilien und Spanien. Diese beiden Länder sind es auch, be- günstigt durch den Fortschritt der Verkehrs- verhältnisse, welche die Kultiu- hier mehr und mehr unrentabel machen, so daß ein Garten nach dem anderen aufgegeben wird. Um nun auf die in den Villen und Hotel- gärten sich bietenden Vegetationsbildcr zu kommen, wovon die Abbildungen einige Bei- spiele geben, scliiek'- n h tVilL^vudes voraus. Da Gardone ei-.-i -cii etwa fünfzehn Jahren als Winteraiüenthalt in .\ufnahme gekonunm ist, sind die meisten Gärten noch sehr juiii; und unentwickelt. Von Italienern abei- wurden nur wenige Ziergürten angelegt. Jedoch genügen die vorhandenen für unsere Zwecke. Nach Ver- lauf weiterer fünfzehn Jahre wird die Kiviera des Sees ein weit abwechselungsreicheres Vegetationsbild bieten. Jetzt überwiegen die Spitzpappeln des Südens und die säulen- artigen Cypressen, die von Italiens Landschaften untrennbar sind. Dazu gehört noch eine vor allen anderen wichtige Pflanze die Pinie (Pinuti Pinea): für diese beiden hörte ich einst den recht passenden Vergleich mit geschlossenen und geöffneten Regenschirmen. Zu ihnen gesellen sich würdig Cedern aller Art in einer Pracht und Kraft, daß man über sie staunen muß. Die imposanteste und schönste im Wuchs ist wohl unbestritten die Hiraalaya Zeder {C. Deodara), von welcher die nebenstehende Abbildung links im Hintergnmde ein scliönes Exemplar zeigt. Cedrus allantica glauca, die eine prachtvoll blaue Färliung aufweist, ist hier und da zu sehen. Sehr schön hebt sich von diesen Zedern die im Winter kupferrote Cryptomeria japonica ab ! Von den hier angepflanzten Cypressen - Arten seien be- sonders Oupressus niacrocai-pa tmd funebi'is hervorgehoben, ferner sei noch Abics Pin^apo, die spanische Edeltanne, wegen ihres korrekt pyramidalen Wuchses und ihrer ilunkelen fast schwarzen Färbung besonders erwähnt. Unter den Palmen dominiert Chamaerops excelm, welche in Exemplaren von 3 — 4 Meter Höhe vorkommt. Die Ab- bildung auf der Titelseite zeigt die malerische Villa Ruhland mit davorstehenden Zwergpalmen. Glmrnaerops ist härter als z. B. der Zitronenbaum und soll, genaues weiß man nicht. bis 15" C. unter Null vertragen. (? Die Red.) Hier konnte man ilieses bisher allerdings nicht erproben, aber der strenge diesjährige Winter brachte uns sehr niedrige Tem- peraturen. Chamaerops excelsa wäre die einzige Palme, welche zu Anpflanzungsversuchen in Deutschland geeignet ist.*) *) Anmerkung der Redaktion. Solche Versuclie seit vielen Jahren erfolgi-eich in Deutschland gemacht, die erlialten gute Wuitcrdecke. hat man Palmen (iartcnpart der Villa Ruhland. (Jardo dahinter Laurus, links D .ni Verfasser für die „Gartenwelt" le. Washingtonia filamei ■acaena indivisa. photogr. aufgenommen. IX, -21 Die Gartenwelt. Die nächst liärteste Palme ist eine Verwandte fler vorigen, nämlich Chamaerops hunnlis, welche noi^li in (h'r Abart nrc/nitea liier vertreten ist. Die schönste aller Paliiirii. wcirhe wir bishei- hier auf- weisen können, ist du- WaslinujlnDin filamentom aus Kali- fornien*), Priischardia fi/ifcni <\vv (./arten, von der das impo- siinteste Exemplar etwa S .Mrior hoch ist, einen starken Stamm und eine niäciitif^e lilätterknuie besitzt, in welcher Blätter Ijis 2 Meti.a' Spannweite gemessen wurden. Äbbikhmgen Seite 290. Auch das unten abgebildete Exemplar ist sehr stattlich. Es hat einen günstigen Standort, Im Hintergrunde sehen wir einen großen Lorbeerbaum. Phoenix-^ Cocos- und Brahea- krten sind in schönen Exem- plaren verti-eten, aber, da erst in den letzten Jahren angepflanzt, noch ohne Stamm. Als völlig winterfest erwiesen sieh hier folgende Spezies: Phoenix ca- nariensis und reclinata {Syn. leonetisis), Cocos australis und fleruosa, Enjthea armata {Siju. Brahm. Rneäti). sowie .liihafa spertabilis und Sabal Ansten hier folgende genannt. Arbulus Unedo, der Erd- beei'baum. wegen seiner erdbeerartigen Früchte, und sein Ver- wandter Arbtäus Andrachne, welcher im Winter rote und im Frühjalu- grüngelbe Rinde hat; Magnolia grandiflora mit ihren großen weißen Blüten im Juni; Eriobolrya japonica, Lindl. {Stpi. Mespilus japonica, Thunb.) mit der Blüte im Winter und der angenehm säuerlichen Frucht im Juni. Oleander, Myrten, Granaten mit den prachtvoll roten Blüten, aus denen sich dann bis Oktober die schönen Granatäpfel entwickeln, und schließlich noch Diospijros Kaki, L., welcher Baum im Oktober mit apfelsinenartigen Früchten geschmückt ist. Die Frucht wird jetzt in DeutscUand verkauft, auch Bäume werden zum Anpflanzen an geschützten Stellen angeboten. Phvllostach\s im *) Anmerkung der Redaktiun. Man bilduog in achten Jahrgang, Seite 601. ik'idie die Ab- Die Kakipflaumn ist etwas zu süß und hat einen etwas adstiingierenden Nachgeschmack. Nun noch einige der dekorativsten Pflanzen, welche man sonst nur in süiiliili.-ivu. ja fast tropischen Gegenden antrifft. Vor allfiii dl.- den Bambuson sehr ähnlichen, aber von der Gattung liuiiilinsd abweichenden Phyllosiachys- Arien, die allerdings auch unter Bambusa gehen wie Ph. aurea, A. & C. Riv. {Bambusa aurea, hört), Ph. nigra, Lindl. (B. nigra oder nigricans, hört.) und Ph. milis, A. & C. Riv. [B. tniiis, Lour.). Letztere eiTeioht in einem Jalu'e die stattliche Höhe von 8 bis 10 Metern. Besonders geeignet sind diese Phyllostachys- Arten als Kübelpflanzen für Dekorationszwecke. Sie gedeihen sehr gut in den Gefäßen und man sieht sie in den italienischen Städten zur Ausschmückung der Wirtshausgärten häufig verwendet. Das Bild dieser Seite zeigt acht Meter hohe Phyllostachys im Garten der Villa Röninger, wo .sie sich besonders üppig entwickelt haben. Während ich dieser Garten- pflanzen gedenke, erinnere ich mich einer fast zum Unkraut gewordenen bekannten Kübel- pflanze unserer Kalthäuser, der Agave americana. An den steilstei i Bergabhängen wuchert sie und alljährlich im Frühjahr sendet da und dort eine alte Pflanze ihren Blütenschaft in die Höhe, welcher eine täuschende Ähn- lichkeit mit einem Riesenspargel hat, da sich die Seitenäste des BlütenstandeserstöfFnen und ent- wickeln, wenn der Mittelstamm seine größte Höhe en-eicht hat. Pflanzt man sie in den Gärten an, so geben uns die Dracaena indhisa, sowie andere Agaven- sorten, Opuntien, Yucca, einige Kakteen das geeignete Material, u in ein e harmonische u. wirkungs- volle Gruppe herzustellen. Erstaunen ruft meist das fast völlige Fehlen von Azaleen, Kamelien, Rhododen- dron etc. hervor, welches seine Erklärung in dem Mangel geeigneter Erde findet. Wer gute Azaleen etc. in seinem Garten haben will, ist gezwungen Erde von auswärts zu beziehen. Reich entschädigen für blühende Azaleen- und Kamelien- gruppen dagegen Rosen aller Art, sowohl im Frühjahr wi- im Herbst. Der Hauptflor fällt je nach Witterungsumstäiulen einmal in die Monate April— Mai, dann in den September, Oktober, November. Er dehnt sich oft noch länger aus und setzt auch früher ein. Wenn sich zum Beispiel die Ruhezeit der Rcsen im Sommer infolge großer Trockenheit bis Mitte September ausdehnt und der November und Dezember trocken sind, so hat man sicher in diesen zwei Monaten noch sehr viel Rosen; „Safrano'-', bekanntlich der beste Winter- blüher, auch andere wie „Papa Oontier", „M. van Houtie'\ setzen dann die Blütezeit in mäßigem Umfange nocli bis \ lila Röninger, Gardone. '-If photogr. aufg-enommeu Die Gartenwelt. IX, Januar fort. Staunen .swert ist aber die Entwickehmg und Fülle dei- Rosen zur Hauptblütezeit. Zum Brechen voll bedecken sich besonders die ^.Maricltnl A'7c/-Rosen" mit den edel geformten großen Blüten und dieses alles im erhöhten Maße, wenn Rosa Banksiae, R. Br. die Unterlage bildet. Reizend sind die Banksrosen schon an und für sich; sie sind besonders zur Bekleidung von Häuser- wiinden geeignet. An der ganzen Länge der einjährigen Triebe bedecken sie sich mit kurzen Triebchen, wovon jedes :ui der Spitze ein ganzes Bukett kleiner gelber oder weißer, stark dtiftender Blüten trägt. Ahnlich in der Anordnung dos Blütenholzes, aber mit Stacheln bewehrt, ist eine hier heimische Rose, die sogenannte Gardone-Rose. Die Blumen stehen auf den einjährigen Trieben einzeln, nicht in -Dnlden, in der Form der „Safrano" ähnlich, die Farbe abei- mehr sreriitct. Neue Pflanzen. Wertvolle Neuheiten Samenzüchter IIUl Eiiifülininiien P^rfiirter lliindelsoiirtner. V.5Ö Von G. Besoke, Obergärtner in Erfurt. (Hierx-u xuei Abhildungen.) II. (Schluß.) IJ. Stauden und Soiniiierbluiiicii. Isatis glaiicn. 'satis glauca ist eine in Kleinasien heimische Krucifere, welche verdient, allgemein bekannt zu werden. Sie besitzt große lauzettliche, silbergraue Blätter, über welchen sich im /weiten Jahre der bis 1 Meter hoch werdende, reich ver- zweigte Blütenscliaft erhebt. Die Blüten sind goldgelb >uid stehen in traubigen Ständen. Als Solitärpflanze oder vor Gehölzpartien nimmt sich diese Staude prachtvdll aus und sollte häufig angepflanzt werden. Rudbeckia fulgida variahilis. Unter den perennierenden, zTim Schnitt sich eignenden Pflanzen nehmen die Rudbeckien eine bevorzugte Stellung ein. Durch Rudbeckia fulgida variabUis (Benary) erhalten sie einen wertvollen Zuwuchs. Die Pflanzen werden unge- fähr einen Meter hoch, verzweigen sich stark und tragen auf kräftigen Stielen 6 — 8 cm große Blüten. Die Farbe der Blüten ist, wie der Name schon verrät, sehr verschieden. Die gelb und bronze grundierten Petalen sind entweder piirpurbraun getuscht oder gestreift, oder es wechselt fleck- weise Braun mit Gelb ab. Aquilegia caerulea liijbr. fl. pl. iitui A. riiignris compacla ro-sca fl. pl. Aqmlegia eoerulea hybrida flore pleno (Benary), Abbildung Seite 293, besitzt die guten Eigen.schaften der St:nniiiform ; sie ist wie diese sehr großblütig, reichblühetid uml hat denselben kugelförmigen kompakten Habitus. Die Blumen, mit denen die Pflanzen locker bedockt sind, zeigen die Farben Weiß, Gelb, Hell- und Dunkelblau. Als fast ebenbürtig ist ihr Aqmlegia mdgarin compacla roxca flme ple.no (Benary) zur Seite zu stellen. Diese Varietät wii-d etwa 50 cm hoch, ist vollbclaubt und bringt dichtgefüllte, dunkelrosa Blüten. Lobend zu erwähnen ist l)oi uk1 eine losa blühende, im Handel bekannt. Es sind sehi beliebte und häufig m den Gärten anzuti'ef- fende Schlinger. Im vergangenen Jahre führte Ernst Beuary eine leuchtend goldgell« Varietät Eccremocarpus scaber aureus ein und in diesem Jahre bringt die Firma Haage & Schmidt eine Spiel- art mit karminroten Blüten E. scaber carmineus in den Handel. Es sind beides prächtige Einführungen, die vermöge ihrer leiichtenden Blumenfärbung die älteren Sorten an "Wert noch übei'treffen. Wenn die beiden neuen Ecoremocarpus neben- einander verwendet werden, lassen sich gewiß recht hübsche Wii-kungen erzielen. Öhr y santhemuni carinatum radiatum aureum. Eine eigenartige Schnittblume ist Chrysanthemum cari- natum radiatum aureum von Ernst Benary. Die Blumen werden von steifen Stielen getragen und sind insofern leicht gebaut, als die geröhrten Fetalen in gleichmäßigen Abständen sb-ahleu- oder speichenartig an der Scheibe sitzen. Die Farbe tler Blumen ist ein leuchtendes Goldgelb, nach der Mitte in Piu-pur verlaufend. Petunia hybrida grandiflora süperb issiina quadricolor. Eine wunderschöne Petunienneuheit ist die neben- stehend abgebOdete Petunia hi/ln'ida (jrandifla)-a superbissiina (juadricohr, eine Züchtung von Benarj'. Die Blumen sind leuchtend rosa, nach dem breiten Schlnnde zu in tiefes Purpur verlaufend, zu zwei Dritteln mit einer lebhaft karmin- farbigen Aderung durchzogen ; außerdem gehen von der Basis, gleichfalls als Auflage, fünf gleichartige, intensiv gelb gefärbte Bänder oder Schilder aus. Die I'arbenverteiluiig V)ei der vier- farbigen Petunia ist äußerst eigenartig und schön zu nennen. Von den vielen Liebhabern der großblumigen Pet\uiien wird diese Sorte liald sehr geschätzt werden. Dianthus laciniatus mirabilis. Von Sommergewächsen nenne ich schließlich noch als besonders wertvoll Dianthus laciniatus ndrabilis, welcher in diesem Jahre von der Firma Haage & Sclimidt eingefülirt wird. Die Pflanzen bilden reich verzweigte, 30—35 cm hohe Büsche; und tragen auf aufrechten Blüten- stcngeln lierrliche, 8 — 10 cm große Blumen, deren lüunieiiblätter ein Drittel bis zur Hälfte zerschlitzt sind. DaduM-li. daß die Hauptfransen sich wieder in vielo f.Miir, lad-MilVinnige Teilchen spalten, die sich dann in d.'ii wuihbrliarsten Formen nach allen Seiten liin auslircit.Mi. -oiicn die Blumen sehr fein und eigen- artig aus. Das Farbenspiel ist sehr reich. Alle Färbungen der Sommernelken sind vertreten, auch gestreifte Blumen und solche mit zebraartigen Quer- streifen sind darunter Die großen leicht gebauten Blumen werden in der Binderei besonders geschätzt werden. Wilder- Lerkujen „Schöne von Nizza"- und „Königtn Alexandra'^ Ich mochte meuie Besprechung über neue Pflanzen nicht schließen ohne auf die prächtigen Wintei Levkojen Schone Lon Nizza'' und Königin Aletandia' Einfühlungen dei Firma Ernst Henaiv lufmeiksim gemacht /u haben. Beide S rten wachsen 1 1 itti 1 i utei Kultui bis zu 80 cm Hohe und veizw Aquilegia coerulea bybr. fl. pl. (oben> Petunia hybrida quadricolor (unten hl staik Die Blüten- st mde wie auch die Einzelbluten erreichen 11(1 me Größe. Nicht nui dei Mittelstand, In iis zu 30 cm lang wud auch die aus den Seitentrieben hervorgc- ^ ingenen Blütenstände sind mitbis 5 cm großen Einzelbluten locker be- etzt Die Blumen sind f hl \\ ohlriechend und /eigen \ornehme mo- leine Falben. „Schöne lon Yi a" blüht zart H 1 htaibigrosa, „Kö- III /in Alexandra'' zai't lilarosa. Die Sämlinge bringen 70 - 80 Yo gute gefüllte Blumen. Für den Blumensehnitt wie auch zum Topf\erkauf sind es Sorten ersten Ranges uinl sehr zu empfehlen. Die Sorte „Schöne von Nizza'- hatte die Firma E. Benary in zwei größeren Gruppen auf der Düsseldorfer Ausstellung ausgestellt, welche sehr beachtet und bewundert wurden. Vielleicht veranlassen vorstehende Zeilen manchen Leser, einen Kultiu'versuch mit den besprochenen Neulieiten zu machen, von deren Knltiu'wüi-digkeit ich fest überzeugt bin. Die Gartenwelt. IX, 25 Pflanzenkunde. Welwitschia mirabilis Hook. f. Von H. Baum, Rostock. (Hierzu zwei Abbildungen.) Als eine der merkwürdigsten Pflanzen der Erde ist die Welicilschia mirabilis (syn. Tumhoa Bainesii Hook, f.) schon oft beschrieben und abgebildet worden. Dem Verfasser dieser Zeilen war es während seiner Reise in Angola vergönnt, diese Pflanzenwnnder an Ort imd Stelle genauer zu beobachten. Da es an einzelnen Plätzen früher schon gelungen ist, Wel- witschien aus Samen zu erziehen und einige Jahre am Leben zu erhalten, so sind vielleicht einige Notizen über Vorkommen, Bodenverhältnisse und Wachstiimsbedingungen dieser in den Kulturen immer wieder eingegangenen Pflanze besonders für diejenigen willkom- men, die einen er- neuten Versuch mit der Aufzucht bezw. Weiterkultur von Welwitschien ma- chen wollen. Das Vorkom- men von Welwit- schia mirahilis ist nur auf wenige eng- begrenzte Land- strecken an der Küste von Südwest- Afrika beschränkt. In Deutsch - Süd- west-Afrika findet sie sich namentlich in der ca. 70 Kilo- meter breiten Wüs- tenzone beiSwakop- mund (wegen des Vorkommens der Welwitschien in dei- Nähe der Bahn Swakopmund- Windhuk wm-de die Station bei km 63 „Wel witsch" ge- Welvvitschia uürabiUs (weibliche Pflanze) i Mossamedes. Vom Verfasser fOr die „G nannt), außerdem ist sie iu Deutsch-Südwest-Afrika im nördlicher gelegenen Kaokofelde gefunden worden. Fr. Wel witsch entdeckte sie zuerst im Jahre 1860 südlich der Stadt Mossa- medes in Angola. In derselben Gegend sind dem Verfasser dieser Zeilen wälirend einer sechstägigen Reise tausende von Welwitschien zu Gesicht gekommen. Die beiden Notizen beigegebenen Original - Photographien sind in Gebiet aufgenommen und zwar stellt die obenstehende Abb. eine Aufnahme aus dem Hauptverbreitungsbezirk dar, in welchem die Welwitschien vorherrschend und für das Landschaftsbild charakteristisch sind. Es finden sich hier neben den Wel- witschien nur noch niodiige Gräser, Kräuter, ab und zu niedrige Euphorbien oder sonstige Stauden, aber niemals höhere Sträucher. Auf Abb. Seite 295 sehen wir eine Welwitschia bei-eits in der Nachbarschaft höherer Sträucher wie Acaeia detinens 'mit diT siliirmai-tig flaehfn Kinne) und zu gleicher Zeit 1»- finden wir uns auch so ziemlich an der Grenze ihres Vor- kommens. Ich habe die Welwitschien in den ersten Er- hebungen des Shellagebirges nur bis 200 m über dem Meere gefunden, aber weiter landeinwärts, also im höheren Teil des Gebirges, nicht mehr entdecken können. Die Entfernung ihres letzten landeinwärts gelegenen Vorkommens bis zur Küste schätze ich auf etwa 70 Kilometer; diese Strecke würde also dem fast ebenso breiten, mit Welwitschien bestandenen Küsten- strich bei Swakopmund annähernd gleichkommen. Der Boden, in welchem die Welwitschien wachsen, ist sehr verschieden. Fast immer ist es ein steriler, sehr fester Boden, der aus Steinen und Kies zusammengesetzt ist; mitunter ist es ein lockerer Sandboden, der aber dann viel- fach einen steinigen Untergrund hat. Häufig, besonders an der Grenze ihres Vorkommens, finden wir sie zwischen Ge- steinsspalten, hier aber niemals zu so großen, umfangreichen Exemplaren ent- wickelt, wie in den sandigen Tälern, wo sie anscheinend am Ijesten gedeihen. Ein einziges Mal fand i( li eine kleine Wd- ii-ttschia zwischen Gneisgestein an einer senkrechten Felswand. Diese Pflanze zählte, so klein sie war, min- destens schon zehn Jahre und aus der Beschaffenheit die- ses außergewöhn- lichen Standortes, der nur eine äußerst geringe Boden- feuchtigkeit haben konnte, läßt sich am besten ersehen, wie lange sich eine Wel- wHschia unter den ärmlichsten Beding- ungen zu erhalten vermag. Die Wachs- tum sbe dingungen der Welvntschia sind ganz eigenartiger Natur. Infolge der kalten Südpolarströmung, welche die Küste von Deutsch -Südwest -Afrika und den südlichen Teil der Küste von Angola bis zm- portugiesichen Stadt Mossa- medes bespült, ist die Tempergitur in den Welwitschien- gebieten während des ganzen Jahres verhältnismäßig niedrig, z. B. notierte ich für Mitte August an sonnigen Tagen nur 26" C, an trüben nur IS^^" C.. als höchste Tagestemperatur. Des Nachts sank das Thermometer ziemhch gleichmäßig auf 15 — 17" C. Die kühlen und feuchten Winde, welche vom Meere landeinwärts wehen, werden in der Regel des Nachts zu so starkem Nebel bezw. Tau niedergeschlagen, daß alle Gewächse des Morgens förmlich von Wasser triefen, und an einzelnen Stellen begünstigt dieser andauernde Tau sogar das Auftreten von zierlich gestalteten, flach auf Steinen ausge- breiteten Flechten. Da in dieser Gegend die RegenfäUe mit- untfi' L' — 3 Jalire ausbleibHn, ^c pi-yibt sich, daß der starke Burako-Tal, 30 km. nwelt" photogr. aufgenoi ^üdlich von IX, 25 Die Gartenwelt. nächtliche Tau eino ilor ersten Lebensbedingungen der Wehvitschien ist. Eine zweite Hauptbedingung für das Gedeihen dieser i'flanzen ist nach meiner Meinung ein gewisser Grad von Bodenfeuchtigkeit. Wenn man das Auftreten der einzelnen Exemplare genau beobachtet, so findet man dieselben an einzelnen Stellen häufig, aber immer zerstreut wachsend; dann folgen kiloineter- bis meilenweite Abstände, in welchen nicht ein Stück zu entdecken ist. In dem fast ebenen Teil der Wüste, etwa 7 — 8 km südlich von Mossamedes, wachsen die Wehvitschien merkwürdigerweise immer nur in mit niedrigem Gras bewachsenen Streifen, welche senkrecht zur Küste laufen. Diese Streifen werden aus flachen Vertiefungen ge- liildet, welche bei etwaigen Regengüssen das Wasser zur Küste leiten — , es ist auch nicht ausgeschlossen, diili ein gerniger Teil von Bodenfeuchtigkeit aus den höher ge- legenen, landein- wärts befindlichen Gebieten bis hier- herdurchdringt. In tlen eben besproche- nen, mit Gras be- wachsenen Vertief- ungen findet man gewöhnlichnurklei- nere bis raittelgioße Pflanzen : die größ- ten und zahlreich- sten Exemplare sah ich in sandigen Tälern, welche ent- weder von Sand- steinerhebungen oder Gneismassen begrenzt waren. Auf den die Täler bil- dendenBodenerhöh- ungen fand ich nie- mals eine Wchvit- srliin. Hierausfolgt W'elu itsch am sichersten, daß südöstlii sich dieselben n\ir da ansiedeln, wo die tief hinabreichenden Wurzeln wenigstens eine gewisse Bodenfeuchtigkeit vorfinden. In den Vorbergen des Shellagebirges und zwar in 2(10 m Höhe ü. d. M., wo die Wel- witschien nicht mehr vorkommen, findet man allerdings öfter sandige Täler, welche ein Auftreten von Welwitschien ver- muten lassen. Die Nebelregion scheint sich jeiloch nicht mehr bis hierher zu erstrecken, auch dürften die bei Regen- güssen sich in diesen Tälern ansammelnden größeren Wasser- massen ein Gedeihen der Wehvitschien in Frage stellen. Die größte Schwierigkeit bei der Kultur der Wehvit- scliien besteht demnach darin, den Pflanzen nur eine geringe Bodenfeuchtigkeit zu gewähren und einen Ersatz für den nächtlichen Tau ausfindig zu machen. Die Erziehung aus Samen ist, wie ich anfangs bemerkte, schon mehrfach ge- glückt: aber trotzdem wenig eriolgversprechend, weil wenigstens HO — 40 Jahre dazu gehören, ehe man ein kleineres bis mittleres Exemplar daraus erziehen würde. Die einzige .Mödichkeit. eine üW.IUmv. blühbare Pflanze IcIlmkI aus der h von Sambento do Sul. Vom Ver Heimat zu erhalten, bestände darin, daß man in Deutsch- Südwcst-Afrika in der Nähe der Bahn eine mittlere Pflanze mit dem den Wurzeln anhaftenden Gestein in eine große Kiste vorpackte, dann mit der Bahn nach Swakopmund beförderte und von hier aus per Schiff nach Deutschland schickte. Da die Wurzeln ziemlich tief in den Erdboden dringen, also ein großer Erd- bezw. Steinballen zu transportieren wäre, so käme ohne Zweifel eine gehörige Fracht bis Harabiu-g heraus. Bei der weiteren Pflege ist es das ei'ste Gebotj den Wurzeln der Pflanze von Zeit zu Zeit eine nur geringe Feuchtigkeit zuzuführen. Die Pflanze müßte in einem trockenen, luftigen Hanse k\iltiviert und der nächtliche Tau in den Sommer- monaten durch sanftes, abendliches Überspritzen der Blätter ersetzt werden. Für Säinlingspflanzen dürfte eine Mischung von Quarzstücken, Sandsteinbrocken, Sand luid einem sehr geringen Zusatz von Lohin, welcher das Ganze zu eiiiei' festen Masse ver- bindet, die beste sein. Die Form des weichholzigen, krei- selartigen Holz- körpers ist eine so verschiedene, daß man in den selten- sten Fällen gleich- artig aussehende Exemplare an- treffen wird. In den meisten Fällen wird der -obere Teil des verkürzten Stam- mes, wie man den Holzkörper w^ohl nennen kann, in zwei Teile geteilt ; mitunter ragt der Holzkörper auch senkrecht aus der Erde hervor und trägt dann an der Spitze das Blatt. Bei normal ausgebildeten Pflanzen steckt der Körper meist vollkommen im Sande, die schüsselartige Vertiefung der oberen Platte ist häufig auch noch mit Sand gefüllt, so daß hier hin mid wieder kleinere Gräser etc. emporsprießen. Der Durchmesser der Platte erreicht bei ganz alten Exemplaren ca. 1 m bis 1 m 20 cm. Das Dicken Wachstum des Stammes, der von Jahr zu Jahr immer breiter wird, findet in der Weise statt, daß sich alljährlich oberhalb und unterhalb der Blätter eine neue Hoiz- schicht bildet, welche am ganzen Holzkörper das fri-scheste und prallste Aussehen hat. Die jährlichen Wachstimisschicliten sind besonders an dem kreiseiförmigen Teil, welcher sich im Boden befindet, zu verfolgen. Im Innern der Platte sind die Wachstumsschiehten dtirch zahllose Löcher, welche von den AnsatzsteUeu der abgeblühten Blütenstände herrühren, fa.st ganz verwischt; im tief.sten Teile der Platte findet mr.n außerdem oft fingerlireite Risse, so daß die gtmze Platte total rissig und runzelig erscheint. Die Blütenstände orselieinen stets aus den jüngst.Mi Ijol/.scliiclitrn. ^^n^ää. für die „Gartea ' photogr. aufgen Die Gartenwelt. IX, Die größte Merkwürdigkeit der Welwüschia ist wolil die, daß jede Pflanze außer den beiden schnell vergänglichen Keimblättern nur zwei Blätter erzeugt, die an ihrer Basis ständig nachwachsen und der Pflanze während ihrer ganzen Lebensdauer als Assimilationsorgane dienen. Die lederartigen, lilaugrünen Blätter sind durch Wind, bezw. Stürme meist zerfetzt und in viele Streifen eingerissen, ferner an den Spitzen vielfach durch Sonnenbrand versengt. Nur dort, wo die Pflanzen an besonders ruhigen, vor den Ktistenwinden ge- schützten Stellen wachsen, findet man ausgezeichnet schöne Exemplare mit 1 m breiten, vollkommen ganzen und etwa 3 m langen, vorzüglich erhaltenen Blättern. Es ist natürlich, daß die Blätter im höheren Alter der Pflanze dann durch das Strecken und Ausdehnen der Holzschicht einreißen. Eine Verbreiterung der Blätter findet beim jedesmaligen Trieb an beiden Seiten der Wachsturaslinie statt. Die Unterseite der Blätter ist sehr häufig mit fausenden von kleinen, weißen Insekten, wahrscheinlich Läusen, besetzt. Welvntscliia mirabüis gehört zur Familie der ünotaceen. Die Pflanzen sind getrennten Geschlechtes; auffällig ist es, daß in der Heimat der bei weitem überwiegende Teil, etwa -';';; — 'Vi aus männlichen Exemplaren besteht. Die männ- lichen wie weiblichen Blütenstände sind mehrfach ver- zweigt und tragen bei den mäiudichen etwa 3 — 4 cm lange, bei den weiblichen 8 — 9 cm lange, tannenzapfen- äluiliehe Gebilde. Die Farbe der weibliehen Blütenzapfen ist ein bräunliches Rot. In den botanischen Lehrbüchern wird die Farbe der weiblichen Blütenzapfen meist als scharlachrot angegeben, ich selbst habe deiart lebhaft gefärbte Zapfen nicht angetroffen. Bei den männlichen Blütenzapfen ragen die mit gelben Staubbeuteln besetzten Antheien nur wenig über die Schuppen liinaus. Die Blüte- zeit erstreckt sich bei den in Süd - Angola vorkommenden Welwitschien von Mitte August bis Mitte September. Um Brennmaterial zu gewinnen, werden vielen Pflanzen von den Eingeborenen die Blätter genommen; diese ihrer Lebens- organe, der Blätter, beraubten Holzkörper gehen nicht sofort ein, sondern haben noch Lebenskraft genug, sich während einer Reihe von Jahren mit Blüten zu schmücken. Die Blüten brechen regelmäßig oberhalli der Blattbasis hervor, nieujals aber unterhalb derselben. Die ausgewachsenen weiblichen Zapfen bergen unter ihren Schuppen flache, geflügelte Samen, deren Ver- lireitung hauptsächlich durch den Wind bewerkstelligt wird. Die Samen werden dann meistens in die anfangs erwähnten rinnenartigen Vertiefimgen geweht, woselbst sie dann durch naehwehenden Sand bedeckt werden und daselbst zur Keimung gelangen. Es ist bemerkenswert, daß man in den meisten Zapfen nur sehr wenig keimfällige Samen findet. Außer- ordentlich viele reife weibliche Zapfen sind von einem Insekt zerfressen, die meisten Zapfen aber von einem Pilz, Aspergillus Wclwitschiae {Brex.) I'. Hennings befallen, der sich auf den Schuppen ansiedelt und soviel Sporen erzeugt, daß das Innere des Zapfens von einem schwarzen Pulver vollkommen er- füllt ist. Die Wurzeln der Welwitschien sind fast so zähe wie Schiffstaue. Man wird beim Zerhacken der Wurzeln durch die zähe, faserige Struktur derselben unwillküilich an aufge- löste Enden von Tauen erinnert. Es ist daher ein schwerc^s Stück Arbelt, eine Pflanze aus dem steinigen Bodm zu graben; die Wurzeln sind zwischen den Steinen so fest ein- gezwängt, dalJ man A.xt und Brechstangen zu llilti' ncliiucu muß, um ein größeres Exemplar einigermaßen wohlerhalten aus dem Boden zu nehmen. Schon kleinere Pflanzen, deren Holzliörper etwa die Stärke einer Mohrrübe erreicht, sind nur mit größter Anstrengung aus der Erde zu ziehen. Da die Welwitschien nur eine geringe Feuchtigkeit auf- zunehmen und zu verarbeiten im Stande sind und infolge ihier ärmlichen Lebensbedingungen nur ein langsames Wachs- tum haben können, so muß das Alter der größten Exemplare naturgemäß ein sehr hohes sein. Ich schätze daher, daß die meisten Pflanzen erst blühfähig werden, wenn sie etwa ein Alter von 25 — 30 Jahren erreicht haben ; rechnet man nun die zahllosen Blütennarb(ni auf der Platte der größten Exemplare hinzu, so ergibt sich, daß für die größten Pflanzen ein Alter von 70 — lOU Jahren nicht zu hoch gegritfen ist. In Mossamedes sah ich Photographien von außergewöhnlich großen Welwitschien, die an schwer zugänglichen Stellen am Coroca aufgenommen waren. Die dargestellten Pflanzen hatten ohne Zweifel ein Alter von 1 00 Jahren weit überschritten. Einen Nutzen gewähren die Welwitschien nur dadurch, daß die Eingeborenen deren abgebrochene Blätter, welche am Wege zuui Trocknen hingelegt werden , als Brennmaterial verwenden. In Mossamedes werden aus den Stämmen auch originelle Stühle und Tische in der Weise verfertigt, daß die Win-zelenden zweier Exemplare mit einander verbunden werden. Auch unsere in Deutsch-Südwest-Afrika gegen die Hereros känii)fenden Soldaten scheinen die Welwitschien, welche von unseren Soldaten „Wasserwurzeln" genannt werden, in ähnlicher Weise als Stühle, Tische und sogar als Wasch- schüsseln zu verwenden, indem zu letzterem Zwecke die von Natur vorhandene schüsselartige Vertiefung noch weiter heraus- gearbeitet wird. Ein gelblich brauner Gummiausfluß, welchen die Wel- witschien aus.schwitzon, hat, soviel ich weiß, noch keine Ver- wendung gefunden. Topfpflanzen. !)<'!■ (iiiiiiinihiumi (Fictis elastica). Von Gottfried Oertel, Uandelsgärtuer, HopfKarten h. Erfurt. V on allen Blattpflanzen, die durch schöne große Form der Blätter, eleganten Wuchs der Pflanze >md, bei einiger Pflege, leichtes Gedeihen dazu angetan sind, ein Liebling jedes Pflanzenfreundes zu sein, ist es der Gummibaum, der sich durch diese Eigenschaften überall beliebt gemacht hat. Seine Kultur ist denn auch immer noch lohnend, da nach gut gezogener Ware stets Nachfrage herrscht und gern an- gemessene Preise gezahlt werden. Die Kultur muß allerdings forciert werden, um desto lohnender zu sein. Wer sich mit der Anzucht befassen will, sorge vorerst zui- Vermehrung für gesunde, stark verzweigte Mutterpflanzen*), also alte Pflanzen, die durch Ausschneiden des Kn|,fes riM-ht zahlreiche, kräftige Seitentriebe haben. Diese z\u- Hergabe von Stecklingen be- stimmten Pflanzen stelle man während des Winters ins Warmhaus und halte sie hier frei von Ungeziefer durch öfteres Waschen der Blätter — besondei-s der Unterseite — *) Anmerkung der Reduktion. Solche Mutterpflanzen kann Haudelsgäitner oft vorteilhaft aus Privatliand beziehen. Ältere iHiiiliUvune werden den Pflair/,enfreunden im Zimmer oft recht iu luid nur eine gewisse Pi(;tät hält sie davon ab, den alten Freund veiiiielitcn iider an den ei-stcn lie.sten xu verschenken. An einen liier würdig eine solche weit liel)er veriiulJert werden. IX, 2C Die Garienwelt. mit Seifeiilauge. Im Januar — Febniar muß die Vei-mehning beginnen und ist zu diesem Zwecke für genügend Raum auf dem Vermehrungsbeet zu sorgen. Letzteres ist anzufüllen mit einer untersten Schicht Brocken von Heideerdo und darülici- i'ein gewaschenen Flußsand, uiit dem man etwas |iulv(iisicrt(> Ffolzkohle und fein gesiebte Heideerde vermischt. Die Kopfstecklinge, also von jedem Zweige die Spitze, haben den Vorzug, daß sie schneller wachsen als die Augen- stecklinge, die aus dem Holze mit nur 1—2 Augen ge- schnitten werden. Aus diesem Grunde schneide man zuerst alle vorhandenen Kopfstecklinge mit 2 Unteraugen ab; als- dann kann man noch Augenstecklinge machen, indem die ver- fügbaren Triebe auf 2 Augen Länge zerschnitten werden*), jedoch sind Kopf- imd Augenstecldinge, wegen der Ver- schiedenartigkeit des Wachstums resp. der Weiterkultur ge- trennt zu halten. Der eigentliche Schnitt des Stecklings nuiß mit scharfem Messei- unter dem letzten Blatte aus- geführt und letzteres daran gelassen und nicht wie das häufig geschieht, abgeschnitten werden. Nach dem Schneiden liestreue man die Schnittfläche mit ]inlverisierter Holzkohle und stopfe die Stecklinge in das V'ermehrungsboet imd zwar nicht tiefer, als daß das letzte Auge eben mxjh bedeckt ist. Das Beet muß in gleichmäßiger Temperatur, 22 — 25 " C, und durch öfteres Spritzen mit er- wärmtem Wasser feucht gehalten werden, wobei die Be- wurzelung bald vorsichgehen wird. Die genügend bewurzelten Stecklinge pflanze man in große Stecklingstöpfe in eine Erdraischung von gleichen Teileu Laub-, Heide- und Mistbeeterde mit starkem Zusätze von Flußsand und etwas pulverisierter Holzkohle. Die Töpfchen sind auf einen frisch gepackten Kasten zu bringen, wo sie, nahe am Glas, bis an den Rand in Torfmull oder Sägespäne eingesenkt werden. Der Kasten ist geschlossen zu halten und täglich öfter mit warmem Wasser zu spritzen, um feuchte I^uft zu erhalten. Haben die Pflanzen den Topfballen gehörig durchwurzelt, so muß man sie in größere Töpfe in genannte Erdmischung verpflanzen ; man kann dann der Erde noch etwas mittelfeine Hornspäne beimischen. Die Pflanzen sind nun wiodenun auf warmen Kasten zu bringen und anfänglich wie vorher zu behandeln. Die Jahreszeit wird nun schon sehr vorgeschritten sein und kann man nunmehr an warmen sonnigen Tagen, wenn ilie Pflanzen kräftigen Wuchs zeigen, etwas lüften. Nach und nach, je nachdem es die Witterung zuläßt, kann mehr Luft gegeben werden, liis man schließlich die Pflanzen ganz für das Freie abhärtet. Nunmehr füllt man ein Aus- pflanzbeet oder einen Mistbeetkasten mit obiger Erdmischung, der man noch etwas alte Rasenerde oder fetten Lehm beimischt, /.irka 30 cm hoch an und pflanzt hier die Pflanzen in solcher Entfernung aus, daß sie sich später bei voller Größe nicht be- rühren. Die Ficus bedürfen keines Schattens, aber ti-otzdem rate ich, von Latten eine Stellage darüber zu machen, um sie im Notfalle vor Hagel und auch allzu intensiven Sonnenstralilen schützen zu kiinnen. Man hat nun weiter nichts zu tun, als für genügende Wasserzufuhi- zu sorgen, sodaß die Erde stets bis auf den Grund gleichmäßig durchfeuchtet ist. Von Zeit zu Zeit ist an regnerischen, trüben Tagen ein Dungguß von aufgelöstem Kuhdünger — ich rate nur zu solchem — zu geben und werden die Pflanzen sich so in erfreulichster Weise entwickeln. Im September müssen die Gummibäume wieder in Töpfe gesetzt werden, um darin noch vor Eintritt des Herbstes und Winters Toiifl'allcn /u uuiclien. Man hebe die Pflanzen mit ganzem Wurzclliallcn ans dem Beete und pflanze gleich an Oi't und Steile in die Töpfe. Der umfangreiche lockere Wurzelballen darf nicht durch Beschneiden mit dem Messer der Form des Topfes angepaßt werden, sondern dies hat möglichst durch Abbröckelung mit den Fingem zu geschehen und indem man den Ballen mit beiden Händen zusammen- drückt. Die Töpfe bezw. Pflanzen sind in einen mit Laub lauwarm gemachten sogenannten Prellkasten zu bringen — die höchsten nach oben — wo sie, ohne eingefüttert zu werden, soweit zu .stellen sind, daß sie sich gegenseitig nicht berühren und genaues Gießen möglich ist. Das Gießen muß sehr vorsichtig geschehen imd nur werm die Töpfe Trockenheit zeigen. Ebenso muß ein vollständiges Austrocknen dei' Erde vermieden werden, wodurch die Blätter gilben und abfallen. Den Kasten halte man anfänglich mehrere Tage geschlossen utid gebe dann nach und nach wieder mehr Luft. Ist der Ballen ge- nügend festgewurzelt und zeigen die Pflanzen gesundes Au.s- sehen, so können sie ins temperierte Gewächshaus gebraclit werden, wo mau sie auf Tabletten oder Stellagen möglichst nahe unter Glas bringt. Hier sorge man ffir gleichmäUige Wärme von 10 — 12" C. tmd halte die Pflanzen regelmäßig feucht. Die Blätter sind vor etwa herabfallenden Tropfen zu schützen und während des Winters öfters mitteis eines Schwammes mit Seifen wa.sser abzuwaschen. *) Anmerkung der Redaktion. Gewühnlicli schneidet man auf nur ein Auge; jedes Blatt liefert mit entsprechendem Zweigstück einen Steckling. Fragen und Antworten. Dil' Beantwortung der Frage No. 307 (vgl. No. IS Seite 215) werden w\v aK selliSländigen .\rtikel veröffentlichen, da sie den für die Antworten vi'rfiigbaren Raum iiberscIuHitet. Beantwortung der Frage No. 308. Ich beabsichtige größere Flächen mit Weiden anzupflanzen. Welche Art oder Sorte mutete ich auf Lehmboden, stellenweise unterbrochen von Torfmoor, in nasser Lage wählen? Kann ich diese Fläclien noch besser ausnützen als durch Weidenlcultur? Bei den ziemlich ungenauen Angaben läßt sich die Frage nicht erschöpfend beantworten. Weidenkulturen können nm- auf solchen Flächen mit Vorteil augelegt werden, die wirtschaftlich nicht ander- weitig ausgenutzt werden können. Boden, der zu reinem landwirt- schaftlichem oder gärtnerischem Betriebe mit Nutzen verwendbar ist, sollte nicht mit Weiden bepflanzt werden. Weiden kann man über- haupt nur dort anbauen, wo günstige Absatzquellen vorhanden sind, also entweder für grüne Ruten gute Preise erzielt werden oder aber gün.stige Eisenbahnverbindungen oder Wasserstraßen es gestatten, die grünen Weiden auf größere Entfernungen hin zu verschicken. Auch wenn genügend bilhge Arbeitskräfte es ermöglichen, die grünen Weiden mit mäßigen Kosten zu schälen, wird man die Anlage einer Weidenkultur empfehlen können. Für feuchten Moorboden eignet sich die Mandelweide f Salix amygdalinu) am besten; dagegen würde sich die Hanfweide {Salix vhiiinalis rngalis) auf trocknem Lehm bewähren. Es ist sehr leicht möglich, daß für einzelne Teile des .\reals sich andere Pflanzen besser bezahlt machen. Ohne ge- nügende Angaben aller in Betracht kommenden Punkte ist es aber unmöglich, einen wiiklich zuverlässigen Rat zu erteilen. Ein Fach- mann wird dies an Ort vmd Stelle erwägen müssen. Grams, Schönsee. — Die Weidenkultur ist im allgemeinen sehr lohnend, besonders ilann, wenn im eigenen Betriebe, sei es beim Versand oder in der Landschaftsgärtnerei, viel Weiden gebraucht werden. Wer seine Die Gartenwell. IX, 25 Weiden (Pack- und Binde- hezw. Korbweiden) selber zu zielieu iu der Lage ist, wird am besten fahren; denn wie schwer in niaiichen Gegenden dieses wichtige Material zu haben ist. dürfte schon vielen Gärtnern bekannt geworden sein. Wenn der Herr Fiagesteller ein Grundstück von teils lehmiger, teils torfig-sumpfiger Beschaffenheit zur Verfügung hat, so dürfte sich dieses sehr vorteilhaft eignen. Die meisten Weiden lieben ja einen mehr nassen als trocknen Standort und gedeihen an Wasser- zügen, Teichen und in Niederungen am besten. Die be.stgeeigneten Arten, die zur Verwendung als Binde- und Korbweiden dienen sollen, sind Salix amygdalina. Salix purpurea und Salix inminalis. Die Pflanzweite muß in geschlossenen Flächen mindestens l..")0 m nach allen Seiten betragen. Bei der Kultur der Weiden versäume mau niemals eine gründ- liche Bodenbearbeitung, da besonders das Unkraut die Erzielung schöner glatter Weiden beeinträchtigt. Man sieht häufig Weiden- anlagen in sehr vernachlässigtem Zustande, da die Besitzer nicht viel Werl auf diese Kultur leg<^n, in der Annahme, dieser Nebenkultur dürfe nicht zu viel Zeit geopfert werden. Dieses rächt sich jedoch nur zu leicht. Besonders rankende Unkiäuter, wie Winden und dergl. wuchern, mit dem Wachstum der Weiden Schritt haltend, bis iu die Spitzen der Triebe hinein und halten die letzteren wesentlich zurück. Man erhält dann nur kümmerliche, schwache Weiden und darf auf recht üppige, lange Packweiden überhaupt nicht rechnen. Die Kentabilitätsfrage hängt also im wesentlichen von der Nachfrage in betreffender Gegend, suwie von dem eigenen Bedarf, wie oben an- gegeben, ab. Heinr. Beuß. Beantwortung der Frage No. 309. Wie werden Rosa catiina-Samen sachgemäß stratifiziert und bis zur Auss^iat behandeltV Wann geschieht die Aussaat am besten, im Herbst oder Frühjahr? Was den ersten Teil der Frage betrifft, so möchte ich zunächst darauf hinweisen, daß dem eigentlichen Stratifiziereu der Eom-caidna^ Samen noch eine Vorbehandlung vorausgehen sollte, will man, daß sie rasch und sicher keimen. Die Früchte mü.ssen vor allen Dingen teigig werden, was durch Frost beschleunigt wird und durch Lagern an einem vor Mäusen sichern Ort vor sich gehen soll. In diesem Zustande lassen sich die Früchte leicht mit den Händen zerquetschen. Man schüttet sie dann in ein Gefäß mit Wasser und rührt so lange, bis sich die Samen von der Schale lösen und niedersinken. Schütlet man öfters neues Wasser auf, so bekommt man vollständig reine Samen, welche, wenn gleich zum Stratifizieren verwendet, nicht erst getrocknet werden brauchen. Das Stratifizieren selbst ist jedoch nur dann nötig, wenn man nicht in der Lage ist, vor Frühjahr aussäen zu können ; denn im Frühjahr ausgesäte Rosensaat liegt oft 2 Jahre und geht erklärlicherweise sehr unregelmäßig auf. Das Stratifizieren geschieht am besten in großen Töpfen und zwai- auf folgende ein- fache Weise: Die Töpfe erhalten guten Abzug, darauf eine starke Schicht Flußsand, welcher gut feucht sein muß, darauf eine einfach liegende Schicht Samenkörner und dann bis zum Rand abwechselnd beide Schichten in der Folge. Auch Sägespäne leisten gute Dienste. Nachdem man sich überzeugt hat, daß der Saii^ genügend feucht ist, legt man auf den Topf eine gut schließende Glasscheibe und senkt das Ganze in eine Grube so ein, daß noch oberhalb des Topfes Laub und Erde aufgeworfen werden kann. Die Ecken der Grube werden wie bei Zwiebeleinschlägen durch Pfähle markiert. Im zeitigen Frühjahr muß man ab und zu nachsehen, ob eine Keimung stattgefunden, damit rechtzeitig bei offenem Wetter die Aussaat erfolgen kann. Der zweite Teil der Frage beantwortet sich aus Obenerwähntem schon von seihst; denn wo es sich mit zeitiger Ernte verträgt, sollte die Herbstaussaat der Einfachheit halber vorgezogen werden, die Aussaat mit nicht Torgekeiintem Samen ist ent- schieden besser. Die Furcht vor Mäusen hält allerdings oft zurück, doch lassen sich auch hier Mittel und Wege finden. Man kann die Samen in eine leichte Peti'oleumlösung tauchen, oder die Beete durch Glaseinfassung absperren. Letzteres ist im Großen jedoch kaum rentabel. Im Winter ist eine Deckung der Beete erforderlich. Beufi. — Mau schichtet den Rosa eanina-S&men im Herbst gleich nach der Ernte zwischen feuchten Sand in Kisten, weiche man zu diesem Zweck m die Erde eingegraben hat. Diese Kisten, die man zuletzt mit Laub und einigen Brtttem abdeckt, niiussen nun bis zum nächsten Herbst regelmäßig recht feucht gehalten werden. Ende Oktober und Anfang November ist die be.ste Zeit zur Aussaat. H. Lindner. Wannsee. Beantwortung der Frage No. 310. Wie kann man frühe Aussaaten von Gemüsen im Mistbeet vor Mäusen schützen? Einige Wochen vor der Anlage der Mistbeete, in welchen man Gemüseselzlinge ziehen will, sucht man wiederholt die anstoßenden Ländeieien oder Bäumlichkeiten nach Mäusen ab. Sobald man irgend welche Spuren dieser lästigen Nager findtt. .stelle man sofort Fallen auf. Im Freien haben sich bei mir stets die gewöhnlichen billigen Feldniäusefallen. wozu man gar keinen Köder braucht, bewährt. Für alle gedeckte Räume, besonders auch Frühbeetkästen, gibt es wohl kaum eine einfachere und sicherer fangende Mäusefalle, wie solche, deren ich mich bediene. Ich nehme einen flachen Blumentopf oder eine Saat- schale, stülpe diese auf eine entsprechende Glasscheibe, und schiebe dazwischen, auf hohe Kante, ein Holzetikett, an dessen Spitze ich ein kleines Stückchen Brot oder sonstigen Köder befestigt habe. Auf diese einfache Ai't fangen sich auch die geriebensten Racker, welche Drahtfallen, auch wenn sich jemand noch so viel Mühe gibt, gar nicht angehen. Nach dem Fange wäscht man die Glasscheibe, nimmt am besten ein neues Gefäß und Holz, damit keine Witterung mehr nach dem stattgefundenen B'ange vorhanden i.st. An solchen Orten, wo immer neuer Zugang der Mäuse von weiter her nicht zu vei- h indem ist, i>t es das beste, wenn man die Dünger oder Laublage der Mistbeete mit ganz engmaschigem Drahtgeflecht abdeckt und dieses, ehe man die Erde aufbringt, an den Seitenwänden festnagelt. Mit kurzgeschnittenem Dornengestrüpp, das man dicht auf die Dünger- lage bringt, habe ich noch keine Versuche gemacht. Es scheint mir das Mittel anch nicht sicher genug*). Vorteilhafter ist das Einsenken langer Glas- oder Blechgefäße dicht vor die Auslaufslöoher. Es dürfen diese Ait Fallen aber nicht einen viel größeren Umfang als etwa Rotweinflaschen haben, auch müssen dieselben mit einem Köder belegt weiden. Für das Auslegen von irgend welchen Giften bin ich gar nicht. Die gewöhnlichen harmlosen Mittel helfen in der Regel nicht und die schärferen sind zu gefährlich. So pa.ssierte es hier vor einigen Jahren, daß. nachdem ein Kammerjäger Gift für Ratten gelegt hatte, am anderen Morgen fünfzehn Stück prächtige Lege- hühner verendet waren. H. Lindner, Obergärtner, Wannsee. — Man mache die Aussaaten möglichst in tiefe Handkästen, aber so. daß die Eid.schicht ca. 5 cm imter den Rand des Kastens kommt, und bedecke die Kisten bis zum Aufgang mit Glasscheiben. Wo dies nicht angängig ist, hilft nur Vergiften der Mäuse mit ver- giftetem Weizen oder Phosphorlatwergo. Auch wirkt die automatische Mäusefalle ausgezeichnet. Gottfr. Oertel, Hopfgarten b. Erfurt. Beantwortung der Frage No. 311. Wodurch entsteht der Geruch der Blumen und was ist der Träger desselben? Fachmann wie Laie sind entzückt von dem Wohlgeruch mancher Blumen, doch gibt sich selten jemand Mühe nach der Ursache dieser d( n menschlichen Geruchssinn so eigenartig berührenden Er- scheinung zu forschen. So verschiedenartig der Geruchssinn der Menschen entwickelt ist, ebenso verschieden ist der Geruch selbst in seiner Wirkung. Fallen doch manche Gerüche, wie z. B. die Blüten der Philadelphis coroimrius, wo dieser Strauch in größeren Mengen angepflanzt ist, höchst unangenehm auf und es ist nicht ratsam, solche stark riechende Blumen in die geschlossenen Räume, wie in die Wohn- und Schlafzimmer, zu bringen, wegen der schädlichen Wirkung des Blumenduftes. Der vielen Blumen eigentümliche Geruch ist niu- auf das Vorhandensein ätherischer Öle. mitunter auch Harze, zurückzuführen. Bei Blüten mit zarten Blütenblättern sind es zumeist ätherische öle, die sich entweder in den Blütenblättern selbst oder in drüsenartigeu Anschwellungen am Blütenboden befinden. Dort lagern sie als kleine, jedoch stark lichtbrechende Tröpfchen in der zähflüssigen Sub.9tanz des Protoplasmas der Pflanzenzelle, lalso in jenem Teile der Zell- *) Anmerkung der Redaktion, aber die Maulwürfe. Hält die Mäuse nicht ab, IX, 25 Die Gartenwelt. 299 Substanz, welcher sicli zwischen dem Zellkern (Cytüljlast) und der Zelhvanduiig bewegt. In chemischer Zusammensetzung bilden Kohlen- wasserstoffe die Hauptbestandteile dieser flüchtigen ätherischen Öle. Die Ansammlungen dieser wohl riechenden Öle in gewissen Teilen der Blüte gelangen im Stadium der vollen Reife und der Entfaltung der Blume zur Verflüchtigung, weshalb der Oeruch zumeist nur bi.s zum \erblüiien der Blumen wahrnehmbar ist. In vielen Fällen lagern diese öltragendeu Zellen direkt in den Blütenblättern, wie bei der Kose, wo diese Körper auch in Kristall- form zu beobachten sind. Durch dieses Vorkommen in den Rosen- blumenblätteru verbreitet somit auch jedes einzelne Blatt den der Art der Rose eigentümlichen Wohlgeruch, was bei vielen Blüten anderer Gewächse, wo die mit ätherischem Öl erfüllte Zellen am Grunde des Blütenbodens sich befinden, nicht der Fall ist. Die Industrie hat sich auch dieses Naturerzeugnisses bemächtigt, 3enn schon seit Jahrhunderten wird aus gewissen Rosensorten das be- kannte Rosenöl hergestellt. In Südfrankreich, im Orient, besonders im Balkantale Kazanlik sind große Mengen dieser ölliefernden Rosen an- gepflanzt. Als Oxydationsprodukte dieser ätherischen Öle kann man auch -•'wisse Harze betrachten, da vielfach solche Essenzen aus den sie produzierenden Zellen in besondere Behälter ausgeschieden werden und dort zu Harzen oder Kampfer oxydieren. Solche 0.\-ydationsprodukte der ätherischen Öle finden wir in den Blättern unserer I..orbeeren (Lannis iiohiiis), in der Rinde der Zimmetbäume (Cnmamomuni}, in den Wurzelstocken des Ingwers {Zingibei- ufßcüiale), ja selbst in der Fi'uchtsohale und im Samen des Pfeffers (Piper nigrum) und in vielen anderen Pflanzen, wo diese Harze nicht allein einen Wohl- L'-M-uch abgeben, sondern auch starkes Gewürz entwickeln. Georg Thiem, München. Neue Frage No. 325. Kann Kuß zur Beimischung der für die Topfkultur von i'hiysanthoinum bestimmten Erde verwendet werden und in welchem Verhältnis? Wirkt Ruß günstig auf den Wuchs und die dunkelgrüne Farbe der Belaubung ein? Neue Frage No. 326. 'Kann mau in Häusern mit ausge- pflanzten Rosen den Boden kalken V Es handelt .sich um lehmiges, durch Kompost und Kuhmist verbe.ssertes Erdreich. Die Rosen stehen seit einigen Jahren, werden jähi'lich getrieben, und haben aucli schon Kunstdünger erhalten. Neue Frage No. 327. Welih.'ii Boden und welchen Standort verlangt Polyijomim baldschiKiniciini, \ini zu höchster Entwickelung zu gelangen? Ist die.ser Schlingstrauch in Thüringen winterhart? Neue Frage No. 328. Ist Mütmiia vexiUaria als Schnitt- blume zu empfehlen oder sind ihre Blumen zu hinfällig für diesen Zweck ? Neue Frage No. 329. Entstehen den ortsansässigen Handels- gärtnern durch eine Stadtgurtnerei, welche nur ihren eigenen Bedarf heranzieht und keinen Handel treibt. Nachteili' ■;' Wir bitten unsere Leser, sich zahlreich an der Beantwortung der gestellten Fragen beteiligen zu wollen. Bücherschau. Handbuch der Laubholzkunde. Von Camillo Karl Schneider. Mit 100 Abbldg. Jena 1904. Verkig von Gustav Fischer. 2. Lieferung, 8°, IV und 144 Seiten. Preis brosch. 4 Mark. Von diesem schönen Werk ist die zweite Lieferung am 1. Sept. 1904 abgoschlos.sen worden (Preis 4 Mk.), die S. 161 bis S. 304 umfaßt, reich ausgestattet mit Figuren von- Nr. 96 bis 197. eine schöner als die andere. Alles was ich zum Lobe der ersten Lieferung im 8. Jahrgang dieser Zeitschrift vom 10. September 1904 S. 598 sagen konnte, darf ich bei dieser 2. Lieferung auch anerkennen. Diese Lieferung enthält den Rest der 19. Gattung Pasania und die 20. Gattung Qwrcus L. 1737, nicht 1753, mit 6-') echten, nummerierten Arten, während das Handbuch der Laubholz-Benennung 102 Arten. Koehne 49 und Dippel .'j6 aufführt, alle ohne Unterarten und Formen. Es folgen dann von Familie 6 Ulmaceae bis Familie 19 Berberidaceae (zum Teil), mit der 21. bis 66. Gattung. Diese alle anzuführen liat keinen Zweck, da der Dendrologe sich das wertvolle Buch doch .an- schaffen muß. Doch seien einige Bemerkungen gestattet. S. 162 bis 164 bringt eine vielen willkommene Bestimmungstabelle von 'Mercuf nach den Blättern. Auf S. .11 fehlt bei der Einteilung der Ulmaceae bei a Vlmonkae der durchaus nötige Hinweis auf b Cdtoideae auf S. '1-i. Der Verfasser darf nicht verlangen, daß man zur Kenntnis dei' Abteilungsunterschiede a und b 12 Seiten suchend durchblättert, um b zu finden. Dann halte ich die Ansicht aufrecht, daß bei allen Linueschen Gattungsnamen die Jahreszahl 1737, bei den Artnamen erst 1753 zu setzen ist. Daß bei der Gattung Quei-cus kein einziges Habitus- bild gegeben ist, ist sehr zu bedauern. Die 21. Gattung Vlrnus hat hier elf, im Handbuch sechzehn Arten. Die 23. Gattung Hemiptelea ist neu, fehlt im Handbuch von Beißner u. Genossen ; die beiden Gattungen Hemiptelea und Abelice Bild von Quei-cus könnte nachfolgen. Die Zahl der Lieferungen ist jetzt auf 9 angegeben, was nach meinem Gefühl kaum rt-icht. Grube. *) Anmerkung der Redaktion. Verfa-sT i.li;^ dem Beispiel der Zoologen, welche jetzt sämtliche Spezies ki'iii ^ciireüien. 300 Die Gartenwelt. IX. Aus den Vereinen. Verein zur Beförderung des Gartenbaues in Berlin. Im Berichte über die Januarversainmlung ist mir eine Namenverwechs- luug unterlaufen, die ich hiermit i-ichtigstellen möchte. Der auf Seite 239 erwähnte Aussteller von Ch^clamen salwoneum (jigantemn ist Herr F. Gabbert, Kunst- und Handelsgärtner in Lichtenberg. Auch in der FebruaiTersammluug waren schöne Cyclamen zu sehen, die die Firma J. C. Schmidt- Erfurt durch ihren Obergärtner Herrn D a n k e r vorführte. Es waren ÄoA-o/.o-( //<■ /,//,/,■(,. v-in il^'m-n bereits an dieser Stelle (Seite 278) die Rede \v:ii l>b - I!,.l.ui.,,-Cijrla.)nen werden Oyclatueii persicum (jiganteuni z\\;u nuli: v.rdi.Mmcn. bilden aber eine wertvolle Bereicherung des Sortiments und durften für das zahlungsfähige Liebhaberpublikum eine gern gekaufte Neuheit sein und gut bezahlt werden. Die gleiche Firma zeigte noch eine neue Gestaltungsform von Cyclamen, die sie cnstata-Formeu nennt. Die Blumenblätter besitzen eine von deren Farbe abweichende hahuenkammartig geschlitzte Auf 1 ag e. Die Blumen sind im Bau flach wie dieRokoko- Cyclamen, und dieBlumenblätter sind phantastisch gewellt. Unter diesen Oristata- Cyclamen ist auch eme blaßschwefelgelbe Spielart, die im günstigen Falle die Stammutter eines gelben Cyclamens werden kann. Die Blume ist allerdintjs noch krüppelig und nicht durchgezüchtet, aber die Firma I. C. Scbmi'lt wiiM .lurrh sorg- fältige Zuchtwahl im Verlaufe von einigen Jubivn unllei, ht eine große Verbesserung erzielen. Sie würde sich durch Ziirlitung eines gelbblühenden Cyclamens ein großes Verdienst erwerben. Entschiedene Bevorzugung verdienen auch die reinweißen Cyclamen mit grünen Stielen, da diese viel duftiger und zarter aussehen als die mit roten Stielen. Herr Albert Herzberg, Chavlottenburg, Tegeler- weg, und Herr Binnewies in Alfeld kultivieren derartige Cyclamen. Herr Handelsgärtner Tubbenthal, rharloltenburg, Tegelerweg, zeigte ein von ihm erzieltes Kreuzungspnjdiikt \ini ' 'iicUinifu ..Salnion Queetf- (von Sutton & Son 1898) mit C suhim,,, „,„ .jniuiitriiii, (von Otto Froebel) das bei einer ansehnlichen i.miie .inr weit lehhaftere Farbentönung zeigt. Diese neue Züchtung soll im Sommer in den Handel kommen. Einen Vergleich mit C. salmomum giyanteum können nur jene anstellen, die Samen von Froebel direkt bezogen haben, da vieles als Orginalsaat verkauft wird, was in Wirklichkeit nachge- baut, im schlimmsten Falle etwas ganz anderes ist. Herr Adolf Koschel, Charlottenburg, zeigte einen blühenden Phajus (jrandifloriis , der unter Umständen eine gewinnbringende Schnittblume abgibt. Herr Koschel hat in Belgien 4 Fros. für eine Pflanze bezahlt. Die gezeigte Pflanze hatte vier Blütenstiele, die kaum unter zehn Mark einbringen werden, sodaß damit etwas zu verdienen ist. A\ich die hübsche Spiraea Van Houttei ist zum Schnitt ge- eignet, nur müssen, wie Herr Koschel treffend bemerkte, die Blumen in die richtigen Hände kommen und der betreffende Geschäftsmann muß etwas damit anzufangen wissen. An Grazie ist diese Spiraea unvergleichlich. In welchem Falle sie unver!;äuflich ist, demonstrierte Herr "VV. Ernst, Charlottenburg, der viel an Zwischenhändler ab- setzt. Als Topfpflanzen unverkäuflich, wurden sie in Kübel ge- pflanzt und zum Schnitt kultiviert. Er habe dann für ein Dutzend Blütenzweige SO Ff. bekommen und wer sie gehabt habe, habe sie nicht wieder gekauft. Also, wohlgemerkt, Spiraea Van Houttei ist für Geschäfte wie das Koschelsche wertvoll und besonders für Herrschaftsnärtner als Tafelschmuck und zur Binderei sehr schön. Schönes Winterob.st zeigte diesmal Herr Garteninspektor Greinig von den P.olleschea Plantagen in Marieuhain bei Cöpenick. Das Bollesche übst zeichnet sich, dank der reichen Düngung durch Größe und Wohlgestalt aus, das Fleisch ist aber im allgemeinen etwas zu locker und der Geschmack einzelner Sorten befriedigt den Feinschmecker nicht ganz. Die Kälteindustrie im Dienste des Obst- und Garten- baues war das Thema zu einem Vortrag, den Herr Ingenieur Stete- feld, Berlin, hielt. Die Kaltlagerung ist in Donfschland noch in den Anfängen; aus den Erfahrungen, über die Herr Stete feld berichten konnte, geht hen-or, daß die Kaltlagerräume an den Produktionsstätten des Obstes am nötigsten sind, weil sich das "Winterobst, das von den Bäumen unverzüglich in das Lagerhaus kommt, am längsten und am besten hält. Obst, das nach vier Tagen offener Lagerung oder noch später eingebracht wurde, hielt sich nicht so lange und verdarb bis zu einem viel höheren Prozentsatz in der gleichen Frist wie das so- fort gelagerte Obst. Die Lagerung ist nur dann von Vorteil, wenn die Lagerspesen sich auf große Mengen verteilen, sodaß jeder Doppel- zentner gelagerter Früchte nur um ein Geringes dadurch verteuert wird. Wir glauben, daß sich die Kaltlagerung nur in großen obst- erzeugenden Betrieben einbürgern wird. Der Laie imd kleine Kon- siunent wird nach wie vor gute Resultate mit sorgfältiger Aufbe- wahrung im Obstkeller erzielen. W. Tscheuke, Berlin. Gärtnerisches Unterrichtswesen. 'Die königliche Gärtner-Lehranstalt zu Dahlem bei Steglitz veraustaltet in den Tagen vom 27. März bis I.April d. J. einen Lehr- gang für Gartenfreunde, wofür das Honorar 6 Mk. beträgt. Es sollen u. a. die Ernährung der Pflanzen, die zweckmäßige Düngung, die Wurzeltätigkeit und der Boden, der Hausgarten, der Gemüsebau im Hausgarten, die Zimmerpflanzen und Blumen im Hause, dieChampignon- zueht, die Obstbaumpflege und die Pflanzenkrankheiten in gemein- verständlicher Weise behandelt werden. Personal-Nachrichten. Grube, H., Garteudirektor in Aachen, ge.schätzter Mitarbeiter der Gartenwelt, beging in aller Stille den vierzigsten Jahrestag seiner Übersiedlung nach Mexiko, wohin er jugendfrisch hinauszog, um dort leider nur kurze Zeit, 2'/4 Jahre, als Gartendirektor des edlen Kaisers Ma.NimiIian von Mexiko, der selber ein großer Gartenfreund und Kenner war, zu wirken. Kühne, Paul Rudolf Louis, Kunstgärtner, geb. am 17. Okt. 18.55 in Braunschweig, wurde seitens des dortigen Amtsgerichts für tot erkläi-t. Krupka, Josef, seit 1897 Stadtgärtner in Baden bei Wien, wurde von der Stadtverwaltung dortselbst- der Titel „Stadtgarten- inspektor- verliehen. Über die hervorragenden Leistungen dieses Fachmannes, welcher einer der begabtesten österreichischen Garten- künstler ist. brachte die Gartenwelt im VI. Jahrgang (No. 49 u. ,^0) aus der Feder unseres geschätzten Mitarbeiters, Obergäitner Herm. Breitschwerdt in Mödling. eine längere Abhandlung. Latnp, A., Landschaftsgärtner in Hamburg, erhielt für einen gärtnerischen Entwurf für einen Garten zu einem Laudhause bei Hamburg eine Prämie von 250 Mark. Pittrow, Anton. Schloßgärtner beim Grafen Bray-Steinburg, Irlbacb. Bayern, feierte am 2. März sein SOjähriges Dienstjubiläum. Reppin, Karl, (lutsgärtner in .lanow bei Anklam, wurde das Allgemeine Ebreiizeiclien verliehen. Schulze, Wllh.. fiüherer Obergärtner in Erfurt uad langjähriges Mitglied der Eifuiter üärtner-Vereinignng, f am 28. Februar d. J. Theile, Heinrich August, Gärtnereibesitzer in Möckern bei Leipzig. T 1111 ;iilituiiilsii'l>/.ii;>teii Lebensjahre. Ulmer, Eugen, Verl.-igsbuchhändler in Stuttgart, w'urde vom König von Württemberg die „Große goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft am Bande des Friedrichsordens" verliehen. Briefkasten der Redaktion. Orchideen zur Zimmerkultur Herrschaftsgärtner i. S. Sie wünschen eine Anzahl Arten von Orchideen zu erfahren, die Sie zur Weiterkultur im Zimmer anschaffen können. Wir verweisen Sie auf den der vorigen No. 24 beiliegenden Prospekt der Orchideen- Spezialgärtnerei von Otto Beyrodt in Marienfelde, der ein stattliches Sortiment solcher Arten verzeichnet. Genannte Fiima be- sitzt bedeutende Kulturen von Orchideen aller Art und die in ihrem Betiiebe kultivierten Pflanzen dürfen als in jeder Hinsicht vollkommen bezeichnet werden. Es würde in Ihrem Interesse liegen, wenn Sie sich bei Auswahl Ihres Bedarfes an die Arten und Sorten hielten, welche der Beyrodt'sche Prospekt empfiehlt. Vnrantwortl. Redakteur tjMax Hesiiiirffer, Berlin. — Verlae t. Richard Carl Schmidt äi Co., Leipzig. — Drack : Anhalt, Bnchdr. Gntenbsrg, H., Dessau Jahrgang IX. lustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. No. 26 25. März 1905. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Orchideen. u. Wertvolle Oiclmleen für den Handelspartner und den Lieliliahcr. Von Th. Schweizer, Uburgüitiier, Zürich. [Hier XU vier Abbildungen?) uter den vielen in Kultur befindlichen Orchideen und besonders auch in der Gattung Frauenschuh, Oypripedium, gibt es Arten und Formen, die als außergewöhnliche und auf- fallende Erscheinungen, selbst wenn sie verhältnismäßig verbreitet sind, in den Sammlungen sehr geschätzt werden, weil sie den Blick des Beschauers sofort auf sich lenken. Selbst der Gärtner und Eigentümer, die doch täglich die Ge- legenheit haben, ihre Sammlung zu besichtigen, werden nicht müde, solche Pflanzen, die sich durch irgend eine besondere Eigenschaft auszeiclmen, zu betrachten und zu beobachten. Sind auch die Orchideenblumen in der letzten Zeit bei uns zu einem Handelsartikel und dadurch weiteren Kreisen zugänglich geworden, in einem Umfang, den man noch vor wenigen Jahren kaum geahnt hat und wovon in erster Linie die zahllosen Orchideen-Hybriden Zeugnis ablegen, so sind andererseits natürliche Abarten und Seltenheiten immer noch Perlen der Sammlungen. Hybriden können. Dank der Fortschritte, die man mit Kreuzungen gemacht hat, ohne große Schwierigkeiten nachgezogen werden, während seltene Natur- spiele von dem glücklichen Besitzer stets hochgeschätzt werden. Ohne den verehrten Lesern eine lange Eeihe von Selten- lieiten aufzuzählen, will ich einer Einführung gedenken, die wohl nur wenigen bekannt ist, da sie sich nur selu- vereinzelt in Kultur befindet. Ich meine Gypripedium caudalum var. Lindeni, von Lucien Linden als Uropedilum Lindeni Ldl. dem Handel übergeben. Uropedilum ist aber von keinem Autor als Gattung anerkannt, sondern nur eine Monstrosität wegen der Wachstumsabweichung von C. caudatum. {Selenipedilum caudatum, Rchb. f. bezw. Phragmopedilum caudatum, Rolfe). Nebenstehende Abbildung zeigt links C. caudatum var. Lindeni, rechts eine Pflanze von C. caudatum. mit normal entwickelten Blumen. Bei der Varietät Lindeni hat die bekannte pantoffelförmige Lippe, der sogen. Schuh, die Form der bandartigen Petalen angenommen und hängt gleich diesen lang herab. Die Blumen erhalten dadurch ein gar phantastisches Aussehen. C. caudatum Lindeni wächst sehr langsam und ist in der Kultur ziemlich schwierig. Herr Dr. Vouga, dem ich die Aufnahme zu beistehendem Bilde verdanke, darf auf seinen Kultur- Erfolg stolz sein, umsomehr, als die Pflanze, die ich, eben importiert, bei ihm s. Z. erstmals sah, nicht gerade hoffnungerweekend war. Anschließend an diese Einführung benütze icli noch die Gelegenheit, zwei Cypripedimn-E.yhrk\en zu zeigen, welche es verdienen, näher betrachtet zu werden. Cypripedium Cvpripediuui ca (rechts) Lindeni (links), C. caudatum 302 Die Gartenwelt. IX, 26 nützt. Leitiei hat diese Einführung den Erwartungen nicht ganz entsprochen. Die vorwiegend grüne und braune Färbung der Bhunen hat in den meisten Fällen ungünstig auf die Nachliömiulinge eingewirkt und es sind nur wenige bemerkens- werte Hybriden aus dieser Rasse hervorgegangen. Als die hervorragendste und zugleich als erste darf wohl C. hybridum „Helveiia^'- (0. F.) (C. cliamberlainianum superbumö X ^- la&vigaium'^) bezeichnet werden.*) C. Chamber -Chaiiesworihi, G. Clmmber- Ghanlini, C. Chamber- lailKüiiianum, C. deedmanianum (C spicerianum X- ^• rhaiiiherlnin.), C. „Prinz Houssein Kamit' (C. Boxalli süperb. ■;,■( '_'. r-hamherl.) luid einige wenige sind bemerkenswerte Züelitungen (Gartenwelt, Jahrg. .ö, Seite 361), während viele andre Hybriden von C. chamherlainianum als minderwertig zu liezeichnen sind. C. exul ist ebenfalls eine neuere Ein- führung, hat einige Ähnlichkeit mit C. insigne, ist aber kleiner und hat bedeutend reinere und intensiver glänzende Farben. Dasselbe wächst sehr langsam und kann als lohnende Pflanze zu Handelszwecken kaum in betracht kommen; zu Kreuzungszwecken wird es aber vielfach willkommen sein. Ci/p-ipedium hi/bridum „Gartenverwalter 0. Schmeiß'' vereinigt so ziemlich den Charakter der Eltern; die Blätter sind intermediär, der ßlütenstengel ist drei bis fünfblumig, von guter Haltung, die Blume mittelgroß, gut gefärbt; auf dem dunkelgelben Grunde heben sich die intensiv schwarzen Punkte im Zentnnn der Blume besonders hervor. Außer dem mehrblumigen Blütenstengel haben die Petalen, welche im Vergleich zu C. exul bedeutend verlängert, leicht gedreht imd behaart sind, noch deutliche Merkmale von C. chamber- Cypripedium hybridum reflexum „Albert Schneider-Fürst' Qri''inalaufnahme für die „Gartenwell". Anmerkuiif!' de Eitern der „Helcdia- an, da Sander C. I.ur, nicht C. eh. supcrhini, wobl auf einem V-rsd Redaktion. Sanders Orcliid Guide gibt als rliaiiihrrlainianum^^ und C. philippineiise'^ iliini :ils ('. philippinense bezeiclitiet. Dali il> \:iii'r im Guide hezeiohuet ist, beruht hybridum refle.rum „Albert Schneider-Fürisl'' vmd Cy- pripedium hybridum „Gartenverwalter 0. Schmeiß'^. Ersteres ist eine Kreuzung zwischen dem ziemlich seltenen G. Druryi und einer guten, sehr robusten Form von G. insigne montanum. Der Kenner wird die vereinigten Eigen- schaften der Eltern bald herausfinden. Der geschlossene Bau der Blume, die einwärtsgebogenen Fetalen und Sepalen, die reine gelbe Fai-be, sowie der breite schwarze Strich in .der oberen Sepale (Fahne) verraten sofort C. Druryi, während die intensiv schwarzen Punkte, die blendend weiße obere Hälfte der Fahne und der kräftige Habitus der Pflanze G. insigne montanum gleichen. Leider sind auf dem Bilde weder die Farbe noch der kräftige Wuchs und der Bau der Pflanze, sowie die langen straften Blütenstiele zu sehen. Als Bindeblume hat dieses Gypripedium entschieden Wert und dürfte ihm, sobald dasselbe einmal bekannt, eine größere Verbreitung gesichert sein. Die zweite Hybride Gypripedium hybridum „Gartenverw. O. Schmeiß"- ist in ihrer Art ganz einzig und entstand durch C. chaniberlainiänum X ^- ß*"^- C. chaniberlainiänum wurde von F. Sander & Co. in St. Albans vor 13 Jahren aus Neu-Giiinea eingeführt und ziemlich rasch bekannt. Als ganz neue Form mit der Eigenschaft zehn bis fünfzehn Blumen an ein imd demselben Blütenstengel zu bringen, wurde G. chamberlainianum an- lanas sehr hoch geschätzt und vielseitig zu Kreuzungen Ije- Cypripediuni liybriduni „(lartenver Otiginalaufnalune für ( IX, 26 Die Gartenwelt. lainianum. Beide Züchtungen, „Albert Schneider-Fürst" und „Oarlenverwalter 0. Sehmeiß", sind gute Hybriden, die es verdienen, jeder Sammlung einverleibt zu werden. Eine andere Orchidee, wenn auch keine seltene, aber ihrem Wert entsprechend entschieden zu wenig kultivierte, möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen; ich meine Odontoglossurn Bossii var. majits. Es wurde durch den berühmten Sammler Roß in der Provinz Oxaca in Mexiko entdeckt und zwar ziemlich in den höchsten Lagen dieser Provinz an der Grenze der epiphytischen Orchideen. O. Eossü majus ist jedoch auch in Zentralamerika bi.s Nicaragua verbi-eitet. Daß diese prächtige, äußerst dauerhafte Orchidee weniger zu Schnittzwecken kultiviert wird, als sie es verdient, könnte auf drei Hauptpunkte zurückzuführen sein. 1.. wegen ihrer etwas kurzen Blütenstiele, 2. in Folge der schlechten Varietäten, welche ungewissenhafte Sammler ein- führten und 3. wegen der vermeintlich schwierigen Kultur. Dies sind nach meiner Ansicht die Fehler, die bei 0. Rossii rar. majus in Betracht gezogen wei- den könnten. Allerdings sind die Stiele der etwas unregel- mäßig verzweigten Blü- tenrispen nicht sehr lang und entsprechen den heutigen Anforderungen nicht immer ; dagegen sind die Blumen sehr schön, äußerst dauerhaft und angenehm duftend. Die Hauptfarben sind weiß bis rosa im Zentrum, d. h. an der Basis der Fetalen, und die ganzen Sepalen sind hell bis dunkelbraun punktiert. Leider sind durch gewissenlose Sammler viel gewöhnliche 0. Bossii als 0. Rossii majus worden, weil nicht zur Blütezeit ausgesucht. Geschieht diese Auswahl zur Blütezeit nicht, so ist es schlechterdings un- möglich, nur gute Varietäten einzuführen. Das gewöhnliche 0. Rossii, LindL, ist die Kultur entschieden nicht wert. Was die Kultur von 0. Rossii var. majus anbetrifft, so ist sie in sofern schwierig, weil es, wenn auch keine großen, doch seine besonderen Ansprüche macht. Gewöhnlieh wird 0. Rossii majus zu warm kultiviert und fällt infolge- dessen der wohlbekannten, sehr gefürehteten weißen Wolllaus zum (Jpfer; wenn diese sich einmal eingenistet hat, sind die Pflanzen in kürzester Zeit verloren. 0. Rossii majus kommt, wie schon bemerkt, in den höchsten Regionen der epiphytischen Orchideen- Vegetation vor, wo die Temperatur bereits auf 0" sinkt, und will deshalb kühl, feucht und sehr luftig stehen. Es soll damit aber nicht gesagt sein, daß es deshalb in jedem Kalthaus gedeiht, die Luft muß sehr feucht sein und die Temperatur darf nicht zu lange in den tiefen Oraden sich bewegen, denn in den Tropen hält die tiefe Temperatur nur einige Stunden an, dann steigt sie wieder rasch und entwickelt hohe Feuchtigkeit. Odontoglossurn Rossii führt Die auf dem Bilde im fünften Jahrgang Seite 5, auf das ich hier verweisen möchte, ersichtlichen Pflanzen sind jetzt acht Jahre in Kultiu-, und jedes Jahr ohne Ausnahme mit Blüten voll garniert, ein Beweis, daß 0. Rossii var. majus bei richtiger Kultur sehr dankbar ist. Von 0. Rossii majus sind einige gute, anscheinend natürliche Hybriden eingeführt worden z. B. 0. mo- meanum, bis in die Spitzen der Petalen punktieit; 0. warnerianum, sehr großblumig, Petalen nicht mit Punkten, sondern mit einigen braunroten Querbinden gezeichnet; 0. aspersum und O. humeanuvi (O. maculaium y(^ Rossii) mit gelbem Grund in mehreren helleren oder dunkleren Ab- weichungen. Varietäten von 0. Russii sind 0. Rossii var. rubescens mit rosa Anflug und karminroten Punkten, var. rubescens superhum (Obispo, Kienast) sowie 0. Rossii var. coerulescens mit violettrosaem Anflug. Die nebenstehende AI ibildung zeigt eine gute Form von 0. Rossii ma- lus sehr deutlich; die Aufnahme zu dem Bilde veidanke ichHerrnF e 1 i x Cornu in Vevey. Herr F. Cornu ist ein großer Fieund der Orchideen und überhaupt des Gar- tenbaues. Viele präch- tige und seltene Pflan- zen haben in seinen schönen Anlagen einen lievorzugten Platz ge- ' funden und gedeihen unter der sorgfältigen Pflege ihres Meisters vortrefflich. Ständer zum Auf- hängen von Orchideen im Zimmer. Die Zeich- nung Seite 304 verausohaulicht einen 180 cm hohen eisernen Ständer, wie ich ihn mir zum Aufhängen von Orchideen mit lang herabhängenden Wurzeln habe anfertigen lassen, um diese Orchideen als eigenartigen Zimmerschmuck verwenden zu können. Der, um die Standfestigkeit zu erhöhen, möglichst schwer konstruierte Fuß besteht aus kreuzweise übereinander liegenden Eisenbändern, die so verbunden sind, daß 20 und 30 cm lange Schenkel a b c d entstehen. Der Teil mit den kurzen Schenkeln, in der Zeichnung bei a und c, läßt sich dann besser in eine Ecke stellen. Der Haken f ist 20 cm vom senkrechten Eisenstab e entfernt und dient zum Aufhängen der Orchideenkörbe, die dann etwa in Äugenhöhe des Beschauers hängen und gut zur Geltung kommen. Dieser Ständer hat sich in meiner Pra.vis gut be- währt, weshalb ich ilin allen Kollegen empfehlen kann. F. Cremer, Handelsgärtner, Miiituid. Dahlien. Die modcriion Dalilienzüchtimgen. Von Arpäd Mühle, llandelsgärtner, Temesvar (rnganii. W ie jegliches Leben und dessen Entwicklung, kurz alles was da imter der Sonne keimt, sproßt, blüht und ver- Die Gartenwelt. IX, 26 dirbt, wellenartig seinen Werdegang vollzieht und nichts stai-r und ewig seine Formen beibehält, so wurde auch die Dahlie in dem noch nicht allzulangen Kreislatif ihres uns Ijekannten Daseins schon von mancher Welle bergauf und bergab getragen. Wenn moderne Menschenkinder mit vei-feinerten Nerven an ganz exzentrischem, wirrem und jeder Eegel spottendem Liniengeschnörkel, an kunterbunten nie geschauten Farben- kontrasten und extremen Kunstrichtimgen ihre besondere Freude finden, so ahnen wir gar nicht, daß wir alle von einem uns unerklärlichen, tiefrätselhaften Agens mitten in das Fahr- wasser dieser wunderlichen Erscheinimgen allmählich hinein- getrieben werden; wir .sträuben uns anfänglich dagegen, finden diesen Umschwung geradezu verblüffend, doch wenn wir uns rings in der Natur umschauen und dies ganz besonders im Pflanzenreiche tun, wo die Formen der organischen Lebens- erseheinungen am allerschnellsten die äußeren Hüllen und Masken wechseln und sich stetig in neue Gewandungen kleiden — , so finden wir, daß unsere ästhetischen Kunst- anschauungen nicht direkt im Kämmerlein der Sezessionisten ersonnen wurden, sondern daß diese draußen im hellen Sonnenschein, frei und unbewußt im natürlichen Schöi^fungs- prozesse erblühen. Man betrachte nur die Orchideen, das Chrysanthemum, die neuen Canna- und Irissorten oder die heutige Dahlie in ihren schier unendlichen Abstufungen und Variierungen, diese wahren Sezessionskinder im blumigen Reiche Floras, und man wird Schritt auf Schritt diesen geheimnisvollen Zug der Formenumwand- lungen finden, denen der verfeinerte und ge- läuterte Geschmack des Künstlers so viel Neues abgewonnen. Diese bizarren neuen Blumenformen sind nicht immer dem zielbewußten Hybridisieren der Gärtner entsprungen, sondern tief im Schöße dei- Natur ruhen eingekapselt diese Keime jahre- lang und treten sodann oft gleichzeitig an einzelnen besonders begnadeten Pflanzenkulturstätten beider Hemisphären auf. Sind nun solche Abweichungen von der alten Form beobachtet worden, so ist es jetzt der Hybridisateur und Gärtner, der dieses entdeckte Variierungstalent mit aller Sorgfalt und Liebe zu hüten und zu pflegen hat, dem es obliegt, diese neuen Formen aus den alten Gewandungen herauszuschälen und durcli richtige Zuchtwahl zu fixieren. Die Dahlie oder Georgine stammt a\is dem fernen Mexiko, von wo aus sie im Jahre 1789 durch Vincente Cervantes, den Direktor des bo- tanischen Gartens zu Ciudad, Mexiko, nach dem botanischen Garten zu Madrid gesendet wurde, wo sie im Jahre 1791 zum ersten Male ihren farbigen Blütenstern luitoi- europäischem Himmel erstrahlen ließ. Sie wurde damals zu Ehren des schwedischen Botanikers Andrew Dahl „Dahlie'' genannt, spätei' durch den berühmten Berliner Botaniker Wilklenow zu Ehren des Petersburger Naturforschers Georgi in „Georgine" umgetauft. Beide Namen haben sich bis heute vollgiltig erhalten; in Oesterreich- Ungarn, Deutschland*), Itnßland und allen nörd- lichen und östlichen Ländern Europas geht sie *) Anmerkung der Redaktion. In Deutschland ist jetzt die Bezeichnung Dahliu allgemein gebräuchlich geworden. .Ständer zum AutTiängen von Orchideen im Zimmer (Text S. 303). als Georgine, in allen westlichen und südlichen Staaten als Dahlie, da jedoch dem letzteren Namen die Priorität ge- bührt, so ist dieser wohl berechtigt, den Vorrang für sich zu beanspruchen. Als große Seltenheit und Blumenwunder damaliger Zeit betrachtet, trotzdem sie nur fünf oder sieben Blumenblätter zeigte, wurde sie sodann in den königlichen Gärten des Escurial gleich einer Gefangenen volle dreizehn Jalu-e hindiu'ch eifersüchtig gehütet und bewacht, und kam dann endlich durch tue Vermittlung eines spanischen Hof- herrn, Don Marcia, nach dem Jardin des Plantes zu Paris, wo man diesem seltenen Pflanzenschatze etwas recht Gutes angedeihen lassen wollte, ihm in einem der Warmhäuser einen ganz besonderen Platz einräumte und ihn daselbst in die erdenklich beste und teuerste Erde auspflanzte, welch allzugroße Liebe jedoch diese lu-wüchsige und robuste Pflanze auf die Dauer nicht vertrug und an Knollenfäulnis schmählich zugi-unde ging. Humboldt und Bonpland, welche 1803 Mexiko forschend durchquerten, fanden die Dahlie auf dürren Ebenen und sandigen Wiesenflächen mit einfach dunkelroten imd gelben Blüten, sandten Knollen und Samen nach Eui'opa und verbreiteten dieselbe dadurch gar bald in allen westlichen Staaten. In England war es Lady Holland, die eifrigste Förderin botanischer Bestrebungen, welche sich dieser Pflanze besonders annahm, in Deutschland gelang es dem Garten- inspektor Hartweg zu Karlsruhe die erste gefüllte Dahlie zu erzielen, in Leipzig zeigte Hofgärtner Breitner bereits 1810 die stattliche Anzahl von 55 Va- rietäten, im Jahre 18 4 '2 waren bereits 1376 Varietäten bekannt und heute sind es vielleicht an Viertausend, wenn man alle verschollenen Züch- tungen mitrechnet. Bis zum letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts war Köstritz der Ausgaugsort der schönsten und mannigfaltigsten Daliliensorten, wo S i c k m a n n , später D e e g e n eine Unzahl der farbenreichsten und dem Anschein nach ins Unerschöpfliche sich wandelnden Neuzüchtungen in die Welt setzten. Die Dahlie zeigte das merk- würdige Talent, daß sie bei allen neuen Aussaaten eine enorme Menge Bastarde hervorbrachte, also sich als eine Variierungskünstlerin ersten Ranges unter saclikundigen Gärtnerhänden entpuppte. Wie dann die Formen immer voller und toller wurden und zum Schluß nur mehr ein kreisrunder Ball von imglaublicher Fülle entstand und die sym- metrische Anordnung der Blumenblätter bereits ins geometrisch und mathematisch Genaue über- ging und mau der Georgine keine neuen Reize mehr abgewinnen konnte, begann man sich dieser Blume immer mehr zu entfremden. So blühte sie schließlich fast dreißig Jahre hindurch nur mehr als Aschenbrödel und Lückenbüßerin in größeren Herrschaftsgärten, in Bauerngehöften und in Großmütterchens Gärtchen und ist auch heute noch an Orten, die den Pulsschlag neuer Kultiu- nur schwach verspüren, anzutreffen. Sind doch, wie in der Gartenwelt einmal zu lesen war, selbst in Zentralasien, im Tianschen Gebirge, alte Köstritzer Georginensorten zu finden. Heute sind diese alten starren Dahlienformen nur mehr Zeugen einer ent- schwimdenen Glanzperiode. Die Neueinführungen von Dahlia Juarexi, IX, 26 Die Gartenwelt. welche abermals eine andere Form aufwiesen und eine gefällige Neigung ins Lockere und ungebundene hervortreten ließen, brachten die Dahlienzüchter neuerdings um ilu-e Ruhe; an allen Ecken und Enden begann ein lustiges Draufzuhybridi- sieren, und die Dahlie als ewig junges, lebensfrohes Naturkind ließ sich tatsächlich umformen, begann ihre starren Fesseln zu sprengen, streifte die alten Reifröcke ab und kleidete sieh in solch farbenbunten Flitter, großartiger und schöner als die kühnste Phantasie es sich erträumen ließ. Heute haben wir in den Sorten „Pro.anUnis, Scncciu. .S//t/(c, Tro- paculurn^ Viscaria. Whitlavia, Xeranthemum. Orchideenkranz von Obergärtner Herrn. A. Sandhack. Originalaufnahme für die „Gartenwclf*. Schlingpflanzen. Polyf^oniim baldschuanicuin, eine sehr empfehlenswerte Schlingpflanze. Von Obergärtner H. Beuß, Schwetzingen. ÜJine überaus Schnellwachsonde, reichblühende und anspruchslose Schlingpflanze ist der baldschuanische Knöterich, welcher für manche Verhältnisse schon dadurch wertvoll ist, daß er vollständig winter- hart ist und somit, wenn einmal an irgend einem Orte im Garten vollständig eingewurzelt, jeweils im Frühjahr schnellstens Die Gartenwelt. IX, 26 emporwächst. Für Wegebogen, Laubengänge, Pergolas, Veranden kann es nichts anmutigeres geben. Polygonum baklschuamoim ist eine zu den neueren Schlingern zählende Pflanze, deren Blüten, welche in oft großen Rispen weiß bis fleischfarbig erscheinen, recht wertvolles Bindematerial liefern. Unterseits sind die zahlreichen einzelnen Blüten dunkler gefärbt. Die Blütezeit beginnt etwa Mitte Juli und dauert bis in den Spätherbst hinein; ja sogar die erateu Fröste überdauern die Blüten oft und beobachtet man anfangs den Einfluß des Frostes nur an einer schönen intensiveren Färbung dei- Blüten. Im sehr strengen Winter frieren nur die jüngeren Triebe zurück, so daß dieser Kletterstrauch als vollständig winterhart bezeichnet werden kann und durchaus keiner Bedeckung bedarf. Obgleich sich dieses Polygatium durch Stecklinge vermehren läßt, so ist doch eine Vermehrung durch Ableger vorzuziehen. Topfpflanzen. Senecio Petasites und Senecio Ghiesbreghtii. Von V. H. Braun, Schloßgärtner, Arenfels. JLn No. 12, Seite 137 der „Gartenwelt" wurde Senecio Petasites (st/n. Cimraria platanifolia) zum Auspflanzen während der Sommer- monate empfohlen. loh kann bestätigen, daß derartig behandelte Exemplare ein ganz anderes Aussehen als die kümmerlichen Topf- exemplare erhalten, die man nur noch hin und wieder meist unter den sogen. Orangeriepflanzen vorfindet. Jedoch nicht nur als Blatt-, sondern auch als Blüten pflanze ist S. Petasites zu empfehlen, da die hübschen hellgelben Blüten zu einer Zeit erscheinen, zu der oft wenig anderes in Blüte ist. „Warum zieht man solche Sachen nicht mehr?" fragte mich vor einiger Zeit der Besitzer des ersten Binde- gesohäftes einer größeren Stadt beim Anbhck eines blühenden Exemplares, ,,das wäre doch einmal etwas anderes". Wie Herr Othmer erwähnte, läßt sich S. Petasites sehr leicht und in Menge vermehren und besteht die ganze Kultur im zeitigen Aus- und Einpflanzen der Stecklingspflanzen, welche bis zum Winter schöne Pflanzen ergeben. Gleich S. Petasites findet man auch S. Ghiesbreghtii nur noch hier und da vor, meist im Topfe ein kümmerliches Dasein fristend. Zu welcher Vollkommenheit man diese Pflanze bringen kann, habe ich vor zwei Jahren gesehen. Von drei Exemplaren, welche ich m Töpfen stehend vorfand, pflanzte ich zwei Stück in eine Blatt- pflanzengruppe, wo sie sich bei guter Pflege sehr gut entwickelten. Zu meiner Verwuuderang zeigten die starken Kopftriebe schon im Herbst Blütenknospen, weshalb ich die Pflanzen alsbald einpflanzte und in ein temperiertes Haus stellte, wo die Blüten sich vollkommen entwickelten und allgemein gefielen. Bei der einen Pflanze hatte die leicht gewölbte, schön goldgelbe Trugdolde ca. 40 cm Durchmesser, während jene des im Topfe verbliebeneu Exemplars einen solchen von kaum 10 cm brachte. Vergangenes Frühjahr pflanzte ich alle Exemplare, wie im Jahre vorher, wieder aus und ich habe damit wieder denselben Erfolg erzielt; blühten die Pflanzen doch schon etwa vierzehn Tage vor Weihnachten, während dies sonst meist erst Ende des Winters der Fall ist. Leider läßt sich S. Ghiesbreghtii nicht so zahlreich vermehren, wie .S'. Petasites, da ersterer meist etwas einstämmig wächst, jedoch verleihen ihm die oft über handlangen und handbreiten, am Rande seicht ausgebuchteten Blätter auch ohne Blüten ein stattliches Beide Senecio- Arten verlangen sowohl ausgepflanzt als auch im Topfe ziemlich viel Wasser und Dunggüsse; die durchgewurzelten Pflanzen vertragen sogar im Winter im temperierten Hause bis zur Entwickelung dar Blüte lecht gut leichte Dunggüsse. Wer viel mit Zimmerdekoration zu tun hat. wird es nicht bereuen, wenn er diesen beiden alten, mißachteten Pflanzen oben erwähnte einfache Kultur zu teil werden läßt. Fuchsie „Andenken an Heinrich Henkel" und „GroS- herzogin Adelheid". Anschließend an die Notiz in No. 16, S. 184, möchte ich bemerken, daß Herr Treu kn er in seinem Artikel im VIII. Jahrg.. SeitH 98, nicht zuviel gesagt hat, wenn er die Fuchsie „Am/e/ü-en an Heinrich Henkel-" als dankbaren Herbstblüher warm empfiehlt. Einmal in Flor, ist sie unermüdlich im Hervorbringen von Blütenan.satz, und in Töpfen vorkultivierte Pflanzen blühen bei hellem Standort und bei 10 bis 12" C bis Weihnachten. Die Blütenfarbe ist dann aber viel blasser. Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht unter!a.ssen, auf die Lambertsche Neuheit „Oroßherxogin Adellieid-' als vorzüglichen Herbstblüher hinzuweisen. Das dunkle Karminrot der finger- langen prächtigen Blüten, die in dichten Büscheln zusammenstehen, verliert auch in der lichtärmsten Winterszeit nichts von seiner Frische. Sie ist eine vornehme Sorte, die namentlich jedem Liebhaber und .den Herrschaftsgärtnorn aufs beste empfohlen werden kann. Die in der erwähnten Notiz genannte Fitclisia splendens ent- wickelt ihre Blüten erst gegen das Frühjahr. Rehnelt. Gehölze. Clerodendron trichototnum Thunb. Syn. Gl. serotinum hört. ist ein seltener Strauch aus Japan. Auf Seite 14 des sechsten Jahr- ganges dieser Zeitschrift wurde dieser Strauch kurz beschrieben. Der Strauch, der in England als winterhart gilt, ist auch in Deutschland in den herrlichen Nizza-Anlagen zu Frankfurt a. Main zu finden. Dort steht ein Exemplar, welches gewiß schon manchen Besucher im September mit seinem schönen Blütenflore erfreut hat. Der Strauch hat einen gefälligen Bau und wird etwa 2,50 bis 3 m hoch. Die langgestielten, großen, ein wenig herzförmig zugespitzten und am Grunde ausgeschweiften Blätter, welche sich wollig anfühlen, sind gegenständig. Der Rand ist gezähnt. Die Länge der Blatt- spreite ist bis 20 cm, die Breite 16 cm, während der Blattstiel bis 15 cm lang ist. Die Blüten, welche sich im September entfalten, gestützt von rötlichen Deckblättern, sind zu einer Trugdolde vereinigt. Der rötlich gefärbte Kelch ist röhrig und fünfkantig. Die ebenfalls röthch gefärbte Blumenkronenröhre, welche doppelt so lang ist wie der Kelch, endigt in fünf weiße, flach ausgebreitete Abschnitte. Die Griffel und Staubgefäße ragen aus der Blumenkronenröhre weit hervor. H. Müller, Whetstone. Hydrangea scandens Maxim. Syn. H. petiolaris Sieb, et Zucc. ist ein schöner Schlingstrauch aus Japan. Seine Blätter sind langgestielt, oval oder elliptisch; an der Basis herzförmig, an der Spitze zugespitzt, gezähnt. Die weißen Blumen stehen in endständigen Trugdolden. Die sterilen Randblüten stehen auf langen Stielen und haben drei bis vier abgerundete ganz oder leicht gezähnte weiße Kelchblätter. Die fruchtbaren Blüten sind weißUch ohne entwickelte Blumenblätter mit meist 15 Staubgefässen. Dieser bei uns winterharte rankende Strauch ist noch ziemlich selten. Er eignet sich gut zur Bekleidung von Mauern, wo er an ihm zusagenden Standorten im Juni reich blüht und dann einen prächtigen Anblick bietet. An manchen Orten blüht diese Hydrangea aber selten. Ihr sehr ähnlich in der Blüte ist Sehixophragma hydrangeoides Sieb. iC- Zucc. die echte Schein-Hortensie, die gleichfalls aus den Hochgebirgstälern Japans stammt, aber nicht überall in Deutschland winterhart ist. Xanthoceras sorbifolia Bge i.st ein schöner, aus Nord- china stammender Blütenstrauch aus der Familie der Sapindaceen, der. wenn iiusgewaohsen, gegen fünf Meter hoch ist. Seine Blüteu erscheinen in reicher Fülle Ende Mai, Anfang Juni. Die weißen Blüten stehen in etwa 20 cm langen Trauben. Die einzelnen Blüten haben etwa \\„ cm Durchmesser; die Fetalen sind weiß, am Grunde verschmälert und rot gezeichnet. Zwischen den Fetalen befindet ' sich eine hornartige gelbe Drüse, wonach die Gattung den Namen, zu deutsch Gelbhorn, erhalten hat. Die gefiederten Blätter erscheinen kurz nach der Blüte. Die einzelnen Blättchen sind lanzettlich und IX, 26 Die Gartenwelt. 309 scharf gesägt, dunkelgrün und glatt auf der Oberseite, heller auf der Unterseite. Die Blätter werden in Fülle erzeugt und gereichen dem Strauche den ganzen Sommer hindurch zur Zieide. Da dieser Strauch in Deutschland in geschützton Lagen voll- kuintnen winterhart ist, kann er als schön blühender und schon belaubter Zierstrauch warm enipfohltm werden. Cousinot'', „Brauner und spitzer Matapfel", „Goldreinelte von Blen- heint^ u. a. ni. Auch die Ausstellung von konservierten Früchten und Gemüsen bot eine Fülle des Schönen und Sehenswerten. Alle möglichen Sorten Obst waren, in vereohiedener Weise eingemacht, ausgestellt. Fruchtsäfte und Gemüse waren gleichfalls sehr gut vertreten. Die Ausstellung war im großen Ganzen vorzüglich gelungen und erfreute sich eines zahlreiclien Besuches Krauß. Ausstellungsberichte Ausstellung von i'iherwiiiterteni Obst und Konserven vom IT. bis 18. Februar in Frankfurt a. M. -Uie Gartenbau - Gesellschaft in Frankfurt a. M. veranstaltete am 17. und 18. Februar in ihrem Vereinslokal „Kaiserhof" eine Ausstellung von überwintertem Obst und Konserven, die mit einer Prämiierung verbunden wai-. Bereits im Jahre 1901 hatte die Gesell- schaft einen solchen AVettbewerb veranstaltet, der sich guter Be- teiligung erfreute und schöne Leistungen zeitigte. Die diesjährige Ausstellung sollte vor allem ein Bild davon geben, wie sich die Obst- sorten nach dem abnorm trockenen Sommer des Jahres 1904 inbezug auf Haltbarkeit bewährt haben, da man häufige Klagen hörte, daß sich das Obst nicht gut überwintern lasse. Wenn wir nun die Leistungen der Züchter auf der diesjährigen Au.sstellung ins Auge fassen, so müssen wir vor allem konstatieren, daß die Flüchte im allgemeinen sehr schön waren, daß also bei ge- eigneten Überwinterungsräunien und richtiger Sortenwahl selbst nach abnormen Witterungsverhältnissen des Erntejahres ein Erfolg zu erzielen ist. Die Beteiligung beschränkte sich im allgemeinen auf die nähere Umgebung von Frankfurt a. M., den Taunus und Hessen; aus Rheinhessen war nur ein einziger Aus.steller vertreten; kleinere Einsendungen aus Thüringen konnten nicht als Maßstab für die dortigen Verhältnisse gelten. Die Ausstellung gliederte sich in drei Abteilungen: Obst, von Liebhabern gezogen und überwintert, Obst, von Beruf.sgärtnern ge- zogen und überwintert, und Konserven, von Liebhabern für den eigenen Bedarf hergestellt. Die erste Abteilung zählte 24 Einzelaussteller und die Sammelausstellung des Obst- und Gartenbau -Vereins Hom- burg v. d. H., die zweite i Aussteller und die dritte 10 Aussteller. Hervorragend waren in der ersten Abteilimg die Leistungen des Herrn A. Söhnge- Ortenberg, prachtvoll erhaltene Äpfel von tadellosem Aussehen: des Obst- und Gartenbauvereins Homburg v. d. H. mit einem reichhaltigen Sortiment schöner, fehlerfrei überwinterter Äpfel und Birnen; des Herrn Rudolf Koch, Seckbach, mit einem gutgewählten Sortiment von Äpfeln und Birnen; Herr Harry Franok, Frankfurt a. M., brachte gute Sorten von Tafeläpfeln, Herr Otto Dahlem, Ibersheim sehr schöne weiße Winterkalvill, Außer Kon- kurrenz hatten die Gartenverwaltung Schloß Friedrichshof, Ver- waltungsdirektor E. R. Beeligmüller u. Se. Exzellenz Geh. Medizinal- lat Professor Dr. Schmidt-Metz ler, Obergärtner K. Schuhmann, ausgestellt, beide mit einer erlesenen Auswahl von Früchten. Es würde zu weit führen, alle Aussteller namentlich aufzuführen, es ist deshalb nachstehend eine Aufstellimg der am meisten vertretenen Kernobstsorten gegeben, nur sei noch die schöne und reichhaltige Sammlung der Herreu Franz Ho hm Söhne, Gelnhausen, erwähnt, die in der Abteilung Berufsgärtner konkurrierten. Von Birnen waren gut vertreten: ,,Oroßer Katxenkopf-, ..Pastorenbirne", ..Liegeis Winlerbtitterbirne^\ „Winter forellenbirne'^, ,.Esperens Bergamotte'% ., Winter-Deehxintsbirne'\ „Notaire Lepin", ,.Schöne von Abres", .,Süßbirne" (Seckbacher Lokalsorte), ,,Olivier de Serres", „Bergamotte Philippo", „ Weiße Kappesbirne", „ Weiße Winierbime". Die Äpfel waren im Sortiment viel reichhaltiger, es traten hervor: „Landsberger-'", „Champagner-'', „Muskat-", „Kasseler", „Ananas-'-' und „Harberts- Reinette", „Oelber Bellefleur", „ Weißer Winterkalvill'; „Königlicher Kurxstieb', „Bischofsmiäxe'' , „Walxenförmiger Anlialter''', „Winter Ooldparmäne", „Srhafsnase", .,Schöner von Boskoop", „Minister von Hammerstein'; „Purpttrroter Koniferen. Picea pungens, die schönste und härteste Konilere. Von Dr. Louis Cavet, kgl. Garteninspektor, Wiesbaden. l/ie Zahl der in Mittel- und Norddeutsohland, sowie in unseren Hochgebirgen gedeihenden Nadelhölzer ist sehr beschränkt. Ich möchte deshalb auf eine Fichte aufmerksam machen, welche es verdient, überall, selbst im Hochgebirge, wo strenge Kälte, Stuiin und kurze Vegetationsperiode vorherrschen, angepflanzt zu werden. Es ist Picea pimgens Engelm, syn. J'ieea parryana, BaiTon mit ihren Varietäten glauca und argentea. Sie wurde auf dem Felsengebirge des west- lichen Nordamerika an den Ufern der Gebirgsflüsse aufgefunden. Es ist eine nicht zu schnell, sondern gedrungen wachsende Fichte, welche, frei stehend oder in lockeren Gruppen gepflanzt, sich zu herrlichen Bäumen entwickelt. Die Nadeln sind steif, abstehend und stechend. Daß diese Fichte gegen hohe Kältegrade absolut unempfindlich ist, wird am besten dadurch bewiesen, daß sie in den hohen Gebieten der Felsengebirge, wo die Temperatur sehr weit heruntergeht, weite Wälder mit prächtigen Einzelbäumen bildet. Durch diese Widerstands- fähigkeit ist sie befähigt, sowohl in den nördlichen Gegenden Europas als auch in den hohen Bergregionen der Alpen bis zur Baumgrenze gut zu gedeihen. Auch verpflanzt sie sich sehr gut, selten oder fast nie geht durch das Verpflanzen ein Exemplar zu gründe, wenn nur einigermaßen die übliche Vorsicht bei der Ausführung der Arbeit gewahrt und die nötige Pflege der Pflanze im ereten Jahre zuteil wird. In den Baumschulen von A.Weber & Co. zu Wiesbaden, welchen auf der Allgemeinen deutschen Gartenbauausstellung Mainz 1901 der Kaiserpreis, die große goldene Staatsmedaille, zuerteilt wurde, wird diese stolze Fichte schon seit dem Jahre 1878 kultiviert und beobachtet und besonders große Aufmerksamkeit auf die Vermehi-ung und die Ver- besserung der schönen blauen Varietäten verwendet. Noch nie in den ver- flossenen 2ö Jahren hat in dem genannten Etablissement auch nur ein Exemplar dieser Fichte durch Kälte gelitten, trotzdem der kalte Winter 1879/80 auch hier eine Temperatur von — 30° C. brachte. Auch große Temperatur- Unterschiede haben absolut keinen Einfluß auf Picea pungens. Wenn im Januar oder Februar nach starker Kälte in der Nacht die Sonne am Tage die Temperatur bedeutend erhöht und ein schnelles Auftauen der gefrorenen Pflanzenteile her- vorruft, leiden häufig die Nadeln sehr vieler Koniferen, sie sterben ab und werden braun und die Schönheit solcher Pflanzen ist für immer vernichtet. Selbst unsere gewöhnliche Fichte, Picea exeelsa, ist empfindHch gegen solche Temperaturschwankungen, aber niemals die Pieea pungens. Seit etwa 20 Jahren ist die Picea pungens in Riga, Wilna, Moskau, St. Petersburg und anderen Städten des Nordens, wo die Temperatur häufig unter — 30° C. sinkt, angepflanzt, aber noch nie hat ein Exemplar durch die Kälte gelitten, wie alle Berichte, welche mir von dort zugekommen sind, übereinstimmend melden. Durch die Anführung dieser Tatsachen dürfte der Bewei.s am besten erbracht sein, daß die Picea pungens und ihre Varietäten glauca und argentea sehr wohl geeignet sind, sowohl als Waldbaum, als auch als Zierbaum in rauhen Klimaten, besonders im Hochgebirge, angepflanzt zu werden. Aber nicht nur im Hochgebirge, nein, in jedem Garten, verdient die herrliche Silberblautanne ihren Platz, .sie ist unstreitig eines der schönsten Nadelhölzer, wenn nicht das schönste überhaupt, nur muß sie zu ihrer vollkommenen Entwicklung frei und nicht unter Bäume gepflanzt werden. — In bezug auf den Boden ist sie gar nicht wählerisch, mit allen, selbst felsigen Boden- Die Gartenwelt. IX. 26 arten ist sie zufrieden, nur sorge man, daß beim Pflanzen durch Beifügen von etwas besserer Erde — bei Sandboden von Lebm, bei schwerem Boden voh Sand und Humus — das Anwachsen gesichert wird. Auch der richtige Zeitpunkt ist von Wichtiglieit ; man wähle entweder die Monate von März bis Mai vor dem Triebe, oder August bis September nach dem Triebe. Wie schon oben gesagt wurde, wächst sie sehr leicht an. Es würde mich sehr freuen, wenn durch obige Anregungen der Anpflanzung und Kultur dieser schönen, widerstandsfähigen P'ichte Vorschub geleistet würde, die herrliche Picea pungens argentea verdient mit Reclit die weiteste Verbreitung. Rechtspflege. Ist Gärtnerei ein gewerblicher Betrieb? Wegen Vergehens gegen da.s Gesetz betr. die Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben vom 30. März 1903 hatte sich der Gärtnereibesitzer Louis Rostin aus Ruinmelsburg vor dem Schöffengericht II zu verantworten. Nach § .O jenes Gesetzes düifen im Betriebe von Werkstätten, im Handels- gewerbe und im Verkehrswesen Kinder unter 12 Jahren nicht be- schäftigt werden. Die Beschäftigung von Kindern über 12 Jahren darf nicht in der Zeit zwischen 8 Uhr abends und 8 Uhr morgens und nicht vor dem Vormittagsunterricht stattfinden. Sie darf nicht länger als drei Stunden und während der Schulferien nicht länger als vier Stunden täglich dauern. Um Mittag ist den Kindern eine mindestens zweistündige Pause zu gewähren. Arn Nachmittag darf die Beschäftigung erst eine Stunde nach beendetem Unterricht be- ginnen. Der Angeklagte wurde nun beschuldigt, mehrere schul- pflichtige Knaben in seiner Handelsgärtneiei, die als Handelsgewerbe betrachtet wurde, beschäftigt und dabei jene Vorschriften des Ge- setzes nicht beachtet zu haben. Der Angeklagte machte den Einwand, daß die Kinder nur mit ganz leichter Arbeit, z. B. mit Petersilie- binden, Unkrautjäten usw. in frischer Luft beschäftigt worden seien, daß diese Beschäftigung ihrer Gesundheit nur förderhch sein konnte und daß die Kinder, die während der Ferien nichts zu versäumen hatten, auf ihre eigene Bitte bisweilen länger beschäftigt worden seien, damit sie etwas mehr verdienten. — Der Verteidiger erhob den grundsätzlichen Einwand, daß bei dem Angeklagten ein „gewerb- licher Betrieb'' überhaupt nicht vorliege. Er betreibe keine Haudels- gärtnerei in dem Sinne, daß er gäi-tnerische Erzeugnisse in der Stadt in einem Gärtnerladen feilbiete, sondern er betreibe eine Gemüse- gärtnerei und Landwii'tschaft, baue alles selbst und verkaufe sein Gemüse in der Markthalle. Ein solcher Betrieb sei nicht zum Handelsgewerbe sondern zum landwirtschaftlichen Betriebe zu rechnen, und das Gesetz betr. Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben sei niclit darauf anwendbar. Das Schöffengericht schloß sich dieser Auffassung an und erkannte auf Freisprechung. Bücherschau. Die Zahl der neuen gärtnerischen Fachwerke, die seit Beginn dieses Jahres das Licht der Welt erblickt haben, ist ungewöhn- lich groß. Wir wollen sie mit Freuden begrüßen, wenn sie als Maßstab für ein mächtiges Aufblühen der Gartenkultur und für .ständige Zunahme der ernsten Gartenliebhaber gelten können, das heißt derjenigen, die belehrungsfähig sind, sich gern belehren lassen und sich nicht lange besinnen, wenn es gilt durch die An- schaffung und das Studium eines guten Buches Kenntnisse und Gesichtskreis zu erweitern. Ein den Gartenblumen gewidmetes Buch, das gewiß den Freunden von Sommerbluinen und Stauden willkommen sein wird, führt den Titel: Unsere Blumen im Garten.*) Es ist das Erst- lingswerk von A. Steffen, Redakteur am Ratgeber, eines jungen Fachmannes, den ich als strebsamen Menschen kenne und schätze. Dieses Buch ist seit langej- Zeit wieder das erste, welches sich in eingehender und liebevoller Weise mit den Sommerblumen, auch mit den anspruchsloseren beschäftigt, aber auch Stauden, Zwiebel- und KnoUenpfianzen. sowie Gruppenpflanzen überhaupt kommen in diesem Buche zu ihrem Recht. Den verhältnismäßig billigen Preis des elegant ausgestatteten Buches ermöglichte wohl der Um- stand, daß zu seiner Illustrierung fast ausschließlich bereits bekannte Abbildungen verwendet wurden. Zu bedauern ist dabei nur, daß einzelne Bilder an Verschwommenheit leiden und nichts- sagend sind und daß der letzte Teil des Buches zahlreiche Bilder enthält, die gar nicht in das Format passen und die Zeilenbreite in unschöner Weise überschreiten. Derartige Bilder, die mit geringen Kosten hätten verkleinert werden können oder deren Clichees sich noch teilweise ohne Schädigung der Gesamtwirkung entsprechend hätten beschneiden lassen, beleidigen das Auge des ordnungliebenden Menschen. Es will mir auch scheinen, als ob die dem Schlußteile eingefügten Grundpläne zu teppichbeetartigen Blumengruppen nicht recht in ein Buch passen, dessen Hauptinhalt sich mit malerisch gestalteten Sommerblumen und Stauden befaßt, die sich viel besser auf Rabatten, zu Gehölzevorpflanzungen und zu Solitär- oder Tnipp- pflanzungon im Rasenteppich, als zur Ausschmückung von Teppich- gärten eignen. Alles in allem ist aber das vorliegende Buch in jeder Hinsicht brauchbar und vorzüglich geeignet zur Belehrung weiter Liebhaberkreise. Störend wirkt die fehlerhafte Schreibweise zahlreicher wissenschaftlicher Namen. Für diese Unrichtigkeiten ist wohl nur zum kleinsten Teile der Druckfehlerteufel, den man so gern zur Entschuldigung heranzieht, verantwortlich zu machen. Bei oberflächlicher Durchsicht der wissenschaftlichen Namen, ohne Berücksichtigung der Sortennamen, fielen mir folgende Fehler auf: Drumondi statt Drummondi, Escholtzia statt Eschscholtzia, Poitulacca statt Portulaca, Campanula calycantheinum statt C. calycanthema, Eohinopsis statt Eohinops (Kugeldistel), Nymphaea chrometella statt N. chromatolla, Leuooyum statt Leucojum, Santoline statt Santolina, Hortensis statt hortensis, Linaria cymbalaria (Seite 83) statt L. Cym- balaria. Eine detaillierte Bearbeitung des Inhaltsverzeichnisses hätte den Wert des Buches erhöht. Lehrbuch des Gartenbaues*) nennt Max Löbner sein Buch, das er unter besonderer Berücksichtigung schweizerischer Verhältnisse geschrieben hat. Verfasser ist Obeigärtner an der schweizerischen Gartenbauschule in Wädenswil,RedakteurderZeitschrift„Schweizerischer Gartenbau" und den Gartenweltlesern als langjähriger Mitarbeiter bekannt. Das Buch ist nicht, wie der Titel vermuten lassen könnte, für den Berufsgärtner, sondern ausschließlich für den Liebhaber bestimmt, dem es kurze leichtverständliche Belehrung bietet. Herr Löbner ist auch Verfasser des Buches „Der Zwergobstbaum und seine Pflege", in welchem alle möglichen und unmöglichen Kunstfornien behandelt werden. Im Hinblick hiei-auf war es mir interessant, aus dem vorliegenden Buche zu ersehen, daß er sich auch der modernen Richtung auf dem Gebiete rationeller Obstkultur nicht verschließt. So schreibt er im Abschnitt über den Schnitt der Zwergobstbäume: „Man kann jedes Wandspalier, sei es Pfirsich, Aprikose oder Birne oder Apfel, ohne jeden Schnitt tadellos erziehen und bald viele und gute Früchte ernten." Ganz meine Ansicht! An anderer Stelle heißt es: „Auch ein unsinniges starkes Zurück- schneiden der Zweige kann Unfruchtbarkeit bewirken; unterbleibt es einige Jahre ganz, so tritt meist sofort die Fruchtbarkeit ein." Auf anderem Boden steht Nicolas Gaucher. Er ist Ver- fasser des großen „Handbuchs der Obstkultur", hat dann das wichtigste aus diesem Buch in einem zweiten kleineren, unter dem Titel „Praktischer Obstbau" erschienenen, zusammengestellt und nun wieder aus diesem kleinen einen Auszug gemacht, den *) Unsere Blumen im Garten. Von A. Steffen. Frank- furt a. 0. 1905. Voilag von Trowitzsch & Sohn. 8". 23.Ö Seiten, 202 Abb. *) Lehrbuch des Gartenbaues, unter besonderer Berück- sichtigung schweizerischer Verhältnisse von Max Löbner, Obergärtner an der Schule für Obst-, Wein- und Gartenbau in Wädenswil. Zürich 190."). Verlag von Cä,sar Schmidt. 8", VIU und 174 Seiten, 43 Abbildungen. Preis brosch. 4 Mark =: 5 Francs. IX, 26 Die Gartenwelt. 311 er Obstbaukunde*) nennt. Einseitig wie Gauoherselbst ist auch seine Obstbaiikunde. Bei ihm vertörpert sich so ziemlich der gesamte Obstbau im „künstlichen'- Schnitt. Das Schneiden, Formieren, Abkneipen, Pinzieren, Drehen und Foi-men sind seine Lieblingsbeschäftigungen. Er .sucht der deutschen Obstkultur auf seine Art die Lebensader ab- zuschneiden, indem er, in der Formobstspielerei verknöchert, seiner Schwärmerei für regelrechte Pyramiden, Flügelpyramiden, Spindeln. U,. doppelte U und x fache U-Formen u. s. w. Ausdruck verleiht. Bedauernswert sind diejenigen, die in derartig künstlich und beharrlich verkrüppelten Baumformen noch Bäume sehen. Für die Einseitigkeit der Gaucherschen Obstkulturschriftstellerei mag als Beweis dienen, daß er dem wichtigsten Kapitel der ganzen Obstkultur, der Düngung, in seiner vorliegenden Obstbaukunde insgesamt ganze siebenund- zwanzig Zeilen widmet! Da lesen wir etwas von Mist, Küchen-, Gerberei-, Leim- und Seifensiederei-Abfällen u. s. w. und damit ist die Sache abgetan. Von Stickstoff, Phosphorsäure oder Kali ist in dem ganzen Kapitel keine Rede. Von Niederstämmen oder Busch- bäumen hat Gaucher noch nichts gehört oder er will davon nichts hören. Im Kapitel „Die wichtigsten Baumformen", das siebenund- sechzig Seiten umfaßt, ist dagegen sehr viel von Pyramiden, Palmetten, Guirlanden, wellen- und zickzackförmigen Kordons und sonstigem Schnick-Schnack die Rede. Damit will Gaucher dem deutschen Obst- bau helfen, denn es soll doch nicht etwa eine geschickte Reklame für seine formierte Baumschule sein? Dem durchaus deplazierten Schneiden am Fruehtholz sind sechsundzwanzig (!) Seiten gewidmet. Wem das Verständnis für urwüchsige, natürliche Baumforiiien fehlt, wer auf i eiche Erträge Verzicht leisten will und wem es nur darauf ankommt, sich im ganzen .Jahre unablä.ssig an seinen Bäumen zu schaffen zu machen, sie durch pornianentes Sohneiden und Drehen in ihrer natürlichen Entwicklung zu hemmen, dem empfehle ich Gauchers Obstbaukunde, aber nicht ohne zu erwähnen, daß ich mich von der von Gaucher vertretenen Art der Obstkultur völlig frei gemacht habe. Im übrigen sei bemerkt, daß der Preis des Buches sehr mäßig ist und daß ihm die Verlagsbuchhandlung trotzdem eine vorzügliche Ausstattung gegeben hat, die einer Besseren Sache würdig gewesen wäre. Eine wirklich verdienstvolle Arbeit, die ich allen gebildeten Kollegen, speziell auch sämtlichen Gartenbauvereinen und Unterrichts- anstalten zur Anschaffuog für die Bibliothek rückhaltlos empfehlen kann, sind die seit nunmehr sechs .Lihn-n im Vorlag von Paul Parey, Berlin, erscheinenden Jahresberichte über die Neuerungen und Leistungen auf dem Gebiete der Pflanzenltrankheiten**), unter Mitwirkung hervorragender Gelehrter herausgegeben von Professor Dr. M. Hollrung (Halle a. S.). Der Preis der einzelnen Bände ist vei-schieden. Der soeben erschienene sechste Band, das Jahr 1903 umfassend, kostet brosch. 15 Mark. Im Gegensatz zu den früheren Bänden ist er aufgeschnitten geliefert worden, außerdem sind darin ei-stmals die Titel der Arbeiten fortlaufend nummeriert, wodurch das Nachschlagen im Blattweiser (Sachregister) wesentlich erleichtert wird. Der Inhalt dieses Bandes ist außerordentlich reichhaltig. In ihm ist ein vielseitiges Material über alle möglichen Kranklieiten und Schädlinge unter Berücksichtigung der neuesten und erfolgreichsten Bekämpfungsmethoden mit großem Fleiße und mit deutscher Gewissen- haftigkeit zusammengetragen, das von hohem Werte für die Praxis ist. Der Inhalt gliedert sich in fünf Abschnitte: A. Allgemeine Phytopatho- logie und. pathologische Anatomie der Pflanzen, B. Spezielle Pathologie, *) Obstbaukunde. Der moderne Obstbau auf natürlicher und künstlicher Grundlage in Wort und Bild dargestellt für Jeder- mann von Nicolas Gaucher, Kgl. Garteninspektor, Besitzer der Obst- und Gartenbauschule in Stuttgart. Berlin 1905. Verlag von Paul Parey. 8°, 181 Seiten, 211 Abbildungen. Preis in Pappe geb. 2 Mark. **) Jahresbericht über die Neuerungen und Leistungen auf dem Gebiete der Pflanzenkrankheiten, unter Mitwirkung von Dr. Braun, Aniani (Deutsch-Ostafrika), Dr. M. Fabricius, München, Dr. E. Küster, Halle a. S., Dr. E. Reuter, Helsingfors und A. Stift. Wien, herausgegeben von Professor Dr. M. Hollrung, Halle, Vorsteher der Versuchsstation für Pflanzenkrankheiten der Landwirtschaftskammer für die Prov. Sachsen. Sechster Band : das Jahr 1903. Berlin 1905. Verlag von Paul Parey. 8». VIH und 374 Seiten, Preis brosch. 15 Mark. 1. KrankheitseiTeger ohne Bezug auf bestimmte Wirtspflanzen, IL Krankheiten bestimmter Wirtspflanzen, C. Pflanzenhygiene, D. Die Bekämpf ungsmittel, E. Maßnahmen zur Förderung des Pflanzen- schutzes. Allgemeines. Jeder Abschnitt enthält Referate mit einem genauen Literatiu'nachwois, sodaß die Jahresberichte über alle auf diesem Gebiete erschienenen Abhandlungen, Schriften und dgl. aus allen Kulturstaaten Nachricht geben. Wer bedenkt, welche schweren Schädigungen, namentlich in großen Spezialkulturen, häufig durch tückisch auftretende Pflanzenkrankheiten entstehen, der wird den Wert ermessen können, den diese Jahresberichte niclit nur für jeden Land- wirt, sondern auch für jeden größeren Baumschulenbesitzer und Handelsgärtner haben. Auf dem Gebiete der Gemüsekultur .sind verschiedene be- kannte Böttnersche Bücher in neuen Auflagen erschienen. So die Praktische Gemüsegärtnerei*) in vierter Auflage, welche die vorhergegangene Auflage an Reichhaltigkeit noch übertrifft. Ein sehr zu empfehlendes Buch! Die Anleitung zum lohnenden Kartoffelbau**) gleichfalls in vierter Auflage. Wenn auch in der Regel, wie man zu sagen pflegt, die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln ernten, so dürfte doch jeder, der Kartoffeln im großen anbaut, in der vorliegenden Schrift manches finden, was ihm bisher fremd war und ihm nützlich sein wird. Auch die Böttnensche Früh- treiberei ' der Gemüse***) hat jetzt die zweite Auflage erlebt. Ein sehr prakti.sches, vielseitiges, reichhaltiges Buch. Ich will noch verraten, daß mir der auf dem Titelblatt die Mistbeetgurken ausgiebig gießende, wohlgenährte Herr der Verfasser selbst zu sein scheint. Die inneren Unischlagseiten haben verzweifelte Ähnlichkeit mit einer Küchentapete, was allerdings dem Wert der gegebenen Anleitungen keinen Abbruch tut. Der Titel dieser Broschüre „Die Frühtreiberei der Gemüse, auch Gurken, Salat und Radie.s" mutet mich an, wie das erste Gestammel eines Kindes. Sind etwa Gurken, Salat und Radies keine Gemüse, daß sie neben der, den Charakter der Schrift bestens kennzeichnenden Aufschrift „Frühtreiberei der Gemüse-' noch einen besondern Platz auf dem Titelblatt einnehmen mußten? Die Champignonzucht als landwirtschaftlicher Neben- betrieb****) von Curt Schüler, vierte Auflage, Preis 1 Mk., ist ent- schieden eine der besten Schriften über Champignonkultur, frei von allem unnötigen Ballast, dabei schön und reich illustriert. Ich ge- statte mir nur zu bemerken, daß die Champignonkultur meiner un- maßgeblichen Meinung nach nichts weniger als ein landwirtschaft- licher Nebenbetrieb ist, vielleicht unter gewissen Verhältnissen ein kleinbäuerlicher, in der Hauptsache aber ein gärtnerischer. Tagesgeschichte. Brüssel. Ein Orchideenprozeß beschäftigt gegenwärtig das Brüsseler Handelsgericht. Vor einiger Zeit hatte ein englischer Groß- industrieller von einem Züchter in der Nähe Brüssels fünf Orchideen- pflanzen für 30000 Franken erstanden. Es sollte sich um seltene Abarten von Odontoglossum crispum handeln, und der Kauf wurde auf Grand gemalter Abbildungen abgeschlossen, welche die Pflanzen in der Blüte zeigten. Als diese aber blühten, fehlten den Pflanzen durch- von Johannes Böttner, m Obst- und Gartenbau, d. Oder 1905. Verlag 304 Abbildungen. . Preis *) Praktische Gemüsegärtner: Chefredakteur des praktischen Ratgebers Vierte verbesserte Auflage. Frankfurt von Trowitzsch & Sohn. 8°, .362 Seiten gebunden 4 Mark. **) Anleitung zum lohnenden Kartoffelbau. Von Johannes Böttner. Vierte verbesserte Auflage. Frankfurt a. Oder 1905. Verlag von Trowitzsch & Sohn. 8°, 47 Seiten, Preis brosch. 1 Mark. **♦) Die Frühtreiberei der Gemüse, auch Gurken, Salat, Radies von Johannes Böttner. Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. 8», 112 Seiten mit 88 Abbildungen. Frankfurt a. 0. 1005. Verlag von Trowitzsch & Sohn. Preis brosch. 2 Mark. ****) Die Champignonzucht als landwirt.^ehaf tlicher Nebenbetrieb von Curt Schüler. Vierte verbesserte und vor- mehrte Auflage. Frankfurt a. 0. 190.'). Verlag von Trowitzsch & Sohn. 8", 71 Seiten mit '!0 Abbildungen. Preis 1 Mark. 312 Die Gartenwelt. IX, 26 weg die angeblich bezeichneten Merkmale und Vorzüge, weshalb der Engländer auf Kückgängigmachung des Kaufvertrages klagte. Er berief sich darauf, daß die Orchideen nicht das seien, als was er sie bezahlt habe, höchstens 3000 Franken Wert besäßen und der Ver- käufer sich schon wiederholt ein ähnliches, den internationalen Orchideenhandel schädigendes Manöver erlaubt habe. Der Beklagte machte hingegen geltend, daß, wenn nicht der Käufer, so doch dessen Leute die erhaltenen Pflanzen mit anderen verwechselt oder ver- tauscht haben konnten, und daß unter solchen Verhältnissen der regelrecht abgeschlossene Kauf nicht rückgängig zu machen sei. Das Urteil in der Sache ist noch nicht gesprochen, jedenfalls aber enthält der Prozeß eine Warnung, bei Ankauf wertvoller Zierblunien recht vorsichtig zu sein, zumal der Handel auf diesem Gebiete heute meistens auf Grund von Abbildungen der „zukünftigen" Pflanzen erfolgt. A. W. Charlottenburg. Der letzte größere hiesige Pi-ivat-Park, gegeniiber der ehemaligen Flora, von der Berliner-, Orangen-, Scharren- und Kirohstraße umschlossen, bisher im Besitz der von Wartenberg- schen Familie, mit uralten Bäumen und einem kleinen, mit der Front nach dem Luisen platz gerichteten Landhause, fällt der Bebauung zum Opfer. Dieser Park dient als Zeuge für die außerordentliche Steigerung, die in den letzten hundert Jahren die Preise für den Grund und Boden in und bei Berlin erfahren haben. Das etwa 24 Morgen große Gi-undstück bildete im achtzehnten Jahrhundert einen Teil des könig- lichen Küchengartens, der zum Schlosse gehörte. In den Nöten der Napoleon ischen Zeit verkaufte Friedrich Wilhelm III. das Gelände an den Bankier Levi in Berlin für 4000 Taler; von diesem ging es in den Besitz der Familie von Wartenberg über. Jetzt hat es, dem „Berl. Tagebl." zufolge, der Architekt Sohrobsdorff für 2 Mill. Mk. erstanden, nachdem die Stadt, die das Grundstück zur Durchlegung der Kaiser Friedrichstraße brauchte, bereits das Enteignungsverfahren eingeleitet hatte. Frankfurt a. M. Die Stadt beabsichtigt zwei Volksparks und Spielplätze auf dem Lohrberg und nördlich der Villenkolonie Heim- garten anzulegen. Seitens des Regierungspräsidenten zu Wiesbaden ist der Plan vorläufig festgestellt und die Stadt Frankfurt a. M. hat nunmehr das Verfahren behufs endgültiger Feststellung des Planes beantragt. Der Magistrat beantragte bei der Stadtverordnetenver- sammlung die Umgestaltung des zwischen Forsthausstraße und Mör- felder Landstraße gelegenen Waldteiles, Holzhecke genannt. Das Hochbauamt hat den vom Vorstande des Verschönerungsvereins ge- machten Vorschlag einer hainartigen Umgestaltung des zwischen Forsthausstraße und Landstraße gelegenen Waldteiles geprüft .und durch die Stadtgärtnerei ein zur Ausführung geeignetes Projekt aus- arbeiten lassen, welches nebst dem dazu erstatteten Berichte des Gartendirektors vorgelegt wurde. Nach diesem Projekt wird die Umgestaltung der Holzhecke zirka 36000 Mk. kosten. Der Vorstand des Verschönerungsvereins ist gewillt, hierzu den Betrag von 20000Mk. zur Verfügung zu stellen, unter der Voraussetzung, daß stadtseitig von Beginn der Umwandlung an die Unterhaltung der Anlagen über- nommen werde, die rund 8000 Mk. pro Jahr erfordern wird. Für die ersten beiden Jahre würde dieser Betrag als Beitrag der Stadt zu den seitens des Verschönerungsvereins für die Umwandlung der Holzhecke zur Verfügung gestellten Kosten zuzuschießen sein. Hannover. Der verstorbene Konsul Simon in Hannover hat etwa 3 Millionen Mk. für wohltätige und gemeinnützige Zwecke ge- stiftet. Insbesondere ist eine Stiftung errichtet worden mit der Bestimmung, die Hand- und Fabrikarbeit sowie das Handwerk, die Landwirtschaft und den Garten- und Obstbau unter den Is- raeliten in größerem Umfange zu verbreites. Die von dem Verstorbenen vor zwölf Jahren gestiftete israelitische Erziehungs- anstalt in Ahlem und der Hilfsfonds für ehemalige Lehrlinge dieser Anstalt haben je 100000 Mk. erhalten. Die vom Konsul Simon er- richtete große Stiftung soll einen Teil ihrer Einkünfte für allgemeine Zwecke des Garten- und Obstbaues verwenden, wobei der Testator wohl in erster Linie Zuschüsse an die in Deutschland be- stehenden Garten- und Obstbauvereine im Auge ge- habt hat. Leipzig. Der Geschäftsbericht der Aktien-Gesell- schaft „Leipziger Palmengarten" für das Jahr 1904 läßt eine Besserung der geschäftlichen Lage gegen das Vorjahr erkennen. Der Verlust des Jahres 1904 betrug 21241,22 Mk., (1902 46843,39 Mi., 1903 69 268,86 Mk.) sodaß das Gesamtdefizit der Gesellschaft jetzt 137353,47 Mk. beträgt. Für Dauerkarten wurde ein Erlös von 92373,78 Mk., für Eintrittsgelder 82 598,05 Mk. erzielt; die Gast- wirtschaft brachte 30570,05 Mk. Unter den Ausgaben fällt die enorme Höhe der für Musikaufführungen aufgewendeten Summe von 57 467,50 Mk. auf, aufgebracht für ein Publikum, das dem Restaui'ations- betrieb einen Erlös von 30570,05 Mk. brachte. Gerade ein Vergleich in diesen Posten zeigt grell die bedauerliche Tatsache, daß Leipzig ein für diese Unternehmungen nicht recht geeigneter Ort ist. Das Frankfurter Publikum bringt seinem Palmengarten ein weit größeres Interesse entgegen. Wir wünschen, daß dem Leipziger Palmengarten bessere Jahre beschieden seien, was nicht ausbleiben wird, wenn er seinem Namen dauernd Ehre zu machen sucht und gärtnerisch vorwärts schreitet. Liegnitz. Der Gartenbau-Verein veranstaltete am 25. Februar ein „Frühlingsfest zu Ehren der Göttin Medeola'', das im Zeichen des beliebten Rankengewächses stand. Der Saal war mit Medeola- Ranken durchzogen, jeder Teilnehmer mußte einen Medeola-Schmuck tragen, die Damen hatten ihre Kleider mit den graziösen Ranken be- steckt, die Einladungsschrift trug als Titelvignette ein bekanntes Medeolabild, und in einem Gedicht wurde die Pflanze verherrlicht. Diese glückliche Idee, die Brautmedeola iu Liegnitz populär zu machen, hat Herrn Gartenbaudirektor Stämmler zum Vater. Sein Beispiel ver- dient Nachahmung. Manche schöne Pflanze ließe sich auf diesem Wege wieder volkstümlich machen und brächte den Handelsgärtnern dadurch klingenden Gewinn. München. Durch em Komitee wurde die Gründung eines zoologischen Gartens in München beschlossen. Potsdam. Im Anschluß an den Park von Sanssouci werden auf dem Drachenberge und Clausberge unweit des neuen Palais, nach den vom Kaiser genehmigten Plänen des Königl. Hofgartendirektors Fintelmann neue Gartenanlagen geschaffen. Das Gelände wird u. a. mit einem breiten, mit Bäumen bepflanzten Fahrweg versehen. Dieser Weg führt in gerader Linie von dem Belvedere auf dem Clausberg nach der obersten Terrasse des neuen Orangeriegebäudes von Sans- souci. Die neuen Gartenanlagen werden einen alpinen Charakter erhalten und zwar werden dazu mächtige erratische Steinblöcke, die man bei den Planierungsarbeiten des Geländes in der Erde gefunden hat, verwendet werden. Solingen. Die erst seit dem 1. April 1904 bestehende Stadt- gärtnerei hat für das neue Etatsjahr bereits ihren eigenen Etat, der mit einem Zuschuß von ca. 8000 Mark abschließt. Neuanlagen sind hier nicht einbegriffen, sondern werden von Fall zu Fall bewilligt. Wenn man berücksichtigt, daß die Stadt Solingen außer dem Volks- garten, der iu der Hauptsache aus einem Jugeodspielplatze besteht, keine öffentlichen Anlagen besaß, sondern erst mit der Anstellung eines Stadtgärtners die Schaffung solcher in die Hand genommen hat, so muß man den genommenen Anlauf einen guten nennen. Auch in die Bebauung ist bereits ein frischer Zug gekommen, dadurch, daß bereits festgesetzte Fluchtlinien geändert werden, um durch Schaffung breiterer Bürgersteige und Vorgartenzwang Raum für Alleen zu schaffen. Ein reiches Arbeitsfeld für einen Stadtgärtner und die ebenfalls neugewählte Stadtgarten-Kommission. Schwiebus. Für die brandenburgisoheProvinzial-Obstausstellung, welche in der ersten Hälfte des Oktobers hier stattfinden soll, ist von den städtischen Behörden die neuerbaute Turnhalle zur Verfügung gestellt worden. Personal-Nachrichten. Born, Wilhelm, Privatmann, ehemaliger Gärtner in Großen- hain i. S., beging das fünfzigjährige Bürgerjubiläuni. Kröner, Georg, Stadtgärtner in Neumarkt a. d. Rott, Nieder- bayern, feierte am 3. März sein fünfundzwanzigjähriges Dienst- jubiläum als Stadtgärtner. Vorantworti. Redakt< ■ Verlac t. Rio ha Schmidt & Co., Leipzig. — Druck: Anh»lt. Buohdr. Gntanberg, e. ß. m. 12^^ Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 1. April 1905. No. 27. Nachdruck und Nnchbildang aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Pflanzendüngung. Chilisaliieicr-Diiiigiinii für Obstbäume. Von B. Trenkner, Plantage Leliliof, Quedlinburg. (Hierzu lier Abhildungeii.) iZugleicIi Beantvvurtung der Frage No. 307.) in einer vielgelesenen gärtnerischen Liebhaberzeitschrift wurde verschiedentlich vor Anwendung des Chilisalpeters zur Obstbaumdüngung gewarnt und dafür Gründüngung empfohlen. In No. 10 der Pomol. Monatshefte, Jahrg. 1904, wurde dagegen die Anwendjing des Chilisalpeters lebhaft em- pfohlen, auf Grund angestellter erfolg- reicher Versuche. Wer hat Recht? Dies war der Wortlaut der in No. 18 ver- ijffentlichten außer- ordentlich wich- tigen Frage, deren erschöpfende Be- antwortung jedoch nicht so kurz zu fassen ist, daß sie in den Rahmen der Rubrik „Fragen und Antworten" paßt u. deshalb hiererschoi- nen .soll. Mir sind die botreffenden Artikel seiner Zeit aufge- fallen und besonders frappierte mich die Warnung eines sonst durch seine Erfolge in der Obst- kultur bekannten Züchters vor An- wendung schnell- wirkender Dünge- mittel für Obst- bäume, wie des Chilisalpeters. Ohne Frage liegt hier, wie dieses ja leider so häufig im Gartenbau geschieht, eine falsche Anwendung zu Grunde, denn äußerst gewissenhaft ausgeführte, vergleichende Düngungs- Versuche haben gerade das Gegenteil bewiesen. Ich beschäftige mich seit einer Reihe von Jahren mit Düngungsversuchen, sechs Jahre ganz speziell mit Obstbaum- Düngungs- Versuchen und empfehle auf Grund meiner Er- fahrungen, soweit es sich um die Stickstoff du ngung handelt, den Obstbäumen den Stickstoff in schnellwirkender Die Gartenwelt. IX, 27 E^B Sauerkirschen. ^^^B Durchschnitts -Ertraj ton 1 Baum. |^ UngedÜDßl'.Jaucbe. Kdli-Phospbar.K\äli-Phospbät- Chilisalpeter. 2.90Kg 5.06% 5.33 Kg O Kg , Form als Salpeterstickstoff, d. h. als Chilisalpeter, zu geben. " Bei der Kaliphosphat-Düngung ist die Frage, ob schnell oder langsam wirkende Düngemittel anzuwenden sind, ohne Ich begründe das damit, daß der Stickstoff in For von Chilisalpeter als Salpeterstickstoff von den Pflanzen b kanntlich sofort aufnehmbar ist, während sich der Stickstoff in Form von schwefelsaurem Am- moniak im Boden erst in Salpetei-stickstoff um- wandeln muß, welche Umwandlung längere Zeit erfordert. Bei den organischen Stickstoffdüngungen, wie Mist, Guano, Gründüngung, Hornspäne, Poudrette usw., ist die Sache noch verwickelter, indem sich hier der organische Stickstoff erst in Ammoniak-Stickstoff und dieser wieder in Salpeterstickstoff umwandeln muß, ehe er für die Pflanzen aufnehmbar ist. Es bedarf nun wohl keiner weiteren Aus- führungen, daß der Obstzüchter stets danach strebt, seine Obstbäume möglichst mit ausgereiftem Holz in den Winter zu bringen. Durch richtige Verwendung des schnellwirkenden Chilisalpeters haben wir es nun völlig in der Hand, den Trieb des Baumes zu regeln. Der Stickstoff im Chili- salpeter ist bekanntlich in einem Zeitraum von sechs bis acht Wochen von den Pflanzen ver- l)raucht. Geben wir unsern Obstbäumen also spätestens Mitte Juni die letzte Chilisalpeter- gabe, so sind wir sicher, wenn wir die nötige Kaliphosphat - Düngung nicht verabsäumen, im Oktober einen kräftigen, völlig ausgereiften Trieb zu erhalten. Anders bei den langsam wirkenden stick- stoffiialtigen Düngemitteln, wie schwefelsaurem Ammoniak, Hornspänen, Stallmist, bei der Grün- düngung usw. Es entzieht sich \m diesen Dünge- mitteln unserer Kontrolle, ob nicht diese Dünger gerade in den Herbstmonaten größere Mengen ihres Stickstoffes in Salpeterstickstoff fertig ver- wandelt haben. Tritt in diesem Falle, wie so oft im Herbst, noch eine feuchtwarme Witterungs- jjeriode ein, so beginnt sich der Baum noch einmal zu regen, nimmt gierig den mundgerechten Stickstoff auf, bleibt also noch im Trieb und die Folge davon ist, daß das Holz nicht mehr ausreift und im Winter zurückfiiert. Außerdem treiben wir in diesem Falle eine arge Ver- schwendung mit dem teuersten aller Dünge- mittel, dem Stickstoff, da er von den Bäumen in der Ruheperiode, nunmehr in Salpeter ver- wandelt, nicht mehr aufgenommen wird, sondern unausgenutzt in den Untergrund versickert. Weiter behauptet ein Herr, der als Autorität auf dem Gebiete des Obstbaues gilt, daß an seinen, mit Chilisalpeter gedüngten Bäumen, ganze Asti' mitten im Sommer abgestorben seien und siliri'il.t diese Erscheinung der Chilisalpeter- Diingung zu. Dieses Absterben muß aber, wenn die Chiligabe nicht ganz übertrieben stark war, eine andere Ursache haben. Ich habe im Gegen- teil Bäume, die an Gipfeldürre krankten und an denen ganze Zweige abstarben, mit einer Kaliphosphat- und Chilisalpeter- Düngung wieder gesund gemacht. Ich wünsche jedem Obst- züehter solche gesunde, prächtig entwickelte und gleichmäßig starke Bäume, wie sie der Besitzer der Freiherrlich von Oldershausenschen Obstplantage „Feldbrunnen" bei Osterode a. Harz mit Stolz sein eigen nennen kann. Das Bild der fj^^^ Gelba Knorpelkirsche. Durchschnitts -Ertrag von 1 ÜD^edün^f: hali Phosphat Kali-Phosphor Chilisalpefer 2,42K9 4,70 hg 6,76% IX, 27 Die Garten weit. Titelseite zeigt die Entwiokhiiig- von Bäunipn (lieser Plantage, zehn Jahre nach (Un- Pflanzung. Als Obergärtner der Plantage habe ich die Bäume in den Volldüngungs- parzellen. wie aucli in den Parzellen für Phosphorsäure und Stickstoff und Kali- und Stickstoff Düngung in den Jahren 1894—1901 jährlich mit Chilisalpeter gedüngt und zwar verschiedentlich ver- suchsweise mit recht starken Gaben, bis zu 5 Zentner pro Morgen (d. s. 2500 qm). Eine Schädigung durch zu starke Gaben von Chilisalpeter zeigt sieh zuerst nicht an den stärkeren Ästen, sondern an den jüngsten Trieben und dort wieder zuerst an den jüngsten Blättern. Diese werden nämlich schlaff, zeigen braune Stellen, schrumpfen zusam- men und sehen wie verbrannt aus. Vermeintliche Schädigungen an Bäumen durch Clülisalpeter können mit Sicherheit nur dann auf Anwendung dieses Düngers zurückgeführt werden, wenn unter gleichen Verhältnissen und von derselben Sorte, eine Anzahl Bäume ohne Ohilisalpeter - Düngung geblieben, also Parallel -Versuche angestellt worden sind. Es wird auch vielfach behauptet, Steinobst, speziell Kirschen, wären em- pfindlich gegen eine Stickstoff-Düngung, besonders der Gummifluß wurde hierdurch gefördert. Dieser Behauptung steht fol- gende Tatsache gegenüber: Trotzdem die Süß- und Sauerkirschen in „Feldbrunnen" im Jahre 1897 ein Hagelwetter erlebten, daß von den Rinden die Fetzen herab- hingen, was doch die Gummiflußbildung sicher noch befördert hat, verlief diese Krankheit ganz normal und war in den gedüngten und ungedüngten Parzellen völlig gleich. Die günstige Wirkung des Chilisalpeters auf den Ertrag zeigen uns die bildlichen Darstellungen der Erträge an Süß- und Sauerkirschen auf Seite 314. Daß meine günstigen Erfalu'ungen mit der Chilisalpeter-DüngungderObstbäume nicht vereinzelt dastehen, beweisen die für die Praxis so überaus wichtigen Arbeiten des früheren Kreisobstbauteclmikers Herrn IJnselt, jetzt Hofgärtnerin Schwetzingen, und dessen Nachfolgers im Amte Herrn Biesterfeld in Offenbach a. M. An den Landstraßen des Kreises Offenbach wird seit 1 903 zur Düngung der Obstbäiune neben der nicht zu um- gehenden Kaliphosphat-Düngung, Chili- salpeter verwendet und zwar teils in sehr starken Gaben. Die erzielten Erfolge veröffentlichte Herr Kreisobstbautechniker ßiesterfeld in No. 10 der Pomol. Monatshefte vom Jahre 1904. Schädigungen sind dort in keinem Fall, wohl aber ganz vorzügliche Resultate zu verzeichnen. IE OS f^ \?,4 ||l £ I liii 6c- '".3 2 "" - I Cß CO Das Versuchsergebnis des Jahres 1904 mit dem Apfel „Große Kasseler Reinette", gewachsen an einer Landstraße des Kreises Offenbach, bin ich in der Lage, den Lesern der „Gartenwelt" im Bilde und in Zahlen mitzuteilen. Wir sehen hier, daß . durch die Chiiisalpeter - Düngung Die Gartenwelt. IX, der kolossale Mehrertrag von 76,5 kg gegen „Ungedüngt" erzielt wurde. Daß es allein der Chilisalpeter ist, der dieses günstige Resultat erzielte, zeigt uns die einseitige Kali- Pliosphat-Düngung. Durch diese wurde der überhaupt nicht in die Wage fallende Mehrertrag von 0,7 kg erzielt. Ganz besonders weise ich auch auf die Verbesserung der Qualität diu'cli die Chilisalpeter-Düngung liin, was bei Berechnung des Geldwerts der Ernte wohl zu berücksichtigen ist. Um Mißverständnissen vorzubeugen, soll aber gleichzeitig vor der einseitigen Verwendung des Chilisalpeters gewarnt werden. Sind im Boden genügend Kali- und Phosphorsäure vorhanden, so wird der Chilisalpeter auch ohr.e Kaliphosphat seine gün.stige Wirkung ein oder zwei Jahre ausüben. So- bald aber der Kaliphosphat- Vorrat verbi-aueht ist, kann unter Umständen eine Schädigung — nicht des Baumes — wohl aber am Ertrage eintreten. Angesichts dieses, nach jeder Richtung hin einwand- freien Versuches der Herren Unselt und Biesterfeld, sollten die gedachten gärtnerischen Liebhaberzeitschriften doch recht vorsichtig mit der Veröffentlichung derartiger Artikel sein. Was nun die so sehr emj^folilene Gründüngung an Stelle der Chilisalpeter-Düngung anlangt, so sieht es hier in der Praxis ganz anders aus wie in der Theorie. Wäre die Gründüngung als Stickstoffdüngung wirklich von solcher Be- deutung wie sie von der Theorie hingestellt wird, so wäre ilire Anwendung in der Landwirtschaft doch wohl schon allgemein verbreitet. Den Einfluß der Gründüngung auf die Bodenverbesserung will ich nielit in Abrede stellen. Dieser Punkt kommt aber bpi der Obstbaumdüngung weniger in Frage, da es doch mit vielen Umständen verknüpft ist, wenn nicht meist unmöglich, die Gründüngung in den Bereich der Obstbaumwurzeln zu bringen. Es ist schon mit Schwierig- keiten und Kosten verknüpft, Stallmist bei Obstbaumpflanzungen so unterzubringen, daß seine Nährstoffe von den Wurzeln ausgenutzt werden. Wie viel schwieriger ist es nun aber z. B. eine ausgewachsene Mischung von Erbsen, Wicken und Bohnen unterzubringen? Eine solche Mischung im jungen Stadium imterzubringen, wäre Verschwendung und sehr kost- spielig, da nur die große Menge grüner Pflanzenmasse über- haupt erst von Wirkung ist. Naeli den vorliegenden langjährigen Versuchen und auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen auf diesem Gebiete, darf ich wohl behaupten, daß eine Düngung der Obstbäume mit Chilisalpeter selbsti-edend in Verbindung mit einer Kali- phosphat- und Kalkdüngung nicht nur angebracht imd lohnend, sondern für den Obstzüchter, der gewinnbringend arbeiten will, geradezu unentbehrlich ist. Orchideen. Calaiitlio japoiiica und ihre weiße Varietät. Von C. Sprenger, Voniero-Neai>ol. tiapau, das Wunderland, und das Land der Sehnsucht .so manchen Menschenkindes, das seine Zweifel Hebten möchte in Gottes wunderschöner Natur, wo die schönsten Blumen dieser Erde blühen, und wo der Mensch mit dieser Blumenwelt so sehr verwachsen ist, (laß er ihre Pflege zum reinsten Kultus erhebt, dieses schöne Insel- land bietet uns immer noch neu(! Überraschungen. Es hat in seinen Tälern und auf seinen Höhen eine vornehme und reiche Flora, seine Gärten bergen viele Schätze, woran auch wir uns erheben können, seitdem sie uns zugänglich wurden. Es schien eine Zeit lang, als ob die Orchideen im Gegensatze zu anderen Pflanzenfamilieu in Japan stiefmütterlich bebandelt würden. Allein das war ein Irrtum, denn nach und nach kamen wunderschöne und reichblühcnde Exem- plare in Arten und Formen nach Europa, und wenn auch keine der- selben Riesenblunien, die es heute nun einmal sein sollen, bringt, so sind doch g.ar viele melir als kull urwürdig und nicht nur für Sammler und Botaniker interessant, sondern auch für den weiteren auf Gewinn zielenden Gartenbau. Ich darf hiermit den Anfang machen, eine Reibe erprobter japanischer Orchideen zu schildern. Calanthe japoniea, Blume, gehört zur Sektion Eiicalanthe, d. li. sie trägt an ihren schönen Piirpur- blättern einen recht langen, abwärts geneigten und keck gebogenen Sporn, im Gegensatze zur Abteilung Ohiesbreghlia, die spornlos ist, oder nur den Ansatz eines .snlolien rückseitigen Anhängsels zeigt. Soheinbulben birutörmig, dickbauchig, mit langen, weichen, fleischigen Wurzeln und in den kurzen Blattstiel herablaufenden, rinnigen, breit eiförmigen, zugespitzten, lichtgrünen Blättern, die, immergrün bleibend, sich mit den neu erscheinenden Scheinbiüben ergänzen. Blütenschäfte 30 bis 40 cm hoch, schlank, mit 20 bis 30 , Blüten an der Spitze. Die Blüten sind tief purpurn, innen weißlieb und kaum merklich duftend. Sie erscheinen hier bei mir im Freien etwa Ende September und dauern ungefähr einen Monat. Dieweißblühende Calanthe japonica alba blüht etwas früher, hier von Mitte September bis Mitte Oktober. Diese sehr schöi;e und für den Züchter begehrenswerte feine Varietät weicht so sehr von der Stammart ab, daß man sie recht wohl für eine be- sondere Art halten könnte. Sie wächst viel kräftiger, trägt höheie Blütenstengel mit umfassenden Stengelblättern und größeren Blüten- trauben, deren Blüten, von schneeweißer Farbe, zweiteilige, sehr tief- gespaltene Lippen tragen. Ihre Blätter sind konsistenter und sehr rinnig nervig, auch leicht meergrün bereift. Ich kultiviere diese lieblichen, immergrünen, dankbaren Calan- then seit Jahren in kleinen Töpfen für den Pflanzenhandel, stelle sie des Winters in einen lichten, einfachen Holzkasten mit Glas bedeckt und bringe sie von Anfang April bis Mitte oder Ende Oktober in das Freie in tiefem Schatten am Fuße einer kühlen Mauer und in Gesellschaft von hier ausdauernden Farnkräutern. Die Cahinthe sind bekannthch Erdorchideen und C. jnponica. gedeiht vorzüglicli in einer Mischung von grobfaserigem Torf, reiner schwarzer humus- reicher Walderde und grobkörnigem Flußsand, der aber bei guter Drainage nicht einmal notwendig ist. Eine leichte in Wasser gelöste Gabe Chihsalpeter tut ihnen sehr gut und es ist ganz selbstrodend, daß die Bewässerung mit reinem kalkfreiem Flußwasser regelmäßig des Abends vorzunehmen ist. Ich lasse die Pflanzen während der beißen Juli -Augustzeit mehrmals des Tages spritzen. Unter dieser Behandlung gedeihen meine Pflanzen vortreffhch, blühen alljährhch reich und schön und versagen nie. Die Pflanzen sind so gesucht, daß meine typische japoniea fast geräumt ist und nur die weiße Varietät noch abgebbar wäre. Man sollte diesen und vielen anderen Calanthen, die alle mehr oder weniger schön sind, viel mehr Auf- merksamkeit zuwenden, eben ihrer an.spruohslosen leichten Kultur wegen, um ihrer hübschen Blume willen und auch besonders, weil alle ohne große Mühe im Zimmer zu halten und zur Blüte zu bringen wären. Calanthe japoniea alba kultivierte ich jahrelang im Zimmer und brachte sie regelmäßig zur Blüte. Kakteen und Sukkulenten. Kalaiiclioe keweiisis. Von Richard Anker, Addi.son Nursery, Konsington, England. (ITierxu eine Abbildung.) L/iese wunderhübsche Hybride hat ihren Ursprung in den berühmten botanischen Gärten von Kew, woselbst sie aus einer Kreuzung der großen weißblumigen Kalanchoi' lientii nüt der herr- lichen von Orange in Scharlachrot üliergehenden Kalanehoe flammca ge- zogen wurde. Die Pflanzen haben aufrechten Wuchs, sind 1 m hoch IX, 27 Die Gartenwelt. und liöher mit zylindrischen Stengeln, an denen die gegenständigen, veiscliiedenaitig geformten Blätter sitzen, die mehr oder weniger durch tiefe Einkerbungen eine ausgeprägt dreispitzige Form erhalten. Die übrigen gleiclien entweder denen der flachen zungenartigen Krrlaiichor flaiiiitira, oder denen der Kalanclioe. Bentii. Die haupt- silclilichbte Eigentümlichkeit der Pflanze ist die Farbe der Blüten, welche weder flaiiimea noch Be7itü ;iliii.l(. -la -!-• ein kräftiges Kosa ist. Die Größe der vierzähligen lüiii. n i f un^rfahr 2 — 3 cm im Durohinesser, Blumenblätter zueinci I.Miin' \rM\arlist'n. Die Blumen stehen in viel verzweigten Rispen. Su- hleilu-u lange in Blüte und halten sich au(;h als Schnittblumen in Wasser lange Zeit. Stauden. Funckia Sieboldi {tSi/n. Hosla sicholdiana, Hook.), unter diesoin Namen auch in namhaften Staudenverzeichnissen nicht zu finden, ist eine der schönsten und vornehmsten farbigen Funckien. eine vorzügliche Solifairpflanzc edelster Form, wie auch für bessere Felspartien sehr geeignet. Ihre .schön geformten großen Blätter, wie die der Ftmcina subcordala r/randiflora. sind graublau oder graugrün, denn blau ist in diesem eigenartigen Farlieutone vorherrschend. Eine starke Pflanze im Käsen, oder ein aus mehreren Pflanzen bestehender Busch, ist eine absonderliche und hervorragend schöne Erscheinung ihrer Art, zumal in der Nachbarschaft anderer bunter Funckien. Ubschon ich dieselbe einmal entdeckte und sofort anpflanzte, war es mir doch nicht vergönnt, sie irgendwo in Blüte zu sehen. Doch liegt der hohe Wert der Pflanze, die keinesfalls eine Neuheit, nur eine Seltenheit ist, jedenfalls und einzig in der schönen zarten mütterchen oder Hyazinthen und Tulpen — damit ist der Blumen- schmuck oder der Schmuck des Gartens überhaupt erschöpft. Es sollten aber alle Gärtner, welche Gärten im Auftrage anlegen, be- pflanzen und in Pflege haben, nach Möglichkeit bestrebt sein, mehr und mehr das Interesse für gute Dauerpflanzen neben den gewöhn- lichen Giuppenpflanzen zu wecken, was dieselben doch so sehr ver- dienen. Es darf aber andererseits auch nicht verschwiegen werden, daß für viele Gärtner die Staudenwelt eine ihnen völlig fremde Welt ist. Zu den Funckien sei noch bemerkt, daß diese auch an Orten im Schatten, wo so manche andere Pflanze nicht mehr gedeiht, immer noch sehr gut gedeihen. G. S. Schnittblumenkultui blauen Blattfärbung, welche sie ja während der zeit behält, nicht aber in den wohl selten erscheinenden Blüten. Sieisteinederschönsten Funckien mit bunten oder farbigen Blättern; wenn nicht die schönste so doch die zarteste, weil diese Farbe so selten ist. ' Unter den Funckien ist sie in der Färbung annähernd das, was in dieser Beziehung unter den Teppichpflanzen etwa die graublauen Eche- verien sind. An passender Stelle ein größerer Trupp dieser blauen, großblätterigen Funckien, ein- gefaßt mit der kleinblätterigen, wellenförmigen, weißbunten F. undulata fol. var. gibt jeden- falls eine hochintere.ssante seltene Gruppe von Blattpflanzen in eigenartigem Farbenspiel, wie man sie n u r aus Stauden herstellen kann. Bedenkt man die Dauerhaftigkeit solcher Pflan- zen, gepaart mit Schönheit, denn nach ein- maliger Anpflanzung kann man sich ein Menschenalter hindurch daran erfreuen, wenn sie nicht gewaltsam vernichtet werden, und zieht man dazu in betracht, daß dieselben tat- sächlich nicht mehr an Pflege erfordern als etwa eine Päonie oder ein gewöhnlicher Strauch, so überkommt den Fachmann beim Anblick zahlloser Gärten in bezug auf ihre Bepflanzung ein recht beschämendes Gefühl. Dieses Gefühl wird auch nicht behoben durch den Anblick und den Vergleich mit dem Blumen-, Obst- und Gemüsegarten auf so mancbem phantastisch geformten teuren Damenhut. Mau findet eben leider in unseren Gär- ten nur sehr selten interessante Vertreter der Staudenwelt vor. Rasenplätze mit Bäumen und Sträuchern gewöhnlichster Art, einige Blumengruppen mit den alljährlich wieder- kehrenden stereotypen Pelargonien, Fuchsien oder Begonien, im Frühjalu- vielleicht Sticf- Vegetation Kalanchoe Vom Verfasser für die Cosmea bipinnata ist eine nur .selten in den Gärten zu findende Somraerblunie. Als solche wird sie wohl keine große Bedeutung erreichen, weil bei der herrschenden Geschmacksrichtung die Sommerblumen nicht so beliebt sind wie andere Blütenpflanzen, z. B. die Stauden. Aber in anderer Hinsicht könnte diese, durch ein fein gefiedertes Laub und durch zahlreiche auf schlanken, aber straffen Stengeln sitzende Blüten auffallende Pflanze für den Schnitt- blumengärtner, Blumenbinder und Dekorateur von Bedeutung sein. — Gewöhnlich blüht sie bei einer Aussaat im März, April in den Monaten Juli bis September. Säen wir sie aber später aus, etwa Ende Mai, so reicht ihr Flor bis gegen Weihnachten. Freilich dürfen wir sie nicht im Freien lassen, sondern müssen sie entweder in Töpfe pflanzen und ins Haus stellen oder wir überdecken das Beet, auf welchem sie stehen, mit Kästen und Fenstern, um sie vor vernichtenden Frösten zu schützen. Auf diese Weise behandelt, kann Cosmea bipinnata und besonders ihre Verbesserang C. bipinnata grandi- flora und die Form Klondyke eine nicht zu unterschätzende Bereicherung unseres Schnittmaterials sein zu einer Zeit, wo viel für Binderei und Dekoration gebraucht wird und doch die Auswahl und Ab- i-hslung eine beschränkte ist. Die Blüten der verbesserten Cos- mea bijmmata gran- diflora ähneln sehr den Margueritcn oder kleinen einfachen Kaktusdahlien, haben vor ersteren aber den Vorzu'g, daß wir sie in verschiedenen schö- nen Färbungen, weiß, rosa, dunkelrot, bläu- lich usw. besitzen und daß sie sich besser in abgeschnittenem Zu- stande halten als Mar- gueritcn odereinfaclie C. Rimann, Nagy Szent Miklus. Reseda Machet „Weiße Perle". vorjährige Einführung von Papc n. gmann in Quedlinburg, sei allen, die weiße Schnittblumen ziehen, bestens empfohlen. Die Blüten sind tatsächlich weiß, sehr wohlriechend und erscheinen in langen, spitz auslaufenden Ähren. Für die Kranzbinderei ist Reseda „ Weiße Perle'- von unschätzbarem Wert. Wer meinen Garten im vorigen Jahre besuchte, war entzückt von der Schönheit dieser Neu- züchtung. M. .H. kev,'ensis. iGartenwelt" gezeichu Die Gartenwelt. IX, 27 Ruinenhalle beim gothaischen Dorf Liebenstein Vom Verfasser für die „Gartenweit" photogr. aufgenommen. Landschaftsgärtnerei. Ruinen im Garten. Vüu Willy Lange, Lehrer für Gartenkunde an der Kgl. Uärtnerlehranstalt in Dalilem bei Steglitz. (Hierzu vier Abbildungen.) „Altes Gemäuer" läßt uns in seiner Gestaltung fast voll- ständige Freiheit: es ist bis zur Unkenntlichkeit der ursprüng- lichen Form zerfallen. Während im kleinen Garten einige kleine Mauerteile zur Begründung einer lebendigei-en Boden- bewegung genügen, als Ersatz der vielleiclit unnatürlichen Naturwerke, z. B. Felsen durch Menschenwerke (ver- gleiche meine Ausführungen in No. 4 d. Jahrg.) kann im größeren Naturgarten ein ganzes Gebiet durch Mauerreste, von einander getrennt, aber im Ganzen den ursprünglichen Gebäudegrundriß noch erkennen lassend, Veranlassung (Motiv) zu architektonischer Gestaltung innerhalb der übrigen Gartennatur werden. Ein Beispiel, wie auch einmal architektonische Flächen- anordnung, aber mit fi-eien Umrißlinien im Kaum, „naturgemäß" sein kann. Nicht so frei sind wir in der Nachgestaltuiig der Ruinen, d. h. solcher Gebäudereste, die ihren lu'sprünglichen Zweck und ihre Bauformen noch er- kennen lassen. In ihnen verkörpern sich tiefe his- torische Beziehungen, Merksteine der Landes-Erlebnisse und gleichzeitig eine durch lebendige Beispiele er- läuterte Entwickelungsgeschichte deutscher Bauformen. Alles dies legt ims strenge Prüfung dessen auf, was nach der landschaftlichen Lage des Gartons das Richtige ist und andererseits die beabsichtigte künst- lerische Stimmung zu en-eichen, geeignet scheint. Man kann zwei Haupt-Gruppen unter den Ruinen unterscheiden: weltliche und kirchliche. Er.storo sondern sieh in die historischen Gruppen der Römi.schcn und der Deutsch-mittelalter- lichen. Sie dienten der Verteidigung oder Unterdrückung und waren über ganz Deutschland an solchen Stellen verteilt, die, wenn auch nur in einer geringen Bodenerhebung, eine natürliche Er- schwerung des Angriffs versprachen. Während in der Ebene im Norden und Süden die feindlichen Heerhaufen in breiten Völkerwellen im Eassenkampf übereinanderfluteten , alles Entgegen- stehende bis auf die heiligen Kapellen und Kirchen zerstörend, wurden im Ge- birge die Bruder- und Nachbar- zwiste in kleineren Gnipjien aus- gefochten, und manche Burg fiel hier mehr durch Verrat als durch Übermacht. Der kleine Haufe der Belagerer, bei der Schwierigkeit der Verpflegung im unweg- samen Gebirge oft kaum weniger aus- gehungert als die Belagerten, zog nach oberflächlicher Zerstörung des wehrlichen Hauses — mehr waren ja viele „Burgen" nicht — möglichst i'asch fürbaß. Die wenig behauenen Steine hatten für die bäuerlichen Umwohner geringen Wert : wozu sollte man von dem Biu-gberge holen, was man eben- sogut im Tale fand. So blieben Ritterburgen fast nur im Gebirge bis auf unsere Zeit erhalten, während andrerseits die kirchlich-klösterlichen Ruinen ganz besonders der Ebene eigen- tümlich sind. In den alten Rassekämpfen heilig gehalten, er- lagen die Klöster meistens erst der Wut der von ihnen bisher geleiteten und geknechteten Umwohner in den Bauernkriegen. Weil wir hieraus folgern müssen, daß Burgruinen fast nur im Gebirgsgarten, Ruinen kirchlicher Bauten aber überall „naturwahr" sind — darum finden wir diesen geschichtlichen Überblick in der „Gartenwelt": ein Beispiel für die tiefen Beziehungen, welche die scheinbar eng umgrenzte Welt des Mauercck Vom Verfasser für die „G.i IX, 27 Die Gartenwelt. Gartens mit der weiten Welt des gegenwärtigen und ver- gangenen Lebens verknüpfen, Beziehungen, die im Einzelnen auf die Entwickelun« der Bauformen hinübergreifen. In dem ursprünglich kriegerischen Zweck der Burgen liegt es, daß sie zunächst mehr stark als schön sind, während in den kirchlichen Ruinen herrliche Reste baukünstlerischen Schmuckes erhalten sind. Unsere Bilder zeigen deutlich diesen Gegensatz: Das erste Bild Seite 318 oben gibt einen Anhalt für Kloster Walkenried bei Nordhausen. Vom Verfasser für die „Garlenwelt" photogr. aufgenommeu. die Verwertung der „Ruinen" im Garten als gesclilossene Halle, deren Deckimg, durch Treppen von außen zugänglich ge- macht, einen Ruheplatz inmitten dichter Baumkronen gewährt. Das Innere der Halle kann mit ritterlicher Pracht ausgestattet werden und die Umgebung durch blühend umrankte Mauer- reste, Brunnen usw. die Hauptstimmung des Ganzen aus- klingen lassen. Unsere vielen heimatlichen Burgen geben, namentlich auch in Verbindung mit alter Holz-Architektur malerische Vorbilder für Einzelheiten. Das zweite Bild, Seite 318, zeigt eine Mauerecke mit Fenstern — den Rahmen für liebliche Bilder der Umgebung. „Klosterruinen" geben uns im lieblichen Garten der Ebene Gelegenheit, zierliche Bauten auszuführen. Unser drittes und viertes Bild, auf dieser Seite, Teile der Ruine Walkenried bei Nordhausen darstellend, belehren uns darüber, wie ver- schiedene Baustile an demselben Bauwerk dessen Geschichte erzählen, und gerade hierdurch sein Alter uns besonders eindringlich machen : Auf einen wenig formvollendeten Unterbau folgt ein romanischer Hochbau und auf diesen ein prächtiger gotischer Umbau mit Benutzung romanischer Ai'chitekturteile. Zur künstlichen Nachschöpfung des Alters sollte uns der Wechsel des Stils ein willkommenes Hilfsmittel sein. Die Abbildungen sind nicht als nachzuahmende Vorlagen gedacht, sondern wollen in der Darstellung der wesentlichen Züge der Ruinen „in der Natur" als Grundlage für kleinere Schöpfungen im Garten dienen. Hier können einzelne Teile zu Ein- und Durchgängen, auch zu „Rahmen" für Gartenbilder weVden, endlich Blickpunkte bilden auf freie Flächen innerhalb und auiäerhalb des Gartens, sie zu „Bildern" vollendend. Wie die Natur ein Wesen trotz der Einheitlichkeit seiner Bildungsgesetze unendlich verschieden gestaltet, denn kern Mensch, kein Tier, keine Pflanze, kein Stein gleicht dem andern gleicher Art vollständig, so bilden sich auch Menschen- werke wechselvoll um, sobald die Natur sie, von ihnen Besitz ergreifend, in ihre Bestandteile auflöst. Aber zerstörend weiß sie zu schaffen und neues Leben blüht aus den Ruinen. So lassen wir im Garten dit; Mauern bewachsen und imisohlingen von heiteren Waldreben, Wildem Wein, Jelänger- Jelieber ; auf den wild zerrissenen Mauerkronen Fichten luid Kiefern, überhängende Brombeeren, Himbeer- und Vogol- beersträucher stehen ; aber auch Kresse lind Geranien hervorleuchten, Glockenblumen und Fuchsien blühen, Heliotrop und Reseda ihre duftenden Seelen in die milde Nacht hauchen. Epheu, der ernste Freund der Denksteine, hilft uns vergangene Leiden mildern. und Immergrün auf neue Freuden hoffen. — Ergreifende Bilder der Phanta.sie gestalten sich zu schöner Wirk- lichkeit durch Vereinigung scheinbar im Werden be- griffener Sandstein-Architektiu- mit der Auflösung nahem Gemäuer, überwuchert von alljährlich auferstehenden Pflanzen. Natürlicher Parkschmuck als ehrende Erinnerung auf .1 In.sel Mainau, wo der greise Heldenkaiser, Wilhelm I., alljiibilich und gern einige Zeit weilte. Kaiser Wilhelm hatte hier eine prächtige, stille Stelle im Park gefunden, die sein Lieblingssitz wurde, von dem aus man einen herrlichen Über- blick hatte über den schönen Bodensce zu der großartigen, lang hingezogenen Alpenkette. Zur ehrenden Erinnerung ^ HHP'^-: ■H ^^^p S 1 ■hhpH ^^^^^Hr<.^ H iffl'^ n. .-"jr mm m Kloster Walkenried bei Nordhausen. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommeu. wollte die Großherzogin von Baden, seine Tochter, diesen Liebling.^sitz auszeichnen und sie wähUe dazu einen kleinen erratischen Block und legte ihn neben die kleine Bank, auf der der Kaiser so gern saß. Dann zeigte sie die Stelle dem immer jugendfrisdicn deutschen Bodensee -Dichter Victor Scheffel und ließ in goldenen Buchstaben dessen Spruch auf den Block einmeißeln: Zersplittert, - lose Reiser — 1 Heil Wilhelm, d-utschor Kaiser! Vereinigt — alpengleich! I Heil Dir, Du deutsches Reich! Grube, Aachen. 320 Die Gartenwelt. IX, 27 Pflanzenvermehrung. Yermelirung von Drosera und Ramondien durch Blatlstecklinge. Von F. Rehnelt, ürossh. Gavteninspektor, Giessen. {Hicrxu eine Abbilduny.) JJereits im siebenten Jahrgang, Seite 184 der Garten- welt, machte icli a\if die Vermehrung der Drosera durch Blätter aufmerksam. Da ich diese Vermehrungsart bei D. capensis und bei D. siyaihulata seit längerer Zeit mit Erfolg anwende, weil sie ferner recht interessant und sonst nocli nirgends beschrieben ist, möchte ich mit einigen Zeilen darauf zurückkommen. Ende Januar oder Anfang Februar werden 15 cm weite Samensclialen mit sandgemischtem Torfmull etw^as über die Hälfte gefüllt, so daß nach dem Andrücken ein daumenbreiter Raum bleibt. Naclidem die Blätter, die gesund und ausge- wachsen sein müssen, so gesteckt sind, daß sie feststehen und sich gegenseitig nicht beengen, weil sonst Fäulnis entstünde, wird in der bekannten Weise von unten bewässert und eine Glasscheibe gut schließend aufgelegt. Hierauf erhalten die Schalen ihren Stand auf den Hängetabletten des Warmhauses. :'.; Die weitere Pflege be- stellt in täglichem Ab- wischen der Gläser und gelegentlichem Gießen mit Regen Wasser durch Untersetzer. Wie die Bewurzelung vor sich geht, zeigt die Abbil- dung. Der Blattstiel, jis zum Strich a im Boden befindlich, ver- sorgt das Blatt wohl mit Wasser, macht aber wederKallus noch Wur- zeln. Die junge Pflanze bildet sich vielmehr bei b am äußersten Ende der Blattspreite. Ist das junge Pflänzchen soweit, daß es seine dunkeln Wurzeln in den Boden senkt und sich selbst ernähren kann, dann wird das Stecklingsblatt von der Schnittfläche aus schwarz und stirbt ab. Soweit läßt man es aber nicht erst kommen, sondern man pflanzt seine auf diese Weise erzielte Nachzucht einzeln oder zu mehreren in kleine Töpfe oder Schalen, sobald sie die auf der Zeichnung an- gedeutete Stärke erreicht haben. Nach und nach an die Luft und küldere Temperatur gewöhnt, entwickeln sie sich verhält- nismäßig schnell zu vollkommenen Pflanzen, sind stärker als Sämlinge und blühen stets noch in demselben Jahre. Bei der viel kürzeren Blattform der D. spathukita spielt sich der Vorgang der Adventivknospenbildung ebenso ab. Auch die Vermehrung der Ramondien, dieser schönsten aller alpinen Pflanzen, gelingt leicht aus Blattstecklingen. Nicht bloß das ganze Blatt bringt an der Alltrennungsstelle eine neue Pflanze hervor, sondern auch einzelne Blattstücke besitzen diese Fähigkeit, was eigentlidi nicht zu verwundern ist , da Ramondien einer Pflanzenfamilie den Gesneriaceen zugerechnet werden, bei deren Vertretern diese Verraehrungart (es sei an Gloxinien erinnert) allgemein bekannt ist. Man macht Ramoudienblattstecklinge im Spätsommer schattig, kühl und geschlossen. Acht Wochen alter Blattsteck- ling von Drosera capensis. Zeit- und Streitfragen. Die Fortbildungsschulen und deren Zweck und Ziel. Jjs gibt jetzt wohl in fast allen größeren deutschen Städten die segensi-eiche Einrichtung der Fortbildungsschulen, die jedem Hand- werk, jedem Beruf, selbst dem Kunsthandwerk eine Abteilung widmet, in welcher sich die Lehrlinge und jüngeren Gehilfen in den ihrem Berufe nahestehenden Fächern ausbilden und weiterbilden können, und bei den Jahresschluß-Ausstellungen kann man sehen, welch ein hohes Können und ein künstlerisches Empfinden Einzelne beweisen. Auch der Gartenbau hat seine Abteilung in den Fortbildungs- schulen erhalten und wenn es auch noch nicht überall eingeführt ist, so wird doch angestrebt, daß die Lebrhnge gezwungen werden, die Suhule zu besuchen, die ihnen ermöglicht theoretische Kenntnisse zu erwerben . die ihnen in der Praxis niemals zuteil werden und durch welche sie in die Lage kommen, größeren Ansprüchen später zu genügen und sich dadurch eine bessere Position zu ver- schaffen. Bei all den Vorteilen, welche die Fortbildungs-Abend- oder Winterschulen bieten, stehen dieselben jedoch noch nicht auf dem Standpunkte des Lehrganges, welcher nötig ist, den nicht durch höhere Schule gebildeten Gärtnerlehrling in geeigneter Weise auf seine Laufbahn vorzubereiten und ihm Kenntni.sse zu verschaffen, die ihm für sein späteres Fortkommen wirkliche Vorteile bieten, ohne in ihm die meist unzutreffende Meinung zu erregen, als wäre er durch den Unterricht der Fortbildungsschule befähigt, dasselbe zu leisten, wie junge Gärtner, welche eine höhere Gärtnerlehranstalt während zweier Jahre mit Erfolg besuchten. Diese Annahme besteht, wir begegnen ihr leider sehr oft, und wem wir das Gegenteil seiner Annahme beweisen wollen, den beleidigen wir seiner Meinung nach schwer. Wir wollen gleich betonen, daß wir nicht der Ansicht sind , daß nur auf einer Gärtnerlehranstalt ausgebildete junge Leute befähigt sind, sondern, daß es auch tüchtige, im Fach und seiner Wissenschaft hervorragend gebildete Gärtner gegeben hat, gibt und geben wird, welche weder jemals eine Gärtnerlehranstalt noch eine Fortbildungsschule besucht haben, sondern sich selbst, dank ihrer intellektuellen Befähigung, verbunden mit Fleiß und Energie, in Theorie und Praxis emporgearbeitet haben, und in ihrer Art leuchtende Vorbilder .sind. Solche Leute, denen die Natur eine große Begabung als Kapital in den Schoß gelegt hat, sind aber seltene Ausnahmen und je weiter wir fortschreiten, je höhere Ansprüche an uns gestellt werden, desto seltener werden die Autodidakten und desto notwendiger wird der Besuch von Lehranstalten und Fortbildungsschulen für den Nach- wuchs unter den Gärtnern, zumal heutzutage, wo Zeugnisse meist eine große Rolle spielen. Durch diese vorstehende Betrachtung wollen wir uns den Vor- wurf ersparen, daß wir die aus Fortbildungsschulen hervorgegangenen Gärtner durchweg niedriger einschätzen als die der Fachbildungs- sohulen und sie über die Achsel ansehen. Der Name Fortbildungsschule bezeichnet ihr eigentliches, richtiges Ziel, d. h. sie soll ihre Schüler weiterbilden in den Dingen, die sie auf der Schule gelernt und die sie vermöge ihrer Volksschul- bildung wirklich erlernen und begreifen können. Dazu ist die Fortbildungsschule da, darin soll sie ihre Wirkung betätigen und darin wird sie Gutes, Segenbringendes schaffen. Was darüber ist, das ist vom Übel. Sie soll fort- und weiterbilden, aber nichts neues d. h. solches dem Lehrling beizubringen versuchen, was ganz außerhalb seines Bestimmungsfeldes liegt und was ihm zu hoch liegt, als daß er davon einen andauernden Nutzen ziehen könnte und was ihn schließlich zu der Amiahme führt, in einem halben oder einem ganzen Jahre in den wenigen Abendstunden das gelernt und in sich aufgenommen zu haben, wozu die Zöglinge einer Gärtner- lehranstalt viele Unterrichtstage zweier Jahre benötigen, obwohl sie meistens weit höhere Schulvorbildung besitzen und ihre ganze Lehr- zeit bereits absolviert haben. Darin liegt der Kern unserer heutigen Betrachtung und wir glauben, daß uns die meisten Leser dieser geschätzten Zeitschrift darin beistimmen werden, wenn wir sagen, IX, 27 Die Gartenwelt. daß viele Unterrichtsfächer heute in den Fortbildungsschulen be- stehen, welche gar nicht dahin gehören und andererseits manche fehlen, die sehr notwendig für die jungen Gärtner wären, um sich damit vortraut maclien zu können. Wollen wir für unsere Behauptung Beweise anführen, so nehmen wir zuerst das Kach Zeichnen und Entwerfen von Oartenplänon. Wenn man bedenkt, daß auf den Gärtner- Icli ranstalten ein ganzes Jahr und länger der mehr oder minder Befälligte Pläne kopiert und sich im Zeichnen übt, dabei Vorlesungen über Gartenkunst und -geschichte, Feldmessen, Gehölzkünde u. a. hört und dann erst, so vorbereitet, im zweiten Jahre an die Aus- fuhrung selbständig entworfener Pläne geht, wenn wir ferner bedenken, wie viele von den so vorbereiteten selbst im zweiten Jahre des Zeichenunterrichtes auch nicht den kleinsten Plan zu entwerfen im- stande sind, so nimmt es wahrlich Wunder, vcenn man erfährt, daß auf den Fortbildungsschulen bereits im ersten halben Jahre die Schüler vor die Aufgabe gestellt werden, einen Plan zu entwerfen. Ich bin überzeugt, daß noch jeder Anstaltei, welcher nach Jahren seine in der Gärtnerlehranstalt gemachten Pläne, selbst wenn er ein vorzüglicher Zeiclmer und befähigter Schuler daselbst war, betrachtet hat, sich eines geringschätzenden Lächelns nicht er- wehren konnte. Ist es also mit dem Zweck und dem Ziel der Fort- bildungsschule vereinbar, etwas den Schülern beibringen zu wollen und in den Lehrplan aufzunehmen, wozu andererseits zwei Jahre vielseitigen Studiums gehören, um schließlich nur die primitivsten Anfangsstadien des Planentwerfens zu erreichen ? — Mag sich der Zeichenunterricht in der Fortbildungsschule außer dem für den An- fänger viel wertvolleren Freihandzeichnen auch auf das tjben von Gruppenzeichneu, wohl auch als Schluß auf das Kopieren kleinerer Pläne erstrecken, um dem jungen Gärtner eine Idee beizubringen, wie ein Plan aussieht und gemacht wird und was die Zeichnungen auf dem- selben bedeuten, was darüber ist, das ist vom Übel. Das Gleiche gilt vom Feld messen. Auch l;ierzu gehört ein gutes Vorstudium und einigermaßen die Geläufigkeit im höheren Rechnen und der Planimetrie. Bedenken wir aber, daß sehr viele junge Gärtner eine geringe Schulbildung haben und noch nicht einmal die einfachen Rechnungsarten vollkommen beherrschen, so ergibt sich daraus schon der Widersinn, in die Köpfe etwas hineinbringen zu wollen, wofür in den meisten Fällen das Verständnis fehlt und infolgedessen auch die Möglichkeit, einen praktischen Nutzen von diesem Teile des Unterrichtes zu ziehen. AVie es mit diesen beiden Fächern steht, so ist es auch bei manchen anderen. Da hört mau die jungen Leute alle möglichen botanischen Ausdrücke hersagen, sie können Pflanzenkrankheiten mit dem wissenschaftlichen Namen bezeichnen, fragt man aber nach der Bedeutung oder der Art, so gibts ein großes Schweigen. Ob eine derartige Führung des Lehrunterrichts, von wenigen Ausnahmen abgesehen, für die Schüler wirklich etwas Ersprießliches schafft, ist sehr zu bezweifeln, daß aber durch die- selbe bei den Novizen des Gartenbaues nur zu leicht die Meinung entsteht, sie hätten nun vermöge ihrer in der Fortbildungsschule erreichten Kenntnisse gleichberechtigte Ansprüche wie die ,, Anstalter", ist leicht zu begreifen. — Welche Ziele soll nun aber eigentlich die Fortbildungsschule verfolgen und in welcher Richtung .soll sie bildend und fördernd auf die jungen Gärtner wirken? — Zu allernächst ist ihr Zweck, das nachzuholen, was violleicht auf der Volksschule von dem Schüler zu lernen versäumt wurde, d. i. die Vertrautheit mit den einfachen Rechnungsarten, Rechtschreiben, schöne Handschrift, Naturkunde, speziell Pflanzenkunde. Was nützt z. B. der Unterricht im Feld- messen, wobei Berechnungen von Flächen und Körpern nötig sind, wenn der Schüler mit dem Bruchrechnen, der Regeldetri usw. noch auf dem Kriegsfuße steht? Was nützt ihm die Lehre über den inneren Bau der Pflanzen, wenn er noch kaum den äußeren Bau der- selben kennt. Welchen Vorteil bieten ihm die botanischen Namen, wenn er die deutscheu Benennungen noch nicht einmal richtig schreiben kann und die gewöhnlichsten Pflanzen noch nicht kennt? Also zunächst eine Wiederholung der Volksschulkenntnisse und sitzen diese, dann möge mit anderem Unterricht begonnen werden. Der- selbe sollte sich hauptsächlich auf solclie Gebiete erstrecken, welche dem jungen Gärtner in der Praxis zugute kommen. Da wäre z. B. die Buchführung ein empfehlenwertes Fach, sodann ein Unterricht über das Krankenkassenwesen, die Unfallversicherung, über die gesetzlichen Rechte und Pflichten des Lehrlings und diejenigen seines Chefs. Das sind Sachen, über die eine eingehende Information recht not tut, welche aber wohl nirgends berücksichtigt wird, aber durch die krasse Unkenntnis über dieselben bei den meisten jungen Gärtnern dringend notwendig erscheint, besondei's weil ihnen dadurch eine Handhabe zum Schutz gegen oftmals gewissenlose Ausbeutung gegeben wird. Des V/eiteren auch sehr wichtig und zum Zwecke des eigenen Schutzes wäre der Unterricht in den allgemeinen hygienischen Vorschriften und anschließend daran ein Kursus in der ersten Hilfeleistung bei Unglücksfällen. Alle diese Gebiete haben einen sofortigen direkten Nutzen für den Lernenden und sind durchaus nicht so überflüssig oder allgemein bekannt, wie es auf den ersten Augenblick erscheinen könnte. — Ein weiteres Fach, gleichzeitig mit der Rechtschreibung vereinbar, wäre die Korrespondenz. Man schaue sich nur einmal so ein Stellungsgesuch eines Lehrlings oder Gehilfen an; abgesehen von orthographischen Fehlern zeigt es oft eine so wenig gewandte Stilistik, daß sie Mitleid erregend wirkt. — Es fragt nun gewiß mancher Leser, ob denn auf der Fort- bildungsschule gar nicht das Gärtnerfach berührt werden soll. — Diese Frage ist eine durchaus berechtigte, aber die Antwort dürfte nicht so einfach sein. Jedenfalls sollen, wenn die Allgemein- Fortbildung in erster Linie zu ihrem Rechte gekommen ist, auch die fachlichen Spezialgebiete gelehrt werden, aber immer in der Weise, daß sie dem Sinne der Fortbildungsschule und dem Auf- fassungsvermögen des Schülers auch entsprechen. Unterricht über Gartenkunst, Gartengeschichte, Physiologie und Krankheiten der Pflanzen, Bodenkunde, Feldmessen und Nivellieren etc. .sollte gänz- lich ausgeschlossen bleiben, dadiese Fächer erstens größere Vorkenntnisse und zweitens längere Praxis im Gartenbau bedingen, um dem Schüler einen dauernden Vorteil zu gewähren. Es wäre aber die Pflanzen- kunde, die Blumenzucht, der Gartenbau, der Obst- und Gemüsebau, das Freihandzeichnen und das Plankopieren in den Lehrplan ein- zureihen. Endlich dürfte es sich empfehlen, eine Unterrichtsstunde über die technischen Hilfsmittel im Gartenbau einzulegen, in welcher auch vor allen Dingen den Schülern über jede Frage, welche ihnen in der Praxis ungelöst blieb, Auf- klärung gegeben würde. Wir möchten diese Stunde zur Hau pt- und Kardiualstunde des fachlichen Fortbildungsunterrichts erheben, weil hierin der Fragende ein direktes Interesse bekundet und die übrigen Zuhörer angeregt werden, selbst die gestellte Frage zu beantworten. Steht diesem Unterricht eine geeignete, im Gärtner- beruf stehende Kraft vor, so wird sie auf den Lernenden den ersprießlichsten Einfluß entfalten können und die theoretische Aas- bildung des Lehrlings mehr fördern als alle übrigen Fächer. — Schließlich könnten wir uns noch des weiteren verbreiten über die Lehrkräfte selbst, welche unseres Erachtens heute noch nicht in den Fortbildungsschulen in dem Maße ausgewählt werden und den Unter- richt nicht so leiten, wie es sein sollte. Ist es doch nachweisbar, daß z. B." ein Maschineningenieur auch Unterricht in der Gartenkunst und -geschichte gibt u. dergl. Wir wollen durchaus nicht bestreiten, daß die Lehrkräfte im allgemeinen an den Fortbildungsschulen gute, ja oft vorzügliche sind, wir wollen auch zugeben, daß es nicht möglich ist, daß für jeden Beruf besondere Rechnen-, Zeichnen-, Schreib- lehrer etc. engagiert werden, aber die Vortragenden sollten mehr der Individualität des Berufes Rechnung tragen. Also z. B. in der Buchführung nicht mit Werten arbeiten, die nicht ins Fach schlagen, sondern mit Obst, Gemüse, Pflanzen, Erde, Mist, Blumen- töpfen u. dergl. Durch solche Maß- und Rücksichtnahme auf das Spezialfach werden Lehrer und Schüler es in gleicher Weise leichter haben, den Lehrgegenstand begreiflich zu machen und zu verstehen. Für den fachlichen Unterricht sollten aber nur Leute der Praxis und des Berufes gewählt werden, dann werden die Fortbildungs-schulen einen viel intensiveren Vorteil für die Schüler bieten und durch die obengenannten Beschränkungen in den Fächern diese gründlicher Die Gartenwelt. IX, 27 lernen und durch sie mehr Nutzen ziehen, als durch die augen- blicklich noch auf dem Lehrplan stehenden wissenschaftlichen Fächer, die noch nicht einmal zur Hälfte richtig verstanden und erfaßt werden. . "^ Pflanzenkrankheiten. ßotryti )arasitica, der Erreger einer getälu-liclien Tulpenkrankheit. Wir erhielten jüngst von einem Abonnenten in Gera Tulpen- zwiebeln, lose und in Töpfen, die ohne ausgetrieben zu haben, innen gebräunt aussahen und zwischen den Zwiebelschalon und außen einen weißlichen Belag zeigten. Wir sandten die Zwiebeln an. das Kaiser- liche Reichsgesundheitsamt und erhielten die Mitteilung, daß es sich um Botrylls parasitlca, (Javara, handle. Der Pilz gehört zu derselben Familie, Eyphomycetes. wie Oidmm und Monitia. Sein Mycel bildet Sclerotien, d. s. ganze Lager, wodurch der Pilz dem Auge als weiß- licher Belag sichtbar wird. Nach Lindau wurde der Pilz auf Tulipa gesneriana in Italien beobachtet, von wo aus er vermutlich nach Holland eingeschleppt wurde. Ein spontanes Auftreten m Gera ist nicht wohl anzunehmen, vielmehr, daß die Zwiebeln schon infiziert von Holland ankamen. In einem Fall bat ein Gärtner schon seit mehreren Jahren darunter zu leiden und kann, wie uns mitgeteilt wurde, überhaupt keine Tulpen - Zwiebeln mehr zum Austreiben bringen. Nach R. J. Bos*) ist diese Krankheit schon .seit mehr als 20 Jahren in den Blunienzwiebeldistriktea Hollands bekannt. Sie äußert sich auf den befallenen Feldern im Nichterscheinen von Blatt- bildungen aus den Steckzwiebeln, wobei sich letztere mit gesunden Wurzeln, aber an der Spitze mit einem Fadenpilze besetzt, erweisen. Der Parasit ruft eine Bräunung der einzelnen Zwiebelschalen hervor, läßt aber zunächst die Tochterzwiebeln unberührt. Diese gehen aber auch meistens zugrunde und zwar infolge von Nährstoffmangel. Durch die Überführung „kranker Erde" läßt sich die Krankheit auf gesunde Felder verschleppen. Neben der Bodeninfektion besteht noch die Möglichkeit der Luftinfektion. Ihre Wirkung kommt erst im Spätfrühjahr zum Vorschein und besteht in dem „Umfallen" der jungen Tulpen. Der Pilz zeigt sich hier bald in einzelnen, bald in vielen Flecken auf den Blättern oder dem Stengel, ruft Er- schlaffung der Gewebe, Bräunung derselben und, wenn die Pflanze nicht fällt, mißgestaltete Blüten oder gänzliches Ausbleiben derselben hervor. Oladiohis und ZWsarten, auch Hyazinthen werden vom gleichen Parasiten in gleicher Weise befallen. Auf gänzlich ab- gestorbeneu Pflanzenteilen bildet der Pilz kleine schwarzbraune, 1,25 mm im Durchmesser haltende Sclerotien. Was die Bekämpfung der Krankheit anlangt, so hat Ritzema J. Bos festgestellt, daß spätes Eintopfen der Tulpen (Dezember, statt Mitte Oktober) von günstiger Wirkung ist. Die im Oktober eingepflanzten Zwiebeln ergaben in einem Falle 10 »/„, im anderen 8,4 7„ erkrankte Zwiebeln, die im Dezember eingepflanzten dagegen nur 0,8 "/„ bezw. 2 %. Der Ver- such, widerstandsfähige Sorten ausfindig zu machen, mißlang. Durch Kalkung des Bodens ließ sich keine Besserung er- zielen. Behandlung der Zwiebeln mit Kupfervitriollösung und Kupfer- kalkbrühe blieb erfolglos. Brauchbare Resultate ergab das Ein- tauchen der Zwiebeln in zehnprozentiges Glyzerinwasser und naohheriges Wälzen in Sohwefelblumon, sowie das Begießen des Bodens mit Karbolineum oder Kreolinwasser, hergestellt aus einem Teile der Mittel und fünf Teilen Wasser unter Verwendung von .öO Liter der Flüssigkeit auf je hundert qm = 1 ar. Das Kaiserliche Reichs -Gesundheitsamt schreibt uns: „Es ist schon beim Bezüge der Zwiebeln sorgfältig darauf zu achten, ob sich an ihnen solche weißliche Polster (Sclerotien) finden lassen. Eide, welche durch dieselben einmal verseucht ist, darf nicht zur weiteren Kultur vou Tulpen und von Blumenzwiebeln überhaupt benutzt werden. Bei der Kultur selbst ist größere Feuchtigkeit des Bodens und der Luft möglichst zu vermeiden." Der Schaden, den dieser Pilz anrichten kann, ist oft sehr groß und wir können unseren Lesern, die diese Krankheit in ihren Kulturen beobachtet haben, nur raten, bei der Vernichtung der kranken Zwiebeln sorgfältig zu verfahren und diese ja nicht auf den Kompost zu werfen, wodurch die Komposterde verseucht würde, .sondern zu verbrennen. Auch die Töpfe müssen ausgebrüht oder in Wasser mit starker, zwei- bis fünfprozentiger Lysollösung gelegt und nach längerem Verweilen darin mit Wasser nachgespült und abgebürstet werden. Die verseuchte Erde ist, wie oben angegeben, zu behandeln und vorläufig nicht zur Kultur zu verwenden. Bei Bestellungen in Holland sichere man sich, indem man ausdrückhch von Pilzkrankheiten freie Zwiebeln bestellt. Bei der Ankunft sollte man einige Zwiebeln näher untersuchen, nötigenfalls durchschneiden imd, wenn man im Zweifel ist, an geeignete Stelle zur Untersuchung einsenden. Wird die Krankheit dann festgestellt, so ist man m der Lage dem Händler die Sendung zur Verfügung zu stellen, da eine auf dem Grundstück des Empfängers erfolgte Verseuchung dann noch nicht eingewendet werden kann. W. T. Dahlien. Neue Riesendahlien für 1905. (Hterxu die Farbmtafcl.) Bereits Seite 20 (in No. 2) habe ich in einem Bericht über die Düsseldorfer AussteUinig auf die von Hornsfeld gezüchteten und jetzt von der Firma H. Copijn & Sohn in Grnenekan-Utrecht in den Handel gelangenden riesenblütigen Dahlien aufmerksam gemacht. Diese Züchtungen haben meiner festen Überzeugung nach eine Zukunft; sie sind Garten- schmuckdahlien ersten Ranges und ihre Blumen zur Füllung von Vasen und für große Bindearbeiten von hohem Werte. Diese Sorten tragen gewissermaßen ein neues Element in die Dalüienmode hinein, die uns zuerst Blüten mit symmetrisch regelmäßig, dachziegelartig aneinander gereihten Einzelblütchen brachte, dann die freier gestalteten Kaktiis- und Edeldahlien, die aber in den neuesten Sorten wieder anfangen, an lang- weiliger Regelmäßigkeit zu leiden. Die neuen holländischen Züchtungen sprechen nun gewissermaßen jeder Symmetrie Hohn; darin liegt ihr Wert für die Zukunft. Das ist nicht Kunst, sondern wieder einmal Natur. Zu dieser entzückenden Unregelmäßigkeit und Eleganz, die eine Folge nur ange- deuteter Füllung ist, treten reine Farben und enorme Blüten- größe hinzu. Ob die Blüten auch in Deutschland die Riesen- größe erreichen, wie die auf der Farbentafel dargestellten Blumen, wird die Zeit lehren. Die Tafel zeigt jene beiden Züchtungen, die mir in Düsseldorf am meisten imponierten „Königin Wilhelmina'', weiß und von dieser halb verdeckt die rosafarbige „Ruhm von Baarn". Wir werden in No. 30 den Lesern noch einige vollblühende Pflanzen dieser Dalüien- rasse in guten Textbildern vorführen. M, H. *) Referat über eine Abhandlung in Tijdschrift over Planten- ziekten im V. Bande Seite :52t) des Jahresberichts über die Neuerungen und Leistungen auf dem Gebiete der Pf lanzen- I-rankbeiten. Herausgegeben von Prof. Dr. M. Hollrung, Verlag von Paul Parey, Berlin 1905. Aus den Vereinen. Der Verein zum Schutze und zur Pflege der Alpen- pflanzen erstattet jetzt seinen vierten Bericht. Er gibt über den derzeitigen Stand der ganzen Frage ausführlichen Aufschluß und ent- Neue Rie^fiidahiien für 1905. .Königin Wilhelmina". 2. .Ruhm von Raarn". Züchtungen von H. HornafeldJ m den Handel gebracht von H. Copyn & Sohn in Öroenekan-Utrecht, Holt IX, 27 Die Gartenwelt. 323 hält Jahiesbericht, Protokoll der üeneralversaiiimluug. KecbeiisLliafts- bericht und Voranschlag. Er wird vervollständigt durch die Berichte über die einzelnen alpinen Gärten. Der jüngste von ihnen ist der bei der Lindauer Hütte, während die älteren auf der Neureut und auf dem Sdiachen liegen. Endlich besteht noch ein Alijcnpflanzen- garten auf der Raxalpe. Das Heft enthält von Aufsätzen u. a.: Einen Blütenkalender des Schachengartens; neue Beiträge zur Flora des Scbachen; die alpine Flora des Plosegebirgos bei Brixen a. E.; Be- richt über den ersten Alpengarten-Kongreß auf den Kochers de Naye am 17. und 18. August 1904, — .Am Schlüsse befindet sich ein Mitgliederverzcichni.s. Bücherschau. II. In neuerei- Zeit scheint Neigung zur Herausgabe gärtnerischer Ulustrationswerke zu bestehen, nach Art meines Buches .,Die schönsten Blütensträucher". Die weit über die Grenzen des deutschen Reiches hinaus, ich möchte sagen in der ganzen zivilisierten Welt durch ihre Leistungen und ihre Zuverlässigkeit rühmlichst be- kannte Firma Ernst Benary in Erfurt, auf die jeder deutsche Gärtner stolz sein kann, hat mit der Herausgabe eines Gemüse- 4lbums'<°), dessen erste Lieferung uns vorliegt, begonnen. Es soll die Kenntnis der hervorragendsten Gemüsesortea vermitteln und er- scheint in zwei Ausgaben, in einer solchen mit einfarbigen und einer solchen mit kolorierten Tafeln. Jede Tafel im großen Formate von 45 : 56 cm enthält mehrere Abbildungen einer Gemüsegattung und diese soweit irgend möglich in natürlicher Größe. Die Tafeln tragen nur Unterschriften, Text ist denselben nicht beigegeben. Sie stellen nicht nur der Firma, die dieses Werk ins Leben rief, sondern auch den Leistungen des Photographen imd der Kunstanstalt das beste Zeugnis aus. Das sind lebenswahre, an Naturwahrheit unüber- troffene Dareteliungen , vorzüglich geeignet zur dauernden und wechselnden Ausschmückung der Sohaufensterund Ladenräume von Samenhandlungen. Zu diesem Zwecke möchte ich den Käufern dieses Werkes raten, sich einfache verglaste Rahmen an- fertigen zu lassen mit einfacher Vorrichtung auf der Rückseite zum Auswechseln der Tafeln. Lieferang I enthält acht Tafeln mit Darstellungen von Kopfkohl, Rotkohl, Blätterkohl, Winterendivien, Zwiebeln und Radieschen in besten Sorten. Ein zweites Tafelwerk, dessen erste Lieferung mir gleichfalls vorliegt, hat Quartformat und führt den Titel Deutschlands Obst- sorten**), bearbeitet von J. Müller in Diemitz, Grau in Körbelitz und BiRmann in Gotha. Es sollen jährlich drei Lieferungen im Preise von zu.sammen .5,50 Mk. erscheinen. Wieviel insgesamt erscheinen sollen, wird nicht gesagt. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die ein derartiges Werk für überflüssig halten; ich halte es vielmehr, soweit es sich nach der ersten Lieferung bem'teilen läßt, für eine sehr ver- dienstvolle Arbeit, die segenbringeud für den deutschen Obstbau werden kann. Den Herau.sgebern und der Verlagsbuchhandlung möchte ich den wohlgemeinten Bat geben, die Lieferungen auf das Notwendigste zu beschränken, und von einigen hervorragenden Neu- heiten, wie wir sie in .,Peasgoods Goldreinette'- vor uns haben, ab- *) Gemüse- Album. Aufnahmen nach der Natur. Heraus- gegeben von Ernst Benary, Erfurt. Jährliche Lieferungen von acht Tafeln. Lieferung I (1904— 1905). Preis 6 Mark. Kolorierte Ausgabe Preis pro Blatt 3 Mark. Klischees ver- käuflich. Lieferung 11 (1905,06) wird enthalten: Karotten (2 Tafeln), Rabinschen, Kohlrabi. Kopfsalate (-2 Tafeln), Radieso und Rettige. **) Deutschlands Obstsorten bearbeitet von Müller- Diemitz, Grau - Körbelitz und Bißmann - Gotha unter Mitwirkung hervoiTagender Fachmäuner. Stuttgart, Verlag der Hofkunstanstalt von Eckstein und Stähle. Preis des ganzen Jahrgangs, bestehend aus drei Heften mit je vier farbenprächtigen Tafeln und vier Voll- bildern in einer Farbe mit begleitendem Text 5,50 Mk, Inhalt des ganzen Jg. 24 Bildertafeln. gesehen, nur Sorten aufzunehmen, die von den deutschen Land- wirtschaft.skammern und Landesobstbauvereinen zum allgemeinen Anbau empfohlen worden sind. Nach Abschluß des ganzen Werkes könnten dann Separatausgaben für die Bezirke der einzelnen Kammern und Vereine, nur deren empfohlene Sorten enthaltend, zur Ausgabe gelangen. Die Farbentafeln sind von seltener Naturtroue. Sie werden ergänzt durch ein bez. zwei ganzseitige Habitusbilder der betreffenden Baumsorte. Zu jeder Tafel gehört ein Textblatt, welches über alles Wissenswerte in Bezug auf die dargestellte Sorte Aus- kunft gibt und in besonderer Rubrik auch ihre schlechten Eigenschaften aufzählt. Das ist besonders anerkennenswert. Beim „Schönen von Boskoop" heißt es in Bezug auf die schlechten Eigenschaften: „Er besitzt solche nach allen bisher gemachten Erfahrungen nicht". Dem stimme ich vollständig bei Unter allen in den letzten Jahrzehnten in Aufnahme gekommenen Apfelsorten steht dieser Apfel obenan: er wird im ganzen Reiche eine noch nie dagewesene Verbreitung erlangen. Zum Schlüsse sei noch der Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft*), das .laln 1904 umfassend, ge- dacht. Diese, von Jahr zu Jahr nicht nur umfangreicher, sondern auch inhaltsreicher werdenden Mitteilungen, welche die aufstrebende Gesellschaft für kleinen Jahresbeitrag ihren Mitgliedern zu bieten vermag, geben ein deutliches Zeugnis für die «-achsende wissen- schaftliche und gärtnerische Bedeutung dieser Gesellschaft, in welcher hervorragende Vertreter der Wissenschaft Hand in Hand mit den gebildeten Vertretern des Gartenbaues arbeiten. Graf Schwerin, der nach dem Tode des unvergelilichen von St. Paul-Illaire die Leitung der Gesellschaft übernommen hat, nimmt es ebenso ernst mit seinen Pfhchten wie L. Beißner, der rührige Geschäftsführer, in dessen Händen die Redaktion der Mitteilungen liegt. Den neuen Band schmückt die farbige Abbildung der Magnolia hypoleuca. neben mehreren tadellos ausgeführten schwarzen Tafeln. Der Raum verbietet es mir auf Einzelheiten einzugehen. Die Zahl der Mit- glieder ist seit 1900 fast um das Doppelte gestiegen und betrug am Schlüsse des vorigen Jahres 841. M. H. Anleitungen zur richtigen Behandlung des Weinlfultiir- Bodens. Verfaßt von Ritter Wilhelm Polese, permanente Versuchs- station für Weinbau - Kulturen. Wien, ohne Jahreszahl. Selbst- verlag des Verfassers. 8", 16 Seiten. Preis geh. 1 Krone. Der Obstbau. Kurze Anleitung zur Anzucht und Pflege der Obstbäume, sowie zur Ernte, Aufbewahrung und Be:intzung des Obstes, nebst einem Verzeichnis der empfehlenswertesten Sorten. Von R. Noack. Vierte verbesserte Auflage. Mit 90 Textabbildimgen. Band der Thaer Bibliothek. Berlin 1903. Verlag von Paul Parey. 8°, 16 Seiten. Preis geb. 2 Mk. 50 Pf. Der Obstbau; Eine kurze Anleitung für alle Stände, wie er rentabel betrieben werden soll. Von einem langjährigen Praktiker. Lissa i. P. 1905. Friedrich Ebbeckes Verlag. 64 Seiten. Preis geh. 50 Pf. Kultur der ZwergobstbUume mit Berücksichtigung ihrer Formen, sowie Kultur der Beerenfriichte nebst einem Anhang; Der immerwährende Arbeitskalender. Von Joseph Werck. Neubearbeitet von Ulrich Kiebler. Fünfte, vollständig umgearbeite Auflage. Mit zirka 40 Abbildungen. Aarau 1905. Veriag von Emil Wirz, vor- mals J. J. Christen. Preis geb. 3 Mk. 20. Wie ist mit dem landwirtschaftlichen Mittel- und Klein- betrieb zweckmUßig Obstbau zu vereinigen, wenn die Landwirt- schaft Hauptbetrieb bleiben soll .' Eine Preisschrift von Karl Zinßer. Preis geh. 75 Pf. und Zweckniüßiger Obstbau im landwirtschaftlichen Mittel- und Kleinbetrieb unter Wahrung der Landwirtschaft als Hauptbetrieb. Eine Preisscfarift von Edmund Voigt. Dresden 1904. "«'^ .'■:,.: •• i; C. Heinrich. Preis geh. 1 Mk. *) Mitteilungen der deutschen Dendro! Seilschaft No. 13 aus dem Jahre 1904. Redigiere vor i. r>u.r...i, Kgl. Garteninspektor, Geschäftsführer der Gesellschaft. Bonn-Poppeis- dorf. Die Garten weit. IX, 2< Der Obstbaum, seine Erziehung, Pflanzung: und Pflege nebst einem Anhange über Beerenzuoht, "Weinbau und Beerenwein- bereitung. Ein Lehr- und Lernbuch für landwirtschaftliche Schulen, sowie ein Ratgeber für Land- und liaitrnli.'sitz-r. n.niientlich für Lehrer auf dem Lande. Von Fritz Krcy, \ , ii- ■ iin.hitc und ver- besserte Auflage. Mit '.'7 Tafel-AbbilduiiL^.,, „nM ,-in.M Al.l.iMnng im Text. Langensalza 1904. Sohulbuchbandlung vun F. 0. L. (ireßler. Preis geh. 2 Mk. 50 Pf. Cber den Krebs der Obstbäume. Aon Rudolph Goethe. Mit 28 Textabbildungen. Berlin 1904. Verlag von Paul Parey. 8". 34 Seiten. Preis 1 Mk. Die beste Pflanzzeit unserer Obstbiiume und der verbesserte Wnrzelsehnitt. Aus der Praxis — Für die Praxis. Von H. Marx. Stadtgärtner in Lüben. Lüben 1904, Verlag von Paul Kühn. Preis geh. 60 Pf. Hautreizende Primeln. Untersuchungen über Entstehung, Eigenschaften und Wirkungen des Primelhautgiftes. Von Professor Dr. A. Nestler. Mit vier Tafeln. Berlin 1904. Verlag von Gebr. Bornträger. Die Anatomie der Kiefernadel und ihre Verwendung zur sjsteraatischen Gliederung der G.ittung Pinus. Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde von Wilhelm Zang. Gießen 1904. Anieiseupflanzeu — Pflanzenamelseu. Ein Beitrag zur Kenntnis der von Ameisen bewohnten Pflanzen und der Beziehungen zwischen beiden. Von Ernst Rettig, Inspektor am botanischen Garten der Universität Jena. Jena 1904. Verlag von Gustav Fischer. Die Gartenpflege. Anleitung zur Pflege nnd Erziehung des Ziergartens unter Berücksichtigung ländlicher Verhältnisse. Von Arthur Janson. Berlin 1903. Verlag von Paul Parey. Einträgliche Spargelzucht. Eine Anleitung zur erfolgreichen Kultur des Spargels nach Lheraultscher Methode mit kurzer Be- schreibung der Braunschweiger Kultur. Von Franz Göschke. Fünfte, durchgesehene und verbesserte Auflage, mit 19 Abbildungen in Holz- schnitt. Leipzig 1904. Verlag von Hugo Voigt. S", 141 Seiten. Preis geh. 1 Mk. SO Pf., geb. 2 Mt. 20 Pf. Auf 300 (im Gemiiseland den Bedarf eines Haushaltes zu ziehen. Anleitung zum nutzbringenden Gemüsebau des kleineren Mannes und zur Bewirtschaftung ländlicher Grundstücke sowie kleiner Schreber- und Nutzgärten. Von Arthur Janson. Würzburg 1904. J. M. Richters Verlag. 8», Preis geh. 75 Pf. Rentable Hühnerzucht im kleinen und gi-oßen. Von Wilhelm Hang. Zweite erweiterte Auflage. Michelstadt i. 0. Verlag von Raniann. Preis 50 Pf. Kalidüngung der Weingärten. Von E. Lierke, Leopoldshall- Staßfurt. Herausgegeben von der Agrikultur-Abteilung des Verkaufs- syndikats der Kaliwerke Leopoldshall-Staßfurt 1903. Wird Inter- essenten umsonst und postfrei übersandt. Lohnbewegung. Frankfurt a. M. Die Gärtnergehilfen in Frankfurt a. M. fordern einen Tarif mit Abschaffung des Kost- und Logiswesens, Höchstarbeitszeit von 10 und 11 Stunden, Niedrigstlöhne für Kunst- und Handelsgärtner für Gehilfen unter 21 Jahren 20 Mk., über 21 Jahren 22 Mk., für Landschaftsgärtner 22 und 24 Mk., für Ober- gärtner 30 Mk., für Gartenarbeiter. 21 Mk. Überstunden sollen mit 40 und 50 Pfg. vergütet werden. Bevorstehende Ausstellungen. Mainz. In Verbindung mit der vom 14. bis 18. September d. J. stattfindenden Landwirtschaftlichen Landes- und Jubiläums- Ausstellung findet eine Gartenbauausstellung statt, welche vom Mainzer Gartenbau- Verein und vom Handelsgärtner-Verein für Mainz und Umgegend vor- bereitet wird. Offenburg i. Baden. Eine mittelbadische Gartenbauausstellung, veranstaltet von den selbständigen Gärtnern des Bezirks Offenburg, findet vom 23. bis 27. September d. J. statt. Rechtspflege. Gärtnergehilfen sind mei.stens keine Gewerbegehilfen und können deshalb auch niclit vor dem Gewerbegericht Recht nehmen. Ein Gärtnergehilfe klagte gegen eine Handelsgärtnerei auf 36 Mk. Lohn, weil er ohne Einhaltung der gesetzlichen vierzehntägigen Kündigungsfrist aus seiner Stellung entlassen worden sei Da die Firma im Termine nicht vertreten war, beantragte der Kläger den Erlaß eines Versäumnisui teils. Der Kläger erklärte auf richterliches Befragen, daß er im handelsgärtnerisohen Betriebe der Beklagten gearbeitet habe. Er habe Palmen gewaschen und sei überhaupt im Gewächshause tätig gewesen. So habe er auch die Pflanzen von einem Gewächsbatise ins andere transpoitiert. Ferner habe er Mist- beete anlegen und in dieselben Maiblumen einpflanzen müssen. Im Laden sei er nicht beschäftigt gewesen und ebensowenig habe er Blumen in Töpfe einsetzen müssen. Hiernach lehnte das Gericht den Antrag des Klägers auf Erlaß eines Versäumnisurteils ab und wies ihn mit seiner Klage wegen Unzuständigkeit des Gewerbegerichts zurück. Die Gärtnerei sei, insoweit sie Urproduktion sei, kein Ge- werbe im Sinne der Gew.-Ord., und deshalb seien die Gärtnergehilfen in der Regel keine Gewerbegehilfen. Eine Ausnahme trete ein, wenn sie in einem mit der Pflanzenerzeugung verbundenen Gewerbe- oder Handelsbetriebe, z. B. im Blumenladen oder bei der Kranzbinderei beschäftigt würden. Dieses sei hier nicht der Fall, der Kläger sei %'ielmehr im wesentlichen bei der Pflanzenkultur, im Treibhause und am Mistbeete tätig gewesen und sei deshalb nicht als Gewerbegehilfe anzusehen. Demgemäß sei das Gewerbegericht für diese Sache nicht zuständig und habe auch kein Versäumnisurteil gegen den Beklagten eiias.sen können. Tagesgeschichte. Cannstatt. Der hiesige Uftkirchhof soll vom 1. Januar 1946 an in eine Parkanlage umgewandelt werden. Es werden daher nur noch solche Grabstätten abgegeben und verlängert, welche die Durch- führung dieses Plans, der sofort ausgearbeitet wird und in dem die Schaffung eines Urnenhains oder die Benutzung der Uffkirche als Urnenhalle ins Äuge genommen ist, nicht beeinträchtigen. Hannover. Die Friedhofsgärtnerei auf dem Lindener Fried- hofe ist von der Verwaltung dem Gärtner Friedrich Meyer über- tragen worden. Der bisherige Friedhofsverwalter Seegers hatte am 1. Januar d. J. sein Amt niedergelegt. Neuhaus a. d. O. Dem Stadtgärtner Hölscher in Harburg wurde von der Gemeinde die vollständige Umgestaltung des Bürger- parks nach den von ihm entworfenen Plänen übertragen. Personal-Nachrichten. Fett, Johannes, . bisher Blumenge.schäftsinhaber und Land- schaftsgärtner in Bromberg, übernahm die Leitung der Friedhofs- gärtnerei daselbst. Fritz, Josef, städtischer Obergärtner in Konstanz, beging das Jubiläum seiner 25jährigen Tätigkeit im Dienste der Stadt, er wurde durch tJberreichung einer silbernen Uhr (!) mit Inschrift geehrt. Jürgens, Rudolf, Garteningenieur zu Hamburg, ist wegen seiner Verdienste um die Düsseldorfer Ausstellung der Rote Adlerorden vierter Klasse verliehen worden. Pollmer, F., war am 15. März dreißig Jahre als Stadtgärtner von Großenhain i. S, tätig. Schumann, Fürstl. Lippischer Gartendirektor, beging am 15. März das Jubiläum seiner 25 jährigen Tätigkeit in fürstlichen Diensten. Seitens des Hofmarschallamtes wurde ihm ein Anerkennungsclu'eiben für treue Dienste übersandt. Tutenberg, F., seit sechs Jahren Gartentechniker und Ober- gehilfe bei der städtischen Gartenverwaltung in Mainz, langjähriger Mitarbeiter der „Gartenwelt", wurde als Leiter der städt. Garten- anlagen nach Offenbach am Main berufen. ■ VorMitwortl. Redakteur: Ma • Verlas v. Richard Ca :hinidt t Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bnohdr. ßutenberg, B., Dessau. ustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 8. April 1905. No. 28. Xachdrack und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Obstbau. Etwas übor Forinol)st iiiid Sclmiii'häiiiiiclien im besonderii. Von Karl Cehlhaar, Baumschulenbesitzei-, Lawsken bei Köuigsberg i.Pr. {Hierzu vier Abbildmiijeii.) l/aß dasZiel desFormobstbaues: durch peinlichesFormieren den Eanm aufs vollkommenste auszunutzen und dabei gleich- mäßige Ernten und besonders gute Früchte zu erzielen bei uns oft erreicht wird, kann weder der Formobstzüchter selbst noch der hierfür passionierte Liebhaber behaupten. Es heißt aber doch wohl übers Ziel Idnausschießen, wenn vielfach mit dem „Zurück zur Natur" jedes Formgeben in Acht und Bann getan wird. Gewiß sind diese Luxuskinder des Obstbaues entsprechend der Viei der Erziehung verwandten Pflege mit respektablen Summen bedacht worden. Manche Kritik wurde geübt : Ja, wir wären in Deut.sch- land im Obstbau weiter, wenn diese Gelder für Obst- anlagen nach amerikani- schem System aufgewendet worden wären. .Ja, wenni — "Wer, im Besitz der nö- tigen Gelder, z. B. Gefallen an einem Teppichbeet ge-_ fundeu, der gibt die hierfür ausgeworfene Summe eben für diesen Luxus aus. Hätte sieh mancher nicht seinen Formobstgarten angelegt, er hätte in vielen i'ällen weit eher Kunstarbeiten ganz außer dem Bereich des Gartenbaus seine Gunst ge- schenkt, aber nicht ,,un- zivilisierte'- Obstbäume in seinem Eden geduldet. Su wenig wio an manchem überflüssigen Rausch und •Jammer der Küfer schuld, der einen guten Wein ge- keltert, so gering werden Gartenwelt. I.X. wohl auch die Gewissensbisse der Formobstztichter nach manchem Mißerfolge ihrer Pfleglinge sein dürfen. Die Formobstbaumzucht steht mit volkswirtschaftlichem Obstbau in keinem eigentlichen Zusammenhang. Sie haben beide ihre Berechtigung und ihre wenn auch gänzlich verschiedenen, so doch in gewissem Sinne gleich erstrebenswerten Ziele und Zukunft. Daß wir von Formobst selten nacheiferungswürdiges zu Gesicht bekommen, liegt bei uns oft au der geringen Beachtung der gegen Frankreich doch weit schlechteren klimatischen Verhältnisse, und doch genießt es selten die Pflege wie dort, geschweige denn eine aufmerksamere. — An einen B''ortschritt in der Form- obstbaumzucht durch Ersinnen neuer künstlicher Formen kann kaum gedacht werden. Bei Spalieren und Pyramiden wird es .^chnurbaumchengang in Gebr. Gehlhaars Originalaufnahme für die „Garte Lavvsken bei Königsberg Die Gartenwelt. IX, 28 Sclinurbäumchengang in Gebr. Gehlhaars Baumschule, Lawsken bei Königsberg in Pr. Orig:inalaufnahme für die „Gartenwelt". nicht großen Tadel verdienen, wenn im Astgerüst nicht alles so ganz regelmäßig geraten; an wagerechten Schnurbäumchen fallen derartige Mängel aber doch meist unangenehm ins Auge und frühere und bessere Tragbarkeit wird wohl niemals dadurch erzeugt. Meine Kordons sind nicht wie im allgemeinen richtig auf Paradies, son- dern auf Doucin veredelt. Veredelungen auf Paradies stellen hohe Ansi3iüche an den Boden und sind die darauf veredelten Bäum- chen meist für unser Klima nicht winterfest genug. Ich habe mich sonst an Gauchers Theorie und Praxis ge- halten, unter anderem auch schätzenswerte Winke in Koopmanns „Grundlehren des Obstbaumschnittes" ge- funden, der darin eingehend auf die Schwierigkeiten der Forraobstbaumzucht in Norddeutsclüand hinweist. Die größte Sorgfalt wurde auf gewissenhaftes Pincieren gelegt. Hier in unserer deutschen Nordostecke wagt sich das junge Grün oft erst recht spät im Jahre heraus. Pfingsten, „das liebliche Fest", sieht manch- mal kaum die Stachelbeeren sprossen. Dann kommt es aber mit warmem Süd- wind nicht selten wie von Zauberhand aus starrem Geäst, so daß es bald keine Kunst wäre, das „Gräschen wachsen zu hören". — Da heißts denn aufpassen bei diesen Sorgenkindern; was da einmal vernachlässigt wird und dem Sicha\istobenwoIlen überlassen bleibt, ist schwer wieder gut- zumachen. — Die Verlängerung soll aus dem Endauge, wenn dies kräftig und gut ausgereift, ungehindert fortwachsen, sonst aus dem zunächst stehenden gebildet werden. Alles übrige hat sich schon früii an „weise Beschränkung" zu gewöhnen. Afterleitzweige werden schon als Augen oder bald nach dem Austreiben entfernt. Auch mancher nach oben gerichtete Trieb darf zunächst nicht mehr als drei oder vier Blättchen zeigen. Es wird ihm die noch ganz krautartige Spitze ge- nommen. Viele in ihrer Stellung tjenachteiligte Triebe werden durch kurze Längsschnitte bis zu ihrer Basis aber auch zu üppigerer Entwickelung gebracht. Ein einmal rechtzeitig pincierter Zweig läßt sich hier- dui-ch im weiteren Wachstvun füi- den Verlauf des Sommers sehr selten vollständig zurückhalten. Es treibt oft nicht nur das Auge aus dem obersten Blattwinkel, sondern auch tiefer sitzende aus. Da habe ich nun nicht wie meist empfohlen, den Zweig nochmals über dem zu unterst ausgetriebenen Auge geschnitten und den daraus hervorgegangenen Trieb ge- kürzt, sondern den obersten Teil kurz pinciert und den nächst unteren, oft auch zwei, in den Blattwinkeln ausgebrochen, ohne natürlich die alten Blätter zu beschädigen. Der immer wieder nachdrängende Saft sucht vielfach im Laufe der Vegetationsperiode wieder neues Leben zu gestalten. Es wird sich aber meist eher in den ausgebrochenen Blattwinkeln aus Beiaugen oder an der Spitze des obersten pincierten Teilansicht vom Schnurbäumchengang. Von hnks in der Mitte bis oben rechts Landsberger Reinette, von rechts in der Mitte nach oben links Cellini, unten Königin Jubiläumsapfel. Originalaufnahrae für die „Gartenwelt". IX, Die Garten weit. 327 Triebes zeigen -wollen, als die mehr nach der Basis stellenden Augen, die wir absolut in Ruhe — womöglich bis zur Blüten- entfaltung im nächsten Jahr — erhalten möchten, aus dieser herausschrecken. Der Wintersehnitt wurde dann über einem Blattwinkel ausgeführt, aus dem das erste Auge ausgebrochen wurde und worin meist nur schwache Beiaugen sitzen, die beim Wiederaustrieb für gewöhnlich keine übermäßige Neigung haben, sich gar zu kräftig zu entwickeln, und dementsprechend auch nicht allzu schwer im Zaum zu halten sein worden. — In dieser angedeutoton Behandlungsweise glaube ich liegt ein nicht zu unterschätzendes Mittel, das Fruchtholz in Ordnung und seiner Bestimmung gemäß zu erhalten. Der hier abgebildete Schnurbäunichengang wurde im Früjahr 1900 angelegt. Von den zwei- und dreijährigen Veredlungen, meist zwei- armig, trugen ein paar im ersten Jahre gleich einige recht schöne Früchte. Ver- treten sind folgende Sorten : J1(arhnii,„rsk,/\.j;il,,u-. „Iviisn- M,:,;i',i,ln'\ ..lUs- „larrk.ipf.h. ..' nH.rr llrllr- /ln,r-. ..u,/n,- .l„l„l,uni,s„i,lrh, ^Jjinds- bcrycr Jät('\ „l'casyood's Gold - Reinette" ^ „Füippas- Apfel'\ „Langlona Sonder- (jleic}ien''\ ., Goldpariiiäne". Gleich gut würden sich meiner Meinung nach noch eignen: ..Srhümr nm Bos- koop'\„rnr.snnni:/r„i:ilc'\ „Gox'sIhiiiuii'r\..l)iiii:i(/er Kantapfel " , .,I!nii ii/ri n nn Rtte}\ von neueren Sorten ,, Weißer Klarapfel". „Kfil- viU Großherzog con Baden"', „P7-inz Alhreclit von Preußen'^. Einige Sorten, die im übrigen für diese Form m besserer Lage gleich gutsein mögen undauch vom deutschen Pomologenverein speziell hierfür empfohlen werden, wie „Pariser Eambour Rtte'\ „Weißer Winter- Kahill'-\ taugen hier nur in ganz warmer und geschützter Lage Unter den angepflanzten Sorten entsprechen wohl einige nicht den Anforderungen, die man an eine gute Tafelfrucht zu stellen berechtigt ist. Ihrer reichen Tragbarkeit, Winterhärte und des schönen Aussehens der Früchte wegen möchte ich sie aber doch nicht missen. Seit der Pflanzung hat der Ertrag von Jahr zu Jahr zugenommen. Im vergangenen Herbst zählte ich kurz vor der Baumreife an einem Stämmchen „Cellini'-'- 126 fast durchweg schön ausgebildete Früchte, an einem „Bismarckap fei' ' 98. Ich kann heute das Resultat der Ernte nicht genau angeben, da dieselbe von der von Busch- obst und Halbstämmen nicht getrennt wurde. Ein paar Zentner waren es wohl. Denn von den 39 Schnurbäumchen hatte nur eines keine Frucht, 18 aber über 50 Früchte. Von „Peasgood's Goldrtte^'- wogen einige Früchte '/.^ kg. — ■ Die Entfernung der Stämmchen beträgt nur 2 m. Sobald die Verlängerungen zusammen kamen, wurden sie gekreuzt imd an einem ,50 cm höheren Draht weiter gezogen. Jetzt befinden sich dieselben auf dem dritten Draht. Siehe Ab- bildung Seite 32G. Mit beiden Armen sind die Schnurbäumchen niui zirka 6 m lang. Es ist ziemlich feuchter, sandiger, aber humusreicher Wiesenboden, worin dieselben stehen und mußte derselbe voi'her genügend entwässert werden. — Durcha\is nicht so ohne weiteres ins Gebiet der Spielerei zu verweisen, ist meines Erachtens das Einspitzen von Fruchtzweigen in schlecht garnierte Stellen. Es trugen von ihnen einige im Frühjahr eingesetzte noch in demselben Jahre Früchte. So füllt der neben dem weißen Kreuz auf der Abbildung dieser Seite ein- W^^i^T^^^- leilansiclit voin Schnurbäumchengang. Peasgood's Goldreinette, Wintcrgulilparmäne und eingespitzter Zweig vom Gravensteiner. Origiualaufnahme für die „Gartenwelt". gesjjitzte Zweig vom „Gravensteiner" eine unschöne Lücke aus und hat bereits im gleichen Jahre Frucht getragen. Nicht gerade wenig ist es an Zeit usw., was im Laufe eines Jahres für diese Paradekinder aufgewendet werden muß. Das meiste aber ist nicht , Arbeit im gewöhnlichen Sinne des Wortes. Freudiges Beobachten und das Zubringen mancher Stunde, die sonst irgend einer Zerstreuung oder gar be- häbiger Ruhe gewidmet worden wäre, bedeutet nicht nur im Hinblick auf gehabte Ernte und Aussicht auf folgende, sondern auch an und fiü- sich schon durch die Beschäftigung mit diesen Pfleglingen durch Blüte, Wachstum, Sorge um Ge- sundheit und Ertrag eher Erholung und Freude als Mühe. — Wir werden hoffentlich mit den Jahren unter den fi-üh- und reichtragenden Sorten, die sich in erster Linie für Form- obst eignen, immer wertvollere und widerstandsfähigere er- halten. Nicht nur der Buschobstzüchter wird sein Verlangen nach solchen Sorten zu befriedigen suchen. Auch der Lieb- Die Gartenwelt. IX, 28 haber regelmäßiger Formen wird mit ihnen Eesultate erzielen, die nach Quantität wie Qualität zur Nacheiferung immer wieder anregen werden. Gemüsebau. Spargelkultur und Treiberei. Von Otto Pauls. (Hierxu fünf Abbildungen nach Originaheichnunye» des Vn- ff issers.) öpargel, diese Delikatesse für die Tafel, sollte in keinem herrschaftlichen Garten fehlen. Die Kultur ist nicht allzu schwierig. Es gibt ver- f's' schiedene Methoden. Als einige der besten lasse ich die von mir erprobten folgen. Um eine schöne An- lage zu erhalten, bedarf man gesunder, kräftiger Pflanzen, die man sieh am besten selbst heranzieht. Zu diesem Zwecke richte man sich im Herbst ein /x /\ 4ä 14 /^ ^..4^-^ sandiges Beet, welches reichlich nut Kuh- dünger versehen wird, her. Es werden ^ darin flache Rillen in einem Abstände von 20 cm gezogen. Alsdann säe man den Samen mögliehst dünn und gleichmäßig darin aus und bedecke ihn mit einer dünnen Schicht guter Komposterde. Von großem Vorteile ist es, wenn der Same in reine Korapo.sterde gesät wird. Erfordern es Zeit und Um- stände, daß das Säen nicht mehr im Herbst geschehen kann, so besoi'gt man dies im zeitigen Frühjahr. Sind die Pflanzen auf- gegangen, so verziehe man sie auf 10 cm. Die heraus- genommenen Pflanzen können pikiert werden. Der Züchter richte sein Hauptaugenmerk besonders darauf, daß die jungen Pflanzen genügend Nahrung und Feuchtigkeit bekommen. Ein öfteres Jauchen schadet ihnen nichts. Die Samenbeete sind peinlich sauber von Unkraut zu halten, müssen oft gehackt imd bewässert werden. Bei sorgsamer Pflege und Erfüllung aller dieser Bedingungen hat man im Herbst schöne kräftige Pflanzen erzielt, die den gekauften zwei- und dreijährigen manchmal bei weitem vorzuziehen sind. Das Laubwerk wird im Herbst heruntergeschnitten und das Beet mit einer Lage von gut verrottetem Kuh- und Pferdedünger bedeckt. Im zeitigen Frühjahr können dann diese Pflanzen zur Anlage verwendet werden. Viele Züchter lassen die Pflanzen zwei bis drei Jahre alt werden, ehe sie mit der Anlage beginnen, doch glaube ich, daß es viel praktischer ist, nur einjährige Pflanzen zu verwenden. Zur Spargelanlage muß das dazu bestimmte Land bereits im Winter mindestens 80 cm tief rigolt werden, wobei reichlich Dung, am besten Kuhdünger eingebracht wird. Anfang März schnüre man a\if das geebnete Terrain Linien in einem Abstand von 50 cm. Alsdann werden Gräben ca. 40 cm tief aus- gehoben und die Erde links und rechts auf die Böschungen verteilt, wie aus Fig. 1 zu sehen ist. Die Grabensohle wird alsdann mit reichlich Dung umgegraben und in der Mitte in einem Abstand von 80 bis 100 cm kleine Pflöcke eingeschlagen. An jedes dieser Pflöckchen wird ein kleiner Hügel von Komposterde geschüttet, siehe Fig. 2. Nun kann man mit der Pflanzung beginnen. Zu diesem Zweck warte man einen warmen, feuchten und trüben Tag ab. Man nehme aus dem Samenbeet nur immer einige Pflanzen, damit die Wurzeln nicht austrocknen. Zwei Personen sind nötig, um das Pflanzen zu bewerkstelligen. Die eine hat die Pflanzen in einem zugedeckten Korb, während die andere einen Korb Komposterde mit sich führt. Die Pflanze wird auf den Hügel so gesetzt, daß sich die Wurzeln, welche ein wenig eingestutzt werden, nach allen Seiten hin strahlenförmig ausbreiten. Fig. 3. Auf die Wurzeln wird dann 3 — 4 cm hoch Komposterde gebracht, und mit den Händen leicht ange- drüclct. Zwischen die Hügel wird alsdann etwas Erde ge- schüttet und hierauf Dung gestreut. Die Böschimgen werden glatt gemacht und köimen mit Kohl, Kohlrabi, Bohnen oder Kartoffeln bepflanzt werden. Im Laufe des Sommers sorge man für reichliche Bewässerung und achte, daß die Anlage frei von Unkraut bleibt. Im Herbst des ersten Jahres, nach- dem das Kraut abgeschnitten ist, wird eine 10 cm hohe Mistschicht auf die Gräben gebracht; Mäi-z — April des nächsten Jahres schüttet man von der Böschung soviel Erde herunter, daß die Pflanzen ca. 20 cm hoch bedeckt sind. Auch im Laufe des zweiten Jahres sind die Beete frei von Unkraut zu halten, imd, wenn es not tut, zu bewässern. Im Frühjahr des dritten Jahres schütte man die letzte Erde von den Böschungen in die Gräben, so daß das ganze Land geebnet ist. Ein weiteres Jahr bedürfen die Pflanzen, um sich zu kräftigen imd können dann im fünften Jahre die ersten Pfeifen gestochen werden. Alljährlich sind dann die Beete zu düngen und im Frühjahre tief umzugraben. Es liegt in der Natur der Spargelpflanze, daß der Wurzelstock immer höher steig-t, deshalb helje man im sechsten Jahre die Steige aus, und ver- teile die Erde über die Beete. Der beste Boden für Spargelanlagen ist Sand oder Lehm, doch haben beide Bodenarten verschie- dene Vor- und Nachteile. Im Lehmboden werden die Pfeifen dick \md kräftig, kommen aber durch die schwere Erde zu spät zum Vorschein, und sind daher zu zähe. Im Sandboden sind die Pfeifen zwar dünner, aber desto zarter, weil sie nicht so lange Zeit gebrauchen, lun an die Oberfläche zu gelangen. Viele Gärtner, die Lehmboden haben, legen daher ihre Spargelbeete nach folgendem Muster an. Sie heben in Reihen von 80 bis 100 cm, bei einem Abstand von 1 m, ca. 30 bis 40 cm tiefe Gräben aus, bringen in jeden derselben einen Hügel Komposterde und pflanzen hierauf die jungen Spargel- pflanzen, wie oben gezeigt. Von Jahr zu Jahr füllen sie statt der schweren Lehmerde, leichte sandige Erde auf. Hierdurch bezwecken sie, daß die Pfeifen, da die Wurzeln Die Gartenwelt. 329 im Lehmboden sind, viel dicker werden, da sie aber mit leichter Erde bedeckt sind,_ weniger Zeit zum Durohlnechen gebrauchen und schön zart bleiben. Eine dritte Art, zwar etwas kompliziert, jedoch die beste Methode von allen, ist folgende. Das zum Spargelbau bestimmte Land wird 40 cm tief rigolt, wobei eine dicke Lage fetten Kuhdüngers untergebracht wird. Im Frühjahr schnüre man dann Reihen, die 80 cm weit von einander entfernt sind und schlage auf diesen kleine Pflöckchen in 100 cm Abstand ein. An diese wird ein Hügel Komposterde geschüttet, hierauf die Spargel- pflanzen wie schon gezeigt gepflanzt und mit Kompost- erde bedeckt. Die Zwischenräume zwischen den Hügeln werden ganz mit gut verrottetem Kuh- und Pferdedung aus- gefüllt, so daß ein ebenes Beet entsteht. Siehe Fig. 4. Im Laufe des ersten Jahres hat man nun, da die Beete leicht austrocknen, für reichliche Bewässerung Sorge zu tragen. Im Herbst kommt wieder eine Schicht Dünger und im folgenden Frühling eine Lage Komposterde auf die Beete. Die Kiilturbedingungen sind im zweiten Jahre ebenso wie im ersten. Es werden von Jahr zu Jahr gut verrotteter Dünger imd sandige Komposterde aufgefüllt, so daß im Anfang des vierten Jahres die Pflanzen ci nach Originalxeichnungen des Verfassers.) -Lni (irundc genommen sind die Raseneinfriedigungen nur notwendige Übel und doch sind sie in öffentlichen Anlagen nicht zu entbehren, sei es zum Schutze gegen unabsichtliches Betreten der Rasenflächen und Kanten oder um ttunde von Parterres und besseren Sclimuckplätzen fernzuhalten, außerdem gibt es ja auch Menschen, die erst durch eine Einfriedigung daran gemalint werden müssen, daß nur die Wege zum Be- treten da sind. Wenn nun eine Stadt, wie es hier der Fall ist, in Bezug auf gärtneriselie Anlagen die Versäumnisse früherer Jahre nachliolen muß, so wird selbstverständlich die Kostenfrage in jedem Falle eine große Rolle spielen, und be- sonders bei kleineren Schmuckplätzen kann es vorkommen, IX, 28 Die Gartenwelt. 331 Ahb.i daß die Einfriedigung die ganze Anlage unverhältnismäßig verteuert. Infolge dieses Urastandes und die dadurch herbeigeführte Umfrage brachte eine hiesige Schlosserei eine von ilu- kon- struierte Einfriedigung in Vorschlag, die ich in Folgendem näher beschreiben will: Das ziu- Verwendung kommende Material führt den Namen : Schürmanns Patent-Änkereisen. Es ist dies ein fort- laufend gelochtes Flacheisen, dessen Lochungen die Weite des Durchmessers ties ganzen Stabes haben und das in der Hauptsache bei Bauten als Anker usw. Verwendung findet, da es sich kalt leicht biegen läßt und ein Schmied bei der ganzen Verarbeitung niclit erforderlich ist; es ist ferner in verschiedenen Dimensionen zu haben. Zur Herstellung einer Einfriedigung werden die Stützen, wie die Abbildungen zeigen, gebogen und unten zusammen- geschraubt, worauf man diese im Boden festrammt, um da- nach die Quer- schienen einzu- schieben. Abbil- dung 1 zeigt eine Einfriedigung, wie sie zur Ab- grenzung von Wegen zweck- mäßig ist. Das Eisen ist 30 X 7 mm stark, die Schiene läuft ca. 30 cm über der Erde, die Stützen haben eine Entfernung von zirka 1,60 Meter von einander und sind 40 cm lief im Boden festgerammt. Diese Einfriedigung ist stabil genug, um ein gelegentliches Darauftreten zu vertragen, ist ver- hältnismäßig wenig auffallend und kostet hier mit Mennig- anstrich und fertig aufgestellt pro laufender Meter ca. 1 Mk. Abbildung 2 ist eine Einfriedigung von 50 cm Höhe, die für Kinderspielplätze gut zu verwenden ist. Die Stärke des Eisens beträgt 40 X 8 mm und die Stützen stecken zirka 60 cm tief im Boden. Der Preis betrug hier 1,80 Mk. pro laufender Meter mit 2 Querschienen, die man in jeder be- liebigen Höhe einschieben kann. Von derselben Stärke und Höhe ist die in Abbildung 3 veranschaulichte Einzäunung, die mit Maschinengeflecht ver- sehen ist und sich mit Vorteil bei besseren Schmuckanlagen verwenden läßt, um die Hunde fernzuhalten. Alle drei Einfriedigungen haben sich hier in einem Jahre sehr gut bewährt und sind, mit grünem Anstrich versehen, wenig auffalloiui. Es ist hierbei noch zu bemerken, daß hier der Schuljugend das Verständnis für gärtnerische Anlagen noch ziemlich mangelt und infolgedessen die Einfriedigungen oft für Turngeräte angesehen werden. Wie nun Abbildung 4 zeigt, kann man dieses Änkereisen auch in Gewächsliäusern für Stellagen vnid Uängebretter sehr gut verwenden, wobei die leichte VersteUbarkeit sehr zu statten kommen dürfte, wie auch der Um- stand besonders ins Gewicht fällt, daß man einen Schlosser oder Schmied nicht i nötig hat. Die pas- senden Nägel und Schrauben sind dort, wo man das Eisen kauft, eben- falls zu haben. Schürnianns Pa- tent-Ankereisen erhält man nur bei bestimmten Ver- '' '' m '' 'JChh 3 tretern, die den Ver- kauf für einen abgegrenzten Be/uk haben und kann man diese hei dem Patentinhabei F. J. Schuiraann in Münster i. W. er- fahren. Sollte einer oder der andere der verehrlichen Fach- genossen eine weitere Auskunft über diese Einfriedigungen wünsclieu, so erkläre ich mich hierzu gern bereit. Ah'^.^r Die Moderne in der Gartenknnst. Von J, P, Großmann, Gaiteningenieur, Dresden-Leipzig. in meinen letzten Ausführungen in No. 1 d. Jahrg. gab ich allgemeine Andeutungen, inwieweit die Moderne auch auf unsere Gartenkunst Einfluß haben könnte. Heute will ich das Wesen der Moderne scharf umzeichnen, ihre Be- deutung für die Gai-tenkunst feststellen und klarlegen, daß ihre gesunden Forderungen auch als Programm für die moderne Gartenkunst gelten müssen, wenn anders unsere Kunst nicht einer weiteren Verflachung entgegengehen will. Die walire Mo- derne ist k e i n e M 0 d e , kein Stil, keine Rich- tung in der Wortbe- deutung „Manier", sie ist das „Wieder- gefundene Kunst- prinzip" der alten Kunst und die Weiter- entwicklung unserer heimischen Kunst. Die Moderne knüpft da ^i,b.4. Schürmanns Patent- An kere.sen wiederan, wo die Kunst ^^^ Präger für Hängebretter im der letzten Kultur- Gewächshause, epoche diese alten, ewig neuen Kunstprinzii>ien verlassen hat, um vorzugsweise klassische Vorbilder nachzuahmen und die Stilarten ver- gangener Zeiten wieder aufzufrischen, ohne aber in den Geist jener künstlerischen Schöpfungen einzudringen, welche ich als „das echte Alte" bezeiclmen will. Man glaubte durch bloßes Kopieren des „echten Alten" etwas „schönes Neues" zu schaffen. Herr Rentier Schulze meinte z. B., wenn er seinem Wohnhause das Aussehen einer alten gotischen Burg gab, daß dies der Inbegriff alles Schönen und Künstlerischen sei. Dieser „Wassertrieb" am Stamme der hohen Kunst konnte wohl eine Zeitlang von dessen Saft schmarotzend vegetieren, starb aber an „Gipfel dürre" ab, als er seinen Nährstamm ausgeplündert hatte. Die wahre Moderne ist ein „Frueht- reis", welches sich kraftvoll entwickelt, und einst reiche Frucht tragen wird. Es lebt wohl vom Stamme, doch niciit schmarotzend. Die Gartenwelt. IX, 28 Die wahre Moderne ist die weitere Ent- wicklungsstufe der alten Kunst. Sie knüpft an die Tradition in unserer heimischen Kunst an und der echt moderne Künstler schult sich an klassischen Werken und sein Weg geht durch Tradition zur Eigenart, denn erst wer das „Alte" gründlich kennt, kann etwas besseres „Neues" schaffen. Erst der Künstler, der so weit über den alten Meistern steht, daß er sie richtig beurteilen und über- treffen kann, wird wirklich originale Kunstwerke schaffen können. Unsere im guten Sinne modernen Meister, wie Böcklin, Leibl, Thoma, Lenbach, Stuck, Menzel, haben sich alle erst durch das Studium der alten Meister zu ihi-er besonderen Eigenart entwickelt. Ein altes Sprich- wort sagt außerordentlich treffend : Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Das Aufgeben unserer klassischen Kunst würde gleichbedeutend sein mit dem Aufgeben eines Teils unserer über tausendjährigen Kultur. Wir müßten wieder von vorn anfangen. Moderne und alte Kunst sind Fruchtreiser eines Stammes! Die Moderne kann die klassische Kunst nicht ent- beliren ; denn die klassische Kunst ist das Fundament, auf dem weiter gebaut wird. Welches sind nun die wiedergefundenen Kunstprinzipien, welche die Moderne fordert? Sie fordert vom Künstler, daß er original gestaltet und nicht nur nachahmt, weder die Natur, noch menschliche Schöpfungen. Sie fordert, daß aus seinen Werken das Gefühl spricht und nicht nur der Verstand. Sie verlangt, daß seine Werke Produkte seiner künst- lerischen Überzeugung und nicht nur Prodidite einer nüchternen Überlegung und profaner Motive sind. Vom Kunstw^erke der bildenden Kunst selbst fordert die Moderne : Formgerechtigkeit, Materialgerechtigkeit und Zweck- mäßigkeit, mit anderen Worten: Form und Inhalt eines Kunstwerkes müssen im Einklang stehen mitMaterial und Zweck. Die Moderne fordert weiter: Heimatkunst und keine fremdländische, denn der Künstler geht aus dem Volke hervor und spricht durch seine Werke zum Volke. Sie ver- langt, daß dem kraftvollen und doch weichmütigen deutschen Volke keine fremde verweichlichte Kunst geboten wird, nicht Raffinement, sondern Drwüchsigkeit, Innigkeit und Naivetät. Alle diese Forderungen sind aber so alt, wie die heimische Kunst selbst. Wollte man das Gegenteil annehmen, so liieße das die Künstlerschaft der alten Meister anzweifeln, welche uns noch heute durch die überzeugende Kraft ihrer Kunstwerke Bewunderung einflößen. In obigem sind die Hauptforderungen einer wahren Moderne angeführt im Gegensatz zu einer veräußerlichten „falschen" Moderne. Diese „falsche Moderne" ist nur eine Mode, eine „Manier". Ihr richtiger Name ist: Jugend.stil, oder Impressionismus und Realismus. Sie ist nur modern, um modern zu sein; losgelöst von aller klassischen Kunst schwelgt sie in Extremen. Neuerungssucht um jeden Preis. — Virtuosenhafte Technik ohne Seele. — Manier an Stelle von Eigenart. — Äußerlichkeiten an Stelle inneren Gehalts. — Perversäität an Stelle gesunder Sinnlichkeit. — Das sind im allgemeinen ihre Kennzeichen. Sie ist internationale Kunst und nicht Heimatkunst. Sie ist Modekunst und wird vergehen wie eine Mode. Sie gleicht einer tauben und un- fruchtbar gebliebenen Blüte, denn ihr felilt die befruchtende Wirkung der klassischen Kunst. Nicht diese Moderne kann einen gesunden Einfluß auf unsere Gartenkunst haben, denn Manier an Stelle von Eigen- art, äußere Formen ohne innere Wahrheit zeigen schon die meisten unserer heutigen landschaftlichen Gärten. Sie sind oft Virtuosenhaft konstruiert, trotzdem lassen sie ims kalt, sie sind nur Gehirnarbeit, ReLßbrettarbeit, aber nicht Werke originaler Gestaltungskraft. Sie sind nicht „liebevoll erdachte Produkte der künstlerischen Phantasie", sondern möglichst porträtähnlich sein sollende Kopien bestimmter Länd- schaftsbilder ohne Ausdruck. Bei Anlage solcher „ natiuwahrer" Gärten hat nun größtenteils der Landschaftsgärtner oder Gartenkünstler sein eingelerntes Schema (Meyer etc.) schon fertig in der Tasche. Wie nun die Hausfrau die in ihrem Kochbuche vorge- schriebene Formel: Man nehme zwei Pfund Mehl und ein Pfund Butter bis aufs Quentchen ausführt, so verwirklicht der Gartenkünstler die Formel : Man nehme -/a Wiese, Vs Pflanzung und etwas Meyer, führe die Wege in kunst- gerechten Bögen hindurch und der Garten ist fertig. Von Gestaltung des Gartens unter Berücksichtigung ge- gebener Verhältnisse sieht man selten eine Spur. Ist das Terrain nicht willig, so braucht man Gewalt. Unter großen Geldopfern werden Berge versetzt und Täler eingeebnet, da- mit ja jede Eigenart des Terrains nach Vorschrift in sanfte Mulden und Hügel verwandelt wird. Vorhandene wilde Be- stände und Gebüsch sind nur Unkraut und werden durch 50 Pfennig-Sträuchelchen mit sechsstelligen Namen ersetzt und das alles den liebgewordenen Regeln zu Liebe. Gegen dieses geistlose Schema bei Anlage dieser land- schaftlichen Gärten geht nun die Moderne vor und die Garten- kunst wird sich ihrer befruchtenden Wirkung nicht ver- schließen können. Die Moderne verlangt auch vom Garten- künstler, daß er original gestalte und nicht nur ein bestimmtes Landschaftsbild oder eine bestimmte Theorie nach- ahmt und dem Terrain aufzwängt. Der Garten ist doch nicht nur ein ,,Felzen Natur"*), er ist doch nicht nur abkopierte Natur, er ist doch nicht nur die Verallgemeinerung eines bestimmten Landschaftsbildes (Meyer) und noch weniger ein wieder neugeschaffenes Restchen ehemaligerNatur (Willy Lange). Im Garten gestaltet der Künstler nach seiner persönlichen Eigenart die Elemente der Natur dem Gebrauchszweck ent- sprechend zu einem abgeschlossenen harmonischen Ganzen. Er bringt die Natur in Kunstformen. Der Garten ist daher: „Die in Kunstform gebrachte Natur". Diese Kunstformen können ja nach der Phantasie und Eigenart des ausführenden Künstlers verschiedener Art sein. Letzterer ist an keinerlei Dogmen und Lehren gebunden und kann „frei schaffen". Wollte man mm sagen, die geometrische Form des Gartens sei die einzig wahre und müßte in all und jedem Fall angewendet werden, so käme man vom Regen in die Traufe. Man besäße dann an Stelle der landschaft- lichen Manier eine geometrisch architektonische.**) *) Paterson sagt: Ein Bild ist kein Fetzen Natur! **) In diesen Fehler ist der um die moderne Sache .sehr ver- dienstvolle Schultze-Naumburg und sein Mitläufer C. K. Schneider gefallen, welche die Anlage eine.s Gartens für eine durchaus architektonische Aufgabe erklären. Beide haben eben nicht ge- nügende praktische Kenntnisse von den mannigfachen Aufgaben, die sicli di^ni Gartenkünstler entgegenstellen. Es ist nun sicher aber eine seltsame Ironie des Schicksals, daß Schultze-Naumburg bei IX, 28 Die Gartenwelt. Das Wesentliche für die Gartengestaltung ist, für den Garten Formen von innerer Wahrheit, also Kunst- formen, d. h. Formen für Elemente der Natur, welche aus den gegebenen Verhältnissen heraus entwickelt sind und ihrem Charakter imd dem Gebrauchszweck entsprechen, aber nicht tote äußere Formen zu finden, wie freie „landschaftliche Manier" und geometrische Manier. Diese gegebenen Ver- hältnisse können sowohl freie als auch gebundene Formen für den Garten bedingen. Man kann die freie und geometrische Form des Gartens sehr wohl mit der gruppierten und zentralen Bauweise ver- gleichen. Richtig sind beide, wenn sie organisch aus dem Grundriß entwickelt und durch andere Verhältnisse be- dingt sind. Falsch aber ist es, wenn die Gruppierung durcii markierte Erkerchen, Anbauten, Türmchen usw. erzielt werden soll. Diese sind lediglich Anhängsel und hohle Attrappen, wie auch ein Teil unserer heutigen Gärten nur hohle Attrappen um das Haus sind. Leser, welche die Zeilen nur flüchtig überflogen haben, werden sagen: Diese wahre Moderne fordert ja für uns gar nichts Neues, das alles kennen wir ja schon lange. Wir legen ja unsere Gärten, sowohl landschaftlich, als auch regel- mäßig an. Wir vermengen ja beide „Stilarten". — Dem auf- merksamen und logisch denkenden Leser wird aber der Schwerpunkt, worauf alles ankommt, nicht entgangen sein, nämlich daß landschaftliche luid geometrische Form des Gartens nach Meyer etc. nur ein Einkleiden des Gartens in äußere Formen und Linien ist, eine rein technische Manier, welche aber nicht identisch ist, mit fi'eier und gebundener Form der Gruppierung, welche aus den ge- gebenen Verhältnissen heraus entwickelt ist. Und unsere heutige Landschaftsgartenkuns t nach Meyer ist nur eine Manier, da sie ein bestimmtes Landschaftsbild (Wiesen- und Auenlandschaft) und eine bestimmte Entstehungs- theorie (formbildende Kraft des Wa.ssers) schematisch auf jedes Terrain überträgt. Es soll allerdings nicht verkaimt werden, daß es eine Anzahl Talente gibt, welche diese Manier nicht mitmachen und ihre eignen Wege gehen, aber anderseits muß mit Bedauern festgestellt werden, daß die jetzt noch herrschenden Ansichten über Gartenkunst durch die obigen Ausführungen richtig chai-akterisiert sind und den künst- lerischen Tiefstand unserer Gartenkunst zur Folge haben, wie er ähnlich nur zur Zeit der Verballhornung des architektonischen Gartens durch in Tierformen geschnittene Bäume und ähn- lielie S[iielereien bestanden hat. Heute wie damals sei die Losung: Zurück zum gesunden Menschenverstand und zurück zur wahren Kun.st. Nur die Rollen sind vertauscht: Damals Verknöcheruug des Gartens in architektonischer Manier, heute Verknöcherung des Gartens in landschaftlicher Manier. Es ist daher hohe Zeit, daß von den modernen Garten- künstlern energisch gegen diese Afterkunst Front gemacht wird und daß die Gartenkünstler wieder original gestalten wie unsere alten Meister der Gartenkunst, deren herrliciie Werke wir noch heute bewundern. Diese Meister können heute noch in gutem Sinne als modern angesehen werden. Die Auf- fassungen der Gartenkunst als Kunst eines Fürsten Pücklers ent- sprechen z. T. den modernen Kunstprinzipien derart, daß mau sich wundern muß, wie sie (bu-ch die „Meyersclien Kunstregeln und Lehren" verdrängt werden konnten. Seine Grundsätze: die Eigentümlichkeit eines jeden Terrains zu studieren, aus der Art des Terrains die Motive zu gewinnen imd sie immer nur organisch zu entwickeln ^md nie die Natur neu zu schaiTen versuchen, können sie nicht heute noch jedem Garten- künstler vorbildlich sein? Die Moderne ist keine Feindin der Landschafts-Garten- kunst. Sie will nicht zerstören, sondern nur schadhaftes einreißen, erneuern und weiterbauen.*) Auch unsere Landschaftsgartenkunst hat einen guten Kern. Sie kann uns viele Anregungen geben zu modernen Werken. Die wahre Moderne bekämpft nicht etwa die freie landschaftliche Gruppierung, sondern nur die „landschaftliche Manier", die „Meyerei", den reinen Naturalismus und die geistlose Technik. Sie erschließt der Phantasie und Eigenart des Gartenkünstlers einen unbegrenzten Wirkungskreis. Nur solche Gartenkünstier , die nie eine persönliche Eigenart oder Meinung besessen haben, die nur das nach- beten und produzieren, was größere Geister vor ihnen ge- schaffen haben und sich in die Sackgasse ihrer verknöcherten Anschauungen verrannt haben, bekämpfen die Moderne, deren Wesen sie nicht verstehen können. Ihnen ist nicht zu lielfen! Mögen sie „GärteJmacher" bleiben. Aber es sind gottlob Anzeichen vorhanden, daß es Gartenkünstler gibt, die es mit ihrer Kunst ernst meinen und nicht bloße Gartenfabrikanten und Techniker sein wollen. Von diesen wollen wir hoffen, daß sie zu einer starken Gemeinde lieranwachsen werden. Bleibt aber die große Menge der Gartenkiinstler der Moderne so feindselig gegenüber, so werden andere bildende Künstler das Heft in die Hand nehmen und die Gartenkünstler können als Handlanger jener fungieren. Darum friscli voran, beherzigt die Forderungen der Moderne, über die ich kurz noch einmal resümiere und als Programm für die moderne Gartenkunst aufstelle. Die Moderne fordert: I. Daß der Gartenkünstler original gestaltet, daß er den Garten aus den gegebenen Bedingungen, wie sie in der Bodengestaltung, Bodenart, dem zu verwendenden Material, vorhandener Pflanzung, Klima, vorhandener Architektur, dem Gebrauchszweck etc. enthalten sind, logisch entwickelt, IL Daß er nicht dem Terrain ein angelerntes Schema eines bestimmten Landschaftsbildes oder einer Ent- stehuugstheorie (Meyer) aufpreßt, III. Daß er nicht bloß den Garten in tote äußere Formen, wie landschaftliche und geometrische zwängt, sondern in Kunstformen bringt, welche durch ihre innere Wahrheit und Zweckmäßigkeit überzeugend wirken. Anlage seines eignen Gartens durch das gegebene Terrain (steiler Saaleabhang) gezwungen worden ist, einen großen Teil desselben in freier Gruppierung anzulegen. Wenn Schnitze- Naumburg für Gärten nur geunietrisch-arobitektonische, das ist gebundene zentrale Formen verlangt, so müßte er analog für das Haus die gebundene zentrale Bauweise als einzig richtige erklären. *) C. K. Schneider glaubt durch Herunterreißen und ,,Ab- schlachten'- einiger Fachgrößen der Moderne in der Gartenkunst einen großen Dienst erwjpsen zu haben. Die Werke jener sind, ubwohl sie nicht imim i il' n li.' umstellten künstlerischen Anforderungen der Moderne frii>| ' i : , M terwerke einer virtuosenhaften Technik, wie auch il''i M . ■ ■ ■■ Prof. Liebermann ein Meister der Technik der llam im i,, n I i. iliehtmalerei ist. VonKunstvirtuoseii können sich moderne Kün.stler sehr wohl viele Anregungen holen. Jene Fach- größen haben die Meyersohe Theoiie in ihi'en Werken zur größten Vollkommenheit entwickelt tmd .sind ihre Werke innerhalb der- selben: Meisterwerke. Wohl aber sind jene als größte Feiade jeglicher Gartenkunst zu betrachten, welche die Meyersche Tlieorie durch geistlose Nachahmung bis zur Karikatur versimpelt und „herunter- gelandschaftert" haben. 334 Die Gartenwelt. IX, 28 IV. Daß er nie versucht die Natur nur zu kopieren oder neu zu schaffen (Lauge), was ihm ja doch nie so ge- lingen kann, daß es überzeugend wirkt. Quintessenz: Der „verknöcherte" Landschaftsgarten muß dem original „gestalteten" Garten, gleich wie in welchen äußeren Formen weichen. Nachschrift des Verfassers. In einer Erwiderung in No. 18, Seite 207, der Gartenwelt versucht Krone die völlig haltlose Be- hauptung, die Gartenkunst sei nicht rückständig, aufrecht zu erhalten. Seine letzten Ausführungen beweisen, daß er das Wesen der Moderne vollständig verkennt. Er sclireibt, die Moderne sei ein neugetundenes Kunstprinzip, das es jetzt jedem ermöglicht, aus sich heraus zu schöpfen, unbehindert durch Regeln, Vorbilder und kunsthistorisohe Wissenschaft. Die alten Meister, welche dieses neugefundene Kunst- prinzip logischerweise nicht gekannt und nicht aus sich heraus ge- schaffen haben können, müßten demnach nur Kopisten und Stiimpor gewesen sein. Zu dieser Kroneschen „Entdeckung" paßt der von ihm angeführte Satz: Die Kunst werde nie wieder etwas Tüchtiges hervorzubringen imstande sein, wenn nicht alle Museen und Gemälde- galerien verbrannt würden (Seite 208). Und Krone sagt weiter: „Groß- mann klammert sich an das Schlagwort Proportion. — Was sind denn gute Verhältnisse? Wir können sie nicht konstruktiv ermitteln trotz Hogarth und Bochenek. und das ist gut!" Ich frage dagegen Herrn Krone, ob er einmal etwas vom „goldenen Schnitt" gehört hat. Das ist nämlich eine der vielen guten Proportionen, die ein jeder Künstler fühlt und in welchem ein Verstoß gegen dieselben ein gleiches Unbehagen hervorruft, wie der schrille Ton eines scharfen Messers auf einem Teller. Wenn jemand diese guten Proportionen allerdings erst „konstruktiv" ermitteln muß, so kann ich ihm nur raten, stets ein Metermaß bei sich zu führen. Aus den übrigen Ausführungen Krones geht meines Erachtens deutlich hervor, daß Krone Moderne mit Naturalismus verwechselt, wenigstens insoweit als er seine löOjährige, jubiläumsreife „Moderne der Gartenkunst", nämlich die rein naturalistische Landsohaftsgärtnerei in Vergleich stellen will mit unserer heutigen Moderne. Moderne und Naturalismus sind aber durchaus nicht identisch \ Der reine Naturalismus war eine Kinderkrankheit der Moderne, welche sie schon längst über- wunden hat, die Landschaftsgartenkunst aber noch nicht. Ergo hinkt die Gartenkunst hinten nach! ergo ist die Gartenkunst rückständig! Krone handelte zum mindesten leichtherzig, als er eine so tief- gehende Kunstbewegung wie die Moderne mit einigen Phrasen er- klären und abtun wollte. Mit einer feinen allerdings unbewußten Selbstironie spricht er gegen den Schluß seiner Arbeit in No. 18 Seite 209 von „unverstandenem Gerede" über die Moderne. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage 310. (Verspätet eingegangen. Vgl. No. 2ü.) Wie kann man frühe Aussaaten von Gemüsen im Mistbeet vor Mäusen schützen? Im Herbst, wenn ich beobachte, daß wir einer Mäuseplage ent- gegengehen, lasse ich bereits zu dieser Zeit Zweige und Äste von wilden Rosenbüschen, wie man sie an Grabenrändern häufig antrifft, schneiden; auch andere bedornte Zweige, z. ß. Gleditschien etc., sind brauchbar; je reichlicher solche Zweige mit Dornen besetzt sind, desto besser. Die Zweige werden so getrocknet, daß die Augen ein- schrumpfen und später nicht mehr zum Austreiben kommen. Über die Mistlage lege ich nun, ehe die Erde aufgebracht wird, eine ganze Schicht solcher Zweige, damit sich wühlende Mäuse überall stechen können; besonders gebe ich noch acht, daß entlang der Kastenwand die Schicht sehr dicht aufgelegt wird. Auf diese Weise habe ich bisher stets die lästigen Mäuse von den Mistbeeten fernzuhalten ver- mocht; sollten doch hier und da Rosenaugen durchtreiben, so werden die Triebe weggeschnitten; bei gut abgetrockneten Zweigen darf das Austreiben jedoch nicht vorkommen. Neben diesen Vorsichts- maßregeln darf man selbstverständlich das Fangen der Mäuse in Fallen und das Legen von Gift nicht unterlassen. Ich habe gefunden, daß es auch gut ist, öfters mit dem Gift zu wechseln; diese Be- obachtung machte ich besonders im Herbst bei in Kästen aus- gepflanzten und für Allerheiligen vorbereiteten Nelken und Levkojen. Überwintert man in Holzkästen Lack in Töpfen, so können an dieser Pflanze die Mäuse oft großen Schaden anrichten; sie fressen den Lack bis dicht zum Topfrand auf; hier hilft dann eben nur Abfangen und Streuen von Gift in obenerwähnter Abwechslung. H. Brt. Beantwortung der Frage No. 312. Kann jemand zu- verlässigen Aufschluß über die Gehilfenverhältnisse in England geben? Ist es für Deutsche vorteilhaft, dort Stellung anzunehmen? Wohin wendet man sich und wie sind die Gehaltsverhältnisse und Anforderungen? „Bleibet im Lande und nähret euch redlich, rücket zusammen und füget euch fein; mache nur keiner zu breit sich und schädlich, so ist für alle das Land nicht zu klein." Diesen Vers, dessen erste Zeile schon Herr Richter den Lesern der Gartenwelt im achten Jahrgang, Seite 428, seinem Artikel voransetzte, möchte auch ich dem Fragesteller als Antwort geben, denn es muß leider gesagt werden, daß die Wanderlust bei den deutschen Gärtnern zu rege ist, weshalb, das werden wir in folgendem sehen. Ich wunderte mich schon im vorletzten Winter an der Riviera, daß von Herbst bis Weihnachten die Gärtner, größtenteils Deutsche, tagtäglich angewalzt kamen und oft in einem ziendioh heruntergekommenen Zustande, dabei die dortige Sprache incht kennend. Wie es ihnen ergeht, das ist wohl leicht zu erdenken. Ein kleiner Bruchteil von ihnen findet Stellung, andere gehen in die Hotels und vemchten dort Lohndienste, und nicht die wenigsten endlich kehren dem schönen Süden nach vielen Entbehrungen, nach- dem ihr Geld draufgegangen, den Kücken. Das Schlimmste jedoch ist, daß viele solcher Heimgekehrter dann ihren Kollegen in der Heimat die Sache in böswilliger Absicht glänzend ausmalen und in vielen die Wanderlust rege machen. Frug man diese um Stellung anklopfenden Gärtner, weshalb sie so ohne Mittel und Sprachen- kenntnis ins Ausland gingen, so erhielt man zumeist die Antwort, daß ein Kollege gesagt habe, daß man im Winter reichlich Arbeit finden würde u. s. f. ' Das hier Angeführte ist zwar nicht als Regel hinzustellen, denn schon mancher intelligente junge Mann hat ohne größere Mittel sein Glück im Auslände gefunden, jedoch ist die Zahl dieser letzteren sehr klein. Vor allen Dingen sohle sich der Gärtnergehilfe in Deutschland tüchtig ausbilden ; das Land und die Leistungen der deutschen Gärtnereien sind jedenfalls groß genug, daß er es kann. Man sollte nicht davon träumen, im Auslande auf Rosen gebettet zu sein, und somit, wie man sich oft auszudrücken pflegt, denken, nicht nötig zu haben, die Schuftereien in den deutschen Handelsgärtnereien durch- zumachen. Gerade der englische Handelsgärtner sieht sehr auf einen tüchtigen praktischen Gärtner; fein klingende Zeugnisse oder selbst- lobende Reden finden bei ihm wenig Anklang. Er pflegt, wenn er einen jungen Mann engagiert, zu sagen : Wenn Sie in ihrem Fache ein tüchtiger und flotter Mann sind, werden Sie sich bei mir nicht zu beklagen haben und ich werde Ihnen dann lieber 20 als 18 Mk. zahlen. Er sieht auch größtenteils darauf, daß man beabsichtigt, länger als einige Wochen oder Monate in .seinem Geschäfte zu bleiben. Es ist ihm in der Mehrzahl auch rühndichst nachzusagen, daß er seine Leute anständig behandelt und sie nicht nur auszupressen sucht, wodurch er nur gewinnen kann, indem jeder ehrlich Denkende seiner Untergebenen sein ganzes Interesse zum Gedeihen des Geschäfts einsetzt. Also vor allem möchte ich dem Fragesteller raten, wenn er auf eine bessere Stelle in England i-eflektiert, sich erst als tüchtiger Gärtner auszubilden, falls er es noch nicht ist, um auch in Wiiklich- keit für die deutschen Gärtner Ehre einlegen zu können. — Ein Herr Hortus äußerte sich im achten .Jahrgang, Seite 526, dahin, daß es in England und in den Vereinigten Staaten keine Gehilfen in unserem Sinne gäbe, daß, wer heute als Anstreichergeselle arbeite, morgen als Gärtner Aufnahme fände. Nun, ich muß sagen, daß ich das bis heute in England noch nicht viel gefunden habe, wenigstens sind solche Leute, wo sie eingestellt werden, für den Anfang Garten- IX, 28 Die Gartenwelt. arlieiter und keine Gehilfen; erst wenn sie sich mit der Zeit durch Intelligenz und Fleiß über gelernte Gärtner erheben, dann werden sie den Gehilfen gleich erachtet. Man kann es auch in Deutschland finden, daß eingearbeitete Arbeiter selbst für bessere Arbeiten wert- voller sind als manche GUrtner und bevorzugt werden. Nur mit ("lelegenheitsgärtnern könnten auch die englischen Handelsgärtnei- nicht soviel leisten, als man es von ihnen hört und sieht. Ich habe ferner viele englische arbeitnehmende Gärtner, Gehilfen und Ober- Gärtner kennen gelernt, von denen man sagen kann, daß es tüchtige, praktische Leute sind. — Der im Ausland tätige deutsche Gärtner inuJ3 feiner, selbst wenn er tüchtig ist, manches Ungemach über- winden, wofür ich ein Beispiel geben kann. Vor kurzem besuchte i'in deutscher Gärtnergehilfe arbeitsuchend die hiesige Gärtnerei, er- zählte mir dann, daß er schon seit Weihnachten ohne Arbeit herum- laufe, ferner bei seiner Ankunft hier in England im letzten Mai \ner Wochen bummeln mußte, bevor er eine Stelle fand. Nachdem er mich über das Gehalt, welches man in hiesiger Gärtnerei zahle, frag, fing er an, auf England zu schimpfen über weniges Gehalt, schlechte Lebens- resp. Kostverhältnisse etc. Ich gab dem guten Manne nun den Bat. zu Muttern zurückzugehen, denn wenn man ins Ausland ginge, müßte man im Voraus wissen, daß dort die Sitten und Ge- bräuche nicht die gleichen wie zu Hause seien. Er erzählte mir darauf, wie tüchtig er sei, und daß ihm seine Stelle ungerechter- weise gekündigt wurde. Ich hätte nun letzteres auch geglaubt, wenn er mir nicht, als ich ihm sagte, daß in hiesiger Gärtnerei abends bei Dunkelheit, bis um 6 Uhr bei der Lampe gearbeitet würde, erzählt hätte, daß sein voriger Prinzipal dies auch wünschte, er jedoch stets bei Dunkelheit aufgehört habe zu arbeiten. Jetzt wußte ich aller- dings nicht, ob ich den Mann bemitleiden oder ausschelten sollte. Solche Fälle von stellenlosen Gehilfen habe ich in kurzer Zeit mehrere kennen gelernt. Monatelang waren die Leute ohne Beschäftigung, und ich weiß sicher, es waren unter ihnen richtiger denkende und handelnde Leute als ersterer. Der geehrte Fragesteller wird aus ;-nnnui.<.hn,rnh,hn„.i;,rl„n,n, (■o,n„ „llnni, ,nnl msrmH. ( '!,i,r,,,nln,m „rnnh. <'tirta,illnis „„i/iisli/nl. i/nl/l.. Kniiülns \il,r„,i. F.nillnoiiiinH u„„r,- vanuni. Fr,rs„i I .rirh'lln,, „lajnr, Firrsm refradfi alha. inihmtlius Fnslm. /;/- carriUea ;/ni,i:l,/lnni. Ins )l,,rnl/l. „. sessilr. Trojnajluw (r.urnrw. Vrllhruiun nn von lünfunds von C. G. vai iebzig ver^ichiede^en Zwiebel-, Knollen- und Ht 1 Tubergen, Haarlem. Originalaufnahme liir (lip . G;, ;nE;ewncli'.]['■]] Si/rnii/a. Malus Scl/ci'lrr/.iri . M. florihunda und .1/.////.V aii'./i/shfolia. raconia arh,„r.i ..KlisuhelU^ Rhododen- i/ron chlnnitic aus. Die Firma W. Kuyk, Hiliegom stollto prachtvolle Astilhe (Spiraea) Varietät „Königin Wilhclmiiia" aus. Die Firma J. W. Dandey Hz. Haarlem zeigte eine Anzahl Calla grandißora, alles Pflanzen mit 5 bis 6 Eiesenblumen. M. van Waveren Söhne stellten eine reizende Gruppe Narzissen in sehr vielen Arten und Sorten. Die Firma Joh. C. Gehreis, Overveen und J. H. Kersten,Heemstede hatten sehr schöne Gruppen Hyazinthen ausgestellt. Letztgenannte Fii-ma hatte unter ihrem Sortimente eine fast ganz schwarze Farbe mit Namen „Kinc/ Cole'K Die Ausstellung war in diesem Jahre riesig besucht, auch sehr viele Ausländer waren zugegen. Der Haarlemer Teilansicht der .\maryllis-Gruppe von Ingenhoes van Schaik. Vorschoten (Mitte). J. Kouwenhoven. Warmond, und W. Wannenhoven cV Söhne, Hiliegom. Originalaufnahme für die „Gartenweif. Die Gartenwelt. IX, 29 Blumenzwiebel-Verein kann denn auch mit Stolz auf diese Ausstellung zuräckblicken und hat Haarlem und Umgegend wieder einmal gezeigt, daß man mit vereinten Kräften sehr viel Schönes und Sehenswürdiges hervorzaubern kann. Obstbau. Über das Wurzelwachstum der Obstbäume. Von Arthur Janson. In der letzten Versammlung der Obst- und Weinbau- Abteilung der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft wurde von einzelnen Rednern der Wunsch geäußert, es möchte der Art des Wiu-zel Wachstums der Obstbäume etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden, da bekannt sei, daß einzelne Sorten in der Art der Wurzelbildung sehr von einander abzuweichen pflegen. Es klingt unwahrscheinlich, daß die Krone des Baumes einen Einfluß auf die Unterlage habe, nachdem doch mehr als zur Genüge erwiesen worden ist, daß die Unterlage absolut ohne Einfluß auf den Charakter der Edelsorte ist. Diese Folgerung ist, so selbstverständlich sie sicli anhört, aber ganz imlogisch, wie aus folgendem hervorgeht. Die Unterlage ist nicht, wie vielfach angenommen wird, der Ernährer des Baumes, sondern diese Stelle nimmt die Edelkrone ein. Die Unterlage ist nur der Mittler, der Lieferant des Rohproduktes, der rohen Nahrungsmittel, die erst von den Kronenteilen der Edelsoi-te in Baustoff verwandelt werden. Der Gang der Nahrungs- aufnahme und Verarbeitung ist bekanntlich der: Aufnahme der Rohstoffe durch die Wurzel in wassergelöstem Zustande, alsbaldige Leitung in die Blätter der Edelsorte, dort erfolgende Umgestaltung in Baustoffe, die dann zum Ausbau verwendet werden. Da die Wurzel aus vielen Gründen nicht geeignet ist, Baustoffe aus den rohen Nährstoffen zu entwickeln, so muß sie notwendigerweise die Nähr- und Baustoffe aus der Edelkrone empfangen, und diese Stoffe bringen in allen Teilen das Charakteristikum der Edelsorte mit sicli. Das ver- wendete Baumaterial erzeugt also alle Neuteile mit den Eigenschaften der Edelsorte und das Wurzelsystem erhält in allen nach der Veredlung erzeugten Teilen ausgesprochenen Sortencharakter. Man möchte mir Mangel an Logik vor- werfen, indem man einwendet : Wenn z. B. die Edelapfel- krone stets Edelapfelwurzeln bildet und der Wildling nur ein nebensächliches Mittelglied ist, dann müßte die Zwergunterlage den Wuchs derselben garnicht beeinflussen, es gäbe dann keinen Unterschied zwischen normalem Stamm imd Zwergstamm; denn die Zwergunterlage würde auch nur wie dort Vermittler- rolle spielen. Das ist auch in der Tat der Fall! Die Unterlage spielt meines Erachtens nur Vermittlerrolle, nicht diejenige eines Produzenten, die man ihi- bisher stets zugewiesen hat. Ich weiß, daß ich hier eine Behauptung ausspreche, die, wenn sie als wahr anerkannt wird, die Unterlagefrage, diese bedeutungsvollste auf dem gesamten obstbaulichen Gebiet, auf ganz andere Füße stellt und einschneidende Änderungen zur Folge haben wird. In der Tat kommt der Unterlage eine eigentliche Ernälu-ungsroUe garnicht zu, sondern sie ist nur der Kanal, welcher die Leitung der Säfte besorgt. Je nach der Leistungsfähigkeit dieses Kanals aber ergibt die Edelkrone einen Zwerg- oder Starkwuchs. Es sind die Zwergunteriagen nur viel schwächere Leiter als die Wildlinge. Das geht doch schon aus der oftmals bedeutenden Differenz der Stammstärke \vn Edelstanim und Unterlage hervor. Bei Wildlingsunter- lage ist meistens Edelstamm und Unterlage von einer und derselben Stärke, oft sogar ist der Wildling dicker, die Zwerg- unterlage aber ist meist viel schwächer als der Edelstamm. Schon die unverhältnismäßige Schwäche des Leitungskanals läßt auf mäßige Leistungsfähigkeit schließen. Während der Wildling allen Ansprüchen genügt, geht die Säftebeförderung bei der Zwergunterlage nur mit großen Schwierigkeiten vor sich, die durch das Hemmnis, welches eine jede Veredlungsstelle ohnedies bildet, noch gesteigert wird. So staut sich der Säfteverkehr und lagern sich an der Verdelungsstelle oft große Mengen Nährstoffe ab. Daß diese Ablagerungen fast stets oberhalb, selten nur unterhalb der Pfropfnarbe gebildet werden, ist leicht dadurch erklärt, daß die bildungsfähigen, baufertigen Stoffe aus der Krone herniedersteigen, nie von der Wurzel kommen können, wie schon oben ausgeführt wurde. Die Zwergwüchsigkeit ist also nicht die Folge schwachen Wachs- tums der allerdings an sich schwach treibenden Unterlage, sondern lediglich eine Folge der geringen Leitungsfähigkeit. Die Stockung der Säfte erzeugt zwergartige Stämme mit frühzeitiger Fruchtbildung, ebenso wie das Ringeln, das feste, einschnürende Umlegen eines Bandes, auch beim gesunden Wildlingsbaum Verzwergung hervorruft. Gehölze. Betrachtungen über das Lebensalter der Bäume. Von Gartendirektor Albrecht Hermes, Breslau. Als ich vor einigen Jahren einen Besuch des Spreewaldes unternahm, sah ich auch die noch vorhandenen wenigen Eichen, welche wohl ein Lebensalter von achthundert bis tausend Jahren haben. Bei dem stets zunehmenden Bedarf an Holz müssen auch die alten Bäume immer seltener werden, und es ist nur der Pietät ein- zelner Großgrundbesitzer zu danken, wenn ein Bestand von solchen alten Bitumen noch erhalten bleibt. Obengenannte Eichen, etwa 16 bis 20 Stück, sind mit Tafeln versehen, welche Namen wie Waidmanusheil, Irmgardeiche usw. tragen. Als vor mehreren Jahr- hunderten der Spreewald noch bedeutend ausgedehnter als heute war, hielten sich darin Elchwild, Auerochsen, Bären, Wölfe usw. auf; aber bei der immer mehr um sich greifenden Kultur mußten diese Tiere ebenso wie der Bestand an alten Bäumen verschwinden. — Auch an anderen Stellen der Mark Brandenburg gab es noch vor etwa fünfzig Jahren sehr starke Eichen; so z. B. bei Aurich a. d. Oder im Reg.- Bezirk Frankfurt. Eine der stärksten hatte nahe an 3 m Durch- messer, denn es gehörten fünf Mann dazu, diesen Baum zu um- spannen, und wenn man 1,80 m Spannweite pro Mann rechnet, so kommt fast das genannte Maß heraus. Ebenso besaß Schlesien ganz besonders dicke Eichen. Im botanischen Garten in Breslau befand sich in der physiologischen Abteilung der unterste Teil eines Eichenstammes, welcher reichlich 14 rh. Fuß Durchmesser hatte, also etwa 4'/, m. Noch jetzt besitzt die Stadt Breslau eine größere Anzahl alter Eichen in Oswitz und hinter Morgenau. Ein sehr hohes Alter erreichen auf unserer Hemisphäre auch besonders die Eiben {Taxus baeeata). Ein im Fiirstensteiner Grund (bei Freiburg in Schlesien) stehender Eibenbaum hat 1 m 75 cm Um- fang; sein Alter wird auf 800 Jahre geschätzt, doch sagt Göppert, der bekannte Paläontologe (in der Mitte des vorigen Jahrhunderts), daß der stärkste ihm bekannte Eibenbaum Deutschlands beim Kloster Witt - warsen in der Grafschaft Bentheim 580 Jahre alt sei, denn nach der vorhandenen Stiftungsurkunde sei dieser Baum zur selben Zeit gepflanzt, als man den Grundstein zur dortigen Kirche legte. — In England findet man aber Eiben weit höheren Alters. Hunter teUt mit, daß in der Grafschaft York Stämme von A'j, bis 9 m Umfang IX, 29 Die Gartenwelt. Hyazinthen, je 10 Stück einer Sorte in Pfannen. Aussteller : Anton Roozen & Overveen. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". in der Abtei Fontaine sich vorfänden. Der dickste dieser Bäume Geldgier ztmi besaß im Jahre 1770 einen Durchmesser von 1214 Linien, und da worauf die E man nach der Analogie anderer Eiben weiß, daß dieselben jährlich diese Riesen nur eine Linie in der Stärke zunehmen, so müßte die eben be- zeichnete Taxus auch 1214 Jahre alt sein. Noch andere starke Eiben finden sich vor in der Grafschaft Sur- rey, eine andereTaxus auf dem Kirchhofe Fotheringal in Schottland , welclie 2.öS8Linien mißt, mit- hin ebensoviele Jahre alt sein muß. Aber ganz besonders her- vorzuheben ist noch eine von Evelyn ge- messene Taxus auf dem Kirchhofe von Braburn in der Graf- schaft Kent; dieselbe hatte im Jahre 1600 beinahe 20 m Umfang, ihr Durchmesser be- trug 2880 Linien; sie würde also, wenn sie noch lebt, 3000 Jahre alt sein und somit zur Zeit Christi schon 1000 Jahre gezählt haben. (Mitteilungen des Geheimrats G i; p - pert.) - Balduin Möll- hausen berichtet in .seinem Tagebuch über die in Kalifornien vor- kommenden Sequoia gigantea (Wellingtonia giganfea) im Mammuttal, im Calaverasbezirk, 300 Meilen nördlich von Sonora, in einem jetzt schon sehr zusammengeschmolzenen Be- stände. Der stärkste dieser Baume, der dicke Baum genannt, welcher jetzt nicht mehr vor- handen ist, hatte 96 Fuß Umfang = 30 m, also 10 m Durchmesser. Um diesen Koloß zu fällen, mußten fünf Mann 25 Tage lang arbeiten und nur durch Bohren von Löchern, welche dann durch die Axt mit einander ver- bunden wurden, konnte dieser Riese zum Stürzen gebracht werden. Die Zahl der Jahi'es- ringe betrug 3000, mithin hatte der Baum auch dieses Alter. Die Höhe dieser Bäume betrug 100 m und Möllhausen sagt: das Er- staunen, wenn man aus der Ferne die graden, turmähnlichen Nadelholzbäume wahrnimmt, die eine hohe Tannenwaldung weit überragen, wird noch mehr gesteigert, wenn man, näher tretend, die ungehewen Dimensionen der einzelnen Bäume erkennt. Man traut kaum seinen Augen, wenn man aufblickt zu den Kronen, die auf den kräftig gewachsenen kolossalen Stämmen meist erst in der Höhe von 150 — 200 Fuß (50—65 m) beginnen. Der Bestand dieser noch vorhandenen Bäume würde wahrsoheinHch auch schon der Opfer gefallen sein, wenn nicht der Staat die Fläche, iume stehen, zum Nationalpark erhoben hätte. Aber a der Pflanzenwelt worden noch von den Affenbrot- Sohn, U2 Die Gartenwelt. IX. 29 bäumen odei- Baobabs (Adaiisunia digitata) übertroffen. Man trifft diese Bäume in Senegambien, Nubien und an der ganzen östlioben Küste von Afrika. Die dicksten Bäume, die der gelehrte Reisende Wilhelm Peters sah, hatten GO— 70 Fuß Umfang und nach den kühnen Schätzungen von Ädauson und Perrottet schreiben diese den von ihnen gemessenen Adansonien ein Alter von 51ö0— 6000 Jahren zu. schlechtem Boden gut, vertragen Dornige und stachelige Gehölze. Von Paul Juraß, Baumschulenweg bei Berlin. Auch die mit Dornen und Stacheln bewehrten Gehölze finden in unseren Gärten so mannigfache Verwendung, daß es sich wohl ver- lohnt, die verschiedenen Arten und Abarten zu besprechen. Die meisten dieser Gehölze sind vorzüglich zur Bildung von großen Schutzhecken geeignet; sei es zur Umfriedigung von Garten- grundstücken oder zur Abgrenzung einzelner Ackerflächen, z. B. Weiden oder Viehkoppeln. Die Anforderangen, welche man an solche Gehölze stellt, sind folgende: Rasches Wachstum, dichtzweigiger Wuchs, große Bedornung, vollständige Winterhärte und Gedeihen auch in weniger guten Boden- arten. Ein Beschneiden und etwa nötiges starkes Zurückschneiden sollen diese Gehölze auch ohne Schaden vertragen. I. Schutzhecken. Nachstehend führe ich die geeignetsten Arten an, und zwar in erster Linie solche, die für sogenannte große Schutzhecken zu ver- wenden sind; ich meine solche, die nicht direkt zu regelmäßigen Hecken alljährlich geschnitten werden sollen, sondern mehrere Jahre ohne Schnitt wachsen, und dann, wenn sie zu sehr in die Breite gehen, kräftig zurückgeschnitten werden. Die Pflanzweite bei dieser Art Hecke braucht nicht so eng zu sein, weil es hier ja weniger auf die Dichtigkeit, als auf die Größe ankommt; die Entfernung der Pflanzen von einander kann '/.> m, bei kräftigen buschigen Exemplaren auch noch mehr betragen. Rübinia Pseudaeacia L., die gemeine Akazie. Wegen des kräftigen Wuchses und der Ansprachslusigkeit an den Boden sehr geschätzt. Zur Anpflanzung verwende man nicht zu alte Pflanzen. Gleich beim Pflanzen schneide man die Sträucher auf etwa '/„ m zurück, damit sie sich nach unten verzweigen. Oleditschia (riacanthos L., der Christusdorn. Besonders durch seine starke Bewehrung mit großen dornenartigen, festen Stacheln wertvoll zur Umzäunung größerer freiliegender Flächen. Der Strauch gedeiht auch in weniger gutem Boden. Bei der Anpflanzung verwende man gleichfalls nur junge Pflanzen, die auch im ersten Jahre nach der Anpflanzung auf '/a >n zurückgeschnitten werden. Auch muß hier alljährlich etwas geschnitten werden, weil sich die Pflanzen sonst wenig verzweigen. Orataegti^ mo-nogyna Jacq., gemeiner Weißdorn. Allgemein geschätzte Heckenpflanze, für größere und kleinere Hecken gleich gut geeignet. Der Strauch wächst in jedem einigermaßen nahrhaften Boden ; er verträgt das Beschneiden sehr gut, selbst alte große Hecken, welche schon mehrere Jahre nicht geschnitten wurden, können ohne Bedenken stark zumckgesohnitten werden. Oratacgus prunifolia Pers. Eine recht starkwachsendo Dom- Art, deren Zweige nüt großen Dornen besetzt sind. Diese Art ist mehr für gioße Schutzhecken zu verwenden, wo auf eine regelmäßige Form der Hecke nicht gesehen wird. Ist wegen ihres reichen Blütenflors im Frühjahr, im Herbst mit ihrer braunroten Blattfärbung und den zahlreichen roten Früchten sehr zierend. II. Zierhecken. Für die Zierhecken ist die Auswahl unter den dornenartigen Gehölzen schon etwas größer; hierzu sind besonders solche Gehölze {r\xt geeignet, die schon von Natur aus einen dichtverzweigten Wuchs haben. lierberis vulgaris L., gewöhnliche Berberitze, nebst der rot- blättrigen Form, foliia ntropurjMreis. sind beide vorzügliche Hecken- sträucher; sie gedeihen s auch den Schnitt. Rosa rubiginosa L., schottische Zaunrose. Läßt sich durch öfteres Beschneiden zu schönen Hecken erziehen, doch gibt der Strauch auch ohne beschnitten zu werden dichte Hecken, bei letzteren kommt der Blumenflor mehr zur Entfaltung, als bei den alljährlich beschnittenen Hecken. Ribes arborevm hört. {Syn. R. Qrossidaria arboreum\ Strauch von starkem, aufrechtem Wuchs; Zweige mit großen festen Stacheln besetzt. Rlimnnus cathartica X,, gemeiner Kreuzdorn. Zu Hecken, die nicht streng im Schnitt gehalten werden, sehr gut zu verwenden. Ijycium ehinense, europaeum, rliombifolium, Bocksdorn. Be- sonders für schlechten Boden sind diese Sträucher als Heckenpflanzen sehr zu empfehlen. Chaenonieles japmiiea LintlL, Syn. Cydonia japonica Per-':. Japanische Scheinquitte. Altbekannter schöner Blütenstrauch, der zu kleinen Zierhecken gut zu verwenden ist. III. Dornige und stachelige Ziersträucher. Nachstehend seien noch bestachelte und bedornte Gehölze an- geführt, die in den Parks und Gärten als Ziersträucher besonders hübsch und zur Anpflanzung empfehlenswert sind. Berberis liregcens ffool,:, eine der schönsten Berberitzen. Die hellgrüne Belaubung hebt .sich sehr hübsch von den Zweigen ab. Im Herbste nehmen die Blätter eine leuchtend lote Färbung an. Der Strauch wächst kräftig, aufrecht. lierberis stenophylla Mast. Strauch von mittlerer Größe mit leicht überhängendem Wuchs. Die schmalen, immergrünen Blätter sind graugrün; es heben sich von ihnen die großen, sattgelben Blüten sehr hübsch ab. Berberis aristata (maerophylla). Ein starkwachsender Strauch von überhängendem Wuchs. Die rötlich überlaufenen Zweige sind mit großen Stacheln besetzt. Belaubung schön glänzend hellgrün. lierberis densifhra Boiss. Ein noch seltener Strauch aus Vorderasien mit hellbraunen Trieben; Belavibung meergrün. Die Pflanze macht einen sehr zierenden Eindruck. Von der so reichhaltigen Gattung Orafaegm sind folgende be- sonders als Ziersträucher zu empfehlen: Crataegus Carrierei Vauvel. Schöne großblättrige Belaubung, die bis spät in den Herbst frisch grün bleibt. Von besonderer Zierde sind die orangeroten Früchte, die oft im Winter noch frisch an der Pflanze bleiben. Crataegus maeraeantha Lodd. Strauch von unregelmäßigem Wuchs, die Zweige sind hin und lier gebogen und nüt oft 10 cm langen Dornen besetzt. Crataegus cocciiKa niollis Torr, et Or., Syii. C. iiiollis Srheele, großblättrig, Frucht groß, rot. Crataegus saligna Oreene. Aus den Koloradobergen stammend, in den letzten Jahren verbreiteter, mit rotbraunen Zweigen und glänzend grünen Blättern versehener Strauch. Crataegus Douglasü rlvularis Dipp. syn. C. rivularis Nuitall. Starkwachsend. Die dunkelbraunen Zweige sind mit langen Dornen besetzt. Blätter lederartig, rundlich oval. Crataegus pinnatifida Bunge, Syn. C. dahurica. Vom Amur stammend; noch wenig verbreitet. Der Strauch treibt am frühesten von allen Dom-Arten aus und bringt auch seine Blumen am ehesten zum Vorschein. Crataegus Crus galli /.., Hahnenspornweißdorn. Strauch wächst etwas unregelmäßig. Die lederartigen Blätter sind oberseits dunkelgrün, glänzend. Die ziemlich großen Früchte sind ziegelrot. Hippopha'e rhamnoides L., Sanddorn. Strauch von spairigem, dichtzweigigem Wuchs. Die weideuartige Belaubung ist silbergrau. Besonders zierend im Spätsommer durch die orangeroten Früchte Gedeiht auch in ganz schlechtem Boden. IX, 29 Die Gartenwelt. Landschaftsgärtnerei. Kiiie (Mscrno Zi(ultr(icko. (ii;, Ahhildwin.) V or mehreren .lalnvn hatte ieh dank des liebenswürdigen Ent- gegenkommens des Ilorrn Direktors Cordes Gelegenheit, im großen Zentralfriedhofe zn (ihlsdorf bei Hamburg eine Anzahl Aufnahmen zu machen. Darunter auch die auf dieser Seite im Bilde wiedergegebene Zierbrücke. Sie führt über einen "Wasserstreifen in der Nähe des großen Rosariums und fiel mir damals aus verschiedenen Gründen recht auf. Einmal ihrer Farbe wegen, — sie war, wenn ich mich recht entsinne, blaugrau gestrichen — , die sehr gegen die Umgebung abstach. Zum andern ihrer ganzen Konstruktion halber, die mich an Ort und Stelle seltsam anmutete, aber etwas recht Leichtes, 0 widerepiegelte. Meines WLssens hat Direktor Cordes diese Brücke, wie ja auch alle anderen architek- tonischen Elemente der Garten- anlage, selbst entworfen. Ich weiß, daß ich damals über diese Bräcke nicht erfreut war. Siifiiliren, daß die in früherer Zeit vielfach angelegten Genieindebamn- schulen in Bayern nach und nach aufgegeben werden und dafih- erfreulicherweise Musterobstanlagen nach genauen Be- stimiuungen angelegt und prämiiert werden, auch werden ältere gut gepflegte Obstgäi'ten prämiiert; hierzu sind vom Landesverbände entsprechende Bestimmungen herausgegeben worden. Die Musteranlagen werden von Fachmännern be- sichtigt und begutachtet. In den letzten Jahren sind in allen Teilen des ganzen Landes zahlreiche, ausge- dehnte Baumpflanzungen ge- schaffen worden, wie auch Mutter- und Mustergärten in den verschiedensten Teilen des Landes angelegt worden sind. Ebenso sind ganz be- deutende, ausgedehnte, mus- tergiltige Straßenpflanzungen ausgeführt worden. Die Straßen Wärter und Wegmacher werden in Obstbaukursen ausgebildet, von den Wanderlehrern kon- trolliert und arbeiten alle nach einer vom Landeskonsulenten herausgegebenen Anleitung. Für die Bepflanzung von Gemeindeödungen, Schaf- weiden u. a. mit Obstbäumen sind eigene Regeln aufge- stellt, nach welchen solche Gemeindeijflanzungen unter- stützt und prämiiert werden. Die landwirtschaftlichen Kreisausschüsse, die Kgl. Be- zirksämter und Distrikte geben ebenfalls alljährlich größere Summen für die Förderung des Obstbaues aus. Nicht unerwähnt kann ich lassen, daß in Bayern auch den anderen landwirt- schaftlichen Nebenzweigen das höchste Interesse ent- gegengebracht wird, so der Bienenzucht (Landesbienen- zuchtverein): der Geüügelzucht, der Korb- und Schäl weiden- kultur (Königl. Korbflechterschule in Lichtenfels), sowie a\ich dem Gemüsebau (Gemüsebaulehrkurse in Bamberg, Ge- müsepräservenfabrik in Bamberg). So werden im Sommer täglich 20 bis 25 Eiscnbahnwaggon.s Gemüse von Bamberg verschickt; im Jahre 19Ü3 wurden 6992 Zentner frisches Gemüse von Bamberg verfrachtet. Meerrettichkultur in Bayersdorf und Umgebung (540 ha Anbaufläche,) 50000 Ztr. Meerrettich- Versand mit einer Einnahme von i/^ Million Mark. Aus all dem Gesagten ist zu ersehen, daß vor allem die Vereinstätigkeit und die ganze Organisation in Bayern vorzüglich ist, daß die Kgl. Staatsregierung von dem Werte des Obstbaues voll und ganz überzeugt ist, daß der Obstbau in Bayern eine wichtige und geachtete Stellung einnimmt und sich im Bayernlande auf der jetzigen Grundlage zu einer •»•uelle reichen Segens entwickelt. Neue weiße Riescndahlie Onginalaufnahme füi Chor eine Krankheit der Rebstöcke in den Treibhäusern.*) Von Landes-Ökonomierat R. Goethe, Dannstadt. V 011 befreundeter Seite werde ich darauf aufmerksam gemacht, daU Piof. Sorauer die in No. 20 geschilderte Krankheit bereits als „Auftreilningeu der Woinblätter" (Inimnescentia) in seinem „Hand- buche der Pflanzenkrank Leiten" 2. Auflage 1886 ge- nauer beschrieben hat. Wer sich darüber orientieren will, möge das dort Gesagte auf den Seiten 222—227 nachlesen. An dieserStelle seien nach- •stehende Sätze wiedergegeben: „Wenn sich Zellpartien in einer so exorbitanten Weise strecken, muß Wasserüberschuß und Ma- terial zur Verlängerung der ZeUwand vorhanden sein. Das Baumaterial dürfte der Zell- inhalt liefern, den wir bei der Streckung verschwinden sehen. Daß die ersten Auftreibungen in der Nähe der Blattrippen erscheinen, spricht dafür, daß die sich streckenden Zellen ihr Wasser aus den Zuleitungs- herden, den Gefäßbündeln, mög- lichst direkt beziehen und daß diese Zuleitnngssysteme eine Kolle spielen. Man wird an- nehmen können, daß eine ener- gische Zuleitung von roher Bodenlösung aus der Wurzel stattfindet. Da die Krankheit in der gespannten feuchten Luft 'ier Glashäuser allein auftrat, so ist der gesteigerten Wärme eine Li an z besondere Aufmerksamkeit /AI schenken. Im Freien ist bei Wein liese Zellwucherang noch nicht -i'fiinden worden". In der Pathologischen Pflan- zenanatomie von Dr. Ernst Küster 1903 beißt es auf Seite 86: „Die Frage nach den äußeren Bedingungen, unter deren Einwirkung Intumescenzen entstehen, ist bereits wiederholt experimentell geprüft worden (Sorauer, Dale); sie entstehen als Folge von „WasserüberschuB", wenn die Vereuchsptlanzen in dampfgesättigteni Baume sich entwickeln. Nach Copeland lassen sie sich an Tomatenblättern durch künstliches Ein- pressen von Wasser in die Zweige erzeugen. Ivonigin Wilhelmina Gartenweh". Dahlien. Neue Riesendahlien. Zur Ergänzung unseres Artikels über diese Dahlien in No. 27 und der dieser beigefügten Farbentafel, bieten wir heute noch drei prächtige Habitusbilder, welche den hohen dekorativen Wert dieser Züchtungen bekunden. *) Siehe aucli No. 20 Jahrg. Die Gartenwelt IX, 30 „Ruhm von Baarn" Abb. S. 351 ist die auch auf unserer Farbentatel dargestellte zart rosafarbige Borte. Unser Bild zeigt Stecldingspflanzen vom Frühjalir 1904, aufgenommen im Herbste des gleichen Jahres. „Herzog Heinrich" Abb. S. 352, hat dunkelrote Blüten; die Pflanze unseres Bildes ist zweijährig, 1903 aus einem Steckling gezogen, 1904 aufgenommen. Auch von ., Königin Wilhel- mina'', der Hauptblume unserer Tafel, führen wir auf Seite 353 noch ein Habitusbild vor, das uns eine zweijährige Pflanze zeigt; diese schneeweiße, den Namen der allbeliebten holländischen Königin tragende Sorte, ist eine der herrlichsten des ganzen Sortiments, und tragen an den Enden lange, dichte Rispen erikenähnlicher Lippenblüten von hellrosa oder reinweißer Farbe, die sich zu allen Bindearbeiten gleich gut verwenden lassen. Die Blütezeit beginnt im Juni und reniontieren die Pflanzen ununterbrochen bis zum Eintritt Dieses, sowie die leichte Kultur (zeitig ausgesäte Pflanzen blühen bereits im ersten Jahr) machen Ph. virginiana zu einer Sohnittstaude ersten Ranges, die der weitesten Verbreitung würdig ist. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, daß dieser Perle unter den Stauden der Platz eingeräumt wird, dei- ihr wegen ihrer hervorragenden Eigenscliafteu gebührt*), W. Triebner. z. Zt. Wmdhuk. Stauden. Acanthus Ferring!, Siehe ist ein neuer Acanthus, den W. S i e h e, Mersina (Klein-Asien) in den Handel bringt. Nach einer Beschreibung in Gard. Chron. fand Siehe den Acanthus in Kappadozien, vermehrte ihn und bringt ihn jetzt in den Handel. A. Perringi wächst an Abhängen in kreidehaltigem, trockenem Lehmboden und an unfruchtbaren Orten in 2700 bis 3000 m ü. d. M., wo das Klima im Winter ungewöhnlich kalt ist und Schnee oft während drei bis vier Monaten liegt. Der Wurzelstock ist kriechend und bildet Rhizonie. Die Blätter sind sitzend, 15 — 20 cm lang, lanzett- lich spitz zulaufend, oft tief ge- zähnt und gekerbt und mit Stacheln besetzt. Der Stengel ist mit kurzen Haaren bedeckt. Die Pflanze wird 30—50 cm hoch und ist zur Blütezeit fast gänzlich mit großen, rosaroten, kreuzständigen hübschen Blumen bedeckt. Die Deckblätter sind groß, eirund, zugespitzt und scharf gezähnt. Sie sind mit Stacheln versehen. Die Neben- deckblätter sind schmal lanzett- lich. Das obere Kelchblatt ist ungeteilt, breit eiförmig und bei- nahe so lang wie die Corolle. Das untere ist beinahe ebenso breit, aber kleiner. Die ßrakteen und Sepalen sind silbrig grün mit rosafarbigem Anflug. Die Pflanze ist nahe verwandt mit A. Dioscoridis und unterscheidet sich nur d\irch die graugrünen Blätter \on den hellgrünen des A. Dioscoridis. Andromeda japonica. Originalaufnahme für die „Gartenwelt W. Siehe in The Gard. Chron. Physostegia virginiana als Schnittstaude. Es ist schon oft in diesei- Zeitschrift auf den Wert verschiedener Schnittstauden hingewiesen worden, aber ohne daß dieser schönen Pflanze gedacht worden wäre, und doch gebührt dieser mit der erste Platz unter der großen Zahl der sonimerbluhenden, zu allen Zwecken gleich gut ver- wendbaren Stauden. Physostegia virginiana ist unter leichter Laubdecke vollkommen winterhart und gedeiht in jedem Boden und in jeder Lage, sogar im Halbsobatton. Die Stengel erreichen eine Ijänge von 80 cm bis 1 m, sind mit gegenständigen, lanzcttfönnigen, gesägten BUiltcrn besetzt Gehölze. Andromeda japonica. Von F. Tutenberg, Mainz. (Hierzu eine Abbildung.) \\ ^jt ' ' ?^» Unter unseren imraer- ' ^^ ^' I grünen und ausdauernden Pflanzen wird Andromeda ja- ponica, Thbg. leider zu wenig beachtet. Wir finden bei ihr Eigenschaften vertreten, die ihr nur als Empfehlungdienen k("jnnen und müssen. Als Zierstrauch in geschützter Lage und einem Untergrund \on Moorerde, oder ganz in i'in Moorbeet gepflanzt, ent- wickeln sich die Pflanzen üppig und bringen eine Un- iiionge weißer Blütchen an langen Rispen hervor, die Ai'\\ von den zierlichen lan- "ttlichen und hellgrün ge- lärbten, ausdauernden Blät- i'rn wunderbar abheben. Herr Obergärtner Pa u 1 y vun der Firma S. &L Rinz, I »lierursel, dem icli die Plioto- i^iaphie, nach welcher die l"'istehende Abbildung ge- li'rtigt ist, verdanke, teilt mir mit, daß dieselbe eine Pflanze darstellt, welche im November aus dem freien Lande genommen, in einen Topf gepflanzt und im Zimmer aufgestellt wurde und bereits Ende Januar im vollen Blüten- schmuck prangte und dieser Flor längere Zeit anhielt. Aus diesem geht zur Genüge hervor, daß Andromeda japonica auch als Treibstrauch zu verwenden ist, zumal *) Anmerkung der Redaktion. Der Verfatiser ist im Irr- tum, wenn er glaubt, daß in der Gartenwelt Plujsosfegia virginiana noch nicht empfohlen worden sei. Bereits im IIL Jg. S. 279 wurde von HerrnRudel auf i: ■ rlimie Stande und ihre weißeForm hingewiesen; Seite 590 des i^i •• .i:iiii ,inus widmet Herr Ralph Meisel der Pli. V. alba, itiv '\ ll'Miel in Darmstadt in den Handel gebracht wurde, warme eiu|J. iilnmi; Wuito, und im VIL Jg. weist Herr Rudel an der Hand einer Abbildung Seite 458 erneut auf den Wert dieser Staude hin. Älteren Gärtnern ist Physostegia unter dem Namen Dracoccpitalum bekannt. IX, 30 Die Gartenwelt. 355 dieselbe weniger Anforderungen stellt, wie die meisten unserer Treibsträucher. Es kann daher den Ilerrschaftsgärtnern ge- raten werden, diesen schönen Sti-auch im Garten anzupflanzen, der außer Gartenschmuck auch zugleicli Wintergarten- und Zimmerschmuck sein kann. In der Baumschule von S. & I. Rinz, Oberursel, sah ich mehrere hundert über 1 m hohe Sträucher dieser Art. Topfpflanzen. Gaultheria procumbens, L. (Ericaceen) ist ein sehr niedriger, kriechender, 20 cm hoher, immergrüner Strauch Canadas. Die Blätter sind verkehrt-eiförmig, zugespitzt, sägezähnig und immergrün, oft rosa angehaucht. Die Blüten, welche im Juli erscheinen, sind weiß, einzeln in den Achseln der Blätter stehend, kurzgestielt und über- hängend. Die Frucht ist rot und bleibt fast den ganzen Winter hängend an den Pflanzen. Um diesen schönen Strauch in guter Kultur zu halten, muß man ihm einen feuchten Moorboden geben. Eine andere Art ist OauUkeria Shallon, Purs/i, die sich durch kriechenden Wuchs gleichfalls für Felsen- anlagen eignet. Sie verlangt jedoch zum freudigen Ge- deihen einen trockenen, sandigen Heideboden. Sie erreicht eine Höhe von .W cm. Die Blätter sind breit oval, eiförmig, am Grunde abgerundet, etwas zugespitzt und fein gesägt. Die Oberseite der Blätter ist freudig grün, während die Unterseite hellgrün ist. Blü- ten krugförmig, weiß mit rot in end- und seitenständigen. einseitswendigen Rispen, im Mai- Juni erscheinend. Dw Frucht ist purpurfarbig. später bläulichschwarz. Herrn. Müller, Whefstonc England. Ein merkwürdiges Cyclamen. OHginalaufn, seh Vitex Agnus castus. Der gemeine Mönchspfeffer. Vitex Agnus castus L., wird gewöhnlich als Kalthaus- gehölz behandelt oder min- destens in frostfreiem Kaume überwintert. Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, daß der Strauch, dessen schöne rotvioletten Trauben bis spät in den Herbst hinein erblühen, wenn sonst kaum ein Gehölz ein hochzeitlich Kleid schmückt, durchaus nicht so empfindlich ist, wie vielfach angenommen wird.'-^') Wien liegt allerdings weit südlicher als Leipzig oder Berlin, dennoch haben wir hier in den letzten Jahren Kältegrade von — 16° bis 18° C gehabt und der im Schönbrunner Park, nahe dem großen Palmenhause stehende Mönchspfeffer, ein etwa zwei Meter hoher Strauch, über- dauerte, allerdings in von höheren Bäumen und Sträuchern (kleinen Koniferen) geschützter Lage, die letzten Jahre ganz gut und grünte jedes Jahr von neuem prächtig weiter. C. Rimann, Nagy Szent Miklös. *) Anmerkung der Redaktion. Nach dem Handbuche der Laubholz- Benennung von Beißner und Genos.sen hält .Vitex Agnus castus unter Laubdecke — 22,.n° C in normalen ( — 26,5 bis 27,5° C in anormalen) Wintern und ohne solche normal — 19,5° C (anormal — 23° C) aus und wäre demnach in ganz Süd-, Mittel- und West- deutschland winterhart. Ein merkwürdiges Cyclamen zeigt beistehende Abbildung, die wir einem begeisterten Blumenfreund, Herrn Albort Hoch- straßer in Cronberg, verdanken. Dies Cyclamen stand auf dem Kübel einer Palme im Wintergarten des genannten Herrn ; hier haben sich, wohl infolge von Lichtmangel und etwas zu hoher Temperatur die Bhitenstiele so abnorm lang entwickelt, daß sie von den Blüten herabgezogen wurden, wodurch das Cyclamen das Aussehen einer gewiß hocheleganten Ampelpflanze erhielt. Erica nigrita, L. Diese alte, verges.sene Art heißt auch I<1 laricina, Berg, volutaefolia, fiaiisb, cucullata, Tausch und soll auch unter nitidula gegangen sein. Erikenzüchter seien auf diese Art ganz besonders aufmerksam gemacht. Sie wächst ungemein kräftig und blülit sehr reich. Die Blumen sind reinweiß, mit schwärzlichen Staub- fäden. Der Vorzug, den sie andern südafrikanischen Arten gegenüber aufweist, ist neben dem kräftigen Wachstum die Eigenschaft, gegen kalkhaltiges Wasser durchaus nicht empfindlich zu sein und sich leicht treiben zu lassen. Man kann sie von Dezember bis März, je nach der Temperatur des Hauses, in Blüte haben. Im kalten Hause bei 3 bis 5 ° C Wärme kommt sie Ende Januar in Flor und blüht dann bis zum März. Rehnelt. Farne. Nephrolepis bosto- niensis. Uieser Handelsfarn stammt aus Amerika und hat schon da und dort auch in Deutsch- land eine Kulturstätte ge- funden. Die schönen, schma- die „Gartenwelt". jg^,^ langen Wedel verleihen der Pflanze ein schönes Aus- Ais Gewächshaus- und Zimmerfarn ist N. bostoniensis sehr gut . N. bostotiiensis besitz* die gute Eigenschaft, nicht für den Staub des Zimmers empfänglich zu sein und wird deshalb geschätzt werden. Der Farn wächst schnell und gibt, w^enn in größere Töpfe gepflanzt, sehr starke Büsche, die namentlich im Zimmer auf einem Pcstament Effekt machen. Der Nährboden soll nicht zu schwer sein. Als beste Mischung empfiehlt sich: Heideerde und leichte Rasenerde, die zu gleichen Teilen gemischt ist. Als Zusatz gibt man etwas Flußsand und Schlackenstückchen, damit die Erde durchlässig wird. In diesem Nährboden entwickeln sich die Farne sehr schnell. Man vermehrt diesen Farn durch Rhizonie, welche beim Verpflanzen von der Pflanze abgenommen werden. Die abgetrennten Rhizome legt man in einen mit vorhin beschriebener Erdmischung gefüllten Kasten nicht zu dicht em. Die Rhizonie werden fest- gedrückt und mit Erde bedeckt. Kann man den Kasten mit den Rhizomen nicht in die Vermelirung setzen, so deckt man eine Glas- tafel dai-über. Haben sich die Rhizome bewurzelt, so werden die 356 Die Gartenwelt. IX, 30 jungen Farne in kleine Töpfchen in die genannte Erdiiiischung gesetzt und nicht übermäßig warm gehalten. Die erste Zeit gibt man etwas Schatten, jedoch später vertragen die Farne schon mehr Licht. Die einfach gefiederten Wedel halten sich an den Pflanzen sehr lange frisch; selbst in Zimmern mit Zugluft leiden sie nicht. Je wärmer der Standort, desto mehr Wasser gebrauchen die Farne; im allgemeinen liebt N. bosfoniensis einen temperierten Standort. Auf Blumentischen mit blühenden Pflanzen zusammengestellt wirken diese Farne sehr gut. J- B. Zeit- und Streitfragen. Zum Kapitel „Preisausschreiben". Xn den Bedingungen für die Teilnahme an öffentlichen Preisaus- schreiben zur Erlangung von Plänen für Gartenanlagen hat sich in den letzten Jahren ein Passus eingeschlichen, welcher befremdend wirken muß. Wir meinen damit die Klausel, welche betont, daß „nur in Deutschland ansässige Gartenkünstler und -Tech- niker bei der Einreichung von Entwürfen zugelassen werden". Diese Klausel verdient gewiß einmal öffentlich kritisiert und besprochen zu werden. Wer an der Aufnahme einer solch' engherzigen Bedingung in den einzelnen Fällen die Schuld getragen, entzieht sich natürlich unserer Kenntnis. Wenn Behörden öffentliche Preisausschreiben erlassen, so wollen sie damit unseren bewährten Gartenkünstlern und deren jungem Nachwuchs Gelegenheit zu friedlichem Wettbewerb geben und solchen Behörden wird eine reichlichere Einsendung guter Arbeiten nur erwünscht sein, denn sie ersehen daraus das rege Interesse, das man ihrer beabsichtigten Neuschöpfung in Fachkreisen entgegen- bringt. Es wäre nur zu wünschen, daß recht viele Verwaltungen von diesem Modus Gebrauch machten und nicht — wie es vereinzelt vor- kommt — ihre Zuflucht dazu nehmen, den Wettbewerb auf noch engere Grenzen zu beschränken, wie z. B. auf ein Land oder gar nur 3 — 5 Gartenkünstler zu der Bewerbung einzuladen. Wir rollen nun die Frage auf: „Welche Gründe sprechen dafür, daß man bei derartigen Ausschreibungen nicht auch den im Aus- lande lebenden Landsleuten Gelegenheit gibt, sich ebenfalls am friedlichen Wettbewerb zu beteiligen V" VergebHoh suchen wir hierfür .stichhaltige Gründe! Man wolle doch nicht etwa anführen, daß im Ausland lebende reichsdeutsche Fachmänner nicht mehr in der Lage wären, gute Entwürfe liefern zu können? Im Gegenteil sind wir der Meinung, daß ein solcher Mann vieles Neue gesehen und kennen gelernt hat, welches auch im lieben deutschen Vaterlande nutzbringend verwertet werden kann, es muß daher eine solche beschränkte Bedingung abstoßend auf jedes edel denkende Gemüt wirken. Durch eine derartige Einschränkung wird vielen im Auslände lebenden Deutschen — von denen gewiß viele sehr gerne wieder in die Heimat zurückkehren möchten — alle Gelegenheit abgeschnitten, selbst fach- lich mit dem Mutterlande in Fühlung zu bleiben. Nun aber zur Beleuchtung dieser Angelegenheit von einer anderen Seite. Bekanntlich wird ja fast jedes Gesetz so geschaffen, daß es von findigen Menschen in geschickter Form umgangen werden kann. Nehmen wir den Fall an, daß ein durch hohe Preise lockendes Ausschreiben die oben zitierte Klausel besitzt; ein im Auslande lebender selbständiger Fachmann — ganz gleich, ob er sich Garten- architekt, Landschaftsgärtner etc. nennt — beabsichtigt sich trotzdem an der Anfertigung und Einreichung eines Entwurfes zu beteiligen. Er eröffnet kurz entschlossen, vielleicht in seinem Heimatsort, eine Filiale als „Gartentechnisohes Zweigbureau", fertigt den Plan an seinem Wirkningskreise an, bringt ihn nach seiner Heimat und sendet ihn von da an die zuständige Behörde ab. Der Plan wird prämiiert und bei der Eröffnung des den Namen enthaltenden Kuverts stellt es sich heraus, daß der mit einem Preis beglückte eigentlich im Aus- lande wirkt. Wir glauben abpr nicht, daß dem Preisgekrönten der Preis vorenthalten werden kann und darf, denn formell hat er die gesetzlichen Bedingungen befolgt und befindet sich diesbezüglich in seinem vollen Recht. Ein anderer Fachmann, der im Auslande eine abhängige Stellung bekleidet, ist jenem selbständigen Kollegen aber insofern im Nachteile, als es ihm häufig an Zeit und materiellen Mitteln fehlt, bei einer beabsichtigten Bewerbung eine ähnliche Um- gehung der Bedingungen auszuführen. Aber auch ein zweiter Fall in entgegengesetzter Richtung kann eintreten. Zur Zeit der Publizierung eines soeben geschilderten Preis- ausschreibens hält sich in Deutschland ein junger Ausländer mit einem annähernd deutschklingenden Namen auf, der sich ebenfalls an dem Preisausschreiben beteiligt. Nehmen wir an, er wird prämiiert und erhält anstandslos den Preis. Gesetzlich war er nicht berechtigt, sich an der Bewerbung zu beteiligen und auf jeden Fall nicht berechtigt, den Preis anzunehmen, aber — „wo kein Kläger, ist kein Richter", Jetzt stellen wir die zweite Frage: „Warum werden auf der einen Seite Landsleute von der Bewerbung zumckgewiesen, nur, weil sie im Auslande leben, und warum nimmt man stillschweigend die Arbeit emes Ausländers an, der sich nur vorübergehend der weiteren fach- lichen Ausbildung wegen in Deut.schland aufhält?" Um nicht mißverstanden zu werden, müssen wir ganz besonders hervorheben, daß wir keineswegs unter die Chauvinisten zu zählen sind; wir wollen mit diesen Zeilen nur die an Konkurrenz- Ausschreibungen beteiligten Kreise auf Umstände hinweisen, welche möglicherweise eintreten können und daher nicht kurzer Hand in das Reich der Un- möglichkeiten zu verweisen sind. Dies beweisen zwei Vorkommnisse. In dem einen "Fall konnte dem preisgekrönten Landsmann die Prämie nicht ausgezahlt werden, weil er inzwischen ins Ausland gegangen, in dem anderen Fall beabsichtigte ein vorübergehend in Deutschland sich aufhaltender Ausländer sich an einer Konkurrenz (mit der bekannten Klausel) zu beteiligen; ob dieser Ausländer sich wirklich beteiligte, wissen wir leider nicht, aber unmöglich wäre es ja nicht gewesen und — , was wäre geschehen, wenn diesem Ausländer die Prämie zuerkannt und ausgezahlt worden wäre? Dann wären einerseits Landsleute zurückgesetzt, andererseits Ausländer bevorzugt worden. Wer nicht nur regelmäßig Einsicht in deutsche, sondern auch außerdeutsche Fachschriften nimmt, wird mit Befriedigung die Tatsache verzeichnen, daß Deutscland in gartenkünstlerischen Konkurrenz-Ausschreibungen obenan steht, und weiterhin zur Erkenntnis gelangen, daß in einer unserer Heimat nicht allzu fern liegenden Staate ein derartiges Aus- schreiben in den dortigen Fachkreisen als ein weltei-schütterndes Ereignis aufgefaßt würde. Der „Verein deutscher Gartenkünstler" würde sich bei vieieu im Auslande lebenden Deutschen, ganz gleich, ob er sie als Kollegen zu seinen Mitgliedern zählt oder nicht, ein großes Verdienst erwerben, wenn er die hier angeschnittene Frage auf der nächsten General- Versammlung in Darmstadt einer eingehenden Besprechung würdigen wollte; gewiß würde eine gartenkünstlerische Autorität als Mitghed sich gerne bereit erkären, diese Angelegenheit in einen Vortrag zu kleiden, und manche guten Ratschläge zur Abstellung solcher Übelstände würden dann aus der Mitte der Versammlung gemacht werden, interessiert ja die Angelegenheit in erster Linie diesen Verein; derselbe würde gewiß den größten Dank von seinen im Auslande lebenden deutschen Kollegen ernten. Bis zur- nächsten General- Versammlung, die im August in Darmstadt tagen soll, ist noch genügend Zeit, um auch andere Ansichten und Vorschläge — von denen wir heute noch absehen — in diesen allen Tagesfragen sich so gern öffnenden Spalten der Gartenwelt zu Worte kommen zu lassen. Bei einigem Nachdenken wird jeder Fachmann bald heraus- finden, welche Gefühle einen fern von der Heimat weilenden und mit dieser immer noch durch geistige Bande verknüpften Landsmann be- sohleichen, wenn er die heimatlichen Fachblätter zur Hand nimmt, mit großer Befriedigung von dem Emporblühen deutscher Garten- kunst in deutschen Landen Kenntnis nimmt, aber an diesem Empor- blühen nicht teilnehmen kann und darf, weil ,,nur in Deutschland ansässige Gartenkünstlor und -Techniker bei der Ein- reichung von Entwürfen zugelassen werden". Gustav Hermann. Die Gartenwelt. Wi. Mannigfaltiges. Das Wandern ist des Gärtners Lust ie das Wandern des Müllere Lust, so ist es im gleichen Maße des Gärtners Lust. Als unsere "Väter und Großväter ihre berufliche Laufbahn begannen, war es Sitte, daß der junge Mann, — ganz gleich, welches Berufes er war, — nachdem er ausgelernt hatte, zum Wanderstabe griff und auf die Wanderschaft ging. Er arbeitete bald hier bald da einige Tage, einige Wochen, wenn es hoch kam auch einige Monate, um dann wieder sein Ränzel zu schnüren und weiter die Landstraße zu ziehen. — Dieser allgemein übliche Brauch ist allerdings nahezu vollständig aufgehoben und das Wandern, nament- lich im Oärtnerberufe, wird heute ganz anders gehandhabt, als in jener Zeit. Immerhin finden wir in unserem Fache die Wander- lust weit ausgeprägter als in anderen Berufen und dehnt sich dieselbe heute nicht nur auf die engere Heimat, sondern auch auf ganz Europa, ja bis auf Amerika aus. — Wir wollen heute von jenen Gärtnern ganz absehen, welche mit dem Voreatz und der festen Absicht ins Ausland gehen, sich dort dauernd niederzulassen, sondern nur die Frage erörtern, ob es für einen Gärtner nutzbringend ist, vorübergehend im Auslande tätig zu sein und Kenntnisse zu sammeln, mit anderen Worten, ob es vorteilhaft ist, auf einige Jahre im Auslande zu praktizieren und in- wieweit die daselbst erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse bei der Rückkehr ins Heimatland zu verwerten sind. Im Allgemeinen werden wir finden, daß meist nur jugendliche Gärtnergehilfen, die kaum ihrer Lehrzeit entschlüpft sind, den Drang in sich verspüren, ihre Kunst im Auslande anzubringen oder sich von dort Lorbeeren zu holen. Ältere Gehilfen, wenn sie nicht notorische Herumstreicher sind, werden sich die Sache mehrmals überlegen und dann doch dem Wahlspruche huldigen: „Bleibe im Lande und nähre dich redlich". — Denn sie haben bereits einen Überblick, haben in Erfahrung gebracht und gehört,, daß, so verlockend auch ein Aufenthalt im Auslande im ersten Augenblick erscheint, die Geschichte doch ihren Haken hat und außer großen Enttäuschungen nichts weiter nach sich zieht, als eine viel anstrengendere Tätigkeit während der Wanderzeit, einen leeren Geldbeutel nach Abschluß derselben und eine .Menge erlernter Kunst, die sie zu Hause nur schlecht oder überhaupt nicht verwerten können. Die Verhältnisse sind eben andere geworden, als in früheren Zeiten; heute sind wir in unserem Berufe gezwungen, zunächst das in uns aufzunehmen und zu absorbieren, was für unseren engeren, zukünftigen Wirkungskreis am notwendigsten ist, und wenn auch die Kenntnis von einer Kultur, die wir nicht bei uns verwerten können, nicht ganz zu verwerfen ist, so ist es ganz sicher nicht geraten, die Zeit mit der Erlernung einer solchen unnötig zu ver- geuden, da wir doch nie von derselben Gebrauch machen können. Ganz verwerflich und jedem abzuraten ist es, nach Holland zu gehen, um die Zwiebelkulturen kennen zu lernen. Weder in Deutschland, noch in Österreich oder sonst in einem anderen Lande wird der junge Gärtner diese Praxis derart verwerten können, daß sie zu seinem Lebensprinzip werden könnte, weil die Grundbedingungen, die klima- tischen und Bodenverhältnisse überall für eine ausgedehnte Blumen- zwiebelkultur fehlen. Wenn auch hie und da bescheidene Versuche gemacht worden sind und gemacht werden sollen, wie z. B. neuer- dings im Marchfeld bei Wien, so werden diese Versuche nur solche und zwar ganz bescheidene bleiben. Das Gleiche gilt, wenn der junge Gärtner nach der Riviera oder Italien geht, um daselbst die Schnittblumenkulturen zn stu- dieren. Kein Meister gibt ihm einen Pfifferling für seine dort ge- sammelten Erfahrungen, denn die erste Bedingung, der südlich klare Himmel mit seiner erwärmenden Sonne, der ewige Frühling fehlt in seinem nordischen Heimatlande, und mögen auch die Kulturhäuser noch so hell und ihre Temperatur etc. noch so sehr den Verhält- nissen jenes herrlichen Landes der Zitronen angepaßt sein, die alles belebende Sonne läßt uns im Winter gar zu oft im Stich, während sie am Mittelmeer unabänderlich mit ihren lebenserweckenden Strahlen hemiederlacht. England I — Als ich vor länger als eineinhalb Jahrzehnten eine Gehilfenstellung aufgab und meinen Chef, einen späteren, jetzt längst dahingegangenen Hofgartendirektor, um Rat ersuchte, wohin ich gehen sollte, um später im Heimatland eine gute Beamtenstellung zu erlangen, sagte er mir: „Gehen Sie nach England!" — Ich wußte, daß damals, Ende der achtziger Jahre, eine starke Meinung für die gärtnerische Ausbildung in England in allen Berufskreisen war und derjenige besondere Chancen im Inlande besaß, der einige Jahre in England praktiziert hatte. Auch darin haben sich die Meinungen und An- sichten bereits geändert. Es ist gewiß, daß England mit seinem hochentwickelten Gartenbau darin eine der ersten Stellungen unter den europäischen Staaten einnimmt und auch die klimatischen Ver- hältnisse sind nicht so eigenartig, daß man die Erfahrungen, welche man dort gesammelt, nicht auch bei uns verwerten könnte, z. B. in der Landschaftsgärtnerei, der Obsttreiberei und den Kulturen von besseren Gewäohshauspflanzen, sowie in der seit 25 Jahren überall eingeführten Chrysanthemumkultur kann man wertvolle Kenntnisse mit nach Hause nehmen, dabei auch gleichzeitig, wenigstens in den Anfangsgründen eine Weltsprache erlernen, ein Vorteil, der gewiß nicht zu unterschätzen ist. Jedoch sind auch in England die Ver- hältnisse ganz anders zugeschnitten, als bei uns, und ein gravierender Punkt fällt dabei noch in die Wagschale der Entscheidung, nämlich die Behandlung des zureisenden ausländischen Gärtnergehilfen. Selbst wenn deiselbe sich bereits in der Heimat recht nette Kenntnisse erworben hat und tüchtig ist, wird er in der ersten Zeit bei sehr geringem Lohn zu den niedrigsten Arbeiten verwendet, und nur in besonderen Ausnahmefällen gelingt es ihm baldigst von diesen los- zukommen. Überhaupt vpird der Ausländer in England, selbst wenn er längere Zeit dort ist, in den Kulturen fast nur zu Handlanger- diensten verwendet. In früheren Jahrzehnten war es gewiß eine gute Empfehlung, wenn man eine Tätigkeit in England nachweisen konnte, aber heute dürfte wohl nur in vereinzelten Fällen darauf Wert gelegt werden, weil der Gartenbau in Deutschland eben einen bedeutenden Aufschwung genommen hat und es bei uns mindestens ebenso gute Geschäfte gibt, wo ein strebsamer junger Mann in tüchtiger Praxis für das Leben heranreifen kann. Wie in England, so ist es auch in Frankreich. Wir Deut- schen haben immer noch zu viel Respekt vor dem Ausland, und kommt ein Ausländer zu uns Deutschen in der Absicht, etwas zu lernen, so wird er ungleich anders behandelt, als wir am fremden Orte. Ja, es ist das Gegenteil meist der Fall, daß nämlich der Aus- länder bei uns vor den Einheimischen bevorzugt wird und viel eher etwas erreicht als letztere. Zu vielen Malen haben wir .schon Be- richte erhalten von deutschen Gärtnern, welche im Auslande ihre Pra.xis vervollkommnen wollten, die bezeugten, wie miserabel es ihnen ging und wie schlecht sie behandelt wurden. Ohne sich einiger- maßen in der Sprache des betreffenden Landes auszukennen, sollte überhaupt kein junger Gärtnergehilfe seine Schritte dahin lenken. Es wären nun noch die Vereinigten Staaten von Nord- Amerika und Österreich in Betracht zu ziehen. Nach dem erst- genannten Lande reisen nur wenige und haben wir darüber be- reits im VIII. Jahrgang Seite 428 und Seite 92 dieses Jahrganges näheres erfahren. Nach Osterreich sich zu wenden, ist auch für einen jungen Gärtner ein gewagtes Spiel. Scheint dieses Nachbarland durch Stammesverwandtschaft und Sprache weit eher mit uns ver- bunden, so wird doch jeder Ausländer, besonders aber der „deutsche Bruder" mit einer idealen Unkollegialität empfangen und behandelt. Nur wenige Handelsgärtner haben für den Deutschen Platz in ihrer Gärtnerei, in städtische oder staatliche, Betriebe kommt ein deutscher Mann kaum hinein, es sei denn, daß ein gegenseitiger Austausch stattfindet, wie das in letzter Zeit öfters geschah, daß also von einem ausländischen Betriebe ein Gehilfe daselbst eingestellt, dafür aber von dem österreichischen ein Gehilfe nach dem ausländischen Betriebe entsendet wird. Das mir bekannte Resultat in einem Falle ist klassisch. Es w.urdeu eine Anzahl österreichischer Gärtnergehilfen auf diesem Tauschwege in verschiedene Länder entsendet und dafür von dort junge Leute in dem großen staatlichen Betriebe eingestellt. Die Folge war, daß die strebsamen Österreicher in ihrem neuen Wirkungskreise, wo sie viel Neues erlernen konnten, bei gutem Gehalt Die Gartenwelt. IX, 30 ihre bestimmte Zeit blieben, die nach Österreich entsendeten, nicht minder strebsamen Leute, aber nach wenigen Tagen und "Wochen wieder von da zurückkehrten, weil ihnen erstens die dortigen Kulturen meist schon bekannt waren, hauptsächlich aber des miserablen Gehaltes wegen, welcher ihnen zugestanden wurde. Die bekannte österreichische Gemütlichkeit ist im Gärtnerfach unbekannt. Öster- reich steht, das wird auch von den Einheimischen selbst eingestanden und bitter genug empfunden, in Bezug auf dem Gartenbau überhaupt weit unter dem Niveau, auf welchem andere Länder stehen. Es mag das an den allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnissen liegen, und man ist ja dort allerorts bestrebt, auf die gleiche hohe Stufe zu kommen, aber bis jetzt ist dieselbe eben noch nicht erreicht und deshalb ist es keinem deutschen Gärtnei-gehilfen anzuraten, in Öster- reich seine Kenntnisse bereichern zu wollen, weil zu alledem eben die Intoleranz ganz bedeutend ist. Meine Ausführungen erwecken vielleicht den Anschein, als wollte ich das Verweilen des jungen Gärtners im Auslande gänzlich verwerfen und befürworten, daß der deutsche nur innerhalb seiner Grenzpfähle bleibe. Bei Leibe nicht. Das Wandern ist des Gärtners Lust. Aber eben das Wandern! — Der jugendliche Gehilfe möge im Inlande, im Norden und Süden, im Osten und Westen seines Heimatlandes sich erst eine tüchtige Praxis erwerben und während dieser Zeit für seine Wanderzeit sich etwas erübrigen und zurücklegen. Hat er eine etwa fünfjährige bis achtjährige Gehilfen- zeit absolviert und seinen Gesichtskreis, sein Auffassungsvermögen in dieser Zeit erweitert und für seinen Beruf gekräftigt, so möge er ein halbes oder ganzes Jahr auf die Wanderschaft gehen. Er schaue sich im Süden die blühenden Gärten der Riviera an, er studiere die Treibereien in Frankreich, er besuche in England die wichtigsten und bedeutendsten Kulturen, auch Holland und Belgien werden ihm Wissenswertes bieten und Österreich und die Schweiz beste Eindrücke hinterla.ssen. Er möge wohl auch hie und da, wo er Gelegenheit zur Ausübung seiner Tätigkeit bei angemessenem Gehalte findet, verweilen und einige Wochen die Arbeit aufnehmen, aber die Wanderschaft .sollte nicht derart sein, daß er bei Hungerlöhnen all- zulange an einem Platze im Auslande verweilt, wo ihm die Tätigkeit für sein späteres Fortkommen keinen Nutzen bringt. Die Wander- zeit sollte eine Reisezeit sein, in der er mit offenem Auge, mit durch die mehrjährige heimische Praxis geübtem Kennerblick das erfaßt, was zu Hause ihm von Wert sein wird: er lasse die Naturschön- heiten des Ijandes auf sich einwirken und er präge sich beim Besuch der Gartenanlagen besondere fesselnde Partieen ein, die er später in der Heimat verwerten könnte*). Er halte genaues Tagebuch über das Gesehene und notiere das Wissenswerte pünktlich. Dann wird er von seiner Wanderschaft einen weit größeren Nutzen haben, selbst wenn diese nur kurze Zeit dauert, als wenn er sich halbe und ganze Jahre an einem Ort, in einer Gärtnerei aufhält, die ihm eine Praxis bietet, welche er zu Hause niemals verwerten kann. Vor allem aber sollte ein junger Gärtner, der kaum dem Lehrlings- stande entschlüpft ist, ein Auswandern oder Wandern im Auslande unterlassen, denn seine Praxis ist noch nicht so reich, sein fach- männischer Blick noch nicht so geübt, daß er das Gute vom Schlechten, das Praktische vom unpraktischen, das für ihn Nützliche vom Wertlosen unterscheiden kann. Ein Zeugnis über die lang- jährige oder nur jährige Praxis in einer unserer vielen guten Gärtnereien ist für den deutschen Gartengelülfen heutzutage von weit höherem Werte, als ein solches von einer ausländischen, wenn auch renommierten Firma. Also nicht ein allzulanges Verweilen an einer Stelle im Auslande, vvohl aber ein umschauen, Zusehen, Insioh- auf nehmen der Verhältnisse' in fremden Ländern und dadurch ein Überblickgewinnen und Studieren der Praktiken und Einrichtungen des gärtnerischen Betriebes, das soll des Gärtners Wandern sein, zu seiner Lust und seinem Nutzen. — n. — s. De Heiraatschutz. *) Anmerkung der Redaktion. Vor allem ist die photo- graphische Kamera ein wortvoller Begleiter auf solchen Reisen, den man stets mit sich führen sollte. r dritte Niedersachsentag in Hildesheim beschäftigte sich in der ersten Versammlung mit dem Schutz der Naturdenkmäler und der Erhaltung der Naturschönheiten. Unter den unbedingt zu schützenden Naturdenkmälern nannte der Referent, Lehrer Wehrhahn, Hannover, die Tillyhnde bei Salzhemmendorf ; die interessante Krüppel- form der Buche auf dem Süntel, die als Varietät süntelensis auch in den Gärten Eingang gefunden hat; die letzten im Leine- und Wesertale noch vorhandenen Eiben bäume; die im Warmbüchener Moor auf einem Raum von etwa einem Morgen vorkommende Kalmia latifolia, die erst vor einigen Jahren vom Schriftsteller Löns ent- deckt, auf ungeklärte Weise dort zur Ansiedlung gekommen und jedenfalls völliges Heimatsrecht sich dort erworben; die von der Aus- rottung bedrohte Farnvegetation bei Coppenbrügge am Ith. Das im Auftrage der Regierung von Medizinalrat Brandes bearbeitete „Forst- botanische Merkbuch" macht gute Fortschritte. — Als notwendig wurde erkannt ein Stück typischer Heide, Wald- und Moorland.schaft unter Schutz zu stellen und in ursprünglichem Zustande zu erhalten, denn sonst verschwände durch Torfstich und Meliorationen mit der Zeit völlig die charakteristische Landschaftsform Niedersaohsens. Es wird gefordert eine staatliche Stelle zum Schutze der Natur- denkmäler zu schaffen, wie sie für die Kunstdenkmäler in den Provinzialkonservatorien besteht. Die viel umstrittene Talsperren- frage wurde von Bauinspektor Z i e g 1 e r , Claustal , erörtert. Er ist der Ansicht, daß durchaus nicht jede Talsperre eine Verunstaltung der Landschaft darstelle, vielmehr unter Umständen die Schönheit der Gegend dadurch gehoben werden könnte. Er wies als Beispiel auf die Teiche bei den Harzstädten wie Claustal, Zellerfeld, Herzberg, die gewiß kein Tourist vermissen möchte im Landsohaftsbilde und die doch nichts seien als zu Gunsten des Bergwerksbetriebes ein- gerichtete Talsperren aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert. Be- dauerlich sei, daß man bei den neuen Projekten gerade das Bodetal, die allen Naturfreunden teure Perle des Harzes gewählt habe. In der Okertalsperre würden sich dagegen die gewerblichen und die landschaftlichen Interessen recht wohl vereinigen lassen, denn der dort zu erwartende Teich von einem Quadratkilometer Größe würde dem landschaftlichen Bilde nur nutzen können. Ein Beschluß wurde in dieser Hinsicht nicht gefaßt. Derartige Fragen ermangeln nicht des gartenkünstlerischen Interesses, das sich bekanntlich und erfreu- licher Weise in neuerer Zeit mehr und mehr der Landesverschöneiuug und verwandten Aufgaben zuwendet. Krone. Verlegung der militärischen Übungen von Gemüse- gärtnern aus den Sommermonaten in das Frühjahr. Den Ge- müsegärtnern wurde bisher durch die Einziehung zu militärischen Übungen der Reserve und Landwehr in den Sommermonaten eine Anzahl Kräfte entzogen, die gerade in dieser wichtigen Zeit, wenn das junge Gemüse geerntet und auf den Markt gebracht wird, nicht zu ersetzen sind, weil ungeschulte Hände dabei oft mehr ver- derben als nützen. Um diesen Übelstand zu heben, hat der „Zentral- ausschuß der Bürger- und Kommunalvereine in der Hamburger Marsch" an das Generalkommando des IX. Armeekorps in Altona ein Gesuch gerichtet, die Übungen dieser Gärtner auf den Winter oder die ersten Frühjahrsmonate zu verlegen. Unterstützt wurde dies Gesuch u. a. durch 10 Gemüsebauvereine des Hamburger Land- gebietes. Das Generalkommando hat in dankenswerter Weise diesem Wunsche entsprochen und seine Anordnungen durch nachstehendes Schreiben zur Kenntnis gebracht. Es dürfte vielleicht nicht über- flüssig sein, hierbei darauf hinzuweisen, daß, um den Vorteil dieser Anordnung zu genießen, die Betreffenden in den Militärlisten auch als Gemüsegärtner oder Gemüsebauer eingetragen sein müssen. Ein- fache Bezeichnung, wie Gärtner, Landmann oder dgl. genügt nicht. Die Antwort des Generalkommandos lautet: „Auf das Gesuch der Gemüsebau- Vereine vom 19. Dezember 1904 erwidert das Generalkommando ergebenst, daß die Bezirks- komniandos Hamburg und Altona angewiesen worden sind, die Ge- müsegärtner aus den in Beti-acht kommenden Gegenden, soweit es sich ermöglichen läßt, in der Zeit von Mitte April bis Ende Mai zu Übungen heranzuziehen. Bemerkt wird jedoch, daß es sieh voraus- IX, 30 Die Gartenwelt. 359 sichtlicli nicht in allen Fällen und besonders nicht bei den der Land- wehr angehörenden Gemüsegärtnern wird durchführen lassen. Der kommandierende General (gez.) v. Bock." Ein gleicher Versuch dürfte sich vielleicht auch anderwärts empfehlen. Ein Schillerhain. Eine sinnige Schillerehrung beabsichtigt man in Essen. Es soll im dortigen Stadtwalde ein „Schillerhain" aus Lindenbäuraen angelegt werden. Inmitten des Haines wird eine Quelle murmeln und einen Bachlauf, mit Wasser speisen. Steinerne Bänke werden zum Kuben einladen. Em größerer freier Platz soll zu Volksspielen und .\uftührungen im Freien dienen. Mit der Pflanzung der ersten Linde am Sonntag, den 7. Mai, wird die eigentliche Schillerfeier verbunden, an der möglichst die ganze Be- völkerung, namentlich aber die Schuljugend teilnehmen soll. — In unserer denkmalübersättigten Zeit erscheint der Gedanke, einen der- artigen, unserm Schiller geweihten Hain zu schaffen, der Beachtung wohl wert. Manch einer würde hier im stillen Walde, fernab vom Weltgetriebe, mehr Erbauung finden, als vor dem schönsten Schiller- denkmal im Lärm der Straßen. Zudem würde die Anziehungskraft der betreffenden Anlage durch einen derartigen Hain zweifellos ge- hoben werden. Bücherschau. Hygienische und soziale BetHtigun^ deutscher Städte auf deu Gebieten des Gartenbaues. Im Auftrage des Vorstandes der Internationalen Kunstausstellung und Großen Gartenbauausstellung in Düsseldorf 1904 bearbeitet von Prof. Dr. Aug. Hotfmann. Geh. 343 Seiten. Einer dankenswerten Aufgabe hat sich der frühere Vorsitzende der Gruppe Gesundheitspflege und Wohlfahrtseinrichtungen auf der Gewerbe- und Industrie- Ausstellung in Düsseldorf 1902, Profe.ssor Dr. Aug. Hoff m a n n unterzogen durch Abfassung des oben ge- nannten Sammelwerkes, das uöter der Abteilung Gartenkunst der Ausstellung einverleibt war. In der Einleitung wird auf den Wert von Gartenanlagen für die Volkswohlfahrt der Städter hingewiesen, dann folgt eine tabellarische Übersicht der Einwohnerzahl, des Flächen- raums der bebauten und unbebauten Fläche (Rubriken, die nur fünf- mal ausgefüllt werden konnten), der Grundfläche der öffentlichen Anlagen und Volk-sgärten, des Größenverhältnisses der öffentlichen Anlagen und Volksgärten zur Stadtgröße in Prozenten ausgedrückt und schließlich Anzahl der Quadratmeter öffentlicher Anlagen und Volksgärten, die auf den Kopf der Bevölkerung kommen, und letzte Spalte Bemerkungen. Diese Tabelle umfaßt 61 deutsche Groß- und Mittelstädte mit über 50000 Einwohnern. Die öffentlichen Spiel- und Sportplätze, die Schrebergärten, die Schulgärten und die Anleitung der Jugend zur Gartenarbeit, die Vorgärten an den Straßen, die Balkon- und Balustradenschmückung, die Straßenbepflanzung. mit Angabe der Gehölze, die sich in einzelnen Städten bewährt haben und solcher, die weniger gut gedeihen, werden in besonderen Abschnitten erörtert. Der Abschnitt über Straßenbepflanzung ist der gärtnerisch wichtigste, denn er bietet ein wertvolles Vergleichsmaterial über den Wert der Gehölze an verschiedenen Orten. Auch sind Erfahrungen über Düngung, Pflanzung, Schäd- linge, Baumscbutz gegen Beschädigung durch den Verkehr, Be- wässerung usw. in so reichhaltiger Form zusammengetragen, daß das Studium dieses Abschnittes für Stadtgärtner und solche, die es werden wollen, hochinteressant ist. Dabei ist alles in knapper Form gehalten, sodaß man nicht durch Nebensächhchkeiten aufgehalten wird. Inter- essant ist ferner die Tabelle, die sich mit den Gartenverwaltungen, den darin beschäftigten technisch vorgebildeten Beamten und deren Titel, den Etats der Verwaltungen a) für 1903, b) für laufende Unter- haltung der bestehenden Anlagen und Anpflanzungen, c) für Her- stellung von Neuanlagen und Pflanzungen befaßt, woraus man deutlich erkennen kann, in welchen Städten man den öffentlichen Anlagen in ihrem Werte für die Bevölkerung das nötige Maß von Verständnis entgegenbringt. Nun folgt wieder ein gärtnerisch wichtiger Abschnitt in Form einer tabellarischen Übersicht über die in den Straßen der Städte angepflanzten Baumarten, wie sie sich bewährt oder nicht bewährt haben mit Angabe des Grundes für letzteren Umstand. Die Tabelle umfaßt zirka 60 Arten in 21 Gattungen. Der zweite Teil des Buches enthält reich illustrierte Schilderungen der öffentlichen Anlagen von Aachen, Augsburg, Barmen, Berlin, Beuthen, Bonn, Bremen, Cassel, Chemnitz, Cöln, Danzig, Darmstadt, Dortmund, Dresden, Düren, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Gleiwitz, Hagen, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Leipzig, Magdeburg, Mainz, Mann- heim, Mülhausen i. E., München, München-Gladbach, Münster i. W., Osnabriiok, Posen, Remscheid und Zwickau und im Anhang Pläne von Aachen, vom Bürgerpai-k in Bremen und vom Friedhof von Ohlsdorf bei Hamburg. Die typographische Ausstattung des Buches ist vorzüglich und dem Vater des guten Gedankens, dieses Bucli herauszugeben, gebührt der öffentliche Dank. W. T. Aus den Vereinen. Die selbständigen Landschaftsgärtner Leipzigs und der Umgegend sind zu emem Verein zusammengetreten, um durch diesen ihre wirtschaftlichen Interessen besser wahrnehmen zu können. Ins- besondere soll dieser Zweck durch Aufstellung einer Gebührenordnung und eines Minimaltarifs für auszuführende Arbeiten, sowie durch Regelung des jetzt vielfach bei Architekten und Behörden üblichen Submissionswesens erreicht werden. Die konstituierende Versammlung dieses Vereins, die in Zills Tunnel tagte, stimmte den von einer hierzu ernannten Kommission ausgearbeiteten Satzungen zu, ernannte den Vorstand (Herrn Manhenke zum Vorsitzenden) und beschäftigte sich dann mit dem auf Ansuchen der ausständigen Gehilfen einzu- führenden Tarif und mit den dazu einzuleitenden Unterhandlungen. Ein Beschluß wurde hierzu jedoch noch nicht gefaßt. Der Bezirks-Obstbauverein zu Dresden beging am 3. April die Feier seines dreißigjährigen Bestehens. Der Verein wurde am 24. März 1875 durch den -j- Baumschulenbesitzer, späteren Lehrer au der Dr. Gartenbauschule, Otto Lämnierhirt mit 43 Mitgliedern ins Leben gerufen. Der Verein gehört zu den ältesten Bezirksobstbau- vereinen des Landes und hat für die später entstandenen Bruder- vereine vorbildlich gewirkt. Die Mitgliederzahl bewegte sich in den Jahren 1875 bis 1888 zwischen 43 und 53 Mitgliedern, betrug 1891 72, stieg 1895 auf 241 und beziffert sich von da an auf jährlich durchschnittlich 175 Mitglieder, mit welcher Zahl auch das Jahr 1904 abschloß. Der Dresdner Bezirksobstbauverein hat namentlich durch Veranstaltung von Obstausstellungen, Obstmärkten, Vorträgen, Lehr- kui-sen für die Behandlung der Obstpflanzungen und für die Obst- verwertung viel Gutes geleistet. Den ersten Versuch mit einem Obstmarkte machte man im Oktober 1899, ein zweiter folgte im Herbst 1891, ein dritter im Herbst 19Ü3. In den Jahren 1900, 1901 und 1902 hielt der Verein wieder Obstmärkte mit wachsendem Erfolg ab und rief auch zur Regelung des Obstverkaufes zunächst nur für seine Mitglieder eine Obstverkaufsvermittlungsstelle ins Leben, die 1898 und 1899 kaufmännisch geleitet, im Jahre 1900 aber vom Be- zirksobstbauverein für eigene Rechnung übernommen wurde. Vom Januar 1902 ab ging diese Obstverkaufsvermittlungsstelle in die Ver- waltung des Landesobstbau Vereins über, wie auch die vom Dresdner Verein im Jahre 1892 eingeführten und von Professor Dr. Steglich geleiteten Obstbaumdüngungsversuche in Rottwerndorf bereits 1896 ebenfalls vom Landesobstbauvereine übernommen wurden. Im Januar 1900 rief der Dresdner ßezirksverein eine Jubiläumsstiftung ins Leben. Ihr Zweck ist die Sicherstellung einer dauernden Einwirkung auf die technische Vervollkommnung des gärtnerischen imd land- wirtschaftlichen Obstbaues im Vereinsbezirk. Der Verein sucht auch noch durch praktische Vorführungen des Baumschnittes und der Pflege von Obstplantageu, durch belehrende Besichtigungen sehens- werter Obstanlagen, unentgeltliche Lieferung von Edelreisern an die Mitglieder usw. eine intensive und sachgemäße Obrirzucht im Ver- einsbezirk zu erreichen. Der Vorsitzende ist zur Zeit Professor Dr. Hankel. 360 Die Gartenwelt. IX, 30 Bevorstehende Ausstellungen. Blumenliebhaber-Ausstellung 1905 in der Flora zu Cöln.. Zur Verwirklichuug einer für Cöln und die meisten rheinisclien Städte neuen Idee, die sich aber anderwärts schon vortreffHch bewährt hat, hatte sich vor längerer Zeit ein Ausschuß gebildet, welcher der Ver- waltung der Aktiengesellschaft Flora die Veranstaltung einer Blumen- liebhaber-Ausstellung für Rheinland empfahl. In Verbindung mit diesem Aussuhusse wurde nunmehr die Veranstaltung beschlossen, und zwar soll dieselbe vom 3. bis 14. August d. J. in der Flora zu Cöln stattfinden. Hier soll jeder Blumenfreund seine Pfleglinge zeigen können. Besitzern von Pflanzen.sammlungen besonderer Art, wie Kakteen, Farnen, Orchideen etc. wird Gelegenheit gegeben, ihre Resultate liebevollen Fleißes und Verständnisses der weiteren Öffent- lichkeit zur Nacheiferung vor Augen zu führen. Ein weiter Raum soU den Herrschaftsgärtnern eingeräumt werden ; auch darf auf eine umfangreiche Beteiligung der rheinischen Gartenbau- Vereine gerech- net werden. Eine derartige Ausstellung wird zweifellos die weitesten Kreise und Bevölkerungssohichten un.seres engeren Vaterlandes interessieren, und darf man mit Recht auf das Programm und die weitere Entwickelung des Unternehmens gespannt sein. Allgemeine Gartenbau-Ausstellung Darmstadt 1905 vom 19. August bis 10. September. Großherzog Ernst Ludwig, der hohe Protektor, bekundet großes , Interesse für dieses Unternehmen und überzeugt sich an Ort utid Stelle von dem Fortschreiten der Vor- bereitungsarbeiten. Der Großherzogliche Orangeriegarten ist ein ideales Ausstellungs- gelände. Die Gliederung in drei Terrassen, die Begrenzung einzelner Teile durch Taxushecken und Alleen ehrwürdiger Bäume ermöglicht eine übersichtliche Anordnung der Ausstellungsgegenstände, die für Besucher und Aussteller gleich angenehm sein wird. Auf der mitt- leren Terrasse, die speziell gartenkünstlerischen Arbeiten resernert sein wird, wird u. a. ein Plan von Professor Olbrich- Darmstadt (Mitglied der Künstlerkolonie) zur Ausführung gelangen. Besonders bemerkenswert ist bei de-ssen Entwurf die Anlage von drei versenkten Gärten, ferner die ausschließliche Verwendung dreier Farben, durch deren rhythmische Anordnung große Effekte erzielt werden sollen. Man darf auf diesen modernen Garten, bei dem mau manche Fehler des Behrens'schen in Düsseldorf zu vermeiden hofft, mit Recht ge- spannt sein. Der Plan macht große Erdbewegungen und Maurer- arbeiten notwendig, mit deren Fertigstellung man eifrig beschäftigt ist. In Ausführung begriffen sind ferner schon Felsanlagen, Kultur- stätten für Wasserpflanzen u. s. w. Die Nachfrage nach Programmen ist eine außerordentlich rege: trotzdem der Termin erst am 1. .luni abläuft, sind schon zahlreiche Anmeldungen eingegangen. W. L. Eine Orchideenschau im Palmengarten zu Frankfurt a. M. In den das Palmenhaus umschließenden Räumen, die im Winter zur Aufstellung der verschiedensten blühenden Gewächse dienen, wird zum Abschluß der Saison — von Samstag, den 29. April bis ein- schließlich Sonntag, den 7. Mai — eine Orchideenschau vei'anstaltet, die Herrn Otto Beyrodt in Marienfelde übertragen ist. Diese schönen und dankbaren Blütenpflanzen zu einer größeren Ausstellung zu ver- einigen, ist bis jetzt in Mittel-, bezw. Süddeutschland noch nicht ver- sucht worden und man kann wohl annehmen, daß wie in Düsseldorf dieser Ausstellung ein großes Interesse nicht nur vonseiten der Laien-, sondern auch der Fachkreise entgegengebracht wird. Der Verwaltungsrat der Palmengarten-Gesellschaft wird die Ausstellung nicht veranstalten, um einen großen Gewinn zu erzielen, sondern er ließ sich lediglich von dem Gedanken leiten, etwas Neues zu bieten und die Liebhaberei auf diesem Gebiete zu fördern. Ein guter Erfolg dieser Bestrebungen ist zweifellos zu erwarten. Preisfrage. Ein langjähriger Freund und Abonnent der Gartenwelt, der nicht nur als Handelsgärtner, sondern auch als gerichtlich vereidigter Sachverständiger vielfach Gelegenheit hat, festzustellen, wo den auf jedem Gebiete der denn fast jeder Ritterguts-. Lehrer und Pastor ist Er- Handelsgärtner der Schuh drückt, sucht in einer Zuschrift an uns die Gründe für die vielfach mißliehe Lage der deutschen Handels- und Ziergärtnerei in folgenden Umständen: 1. In der recht wenig entwickelten kaufmännischen Berechnung, sei es bei der Erzeugung, sei es beim Verkauf der Ware und in zu teurem Landkauf. 2. In der Überproduktion. 3. In der Konkurrenz des deutschen Gärtnerei. 4. In der Gewerbefreiheit, Guts- und Bauerngutsbesitzer, Kantor, zeuger gärtnerischer Artikel. Die einen können auf der eigenen Scholle und mit schlecht bezahlten Kräften, die anderen zum Zeit- vertreib und Nebenverdienst Gemüse, Obst, Topfpflanzen, Gehölze etc. ziehen und zu unglaublich niedrigen Pieisen verkaufen. Sie alle verkaufen zu Pi'eisen, bei welchen der Handelsgärtner seine Rechnung nicht finden kann. Jedes Blümchen, alles Gemüse wandert auf den Markt und wird verschleudert, denn der Zwischenhändler weiß ja, daß diese Leute ihre Ware nicht gern wieder nachhause nehmen und drückt deshalb die Preise. 5. In der freien, auch steuerfreien Konkurrenz von Gartenverwaltungen in staatlichem und fürstlichem Besitz. 6. In der Eigenanzucht seitens der Stadtgärtnereieu für den Bedarf der Städte, die besonders die Baumschulen brauche schwer trifft. 7. Als schlimmer Faktor soll sich in einzelnen Gegenden das Sinken des Grundwertes schwer fühlbar gemacht haben, sodaß es an diesen Orten außerordentlich schwer wird, auch in gesunden Grenzen eine zweite oder gar dritte Hypothek zu erlangen. Dieser Zustand soll durch Überproduktion in einzelnen Industriezweigen, durch Fallissements von Banken und Geschäftshäusern und durch die hochprozentigen auswärtigen Anleihen verschuldet sein, die das Geld aus dem Lande tragen. Auch die in einigen Orten eingeführte Grundwertsteuer, die den Gärtner ungerecht trifft, hat seine Lage verschlimmert. Was müfite geschehen, um die Zier- und Handels- gärtnerei in allen ihren Zweigen, trotz der angeführten Miß- stände, wieder einträglich und unter den heutigen Verhält- nissen rentabler als bisher zu gestalten? Wir machen diese Frage zu einer Preisfrage, für deren beste Lösung wir einen Preis von Hundert Mark aussetzen, mit dem Vorbehalt, diese Summe auch in drei Preisen zu fünfzig, dreißig und zwanzig Mark verteilen zu können, falls mehrere preiswürdige Antworten eingehen. Die Einsendungen haben bis zum 1. Juni dieses Jahres zu erfolgen. Allen, die sich an der Preisaufgabe beteiligen, empfehlen wir, sich .so sachlich und so kurz als möglich zu äußern, jede Weitschweifigkeit zu vermeiden und sich bei Erörterung sozialer Fragen mehr von allgemeinen Gesichtspunkten als von persönlich einseitigen leiten zu lassen. Die Redaktion der Gartenwelt. Personal-Nachrichten. Blaser, Gustav, bisher Anstalt^-Obergärtner an der Obst- und Gartenbauschule zu Bautzen, übernahm die Stelle eines Anstalts- gärtners für Obstbau an der Kgl. Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisonheim a. Rh. Braun, Dr. K., bisher in Hohenheim, trat in den Dienst des Biologisch-Landwirtschaftl. Instituts in Amani, Deutsch-Ostafrika, über. Freckmann, Aug., Handelsgärtner in Lemsdorf b. Magdebuig, t im (i4. Lebensjahre. Die Firma Wilhelm Lindemann, im Besitze des Handels- gärtners und Hoflieferanten Wilhelm Linde mann in Dessau, konnte am 1. April auf ein fünfzigjähriges Bestehen zurückblicken. Marzolf, Obergärtner beim Staatsrat, Exz. von Schlumberger in Gebweiler, wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen für seohzigjährige treue Dienste. Voriintwortl. Bedaktc Berlin. — Verla? v. Richard Carl Schmidt k Co., Leipzig. — Draci: Anhalt. Bnchdr. Gutenberg, e. G. m. b. H., Dessau. Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX, 29. April 1905. No. 31. Nnchbi/dang aus dem Inhatl dieser Zeitschrift wird strafreclitlich verfolgt. Aus deutschen Gärten. Die Anlagen in der Kaiserstraße zu Mainz. Von Ferd. Tutenberg, Stadtobergärtner, Offcnbaoh a. M. (Eierui sechs Abbildungen.) jyiainz, die Moguniia aurea der Römer, das goldne Mainz, •wie die Mainzer mit Stolz sagen, ist als Festung jahrzehnte- lang in seiner Entwicklung zurückgehalten worden. Erst jetzt beginnt dank kaiserlichen Erlasses eine neue Ära durch die Niederlegung der Nordwestfront, welcher hoffentlich bald auch die Schleifung der anderen Festungswälle folgen wird. Erfreulicherweise zeigen denn auch die neuen Bebauungspläne eine weitgehende Berück- sichtigung sogenannter Grün- anlagen und dürften den guten Ruf, welcher Mainz ob seiner bestehenden Gartenanlagen vorangeht, auch für die Zu- kunft sicherstellen. Trotz aller bei derartigen Festungsstädten beschränkten Platzverhältnisse beherbergt Mainz außer seiner „Anlage", wie der Stadtpark genannt wird, in seinen Mauern lieb- liche Platz- und Schmuek- anlagen, sowie einen Kranz üppigster Baumpflanzungen in vielen Straßen. Im Nachfolgenden möchte ich denn den geneigten Le.sern der „Gartenwelt" die Anlagen der Kaiserstraße in Wort und Bild vorführen, obgleich bereits ein Teil dieser für den modernen Sti-aßenbau tonangebenden Straße (das Bahnhofsbeet) im VII. Jahrgang No. 32 dieser Zeitsclii'ift näher beschrieben wurde. Immerhin dürfte es TOD einigem Interesse für die Garlenwelt. IX. verehrlichen Leser sein, diese Straße in einer zusammen- hängenden Beschi-eibung an der Hand der Abbildungen kennen zu lernen, sowie einen kurzen Einblick in die Straßen- pflanzungen zu erhalten. Die Kaiserstraße in Mainz beginnt unmittelbar vor dem Hauptbahuhofe und zieht sich in gerader Richtung bis zum Rheinstrom hin; sie war vor der letzten Stadterweiterung (1860) Festungsglacis und wird nur durch den Bahnhofsplatz und die kurze Schottstraße vom Hauptbahnhof getrennt. (Vgl. den Lageplan Seite 365.) Als (luftiger „AVillkomm" erhebt sich auf dem, von stil- Blattpflauzt-ngnippc ,,Knglischen Gärtchcn zu .\I:i „Gartenwclt". 31 362 Die Gartenwelt. IX, 31 vollen, prächtigen Gebäuden umgebenen Bahnhofsplatze ein größeres Blumenbeet (Abbildung beistehend) inmitten eines mit Bäumen umpflanzten Rondels (zugleich Wendestelle der elektrischen Straßenbahn). Der Plan auf Seite 3G3 (und die Abbildung im VII. Jg. Seite 376) zeigen die Sommerbepflanzung des Beetes im Jahre 1902, während die Abbildung dieser Seite die Bepflanzung eines früheren Jahrganges wiedergibt. Die Blumenanlage erhält eine dreimal wechselnde Be- pflanzung für Frühjahrs-, Sommer- und Herbstflor. Der Durchmesser des Beetes beträgt 10,50 m, die Höhe 2m; in den letzten Jahren wurde das Beet in der Mitte wesentlich niedriger gelegt. Der Frühjahrsflor zeigt uns die bekaimten Frühlingsblülier, wie Pensees, Mi/osotis, ibeet auf dem Bahnhofsplatz zu Ma Primula Auricula, Goldlack, in schönen Formen zu einer harmonischen Gesamtwirkung vereinigt. Der Sommerflor weist die herrlichsten Teppichbeetpflanzen und Blüher in farbenreicher und effektvoller Zusammenstellung auf. Durch reichliche Verwendung von Blütenpflanzen wird dem Eindruck einer nur teppichartigen Bepflanzung vorgebeugt. Die Mitte des Beetes ziert eine Phoenix canariensis mit mächtigen, weit ausladenden Wedeln. Die Sohle des ganzen Blumenschmuckstückes liegt ca. 50 cm unter dem Straßenniveau; der Ausgleich wird durch eine Böschung hergestellt, welche 60 cm breit mit Efeu be- pflanzt ist. Das anschließende Trottoir ist 3,50 m breit und wird nach der Beetseite durch eine 60 cm hohe Spalierholzein- friedigung abgetrennt. Zwei Reihen Bäume (12 Kugelakazien nach innen und 22 Orataegiis oxyacantha fl. rubra pl. nach außen) sorgen für genügend Schatten und laden zum Er- gehen ein. Durch die Schottstraße gehend, gelangen wir in die Kaiserstraße, deren gärtnerischer Entwurf vom Gartendirektor Schröder stammt. (Siehe Lageplan auf Seite 365.) Es ist dieses die architektonisch bevorzugteste Straße der Mainzei Neustadt, welche in ihrer geraden Richtung nur durch den herrlichen Bau der Ohristuskirche als Point de vue unter- brochen wird. Die Straße ist 60 m breit und weist in ihrer Längs- achse 7 an Flächeninhalt verschieden große Anlagen auf und zwar zunächst einen großen Kinderspielplatz, welcher an den vier Seiten durch Gehölzpartien vom Bürgertseig getrennt wird, aber außerdem noch mit schattigen Bäumen be- pflanzt und mit zahlreichen Ruhebänken versehen ist. Unser Weg führt uns nun an dem sogenannten „eng- lischen Gärtchen", Abb. auf der Titelseite, vorbei, einem Anlagenteil, welcher im eng- lischen Stil gehalten, als ein kleines Gärtchen für sich be- handelt ist und demgemäß nach- der Straße zu nur einige Durchblicke gestattet, sonst aber mit den schönstenBlüten- sträuchern umpflanzt, eine paradiesisch schöne Garten- anlage inmitten des Verkehrs bildet. Saubergehaltene Wege begrenzen die grünen Rasen- flächen, und wertvolle Baum- arton, Koniferen, Stauden, als Vor- und Solitärpflanzen in reicher Anzahl verwendet, heben sich wiederum von diesem natürlichen Unter- grund wirkungsvoll ab; lau- schige Sitzplätze mit Ruhe- bänken laden zu längerem Verweilen ein. Duftende Blumenbeete, mächtige Blatt- pflanzengruppeu unter- brechen angenehm das Bild. Am Kreißigdenkmal , welches Anfang Oktober 1904 enthüllt worden ist (Baurat Kreißig ist der Erbauer der Kaiserstraße und hat auch den Entwurf zur Stadterweiterung 1866 bearbeitet), vorbei, gelangen wir nun zu vier Plätzen nach Art der englischen S(piares, welche, ca. 50 cm xmterm Straßenniveau liegend, sich in immer anderer Bepflanzung unsern Blicken darbieten. Zwischen jedem „Square" befinden sich, wie aus dem Plane ersichtlich, Straßenki-euzungen, welche mit schattigen Bäumen bepflanzt und mit Ruhebänken versehen sind. Die regelmäßig gehaltenen Parterreanlagen sind durch 60 cm hohe Spalierholzeinfriedigungen vom Bürgersteig ge- trennt, der mit zwei Reihen Bäumen imd zwar nach dem inneren, böschungsartigen Teil durchweg mit öratoe/7Msoa;i/acawa. a Otto Bernstiel, Bornstedt-Potsdam, für die „Gartenwclf photogr. aufgenomn 32 Die Gartenwelt. IX, 32 Wedel von Stenochlaeiia meyeriana (der rechte Wedel zeigt die Unterseite OriginaUufnahme für die „Gartenwelt". Orchideen. Oattleya Warscewiczii var. „Frau Melanie Beyrodt" Hierzu die Farbentafel. Wi ir bieten heute unseren Lesern zur Abwechslung wieder einmal eine den Orchideen gewidmete Farbentafel. Die dar- gestellte CaUleya ist eine natürliche Varietät der Cattleya Warscewie'.ii. die der glückliche Besitzer zu Ehren seiner, gewiß vielen Kollegen bekannten, liebenswüi-digen Gattin „Frmi Melanie Beyrodf-^ getauft hat. Allen, welche die Eeyrodtsche Orchideen-Gärtnerei in Marienfelde besucht haben, dürfte es bekannt sein, daß Herr Beyrodt die herrlichen Cattleyen, deren einzige Schattenseite, in Bücksicht auf die gegenwärtige Moderichtung in der Bindekunst, der etwas kurze Blütenstiel ist, in großer Zahl mit seltenem Erfolge kultiviert. Der ganze Bestand setzt sich aus selbstimijor- tierten Pflanzen zusammen, die sich rasch etablieren und immer bald zum Blühen gelangen. Herr Beyrodt ist ein glücklicher Importeur, der schon manches Kleinod unter seinen Inijwrten entdeckt hat. Die auf unserer Tafel abge- bildete prächtige Varietät wurde im Sommer 1904 auf der Holland House show in London mit einem first class certificate prämiiert. Es ist die einzige bis jetzt existierende reinweiße CaUleya Warsceiviczii-Nwne^äX. Die Blume ist von ganz besonderer Größe und hat 23 cm Spannweite zwischen zwei Petalenspitzen ; die Fetalen und Sejmlen sind reinweiß, das Labellum ist herrlich dunkelviolett, zart weiß gerändert mit gelbem Sclüund. Die Pflanze ist von gesimdem und kräftigem Wuchs. G. Warscewiczii., die Stammart, ist in Columbien heimisch; sie ähnelt im Habitus der C. labiata, weshalb man sie auch zur Labiata-Klasse rechnet. Bei der Stammart sind die Sepalen und Petalen rosa, die Lippe ist scharlachpurpurfarben mit gelbor Zeichnung im Schlundij. m. H. Stauden. Bergenia crassifolia, L. Von C. Rimann, Nagy Szent Miklös. Xjergcnia, Saxifraga oder Megasea crassifolia ist als eine alte Staude und Einfassungspflanze längst bekannt, wird vielfach für Einfassungen, auf Felspartieen oder an Teichufern im Park ange- pflanzt und verwendet und erfreut das Auge als einer der ersten Frühjahrsbliiiier mit ansehnlichen großen Blütentrauben. Als Topfpflanze findet sie jedoch kaum Verwendung, und ich war erstaunt, die Bergenie beim Antritt meiner neuen Stellung in Mengen als Topfpflanze im Kalthause vor- zufinden. Anfänglich wollte ich die Pflanzen bei- seite schaffen resp. einschlagen, um sie im Früh- jahr fürs freie Land zu verwenden. In Erwägung jedoch, daß ich einen zeitigen Frühjahrsblüher vor niii hatte, Heß ieli die Töpfe stehen und ich bereue es nicht, die Pflanzen im Kalthause be- lassen zu haben. Schon Anfang Januar zeigten sich einige Knospen und das Wachstum wurde ein reges, so daß gegen den 20. Januar ein reicher üppiger Blütenflor sich, entwickelte. Drei, vier, auch mehr Blütentriebe kamen zur Entfaltung imd gaben mir ein reiches und ausgiebiges Material für Va,sen- und Tisohdekoration. Die dichten Blüten- rispen erreichen mit ihren Stengeln eine Länge bis 30 cm, erweisen sich im abgeschnittenen Zustande als recht dauerhaft und bieten mit ihi'en großen hellrosa gefärbten Blüten ein durchaus schönes und dankbares Bindematerial, welches außerdem noch als nicht überall zu dieser Zeit erhältlich, den Reiz des Neuen, des Ungewohnten hat. Ich glaube daher, an dieser Stelle die Verwertung der Bergenia als Winter Schnittblume empfehlen zu dürfen, um- somehr, als sie in bezug auf Wärme und Standort sehr anspruchs- los ist ; denn bei 8 bis 10° C. blüht sie bereits. Mitte Januar und, da für sie ein heller Standort nicht vorhanden war, blieb sie an einem für andere Treibpflanzen viel zu dunkeln Platze und doch brachten die Bergeniea eine Menge gut ausgebildeter und vollkommen ent- wickelter Biüfeiitiiebe hervor. Mit wenigen Kosten für die Heizung, mit wenig Arbeit kann man daher im tiefsten Winter ein reiches Schnittmaterial erzielen, das sich als Bindematerial für Buketts und Kränze und zur Vasen- und Tischdekoration recht gut eignet und länger haltbar ist, als andere rasch und bei hohen Wärmegraden getriebene Pflanzen. Als Nebenkultur würde sich daher das Treiben von Bergeuien sehr empfehlen, da sie, wie gesagt, äußerst geringe Ansprüche stellen. Hier hatte ich es übrigens nur mit der allerge wohnlichsten Sorte zu tun, wogegen wir bereits Züchtungen z. B. Bergenia crassifolia „Brillant^-, „/tVösz«s", „Progress'-\ ,,Gora.lle'-\ besitzen, deren Blüten noch reicher und intensiver ge- färbt sind und daher noch höheren Binde- und Dekorati ons wert haben. — Zu einer Zeit, wo jede Blume für uns wertvoll ist, sollte ein so anspruchsloses und dabei so dankbares Blütengewächs nicht außer Acht gelassen werden, besonders auch, da eine erhöhte Temperatur es wahrscheinlich zu zeitigerer Blütenentwicklung bringen würde und eine spezielle Vorkultur in Töpfen gar nicht einmal not- wendig ist. Auch als Topfpflanze mit ihren schönen großen, saftig- grünen Blättern wäre die Bergenia im Schmuck ihrer Blumen vielleicht eine ganz gute Marktjiflanze. Ein Versuch ist jedenfalls anzuempfehlen. Wulfenia amlierstiana, Bth. und ilire Verwandten. (Hierzu eine Abbildung.) Wul ulfenia amherstiana ist eine feine Alpine vom Himalaja, wo sie in einer Höhe von 3000 m ü. d. M. vorkommt. Sie gedeiht in halbschattiger Lage und in lockerer, mit Torfmull vermischter Erde >^ 1^'^'im. alihrva Wtusc.ewiczii Echb. f. (Syn. Oattleya gigas) „Frau Melanie Beyrodt" Züchtung von Otto Beyrodt üi Marienfelde bei Berlin. IX, 32 Die Gartenwelt. leiulit, blüht reichluh im lull bis August uud \eiein/i.lt ik oh im öoptembei mzieilicliin 2()un langen Tiaul)eD Ihr kl m n Blümchen Mnd Molitflhu o 1. 1 reinwoiß bei (k i Ft i m a/l i/l i i Die Blumenkiono ist km zu ')iia ist abei dennoch sein sclttii uii i öfter vvud sie voiwechselt mit einer etwas dunklei blühenden Spielart dei geuohnlichtn M ca rinthiaca die bekinnthth in Kärnten und Ste-vernnik ein heimisch ist Diese blüht schon im Mai und Juni hellbhu un 1 ihre Blattei sind \on hellen n Grün, wählend die der TI amherstiana stets dunkelgiun etwas behaiit undauf dei Untu Seite lotlich angelaufen sind Außerdem sind sie m dei Foim schmälci und tiefei gebuchtet Es ist also nicht schwei diese beiden, im Aussehen gmz \ei schiedenen Alten zu unt( i scheiden Auch duifte die bei stehende Abbildung mit dazu beitragen einen teilweise lecht alten Iirtuiii beseitigen zuhelfen Außer den zwei genannten Alten kennt man noch eine Wnlfema Orientalis, Boiss. aus Syrien. Meines Wissens ist diese in der Kultur noch nicht vorhanden. Die Wulfenien sind sehr hübsche niedere Pflanzen für schattige Stein- grotton. Von der nordamerikanisohen, nahe verwandten Gattung Synthyris ist nur die gelblich blühende S. plantaginea, Bth. ein- geführt. Rehnelt. botanisclK Topfpflanzen. Sclinelle Vemielining des Giinmiihjimiies. Von Ernst Richter, Charlottenburg. JCiiue Abhandlung über den Gummibaum in No. 25, Seite 296 (dieses Jalirg.) veranlaßt mich, meine Erfahrungen über die schnelle Vermehrung des Gummibaumes mit- zuteilen. Durdi ein iui März ausgebrochenes Feuer im Warm- haiise hatte u. a. auch ein prachtvoller, schön verzweigter Gummibaum von 2 — 3 m Höhe derart gelitten, daß nur nocli der Stamm übrig geblieben war. Diesen traurigen Rest des einst so stattlichen Baumes ließ ich nun ruhig im Warm- hause stehen und gab den ganzen Sommer über keine Luft, nur wenn es allzu heiß wurde (über 40" C), machte ich die Tür auf. Um das Ungeziefer fern zu lialten, spritzte ich täglich etwa 3 — 5 Mal mit warmem Wasser (30" C.) und zwar von oben und unten. Außerdem gab ich bei jedem dritten Gießen statt Wasser verdünnte Kuhjauche. Beides stand mir genug zur Verfügung, sodaß ich nicht zu sparen brauchte. Bemerken möchte ich nur, daß das Wasser nicht künstlich erwärmt wurde, sondern daß die gute Mutter Erde es in einer Wärme von 35 " C hervor- brachte und es uns zur Vorfügung stellte. Dieses warme Wasser dui-chfloß an mehreren Stellen un.seren Gar- ten, wo es uns Gärtnern natürlich sehr zu statten kam, liesonders bei der Treiberei, I onn die Erde gab das Wasser Winter und Sommer gleich ■Aarm ab. Infolge dieser -'■hwitzprozedur trieb mein ' iummibaum an allen Ecken lud Enden mit Macht aus, sodaß ich eine Menge Steck- linge erhielt. Inzwischen war es aber Endo Juli ge- worden und zur Vermehrung etwas spät, aber nur an- scheinend spät, denn daß noch reichlich Zeit war, lehrte mich die Natur. Da der Sommer (1904) -i 1 besonders günstig für die N'ermehrung war, vermehrte ii h frisch drauf los. Zunächst legte ich mir einen warmen Kasten an, brachte etwa 2 — 3 fingerhoch Mistbeeterde dar- auf, hierauf wieder 2 finger- hoch Heideerde (vonFontaine- bleau),gut vermischt mitFluß- sand; ich nahm zu diesem Zwecke immer den grauen, oft wie Kristall glitzernden Sand, den der Rhein aus den Alpen mit- bringt. Zur Vermehrung nahm ich nur Kopfstecklinge, da ich nur etwa 40 Pflanzen brauchte. Die Stecklinge habe ich auf alle mögliche Art und Weise vorbereitet, um aus- zuprobieren, ob das Bestreuen mit Holzkohle wirklich von so großem Werte ist, wie immer gesagt wird. Einige Stecklinge bestreute ich gleich nach dem Schneiden an der Schnitt- fläche mit zerstoßener Holzkohle, andere erst nach einiger Zeit; bei mehreren habe ich den austretenden weißen Saft durch weiche Läppchen zui-ückzuhalten versucht und einen Teil der Stecklinge ließ ich ruhig abtrocknen wie jeden anderen Steckling auch. Beim Stecken selbst habe ich einigen eine Unterlage von Holzkohlestücken gegeben, einem anderen Teile eine Sandunterlage; auch Unterlage von Scherben habe ich versucht. Einen Teil aber ließ ich ganz ohne irgend eine wasserdurchlassende oder aufsaugende Unterlage. Um allen verschiedenen Stecklingen gleiche Lebensbedingungen zu sichern, steckte ich abwechselnd von jeder Sorte einen, sodaß von allen Sorten die gleiche Anzahl oben und unten zu stehen kam. Zum Spritzen, was je nach der Witterung 2 — -3 Mal geschehen muß, benutzte ich aus- schließlich das 30 " warme Wasser. Die ei-sten zwei Wochen schattierte ich mit alten Treppenläufern, um einen recht kompakten Schatten zu erhalten, später nahm icli nur noch geöltes Papier. Etwa drei Wochen nach dem Stecken zeigten meine Stecklinge schon neuen Trieb und pflanzte ich sie deshalb in Töpfe, deren Größe nach dem Wurzelvermögen wählend. Ein Beschneiden der Wurzeln mit dem Messer halte ich für nachteilig. Die meisten Pflanzen hatten sich Die Gartenwelt. IX, 32 in den drei Wochen so gut entwickelt, daß ich durch- schnittlich Töpfe mit 10—13 cm nehmen mußte. Zum Eintopfen nahm ich kräftige Erde: zwei Teile IVlistbeeterde, einen Teil schwere Komposterde, einen Teil Lauberde, nebst Heideerde und Sand. Allzu ängstlich braucht man bei dem Mischen nicht zu sein, Hauptsache ist eine kräftige nicht zu leichte Erde. Die Töpfe brachte ich auf denselben Kasten, auf dem die Stecklinge gestanden hatten. Auf warmen Fuß wollte ich sie wegen der vorgeschrittenen Jahreszeit, es war mittlerweile Ende August geworden, nicht mehr bringen, obgleich es ihnen vielleicht ganz gut getan hätte. In den ersten Tagen nach dem Eintopfen schattierte ich noch den ganzen Tag, später nur noch mittags und zuletzt ließ ich den Schatten überhaupt ganz weg unter gleichzeitigem Ab- nehmen der Fenster, die in Anbetracht der Jahreszeit des Nachts wieder aufgelegt werden mußten. Etwa zwei Wochen nach dem Eintopfen fing ich an, den Pflanzen bei jedem zweiten Gießen einen Kuhdungguß zu geben. Im Wachstum der Stecklinge liabe ich nicht den ge- ringsten unterschied bemerkt; ob mit, ob ohne Holzkolile vor- bereitet, wuchsen sie alle gleich g>it; nur 2 vom Hundert bekamen schwarze Spitzen und machten keine Wurzeln. Einen merk- blühende oder Gold-Taubnessel, Lamium Galeobdolon, {Oaleobdolon luteum) aufmerksam machen. Man kann diese sehr genügsame, ziemlich rasch wachsende und bei uns vollständig winterharte Pflanze auf verschiedene Art verwenden, namentlich als Ampelpflanze, an Orten, wo andere Gewächse wegen Mangel an Sonnenlicht oder auch wegen lässiger Behandlung nicht recht gedeihen wollen. Dann eignet sich Lamium Oaleobdolon ganz vorzüglich zur Begrünung kahler Stellen unter lichten Gehölzen. Auch sah ich es neulich, hier in Wannsee, an einer nach Norden gelegenen Böschung, die gleichzeitig noch mit Efeu bepflanzt ist und aus dessen Grün die hübsch weißmarmorierten Blätter dieser Taubnessel freundHch hervorlugten. Ferner liefert L. Oaleobdolon ein sehr schätzbares Material zur Belebung von Stein- gruppen, auch kann man stärkere Pflanzen sehr gut zur Bepflanzung von Balkonkästen mit verwenden. Die einzelnen Ranken werden in kräftigem Boden etwa 70 cm lang und die weißschattierten Blätter überzieht im Sommer an hellem Standort noch ein rötlichschillernder Anflug, was sich sehr schön macht. Die kleinen gelben, nicht sehr auffallenden Blüten erscheinen Ende Mai und im Juni. Vermehren läßt sich Lamium Oaleobdolon zu jeder Jahreszeit und ebenso mühe- los wie Olechowa liederaceum fol. ear.. das ich auch besitze. Die beistehende Zeichnung möge den Unterschied beider in der Be- laubung dartun. H. Lindner, Obergärtner, Wannsee. Begonia hybrida fl. pl. „Frau Helene Harms" ist ein Sämling von Bcg. hyb. gigantea (gelb) und Beg. hyb. ,Marie Lenx'-K Die Blätter sind wie bei ,,Marie Lenz'", schmal und saftig dunkel- grün, die Pflanze ist reich verzweigt und bringt zahllose gold- gelbe, straff über dem Laube stehende, leicht gefüllte Blüten. Als junge Pflanze entwickelt sie sich sehr schnell und blüht früh, ist widerstandsfähig gegen rauhe Witterung, daher zur Gruppenbepflanzung unübertroffen, aber auch eine aus- gezeichnete Marktpflanze, da sie ein regelmäßiges und schönes Warhhtuiii besitzt und der Blütenflor bis zum Spätherbst (l.mcniil schön bleibt. Begonia hybrida „Frau Helene Harms'' erhielt im Oktober 1902 das Wertzeugnis des Verbandes der llandeLsgiirtner Deutschlands. In No. 3, Seite 31 brachten wir die Abbildung eines hübschen Beetes dieser Begonie, die Herr Wilhelm Harms, Handelsgärtner in Falkenberg i. d. Mark, in Eberswalde ausgestellt hatte. Lamium Oaleobdolon und Glechoma hederaceuni. Originalzeichnung für die „Gartenwelt". liehen Einfluß auf das Wachstmn hat das Bestreuen der Schnittfläche mit Holzkohle also nicht. Bei einer Vermehrung im Vermehrungsbeet mag es gut sein, um Fäulnis, die durch unregelmäßige Fußwärme leicht entstehen kann, zu verhüten. Überwintere ich die jungen Pflanzen im Warm- hause statt im temperierten Hause, so bin ich zum Früh- jahr mit meiner Julivermehrung ebensoweit wie ich mit einer Januarvermehrung sein würde. Wer nicht an eine be- stimmte Topfgröße gebunden ist, kann die Gummibäumchen im Frühjahr noch einmal verpflanzen und bei der Gelegenheit der Erde etwas gut verrotteten Kuhdung (3—5 Jalu-e alten) beifügen. Wer also Gummibäume vermehren will, kann damit ruhig warten, bis er in den Kästen genügenden Platz hat; er kommt mit seinen Pflanzen noch immer zurecht. Über- dies ist der Platz in den Vermehrungsbeeten meist recht knapp und die Fußwärme nicht so gleichmäßig wie im warmen Kasten. Da beides zu einer schnellen Kultur des Gummibaumes aber nötig ist, ist die Vermehrung auf warmem Kasten unbedingt vorzuziehen. Lamium Oaleobdolon iSyn. Oaleobdolon lule/uin). Angeregt durch die beiden Artikel über nlcrlio»ia hederaeeum fol. var. in No. 21, will ich heute auf ein ähnliches Schlinggewächs, und zwar die gelb- Rosen. Die neue Teehybrid-Rose „Etoile de France", Von F. Tutenberg, Stadtobergärtner, Offenbach a. M. Wi haben es hier mit einer vielversprechenden dunkelrot blühenden Teehybrid-Kose ersten Ranges zu tun, welche besonders für den Schnitt während der Wintermonate von hohem Werte sein wird. Ich sah diese Rose, welche noch wenig im Handel ist, zum ereten Male in der bekannten Gärtnerei der Firma H. Henkel in Darmstadt, woselbst sie als Hochstamm- und Wurzelhalsveredelungen, die in Massen vorgenommen waren, vorhanden ist. Das freudige Wachstum der im Dezember bis Januar vorge- nommenen Winterveredelungen (Okulationen) frappierte mich, zumal die gegen Ende Februar bereits üO bis 70 cm langen Triebe der Veredelungen eine herrhche dunkelgrüne gesunde ßelaubung zeigten und die schön dicht gefüllten Blumen dieser dunkelroten Teehybrid- Rose einen intensiven Wohlgeruch verbreiteten. Leider gestatteten es die Verhältnisse nicht, von den in üppiger Entwicklung stehenden Winterveredelungen photograph. Aufnahmen hei-zustellen , jedoch bat mir Herr Fr. Henkel dieselben für später in Aussicht gestellt, und werde ich mir dann erlauben, die sich sicher bald allgemeiner Beliebtheit erfreuende Neuheit den verehrl. Lesern im Bilde vorzuführen. „Etoile de France'', eine Züchtung von Pernet Ducher, ist aus einer Kreuzung zwischen „Mad. Abel Chatettay'' (Mutter) X „Fisher <£■ Holmes" (Vater) entstanden. Die öO bis 70 cm langen IX. 32 Die Gartenwelt. Triebe der jungen Veredelungen und deren kräftige aufrechte Haltung bieten die beste Gewahr für schöne wüchsige ältere Pflanzen und werden dieser Neuheit den Weg in die Schnittkulturen vor allen Dingen ebnen. Gehölze. Polygonum vaccinifoliiini, Wall. (Hierxu eine Abbildung.) ■^olygonum vaccinifoliiini ist eine wenig bekannte Knötericli-Art vom Himalaya, die sich für Fels- partieen eignet. Reizend sieht die Pflanze zur Blütezeit im Hochsom- mer aus, wenn die leuchtend rosa- farbenen Blütenrispen erscheinen. Zu dieser Zeit ist sie eine Zierde jedes Alpinums. Leider ist dieser schöne Strauch nicht winterhart und verlangt daher in unserem Klima gedeckt zu werden. Deshalb ist es auch ratsam, das Polygomtm in unserem Klima als Kalthaus - pflanze zu behandeln und wie beigegebene Abbildung veranschau- licht, sieht sie als solche nicht übel aus. Sie blüht als Topfpflanze meist im Oktober — November und ist um diese Zeit eine hübsche Er- .scbeinung zwischen uaseren Kalt- hauspflanzeu. Polygonum vaccinifolium ist eine Liebhaberpflanze. Sobald die Blütezeit vorbei, ist auch die Schön- heit der Pflanze dahin, denn bald darauf läßt sie ihre Blätter fallen und verlangt dann eine Ruheperiode. In die.ser Zeit setzt man die Pflanze zurück, gibt ihr einen trockenen Platz und gießt nur soviel, daß sie nicht vertrocknet. Im Frübling, wenn dies Polygonum wieder anfängt Leben zu zeigen, verpflanzt man es, schneidet es ein wenig zurück und behandelt es ebenso, wie andere laubabwerfende Sträucher. O. Brand. PolvgOnum vai'cinifolium. Originalaufnahme für die „Gartenwelt' Ich erhielt Piuddleia lindleyana zufällig in einigen Samen, die von Pflanzen geerntet waren, deren Samen aus der Heimat (China) stammte. Die Pflanzen hatten hier nicht durch Frost gelitten und doch hatte die ganze Grappe einjähriger Pflanzen nur einen leichten Schutz aus Rohr (Schilfstengel). Sie ist über- aus raschwaclisend, nach l'/j-Iahren ist sie als starke Pflanze, die schon reichlich geblüht hat, verkaufsfähig. Was mich am meisten überraschte, ist der Umstand, daß BiiMleia lindleyana hier so reichlich Samen angesetzt hat; sie ist eine Pflanze mit Falterblüten, ihre Bestäubung könnte demnach nur durch Falter mit langem Saugrüssel ausgeführt werden. Ich konnte nicht an- nehmen, daß alle die tausende kleiner Blüten, die ich hier beob- achtete und die alle reichliche Samen entwickelten durch Falter bestäubt seien, doch fiel mir immer auf, daß die Bienen sich rqcht lange mit den Blütchen beschäftigten, Ich konnte dann endlich beobachten, daß diese kleinen Tiere die Blumenkronröhre aufreißen, ein längliches Loch in dieselbe nagen und so mit ihrem kurzen Saugrüssel zu dem süßen Nektar gelangen.*) Sie sind unermüd- lich mit dieser Arbeit beschäftigt, es muß also doch lohnen. An Baddleia mriabilis, die in der Blüte schöner als lindleyana ist, sah ich Insekten nicht fliegen, sie setzte aber auch gar keinen Samen an. Die Samen der Buddleia sind sehr klein, keimen bald und man hat schon im ersten Jahre schöne kleine Pflanzen, die im näch.sten Früh- jahre verschult, wie schon erwähnt, reichlich blühen und starke Büsche bilden. Die Zweige bleiben fast bis zum Herbst grün und krautig, ei-holzen dann aber leicht und frieren nur wenig Di. Butklleia lindleyana, Fortnne. Von Obergärtner Wilh. Mütze, Dahlem. (Hierzu eine Ahbildinig. 'lese interessante Pflanze trifft man fast garnicht in Baum- schulen oder Gehölzsammlungen an, geschweige denn in landschaft- lichen Anlagen. Sie ist zu wenig bekannt, verdient aber als Vorpflanze, gewissermaßen als Abschluß beachtet zu werden. Sie hat ein herr- liches, dichtes Laubwerk. Die einzelnen Blätter sind groß und saftig dunkelgrün. Die Pflanze wird etwa 1 m hoch, verzweigt sich reichlich und trägt den ganzen Sommer über ihre langen aus Trugdolden zusammengesetzten Ähren. Die Farbe der Blumenkronröhre ist blaßrot, nicht sehr auffallend, die vielen hängenden Ähren nehmen sich jedoch recht anmutig vor dem prächtig griinen Hintergrund aus. sie erstarken zurück. Bei der leichten Samengewinnung und der schnellen Anzucht der Pflanzen aus Samen lohnt eine Stecklingsvermehrung kaum, während man z. B. Btukllcia globosa und variabilis sehr leicht durch Sommersteokünge vermehrt und so auch in einem Jahre schöne buschige Pflanzen erhält. Beide sind auch gar prächtige Pflanzen, namentlich Biiddleia lariabilis hat herrliche lange Blütenälircn, die in ihrer zarten lila Farbe zur Binderei recht wertvoll sind. Sie stehen aufrecht und unterscheiden sich schon dadurch von lindleyana, außerdem ist Biüldlcia lindleyana in Stengeln und Blättern kahl, oder doch fast kahl, während BiMleia variabilis und globosa weißfilzig sind. Alle diese Pflanzen werden, wenn sie einmal be- kannter sind, gewiß weit mehr beachtet und angepflanzt werden. Anmerkung der Redaktion. Ähnlich verfahren Bienen und namentlich Wespen mit den gespornten Aquilegia-U\i\\.(ia. — Den Unterschied in der Blütenhaltung von B. lindleyana und B. variabilis zeigt auch ein Vergleich der Abbildung Seite 378 mit zwei im sechsten Jg. Seite 1 und 5 gebrachten Abbildungen von B. variabilis. Über die Schreibweise herrscht Unklarheit; die einen schreiben Biuldleia, die anderen Buddleya. 378 Die Gartenwelit. IX, 32 Pflanzenkunde. Lathraea sqiiamaria. {Hierzu eine Abbildung.) -11/ in Gang durch lien jungen Frühlingswald ist für den Pflanzen- freund allemal ein iioher Genuß und auch für den Gärtner nicht ohne Interesse. Beim Erwachen der Vegetation des Waldbodens erscheint in feuchten Wäldern die gemeine Schuppenwurz, Lathraea sqiMmaria, eine hübsche Schmarotzerpflanze, die den Orobanchen nahe steht. Auf dickem, fleischigem Schafte, der ohne Laub und nur mit wenigen Scirappen bedeckt ist, steht die große fleischfarbige Blüte in einer einseitswendigen Traube. Die einzelnen Blüten sind etwas lebhafter gefärbt wie der Schaft, selten kommen auch rein- weiße Blüten vor. Die Pflanze erreicht eine Höhe von 25 — 35 cm und stehen gewöhnlich mehrere Triebe truppweise beisammen. Die Fortpflanzung der Schuppenwurz geschieht durch Samen, deren junge Keimblätter jedoch in der Erde bleiben. Die junge Pflanze entsendet bald Saugwurzeln, die auf den Wurzeln von Haseln und Ellen haften bleiben und diesen nun die nötige Nahrung ent- nehmen. Der aus den Keimblättern in der Erde sich entwickehide Wurzelstook verzweigt sich und ist mit fleischigen, schuppenähnlicheu Blättern, welche durch Einrollung der Ränder Hohlräume bilden, dicht besetzt. Dieser unterirdische Wurzelstook entsendet nun in jedem Früblinge seine ansehnlichen Blütentriebe, die mehrere Wochen einen zierlichen Schmuck des deutschen Waldes bilden. Der Landsehaftsgärtner kann dies auf Haseln oder Erlen in der Nähe e und hat damit eine Pflanzung ausgelu Interesse erwecken wird. Gemüsebau. Vom Bleichsellerie. Die Bleichselleries hat im vorigen Jah große Dürre gelitten, besonders das Anhäufeln in der Trockenperiode vornahm. Der später eintretende Regen drang nicht bis an die Wurzeln der Selleriepflanzen vor, sodaß das AVachstum wegen Mangel an Feuchtigkeit zurückblieb. Bei der letzten Anhäufelung im Herbst ist besonders zu berück- sichtigen, daß die anzuhäufelnde Erde bis an die Spitzen des Krautes ragt, damit der Sellerie ganz gebleicht wird. Je schöner die Rippen gebleicht sind, desto schmackhafter wird der zubereitete Bleichsellerie. Man läßt am besten den Bleichsellerie im Winter im Garten und deckt die Erde mit Erbsenstroh oder langem Dünger zu. Um bei Frostwetter für den täglichen Gebrauch Bleichsellerie im Hause zu haben, nimmt man eine Anzahl Stauden aus dem Garten und schlägt diese in groben Sand im Keller ein. Für den Markt- gebrauch kann man auch die gebleichten Stangen im Mistbeetkasten einschlagen. J. B. Landschaftsgärtnerei. Deutsche (jartengestaltuiig und Kunst. Frühlingsblume li'ielit ansiedeln ■dem Frühlinge O. Jacobs. Da iederholte aufmerksame Durchle dos Schneiderschen Buches DoutscheGart( gestaltung und Kunst*) hat mir die Feder zu einer Betrachtung über die in dem empfehlenswerten Buche niedergelegten Anschauungen in die Hand gedrückt. Ich will aber mit nachstehenden Zeilen keine Rezension post festum bringen, sondern lediglich eine Plauderei über deu Inhalt zu Nutz und Frommen derer, die sich für das Buch interessieren. Die freimütige Sprache des Verfassers, die Art wie er seinen Standpunkt gegenüber dem Bestehenden vertritt, mutet den unbefangenen Leser sympathisch an. Nach kurzer Aussprache über den Begriff Garten, die Formen der Gartengestaltung, das Wesen der Kunst, die Gartengestaltung als Ausdrucksmittel für Kunst, die historische Entwickelung der Garten- kunst, architektonische und landschaftliche Gestaltungsweise geht der Verfasser zu den wichtigsten Vei tretern der deutscheu Gartenkunst von etwa 1780 bis 188U über. Hierbei kommt Gust. Meyer, „der von einem idealen Schema beherrscht wurde'', ziemlich schlecht weg, ebenso C, Hampel mit seinen vielen Gartenentwürfen und nicht minder die Landschaftsgärtner im allgemeinen und die- jenigen, welche die ,, Lehre" G. Meyers aufgriffen, im besonderen. Doch wird der Verfasser den Landschaftsgärtnern insofern gerecht, als er (Seite 89) betont: „Der Besitzer ist in erster Linie schuld an dem trostlosen Zu.stande unserer Gärten, nicht der Landschafts- gärtner", der oft etwas ganz Gutes will, nur etwas nach dem Gefühl Schneiders Widersinniges. Nach Durchlesen des Buches wird man allerdings erst verstehen, wie das gemeint ist. Hausgarten, Vorgarten, Garten an der Villa, Park, Volksgarten, Volkspark und Friedhofsanlage werden besprochen und trotz der knappen Form, in welche der Verfasser seine Ansichten kleidet, wird der denkende Fachmann — das Wort Gartenkünstler ist mit Vor- sicht zu gebrauchen — viel Wahj-es und Anregendes finden. Aber man muß es über sich gewinnen, falls man nicht schon zur Er- kenntnis gekommen ist, dem Autoritätenglaubeu zu entsagen. Der bedachtsame, nach geistiger Selbständigkeit und Unabhängigkeit strebende Mensch wird es beim Studium von Autoren immer machen wie die Biene, die von Blume zu Blume füegt, dort den Honigseim entnimmt und das für sie Unbrauchbare drmnen läßt. Nur auf solche Weise läßt sich meines Erachtens eine Klärung des eigenen Urteils, individuelle Behandlung einer Aufgabe und vom Schema befreites Schaffen erreichen. Wer auf Autoren schwört, irrt so lange als diese irren. So kann man kaum einem Autor auf allen Wegen unbedingt folgen. Sehr recht hat aber Schneider, wenn er den Land- schaftsgärluer auf eine mögUohst gründliche Allgemeinbildung hinweist. Daß die Gartenkunst im Sinne des Ver- fassers mckständig ist und allzuviel nach Schema geschaffen wurde, kanu ihm bei einem Überblick über bestehende gärtnerische Schöpf- ungen wohl niemand bestreiten. In den ei-sten zwei Teilen seiner Schrift behandelt Schneider unter Anlehnung au namhafte Kunstschrift- steller und I'hdosophen und von künstlerischen Gesichtspunkten aus alles auf die Gartenge- staltung bezügliche und damit zusammen- hängende in vortrefflicher Weise. Hierbei ver- tritt er den sehr richtigen Standpunkt: „Kein Schema! Keine landschafthche Szenerie wo architektonische Behandlung in Gliederung und Anpflanzung geboten ist." Indessen findet man in dem Buche auch Ansichten ausgesprochen, welche die *) Deutsche Gartengestaltung und Kunst. Zeit- und Streitfi-agen von Camillo Karl Schneider. Leipzig 1904. Verlag von t'ai'l Schultz«. IX, 32 Die Gartenwelt. Mi'lirzaiil der Leser jedenfalls nicht ohne weiteres unterschreiben wird, Ansichten, die meines Erachtens mit Gartenkunst und -Gestaltung wenig, in der Hauptsache nichts gemein haben, liierauf auch gar keinen Anspruch erheben und deshalb viel- Uiielit besser aus dem Inhalt des vortrefflichen Buches weggeblieben wären. C. K. Schneider ärgert sich z. B. darüber, daß man gegen- wartig den Ausputz der Häuser an Fenstern, auf Balkons, in Vor- gärten etc. mit Blumen durch Prämien belohnt. Es geschieht dies seitens gewisser Vereine für Hebung dos Fremdenverkehrs, um den Städten ein freundliches Aussehen zu geben und zu einem gewissen Wetteifer in der privaten Verschönerung dos Stadtinnern anzuregen. Hierfür findet Schneider Worte des Tadels. Daß Abertausende der betreffenden Kommission, welche ihre Blumenfenster und Gärten „kontrollieren- kommt, die Türe vor der Nase zuschlagen werden, (Seite 90), stimmt jedenfalls nicht und ist wohl nur lies Verfassers subjektive Meinung. Jeder freut sich — auch der Ärmste — wenn sich andere über seine Blumen mitfreuen. Diese gewiß sehr schöne Sitte, welche im Innern der Stadt waliihatt prächtige Stücke von Balkons, Erkern, Fenstern etc. in die Straßenfluchten und auf sonst alles Pflanzenschmuckes entbehrende Plätze zaubert, wird wohl kaum ein Künstlerauge ärgern und verdient meines Erachtens einen Spott aus Fachmanns Munde keineswegs. Wie wäre das vom Standpunkte des Gartenkünstlers aus zu begründen V Hierin steht Schneider auf eigenem, jedenfalls aber sehr isoliertem Standpunkte. Wenn alle, wie es Schneider tun würde, Haus und Garten mit einer soliden Mauer, über welche nur einige Efeuspitzen und einige Ranken wilden Weines ver- stohlen lugen dürfen und die jeden Einblick verwehrt, umziehen wurden, so würde allerdings der Anblick solcher Klosterkolonien ein anderer sein, ob aber ein besserer, .schönerer und kunstgerechterer, das ist die Frage. Diese Pflanzenspitzen und hinter der 'Mauer emportauchenden Baumspitzen sollen dem Vorübergehenden verraten, daß hinter der Mauer ein Garten liegt. Ist der Vorüber- gehende empfänglich, so wird er den verschwiegenen Reiz solcher Gartenmauer, wie sich Schneider nach Schnitze - Naumburg ausdrückt, „tief empfinden ' (? D. V.) „Er wird ahnend sich den Galten gestalten und beglückter weiter gehen, als wenn i einen Blick in eine offene Schauanlage geworfen Int (Seite 90). Das ist meines Erachtens eine nicht nur .so im Vorbeigehen zu lösende Aufgabe. Und was kann man alles hinter einer solchen Mauer trotz Efeu- und Baum spitzen ahnen! In gar vielen Fällen würden wohl — und gerade für empfängliche Menschen — solche Ahnungen grausame Täuschungen sein. Denn dei in der Ahnung gestaltete Garten hinter der Miuti kann ebenso ein arger Unratwinkel sein. Jemand, dei nichts als eine Mauer sah und sich aus diesem Anblick und dem einiger Baumspitzen den Garten denken und nun beglückter von dannen gehen soll, als wenn er wirkhch einen freundliehen Anblick genoß, wird allezeit eine Seltenheit bleiben, so etwas wie Übermensch. Hierzu muß er Hellseher oder überschwenglicher Phantast sein. Der Anblick schöner Blumen ist am Ende doch wohl noch den allermeisten Menschen lieber als der einer soliden Mauer und der Baumspitzen dahinter, samt den schönsten Ahnungen. Diese sind ja trügerisch. Nein, soweit sollte man sich in seinen Anschauungen von der Sezessionslinie denn doch nicht fortreißen lassen. Dann möchte ja noch ein blumengeschmücktes Fenster oder Balkon, die eine herrliche Abwechselung in den Steinhaufen — die Großstadt — bringen, aus denselben Gründen und wegen derselben Ahnungen verhängt werden. Man kommt vielleicht auch darauf, mit Blumen geschmückte Gräber zu verhüllen. Hier wären allerdings, wenigstens in einer Beziehung, die Ahnungen nicht trügerisch und setzton die Phantasie nicht voraus wie bei der Mauer. Auch die Ornamentik an Gebäuden, mit welcher man doch auch diese zieren oder prahlen will, könnte Lathraea squamaria Ongmalzeichnung für die „Gartenwelt". nächst c wankend Verhängt werden, um in den Vorübergehenden Ahnungen zu wecken. Und die Schulgärten ! Legt man sie nicht zum Erwecken der Liebe zur Natur und zum Pflanzenreich, die dem armen Stadtkinde so not tut, an V Wenn sich der spätere Blumenfreund mit dieser seiner edlen Neigung verstecken .soll, damit kein Vorübergehender etwas davon sehe oder gar nachahme, so wird ihm seine Freude um ein gut Teil gekürzt. Man wird alles das aber, trotz Sezession, nicht tun. Als Fachmann gedenkt man bei dem privaten Blumenschmuck der Städte auch der Abertausende von Pflanzen, welche dieser schönen Sitte wegen herangezogen werden, was für die Blumengärtnerei doch nicht so ganz ohne Bedeutung ist. Wenn schließlich alljährlich von den Städten auf Kosten der Allgemeinheit für Wettrennen so und so viele tausende Mark als Preise hergegeben werden, so ver- dienen freiwillige Spenden für die Pflege einer schönen Sitte von fachmännischer Seite meines Erachtens nicht getadelt, vielmehr die Sache fördernd anerkannt zu werden. Ein unbeabsichtigtes längeres Verweilen bei dieser eigenartigen Anschauung, welche in Gärtnerkreisen wie auch im allgemeinen wohl nur von wenigen geteilt wird und eine freie subjektive Meinungsäußerung darüber, soll und kann der Tendenz des Werkes bezüglich Gartenge- staltung und Kunst gewiß keinerlei Abbruch tun. Im Abschnitt „Volksgarten'' (Seite 118) benutzt der Verfasser als Unterlage für die Richtigkeit seines Stand- punktes: „Kein Schema! Individuelle Behandlung jeder Aufgabe" die Siebekschen Irningen auf dem Votivkirchen- platze und im Rathauspark in Wien mit Grundrißskizzen und ünterhreitung seiner Ideen für diese Mätze in ebensolohen Skizzen. Soweit es den Votivkirchenplatz be- trifft, ist Schneider nicht ganz glücklich und einwands- frei in der Ausführung seines für die Gestaltung dieses Platzes guten Grundgedankens bezüglich eines einheitlich wirkenden Ausdruckes des Ganzen. Allerdings muß man — was vorauszusotzen ist — bei Beurteilung der von Schneider entworfenen Lösung des Problems den Entwurf vor sich haben. Übschon der Grundgedanke anerkannt werden muß, ist doch in der Skizze eine Unsicherheit (um nicht zu sagen Unbeholfenheit) in der Anordnung der Einzelheiten zu einem harmonisch wirkenden Gefüge unbestreitbar. Hierdurch zerstört der Autor den Eindruck der Einheitlichkeit und Gleichmäßigkeit in der Gesamt- wiikung, welcher hier geboten ist, selbst, mindestens aber beeinträchtigt er sich denselben stark.*) Die Lage des Bassins an der Basis des die Mitte des Platzes bildenden eiförmigen Ovals, sowie die Lage der Sitz- plätze, ferner die vier, seitlich eintretenden Durch- weiche den trapezförmigen, nach der ,1 sich ganz bedeutend verjüngenden Platz kreuzen, aber auffälligerweise trotz der architektonischen Stimmung in der Gliederung über das Oval hinweg nicht miteinander korrespondieren, sondern sich ausweichen, machen meines Erachtens zu- gesamte Gliederung unsicher, verschoben, unruhig und ihrem Gefüge. Bei dieser Gliederung mußte das un- bedingt vermieden werden; außerdem stehen auch die Wege zu dem Haupteingange in der Mitte der Basis des Trapezes in störendem Verhältnis, kurz — eine symmetrische Unbestimmtheit und Unsicher- heit, die disharmonisch auf den Einklang der ganzen Gliederung wirkt, ist in diesem Falle augenscheinlich. Auf die angedeutete Be- pflanzung und deren Wirkung näher einzugehen, ist ohne Wieder- gabe des betreffenden Entwurfes nicht gut angebracht, wenn man nicht das Buch vor sich hat. Den ganzen großen Platz denkt sich *) Wenn, wie Verfasser sagt, diese Gestaltung des Platzes im Prinzip auch von tüchtigen Gartenkünstlern — nicht nur von Archi- tekten — als wohlberechtigt anerkannt wird, welcher Ansicht .sich wohl jeder Sachverständige anschließen wird, so haben dieselben, falls sie den Grundriß sahen, diese störenden Momente übersehen. Die Gartenwelt. IX. 32 Schneider, zur ibhaltung von Wind und Staub mit einer ca. zwei Meter hoben, einfachen, aber in ihrer Form wirksamen Mauer ein- gefaßt, weil die Pflanzung hierzu nicht genüge. Wie auch immer diese Mauer ausgefülirt sei, sie würde in solcher Gegend der Anlage von außen doch das Aussehen eines lustitatsgartens geben , etwa de.sjenigen eines Krankenhauses, durch welchen der Durchgang er- laubt ist. Man mag sagen was man will, der Charakter einer öffent- lichen Anlage würde darunter ganz entschieden leiden, schon der Verhinderung eines allseitigen Durch- und Überblickes wegen, von dem Eindruck der Mauer ganz zu schweigen. Ungleich glücklicher und sicherer als Schneider ist W. v. Engel- hardt-Kömershof (Livland) in der Behandlung der Gliederung dieses Platzes, die eigentlich nur eine Rektifikation der Schneiderschen Grundgedanken ist. (Vergl. „Gartenkunst-' VII, Seite ]5 d. Jg.) Aus dieser architektonischen Anordnung atmet auf den ersten Blick die Empfindung von tjbereinstimmung des ganzen Gefüges unter sich : Sicherheit, Festigkeit, Ruhe, Übereinstimmung — kurz das Gefühl, daß es nach Lage der Verhältnisse hier so sein muß. Keins stört das andere, Dur und Moll klingen nicht disharmonisch durcheinander. Es herrscht Harmonie und das ist ebenso wichtig wie richtig. Glücklicher ist Schneider in der Behandlung des Problems für den Rathauspark. Hier ist die Gliederung weit besser und harmonischer, würde aber durch einige unbedeutende Nachhilfe beim Spielplatz und vor dem Rathause im Ausdruck noch gewinnen. Im dritten Teile, welcher von den Grandzügen der Ausbildung des jungen Gartenkünstlers handelt, kommt der Verfasser als ehe- maliger Schüler der Dresdener Gartenbauschule zu dem wiederholt betonten Schlüsse, daß Dresden in keinem Falle auch nur den be- scheidensten Ansprüchen für eine künstlerische Ausbildung genügen kann. (Vielleicht ist es gut, wenn man im Auge behält, daß Schneider dies in seinem Sinne meint.) Wenn dem in Dresden so ist — und Schneider tritt in seinem Vorwort für jedes seiner Worte ein — und die Dresdener Schule lediglich ,.Landschafts- gärtner" aber keine Künstler bildet, so hat sich Schneider auf dem V/ege der Selbsterziehung zu seinem Kunstverständnis hindurch- gearbeitet. Das ist es, was man jedem Landschaftsgärtner nicht warm genug empfehlen kann, auch wenn damit nicht ein unbe- dingtes Nachtreten in alle Fußstapfeu Schneiders verstanden zu sein braucht. Ein fester Wille neben etsvas angeborenem Talent und Intelligenz, wie Aneignung möglichster Allgemeinbildung werden aber dazu notwendig sein. Seite 181, im Anschluß an die Bemerkung, daß Besucher der Dresdener Anstalt bisher nicht selten unter einer Zurückstellung gegenüber den „Wildparkern" gelitten haben, erkennt der Verfasser an, daß bis Oktober 1903 der Unterricht in Dresden dem in Wildpark ebenbürtig war. Folglich wurden auch hier nur kunstverständig minderwertige Leute, aber keine Künstler herange- bildet und erst seit Oktober 1903 ist für die Gartenkunst eine neue Ära angebrochen. Wie weit Schneider recht hat, werden alle die Schüler die.ser Schulen wohl am besten beurteilen können, welche in dem Verlassen der Schule nicht zugleich den Abschluß, vielmehr den Anfang, die Einleitung und Grundlage zum Lernen erblickten und ihr Urteil in der Praxis zu immer vollkommenerer Reife zu bringen. Gelegenheit hatten.*) Niemand soll hiermit etwa zu nahe getreten *) Im „Deutschen Gartenrat" (21. Juni 1903 Seite 9.5) sagt Herr Gartenbauingenieur Alfr. Menzel, daß, wer wie Menzel viele Schüler Enckes zu beschäftigen Gelegenheit hatte, nicht so furcht- bar entzückt von den Erfolgen der Lehrtätigkeit an der Wildparker Anstalt sein dürfte und würde es interessant finden, wenn auch einige ältere Kollegen an der Hand ihrer reichen Erfahrungen in dieser Sache die Feder ergreifen wollten. Der große Fehler, welchen fast alle diese Schüler hatten, sei der gewesen, daß sie eine Überschätzung ihrer Fähigkeiten besessen haben, der sie von vornherein nicht entsprachen. — Mit diesem Urteil steht Herr Menzel keineswegs allein da. Diese Erscheinung ist auch auf allen anderen Gebielen zu konstatieren. Sic ist, so zu sagen, bei jungen Leuten ein gewisses Krankheitssymptom, welches erst durch Luftwechsel, wie es die Erfahrung beweist, beseitigt wird. Eine erdrückende Fülle von Belegen hierzu stehen Verfasser dieses in zum Teil drastischen Aussprüchen einer langen Reihe von Professoren und Gelehrten auf anderen Gebieten zur Verfügung. sein. Keinem zur Freude, keinem zum Leide, der Sache zum Nutzen ! Auch der Konkurrenz und Überproduktion auf dem Gebiete der Landschaftsgärtnerei und Gartenkunst gedenkt Schneider in zu- treffender Wei.se. Ebenso der sozialen Lage der Gartenkünstler und Landschaftsgärtner. Wenn es, wie Seite 180 angeführt wird, in den letzten Jahren vorgekommen ist, daß sich um einen ganz mittel- mäßigen Posten nicht etwa nur 50, nein über 200 Bewerber meldeten und er selbst glaubt nicht fehl zu gehen, wenn er sage, daß heute für jeden freiwerdenden Posten im Minimum 35 Bewerber dasind, und zwar 35 gleichwertige, so ist damit nur die Tatsache konstatiert, daß auch auf diesem Gebiet, wie auf vielen, ja wohl den meisten gelehrten Gebieten, gleichwie auf den mei:5ten anderen, eine bewußte Überproduktion stattfindet und auch hier bereits neben dein un- wissenden ein gelehrtes Proletariat fertig ist. In der ganzen Schrift Schneiders .schneiden aber die Land- schaftsgärtner am allerschlechtesten ab. Sie sind nichts als Arbeiter, Handwerker, die ihre Arbeit mechanisch herunterhaspeln, nur keine Gartenkünstler. Nachdem Schneider, wie schon bemerkt, Seite 89 betont — der Besitzer sei in erster Linie schuld an dem trostlosen Zustande unserer (soll damit gesagt sein aller?) Gärten, nicht der Landschaftsgärtner, der oft etwas ganz Gutes, nur dem Empfinden Schneiders nach Widersinniges: Gartenanlagen zur Verschönerung der gesamten Gegend, zur Freude der Straßenpassanten, zur „Ver- zierung" der Villen wolle, heißt es weiter: „Wenn nun der Besitzer kein Empfinden dafür hat, daß solches Tun dem Charakter eines Gartens ganz widerspricht, die Landschaftsgärtner haben in 99 von 100 Fällen sicher erst recht kein Verständnis dafür", was zu beweisen wäre. Dem Buche Schneiders ist, auch wenn man sich nicht mit dem Verfasser in jeder Beziehung einverstanden erklären kann, zunächst von allen denen, die sich mit Gartengestaltung befassen, ein ein- gehendes Studium aufrichtig zu wünschen. Ein Urteil über die den Werken der gestaltenden Gärtnerei innewohnende Kunst wird sich der Landschaftsgärtner mehr und mehr aneignen, wenn er dem Rate Schneiders im Schlußworte seines Buches besondere Aufmerksamkeit schenkt: „Dem, der sich eine selbständige Existenz als Landschafts- gärtner gründen will, ist eine recht gründliche Allgemeinbildung gaaz besonders vonnöten, will er sich über die Masse seiner Berufsgenossen erheben und von seinen Auftraggebern als Fachmann und Mensch gleichwertig angesehen werden." — Der leider allzuoft bemerkbare Mangel an Allgemeinbildung, welcher so lange bestehen wird, wie die Zulassung zur Bildung nach Vermögensverhältnissen geregelt wird, was Geist und Talent an freier uaturgewollter Entwickelung verhindert und den Weg verlegt — dieser Mangel trägt so viel zu der allgemeinen Ge- i-ingsohätzung des schaffenden Gärtners bei. Also zielbewußte Selbst- erziehung zur Erreichung innerer und äußerer Intuition, unbefangenen Denkens, objektiven Urteilsvermögens und künstlerischer Individualität. An Anregungen fehlt es in dem Buche nicht. Aber nicht hastiges Lesen — ein Studieren, Siohvertief en in alle Gedanken ist notwendig. Nachdem man es so gelesen und ohne Voreingenommen- heit zu urteilen gewillt ist,, wird man finden, was von den hier niedergelegten Gedanken akzeptabel oder abzulehnen ist und wie es um die Rückständigkeit der Gartenkunst steht. Niemand, ob jung oder alt, ist ganz fertig und jede Richtung, jedes Zeitalter hat seine Vorzüge und seine Fehler. G. S. Mannigfaltiges. Ein elastisches Bauiuband. Kr (Hü rzlich ging mir eine Reklamenotiz über ein elastisches Baum- baud zu. Da ich, durch die Erfahrung gewitzigt, solchen Reklamen gegenüber vorsichtig, vielleicht zu vorsichtig bin, forderte ich den Einsender auf, mir zunächst durch Übersendung eines seiner gesetzlich geschützten ßaumbänder ein Urteil zu ermöglichen. Zwei Tage später brachte mir die Post die beiden Baumbänder, nach welchen IX, 32 Die Gartenwelt. 381 die beistehenden Abbildungen gefertigt sind. Beim Anblick dieser Bilder werden die Leser ebenso verdutzt sein, wie ich es beim An- blick der Baumbänder war. Sie werden sich sagen, daß es sich hier um eine Erfindung handelt, die gewissermaßen in der Luft lag und von welcher nun jeder glaubt, er hätte sie auch machen können. Was ist nicht alles an Baumbändern herunigedoktort worden. Nach der Weidenrute kam das Strohband, nach diesem der Kokosfaserstrick, das Lederband mit Filzeinlage, ohne der komplizierten Erfindungen zu gedenken, und hier haben wir nun auf einmal ein Band vor uns. des Gartenbaues bedingten, daß sich der Katalog immer reichhaltiger ausgestaltete. Die Naturwissenschaft, insbesondere dw. Botanik, welche mit unserem Berufe so innig verknüpft ist, forderte auch die Richtigkeit und Genauigkeit des Kataloges in punkto Pflanzenbenennung und dadurch wurde sein Wert um eine Bedeutendes erhöht. Aber auch dabei blieb man nicht stehen, man wetteiferte, seine Preisliste auch in anderer Weise noch reichhaltiger, gediegener und be- gehrenswerter auszustatten und so finden wir oft prächtige Abbildungen, sachgemäße Beschreibungen einzelner Pflanzentypen, die Herkunft, die Zeit ihrer Auffindung oder Züchtung, den Entdecker oder Züchter, die Merkmale und Eigenarten einer Pflanze genau beschrieben und schließlich bergen eine Anzahl Kataloge genaue Kulturanweisungen dieser oder jener Gattung. Auch im äußeren, wenn auch nicht immer elegant, so doch freundlich und handlich, ist der Katalog eine stets gern gesehene, willkommene Gabe, welche, wenn sie auch nicht immer ihren eigentlichen Zweck erreicht, nämlich den Empfänger zu einer Bestellung zu veranlassen, dennoch eine große kulturelle Auf- gabe verfolgt. Ob freilich auch diese überall erreicht wird, wissen wir nicht und deshalb wollen wir heute auf den Wert des Kataloges als ein den Gärtner bildendes Werk hinweisen. — Wie gesagt, haben die Kataloge in ihrer heutigen Ausführung (mit wenigen Aus- nahmen) eine durchaus wissenschaftliche Basis und deshalb sind sie berufen und geeignet, dem Empfänger zum Studium, zur Bereicherung seines Wissens zu dienen. Leider wird der Wert der Preisliste in diesem Sinne noch viel zu wenig gewürdigt. Wohl freut man sich über die neue, hübsch ausgestattete Auflage, wohl blättert man darin, sieht allenfalls die Neuheiten nach, sieht auch nach dem, was man das alle Nachteile, die bisher em|)funden wurden, vermeidet, billig, elastisch und leicht herstellbar ist. Die ganze Geschichte besteht aus Korkstopfen, von denen jeder einzelne mit glühendem Eisendraht von entsprechender Stärke durchbohrt ist und die dann auf durch Ölung haltbar gemachte Bindfäden von entsprechender Stärke auf- gereiht sind. Die Stärke des anzuheftenden Stammes bestimmt die Zahl der für jedes Band notwendigen Korke, aber auch die Größe derselben. Das kleine abgebildete Band ist für hochstämmige Rosen, Stachel- und Johannisbeeren bestimmt, das große für Hoch- und Halbstämme. Wo es sich um das Anbinden stärkerer Stämme handelt, möchte ich empfehlen, die Korke zweimal, oben und unten zu durchbohren, was ein doppeltes Binden ermöglicht. Reißt der Verband mit der Zeit durch Verwitterung, so können die Korken, die bekanntlich gegen Fäulnis außerordentlich widerstandsfähig sind, neu aufgereiht und erneut verwendet werden. Die Vorzüge dieser neuen Baumbänder sind Billigkeit, da große Bänder pro Hundert 10 Mark, kleine pro Hundert nur .ö Mark kosten, ünverwüstlichkeit des Hauptniaterials, Porosität und Elastizität, wo- durch jede Beschädigung des Stamme.s, jedes Einschneiden des Ver- bandes und Wundreiben durchaus vermieden wird. Der Erfinder dieses, überdies auch eleganten Baumbandes, ist ein Postbeamter, Herr Th. M. Carstensen in Flensburg; er hat mit dieser Erfindung dem Landschaftsgärtner und speziell dem Obstzüchter einen guten Dienst erwiesen. Dieses Baumband ist unter No. 233269 in die Ge- brauchsmusterrolle des Deutschen Patentamtes eingetragen worden. M. H. Der Katalog. kjo pünktlich wie im Frühjahr alijährlich die Schwalben wieder- kehren, stellen sich auch zu Beginn der Vegetationsperiode die Kataloge ein. Es ist noch garnicht so sehr lange her, seit das A'ersenden von Katalogen zum ersten Male auftauchte und nicht nur die Senioren des Gärtnerberufes, sondern auch die jüngere Generation wird sich erinnern, daß der Katalog in der Weise, wie er heute allgemein üblich und eingeführt ist, erst seit zwei Jahrzehnten bekannt ist. Die gi-ößere Ausdehnung des Gartenbaues , die Speziali- sierung der Kulturen, die riesigen Züehtungserfolge, die immer größer werdende Konkurrenz und die immer höher geschraubten Anspriiche, mit einem Wort, der kulturelle, materielle und ideelle Aufschwung Elastische Baumbänder aus aneinandergereihten Korken (gesetzlich geschützt). Ori^iaalaufnahmen für die „Gartenwelf. ZU bestellen beabsichtigt, das ist aber meist auch alles und der mit dem alten Exemplar ausgetauschte neue Katalog führt sodann auf dem Schreibtisch seines Besitzers ein beschauliches Dasein, bis er von dem nächstjährigen Kollegen abgelöst, in den Papierkorb wandert*). Dieses vorliegende Beispiel ist noch ein gutes, denn in sehr vielen Fällen wird der Katalog garnicht geöffnet, sondern fliegt sofort in *) Anmerkung der Redaktion. Wenn das das Schicksal aller Kataloge wäre, würden sich die Firmen schwer luiten, das viele Geld dafür auszugeben: Nach dem Katalog (Preisliste) soll gekauft werden; sein wissenschaftliches Beiwerk ist zur Belehrung der Kunden da und soll Irrtümer vermeiden. Die Gartenwel den Papierkorb. — Und welche Mühe, welchen Fleiß, welche Arbeit, welche Kosten erfordert die Herausgabe eines noch so bescheidenen Kataloges, welche Fülle von Wissenswertem ist meist in knapp gedrängter übersichtlicher Form darin aufgespeichert, dazu angetan, zu belehren und anzuregen. Und umsonst, ohne eigene Kosten fliegt er uns ins Haus und deshalb sollten wir uns doch mehr mit der Freisliste be- schäftigen. So manchem aber wäre diese billige und praktische Lernfibel begehrenswert und er möchte sie gewiß gern durchsehen, aber er bekommt sie nicht, denn die Preisliste erhält wohl der Chef, aber nicht der Gehilfe und Lehrling. Deshalb sollten die Empfänger der vielen einlaufenden Kataloge emen Teil oder auch nur die voi- jährigen Exemplare an ihre Gehilfen und Lehrlinge abgeben und auf das Studium der Preislisten besonders hinweisen. Sie werden auf diese Weise nicht nur ihren Untergebenen nützen, sondern auch für sich selbst einen nicht unbedeutenden Vorteil erreichen. Man sehe nur einmal, selbst älteren Gehilfen, beim Etikettieren zu und man wird bei den meisten die haarsträubendsten Fehler in der Bezeichnung der Namen und deren Rechtschreibung finden. Wer aber heute auf der Höhe der Zeit stehen will, der soll nicht nur ein tüchtiger Praktiker, sondern auch ein ebenso tüchtiger Theoretiker sein, er soll nicht nur genau die Behandlung und Kultur, sondern auch die Schreibweise und Aussprache der Pflanzen richtig kennen. Nicht nur der Besuch einer Fachschule bildet den Gärtner theoretisch aus, er kann sich auch selbst weiter bilden und der Katalog bietet ihm ein billiges und reichhaltiges Studienwerk. Würden die Herren Chefs dasselbe dem Personal zugänglicher machen, so würden bald die ,,Peliganien", die „Chrysanthum", die „Fuchsein" verschwinden, garnicht zu reden von den Speziesnamen und Sorteribezeichnungen. Hierin haben wir ein reiches, dankenswertes Feld der Bearbeitung vor uns, das uns direkt von Nutzen sein wird, denn das Personal muß beim Versand und auch sonst, bei der Vermehrung etc. selbst oft die Etiketten schreiben und es fällt auf den Chef des Geschäftes stets zuräck, wenn die Bezeichnungen der Pflanzennamen fehleihaft sind. Durch das Studium der Kataloge durch die Gehilfen und Lehrlinge erlernen dieselben erstens die richtige Schi-eibweise, sie lernen durch die Abbildungen eine Menge Pflanzen kennen und endlich erhalten sie auch Kenntnis, wo man diese oder jene Art herbeziehen kann, wie teuer sie ist und dergl. Dadurch wird auch das geschäftliche Interesse geweckt und auch dies bringt dem Chef Nutzen, weil seine Leute dann die Pflanzen viel mehr als Wert- gegenstände betrachten, wenn sie wissen, wie hoch sich em Exemplar stellt. Darum, wenn jetzt die vielen Preislisten zu euch ins Haus kommen, verteilt, wenn ihr sie nicht selbst benötigt, dieselben unter eure Untergebenen, laßt auch ihnen die frei ins Haus gesandten reich ausgestatteten Werke (?) zum Nutzen sein oder gebt die vor- jährigen Kataloge und laßt sie von euren Leuten benutzen bei ihrer Arbeit. Wenn schon der Chef nichts mehr aus diesen Schriften profitieren kann, so soll er sie denen geben, die Nutzen daraus ziehen können. Dadurch werden die Kataloge, die mit großen Kosten und vieler Mühe hergestellt und abgeschickt sind, einen bedeutenden Vorteil auch in weiterem Sinne für unseren Beruf haben und die Herausgeber werden gewiß für eine solche Ausbeutung ihrer Werke dankbar sein, denn aus vielen Gehilfen werden dermalen auch Chefs, die dann bereits wissen, wo und wie sie ihren Bedarf an Pflanzen und Sämereien decken sollen. — Die Herausgeber der Kataloge, selbst der kleinsten, sollen vor allem darauf sehen, daß die auf- geführten botanischen Pflanzennamen durchaus richtig und ortho- graphisch geschrieben sind. Denn da haperts hie und da doch noch sehr. Michael GroO. Nachschrift der Redaktion. Wir verdenken dem Verfasser der obigen Zeilen seine gute Meinung über die gärtnerischen Kataloge nicht, können aber seine Ansicht, daß die Kataloge ein wirkliches Bildungsmittel darstellen, nicht unwidersprochen lassen. Gewiß sind die Kataloge der führenden Firmen der Samenbranche, der Baumschulbranche und der Handelsgärtnereien bemerkenswerte Leistungen, aber mit den Beschreibungen der Pflanzen und den Abbildungen hat es doch in vielen Fällen seinen Haken. Die Be- schreibungen, besonders der Neuheiten, sind häufig derart mit Reklame durchsetzt, daß man die Grenze zwischen Wahrheit und Erfindung kaum ziehen kann und die Abbildungen, — na, wer kennt sie nicht, die schönen und häßlichen Klischeeholzschnitte, „die gelegenen Bilder'-, die alle, auch die nur in der Phantasie des Züchters bestehenden Vorzüge zur Schau tragen müssen. Die Kataloge würden also den Lernbegierigen oft nur ein sehr unvoll- kommenes Wissen und einseitige, vom Brwerbsinteresse beeinflußte Pflanzenbeschreibungen bieten und nur dem erfahrenen Praktiker wird es möglich sein, die Spreu vom Weizen zu sondern. Geschäftlich erzieherisch könnte dagegen die Vergleichuug der Kataloge verschiedener Firmen wirken und der aufmerksam Prüfende würde bald herausfinden, welcher Katalog das meiste bietet. Anerkannt muß werden, daß die letzten Jahre eine tiefgehende Besserung in der Ausstattung und Anordnung der Kataloge und ihrer redaktionellen Bearbeitung gebracht haben. Es bleibt aber noch sehr viel tadelnswertes und aus der Fülle der auf den Ti.sch fhegenden Kataloge wird man die w^enigen guten bald hei-ausgefischt haben und die übrigen ihrem verdienten Schicksal überantworten. Was die Preise anlangt, so wird man in der Hauptsache nur den Preisen der Engrosfirmen Wert beilegen können. Die Preise für Pflanzen sind oft auf so unbestimmt umschriebene Artikel gesetzt, daß ein Vergleich über die relative Höhe kaum durchführbar ist. Moos im Gartenrasen macht sich oft unangenehm bemerkbar und beeinträchtigt die gute Entwickelung und Bestockung des Grases sehr. Ein gutes Mittel, das Moos zu vertilgen ohne das Gras zu be- schädigen, hat man im Eisenvitriol. Den Gräsern schadet das Eisenvitriol (schwefelsaures Eisen) nicht nur nicht, sondern es fördert sogar den Graswuohs in überraschender Weise. Wer den Versuch machen will, löse 1 kg zerstoßems Eisenvitriol in 30 bis 40 Liter Wasser und begieße mit dieser Lösung die bemoosten Stellen im Rasen. Schon nach einer Stunde ist das Moos schwarzgefärbt und abgestorben. Wenn es sich um große Flächen handelt, streut man das möglichst fein gemahlene oder gestampfte schwefelsaure Eisensalz aus; man rechnet bOO bis 800 kg auf den Hektar oder 150 bis 200 kg auf den Morgen. Die geringen Kosten werden reichlich durch den hierdurch günstig beeinflußten Graswuchs belohnt. Gartendirektor Hermes. Gras im Pflaster sieht unschön aus und erweckt den Eindruck der Vernachlässigung. Das vielfach übliche Herausreißen der Gias- büschel ist zeitraubend und meist ohne Erfolg, da die Grasbüschel gewöhnlich zu fest zwischen den Steinen sitzen. Man hilft sich in einfacher Weise durch Aufstreuen von Viehsalz an Regentagen, sodaß das Salz durch den Regen gelöst und bis an die Wurzeln der Gräser geführt wird. Das Gras verschwindet meist nach dem ersten Ver- such vollständig. Sollte sich dennoch wieder Gras bilden, so ist das Aufstieuen zu wiederholen. Gartendirektor Hermes. Nachschrift der Redaktion. Wir möchten dem hinzu- fügen, daß man dem Auftreten von Graswuchs schon bei Anlage eines gepflasterten Weges vorbeugen kann, wenn man die Fugen zwischen den Steinen mit heißflüssigem Teer ausgießt. Dadurch wird auch aas Pflaster haltbarer, weil das Regenwasser nicht in den Untergrund eintreten und ihn allmählich auswaschen kann, sondern nach dem Schnittgerinne zu abfließt. Über den Stand des Blumen- und Topfpflanzenhandels in Berlin äußert sich Otto Neumann-Zehlendorf, ein Kenner der Berliner Verhältnisse in beachtenswerter Weise im Handelsblatt in einem Artikel über den Straßenhandel. Vor dreißig Jahren gab es nur wenige Gärtnereien, die ihre Pflanzen selbst nach der Stadt fuhren, die Abnehmer bestanden zumeist aus .,Blumengesohäfts- inhabern", ferner aus solchen Händlern, die die offenen Märkte täg- lich besuchton und aus einigen Schnittblumenhändlern. Auch damals wurde schon über die billigen Preise geklagt. Das Absatzgebiet war ebenfalls wie noch heute der Norden, Nordosten, Gr. Frankfurter-, Landsberger-, Neue König-, Prenzlauer-, Rosentalerstraße u. s. w. Ferner wurden bedeutende Umsätze durch die damals beliebten Blumenverlosungen erzielt, die dazu beitrugen, daß in den Gärtnereien nach Schluß der Saison mit den vorhandenen Beständen geräumt wurde. Heute sind die Verlosungen von Pflanzen fast ganz aus der Mode gekommen, sehr zum Schaden der Handelsgärtner. IX, 32 Die Gartenwelt. Viele Gärtnereien, die damals noch in der Stadt lagen, hatten eine ausgedehnte Piivatkiindschaft. Aber mit Eröffnung der Markthallen und Aufhebung dei- offenen Märkte trat ein Um- schwung ein, dem sich die Haudelsgärtner und die Händler mit der in diesen Kreisen notorischen Schwerfälligkeit nicht rasch genug an- passen konnten, sodaß es der Aufforderung der Markthallenver- waltung an die Gärtner bedurfte, ihren Großhandel, sowie es die anderen getan hatten, zu regeln. Die Berliner Gärtner-Markthalle hatte wechselvolle Schicksale durchzumachen. Heute ist die Halle die Zentrale für den gesamten Berliner Blumenhandel und ermöglicht einen leichten Einkauf. Die Zahl der Blumenläden hat sich gewaltig vermehrt und Herr Neuniann betont mit Kecht, daß man von einem Zuviel sprechen könne. Daß die Blumengeschäfte im Straßen- händler einen lästigen Konkurrenten erblicken, ist klar. Dem Handelsgärtner ist der Straßenhändler als Kunde ebenso lieb, als der Blumenhändler. Oft hat er vom ersteren, der bar bezahlt, mehr als vom letzteren, der häufig pumpt, sei es aus Geschäftsprinzip bis zum ,, Abrechnungstage" oder sei es, daß das Geld knapp ist. Rechtspflege. Gartennachbarn. Eine für Gartenbesitzer wichtige Entscheidung fiÜlte in einem Prozesse das Düsseldorfer Landgericht als Berufungs- instanz. § 910 des Btirgerlichen Gesetzbuches gibt dem Eigentümer eines Grandstüokes das Recht, Wurzeln und Zweige eines Baumes oder Strauches, die von einem Nachbargrundstück eingedrungen sind, abzuschneiden, aber erst dann, wenn er dem Besitzer des Nachbar- grandstückes erfolglos eine angemessene Frist zur Beseitigung be- stimmt hat. (Ausgeschlossen ist das Recht, wenn die Wurzeln oder Zweige die Benutzung des Grundstücks nicht beeinträchtigen.) Es hat also der Grundstückseigentümer das Selbsthilferecht, er kann die Wiu'zeln und Zweige selbst abschneiden ohne gerichtliche Klage und Urteil. Es hatte nun ein Giundstückseigentümer, dem das Vorliegen der Voraussetzungen des Selbsthilferechtes nicht zweifelsohne er- schienen war, für ratsam befunden, den Nachbar selbst zur Be- seitigung der Wurzeln und Zweige im Wege der Klage anzuhalten. Ein solches Klagerecht hatte das Amt.sgericht in Opladen verneint und die Klage als unzulässig abgewiesen, da der Grundstückseigen- tümer nur das Recht der Selbsthilfe gemäß § 910 habe. Ein Klage- recht aus dem § 1004 liege nicht vor, da es sich nicht um eine durch den Willen des Nachbarn hervorgerufene Störung handle. Gegen dieses amtsrichterliche Erkenntnis hatte der Kläger Berufung eingelegt mit der Begründung, daß das Selbsthilferecht nur ein Recht, niemals eine Pflicht sei; daß das Gesetz, welches die Anrufung des Gerichts als nicht nötig erkläre, damit dieselbe nicht als unzulässig ausschließe. Das Landgericht hat nunmehr die Berufung zurück- gewiesen und das Urteil des Amtsgerichts in vollem Umfange be- stätigt. Demnach kann also der Nachbar zur Beseitigung von Zweigen und AVurzeln nicht gezwungen werden, vielmehr muß der Eigentümer des beeinträchtigten Grundstücks diese selbst vornehmen, falls der Nachbar die Beseitigung verweigert. Aus den Vereinen. Verein ausländischer Gärtner von Chatenay und Um- gebung bei Paris. Der Verein will die deutschsprechenden aus- ländischen Gärtner, die in und bei Paris in Stellung sind, in Fühlung briugen und sie in ihren Fachkenntnissen fördern. Dies wird er- reicht durch gemeinsam unternommene Exkursionen in Gärtnerei- betriebe und Kulturen und durch Vorträge an den Versanmilungs- abenden. Wegen des häufigen Wechsels unter den Mitgliedern muß der Vorstand halbjährlich neu gewählt oder durch Zuwahl ergänzt werden. Vorstand ist jetzt Hans Jordy, Böurg la Reine, Schrift- führer Karl Mayer, Kassierer Billinger. Die Vereins- versammlungen finden jeden Sonnabend Abend in Sceaux (Seine), Rue Houdan No. 6, im Cafe Sacanal statt, wohin auch alle Briefe etc. zu richten sind. Gäste sind jederzeit herzlich willkommen. Kollegen, die über hiesige Verhältnisse Auskunft wün.schen, wird solche bereitwillig erteilt. Den Anfragen ist Porto für di" Antwort bei- zufügen. L A.: Karl Mayer, I. .Srhriftf. Jahresbericht der Gartenbau-Gesellschaft zu Frankfurt am Main über deren Tätigkeit im Jahre 1904. Nach dem vom Vorsitzenden, Kgl. Gartenbaudirektor S ie be rt erstatteten Bericht über das Vereinsjahr 1904 hat die Gesellschaft ß Mitglieder durch den Tod verloren, während 20 Mitglieder verzogen oder ausgetreten sind. Neu kamen hinzu ein Ehrenmitglied, Herr H. F. Eilers in St. Petersburg, und 58 aktive Mitglieder, sodaß die Gesellschaft zu Beginn des Jahres 1905 5 Ehrenmitglieder, 16 korrespondierende Mitglieder, 1 lebens- längliches Mitglied und 442 aktive Mitglieder hatte. Gestorben sind im Vereinsjahre das Ehrenmitglied Freiherr von Lade in Geisenheim, das lebenslängliche Mitglied Peter Hermann von Mumm und von den Mitghedern u. a. Kunstgärtner Carl Köhler. Der Jahres- bericht enthält ferner die Versammlungsprotokolle über die abge- haltenen Vorträge. Dr. L. Schmidt sprach über pflanzlichen Wohl- geruch und seine technische Verwendung; J. Fromm überChampagner; Dr. Windisch über Konservierung von Obst- und Gemüsearten; Garteninspektor Purpus, Darmstadt, über die Pflanzenwelt des Süd- westlichen Nordamerika mit besonderer Berücksichtigung der Kakteen- flora u. a. In den Fachaussohusssitzungen hielten Vorträge Ober- förster 0. Fleck über das Thema Gärtner und Forstmann; Garten- direktor Heicke über neuzeitliche Friedhöfe (vgl. Gartenwelt VHl. Jg. Seite 363, 380); Obergärtner Krauß über den Schmuck der Balkone, wobei der Vortragende mit Recht das Zweokmässigkeitsprinzip in erster Linie betonte; Obergärtner Junge, Geisenheim über Gemüse- verwertung; R. Günther über die Entwicklung der Oartenkimst. Den Schluß bildet ein Mitgliederverzeichnis. Kongresse, Versammlungen. Internationale Gartenbau - Kongresse finden in Uüttich (Liege) vom 8. bis 10. und ni Paris am 22. und 23. Mai d. J. statt, zwei Kongresse fast zu gleicher Zeit im französischen Sprachgebiet. Das ist etwas zu viel des Guten für die internationale Beteiligung, die durch diese Zersplitterung nicht eben günstig beeinflusst wird. Beide Kongresse haben wichtige Fragen zur Diskussion gestellt. Der Lütticher findet im Rahmen der Welt -Ausstellung, der Pariser im Anschluß an die internationale Gartenbau -Ausstellung in Paris statt, In Lüttich wird man sich mit 16 Fragen befassen, die in Sektionen gegliedert im Programm verzeichnet sind, das man auf Verlangen vom General-Sekretär des Kongresses, Herrn Charles Gonthier, Huy, Belgien, 101 Rue de Stattes, zugesandt erhält. In der Sektion Blumenzucht soll der Schmuck öffentlicher Anlagen und .sonstige Fragen der Gartenkunst erörtert, sollen die besten Handels und Schnitt- blumenpüanzen von verschiedenen Gesichtspunkten festgestellt werden, ferner werden die Sektionen Obstbaumzucht (beste Sorten zum Export, industrielle Verwertung, Vogelschutz), die Sektion gärtnerische Fach- bildung, die Sektion Handel (Marktwesen, exportgärtnerisoher Erzeugnisse nach Arten und Sorten, wie sie in verschiedenen Ländern verlangt werden, Verpackung, Versand, leichter und schneller Transport, Tarife, Kosten, Handelsgebräuche, Vermittler, Verkaufspreise) und zuletzt die Sektion Vereinswesen behandelt. In dieser Sektion soll über gärtnerische Vereinigungen vom beruflichen und kommerziellen Standpunkte in ihren vielen Schattierungen verhandelt werden. Also ein Programm, das sicher vieles Wissenswerte vor das Forum des Kongresses bringen wird und auch für den deutschen Handelsgärtner, der inter- nationale Beziehungen pflegt oder anknüpfen will, von Interesse ist. Ein gleichfalls sehr umfangreiches Programm hat man in Paris aufgestellt. Das Reglement und Programm erhält man vom Geni>ral- Sekretär, Herrn Abel Chatenay, Paris, Une de Grenelle S4. Während das Programm des Lütticher Kongresses die koiiimer- zielle Bedeutung der Kulturgewächse in den Vordergrund stellt und alle Fragen vom Standpunkte der Rentabilität erörtert werden, was ja für den Handelsgärtner sehr wichtig ist, tritt in Paris die wissen- schaftliche Seite mehr in den Vordergrund, obwohl auch durch wissenschaftliche Belehrung und deren Nutzanwendung in der Praxis geschäftliche Vorteile erzielt werden können. So sollen u. a. folgende Fragen erörtert werden: 384 Die Gartenwelt. IX, 32 Der Einfluß der Mikroorganismen auf die Keimung von Orchideen -Samen; die Mitwirkung und Verwendung gasförmiger Schädlingsvertilgungsmittel im Gartenbau; die rationelle Kultur von Obstbäumen in Töpfen; der Einfluss der Düngemittel auf die Reife und Haltbarkeit der Früchte; das Studium der morphologischen Ab- änderungen (der äußeren Erscheinung), welche man bei den durch Dimorphismus (Zufall. Sport) erhaltenen Varietäten feststellen kann; die Bedingungen, unter welchen man, mit Hilfe des Kälteverfahrens, die Treibperioden von Pflanzen verändern kann, indem man den Eintritt der Reife (des Vegetationsschlusses) beschleunigt und den Austrieb (Beginn der Vegetation) verzögert; die zur Zeit als Wärme- quelle benutzten Kanalheizungen; der tatsächliche Fortschritt in der Blumenbindekunst seit zwanzig Jahren und sein Einfluß auf die gärtnerische Produktion. Damit verbunden ist ein Rosistenkongress, der 11 Fragen auf die Tagesordnung gesetzt hat, unter anderen Studium über das Nahrungsbedürfnis und die rationelle Ernährung der Rosen; ferner Classifüation, SynonjTue, Hybriden, beste französische Sorten, Kultur zurückgehaltener Rosen, um im "Winter Blumen zu erhalten, beste Teehvbriden für Schnittblumenkultur u. a. Zeit- und Streitfragen. Etwas über gärtnerische Amtstitel. We eloher Rang ist höher, derjenige eines Gartenverwalters oder derjenige eines Hofgärtners, derjenige eines Obergärtners oder eines Stadtgärtners oder derjenige eines Obergärtners oder Garten- verwalters V In den Personal-Nachrichten der gegenwärtigen Nummer finden die Leser die Mitteilung, daß ein Hofgärtner in Budapest zum Hofgartenverwalter ernannt worden ist. Ich weiß nicht, ob man dies in Österreich -Ungarn allgemein als Beförderung auffaßt; in Deutschland würde man wohl in den meisten Fällen geneigt sein, hierin eine Zurückversetzung in eine niedere Rangklasse zu wähnen, wenn nicht die Notiz von einer Ernennung spräche, was auf eine Befördei-ung hinweist. In Süddeutschland gelten stellenweise nament- lich in der Bodenseegegend die Gartenverwalter als über den Ober- gärtnern stehend, bei der Kgl. preuß. Hofgartendirektion fängt da- gegen der Gartenbeamte erst beim Garten Verwalter an; er hat die Verwaltung eines kleineren Reviers, für welches weder ein Hofgärtner noch ein Obergärtner besoldet werden soll. Nach einer Reihe von Dienstjahren werden die Herren Gartenverwalter zu Kgl. tJbergärtnern befördert, womit gleichzeitig eine Versetzung in ein größeres Revier verbunden zu sein pflegt. Diejenigen, denen das Glück hold ist, können dann später noch zu Hofgärtnern, Oberhofgärtnern und selbst zum Hofgartendirektor befördert werden, denn wie jeder gemeine Soldat den Marschallstab in seinem Tornister trägt, so hat auch der Hüfgartendirektor seine Laufbahn als Gärtnerlehrling begonnen und als Gehilfe fortgesetzt. Daß man in Österreich -Ungarn von dem Range eines Gartenverwalters eine andere Auffassung hat oder haben muß als bei uns in Deutschland, erweist die erwähnte Personal-Notiz. Auch bei den städtischen Gartenverwaltungen herrscht vielfach eine gewisse Unklarheit über die Amtstitel der Gai-tenbearaten. Nach landläufiger Ansicht steht der Stadtgärtner über dem städtischen Obergärtner. Der städtische Obergärtner ist Reviervorstand; der Stadtgäitner ist der technische und in den meisten Fällen auch der künstlerische Leiter der sämtlichen städtischen Anlagen. Kleinere städtische Verwaltungen stellen häufig den Leiter ihrer Anlagen zu- nächst als Obergärtner an und befördern ihn nach einigen Dienst- jahren zum Stadtgärtner. Bei großen Verwaltungen führt dieser Beamte den Titel Garteninspektor oder Gartendirektor von Anfang an oder er wird ihm später zuerkannt. Bei einigen Verwaltungen gibt es auch Stadtgärtner, die lediglich die Funktionen eines Revier- vorstehers ausüben und als solche dem Direktor unterstellt sind Jeder städtische Obergärtner, der als solcher die technische Leitung einer Stadtgärtnerei selbständig führt, wartet mit Sehnsucht auf den Tag, an welchem er zum Stadtgärtner befördert wird. Wir haben aber im Laufe der Jahre mehrfach den Fall verzeichnet, daß Stadt- gärtner in Anerkennung ihrer Verdienste zu städtischen Obergärtnern befördert wurden, was man natürlich für eine Zurüokversetzung hätte auffassen müssen, wäre es nicht ausdrücklich als Beförderung bekannt gegeben worden. Recht lehrreich ist auch der Fall, der uns aus einer größeren städtischen Gartendirektion bekannt geworden ist. Der betreffende Gartendirektor beantragte für seinen ersten Obergärtner, der eine langjähnge Dienstzeit hinter sich hatte, den Amtstitel Garteninspektor. Die vorgesetzte Behörde hatte Bedenken, diesen Titel, der in gutes Deutsch übersetzt, Gartenaufseher lautet, aber besser klingt, zu erteilen, weil, na weil die städtischen Bau- inspektoren an der Ernennung womöglich Anstoß genommen hätten I Da aber der betreffende städtische Obergärtner durchaus seinen besonderen Titel haben sollte, so wurde ihm der Titel Gartenverwalter verheben. Recht heiter war die vor längerer Zeit erfolgte Ernennung eines Fachmannes, der auf den Titelblättern seiner Bücher als Direktor firmiert, zum Garteninspektor; er war vordem sein eigener Garten- direktor, das heißt Direktor seiner Gartenbau- und Handelsbaumschule, jetzt ist er aber königl. württemb. Garteninspektor imd er hat nunmehr die eigne Direktion fallen gelassen, um sich kgl. Garteninspektor und Besitzer der Obst- und Gartenbauschule zu nennen. In Schlesien bilden die Untergärtner eine besondere, aber im Aussterben begriffene Spezialität großer herrschaftlicher Gärtnereien. Der Untergärtner steht, so sonderbar es auch klingt, über dem Obergehilfen, mitunter sogar über dem Obergärtner, er ist die rechte Hand des Leiters des betreffenden Betriebes. M. H. Tagesgeschichte. Barmen. Der Friedhof an der Heubruchstraße soll in eine öffenthche Parkanlage umgewandelt werden. Die Arbeiten und Lieferungen sind seitens der Stadtverwaltung bereits öffenthch aus- geschrieben. Berlin. Eiaige Stadtverordnete haben den sehr zu billigenden Antrag eingebracht: Den Magistrat zu ersuchen aus Anlaß der hundert- jährigen Wiederkehr des Todestages Friedrich von Schillers zur dauern- den Ehrung des Andenkens des großen vaterländischen Dichters dem in Vorbereitung befindhchen Nordpark auf dem Wedding den Namen „Sohillerpark" zu geben. Dfisseldorf. Zur Erlangung von Entwmfen für die Anlage des Kaiser Wilhelm-Parkes auf dem ehemaligen Ausstellungsgelände ist ein Wettbewerb unter Düsseldorfer Gartenarchitekten erlassen worden. Es sind 3 Preise von je 500 Mk. ausgeworfen. K. — Der hiesige Verein für Volksgesundheitspflege hat für die Anlage von Schrebergärten ein 2 Morgen umfassendes Grund- stück erworben, auf dem 100 Gärten angelegt werden sollen. Jedem Pächter bleibt freie Hand, ob er einen Nutzgarten mit Gemüse- und Obstpflanzungen, einen Ziergarten mit Blumenzucht oder eine Ver- einigung beider anlegen will. Den Zwecken der Schrebergärten ent- sprechend ist der jährliche Pachtpreis auf die geringe Summe von 10 bis 20 Mk. normiert. Friedenshfltte. Die Eisenbalmbedarfs-Aktien-Geseilschaft läßt hierselbst auf einer Fläche von 25 Morgen Parkanlagen für öffent- liche Zwecke herstellen. Garteningenieur Hanisch aus Kattowitz ist mit der Ausführung betraut worden. Personal-Nachrichten. Fischer, Carl, Handelsgärtner in Bad Sachsa, t am 18. April. Goegginger sen., Heinrich, in Riga, konnte am 1. April auf eine T5 jährige Berufstätigkeit zurückblicken. Goegginger sen. ist Inhaber eines renommierten Gartenbau-Geschäfts, verbunden mit Samenhandlung, und der nunmehr 87 jährige erfreut sich allgemeiner Hochachtung. Koch, Ludwig, Gärtnereibesitzer in Wandsbek, beging sein 25 jähriges Gesehäftsjubiläum. JMärz, Karl, Obergärtner in Dresden, f am IL April. Wagner, Rud., Hilfsgärtner in Gödöllö (Ungarn), wurde zum- Hofgartenadjunkten ernannt. Witzel, Ferd., Hofgärtner in Budapest, wurde zum Hofgarten- verwalter ernannt. Vornntwortl. Redakteur: Max Hesdf imidt & Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bnchdr. öntenberg,6 . b. H.. Dessau. Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 13. Mai 1905. No. 33. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Obstbau. Grüiidüngiing für Obstbäume. Von Carl Pfeiffer, Großh. Fachlehrer, Oppeuheim a/Kh. fHicrxu xehn Abbildungen.) 1/ie sehr wertvolleu Anregungen des Herrn Trenkner über Chilisalpeter zur Düngung der Obstbäume haben sich mit meinen Ergebnissen aus der Praxis gedeckt und ich glaube, daß niemand, der sich ernstlich mit der Düngungsfrage der Obstbäume beschäftigt und weü5, was zu einer vollständigen Obstbaumnahrung ge- hört, darüber streiten wird, ob Stickstoff zu reichen ist oder nicht. Daß es gerade Chilisalpeter sein müiite, ist wohl abhängig zu machen von der Beschaffenheit des Bodens. Besonders schätze ich z. B. Chilisalpeter zur Nachdüngung, um recht vollkommene Ernten zu erhalten. Kurz und gut, Trenkners Anregungen in diesem Punkte sind sehr wertvoll und haben sich ja auch in der Praxislängst bestätigt, es sollen meine Zeilen daher keine Bekrittelung dieser zeitgemäßen Frage darstellen, vielmehr veranlaßt mich Trenkners geringschätzige Äußerung über die Gründüngung zu einigen Richtigstellungen, da es für unseren deutschen Obstbau bitter zu be- klagen wäre, wenn durch so energische Zurück- weisungen eine so sehr nützliche Sache ver- loren ginge. Es ist ohnedies zu bedauern, daß mau es in Gärtnerkreisen gewöhnlich liebt, sich auf einen einseitigen Standpunkt zu stellen, so z. B. alles zu verdonnern, was — hier in diesem Falle also — nicht mit Chili gemacht werden kann. "Wir müssen uns in eine Sache vertiefen, um ihren vollen Wert zu erkennen und müssen unter Beibehaltung unserer eigenen konsequenten Ziele auch dem uns zur Zeit vielleicht nicht S\-mpathischen unser Ohr leihen, um durch eigene Beobachtung und tiefere ernste Arbeit ein sicheres Urteil zu er- halten. Was nun Trenkner von der Gründüngung im all- gemeinen sagt, trifft vielleicht in manchen Gegenden zu, wird aber doch nicht in die Allgemeinheit zu übertragen sein, denn daiüber sind sich unsere Landwirte doch klar, daß der Zwischenfruchtbau für die folgende Frucht sehr wertvoll ist; mit den Wenigen, die nicht verstehen wollen, wird die Welt doch immer zu rechnen haben. Daß natürlich die Gründüngung als energisches Hilfs- mittel in der Obstkultur noch nicht voll erkannt ist, steht fest; doch ist daran nicht der Wert derselben oder ihr Unwert schuld, man hat vielmehr ihren Wert noch nicht erkannt, weil es an systematisch durchgeführten Kulturmethoden fehlt. Es ist klar, daß eine Umwälzung im Kulturverfahren nicht so rasch geht, da die Praxis gewöhnlich nicht zufrieden ist mit leisen Hinweisen, sondern sie fordert drastische Beweise und diese werden Obstbaumfeld, im 386 Die Garten weit. IX, 33 BÄiall. Erfolg der Gründüngung an einer holzfarbigen Butterbirne. Origioalaufnahme für die ,, Gartenwelt''. bald gegeben werden. Ich habe schon recht oft gesehen, wie mit Gründüngung im Obstbau förmlich gespielt wurde (denn anders nenne ich solche interessanten Versuche nicht), und zwar ging es bis ins Lächerliche. Der eine säte die Gründüngungserbse in sorgfältig ab- gezirkelte Reihen zu eng, der andere Seradella in 1 m von einander entfernten Reihen ohne Deckfrucht, schließlich säte einer Erbsen auf ste- rilem Boden, ohne Kali und Fhosphorsäure zu reichen, neben welchen zu Beginn der Vegetation auch noch eine leichte Chilikopfdüngung not tut. Das sind wenige Beispiele, deren Ergebnisse dann mit (lern Endresultat: die Gründüngung ist nichts! — in die Welt posaunt werden, und schließlich gibts solcher Fehlkulturen eine Menge. Soviel über die Aussaat; und nun von der Unter- bringung. Es ist unmöglich, die Masse unter- zubringen, und ähnliche Redensarten werden hör- bar, daß aber die Gründüngung gar — oder auch Stallmist — bis an die Baumwurzel gebracht werden müsse, ist mir bis jetzt neu gewesen; ich werde diesen neuen Versuch aber nicht aus- führen. Denn wer nicht weiß, wie tief Stallmist oder Gründüngung untergebracht werden sollen und welchen Zweck sie im Boden erfüllen, dem ist nicht zu helfen. Sind es nicht die Gärtner gewesen, die seit uralter Zeit ihre Gemüsebeete im Herbst mit Dünger überstreuten und dann einen leichten Erdbewurf folgen ließen, weil sie wußten, daß so die höchsten Erträge an Gemüse und — Obst (denn das Obst wurde im Gemüsegarten gezogen) — er- zielt werden? Ja, man sieht doch, daß es oft gut ist, das Gedächtnis mit alten Erfahrungen aufzufrischen, diese treten dann oft genug würdig zur Seite den neuen wissen- schaftlichen Forschungen. Darüber ist doch kein Zweifel, daß mau Gründüngung und Stallmist nicht in die Tiefe vergräbt. "Welche große Mengen Gründünger untergebracht werden können, zeigen mehrere unserer Bilder, andere die Erfolge der Gründüngung. Meine Ergebnisse, die wohl als die ersten ihrer Art bezeichnet werden können, haben das Interesse urteilsfähiger Obstzüchter lebhaft erregt und sind nach meinen Angaben eine ganze Reihe von Pflanzungen in Kultur genommen worden. Auch haben meine ersten Anregungen über den Einfluß der Boden- lüftung, in Verbindung mit Gründüngung, mit dem be- sonderen Hinweise auf die Notwendigkeit eines ein- gehenden Studiums des "Wurzelapparates unserer Obst- bäume zu Düsseldorf gute Früchte gezeitigt. Eine Anzahl persönlicher und schriftlicher Anfragen bestätigten mir das. Daß eine "Wurzelpflege des Baumes weit wichtiger ist, als manche Kunstschnitzerei, hat mein eingehendes Studium über das "Wurzelleben, das ich noch eifrig fort- setze, zur Genüge gezeigt; interessant ist es nun auch, zu vernehmen, daß meine kurzen Hinweise in Düssel- dorf zur Aufnahme dieses sehr wichtigen Kapitels in das Arbeitsfeld der Deutscheu Landwirtschaftsgesellschaft, wo solche Fragen infolge ausreichender Mittel sehr zweckmäßig gelöst werden können, Anlaß gegeben haben. "Wenn man dort nur nicht den jetzt so sehr beliebten indungung an einer „Landsbeiger Reinette" Orig:inalaufnahme tür die Garteiiwelt IX, 33 Die Gartenwelt. allzu wissenschaftlichen Kahraen darum spannt ; das würde entschieden den Zweck verfehlen ; was uns not tut, das sind gro(5 angelegte, zielbewußte, praktische An- bauversuclie und die Bekanntgabe der Krgebnisse und gewonnenen Erfahrungen zu nutzen der Obstl)autreiben(leu. Werden wir zu wissenschaftlich, dann bringt uns die Wissenschaft von dem echten prak- tischen Boden, der allein berufen ist, rein praktische Fragen zu lösen. Ich glaube, (Kirch die beigegebenen Abbildungen dorn geehrten Leserkreise genügendes An- regungs- und Beweismaterial vorgelegt zu haben und hoffe, daß die Grün- düngung sich rasch einführe und daß man der Wurzelpflege weitere Beachtung schenke. Pflanzendüngung. Der Chilisalpeter als Düngemittel. Obstbaumfeld i Se Seitdem J. v. Liebig vor einem halben Jahrhundert den Beweis erbracht hat, daß die Pflanzen von den im Boden enthaltenen Salzen und nicht, wie man früher annahm, von Humus zehren, ist die Lehre von der Pflanzenernährung eine umfangreiche Wissenschaft geworden, Erfolg der Gründüngung an einer „Wintergold- parmäne" (zweites Jahr nach der Pflanzung). Originalaufaahme für die „Gartenwelt". iit abwcch-cliiilti Unterkultur von Gemüsen und Gründüngungs- pflanzen. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". die besonders auf die Landwirtschaft mächtig fördernd eingewirlit hat und alltnählich auch im Gartenbau die Beachtung sich erwirbt, welche sie verdient. Wir wissen jetzt, welche Stoffe die Pflanze zum Aufbau ihres Körpers dem Boden entnimmt und wir wissen auch, daß mehrere dieser Stoffe, nämlich Kalk, Kali, Phosphorsäure und Stickstoff in erheblichen Mengen von den Pflanzen verbraucht werden und daß der Stalldünger für diese durch die Ernte entzogenen Nährstoffmengon einen verhältnismäßig teuren, und dabei doch unvollkommenen Ersatz bietet. Die Bemühungen, für diese Stoffe billige, reichlich fließende Quellen auf der Erde ausfindig zu machen und zu erschließen, waren von Erfolg gekTönt. Während wir Kalk und Kali im Inlande ge- winnen und letzteren Nährstoff sogar noch in gewalb'gen Mengen exportieren, sind wir in bezug auf Phosphorsäure und Stickstoff im großen und ganzen auf das Ausland angewiesen, wenn man von dem phosphorsäurehaltigen Knochenmehl imd von den stickstoffhaltigen Ammoniaksalzen absieht. Die wichtigste Stickstoffquelle ist ein ge- waltiges Salpetetlager in der chilenischen Provinz Taragara, das seit Jahrzehnten abgebaut wird und um dessen Besitz im Jahre 1880 ein Krieg zwischen Chile und Peru entbrannte. Das wird erklärlich, wenn man die Exportzahlen berücksichtigt; die Jahresproduktion beträgt nämlich weit mehr als zehn MiUionen Doppelzentner im Werte von mehr als hundert Millionen Mark. Dieser Produktion steht ein ebenso intensiver Verbrauch gegen- über; kein Wunder, daß die Zeit, in welcher dieses riesige Nährstoff- magazin erschöpft sein wird, nicht mehr fein ist und man daher in den beteiligten Kreisen schon jetzt eifrig für Ersatz bemüht ist. Den freien Stickstoff der Luft können leider nur wenige Pflanzen- arten, z. B. Erbsen und Bohnen, sich nutzbar machen, alle anderen sind auf gebundenen Stickstoff, wie er auch im Stalldung enthalten ist, angewiesen. Zwar hat man im schwefelsauren Ammoniak, einem Nebenprodukte der Leuchtgasfabriken, ein Salz, das im Boden leicht durch Bakterientätigkeit in Salpeter übergeht, aber nur ein sehr kleiner Teil des Bedarfs könnte durch dies Material gedockt werden. Es erregte daher vor wenigen Jahren großes Aufsehen und trug dem Erfinder die goldene Liebig-Medaillö ein, als auf elektrischem Wege die tjberführung des Luftstickstoffes in eine kalkhaltige Ver- bindung gelang, die als Kalkstickstoff bezeichnet wird und den Stick- stoff in einer für die Pflanzen aufnehmbar werdenden Form enthält Viele Gartenbesitzer verhalten sich den l;ünstlichen Dünge- mitteln [gegenüber noch immer sehr skeptisch;, und doch besitzen 388 Die Gartenwelt. IX, 33 ^i ^M m - ^M ■"^ j* Erfolg der Gründüngung an einer „Capiauniont- Birne". (Ertrag 1904: 37'/, kg Früchte.) Originalaufnahme für die „Garteawelt". die Düngesalze dem Stallmist gegenüber so viel Vorzüge hinsichtlich des verhältnismäßig billigen Preises, der leichten Beschaffong und bequemen Anwendung, daß niemand auf diese modernen Hilfsmittel der Pflanzenkultur wieder verzichten wird, der durch richtige An- wendung derselben sich vom Erfolg überzeugt hat. Daß die Versuche oft mit Mißerfolgen geendet haben, fällt nicht dem Kunstdünger, sondern der Art seiner Anwendung zur Last; man glaubte wohl, vom Stallduug ganz absehen zu können, vergaß auch, daß man es mit hochkonzentrierten Nährgemischen zu tun hatte und tat des Guten zu viel. Zu lebhaftem Meinungsaustausch hat gerade auch die Salpeter- düngung Anlaß gegeben und nicht vereinzelt sind die Stimmen in den Fachzeitschriften geblieben, welche die Stiokstoffzufuhr in Salpeterform für den Obstgarten verwerfen. Bis zu einem gewissen Grade kann diese Frage durch zahlreiche, einwandfreie Versuche als gelöst gelten. Der Vorwurf, welchen man dem Salpeter macht, daß er das Holz der Obstbäume nicht ausreifen lasse und Disposition zu allerlei Krankheiten, besonders Frostschäden, erzeuge, besteht zu recht, wenn der Salpeter zu spät, d. h. nooti in den Sommermonaten aufgestreut wird ; und Herbst und "Winter sind auch nicht die ge- eigneten Jahreszeiten, weil das Salz sehr leicht in den Untergrund sinkt und daher wirkung.slos bleibt, wenn es während der Winterruhe gegeben wird. Nur das Frühjahr kann für die Salpeterdüngung in Betracht kommen. Zu beanstanden ist auch eine einseitige Stiokstoff- zufuhr, nur in Verbindung mit Kali und Phosphorsäure kann der Salpeter dauernd gute Ernten zeitigen. Über alle diese Fragen gibt ein kürzlich erschienenes Werk von Dr. Weitz, „Der Chilisalpeter als Düngemittel" erschöpfend Aus- kunft.*) An der Hand zahlreicher photographischer Aufnahmen und -1 Düngemittel. Mit 228 Ab- Verlag von Paul Parey. gewichtsmäßig festgestellter Vergleichszahlen behandelt der Verfasser Düngungsversuche im Obst- und Gemüsegarten, im Weinberg, im Zier- und Blumengarten und gibt dadurch eine bis auf die neueste Zeit geführte Übersicht über das gesamte einschlägige Vereuchs- niatorial. Auf dieses prächtig ausgestattete Werk sei wegen seiner grundlegenden Bedeutung für alle Düngungsfragen im Anschluß an obige Ausführungen gebührend hingewiesen. Heine, Dahlem. Ne Mannigfaltiges. Goethe als Gartenfreund. Von Max Ton, Weimar. ,, Anmutig Tal! Du immergrüner Hiin! Mein Herz begrüßt Euch wieder auf das Beste; Entfaltet nur die schwerbehang'nen Aste, Nehmt freundlich mich in Eure Schatten ein, Erfiaickt von Euren Höhn am Tag der Lieb' u Mit frischer Luft und Balsam meine Brost !" Goethe „IIa leben den deutschen Klassikern, deren Werke dazu be- rufen sind, unsere Bildung in hohem Maße zu veredeln, hat der gebildete Gärtner noch seine Klassiker des Gartenbaues. Unter allen deutschen Klassikern ragt ein Mann hervor, dessen Name in aller Welt achtungs- und verehrungsvoll ge- nannt wird und dessen Werke mit Spannung und Begeisterung gelesen -werden, — .Johann Wolfgang v. Goethe, • — der nicht nur ein großer Denker und Dichter seiner Zeit, sondern auch ein Botaniker tuid begeisterter Gartenfreund war. Forschen *) Dr. Weitz: Der Chilisalju-tor t bildungen und 8 Tafeln. Berlin !i)0."). Erfolg der Gründüngung an einer „Orleans Reinette" (Ertrag 1904: ,SI kg Früchte.) Originalaufnahme für die „Gartenwelt". IX, 33 Die Gartenwelt. 38Ö wir heute einmal nacli, welche Beziehungen Goethe zum Gärtnerberuf und zur schönen Gartenkunst hatte, so werden wir herausfinden, daß die Gartenliebhaberei in Goethes Leben eine gewisse Rolle spielt. Ich möchte im Voraus bemerken, daß so viele Gärtner den Wert Goethes für sie nicht einzusehen vermögen und so habe ich denn auch aus Zeitungsartikeln und" gelegentlichen mündlichen Äußerungen unserer Modernsten den Eindruck gewonnen, daß es heute auch bessere deutsche Gäi-tner gibt, die sich aus dem „ollen Goethe-Zauber", wie sich mir gegen- über z. B. einer geschmackvoll ausdrückte, gar nichts machen und die jeden einen übergeschnappten Goethe - Fanatiker nennen, der heute noch in der Zeit der Maeterlinck und Gorki unsere größten Dichter etc. zu verehren wagt. Ich glaube sogar, daß unter diesen Modernen einflußreiche Personen sind, die am liebsten so eine kleine nette Goethe-Hetze veranstalteten, Leute, die alles für wertlosen Plunder ansehen und verschleudern möchten, was man als heilige Andenken einer großen Zeit ängstlich hüten soll und muß. Der Großstädter allerdings versteht den Begriff Pietät selten zu schätzen, ja ich möchte sagen, er kennt diesen Begriff kaum. Die harte Notwendigkeit wirkt in der Großstadt wie eine giau same Naturmacht, und der&tiom des Lebens verschlingt doit oft Dinge, die keine andere Dasems- lierechtigung zu haben Schemen, als daß sie in gefühlvollen Seelen Erinnerungen an verstoibene Größe, an versunkene Schönheit wachrufen. Verehrungswürdige Statten haben sich bisher stets einer soig- samen Pflege zu erfreuen gehabt und tausende von Menschen haben durcli sie unvergeßliche Weihe- stunden erlebt. Der Hauch einer großen Vergangenheit weht noch heute durch die Straßen mancher kleinen Stadt, wir schi-eiten über die Schatten der großen Menschen, die daselbst gelebt haben, der großen Taten, die dort geleistet worden sind ; und auch die notwendigsten Änderungen des gegenwärtigen Lebens haben diese Schatten nicht aufzehren können. In der Treue gegen das Gute, Wertvolle liegt die Pietät, wenn wir den Sinn des viel mißbrauchten und abgegriffenen Wortes in seiner reinen Schönheit verstehen. In diesem Sinne müssen auch Goethe und Goethes Werke in unseren Berufskreisen immer allgemeiner erkannt und geelu-t werden. Goethes Geist ist unsterblich, aber die Dinge, die uns noch sichtbar mit seiner Persönlichkeit verknüpfen, sind ver- gänglich; sie sind dem Wechsel und Wandel unterworfen imd nichts verbüi-gt uns ihren Bestand. Allein Goethe selbst, d. h. seine Werke, die Gesamtlieit seiner durch die Schrift Kräftiger Trieb der Birne nach Gründüngung. Origii niedergelegten Ideen, dürfen uns nicht verloren gehen. In diesem Sinne müssen auch wir besti-ebt sein, seine Werke kennen zu lernen. Es ist nicht meine Aufgabe, hier eine Geschichte von Goethes eigenem Garten (Besitztum in Weimar) zu geben, auch nicht alle die Äußerungen Goethes, die er in Briefen und Gesprächen über den Garten und über die darin wachsenden Pflanzen gemacht hat, aufzuführen, aber wir wollen einmal im Geiste Goethes in ungestörter Einsamkeit im Garten wandeln, d. h. wir wollen Goethes Beziehungen zu unserem Beruf an der Hand einiger Citate in den hinter- lassenen Schriften einmal näher betrachten. Goethe stand von Jugend auf in stetem innigem Verkehr mit der Natur, die er mit leidenschaft- licher Liebe in ihrer Allheit um- faßte. In und mit der Natur zu leben, war ihm von früh auf Be- dürfnis. So war er mit Hingebung Gärtner, das Land- und Garten- leben war ihm eine Lebensnot- wendigkeit, und wir erinnern uns, welche Rolle z. B. Garten- und Parkanlagen bei Weimar in seinen Dichtungen spielen. In dieser Leidenschaft gingen die Fäden menschlicher Empfindung und künstlerisch -wissenschaftlicher Interessen in eins zusammen. Denn Goethe sah Baum, Blatt und Blume nicht bloß mit den Augen des Künstlers, er sah sie aucli mit den Augen des Forschers; und da haben ihm die „stillreizenden Naturkinder" in nächster Nähe, mit denen er täglich verkehrte, die unter seinen Augen und unter seiner gärtnerischen Pflege wuchsen, tiefe Geheimnisse zu- geraunt; Geheimnisse, die neben den von anderen Seiten ihm zu- strömenden Erfahrungen zu der in der Entwicklung der bota- nischen Wissenschaft epoche- machenden Idee der Pflanzen- metamorphose hinführten, und wie nach den Regeln und Gesetzen der Garteukunst, der Garten lediglich als eine Erweiterung des Hauses anzusehen ist, so war auch für Goethe Haus und Garten eine untrennbare Einheit, nicht bloß in Hinsicht auf das physische, sondern auch in Hinsicht auf das geistige Leben. „Weit und schön ist die Welt, doch wie dank ich dem Himmel, daß ein Gärtchen, beschränkt, zierlich, mein eigen gehört! Bringet mich wieder nach Hause, was hat ein Gärtner zu reisen? Ehre biingt's ihm und Glück, wenn er sein Gärtchen versorgt." Goethe mag, als er dies 1790 in Venedig schrieb, wohl an die Gärten im Süden gedacht haben, allein das Gedicht weist nach Weimar und wir hören aus ihm die zarten Töne des Glücksgefühls, einen Garten zu besitzen und zugleich auch die Sehnsucht des aus der Weite des Weltlebens in die fruchtbare Enge liäuslichen Besitzes zurückstrebenden ,Gute Louise v. Avranches alaufnahnie für die „Gartenwelt" Die Gartenwelt. aMäi&i. Is Grundungung^pflanze. lufnahme für die „Garlenwelt". Dichters. Und zwischen den Zeilen lesen wir, zart ange- deutet, die Sehnsucht nach Christiane, dem Blümchen „wie Sterne leuchtend, wie Äuglein scholl", das er mit allen Würzlein ausgegraben und zum Garten am hübschen Haus getragen hatte. Sie schmückte in der letzten Zeit vor Goethes erstem Aufenthalt auf dem Frauen- plan in Weimar Haus und Garten mit ihrer Liebe, und sie empfing, den dreijährigen August V. Goethe auf dem Arme, im Dezember 1792 den Geliebten an der Schwelle des Hauses, als er, aus der Champagne zurückkehrend, sein altes Heim zum ersten Mal als Besitzer betrat. An den Blumen des Hausgartens versuchte Goethe seiner Chri- stiane seine Gedanken über die Metamorphose der Pflan- zen praktisch zu erläutern: „Dich verwirret, Geliebte, die tausendfältige Mischung dieses Blumengewühls über dem Garten umher." Und wie Goethes Hausgarten auch der Schauplatz trauter, behaglicher Häuslich- keit war, sehen wir heute noch aus einer Handzeichnung Goethes, nach der späterhin Schwerdgeburth eine Eadierung gemacht hat. Vor dem Hause stehen zwei Orangenbäume in geschmückten Kübeln, Weinreben umziehen die Um- friedigung der Treppe imd die Fenster. Der Gärtner, der sich aus der Ferne nach dem Glück seines Gärtchens zurücksehnt, und der Künstler, der in weltentrückter Abgeschlossenheit das stille Glück der Häuslichkeit genießt, sie haben diesem kleinen Fleckchen Erde den Stemjjel der Ewigkeit aufge- di-iickt. Und wer z. B. Goethes Garten in Weimar mit phantasievollem Blick durchschreitet, vor dem mögen auch die Gestalten all der herrlichen Männer aufgehen, mit denen Goethe hier im Gespräch auf- und niedergegangen ist. Herder, Wieland und viele andere, vor allem aber Schiller. Welche Fülle der tiefsten Ideen über Kunst und Wissen- schaft im allgemeinen, besonders aber auch über Gartenkunst unter den Bäumen in Goethes Garten zwischen den Hecken von Geist zu Geist geflogen ist, das ist nicht auszudenken. Aus den verhältnismäßig spärlichen Berichten von solchen Begegnungen möchte ich doch einige anführen, zum Teil mit eigenen Worten der Berichterstatter, aus denen uns über die Persönlichkeit Goethes und die damalige Beschaffenheit des Gartens überhaupt einige Züge eindrucksvoll begegnen.*) Der junge Voß schreibt in einem Briefe aus dem Mai 1804: „Gegen Abend regnete es ein wenig. Wir saßen während des Regens in Goethes Gartensaale. Als es ein wonig aufhörte, ging er mit mir in seinen Garten. Hier machte die Pracht der Blüten, der erquickende Duft, die Kühlung tmd Frische nach der großen Wärme einen wunder- baren fröhlichen Eindruck auf ihn". Während der letzten Krankheit Schillers traf derselbe Voß Goethe einmal weinend im Garten. Johannes Falk schildert einen Besuch im Jahre 1809. Goethe sitzt vor einem kleinen Gartentisch, mit Beobachtung einer lebendigen Schlange be- schäftigt, die in einem langhalsigen Glase vor ihm steht. Auch der junge August von Goethe ist im Garten anwesend, dann kommt auch noch Frau v. Goethe. „Wie herrlich der Feigenbaum in Blüten und Laub steht!" ruft sie, durch den Mittelgang des Gartens kommend. „Wir wollen ja nicht vergessen", sagt sie zu ihrem Manne, „ihn diesen Winter einlegen zu lassen." Goethe weist auch auf die Pracht des Baumes hin. Auch eine ausländische Pflanze, die große Nieswurz, die jemand aus Japan mitgebracht hatte, komme trefflich fort. „Am Ende können wir noch ein zweites Anticyra hiesigen Ortes anlegen!" Daran schließen sich noch naturphilosophische Be- trachtungen Goethes. Luise Seidler berichtet von einem Besuch im Jahre 1810: „Aus dem blauen Zimmer gelangt man auf einen von wildem Wein und Efeu umrankten Balkon, Mm dem eine kleine Treppe in den Garten hinabführte, wo Goethe, die Mütze mit breitem Schirm auf dem Haupte, gern verweilte und Blumen uud Bäumen eingehende Sorgfalt widmete." Es würde entschieden zu weit führen an dieser Stelle, noch auf alle die Einzel- heiten einzugehen, die uns den Namen Goethes mit unserem Beruf in so nahe Verbindung bringen imd wir sollten ims recht oft dieses un- vergeßlichen Dichter- heroen erinnern, der groß von der Garten- kunst dachte, ja selbst als Gärtner ■'■) Aus Papieren im Besitz des Goethe- und Scliillerarchivs zu Weimar, die mir freundliclist zur Verfügung gestellt wurden. Wurzelbildung zwei Jahre nach der Pflanzung bei Gründüngung (IVIittel- pflanze) u. schlechte Wurzelbildung nach zweijahren ohne Gründüngung. Originalaufnahme fQr die „Gartenwelt". Vogelschutz. Verwilderte Haus- katzen sind auf Grund des Bürgerlichen Gesetz- buches als herrenlos zu betrachten und dürfen daher von jedermann ge- tötet werden. Die re- viei-ende Hauskatze, das heißt eine solche Katze, die sich nach fremden Jagdrevieren begiebt, ist dort als jagdberechtigt anzusehen. Nach dem § 228 des BürgerUchen Gesetzbuches handelt nicht widerrechtlich, wer eine fremde Sache be- schädigt oder zerstört, um eine durch sie drohende Gefahr von sich oder einem andern abzuwen- den, wenn die Beschä- digung oder Zerstörung IX, 33 Die Gartenwelt. erforderlich ist und der Schaden nicht außer Verhältnis zu der Ge- fahr steht. Nach der Auslegung dieses Paragraphen steht den Garten- hesitzern nicht unbedingt das Recht zu, eine in ihrem Garten sich aufhaltende fremde Katze zu töten, sondern nur, wenn das Tier eine Gefahr für die Vogelwelt bildet. Diese Ansicht teilt man zur Zeit auch im König]. Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, was ein Schreiben des Landwirtschaftsniinisters von Podhielski an den Freihei-rn von Berlepseh in Cassel, den eifrigen und erfolgreichen Vorkämpfer für natur- geniäßen Vogelschutz, beweist. Kakteen und Sukkulenten. Kalanclior' liybrida felthameiisis. Von Richard Anker, Addison Nursery, Kensington, England. (Hierxu eine Abbildung.) Uie Firma .lames Veitch & Sons, Cheisea, welche sich mit der Spezialkultur exotischer Pflanzen befaßt, erzielt öfters Neuheiten, die auch für den deutschen Handelsgärtner wert- voll sind. Kulaneho'e felthamenms ist eine solche Neuheit. Sie entstammt einer Kreuzung von Kalancho'r flammea mit den Pollen von KalanchiiV Kirl.ii; infolgedessen hat die in Rede stehende Pflanze auch den Habitus der beiden elterlichen Spezies angenommen, aber beide überflügelt sie durch den Reichtum und das brennende Scharlachrot ihrer Blüten. Die Pflanzen werden 45—60 cm hoch, besitzen gegenständige Blätter, welche 20 cm lang und 3'/j cm breit werden. Sie haben eine bronze- grüne Farbe, sind am Rande leicht gekerbt und zeigen eine gewisse Ähnlichkeit, speziell in ihrer Dicke, mit der Eclieveria metallica. Die Blumen stehen aufrecht in vielverzweigten Dolden, sind größer als bei Kalmichoii flam- men und haben ein leuchtenderes Scharlach- rot. Sie halten sich recht lange und werden hier stark begehrt als Schnittblumen für Tafel- dekoration. Die Pflanze kann bei entspreohen- dei- Behandlung im temperierten Hause leicht kultiviert werden und blüht im jungen Stadium schon recht dankbar. Eine poröse leichte Komposterde mit Zugabe von etwas Sand wird dem Wachstum förderlich sein und lohnende Erfolge zeitigen. Landschaftsgärtnerei. Über Rosengnippeii, deren Einfassung und Unter- pflanzung. \Jut6 Einfassung und ünterpflanzung oder Bedeckung des Bodens der Beete oder Gruppen hochstämmiger Rosen trägt wesent- lich zur Ven-ollständiguug bei. Außer kleinblätterigem Efeu und etwa Buxbaum hat man für Einfassungen eine Menge vorzüglich passender Pflanzen unter den Stauden, wenn man auch bei Be- arbeitung des Bodens im Frühjahr nötigenfalls ein Herausnehmen, Teilen und Neupflanzen derselben vornehmen muß. Sie sind aber jedenfalls geeigneter als etwa die schnell vergehenden Crocus, welche man hier und da aus dem noch aufliegenden Deekmaterial heraus- blühen sieht. Einfassungen aus Sommerblumen wie etwa Iberis, Nemophila etc. (obschon die Pflanzen geeignet sind), dürften ihrer im allgemeinen kurzen Dauer wegen und weil viele nach dem Vor- blühen und Vergehen durch andere Pflanzen ersetzt werden müßten, weniger zu empfehlen sein. Eine dauernde Einfa.ssuug, die selbst nach dem Verblühen noch ihren Zweck erfüllt, ist solchen vorzuziehen. Indessen bieten die Annuellen immerhin für die Be- deckung des Bodens unter den Rosenstämmen verschiedenerlei recht brauchbares und dauerhaftes Material. Die Hauptsache ist aber bei allen Unterpflauzungen, daß die Pflanzen nicht zu hoch und krautig werden und möglichst lange blühen. Levkojen z. B. sind auf großen Gruppen und Rabatten während der Blüte sehr schön, geben aber im letzten Stadium des Blühens und nach dem Verblühen den Rosen- anlagen ein unordentliches Aussehen. Dagegen halten sich gedrungen und niedrig wachsende kleinblumige Petu- nien und ebensolche Reseda, die recht gut paßt, besser. Freie sonnige Lage der Beete und ein nicht zu dichter Rosen- bestand sind auch hierfür wünschenswert. Früher verwendete man vielfach Ver- benen, welche man niederhaken muß, auch .sind Stecklingspflanzen vorzuziehen, Samenpflanzen zu sehr wuchern. Ebenso hakt man He- liotrop nieder. Außer den passenden Sommerblumen hat man überhaupt in den Topf- und Teppich- pflanzen für alle Ver- hältni.sse und Lagen eine reiche Auswahl für Einfassung und Bodenbedeckung. F'uchsien in den nied- rigen kleinblumigen und reichblühenden Sorten sind für kleine wie giößere Gruppen vorzüglich. In den Knollenbegonien wie in den kleinblumigen Begonia semperflorens hat man für solche Zwecke ein ausgezeich- netes Material. Man findet aber trotz des so reichbaltigen Materials recht viele mit ieser ergänzenden Dekoration entweder gar nicht oder doch sehr oberflächlich und nachlässig bedachte Rosengruppen. Man wird selbstverständlich bei Wahl der Pflanzen auch den Umfang der Beete berücksichtigen und für kleinere Gruppen auch stets nur solche wählen, mit deren Höhe und Umfang man ganz bestimn\t rechnen kann. Zu alledem komtnt aber noch ein anderer Umstand, durch welchen Gruppen mit hochstämmigen Rosen oft ein unvermeidlich unordentliches Aussehen erhalten müssen, nämlich das Durcheinander- pflanzen aus allerlei Klassen von ganz verschiedenem Wuchs. Solche Gruppen, unter welchen man absolute Solitärrosen, wie „Mareehal Niel-\ „Oloire de Dijon", „Aime Viberi'', „William Allen Ricliardson", ,,Reine Marie Henriette^' und viele andere, sperrig und breit ausladend wachsende, eingezwängt zwischen kurz wach- senden findet, sind als schöne Rosengruppen ein Ding der Un- möglichkeit. Ferner sind — auch bei gleichwüchsigen Sorten — die Exemplare häufig viel zu eng aneinander gepflanzt. Man darf also auch bei sonst gleichwüchsigen Sorten mit dem späteren Kronen- umfang zu rechnen durchaus nicht vergessen. Vor einigen Jahren fand ich auf einer kleinen Gruppe von etwa 1'/; qm Fläche die er- staunliche Zahl von 13 Stück prächtiger Stämme „Mareehal Niel^ vor, also auf einem Räume, den ein einziges Exemplar hiervon braucht. Man mag für solche Meisterstücke selbst die Woite wählen. Die Sache mit den durchemander gepflanzten verschiedenwüchsigen Kalanchoü hybr. felthamensis. Vom Verfasser für die „Gartenwelt*' gezeichnet. Die Gartenwelt. IX, 33 Rosen wird aber noch um so toller, wenn man die lang- und breit- wüchsigen gleich den übrigen „schneidet". Mancher klagt, daß die und die Sorte bei ihm nur wenig oder gar nicht blüht und ist erstaunt, nach Einhalten mit dem Sohneiden die nun umfangreich gewordene Krone mit Rosen überschüttet wiederzusehen. Außerdem sind für Rosengruppen so hohe Stämme, auf deren Kronen die Rosen dem Gesichtskreise entrückt werden und man einen Tritt oder eine Leiter haben möchte, um sowohl die einzelne Sorte zu sehen, als auch einen Überblick über das Beet zu haben, als un- praktisch zu bezeichnen. Solche hohe Stämme sollte man nur an gewissen Stellen, etwa in Ecken oder Winkel an Balkons etc., wo sie von diesen oder aus erhöhten Parteri'efenstei'n von oben herab gut gesehen werden können, anbringen. Eine wirklich schöne Rosengruppe kann man erst haben, wenn man bei bester Fundierung derselben alles hier gesagte be- rücksichtigt. Ich habe bei Anlage von Rosengmpp§n in Saudboden nach Herstellung der Beete aus gutem Lehm (Oberstioh) innig ver- mischt mit Kompost- oder Mistbeeterde und viel Kuhdünger, nach guter Wahl der Sorten wahrhaft fabelhafte Resultate erzielt. Würden die Rosen auf so präparierten Boden zu dicht gepflanzt, so wäre trotz diesem ein solches Resultat unmöglich. Nur nach Berück- sichtigung aller Umstände kann man etwas wirklich Gutes erreichen und nur so kann das Werk den Meister loben. Man wird, um schließlich noch ein Beispiel anzuführen und wenn man es sonst gelten lassen will, daß eine gute Einfassung nebst passender Bodenbedeckung eine Rosengruppe wirksam vervollständige, einen großartigen Effekt erzielen, wenn man nach oben angeführter Fnndierung eine Gruppe ausschließlich von Teehybriden pflanzt, dieselbe — bei größerem Umfange — mit zwei Reihen Viola cormita in zwei Farben, etwa weiß und blau oder gelb und blau, einfaßt und hinter diese als dritte Reihe — in welcher unter Umständen bereits die niedrigsten der Rosenbäumchen stehen können — einen Streifen der reizenden niedrigen Polyantharosen bringt. Das Innere der Gruppe locker mit Knollenbegonien oder einer anderen Pflanzen- gattung ausgefüllt, zwischen welche man, wenn es erforderlich wird, einmal treten kann, vollendet und schließt das Beet. Ein gut ange- legtes Rosenbeet mit Hochstämmen, in solcher Weise mit einer Nebenausstattung versehen, ist demnach ein Beet mit Doppelwirkung. Je nach den lokalen Verhältnissen machen sich zwischen mehreren Rosengruppen kleine Grüppchen von Polyantharosen, je aus einer einzigen Farbe mit entsprechender niedriger Einfassung, etwa dunkelblaue und weiße Lobelien, äußerst zierlich. Auch für niedrige Rosengruppen aus sogen. Wurzelhalsvor- edlungen ist eine einzige Farbe, eine recht reichblühende Sorte, von schönerer und bestimmterer Wirkung als Gruppen aus vielerlei Farben-Exemplaren, die nicht gleichwüchsig sind. G. S. Nachschrift der Redaktion. Dem, was der Verfasser vor- stehenden Artikels über das zu dichte Pflanzen, über zu hohe Stämme, das Durcheinanderpflanzen stark- und schwachwüchsiger Sorten, sowie über den zu starken Schnitt der ersteren sagt, stimmen wir bei und haben auch schon früher mehrfach auf diese Fehler hingewiesen. Wir verwerfen dagegen jede Unterpflanzung in Rosengruppen. Solche Unterpflanzungen au.s Fuchsien, Sommerblumen oder gar Teppichbeet- pflanzen stijren nur die ideale Wirkung der Rose und erschweren die sachgemäße IJberwachung und Behandlung der Kronen. Nur eine Unterpflanzung von niedrigen Rosen in Hoohstammgruppen er- achten wir als zulässig. Ganz speziell ist Reseda aus Rosengruppen fernzuhalten, da auf dieser eine schwer zu erkennende gelbgrüne Raupe lobt, welche bald auf die Rosen übergeht und diese völlig kahl frißt. Für Rosengruppen sind neben Wurzelhalsveredlungen und den leider völlig verschwindenden wurzelechten Rosen nur Stamm- rosen mit 50—100 cm Stammhöhe geeignet. Zur Einfassung dieser Gruppen eignen sich neben Polyantha- auch schwachwüchsige Bengal- rosen. Bei starkwüchsigen Rosen beschränke man den Schnitt auf das allernotwendigste, schwachwüchsige Sorten müssen dagegen kurz geschnitten werden. Zeit- und Streitfragen. Ziele für den Unterricht an den Portbildungsschnlen nnd Betrachtungen über die Würdigung des gärt- nerischen Berufs. Von H. Dickmann, staatlich gepr. Obergärtner und Fachschullehrer. JJen Ausführungen in Nummer 27 der Gartenwelt — Zeit- und Streitfragen über Fortbildungsschulen — reihe ich meine An- sichten über diesen Gegenstand im allgemeinen hierunter an. Was wollen wir denn durch den Fortbildungsunterricht erreichen? Antwort: Die Heranbildung guter Übergehilfen resp. Poliere für den gärtnerischen Beruf. Wir wollen also das erstreben, was andere Berufsarten längst erreicht haben. Auch wissen wir es und haben es wohl öfter schon selbst empfunden, daß die Vertreter anderer Berufsarten uns meistens über die Schulter ansehen. Hierfür kann ich nur die Erklärung finden, daß die anderen sich als die „besser bezahlten" fühlen. Im letzteren Falle nun sind sie im Recht. Wenn für einen Maurer-, Zimmerer- oder Steinsetzpolier pro Stunde 1 Mk. Arbeitslohn liquidiert wird, wundert sich niemand darüber; wird jedoch dasselbe für einen Obergehilfen unseres Berufes beansprucht, dann tut man sehr er- staunt und findet das unerhört. Dieses Verhalten ist nichts weniger als berechtigt, denn die Leistungen gärtnerischer Obergehilfen stehen denjenigen anderer Berufe keineswegs nach. Es müssen daher die gleichen Vorteile auch für unsere Berufsangehörigen erstrebt werden. Aber man setzt nicht nur den nur praktisch vorgebildeten Gärtner- gehilfen zurück, weil er bescheiden und friedfertig ist, auch die Absol- venten staatlicher oder privater Gäi-tnerleliranstalten werden stets den Angehörigen anderer Berufsarten gegenüber im Nachteil sein. Zum Beweise hierfür mögen einige Beispiele aus meinen Er- fahrungen vergleichsweise angeführt sein. Bei jeder der mir bekannten Bau- und anderen kommunalen Verwaltungen werden junge Techniker, Architekten oder Ingenieure etc. beschäftigt, welche mindestens 2700 Mk. pro Jahr erhalten, den letzteren werden sogar 3600 Mk. als Anfangsgehalt gezahlt. Beachtet man nun die technische Vor- bildung dieser Techniker, dann findet man bestätigt, daß zum größten Teile diese Kräfte anderer Berufsarten keine bessere und grändlichere Vorbildung erlangt haben, als die Absolventen staatlicher Gärtner- lehranstalten. Die Techniker und Zeichner im gärtnerischen Berufe erhalten bei den meisten Verwaltungen 3,25 bis 3,50 Mk. pro Arbeits- tag, also etwa bei 300 Arbeitstagen 975 bis 1050 Mk. jährlich; die diesen gleichwertigen Zeichner der Bauverwaltungen erhalten in der Regel etwa 2100 Mk. Woran liegt dies wohl? Antwort: Hauptsächlich wohl daran, daß für unseren Beruf im allgemeinen niemand eintritt; die meisten dazu geeigneten sorgen nur für sich selbst, nicht aber für den ganzen Stand; wieder andere leiden an IdeaUtätsdusel und gehen daran zu- grunde usw. Nach meiner Meinung wären insbesondere die älteren, in hervorragenden Stellungen befindlichen Herren unseres Berufes be- .sonders geeignet, vieles zu bessern und Ungleichheiten gegenüber anderen Berufsarten durch gemeinsame Bestrebungen zu beseitigen, insbesondere bezüglich der Besoldungen der Beamten. Wie unser Schaffen bewertet wird, möchte sich auch dadurch ergeben, daß z. B. in einem Nachbarort von Berlin die schon vor- handenen beamteten Obergärtner eine geringere Besoldung erhalten, als ein neuangesteilter Förster (nicht Akademiker). Welche Parallele mag man da wohl gezogen haben? a) Von dem Förster wird keine wissenschaftliche Vorbildung durch zweijährigen Besuch einer staatl. Berufslehranstalt be- ansprucht, geschweige die Ablegung eines Staatsexamens; b) die tägliche Arbeitsleistung dürfte eine wesentlich geringere geistige und körperliche Inanspruchnahme bedingen, als die sehr anstrengende und von früh bis spät währende Tätigkeit der stadtischen Obergärtner. Trotzdem ist die Arbeitskraft des städtischen Fürsters höher eingeschätzt, als die der städtischen Obergärtner. Oder sollte dies z. B. nur deshalb IX, 33 Die Gartenwelt. 393 geschehen sein, weil ein neuer Berufszweig in Frage IjommtV Jedenfalls erscheint eine ungünstigere Beurteilung der aus dem gärtnerischen Berufe liervorgegangenen Beamten erwiesen. Auf den Fortbildungsunterricht zuräckkommend, habe ich schon zuvor erwähnt, daß icli durch die Fortbildungsschule brauchbare Obergehilfen herangebildet sehen möchte. Von diesen muß ich als Landschaftsgärtner mindestens erwarten können, daß sie gleich den Polieren anderer Berufsarten ein Flächen etc. -Nivellement ausführen können, wozu die Poliere, Schachtmeister etc. auch keiner besonderen Geläufigkeit im höheren Ifechnen und in der Planimetrie bedürfen. Auch muß man von einem Obergehilfen, Kolonnenführer, verlangen können, daß er nach einem Arbeitsplan eine kleine bis mittlere Anlage abstecken kann, wie Gleichwertiges der Polier einer anderen Berufsart auch versteht. Zur Erreichung dieses Ziels ist unerläßlich, daß die Obergehilfen einen Plan gründlich verstehen lernen. Die Art und die Anzahl der Unterrichtsfächer werden der zur Verfügung stehenden Unterrichtszeitdauer anzupassen sein. Auch halte ich eine einheitliche Lehrmethode für dringend geboten. Um dies zu erreichen, erachte ich es für sehr wünschens- wert, daß sämtliche üärtner-Fortbildung.sschulen sich über die zweck- mäßigste und förderlichste Lehrmethode einigen. Es werden deshalb Umfragen bei den verschiedensten Fortbildungsschulen eiiolgen und die Resultate dann seitens einer zu ernennenden Kommission gesichtet werden müssen, um so eine zweckentsprechende, der Aligemeinheit am meisten dienende Lehrmethode zu sichern. Nach meinem Dafürhalten kommt es darauf an, zu beiiick- sichtigen : 1. wieviel Unterrichtsstunden können innerhalb eines Semestere erteilt werden? 2. wieviel Semester kommen für tunlichst dieselben Schüler — deren Fertigkeiten und Fähigkeiten oft sehr abweichende sind — in Frage? Von der Stundenzahl und von der Begabung der Schüler wird natürlich auch das zu erstrebende Ziel abhängig sein; außerdem ist der Fleiß der Schüler und das pädagogische Geschick des Lehrers von wesentlichem Einfluß. — Als sehr richtig erscheint mir der in dem vorangegangenen Artikel bezeichnete Vorschlag für die Uuter- richtsart, der besagt: „Zu allernächst ist der Zweck des Fach- unterrichts, das nachzuholen, was vielleicht auf der Volksschule ver- säumt worden ist usw." Ich meinerseits möchte hierin u. a. ein- begriffen sehen — außer dem Vertrautsein mit den einfachen Kechnungsarten — das Berechnen gebräuchlicher Körper und Flächen. Es müssen deshalb die Flächen-, Längen- und Körpermaße gründlich durchgenommen werden, denn darin hapert es bei den meisten Schülern. Bei den in Heft 27 vorgeschlagenen Unterrichtsfächern: Pflanzen- kunde, Blumenzucht, Garten-, Obst- und Gemüsebau, Freihand- zeichnen und Plankopieren, vermisse ich jedoch die Betriebslehre, die ich für dringend erforderlich halte. Ferner billige auch ich es nicht, daß Schüler schon nach '/j jährigem Unterricht vor die Aufgabe gestellt werden, einen Plan zu entwerfen, und daß vor allen Dingen Schüler, welche '/o Jahr unterrichtet worden sind, bei zufriedenstellenden Leistungen schon ein Diplom erhalten. Durch letzteres bringen wir unsere Gehilfen resp. Lehrlinge der Fortbildungsschule soweit, daß dieselben glauben, gleichberechtigte Ansprüche wie die „Anstalter' stellen zu dürfen. Denn man sehe sich z. B. auch nur die Zeugnisse ehemaliger Schüler von manchen Privatanstaltcn an. Meistens sind diese Zeugnisse vor- züglich. "Warum? Antwort: Schon in den Prospekten wird darauf hingewiesen, daß bestimmte ehemalige Schüler sich in angesehenen Stellungen befinden. Sie haben dieselben erreicht durch die guten Zeugnisse. Ich bin gegen die Verleihung von Diplomen nach '/Jähriger Unterrichtsdauer, auch auf die Gefahr hin, daß von maßgebender Seite der Erfolg und die Tüchtigkeit des Lehrers von den von ihm selbst erteilten Zensuren abhängig gemacht wird. Oder man denkt z. B. 80, wie in dem Buch „Sedan oder Jena" gesagt wird: Die vielen Bestrafungen in der Batterie durch den Batterieclief werfen auf dieselbe den Stempel der Disziplinlosigkeit, Mich veranlaßt zu diesem Standpunkte folgende Erwägung: Erhalten Schüler bereits nach halbjährigem erfolgreichem 15osuch ein Diplom, so werden viele sich dadurch ermutigt fühlen, den Fort- bildungsunterricht schon aufzugeben und auch nun schon versuchen, Stellungen einzunehmen, denen sie noch nicht gewachsen sind. Dies würde u. a. dann zur Folge haben, daß die dem unfertigen Schüler gewordene günstige Zensierung eine nachteilige Beurteilung des Lehrers bezw. der Fachschule begünstigt. Interessant war es für mich, zu lesen, daß z. B. ein Maschineningenieur auch Unterricht in der Gartenkunst und Geschichte erteilt. Leider fehlt die Angabe der Stadt. Aber nicht nur Maschineningenieure, sondern auch mancher andere, die z. B. einige Obstbäume oder ähnliches ihr eigen nennen, fühlen sich schon als Autoritäten auf dem Gebiete des Gesamtgarten- baues. In gleicher Weise berechtigt dünken sich viele Herren anderer Berufsarten, denn sie sagen: Sobald ein Gebäude oder eine Ge.steinmasse sich in einem Garten befindet, muß auch die Gesamt- wegeführung etc. von dem betreffenden Baubeflissenen angegeben werden — selbst dann noch, wenn es sich z. B. nur um einen ein- fachen Laubengang handelt. Sehr bezeichnend für das Vorstehende ist auch die Ansichts- Äußerung des Herrn Architekten Georg Aster, der in seinem Buch über Villen- und Familienhäuser u. a. sagt: „Jeder entwerfe sich seinen Gartenplan selbst — so gefällt ihm dann auch sein Garten, weil er die Freude des eigenen Schaffens genießt" — „bei geschwungenen Linien lasse man das eigene Gefühl walten und korrigiere sich selbst usw." Zum Schlüsse möchte ich für diesmal nur noch anführen, daß man im allgemeinen im Interesse unseres Berufes bei der Unterrichts- erteilung nicht von dem Grundsatze ausgehen möge: Die Fortbildungs- schüler sollen nur soweit vorgebildet werden, als sie dem Vortragenden und anderen Berufskollegen nicht selbst später durch zu großes Wissen gefährlich werden können, sondern es muß m. E. für einen geweckten und fleißigen Schüler das beste Wissen des Lehrers gerade gut genug sein, d. h. insoweit, als der Schüler hierfür empfänglich ist. Allerdings enthält die Redeweise leider viel Wahres: „Erlaube Dir nie schlauer zu sein, als Dein Prinzipal es ist", weil Du sonst rücksichtslos an die Wand gedrückt wirst. Mi. Gärtner oder Taglöhner. Von Hans Heitmar, Obergehilfe, Bemdorf. Lit Bezug auf den kleinen Aufsatz „Der Anfang vom Elend beim Herrschaftsgärtner", den ich in No. 21, Seite 252 dieser ge- schätzten Fachzeitung las, will ich ebenfalls so eine Anzeige, aller- dings etwas anderer Art, zur Kenntnis bringen. Die Anzeige hatte folgenden Wortlaut: „Ein junger Gehilf e für einen neuangelegten Schloß- park zum 1. April gesucht. Derselbe muß mähen können und alle gärtnerischen Arbeiten, auch Holz- hacken übernehmen und zeitweise dem Hausmeister helfen. Kl. Gemüsegarten. Er untersteht meiner Aufsicht, wird jedoch vom Besitzer besoldet. Ge- halt 60 K. Wohnung und Kost in der Nähe bei Bauer auf eigene Kosten. Rückantwort nur dem Erwählten. Angebote erbittet W. Kreitling, Gärtnerei, Untermais-Meran, Tirol. Wenn ein Laie eine solche Anzeige liest, wird seine Achtung vor dem Gärtnerberuf bedenklich schwinden und er wird sich denken, ein Gärtner sei eben ein Taglöhner. Es ist aber unverzeihlich, wenn auch gärtnerische Offerten blätter, die von den Gärtnern leben, derlei Anzeigen annehmen. Nimmt ein junger unerfahrener Gehilfe solch einen Posten an, so muß er in kürzester- Zeit die Lust und Liebe zu seinem Berufe verlieren; er wird stumpfsinnig, verbauert und sinkt zum eigentlichen Taglöhner herab. Wie aus der Anzeige zu ent- nehmen ist, hat der — „Erwählte" — drei Herren zu dienen, wie er es dann zuwege bringt es jedem recht zu machen, ist mir ein Rätsel. Die Gartenwelt. IX, 33 Zur Hausmeisterhilfe und zum Holzhauen nimmt man doch keinen Gehilfen, sondern einfach einen Taglöhner; das sollte doch der Herr Kreitling als Gärtner wissen. Mit dieser Anzeige läuft er Gefahr, daß sich einige Witzbolde den Spaß erlauben und sagen: ,.Nun ja, das liegt ja im Namen, „Kreitling" kommt einfach von „Krauter". Aber selbst ein „Krauter" hat bessere Beschäftigung für seine Gehilfen. Ich glaube, es ließe sich doch machen, daß gärtnerische Uffertenblätter keine solchen Anzeigen bringen. Arbeit ist keine Schande, gewiß, aber jedem Beruf seine Berufsarbeit! Auch die Gärtnerei hat ihre profanen Arbeiten, wozu man keine Lackschuhe anziehen kann, aber man tut sie gerne, aus Liebe zur Pflanze, aus Liebe zum Beruf, kurz, man ist damit Berufsarbeiter, man ist Gärtner und kein Taglöhner. AVer sich um eine Stelle der gekennzeichneten Art bewirbt, ist einfach ein Idiot, nicht wert, Mitglied unseres schönen Berufes zu sein, er i,st kein Gärtner. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 316. Welche f r ü h - blühenden Chrysanthemum -Üorlen ergeben, in Häusern mit abnehmbaren Fenstern ausgepflanzt, gute Kultur vorausgesetzt, große Schaublumen? Der Boden ist kräftiger Lehm, gedüngt mit Kuhdung, Ruß und Hornmehl. Folgende CAn/w//////»,/,», „-Suiten geben bei guter Kultur große Schaublumen: „Avalaiirl,,'-. ,,Miii< (liistave Henryk'-, „Rayonnanf-^ „Sokä d'Odobre", J'irsnlr,it Xn,ii,i'\ „Princesse Alice de Monaco'-, „Mennaid'\ „N. C. S. Jubilee'\ „Viviand Morel", „Charles Davis'', „Mlle Marie Liger", „Modeste", „Mine Jules Merman", „Miss Alice Byron". „Mr. Louis Remy"-. Chr. Danner, Handel.sgärtner, Wandsbek. — In unseren Kulturen haben sich unter älinlichen Verhältnissen wie beim Fragesteller, am besten bewährt: \. ,,Phijcbiis'\ viel zu wenig verbreitete, prachtvoll goldgelbe Handelssorte; 2. ,,Mme Jules Merman", die „rosafarbene Oktobersonne"; 3. .,Mlle iMcie Dureaii"-, reinweiße, anspruchslose Zukunftssorte, deren Wert langsam erkannt wird. Dänhardt & Müller, Chrysanthemum- und Dahlienkulturen, Mettmann bei Düsseldorf. — Von folgenden frühen Chrysanthemum -Sorten kann man große Schaublumen erzielen: „Oeorg Einich", hellgelb, für Toiif- kultui-, „Marie Üepardon", weiß, zum Auspflanzen, ,,Marie Louise", hellrosa, zum Auspflanzen, „Source d'Or", braungelb, zum Aus- jiflanzen, „William Seward", dunkelpurpur, zum Auspflanzen, „Soleil d'Odobre", kanariengelb. Diese Soi'ten eignen sich ganz be- sonders fürs' Haus und zwar sagt ihnen eine Erde, bestehend aus einer Mischung von Mistbeet- und Komposterde mit Sand mit etwas Kalksteinen vermischt, am besten zu. Nach dem Verpflanzen wird auf 10 cm eingestutzt. Wöchentlich ist zweimal mit Guanowasser oder aufgelöstem Kuhdung zu gießen. Die Pflanzen dürfen nie trocken worden, da dies die Blüte au*s Höchste gefährdet. J. Meinecke, Krefeld. — Vorausgesetzt, daß das Auspflanzen nicht vor Anfang Juni geschieht und die Pflanzen eintriebig herangezogen werden sollen, werden folgende Sorten sehr leicht und auch zeitig große edle Schaublumen hervorbringen : „Prinxesse Alice de Monaco", rein- weiß, riesig groß, etwas hochwachsend, Blume lange haltbar durch die breiten nach innen gebogenen Blätter; „Mnie Gmtare Henry", reinweiß, ziemlich groß, bleibt ganz niedrig und blüht sehr leicht auf; „Mr. C. Earman Payne", leicht mauvefarbig und „Mr. Louis Uemy", dunkelgoldgelb, beide von gleichem Typus, aber sicher im Blühen. Auch „Bayonnant" mit iliron strahligen Blumen, welche eine zarte, fleischfarbigrosae Farbe haben und die schöne karminrote nach innen gebogene „Robert Floiccrday" sind noch zu erwähnen. Albin Etzold, Hoflieferant, Altenburg, S.-A. Beantwortung der Frage No. 317. Wie .sind Topf- jhrysanthemui 1, um kl starke Triebe mit großem dunkelgrünem Laub zu erzeugen? Ich gebe meinen Pflanzen zur Hälfte kräftige Landerde und zur Hälfte Mistbeeterde (keine Misterde) und entsprechend Sand, mische unter die Erde Knochenmehl und gebe vom August ab Jauche; dabei schießen sie mir beängstigend in die Höhe, bringen wohl halbwegs schöne Blumen, Stiel und Laub bleiben aber immer etwas schwach. Der Fragesteller hat anscheinend seinen Pflanzen zuviel Stickstoff zugeführt und zu wenig Phosphorsäure und Kali. Wenn diese drei Bestandteile der Chrysanthemum -%v(ie beigefügt und bei der weiteren Kultur dieselben Bestandteile den Pflanzen maßvoll zugeführt werden , kann der Eifolg nicht ausbleiben. Wieviel von jedem dieser Bestandteile der Erde oder dem Wasser beizumischen ist, daräber gibt jede Preisliste der chemischen Dünger- fabriken Auskunft; will der Fragesteller aber ganz sicher gehen, so muß er seine Erde, worin Chrysanthemum gepflanzt werden sollen, chemisch untersuchen lassen und auf Grund solcher Analyse kann er der Erde fehlende Bestandteile genau ersetzen. Chr. Danner, Handelsgärtner, Wandsbek. — 1. Die Erde ist nicht nährstoffreich genug. Wir haben die besten Erfolge mit folgendem Verfahren gehabt: Im Februar wird ein Erdhaufen für die nächste Kulturperiode aufgesetzt, der besteht aus alter ßasenerde (im Notfalle Landerde), verrottetem Dünger , kalkhaltigem Bausohutte , Ruß und etwas Flußsand. Dieser Haufen wird so oft wie möglich (monatlich) umgesetzt, um die Mithilfe von Luft und Frost bei der Zersetzung recht gründlich ausnützen zu können. Auch Jauche wird einigemale daraufgebracht. Bei starken Regengüssen wird der Haufen gedeckt, um einem Aus- laugen der wertvollen Nährstoffe vorzubeugen. Diese ein volles Jahr abgelagerte Erdmisohung bildet den Grundstoff unserer Kultur. Wir verpflanzen dreimal, das Einpflanzen der Stecklings- töpfe nicht mit eingerechnet. Beim ersten Verpflanzen geben wir Vj Mistbeeterde, V2 Grundstoff, beim zweiten und dritten Verpflanzen nur Grundstoff. Mitte Septembi'r wird die obere Erdschicht etwa zweifingei-stark abgenommen und durch Grundstoff mit Kuhdung- zusatz ersetzt. 2. Die Düngung ist nicht richtig. Geben Sie von Ende August ab keine Jauche mehr. Jauche ist Stickstoffdünger und wirkt als solcher in erster Linie auf Trieb- und Blätterbildung. Verwenden Sie dafür Superphosphat 1 : 500 (2 g auf 1 1 Wasser) und schwefel- saures Kali 1:1000 (1 g auf 1 1 Wasser). Bis Ende August ist Düngung mit Jauche immer gut, nur muß sie vergohren sein und mit der dreifachen Wassermeuge verdünnt werden. — Wenn Sie sonst keine Fehler in der Kultur begehen, müssen Stiel und Laub gut werden. Dänhardt & Müller, Mettmann bei Düsseldorf. — Die Erdmischung mag richtig sein; auch Sand und Knochen- mehl kann darunter gemischt werden. Ich nehme an, daß die richtige Zeit des Verpflaozens nicht eingehalten worden ist und die Triebe schon zu lang geworden sind. Um recht gedrungene, niedrige Pflanzen zu erzielen, vorausgesetzt, daß man auch niedrig bleibende Sorten besitzt, ist es notwendig, daß das Verpflanzen geschieht, bevor die Triebe weit durchgewachsen sind, daß die Töpfe nach dem Ver- pflanzen gleich auf einen ganz sonnigen Platz gebracht und soweit von einander gestellt werden, daß die Blätter sich bis zum nächsten Verpflanzen nicht berühren. Nur auf diese Weise wird es mög- lich sein, kurze starke Triebe mit großem dunkelgrünem Laub zu erzeugen. Albin Etzold, HofUeferant, Altenburg, S.-A. — Um Topfchrysanthemum mit kurzen, starken Trieben und dunkelgrünem Laub zu erzielen, ist es notwendig, dieselben häufiger zu stutzen, sehr viel Wert auf die Auswahl der zu belassenden Triebe zu legen, die Pflanzen auf den Stellagen der luftigen Kalthäuser möglichst frei aufzustellen und dem aufgelösten Kuhdung etwas Ruß beizugeben. Auch wähle man immer die niedrigsten, gedrungensten und gleichmäßigsten Seiten für diesen Zweck. Eine aus Mistbeet- Rasenerde mit Sand bestehende Erdmischung ist die beste. Fr. Gildemeister, Bremen. — Um recht buschige, niedrige Exemplare mit recht reicher Blütenfülle zu erhalten, pflanzt man eine Partie uberwinterter Pflauzen auf ein gut gedüngtes, tief gegrabenes Beet aus. Gegen IX, 33 Die Gartenwelt. Ende August schneidet man die bereits mit Knospen besetzten Spitzen in einer Länge von 15 bis 20 cm ab und steclct sie in 8 bis 10 cm große Töpfe, stellt sie in geschlossene und erwärmte Mistbeete und hält sie bei Sonnenschein schattig; sie bewurzeln sich sehr bald und sind sofort blühbar. J. Meinecke, Krefeld. Beantwortung der Frage No. 318. Lassen sich Syrimja vulyarisSoTten durch Holzstecklinge, Stecklinge von halbreifem Holz oder krautartig vermehren und wie ist die Behandlung? Die beste Stecklingsvermehrung für Sijrimja vidgaris-SorteD ist wohl die durch holzartige Stecklinge, soweit man nicht überhaupt die Veredlung vorzieht. Durch krautartige Stecklinge kommt man verhältnismäßig lang- sam zum Ziel; halbreifes Holz ist weniger empfehlenswert, da es sich einmal schlecht stecken läßt und dann auch nur langsam und un- zuverlässig wächst. "Wenn ich auf das Stecken selbst, welches ja etwas einfacher und allgemein bekannter ist, näher eingehe, so geschieht es, um auf eine wirklich zweckmäßige, wenig mühevolle und doch sicher zum Ziel führende Behandlung des Steckholzes hinzuweisen, die, wenn auch nicht neu, so doch der Einfachheit halber stets zu empfehlen ist. In der Regel schneidet man das Steckholz unterhalb des untersten Augenpaares wagorecht, eine Mühe, die meines Erachteus unnötig ist. Einmal erfordert dieses Schneiden Umstände durch die Schnittweise selbst, wie auch durch das Stecken. Bei einigen empfind- lichen, schlecht wachsenden Gehölzarten möge man sich der Mühe unterziehen. Man ist nämlich hei dem sorgfältigen „Glattschneiden" der Stecklinge auch gezwungen, das Stecken in Gräben vorzunehmen, um das Verletzen des mühevoll glattgeschnittenen unteren Teiles, sowie der Augen zu vermeiden. Weit einfacher und sicherer steckt man das Steckbolz, wenn man es unterhalb des untersten Augenpaares stumpf von zwei Seiten zuspitzt, so daß die Augen unbeschädigt bleiben. Die Länge sei die allgemein übliche (ca. 20 bis 25 cm); man achte jedoch darauf, daß mindestens 3 Augenpaare vorhanden sind, wodurch oft die Länge etwas über das zulässige Maß hinausgeht. Die so geschnittenen (zugespitzten) Stecklinge werden im zeitigen Frühjahr auf ein gut gedüngtes und gegrabenes Land beet- weise gesteckt, nachdem man vorher eine kräftige Schicht halb- verrotteten Laubes darüber gleichmäßig verteilt hat. Auf ein Beet von 1,20 ni Breite wird man bei Sy ringen fünf Reihen bringen können, in der Reihe Abstand 1.5 bis 20 cm. Diese Stecklinge lassen sich gut durch das Laub in den Boden stecken und wachsen sehr . zuverlässig. Man läßt, wie allgemein, nur ein Auge, bezw. Äugen- paar aus dem Boden schauen. Das Stecken selbst muß längs der Schnur geschehen, da ja ein Abschnüren der Beete nicht möglich ist. Das Laub hat natürlich im wesentlichen den Zweck, die Beete feucht und locker zu erhalten, so daß die Stecklinge während des Sommers weiter keine Behandlung erfordern, als Reinhalten von Unkraut. Im Frühjahr des zweiten Jahres erfolgt der Rückschnitt und wenn irgend angängig das Verpflanzen, was aber auch durch Innehaltung größerer Entfernungen beim Stecken noch hinaus- geschoben werden kann. Heinr. Beuß, Schwetzingen. — Syringa eulgaris-Sorten wie „Marie Lcgraye'-'-, „Charles X-\ flore pleno Lemoinei und andere lassen sich am schnellsten und besten durch Okulation im Jali-August auf 2 bis 3jährige Sämhuge von Syringa vulgaris vermehren. Fritz Moll, Flieder- und Rosenschulen, Marienthal-Lübeck. — Zu was dasV Ganz abgesehen davon, daß Stecklinge aller Sjinngen in jedem Stadium schwer wachsen, haben dieselben dann den Nachteil, daß sie ungeheuer viel schwache "Wurzelschößlinge bringen, was z. B. bei Hoch- und Halbstammkultur sehr unangenehm ist. Außerdem ist das Wachstum in den ersten Jahren ein schlechtes. Syringa vulgaris ist als Unterlage sehr billig, Reiser sind in Fülle zu haben, die Veredlungen wachsen leicht (auf den Wurzelhals wie bei den Rosen), und geben in viel kürzerer Zeit handelsfähige Pflanzen, als bei dem umständlichen Stecklingsverfahren. Paul Ruschpier, Handelsgärtner, Strehlen. Beantwortung der Frage No. 319. Wie ist die beste Vermehrung von Prunus Pissardii {purpurea Spaeth)? In einem Buche wird Vermehrung durch Samen empfohlen; wo ist Samen in keimfähiger Qualität erhältlich ? Die Vermehi-ung der Pruntis Pissardii (purpurea) durch Aussaat möchte ich Ihnen nicht empfehlen, da Samen selten zu kaufen ist; Sie müßten diesen schon selbst sammeln und gleich nach der Ernte aus- säen. Prunus Pissardii wächst durch Okulation Ende Juli, Anfang August willig auf zweijährige Sämlinge der St. Julien-Pflaume. Zwei- bis dreijährige Okulationen geben schon große starke Pflanzen. Fritz Moll, Marienthal-Lübeck. — Die beste Vermehrung von Primus Pissardii {purpurea) istdie Veredlung auf die Kirschpflaume, Prunus Myrobalana [Syn. Pr. cerasi- fera), der Stammform von Prunu.t Pissardii [Syu. Pr. cerasifera fol. purpureis). Prunus Myrobalana zieht man aus Samen, und wenn die Sämlinge zwei Jahre alt sind, wird Pr. Pissardii darauf veredelt. Samen von Pr. Myrobalana kann man von Vilmorin Andrieux & Co., Paris, beziehen. C. M. Bücherschau. Anleitung zur Pflanzung und Pflege der Obstbäume. Von A. Hagemanu. Zweite vermehrte Auflage. Berlin 1005. Ver- lagsbuchhandlung von Paul Parey. 8°, 40 Seiten, Preis brosch. 60 Pf. Diese kleine Schrift möchte ich als ABC der übstkultur des Bauern bezeichnen ; sie behandelt ausschließUoh den Hochstamm, hat aber in der neuen Auflage noch einen Abschnitt über Beerenobst erhalten. Da wäre es vielleicht ratsam gewesen, wenn sich der Verfasser auch herbeigelassen hätte, einige Zeilen dem Halbstamm und dem Nieder- stamm oder Buschbaum zu widmen, denn sie gehören zu den besten und ertragreichsten Formen für eingefriedigte Gärten, wo sie schon zu einer Zeit gute Erträge geben, zu welcher bei Hochstämmen auf solche noch nicht zu rechnen ist. Der Bauer pflanzt mit besonderer Vorliebe Obstbäume in den sein Gehöft umgebenden Garten an ; es ist dies, wie ich aus eigener Anschauung weiß, auch in Westfalen und Lippe der Fall und da muß ihm daran liegen. Bäume zu pflanzen, die früh Ertrag bringen. Weit schwerer sind die Bauern zur An- pflanzung von Hochstämmen auf Äckern zu bewegen, weil sie sich mit Recht sagen, daß dies keineswegs doppelte Erträge ergibt. Illustriert ist das kleine Schriftchen nicht; der Verfasser vertritt die Ansiebt, daß Zeichnungen dem Laien wenig nützen; in vielen Fällen zu Zweifeln und Irrtümern führen. In diesem Umfang mochte ich das. nicht gelten lassen. Es hat sich aber in Fachbüchern imd Lieb- haberblättern eine Manie breit gemacht, den Eindruck kolossaler Praxis zu erwecken, indem man möglichst viele Puppen beiderlei Geschlechts, die mit den Pfoten in der Erde oder in den Bäumen herumwirtschaften, bietet, Bilder, die vielleicht dem Laien emen ge- wis.sen Respekt einflößen, in Wirklickeit aber keinen anderen Zweck haben als mehr oder weniger große Lücken zu füllen. Der Bauer kauft kein Buch, wenn er aber ein solch kleines Heftcheu wie das voriiegende von einem Gönner geschenkt erhält, so wird er an langen Winterabenden .sicher darin lesen und Nutzen daraus ziehen. Die Landwirtschaftskammern sollten solche Heftchen, die über das Alier- notwendigste in klarer Weise belehren, unter allen Bauern ver- teilen, die überhaupt lesen können und einiges Interesse am Obstbau haben. M. H. Nutzgärtnerei oder Grundzüge des Gemüse- und Obst- baues. Von Hermann Jäger. Sechste vermehrte und verbesserte Auflage von J. Wesselhöft. Mit 75 in den Text gedruckten Ab- bildungen. Leipzig 1905, Verlag von J. J. Weber. Kl. 8°, 272 S., Preis in Leinen gebdn. 3 Mark. Band 10 von Webers illustrierten Katechismen. Diese Schrift, an weicher Herr Wesselhöft, Handelsgärtner in Langensalza, fleißig gearbeitet hat, enthält gewiß manche gute An- leitung und doch muß sie als minderwertig bezeichnet werden, darüber kann das Erscheinen der sechsten Auflage nicht täuschen. Es zeigt mir nur, daß die große Veriagshandlung auch minderwertiges an den Mann zu bringen versteht. Die Illustrieruiig scheint aus dem Mittelalter zu .stammen. Sie ist auch durchaus einseitig. Da werden einige elende, von der modernen Teckiiik überholte Gerät- Die Gartenwelt. IX, Schäften abgebildet, iind Bäume, von denen man nicht weiß, was sie darstellen sollen; natürlich zum großen Teile wieder zwecklose Bauniformen. Die abgebildeten Reben kann man für alles mögliche halten, nur nicht für Heben, dabei tragen sämtliche Figuren nur die Nummer als Unterschrift ohne jede nähere Erläuterung, sodaß man erst immer im Text nachlesen muß. wenn man wissen will, was solches Ding, solch Lückenbüßer eigentlich darstellen soll. Der Inhalt ist eingeteilt in Paragraphen und in fortlaufende Nummern. Die Paragraphen sind so klein gedruckt, daß man sie suchen muß, die Nummerüberschriften treten dagegen in Fettdruck hervor. Eine Verlagsbuchhandlung vom Rufe der Weberschen sollte ein Büchlein, das sie zu dem gewiß recht anständigen Preise von 3 Mark in die Welt schickt, doch zeitgemäß ausgestalten und die aus Ge- schäftsprospekten von anno dazumal zusammengetragenen Reklame- bilder beiseite lassen. M. H. Berichtigung. Die Kritik der 3. Lieferung meines Handbuchs der Laubholzkunde in No. 29, Seite 348 der „Gai-tenwelt" von Herrn Grube, Aachen, veranlaßt mich zu einer Entgegnung. Schon nach dem Erscheinen der letzten Besprechung in No. 25, Seite 299, hatte ich mir erlaubt, an den Herrn Referenten einen Brief zu richten, um ihn auf einiges hinzuweisen, was meines Erachtens unrichtig in seinen Angaben war. Ich glaubte eine öffentliche Klarstellung unter- drücken zu können, da ich im alli;emeinen den Herren Kritikern nicht hineinreden möchte. Allein, wenn Herr Grube es für nötig hält, von einer „entschiedenen Benachteiligung der Käufer", ja von einer „Unterschlagung" zu sprechen, so möchte ich doch darauf hin- weisen, daß er meines Erachtens die Tatsachen ganz falsch beurteilt. Zunächst muß auf jeden Fall bemerkt werden, daß selbst dann der Herr Kritiker kein Recht hätte, so wie er es getan zu sprechen, wenn ich in der Tat im „Handbuch" nur einen Auszug aus meiner Deutzia- Arbeit in den Mitt. d. D. D. G. publiziert hätte. "Was wird er denn sagen, wenn er meine „Vorarbeiten zu einer Monographie der Gattung Berberis" liest, die seit Anfang 1905 im „Bulletin de l'Herbier Boissier" erscheinen, worin ich wohl 30 neue Arten auf- .stelle und wohl 80 beschreibe, die im Handbuch aus guten Gründen nicht erwähnt sind, ja zum Teil nicht erwähnt werden konnten? Ich beschreibe doch im Handbuch zunächst nur das Notwendige, aber die fraglichen Deutxia Fargesü, D. pulchra, D. setchuensis und die so ganz seltenen D. tamanetisis, D. glabrata und D. macracantha kommen vorläufig fürs Handbuch kaum in Betracht. Und doch sind (ausgenommen D. glabrata) alle von Herrn Grube als dort fehlend angeführten Arten im Handbuch nicht -nur verzeichnet (vgl. S. 377, 380, 381 etc. die Anmerkungen), sondern sogar soweit gekennzeichnet, daß man sie ohne Zuhilfenahme der Arbeit in den Dendr. Mitt. ziemlich sicher bestimmen kann. Ob unter diesen Umständen von einer „Benachteiligung", „Unter- schlagung" etc. gesprochen werden kann, ist mir denn doch sehr fraglich. Dagegen glaube ich allen Grund zu haben, den Herrn Referenten zu ersuchen, wirkliche Unrichtigkeiten, wie er sie im vorletzten Referat S. 299 publiziert hat und die er trotz meines Briefes in der letzten Kritik nicht richtig zu stellen beliebte, künftig zu vermeiden. So sehr ich für jede begründete Richtigstellung stets dankbar bin, so sehr muß ich mich doch dagegen wehren, daß mir Fehler oder Mängel vorgeworfen werden, die ganz unbegründet sind. Wien, im April 1905. C. K. Schneider. Obstbaugenossenschaft ins Leben rufen wolle. Es handele sich um eine Anlage von Treibhäusern auf offenem Felde nach belgischem Muster, wozu etwa 40 Morgen Land erforderlich seien. Der Gartenbau- Verein wird sich jedenfalls mit 1000 Mk. Aktien an dem Unternehmen beteiligen. Bochum. Im neuen Teile des Stadtparks sind die Erdarbeiten in vollem Gange. An der Straße nach Grumme finden umfangreiche Bodentransporte statt. Es werden dort die terrassenförmigen An- lagen hergerichtet, in deren unmittelbarer Nähe das neue Restau- rationslokal demnächst erbaut wird. Die Teichaulage ist gänzlich fertiggestellt. Der Weiher steht schon seit einiger Zeit vollständig unter Wasser. — Für die Herstellung gärtnerischer Anlagen am Kaiser Wilhelm-Denkmal sind bekanntlich 12000 Mk. ausgeworfen worden. Herr Gartenarchitekt Capelle, der auch die Anlagen vor dem KosthausH Stahlhausen hergestellt hat, wird die Arbeit ausführen. Bromberg. In der letzten Stadtverordnetensitzung wurde der Vertrag mit dem Fiskus genehmigt, der die Anlage von Promenaden- wegen und Anpflanzungen bezw. Errichtung von Schutzhütten . im Rinkauer Walde zum Gegenstand hat. Besonderer Dank für das Zustandekommen dieses Vertrages wurde dem Oberforstnieister Och- waldt ausgesprochen. Die Anlagen sind gedacht in der Art, daß von der Danziger Chaussee aus ein Weg zum Forsthaus Rinkau quer durch den Wald und gleichzeitig vom Eisenbahnübergang ein zweiter Weg nach dem Etablissement Rinkau geführt werden soll. Beide Wege sollen sich ungefähr in der Mitte treffen. Gegen Erstattung der Selbstkosten hat sich nun die Forstverwaltung bereit erklärt, nach Angabe des Magistrats malerische Anpflanzungen herzustellen, eventuell Schutzhütten zu errichten. Die Wege sollen eine Breite von 3 m erhalten, ferner sollen in den angrenzenden Teilen Kahl- hiebe tunlichst vermieden werden. Der Forstfiskus verpfhchtet sich weiter zur Aufstellung von Bänken an den Wegen und zur Schaffung von Kinderspielplätzen. Der Vertrag wurde auf die Dauer von 30 Jahren geschlossen. K. Düsseldorf. Die Stadtverordneten stimmten dem Antrage der Verwaltung, zwecks Gewinnung von Plänen für den Kaiser Wilhelm- park ein Preisausschreiben unter 11 aufgeforderten Gartenarchitekten Düsseldorfs und anderer Städte mit der Erweiterung zu, daß sämtlichen Düsseldoi-fer Gartenkünstlern die Beteihgung freisteht. Das Ausschreiben ist inzwischen schon erlassen worden (Ver- gleiche Seite 384). — In dem Park soll großer Wert auf Spiel- und Sportplätze gelegt werden. Es werden gewünscht: Ein Platz für Volks- und Sportspiele (Mindestgröße 250:125 m), ein Platz für volkstümliche Übungen (Mindestgröße 250:100 m). Beide Rasen- plätze müssen die Möglichkeit bieten, im Winter durch Berieselung in Eisbahnen umgewandelt zu werden. Des weiteren werden ver- langt 6 Tennisplätze und ein Reitplatz, und endlich Reit- und Rad- fahrwege in möglichster Ausdehnung. Leider wird man sich in der Bepflauzung große Beschränkungen auferlegen müssen. Z. B. darf nach den Bestimmungen der Rheinstrombauverwaltung auf dem Gelände, das unter -j- 9 m Pegel liegt, auf je 100 qm nur 1 hoch- stämmiger Baum gepflanzt werden. In der Nähe des Ufers sind sie möglichst zu vermeiden. Große umfangreiche und dichte Unterholz- und Strauchgruppen sind auf diesem Gelände nicht gestattet. A. W. Tagesgeschichte. Achern. Die mitten in der Stadt liegenden Bayermatten sollen in einen Stadtgarten umgewandelt werden. Herr Wilhelm Peter in Union Hill (Amerika) hat zu diesem gemeinnützigen Unternehmen einen namhaften Beitrag zur Verfügung gestellt und von mehreren anderen begüterter Achernern in Amerika stehen größere Summen in Au.ssicht. In hiesiger Staut soll eine Sammlung eingeleitet werden. Angermfinde. Im hiesigen Gartenbau-Verein teilte der Vor- sitzende mit, daß die Landwirtschaftskammer in Angermünde eine Personal-Nachrichten. David, Schloßgärtner in Brzesnitz. Kreis Ratibor, wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. Hübner, Gärtnereibesitzer in Potsdam, wurde zum Kgl. Hof- lieferanten ernannt. Jung, H. R., bisher Stadtoborgärtner bei der städtischen Garten- verwaltung in Cöln, wurde zum städtischen Garteninspektor daselbst ernannt. Knieling, Christian, Gärtner in Cassel-Wahlershausen, f im 69. Leberisjaluv. Kurtz, David Friedrich, früherer Handelsgärtner in Feuer- bach-Stuttgart, t am 20. April. Voran twortl. Keda rd Carl Schmidt k Co., Leipzic. — Drnci: Anhalt. Bachdr. Ouienberg, e. G. m. b. H., Dessau. ^Ar;' wr/"^^ x/Ak,£^^<:^^^r-j Illustriertes Wochenblatt für den eesamten Gartenbau. Jahrgang IX. 20. Mai 1905. No. 34. Nachdruck and Nacbbildang aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Farne. Stenocliiiiena palustris, Mett. Von Hofgartendirektor Graebener in Karlsruhe. (Hierzu xvei Abbildungen.) -CJine mächtige Liane des ostasiatischeii Waldes bildet Ste?iochlaenapah(,stris, Syn., Lomariopsis palustris, Ao-ostichuni scandens,J. Sm. (Hook. ?), speziell im nördlichen Indienund Süden von China, in Nord-Australien und einigen australischen In.seln heimisch. Bis in die Äste hoher Bäume klettert die Pflanze hinauf, läuft auf dem Boden hin, überzieht Baumstämme und Felsen und bildet durch die lederartig glänzenden bis zu 1,60 m langen Blätter eine große Zierde der Wälder. Die einzelnen Fiederblätter werden bis zu 40 cm lang und 4^, cm breit, sie sind beiderseits scharf gesägt; die Mittelrippe ist erhöht, von ihr ab gehen zahl- reiche parallel laufende Adern zu den Sägozähnen. Das Blatt ist heUgi'ün, glänzend; die Rhizome sind wenig geschuppt, überall Wurzeln bildend, die in die Erde, zwi.schen Steine oder in die Baumlinde eindrin- gen; wo die Rhizome frei in die Luft hän- gen, bilden sich ii Bewerbungen ein. Hannover. Zur Blumenpflege durch Schulkinder gelangen 5000 Topfpflanzen wie in den Vorjahren zur Verteilung. Am 16. Mai wurden die Pflanzen eingeliefert, am 17. geordnet und plombiert und am 18, den Kindern ausgehändigt. Ausgeschlossen sind Ferien- kolonisten, sowie solche Kinder, die in den Sommerferien verreisen. Gedruckte Kulturanweisungen wurden beigegeben. Die geplante Ein- führung deutscher Pflanzennamen wurde aufgeschoben, da das vom Provinzial-Gartenbau -Verein bearbeitete Material erst nach Pfingsten vom Deutschen Sprachverein zurück sein kann. Die Angelegenheit liegt in den Händen des Provinzial-Gartenbauvereins und der Lehrer- schaft (Stadtschulrat Dr. Wehrhahn). Koblenz. Zur Förderong des Fremdenverkehrs wird im Laufe des Sommers der Garten- und Obstbau -Verein erstmals einen Preis- wettbewerb im Fenster-, Balkon- und Vorgartenschmuck in fünf Klassen veranstalten. MOnchen. Der Verein „Zoologischer Garten München" hat zwei bedeutende Sachverständige, Herrn Dr. L. Heck, den Direktor des Zoologischen Gartens in Berlin und Herrn Karl Hagenbeck, Hamburg, um genaue Prüfung der Münchener Verhältni.sse und um ein Gutachten besonders in bezug auf die Terrainfrage gebeten. Sowohl Dr. Heck als auch der Vertreter Hagenbecks Dr. A. Soko- lowsky halten übereinstimmend das Hollabrunner Gelände mit 272 ™ Grundwasserstand, guter Vegetation, geschützter Lage und von beträchtlicher Größe für einen Tierpark vorzüglich geeignet, während sie die Verhältnisse im Herzogpark für weit ungünstiger halten. Die Gartenkunst ist Herrn Dr. Heck zu besonderem Danke ver- pflichtet, da er im Berliner Garten gezeigt hat, wie man Tierleben und Pflanzenleben in malerischer Weise vereint und es hat den Anschein, daß der Verein „Zoologischer Garten" in München eine wohldurchdachte, auf biologischen und ästhetischen Grundsätzen be- ruhende Tiergartenanlage zu schaffen beabsichtigt. Posen. Die Stadtverordneten -Versammlung genehmigte den Ankauf des Fehlauschen Grundstückes, das, wie bereits hier mitgeteilt wurde, zu einem Volkspark umgestaltet werden soll. Der Gesamt- preis des gemeinsam vom preußischen Staat und der Stadt zu er- werbenden Parkes beträgt 785 000 Mark. Der Magistrat erhält das Recht eine Fläche von ca. 3500 qm zu Villenbauplätzen zu verkaufen, ferner tritt die Stadt eine Fläche von 1000 qm gegen eine Ent- schädigung von 50000 Mark an den Staat ab. Die Kosten der Straßenanlagen rings um den Park trägt zur Hälfte der Staat, zur Hälfte die Stadt. Die von der Stadt aufzuwendenden Kosten werden etwa 210 000 Mark betragen. Posen erhält somit einen neuen öffent- lichen Park mit bereits schönem, altem Baumbestand, der einen guten Ersatz für die infolge der Stadterweiterung fallenden Glacis- promenaden bieten soll. K. Personal-Nachrichten. Brings, Wilhelm, feierte das Jubiläum seiner fünfundzwanzig- jährigen Tätigkeit als Landschaftsgärtner der Firma PhilippGeduldig in Aachen. Er hat während dieser Zeit ununterbrochen seine hervor- ragende Begabung als Landschaftsgärtner und Grottenbauer in den Dienst der genannten Firma gestellt und zahlreiche Gartenanlagen in der Rheinprovinz, in Hessen und in Holland ausgeführt. Dem Jubilar, der in seiner Jugend keine Lehranstalt besuchen konnte und sich sein theoretisches Wissen durch Selbststudium aneignete, wurde von seiner Firma eine wohlverdiente Ehrung zuteil. An der an seinem Ehrentage veranstalteten Feier nahm als Vei-trete.r des Polizei- präsidenten der Regierungsassessor Dr. Freiherr von Lyncker teil, der dem verdienten Fachmann das Allgemeine Ehrenzeichen mit anerkennenden Worten überreichte. Rebenstorff, J., langjähriger Friedhofsinspektor in Erfurt, als tüchtiger Fachmann weit bekannt, hat ein Gesuch um Entlassung am 1. Oktober d. J. eingereicht. Der Magistrat hat nach einstimmigem Vorschlag der Friedhofskommission den Beschluß gefaßt, die Grab- pflege von genanntem Zeitpunkt ab in eigene Verwaltung zu über- nehmen und die Oberaufsicht ülier den Friedhof dem Gartendirektor zu übertragen. Briefkasten der Redaktion. Zaponlack. Zum Fixieren von Zeichnungen, sowie zum Schutz derselben gegen Feuchtigkeit wird mit Vorteil „Zapon" verwendet, ein chemischer Lack, bestehend aus in Amylazetat gelöster Nitro- zellulose, der vollständig frei von Säuren und ganz farblos ist, ferner eine große Härte erlangt. Mit Zapon über.strichene Zeichnungen können im Regen ausgebreitet werden, ohne Schaden zu nehmen. Kiehl-Posen. Redakteur: Max Hesdnrffer. Berlin. — Verlag t. Ri chard Carl Schmid t * Co.. Leipzie. — Druck : Anhalt. Bnchdr. Gntenberg, e. G. lUstriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 27. Mai 1905. No. 35. Nachdruck und NachbUdting aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Gemüsebau. Wie Mcloneiikultiir im Freien. Von Hch. Beuß, Obergäi-tner in Schwetzingen. (Hienu eine Abbildung.) in England und Frankreich, so versucht man auch in Deutschland mehr und mehr Melonen im freien Lande zu kultivieren, was seinen Grund im wesentlichen darin hat, daß die Mistbeettreiberei verhältnismäßig wenig rentabel ist und' die Melonen, wenn einigermaßen richtig behandelt und vom Wetter begünstigt, im freien Lande nicht viel später reifen als im Mistbeet. Die auswärtige Konkurrenz (namentlich Paris) ist zu groß und die Preise sind sehr niedrig, was in keinem Ver- hältnis zu der müh- seligen Kultur unter Glas überhaupt steht, so daß nur dort, wo es un- bedingt auch bei un- günstigstem Früh- jahr darauf an- kommt, einige zei- tige Melonen zu er- zielen. Mistbeete an- zulegen sind. Bei der Kultur im freien Lande kommt es zunächst darauf an, recht- zeitig die Pflanzen heranzuziehen ; die Aussaat an Ort und Stelle hat zeitig zu erfolgen, oder was noch zweckmäßiger ist. man zieht die Pflanzen in Töpfen im Mistbeet (Neben- kultur im Gurken- oder Salatfenster, oder Warmhaus) Gartenwelt. heran und behandelt dieselben wie auch die Aussaat an Ort und Stelle sorgfältig durch Decken mit Glasglocken. In warmen südlichen Lagen kann auf diese Weise die Kultur recht früh beginnen, ohne daß man schädlichen Ein- fluß durch Spätfröste spürt. Die Abbildung zeigt einige Beete mit reichem Frucht- behang im Juli. Im Vordergrund sieht man Palästinamelonen und weiter hinten auf den Beeten Cantaluupen von Algier und die Pariser Netz- Melone in voller Entwicklung. Die Herrichtung der Beete erfolgt im zeitigen Frühjahr. Dieselben werden so ausgehoben, daß in der Mitte ein Graben von ca. 30—40 cm Tiefe und 50 cm Breite entsteht. Etwa 410 Die Gartenwelt. IX, 35 Ende April füllt man diesen Graben mit frischem Pferde- dung und zwar in regelrechter Packung, wie es beim An- legen eines Mistbeetes geschieht. Hierauf kommt die aus- geworfene Erde und nach genügender Erwärmung der Beete, etwa nach 5 — 6 Tagen, lege man die Melonenkerne in Ab- ständen von 60 — 80 cm (je 4—5 Stück) auf die Mitte des Beetes ein und decke mit Glasglocken ab. Mit dem Aus- pflanzen vorkultivierter Pflanzen warte man noch etwas länger oder sorge für entsprechend größere Glasglocken. Billiger ist es, wenn man sich selbst Holzkästen mit Scheibenbelag anfertigt. Wenn die Witterung es irgend gestattet, lasse man die Melonen durch freie Entwicklung sieh kräftigen. Es ei'folge dann nach dem vierten voll- kommen entwickelten Blatt der Rückschnitt und noch- mals ein solcher nach dem fünften und sechsten ent- wickelten Blatt der jungen Ranken. Es ist ja zur Ge- nüge bekannt, daß an den dünnen Ranken der Frucht- ansatz sicherer und reicher ist und man wird oftmals noch ein drittes Stutzen nötig haben. Später ist ein Ein- kürzen der tragenden Ranken (besondere bei trübem Wetter) sehr vorteilhaft, wie auch nach und nach das Ent- fernen der nichttragenden Ranken zu erfolgen hat. Das Schneiden der Ranken erfolge jedoch dann nicht zu früh. Die Früchte sollen erst ge- nügend stark sein, um ein Fortkommen zu sichern. Hühnereiergröße mindestens. Dann ist es auch Zeit, an ein Unterlegen (am besten mit Schiefer) zu denken, wenn auch bei diesen oval ange- legten Beeten ein Faulen nicht so leicht zu befürchten ist. Dieses Verfahren der Melonen- kultur ist liinsichtlich seiner Einfachheit und der wenigen Kosten sehr rentabel, zumal man im günstigsten Falle fast ebenso früh als bei der Kastenkultur schneiden kann Vom Verfasser fü: Koniferen. Picea excelsji, Lk. virgata, Jacq., die Schlangen- oder Rutenliclite und Picea excelsa viniinalis, Casp., die Ilängeficlite. Von L. Beißner. (Hier XU eine Abbildung.) l/iese beiden höchst charakteristischen Formen der viel- gestaltigen Fichte oder Rottanne werden in der Praxis viel- fach mit einander verwechselt, darum dürfte es am Platze sein, ihi-e Unterschiede hier noch einmal scharf zu charak- terisieren. Die Form virgata in ilirer typischen, magersten Form trägt langgestreckte, schlangen- oder rutenförmige Wipfel- und Seitenäste, fast ohne seitliche Verzweigung, wie sie in No. 18, Seite 209, unter der irrtümlichen Bezeichnung viniinalis abgebildet wurde. Eine größere Pflanze, gleich mager \mä unschön, steht im Park zu Schönlierg an der Bergstraße und wurde im dritten Jahrgang der Gartenwelt (1899) Seite 523 abgebildet. Die Form rivnnalis zeigt normalen üppigen Wuchs, wagerechte Mutteräste, an denen die Seitenäste und Zweige oft meterlang strickförmig herabhängen, es sind dies meist herrliche dekorative Bäume, die nicht nur in Schweden, sondern auch in Forsten bei Aussaaten, und von da oft in die Parks verpflanzt, in schönster Entwickelung überall vorkommen. Zwischen diesen beiden Formen gibt es nun, durch Knospen Variation als eigen- tümliche Sämlinge derselben entstanden, Zwischen- formen und zwar in allen Abstufungen von den ge- nannten magersten Formen bis zu schönen sehr deko- rativen , reich verzweigten mit langem strickförmigem Behang von Zweigen. Die Abbildung der Seite 411 eines Prachtexemplares im Hofgarten zuBückeburg,schon erwähnt in den Mitteilungen der Dendrologischen Gesell- schaft 1902, Seite 57, stellt entschieden auch eine solche schöne Übergangsform dar, wie das noch die obersten rutenförmigen Bezweigungen erkennen lassen. Bei einer Aussaat im dortigen Garten sind früher mehi-ere solcher Bäume entstanden, die, etwas verschieden entwickelt, mehr zu der einen oder der anderen genannter beider Formen nei- gen. Bekannt ist der alte schöne Baum an der Schloßkirche in Reinhardsbrunn ; ich besitze Sämlinge von demselben, welche vorderhand ausgeprägte, aber reicher bezweigte Sclilangen- fiehten darstellen. Solche Individuen können sich mit zu- nehmendem Alter immer mehr als schöne Hängefichten aus- wachsen. Besonders in Nord-Europa kommen beide Formen öfter vor und wo solche abweichende Individuen auch bei uns in Forsten vorkommen, finden sich natürlich auch oft forstweise unter den Sämlingen alle möglichen Übergänge. Die schönsten, dekorativ wertvollsten Formen müssen dann durch Veredlung auf die gewöhnliche Fichte fortgepflanzt werden. IX, 35 Die Gartenwelt. 411 Ables arizonica, Merr. Der Aufforderung des Herrn C. Rimann in No. 31 dieser Zeitschrift gern Folge leistend, über- gebe ich mit Genehmigung der verehrlichen Redaktion mein kleines Erlebnis mit dieser Tanne der Öffentlichkeit: Im Sommer 1901 kaufte ich für 25 Mark zwei Exemplare von Abics arixonica. Es waren kleine, etwas aufgeschossene, in Töpfen kultivierte Pflänzchen. Eines davon ging schon in den ersten acht Tagen, trotz meines Protestierens, den Weg „alles Irdischen". Die andere, nun übrig gebliebene Pflanze wurde im Frühjahr 1903 an einer gut geschützten, aber sonnigen Stelle, vor einem hohen, dichten Boskitt als Einzelpflanze im Rasen ausgepflanzt. Anscheinend befand sie sich dort ganz wohl. Der kalte na.sse Sommer bekam ihr ganz gut, denn sie trieb im Frühjahr 1904 bedeutend kräftiger aus. Da — an einem besonders heißen Tage (sie war auch der vollen Mittags- sonne gänzlich ausgesetzt), wuiden die zarten jungen Triebe von der Sonne total verbrannt. Der Schrecken war groß, doch der Schaden nun einmal nicht mehr gut zu machen! Ich ließ die Pflanze, in der Hoffnung, daß sie sich vielleicht erholen würde, stehen, aber sie wurde immer schlech- ter, bis eines Tages, jedenfalls in der Besorg- nis, sie könnte ganz verdorren, unser alter Pudel kam, und sie kräftig begoß und über- brauste; das nahm ihm aber die ..Abies arizonica, Merriam''^ sehr übel, denn sie starb an den Folgen. Über einige junge Pflanzen, die ich noch besitze, kann ich kein weiteres Urteil abgeben. J. F. Horäk, Schloß Dyck, Rheinl. Die Redaktion bittet um weitere Meinungs- äußerungen über Abies Kakteen und Sukkulenten. Echiiiocereiis acifer, Leni. Von Alwin Berger, La Mortola. (Hierzu eine Abbildung.) JL/er kleine Echinocerens acifer ist einer von denen, die jeder sich besorgen sollte, der nur einige, aber lohnende Sukkulenten kultivieren will. Die Pflanze ist keine Neuheit mehr, reift öfters Samen und sproßt auch hinreichend, sodaß ihre Preise sich niedrig stellen, wie man .sich aus jedem Handelskatalog überzeugen kann. Bei einigermaßen zuträglicher Be- handlung bringt dieser Eclnnocereus all- jährlichim Vorsoramereinige seinerpracht- vollen hochroten Blüten hervor, die den V^orzug vor vielen anderen haben, daß sie mehrere Tage andauern. Er stammt aus den nördlicheren Gegenden Mexicos, Durango und Coahuila und scheint dort ziemlich liäufig zu sein. In Bezug auf leichte Verschiedenheiten in der Be- stachelung und der Masse und Schat- tierung der Blumen unterscheidet man drei Formen; ich sah jedoch in Süd- frankieich eine Anzahl importierter Pflan- zen, die noch einige weitere Varietäten ergeben hätten. Topfpflanzen, üie Kennedya. Von Peter Geier, Richmoud. 1/ie Kennedya, ein Schmetterlingsblütler, stammt aus Australien. Leider ist dieser herrliche Schlinger des temperierten Hauses wenig bekannt; in Handelsgärtnereien Deutschlands würde man ihn vergeblich suchen und doch verdiente die Kennedya wie kaum eine andere Pflanze in Privatgärtnereien zur Zierde der Gewächshäuser oder Schau- häuser und in Handelsgärtnereien als Topfpflanze und Schnitt- blume kultiviert zu werden. Die beste Anzucht ist meines Erachtens die durch Samen; auch durch Stecklinge kann sie folgendermaßen vermehrt werden. Die Seitentriebe steckt 412 Die Gartenwelt. IX, 35 man in Schalen' mit sandiger Heideerde, bringt sie in einen Kasten ohne Bodenwärme, hält geschlossen, spritzt und schattiert. Die Pflanzen erzeugen reichlicli Samen, welche man von Februar bis April in Schalen in leichte, sandige Erde aussät und auf etwas Bodenwärrae stellt, wo sie bald und willig keimen. Wenn die Pflänzchen ungefähr 5 cm hoch geworden sind, pflanze man sie in kleine Stecklingstöpfe, was dem Pikieren im freien Grund vorzuziehen ist, da die Kemiedya etwas empfindlich in der Wurzel ist imd olme guten Ballen ein Verpflanzen kaum angeraten werden kann. Später ist ein einmaliges Verpflanzen während des Sommers vorzunehmen, jedoch nehme man für- die jungen Pflanzen nie zu große Töpfe, wodurch die Erde leicht versauern würde. Als Erdmischung liebt die Kennedya 2 Teile Laub- oder Heideerde und 1 Teil Lehm mit Sand, dabei gute Drainage der Töpfe. Den jungen Pflanzen sagt über Sommer ein Standort im Mistbeetkasten, welcher nach dem Verpflanzen mit Vorteil etwas Bodenwärme haben darf, am meisten zu. Man gieße hier bei warmem, trockenem Wetter reichlich, wie auch Schattieren und Lüften unerläßliche Faktoren zu einem guten Erfolg sind. Die Kennedya läßt sich in Töpfen an Stäben oder an aus Stäben hergestellten Gestellen, Säulen, Leiterchen etc. ziehen. Die schönsten und zum Schnitt er- tragreichsten Pflanzen erzielt man bei Kiütur im freien Grunde des Hauses. Die Ranken werden an Wänden, Trägem und unter dem Glase gezogen. Während des Frühlings und Sommers gebe man den Kennedyen reichlich Wasser und Luft, bei zu starker Sonne Schatten. In den Wintermonaten, wenn ruhend, genügt ihnen eine Temperatur von 6 — 8 " C und ein sehr mäßiges Gießen. Die natürliclie Blütezeit der meisten Arten ist im April, Mai. Durch geeignetes Verfahren und richtige Sortenauswahl ist es jedoch auch möglich, sie schon in den Winter- monaten in Blüte zu haben. Hierzu entziehe man ihnen im Spätsommer etwas die reichliche Bewässerung, jedoch nicht gänzlich, was unter Umständen ein Eingehen der Pflanzen zu Folge hätte. Man hat hiermit sehr vorsichtig zu sein, um die Pflanzen zur Ruhe zu bringen, ohne daß sie durch zur große Trockenheit leiden würden. Im November steigere man nach und nach die Temperatur auf 15 — 20 " C und mit dem fortschreitenden Wachstum auch die Bewässerung. Es werden dann bald die Blüten aus den Blattwinkeln, d. h. an der Basis des Blattstieles hervorsprießen. Wenn man die Pflanzen gut behandelt, werden sie es mit ihrem Flor reiclilieh be- lohnen. Die eleganten traubenartigen Blüten wirken be- zaubernd in ihi-en verschiedenen Farben. Im Süden Frank- reichs habe ich die Kennedya, im Freien an etwas schattigen Stellen ausgepflanzt, als eine der dankbarsten und herrlichsten Schlinger bewimdert. Bessere Blumengeschäfte würden jeden- falls dankbare Abnehmer kurzer und langer Ranken mit Blumen sein und reichliche Verwendung dafür- in Verbindung mit feinem Asparagus-Grün u. a. haben. Wenn der Kennedya die beschriebene Behandlung zuteil wird, ist sie ein schneller und williger Wachser und bekleidet in kürzester Zeit die Wände eines temperierten Hauses. Wie oft bleiben Wände in Häusern kahl, wo ein solcher Schlinger freudig gedeihen Avürde, der während des Flors einen hohen Zierwort besitzt und die Arbeit und Unkosten als Schnittblume reichlich be- lohnt. Wir besitzen eine ziemlich reiche Auswahl an Kennedya- Arten ; einige der besten will ich liier anführen : Kemiedya inophylla ist niedrig; die Blumen sind schai-lachrot und erscheinen im Mai ; K. ruhicunda bat große lange Blüten- trauben in dunkelpurpurner Färbung; blüht im Mai; K. ovata blüht blau im Februar bis März; K. nigricans entwickelt im Juni ihren Flor; die traubenartig stehenden Blumen sind dunkelpurpur und schwefelgelb in der Mitte; K. eximia blüht in Dolden- trauben scharlachrot mit großen gelben Flecken in der Mitte; K. glahrata blüht Februar bis März tief purpurrot; K. macrophylla hat große hellblaue Blütentrauben, die von März bis Mai erscheinen. Ich könnte noch andere schöne Arten hier anführen, jedoch hat der Knltivateur es selbst heraus- zufinden, welche sich für ihn am besten eignen und von seinen Abnehmei-n am meisten begehrt werden. Man sollte dieser Pflanze, da sie es wirklich verdient, einen Platz in unseren Kulturen einräxnnen. Nimmt man jedoch in der Absicht, sie in Kultur zu nehmen, 3 — 4 Pflanzen zur Probe davon und stellt sie verlassen in eine dunkle Ecke des Hauses, wie dies so vielfach geschieht, dann kann man natiirlich keinen Erfolg haben und das abfällige Urteil ist fertig. Landschaftsgärtnerei. Proportionen. Natnralismns, Moderne. Xn einer früheren Arbeit sagte ich, daß gute Verhältnisse sich nicht konstruktiv ermitteln lassen. — Das gibt Großmann Anlaß zu der Frage, ob ich schon einmal etwas vom goldenen Schnitt gehört habe. Während ich also dem Zergliedern der Schönheit die künst- lerische Zulänglichkeit abspreche, bekennt sich Großmann zu dem Schema 8:5 und will die landschaft-sgärtnerische Schablone bekämpfen mit ihrer in Zahlen ausgedrückten Proportion von Licht und Schatten. Unhehagen ruft ihm ein Verstoß gegen den goldenen Schnitt und die übrigen vielen (?) guten Proportionen hervor. Kennt Groß- mann die.se von ihm vertretenen Proportionen? Vermutlich nicht; denn auch vom goldenen Schnitt weiß er den am meisten hervor- getretenen Verfechter nicht. Würde er schon einmal von Bocbenek's Kanon gehört haben, dann hätte er die eingangs zitierte Frage nicht stellen dürfen. Sollte Großmann erwidern, daß er bei seinen guten Proportionen nicht an das gedacht habe, was man unter ästhetischer Pro- portion versteht, dann würde er sich mit seiner Fragestellung in Widerspruch setzen und meine Auffassung sich zu eigen machen, daß Proportion für ihn ein Schlagwort sei. Aus meinen Ausführungen soll — nach Großmann — deutlich hervorgehen, daß ich Moderne mit Naturalismus verwechsele. Ich habe mich bemüht, eine Stelle zu finden, die dahin mißverstanden werden könnte. Hier den Erfolg: Mit einem Hinweis auf die penible Hoohkultur im nutzbaren Hausgarten habe ich den Großmannscheu Angriff auf den mit der guten Stube verglichenen naturalistischen Parade- und Schaugarten pariert, um irrtumfrei die Stelle fest- zulegen, gegen die ich mich wandte, hielt ich mich an den letzteren, von Großmann gewählten Ausdruck. Um besonders zu monieren, hätte kleinlich erscheinen müssen. — Und damit wird bewiesen, daß ich Moderne und Naturalismus für identisch halte! In No. 18 der Gartenwelt, Seite 208, stelle ich die Landschafts- gärtnerei in Parallele mit der neuerdings begünstigten gruppierten Bauanlage und dem unsymmetri.schen Fas.sadenriß, mit den krummen und .selbst winkeligen Straßen, der m.ilerisohen Anlage im neueren Städtebau. Ich sagte in No. IC, Seite 187, des sechsten Jahi'ganges der Gartenwelt wörtlich: ,, Es charakterisiert sich also der so- genannte Sieg der Natur über die Unnatur als das Aufgeben der gebundenen {zu stereotypen Formen verknöcherten) Linie zu gunsten der freien Linie (nach dem Vorbilde der Natur). Und darin liegt ja das Wesen alter und neuer Kunst überhaupt. — Und in der Modernen Kunst XVII, 3, heißt es: „Die Forderungen der alten Kunst, wie sie uns in den historischen Bau- und Gai-tenstilen ent- gegentreten: Regelmäßigkeit, Symmetrie und Stilistik lassen sich IX, 35 Die Gartenwelt. 413 zusammenfassen als das Prinzip der gebundenen Linie. Dem stellt, wiewohl zunächst unbewußt, der Landschafts- oder Parkgarten die freie Linie, dargestellt durch Pflanzung, Terrain und Wasser, als neuen Schönheitsbegriff gegenüber. — Wäre es vor hundert Jahren gelungen, dies neue Prinzip von der Materie abzulösen, dann hätte ein befruchtender Einfluß auf die gesamte Kunst garnicht ausbleiben können. In der Deutschon Bauhütte VIII, 21, steht: „Die Garten- kunst hat ihre Moderne gehabt, reichlich hundert Jahre vor der Baukunst. Daß der (Jang ihrer Entwiokelung über die Nachahmung der Natur hinweg zur Erringung neuer, freier, ungeahnter (durch Pflanziuig und Terrain dargestellter) Linienführungen an Stelle ab- gegriffener Formen führte, berechtigt nicht, noch heute die Nach- ahmung als Ziel dieser Kunst hinzustellen, vielmehr ist sie just wie die Architektur eine räumliche Kunst, die, weil sie ihre Gestaltungen aus lebendem Material bildet, die natürlichen Wachstumsbedingungen respektieren muß. Da aber diese Bedingungen gleichzeitig die alleinigen Faktoren zu dem Resultat der unberührten Landschaft sind, so wird auch heute noch ein landsohaftsähnliches Bild durch die freie Kunst des Gartens geschaffen, an dem aber die darunter liegenden, in Riß und Silhouette hervortretenden, ästhetisch be- friedigenden Linienführungen das Eigentlich-Künstlerische darstellen." Will Großmann jemanden des Naturalismus bezichtigen, dann irrt er sich danach wohl in der Adresse. Die Behauptung, daß ich die Moderne mit einigen Phrasen erklären und abtun wollte, ist ein tiichtiges Stück von Unbefangenheit. Ich habe den Einfluß, den die unter der Fahne der Moderne erfolgreich fortschreitende Künstler- schaft auf unser Gebiet eventuell auszuüben vermöchte, bereits in einer besonderen Arbeit erwogen, als Großmann jener noch mit: „Hände weg. Schuster bleib bei deinen Leisten!" gegenüberstand. Seine Auffassung vom Jahj'e 1Ö02 ist der vom Jahre 1904 gewichen. Ich hoffe auf 1906. Großmann scheint die hiermit wohl erledigten Angriffe für die beste Verteidigung gehalten zu haben, denn die gegen seine Dar- legungen in No. 1 erhobenen Einwände läßt er unberührt. Dagegen bringt er diese Darlegungen in No. 28 ausführlich in Erinnerung unter Vermeidung der beanstandeten Stellen. Außerdem wird dem Leser erspart, selbst die Quintessenz zu ziehen, welche besagt, daß der moderne Garten original gestaltet sein müsse. — Hm ! — Von den äußeren Formen, auf die es uns an- kommt, mag er nichts verraten. Das ist umsomehr zu bedauern, als man über die im Text besprochenen Kunstformen gern näheres erfahren hätte, vor allem ob sie mit den Meyer -Riesschen in Be- ziehung stehen werden. Den Fall gesetzt, eine neue Moderne sei möglich im Garten, dann wird sie sich nach Analogie der anderen Gebiete im Positiven, in konkreten Vorschlägen, Vorbildern zeigen müssen. Krone. Nachschrift der Redaktion. Ein gesunder, sachlich geführter Meinungsaustausch in schwebenden Fragen ist uns immer willkommen und wird auch stets Zeugnis ablegen für das Interesse, welches man in weiten Kreisen den Veröffentlichungen der Gartenweit entgegen- bringt. Aber jeder Meinungsaustausch muß auch seine Grenzen haben. Wir haben einen Abzug der vorstehenden Ausführungen vor Drucklegung dieser Nummer Herrn J. P. Großmann übermittelt, damit er eine Schlußäußerung anfüge. Herr Großmann hat darauf verzichtet; er überläßt das endgiltige Urteil in dieser nach allen Seiten hin beleuchteten Frage den Lesern mit dem Hinweise darauf, daß seine Ansichten über die Moderne in der Gartenkunst nicht nur theoretische seien, sondern, daß er dieselben als ausübender Land- schaftsgärtner schon seit Jahren in der Praxis durchgeführt habe, was wir ihm gern bestätigen. Wir schließen also hiermit die Er- örterungen über die Moderne in der Gartenkunst. weit" bekannt gab, konnte auch ich im vorigen Sommer machen. Anfang Juni brachte eine meiner Ämaryllis-Hyhviden noch einen verspäteten, aber kräftigen Blütenschaft. Da das Exemplar sich für Samenzucht nicht gut genug erwie.s, und um eine unnötige Schwächung der Zwiebel zu verhindern, schnitt ich den Stiel nach Entfaltung der ersten Blume ab und steckte ihn, da keine Verwendung dafür war, in die Tülle einer in der Nähe stehenden ausgedienton Gießkanne. Trotzdem der Standort, eine Mauerecke, recht zugig und nur leicht von einem Olivenbaum beschattet war und die Kanne nicht einen Tropfen Wasser enthielt, blühten die weiteren drei Knospen des Stieles nach und nach tadellos auf und schmückten die alte Gieß- kaime wohl 14 Tage lang. Zu meiner Verwunderung hatten aber zwei der Blumen, wahrscheinlich durcli Insekten befruchtet, sogar Samen angesetzt, die während des abnorm heißen und trockenen Juli zu vollkommener Reife gelangten, ohne daß der Stiel auch fernerhin die geringste Wassergabe oder auch nur einen günstigeren Standort erhalten hätte. Der Wissenschaft halber säete ich die Samen aus und konnte konstatieren, daß sie zum großen Teil keimten. Ich hatte schon früher beobachtet, daß abgeschnittene Amaryllis- Blumen-Schäfte sich besser trocken als im Wasser aufbewahren lassen, doch hätte ich eine solche Zählebigkeit, wie sie der angeführte Fall dartut, nicht für möglich gehalten. Ch. Brüggemann, Villefranche sur Mer. Be Zwiebel- und Knollengewächse. Das Samentragen abgeschnittener Amaryllis-Blütenstiele. Die gleiche interessante Beobachtung, die Heir Lobiier über das öamentragen abgeschnittener .Araar^/W/s-Blumen in No. 31 der „Garten- Neue Pflanzen. Neue Hydraiigea Mariesii- Varietäten. {Hierxu vier Abbildungen.) ►ekanntlich haben die Gartensorten von Hydrangea paniciilata und hortensis ihren Schmuckwert erst dadurch erhalten, daß sich die fertilen Blüten genau wie beim sterilen Gartenschneeball in sterile verwandelt haben. Diesen Garten- hortensien mit durchweg unfruchtbaren Blüten ist neuer- dings die Hydrangea Mariesii hinzugetreten, deren Schein- dolden zum größten Teile aus fruchtbaren lilafarbigen Blüten gebildet werden. Sie zeigen aber eine lückenhafte Umrahmtmg aus sterilen Blüten. Bei den sterilen Blüten sind die Blumen- blätter verkümmert. Geschlechtsorgaue sind noch vorhanden, dagegen ist der Fruchtknoten vollständig verschwunden, statt dessen der blütenfarbige Blumenstiel ganz beträchtlich ver- längert. Diese sterilen Randblüten der Scheindolde verleihen den Jfar/es«- Varietäten den Schmuckwert. Die vier Kelch- blätter tragen, äußerlich betrachtet, den Charakter und die Färbung von Blumenblättern und man ist geneigt, sie dafür zu halten. Unsere Abbildungen einzelner Blumendolden zeigen scharf den Unterschied in der Entwicklung der normalen und der sterilen Blüten. Der Durchmesser der letzteren be- trägt durchschnittlich 6^/2 cm; sie sind mehr oder weniger ausgerandet und von ungleicher Größe. Bei jeder Blüte ist das innere Kelchblatt in Bezug auf die Größe von der Natur stiefmütterlich bedacht. Die abgebildeten Hydrangea Mariesii- Varietäten werden diu-ch die Firma J. Lambert & Söhne in Trier in Deutschland verbreitet. Man wolle in Bezug hierauf auf Seite 406 in voriger Nummer nachlesen. Die größte Sorte ist H. Mariesii perfecta, Abbildung Seite 415, deren sterile Blüten über 7 cm Durchmesser halten. Sie sind weiß imd ganzrandig. Bei lilaeina Abb. S. 414 sind diese Blüten 6V2 cm breit rosafarbig, stark gekerbt; etwas größer sind sie bei graMiflora, weiß und mitunter monströs, sodaß liier neben den normalen sterilen, auch Blumen mit 5 bis 7 Kelch- blättern auftreten. OI1 nun diese iJ/a?-ies »'-Hortensien den hortensis und panicidata -Ysirie^ten vorzuziehen sind, ist 414 Die Gartenwelt. IX. 35 lydrangea Mariesii lilacina. Originalaufnahme für die „Garteuwelt". Geschmacksache; jedenfalls siml sie interessant und daneben haftet ihnen der Eeiz der Nruhcil an. Die von der Firma Lambert Ende April nach Bnliii gisiliiciiten vollblühenden Pflanzen, deren eine, H. Mariesü isstellung. Dort lag er aber bescheiden am hinteren Ende des Terrains, galt als selbständige Sache und war nur gegen besonderes Eintrittsgeld zugänglich. In Lüttich ist man nach Zahlung des Eintrittsgelds ge- zwungen, zuerst in diese „Vogelwiese" zu spazieren, .sodaß die Bierseligen gleich in dieser ersten Abteilung dauernd Pie Gartenwelt. IX, 35 hängen bleiben. Nach den Eeklameplakaten der Weltaus- stellung soll das Unternehmen mehr als hundert Paläste und Pavillons umfassen, in welche Zahl nach meiner Berechniuig sämtliche Ansichtskarten- und Zuckerbuden sowie Bedürfnis- anstalten mit eingerechnet sind. Von diesen „Palästen" be- finden sich im Vergnügungspark nicht weniger als ca. fünf- undzwanzig, darunter zahlreiche Kneipen, in denen Eiere de Munich (Münchener Bier) ausgeschenkt wird, und auch das Eestaurant ,,Oberbayei'n" von der vorjährigen Düsseldorfer Ausstellung mit den abgelebten Pseudobajuvarinnen, ferner die Düsseldorfer Wasserrutschbahn und ähnliche „Sehens- würdigkeiten'-, für welche teilweise Eintrittsgeld erhoben wird. Japanische Teehäuser sind zweimal vertreten, darunter eines innerhalb der eigentlichen Ausstellung mit dem von Düsseldorf her bekannten japanischen Garten, der aber hier vorläufig noch mit einer Mauer umgeben ist, die mir mehr chinesisch als japanisch erschien. Von diesem Vergnügungspark führt eine prächtige neue Briicke, der Pont de Fragnee, über den Maasfluß, den sie in zwei gewaltigen Bogen überspannt. Auf dieser Brücke steht das Monument Z. Grammes, dem vor- läufig noch die Hauptsache fehlt, da nur der Steinsockel steht. Am Brückenkopf fallen Böschungen rechts und links zur Maas ab, die mit tausenden von niedrigen Eosen, vorzugs- weise in kreisrunden Gruppen bepflanzt sind. Einige dieser Gruppen haben einen enormen Durchmesser; es mögen nach oberflächlicher Schätzung gegen 15000 Eosen sein, die hier vorzugsweise von der Fii'ma Gemen & Bourg, in kleinerem Umfang auch von Soupert & Notting, beide in Luxemburg, ausgepflanzt sind oder noch ausgepflanzt werden. Die Etiketten von Soupert & Notting weisen die hervor- ragendsten Neuzüchtungen der letzten Jahre auf, darunter auch zahlreiche Sorten deutscher Züchter, wodurch der Be- weis erbracht wird, daß man auch im Auslande unsere Züchtungen nicht mehr übergehen kann. Kaum hat man die erwähnte Maasbrücke überschritten, so muß man über eine kleine zweite, über die Ourthe führende Brücke, um in den zweiten und hauptsächlichsten Teil der Ausstellung zu ge- langen. Man kommt hier zunächst auf einen Platz, dessen Mittelpunkt ein Musikkiosk bildet, welcher von Gartenanlagen umgeben wird. Eechts von diesen Anlagen liegt der ge- waltige Hauptausstellungspalast, neben diesem ein Festsaalbau und weiterhin befindet sich in diesem Teile der Ausstellung noch der französische Palast für Acker- und Garten- bau. Im übrigen wird dieser Teil der Ausstellung durch Eestaurationsgebäude, Zucker- und sonstige Verkaufsbuden ausgefüllt. Innerhalb des Hauptausstellungspalastes befindet sich auch das sogenannte Deutsche Haus, in welchem namentlich die führenden Firmen der deutschen Industrie und des deutschen Kohlenbergbaues, wie Krupp, Siemens, Löwe, Borsig, Feiten & Guillaume, Schwarzkopff, Freund u. a. ausgestellt haben. Von deutschen Samenfirmen sind nur die bekannten Darmstädter Klenganstalten vertreten. Selbstverständlich be- findet sich liier auch eine deutsche Kneipe. Dieser Haupt- ausstellungspalast ist von ganz gewaltiger Größe, die sich zur Zeit noch gar nicht abschätzen läßt, da er an den Seiten noch von einem förmlichen Bangierbahnhof, von Erd- und Schmutzbergen, Baubuden etc. vollständig umschlossen ist. Auch im Inneren ist noch rein alles unfertig. Nur diejenigen, die das Publikum mit ihren aufdringlichen An- geboten anrempeln, stehen auf der Höhe der Ausstellungs- eröffnung. Die Hauptverkelirswege werden noch von Eisenbahn- schienen durchschnitten, über welche kleine Lokomotiven die schwerbeladenen Güterwagen ziehen. Alle drei Schritt kommt man an einen vernagelten Kasten, der den Weg versperrt und wenn auch der Eintritt in den Trümmerpalast nicht direkt verboten ist, so ist doch das Vordringen mit Lebens- gefahr verbunden. Erwähnt sei noch, daß auf der Lütticher Ausstellung die Franzosen eine beherrschende Stellung einnehmen. Ihnen allein sind zwei große Baulichkeiten eingeräumt, der erwähnte für Landwirtschaft und Gartenbau und das gesondert am rechten Ufer der Ourthe gelegene Palais de France. Die Baulichkeit für Landwirtschaft und Gartenbau füllen in den unteren Räumen ausschließlich landwirtschaftliche Maschinen imd gärtnerische Gerätschaften, doch war auch hier alles noch in der Aufstellung begriffen. (Schluß folgt.) Gerätschaften. Samen -Einback- nnd Walzgerät für Rasenanlagen. Vüu C. Sattler, Zivilingenieur, Steglitz-Berlin. in No. 29, Seite 344, dieser Zeitschrift vom 15. April 1005 habe ich bereits auf die bisher übliche Art des Anlegens von Easeo hingewiesen uod deren Mängel erwähnt, welche durch mein neues Gerät behoben wel'den sollen. Ich komme nun heute auf das Gerät selbst in seiner Eigenart und Anwendung, sowie dessen Vorteüe zurück; möchte aber zunächst ein bekanntes Gerät zur Rasenpflege erwähnen, mit dem da.s neue Gerät Ähnlichkeit hat, nämlich die Easenmähniaschine. Im Prinzip unterscheidet man zwei Arten von Rasenmäbmaschinen und zwar: 1. die alte bewährte Basenmähmaschine aus einer Walze mit von dieser in Umdrehung versetzter Messertrommel und kleinen Stellrädern vorn und 2. die neuere Kasenmähmasohine aus zwei breiten Laufrädern und von diesen angetriebener Messertrommel. Die Messer- trommel liegt hier zwischen den beiden Laufrädern der Maschine imd eine kleine Druckwalze oder Bäder hinten. Die erste Art mit der Walze, ein beliebtes und praktisches Gerät, hat den wesentlichen Vorteil, daß sie den Arbeiter in bezug auf Achtsamkeit weniger in Anspruch nimmt und zwar zumal beim Schneiden des Randes von Basen, da die Walze, auch wenn die Maschine zur- Hälfte frei läuft, der Maschine immer das Gleich- gewicht hält, so daß ein Einschneiden der Messer in die Erde, also ein Ausschneiden des Basens, nicht stattfinden kann. Bei den Maschinen der zweiten Art, die leichter sind, ist das Randschneiden des Rasens weniger einfach; es wird mehr Auf- merksamkeit von dem Arbeiter verlangt, um ein Einschneiden der Messer in das Erdreich zu verhüten, auch hinterlassen die Laufräder Spuren im Rasen; trotzdem erfüllen diese Maschinen beim Flächen- schneiden gut ihren Zweck. Als Typ für mein Einhack- und Walzgerät habe ich nun in erster Linie die erste Art der Basenmähmaschine gewählt, obgleich ich beide, ja alle Arten hierzu beanspruchen bezw. wählen kann. Meinem Gerät liegt nun der Gedanke zugrunde, an Stelle der Messer- trommel oder der Messer eine Hackvorrichtung in eine Basenmäh- maschine beliebiger Art auswechselbar einzubauen, um dadurch das Gerät außer zum Einhacken des Samens und Walzen auch zum Rasenschneiden verwenden zu können. Mit einem Gerät sollen also drei verschiedene Arbeitsgänge, die bisher mit besonderen Geräten ausgeführt wurden, erledigt werden. Lu allgemeinen ist es nicht beliebt und auch nicht ratsam, mit einem Gerät, durch Einstellen oder Auswechseln einzelner Teile des- selben, mehrere verechiedene Arbeiten zu verrichten, da dann das richtige Arbeiten des Gerätes zu dem einen oder anderen Zwecke IX, 35 Die Gartenwelt. immer von der Intelligenz des Arbeiters abhängt, der die Einzelteile auswechseln und einstellen soll. Ich bin daher bei dem vorliegenden Gerät von dem Gedanken ausgegangen, die auszuwechselnden Teile und die Einstellung derselben auf ein Mindestteil zu beschränken und so einfach zu gestalten, daß jedermann die Auswechsel'. ng leicht erledigen kann. Überdies würde im Jahr schließlich eine Aus- wechselung von Einzelteilen nur zweimal erfolgen, denn ist der Rasen angelegt, also das Gerät als Sanien-Einhack- und Walzmaschine vorwendet, so wird es den Sommer überdoch nur als Rasenmähmaschine Verwendung finden. Das Gerät, wie es nun am ge- eignetsten erscheint, besteht aus einer, in einem Gestell, ähnlich der Rasenmähmaschine, gelagerten ^^■1 Walze, die im Bedarfsfalle beschwert ^^ I wei'den kann, und einer Messer- ^y^^ trommel, welch letztere von der Walze aus mittelst Radervorgelegen, die in einem Gehäuse eingekapselt sind, in Umdrehung versetzt wird. Die Hackvorrichtung besteht hier lediglich aus Hackbalken, die aus Flachstücken mit an einer Längsseite angeordneten Zinken ge- bildet sind, und die auf die Messer der Messertrommel leicht aus- wechselbar gelegt sind, wobei natür- lich das Gegenmesser für die Messer- tronimei abgenommen ist, was ohne Schwierigkeiten in kürzester Zeit geschehen kann. Soll nun das Gerät, wie es in dem vorbeschrie- benen Zustande als Samen-Einhack- und Walzmaschine verwendet wird, als Rasenmähmaschine in Benutzung genommen werden, so ist weiter nichts nötig, als die Hackbalken von den Messern abzunehmen und das Gegenme.sser für die Messer- trnmmel anzulegen. Bei diesen Manipulationen bleibt der Stand der Messer und der Messertrommel immer derselbe, da die Trommel selbst in der Maschine zu jeder Arbeitsart ver- wendet wird. Man hat es in dem beschriebenen Falle mit einer umlaufenden Einhackvorrichtung zu tun, die Erde und Samen gleichsam mischt, welche Bestandteile dann durch die nachfolgende Walze festgemacht werden. Die ausgeführten Versuche und Proben lassen schließen, daß sich dieses System am besten bewähren wird, zu- mal die Hackvorrichtung an jede Rasenniähma.schine angebracht werden kaan. Eine andere Einhackvorrichtung besteht aus einem oder mehreren Hackbalken mit Zinken, die, bei der Umdrehung der Laufräder der Maschine mittelst Zahn- räder oder anderen Getriebeteilen und durch E-xzenter oder dergl., in eine schnelle und kurze Schwingung ver- setzt werden und so die natürliche Hackbewegung nachahmen. Diese Einhackvorrichtung ist etwas kom- plizierter als die erste und erfordert meist die Aus- wechselung der Messertrommel mit Gegenmesser. Zur Einstellung der Schnitthohe bezw. Haoktief.^ ist nun eine Gcgendruckwalze an dem Gerät vni- gesehen, die hier sowohl vorn als auch hinten an il r Maschine verwendet werden kann. Die Fi.xierung di r Stellung dieser Gegendruckwalze geschieht entwedir durch federnde Stifte, die in Locher des Rahmens dei' Maschine eingreifen können oder aber durch einfache Verstellbarer Kübelhaken. Iriginalaufnahme f. d, „Garlenwelf Stellschrauben, welche die Walze in ihrer jeweiligen Stellung fest- legen. Bemerkenswert ist hierbei, daß die Anordnung der Messer- trommel und der Gegendruckwalze so getroffen ist, daß sich seitlich und vor der Maschine kein Teil befindet, welcher in das Gras ein- greifen und dasselbe niederlegen kann. Ferner steht dem nichts im Wege, die Maschine mit Hackvorrichtung als Gerät zum Entfernen des Mooses aus dem Rasen zu verwenden und glaube ich durch meine einfache Konstruktion ein brauchbares Gerät zum Anlegern und Pflegen von Rasen damit der Praxis bieten zu können. Ein praktischer, verstellbarer Kübelliaken. Von Ernst Richter, Charlottenburg. (IR zwei Abbildungen.) Der verstellbare Kübelhaken besteht aus einem flachen Eisenstab, einer leicht verschiebbaren Klemmschraube und einem Traghaken, wie dies die beistehende Abbildung zeigt. Der Eisenstab hat eine Breite von 30 mm, eine Stärke von 8 mm und eine Länge von 80—90 cm. In der Mitte seiner Länge ist er halb um seine Längsachse gedreht und am Fußende haken- förmig umgebogen. Der Traghaken ist unter der Drehung angenietet, während die Klemmschraube oberhalb derselben angeordnet ist. Soll der Kübel transportiert werden, so wird der untere in doppeltem Winkel gebogene Teil unter den Kübelrand geschoben und die Klemmschraube soweit herabgelassen, bis .sie auf dem oberen Kübelrand fest aufliegt. Durch Anziehen der Schraube werderi die Kübeldaube und der Eisen- stab derartig fest mit einander verbunden, daß ein Bewegen oder gar Abrutschen des Kübels unmöglich ist. Die Vorteile dieses Kübelhakens .sind so große, daß er in keiner Gärtnerei, wo viele Kübel zu transportieren sind, fehlen sollte und ich kann ihn aus eigener Erfahrung warm empfehlen. Vor allem werden die Kübel selb.st sehr geschont und sehen immer elegant aus, denn daß die festen Haken einem Kübel ein besonders hübsches und elegantes Aussehen geben, kann wohl niemand be- haupten. Aus diesem Grunde trifft man auch viele Kübel ohne teste Haken an, besonders dort, wo es auch auf geschmackvolles Aus- sehen derselben ankommt. Statt dessen sind in den meisten Fällen allerdings kleine Vertiefungen unter dem Bandeisen, doch ist es auch kein Vergnügen, solche Kübel zu ti-ansportieren, denn beim jedes- maligen Absetzen fallen die Haken heraus. Auch werden Bandeisen Kübeltran-ml i'iiii' ■s.iny.f Legion von Schutzleuten und -Suldaten. !•> is( auf drr Ausstellung eine förmliche mililärischi' llaiipt- wai-li.' eingovirlitot, mit regelmäßigem Ablösungsdienst. Alle Waifengattungen, Infanterie und Kavallerie, letztere zu Fuß, sind vertreten. Sehr interessant ist im Ac kerbaiigebäude die Aus- stellung verschiedener französischer wissenschaftlicher Institute und eine Schau.stellung der Pariser Weltfirraa Vilmorin, Andrieux & Co. Letztere umfaßt eine gewählte Kollektion von Gräsern und Samen landwirtschaftlicher Nutzpflanzen, sowie ein selten reichhaltiges Sortiment ganz vorzüglich durch- gearbeiteter Nachbildungen (Modelle) von l''\il(i'irülien, Jvar- tiiffoin, Kürbissen und anderen Nutzpllan/.i'ii. Ein Gewächshaus ist auf der ganzen Weltausstellung nicht vorhanden, ein Palais de THorticulture im Vergnügungspark in der Ausführung begriffen. Dagegen befinden sich auf dem großen Platz, der einerseits von der ()urthe, andererseits vom Haupt- ausstellungspalast, sowie dem Salle des Fetes (Festsaalbau) und dem französischen Aekerbaugebäude begrenzt wird, gärtnerische Anpflanzungen. Diese sind ganz ausschließlich von französischen Firmen ausgeführt, da sich außer diesen bis jetzt weder eine belgische Firma noch diejenige sonst eines Landes, Luxemburg ausgenommen, beteiligt hat. Einige Anlagen ver- dankt die Ausstellung der Pariser Parkverwaltung, die übrigen franzcisischen Handelsgärtnereien. Die mit Hornveilchen (Viola cornu(a), mit Goldlack, Cineraria stellata, A\mke\n und anderen bepflanzten Beete lassen alles zu wünschen übrig. Ein Aussteller hat ein selten großes Sortiment blühender Topfflieder ausgestellt, doch waren die Blüten unvollkommen entwickelt. Andere Aussteller sind mit buntlaubigen Gehölzen, mit kleineren Koniferen und mit schlecht geschnittenen hochstämmigen Rosen vertreten. Letztere weisen durchweg Waldstämme auf. In Luxemburg und Franki-eich ist man auf die in Deutschland allgemein beliebten Sämlingsstämme anscheinend schlecht zu sprechen, vielleicht, weil die Hei'anzucht der Säni- lingsstämme in diesen Ländern nicht mit dem gleichen Er- folg wie bei uns in Deutschland gehandhabt wird. Man ist bei uns gerade zur rechten Zeit zur Sämlingszucht über- gegangen, denn bald wäre der letzte brauchbare Waldstamm ausgerodet gewesen. Der Schwerpunkt der derzeitigen gärtnerischen Schau- stellung in Lüttich liegt in den Erzeugnissen französischer Obstbaum schulen. Nur ein Aussteller hat Hochstämme, Pyramiden, Ruschbäume und Kordons in sogenannter Handels- ware ausgestellt, alle übrigen zeigen Forniobst und zwar in einer Beschaffenheit, wie solches auf deutschen Aus- stellungen noch niemals zu sehen gewesen ist. Die Leser wissen, daß ich für Kunstschneiderei bei der Obstkultur nicht schwärme, wer aber solche betreiben will, dem kann das, was in Lüttich gezeigt wird, vorbildlich sein. Da sieht man Hochstämme mit Kronen in Kessel-, Regenschirm- und Teller- form, hochstämmige Fächei-palmetten, wie sie in Belgien und Frankreich so manche Häuserwand schmücken, Ü-Palmetten in allen möglichen Variationen und wagrechte Kordons mit zwei Etagen. Darunter befanden sich solche, die sich bei 50 cm Stammhöhe gabelten. Die Gabel bildete ein wagerechtes c^, an dessen Grunde sich der Stamm um 50 cm verlängerte, worauf er wagerecht weiterläuft, sodaß der obere Leitlrieb 50 cm über dem untern g läuft. Neben diesen Spielereien gibt es dann noch Johannis- lieereu als Spaliere in verschiedenen Formen gezogen \md als Hochstämme einen Regenschirm imitierend, schräge Kordons mit mehreren, einseitig laufenden Seitentrieben und sonstige hübsche Sachen, deren Formierung sehr viel Arbeit macht und die so künstlich und künstlerisch formiert sind, daß man geneigt ist, sie im blattlosen Zustande gar nicht mehr für lebende Pflanzen zu halten. Anerkennung verdient das Ge,schick der Franzosen, mit welchem sie Lücken in ihren Kunstformen durch Ablaktieren, zu welchem unter- halb der Lücken stehende Holztriebe genommen werden, „aus- zugipsen" verstehen. Es sind Kordons zu sehen, die mit fünf und mehr durcli Abiaktionen geschaffener „Brücken" versehen sind. Dicht am Eingange des vorerwähnten Palais de France führt eine Brücke, die dritte innerhalb der Ausstellung, über die Ourthe nach der schon erwähnten Halbinsel. Hier empfängt uns der Schatten alter Bäume. Leider waren die Rasenflächen ganz zertreten, die Wege aufgewühlt und mit Schienen belegt. Gleich rechts befindet sich wieder eine große Münchener Bierkneipe, dieser gegenüber ein Pavillon der gewerblichen Schulen Lüttichs. Unter diesen Schulen ist auch eine Gartenliauschule, die allerdings nicht sonderlich berühmt zu sein scheint, vertreten. Die ausgestellten Pläne der Zöglinge dieser Anstalt sind recht primitiver Natur. Sehenswert ist in diesem Teile der Ausstellung noch eine internationale Kunstausstellung, für welche natürlich wieder Eintrittsgeld erhoben wird. Das Haupt- portal schmückt ein Gipsabguß des von der Düsseldorfer Ausstellung her bekannten Blondatschen Brunnens, dessen Abbildung wir in Nummer 'J, Seite 18, gebracht haben. Verschiedene Nationen, auch die deutsche, allen voran aber Belgien und Frankreich, sind hier mit Gemälden, Marmorbild- werken und anderen Skulpturen vertreten. Die Vorliebe der Künstler, namentlich der französischen, für das Ewig- Weibliche, speziell für das Weiblich -Nackte ist nicht zu verkennen. Kaum ein Saal ohne Aktbilder, zwischen künstlerisch hervor- ragenden auch das eine oder andere eindeutige, aber auch prächtige Blumenstücke und Stilleben. Selbstverständlich war auch diese Kunstausstellung noch unfertig, mehr als ein Raum noch abgesperrt und vernagelt. Ein Bau für antike Kunst war noch verschlossen. Fertig war in diesem Teile der Ausstellung das Palais de la Femme, eine Schau- stellung weiblicher Sklaven. Da arbeiten Mädchen und be- jahrte Frauen als Strohflechterinnen, Stickerinnen, Teppich- weberinnen, Büglerinnen, da befindet sich eine Koch- und Haushaltungsschule und etwa zwanzig bedauernswerte, in schulpflichtigem Alter stehende Mädchen, klöppeln Tag für Tag die sogenannten Brüsseler Spitzen unter der Auf- sicht älterer Nonnen. Manche dieser zarten Kinder befinden sich bei dieser mühseligen, in schlechter Körperhaltung aus- zuführenden Arbeit scheinbar im Stadium des Verwachsens; man sieht Kinder unter diesen Spitzenklöpplerinnen, die ihrer körperlichen Entwicklung nach kaum das sechste Lel)ensjalu' überschritten haben können. Was die Weltausstellung in Lüttich im Laufe der Zeit noch an gärtnerischen Leistungen bieten wird, läßt sich heute noch nicht beurteilen. Gerade der halbinselartige Teil bietet infolge seiner landschaftlich natürlichen Beschaffenheit die \^ ^ w ,^%^ ^1 ^ynJj^^ '^ Ä't? !Mb ^^ ^2 'rritoriia liyln I KnipliciHa li\ Ij. . Züchtung von Georg Arends in Honsdorf. IX, 36 Die Gartenwelt. Möglichkeit, hier einen reichen Bhimenschmuck als Gehölze- vorpflanznngen und auch auf Blumengruppen z\ir Vorführung zu bringen. Gelegentlich meiner Anwesenheit war man gerade mit der gärtnerischen Ausgestaltung eines großen Platzes vor dem Kimstausstellungsgebäude beschäftigt. Die Ausstellungsbauten ordnen sich der landschaftlichen Umgebung vorzüglich an. Sie sind ^zierlich und architektonisch schön, ohne sich durch prunkende Überladung in so unangenehmer Weise bemei'kbar zu machen wie dies in Düsseldorf der Isall war. Den weitern Rahmen des Ganzen bildet die malerisch liegende Stadt Lüttich, deren Straßen die Aus- stellung dicht begrenzen, mit ihren zahlreichen Türmen und die das Tal umschließenden Höhen. Menschlicher Voraussicht nach wird die Weltausstellung in Lüttich, die anfangs Mai, ich wiederhole es, durchaus unfertig war und in welcher es zur Zeit meines Besuches etwa so ausgesehen hat wie in Pompeji zur Zeit der Ausgrabungen, erst nach längerer Zeit fertig- gestellt sein. Sie dürfte dann mehr ein internationaler Ver- gnügiingsplatz und Jahrmarkt, als eine ernste Weltausstellung sein, die kaum den Besuch derer, die statt aufreibender Ver- gnügungen wirkliche Belehrung suchen, lohnen wird. Wer aber Belgien besucht, um die bedeutenden Gartenbau- Etablissements in Brüssel, Gent und Brügge kennen zu lernen, unterbreche seine Fahrt in Lüttich und besuche die Aus- stellung, schiebe aber seinen Besuch bis zu deren Fertigstellung auf. Zum Studium dürfte ein Tag vollständig genügen. Es ist nicht unmöglich, daß der offizielle Katalog noch vor Schluß des Unternehmens im November fertiggestellt sein wird. Hoffen wir es! Als Kuriosum sei noch erwähnt, daß ich in ganz Lüttich keinen ZeitungshändJer fand, der sich mit dem Verkauf einer deutschen Zeitung befaßt; nicht einmal auf dem Hauptbahn- hof ist eine solche zu haben. Dabei ist Lüttich Groß- und Indusüiestadt mit internationalem Verkehr! Schlingpflanzen. Cantua buxifolia, Juss. Cy'WiliM buxifolia, Jtiss., oder wie sie, häufiger genannt wird, Cantun dependcm ist eine alte Gartenpflanze aus Peru, die aber in Deut.sohland wohl nur sehr selten zu finden ist. Sie bringt im Frühling reizende rosarote, langgeröhrte Blüten, die zu 9 bis 11 am Ende der Zweige erscheinen. Die Blunienkrone überragt den Kelch wohl um das Dreifache an Länge und ist am Ende fünfspaltig und etwas ausgebreitet. Die Schönheit der Pflanze liegt in den herab- hängenden Blütenzweigeu und den langgeröhrten Blüten, die den Eindruck noch vermehren. Am vorteilhaftesten präsentiert sich der Schlingstrauch,, denn ein solcher ist Canhia buxifolia, gegen eine Mauer im Kalthause oder temperierten Hause in ein Beet mit nahr- hafter Erde gepflanzt. Die Haupttiiebe werden hochgebunden, während man die Blütenzweige sich frei entwickeln läßt, damit sie graziös herabhängen. Nach der Blüte werden die Seitentriebe zurück- geschnitten, bis ins vorjährige Holz, und die erscheinenden schwächeren Triebe zugunsten der kräftigen entfernt. Die ■ Cantua verträgt trockene Luft nicht recht und wird dann häufig von der Roten Spinne befallen. Deshalb ist für feuchte Luft durch öfteres Spritzen zu .sorgen. Cantua buxifolia darf als eine Pflanze für Privatgärtnereien empfohlen werden, woselbst sie in Wintergärten oder Gewächshäusern zur Bekleidung von Wänden oder in sonst passender Weise zur Bekleidung von Bögen oder Trägern verwendet werden kann. Als Topfpflanze entwickelt sie sich natiirgemäß weniger schön; für das Zimmer ist sie, da gegen trockene Luft empfindhch, nicht geeignet. Bemerkt sei noch, daß Caniua mit Cobaea scandens verwandt ist und wie diese zur Familie der Polemoniaceen gehört, die uns in der Phlox und in der Oilia noch zwei beliebte Zierpflanzen stellt. W. T. Etwas vom Efeu. Trotz des verflossenen milden Winters hat der Efeu, namentlich der großblätterige, doch ganz bedeutend ge- litten und besondeis in sonnigen und windigen Lagen ein recht trauriges Aussehen bekommen. Eine kalte Nacht von — 20" C. und mehr mit tags darauf folgendem Sonnenschein und vielem Winde, ohne Schneedecke, waren die Ursachen zu dieser Erscheinung, die zu beseitigen viele Arbeit machte. Hierbei «eigte sich der Wert der viel härteren kleinblätterigen Varietäten recht augenscheinlich. Diese sind besonders für das Freie dem großblätterigen wohl in den allermeisten Fällen vorzuziehen. Zwei sehr wertvolle Eigenschaften, durch welche sie den großblätterigen Efeu ganz bedeutend übertreffen, machen sie für die verschiedensten Zwecke viel empfehlenswerter, nämlich die größere Widerstandsfähigkeit im Winter und eine ebenfalls viel größere Anpassungsfähigkeit an die verschiedensten Verhältnisse. Während der großblätterige Efeu mit seinen langen Blattstielen und großen fetten Blättern in gar vielen Fällen zu robust und unbequem wird, schmiegt sich der kleinblätterige (je kleinblätteriger desto schöner für viele Zwecke) viel besser und schöner an alles an, haftet auch, leichter sich anklammernd, fest und gut an Mauern. Eine Einfassung um Eosen, z. B. aus großblätterigem Efeu, wie man sie dann und wann sieht, auch vor Sträuohern, kann recht unbequem werden und ist m. E. durchaus nicht zu empfehlen. Viel besser ist kleinblätteriger, schon seiner dünnereu Banken und flacheren Haltung wegen, hier sowohl wie an Mauern, woselbst sich jener auch lange nicht so schnell und so gut anklammert. Ebenso sollte mau in Fällen, in welchen man Rasen durch Efeu ersetzen will, nur klein- blätterigen wählen und zwar wiederum nicht zum wenigsten seiner flachen Haltung wegen. In Kästen zu Wänden für Cafes, Restaurants etc. mag großblätteriger verwendet werden, obschon ich eine gute und dichte Wand aus kleinblätterigem Efeu auch hier vorziehe, wenigstens in vielerlei Lagen und beschränkten Räumen. Auch für Arabesken in großem Maßstabe auf dem Rasen kann groß- blätteriger Efeu dienen; für solche in minder großem Umfange ist wiederum der kleinblätterige vorzuziehen. Am härtesten ist wohl der für mancherlei Zwecke (besonders an alten Bäumen, Ruinen etc.) verwendbare gemeine europäische Efeu (Hedera Helix, Linne) mit seinen großen dunklen, lederartigen und glänzenden Blättern und vielfach blühenden Zweigen, welche ihm ein sehr interessantes Aus- sehen geben. G. S. Stauden. Tritüina hybrida „Expreß". Vom Herausgeber. [Hierxu die Farbentafel.) J-/iese Tritoma, über welche schon auf Seite 326 des vorigen, VIII. Jahrgangs einige Mitteilungen gemacht wurden, ist aus einer Kreuzung von Tritoma coraWma-Hybriden mit Tritoma Tiwkii hervorgegangen. Diese Befruchtung wurde ermöglicht, als zufällig einmal die erstgenannten gleichzeitig mit der frühblühenden Tr. Tuckii in Flor kamen. Die w-rt- vollste Eigenschaft der Tritoma Tuckii ist ihr frühes Blühen. Diese Art hat aber als Schmuckstaude und Schnittblume ge- ringeren Wert, weil die Farbe zu wünschen fibri^- läßt. Diesem Mangel hat nun Georg Arends in Eonsdorf dm-ch Züchtung der Tritoma hybrida „Expreß'^ abgeholfen; sie ver- einigt die Vorzüge der frühblühenden und harten T. Tuckii mit der leuchtenden Farbe der herbstblühenden Varietäten. Über die Färbung dieser Neuheit gibt unsere vorzüglich ge- lungene, nach den uns von Herrn Arends im vorigen Jahre Die Gartenwelt. IX. 36 übermittelten Blüten von Fräulein Johanna Beckmann, unserer bewährten Bluraenmalerin, ausgeführte Farbentafel besten Aufschluß. Triloma hybrida „B/xpreß"- ist eine Gartenaus- schmückungspflanze und Schnittblume ersten Ranges. Durch diese neue Züchtung sind die dekorativen, für freie Arrange- ments vorzüglich geeigneten Blütenkolben jetzt dem Blumen- binder den ganzen Sommer über zugänglich. Besonderen Wert dürfte diese Züclitung auch für nördliche Länder mit kurzem Sommer wie Dänemark, Schweden, Rußland, haben. Überall da, wo die bisher bekannten spätblühenden Sorten nicht mehr oder nur ausnahmsweise zum Blühen gelangen können, darf man nun bei Anpflanzung von Tritoma „Expreß"'- auf einen jährlich wiederkehrenden Blumenflor rechnen. ü. Topfpflanzen. Yucca-Kreuzungen. (Hierxu eine Abbildung.) inter Hinweis auf meinen Aufsatz in No. 1 des VIII. Jahr- ganges, Seite 7, über „Jucea karlsnihensis"- möchte ich mitteilen, daß voriges Jahr die Befruchtung und gegenseitige Ki-euzung der Yucca sehr gut gelungen ist. Yucca gloriosa mit Y. filamenlosa befruchtet bat 2l! Früchte angesetzt (siehe Abb.); Yucca fdamentosa mit ^tor/o.«fr befruchtet, deren 14. Einige Blüten von filamenlosa mit eigenem Blütenstaub befruchtet, setzten 42 Fräohte an; Beweis genug, daß auch ohne Yucca-Motte der Sani enansatz dieser Pflanzen vorzüglich gelingt. Meine Y. karlsruhensis entwiclieln sich prächtig; sie halten immer noch genau die Mitte zwischen beiden Eltern; im Blau-grün ihrer bereiften Blätter, die stark auf- recht stehen, sehen sie sehr schön aus, winterhart sind sie volll;ommen. Herr Carl Schmidt, in Firma HaageS; Schmidt, dem ich s. Zt. 100 Pflanzen abgegeben habe, schreibt darüber folgendes: „Die eine Hälfte, im frostfreien Mistbeetkasteu überwintert, ist eingegangen, die anderen ins Freie ausgepflanzt imd mit Brettei- kasten und Fenstern bedeckt, ist gut durch den Winter gekommen und wachsen die Pflanzen sehr schön. Man sieht also hieraus, daß Ihre Yucca karlsruhensis vollständig wiuterhart ist*) und im Freien be.sser gedeiht als im Unterwinterungskasten". Da die Pflanzen Kältegi-ade bis zu 22 " C. schadlos aushalten, dürfte jeder andere Schutz als Bedeckung des Bodens durch Laub eher schädlich als nützhch sein. Graebener. Grischowia hirta und Exacuih macranthum, zwei prächtige Herbstblüher. Qrischuiiia hirta, Karst, i.st ein kleiner, hübsch beblaiterter Kalthausstrauch aus den Hochgebirgen von Venezuela, gehört zur Familie der Melastomaceen, wurde 1848 eingeführt und ist ein HerbstblUher von auffallender Schönheit. Die großen Blüten, fast größer als die von Lasiandra, sind rosenrot mit gelben Staubfäden und entwickeln sich von August an im hellen Kalthause bis gegen Januar in ununterbvochener Folge an den Enden der rötlichen Zweige. Die beachtenswertesten Kulturerfordernisse sind Heideerde mit etwas Lehm und Sand, flüssige Düngung in der Wachstums?,eit, sonniger Stand im Mistbeet oder Freien über Sommer und rechtzeitige.s Entspitzen. Die duftlosen Blüten sind für Binderei zu hinfällig und das ist ihr einziger Fehler. Exaeum macranthum, Arn.^zE. xeylanicuw , Roxb. ist eine Genfianee von den Gebirgen Ceylons und hat Blüten von der Größe eines Zweimarkstückes in endständigen Doldentrauben. Ihre Farbe ist ein prächtiges Ijltraniarinblau, Staubfäden und Antheren sind goldgelb. Sie zieht sich leicht aus Samen (bei Haage & Schmidt erhältlich), liebt lockere Heide- oder Moorerde mit Raseuerde vermischt, ist über Sommer im halbwarmen Mistbeet und im Winter im temperierten Warmhause zu halten. Sie blüht dann im November und Dezember. Sie wurde 1852 zum erstenmale eingeführt, kam dann in Vei'gessenheit und findet neuerdings wieder Verbreitung. Wenn doch jemand diese beiden Pflanzen einmal auf einer größeren Ausstellung in voller Blüte zeigte'. Es würde Aufsehen erregen. R. Rehmannia angulata. jjei meiner angulata, eine Pj dieses *) Anmerkung des Heraus- gebers. Auch in meinem, den AVest- winden stark ausgesetzten Versuchsgarten hat sich diese Yucca als durchaus winter- hart erwiesen. Sämtliche Pflanzen haben den letzten Winter ohne Decke, ja ohne jede Wurzeldecke, tadellos überstanden. Das gleiche kann ich von Agave Parrgi berichten. Diese winterharten Pflanzen haben zweifellos eine gute Zukunft im deutschen Klima. letzten Anwesenheit in Erfurt sah ich Echmauma achtpflanze, von welcher wir bereits auf Seite 114 kurze Beschreibung nebst Abbildung boten, in den Gärtnereien von Ernst Benary und Haage & Schmidt, je in einigen vollblühenden Topfexemplaren. Wie Herr Richard Anker an der ge- nannten Stelle ausführte, ist diese Staude von der Firma James Veitch & Son aus dem Innern Chinas eingeführt worden, sie soll eine Pflanze des temperierten Hauses sein. In den genannten Erfurter Gärtnereien wurde sie aber in sehr luf- tigen Kalthäusern kultiviert in schwerer, lehmhaltiger Erde. Die Pflanzen standen gegen Ende Mai in vollem Flor und hatten teils eine, teils mehrere Blüten- ähren von etwa 1 m Länge. Die Ähren sind einseitswendig; die Farbe der Blüten ist ein ansprechendes blasses Rot. Die Abbildung Seite 114 dieses Jahrgangs charakterisiert die Blütenform vorzüg- lich. Bisher waren nur zwei Eehmannia- Arten in Europa bekannt, R. glulinusa und R. rupestris, die beide unter Decke im F'reien aushalten. Es ist zu hoffen, daß sich R. angulata gleichfalls als unter Decke winterharte Staude bewährt, aber auch abgesehen von ihrem etwaigen AVerte als Gartenschmuckstaude ist sie, wie mir die blühenden Exemplare in den Erfurter Gärtnereien bewiesen, eine T u ]) f p f I a n z e ersten Ranges; sie dürfte vielleicht eine Marktpflanze der Zukunft werden ; wer sie sieht, muß sich mit ihr befreunden. M. H. Yui'ca gloriosa mit Früchten. Verfasser für die „Garteiiwelt" photogr. aufge IX, 36 Die Gartenwelt. Koniferen. Abie.s arizonica. F. Tutenberg, Stadtgärtner, Offenbaoh a. M (Hierxu ^ivei Abbildungen.) Die Zeilen des Herrn Eimann in No. 31 der „Garten- welt", Seite 363 und 364, .veranlaßten mich, Herrn Henkel in Darmstadt zu ersuchen, mir einige photographisclie Auf- nahmen aus seinen Kidturen und Züchtungen anfertigen zu lassen, um in Wort und Bild verschiedenes in den Aus- führangen des Herrn Eimann, welchem ich nicht in allen Punkten beipflichten kann, im Interesse der Sache richtig zu stellen. Bei meinen häufigen Besuchen in der Gärtnerei von H. Henkel, Darmstadt, hatte ich Gelegenheit, die jungen Saatbeete, wie die älteren ca. 1 m hohen, importierten Pflanzen zu sehen und mich an deren reichem Wachstum zu erfreuen. Ich be- ' tone ausdrücklich, daß die jungen Pflänzchen, in der Henkelscheu Gärt- nerei aus Samen gewonnen, sich ohne jedwede Bedeckimg während aller Winter in ziemlich feuchter Lage und gutem sandigen Lehmboden vorzüglich entwickelten und trotz ihrer Jugend schon die korkartige Beschaffenheit des Stammes zeigten, während ältere Pflanzen von ca. 1 m Höhe schon die weiße birkenähnliche Färbung des Stammes aufweisen. Dabei konnte man bei den zu vielen Tausenden vorhandenen Säm- lingen ein frappierendes gleichmäßiges Wachstum wahrnehmen, wie es auch der Firma gelungen ist, einige Varie- täten in den Handel zu geben, wie die bereits bekannte Äbies arizonica var. pygmaea, welche sich unter den Sämlingen aus hoher Lage zu 50 "/o vorfand und durch die eigenartige schöne und gedrungene Form auffiel. Als eine besonders wertvolle und gewiß vorteilhafte Verbesserung (wenn man bei dieser schönen Korktanne noch von Verbesserung sprechen will) ist meines Erachtens die von genannter Firma eingeführte und in Darmstadt in stattlichen Exemplaren vorhandene vi fti es arizonica var. argentca hört. Henkel zu bezeichnen, welche ich den verehrlichen Lesern in zwei Aljbildungen als Einzelpflanze und in Gruppen vereinigt vorführe. Die nebenstehende Abbildung der Einzelpflanze ist so gut getroffen, daß man auch die weißliche Färbung der korkigen Einde, wie den silber- glänzenden jungen Trieb deutlich erkennen kann. Beobachtet man nun ferner, daß die Pflanzen in der heißen Mittags- sonne Süddeutschlands und dazu noch in teilweise durch Wald geschützter Lage, also bei erhöhter heißer Temperatur, so günstige Kulturresultato ergaben, so stehe ich nicht an, die Befürchtungen des Herrn Eimann als zu weitgehend zu bezeichnen. Ich glaube vielmehr, daß Abies ari- zoniea nach hiesigen Beobachtungen und Erfahrungen für unser Klima wie geschaffen ist. Allerdings muß ich bemerken, daß A. arizonica einen feuchten lehmhaltigen Boden, als den ihr am meisten zusagenden, jedem anderen vorzieht. Wenn wirklich Koniferenzüchter ungünstige Eesultate bei Aussaaten erzielt haben, so könnte es doch zuweilen an ungenügend ausgereiftem Samen oder aber an anderen Mißständen liegen, die ich von hier aus nicht beurteilen kann. Die ungenügende Verbreitung dieser herrlichen Konifere schreibe ich dem Umstände zu, daß bis dato die importierten größeren Pflanzen verhältnismäßig hoch im Preise stehen, während in 4—6 Jahren deutsche Firmen einen reichhaltigen Vorrat ansehnlicher Korktannen zum billigeren Preise abgeben können und dann der Einführung derselben in unsere Gärten die Woge geebnet sind. Immerhin bin ich gespannt auf die weiteren bekannt zu gebenden Ansichten und hoffe, daß der von Herrn Eimann angeregte Meinungsaustausch sich eingehend mit der auf- geworfenen Frage beschäftigt und etwaige Mißstände klärt. Abies arizonica var. argentea, oben cme jun In der Handelsgärtnerei von H. Henkel, Darmstadl fur die C Die Gartenwelt. IX, 36 Landschaftsgärtnerei. Zur Herstellung perspektivisclier Ausicliteu. {Eierxu xwei Zeichnungen des Verfassers.) in No. 23 dieser Zeitschrift wurde mit Recht auf den großen Wert des perspektivischen Zeichnens für den Gärtner hingewiesen; denn das Schaffen des Gai-tenküustlers ist doch weit eher ein Erstellenlassen plastischer Bilder im Eaume, als etwa eine Flächenverzierung, wie sie im Teppichbeet zum Ausdruck kommt. Durch solche Überlegung gewinnen die perspektivischen Ansichten gegenüber dem Grundplane als Versuch einer Wiedergabe der dem Künstler vorscliwebenden Ideen sehr an Bedeutung. Fehler in der Konstruktion ver- mindern aber den Wert eines Bildes beträchtlich. ' Vorbedingung für das Darstellen perspektivischer An- sichten ist Übung im Freihandzeichnen, d. h. im Skizzieren (mit Blei, Kohle) oder Aquarellieren nach der Natur, ferner die Kenntnis der Hauptgesetze und Konstruktionen der Perspektive und der Schattenlehre. Auch das Zeichnen oder die konstruktive Wiedergabe der einfachsten, regelmäßigen Ahb.l Körper im Gruncliiß, Aufriß, Querschnitt und Ansicht in ver- schiedenen Stellungen und Beleuchtungen stärkt die Fähigkeit zu sehen und im Räume zu denken. Namentlich, wenn im Bilde regelmäßige Gartenanlagen oder reichere Architekturen wiederzugeben sind, ist mit der Kenntnis von drei oder vier wichtigeren Grundregeln der Perspektive nicht viel zu er- reichen. Jeder, der nicht den Vorzug hat, klaren Unterricht darüber zu empfangen, muß schon, wenn er fehlerlose An- sichten konstruieren will, in einem der vorhandenen Fach- werke mit Fleiß und Ausdauer studieren.*) Im Rahmen eines kurzen Aufsatzes können die für den Gartentechniker nötigen Kenntnisse der Perspektive nicht erläutert werden. Ehe diese aber, wie in dem .schon erwähnten Aufsatze ver- sucht worden ist, dargestellt werden, müssen die grund- legenden Begriffe der Perspektive erst besprochen werden. Mit Hilfe der beiden Abbildungen soll das im folgenden kurz geschehen. Vor allem muß sich der Zeichner klar sein, daß die Perspektive eine rein mathematische Wissenschaft ist, und daß alle Punkte, sofern ihre Lage im Räume genau bekannt ist, auch im Bilde eine ganz bestimmte, durch Konstruktion oder Rechnung zu findende Lage haben müssen. *) Zu empfehlen ist: See berger, Prinzipien der Perspektive, ferner: Sammlung Göschen, Perspektive von H. Freyberger, 80 Pfg. Letzteres Buch bringt viel klare Abbildungen. Die Perspektive ist als eine Projektion aufzufassen und zwar als Zentralprojektion (vgl. Abb. 1). Eine andere Art ist die Parallelprojektion, die z.B. bei Grundrissen, Querschnitten, Plänen angewendet wird. Man denke sich zum Verständnis der Zentralprojektion Folgendes: In S, Abb. 1, ist der Standpunkt einer Person, die nach den Gegenständen bei C blickt. Sämtliche für eine zeichnerische Wiedergabe wichtige Punkte der Gegenstände sind mit den als ein Punkt aufgefaßten Augen S 1 der Person, durch Linien, Sehstrahlen genannt, verbunden. In der Zeichnung sind nur die nötigsten angegei)en. Denken wir uns bei B eine durchsichtige Tafel, die Bildtafel, senkrecht aufgestellt, so wird sie von den Seh- strahlen an bestimmten Punkten geschnitten. Verbindet man diese entsprechend, so entsteht in der Ebene dieser Tafel ein Abbild der Gegenstände bei C genau so, wie sie S 1 sieht, nur verkleinert. Stände die Tafel bei B 1, Abb. 2, so er- schiene das Bild noch kleiner, bei B 2 größer. Mit der Entfernung würden seine Maße wachsen wie der Schatten eines von einem Punkte aus beleuchteten Gegenstandes. Mit Deckfarbe, die auf Glas haftet, kann man an einer Fenster- scheibe die Probe auf das Gesagte machen, indem man die Linien der dahinter erblickten Gegenstände nach zieht. Was in Abb. 1*) in perspektivischer An- sicht dargestellt ist, zeigt Abb. 2 im Grundriß. Von den drei augedeuteten Sehstrahlen wird S C als Mittel- oder Hauptstrahl bezeichnet. Zu ihm muß die Bildtafel senkrecht stehen, damit das Bild ohne Verzerrungen erscheint, wie solche etwa bei der Lage B 3 erscheinen würden. Aus den Abbildungen geht anschaulich her- vor, daß, sowie die Lage der Gegenstände, der Standpunkt und der Mittelstrahl gegeben ist, auch die Lage aller Punkte und Linien im Bilde festliegt, nur die Größe, in der man es konstruktiv entstehen lassen will, hängt von der Entfernung der Bildtafel vom Standpunkte und vom Maßstabe, den man bei der Zeichnung anwendet, ab. Alle diese für das Verständnis der Perspektive grund- legenden und unentbehrlichen Tatsachen und Begriffe werden in dem Aufsatze in No. 23 garnicht erwähnt. Wie diese Tatsachen sehr einfach konstruktiv ausgenutzt werden können, soll in einem weiteren Aufsatze über das Körbersche Strahlen- diagramm gezeigt werden. Hier sollen noch einige Be- merkungen über die in dem erwähnten Aufsatze unter 1 — 3 angeführten Gesetze der Perspektive folgen. Man liest unter 1 Seite 273: „Alle geometrisch wage- rechten Linien bleiben aiich perspektivisch wagerecht." Das Wort „geometrisch" soll vielleicht als Gegensatz zu per- spektivisch gelten, ist hier aber überflüssig und unklar. Denn was soll die besondere Eigenschaft einer „geometrisch wagerechten" Linie gegenüber einer „wagerechten" sein ? Wie man auch nach dem unter 2 Gesagten schließen muß, will der Verfasser folgendes Gesetz aussprechen: Alle im Räume wagerechten Linien, die zur Bildebene parallel laufen, bleiben auch in der perspektivischen Zeichnung wagerecht (vergl. die langen Kanten der Bank in den Abbildungen). Dei Ausdruck unter 2: „Linien, die geometrisch recht- winkelig ziu' Wagerechten stehen", ist ebenfalls unklar. Die *) Hier ist die für einfache technische Zeichnungen gern ge- brauchte Parallelperspektive angewandt. IX, 36 Die Gartenvvel 429 Geometrie ist eine Wissenschaft, die sich mit den Beziehungen von Punkten, Linien und Flächen zu einander bescliäftigt, welche in einer Ebene liegen. Üb diese Ebene wagrecht, senkrecht oder schräg im Räume steht, ist belanglos. ..Geometrisch rechtwinklig" besagt also nicht, daß dort nur solche wagerechten Linien gemeint sind, die rechtwinklig zur Bildtafel oder, anders gesagt, parallel zum Hauptseh- stndil verlaufen (Seitenkanten der Bank in den Abb.). Dann heißt es weiter: „Diese haben einen gemeinschaftlichen Flncht- oilor Verschwindungspunkt auf der Horizontallinie im Haupt- oder Augenpunkte.'' Es darf nicht ,,Horizontallinie" heißen, sondern Horizontlinie. Eine Horizontallinio ist eine be- liebige, wagrechte Linie, die Punkte gleicher Höhe verbindet {Terraindarstellung in Horizontalen). Hier ist aber im Bilde die wagereelite Linie gemeint, die die Bildtafel in der Augen- höhe des Zeichners schneidet, also die Projektion der durch die Augenhöhe gedachten horizontalen Ebene auf die Bild- fläche'ist (H HAbb. 1). Unter 3 muß gesagt werden statt: „Schräge Linien haben gemeinsame Fluchtpunkte auf der Hori- zontallinie": „Unter sich parallele schräge, d.h. mit der Bildtafel einen schiefen Winkel bildende Linien, die dabei aber im Räume wagerecht liegen, baten einen gemeinsamen Fluchtpunkt auf der Horizontlinie." Ferner können diese Fluchti^unkte nicht beliebig angenoinmen werden, wie weiter be- hauptet wird. Beliebig kann nur der Stand- punkt des Zeichners zu seinem Objekte und seine Entfernung zu der gedachten Bildebene angenommen werden. Damit sind aber sämt- liche anderen Punkte festgelegt. Was weiter über die Entfernung der Fluchtpunkte vom Augenpimkte (A 1 in meiner Abbildung 1) und von der Möglichkeit mehrere Distanzpunkte an- zunehmen gesagt ist, kann nicht unwidersprochen bleiben. Sogenannte Distanzpunkte gibt es nur zwei, einen rechts und einen links vom Augenpunkt auf der Horizontlinie (D D in Abbildung 2). Mit ihnen werden die Verschwindungspunkte aller wagrechten Linien, die die Bildtafel unter 45 " schneiden, bezeichnet. Sie sind in ihrer Eutfernung von A bestimmt durch die Entfernung oder Distanz zwischen Bildtafel und Zeichner, also A und S Abb. 2, denn A D = A S, da A D S ein gleichschenkliges Dreieck ist. Die Fluchtpunkte anderer im Räume wagerechter Linien, welche die Bildtafel unter be- liebigem Winkel sehneiden, heißen nicht Diatanzpunkte. Ihre Lagen auf der Horizontlinie sind gegeben durch den Schnitt- punkt einer Parallelen, die durch den Standpunkt S unter dem betreffenden Winkel zur Bildtafel gezogen wird, mit H H z. B. : S F II M N in meiner Fig. 2. Wo sich wegen Raummangel solche Konstruktionen nicht ausführen lassen, muß man zu Hilfskonstruktionen greifen, über die das Studium der Perspektive aufklärt. Die Folgen der Unklarheiten in den Punkten 1 — 3 des Artikels in No. 23 sind noch weitere in den darauf folgenden Auseinandersetzungen, die der auf- merksame Leser gewiß empfunden hat. So ist auch z. B. die Konstruktion des gleichschenkeligen Dreiecks in Fig. III, Seite 273, gar nicht logisch begründet. Wenn auch aus den Figuren zu erkennen ist, daß der Verfasser die Perspektive praktisch wohl beherrschen mag, so lassen die Ausführungen doch die klare, logische Ausdrucksweise des Mathematikers vormissen. Und bei einem so schwierigen Thema, wie es die Entwickelung perspektivischer Gesetze ist, muß diese vor allem im Interesse des Lesers angestrebt wen.len. Wenn wir ,.gelegentlich die richtigen Aufschlüsse über die per- spektivische Darstellung der Staffage" usw. zu erwarten haben, so erschweren hoffentlich keine Unklarheiten und Ongenauigkoiten im Ausdruck das Verständnis dos schwierigen StofTos. ' Kühn. Winke für dekorative Gaitengcstaltung. In No. '21 (liesps Jahrganges wird unter ilieseiii Titel auf eine vpreinfaclite liodeiigostaltun?, wenn ich es kui7, so bcneunen soll, hingewiesen und Maßnahmen, wie sie jetzt gewölinlich bei der Anlage von Gärten gehandhabt werden, einer Kritik unterzogen. Herrllartratli betont auch, daß seinem Empfinden nach dies und jenes nicht .schon sei. Ich will mir nun auch erlauben, meine Ansicht darüber aus- zusprechen und ich glaube, weil gerade die beiden ins Auge gefaßten Punkte des erwälinten Artikels so vielfache Anwendung finden, nicht allein mit meiner Ansicht dazustehen. Zunächst verurteilt Herr Hartrath die Vertiefung und Ab- böschung von Blumenparterreanlagen (wenn ich recht ver- stehe), und nennt diese Vertiefung mit ihren Blumenbeeten einen „Verlegenheitsmittelpunkt". Ich kann nicht verstehen, wie man eine solche Bezeichnung gebrauchen kann für eine recht durchdachte und beabsichtigte Anlage! AVas man mit der Vertiefung bezweckt, liegt wohl klar auf der Hand. Würde mau das Blumenparterre eben- erdig oder gar erhöht anlegen, so wären Arabesken und „ver- schnörkelte Blumenrabatten" gänzlich unnötig, weil man dann keinen Überblick über dieselben erhielte. Zweitens würde, wenn wir zu Gruppen vereinigte Dekorationspflanzen oder auch nur erhöhte Teppichbeete auf dem flachen Parterre haben wollten, der Aus- blick über dasselbe nach dem weiteren Garten oder Park be- Die Garten'welt. IX, 36 deutend behindert werden. Also, um sowohl einen Überblick über die Linien und Zeichnungen in dem Parterre zvi bekommen, als auch den Ausblick nach den dahinter sich ausdehnenden Parkpartieen nicht zu veisperren, legt man vertiefte Parteires an. Daß man solche vertiefte Beete so oft sieht, hat seinen Grund darin, daß man eben gern dem oft flachen oder durch geringfügige Höhenunter- schiede gekennzeichneten Terrain des Gartens ein kleines Contra, eine angenehme Abwechslung entgegensetzen will, und meinem Gefühl nach wirken solche gradlinige Böschungen stets ganz außerordentlich und geben der Anlage einen vornehmen Charakter. Man vertieft also nicht das Parterre, um die darin befindlichen Blumengruppen und Zeichnungen zu „erniedrigen", sondern gerade um sie zu heben, d. h. für das Auge übersichtlicher zu legen und sie dadurch besser zur Geltung zu bringen. Der zweite Punkt ist die Weganlage. Herr Hartrath sagt: „Legt man hingegen die Wege in Terrainhöhe an etc. etc., so stellt man die Anlage mit wenigen Kasten her und schafft für die Aufstellung von Dekorationspflanzen etc. günstig hervorragende Stand- orte. Ich weiß nicht, ob der Verfasser dieser Zeilen sich des Wider- spruches darin bewußt ist, denn, wenn man den Weg in Terrainhöhe anlegt, so wird man einen nur unbedeutenden Aushub an Erdmaterial haben (es sei denn, man gibt eine mit giößeren Kosten verbundene und für einfache Fußwege ganz überflüssige hohe Bestückung und Beschotterung in die Wege). Das auf diese Weise gewonnene Erd- material wird aber kaum zur Kantenlegung der Rasenflächen zu beiden Seiten des Weges ausreichen. Wie man daher noch außerdem mit dem gewonnenen Erdmaterial „günstig hervorragende Standorte für ganze Dekorationsgruppen" herstellen kann, ist mir nicht ganz erklärlich. -Die Anlage der Wege in Terrainhöhe wird aus einem sehr tiefgehenden Gi-unde meist vermieden. Sehr oft ziehen sich solche Wege quer oder längs (vom Punkte des Beschauers aus) durch die Rasenflächen. Legt man die Wege zu flach, d. h. in Terrain- höhe, so werden dieselben dem Auge sichtbar und wirkea unschön und störend, weil sie die Fläche sichtbar teilen, was man eben ver- meidet, wenn man die Wege vertieft in das Terrain legt, die Kanten mit dem Aushub etwas auffüllt und dadurch den Weg von weitem unsichtbar macht und zugleich erreicht, daß die Rasenflächen als eine ganze große eischeint und nicht von dem Wege sichtbar zer- schnitten wird. Im übrigen wird man sich nur in seltenen Fällen bt'i der Weganlage nach dem Teriain richten können, sondern nach der bequemen Begehung des Weges und wird daher ohne Rücksicht darauf, ob man viel oder wenig in das Terrain mit dem Wege ein- schneidet, vor allem darauf zu sehen haben, daß derselbe kein allzu jähes Gefäll und keinen allzu steilen Anstieg erhält. Jedes Ding muß selbstveretändlich Maß und Ziel haben, und Hohlwege werden wir nur gezwungenermaßen herstellen, ebenso wie wir nicht an- stehen werden, im gegebenen Falle den Weg einmal ganz flach und sichtbar zu führen. Eine allgemeine Regel läßt sich für alle Ver- hältnisse nicht aufstellen, aber deshalb ist es nicht zulässig, eine Maßnahme zu befürworten, welche aus ästhetischen Gründen längst ad acta gelegt worden ist. Man ist Gott sei Dank heute in der Landschaftsgärtnerei schon soweit gekommen, daß man einen Garten auch vom künstlerischen und ästhetischen Standpunkte aus anlegt und sich nicht allein vom Kostenpunkte leiten läßt. Wo wir ein ebenes Terrain vor uns haben, werden wir, wenn auch nicht zu größeren Wühlereien, so doch immer für eine gewisse, wenn auch teure Bodenbewegung eintreten müssen und nicht nur die Billigkeit im Auge haben, denn damit wird weder der Landschaftsgärtner einen Vorteil erreichen und eine Wirkung erzielen können, noch wird der Besitzer eine dauernde Freude an seinem Garten haben. Carl Rimann, Nagy Szent Miklös. in enger Beziehung stehen dürften. Im Voraus bemerke ich, daß mir jede sozialdemokratische Absiebt oder irgend welche Hetzerei durchaus fern liegt, ich möchte nur einmal meine Ansicht über unsern Stand, inbezug auf Gehalt bezw. Lohn aussprechen. — Die kürzlich so starke Bewegung zugunsten der Errichtung einer Hochschule für Gartenkunst scheint allmählich abzuflauen bei alten wie jüngeren Fachgenossen. Fast könnte man diesen Umstand mit einer bitteren Freude begrüßen. Denn, wird die Hochschule geschaffen, so schaffe man zuerst einmal passende Stellungen und besolde die aus der Hochschule hervorgehenden Gartenkünstler dementsprechend. Man kann doch billigerweise — bilden wir mal schnell ein neues schönes Wort — einem „Regierungsgartenbauführer" kaum zumuten, für 3 — 3,50 Maik Tagelohn zu arbeiten; oder doch? Fast scheint es so! Ziehen wir einen Vorgleich zwischen einer städtischen Bau- verwaltung und einer Gartenverwaltung, so sieht man mit Schrecken, wie letztere tief unter der ersteren steht. Wohl selten wird es einer Bauverwaltung einfallen, ihre Techniker, Bauführer und Aufseher im Tagelohn anzustellen, zum mindesten nicht zu einem so niedrigen Satz von 3 Mark für den Tag. In den weitaus meisten Fällen stehen hier die Angestellten in Monats- bezw. Vierteljahrsgehalt, sie haben ihren Urlaub von 1 — 3 Wochen mit voller Weiterzahlung des Gehalts und erhalten dieses gegen eine für städtische Beamte vorgeschriebene Quittung an der Stadtkasse ausgezahlt. Und wir? Na, wir sind ja nur ,.Gärtner''. Wir Techniker, die wir doch sehr oft eine bessere Schulbildung besitzen, als die Bautechniker oder gar Bauaufseher, wir erhalten 3 Mark für den Tag; arbeiten wir einen Vierteltag nicht, wird er abgezogen, Sonn- und Feiertage werden überhaupt nicht be- zahlt; wollen wir 10 Tage Urlaub im Jahr haben, gut, wir können reisen — Lohn aber gibt es nicht. Alle acht Tage bekommen wir unsern Lohn mit den Arbeitern ausgezahlt, gegen Quittung in der Rubrik „Name des Arbeiters", letztere bei weitem oft mehr als ein Techniker. Man stellt uns so oft die Architekten als Beispiel hin, man stellt alle möglichen Ansprüche an das Wissen und Können und das gesellschaftliche Auftreten der Gartentechniker, bedenkt aber scheinbar nicht, daß gerade unsere elende Bezahlung und besonders die Art und Weise derselben uns in den Augen der Architekten und anderer Berufszweige so sehr herabsetzt. Die Ansicht, daß ein junger Mann, der seine 3 Mark Tagelohn auf der Arbeiterlohnliste mit den Arbeitern zusammen ausgezahlt erhält, nicht viel bedeuten kann', ist ja durchaus berechtigt. Ich frage einmal unsere Herren Gartendirektoren und Inspektoren, ob sie damit einverstanden wären, als Unterbeamte zu gelten und in der Gehaltsklasse derselben zu stehen? Ich glaube doch kaum. Sie selbst trachten ja ganz be- lechtigt darnach, mit den höheren städtischen Beamten gleich zu stehen bezw. gestellt zu werden. Wäre es da nicht recht und billig, wenn diese Herren ein wenig mehr für ihre Techniker sorgen wollten, die doch auf gleicher Bildung.sstufe mit ihnen stehen? Ist es denn so unmöglich, bei der Stadtverwaltung zu beantragen, daß auch die Gartenteohniker mit Monatsgehalt angestellt werden, daß sie bei Weiterzahlung des Gehalts ihren Urlaub erhalten? Da genügt doch nur ein Wort. Einige wenige Gartenverwaltungen machen ja bereits eine rühmliche Ausnahme, aber gerade die giößten Gartenverwaltungen stehen noch hintenan, scheinbar nur, weil es immer so war und die Herren Chefs es nicht besser gehabt haben, warum also wieder eine Reform einführen. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, hier bald Wandel zu schaffen. Wir Techniker werden stets dankbar hierfür sein und mit umso größerer Freudigkeit an unsere Arbeit gehen. X. Zeit- und Streitfragen. Etwas über die Bezaliking der Gartentechniker. /iu den Ausführungen über ,,Gärtnerische Amtstitel" in No. 32 dieser Zeitschrift seien mir einige Bemerkungen gestattet, die damit Mannigfaltiges. Folgen der Sonimertrockenheit 1904. Dereits mehrfach wurde auf die Schäden hingewiesen, welche die außerordentliche Dürre dos voijährigen Sommers verureachte oder noch in diesem Jahre zeitigen wird. Die ärgsten Schädigungen aber dürften solche Pflanzen davongetragen haben, welche auf Kalk- und IX, 3(j Die Gartenwelt. 431 Sandböden stehen, zwei an und für sich trockene Bodenarten. Ich beobachtete Obstbäume auf Kalkboden, die fast keine Ilolztriebe ge- bildet hatten ; an einzelnen Sorten, die sich durch schwachen Wuchs aus- zeichnen, haben viele Terniinalknospen der Leitzweige Blütenaugen ungesetzt. Viele ältere Obstbäume, deren Wurzeln in solchem Boden liereits auf den Schotter aufstoßen, was leicht ersichtlich ist durch sehr gerinf^en Holzwuchs und dabei überreicheu Bliitenansatz, dei ihr nahes Ende bedeutet, obwohl sie bei guter Pflege noch einige Jahre gute Erträge liefern könnten, werden infolge der letztjährigen Dürre bereits in diesem Jahre ihr Leben beschließen. Viele unserer reichblühenden Gehölze dürften in diesem Jahre bedeutend weniger im Blütenflor prangen als in anderen Jahren; ich beobachtete dies an unseren Forsythien, die ich bei entsprechendem Schnitt noch nie so spärlich habe, blühen sehen wie heuer. Weiterhin ist es ganz auffallend, daß beim Antreiben der Dahlienknollen so viele kräftige Knollen ausbleiben; dadurch verliere ich eine Anzahl der schönsten Sorten; benachbarte Kollegen machen dieselbe Beobachtung. Gerade bei den Dahlien und besseren Gehölzen wurde im vorjährigen Sommer an Wasserzufuhr nicht gespart; daß bei der außerordentlichen Dürre mit der dabei verbundenen Luft- trockenheit selbst das reichlichste Gießen nutzlos gewesen, ist jetzt bei vielen Pflanzen bereits zu beobachten. Auch die Kartoffelknollen setzten in trockenen Lagen und Bodenarten wenig „Augen" an; ich finde bei Sorten, wie „Magnum honum^\ „Geheimrat Thiel-^ usw. große Knollen mit wenig oder gar keinen Augen. Alle diese Schäden führe ich auf die mangelhafte Ansammlung voQ Reservestoffen zurück, infolgedessen sind die hier genannten und noch viele andere Pflanzen nicht in der Lage gewesen, für die kommende Vegetation die erforderlichen Triebknospeu bilden zu können. Breitschwerdt. Der geringere Zuckergehalt des Traubensaftes der Reb- sorte ..Frankenthaler Trullinger" im Jahre 1904. Wer einen guten Traubeusaft kaufen möchte, wird den frisch gepreßten Saft sofort wiegen, um den Zuckergehalt festzustellen. Im Interesse der Winzer untersucht die Kgl. Württembergische Weinbauversuchsanstalt zu Weinsberg jährlich eine Anzahl von Traubensaftproben aus den verschiedenen Landesgegenden auf Most- gewicht und Säuregehalt. Im verflossenen Jahre zeigte bei diesen Untersuchungen der Satt des Trollinger durchschnittlich ein verhältnismäßig niedereres Mostgewicht als die Säfte der WeLßweinsorten, die in gleicher Lage und Bodenverhältnissen standen. Diese Erscheinung ist dadurch zu erklären, daß der Franken- thaler einen feuchteren Untergrund liebt, als die meisten Weißwein- sorten und durch den trocken gewesenen Sommer die Rebe etwas litt. Der Lehrsatz, daß in regnerischen Jahren die Trollinger besser ausfallen, d. h. kräftigere Werne liefern als in trockenen Jahren, der in der Praxis galt, hat sich auch 1904 wiederum als richtig gezeigt. Kgl. Garteninspektor Ph. Held, Hohenheim. Haftpflicht der Besitzer verpachteter Obstanlagen. Eine Gerichtsentscheidung, die einen Gutsbesitzer der Provinz Sachsen zu einer hohen Entschädigung an einem vom Baume gefallenen Obst- gärtner verurteilte, mahnt zur Vorsicht bei Abschluß von Pacht- und HaftpflicbtversicheruQgsverträgeu. Der erwähnte FaU lag so, daß zuerst der Obstpächter für den dem Obstgärtner erlittenen Unfall haftpflichtig gemacht wurde. Dieser Pächter galt als Unternehmer eines gewerblichen Betriebes und war seinen Leuten gegenüber haft- bar. Da aber dieser Unternehmer nicht in der Lage war, einen Schaden zu tragen, so mußte der Grundbesitzer zur Deckung ein- treten. Die Bestimmungen der Haftpflichtversicherungsgesellschaften sind oft unklar und lassen eine verschiedene Auslegung zu, sodaß es ratsam ist, bei Abschlüssen die Bestimmungen juristisch prüfen zu lassen. Bücherschau. Der praktische Schnittblumenzüchter der Neuzeit. Ent- haltend die Kultur und Treiberei der gangbarsten Schnittblumen und des Schnittgmns für Herbst, Winter und Frühjahr. Der richtige Betrieb einer Schnittblumengärtnerei nebst Gewinnberechnung nach eigenen praktischen langjährigen Erfahrungen von Otto Schnurbusch, Grafenwerth. Dritte, neubearbeitete und erweiterte Auflage. Leipzig 19Ö5, Verlag von Hugo Voigt. 8 ", 204 S. Preis brosch. 5 Mk. geb. .-),6ü Mk. Dieser erste Teil, der zuerst als selbständiges Ganzes erschienen war und dessen Erfolg erst die weiteren Bände entstehen ließ, liegt nunmehr in diitter Auflage vor. Dieser Band ist unbedingt der beste und für den Sohnittblumenzüchter unentbehrlichste des ganzen, jetzt dreibändigen Werkes. Außer einigen Grundrissen und Querschnitten von Gewächshäusern zur Schnittblumenk-ultur enthält er keine weiteren Abbildungen, die auch entbehrlich sind, da jeder, der sich mit Schnitt- blumenkulturen befassen will, zuvor die Pflanzen kennen muß, die dafür in Frage kommen. Neu hinzugekommen ist in der vorhegenden Auflage das Kapitel über Schnittorcfaideen, welches in gedrängter Form Auskunft über alles bei der Kultur in Frage kommende gibt. Eine kleine Tabelle enthält die hauptsächlichsten der in Frage kommenden Arten und Varietäten, die wir in einer weiteren Tabelle nach der Blütezeit geordnet finden. Den Schluß bilden drei RentabiUtätstabellen über Cattleya labiata, Odontoylossum erv^imm und Oypripedium. Selbstverständlich sind derartige Rentabilitäts- tabellen mit Vorsicht zu genießen, da die Verhältnisse an den ein- zelnen Orten grundverschieden liegen, was hier rentabel ist, kann dort den Züchter zum armen Manne machen. M. H. Die Schulgärten an den Volksschulen der Stadt Dresden im Jahre 1903. Von Oscar Lehmann. Kommissionsverlag von 0. & R. Becker in Dresden. Wir möchten diejenigen unserer Leser auf dieses Schriftchen aufmeiksam machen, die sich mit den Schulgärten in irgend einer Weise befassen. Es verdankt seine Entstehung dem Dresdener Lehrerverein für Naturkunde und ist eine Ergänzung der vom gleichen Verein bereits 1898 herausgegebenen Schrift: Die Bedeutung des Schul- gartens und der Stand der Schulgarteuf rage im König- reiche Sachsen. Das Geleitswort zu der Tabelle der an den Volksschulen Dresdens bestehenden Schulgärten gibt den Text eines Fragebogens wieder, wie er an alle Schulen gesandt wurde. Die Tabelle selbst enthält Angaben über Lage der Schule, Zahl der Schüler und Klassen, erste Anlage des Schulgartens, Größe und Ab- teilungen im Garten, besondere Einrichtungen für Tierpflege, Zahl der vorhandenen Pflanzen, jährlicher Kostenaufwand, Ausnutzung des Schulgartens. Gleichzeitig sei auf die Schrift von Rob. Mißbach: „Der Schulgarten im Dienste der Volksschule" hingewiesen. W. T. Neumanns Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reichs. Herausgegeben von Dr. Max Broesike und Direktor Wilhelm Keil. Vierte, neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mit einer politischen Übersichtskarte, einer Verkehrskarte und 40 Städte- plänen. 33 Liefenmgen zu je 50 Pf. oder in Halbleder gebunden 18 Mk. 50 Pf. Verlag des Bibliographischen Instituts in jLeipzig und Wien. — Die auf Grund neuester amtlicher Veröffentlichungen bearbeitete und vermehrte vierte Auflage dieses Oi'ts- und Verkehrs- lexikons soll in alphabetischer Reihenfolge etwa 75 000 Artikel über alle im deutschen Reich vorkommenden topographischen Namen: Länder, Landschaften, Gebirge, Berge, Seen, Flüsse, Kanäle sowie sämtliche Staaten und deren Verwaltungs- und Gerichtsbezirke mit gedrängter Landesbeschreibung, Angaben über Produktion, Ge- schichte usw. enthalten. Als Ortslexikon wird das Werk alle Wohn- plätze von 300 Einwohnern aufwärts aufführen; ferner historisch oder industriell bemerkenswerte Orte auch dann, wenn sie weniger als 300 Einwohner zählen. Den einzelnen Orten sind Angaben über Garnison, Behörden, Bildungsanstalten usw. hinzugefügt. Auf die Verkehrsverhältnisse soll besonderer Nachdruck gelegt werden. Neu gegen die früheren Auflagen ist die Angabe der Eisenbahnstation für viele solche Orte, die selbst keine Eisenbahnstation haben; eine wertvolle Ergänzung, umsomehr, als auch die Entfernung in Kilo- metern beigefügt ist. Im übrigen sind laut Prospekt aufgenommen; alle Pfarrdörfer, alle Post-, Bahn- und Dampfscliiffstatiouen, während man für solche Orte, die keins von diesen aufweisen, die Grenzt- Die Gartenwelt. von 300 Einwohnern, bei Orteu mit Rittergut oder selbständigem Gutsbezirk von 100 Einwohnern festgesetzt hat. Besonderen Wert erhält das neu erscheinende Orts- und Verkehrs-Lexikon durch seine Beilagen: eine politische Übersichtskarte, eine große Verkehrskarte und 40 Städtepläne. Von letzteren sind Bremen und Frankfurt a. M. dem 1. Heft beigefügt. Diese sorgfältig ausgeführten Städtepläne bilden eine schätzenswerte Beigabe; die den meisten von ihnen beigegebenen Namenregister machen sie noch besonders wertvoll. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Brieg in Schlesien soll auf Grund eines früheren der Landwirtschaftskammer eine Winterscliule für Gärtner er- halten, die im Herbst d. J. begründet wird. Der Lehrgang soll sich versuchsweise zunächst nur auf die Zeit eines AVinterhalbjahres er- strecken und neben der Fortbildung in Realien vorzugsweise fachlichen Unterricht bieten. Von einer praktischen Beschäftigung der Schüler wird, ganz wie bei den landwirtschaftlichen Winterschulen, abgesehen werden. Dagegen bietet der Ort der neuen Anstalt, Brieg, die will- kommene Gelegenheit zu lehrreichen Demonstrationen und Ex- kursionen. Zur Zulassung zum Unterrichte wird von den Schülern nur gute Volksschulbildung verlangt werden , sowie der Nachweis einer vorangegangenen hinreichenden Beschäftigung in gärtnerischer Praxis. Tagesgeschichte. Delmenliorst i. O. Der Gärtner Bernhard Heinken wurde auf der Jagd infolge eines Irrtums und mißverstandenen Zurufes von seinem Bruder Wilhelm Heinken erschossen. Erfurt. In den verschiedensten Zeitungen begegnet man jetzt nachstehendem Inserat, umgeben von einem fantastischen Lianengebilde: „Japanisoher Balkonschmuck — Blitzmischung. Nach besonderem Ver- fahren innerhalb 4 Tagen aufgehend. — Anweisung liegt bei. Um Fenster, Balkon, Laube, kahle Wände rasch mit anmutigem Grün und Blumen zu bekleiden, beziehe man ein Samen -Sortiment japanischen Balkonschmuck von blühenden Kletter- und Schling- pflanzen — Blitzmischung — das ganze Sortiment Samen Mk. 1.—, ein Düppelsortiment Mk. 2.—. Das Sortiment enthält zauberhaft rasch wachsende alles über und über mit anmutigem Grün schmückende Kletterpflanzen, die ein farbenprächtig blumiges Kleid schnell über alles Unansehnliche am Haus und im Garten werfen, süßen Wohlgerooh über die Umgebung ausbreiten. Alte Blumentöpfe, Kästen, Kübel, freies Land, auch schlechter Boden ist verwendbar: nach drei Tagen gehen die Samen auf, man hat später nichts weiter zu tun, als die Zweige hoch zu binden und dann rankt es und blüht es den ganzen Sommer hindurch bis tief in den Herbst hinein. Die Aufträge sind zu richten an die Blumen- gärtnereien P , Erfurt, welche Firma den Verkauf und den Versand vornimmt. Stiefmütterchen, riesenblumige Prachtsorten, 100 Pflanzen Mk. 1 */ Thüringer Wetterhäuser mit Starkasten und großem Thermometer 98 Pf. *,* Eucalyptus, Fieberheilbaum, der berühmte Luftverbesserer Eucalyptus globulus, der heilsame Kräfte birgt gegen Influenza und Asthma, sollte in keinem Wohnzimmer, vor allem in keinem Schlafzimmer fehlen */ Eucalyptusbaum-Pflanzen in Töpfen 75 Pf., 3 Exemplare Mk. 2 *^* Zimmerakazien in Töpfen 35 Pf." Jeder Kommentar' erscheint uns überflüssig. Hamburg. Das Projekt des Hamburger Stadtparkes nimmt immer größere Dimensionen an. Vor mehreren Jahren genehmigte die Bürgerschaft den Ankauf des Sierichschen Gehölzes in dem Vor- ort Winterhude zum Preise von 2 Millionen Mark und beauftragte den Senat, Pläne für einen Stadtpark in dem Gehölz ausarbeiten zu lassen, ähnlich wie der weitbekannte Bremer Bürgerpark. Bei der Ausarbeitung der Pläne griff man seitens der Behörden immer weiter und nahm noch weite Gebiete dem Staate gehörigen Terrains hinzu, welches bis an die Alster heranreicht, um auch genügend Wasser für den Park zu haben. Das Areal, welches jetzt für den Park in Aussicht genommen ist, beträgt nicht weniger als 900 preußische Morgen, das ist, nach dem Preise der anstoßenden Ländereien be- rechnet, ein Wertobjekt von rund 7 Millionen Mark, zu welchem später noch die Anlagekosten kommen werden. Der Bodenwert in dieser ziemlich weit draußen liegenden Gegend ist so hoch, weil Hamburg nach dieser Richtung hin allein die Möglichkeit hat, sich auszudehnen, ohne an die preußische Grenze zu stoßen. Es sollen durch Kanalisierung der oberen Alster zum Zwecke der Personen- dampfschiffahrt hier noch weite Gebiete der Bebauung erschlossen werden. B. T. Quedlinburg. Das auf den Namen des Gärtners Hermann Reinicke in Quedlinburg eingetragene Grundstück, Breitestraße 23, soll am 27. Juni vor dem Kgl. Amtsgericht, Zimmer No. 8, zwangs- weise verkauft werden. Ragnit. Eine Obstverwertungsanstalt wird in diesem Sommer hier eröffnet werden. Der Kreis Ragnit ist nach der amtlichen Statistik der bei weitem obstreichste Kreis von ganz Ost- preußen, aber die Obstgartenbesitzer des Kreises haben für ihr übst bisher einen ganz unzureichenden Absatz gefunden und waren in ob.streichen Jahren gezwungen, das beste Obst zu Schleuderpreisen abzugeben. Um diesem Übelstande abzuhelfen, entschloß man sich zur Gründung einer Obstverwertungsanstalt. Dort sollen nur alkohol- freie Obstgetränke, Obstmus, Manneladen, Kompotts usw. hergestellt werden, dagegen keine Ob.stweine, deren Herstellung infolge der Notwendigkeit der langen Lagerung sehr kostspielig ist. Außerdem soll die Anstalt eine Zentrale bilden für gutes Tafelobst. Ihr größter Vorzug wird darin bestehen, daß gerade das Fallobst, für welches der Obstgartenbesitzer bisher fast keine Verwendung hatte, angekauft und zur Fabrikation von Obstkonserven verwendet werden vvird. Steinfurth bei Bad-Naulieim. Aus kleinen Anfängen heraus hat im Verlaufe von etwa 30 Jahren die hiesige Rosenzucht einen großen Umfang angenommen. Sie ist hier zu einem all- gemeinen Erwerbszweig geworden; vom Gutspächter bis zum kleinsten Landwirt pflanzt alles Rosen. Ein weiterer Aufschwung steht nun für die Rosenzucht bevor durch die vor kurzem gegründete Rosen- züohter- Genossenschaft, welcher 130 Mitglieder angehören. Die Genossenschaft hat das Freiherrlich von Löwsche Gut zu 40 Mark pro Morgen gepachtet, um es mit Rosen zu bepflanzen. Das Gelände umfaßt ca. 800 Morgen; die seitherigen Pächter zahlten nur 22 Mark pro Morgen. Die Rosenzucht wurde hier in den 70er Jahren vom Gutspächter Schultheis eingeführt. Die Rosenplautagen sind von Jahr zu Jahr vergrößert worden und jetzt sind ca. 100 Morgen Landes in Verwendung. Der Versand erfolgt größtenteils nach Nord- Deutschland. England, Rußland, Schweden usw. Personal-Nachrichten. Aderhold, Dr., bisher Direktor im Kaiserlichen Gesundheits- amt, wurde zum Direktor der Kaiserlichen Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft ernannt. Goethe, A., Kgl. Landes-Ökonomierat, legte in Rücksicht auf seine Gesundheit das Amt als Vorstandsmitglied des Deutschen Pomologenvereins nieder. Garteninspektor Lorgas in Neustrelitz hat die Vertretung übernommen. Groth, Albertus, Gärtner in Wilster (Schleswig) feierte sein 25 jähriges Geschäftsjubiläum. Groth ist seit 1884 Vorsitzender des Kreis-Gai'tenbau Vereins, seit 1884 Geschäftsführer des Schleswig- Holsteinschen Gärtnerverbandes und Herausgeber des Monatsblattes. Peters, Jacob, Privatmann und früherer Handelsgärtner in burg-Sudenburg, + am Ki. Mai im 79. Lebensjahre. Spaeth, F., Ökonomierat, Baumschulenbesitzer in Baumsohulen- weg bei Berlin, wurde der Chaiakter als Landes-Ökonomierat verliehen. Sperling, F., Handelsgärtner in Hildesheim, das älteste Mit- glied des Hannoverschen Provinzial-Gartenbauvereins, wurde an Stelle des verstorbenen Geheimrats Dr. Schuster zum zweiten Vorsitzenden des genannten Vereins gewählt. Wittmack, L., Geheimer Regierungsrat, Prof. Dr., legt am 1. Juni d. J. nach 30jähriger Tätigkeit sein Amt als Generalsekretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preußischen Staaten nieder. iiwortl. Redakteur: Ma ; Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Buchdr. Gutenberg, H.. Dessau Illustriertes Wochenblatt für den eesamten Gartenbau. Jahrgang IX. lo. Juni 1905. No. 37. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Orchideen. Cypripediuin fairieaiiiiiu. Von Ernst Bohlmann, London. i/ie so sehr ersehnte Wiederanffindung des so lange verloren gewesenen Cypripedmm fairieanum ist ein großes Ereignis und wird als solches in Orchidophilenkreisen leb- haft besprochen. Für den Züchter i.st die Auffindung einer neuen Orchidee immer von Bedeutung. C. fairieanum aber ist ihm mehr als willkommen, existieren doch eine Reihe so wunderbarer Hybriden von C. fairieanum aus der Zeit seiner Ersteinführung, daß jetzt nach seiner Wieder- einführung in die Kultur den Cypripedien im allgemeinen eine erneute, noch größere Aufmerksamkeit geschenkt werden wird. Über die Geschichte dieses Cypripediums läßt sich folgendes sagen: Im Oktober des Jahres 1857 wurde auf einer der Ausstellungen der Royal Horticultural Society in London ein neues Cypripedium gezeigt, welches nach seinem Besitzer Mr. Fairie in Liverpool C. fairieanum genannt wurde. Bald darauf erschienen andere, die sich unter einem Orchideenimport aus Assam befunden haben sollen. Auch van Houtte erhielt Pflanzen, von denen ge- sagt wurde, sie stammten aus Bhothan. Beides sind Länder des östlichen Hiraalaya. Weitere Pflanzen erschienen nicht und die größte Zahl der vorhandenen ging infolge falscher Behandlung und schwieriger Kultur zugrunde; besonders empfindlich zeigte es sich bei der Vermehrung durch Teilung. Von allen Pflanzen ist in England nur ein Exemplar übrig geblieben, welches sich in der ^vunderbaren Sammlung des Präsidenten der Royal Hort. Soc, Sir Trevor Lawrence, liefindet, außerdem befinden sieh im Jardin de Luxembourg in Paris einige Exemplare. Mehr Glück hatte man mit der Kultur der Hybriden, von denen sich Exemplare in fast allen Sammlungen befinden. Bei den meisten dieser Hybriden hat C. fairieanum als Pollenspender gedient, da man die durch falsche Kidtur wahrscheinlich an und für sich schwachen und kränklichen Pflanzen nicht durch Samenzucht noch mehr schwächen wollte. Die Zahl der verschiedenen Kreuzungen ist nicht groß, aber ohne Ausnahme sind die Hybriden schön. So existi. r.Mi Hybriden zwischen Cypripedium barbatum und C. faincuin/ni {Cy^vexillarium), C. insigneY^G. f. (C.yCarthurianini/ j, C. spicerianumXC. f (C.XMobe), C. purpuratumXC. f. (CX Balleniim), C. callosumXC. f (C.XJuno), C. superbiens Gartenwelt. IX, X G /■. ( C. X Edwardii), G. laivrenceanum X G. f. ( CX Fairieano- laivrenceanum), G. tonsumXG. f. (G.XAmesiae), G. Stonei XG.f. (G. balmedianum). G.Xconsiableanum ist eine Kreuzimg zwischen G. f. und G. dayanum. Gypr. fairieanum war hier also flie Mutterpflanze. Diese Hybride soll mehr als die anderen die Eigenschaften von C./amea«MOT übernommen Getriebene Clematis montana grandiflora in einer Glas- halle der Gärtnerei von H. Henkel, Darmstadt. (Text Seite 435.) On^nalaninahme für die ..Garteau-ell". 37 Die Gartenwelt. IX, 37 liaben. Außer diesen angeführten Hybriden existieren noch eine Reihe Hybriden zweiten Grades, besonders häufig ist C.y\venllarium zur Kreuzung verwandt worden. Fast fünfzig Jalire sind seit der Einfülirung von C. f. verflossen, und in dieser Zeit sind die Länder, in denen es vermutet wurde, gründlich aber erfolglos abgesucht worden. Sander bot vergeblich 20 000 Jlk. für die einfache Angabe des Standortes dieser Art. Jetzt ist es dennoch in Bhotan wiedergefunden worden und zwei Exemplare sind in Kew angekommen. C. fairieanum wurde zuerst von Lindley in .,The Gard. Chron.'' (1857, p. 740) beschrieben. Der Urtext ist in No. 958 des laufenden Jahi'ganges (1905) des Gard. Chron. wiedergegeben. Danach steht C. fairieanum dem C. superbie?is am nächsten. Die Blätter sind schmal und einfarbig wie bei C insigne. Die weiße Dorsal-Sepale ist grün und karmin gestreift. Die hängenden, an den Enden zurückgeschlagenen Fe- talen sind hellgrün mit purpurnem, gekräuseltem Rande. Die Lippe (der Schuh) ist sehmutziggrün. Wenn auch der Standort dieses hübschen Cypripediums wohl einstweilen Ge- heimnis bleiben wird, so ist doch wohl zu lioffen, dass man einiges Nähere über die Höhe erfährt, in der es gedeiht, um danach festzustellen, ob man es warm oder kalt zu kul- tivieren hat, um in Zukunft erfolg- reicher in der Kultur zu sein und es nicht wieder aus den Sammlungen verschwinden zu sehen. Oncidium spleiididura. Von Michael Kraemer, Obergärtuer in Potsdaiir. {Hierxu eine Abbildung.) -Uie Oncidien haben unter der großen Zahl von Orchideen in den letzten Jahren immer mehr Freunde gefunden und an Verbreitung ge- wonnen. Das nimmt nicht wunder, denn die bis meterlangen graziösen Rispen dieser Orchideen rafen überall das Entzücken derer hervor, welche Gelegenheit haben, diese Pflanzen oder deren Blumen sehen zu können; auch blühen die meisten Oncidien gerade in einer Zeit, zu welcher vielfach Mangel an wirklich schönen Blumen herrscht. Unter all den mehr oder weniger empfehlenswerten Arten und Sorten steht Onddivmi splendidum mit in erster Reihe. Die Blütezeit dieser Pflanze fällt in die Monate Januar und Februar. Es geht aber leider mit dieser Pflanze wie mit so manch anderer schönen Orchidee, sie ist schon heute sehr selten. Eine ziemlich starke blühbare Pflanze mit 4 — .5 Scheinknollen kostet gegenwärtig durch- schnittlich immerhin 10—15 Mark. Die Scheinknollen sind bei dieser Art höchstens 6 — 8 cm lang, zusammengedrückt. Oncidium splendidum. Originalaufaahme für die „Gartenwelt artiges Blatt von etwa 20 — 30 cm Länge. 0. splendidum stammt aus Guatemala, es kommt auch noch vereinzelt in Mexiko vor. Die meisten Pflanzen bringen nur einen Blütenstengel, selten 2 oder mehr. Die Länge des Blütenstieles beträgt durchweg 40 — 100 cm ; er wächst schnurgerade aufrecht, sich am Ende verzweigend Blütenschäfte mit 30 und 40 gleichzeitig ausgebildeten Blumen sind keine Seltenheit. Die Blumen haben viel Ähnlichkeit mit denjenigen von Oncidium Ugrinum, dagegen hat die Pflanze an und für sich mit dieser Ait keine Ähnlich- keit. Der Blütenschaft ist in den meisten Fällen bei Otwidium splendidum ein viel stärkerer, als bei Oncidium tigrinum. Die Kultur ist sehr einfach. Man kann die Pflanzen zusammen mit Cattlej^en kultivieren. Die Tem- peratur des Cattleyenhauses, 20 bis 2.') " C, behagt ihnen auch; einige Grad mehr, veranlaßt durch Sonnen- wärme, schaden auf keinen Fall etwas. Während der Bildung des jungen Trielies im Sommer verlaugt die Pflanze ziemlich viel Wasser. Nach beendeter Blütezeit muß eine gewisse Ruhezeit eingehalten werden ; man hält die Pflanzen dann etwas kühler und trocken. Man pflanzt Oncidium splen- didum am besten in Töpfe oder Schalen in ein Gemisch von halb- verwestem Laub mitetwasSphagnum. Früher gab man den Pflanzen ge- wöhnlich das englische Peat; bei diesem Material hatte man aber nicht so gute Erfolge wie heute mit der Laubkultur. Deshalb war die Pflanze in gewisser Beziehung in den Ruf gekommen, ein schlechter Blüher zu sein. Während der Bildung des Blütenstengels muß man den Pflan- zen genügend Ratim geben, damit sie sich frei entwickeln können. Es ist deshalb in dieser Zeit, da der Blütenschaft, wie oben bemerkt, mit- unter einen Meter lang wird, ein ge- wisser Abstand vom Glas unbedingt erforderlich. Die Sepalen und Petalen der Blumen sind sehr klein; von Farbe gelblichgrün mit brauneu Tupfen; dagegen ist die Lippe be- deutend größer, von Form flach und breit. Die Farbe der Lippe ist ein klares Gelb, mittmter am Saum etwas gelblichweiß al> getönt. — Man kann O. sjüendidum jedem Züchter und Liebhai ler empfehlen, dem ein Warmhaus zur Verfügung steht. Schlingpflanzen. Die Gattimg Bomarea, Mirb. (Hierzu eine Abbildung.) er Alstroemerien, aus windende Gewächse -Uie Bomarien, nahe Verwandte Familie der Amaryllideen , sine Jede ScheinknoUeträgt ein aufrechtstehendes,dunkelgrünes,leder- Mexikos und der Anden. Sie haben einen mehr oder weniger IX, 37 Die Gartenwelt. 435 knolligen Erclstamiii oder Wurzelstock, bis auf welchen sie ilen Winter über einziehen und demgemäß iiiernaeh boliandelt werden müssen. Um wirklich schöne und reiclil)liihende Pflanzen zu erzielen, kultiviere man sie auf folgende Art und Weise. — Bekanntlich bilden sich nur an kräftigen, starken Trieben die Blütenbiischel und deshalb muß vor allen Dingen darauf hingewirkt werden, daß die Pflanzen selbige in ge- nügender Anzahl entwickeln. Dies erreicht man dadurch, daß man die Bomnrien in einer nahrhaften, aber leichten und durchlässigen Erde kultiviert. In recht grollkörniger Heideerde, gut verrotteter Mistbeeterde, mit genügendem Flußsand ver- mengt, gedeihen sie vorzüglich. Will man dieser Erde noch eine recht lang anhaltende Nahrungsquelle zuführen, so ver- menge man sie außerdem mit einer guten Portion getrockneter und fein geriebener Kuhfladen. In eine solche Erdmischung pflanze man im zeitigen Frühjahr die Bomarien und bringe sie in einem tem- perierten Glashause initer, wo den Sommer über tüchtig gelüftet werden kann. Die weitere Behandlung erstrockt sich nun auf mehrmaliges Verpflanzen in recht geräumige Gefäße, in der Wachstums- periode auf reichliche Bewässerung und von Zeit zu Zeit in einem leichten Dung- guß. Reichlich werden die Bomarien dem Kultivateur diese Mühe lohnen, wenn in den Sommermonaten, von Mai ab, die hübsehen Blütenbüschel erscheinen, dir. nebenbei bemerkt, von langer Dauer sind und auoli abgeschnitten zu manchen Zwecken verwendet werden können. — Da diese prächtigen Pflanzen halbliart sind, so kann man sie auch den Sommer über an einen sonnigen Platz im Freien auspflanzen. Entweder legt man die Wurzelstöcke im Frühjahr gleich an Ort und Stelle oder man kultiviert die Pflanzen in einem temperierten Hause etwas vor und pflanzt sie dann, wenn sie genügend gekräftigt sind, an den für sie be- stimmten Platz. — Die Vermehrung der Bomarien kann durch Aussaat und auch durch Stockteilung vorgenommen werden. Die Samen sät man im Frühjahr in Handkästen oder Schalen in leichte sandige Erde ans und gibt diesen einen Platz im Warmhause. In di-ei bis vier Wochen werden die Samen keimen, und sobald die jiuigen Pflänzchen die genügende GWlße erreicht haben, pflanzt man sie einzeln in kleine Töpfe in oben angegebene Erdmischung, •letzt bringt man sie am liesten, je nachdem es die Witterung gestattet, auf einen lauwarmen Mistbeetkasten oder in ein tem- periertes Gewächshaus. Behufs schnelleren Anwachsens hält man die Fenster die erste Zeit ein wenig geschlossen, lüftet dann aber mit der Zeit mehr und mehr und behandelt die Sämlinge später wie die alten Pflanzen. Bei der Vermehrung durch Stockteilung achte man darauf, daß vom Stengel mit jungen Wurzeln oder Knollen etwas abgeschnitten wird. Hierbei sei noch bemerkt, daß die an den Wurzelenden sich bilden- den rundlichen Knollen zur Vermehrung nicht geeignet sind; sie bleiben wohl eine Zeitlang gesimd, treiben aber nie aus. Im Nachstehenden möchte ich noch kurz einige der besten Arten erwähnen. Bmnarea Kalhreyeri, hört. Blumen scharlach- rot, glockenförmig, innen goldgelb, mit dunklen Punkten gezeichnet. — B. clwntalensia, Seemann hat die griUiten Blumen von allen Arten. Die zierlichen, wachsartigen Blumen stehen nickend zu vier bis sechs in lockerer Scheindolde. Die drei äußeren Blumenblätter sind rötlich gefärbt mit einigen braunen Flecken an der Spitze, die innere Seite ist weiß, die drei inneren Perigonblätter sind von blaßgelbcu- Farbe, die innere Seite derselben ist braun gefleckt. — B. Carderi, Maut, hat regelmäßige glockenförmige Dolden. Die einzelnen Blumen sind rosenrot und braun punktiert. — B. Schutlleworthii, Mast. besitzt einen dicken, kriechenden Wurzelstock. Die Blätter sind eiförmig, breit und glatt. Die ti-ichterförmigen Blumen sind in einer hängenden Trugdolde vereinigt. Die Farbe der drei äußeren Blumenblätter ist orangerot, der drei inneren gelb, an den Spitzen grün punktiert. — B. Williamsiae, Mast. mit rosafarbenen Blumen in Dolden. — B. caldasiana, Herb. hat lebhaft gelbe Blumen. Die drei inneren Abschnitte der Korolle purpurn punktiert, die kürzeren äußeren grün ge- randet. — B. conferta ist auf der beigegebenen Abbildung dargestellt. Ihre Blätter sind lanzettlich, vorn scharf zu- gespitzt und von fast fleischiger Textur. Die Blumen sind in einer vielblumigen hängenden, lockeren Scheindolde zu 15 bis 20 Stück vereinigt. Die äußeren Blumenblätter sind lebhaft rot, innen gelb mit dunklen Punkten geziert. — B. Salsilla, Mirb. Blumen am Grunde rot, oben dimkel gefärbt. Otto Brand. Clematis montana grandifiora, Abbildung auf der Titelseite, ist eine gute, bekannte und beliebte früh- und dankbar blühende Clematis, die zur Berankung von Gebäuden etc. im üarten unschätz- bare Dienste leistet. Weniger dürfte der liolio Wert dieser Cleniatisart als Treib- pflanze bekannt sein. An der Hand der Abbildung auf der Titelseite möchte ich daher den verehrlichen Lesern eine Olashalle aus der 436 Die Gartenwelt. IX, 37 Gärtnerei von H. Henkel, Darmstadt, vorführen, in welclier Clematü monlana grandfl. mit größtem Erfolg getrieben wurde' und für die Binderei ob der 'i'/, m langen, mit herrlich weißen Blüten besetzten Banken, ein überaus begehrtes Bindematerial lieferte. F. Tutenberg, Stadtgärtner, Offrnbach a. M. jedem einigermaßen nahrliaften Boden, und entwickelt, wenn unter Glas gehalten, bei uns im Oktober regelmäßig ihre Blütenschäfte. Kakteen und Sukkulenten. Aloe Baumii, Engl, et Gilg. Von Oliergärtner H. Baum, Rostock. (Hierzu eine Ahhihhtmj.) V on den von nu'r in Angola gefundenen vier Aloearten sind besonders Alo'd brmineo- punctata, Engl, et Qilg und Aloe Baumii^ Engl, et Qilg hervorzuheben. Letztere hat sehr ansehnliche, große und schön ziegelrot gefärbte Blüten, die erst- genannte Art dagegen weißgefleekte Blätter, die an die Blätter von AM' xehrina, Bak. erinnern. Von Aloe Baumii schickte ich seinerzeit eine Menge Samen nach Deutschland, die, hier ausgesät, bereits nach 2 Jahren blühbare Pflanzen ergaben. Diese Art blüht übeihaupt sehr leicht; man findet in der Heimat mitunter Pflanzen von kaum 10 — 15 cm Durch- messer, die bereits Blüten erzeugen. Starke Pflanzen ent- wickeln in der Heimat Blütenstände von 1,50 — 1,80 m Höhe. Die beigegebene Abbildung, welche in Angola am Flusse Kuito aufgenommen wurde, zeigt zwei Pflanzen mit besonders kräftig entwickelten Blütenschäften. Die Blüten haben eine mattziegelrote Farbe und zeichnen sich, wie mir Herr Berger, einer der besten Succulentenkenner, aus La Mortola schrieb, hauptsächlich durch die bauchige Anschwellung am Grunde der Blumenröhre und die leicht abwärts gebogene Kronröhre vor den Blumen aller anderen Aloe- arten aus. Besonders erwähnenswert ist die Verwendung der Blüten durch die Kaffern von Humbe. Diese sammeln die Blüten in gi-oßen Mengen, trocknen sie, kochen sie ein und pressen sie alsdann in die Form runder, flacher Kuchen, die an der Sonne getrocknet werden und den Eingeborenen in Humbe allgemein als Nahrungsmittel dienen. Die Blätter sind mit kräftigen Zähnen bewaffnet inid aitt der Blattoberseite schön weißbunt ge- fleckt. Der Verbreitungsbezirk von Aloii Baumii erstreckt sich in Süd -Angola über ein weites Gebiet und zwar vom Shella- gebirge bis weit über den Kuito hinaus, man findet sie sowohl in Lehm, Sand und Ton, als auch in steinigem Boden. Es ist nicht ausgeschlossen , daß Aloe Baumii auch im nördlichen bezw. mitt- leren Deutsch-Südwest-Af rika auf- gefunden Avorden ist. Die Kultur dieser AJoe ist die denkbar einfachste ; sie gedeiht in Alog Baumii am Standort in der Heimat. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Landschaftsgärtnerei. Ursachen malerischer Wirkungen. Von Karl Hinze, Naunhof-Leipzig. (Hierzu pier naeli Or igiiiaheiclinungeti des Verfassers (jefrrtigle Abbildungen.) JJie begabtesten Landschaftsgärtner, welche sich in ihrem Fache auch schriftstellerisch betätigt haben, sind von jeher, wie eine diesbezügliche recht . umfangreiche Literatur zur Genüge dartut, bemüht gewesen, in dieser zumeist selir ge- schickte Anweisungen zu geben, wie und wodurch eine Gartenanlage am wirkungsvollsten zu gestalten und nach welchen Grundsätzen diese anzuordnen sei, um ideal schöne, naturwahr wirkende Bilder zu schaffen. Wie wenig jedoch diese Hinweise im allgemeinen von Seiten unserer Landschafter beachtet und verstanden werden, können wir sowohl bei einem, wenn auch nur ganz ober- flächlichen Studium verschiedener Gartenpläne, als auch beim Betrachten so mancher nichtssagender Garten- und Park- anlagen zur Genüge sehen. Der Grund hierfür ist vielfach darin zu suchen, daß die meisten unserer Landschafter das Haiiptgewicht mehr auf eine, auf dem Plan recht schwungvoll wirkende Wegeführung legen, anstatt, wie ich schon im fünften Jahrgang Seite 417 und 422 betonte, die Wege der Bodengestaltung und dem Zwecke, dem sie dienen sollen, entsprechend zu führen. Man sieht doch in der Natur eine An- lage niemals aus der Vogel- perspektive, sodaß also die Wege- führung des Planes in Erscheinung treten könnte, sondern in der freien Natur kommen neben der Bepflanzung nur die Bodengestal- tung und die auf derselben be- findlichen Objekte, wie Gebäude \ind dergleichen, zur Geltung. Bei Anlage eines Parks oder Gartens haben wir wohl immer die Absieht, etwas Schönes, Ge- fälliges und Interessantes zu schaf- fen, die herrliche Natur in der uns am meisten ge- fallenden Form in unserer Nähe zu vereinigen. Um dieses mm ziemlich vollkommen zu er- reichen, dazu gehört neben der Berücksichtigung der Um- gebung, der Bodengestal- tung, sowie der Lage und dem Aussehen des Hauses, die möglichst genaue Kenntnis jener Ursachen, die schöne und malerische Wirkungen, wie wir solche in Park und Garten lieben, hervorrufen. Finden diese Ursachen und Umstände die er- forderliche Berücksichtigung, so IX, 3i Die Gartenwelt. werden wir meist immer den Erfolg Iiaben, daß das Fertige dorn Beabsichtigten entspriclit. Man darf jedoch nicht an- nehmen, daß schon ein einfaclies, ohne große Überlegung ausgeführtes Bepflanzen mit Bäumen und Sträuchern, selbst wenn dieses Musterexemplare sind, genügt, um schöne und interessante Partion zu schaffen, sondern jede Partie und Gruppe sollte ein Meisterwerk sein, welches, fein durchdacht, in seiner Ausführung mit dem Ganzen harmoniert. Zunächst wollen wir sehen, inwieweit das Haus als Objekt malerischer Wirkungen für uns in Betracht gezogen worden kann. Überall werden wir finden, daß das Haus bei allen Aussichten auf dasselbe stets den Punkt, auf dem der Klick am längsten haften bleibt, abgibt, wodurch die Be- pflanzung zwar etwas nebensächlicher , von ihrer Wichtigkeit aber nichts einbüßen wird. Von allen Aussichten zeige sich das Haus immer in möglichst malerischer Verkür- zung. Man sollte auch in den verschiedenen Aussichten auf dieses, möglichst stets Ent- fernung und sichtbare Seite ändern, denn ein zu oft wiederholtes Er- blicken des gleichen Hausteils läßt das Inter- esse, welches das Haus als in das Auge sprin- gender Mittelpunkt immer hervorrufen wird, schließlich erlahmen und das Ob- jekt uninteressanter werden. Ist die Bepflanzung, welche den Blick nach dem Hause hinlenkt, eine ruhige und gleich- mäßige und das Haus selbst von seiner interessantesten Seite sichtbar, so wird dasselbe zur vollendetsten Wirkung kommen. An einem Punkte zeige man das Haus in offener, breiter Stellung (vgl. die obeustehende Abbildung). Von einer anderen Stelle aus wieder, wo vielleicht eine weniger schöne Seite des Hauses sichtbar wird, lasse man diese nur zwischen einigen lichten Zweigen hindurchschimmern. An einem anderen Platze wederum mag nur das Dach und Obergeschoß über Bäume und Sträucher hervorragen (Abbildung Seite 438). Wenn wir jetzt einmal derartigen ansprechenden Aus- sichten auf im Park oder Garten gelegene Gebäude be- gegnen, so sind diese Aussichten in den seltensten Fällen absichtlich entstanden, sondern zumeist nur dem Zufall zu verdanken; jedoch empfiehlt es sich, vorhandene Objekte, welche in hervorragender Weise -geeignet sind, die Wirkung im Garten und Park zu erhöhen, mehr wie bisher als Dekorationsmittel in die Anlage hineinzuziehen, indem man es sich angelegen sein lasse, gleichgiltige und uninteressante Seiten zu verdecken, die interessanten und wirkungsvollen Seiten durch die Pflanzung aber möglichst noch mehr zur Geltung zu bringen. Der zweite Faktor, der gleichfalls wesentlich zur malerischen Wirkung in einer Anlage beiträgt, ist die Ge- stalt des Bodens. Man vermeide nach Möglichkeit wilde Einschnitte, Felsklippen, Hohlwege usw., die sich bereits in der Anlage (ich habe hier nur größere Anlagen, keine Haus- en mut gärten im Auge) vorfinden, zu entfernen, zu ebenen, oder durch Pflanzung zu verdecken; vielmehr muß versucht werden, diese zu erhalten und ihre Wirkung noch durch entsprechende Pflanzung zu steigern. Schluchten und Einschnitte suche man durch Freihalten von größeren Bäumen und Sträuchern, sowie Anbringen solcher an deren Bändern, noch tiefer er- scheinen zu lassen, wogegen Hügeln durch Bepflanzen mit Bäumen und hohem Strauchwerk ein höheres Aussehen ge- geben werden kann. Das wirksame Mithineinziehen der Umgebung in die Anlage, sowie ein Anpassen an diese, als auch ein sonstiges weitgehendes Berücksichtigen derselben, bezüglich ihres Ausdrucks usw., hat ebenfalls viel für sich, gelangt jedoch noch viel zu wenig und dann meist ebenfalls nur zufällig, oder aber überhaupt nicht, zur Anwendung. Überall sollte das Bestreben herrschen, die Anlage möglichst mit der Umgebung in Einklang zu bringen und nicht etwa in Stadtgärten, neben Gärt- chen mit Teppichlieeten und sonstigen sehr ausgeprägt künstlichen Zieranlagen, rustike und pittoreske Felsenbauten oder ähnliches, groß angelegtes aufzuführen, oder in wilden allgelegenen Gegenden, wo große erhabene Natur die Umgebung bildet, keine glatten und geleckten Kunstrasen zu schaffen. In beiden Fällen wird das Nichtharmonieren der An- lage mit der Umgebung nur eine für den Be- schauer unangenehme Wirkung hervorrufen. Dazu gehört, wie schon gesagt, nicht nur eine gewisse Vorkenntnis je- ner Ursachen, welche das Male- rische bedingen, sondern auch ein Auseinanderhal- ten der viel- fachen Unter- scheidungen, in welche wir den Begriff male- risch wiederum zerlegen können. Denn nicht ein einfaches Zu- sammensetzen aller möglichen malerischen For- men, die wir als pittoresk, rustik, bizarr, grotesk usw. einheitliche, m, Trüb melaucholibche Stimmung. bezeichnen, verursacht an sich eine lerisch wirkungsvolle Stimmung, sondern ein geschlossener Bildeindruck kann in jedem Einzelfalle nur dann erzielt werden, wenn wir die jeweilige örtliche Lage mit dem zu schaffenden in innigen Einklang bringen. Sicherlich wäre es äußerst verfehlt, wollte man schematische Grundsätze in Bezug auf die Erziclung malerischer Wirkungen im Garten aufstellen. Die Gartenwelt. IX, 37 Wenn wir einer Gruppe, Szenerie, Landschaft oder der- gleichen die Bezoiclmung malerisch beilegen, so tun wir dies nach Begriffen und Anschauungen, welche wiederum von unserem individuellen Geschmack und ästhetischem Empfinden abhängen. Ohne nun näher zu untersuchen, warum dieses so ist, wollen wir vielmehr versuchen, als das für uns wichtigere, die Ursachen zu ergründen, durch welche solche Wirkungen hervorgerufen werden, deren richtiges Erfassen dem anlegenden Gärtner manche geschätzte Hilfe bieten mag und ihn vor verkehrter Anwendung bewahrt. Wie wenig wirklich hübsche Gärten zu finden sind, die nicht nur ein gedankenloses übertragen eines ebenso gedankenlos aus- gearbeiteten Planes erkennen lassen beweist uns taglich schon die geringste Umschau uutei ^oihandenen und dojpelt wohltuend wirtl derjenige, welcher Sinn für wahre Schönheit hat, berührt, wenn er sieht, -wie in manchem Garten mit glücklichem Griff das richtige getroffen oder mit fein durchdachter Al> sicht in die Anlage gebracht wurde. Am Wollen des Ein- zelnen liegt es wohl selten, selten auch wohl am Können, ■ — worunter ich mehr die spezifisch gärtnerische Fer- tigkeit als Kultivateur be- greife — der Hauptgi-und ist, daß die Wenigsten ver- stehen, richtig zu sehen. So absurd dieses klingen mag, so wahr ist die.se Behauptung. Der Maler muß auch zuvor sehen lernen ; lernen wie die Farbe in dieser oder jener Beleuchtung, wie ein Körper in dieser oder jener Ver- kürzung aussieht. Haben dieses auch erst unsere Land- schaftsgärtner voll und ganz erfaßt, dann werden wir nicht so leicht mehr einer Anlage begegnen, die unser Miß- fallen erregt. Und haben wir sehen gelei'nt, so werden wir auch die Entdeckung machen, daß so mancher Effekt sich zuweilen auf eine unendlich einfache Weise darstellt. Ein Viel ist niemals nötig, denn ein wirres Zu- sammenstoppeln gefällt uns ebensowenig, wie ein Bild, welches übermäßig bunt ist, d. h. Barben besitzt, welche nicht mit- einander harmonieren. Unserem geläuterten Geschmacke ent- spricht vielmehr ein solches, welches weniger Farben, dafür aber einheitliche Stimmung aufweist und das ist es auch, was wir im Garten nach Mögliclikeit erstreben sollten, denn auch hier muß, gleichwie im Bilde, eine Stimmung, welche mit der Umgebung, Bodenform, Lage und Gestalt des Hauses harmoniert, vorhanden sein. Den Begriff „malerisch" möchte ich gleichsam auf viererlei Weise zergliedern und die dadurch erzeugten „vier Stimmungen" kurz behandeln. Mileiische SLcnene Zunächst hätten wir das Idyllische, Anmutige, Zierliche und Freundliche. Diese Stimmung kommt durch freundliche Farbenzusammenstellungeu, harmonische Linien, sanfte Schwing- ungen und Rundungen der Konturen, sowie durch allmählige Übergänge und Vereinigungen von Farben zum Ausdruck und macht auf den Beschauer einen friedlichen und be- ruhigenden Eindruck. Lachende Fluren, blumige Wiesen, blühende Obstgärten, graziös gewachsene Bäume, wie Birken, Lärchen usw., größere Zusammenstellungen solcher, in denen wir das harmonische, allmählige und regelmäßige Ineinander- gehen der Konturen beobachten können, bezeichnen wir gern als Idyll. Auch auf der Abbildung Seite 437 oben dürfte solche Stimmung zum Ausdiuck kommen. Sodinn hittcii wir das Pittoreske, Rustike, Romantische, welches sich durch inten- sivere Farbenkontraste, plötz- liche Abweichungen in den Konturen, bizarre Formen der Bäume, des Geländes, sowie durch gewaltsamere Gegen- sätze und schärfere, schroffere und unvermitteltere Wechsel von Licht und Schatten kund gibt und mehr für größere Anlagen in Betracht kommt (vergl. nebenstehende Abb.). Diese Stimmung macht auf uns einen erfrischenden und ermunternden Eindruck, während wiederum unaus- gesprochene Farben, weniger intensive Kontraste, undeut- liches Ineinanderübergehen eine melancholisch träume- rische, monoton trübe Stim- mung hervorrufen, wie wir sie wohl an Regentagen oder auf einsam weiter, sonnen- durchglühter Heide oder an einem weiten eintönigen Meeresstrande empfinden. Die Gartenwelt hat schon früher derartige Stimmungs- bilder veröffentlicht (siehe auch Abb. Seite 437 unten). Schließlich hätten wir noch eine feierliche, erhabene und majestätische Stimmung zu berücksichtigen (Abb. Seite 439), wie sie uns in gewaltigstem Ausdruck am brandenden Meere, in mächtigen Gebirgen, im Hochwald, in weiten Steppen, Heiden und Wüsten vor Augen tritt. Wenngleich solche grandiosen Partien im Park selbst nicht wiedergegeben werden können, so ist doch zuweilen die Möglichkeit vorhanden, sie als Ausblicke oder Abschlüsse und Hintergründe mit in die Anlage hineinzuziehen. Irgend eine der angeführten Stimmungen wird sich nun in der Umgebung eines Parks oder Gartens als vorherrschende vorfinden und man sollte nach Möglichkeit bemüht .sein, auch den Garten hierauf zu stimmen. Es muß ja sonst immer, wie bereits erwähnt, Disharmonien geben, wenn wir z. B. in eine baumlose Ebene, wo eine blumige (Jase mit Blüten- sträuchern und Laubhölzern hingehört, einen Park mit Nadel- IX, 37 Die Gartenwelt. hölzern oder sonstigen Gebirgsbäumen oder in bergiges Gelände mit finsterem Hoclnvalde einen Garten mit blumigen Rasen und Auen verpflanzen. Denn anstatt den Garten durch eine mit der Umgebung in Widerspruch stehende Pflanzung abzuschließen, sollte man lieber bestrebt sein, denselben mit der Umgebung in Einklang und Verbindung zu bringen und ihm dadurch ein größeres und weiteres Aussehen geben. Unser Streben sei. nach meiner Meinung, stets darauf gerichtet, die Natur in allem auf das Vollkommenste nachzuahmen, zu ergänzen. Allein durch Erreichung dieses Zieles können wir wahre und dauernde Erfolge haben, denn bei allen Abweichungen von der Natürlichkeit zwingt uns diese doch immer wieder zur Rückkehr zu ihr. Daher sollte man sich hüten, etwas zu schaffen, was mit der Natürlichkeit der Umgebung in Wider- spruch steht. Kultureinrichtungen. Wasserbeförderiiiigs- Anlagen. Von H. Siemann, Gartentechniker, Charlottenburg. {Hierxu vier vom Verfasser gefertigte Zeichnungen.) -Dei der Eigenart gärtnerischer Betriebe und ihrer Ab- hängigkeit von Licht und Luft ist es erklärlich, daß Gewächs- haus-Anlagen, Baumschulen und Obstplantagen meist außerhalb der Städte liegen, wohin gewöhnlich keine Wasserleitung führt, sodaß der Besitzer einer solchen Gärtnerei gezwungen ist, sich eine Leitung selbst anzulegen. Glücklich sind die Ver- hältnisse für den, dessen Grundstück in der Nähe eines Flusses, eines Baches oder eines kleinen Wassergrabens liegt, denn ihm wird seine Leitung nicht so viel Kosten verur- sachen, wie jenem, der auf Grundwasser oder eine Quelle angewiesen ist. In nachstehenden Zeilen will ich nun zu beschreiben versuchen, wie man sich zweckmäßig eine Wasser- anlage für seine Gärtnerei beschafft, wobei angenommen sei; L Wasser ist vorhanden, 2. Wasser muß gewonnen werden. 1. In der Nähe einer Gewächshausanlage ist ein Wassor- lauf, sei es ein Fluß oder ein Bach. Der Besitzer wünscht in seinen Häusern eine Leitung, die noch bei seinen Frühbeet- kästen vorbei gehen soll. Das Gelände ist eben und flach. Die Bodengestaltung spielt bei einer Wasserbeförderungs- anlage die Hauptrolle. Dem Besitzer i.st nur zu raten, daß er sich einen Petroleum-Motor anschafft, welcher mit einer Saug- und Druckpmnpe versehen ist. Da in der Leitung ein Druck vorhanden sein muß, so errichte er auf dem Kessel- hause ein Sammelbecken oder Resen-oir. Im Heizraum stellt er den Motor auf, und da das Kesselhaus weiter nichts zu tragen hat, so ist es das geeigneteste Bauwerk, hier das Resenoir anzubringen. Von dem Motor geht die Saugleitung, wie es auf dem Situationsplan zu sehen ist, nach dem Fluß. Man tut gut, wenn man sich dort am Ufer ein sogenanntes Sammelbecken anlegt, es ungefähr 1 — 1 '/._, m tief macht und mit einer Zement- niauer umgibt. Nach der Flußseite läßt man eine Öffnung, die man mit einem Schutzgitter versieht, damit nicht der Schmutz und Unrat, welchen das Wasser so oft mit sich führt, in das Sammelbecken und von dort in die Leitung treten kann. Das Rohr, welches in dem Becken endet, schließt man ebenfalls mit einem Siebe ab. Es ist darauf zu achten, daß man das Becken nicht etwa in einem Monat baut, in dem der Fluß das meiste Wasser mit sich führt; man baut es zweckmäßig im Sommer, wenn der Wasserstand am niedrigsten ist. Das Sammelbecken nuiß auch bei niedrigstem Wasserstand gefüllt sein. Deshalb erkundige man sich nach der Höhe des Wasserstandes in früheren trockenen .Jahren, wenn sie einem nicht bekannt ist. Wie nun die Pumpe das Wasser in der Saugleituug heransaugt, so drückt sie es in der Druckleitimg nach dem Reservoir empor; diese Leitung geht über den Rand des- selben, ebenso ist am Rande das Überlaufrohr angebracht, welches entweder nach dem Sammelbassin zurückgeht (xler in ein Bassin, welches von der Leitung gespeist wird. Am Grunde des Reservoirs ist die Hauptleitung oder Entwä.sse- rungsleitung angebracht. Dieselbe führt durch den Vori'aum (a) der Gewächshausanlage nach den einzelnen Häusern. In jedem Hause ist unter der Stellage ein Bassin angebracht, und das Rohr endet mit einem Wasserhahn. An die Hauptleitung ist auch die Außenleitung angeschlossen, welche zwei Bassins (6u. c) für die Frühbeetkästen speist, und den Schluß bilden zwei Hydranten. Hier ist der Druck noch so stark, (laß Schläuche angeschraubt werden können, um das Land für die Staudenkulturen zu bewässern. Hat man eine Baumschule oder Obstplantage, in der kein ei'höhter Punkt ist, wie Haus oder Anhöhe, so errichtet man einen Holz- oder Eisen-Turm, auf welchem man das Reservoir anbringt. Nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren verteilt sich der Druck auf sämtliche Leitungen und man kann bis zu den entferntesten Teilen seiner Anlage Wasser führen. Düstere, feierliche Stimmung hcrvonulendc Schlucht. 440 Die Gartenwelt. IX, 37 Wir kommen nun zu dem zweiten Punkt : „Das Wasser muß gewonnen werden". Hier spielt nun das Grundwasser eine bedeutende Rolle. Ist der Grundwasserstand nicht sehr tief, so baut man sich einen Brunnen. Ist jedoch eine Quelle in der Nähe, so muß das Wasser mittels Leitungsgräben in Situationsplan zu einer Wasserbeförderungsanlage. ein Bassin geleitet werden. Hier kann sich dasselbe sammeln, und, weniL nicht gebraucht, abfließen. In einem Parke oder einer Landschaft legt man sich einen sogenannten Sammel- teich an. Jedoch will ich von einer Wasserbeförderungs- Aulage in einer Landschaft hier ganz absehen, sondern nur eine Anlage im wirtschaftlichen Betriebe schildern. Da ich im vorhergehenden den Motor berücksichtigt habe, so will ich jetzt zur Wind -Turbine übergehen. Beides, Motor und Turbine, kann man im flachen wie bewegten Lande benutzen, denn beide sind mit einer Saug- und Druckpumpe verbunden. Nachdem wir uns einen Brunnen gebaut liaben, setzen wir darauf, wie es auf der Zeichmmg sichtbar ist, die Pumpen. Das Saugrohr führt nach unten, es ist ebenfalls mit einem Siebe versehen, das Steig- oder Druckrohr nach dem Reservoir. Da unsere Turbinen meistens auf einem Holz- oder Eisenturm stehen, so befindet sich das Reservoir direkt unter dem Rade. Die Betriebskosten bei eiqer Turbine sind gleich Null; jedoch ist der einzige Nachteil vorhanden, wenn im Sommer das meiste Wasser gebraucht wird, so sind es heiße, wind- stille Tage. Wehe dem, der es dann versäumt hat, sein Reservoir stets gefüllt zu halten! Der Besitzer hat dann eine Leitung und kann sie nicht benutzen. Also achte man stets darauf, ein gefülltes Reservoir zu haben. Von der näheren Beschreibung einer Wind- Turbine will ich absehen, denn dieselbe kann man in jedem Kataloge solcher Fabriken haben, die Turbinen und Motore bauen. Die Preise der Turbinen oline Gerüst richten sich nach der Größe des Rades und seiner Leistungs- fähigkeit. Gewöhnlich beträgt der Durchmesser des Rades 3 — 5 m, der Preis 400 Mk. bis 1700 Mk. Für Motore gibt es ja viele berühmte tmd gute Firmen und will ich hier nur auf die Firma Höntsch & Co., Dresden-Niedersedlitz, hinweisen, welche ganze Wasserleitungsanlagen baut. Eine Leitung sich anzulegen, kostet meistens gar nich't so viel, wie vermutet wird imd werden die Auslagen durch Zeit und Kraft, die der Besitzer spart, wieder ausgeglichen. Gärtnerische Reiseskizzen. Aus meiiiftr Keiseiiiappe. Jena. Vom Uerausgeber. -LJin chronischer Mangel unserer Zeit ist der Zeitmangel. Jeder Mousch, sogar der Rentier, klagt darüber, und der Arbeitsfreudige bedauert es, daß der Tag nur zwölf Stimden zählt. Auch mir fehlt es an Zeit und zwar so sehr, daß ich, bevor ich eine Reise antrete, bereits an die Rückkehr denke. Da hält man sich denn meist an die Hauptverkehrslinien und streicht bei der endgiltigen Feststellung der Route alles das, was abseits des Verkehi-s liegt, ohne oft zu bedenken, daß gerade die idyllischsten Naturschöuheiten häufig stille ab- gelegene Winkel schmücken. Wie oft bin ich nicht von Berlin nach Erfurt gefahren, in Weimar gewesen, ohne jemals das von AVeimar aus in etwa .^0 Minuten zu er- reichende Uuiversitätsstädtchen Jena zu besuchen. In Jena wirkt seit nunmehr zwanzig Jahren Ernst Rettig, unser langjähriger Mitarbeiter, als Inspektor am dortigen' botanischen Garten. Einen ihm schon so oft zugesagten Be- such wollte ich endlich einmal ausführen. So entschloß ich mich denn, eine Fahrt in Weimar zu unteibrechen und die Stunde des dortigen Aufenthalts mit einem Besuch des Museums auszufüllen. Herr Rettig ist einer der wenigen von deti Kollegen, die mit mir gemeinsam im berliner botanischen Garten beschäftigt waren, die loh im Auge behalten konnte und mit denen ich in ständigem Verkehr geblieben bin, obwohl wir uns im Verlaufe von fast zwanzig Jahren nur einmal persönlich begegneten. Ich hatte ihn wälirend unserer gemeinsamen Tätigkeit in Berlin als guten Kameraden, gewissenhaften Menschen und hervorragenden Kultivateur kenuen und schätzen gelernt, der auch widerspenstige Pflanzen zu mei>>tern verstand. Auch den Lesern der Gartenwelt ist Herr Rettig als tüchtiger Kultivateur bekannt, da wir im Laufe der Jahre eine ganze Reihe vorzüglicher Kulturpflanzen aus dem dortigen botanischen Garten gebracht haben. Das will um so mehr bedeuten, als der jenenser botanische Garten räumlich sehr beschränkt ist, nur alte Gewächshäuser besitzt, mit sehr bescheidenen finanziellen Mitteln arbeitet und das ganze Personal außer dem Inspektor aus nur zwei Gehilfen und einem Arbeiter besteht. Ich tiaf an einem schönen Sonntag nachmittag unangemeldet in Jena ein und fand Herrn Rettig, wie ich vermutet hatte, unter seinen Lieblingen im Garten. Trotz ihrer beschränkten Größe enthält die Anlage eine Fülle interessanter Gewächse. Es sind namentlich Gehölze in stattlichen Exemplaren vertreten, die zur Zeit meist in voller Blüte standen. Auch an schönen Koniferen fehlt es nicht. Unter diesen befindet sich eine prächtige Picea pungens argentea, die Herr Rettig vor achtzehn Jahren gepflanzt hat, auch eine selten schöne Schlangenfichte ist unter anderen vorhanden und ein gewaltiges Exemplar von Aristolochia Sipho hat einen Baum und weithin den Boden unter demselben mit einem malerischen Gewirr von Strängen Schnitt durch den Heizraum. IX, 37 Die Gartenwelt. Diurkl durchzogen, sodaß man sich beim Anblici; dieses Bildes unwillkürlich in das Innere eines tropischen Urwaldes versetzt glaubt. Der Garten birgt des weiteren manches Prunkstück an schönen und interessanten Stauden. Besonders reich sind Winterhärte Orchideen vertreten, für welche überhaupt die Umgegend von Jena ein Dorado ist. Zur Zeit meiner Anwesenheit standen neben anderen auch die interessanten und schmuckvollen amerikanischen Stauden- cypripedien in vollem Flor. Aber nicht nur „botanische Un- kräuter", auch Modestauden der verschiedensten Art und Edeldahlien haben im jenenser Garten eine Pflegestätte gefunden. Von besonderem Interesse ist die kleine Teiohpartie des Gartens, von welcher wir im V. Jahrgang Seite 195 eine wohlgelungene Teilansicht boten. In diesem Teiche hat Herr Rettig vor Jahren einmal ein Töpfohen mit Apmiogeton distaehyus versenkt. Diese herrlich blühende und duftende "Wasserpflanze, die nebenbei bemerkt, auch zu den besten Aquarienpflanzen gehört, hatte zuvor noch niemand für winterhart gehalten. Sie hat sich hier vorzüglich akklimatisiert und sich durch Selbstaussaat derart vermehrt, daß ihre Sohwimmblätter stellenweise den Teich vollständig bedecken. Der Hlütenreichtum dieser Pflanzen ist ein ganz unglaublicher. Tausende der wohlriechenden Blumen schmücken den Wasserspiegel, der auch nucli für die Kultur der prächtigsten Nymphaea chromatella Mar- liacii - Hybriden Ixaum bietet, deren Flor aber zur Zeit noch nicht begonnen hatte. Mit einer hier ausgepflanzten Calla aethiopiea macht Herr Rettich eben einen Akklimatisations-Versuch; sie soll in Nordamerika m Teichen, die nicht völlig ausfrieren, ausdauernd sein. Von den Leistungen des Herrn Rettig in der Kultur feiner Üicliideen und zarter Warmhauspflanzen haben wir unseren Lesern wiederholt Proben geboten. Abgesehen hiervon ist ein ganz kleines Gewächshaus, welches ausschließlich der Kultur der Todea dient, sehens- wert. Diese außerordentlich empfindlichen und schwer zu kultivierenden Farne, deren Wedel ständig naß gehalten werden müssen, gedeihen hier in einer Üppigkeit, wie ich es vorher noch nicht gesehen hatte. Auch Carnivoren, namentlich Sarraceuien und Darliugtonien, besitzt der jenenser Garten in ganz vorzüglichen Kulturexemplaren. Einen besonderen Schnmck des Gartens bilden die Rasenflächen, die ab- sichtlich nicht kurz gehalten werden und mit allen möglichen lieblich blühenden Rasenunkräutern durchwirkt sind, sodaß sie sich als blüten- durchsetzte Teppiche bei der landschaftlichen Anlage des Gartens besser ausnehmen als mancher moderne, kurz gehaltene und reine Rasenteppich. Nachdem die vielen Kleinodien des botanischen Gartens besichtigt waren, tauschten wir bei einem Glase Bier alte Erinnerungen aus, und Herr Rettig bot mir daim Gelegenheit, seine zahlreichen selbst- gefertigten photographischen Aufnahmen zu betrachten, die aus- schließlich Prachtstücke von ihm im Laufe der Jahre kultivierter Pflanzen dai-stellen; er ist ein Meister auf dem Gebiete der Pflanzen- photographie. Wie viele Kollegen streben nicht nach einem großen, aus- gedehnten Wirkungskrei.se und bleiben unbefriedigt fürs ganze Leben, wenn ihnen das SchicLsal einen solchen vorenthält. Im botanischen Garten zu Jena sah ich seit langer Zeit wieder einmal, wie man auch im Kleinen Großes leisten kann und wie dann auch der kleine Wirkungskreis einem tüchtigen Fachmann, der auch den giößten Aufgaben, die an einen Gärtner herantreten können, gerecht zu werden vermöchte, volle umi dauernde Befriedigung gewähren kann. Schnitt durch das Sammelbassin. Schnitt durch den Brunnen einer Turbine. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 327. Welchen Boden und welchen Standort verlaugt Polyyonum haldschiianicum , um zu höchster Entwickelung zu gelangen? Ist dieser Schlingstrauch in Thüiingen winterhart? — Im vorigen Jahre bezog die hiesige Gartenverwaltung diese Pflanze. Ich pflanzte sie aus, und zwar auf ein Beet, das den ganzen Tag vollauf Sonne hat, in kräftige Grunderde. Tüchtige Bewässerung war wegen des trockenen Sommers sehr notwendig. Einigemal jauchte ich die Pflanze. Ich gab mir nicht sonderlich viel Mühe, da ich mir von dieser Pflanze nicht viel versprach. Und dennoch überraschten mich die zierlichen Blütenformen. Die Pflanze gedieh vorzüglich; und für die zierlichen Blüten hatte ich für Bindezwecke stets passende Verwendung. Soviel ich beobachten konnte, scheint die Pflanze ganz anspruchslos zu sein. Einen allzustrengen Winter würde sie jedenfalls nicht aushalten. In Gegenden, die nicht zu strenge Winter durchzumachen haben, ist sie winterhart. Hans Heitmar, Obergehilfe, Berndorf. — Polijgonum baldscimanicum habe ich selbst in rauheren Lagen Thüringens als hart vorgefunden. Nur in sehr rauhen, trocken- kalten Wintern erfriert dieser Knöterich, aber auch nur in den jüngeren Zweigen. Jedenfalls ist mir in Mitteldeutschland bisher kein Fall vorgekommen, daß P. baldsei/ itani'cuni gänzlich erfroren wäre. Bei mannigfachen Anbauversuchon in Frankreich fand ich die üppigste Entwicklung auf humosera, leichtem Lehmboden bei halbscliattigor Lage und feuchtem Stande. Janson. Beantwortung der Frage No. 328. Ist Mütonia reiülaria eine Schnittblume oder sind ihre Blumen zu hinfällig für diesen Zweck? Unstreitig sind die Blumen von Millonia vexülaria von großer Schönheit, wenn auch von geringerer Haltbarkeit. An der Pflanze halten sich die Blumen wochenlang, freilich auf Kosten der Pflanze. Herr E. 0. Orpet berichtete am 27. Februar v. J. in „American Gardening", daß er zur Dekoration etliche starke Pflanzen von Millonia vexillaria '""' verwendete, deren verzweigte Rispen bis zu 14 Blüten trugen und einen herrlichen Anblick gewährten. Die Blüten hielten sich sechs Wochen, dann welkten sie ab und die Pflanzen gingen sämtlich ein. Herr Orpet liatte sich ver- schworen, nie wieder Millonia vexillaria zur Dekoration zu verwenden. — Abgeschnitten halten sich die Blüten einer kräftigen Rispe etwa acht Tage. Aber an eine gute Schnittorchidee muß die Anforderung gestellt werden, 442 Die Gartenwelt. IX, 3^ daß sich die Blumen weit länger halten. Tatsächlich halten .sich abgeschnittene Cattleyenblunien vier Woclien, die ßlüten- rispen von Odontoglossum crispum sechs Wochen und Cypripedium- Blumen 3 Monate. Auch unter den Onoidien sind viele, deren Blüten sich an den abgeschnittenen RLspen wochenlang halten. Mit solchen Schnitt-Orchideen kann man Miltonia vexülaria nicht ver- gleichen. Sie hat auch noch den Ruf, ein etwas schwieriger Blüher zu sein. Tatsächlich erfordert ihre Kultur besondere Aufmerksamkeit, wenn sie blühen soll, auch einen recht kräftigen Wuchs. Schwächliche Pflanzen soll man überhaupt nicht blühen lassen und bei blühenden Exemplaren soll man die Rispe, sobald als angängig, abschneiden, um die Pflanze zu schonen. Meiner Ansicht nach ist Miltonia rexillaria als Schnittorohidee nicht sehr zu empfehlen. Sie hat großen Wert für Privatgärten. Daselbst in einigen kräftigen Exemplaren gehalten, wird sie stets mit ihren herrhchen Blumen viel Freude bereiten. Karl Wilh. John, Orohideenzüchter, Andernach. — Miltonia vexillaria hat nicht den geringsten Schnittwert, da die Blumen keine Haltbarkeit trotz ihrer Schönheit haben. Theodor Franke, Orchideen-Züchter, Groß-Ottersleben. — Miltonia rexillaria, Benth., die Fahnenmiltonia, ist meines Erachtens eine gute Schnittorchidee. Die Blume an sich ist in ihrer Größe und der herrlich weißen bis dunkelrosa Färbung eine der schönsten, die ich kenne, und die Pflanze wirkt um so mehr, je zahl- reicher ihre Blumen zu einer Blütentraube vereinigt sind. Ich habe vor jetzt bald einem Jahre eine Blütentraube 17 Tage bei trefflichster Erhaltung in abgeschnittenem Zustande aufbewahrt. Janson. Beantwortung der Frage No. 329. Entstehen den orts- ansässigen Uaadelsgärtnern durch eine Stadtgärtuerei, welche imr ihren eigenen Bedarf heranzieht und keiuen Handel ti-eibt, Nachteile? Aus einer Stadtgärtnerei entstehen den ortsansässigen Handels- gärtnern auf jeden Fall Nachteile, da eine Stadt- oder Friedhofs- üärtnerei stets eine, wenn auch nur indirekte Konkurrenz ist. Die öffentlichen Anlagen werden, wenn keine Stadtgärtnerei vorhanden, meistenteils von Landschaftsgärtnern unterhalten, die ihren Bedarf an Pflanzen, insofern sie ihn nicht selbst ziehen, von Handelsgärtnern beziehen, und doch dabei auch in erster Linie ihre Kollegen am Platze berücksichtigen werden. Außer mit der Instandhaltung der städtischen Anlagen befassen sich viele Stadtgärtnereien auch damit, die Gärten der höheren Beamten der Stadt in Ordnung zu halten. Auch übernehmen viele Stadtgärtnereien Dekorationen bei Festlich- keiten in öffentlichen Gebäuden und bei den Familien- und Gesell- schafts-Festlichkeiten der höheren Beamten, die sonst Von den am Ort wohnenden HandeLsgärtnern ausgeführt würden. Wieweit die Konkurrenz einer Stadtgärtnerei geht, hängt von den örtlichen Ver- hältnissen und zum größten Teil von den leitenden Pereonen ab. Es wird wohl jeder aus diesen Ausführungen ersehen können, inwiefern Handelsgärtner durch die Stadtgärtnerei geschädigt werden. Otto zur Gathen, tjrdingen a. Rh. — Den schwer ums Dasein ringenden Handelsgärtnern einer kleineren Stadt gereicht es sicherlich nicht zum Vorteil, wenn eine Stadtgärtnerei am Platze ist, die ihren Pflanzenbedarf selbst zieht. Dem Handelsgärtner wird dadurch eine Einnahme entzogen, die er sicherhoh gut brauchen kann. Für eine Stadt wird es allerdings billiger sein, ihren eigenen Bedarf zu ziehen, doch kann sie den un- gerechterweise hohe Grundsteuer zahlenden Handelsgärtner ruhig etwas verdienen la-ssen. Richard Heimann, Cap d'Antibes. — Diese Frage ist mit einem entschiedenen „Nein!" zu be- antworten. Im Gegenteil, das Vorhandensein einer Stadtgärtnerei ist für die ortsansässigen Gärtnereien nur ein Vorteil. Da jedes „Warum" sein „Darum" hat, will ich in Kürze über letzteres meine Ansicht aussprechen. So ein Stadtpark ist einfach ein aus fertiger Ware zu- sammengesetzter Katalog, der sich da in natura vor dem Publikum ausbreitet. Die Blumenliebhaber und Liebhaberinnen sehen da alle erdenklichen Blumen blühen; dies und jenes gefällt ihnen, es regt sieh in ihnen der Wunsch, solch eine Pflanze zu besitzen. Dio Stadtgärtnerei verkauft aber keine Pflanzen imd Blumen, es bleibt den Kauflustigen nichts übrig, als zum nächsten Handelsgärtner zu gehen und zu sagen: „Mein Verohrtester, heut habe ich im Stadtpark die und die Pflanze gesehen, die möchte ich haben; so und so sieht sie aus, hat die Größe, Form, Farbe usw., kann ich sie haben bei Ihnen?" Hat sie der Handelsgärtner selbst nicht, so wird er sie der Kundschaft besorgen, woran ja auch etwas zu verdienen ist. Gleich- zeitig zeigt er dem Kunden die Schätze seiner Gärtnerei, dieser bekommt Lust dies und jenes nocli zu kaufen, und so hat der Handelsgärtner auch sein Geschäft gemacht. Wäre der Kunde zur Kauflust durch den Anblick jener Pflanze im Stadtpark nicht angeregt worden, so wäre er auch nicht zum Haudelsgärtner gekommen, und dieser hätte das Geschäft nicht gemacht. Darum ist so ein Stadtpark immer eine Art Reklame, eine Anregung zur Kauflust für das blumenliebende Publikum. Und kauflustiges Publikum braucht der Handelsgärtner, dann ist „det Jeschäft richtig". Hans Heitmar, Obergehilfe, Berndorf. — In kleineren Städten mit unbedeutenden städtischen Anlagen und nur wenigen ßlumenpflanzungen dürften die orts- an.sässigen Handelsgärtner einen städtischen Gärtnereibetrieb als Schädigung ihres Geschäfts empfinden. Unter solchen Verhältnissen tun die städtischen Verwaltungen am besten, ihren geringen Bedarf aus den Handelsgärtnereien zu beziehen, zumal sie auf diese Weise auch am billigsten dazu kommen. In größeren Städten mit aus- gedehnten Anlagen, wo dem Publikum etwas geboten werden soll, und die Gruppenpflanzen vielfach von Jahr zu Jahr wechseln, ist die Stadtgärtnerei und die Selbstheranzucht des hauptsächlichsten Gruppenmaterials geradezu eine Notwendigkeit für den leitenden Stadtgärtner. Die ortsansässigen Haudelsgärtner sind .in solchen Fällen gar nicht in der Lage, der städtischen Gartenverwaltung die notwendigen Pflanzen in den gewünschten Arten und Sorten, deren Bedarf oft in die Hunderttausende geht, zu liefern, und es würde eine schwere Belästigung des Stadtgärtners bedeuten, wenn er all- jährlich im Mai von Pontius zu Pilatus laufen müßte, um das herbei- zuschaffen, was er braucht. Auch die Kostenfrage spricht hier mit, da der Ankaut des Gruppenmaterials bei großem Bedarf den städtischen Gartenetat in unzulässiger Weise belasten würde. Dagegen bin ich der Ansicht, daß von Anlage städtischer Baumschulbetriebe nach Möglichkeit abzusehen ist und daß man die vorhandenen, je friiher um so besser, ihrer Auflösung entgegenführen sollte. Durch städtische Baumschulen wird der Gartenetat meist schwer belastet; der Bedarf an Bäumen und Sträuohern ist kein regelmäßiger. Wird eine Neuanlage geschaffen, so reichen die Bestände einer städtischen Baumschule gewöhnlich nicht aus; es muß dann viel hinzugekauft werden. Ruht die Erweiterung der städtischen Anlagen mehrere Jahre, so werden die Gehölze der Baumschule überständig oder zum öchaden der ortsansässigen steuerzahlenden Baumsohulenbesitzer für ein Spottgeld verschleudert. Deshalb fort mit den städtischen Baum- schulen, die ebenso überflüssig wie die Gemeinde- und Provinzial- Obstbaumsohulen sind. Keine städtische Gartenverwaltung, keine Gemeinde kann Bäume in so guter Qualität und so billig heran- ziehen, wie man sie in den gutgeleiteten Haudelsbaumschulen zu mäßigem Preise erhält. Alles in allem kann ich in den städtischen, sowie in den Kur- gärtnereien eine Konkurrenz für den Handelsgärtner nicht erblicken; im Gegenteil , die Darbietungen der öffentlichen Gärten haben in den weitesten Kreisen erst den Sinn für sorgfältig gepflegte Garten- anlagen und hübsch bepflanzte Blumengruppen geweckt; sie haben Tausende von Liebhabern mit empfehlenswerten, ihnen vorher un- bekannten Schmuckpflanzen bekannt gemacht und — der deutsche Handelsgärtner hat den Vorteil davon gehabt. Da in diesen Gärtnereien nichts an das Publikum verkauft wird, ist es gezwimgen, sich das, was sein Interesse erregt, zu notieren und dann bei einem Handelsgärtner zu kaufen oder durch dessen Vennittlung zu be- schaffen. M. H. — Ob den ortsansässigen Handelsgärtnern (warum nur den Handels- und nicht auch den Landschaftsgärtnern?) durch eine Stadt- gärtnorei, welche nur ihren eigenen Bedarf heranzieht und keinen Handel treibt, Nachteile entstehen, das kommt auf den einzelnen Fall an. Nachteile entstehen den gewerbetreibenden Gärtnern in- sofern, als die Stadt, wenn sie keine eigene Gärtnerei unterhielte, alle Pflanzen kaufen mußte, wodurch die gewerbetreibenden Gärtner IX, 37 Gartenwelt. 443 natürlich verdienten. Zielit sich eine Stadtverwaltung alle Blumen, Bäume, Sträucher usw. selbst heran, so geht den gewerbetreibenden Gäi'tnern der Verdienst verloren und es verdienen nur noch die großen Samenhandlungen etwas, besonders durch den großen Verbrauch an Grassanien seitens der Stadtgärtnereien ; denn mit der Selbstgewinnung der nötigen Sämereien werden sich die wenigsten Stadtgärtnereien abgeben. Hat der Herr Fragesteller bisher einer Stadtverwaltung die zur Ausschmückung erforderlichen Pflanzen geliefert und zieht sich diese Stadtverwaltung jetzt alles selbst heran, so entgeht ihm natürlich der Verdienst, den er durch Lieferung der Blumen usw. hatte. Warum sollte sich eine Stadtverwaltung die erforderlichen Pflanzen nicht durch eigene Gärtner heranziehen und verarbeiten lassen? Mit demselben Rechte könnte ein Bauunternehmer von Nachteil reden, wenn ein Handelsgärtner sich seine Steine direkt in der Ziegelei und seine Bretter direkt in der Schneidemühle, das Glas direkt bei der Glasfabrik kauft und sich dann seine Häuser und Kästen selbst baut. Hier wird der Bauunternehmer vollständig von dem Gärtner aus- geschaltet, während die Stadtgärtnerei doch wenigstens noch die Sämereien von dem gewerbetreibenden Gärtner kauft. Von einem Nachteil kann unter diesen Umständen wohl kaum die Rede sein; denn wenn ich mir meinen Betrieb durch Selbstanfertigung einzelner Sachen zu verbilligen suche, so kann mir das keiner übel nehmen, und wer das dennoch tut, der hat noch nicht darüber nachgedacht, ob er vor seiner eigenen Tür auch etwas zu fegen haben könnte. Werfen wir den Stadtgärtnereieu also nicht Benachteiligung der ge- werblichen Gärtnerei vor, es könnte uns leicht derselbe Vorwurf in anderer Hinsicht treffen. Ernst Richter, Charluttenburg. — Diese Frage kann man nicht ohne weiteres mit Ja oder Nein beantworten, man liefe sonst Gefahr, in den Verdacht der Einseitigkeit oder Parteilichkeit zu geraten. Ein Handelsgärtner wird eher dem ,,Ja'", ein Gartenbeamter mehr dem „Nein" zuneigen. Ich will es versuchen und möglichst unparteiisch meine Meinung zum Ausdruck bringen. Allerdings entstehen den ortsansässigen Handelsgärtnern durch eine Stadtgärtnerei, die eigene Kjilturen für den Selbstbedarf betreibt, Nachteile, nämlich insofern, als die benötigten Pflanzen nicht von den Gärtnern bezogen werden, und somit ein Absatz an gewissen Pflanzen bei letzteren in Wegfall kommt. Jedoch fragen wir uns einmal, ob die Städte die immer steigenden Aufwendungen an Pflanzen und Blumenschmuck in öffent- lichen Gartenanlagen bewilligen wurden, wenn sie nicht die Pflanzen- ma,ssen, welche unsere Teppichbeete und Blumenanlagen ausfüllen, in eignen Häusern und Kulturbeeten verhältnismäßig billig züchten könnten'? Ich glaube schwerlich, denn der eigentliche Fortschritt und die erfreulich umfangreiche Entwickelung städtischer Gärtnereien datiert doch erst seit dem Bestehen der Stadtgärtnereien mit eigenen Kulturen. Zudem sind die heutigen Anforderungen an öffentliche Anlagen derartig, daß der Bedarf an Pflanzen die Anzucht bei Weitem überschreitet und somit immerhin noch beträchtliche Lieferungen für die ortsansässigen Händelsgärtner verbleiben. Von Baumschul-, Stauden- und Kosenlieferungen garnicht zu sprechen. Ich neige nun nach langjährigen Beobachtungen vielmehr der Ansicht zu. daß derartige Stadtgärtnereien den Handelsgärtnern von Vorteil sind und zwar insofern, als die öffentlichen Garten- und Blumenanlagen dem großen Publikum als Erholung dienen und die zur Schau, sei es auf Blumenbeeten oder Parterres, als Solitäre oder in Schauhäusern, Palmen- und Wintergärten ausgestellten und sich vorteilhaft präsentierenden Blatt- und Blütenpflanzen, Stauden, Bäume und Sträucher doch nur dazu dienen, die Blumen- und Pflanzen- freunde auf die Schönheiten vieler, ihnen bisher unbekannter Pflanzen- arten hinzuweisen, wie nicht minder weitere Kreise für die Pflanzen- zucht und Pflege zu gewinnen. Hierzu ist der Handelsgärtner trotz Blumenladen etc. nicht in gleicher Weise in der Lage. Diese so gewissermaßen von den .Stadtgärtnereien gemachte Reklame und die sicher seitens der Handelsgärtner zu verspürende Hebung des Absatzes überwiegt doch auf jeden Fall den geringen Schaden, der einzelnen von ihnen durch die eigenen Kulturen der Stadtgärtnereien insofern minimal erwächst, als letztere doch dann im andern Falle ihren Bezug auf die ortsansässigen Gärtner verteilen müßte, um jedem gerecht zu werden. Und da die mittleren und größeren Städte eine stattliche Anzahl von HandeLsgärtnereien auf- weisen, so entfiele auf den einzelnen Geschäftsmann kaum eine nennenswerte Lieferung, während in der bereits angeführten Art und Weise doch sicher der größere Nutzen liegt. Natürlich dürfen die Stadtgärtnereien keinen Handel treiben, höchstens sich auf den Austausch fehlender Pflanzen beschränken, wie auch an Ausstellungen sich nur „Außer Konkurrenz" beteiligen. Kurz gefaßt und ohne weitere Beweggründe anzuführen, möchte ich die Frage auf Grund meiner Ausführungen dahingehend be- antworten, daß ein Nachteil den Handelsgärtnern weniger, mehr aber ein direkter oder indirekter Nutzen durch die Stadtgärtnereien erwächst. F. Tutenberg, Offenbach a. M. Blumenbindekunst. Berlin im Festsclimuck. Zi ur Einholung der deutschen Kronprinzessin am '6. d. M. hatte sich Berlin in festlicher Weise geschmückt. Die Hauptfeststraße Unter den Linden mit dem Pariser Platz und der „Via triumphalis", dem Brandenburger Tor, prankte in einem so reichen Festschmuck, wie ihn die Reichshauptstadt wohl nie zuvor gesehen hat. Mit den reichlich bewilligten Mitteln wurde von der Stadt eine einheitliche, großzügige Dekoration geschaffen. Gewaltige Mäste flankierten die Feststraße; ein jeder von ihnen wuchs gleichsam aus einem riesigen Rosenkorbe hervor, welche auf Postamenten fußten. Hohe Mäste, von welchen Flaggen iu den preußischen und mecklenburgischen Landesfarben wehten, wechselten mit kleineren, kranzgeschmückten. Verbunden wurden diese Mäste durch rosengeschmückte Fichten- guirlanden, welche mit vergoldeten Kugelrosetten befestig waren. Weitere derartige Guirlanden liefen von den Masten nach den Häusern, die Bürgei-steige in gewaltige Laubengänge verwandelnd. Auch die Häuser der Feststraße zeigten reichsten Schmuck aus Guirlanden und Blumen, hier und da von orientalischen Toppichen unterbrochen. Am Pariser Platz waren gewaltige Tribünen errichtet und mit bordeaurotem Stoff umkleidet, daneben hatten viele Geschäftsinhaber die Schaufenster ausgeräumt und in Tribünen verwandelt. Diese improvisierten Schauplätze und die Fenster der Feststraße fanden zu hohen Preisen, bis zu 600 Mk. pro Fenster, Mieter. Außerhalb der Hauptfeststraße hatten sich meist nur die Hoflieferantenfirmen be- merkenswerte Schaufenster- und Frontdekorationen geleistet. Zur Herstellung der Guirlanden wurden, wie kurz vorher bei der zwei- hundertjährigen Gebui-tstagsf eier Charlottenburgs, ausschließlich Fichten- zweige verwendet, die in Anbetracht der herrschenden Hitze sofort die Nadeln zu werfen begannen ; die verarbeiteten Rosen waren selbst- verständlich durchweg Papierfabrikate. Viele Schaufenster hatten sich in prächtige blühende Miniaturgärteii verwandelt. Die Blümen- binder und Dekorationsgärtnereien hatten am 3. Juni einen guten Tag! M. H. ■ Dl Mannigfaltiges. Das Wässern des Sparge Gartenbau-Gesellschaft hat einer erneuten Anfrage zufolge sich wiederum an die Direktion der Kgl. Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim a. Rh. in dieser Angelegenheit gewendet und erhielt von dem Vorstand der dortigen pflanzen- physiologischen Versuchsstation, Herrn Dr., Kroemer, folgende Auskunft; „Die Bedenken, welche immer, wieder gegen das Wässern des Spargels erhoben werden, sind zum Teil etwas über- trieben, wenn sie auch einer gewissen Berechtigung nicht entbehi-en. Sofern das Verfahren der Spargelwässerung sich nur darauf erstreckt, die Spargel unmittelbar nach dem Stechen für einige Stunden in reines frisches Wasser zu legen, ist es kaum zu beanstanden. Jeden- falls ist in diesem Falle die Besorgnis nicht am Platze, daß der Spargel durch das Wässern eine nennenswerte Nährstoffeinbuße Die Gartenwelt. IX, 37 erleiden könne. Unsere Versuche haben gezeigt, daß Spargelstangen selbst nach 3 — 4tägiger Aufbewahrung, in täglich gewechseltem kühlem Wasser, nur ganz geringe Mengen von Inhaltsbestandteilen abgeben. Gegenüber dem großen Verlust an solchen Stoffen bei der küchenmäßigen Zubereitung des Spargels, bei der fast die Hälfte der im Spargel vorhandenen Extraktivstoffe vom Spargelwasser aus- gezogen werden, ist die Vermindemng des Nährstoffgehaltes bei kurz- andauerndem Wässern ganz unwesentlich. Größere Bedenken erregt dagegen die Tatsache, daß der Spargel beim Wässern bis zu 10 % seines Gewichtes und darüber Wasser einsaugt und daher erheblich verteuert, bezw. im Werte vermindert wird. Billigerwoise muß man deswegen fordern, daß gewässerter Spargel als solcher deklariert und im Preise entsprechend herabgesetzt wird. Direkte Gefahren für die Gesundheit erwachsen aus der Methode der Spargelwässerung nur dann, wenn unsauberes, mit pathogenen Keimen verunreinigtes Wasser verwendet oder die Wässerung zu lange ausgedehnt und unzweck- mäßig gehandhabt wird. Wenn Spargel länger als 3—4 Tage ge- wässert wird, stellt sich unter allen Umständen eine Bakterienfäulnis der Spargelköpfe ein, die sich durch Weichwerden der letzteren und durch Auftreten eines iinangenehm strengen, etwas ranzigen Geruchs bemerkbar macht. Spargel von derartiger Beschaffenheit ist unter allen Umständen zu verwerfen. Besondere Kennzeichen gewässerten Spargels lassen sich sonst kaum angeben. Nach unseren Beobachtungen scheint gewässerter Spargel besonders leicht dazu zu neigen, an der unteren Schnittstelle durch einen Längsriß aufzuspringen. Möglichei'- weise ließe sich gewässerter Spargel hieran erkennen. Ich habe einige Versuche anstellen lassen, welche diese Frage klären sollen. Maulwürfe vertreibt man lieber, als daß man sie fängt und tötet. Sie vertragen den Steinkohlenteer und Petroleumgeruch nicht. Will man daher einen Maulwurf verjagen, so stopft man in alle Gänge je einen mit Petroleum oder Steinkohlenteer getränkten Lappen. Tagesgeschichte. Dortmund. Die Stadtverwaltung beabsichtigt im Südosten einen neuen Friedhof anzulegen und hat sich zu diesem Zweck große Ländereien in der Gemeinde Wambel an die Hand geben lassen. Der Preis des in Frage kommenden Geländes wird mit 422000 Mk. genannt. Elberfeld. Der 8 Uhr-Ladenschluß ist nun auch für die Blumengeschäfte vom Regierungspräsidenten angeordnet. Ausge- nommen sind die Samstage und die Vorabende von Feiertagen. Kattowitz. Die Stadtverordneten genehmigten 1200 Mk. für einen Promenadenweg, welcher die Stadt mit dem Südpark verbinden soll. Von den eingegangenen Plänen wurde der Entwurf des Garten- ingenieurs Herrn Hanisch daselbst angenommen und ihm die Aus- führung der Arbeiten für genannte Summe übertragen. A. K. Lüneburg. In den letzten zehn Jahren haben in der Heide die Obstbaumkulturen schon hier und da guten Aufschwung ge- nommen, wenngleich im ganzen Dr. Linde in seiner Monographie: „Die Lüneburger Heide" mit seiner tiefernsten Klage über die Inter- esselosigkeit der Heideleute an diesem Nebenzweige der Landwirt- schaft recht hat. An einigen Orten haben aber besonders die Lehrer einen guten Einfluß in dieser Hinsicht ausgeübt, so z. B. auch in Stedden. Vor 15 Jahren hatte das wenige Einwohner zählende Dorf nicht ganz 400 Obstbäume und was für welche! und jetzt im Mai blühen dort über 14Ü0 Obstbäume von den geringsten bis zu den feinsten Sorten. Der großartigen Baumblüte wegen wird das hübsch an der Aller gelegene Dörfchen schon viel aufgesucht. Posen. In der Stadtverordneten-Versammlung referierte Stadt- verordneter Prof. Binder über die Herstellung der Parkanlage am Fort Colomb. Es ist hier eine größere gärtnerische Anlage mit einem großen Teiche geplant. In der Mitte der Anlage ist ein größerer Kinderspielplatz vorgesehen. Die Gesamtkosten sind mit 51000 Mk. veranschlagt. Die Vorlage wurde genehmigt. Zwickau. Der Platz um die neue Lutherkirche, welche am 10. November eingeweiht werden soll, wird mit gärtnerischen An- lagen versehen, die auf 5000 Mk. veranschlagt sind. Bevorstehende Ausstellungen. Annaberg. Der hiesige Gartenbauverein kann nächstes Jahr auf ein fünfzigjähriges Bestehen zurückblicken. Aus diesem Grunde will der Verein 1900 in den Lokalitäten des Thießenschen Restaurants eine Jubiläums-Gartenbau-Ausstellung veranstalten. Grfinberg. Hierselbst findet vom 16. bis 24. September d. Js. eine Provinzial-Obst- und Gartenbau-Ausstellung auf Veranlassung des Zentralverbandes schlesisoher Gartenbauvereiue statt, mit der die Wander-Ausstellung dieses Verbandes verbunden ist. Hannover. Vom 5. bis 9. Oktober d. J. findet hierselbst eine große Obstbau- Ausstellung statt. Die Landwirtschaftskammer der Provinz Hannover hat die Kreis-Ausschüsse und Magistrate der Stadt- kreise ersucht, zu diesem Zwecke möglichst zahlreiche Ehren- und Geldpreise zur Verfügimg stellen zu wollen. Die Namen der Preis- stifter sollen in der gegen Mitte Juni zur Versendung gelangenden Ausstellungsordnung veröffentlicht werden. Wie die Landwirtschafts- kammer des weitereu mitteilt, sind die Kosten für das Unternehmea in Höhe von 20000 Mk. bereits siehergestellt. Personal-Nachrichten. Britton. Dr., der erste Direktor des Newyorker botanischen Gartens, trat am 27. v. M. eine Europareise zum Studium des neuen botanischen Gartens bei Berlin und anderer europäischer botanischer Gärten an. Dehrn, Administrator, ist mit dem Range eines Regierungsrates als kgl. bayr. Landesinspektor für Weinbau mit dem Amtssitz in Neustadt a. Haardt (Rheinpfalz) ab 1. Juli angestellt worden. Schumann, Gustav, Obergärtner a. D., t am 19. Mai im 84. Lebensjahre, zu Kamborvo. Prov. Posen. Ecliert, Traugott, Gräfl. Dohnascher Obergärtner, f 15. Mai im Alter von 57 Jahren in Kotzenau. Der Verstorbene bekleidete seine Stellung seit 1872 und war als hervorragender Fachmann bekannt. Brings, Wilh., Obergärtner, Quedlinburg, erhielt das allgemeine Ehrenzeichen. Brielkasten der Redaktion. Oberieutnant R. S., Kleinzscliacliwitz. Die eingesandten Blüten entstammen dem die AVissenschaft noch heute in hohem Grade beschäftigenden, hochinteressanten Laburnum Adamii, Lavall. {Cytisiis Ädamri, Poiteau Cytisiis purpurens und Laburnum vulgare). Es ist dies das auffälligste Beispiel von Knospenvariation was wir in Kultur besitzen. Dieser interessante, durch Veredelung auf L. vulgare fort- gepflanzte Strauch wird bekanntlich als Pfropfbastard aufgefaßt, d. h. ein von Oytisus jmrpurcus auf L. vulgare gepfropftes Reis soll dicht über der Veredelungsstelle abgebrochen sein, und unterhalb der Ver- edelungsstelle soll sich ein Sproß gebildet haben (L. Adami), welcher den Mischling, also eine Zwischenform darstellt mit kleineren Blättern und schmutzig-purpurroten kleineren Blütentrauben als L. vulgare sie hat. Das Auffälligste und bis heute Unerklärliche, dazu einzig in dieser Art dastehende ist aber, daß dieser durch Veredelung fort- gepflanzte Bastard die Befähigung behält, durch Knospen- variation jederzeit in der Baumkrone beide Stammeltern, also Laburnum vulgare und Cytisus purpureus rein wieder zu erzeugen, so dass wir gleichzeitig goldgelbe, schmutzig- rote und schön rosafarbige Blüten in der Krone blühen sehen. Da Oylisus purpureus in rauheren Lagen empfindhch ist, so kann es vorkommen, daß nach härteren Wintern die kleinen Nestern in der Krone vergleichbaren Büschchen von Cytisus purpureus ganz verschwinden, um später an anderen Stellen aus älteren Zweigen plötzlich wieder hervorzusprossen. Hier tritt also ein längeres Schlummern und plötzliches Wieder- aufwachen ererbter Eigenschaften in auffälligster Weise auf. Wie schon erwähnt, wird unabläßlich wissenschaftlich gearbeitet und experimentiert, um die wunderbare Entstehung dieses .so hoch- interessanten Bastardgoldregens genau zu ergründen. L. Beißner. Drucl{fehlerberichtigung. Auf Seite 410, Zeile 4 von unten rechts lies horstweise (= truppweise) statt forstweise. Verantwortl. Redakteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlac v. Richard Carl Schmidt 4 Co., Leipzig. — Druck : Anhalt. Bnchdr. Qaienberg,e. G. m. Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 17. Juni 1905. No. 38. Nachdruck and Nachbildung aas dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Zier- und Dekorationspflanzen. Heckeria iinibellata, L Von B. Othmer, Kgl. Garteninspektor, München. (Hierxu eine Abbildung.) Zlii den nahen Verwandten der artenreichen Gattung Piper gehört die als Zierpflanze schätzbare und für unsere Glashaus-Kulturen empfehlenswerte Heckeria umbellata {Syn. Piper umbellahwi), die eine sehr kulturwerte Art darstellt. Die beistehende Abbildung veranschaulicht ein schönes Exemplar. Die unten etwas verholzenden Stengel tragen die abwechselnd stehenden, stengelumfassenden, breit herzförmigen zugespitzten Blätter. Die Blattmasse ist' nicht sehr kräftig, die fiedrigen Nerven treten besonders auf der Unterseite stark hervor; bedeckt ist diese von einer dünnen Schuppenbehaarung. Eigen- tümlich ist die helle graugrüne Blattfärbiing, welche die Blatt- pflanze als etwas Apartes unter ihresgleichen erscheinen läßt und ihre Pflege rechtfertigt. Im feuchten Warmhause, in humoser, nahrhafter Erde gedeiht dieser Zierpfeffer ungemein leicht und lohnt seinem Pfleger reichlich die aufgewandte Pflege. Psilotum madagascariense. Von R. Wehrhahn, Göttingen. (Hierxu eine Abbildung.) ,ILk sklame" ist heute das Losungswort für jeden Ge- schäftsmann, sei dieselbe in Journalen oder in anderer "Weise angewandt, Reklame muß sein. Ohne dies manchmal recht teure Manöver kann oft kein Handeltreibender bestehen. Aber hierzu gehört meistens Geld, sehr viel Geld, und daher sucht jeder auf eine andere, weniger kostspielige Weise die Auf- merksamkeit der llenge auf sich zu ziehen. Dieses bewirkt man am besten mit Schaufensterdekorationen. Wenn man auch nicht direkt sagen kann, daß die Gärtner ihre Schau- fenster nicht geschmackvoll zieren, so kann man aber doch behaupten, daß es in dieser Hinsicht noch recht schlecht in unserem Fache aussieht, daran hat die meiste Schuld die Überhäufung in den Auslagen. Oft macht die Hälfte der Auslage viel mehr aus, als wenn sich ein Stück hinter das andere verkriecht und versteckt. Etwas derartiges ist über- haupt nicht mehr Dekoration zu nennen. Daß wir uns von Gartenwelt. IX. anderen, z. B. Dekorateuren usw. haben übertrumpfen lassen, zeigen am besten die in Berlin ins Leben gerufenen Schau- fensterwettbewerbe. Vor allen Dingen kommt es auf den guten Geschmack des Ausstellers an, die Pflanzen imd Bindereien spielen erst eine zweite Rolle. Da aber die meisten Pflanzen immer wiederkehren und ein Laie gute und mittelmäßige Sorten kaum von einander imterscheiden kann, verlieren diese vollständig den Reiz. Man muß also auch unbekannte, durch ihre eigen- artige Form in die Augen fallende Pflanzen dem Beschauer vorführen. Ohne Zweifel kann man zu letzteren das im Bilde vor- liegende Psilotum madagascariense rechnen. Seine sterilen Zweige hängen lang herunter und geben der Pflanze ein Heckeria umbellata. Vom Verfasser für die „GartenweU" photogr. aufgeno Die Gartenwelt. IX. phantastisches Äusselien ; sie ähnelt den in Australien heimischen Casuarinen. Die botanischen Merk- male der Pflanze sollen hier Platz finden. Man bemerkt unter starker Vergrößerung nur eine Art von Sporen; sie gehört daher zu den Lycopodiaceen, während die Selaginellaceen und -Isoeta- ceen zwei Sporenarten be- sitzen, die Mikro- imd Makro- sporen. Die Äste des Psüo- tum sind dichotomisch ver- zweigt und kantig. Sie be- sitzen sehr kleine, schuppen- artige pfriemliche Blätter. Die Fruchthäufchen sehen kleinen gelben Kügelchen ähnlich, die dicht am Stengel sitzen. Die Sporangien sind dreifächerig imd öffnen sicii dreiklappig. Die Art madagascariensc ist in Südafrika heimisch. Sie gehört ins Warmhaus und liebt im Winter einen hellen Standort, will im Sommer schattiert und feucht stehen ; am besten gibt man ihr gute Heideerde mit Polypodiiim- Fasern und Holzkohle. Die Fortpflanzimg ge- schieht durch Teilung und Sporen, die man auf Torf Die beste Methode, Sporen zu erhalten, ist die, daß man die gelben Sporenträger etwas vor der absoluten Reife abpflückt und sie in einem trockenen, warmen Zimmer auf einem Stück Papier ausbreitet. Haben dieselben dort zwei Tage gelegen, wird man auf dem Papier unter den Sporangien gelblich- braunen Staub finden, die Sporen. rfasser für die „Garte Koniferen. Nochmals Abies arizonica Merriam. Von L. Beißner. in den Mitteilungen der deutschen dendrologischen Gesell- schaft 1897, Seite 54, gab ich die erste Beschreibung dieser merkwüi-digen Korktanne Arizonas. Im Jahrgang 1900, Seite 45, brachte Herr Purpus, unter Vorlage von Zweigen und Stücken der rahmweißen Korkrinde, nochmals eine eingehende Be- schreibung, und 1901, Seite 427 der Garten weit wurden durch eine Farbentafel Prachtexemplare, wie sie unser verdienst- voller Herr Purpus auffand, dem Leser zur Anschauung ge- boten. Einer näheren Beschreibung dieser, in ihrer Erscheinung einzig dastehenden Tanne wird es deshalb nicht mehr be- dürfen. Es fragt sich nur, wird sich dieser Prachtbatmi bei uns wie in der Heimat in seiner ganzen Schönheit entwickeln. und wie haben wir ihn zu kultivieren, um dies wenig- stens annähernd zu er- reichen? Daß ein Baum, welcher in den San Francisco Moun- tains in Arizona bis zu einer Erhebung von 3000 m auf- steigt, bei uns als winterhart zu betrachten sein dürfte, ist wohl kaum fraglich. Es handelt sich also vor allem darum, ihm die passend- sten Standorte anzuweisen, wo der Baum annähernd die Bedingungen wie in der Heimat wiederfindet. Dies wären also, neben genügender Bodenfeuchtigkeit, auch be- sonders hohe Luftfeuchtig- keit. Neben Gebirgs- oder Seeklima, andererseits be- günstigt durch Wasserflächen oder Wasserläufe, oder im feuchtgründigen Park, wo ilurch hohe seitliche Pflan- zungen ohne Über.schirmung ^1 Iisdörrende Winde und Son- iieiibranil abni'lialten weixlen, (laswer.leinli- l'läi/.p sein, wo wir A. ariujiiii-a zu kulti- vieren versuchen müssen. Wo die nächste Verwandte, Abies suhalpina. freudig ge- deiht, da werden wir auch Ah. arizonica aufbringen, wie dies auch die bisherigen Kulturversuche ergeben haben. Wir wissen, daß die meisten Abies-Arten, Weißtannen, in eingeschlossenen, heißen, lufttrockenen Lagen verkümmern; neben Äbies pectinata sind es vor allem Ab. balsamea, Ab. subalpina, Ab. sibirica., und von Fichten Picea sitchansis, die hier unfehlbar langsam zugrunde gehen, also besser gar nicht gepflanzt werden sollten. Es kann also kein größerer Fehler begangen werden, als Ah. arizonica, befürchtend, sie möge bei uns zärtlich sein, die wärmsten, sonnigsten, eingeschlossensten Plätze anzu- weisen. Ich habe wiederholt in den dendrologischen Mit- teilungen auf diesen Umstand hingewiesen und will hoffen, daß diese erneute Mahnung dazu beitragen möge, die Kultur dieser schönen Tanne richtig anzugreifen, um hoffentlich dann später auch gute Resultate melden zu können. Das muß ja die Zukunft lehren. Noch möchte ich darauf hinweisen, daß Purpus auch von einer alpinen Form, der Ab. arizonica berichtete, die, entsprechend der höheren Lage, einen etwas niedrigeren, ge- drungeneren Wuchs, verbunden mit einer auffallend silber- weißen Färbung aufweist, daß es aber durchaus falsch ist, hier von einer var. pyginaea zu sprechen, wie das leider bei Saat- und Pflanzen verkauf irrtümlich geschehen ist. Hier ist von keiner Zwergform die Rede, was wir unter var. pygmaea doch verstehen, also diese Bezeichnung ist als falsch zu streichen, worauf ich schon in den dendro- logischen Mitteilungen 1903, Seite 59, hingewiesen habe. Ich IX, 38 Die Gartenwelt. •147 möchto also auch an dieser Stelle alle beteiligten Kreise bitten, diese falsche Bezeichnung überall da, wo sie noch auftreten sollte, auszumerzen. Im höchsten Grade unangenehm muß es jeden Sach- kundigen berühren, wenn in marktschreierischer, überschwäng- licher Weise eine Neueinführung ausgeboten wird, wie es leider auch mit Ah. arizonica geschehen ist. Es schadet dies stets mehr als es nützt, und wir sehen jetzt schon die un- angenehmen Folgen. Man kann nie von unübertrefflicher Schön- heit sprechen, bevor sie nicht bei uns erprobt worden ist. Hier kann nur die Zukunft bei entsprechender richtiger Kultur lehren, was uns Ab. arizonica gegenüber anderen in der Wirkung ähnlichen bewährten Koniferen dereinst sein wird. reinen Blau der etwa 20 cm großen Blumen eine der wert- vollsten tropisclien Seerosen ist, deren Wei-t datlurch erhöht wird, daß sie tagelang geöffnet bleibt, um den Beschauer durch den Reiz der dunklen und hellblauen Karben ihrer Fetalen und das Schwefelgelb der zahlreichen Staubfäden zu erfreuen. Nur darf man sich durch den Namen „gigantea^'' nicht zu übertriebenen Vorstellungen von der Größe der Pflanze verleiten lassen. Nur die Blume wird bei älteren Pflanzen in guter Kultur besonders groß, jüngere Pflanzen, die man über Winter in Vegetation hält, blühen bereits im April, ihre Blütengröße ist aber nur eine bescheidene. Obstbau . Wasserpflanzen. Nyraphaea gigantea.*) Von F. Rehnelt, Großh. Garteniuspektor, Gießen. (Hierxu eine Abbildung.) Als Nymphaea giganiea^ Hook., 1852 aus dem tropischen Australien eingeführt wurde, glaubte man in ihr eine Eivalin der damals so ungeheures Aufsehen erregenden Victoria regia, ein neues Wunder aus dem Wunderlande gefunden zu haben. Während aber die Viktoria sieghaft ihren Platz behauptete, kam die mit so großer Begeisterung empfangene Neuholländerin bald wieder aus der Mode, weil sie bei weitem nicht so imposant war, als man nach den ersten Berichten annehmen mußte. Auch fehlte es wohl an tiefen, heizbaren Bassins, in denen sie sich zur VoUkotfimenheit hätte entwickeln können. So ging sie denn vollständig verloren, bis sie vor etwa 15 Jahren, als die Liebhaberei für tropische Seerosen er- wachte, wieder neu eingeführt wurde. Was man inzwischen als N. giganiea in Kultur hatte, waren Arten oder Hybriden aus der Gruppe der CyananÜios. Nymplmea giganiea wächst von Natur aus in verhältnis- mäßig tiefem Wasser und verlangt, besonders zum Austreiben, hohe Wärme. Hybriden hat sie noch nicht erzeugt und alle auf Kreuzung mit anderen Arten hinzielende Bemühungen waren seither vergeblich. Doch hat man Kulturformen ge- wonnen, die bedeutend härter sind und nicht mehr Wärme beanspruchen als andere blaue Nyraphäen. Eine solche Form, deren williges und reiches Blühen hervorzuheben ist, zeigt unsere beistehende Ab- bildung. Wenn man be- denkt, wie formenreich unsere einheimische weiße Seerose in der Natur ist, so liegt der Gedanke nahe, daß man vielleicht leichter blühende, in seichtem Wasser fortkom- mende Varietäten eingeführt hat und der Kultivateur hat unter diesen dann nur Aus- lese zu halten brauchen. Wie dem aber auch sei, soviel ist sicher, daß NymphafM gi- ganiea mit ihrem prachtvollen •) Vergl. Jahrg. I, Seite 121. der Handelsgür Einige Obstliebhaber aus der Insektenwelt. Von 0. Jacobs, Weitendorf. (Hierxu drei Abbildungen.) Jür unreife Früchte finden sich nur wenig Liebhaber. Selbst unsere Jugend, die sonst nicht wählerisch ist, ver- greift sich nur einmal an solchen Sachen, wenn sie die herbe Säure verspürte. Sobald aber die Früchte reifen und durch Farbe und oft auch durch Duft zum Genießen einladen, finden sich nicht nur die meisten Menschenkinder zum Essen ein, sondern auch unter den Insekten zeigen sich verschiedene Obstfreunde, oft sogar solche, die im allgemeinen tierische Nahrung aufnehmen. Ist der Schaden, den diese Liebhaber stiften, bei einigen Arten nur gering, so können doch andere wieder Unmengen von Früchten durch Benagen zerstören und für den menschlichen Genuß unbrauchbar machen. Am meisten gefürchtet von allen Obstzüchtern sind die Wespen, da sie fast regelmäßig in großer Zahl auftreten und mit ihrem feinen Spürsinn sich stets die besten Früchte zur Mahlzeit auswählen, so daß mit Recht das Sprichwort lautet: „Die schlechtsten Früchte sind es nicht, woran die Wespen nagen!" Die ersten Früchte, wovon die Wespen eine Kostprobe nehmen, sind in meinem Garten die Frühpfirsiche. Wenn Menschenaugen noch kaiun die eintretende Reife be- merken, sind diese Liebhaber, angelockt durch den Duft, schon da und untersuchen die einzelnen Früchte. Schone, g:-oße Schaustücke von 100 Gramm und mehr Gewicht sind am meisten in Gefahr, da sie bei eintretender Reife den stärksten Duft ausströmen. Will man diese Paradestücke unversehrt ernten, so muß man sie schon ein paar Tage vor der Reife abnehmen, (über- haupt muß zu dieser Zeit täglich nachgesehen werden, und alle Früchte, die kurz vor der Reife stehen, müssen abgenommen werden, trotz- dem aber werden unsere Wespen doch schon ver- schiedene Früchte schmack- haft finden, die man noch hängen ließ. Verschmäht werden auch von diesen Liebhabern die Stachelbeeren nicht; besonders werden sie im Spätsommer gerne auf- Nyiiiphaea gigantea. von Heinr. Heakel, Darmstadt, für photogr. aufgeDommeQ. Die Gartenwelt. IX, 38 jÄ^'f. Hornisse als Obstschädlinge. Originalzeichnung für die „Gartenwelt" gesucht und vollständig ausgesogen, sodaß im Herbste leere Hülsen an den Sträuchern hängen. Mit Vorliebe suchen die Wespen reifende Weintrauben auf, und da bei diesen die einzelnen Beeren gewöhnlich nach einander reifen, kann es kommen, daß sie ganze Trauben verzehren, wenn diese nicht rechtzeitig geschützt werden. Da Weintrauben durchaus am Stocke reifen müssen, gibt es keinen besseren Schutz für sie als kleine Gazesäcke, die bei beginnender Reife über die Trauben gezogen und zugebunden werden.*) Jeder Obstzüchter muß, um die Wesjjenplage zu ver- mindern, besonders im Frühling gegen diese Insekten zu Felde ziehen. Man findet bereits im März einzelne große Exemplare umherstreifend. Das sind überwinterte Mütter oder Königinnen, von welchen jede einzelne am passenden Orte eine Kolonie gründet, die dann im Sommer zu vielen Hunderten angewachsen ist. Tötet man also im Frühlinge eine Wespe, so verhindert man damit eine ganze Nieder- lassung. Oft aber entdeckt man erst im Sommer in der Nähe des Gartens das Wespennest, wenn die flinken Tierchen recht emsig an der Arbeit sind. Da ist die Sache schon schwieriger, zumal die überaus beweglichen Gesellen einen spitzen Stachel führen und ihre Behausung tapfer verteidigen. Ein Zu- werfen und Feststampfen des Eingangs mit Ei-de am Abend nützt nichts, da meistens schon am nächsten Morgen ein neuer Ausgang geschaffen ist. Ebensowenig hat es Zweck, Wasser in den Eingang zu gießen, da die Röhre meistens eine ganze Strecke in wagerechter Richtung führt und das eigentliche Nest gewöhnlich höher hängt als der Eingang liegt. Überhaupt sterben die Wespen nicht so leicht im Wasser. Vor zwei Jahren hing unter dem überstehenden Dache meines Hausos ein ziemlieh großes Wespennest, das frühmorgens, als noch alle daheim waren, in einen Sack ge- stoßen wurde. Um die Tiere schnell zu töten, wurde der zugebundene Sack gegen 10 Minuten unter Wasser gedrückt. Aber als ich dann den Sack untersuchte, waren die meisten Wespen lebendig und wollten herauskriechen. Da zufällig kochendes Wasser bereit stand, wurde der Sack da hinein- gedrückt und die Wespen waren sofort tot.**) Am sichersten *) Anmerkung der Redaktion. Ein sehr umständliches und oft nutzloses Verfahren. **) Anmerkung der Rodaktion. An SpaUeren, Bäumen, Dächern etc. befindliche Wespennester brennt man am besten am späten Abend, wenn alle Wespen im Nest sind, mit einer Stroh- fackel ab. vernichtet man die in Erdhöhlen hausenden Kolonien, wenn man frühmorgens einen brennenden Schwefellappen eine Strecke in den Eingang .schiebt nnd dann die Öffnung mit Erde schließt. Waren noch alle daheim, so wird sieh keine Wespe wieder zeigen. Sind die Wespennester nicht auffindbar und die Be- lästigung wird groß, so muß man zum Fangglas greifen. Es sind für diesen Zweck besondere Gläser konstruiert; ich bin jedoch mit einfachen Glashäfen oder Einmachgläsern, wie sie sich in jedem Haushalt finden, gut fertig geworden. Als Lockmittel tut man mit Wasser verdünnten Fnichtsaft oder Honig hinein und befestigt mit Draht die Gläser an solchen Stellen, wo die Insekten besonders zahlreich anfliegen. Nach einigen Tagen werden die Gläser von den toten Wespen ge- reinigt und wieder neue Lockspeise hinein getan. Ähnlichen Schaden als die Wespen richten die Hornisse an, doch kommen diese Tiere seltener vor; dafür aber legen sie ihre Kolonien gerne in hohlen Bäumen und anderen xm- zugänglichen Orten an, und man kann daher selten an eine Vernichtung gehen. Im letzten Sommer waren in der Nähe meiner Wohnung zwei Hornissenbaue und ich konnte daher eingehend das Leben imd Treiben dieser Insekten beobachten. Nur selten stellte sich eine Hornisse bei den Pfirsichen ein, bei den Beerenfrüchten gar nicht. Als wirkliche Obstliebhaber entpuppten sich diese Tiere erst von Mitte September an, als die ersten Birnen in meinem Garten reiften. Von dieser Zeit an fand ich sie in großer Zahl an den Birnen schaben. Sie wählten regelmäßig die größten und reifsten Früchte, und bald hing eine ganze Zahl halber Birnen am Baum, andere fielen zur Erde und wurden hier weiter benagt. Das An- sclmeiden der Frucht schien den Hornissen einige Mühe zu machen, denn sie suchten gerne solche Birnen auf, die bereits angeschabt waren. Oft saßen zwei Hornisse zugleich auf einer Frucht imd ließen es sich gut schmecken, während eine dritte vergebens versuchte, noch festen Fuß zu fassen. Ganz erstaunt war ich jedoch, als ich eines Tages noch über 30 dieser großen Insekten tot unter dem Baume fehlte dafür zunächst jegliche Erklärung, bis ich sah, wie zwei Tiere, die sich mit den Füßen fest gepackt hatten und sich nun gegenseitig mit den scharfen Stacheln bearbeiteten, vom Baume kollerten. In der Hitze des Kam- pfes wurden beide durch einen Fußtritt getötet. Bei weiterer Beobachtung sah ich häufiger, daß zwei Hor- nisse bei der Mahl- zeit uneinig wurden und dann mit scharfen Waffen einen Gang auf Leben und Tod mach- ten. Da in der Nähe zwei Kolonien waren, denke ich, daß die ganz erbittert kämpfenden ^ ^,^ Obstschädlinge. Tiere aus verschiedenen OriginaUeiAnnng für die „Gartenwelt- Mir IX, 38 Die Gartenwelt. Behausungen stammten, am Geruch sich als Fremdlinge erkannten imd als grimme Feinde auf einander losgingen. Der wütende Kampf der Gegner endete meisteus mit dem Tode beider. So scheinen diese Tiere einen wirk- lichen Vernichtungskampf gegen einander zu führen, sobald sie mit fremden Kolonisten zusammentreffen. Oder sollte es Brodneid sein, was die Tiere zum Kampfe treibt? Wohl schwerlich, da noch eine ganze Reihe angeschnittener Birnen am Baume hing. Wenn der Schaden, den die Hornisse stiften, bei Hochstämmen auch noch zu verschmerzen ist, so kann er bei wertvollen Spalierbirnen doch z\iweilen recht empfindlich werden. Man tut daher gut, schon im Frühling sein Auge auf diese Obstliebhaber zu richten, da man dann auch mit jeder Hornisse, die man tötet, eine ganze Niederlassung verhindert. An Äpfeln finden Wespen und Hornisse anscheinend keinen Geschmack, denn sie probierten sie nur. In allen Gärten kommt mehr oder weniger zalilreich der Ohrwurm vor, eines der nützlichsten Insekten im Haus- halte der Natur, der unter normalen Verhältnissen ausschließ- lich tierische Nahrung nimmt und eine Unzahl Eier, Larven, Püppchen usw. von Schädlingen verzehrt. Allgemein bekannt ist auch von diesem Gesellen, daß er gelegentlich als Vegetarier Dahlien- und Cluysanthemumblüten kostet und diese durch Benagen verunziert. Als Feinschmecker in Obst lernte ich im letzten Herbste den Ohrwin-m kennen. Als ich Ende September den Mecklenburger Kantapfel, eine feine Lokalsorte, pflückte, fand ich, daß viele Früchte am Stielende angenagt waren. Bei weiterem Pflücken zeigten sich immer unmittelbar unter dem Laubwerk, das das Stiel- ende deckte, ein oder melirere Ohrwürmer, wovon ich einige noch bei der Mahlzeit ertappte. Bei der ungeheuren Dürre des letzten Sommers hatten die Tiere wohl nirgends feuchte Stellen, die sie sehr lieben, mehr finden können und dann schließlich unter dem Laube Unterschlupf gesucht. Bei be- ginnender Reife gefiel ihnen wohl der Apfelduft, oder auch mangels anderer Nahrung wurden sie hier gelegentliche Vegetarier und Obstliebhaber. Wohl gegen zehn Liter der besten Früchte zeigten kleine Fraßstellen und mußten sofort in der Küche verwendet werden. Auch beim Eve- Apfel waren einige angefressen, bei anderen Sorten nicht. Da ich den Ohrwurm früher nie als Obstfreund kennen lernte, ver- zeihe ich ihm gerne seine Missetat und hoffe, daß auch andere Obstzüchter, die ähnliche Erfahrungen machten, kein scharfes Urteil über ihn fällen. Keineswegs aber darf der Obstgärtner den Ohrwurm vernichten, damit würde er sich selbst den größten Schaden zufügen. Auch unter den Schmetterlingen, die sonst mir duftende Blumen umgaukeln imd hier den süßen Nektar schlürfen, finden sich zuweilen einmal Obstfreunde. Wiederholt hatte ich Gelegenheit zu beobachten, wie der Admiral sich an Pfirsichen und süßen, reifen Birnen gütlich t in Mainz eine große allgemeine deutsche Gartenbauausstellung statt. Personal-Nachrichten. Burow. Gustav, Handelsgärtner, Schleusenau, t am 31. Mai, Cromm, Peter, Handelsgärtner, Bamberg, t am 24. Mai. Klenert. Wilhelm, Baumsohulbesitzer in Graz, feierte am Mai in vollster Rüstigkeit sein 40jähriges Gärtnerjubiläum. Schumann, Heinr., Handelsgärtuer, Dölitz-Leipzig, fani 24. Mai 71. Lebensjahre. Verantwortl. Redaktt , Carl Schmidt i Co.. Leipzii Drnci : Anhalt. Bnchdr. Outenberg, ( [ustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 24. Juni 1905. No. 39. Xachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Gärtnerische Reiseskizzen. Aus meiner Reiseniappe. Erfurt. Vom Herausgeber. {Hierzu sechs Abbüdimgeti.) W er die Erfurter Kulturen in Ruhe besichtigen will, der muß sich mit einem acht- bis zehntägigen Aufenthalt in diesem Zentralorte des deutsehen Blumensamenbaues vertraut machen. Bei einem kürzeren Aufenthalt muß man sich auf eine Besichtigung der gi-ößten Kultm-en beschränken. Dies gilt namentlich für die Sommerzeit, wenn die ausgedehnten, viele hundert Hektar großen, mit Sommerblumen bepflanzten Felder in vollem Flore stehen. Die Hauptbedeutung Erfurts liegt zweifellos in der Blumensamenzucht, wenn auch sein Gemüsebau nicht zu unterschätzen ist. Als icli gegen Ende Mai dieses Jahres in Erfurt war, herrschte überall auf den Feldern die regste Tätigkeit. Hunderte von Arbeitern waren mit dem Auspflanzen iler in Kästen herangezogenen Sommer- blumen lieschäftigt. Mir war es diesmal in der Hauptsache darum zu tun, verschiedene Erfurter Speziali- täten, wie es Cinerarien, Calceolarien, Goldlack und Levkojen sind, im vollen Flore zu sehen. Hierfür ist die zweite Hälfte des Mai der ge- eignetste Zeitpunkt; die Primeln sind aber dann bereits verblüht, der Hauptflor der zur Samen- kultur bestimmten Gloxinien gleichfalls vorüber, während der Flor der Begonien noch nicht be- gonnen hat. Es ist kaum glaublich, in welch großen Massen in Erfurt Cinerarien, Levkojen und gefüllter Stangengoldlack in luftigen Ge- wächshäusern, luftigen Kästen, bzw. auf den be- kannten Stellagen in Töpfen kultiviert werden, eine sehr mühevolle Kultur, die aber bei sorg- fältiger Handhabung einen guten Erfolg ver- spricht. In weiten Kreisen der Blumenfreunde ist die Ansicht vertreten, daß die Cinerarie eine gewöhnliche Blume sei. In der Provinz wird sie geschätzt, in den Großstädten vernachlässigt, weil für den kapitalkräftigen verwöimten Groß- städter vielfach nur das Wert zu haben scheint, was mit schwerem Gelde bezahlt worden muß. Wer aber im Mai die großen Gewächshäuser der Erfurter Spezialfirmon, mit den hüb.^ch Gartenwelt. IX. gezeichneten, duftenden Cinerarien besetzt sieht, der kann sich doch nicht der Ansicht verschließen, daß es sich hier um edle kulturwürdige Pflanzen handelt, von deren Scheindolden ein Farbenzauber ausgeht, wie er nur wenigen anderen Pflanzen eigen ist. Trotz der leuchtenden, vielfach grellen Farben ermüden und beleidigen sie das Auge niemals, wie dies bei den Pensees, die gleichfalls eine Erfurter Spezialität sind, gar oft der Fall ist. Die Abbildung auf Seite 460 bietet eine Teilansicht aus den Cinerarienkulturen der Firma Otto Putz, welche Florblumen in umfassender und mustergiltiger Weise anbaut. Die Cinerarien werden be- kanntlich in drei durch ihre Größe unterschiedenen Haupt- varietäten, von den unzähligen Farbenvarietäten ganz abge-' sehen, gezüchtet, in hohen, halbhohen imd niedrigen. Die niedrigen machen auf mich immer einen verkümmerten Ein- druck; ich würde sie deshalb höchstens zum Bepflanzen teppichartiger Beete empfehlen. Die halbhohen und hohen sind immer ansprechende, lel)ensfrische Erscheinungen, gleich 'leilansuht .iner 1 tvkojenstellagt in der Handel^-g irlncic Erfurt. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". on Otto Piltz, Die Gartenwelt. IX, 39 geeignet zum Balkon- und Fensterschmuck wie auch zur Be- pflanzung von Blumengrujjpen. Wer sich in der Unterhaltung seines Gartens keine Beschränkung aufzuerlegen braucht, der bepflanze die Beete nach Beendigung des ersten Frühlings- flors mit Cinerarien, auf welche dann die endgiltige Sommer- bepflanzung folgt. Die Cineraria hyhrida wird bis jetzt aus- schließlich in Farbensorten mit abgerundeten Strahlenblüten kultiviert. Die Sorte „Stella'^ mit röhrig gerollten Strahlen- blumen, einer einfachen Miniatur -Edeldahlie gleichend, hat keine nennenswerte Verbreitung gefunden. Auch die Ver- breitung der gefüUthlühenden Cinerarien, mit kugelrunden. Teilansicht einer Goldlackstellage in der Handelsgärtnerei Haage & Schmidt, Erfurt. Ori^inalaufnahme für die „GartenweU dichtgefüllteu Blüten, ist auf wenige Speziallieb- haber beschränkt geblieben. Bei Ernst Benary waren diese gefüllten Cinerarien, die sicher mehr- interessant als schön sind, in ziemlicher Anzahl vertreten. Die Blütenfarben sind bei ihnen immer matter als bei den einfachblühenden. Die einfachblühenden sind vorwiegend einfarbig, häufig mit hellem Auge geziert oder die Stralilen- blumen sind mit abweichender Farbe umrandet. Anfänge zu streifenartiger Petalenzeichnung zeigt eine Neuzüchtung der Firma Vilmorin, von welcher ich einen Satz bei Haage & Schmidt fand; diese Züchtung ist noch sehr verbesserungs- bedürftig. Eine spezielle Art, die in neuerer Zeit größere Verbreitung zu finden scheint, ist die Gineraria stellata, mit der obengenannten Sorte „Stella" nicht zu verwechseln. Während man bei der C. hyhrida mit einer gewissen Be- rechtigung auf einen regelmäßigen Bau mit flach- gewölbter Scheindolde sieht, in welcher sich eine Blüte an die andere schließt, ist die CUie- raria stellala am schönsten, wenn sie einen etagenförmigen Aufbau von Scheindolden zeigt. Alles Regelmäßige ist bei dieser ungeheuer reich- aber kleinblumigen Art von Übel. Die einzelne Blüte ist kaum halb so groß wie die der edlen Hybridsorten ; die Bliunen sind einfarbig. Prachtvolle, vollblühende Pflanzen dieser Cinerarie fand ich bei Haage & Schmidt und F. C. Heineraann. Die Blüten fast aller in der Gartenkultur bevorzugter Kompositen beginnen in der Kultur bald zur Variantenbildung hinzuneigen. Dieser Neigung verdanken wir, um nur einige Beispiele an^ zuführen, die grotesken Formen der Edeldahlien, des Helianthus cucumerifolius^ der Cineraria „Slella^^ und anderer. Bei diesen Pflanzen zeigt sich die auffallende Neigung der einzelnen Blütenblätter zur Röhrenforra, wie wir sie in ausgeprägtem Maße auch bei dem Chrysanthemum indifum, den Sommer- astern und oft, bei Chrysanthemum carinatum finden. Neuerdings zeigt auch C. stellata vielfach die Neigung, die Strahlenblütchen nach auswärts zu rollen, was der kleinen Blüte eine ausgesprochene Sternform gibt. Diese Sternblüten fand ich besonders zahlreich und schön in der Heinemannschen Gärtnerei, von wo aus sie wohl früher oder später als Neuheit verbreitet werden dürften. Die abgeschnittenen Blumen der C. stellata sollen sich durch große Haltbarkeit auszeichnen. Auf den Erfurter Levkoyenstellagen standen die zur Sanienzucht bestimmten Pflanzen in vollem Flor. Man sah aber nur noch einfachblühende. Die gefüllten Levkoyen sind bekanntlich im Gegensatz zum gefüllten Goldlack steril. Der Samen kann deshalb nur von den immer und immer wieder auftretenden einfachen Blumen gewonnen werden. In je geringerer Zahl die einfachen Blumen auftreten, um so w^ertvoller ist die Rasse, um so spärlicher natürlich die Samenernte und um so tem-er der Samen. In den meisten Erfurter Kulturen werden die gefüllten Levkojen zur Zeit des Vollflors aus den Töpfen entfernt und an Blumenhändler verkauft, was allerdings im Verhältnis zur mühevollen Kultur nur eine geringe Nebeneinnahme ergibt. Wie eine Stellage vollblühender Levkojen nach Entfernung der gefüllt- blühenden Stengel aussieht, veranschaulicht die Abbildung der Titelseite. Teilansicht einer Goldlackstellage in der Handelsgärtnerei & Schmidt. Erfurt. Originalaufnahmc für die „Gartenwelt Haage IX, 39 Die Gartenwelt. 459 Interessanter sehen die Stellagen mit gefülltem Stangen- Goldlack aus (Abb. S. 4.58), der gleichfalls in Erfurt in großem Umfange angebaut wird. Der bedeutende Umfang, in welchem man die Sanwnziicht von Cinerarien, Levkojen mid Goldlack in Erfurt handhabt, läßt darauf schließen, daß diese beliebten deutsehen Volksblumen, denen man in den Großstädten nur geringe Beachtung schenkt, auf dem flachen Lande und im Auslande immer noch Tausende treuer Verehrer haben müssen. In geringerem Maße, aber in immer noch großartiger Weise wird in Erfurt die Kultur der Calceolaria hybrida gehand- haltt, der liebliehen Pantoff^blume. die, wenn auch empfind- licher gegen Wind und Wetter, doch noch zur Frühjahrs- liepflanzung von Blumenbeeten in ge.schützten Lagen, zum Balkon- und Fenstenschmuck von unvergleichlicher Schönheit ist. Die Blumen .sind leider duftlos, aber in den neuen Züchtungen von edler Form und prächtiger Färbung. Neben ilen getigerten und getuschten Blumen kultiviert man auch die einfarbigen, von welchen Ernst Benary ver- schiedene Sorten in den Handel gegeben hat. Eine rein gelbblühende soll demnächst in den Handel gelangen. In den Erfurter Handelsgärtneroieti dnOit sich so ziemlich alles um den Samenbau und Samenliandel. Im großartigsten Umfange wird derselbe von den Firmen Ernst Benary, Haage ife Schmidt und .1. C. Schmidt, aber auch noch von anderen Firmen betrieben. So hat, um nur ein Beispiel anzuführen, die Firma Haage k Schmidt ein Areal von 101 Hektar in Kultur. Bei der sorgfältigen Behandlung, welche die Blumen- samenkulturen nicht nur unter Glas, sondern auch im freien Lande erfordern, ist es be- greiflich, daß in den größeren Kulturen ein nach hunderten zählendes Personal vorhanden ist. Diesen Samenkulturen gegenüber treten die Topf- pflauzenkulturen zurück, mit Ausnahme der Floi- lilumen natürlich, die zur Samenzucht in Töpfen kultiviert werden müssen. Ausgedehnte Topf- pflanzenkultureil besitzen vor allem Ernst Benary und Haage i Schmidt, doch verkauft erstgenannte Firma keine Topfgewächse. Herr Gustav Besoke, früher Obergehilfe bei letztgenannter Firma, istz.Z. Obergärtner der Benaryschen Topfpflanzenkul- turen; seine liebenswürdige Führung ermöglichte mir die eingehende Besichtigung derselben. Selbstverständlich müssen in diesen Kulturen, soweit möglich, alle Topfpflanzen ihren Tribut in die großen Samenmagazine liefern. Die Benarysche Gärtnerei ist gerade durch ihre vielseitigen Topf- pflanzenkulturen zu jeder Zeit des Jahres sehenswert. Hier finden wir prächtige Palmen und sonstige Pflanzen des Warmhauses und in einem besonderen, großen Gewächshause ein wohl einzig in seiner Art dastehendes Farnsortiment, fast ausschließlich in vorzüglichen Kulturexemplaren. In anderen Gewächshäusern, welche in erster Linie den Samenkulturen dienen, finden wir große Bestände von Primula chinensis, Cimraria hybrida, Gloxinien und .sonstigen Gesneriaceen, Coleus in feinsten Sorten, Odier- Pelargonien imd andere. Unter, den Gesneriaceen fielen mir besonders die von Benary gezüchteten, unerreichten Varietäten der Sainlpaulia ionantha auf. Dieses sogen. Usambaraveilchen ist vom tiefsten Blau bis zum reinsten Weiß in allen Farbenabstufungen vertreten, allerdings lassen die Blüten der hellsten Farben in bezug auf Größe noch zu wünschen übrig; die reinweißen sind in dieser Hinsicht noch am meisten zurück. Die kommenden .Tahre werden auch hier weitere Errungenschaften bringen. t'lber die Sinningien hat Herr Obergärtner Besoke bereits in No. 24 der Gartenwelt berichtet. Die Sinningia Regina und S. Regina hybrida sind wahre Prachtpflanzen, dazu berufen, den Gloxinien das Feld ernstlich streitig zu machen ; ich fand sie im letzten Stadium des Blühens. Die Reichblütigkeit war eine ganz enorme; die meisten Pflanzen hatten hundert Blüten und mehr entwickelt und wenn auch die Blumen kleiner sind als die der großblumigen Gloxiniensorton, so bieten doch die in vollem Flor stehenden Pflanzen durch ihre kaum glaubliche Blütenfülle einen imposanteren Anblick. Die Blätter, oft von recht stattlicher Größe, sind nicht hart und brüchig wie bei den Gloxinien, sondern ganz elastisch, also bieg.sam, was im Gegensatz zu den Gloxinien auch die vollblühende Pflanze transportfähig macht. Man legt bei Benary besonderen Wert ia angulata in der Handelsgärtnerei von Haage e- fänden sich schon seit Jaliren in Kultur. Ausstellungsberichte. Die intenialioiialc (iartenbaiimisstellium in Paris. lu Stella der jährlich H. Jordi, Paris. M eine Abbildung.) wiederkehrenden Ps Frtihjahrsaus- aationale Gartenbauaus- stellung fand vom 20. bis 28. Mai Stellung in und bei den städtischen Treibhäusern Cours la Reine, in der Nähe der Ale.Nanderbrücke, am Ufer der Seine, statt, veranstaltet von der Societö Nationale d'Hor- ticulture de France. Diese Aus- stellung wird wobl die größte des laufenden Jahres bleiben. Das Pro- tektorat lag in den Händen eines internationalen Komitees, bestehend aus den bekanntesten und tüch- tigsteu Fachleuten, sowie aus ein- rinßreichen in- und ausländischen Gönnern, und der Präsident der Republik vollzog die Eröffnung. Den Gesaniteindruck der Aus- stellung fand ich gut, besonders Topfpflanzen waren großartig. Wen- det man jedoch Kritik an, — und welcher Ausstellungsbesucher zieht keine Vergleiche, — so muß man .sagen, daß die Umgebung der Häuser sich für eine internationale Gartenbauausstellung nictit eignete, weil sie teilweise viel zu wenig Kaum, besonders für Baumschul- artikel ließ. Auffallen mußte es, daß nur wenige ausländische Firmen die .\usstellung beschickten und daß auch der deutsche Gartenbau fehlte. Da klagen die deutschen Handels- gärtner immer über ausländische Konkurrenz, über kolossale Einfuhr von gärtnerischen Produkten, und jetzt, wo sich eine Gelegenheit bot, zu zeigen, daß der deutsche Gartenbau mächtige Fortschritte gemacht hat, geht dieselbe unbenutzt vorüber.*) Ich bin überzeugt, daß Spezialkulturen, wie z. B. enghsche Pelargonien (Bürgersche), Rosen, Neuheiten, Maiblumen usw. Erfolg zu verzeichnen gehabt hätten. Beim Eintritt blendete die Reichhaltigkeit der Koniferen- Sortimente, der inunergrüuen Laub- und buntblättrigen Ziergehölze. Sehr bemerkenswert waren die Kollektionen buntblättriger Acer japonicitm der Firmen R. Croux et fils und L. Paillet in Chätenay. Mehr oder weniger wai'en die Gruppen symmetrisch abgeteilt. Von einer harmonischen Zusammenstellung oder abwechshingsvollen Gruppierung war nichts zu sehen, da wegen Mangel an Platz die *)Anmerkung der Redaktion. Vom Zeigen seiner Leistungen auf französischem Boden kann der deutsche Gartenbau nicht leben und einen nennenswerten Absatz nach Frankreich hat er nicht zu erhoffen, eine Ausstellungsbeteihgung in Paris ist also zwecklos für ihn. Ferula Asa foetida in der & Schmidt, Erfurt. Origi Prachtexemplare von Magnolien, Prunus Ccrasus, buntblättrigen LiyHstrwii und Evonyrmis in Hochstämmen und Pyraiiiidenform zu nalie beieinander standen und deshalb wenig zur Geltung kamen. Rechts neben den Koniferen stellten A. Nomblot-Bruneau, Bourg la Keine, und Croux et fils Obstgehölze in Körben und Töpfen in den verschiedensten Formen aus. Besonders hervorzuheben sind die tadellos geformten Verrier-Palmetten, sow-ie die schrägen und wage- rechten Cordons, voll besetzt mit kurzem, gesundem Fruchtholz. Als Kuriosum betrachtete ich eine Gruppe von Moser et fils in Versailles, welche einen japanischen Garten darstellen sollte, bepflanzt mit Taxus baecata und baccata var. ereeta., verschiedenen Spezies von Buxus, welche aber mit der Heckenschere zu den versoliiedensten ornithologischen und sonstigen fantastischen Formen zugeschnitten waren. Zur Nachahmung kann solche Spielerei wohl schwerlich empfohlen werden. In Topfpflanzen und Binderei waren zum Teil gute und selbst sehr gute Leistungen zu verzeichnen. Es würde zu weit führen, woUte ich die einzelnen Gruppen, sowie alle ausgestellten Gegen- stände aufzählen, weshalb ich mich darauf beschränke, die Aussteller und ihre hauptsächlichsten Lei- stungen zu verzeichnen, was für den deutschen Leser von Inter- esse sein kann. Es nahmen die Rhododendron und Azaleen den ersten Rang ein. Es hatte den Anschein, als woUteu die zwei Ge- schäfte: Croux et fils in ChiUenay (Seine) und Moser et fils in Ver- sailles (Seine et Oise) das beste ihrer Spezialkultui'en zur Geltung brin- gen, da dieselben durchweg nur mit vorzüglicher Ausstellungsware in Wettbewerb traten. Die verschiedenen Orchideen- züchter und Liebhaber stellten reiche Sammlungen von Orchideen im vollsten Flor aus. In großer Zahl wechselten die verschiedenen Spezies von Cytnhiilititn, Oypripe- diwn, Caltleya, Oiloninglossum und MiUmiia ab. Die Abbildung S. 402 zeigt die Kollektion des Orchideen- züchters G. Lesueur in St. Cloud (Seine). Unter einer Gla.sglocke war ein blühendes Oypripedium caUosum mr. Sanderae zusehen von A.Marcoz in Villeneuve St. Georges (Seine et Oise), eine wirklich sehr schöne • Blume von zart weißgräner Fär- bung. A. Regnier, Fontenay sous Bois (Seine) zeigte als Neuzüchtung eine Kreuzung zwischen Cattleya MendeU und Laclia purpurata, eine große Blume, aber zu dunkel in der Farbe ; Kelch gelblichbraun. Duval et fils, Versailles (S. et 0.), waren mit einer Kollektion von Anthurium sc//er««ria«2,//„, ,,//.s" fand. I'neonia arhorea „Azumakagani" und /'. iirlmna „KoHiro/;(tk/i'\ 1'. aiiiahilis und P. Oiina zeigten einige Aus.steller als beste Sorten mit großen Blumen und besten Farben. Zwei Papaver „Mrs. Marrk", rot mit hellgelben Streifen, sehr große Blumen und „Livermcre", dunkelrot, waren entzückend. Von R. Wallaoe & Co., Colchester, notierte ich mir als neuere schöne Heuchcra die Sorten „Hosa- mumk", „Flambeau" und „Zabeliana" . Eine /'Afo.e-Neuheit, PIiIoj: canadensis „Perry's imricty", schön blau, vollblühend, von ."imos Perry-Winchmore Hill, wurde mit dem Verdienstzeugnis bedacht. In schönen Exemplaren bi'achten mehrere Aussteller Qeum Heldreichi und eine reiche Auswahl anderer schöner Stauden. Die Stauden und Alpinen nahmen überhaupt einen großen Teil der Ausstellung in Anspruch. Letztere waren von vei'schiedenen Ausstellern äußerst fein in Grotten und Steine rangiert und fanden viele Anerkennung. Am meisten hervortretende und beste Alpinen waren folgende : Saxifraga jiyramidulis, wunderschön für den Gipfel einer Crottc, .s'. Wallniri. S. mrsjiitusa, S. Rhei u. a. m. Cypri- pcdhiiii xjMriiil),!,- si'hr srlmEi, t'ijjt. piiiescens, Allysum saxatile, A. iiiariliiiiiiiii, (iniliniia rcnin, Aiii/rusace sarmentosa, Artneria mar. var. laHcheana., Ibcris „Littlc dem," etc. Die in England und Amerika so beliebten „Sweet peas" {Lathyrus od-oratus), von vielen Ausstellern geboten, legten Zeugnis ihres unersetzlichen Wertes als Schnitt- und Dekorationsblumen ab; sie wurden in feinsten Sortimenten gei'.eigt. Es ist tatsächlich wunderlich, daß diese Blume noch nicht mehr Verehrer auf dem Continent gefunden hat. Die vorhandenen Pelargonien, obschon teilweise gut, stellten jedoch nicht das Beste dar. Gute , neue Sorten in Zonal- pelargonien waren „Paul Campbell"., rot, und „Mons. A. Rusalcur", lachsrosa mit großen Blumen; letztere erhielt das Zeugnis für Verdienste. Gut und zum Teil großartig waren die Kosen auf der Aus- stellung in Qualität wie auch in feinem Arrangement. Charles Turner (Slough), Frank Cant & Co. (Colchester), George Mount (Canterbury), Paul & Son (Chcshunt) und William Paul & Son, Die Gartenwelt. IX, 39 (Walthatn Gross) etc. waren in Kosen, wie stets, die besten Aus- steller. Eine Wic/iuraüina-iieuheit „Lady Ony", reich mit Blumen überschüttet, erhielt das Verdienstzeugnis. Großartige „Marechal iV?W"- Blumen, welche unübertrefflich zu nennen waren, zeigten Benj. Gant & Sons (Golchester). Andere bei den verschiedenen Aus- stellern sehr hervortretende Sorten sind als Schlingrosen die beliebte „Uorothy Perkins", ,,Blush Eambler" , „Walthatn Rambler'\ „Leucht- stern" etc. „Souvenir de Pierre Notting'-'- fand ich in feinen, reich- blühenden Topfpflanzen. „Ulrich Bnmner fils", „Mrs. E. Maicley'\ „Cleopatra", „Mme Edmee Metx, „Mildred Grant", „Frau Karl Druschki", „FlorcncePeinberton" , „ Weiße Maman Cochet", „Liberty", feine dunkle Farbe, „Boadicea", feinste rosalila Farbe und Form, waren in besten Schnittblumen und Topfpflanzen vertreten. Paul & Son, Gheshunt, erhielten das Verdienstzeugnis für „David Hamm", eine Neuheit in Färbung der „La France" und feiner Form, sehr wertvoll. Die riesenbluraige Malmaisonnelke „Princesse of Wales" zeigte in besonders guten Topfpflanzen, mit andern Malmaison in einer Gruppe gemischt, E. Wagg, Maidenhead. Wunderschöne Remontant- noiken sind „Leander", „Encliantress", „Miss Laivrence", „Fair Maid" , „Floriana Harry Cowarden", „Cecilca", welche in keiner modernen Schnittblumengärtnerei fehlen dürfen. Es ist dies eine Kollektion von hellrosa bis zu dunkelrot und gelb. Sander & Sons, St. Albans, zeigte eine Gruppe schöner, vollblühender Axalea indica und R. u. G. Cuthbert (Southgate) ein feines Arrangement von Axalea tnollis in wunderbarem Farbenspiel mit Acer in bunter Färbung unter- mischt. Die Altmeister 'm Rhododendron io'hix Waterer & Sons Ltd., Bagshot, brachten eine feine Gruppe solcher, wovon „Pink Pearl" als wirkliche Perle mit sehr großen zartrosa Blumen hervorstach. „Marquis of Waterford", „B. W. Currie" wären als weiteie beste Sorten der Kollektion zu nennen. Gutbush & Son, Highgate N., erhielten das Verdienstzeugnis für die zwei folgenden wertvollen Neuheiten: Rhododendron aureum und Edraianthus punälus. Schön war die Giuppe blühender Topfclematis von Eichard Smith, Worcester. Als beste Sorten notierte ich „King Edward F7/.", „Andeison"; „Harrif; ,Mine van Houlte'-\ „Princess of Wales'-'', „Lueic Lemoinc'-\ „Marie Lefvvrt", „Miss 0. Jackmann-'-, ,,Scnsalion^^ und „Purpurea clegans^'-. Galadium waren von verschiedenen Ausstellern iu besten Suhauptlanzen mit feiner Färbung vertreten. Die besten dürften jedoch in der Gmppe der Warmhauspflanzen von James Veitch & Sons, Chelsea, gewesen sein. Auch hier konnte ich mich nicht enthalten, die am meisten ins Auge stechenden Sorten zu notieren, als „Duchcss of Fife'\ „George Berger'-\ „Mme Ibert Koechlin", „Gaston: Chandon"; „Baronne de Rothschild", „Silrer Cloud"-, „Dianiotitiana'\ „Ignata", „Mr. Laing'-\ „Souvenir de Baron de Rotlischild-\ „Admiral Togo", „Princcss of Teck'-', „Oriflamme", „Louis van Houtte", „Rosa Laing", „Mr John Box" , „Raymond Lemoinier'K Schöne und seltene Warmhaus- spflanzen waren inderGruppevonVeitch, XowW«oso»«a(PA//Wo(!aemM?«) Lindeni, Croton Äe?Ä'(Schaupf lanzen), Ei-iocnemamarmorata,Medinilla magniflca, Haemanthiis Kalbreyeri, sehr schön, Dracaena Alexandra, Hydrangea Mariesi etc. Sehr wirkungsvoll war auch die Gruppe neuer und seltener Pflanzen von Sander, neben seiner neuen Nicotiana Sanderae aufgestellt. Auch waren hier einige ßex- ßegonien „Tlie Quscn'\ „His Majcsiy", sehr schön, .Jf. 0. Moon'\ „Bowringeana'-', ferner Dracaena Victoria ähnlich /'. iitussamieaiM wohl etwas leichteren Habits, Nephrolepis Scott i. Mpiiiid Sanderac, schön weißbunt, Pobjpodium Knighti, Pamlanns /lut-iiiuana, Cycas Michültxi and Fureraca watsoniana, sehr schön buntblättrig. Schöne Schaupflanzen von Farnen hatten neben II. B. May, Upper Edmonton, einige andere Firmen ausgestellt, l'/eris Wimsetti compaeta, Po!,//,,,d;„m Mnyi. rirrts C/n/d.-^/. X,j,hrolepis Maiji, Platycerium Willmrl.;. f;i/„iii„,,n,,i/»ir Hii-i/so/ihilhi waren besonders .schön. Aphelexis iiianaiillin msca. PirnHra llnidn soui, niedrig, rosa blüliend, schön, Erica i-cntricusa inaguifica gefielen mir in der Gruppe von Hugh Low, Bush Hill Park. Eine sehr wirkungsvolle chöno Crotonsorte ist „Did:e of l'ortland", gezeigt von Fisher Son & Sibray Ltd, AVatorcr & Son, Handsworth. Der von dieser Firma gezeigte Flieder dürfte in Deutschland entschieden \ibertroffen werden. Die Orchideen zeigten voll und ganz, was man von der Teniple show zu erwarten gewöhnt ist. Etwas Großartiges boten unter den Kollektionen aller Aussteller die bekannten englischen Orchidoen- finnen Charles worth & Co., Heaton, Bradford, Sander & Sons, St. Albans, Jas Cypher & Sons, Gheltenham, Hugh Low & Co., Bush Hill Park, etc. Gattleyen, Laelio-Gattleyen, Odontoglossum be- herrschten die Gruppen. Eine neue Catlleya schilleriatia WestficM var. von F. Wellesley Esq. , Browet, erhielt das Verdienstzeugnis. In einigen Gruppen anderer Aussteller fand ich besondei-s schön Miltonia vexillaria „Memoria-', Caltlcya Mossiae „ Walhalla-\ C. Mossiae „Princo of Wales'-, Cattleya digbyana , Odontoylossum ardentissimum „ The Countess, 0. ard. „Priruiesi Margaret-', Dendrobium thyrsiflorum u. a. m. Als ausländische Ausstellerin fanden wir wieder eine hier sehr gut bekannte Firma Gh. Viiylsteke, Looohristi, Belgien. Sie zeigte einige feine, gefleckte Odontoglossum, welche von Kennern sehr eingehend besichtigt wurden und Anerkennung fanden. Es waren 0. X amalilr ,J.n'on'\ (Kreuzung zwischen Harryano-crispum X crispum), Od. /irrrii///iiii (Rolfeae X ardentissimtim), Od. X lawrenceanum „Aihnii.-- iln'iniijjhans X Rolfeae), Od. X venustulum (Harryano-crispum \ ardentissimum). Eine Gruppe Sarraeenia in guten Pflanzen zeigten A. J. A. Bruce, Ghorlton-cuni-Hardy. Gemüse war größtenteils in Gurken, Tomaten etc. gut vertreten. Die Ernte von im März gepflanzt sein sollenden Kartoffeln zeigte Sutton & Sons, Reading, mit .schönem Resultat in mehreren Sorten. Der in Erdbeeren wohlbekannte Laxton, Bedford, brachte solche in vollhängenden Töpfen und auch sehr schöne gepflückte Früchte. Eine Kollektion für diese Jahreszeit sehr guter Äjifel zeigten G. Bunyard & Co., Maidstone. Großartig waren Pfirsiche und Kirschen, in Töpfen getrieben, von Thomas, Rivers & Son, Sawbridgeworth. Ein herrlicher Duft ging von den Früchten aus. Draußen waren gute Gruppen Koniferen, Stauden und Sträucher aufgestellt und auch gut bepflanzte Felsengrotten. Auch die so be- liebten japanischen Zwergbäume und die in Figuren geschnittenen Buxus von Cutbush waren hier wieder zu sehen. Einige schöne Spiraea „Queen of Holland'-' brachten van Waweren & Krujff, Sasseu- heim, Holland. Stauden. Paeonia chinensis (odm- sinensis, wie in manchen Katalogen steht) ist in den letzten Jahren eine recht beliebte Schuittblumen- pflanze des Spätfrühjahres geworden. Leider wird aber in der Auswahl der anzupflanzenden Sorten noch mancher Fehler begangen. Vor allem sollte man darauf sehen, alle einfach blühenden auszumerzen. Gewiß sind sie auch sehr schön, aber nur auf der Staude. Ge- schnitten flattern sie leicht auseinander und das Publikum betrachtet sie als verblüht. Ferner sind, dem heutigen Geschmacke entsprechend, alle unbestimmten Farben zu verwerfen, sie bleiben beim Blumen- händler regelmäßig unverkauft stehen, bis er sie schließlich selbst nicht mehr dem Gärtner abnimmt. Tief dunkelrot, zartrosa, gelb und weiß in reinen Farben sind stets bares Geld. Und — schön lang geschnitten ! Auch beim Schnitt werden Fehler gemacht! Zu- nächst sind alle minderwertigen Blumen an der Staude zu lassen, sie bringen kein Geld, entwerten die besseren Blumen, weil sie billig angeboten werden, und dienen besser der Pflanze als Atmungs- werkzeuge. Weiter ist zu beachten, daß Päonienblumen wie Rosen- blumen und Mohn in dem Stadium des Aufbrechens geschnitten werden müssen; sie entwickeln sich eigentümlicherweise in einer tiefen Vase viel vollkommener und schöner als an der Staude und behalten mehr Konsistenz. Der Blumenhändler, bezw. Binder, mag und wird sie schon verwerten, wie es ihm am vorteilhaftesten erscheint. Über die Kultur und Vermehrung ist schon öfter und genug geschrieben. Wonig bekannt nur dürfte sein, daß /'. chinensis sich kalt unter Glas recht willig treiben läßt; dabei ist nur auf die nötige Höhe des Kastens (nicht unter 1 m), gute Bewässerung und aufmerksame Lüftung zu achten. Bei der Aufpflanzung ist es durchaus nicht nötig, auf teure Sortimente Wert zu legen. Man verlange besten Rummel in den IX, 39 Die Gartenwelt. 46r) obengenannten Farben und konnnt mit dem balben Gelde zu dem- selben Ziele. Ungeachtet dessen sei aber auf eine seit drei .fabren im Handel befindliche Sorte hingewiesen. Sie steht zwar noch hoch im Preise, bat aber so viele Vorzüge, daß sich .die Mehrausgabe in Kürze deckt. Es ist dies /'. chinensis festiva maxima. Farbe: leicht rabmfarben, fast weiß, stark gefüllt, mit nur wenigen roten Adern durchzogen, wohlriechend. Diese Sorte treibt ca. 10—14 Tage später als die andern aus, ist daher weniger den Maifrösten aus- gesetzt, holt aber das verspiiteto Austreiben durch sclinelleres Wachs- tum wieder ein und hat so gut wie gar keine bliitenlosen Triebe. Die Blumen dieser Sorte werden allen anderen vorgezogen. Paul Ruschpier, Dresden. Blumenbindekunst. Dresden im Blumenschmuck! 1 reisaussclireiben für den schönsten Vorgarten, den am schönsten bepflanzten Balkon, für das schönste Blumenfenster etc.! Wahllich, man gibt sich alle Mühe, den Sinn für Pflanzen und Blüten, der beim Großstadtmenschen infolge der Lebensweise zwischen Stein, Eisen und Papier leider immer mehr verkümmert, zu pflegen und zu stärken. Die berufensten Führer in diesen Bestrebungen sind naturgemäß die Oartenkünstler, und die Stätten, an denen der Garten- und Blumenfreund sich seine Belehrung holt, sind außer den Parks, Villengärten und öffentlichen Anlagen in erster Linie die Schaufenster der grossen Blumengeschäfte. Welch schöne Gelegenheit, dem Publikum den hohen Stand unserer Bindekunst zu zeigen, bietet sich anläßlich der Festdekorationen bei Königs Geburtstag. Gerade an solchen Tagen erwartet das Publikum ganz besondere Leistungen. Und es ist auch anzuerkennen, daß eine Anzalil unserer Blumen- ge.sohäfte recht hübsche Dekorationen mit Königsbüste und Landes- farben ausgestellt hatte. Ich wil> ebensowenig ein Preislied dieser Arbeiten singen, wie ich etwas dagegen einwenden möchte, wenn hier oder dort eine besondere Dekoration für überflüssig gehalten wurde, bin ich doch selbst der Ansicht, daß das Schaufenster einer Blumenhalle seinen schönsten Schmuck in der Frische und Farben- pracht der möglichst zwanglos gruppierten Pflanzen und Blumen- vasen findet, sondern ich will angesichts der Festdekoration einer unserer größten Blumenhallen darauf hinweisen, welcher Art die in imserer alten Kunststadt gepflegte Bindekunst ist. Ein Königsbildnis, etwa in halber Lebensgröße, umrahmt von einem ca. V3 Meter breiten Kranze blauer Pensees. Darüber eine übernaturgroläe Krone, deren Bügel aus gelben Pensees auf rotem Tuche bestehen. Das ganze ruhte auf einer Rohrstaffelei, deren Füße durch Lilien und Iris verdeckt waren. Tausende betrachteten sich dies Werk moderner Bindekunst und zollten ihm gebührende Ehrfurcht, ohne zu bedenken, daß sie einige Schritte weiter, auf dem Markte, derartige mit Pensees, Feder- nelken und dergleichen saisongemäßen Massenblüten gepflasterte Machwerke täglich bei jeder Marktfrau seheil können. Sind wir denn noch immer nicht weiter, als daß wir unser herrliches Material, um das uns jeder andere bildende Kün.stler beneidet, erst in Formen quetschen und pressen müssen, die jeder Rahmenfabrikant oder Stukkateur natürlich weit richtiger herstellt, um „Kunstwerke" damit zu schaffen? Können wir an einer Blume, besonders wenn sie gerade häufig und billig ist, keine andere Schönheit finden, sondern müssen sie zu unförmigen Klumpen geballt, lediglicli als Deckfarbe verwenden? Ist die Zeit noch nicht vorüber, da die Binderin, um ein „Schaustück" zu schaffen, die armen schönen Blüten herzlos zu- sammendrückte und dann ein Solüff, ein Tier oder wohl auch eine menschliche Figur oder gar eine Schlummerrolle daraus verfertigte und eine solche Vergewaltigung unserer Gefühle stolz ein „Kunstwerk" nannte? Ich meine, daß diese Art von Kunstwerken läng.st nicht mehr in unsere Blumenhallen gehört, ebensowenig wie die bei Begräbnissen besonders hervorragender Zeitgenossen beliebten Lorbeerkränze von Dimensionen, welche eine Kalkulation nur nach dem Kilo zulassen. Denn die Blumenbinderei soll doch nicht bloß eine Fabrikation von Kränzen und Sträußen en masse, sondern eine Kunst sein, deren Ausübende es ern.st nehmen mit ihrem schönen Berufe. M. Wällnitz. Obstbau. Anlage von Obstnutzgiirten. Von Heinrich Heuwing, Garten- und Obstbautechniker, Oppenhoini. {Hierzu eine Abbildung.) -Uen vielen Lesern dieser Zeitschrift, die an der Ent- wickclung des deutschen Obstbaues großes Interesse haben und an der Hebung des Obstbaues nach bestem Können Anteil nehmen, dadurch, daß sie selber ihren Grundbesitz mit Obst- bäTimen bestellen, hoffe ich durch die, diesem Artikel beige- gebene Zeichnung zeigen zu können, in welcher Weise man, dem heutigen wirtschaftlichen Standpunkte entsprechend, Obst- gärten anlegen nruß, um einen sicheren Gewinn daraus zu erzielen. Zwei Hauptfaktoren, Lage und Größe des Grund- besitzes, sind bei Einteilung eines Olistgartens zu lieriick- sichtigen. Auf einem größeren Grundstück wird man mehrere Formen von Obstbäumen anpflanzen, somit auch mehrere Quartiere benötigen, während man bei kleineren Grundstücken die Anzahl der Quartiere möglichst gering anschlägt. Man gehe von dem Grundsatze aus, möglichst große Quartiere und wenig Wege, und diese letzteren nicht breiter anzulegen, \ne unbedingt erforderlich; denn jeder Quadratmeter Weg, der in einer Obstanlage überflüssig ist, geht den Wurzeln des Obstbaumes verloren. Der Obstbaum verlangt vor allem einen nährstoffreichen gut beai-beiteten und durchlüfteten Boden. Die Zeichnung Seite 4C6 veran .schaulicht den Lesern zwei Obstgärten; A ein größeres Grundiätück von 9514 qm Fläche und B ein kleineres von 2215 qm Fläche. Beide Zeichnungen deuten an, in welcher Weise man einen Obst- garten an den Villen- beziehungsweise Hausgarten anpaßt. In Plan Ä bezeichnet H die Villa mit der freien Terrasse K. Zwei schattige Sitzplätze J sind in der Nähe des Hauses angeordnet, L ist der Hofraum, G die Kutscher- oder Gärtnerwohnung mit Stallung und Remise. Aus dem im natürlichen Stile angelegten Villengarten führen drei Wege in den Obstgarten. Dieser ist in sechs Hauptquartiere ein- geteilt. Quartier A ist zur Anzucht von Gemüsen bestimmt; Quartier F für Beerenobst; Quartier E für hochstämmige Kirschen, Pflaumen- und Mirabellenbäume mit Zwischen- pflanzung von Aprikosenbuschbäumen ; Quartier D für halb- stämmige Apfelbäume ohne Zwischenpflanzimg; Quartier C für Apfel -Buschobst und Quartier B, das in fünf Felder zerlegt ist, wovon das mittlere runde Beet für Rosen, die anderen vier Felder für Anzucht von Birnen, Buschbäumen und strengen Formen, wie Pyramiden, Kesselformen, Säulen- formen etc. bestimmt sind. An fast allen Wegen sind wage- rechte Kordons vorgemerkt, die auf schmalen Rabatten von 1,50 m Breite von den größeren Quartieren getrennt stehen. Diese schmalen Rabatten können mit Erdbeeren und anderen Beerensträuchern bepflanzt werden. Die seitlichen Rabatten werden mit Spalieren bestellt. Als Spaliergerüste errichte man keine Mauern oder Zäune, sondern freistehende Spaliere, • Die Gartenwelt. IX. 39 sodaß Licht Timl Lnft von allen Seiten Zutritt haben. Man verfalle ferner nicht in den Fehler, hochstämmige Obst- bäume ■willkiirlioli auf das ganze Grundstück zu verteilen, denn diese, abgesehen davon, daß sie bedeutend später er- tragsfähig wei'den, geben der llnterpflanzung zu viel Schatten. Auf die Sortenauswahl und Kultur der einzelnen Forinon, sowie die Bearbeitung, der Kosten und Erträge einei- solchen Anlage komme ich später noch zurück. Zeit- und Streitfragen. Ein Wort eines Niclit-Anslalters zu dem Artikel ,.Ziele für den Unternclit an Forthildungssrlinlen." (■avtu Von Fritz Schipperin, Stiidtiscben Irren-Austait Frankfurt a M. I„ den Nil : tf| «» Jl -^ f • , ,|; j ^ y - - : ^\ ^ u ^ ^ j ^ ^ ' f i J »► ^ •-> -v - - ii(^ ^-^ --^i ■^ ^ ^ ^ j. ^ '1 ' :>^ti,,,A^ -^^-^ ^^ Vom Verfasser für die „Garleuwelt" gezeichnet Anlage B zeigt das kleinere Grundstück, worin A die N'illa, B der Hausgarten, F der Kinderspiel jilatz, E der Lauben- gang ist und C u. D die Obstquartiere sind. Man ersieht aus dieser kleinen Zeichnimg schon, daß man bei riclitiger Einteilung der Quartiere unter Belassung weniger "Wege einen Obstgarten anzulegen im Stande ist, der intensive Bearbeitimg ermöglicht, und schon aus diesem Grunde einen reichen Ertrag vcrsi)ncht. ■-'7 und 33 der Gartenwelt erschien je ein Artikel über das Thema die Fortbildungs- schulen und Betrachtungen über den Wert der gärtnerisclien Berufsbildung. Auch ich möchte mir als einfacher Gärtner erlauben, einige Gedanken über diesen Gegenstand zu äußern. "Wie im ersten Artikel mit Recht be- tont wurde, gibt es auch junge Gärtner, die nicht in einer Lehranstalt ausgebildet wurden und trotzdem nicht nur in ihrem Fach tüclitig, sondern auch wissenschaftlich ge- bildet sind, ja sogar als leuchtende Vorbilder manchem akademisch gebildeten Kollegen gegenübero-estellt werden können. Im An- schluß daran wird nun die Notwendigkeit, eine Lehranstalt bezw. Fortbildungs.schule zu liesuchen, hervorgehoben, da hervorragend tüchtige Nichtanstalter nur Ausnahmen .seien. Im großen und ganzen erkenne auch ich die Richtigkeit des "Vorstehenden an; die beiden Verfasser nehmen aber ■ daran an- schließend einen Standpunkt ein. dem nicht nur ich, sondern gewiß auch viele meiner nicht akademisch gebildeten Berufsgenossen entgegentreten müssen. Für Nichtanstalter wird als höchste zu erringende Position nur eine „Obergehilfen"-Stelle in Betracht gezogen und die Bekleidung einer „Obergärtner"- Stelluug für sie als ausgeschlossen angesehen. Der Besuch einer Gärtner - Lehranstalt, den ich an und für sich wohl zu würdigen weiß, erfordert aber immerhin einiges Vermögen, und es ist manchem armen Gärtner versagt, seinen Wunsch, sich durch den Besuch einer derartigen Anstalt zu bilden , in Erfüllung gehen zu lassen. Soll aber nun darum ein solch strebsamer junger Mann verdammt sein, nie höher zu kommen als im besten Falle zum ObergehiLten, seiner Annut halber? Wird er nicht vielmehr mit eisernem Fleiß und äußerster Energie auf alle mögliche Art seine Kenntnisse in der praktischen Ausübung seines Berufes und seine wissenschaftliche Ausbildung durch alle ihm nur irgend er- reichbaren Hiltslehrmittel zu bereichern suchen? Und soll nun, wenn es ihm ge- lungen ist, sich die zur Obergärtnerstelle erforderlichen Kenntnisse zu erringen, was doch immerhin als möglich zugegeben werden muß, ihm ein anderer vorgezogen werden, nur darum, weil letzterer den Nachweis des Besuchs einer Lehranstalt beibringen kann, wenn es auch sehr fraglich ist, ob er g 1 e i c h tüchtig im Beruf ist wie sein nicht akademisch gebildeter, aber durch außerordentlichen Fleiß dennoch in den Be- sitz der nötigen Kenntnisse gekommener Kollege? Wäre es nicht viel schöner und edler, wenn man darnach streben wollte, in Verbindung mit den Fortbildungsschulen Einrichtungen zu treffen, die es auch armen, aber begabten jungen Gärtnern ermög- licht, sich die zur höheren J,aufbahu unumgänglich nötigen Kennt- nisse anzueignen? Die gehegte Befürchtung, Dünkel in den Köpfen r> IX, 39 Die Gartenwelt. zu erweckeu, wie Verfasser des Artikels in Nummer 33 der Garten- weit vielleicht meint, ist wohl nicht begründet, denn es gibt und wird stets sowohl unter Anstaltern als auch Nichtanstaltern fleißige, tüchtige und auch faule, unbrauchbare Gärtner geben. Jedenfalls muß doch wohl zugegeben werden, daß auch durchaus nicht jeder Anstalter schon im Lichte seines Berufes steht, da er meist nur theoretisch und nicht praktisch ausgebildet wird. Meine Zeilen sollen nur den Zweck haben, davor zu warnen, daß man streb.samen, tüchtigen Gärtnern, nur darum, weil sie keine Lehranstalt besuchen konnten, die Laufbahn eines Obergärtners ver- schließe. Nachschrift des Herausgebers. Ich habe den vorstehenden Ausführungen Baum gegeben, obwohl sie nach mehr als einer Richtung hin anfechtbar sind. Der Verfasser geht vielfach von falschen Voraus- setzungen aus. Seiner Armut halber wird kein Kollege von besserer Stellung ausgeschlossen. Die gut bezahlten Stellungen sind in den meisten Fällen auch Verwaltungsposten. Solche Stellen erfordern vor allen Dingen nicht nur fachlich tüchtige, sondern auch wnssen- schaftlich gebildete Gärtner mit besten gesellschaftlichen Umgangs- formen, gewandt im schriftHchen Verkehr, vertraut mit dem Rech- nungswesen etc. Eine ganz vorzügliche Schulbildung ist für solche Posten weit wichtiger als der Besuch einer höheren Gärtnerlehranstalt. „Was Häuschen nicht lernte, das lernt Hans nimmermehr." Auf der Grundlage der Volksschul- bildung läßt sich bei eisernem Fleiß durch Selbststudium nur ein Wissen aufbauen, das höchstens als lückenhafte Halbbildung bezeichnet werden kann; ganz vereinzelte Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Allen denjenigen, die nicht mindestens in den Besitz des Reifezeugnisses für den einj.-freiw. Militärdienst gelangt sind, sind ja auch die höheren Lehranstalten verschlossen, weil nur diejenigen, welche mindestens eine Realschule IL Ordnung absolviert haben, dem Lehrgang mit Verständnis folgen können. Es gibt selbstver- ständlich auch Obergärtnerstellen, die keine Anforderungen an bessere Schulbildung stellen und sich auch mit einseitig gebildeten Fachleuten, d. h. mit solchen, die hervorragende Eultivateure sind, ohne auch nur richtig schreiben und rechnen zu können, besetzen lassen. Ei-strebenswert ist und bleibt eine sorgfältige Schulbildung, die stets die beste Grundlage für jeden Beruf war und bleiben wird. Die ständige Verbesserung unserer Volksschulen nach fran- zösischem Muster ist wünschenswert. Allen Eltern aber, die, wenn auch unter Entbehrungen, die Mittel erechwiugen können, welche den Besuch einer höheren Schule für ihre begabten Söhne ermöglichen, sollten dieser Möglichkeit Rechnung tragen. Wissen ist im Gegen- satz zum Reichtum ein sicherer und bleibender Besitz, der dem- jenigen, der ihn auch anzuwenden versteht, über alle Fährlichkeiten des Lebens hinweg hilft und eine geachtete Lebensstellung gewähr- leistet. Bücherschau. Alpenflora. Die verbreitetsten Alpenpflanzen von Bayern, Tirol und der Schweiz. Von Dr. Gustav Hegi, Privatdozent und Kustos am königlichen botanischen Garten München und Dr. Gustav Dunzinger in München. Mit 221 farbigen Abbildungen auf 30 Tafeln. München, J. F. Lehmanns Verlag. Preis 6 Mk. Soeben erscheint ein Werkchen, das eigentlich in der ein- schlägigen Literatur keine Lücke aasfüllt, aber doch zu dem bereits Bestehenden in sehr vorteilhaftem Gegensätze steht und eine wesent- liche Verbesserung darstellt. Zum Zwecke des Erkennens der häufiger gefundenen Alpen- pflanzen, besonders für die Laienwelt, existierte in der schon in 7. Auflage vorliegenden Alpenflora von L. und Prof. C. Schröter ein nettes Büchlein. In dem ihm sehr ähnlichen, soeben von den obengenannten Müncliener Botanikern herausgegebenen Werke aber erscheinen uns die einzelnen Tvpen künstlerischer aufgeführt, die Farbentöne sind mit ganz wenig Ausnahmen durchaus richtig ge- troffen, die Zeichnungen sind von Dui'chschnitts-Exemplaren wissen- schaftlich richtig ausgefüln-t. Welch einen I'ntersohied und Fort- schritt stellt z. B. die Tafel 4 des neuen Werkes gegen Tafel 18 des Schröterschen Werkes dar. Man vergleiche die Nigrüella migustifolta, das Rot ist dort viel zu dunkel, das Grün der Blätter im Schröterschen Werke fast überall zu schwarz, während es hier durchweg richtig getroffen, höchstens bei Allium Vidorialis etwas zu gelb geraten ist. Wie plastisch wirken trotz des weißen Untergrundes die weißen Blüten des Crocus vernus. Nicht anders bei den folgenden Tafeln des Werkchens. Bei einzelnen, so den Tafeln 7, 8, 12, besonders 14 auch l!l ist zuviel auf ein Blatt zusammengedrängt, die Einzelbeiten sind deshalb schwierig zu finden, die Bildwirkung geht verloren. Auf Tafel 9 ist Atragena alpina »in wunderbar wahres Bild dieser herrlichen Pflanze. Man muß doch seine Freude haben an jenen Fortschi-itten der Druckerkunst, welche solche gute Wiedergabe des gemalten Bildes auf wohlfeilem AVege erlaubt. Leider ist bei den kleinen Saxifragen durch den Druck die Schärfe der Zeichnung ver- loren gegangen, Tafel 14, No. 7, 8a und 9, recht schön, jedoch ge- blichen bei Figur 8 .S'. oppositifoiia. Prächtig sind die Alpenrosen der Tafel 19. Ziemlich naturwahr ist die so schwer wiederzugebende Primelfarbe getroffen; herrlich wiederum besonders auch im Vergleich zum Schröterschen Werke die blauen, gelben und punktierten Enziane. Weniger zu loben ist auf Tafel 24 die Darstellung von Ajttga und Horminum, prächtig sind wieder die Petlicularis auf Tafel 26. — So stellen sich auf 30 Tafeln 224 spezifische Alpenpflanzen dar, in einer Auffa-ssung, an der man ersieht, daß hier ein Künstler arbeitete, der Botaniker und Maler zugleich ist (Dr. Dunzinger). Der Text und mit ihm der Inhalt der Tafeln ist systematisch angeordnet, auch im Gegensatze zu Schröter, der einerseits nach Sträuchern, hoch- stengeligen und Polsterpflanzen, andererseits aber auch nach Enzianen, Hahnenfußgewächsen, Körbchen blütlern etc. einteilte. Trotz seiner Knappheit bieten diese Zeilen viel Bemerkenswertes, aus denen man ersieht, daß Dr. Hegi die Gebirgspflanzen in jeder Beziehung gut kennt, daß er seit den Knabenjahren mit ihnen und ihren Ver- hältnissen außerordentlich vertraut ist. Der Gärtner und auch der Naturfreund können viel Nützliches aus diesem Buche lernen, daneben können sie an den wirklich schönen und wahren Bildern ihrer alpinen Liebhnge sich auch dann ertreuen, wenn dieselben unter dem Schutze von Eis und Schnee oder Nadel- holzzweigen dem Frühlinge entgegenschlummern. Wie wir hören, ist von denselben Autoren im gleichen Verlage ein Werk in Vorbereitung, das die Pflanzen der deutschen Flora in ähnlicher Weise vorstellen wird. Das Format ist dort etwas größer gewählt, eine Überfüllung der Tafeln wird vermieden werden. B. Othmer, München. Nachruf. Baron Friedrich Natiiaiiiel von Rothschild Ba Friedrich Nathaniel von Rothschild, der Besitzer einer der schönsten österreichischen Gartenanlagen und hochherziger Förderer des Gartenbaues, ist am 13. Juni seinen langjährigen Leiden erlegen. Eine Schilderung des kostbaren Inhalts der ausgedehnten Glashäuser und der Parkanlagen der Hohen Warte, die ich vor einiger Zeit die.sor geschätzten Zeitschrift sandte, erecheint in nächster Nummer. Es sei mir gestattet, ein Lebensbild des Verstorbenen diesem Artikel vorauszuschicken, als Ausdruck des dankbaren und ehrenvollen Ge- denkens seitens der Gärtnerscbaft. Friedrich Nathaniel von Rothschild wurde am 26. Oktober 1836 in Frankfurt a. M. als erster Sohn und viertes Kmd des Freiherrn Anselm und der Freifrau Charlotte von Rothschild geboren. Infolge seiner persönlichen Neigungen überließ der Verstorbene seinem um acht Jahre jüngeren Bruder Baron Albert von Rothschild die Leitung des Wiener Bankhauses. Die Wiener Kunstwelt verliert in Nathaniel von Rothschild einen der hervor- ragendsten Mäcene, die Armen und Bedrängten Wiens einen ihrer opferwilligsten Wohltäter und der private Gartenbau ÖsteiTeichs ihren edelsten Pfleger und Förderer wohl in allen seinen Zweigen, denn zu seineu Neigungen zählten die Blumenliebe und die Leiden- schaft für Bauausführungen. Man erzählt, daß die Unterhaltung der Gärten auf der Hohen Warte allein jährlich .öOOOOO Kronen (gleich 468 Die Gartenwelt. IX, 39 424450 Mark) koste und daß das ständige Gartenpersonal aus 120 Gärtnern bestehe. Die köstlichen Erzeugnisse dieser Oarten- anlagen fanden einst, als Baron Nathaniel von Rothschild der Ver- anstalter großartiger Feste für wohltätige Zwecke gewesen, vollste Verwendung. Aber infolge eines hartnäckigen chronischen Leidens seit vielen Jahren gezwungen, ein förmliches Wanderleben zu führen, war es dem Besitzer nicht möglich, von den kösthchen Früchten zu genießen und sich an den Blumen, die seine paradiesischen Gärten der Hohen Warte erzeugten, zu erfreuen. Dafür aber bot der Ver- storbene alljährUch, wenn der Frühling ins Land zog, dem großen Publikum den Genuß, die Schätze der von ihm so sehr bevorzugten edlen Gai-tenkunst zu bewundern. Die heimatliche Gartenkunst hat alle Ursache, um diesen edlen Gönner und Förderer zu trauern und auch alle Vertreter dieser Kunst im Auslande schließen sich an, welche Gelegenheit fanden, die Rothschildgärten aus eigener Anschauung kennen und bewimdern zu lernen. Auch unsere „Gartenwelt" erfüllt mit diesen Zeilen eine Ehrenpflicht. Auf dem schönen, an unvergeßlichen Namen so reichen Zentral- fi'iedhof in Wien wurde der Verstorbene am 16. Juni in der Faniilien- graft beigesetzt. Möge der Dahingeschiedene hier die Ruhe finden, die er auf seinem Erdenwallen so lange Jahre vergeblich gesucht. Der Verstorbene hat die Besitzung auf der Hohen Warte seinem Neffen Baron Alfons, dem zweiten Sohne des Freiherrn Albert von Rothschild, testamentarisch überwiesen. Jeder Freund der Gartenkunst wird mit uns den Wunsch hegen, daß diese herrlichen Gärten in ihrer Schönheit und Pi-acht weiter bestehen bleiben, gleich einem Denkmal für den Verstorbenen und zur dauernden Zierde östeiTeichischer Gartenk-unst auf Wiener Boden. H. Breitschwerdt, Obergärtner u. Gartenbaulehrer in Mödling b. Wien. Bevorstehende Ausstellungen. Prag. Eine Rosenausstellung, veranstaltet vom Verein der Ijärtnergehilfea, findet hierselbst am 2.5. d. Mts. statt. Blumen- und Pflanzenausstellung rheinischer Garten- freunde zu Cöln. Das Programm dieser vom 3.— 15. August d. Js. stattfindenden Ausstellung, welche die Gesellschaft Flora zu Cöln-Riehl in Verbindung mit der dortigen Gartenbau-Gesellschaft, dem Verkehis- Verein uud dem Verschönerungsverein veranstaltet, ist soeben er- schienen. Die Ausstellung erstreckt sich auf Liebhaberkulturen rhein- ländischer Gartenfreunde, Sammelausstellungen von Gartenbauvereinen, Pflanzensammiungeu. Aquarien und Terrarien, Blumenmalereien, Gartenausstattungs- und Bedarfsartikel, Vorgärten- und Balkonaus- schmückung, auf von Schulkindern gepflegte Pflanzen und auf Kulturen aus Privatgärtnereien. Es stehen Preise im Gesamtwerte von 4600 Mk. zu Verfügung. Aus den Vereinen. Die Deutsche dendrologische Gesellschaft wird vom 7. bis 11. August ihi-e Jahresversammlung in Konstanz abhalten und alle dendrologisch wichtigen Anlagen am Bodensee besuchen. Das aus- führliche Programm wird Ende Juni an die Mitglieder und sonstige Interessenten, die es unter der Adresse: „An die D. D. G. in Ludwigs- felde" verlangen, gesandt werden. Wir kommen auf den Inhalt noch zurück. Tagesgeschichte. Berlin. Wegen Verpachtung des alten Botanischen Gartens schweben Verhandlungen von Unternehmern mit der Königl.Ministerial-, Militär- und Baukommission. Seitdem diese vor einigen Wochen die Absicht bekanntgegeben hat, die etwa 73 100 qm große Fläche im ganzen oder in Teilen zu verpachten, sind eine Menge Offerten eingegangen. Bis heute ist abei- noch kein Zuschlag auf ein Angebot erfolgt; die Entscheidung der Baukommission dürfte erst in diesen Tagen erfolgen. In den Pachtbedingungen wird auf die Erhaltung des gesamten Baumbestandes kein Wert gelegt, vielmehr können danach in bestimmten Zwischenräumen Bäume abgeholzt werden, damit die Pachtimternehmer Raum für ihre Anlagen gewinnen. Die Regierung behält sich das Recht der Lösung des Pachtverhältnisses nach vorauf- gegangener sechsmonatiger Kündigung vor, um jederzeit die Möglichkeit zu besitzen, Teile oder die Gesamtfläche des Gartens für fiskalische Zwecke zu verwenden. Dortmund. Das neue Projekt für die Umgestaltung des Fredenbaumwaldes in einen Stadtpark sieht einen Aufwand von 120000 Mk. vor. Geislingen. Nachdem das Gemeindekollegium nunmehr die Pläne für den Stadtpark an der Steingrabe, die der Inhaber der Firma Berz & Schwede, Stuttgart, Gartenarchitekt Berz, fertigte, definitiv genehmigte und die Kosten bewilligte, sind die umfang- reichen Arbeiten in Angriff genommen worden. Diese Arbeit, durch die eine Zierde der Stadt geschaffen werden soll, bietet einer großen Zahl Arbeiter Beschäftigung. Hamburg. Von dem geplanten Stadtpark hat man ziemlich lange nichts mehr gehört; doch hat Ende März eine Senatskommission das Terrain, das bekannthch auf Grund eines Senats- und Bürgerschaftsbe- schlusses angekauft ist, besichtigt. Die Herren Senatoren bestiegen, he- gleitet von den Herien Oberingenieur Vermehren und Friedhofsdirektor Cordes, den Aussichtsturm des Winterhuder Stadtparks und über- blickten das an den Grenzen durch rotweiße Fähnchen markierte Gelände in der Größe von etwa 150 ha. Es wird daher in abseh- barer Zeit eine Senatsvorlage mit entsprechenden Anträgen zu er- warten sein. Wien. In der letzten Sitzung des Gemeinderats fand das Projekt des Wald- und Wiesengürtels einstimmige Annahme. In dem Projekt sind auch Parkanlagen projektiert, zum Beispiel in Hetzendorf eine Parkanlage mit 29000 qm, für die 200000 bis 300000 Gulden erforderlich sind. Personal-Nachrichten. Rausch, der laugjährige Obergärtner der Flora in Cöln-Riehl, wurde von der Verwaltung in Anerkennung seiner Leistungen ziun Garteninspektor befördert. Briefkasten der Redaktion. Unser Preisausschreiben. Als Ergebnis unserer Preisfrage, erstmals veröffentlicht m Heft 24 des laufenden Jahrganges, sind achtundzwanzig Arbeiten eingegangen. Hiervon sind drei, die sich in gewissem Sinne gegenseitig ergänzen, zum Abdruck in der „Garten- weit" geeignet. Wir haben den ausaesetzten Preis vou 100 Mk. in drei Teile zerlegt und Herrn Willy Lange, Lehrer der Gartenkuude und Abteilungsvorstand an der Kpl. liaitiirrlehranstalt zu Dahlem .00 Mk, Herrn Obergärtner W. Friedländer, nderberg (Mark), 30 Mk. und Herrn Kunst- und Handelsgärtner Karl Hegar, Friedberg in Hessen, 20 Mk. zuerkannt; letzterer stellt sich auf den Standpunkt, daß unter normalen Verhältnissen im gärtnerischen Handelsbetrieb von einer Notlage keine Rede sei und daß der tüchtige und nicht verschuldete Fachmann stets sein gutes Auskommen finde. Lobende Erwähnung verdienen noch die Arbeiten von Friedr. Schmidt, Leipzig - Lindenau, und Peter Geier, West Wickham, Kent, England. Die prämiierten Beiträge gelangen in den nächsten Nummern zum Abdruck, die übrigen werden den Verfassern zurückgegeben. M. Q., Düsseldorf. Zu unserem illustrierten Artikel in No. 32, Seite 380, schreibt uns Herr Gartendirektor Grube, Aachen, daß er die Korkbaumbänder, wie die dort abgebildeten, gesetzlich geschützten schon vor 7 — 8 Jahren beschrieben und empfohlen habe. Sie sind die Erfindung eines einfachen, aber tüchtigen Aachener Gutsgärtners des verstorbenen Herrn Aug. Stratz, der diese Baumbänder schon vor zehn Jahren auf seinem Gute anwendete. Danach kann der dem zweiten Erfinder gewährte Musterechutz ungültig erklärt werden. nt-ironl. Redakteur; Max He Verlair v. Richard Carl Schmidt i Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bnchdr. Gntenberg, e, G. m. b. H., Dessau. Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 1. Juli 1905. No. 40. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Koniferen. Seine Kultur Die Kiefern der Riviera. Von Alwin Berger, La Mortola. {Hierzu drei Abbildungen.) Der Ölbaum dominiert längs der Riviera. hat alle einigermaßen erreichbaren Flächen besetzt, weshalb die waldbildenden Nadelhölzer sehr zurücktreten, was be- sonders für den Nordländer, der an seine dunklen Fichten- und Tannenwälder gewöhnt ist, bemerkenswert erscheint. Aber wo die Kultur nicht hindrang, bestehen auch heute noch Nadelwälder, wenn auch von anderem Aussehen als unsere nordischen. Tiefer • landeinwärts bis in das Hoch- gebirge treffen wir Laub- und Nadelwälder, die unseren nicht nachstehen, ja an schwer zugänglichen Stellen haben sich dieselben wie kleine Urwälder erhalten können. Unsere deutschen Nadelhölzer sind auch an der Riviera verbreitet. Die Tanne, die Fichte, die Kiefer, dieBergkiefer mit ihrer als Krumm- holz bekannten Form, sowie die Lärche und Zirbelkiefer bilden große Bestände in den hiesigen Bergen. Die drei letzten steigen im Hochgebirge am weitesten in die Höhe. Tanne und Fichte gehören der niederen Alpenregion an, wälu'end die Kiefer auch ins Vorgebirge herab- steigt, ja vereinzelte Exemplare können in schattigen, waldigen Schluchten bis in die nächste Nähe des Meeres vor- kommen. Auch die Eibe ist früher in großen Exem]ilaren in den Hochtälern häufig gewesen, jedoch gehört sie- jetzt, wie bewußte Kenner des Gebirges ver- sichern, zu den Seltenheiten. Die Wälder der Vorgebirge und der Küste werden fast ausschließlich von zwei anderen Kiefernarten gebildet. Die eine, die Stern- oder Schwarzföhre, zieht die höheren Lagen vor, die andere, die Aleppo- kiefer, hingegen die wärmeren Lagen längs der Küste. Diese letztere, Piims Imlepensis, be- siedelt die trockensten und sterilsten Kalk- felsen. Ihre Wurzeln bohren sich tief in Gartenwelt. IX. die Ritzen des Gesteines und finden .so das nötige Wasser selbst in der größten Sommerdürre. An besonders mageren Stellen formt sie kleine, von unten auf verästelte Bäume. In den sogenannten Manhien, den Gesträuchformationen der Jlittelmeerländer, auf sterilen und wasserarmen Hängen, bleibt sie buschig und nimmt gewissermaßen das Aussehen von Krummholzkiefern an. An besseren Standorten bildet sie aber gi'oße, oft 2 — 3 m Umfang haltende Stämme. In der Jugend wächst sie alsdann auch regelmäßig nach Art der anderen Nadelhölzer, im Alter aber wird die Krone immer unregelmäßig gerundet, was im Verein mit dem etwas gelb- lichen Grün der kurzen weichen Nadeln dem ganzen Baume ein recht gefälliges Aussehen verleiht, sodaß er auf den kahlen Kalkfelsen oft recht malerische Gruppen bildet. Schnurgerade Stämme findet man selten von dieser Kiefer; meist sind sie knorrig und unregelmäßig gekrümmt und ge- Pinus halepensis am Strande zwischen Antibes und Cannes. Originalaufnahme für die „Gartenweif. Die Gartenwelt. IX, 40 bogen, wie auch die Verästelung unregelmäßig und viel leichter und eleganter ist als bei der Mehrzahl ihrer Gattungsgenossen. Die Nadeln stehen zu zweien in einer kurzen grauen Scheide und sind etwa 6 cm lang. Die Zapfen stehen einzeln auf hakenförmig zurückgekrümmten dicken Stielen. Sie messen etwa 5 — 6 cm und sind von kugelförmiger Gestalt. Da sie auch nach dem Ausstreuen der Samen stehen bleiben, so tragen sie viel zu dem charakteristischen Aussehen der Art bei. Phius halepensis ist durch das ganze Mittelmeergel jiet verbreitet, überschreitet jedoch fast niemals die Olivenregion. ist von der vorigen auf den ersten Blick zu imterscheiden. Sie ist ein viel kräftigerer Baum mit dunklerer Rinde, regel- mäßiger, quirliger Verästelung und sehr großen Nadeln. Die Zapfen erreichen 10 — 15 cm Länge, die Nadeln selbst bis 20 cm. Sie bewohnt die eigentlichen Vorberge, wo sie bis etwa 1000 m aufsteigt und alsdann größere zusammen- hängende Bestände bildet. Auf den unteren Höhen und an sonnigen Stellen vermischen sich diese Bestände mit der Pinus halepensis, nach oben hin wiederum mit der gemeinen Kiefer. An vereinzelten Stellen kommt sie auch bis dicht an das Meer vor, zieht aber meist tiefgründigen Boden vor. Die Sternfölire ist ausgezeichnet durch großen Harzreichtum. Sie %vird daraufhin hauptsäch- lich in Südwest-Frankreich ausgebeutet. Die meistgenannte und auf Bildern italienischer Landschaften am häufigsten dargestellte Kiefernart, die Pinie, Pinus Pinea, ist an der Riviera nicht sehr- I verbreitet, da sie Sandboden liebt; man trifft sie daher %^ nur in der Umgegend von Cannes einigermaßen häufig, wo die Bodenverhältnisse ihr günstiger sind. Sie spielt darum auch in der Landschaft der Riviera keine so große Rolle, wie beispielsweise um Neapel etc., wo ihre Samenkerne ein Volksnahrmigsmittel bilden. An der Riviera werden nur die Zapfen von Pinus Pinaster benutzt und bilden einen gewissen Handelsartikel für die arme Bergbevölkerung, aber nicht als Nahrungsmittel, sondern als sehr geschätzte Feueranzünder, woau sie sieh wegen ihres hohen Harzgehaltes vorzüglich eignen. Das Holz beider Kiefernarten hat geringen Wert für Bauten und Tischlerarbeiten, da es sehr rasch dem Wurmfraß anheimfällt. Ganz vorzüglich aber bewährt es sich für allerlei Wasserbauten, für Boote, Wasser- röhren etc., die beständiger Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Es wird alsdann fast steinhart und nimmt eine dimkelrote Farbe an. Im übrigen dient es haupt- sächlich als Brennholz. Eine Ausbeutimg der ge- nannten Kiefern auf ihre Harzerzeugung hin findet meines Wissens längs der Riviera nicht statt. Pinus Pinaster (P. maritima) an einem Berghang über La Moi Ori^nalaufnahme für die „GartenweU", Sie ist also in Deutschland nicht winterhart, sondern müßte im Kalthaus kultiviert werden. An der Riviera unterscheiden sie die Bauern als Pin bianco (oder cianco), weiße Kiefer, vom Pin negro der Sternföhre und Pin di montagno von unserer deutschen Waldkiefer. Stellenweise kann man hier alle drei Arten in guter Nachbarschaft durcheinander gemischt vorfinden. Die Sternföhre, Pinus Pinaster oder Pinus maritima*), •) Anmerkung der Redaktion. Zweige mit reifen Zapfen dieser Kieferart und der /'. Iirilepensis werden nach Deutschland exportiert und von Bindegeschaften verarbeitet. Sie sind ein ziem- lich haltbares eigenartiges Dekorationsmaferial, besonders die lang- nadelige Pinm Pinaster. Neue Pflanzen. Marguerite (Chrysautheniuiii friitesceiis) „Queen Alexandra". ola. Von Richard Heimann, Cap d'Antibes, Südfrankreich. Xn der letzten Zeit wurde in Frankreich für eine unter diesem Namen in den Handel gebrachte Marguerite eine ungewöhn- liche Reklame gemacht. Diese Neuheit wurde von der Firma Sander & Sons, St. Albans, England, aus Südafrika eingeführt und zwar als eine gefülltblühende Marguerite. Kurz nach ihrer Einführung wurde diese Marguerite auch schon unter großer Reklame in deutschen Fachzeitungen als gefülltblühende zu hohen Preisen feil geboten. In einer Fachzeitschrift war gar eine Abbildung dieser Marguerite, die an das Fabelhafte grenzte, zu sehen. Beim ersten flüchtigen Hinsehen hielt ich sie nach diesem Bilde mehr für eine Dahlie, als für eine Marguerite. Da wir nun auch einige Pflanzen von Herrn Sander bezogen hatten, die gefüllte, halb- gefüllte und einfache Blumen auf ein und derselben Pflanze bringen sollten, so stellte ich Vergleiche mit besagter Abbildung und meinen IX, 40 Die Gartenwelt. Blumen an, konnte aber zu meiner großen Enttäuschung keine ge- füllte Blume ontdet'ken, doch schrieb ich diesen MiI5erfolg meinem Kultnrverfahren zu. Da ich aber ständig weitere Lobpreisungen über diese Marguerite vernahm, so entschloß ich mich, mein Haupt- augenmerk deren Kultur zuzuwenden und vermehrte während des ganzen Winters und Frühjahrs hier im sonnigen Süden im Anblicke des blauen Meeres und der immer segenspendenden Sonne was nur angängig war. Ich hatte große Hoffnungen, denn ich sagte mir, wenn diese Marguerite in Deutschland und England gefüllt blühen soll, so muß dies noch viel eher im fmchtbareu Süden der Fall sein. Doch wurde ich bitter enttäuscht, als meine Pflanzen ins Blühen kamen; unter mindestens 10000 Blumen konnte ich keine, auch nur halbwegs so gefüllt blühende herausfinden, daß sie mit der oben be- regten Abbildung einen Vergleich hätte aushalten können. Somit muß ich behaup- ten, daß die Marguerite „Queen Alexandra'^ nicht als gefüllt blühende Margue- rite bezeichnet werden kann, doch werden in keiner Weise deren gute Eigenschaften dadurch beeinträchtigt. Die Marguerite „Queen Alexan- dra''' hat einen sehr starken, mastigen Wuchs, die großen, schönen, halbgefüllten und einfachen Blumen haben eine vornehme elfenbeinweiße Farbe, die noch duich das meist dunkelrotbraune Zen- tnim vorteilhaft hervor- gehoben wird. Die Blüten sind sehr groß, etwa 7—8 cm im Durchmesser, stehen auf sehr langen festen Stielen, in eleganter Haltung, sodaß man sie meist 30—40 cm lang schneiden kann, was für die Binderei von großem Nutzen ist. Der Blüten- leichtum ist unglaublich ; die Pflanzen blülien, wenn geschnitten, gewässert und gedüngt, ohne Unterbrechung das ganze Jahr hindurch, selbst junge Stecklingspflanzen sind voll von Knospen und Blüten, doch ist es besser dieselben auszubrechen, um dadurch das Wachstum zu kräftigen und zu beschleunigen, Margaeiite „Queen Alexandra" wird namentlich ihrer hochfeinen Färbung als auch der halbgefüllten Blumen wegen vollen Beifall finden und sich ohne Zweifel schnell verbreiten. Für den Süden ist sie eine unvergleichliche Neuheit, die jetzt schon überall ange- baut wird. Der Verkaufspreis beläuft sich hier auf 40— .OO Francs pro 100 Stück Stecklingspflanzen aus kleinen Töpfen. Daß die Marguerite „Queen Alexandra'''' auch in Deutschland nur sehr selten ganz gefüllt blühen wird, davon habe ich mich über- zeugt, da ich mir vor einigen Wochen einige größere Pflanzen von dort kommen ließ, an denen ich bis jetzt noch keine ganz gefüllte Blume finden konnte. Wald von Pinus halepensis oberhalb La Mortola Originalaofnahme für die „Gartenwelt". Pflanzenkrankheiten. Ein seltener Eindringling. Von W. Völsing, Professor am Großh. Realgymnasium, Darmstadt- (Hierxu xwei Ahbildtmgen.) ^s ist bekannt, daß in der Flora einer Gegend manchmal neue Arten und Gattungen erscheinen, die ihre Heimat oft weit ab haben. Meist verschwinden sie nach kurzem Be- stehen, wie sie gekommen, zuweilen erwerben sie sich aber Es das Bürgerrecht, gewinnen sogar die Oberhand über viele andere und werden zu Lästigen Unkräutern. Ich erinnere dabei an die Wasserpest, Elodea canadensis, die in der Mitte des vorigen Jahrhunderts über England aus Nordamerika zu uns kam, an das kleinblütige Springkraut, hnpalien.s parvi- flora, das aus der Mongolei stammt, an die aus Peru einge- wanderte Oalinsoga parviflora und an den Beherrscher unseres Sandes, das Canadische Berufskraut, Erigeron canadense. Bei Tieren sind uns ähnliche Erscheiniuigen bekannt; man denke an die Wanderratte, die Reblaus, den Coloradokäfer und die St. Joseschildlaus. Hier in Darmstadt ist nun in den letzten Jahren in den Treibhäusern des Groß- herzoglichen Hofgartens am Neuen Palais ein Schäd- ling aufgetreten, welcher er,stens durch seine Sel- tenheit überhaupt, dann durch die Eigentümlich- keit seiner Lebensweise und durch die Art seiner Schädigungen interessant ist. Bekannt scheint das Tier garnicht und anders- wo noch nie beobachtet worden zu sein. Es wurde mir zu- fällig im vorigen Sommer Mitteilung von dem Auf- treten des Insekts. Ich ging der Sache gleich nach und fand dabei von Seiten des Herin Hofgäi't- ners Dittmann und seiner GehUfen freundliches Ent- gegenkommen und nötige Unterstützung. Gleich bei der ersten Besichtigung fanden sich in einem großen Warmhause, das ganz mit blühenden Gardenien besetzt war, eine Menge ange- fressener, zerstörter Knospen und offeneBlüten, deren Kronblätter, wie aus der Abb. Seite 472 ersichtlich, am Rand abgefressen, infolgedessen gebräunt und unbrauchbar geworden waren. Ein viel bedeutenderer Schaden soll weiter an Knospen von Azaka pontica angerichtet worden sein. Auch der Missetä,ter fand sich bald. In den dunklen Heizkanälen, den Schachten für Wasserleitung, den Durchbrüchen für die Heizrohre nach den Nachbarhäusern und in diesen fand sich in verschiedenen Alters- und damit Größenabstufungen eine äußerst merkwürdige Heuschrecke. Im ersten Augenblick mußte sie die Ver- mutung wachrufen, daß man es hier nicht mit einem fertigen Tier, sondern mit einer Larve zu tun habe, denn es war bei keiner auch nur eine Spur von Flügeln oder Flügeldecken zu sehen. Diese Eigentümlichkeit führte denn auch bei der zu Hause vorgenommenen Bestimmung auf die richtige Fährte. Man unterscheidet bei den Springheuschrecken — daß es eine solche ist, zeigt ein Blick auf die gewaltig ent- wickelten Sprungbeine — 3 Familien, die Feldlieuschrecken {Äcrididae), zu denen unsere kleineren Heuhüpfer und die gefürchtete Wanderheuschrecke gehören, die I^aubheuschrecken {Locust'idae), dazu das grüne Heupferd, der Warzenbeißer, und die Grillen {Qryllidae). Die langen Fühler und die 472 Die Gartenwelt. IX, 40 viergliedrigen Füße ließen das Tier zur zweiten Gruppe ein- Tümpel sagt in reihen. Während nun bei den meisten der hierhergehörigen seinen Orthoij- Gattungen die Füße von oben her flach gedrückt sind, sind teren Deutsch- sie nur bei einer seitlich zusammengedrückt. Diese letztere lands, daß es mußte es sein, und siehe, auch alle anderen angegebenen von anderen Merkmale stimmten. Es ist ein Tier aus der Gattung Tieren lebt. Es Troglophilus*), zu deutsch „Hölilenfreund". Die Merkmale mag dies ja sind: Füße seitlich zusammengedrückt, Flügeldecken und auch der Fall Flügel fehlen. Hinterschienen oben mit kleinen, dichtgedrängten sein; hierfrißt und größeren entfernter stehenden Dornen besetzt, imten mit es aber sicher einer Furche. Fühler dreimal so lang wie der Körper, Beine auch Pflanzen lang, an den Hinterfüßen ist das erste Glied so lang wie die oder vielleicht übrigen zusammen, Legescheide aufwärts gebogen. Von den nur Pflanzen. Forschern, die das Tier beobachtet und in ihren Spezialwerken wje ^yir beschrieben haben, werden als Fundorte angegeben: Höhlen sehen, ist das und Grotten in Krain, lUj'rien, dem Karst; besonders wird Tier selten und die berühmte Adelsberger Grotte angegeben. Schreibers fand dieArtdesvon es in einer Höhle bei Baden in der Nähe Wiens, Schmidt \\^^ angerich- gibt einen gemauei-ten Brunnen bei Kutzing als Fundort an, tg^gu Schadens dann sind noch 2 Angaben über das Vorkommen in Gewölben nicht so daß es bei Syracus auf Sicilien vorhanden. von allgemei- Bezüglich der Ernährung meint Schi'eibers : „ob es von nerem luter- Insekten lebt — wie die meisten Lokustiden — , darüber esse wäre. Im- werden wir durch Untersuchungen noch belehrt werden." merhinwirdes aber Troglophilus, ein seltener Schädling. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" pbotogr. aufgen. Von Troglophilus zerfressene Gardenienblumen. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgeuommen. *) Anmerkung der Redaktion. Ein Vergleich der Abbildung dieser Seite mit der Abbildung im sechsten Jahrg. Seite 293 zeigt deutlich, daß die hier al.s Troglophilus beschriebene Heuschreckenart mit der dort als Distremenna marmorata bezeichneten identisch ist. Nacli anderen, z. B. Kiaepehn (Referat über eine Abhandlung über eingeschleppte Tiere im IV. Bd. der Jahresberichte über die Neuerungen und LeistuBgen auf dem Gebiete der Pflanzenkrankheiten) ist die Schreibweise Diestrammena. Der Verfasser des Artikels im sechsten Jahrgang Seite 293 will zwar beobachtet haben, daß diese Heu- schrecken tierische Nahrung verzehren und Pflanzenkost verschmähen, doch wurden bereits Seite 459 und 4()0 des sechsten Jahrgaugs andei'e rii'obaehtungen veröffentlicht, die sich mit denen des Verfassers obigen Boitiag.s decken. Ergänzend sei noch bemerkt, daß der Schäd- ling bereits vielerorts aufgetreten ist. für alle Gärtner und besonders für die mit größeren Treiljereien beachtenswert sein. Wie es hier ein- gewandert ist, — ob durch Pflanzen, KnoUen, Erde konnte ich nicht feststellen — so kann es auch anderwärts geschehen oder schon geschehen sein. Sollten sich unbekannte Fraßspuren finden, dann dürfte es sich empfehlen, an den oben angegebenen Orten nachzuforschen und bei Dunkelheit in die Häuser zu gehen. Das Tier hat nämlich eine nächt- liche Lebensweise. Zu übersehen ist es da trotz seiner Erdfärbung — hellgraubraun mit dunkleren, Flecken und Querstreifen — nicht, denn die Körper- länge der größeren beträgt ca. 15 mm, die Lege- scheide ist noch 12 mm, die Hinterbeine mit gewaltig dicken Schenkeln sind 50 mm und die Fühler bis 70 mm lang. Erdflöhe können schweren Schaden au Gemüse- kulturen verursachen. Leider ist den Schädlingen schwer beizukommon. Wirksam scheint aber ein physiologisches Mittel zu sein, nämlich das Bestreuen der Beete mit hellfarbigem am besten weißem Sande oder Knochen- mehl. Solche Beete meiden die Erdflöhe ersichtlich. Der helle Untergrund hebt ihre Schutzfärbung auf und die Feinheit des Sandes und des Knochenmehls er- schwert ihre Behendigkeit bei der Flucht, sodaß die Erdflöhe, falls vorhanden, sich verziehen oder gar nicht erst über die Beete herfallen, wenn man rechtzeitig vorbeugt. Damit das Knoclienmehl nicht fortgeweht wird, ist das Beet nach dein Überstreuen (an einem windstillen Tage) zu iiberbrausen. Obstbau. Die Obstplantagou mit Rliabarbor als Unterfrucht. Von A. Warnecke. J-ch kenne kaum eine Unterfrucht, welche sich besser mit dem Obstbaum verträgt als Rhabarber. Es gibt dafür viele Gründe, die ich hier nüchtern aufzähle. IX, 40 Die Gartenwelt. 1. Die Obstbäume können verhältnismäßig eng gepflanzt worden; denn der Rhabarber verträgt liis zu hohem Grade Beschattung, wenn nur der Boden wann, durchlässig luul auch im übrigen passend für ihn ist. Allerdings verlangsamt der Mangel an Licht das Wachstum um ein Weniges, und da beim Gemüsebau der Grundsatz gilt: „Sehnelle Entwicklung bringt zartes Gemüse", so möchte man argwöhnen, daß die unter den Bäumen gewachsenen Rhabarberstiele zäh' wie Weinreisende seien. Diese Befürchtung aber wird lünfällig, da der Rhabarber bekanntlich bereits erntereif ist, bevor die Bäume noch recht belaubt sind. 2. Der mächtige Wuchs der Rhabarberpflanzen beschattet den Boden, der infolgedessen Schutz vor dem Ausdön-en ge- nießt. Nicht nur wird die unmittelbare Einwirkung des Sonnenlichtes auf den Boden durch die Beschattung ver- mieden, sondern es bildet sich zwischen dem Laubdach der Pflanzen und dem Boden eine wassergesättigte Luftschicht, welche die Abgabe von Feuchtigkeit herabmindert. Es ist ja allerdings verständlich, daß die großen Blätter mit ihrer grobzelligen Beschaffenheit und dem lockeren Aufbau ihrer Stiele viel Feuchtigkeit entziehen; aber einerseits wird dieser Verbrauch durch die oben charakterisierte Ersparnis aufge- wogen, wie dies Versuche deutlich gezeigt haben, andererseits wird jeder Regenfall besonders gut ausgenutzt, da der Boden, wie gesagt, feucht gehalten wird und selbst bei Neigung zur Krustenbildung das Wasser nie unaufgenommen abfließt, wie das bei vielen Böden der Fall ist, wenn sie trockene Ober- fläche haben. Der Einwand vieler Gärtner, daß das dichte Blätterdach leichteren Regen nicht bis zum Boden durch- dringen lasse, basiert auf oberflächlicher Beobachtung. Aller- dings wird in diesem Falle, nicht die Oberfläche gleichmäßig dünn augefeuchtet, sondern das auf der Blattfläche ange- sammelte Wasser fließt an einer Stelle, meistens beim Stiel- ansatz, ab und durchfeuchtet allerdings nur an dieser Stelle den Boden. Hier aber dringt, was für unsere Zwecke \'iel günstiger ist, das Wasser auch um so tiefer ein. Bei dem leichten Besprengen der ganzen Oberfläche hat ein mäßiger Regenfall mehr den Charakter einer Erfrischung, denn als Ernährungshalter. Welche wohltätigen Folgen diese Wasserökonomie auf den Obstbaum hat, ist jedem Obstzüchter zur Genüge bekannt. Führt doch einer unserer größten älteren Pomologen, nämlich Oberdieck, die Unfruchtbarkeit der Obstbäume in den weitaus meisten Fällen auf Wasser- mangel zurück. 3. Die dichte Beschattung des Bodens durch diese Unter- frucht unterdrückt auch das Aufkommen der Unkräuter und ein wesentliches Moment hierbei ist auch die sehr zeitige, dem übrigen Frühjahrswuchs meistens weit vorauseilende Entwicklung der Belaubung. 4. Das dichte Laubdach hält Regenschlag ab. Das hat zur Folge, daß die Kiiistenbildung — die Schädlichkeit der Bodenkruste in ihrer ganzen Bedeutung setzen wir- hier als bekannt voraus — erschwert wii-d und die Lockerung des Bodens infolge des Behackens lange vorhält. Man kommt in der Regel mit zweimal Hacken im Sommer aus. Diese stehende Lockerheit des Bodens ist atich ein weiterer Grund der erwiesenen Wasserökonomie. 5. Eine Rhabarberpflanzung dauert 4 bis 6 Jahre; nach Ablauf dieser Zeit muß die Pflanzung erneuert werden, da die Erträge mit zunehmendem Alter stark abnehmen. Um Bodenmüdigkeit zu vermeiden, baut man vor Erneuenuig der Pflanzmig 2 bis 3 Jalu-e andere Früchte, so daß alle 6 bis 9 Jahre zugleich mit Neuanlagen der Rhabarbcrplantagen der Boden tief rigolt und stark gedüngt wird. Dii; dadurch be- dingte Bodenlüftung und -Bereicherung kommt dem Obstbau zugute. Von den schädlichen Folgen der lioim Rigolen allerdings nicht vermeidlichen Wurzelverletzungen habe ich in meiner langjährigen diesbezüglichen Erfahrung nichts ge- merkt; obwohl viele Obstzüchter heillose Angst vor solchen Verw^undungen haben, konnte ich stets nur einen vermehrten Fruchtholzansatz feststellen, eher also eine Vermehrung als Verminderung der erntebringenden Faktoren. 6. Ohne reichliche Düngung gibt der Rhabarber keinen Ertrag, das sieht jeder Züchter in einem Jahi-e ein und düngt deshalb stark. Von den Nährsalzen versickert mit dem Wasser ein großer Teil, ohne den Rhabarberpflanzen Nutzen zu gewähren. Dieser Dünger, der sonst verloren wäre, wird aber von den tief wurzelnden Obstbäumen auf- genommen und in Erntewerte übergeführt. So wird auch für eine gute Ernährung des Obstbaumes gesorgt, der sonst nicht allzuviel Augenmerk zugewendet zu werden pflegt. 7. In Plantagen treibt der Rhabarber zeitiger als im freien Lande, weil die Bäume Schutz gewähren. Je fi-üher aber Rhabarber, \im so besser bezahlt der Markt ihn. 8. Der Rhabarber ist mit dem Spargel zusammen jene Gemüsepflanze, die zur Zeit die höchsten Erträge bringt und — was bei dem Leutemangel der Landwirtschaft von Wichtigkeit ist — nur geringe Bearbeitung erfordert, die zudem in arbeitsarme Zeiten fällt. Pro ha kann bei gleich- zeitigem Anbau von Obstbäumen in normalen Pflanzabständen und bei normalen Preisen ein Bruttoertrag von 14 — 15 00 Mark gerechnet werden. — Es besteht kein Grund, den Unterbau von Rhabarber nicht zu emj^fehlen. Es gibt schweriich eine Unterfrucht, die gleich ertragbringend bei den schwierigen Kulturver- hältnissen ist wie diese und keine, die so günstige Ver- hältnisse für den Obstbaum schafft wie sie. Ich kann nm- dringend zu einem Versuch raten, vorausgesetzt, daß Ver- sucher überhaupt Absatz für Rhabarber hat. Moiiatserdbeere „Schöne Anhaltinerin". Re Von A. Seulen. (Eierxu eine Abbildung.) reichlich, wie das Bild zeigt, waren im vorigen Jahre wiederum die Frucbtzweige meiner Monatserdbeeren Beladen. Im verflossenen Jahre habe ich noch im November bis haselnußdicke und wohlschmeckende Früchte davon gepflückt. Die lange Dürre des letzten Sommers setzte zuletzt den Sträuchern etwas zu. Nachdem es einigemal geregnet hatte, blühten sie wieder unaufhaltsam. Einen würzigen Duft und kräftige.s Aroma haben die bei der Vollreife schwarzroten Früchte. Zu einer Bowle smd sie ausgezeichnet; sie ergeben gekocht ein gutes Mus und schmelzen frisch genossen einem im Munde. Die Beerchen lösen sich bei der Keife leicht vom Kelche, fallen sogar bei einer geringen Erschütterung schon ab. Vorher sind dieselben aber auch bitter und nicht gut von Geschmack. Das Fleisch ist bei der Reife recht weich und saftig; die Frucht also zum Transport vollends ungeeignet. Der Anbau ist daher auch nur für den Privatbedarf zu empfehlen. Ich benutze die Pflanzen aus- schließlich als Wegeeinfassung. Zu diesem Zwecke werden Ton den an den schwachen Rankon sich bildenden jungen Stauden in einem Abstand von 'JO cm auf den Rand der Rabatten jährhch im September oder Oktober eine Anzahl gepflanzt. Länger als drei Jahre verbleiben dieselben nicht au dem Standorte ; daher wird Die Gartenwelt. IX, 40 Rhododendron canadense. Originalaufnahme für die „Gartenwel immer für Nachwuchs gesorgt. Auch bringen die jungen Sträucher zwar weniger aber schönere Früchte. Die Wegeeinfassung würde aber auch bei längerem Belassen das gute Aussehen verlieren. Wo die alten Stauden nach dem dritten Jahre weggeräumt wurden, werden nun auch auf drei Jahre keine jungen mehr hingepflanzt. Nach meiner -Erfahrung gedeihen die Stauden dann besser, wenn vorher keine Erdbeerstauden dort gestanden haben. Immerwährend das gleiche Gewächs auf demselben Standort ist ja allenthalben un- vorteilhaft. In diesem Sommer hatte ich auch Gelegenheit, die weiße Monatserdbeere „Schöne Meißnerin" in einer Pflanzung kennen zu lernen. Selbige ist mehr rundlich, bei der Reife gelblich -weiß, aber auch recht ertragreich und würzhaft. Nach meiner Meinung standen dieselben auf etwas zu magerem Erdreich und daher blieben wohl die Früchte an Stärke hinter denen meines Gartens zurück. Gehölze. Rhododendron (Rhodora) canadense. (Hierxu eine Abbildung.) sollte i/em seltenen, frühblühenden kanadischen Felsenstrauoh man weitgehende Beachtung schenken. Schon im April, wenn wir gewiß noch keinen Überfluß an blühenden Sträuchern haben, erscheinen die purpmrosafarbeuen Blumen, in einer 5 — 6 blutigen Doldentraube vereinigt, an den Enden der Triebe und zwar in solcher Menge, daß der ganze Strauch mit Blüten übersät ist. In die.ser Zeit gewährt Rh. canadense einen feenhaften Anbhck. Die obenstehende Abbildung wurde im Park der 'Wilhelmsböhe bei Cassel aufgenommen. Da Rh. canadense eine sogenannte Moorbeetpflanze ist, .so menge man dem Gartenboden Moor- oder Heideerde bei. Will man noch ein übriges tun, ,so bedecke man den Boden mit kurzem Dünger. Von großem Vorteil ist es auch, wenn man den Boden bei zu trockener Witterung im Sommer einige Male kräftig durchgießt, da die Moor- und Heideerde zu leicht austrocknet. O. B. Gärten des Auslandes. Die Baron Friedrich Nalhaniel von Rothschiidschen Gärten in Wien, Von Herrn. Breitschwerdt, Mödling. ixlljälirlich, wenn kaum der Frühling seinen Einzug gehalten, offnen sich die leider sonst so streng verschlossenen Pforten der Biion Friedrich Nathaniel von Rothschild- si hen Gärten auf der „Hohen Warte" in AVien-Döbling, um dem blumenliebenden Puhlikum auf einige Stunden einen Genuß /u bieten, wie er wohl einzig in seiner ^rt auf dem Kontinent ist. Auch in du sein Jahre waren die Rothschiidschen (.iiten von etwa Mitte April an jeden Mittwoch und Freitag von 2 — 6 Uhr nach- mittags dem Publikum gegen ein Eintritts- ^1 Id von 1 Krone (8.T Pfennig) pro Person ^t uff iiet. Nach den Zeitungsberichten be- ilädt die Be-sucherzahl an jedem Eintritts- ta^'e durchschnittlich 1000 — 1200 Personen, und irren wir nicht, so besuchten in den liuheren Jahren in etwa 2 Monaten — .so hinge sind zirka diese Gärten geöffnet — _'■)— 30000 Personen jährlich die „Rothschild- gditen", wie sie in populärer Art vom Wiener kurzweg genannt werden. In hochherziger Weise gestattete der am 13. Juni leider ver- storbene Besitzer (Siehe Nachruf in No. 39), daß jedes Jahr das Eintrittsgeld zu Gunsten der Wiener freiwilligen Eettungs- Gesellschaft erhoben wurde; dadurch erwuchs dieser die Humanität pflegenden Gesellschaft eine ganz bedeutende Einnahmequelle. Die Rothschildgärten besitzen, soweit uns bekannt, etwa 70 Ge- wächshäuser, von denen natürlich nur die „Schauhäuser", in einzelnen Komplexen beieinander liegend, zu besichtigen sind, während die Anzucht- und Kulturhäuser davon ausgeschlossen werden. Ich besuche alljährlich nicht nur einmal, sondern mehrere Male die Rothschildgärten und kann mir darum gewiß ein Urteil über deren Leistungsfähigkeit gestatten, nachdem ich die dortige hervorragenden ^ Kulturen nun das fünfte Jahr kenne. dereLeistung zeig- ten vor mehreren Jahren diese Gär- ten darin, daß in einem Gewächs- hauskomplex die beliebtesten ein- jährigen Sommer- blumen, in Töpfen herangezogen, im April in vollem Flor standen. Ne- ben einer aparten Auswahl dieser Annuellen Wühte zu gleicher Zeit — ebenfalls in Töpfen kultiviert — ein recht an- sehnliches Sorti- ment Edel- Dah- lien, gewiß eine Kulturleistung allerei-sten Ran- ges. Daß aber trotz alles mensch- hohen Fleißes, trotz der aller- besten So rgfalt,die alles belebende Sonne der Haupt- faktor in der Ent- Monatserdbeerc „Schöne Anhaltinerin" Originalaufnahme für die „Gartenwelt*'. IX, 40 Die Gartenwelt. 475 Wicklung der Vegetation ist, das konnte man so recht in der vor- jährigen Frühlingsschau suhen; dein so sonnenarmen, dafür aber um so mehr regen- und nebelroichen Winter des Jahres 1903 zu 1904 war es nur zuzuschreiben, daß in der vorjährigen Ausstellung vieles nicht auf der sonst vorhandenen und zu sehen gewohnten Höhe ge- standen; alle menschliche Kunst konnte auch hier das nicht erreichen, was der Sonne zu leisten allein beschieden ist. Die diesjährige Aus- stellung aber reiht sich würdig an die hervorragendsten der letzten .lahre an. In den einzelnen Gewächshäusern steht alles auf der höchsten Entwicklungsstufe. Die Schauhäuser setzen sich aus einzelnen Häuserkomplexen zusammen. Einzelne derselben liegen derart, daß man den geräumigen Mittelgang durchschreitet und die sich an diesen rechts und links anschließenden Gewächshäuser durch hohe Glaswände besichtigen kann, oder man durchschreitet zunächst ein Haus, dann den Mittel- gang, von dem aus man wieder durch Glaswände Einblick in die Seitenhäuser erhält, und verläßt diesen Komplex durch ein anderes Haus bezw. macht einen Rundgang durch mehrere Häuser, um schließlich am Ausgangspunkte wieder im ersten Hause (auf der anderen Seite desselben) einzutreffen. Nahe am Eingang in den Garten befinden sich die Fruchttreib- häuser. Das glasgedeckte Verbindungshaus ist mit Wein berankt, der einen großartigen Ansatz zeigte; die Ecken sind mit frucht- behangenen Feigenbäumen, in Kübeln befindhch, ausgefüllt. Das erste Haus rechts ist mit Treibkirschen in den Sorten „NoDelle de Eugenie'''', „Novelle de imperiale^'' und „Oolden Queen" besetzt, die alle vollständig reife Kirschen zeigten und einen sehr verlockenden Eindruck machten; entlang der Mauer war eine Reihe Erdbeertöpfe mit reifen Früchten der Sorte „Royal Sovereign" zu sehen und von der Glasdecke hingen massenhaft in schönster Ausbildung reife Trauben von „Black Hamboiirglt" herab. In dem Haus gegenüber sahen wir Pflaumen und Ananas mit reifen Früchten, davor Topf- wein in den Sorten „Fasters Secdling" und „Black Hambourgli" . In den nächsten zwei gegenüberliegenden Häusern befanden sich halbreife Ananas, üui-ken in prachtvollster Ausbildung, Melonen mit fast reifen Früchten, Wein und Erdbeeren in Töpfen und Reben an der Glasdeeke mit reifen Trauben, schließlich noch Melonen in jungem Nachwuchs. Im zweiten Gewächshauskomplex war ein Haus mit Hortensien in voller Blüte, unter denen auch die rosablühende Einführung H. Iiorterisis rosea von J. Lambert & Söhne in Trier vertreten ist. Das Haus gegenüber zeigte alle schönen Treibsträucher in vollstem Blütenschmuok, wie Schneeball, Azaleen, Deutzien, Flieder, Prunus vinaria (floribunda) und andere, Spiraeen usw. Für den Fachmann ganz besonders ins Auge fallend waren die dazwischen zerstreut her- vortretenden blühenden Catiiia, die den bestentwickeltsten des freien Landes nicht nachstanden. Ein zweites Häuserpaar war mit getriebenen Rosen in den schönsten Sorten und Spiraea japmiica gefüllt. In dem diesen Häuserkomplex verbindenden Gang sind diverse Flor- blumen und Blattpflanzen aufgestellt; als ganz besonders schön in Kultur und Blütenreichtum sind hier verschiedene Eabrothammis, wie elegans, floribunda etc. zu nennen; mau trifft diese alte, an- spruchslose und dankbare Pflanze jetzt leider selten in den Kulturen an, obwohl sie mehr Beachtung vordient. Ein langes Warmhaus besitzt hervorragende Blattpflanzen in bester Kultur; unter den hier vorhandenen Palmen, Paudaneen, Araceen sieht man wahre Prachtstücke; die Decke des AVarmhauses bekleidet teilweise ein großes Exemplar von Begonia eorallma, deren große, weithin leuchtende Blüten außerordentlich zierend wirken. Eine angenehme Abwechslung wird noch geboten in der gruppen- weisen Aufstellung blühender Calla, Clivien etc. — Ein Seitenhaus, mit einem Springbrunnen geziert, beherbergte zahlreiche Spezies von Genista, Ericen, Spiraeen, sowie Tulpen, Cinerarien und herrlichen Flieder. An das vorerwälinte Warmhaus schließt sich als direkte Fort- setzung ein zweites Haus an, dessen Mauerwände mit Camelien in ver- schiedenen Sorten und dessen Glasdecke mit ,,Marechal i\'2e/"-Rosen und Rosa Banksiae bekleidet sind; über den Wegen hängen Ampeln, bepflanzt mit Pelargonien. Der ganze Grund des Hauses stellt ein Blumen parterre dar, das in seiner leuchtenden, prachtvollen Farbon- wirkung geradezu entzückt. Die Mittelgruppe, ein Rondel, wird von einer hohen Kentie gekrönt, die mit blauen Cinerarien uiitorpflanzt ist; als Einfassung dient, — wenn ich nicht irre, — Gi.ncraria maritima. Als Seitenstücke sehen wir unter je einer hohen Dracaene eine rosablühende Primula Sieboldii-'Va.neta.i, eingefaßt von weißen Primula chinensis. Ein roter Kiesweg hebt zierend diese Gruppen und den aus Selaginella gebildeten Rasen ab. Die Rabatten sind mit dunkelsammtroten Cinerarien bepflanzt, unterbrochen von Dracaenen und gelbbunten Abutilon-Pyramiden; die Eckgruppen werden von blühenden Pelargonien gebildet. Im dritten Häuserkomplex herrscht nicht minder reiche Ab- wechslung. Das Verbindungshaus besitzt prachtvolle Amaryllis vittata-Eyhnden, Browallien etc.; auffallend in der Blüte ist hier eine Begoniensorte „Herzogin von Portkoid^'-. Dominierend aber tritt Medinüla »lagnifica auf; jede einzelne Pflanze ist ein Kulturstück allerersten Ranges und ich glaube, daß man selten wieder solchen Riesen- und Kulturexemplaren begegnen dürfte; die riesigen Trauben und ihre Menge bestricken das Auge eines jeden Fachmannes. Unter dem Dach des ersten Seitenhauses rankt Clerodendron, auf dem Mittelbeet präsentieren sich Colocasien mit ihren metallisch schimmernden Blättern, umgeben von vielen bunten und grünen niederen Warmhauspflauzen; das zweite Seiteuhaus zeigt dieselbe Berankung und ist im übrigen in der Hauptsache mit bunten Dracaenen, Coleits etc. gefüllt. In den folgenden zwei Seitenhäusern, deren Inhalt man, wie bei den vorigen, ebenfalls nur durch hohe Glasscheiben besichtigen kann, sind Croton, Maranten, Sanchezien, Fittonien usw. vertreten. Die folgenden Häuser können wir bis auf einige vollständig durchschreiten; in dem ersten Hause sind Eriken, nur wenige Spezies, aber diese in Masse, zu sehen. Ganz besonders schön sind die violettrote Erica Chamissonis, die reizende, weiß wie Schnee erscheinende Erica cupressina, die Kronenbäumchen von Erica persoluta alba, dann Erica herbacea rosea und die rote, mit gelben Spitzen gezierte Erica eoncolor; die kerngesunden Pflanzen, über und über mit Blüten bekleidet, lassen erkennen, daß sie mit großer Sorgfalt und vielem Verständnis kultiviert worden sind. Beachtenswert sind in dem nächsten Seitenhaus in der gemischten Zusammenstellung Orevillea thelemanniana, Äcacia longifolia, Tropaeolum axureum und iricolor; eine recht mühsame Arbeit muß das Aufbinden dieser außerordentlich zartrankenden Kressen sein, die in kleinen Ballon- formen auf Drahtgestellen gezogen sind; von blühenden Pflanzen be- gegnen uns noch Metrosideros semperflorens, Erica boveana mit langen, schneeweißen Glöckchen und die durch ihre kreuzförmige Blattstellung morphologisch interessante Veronica diosmaeflora, deren kleine weiße Blüten an den Triebspitzen damals noch geschlossen waren. Erwähnt seien noch Aralia eriocarpus, Theophrasta imperialis und die mit interessanten Früchtchen besetzte Oclma multifiora. Zwei weitere Seitenhäuser sind mit erst kürzlich ausgepflanzten Warmhaus- pflanzen bestellt; im nächsten befinden sich buntblättrige Caladien und blühende Gloxinien, während das Glasdach Solanum saeforthianum mit lichtblauen Blüten ziert. Ein Haus ist mit Medinüla magnifica gefüllt; als Umrahmung dient Saintpaulia ionantha; an der Decke ranken Hexacentris mysorensis und H. mysoraisis superba; ganz eigenartig sind die Blüten beider. Nun folgt noch ein Haus mit Bromeliaceen, von denen viele in Blüte standen, darunter die durch ihren blauen Blütenstand auffallende Cochliostcma jakobinianum und vis-a,-vis diesem ein Kakteen-Haus, dessen roter Kiesweg die in zwangloser Gruppierung gehaltenen Kakteen vorteilhaft abhebt; auf kleinen Stellagen im Vordergrund stehen winzig kleine Kakteen in Miniaturtöpfchen, die namentlich das Entzücken des Laienpublikums — besondere der Damenwelt — bilden. Im vierten Gewäch-shauskomplex gelangt man zunächst in ein Haus, dessen großes Mittelbeet als Grundton eine blaue Myosotis zeigt. Aus diesem Untergrund erheben sich zerstreut oder in kleinen Gruppen arrangiert Eriken, Tropaeolum, Ocnista, Azaleen, Goldlack, Reseda, Deutria gracilis, Wistaria chinensis, Ceanotkus dentatus etc., alle in vollem Flor stehend. Durch ihre Größe imponieren die den Hintergrund abschließenden blühenden Acacia Die Gartenwelt. IX, 40 aniMta, A. spiralü (in Baumform) und die hochstämmigen Kronen- biiunie von Sparmamiia africana. Die afrikanische Zimmeilinde wirkt als Kronenbaum, in voller Blüte, in der Tat großartig. Im zweiten Hause begegnen wir herrlichen Blattpflanzen; auf dem Selaginella-Raaea sind gruppenweis Amaryllis aufgestellt; ähn- lich arrangiert ist das dritte Haus, von dessen Dach lange Fieits slipuIata-Banken abwärts hängen. Das vierte Haus weist haupt- sächlich blühende Calla, Anthurien etc. auf. Gänge und "Wände des Verbindungshauses sind mit Ficus stipulala bekleidet; zierliche Körbchen mit Ampelpflanzen geben der grünen "Wand reiche Ab- wechslung. In den folgenden zwei Häusern, deren Inhalt man nur durch Glaswände betrachten kann, sind blühende Orchideen aufgestellt; es war also unmöglich, diese Schönheiten — unter denen sich gewiß auch kostbare Seltenheiten befinden — näher zu betiachten. Nun folgt ein Haus mit Cinerarien, dann ein solches mit Pelargonien und dann wieder ein Cinerarien - Haus. Neben den schönsten Farben sind auch die neueren Formen ver- treten, unter denen mir die Edeldahlieuform der Blütenblätter am schönsten dünkt. Das zehnte Haus dieser Gruppe zeigt gemischte Bepflanzung; envähnenswert sind große Pflanzen von Lotus peli- orhynehus in Blüte, Eriostemon densifhriis mit prächtigen weißen Blüten und Veroniea hulkeana, deren leichte, blaue Rispen ent- zückend schön sind. Das elfte der zu besichtigenden Häuser der vierten Gewächshausgrappe und überhaupt das letzte dem Publikum geöffnete Haus ist nur mit Anthurium scherxerianum benetzt ; selten wohl wird man einem solchen Blütenreiohtum und einer solchen Größe bei jeder einzelnen Blume anderwärts wieder begegnen; von der das Haus trennenden Glaswand betrachtet, sah die Innenfläche des Hauses wie ein ausgebreitetes brennendrotes Tuch aus; das war ein Anblick, der jeden Kenner entzücken mußte. Nach dem Verlassen der dritten Häusergruppe, deren Abschluß da.s Kakteen-Haus bildet, befinden wir uns dicht an der "Wohnung des technischen Leiters der Eothsohildgärten, welchen seit vielen Jahren Garteninspektor Jolly vorsteht. Das zierliche Häuschen wird von einer Felsengruppenanlage umrahmt. Auf diesem idyllischen Plätzchen haben eine auserlesene Sammlung von Alpenpflanzen, sowie für solche Anlagen geeignete Laub- und Nadelhölzer Verwendung gefunden. Interessant sind die an der "V\'"ohnung arrangierten Baum- Kuriositäten, unter denen ein Stück Baumstamm den frappanten Jjindruck eines menschlichen Kopfes macht. Auch dem neuesten Sport, wenn man so sagen darf, wird hier gehuldigt ; nach dem Ver- lassen dieser dendrologischen Kuriositäten begegnen wir auf der linken Rasenfläche einer Sammlung japanischer Verkrüppelungen von Laub- und Nadelhölzern. Von Laubhölzern sind künstlich verkrüppelte Ahorn, von ebenso verunstalteten Koniferen Thuya obttisa und obhcsa aurea-i Juniperus japonica, Pinus parviflora etc. vertreten. "Wir Gärtner finden wohl alle nichts Schönes an diesen Kunstprodukten unserer „japanischen Kollegen", aber das Laieupublikum ist ganz entzückt davon. Die Parkanlagen um die herrliche Villa des Besitzeis, soweit sie dem Publikum zugänglich sind, machen den denkbar freundlichsten Eindruck. Mit Vorliebe besuche ich immer die Rotschildgärten an einem der ersten Besuchstage. Auf dem heißen "Wiener Kalkboden hält der Frühling früher als sonstwo seinen Einzug und zu dieser Zeit stehen bereits die Forsythien, die Prumis, Pirus und wie sie alle heißen, die unvergleichlich schönen Frühlingsblüher unter den Bäumen und Sti-äuchern, in vollem Blütenschmuck. Da leuchtea die goldigen Riesenbüsche der Forsythien von großer Weite; ihr Glanz wird gehoben durch die in der Nähe befindlichen dunkelrot- und grünblättrigen höheren Bäume. Jeder bessere Baum und Strauch hat sich hier frei entfaltet und zeigt sich in vollendeter Schönheit. Mit großem Verständnis ist diese Anlage einst geschaffen und im Laufe der Jahre ebenso gepflegt worden. Freundlichkeit, Zierlichkeit und Anmut, das ist der Gesamteindruck, der diese Anlage auszeichnet und sie zu einer der schönsten macht, die wir gesehen. In ge- schicktester "Weise sind Stauden und Zwiebelgewächse in der Anlage verwendet; letztere erfreuen dort das Auge, wu spättreibende Gehölze noch ohne Blätterschmuck sind. Den ausgedehnten Obstanlagen im Freien sieht man — trotz gewiß sorgfältigster Pflege — auch hier die Nachteile des "Wiener Kalkbodens und der Stürme an, mit welchen das "Wiener Becken ja überreich gesegnet ist, und in dieser Höhe mögen die Stürme oft noch unsanfter sich zeigen als in der Ebene. Daß überall die denkbar peinlichste Sauberkeit herrscht, bedarf wohl nicht erst besonderer Erwähnung und ich gebe hier als Beispiel nur an, daß selbst die Hydranten der Wasserleitung im Park etc. in tadellosem Glänze strahlen. Eine derart peinliche Sauberkeit ist leider nicht überall durchführbar, sie zeigt hier aber, daß an Arbeitskräften kein Mangel herrscht. Leider konnte sich der blumen- und pflanzenfreundliche Besitzer nur sehr selten des schönen Paradieses erfreuen, das seine Munifizenz für den Gartenbau errichtete, denn er war stets leidend und viel auf Reisen. Mögen pietätvolle Erben nun dafür Sorge tragen, daß dieses schöne 'VN'"erk für alle Zeiten erhalten bleibe, welches in seinen eigenartigen Kulturen in Österreich nur noch im Sohönbrunner Hofgarten ein Gegenstück findet. Den österreichischen Geldfürsten aber sollte diese Schöpfung ein Ansporn sein, auch ihrerseits die Gartenkunst zu heben und zu pflegen, damit dieselbe auch in Österreich eine Ausdehnung erfahre wie in manch anderen Ländern unseres Erdteiles. Meinen deutschen Kollegen, die gern einmal auch die Wiener Gärten aus eigener Anschauung kennen lernen möchten, empfehle ich, sich im nächsten Jahre loszureißen von der arbeitsreichsten Zeit, um einige schöne Maitage dafür zu opfern, den Rothschildgärten, den k. k. Hofgärten in Schönbrunn und dem nahen Laxenburg mit seinem an alten Baumriesen so reichen, prächtigen Park im englischen Stil einen Besuch abzustatten; und wer dann noch übrige Zeit hat, der lenke seinen Weg nach dem modern gehaltenen Stadtpark in Baden; auf der Fahrt dahin durch die rebenbekränzten Höhen der Ausläufer des Wiener Waldes mache er von Mödling aus mit der elektrischen Bahn durch die Klausen einen Abstecher noch nach der Brühl, deren wildromantische Natur- bilder namentlich für den Landschaftsgärtner von höchstem Interesse sind; hier lernt man die österreichische Schwarzföhre (Pinus Laricio austriaca) so recht in ihrem charakteristischen Wuchs kennen; zwischen dem schwarzgrünen Laub der Föhren wird dann dem auf- merksameren Wanderer noch ein chai-akteristischer Strauch der Kalkalpen durch seine weißfilzigen Blätter und weißen Blüten zur Maienzeit auffallen, die Felsenbirne: Amelanehier vulgaris^ die in ihrem Blütenschmuck, aus der Ferne gesehen, wie Edelweiß erscheint. Das sind Bilder von unvergleichlicher Schönheit; man wird dann ■leicht begreifen, warum der Wiener seine Berge so liebt und zu jeder freien Sonntagsstuude auf ihnen Erholung sucht. In der Tat hat auch keine andere Großstadt eine so romantische Umgebung in allernächster Nähe aufzuweisen als die alte Kaiserstadt Wien. Für deren Fremden- besuch ist der Monat Mai die schönste Zeit; da ist die Hitze des Kalkbodens noch erträglich und die Stürme haben um diese Zeit auch noch nicht das junge Laub der Bäume mit Kalkstaub in ein unschönes Grau verwandelt. Ausstellungsberichte. Die „Toniplc Sliow", dio große Loiuloner Frühjalirs- Gartenbmi-Ausstelliing. I. Allgemeiner Bericht. Von Ernst Bohlmann, London. JJie alljährlich wiederkehrende große Frühjahrs-Ausstellung der Kgl. Gartenbaugesellschaft in London, bekannt als Temple Show, war auch dieses Jahr, wie nicht anders zu erwarten, wieder groß- artig und in allen Teilen wohlgelungen. Sie begann Dienstag, den 30. Mai und währte bis zum 1. Juni. Eine furchtbare Schwüle lagerte über London, trotzdem der Himmel meist bedeckt war; die Hitze in den Zelten war bei dem Gedränge sehr lästig. Ein Gewitter und fast unaufhaltsamer Regen während des Nachmittags brachte zwar etwas Abkülilung. doch war letzterer der Ausstellung natürlich IX. 40 Die Gartenwelt. 477 nicht von Vorteil, manches ist draußen verregnet, auch mag raanclicr von einem Besuch der Ausstellung am ei'sten Tage abgesehen haben ; dennoch war der Besuch äußerst stark, da die interessierten Kreise und die meisten Mitglieder der Eoyal Hortioultural Society schon gleich nach der Eröffnung der Ausstellung um '/..l Uhr erschienen wai-en. Die folgenden Tage waren, wenn auch nicht viel, so doch etwas kühler und nur von einzelnen Schauern unterbrochen. Als ich im vorigen Jahre diese Ausstellung besuchte und mir Notizen für einen Bericht für die „Gartenwelt" sammelte, fand ich heraus, daß meine Eindrücke und Notizen denen des Herrn Kohl- mannslehner vom Jahre vorher, die er in einem Gartenwelt-Bericht niedergelegt hatte (190a, No. 41—44) fast aufs Haar glichen, sodaß ich nur nötig gehabt hätte, denselben abzuschreiben und einige kleine Änderungen vorzunehmen. Darum sah ich von einem Bericht ab. Und dieses Jahr, wieder genau dasselbe Bild, allerdings nicht weniger schön als das der Vorjahre und so wird es auch sein, wenn ich nach Jahren wieder einmal die Ausstellung besuchen sollte. Das Charakter- bild einer englischen Gartenbauausstellung ist von dem einer kontinentalen grundverschieden und mir in mancher Beziehung sympathischer. Das liegt am Charakter des ganzen Landes und Volkes. Die englischen Aussteller rechnen weniger auf den Besuch der großen Menge des Volkes, denen ein schönes großes Gesamt- bild der Leistungen des Gartenbaues vor Augen geführt werden soll, als wie vielmehr auf den Besuch der wirklich interessierten und kaufkräftigen Leute, mit denen sie gleich an Ort und Stelle ihre Ge- schäfte abschheßen. Es ist interessant, das Publikum zu betrachten, das sich zum größten Teil aus den vornehmsten Kreisen zusammen- setzt, ein Zeichen, welch inniges Interesse gerade bei diesen für den Gartenbau herrscht. Erst am letzten Tage, wenn der Eintrittsiireis nur einen Schilling beträgt, stellen sich die weniger Bemittelten ein, bei denen in England ja das Intere.sse für Blumen im Allgemeinen ebenfalls ein viel größeres ist, als anderswo. Praktisch und geschäftsmäßig wie die Engländer sind, bauen sie auch ihre Ausstellung demgemäß auf. Der Tempelgarten steht ihnen kostenlos zur Verfügung, die "Zelte sind schnell aufgebaut und ohne viele Umstände stellt jeder seine Pflanzen auf. Pflanze an Pflanze, dem Auge des Beschauers, resp. Käufers so beriuem wie möglich. Irgendwelche landschaftliche Szenerien sind gänzlich unbekannt. Die langen Zelte enthalten, ungefähr nach Art der Gewächshäuser, eine Mittelstellage und eine Tablette an jeder Seite, auf denen die einzelnen Ausstellungen zusammengedrängt sind. Im Freien befinden sich Ausstellungen feiner, besonders buntblättriger Gehölze, die natürlich für Dekorations- und Ausstellungszwecke in Töpfen und Kübeln kultiviert sind. Auch befanden sich draußen einige schnell und leicht aufgebaute Alpinen aus Stellagen bestehend, die mit Matten und Moos abgedeckt waren, und auf denen Bimsstein- felsen nach Ai-t eines Alpinunis arrangiert waren. Dazwischen wai-en die Alpinen, kleine Gehölze etc. gestopft, die natürlich für diesen Zweck erst in Töpfen gezogen sind. Sieht so ein Alpinum auch wenig schön und natürUch aus, seinen Zweck verfehlt es nicht. Eine Spezialfirma für Grottenbauten hatte ein wahres Alpinum auf- gebaut, das auf alles Andere nur nicht auf Natürüohkoit Anspruch machen durfte, dennoch zweifle ich nicht, daß die Leute ihr Geschäft machen, denn eine mehr oder weniger große Felsanlage findet sich in jedem englischen Garten und ist sehr beliebt. So prachtvoll die Leistungen der Engländer auf allen Gebieten der Pflanzenkultur sind. — denn davon geben die Ausstellungen ein gutes Zeugnis — , soviel Sinn, Intere.sse und Verständnis sie für die Pflanzen haben mögen, eines Eindrucks habe ich mich nie erwehren können, und immer wieder bestätigte sich mir das, daß die Art und VITeise der Verwendung der Pflanzen und Blumen, sei es in der Gartenkunst, sei es in der Bindei-ei, in einem krassen Gegensatz dazu steht. Das Material ist gut, aber die Verwendung, meinem unmaß- geblichen Urteile zufolge, geradezu erbärmlich. Es sollte mich freuen, hierüber eines Besseren belehrt zu werden. Weim ich sehe und lese, wie sich die Gartenkünstler in Deutschland über Gartenkunst streiten und behaupten, die Gartenkunst sei zurück, so möchte ich einmal deren Urteil über Gartenkunst in England und Frankreich hören. Wenn sie bei uns zurück ist, wo ist sie in diesen Ländern? Doch das nur nebenbei. Komischerweise sieht man auf keiner Aus- stellung der Royal Hort. Soc. irgend etwas von Gartenkunst, nie einen Plan oder ähnliche.s, was mit Gartenkunst zu tun hätte; nie sah ich auf einer Ausstellung irgendweiche Produkte der Biiide- kunst, natürlich auch nicht auf der Temple Sliow. Ein Rie.senzelt und zwei etwas kleinere Zelte waren für die Ausstellung aufgebaut und enorme Mengen von Pflanzen hatten darin Platz gefunden. Es ist natürlich unnötig, jeden Aussteller zu er- wähnen, denn erstens haben diese Firmen für uns meist weniger Interesse, und was ausgestellt war, hat Herr Kohlmannslehner schon 1903 berichtet; einiges Neue ist wohl hinzugekommen, was erwähnt werden soll, doch in der Gesamtausstellung ist alles dasselbe ge- blieben. Natürlich ist es unmöglich, über Alles ein Urteil zu geben, man müßte in Allem Spezialist sein; ich werde darum zum Schluß in nächster Nummer nur auf die Orchideen näher eingehen. Großartig waren die Leistungen in Rosen und Orchideen, welche auf der Ausstellung vorherrschend waren. Unter der Masse der Rosen fielen besonders die vielen Schlingrosen auf, als „Crimson Rambler^\ die prächtige ,.Blnsh Rambler", .,Walthani Rambler''^ welche der .,Blush Rambler^'- sehr ähnlich ist, die schöne ,,Dorothy Perkins^^ und ^^Minnihaha''^ mit kleinen gefüllten, rosafarbigen Blüten, „Austrian Copper'-'' u.a. Frank Kant & Co., Colchester, Hobbies Ltd, Dereham, Charles Turner, Slough, Wm. Paul k Son, Waltham Cross, Benjamin R. Kant & Sons, Colchester und George Mount, Canterbury, waren die Hauptrosenau.ssteller. Die Firma Paul & Son zeigte eine neue Schlingrose, ,Jjadij Qay'\ die der feinen ,fiorothy Ferkiiis'-^ sehr ähnlich, in der Färbung eine Tönung tiefer ist, die Blüten etwas größer hat und in noch größereu Büscheln blüht; sie war einer der Hauptanziehungspunkte der Aas- stellung. ,,Frau Karl Bruschki" wurde von allen Rosenausstellern ge- zeigt, mehrfach in starken Exemplaren und wurde viel bewundert. Im Orchideenzelt, wo die Orchideen nur die Mittelstellage einnahmen, fehlten die Tabletten an den Seiten, und das Ausstellungsinateiial war zumeist, abweichend von der gewöhnlichen englischen Aus- stellungsmethode, am Boden hübsch arrangiert. Hier hatten ver- schiedene Rosenzüchter die niedrigen Rosen mit Hochstämmen und Schlingrosen vermischt, sehr gefällig aufgestellt. Es hat dies allseitig gefallen, sogar eine Orchideenfirma, Jas. Cypher & Sons in Cheltenham, hatte ihre Orchideen derartig dort au-sgestellt, ver- mischt mit Palmen, Croton und anderen Warmhaussachen. Diese Methode ist neu und als ein Fortschritt anzusehen, es scheint also doch, als ob die Herren ihre alte Art der Ausstellung allmählich satt bekommen. Gerade für Orchideen, wenigstens solange es sich um Hybriden und feine Varietäten, seltene Arten etc. handelt, dürfte sich diese Methode am wenigsten bewähren, da sie die genaue Betrachtung erechwert. So schön wie die Rosenau-sstellung war auch die der Nelken, woiTinter die Baumnelken vorherrschten. Gloxinien waren in Mengen und in vorzüglicher Kultur zu sehen, von einem Farben- reichtum, über den ich erstaunte. Desgleichen wurden Streptoearpiis von verschiedenen Züchtern gezeigt. Die Kultur dieser Pflanzen scheint hier auf sehr hoher Stufe zu stehen. Spätblühende Tulpen, besonders Darwin-Tulpen, von großem Farbenreichtum und vielfach von enormer Größe , waren von verechiedenen Finnen ausgestellt. Darunter waren zwei irische Spezialfirmen, die diese Tulpen in Irland zu großer Vollkommenheit bringen. Es scheint die Blumenzwiebelkultur in Irland ein großei- neuer Erwerbszweig zu werden. Unter dem Titel ,,Holland in Ireland" verbreitet die Firma Hogg & Robertson, Dubhn, ihre Kataloge. Die Blumen sind den holländischen zum Mindesten ebenbürtig, in den Katalogen allerdings ist zu lesen, und auch sonst habe ich es gehört, daß sie die holländischen übertreffen. Die andere irische Firma ist Alex Dickson & Sons, Ltd, Belfast und Dublin. Auffallend waren mir die Ausstellungen von Schizattthits. alle in prächtiger Kultui' und von großem Farbenreichtum, so besonders die von James Carter & Co., High Holborn, London, James Veitch & Sons, Chelsea, und Sutton & Sons, Reading. Mit am meisten angezogen und interessiert auf der Ausstellung haben mich die Sweet Peas, die Die Gartenwelt. IX, 40 herrlichen Lathyrus odoratus, worin hier ganz großartiges geleistet wird, auf dei-en Kultur man auch in Deuschland viel mehr "Wei't legen sollte. Von Phyllokakteen hätte ich besseres erwartet, darin scheint man in Deutschland und Frankreich viel weiter zu sein. Charakteristisch für englische Ausstellungen, so besonders auch für die Temple Show, sind die großen Darbietungen an Stauden und Alpinen. Diese Liebhaberei ist in England sehr groß und verdient bei uns Nachahmung. Zu den größten Staudenausstellern gehörten Barr & Sons, Covent Garden, London. Die Alpinen waren im Allge- meinen auch in den Zelten zwischen kleinen Felsen und Grotten gruppiert. In der Barrschen Gruppe fielen mirixias (South African Corn Lilies) in den verschiedensten Farben auf. Außer Veitoh, der eine kleine Gruppe von Primula obconica alba ausstellte, war Georg Arends, Konsdorf, der einzige Primel-Aussteller und seine prächtigen Hybriden wurden viel bewundert. Primula Arendsi erhielt ein Award of Merit (Verdienstzeugnis). Cannas waren von der Firma H. Cannell k Sons, Eynsford und Swanley, au-sgestellt. Sie boten ein Bild vollkommenster Schönheit. Es waren in der Hauptsache Sprengersche orchideenblütige Cannas da. Besonders die reinfarbigen gefielen mir. Ich notierte mir „Ä. Wallace'', die schönste gelbe, „M. Florent Pauwels'\ als schönstes leuchtendes Rot, und ,,Resperide'\ rotorange. Es war nicht leicht, aus der großen Zahl dieser Schönheiten das schönste heraus- zufinden. Sanders schöner Tabak, „Nwotiana Sanderae^\ der in den Vorjahren nur mit dunkelkarminfarbigen Blüten zu sehen war, war dies Jahr in allen möglichen Farben vom tiefsten Purpur bis zum reinsten "Weiß zu sehen. Diese gemischte Gruppe war zweifellos eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Ausstellung. HerrT. Jannoch, Dersingham (Norfolk), ein Deutsch-Engländer, war mit zurückgehaltenem Flieder und Maiblumen eigentlich der einzige Aussteller dieser Art. Sein Flieder war in denkbar schönstem Zustande, sowohl in Form als Färbung. Alle die bekannten Treib- sorten waren vorhanden. S. vulgaris, „Toussaint Louverture'' und „Co?igo^^ möchte ich als die dunkelsten Flieder, die ich gesehen, extra anführen. Der gefnlltblühende, lilafarbige „Pyramidalis'' zeichnete sich aus durch die Größe der Rispen und Blüten. Unter seinen Maiblumen befand sich das groß- und reichblütige „Fontain'K Rieh. Anker, Kensington, Mitarbeiter der Gartenwelt,- war diesmal nicht mit Kakteen, sondern mit Bougainvilleen und Ericeen, wie Erica cupressiim, Erica ventricosa rosea und vmtricosa alba lineata erschienen. Sehr fein war die Ausstellung getriebener Clematis von Rieh. Smith & Co., Worcester. Die Pflanzen waren halbkugel- förmig über Drahtgestelle gezogen und präsentierten sich so in ihrem vollen Staat. Unter den vielen Sorten, die ich mir notierte, war, wie immer „ilfod. van Houtte"- die schönste weiße. Auch gefüllte und halbgefüllte Sorten waren vorhanden, so „Lucie Lemoine'\ halb- gefüllt, weiß, „Gountess of Lovelace'\ halbgefüllt, lila, und „Venus Victrix'\ gefüllt, lila. „Sensation'' hat ihren Namen mit Recht; sie ist herrlich, die Farbe ist ein leichtes Lila, metallisch glänzend. Die Ausstellung von Freiland-Azaleen der Firma R. & G. Cuthbert, Southgate, London, die ein reiches Sortiment von Axalea mollis, A. pontica, A. rustica und A. chinensis enthielt, war sehr hübsch arrangiert und glich einem riesigen Blütenmeer. „Fanny", rosa mit gelbem Spiegel, „J. C. van Tfwll-', rotorange, und „Antonie Koster", sattgelb, waren vorherrschend. An Rhododendron war eine schöne Kollektion der bekannten Rhododendronspezialisten John Waterer & Sons, Bagshot, vorhanden. Da die Kultur dieser Pflanzen in England so alt ist, konnte man wohl Gutes erwarten, und manche gute alte Sorte war vertreten. Ich führe nur die besten an. Vor Allem zeichnete sich „Pink Pearl' aus, von der ich leider nie habe erfahren können, was für Blut sie enthält. Die Riesenstutze sind oft 30 cm hoch und entsprechend breit, doch sind sie leider an der Spitze nicht ganz geschlossen. Die großen rosafarbigen Blüten sind glockenförmig. Stutze, Form der Blüten und Färbung lassen etwas auf Rhododendron Metternichi schließen, doch müßte dann die andere Stammsorte ein großblumiges Rhododendron gewesen sein, da die Blüten die dreifache Größe von Rh. Metternichi haben. Es kann aber auch ganz anderes Blut darin sein. Jedenfalls ist „Pink Pearl' in Deutschland nicht hart, in England wird es als schönste harte Sorte angesehen. „The Strategist-' ist eines der vollkommensten, die ich kenne, ich habe stets bedauert, daß es nicht ganz hart ist in Deutschland. Die rosafarbigen Blüten stehen in idealschönen, pyramidalen, geschlossenen Stutzen, die fast in eine feine Spitze aus- laufen. Nicht minder schön sind „Marquis of Waterford", dunkel- karmin, hochpyramidal, und „Duchess of Edinburgh" karmoisin und pyramidal. Weiter notierte ich mir „Duke of Connought" mit sehr breitem pyramidalem Stutz, karmin, innen heller, „JB. W. Currie", letzterer sehr ähnlich. „Lady Hillington", ganz zart lila mit gelb- grüner Zeichnung und breitpyramidalem, geschlossenem Stutz, „Mrs. W. Agneiv", karmin gerandet mit breiten runden Stutzen, „Fred Waterer" mit schönen runden Stutzen, schön gekräuselten Blüten, dunkelkarmin, „Princess Hortense", rosa mit gelber Zeichnung. Außer diesen beiden letzten waren nur noch sehr wenige vorhanden, die das Blut von Rhod. catawbietise enthalten. England mit seinem milden Klima hat das harte Rhod. cataivbiense nicht so nötig, hätte man es aber wegen der anderen herrlichen Eigenschaften mehr ver- wandt, so stände die Rhododendronzucht auf einer viel . höheren Stufe. Ich kann daram aus voller Überzeugung sagen, daß Herr Rud. Seidel mit seinen prächtigen Neuheiten, besonders denen, die aus der großen Zahl von Sämlingen ausgelesen sind, nun durch Veredlung vermehrt werden und bislang weder gezeigt noch dem Handel übergeben worden sind, alle anderen in der Rhododendron- zucht überholt hat, trotz des hindernden Klimas, eben nur durch eine zielbewußte und sorgfältige Zuchtwahl. Geradezu wunderbar waren die Darbietungen an Warmhaus- und Blattpflanzen, Farnen etc., besonders die buntblättrigen Caladien von John Peed & Son, West-Norwood und James Veitch & Sons, Chelsea. Daß es ferner an Topfobst, schönen Obst- und Gemüsekollektionen nicht fehlte, brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Vergessen möchte ich es nicht, die jetzt aufkommenden GerSem-Hybriden zu erwähnen, die „Transraal-Daisies" , die sowohl von Veitch als vom botanischen Garten zu Cambridge ausgestellt waren. Sie smd allediebst. Ich notierte mir „Guy Mennering", feuerrot, „Amy Robsart", gelb, „Jeannie Deatis", hellgelb, „Mont rose", rosa, „Red Oauntlet", rot, „WaveJ-ley" , orange, alle vom botanischen Garten zu Cambridge. Oerbera ist eine Composite, deren Arten in Asien und Südafrika auftreten. Die orangefarbige süd- afrikanische Gerbera Jamesonii scheint die bekannteste zu sein, sie soll sich auch gut im Sommer im Garten kultivieren lassen, während die andern Arten wohl nur Kalthauspflanzen sind. Die Blüten gleichen einer Marguerite (Daisy), doch sind die Randblüten viel schmaler und geben den Blüten ein graziöses Aussehen. Unter den vielen feinen Gehölzgruppen, die im Freien aus- gestellt waren und unter denen große Sortimente von feinen Ahornen sich befanden, will ich nur die von Thos. Gripps & Son, Tunbridge Wells, anführen, für welche der Firma der höchste Preis, der von der Firma Veitch gestiftete Pokal, „the Veitchian Cup" im Werte von über 1000 Mark zufiel. Außerdem waren im Freien Alpinen- und Staudengruppen vorhanden, unter letzteren befand sich auch der neue gelbe Mohn, Meconopsis integrifoUa.*) NatüHich fehlten auch Cutbushs unvermeidliche Cutbushes nicht, diese zu allen möglichen und unmöglichen Schreckgestalten verstümmelten Buxus und Taxus. Barr & Sons, Covent Garden, London, zeigten eine schöne Sammlung von japanischen Zwerg- bäumen, die vielfach ein prächtiges Aussehen hatten, dgl. James Carter & Co., High Holborn, London. Mit diesen kleinen Aufzählungen beabsichtigte ich nur ein Charakterbild der Ausstellung zu geben. Den Glanzpunkt der Temple Show, wie überhaupt der meisten, gewöhnlich alle 14 Tage, Dienstags, abgehaltenen Ausstellungen der Kgl. Gartenbau -Gesellschaft bildet die Orchideen -Schau, über die ich in der nächsten Nummer be- richten werde. *) Anmerkung der Redaktion. Abbildung und Beschreibung folgen in Nummer 45. ,DiE Gartenwelt' JAHRGANG IX. Cyclamen persicum giganteum „Brillantrosa" Züchtung von H. Tubbeiithal, Charlottenburg. Verlag von Richard Carl Scliuiidt & Co. in Leipzig. Kunstanitalt Ernsi Günlhqr, Gera, Reuss. IX, 40 Die Gartenwelt. 479 Topfpflanzen. Mannigfaltiges. Cyclameii persicuiu giganteuiu „Brillantrosa". ^j^^^. ^^^ Schwindel-Anzeige aus der Provinz Neapel. \ Olli HfiraiisEre hßr. '=' ' De Vom Herausgebe {Hiei-KU die Farbentafel) /er vollständige Familienname dieser wirklich schönen und eigenartigen Neuheit lautet Cyclamen persicum spleiide?is giyanteum magnificum „Brillantrosa", Züchtung von Hans Tubbenthal. Dieser Name stellt gewissermaßen den Stammbaum dieser neuen Züchtung dar und verkörpert die ganze Lebensgeschichte einer ursprünglich höchst un- scheinbaren, als Cyclamen persimm eingeführten, aber in Griechen- land heimischen Knollenpflanze aus der Familie der Primulaceen. Die weiteren Beinamen dieser Sorte bezeichnen Züchtungen, die bei ilirem ersten Auftreten berechtigtes Aufsehen erregten und, später untereinander gekreuzt, die gegenwärtigen bevorzugten Sorten des Handels ergeben haben. Gewiß werden sich noch viele ältere Kollegen der Cyclamen mit den kümmerlichen Blumen erinnern, mit welchen man vor zwei bis drei Jahrzehnten die damals noch anspruchsloseren Blumenfreunde beglückte. Mit dem Wachsen der Anspräche sind auch die Blumen gewachsen und das ursprüngliche blasse Rot ist einer vielgestaltigen Farhenskala gewichen, von der Form ganz ab- gesehen, die heute eine Vollendung erlangt hat, die keine weitere Verbesserung zuläßt. Das Cyclamen hat von Anfang an gewichtige Rivalen als Wiuterblüher in seinen Verwandten, den Primeln, gehabt. Während aber die chinesischen Primeln mehr und mehr von der herrschenden Moderichtung verdrängt wurden, hat es sich nicht nur behauptet, sondern stets wachsender Beliebtheit erfreut, welcher auch die neuen Einführungen und Verbesserungen der Primula obcom'ea, Siebotdi, japoniea und andere keinerlei Abbruch tun konnten. Wenn nicht alle Umstände trügen, wird das Cyclamen unter den winterblühenden Modeblumen auch für die Folge den befestigten Rang behaupten. Die beutige Vollendung der neuzeitUchen Cyclamenzüchtungen verdanken wir fälligen Spezialisten in Hamburg, Dresden und Berlin, deren Namen jedem Fachgenossen bekannt sind. In Berlin war es vor allem Hans Tubbenthal in Charlottenburg, der sich mit der Ver- besserung der vorhandenen Sorten und mit deren Samenkultur befaßte. Es ist deshalb begreiflich, daß der Verein zur Förderung des Gartenbaues, als er Samen der besten vorhandenen Züchtungen aus dem In- und Auslande beschaffte, diese den bewährten Händen Tubbenlhals anvertraute. Schon auf der Berliner Winterblumen- ausstellung vom Jahie 1901 führte Herr Tubbenthal die aus dem vom genannten Verein beschafften Samen gezogenen Cyclamen, nach ■ Farben geordnet, vor. Von besonderem Interesse waren damals die flieder- und lachsfarbigen Blüten durch ihre prächtige Färbung, während sie in der Größe zu wünschen übrig ließen. Als ein Ergebnis der von Herrn Tubbenthal durchgeführten Zuchtwahl und Kreuzungen dürfen wir die auf unserer Tafel natur- getreu und in natürlicher Größe dargestellte Sorte „Brillantrosa" be- trachten, die in Größe und Form allen berechtigten Anforderungen entspricht und in der Färbung auch unerreicht dastehen wird; sie führt Blut des Froebelschen .ßalmoneum'-^ und der englischen Sorte ,,Salmon Queen'; zeigt eine Lichtfarbe, wie sie seither nicht vorhanden war und steht in bezug auf den Bau und die Reichblütigkeit auf der Höhe der besten Berliner Züchtungen. Auf alle Fälle bedeutet diese Züchtung eine neue und erwünschte Bereicherung der Cyclamenfarben und hält sich fern von den extravaganten Züchtungen der letzten Jahre. Hierher gehören neben den gefranstblütigen, die man allenfalls noch gelten lassen kann, die belgischen „Papilio" und die J. C. Sohmidtschen ,.Rokoko''-Cyclamen. Mit diesen beiden letzten Züchtungen dürfte der zielbewußten Cyolamenkultiu- ein nur zweifelhafter Dienst erwiesen worden sein, auf keinen Fall sind sie aber dazu angetan, den riesen- blumigen Cyclamen splendens-Hyhiiden irgendwelchen Abbruch zu tun. Die neue Tubbenthalsche Züchtung scheint mir dazu berufen zu .sein, den Ruf der Berliner Cyclamenkultur aufs Neue zu befestigen und den bisherigen Farben eine neue Prachtfarbe zuzufügen. Samen sind vom Züchter in Charlottenburg, Straße 63, sowie von Otto Ruhe, Samenhandlung, ebendaselbst, Wilmersdorferstr. 42 und von van der Smissen, Samenhandlung in Steglitz zu beziehen. •«" Teilhaber Italien, in der Umg^egend von Neapel, .seit ISW bestehenden Geschäftes (Samenbau) in öchüner and ge- sunder (regend. Als neue Geschäftszweige sollen aufgenommen werden : Kulturen von Uandelspfjanzen, Schnittblumen. Früh- spargel (Spargel ist infolge ganz besonders günstiger iirtllchcr Verhältnisse hier zu jeder Zelt im Wiotor im Freien m ernten, ohne jede Treib-Vorrichtung), Tafeltrauben und Tafelobst, nur das edelste und feinste. In kleinerem Umfange bereits erprobt, ver- spreclien diese Kulturen aelir hohen Gewinn, besonders Tafelobst, welches im Norden nicht oder nur mit Hilfe kostspieliger Vor- richtungen gewonnen werden kann, weshalb es hier besser und doch billiger zu erzeugen ist. Bei dem Mangel guter Obstsorten und Tafeltrauben hierzulande ist großer und lohnender Absatz selbst im Inlande gesichert, auch wegen der d«s Land alljährlich besuchenden reichen Retsenden. Tiefgründiger bester Boden von erstaunlicher Fruchtbarkeit und kostenlose reichliche Bewässerung stehen zur Verfügung. EfiOährlge Granatbaum-Steckiinge tragen .schon Früchte, nnd Zwerg-Obstbäume (Busch-Form) bereits im 2. .Jahr nach Pflanzung. Deswegen Boden auch sehr geeignet zu schnellerer Anzncht gewisser, zur Massenaustuhr nach dem Norden geeigneter Handelspflanzen. Außer Bahn auch günstige Schiffs- verbindungen nach allen Weltgegenden und Häfen vorhanden. Deshalli ki'.nnte Teilhaber, wenn Neigung dazu bestände und wenn kaufmännisch gebildet, auch ein im Norden zu errichtendes Zweig- geschäft zum Warenveririeb an einem Hafen- oder sonstigen günstigem Handelsplatz leiten. Durch 18jährigen Autenthalt in hiesiger Gegend stehen reiche Erfahrung und genaueste Kenntnis aller Verhältnisse, sowie viele Verbindungen zu Gebote. Da Geschäftsinh.iber (Fachmann, Reichsdeutscher, ööjähr.) kinderlos ist, so würde er einen jungen Mann aus guter Familie vorziehen, den er als Solin and einstigen Erben betrachten könnte, ganz gleich, ob derselbe Fachmann wäre oder kaulmiinnisoh gebildet, oder auch nicht, denn die nötige Ausbildung könnte auch hier im Geschäftsbetrieb erfolgen. Angebote mit An- gabe der näheren Familien- und Vermögensverhältnisse, sowie des Alters usw. unter D. W. 313 befördert die Geschäftsstelle der ,, Deutschen "Warte", Berlin, Lindenstraße 26. (9i)G2 Man sandte mir aus Deutschland die vorstehend abgedruckte Annonce 9062 aus der „Deutschen Warte" Berhn. Es wird darin ein Teilhaber „mit verfügbarem Vermögen'' zur Erweiterung eines in Italien in der Umgegend von Neapel seit 1890 bestehenden „Samen- Geschäftes" — gesucht. Es sollen neue Kulturen hinzugetan werden und somit wäre alles streng korrekt und natürlich, wenn nicht der hinkende Bote, der Schwindel folgte, der, sollte er gelingen, dem Deutschtum in Italien abermals Schaden bringen und die deutschen Gärtner Neapels und Umgegend noch mehr diskreditieren würde, als es ohnehin bereits der Fall ist. Ich wünsche dem Suchenden den ersehnten Teilhaber und einstigen Erben, ich wünsche ihm den Sohn mit recht gefüllten Taschen, die er auch gerne leeren wolle, aber es ist leider not- wendig, aus manchen Gründen den Inhalt der Annonce zu beleuchten um im allgemeinen Interesse diejenigen Gärtner wenigstens zu warnen, die sich geneigt fühlen sollten, auf den Schwindel einzu- gehen und in ein fremdes Paradies auszuwandern, das ihnen zwar mit schimmernden Farben gezeichnet, das sie aber nicht kennen und in dem sie im Sinne der Anzeige nichts als Enttäuschung finden und ihr Geld sehr wahrscheinlich verlieren würden. Es sollen, so sagt die Anzeige, als neue Geschäftszweige auf- genommen werden: Kulturen von Handelspflanzen, Schnittblumen, Frühspargel, Tafeltrauben und Tafelobst, nur das edelste und feinste. Das klingt dem Fernerstehenden veriockend, reell ist es aber nicht. Der Raum fehlt mir, um auf alle diese Leimruten einzu- gehen und ich kann nur einzelne Nummern herausgreifen. Nehmen wir zuerst Spargel, d. b. Frühspargel. Es heißt „Spargel ist infolge ganz besonders günstiger örtlicher Verhältnisse hier zu jeder Zeit im Winter im Freien zu ernten, ohne jede Treibvorrichtimg.-' — Ort der Handlung ist sehr wahrscheinlich Nocera in der Provinz von Salerno. Die örtlichen besonderen Verhältnisse sind aber wahr- scheinlich laues, erwärmtes Wa.sser einer Spinnerei. Nun ist der Spargel hierzulande ebenso ruhebedürftig als in Deutschland. Er treibt zweifellos etwas, vielleicht 2—4 Wochen früher und man kann diese frühen Triebe ausnutzen und gut veiwerten, was auch bereits vielseitig der Fall ist; wo er mit lauem Fabrikwasser ge- schwemmt werden kann, wird er auch noch um eine Woche viel- 480 Die Gartenwelt. IX. 40 leicht früher zu treiben beginnen. Aber im Winter muß er ruhen, und eine besondere Treibvorrichtung wäre dann in die.seni Falle das laue Wasser! Spargel treibt hier Frühling und Sommer bis tief in den Herbst hinein, noch einmal recht lebhaft nach dem er,sten Herbstregen, bleibt auch manches Jahr unheimlich lange grün, muß aber dann unbedingt ruhen, sonst geht er in wenigen Jahren ein. Ich befasse mich seit 7 Jahren mit ausgedehnter Spargelkultur in dem im Vergleich zu Nocera noch wärmeren Calahrien und kenne sein Verhalten recht gut. Den ersten Spargel verkaufen wir zu 6 Lire per kg im Lande, dann sinkt der Preis rasch sehr tief und bei aller Kraft des Bodens und aller Düngung gehen die Pflanzungen bereits nach 7 Jahren zurück — werden lückenhaft. Es ist unmögHch, ohne ganz warme Tage und besondere Treibvorriohtungen den ganzen Winter frischen Spargel zu haben. Eine solche öffentliche Lockung ist pui'er Schwindel ! Schnittblumen gibt es jetzt in und um Neapel so viele und in solchen Mengen, daß damit außer der Fremdenzeit vom Dezember bis Ende April ungefähr gar nichts zu machen ist. Und zum Ver- senden eignen sich nur sehr wenige — d. h. für große Ent- fernungen ! — Italien, das erste Weinland und sagen wir Traubenland der Erde, Italien, in dessen lachenden Gefilden die Rebe schon zur Broncezeit kultiviert wurde — dieses Weinland par exoellenoe — das Mutterland der köstlichsten Früchte, die Heimat fast aller edlen Traubensorten, deren Riesentrauben und Beeren ohne Unterschied auch die Tafel der Herrscher zieren können, dieses Produktionsland allerersten Ranges, das allein nach Deutschland allsommerlioh große Mengen köstlicher Trauben verschickt, deren Aroma, deren Süße, deren Duft und deren Kraft nur hier erreichbar — nur diese strahlende Sonne zaubern kann, habe Mangel an Tafeltrauben ! Ja, aber der Verfasser dieses Schwindels muß entweder die Leser seiner Anzeige für ganz abnorm beschränkt und unwissend halten, oder muß beides selber sein, wenn er kein Narr ist. Vielleicht aber ist er alles zu- sammen. Hat er nie in den angeblich 18 Jahren seines Treibens im schönen Weinlande Italien eine Trauben - Ausstellung besucht? Kennt er keine der herrUchen Rebensammlungen der Weinbau- schulen des Landes? Hat er nicht die köstlichen Prachttrauben Apuliens gesehen und gekostet? Zu was lebt er denn hier? Er verdiente meinetwegen nach Island oder Grönland verbannt zu werden. Also bester Sohn und einstiger Erbe der Trümmer deines Geldes, hüte dich, hier bessere Tafeltrauben rasch züchten zu wollen, als hereits da sind und bleibe lieber im Lande, wo deine Wiege stand. So du aber einen liebenden Vater nicht mehr hast und ihn suchest, werde es lieber selber! Auch an köst- lichen Obstsorten hat Neapel und ganz Italien keinen Mangel, da wir in Neapel fast immer, in Palermo sicher immer frisches Obst genießen. Neapel hat die köstlichsten Pfirsiche der Erde, keine Landschaft kommt ihm darin gleich. Es hat die feinsten und dünn- schaligsten Walnüsse, hat duftende, köstliche Erdbeeren, herrliche Pflaumen, paradiesische grüne Feigen, Prachtäpfel, die sogar in großen Mengen exportiert werden, gute Birnen und ein ganzes Heer von anderen Früchten, die sich alle sehen und schmecken lassen können. Keine Frage, es gibt manche bessere Apfel- und Birnensorten im Norden, als wir sie hier haben, aber die allermeisten nordischen Winterbirnen und -Äpfel reifen hier 1 — 2 Monate früher und sind dann Sommerbirnen und -Äpfel, werden rasch teigig und haben keinen Handelswert. Wo sind die einjährigen Granatbaumstecklinge, die schon Früchte tragen? Hat der Wunderdoktor in Nocera etwa einen Bund mit den Geistern Jules Vernes geschlossen und sich die Granaten von anderen Welten verschrieben? Die reichen Reisenden, von denen in der schwindelerregenden Anzeige die Rede ist und auf die der Sucher spekuliert, kommen und gehen. Sie finden in den Hotels alles was sie nur wünschen und kommen zu einer Zeit, wo Früchte und Blumen in Hülle und Fülle vorhanden sind. Zur Zeit aber, wo die 2jährigen Buschobst- bäumohen bereits tragen, sind sie nicht bei uns und dann ist es schwer, auch das beste Obst hier zu verkaufen, vom Auslande aber wird es in jener Sommer- und Herbstzeit, außer Trauben, kaum begehrt, weil man nicht in Italien kauft, was man selber hat. — Auf Paohtgründen aber Obstbau in der Umgebung Neapels betreiben zu wollen ist Wahnsinn, und der das will, spielt mit dem Wasser im Siebe. Grund ist in Nocera sehr teuer und die Pacht sehr hoch. Ich konnte, als ich die am Kopfe meiner Ausführungen ab- gedruckte Anzeige sah, deren wahrscheinlicher Urheber mir sofort lebhaft vor Augen trat, aus dem Lachen gar nicht mehr herauskommen, denn der „Sohn und einstige Erbe" war mir ebenso neu als die fabelhaften Beobachtungen und Erfolge des reichsdeutsoheu Fach- mannes und liebebedürttigen zukünftigen Papas. C. Sprenger. Tagesgeschichte. Der hiesige Stadtpark wird angeblich um 10 ha auch smd große Umänderungen des alten Prome- »ehen; einen Stadtgärtner besitzt ßeutben bis jetzt Beuthen erweitert werdi nadenteiles voi noch nicht. Hamborn. In der Gemeinderatssitzung vom 31. v. M. wurde seitens der Gemeindeverwaltung nach Anhörung der Waldkommission beschlossen, den ca. 4.5 preußische Morgen großen Waldkomplex an der Grün- und Meidericherstraße zu einem Volkswald auszubauen. Auf Grund eines beschränkten AVettbewerbes wurde das Projekt des Gartenarchitekten M. Reinhardt, vorm. Fritz Gude, Düsseldorf, ge- wählt und ihm die Ausführung nach den von ihm angefertigten Entwürfen übertragen. Als erste Baurate wurden 35000 Mark zur Verfügung gestellt. Es ist für den obigen Volkswald u. a. auf einer dazu gehören- den Wiese ein ca. ö preußische Morgen großer Sport- und Spielplatz vorgesehen. C. H. Königsberg, Neumark. Das in der hiesigen Feldmark liegende Gut Sternberg ist von der neu gegründeten Spargel- und Obstbau- Genossenschaft zum Zwecke des Anbaues von Obst, Spargel und anderem Gemüse angekauft worden. Wilmersdorf- Berlin. Der Platz D des Bebauungsplanes in der Nähe der Brandenburgischen Straße wird zu einem Sohmuckplatz hergerichtet. Die Stätte war bisher unter dem Namen Remisenberg bekannt. Personal-Nachrichten. Kiendl, Job., Samen-, Blumen- und Pflanzenhandlung, Kunst- und Handelsgärtner, Baum- und Rosenschule in Straubing, Hoflieferant des Prinzen Ludwig von Bayern, wurde zum Hoflieferanten des Prinzen Rupprecht von Bayern ernannt. Seidl, Johann, seit 33 Jahren städtischer Obergärtner in München, erlag am 13. Juni einem Herzschlag. Stechhan, Friedr. Wilh., Kunst- und Handelsgärtner in , feieite am 13. Juni seinen 70. Geburtstag. Stratmann, August, Gärtner in Barmen, wurde das Allgemeine Ehrenzei./iHMi vri-li..h,.n. Zeidler, Karl August, Gärtnereibesitzer in Zittau, f am 11. Juni. Briefkasten der Redaktion. W. B., Eusliirchen. Der ims übermittelte kleine Käfer heißt Aphodius arenarius und gehört zu einer mit den Mistkäfern verwandten artenreichen Gattung; seine Larven leben sämüich im Mist, auch wohl in fetter, grasbestandener Erde. Die Kaiserl. Biologische An- stalt für Land- und Forstwirtschaft ist der Ansicht, daß dieser Käfer kaum der Nelkenschädling sein kann, jedenfalls ließ sich an dem ver- trockneten Material nichts mehr feststellen. Gust. Witsche, Keszthely. Ihre Frage nach der Ursache der Knollenfäule bei Cyclamen wollen wir aufnehmen, obwohl dle.se Frage bereits im VII. Jahrgang, No. 6, Seite 70, beantwortet ist. Ursache sind gewöhnlich Kulturfehler: Überdüngung und AVurzel- beschädigung beim Verpflanzen. G. L., Worms. Für Mainz wird nur eine lokale, keine große all- gemeine, Gartenbauausstellung für Herbst 1906 geplant. Redaktenr: M« rffe Berjin Venae i rd Ca Schmidt * Co., Leipzic. — Drnck: Anhalt. Baohdr. On nbarg, i b. H.. Dessau. ustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang IX. 8. Juli 1905. No, 41. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Topfpflanzen. Conoclinium janthiiuim, Moore.*) Von H. Breitschwerdt, Obergärtner, Mödling bei AVien. (Hierxu eine Abbildung.) U bei- diese herrliche, im Februar blühende Komposite des Warmliauses berichtete ich bereits in einer kleinen Abhand- lung im IV. Jahrgang (S. 422) dieser gesehätzten Zeitschrift. Heute bin ich nun in der angenehmen Lage, diese Pflanze in einer wohlgelungenen Abbildung den Lesern der „Garten- welt" vorzufüliren. Ich ließ die Pflanze am 7. Februar d. J. photographieren, nachdem sich bereits etwa 14 Tage vorher die ersten Knospen zu öffnen begannen; in einem mäßig warmen Wohnzimmer aufgestellt, erfreute mich die Pflanze noch Ende Februar durch ihre Blüten. Aus diesen Angaben ist ersichtlich, daß die Blüten des Conocliniums an der Pflanze recht haltbar sind und daß es sich wohl lohnt, seiner Kultur mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Vergeblich suchte ich das Conoelinium in den größeren Pflanzen- katalogen; als Hebedinimn ist die Pflanze im Katalog von Haag e iV Schmidt in Erfui-t verzeichnet (Seite 1.54, 206); unter den an uns gelangenden Samenkatalogen botanischer Gärten finde ich in dem diesjährigen Katalog des botanischen Gartens zu Krakau die Pflanze angeboten gleichfalls unter dem Synonym „Hebeclinitan janllihmm, Hook." Ich erbat mir von Krakau Samen und hoffe, daß derselbe ebenso gut keimt wie in früheren .lahren von dort bezogene Sämereien verschiedener anderer Pflanzen. Der Zweck dieser Zeilen ist, darauf hinzuweisen, daß die Kultur die denkbar einfachste ist ; ich verfüge diesbezüg- lich üter mehrjälirige Erfahi'ungen und bemerke, daß im Laufe des Sommers — etwa bis Mitte August — ein mehr- maliges Stutzen reichlichere Verzweigung, buschigere Pflanzen und demgemäß reichlichere Blütentriebbildung bewirkt. Der hier hen'schenden heftigen Winde wegen brachte ich die Pflanze in den letzten 2 Jahren nie mehr den Sommer über ins Freie, sondern kultivierte sie vorteilhafter mit anderen, häi-teren Warmhauspflanzen im Kalthaus; auch die Unter- wärme nach dem Verpflanzen im Sommer heß ich bei der erstarkten Pflanze weg, die etwas schwerere Erde gut vcr- *) In Engler Prantl. Nat. Pflanzenfain. IV, 5, 140 sind Conocli- nium und Hebeclinium der Gattung Eupatoriunt einverleibt worden Zu dieser Gruppe Expaforieae-Ageratinae gehört auoii die bekannte Mikania scamlens und Ageratum. trägt. Wie wenig empfindlich die Pflanze ist, geht daraus hervor, daß ich dieselbe infolge enormer Durchwurzelung noch Mitte Oktober vorigen Jahres — selbstverständlich unter Schonung aller Wurzeln — verpflanzte und zwar in ein Gemisch von Mistbeet- und Komposterde mit Sand, etwas zerriebenem Lehm und sehr viel Kiihdung. Dieses späte Verpflanzen sagte ihr sichtlich außerordentlich zu; die Entwickelung der kraftstrotzenden Triebe und Gartenwelt. IX. Conocliniu 482 Die Gartenwelt. IX, 41 Blätter — wie auf der Abbildung ersichtlich — waren der Erfolg und sieht man auch deutlich auf der Abbildung, wie die feinen Wurzeln bereits wieder über dem Topfrand sich zeigten. Nach dem Verblühen bezw. der Samenernte ver- pflanze ich das Conoclinium aufs neue und hoffe, von der starken Pflanze diesmal keimfähigen Samen zu erhalten, anderen- falls werde ich reichliche Stecklingsver- mehrung vornehmen. Sobald sich etwa Mitte Dezember vorigen Jahres die ersten Knospenstände zeigten, düngte ich wöchent- lich einmal mit aufgelöstem Kuhdünger, und dieser reichlichen Düngergabe ver- danke ich die großartigen Blütenstände, wie sie die Pflanze zeigt. Ich habe die Beobachtung gemacht, daß sie sehr viel Dünger verträgt. Es wäre sehr zu wünschen, wenn eine größere Pflanzenhandlung diesen prächtigen Winterblüher, von dem man wohl auch sagen darf, daß er bei der herrschenden Sucht nach Neuheiten fast in Vergessen- heit geraten ist, in umfangreiche Ver- mehrung nehmen würde. Für die Bin- derei halte ich die Blütenstände für zu weich, aber eine ältere, blühende Pflanze von ca. 75 'cm Höhe, wie sie das ab- gebildete Exemplar ist, wird jedem besseren Wintergarten im Februar zur Zierde ge- reichen. Leider kann die herrliche hell- blau bis hell-lila erscheinende Farbe der Blüten auf der Abbildung nicht wieder- gegeben werden. Insektenfressende Pflanzen. Piugiiicula caudata. Von J. Baum, Palud sur Vevey. (Hierzu eine Abbildung.) -•£>? Pinguicula caudata. Vom Verfasser für die „Gartenwelt*' gezeichne 1 n dem Artikel ..Fleischfressende Pflanzen" in No. 27 des achten .Jahrganges dieser geschätzten Zeitschrift wurde auch die reizende Pinguicula caudata erwiihnt. Vor mehreren Jahren kultivierte ich eine große Anzahl des geschwänzten Fettkrauts, zog auch einen Teil aus Samen heran. Diese schöne interessante, dankbare Pflanze kann jedem Pflanzenfreunde aufs beste empfohlen werden, da die Kultur überaus leicht ist. P. caudata ist in Mexiko heimisch und blüht bei uns von März bis spät in den Hochsommer. Die Blüten haben eine karminrote Barbung, die oft variiert, die kräftigen Blütenstiele sind 15—20 cm hoch. Die Blätter sind groß, fettig und mit klebrigen Drüsenhaaren versehen, diese Blätter erheben sich auf einer rosetten- artigen Unterlage, den Winterblättern. P. caudata wächst leicht im Kalthaus oder kalten Kasten, liebt im Sommer reichlich Wasser, im Winter dagegen ist vorsichtiges Gießen anzuraten. In grober Moor- erde mit Sphagnum und Sand vermischt, einmal im Frühjahr, ehe die neuen Blätter erscheinen, verpflanzt, macht diese Pflanze keine weiteren Ansprüche. Die Vermehrung kann durch Teilung und aus Samen erfolgen, die letztere Art ist ergiebiger. Um Samen zu erhalten, ist es ratsam, die Blüten zu befruchten; die Pollenüber- tragung geschieht leicht mit einem sehr feinen Hölzchen, die Samen- kapseln sind länglich und enthalten eine Menge feiner bräunlicher Samen, die man am besten sofort aussät; die Keimung erfolgt in 3 bis 4 Wochen. Schlingpflanzen. Passiflora coccinea princeps (Abbildung Seite 483) ist wohl, was die Größe der Blüteuiispen anbelangt (die einzelnen Rispen zeigen oft 20 — 25 Blüten und Knospen und werden zuweilen diese Blütenstände für eine Blüte angesehen), die schönste aller Passions- blumen, deren herrhche Farbe nur noch eine Eivalin in Lapageria rosea superba hat, die sie aber an Feinheit in der Farbe übertrifft. Die eigenartig schöne Farbe der Blüten ist schwer bestimmt zu beschreiben; es ist ein herrliches, etwas stumpfes Kot, eine Farbe, die wir selten unter Pflanzen finden. Die neuen Orchideenkreuzungen der ziegelroten LaeUen weisen ähnliche Farben auf. An Lieblichkeit rivahsiert mit P. coccinea princeps nur noch P. kermesina vera, die ja auch sehr dankbar, aber bei weitem nicht so reichblütig ist. P. coccinea princeps blüht im Warmhause fast das ganze Jahr; trotzdem läßt sich eine Hauptblütezeit im Herbst wahrnehmen, die bis in den Winter dauert. Die Pflanze liebt einen lockeren, gut drainierten Boden, eine Mischung von Moor- und Lauberde, Lehm und scharfem Sand; für einen ab und zu verabreichten leichten Dung- guß ist sie sehr dankbar. Ein Platz auf einer Tablette, auf der sich die Wurzeln mehr in das Beet und in die Tiefe ausdehnen können, ist sehr von Vorteil für die weitere Entwicklung dieser schönblühenden Schlingpflanze. Die Ranken von P. coccinea princeps erreichen eine Länge von 10—20 m und ist gerade bei dieser Passiflora das Hauptverdienst darin zu suchen, daß sie alljährlich immer wieder aus dem alten Holze neue Blüten- trauben treibt, während sie an dem Haupt- triebende den Hauptflor entwickelt. Bei der Firma H. Henkel in Darmstadt, welcher ich die beigegebene Aufnahme ver- danke, sah ich im verflossenen Winter schöne Pflanzen im vollsten Flor. Für die Warmhäuser, Wintergärten und Palmenhäuser kann ich P. coccinea princeps pfehlen. F. Tutenberg, Stadtgärtner, Offenbach am Main. bestens Landschaftsgärtnerei. Künstliche Ruine als Bade-Anstalt. Von Willy Lange, Lehrer der Gartenkunde und Abteilungsvorstand an der Kgl. Gärtnerlehranstalt Dahlem. (Hierzu eine Abbildung.) Uie Seite 483 abgebildete Ruine enthält und verbirgt eine geräumige Licht-, Luft- und Schwimm-Bade-Ansta,lt (in recht- eckigem Grundriß) und kommt hierdurch unserer wieder- erwachenden, naturgemäßen Lebensweise entgegen. Während die praktische Verwertung der Ruinen im Garten sich durch das vorliegende Beispiel wesentlich erweitert, zeigt sich ihre Anwendung als „Verdeckungsmittel" fast unbegrenzt: Benach- barte Hausgiebel, Ställe, häßliche Aussichten — und Einsichten anderer — , endlich weiter entfernte Gegenstände, welche wie Schornsteine und Fabriken das Naturbild des Gartens stören, könnten durch Ruinen- Wände dem Blick entzogen werden. Leider IX, 41 Die Gartenwelt. 4ft3 sind nicht viele künstliche Ruinen in unsern Gärten natui'wahr hergestellt. Auch die abgebildete zeigt, unbeschadet ihres lobens- werten Zweckes, viele Mängel, aus deren Betrachtung wir aber für den richtigen Aufbau mehr gewinnen, als aus einem einwand- freien, künstlichen Muster. Das allgemein giltige Vorbild für etwas Künstliches sollte immer das entspreciiendo Natürliche sein; denn nur dieses wird seine Wesenszügo rein bewahren, während jede künstliche Schöpfung — mit Recht — einen von ihrem Urheber abhängigen Charakter zeigt. Unser Bild zeigt möglicht „schön" gewählten Tuff- stein als Baustoff. Dieser mit seinen Höhlungen, Röhren und Strängen erscheint für das Mauerwerk einer alten Kampfburg zu weich und bröckelig. Naturgemäß wurde für solche das festeste Gestein verwendet. Wollte man nun für die künstliche Ruine Tuffstein benutzen, so wäre die sand- steinartige, dichte, formlose Art, welche sonst wohl weniger beliebt ist, hier gerade recht gewesen. Die Lücken und Höhlungen unseres Vorbildes scheinen für eine gutgemeinte Pflanzen -„Dekoration" berechnet. In der „Fußmauer" wirklicher Burgen wachsen aber keine größeren Pflanzen; nur winzige Kräuter, kleine Mauerfarne (Aspleniwn ruta muraria), Moose. Solche Bauwerke sind, solange sie ihre Form bewahren, eben zu fest, als daß eine üppige Pflanzenwelt auf ihnen gedeihen könnte. Eine „Bepflanzung", wie sie an altem Gemäuer naturwahr ist, wird hier an festen Burgmauern also zum Fehler. Dem Umstände, daß die Pflanzen selbst auf dem Bilde felilen, danken wir die deutliche Wiedergabe eines weiteren lüßgriffes: Die naturgemäße Sclüchtung und Lagerung der Fugen wird hier vermißt, während sie sich an allen mit Mörtel gebundenen Mauern, • wenn auch in ungezwungener, nicht gerade linearer Weise finden läßt. Wollte man vielleicht die zyklopische, mörtellose Mauerbildung als ent- schuldigendes Vorbild hinstellen? Dem widerspricht eben die Verwendung von Mörtel und die rundliche Form der kleinen Steine. An alten üfermauern der Gebirgsbäche sehen Passiflora coccinea princeps. Originalaufnahme für die „Gartenvvelt". wii' oft die zyklopische Mauerbildung mit ihren riesigen, durch zackige Gestalt ineinander verankerten Felsstücken. — Wegen der Lage des Gartens auf weiter Talebene wäre es natürlicher gewesen, dem Ganzen den Charakter einer „Klosterruine" oder eines „alten Gemäuers" zu geben, als die Form einer „Burg". Doch nicht genug hiermit; auch der Maßstab ist zu tadeln, weil unnatürlich verkleinert. In dem Turm würde sich, wenn wir den Stuhl im Vordergrunde als Maß annehmen, kaum jemand bewegen können. Das hübsch geformte Fenster ist zu klein, um hinaussehen zu können; als Schieß- schaite aber kann es nicht gelten. Weder Natur noch Menschenwerke sollen im natürlichen Garten bei der Nach- schaffung eine widersinnige Verkleinerung erfahren; denn diese macht alle Gegen- stände in unserer Schätzung gering, zur Spielerei. Haben wir für einen Turm in natürlicher Größe keinen Platz, so gestattet uns ja die Ruine, sie noch „ruinierter" darzustellen, und statt des ganzen Turm-Umfanges einen jäh auf- hörenden Rest anzudeuten. Nachschrift der Redaktion. Es erscheint uns sinngemäßer, wenn solche Vorspiegelungen falscher Tatsachen in den Gärten vermieden werden. Die Gartenwelt. IX, 41 Gniiidplan und Perspektive in ihrem Znsammenhang. Von Harry Maaß, Kiel. {Iiierr.li acht für dir Gartenn-clt gefertigte Zeichnungen rnn Fr. Bmicr, Magdeburg.) Jiine in der landscliaftsgärtneri schon Praxis allom An- sclieine nach wenig bekannte und ausgeübte Art perspektivisclier Konstruktion, wie sie Gartenarcliitekt Fr. Bauer in Magdebnig ausführt, soll hier erläutert werden. Ohne große Schwierigkeit und unter Vermeidung eines umständlichen Konstruktionsschemas, das leicht zu Irrtümern Anlaß gibt, kann jeder beliebige Punkt perspektivisch gewonnen und so vor allem Kreislinie und Kurve in jeder Lage unter Auswahl der diese bestimmenden Punkte dargestellt werden. Als erläuterndes Beispiel ist untenstehender Gnuidriß eines Gartenhäuschens mit pflanzlicher Umgebung gewählt. Der Standpunkt des Beschauers ist F (Fußpunkt). In der Linie G schneiden sich die Bildflädie und Grund- eliene, somit bildet dieselbe die Projektion der liildfläche in der Grnndebene nach Art der Skizze No. 1. Griindril'i und perspektivische Ansict pUauzlicber Umgebung, IX, 41 Die Gartenwelt. Skizze Als Bildflächo denken wir uns eine im Ramn senkrecht ste- hende Ebene (Projektions- ebene). Auf diese Ebene bezw. durch dieselbe hindurch laufen alle Strahlen, die vom Projektions- punkt (Auge) auf den Gegenstand fallen. Als Bildfläche können wir beispiels- weise eine Fensterscheibe ansehen, durch die wir einen Gegen- stand liosciiauen. Die in der Hauptzeichnung in die Koustruktionsebone tun G unigeklaiii)te Bildfläche ist, damit die Klarheit der Zeichnung niclit vermindert wird, um ein Stück nach oben gelegt, denn bei praktischer Benutzung dieser Methode wird man Grundriß- undAufrißzeich- nuug zur be- quemen Hand- habung völlig trennen und am besten auf zwei Brettern aus- führen. Das Auge des Beschauers ist nach vor- liegendem Maß- stab 1,75 m (Manneshöhe) über F zu denken (also Horizonthöhe 1,75 m). Um nun irgend einen beliebigen Punkt des Grundrisses in die Bildfläche zu übertragen, wird ermittelt, wo der vom Auge zum Pvuikt ausgehende Seiistrahl die Bildfläche trifft. Wie dies geschieht, zeigt Skizze No. 2. Diese Durch- schneidung findet unterhalb von G statt, wenn der Punkt vor der Bildfläehe, oberhalb, wenn er hinter der Bildfläche liegt. Also wären zu- nächst, von F ausstrahlend, sämtliche wesentlichen Punkte des Grundplanes r mit Projektionen dieser Sehstralüen | ^ zu versehen und von deren Schnitt- ptmkten mit G aus Senkrechte nach oben oder nach unten zu ziehen. Auf dieser Senkrechten müssen sich sowohl der gewünsclite Punkt, wie über- liaupt alle die in der vom Selistrahl und dessen Projektion gebildeten Ebene liegenden Punkte befinden; denn die Projektion dieser Ebene in der Bild- fläche stellt jene Senkrechte dar. Zur Ermittelung des Punktes wird nun diese Ebene in die Grund- ebene umgeklappt oder der Einfach- heit wegen wird die auf die Bildmitte gerichtete, zur Grundebenc sowie zur Bildfläche senkrecht stehende Ebene Skizze 2. \ ■ A. \ \ \ Ski, an.statt vieler Einzolkonstruktionen benutzt, indem sie auch nur der Übersichtlichkeit wegen rechts- oder linksseitlich nach außen gerückt und umgeklappt wird. Dies veranschaulichen die Skizzen No. 3 und 4. Die Durchschlagspunkte werden nunmehr je nach ihrer Bildtiefe auf die Seiten projektion übertragen und durch ein von A ausgehendes Strahlenbündel berührt; der Abstand der Schnittpunkte dieser Strahlen auf G von M aus ergibt ihre perspektivische Bildtiefe und ist auf den oben schon er- mittelten Senkrechten von G aus nach oben oder nach unten hin abzutragen. In Skizze No. 4 wäre also a nach unten und b nach oben abzutragen, weil Pa vor und Pb hinter G liegt. Auf diese Weise läßt sich jeder Punkt ohne weiteres bestinunen. Selbstverständlich wird man sich bei Aufzeichnung tles perspektivischen Grundrisses soviel wie möglich der Punkte paralleler Verschwindungslinien bedienen, von denen hier der auf rechter Bildseite liegende zugänglich ist. Die Verschwindungspunkte aller wagerechten Linien werden gefunden, indem man eine Parallele zur betreffenden Richtung durch F (richtiger Auge A) nach der Bildfläche zieht. In un- serer Haupt- zeichuung trifft diese den Hori- zont bei V. Fällt der Verschwin- , dungspunktweit außerhalb Zeichnung, so- daß er nur mit großerUmständ- lichkeit zu er- reichen ist, so bestimmt man sich 2 Punkte der betreffenden Richtung möglichst im Vordergrund des Bildes — letzteres der Genauigkeit wegen — und teilt den beiderseitigen Abstand von der Horizontlinie in eine beliebige Anzahl gleicher Teile. Dieses Teihnaß ist auch über den Horizont hinaus fortzusetzen und diu-ch Numerierung besser nutzbar zu machen. Siehe Skizze No. 5, Seite 486. Es ist ohne weiteres klar, daß sich die Verbindungs- linien gleichbezeichneter Punkte, wenn Pk genügend verlängert, in einem Punkte, ■ J dem Verschwindungspunkte, treffen ' müssen (als Winkel - Teillinien). Die ' Höhen können auf verschiedene Arten / ermittelt werden: Q I 1. Indem man ihre im Maßstab , des Grundrisses abgegriffene Länge von ihrem Fußpunkte aus parallel \ / zu G umklappt und ein Lot vom Fuß- \ / iiuukt auf F fällt. Von a aus, wo . _\P'" ) das Lot die Linie F schneidet, trägt \ , man die Horizonthöhe (in diesem Falle \ ' 1,75 m) gleichviel ob nach rechts \ ' oder links an und überträgt von diesem Punkte ihre Maße auf die Bildfläche G. Die hier sich ergebende Länge er- richtet man nun auf den im Bild vorhandenen Fußpunkt, wie dies Skizze No. 6, Fig. 1, zeigt; Skizze 3. \/ 486 Die Gartenwelt. IX, 41 2. stellt man dioHöhenfest durch Benut- zung eines Strahlen- inaßstabes, der in G den Maßstab des Grundplanes darstellt und für jede je- weilige Bild- tiefedenMaß- stab liefert. Als Beispiel diene die Skizze No. 6, Fig. 2. Bei runder Zahl der Horizont- höhe (2, 3, 10 etc. m) benutzt man 3. den jeweiligen Ab- stand eines Punktes der Grundebene vom Horizont als Höhen- maßstab, nach Skizze No. 6, Fig. 3. Um ein Durcheinander von Linien zu vermeiden, ist nur ein Teil der Konstruktionslinien ausgeführt worden, doch wird die Gewinnung der perspektivischen Lage des Blumenbeetes im Vordergnind mit der auf der Vorderecke errichteten Höhe von 60 cm den Gang der Konstruktion klar vor Augen führen. . Diese Me- Skizze 5. • 5- M "im ß 2m 2m 3m , 2-s. Orafrit" {Brasso- Laelia „Mrs. Gralrix"). Die Lippe ist zwar selir schön gekräuselt, hat aber sonst nicht viel vom Charakter der Digbyana-Ryhiiden, die Blume hat mehr von L. cinnabarina, welche die Mutter war. L.-C. „Mereia", eine Hybride zwischen C. Schroederae und L. flava, ist leicht gelb und mit dunklerer Lippe. L.-C. calliologlossa, eine herrliche Hybride zwischen L. purpurata und C.yigas [Warsceivicxi\ hat den Habitus, die langen Bulben und Blätter, sowie die frei- getragenen Blüten ersterer. Die Lippe ist tief pur|)ur mit gelbem Schlünde. Neben anderen Laelio-Cattleyen waren auch mehrere L.-C. canhamiana zu sehen. Die schöne Phalaenopsis amabilis rimestadiana war in vielen schönen Exemplaren ausgestellt; sie ist eine der schön.sten und kulturwürdigsten Orchideen. Anführen will ich noch Änguloa Clmeesi mit ihren sattgelben Blüten, das hübschgezeichnete Oncidium ciirtum und die mehr interessante als schöne Ansellia africana mit langen, starken, belaubten Bulben, mehreren Blütenrispen und hunderten von gelben, rotbraungefleckten Blüten. Ein stattliches Exemplar von Maxillaria luteo-alba hatte ca. 18 Blüten. Die Firma Stanley & Co., Southgate, London N., zeigte neben vielen Cattleya Mossiae und Odontoglossum erispum die schöne Catll. eilrina und die kleine Cattleya Aclandiae, die im Habitus der C. schilleriana sehr ähnlich ist und nicht höher als 10—15 cm wird. Sepalen und Fetalen sind grün mit pui-purnen Flecken, die Lippe dunkelkarmoisin. Außerdem waren die scharlachrote Masdc- vallia Veitehii-grdß. und die karmoisinfarbige Masdevallia harriana vorhanden und Oneidium erispum grdfl. mit sehr hübsch ge- kräuselten, fast ganz braunen Blüten. Hugh Low & Co., Enfield, zeigten neben Laelia purpurata, Cattleya intermeflia alba, C. Mossiae und C. Skinneri, Fracht- exemplare der beiden letzten. Auch in dieser Gruppe befanden sich Phalaenopsis rimestadiana, daneben war ein Exemplar der Phalae- nopsis lüddemanniana, in der Färbung so leuchtend karmoisin wie etwa übermangansaures Kali. Ich notierte ferner Detidrobium elavatum (Wall.), dottergelb mit dunkelrotbraunen Flecken und das allerliebste Dendrobium Dearei, die Blüten stehen zu ca. 6 an einem Stiel, sind weiß und im Schlünde hellgrün gefleckt. Auch Vanda leres und Cypripedium callosum Satiderae waren ausgestellt und das inter- essante Epiphronitis X Veitehü, eine seltsame Hybride zwischen Epidetidrum radicans und Sophronitis grandifhra, mit dem Habitus ersterer und in den Blüten mehr wie letztere, doch stehen dieselben ziemlich zahlreich zu einem Blütenstand vereinigt zusammen. William Bull & Sons, Chelsea, hatten in der Hauptsache schön kultivierte Odontoglossum erispum, Miltonia vexillaria, Cattleya Mossiae, Laelia purpurata etc., dgl. John Robson, Altringham und James Cypher, Cheltenham. An Liebhaber-Ausstellern waren dieses Jahr leider nur zwei vor- handen, unterdenen SirFr.Wigan die schönste Gruppe vorführte. Neben vielen Cattleyen, Laelien, Odontoglossen und Miltonien, unterdenen sich auch schöne Exemplare von Miltonia vexillaria „Kaiserin Augustr Victoria" und .1/. rcxillaria var. „Memoria J. D. Otven" mit dunkel- roten Flecken auf der Lippe befanden, waren da: Sobralia macrantha, die weiße Varietät „alba", sowie Thunia marshalliana, Phalaenopsis rimestadiana, Odonloglossum citrosmum album, Brassia braehiata mit langen, schmalen Sepalen und Fetalen, hellgrün, die reizende, kleine, rotblühende Cochlioda noetxliana, die neuerdings durch die Kreuzung mit Odontoglossen eine große Bedeutung erlangt hat, die schöne Aerides Fieldingii mit kleinen rosafarbigen Blüten in langen dichtgedrängten Trauben, Oncidium. Gardneri, Ckjpripedium mastersianmn, das schöne Dendrobium infundibulum mit Blüten fast so groß wie Cattleyen, auch in der Form denselben ähnlich, weiß mit gelbem Schlünde, Cypripedium bellatulum und C. niveum u. a. An Hybriden waren u.a. mehrere Laelio- Cattleya higkburieitse vor- handen, eine Kreuzung zwischen C. laivrenceana und L. cinnabarina. An langem Stiel trägt sie ca. 8 Blüten mit schmalen, lilarosafarbenen Sepalen und Fetalen und schmaler dunkler Lippe. An Odontoglossum- Hybriden war 0. Earryano-triumphans zu sehen. Mr. Jeremiah Colman war der Aussteller der anderen Frivat- sammlung. Dieselbe enthielt ebenfalls viele schöne Cattleyen, Laelien, Miltonien und Odontoglossen, außerdem das grasgrüne Cymbidiumhicia- num concolor, Masdevallia Veitchii und .1/. harrijana, die grüne Coelogync pandurata, Oneidium macranthum mit 3 m langem Blütenstand, eine Gruppe von EpidctidriimXBoundii, dessen orangefarbige Bluten- stände sehr schön zur Geltung kamen. Außerdem waren noch einige kleine Ausstellungen von Einzel- pflanzen da, wovon icli nur die von Ch. Vuylsteko, Loochristi- Gent anführen will. Vuylsteke ist bekannt als der er- folgreichste Odontoglossum - Hybridenzüchter. Odonloglossum aus Samen zu ziehen, ist bekanntlich noch neu, es existieren aber heute schon eine Menge Hybriden und auch die Zahl der verschiedenen Kreuzungen wächst ständig. Deswegen sind auch die Preise für feine, besonders schön gefleckte Odontoglossum-^ msts.t'iD zum Zweck der Samenzucht so enorm gestiegen. 488 Die Gartenwelt. IX, 41 Vuylsteke zeigte Odontoglossum X amabilc Ixion (Barryano- rrispum X erispum), eine prächtig gefleclite und gezeichnete Varietät dieser Hybride; 0. X venustidum (Harry nno-crispimi- X ardentissimum) ; es enthält Blut von drei Arten, erispum zweimal {ardent. = crisp. X Pescat). Darum ist auch liier der crispum-Charakter vorherrschend, die bei harryana charakteristische braune Zeichnung hat hier ein schönes Rot angenommen. 0. X Imvrcnceanum var. Adonis, eine Kreuzung zwischen 0. (riumphans und Rolfeae (Bolfeae = harryanum X Pescatoi-ei), hat große braune Flecken auf dunkelgelbem Grunde. 0. X perctdium „Oybele" (Rolfeae X ardentissimum) und 0. X formosum (Rolfeae X Pescatorei) haben beide viel von 0. Pescatorei, da sie Pescatorei zweimal enthalten. In allen diesen Hybriden müssen die samen- und pollenspendenden erispum und Pescatorei (nobile) herrlich gefleckte Varietäten gewesen sein, denn die Zeichnung von Immjanimi hat überall die schöne rote Färbung der ersteren. Diese Kleinodien sind wirklich ein großartiger Erfolg der zielbewußten Hybridisation. Odo7itoglossumSs.m\mge haben noch einen Vorteil, sie blühen nämlich im günstigsten Falle schon im dritten Jahre nach der Aussaat. Die in den letzten Jahren ausgestellten Sämlinge waren selbstverständlich alle noch sehr schwach, wie großartig mögen sie erst sein, wenn sie als ältere Pflanzen zahlreiche dieser herrlichen Blüten an einem Stiel tragen! Mit diesen großartigsten Leistungen der Hybridisation will ich meinen Bericht schließen. "Wer sich einen Begriff vom englischen Gartenbau machen will, besonders auch von der Höhe, auf welcher die Orchideenzucht und -Liebhaberei hier steht, der besuche die Teniple Show oder auch die im Juli, gewöhnlich im Holland Park, dieses Jahr Tm Garten des Chelsea-Hospitals stattfindende Ausstellung (IL— 13. Juli;. Diese Ausstellungen machen sich sehr gut bezahlt, da sie im Volke sehr vorteilhaft bekannt sind, somit viel besucht werden. Reklame habe ich nur in Form von Annoncen in Zeitungen und Zeitschriften gefunden. Allerdings werden hier Fachzeitschriften von Liebhabern viel mehr gelesen als in andern Ländern. Für- das leibliche Wohl auf der Ausstellung sorgen ein paar Erfrischungszelte und ein Speisezelt, und wenn man vom vielen Sehen müde ist, so findet man auf dem Rasen des Gartens zahlreiche Stühle; zur Abwechshing kann man dann den Weisen einer prächtig konücrticrenden Militärkapelle lauschen. Obstbau. We Über den Soninierschnitt. Von Arthur Janson. er die strenge Form liebt, mag immerliiu schneiden, brechen und kneifen, wie er will, ja, er muß es sogar. Und wem es darin an Eoutine und Erfahrung fehlt, der nehme eines der seinerzeit so hoch angesehenen Bücher zur Hand, die den Formobstschnitt lehren. Er findet dort klare An- weisungen, die mit geringen Abweichungen auf jeden Baum passen, wie des Schneiders Papiermuster dem Menschen auf seineu Leib. Wir wandeln heute auf anderen Balmen! — Der Form- baum in seiner strengen Regelmäßigkeit hat vielfach weichen müssen und ist ersetzt worden durch jenen, von dem wir in erster Linie Früchte erwarten, und weil man die Erfahrung maclito, daß er in sehr vielen Fällen dann am besten trägt, wenn man mögliclist wenig Messer und Schere verwendet, so hat sich bei vielen die Regel herausgebildet, überhaupt nicht zu schneiden. Der Zwergbaum von heute ist nur selten noch ein Formbaum im früheren Sinne, und die diversen überkünstelten Palmetten, Spindeln, Ki'onen-, Schnurbäume usw. haben bedeutender Vereinfachung weichen müssen. Trotzdem hat man ein Hauptraittel der Formobstkünstler nicht ad acta legen wollen; das ist der Soninierschnitt. Und das mit Recht! Aber Avenn ich mich heute ganz energisch gegen etwas wahre, dann ist es die Art der Handhabung. Wie der gütige Herrgott seine Sonne leuchten läßt über Gerechte und Un- gerechte, so glaubt der Mensch vielfacli, wenn er überliaupt vom Sommerschnitt etwas wissen will, ihn anwenden zu sollen ohne Ansehen der Person, in diesem Falle des Baumes. Und doch sollte gerade beim Sommerschnitt doppelt die Individualität des Baumes ins Auge gefaßt werden. Die Frage: Soll pinziert werden oder nicht? läßt sich nicht einfach mit ja oder nein beantworten, sondern die Auskunft muß lauten: Das kommt auf die Beschafffenheit der Bäume an. Grundlegend bei der Entscheidung muß sein, daß jeg- licher Schnitt die Triebkraft des Baumes nicht erhöht, wie fast durchweg angenommen wird, sondern sehr schwächt. Und der Schnitt schwächt umsomehr, wenn er während der Vegetation, also am belaubten Baiune, vorgenommen wird. Der Grünschnitt bedeutet mitliin eine Schwächung des Baumes. — Die Fruchtbarkeit der Pflanze ist bis zum normalen Grade natürlich, bei darüber hinausgehendem Maße er- zwungen. Eine über den normalen Grad hinausgehende Fruchtbarkeit, soweit sie nicht Individualität des Baumes ist, ist fast stets die Folge ungünstiger Vegetationsbedingungen, seien diese nun hervorgerufen dm-ch Krankheit, ungünstige Bodenverhältnisse oder Wassermangel u. s. w. Mit anderen Worten: die erhöhte Fruchtbarkeit ist die Folge einer Schwächung, die auch durch den Schnitt, vornehmlich durcli den mehr schwächenden Sommerschnitt hervorgerufen werden kann. Praktisch wird diese Erkenntnis im Obstbau aus- genutzt, indem wir eine solche, Fruchtbarkeit erzwingende Schwächung durch Ringelung oder Abstechen der Wurzeln vornehmen. Daß solche Schwächungen tatsäclüich den Blütenansatz fördern, geht für jeden Obstzüchter aus der Tat- sache hervor, daß z. B. nach einem Hagel- oder Insekteu- fraßjahr, welches eine teilweise oder fast gänzliche Entlaubung im Gefolge hatte, stets eine reiche Blüte folgt. Auch der Sommerschnitt bedeutet nichts anderes als eine teilweise Vernichtung der Blätter des Baumes, also die Nachahmung derartiger natürlicher Ei-eignisse. Ganz entschieden verkehrt ist die Ansicht, daß die Wirkung des Somnierschnittes auf der Ausmerzung einer Anzahl von Augen beruhe. Es kommt als Wertfaktor beim Schnitt ausschließlich das Laub in Betracht, welches für den Baum Magen, Lunge, Leber und Nieren des tierischen Körpers bedeutet, kurz, jene Organe ersetzt, die für die Ernährung, die Reinigung und die Atmung des menschlichen Organismus von erster Bedeutung sind, und der Ausdruck: auf 8 oder 6 Augen schneiden oder pinzieren, zeitigte wohl solche irrige Auffassung. Eine solche, die Fruchtbarkeit erzwingende künstliche Schwächung aber ist auch ein zweischneidiges Schwert; die Ernährungstätigkeit wird sehr gehemmt und unter normalen Verhältnissen würden wir nicht nur den Ansatz erzwingen, sondern auch den Baum der Möglichkeit berauben, den Ansatz nach Wunsch auszubilden. Wir würden, wie das bei den lierührten elementaren Ereignissen nicht minder bemerkt werden kann, wohl Fruchtansatz in Menge bekommen, aber die Früchte würden unansehnlich klein bleiben, wenn nicht eine IX, 41 Düe Gartenwelt. 489 sonstige sorgfältige Pflege und Ernährnng hinzutritt und nach der, den Ansatz bewirkenden Sc-hwäehuiif;- für die Auslüldung der Früchte sorgt. Es heißt in den Lehrbüchei'n des Formobstschnittes ge- wöhnlich, daß auf l) — ^"8 Augen j)i'iziert werde. Die Torheit einer .solchen Vorschrift ist ohne weiteres ersichtlich. Im allgemeinen hält sie ja den goldenen Mittelweg ein und ist weder im Stande durcligreifend zu nutzen noch durchgreifend zu schaden. Sie ist eben eine Eegel, der die klare Erkenntnis der "Wirkung gefehlt hat. Je mehr Laub genommen wird, d. h. je stärker man pinziert, um so schwächender ist der Schnitt und um so mehr ist der Baum zur Blütenholz- bildung geneigt, oder anders ausgedrückt: „Je stärker der Raum treibt zum Nachteil der Früchtebildung, um so schärfer pinziere man," oder noch anders : Der Sommerschnitt passe sich dem Grade der Triebkraft an. Man wird also in vielen Fällen sehr kurz, in vielen Fällen aber auch sehr lang, ja gar nicht schneiden, wenn nämlich die Laubent- wickelung sehr gering ist, so gering, daß das Laubwachstum nicht genügt, um so viel Nährstoffe zu produzieren, als zur Ernährung des Verbrauchers, der Blüte und Frucht, nötig sind. Aber nun suche man unter den enragierteu Anhängern der Formobstzucht einmal jemanden, der es über sein Herz liringen könnte, nicht zu schneiden. Die Form verlangt in ihren Augen das Pinzement und dadm-ch wird die ernälu-ende Laubmasse weiter an Menge reduziert und in demselben 5Iaße fällt das Niveau der Arbeitstätigkeit der Pflanze, die Fälligkeit, Früclite auszubilden. Wie sich im wirtschaftlichen Leben der Preis einer Ware und der Umsatz derselben nach dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage regelt, so ist die Menge und die Güte der erzeugten Früchte abhängig von dem Ver- hältnis zwischen Baustofferzeugung imd Nährstoffverbrauch. Ein überreich mit Blütenholz besetzter Baum liat einen Mangel an nahnmgsproduzierenden Faktoren, der ihm die Ausnutzung der vorhandenen fruchtproduzierenden Anlagen verbietet, während andererseits ein mit sehr viel Laub aber wenig Blütenanlagen versehener Baum für die Menge der [M-oduzierten Nährstoffe keine Verwendung weiß und wieder Laub produziert. Im anderen Falle wäre eine weitere Ver- minderung der produzierenden Masse diu'ch den Sommerschnitt ein Unding, ein Widersinn, im letzteren ist sie Notwendigkeit! Was ist das anders als ein Beweis für die Behauptung, daß die gleichmäßige Anwendung des Sommersehnittes nach ülilichem Schema eine kaum glaubliche Gedankenlosigkeit ist? Die Zeit des Sommerschnittes liegt vor uns. Möchte man endlich einmal diese wichtige Arbeit nicht nach Schema F vornehmen, sondern neben dem Messer auch den Verstand ein wenig arbeiten lassen. Es ergeben sich aus dem Vorhergegangenen folgende Schlüsse, denen ich weitere Verhaltungsmaßregeln, ohne sie näher zu begründen, beigebe, und zwar tue ich das luir, um die nicht mindere Wichtigkeit derselben zu betonen: 1. Je geringer die Menge des Blütenholzes gegenüber der Menge der Belaubung ist, um so energischer s(?i der Soramerschnitt. 2. Unter normalen Verhältnissen reicht der Stickstoff- gelialt des Bodens a\is und ist im Interesse der Frucht- bildung eine Düngung mit Superphosphat und einem Teil leichtlöslichen, deshalb schnellwirkenden Kalidüngers geboten. 3. Reicht der Soinmerschnitt in Verbindimg mit dem Winterschnitt nicht aus, eine genügende Schwächung des Wachstums herbeizuführen, dann verstärke man die Wii-kung durch Ringelung oder Abstechen der Wurzeln. 4. Bei Bäumen, w-elche große Neigung zum BliUen- und Fruchtansatz zeigen, unterlasse man jeden Schnitt, jode Verminderung des Laubwachstumes, insbesondere aber den Sommerschnitt. .5. Bei übermäßigem Ansatz lichte man den Behang durch zweckmäßiges Ausbrechen. Je weniger Früchte man einem solchen Baum, der als Schwächling angesehen worden muß, beläßt, um so mehr Energie kann er zur Laiibbildmig verwenden, die bald ein gesundes Verhältnis zwischen Pi'o- duktion und Konsumtion herbeiführt. Vom praktischen wie theoretischen Standpunkte aus ist das Ausbrechen der Früchte — zeitig vorgenommen — dem Ausbrechen von Blütenknospen und Ausschneiden von Blütenholz vorzuzic;lien, trotzdem von französischer und belgischer Seite das letztere als günstiger empfohlen wird. 6. Der Laubtrieb von Bäumen, bei denen das Blütenliolz vorwiegt, soll durch Stickstoffdüngung, vornehmlich durch solche mit schwefelsaurem Ammoniak, Blutmehl, Jauche oder Chilisalpeter gefördert werden. 7. Man wolle stets bedenken, daß Phospliorsäure mit Kali die Neigung zur Fruchtbildung, Kali mit Stickstoff jene zur Laubentwickelung fördert. Ich meine zum Schluß, daß diese allgemeinen Gesichts- punkte jedem Gärtner aus sich selbst geläufig sein sollten und müßten. Aber man begegnet fast allgemein einem Formalismus, der aus der praktischen Erfahrung heraus sich entwickelt hat und manches Wertvolle enthält, aber mehr als das irrte und Fehlschlüsse zog, die den Anfänger ver- wiri-en und unsicher machen. Unsere Lehrbücher des Formobstbaues und des Baumschnittes wimmeln von An- weisungen, deren Zweck und Nutzen keiner der Herren Autoren einwandsfrei belegen kann. Ich meine, es ist nötig, daß wir uns frei machen von diesem Ballast, der denjenigen mit minderweitem Blick auf den Weg des Pfuschens bringt, denjenigen mit eigenem Urteil aber lächeln macht. Wir müssen die Geheimniskrämerei, die die Formobstzücliter aus den 80er Jahren des vorigen Jalirhimderts gleich den Ärzten und Gelehrten des Mittelalters treiben, beiseite legen, um den Baumschnitt mit physiologischer Unterlage auszubauen. Wii- kommen damit nicht nur einer naturgemäßen Behandlung des Obstbaumes näher, sondern wir schützen die jungen Gärtner vor verhängnisvollen Irrtümern, deren mißhandelte Opfer fast in jedem Garten zu sehen sind. Einfachheit und Klarheit, das sind die Faktoren, die uns nützen können. Un Zeit- und Streitfragen. Das Wandern ist des Gärtners Lnst. nter dieser tjbeisclirift erörtert ein Ungenannter in No. 30 der „üartenwelt"' die Frage: Ist es für einen wißbegierigen jungen Gärtner geboten, seinen Ge.sichtskreis im Auslände zu erweitern? Daran anschließend, widerlegt in No. 34 Herr Moritz Woniauka, Saaz, die in No. 30 über Österreicli gemachten Angaben ganz entschieden. Mir liegt es ferne, nocli mehr über Österreich hinzuzufügen, da ich es nur vom Hörensagen kenne und dürfte es in Österreich nicht besser und nicht schlechter als in Deutschland sein. Doch kann ich mich den in No. 30 gemachten Angaben über England nicht voll und ganz anschließen. In England habe ich solch gute Ver- Die Gartenwelt. IX, 41 liältnisse betreffs Arbeitszeit usw. gefunden, daß es für andere Länder vorbildlich sein kann. Auch die Behandlung fand ich in jeder Hinsicht zufriedenstellend, besser als in Deutschland oder Frankreich. "Wenn der Deutsche in England schlecht behandelt und nur mit geringen Arbeiten beschäftigt wird, so ist das lediglich seine eigene Schuld. Der Engländer hat auch allen Grund, den dummen deutsehen Michel zu hassen. Der deutsche Gärtner kommt nach England, arbeitet für einen geringeren Gehalt viel länger und mehr wie der einheimische Gärtner. Den Herren Prinzipalen ist es natürlich an- genehm, ihre Arbeiten schneller und billiger gemacht zu bekommen und sie stellen deshalb Deutsche ein, die immer in genügender Zahl ankommen. Dafür werden einige Einheimische entlassen. Ist ein Deutscher eist einmal in einem englischen Geschäft, so ist er auf jeden Vorteil bedacht imd auf jede Art und Weise sucht er in leitende Stellung zu kommen, glückt ihm das, so richtet er sich nicht etwa nach englischen Verhältnissen, sondern sucht oft auf jede Art seine ihm Unterstellten auszupressen. Ich könnte hier manches Beispiel hierfür anführen. Doch will ich damit nicht sagen, daß es keine Ausnahmen gibt; ich kann von meinem zweijährigen Aufenthalt in England nur gutes sagen, sowohl von einer deutschen, wie auch einer englischen Firma und werden mir manche schön verlebte Stunden stets in Erinnerung bleiben. Nun zu Frankreich, dem Lande der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit (liberte, egalite, fraternite). Es zuckt mir in den Fingern, während ich diese Worte niederschi-eibe, habe ich doch noch kein Volk so geknechtet gesehen, wie gerade das der freien französischen Republik. Der Engländer läßt uns wenigstens seinen Haß offenkundig merken, aber der Franzose ist in unserer Gegenwart die Höflichkeit selbst, während er hinter dem Rücken sagt, „die verfluchten Deutschen". Ein guter Bekannter von mir, der im Norden von Frankreich tätig ist, schreibt unter anderem : „Zwischen Menschen und Tieren stelle ich in Frankreich wirklich keine Vergleiche mehr an, da doch beide in gleicher Weise behandelt werden ; wir arbeiten von früh morgens bis spät in die Nacht hinein, ohne Ausnahme, Sonntag und Werktag, dazu noch diese gemeine Bezahlung, daß ich nicht einmal davon leben kann und noch das gute Geld meines Vaters zusetzen muß etc." Für Nordfrankreich ist es zutreffend, daß der Deutsche fast nur zu Handlangerdiensten in den Kulturen verwendet wird und nur selten gelingt es ihm, sich zu höheren Stellungen emporzuarbeiten. Dagegen ist im Süden von Frankreich die Lage etwas besser, hier ist der deutsche Gärtner in mancher Hinsicht bevorzugt, mag es vielleicht daher kommen, daß es im Süden wenig kundige Gärtner gibt, da man meist italienische Arbeiter oder Mischlinge zwischen Italienern und Franzosen beschäftigt. Auch gibt es hier viele kleine Gärtner, die wenig Kulturkenntnisse besitzen und ihre Erfolge nur der wunderbaren Natur zuzuschreiben haben. Die größeren Handels- und Privatgärtnereien haben häufig Deutsche zu ihren Leitern auserkoren, doch sind sie bei der Auswahl sehr vorsichtig und stets von einem unbegrenzten Mißtrauen erfüllt, welches sich leider auch die deutschen Angestellten sehr bald aneignen. So kam mir ein Fall vor, den ich hier anführen möchte. Eines Tages besuchte ich Cannes mit einem anderen deutschen Kollegen, um verschiedene Pflanzen einzukaufen. Wir suchten eine größere Firma auf, deren Obergärtner ein Deutscher ist, und trugen ihm auf die höflichste Weise in unserer guten Muttersprache unser An- liegen vor, auf das er nur ganz zögernd antwortete, denn sein Miß- trauen war schon im höchsten Grade erweckt; er sagte sich, halt, das sind zwei Deutsche und fragen nach gewiss 3n Pflanzen, was mögen die wohl vorhaben ? Nach langem Nachdenken erwiderte er: .,Ja, ich habe jene Pflanzen, die Sie begehren, aber ich gebe keine davon ab." Darauf bat ich ihn, mir dieselben doch wenigstens zu zeigen, worauf er barsch erwiderte: „Unter diesem Vorwand könnte mir jeder kommen, um meine Kulturen dabei auszuspionieren. „Sprachs, drehte uns den Rücken und zog ab; wir gingen auch, aber mit welchen Gefühlen? Das war wohl auch ein Beweis der vielgerühmten deutschen Höflichkeit? Ferner kenne ich eine andere große sehr bekannte Firma, deren Besitzer ein Franzose ist, der aber nicht deutsch spricht, trotzdem er in starkem Geschäftsverkehr mit Deutschland steht, weshalb er Deutsche beschäftigen muß. Er engagiert unter Kontrakt deutsche Gehilfen, die sich verpflichten müssen, die von ihm festgesetzte Zeit zu bleiben; er selbst behält sich aber vor, nicht zusagende Kräfte sofort zu entlassen. Die Bezahlung hat er auf drei Francs pro Tag fest- gesetzt, davon werden 50 otms. abgezogen. Wenn nun ein Gehilfe vor der festgesetzten Zeit fortgeht, so verliert er diese Summe. Arbeitszeit ist von früh bis spät, bei etwaigem Frost werden die deutschen Ge- hilfen noch die ganze Nacht zum Heizen gezwungen, ohne dafür Vergütung zu erhalten; in trostlosen Nächten wird Wache gestanden, wobei sich wieder die deutschen Gehilfen abzuwechseln haben, denn auch hier gibt es Leute, die viel Freude an schönen Dingen haben und das „Mein und Dein" nicht recht zu unterscheiden wissen. Der gute deutsche Michel macht alles, ohne laut zu murren, ein Einheimischer tut es nur selten, trotzdem bei zehnstündiger Arbeitszeit ein gewöhnlicher Arbeiter 2,50 — 3 Francs und ein an- gehender Gärtner 3,50 — 4 Francs erhält. Trotz dieser traurigen Verhältnisse bekommt diese Firma noch immer Leute genug. Ein deutscher Gehilfe gibt nun im Herbst 150 Mark aus, um die Reise bis nach dem Süden zu bestreiten, er findet hier solche Zustände, die ihm gewiß nicht zusagen, aber was will er machen, oft hat er die Mittel nicht, um zurückzufahren oder er will das aus anderen Gründen nicht tun. So führt er denn dieses Sklavenleben ein halbes Jahr lang, bis er im Sommer dann glücklich entlassen wird. An Genüssen vom schönen Süden hat er da herzlich wenig gehabt, denn während der Saison ist er immer beschäftigt und kann sich nur spärlich an dieser wunderbar schönen Natur ergötzen. Hat man nicht schon vorher genügend Studien in der französischen Sprache gemacht, hier erlernt man sie sicherlich nicht, da hier ein schauderhafter Dialekt gesprochen wird, der mit dem Französischen wenig Ähnlichkeit hat. Darum Kollegen, wenn ihr nach dem Auslande geht, so seht euch vor! Es gibt auch gute Stellen, aber diese sind sehr selten, auch soll man niemals schönen Versprechungen trauen und beachten, daß, je weiter man nach Süden kommt, die Verhältnisse um so schlechter werden. Wenn ein anderer Kollege sagt, gehen Sie nach Frankreich, dort sind gute Stellen hauptsächlich im Süden zu haben, so nehmen Sie das ja nicht als bare Münze, denn diejenigen, welche so sprechen, haben meist selbst traurige Erfahrungen gemacht und möchten nun andere in derselben Lage wissen. Richard Heimann, Cap dAntibes, Südfrankreich. Kongresse, Versammlungen. Der internationale botanisclie Kon<>reß nntl die botanisciie Ausstellung in Wien. Von Herm. Breitschwerdt, Obergärtner und Gartenbaulehrer in Müdling bei AVien. I. Anläßlich der Weltausstellung in Paris im Jahre 1900 wurde die Abhaltung internationaler botanischer Kongresse ins Leben gerufen. Der erste derartige Kongreß fand 1900 in Paris statt; dort wurde der Bescliluß gefaßt, diese Kongresse alle 5 Jahre zu wiederholen und als nächster Zusararaen- kunftsort wurde Wien ausersehen. Der durch Jacquin, Endlicher und andere botanische Korj'phäen begründete Ruf der Wiener botanischen Schule war zu diesem Entschluß wohl maßgebend gewesen, zumal es die botanische Wissen- schaft in Wien stets verstanden hat, sich den alten Ruf zu bewahren, denn den genannten Forschern schließen sich die neueren, die Namen Kerner von Marilaun, Wiesner, Ritter von Wettstein usw. ehrenvoll an. Die Pflege der Botanik hat auf Wiener Boden immer wohlwollende Förderer und Gönner gefunden; Wien ist in dieser Beziehung als ein geradezu klassischer Boden zu be- IX, 41 Die Gartenvvelt. trachten. Von hier ans fand manche südländische Pflanze die weiteste Verbreitung; Clusius erzog hier im Jahre 15 70 aus Samen die ersten RoßkastanieB, welche ihm Baron Ungnad, damals kaiserlicher Botschafter in Konstantinopel, geschickt, während elf Jahre früher Busbeg den Flieder nach Wien brachte. Auch der Ailantkus hat auf Wiener Boden seine zweite Heimat gefunden ; er ist durch Selbstaussaat in manchen Gärten dadurch förmlich zu einer heimatlichen Pflanze geworden, obgleich er im übrigen Mitteleuropa wohl nie die großartige Ausbreitung erfahren wird, wie der Flieder und die Roßkastanie. Jede große Gartenanlage hier hat ihre alte Ge- schichte. Der botanische Garten der Universität war von jeher eine hervorragende Pflegstätte, ein förmliches Akkli- matisationsfeld südländischer Gehölze, von deren Schönheit noch heute Prachtexemplare Zeugnis ablegen. In ganz hervor- ragender Weise wurde im Regentenhause die Botanik und Gartenkunst gefördert; die schönen, alten Gehölze im ..botanischen Garten" und in den übrigen Anlagen des Schön- lirunner Hofgartens, die Riesen der tropischen Pflanzenwelt in dem Glaspalast, dem Palmenhause, sie alle haben ihre Geschichte, sie alle sind noch heute lebende Zeugen des Samraelfleißes und Interesses, den die regierenden Kaiser und Besitzer des Gartens der fremdländischen Pflanzenwelt ent- gegengebracht und zu deren Erwerbung die gärtnerischen Leiter der Anlagen überseeische Reisen im Auftrage ihrer Fürsten einst unternommen haben. Der zweite internationale botanische Kongreß tagte vom 11. bis 25. Juni, eine internationale botanische Aiisstellung war mit ihm verbunden. Die wissenschaftliche Abteilung dieser Ausstellung konnte während der ganzen Zeit des Kongresses, die gärtnerisch - botanische Abteilimg nur bis zum 18. Juni besichtigt werden. In hochherziger Weise hatte Kaiser Franz Josef die große Orangerie des Hofgartens in Schönbrunn (Meidlinger Tor) für die Aus- stellung zur Verfügung gestellt, welches Gebäude infolge seiner Größe und Lichtwirkung für derartige Zwecke wie ge- schaffen erscheint. Hier gaben sich die botanisch-gärtnerisch interessantesten und mitunter seltensten Pflanzen eine Rendez- vous und aucli die wissenschaftlichen Hilfsmittel waren in selten umfassender Weise unter einem Dache vereint. In der botanisch-gärtnerischen Abteilung war der k. k. Hofgarten Schönbrunn am reichhaltigsten vei-ti-eten; vier große Eckgruppen waren mit Proteaceen, Ericaceen etc. und mit Warmhauspflanzen (Aroideen, Farne, Orchideen etc.) besetzt und eine große Mittelgruppe war fast ausschließlich von Palmen gebildet. Von den seltenen Kalthauspflanzen sind zu nennen: Passerina filiformis (Daphnoideae) mit peitschenförmigen Ästen und zierlichen, weichen, diclit an- liegenden Blättern ; Sollya heterophylla, Ldl., eine Pitiosporaceae aus Neuholland mit kleinen, blauen Blütchen; Aralia spathulata (2 sehr hohe Exemplare), die durch ihre ganz eigenartigen langen, sägeförmigen, schmalen, schwarz- braunen mit hellerem Mittelnerv gezierten Blätter mehr in- teressant als schön ist: Leucadendron Levisanus, Hakea Victm-ii, cueullata und gigantea; Grevillea longifolia und vestita: Banksia dryaridroides, R. Br. (mit silbriger Blatt- untorseite) und aemula; Carmichelia australis. R. Br. von Neusüdwales, mit interessanten, außen weißen, innen dunkel- lila gezeichneten Blütchen und Stenocarpus quercifolius mit selu- großen, langen Blättern, wohl eine der allerseltensten und größten Pflanzen ; von nicht winterharten Coniferen Podo- carpus dacrijdioides und spicaius. Von Palmen stellte der Hofgarten aus: Martinezia distachija, Wallis; Livistona subglobosa (sehr zierlich); Maximiliana regia, Mart., eine imposante Eischcinung mit herrlichen Wedeln; Licuala grandis und Jeannenceyi; Kentia Albcrtii und singaporensis, letztere mit sehr feinen Wedeln; PJi.ytelephas macrocarpa, Thrinax. argentea ; Trithrinax mauri- tiaeformis; Latania rubra, deren rotbraune Wedelstiele und Ränder jeder Spalte die Pflanze äußerst zierend machen ; Galamus ciliaris, deren feine, wollige, cycasähnliche Wedel mit meterlangen, feinbedornten Fäden behangen sind: Guüiehna speciosa; Daemonorops periacanthus, Mieq. (von Sumatra und Java), deren dichtstehende schwärzliche Stacheln den Wedelstielen zur schönsten Zierde gereichen. — Aus der reichhaltigen Sammlung der Araceen seien mu- ge- nannt Atifhiiriiim pn/i/fnmjo» von Mexico mit vielschnittigen und Atilhiirunii sidisifiinitiim von Costa Rica mit eigenartig dreiteiligen Mhiiti-ni. .sowie ein Riesenexemplar von An- ihurium crystallinum, wie man es selten so schön entwickelt sehen dürfte. Von den seltensten Vertretern der Pflanzenwelt über- haupt stellte der Hofgarten nachstehende 2 Gewächse aus: 1. Adenium ohesum , eine Apocynaceae von Arabien, deren klobige Sfcimmverdickung über dem Topf das direkte Gegenstück zu den kleinen zartrosa angehauchten, dunkler geränderten Blüten darstellt und 2. Fockea capensis, Endl, eine Asclepiadaceae. Dieses Unikum der Pflanzenwelt ist eine Rarität allerersten Ranges, auf welches der Schön- brunner Hofgarten mit vollem Recht stolz sein darf, denn diese Fockea ist nicht nur das einzige Exemplar in Europa, sondern der Welt überhaupt, da selbst in Kapland, der Heimat, bis dato kein zweites Exemplar nachgewiesen werden konnte. Der Stamm der Fockea ist eine etwa kindskopfgroße, steinharte Masse, aus welcher im Frühjahr graugrüne, zarte Triebe und Blätter «austreiben, die im Winter aber zurück- gehen, sodaß dann die Pflanze trocken und kahl dasteht. Wir wollen hoffen, daß diesem einzigen Exemplar einer an- scheinend ausgestorbenen Pflanzengattung noch viele Lebens- jahre im Schönbrunner Garten beschieden sind, dessen Leiter ihr Gedeihen mit Argusaugen bewachen. Der Graf Harrachsche Scliloßgarten in Prugg bei Brück an der Leitha war mit einer herrlichen Sammlung ebenso seltener wie in kultureller Beziehung einzig dastehender Neu- hoUändcr etc. vertreten. Was die hier ausgestellten Kultur- leistungen betrifft, so lassen sich die Pruggschen Proteaceen, Ericaceen, Rutaceen usw. nur noch mit denen von Schön- brunn vergleichen, denn in der außerordentlich schwierigen Kultur dieser edelsten Kalthauspflanzen ist Gartendirektor Sandhofer ein Meister. Vertreten waren hier unter anderen: Hakea suaveolens, acicularis, pugioniformis, daetyloides und eUiptica; Banksia marescens, Ounningliamii, spinulosa, inle- grifolia und 2 Exemplare von Banksia Solandrii, jedes zirka 2 m hoch; weiterhin neben der bekannteren Orevillea robusia die selteneren Grevillea linearis, flezuosa, glahrata, rosmarini- folia und longifolia, wovon einige in Blüte standen. Neben einem prächtigen, selten so schön im Topf kultivierten Exemplare von Cedrus Libani waren an Topfkoniferen noch vorhanden Athrotaxis cupressioides, Pinus halepensis (2 m hoch), eine Prachtpflanze von Dam-ydium cupressinum und FVenela rhomboidea. Erwähnt sei noch Platycerium Willinkii und alcicorne, dann Thibaudia viccinifolia mit niyrtenähn- lichen Blättern, Desfontainea spinosa, Kennedya marialhii, Hemielidia Baxterii und Rhopala corccrvadeiisis, eine durch 492 Die Gartenwelt. IX, 41 ihre elegante BJättertracht auffallend schöne Erscheinung. Diesen besseren Gewächshauspflanzen schloß sich eine kleine Sammlung Rhododendron aus dem Himalaya- und dem Sikkim- gebiet an. In der Voraussetzung, daß es weitere Kreise interessieren dürfte, sei hier erwähnt, daß laut Ausstellungs- katalog die Pruggsche Sammlung verkäuflich ist. Die von der Fürstlich Liechtensteinschen Hof- garten-Direktion in Eisgrub (Mähren) ausgestellten Warmhauspflanzen boten in bezug auf ihre Kultiir ein prächtiges Seitenstück zu den Pruggschen Kalthauspflanzen. Als sehr seltene Pflanze und neueste Einführung im Eisgruber Hofgarten ist Cycas Miclioüzü zu nennen, eine kleine Pflanze mit nui- einem Wedel, über deren dekorativen oder sonstigen Wert man daher kein Urteil fällen kann; bei guter Kultur dürfte in einigen Jahi'en die Pflanze einen besseren Eindruck machen. Von anderen Cycadeen in tadellosen Pflanzen waren vorhanden Zamia angustifolia, niuricata, Lindenii (sehr groß), Ottonis und insignis, Macrozamm helerd/iciini, Mnurc var. tenuifolia. Mehrere Eiesenpflanzen von ( 'nsius Mitlniiieanu.i, Wendl. mit gigantischen Blättern und J'epnun njilirlundrae- flora, Andre mit schönen Blütenrispen mußten die aufrichtige Bewunderung eines jeden Fachmannes finden, nicht minder auch die förmlich Kübelpflanzen gleichenden Selaginellen, von denen der Eisgruber Garten eine schöne Sammlung zu besitzen scheint; wir nennen hier von den schönsten Sela- ginella ergthropus, caulescens (^/^ m hoch), bellula und grandis; dann noch Ludovia a-enifoUa, Drude, Sphaerogyne latifolia und Stangeria Schizodon, Bull. Die Mitte dieser herrlichen Gruppe nahm eine blühende Phoenix Roebelini, 2 1/, m hoch, ein. Aus den Vereinen. Die Autographische Gesellschaft Dahlemer a. H. a. H. in Steglitz hat sich am 21. März d. J. aus der Mitte der ab- gehenden Hörer der Kgl. Gärtnerlehraastalt zu Dahlem gebildet. Die Gesellschaft hat sich zusammengetan , um zu arbeiten. Die Fortschritte im gärtnerischen Beruf, wie sie Dahlem bringt, wollen die Mitglieder sich direkt nutzbar maclien, während sie alle Beobachtungen von Bedeutung im Leben an ihren Vorstand und durch diesen an den Ausschuß der Hörerschaft gelangen lassen. So entsteht eine Wechselwirkung, die auf beide Teile befruchtend wirkt. Die Mitglieder der Autographischen Gesellschaft erhalten auf Grund eines Vertrages die Autogramme der Autographischen Ab- teilung des Ausschusses der Hörerschaft vierteljährlich um- sonst und portofrei übersendet, ein Vorteil, der ihnen allein gewährt wird, weil die Autogramme der Autographischen Abteilung laut Be- schluß des Ausschusses an alte Herren oder sonstige Personen nicht abgegeben werden dürfen. Neben diesen praktischen Zielen zum eigenen Vorteil hat es sich die Gesellschaft zur Aufgabe gestellt, den Ausschuß der Hörerschaft mit Rat und Tat zu unterstützen. Sie bildet die naturgemäße Entwickelung des Ausschusses der Hörer- schaft, der seinerzeit von den Gesellschaftsmitgliedern ins Leben gerufen wurde und wesentlich zum Innern Ausbau der Interessen der Hörerschaft beigetragen hat. Vom 1. Oktober 1906 an können satzungsgemäß auch ehemalige Schüler der Kgl. Gärtnerlehranstalt am Wildpark aufgenommen werden ; bis dahin will die Gesellschaft erst innerlich erstarken. Den Vorstand bilden z. Zt. Karl Kanig, Gesohäftsführei- des volkswirtschaftlichen Vereins zur Förderung der Obst- und GemüseverwertuDg in Deutschland (Steglitz, Fichte- straße 91) und Rudolf Körte, Obergärtner der Gemeinde Friedenau (Hähnelstraße 1 H), welche auch nähere Auskunft erteilen. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den preußischen Staaten (Sitz Berlin) ehrte in der Monats- und Jahres- versammlung am L'9. Juni den nach dreißigjähriger Tätigkeit als Generalsekretär des ■ Vereins ausscheidenden Geh. Eegieiungsrat Prof. Dr. L. Wittmack durch eine feierliche Ansprache, gehalten vom Direktor Exo. Freiherrn von Gramm, durch Überreichung einer Adresse, Zuerkennung der sämtlichen vom Verein zur Verleihung kommenden Medaillen und durch Ernennung zum Ehrenmitghede. Als Generalsekretär wurde der langjährige Mitarbeiter Prof. Wittmacks, Redakteur Siegfried Braun, einstimmig gewählt. Im übrigen bleibt der Vorstand derselbe. Bericht folgt. W. T. Bevorstehende Ausstellungen. Herbstausstellung der lt. k. Gartenbau-Gesellschaft Wien. Vom 8. bis 12. November d. Js. wird die k. k. Gartenbau-Gesell- schaft in Wien, wie im vorigen Jahre, eine große Ausstellung von Blumen, Pflanzen, Obst und Gemüse, Baumsohulai-tikeln, Blumen- bindereien etc. veranstalten. Auch im heurigen Jahre gibt sich für diese Veranstaltimg in allen Kreisen der Gärtner, Obst- und Gemüse- züoliter lebhaftes Interesse kund und wird dieselbe voraussichtlich wieder eine große Beteiligung aufweisen. Der Erfolg, der im vorigen Jahre den Schaustellungen von Obst und Bindereien zu teil geworden, wird die Obstzüchter einerseits imd die Blumenbinder andrerseits be- wegen, sich noch in ausgedehnterem Maße an dieser Ausstellung zu beteiligen. Es winken auch eine Reihe wertvoller Ehren- und Privatpreise. Programme und Anmeldebogen werden auf Verlangen kosten- frei übermittelt durch die Kanzlei der K. K. Gartenbau- Gesellschaft in Wien I, Parkring No. 1-. Tagesgeschichte. Charlottenburg. In einer der neuen Prachtstrallen, durch deren Mitte bepflanzte Rasenstreifen laufen, zwischen welchen die Straßenbahnschienen so hindurch gelegt sind, daß die Schienenbahn von anderen Wagen nicht befahren werden kann, ist jetzt an einer Stelle versuchsweise das Pflaster auf eine kurze Strecke entfernt und die Fläche zwischen den Schienen mit Rasen belegt worden. Statt der bisherigen zwei getrennten schmalen Rasenstreifen entsteht hierdurch eine breite geschlossene Rasenbahn, die nur von den flach liegenden Schienen dui'chzogen wird. Dies hebt, wovon man sich überzeugen kann, das Straßenbild in den vornehmen Straßenzügen ungemein, die Erfahrung muß aber erst lehren, ob sich der Rasen an und neben den Schienen auf die Dauer in gutem Zustande er- halten läßt. Die schweren elektrischen Wagen erfordern nämlich eine starke Ölung, sodaß während der Fahrt ständig Öl abtropft. Dadurch werden die Rasenflächen im Laufe der Zeit in beträcht- licher Weise mit Öl durchtränkt, was trotz reichlicher Bewässerung sicherlich ihr allmähliches Absterben zur Folge haben wird. M. H. Kattowitz. Zu unserer Notiz in No. 37, Seite 444. die wir einem Freunde der Gartenwelt verdanken, wird uns berichtigend mit- geteilt, daß die Stadtverordneten nicht zwölfhundert, sondern zwölf- tausend Mark für die Anlage eines Promenadenweges, die Herrn Garteningenieur Fritz Hanisoh, langjährigem Mitarbeiter der Garten- welt, übertragen wurde, bewilligt haben. Pirna. Der inmitten der Stadt gelegene und schon seit Jahren nicht mehr benutzte Nikolai-Friedhof ist nach seiner Säkularisierung in einen Park umgewandelt und jüngst der öffentlichen Benutzung übergeben worden. Briefkasten der Redaktion. In unserer Abhandlung über Erfurter Gärtnereien iu No. 39 ist bei den Bildunterschriften der Seite 458 ein kleines Versehen unter- laufen, das hiermit richtig gestellt werden .soll. Die Teilansichteu der Goldlackstellagen stammen nicht aus der Gärtnerei von Haage & Schmidt, sondern aus derjenigen von Otto Putz. Das Ver- sehen wurde dadurch verschuldet, daß sich diese Stellagen in den verschiedenen Gärtnereien meist wie ein Ei dem anderen gleichen. Sowohl bei Otto Putz als auch bei Haage & Schmidt waren die Goldlackkulturen gleich musterhaft. VeraiUwortl. Redattenr: Schmidt 4 Co., Leipzig. — Druci : Anhalt. Baciidr. Gnlenberg,6. G. m. b. H.. Dessau "W Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 15. Juli 1905. No. 42. Kachdrack und Nachbildung aas dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Pflanzenkunde. Einlieimische Pflanzen meines Gartens. Von H. Nehrung (Florida). (Hierxu drei Abhikbmgen.) I. W ie oft sehnte icli mich in meiner Jugend nach dem Süden, nach dem Lande der immergrünen Wälder, der nie verwelkenden Blumen ! Wie schaute ich in meiner Wisconsiner Heimat den Schwärmen der Stärlinge sehnsüchtig nach, wenn sie im Herbste lärmend ihi-e Reise nach südlicheren Gegenden antraten! Eine geheimnisvolle, tiefe Sehnsucht ergriff mich. Ich wollte mit ihnen ziehen, um die herrliche, großblumige Magnolie in ihrer ganzen Pracht zu schauen, um unter Lebenseichen und Palmen zu wandeln, um den Duft des Karolina-Jasmins zu atmen. Diese Wünsche und Sehn- suchtsträume der Jugend sind erfüllt. Ich kann nun in Florida, wo aus dein „dunkeln Laube die Goldorangen glühen", ganz meinen Herzensneigimgen leben. Ich weile in- mitten eines Gartens voller Palmen und Magnolien. An den Stämmen klettert der Karolina-Jasmin in nie geahnter Pracht empor, wälu-end des Winters die Luft mit seinem köst- lichen Dufte erfüllend. Ich erfreue mich im Frühling an dem Glänze tausender heirlicher Amaryllis, während große Beete farbenprächtiger buntblätteriger Caladien das Auge monatelang im Sommer entzücken. Crinums blühen vom April bis zum November in unbeschreiblicher Fülle und Die Gartenwelt. IX, 42 Schönheit. Im Herbst sind es Begonien , Thunbergien und besonders Tecomas (Teeoma stans) und andere in vollster Pracht stehende Tropengewächse, welche den Garten schmücken und im Winter eine reiche Auswahl von Kamelien. Dann blühen auch die Orangenbäume und erfiUlen die Luft mit dem köstlichsten Wohlgeruche. und dazu denke man sich das fast ideale KJima und den wunderbaren südlichen Abend- liimmel, an dem die Sterne in einer Pracht erstrahlen, wie man sie sieh wunder- barer nicht denken kann. In der lauen Abendluft, auf der mit Schlingpflanzen über- rankten Veranda, lausche ich demEufederChuckrillswidow oder des südlichen Whig- choorvill und dem Nacht- gesange der Spottdrossel. Ein jeder Luftzug führt den köst- lichen Wohlgeruch des Nacht- jasmins (Cestruni noetur- num), der fast immer in Blüte befindlichen „Marechal- Niel"-Rose und der Engels- trompete (Datura suaveolensj mit sich. Ja, es ist schön in Florida, und wenn nicht Sorgen um das tägliche Brot den gemütvollen Menschen quälen, dann findet er hier sein Ideal. Im Jahre 1884 kaufte ich mich hier an, aber erst im Anfange des Jahres 1902 siedelte ich ganz nach Florida über. In der Zwischenzeit jedoch wurde die Hauptarbeit des Klärens und des Bepflauzens des Landes getan. Das Städtchen liegt in keiner fruchtbaren Gegend. Das Land ist hügelig und sehr sandig, ist aber mit fast un- zähligen kleineren und größeren klaren Seen übersäet. Auch mein Platz liegt an einem kleinen See. Unter dem Sandboden liegt in einer Tiefe von 2 bis 4 Meter eine sehr dicke Ton- schicht, stellenweise auch Kaolin. Für die gewöhnlichen landwirtschaftlichen Produkte und für Gemüsebau eignet sich das Land nicht, doch gedeihen Orangen, Pamelos und Guayaven (besonders Psidium caUleyanum und P. lucidum), sowie auch Pfirsiche, Maulbeeren, Birnen, viele Rebensorten und Dattelpflaumen (Diospyros Kaki) vorzüglich, wenn sie ver- ständnisvoll gepflegt und reichlich mit Kunstdünger versehen werden. Ursprünglich ist dieses Hochland fast ausschließlich mit langnadeligen hohen Kiefern (Pinus palustris) bestanden. Wo diese entfernt sind, gedeihen dann verschiedene Eichen und vereinzelte Persimonenbäume (Diospyros virgvnica) in solchen Massen, daß nach wenigen Jahren ein dichter Busch- wald an Stelle des einst offenen Kiefernwaldes getreten ist. Sabal Pahiietto. OriKii Ich verbrachte fast jedes Jahr einen Monat in Florida, um die nötigen Arbeiten anzu- ordnen, besonders aber um den Garten herzurichten und einen Orangenhain anzulegen. Das Orangenfieber ergriff da- mals jedermann. Es ent- standen Orangenhaine auf allen Bodenarten, a>if trocke- nem und nassem Lande und selbst auf den ärmlichsten Sandhügeln. Die Kunde von den riesigen Erträgen alter Haine und von wahrhaft fürst- lichen Einnahmen, welche aus den Ernten ei'zielt wurden, drang in alle Bevölkerungs- schichteu des Nordens und Englands und es wurden riesige Vermögen in diese Kultur gesteckt. Aus allen Weltgegenden, wo die Orange gedeiht, suchte man die besten Sorten einzuführen. Die Florida-Orange, der kalifor- nischen und italienischen in jeder Hinsicht weit über- legen, beherrschte bald die Märkte. Ich selbst pflanzte über 1000 Bäume an, die überraschend gut gediehen. Im Jahre 1894 versandte der Staat etwa 5 000000 Kisten. Manche der großen Haine warfen einen Reingewinn von 40000 bis 200 000 Dol- lars jährlich ab. Da kam Ende des Jahres 1694 ein Frost, der die noch auf den Bäumen befindlichen Früchte vernichtete. Junge Bäume waren fast total erfroren, die alten jedoch verloren nur das Laub und fingen rasch an zu treiben, als wärmeres Wetter im Januar einti'at. Anfangs Februar- standen sie in voller Blüte. Da kam am 8. des genannten Monats ein zweiter Frost. Das Thermometer sank bis auf 18 •> F. (— 10 <> C), nicht ganz so tief als im Dezember, doch, da die Bäume im vollen Safte waren, wurden sie bis auf die Wurzel vernichtet. Tausende fleißiger Ansiedier, die alle ihre Mittel, alle ihre Arbeit in diese Kultur gesteckt, hatten in einer Nacht alles verloren. Die meisten verließen den Staat, wn in ihre alte Heimat zurückzukehren. Der Verlust, den Florida damals allein an Orangenbäumen erlitt, wurde von Fachleuten auf 100 000 000 Dollars veransclilagt. Doch nicht alle Orangen- züchter konnten den Staat verlassen. Viele vermochten die nötigen Mittel zum Fortziehen nicht aufzutreiben und waren gezwungen, zu bleiben. Um leben zu können, mußten sie dem ärmlichen Sandboden andere Ernten abzuringen suchen. Man pflanzte Cassava, Kuherbsen (Vigna chinensis), die Sammetbohne (Mucuna utilts), den sogenannten „Boggarwood" (Desmodium lortosum), Süßkartoffeln, Mais, Zuckerrohr, IX. 42 Die Gartenwelt. 495 Trosinth (Euchlaetia niexwana var. limurians, eine Futterpflanze), Kartoffeln, Kohl, Tomaten u. s. f., man schaffte Vieh an und siehe da, es ging, zuerst allerdings sehr ärmlich, doch es ging, obwohl langsam, doch sicher voran. Die Ansiedler gehörten meistens den gebildeten Ständen an und hatten keinen Sinn für gewöhnliche Landarbeit. Die Orange war ihr Ideal. Sie drängte alle anderen Kulturen in den Hinter- grund. Da es ursprünglich in Florida große Wälder wilder Orangen gab — wahrscheinlich war die wilde oder bittersüße Orange von den Spaniern vor Jahrhunderten auf der Halbinsel eingeführt — mit riesigen, oft mehr als hundertjährigen Bäumen, so hatte Niemand an eine solche Kalamität gedacht. Bald nach dem Froste schlugen die alten Bämne aus der Wurzel junge kräftige Triebe. Diese wurden von den zurück- gebliebenen Ansiedlern sorgfältig gepflegt und heute sind die Bäume fast ebenso gi-oß und schön als sie vor dem ver- hängnisvollen Froste waren. Jedenfalls sind diejenigen, welche hier blieben und Mut und Ausdauer zeigten, besser situiert als diejenigen, die fortzogen. Von den deutschen Ansiedlern verließen nur wenige die Gegend. Nachdem mein Orangenhain auf dem besten mir zur Verfügung stehenden Lande eingerichtet war, legte ich meinen Garten an. In meinem Gewächshause in Milwaukee zog ich zahlreiche Pflanzen aus Samen, besonders Palmen, japanische, argentinische und australische Pflanzen, Amaryllis und Crinums. Diese wurden, nachdem sie eine gewisse Größe erreicht hatten, nach Florida gesandt. Doch um schneller zum Ziele zu gelangen, pflanzte ich zunächst eine große Anzahl schöner einheimischer Bäume, Sträucher und Schlingpflanzen an. Jeden Herbst, wenn ich dem Platze meinen Besuch abstattete, sychte ich die nahen Laubholz- wälder nach schönen Pflanzen ab. Florida hat eine überaus reiche, prachtvolle Flora, in welcher immergrüne Bäume vorherrschen. Diese allein würden genügen, um einen selir reichhaltigen Garten von wunderbarer Schönheit anzulegen. Doch leider beachtet man das Gute, das so nahe liegt, nicht. Man sieht geringschätzig auf diese „gewöhn- lichen Pflanzen" und setzt da, wo Magnolien, Gordonien, Wachsmyrten, Hülsen, Andromeden und Palmettos stehen sollten, Kampferbäume, Oleander, Eucalyptus und China- bänme aus. Ich richtete zunächst mein Augenmerk auf die Palmen, von denen es in unmittelbarer Nähe fünf Arten gibt. Auf meinem Lande wuchsen zahlreiche dichte Gruppen der Sägepalme {Serenoa serrula'.a, Hook). Ich ließ einige davon im Garten stehen. Der Stamm ist kriechend und die Blattstiele sind sägeartig gezähnt. Sie kommt hier in un- geheurer Menge vor und bildet feste und undurchdringliche Dickichte von ein bis zwei Meter Höhe. Diese Palmettodickichte bilden ausgezeichnete Verstecke für wilde Kaninchen, Opossums, Waschbären, Stinktiere und Schlangen, darunter die gefürchtete Diamant-Klapperschlange. Viele hunderte von Ackern sind von ihnen bestanden. Wäre sie nicht so gewöhnlich, so würde man sie wohl für schön halten, doch wo sie wächst, da ist der Boden auiSerordentlich schwer zu bebauen. Aus den Blättern dieser Art werden heute die so beliebten künstlichen Palmen hergestellt und nach allen Weltgegenden, auch massenhaft nach Deutschland geschickt. Derartige Palmenfabriken gibt es in Florida mehiere, und sie alle scheinen ein gutes Geschäft zu machen Aus den Stämmen verfertigt man Bürsten und Gerberlohe.' Zur Ausschmückung der Gärten wird sie al>er kaum je benutzt, obwohl sie bei guter Kultur eine dichte halbkugelige Masse von 2 bis 3 Meter Höhe bildet. Wie oft hat man mir schon von berufener und unberufener Seite den Ge- danken nahe zu legen gesucht, das gi-oße Exemplar meiner Anlagen aus der Gesellschaft „feinerer Pflanzen" zu entfernen. Man hält sie geradezu für unschön und behauptet, daß sie die Harmonie des Gartens störe. Diese Palme blüht im Mai in großen Trauben, und die grünlich-weißen Blüten sind wohlriechend. Sie werden viel von Bienen umschwärmt, die reiche Honigerträge aus ihnen gewinnen. Die länglichen, gelblich-gi-ünen Früchte sind sehr saftreich und widerlich süß. Man benutzt sie zur Anfertigung verschiedener Patent- medizinen. Dieser Art ganz ähnlich ist die neuerdings von ihr getrennte stammbildende Sägepalme {Serenoa arborea). Sie wächst in Gruppen von einem halben Dutzend und mehr Sabal Palinetto (Junges Exemplar). Ori^oalaufaahme für die „Gartenwelt''. Die Gartenwelt. IX, 42 und ist sehr zierend. Der biegsame, scUanke, sehraubende Stamm erreicht eine Höhe von 3 bis 5 Meter und ist ganz mit einer faserigen Masse überzogen. Die schönste aller unserer zwergartigen Palmen ist die blaue Palmetto oder Nadelpalme (Bhapidophylhmi hystrix, Wendl. & Drude). Sie wächst häufig im feuchten Humus- boden unserer Laubholzwälder. Der Stamm erreicht eine Höhe von etwa einem Meter und ist mit einer dichten, schwammartigen Masse weicher, brauner Fasern umgeben. Das Herz ist durch sehr viele lange, schwarze, aufrecht stehende Stacheln geschützt. Die Blüte ist in einer hühnereigroßen wolligen Scheide eingeschlossen. Diese Art läßt sich leicht verpflanzen, selbst viele Jahre alte Exemplare, und bildet dann in den Gärten dichte, prächtige dunkel- blaugrüne Blättermassen. Wohlgepflegte Exemplai-e werden 1 bis 2 Meter hoch. Die niedrige, stammlose Zwerg-Fächerpalme (Sabal Adansmü, Guerns) ist besonders im nördlichen Florida häufig. Ihr Vorkommen erstreckt sich nördlich bis nach Nord-Karolina und ihre größte Vollkommenheit erreicht sie im reichen Humusboden der Staaten Mississippi und Louisiana, wo sie gesellig in ungeheurer Menge auftritt. Sie wird selten ange- pflanzt. Die schönste aller unserer Palmen ist die ebenfalls an den Küstengegenden Nord-Karolinas südlich bis Florida und Louisiana vorkommende Palmetto (Sabal Palmetto, Lodd). In Florida 'entfaltet sie ihre größte Schönheit und ist im LandschaftsbUde (vgl. die Abb. Seite 494 und 495) das an- ziehendste und auffallendste Element. Man findet sie ver- einzelt und in kleineren und größeren Gruppen, ja, öfters stehen tausende und hunderttausende von hohen, schlanken Exemplaren in dichtgedrängten Massen beisammen. Dies ist besonders am oberen St. Johns-, am Ocklawaha-, Tomoka-, Indian-River, Caloosahatchee und anderen Flüssen der Fall. Diese dichten Gruppen hoher, schlanker Bäume mit ihren majestätischen Kronen bilden einen unbeschreiblich heiTlichen Anblick. Im Winter, wenn die oft weniger vornehme als reiche Welt des Nordens nach Florida strömt, ein Strom, der bereits im November einsetzt, im Januar un- geheure Dimensionen annimmt und erst im Mai versiegt, ist es diese Palme, welche den Eindruck des Tropischen und Eigenartigen auf den Beschauer macht. Selbst der nüchternste Geschäftsmensch kann sich gegen den Eindruck des Schönen und Majestätischen, des Poesievollen und Lieblichen nicht ganz verschließen. Er wird überwältigt von der Pracht und Schönheit, die sich seinem Auge bietet. Im Kiefernwalde tritt sie nicht auf, wächst aber, dorthin verpflanzt, ganz ausgezeichnet. Jedenfalls ist es den jedes Jahr vorkommenden Waldbränden zuzuschreiben, daß sie da nicht vorkommt. Obgleich die kleineren und größeren Gruppen dieser Palmen am eindrucksvollsten sind, so nehmen sich doch auch einzelne Exemplare zwischen Magnolien, Lebenseichen, Gordonien, und Amberbäumen (Liquidambar styraeiflua), die alle melir oder weniger dicht mit spanischem Moos (Tillandsia usneoides) guirlandenartig behangen sind, wundervoll aus und verleihen diesen Waldstrecken ein entschieden tropisches Gepräge. Junge Exemplare von 3 bis 5 Meter Stammhöhe sind noch vom Boden auf mit den Enden der alten Blatt- stiele besetzt, was dem Stamm ein sehr massives Ansehen verleiht. In den Vertiefungen zwischen den Blattüberresten und dem Stamme sammelt sich stets etwas Humus, in welchem verschiedene Famkräuter, namentlich die in großen Büscheln herabhängende Viltaria lineata, dann auch Poly- podium incanum und P. angustifolium var. ensifolium, aufs üppigste gedeihen. Später verlieren sich die alten Blatt- überreste und der Stamm wird glatt und schlank. Nur unter der schönen Blattkrone finden sie sich noch und hier setzt sich dann das prachtvolle Polypodium aureum fest, dichte, kranzartige Massen dicht unter der Krone bildend. Dieses Farnkraut gereicht den an sich schon so schönen Palmen zu ganz besonderem Schmucke. Sehr oft sind die Stämme auch von einem dichten Netzwerk von Schlingpflanzen bedeckt, die bis hinauf in die Krone klettern. Besonders ist es eine schöne immergrüne Bignonie (Bignonia capreolata), welche an ihnen emporklimmt und mit ihren dichten, schönen, dunkelgrünen, im Winter purpurfarbig an- gehauchten Blättern, die Stämme bekleidet. Auch Tecoma radicans sckmückt sehr oft die Palmenkronen mit ihren leuchtend orangeroten Blütenbüscheln. Steclirinden (be- sonders Sniilax laurifolia und S. lanceolata) und die Mond- blume (Ipomoea Bona-nox), und selbst der häufig sich findende elegante Gift-Sumach (Rhus toxicodendron) klettern ebenfalls an ihnen in die Höhe. Die schönste aller an den Palmen sich findenden Kletterpflanzen jedoch ist der Karolina-Jasrain, Oel- semium semperiirens, Ait., Abb. auf der Titelseite. Ich halte ihn für die schönste aller amerikanischen Kletterpflanzen überhaupt. Er bedeckt oft den ganzen Stamm mit einem dichten, immergrünen Mantel von prächtigem Laubwerk, und im Winter, von Weihnachten bis März, wenn sich die gelben, trichterförmigen Blumen öffnen, dann erscheint die ganze Palmenkrone eine leuchtend gelbe Masse und der von ihnen ausströmende starke und überaus angenehme Veilchenduft ist weithin wahrnehmbar. Nach allen Seiten hin hängen die Blütenzweige guirlandenartig herab von den Palmen und verleihen ihnen einen bezaubernden Schmuck. Die Natur gibt uns hier einen sehr wertvollen Fingerzeig. Die Stämme aller Palmen sehen schöner aus, wenn sie mit Schlingpflanzen bekleidet sind. Ich verwende hierzu fast alle die genannten, wild hier vorkommenden Kletterpflanzen, und außerdem auch noch Bignonia tweediana, B. spedosa, B. venusla, Ipomoea Briggsii, Ficus pumila (rejmis)^ Cereus grandiftorus, C. nycti- calus, C. Botiplandii, C. Martinii, C. triangularis und am Stamm selbst Farnkräuter, Orchideen (besonders unser wild- wachsendes Epidendrum venosum, E. conopseum, E. lam- pense, Dendrobiurn nobile) und Phyllocadus crenatus. Topfpflanzen. Caiiiia iridiflora. Voü Heinrich Wulle, Samenzüchter, Neapel. {Hierxii eine Abbildung.) 1/urch die vielen neuen Canna-Zttchtungen der letzten Jahre droht das irisblütige Blumenrohr, Canna iridi/lora, Ruix et Pav. nebst seinen Formen, in Vergessenheit zu ge- raten. Der Zweck meiner Zeilen ist es daher, auf den hohen Wert dieser Canna als Dekorationspflanze in Wort und Bild hinzuweisen. Man wird mir beipflichten, daß diese Pflanzen mit ihren riesigen bananenähnlichen Blättern und den zahlreichen, hoch über die Belaubung hinausragenden Blütenrispen einen über- wältigenden Eindi'uck hervorrufen. Canna iridiflora liebt zu ihi-er höchsten Entwickelung sehr nahrhaften Boden, viel Wasser und viel Sonne. In IX, 42 Die Gartenwelt. 497 Einzelpflanzung oder in kleinen Qnippen an Teich- oder Grabenrilndern, wo die Wurzeln möglichst dauernd im durch- näßten Uferboden wuchern können, entwickeln sich diese Cmina prächtig und sind dort von unübertrefflicher malerischer Wirkung. Welche riesenhaften Formen besonders kräftige Exemplare erreichen können, zeigt die untenstehende Abbildung nach einer in meinen Kulturen photographisch aufgenommenen, an einem Wassergraten stehende Pflanze, deren Blütenstiele bis zu 3^/^ m Höhe emporragen. Ich muß allerdings erwähnen, daß der Wurzelstock ungestört zwei Jahre an demselben Platze steht und nicht geteilt wurde, und infolgedessen einen Busch von ca. 20 Trieben hervor- brachte. Ich rate, die Rhizome bereits während des Winters in große Töpfe zu legen und im Warmhause anzutreiben, um dieselben später bereits in voller Entwickelung an ihren Bestimmungsort auszupflanzen. Wenn die Blumen auch nicht im geringsten an die Größe und Farbenpracht der neuen Blütencanna heram-eichen, so haben dieselben mit ihrer abweichenden, langen irisähnlichen Form und den vorherrschend carminroten Färbungen doch Anspruch auf eine eigenartige Schönheit. Für den Landschaftsgärtner bedeutet Canna iridiflorn ein wertvolles Dekorationsmaterial. Aus deutschen Gärten. Aus der Flora iu Cölii. (Hierxu drei Abbildungen.) xxls ich Anfang Mai auf der Reise nach Lüttich durch Cöln kam, besuchte ich auch die dortige „Flora", die bekanntlich ein Ver- gnügungs-Etablissement nach dem Muster des Frankfurter Palmen- gartens ist. Lange .Jahre krankte die Cölner Flora gleich ihrer jetzt der Bauspekulation zum Opfer gefallenen Charlottenburger Namens- schwester. Seit einigen Jahren geht es aber wieder, wenn auch langsam, aufwärts, die Einnahmen decken jetzt die Ausgaben oder ergeben einen kleinen Überschuß und die gärtnerischen Leistungen laus, ein sehr schädliches Insekt, das auf verschiedenen Koniferen und in mehreren Generationen auf verschiedenen Wirtspflanzen vorkommt. Wir verweisen auf die interessante Abhandlung über Chermes piceae im VIII. Jahrgang, Seite 341 u. f. m. Abbildungen. An alter Rinde hilft ein Anstrich aus Schmierseifenlösung mit etwas Erdöl. Koniferen. Abies arizonica. Von Rud. Vollert, Baumschulen „Semiramis", Lübeck. -Uiese Silber-Tanne treibt sehr früh, trotz- dem leidet sie nicht vom Nachtfrost, während bei mir Abies Pinsapo, Ab. cilicica, Ab. cejyfia- lonica, Ab. pcdinata, Ab. concolor-violacea, Taxus baccata, sehr viele junge Triebe durch den letzten Nachtfrost verloren haben, selbst einige früh- treibende Pflanzen von Abies Veitchü, welche sonst außerordentlich widerstandsfähig ist, haben Frostspuren an den jungen Trieben ; Ab. arizonica hat hier gar nicht gelitten, es ist dies eine sehr gute Eigenschaft. Bisher kann ich nur Gutes über diese Tanne berichten. Von der ersten Aussaat gingen nicht viele Samen auf ; es waren fast alle Samen aus- gefressen und in den Samenbeuteln fast eben- soviel fliegenähnliche Insekten wie Samen, aber die zweite Aussaat ging sehr gut auf, auch beim Verpflanzen zeigten sich die Sämlinge sehr widerstandsfähig. Als ältere Pflanze baut sie sich außerordentlich regelmäßig. Die Tanne scheint der Ab. subalpina am ähnlichsten zu sein. Alle meine Pflanzen zeigen schöne Blaufärbung; die zuerst in Töpfen gequälten Pflanzen ließen allerdings kein Urteil zu, doch ist dieses Ver- fahren entschuldbar, da man bei einer Neuheit nie weiß, wie dieselbe zu behandeln sein wird. Wo Tannen leicht von Nachtfrösten leiden, ist Ab. brachyphylla {umbilicaia) sehr empfehlens- wert, dieselbe treibt spät und wird nicht von der Nordma7iniana-haMS*) befallen, auch Veitchü scheint nicht darunter zu leiden. Ab. *) Änmerkui ist Chermes piceae der Redakti verstehen, die iridiflora. Originalaufnahme für die „Gartenwell" Die Gartenwelt. IX, 42 sind gewachsen, seitdem die technische Leitung in den Händen des jüngst zum Garteninspelitor beförderten Herrn Rausch liegt. Wenn man, wie ich, den Nachtschnellzug benutzend, an einem der ersten Maitage von BeiUn abfährt und sich am nächsten Morgen in Cöln den Schlaf aus den Augen reibt, glaubt man in einer anderen "Welt zu sein. An Stelle der in Berlin zurückgelassenen, noch höchst unentwickelten Vegetation, findet man in Cöln eine in üppigster Fülle stehende Baum- und Strauchblüte vor. In den prächtig ge- haltenen städtischen Anlagen und in der Flora beherrschte Flieder und Rhododendron die Situation. Die Baum- und Strauchblüte der Flora war von wunderbarer Pracht und ließ erkennen, daß dort Säge und Schere mit Sachkunde imd weiser Mäßigung gehandhabt werden. Im Laufe der Unterhaltung mit Herrn Inspektor Rausch ergab es sich, daß derselbe seine Gehölze in Übereinstimmung mit den Grundsätzen, die ich seit Jahr und Tag vertrete, schneiden läßt. Die prächtigen Magnolien der Flora, unter welchen sich ein Riesen- exemplar von Magnolia Yulan befand, traf ich noch im letzten Blütenstadium an. Ich ließ mir die Gelegenheit nicht entgehen, einige photographisohe Aufnahmen zu machen, von welchen ich drei bei- stehend den Lesern biete. Nebenstehendes Bild zeigt uns ein Teil- stück des Blumenpar- terres,das ein anmutiges Frühiingskleid angelegt hatte. Die Hauptgrup- pen waren ausschließ- lich mit Tulpen in har- monischer Farbenzu- sammenstellung be- pflanzt; sie waren frei von der berüchtigten Tulpenkrankheit und zeigten eine sehr gleich- mäßige Entwickelung. Das Bild Seite 499 oben zeigt die Teilansicht eines der beiden großen, aus Weißbuchen gebil- deten Laubengänge der Floraund das dritte Bild bietet einen Blick in eines der Schauhäuser. Herr Rausch ist ein tüchtiger Kultivateur, der aus den Gewächs- häusern nicht nur so- genannte, sondern wirk- liche Schauhäuser ge- macht hat, die unübertreffliche Kulturpflanzen bergen. In der Anlage fiel mir ein gewaltiger Findlingsblock auf. Auf meine Frage teilte mir Herr Rausch mit, daß die Direktion die.sen Felsen für einige hundert Mark beschafft habe; er soll zur Aufnahme eines Reliefbildes des verstorbenen Schöpfers und ersten Garten- direktors der Flora, Niepraschk, dienen. Dieses zukünftige Medaillon- bildchen hat eine interessante Vorgeschichte. Freunde des Genannten hatten sich zusammengetan, um zu einem Denkmal für ihn zu sammeln. Geschäftsführer war Herr Olbertz in Erfurt, der es für angemessen hielt, als solcher den Aufruf zunächst in seiner Zeit- schrift unter Beigabe einer Abbildung einer auf stolzem Sockel stehenden Phantasiebüste des zu ehrenden zu veröffentlichen, um einige Wochen später die übrige Fachpresse um Nachdruck zu bitton. Dieses Er- suchen habe ich seinerzeit als Herausgeber der Gartenwelt sehr energisch abgelehnt, während ich bei ordnungsmäßiger Handhabung der Denkmalsgeschäftsführung die gute Sache in jeder Weise ge- fördert haben würde. So ist denn aus der erträumten stolzen Marmorbüste auf granitenem Sockel ein bescheidenes Medaillon- bildchen geworden, das in einen von der Flora gestifteten Findlings- block eingelassen wird. Die Freunde Julius Niepraschks werden Teilansicht des Blumenparterres der Originalaufnahme wissen, bei wem sie sich für dieses Fiasko zu bedanken haben. Niepraschk ist der eigenthche Schöpfer der Cölner Flora, zu deren Anlage und Leitung er 1862 auf Empfehlung Lennes berufen wurde. Er stand der Flora bis zu seinem, am 1. September 1890 erfolgten Tode, vor. M, H. Mannigfaltiges. Neue wetterfeste Etiketten bringt die Firma Eugen Wagner, Alleinverkäufer der Ideal -Patent -Etiketten -Fabrik in Friedland i. Böhmen in den Handel. Sie bestehen aus besonders präpariertem Ton oder aus unglasiertem Porzellan (sogen. Biskuitmasse). Die gesetzlich geschützten Etiketten werden mit und ohne Aufdruck ge- liefert. Ohne Aufdruck sind sie zum Beschreiben mit Tinte bestimmt und die Firma liefert eine Flüssigkeit zum Bestreichen der Etiketten nach dem Beschreiben, die das Ansetzen von Moos in Warmhäusern verhindern soll. Die Aufschrift, die auf Bestellung ausgeführt wird, geschieht mit lichtbrauner Glasur, ,iuf Wunsch auch dunkler, blauer oder grüner Glasur, die sich von dem sandfarbenen Hiutergmnd gut lesbar abhebt, oder nur relief- artig in der Farbe des Etiketts. Die Etiketten mit Schrift werden auch mit farbigem Hintergrund geliefert. Die Firma stellt auch Etiketten mit aufgedruckter Firma her, doch werden solche Etiketten vorläufig nicht abgegeben. Die Preise für 100 Stück Etiketten mit Namen betragen 1,50 bis 3 Mark für Ton- etiketten und 3 bis 5 Mk. für Porzellanetiketten. Bei Abnahme unter zehn Stück einer Sorte tritt ein erhöhter Preis von 6 bezw. 8 Pf. pro Stück ein. Wirkönneninter- essenten einen Versuch mit diesen Etiketten warm empfehlen. Ihre die gute Lesbarkeit der Stück), Flora in Cöln zur Zeit der Tulpenblüte. für die „Gartenwelt'*. Beständigkeit gegen Witterungsein reliefartigen Schrift, ihr geringes Gewicht (10 bis 13 g das gefällige Aussehen und der verhältnismäßig sehr niedrige Preis werden diesen Ideal -Patent -Etiketten bald viele Liebhaber und Käufer verschaffen. Zur Vertilgung der Wespen und Hornisse. In dem Artikel in No. 38, Seite 448 wurde als Lockmittel für die zum Ab- fangen der obengenannten Schädlinge bestimmten Fanggläser Frucht- saft, beziehungsweise Honig empfohlen. Die Herren Vilmorin Andrieux & Co. in Paris waren so liebenswürdig uns mitzuteilen, daß bei Verwendung dieser Lockmittel neben den Schädlingen auch zahlreiche der nützlichen und fleißigen Arbeitsbienen ihren Tod in den Gläsern finden. Als weit besseres Mittel empfehlen die ge- nannten Herren einfaches Bier, wozu Reste aus Flaschen und Gläsern verwendet werden können. Bierreste locken niemals Bienen an, während sie auf Wespen und Hornisse anziehend wirken. Ich möchte dem noch hinzufügen, daß man hier in Berlin, wo im Som- mer das sogenannte Weißbier als erfrischendes Getränk viel konsumiert wird, dieses als Lockmittel vorzieht. Ich hatte erst in diesen Tagen IX, 42 Die Gartenwelt. Gelegenheit, die Fanggläser eines Liebhabers näher zu betrachten. Der Köter bestand hier aus Weißbier. In den einzelnen Gläsern befanden sich zahlreiche Wespen, Hornisse und Fliegen der ver- schiedensten Art, aber keine Bienen, trotzdem das betreffende Garten- grundstück von solchen permanent beflogen wird. Im Interesse der Bienenzucht und der Gärtner selbst wäre es also geboten, nur Bier als Lockmittel zu verwenden. M. H. Gärtnerische Betriebslehre. Was muß geschehen, um die Zier- und Haudeis- giirtnerei in allen ihren Zweigen, trotz der in No. 24, Seite 287 angeführten Mißstände, wieder einträglich und unter den heutigen Verhältnissen rentabler als bisher zu gestalten? Eine Antwort in Leit.sätzen von Willy Lange, Lehrer der Garten- kunde und Abteilungsvorsteher an der Kgl. Gärtner- Lehranstalt Dahlem bei Steglitz. (Erste Prei.?arbeit.) 1. Die kaufmännische Berechnungsart ist abgeleitet aus den Verhältnissen des Handels und der Fabrikation toter Wai-en. Diese Berechnungsart ist nicht ohne weiteres auf die Gärtnerei anwendbar, vielmehr muß „gärtnerische Be- triebslehre" die Grundlage aller Erwägungen bilden. (Vergl. die Landwirtschaft !) 2. Die Überproduktion besteht meistens in den „Spezial- kulturen". Sie hat auch in der Spezialisierung, bezgl. Ein- Blick in ein Schauhaus der Flor; in Cöln. Originalaufnahme für die „GarteuweU**. Teilansicht eines Weißbuchen(Carpinus Betulus)- Laubenganges der Flora in Cöln. Orifinalaufnahme für die „Gartenwelt". seitigkeit der Modepflanzen-Liebhaberei und Anzucht ihren Grund. Gegenmittel: Größere Mannigfaltigkeit in den dem Publikum anzubietenden Pflanzen gattun gen, dagegen nicht in dem großen Sortenreichtum weniger Gattungen. 3. Die Sucht, viele beliebte Blumengattungen, Gemüse, Früchte möglichst während des ganzen Jahres dem Publikum anzubieten, verringert die Wertschätzung dieser Pflanzen zu der fi-üher üblichen Zeit des Angebotes, in welcher ihre Heran- zuclit gewinnbringend war. (So waren Eis-Maiblumen letzten Winter zuzeiten billiger als Keime.) Gegenmittel: Allgemeine Rückkehr zur Begleitung der Jahreszeiten durch die ihnen entsprechenden Blumen etc.; Beschränkung des Angebotes zu übermäßig unnatürlicher Zeit auf die Gourmands unter den Pflanzenfreunden. 4. In der Konkurrenz der Privatleute im Angebot von Blumen, Obstbäumen, Rosenpflanzen, Gemüse erblicke ich keinen erheblichen, allgemeinen Schaden des Berufes. Diese Privat- leute helfen Pflanzenfreunde heranbilden, die dann Bedarf haben, weit über das hinaus, was ihnen von den Privatleuten geboten werden kann. Dagegen ist die Handels- gärtnerei aller gärtnerischen Beamten schädlich, weil diese gegenüber dem freien gärtnerischen Betrieb zu sehr in un- gerechtfertigtem Vorteil sind. 5. Die Eigenanzucht zur eigenen Verwertung kann Be- hörden jedoch billigerweise nicht zum Vorwurf gemacht werden: Wozu sind denn ihre gärtnerischen Beamten da, als dazu, um im Interesse ihrer Auftraggeber so vorteilhaft wie Die Gartenwelt. IX, 42 möglich zu wirtschaften? Aber die Städte etc. sollten darüber hinaus keinen Handel treiben. G. Sinken des Grundwertes ist ein Verlust am Stamm- Kapital, aber nicht am Betrieb. Zeitwert eines Grundstückes einerseits und gärtnerischer Nutzwert andrerseits müssen streng imterschieden werden. Der Zeitwert, wenn er höher ist als der gärtnerische Nutzungswert (wie dies in der Nähe von Städten fast immer der Fall ist), muß vom Reservefonds verzinst werden. Nur die Zinsen des gärtnerischen Nutzwertes sind vom Betrieb aufzubringen. Nur durch Meliorationen wird der Nutzwert erhöht. Der Zeitwert kann steigen oder fallen und bedeutet dann Gewinn oder Verlust am Reservefonds. Das Grundstück ist so zu wählen, daß der Zeitwert voraussichtlich periodisch von zehn zu zehn Jahren mindestens \im so viel steigt, als die Verzinsung während dieser Zeit betrug. Hypotheken müssen als „Schulden" empfunden und behandelt werden, nicht als ein Mittel um in „Besitz" (nämlich eines Grundstückes) zu kommen. Es ist kein Vorteil des Käufers gegenüber dem Pächter, daß man „Hypotheken aufnehmen kann". Hypotheken sind eben Schulden — und Schulden sind kein Vorteil! Welche Unklarkeit herrscht über diese einfache Sache! 7. Die_Zinsen des Nutzwertes des Grundstücks zu vier bis fünf Prozent sind vom Überschuß der laufenden Einnahmen des Betriebes über die laufenden Ausgaben abzuziehen. Erst dann ergibt sich die Rentabilität im wahren Wortsinn, oder der Verlust. 8. Eine Aufnahme der Vermögensstücke in Rück- sicht auf die Eigenart des gärtnerischen Betriebes ist un- erläßlich zum Vergleich über Gewinn oder Verlust am Be- sitz, unabhängig zunächst vom Gewinn oder Verlust am Betrieb. Ueber die Rentabilität der einzelnen Zweige der Gärtnerei herrscht viel zu wenig Klarheit. In diesem Sinne sind „Rentabilitätsberechnungen" gärtne- rischer Werke sehr vorsichtig zu benutzen. — Bei jeder Rentabilitäts- Vorberechnung muß man bedenken, daß es stets nur heißen kann: „Wenn" . . . Witterung, Kulturresultat la, keine Schädlinge, Absatz, ,,wenn" kein allgemeiner Preis- rückgang, kein Inkasso- Verlust — „dann" . . . 9. Über alle diese Dinge fehlt es an guter Literatur, die aus handelsgäi'tnerischer Praxis hervorgegangen ist. Auch der Unterricht an den Lehranstalten über Betriebslehre haftete bisher zu sehr am Formal-kaufmännischen. Die Gäi-tner- Lehranstalt Dahlem geht auch in dieser Beziehung jetzt andere, richtigere Wege. 10. Die Jahreszeit (Witterung), Feste, politische Ereig- nisse, die gesamte Handelskonjunktur, Kaufkraft der Be- völkerung in ihren verschiedenen Klassen, ortsübliche Reise- zeiten, das Verhältnis der Witterung zur Importmöglichkeit müssen mehr berück.sichtigt werden. Nicht „ins Blaue" hinein produzieren! 11. Die Betriebs- und Handelserfahrungen, soweit sie in nachweisbaren, eigenartigen Zuständen ihren Grund haben, .sind tagebuchartig aufzuzeichnen, \im sie künftig zu ver- werten. 12. Ein klarer, kurzer Kultur plan für jedes Jahr ist unerläßlich; er muß so abgefaßt sein, daß in Behinderung des Betriebsleiters auch derjenige mit Sicherheit die nötigen Aufgaben ausführen kann, der der nächste dazu ist. Nur so ist eine planmäßige Durchführung auf Grund einfacher Vor -Überlegung denkbar. Dann aber auch kein Schwanken, Wechsel, keine Augenblicks- und Stimmungs- Entschlüsse, sondern ruhige, des Zieles bewußte Arbeit. 13. Sicherung von Abnehmern durch Angebot, lange bevor die Ware fertig ist, sobald sich die voraussicht- liche End-Beschaffenheit beurteilen läßt, „freibleibend". 14. Schutzzölle sind nur bedingte Förderer der deutschen Gärtnerei. Sie erhöhen die Preise und ver- ringern den Abnehmerkreis. Jede Ware zu einem be- stimmten Preise entspricht einem bestimmten Kreis von Ab- nehmern, die zu eben diesem Preise zu kaufen in der Lage sind. Erhöht sich der Preis, so verringert sich der Kreis der Abnehmer, doch sind im Sinne der Erziehung des Publikums zum Kauf deutsclior Ware Schutzzölle erwünscht. 15. Der Straßenhandel bedient Kreise, die für das Blumengeschäft kaum in Betracht kommen. Dieses muß seine gewinnbringende Aufgabe in der Gestaltung der Blumen- Zusammenstellungen, in der besten Qualität und Zuverlässigkeit suchen. In diesem Sinne erzieht der Straßenhandel mit seinen billigen, einseitigen Angeboten allmählich anspruclisvollere Blumenfreunde für die Blumengeschäfte (ähnlich wie unter 4). Gegenüber dem Import, Straßenhandel und Privat- konkurrenz muß die Parole lauten für das Streben nach Gewinn : „Trotzdem". Fachmännisches Geschick, umfassender Blick, die Fähig- keit rechtzeitig dem Betrieb Nutzbringendes anzu- gliedern, müssen den Sieg über diese Schädigungen davon- tragen. 16. Vernünftige Vielseitigkeit, welche die volle Aus- nutzung aller Beti'iebsmittel (Land, Gewächshausraum, Arbeits- kräfte, Heizungsanlagen) während des ganzen Jahres gewähr- leistet. 17. Erziehung des Personals zu Mitarbeitern, in heiterer Vertraulichkeit, welche für Alle die Arbeit zur Freude macht. 18. Rückhaltlose innerliche Anerkennung der Schutz- gesetze für die Arbeitnehmer, die „Glieder". Rückhaltlose An- erkennung ihrer berechtigten Interessen als einer Entwicklung unseres sozialen Körpers — wofür die Arbeitnehmer die Pflicht anerkennen müssen, die Interessen des Arbeitgebers als des sie ernährenden „Magens" (im Sinne der bekannten Fabel gesprochen) wirklich wahrzunehmen. Beziehen sich die Rechte der ersteren auf achtungsvolle Behandlung, angemessene Bezahlung und Freiheit nach der Arbeitszeit, so ist ihre Pflicht innerhalb der Arbeitszeit ab- solute Zuverlässigkeit in Ausnutzung der Zeit, ihrer Ki-aft und Fähigkeit für den Arbeitgeber. Die Behandlung lebender Wesen (Pflanzen und Tiere) ist keine Fabriktätigkeit, sondern sollte als „Vertrauenssache" betrachtet werden. Das Ver- trauen zu rechtfertigen sei Ehrensache. Daß die Gärtnerei nicht durch Handwerks- und Innungs- wesen allgemein hindurch gegangen ist zu der heutigen Freiheit, hängt ihr heute an. Das Innungswesen hat die Handwerker-Ehre groß gezogen, und die Gärtner, besonders die Jüngeren, bedürfen dieses traditionellen Ehrgefühls. In diesen Imponderabilien, meinetwegen auch Idealen, gründet sich die Wurzel praktischer Zusammenarbeit von Arbeitgeber und Gehilfen. 19. Mit allen Mitteln muß die Liebe zm- Pflanzenzucht in das Volk getragen werden: Blumen und Pflanzen müssen als Bedürfnis anerzogen werden (vergl. Japan). IX, 42 Die Gartenwelt. Mittel: 1. Schulgärten. 2. Oratis-Cberlassung von Gemeindeland und Gonieinde- bauplätzen zur Pflanzenzucht. 3. Behördlicher Zwang, wüstliegende Spekuhitions- grundstücke in und bei Städten gartenmäßig zu be- stellen. 4. Weitere Begünstigung der Schrebergärten. h. Verbreitung von Kenntnissen fiber Pflanzenzucht unter das Pubhkum in Gartenbau- und gemeinnützigen Vereinen. 6. Abhaltung von Kursen für Gartenfreunde an Lehr- anstalten. (Bemerkung: Manche Fachgenossen glauben noch immer, die Verbreitung von Kenntnissen über Pflanzenzucht im Publikum bringe ihnen Schaden. Das Gegenteil gilt dem Schreiber dieses als be- wiesen. Die Kenntnisse lassen das Publikum den Besitz von Pflanzen wünschen, die Kidtur wagen; Erfolge führen zu neuen Bedürfnissen und Wagnissen, d. h. zur Inanspruchnahme des Berufshandelsgärtners.) 20. Weitere Mittel zur Vergrößerung des Pflanzen- bedarfes: Reiche, vielseitige, blumige Pflanzung in öffent- lichen Gärten, in Vorgärten, Stadtparks, mit dem Ziel, während des ganzen Jahres Schönheiten zubieten. Solange zwischen den „Gehölzgruppen" alljährlich gegraben wird, statt den Boden mit dahingehörigen Pflanzen zu bedecken, ^vird jede „Anlage" dem Gärtner, d. h. Pflanzenzüchter und -Händler weniger Verbrauchsmöglichkeit gebeu als Vernunft und Schönheits- sinn, Freude an den Pflanzen von „Anlagen" zu fordern be- rechtigt sind. Man vergleiche das Mißverhältnis zwischen dem Auf- wand an Erdarbeiten und dem für Pflanzen — um derent- willen doch die Anlage geschaffen wird. Also: Spart an Erdai'beiten, gestaltet das gebene Gelände (wo nur irgend möglich) so wie es ist, durch Pflanzung, nicht durch Spaten und Rechen. 21. Zurüekführung der Ausstellungen auf ein vernünf- tiges Maß, Verringerung der Menge zugunsten der Beschaffenheit; Zurückhaltung von Ausstellern, welche durch Menge und lediglich „dekorative" Gru])pen die wertvolleren Einzelleistungen erdrücken. Keine Verquickung von Profitwut, von ehrgeizigen Bestrebungen Einzelner mit den Interessen des Ausstellungs- unternehmens als einer gärtnerischen Musterschau. Hier- durch Verringerung der Opfer, Sicherung wirklichen künftigen Gewinnes für die einzelnen Aussteller. Viele Ausstellungen der letzten Jahre wuchsen sich zu Vergnügungs- und Spekulationsunternehmungen aus, mit Hilfe der Gärtner, die lange stillinnerlich an den Ausstellungs- wunden bluteten. Vorher- Berechnung von Kosten — auch Stönmgen im regelmäßigen Betrieb gehören dazu — und möglicher Gewinn der Ausstellung für den Einzelnen. Zeigt die vorherige Berechnung ein Defizit, so muß man sich fragen, ob man dem persönlichen Ehrgeiz solche Opfer bringen soll und kann — und darf dann nachher nicht lamentieren. Kongresse, Versammlungen. Der internationalft botanische Kongrel» uiul die botanisciie Ausstellung in Wien. Von Herrn. Breitschwerdt, Obeigärtnfir und GavtiTibaulelini- in Mödling bei Wien. n. (Schluß.) -Ucr botanische Garten der k. k. Universität in Wien stellte seine jüngste Erwerbung aus: MesemhrinitÜtemuvi Bolusü, Mart., vom Kapland stammend, eine rein botanisch- interessante Pflanze mit einem harten mehrgliedrigen Stamm, ähnlich dem des Elefantenfußes (Testudinaria elepltantipes). Garteninspektor Wiemann vom botanischen Garten ist auch der Schöpfer der Felsengruppe, welche die Flora der Raxalpe bei Wien aufgenommen ; ausgestellt hatten hier die Direktion des Wiener botanischen Gartens und der österreichische Gebirgs- vorein mit Unterstützung des Vereins zmn Schutze und zur Pflege der Alpenflora in Bamberg, wozti noch der alpine Garten auf der Raxalpe Material gespendet. Eine kleine Aus- lese unter den blühenden Gebirgskindern sei hier gegeben: Orckis maculata, Androsace laciea, Scabiosa lucida, Draba siellata, Dianlhus alpinus, Polygala amara, Gentiana vulgaris und verna, Leontopodium alpinum, Viola alpina, Primula clusiana, Rammculus alpestris und Trollius humilis. Diese kleinen reizenden Blütenteppiche wurden von diversen alpinen Sträuchern xuid Koniferen angenehm unterbrochen. Die ge- samte Anordnung war außerordentlich gut gelungen, recht übersichtlich gehalten und wurde daher auch die Raxalpe- Flora von dem Gebirgspflanzen liebenden Wiener Publikum zeitweise so belagert, daß es für den Berichterstatter schwer wurde, sich Notizen zu machen. Die Garteninspektion der Reichshauptstadt und Residenzstadt Wien (Gai-teninspektor Wenzel Hybler) hatte ihre Ausstellungsobjekte zu einem förmlichen Kabinett arrangiert. Der Eingang wai- mit einer schmucken Drapierung und dem Wappen geziert tmd lenkte schon von weitem die Aufmerksamkeit auf diese Gegenstände. Längs- und Seiten- tisclie grenzten den Ausstellungsteil ab; die Tische waren — selbst mit Benutzung der Fensternischen — mit einer reichen Gehölzsammlung, darunter blühenden Sträuchern und blühenden Stauden besetzt, die abgeschnitten in Wassergläsern aufgestellt gewesen; an Gehölzen allein mögen wohl 200 Stück oder noch mehr vorhanden gewesen sein. Leider aber war das Material zu dicht aneinander gereiht, daß es kaum möglich war, die in der dritteu Reihe befindlichen Gehölze zu Ije- sichtigen, geschweige denn die in den rückwärts und hiiher gelegenen Fensternischen nur flüchtig zu studieren. Unter den Gehölzen hätten die schmutziggelb gesprenkelten Acer und einige andere, durch unreine Tinten unschön wirkende Gehölze fern bleiben können; mit einem solchen Material, und wenn noch so vorsichtig verwendet, wird man in der Landschaft niemals ruhige Bilder schaffen können. Durch Blattgröße geradezu auffallend wai- eine als Tilia Lueyeri, H. B. bezeichnete Linde. Im großen und ganzen aber zeigte diese Sammlung, daß in den Wiener öffentlichen Stadtanlagen ein recht umfangreiches Gehölzmaterial verwendet wird. Die bestehenden und projektierten Gartenanlagen der Stadt Wien waren in flott gezeichneten Plänen — die die Eisgruber Schule verraten — und die bestehenden Anlagen inklusive der Frietlhöfe in prächtigen, die Wand schmückenden 502 Diie Gairtenwelt. IX, 42 Photographien und in einem großen Album zu sehen. Weiter- hin erläuterten Wandtabellen die aus der städtischen Baum- schule an die Anlagen abgegebeneu Gehülze, die Ausdehnmig imd Erweiterung der Gartenanlagen usw. Wie leider so oft, so waren auch hier einige Sachen derart hoch plaziert, daß man zum genauen Studium ein Fernrohi- gebraucht hätte; derartige Objekte sollte man dem Auge doch näher bringen, denn sie finden beim Publikum oft mehr Interesse als der Aussteller selbst vermutet. In den letzten Jahren hat die Stadt Wien ungemein viel für Reformierung und Neuschöpfung von Gartenanlagen getan. Bürgermeister Lueger ist entschieden ein begeisterter Gartenfreund; er sucht das einst Versäumte nachzuholen und jedes noch so kleine Fleckchen Erde für eine Anlage zn gewinnen. Wenn auch nicht alles geschaffene einwandfi-ei ist, so muß man doch dem Streben des Bürgermeisters, seiner Vaterstadt grünende Anlagen zu schaffen, Anerkennung zollen, denn die Stadt Wien besitzt heute für Gartenanlagen ein Budget von 1500000 Kronen (= 1273350 Mark). Die Direktion des botanischen Gartens der deutschen Universität in Prag brachte in einem Glas- kasten die Ameisenpflanze Myrmecodia echinata, Jack, eine Rubiaceae von Java zur Schau und zwar in einem alten Exemplar und daneben in je einer Sämlingspflanze der Jahre 1901 bis 1905. Weiterhin waren Platycerium alcicorne rnajus, Moore (1903), ÄKw, Moore (1903), WilUnkii, Moore (1903), alcicorne (1905) und grande (1904) zu sehen; die Jahres- zahlen entsprechen dem Anzuchtsjahr und die Pflanzen von 1904 und 1905 mit ihren großen Prothallien erregten das lebhafteste Interesse des Fach- und Laienpublikums. Neben einigen zierlich blühenden Alpinen in Töpfen sind noch zu erwähnen ein größeres Acrostichum crinitutn {Polypodiaceae), Spathicarpa sagitlifolia (Araceae), kleine Testudinaria elephan- iipes und die Meine, mit Blütchen übersäte, leider selten an- zutreffende Staude Linnaea borealis.. Frantz De Laet in Contich bei Antwerpen stellte eine kleine Gruppe größerer importierter Kakteen und Anton Zaruba in Prag-Liebau ebenfalls Kakteen, aber durchwegs Veredlungen in ausgezeichneter Ware aus; die Objekte beider Aussteller waren verkäuflich. De Laet hatte am mittleren Eingang der Orangerie einen Riesenkaktus, der drei Meter- zentner wiegen soll, aufgestellt. Zuletzt mögen in der gärt- nerisch-botanischen Abteilung noch die zwei an der Wand hängenden Glaskästen erwähnt sein, in denen der Schön- brunner Hofgarten zusammen 35 verschiedene Nejientkes- Kannen in Herbarmaterial ausstellte. Die wissenschaftliche Ausstellung gliederte sich in zwei Gruppen, in die historische Abteilung, in welcher die Beteiligung nur auf Österreich beschränkt gewesen und in die Abteilung für moderne Hilfsmittel der Forschung und des Unten-ichts. Die historische Abteilung. Die k. und k. Familien- fideikommiß-ßibliothek (Vorstand Dr. A. Karpf) stellte eine Reihe Portraits von österreichischen Botanikern, Werke botanischen Inhaltes und zahlreiche Kunstblätter und lUustrationen aus. Es waren hier Pflanzenillustrationen von 1473 bis zur Gegenwart vertreten. Von Werken sind zu nennen ein „Herbarius" von Jakobus de Dondes (1473), der mit seinen naiven Pflanzenbildem die Anlegung von Herbarien zu ersetzen trachtete, ein Gmelin-Böhmer „All- gemeines Blumen-, Kräuter-, Fiucht- und Gai-tenbuch" (1750 bis 1772), ein Originalwerk „Orchideae Sehönbrunnensis", ge- zeichnet von Franz Gruber, mit 100 Tafeln und Index (1847), die der Künstler für den Kaiser Franz I. und Ferdinand I. geschaffen, ein Franz Antoine „Abbildungen von 51 Pfirsich-Sorten nach der Natur (1816), ein A. Har- tinger und S. Endlicher „Paradiesus Vindobonensis", Wien 1844 — 1847, ein Ph.' Opitz „Deutschlands cryptogame Ge- wächse", Prag 1817 und ein J. A. Scopol i „Flora carniolica", Wien 1760. Die herrlichen Originalbilder von Hartinger, Schmutzer und anderen mußten jeden Kenner entzücken. Die botanische Abteilung des k. k. naturhistorischen Hof- museums (Kustos Dr. A. Zahlbruckner) stellte Werke öster- reichischer Autoren aus, um zu zeigen, welchen Anteil an der Entwicklung der botanischen Wissenschaft Österreich hat, weiterhin Werke ausländischer Autoren, die im Besitze dieses Institutes sind, Werke mit Bezugnahme auf österreichische botanische Expeditionen, getrocknete Pflanzenarten öster- reichischer Autoren oder Sammler mit Originaletiquetten und Pflanzenarten österreichischer botanischer Expeditionen und zuletzt Briefe liervorragender Botaniker aus Jacquins des Älteren Briefwechsel. Aus dieser Abteilung sind hervor- zuheben: Wawra, „Botanische Ergebnisse der brasilianischen Reise des Kaisers Maximilians von Mexiko von 1859 — 1860"; Martins, „Naturgeschichte der Palmen"; Malpighi, „Pflanzen- anatomie"; Abbildungen zur „Alpenflora" von Erzherzog Johann; die nicht edierten Abbildungen von Oberer und Sieboldt zu den ,,Aroideen" von Schott; J. Soureis „Ab- bildungen von in den Jahren 1806 — 1817 kulti\aerten Nelken" mit farbigen Blütenblattzeichnungen (nach unserer oberfläch- lichen Schätzung zirka 350—400 farbige Nelkenblätter ent- haltend); ein Kräuterbuch (Herbarium) aus Tirol, aus dem 16. Jahrhundert stammend, und ein Kräuterbuch aus der Zeit um das Jahr 50 n. Chr., „aufs neue übersehen" von Peter Uff enbach (Frankfurt, Joh. Bringer 1610). Unter den Hand- schriften ist zu erwähnen ein Brief des van S wie ton an Jacquin vom Jahre 1788 „auf dem Rennweg in dem botanischen Garten". Diese beiden genannten Institute hatten in jeder Be- ziehung großartig ausgestellt und ein eingehendes Studium aller Objekte hier hätte viele Wochen beansprucht. Dr. M. Kronfeld in Wien brachte Pflanzenbilder und Dokumente zur Geschichte des Schönbrunner botanischen Gartens zur Schau. Welcher Riesenfleiß gehörte dazu, diese Kollektion von Abbildungen und Manuskripten zu sammeln, die insbesondere in die wissenschaftliehe Glanzzeit Schön- brunas unter Jacquins Leitung fällt! Von historischem Interesse ist der Briefwechsel der auf Expeditionen befind- lichen Schönbrunner Gärtner mit ihren damaligen Fürsten und Vorgesetzten und weiterhin ein dickleibiges Werk, „Ver- zeichnis der gesamten in dem kaiserl. königl. Holländisch botanischen Hofgarten zu Schönbrunn befindliehen Gewächsen und Pflanzen, zusammengetragen von dem alldasigen Kaiserl. Königl. Hoffgärtner Franz Boos. Im Jahre 1799." Sehr interessant waren das vom Benediktinerstift Braunau in Böhmen ausgestellte „Herbarium vivum oder lebendiges Kräuterbuch von Georg Philipp Säur wein in Innsprugg 1748" und das im Besitze von Dr. Albert Figdor in Wien befindliche „Herbar des Jeronimus Hardefus von Bregentz", angefangen anno 1562, welches als eines der ältesten erhalten ist. Das pflanzenphj'siologische Institut der k. k. Universität Wien (Hofrat Prof. Dr. Wiesuer) zeigte neben diversen Mikroskopen von F. A. Nobert in Barth (Pommern) IX, 42 Die Gartenwelt. 503 und Amici, sowie Stativs von Plössl, einen großen Mikro- skopiertiseh des berühmten Wiener Botanikers ünger; die k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien (Direktor: Hof- rat Ganglbauer) herrliche Naturselbstdrucke von Pflanzen; Frau Eegierungsrätin Weiß in Wien XVIII 12 Bände mit 2238 Aquarellen diverser Künstler, Pilze und Phanerogamen darstellend; das botanische Institut der k. k. Universität Wien (Direktor Prof. Dr. Eitter von Wettstein) alte Mikroskope und Präparate von historischem Wert, Briefe Linnes an Jacquin den älteren, und ein altes, autorenloses Herbarium aus Tirol, Ende des 16. Jahrhunderts angelegt, und Kustos Dr. A. Zahlbruckner in Wien Portraits vom Reichsverweser Erzherzog Johann und seines Beirates Johann Baptist Zahlbruckner, welcher, in einer AJpenlandschaft sitzend, eine Blume betrachtet; ein reizendes wissenschaftliches Bild aus der Biedermeierzeit. Die wissenschaftliche Abteilung. — Die bio- logische Versuchsanstalt in Wien, „Vivarium" im Prater, stellte Algenkulturen aus, unter denen viele durch ihr reizendes Aussehen (wie z. B. Codium iomentosum von Triest, Chara spec. von Faied, Ägypten, Padina Pavonia von Triest etc.) wohl jedem Besucher auffielen; die k. k. Samen- kontroll-Station in Wien (k. k. landw. -botanische Versuchs- station, Direktor Hofrat Dr. Ritter von Weinzier 1) eine ungemein reichhaltige Sammlung von Apparaten und Uten- silien zur Samenprüfung, verfälschte Samen des Handels nebst den Fälschungsprodukten, Photographien von Weizenkreuzungen, Apparate zur Getreidezüchtung, Proben veredelten Saatgutes und vieles andere; Prof. Dr. Tschermak (Hochschule für Bodenkultur) in Wien Tafeln mit Zeichnungen und aufgeklebten Pflanzen, darstellend die Vererbiingsgesetze (z. B. die Aufspaltung der Blütenfarbe nach Kreuzung einer rotblühenden i'i) mit weißblühenden (6) Lev- koje); die k. k. forstliche Versuchsstation Mariabrunn bei Wien (Direktor Hof rat Friedrich) diverse Ai^parate, Modelle etc., einen Querschnitt durch eine 600 Jahre alte Schwarzföhre (Pinus Laricio austriaca) vom Schneeberggebiet, Hölzer mit Zeichen von Hagelschlägen bei Lärche, Weißkiefer und Rotbuche, Ansichten von denkwürdigen Schwarzföhi-en aus Niederösterreich, unter denen auch die „breite Föhre" bei Mödling vertreten gewesen und Präparate zimi Nachweise der Kompressionsfähigkeit und Härte der Hölzer; die k. k. zoologische Station in Triest (Direktor Prof. Dr. J. Cori) herrliche Vegetationsbilder des Golfes und der Alpenvegetation beim Leuchtturm von Triest, diverse Netze und eine Zange zum Heben von mit Algen bewachsenen Steinen, und d i e k. k. zoologisch-botanische Gesellschaft in Wien diverse Bilder, Bücher etc., darunter das große Landes- herbar von Niederösterreich. In sehr- hervorragender Weise war die Botanik, wie sie tatsächlich an den österreichischen Mittelschulen gelehrt wird, durch eine Spezialkommission, bestehend aus den Pro- fessoren Anger, Lanner und Dr. Linsbauer vorgefülu-t; die hier veranschaulichten Objekte entstammten einer großen Zahl von Wiener Gymnasien und Realschulen. Photographien stellten aus: Hjalmar Jensen in Buitenzorg (Java), herrliche Vegetationsbilder (Nejjenthes, Oriodoxa regia, Urwald-Moosregion, Bambusen etc.), Dr. Hans Hallier in Hambm-g, Ansichten von seiner ostasiatischen Reise 1903/4; das botanische Institut der k. k. Universität Innsbruck (Direktor Prof. Dr. Heinricher), diverse Tropen- bilder, z. B. ein von Luftwurzeln umgebener großer Stamm von Fi^(s elaslica und Taue einer Rotangpalme aus Buiten- zorg, Atemwui-zeln einer Sonneratia acida (raseolaris) von Java und Kokospalmen am Strand bei Mount Lawinia nächst Colombo (Ceylon); Dr. Johs. Schmidt in Kopenhagen, Mangrove -Vegetation im Golf von Slam und andere siame- sische Vegetationsbilder von seiner Expedition 1899/1900; Prof. Dr. Wille, botan. Garten in Christiania, norwegische Pflanzen und Pflanzenvegetation; Prof. Dr. Schröter-Zürich, herrliche Vegetationsbilder aus der Schweiz; Kon r ad Heller, Landschaftsphotograph, Wien XII, solche aus Korfu, der Türkei, Dalmatien, Tirol und Niederösterreich und Prof. Dr. Luja Adamovio- Belgrad, solche vom Balkan. Selir schön waren die stereoskopischeu Photographien von Dr. C. Schröter, Zürich aus der Schweiz, aus Japan, .lava und von Ceylon, die Photographien eines Tiekwaldes in Mitteljava und in einem Glaskasten präpariert die Brugmansia Ztppelii auf OissMs- Wurzeln, die Präparate von Pilzen und Pflanzenorganen in Konservierungsflüssigkeit von Prof. Dr. Gino Pollacci in Pavia, die Alkoholpräparate von Rafflesiaceae, Balanophoraceae und Loranihaceae nach einer verbesserten Methode hergestellt vom botan. Institut der k. k. Universität Innsbruck (Prof. Dr. Heinricher) und die Sammlung brasilianischer Lianen vom botan. Institut der k. k. Universität in Wien, welche der Direktor, Prof. Dr. Ritter von Wettstein, von seiner Expedition mitgebracht. Eduard Reiner in Wien bi achte in farbigen Photographien die Farben Variation der Victoria regia -'Blüten am 1., 2. und 3. Tage; das botan. Institut der technischen Hochschule in Dresden (Prof. Dr. Drude) Proben des Formationsherbariums der sächsischen Flora, pflanzengeographische Wandkarten etc. und das botan. Institut der k. k. deutschen Universität in Prag (Prof. Dr. G. von Beck) pflanzengeographische Erd- karten, Vegetationsbilder etc. Eine große Anzahl Firmen stellte Mikroskope, Mikrophoto- graphien, Präzisionswagen für botanische, pflanzenphysiologische und chemische Zwecke, Skioptikons, Glasinstrumente für bo- tanische Zwecke etc. aus; Prof. Dr. Linsbauer in Wien XIX, Apparate zur Messung der Lichtstärke in großen Wasser- tiefen und zur Ermittlung der Stärke des Ober- und Unter- lichtes in geringeren Wassertiefen ; das artistische Institut Orell Füssli in Zürich, herrliche, sehr sauber gearbeitete botanische Photochrom-Reproduktionen und botanische Demon- strationspräparate für Mittel- und Hochschulen; J. Wenzl & Fleischmann in Wien XVI, transparente Tafeln; Hugo Hinterberger, Universitätsrektorin Wien, Mikrophotogramme, Diapositive für Skioptikons, Lichtdrucktafeln etc., alles hoch- interessante Objekte, diverse Private und Handlungen, Her- barien, Bücher, anatomische Wandtafeln, botanische Fach- schriften und Literatur. Die k. und k. Hofgarten-Direktion in Schön- brunn hatte ihre von der ersten österreichischen Gartenbau- Ausstellung her bekannte Sammlung der Hofgärten von Schönbrunn, Laxenburg etc., bestehend in äiißerst wertvollen alten und neueren Gemälden und Photographien, zur Auf- stellung gebracht; die kunstvolle Anordnung und Aus- schmückung war sehr apart gehalten und wirkte überaus vornehm. Ludwig Schröter-Zürich, Mathilde von Mestrovic in Wien und Therese Kuderna, k. k. Oberstengattin in Wien, waren mit prachtvollen Ölgemälden, Orchideen, vertreten; die genannten Künstlerinnen hatten das Material den umfang- reichen Orchideenhilusern des Schönbrunner Hofgartens ent- 504 Die Gartenwelt. IX, 42 nommen und Frau Kuderna dabei speziell die dort ent- standenen Kreuzungen berücksichtigt; sie stellte aus: 2 Gemälde von Laelia hybrida teneh-osa X eler/ans 2 „ „ Laelio-CaUleya xanihina yC gaskelli-ana 3 „ „ C. Mossiae X ienebrosa 1 „ „ C. Mossiae X elegans 1 „ „ Laelia hybrida purpuraia X grandis. Diese Gemälde zeigten aufs deutlichste, wie variabel die Orchideen, \vie unerschöpflich sie in der Farbenvariation, der Größe und Form der Blüten sind, selbst dort, wo aus einer Samenkapsel mehrere Pflanzen entstanden. Der Schön- brunner Hofgarten hat in der Orchideenanzucht aus Samen ein fabelhaftes Glück; dort wachsen die Sämlinge in den Anzuchtschalen der Orchideenhäuser jährlich zu Tausenden und förmlich wie Unkraut heran. Jeder, der nach Schön- brunn kommt, versäume nicht, sich Einlaß in die Orchideen- häuser zu verschaffen ; was er dort in bezug auf Sämlings- zucht zu sehen bekommt, wird ihm auf dem Kontinent so bald nicht wieder begegnen. Und nun zurück zur Ausstellung! Sie war in allen Teilen großartig durchgeführt und von der Kommission, an deren Spitze Hofrat Prof. Dr. Eitter von Weinzierl gestanden, außerordentlich übersichtlich arrangiert. Der Besuch soll auch recht zahlreich gewesen sein. Se. Majestät zeichnete die Ausstellung durch eingehende Besichtigung aus, und man sagt, daß über 10 000 Personen dieselbe besichtigt halien. Programm zur XIV. Jahresversammlung der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft in Konstanz vom 7. bis 1 1. August d. Js. Das soeben erschienene Programm ist, wie alles, was von der genannten Gesellschaft ausgeht, in seiner Art eine anerkennens- werte Musterleistung. Mit peinlicher Sorgfalt klar und übersichtlich ausgearbeitet, ersetzt es den Teilnehmern Kursbuch und Eeisehand- buch zugleich. Es ist alles auf die Minute berechnet, über jede Stunde der einzelnen Tage ist verfügt. Alle Abfahrtzeiten, möge es sich nun um Bahn- oder Wagenfahrt handeln, sind genau angegeben, die Preise fiii- die einzelnen Bahn-, Dampfer- und Wagenfahrten, Mittagessen usw. fehlen nicht. Bei den Fußtouren finden wir ge- naue Zeitangaben, die zur Zurüoklegung der Sti-ecken erforderlich sind. Wie der Vorsitzende der Gesellschaft, Herr Fritz Graf v. Schwerin keinerlei veraltete Förmlichkeiten kennt, so kennt solche auch die Deutsche Dendrologische Gesellschaft nicht. Frack und Zylinder mag jeder Teilnehmer in seinem eigenen Interesse ruhig zu Hause lassen ; zu allen Sitzungen, Mahlzeiten und Ausflügen erscheint man stets in seinem Reiseanzug. Tischreden düi-fen selbstverständlich nicht gehalten werden, da die Gesellschaft nur wissenschaftliche Zwecke verfolgt. Ihre Veranstaltungen sind deshalb durchaus ungeniert und mit keinerlei gesellschaftlichen Verpflichtungen verbunden. Damen, welche persönliche Mitglieder der Gesellschaft sind, können sich an der Jahresversammlung beteiligen; sie haben aber keine andere Rück- sichtnahme als die männUchen Mitglieder zu beanspruchen, da andern- falls die planmäßige Abwicklung des Programms in Frage gesteht werden würde. An Ausflügen .sind vorgesehen: Für Dienstag, den 8. August Schloß Arenberg und Schloß Gaste! ; für Mittwoch, den 9. August Stadtgarten in Überlingen und Insel Mainau; für Donnerstag, den 10. August Villa Taxis, Bregenz; für Freitag, den 11. August Bad Schachen mit Parkanlagen des Lindenhofes und königlich württem- bergischer Schloßpark in Friedrichshafen. Bekanntlich sind die Vor- mittagsstunden für die wissenschaftlichen Vorträge imd die Nachmittage für dendrologische Besichtigimgen bestimmt; nur dei- letzte Tag dient vollständig den Ausflügen. Folgende Vorträge sind angemeldet. I. Tag. Herr Fritz Graf von Schwerin (Wendisch- Wilmersdorf): Zweck und Ziel der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Herr Hofgartendirektor Graebener (Karlsruhe): Über die in Deutsch- land winterharten Magnolien. Herr Otto Fröbel (Zürich): Dendrologische Plauderei über einige interessante und seltene Koniferen und über einen neuen Sorbus. Herr von Grünberg (Pritzig): Notizen über Sorbus. Geschäftsbericht. ^^- ^*S- Herr Professor Pfitzer (Heidelberg): Kleine Mitteilungen über Bambusen und Arundinaceen. Herr HofgUrtner Nohl (Mainau): Geschichte der Anpflanzungen auf der Insel Mainau und Beobachtungen an den dortigen Exoten. Herr Garteninspektor Beißner (Poppeisdorf): Kleine dendrologische Mitteilungen. III. Tag. ißner (Poppelsdo ■f): Mitteilungen über ch): Unsere winterharten Rosenarten und Herr Garteninspektor Koniferen. Herr St. Olbrich (Züi ihre Verwendung. Herr Fritz Graf von Schwerin (Wendisch- Wilmersdorf): Bericht über die Resultate des Wiener Nomenklaturkongresses. Im Sitzimgssaale (Sitzungssaal des Stadthauses am Stephans- platz) findet eine kleine Ausstellung von Gehölzen, Zapfen und Photographien statt. Der Herausgeber der Gartenwelt bedauert lebhaft, in diesem Jahre an der Jahresversanmilung nicht teilnehmen zu können, da er am 19. August zur Eröffnung der Gartenbau-Ausstellung in Darmstadt sein muß und es ihm unmöglich ist, im Hochsommer 14 Tage von Berlin abwesend zu bleiben. Allen Mitgliedern aber, die die notwendige Zeit erübrigen können, sei die Teilnahme an den Verhandlungen und an den in diesem Jahre besonders interessanten Ausflügen wärmstens empfohlen. Die Besichtigung der an dendrologischen Schätzen so überaus reichen Insel Mainau, dem Lieblingsaufenthalt des Groß- herzogs Friedrich von Baden, würde allein die ßeise bezahlt machen. Ich vei-weise auf die illustrierte Abhandlimg im IV. Jahrgang, Seite 522 und folgende. M. H. Aus den Vereinen. Die Niederländische Gesellschaft für Gartenbau und Botanik verlieh ein Zeugnis erster Klasse für Funckia Fortunei robtista, eine Neuzüchtung der Herren G. Zeestraten & Söhne, Blumenzwiebelzüchter in Oegstgeest, für Impaficn^ Holstii und für Patuianus Veitchi albiceps, Neuzüchtung des Herrn J. F. AVilke, Obergärtner im Zoologischen Garten in Rotterdam. Bücherschau. Les Plantes alimentaires indigfenes. Par Georges Gibaiüt. Paris 1904. Librairie Horticole, 84 bis Rue de Grenelle. Preis franko 70 cts. Ein kleines Schriftchen über zahlreiche (in Frankreich) ein- heimische Nährpflanzen, die zu Genußzwecken verarbeitet werden können und wohl auch da und dort verarbeitet werden. 1. Solche mit genießbaren Knollen, Rhizomen, Zwiebeln, Wujrzeln wie Lathyrus tuberosus, Bunium bidboeastamim, Conopoditim denudatum, Ärum macidatimi, Bryonia dioica, Nymphaea alba und Nuplmr hiteum, Tragopogon praiense; 2. Krautartige Pflanzen, die man, nach Art des Spinats und des Spargels zubereitet, genießen kann, wie Rumex Patieftüia, Cheiwpodium Bonus Hcnrtcus, Solanum nigrum (!), Mercurialis annua u. a.; 3. Krautartige Pflanzen, die als Salat zu- bereitet werden, wie Cardamine pratensis, Plantago Coronopus, Sedimi album, junge Triebe von 'hjpha latifolia. Zum Schluß werden das Mehl von Olyceria fluitans (Mannaschwaden) und die Früchte von der Wassernuß, Trapa natans, als Nahrungsmittel genannt. Personal-Nachrichten. Goegginger, Heinrich Franz, in Riga, der am 1. April auf eine fünfundsiebzigjährige Berufstätigkeit zurückblicken konnte, starb am 23. Juni n. St. im Alter von 87 Jahren. Verantwortl. Redakteur: Ma Berlin. — Verlae \ ■ Druck: Anhalt. Bachdr. Öutenberg, e. G. m. b. H.. Dessau. Illustriertes Wochenblatt für den gresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 22. Juli 1905. No. 43. Xachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Pflanzenkunde. \jaAal ilieimischo Pflanzen meines Gartens. Von H. Nehrung (Florida). {Hiei'iu xirei Abbildungen.) IL 2I Palmetto wird jetzt, sehr häufig in den Gärten an- gepflanzt und zwar wählt man dazu Exemplare, die eine Stammhöhe von 2 bis G Meter haben. Die Wedel werden entfernt, dann wird der Stamm ausgegraben, die Wurzeln ab- gesclinitten und der sehr schwere Stamm in den Garten oder Park verpflanzt. Hier dauert es gewöhnlieh ein volles Jahr, bis sich neue Wedel bilden, ein Zeichen, daß die Pflanze angewachsen ist. Vertrocknet das stehen gebliebene, halb- entwickelte Herzblatt, was jedoch auch nicht vor Ablauf von etwa zehn Monaten geschieht, dann ist alle Mühe ver- gebens gewesen. Man kann dann mit leichter Mühe das ganze Herz herausziehen und sieht dann, daß es verfault ist. Die Farbe der massigen, großen Blätter ist oberseits dunkelgrün, urfterseits bläulichgrün; sie sind überdies mit \'ielen bräunlich-weißen Fasern besetzt. An den Hotelpalästen der Ostküste Floridas ist diese Palme in den letzten Jahren massenweise angepflanzt worden. Gruppen und Alleen dieser Palme sind von großartiger land.schaftlicher Wirkung und entzücken .selbst den sonst an der Natur achtlos vorübergehenden Alltagsmenschen. Ich habe Sabal Palmetto zahlreich in meinem Garten angepflanzt, wo sie sich in Gesellschaft der verschiedenen Dattelpalmen und der südamerikanischen Cocos-Arten herrlich ausnimmt. Ich pflanze allerdings nur kleine Exemplare an, da es sehr schwierig ist, die großen, schweren Stämme fortzuschaffen. Garlenuelt IX Die Gartenwelt. IX, 43 Nur ein Exemplar mit einem etwa 2 1/2 ^ holien Stamme Ijflanzte ich letztes Jahr dicht am Hause an und es beginnt in diesem Jahre seine volle Schönheit zu entfalten. Dieses sind die im nördlichen Florida vorkommenden wild- wachsenden Palmen. An der Küste, am atlantischen Ozean und am Golf von Mexico, der Südspitze Floridas, kommt aaßer diesen auch noch die Kokospalme, sowie die Königs- palme (Oreodoxa regia) vor. Beide werden dort häufig an- gepflanzt. Drei andere Arten, Thrinax jMrviflora, Thrinax argeniea, und Thrinax Garberi finden sich dort ebenfalls mehr oder weniger zalilreich. Auf den kleinen Korallen- inseln der Südspitze, den sogenannten Florida Keys, findet sich auch die schöne Pseudophoenix Sargentii^ die eine Stammhöhe von 7 bis 8 Metern erreicht und sich durch lange, elegant gebogene Fiederblätter auszeichnet. Sie wui-de im Jahre 1886 von Prof. C. S. Sargent entdeckt und von dem berühmten, im Januar 1903 verstorbenen Palmenkenner Wend- land-Hannover beschrieben und benannt. Alle diese ge- nannten Palmen sind in meinem Garten nicht ausdauernd. Von den kalifornischen Arten gedeiht nur Washingtonia ßamentosa (vergl. VIH. Jahrg., Seite 601 und 602) einiger- maßen gut, während die schöne Erythea armata und Erylhea edulis durchaus nicht wachsen wollen. Jedenfalls ist ihnen das Klima zu feucht und der Boden zu leicht. Nächst den Palmen wandte ich meine Aufmerksamkeit den Magnolien zu. Die laubabwerfenden Arten kommen leider in meinem Garten nicht fort, dagegen gedeiht Magnolia grandtflora, jedenfalls der schönste immergrüne Blütenbaum unseres Landes und einer der schönsten immer- gi-ünen Bäume der Erde, ganz vorzüglich. Sie findet sich nördHch bis zum Oliio, hält selbst in Washington im Freien aus und findet sich an einzelnen Stellen selbst noch in Philadelphia. An der nördlichen Grenze ihres Verbreitungs- gebietes ist sie jedoch spärlicher belaubt und verästelt als weiter südlich. Die schönsten Magnolien sah ich in Mobile, in New-Orleans, im südlichen Louisiana und an den Ufern des Buffallo - Bayou in Houston, Texas. Die Belaubung, der Wuchs und die Blüten, sowie auch die Samenzapfen sind so verschieden, daß man fih' Gartenzwecke eine ganze Anzahl Sorten aufgestellt und teilweise mit lateinischen, von den Botanikern jedoch nicht anerkannten Namen bezeichnet hat. Ich suchte im Laufe der Jahre alle Sorten zusammen zu bringen und habe deren jetzt etwa zwanzig verschiedene. Es gibt groß- und kleinblätterige und dasselbe gilt von den Blüten. Manche blühen nur einmal im Jahre, andere von Ende März bis amu August und vereinzelt sogar bis zum November. Der Wuchs fast aller ist sehr dicht, doch ist die Form der Bäume sehr verschieden, je nach der Sorte. Manche sind pyramidal, andere haben die Form einer italienischen Pappel, noch andere sind breit und buschig imd mehrere haben eine vollständig nmde Form. Die Fruchtzapfen mancher Sorten stehen aufrecht und haben eine leuchtend rote Farbe, bei anderen hängen sie herab und sind grau. Der Wuchs fast aller ist sehr symmetrisch und sie verzweigen sich vom Boden aus. Es ist ein herrlicher Anblick , die Bäume , wenn sie neues Laub getrieben haben, vom Winde sich hin- und herbewegen zu sehen. Das hellgrüne, junge, glänzende Laub, das oft auf der Unterseite rostrot gefärbt ist, dann die tiefgrünen alten Blätter bilden einen sehr hübschen Kontrast. Ist an sich der Baum schon von großer Schönheit, so ist doch das ganz besonders der Fall, wenn sich die großen Blüten erst kelchförmig, dann tellerförmig öffnen und ihren köstlichen Wohlgeruch aus- strömen lassen. Verschiedene meiner Magnolien sind so dicht, daß sie den Lieblingsaufenthalt der gesangeskundigen Spott- drossel, des schönen roten Kardinals und des hübschen kleinen Sperlingstäubchens (Chamaepelia passerina, L.) bilden. Die ersten pflanzte ich aus dem Walde im Jahre 1891 an. Sie sind heute etwa acht Meter hoch. Die nächste Gruppe, lauter verschiedene Varietäten, wurde im Jahre 1903 gepflanzt. Die größten sind jetzt 7 bis 8 Meter hoch, während einzelne zwergartige buschige Sorten kaum eine Höhe von 2 Meter erreicht haben. Ein schöner immergrüner, einheimischer Blütenbaum ist auch die Gordonie ( Gordonia Lasianthus), zur Familie der Ternstroemiaceae gehörend. Er ist nicht so dicht verästelt und belaubt wie die Magnolie, die Blätter sind auch nicht so glänzend dunkelgrün, aber es finden sich stets, namentlich im Winter und Frühling, so viele scharlachrote Blätter unter den grünen, daß man wähnt, es seien rote Vögel oder Blüten. Die großen Blüten erscheinen im Mai und Juni. Sie sind rein weiß, sehr wohlriechend und einer einfachen Kamelie sehr älmlieh. Die herabgefallenen auf- gerollten Blüten sehen Eierschalen täuschend ähnlich. Die Gordonie läßt sich leicht in den Garten verpflanzen, obwohl sie ursprünglich nur im feuchten Humusboden wächst. Schöner und dichter ist der amerikanische Ölbaum (Osmanthus americanus). Er verästelt sich vom Boden auf und bildet eine dichte, fast halbkugelförmige, dunkel-immer- grüne Masse. Die Blätter sind groß und glänzend grän. Die Blüten erscheinen zu Ende des Winters. Sie stehen in dichten Trauben, sind klein, grünlichweiß und schwach duftend. Die Früchte sind blauschwarz, einer Olive sehr ähnlich, reifen im Spätherbst, sind aber nicht verwertbar. Ich verpflanzte im Spätherbste des Jahres 1895 eine Anzahl kleiner Bäumchen aus dem Walde, die heute eine Höhe von fünf Metern erreicht haben und fast ebenso breit sind. Von ganz besonderer Schönheit ist auch die Wachs- myrte (Myrica cerifera). Sie bildet vom Boden aus mehrere Stämme, die sich halb aufrecht nach allen Seiten hin ver- breiten und schließlich immergrüne, dichte Massen von vier bis fünf Meter Höhe bilden und noch breiter werden. Das Laub ist klein, stark aromatisch, immergrün, mit einem ins Bräunliche gehenden Schimmer. Dadurch wird sie sehr wertvoll, da sie Abwechslung in den Ton der Landschaft bringt. Auch durch ihre eigenartig schöne Form ist sie für die Gestaltimg des Landschaftsbildes sehr wichtig. Im Herbst und Winter ist sie über und über dicht mit kleinen bräunlichweißen, mit einer Wachskruste bedeckten Beeren geschmückt, wodurch sie ebenfalls sehr effektvoll wird. Diese Beeren wurden früher sehr viel zui- Bereitung von Wachs benutzt. In meinem Garten werden die Büsche den ganzen Winter hindurch von Myrtensängern (Dendroica coronata) um- schwärmt, welche sich von den Früchten nähren. Ausgezeichnete kleine immergrüne Bäume sind auch die Stechpalmen oder Hülsen, besonders die schöne dichte Bex Apaca, allgemein als „Holly" bekannt. Die Blätter sind stachelig und dunkel - immergrün. Der Wuchs ist dicht und buschig von unten auf verästelt. Im November be- ginnen sich die etwa erbsengroßen Beeren prachtvoll scharlachrot zu färben und sie schmücken den Baum dann den ganzen Winter hindurch aufs schönste. Ganze Eisenbalm- ladungen von mit Beeren besetzten Zweigen werden jährlich IX 48 Die Gartenwelt. 507 nach dem Norden versandt, um zu Weilinachten die Woh- nungen zu schmücken. Das Einsammeln dieser Zweige wird aber in so verständnisloser Weise betrieben, daß Gefahr vor- handen ist, daß der schöne Baum in absehbarer Zeit ganz ausgerottet sein wird. Die Pflanze variiert sehr, denn es gibt auch Sorten, welche fast ganz glatte, wenig liestachelte Blätter haben. Ich habe sie sehr zahlreich in meiner Anlage angepflanzt, und die älteren unter ihnen bilden bereits pracht- volle dichte Bäumchen von etwa zwei bis drei Meter Hölie. Sehr schön ist auch der Dahoon (Hex Dal/ooii, I. Cassiiie), ein kleines buschiges Bäumchen von vier bis fünf Meter Höhe. Die Blätter sind klein, hell-immergrün und glatt- randig. Im Spätherbst und Anfang des Winters sind diese dicht mit scharlach- roten, glänzenden kleinen Beeren besetzt, so daß die Blätter kaum zur Geltung kommen. Das Ganze ist dann eine schon von weitem sicht- bare leuchtend rote Masse. Der Wuchs ist nicht so dicht und schön wie bei der vorigen Art, doch gereicht auch sie dem Garten stets zu hoher Zierde, besonders wenn man sie zu kleinen Gruppen vereinigt. Sie läßt sich leicht verpflanzen und bildet schon nach wenigf^n Jahren sehr hübsche Exem- plare. Der Yaupon {I.vomi- toria, vomitorius = brechen- erregend) mit kleinen, myrten- förmigen Blättern geschmückt und hübsche Büsche von drei bis vier Meter bildend, ist ebenfalls des Anpflanzens wert. Auch diese Art ist im Winter sehr dicht mit kleinen korallenroten Beeren geschmückt. Gereichen diese Hülsen schon in dem feuchten Humusboden der Landschaft zu großer Schönheit, so ist dies noch mehr im Garten der Fall, wo man sie pflegen und ihren Wuchs beaufsich- tigen kann. Der so schöne Lorbeer- kirsclibaum (Prunus caroli- niana), der im feuchten, gehaltreichen Boden eine unvergleichlich schöne dichte Krone immergrüner Blätter bildet, will leidei nicht so recht seine vollste Schönheit in dem trockenen Sand- lioden meines Gartens, wo alle die bereits genannten Bäume sehr gut gedeihen, entfalten. Er wächst zwar auch hier schnell und nimmt eine hübsche Form an, wer aber die wilden Bäume in ihrer "Vollkommenheit geschaut, wird zu- geben müssen, daß sie sich mit jenen nicht vergleichen lassen. Unter den immergrünen Eichen ist es namentlich die Lebenseiche {Quercus nrginiana), Abb. auf der Titelseite, welche sich durch schöne Form und Dichtigkeit des Wuchses aus- zeichnet. Sie kommt hier selbst auf dem trockensten und ärmlichsten Sandboden fort und entwickelt sich im Laufe der Zeit zu sehr auffallenden, oft malerisch herabgebogenen Bäumen. Nachdem mein Gartenland geklärt worden, schössen Eichen in dichten Massen auf, darunter auch Lebenseichen. Ich ließ einige davon stehen und diese haben sich im Laufe von etwa vierzehn Jahren zu schönen, etwa fünf Meter hohen Bäumen entwickelt. Auch die blaugraue Eiche {Quercus brerifolia*), die gewöhnlichste Art unseres sandigen Hoch- landes, findet sich in einer Anzahl hübscher Exemplare in meinem Garten. Sie wächst sehr rasch und wird sehr breit und buschig. Ver- schiedene Exemplare sind bereits zehn Meter hoch und ebenso breit. Das Laub hat die Form eines Weidenblattes unil ist bläulichgraugrün. Es fällt nach Neujahr lang- sam ab, erneuert sich aber nach etwa sechs Wochen und zeigt beim Erscheinen eine prachtvolle rötlichgraue und violette B'ärbung. Diese, mit jungem Laube geschmückten Bäume sind in der Land- schaft von großartiger Wir- kung. Manche meiner Exem- plare sind ganz mit Bigno- nien, Karolina-Jasmin, Trom- petenlianen, Mondblumen (Ipomoea Bona-nox) und be- sonders mit Silber.sträuchern (Elaeagnus reflexa) überrankt und durchwachsen. (Schluß folgt.) Laubliol Über die Ergebnisse der Nomeiildaturberatungeii auf dem Interuatioiialen Botanischen Kongreß in Wien, Juni 1905. Von C. K. Schneider, AVien. JJer kürzlich stattgehabte Botanische Kongress in Wien erfreute sich eines reichen inter- nationalen Besuches. Dies kam au( h in den Sitzungen der Nomenklaturkonterenz zum Ausdruck, welche in ganz vorzüglicher Weise von Professor Flah au It (Montpellier) unter Assistenz der Herren Professor Mez (Halle) und Professor Ren die (England) geleitet wurden. Es ist nicht meine Absicht auf Einzel- heiten aus den Verhandlungen näher einzugehen, umsoniehr als ich ihnen nijr gelegentlich beiwohnte und im Übrigen der ganzen Ver- anstaltung unbeteiligt, wenn auch nicht uninterressiert, gegenüber- stand. Nur über die wichtigsten Ergebnisse dieser internationalen Ongiiial lufnilune für die „Garienwolf *) Anmerkung der Redaktion. Nach dem Handbuch der Laubholz-Benennung ist sie eine Form von Qu. pubeseens. Die Gartenwelt. IX, 43 Vereinbarongen will ich einige Worte sagen. Und da ich hier in erster Linie zu Nicht- Botanikern spreche, die in die, dem systematischen Botaniker leider nur zu geläufig gewordenen Details der Nomenklatur- diskussionen der letzten Jahre nicht eingeweiht sind, so dürfte es gut sein, die Hauptsachen, um welche sich die ganze Frage dreht, kurz zu rekapitulieren. Die Vertreter der systematischen Botaniker haben im Verein mit ihren Kollegen der übrigen botanischen Disziplinen und mit den Vertretern der angewandten Botanik das Bestreben, der zur Zeit nur allzufiüssigen wissenschaftlichen Namengebung der Pflanzen eine wenigstens annähernde Stabilität im Interesse einer schnellen und leichten internationalen Verständigung zu verleihen. Es iiandelt sich dabei zunächst vor Allem darum, einen festen historischen Ausgangs- punkt als Basis für die Nomenklatur zu gewinnen. Daß dieser in den Werken des Reformators oder sagen wir ruhig Begründers dieser Nomenklatur, in den Werken Linnes, zu suchen sei, darüber war sich die Mehrheit der Botaniker einig. Aber welches Liunesohe Werk man herausgreifen müsse, das war die schwierig zu beantwortende Frage, die seit gut einem Jahrzehnt sebr hitzige Erörterungen in den interessierten Kreisen gezeitigt hat. Zu denen, die am lautesten in diesen Streit eingegriffen, gehört 0. Kuntze, der durch seine Revisio generum plantarum schon um 1891 versuchte, eine Basis für die Nomenklatur zu schaffen. Er vertrat dabei vor allem den Standpunkt daß es die ,.Gerechtigkeit" erfordere, stets den ältesten bekannten, unseren heutigen Anforderungen entsprechend publizierten Namen beizubehalten. Ein Standpunkt, der in vieler Hinsicht sehr akzeptabel erscheint 0. Kuntze proponierte also zunächst als Aus- gangsjahr für Gattungen 1735, d. h. die erste Ausgabe von Linnes Systema plantarum, für Spezies 1753, die erste Angabe von Linnes Spezies plantarum. Später veränderte 0. Kuntze insofern seinen Standpunkt, als er für die Gattungen 1737 (erste Ausgabe von Linnes Genera plantarum) in Vorschlag brachte, aus Gründen, deren Be- rechtigung ebenfalls nicht abzustreiten, auf die hier einzugehen aber zwecklos wäre. Natürlich traten außer 0. Kuntze noch viele andere mit Vorschlägen auf den Plan und icb erwähne Kuntze nur deshalb, weil er doch derjenige war, der sich am meisten um die Sache ver- dient gemacht hat. Denn selbst wenn ich für meine Person Kuntzes Verhalten gegen den letzten Kongreß durchaus mißbilligen muß, so wird dadurch der Wert seiner ersten grundlegenden Arbeiten für eine einheitliche Nomenklatur nicht geschmälert. Doch um es kurz zu sagen, es trat im Laufe der Jahre immer deutlicher zu T^e, daß eine internationale Vereinbarung in Nomenklaturfragen einmal sehr schwierig sein würde, daß aber zum anderen zunächst in vielen Punkten Kompromisse geschlossen werden müßten, wollte man die widerstreitenden Ansichten, deren jede um gute Gründe nicht ver- legen war, versöhnen. Denn wenn die Annahme des jeweilig ältesten Namens von einem bestimmten Jahre ab gerechnet, wenn also strikteste Piiorität durchgeführt werden sollte, so erscheint das wohl fürs Erste theoretisch sehr gut und schön, aber die Umsetzung in die Praxis ist ein ander Ding. Haben sich doch in den L50 Jahren seit Linno sehr viele besondere Gepflogenheiten eingebürgert, ist doch die Zahl der Namen ins Ungeheure geschwollen und durch den natürlichen Fortschritt auf allen Gebieten die einstige Auffassung vielfach modifiziert oder ganz umgestaltet worden. In den Kreisen derer, die man „Praktiker" zu nennen pflegt, also unter Gärtnern, Forstleuten etc. haben sich viele Namen eingebürgert, die heute jedes Kind kennt und die strikten Prioritätsansprüchen nicht eben genügen. Jedenfalls galt es, alle diese Dinge zu beachten und nicht ganz einseitig den sogenannten „Gereohtigkeitsstandpuukt" gegenüber dem ersten Autor zu vertreten, wo so viele Gründe für die Ge- rechtigkeit einer abweichenden Auffassung sprechen. Und so sehr ich selbst bisher ein Vertreter der strikten Priorität ab 1753 war, so freue ich mich doch, daß die Wiener Beratungen gezeigt haben, daß man die Nomenklatur als Mittel zum Zweck, nicht als Selbst- zweck auffassen und eben auf der Basis aufbauen müsse, die die meisten Anhänger zeigt, ganz gleichgültig ob dies „streng logisch", „gerecht" oder sonstwie richtig im Sinne eines Nomenklatur- fanatikers sei. Wenn die Mehrheit beschließt, wir werden eine Pflanze fortan so oder so nennen, gut, so wird jeder, der eine StabiUtät in der Nomenklatur wünscht, sagen müssen, ich tue es auch, selbst wenn ihm eine andere Lösung sympathischer wäre. Und so hat man denn jetzt als Basis für die Nomenklatur folgende Regel angenommen: „Die botanische Nomenklatur beginnt mit Linne, Species plant, ed. l. (ann. 175.3) für alle Gruppen. Man ist überein ge- kommen, denjenigen Gattungen, deren Namen in diesem Werke vor- kommen, die Beschreibungen zu Grunde zu legen, welche in den Genera plantarum ed. V. (ann. 1754) gegeben wurden." Im Prinzip ist also Priorität ab 1753 angenommen. Um nun aber viele eingebürgerte Gattungsnamen nicht durch ältere ersetzen zu müssen, hat der Kongreß eine Liste von solchen phanerogamen Gattungsnamen, die allgemein eingebürgert, aber nicht prioritäts- berechtigt sind, akzeptiert, wonach, um einige Beispiele heraus- zugreifen, die Namen P/nhde?idron, Schott (1829), nicht durch Batirsea, Hoffmgg. (182S), Pitcaimia, L'Her. (1789) nicht durch Hepetis, Swartz (1788), Dendrobüim, Sw. (1799) nicht durch Callista, Lour. (1790), Calycantkus, L. (1759) nicht durch Biüneria, Duh. (1755) etc. etc. ersetzt werden sollen. Diese von Kuntze als „Index inhonestans" gebrandmarkte Liste bewahrt viele „populäre" Namen vor dem Verschwinden und wird von den Gärtnern ins- besondere mit Freude begrüßt werden. Ein weiterer sehr wichtiger Punkt war die unbedingte Priorität der Speziesnamen. Hier standen sich besonders 2 Anschauungen gegenüber. Die einen sagten, es sei stets der tatsächlich älteste Name beizubehalten, gleichgültig ob er vom Autor als Spezies- oder als Varietät- (Form-) Name publiziert wurde und gleichgültig ob die Art heute in eine andere Gattung gehört, als sie der erste Autor stellte. Die anderen aber waren der Ansicht, daß nur derjenige älteste Name beizubehalten sei, der der Art in der richtigen, d. h. heute ihr zugesprochenen Gattung gegeben wurde. So müßte z. B. nach der ersten Auffassung die Zelkova crenata, Spach (1843) lu Zelkova ulmoides umgetauft werden, da diese Art zuerst 1787 von Güldenstadt als Rhamnus ulmoides beschrieben wurde. Die Gegner aber bleiben bei crenata, denn das war der erste Name in der richtigen Gattung. Oder unsere wilde Zwergkirsche, Prunus fruticosa, Pall. (1784) müßte Prunus pumila heißen, denn sie entspricht dem Linnesohen P. Gerasus var. pwnila (1753), nicht aber dessen /'. pumila 1767. Nim hat man sich aber in Wien einstimmig derart geeinigt, daß Spezies-Namen unbedingte Priorität genießen sollen, d. h. es muß bei Zelkova ulmoides bleiben. Allein Varietäts- und Formen-Namen werden nur dann auch später bei Erhebung einer Form zur Art beibehalten, wenn nicht schon ein „Artname" existiert (es bleibt also bei Prunus fruticosa) und wenn nicht sonst die Andemng des Namens erwünscht scheint. Wichtig sind ferner noch folgende Beschlüsse der Nomenklatur- konferenz. Vom Jahre 1908 ab sollen alle neuen Gattungen, Arten, Formen etc. lateinisch publiziert werden, sonst haben sie keinen Anspruch darauf, anerkannt zu werden. Man wollte erst außer lateinisch auch deutsch, englisch, französisch und italienisch zulassen, aber dagegen sträubten sich — meines Erachtens mit Recht — vor allem die Russen, deren Sprache man übergangen hätte. Jedenfalls ist die lateinische Publikation, die ja kurz sein und der eine anders- sprachige beigegeben werden kann, die internationalste. — Ferner wurde beschlossen, die „Doppelnamen" nicht zu akzeptieren, die Spezies-Namen nicht durcluveg klein zu schreiben und noch manches andere, auf das ich einmal zu sprechen kommen werde, wenn erst die Ergebnisse der Konferenz gedruckt vorliegen. Ich muß gestehen, daß der glatte Verlaitt der Konferenz mich überrascht hat. Und wenn ich persönhch auch manchmal für andere Beschlüsse lieber gestimmt hätte, so glaube ich doch, wir können es als gutes Zeichen ansehen, daß in Wien eine so weitgehende Einigung sich ergab und ich hoffe, daß auch die Gegner im Interesse der Sache die gefaßten Beschlüsse respektieren werden. Natürlich haben ja derartige Regeln nur eine „moralische Autorität", man kann Niemand wirklich zu ihrer Einhaltung zwingen. Aber ich wünschte, daß nun Nomenklaturautoritäten wie 0. Kuntze, gegen den man sich in Wien sehr loyal verhalten hat, das Kriegsbeil tief vergrüben und ihren Einfluß in das Interesse der gemeinschaftlichen Sache stellten. Jedenfalls verdienen die Herren Professor Briquet, Genf, IX, 43 Die Gartenwelt. 509 welcher als Generalberichterstatter eine ungeheure Arbeit leistete und Professor von Wettstein, Wien, der die Seele des Wiener Nomenklatur-Kongresses bildete, so wenig er auch in die Beratungen direkt eingriff, den Dank aller derer, die eine Stabilität in der inter- nationalen botanischen Namengebung wünschen müssen, also nicht zuletzt der Gärtner. Gehölze. Hortensien im Freien. Von H. Grote, Obstbautechniker, Bühl i. H. (Hierxu eine Abbildurtg.) Allbekannt ist als Gruppenpflanze fürs Freie die strauchartige Hortensie (IJijdrangea panicidata), die während der Blütezeit, in größeren Mengen zusammengepflanzt, sehr ins Auge fällt. Bedeutend schöner ist aber in gleicher Eigenschaft unsere gewöhnliche Hortensie, die meistens in Töpfen oder Kübeln gezogen wird, jedoch im freien Grunde im Garten ausgepflanzt, selten anzutreffen ist. Wie prächtig aber eine solche Gruppe wirkt, zeigt unsere bei- stehende Abbildung zur Genüge. Man glaubt allgemein, diese Hor- tensie lasse sich im Freien nicht durch- bringen. In rauheren Lagen mag dies wohl zum Teil zutreffen, aber in etwas geschützteren und wärmeren Gegen- den überwintert sie unter einergutenEeisig- decke ganz prächtig. Von Vorteil ist es, den Wurzelhals mit kur- zem Dünger etc. zu überdecken, der zudem den Pflanzen etwas Nahrung zuführt, wa.s auf die bessere Aus- bildung der Blüten von außerordentlichem Ein- fluß ist. Einmal ins Freie gesetzte Pflanzen werden natürlich von Jahr zu Jahr kräftiger, und daß man den Boden vor der Pflanzung gut voibereitet, ins- besondere auch mit Eisenfeilspänen durchsetzt, um eine schöne bläu- liche Färbung der Blüten zu erreichen , ist eine Hauptsache mit. Eine solche Gruppe gereicht jedem Garten zur Zierde und lohnt die kleine Mühe und Arbeit reichlich. llortensiengruppe Empfehlenswerte winterharte Heidekräuter und ihre Verwendung. öchon seit längerer Zeit hatte ich die Absicht, in dieser ge- schätzten Zeitschrift den winterharten Heidekräutern einige Zeilen zu widmen, denn diese kleinen, lieblichen Kinder Floras haben noch immer nicht die genügende Beachtung gefunden, die sie in so reichem Maße verdienen. Nur ganz vereinzelt und dann auch meist noch in einem traurigen Zustand sieht man Beete, sowie kloine Felspartieen mit ihnen bepflanzt und doch gereichen solche jedem Garten zur Zierde. In jeder kleinen und größeren Anlage wird ein Plätzchen für sie übrig sein und der Besitzer und Blumenfreund wird an den niedlichen, bescheidenen Heidekräutern seine Freude haben. Allen Gartenbesitzern, die etwas Besonderes besitzen möchten und nicht mit den alltäglichen Blumenbeeten von Pelargonien, Fuchsien, Helio- trop, Sommerblumen u. a. m. zufrieden sind, möchte ch die aus- dauernden Heidekräuter ganz besonders empfehlen. Ein solches Beet, mit den so mannigfaltig blühenden Arten und Varietäten be- pflanzt, nimmt sich allerliebst aus. Ziemlich gleichgültig ist die Lage des Beetes, denn die winter- harten Heidekräuter gedeihen fast eben so gut in voller Sonne, wie auch an .schattigeren Stellen. Vorzuziehen ist immer eine halb- schattige Lage, denn hier wird im Sommer das Beet nicht so rasch austrocknen tmd im Winter werden durch die umstehenden Bäume und Sträucher die Sonnenstrahlen etwas abgehalten, denn meistens ist es im Winter, zumal bei starkem Forstwetter, die Sonne, die den Pflänzchen arg zusetzt. Allerdings kann man hier durch Auflegen einiger Tannenzweige leicht Abhülfe schaffen. Etwas mehr Aufmerk.samkeit muß man aber dem Boden des betreffenden Beetes zuwenden. Durchweg lieben alle Heideptlanzen ein Moorbeet. Da ein solches aber nicht überall zur Verfügung steht, so muß man durch andere geeignete Erdarten Abhülfe schaffen. Dies sind z. B. Heide-, sandige _ Lauberde und Nadel- erde. Wenn diese Erd- arten auch nicht zu be- kommen sind, so nehme man einfach Torfmull oder Torfstreu und ver- menge dieses tüchtig mit der Gartenerde; in dieser Mischung wer- den die Pflanzen ganz vorzüglich gedeihen. Alle zwei bis drei Jahre muß die Erd- misohung erneuert werden. Meistens wird dies unterlassen und daher kommt es auch, daß man mitunter Beete sieht, deren Pflanzen keinem Garten zur Zierde gereichen. Auch lioi den Heidekräutern ^larf man es an dem Nötigen nicht fehlen lassen, denn es ist doch ganz erklärlich, daß sich der Boden mit der Zeit erschöpft und die betreffenden Pflanzen keine Nahrung mehr finden, deshalb nach und nach zurückgeben und mit der Zeit ganz absterben. Bemerken möchte ich noch, daß im" Sommer selbstverständlich ein öfteres Gießen Bedingung ist, denn die leichte Erdmischung trocknet bei starkem Sonnenschein sehr stark aus. Um den Beeten stets ein freundliches Aussehen zu erhalten, kann man sie auch zwischendurch mit Tuff und anderen Steinarten belegen. Aber nicht allein zur Beetbepflanzung und für Felspartieen eignen sich diese winterharten Heidekräuter, sondern auch als Topfpflanzen sind sie wertvoll und sie werden, wenn in genügender Anzahl vorhanden, guten Absatz finden. Ich erinnere nur beispiels- weise an die Gattung Calluna. Auch die Daboecien, bei denen be- sonders die einzelnen Glöckchen von ansehnlicher Größe sind, den Maiblumen sehr ähneln und schöne Farben besitzen, sind schöne Topfpflanzen. Der geschickte Bindekünstler kann sie in kleinen und größeren Blvunensträußen vorteilhaft verwenden, auch kleine Tafel- dekorationen von diesen bescheidenen Heidekräutern wirken allerliebst. Erfreulich ist es, daß sich einige Staudengärtnereien der winterharten Heidekräuter annehmen und für deren weitere Verbreitung Sorge tragen. Die üartenwelt. Nachstehend verzeichnete Gattungen, Arten und Abarten ver- dienen die weiteste Verbreitung, weil sie besonders schön sind. Bruckenthalia (Erica) spiculiflora. Die Belaubung ist saftig- grün und äußerst feinnadelig. Aus den schon im Juni erscheinenden, i-osafarbenen Blütchen ragen die Stempel und Staubfäden weit heraus. Empfehlenswert sind zahlreiche Varietäten der bekannten Calluna rulgaris, des gemeinen Heidekrautes. Ich nenne C. v. Alporti mit schlanken, graugrünen Trieben und weißen Blüten; C. V. Alporti fl. pL. eine gefüUtbiühende Sorte; C. v. Reginae, eine äußerst zierliche, feinstengelige Form mit weißen Blüten; C. V. tetragona, gedningen wachsend, mit leuchtend weißen Blüten in dichten einseitigen Scheinrispen. C. r. Searly, mit graugrüner Belaubung und späten weißen Blüten ; C. v. elafa alba, von kräftigem "Wachstum, C. r. dumosa, deren Zweige sich flach über die Erde ausbreiten, Blüten weißlichro.sa ; C. V. duMosa aitrea: C. r. to- mentosa, Belaubung graufilzig, Blüten rahmweiß; C. v. pyy- maea bildet gedrungene Büsche, Blüten weiß mit rosafarbener Spitze; C.v. hamiltoniana hat aufrechten, zierlichen Wuchs, weiße Blüten; C.v. Hammondi hat frischgrüne Belaubung, weiße Blüten; C. v. minima wächst ziemlich horizontal und ist eine äußerst zierliche Erscheinung, Blüten weiß, mit rosafarbener Spitze; C. v. compacta hat niedrigen dichten "Wuchs. Daboecia (Menxiesia) po- lifolia, die gemeine Heiligen- heide, hat dunkelgrüne, unter- seits graue Belaubung, schön leuchtend weinrote Blüten in großen endständigen Ähren ; Daboecia polifoiia rar. alba. Maiblumenerika, mit blendend- weißen Blütenglocken ; rar. grandiflora, großblumig, dunkel- weinrot; rar. btcolor, eine aller- liebste Varietät mit roten und weißen Glöckchen ; rar. empetri- folia, eine kriechende Art mit frischgrüner Belaubung; die im Mai erscheinenden Blütenglocken sind rosenrot. Erica Tetralix vor. alba, silbergraue Triebe, fast weiße Blütenglöckohen ; E. T. var. Mackayi, zartrosa Blütenglöck- ohen ; var. rubra mit rosa Blüten. Erica earnea ist eine lieb- liche, frühblühende Art, die bei mildem "Wetter, oft schon im "Winter, sobald der Schnee verschwindet, mit einer Fülle von leuch- tend fleischfarbenen Blüten bedeckt ist; rar. alba, weißblühend. E. stricta wächst straff aufrecht, mit rosa Blüten. Veilangt im "Winter etwas Deckung. E. ciliaris hat feine, zierliche Belauljung und auffallend große, glockenförmige, dunkelrote Blumen; var. alba hat weiße Blüten. E. vagans ist eine kräftige, breitwachsende Art mit langen, endständigen Blütentrauben von rosa Farbe. E. v. alba ist eine Abart der Vorgenannten mit reinweißen Blüten. E. Watsoni hat ziemlich große, dunkelrosafarhene Blütenglöckohen in endständigen Köpfchen und ist von ganz besonderer Schönheit. Otto Brand. Nachschrift der Redaktion: Die herr.schende Moderiehtung bevorzugt in der Hauptsache, auch in den Parkanlagen, großblumige Gewächse. Immerhin sollten hie und da in öffentlichen Anlagen ge- legentlich hübsche Beete von winterharten Heidekräutern gezeigt werden; leider werden sie nur in wenigen Baumschulen kultiviert. Aus deutschen Gärten. Aus dem Schloßgarteii zu Bückeburg. (Eierxu sechs Abbildungen.) Uie Abbildungen auf dieser und den folgenden Seiten aus dem alten Bückeburger Schloßgarten verdanken wir der Liebenswürdigkeit des Hern: Oberhofgärtners Vollmer, unter dessen Leitung er steht. Die vortrefflich gehaltene Anlage erfreut sich in den Kreisen der Fach- und Liebhaberwelt eines vorzüglichen Rufes. Der alte Park wurde im Jahre 179G unter der speziellen Leitung der damals regierenden, sehr geistreichen Fürstin Juliane angelegt. Aus dieser Zeit stammen noch sehr viele der jetzt zu mächtigen Exem- plaren herangewachsenen alten Bäume, wie Kiefern, Eichen, Lärchen (Abbildung Seite 512), Sumpfzypressen {Taxodium), Walnüsse (Jug- lans), Sophora und andere. Das von einem breiten Wassergraben umgebene Schloß wird im Osten und Westen von prachtvollen alten, gleichfailsimJahrel 796 gepflanzten Kastanienalleen flankiert. Im Jahre 1871 wurde der vor dem alten Park ge- legene Gemüse- und Obst- garten in Schmuckanlagen verwandelt, die vollständig in den alten Park übergehen. Die damals gepflanzten Koni- feren, worunter sich auch die auf dem Bilde Seite 513 sichtbare Picea excelsa var. riniinalis befindet, von wel- cher in der Gartenwelt be- reits mehrfach die Rede war, haben sich zu pi'achtvollen Exemplaren entwickelt. Es sind unter anderen von sol- chen Prachtstücken vorhan- den: virginiseher Wacholder (Juniperiis virginiana), Nordmannstannen (Abies tiordmanniana), österreichische Schwarzföhren (Pinus Laricioauslriaca), spa- nische Weißtannen {Abie.s Pinsapo) u. a. Vor etwa zehn Jaliren wurden am Residenzschlosse be- deutende Umbauten vorgenommen und in Verbindung damit der auf Seite 511 sichtbare Schloßplatz geschaffen. Unsere Abbildungen bieten typische Ansichten vom Residenzschloß, dem Schloßplatz und interessante Parkpartieen. Die Trauer- buchen sind, das lehrt die obenstehende Abbildung, so recht zur Gegenüberstellung geeignet. Einen Blick zwischen solchen Bäumen hindurch nach einem schönen Punkte im Park zu schaifen, ist eine feine gartenkünstlerische Leistung. Wie man sieht, haben sich die Bäume in 34 Jahren prächtig ent- wickelt. Die unter jedem Bilde gegebene Unterschrift über- hebt uns eingehender Beschreibung an dieser Stelle. M. H. Fagus silvatica pendula im .Schloßgarten zu Bückeburg (gepflanzt 1871). Originalaufnahme für die „Gartenwelt". IX, 43 Die Gartenwelt. Gärtnerische Reiseskizzen. Die „Seefelder" bei Bad Keinerz in Schlesien und ihre Vegetation. Alle Sonimerfrischlor und Touristen, welche im Sommer den .schön und romantisch gelegenen Badeort Reineiz aufsuchen, sollten nicht versäumen, dem in näch.ster Nähe 727 m über dem Spiegel der Ostsee liegenden Hochmoor einen Besuch abzustatten. Von Bad Reinerz aus die Fahr- straße benutzend, welche am Gasthaus „Zur Schmelze" vorbei nach Grunwald und hoher Mense führt, gelaugt man zu Fuß in ungefähr zwei Stunden an den sogenannten Reitsteg, der links von der Straße abzweigt und von dem aus das Moor in 15 Minuten zu erreichen ist. Der erste Eindruck, den man von der 353 Morgen großen, mit spärlichem Baumwuchs bedeckten Fläche erhält, ist nicht gerade sehr freundlich zu nennen. Beim Gehen bewegt man sich fortwährend auf sumpfigem, nachgiebigem Boden, doch kann man auch auf trockenen Wegen die Seefelder durchstreifen. Nicht immer sollen letztere, wie ein Bericht aus dem .lahre 1799 sagt, ein so kahles Aussehen gehabt haben, dies sei vielmehr erst seit dem Jahre 1790 der Fall, in welchem Jahre ein furchtbarer Brand stattgefunden und jeglichen Baumwuchs zerstört habe. Neuerdings ist diese Angabe sehr in Zweifel gezogen worden, indem da- rauf hingewiesen wurde, daß durch die Asche des großen Brandes der Boden hätte besser werden müssen. Dies ist aber nicht der Fall, denn alle An- pflanzungsversuche, die dort vorgenommen wurden, waren bisher erfolglos. Die Untersuchungen haben ergeben, daß die Seefclder geologisch sehr alt sind, V. Vitis Idaea, die Preiselbeere und die in Moorgegenden be.sonders gut gedeihende Moosbeere, F. oxycoccos. Die holzigen Triebe dieser Pflanze sind sehr dünn und kriechen am Boden hin. Eingelegt sind die purpurroten, kugeligen Beeren sehr schmackhaft und gelten als Delikatesse. Hierzu gesellt sich auch der wilde Rosmarin, Ledum. pahistrc, eine Pflanze, die in ihrer Belaubung lebhaft an Azaleen erinnert. Die interessanteste Pflanze aber, die früher in großen Massen auf den Seefelderii zu finden gewesen sein soll, jetzt aber Südseite des Residenzschlosses in Bückeburu canadensis. Originalaufnahme für du iiid Popiilus Schloßplatz mit linkem Schlollvorijebaude in Biirkeburg, geschmückt m Statuen von Adrian de Vries (ums Jahr 1621). Originalaufnahme für die ,, Garteuwelt". die hier befindlichen Torflager haben eine Dicke von 3—6 Meter. Bei dem Holzreichtum dieser Gegend findet dieser schöne Torf als Brenn- material wenig Verwendung. Den Hauptbestandteil der Vegetation dieser riesigen Moorfläche bilden die Riedgräser. Weiter finden wir vierSpezies von ßeerenpflanzen, Vnreiinum, und zwar V. tdiginosii»/, die so- genannte Sumpfheidelbeere, V. Myrtillus, die gewöhnliche Blaubeere. infolge Ausbeutungssucht mancher Touristen sehr abgenommen hat, dena bei meinem Ausflug, den ich vergangenen Sommer dorthin unternahm, fand ich mit Mühe und Not nur noch einige Exemplare, ist der rundblättrige Sonnentau, Drosera rotundifhlia. Die feinen, fadenförmigen Wurzeln dringen nur ganz oberflächlich in den Moorboden ein und die fast kreis- runden, hellgrünen, langgestielten Blätter bilden eine Rosette. Die Blätter tragen Drüsenhaare, die am Ende einen wasserhellen, klebrigen Saft in Form kleiner Tropfen absondern, die als Verdauungsflüssig- keit für von den Blättern gefangene Insekten dienen. Denn der rundblättrige Sonnentau ist eine fleisch- und insektenfressende Pflanze, ähnlich wie die bekannte Venus -Fliegenfalle, Dionaea muscipula, welche die Sümpfe Nordkarolinas zur Heimat hat und bei uns in Gewächshäusern kultiviert wird. An Gehölzen sind es vorzugsweise Piitiis ul/ginosa, die Suinpfkiefer, und Detula nana, di« Zwergbirke, die das Seefelder-Terrain beleben. Erstere ist in zahlreichen Exemplaren vertreten, letztere schon spärlicher. Anpflanzungsversuche mit Pmus uliginosa und Betula nana, die an besonders feuchten Stellen in den hiesigen Kuranlagen gemacht wurden, waren nicht gerade erfolglos, doch ent- behrten diese Pflanen des üppigen Wuch.scs ihres natürlichen Standorts und gingen nach Jahren wieder ein. Außer unserer gewöhnlichen Heide findet man beim Durchstreifen dieser großen Moorfläche noch riesige Mengen des in der Pflanzenkultur viel verwendeten Torfmooses. Sphngnuiii, von dem man vier Arten unterscheidet. K. Rösner. 512 Die Gartenwelt. IX, 43 Wo Pflanzenkrankheiten. Die Schimmelpilze, Jos. Winkler, Kunstgärtoer, NeuaicLen. 0 ist ein Gärtner, dessen Aussaaten nicht manchmal vom Schimmelpilz zu leiden hätten? Und dieser scheint es gerade auf Aussaaten von Neuheiten und anderen, um teures Geld gekauften Samen abgesehen zu haben, während der billige Eigenbau nicht nach seinem Geschmack zu sein scheint. Mancher ist ganz betrübt darüber, und mit Recht,- denn das Geld ist verloren, und dahin auch die Freude, seine Kollegen mit etwas Besonderem über- raschen zu können. In seiner Phantasie sah der unglückliche Züchter .schon das neue Wunder der Blumenwelt von allen angestaunt und bewundert, das seine kun- dige Hand selbst herangezogen Doch mit des Geschickes Mach- ten ist kein ewiger Bund zu flechten; der Schimmelpilz hat die Saatsohale mit der teuren Saat überzogen, den Samen ver- dorben, bevor ein winzig Eeim- blättchen zum Vorschein kam Ich sehe manchen Leser vornehm lächeln über den armen Tropf, der fäulnisschwangeiei Erde den kostbaren Samen an- vertraute, doch hat er andern Samen in dieselbe Erdmischung gestreut und sieht, ohne sich darob zu wundern, neues Leben reichlich hervorsprießen. Auch die Nässe hat den Pilz nicht be- günstigt, sonst war den andern Aussaaten ein ähnhches Schick- sal nicht erspart geblieben. Wo- lan liegt sein Auftreten nun? Ich behaupte kühn : au den Samen. Mit dem Samen kom- men auch die Erzeuger des Schim- melpilzes in die Erde. Die Reinheit und Keimfähigkeit des gekauften Samens läßt mitunter vieles zu wünschen übrig. Neben den guten reifen Samenkörnern finden sich viele taube Körner, notreifer unkeimfähiger Samen und andere Bestandteile, die bald als Häute, bald als Wolle den Samen umgeben. Dies alles geht, wenn feucht und warm und dunkel gehalten, in Fäul- nis über und ebnet dem gefährlichen Feind der Aussaat ih zum Gedeihen. So bezog ich, um nur ein Beispiel anzuführen, einmal 10 Korn einer neuen Salvia splnulens, 8 Korn waren gelblich und ge- schrumpft, 2 Korn schwai'z und glatt. Doch ich säte alle aus, auch die 8 verdächtigen, um mich zu überzeugen. Nach fünf Tagen bildeten sich auf der Erdoberfläche über den unreifen Samen kleine Häufchen vom Schimmelpilz, ich hob dieselben mit dem darunter liegenden, ganz in Fäulnis übergegangenen Samen aus, und bestreute die Stelle mit feingesiebter Holzkohle von weichem Holz, und rettete so die beiden keimfähigen Körner, welche in Kürze aufgingen. Daher ist eine genaue Durchsicht des gekauften Samens notwendig, vor allem bei Neuheiten, deren Samen oft unreif geerntet wird. Wer Muße hat, der kann den Samen nochmals putzen, durch Ausblasen auf einem Teller, was fast immer zu empfehlen ist; bei größeren Samen kann er die vollen Samen auslesen, die anhaftenden Häute, Flügel z. B. bei Gladiolen, Nemesia abreiben, das Fruchtfleisch z. B. bei Latania entfernen. Er wird dadurch wohl manches Korn verlieren, aber nicht die ge- samte Aussaat; die von Häuten etc. befreiten Samen keimen leicht und .schnell. Was man mit Möhrensamen tut, nämlich ab- reiben, ist auch bei manch anderen Samen empfehlenswert. Eine andere Ursache des Schimmelpilzes ist die weitverbreitete Ansicht, daß die Aussaat schattig oder gar dunkel gehalten werden müsse, damit die Sonne nicht den zarten Keim verderbe. Ich mache schon seit Jahren viele Aussaaten in einem heizbaren Zimmer- gewächshaiis, habe dieses immer am sonnigen Fenster unbeschattet stehen, und die Sonne hat noch kein Pflänzchen ruiniert. Die Sonne ist der Tod für die Miasmen. Schimmel bildet sich nicht im Sonnenlicht, nur im Dunkel der Nacht streckt er seine Arme zur Vernichtung aus, wie ich dies oft am Morgen, niemals am Abend beobachtet habe. Wer also seine Aussaaten vor dieseni argen Feinde retten will, streue nur keimfähigen, reinen Samen aus, sorge für Licht, habe ein wachsames Auge auf seine Aussaat, entferne die etwa sich bildenden Schimmel- pilze und bestreue dann mit fein- ge.siebter Holzkohle, und er wird um seine Hoffnung nicht betrogen werden. Larix europaea im Schloßgarten Orieiaalaufnahme fü] W( Obstbau. Internationaler Obstbau und Weltmarkt. VTewissermaßen als Ergänz- ung, und wenn wir so sagen wollen, Bestätigung der Schrift, auf die sich die Abhandlung über Obstbau und Obstverweiiung in Nordamerika bezog (No.34), kön- nen wir unseren Lesei'n, denen die Entwicklung des deutschen Obstbaues vom volkswi liehen Interesse ai; liegt, eine von A. G. Grant in London verfaßte Broschüre: Internationaler Obstbau und Weltmarkt*) warm empfehlen. Selbst wenn wir mit dem um- stände rechnen, daß der Verfasser nicht alles aus eigener Anschauung kennt, was er beschrieben hat, denn er widmet dem Obsthandel der ganzen Erde sein Interesse und versteht es vortrefflich, das Wesent- liche aus dem Obstbau jedes Gebietes herauszuschälen, muß diese Schrift als eine wertvolle Bereicherung jener in der Praxis brauch- bai'en Schriften über Obstbau angesehen werden. Es sind so viele Anregungen in dem Buche durch Angabe hie und da üblicher Methoden gegeben, daß die Lektüre für Jedermann anziehend und lehrreich ist. Um die Leser über den Inhalt der Grantschen Schrift zu Bückeburg (gepflanzt die „Gartenwelt". *) Internationaler Obstbau und Weltmarkt. Was der rationelle Obstbau der Vereinigten Staaten von Nord -Amerika den deutschen Obstzüchter lehrt. Eine Skizze von A. G. Grant, London. Hamburg 1905. Druck und Verlag von Fr. Meyer. 8", 231 Seiten. Preis geheftet 2 Mark. IX, 43 Die Gartenwelt. 513 etwas zu uoterricliten, geben- wir nachstehend kurze Angaben aus dem Inhalt, die erliennen lassen, wo uns der Schuh drückt und wie ein anderes Reich, England, gleichfalls durch eine Kette unglück- licher Umstände auch viel weniger Obst erzeugt als es braucht. In England bestehen noch mittelalterliche Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden. Der Uradel ist Besitzer der größten Bodenfläche und die großen ungeteilten Besitztümer vereiteln zahllose kleinere und größere Existenzen. "iVir erkennen, wie die Latifundienwirtschaft der Landmonopolisten der Ausdehnung der Obstbaumk-ultur in Eng- land hinderlich, wie die schon binnen kurzer Zeit Erträge liefernde Beerenobstkultur aus diesem Zustande emporgeblüht ist, wie der Obstbau andererseits unter den Trans- portmonopolisten und den oft ganz eigenartigen Marktverhältnissen zu leiden hat. So gehört der größte Londoner Markt, der Covent Garden Market, dem Herzoge von Bedford, der das „Privilegium" hat von jedem einzelnen „Packet", sei es ein Obstkorb, eine Kiste, ein Sack, eine Tonne oder dergleichen einen Zoll zu erheben, der einen halben Penny bis vier Pennies betragen kann. Der Verfasser gibt an, daß dieser Zoll dem Herzoge eine jährliche Bruttoeinnahme von 506000 Mk. bringt, eine Summe, die natürlich die Konsumenten aufbringen müssen. Das sind Zustände, die nur mit Staatshilfe geändert werden können und damit hat es bei der gegen- wärtigen Zusammensetzung der enghschen Regierung noch gute Wege. Zahlreich sind in England dir Obstpräservefabriken wegen des Überangebots billigen und minderwertigen Obstes, das auf dem Markte keine Käufer finden würde. Die.se Fabriken bilden nach Ansicht des Verfassers die einzige Grand- bedingung des Absatzes des Obstes in England und l'artic au so gibt es eine Anzahl Jamfabriken, die riesige eigene Obstgärten besitzen und zahlreiche Personen beschäf- tigen. Ermöglicht wird ferner diese Industrie dadurch, daß der Einfuhrzoll auf Zucker in England seit den fünfziger Jahren vorig. Jahrhunderts aufgehört hat, sodaß die Fabriken, die ihren Rohzucker nieist aus Deutschland beziehen, diesen sonder- barer Weise zu einem Preise erhalten, zu welchem ihn in Deutsch- land keine derartige Fabrik erhält. Für die Marmeladefabrikation werden große Mengen Obstes importiert, so auch aus Deutschland. Der Verfasser schildert, in welchem Zustande häufig das deutsche Obst am englischen Markt ankommt, Zeugnis für die beklagenswerte Sorglosigkeit davon ablegend, mit welcher man in Deutschland oft die Verpackung und Transportierung des Obstes bewirkt. Dann bringt der Verfasser statistisches Material über den ge- waltigen Obstimport Englands, der im Welthandel unter allen Ländern die erste Stelle einnimmt. Interessant ist es, die Ursprungsländer der eingeführten Obstsorten kennen zu lernen. Da nimmt unser Nachbarstaat Belgien einen bevorzugten Rang ein und der Ver- fasser spricht von Belgien als dem Musterland in Europa in Bezug dem Schloi'.garten zu Bückeburg mit Bin Jahre 1.017, bepflanzt mit Pelargonium peltatum. Originalaufnahme far die „Gartenwelt". Blattpflanzengruppe im Schloßgarten zu Huckt bürg, rechts Pi var. viminalis. (Siehe auch Text und Abbildung Seite 411 Originalaufnahme für die „Gartenwelt". auf Obstbau und bezeichnet als Ursache genossenschaftlich organisierten Absatz. — Für Spanien, die Azoren, die Schweiz, Griechenland (Korinthen), Nord- Amerika, Australien ist England das beliebteste Absatzgebiet. Wie das Obst aus überseeischen Ländern kommt, schildert der sachkundige Verfasser in höchst ausführlicher und lehr- reicher Weise. Die Lektüre dieses Abschnitts bietet eine Fülle praktischer Anregung. Immer ist es die Antbewahiiing, die Verpackung und die ge- schäftliche Organisation, die den Handel empor- blühen läßt und lationellen Obstbau ermöglicht. Wir erfahren aus diesen Zeilen nähere Einzelheiten, wie die Regierung Canadas großartige Versuche mit Transportmitteln für Obst unternommen und dadurch staunenswerte Erfolge erzielt hat, daß diese Regierung aber nicht nur Versuche anstellt, sondern das Er- gebnis auch zu weitgehender Verbreitung bringt. Dadurch wird jeder Pflanzenzüchter mit den Errungenschaften der Forschung auf dem Gebiete der Landwirtschaft, des Obst- und Gartenbaues be- kannt. Die Obstzüchter Canadas treten auch mit Forderungen an ihre Regierung heran. So wurde im vorigen Frühjahr verlangt, den Obstbauschutz auf dem Gebiete der Insektenvertilgung zu ver- staatlichen. Da in Canada die San -Jose -Schildlaus den Obstbau schwer bedroht und besonders den Export sehr erschwert, so liegt die Vertilgung des Schädlings nicht nur im Intere.sse Einzelner, sondern im Interesse der Gesamtheit des Staates. Wenn ein Staat den Obstbau so fördert, dann darf es nicht Wunder nehmen, wenn großartige Erfolge er- zielt werden. Auch in Südafrika beginnt man Obstbau für Exportzwecke im Großen zu betreiben und auch cea excelsa d. Jahrg.) Die Gartenwelt. IX, 43 hier ist es die Eegieruug, die fördernd eingreift. So werden die Regjei'ungsfarmen durcli „Verbi'echer" bewirtsoliaftot, die von erfahrenen Obergiirtneni geleitet werden. Man hat keine Ur- sache mit diesem System der Gefangenenbeschäftigung unzufrieden zu sein. Auch in Deutschland könnten an 20000 Strafgefangene iu dieser Hinsicht segeasreich beschäftigt und vielleicht als brauchbare Glieder der menschlichen Gesellschaft untergebracht wei'den. Die Ob.stfarnier der KapkoloDie beklagen sich aber über die Konkurrenz der Regierung und trachten ebenso nach billigen .Arbeitskräften. Dabei wird Gimpelfang scheußlichster Art getrieben und es werden Leute aus Europa, besonders Italiener, auch Deutsche und Schweizer, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen iu fürmüohe Sklaverei gelockt. Auch die Schilderung des australischen, speziell tasmanischen Obstbaues und seiner Entwicklung ist interessant. Hier wird ge- zeigt, wie hohe Zuckerpreise der Obstverwertung hindernd im Wege stehen. Auch die deutsche Regierung könnte das Nationalvermögen sehr kräftigen, wenn sie die Steuer auf Zucker aufhöbe, sodaß Marmeladen etc. wohlfeil hergestellt werden könnten. Den breitesten Raum nimmt die Schilderung des rationellen Obstbaues der Vereinigten Staaten von Nord -Amerika ein, von dem der Verfasser .sagt, daß das Anpassen desselben an die klimatischen, Boden- und Markt Verhältnisse, die praktische Sammlung und wissen- schaftlich begründete Aufbewahrung, Verpackung und Transportierung seiner Produkte heute einzig dastehe und mustergültig für sämtliche obstbautreibende Länder der Erde sei. So ward die jüngste Nation zum Lehrmeister ihrer eigenen Lehi'er! Die Anfänge ameiikanischen Obstbaues liegen im Weinbau, der 1821 festen Fuß faßte, als Adlum die Catawbarebe, einen Abkömmling der Vitis riparia (mlpina) nach Washington brachte, und die Förderung des einheimischen Weinbaues verdankt die Union hauptsächlich deutscheu Einwanderern. In Kalifornien hat der Obstbau in den letzten dreißig Jahren einen beispiellosen Aufschwung genommen, dank der aus- gedehnten künstlichen Bewässerung, die Wüsten in Paradiese ver- wandelte. Auch in Florida wird großartiger Obstbau getrieben; ein Landi das man früher für unkultivierbar hielt, gibt heute enorme Erträge an Orangen und Wein. Wenn dabei zahlreiche Existenzen zugrunde gingen, so lag ,das daran, daß viele nicht kapitalkräftig genug waren, um das Resultat ihrer E.vperimente abzuwarten. Denn erst nach vielen Mißerfolgen gelang es, jene Sotten ausfindig zu machen, die für Klima und Boden geeignet sind. (Vgl. Nu. 42, S. 494.) Der amerikanische Obstzüchter bevorzugt den Halbhochstamm, da er bei der Obstbaumpflege, bei der Ernte und Bekämpfung von Krankheiten am zweckdienlichsten ist. Pfirsiche werden durch ge- eigneten Schnitt so niedrig gehalten, daß man beim Einernten keine Leiter gebraucht. Den Apfelbäumen läßt man in der Regel sieben bis acht Hauptäste, die so aufrecht wie möglich stehen müssen, alle anderen werden unterdrückt. Seitentriebe werden gekürzt, damit sich Fruchtholz bildet. Durch den Schnitt wird wohl die Anzahl der Früchte verringert, die Qualität aber gehoben und das Gewicht der erzielten Früchte wird dasselbe sein. Durch das Aufrechtziehen der Äste erreicht man mehrere Vorteile: Man spart Platz und vermeidet Windbruch, da die Last besser verteilt ist. Auch die Jühannisbeeie wird ähnlich geschnitten. Der Verfasser schätzt den Wert der amerikanischen Obstprodukle der Union auf ,ööO Millionen Mark für das Jahr 1899. Die heute übliche Verpackung der Obstarten ist das Ergebnis spezieller Studien. Für jede einzelne Fruchtart, oft für bestimmte Sorten, ist iu vielen Fällen eine besondere Verpackungsmethode nötig, soll die Frucht sauber, appetitlich und marktfähig sein und bleiben. Das Verpacken in Körbe und Säcke, das in Deutschland noch an der Tagesordnung ist, kennt man nicht mehr. Das Obst muß im richtigen Zustand der Reife geerntet werden und bei der Verpackung spielt das Papier als Umhüllung der einzelnen Früchte eine große Rolle. Oft gibt man den Früchten zwei, selbst drei Hüllen. Innen Seidenpapier, dann Paraffinpapier und endlich gewöhnliches Zeitungs- papier. Man pflegt nur eine Sorte Früchte in ein und dieselbe Kisto oder Tonne zu packen, wie überhaupt die übstzüchter stets nur wenige Sorten, diese aber in Masse ziehen. Ja man hat es nicht nur zu Obst - Verpackiuig.sgesellschaften (Fruit Packing Companies), sondern auch zu höchst sinnreich konstruierten Verpackungsmaschinen gebracht, die die Früchte mit Papier umwickeln. Schließlich schildert der Verfasser die Fortschritte der Obst- aufbewahrung und des Transportes. Die Aufbewahrung in Gefrier- räumen ist eine amerikanische Erfmdung. Diese Methode hat bei uns nur in den Großstädten und auch da nur spärlich Eingang ge- funden, erfreut sich aber in Amerika größter Verbreitung. Wie schneller und sachgemäßer Transport die Kulturen befördert, lehrt der Aufschwung der Pfirsichkultur. Nur mit den besten Mitteln der Aufbewahrung und des Transports ist es möglich, diese köstliche Frucht Tagereisen weit an die Verbrauchsstätten zu schaffen und tadellos frisch zu verkaufen. Die Eisenbahnen und Schiffe haben in dieser Hinsicht eine große Kulturarbeit vollbracht, indem sie den Bedürfnissen des Obstversandes in der denkbar besten Weise durch Einrichtung von Gefrier- und Kühlräumen entgegenkamen.*) Der Verfasser schließt mit den Worten : „Da wird es wirklich Zeit, daß auch der deutsche Obstbau sich seiner eigenen Rück- ständigkeit und Lage bewußt wird, daß er sein Haus in Ordnung bringt, seine Produktions-, Aufbewahrungs- und Transportmethoden von Grund auf reorganisiert, um also gestärkt und modernisiert seine lächerliche Stellung auf dem Weltmarkte mit einer achtunggebietenden zu vertauschen. Darin liegt seine Zukunft." W. T. Ne Zeit- und Streitfragen. Bücherbesprechungen. Vom Herausgeber. (eben der Fachpresse sind in erster Linie die guten Fachwerke dazu berufen, das gärinerische Wissen zu fördern und dem Bildungs- drang des Gärtners entgegen zu kommen. Das Lesen einer guten Fachzeitschrift ist ein unabweisbares Erfordernis unserer Zeit; daneben wird aber auch jeder vorwärtsstrebende Gärtner darnach trachten, sich mit der Zeit eine seinen Mitteln entsprechende Fach- bibliothek zuzulegen, in welcher Werke über die Spezialitäten vor- herrschen weiden, denen er sein besonderes Interesse widmet. Dieser Tatsache entsprechend hat die Fachpresse die Verpflichtung, die neuen Erscheinungen auf gärtnerischem Gebiete zu beachten und sie unter der Rubrik „Bücherschau" einer rein sachlichen, un- parteiischen Kritik zu unterziehen. Diese Kritiken sollen den Lesern die guten und schlechten Eigenschaften der rezensierten Bücher vor Äugen führen, die Verbreitung des Schlechten hindern, des Guten aber fördern, wie sie auch dazu dienen, jungen, bisher unbekannten Talenten die Wege zu ebnen. Nun gibt es leider nicht nur in der gärtnerischen Fachpresse, sondern auch in der politischen Presse zahlreiche Redakteure, die für alles andere, nur nicht für das Studium neuer Bücher Zeit haben und sich entweder damit begnügen, ohne jeden Kommentar die Titel der neu erschienenen Werke bekannt zu geben, oder die ihnen obliegende Rezensionspflicht auf fremde, häufig unfähige Schultern abwälzen, im günstigsten Falle ein paar nichtssagende Worte über das niohtgelesene Buch schreiben, wenn sie es nicht vorziehen, den sogen. „Waschzettel" abzudrucken. Unter solchen Waschzetteln ver- steht man in buchbändlerisdien Kreisen die vom Verleger eines Buches selbst abgefaßte Rezension. Die Verleger wissen sehr wohl, daß neu erschienene Werke, und mögen sie von noch so gi'oßer Bedeutung sein, in den meisten Redaktionen nicht gelesen und nicht gewürdigt werden und deshalb unbesproohen bleiben, wenn den Redakteuren nicht mit jedem Rezensionsexemplar gleich die druckfertige Re- zension, das ist der Waschzettel, übermittelt wird. Manch anerkennende Besprechung in einer angesehenen Fach- zeitschrift hat schon, wie gesagt, jungen aufstrebenden Talenten die *) Anmerkung der ]?edaktion. Siehe unseren illustrierten Artikel von Prof. Sajo: ,..\us der Geschichte des amerikanischen Obstverkehrs, Jahrg. 6, No. 13 und 14. IX, 43 Die Gartenwelt. Wege gi'ebnet. in noch liäufigeren Fällen ist aber durch (jarteiische und ungerechte Besprechungen beträchtliches Unheil angerichtet worden, indem nichtswürdige Rezensionen ein Hemmschuh auch für die Ver- breitung des Guten sind. Man kann nicht gut verlangen, daß der Leiter einer großen Fachzeitschrift alle neu erschienenen Fach- werke durchliest und rezensiert; dazu ist die gegenwärtige Zeit zu produktiv, aber was er bespricht, soll er vorurteilslos besprechen und was er nicht selbst besprechen kann, soll er fähigen, gereiften und unparteiischen Faohgenossen zur Besprechung überweisen. Daß sich hier und da auch Redakteure dazu hergeben, ihre Überzeugung kleinlichen Geschäftsinteressen kurzsichtiger Verleger zu opfern, ist eine bedauerliche Tatsache. Auf solche Geschäftsinteressen ist auch das Unterbleiben der Angabe des Ladenpreises der besprochenen Bücher zurückzuführen, womit den Abonnenten der Blätter, die diese kleinliche Pra.\-is üben, sicher nicht gedient ist. Wie auf allen Gebieten, so herrscht auch gegenwärtig auf dem des gärtnerischen Verlagsgeschäftes eine erbitterte Konkurrenz. Ver- einzelte Großfirmen möchten alles au sich reißen ; sie sind die "Waren- häuser des gärtnerischen Verlagsgeschäfts und nehmen wo- möglichjedes Anerbieten, auch das Überflüssigste an,damitbeileibe nicht dieses oder jenes Werk späterhin bei einem Konkurrenten erscheint. Dadurch überstürzt ein neues Buch das andere; erst schreibt da ein solcher Autor ein Gartenbuch über den gesamten Liebhabergarten- bau, dann läßt er ein zweites folgen, das nur die Blumen behandelt, ein drittes, da.s nur von Obstbäumen erzälilt, ein viertes über Gemüse, ein fünftes über Gemüsetreiberei mit Salat und ein sechstes über Salat mit Gemüsetreiberei, sodaß schließlich nur noch ein Buch über die Kultur der Unkräuter, über die Vermehraug und Anpflanzung der Pyramidenpappeln oder über die rationeile Zucht der Schildlaus und ihre Dressur auf die Kulturpflanzen fehlt, damit alle Lücken geschlossen sind. In jedem neuen Buche wird oft der Inhalt bereits erschienener Bücher behaglich wiedergekaut, ein Verfahren, das man technisch als Zeilenschinderei bezeichnet, denn je dicker das Opus wird, um so höher pflegt das Honorar zu sein, das die Herren Ver- leger notorischen Vielschreibern aber möglichst knapp zu bemessen pflegen. Natürlich hat solch ein Bücherschreiber im Kreislauf des Jahres keine Zeit, ein von einem anderen verfaßtes Buch einer objektiven Besprechung zu unterziehen, ja es fehlt ihm, wenn er Redakteur ist, sogar die Zeit auch einmal für sein eignes Blatt einen Artikel zu schreiben; das müssen alles die Mitarbeiter besorgen damit die Bücherproduktion keine Unterbrechung erleidet. Die von vielen Seiten gegebenen schlechten Beispiele werden uns nicht abhalten, allen Neuerscheinungen, wie bisher, unser Augen- merk zuzuwenden und dafür Sorge zu tragen, daß sie ohne Rücksicht auf den Autor und die Verlagsbuchhandlung, bei der sie erschienen, in objektiver Weise gewürdigt werden, so weit sie überhaupt eine Würdigung verdienen. Alles das, was sich als Abschreiberei, Vielschreiberei wertlos und überflüssig erweist, bleibt selbstverständlich von der Besprechung ausgeschlossen; wir werden aber jeder guten Neuerscheinung wohlwollend gegenüberstehen, von der Ansicht ausgehend, daß es besser ist, eine ehrliche Arbeit etwas zu wohlwollend zu beurteilen, als sie in den Schmutz zu ziehen. Es sei noch eines Krebsschadens gedacht, der die Ausnutzung guter oder auch zweifelhafter Rezensionen durch die in Frage kommenden Verleger betrifft; es gibt wahre Virtuosen auf diesem Gebiete, die mit den Rezensionen ehrenwerter Fachleute Jahrzehntelang hausieren gehen. Das ist ja an und für sich nicht schlimm, bedenklich ist nur der Umstand, daß diese Verleger selbst aus im Grunde un- günstigen Rezensionen einige Sätze aus dem Zusammenhang zu reißen verstehen, die ihnen gerade in den Kram passen, die aber ein ganz anderes Bild als dasjenige geben, welches der betreffende Rezensent gezeichnet hat. Das ist unlauterer Wettbewerb. Ich be- .schränke mich heute darauf, hierzu nur ein drastisches Beispiel an- zufiiliren, mit weiteren, auch meine eigenen Rezensionen betreffenden, kann ich jederzeit dienen. In der „Deutschen Bauhütte" vom 17. November 1904 hatte unser Mitarbeuer K. Krone das Werk „Die Gartenkimst in Wort und Bild" in durchaus sachlicher, von jeder Voreingenommenheit freier Weise besprochen. Wir selbst haben diesem Buche zwei Rezensionen gewidmet. Der Verleger dieses Werkes hat nun einen Prospekt mit Rezensionen zusammengestellt. Die da abgedruckten Rezensionen aus gärtnerischen Zeitschriften interessieren uns nicht, da sie nur Blätter betreffen, die in urteilsfähigen Fachkreisen als Fachblätter nicht anerkannt werden. Um so lehrreicher ist der Auszug der Rezension des Herrn Krone. Er besteht aus zwei Sätzen. Der erste Satz lautet: „ . . . Aber das Buch will mehr sein als eine brauchbare Garten- technik, und in einer Hinsicht ist es das auch, in der liebevollen Behandlung des gemischten Gartenstils nämlich, der als Bastard bisher nur geringe Beachtung fand . . ." Dieser Satz hat aber einen wesentlichen Nachsatz, über den die drei Punkte nicht hinweghelfen können, und der Verfasser der Kritik sollte wegen Unterschlagung dieses Nachsatzes energisch Front machen. Der Nachsatz lautet nämlich: „Aber auch diese Empfehlung geschieht nicht durch den Text, der sich immer mit zwar anzuerkennender Gründlichkeit in die Einzelheiten verliert, man muß sie vielmehr aus der Zahl der Illustrationen herauslesen." Das ergibt doch ein wesentlich anderes Bild! Dann führt der Auszug noch den zweitletzten Satz aus der ganzen Kritik an. Er lautet. „Möge das Werk den Anstoß geben, den gemischten Stil für die Aufgaben heranzuziehen, die anders nicht befriedigend zu lösen sein würden." Hier hat der Herr Verleger wieder das kleine Naohsätzchen zu zitieren vergessen, welches den Schluß der Kroneschen Ausführungen bildet und also lautet: „Viel- leicht ist das seine ausgesprochene Tendenz." Das paßte natürlich dem Verleger nicht in den Kram, denn wenn ein ernster Kritiker nach dem zeitraubenden Studium eines dickleibigen Bandes die Frage offen lassen muß, was eigentlich die Tendenz des Buches ist, so muß man dies als alles andere, denn als Anerkennung auffassen. Es ist zu wünschen und zu hoffen, daß Verleger, die darauf Anspruch erheben wollen, ehrliche Geschäftsleute zu sein, für die Folge nicht zu einem so zweideutigen Mittel greifen, wie es ein künstlich zugestutzter, tendenziös einseitiger Auszug aus einer ernsten Kritik darstellt. Die Herren könnten Gefahr laufen, von einem Rezensenten, der in einer derartigen Ausbeutung seiner Kritik eine Schädigung seines fachlichen Rufes erblickt, vor die Schranken des Gerichts zitiert zu werden. Mannigfaltiges. Frostschäden an den Knltnren der Riviera. Von Richard Heimann, Cap d'Antibes, Südfrankreich. Anschließend an meinen Artikel in No. 18 dieser geschätzten Zeitschrift, in welchem ich eme Abhandlung über die durch Frost sehr gelittenen Kulturen brachte, möchte ich an dieser Stelle, an- geregt durch verschiedene Anfragen, über deren Erholung berichten. Wie schon bekannt, hatte der Süden im letzten Winter unter sehr starker Kälte zu leiden, den ganzen Herbst durch bis zum 1. Januar d. J. war täglich Sonnenschein, doch schlug dann die Witterung plötzlich um und es trat eine Kälte ein, wie sie hier wohl noch nie verzeichnet wurde. Cyclamen, Primeln usw. waren erfroren und es sahen die Blumenbeete in öffentlichen Anlagen danach ganz schauderhaft aus, doch auch die widerstandsfähigeren Pflanzen hatten viel gelitten. Die Rosenblumen in den Kalthäusern waren bald alle erfroren, sowie viele Palmen, Eucalyptus u. a. m. Am meisten wunderte ich mich darüber , daß die Asparagus- Arten fast gar nicht gelitten hatten, nicht emmal die edel.sten Sorten, trotzdem sie zu dieser Zeit viele zarte junge Triebe hatten. Was den Kulturen zu großem Vorteil gereichte, war, daß nach der Kälte reichlich Regen gefallen ist und hat sich somit vieles schneller er- holt, als es sonst der Fall gewesen wäre. Die Agaven scheinen mehr, denn alle anderen gelitten zu haben und sind zum Teil ganz eingegangen. Selbst haushohe Palmen, die schon manchen Strauß mitgemacht haben, wurden auch dieses Mal nicht verschont. Einer Firma, die durch ihre Araucarien-Kulturen sehr bekannt ist. sind etwa 10000 Phoenix canarietisis erfroren, ohne daß sie es wußte; erst im Frühjahr als der Versand einsetzen soUte und die 516 Die Gartenwelt. IX, 43 Palmen, die im Winter über mit Erikamatten überdeckt sind, auf- gedeckt wurden und die Sonne sie mit ihren sonst so segenspendenden Strahlen beschien, wurde der Schaden bemerkt. Dieses Frühjahr waren die Witterungsverhältnisse sehr schlecht, der Himmel immer bewölkt und dabei war es für den Süden sehr kühl, man merkte es auch an den Obstpreisen; Kirschen 1 kg 75 Centimes. Orangen hat es fast keine gegeben, da alle erfroren sind, doch standen im Juni Oi'angen, Zitronen und Oliven in schön- ster Blüte, auch die Feigen sehen gut aus imd versprechen eine gute Ernte, der Wein läßt manches zu wünschen übrig, kann sich aber noch erholen, wenn das Wetter nunmehr besser wird. Die Rosen leiden durch diese Witterung sehr unter dem Mel- tau und wurde mancher Zentner Schwefel daran verpulvert. Die Palmenkulturen machen sich rein gar nicht mehr bezahlt und werden von verschiedenen Firmen aufgegeben, soweit sie nicht schon aufgegeben worden sind. Das Auspflanzen der Nelken, Margueriten usw. für den Winter- flor ist im vollen Gange. Überall, wo das Auge in der Natur hinblickt, „Werden und Vergehen". Wespennester in der Erde vertilgt man mit Schwefelkohlen- stoff. Dieses Mittel hat sich hier bewährt. Ein wollener oder leinener Lappen wird abends, wenn die Wespen in ihrem Baue sitzen, mit Schwefelkohlenstoff getränkt, in das Loch gesteckt, darauf das Loch mit Erde oder mit einem Stein geschlossen. Schwefel- kohlenstoff dämpfe sind schwerer als atmosphärische Luft und sinken deshalb allmählich nach unten. Hier wurde dieses Mittel zuerst mit durchschlagendem Erfolge für die Hanistervertilgung verwendet. Im Einzelnen kostet das Kilo 80 Pf. Schwefelkohlenstoff ist eine leicht- bewegliche Flüssigkeit, die explosibel ist und widerlieh riecht. Friedrich Roemer, Quedlinburg. Wasserbeförderungsanlagen. Im Anschluß an den Artikel darüber in No. 37 schreibt uns Herr Friedrich Roemer in Quedlin- burg, daß bei ihm di-ei Systeme von Wasserbeförderungsanlagen in Betrieb sind. 1. Ein Gasmotor, der zwei Pumpen zur Füllung eines 22 obm fassenden Reservoirs bedient; 2. ein auf Feldbahngeleisen transportabler Heißluftmotor, der zum Spritzen und Bewässern dient ; 3. ein transportabler Elektromotor, gleichfalls zum Spritzen und Bewässern. Letztere Kraftquelle ist allen anderen an Bequemlichkeit und Billigkeit vorzuziehen, wo Strom erhältlich ist oder erzeugt wird. Insektenfanggürtel. In obstarmen Jahren ist der Kampf gegen die Hauptschädlinge des Obstbaues, den Apfelblüten- stecher und die Obstmade, besonders Erfolg versprechend. Beide hatten durch geringen Blütenaosatz wenig Gelegenheit, sich fort- zupflanzen. Ihre Zahl ist also relativ gering. Werden die Vor- handenen gefangen, so besteht die beste Gewähr für ein Verschonen der Blüten und Früchte im nächsten Jahre. Man darf überhaupt nie nachlassen in der Bekämpfung der Schädlinge, sonst gewinnen sie im Nu die Oberhand. Ein anerkannt gutes Bekämpfungsmittel für Obstmade und Apfelblütenstecher ist der Insektenfanggürtel „Einfach" der Firma Otto Hinsberg, Nackenheim am Rhein deren Broschüre auch eme Menge anderer Präparate und Geräte zur Baumpflege enthält. Fragen. Neue Frage No. 348. Wie ist die Blutlaus von Äpfelbäumen am besten zu vertilgen und wie wird das Mittel angewendet V Neue Frage No. 349. AVoher kommt es, daß die augesetzten Gurken in den Frühbeeten trotz der heißen Witterung faulen? Ich habe in der letzten Zeit stark mit der Brause gegossen. Neue Frage No. 350. Welche Dungart eignet sich für Baum- schulen mit kalkhaltigem Boden? Neue Frage No. 351. Woher kommt es, daß Ahorn in einer kalkhaltigen Boden besitzenden Baumschule am Wurzelhals plotzlicli schwarz werden und absterben? Neue Frage No. 352. Ist Eichenlauberde schädlich für Topf- pflanzen, speziell für Croton und enthält diese Erdart giftige Substanzen ? Neue Frage No. 353. Was ist die Ursache der Knollenfäulnis bei Cyclamen? Anfang Juni standen meine Cyclamen in 10 bis 12 cm weiten Töpfen gesund, gut bewurzelt und wurden bei einer geringen Bodentemperatur von 22 " C sehr luftig kultiviert, trotzdem ging täglich eine Anzahl von Exem])laren an Knollenfäulnis ein. Dieses plötzliche Absterben gesund aussehender Cyclamen zeigt sich sowohl bei hoch als auch bei tiefergepflanzten und scheint oben an der Knolle an der Blattentwicklungsstelle zu entstehen, da die sämt- lichen Blätter und Wurzeln ganz gesund sind. Neue Frage No. 354. Welches ist die wirksamste und halt- barste, dabei preiswerteste Spritze zur Verteilung von Bordeaux- und Kupfersodabrühe in einer kleinen Obstanlage mit 200 Halbhoch- stämmen und Niederstämmen? Wir bitten unsere Leser sich im Interesse des Berufs zahl- reich an der Beantwortung der gestellten Fragen zu beteiligen. Personal-Nachrichten. Denner, Adolf, ein Schüler weiland Hermann Jägers (Eisenaoh), bisher freiherrlich von Werthernscher Obergärtner, kaufte die Ver- sandgärtnerei von J. G. Wähmann in Weißenfels. Als bedeutender Pflanzenzüchter wird Herr Denner bestrebt sein, die Kulturen zu erweitern und ihren guten Ruf zu fördern. Duval, H., Mitinhaber der Firma Duval & fils, Versailles, f am 29. Juni im Alter von 35 Jahren nach sechswöchentlichem Krankenlager an den Folgen einer Operation. Mit ihm verliert Herr Duval seinen zweiten und letzten Sohn. Maurice Duval, der unter dem Herausgeber dieser Zeitschrift vor Jahren als Volontär tätig war und den er ebenso wie den jetzt Verstorbenen als tüchtigen und strebsamen Menschen kennen lernte, wurde gleichfalls im jugendlichen Alter von einem tückischen Leiden dahingerafft. Die Firm.a Duval, die auch Deutsche beschäftigt, ist durch ihre vorzüg- lichen Orchideen- und Warmhauspflanzenkulturen weitbekannt. Fahldieck, langjähriger Obergärtner in Quedlinburg, zuletzt bei Heinrich Mette und dann im Ruhestand lebend, starb hoch- betagt in Quedlinburg. Der Verstorbene war ein beliebter und ge- achteter Fachmann der alten Schule, der auch in weiteren Kreisen bekannt war als Verfasser eines Buches unter dem Titel: Der praktische Gartenfreund (erschienen in Leipzig 1881). das viele Auf- lagen erlebte. Holtzer, bisher Obergärtner am Kaiserlichen Botanischen Garten in St. Petersburg, trat nach 49jähriger Tätigkeit in den verdienten Ruhestand. Jolly, Franz, Baron Rothschildscher Obergärtner, Sohn des Garteninspektors Anton Jolly auf der Hohen Warte in Wien- Döbling, t am 19. Juni im Alter von 36 Jahren. Kleyhonz, J. A., bi.sher in Stuttgart, ließ sich als Landschafts- gärtner und Staudenzüchter in Rosenburg am Kamp in Nieder- österreich nieder. Kraus, Jos., bisher Obergärtner des der Firma Hch. Mette gehörenden Stumpfsburger Gartens in Quedlinburg, übernahm die Leitung der Privatgärtnerei des Kgl. Sachs. Handelsrichters Friedr. Wilh. Dodel in Dölitz bei Leipzig. Kreis, Franz A., Handelsgärtner in Nieder- Walluf, Spezial- kulturen von Rosen und Cleniatis, wurde zum Hoflieferanten des Fürsten von Schaumburg-Lippe ernannt. Meißner, C, bisher Obergärtner im Großherzoglichen Hofgarten zu Karlsruhe, übernahm die freigewordene Obergärtnerstelle am Kaiserlichen Botanischen Garten in St. Petersburg. Seiltz, Eduard, Gutsgärtner zu WoUin im Kreise Stolp i. P., wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. Verantwortl. Redakienr: Max Hesdr rd Carl Schmidt & Co., Leipzig. Drack : Anhalt. Bnohdr. atenberg, e. Q. m. b. H., Dessau. Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 29. Juli 1905. No. 44. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Pflanzenkunde. Einheimische Pflanzen meines Gartens. Von H. Nehrung (Florida). in. (Schluß.) V 011 großer Schönheit sind auch besonders junge, von unten auf venästelte Exemplare der Florida- oder Bleistift- Ceder {■Juniperus har- hadensis, Thunb. :=■ J. chinensis, Mantiss). Es ist das dieselbe Art, aus deren Holz die berühmte Fabersche Fabrik meist ihre Bleistifte herstellt. Sie war damals, besonders auf Cedar Keys, häufig; gutes Holz ist jetzt aber schwierig zu erlangen. Sie findet sich vereinzelt in feuchten Laubholz- wäldern hiesiger Gegend, doch sind große Exem- jjlare außerordentlich sel- ten geworden. Ich sam- melte im Herbst des Jahres 1895 einige hun- dert Beeren in St. Augus- tina und aus diesen sind die verschiedenen dichten Prachtbäumchen meines Gartens entstanden. Die Färbung des Laubes ist hellgrün und der Wuchs ein sehr dichter und sym- metrischer. Auch die aus Wisconsin mitgebrachte gewöhnhehe rote Ceder'') (Juniperus virginiana) ge- deiht gut, dagegen wollte die großfrüchtige Berg- ceder (J. occidentalis conjugens) aus Texas hier gar nicht fort- kommen. Unsere wilde Pflaume (Prunus umhellata) bildet frei- stehend einen prächtigen breiten und dichten Baum von etwa 5 bis G Meter Höhe. "Wenn sie im Frühling mit ihren weißen Blüten wie mit einem Tuche bedeckt ist, dann ist die Wirkung inmitten der Palmen, Magnolien, Wachsmyrten *) Im englischen Sprach- gebiet wird Junipenis als Cedar (Ceder) bezeichnet. cgonia „Gloire de Sceaux von Emil Dielze, Steglitz bei Bei Seite ,5l.'0.) „Gartenwelt" photogr. aufgen Gartenwelt. IX. 518 Die Gartenwelt. IX, 44 und Bambusen wahrhaft bezaubernd. Von anderer Pracht und Wirkung ist der wilde Kirschbaum {Prunus semperflorens = sero- tina). Er wächst schlaulc empor und breitet sicli erst im Alter hoch oben in der Ki-one mehr aus. Ältere Bäume sind hervor- ragend schön. Die Früchte sind schwarz und bittersiiJ3, von der Größe einer großen Erbse, und werden von den Vögeln gerne gefressen. Das Holz großer Bäume ist außerordent- lich wertvoll, da es zur Fabrikation feiner Möbel sehr viel verwendet wird. Kleine Sämlinge, die ich vor acht Jahren aussetzte, haben bereits eine Höhe von 10 bis 12 Metern er- reicht. Auch die sehr aromatische Stachelesche {Xanthoxylon americanum, Mill. = Clava lierculis L.), auch von den Deutschen hier gewöhnlich „Prickly Ash" genannt, verpflanzte ich vom Wald in den Garten. Stamm, Äste und Blattstiele sind sehr stachelig. Der Baum wächst schnell und bildet eine breite offene Ki-one, wird aber durch Wurzelschößlinge im Garten sehr lästig. Immerhin ist er so auffallend eigenartig, daß man ihm einen Platz im Parkgarten gönnen darf. Diese drei letztgenannten und die Catalpa (Catalpa speciosa und C. higno- 7iioides) sind die einzigen laubabwerfenden Bäume, welche ich angepflanzt habe. Wie schon erwähnt, bildet die wilde bitter- süßeOrange( Citrus auran- iiaca rar. amara) in vielen Gegenden Floridas mit Magnolien , Lebenseichen und Palmettos große Wälder und erweckt den Anschein einer einhei- mischen Pflanze. Früher bedeckten diese als Wäl- der tausende von Äckern, doch sind sie heute alle unter Kultur. Diese wilden Stämme wurden mit den besten Sorten okuliert, die dazwischenstehenden Pal- men, Magnolien und Lebenseichen entfernt und diese veredelten Bäume gut gepflegt. Sie brachten vor dem verhängnißvollen Froste des 8. Februar 1895 ihren Besitzern wahrhaft fürst- liche Einkünfte. Woher diese bittersüßen Orangenbäume eigentlich stammen, ist mit Sicherheit nicht festgestellt. Man nimmt an, daß sie Ende des sechzehnten .Jahrhunderts von den Spaniern eingeführt imd von den Indianern bis ins Innere des Staates weiter verbreitet wurden. Die bittersüße Orange trägt ungemein reichlich und ihre Früchte fallen nicht ab, oder doch erst nach langer Zeit. Im Sommer sind diese selir süß und dann genießbar. Man pflanzt sie häufig in den Gärten an, da der Baum eine sehr schöne Form annimmt, mehrere male im Jahre blüht, die Blüten einen köstlichen Wohlgerueh ausströmen und weil die Früchte fast das ganze Jalu- hindurch dem Baume zur großen Zierde gereichen. Auch eine zweite Varietät, die sauere Orange, wird häufig wild angetroffen. Die Frucht hat eine sehr rauhe dicke Schale und ist sehr sauer. Man verwendet sie zur Bereitung von Orangen-Marmelade und Limonade. Diese beiden Sorten, Winterblühender niedriger Goldlack. (Text Seite 52 Züchtung von Handelsgärtner Max Türpe, Wiederau i OriginaUufnahme für die „Gartenwelt". wie auch eine verwilderte Citrone, habe ich ebenfalls in meinem Garten angepflanzt. Wohl kein kalifornischer Baum ist so beliebt als der Tollon oder die Weihnachtsbeere (Photinia syn. Heteromeles arhutifoliaj. Es ist der einzige Baum Kaliforniens, der in meiner Anlage gut gedeiht. Es würde zu weit führen, wollte ich alle die einheimischen immergrünen Sträucher, die ich in meinem Garten anpflanzte, ausführlich beschreiben. Nur die allerschönsten mögen ge- nannt werden. Zu diesen allerschönsten zähle ich in erster Linie den zu den Rubiaceen gehörenden Korallenstrauch (Hamelia patens). Er wird selten über 2 Meter hoch, doch finden sich die aufrecht stehenden, prachtvoll roten, aus jedem Endzweig hervorbrechenden Blütenbüschel, oft auch Büschel schwarzer Beeren, das ganze Jahr hindui-ch. Das Laub ist herzförmig, wolhg, purpurn angehaucht und viele der älteren Blätter zeigen eine orangegelbe und scharlachrote Farbe. Der Strauch ist so schön und aulfallend, daß er es \ erdient, auch in den Ge- wächshäusern gezogen zu weiden Florida ist reich an Heide ge\\ ächsen, die alle im Garten ausgezeichnet ^\ ichsen Ich nenne hier die rosarote Andromeda ( indiomeda nitida), die mit \\ achsweißen, herab- h mgenden, nach Honig duftenden Blüten ge- ^Llimuckte Andromeda ra- imota, die bräunlich- lii laubten A. ferruginea, Im' pidchtig blühende A. I pcwsa, die weiße Azalee / hododendron viscosum = Axalea viscosa), eine ganze Anzahl dicht und buschig wachsender, teils immergrüner Heidelbeer- arten und die schöne Be- jaria racemosa, die den Waldboden des Tieflandes auf viele Meilen lün im Juni mit einem weißen Teppich schmückt. Sehr schön sind im Garten auch die Knopisträucher (Cepltalanthus occidentalis) und der Spitzen- baum {Chionanthus virginica), leider jedoch nicht immergrün. Wenn man die Wälder und Dickichte aufmerksam durch- wandert, dann ist man erstaunt über die prächtigen Schling- pflanzen, die sich allerorten zeigen. Es sind auch hier zu- nächst die immergrünen Lianen, die unsere Aufmerksamkeit fesseln. Ich habe Seite 490 schon auf die Bignonie, den Karolina-Jasmin, die Stechwinde u. a. hingewiesen. Während des Frühlings entzückt uns ganz besonders das korallenrote Jelängerjelieber (Lonicera sempervirens), das am Saume des Waldes ganze Dickichte und kleine Bäume überwuchert. Ein solches Dickicht, mit zalülosen roten Blütenbüscheln übersät, bildet einen allerliebsten Anblick. Die in meinem Garten befindlichen ExemjJare sind sehr schön, wenn sie in voller Blüte sind, aber da sie unten stets das Laub verlieren und eine verworrene kahle Masse bilden, so sind sie an den den Blicken zimächst ausgesetzten Plätzen kaum zu dulden. IX, 44 Die Gartenwelt. Wilder Wein in zwei verscliiedenen Arten, die Opossum- oder Frostrebe ( Vilis cordifolia) >ind die Sommerrebe ( V. aeslivalis), letztere mit rostbraun angehauchtem, rotrippigem, sehr orna- mentalem Laubwerk, klettern bis in die liöchsten Waldbäume. Sie finden sich beide in meiner Anlage. Besonders pflanzte icii aber die sich durch ihre köstlichen Früchte auszeichnende echte Fuchsrebe, Vitis rolundifolia, an. Sie findet sich wild in fast allen SiULstaaten der Union und zwar in mehreren Varietäten mit hellen und dunkelen Früchten. Aus letzteren bereitet man einen ganz vorzüglichen Wein. Die kleineren Sciilingpflanzen, von großem Zierwerte, namentlich die Passionsbhnne [Passiflora incarnaia), die großblumige Clitoria (CUloria mariana), deren Blüten köstlich duften, die ebenfalls wohlriechende Clemalis Viorna, die hübsche .^jBios tuberosa finden sich zahlreich wild in meinem Garten. Sie ranken gerne an Büschen empor und geben diesen dann einen eigen- artigen Schmuck. So klettert eine Clematis an einem kleinen Exem- plare von Jaca- ratida mimosae- folia empor und läßt ihre veilchen- blauen, wachs- artigen, vasenför- migen nach Vanda suai'ia duftenden Blüten in Menge herabhängen. Wistaria chinensis. Originalaulnahme für die „GarteDwell" Schlingpflanzen. Wistaria chinensis, eine prächtige Schlingpflanze. Von H. Grote, Bühl in Baden. {Hierzu eine Abbildung.) Stauden. Bemerkungen Aber winterharte Selagineilen nnd Lycopodien. (Eierxu ciiie Abbildung.) \j\e winterharten Selagineilen, von denen S. helvetica (s. J. III, S. 244) mit ihren gelbgrünen, im Herbst rot werdenden Polstern am längsten bekannt und geschätzt ist, können als Beispiel dienen, daß man derartige Pflanzen in ihrer Eigenart bald kennen und verwenden lernt, wenn sie nur willig wachsen, auch wenn ihnen jeder bluinistisclie Wert fehlt. Welche Verbreitung bat in den letzten Jahren die neue .5'. Dfiwßasi gefunden ! Sie ist der S. helvetica unserer Alpen ähnlich, kann vielleicht als die nordamei-ika- nische Form ange- sehen werden. Sie breitet sich aber noch rascher aus und gedeiht wie die erstere in windge- schUtztei-, schattiger Lage, der es an Feuchtigkeit nicht fehlen darf.ganzaus- gezeiohnet. Ebenso hat Selaginella nt- pestris, die sainmt- artigedunkle Polster bildet und .sonnige Lage bevorzugt, schon weite Verbrei- tung gefunden, ob- schon keinJahrzehnt verflossen ist, seit man weiß, daß sie unter leichter Decke unseie Winter aus- hält. Man konnte auf diesen kühnen Gedanken nichtohue Weiteres kommen, denn sie ist in der merkwürdig genug Un ) nter unseren holzartigen Schlingpflanzen wird gewiß so leicht keine Partnerin zu finden sein, ausgenommen vielleicht einige Schling- rosen, die sich mit der Wistaria chinensis., was Schönheit anbelangt, messen könnte. Wo der Glycine Klima und Boden zusagt, da ist sie unübertrefflich in der Blüte. Zu den verechiedensten Be- kleidungen, so von Häuserwänden, Lauben, Balkons etc., kurz und gut allerorts, ist sie geeignet und wird durch ihre herrliche Blüte im Mai jedermann entzücken. In Süddeutschland findet man sie bald in jedem Garten verwendet, weniger dagegen in Norddeutschland, wo sie einen leichten Winterschutz verlangt. Dieser Umstand wird viel dazu beitragen, daß sie dort nicht solche Verbreitung findet, wie sie es in Wirklichkeit verdient, was obenstehende Abbildung beweist. Wo sie eines Winterschutzes bedarf, da sollte man sie trotzdem an geeignete Plätze pflanzen und man wird erstaunt sein über die Blüten- fülle, mit der sie uns im Mai überrascht. Altere Exemplare blülien im Juli— August nochmals, nur kommt die Blüte wegen des Blatt- werkes nicht mehr so zur Geltung. Sukkulentengegend von Texas und außerdem — in Südafrika zu Hause. Noch weit interessanter als die an den Boden gedrückten Selagineilen sind ohne Zweifel die eigentlichen Bärlappmoose oder Lycopodien. Ihre tropischen Vertreter geben uns einen kleinen Be- griff von dem Aussehen jener Riesenpflanzen, die im Jugendalter unserer Erde dem feuchtwarmen Boden entsprossen und mit deren verkohlten Überresten wir heutzutage unsere Glashäuser heizen. Wem das Glück beschieden war, sie unter der Tropensonne selbst zu sehen, oder wer sie bloß aus unsern Wannhäusern als L. Eippuris und Phlegmaria kennt oder wem das meterhohe L. cernuum, das wunderbare L. rufescens oder das australische L. de7isum, das einer Straußenfeder nicht unähnlich sieht, nur aus den Herbarien bekannt ist, der wird in unsem bescheideneu einheimischen Arten die Ver- wandten eines vornehmen und alten Geschlechtes erkennen. Am bekanntesten von allen ist Lycopodium elavatum. Man glaubte früher, daß es das Verpflanzen nicht vertragen könne und somit für den Garten nicht in Betracht käme. Das ist ein Irrtum. Ausgerissen wächst es freilich niemals weiter. Wenn man aber im zeitigen Frühjahr oder im Nachsommer große Rasen davon unverletzt aus- hebt, diese dem natürlichen Standort entsprechend mehr oder weniger sonnig in Lehm und HeiUeerde pflanzt und tüchtig angießt, so wird man die Freude haben, seine Bärlappkolonie fröhlich weiter wachsen zu sehen. Auch das Verpflanzen des schönen, im Jahrgang IH, S. 381, beschriebenen L. eomplaiiatmn mit der Form chamaeeyparisaus glückt Die Gartenwelt. IX, 44 auf diese Weise in sandigem Bodea und es dürfte bei einiger Auf- merksamkeit möglieb sein, auch die anderen Arten, nämlich alpinum, inundatimi und annotinum für den Garten zu gewinnen. Lyeopodium Selago ist schon lange in Kultur, es läßt sich aber gleich vielen andern Alpinen nicht dauernd im Garten halten, weil es an Luft- feuchtigkeit fehlt. Wo man eine feuchte Schlucht hat, erweist es sich nicht bloß haltbar, sondern vermehrt sich auch durch die sich an älteren Pflanzen bildenden Bratknospen. Dem L. Selago sehr ähnlich ist L. Incicbihim aus Nordamerika. Mehr von Interesse ist das aufrecht wachsende Lycopodimn demlroideum, Mchx, das unsere nebenstehende Zeichnung zeigt. Das Pflänzchen wird 15—20 cm hoch und dürfte, da es ebenfalls in Nordamerika zu Hause ist, bei uns winterhart sein; Es wächst leicht im Topf und da es in seiner bäumchenartigen Tracht und dem frischen Grün sich allerliebst aus- nimmt, möchte ich es für Liebhaber und Sammlungen botanischer Art empfehlen. Die Vermehmng geschieht durch Teilung. Wohl ist der Vorgang der geschlechtlichen Ver- mehrung durch Sporen endlich aufgeklärt, man hat die Prothallien, meist kugelige, chloro- phyllose Körperchen, die 1 — 2 cm tief unter der Oberfläche sich befinden, sowohl in der freien Natur gefunden, als auch künstlich ge- zogen, es ist aber noch nicht gelungen, daraus Pflanzen zu ziehen. Rehnelt. Topfpflanzen. Doryantlies excelsa und Astelia Bauksii. Von E. Jahn, Obergärtner des botanischen Gartens in Genua. (H'ierxu »wei AbbUdungcn.) jL/oryanlhes excelsa ist eine agavenähn- liche Amaryllidee aus Australien, Astelia Banksii eine grasartige Liliacee aus Neusee- land. Wegen dieser Verwandtschaft und des Herkommens möchte ich sie hier zusammen betrachten. Beide kommen selten zur Blüte und das ist für Ästelia, bei der Wertlosigkeit ihrer Blumen, vielleicht nicht so sehr zu be- klagen. Einem Botaniker dagegen kann das Herz höher schlagen, wenn er die beiden Blüten entwickeln sieht. Im Botanischen Garten in Genua schickten sich im Herbste 1902 mehrere alte Topfexemplare der beiden genannten zum Blühen an. Doryantlies trieb im Verlauf von sechs Monaten einen 27.^ m hohen Blütensohaft. Dieser wurde von einer dichten Rispe karminroter, lackglänzender, aufrechtstehender Blüten gekrönt. Von gleicher Farbe sind auch die oberen Deck- blätter. Die einzelnen Blüten haben eine ansehnliche Größe, etwa wie Hemerocallis. Die Petalen, die ziemlich schmal sind, sind sehr weit zurückgeschlagen; ganz enorm sind die weit ausgespreitzten Staubblätter. Die Nektaiabsonderung ist geradeso wie hei Agaven sehr reichlich, in dicken Tropfen fließt der süße Saft beim Schwanken des Schaftes aus. Die Blätter der Doryanthes sind unbewehrt. Neben Doryanthes excelsa, Coriea, ist noch D. Palmeri, W. Hill, bekannt. Diese Art stammt ebenfalls aus Australien und hat blassere, weniger straffe Blätter. Die Astelien sollen in der Heimat epiphytengleioh auf Bauni- ästen wachsen, gedeihen jedoch bei uns nicht nur im Topf, sondern auch ausgepflanzt. Sie sind überhaupt anspruchslose Pflanzen. Bei Tüpfkultur verlangen sie eine gute Diainage und eine grobe, lockere, bunuisreiche Erde. Man kennt von Astelia neun Arten, davon ist nur A. Banksii, A. Cunn, in Kultur. Die beigegebene Abbildung gibt besser, als es Worte vermöchten, die Tracht der Pflanze wieder. Astelia ist uns hier uneutbebrlich zur Bekrönung der zahlreichen Terra.ssenpfeiler geworden. Mit ihren riemenförmigen, nach allen Seiten gleichmäßig über den Topf elegant herabfallenden Blättern eignet sie sich wie keine andere zu diesem Zweck. Die Blätter sind gekielt, oberseits glänzend dunkelgrün und lückseils weißlich-filzig. Die Blüten erheben sich nicht über die Blätter und stehen zwei- häusig; sie werden von großen Deckblättern gestützt und sind iu einer vielverzweigten Rispe angeordnet. Die grünlich-weißen Einzel- blumen sind unscheinbar genug, der starke Holunderduft, den sie verbreiten, macht sie uns jedoch wahrnehmbarer. — Starke Astelia- Pflanzen sind iu Deutschland*) selten, wo man solche pflegt, empfehle ich sie wie Oyiieritiiii zu behandeln. Lyeopodium dendroideum. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet. Begonia „Gloire de Sceaiix". (Hierzu eine Abbildung.) Auf der Titelseite bieten wir eine Abbildung vorzügliclier Kulturpflanzen der Begonia hybrida „Gloire de Sceaux"- aus der Handelsgärtnerei von Emil Dietze in Steglitz. Diese Begonie ist eine Züclitung der französischen Firma Thibaut & Ketteier in Sceaux und aus einer Kreuzung der Begonia socotrana mit B. suhpeüala hervoigegangen. Durch diese Züchtung wurde die Firma Lemoine in Nancy erst auf den Wert der B. socotrana für die Hybridisation aufmerk- sam gemacht und stellte mit ihr Befruch- üingsversuehe an, aus welclien unter anderen die herrliche B. „Gloire de Lor- raine" hervorgegangen ist. Begotiia,, Gloire de Sceaux" ist großblättriger, stämmiger tmd größer als die letztgenannte Sorte, in ihren Blüten haben aber beide eine gewisse Ähnlichkeit, nur sind die Blüten der „Gloire de Sceaux" dunkler gefärbt. Beide Sorten bringen bei der üblichen Kultur fast nur männliche Blüten. Wir haben früher wiederholt über Beg. „ Gloire de Sceatix" berichtet, zuerst Jahrgang VII, Seite 351 (mit Textbildern), dann Jahr- gang VIII, Seite 431, mit Tafel vorzüg- licher Kulturpflanzen. Es sei hier nur noch erwähnt, daß Beg. „ Oloire de Sceaux^^ die Beg. „Gloire de Loiraine^'' nicht ver- drängen soll; beide ergänzen sich ge- Ausgang des Winters, wenn sich „ Oloire de Lorraine" sozusagen zu Tode geblüht hat, setzt ,, Gloire de Sceaux'^ mit Blühen ein; sie ist eine Marktpflanze ersten Ranges für das zeitige Frühjalir. Herr Dietze hat sie auch als solche erkannt und in Kultur- genommen. M. H. Türpes winterblühender niedriger Goldlack. {Eierxu eine Abbildung.) Wir haben bereits im VIII. Jahrgang, Seite 500 u. 501 über diesen Lack, eine Züchtung des Handelsgärtners *) Der Berliner Botanische Garten besitzt seit langen Jahren zwei stattliche Exemplare. IX. 44 Die Gartenwelt. Max Türpo in Wiederau, der ein langjähriger Mitarbeiter der Gartonwelt ist, berichtet. Im April dieses Jahres sandte uns Herr Türpe zwei herrliche, in voller Blüte stehende Kulturpflanzen, die letzten noch im Flor stehenden, wie rr uns schrieb. Nach diesen Pflanzen ist die Abbildung Seite 5 IS gefertigt. Wir haben stets eine besondere Vorliebe für Lack gehabt, der zu Ende des Winters eine herrlich duftende Marktpflanze und Schnittblume ersten Ranges ist, eine Blume für die große Masse der Liebhaber. Aber etwas Besseres als diese Züchtung ist uns noch nie vor Augen gekommen, weshalb wir jetzt zur Aussaatzeit erneut darauf hinweisen. Sie wächst gedrungen und geschlossen, je später sie aus- gesät wird, um so gedrungener. Die Blüten sind groß, tiet sammetrot und sehr wohlriechend. Im April ausgesät liefert dieser Lack starke Schaupflanzen, bei späterer Aussaat, die kleinen Marktpflanzen, wie sie unser Bild darstellt. Die Blüten haben meist den bekannten Goldlackton, doch kultiviert Herr Türpe auch rein dunkelrot blühende Pflanzen. Die Samen- zucht soll etwas schwierig sein, da die Samenschoten bei ungünstiger Witterung leicht abstecken. Über die Kultur teilt uns Herr Türpe folgendes mit: „Man verstopft die Sämlinge baldmöglichst und pflanzt diese mit Ballen auf freiliegende Beete, die nicht frisch gedüngt sein dürfen. Ein mehr magerer Kulturboden ist der beste; während der Lack sich hier sehr kurz und gedrungen ent- wickelt, versagt er jedoch hin und wieder auf rigoltem, schwerem Lehmboden vollständig. Eingepflanzt wird er vor- teilhaft erst Ende September, Anfang Oktober ,^amit die Ballen nicht vorzeitig verfilzen." M. H. Koniferen. Pinus Pinaster, Sol. {Syn. Pinus maritima, Po«V.), die St i- and - kiefer, Igelföhre oder Kiefer von Bordeau.K führte uns Hen' Alwin Berger auf S. 470 in Wort und Bild in dankens- werter Weise vor. Wir finden da für Pinus Pinasler auch die deutsche Bezeichnung „Stemföhre" verzeichnet, ein Irrtum, den ich schon in den Mitteilungen der Deutschen Dendrologisohen Gesellschaft berichtigte. Bei der Ver- deutschung des Namens Pinaster kommt nämlich nicht das Wort aster = Stern iu Betracht, sondern „Pinaster", die wilde Pinie, gegenüber der kultivierten, eßbaren PiniiJi Pinea, L. Dieselbe Bedeutung hat ,.Piraster'-\ Borkh. als Artname zu Pirus, worunter die wilde Birne (Pirns communis Form globosa) zu verstehen ist, oder ,,Olfasfer'-\ Ölweide, wilder Ölbaum (Elaeagnus) im Gegensatz zu Olca. dem echten Ölbaum. Der Name Sternföhre wäre also zu streichen. L. Belßner. Taxus baccata, die gemeine Eibe, diiifte zur Anpflanzung in ziemlich beschatteter Lage von allen Koniferen am geeignetsten sein. Allerdings entwickelt sie sich im Schatten nur strauchartig, dorn Ikx gleich, dichtes immergrünes Gestrüpp bildend. In den Wal- dungen der Schweiz fand ich Taxus baccata vielfach als Unterholz; bei uns in Deutschland ist sie in Rück- sicht auf ihr langsames Wachstum als Waldbaum, weil nicht nutzbringend, schon lange ausgerottet. Dorvanthes c.xcelsa Die Gartenwell IX, 44 Landschaftsgärtnerei. Zwei Entwürfe für einen Blumengarten. Von F. Tutenberg, Stadtgärtner in Offenbach a. M. {Hieriu xwei Originaheichnimgen für die Oartcnu-elt.) Uie Besitzeria des Parkes zu N. N. (der Name tut niclits zur Sache) ist eine gi-oße Bluraenfreundin und wünscht des- halb möglichst viel Blumenbeete, um auch die vielen Zimmer des Schlosses mit Blüten, ihren Lieblingen, ständig aus- schaftliehen Park an und für sich unnatürlich und zu Schnitt- zwecken gebraucht, unschön wirken, während alle Blumen- beete in Massen zusammengetan und zwar in der Nähe des Hauses, gleich letzterem als Kunstprodukt behandelt, zu Wirkiuig und Effekt gelangen und daß die Fülle der hier ver- einigten Blumen die durch den Schnitt entstandenen Lücken verdecken, also weniger ins Auge fallen lassen. Zu den vorliegenden Projekten war in östlicher Richtung vom Schlosse ein Terrain von zirka 33 ar Fläche zur Ver- fügung gestellt. Zu bemerken ist, daß der im Süden an- Erster Entwurf für einen Blumengarten. Vom Verfasser für die „GartenweU" gezeichnet. Erklärung der Zeichen: 1. Sonnenuhr, ningeben von niedrigem Soranierflor; 2. vier Rosenbeete mit Wurzelhals- veredlungen; 3. vier Rabatten für Sommerflor; 4. Sommerflor, die kleinen Rondels mit Canna; -ö. Knollengewächso; ^.Rhododendron chinense (= Axalea mollis) \xaA Rh. flamim (= A.ponlica); 7. Sommerflor; 8. Dahlien; 9. Stauden; 10. zwei Gruppen mit Rhododendron. zuschmücken. Gewächshäuser und Mistbeete stehen ihr an anderer Stelle des Parkes zur Verfügung, wie auch ein er- fahrener Gärtner das Ganze leitet. Es muß daher auch Be- dacht genommen werden auf den Winter, indem im Blumen- garten geeignete Treibsträucher für die Wintersaison heran- gezogen werden. Da es sich nun nicht nur um Blumen zur Verzierung der Anlage allein handelte, sondern dieselben auch vorwiegend zur Ausschmückung der Wohnräume des Schlosses, also zu Schnittzwecken, mit verwendet werden sollten, entschloß sich die Besitzerin dazu, den Blumengarten in unmittelbarer Nähe des Schlosses, abgeschlossen vom anschließenden Park, an- zulegen. Der Verfasser betonte, daß Blumenbeete im land- gedeutete Laubengang von alten Buchen vorhanden war und auch belassen werden sollte, während an der Grenze in nörd- licher Richtung ein größerer Spiel-, Turn- und Tummelplatz für die Jugend beginnt, wie auch hier ein Weg zum Wirt- schaftsliof, zur Viehtränke etc. führt. Die auf beiden Plänen sich entlang des Schlosses und der Wirtschaftsgebäude hin- ziehende Rabatte ist mit Blütensträuchern bestanden und soll verbleiben, ebenso der anschließende 2,30 m breite gerada Weg. Bemerkt sei noch, daß der hier zu schaffende Blumen- garten auf die Rückseite des Schlosses und der Wirtschafts- gebäude zu liegen kommt und sollen in dieser Anlage weder Teppichbeete noch parterreartige Bepflanzung der einzelnen Gruppen vorherrschen, sondern die Besitzerin will nach Be- IX, 44 Die Gartenwelt. lieben ihr besonders zusagende Blumen und Pflanzen hier heranziehen; somit kann in diesem Falle auch eine bestimmte Bepflanzungsangabe niclit gemacht, sondern nur die Art und Weise, wie der Verfasser die Anordnung des Materials empfahl, in allgemeinen Grundrissen wiedergegeben werden. Bei der Bearbeitung der Entwürfe ging der Verfasser von folgenden Grundsätzen aus: Der sich dem Hause an- schließende Blumengarten ist von dem weiteren Park durch Pflanzung etc. abzuschneiden, er muß, getrennt von letzterem gehalten, ein geschlossenes Ganzes für sich bilden. Somit kann in seiner Bearbeitung die künstliche Anlage vor- beiden wurde aber auch dem vorhandenen Buchenlaubengang in südlicher, ein zweiter Laubengang in nördlicher Richtung gegenübergestellt, um somit außer der beabsichtigten Symmetrie auch vom angrenzenden Turnplatz einen wirksamen und auch passenden Abschluß zu haben. Dieser zweite, noch an- zulegende Laubengang soll indes nicht durch eine Buchen- pflanzuug gebildet, sondern er soll eine Auslese der herrlichsten Schling- und Kletterpflanzen in Laub und Blüte aufweisen. Nachdem ich dieses vorausgeschickt habe, bleibt mir bei der einzelnen Besprechung der beiden Projekte noch wenig -X Zweiter Entwurf zu einem Blumengarten. Vom Verfasser fUr die „Gartenwell" gezeiclmet Erklärung der Zeichen; 0. große Blatt- und Blütenpflauzengrupije iu der Mitte; 1. vier Beete mit Gräsern etc.; 2. Sommer- flor; 3. Sommerflor, die kleinen Rondels mit Canna; 4. Knollengewächse; 5. Sommerflor; 6. zwei große Rhododendron-Gruppen; 7. viel große Gruppen mit Rhododendron chineiise und lih. /lavum; 8. Monatsrosen; 9. Sitzplätze; 10. freier Rasen für Stauden etc. zur Erläuterung übrig. Projekt I wurde unter der Vorau.s- setzung bearbeitet, daß die mit No. 1 bezeichnete Gruppe in ihrer Mitte eine steinerne, an fraglicher Stelle vorhandene Sonnenuhr behält. Daher wurde die eigentliche Mitte (wie dies in Projekt II der Fall ist) nicht genau innegehalten. Die Bepflanzung des Gartens ist nun unter Berücksichtigung der Sonnenuhr herrschend sein; da die landschaftliche Anordnung und Gruppierung der einzelnen Blumenrabatten ein weniger über- sichtliches, geschlossenes Bild ergeben würde, mußte man hier zu streng regelmäßigen Formen greifen. Die Wahl des Gartenstiles, welcher sich doch hier dem Hause anpassen soll, welches aber einen gemischten Stil, so halb Barock-, halb den sogenannten Biedermeierstil verriet, war schwierig, konnte daher hier nicht prägnant zum Ausdruck kommen, und so sah der Verfasser von der Schaffung einer Anlage, welche sich im wesentlichsten einem bestimmten Stil zuwendet, ab und wählte, gleich dem Hause, eine gemischte Stilart. Beide Projekte wurden unter diesen Gesichtspunkten bearbeitet; in derartig gedacht, daß dieselbe nach der Mitte fällt und nach den Seiten ansteigt. Die vorgesehene Gehölzpflanzung auf beiden Projekten besteht lediglich aus Blütensträuchern, vor welchen wiederum im freien Rasen einzeln oder in Trupps Stauden in reichlicher Fülle anzubringen sind. Den großen halbkreisförmigen Weg umsäumen zu beiden Seiten Rosen, 524 Die Gartenwelt. IX. 44 welche wiederum durch Clematis guirlandenartig verbunden sind. In Projekt II ^vurde die vorhandene Sonnenuhr nicht berücksichtigt und auch der Hauptblick in den Blumengarten nicht vom Hause« aus gedacht, sondern von den beiden Laubengängen. Demzufolge entstand eine ganz abweichende Bearbeitimg. Während die Wege in Projekt I eine Breite von 1,50 m erhielten, wiu-den sie hier auf eine solche von 1,25 m besclu-änkt. Der große ovale Weg wird mit Hoch- stammrosen und Clematis begrenzt. Die Bepflanzung ist hier durchaus verschieden von der des ersten Projekts. Beide Pläne Seite 522 und Seite 523 sind etwa im Maß- stab 1 : 600 reproduziert: alles weitere ist aus iiinen er- sichtlich; Einzelheiten der Bepflanzungen ersieht man aus der unter den Plänen angegebenen Erklärung. Da durch die Verkleinerung, die wegen des Formates der Zeitschrift nötig war, die Zahlen recht winzig geworden sind, empfiehlt es sich, ein Vergrößerungsglas zur Hand zu nehmen. Die an- gedeutete 5 m breite Fahrstraße führt in den unmittelbar anschließenden im rein landschaftliehen Stil gehaltenen aus- gedehnten Park mit uraltem, mächtigem Baumbestand, während der Blumengarten, die fleißigen Hände und künstlerisches Schaffen der Menschen verratend, das Schloß, also die Wohn- stätte derselben, als ein lieblich duftendes und blühendes Eden umfängt, ohne störend oder die Erhabenheit der weiten Landschaft beeinträchtigend empfunden zu werden. Hier strenge Sym'metrie, dort schwungvolle^ natürliche Formen der Linien; Kunst und Natur vereint, in ihren Eigenheiten dem Menschen dienend und durch ihr harmonisches Zusammen- wirken ihn erfreuend und für alles Gute und Schöne liegeisternd. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 335. Wie kommt es, daß Weintraubon, weno sie in voller Schönheit dahängen, auf einmal ganz gi-au werden und nicht mehr genießbar sind? Dies geschieht schon seit zwei Jahren. Der Weinstock ist jetzt 10 Jahre alt. Ihre Weinstöcke sind ohne allen Zweifel von dem gefährlichen Pilze Oidium Tuckeri, nach seinem Auftreten Lscherig genannt, be- fallen, ein Zeichen, daß Sie in der Kultur nicht die wünschenswerte Sorgfalt walten lassen. Jeder Weinzüchter kennt oder sollte diese Krankheit kennen, um rechtzeitig vorzubeugen. Das geschieht nach alter Weise dadurch, daß man bei heißem Wetter die ganzen Wein- stöeke mit Schwefel bestäubt. In Frankreich hat sich ein Schwefel- präzipitat Schloesing, das ist ein sehr feines, daher wirksameres Schwefelpulver, bewährt. Auch gibt es Gemische von Schwefel mit KupferverbinduDgen, die sowohl den falschen Meltau (Pcrenospora viticola) als auch den Ascherig (OirfiM/« Tuckeri) veniichten. Solche geschwefelte Kupforkalkbrühe stellt man dar, indem man Kalk mit Schwefelpulver trocken innig mischt und dann zur Kupfervitriol- lösung hinzugibt. Zu 2 kg Kalk nimmt man noch 250 g Kolophonium, 100 g Melasse und 300 g Gelatine. Bei geschwefelter Kupfersoda- oder Burgunderbrühe nimmt man den Schwefel zuerst mit der Soda (Natriumkarbonat) und mischt dann mit der Flüssigkeit. Am besten wirkt eine einprozentige Brühe. W. T. — Es ist ganz unmöglich von hier aus die wirkliche Ursache des Grauwerdens festzustellen, denn dazu gehört eine mikroskoi)ische Untersuchung. Ich vermute, daß es sich um den echten Meltau der Heben {Oidium Tuelreri) handelt, welcher erfolgreich durch Bestäuben mit Schwefelpulver bekämpft werden kann, unter der Voraussetzung, daß man das Schwefeln bereits beim Auftreten der ersten Spuren der Krankheit oder noch besser vorher anwendet. G. Beantwortung der Frage No. 336. Von einer großen Neu- heitenfirma erhielten wir „Vormehrungspflanzen", die derartig zu- rückgeschnitten waren, daß auf den 15 cm hohen Stengelteilen nichts Grünes zu finden war. Im Hinbhcke darauf stellen wir die Frage: Können derart geplünderte und verschnittene Pelargonienpflanzen als Vermehrungsptlanzen angesehen werden? Unter „Vermehrungspflanzen" versteht unzweifelhaft auch der einfachste Gärtner Pflanzen, die in vollster Vegetation, in kräftigster Entwicklung stehen, also Pflanzen mit Blättern und jungen Trieben. Wenn der Herr Fragesteiler anstatt „Vermehrungspflanzen" blatt- und trieblose Stengelteile mit Wurzeln erhalten hat, so ist das ent- weder aus Versehen oder absichtlich geschehen. Im ersteren Falle wird jede anständige Firma bei sofortiger Reklamation den Preis der Pflanzen entsprechend herabsetzen oder andere Ware dafür liefern, jedenfalls aber nach besten Kräften den Käufer zu befriedigen suchen. Weigert sich dagegen die Firma, entsprechenden Ersatz zu leisten, so würde der Prozeßweg zu beschreiten sein, — vorausgesetzt, daß es sich um einen größeren Posten von Pflanzen und um einen größeren Betrag handelt und der Wert des Objektes im Verhältnis zu den Prozeßkosten steht. Dem Herrn Fragesteller empfehle ich, jede bestellte Sendung, die von einer Firma eintrifft, mit welcher er bisher nicht in Verbindung gestanden, in Gegenwart von 2 — 3 fach- männischen Sachverständigen auszupacken, sowie jede Bestellung in Abschrift zu haUen; nur auf diese Weise geschützt, kann man mit Erfolg den Prozeß anstrengen. Ich habe aber bisher stets auf gütlichem Wege das gewünschte Resultat erreicht, wo ich Anlaß zur Beschwerde hatte und das dürfte auch bei dem Herrn Fragesteller der Fall sein, zumal der Lieferant eine „große" Neuheitenfirma ist, die doch darnaoü streben muß, sich jeden Kunden dauernd zu erhalten. Ist auf gütlichem Wege nichts zu erreichen und lohnt es sich nicht, über das Objekt Prozeß zu führen, so bestellt man bei dieser Firma einfach nichts mehr und sendet deren später einlangende Kataloge zurück, schließlich pubhziert und warnt man in Kollegenkreisen und dadurch schadet man der Firma mehr, als ihr s. Zt. der Ersatz ge- kostet hätte. Brt, Beantwortung der Frage No. 337. Fördert Elektrizität, d. h. ein durch den Boden geleiteter elektrischer Strom das Wachstum der Pflanzen und wie ist dieser Einfluß zu erklären? Man wird geneigt sein, der Elektrizität keine oder geringe Be- deutung für das Leben und die Entwicklung der Pflanzen zuzu- sprechen, da es noch an Beobachtungen in der Natur und an wissen- schaftlich geleiteten Versuchen fehlt. Wohl sind von Laien hie und da Experimente mit in den Boden geleiteten elektrischen Strömen gemacht worden, auch sind aus Amerika Nachrichten von über- raschenden Resultaten bei Ausnützung elektrischer Energie für Kultur- zwecke nach Europa gelangt, aber alle diese Unternehnuuigen sind nicht einwandfrei, ja vielleicht sogar erdichtet. So hat, um nur ein Beispiel zu nennen, A. üaul in einer kleinen, 1901 in Magdeburg erschienenen Schrift, die kühne Behauptungen aber keine Beweise enthielt, schon von werdender elektrischer Gärtnerei gefabelt. Damit hat es natüriich gute Wege. Wie könnte auch ein Gärtner, dem die elektrotechnischen Kenntnisse und Erfahrungen fehlen, auch nur halbwegs einwandfreie Versuche machen und wie würde man in gärtnerischen Kreisen wissenschaftlichen Versuchen mißtrauisch gegen- überstehen, selbst wenn diese Versuche ein günstiges Ergebnis hätten, von den großen Kosten ganz abgesehen. Und doch hat ein schwedischer Gelehrter Dr. Selim Lemström*), Professor der Phj'sik an der Universität Helsingfors, schon jahrelange Versuche mit Pflanzen gemacht, die bei der Kultur elektrischen Influenzströmen ausgesetzt wurden und die gegenüber den Kontrollpflanzen in gewissen Fällen ein merkbar günstigeres Wachstum zeigten und höhere Erträgnisse ergaben. Solche Versuche wurden mit Getreidearten, mit Erdbeeren, Kohlrüben, Erbsen, Weißkohl luid anderen Pflanzen auf dem Felde gemacht. Bei Erdbeeren hatte man auch Pflanzen in Töpfe gepflanzt und in ein Kalthaus gestellt. In jeder Abteilung waren zwei Töpfe; in der ersten ging der Strom von einem über die Pflanzen ausgespannten Draht- *) Elektrokultur. Erhöhung der Ernte-Erträge aller Kultur- Pflanzen durch elektrische Behandlung. Auf Grund mehrjähriger Versuche dargestellt von Dr. Selim Lemström, Professor der Physik an der Universität Helsingfors. Autorisierte Übersetzung von Dr. Otto Pringsheim. Beriin NW. 5. 1902. Verlag von W. Junk. Preis broschiert 1,50 Mai'k. IX, 44 Die Gartenwelt. 525 netz zum Buden, in der zweiten umgekehrt, die dritte Abteilung er- hielt keinen Strom. Die Erdbeeren reiften in der ersten Abteilung in L'ü, in der zweiten in 33 und in der dritten in 54 Tagen. Der Strüni hat somit fordernd auf die Reifezeit gewirkt, ein Umstand, der wohl zu beachten ist. Bei den Versuchen im freien Lande be- steht die Hauptscliwierigkeit darin, gleichmäßigen Boden auf dem Versuchsfeld und auf dem Kontrollfeld zu haben, auch muß das Feld gleiche Besonnung haben. Viele Versuche ergaben gegenüber den Kontrollpflanzen ein ungünstigeres Ergebnis, wenn man den Strom andauernd und zu stark gab und es an Bewässerung fehlen ließ. Auch muß der Strom während großer Hitze vermindert werden. Professor Lemstrom hat eine Trommel - Influenzmaschine (D. R. P. 107tJl7) erfunden, die bei gleichem Arbeitsaufwand die drei- bis vierfache Menge Elektrizität liefert, nicht so empfindlich gegen Feuchtigkeit sein und deshalb die Speisung eines größeren Netzes ermöglichen soll. Nach Professor Lemströra soll die "Wirkung des negativen Stromes, der von der Erde durch die Pflanzen zu den Spitzen des Drahtnetzes geht, die Aufwärtsbewegung dos Wassers erleichtern und die Zirkulation der Pflanzensäfte befördern, während der positive, umgekehrte Strom der Pflanze die verschiedenartigen Bestandteile der Atmosphäre zuführt, welche Wirkung der ersteren bedeutend überlegen ist. Es ist anzunehmen , daß in der freien Natur ständig ein elektrischer Strom auf- und niedergeht und seinen Einfluß auf das Pflanzenleben ausübt. Dr. Lemstrom zieht folgende Schlüsse ans seinen Versuchen: Die wirkliehe Größe des Zuwachsprozentes hat für die ver- schiedenen, dem Versuch unterworfenen Pflanzen noch nicht mit Sicherheit bestimmt werden können. Man kommt dem Minimalwert des Zuwachses nahe, wenn man ihn auf 4.5 % fü'' mittelgutes Feld bestimmt. Je besser ein Feld gepflügt und bestellt ist, desto größer ist das Zuwachsprozent. Bei magerem Boden ist es so klein, daß es niclit auf merkbare Weise heiTortritt. Einige Pflanzen lohnen die ^elektrische Behandlung nicht, wenn sie nicht bewä.ssert werden, aber dann geben sie auch sehr hohe Zuwachsprozente. Hierzu gehören u. a. Erbsen, Mohrrüben und Kohl. Elektrische Behandlung zusammen mit starker Sonnenwärme ist schädlich für die meisten, wahrscheinlich für alle Pflanzen, weshalb, falls günstige Ergebnisse beabsichtigt werden, die Be- handlung an sonnigen und heißen Tagen in der Mitte des Tages ab- gebrochen werden muß. Da es sehr schwer ist, die Wirkung der Elektrizität auf die Pflanzen zu bestimmen, so müssen besondere Vorkehrungen getroffen weiden, damit Unsicherheit in den Versuchen vennieden wird. Vielleicht bekommt der Fragesteller Lust, selbst Versuche an- zustellen, wozu wir ihm raten können, wenn er über einen wohl- gefüllten Geldbeutel verfügt. Im anderen Falle tut er besser daran, sich mit den von uns mitgeteilten Angaben zu begnügen. Aus den Vereinen. Verein zur Förderung des Gartenbaues in Berlin. Nach dreißigjäliriger Tätigkeit als Generalsekretär des Vereins hat Professor Wittmack am 29. .Juni d. J. sein Amt einer jüngeren Kraft, in Person seines langjährigen Mitarbeiters, des Redakteure Herrn Sieg- fried Braun abgetreten, wie der in Nummer 41 mitgeteilte Vereins- beschluß besagt. Herr Braun, der es verstanden hat, durch gewandte Geschäftsführung, Organisationstalent und Tatkraft bei wiederholter Gelegenheit die Augen der Mitglieder auf sich zu lenken, bringt demnach viele gute Eigenschaften für seine, man kann ruhig sagen, schwierige Stellung mit, nur eines wünschten seine Freunde, daß er statt Landwirt Gärtner von Beruf sei, um in Sachen unseres Berufes die wünschenswerte Klarheit zu besitzen. Aus dem Jahres- und Kassenbericht interessieren hauptsächlich folgende Mitteilungen: Der Verein hat am Schlüsse des Vereins- jahres einen Bestand von 653 Mitgliedern gegenüber 661 im Vor- jahre. Während des Vereinsjahres sind gestorben 7, freiwilUg aus- getreten 28 und aus der Mitgliederliste gestrichen worden 15 Mit- glieder, mithin Abgang im ganzen 50 Mitglieder. Neu traten hinzu 42, sodaß, wie gesagt, 653 Mitglieder ins neue Vereinsjahr hinüber- gehen. Von 25 Ehrenmitghedern sind zwei gestorben, neu ernannt wurden Stadtrat Töbelmann, Charlottenburg und Professor Dr. Ascherson, Berlin. Zahl der korrespondierenden Mitglieder 36 (im Vorjahre 39). Ortsansässige Mitglieder 416, auswärtige 237, ein Verhältnis, das für einen Landesvorein als ungünstig bezeichnet werden muß. (1903 war das Verhältnis bereits 406 : 249.) Lieb- haber sind 263 (271), Berufsgärtner 334 (337); außerdem sind 50 (53) Vereine Mitglieder. Die vorjährige Ausstellung in der Phil- harmonie, deren Etat von 45000 Mark nur um etwa 2700 Mark überschritten wurde, was eine sehr gute Vorausberechnung der Kosten im ganzen darstellt, hat eine Zubuße von 12430,94 Mark erfordert. Die Gründe, weshalb die Ausstellung nicht den erhofften Erfolg hatte, habe ich bereits im VIII. .lahrgang, Seite 454, erörtert. Hauptgrand war das ungeoignote Lokal und zu geringe Beteiligung, da in gärtnerischen Kreisen starke Abneigung herrschte. Für Prämien und Medaillen wurde die stattliche Summe von 13352 Mark aufgewendet. Die Platzmiete brachte nur 2615 Mark. An Ehren- preisen wurden 5210 Mark gestiftet. 25832 Mark brachten die Eintrittsgelder und zirka 1500 Mark der Verkauf von Katalogen, Ansichtspostkarten (an Blumenverkauf hatte man nicht gedacht!) und diverse. Der Verein verlieh die Vermeilmedaille dem städtischen Obergärtner, Herrn Mende in Blankenburg bei Berlin, und dem Geheimen Rechnungsrat, Herrn Schmidt in Berlin, sowie das Wertzeuguis für Cyclamen „Brillantrosa^'- dem Handelsgärtner, Herrn Tubbenthal in Charlottenbui-g. Gezeigt wurden sehr hübsche Cliantlms Dampteri von Herrn Forberg, Reviergärtner im botanischen Garten in Berlin. Es sind Sämlingsveredlungen auf Colutea arborescens. Die Sämlinge der Unterlage müssen etwa 14 Tage älter sein als die Clianthussämünge. Herr Forberg zeigte neben der Stammform noch die Sorte „Deutsche Flagge", eine Züchtung von Vieweg in Quedlinburg und eine weiße Abart, an- geblich eine Kreuzung, wahrscheinlich aber nur eine Farbenvariation, denn die Sorte weist im Wuchs, in den Blättern und im Bau der Blüten nicht den geringsten Unterschied von C. Dampieri auf, welcher übrigens am schönsten ist. Herr Garteninspektor Nahlop, Britz-Berlin, zeigte einen Zweig der Abies nobilis tiar. glauca mit Zapfen; charakteristisch für diese Art sind die breiten zurück- geschlagenen Zipfel der Deckschuppen, welche die Außenschuppen fast verdecken. W. Tscheuke, Berlin. Bücherschau. Handbuch der Laubholzkiinde. Erklärung zur Berichtigung in No. 33, Seite 396 der Oartenwelt. lu No. 33 der Gartenwelt brachte Herr C. K. Schneider über meine bisherigen sehr wohlwollenden Besprechungen seines „Handbuches der Laubholzkiinde" eine Entgegnung, die gar keine ,. Berichtigung" ist, wie er sie nennt, da es nichts zu berichtigen gibt. Leider konnte ich zufällig diese „Berichtigung" erst jetzt lesen, und möchte darauf doch kurz antworten. Herr Schneider, dessen schön ausgestattetes Werk ich mit Recht so gelobt habe, daß der Herr Verleger schon auf dem Umschlage der 2. Lieferung einige wesentliche Sätze meiner Kritik als wirksame Empfehlung brachte, fühlt sich durch einige meiner doch wohl richtigen Andeutungen ohne jeden Grund verschnupft. Dazu hat er mir auch zwei nicht eben höfliche Briefe geschrieben, die das S. 396 gedruckte erweitern. Darin wirft Herr Schneider mir vor, daß ich wirkliche „Unrichtig- keiten" nicht widerrufen hätte. Gemach, Herr Schneider, ich habe nichts zu widerrafen, wohl aber Sie. Da ist zunächst die Gattung Deutxia. Ich halte das „Illustrierte Handbuch der Laubholzkunde" und die „Mitteilungen der deutschen dendrologischen Gesellschaft", 526 Die Gartenwelt. IX, 44 in denen diesmal gleichzeitig vod demselben Verfasser diese üattung bearbeitet erschien, für ganz gleichwertig in ihrem dendro- logischen Streben, und durchaus nicht zu verwechseln mit irgend einer Monographie, welche etwas ganz anderes ist. Deshalb werden mit mir wohl alle, mit Ausnahme des Herrn Schneider, der Ansicht sein, daß die üattung gleichzeitig in gleichwertigen Werken von demselben Verfasser „gleichmäßig" bearbeitet sein müßte. Dies ist trotz der Behauptung des Verfassers nicht geschehen. Ks ist nicht wahr, daß im Handbuch alle Namen der Mit- teilungen enthalten sind, denn es fehlen bei Deulxia sieboWiana var. c. thunbeigiana (s. M. d. d. G., S. 178 u. folg.), bei D. seabra, Thbg., f. alba pleiia b. crenafa candidissima plena, hört. Froebel und f. „Pnrfe of Rochester" hört. Ellw. et Barry, es fehlt f. macrose- pala, hört. Nonn., bei D. siaminea, E. Br. fehlt var. c. sildcimcnsis, C. K. Seh., OS fehlt ü. hamata, Koehne, und bei D. grandiflora, Bge. fehlen var. a. typica, C. K. Soh. und vai: b. glabrala, Maxim. Bei Nr. 8 im Hdb. D. corymbosa fehlen var. b. hooken'ana, C. K. Soh. und var. d. piirpurascens (parvi- flora var. pupiirasccns, '¥va,ach.)\ es fehlt D. glabrata, Komarow, (D. glaberrima^ Koehne). Es fehlen also im Handbucli 9 Formen und 2 Arten, demnach ist meine Angabe richtig, die ,. Berichtigung" falsch. Wenn ich dabei, ich sage leider, das Wort „Unterschlagung" gebraucht habe, so übersieht Herr Schneider, daß ich in scherzender Weise von einer „Unter- schlagung -des besseren Wissens" ge- sprochen habe, also ein Lob für den besser unterrichteten Verfasser. Betreffs der Zahlenvei-gleiche der Nummern mit dem Handbuch d. D. D. G. habe ich in der ersten Besprechung in No. 50 Seite 599 des achten Jahrg. der Gartenwelt 1904 ausdrücklich gesagt: „Die große Mehrheit (der nummerierten Arten) im Handbuch von Beißner hat z. T. ihren Grund, daß hier viele Ba.starde und Formen mit nummeriert sind u. s. w.", der Vorwurf fällt also fort. Wenn ich in der 2. Lieferung, S. 209, bei der Familie Trochodendraceae das Feh- len von CercidiphylluiH rügte, so halte ich dies aufrecht, denn Engler führt auch in der 4. Auflage seines anerkannten „Syllabus 1904" diesen japanischen Baum in dieser seiner 90. Fam. Trochodendraeeae auf und nicht, wie Schneider will, in der 123. Fam. Hamamclidaeeae. Daß C'ercnliphyllum in dieser Familie in der 3. Lieferung nachfolgen würde, konnte ich bei Besprechung der 2. Lief orung nicht annehmen, keinesfalls wissen. Wenn man einem so guten und schön ausgestatteten Buche, wie es Schneiders Laubholzkunde ist, so wohlwollend und so entschieden empfehlend gegenübersteht, wie ich in meinen sachlichen Besprechungen, dann sollte der Verfasser über richtige Äußerungen, die er z. T. mißversteht, nicht ärgerlich werden und „Berichtigungen", die gar keine sind, sondern auf ihn zurückfallen. Die komischen brieflichen Drohungen übergehe ich gern, ja nicht veröffentlicht sind und die Beteiligten darüber Fried! Herzogl. braunschw. da lächeln. Auch sollte ein so scharfer Kritiker wie Herr Schneider eine so wohlwollende Besprechung richtig auffassen. Diese Berichtigung wird mich aber in keinerlei Weise beein- flussen. Meine künftigen, ruhigen Besprechungen werden, wie bisher, nur sachlich bleiben und, wie ich hoffe, das sehr gute Buch auch fernerhin lobend empfehlen können. H. Grube, Aachen. Verdiente Fachgenossen. Dem Herzogl, Promenaden-Inspektor Friedrich Kreiß in Brannscliweig zu seinem Dienstjnbiiänm. (Hierxzi ein Porträt.) V „Hihret Eure Meister und Lehrer!" Dieser Ausspruch veranlaßt mich, des Wirkens und Schaffens eines Mannes zu gedenken, der als Fachmann wie Künstler zu unsei'en Gartenbau - Autoritäten zählt, ohne sich selbst in die Reihen dieser Auserlesenen zu stellen, der vielmehr im Stillen wirkt und schafft und wirklich Schönes und Gutes, trotz vielfacher Anfeindungen, auf dem Gebiete der Garten- Kunst und -Technik geleistet hat. Am 1. August d. Js. sind es 25 Jahre her, daß der Herzogl. Promenaden-Inspektor Herr Fr. Kreiß unter den denkbar ungünstig- sten Verhältnissen seineu Posten in Braunschweig antrat und mit schweren Mühen und Kämpfen bis zum heutigen Tage einen Kranz blühender und duftender, landschaftlich hervorragender Park- und Promenaden- Anlagen schuf, die wohl als ebenbürtig den Meisterwerken namhafter Autoritäten zur Seite gestellt werden können. Ja man kann, ohne zu übertreiben, behaupten, hier arbeitete ein Fachmann und Künstler, den die Liebe und Begeistei-ung zu seinem Berufe, zu seiner Kunst, alle Hindernisse und Ärger- nisse eines im öffentlichen Leben stehen- den Fachmannes überwältigen ließ. Den vielen Freunden und Fach- genossen aber, die neidlos die hervor- ragenden Verdienste eines Kollegen zu würdigen wissen, besonders aber den Schülern des Jubilars, die (gleich dem Verfasser dieser Zeilen) in ihm einen stets väterlichen Freund, Gönner und zur Nach- ahmung anfeuernden Meister erblicken, möge an dem Ehrentage des Jubilars in kurzen Zügen der Lebenslauf, Lehr- und Werdegang dieses aus der Praxis hervor- gegangenen, in Praxis und Theorie gleich tüchtigen Fachmannes gewidmet sein. Am 28, August 1842 als Sohn des Maurermeisters und Architekten G g. K r e i ß in Ortenberg (Oberhessen) geboren, nahm Herr Kreiß nach dem Besuche der Schule i!n Geburtsorte an dem Unterricht der Gewerbeschule in Nidda teil. In der hier bestehenden „Sektion für Geodäsie" eignete er sich die grundlegenden Wissenschaften in der Mathematik, der Feldmeßkunst in praktischen Übungskursen, der darstellenden Geos metrie, dem Plan- und Freihandzeichnen an. Die vier Semester brachten ihm, als dem begabtest«n Schüler, jedesmal die ersten Prämien ein. Die Liebe zur Natur, die den Jubilar bis zum heutigen Tage alle Hindernisse überbrücken ließ, bestimmte Herrn Kreiß, sich der Landschaftsgärtnerei zu widmen. In der Gräfl. Stolberg-Roßia'schen Gärtnerei zu Ortenberg lernte er vier Jahre, und trat dann als Ober- gehilfe in die vorzüglich geleitete Gärtnerei des Barons v. Low in Stadon ein. Von hier führte ihn der Weg nach Braunschweig, wo er zwei .Talire als Obergehilfe in der, von dem im besten Andenken stehenden Pomologen, Garteninspektor Adam Koch geleiteten Herzogl. Landesbaumschule tätig war. Nun erfüllte sich der sehnlichste Wunsch des emsig Vorwärts- strebenden, in den weltberühmten engl. Parks zur weiteren fach- lichen Ausbildung Stellung zu erhalten, indem ihm durch Vermittlung seines in London lebenden Bruders, welcher dorLselbst als fiskahscher Architekt und Baumeister tätig war, eine leitende Stelle als Gehilfe h Kreiß, Promenaden-Inspektor. IX, 44 Die Gartenwelt. in dem herrlichea Batterseapark in London von der Parlcver- waltuug iibortragen wurde. Die lüer seinerzeit vorgenommenen groß- zügigen Verändemugen und Ausgestaltungen und umfangreichen Er- weiteningen dieser Anlagen gaben dem jungen Landschaftsgärtner die vollliommenste Gelegenheit, sich nicht nur praktisch, sondern auch zeichnerisch zu betätigen, um in allen Zweigen seines gewählten Berufes reiche Erfahmngen zu sammeln, sodaß der Jubilar diese Zeit seiner Wirksamkeit als die der Erlangung der eigentlichen Selbständigkeit in seinem Berufe bezeichnet. Die beiden Jahre seines Aufenthalts in England benutzte Herr Kreiß außerdem, um durch Reisen und Besichtigungen der bedeutendsten Parks und Gärtnereien Englands und Schottlands seine Kenntnisse zu erweitern. Mit Verehrung und Dankbarkeit für den damaligen Leiter des Batterseaparks, Herrn Gibson, verließ er 1808 diese ihm un- vergeßliche Bildungsstätte, um einem Kufe der Herzogl. General- direktion der Eisenbahnen zu Braunschweig zu entsprechen, woselbst ihm die Aus- bezw. Umgestaltung der Rönneckendorfschen und Schmidtschen Gartengrundstücke zum jetzigen Eisenbahnpark über- tragen wurde. — Im Jahre 1864 war die damalige Generaldirektion der braunschweigischen Eisenbahnen genötigt, aus Betriebssicherheits- gründen ihre Bahnhofsanlagen durch Verlegung der Oker nach Osten hin zu vergrößern. Nach Vollendung dieser Arbeiten verblieb noch von den angekauften Gartengrandstücken ein Gartenterrain von 2,8ö ha. Dieses Terrain war mit alten Waldbäumen fast planlos bepflanzt und mußte stark gelichtet werden, um Platz für größere Ra-senfläihen, Wege, Baum- und Gehölzpartien zu schaffen. Die 1868 begonnene Umänderung nach dem Projekt des Herrn Kreiß war im Jahre 1869 beendet, wonach der Park dem Publikum zur Benutzung übergeben werden konnte. Bei dem späteren Verkauf der herzogUchen Staats- eisenbahuen ist der Eisenbahnpark Staatseigentum geblieben und ge- hört zum Ressort der herzoglichen Promenadenverwaltung. 1872 wurde Herr Kreiß von der Direktion der braunschweiger Eisenbahngesellschaft als Bahnhofsobergärtner definitiv angestellt. Die nun folgenden S Jahi-e bis 1880 gaben Herrn Kreiß Ge- legenheit, in privaten Anlagen' seine erworbenen Kenntnisse und sem gartenkünstlerisches Können zu betätigen. Eine reiche Auslese herriicher Anlagen verdankt seinem nie rastenden Genie ihr Dasein. Nach Süden bis Österreich, nach Norden bis zur Ostsee haben wir Beweise seiner Tätigkeit in größeren und kleineren Parks und Gärten. Am 1. August 1880 wurde Herr Kreiß als Proraenaden- verwalter in den braunschweigischen Staatsdienst berufen und mittelst Reskriptes des Herzogl. braunschw. Ministeriums am 16. September desselben Jahres fest angestellt. Infolge seiner Verdienste wurde er durch den verstorbenen Herzog Wilhelm von Braunschweig im Jahre 1886 in besonderer huldvoller Weise durch die Ernennung zum Herzogl. Promenaden-Inspektor ausgezeichnet. Reiche Arbeitsjahre begannen nun für den rastlos Tätigen. Im Jalire 18S2 wurde das ehemalige Fasanenholz des herzoglichen Hofes nach dem Projekt und unter der Leitung des damaligen Promenadenverwalters Kreiß fertig gestellt und somit für die Braun- schweiger Bürgerschaft ein neuer und heute noch gern aufgesuchter Park mit großem Restaurationsgebäude, Spiel- und Tummelplätzen geschaffen. 1886 konnte mit der Schaffung des Bürgerparkes, welcher sich unmittelbar an den bereits 1869 vollendeten Eisenbahu- park anschließt, begonnen werden, da Herr Kreiß sich ohne jedwede Aufforderung in seinen dienstfreien Stunden an die Bearbeitung eines Projektes gemacht hatte und dieses denn auch einstimmig vom Magistrat und den Stadtverordneten angenommen wurde. Welche Schwierigkeiten bei diesem 25 cm unter dem Okerspiegel liegenden, aus sumpfigen und saueren Wiesen bestehenden Terrain zu über- winden waren und welche Schutt- und Abfallmassen zur Auffüllung hier angefahren werden mußten, kann der Fernstehende nicht er- messen und soll es mir später eine angenehme Aufgabe sein, diesen Park den verehrlichen Lesern der „Gartenwelt" an der Hand von Plänen und photographischen Aufnahmen zu beschreiben. Im Jahre 1895 genehmigte Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, der Regent des Herzogtums, das von Friedr. Kreiß ausgearbeitete Projekt für den Nußbergpark, mit dessen, noch im selben Jahre begonneaer Ausführung er auch betraut wurde. Während bei diesem Terrain, einem früheren Exerzierplatz mit reinem Sandboden, scliwierige Terrainbewegungen spielend bewältigt wurden und große hainartigo Pflanzungen, landschaftliche Aus-, Fern- und Durchsichten nach dem Elm- und Harzgebirge und mächtige Rasenbahnen die Hauptrolle spielen, fesselt der Bürgerpark durch seine großartigen Teichszenerien, die an Meisterechaft nicht zu übertreffen sind und ihresgleichen suchen. Bei allen Arbeiten, die ein irmiges Vertiefen in diese Meister- werke schöner Gartenkunst, die ein Menschenalter bedeuten und vor allen Dingen edle Begeisterung für den Beruf deutlich verraten, fand der Jubilar noch Zeit, trotz der stets knapp vorhandenen Mittel, einen Kranz schöner Promenaden- und Wallanlagen zu schaffen, die wohl jeden Fachmann erfreuen können. Erwähnt seien die Anlagen am Lessingplatze, dem Siegesplatze, die Verändening des Windmühlenbergs, sowie diejenige des Gauß- berges ; ferner die neuen Plätze an der Insel- und Hohetorpromenade, die mit dem Monumentplatz in Verbindung stehende Okeq)artie, die neue Inselpromenade mit dem Bammelsburgerteiche und der Löbbecke- schen Villa im Hintergrunde, die alle ob ihrer landschaftlichen Szenerien einen überraschenden, vorzüglichen Eindruck auf den Be- schauer ausüben. Mit geringen Mitteln und knapp gestellten Hilfs- kräften wurde alles dieses geschaffen und in einem stets gefälligen Aussehen erhalten. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen konnten denn auch den Jubilar für sein rastloses Streben erfreuen. Auf vielen Fachausstellungen und größeren Preisausschreiben war Herr Kreiß Preisrichter. Besondere Auszeichnungen wurden ihm gelegentlich der Gartenbau-, landwirtschaftlichen und baugewerb- lichen Ausstellungen zu Braunschweig in den Jahren 1877, 1881 und 1883 zuteil, wo sich Herr Kreiß als Hauptordner große Verdienste um das großartige Gelingen dieser Unternehmen erwarb. Um Herrn Kreiß in seiner äußerst gastfreundlichen Häus- lichkeit aufzusuchen, kamen viele und für alle hatte er je nach- dem ein freundliches Wort, gute und verständige Ratschläge und vor allem ein mitfühlendes und warmschlagendes Herz, ein Herz, das so recht zum Herzen spricht, das keinen Standesunterschied, keinen Hochmut kennt. Wie viele blicken zu ihm auf in Verehrang und Dankbarkeit, wie viele haben ihn als Vorbild gewählt, dem sie nach- zustreben sich bemühen! So wollen wir denn mit Freuden und stolzer Genugtuung des Ehrentages dieses Veteranen geistiger und körperhcher Arbeit gedenken ; die Alten mit Stolz, wir Jungen aber mit Verehrung und Hoch- achtung, und wenn wir heute Herrn Kreiß zu seinem Ehrentage von Herzen beglückwünschen und hoffen, daß er seine Werke glücklich beendigen und noch viele Jahre sich derselben erfreuen möge, so dürfen und wollen wir auch seiner Lebensgefährtin nicht vergessen, die Freud und Leid mit ihm teilte. Der glücklichen, harmonischen Ehe entsprangen zwei Kinder, von welchen leider der bittre Tod den Eltern die Tochter in blühender Jugend entriß, wie ihnen auch ferner vor kurzer Zeit nicht das Weh erspart blieb, die junge Frau ihres Sohnes zu Grabe zu geleiten und so mit dem einzigen Sohn um sem einziges Glück trauern zu müssen. Wenn dereinst im heranrückenden Alter die sonst arbeitsfrohen Schultern die Last der Geschäfte nicht mehr tragen können, dann möge dem Jubilar ein heiterer Lebensabend im Kreise seiner Familie und seiner Freunde beschieden sein. Möge er sich dann noch viele Jahre an seinen Schöpfungen erfreuen, mögen seine Augen das, wa-s der Geist bereits vor vielen Jahren sah, dann in natura erblicken. Gönnen wir ihm diese schönste aller Freuden, die nur die Arbeit segnend dem Fleißigen spendet. Der Jubilar aber kann beim Rückblick auf sein vergangenes Leben mit den Worten der heüigen Schrift sagen : „Und wenn es köstlich gewesen, so ist es Mühe und Arbeit gewesen!" F. Tutenberg, Stadtgärtner, Offenbach a. M. Verkehrswesen. Das Postblatt No. ^ vom 1. Juli 1903 vciüfientlicht folgende eingetretene Neuerungen: In Jap (Karolmen) ist eine Telegraphenanstalt für den inter- nationalen Verkehr eröffnet worden. 528 Die Gartenwelt. Der Meistbetrag für Postanweisungen im Verkehr mit Britisoh- ßetschiianaland (Schutzgebiet), Natal, OraiijefluR-Kolonie, Rhodesia und Zululand ist von 10 auf 40 Pfund Sterling (= 800 Ml;.) erhöht worden. Nach Mexiko sind Postanweisungen bis 200 Mk. zulässig. Für Postfrachtstücke nach Schweden und nach Finnland über Schweden ist ein ermäßigter Tarif in Kraft getreten. Tagesgeschichte. Berlin. Eine märkische Obst- und Tafeltrauben -Ge- nossenschaft ist durch den Landes-Ökonomierat Herrn Dr. Frei- herrn von Canstein und Geschäftsführer der brandenburgischen Land- schaftskammer Herrn G r o b b e n begründet worden. Die Genossenschaft, für die bis jetzt 36 Anteile in 1000 Mk. gezeichnet sein sollen, be- zweckt die Heranzucht edlen Obstes und ferner die Kultur von Tafeltrauben unter Glas. Im Herbst soll zunächst in Luckau i. L. eine 2.5 Morgen große Obstplantage angelegt und dortselbst 5 Glas- häuser für die Kultur von Tafeltrauben gebaut werden. Weitere Anlagen in der Provinz sind für später in Aussicht genommen. Die Versammlung wählte Herrn Dr. Freüierm von Canstein zum Präsi- denten des Aufsichtsrates und Herrn Grobben zum Direktor der Genossenschaft. Dem Aufsichtsrat bezw. Vorstand gehören ferner an die Herren Landrat Freiherr von Manteuf f el-Luckau, Landesrat Dr. Gerhardt-Berlin, Rittergutsbesitzer v. Langenn-Steinkeller- Birkholz, Ökonomierat Eber t- Landsberg u. a. m. — Di« Deutsche Hagelversicherungs - Gesellschaft A. G. für Gärtnereien etc. zu Berlin hat im Jahre 1904 ein etwas günstigeres Ergebnis gehabt als im Voijahre, da weniger Schadenzahlungen zu leisten waren. Sie hatte auch einen ansehn- lichen Zuwachs an Versicherungssumme und Prämieneinnahme zu verzeichnen, so daß eine Dividende für das Jahr 1905 möglich er- scheint. Immerhin sind die Schadenzahlungen verhältnismäßig noch so hohe gewesen, daß sie weit über die Durchschnittszltfer hinaus- gehen und nach den langjährigen Erfahrungen als ziemlich außer- gewöhnlich anzusehen sind. Da auch in den Jahren 1901 — 1903 recht hohe Schadenleistungen aufzuweisen waren, so hatte die Hagel- versicherungs-Gesellschaft für Gärtnereien mithin 4 hintereinander folgende Jahre mit schweren Hagelschäden zu überstehen; auch in diesem Jahre sind Hagelwetter leider sehr häufig. Die abgeschlossenen Versicherungen beliefen sich in 1904 auf 7597 Policen mit 15 622080 Mk. Versicherungssumme und 269 967 Mark Prämieneinnahme gegen 7068 Policen mit 14 531 160 Mk. Ver- sicherungssumme und 241002 Mk. Prämieneinnahme im Vorjahr, so- daß sich demnach ein Zugang von 529 Policen mit 1 090 920 Mark Versicheningssumme und 28 965 Mk. Prämieneinnahme ergab. Die Hagelschadenperiode begann im Geschäftsjahr 1904 schon sehr zeitig und währte bis in den Monat September. Nach dieser Zeit kamen nur noch 2 kleine Schadenfälle zur Erledigung. Im ganzen waren 47 Hageltage mit 686 Schadeuanmeldungen zu ver- zeichnen. Die zahlreichsten und schwersten Schäden brachte der Monat Juni; 21 Policen wurden je zweimal betroffen. Gerichtliche oder schiedsgerichtliche Schadenprozesse sind im Geschäftsjahr nicht vorgekommen. Die Versicherungssumme ist von 6 679 063 Mk. im Jahre 1890 auf 156228080 Mk. im Jahre 1904 gestiegen, die Prämien sind in dem gleichen Zeitraum von 100552 auf 269967 Mk. gestiegen. — Der alte Botanische Garten ist an die Deutsche Hausbaugesellschaft m. b. H., Dickmann u. Reglin verpachtet worden. Die Unternehmerin beabsichtigt, ein Konsortium zu bilden, das im nordischen Hausbaustil eine große Halle errichten wird, die hauptsächUch zur Ausstellung von Automobilen dienen soU. Ferner werden umfangreiche Bauten für- einen Konzertpark hergestellt werden. Das Terrain umfaßt etwa 30 Morgen. Der herrliche Baum- bestand bleibt größtenteils erhalten. Leider sind verschiedene wert- volle Bäume dem Absterben nahe. So die in No. 1 dieses Jahrgangs Seite 9 und 10 abgebildete und beschriebene Ptcrocarya cau^asica. C. A. M.. die nur noch M-enige, spärlich belaubte Zweige hat, ferner mehrere schöne Buchen und eine ganze Anzahl anderer Gehölze. Die LTrsache liegt im veränderten Grundwasserstande. Seit dem Bau der Untergrundbahn hat sich der Grundwasserspiegel bedeutend ge- senkt, was Feuchtigkeit liebende Bäume zum Absterben bringt. Hoffentlich gelingt es, noch einige Raritäten nach dem neuen Garten zu verpflanzen, wie die alte Sophora jap. var. petidula und Koni- feren, darunter schöne Eiben. — Der Kreisausschuß des Kreises Teltow hat das bei Königs- wusterhausen am Todtnitzsee gelegene Gut Körbiskrug in Größe von 400 Morgen angekauft, um auf dieser Besitzung eine Baumschule im großen Maßstabe anzulegen. Obwohl der Kreis bereits einige kleinere Baumschulen besitzt, so konnten von deren Ertrag doch nur die Bedürfnisse zur Erneuerung der Bäume an den dem Kreise selbst gehörigen Chausseen und Wegen gedeckt werden, während bei Neuanlagen Privatfirmen in Anspruch genommen werden mußten. Die Baumschule in Körbiskrug soll aber einen derartigen Umfang erhalten, daß der Kreis nicht nur im stände ist, seine eigenen Be- dürfnisse vollständig zu decken, sondern auch an sämtliche Gemeinden und Besitzer des Kreises, die Wege zu unterhalten haben, Bäume abgeben zu können. Voss. Ztg. Dem Kreisausschuß scheint es unbekannt zu sein, daß sich im Kreise Teltow große und vorzüglich geleitete Baumsohulenfirmen be- finden, darunter der größte derartige Betrieb in Europa. Diese Baumschulen liefern die für Unterhaltung und Neuanlage von Chausseen notwendigen Bäume billiger als sie der Kreisausschuß selbst heranziehen kann, dazu noch in einer Qualität, mit welcher die Er- zeugnisse der höchst überflüssigen Kreisbaumschulen keinen Vergleich aushalten können. War es also wirklich notwendig, den steuer- zahlenden Baumschulenbesitzern durch eine derartige Gründung die Existenz zu erschweren'? M. H. Halle a. S. Die vom 2. und 3. kommunalen Bezirksverein ge- plante Errichtung emes Süd-Parkes wurde, wie uns mitgeteilt wird, vom Magistrate verworfen. Schwetzingen. Hier hat anhaltende Trockenheit, verbunden mit afrikanischer Hitze (36 " C im Schatten), sehr nachteilig auf die Kulturen eingewirkt. In einzelnen Kreisen ist der ersehnte Regen in schweren Unwettern niedergegangen, aber die Gewitterstürme haben viel geschadet und im Schwetzinger Park sind am 3. Juli prächtige alte Bäume entwurzelt worden. Die Kirschen gaben guten Ertrag. Süßkirschen wurden mit 15 bis 20, Sauerkirschen mit 25 bis 30 Pfennigen das Pfund bezahlt. Äpfel wird es sehr wenig geben, Birnen werden Mittelernte ergeben. Zwetschen und Mirabellen sind reich behängen, Pflaumem mittel- mäßig. Spalierwein stand gut in Blüte und verspricht guten Ertrag. Regen tut aber dringend not. Kartoffeln laufen Gefahr, wie im Vorjahre, durch zu spät eintretenden Regen „Wasseransätze'- zu be- kommen, besonders die Sorte „Magnum bomim" und „Juwel"-, letztere wird in schwerem Boden unter solchen Verhältnissen fast ungenießbar. H. B. Personal-Nachrichten. Ebert, Obergärtner des Reichskanzlers Fürsten von Bülow, wurde die fürstlich bulgarische bronzene Verdienstmedaille mit der Krone verliehen. Engler, A., Geh. Regierungsrat, Prof. Dr., Direktor des Bo- tanisehen Gartens in Berlin, trat am 26. Juli eine grosse, auf neun Monate berechnete wissenschaftliche Reise an. Prof. Engler reist zunächst nach Südafrika mit einer englischen Gesellschaft, dann nach Ostafrika und von da nach Buitenzorg auf Java. Von hier aus wird er eine Rundreise im Archipel machen, dann nach Vorderindien gehen, von wo aus die Heimreise angetreten werden soll. Müller, Johann, Kaufmann und Blumenhändler zu Hannover, wurde das Prädikat eines Königlichen Hoflieferanten verliehen. Petersen, Hans, zur Zeit Hörer der Gartenkunst an der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Dahlem, wurde von der Heimstätten -Aktien- Gesellschaft, Nicolassee bei BerUn, als Obergärtner angestellt. Vorantwortl. Eedakteur: Max Hesdrlrfter, Berlin. — Verlag v. Ei rd Ca Schmidt & Co., Leipzig. — Drnci: Anhalt. Bachdr. Guten b erir, e. G. m. Dessau . ^^?-^^C/^t^ /\M^.^^^i, Illustriertes Wochenblatt für den eesamten Gartenbau. Jahrgang IX. 5. August 1905. No. 45. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Aus deutschen Gärten. Aachen als Gartenstadt. Vom Herausgeber. (Eierxti neun Abbildimgen.) W ie fast allenthalben im rheinisch-westfälischen Industrie- gebiet der Neuschaffung und Pflege öffentlicher Anlagen seitens der städtischen Behörden eine so große Beachtung geschenkt wird, daß man wohl behaupten kann, dieses übrigens auch wohlhabendste Gebiet unseres Vaterlandes sei in dieser Hinsicht bahnbrechend vorgegangen, so ist dies auch speziell in Aachen der Fall. Aachen ist Industrie- und Badestadt zugleich und diese doppelte Stellung legt ilir in besonderem Maße die Verpflichtung auf, für ausgiebige Lungen in Form öffentlicher Anlagen zu sorgen. Allerdings sind die eigentlichen städtischen öffentlichen Gärten im Verhältnis zur Bevölkerungs- zahl, die nach derletzten Volks- zählung 135 235 Einwohner betrug, heute aber beträcht- lich höher sein dürfte, nicht sehr groß. Sie nehmen zur Zeit einen Flächenraum von GO Hektar ein, wobei aller- dings der Stadtwald in der Gi'öße von 1225 Hektar nicht mit eingerechnet ist. Im Gegen- .satz hierzu sei auf die Stadt Frankfurt a. M. liingewiesen, die gleichfalls den Ruf ge- nießt, eine Gartenstadt aller- ersten Ranges zu sein. Frank- furt hatte nach der letzten Volkszählung 288 489 Ein- wohner und trotz dieser be- trächtlich größeren Einwohner- zahl nur 51 Hektar öffentliche Anlagen, ausschließlich des 3470 Hektar großen Stadt- waldes, der nichts weniger als ein "Waldpark ist, aber von der Bevölkerung zu Erholungs- ausflügen in ausgiebiger Weise in Anspruch genommen wird. Gartenwelt. IX, Die laufenden Ausgaben der Stadt Aachen für die Unter- haltung der bestehenden Anlagen betrugen 1904 nach dem Etat 80382 Mark, diejenigen der Stadt Frankfurt 182400 Mk. gegen 138 500 im Jahre vorher. Dazu kamen bei beiden Städten sehr beträchtliche Aufwendungen für Neuanlagen. Der 1225 Hektar große Stadtwald der Stadt Aachen erfreut sich gleichfalls eines außerordentlich regen, immer noch wachsenden Besuches seitens der Bevölkerung. Er schließt das Stadtgebiet nach Süden hin ab, ist park- ähnlich, wird von vielen Promenaden und Fahrwegen durch- zogen und nicht melir lediglich nach forstwirtschaftlichen Grundsätzen bewirtschaftet. Im Norden grenzt unmittel- bar an die Stadt ein langgestreckter Höhenzug mit dem Lousberg, dem Salvatorberg imd dem Wingertzberg. Hiervon ist der Lousberg etwa 25 Hektar groß; sein Gipfel liegt 1 1 jiife -1_ ^H 1 -4 « « •TT f? »irm ^^M 1 11 1 : f* 1 i^H »g < T i^ a_ 1 Ji-luW»Ul^ i_ -'***» S«€ GW Säulenhalle im EH^^engarten zu Aachen. Originalaufnahme für dii Die Gartenwelt. IX, 45 264 ni über dem Meer, der Fuß dieses Berges ist land- schaftsgärtneriseh angelegt, während die alten Baumbestände des Gipfels waldartig bewirtschaftet werden. Vom Südab- hange dieses Berges hat man einen herrlichen Überblick über die Stadt. Der Salvatorberg wird durch einen schmalen Einschnitt vom Lousberg getrennt. Auf ihm befindet sich die alte Salvatorldrche. Auf dem Wingertzberge und seiner Umgebung hat man einen Stadtgarten geschaffen, der ursprünglich ein Kranken- hausgarten für das Mariahilf-Spital war; in den siebziger Jahren v. Jahrh. wurde er aber der Öffentlichkeit übergeben, sodaß er heute im wahren Sinne ein Volksgarten ist. Es bot sich mir in den letzten Jahren mehrfach Ge- legenheit, unter der Führung der leitenden städtischen Gaiten- beamten Aachens, dessen öffentliche Anlagen eingehend zu besichtigen. Bei jedem neuen Besuche konnte ich zu meiner Lenne-Denk Freude feststellen, daß die öffentlichen Anlagen dieser uralten Krönung.stadt der deutschen Kaiser sich in rascher Weise weiter entwickelten. Die eigentliche Stadtgärtnerei Aachens ist noch jüngeren Datums. Der erste Stadtgärtner wurde in den dreißiger Jahren v. Jahrh. angestellt, zu einer Zeit, zu welcher die Stadt kaum 40000 Einwohner gehabt liaben dürfte, während deren Zahl im Jahre 1867 auf etwa 68000 und 1880 mit Einschluß der Garnison auf über 85000 gestiegen war. Hervorragend verdient gemacht um die Ausgestaltung der bestehenden und um die Schöpfung neuer Anlagen haben sich der ehemalige Stadtgärtner Janke, der im Ruhestand lebende städtische Gartendirektor Grube, der unter diesem als Garteninspektor tätig gewesene jetzige Gartendirektor Heicke zu Frankfurt a. M. und der derzeitige Gai-tendirektor Weß berge. Herr Weßberge, vordem städt. Obergärtner in Hannover, wurde nach der Berufung des Herrn Heicke nach Frankfurt zunächst als Garteninspektor in Aachen angestellt und nach der Pensionierung des Herrn Grube im Jahre 1902 zum städtischen Gartendirektor dort- selbst befördert. Die vorzügliche Beschaffenheit der städtischen An- lagen in ihrer Gesamtheit, von der ich mich vor Jahres- frist erneut überzeugen konnte, lieferte mir- den Beweis, daß mit Herrn Gartendirektor Weßberge, der seinem Berufe mit Leib und Seele zugetan ist, der rechte Mann an die rechte Stelle gesetzt worden ist, sodaß man mit einer gewissen Berechtigung annehmen kann, daß sich Aachen auch für die Zukunft seinen wohlbegründeten Ruf als Gartenstadt erhalten wird. Auf die Aachener städtischen Anlagen und ihre Ge- schichte will ich kurz eingehen. Die eigentliche landschafts- gärtneriseh-schöpferische Tätigkeit nahm im Revolutionsjahre 1848 ihren Anfang. Von diesem Jahi-e bis zum Jahre 1876 wurden angelegt: 1. Die Wald- anlage Karls hü he, die den gleichnamigen Aussichtspunkt mit eineniRestam-ationsplatz verbindet. Sie ist auch heute noch ein viel- besuchter Ausflugsort, von dem aus man einen prächtigen Über- blick über die Stadt genießt. 2. Der Kurgarten am Elisen- brunnen, ein Sammelpunkt der Fremden, wird nach der Straße von einer von Scliinkel geschaffenen Säulenhalle, Abbildung auf der Titelseite, begrenzt, die in einer Rotunde die hier zutage tretende warme Quelle birgt, zu welcher Stufen liinabführen. Diese An- lage ist nur von bescheidener Größe: sie wird aber sorgfältig gehalten und in malerischer, ab- wechslungsreicher AVeisebepflanzt. 3. Der Kurgarten, der in der Hauptsache nur aus einem mit einigen alten Bäumen bestandenen Kiesplatz besteht. 4 . Die Lud\\-igs- allee, die von der Marienburg, einem alten Festungsturm, bis zum Pouttor auf dem fi-üheren Wallgelände fühii. 5. Ein Teil des jetzigen Stadtgartens auf der Grundlage des von Lenne entworfenen Planes. Der nordwestliche Teil dieser Anlage wurde einige Jahre später nach dem Entwürfe des damaligen Stadtgärtners Janke ausgeführt. In Anerkennung der Ver- dienste Lenn6s um einen Teil dieser Anlagen ist ihm darin eine Büste errichtet worden (Abbildung oben). Auch unter Gartendirektor Grube ist der Stadtgarten verschiedentlich erweitert worden; so durch den Finkenteich (Abb. Seite 531), den botanischen und den dendrologischen Garten, die ich beide als nachahmenswerte, die Pflanzen- kenntnis in weitesten Kreisen fördernde, städtische Muster- anlagen bezeichnen muß. Der Stadtgarten bedeckt heute eine Fläche von etwa 15 Hektar. Er ist eine vorzüglich unterhaltene, künstlerisch einwandfrei durchgeführte Anlage, auf teilweise starkbewegtem Terrain, mit Höhenunterschieden bis zu 30 Meter und mit altem herrlichem Baumbestand. In dieser Anlage liegt auch die wirklich sehenswerte Stadt- IX, 45 Die Gartenwelt. 531 gärtnerei. Sie umfaßt ein großes Palmenhaus, zwölf moderne Kultur- und Vermehrungshäuser, eine Orangerie zur Über- winterung des reichen Dekorationsmaterials und etwa 350 Fenster Mistbeete, sowie die nötigen Bureau- und Wirt- schaftsräume. Es befindet sich auch hier eine reichhaltige, gärtnerisch-botanische Bibliothek und eine hübsehe botanische Sammlung, die, wenn ich nicht irre, von Herrn Grube im Laufe der Jahre zusammengestellt worden ist. Der „botanische Garten" ist interessant durch eine reiche Sammlung von Stauden und Annuellen und etwa .50 Ar groß. Der „dendrologische Garten" hat eine Größe von 2 Hektar und enthält in systematischer An- pflanzung die besten, in der Rheinprovinz winterharten Zier- gehölze. Es besteht die Absicht, durch geeignete Wege- führung den Stadt- garten mit dem Sal- vatorberg und dem Lousberg zu einer einzigen großen, zu- sammenhängenden Anlage, die die Stadt nachNorden begrenzt, auszugestalten. Aufdem 25 Hektar großen Lousberg wer- den, wie bereits er- wähnt, die alten Be- stände waldartig be- wirtschaftet. Eine Sehenswürdigkeit bil- det hier unter anderen eine alte Buchenallee. Vom Südabhang die- ses Berges genießt man den schönsten Überblick über die Stadt, Abb. Seite 532 links, und einen Blick auf den tenachbarten Salvatorberg (Abb. Seite 532 rechts). In den Jahren 1 87 G bis 1881 wurde der größte Teil der alten Wall mauern abge- brochen. Erhalten ° Illieben von diesen nur der „Lavenstein", von einer kleinen Anlage um- geben, der „Lange Turm" mit einem Teil der malerischen Mauern, die 1889 mit Anlagen umgeben wurden, das „Pont- tor", in den Anlagen am Ende der Ludwigsallee liegend, und das hohe „Marschiertor", gleichfalls innerhalb der Anlagen liegend. In diesen Jahren wurde auch der „Burtscheider Kurgarten" auf seine jetzige Größe von über ly, Hektar gebracht. Er bildet wegen seines alten Baumbestandes einen beliebten Aufenthalt für die Fremden. Die gleichfalls in diesen Jahren angelegte „Monheimsallee" grenzt an den Stadtgarten. Sie besteht aus zwei Fußwegen, zwei Fahr- bahnen und zwei Fromenadenwegen mit je zwei Baumreihen und einem 10 Meter breiten Anlagestreifen, gebildet aus längeren rechteckigen Stücken mit Strauchgi-uppen. Diese Strauchgruppen hat Gartendirektor Weßberge allmählich durch die verschiedenartigsten immergrünen Gehölze ersetzt und gleichzeitig die Anlage in regelmäßigen Abschnitten durch grosse Rundbeete, die stets einen der Jahreszeit ent- sprechenden reichen Blumenflor tragen, unterbrochen (Ab- bildung Seite 533 oben). Die angepflanzten immergrünen Gehölze, imter welchen Rhododendron vorherrschen, ent- wickeln sich in zufriedenstellender Weise. Im Jahre 1879 wurde die städtische Baumschule am Stadtgarten angelegt und 1903 um einen Hektar erweitert. Sie liefert zurzeit den weitaus grüßten Teil des Gehölz- bedarfes. Es folgte nun die Anlage der „Ludwigsallee", die vom Ende der Monheimsallee bis zur Marienburg führt. Sie ist eine landschaftlieh gehaltene Anlage, bestehend aus Partie mit F"inkenteich, Wingertzberg und meteorologischem Observatorium im Stadtgarten zu Aachen. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". einem Fußweg, der an Vorgärten vorüberführt, einer nörd- lichen Fahrbahn, einer 10 bis 15 Meter breiten Anlage, einer südlichen Fahrbahn und wieder einem Fußweg, der an geschlossener Häuserreihe entlang führt. Der Höhenunter- schied zwischen den beiden Fahrbahnen beträgt stellenweise bis sechs Meter. Zu gleicher Zeit ausgeführte Anlagen sind der Rehmplatz im Innern der Stadt, mit einer Marien- säule geschmückt, die Anlagen des ehemals kahlen Salvator- berges, der Hansemannplatz, Abb. Seite 533 unten, mit reichem Blumenschmuck und die Anlagen um den „Langen Turm", einem ehemaligen Festungsgelände. 1895 wurde der Steffenplatz im Innern der Stadt angelegt, ein kleiner halbrunder Platz mit Springbrunnen, und die Anlagen an der Christuskircho zur Vermittlung des starken Höhenunterschieds zweier Straßen. Die Gartenwelt. IX, 45 In die Jahre 1896 bis 1898 fiel die Neiibepflanzung der an den Hansemannplatz anschließenden „Heinrichsallee" mit einer Mittelreihe starker Platanen und je einer Seiten- reihe Linden, die in zwei Meter breiten Basenstreifen stehen Blick vom Lousberg aut die Stadt Aachen. Originalaufnahme für die „Gartenwell". lind durch Guirlanden von Vitis odoratissima verbunden sind. Niedrige Ligusterhecken fassen die Easenstreifen ein. Am Ende der Allee liegt ein kleines Parterre mit einer vom Ver- schönerungsverein gestifteten Vase, Abb. Seite 534 oben. Daran schließt sich der Kaiserplatz, der gewissermaßen nur als Eettungsinsel in dem dort herrschenden starken Verkehr zu betrachten ist; ihn ziert ein von einem Bürger zur Erinnerung an die goldene Hochzeit Kaiser Wilhelms I. und der Kaiserin Augusta (11. Juni 1879) gestifteter großer Springbrunnen. Auch die Anlagen auf dem Südabhang des Lousbergs, die ihn in unmittelbare Verbindung mit der Ludwigsallee bringen, fallen in die Jahi-e 189G bis 1898. In die folgenden Jahre, bis 1902, fällt die Anlage des Ludwigsplatzes, nach einem Entwürfe des früheren Garten- inspektors Heicke, von diesem ausgeführt, Abb. Seite ,534 unten. Es ist eine schöne landschaftliche Anlage mit großem Teich inid natürlich wirkenden Felspartieen, die sich bis in die Ludwigsallee fortsetzen. Der Teich wird durch die Wasser- leitung, deren Wasser als Quell über die Felsen rieselt, ge- speist. Breite Rasenbahnen ziehen sich bis zum Wasser hinab. Mit Vollendung dieses Platzes wurde im Norden der Stadt eine großartige zusammenhängende Anlage geschaffen, vom Kaiserplatz durch die Heinrichsallee, Monheimsallee, und Ludwigsallee zum Ludwigsplatz in Verbindung mit dem Stadtgarten, Salvatorberg und Lousberg. Der in den gleichen Jahi-en angelegte Hubertusplatz im Süden der Stadt ist eine kleine Anlage zur Vermittlung der Höhenunterschiede im Querprofil dieses Platzes, der im Nord- osten angelegte große Blücherplatz ist hauptsächlich Spiel- platz für die zahlreiche Jugend dieser Gegend. Eine zwei- reihige Ulmenallee und schmale Gehölzegruppen umgeben ihn. Verschiedene Anlagen hat der jetzige Garteudirektor Woßbcrge geschaffen. Hierher gehört die Waldanlage am Wald.schlößchen, einem städtischen Restaurant. Hier wurden um eine große Waldwiese im dichten Waldesschatten an- genehme Sitzplätze geschaffen, die teilweise einen wunder- vollen Ausblick in die weite Ebene bis nach Belgien und Holland gestatten. 1904 wurde der Fliesengarten von Herrn Weßberge in der Weise umgeändert, daß die beiden alten kreisförmigen Rasenstücke in ein großes, reichbepflanztes Blumenparterre zusammengezogen wur- den. Auch wurde ein zweiter Rundgang geschaffen, der ein bequemes Promenieren in dieser Anlage gestattet. Die neuen Anlagen um die städtische Pflege- anstalt Mariaberg wurden zum Teil durch den Durchbruch der neuen Schillerstraße bedingt. Unter Verwendung von Kalksteinen aus der nahen Eifel wurde hier auf der steilen, nach der Anstalt aufsteigenden Böschung eine malerische Felspartie geschaffen, die zeigt, wie man derartige Straßenböschungen behandeln muß, wenn sie nicht den langweüigen Eindruck eines Eisen- bahndammes machen sollen. Ferner sind die fünf Hektar großen städtischen Anlagen am neuen städtischen Krankenhaus Mariabrunn, die mit den Anlagen der vorgenannten Anstalt zusammen- hängen und den Kranken einen angenehmen Aufenthalt gestatten, bereits ihrer Bestimmung übergeben. Von hier aus bieten sich prächtige Ausblicke über weite, durch einzelne Villen und Bauerngehöfte unterbrochene Feld- luid Wiesenflächen nach dem Stadtwald. Der bereits eingangs erwähnte Stadtwald, der vom Burtscheider Kurgarten in zwanzig Minuten zu erreichen Blick vom Stadtgarten in Aachen zum Salvatorberg. Oriffinalaufnahme für die „Gartenwelt". ist, ist mit der Stadt durch breite schattige Alleen verbunden. Gut erhaltene Fuß- und Fahi-wege haben ihn seit 20 Jahren dem Verkehr erschlossen. Seitdem bildet er den Sammel- punkt fih' Bürger und Fremde. Durch sein stark bewegtes Gelände und die zahlreichen Ausblicke auf die Stadt einer- seits, die weite holländische Ebene, Belgien und das neutrale Ländchen Moresnet auf der belgisch-preußischen Grenze, 7 km südwestlich von Aachen, andererseits, ist er bei seiner Bewirt- schaftung, die weniger auf großen Gewinn, als auf einen angenehmen Erholungsort in der Nähe der Stadt hinarbeitet, ein unschätzbarer Besitz für die Stadt. IX, 15 Die Gartenwelt. Zuletzt seien die großen Spielplätze von zusammen vier Hektar Größe erwähnt, die in verschiedenen Gegenden liegen, teils inner-, teils außerhalb der Stadt, jedoch leicht zu Fuß oder mit der elektrischen Bahn zu erreichen. Ferner hat sich in diesem Jahre eine Genossenschaft zur Errichtung sogenannter Schrebergärten gebildet. Die 85 Gärtchen reichten bei weitem nicht aus. um der Nachfrage zu genügen. Ich möchte diese Ausfüiirungen nicht zum Abschluß bringen, ohne unserem Mitarbeiter, Herrn Gartentechniker Walter Kiehl, früher in Aachen, jetzt in Posen tätig, für verschiedene interessante, mh- für diese Abhandlung überlassene Daten imd Photographien meinen verbind- lichsten Dank abzustatten. liehen Auftreten und in der Lebeasweise von liliynchites conicus und Psylla piri erkennen. Daß die Unterschiede tatsächlich groß sind, geht aus der nachfolgenden näheren Beschreibung hervor. Rhynchites conicus, der Zweigabstecher, ist ein alter Bekannter, der zur Famihe der Rüsselkäfer gehört und im Mai und Juni, ja oft schon Ende April in ganz raffinierter Weise unsere Formobstbäume heimsucht. Der schöne blaue Käfer von ca. 10 mm Größe sticht oder .schneidet zu angegebener Zeit die jungen Triebe (meist immer die schönsten Leittriebe) an, sodaß die Spitze herunter hängt. In den abgetrennten, somit dos weiteren Saftzuflusses beraubten und Obstbau. Drei gefähiiiche Obstbaiiiiischädlingo. Von H. Beuß, Schwetzingen. J-ch habe hier besonders drei Schädlinge ins Auge gefaßt, deren AVesen noch verhältnismäßig wenig bekannt ist, deren Schädlichkeit aber, besonders beim Formobst, sehr empfindlich hervorüitt. Diese drei sind: Rhynchites conicus, der Zweig- abstecber, I'sylla piri, der Birnsauger, und Blastodacna hel- lerella, die Markschabe. Alle drei sind insbesondere Schädiger der Triebe, von denen der Zweigabstecher wohl der bekannteste ist. Obgleich sich das Erscheinen dieser drei Gesellen in ähnlicher Weise bemerkbar macht, nämlich im Welken und Absterben der jungen Formobsttriebe (besonders gerade der Leittriebe), so ist doch die Lebensweise wie auch die dadurch bedingte Bekämpfungs- art grundverschieden, sodaß es angebracht erscheint, an dieser Stolle die einzelnen Erscheinungen näher zu erörtern. Beim oberflächlichen Hinschauen könnte man annehmen, daß die Schädigungen einer Ursache zuzuschreiben seien. So passierte es mir, daß ich von einer „maßgebenden Stelle", der ich einige be- schädigte Zweigspitzon eingesandt hatte, eine unrichtige Antwort er- hielt. Ich lernte dann die beiden anderen Schädlinge aus eigener Anschauung kennen und konnte nunmehr den Unterschied im schäd- Mittelbeet auf dem Hansemannplatz in .\achen. (Herbstbepflanzung mit Chrysanthemum.) Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Partie aus der Monheimsallee in Aachen. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". deshalb verwelkenden Trieb werden die Eier abgelegt und die dar- aus hervorgehenden Larven (1-3 an der Zahl) gelangen dann mit dem ihnen zugleich seither als erste Nahrung dienenden Triebteil, der ab- fällt, auf den Boden. In der Erde geht die Verpuppung vor sich und der im Herbst fertige Käfer verkriecht sich unter alter Einde in Spalten und anderen Orten (auch in Madenfallen) und beginnt im Frühjahr sein Werk von neuem am Kern- und Steinobst. Die Bekämpfungsmittel bestehen im wesentlichen im Ab- klopfen und Verbrennen der Käfer am frühen Morgen und Nachsehen der Obstmadenfallen, ferner im zeitigen Abpflücken der angestochenen und mit Eiern besetzten Zweigspitzen. Der zweite SchädHng Psylla piri, der Birnsauger, dessen Tätigkeit wohl eine ähnliche, aber doch gut zu unterscheidende Wirkung hervorruft, die mir, wie eingangs erwähnt, von einer Seite als von Rhynchites conicus herrührend bezeichnet wurde, ist ein fliegenartiges, sehr winziges Insekt. Es sitzt im Mai, Juni au den jungen Birntrieben, von deren Saft es lebt. Die Eier werden an den jüngsten Triebteilen ab- gelegt, etwa 16 — 18 Stück und mehr zusammen. Sie sind etwa ein Viertel Stecknadelknopf groß. In Schwetzingen tritt dieser Schädling, den ich früher weniger beobachtete, massenhaft auf und es ist gerade bei diesem Unhold sehr wichtig, wenn man ihn noch vor der Eiablage vernichten kann, was aber wegen der geringen Größe des Tieres und seiner Behendigkeit nicht leicht ist. Es bleibt eben nur übrig, diese „Fliegen'-, die dem etwas geübten Blick nicht entgehen, zu zerdrücken. Man muß aber flink sein, denn „schnell wie ein Floh" (so äußert sich Freih. v. Schilling) springt es bezw. fliegt es auf imd ver- schwindet. Ich selbst bin auch erst durch längeres aufmerksames Be- obachten dem Birnsauger auf die Spur gekommen. Zuerst stellte ich fest, daß die welke Erscheinung der Triebe nicht durch den 534 Die Gartenwelt. IX, 45 Ein Überhandnehmen wäre für größere Formobst- an'iagen eine große Gefahr, zumal man ohnehin oft Mühe hat, die Formäste gleichmäßig zu erziehen. Bei älteren Pyramiden etc. mag es sich wohl nicht so sehr fühlbar machen, aber meiner Ansicht nach sollte man diesen gefährlichen Schädlingen doch etwas mehr wie seither auf den Leib rücken. Stauden. Parterre in der Heinrichsallee zu Aachen. (Herbstbepflanzung Chrysanthemum.) OrisinaUufnahme für die „Gartenwelt". Zweigabstecher und den weiter unten beschriebenen dritten Schädling verursacht sein könnte; nach weiteren Studien und Vergleichen erkannte ich den Schädling als den Birnsauger. Durch fortwährendes Saugen (auch der Carven) wird der junge Trieb zum Welken gebracht; es bilden sich schwarze Punkte und ganze korkartige Flecken an der jungen Binde und gar bald, nach meinen Beobachtungen nach Ver- lauf von zwei bis drei Wochen, ist ein solcher Trieb welk. Von den meisten wird der Schaden erst dann bemerkt und gewöhnlich dem Zweigabstecher zugeschrieben. Aber das Aussehen der Rinde, wie eben beschrieben, sowie die welke Spitze, läßt, falls sich im Innern (Mark) nichts vorfindet, auf den Birnsauger schließen. Man suche dann nur die Nachbartriebe ab und irgendwo werden wir den Täter vielleicht bei erneuter Tätigkeit überraschen und ihn verhindern^ das Werk der Zerstörung zu vollenden. Wie erwähnt, fange man das Insekt selbst fort, oder zerdrücke die Eier oder Larven, wo man sie sieht. Zum Abpinseln kann ich eine starke Quassia - Tabakbrühe empfehlen. Der dritte Schädiger ist Bla- stodacna lielkrella (Laverna helle- rella), die Markschabe, die ich vor etwa 4 Jahren am Niederrhein häufig antraf. Dieselbe bringt besonders junge Formobstleittriebe (Äpfel) da durch zum Absterben, daß sie die- selben hohlfrißt. Die Raupe überwintert unter der Rinde der Apfeltriebe und bohrt sich im Mai in eine Knospe ein, um sich so in den jungen Verlängerungstrieb hinauf zu fressen. Die Triebe ei-scheinen dann welk und werden dürr und bröckelig. Zeitiges Abschneiden und Verbren- nen der welken Triebe ist das richtigste. Wie wichtig die Er- kenntnis und rechtzeitige Be- kämpfung dieser drei Gesellen ist, geht aus dem Geschilderten zur Genüge hervor. Meconopsis integrifolia. Von F. W. Meyer, Landschaftsgärtner, Exeter (England). {Hier XU die Farbentafel.) Wer die diesjährige „Temple-Show" in London besuchte, wird zugeben müssen, daß in dieser großen weltberühmten Ausstellung wohl keine andere Neuheit so viel Aufsehen erregte, wie die herrliche Meconopsis integrifolia. ^if So ausgeprägt war die allgemeine Bewunderung, welche dieser Pflanze gezollt wurde, daß ich nicht umhin konnte, mir von der ausstellenden Firma, den Herren James Veitch &Sons, Ltd., eine Photographie zu erbitten. Die nach dem Bilde hergestellte Parbentafel zeigt den Lesern der „Gartenwelt" diese Neuheit ersten Banges in Form und Färbung. Die ilfecowopsw-Pflanzen der Herren James Veitch & Sons waren im Freien vor dem Hauptzelte ausgestellt, und zwar in der passenden Gesellschaft von manchen anderen Neueinführungen aus dem südwestlichen China, wie z. B. Primula cochhur)iiana, P. deflexa, P. tanpctica, P. nllosa und anderen schönen Sachen, die der zurzeit in Ludwigsplatz in Aachen. Originalaufnahme für die „Giirtcnwelf .Die Gartenwelt" JAHRGANG IX. Meconopsis integrifolia. IX, 15 Die Garlenwelt. 535 China reisende Sammler der Firma, Herr Wilson, ent- declvt und eingesandt hatte und deren Beschreibung gewiß an anderer Stelle erfolgt. Wohl die schönste dieser Einführungen ist die hier abgebildete Mecoiiopsis inteyrifolia. Die Heimat dieser Staude ist das südwestliche China und Tibet, wo sie in einer Höhe von 3700—5000 m über dem Meeresspiegel masseniuift wild wächst. In England ist sie vollkommen winterhart, aber leider nur von zweijähriger Dauer. Der in China gesammelte Samen hat zahlreiche Pflanzen produziert, die inzwischen auch in England keimfähigen Samen geliefert haben. Die in London ausgestellten Pflanzen variierten in Höhe von 45—00 cm. Etwa 8 bis 16 I^lumen erscheinen auf jeder Pflanze. Die herr- lichen Blüten haben einen Durchmesser von 10—22 cm, sind von rein schwefelgelber Farbe mit goldgelben Staub- gefäßen und haben eine Dauer von 2—3 Wochen. Nicht weniger schön sind die lanzettförmigen, silbergrauen, ganz- randigen Blätter, welche eine Länge von 20 — 30 cm haben und dicht mit weißen Haaren besetzt sind. Bei den Stengeln sind diese weißen seidigen Haare noch auffallender und geben der Pflanze ein zottiges Aussehen. Meconopsis iiitegrifoKa liebt Feuchtigkeit und Halb- schatten und gedeiht am besten in einer humusreichen Mischung aus Rasenerde, Lauberde und Heideerde. Es ist sicher, daß sich diese imposante Neuheit viele Freunde erwerben wird. Außer der beschriebenen Mcconopmn inteurifolin war von den Herren James Veitch & Sons noch eine andere Art, nämlich Meconopsis punicea ausgestellt. Leider war diese beinahe verblüht, aber einige der großen karmin- roten Blüten waren noch deutlich zu erkennen. Ob auch diese Art sich als winterhart erweisen wird, ist noch ungewiß. Bisher war nur eine Anzahl indischer Mceonojm's- ,\rten bekannt, wie M. Wnllicliü, M. robttsfn, M. paniciilata. Aus China stammen M. Henrici und M. Delniayi, so- wie M. f/irnidis; letztere blüht schön dunkelblau mit purpurrotem Schein. Gärtnerische Betriebslehre. Was null) (geschehen, um die Zier- iiiid Ilandels- gärtnerei in allen ihren Zweigen, trotz der in No. 24. Seite 287 angeführten MilJständc, wieder einträglich und unter den heutigen Verhältnissen rentabler als bisher zu gestalten? Von W. Friedlaender, Obergärtner in Odeiberg, Mark. (Zweite Preisarbeit.) Xjs steht fest, daß die gewerbliche oder Haudelsgärtnerei unter verschiedenen argen Mißständen zu leiden hat, welche fast den gesamten Erwerbszweig niederdrücken und einzelne Betriebe ganz lahm legen. Leider muß zugegeben werden, daß diese Mißstände zum großen Teil von den Gärtnerei- besitzem selbst verschuldet sind und daß viele. . sehr vieles besser sein könnte, trotz ungünstiger äußerer Ei.:-.virkungen. Es sei mir gestattet, in kurzer Form Vorschläge f ';• die Be- seitigung vorerwähnter Schäden zu machen, unter Be;; 'g'nahme auf die der Frage in No. 24 und No. 30 vorausgeschickten Umstände, in denen die mißliche Lage der deutschen Hai.Jcls- und Ziergärtnerei zu suchen sei. Da ist zunächst die gerügte wenig entwickelte kaufmännische Berechnung kräftig zu unterstreichen. Ohne kaufmännische richtige Kalkulation ist ein gewinn- bringender Betrieb nicht denkbar. Die Erkennung des Übels schließt die Mittel zur Beseitigung desselben in sich. Dann kommt die Überproduktion. Auch dieser Miß- stand ist im gewissen Sinne vorhanden, aber die Handels- gärtnerei hat selbst den Keim zu diesem wirtschaftlichen Elend gelegt. Hiervon weiter unten. Als unbequem wird zuweilen die Gewerbefreiheit*) betrachtet werden; sie stellt .sich in Wirklichkeit jedoch nicht so schwerwiegend dar, wie in der Frage zur Betonung gelangt, denn die Gewerbefreiheit ist eine Notwendigkeit unserer Zeit und ihr verdanken wir den Aufschwung von Industrie und Handel. Wer wirklich auf einem Gebiete des Handels oder des Handwerks etwas Tüchtiges leisten kann, dem soll es freistehen, damit seinen Unterhalt zu verdienen, olme der Knebelung mittelalterlicher Zopfvorschriften zu verfallen. Die Gewerbefreiheit hat auch für den tatkräftigen Gärtner ihr Gutes; wäre sie nicht vor- handen, sie müßte geschaffen werden, um Intelligenz und Tatkraft des Einzelnen zu stärken und das gesamte Kultur- leben auf vorwärtsstrebende Bahnen zu lenken. Wenn auch wirklich Gutsbesitzer, Pastoren, Lehrer, Gartenliebhaber und andere mit ihren Erzeugnissen Schleuder- konkurrenz treiben, so hätten die gewerbetreibenden Gärtner dagegen schon längst eine kräftige Agitation ins Werk -setzen können, indem sie darauf hinwirken, daß Staatsbeamten diese Art des Nebenverdienstes untersagt wird. Einen solchen Mißstand schafft man freilieh nicht von heute auf morgen aus der Welt und die Klagen in Fachblättern beseitigen das Übel nicht. Man muß vor die rechte Schmiede gehen. So klagten beispielsweise die Gastwirte in der Grunewald- gegend über die Konktirrenz der Förster. Ilu-e Vorstellung beim Landwirtschaftsminister hat jetzt sehr schnell dazu ge- führt, bei den Förstern, die keine Gewerbesteuer zahlen, den Schankbetrieb aufzuheben. Viel besprochen wird auch immer das Submissions- ntiwesen. Ein nachahmenswertes Beispiel hat neuerdings iler Verband der Holzindustriellen Hannovers angebahnt. Die Mitglieder desselben sind nämlich auf folgende Verpflichtungen eingegangen: Nach jeder öffentlichen Submission erfolgt die Ermittehuig des Durchschnitts aller zur Abgabe gelangten Angebote. Wer 20—30 "/„ über oder unter den Durch- schnitt anbietet, hat 1 o/o> '^ver 30—40 % "l^er- oder unter- bietet 2 o/o, wer 40 — 50 ^o "ber- oder unterbietet 3 "/o seiner veranschlagten Summe zu zahlen usw. Wer die Zu- erteilung seines Angebots erhält und vom Durchschnitt ab- gewichen ist, zahlt jedesmal das Doppelte. Die Strafgelder gelangen alsdann zur gleichmäßigen Verteilung. Es ist an- zunehmen, daß dieses Vorgehen eine wesentliche Verbesserung zeitigen wird. *) Anmerkung der Redaktion. Die politischen Aus- fülinuigen des Verfassers geben wir wieder, ohne uns mit denselben in allen Punkten einverstanden zu erklären. Die Gartenwelt. IX, 45 Man denke 'einer an die Erfolge des „Bundes der Landwirte" iii'.i ics „Aligemeinen Deutschen Gärtnervereins" im Laufe <''■■ i'-tzlen Jahres. Haiti; ' !-t heutzutage nichts. Um vorwärts zu kommen, bedarf es wirklicher Kenntnisse und Tatkraft. Die Kon- kurrer.z • r Gutsgärtnereien kann dem Fachgärtner nie ge- fährli'i^ werden, wenn er wirklich tüchtiges Personal be- schäiugt, die Gärtnerei der Güter äfft der Handelsgärtnerei rur nach, während dem Berufsgärtner die Befähigung eigen -in soll, neue gewinnbringende Kulturen einzuführen, ■.voiin andere sich nicht mehr zweckmäßig erweisen. Werden von Gütern indessen tüchtige Kräfte entsprechend besoldet, so läßt sich rechtlich nichts mehr dagegen ein- wenden. Aber mit ihren schlecht bezahlten Gärtnern und Schleuderpreisen sind die Rittergutsgärtnereien von energischen Fachleuten schon niederzuzwingen. Weit schädlicher ist zweifel- los die Annahme von Gartenburschen, die unter der Be- zeichnung „Lehrling" ausgenutzt und später mit einem Lehi-- zeugnis entlassen werden. Ganz anders verhält sich nun freilich die steuerfreie Konkurrenz der staatlichen, fürstlichen Gärtnereien usw. Hier zeigt sich eine harte Ungerechtigkeit. Da hilft gleichfalls nur energisches Vorgehen. Einmal nützt nichts. Immer und immer wieder muß der Vorstoß zur Beseitigung derartiger Schäden unternommen werden. Es ist in der Tat ganz un- erfindlich, weshalb reiche fürstliche Gärtnereien dem Handels- gärtner Konkurrenz machen dürfen, ohne den Lasten unter- worfen zu sein, welche dem gewöhnlichen Gewerbetreibenden auferlegt sind. Ja, noch mehr: die Bevorzugung geht so weit, daß fürstliche Gärtnereien ihre Kataloge kraft ihrer Von-echte völlig portofrei versenden dürfen — auf Kosten des Staates. — Hiergegen wurde vor Jahren von einem freisinnigen Reichstagsmitglied Front gemacht. Die Handels- gärtner haben dahin zu wirken, daß die Gründe ihrer be- rechtigten Klagen abgestellt werden. Zielbewußtem und un- ablässigem Vorgehen winkt schließlich doch der Erfolg. Wozu sind sonst die Parlamente da, wenn nicht zur Wahrung der Volksrechte? Hingegen läßt sich gegen die Eigenanzucht des Bedarfs der Stadtgärtnereien an Zierpflanzen kaum etwas einwenden. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die gärtnerischen Anlagen der Städte ohne Eigenanzucht vielleicht ganz oder teilweise, in Rücksicht auf finanzielle Schwierigkeiten, unter- bleiben müßten. Und das wäre im höchsten Grade bedauer- lich. Die städtischen gärtnerischen Anlagen sind aus gesund- heitlichen vmd ästhetischen Gründen unentbehrlich, heben zu- gleich die Bedeutung der Stadt und fördern somit das All- gemeinwohl. Indirekt hat auch der Handelsgärtner als Bürger der Stadt, sodann aber auch geschäftlich Nutzen davon. Denn der Sinn für den Gartenbau wiitl im weiteren Publikum ge- hoben tnid dieses Interesse kommt .somit der Handelsgärtnerei wieder zugute. Wenn nun schließlich in der Fragestellung unter Punkt 7 das Sinken des Grundwertes ins Feld geführt wird, Fallissements der Banken und andere Umstände, so wurzeln alle diese Faktoren in unserem ganzen wirtschaftlichen und politischen Leben. Die sogenannte Überproduktion ist streng genommen ein nichtssagendes Schlagwort. Eine tJberproduktion gibt es in normalen Verhältnissen überhaupt nicht. Dieser Zustand ist nur scheinbar und entspringt oberflächlicher Beurteilung. Im Gegenteil: die Produktion kann eher gefördert werden. Dahin- gegen mangelt es an kaufkräftigem Publikum, welches in der Lage ist, die Produkte zu kaufen. Für alle gärtnerischen Erzeugnisse wäre der Absatz an sich schon leicht vorhanden. Auf dem Gebiete des Obst- und Gemüsebaues kann überhaupt nicht zuviel produziert werden. Wieviel Obst und Gemüse wird nicht verschleudert und kommt durch falsche Aufbewahrung gänzlich um. Ja, ich kenne Fälle, wo auf Gütern die Schweine mit Obst und Salat massenhaft gefüttert werden, während die Gutsarbeiter vergebens trachten, auch einmal einen Kopf Salat zu be- kommen. Und wie viele wüi-den gern frisches oder kon- serviertes Gemüse kaufen, können aber die Preise nicht er- schwingen. Eine verkehrte Wirtschaftsordnung! Auf der einen Seite wird die „Überproduktion" bejammert und auf der andern Seite hegen die Gelehrten Befürchtung einer Über- völkerung, für welche die Erde am Ende nicht genügend Nahrungsmittel hervorzubringen vermöchte. Auch die wissen- schaftlichen Forschungen zur Erzeugung künstlicher Nahrungs- mittel nehmen ihren ungeschwächten Fortgang. Aber so widerspruchsvoll wie in diesem Falle ist es nicht nur in der Gärtnerei, sondern überall. Man vergegen- wärtige sich nur, wie jeder Beruf und jedes Gewerbe seine Klagen erhebt. Man sieht nur die Mängel seines eigenen Interessenkreises, ohne den Blick über weitere Grenzen schweifen zu lassen. Sonst würde manches Urteil wesentlich anders ausfallen. Was nun insbesondere die Handelsgärtnerei betrifft, so hat sie gewiß Ursachen zur Unzufi-iedenheit, aber nicht in übertriebenem Maße. Es ist mit Freuden festzustellen, daß der Gartenbau der Neuzeit einen gewaltigen Aufschwimg ge- nommen hat; das allgemeine Interesse ist im ganzen Volke gestiegen und vielfach werden ihm großes Ansehen und hohe Protektionen zuteil. Ich bestreite auch entschieden, daß der Gartenbau ein besonders leidender Teil sei. Aber im großen ganzen ist heutzutage die zweckmäßige Geschäftsführung eine Kunst geworden. Ein sehr zu beachtender Umstand ist auch die vielfach bemängelte fehlende kaufmännische Gewandtheit. Wir wollen keine Namen nennen, aber dem Berufsgärtner sind sicherlich genügend Gartenbaufirmen bekannt, die erst auf kaum zehnjähriges Bestehen zurückblicken und sich in der kurzen Zeit einen weit verbreiteten, ehrenvollen Ruf erworben haben. Und nicht nur das ! Ihre inzwischen vorgenommenen Au.sdehnungen sind einwandsfreieste Zeugen dafür, wie der geschäftskundige Gärtner auch heutzutage vorwärts kommen kann. Denn sonst wären die Unternehmen nicht so glanzvoll gediehen. Ihre Lieiter sind eben Männer, die ihre Zeit ver- stehen — eine Zeit, die ein ungleich anderes Gesicht zeigt, als früher. Das junge Element ist in ihr aufgewachsen und was ist natürlicher, daß auch in ihm die Saat sich kraftvoll ent- wickelt, welche dem neuzeitlichen Gartenbau entsprießt. Und so kann es nicht ausbleiben, daß ein neues Geschlecht heran- wächst, w-elches den in alten, durch die Zeitvei-hältnisse über- holten Anschauungen befangenen Handelsgärtuern über den Kopf wächst, weil diese die berechtigten Forderungen der Gehilfenschaft nicht anerkennen mögen. Aber gerade diese arbeitet machtvoll auf die Hebung des Gartenbaues hin. Ich bin dessen sicher, hierbei auf vielseitigen lauten Widerstand zu stoßen, sage es aber mit vollem Vorbedacht, wenn ich die Wirksamkeit des „Allgera. Deutsch. Gärtnervereins" als eine eminent treibende Kraft zur Gesundung des ganzen Gartenbaues bezeichne. Und dieses sage ich nicht als Gehilfe, IX, 45 Die Gartenwelt. 537 sondern in meiner Eigenschaft als technischer Geschäftsloiter eines größeren gewerbliclien modernen Gartenbaubetriebes. Zur Hebung des Geschäfts ist es unerläßlich, daß das gesamte Personal mit Lust und Eifer seine Obliegen- heiten erfüllt, selbst denkt, mannhaften Stolz besitzt und sich als geachteter Mitarbeiter des Ganzen würdig fülüt. Nach Leistung und Fähigkeit sollen alle Mitarbeiter besoldet und behandelt werden und dauerndes Interesse am Geschäft finden ; und das erzielt man vorwiegend fast nur mit älteren Leuten. Dann befinden sich alle Teile wohl. Hat der Angestellte auskömmliches Verdienst, braucht er nicht zu befürchten, wegen zunehmenden Alters auf die Straße gesetzt zu werden, so wird er sich auch dauernd in seiner abhängigen Stelle wohl fühlen. Andernfalls ergreifen viele Angestellte die erste beste Gelegenheit zm- Selbständig- machung, machen den alten Geschäften unsolide Konkurrenz und legen sich schleunigst auf die „Ausbildung" von Lehr- lingen, um wohlfeile Arbeitskräfte zu erhalten. Wer hat denn diese Industrie schließlich verschuldet? Doch nur der Handelsgärtner in seiner unverantwortlichen Kurzsichtigkeit. Man beseitige zunächst diese ungesunden Verhältnisse luul erziehe ein geschäftlich einsichtsvolles Personal, so wird die ganze Konkurrenz allmählich in solide Bahnen gerückt. Die Überproduktion, soweit man von ihr sprechen kann, er- fährt dann ohnehin ihre Einschränkung. Als Kaufmann verfolge dann auch der Berufsgärtner die ganze wirtschaftliche Lage genau und beachte die Vorgänge an der Börse. Sodann ist es Pflicht jedes Ge- werbetreibenden, schon im eigenen Interesse keine derartige Politik fördern zu helfen, welche oftmals unser gesamtes wirtschaftliches Leben aufs emjjfindlichste geschädigt hat. Dazu gehört die Pflicht, nur solche Abgeordnete in die Volksverti-etuug, vornehmlich in den Reichstag zu wählen, die sich ihrer Würde bewußt sind und gegen Beschlüsse über ihren Kopf hinweg entschieden Protest erheben. So hat der Feldzug gegen die Hereros dem deutschen Reiche Unsummen gekostet, ganz abgesehen von den vielen Menschenleben, die schon für diese aussichtslose Sache geopfert wurden. Eine außerordentlich interessante und eingehende Schrift hierüber veröffentlichte der neuerdings viel genannte Wirtschaftsgeograph Dr. Paul Rohrbach unter dem Titel: Deutsch-Südwestafrika eine Ansiedelungsgesellschaft (mit einem Vorwort von Dr. Fr. Naumann, im Buchverlag der „Hilfe" 1905). Rohrbach schätzt die aufgebrachten Mindestkosten für diese Kolonie auf 862 Millionen Mark, womit weiter nichts erzielt wird, als 25 000 Farmerfamilien unterzubringen. Das Reich gibt somit für jede Familie 34000 Mark. Es ist aber wahrscheinlicher, daß sich die Verhältnisse wesentlich un- günstiger gestalten werden, sodaß es wohl bei einer An- siedelung von 5000 Farmern bleibt; diese hätten dann dem Reich auf die Familie 170 000 Mark gekostet. Welcher Reichsbürger erfreut sich einer annähernd so tatkräftigen Für- sorge? Aber abgesehen hiervon, müssen die Farmer (wenn überhaupt 5000 zusammenkommen) 20 — 25000 Mk. Anlage- kapital besitzen. Leute mit diesem Vermögen finden auch im Reiche ihr sehr gutes Fortkommen. Dieses kurz ge- streifte Beispiel zeigt schon den großen Widersinn unserer Kolonialpolitik. Welches gewaltige Kulturwerk hätte mit dieser bedeutenden Summe im Reiche geschaffen werden, weviel Armut unter der Bevölkerung hätte gelindert und wie viele hätten einer gesicherten Existenz zugeführt werden können! Und so hat unsere Politik zum Nachti^il des Reiches noch manches verschuldet. Hiergegen muß sich die Ge- samtheit wehren. Im übrigen stelle jeder seinen Mann. Denn das ganze Leben heutzutage erfordert Mannheit und völligen Bruch mit vielen veralteten Zuständen. Dem Zu- sammenschluß und der Einigkeit selbstbewußter Männer wird es schließlich doch gelingen, Widerwärtigkeiten siegreich niederzukämpfen. Denn das ganze Leben ist heutzutage nur ein Kampf aller gegen alle. Paul Lindenberg hat schöne Worte gesprochen, welche jedem Strebsamen und Unverzagten zur steten Richtschnur dienen sollten: Zum Licht empor mit klarem Bhok, Ein Vorwärts stets, nie ein Zurück, Ein frohes Hoffen, kühnes Streben, Und schnelles Handeln auch daneben, So hat das Dasein Zweck und Ziel, Wer Großes will, erreicht auch viel. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 338. Was bedeuten die An- pflanzungen von Pyramidenpappeln um Festungen und warum sind die Pappeln meist geradlinig gepflanzt und in mehreren Reihen hinter- einander? Die Anpflanzung von Pyramidenpappeln auf den Wällen von Festungswerken dienen jedenfalls in erster Linie der Befestigung der Erdwälle. Wenn hierzu die Keihenpflanzung gewählt wird, so ge- schieht dies gewiß des besseren Aussehens der Anpflanzung halber. Es kann nicht in der Absicht der Festungskommandantur hegen, auf den Wällen landschaftlich schöne Wirkungen hervorzubringen. Zu Erdbefestigungen ist jedenfalls die flach- und starkwurzelnde Pappel geeigneter als jeder andere Baum, die auch den Gewölben der Kasematten keinen Schaden zufügt, wie dies tief- wui'zelnde Bäume tun würden. Vor einigen Jahrzehnten war be- kanntlich die Pyramidenpappel der vorherrschende Chausseebaum in Deutschland. Die mit ihr bepflanzten Landstraßen waren monoton und .schienen endlos zu sein. Da die Wurzeln dieser Pappel auf weite Strecken hin in die benachbarten Äcker eindrangen und diese aussogen, so ist fast allenthalben ihre Anpflanzung als Chau.sseebaum gesetzlich verboten worden. Beantwortung der Frage No. 339. Wer erinnert sich des Namens und der Adresse des Händlers, der in der Industriehalle der vorjährigen großen Gartenbau -Ausstellung in Düsseldorf Taschen- Gartenmesser mit braunem hölzernem Heft das Stück zu einer Mark verkaufte ? Der Name des Händlers war nicht in Erfahrung zu bringen. Beantwortung der Frage No. 340. Was ist der Erreger der als Krebs bezeichneten Obstbaumkrankheit? Ist der Krebs über- tragbar? Gemeinhin werden vom Obstzüchter alle fressenden Wunden, die durch Frostschäden und Insekten, wie Raupen der Glasflügler, Käferlarven oder Blutläuse erzeugt werden, als Krebs bezeichnet. Der Erreger des echten Krebses ist ein Pilz, Nectria ditissima, welcher nicht nur unsere Obstbäume gefährdet, sondern auch auf Forstbäumeu ein ungebetener Gast ist. Am häufigsten tritt der Nectria-KxQha an unseren Apfelbäumen auf, jedoch leiden an vielen Orten auch die Birnen sehr unter ihm; weniger ist er bisher auf Steinobst beobachtet worden. Wir unterscheiden an den Apfelbäumen zwei verschiedene Formen des iVcf lieh aus Thüringer Tuffsteinen hergestellten Wasserfall Unsummen verschwendete, zumal dieses „Kunstwerk" gar nicht mit seiner Um- gebung harmoniert? Im Viktoria-Park zu Berlin fehlt ebenfalls eine durchgreifende Entwässerung. Hier werden auch die Tageswässer in die Gehölzzüge geleitet und kommt es bei heftigem Regen vor, daß das Wasser über den Bürgersteig liinweg die Kreuzbergstraße entlang läuft. Wie nun solche Kanalisationen zweckentsprechend ausgeführt werden können, will ich im Nachstehenden ausführen. Bemerkt sei hier gleich, daß ohne Unkosten solche Anlagen nicht herzustellen sind. — Die größte Schwierigkeit besteht im Auffangen des Wa,ssers, das Weiterführen und -leiten macht weniger Kopfschmerzen. Jeder Landschaftsgärtner weiß, welchen Schaden Gewitterregen an Wegen anrichten. Diesen möglichst zu verhüten, sei unsere vor- nehmliche Aufgabe. Jeder Weg muß schon im Planum so aus- gearbeitet werden, daß das Wasser nach dem nächsten Eiufallschacht hinlaufen muß. Diese Seite des Weges erhält, bei starkem Gefälle, eine extrastark befestigte Rinne. Breite (Fahr-) Wege erhalten niöglich.st zu beiden Seiton Einfallschächte und Rinnen, auch im Querprofil mehr Gefälle. Das hierzu zu verwendende Material darf in seiner Oberfläche nicht zu glatt sein, weil glatte Flächen dem dahinsausenden Wasser keine Hmdernisse bieten. Dadurch aber wird die Kraft des Wassers eine geiadezu immense, es reißt dann alles mit sich fort. Das beste Material bieten uns kleine Kieselsteine, bei Fahrwegen werden die Rinnen am besten gepflastert. Man wähle dazu etwa hühnereigroße Kiesel aus und drücke sie bis zur Hälfte in eine trockene Zementmisohung (1:7) und begieße das Ganze so- dann mit einer Gießkanne. — Auf diese AVeise kann man auch sich immer wieder nach Regengüssen einstellende Mängel an Wegen be- seitigen. Die aufgerissenen Stellen werden mit Zement ausgegossen und gröberer Kies darüber gegeben. — Haben wir so dem Wasser die „Kraft genommen", fällt es nicht mehr schwer, dasselbe dahin zu leiten, wo wir es hinhabeu wollen, in die Einfallsohächte. Diese müssen natürlich groß genug sein, um größere Wassermengen auf- zunehmen. Die eingangs erwähnten Wasserroste, welche bei heftigen Regengüssen aufgeklappt oder herausgenommen werden können, sind hier sehr praktisch. Zu beachten ist, daß die Einfallschächte etwas tiefer sind als die eigentliche Leitung, welche die Abwässer auf- nimmt und weiterführt, damit sich der weggeschwemmte Kies sammeln kann. Derselbe wird nach jedem Regen herausgefischt und eventuell wieder auf die Wege verteilt. Man kann auch in diese Schächte hineinpassende Eimer oder Kästen mit einer Vorrichtung zum Herausnehmen machen lassen und diese nach jedem Regen entleeren. Eine andere Erscheinung ist das Quetsch- oder Quellwasser, welches im Frühjahr oder bei nassen Jahreszeiten recht unangenehm wirken kann. Ist die Quelle so stark, daß sie auch im Sommer - nicht austrocknet, nun so wird sie dem Landschaftsgärtner ein _,^,* willkommenes Motiv sein. Wasser belebt die Landschaft und Bachränder geben zu mannigfacher Bepflanzung Anlaß. Eine ^luelle in entsprechender Gesteinsart gefaßt, anmutig be- pflanzt, im Schatten größerer zur Ruhe einladender Bäume, - Sm ks kg 1. Lupinen 50 47,90 Viktoria- erbsen 100 Lathyrus 50 2. Lupinen Viktoria- 50 86,66 erbsen 100 Wicken 50 3. Bohnen Viktoria- 50 77,39 erbsen 50 Lupinen 100 " ^. _„__ pro ha ^•^ No Aussaat- r^i^ r^i=^ mischung ^« kg kK 4. Bohnen 50 132,36 Wicken 50 Lupinen 100 5. Bohnen 50 137,71 Peluschken 100 Wicken 50 6. Bohnen Viktoria- 50 154,44 erbsen 100 Wicken 50 Auch Senf ist eine vorzüg sind nicht kalkliebende Pflanzen sich besser der schwedische und liehe Gründüngungspflanze. Lupinen Für kalkreiche Bodenarten eignen Gelbklee, sowie die Wicke. Triomphe de Vienne Die beste Zeit für das Unterpflügen der Grünmasse im Sommer ist kurz vor der Blüte. Im Herbst bleibt es sich gleich, ob die Masse sofort oder erst im nächsten Frühjahr untergebracht wird. Um aus der Gründüngung noch eine Nebeneinnahme zu er- zielen, verfahre man folgendermaßen. Im Frühjahr werden die be- treffenden Pflanzen angesät, die Masse aber nicht vor der Blüte untergebracht, sondern man läßt die Samen zur Reife kommen. Die besten reifen Schoten werden gepflückt und erst hiernach das Feld flach umgestürzt. Der in den Boden gekommene Rest des Samens geht bald auf und bringt eine neue Gründüngungsmasse hervor, die im Herbst oder Frühjahr umgeackert wird. Für diese Methode eignet sich für leichten Boden die Lupine, für schweren die graue Erbse. Betreibt man neben dem Obstbau noch Viehzucht, so kann in Jahren, wo das Futter knapp wird, die Grünmasse verfüttert werden. Da die Leguminosen den Stickstoff nicht nur im Kraut, sondern vor allem auch in den Wurzeln aufspeichern, so hat der Boden immer noch Nutzen. Graswuchs unter Obstbäumen ist für den Boden nicht so vorteilhaft. Ist man jedoch dazu ge- zwungen, so säe man eine Mischung von den verschiedenen Gras- sorten sowie Thimothee und Inkarnatklee aus. Das Gras sollte aber alle zwei Jahre umgepflügt werden. Nebenher muß man fleißig jauchen und eventuell mit künstlichem Dünger nachhelfen, da in dem grünen Kraut der Leguminosen neben Stickstoff noch Kali und Phosphorsäure enthalten ist, und dieses nun fehlt. Um den Kali dem Boden zuzuführen, gibt mau Kainit. Die Phosphorsäure wird durch Thomasmehl in den Boden gebracht. Will man aber die künstlichen Düngemittel überhaupt nicht anwenden, so kann man anstatt Kainit Holzasche, und anstatt Thomasmehl Latrinendünger nehmen. Beide Düngemittel erfüllen ihren Zweck vollkommen. Zum Schluß noch ein Wort über den Kalk. Derselbe wird von den' meisten Pflanzen nur in geringen Mengen verbraucht und schadet deshalb eine kleine Gabe Kalk durchaus nicht. Kirsch-, Pflaumen-, Aprikosen- und Pfirsichbäume haben zu ihrer Ernährung sogar große Mengen Kalk nötig. Kalk erwärmt kaltes Land, indem er die chemische Zersetzung befördert. Er trägt zur Aufsehließung der im Boden vorhandenen Nährstoffe bei, sodaß sie von den Wurzeln aufgenommen werden können. Es sind daher im Herbst nach einer Kalkdüngung die Er- träge sehr groß, der Boden verliert aber auch zu schnell Nährstoffe. Werden diese nicht wieder ersetzt, so gehen die Erträge immer mehr zurück. Man soll also Kalk nur in Verbindung mit anderen, reichlich gegebenen Düngemitteln anwenden. Bei Obstbäumen schadet eine starke Kalkdüngung nicht so sehr, weil die Wurzeln in die Tiefe gehen, wohin die Wirkung des Kalkes nicht mehr reicht, wohl aber bei gleichzeitigem Gemüsebau. Mit Erfolg kann man Kalk an- wenden bei Gras und Hülsenfrüchten. Alle Knollengewächse, be- sonders Kartoffeln, sollen jedoch keinen Kalk erhalten. Stallmist und Jauche kann man neben Gründüngung ganz gut anwenden, überhaupt schadet bei Dünger, die Humus bilden, ein Zuviel durchaus nicht, wohl aber bei künstlichem Dünger. Dr. Clausen stellte hierüber Versuche an, indem er jungen Obstbäumen reichlich IX, 47 Die Gartenwelt. 55? Kainit und Thomasmehl gab, je 1 kg für den Baum. Die schädliche Wirkung dieser Düngung war noch nach drei Jahren zu erkennen. Durcli reichliche Zufuhr von Stickstoff konnte die schädliche Wirkung etwas gemindert werden. Man sei also vorsichtig im Gebrauch von künstlichen Düngemitteln, loh erkenne sehr wohl den Wert der künstlichen Dünger an, ich weiß auch, daß durch sie die Ernten sehr erhöht werden können, sie haben aber auch ihre Schattenseiten und Gefahren. Will jemand künstlichen Dünger anwenden, so gebe • er ihn mit Maß, höchstens zur Ergänzung irgend eines Durgstoffes, aber nie ausschließlieh. Als beste und sicherste Düngungsmethode wird sich die Gründüngung das Feld erobern. Durch sie wird der Boden dauernd verbessert ; dabei ist eine schädigende Wirkung durch ein Zuviel ausgeschlossen. Als Nebendüngung wende man allenfalls noch Kainit und Thomasmehl an, und zwar gebe man auf 1 ha Bodenfläohe 600 kg Kainit, 300 kg Thomasmehl jährlich, sowie alle 6—8 Jahre 100 Ztr. Kalk oder 200 Ztr. Mergel. Ruß, Kompost, Straßenschlick etc. kann man nebenbei noch anwenden. Pflanzenkrankheiten. Der PüLsterscliiminel des Obstes. Von Werner Lieb, Steglitz. (Hierx,u eine Abbildung) Das Faiüen der Früchte, sowohl am Baum als auch in den Lagerräumen, wird in den weitaus meisten Fällen durch Polsterschimmel-, das sind Momlia-Arten, bewirkt. Es sind dies Monilia frucligena, der Polsterschimmel des Kernobstes und Monilia cinerea, der Polstei-schimmel des Steinobstes. Jedoch kommen mit den brauneu Polstern des ersteren die aschgrauen des letzteren auch gemeinsam auf einer Frucht vor. Die Krankheit äußert sich zunächst in dem Auftreten brauner Flecke, die rasch an Große zunehmen. Bevor jedoch die Hälfte der Frucht von Fäulnis ergriffen ist, brechen die oben erwähnten Polster, in großer Anzahl zu konzentrischen Ringen vereint, durch die Oberhaut. Im Zentrum dieser Ringe findet sich immer eine wenn aucli oft kaum sichtbare Verletzung der Frucht, die aus den allerverschiedensten Ursachen entstehen kann. Obstmaden (die Larven des Apfel- und Pflaumenwicklers), Sägewespen, Wespen, Hornisse, Frucht- stecher (Bkytichites), auch Vögel, fügen der Frucht Verletzungen zu; außer- dem entstehen solche durch Stoß, Fall, Hagelschlag etc. Gelangen Sporen des Monilia- Pilzes an diese Stelleu, so keimen sie und erzeugen im Fruchtfleisch ein Gewebe von Pilzfäden P. (Mycel), welches das Fruchtfleisch bräunt und in Fäulnis überführt. Nach- dem sich das Mycel ge- nügend gekräftigt hat, schreitet der Pilz zur Fructifizierung. Pilzfäden durchbrechen in großer Anzahl die Oberhaut 0. der Frucht und erzeugen an ihren Enden Sporen Sp., die nun wieder im Stande sind, neue Infek- tionen hervorzurufen. Die Monilia fructigena, Polsterschimmel des Kernobstes. Schnitt durch ein Polster auf einer Apfeifrucht.. (Sehr stark vergrößert.; Vom Verfasser für die „Gartenwelt" gezeichnet. dicht zusammengedrängten, sporentragendeu Fäden ersclieinen ims als Polster von wechselnder Größe; einen Durchschnitt durch ein solches von ca. 1 Quadratmillinieter Grüße zeigt die Abbildung, die nach einem mikroskopischon Präparat an- gefertigt wurde. Die Zellen Z. des Fruchtfleisches sind durch den Pilz fast völlig zersetzt. In selteneren Fällen dringen die Pilzfäden nicht durch die Oberhaut der Frucht, der Pilz wuchert inwendig weiter. Die Früchte "werden dann pechschwarz und halten sich in diesem Zustande, den man als „Schwarzfäule" bezeichnet, lange Zeit. In der Regel fallen die am Baum befallenen Früchte bald ab, zuweilen aber bleiben sie, besonders gerne bei Zwetschen und Pflaumen, eingeschrumpft und zusammen- geklebt an den Zweigen sitzen; man bezeichnet sie dann als „Fruchtmumien". Mit dem großen Schaden, den der Pilz an Früchten an- richtet, hat seine verderbliche Tätigkeit noch nicht ihr Ende erreicht. Bei Obstbäumen, die ohnehin unter ungünstigen Verhältnissen leiden, geht er auch auf die Zweige über und bringt sie zum Absterben. Besonders häufig kann man dies bei Kirschen und Aprikosen beobachten, bei denen kurz nach dem Austrieb die befallenen Zweigenden wieder eintrocknen und die vertrockneten Blätter, Blüten öder jungen Früchte fest sitzen bleiben. Im Anschluß daran stellt sich oft auch Harzfluß ein. Häufig kann man in solchen Fällen die Ursache der Infektion gleich feststellen: unterhalb der trockenen Spitze sitzt eine Fruchtmumie, dem Zweig fest aufliegend; von ihr aus gelangte der Pilz in das Wachstumsgewebe. Eine zweite Möglichkeit des Eindringens bietet die Blüte; der Pilz ge- langt durch die Narbe, den Griffelkanal und den Fruchtknoten ins Gewebe des Holzes. Eine Sporenbildung findet bei te- fallenen Zweigen in den Blattwinkeln statt. Im Winter bildet der Pilz (nach Prof. Woronin) eine Dauerform, von der im Frühjahr die erste Infektion ausgeht. Nun zur Hauptsache, den Bekämpfungsmaßnahmen. Nach den vorstehenden Erläuterungen müssen sie vor allen Dingen vorbeugend wirken. Durch Verletzungen dringt der Pilz in die Frucht, es gilt also, den obengenannten Erregern von Fraßstellen zu Leibe zu gehen. Käfer und Obstmaden bekämpft jeder einsichtige Obstzüchter nach der bekannten Fanggüi-tel-Me- thode ; Wespen und Hornisse fängt man in Fanggläsern mit Bier. Faide Früchte, die ihre Sporen massenhaft in die Luft entsenden, soll man nicht unter den Bäumen liegen lassen, sondern von Zeit zu Zeit durch Eingraben unschädlich machen. Im Winter entfernt man beim Schnitt die Fruchtraumien sorgfältig, ebenso im Früh- jahr- die eingeti-ockneten Zweige. Beim Einernten ver- meide man jede Verletzung und halte die Aufbewahr- ungsräume durch regel- mäßiges Aussuchen frei von faulenden Früchten. Die Gartenwelt. IX, 47 Landschaftsgärtnerei. fiaiteDkolonieii. Von Max Ton, Gartentechniker, Weimar. Dio Wälller und Felder grünen. Es trillert die Lorch' in der Luft, Der Fruhlinj; ist erschienen Mit Lichtern und Farben und Dult. Do sang einst Heinrich Heine, ein von Gott begnadet ge- wesener Naturfreund, der es im wahren Sinne des Wortes verstand, landschaftliche Schönheiten in poetischen Versen zu besingen und zu verherrlichen. Es ist auch wirklich etwas Poetisches, in einer stillen Stunde einmal zwischen „Gartenkolonien'' dahin- zuwandeln. Freilich plätschern da keine Springbrunnen, weder Bosketts, Blumengruppen noch Teppichbeete fessein hier das Auge des Natur- freundes. Keine edlen Rosen stehen hier beisammen und flüstern sich etwa die alten, ewig neuen Geheimnisse von Frühling und Liebe errötend zu. Weder Steinbilder noch bunte Glaskugeln, umrankte Urnen oder Tuffsteingebilde schmücken jene enganeinanderliegenden kleinen Gärten, die sich im Rücken dieser oder jener Stadt als schlichte nutzbringende „Gartenkolonien-' dahinziehen. In langen Streifen erstrecken sie sich, zwischen deren Hecken und Zäunen sich schmale Wege entlang ziehen, von wo aus sich dem menschlichen Äuge wieder weite Blicke in eine mehr oder weniger schöne landschaftliche Umgebung eröffnen. Diese „Gartenkolonien", welche schon im Mittelalter dem Ge- schmack und Gemüt des deutschen Bürgersmannes entsprachen, haben sich auch in unserer Zeit wieder eingebürgert. Tausende von Gartenfreunden besitzen draußen vor den Toren ihres liebgewonnenen Heimatsortes ein Gärtchen zur Kurzweil und Äugenfreude, aber auch zu wirtschaftlich nützlichen Zwecken. Und jeder Garten, so klein er auch sein mag, besitzt sein Häuslein, von der brettergezimmerten Laube bis zum festen ziegelbedeckten Steinbau eines Pavillons oder Gartenhäuschens. Diese kleinen Sommerklausen in den so eng bei- einanderliegenden Gärten besitzen einen so eigenartigen Charakter, daß man beim Anblick derselben unwillkürlich an jene mit Winzer- häuschen übersäten Gelände des Main- und Saaletales erinnert wird. Zwischen diesen „Gartenkolonien" aber dahinzuschlendern , ist zu allen Jahreszeiten für den Naturfreund wirklich etwas Schönes und Genußreiches. Da nun aber die zu sogenannten Kolonien vereinigten Gärten immer nur einer geringeren Pflege bedürfen, als jene großen Schmuck- imd Prunkanlagen unserer Schloß- und Villenbesitzer, so entwickelt sich denn auch heute nur zeitweise, namentlich in den Frühlings- und Herbsttagen ein flüchtiges, vorübergehendes Treiben in ihnen. Wer sich aber an den Naturschönheiten ergötzen will, der findet auch hier immer etwas zu schauen, auch der Landsohafts- gärtner, als berufener Naturfreund, der mit fachkundigem Auge hier manches sehen und schätzen lernt. Wie überall, so gebührt auch in jenen „Gartenkolonien" dem Frühling der Vorantritt, der Preis der Naturschönheiten. Wenn in den Laubwäldern dei- Lenz sich regt, die lila schimmernden Blatt- knospen der Buchen von jugendlicher Kraft geschwellt, die engenden Hülsen lichttrunken sprengen, wenn es zwischen dem raschelnden Laube lebendig wird und aus den am Boden kriechenden Stauden- gewirr dio großen Anemonen ihre vveißen Glocken entfalten, Ostern, das Frühlingsfest der Natur, einzuläuten, dann beginnt auch in den „Gartenkolonien", zwischen den Hecken und Zäunen ge- heimnisvolles Leben sich zu regen. In allen Ecken und Enden hebt ein Drängen und Streben nach Licht und Frühlingshauoh an, Wunder auf Wunder vollzieht sich, bis an einem herrlichen Frühlingstag alles in den kleinen Nutzgärten wie in ein dichtes Blütenmeer ge- hüllt ist. Da sind es denn namentlich die Vertreter unserer Obst- arten, Kirsch-, Pflaumen-, Birn- und Apfelbäume, welche mit ihren zarten Blüten vom schneeigen Reinweiß bis zum fleischfarbenen Rosa im Spitzengehänge ihrer Wipfel prangen. Ein süßer Dutt lockt die Bienen aus dem winterlichen Hause, Finken, Drosseln und andere nützliche Singvögel aus den nachbarlich gelegenen Wäldern. Jeder Mensch müßte doch da des Lobes voll sein, er könnte sich als be- geisterter Naiul-freund nicht satt sehen an dieser leuchtenden Blüten- pracht. Zwischen den Hecken und Zäunen am Wege bleibt es indessen auch nicht still. Fleißig schafft die Natur hier, Gras, wilde Sträucher und Blumen hervorzaubernd. Auch der liebliche Sommer ändert nicht viel an dem Aussehen jener „Gartenkolonien". Plötzlich ist der Herlxst da! Bis in die weite Ferne sieht un- behindert das Auge, wolkenlos wölbt sich der blaue Himmel und durch die Lütte schwebt das Mariengarn, Ketten über den Weg, von einem Gärtchen zum anderen, spannend, Schleier über Baum und Strauch webend, sich um Hut und Wanderstab des Naturfreundes festsetzend. Wenn dann so die Sonnenstreifen durch das buntfarbige Laub brechen, glaubt man jene wonnigen Frühlingstage seien noch einmal zurückgekehrt. Aber da lacht es aus den „Gaitenkolonien" heraus, das schöne übst wird geerntet und das Lachen und Plaudern der Erntehaltenden tönt von einem Gärtchen hinüber nach dem anderen. Ist auch dieses vorüber, so wird es wieder still in den „Gartenkolonien". In ein naßkaltes melancholisch graues Nebel- gespinst trüber Novembertage liegen sie eingehüllt. Gräser und verdorrte Blumen, vergilbte Laubblätter zittern im Winde und klagend wirbelt es durch die Gärten; mit häßlichem Gekrächz fliegen große schwarze Krähen hinaus in das so müde dareinblickende Land der „Gartenkolonien". Erst der Schnee bringt wieder Helle und Frische in das öde Naturbild; zwischen Hecken und Zäunen, Baum und Strauch sieht man zuweilen ärmliche Gestalten scheu entlang huschen, jene dem Gärtner und Gartenfreund so lästigen Hasen und Kaninchen. Endlich kommt Weihnachten heran, dann die Jahreswende mit den fröstelnden Tagen des Januars und jene übermütige Fachings- zeit, sie alle ändern nichts im Naturbilde der „Gartenkolonien". Noch einsamer denn je liegen die verschneiten Pfade zwischen den einzelnen Gärten da. Die Meise zirpt, Rotkehlchen und Drossel wispern geheimnisvoll, durch die dürren Hecken und kahlen Zäune schlüpft der Zaunkönig, bis es eines Tages wieder aus dem nächst- gelegenen Walde wie schmetternder Finkenschlag ertönt: Der Frühling ist da! Topfpflanzen. Malmaison-Nelkeii in der Kgl.Melonerie zu Sanssouci. Von Fr. Freiberg, Sanssouci. {Hierxu xwei Abbildungen.) Als Lieblingsblume Ihrer Majestät der Kaiserin ist die Malmaison-Nelke hier eine vielbegehrte Pflanze. Die Anzucht der Blumen geschieht zwar in primitiven Kulturräumen, wie die Abbildungen dies zeigen, aber die Erfolge sind Dank einer verständigen Kultur sehr befriedigend und Blumen von 10 — 13 cm Durchmesser sind nicht selten. Die Vermelu-ung geschieht Ende Juli oder Anfang August durch Absenker. Nach erfolgter Bewurzelung werden die Pflänzchen eingetopft und in einen kalten Kasten gestellt. Wenn nötig, wird vor Herbst ein nochmaliges Verpflanzen vor- genommen. Am besten überwintern die Nelken in einer leichten, sandigen Erde. Bei Frosteintritt kommen die Pflanzen in ein Haus, worin die Temperatur auf +3 — ö o c gehalten wird. Trockenheit und Kühle sind die Hauptbedingiuigen bei der Überwinterung. Ende Januar bis Anfang Februar wird in etwas kräftige Erde verpflanzt. Anfang April nochmals in eine recht nahr- hafte Erde, bestehend aus fetter Mistbeeterde und etwas Lehm und Sand. Für guten Wasserabzug muß durch reich- liche Scherbeneinlage gesorgt werden. Die zur Schnittblumengewinnung bestimmten Nelken werden Anfang April in 20 cm Entfernung ausgepflanzt. IX, 4< Gartenwelt. Die untere AbbildiiDg zeigt ein solches Beet in einem Pfirsiehquartier mit noch jungen Bäumclien. Von März ab werden die Häuser derartig ge- lüftet, daß die Luft Tag und Nacht liind\irch- streichen kann. Die Blüte währt von Ende Mai bis Ende Juli. Um die Pflanzen vor dem verheerenden Pilze zu schützen, werden sie (ifters mit Schwefelblüte bestäubt. Die Widerstandsfähigkeit der Malraaison-Nelke gegen Kälte ist grüßer als man allgemein glaubt. Einige im vorigen Herbst hier ausgepflanzte Nelken überwinterten bei — 15 "C ohne jegliche Bedeckung und brachten mächtige Blütenstile hervor. Plaudereien. Blumen in Rom. Xion 3111 ist steinern, dort wo es herrlieh ist und aueli da, wo CS auf dieses Beiwort nicht deu mindesten An- spruch hat. Wenn man durch die alten, engen Straßen geht, so kann man auf den Gedanken kommen, der Gegen- satz zwischen Patriziern und Plebejern sei nie ausgeglichen worden, was die Geschichte auch darüber sagen möge. In den Bauwerken wenigstens tritt er zutage. „Aut nihil, aut Cäsar": entweder schreckhch häßliche, düstere, un- beiiueme Häuser, bar jeden Schmuckes, oder stolze Paläste, Museen, prachtvolle Kirchen, das sind die Gebäude Roms. Daß hier nie ein wohlhabendes Bürgertum, froh des mäßigen Besitzes und stolz darauf, blühte, sieht man auf den ersten Blick den Häusern an. Und wenig Grün gibt es in diesem steinernen Labyrinth; nur einige ganz neue Straßen, wie die Via nazionale, sind mit Bäumen bepflanzt. Über diesen Mangel pflegen die Touristen zu schimpfen, von Unvollkommenheit, Unsinn etc. zu reden. Solch ein richtiger Tourist ist ein unangenehmes Wesen. Er ist nämlich so furchtbar gescheit. Was und wieviel er etwa gut weiß, dahinter kommt man in den seltensten Fällen. Aber daß er Alles besser weiß, steht bombenfest. Wer jedoch nicht mit so beglückendem Selbstvertrauen ausgestattet ist, der kommt auf den Gedanken, daß die Generationen, die seit Jahrhunderten in diesen ä^ w^^ ^^^ ri^^^^^BKrT^- s^&äS^'"'^'' ^"^'^■^«J^ ^ p^*^«« Teilansicht aus den Malmaisonnelken-Kulturen zu Sanssouci. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. lilausicht aus den Malmaisonnelken-Kulturen zu Sanssouci. Vom Verfasser für die „Gartenwelt" piiotogr. aufgenommen. engen, kahlen Straßen gelebt haben, vermutlich auch nicht aus lauter Eseln bestanden und herausgefunden haben, was für die durch das Klima gegebenen Verhältnisse das Beste sei. Und dann versteht man die Berechtigung der schmalen, baumlosen Straßen. Vor der glühend heißen Sonne braucht der Städter Schutz, und den findet er am besten in dem tiefen Schatten der hohen Häuser. Der Staub würde ihn ersticken, darum sind die Straßen so dicht gepflastert, daß kaum eine Fuge zwischen den Steinen ist. Ohne Sonnenschein und Erde kann aber keine Pflanze, kein Baum wenigstens, gedeihen. Das ist also der Grund der schmalen, baumlosen Straßen, meine Damen und Herren vom Rundreisebillet, und wenn bei Ihnen „des Aliens viel soheener is" — in diesem Dialekt hört man sehr häufig derartige Weisheit und er macht sich besonders reizend in klassischer Umgebung — , so gebe ich das, nachdem ich ein- gestandenermaßen nicht zu den furchtbar Gescheiten gehöre, mit Vergnügen zu. Aber im Süden ist es eben anders, weil es eine Notwendigkeit ist. Und die sollte doch schheßhch selbst ein Tourist anerkennen. Man kann also oft weit dui-ch Rom wandern, ohne etwas Grünes oder Blühendes zu sehen, denn auch die Fenster sind, aus gleichen Gründen wie die Straßen, selten damit geschmückt. Und doch spielen die Blumen — wo täten sie das nicht V — auch in Rom eine große Rolle. An der Ecke einer düstern, winkligen Gasse leuchtet es plötzhch auf: taufrische Kosen, Nelken, Orangenblüten, echter Jasmin mit seinen gelben duf- tenden Blüten. (So sah ich es im Mai; natürlich wechselt das Bild.) Eine kleine Blumenhandlung auf der Straße. Man braucht nur einen Blick der Bew^underung hinzuwerfen und es ist schwer, das nicht zu tun, so ertönt das übliche: ,,Vuolor" (Wollen Sie?) mit dem schmeichlerisch überredenden Klang, den ihm die Römer zu geben wissen. Widersteht man und geht vorüber, so trifft man wahrscheinlich wenige Schritte weiter einen kleüien Burscheu mit einigen Sträußen in der Hand, im Frühling meist dunkelrote Rosen. Er bietet sie uns an, läßt auch ein bischen handeln und wenn man sich des französischen Sprichwortes erinnert, das sicherste Mittel, eine Versuchung auf- Die Gartenwelt. IX, 47 hören zu machen, sei, ihr zu unterliegen, so kommt man um einen Pracht- strauß reicher und um 30 — 50 Centesimi ärmer nach Hause. Das kleine Blumenmädchen mit einer einzelnen Bliite, meistens einer Nelke, in der Hand, ist noch unwideretehlieher. Viele Leute würden sagen: unausstehlicher. Ich kann das nicht unterschreiben. Gar so arg ist es nicht mit der Zudringlichkeit. Wenn ich es wirklich wollte, bin ich die Verkäufer immer sehr bald los geworden und zwar mit einigen freundlichen Worten, nicht etwa durch .solide Grobheit, wie man zuweilen empfehlen hört. Diese harten Urteile kommen gewöhnlich von solchen, die kein Italienisch können. Die wissen immer am meisten über das Volk, mit dem sie nicht reden können und haben eine beneidenswerte Sicherheit in ihren Aussprüchen. Ein reizendes, etwa zwölfjähriges Mädchen bot mir einmal eine schöne Nelke an, begleitete mich, förmlich tanzend, unbeschreiblich gra- ziös, ein Stückchen Weges, wollte mir die Blume ans Kleid stecken. Aber ihren Soldo (5 Centesimi, die kleinste Münze, die ich in Italien sah) mußte sie dooli dafür verlangen und — den hatte ich nicht, iußer einem Fünf- lireschein barg mein Portemonnaie momentan nichts. Ich daclite an die anmutige Anekdote von der verewigten Kaiserin Elisabeth, die einst einem jungen Mädchen für eine Blume ein Goldstück gab und als Jemand in ihrer Begleitung darüber staunte, den Grund ihrer Handlung mit den Worten erklärte. „Weil sie so schön ist". — Gern hätte ich älinlich getan, aber Kasse und Lebensauffassung stehen bekanntlich oft in schroffem Gegensatz zu einander. So nahm ich denn die Kleine — sie war zu reizend — bei ihrem zierlichen Kinn und sagte ihr: „loh habe den Soldo nicht, cara mia, sonst würde ich ihn Dir gewiß geben." Und sie ließ sofort von mir ab. Sie wird auch andere Abweisungen erfahren haben; ich habe der kleinen Marietta — leb wette, sie hieß so — die Strophen gewidmet: Kleines schönes Blumenmädchen Mit der Nelke in der Hand, Augen wie die Feuerrädohen — Steh.st in dürftigem Gewand Wartend an den Straßenecken, Willst, als seis ein tändelnd Spiel, Blumen in das Knopfloch stecken — Doch — ein Soldo? Viel zu viel! Deine Schönheit, jetzt und künftig. Hier verliert sie ihre Kraft. — Wie die Leute doch vernünftig! Es ist wirkUch schauderhaft. Denn sie kritteln und sie schmähen, Weil den Soldo Du begehrt. — Ist nicht so viel Anmut sehen Mehr als einen Soldo wert? — Ich bin überzeugt, ein Soldo wäre ihr lieber, ein Fünfliresohein vielleicht eine Wohltat gewesen. Aber man tut eben, was man kann; in Bezug auf das Versemachen mancher zwar auch, was er nicht kann. Außer den vielen kleinen und umherwandernden gibt es aber auch eine große Blumeninsel in Rom, am Fuß der berühmten spanischen Treppe. Ihrer ganzen Breite nach ist sie von Blumen- verkäufern besetzt und alles, was die Jahreszeit bietet, prangt dort in reichster Fülle. Wenige Schritte entfernt, ist ein Biunnen — mit der berülimten „Conca" von Bernini — ; aus dem beständig sprudelnden Wasser werden die bunten Gaben Floras stets erfrischt. Kein Baum steht da; nur die Wipfel des Pincio grüßen von der Höhe, zu der die Prachttreppe führt, und die Blumenfülle sendet ihre Düfte empor zu der den Platz beherrschenden Kirche San Trinito dei Monti, wo die Nonnen zur Zeit des Ave Maria ihre sanften Weisen ertönen lassen. Gewiß, Blumen sind immer und überall schön, aber in dieser Umgebung machen sie einen ganz be- sonders starken Eindruck. Und wie vollkommen entwickelt all die roten und gelben Rosen — weiße sab ich selten — waren. Sie müssen wohl so prächtig gedeihen, sonst würden die Giirtner, die in Rom gewiß ebenso schlau sind wie anderswo, doch mitunter den Versuch machen, weniger schöne Exemplare in einen großen Strauß zu schmuggeln. — Natürlich gibt es auch Blumenläden mit verlockenden Schaufenstern. Das ge- hört zur Physiognomie jeder Großstadt. Hier und da ist ein Balkon mit Grün geschmückt, ein stolzer Palast, wie der Palazzo Doria, gestattet durch die offene Türe einen Blick in die palmen besetzte Oase semes Cortile. Der trausportabele Gast- und Kaffeehausgarten wird meist nur durch ein Gewächs repräsentiert: eine Art Bambus, Pliyllosiacbys. Das muß unglaub- lich viel aushalten können. Doch die wenigen großen Cafes, die es in Rom gibt, verziehten auf solchen Schmuck. Die hohen schlanken Stämmcheu mit den hellgrünen Blättern umrahmen meist Plätze von recht bescheidenen Erfrischungsstätten in den bewußten engen Straßen. Luft und Kaffee pflegen dort gleich schlecht zu sein. Blumen bringt die Staude freilich auch nicht; allein es gibt deren doch andere als abgeschnittene in Rom. Von den Fenstern und Gassen haben sie sich dorthin geflüchtet, wo ihnen Luft und Licht in un- beschränkter Fülle wird: auf das Dach. Semiramis hat Schule ge- macht bis in das zwanzigste Jahrhundert hinein, denn etwas Ähnliches wird man sich wohl unter ihren hängenden Gärten denken müssen. Ja, die Terrasse — da.s ist die übliche Bezeichnung — , das mit Blumen und Sträuehern in Töpfen und Kübeln geschmückte, oft teilweise mit Rasen besäete flache Dach, das ist der Hausgarten der Römer. Es ist ein Surrogat, aber wahrlich kein schlechtes. Um die Überwinterung seiner Topfpflanzen, oft im Norden eine so schwer zu lösende Frage, hat man sich nicht zu kümmern; sie bleiben einfach draußen. Für das Begießen sorgt die Wasserleitung, mit Staub hat man gar nicht, mit Unkraut sehr wenig zu kämpfen, und einer der Hauptzwecke eines Gartens, nach städtischen Begriffen besonders, ein Platz in frischer Luft und Ruhe, wird doch erfüllt. Besonders am Nachmittag und Abend ist es schön, da zu sitzen. Selbst in den belebtesten Stadtteilen dringt der Lärm nur sehr ge- dämpft in diese meist den Höfen zugekehrten Höhen. Übrigens dienen die Terrassen auch praktischen Zwecken, vor Allem dem Trocknen der Wäsche, denn der weiträumige staubige Hausboden findet sich äußerst selten in römischen Häusern; selbst allerhand Getier wird auf der luftigen Höhe gehalten; doch das gehört ja nicht zu den Blumen in Rom und also nicht hierher. Doch steigen wir wieder zur natürlichen Heimat der Gewächse, zur Mutter Erde, herab. Dabei muß ich noch eines Platzes gedenken, wo mir die Blumen einen ganz besonders starken Eindruck gemacht haben, wohl auch wegen der Umgebung. Es war im Museo Nazionalf, das in den Thermen des Diokletian angelegt ist. Ein riesiges Viereck, von Arkaden, unter denen größtenteils verstümmelte Antiken stehen, umgeben, ist in einen Garten verwandelt, in dem auch allerhand Statuen und Fragmente sind. Ein entzückendes Bild : im Rahmen einer großen Vergangenheit diese hebliche Gegenwart und Zukunft an Blüten und Knospen. Da steht eine Frauengestalt in langherabwallendem Gewand; Blütenzweige neigen sich über sie und verhüllen gnädig, daß sie keinen Kopf hat. Ein Paar zierliche Füßohen schauen hervor unter den blaublühenden Ceanothus- Büschen; wo der Rest ist, weiß kein Mensch. Am eigentümlichsten berührte es mich, als ich die japanische Rose Crimson Rambler in reichster Farbenpracht Diokletians alte Porphyrsäulen umschhngen .sah. „Orient und Occident sind nicht mehr zu trennen", dieses Wort Goethes fiel mir dabei ein. Ja, wie weit die Dinge in der Welt auch auseinander zu liegen scheinen, alles ist verbunden durch eine lückenlose Kette von Ereignissen, und es ist wunderbar, wie es doch eigentlich nichts Vergänglicheres gibt als jenes Geschlecht, das darüber nachdenkt: die Menschen. Dieser Gedanke drängt sich einem in Rom besondere auf, wo die Gegenwart sich an eine so ferne Ver- gangenheit knüpft und das Leben doch den Eindruck macht wie überall: als sei es stets so gewesen und werde immer so sein. Das Fernste und das Nächste schließt sich aneinander. Um ein recht bescheidenes Beispiel hierfür anzuführen: auf einer gewiß Jahrhunderte alten umgestürzten Säule, die am Eingang des Pineio liegt, schrieb ich diese kleine Plauderei über die Blumen m Rom. M. Holthausen. IX, 47 Die Gartenwelt. 561 Gärtnerische Betriebslehre. Was miili goscliclicii. uiii die Zier- und llaiidels- gärtnerei in allen ihren Zweigen, trotz der in No. 24, Seite 287 angeführten Mißstände, wieder einträglich und unter den heutigen Verhältnissen rentahler als bisher zu gestalten? Von Karl Hegar, Handelsgärtner in Friodberg i. U. (Dritte Preisarbeit.) Als ich diese Frage in No. 24 der „Gartenwelt" las und spezioll über die Worte „wieder einträglich" nach- dachte, fiel mir zufällig eine mit gleicher Post angelangte Landwirtschaftliche Zeitung in die Hände, in der einige findige Theoretiker auf Grund ellenlanger statistischer Be- rechnungen herausgeklügelt hatten, daß der Landwirt heut- zutage jeden Liter Milch mit 2 Pfg. (öfter auch noch mehr) Verlust verkaufe. Als ich nun diese Weisheit einigen Bauern mit schönem Viehstande und guter Milchwirtschaft vorlegte, lachten sie mich einfach aus. Es ging mir fast gerade so, als ich die 7 Gründe des Handelsgärtners und gerichtlich vereidigten Sachverständigen las. Danach könnte man glauben, daß wir Gärtner, ganz gleich, welche Kulturen wir nun betreiben, alle dem Hunger- tode nahe seien. Ganz so schlimm ist es in Wirklichkeit wohl nicht. Es wird ja niemand bestreiten, daß der Kampf ums Dasein durch die Massenproduktion und Eiesenkonkurrenz von Jahr zu Jahr schwieriger wird, aber — wohl zu be- achten — dies ist in den meisten andern Branchen .noch viel schlimmer, als in der" Gärtnerei. Ich sehe z. B. bei meinen nächsten Nachbarn, den Eosenzüchtern Steinfurths, keinen Notstand; wie bekannt (vgl. Tagesgeschichte in No. 36, Seite 432) haben sie sich zu einer Eosenzüchter-Genossen- schaft vereinigt, und ca. 1000 Morgen Land, den Morgen zu 40 Mk., von Herrn v. Löv gepachtet; dies sagt genug. In der Annahme, daß die offenherzige Meinung eines Handelsgärtners, der auch Sachverständiger ist, willkommen ist, möchte ich zu den der Preisfrage vorausgeschickten Punkten und dann zur Frage selbst Stellung nehmen. Warnen möchte ich vor zu großer Augstmeierei. Man soll den Menschen den Mut nicht nehmen, speziell dem Gärtner nicht, der Mut in hervorragendem Maße braucht, will er nicht ver- zagen, wenn schlechte Zeiten kommen. In Punkt 1 soll wohl gesagt werden, daß der Gärtner im großen ganzen zu wenig kaufmännisch ausgebildet ist, meist keine Bücher führt, ein Feind der Feder ist u. s. w. Dies ist vollkommen richtig und leider noch stark der Fall, obgleich die meisten Kollegen dies schon eingesehen haben, sodaß diesem t'belstand im Laufe der Zeit mehr- und melu- abgeholfen werden wird. Was zweitens zu teuren Landkauf anbelangt, so kaufe ich als Handelsgärtner doch lieber in nächster Nähe der Stadt, an guter Straße gelegen, 3 — 4 Morgen, den qm zu 3 Mk. mit dem Vorteil, daß ich vielleicht später mit Nutzen verkaufen kann, als 10 Morgen an schlechten Wegen, im Felde gelegen, zu 1 Mk. pro qm. Dies ist doch dasselbe wie beim Kauf eines Geschäftshauses, Mieten eines Ladens und anderem mehr. Ich erinnere hier an einige bekannte Frankfurter Gärtner, welche seinerzeit ilire Gärtnereien zu enormen Preisen verkauften, nicht etwa, um sich zur Euhe zu setzen, sondern um eben weiter außerhalb wieder anzu- fangen. Wenn diese Herren nicht eingesclien hätten, daß sie mit ihrem Fleiße und ihrer tüchtigen Fach- und Ge- schäftskenntnis nicht doch noch etwas aus der Gärtnerei herausschlagen können, hätten sie sich sicher mit ihren 100- oder 200 000 Mk. Barvermögen zur Euhe gesetzt. Was drittens die Konkurrenz der ausländischen Gärtner botritrt, so kann sich diese niemals so weit entwickeln, wie bei jeder anderen Branche, weil die Waren in der Hauptsache eben nicht haltbar sind. Ich sage: gute deutsche Schnitt- blumen zieht jeder bessere Binder den ausländischen, oft verdorben ankommenden, vor. Gutes deutsches Gemüse, gleichviel welcher Gattung, zieht jeder dem ausländischen Gemüse vor. Es weiß jeder Züchter, daß wirklich gute frische Ware immer abgeht zu gutem Preise. Was die durch die Gewerbefreiheit begünstigte Kon- kurrenz der Eittergutsbesitzer und anderer anlangt, so mag dies ja noch an manchen Oi-ten, wo sie sich in nächster Nähe größerer Städte befinden, der Fall sein, ich kenne jedoch einige Herren, und zähle diese zu den Vernünftigen, welche diese Sache nach einigen Jahren Probe als unrentabel aufsteckten, denn sie sahen ein, daß die Besoldung eines Gärtners, welcher alle Augenblicke wechselte, letzteres noch das schlimmste, weiterhin die eigene Nichtfachkenntnis, sowie der Mangel an Personal wähi-end der Ernte, ihre Einnahmen statt erhöhte, verminderte. Niemand kann zween Herren dienen, und sie bauen ruhig wieder Kartoffeln, Eüben und Ge- treidearten. Weit mehr als Gutsbesitzer, Kantor, Lehrer und Pastoren schadet dem Gärtner in Klein- und Mittelstädten das Vor- gehen einer gewissen Firma, deren Inserate man in jedem Wm-stblatto lesen kann. Wenn auch von 100, welche mal bei der Firma bestellen, 98 unzufi'ieden sind, so gibt es doch immer wieder solche, die eben nicht alle werden. Wiederum Tausende lesen diese Eamschinserate, gehen dann zu ihrem Gärtner und sagen beim Einkaufe von Pflanzen, aber lieber Herr so und so, die Firma Schwindelmaier offeriert diese Pflanzen zum dritten Teile des von ihnen geforderten Preises, hier haben sie das Inserat. Ich erwidere stets: Werter Herr oder werte Frau so und so, lassen sie sich doch bitte von der Firma Schwindelmaier diese Pflanzen senden, sie würden mir sogar einen Gefallen erweisen. Nun möge jeder Herr Kollege, speziell in Mittel- und Klein- städten, welchem meine Zeilen zu Gesicht kommen, sagen, ob dies nicht fast überall zutrifft. Was die Punkte 5 und 6, die steuerfreie Konkurrenz fiu'stlicher Gärten und die Selbstanzucht der Stadtgärtnereien*) anbetrifft, so wird ja mit Macht in den Vereinen und Ver- bänden gearbeitet, liierin Besserung zu schaffen, und wird dies wohl im Laufe der Zeit auch erreicht werden. Was das Sinken des Grundwertes (7.) anlangt, so ist dies doch wohl an sehr wenigen Orten der Fall und kann dies nur an kleineren Orten sein, wo wenig Verkehr herrscht, dort sollte sich überhaupt kein Gärtner niederlassen, aus- genommen er gründet Versandtgeschäft, und nun gar mit dritter Hypothek! Na— Na. Nun ganz kurz die Preisfrage: Was kann geschehen? — — Antwort: Es kann hier gar nichts geschehen, Miß- stände sind vorhanden wie überall, man kaiui hier nur, meiner Ansicht nach, belehren und warnen, speziell junge Leute, welche sich selbständig machen. *) Anmerkung ds zuwenden. Jedaktion. Gegen letztere ist nichts ein- Die Gartenwelt. IX, 4/ Da ist einer Obergärtaer oder erster Gehilfe in einer schönen flottgehenden Gärtnerei, er steht im Alter von 25 — 30 Jahren, arbeitet von morgens G Uhr bis abends 7 Dlir, braucht sich über nichts Sorgen zu machen, erhält wöchentlich seine 20—30 Mk. Lohn, schließlich noch Wohnung und Kaffee. Nun hat der gute Mann unglück- licherweise 2—4000 Mk. Vermögen, die ihn reizen, selbst- ständig zu werden und auch den Prinzipal zu spielen. Er geht ans Werk, kauft an einem kleinen Orte ein Stück Land, bekommt es wohl billig, macht aber auch kein richtiges Geschäft, da wenig Umsatz zu erzielen ist. An größeren verkehrsreichen Orten ist für den kleinen Anfänger das Land viel zu teuer. Er muß sich mit Pacht- land begnügen, das, wenn es das Unglück will, in die Bau- linie fällt, sodaß der Mann, der das Land mit vieler Mühe und vielem Fleiße bestellt hat, wieder herunter muß. Diese Schädigung seines Betriebes, denn er muß doch seine Be- stände verschleudern, hält er aber nicht aus, so sitzt er bald auf der Straße und das kleine Kapital ist aufgezehrt. Übrigens kann ein solcher junger Anfänger mit kleinem Kapital den Atem nicht halten, wie man sagt, er muß seine Waren billig absetzen, um nur leben zu können; zum Schlüsse werden Fenster und anderes Inventar verschleudert; der Mann ist sein Geld los und nun froh, wenn er wieder eine sorgenfreie Stelle bekommt, falls er nicht zu alt ge- geworden ist, wo er nun wieder von 6 Uhr morgens bis 7 Uhr abends arbeitet und nicht wie als selbständiger Gärtner von 4 Uhr morgens bis 9 Uhr abends. Solche ver- fehlte Geschäftsgründimgen kommen dutzendweise vor und bilden den Krebsschaden der gewerblichen Gärtnerei.*) Doch diesen Punkt hat der Herr anzuführen vergessen, als er die Gründe für die mißliche Lage der Handelsgärtner anführte. Ich stelle folgende Grundsätze für die Selbständig- machung als Handelngärtner auf. 1. Der Gärtner, der sich selbständig machen will, muß gute ausgereifte Kenntnisse besitzen; es genügt absolut nicht, ein tüchtiger Fachmann zu sein, er muß auch Kaufmann sein. 2. Er muß genügend Kapital besitzen; es läßt sich selbst mit G— 8000 Mk. noch wenig anfangen. 3. Er soll sich keinen zu kleinen Ort wählen, Verkehr muß herrschen, Betrieb imd lieben. 4. Bei Neugründung eines Geschäftes soll er sich hinreichendes Be- triebskapital bereitstellen, um in der ersten Zeit alle Ver- bindlichkeiten erfüllen zu können. Hineingepulvert ist das Geld schnell, herausgezogen sehr, sehr langsam. Entschieden besser ist für alle Fälle der Ankauf einer Gärtnerei. Hier ist der Boden Ijearbeitet, Bestände sind da, Kundschaft ist da usw. *) Anmerkung der Redaktion: Der Verfasser hat in diesem Punkte den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Folgen des Übels tragen aber nicht nur die in geordneten Verhältnissen lebenden Handelsgärtner, sondern auch arbeitnehmende Obergärtner und Ge- hilfen leiden darunter, da die verkrachten E-xistenzon, wenn sie wieder in Stellung gehen, geneigt sind, unter dem ortsüblichen Lohne zu arbeiten, um nur Unterkommen zu finden. Hier bietet sich für die Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Organisationen ein reiches Feld der Betätigung. Die Grundursache des Übels liegt in einer durch Mangel an Bildung verursachten Überschätzung der eigenen Kräfte. Ein vielseitig gebildeter, über Kapitalsfragen orientierter Mann wird sich auf eine gewagte Selbständigmaohung gewöhnlich nicht einlassen. Er wird für sein Kapital, falls er solches besitzt, ein weit besseres Unterkommen finden und sorgenlos seiner Arbeit nachgehen können. Pflicht der Arbeitgeber ist es andererseits, ihr Personal, das sich in der Mitarbeit bewährt hat, so zu stellen, daß es eine sorgenfreie und anständige E.xistenz hat und es menschenwürdig zu behandeln. Und nun zinn Schlüsse eine Hauptsache zum Vorwärts- kommen. Welchen Kulturen man sich auch zuwenden mag, immer muß man hohen Wert auf die Auswahl der Sorten legen. Man soll auch die Neuheiton nicht vernachlässigen, soll gute I\achschriften mit Aufmerksamkeit lesen, die Offertenblätter ebenfalls, um über Fortschritte auf dem laufenden zu bleiben, und soll be.strebt sein, aufs äußerste bestrebt sein, nur allerbeste Ware zu ziehen; für beste Ware findet man stets schlanken Absatz und guten Ver- dienst, kommt auf seine Rechnung, und damit man seinen Verdienst ziffernmäßig feststellen kann, sei zum Schluß der gute Rat gegeben, die Buchführung nicht zu vergessen. Mannigfaltiges. Die Unfallstatistik in der Landwirtschaft. jJie neueste vom Reichsversicherungsamt herausgegebene Un- fallstatistik für Land- und Forstwirtschaft zeigt, abgesehen von der früheren Trennung nach Groß-, Mittel- und Kleinbetrieben (von denen — die Größe der Betriebe beurteilt nach der bewirtschafteten Fläche — die Großbetriebe sich als gefährlicher als die Mittelbetriebe, vmd diese gefährlicher als die Kleinbetriebe erwiesen haben), auch eine weitere Zerlegung nach Bewirtschaftungsarten. Es ist für das Jahr 1901 erstmalig ermittelt, wieviel von allen Verletzten auf die Bewirtschaftung von Feldern, von Gärten, Forsten, Wiesen, Weiden- und Rebland kommen. Hiernach ist die Bewirtschaftung der Gärten (Hausgärten mit ihrer intensiven Bewirtschaftung, Obst- bau usw.) am gefährlichsten, dann folgt das Eebland (abschüs- siges Gelände). Wiese und Weide sind weniger gefährlich als Acker- land und Forst. Diese Ergebnisse sind naturgemäß abhängig von den Verhältnissen der einzelnen örtlichen Bezirke, zumal bei dem mutmaßlichen Einflüsse, den Bodenbesohaffenheit, Volkscharakter, örtliche Verschiedenheiten der Einrichtung, Arbeitsführung der Ver- sicherten, Betriebsleitung der Unternehmer usw. wie überhaupt, so auch in der Landwirtschaft ausüben. Beim Obstbau verletzten sich im deutschen Reich insgesamt 1729 Personen, für welche im Jahre 1901 zum ersten Male Ent- schädigungen festgestellt worden sind, das sind 3,04 v. H. aller Ver- letzten. Nach dem Inhalt der Zählkarten ereigneten sich die Unfälle bei der Pflege der Obstbäume (Beschneiden, Entästen, Abraupen und dergl.), sowie ganz besonders bei der Aherntung des Obstes. Die Unfälle wurden herbeigeführt durch Astbruch, Bruch morscher Bäume und Zweige, auf denen die Verletzten standen oder an die sie die Leiter legten, Fall von der Leiter durch Abrutschen, Fall von der Leiter Seim Heranziehen von Zweigen oder beim Schütteln einzelner Zweige, Bruch der Leiterbäume oder Leitersprossen. Nach der im Reiohsversicherungsamt bewirkten Nachprüfung und Auszählung der Schuldfragen hat sich ergeben: Auf die Schuld des Arbeitgebers entfallen bei der Gewerbe- usw. Unfallversicherung (1897) lü,81 V. H., in der Land- und Forstwirtschaft (1901) 17,67 V. H. der Unfälle, für welche im Jahre 1901 zum ersten Male Ent- schädigungen festgestellt worden sind. Auf die Schuld des Arbeiters entfielen bei der Gewerbe-Unfallversicherung (1897) 29,89 v. H., in der Land- und Forstwirtschaft (1901) 27,90 v. H. der Unfälle. 49,23 V. H. davon kamen auf unvernieidhche Betriebsgefahr (d. h. Schutz- mittel nach dem derzeitigen Stande der ünfallverhütungstechnik nicht möglich, nicht hinlänglich bewährt oder nicht gebräuchlich); 25,42 v. H. auf Ungeschicklichkeit und Unachtsamkeit usw., 2,57 v. H. auf höhere Gewalt, Zufälligkeit usw., 1,92 v. H. auf Schuld von Mit- arbeitern oder anderen Personen. Unter „unvermeidlicher Betriebs- gefahr" ist zu verstehen, daß die hier nachgewiesenen Unfälle nach dem derzeitigen Stande der in steter Entwicklung begriffenen Unfall- verhütungstechnik bei Anwendung der bekannten, bewährten und üblichen Sicherheitsmaßnahmen noch nicht zu vermeiden waren. IX, 47 Die Gartenwelt. Gerade bei dieser Art der Unfälle wird sich mit der Zeit und der fortschreitenden Entwickhing der Unfallverhiitungstechnik noch vieles liessern und manches auf dem Wege der Unfallverhütung erreichen lassen. Die neueste Statistik enthalt im übrigen unmittelbar aus der f^inzelbeschreibung der Unfälle abgeleitete Katschläge zur Unfall- verhütung, deren Überführung in die praktische Handhabung der Unfallverhütung jetzt Gegenstand von Beratungen der Berufsgenossen- schaften usw. ist. W. Bücherschau. Die schädlichen Krankheiten unserer Feld-, Obst-,, Ge- müse- und Garten-Gewächse, ihre Erkennung und erfolgreiche Bekämpfung. Von Dr. J. E. Weiß, Prof. der Botanik in Freising, t'rankfurt a. U. Verlag von Trowitzsch & Sohn. Preis 1 Mark. Diese Schrift ist bereits im Jahre 1898 im Verlage einer Münchener Buchdruckerei erschienen, die jedenfalls sogut wie nichts davon abgesetzt hat. Jetzt ist das Verlagsrecht an die Firma Trowitzsch & Sohn übergegangen, welche die alte Verlagsfirma mit ihrer eigenen und der weniger abgenutzten Jahreszahl 1905 über- klebt hat Doch das ist nebensächlich. Hauptsache ist und bleibt, daß weiteste Kreise der Landwirtschaft und Gartenbau treibenden Bevölkerung über das Wesen der, unsere gesamten Kulturpflanzen in mehr oder weniger verderbhcher Weise heimsuchenden Krankheits- erreger und über deren einfachste Bekämpfungsmethoden aufgeklärt werden. Dies wird aber nur erreicht durch Flugblätter oder durch ganz wohlfeile Schriften wie die vorliegende. Wenn sich die Schrift auch in erster Linie mit den Krankheiten der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen befaßt, so gibt sie doch auch über die Krankheiten der Obstbäume, Gemüsearten und Ziergewächse zuverlässige Aus- kunft. Es werden aber nur Pilzkrankheiten besprochen und der Titel der Schrift würde korrekter lauten: „Die schädlichsten Pilzkrankheiten etc. Die einzelnen Krankheitserscheinungen finden wir in wenigen Worten kurz aber treffend charakterisiert und daran anschließend werden die Gegenmittel kurz klargelegt. Ein Schlußabschnitt gibt Rezepte für die Herstellung der A'ei-tilgungs- mittel von Pflanzenkrankheiten und deren zweckmäßige Anwendung. Außerdem wird am Schluß noch ein dankenswerter Literaturnach- weis geboten. Ich empfehle die Anschaffung dieser Broschüre an- gelegentlichst allen jenen, denen die teuren Spezialwerke nicht zu- gänglich sind. M, H. Die Gefährdung der Naturdenkmäler und Vorschläge zu ihrer Erhaltung. Denk.schrift von H. Conwentz. 8", 207 Seiten. Berlin 190-t. Verlag- von Gebr. P.ornträger. Preis geb. 2 Mark. Wie sehr Mangel an Bildung, unvollständige Fachkenntnis, Meliorationen. Nutzung und Industrie an der Zer.störung der Natur- denkmäler, d. h. jener Wahrzeichen einer unbemhrten Natur, die an irgend einem Orte naturge.schichtliche Bedeutung haben und so wertvolle Zeugen einer früheren Zeit sind, daß ihrer Vernichtung vorgebeugt werden muß, arbeiten, davon kann sich jeder die Land- schaften mit offenen Augen durchwandernde, einigermaßen Gebildete überzeugen und jeder, der nicht lediglich materiell-egoistische Inter- essen verfolgt, wird empört sein über die Pietätlosigkeit einer Anzahl von Menschen, die, seis aus irgend welchem Grunde oder aus Un- kenntnis die Natur vergewaltigen und sie mehr und mehr ihres jung- fräulichen Reizes berauben. Das Verdienst von Professor Conwentz, dem Direktor des Westpreußischen Provinzialmuseums in Danzig ist es, daß er in dieser empfehlenswerten, preiswerten Schrift eine stattliche Anzahl solcher Naturdenkmäler aufzählt und praktische Voi-schläge für deren Erhaltung macht, die glücklicherweise bei der Regierung semer Heimat Preußen ein freundhches Ohr fanden. Zu den gefährdeten Naturdenkmälern gehören bei uns z. B. die Eibe, die Zwergbirke, die Wassernuß, die fleischrote Primel {Primula farimsa), die Frauenschuhorchideen, die Maiglöckchen, die Misteln, feraer zahlreiche Vögel, höhere und niedere Säugetiere (Biber), Gesteinsarten (Trias bei Küdersdorf, Sandstein in der sächsischen Schweiz) etc. Jeder, der sich für Heimatschutz und Schutz der Naturdenkmäler interessiert und seinerseits beitragen kann, daß in seiner engeren Heimat dieser oder jener scliöm; Baum oder Wald- bestand vor der Abholzung, jene botanische Seltenheit vor allzueifrigen Sammlern, jene Vogelart vor Nachstellung gescliützt werden kann, kann in diesem wohlfeilen Buche Rat erholen. Nicht zuletzt ist es eine schöne Pflicht der Landschaftsgärtner und Gartenkünstler der heimischen Natur ihre Rechte ungeschmälert zu wahren. Daß in diesen Kreisen ein Umschwung in mancher Hinsicht eintreten muß, unterliegt keinem Zweifel; wird doch auch von landschaftsgärtnerischer Seite der heimischen Natur und der heimischen Pflanzenwelt vielfach noch nicht die rechte Würdigung zu teil. W. T. Der 7. Band von Meyers Großem Konversations-Lexikon ist vor kurzem erschienen. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mehr als 148000 Artikel und Verweisungen auf über 18240 Seiten Text mit mehr als 11000 Abbildungen, Karten und Plänen im Te.vt und auf über 1400 Illustrationstafeln (daninter etwa 190 Farben- drucktafeln und 300 selbständige Kartenbeilagen) .sowie 130 Text- beilagen. 20 Bände in Halbleder gebunden zu je 10 Mark. (Verlag des Bibliographischen In.stituts in Leipzig und Wien.) Kaufmanns Herrschgewalt (Empire of Business). Von Andrew Carnegie. Autorisierte Übersetzung von Dr. E.E.Lehmann. Berlin W. 35. Verlag von C. A. Sohwetschke & Sohn. Preis brosch. 5 M., geb. 6 M. Wie häufig hört man die Klage, daß es in gärtnerischen Kreisen an tüchtigen Kaufleuten mangele. Daß diese Klage berechtigt ist, scheint der Umstand zu beweisen, daß viele Handelsgärtner glauben, ihr Geschäft leide unter der Konkurrenz anderer oder durch den Import aus dem Süden oder unter der gerade schlechten Konjunktur etc. Würde man solchen Klagen auf den Grund gehen, so würde man in zahlreichen Fällen wahrnehmen können, daß es den guten Leuten an weiter nichts fehlt als au kaufmännischem Geiste. Was alles den Geisichtskreis des Kaufmanns in allgemeiner Hinsicht zu ei-weitern imstande ist, kann mau bei der Lektüre des Buches von "Carnegie (sprich Kernegie) erkennen, das als wertvolles Geschenkwerk, trotz- dem es nicht der Fachliteratur angehört, warm empfohlen werden kann. Wir bedürfen zur Ausübung des Berufes nicht nur der Fach- kenntnisse, sondern auch bestimmter Charaktereigenschaften und moralischer Gmndsätze. Und das lehrt uns Carnegie, ein Mann von einer ungewöhnlich reichen Erfahrung und Einsicht, der von der Pike auf gedient hat. in seinen Aufsätzen. In einer Ansprache an junge Kaufleute ermahnt er sie zur Strebsamkeit, zur Enthaltsamkeit von geistigen Getränken, warnt sie vor dem Spekulieren und vor dem Bürgschaftleisten. In „Des Geldes A. B. C." werden wir in leicht faßbarer Weise aufgeklärt, warum Geld eigentlich existiert und wie das Gold die Grundlage aller Wertbemessrmg ist, auf die sich unser ganzes Kreditwesen aufbaut. Prächtig sind auch die Ansprache an Arbeiter über das gemeinschaftliche Interesse von Arbeit und Kapital, die Kapitel „Wie kann man ein Vermögen erwerben" und „Reichtum und sein Gebrauch''. Wer hätte noch nicht gehört, welchen vor- nehmen Gebrauch Carnegie von seinem Reichtum macht und daß er ungezählte Millionen für öffentUche nützliche Zwecke gestiftet hat. Das Kapitel „Geschäft" verdient das ernsthafte Studium jedes jungen Menschen, der es im Erwerbsleben vorwärts bringen will, es enthält die moralischen Grundlagen und wertvolle Winke „wie sie ihr Schiff zu lenken oder ihr Boot zu rudern haben". „Die geschäfthche Lauf- bahn ist eine strenge Schule aller Tugenden; daneben verheißt sie oftmals als höchsten Lohn etwas, was keine andere Laufbahn besitzt, ich ziele auf die edlen Wohltaten, die sie ermöglicht", sagt der Verfasser. Das Schlußkapitel „Was für Tarife würde ich aufstellen, wenn ich Zar wäreV" sollte man unseren Handelsgärtnern, die in Schutzzöllen das All- heilmittel sehen, vor Augen führen. Cai'negie wü)'de zunächst alle not- wendigen Lebensbedürfnisse von allen Abgaben frei zu halten suchen, dagegen Luxusgegenstände der wenigen Reichen hoch besteuern. Die Volksmassen, welche heimatliche Erzengnisse benutzen und konsumieren, würde er überhaupt nicht besteuern, dagegen sollten die Leute, die alles Ausländische bevorzugen, die Tarifabgaben zahlen ; die Champagner und alte seltene Weine trinken, feines Glas und Porzellan kaufen, könnten mit Recht einen erhöhten Wert zahlen, denn „einen Haupt- bestandteil des fashionableu Bedürfni.sses bilden eben die großen Die Gartenwelt. IX, 47 Kosten'-. Ja, Carnegiu kennt .seine Leute, und gibt es nielit auch in Deutschland solche Kreise mit solchen Anschauungen? Wir wiederholen: Dieses Werk ist von außerordentlicher all- gemeiner Bedeutung und sollte von Fachgenossen, die einem gesunden Fortschritt huldigen, gelesen und weiter empfohlen werden. Es kann nur Nutzen .stiften. W. T. Fruticetum Vilmorinianum (Catalogus primarius), Catalogue des arbuätes, existant en 1904 dans ia coUeotion de M. Maurice Leveque de Vilmorin, avec la description d' especes nouvelles et introduction recente par Maurice L. de Vilmorin et D. Bois. Paris 1904. Librairie agricole und 0. Doin. Den Dendrologen unter unseren Lesern wird bekannt sein, daß Herr von Vilmorin in Les Barres bei Orleans eines der schönsten Arbo- retums, genauer gesagt Fruticetums geschaffen hat, das ohne Rivalen dasteht. Nicht nur, daß zahilose exotische Sträucher, Einführungen fi-üherer Jahrzehnte, dortselbst angepflanzt und teils durch Aussaat herangezogen wurden, sondern Herr von Vilmorin darf auch das Verdienst in Anspruch nehmen, zahlreiche und darunter sehr be- achtenswerte Neuheiten unter Beihilfe von Männerü, wie des Abbe David, Delavay. Farges, Soulie eingeführt zu haben. Naturgemäß hat der Besitzer und der verständnisvolle Schöpfer einer solchen Anlage viele Anfragen und Tauschanerbieten zu erledigen, sodaß der Gedanke, einen Katalog der in Les Barres angepflanzten Straucharten heraus- zugeben, nahe lag. Dieser Katalog liegt jetzt in einem stattlichen, 284 Seiten starken Bande vor. Das Verzeichnis ist systematisch geordnet und führt die Sträucher mit Gattungs- und Artnamen, Autor- namen und Heimat a\ii. Von besonderem Interesse für den Dendro- logen sind eine Anzahl Sträucher, die überhaupt erstmals beschrieben und abgebildet sind, z. B. Clematis meyeniana heterophylla, Gagne- pain, Euptelea Francheti, Van Tieghem, Cotoneaster bullata^ Bois. Cotoneaster adpressa , Rosa soulieana , ZanÜioxylum Bimgei rar. foKolis amjustioribus , Flahault, ein harter Strauch aus China, der bis 20° C Kälte verträgt, mit feiner Belaubung und zierlichen Zweigen, gegen l'/„ m hoch werdend, Prurms canescens, D. Bois spec. nov., nahe verwandt mit Pr. Maximowicxii, Rupr., l'/, bis 2 m hoch werdend, blülit zeitig im Frühjahr, nicht sehr auffallend, aber einen Geruch nach bitteren Mandeln verbreitend. Früchte niedlich, lebhaft rot, im Aussehen und Geschmack wie Kir.schen. Von den beschriebenen und abgebildeten Sträuchern sei noch erwähnt Deutxia Vümorimw, Lemoine et Bois, ein Strauch aus Se Tschuen, von Abbe Farges an Vilmorin 1897 gesandt. Von historisiihem Interesse .sind die vielen neuen Arten in Anmerkung beigefügten Jahreszahlen der Keimung bezw. der Anpflanzung und der Blüte im dortigen Arboretum. Die Abbildungen, die den Katalog schmücken, sind vor- züglich, teils Holzschnitte, teils Autotypien. Verschiedene Be- schreibungen sind im internationalen Interesse lateinisch aufgeführt. W. T. Tagesgeschichte. Cöln. Mit der Herstellung einer Parkanlage von 24 Morgen an der Luxemburgerstraße erklärten sich die Stadtverordneten ein- verstanden. Görlitz. Ein Wohltäter, der ungenannt zu bleiben wünscht, hat in hochherziger Weise dem Magistrat die Summe von 270000 Mk. zur Verfügung gestellt zu dem Zwecke, das ehemals Geißlersche Grundstück an der Promenade für die Stadtgemeinde anzukaufen und so dauernd als einen Teil des öffentlichen Parkes zu erhalten. Die vom Magistrat mit dem jetzigen Besitzer des Grundstückes ein- geleiteten Verhandlungen haben zu dem Resiütat gefülirt, daß das Grundstück für den Preis von 330000 Mk. in den Besitz der Stadt- gemeinde übergegangen ist. Die Auflassung ist bereits am 7. August erfolgt. Konitz. Zur Vergrößerung des Stadtparkes stimmten die Stadtverordneten einem mit der Frau Selma Fenski in Dunkers- hagen abgsschlossenen Kaufvertrage zu, durch den die Stadtgemeinde etwa 9 Hektar Land zum Stadtpark hinzukauft. Der Kaufpreis für den Hektar beträgt 1080 Mark. Riesa. Die Stadtgenicinde beabsichtigt, auf dem 9 Hektar großen früheren Pfarrlehngrundstück Familiengärten und einen Kinderspielplatz anzulegen, wenn sich genügende Beteiligung findet. Rixdorf bei Berlin. Der Pflege der öffentlichen Schmuck- anlagen wendet der Magistrat in diesem Jahre seine ganz besondere Aufmerksamkeit zu. So sind diesmal allein zur Unterhaltung der Anlagen auf dem HohenzoUern-, Richard-, Reuter-, Boddin-, Loh- mühlen-, Herrfurth-, Wildenbruch-, Weichselplatz, an der Magdalenen- kirche. dem Platz an der Straße 184 a usw. 12000 Mk. mehr vor- gesehen als in den früheren Jahren. Alle diese Plätze prangen im schönsten, frischen Schmuck ihrer Blumen, Sträucher und Bäume. Zur Unterhaltung der in fast jeder Straße Kixdorfs angepflanzten Bäume sind außerdem noch 7000 Mk. erforderlich. Wien. Der Stadtrat befaßte sich kürzlich mit dem Detail- projekte für die Ausgestaltung der Gartenanlage auf dem Hoffer- platze im 10. Bezirke. Die Ausführung dieses Projektes erfordert einen Kostenbetrag von 25.570 Kronen. Die Arbeiten sollen schon Anfang September beginnen und der Park im nächsten Frähjahre eröffnet werden. Aus den Vereinen. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands, Sitz in Berlin, hielt in den Tilgen vom 30. Juli bis 2. August seine 22. Haupt- versammlung in Danzig ab. Die Versammlung nahm umfassende Statutenänderungen vor. Die Verwaltung des Verbandes besteht nach den hier gefaßten Beschlüssen nunmehr aus dem Haupt vorstand, d. h. dem ersten Vorsitzenden, dessen Stellvertreter, dem Kasseu- verwalter und zwei Beisitzern, ferner aus einem dem Vorstand bei- gegebenen Ausschuß, der die Hauptaufgabe hat, den Vorstand zu wählen und zwar auf die Dauer von vier Jahren. Der Ausschuß soll sich aus 25 Mitgliedern zusammensetzen und zwar entfallen auf (Ost- und Westpreußen), (Posen und Schlesien), (Brandenburg), (Pommern und Mecklenburg), (Thüringen), (Braunschweig), (Bayern, Württemberg, Baden, Elsaß) je 1, auf (Hannover, Bremen, Olden- burg, Lippe-Schaumburg), (Westfalen, Lippe-Detmold), (Hessen-Nassau, Großherzogtum Hessen, Pfalz) je 2, auf (Provinz Sachsen und Anhalt), (Rheinprovinz), (Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck) und (König- reich Sachsen) je 3 Ausschußmitglieder. In den Hauptvorstand wurde gewählt: zum ersten Vorsitzenden Herr H. Kohlmanns- lehner, Britz-Berlin, zum zweiten Vorsitzenden Herr Ziegenbalg, Laubegast - Dresden, zum Kassenverwalter Herr Wilhelm Ernst, Charlotten bürg, als Schriftführer Herr De Coene in Franz-Buchholz und als Stellvertreter Herr Seh ir bei, Berlin. Der Verwaltung ist ein Geschäftsfülirer beigegeben, der den Titel Generalsekretär führt. Beschlossen wurde ferner, daß die Hauptversammlungen in Zukunft nur noch in Berlin und zwar im Februar abgehalten werden sollen. Bevorstehende Ausstellungen. Gartenbau - Ausstellung des Vereins der Gärtner und Gartenfreunde von Dornbach und Umgebung, Sitz Wien XVII. Bez., vom 7. bis 10. September 1905. Anmeldungen bis 21. August. Kalt- und Warmhauspflanzen, Marktpflanzen, Bindereien und abgeschnittene Blumen, Baumschulartikel, Obst und Wein, Ge- müse, Gartenpläne, Garten-Industrie. Zahlreiche Medaillen und Ehrenpreise. Personal-Nachrichten. Brando, Gustav, vcn-legte seine Handelsgärtnerei von Kagrau bei Wien nach Wien XXI, Stadlau. Radi, Florian, führt nach dem Austritt des Herrn Trache die Firma Trache & Radi in San Giovanni a Teduccio bei Neapel auf seinen Namen lautend fort. Teuerkauf, Carl, Handelsgärtner in Stendal, t am 30. Juli im 56. Lebensjahre. Verantwortl. Redikteur: Bdörfter, Berlin. — Verlag v. Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druck: Anhalt. Bnchdr. Qalenberg.e. O. m. b. H.. Dessau. Illustriertes Wochenblatt lür den y^esamten Gartenbau. Jahrgang IX. 26. August 1905. No. 48. Nachdruck und Nachbildung aas dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Landschaftsgärtnerei. Kunstwerke und Kunst im Garten. Von Willy Lange, Lehrer der Gartenkunde an der Kgl. Gärtnerlehr- anstalt in Dahlem bei Steglitz. (Hierin drei Abbiklungen.) um höchsten, wenn er sagt: Der Künstler lobt „Das ist Na Der Laie glaubt die N a ■Das i ; ein Bild' 1 höchste . preisen, wenn ( Wenn ich heute meine Besprechungen über die Grarten- gestaltung unserer Zeit beende, so kann ich mich über das, ■was in ihnen fehlt, nur trösten mit der Aufgabe selbst: nur Wegweiser sein zu wollen dui;ch die deutsche Natur zu logisch richtiger Gartenbildung. Das Richtige ist nun aber noch nicht Kunst, sondern nur deren Voraussetzung. Wie wird nun richtige Gartengestaltung zur „Garten-Kunst"? — Doch erinnern mich unsere Bilder daran, wie wir bisher nur einerseits von Naturwerken gesprochen haben, und anderer- seits die Menschenwerke im „Naturgarten" gleichfalls einfacli „naturgemäß" forderten. Nun aber leisten bevorzugte Menschen noch ein Höheres als „Naturgemäßes" : „Kunstwerke". So- weit sie mit dem Garten in Berührung kommen, sind es Bildhauer und Baukünstler. Von der mächtigen Kunstwirkung der Musik auch im Garten können wir absehen, weil sie uns nur in flüchtigen Tonwellen umschmeichelt, während Malerei in unserem Falle sich fast immer an die Baukunst anlehnen wird imd gekünstelte, auf Täuschung berechnete „Machwerke" wahrer Kunstwirkung geradezu feindlich sind. Wie- sollen nun echte Kunstwerke dem Naturgarten ein- gefügt werden? Bisher war es allgemeine „ästhetische" Regel, daß sie — z. B. Statuen, Säulen, Brunnen — ihre nächste Garten- umgebung beherrschen mußten. (Beachte nebenstehend die Verkünstehing des Wassers als „ästhetische" Folge des Bild- w^erkes.) Wenden wir das malerische Element der freien Linien im Raum auch auf die Kunstwerke an, dann fügen sich Kunstwerke ebenso zwanglos in die naturgemäße Garten- landschaft, wie jedes andere Menschenwerk. Daß man den Umgangsweg um die ornamental geformte Basis eines Kunst- werkes, wenn solches erwünscht ist, den UmrißUnien des- selben folgen läßt, ist nur selbstverständlich und ebenfalls naturgemäß. Damit ist aber auch der Ornamentik Genüge getan. Notwendig ist sie nicht, sobald sich das Bildwerk auf naturgemäß bewachsenem Boden erhebt. Gleiches gilt Gartenwelt. IX. für architektonische Werke, wie wir früher andeuteten: man kann ein Haus in eine Landschaft stellen, ohne die Land- schaft den Formengesetzen des Hauses entsprechend um- zuformen. Für gereiftes Empfinden erlangt ein Kunstwerk seine höchste Wirkung, wenn es in Verbindung mit natürlich freier Partie aus dem Parke des Schlosses Altenstein bei Liebenstein in Thüringen. Vom Verfasser für die „Gartenweif photoRr. aufgenoinuieu. IS 56 1; Die Gartenwelt. IX, 48 Sphinx. Vom Verfasser'für die „Gartenwelt" photogr aufgenommen Umgebung als „BUd" wirkt, diese Umgebung durch seine Gegenwart erst zum inhaltvollen Bilde macht. Wir gelangen hierin zum Empfinden der griechischen Altmeister der Bildnerei zurück, die ihre Werke — „in naivem Schaffen" hat man gesagt, ich glaube aber vielmehr mit vollem künstlerischen Bewußtsein — in die Natur „hineinkomponierten". Merkwürdig ist mir immer gewesen, daß die Architekten, wenn sie eine malerische Skizze ihrer Werke zeigen, zwar eine freie, „ natui'gemäße " Baum- und Blumenumgebung zeichnen, dann aber, wenn das Werk verwirklicht wird, symmetrisch ornamentale Umgebung dulden. Das hat wohl zwei Gründe: einen praktischen, indem eine ornamentale An- lage sofort „fertig" wirkt und das Publikum (wozu auch Stadtväter und -Herren gehören) für sein Geld schnell etwas „Ganzes" sehen will. Der zweite Grund liegt in der alten Ästhetik. Von dieser habe ich schon öfter nicht sehr- kavaliermäßig gesprochen; und doch kann man weder zum Kunstverständnis noch zur Künstlerschaft ohne ästhetische Schulung, ohne Studium der überlieferten Kunst gelangen. In der Gartengestaltung aber sind bisher nur die groben, handgreiflichen Züge der Ästhetik zur Geltung gekommen, die sich den Jüngern bequem einpauken lassen, ohne ihre feineren Reize, die doch dem Wesen der „Kunst" am nächsten stehen, zu entschleiern. So erhielten wir Gärtner statt einer lieblichen, schmiegsamen, im Zeitgeist sich ver- jüngenden Gestaltungsästlietik eine dün-e Fratze, aus der nur leere Formengesetze si^rechen — und dieser bin ich nicht gut. Kunstwerke werden sich also im Garten, ohne auf seine Gestaltung in theoretisch-ästhetischem Sinne Einfluß zu haben, überall dort einfügen lassen, wo sie eine waltende oder beabsichtigte „Stimmung" eines Gartengebietes durch ihren seelischen Gehalt zu vertiefen oder symbolisch eindringlich zu betonen geeignet .sind. So zeigt unser zweites Bild im ge- heimnisvollen Halbdunkel der Fichtenschleier eine Sphinx als Sinnbild des Lebensrätsels — ein vollendeter Gleichklang von Bildhauer- und Gartenkunst; nicht von „Kunst und Natur", wie oft „schöngeredet" wird. Denn der Naturgarten ist immer ein Werk von Menschenhand, im besten Falle Kunstwerk und nicht „Natm*". — Schon Fürst Pückler verlangte, daß der Garten eine Galerie von Bildern sei: er dachte und schrieb aber vor allem für den Park, für große Verhält- nisse und scheint immer eine deutlich tableauartige Wirkung gemeint zu haben, bei welcher man Rahmen, Mittel- und Hintergrund unterscheiden konnte. (Bild 3.) Mit Recht sind solche Bilder beliebt, aber ich möchte nicht zum wenigsten auch für kleine Gärten an eine Vertiefung des „Bild"-Begriffes erinnern, die vni er- langen, wenn vnv uns bewußt bleiben, daß unsere Bilder lebendig-plastisch sind, daß sie nicht in der Flächen Wirkung, sondern in der Eaumerfüllung ihre gartenkünstlerische Bedeutung erlangen. In diesem Sinne bedarf es nicht allein durch Rahmen ab- geschlossener Bilder vne Abbildung 3, sondern vielmehr einer höchsten Fülle plastischer, nebeneinander ge- reihter, zwar im einzelnen selbständiger, aber im Ganzen einander innerlich bedingender „Skizzen" im größten wie im kleinsten Garten. Unsere fi-üheren Abbildungen konnten in dieser Richtung manche Anregung geben. Wenn es nun gelingt, all diesen Skizzen im kleinen einheitlichen, auf großen Gebieten getrennt-vielseitigen, ber immer klaren und eindringlichen „Stimmungsgehalt" zu Natürlicher Rah bei Gotha). Vom v 1 Landschaftsbild (Dietharz die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. IX, 48 Die Gartenwelt. verleihen, wozu Zeit, Himmel und Sonne ihr Bestes tun müssen, so haben wir neben der Naturwahrheit künstlerisch- „malerische" Wirkungen erreicht; unser Werk wird echte Kunst, „empfängt der Dichtung Schleier aus der Hand der Wahrheit", denselben, mit dem sich umhüllt die Kunst aller Künste: - Orchideen. Masdevallia Bella. Diese interessante Orchidee ist ein äußerst dankbarer Blüher und auch von leichter Kultur. Sie muß, da sie nach abwiuts hUiht, im Korbe kultiviert werden und verlangt ebenso wie M. i'liiiiiiiim mehr Wärme und Sonne. Die Blätter sind schmal, ledei'artij,', die lihite hat rütlichgelbe Grundfarbe mit karminroten und oft schwarzbraunen Zeichnungen; der Rand der Blüte ist bewimpert. In Sphagnum und Peat gepflanzt und im temperierten Hause auf- gehäugt, wächst sie leicht und blüht dankbar. J. B. Züchter gezwungen wurden, die Veilchenzucht ganz aufzugeben. In den Voreinigten Staaten werden jährlich für nicht weniger als eine Million Dollars (4'/^ Millionen Mark) Veilchen vorkauft; der jährlich durch die Krankheit verursachte Verlust wird auf volle 200000 Dollar (850000 Mk.) geschätzt. „Vielleicht hat keine Angelegenheit, die sich auf die Blumenzucht bezieht, in den Blumenzucht- und Garten- bau-Zeitschriften während der letzten 8—10 Jahre mehr Beachtung gefunden als die in Frage stehende Krankheit," Betreffs der Ursachen und der Behandlung der Krankheit herrschten sehr unklare und widersprechende Ansichten. Die wichtigsten Hypothesen sind folgende. Die Pflanzen werden durch das Treiben und die forzierte reichhche Blütenproduktion von Generation zu Generation so ge- schwächt, daß sie gegen jeden schädigenden Einfluß widerstandslos gewordensind. Es ist daher von Wichtigkeit, bessere Kultur- und Überwintor f ungs -Verfahren auszuprobieren. Andere machen die Erde / für das Übel verantwortlich. Sie sei zu leicht oder zu / schwer, zu wenig oder zu stark wasser- haltend, zu nähr / stoffarm oder zu nährstoffreich, daher Aus- probieren einer ge / eigneten Erdqualität besonders wichtig. Pflanzenkrankheiten. Da Die Fleckenkrankheit i (K'eferat.) Veilchens. /aß die Nordameiikaner uns in ihi'en Leistungen in der Technik und Industrie im großen ganzen durchaus gleichwertig, in vielem sogar entschieilen voraus sind, wird, glaube ich, heute wohl niemand, der die Verhältnisse kennt und nicht gar zu sehr an Eigen- liebe und Selbstüberschätzung leidet, ern.stlich bestreiten wollen. Aber auch in ihren wissenschaftlichen Leistungen stehen uns die Amerikaner kaum nach. Dies_ gilt ganz besonders für die auf die Praxis angewendete Wissenschaft, z. B. für die wissenschaftliche Förderung und Lösung von Problemen, die für die Landwirtschaft, für den Pflanzenbau von Bedeutung sind, und — um gleich zur Sache zu kommen — für die Erforschung und Bekämpfimg der Krankheiten der landwirtschaftlichen, forstlichen und gärtnerischen Kultur-, Nutz- mid Zierpflanzen. Speziell auf dem zuletzt genannten Gebiet haben die Amerikaner in den letzten 20 Jahren eine recht statthche Reihe von Publikationen geliefert, von denen allerdings manche etwas breit gehalten sind — ein Vorwurf, den man indes auch vielen ent- sprechenden Abhandlungen deutscher Forscher nicht ersparen kann. In der Beifügung instruktiver, zum Teil kolorierter Abbildungen sind die Amerikaner weniger knauserig als wir Europäer. Doch nun zu unserm Thema. Wir wollen hier eine Krankheit einer gärtnerischen Kultur- pflanze besprechen und uns damit auf ein Gebiet begeben, dem in Deutschland von den Pflanzenpathologen im allgemeinen noch lange nicht die Beachtung geschenkt wird, die es verdient. In Amerika hat die Veilchenzucht seit etwa 15 Jahren eine schwere Schädigung durch das „spot disease", die „Fleckenkrankheit" der Veilchen, erütten. Herr P. H. Dorsett — ob er Professor, Geheimrat oder nur Doktor ist, erfährt man nicht: der Amerikaner kennt nicht die harmlos kindliche Freude, die der Europäer empfindet, wenn er mit hohen Titeln prunken kann; er ist dazu nicht kleinlich genug — Hen- Dorsett also hat nun über die ge- nannte Krankheit der Veilchen vor nicht langer Zeit eine gründ- liche und verdienstvolle Arbeit veröffenthcht. Da die Krankheit auch den deutschen Gärtner und Blumenfreund interessieren dürfte, die betreffende Abhandlung aber nur wenigen zugänglich und außer- dem in einem etwas schwer zu lesenden Englisch geschrieben ist, so erscheint es erwünscht, hier das wichtigste dariibor mitzuteilen. Die Fleckenkrankheit, die verbreitetste und gefährhchste Krank- heit der Veilchen, wird, obgleich sie in der Praxis mit verschiedenen Namen belegt worden ist, meist kurzweg das „violet disease", die „Veilchen-Krankheit", genannt. Sie hat in den Veilchenzüchtereien vielfach so große Verwüstungen angerichtet, daß die betreffenden 568 Die Gartenwelt. IX, 48 Ändere halten ungeeignetes Kultur-Verfahren, Anzucht im freien Land, wo die Pflanzen schädlichen Witterungseinflüssen aus- gesetzt sind, und mangelhafte Pflege für die Ursachen. Deshalb seien die nötigen Bedingungen zu schaffen, um die Pflanzen stets in kräftigem, gesundem Zustande zu erhalten. Die Pflanzen werden in jedem Entwicklungsstadium, vom un- bewuTzelten Steckling bis zur blühenden Pflanze, von der Krankheit ergriffen. Üppig, schnell und besonders mastig gewachsene Pflanzen sind dem Erkranken am meisten ausgesetzt. Die Krankheit kann an jedem Teil der Pflanze, der sich über der Erde befindet, auftreten. Der größte Schaden wird indes verursacht, wenn die Blätter befallen werden. Das Auftreten auf den Blättern kennzeichnet sich durch kleine, gewöhnlich kreisförmige, grünlich- oder gelblich-weiße Flecke, die an Insektenstiche erinnern. Sie variieren in der Größe von kaum sichtbaren Punkten bis zu Flecken von 10—12 mm Durchmesser. Der hellgefärbte mittlere Teil jedes Flecks ist von einem schmalen, schwarzen oder dunkelbraunen Saum umgeben, der indes später heller wird. Manchmal kommt die Entwicklung der Flecke zum Stillstand; sie können sich dann vom gesunden Teil des Blattes loslösen und herausfallen. Häufiger aber breitet sich die Krankheit immer mehr aus, bis das ganze Blatt abgestorben ist. Die älteren Flecke er- scheinen in ihrem äußeren Teil heller und dunkler gezont. Pilz- sporen sind auf den Flecken sehr häufig nicht aufzufinden. "Wenn man die Blätter aber 1—2 Tage in einen feuchten Raum legt, so kommen auf den Flecken Pilzsporen zuweilen in so großer Menge hervor, daß man sie schon mit bloßem Auge wahrnehmen kann. Die Sporen werden von Pilzfäden, die aus den Blattflecken hervor- sprossen, abge_schnürt und gelangen, da sie sehr leicht sind, durch Luftbewegungen auf andere Blätter. Es gibt nun zwar verschiedene Pilze, die Flecke auf den Veilchenblättern zu erzeugen vermögen; die meisten rufen aber keine ernstliche Schädigung hervor. Die Ursache der hier besprochenen eigentlichen Fleckenkrankheit ist aber ein ganz bestimmter sehr schädlicher Pilz. Derselbe führt den Namen Altemaria violae, Galloway und Dorsett. Durch einen ganz nahe verwandten Pilz wird das Early Potato Blight, die „Dürrflecken- krankheit" der Kartoffelblätter hervorgerufen. Was die Kennzeichen des Veilohenpilzes anbetrifft, so soll hier nur angeführt werdeii, daß seine Sporen, die, wie bereits gesagt wurde, auf den Blattflecken entstehen, von keulig-flaschenförmiger Gestalt, mauerförmig geteilt, olivenfarbig und etwa V20 """ '^^S sind. Dem genannten amerika- nischen Forscher, Dorsett, ist es nun gelungen, den Pilz auf künst- lichen Nähnnedien (Agar-Agar) zu züchten und mit den Sporen an gesunden Veilchenpflanzen die Krankheit künstlich zu erzeugen — ein unwiderlegbarer Beweis, daß in der Tat der Pilz die Ursache der Krankheit ist. Der Pilz entwickelt sich außerordentlich schnell. Es ist hier nicht der Ort, die ausgeführten Experimente näher zu be- sprechen. Daß, wie das bei allen durch Pilze erzeugten Pflanzen- krankheiten der Fall ist, auch äußere Einflüsse die Erkrankung zu fördern, bezüglich zu hemmen vermögen, darf natürlich nicht ignoriert werden. In erster Linie wird durch die langen, gewöhnlich heißen und trockenen Tage im August und September und darauf folgende kühle, feuchte Nächte eine schnelle, hinfällige, mastige Entwicklung der Veilchen bewirkt und damit zugleich günstige Bedingungen zur Erkrankung geschaffen. Es ist also besondere Sorgfalt darauf zu verwenden, die Pflanzen widerstandsfähig zu machen und gut durch die kritische Periode hindurchzubringen. — Verfasser zählt die ver- schiedenen Umstände auf, welche ein Erkranken begünstigen. Die Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Sorten ist verschieden. „Marie Louise'-^ z. B. erkrankt selbst unter den günstigsten Ver- hältnissen leichter als „Lady Hume Campbell". Die einfachen Varietäten sind m der Regel NAiderstandsfähiger als die gefüllten. Vorbeugungs-Maßnahmen. — Ein wirkliches Heilmittel für die Krankheit, sobald sie einmal ausgebrochen ist, ist bis jetzt nicht bekannt. Die Anwendung der hauptsächlichsten Pilzbekämpfungs- mittel ist mit zweifelhaftem Erfolg versucht worden. Bordeaux-Brühe scheint nur geringe oder keine vorbeugende Wirkung zu haben und macht andrerseits die Blätter zur Benutzung unbrauchbar. Die Auf- gabe, der Krankheit entgegenzuwirken, hat vielmehr darin zu be- stehen, Sorgfalt auf die Erziehung kräftiger, gesunder Pflanzen zu verwenden, als in einer direkten Bekämpfung der bereits aus- gebrochenen Krankheit. Die hauptsächlichsten Maßregeln, die der Züchter befolgen sollte, sind folgende. Studiere sorgfältig das Verhalten der Pflanzen unter den ver- schiedenen Verhältnissen und sei bestrebt, die Wachstumsbedingungen so zu gestalten, daß die denkbar vollkommenste Entwickelung er- zielt wird. Halte die Häuser und Kästen sauber und in gutem Zu- stande und entferne allen Abfall und Schmutz. Pflanze nur gesunde, kräftige Stöcke und diese nur zur geeigneten Jahreszeit fort. Wähle in jedem Frühling von den bewurzelten Steckhngen nur die voll- kommen gesunden und kräftigen zum pflanzen in die Häuser und Kästen aus. Alte Pflanzen sind allen möglichen Erkrankungen viel- mehr ausgesetzt als junge. Halte die Pflanzen frei von gelben, toten und absterbenden Blättern und beseitige und vernichte letztere. Halte die Pflanzen frei von Insekten und sonstigem Ungeziefer. Gib sorgsam Obacht auf Lüftung, Heizung und Schattierung der Häuser und Kästen und auf das Begießen, Reinhalten, Kultivieren der Pflanzen. Erneuere den Boden der Beete jedes Jahr vor dem Pflanzen ca. 8 — 12 Zoll tief durch frische Erde. Setze die jungen Pflanzen früh im Frühling in das Beet, wo sie während der Saison bleiben sollen, so daß sie bereits gut entwickelt sind, wenn das heiße, trockene Sommerwetter beginnt. Wie man sieht, wird hier keine Maßregel empfohlen, die ledig- lich im Studierzimmer ausgeklügelt wurde, bei deren Durchführung in der Praxis sich indes unüberwindbare Schwierigkeiten in den Weg stellen würden. — So viel bekannt ist, hat die Veilchenzucht in Deutschland umfangreiche Schädigungen durch die hier besprochene Fleckenkrankheit bisher nicht erlitten. Sollte letzteres dennoch der Fall sein, so wäre es außerordentlich dankenswert, wenn aus gärtnerischen Kreisen in diesem Blatte demnächst diesbezügliche Mitteilungen gemacht würden und unsere Kenntnis von den Krank- heiten unserer gärtnerischen Kulturpflanzen dadurch eine Fördenmg erfahren könnte. L. Topfpflanzen. Cyclamen persiciim margine rubro „Alpenglühen". Von Otto Hinze, Obergärtner in Naumburg. (Hierxii eine Abbildung.) „1/as Alpenglühen", Ärdor Alpium, hat der Züchter Herr Georg Matthes, Handelsgäi-tner in Naumburg a. S., ein neues Cyclamen genannt, das er jetzt in den Handel bringt. Das Auge der Blüten ist intensivrot, die Fetalen sind rein- weiß und rot umsäumt. Eine Gruppe Pflanzen dieser Sorte erweckt die Vorstellung des als Alpenglühen bekannten Natur- schauspiels in frappierender Weise. Obwohl die Blumen etwas gefranst sind, hat die Sorte doch nicht Blut der belgischen „Papilw^^, sondern ist aus der Ci/cl. splendens gigantetim-Kla.sse hervorgegangen, deren gute Eigenschaften, nämlich üppigen, willigen Wuchs, straffe Haltung und edel- geformte Blüte „Alpenglühen" geerbt hat. Auch im Er- blühen ist die Sorte sehr befriedigend, da sie selbst in sonnenarmer Zeit willig öffnet. Alles in allem verdient die Züchtung, von der wir Seite 569 ein Habitusbild sehen, die Beachtimg der Kollegen. Gefranste und Rokoko-Oyclaraen. im zweiten Jahrgang, Seite 401, bot ich in einem meiner Be- richte über die damalige Genter Gartenbau-Ausstellung eine Aufnahme des Cyclamens „Papilio", dem ich sehr anerkennende Worte widmete. Ich bezeichnete es als eine wesentliche Verbesserung des auf Seite 117 gleichen Jahrgangs abgebildeten gefranst blutigen Cyclamens, welches wir damals den Lesern als Züchtung des Handelsgärtners Heinze in IX, 48 Die Gartenwelt. Bremen vorführten. Ich glaube, daß dieses Papilio -Cydamen der damaligen Genter Ausstellung überhaupt erst den vielen phantastisch geformten Züchtungen die Wege geebnet hat. Ich hatte seinerzeit bei der ersten Begegnung mit dieser Neuheit augenscheinlich ihren Wert überschätzt, denn sie hat bei uns in Deutschland nur geringe Verbreitung gefunden, während die größte Nachfrage immer noch nach den vollendeten Züchtungen mit normal geformten gauziandigen Blumen vorhanden ist. Gelegentlich meiner Be.sprechung der neuen Tubbenthalschen Cyclamenzüchtung in No. 41 dieses Jahrgangs gab ich unumwunden den Blüten dieser Art, wie sie zuerst von Stoldt in größter Vollkommenheit gezüchtet worden sind, den Vorzug. Die sogenannten Rokoko-Cyclamen sind mir mehrfach auf Ausstellungen, aber auch nur auf solchen, und noch nicht im Handel begegnet. Ich habe nicht für sie schwärmen können, namentlich hat mir das viel- fach in den Blüten auftretende Grün mißfallen, das oft etwas ins Gelbliche übergeht und so der Hoffnung Raum läßt, daß die Rokoko- Züchtung vielleicht eine Brücke zur Erzielung des ersten gelbblühenden Cyclamens bilden könnte. Selbstverständlich huldigt fast jeder Mensch einer besonderen Geschmacksrichtung, und es wäre für viele Gebiete, besonders auch für die Gärtnerei schlimm, wenn dies nicht der Fall sein würde. Hunderte und Tausende werden auch am Rokoko- Cyclamen ihre Freude haben. Ich gebe deshalb gern an dieser Stelle das bekannt, was mir Herr Handels- gärtner E. Binne\vies in Alfeld a. d. Leine über seine Lieblinge, die Rokoko-Cyclamen, mitteilt. Er schreibt : „Die Gyclanien"„Äo^-oA:o" sind so eigenartig schön in ihrem Charakter, so apart in ihrer ganzen Er- scheinung, daß sie unbedingt eine große Zukunft haben und für den Handel vorteilhaft sein werden. Sie sind nicht im entferntesten mit „PajoiVzo" zu vergleichen und auf eine Stufe zu stellen. In der Kultur ist ,^Rokoko" eine dankbare Pflanze für den Kultivateur, als welche ich sie in verschiedenen Ent- wicklungsstadien gesehen habe. Es wird unbedingt eine Handelspflanze werden infolge ihrer Stark wüchsigkeit, was in erster Lmie mit in Betracht kommt. Wenn die gefransten Cyclamen nicht überall Aufnahme fanden, so lag die Ursache in dem unbestimmten Charakter der Blumen und des starken Variierens; ganz anders verhält sich jedoch Rokoko. Ich war deshalb übei-rascfat, wie Sie diese schöne Neuzüchtung bewerteten und bitte Sie, die Züchtung auf erwähnte Eigenschaften zu beurteilen, da es doch im Interesse der Spezialisten ist, ganz gleich von welcher Seite eine Neuheit kommt, falls dieselbe wertvoll ist, ihr den verdienten Platz unter den Pflanzen einzuräumen." Ich zweifle nicht daran, daß sich viele dem Urteil des Herrn Binnewies anschließen, während wieder andere, die für das Neue und Aparte schwärmen, Alwin Richters gefransten Cyclamen den Vorzug geben. Auch Herr Richter fühlte sich durch meinen abweichenden Geschmack getroffen und schrieb mir folgendes: „Meine Züchtung gefranster Cyclamen wurde von hervorragenden Fachleuten schon oft beschrieben, u. a. auch in der ,,Gartenwelt", und der Wert dieser Züchtung ist in allen Gärtnerkreisen längst an- erkannt worden. Daß sich meine Cyclamen allgemeiner Beliebt- heit erfreuen, beweist die Tatsache, daß ich für dieselben höhere Preise erziele, als die meisten anderen Züchter. Daß ich ferner die größten Samen- handlungen des In- und Auslandes zu meinen Ab- nehmern zählen darf, wird Sie wohl davon über- zeugen, daß meine Cyclamen überall gern gekauft werden. Auch viele Berliner Gärtner bevorzugen meine Cyclamen; ich liefere dort an mehrere gioße Samenhandlungen, dieses Frühjahr an eine Firma allein über 50000 Korn." Ich habe auch diesen Ausführungen gern Aufnahme gewährt und verweise nur noch darauf, daß die Gartenwelt verschiedentlich die Richterschen gefransten Cyclamen in Wort und Bild gewürdigt hat; wir haben unter anderem auch von dieser Züchtung im sechsten Jahrgang, Seite 474, eine wohlgelungene Farbentafel gebracht, ein Beweis dafür, daß die Spalten der Gai-tenwelt jeder verdienstlichen Leistung offenstehen, gleichviel, ob sie mit meiner persönlichen Ge- schmacksrichtung übereinstimmt oder ihr widerspricht. M. H. Stauden. Zur Empfehlung der Phlox decussata-Varietäten. Von H. Beuß, Obergärtner in Schwetzingen. JJurch die herrlichen Neuzüchtungen von Phlox decussata, welche sich durch die Mannigfaltigkeit ihrer Farbenpracht und Groß- blumigkeit auszeichnen, haben unsere Blumengärten manch schöne Bereicherung erfahren. ■ ■ ^p^ V Jjl^mi^B M m^H ^^^Bi^'i Ri hH ■F\..j ^"^^is^l HMj^^K^Jp^l i^!^H E- '^^'A^mI^I ^IB^^Hk ^»^ i^S^h^I ^^I m f'^Mmm HSuJMüS^^^H p^hIhHIB vtqm BF^^H ^v ^ '^^^\ '^^JBBBiiiBB r»'iR m^r^^'^^M Ik A ; Q^Bw^ l^mimM ^S&Bfli^^l ^V^T^W^i mS[m i^^^l ►t^l 1 H L m m m Q^ II Wf* ■•^■*r-^ , _„-S5SSIPP ^jH^^^H '- M - Cyclamen persicuni margine rubro „Alpenglühen" Die Gartenwelt. IX, 48 Neben den erwähnten Eigenschaften muß auch besonders der meist niedere Wuchs gegenüber den alten Phloxsorten hervorgehoben werden, was diese Pflanzengattung noch wertvoller macht. Besonders bei Bepflanzung von Gruppen und Beeten in einfarbiger wie ge- mischter Ausführung spricht dieser Vorzug wesenthch mit. Diese Phlox Varietäten können wie die meisten unserer schönen, niedrigen und mittelhohen Stauden vielseitig verwendet werden. Was die Bepflanzung der Blumenrabatten betrifft, so dürften diese Phhx deeiissata-SoTten wohl dauernd ihren Platz behaupten ; machten doch die älteren sehr hohen Phlox stets einen steifen Eindruck. Man ist eben bestrebt, Staudourabatten und Gi-uppen mehr niedrig zu bepflanzen. So versucht man ja auch Dahlien durch Veredlung oder Steoklingszucht in Topfvorkultur möglichst niedrig zu erziehen, die Blumen repräsentieren dann auch viel mehr. Anders bei Anpflanzung vor Gehölzgruppen weit vom Weg ab; dort verwendet man auch gern höhere Gewächse. Um besonders schöne, niedrige Gruppenpflanzen zu erhalten, vermehrt man seine Phlox decussata durch Stecklinge. Im Früh- jahr, etwa April — Mai, in Töpfe mit sandiger Erde gesteckt, im lau- warmen Mistbeet geschlossen gehalten, wachsen sie willig; sie bleiben sehr niedrig und lassen sich mit Tcptballen selbst auf schmalen Parterrebeeten vorzüglich verwenden. Im Frankfurter Palmengarten wie auch in einigen städtischen Anlagen sah ich diese Phlox sehr zweckmäßig und wirkungsvoll verwendet. Einige Sorten, die auch hier gegenwärtig viel angepflanzt werden und deren Wert erprobt ist, sind folgende: „Eclaireur", karminrot, Mitte heller, mittelhoch; „Beianger", rosa, ist sehr -schön und niedrig; „Jocelin", von schön roter Farbe und kompaktem Wuchs; „Le Solcil", rosa; „Fräulein K.Rück". fast reinweiß, mittelhoch mit sehr großen Scheindolden „Professor ScIiHetnann", rosa mit dunklerem Auge, Wuchs robust. Die Blütezeit fällt, wie bekannt, in die Monate Juli bis Sep- tember. Wasserpflanzen. Nyniphaea zanzibariensis rosea. VoB F. Tutenberg, Stadtgärtner, Offenbach a. M. (Hierzu eine Abbildung.) We die vielen Bassins der Wasserpflanzenhäuser der Firma H. Henkel in Darmstadt besichtigt hat, so haben die Augen des Fachmannes so manche schöne Art in voller Entwickelung ge- sehen, daß man sich wundert, daß diese oder jene herrliche Pflanzen- art noch nicht in dem Umfange verbreitet ist, wie sie es eigentlich ver- dient. So fiel mir bei einem Besuche der genannten Gärtnerei eine auf hohem Stiele getragene, mit enorm großer rosafarbener Blüte ver- sehene Wasserrose auf, die Nymphaea xanxibariensis rosea. von welcher Pflanze es mir gelang, eine wohlgelungene photographische Aufnahme herzustellen, nach welcher die beistehende Abbildung ge- fertigt ist, die wohl jede nähere Beschreibung erübrigt. Interessenten sollten es nicht versäumen, der Firma H. Henkel, welche sich vor einigen Jahren in der Koßdörferstraße in ausgedehnter Weise an- baute, einen Besuch abzustatten, da dieser sich in jeder Hinsicht als lohnend erweisen wird. Obstbau. Eine Zwerg- und Beerenobstanlage, die frisches Obst zu jeder Jahreszeit zu genießen ermöglicht. {Hiei-xu eine Abbildung.) Da isis rosea in der llandelsgärtnerei von istadt. Origiaalaufnahme für die „Gartenwell". 'as der Kgl. Gartenbauschule von der Direktion des landwirt- schaftlichen Institutes Hohenheim überwiesene Bahnhofgärtchen soll zu Demonstrationen den Studierenden der landwirtschaftlichen Hoch- schule, den Gartenbauschülem, den Zöglingen der Ackerbauschule, den Obstbauschülern, den Teilnehmern von Spezialobstbaukursen und Wiederholungskursen als eine Abteilung einer beinahe 2 ha großen, gemischten Obstanlage dienen. Es ist IL' a 22 qm groß, nur durch eine Straßenbreite von der Gartenbauschule getrennt, und wird, da es sich neben dem Bahnhofe befindet. Bahnhofgärtchen genannt. Den Mittelpunkt nimmt ein mit Zwergbäumen, Johannis- und Stachelbeerhochstämmen bepflanztes und nach vorn mit Apfelschnw- bäumen und davor mit Johannisbeer- und Stachelbeerschnurformen abgeschlossenes Oval ein. Auf den sich links und rechts an- schließenden Ergänzungsbeeten stehen auf Rasen Obstsolitärbäume und in Gruppen Stein-, Beeren- und Kernobst in verschiedenen Formen. An der Straße befinden sich, Ende Juli 1894 mit neuen Reisern umgepfropfte Frühbirnhochstämme und als Guirianden späte Wintertafelbirnen, dahinter eine ca. 80 Sorten umfassende Rosen- sammlung. Nach Süden an der Bahnhofstraße sind wagrechte Schnurbäumc dachförmig gepflanzt, denn, um den Zug sehen zu können, durften nur bis 1 m hoch werdende Obstpflanzen gesetzt werden, auch einige Kebcordons mit „Frühem Malinger^'-, „Frühem Leipziger" und „Blattern Burgunder", die aber in dem schweren Lehmboden, 400 m über dem Meere, selten völlig reif werden, be- finden sich dort. Die Erde erhielt seit dem Aalegen 1892 bis jetzt nur Kunst- dünger, da Jauche etc. zu übel riechen würde und — bei sach- gemäßer Beurteilung — hat sich dieser Düngungsmodus, abwechselnd 1 Jahr Chilisalpeter, Thomasmehl und Kainit, das andere Jahr schwefelsaures Ammoniak, Superphosphat und 40 prozentiges Kali- salz und das dritte Jahr eine regelrechte Kalkung mit Ätzkalk, behufs Bodenlockerung, bewährt. Als Zwischenk-ulturen sind Erdbeeren ver- wendet, besonders „G arten- Inspel-tor Koch" und „Kaijier Wilhelm", IX. 48 Die Gartenwelt. ^ i::i^>fyf4mfrTr':'^ ^'\^ l?i&,ehn Abbildungen.) No. 43 des achten Jahrgangs der Gartenwelt hatte ich einen Besuch in den Kulturen von Chr. Bertram in Stendal geschildert. Damals war es leider nicht möglich, meine Ausführungen durch Abbildungen zu erläutern und so leistete ich denn einer seitens des Besitzers dieser Kulturen an die Redaktion ergangenen Einladung in Gemeinschaft mit meinem Assistenten, Herrn Tscheuke, Dienstag, den 18. Juli, Folge. Meine Erwartung, in diesem Jahre die Kulturen in größter Üppigkeit vorzufinden, sollte nicht getäuscht werden. Wie das gegenwärtige Jahr für so manche Gegend, so war das vorige Jahr für die Provinz Brandenburg und weitere Gebiete ein Jahr der Dürre, das die Entwickelung mancher Kulturen sehr beeinträchtigte. Der gegenwärtige Sommer ist hier durch reiche, fast überreiche Niederschläge ausgezeichnet, die der Landwirtschaft vielfachen schweren Schaden brachten, aber bis in den Juli hinein für die Garten- kulturen, von verschiedenen Hagelschlägen abgesehen, außer- ordentlich vorteilhaft gewesen sind. Dies kam bei der Besichtigung der Bertramschen Kulturen so recht zum Ausdruck. Wir hatten für den Besuch von Stendal den rich- tigen Zeitpimkt gewählt , denn wenn es auch trübe und regnerisch war, so gelangen doch die meisten Aufnahmen. Aber am Tage nach unserer Abreise ging über die Alt- mai-k ein furchtbarer wolkenbruch- artiger Regen, unterbrochen von Hagelschauern nieder, der die gute alte Stadt Stendal stellenweise unter Wasser setzte, aber an den Feldkulturen noch gnädig vorüber- gegangen ist. Zur Besichtigung solcher aus- gedehnter Baumschul- und Samen- kulturen, wie es diejenigen von Chr. Bertram sind, reicht ein langer Sommertag nur dann aus, wenn sie zu Wagen ausgeführt wird, ■wobei nur an den interessantesten Punkten Zeit zu dessen Verlassen und zur Inaugenschein- nahme gewisser Spezialitäten bleibt. Die gesamten Kulturen bedecken einen Flächenraum von über 550 Morgen. Sie grenzen teilweise dicht an die Stadt, teilweise liegen sie in der Gemarkung zerstreut, auf Boden verschiedener Qualität, ein gut Teil aber auf Weizenboden. Auch die Baumschulen, insgesamt 100 Morgen lehmiger Sandboden, und zwar 60 Morgen Obstbaumschule und 40 Morgen Gehölzbaumschule, nehmen keinen zusammenhängenden Komplex ein, da eine sehr inten- sive und zweckmäßige Wechselwirtschaft betrieben wird. Ab- geräumte Baumschulquartiere werden gepflügt, mit Getreide, Gemüse- oder Sommmerblumenkulturen bestellt, und Län- dereien, die bisher der Feldkultur dienten, mit dem Rigol- pflug bearbeitet und zu Baumschulquartieren eingerichtet. Die Kulturen der Ziergehölze, Zier- und Obstbäume befinden sich auf getrennten Grundstücken. Da bei dem großen umfang der Samenkulturen für Baumschulzwecke immer jungfräulicher Boden zur Verfügung steht, so lassen Bäume und Sträucher allenthalben eine verblütfende Wüchsigkeit erkennen. Wir führen aus den Baumschulkulturen auf dieser Seite ein Fliederquartier mit einjälu-igen Okulaten im Bilde vor. Im Treibfl Die Gartenwelt. IX, 49 Hintergrund sieht man den gewaltigen Neiibau der Kaserne des 1 0. Husaren-Eegiments. Die Augen der Fliederveredlungen haben Triebe gemacht, die teilweise über 150 cm hoch sind. Der inmitten der Flieder stehende Mann gestattet einen Vergleich zur Beurteilung der Wüchsigkeit der Olailaten. Das Quartier enthält ein großes und gewähltes Sortiment und soll in der Hauptsache Pyramiden und Halbstämme für Treibzwecke liefern. Bisher hat man bei der Heranzucht von Treibfliedern fast mir an Buschpflanzen gedacht, andere gefällige Formen könnten aber der Fliedertreiberei neue Absatzgebiete eröffnen. Eine erstaunliche Wüchsigkeit bekunden die meisten Obstsorten; sie gestattet die Heranziehung von wirklich tadellosen Halb- und Hochstämmen, welcher ganz besondere Sorgfalt gewidmet wird. Auch die Formobstkultur wird in umfangreicher Weise betrieben. Spaliere sind in allen Variationen vorhanden; ihre Formierung wird fast aus- schließlich durch geschulte Arbeiter ausgeführt. Ein Unikum ist das große Quartier für wagerechte ein- und zweiarmige Kordons. Ich habe im vorigen Jahre selbst 75 solcher Kordons von Herrn Bertram bezogen, die von solcher Wüchsig- keit waren, wie ich sie nur bei Wildlingsunterlage für möglich hielt. Aber diese Kordons sind keineswegs auf WUdlinge, sondern ausschließlich auf Paradies veredelt. Jahres- leittriebe von IY2 bis 2 m Länge stellen bei an imd für sich starkwüchsigen Sorten wie „Schöner von Boskoop" und „Pariser Rimhour - Reinette'- das normale Wachstum dar. Photographische Aufnahmen dieser Quartiere sind bei der Üppigkeit des Wuchses ein Ding der Unmöglichkeit. Die Bilder würden ein Blättergewirr darstellen, in welchem man sich nicht zurecht finden könnte. Wie ich bereits im vorigen Jahre erwähnte, hat Herr Bertram mit ,,Aderslebener Calville", einem Zukunftsapfel ersten Ranges, eine acht Morgen um- fassende Plantage angelegt. Unsere unten.stehende Abbildung gibt eine Teilansieht dieser, nur Halbstämme enthaltenden Anlage mit Kartoffel- und Himbeer-Ünterkultur. Sie befindet sich auf Boden siebenter Klasse. Die Bäume zeigen eine vorzügliche und durchaus gleichmäßige Kronenentwicklung. Sie stehen jetzt im fünften Jahre und haben nur bei der Anpflanzung Korapostdüngung erhalten, sollen aber für die Folge regelmäßig mit Jauche gedüngt werden. Der Abstand zwischen den einzelnen Stämmen beträgt nach allen Seiten acht Meter; es ist aber noch eine ZwischenpQanzung vor- gesehen und zwar sollen die Mutterpflanzen des ganzen Obst- Sortimentes in Busch- und Pyramidenform aufgepflanzt werden. Fruchtansatz zeigten die Bäume nicht, da das gegen- wärtige Jahr in der „Altmark" für Kernobst das denkbar ungünstigste ist. Die Blüte wurde durch abnorme Witterung beeinträchtigt und der geringe Ansatz durch die sehr ver- derblich auftretende Obstmade und die schweren Hagelwetter entwertet. Besondere Pflege genießen in den Bertramschen Kulturen die in verschiedenen verbesserten Sorten angebauten Futter- runkelrüben, unter welchen Bertrams rote und gelbe Kiesen- walzenrüben hervorzuheben sind. Roggen und Hafer, nament- lich aber Weizen werden in den neueren, anerkannt guten Sorten in sachgemäßer und dementsprechend erfolgreicher Weise für Saatzwecke als Zwischenkultur zwischen den Samensorten, der Bodenqualität entsprechend, angebaut. Besonders fielen uns die Sorten „Square Äead"-Weizen und der neue „Prinz Heinrich" -Joggen auf. Während mancheroi-ts die Gemüse- und Blumensaraen- kulturen infolge der überaus zahlreich angebauten Sorten Kartoffel-Unterkultur. IX, 49 Die Gartenwelt. 57£ lebhaft an botanische Gärten erinnern, werden in Stendal nur wenige Sorten, diese aber in großem Umfange angebaut. Aus den etwa 450 Morgen großen Geraiisesamenkulturen bieten wir zwei Ansichten, untenstehend eine Teilansicht aus einem enonn großen Quartier in Samen stehenden Braun- schweiger Weißkohls, und auf Seite 580 eine Kolonne der Bertramschen Arbeitsfrauengarde unter Leitung eines Kolonnen- führers bei Anpflanzung des gleichen Weißkohls für die nächst- jährige Samenernte. Die mit Kohlgewächsen bebaute Fläche beträgt Iti bis 20 Morgen. Ganz im Hintergrund des Bildes sieht man die mit feurigen Rossen bespannte Bertramsche Feldkutsehe. Aus dem Bilde ist zu ersehen, daß die An- pflanzungen nicht im Verband, sondern im Quadrat erfolgen, was die Bodenlockerung mit der Planetjunior Hacke und später die Durchführung der auf dem Bilde dieser Seite sichtbaren Kokosfaserstricke ermöglicht, die den Samen- trägern Halt gewählten. Die Stangen dienen zum Befestigen der Stricke. Zur Zeit meiner Anwesenheit begann gerade die Ernte der frühen Erbsen und da gerade Schulferien waren, so hatten sich zahlreiche Knaben imd Mädchen zur Mitarbeit eingefunden. Von Gurken sind die beiden hier gezüchteten Sj^eziali- täten: „Bertrams verbesserte extra lange Scldangen'-'' und „Bertrams lange grüne volltragende", von denen ungefähr 28 Morgen angebaut werden, zu erwähnen. Beide Sorten zeichnen sich neben reichem Ertrage an grünen Gurken da- durcli aus, daß ihre Schalen sich für Senfgurken besonders eignen. Eine Berliner Senfgnrkenfabrik bezieht allein davon kontraktlich tausend Zentner. Dem Anbau von Bohnen sind heuer insgesamt 66 Mor- gen gewidmet; 14 Mor- gen der Sorte „Hinriclis Riesen}'-, die von den Kon- servenfabriken allen üb- rigen vorgezogen wird, weil sie am wenigsten Fäden hat; ebensoviel läßt Herr Bertram noch von anderer Seite an- bauen. Große Sorgfalt wird auch auf die Samen- zucht von R a d i e s , 50 Morgen, verwandt, die zunächst auf Saat- beete gesät und dann zur Samenkultur aus- gepflanzt werden. Die Salate, 14—20 Morgen, standen sehr schön und begannen eben in Samen zu schießen. Die im vorigenJahre eingeführte Sorte ,,Maikönig" hält Herr Bertram für sehr wertvoll ; dieser Salat bildet schon Ende Mai feste Köpfe, die an Größe denen des „Deiil- sclien Unvergleichlichen^' entsprechen. Einen Flächenraum von 120 Morgen nehmen die Blume n- samenkulturen ein, aus welchen wir mehrere Abbildungen bieten. Abbildung Seite 581 oben zeigt die Teilansicht eines Quartiers mit hohem päonienblütigem Mohn, im Vordergrund Iberis amara. Dieser Mohn ist auch in halbhohen und niedrigen Sorten vorhanden und ferner wird unter anderen der farbenprächtige Shirley-Mohn angebaut. Die Abbildung Seite 581 unten zeigt rechts Hyazinthenrittersporn und links Pensees. Von letzteren ist ein sehr reichhaltiges und ge- wähltes Sortiment vorhanden, Anbaufläche 6 bis 8 Morgen. Neben den seit Jahrzehnten in den Kulturen bekannten, aber gegen früher sehr vervollkommneten Sorten wie „Kaiser Wilhelm", „Schneewittchen'-'-, „Mohrenkönig'-' und anderen werden auch die neuesten Sorten kultiviert, mit besonderer Vorliebe die großblumigen wie „Trimardeau" , „Groß- fleckige Riesen", darunter „Bertrains Non Plus ultra'-', die drei- und fünffleckigen „Odier", ebensolche „Cassier" und „Bugnots", sowie die gekräuselten „ (rerwawm"-Sorten. Über- all tritt der gedrungene, gleichmäßige Wuchs hervor. Zur Samenzucht werden nur Pflänzlinge der Frühjahrssaat ver- wendet, die im Hochsommer im Vollflor stehen imd ihre Samen noch sicher reifen. Wirklich sehenswert sind sonst immer die Resedakul- turen, 12 bis 15 Morgen umfassend, die aber nebenden Zwerg- iberissorten am meisten durch Erdflöhe zu leiden hatten und in diesem Jahre wiederholt nachgepflanzt werden mußten. Die be- kannte „Bismarck"- Reseda,, die von Quedlinburg aus in den Handel gegeben wurde, ist augenscheinlich nichts weiter als eine durch sorgfältige Zuchtwahl verbesserte „Machet". Für die Teilansiclit eines Quartiers mit Braunschweiger Weißkohl, kurz vor der Samenreife. Originalaufnalune fftr die „Gartenwelt", 580 Die Gartenwelt. IX, 49 gegenwärtig empfehlenswerteste der großblumigen Sorten hält Herr Bertram neben |der echten „Ilachef" bezw. „BisTnarck"' die Sorte ,,OoliaMK Reseda werden bei Bertram zur Samenkultur in fünfzig Zentimeter Abstand ausgepflanzt. Lebhaft interessierten mich aucli die recht umfangreichen Verbenenkulturen. Es ist sonderbar, daß die Verbene in unserer Zeit so sehr ins Hintertreffen geraten konnte. Noch vor zwei Jahrzehnten wurden in allen besseren Gärtnereien große Verbenensortimente unterhalten, von welchen man in Kalthäusern Mutterpflanzen überwinterte, die allein die konstante Vermehrung ermöglichten. Die Stecklinge hatten fast überall sehr durch den Vermehrungspilz zu leiden. Heute ist wohl kaum noch von den damaligen Sorten die Rede, höchstens noch von solchen, die sich wie coccinea = „Defiance'' aus Samen konstant vermehren lassen. Beliebt ist heute noch die Prachtmischung der großblumigen Verbenensorten, die Eine Kolonne der ßertramschen Arbeitsfrauengarde beim Pflanzen von Weißkohl nächstjährige Samenernte. Originalaufnahme fOr die „Gartenweit". bei Bertram an Größe den sogenannten „Mmnmuthverbenen'^ nichts nachgeben, wovon ich mich durch sorgfältigen Ver- gleich überzeugte. Auch die aurikelblütigen Verbenen sind sehr hübsch und kommen aus Samen konstant. Bevor die Knollenbegoniea zu ihrer gegenwärtigen Beliebtheit ge- langt waren, sah man in der Verbene die Sommerblume, die sich durch dankbaren unerschöpflichen Flor vor allen anderen auszeichnete, und trotz der Begonie ist die Verbene auch heute noch als dankbarste Blüherin unübertroffen. Es lassen sich mit den reinweißen, den roten und den blauen Sorten die farbenfreudigsten Blütenbecte herstellen, die bei sorg- fältigstem Niederhaken der üppigen Triebe tadellose Teppiche bilden. Vom Mai bis zum Eintritt des "Winters ist der Flor lückenlos. Der Kultur der Lobelia Brinus -Yaiiet&ten dienen bei Bertram etwa zwei Morgen. Die weiten sattblauen Felder der alten, aber unübertroffenen Sorte „Kaiser Wilhelm'^ boten einen prächtigen Anblick. Hie imd da ti-at eine ganz tief- blau gefärbte Varietät auf, die weiter beobachtet werden soU. Zu erwähnen wären unter den Sommerblumen, die übrigens alles Kulturwerte umfassen, noch die Topfkulturen der Petunien in den besten Züchtungen. Die größte Rivalin der Petunie ist die Pelargonie. Vom "Werte beider als Gruppenpflanzen für sonnigst^ Lagen abgesehen, sind sie beide unvergleiclilich zur Bepflanzung der Balkonkästen in südlicher und südöstlicher freier Lage. Ich habe gerade jetzt in Berlin und Vororten Gelegenheit, neben den dominierenden Pelargonienbalkon en auch einige mit Petunien bepflanzte be- obachten zu können; letztere sind unbedingt die auffallendsten durch den reichen Blütenschmuck. Aber in weiten Kreisen wird der "Wert der Petunia als Sommerblume noch nicht ge- nügend gewürdigt, auch mag sie die etwas klebrige Be- schaffenheit der Stengel und Blät- ter bei manchem Blumenfreund unbeliebt machen. Einen Blick in das Mistbeetrevier, wo diese Petunien u. a. kultiviert werden, zeigt Abbildung Seite 582. Daß 1er Samenertrag dieser umfang- i'ichen Kulturen sehr bedeutend i-t und große Stapelräume er- hirdert, läßt sich denken. Ge- waltige Scheunen müssen die zum Dreschen eingefahrenen Samen- träger aufnehmen und der ge- wonnene reine Samen wird dann aufgespeichert, wofür die technisch vollkommensten Einrichtungen vorhanden sind. Seite 582 .sehen wir die großen Samenspeicher im Bilde. Im Hofe arbeitet gerade die durch eine Lokomobile an- getriebene Dreschmaschine, wäh- rend der Besitzer im Begriffe steht, eine Rundfahrt dm-ch die Kulturen zu machen. Zum Ab- schied von den Kulturen werfen wir noch einen Blick auf die weiten Flächen . Die Abbildung Seite 583 stammt noch aus der Zeit, als die Husarenkaserne noch nicht erbaut war, die wir S. 577 im Bilde sehen. Als Spezialität werden bei Bertram auch die Stauden zur Samengewinnung angepflanzt. Das gegenwärtige Stauden- quartier hat eine große Ausdehnung und enthält, von alpinen Gewächsen abgesehen, alles was für Gartenausstattung tmd Schnittblumenkultur von "Wert ist. Dies Quartier wird im Herbst nach einer mehr als doppelt so großen neuen Fläche verlegt und das Sortiment soll gelegentlich dieser Umpflanzung um die besten Neuheiten erweitert werden. "Während der Fahrt durch die Felder hatten wir auch Gelegenheit, den vor etwa zehn Jahren angelegten Bürger- park der Stadt Stendal zu besichtigen, der auf einer etwa 40 Meter hohen Anhöhe westlich der Stadt gelegen ist. Der Gnindstock dieser Anlage ist ein abgebautes Lehmlager, das nach Plänen des Herrn Bertram, der ein ehemaliger "Wildparker ist, landschaftlich verwertet und vom früheren Stadtgärtner, Herrn Zahn, jetzt Lehrer für Garten- IX, 49 Die Gartenwelt. 581 kunst an der Kgl. Gärtner- lehranstalt in Dahlem, er- weitert worden ist. Leider fehlt es der Stadt an den nötigen Mitteln für die sorgfältige Er- haltung dieser Parkanlage, aber einen besseren Zustand als den gegenwärtigen müßte sie unter allen Umständen zeigen. In den schönsten und male- rischsten Gehölzpartien wirken zahlreiche Gehölzleichen stö- rend und abstoßend. Eine Ent- fernimg dieser Memento mori, inmitten des grünenden Lebens, könnte von einem einzigen Tagelöhner an einem Tage aus- gefühi't werden. Die Wiesen sind völligungepflegt,dieWege verunkrautet. Von besonderem Interesse sind zwei Ulmenalleen von Ulmus americana. Die in den gehörigen Abständen und in freier Lage ausge- pflanzten Stämme haben nie- mals Schere oder Messer ge- fühlt, was eine ideale Kronenentwickelung zur Folge hatte. AUen denen, die glauben, nur durch Gewaltanwendung tadellose Kronen erzielen zu können, kann die Besichtigung dieser Ulmen nicht warm genug empfohlen werden. An den Ulmen, die einen großen Sportplatz umsäumen, sieht man drastisch den Unter- schied des Wachstums in gewachsenem unrigoltem Boden, worin die Stämme dünn imd die Kronen klein blieben, und in aufgeschüttetem, also lockerem Erdreich, das den Bäumen ein üppiges Wachstum ermöglichte. An und für sich ist die großzügig diuchgeführte Anlage beachtenswert; sie könnte bei sorgfältiger Pflege und bei Durchführung der von Herrn Bertram von Anfang an ins Auge gefaßten Ergänzungen zu einem schönen Volkspark ausgestaltet werden. Auf einer Anhöhe ist zur Erinnerung Teilansicht eines Feldes mit Päonienmohn. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". an die hundertste Wiederkehr des Todestages Schillers (9. Mai d. .1.) ein Steiudenkmal mit Schillerbüste von gemeinnütziger Seite errichtet worden, das in seiner schlichten, gediegenen Ausfühnmg aus großen Sandsteinquadern eine Zierde der Anlage ist. Ein besonderes Kuriosum des Parkes ist eine Laube, deren Dach von Robinienstämmen geti-agen wii'd. Die starken Stämme haben vor ihrer Verwendung vom Winter bis zum Hochsommer trocken gelegen, worauf sie bearbeitet und un- entrindet eingerammt wurden. Zum großen Erstaunen Aller haben sich diese Stämme noch bewurzelt und fast jeder Grundpfeiler der auf einsamer Höhe stehenden Laube bildet jetzt einen Busch mit weitausladenden Zweigen. Nur die zwei südlichen Stämme zeigen kein Leben «mehr. Das jBildchen Teilansicht aus den Bertramschen Blumenfeldem. Pensees und Hyazinthen-Rittersporn. Originalaufnalune für die „Gartenwelt". 582 Die Gartenwelt. IX, 49 Mistbeet-Revier mit Levkojenstellagen der Firma Chr. Bertram, Stendal. Für die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. Seite 584 ist eine Aufnahme aus dem Innern der Laube. Man sieht, wie die Stämme ausgetrieben haben und zur war erst am späten Abend beendet. Nachdem wir dann Linken sieht man, ins Freie blickend, im Hin- tergrund das Schiller- denkmal liegen. In der Nähe des geschilderten VoLks- parkes befindet sich eine sehenswerte, im Privatbesitz befindliche Obstplantage. unter die prächtigen Süß- kirschenstämme kam das große Sterben, die durch einen Pilz Valsa leucosioma verursachte Krankheit. Der Be- sitzer hat an jedem Stamm vom Kronen- ansatz bis zum "Wurzel- hals mehrere bis aufs Holz gehende Längs- schnitte geführt, die den Bäumen Eettung gebracht haben. Nach einer wechsel- vollen Fahrt in Son- nenschein und Regen Besichtigung der Kulturen gastlichen Hause des Herrn Großer Samenspeicher der Firma Chr. Bertram in Stendal mit Dreschmaschine im Betrieb. FOr die „Gartenwelt" photogr. aufgenommen. Die Gartenwelt' JAHRGANG IX. Qrossblumige flurikeln ]. Bavaria 2. Germania blau, creme, IX, 49 Die Gartenwelt. 583 u Bertram auch unseren hungrigen Magen hatten Ge- rechtigkeit widerfahren lassen, konnten wir in dem Be- wußtsein, einen hochinteressanten und lehrreichen Tag hinter uns zu haben, in später Abendstunde die Heim- reise antreten. Stauden. Primula Auriciila „Germania*' und „Bavaria", zwei neue farbenprächtige Aurikel. (Hierx,u die Farbentafel und eine Abbilduwj.) 1. Primula Auricula „Germania". Von Georg Arends, Haudelsgärtner, Ronsdorf. nter den als Boten des Frühlings mit Recht so be- liebten Arten der Gattung Piimula stehen die Aurikeln {Primula Aurimla, hört.) wegen ihres reichen Farben- spiels, ihres Wohlgeruchs und ihrer Anspruchslosigkeit in erster Reihe. Schon imsere Vorfahren wußten diese Blumen zu schätzen, weshalb dieselben einen Haupt- schmuck der alten Bauern- und Hausgärten bildeten. Während nun in Deutschland in den letzten Jahr- zehnten die Pflege der Aurikeln zurückging, nahm man sich in England ilirer mit besonderer Vorliebe an und brachte sie zu einer außerordentlich hohen Stufe der Vollkommenheit. Auch ich befasse mich seit einer Reihe von Jahren besonders gern mit der Kultur der Aurikeln und nahm zur Erzielung neuer reiner Farben eine Reihe von Kreuzungen vor, bei denen ich teilweise auf die echte Alpen-Airrikel (Primula Auricula, L. oder Pr. Auricula alpina der Gärten) zurückgriff. Die dieser letzten Kreuzung entstammenden Sämlinge zeichneten sich zum Teil durch schöne helle Farbentöne aus, und aus ihnen wurde Prim. Auricula „Germania" als die beste und schönste ausgewählt. Während der nun folgenden Jahre der Teilung und Vermehrung erwiesen sich alle die hervorragenden Eigenschaften dieser Sorte als durchaus beständig. Die Pflanzen haben einen außerordentlich kräftigen und ges\mden Wuchs und große, hellgrüne Belaubung. Die auf langen Stielen stehenden Dolden sind groß und außerordentlich \äelblumig. Die Einzel- blüten siod gleiclifalls sehr groß und von edler Form. Die auf der beiliegenden Farbentafel von der Künstlerin so gut wiedergegebene Farbe ist ein reines klares Cremegelb. Die knospigen und erblühenden Blumen sind fein grünlich getönt. Durch die Reinheit und Feinheit der Farben, verbimden mit angenehmstem Wohl- geruch und großer Haltbarkeit, geben die Dolden einen prächtigen Werkstoff für feine Bindearbeiten ab. Der Hauptüor fällt in den Anfang des Monats Mai, also eine Zeit, wo ähnlich gefärbte Blumen überhaupt nicht zur Verfügung stehen und feine Sachen im allgemeinen noch knapp sind. Der Blütenreichtum der Pflanzen ist erstaunlich; dies möge die Textabbildung Seite .58.") veranschaulichen. Um die zartfarbigen Blüten vor Beschmutzen durch Schlagregen zu bewahren, ist es zweckmäßig, sie durch überlegte Fenster, unter denen die Luft hindurehstreichen kann, zu schützen. Durch Einpflanzen in einen kalten Kasten läßt sich auch der Flor noch um etwa 14 Tage 584 Die Gartenwelt. IX, 49 verfrühen. Sonst sind die Pflanzen völlig winteiiiart und bedürfen keiner Deckung. Zum guten Gedeihen erfordern sie, wie alle Aurikeln, einen kräftigen, nahrhaften, wenn möglich etwas lehmigen Boden. Die Vermelu-ung durch Zerteüen bietet keinerlei Schwierigkeiten, dagegen kommt die Sorte aus Samen, den sie wenig ansetzt, nicht echt. 2. Primula Auricula „Bavaria". Von Heinrich Kohlmannslehner, Haadelsgärtner, Biitz-Berliu. Fast könnte die beiliegende naturgetreue Farbentafel eine nähere Beschreibung meiner mitdargestellten Primula Auricula „Bavaria" überflüssig erscheinen lassen, trotzdem seien wissenswerte Einzelheiten mitgeteilt. Vielleicht ist diese veilchenblaue Aurikel nichts Neues, sie mag hin und wieder in den Kulturen unserer Stauden- und Aurikel- ZOchter anzutreffen gewesen sein, aber man hat sich mit einer Reinzucht dieser heiTÜchen Farbe bis jetzt nicht be- faßt. Umfragen in englischen und deutschen Stauden-Gärtnereien ergaben jedoch, daß als „Kultur- sorte" eine veilchenblaue Aurikel nicht vorhanden war, als ich vor einigen Jahren diese Züchtung von einem Geschäftsfreunde mit allen Eigentums- rechten erwarb. Vordem ließ ich mir natürlich einige Male Blumen schicken und konnte daran konstatieren, daß diese Züchtung etwas wh-klich Schönes und. in der Farbe etwas Auffälliges war. Der Kauf kam zustande und ich unterließ es nicht, Autoritäten um deren Beurteilung anzu- gehen. Der Verein der Berliner Blumen-Geschäfts- inhaber ließ durch eine Kommission die dortselbst zum Wertzeugnis angemeldete Züchtung gewissen- haft prüfen und die Preisrichter gaben bei ein- stimmiger Erteilung des Wertzeugnisses dazu fol- gendes Protokoll: „Am 26. AprU 1903 wurden von Herrn Heinrich Kohlmannslehner, Britz, Rudowerstraße, dem Verein der Blumengeschäftsinhaber in Berlin zu Händen seines Vorsitzenden abgeschnittene Blumen von Primula Auricula in bisher noch nicht existieren- der Farbe mit dem Ersuchen zugesandt, dieselben von Mitgliedern des Vereins bewerten lassen zu wollen. Die hierauf berufenen Preisrichter, die Herren H. Krüger, Flensburgerstr. 417, Julius Zander, Königin Augustastr. 30 und A. Nigrin, Friedrich Wilhelmstraße 3, hielten am selben Tage in Steglitz, Restaurant Schloßpark, eine Sitzung ab, in welcher diese Neuheit mit Freuden begrüßt und ihr einstimmig ein Wertzeugnis erster Klasse zuerkannt wurde. Begründung: Die dem Verein über- sandten Blumen von Primula Auricula sind wohlriechend, sehr großblumig und besitzen eine dem Veilchen ähnliche Farbe, innen ein weißes Auge. Diese Blume ist nach unserem Gutachten sehr wohl berufen, einen guten Platz in der Binderei einzunehmen, da dieselbe eine Farbe besitzt, welche bisher grade in der Blütezeit der Aurikel fast gänz- lich fehlte, und diese Farbe in der Binderei mit besonderer Vorliebe zu Zusammenstellungen von Arrangements be- nutzt wird." Wenn das vorgenannte Urteil der „Bavaria- Aurikel" einen besonderen Wert als Schnittblume zumißt, so verdient diese Züchtung besondere Beachtung seitens der liandschafts- gärtner und der Gartenfreunde, fehlen uns doch besonders unter den Frühjahrspflanzen schöne, blaublühende Gruppen- blüher. Eine Gruppe dieser veilchenblauen Aurikel, mit Arabis oder mit der cremefarbigen „Germania-Aurikel^^ ein- gefaßt, gewährt einen entzückenden Anblick und in jedweder Pflanzungsweise wird man schöne FarbenefFekte mit der „Bavaria" erzielen. Im Herbst eingetopfte Pflanzen, im kalten Kasten getrieben, ergeben fernerhin reizende Verkaufs- püanzen, weil die eigenartig schöne, veilchenblaue Färbung be- kanntlich auch unter den Marktpflanzen selten und begehrt ist. Es würde mich sehr freuen, wenn meine veilchenblaue Aurikel und auch die cremefarbige meines Freundes Georg Arends, Ronsdorf, dazu beitragen würden, das Interesse für die im Frühjahr blühenden Aurikeln wieder wachzurufen, damit diese alte, schöne Pflanzengattung wieder zu neuen Ehi'en gebracht wird. Laube im Bürgerpark zu Stendal, deren Robinienpfosten bis auf zwei angewachsen sind und dem Lichte zu getrieben haben. Im Hintergrunde Schillerdenkmal. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Kongresse, Versammlungen. Bericht über die XIV. Jahresversammlung der Deutschen Dendrologisclien Gesellschaft in Konstanz vom 7. bis 10. August 1905. Von St. Olbrich, Zürich V. He IL Lerr Hofgartendirektor Graebener- Karlsruhe hielt hierauf einen Vortrag über „Die in Deutschland winterharten Magnolien". An der Hand von einem sehr reichhaltigen Denionstrationsmaterial behandelte der Vortragende den Stoff sein- ausführlich und ich möchte fast sagen so genau, als wenn es sich um eine Monographie handeln würde. Es ist immöglich, auch nur etwas auf die interessante Materie einzugehen, da mir nicht alle Namen verständlich waren, ich muß daher auf den Jahresbericht der D. D. G. verweisen, um Unrichtig- keiten zu vermeiden. Die Diskussion wurde vom Vorsitzenden be- nutzt, um darauf hinzuweisen, daß Herr Hesse in Weener fast alle im Vortrag erwähnten Magnolien in Kultur hat. IX, 49 Die Gartenwelt. 585 Dann begann Herr Otto Froebel seine dendrülogische Plauderei über einige interessante und seltene Koniferen und über eine neue Sorbus. Von den Koniferen waren es Picea Omorica mit den charakte- risierten Nadüln, Picea excelsa alpestris und Picea excclsa caerulea, die je in einem kleinen Exemplar vorgeführt wurden. Die Benennung „interessante und seltene Koniferen" war wohl etwas unglücklich gewählt. Die Geschichte mit der charakterisierten Form der P. Omorica ist schon so häufig in Wort und Schrift erläutert worden, daß sie den Dendrologen vollständig bekannt war. Picea excelsa alpestris ist eine Form der so viel gestalteten Fichte, welche mehr im Walde als im Garten ein Interesse erwecken kann. Picea excelsa caerulea, welche im Neuenburger Jura im Walde gefunden wurde, existiert schon seit längerer Zeit; Breinig in Mülheim a. Rh. brachte sie in den Handel, sie hat aber wenig Verbreitung gefunden, weil wir viel schönere bläuliche Picea besitzen. Die erwähnte neue Sorbus war Sorbus cuspidata, wovon ein Zweigabschnitt vorlag. Besonders ^^^i ;*-i.a^ "^rs^ ir-^H»l«^^|ij4*3P'^^l£SMP>i'j"flS¥'^ ■ '-4 •" ^fSMB^v' m^^S^m^^^^^ Bfeyjrf ^^j^^^^^MSt^ m H»3Mg@feSPWBR^^gfe>^ ß^b ^I^HU^H^Hkh^^%»ii^^^w^^^äH^HMNHt* H^BJI^^^^F/ «T^^^^I^mmk^^^^BR-* Jn^^^lH^I H&i^ Primula Auricula „G in den Kulturen von Georg Arends aufnähme für die „Gartenwelt". neu ist die Sorbus nicht, denn ich sah sie schon vor 14 Jahren im Forstgarten zu Hannoverisch Münden, auch ist sie schon in ver- schiedenen Gälten verbreitet. Übrigens ist Sorbtis cuspidata zärtlich und friert in strengen Wintern stai'k zurück. Die Diskussion stellte das fest. Herr Garteninspektor Purpus- Darmstadt berichtete über die an dendrologischen Schätzen .sehr reiche Baumschule von Simon Louis freres in Plantieres bei Metz und legte von dorther stammende Zweige verschiedener interessanter Gehölze vor. So von Tilia mongolica, einer Art, deren Laub in der Form zwischen Birke und Pappel steht und ganz rote Blattstiele aufweist; ferner TiHa miqueliana mit besonders lang zugespitztem, unterseits weißlichem Blatt; Zweige mit Zapfen von Pintis hungeana, einem Baum, der seine Rmde alljährlich abwirft wie die Platane; Ligustrum yunnanense, eine außergewöhnlich großblättrige Art; Torreya nu£ifera mit vielen großen Früchten besetzt; Populus pekinensis, eine großblättrige Silberpappel; Clematis pseudococcineamit hellroten, langen, trompeten- förmigen Blüten; Crataegus Chamaemespilus, wo die beiden typischen Formen and die Übergangsform auf einem Zweig vertreten waren; Berberis sanguinea, eine äußerst zierliche feinhiättrige Berberitze; Aesculus Hippocastanum incisa mit tief eingeschnittenen Blatt- rändern, die schon vor 40 Jahren in den dortigen Baumschulen ge- funden wurde, jetzt aber wieder von einer anderen Firma als Aesculus Henkeli als neu angeboten wird. Ferner Zweige von Syringa villosa, pubeseens*) und Bretschtieideri , die im Handel häufig falsch vorkommen. Darüber entspann sich eine interessante Diskussion. Der Verfasser dieses Berichtes konnte bestätigen, daß er alle Pflanzen, die hier als Zweige vorlagen, vor kurzem an Ort und Stelle gesehen hat und konnte auch auf die reichen Gehölzsammlungen der erwähnten Baumschule aufmerksam machen. Am 8. August nachmittags begab sich die* Gesellschaft mit der Bahn nach der Schweizerischen Station Ermatingen, um das oberhalb dieser Station gelegene Schloß Arenenberg und dessen Park zu besichtigen. Das Schloß istEigeutiim der Exkaiserin Eugenie von Frankreich und birgt in seinem Innern viele historische Merkwürdigkeiten aus der Glanzzeit von Napoleon III. Der um das Schloß angelegte Park enthält sehr interessante Gehölze, die ein- Kehend besichtigt wurden. Der Park umgibt das auf einem Hügel liegende Schloß, von dessen Terrasse aus sich eine unvergleichlich herrliche Aus- sicht auf einen Teil des Boden- sees, den sogenannten Untersee und die in demselben liegende Insel Reichenau bietet. Ebenso überblickt man von da aus die meisten der stattlichen Koniferen des Parkes. Das Besitztum wurde vor ca. 75 Jahren von der Mutter Napoleons III., der nachmaligen Königin Hortense, erworben und von der Zeit stam- men auch die Anpflanzungen, während die nahen Waldungen schon bestanden, die Eichen von 472 m Stammumfang aufweisen. Im Park begegneten wir unter Führung von Obergärtner Simon einer streng säulenförmig wachsenden 20 m hohen Sequoia gigantea von wunderbarer Schön- heit; Abies Pinsapo von 14 m Höhe, der im Winter von 1879 zu 1880 die Spitze erfror und dann mit zwei Gipfeln austrieb, die sich inzwischen so gewaltig entvpickelt haben, daß es aus- sieht, als stünden zwei Bäume neben einander. Außer riesigen Blutbuchen, Tulpenbäumen, Platanen, amerikanischen Linden und Birken sind noch verschiedene, dicht ge- wachsene C hamaecyparis lawsoniana von 10 m Höhe, Chamaeeyparis nutka'ensis von 12 m u. a. m. vorhanden. Von hier aus ging es auf gut angelegten Straßen, die mit herrUchen Obstbäumen dicht bestanden sind, nach Schloß Castel. Diese sehr ausgedehnte Besitzung liegt auch auf einem Hügel, gehörte früher einem Baron von Scherrer und ging nach dessen Tode in den Besitz des Herrn von Stockar in Zürich über. Der frühere Besitzer, ein begeisterter Pflanzenfreimd, ließ durch seinen Obergärtner Schneider die Umgebung des Schlosses mit vielen seltenen Gehölzen bepflanzen, die heute, dank der bevor- zugten Lage und der guten Bodenverhältnisse, %vahre Prachtexemplare sind. Hier stehen enorme Exemplare von Cetlrus atlantica glauca, Abies cephalonica, Chamaeeyparis lawsoniana erecta viridis, Oryptomeria japouica, Thuja, Sequoia gigantea, Libocedrus *} Anmerkui rinianum Seite 182 pubeseens, Turcz. g der Kedaktion. Nach Fruticetum Vilmo- st Syringa villosa, Vald. non Sargent := Syringa Die Gartenwelt. IX, 49 deeurrens, riesige Picea cxcclsa pendula, eine ebensolche Jiiglans nigra, deren Äste auf dem Boden liegen und mit Imnderten von Misteln bedeckt sind, sowie prächtige alte Silberlindeu und eine extra starlie Robinia Pseudaeacia. Die Zeit war zu kurz, um die Höhen- maße der angegebenen Bäume aufzunehmen. In einstündiger Wagen- fahrt ging es durch schmucke Dörfer, in denen der Blumenschmuck an allen Häusern, nicht weniger auch an ihren Fenstern auffiel, aus dem Schweizerlande der Stadt Konstanz zu. Abends versammelten sich die ca. 60 Teilnehmer in dem prächtig gelegenen Stadtgarteu, in dem, zu Ehren der Dendrologen, ein großes Konzert nebst brillanter Beleuchtung vom Verkehrsverein veranstaltet worden war. Hunderte von Konstanze'r Bürgern nahmen daran Teil. Der zweite Tag, der 9. August, begann mit Erstattung des Geschäftsberichtes von selten des Vorsitzenden, Herrn Grafen von Schwerin. Zuerst wurden die der Geseilschaft im Laufe des Jahres gemachten Schenkungen von Samen, Pflanzen und Photographien seltener Bäume oder ganzer Vegetationsbilder aufgeführt. An Samen wird stets von in Japan und Amerika wohnenden Gönnern der D. D. G. viel gestiftet. Von Photographien sind im Berichtsjahre besonders zu erwähnen Zuwendungen vom Verlag von Gustav Fischer in Jena und von Dr. Bernds in Freiburg i. B. Verschiedene wertvolle Bücher wurden auch der Gesellschaft geschenkt. Angekauft wurden von der Geseilschaft vierzehn Zentner Samen der Magnolia macrophylla, die an einzelne eifrige Mitglieder der Gesellschaft verteilt wurden, um Pflanzen daraus zu erziehen, die dann verteilt werden sollen. Es ist schwer, die Pflanzen in dem ersten Stadium ihrer Entwicklung fort- zubringen, sehr viele bekommen Wurzelfäule in deu ersten Monaten. Die Anzuchtbaumschule der Gesellschaft macht erfreuliche Fort- schritte. Es Fst das Prinzip der Samenverteilung an die einzelnen Mitglieder wegen der vielen Mißerfolge aufgegeben worden, und es kommen nur noch Pflanzen, die etwas erstarkt sind, zur Gratis- verteilung; dieselben werden daher selbst herangezogen. Die Verteilung der von den einzelnen Mitgliedern gewünschten Pflanzen gestaltet sich von Jahr zu Jahr zu einer immer mehr Zeit in Anspruch nehmenden Arbeit. Es müssen die Zahlen der vor- handenen Pflanzen mit den Wunschlisten der vielen Mitgheder in Einklang gebracht und jede Eigenart der Wünsche muß be- rücksichtigt werden. In sehr dankenswerter Weise besorgt der Vor- sitzende die Auslosung der vorhandenen Pflanzen nach einem sehr zeitraubenden, aber gerechten System, während Herr Rusohpler in Dresden den Versand unentgeltlich besorgt. Von dieser Arbeit kann man sich ungefähr einen Begriff machen, wenn man erfährt, daß zwei Gärtner zwei volle Tage brauchten, um nur die Etiquetten für die zu versendenden Pflanzen zu schreiben. Herr Zabel in Gotha, der Altmeister der Dendrologen, wurde zum Ehrenmitgliede und Joh. Rafn, Kopenhagen, zum korrespon- dierenden Mitgliede ernannt. Diese Ernennungen wurden einstimmig und mit Beifall beschlossen. Die Jahresrechnung wurde von den Herren Kneif f und Schinabeck geprüft, für richtig befunden und dem Geschäftsführer Decharge erteilt. Die Wahl des nächs-fjährigen Versammlungsortes fiel einstimmig auf Oldenburg. Der bisherige Vorstand wurde in seiner Zusammensetzung wiedergewählt und dabei besondere der großen Verdienste des Vor- sitzenden und des Geschäftsführers gedacht, die das Ansehen der Gesellschaft in die weitesten Kreise getragen haben. Nach Beendigung des Geschäftsberichtes erhielt Herr Schelle, Univei'sitätsgärtner in Tübingen, das Wort. Er erwähnt, welche exotischen Gehölze dort noch den Winter überdauern und berichtet auch über viele Gehölze, die unter verschiedenen oder falschen Namen in Gärten vorkommen mit Angabe ihrer richtigen Benennung. Herr Professor Pf itzer, Heidelberg, hielt darauf einen Vortrag „Über Bambuseen und Arundinaceen". Au der Hand von einem äußerst sorgfältig gewählten und umfangreichen Herbarmateriale be- gründete er die Benennung der einzelnen Arten, die gar nicht so leicht sei, weil es sehr selten Blüten von Bambuseen gibt und ge- wöhnlich das Material von den existierenden Herbarien ungenügend ist, es fehlen meistens die Schuppenhüllen und Nebenblätter, die aber sehr wichtig zur Bestimmung sind. Alles, was in Gärten als Bambusa vorkommt, gehört zur Gattung Phyllostachys. Die Aus- sprache über diesen interessanten Vortrag zeitigte noch manches Wertvolle über diese sehr dekorativen Gräser. Der nächste Vortrag wurde von Herrn Hofgärtner No hl -Insel Mainau gehalten über „Geschichte der Anpflanzung auf der Insel Mainau und Beobachtungen über die dortigen Exoten". Der Boden auf der Mainau ist nicht besonders gut. Pseudotsuga gedeihen dort nicht. Die große Ceder, welche im Schloßhofe steht, wurde als größeres Exemplar vom Bahnhofsgarten in Müllheim dorthin gebracht. Der Winter 1904/05 war mit seiner plötzhch einsetzenden Kälte etwas unangenehm für die Koniferen. Es erfror ein drei Meter hohes Exemplar von Cupressus ammiica. Das weitere aus dem interessanten Vortrage finden wir nachstehend bei der Beschreibung der Exkursion nach der Insel Mainau. Nach Beendigung des Vor- trages wurde jedem Teilnehmer (die Zahl hatte sich um eine Anzahl neuhinzugekommener vermehrt) ein Führer durch die Insel Mainau überreicht, um ein bleibendes Andenken an diese prächtige Heimstätte von Koniferen zu besitzen. Es folgten dendrologische Mitteilungen von Herrn Beißner- Poppelsdorf über neuere oder empfehlenswerte Gehölze. Wegen seines wertvollen Holzes empfiehlt er Sorbus torminalis als Wald- baum. Alrebia lobata ist schöner als A. qtiinata, Hex latifolia ist mit seinen bis -0 cm Länge erreichenden Blättern ein sehr auf- fallender, immergrüner Strauch. Yucea karlsruhensis, ein Bastard von Ymcxi glaiica X Y. filamentosa, ist äußerst dekorativ und empfehlenswert. In neuerer Zeit sind wieder an einzelnen Stellen Pyramidenlinden aus Samen gefallen, welche man schon früher in alten Parks sah. Man erörterte noch die Erscheinung, daß männliche oder weibliche Pflanzen plötzlich, ohne erkennbare Ursache, einen Ast oder Zweig mit Blüten des anderen Geschlechts treiben können und dann fruktifizieren. Es wurde besonders Taxus ei-wähnt. Pflanzen, die nur als männhch bekannt waren, wurden weibhch und umgekehrt, das heißt beide Geschlechter kamen auf einer Pflanze vor. Ein Extradampfer beförderte die Versammlungsteilnehmer, deren Zahl auf 75 angewachsen war, nach Überlingen, um die herrlichen Koniferen in dem dortigen Stadtgarten zu besichtigen und dann nach der Mainau. Der Bürgermeister der Stadt Überlingen übernahm unter Assistenz des Stadtgärtne'rs Hoch die Führung. Der Garten ist nach Norden ganz geschützt und hat eine für Koniferen vorzüglich ge- eignete Lage. Man muß die Pflanzen gesehen haben, um sich eine Vorstellung davon machen zu können. Die Artenzahl ist sehr reich- haltig, und ich will nur einige der stärksten Exemplare erwähnen: Chamaecyparis lawsoniana, pemlula, 13 m hoch; Abtes cephalonica, 9 m hoch; Cedriis Deodora, 15 m hoch; Cedrus Libani, 14 m hoch; Picea Orientalis, 15 m hoch; Pseudotsuga Doiiglasi, 15 m hoch; Tsuga canadensis, 10 m hoch; Thuja gigantea und Libocedru-s deeurrens, 19 m hoch u. a. m. Ferner ist der Stadtgarten berühmt durch eine große Sammlung Sukkulenten, worunter speziell ganz enorme Opuntien. Die Stadt Überlingen, in prächtiger Lage am Bodensee, tut sehr viel zur Verschönerung ihrer Umgebung durch Anlage von schattigen Alleen und Promenaden am See, die durch großartige Auffüllungen in den letzten Jahren immer vermehrt wurden. Ein Dampfer brachte die Teilnehmer dann nach der Mainau. Die Insel Mainau, 44 ha groß, im Privatbesitz Sr. Königl. Hoheit des Großhorzogs von Baden, wurde im Jahre 1853 erworben. Das Hoch- plateau dieser idyllisch gelegenen Insel war vordem ausschließlich mit Obstbäumen bepflanzt. Der Hohe Herr, stets ein eifriger Dendrologe, heß darauf mit den Koniferenpflanzungen beginnen, die sich heute in fast allen Arten und Varietäten, die noch in günstigem Klima im Freien aushalten können, in einer Üppigkeit daselbst vor- finden, wie man sie selten sehen kann. Zu dem außerordentlich guten Gedeihen der Koniferen hat die bevorzugte Lage imd die stets mit Feuchtigkeit gesättigte Luft, die dort meistens herrscht, viel beigetragen. Von den großen Wasser- mengen des Bodensees umgeben, welcher 539 Quadratkilometer Fläche mißt, dessen Spiegel 399 m ü. d. M. liegt imd der eine Tiefe von 140 m hat, bietet diese Insel die günstigsten Bedingungen für das Gedeihen IX, 49 Die Gartenwelt. b87 von Koniferen, welche alle einen hohen Feuchtigkeitsfjrad der Luft bevorzugen. Dom Wasser entströmt im Winter ziemlieh viel Wärme, welche sicli als Nebel der Umgebung mitteilt und so eine intensive Winterkälto nicht aufkommen läßt. Das Frühjahr dagegen tritt dort wieder später ein. Die Wassermassen sind sehr abgekühlt und werden durch die Schneeschmelze der umgebenden Gebirge noch mit kaltem Wasser fortgesetzt versehen. Deswegen beginnt die Vegetation ziemlich spät und Spätfröste können den sonst empfindlicheren Koniferen nichts anhaben. Die Insel Mainau ist wohl der nördlichste Platz, wo die echten Oypressen noch gut im Freien aushalten und zu stattlichen Exemplaren von 12 m Höhe herangewachsen sind. Wir finden die Sorten Oupressits semperrirens fasfii/iata , horizontalis und fiinehris in prachtvollen Exemplaren, die nur noch diesseits der Alpen übertroffen werden von solchen an den geschützten Ufern des Genfer Sees, z. B. m Territet, Montreux und Ciarens. Die Cedern haben sich in verschiedenen Arten auf der Mainau herrlich entwickelt, wiewohl ihre ersten Anpflanzungen nur etwas über 40 .Jahre zurückliegen. Dagegen treffen wir in der Umgebung von Genf riesige Exemplare vou Cedrus Libani, die schon im Jahre 1778 angepflanzt wurden. Wir finden auf dem Schloßhofe der Insel Mainau*) eine Cedrus Deodara, die 186.5 gepflanzt wurde, von 23 m Höhe und 13 m Kronendurchmesser. Dann eine 1863 gepflanzte Cedrus Libani von 20 m Höhe, die sich inmitten anderer Cedern ganz in fraier Lage befindet. Die in Japan heimische Oryptomeria japonica und Varietät eleyans gedeihen hier wie in der Heimat. Wir sahen im Jahre 1870 gepflanzte Exemplare von 10—17 m Höhe in tadelloser Entwicklung, ebenso riesige Chamaecyparis laivsoniana. Unsere Edeltannen finden wir auf der Mainau großartig vertreten; Abtes nobilis von 7 m Höhe, Picea morinda von 13 m Höhe, ferner Abies numidica, nordmanniana^ Picea ormitalis, Abies webbiana u. a. Ebenso sind die Cupressineen zahlreich vertreten, wie Ldbocedrus decurrens, Biota orientalis und aurea, Juniperus Sabina fastigiata von ö'/^ m Höhe, welche in ihrem Habitus ganz an die echten Cypressen erinnert und an deren Stelle in nordischen Gegenden auch verwandt werden könnte. 70jährige riesige Juniperus virginiana im Schloßhofe zeigen uns, wie aus- gewachsene Pflanzen so ganz anders aussehsn wie Baumschulen- exemplare. Es sind dies auch die ältesten Koniferen der Insel, außerdem gewöhnliche Picea exeelsa im Waldbestande. Die in Wuchs, Form wie Belaubung eigentümlichen Koniferen, die Araucarien, sind in der Art imbricata, die einzigen, welche man im Freien in Mitteldeutschland noch fortbringt; außer einer Allee jüngerer Pflanzen auch in großen Exemplaren vertreten. Wir sehen ein tadelloses Exemplar, welches im Jahre 1865 gepflanzt wurde, von 9 m Höhe und 6 m Breite. Sehr verschieden ist die Widerstandsfähigkeit gegen die Un- bilden des Winters bei Araucaria imbricata. Wir trafen oft Exemplare in Höhenlagen an, wo man es kaum für möghch halten würde, daß sie den Winter über aushalten würden. So z. B. kenne ich ein Exemplar auf dem Gotthard in Airolo, bei 1100 m Höhe über dem Meer, welches sich ausgezeichnet entwickelt, sogar einige Cedern stehen in diesem geschützten Garten in Airolo. Ein Pracht- exemplar von Araucaria imbricata^ denen auf der Mainau ziemlich überlegen, steht am Bodensee bei Walzenhausen in der Schweiz 540m über dem Meer. Die Pflanze ist 45 Jahre alt und wurde für die D. D. G. photographisch aufgenommen und in Form von Ansichts- postkarten vervielfältigt und den Teilnehmern zum Andenken in mehreren Exemplaren überreicht. In einer erhöhten Lage in Luzern am Vierwaldstätter See finden wir ein ähnliches Exemplar. Es spielen hier individuelle Eigenschaften der einzelnen Pflanzen, Ge- sundheit und passender Standort eine ganz spezielle Bolle, die be- treffs ihrer Widerstandsfähigkeit oft alle Theorien über den Haufen warfen. Daß jahrelange fortgesetzte Akklimatisationsversuche mit *) Anmerkung der Redaktion. Vergleiche IV. Jahrgang, Seite 524. exotischen, immergrünen Gehölzen auch auf der Mainau ausgeführt wurden und noch heute vorgenommen werden, darf wohl als selbst- verständlich angesehen werden. Die Erfahrungen mit den ver- schiedenen Pflanzen sind oft ganz andere als vermutet werden konnte. Es waren dauernd nicht fortzubringen: Laurus nobilis, Olea, Camellia, Magnolia grandiflora; letztere hat man z. B. in verschiedenen süd- französischen Städten als Promenadenbäume. Dagegen haben sich als winterhart gezeigt: Viburnum Tinus und lusitanieus, Quercus llex, Nandina domestica, Edgeworthia chrysanUm, u. a. m. Gedacht sei auch an dieser Stelle des erst vor wenigen Jahren verstorbenen Pflanzers und Pflegers der herrlichen Koniferen auf der Insel Mainau, des Hofgarteninspektors Eberling. Über 40 Jahre hat er hier rastlos gewaltet und den Grund zu dem gelegt, was heute zu sehen ist. An seiner Lieblingsbank, mit Ausblick auf eine schöne Koniferenpartie, war von Freundes Hand pietätvoll ein Kranz zu seinem Andenken niedergelegt. Ein Rundgang durch das Schloß und die Besichtigung der sehr ausgedehnten Ökonomie beendete den genußreichen Nachmittag. Ein Dampfer beförderte die reichlich befriedigten Dendrologen nach Konstanz zurück. (Schluß folgt.) Ausstellungsberichte. Die Gemüseschau auf der Ausstellung der D. L.-G. in München vom 29. Juni bis 4. Juli 1905 *) iVn die schon in No. 46 Seite 545 beschriebene Obstsohau war eine Gemüseschau angegliedert. Die hervorragendste Leistung fäUt in dieser Abteilung unstreitig den bamberger Gärtnervereinen, Gärtnern una der Kgl. Winterschule in Bamberg zu. Die bamberger Gemüsezucht hat einen unbestrittenen Ruf. Es waren hauptsächlich Freilandgemüse in Pyramiden imd sonstigem Arrangement aufgebaut. An der Ausstellung beteiligten sich: die Kgl. Winterschule Bamberg mit Erbsen, Bohnen, Schwarz- wurzeln, Rhabarber, Frühkartoffeln in 8 Sorten und Küchenkräutern. Die Produkte entstammten dem Versuchsgarten dieser Anstalt, dessen beigegeben war. Der Obere Gärtner-Ver )rg /"irsing und Kartoffeln erg Sammlungen von hatte eine Sammlung von Salaten, Radieschen, gebracht; der Untere Gärtnerverein Ban Rettichen, Kohlrabi. Wirsing, Karotten, Salati Herr Nioolaus Badum, Gärtner in Bamberg, beschickte die Ausstellung mit Gemüse aller Art in bester Qualität. Von den übrigen Gemüsegärtnern Bambergs, die als Emzelaussteller auftraten, läßt sich nur berichten, daß sie ihre Produkte wie die oben besagten in mus.tergiltiger Ware und Weise zur Schau gestellt. Die ganze Bamberger Ausstellung war dazu angetan, dem Beschauer ein Bild von der Bedeutung und Leistungsfähigkeit des dortigen Gemüsebaues zu geben. Der Rheinpfälzische Gemüsebau, dei- in einzelnen Gegenden treffliches leistet, war leider wenig vertreten. Repräsentiert wurde derselbe durch die „Bobenheimer Rettiche". Die Rettichkultur in Bobenheim a. Berg hat eine überaus große Ausdehnung und ihre Erzeugnisse sind ausgezeichnet. Kleinere Partien von Ge- müse luad Spargeln hatte die ' Firma J. C. Eberhard- Speyer in hübscher Verpackung ausgestellt. Der Gemüsebau Ober- frankens war durch seine bekannten Meerrettiche vertreten. Schöne Spargel hatte die im letzten Jahre ins Leben ge- rufene Spa r gelver kauf s stelle Dudenhofen bei Speyer zur Ausstellung gesandt. Die dortselbst gezogenen Spargel zeichnen sich durch besonderen Wohlgeschmack aus und bilden deshalb einen be- gehrten Handelsartikel bis weit über die Grenzen der Pfalz hinaus. Herr Rittergutsbesitzer Koller, Kattern (Schlesien) beschick-te die Ausstellung mit Rhabarber und Spargel von bestem Aassehen. Herr Paul Uiemanu, Paulshof bei Scliermen, Bezirk Magdeburg, hatte ebenfalls einiMi iiüeressaiiten Beitru.i;- zur Ausstellung geliefert. ') Wegen RaumiiKuigci verspätet. Gartenwelt. IX, 49 Der von ihm ausgestellte Spargel war nach Ergebnissen angestellter DüngUDgsversuche sortiert. Die Versuchsresultate füge ich, da sie gewiß auch für weitere Kreise von Interesse sind, in einer Tabelle zusammengestellt, bei. Düngung Ert ■äge Gesamt- p. ha neben Stallmist I. Qual. II. Qual. UI. Qual. IV. Qual. ertrag jährlich kg kg ; kg kg kg Ungedüngt, d. h. ohne Kunstdünger 953 859 711 846 3369 ■400 kg 40°,, Kali 1 500 kg Thoraasmehl 400 kg Chilisalpeter J 1404 1075 766 623 3868 500 kg Thomasmehl \ 400 kg Chilisalpeter J 1137 974 748 671 3530 Rhabarber und Meerrettiche wurden noch vom Kgl. Landwirt- schaftslehrer Herrn Schleyer in Fürth und Herrn Deck mann, Erfurt ausgestellt. Die Firma Mayer-Frankentlial war mit Frühkartoffeln ver- treten. Ein schönes Modell eines Rheinschiffes stach derartig hervor, daß die Kartoffeln fast verschwanden. Die schöne und reichhaltige Gemüseausstellung fand allgemeinen Beifall. Die Aussteller waren mit der Zusammensetzung des Preis- gerichtes nicht ganz einverstanden und es erscheint zweckmäßig, der D. L.-G. die Beiziehung von anerkannt tüchtigen Gemüsegärtnern zum Preisrichterkollegium anzuraten. Jedenfalls hat die Gemüse- ausstellung, deren Gelingen wie bei der Obstschau größtenteils dem umsichtigen und eifrigen Wirken des bayerischen Staatskonsulenten Herrn Rebholz zu verdanken ist, gelehrt, daß in Bayern auf dem Gebiete des Gemüsebaues sohou sehr viel geleistet wird und daß man das Bestreben hat, Ertragsmenge und Güte der Produkte durch Belehrung, Versuchsanbau und Düngungsversuche zu steigern. St. Tagesgeschichte. Berlin. Um den Obst- und Südfrüchte- Verkauf auch auf die Sonn- und Feiertage bis nachmittags 6 Uhr auszudehnen, sind einflußreiche Personen bei der Regierung voi-stellig geworden. Man will damit dem Alkoholismus entgegenwirken. Derzeit finden bei den Polizeiorgauen Erhebungen darüber statt. In Süddeutschland ist der Straßen verkauf von Obst während der fraglichen Zeit bereits gestattet. Dresden. Eine dritte deutsche Kunstgewerb^aus- stellung wird in Dresden vom 12. Mai bis 31. Oktober 1906 ver- anstaltet. Die Stadt hat zu diesem Zweck den Ausstellungspalast nebst Park zur Verfügung gestellt. König Friedrich August hat das Protektorat übernommen. Zur- Vorbereitung der Ausstellung, die ein Bild von der Kunst und dem Kunsthandwerk unserer Tage geben will, sind unter dem Vorsitz von Fachleuten Ausschüsse eingesetzt für bildende Kunst, Raumkunst, kirchliche Kunst nebst Priedhofskunst, Volkskunst, für Techniken und Schulen, für kunstbandwerkliche Einzelerzeugnisse, für kunstindustrielle Vorbilder und Materialgruppen, Maschinen und Werkstätten. Auch Eiiizel- wohnhäuser außerhalb des Hauptgebäudes werden zur Schau gestellt werden, bei denen der Anlage des Gartens besondere Aufmerksam- keit geschenkt werden soll. — Für alle Gebiete des Kunsthandwerks sind selbstverständlich unter Vorsitz von Fachleuten Ausschüsse ge- bildet. Wo sind da wieder die Vertreter unserer so viel gepriesenen Gartenkunst geblieben? AVäre es nicht endlich einmal an der Zeit, daß der hierzu berufene Verein deutscher Gartenkünstler sich regt und ein Lebenszeichen von sich gibt? K. P. Wien. Der Stadtrat hat das Detailprojekt für die gärtnerische Ausgestaltung des restlichen Teiles der Elisabethpromenade genehmigt. Es betrifft dies die. Strecke von der Mosergasse bis zur Brigitta- brücke. Die Kosten stellen sich auf 80000 Kronen. Worms. Der Rosengarten - Ausschuß beschloß ein Preisaus- schreiben zur Erlangung von Entwürfen für die geplante Rosengarten- anlage, eine Idee, für die sich auch die drei um ihre Ansicht be- fragten Fachmänner Gartendirektoren Siebert - Frankfurt, Bertram- Dresden und Garteninspektor Beißner-Bonn aussprachen. Ais Preise wurden 500, 250 und l;^ö Mk. ausgesetzt. Ein Teil des Geländes soll schon im kommenden Frühjahr angelegt werden. Bis dahin wird auch das für den Worniser Kosengarten bestimmte Hagen-Standbild, mit dessen Anfertigung Bildhauer Johann Hort-Karlsruhe beauftragt ist, fertiggestellt sein. Bevorstehende Ausstellungen. Die actite Deutsctie Datilien - Ausstellung der deutschen Dahlien - Gesellschaft findet von Freita.g, den 8., bis Sonntag, den 10. September d. J. in Verbindung mit der Großen Gartenbau-Aus- stellung in Darmstadt statt. Interessenten sei der Besuch dieser AussteUung hiermit in Erinnerung gebracht. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Die Königl. Gärtner-Lehranstalt zu Dahlem bei Steglitz- Berlin läßt in der Zeit vom 2. bis 13. Oktober 1005, jedesmal um 5 Uhr nachmittag beginnend, sechs gartenkünstlerische Vorträge mit Lichtbildern nach folgeudem Programm abhalten. 1. „Entwickelung des Gartens" durch Abteilungsvorsteher Willy Lange; Montag, den 2. Oktober. 2. „Landhaus und Garten" durch Regierungsbaumeister Otto Stahn ; Mittwoch, den 4. Oktober. 3. „Gartenkunst im Dienste der Öffentlichkeit" durch Abteilungsvorsteher Fritz Zahn; Freitag, den 6. Oktober. 4. „Gartenge staltung und Natur" durch Abteilungs- vorsteher Willy Lange; Montag, den 9. Oktober. 5. „Gartenarchitekturen" durch Regieningsbaumeister Otto Stahn; Mittwoch, den 11. Oktober. ö. „Parkanlagen" durch Abteilungsvorsteher Fritz Zahn Freitag, den lü. Oktober. Das Honorar für die sechs Vorträge beträgt 6 Mark. Es wird gebeten, 6 Mk. und 5 Pfg. vor Beginn des Kursus an die hiesige Anstaltskasse mittels Postanweisung einzuzahlen und die Quittung darüber bei dessen Beginn als Legitimation vorzuzeigen. Nachschrift der Redaktion. Es ist schade, daß sich die Direktion nicht entschließen kann, die Vorträge anderswo als in dem von allen Verkehrsmitteln abgelegenen Anstaltsgebäude halten zu lassen. Viele wird der zeitraubende Weg davon abhalten, sich als Zuhöhrer einzufinden. Sollte sich kein geeignetes Lokal in Steglitz ausfindig machen lassen? Aus den Vereinen. Die „Deutsche Dendrologische Gesellschaft" beschloß in ihrer von 70 Mitgliedern besuchten Jahresversammlung zu Konstanz, ihren nächsten Kongreß Anfang August 1906 in Oldenburg ab- zuhalten, von wo aus die dendrologischen Anlagen in Bremen, Rastede, Lützburg, Ebenburg und Weeuer besichtigt werden sollen. Personal-Nachrichten. Rafn, Joh., Waldsamenhändler in Kopenhagen, wurde von der „Deutschen Dendrologischen Gesellschaft" zum korrespondierenden Mitgliede erwählt. Sigismund, Oswald, Gutsgärtner in Staffeide im Kreise Ost- havelland und Weber, Franz, Bahngärtner zu Wasserliesch im Landkreise Trier, wurde das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. Zabel, H., Kgl. Gartenmeister a. D. zu Gotha, wurde von der „Deutsehen Dendrologischen Gesellschaft" zum Ehrenmitgliede erwählt. Verantwortl. Redakteur: Ma dnrffer, Berlin. — Verlag v. Richard Carl Schmidt & Co., Leipzic. — Dmck; Anhalt. Bnohdr. ßutonberg.e. fl. m. bi Illustriertes Wochenblatt für den oresamten Gartenb au. Jahrgang IX. 9. September 1905. No. 50. Nachdruck und NachbUdung aus dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt* Ausstellungsberichte. Die Allgemeine Gartenbaii-Ausstellimg in Darnistadt. Vom Herausgeber. (Hierzu vier Abbildungen.) U nter den Ausstellungen, die im Verlaufe des letzten Jahrzehnts in Deutschland veranstaltet worden sind, nimmt die Darmstädter Ausstellung vielleicht den ersten Platz ein; nicht etwa in bezug auf ihre Größe und Vollkommenheit, sondern ausschließlich durch ihre Eigenartigkeit und zwar durch eine Eigenartigkeit, die sicherlich in gärtnerischen Kreisen die verschiedenartigste Beurteihmg finden und, wie ich gleich im voraus bemerken möchte, den größten Wider- spruch hervorrufen wird. Dieser "Widerspruch Avird sich in der Hauptsache auf den landschaftsgärtnerischen Teil des Unternehmens erstrecken, in welchem Künstler und Architekten dominieren, während die Berufsgärtner, von zwei Ausnahmen abgesehen, diesen Eindringlingen in das gärtne- rische Bereich nur Handlangerdienste geleistet haben. Ich muß es mir heute leider versagen, auf den landschaftsgärtnerischen Teil der Aus- stellung einzugehen, da meine diesbezüglichen Aufnahmen nocli nicht reproduziert sind, ich behalte mir dies für das nächste Heft vor. Neben dem landschaftsgärtnerischen Teil, der dem ünternelimen den Charakter aufdrückte, hen-schte die Wasserflora vor. Darmstadt ge- nießt längst in gärtnerischen Kreisen den Euf einer Wasserpflanzenstadt, der durch den als tüchtigen Kultivateiu bekannten Hofgärtner Herrn Dittmann begründet und durch die Firma Heinrich Henkel befestigt worden ist. Diese beiden sind es auch, die auf dem Ge- biete der Kultur von Sumpf- und Wasser- pflanzen auf der Darmstädter Ausstellung Großes, ich möchte sagen Unerreichtes ge- leistet haben. Die zahlreichen Handelsgärtner von Darm- stadt und Umgebung haben sich redlich be- müht, den gegenwärtigen Stand gärtnerischer Handelskulturen zur Anschauung zu bringen, ohne mit wirklich vorzüghchen Leistungen dominieren zu können. Eine große allgemeine Beteiligung der Handelsgärtner des Reiches war nicht zu er- hoffen, zumal es sich hier erstmals um eine große Aus- stellung ohne jede Prämiierung handelte. Wer sich große Opfer an Zeit und Geld auferlegt, um mit seinen Leistungen vor die Öffentlichkeit zu treten, der wird in den meisten Fällen auch auf eine Prämiierung rechnen; eine Ausnahme machen hier eigentlich nur die glücklichen Besitzer hervor- ragender Neuheiten, in deren eigenstem Geschäftsinteresse es liegt, ihre Kleinode auf besuchten Ausstellungen vorzuführen und damit weiten Kreisen bekannt zu machen. So konnte man denn in Darmstadt feststellen, daß sich nur solche Handels- gärtner in beschränkter Zahl aus weiter Ferne eingestellt hatten, die mit neuen Züchtungen und Einführungen dominieren konnten. Es sei hier noch hervorgehoben, daß die Ausstellimgs- leitung ihrer Aufgabe voll und ganz gewachsen war. Die bpartie aus dem landschaftlichen Garten von Hoflieferant Heinr. Henkel, Darmstadt. Originalaufuahme für die ..Gartenwelt'*, 390 Die Gartenwelt. IX, 50 Ausstellung präsentierte sich am Eröffnungstage, von einigen Kleinigkeiten abgesehen, in allen Teilen als fertiges Ganzes. Ganz besondere Anerkennung verdient auch der stattliehe, ge-w-issenhaft und übersichtlich bearbeitete, mit zahlreichen Abbildungen geschmückte Ausstellungskatalog, der allerdings schon in den ersten Stunden nach Eröffnung der Ausstellung vollständig vergriffen war, sodaß man ihn in den nächsten Tagen weder für Geld noch für gute Worte erhalten konnte. I. Wasserpflanzen. Unter denjenigen Pflanzen, welche die Mode in den letzten .Jahren auf ihren Schild erhob, stehen die Wasser- pflanzen obenan. Wenn auch die Victoria regia durch die Aufnahme ihrer Kultur in einigen botanischen Gärten schon seit Jahrzehnten das Interesse der Gärtner und Pflanzen- -fc.x t^.'.'i:^-^'' ^ ■■,-^?s>.-';fiM-ißenverhält- nisse sind imponierend; es ist 55 m lang, 16 m breit und 71/2 m lioch. Die Abbildung dieser Seite gibt ein Bild seines Äußeren, Abbildung Seite 591 unten zeigt einen Blick in das Innere zur Zeit der beginnenden Vegetation, und die obere Abbildung der gleichen Seite gibt eine Teilausicht des Kulturzustandes am Tage nach Eröffnung der Ausstellung. Rein äußerlich beb-achtet ist das Haus schon merkwürdig durch seine Bauart. Der ganze Bau ist aus rohen, derben Balken gezimmert und mit Ausnahme des Daches sind die übrigen Glasflächen durch Verwendung von Mistbeetfenstern hergestellt. Das Innere des Hauses wird im wesentlichen aus- gefüllt durch zwei ge- mauerte, gewaltige Bas- sins, die durch eine von derFirma G.Schneider, Feuerbach bei Stutt- gai't angelegte, vorzüg- lich arbeitende Heiz- anlage erwärmt wer- den. Das eine schmale Bassin führt an der rechten Seite entlang und ist ausschließlicli mit Lotosblumen be- pflanzt, die eine reiche Blattvegetation entfaltet haben, aber, wie alle frisch verpflanzten Lo- tes, im ersten Jahre nur spärlich blühen. Herr Hofgärtner Dittmann ist der erfolgreichste Kulti- vateur dieser herrlichen, sagenumwobenen Blüte, und seiner bahnbrechen- den Kulturarbeit haben wir auch die heute noch vereinzelte Aufnahme dieser königlichen Blü- herin in die Schnitt- blumenkulturen zu verdanken. Der Dittmannschen Züchtungs- kunst verdanken viele der hier ausgestellten Farbensorten ihre Ent- stehung. Das sich durch die Mitte des Glashausbaues ziehende, länglich viereckige Hauptbassin enthält neben wenigen Seerosen die Victoria regia in nicht weniger als neun Exemplaren, die schon ziemlich stattliche Blatteller entfaltet haben, doch er- scheint es mir fraglich, ob diese Pflanzen noch während der Ausstellungsdauer zur Blüte gelangen. Neben der typischen Art sind zwei Formen ausgepflanzt, V. eruxiana und eine neue von Dr. Mahne iu Brasilien gesammelte. Diese beiden Formen zeichnen sich ebenso -svie die in Amerika verbreitete Trickers Varietät (siehe Gartenwelt Jahrgang EI, Seite 229) durch besondere Härte aus, die ihre Kultur auch im un- geheizten Bassin ermöglicht. Das Ende des Hauses bildet ein erhöht angelegter, mit Sitzplätzen ausgestatteter Palmen- hain. Zur Linken wird das Hauptbassin von einem lauben- artigen, von prächtigen Blattgewächsen, speziell von Thalia Cyperus Papyrus, Juncus zebrinus und .Rosenhöhe" IX, 50 Die Gartenwelt. Innenansicht aus dem Wasserpflanzenhaus der Hofgärtnerei „Rosenhöiie zur Zeit der Ausstellungseröft'nung. Oripnalaufnahme für die „Gartenwelt". flankierten Gang begrenzt. Das gesamte Balkenwerk ist, wie dies unsere Abbildung deutlich erkennen läßt, in üppigster "Weise von Luffagurken lierankt, aus dereii griniem Blattgewirr hier und da riesige, gurken- Klrniige Früchte her- vorleuchten. Die ge- samte Lianenvegeta- tion bietet einen ur- wüchsigen male- rischen Anblick, da man es vermieden hat, wie dies häufig geschieht, die Ranken mit peinlicher Sorg- falt anzuheften, sodaß sie ab und zu in langen Strähnen gra- ziös herabhängen. Wie man Herrn Dittinann mit Fug und Recht als Meis- ter auf dem Gebiete der Viktoria- und Lotoskultur bezeich- nen kann, so ist Herr Henkel ein Seerosen- züchter, wie wir in Deutschland keinen zweiten haben. Vor dem großen Orange- riegebäude, welches dem eben beschriebenen großen Wasserpflanzenhaus gegen- über liegt, befindet sich das gewaltige Henkeische Nymjihaea- bassin. Es ist gleichfalls rechtwinkelig, etwa .35 ra lang und 8 m breit und mit einer Schnellumlauf -Warmwasserheizimg versehen. Diese Heizungsaulage hat Ingenieur Fritz-Darm- sLadt ausgeführt, während die Firma Rud. Otto Meyer, G. m. b. H., Mannheim, für dieselbe einen Strebeischen Original - Gegen- strom-Gliederkessel lieferte. Bepflanzt ist das Bassin mit den wertvollsten, derzeit in Kultur befindlichen tropischen und winterharten Seerosen, die wohl in etwa 70 tag- und nacht- blühenden Sorten vertreten sein mögen. Die Liebhaberei für diese wunderbaren, farben- prächtigen und duftigen Blüten nimmt von Jahr zu Jalir einen größeren Aufschwimg. Sie ist heute schon so groß, daß für seltene und neue Sorten von Liebhabern hohe Preise auf- gewendet werden. Neben diesem Seerosen- bassin hat die Firma Heinrich Henkel in einer von ihr geschaffenen, im landschaft- lichen Stil gehaltenen, einen subtropischen Cha- rakter zur Schau tragenden Anlage noch eine in jeder Hinsicht vorbildliche Teichanlage ge- schaffen, von welcher die Abbildung auf der Titelseite eine Teilansicht bietet. In voller Blüte stehende Seerosen und einige Lotosblumen be- herrschen diesen Teich; seine Ufer sind, wie dies die Abbildimg deutlich erkennen läßt, mit malerischen Sumpfgewächsen bepflanzt, an welche sich weiterhin stattliche Phyllostachys und Bananen anschließen. Die Wasserpflanzenliebhaberei ist aber auch noch durch den Darmstädter Aquarien verein Hottonia vertreten, dessen Innenansicht aus dein Wasserpflanzenhaus der Hofgärtnerei „Rosenhöhe" zur Zeit der beginnenden Vegetation. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Kollektivausstellung in zahlreichen Behältern ein vollständiges Bild des gegenwärtigen Standes der Aquarienliebhaberei bietet. Alles, was von in- und ausländischen Fischen für die Bevölkerung der Aquarien von Wort ist, alles was sieh von heimischen und fremden Wasserpflanzen zur Ausschmückung 592 Die Gartenwelt. IX, 50 der Behälter eignet, wird hier in mustergiltiger Weise vor- geführt. Der zahlreiche Zuspruch, den sich diese Abteilung zu erfreuen hatte, lieferte den besten Beweis für das vom Publikum der Aquarienpflege entgegengebi-achte lelihafte Interesse. Aus deutschen Gärten. Eine Wanderung durch den Bremer Bürgerpark. Von Harry Maaß, Kiel. {Eienii xehn vom Verfasser für die Garlcnuelt cjefertüjte Aufnahmen.) In nordöstlicher Richtung von der Stadt Bremen, in einer Viertelstunde vom Zentral-Bahnliof be(|uem zu erreichen, Das Parkhaus im Bremer Bürgerpark, liegt der Bürgerpark, der Lieblingsaufentlxalt der bremischen Vor vierzig Jahren war diese 136 ha große Fläche noch tiefes Wiesen- und Weideland, welches Jahrhunderte hindurch den Bürgern als Viehweide diente. Dieses Areal wurde der Bevülkerimg imentgeltlich vom Staate zur Verfügung gestellt, denn das Bedürfnis nach Baumschutz, Schatten und Waldes- luft machte sich bei der außerordentlich großen Armut an natürlichen landschaftlichen Reizen immer mehr bemerkbar. Der Bürgerpark ist eine gemeinnützige Schöpfung: „Für Herr und Gesind' Mami, Weib und Kind, Zu Nutz, und Freud' Auf alle Zeit." — so lesen wir an einem in der Nähe des Emmasees be- findlichen Ruhesäitz. — Er wurde in den Jahren 18GG-1884 nach den Plänen des Landschaftsgärtners Benque angelegt. Den Baumbestand bilden vorwiegend Eichen, Buchen und Mischwald, nur im Osten befinden sich ausgedehnte Nadelholzanpflanzungen. Begrenzt wird der Park von allen ner Seiten durch breite Eichenalleen. Wir betreten die Anlagen durch den Hauptoingang an der Holler Allee, am Ende der Straße „Bei der Gasanstalt". Vor uns liegt der Hollersee, ein großes Bassin von 150X160 m Größe, in Form eines Rechtecks mit auf- gesetztem Halbkreis. Umrahmt wird der Hollersee von einer breiten und mehrreihigen Linden- und Kastanienalloo, in deren Schutz Beete mit Rhododendron und Azaleen von an- sehnlicher Größe einen köstlichen Blütenreichtum entfalten. Rotdorn-Pyramiden spiegeln sich wirkungsvoll in der silber- klaren Flut. Hinter diesem von Schwänen reichbelebten See liegt das Parkhaus (Abb. neljenstehend), ein Zeuge der im Jahre 1890 hier im Park stattgefimdenen gi-oßen Gewerbe- ausstelhmg. Die ausgedehnten Räiunlichkeiten dieses schmucken Baues geben Gelegenheit zur Abhaltung größerer Festlich- keiten und Konzerte. Auf dem am Wasser liegenden Konzei't- platz steht das unten abgebildete Siegfrieddenkmal. Östlich vom Parkhaus geleitet uns der Weg, an dem von Pinus Cemln-a eingefaßten Nieraitz-Brunnen (Abbildung Seite 593) vorüber führend, in das Pinetum. Diese Samm- lung enthält eine ungewöhnlich große Anzahl wertvoller Nadelhölzer, die hier im Park ein üppiges Gedeihen zeigen. Die Koniferen wurden im Jahre 1879 vom jetzigen Park- direktor, Herrn Ohrt, gepflanzt. Ganz vorn links auf dem Bilde Seite 593 sehen wir eine stattliche ('lininaeryparis squarrosa, dahinter Picea excelsa. Rechts fallen besondei-s auf Pinus Laricio paltasiana syn. taurica imd Pinus Sirobus. Vor beiden stehen Zwergformeu von Fichten und eine Ihujopsis. Auf diesem Wege gelangen wir zur Wohnung des Parkdirektors 0 h r t , unter dessen Leitung die Anlagen stehen. Ganz dem täglichen Getriebe enthoben, liegt das reizende Häuschen im Rahmen tiefgrüner Nadelbäume und blühender Rosen. Immer vereinzelter treten die schlanken Fichten und Kiefern auf, bis sie fast ganz den Buchen Platz gemacht haben, nur noch truppweise stehen lüer und da alte Fichten- stämme. Im Schutze einer solchen Tannengruppe liegt auf einer Anhöhe die in Abb. Seite 594 ersichtliche Borkenhütte. Ein solides Strohdach bekrönt die aus Naturholz errichtete Laube. Nach kurzer Rast an diesem einladenden Ort setzen wir unsere Wanderung fort, als nächstes Ziel den Aussichtsturm ins Auge fassend. Vor allem interessiert uns ein Quei-cetiun, eine einzig dastehende Sammlung unserer interessantesten Eichenarten. Die zahlreichen, den Park durchschneidenden Wasserzüge (Abb. Seite 594) gaben Veranlassung zur Anlage vieler Brücken, teils Stein- und Eisen-, teils Naturholzkonstruktionen. Die Brücken sind meistens Geschenke Bremer Parkfreunde und v ■■* ■'^ pWN ^-^^Inf^?'^"'"^ 1 [ '^1 '• iir ''•-"■ üM^mBrnm H^^^^^^M^^ Das Sicgfried-DcnkMial am UmIIcisc igcrpark. IX, 50 Die Gartenwelt. 593 erhielten ihre Namen nach dem jeweiligen Stifter. Wir passieren die Rickraersbrücke \mä die AhrenRbrückc, um den Anssichts- turm zu erreichen. Von diesem am Waldhügel erbauten Aus- sichtsturm genießt man einen Rundblick auf meilenweite Entfernungen. Im Norden übersehen wir das Blockland, den Weiher Berg; im Osten ist ein Teil der Provinz Hannover sichtbar; südlich liegt zu unseren Füßen die Stadt Bremen mit im Hintergrund sich erhebender oldenburgischer Land- schaft; im Westen blicken wir auf die Höhenzüge der Hamnio und Lesuni. Die unteren Räume des Aussichtsturmes werden als Restauration benutzt. Ein Geschenk eines eifrigen Parkfreundes ist die Meierei, die im Jahre 1881 als Musterwirtschaft für Milcherei er- öffnet wurde; sie erfreut sich eines starken Besuches. Zwischen zwei Hallen liegt ein wohlgepflegtes Parterre, welches im Sommer mit Blattpflanzen geschmückt ist. Zm' Frühjahi'szeit prangen auf den zu schönen Ornamenten geformten Beeten Tulpen, Hyazinthen und andere Frühjahrsblüher. Belebt wird die Landschaft an der Meierei durch Viehherden, welche auf einer vor dem Gebäude sich ausbreitenden ausgedehnten Wiese grasen. Ziemlich am nordöstlichen Ende des Bürger- parks liegt das Restaurant „Waldschlößchen". Von der Meierei westlich gelangen wir durch Mischwald an der Niemannbrücke vorbei zum Wildgehege. Wieder treffen wir eins der malerischen mit Stroh gedeckten Borkenhäuschen an (Abb. Seite 595). Ein Wildhaus — von der Firma C. Voigt in Eisleben erbaut — beherbergt Hirsche, Rehe und ausländische Schafe. Das Wild erfreut die Parkbesucher durch seine bewundernswerte Zutraulichkeit. Eine Natur- holzbrücke in der Nähe des Wildgeheges leitet uns zur Liebesinsel, auf der noch ein längst verlassenes Storch- nest steht. Im Schatten dichter Eichenbestände en-eichen wir bald das Kaffeehaus am Emmasee. Der Emmasee ist ein verbreiteter Arm der Wasserzüge. Zwischen dem Kaffeehaus, dem Aussichtsturm u. der schon erwähn- ten Meierei ver- kehrt wähi-end der Sommermonate ein Motorboot, auch werden Ru- derboote vermie- tet ; es entsteht so auf dem Wasser ein reger Verkehr. Im Winter sind diese sehr ausge- dehnten Wasser- züge den Schlitt- schuhläufern eine willkommene Stätte. Vom Kaffee- haus gelangen wir wiederzuunserem Ausgangspunkt, dem Parkhause. Niemitz-Brunnen, umgeben von Pinus Cembra, gepflanzt bei der Errichtung des Brunnens im Jahre 1878. Der Waldbestand in westlicher Richtung besteht ausschließlich aus Eichen. Am Wege steht in grüner Umgebung der auf der Abbildung Seite 596 ersichtliche blendend weiße Kiosk. In unmittelbarer Nähe des Parkhauses, inmitten eines lichten Lindenhaines liegt ein Springbrunnen, der „Markusbrunnen". Die im Bürgerpark befindlichen geräumigen Spielplätze und die in der Nähe der Meierei liegenden größeren Tennisplätze werden von der Bremer Jugend gern und eifrig benutzt. Eine Wasserleitung durchzieht die ganze Anlage. Der Wasserstand in den Teichen und Seen wird während der Sommermonate durch eine ständige Pumpstation auf stets gleicher Höhe ge- halten. Die Unterhal- tungskosten des Bürgerparks wer- den dui'ch einen Verein lediglich aus freiwilligen Beiträgen Bre- mischer Bürger bestritten. Die jährliche Unter- haltung kostet an 65 000 Mk., wo- von ungefähr 20000 Mk. aus den Holz- und Grasbeständen etc. gewonnen werden, außerdem wiu'den eine große Anzahl wertvoller Deko- rationsstücke von wohlhabenden Bremer Bürgern geschenkt. Cbaih,:. lahiiitLT Picea L-xccUa, link. ..^ i W- ■<, rinu^ pa flora Uli 1 iiiiiei i;i uu'i. 1 jiiub Laricio pallasiana, Syn. launca und Pinus Strobus rechts vom Wege, davor Zwergfichten und eine Thujopsis dolobrata im Pinetum des Bremer Btirgerparks. Die üartenwelt. IX, 50 Heizungsanlagen. Die Instandhaltung der Heiziingsanlagen. _ Von H. Siemann, Gartentechniker, Charlottenluirg. In den meisten Gärtnereien wird der Heizungsanlage in den Gewächshäusern zu wenig Beachtung geschenkt. Sei es aus Unerfahrenheit, oder sei es, daß der Besitzer zu sehr mit anderen Sachen, z. B. mit Kulturarbeiten beschäftigt ist. Und doch soll und muß so viel Zeit vorhanden sein, daß man sich auch im Sommer um die Heizungsanlage kümmert; ist doch die Heizung gerade derjenige Teil, welcher bei der Gewächshausanlage das meiste Geld verschlingt. Welcher Teil liegt im Sommer so unbeachtet da? — der Kessel, die Wärmequelle, das Herz der Heizung. Er verstaubt, wird vom Roste angegriffen, und wenn dann der Winter herankommt, so brennt er nicht, liat keinen Zug und leckt. Nun kommen die Ausgaben füi- die Reparaturen, neues Material muß herbei geschafft werden. Alles wäre zu vermeiden, wenn man die Kessel auch außer der Beti-iebszeit sachgemäß imstande hielte. Der Kessel, sei er freistehend oder eingemauert, ist der wichtigste Teil der Heizungsanlage. Die Technik hat ja so viele verschiedene Konstruktionen erfunden, daß es schwer ist, zu sagen, welches das beste System ist. Jeder Fabrikant lobt seine Ware; jedoch ist es eine feststehende Tatsache, daß jeder Kessel funktioniert. Zwei wichtige Faktoren nur müssen erfüllt sein, nämlich, daß der Kessel Zug hat und daß er .stets sauber ist. „Mein Kessel hat keinen Zug, der ist nichts wert", so habe ich schon manchmal sagen hören. Ja, da liegt der Fehler meistens daran, daß der Schornstein zu niedrig ist. Die Höhe muß mindestens 8 — 12 ni betragen. Also hat irgendwo ein Kessel keinen Zug, so untersuche man den Schornstein, ob dieser die richtige Höhe besitzt nnd ob er nicht zu sehr mit Ruß bedeckt ist, denn dann kann der best- konstruierte Kessel nicht gut brennen. Ist ein Kessel im Winter stark im Gebrauch, so ist es vorteilhaft, wenn man denselben in der Woche zweimal reinigt. Ruß und Flugasche setzen sich in den Zügen fest und wirken hier als ein Naturholzhütte mit Strohdach im Bremer Bürgerpark. Isoliermantel, denn die Heizgase können die Rohrwände nicht direkt bestreichen, sondern müssen erst den Ruß erwärmen. Da der Ruß ein schlechter Wärmeleiter ist, so dauert das sehr lange. Auch geht bei einem ungereinigten Kessel die meiste Hitze zum Schornstein hinaus. Man muß also stets darauf achten, daß der Kessel sauber und gereinigt ist, denn dann kann man auch an Verbrennungsmaterial sparen. Ferner ist bei Inbetiiebnahme einer Heizungsanlage nach- zusehen, ob die Heizrohre genügend mit Wasser gefüllt sind, und ob auch die Luft aus den Röhren, die Zirkulations- störungen verursacht, abgelassen ist. Ob die Röhren genügend mit Wasser gefüllt sind, sieht man am Wasserbehälter, der an höchster Stelle angebracht ist. Man sollte beim Auffüllen von Wasser durch das Reservoir stets die Lufthähne öffnen, damit die mit eindringende Luft entweichen kann. Tritt nun Blick auf einen Teil eint: Wasser/.uges im B Sommerzeit heran und wird der Kessel außer Betiieb gesetzt, so läßt man das ganze Wasser ab, füllt von Neuem und heizt solange, bis das Wasser tüchtig kocht. Dadurch, daß das Wasser kocht, entweicht die ganze Luft. Es ist dieses von be- sonderer Wichtigkeit ; denn das Eisen wird nur dann vom Roste angegriffen, wenn der Sauerstoff der Luft zu dem Wasser tritt. Ist die Luft entwichen, so kann kein Rost das Eisen von innen an- fressen. Nachdem man das Wasser ge- kocht hat, reinigt man den Kessel, sodaß keine Kohle, keine Schlacke, keine Asche auf dem Heizroste liegen bleibt; denn auch diese Stoffe fressen das Eisen unter dem Einflüsse der Luft an. Sämtliche an dem Kessel befindliche Türen öffnet man, damit er innen von der Luft gut aiisb'ocknet. Beginnt die Heizperiode wieder, so läßt man das im Sommer in den Röhren stehende Wasser ab, füllt neu, reinigt den Kessel noch einmal und beginnt zu heizen. Hat man sich dieser kleinen Mühe imterzogen, so kann man sicher sein, daß die Anlage in gutem Zustande ist. IX, 50 Die Gartenwelt. 595 Kein Monteur, kein Schlosser brauclit zu kommen, und man hat keine kostspieligen Kcparaturkostcn.*) Das Brennmaterial lieschaffe man im Juli-August, da die Kohlenpreise im Sommer niedriger sind. Gemüsebau. Blumenkohl im Winter. W ie der Spargel, so ist aiiuli div HJumonkühl eines der feinsten, zartu- sten und nalirliaftesten, deshalb gu- sundcsten Gemüse, das besonders dann an Wert und Wohlgeschmack — wenn auch nur scheinbar — gewinnt, wenn es zu einer außergewöhnlichen Zeit zur Verfügung steht. ünterden späteren Herbstblumen- kohlsorten werden wir hiiufig unfertig;- ausgebildete, oder gar kaum merklich mit Ansatz versehene Pflanzen vor- finden, die gewöhnlich bei Räumung der Beete auf den Komposthaufen ge- langen oder verfüttert werden. Schon weil der Blumenkohl ein so zartes Gemüse ist, sollte man auf Ü b e r w i n - t e r u n g der sich nachträglich ausbilden- den Blumenkohlstauden Wert legen. Für späte Blumenkohlernte muß entschieden der „Frankfurter Niesen" empfohlen worden, welcher im Juli bis Anfang August ge- sät wird. Hierzu wähle man am vorteilhaftesten ein abgeerntetes Mist- Borkenhüttc *) Anmerkung der Redaktion. Es empfiehlt sich in allen Heizräumen Vorschriften für die Instandhaltung und Bedienung der Heizanlage in Plakatform deutlich für das Personal lesbar an- zubringen und dem Pei-sonal die Innehaltung dieser Bestimmung zur Pflicht zu machen. beet, da die Pflanzen hier besser aufgehen und sich auch gleich kräftiger entwickeln, als auf freien Landbeeten. Unter Umständen (besonders wenn zu dicht Kcsät) ist noch ein Verstopfen nötig und nach genügender Erstarkung [iflanzt man den Blumenkohl auf öO cm allseitige Entfernung auf kräftiges, lockeres Land. Der Blumenkohl ver- langt reichliches Gießen und Locke- rung des Bodens, sowie Anhäufeln. Vor Beginn stärkeren Frostes nehme man die Pflanzen mit Ballen heraus (Oktober bis November) und schlage die unfertigen im Keller, Kalthaus (Rückseite), tiefem Mistbeet etc. dicht nebeneinander ein, knicke die Blätter etwas über das Herz und überlasse die Pflanzen so sich selbst. Der Erfolg dieser einfachen Manipulation bleibt nicht aus. Die Blüten wachsen in überraschender Weise nach. Ich habe von Anfang Dezember bis Februar Blumenkohl auf diese Weise geerntet, Köpfe von etwa 20— 2ö cm Durch- messer. Man kann auch derartigen späten Blumenkohl zur Vollendung bringen, indem man ihn in Zober mit Sand einschlägt und etwas AV asser darüber läßt, welches aber ständig nach- gefüllt werden muß. Ersteres ist jedoch einfacher und nicht minder erfolgreich. Beuß. Um Radies im Winter zu haben, säe ich Mitte bis Ende Sep- tember im Freien ein Beet an. Öfteres Gießen und Reinhalten von Unkraut sind Arbeiten, die jedermann bekannt sind. Sobald nun die Tage rauher werden oder sich leichte Nachtfröste einstellen, mache ich um das Beet einen Verschlag aus Brettern und lege Fenster auf, falls die Entwicklung der Radies noch nicht abgeschlossen ist. Sind die Radies fertig, so nehme ich die Fenster herunter und setze erstere Wind und Wetter aus. Treten nun Fröste ein, so umgebe ich den Verschlag oder Kasten mit Laubdecke, lege Bretter auf und auf diese wiederum eine starke Schicht Laub. -, Bei warmer Witteniug ist Lüftung unbedingt nötig. Auf diese Weise habe ich Radies, bis es wieder welche im Kasten gibt. A. Spranger, gräfl. Schloßgärtner, Pfoerten. Buri;Lrp;i Gehölzpartie im Bremer Bürgerpark, im Mittelgrunde ein Wasserzug. Kongresse, Versammlungen. Bericht über die XIV. Jahres- versammlung der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft in Konstanz vom 7.-10. August 1905. Von St. Olbrich, Zürich V. III. (Schluß.) Ziu Beginn der Sitzung am dritten Tage, den 10. August, trug Gartenüispektor Beißner verschiedenes Interessante über Koniferen vor; leider mußten seine Ausfuhrungen wegen Zeitmangel sehr abgekürzt werden. Oberforst- inspektor Coaz aus Bern (Schweiz) be- richtete über die Tätigkeit seines Departe- ments in Bezug auf die Bestrebungen der D. D. G. Wir kennen in ihm einen eifrigen Förderer imserer guten Sache. Er ist der Gründer des Schweizer Baumalbums, eines 596 Die Gartenwelt. IX, 50 Kunstwerkes allerersten Ranges, welches er der ü. D. G. ge- schenkt hat. Hofgartendirektor Graebener-Karlsruhe brachte sehenswerte Koniferenzweige mit Zapfen zur Ansicht, speziell von solchen Arten, die man selten mit Früchten zu Gesicht bekommt. Es folgte der Vortrag des Referenten über das Thema „Unsere winterharten Rosen und ihre Verwendung". loh habe schon seit Jahren diesem Gebiete viel Aufmerksamkeit geschenkt und auch schon des öfteren in Gartenzeitungen') die Anpflanzungen winter- harter Rosen empfohlen und die Eigenschaften verschiedener Arten und Sorten erwähnt, sodaß ich auf diesem Gebiete wohl unter- richtet zu sein glaube. "Wie meine Schriften und Bücher, so war auch mein Vortrag hauptsächlich der Pra.xis gewidmet; ich berührte die Wissenschaft nur, wenn es absolut notwendig erschien. Ich ging von der Forderung aus, daß wir wieder mehr zum natürlichen urspmngliohen Zwecke der Kosen zur Verschönerung der Gartenanlagen zurück- kommen sollten. Von einem Decken derselben im Winter kannte man früher nichts; man kannte nur winterharte Sorten der Rosa gallica, R. centifolia, R. cinnamomca und R. pimpinellifoKa, die allerdings nur einmal im Jahre zur Blüte kamen, dafür aber auch wenig Ansprüche an den Pfleger stellten. Mit der Einfühning der Rosa hidica und bourbonica zu Anfang des 19. Jahrhunderts begannen durch Be- fruchtung der ausdauernden Rosen neue Sorten zu entstehen, welche ja die lobenswerte Eigenschaft besaßen, zweimal im Jahre zu blühen, dafür aber mit der Verfeinerung ihre Wider- standsfähigkeit verloren. Wäre mit der Einfülining der Rosa indica^ bourbonica und beti- gaknsis, auch die leider erst viel später eingeführte Rosa niyosa von Japan gekommen, so hätten wir auch viel früher die schönen Ä;<^osa-Kreuzungen erhalten, welche ja mit zu den besten und widerstandsfähigsten Strauchrosen gehören. Ihr großes, festes, gesundes Laub, die enormen Blumen, die zahl- reichen Früchte sind alles Eigen- schaften, welche sie beliebt machen können. Dabei haben sie den Vor- zug, daß sie mehrmals im Jahre blühen. Alle anderen ausdauernden Rosenarten blühen allerdings nur einmal, aber ihre Vertreter sind von einer großen Reichhaltigkeit in Wuchs, Belaubung, Farbe und Form der Blüten und Früchte, sowie auch in der Blütezeit, sodaß man bei richtiger Auswahl der Sorten in einem Garten monatelang einen Flor haben kann. Je nach Gegend, bereits Mitte Mai, blühen die Rosen aus der Klasse der R. pimpinellifolia und R. lutea, während Rosen aus der Klasse der R. einnamomea und R. carolinae erst im Juli zu blühen anfangen. Die Rosen aus der canina-K\asSQ zeichnen sich vorwiegend durch die in großer Zahl erscheinenden, verschieden geformten und lebhaft roten Flüchte aus, die monatelang den Strauch zieren können. Dagegen machen von der Sektion Cinnamomea die als frühblühend bekannten Arten wie R. cardica, R. Fendleri, R. Malyi und einzelne Äi«7oso- Varietäten dem Liebhaber Freude. Daß die ausdauernden Rosonarten noch nicht die Verwendung in un.seren Gärten gefunden haben, wie sie es verdienen, mag in erster Linie daher rühren, dal! man sie in den Katalogen der Baum- schulen und Rosenzüchter sehr selten beschrieben und angeboten !rs. Vergleiche (Jartonwelt VII, 5. Arten aus de Kiosk im Bremer Bürgerpark *) Anmerkung des Vorfas 116, 124, 137, U7, 199. findet, und daß auch ihre Wuchsverhältnisse und Eigenschaften zu wenig in der Praxis bekannt sind, um sie zweckmäßig anpflanzen zu können. Sobald letzteres nicht der Fall ist, erlebt man bei un- richtiger Verwendung der einzelnen Sorten nur Ärger und Verdruß. Zum Zwecke des Bekanntwerdens muß die große Zahl der Arten, unabhängig von ihi-er botani.schen Einteilung in die verschiedenen Sektionen, nach praktischen Gesichtspunkten, d. h. nach ihren Wuchs- verhältnissen eingeteilt werden. Es ergeben sich demnach : 1. Arten, welche einen niedrigen, buschigen Wuchs haben und kaum 1 m Höhe übersteigen. 2. Arten, deren Wuchs nicht unter 1 m Höhe bleibt, aber selten 2 m übersteigt. 3. Arten, die hoch und breit werden, 3 — 4 m Höhe und Breite erreichen können und sicli nur für größere Plätze eignen. 4. Arten, die sich vermöge ihrer langen, dünnen Zweige nicht von selbst aufrecht halten können, und als Schling- und Kletteri'osen zu verwenden sind. erschiedenen Wachstumsgrößen, die sich speziell durch ihre sehr großen und zahlreich erscheinenden, schön ge- färbten Früchte auszeichnen. (Vergl. VlI. Jahrgang, Seite llü, 124, 137, 147, 199.) Ehe die Angehörigen der ein- zelnen Sorten genannt werden, darf nicht unerwähnt bleiben, daß eine große Zahl der sogenannten Remontant- rüsen, speziell der älteren Sorten, die ja alle mehr oder weniger von Rosa tjaliica abstammen, in normalen Win- tern im mittleren Deutschland auch als winterhart betrachtet werden kön- nen. Man sollte sie nur nicht stark zurücksohneiden, sondern ungehindert wachsen lassen. Dadurch wird ihr Holz älter und widerstandsfähiger, als wenn durch immerwährenden Rückschnitt die Pflanze geschwächt und zu Neuaus- trieben veranlaßt wird, was die Winterhärte vermindert. Die zahl- reichen widerstandsfähigen älteren Remontantrosen alle aufzuführen, wüi-do den Rahmen dieses Berichtes zu sehr ausdehnen. Ich befürwortete noch besonders, viele der bereits vergessenen alten Remontantrosen wie Ziersträucher in den Gärten zu verwenden. Die Rosen sollten also auch nach dieser Richtung mehr gewürdigt werden, nicht nur von selten des Schnittblumenzüchters. Die Vertreter der oben erwähnten Sektionen sind in der schon erwähnten Abhandlung im VII. Jahrgang der Gartenwelt aufgeführt, weshalb ich darauf hinweise und wegen Kaummangels nur eine beschränkte Anzahl anführe. Zur Kategorie 1 (VII, 124), den niedrigbleibenden Strauchrosen, gehören also u. a. folgende: R. Älberti, R. austriaca, R. carelica, R. cuspidata, R. gliäinosa, R. hüea Harrisoni, R. Malyi. Die Rosen dieser Sektion eignen sich sehr gut als Vorpflanzungen für größere Gruppen. Aus der zweiten Kategorie (VII, 124/25), den höher werdenden Rüsenarten, erwähne ich : R. alpina, R. ascliersoniaiia, R. earyo- pliyllacea, R. elliptica, R. phuenicea, R. Rapa, deren Namen man in den besseren Rosenkatalogen beieits sehen kann. Aus der dritten Kategorie (VII, 147), den besonders groß werdenden Strauchrosen, nenne ich folgende: R. beggeriana, R. canina- Hybriden von Lord Penzauce und aus der vierten Kategorie (VII, 149), den Kletterrosen, folgende: „Ämadis", „Ayrshire", „Cliamaeleon'\R.camea grcuuliflora, „Himmelsauge", „Leuchtstern", „Michigan Eve Corina", R. mutabilis, R. Ruga, R. nisselliana, „Rubin", R. Setigera, R. thoresbiana. Diese Rosen sind absolut winter- IX, 50 Die Gartenwelt. 591 hart, was von den vielen in den Katalogen der Rosenziichter offerierten neueren Sorten nicht gesagt werden kann, welche oft Kreuzungen mit „Crimson Rambler" (diese ist selbst nicht hart genug) und Abkömnilingo der Rosa tvicliuraiana sind. Ich wies auch auf die Verwendung der Kletterrosen nicht nur an Mauern, Veranden etc., sondern auch in Pyraraidonform und für die dünn- rankenden Sorten auch als Einfassungen und zur Bekleidung von Steinen hin. Folgende Arten konnte Referent noch nicht genügend be- obachten; Mitteilungen hierüber, von Personen, die sie kultivieren, sind willkommen, um ihren dekorativen Wert feststellen zu können. Es sind: R. soulieana, R. LycUü, R. heckelliana, R. oxyodon, R. gymnocfirpa, R. Ltwiae, R. Colletti, R. amissa, R. oxijacanthoides, R. sepiiiiii, R. oricntalis, R. dumalis, R. vin/iniana. Zum Schlüsse äußtMte Referent die Ansicht, daß es für die D. D. G. verdienstvoll würo, wenn die sehr interessante, aber nur noch in einzelnen E.xemplaren in Deutschland existieiende Rosa berberidifolia in keim- fähigen Samen aus Zentralasien eingeführt würde. Da es eine Wüstenpflanze ist, muß sie auch dementsprechend kultiviert werden. Es folgte darauf der Bericht des Vorsitzenden „über die Resultate des Wiener No- menklaturkongresses". Es ist bedauerlich, daß dieser äußerst interessante, klare und ausführliche Bericht in der kurzen Zeit von 25 Minuten er- ledigt werden mußte. Bei der Pünktlichkeit des ganzen Pro- gramms gab es jedoch keine Überstunde. Über den alle Teilnehmer sehr interessieren- den Bericht kann ich mich nicht auslassen, da so schnell ge- sprochen wurde, daß Notizen zu machen ausgeschlossen war. *) — Die XIV. Jahresversamm- lung der D. D. G. wurde, was die Vorträge betraf, vom Vor- sitzenden 12 Uhr mittags ge- schlossen, damit die auch noch ge- planten Exkursionen ihren unge- störten Verlauf nehmen konnten. Lobend erwähnt muß werden, daß die am ersten Tage zusammen- gestellte Präsenzliste bei Beginn der Vorträge am zweiten Tage jedem Teilnehmer gedruckt zugestellt wurde. Ebenso erhielt jeder An- wesende die gedruckten Verzeichnisse der sehenswertesten Geholze nebst Höhenangaben von Arenenberg, Schloß Weinburg, Villa Taxis und Ländenhof. Diese Einrichtung ist sehr zu begriißen, sie erspart die sehr zeitraubenden Eintragungen in das Notizbuch und macht die Exkursionen viel angenehmer. Trotz der äußersten Zeiteinteilung im Programm zeigte sich die allgemeine Erscheinung, daß bei solchen Versammlungen anfangs etwas über die Zeit mit den Vorträgen und Diskussionen gegangen wird durch Zwischenschiebung von nicht im Programm enthaltenen Themas, dann aber zuletzt die .sorgfältig vor- bereiteten und eine rege Diskussion voraussetzenden Vorträge phono- grammartig abgewickelt werden mußten. Es sollten die nicht an- gemeldeten Mitteilungen unbedingt erst hinter den programmmäßigen rangieren und für jeden Vortrag nebst Diskussion eine bestimmte Zeit nicht überschritten werden. Der Vortrag von Herrn v. Grünberg über Sorbus fiel wegen Krankheit des Betreffenden aus. Es ist die Tatsache zu konstatieren, daß sich eine regere Teil- nahme an den Verhandlungen der D. D. G. von Jahr zu Jahr be- merkbar macht, waren doch am letzten Tage die Reihen noch fast Winterbild aus dem Bremer Bürgerpark inmerkung der Rodaktion. No. 41, Seite 490 und No. 42, Wir verweisen auf den Be- Seite 501. gar nicht gelichtet, und das gewissenhafte Ausharren bewies das große Interesse für die gute Sache. Die Abreise von Konstanz stand bevor, die noch in Aussicht stehenden Exkursionen führten nunmehr nicht dahin zurück. Das Gepäck wurde nach Lindau befördert' wo abends gelandet werden sollte. — Nachdem das Mittagessen eingenommen, begab man sich mit der Schweizer Bahn am Bodensee entlang nach Station Rheineck, um den Park des Fürsten von Hohenzollern bei Schloß Weinburg zu besichtigen. Die Teilnehmer hatten sich hierzu auch wesentlich ver- mehrt. Herr Gartendirektor Dreher von Krauchen wies, sowie Herr Hofgärtner Stapf waren die liebenswürdigen Führer. Die fürstliche Besitzung AVeinburg im Kanton St. Gallen ist seit dem Jahre 1817 im Hohenzollernschen Besitz und umfaßt S'/j Hektare Park, Obstgarten und Rebland. Die geschützte Lage gegen Norden läßt die Kiacbmandel, herrliche Trauben und vorzüg- liches Obst reifen. Die Gehölze haben sich hier ausgezeichnet ent- wickelt. Wir sehen enorme Faulorvnia, Cedrela, Gingko, Liriodendrmi, Liqmdanibar, Cnrnus fixrrida, Marjnolia grandiflora und acuminata, (,hiercw! Hex, Lnurus bisitaniea. stark mit Früchten, Oymnocladus, Photinia glabra usw., an Ko- niferen vollentwickelte E.xem- plare von Chamaeeyparis law- soniana aurea. Picea Engel- manni glauca, Chamaeeyparis nbkisa nana nnd aurea, TImjopsis laetevirens, Crypto- meria japonica, 18 m hoch, Abies Pinsapo, 12 m hoch, TIneja gigantea, 22 m, und wohl eine der größten und ältesten Seqiwia gigantea am Bodensee von 20 m Höhe und 3 m Stamm- \imfang. Es war der heißeste Tag der Exkursion und ein vom fürstlichen GartendirektorDreher angebotener Imbiß wurde dank- barst entgegengenommen und sehr ausgiebig benutzt. Der herriiche Burgunder, welcher dort an den steilen Berglehnen in der Sonnenglut reift, war zur Belebung des ermatteten Körpers wie geschaffen. Nach kurzer Eisenbahnfahrt durch das Gebiet der Rheinregulierung wurde die Schweiz verlassen und Bregenz auf österreichischem Boden erreicht. Der Villengarten des Prinzen von Thurn und Taxis, auf einer Anhöhe liegend, mit prächtigen Blicken auf den Bodensee, ent- hält wertvolle Gehölze. Der durch seine rotblättrigen Begonien- züchtungen wohlbekannte Obergärtner Smetana machte den Führer. Wir sahen prächtige Exemplare von Picea Engelmanni glauca, die schönsten der ganzen Exkursionen, Picea excelsa pyramidalis, 12 m hoch, Picea excelsa var. rirgata, 12 m. Picea Maximowicxi, G m, 'Tsitga paitoniana glauca, 2 m, Pintts Strobus, 25 m, Torreya californica, 3 m, Abies nobilis glauca, 5 m, sowie enorme Cedern und Sequoien. Nach Besichtigung des Begonienhauses wurde einer der statt- lichen Bodensee-Dampfer bestiegen, um nach Lindau in Bayern zu gelangen, somit das vierte Land, welches heute betreten wurde. Lindau, in prächtiger Lage als Insel im Bodensee, war überfüllt mit Fremden, und die meisten mußten sich mit mühsam gesuchten Privat- quartieren behelfen. Auf die fürchterliche Hitze des Tages setzte ein starker Gewitterregen ein, der äußerst abkühlend wirkte. Früh ging es den anderen Morgen mit Schiff nach dem nicht weit entfernten Bad Schachen, das unstreiUg der schönste Punkt des ganzen Bodensees genannt werden muß. In dieser prächtigen I^age sind viele schöne Villen mit großen Gärten entstanden. In den Gärten gedeihen die Gehölze herrlich. Lindenhof, die älteste Nieder- la.ssung, hat ca. 8 Hektare Park und die besten exotischen Baum- Die Gartenwelt. IX, 50 bestände. Eigentümer sind die Herren Gebrüder Grub er, gärtne- rischer Leiter ist der Gartenverwalter Herr Euppreoht. Hier sahen wir die älteste und stärkste Pseiulotsuga Douglasi von 30 m Höhe, 60 Jahre alt, und konnten da erst so recht erkennen, daß es ein Waldbaum ist, denn man wüjde das Exemplar eher für eine große Tanne halten. Es wurden weiter bewundert : Abies cephalonica, 20 m hoch, Thnjopsis dolobrata, 10 m hoch, Picea orientalis, 20 m, Thuja gi- gnntea, 20 m, Pirms Jeffreyi, 30 m, Chamaeeyparis lawsoniatM glauca, 30 m, Cn/ptomeria japonica, 25 m, Juniperus drtipMea, 5 m, Chamae- cyparis nutkaünsis, 30 m, Oiiigko biloba^ 30 m, Hex Aquifolium.^ 15 m, Abies pectinaia fastigiata, 15 m, Abies nobilis gtauca, 8 m hoch, und andere. Darauf wurde der Garten der Villa Tannhof besichtigt. Derselbe steht unter der Leitung des durch seine Begonien-Rasse bekannten Gartenverwalters Herrn Schmeiß, welcher den liebens- würdigen Führer machte und auch schon tags zuvor bei der An- kunft in Lindau den kundigen und sehr brauchbaren Cicerone spielte. Der Vorsitzende hatte speziell zu dieser, außerprogramm- mäßigen Exkursion eingeladen. In dieser wohlgepflegten Garten- anlage sahen wir das größte Exemplar von Picea alba der ganzen Exkursionen in einem tadellosen Zustande, ca. 14 m hoch. Zwanzig- jährige Pseuchistiga Douglasi von 12 — 14 m. Schöne Exemplare von Tilia platyphyllos jnjramidalis und asplenifolia , Pterncarya raucasica mit ihren langen herabhängenden Blütenständen, Abies amabilis, 6 m hoch. Ein Prachtexemplar von Abies pectinata pendula^ von Juniperus virginiana glauca, Abies concolor und nobilis glaiUM, Picea pungens glauca, Pinus excelsa, voll besetzt mit enormen Zapfen, und P. Laricio, Picea excelsa pyramidalis, 15 m hoch, Liquidambar siyraciflua, 6 m, u. a. m. Prächtige ge- schmackvolle Blumenbeete zieren diese tadellose Anlage, ohne daß eine Überfüllung zu bemerken ist. In Friedrichshafen wurden die herrlichen Baumbestände des Kgl. württembergischen Schloßparks unter der Führung des Garten- inspektors Herrn Amman besichtigt. Der Park ist noch nach älterem Geschmack angelegt, birgt jedoch viele sehr starke und alte exotische Gehölze, deren Aufzählung zu weit führen würde. Damit waren die Dendrologentage zu Ende und die Teilnehmer trennten sich, bereichert an neuen Erfahrungen. Durch ein Hagelwetter zerstörte Gewächshäuser eines Handelsgärtners in Straßburg i. E. Originalaufnahme für die „Gartenwelt". Die in diesem Jahre allerorts verderblich auftretenden Unwetter haben schweren Schaden ver- ui-sacht. Gar manchem kleinen Handelsgärtner wird dadurch die Existenz erschwert, wenn nicht gar untergiaben, weshalb enistlich zu raten ist, die Kulturen und Glasflächen bei der Hagelversicherungs- gesellschaft für Gärtnereien, Berlin SO, Schmidtstr. zu versichern, oder dafür Sorge zu tragen, daß die Deckladen oder Kohrmatten zum Decken stets bei der Hand sind. Rechtzeitiges Zudecken bei herau- uaheudem Unwetter hat schon manches Unheil in Gärtuereibetrieben verhütet. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 338. Was bedeuten die An- pflanzungen von Pyramidenpappeln um Festungen und warum sind die Pappeln meist geradlinig gepflanzt und in mehreren Reihen hinter- einander? (Verspätet eingegangen. Vgl.No.45,S.53T). Die Beantwortungliegt auf strategischem Gebiete. Man pflanzte die Pappeln früher in erster Linie als Wegweiser; ob dieses nun in einer Reihe oder in mehreren Reihen hintereinander geschah, ist nebensächlich. Die Pappeln um Festungen pflanzte meist Napoleon I. an, als er Deutschland unter- jocht hatte, mit dem seiner Schlauheit Ehre machenden Hinter- gedanken, gute Zielscheiben für seine Feldartillerie zu schaffen. Napoleon erkannte, daß Festungen den Feuerwaffen gegenüber nur geringen Wert hatten. Heutzutage würde es keinem Menschen mehr einfallen, um Festungen Pappeln zu pflanzen; sie sind der beste Zielpunkt, besonders für Artillerie. Wo es heute noch Pappeln um Festungen gibt, würden sie bei Beginn eines Feldzuges sofort abgeholzt werden. Eine Befestigung des Erdreichs war damit nicht beabsichtigt, denn die Wälle sind so flach, daß Graswuchs voll- kommen genügt, und das war schon vor Jahrzehnten so. Karl Hegar, Friedberg i. H. Beantwortung der Frage No. 342. Von ehemaligen Schülern einer höheren Gartenbauschule wird es mit Bedauern empfunden, daß der Unterricht im Gartenbau, also eines Hauptfaches einer Gartenbau- sch ule, so ganz und gar nicht für die Schüler nutzbringend gestaltet war. Die Zeit des Unterrichts wurde mit der Nachschrift von Kultur- beschreibungen, endloser Sor- ten- und Pflanzen Verzeichnisse, ausgefüllt und die Früchte zwei- jährigen Unterrichts waren ein dicker Band vollgeschriebenen Papiers, aber nichts für die Praxis sofort dienliches. Es soll nicht verkannt werden, daß der Gartenbau als Lehrfach seine besonderen Schwierig- keiten bietet, aber es ist Zeit, daß dieses Unterrichtsfach in einer Weise ausgestaltet wird, daß der Schüler dem Unter- richt mit Interesse folgen kann und etwas mehr als Katalog- weisheit und ßücherwLssen- schaft auf den Weg in die Praxis mitbekommt. Wer macht Vorschläge? Als icli die Frage las, reizte es mich, zu antworten, um so mehr, als „Dahlem" nicht gemeint sein konnte, da die geschilderte Art des Unterrichts auf diese Lehr- anstalt nicht zutrifft. Dann aber schwieg ich, in dem Ge- fühl: „man muß nicht überall dabei sein!" Weil ich aber eine unmittelbare Bitte des Herrn Herausgebers, zu der Frage mich zu äußern, nicht abschlagen will, sei einiges kurz bemerkt. IX, 50 Die Gartenwelt. 599 1. Vom Standpunkt des „Lehrers" muß ich sagen: Ich halte es für sehr richtig, wenn alle ehemaligen Schüler alles, was sie an Verbesserungswünschen auf dem Herzen haben, Ratschläge für die Ausgestaltung des Unterrichts, damit er unmittelbar den Aufgaben dos Lebens diene, — an die Direktionen der Lehranstalten oder an die betreffenden Lehrer selbst richten. Ich kann mir keinen Lehrer denken, der — das übel nähme! Gerade durch solche praktische Mitarbeit, positive Kritik und positive Verbesserungsvorschläge können die ehemaligen Schüler ihren Nachfolgern, ihrem Benif nützen und der Anstalt einen Teil dessen lohnen, was sie von ihr erhalten haben. Die „negative" Kritii, die nur sagt, wie es nicht sein soll, ist wertlos. — Die Vereinigung ehemaliger Dahlemer ^gegründet 1905) hat nach den in No 41, Seite 492, abgedruckten Mitteilungen die positive Mitarbeit am Fortschritt ihrer Mutteranstalt zu einem ihrer Ziele gemacht. 2. Es ist leichter, in abstrakten (z. B. über Kunst) oder wissen- schaftlichen Unterriohtsgegenständen (z. B. Chemie) ein abgerundetes „"Wissen" zu vermitteln, als in rein praktischen Anweisungen über die Ausübung eines Handwerkes (z. B. Gartenbau, Pflanzenzucht). Beweis: in ersteren Fällen ist der Nachweis des Wissens das Ziel; im letzten Fall soll auf das Wissen die handwerksmäßige Ausübung zu praktischem Gelingen (Zuchtresultat und Gewinn) im Leben folgen. Es kommt nun zunächst auf die Vorbildung des Schülers au, wie weit die ihm durch Worte vermittelten Tatsachen durch Wach- rufen von Erinnerungsbildern zu innerer lebendiger Anschauung werden. (Wer z. B. nur Baumschul-Vorerfahrungen hat, wird bei Belehrungen über Gewächshauskulturen den in diesen vorgebildeten Zuhörern gegenüber einen schweren Stand haben.) Was bei Vorträgen nicht zu lebendiger innerer Anschauung des Hörers wird, langweilt, ermüdet, wird nicht aufgenommen. Wie viel mag beim Unterricht auf diese Weise verloren gehen I Es dringt dergleichen so wenig ein, daß manche gelegentlich behaupten, sie hätten noch nichts „davon" gehört, bis sich aus ihren eigenen Notizen das Gegenteil erweist. Der Schüler hat also die Pflicht, .so auf- merksam zu folgen, daß im Unterricht selbst die mitgeteilten Tat- sachen zu seinejn Besitz werden. 3. Das Lehren vermeide: a) Von Pflanzen und Sorten zu reden, die nicht jedem be- kaimt sind oder durch Abbildung oder Naturobjekt durch unmittelbare Vorführung bekannt werden. b) Die mündliche Aufzählung von Namen. Was davon Besitz werden soll, werde schriftlich vermittelt. Schi'eiber dieses vermeidet das Nachschreibenlassen ; die Erfahrung lehrt, daß große Übung dazu ge- hört, das Wesentliche vom Nebensächlichen zu trennen. Durch die Reduktion des umständlich Gehörten auf wenig Geschriebenes tritt leichter Ermüdung ein, dann die Versuchung, über das Papier ge- beugt, zu ..schlafen''. Daher findet der Unterricht nur Auge in Auge statt; was notiert werden muß, sei nui' das Gerippe der wichtigen Einzelheiten, das werde diktiert. In Zukunft sollte es möglich sein, das Diktat der Einzeltatsachen zu vermeiden durch Druck oder Autographie der Notizen. c) Nicht auf die „Grundzüge der Kulturen" kommt es auf einer höheren Gartenbausohule an, sondern auf Übermittelung gerade der feinsten Einzelheiten, die, aus der Praxis der Spezialisten abgelauscht, zum Erfolg führen. d) Der Lehrer muß gewillt und durch die Nähe von Spezial- Gärtnereien ersten Ranges in der Lage sein, seine Anschauungen fortwährend zu erweitern. Die Praxis der Pflanzenzucht geht un- aufhaltsam vorwärts; was heute neu ist, kann morgen durch Besseres überholt sein. Wenn also der Lehrer fortwährend lernt, so muß er doch eine derartige eigene Praxis hinter sich haben, daß er sich sofort über den Wert von Neuerungen kritisch klar ist; er muß stets wissen, wie weit das Neue auch nützlich ist. e) In dem Wechsel der Erscheinungen muß der Lehrer die treibenden Kräfte darzulegen wissen. f) Da die Praxis nicht nur Kulturresultate, sondern auch Ge- winne fordert, muß aus handelsgärtnerischem Geiste heraus jede gärtnerische Maßnahme beurteilt und gelehrt werden, sobald es sich um Handelskulturen handelt. g) Die Ziele des Liebhabers und des Botanikers sind von den Zielen des Handelsgärtners zu scheiden. Eine Lehranstalt soll alle drei wenn auch in klarer Trennung berücksichtigen. h) Hierzu ist nötig, daß der Gartenbau unter so viele Spezial- Lehrkräfto auf einer Anstalt verteilt wird, daß jede Richtung ge- sondert vertreten ist, wie es in Dahlem der Fall ist. i) Trotz der Spezialisierung muß jeder Lehrer so weit die übrigen Lehrgebiete beherrschen, daß er so oft als möglich die Zu- sammenhänge der einzelnen Gebiete den Schülern klar legt, dadurch das Spezial-Lehrfach belebt und die Warnung vor Einseitigkeit in der Ausbildung lebendig erhält; die Nützlichkeit der Kombinationen von Kulturen, die auf einer Lehranstalt im Unterricht weit auseinander zu liegen scheinen, kommt dadurch zum Bewußtsein. k) Mit theoretischen Entwürfen auf dem Papier soll man nicht Zeit und Kraft versäumen. Nützlicher ist das Eindringen in die Lebensbedingungen bestehender Betriebe durch häufige Anschauung. 1) Der Besuch von Handelsgärtnereien in der Weise, daß die Gründe für die Kultur-Art, Betriebsweise, Kombination, das Mengen- verhältnis etc. klar dargelegt werden, ist nützlicher, als das rezept- mäßige Einprägen von Kulturverfahren. m) Kulturverfahren: Rezeptmäßig können sie nicht gelernt werden. Das sitzt nicht länger als bis zum „Examen". Aber: auf Grund der natürlichen Eigenart der Pflanze kann man die Prinzipien feststellen und verinnerlichen, welche mit künstlichen Mitteln die natürliche Veranlagung jeder Pflanze zu steigern geeignet sind. Wenn man dann die verschiedenen künstlichen Mittel der Pflanzen- kultur aufstellt und bei jedem Mittel fragt und beantwortet, welche Pflanzen sind der bezüglichen Beeinflussung zugänghch, so gelangt man dazu, das ge.samte Verfahren beider Pflanzenkultur lehrtech- nisch auf verhältnismäßig wenige Unterweisungen zurückzuführen. Dadurch schafft man dem Schüler ein Eindringen und Verständnis für das Gesamtgebiet; dann steht nicht mehr jede „Kultur" isoliert da, sondern es knüpfen sich die Beziehungen der Kulturpflanzen unter einander in Rücksicht auf gleiche oder ähnliche Ansprüche, Kombinationen zu gleichzeitiger Kultur, Blüten und Fruchtfolge, gleichzeitige Kultur auf derselben Fläche, Beziehungen zum Absatz, zum Import und anderes. Statt des ermüdenden, nicht übersehbaren Hintereinanders von Rezepten — die natürlich gegeben werden müssen, wie gesagt, künftig gedruckt — bietet sich ein leicht sich einprägendes Nebeneinander unter gemeinsamen Gesichtspunkten. u) Das Lehren ist eine Kunst, kein Handwerk. o) Anschauung ist wichtiger als Worte es sind. p) Zur Belebung der Tatsachenvermittelung dienen alle Mittel; auch der Scherz hat sein Recht und seinen befreienden Wert bei der Arbeit. f]) Die Schüler müssen zu Mitarbeitern an der Idee des Unter- richts werden. r) Die Schüler müssen selbst möglichst oft zu Worte kommen, Ansichten, Erfahrungen, auch und gerade dem Vorgetragenen ent- gegenstehendes in angemessener Form zur Geltung bringen, damit neben Belebung des Unterrichts etwaige örtliche Abweichungen auf ihre Gründe zuriickgeführt werden. s) „Heiteres Vertrauen" muß zwischen Lehrer und Hörern be- stehen, damit sie ihm mitteilen,, was sie in der gärtnerischen Welt und — nicht zum wenigsten — auch in der übrigen W^elt sehen und hören. Da fällt denn manches Licht der Erkenntnis aus der großen in die Garten- Welt 1 Das scheinbar Fremdeste reimt sich zusammen ! t) Als Ergänzung des Unterrichts dient der Hinweis auf Bezugs- quellen und Kataloge; au Stelle von Sortenverzeichnissen werden die für die einzelnen Sortimente in Betracht kommenden Firmen mitgeteilt. u) Der nutzbringende Handel beruht auf dem Erkennen und Schaffen von Bedürfniäsen. Daher ist eine wichtige Ergänzung des Unterrichts im Gartenbau die Betriebslehre, die Rücksicht auf Import, Inlandsmarkt und Gewinn. Trotz aller Schwierig- keiten bilden diese das belebende Element der gesamten Pflanzen- Die Gartenwelt. IX. 50 Kultur-Betrachtungen. Hier hinein gehört auch das Verstehen der Bedürfnisse der einzelnen Handelsbetriebe. Schluß: Man wird aus Vorstehendem bemerken, daß aus den in Dahlem vertretenen Absichten heraus geschrieben wurde. Hier bewahi-t schon die Verteilung der Lehrfächer des Gartenbaues (und auch der Gartengestaltung) auf eine größere Zahl von Lehrfa-äften vor Einseitigkeit. — Übrigens ist nicht allein das im einzelnen Lehrfach Gelernte nach Ansicht des Verfassers das Wichtige, sondern dem gleich steht die Gesamteinwirkung der Lehrer, der An- schauung auf die Besucher dieser Lehranstalt. Damit ist ein deut- liches geistiges Ausreifen verbunden. „Die Hochsohuljahre sind des Jünglings Wanderjahre" sagt .Tahn; und die „Wanderjahre" des jungen Gärtners sollen auf einer Lehranstalt abgekürzt und sein Lebensschatz soll bereichert werden. Ich behaupte : Wenn ein fleißiger, nach den Anforderungen des Programms der Lehranstalt (einjähriges Zeugnis, möglichst 4jährige Praxis !) vorgebildeter, gesunder Besucher des zweijährigen Lehi'ganges der Kgl. Gärtnerlehranstalt Dahlem sich im Leben der Praxis nicht zurecht zu finden weiß, — dann liegts an ihm, nicht an der Lehranstalt. Ihre Ziele sind gute und die Wege zu ihnen werden immer sorgfältiger ausgearbeitet. Dazu mögen alle wirklichen Freunde der Anstalt durch positive Rat- schläge und Mitarbeit helfen. Willy Lange, Lehrer der Gartenkunde und Abteilungsvorsteher an der Kgl. Gärtnerlehranstalt Dahlem. Aus den Vereinen. Jahresversammlung des Vereins Deutscher Gartenkünstler in Darmstadt. Der Verein begann seine Tagung am 22. August, begrüßt durch Oberregierungsrat Hölzinge r als Vertreter der Staats- regierung und durch Bürgermeister Dr. G lässing als Vertreter von Darmstadt. An dem veranstalteten Festessen nahmen etwa 140 Personen teil. Viele Vereinsmitglieder beteiligten sich auch an den programmmäßigen Ausflügen. Im Verlaufe der Verhandlungen legte der bisherige Voreitzende , Herr Landsohaftsgärtner Brodersen, Berlin, sein Amt nieder, da die weitaus größte Mehrheit der An- wesenden auf dem Boden der vorjährigen Düsseldorfer Beschlüsse stand, die darauf hinausliefen, den Verein von den „Berliner Ein- flüssen" frei zu machen und seinen Sitz nach der Provinz zu ver- legen. Nachdem anfangs Herr Gartendirektor He icke mit der pro- visorischen Leitung der Geschäfte betraut worden war, entschloß man sich im Verlaufe der Tagung, sofort zu einer Neuwahl des Vorstandes zu schreiten. Der im vorigen Jahr in Düsseldorf ge- wählte Vorstand wurde mit großer Mehrheit erneut gewählt. Stadt- gai-tendirektor Trip, Hannover, ist also erster Vorsitzender, der Stadtobergärtner Zeininger, ebenda, erster Schriftführer, Kari oh, Bremen, Schatzmeister. Die Redaktion des Vereinsorganes dürfte, wie ich höre, wohl auch in Kürze in andere Hände übergehen. Im Interesse des Vereins bezw. seiner ruhigen Weiterentwick- lung ist zu hoffen, daß man sich nun allerseits bei den neu ge- schaffenen Verhältnissen beruhigt, denn es könnte andererseits sonst die ganze Vereinigung in die Brüche gehen und sich wohlgefällig in die einzelnen Gruppen auflösen, womit der Gartenkunst nicht ge- dient wäre. M. H. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Jahresbericht über die Königlich Bayerische Gartenbau- schule in Weihenstephan bei Freising für die Schuljahre 1903 04 und 1904,05. Die Jahresberichte unserer Garteubausohulen haben den Zweck, die Fachkreise über das, was sie den ünterricht- nehmern zu bieten vermögen, zu informieren und als werbende Kräfte zu dienen. Daher widmet man der Ausstattung dieser Be- richte große Sorgfalt. So ist auch dieser Doppelbericht für die Zeit von 1903 bis 1905 mit zahlreichen Abbildungen der Anstalt und ihrer Gärten versehen. Das gärtnerische Lehrpersonal der Anstalt aus dem Königl. Garteninspektor Jos. Schinabeck, Schulvorstand, Lehrer für Obst- und Weinbau und Gehölzzucht, dem Obergärtner Peter Holfelder, ständigem Hilfslehrer für Obst- und Gemüsebau, Buchführung, Betriebslehre und Bienenzucht, dem Obergärtner Gottlieb Kaiser, ständigem Hilfslehrer für Blumen- und Land- sohaftsgärtnerei. Feldmessen und Nivellieren, Zeichnen und Gewächs- hausbau und Heizungsanlagen, und dem Königl. Adjunkten an der K. Akademie L u d w i g K i e ß 1 i n g , für allgemeinen Pflanzenbau. Die Lehrzeit an der Gartenbauschule beträgt zwei Jahre. Die Zahl der in die Gartenbauschule und in den Obstbaukursus (Internate) auf- zunehmenden Schüler beschränkt sich insgesamt auf 18, außerdem können 6 Hospitanten zugelassen werden, die über 20 Jahre alt sind, die nicht in der Anstalt wohnen und verpflegt werden, schließhch werden auch Praktikanten ohne gärtnerische Vorbildung nicht unter 18 Jahre alt aufgenommen. Diese Praxis wird für den nach- folgenden Besuch der Anstalt füi- eine zweijährige Lehrzeit an- gerechnet. Die I. Klasse war 1903/04 von 4, 1904/05 von 10. die n. Klasse 1903/04 von 5, 1904/05 von 4, der Obstbaukursus 1903/04 von 4, 1904/05 von 7 Schülern besucht. Aus dem Sohulbericht ist zu erwähnen die Verlegung des Schuljahres vom 1. Oktober bis Ende September auf die Zeit vom 1. April bis 31.- März, wodurch die Herbstprüfung 1904 ausfiel, die dann durch die Prüfung am 28. März li)05 ersetzt wurde, sodaß die Änderung nunmehr durchgeführt ist. Die Referate über Gehölzzucht und den Anstaltsgarten beschränken sich auf die Aufzählung des Pensums, vermeiden es aber leider, etwas spezieller auf das tatsächUch Erreichte einzugehen. Die An- stalt könnte sich in dieser Hinsicht den Geisenheimer Jahresbericht als Vorbild nehmen. Den Schluß des Jahresberichtes bildet eine Schilderung der Geschichte der Kgl. Staatsbaumsohule, die in diesem Jahre ihre Zentenarfeier begangen hat. Die Schule wurde s. Z., es war im Jahre ly97, in Anlehnung an diese Staatseinrichtung durch Ministerial- erlaß vom 10. November 1896 gegründet. Die Staatsbaumschüle war in der Hauptsache im Interesse des bayerischen Obstbaues tätig und hatte die Aufgabe, die Obstsorten zu prüfen und der Einführung des Bewährten die Wege zu ebnen. Leiter der Baumschule waren bis 1837 F. W. Hinkert, der Verfasser des 1836 erschienenen „Systematisch geordneten Handbuches der Pomologie mit Inbegriff der in der K. bayer. Zentral - Obstbaumsohule zu Weihenstephan kultivierten Kern- und Steinobstsorten unter besonderer Berück- sichtigung auf Boden und Klima etc'. Dann übernahm Josef Es tu er aus Wallerstein, der später den Titel eines K. Oberbaum- schulgärtners erhielt, die Leitung; er .starb 1863. Ihm folgte Georg Schuster, der bis 1883 wirkte. Seit 1883 ist Garteninspektor Schinabeok Leiter der Staatsbaumschüle. Tagesgeschichte. Wiesbaden. Preisausschreiben. Die Stadt Wiesbaden be- absichtigt, wie wir bereits in No. 45 ankündigten, gleichzeitig mit der Errichtung des neuen Kurhauses, das am 1. April 1907 fertig sein soll, die südlich und östlich hegenden Parkanlagen entsprechend umzugestalten, zu welchem Zwecke die Stadtverordneten zunächst die Summe von 50000 Mark bewilligten. Zur Erlangung von Plänen und Projekten wird hierfür ein Ideen - Wettbewerb ausge- schrieben, wofür drei Preise, ein erster, zweiter und dritter Preis in Höhe von 1200, 1000 und 750 Mark ausgesetzt sind. Außerdem be- hält sich der Magistrat vor, weitere Pläne zum Preise von je 300 Mk. anzukaufen und die ausgeworfenen Preise anders als angegeben zu verteilen, wenn die Preisrichter es einstimmig beschließen. Als Preisrichter .sind berufen: Der Herr Oberbürgermeister von Wies- baden oder sein gesetzlicher Stellvertreter, ferner die Herren Garten- baudirektor Siebert, Frankfurt a.M.; Gartenbaudirektor Schröder, Mainz; Stadtgartendirektor Encke, Cöln; Garten direkter Rieß, Karlsruhe; Beigeordneter Körner; Stadtbaurat Forbenius und Kurdirektor von Ebene y er; letztere drei in AViesbaden. VerantTorU. Red»ktenr: Max Headörffer. Berlin. — Verlag v. Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Dmck : . Gntenbetg, Dessau. mm Illustriertes Wochenblatt für den gresamten Gartenbau. Jahrgang IX. 16. September 1905. No. 51. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalt dieser Zeitschriß wird strafrechtlich verfolgt. Ausstellungsberichte. Hie Allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Darnistadt. Vom Herausgeber. n. Landschaftsgärtnerei und Gartenkunst. (Hierzu sieben Abbildungen.) Ich habe bereits in meinem vorigen Artikel erwähnt, daß der landschaftsgärtnerische Teil der Ausstellung derjenige war, der ihr den Charakter aiifprägte. Gleich bei meinem Eintritt in die Ausstellung hatte ich das Empfinden, daß hier Besonderes, vom alltäglichen Abweichendes zu sehen sei. Schon die sich vom Eingange nach dem Inneren des Bessunger Hofgartens hinziehende stattliche Allee machte einen absonder- lichen Eindruck. Die zwei Reihen Riesenbäume wurden nämlich von zwei Reihen blaublflhender Hortensien flankiert. Diese von H"fgärtner Dittraann kultivierten riesendoldigen Pflanzen hatte man nicht etwa, wie es sonst üblich ist, mit den kleinen Töi)fen in die Rasenbordüren versenkt, sondern man hatte sie in riesige, schmucklose, kübelartige Tontöpfe gebracht und in diesen auf den Rasenplatz gestellt. Hierdurch sollte wohl im Gegensatz zu dem „Stammeffekt" der AUeebäume der mir bisher unbekannte „Topf- efTekt'- markiert werden. Ich kann meiner Ansicht nur dahin Ausdruck geben, daß die freistehenden Riesen- töpfe mit den kleinen Pflanzen recht geschmacklos aussahen. In Darmstadt wollten die Künstler und Ar- chitekten unter fast völligem Ausschluß der so- genannten Gartenarchitekten, die man ja durcliaus nicht für voll ansehen will, einmal ihre genialen Ideen in die Wirklichkeit übertragen. Dazu braucht man aber immer einen Gärtner, der nicht nur Pflanzenkenntnis besitzt, sondern die Sache auch macht, weil sie eben der Architekt oder Bild- hauer, wie er glaubt, zwar versteht, aber nicht ausführen kann. Daß sich nun in Düsseldorf Berufsgärtner gefunden haben, die den Ai-chitekten Handlangerdienste leisteten, will ich gelten lassen, denn nur dadurch ist uns die llöglichkeit geboten worden, ein Urteil über die von der Darmstädter Künstlerkolonie ausgehenden Bestrebungen z>i er- langen. Ich glaube, man ist sich in den Kreisen noch nicht recht klar über das, was Gartenwelt. IS. die Architekten, Bildhauer und Maler eigentlich wollen. Im Volke ist es allgemein bekannt, daß die Kunst nach Brot geht. Die Welt ist heute voll von Architekten, Bildhauern imd Malern, die nichts, auch rein gar nichts zu tun haben und, soweit sie nicht in der Wahl ihrer Eltern vorsichtig gewesen sind, haben sie deshalb auch nichts zu essen. Unter hundert akademischen Künstlern gibt es vielleicht zehn, die auf ihrem Gebiete etwas leisten und sich schlecht und recht durchs Leben schlagen, aber kaum einen, der ein Genie ist und seinem Namen Geltung verschafft. Nun suchen die meisten nach einer milchenden Kuh, und diese glauben einige in der Gartenkunst gefunden zu haben. In diesem, meinem Empfinden nach unschönen Bestreben, sich in ein fremdes Gebiet hineinzu- drängen, den Berufsgartenkünstlern, die eine gute Schul- bildung besitzen, möglichst eine Staatslehranstalt absolvieren und ein staatliches Examen ablegen müssen, das Brot weg- zunehmen, sie zu ihren Handlangern herabzuwürdigen, finden 602 Die Gartenwelt. IX, 51 J^^ ^>j«I^JI/ ^1 g ^ ''ilH^nT ''^ ' "^^^anfl i '^^^J^fff""---^ -' -''i^jtBEil g Ai " ^^^o^^H^^^^I Kj& L. '^a^^^ E^iH ^^Hj^^V :•- ^y«x '< nB^ '^^n».. JK^S «^S^h^^bI^b B^sjsht:^^— . - T^- ^^ Partie aus dem Hausgarten des Architekten J. Chr. Gewin un Landschaftsgärtner Gebr. Wenz in Darmstadt. Originalaufnahme für die „Garlenwelt". sie die weitgehendste Unterstützung der politischeii Presse, während es den Gartenkünstlern außerordentlich schwierig wird, sich in der Öffentlichkeit Geltung zu verschaffen. Natürlich soll der Gärtner, der, von seinen wissenschaftlichen und künstlerischen Fähigkeiten abgesehen, noch den Vorzug einer vorzüglichen und langwierigen technischen Ausbildung besitzt, nicht überflüssig werden und vom Erdboden ver- schwinden, nein, ,jDer Gartenfachraann'', so heißt es im Aus- stellungskatalog, „ist trotzdem heute ebenso unentbehrlich wie früher, weil ohne technische und botanische Kenntnisse die sachlich beste Lösung einer Aufgabe nicht möglich ist." Na also! Mit anderen Worten ge- sagt, der Herr Maler, der Herr Bildhauer und der Herr Architekt, sie stehen alle drei mit ihren Phantasiegärten wie der Ochs am Berge, wenn ihnen der Gärtner nicht hilft, ihre Pläne, be- ziehungsweise Modelle, von welchen Professor 01b rieh den Gartenkünstlern so phantasievoll zu erzählen wußte, in die Wirklichkeit zu übertragen. Gewiß, wir können manches von genialen Künst- lern lernen. Das muß festgehalten werden, wie auch die Kunsthandwerker von akademischen Künstlern gelernt haben. Die vom Großherzog von Hessen so sehr protegierte Darmstädter Künstler- kolonie liat unbestreitbar befruchtend und bildend auf das Kunsthandwerk eingewirkt. Hierfür bieten Steinmetz-, Kunsttischler- und Schlosserarbeiten auf der Ausstellung die schönsten Beweise. Aber die Herren überschätzen sich entschieden, wenn sie sich für Alleskönner imd demgemäß auch für Landschaftsgärtner halten. Wie sagte doch Freund Heicke in seinem Vorti-ag? „Derjenige ist noch lange kein Komponist, der einem Musiker eine Melodie vorpfeift, der sie dann in Noten nieder- legt." In unserem Fall ist der Professor der Pfeifer und will jedenfalls auch der Pfiffikus sein, der Gärtner der sich zum Handlanger her- gebende Musiker. Wenn alle, die sich Land- schaftsgärtner oder Gartenkünstler nennen und es in Wirklichkeit sind, treu und fest zu- sammenhalten, wenn sie sich darüber klar werden, daß es unvereinbar mit der gärtnerischen Würde ist, dem Künstler, der uns das Brot nehmen will, Handlangerdienste zu leisten, so ist die drohende Gefahr beseitigt. Die Künstler suchen aber mit ihrer Bewegung noch nach anderer Richtung hin Vorteile: sie wollen Gärten schaffen, in denen die Pflanzen, speziell der Baum undStrauch, nur neben- sächliches, vielleicht völlig entbehrliches Beiwerk sind. An ihre Stelle tritt das Orna- ment , die Skulptur, der künstlerisch behauene Brunnen, die allegorische Figur usw. Dadurch wird den Baumschulen der Absatz unterbunden, während dem Bildhauer unerschöpfliche Absatzquellen er- schlossen werden, natürlich immer vorausgesetzt, daß das zahlungsfähige Publikum den Architekten blindlings folgt und sich den gutgefüllten Geldbeutel von ihnen gründlich leeren läßt. Die Gefahr, die -j jg,. in der neuen Strömung für den Landschaftsgärtner besteht, ist nicht zu unterschätzen. Wenn aber die Landschaftsgärtner die notwendige Lehre aus den Vorsclüägen der Künstler ziehen und das was brauch- bar ist, acceptieren, dann dürfte sie auf ein Minimum zusammen- schrumpfen. Der Großherzog von Hessen soll, wie ich höre, den Bestrebungen der Darmstädter Künstler sympathisch gegenüberstehen. Seiner Förderung verdankt es erst Professor Olbrich, daß er seine versenkten Gärten auf der Aus- stellung vorführen konnte, denn die beträchtlichen Kosten für diese Gärten hat der Fürst aus seinen Mitteln bestritten. Diese Gärten sollen, so wie sie sind, auch für die Folge einen Bestandteil des Orangeriegartens bilden. Professor Olbrich, der von Beruf Architekt ist, hat seine Gärten ummauert; er IX, 51 Die Gartenwelt. 603 ■'^" -'^^:^^ ■• ;^BBP^^^^n|^fe;.. fy- ' ^ÄfF. "f-' -^ ^^^f^^^^^^^^^^^^HHH^HHTw^^ Partie aus der die lieiikelschen (jartfii Ueiiii Oripinalaufnahme für die „Gartenwelt" hat, wie er in seinem Vortrage erwähnte, eine persönliche Vorliebe für ummauerte, oder sagen wir lieber vermauerte Gärten. Die Gärten liegen auf der oberen, regel- mäßig gestalteten Terrasse des Bessunger Orangeriegarten.s, umgeben von erhöht an- gelegten regelmäßigen Rasenflächen ohne allen Gehölz- \md Blumenschmuck; sie sind achteckig und haben etwa 10 m Dureh- messer. Es wurde zunächst die über 21/2 m hohe Uminauernng der Gärten aufgefülirt, dann wurden gewaltige Erdmassen auf die Terrasse gefahren und derart angeschüttet, daß die Gärten in metertiefer Versenkung lagen, sodaß die Mauern noch anderthalb Meter über das umgebende Erdreich empor- ragen. Mauern und Versenkung sollen die Abgeschlossenheit der Gärten bewirken, weil anderenfalls die Riesenbäume des Bessunger Parkes das Kimstwerk aus Menschenhand erdrückt und einen Kontrast ergeben hätten, der dem neuen Gartenpropheten keineswegs erwünscht gewesen wäre. Die Gärten sind Farbengärten, d. h. jeder von ihnen ist in einer Farbe gehalten. Der Blaue Garten ist mit Ageratum, Astern, Hortensien und Lobelien ragenden Kunstschmiedearbeiten, abgeschlossen. .Jeder Garten bepflanzt, der Rote in der Hauptsache mit Monatsrosen, Begonien, enthält, von der Rabatte abgesehen, zwei bis drei regelmäßig Pelargonien, Fuchsien, Salvia etc., der Gelbe mit Calceolaria gestaltete Beete, wie man sie in gleicher oder ähnlicher rugosa, Coreopsis, Rudbeckia Neumamii, zur Abwechslung Form hundertfach in unseren Anlagen wiederfindet. Die Grundlage eines jeden Gartens, der Rasen- teppich, d. h. der sattgrüne Untergrund, von dem sich die ganze Bepflanzung abheben soll, fehlt, dafür sind die massiven Mauern, die ich mit Festungsmauern vergleichen möchte, reich mit Schlinggewächsen, vorzugsweise mit Cobaea berankt. Die Wege sind breit, so breit, daß sie einschließlich des architek- tonischen Beiwerks weit mehr Raum als die Bepflanzung einnehmen. Im Roten Garten sind sie mit weißem, in den übrigen Gärten mit gelbrotem Kies bestreut, wie er in der dortigen Gegend gegraben wird. Er hat die unangenehme Eigenschaft, nach dem ersten Regen die Farbe zu verlieren und dann schmutziggrau zu werden. Dieser Kies soll den nicht zu umgehenden Farbenkontrast her- vorrufen. Das genügt aber beim Roten Garten, in welchem auch die Salvien als Blüher versagt haben, noch nicht, deshalb ist hier in der Mitte noch ein länglich viereckiges, etwa meterhohes Wasserbassin gemauert worden, das sich nur mit einer großen Bade- wanne vergleichen läßt. Bei Eröffnung der Ausstellung war das Wasser in diesem Becken tiefblau gefärbt, später hat man dann versucht, ihm durch Anilinrot eine etwas weniger aufdringliche Farbe zu geben. Die See kann unter Umständen blau sein, das Wasser in einem gemauerten Becken niemals. Das Publikum, das in der Hauptsache eine urteilslose Masse darstellt und alles was Mode ist oder Mode werden soll, schön findet, sei es nun die Straßenschleppe, der bis über die Ohren gehende Stehkragen oder der Farbengarten, fand natürlich gleich beim Dei Rote Galten I Hofliefeiant, Dainistadt r. irtenwelf aber atich mit Pnimis Pissardi und Blutbuchen. Vom rein landschaftsgärtnerischen Standpunkte betrachtet, bieten diese drei Gärten absolut nichts Neues, wenn man von Verstößen bei der technischen Ausführung etc. und Kuriositäten absehen will. Zu den übrigens dem Publikum verschlossenen Gärten füliren breite Steintreppen hinab. Die Eingangspforten sind mit reich verzierten und vergoldeten Eisengittern, hervor- 604 Die Gartenwelt. IX, 51 Anblick die Farbengärten schön, aber alle drei ohne beleidigen das Auge, wenn man sie längere Zeit betrachtet. Kein Baum, kein Strauch steht in diesen Gärten, man sieht nur Kies und Blüten. Zur Bepflanzug jedes ein- zelnen Gartens wurden verschiedenartige Blütenpflanzen ver- wendet; so stehen im Blauen Garten Ageraium neben Verbenen und Helioti-op, im Roten Garten Semperflorens-Begomen neben Bengalrosen. Da nun die Blüten dieser verschiedenen Pflanzen verschiedene Nuancen zeigen, so entstehen durch das Aneinanderreihen ziemlich gleicher Farben unharmonische und daneben noch eintönige Kontraste. Über die feststehenden Gesetze der Farbenharmonie ist Professor Olbrich kaltblütig hinweggegangen, und für die weiße Blüte, die immer die Disharmonie aufhebt, hat er keine Verwendung gefunden. Diese Gärten haben auf keinen Fall eine Zukunft. An solch einfarbigem und grellfarbigem Garten sieht man sich ebenso satt wie an einem grell gefärbten Papagei als Hausgenossen. Bei strömendem Regen füllen sich die versenkten Gärten mit Was- ser, das keinen Abfluß findet und verwandeln sich inSchwimm- bassins, für welche sie auch ihrer Form nach höchst geeignet sind ; bei Sonnenbrand kann der „glückliche" Besitzer eines sol- chen Gartens kochen und braten, von Schatten ist keine Rede, da jede Baumvegetation fehlt, auch eine Laube ist nicht vor- handen; nur im Gelben Garten befindet sich ein Blockhaus, so plump und schwerfällig, daß es mit seinem klobigen Stroh- dach die ganze Umgebung zu erdrücken scheint. Dagegen ist an Bildwerken kein Mangel. Die Abbildung der Titelseite zeigt den Blauen Garten. Im Hintergrund steht eine Venus, die sieh mit den Händen keusch die Blößen deckt, im Mittelgrund ein unverhältnismäßig massiv aus großen, feinbehauenen Sandsteinquadern zusammengesetztes Boll- werk mit muldenförmiger Vertiefung. In einem Zeitungsberichte figurierte es als Taufbecken. Am besten wirkt noch der Gelbe Garten, weil hier einige, wenn auch nur dürftige blut- rote Gehölze etwas Kontrast in die gelbe Masse bringen und weil die reichlich angepflanzten Rudbeckia Neumanni durch ihre dunkelgefärbten Blütenköpfe etwas „Leben in die Bude" bringen, die in ihrem einseitigen Gelb die Verkörperung des Neides zu sein scheint. Ein Spaßvogel nannte diesen Garten „die gelbe Gefahr". Recht schmuckvoll nehmen sich außerhalb der Gai'tenmauern hölzerne B o g e n 1 a u b e n aus, mit Hopfen und Angurien bewachsen; sie bieten angenehme Ruhesitze und gestatten Einblick in das Innere der kuriosen Gärten. Charakteristisch für alle kleinen Gärten der Ausstellung ist die geradlinige Wegef ührung. Diese geradlinigen Gärten sind aber keineswegs eine neue Erfindung der Architekten; alle urteilsfähigen Gartenkünstler sind sich viel- Koniferengruppe von Hoflieferant H. Schneider, Darm Stadt (mit Standbild). Oripnalaufnahme für die „Gartenwelt' mehi' schon seit Jahren darüber einig, daß man kleine An- lagen, die ganz unter dem Drucke des Hauses stehen, am besten und zweckmäßigsten geradlinig behandelt. Im übrigen ist der gerade "Weg nur bei großen Raumverliältnissen in Verbindung mit malerischen Wegen am Platze. Herr Stadt- gartendii-ektor Heicke führte in seinem Vortrage mit Recht aus, daß uns die Künstler darüber im Zweifel lassen, wie sie größere Parkanlagen gestalten wollen. Für die regelmäßige oder freie Gestaltung des Gartens seien allein Gründe der Zweckmäßigkeit maßgebend; hierüber würde der Garten- künstler zu entscheiden haben. Es würde den Rückschritt um ein halbes Jahrhundert bedeuten, wollten wir die gerad- linigen Darmstädter Vorbilder wieder für alle Verhältnisse anwenden. — Die Hausgärten mit geraden Wegen, wie sie uns die Darmstädter Ausstellung zeigt, sind die am leichtesten auszuführenden Anlagen ; ein einigermaßen geübter Garten- arbeiter ist im Stande, eine der- artige Anlage mit Schnur und Pflöcken abzustecken. Ein in regelmäßigem Stil gehaltenes, sogenanntesB ü r g e r - gärtchen,insgesamtnur340qm groß, hat der Landschaftsgärtner Jakob Leißler, Nieder-Ram- stadt, nach dem Entwiu-f des Malers L e i p h e i m e r aus- geführt. Ein von Ost nach West laufender Haupt weg schnei- det das Gärtchen in zwei Teile ; er führt zu dem auf der West- seite gelegenen Gartenhaus. Den Eingangsweg flankieren Helian- thus, die leider nicht blühen wollen; sie haben den weiteren Zweck, das auf der Südseite gelegene Miniatm-gemüsegärt- chen dem unmittelbaren Anblick zu entziehen. Was übrigens die Gemüsegärtchen in den ver- schiedenen Anlagen betrifft, so sind dieselben derartig ge- künstelt angelegt, daß sie sich durch einen bloßen Wechsel der Pflanzen sofort in Teppichparterres verwandeln ließen. In diesem Bürgergärtchen befinden sich wenigstens zwei Bäume, hochstämmige Birken, von welchen die eine den Mittelpunkt eines mit Koniferen bei)flanzten Beetes bildet. Um die Birke gruppiert, stehen hier fast ein Dutzend Nadelbäume, auf einem Räume, der noch nicht einem Platz zur naturgemäßen Ent- wicklung bieten würde. Zwei weitere Gartenanlagen haben die Architekten Fuchs und Koch entworfen, einen bürger- lichen Nutzgarten und einen vornehmen Hausgarten, die beide in Anlage und Gestaltung nichts Neues bieten. Recht hübsch ist der Garten des Architekten J. Chr. Gewin, aus- geführt von Gebr. Wenz, Hoflieferanten in Darmstadt (Ab- bildung Seite G02). Er hat rechteckige Form; im Vorder- grunde soll man sich die Landstraße, im Hintergrunde das Wohnhaus denken. Die Anlage zerfällt in Wohngarten und Vorgarten, sie ist terrassiert, d. h. der Wolmgarten liegt etwa 50 cm höher als der Vorgarten, was eine Trennung ohne IX, 51 Die Gartenwelt. 605 Störung des Gesamtüberblickes ermöglichte. Die Wege sind regelmäßig und in ihrer Linienführung der Architektur des Hauses angepaßt. Auf den Beeten tritt eine Farbe als Hauptfarbc hervor. Diese Anlage weist einen hübschen, vor- zugsweise mit Lagenarien berankten Laubengang auf. Die Baumvegetation wird durch einige Koniferen und eine vor- handen gewesene malerische Salix bahylonica vertreten, ab- seits liegt ein winziges Gemüsegärtcheu. Recht hübsch nimmt sich ein Brunnenbassin in der Mitte der Anlage aus, dem das Wasser von unten in Gestalt kleiner ßodenquellen zu- geführt wird. Vor diesem Garten, gleich rechts beim Ein- gang, liegt der Hausgarten von Friedrich W. Begas, Gartenarchitekt in Neu-Isenb\u-g bei Frankfurt. Die Anlage soll ein städtischer Hintergarton sein und ist etwa 600 qm gross. Herr Bogas hat es vorzüglich verstanden, die Um- gebung, d. h. den Hofgarten und die Nachbargärten, durch vorgepflauzte Gehölze in Beziehung zu seiner Anlage zu bringen. Die und andere schon vorhanden gewesene Gehölze sind in ge- schickter Weise in die Anlage einbezogen worden. Solitärs von Bambusen und Bananen, vollblühende Passifloren imd andere fremdländische Gewächse geben in Verbindung mit der üppigen Wasserflora der ganzen Anlage einen tropischen Charakter, wie dies unsere Teilansicht Seite 589 erkennen lässt. Der zweite Henkeische Garten ist streng architektonisch gehalten und Herr Professor Ol brich hätte ihn sich bei der Ausführung seiner Farbengärten ruhig als Vorbild dienen lassen können. Er stellt in der Hauptsache, wie die Abb. Seite 603 zeigt, ein großes, sich an den Glaspavillon an- schließendes, regelmäßig geformtes Blumenparterre dar, das im saftiggrünen Rasenteppich liegt; es ist ausschließlich in Rot gehalten. Durch Verwendung von Weiß als Trennungs- farbe würde auch hier wie in den Olbrichschen Gärten die Farbonwirkung wesentlich gehoben worden sein. Ein Weg führt um das viereckige Parterre, an seiner Außenseite von \ wird in der Hauptsache von einer Riesenblut- buche des Nachbargar- tens beeinflußt. Ein be- sonderes Zierstück dieses Gartens bildet eine weiße berankte Pergola mit der davor stehenden Statue eines Jünglings. Der schmale Rasenplatz ist am Rande in Ab- ständen mit wohlgepfleg- tcn guten Säulentaxus besetzt. (Abb. Seite 602.) Auch dieser Garten ist im Grundriß geometrisch angelegt. Die rechte Hälfte ist mit Rosen und Sommerblumen ge- schmückt, während die linke Hälfte Obst und andere Nutzpflanzen, so- wie Schnittblumen be- herbergt. Ein Gartenkünstlor ersten Ranges, dessen Leistungen alles was die akade- mischen Künstler auf der Ausstellung vorgefühi-t haben, in den Schatten stellt, ist Hoflieferant Heinrich Henkel in Darmstadt. Die Firma führt zwei Gartenanlagen vor, einen landschaftlich und einen regelmäßig gestalteten Garten, die beide getrennt sind von einem langen Glas- Iiavillon, welcher der Vorführung ihrer Bindewerke dient. Aus dem landschaftlichen Garten brachten wir bereits auf der Titelseite der vorigen Nummer eine Teilansicht der Teich- partie, eine weitere Ansicht, das Innere des Blumen- pa\'illons, geben wir auf Seite 603. Diese landschaftliche Anlage wu-d einerseits von einer vorhanden gewesenen Weiß- buchenhceke, andererseits von einer Pergola begrenzt, neben der eine mit blendendweißen Peümien bepflanzte Rabatte einherläuft. Alle erdenklichen Schlingpflanzen beranken die Pergola und hängen in malerischen Strähnen von deren Gitter- werk herab. In tiefgrüner Rasenfläche ruht der Weiher, reich mit Sumpf- und Wasserpflanzen bewachsen. Eine mächtige, mit entsprechender Umpflanzung versehene Birke Teilansicbt des mit Backsteinen gepflasterten Blumenparterres nach dem Entwurf von Prof. Olbrich. ■ Originalaufnahme fUr die „Gartenwelt". grenzt. Bepflanzt sind dieRabatten in derHaupt- sache mit Fuchsien „Andenken an Heinrich Henkel'' und mit rot- blättrigen Cannas. Zur Bepflanzung des Par- terres wurden Pelargo- nien, Begonien, Glücks- klee tmd ganz kleine japanische Ahorn, alle in roter Farbe, verwen- det. Den ornamentalen Schmuck in dieser An- lage bilden Blumen- ständer und Blumen- vasen aus Ton, nach Entwürfen des Aus- stellers gefertigt. Auf ornamentale Schmuckstücke ist in allen Gärten der Aus- stelhmg großer Wert ge- legt worden. Wenn sie auch vielfach zu reich- lich verwendet wurden, so läßt sich doch gegen eine ausgiebigere Verwendung, als sie bisher stattfand, kaum etwas einwenden. Diese Vorbilder tragen hoffentlich dazu bei, das Publikum von den beliebten Spielereien, wie Gnome, Pilze, Rehe, verrückte Gärtnerkarrikaturen etc., allmählich ab- zubringen. Unsere verschiedenen Bilder veranschaulichen ja in bester Weise die Wirkung architektonischen Beiwerkes. Es sei besonders das überlebensgroße Standbild der Abbildung Seite G04 erwähnt. Links vom Eingang, vor dunklen Koniferen des Hoflieferanten H. Schneider, Darmstadt, stehend, war die Statue von packender Wirkung. Die Handelspflanzen der Mitglieder der Darm- städter Handelsgärtnerverbindung, welche die eine Hälfte des großen freien viereckigen Platzes, der zwischen der Terrasse mit den Olbrichschen Gärten und dem Orangerie- gebäude mit den Wasserpflanzen liegt, einnahmen, waren nach einem Entwürfe des Herrn Prof. Olbrich arrangiert worden. Dieser Entwiu-f entsprang sicher einer neuen und ureignen Idee des Herrn Professors. Zur Trennung der einzelnen Die Gartenwelt. Beete wurden nämlich Backsteine vei-w'endet und die ge- wünschte erhöhte Mitte schuf man durch einen Unterbau aus ebensolchen Steinen, der etwa den Eindruck des letzten Restes eines abgetragenen Fabrikschorn.steines macht. Dieser Schornsteinrest erhielt eine Füllung aus roten Fuchsien, die wieder zu den roten Steinen einen unharmonischen Kontrast bildeten. Unsere Abbildung Seite G05 zeigt das merkwürdige Blumenparterre mit seiner geflickten, unschön wrkenden Be- setzung. Ich hielt erst diese ganze Backsteinarbeit füi- die Fundamente eines abgetragenen Bauwerks, bis ich von Ein- geweihten eines Besseren belehrt wurde. Wenn man sich den Unterschied zwischen derartigen Machwerken und den großen Leistungen moderner Gartenkunst vor Augen führen will, so braucht man sich nur nacheinander die großartigen Blumenparterreanlagen im Frankfurter Palmengarten und diese dilettantenhafte Stümperarbeit anzusehen. Zukunftsgärten! Wenn die Olbrichschen Gärten An- hänger finden, wenn die Zukunftsstraßen, von welchen er in seinem bilderreichen Vortrag phantasierte, wirklich einmal Aussicht haben, verwirklicht zu werden, dann wird, das will ich nicht unerwähnt lassen, eine neue Äi-a für den Pflanzen- züchter hereinbrechen. Die Samenkulturen von Erfurt und Quedlinbiu-g werden sich über die ganze Provinz Sachsen erstrecken, vor lauter Blumenkultur wird Hungersnot ins Land ziehen, denn auf meilenweite Entfernungen werden Ge- treide- und Kartoffeläcker verschwinden, um den Blumen Platz zu machen, die dazu bestimmt sind, das Material für die Farbengärten zu liefern. Da jede Blüte ihre Zeit hat und da man sich an jeder Farbe bald satt sieht, so wird dem schneeigen Weiß im Frühling ein Rosa im Juni, ein Rot und Blau im Hochsommer und schließlich ein sattes Gelb im Herbste folgen. — Die deutschen Landschaftsgärtner werden von der Erde verschwunden sein, die Künstler und die Topf- pflanzenzüchter werden triumphieren. Mit den Landsehafts- gärtnern wird natürlich auch der „Verein Deutscher Garten- künstler" zu existieren aufgehört haben; an seine Stelle ist dann der geplante „Verein zur Förderung der Gartenkunst" getreten, in welchem Professor Olbrich der Vorsitzende, Schult ze-Naumburg der Schriftführer ist, während als Bei- sitzer die Herren Baumeister Muthesius, Prof. Lichtwark, Prof. Leipheimer und Ferd. Avenarius fungieren. An die Stelle der „Gartenkunst" tritt der „Kunstgarten", gärt- nerisclie Zeitschrift für die Interessen der Architekten, Bild- hauer und Kunstmaler. Rosen. Der Verein Elsalj-Lothringer Rosenfreiinde und sein Rosengarten in Zabern. Von W. König, Zabern. (Hierxtt zwei Abbildungen.) In dorn schönen Städtchen Zabern, dei- „Perle der Vogesen", wurde im Jahre 1898 ein Verein gegründet, der sich die ideale Aufgabe stellte, die Rosenliebhaberei zu fördern. Der jetzige Geschäftsführer des Vereins, der Ober- Postassistent Walter, erließ einen Aufruf, dem 2 1 Rosenfreunde in Zabern Folge leisteten. Diese gründeten den „Verein der Rosenfreunde in Zabern", nachdem der Statutenentwurf ge- nehmigt war; damals betrug die Anzahl der Mitglieder 46. Durch Geschenke von der Firma Lamesch konnten im Herbste 1898 unter die Mitglieder 390 Rosen verlest werden. Um noch melir Mitgheder zu werben, beschloß der junge Verein im Jahre 1899 einen Vereins-Rosengarten anzulegen, nachdem eine Ausstellung von Schnitti-osen großen Beifall ge- funden hatte. Ein entsprechendes Gesuch an die Stadt Zabern hatte den Erfolg, daß von dieser eine Wiese unent- geltlich hergegeben wurde. Herr Peter Larabert aus Trier, der bekannte Rosen- züchter, half den Plan entwerfen imd besorgte auch die Ein- teilung des Gartens. Im Frühjahr 1900 fanden dann über 900 veredelte Rosen in dem neuen Garten ihren Platz, während ein Teil als Wildgarten mit 1200 Wildlingen be- pflanzt ^vnrde. Wieder kam die Stadt Zabern dem Vereine entgegen, indem sie die Kosten für die Umzäunung des Gartens im Betrage von ungefähr 750 Mark übernahm. Währenddem war die Mitgliederzahl auf 143 gestiegen. Der erste Vorsitzende, Polizeikommissar a. D. Dohmen, legte wegen seines hohen Alters sein Amt nieder. Rechts- anwalt Videnz wurde sein Nachfolger und ein eifriger Förderer der schönen Sache. Der Garten erhielt 1901 einen eisernen Kiosk, der zur Zeit ganz mit Kletterrosen umsponnen ist und eine Zierde der Anlage bildet. Er ist auf beiden Abbildungen sichtbar. 1901 fand die zweite Rosenausstellung statt. Wieder erzielte der Verein gi'oße Bewunderung und eine Zunahme der Mitglieder auf 236. Anläßlich dieser Ausstellung schenkte Herr Lamesch, Dommeldingen, dem Verein 520 niedrig veredelte Rosen. Langsam, doch stetig, entwickelte sich der Verein weiter. Unterstützt von Regierung und Stadtbehörde konnte der Garten bald weiter verschönert und im Jahre 1903 sogar noch erweitert werden. Nunmehr besitzt der Garten 1200 Sorten Rosen in ungefähr 4000 Exemplaren und bildet eine Zierde der Stadt. Die Mitgliederzahl stieg immer mehr, sodaß jetzt 640 Mitglieder dem Vereine angehören. Wohl selten hat ein Verein in so kurzer Zeit einen solchen Aufschwung ge- nommen. Dies war jedoch nur dadurch möglich, daß den Mitgliedern bei dem geringen Jahresbeitrag von 2 Mk. große Vorteile geboten sind. Jedes Mitglied erhält 10 Rosenaugen nach seiner Wahl gratis, bei Bestellungen auf Rosen und Obstbäume durch den Verein haben sie Vorzugspreise; femer läßt der Verein Vorträge halten über Rosenzucht usw., die dann den Mitgliedern gedruckt kostenlos zugehen u. a. m. Ein weiterer Werber für den Verein waren seine großen Erfolge auf den Ausstellungen im vorigen und in diesem Jahr. In M. Gladbach erwarb der Verein 1904 einen ersten Preis, in Düsseldorf auf der internationalen Gartenbauaus- stellung einen Eliren preis, sowie eine silberne und drei bronzene Medaillen; in diesem Jahre fielen dem Verein zu: ein erster Preis in M. Gladbach, ein erster Ehrenpreis in Kreuznach und ein Siegerpreis in Lingolsheim bei Straßburg. Der Besuch des Rosengartens ist jedermann gestattet. Von dieser Erlaubnis wird reichlich Gebrauch gemacht. Ein- heimische und Fremde bewundern, besonders an Sonntagen, die Anlagen mit den herrlichen Blumen. Der Vorstand hat veranlaßt, daß den Besuchern, besonders den Fremden, kleine Sträußchen abgegeben werden, was jedesmal große Freude hervorruft. Jedes Beet im Galten ist mit einer Nummer versehen und an jedem Rosenstock ist auf einem Alurainiumtäfelchen der Name angebracht, und zwar bei den Hochstämmen an dem Pfahl und bei den niedrigveredelten au einem eisernen IX, 51 Die Gartenwelt. Draht von 5 mm Durch- messer, der neben der Rose in die Ertle gesteckt wird. Jeder Besucher hat dadurch Gelegenheit, sich gleich auch die Namen der Rosen zu merken. Wie schon erwähnt, bildet der Vereinsrosengar- ten eine Zierde von Zabern und es wäre zu wünschen, daß auch in anderen Orten auf diese Weise die Roseu- liebhaberei gepflegt würde. Orchideen. Über die Beziehungen der Orchideensämliiige zu anderen Organismen während der Keimung. Jus ist heute kein Geheimnis mehr, daß zur erfolgreichen Aufbringung von Orchideen - . noch andere Naturkräfte eine Rolle spielen als die menschliche Hülfe allem. Die Natiu- hat auch hier Einrichtungen geschaffen, die erst nach Teilansichten aus dem Rosengarten des Vereins Elsaß-Lothringer Kosenfreur Originalaufnahmen für die „Gartenwelt". vielen vergeblichen Muhen des (jditiici.-5 \uu ihiu werden. Sie streifen das Gebiet der Symbiose, bilden wo- möglich gar ein Glied dieser interessanten und wichtigen Erscheinungen des Pflan- zenlebens. — unter Sym- biose versteht man bekannt- lich das Zusammenleben verschiedener Organismen, die zu ihrer Erhaltung in wechselseitigen Be- ziehungen stehen. — Diese Annahme hat wenigstens mehr Berechtigung nach den gemachten Beobach- tungen als ein Fall von Parasitismus. Beobach- tungen und Untersuchungen der letzten Zeit haben er- geben, . daß neben der Keimung der Orchideen- Sämlinge gleichzeitig die Entwicklung eines Pilzes einherschreitet, der mit dem Keimungsprozesse in eng- .sten Beziehimgen steht. Die Keimung der Or- chideen ist deshalb als abhängig von der Gegenwart dieses Pil- zes anzusehen. In den nachfolgenden Zeilen finden sich hierüber wichtige Auf- sclüüsse ; vorerst möchte ich Die Gartenwelt. IX, 51 aber noch einige Bemerkungen über feststehende Tatsachen, die sich auf die gemachten Erfahrungen gründen, anführen: Vielen Kultivateuren ist es ohne Scliwierigkeit gelungen, Orchideen aus Samen zu blühfähigen Pflanzen heranzuziehen. Bei einer großen Anzahl von Gärtnern ist aber der Erfolg auf eine bestimmte Gruppe beschränkt geblieben (Gruppe: im Sinne einer Zusammenfassung mehrerer Gattungen), trotz aller Mühen — trotz aller Wiederholung gelingt es jenen nicht, auch Erfolge in andern Gruppen zu erzielen. Sie bringen mit Leichtigkeit die Samen auf, welche z. B. das Ergebnis von Kreuzungen zwischen Laelia, CaUleya, Epidendrum, Sophronites, Leptoies etc. sind, wälireud Samen, die aus einer andern Gruppe stammen, trotz aller Vorsicht nicht keimen wollen. So verhält sich z. B. der Samen von Odontoglossum und Oncidium, von Va7ida und Acrides, von Cypripedien u. V. a. m. Und doch sind schon Sämlinge auch aus diesen Gruppen aufgezogen worden ! Woher kommt es nun, daß an manchen Orten der Erfolg ausbleibt? Schon zu Anfang der künstlichen Erzeugung von Orchideen-Bastarden fiel es auf, daß der Samen mancher Gattungen unter den ihm zur Keimung zugewiesenen Be- dingungen nicht keimte. Er tat dies da, wohin man ihn ge- streut hatte nicht, sondern man fand ihn oftmals später un- erwartet an ganz andern Stellen ausgekeimt imd den Sämling wachsend! Da trat es dann offensichtlich zu Tage, daß ver- scliiedene Gattungen auch verschiedene Bedingungen benötigen. Nur verhältnismäßig wenigen Fachgenossen war es vergönnt, diese ausfindig zu machen, wohl nur jenen, die sich einer- seits nur mit der Anzucht und zwar gründlich damit be- schäftigten, und die andererseits die Versuche in einem solchen Maßstabe auszudehnen vermochten, daß der Erfolg, wenn er auch anfangs niu- gering war, doch sicher schließ- lich eintrat. Bei den Gärtnern, welche Raummangels wegen weniger ausgedehnt arbeiten konnten, blieben die Erfolge zurück, die Verhältnisse, unter denen der Samen keimen sollte, waren unter den verschiedenen Gruppen zu ähnlich; stellten sie sich auch für die eine als günstig heraus, so waren sie jedoch für die andere weniger günstig oder gar verderbenbringend. Ich bin daher zu der Schlußfolgerung gekommen, daß nur solche Gattungen, welche sich unter- einander kreuzen lassen und dadurch verwandtschaftlich eine Gruppe bilden, unter denselben Bedingungen keimen. Mit anderen Worten: Jede Gruppe erfordert zu ihrer Keimung die Hülfe eines besonderen Pilzes! Ich will nun einiges über die neuesten wissenschaft- lichen Versuche mit Orchideenaussaaten referieren. Im Journal de la Societö Nationale d'Horticul ture de France teilt M. Noel Bernard über seine Unter- suchungen folgendes mit: „Ich verwendete mit einem Baumwollepfropfen ge- schlossene Glasröhren, in die ich absorbierende Baumwolle stopfte, die in eine Nährlösung getaucht war, und steri- lisierte diese Tuben in einer Weise, die alle Lebewesen töten mußte. Der Samen, welcher zu diesem Zwecke un- geöffneten Kapseln entnommen wurde, wurde auf ein Stück ■feuchter Baumwolle gesät. Die Aussaat geschah mit aller erdenklichen Sorgfalt, um Mikroben keinen Einlaß zu ge- währen. Es war mir leicht möglich, unter diesen Verhält- nissen den Samen 6 bis 7 Monate zu halten, ohne daß sich Schimmel entwickelte. Unter diesen Verhältnissen war eine Keimung nicht bemerkbai-, auch nicht als die Tuben ins Ge- wächshaus gelegt und dem vollen Lichte ausgesetzt wurden. Für gewöhnlich schwoll der Samen etwas und wiu-de auch während der ersten Wochen grün, dann aber trat Stillstand ein. Ich habe z. B. etwas Phalae7iopsis-Sa.men^ welcher sich seit 3Y2 Monaten in diesem Stadium befindet. Die kleinen grün gewordenen Embryos waren nicht über 1 mm hinaus- gekommen, ohne eine weitere Entwicklung gingen sie nach wenigen Monaten ein. Um eine Keimung herbeizuführen, muß ein Pilz in die Tube gebracht werden, eine Ai-t Schimmel aus langen Fäden zusammengesetzt, den ich in einer besonderen Röhre kultivierte. Sobald die Samen mit diesen Fäden in Berührung kommen, beginnen sie zu keimen. Dies erkennt man deutlich, wenn man clie PhalaenopsisSumen, welche ohne Einfügung des Pilzes lange Zeit in der einen Röhre lagen, mit denen in der anderen vergleicht. Beide Portionen waren ja zu gleicher Zeit ausgestreut. Die erste beharrte immer noch in ilu-er Verfassung, während dessen die Samen der zweiten schon zu erbsengroßen Pflänzchen herangewachsen waren. In den Gewächshäusern liegen die Verhältnisse ganz ähnlich. Wenn sich in den Samenschalen der Pilz nicht entwickelt hat, so tritt auch eine Keimung der Samen nicht ein, und keimen die Samen, so ist es unter Einfluß des Pilzes. Betrachtet man die Sämlinge durch ein Mikroskop, so gewahrt man die Pilzfäden diese durchziehen. Bei einer Überführung des betreffenden Pilzes aus der Tube zur Samen- schale, erreicht man bestimmt eine gleichmäßige Keimung, wie es von M. Magne nachgewiesen und bekannt gegeben ist. Welch' seltsamer Pilz wird es aber sein, der hierzu er- forderlich ist? Und verhält sich derselbe zu allen Orchideen gleich oder ist für jede Gattung oder Art ein besonderer er- forderlich? Diese Frage habe ich entschieden. Ich nehme an, daß dieselbe Pilzart viele Arten von Orchideen zum Keimen veranlassen kann. Der Cypripedien-Pilz kommt auch in Be- tracht bei CaUleya, Laelia und Bletia — überhaupt bei Orchideen, deren Keimung eine verhältnismäßig leichte ist und die in der Art des Pilzes nicht besonders wählerisch sind. Aber alle Orchideen, deren Samen schwer keimt, stellen besondere Anforderungen. So wollen z. B. Phalaenojisis-Samen weder in Gesellschaft des Cyiiripedien-Pilzes, noch unter dem Einfluß des Pilzes der CaUleya oder des Odontoglossum keimen. Sie keimen nur, wenn sie mit dem PMlaenopsis-Yilz in Be- rührung stehen, der aber wiederum auch für- Vanda wii-kungs- voll ist. Ebenso steht es mit Laelia, deren Samen mit Hülfe des einen oder anderen Pilzes mehr oder weniger keimen. Von zwei jungen Z/aeZm-Sämlingen war der eine unter Einfluß des Phalaetiopsis-Tihes, der andere mit dem Cypripediuni- Pilz aufgebracht worden; obgleich beide gleichen Alters sind, ist doch der erstere weiter vorgeschritten. Um einen Erfolg zu sichern, genügt es deshalb nicht, einen beliebigen Pilz aufs Geratewohl zu wählen, sondern eine besondere Art mag oftmals bedingt sein für clie einzelnen Orchideen. Die Pilze, Avelche zur Keimung von Catileya, Laelia, Cypripedium, Phalaenopsis und Vanda, man kann auch sagen von Odontoglossum führen, sind vorhanden. Es erfordert aber noch viele und verschiedenartige Ver- suche, um für jeden Fall Bürgschaft leisten zu können." Die Züchter sind ohne Zweifel M. Bernard sehr zu Danke verpflichtet; sie wissen heute, worum es sich handelt xmd worauf das Augenmerk besonders zu richten ist. M. Bernard hat uns einen gewaltigen Schi-itt vorwärts ge- bracht. E. B. B., Berlin. IX, 51 Die Gartenwelt. 609 Zeit- und Streitfragen. Giirtnerei-Aktien-Gesellschafteii. Vom Herausgeber. Öeit den sogenannten Gründerjahren, die nach dem deutsch- französischen Kriege von 1870 zu 71 einsetzten, haben die Groß- betriebe, speziell die Aktiengesellschaften bei uns in Deutschland ständig an Zahl und Größe zugenommen. So manche dem Mittel- und besseren Bärgerstand angehörigen Existenzen, Kaufleute und Handwerker, sind durch die mächtige Konkurrenz der Aktiengesell- schaften und neuerdings der Warenhäuser, die gewissermaßen verschämte Aktiengesellschaften sind , in ihrer Selbständigkeit gefährdet, in abhängige Stellungen gedi'ängt und selbst an den Bettel- stab gebracht worden; es sei hier nur an das Brauergewerbe erinnert, das die Aktiengesellschaften vollständig erdrückt haben. Sie treten auf diesem Gebiete wie auf keinem anderen dominierend auf und der gelernte Brauer ist heute, wenn er nicht als Millionär geboren ward, dazu vei urteilt, zeitlebens in abhängiger Stellung zu bleiben. Dabei darf freilich nicht unerwähnt bleiben, daß leitende Stellungen, die unsere großen und rentablen Aktien-Gesellschaften zu vergeben haben, gar mancher Selbständigkeit entschieden vorzuziehen sind. Unter allen Betrieben ist wohl die Gärtnerei am wenigsten in ihrer gewerblichen Existenz durch die Aktiengesellschaften beeinträchtigt worden. Man hatte es früh genug eingesehen, daß sich kaum ein anderes Gewerbe weniger zu sogen. Gründungen eigne, als der Gartenbau und die Ziergärtnerei, und so bestehen denn Gärtnerei-Aktiengesellschaften nur- ganz vereinzelt im In- und Aus- lande. Manche verfielen bald wieder ihrer Auflösung, die anderen haben von ihrer Gründung an bis auf den heutigen Tag vielfach zwischen Tod und Leben gekämpft. Eine der ersten deutschen Gärtnerei- Aktiengesellschaften, wenn nicht die erste in Deutschland überhaupt, war die A.-G. Biechers & Söhne in Hamburg. Sie war vordem ein bedeutender handelsgärtnerisoher Betrieb, der viel dazu beige- tragen hat, den Ruf Hamburger Spezialkulturen im In- und Auslande zu fördern. Als Aktiengesellschaft stellten sich aber dem Unter- nehmen bald unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen; es wurde als solche aufgelöst und floriert heute noch als einfache Kunst- und Handelsgärtnerei. Eine, zweite Handelsgärtnerei-Aktiengesellschaft be- stand einige Jahre in Bernburg, ohne zu irgendwelcher Bedeutung zu gelangen, dann wurde die Firma Sattler & Bethge in Quedlin- burg, auf welche ich späterhin noch zu sprechen komme, der Not gehorchend, in eine A.-G. verwandelt, und die letzte und größte Gründung dieser Art ist die Firma Gustav Jaensch, Aktiengesell- schaft für Samenbau, in Aschersleben, die wohl unter allen bestehen- den Gärtnerei-Aktiengesellschaften das größte Aktienkapital besitzt, aber, soweit ich unterrichtet bin, es nur im Jahre nach ihrer Gründung zu einer Dividendenhöhe von acht Prozent gebracht hat. Größere Aktiengesellschaften bestehen noch in Belgien, wo sich die Betriebe, die mehr Pflanzenfabriken als Handelsgärtnereien nach unserem Be- griff sind, für 'derartige Gründungen besser zu eignen scheinen. Bedeutend ist die Gesellschaft Flandria in Brügge, die aber auch mit keinem oder nur mit sehr geringem Nutzen arbeitet und L'Horticole Coloniale in Brüssel. Nach dem Tode des alten Herrn Linden wurde sein dortiger Betrieb im Parke Leopold, der in der Hauptsache eine Orchideen-Spezialgärtnerei ist, in eine Aktiengesell- schaft (Societe anonyme) mit einem Kapital von, wenn ich nicht irre, zweieinhalb Millionen Francs umgewandelt. Die Aktien dieser Gesell- schaft sind die einzigen mir bekannten Gärtnereiaktien, die zum Handel und zur Notierung an einer Börse zugelassen sind und zwar an der Börse zu Brüssel. In Rücksicht darauf hat man die Gesell- schaft „L'Horticole Coloniale" genannt, um belgische Kolonialschwärmer für das Papier zu interessieren. Sonst würde die Gesellschaft viel- leicht Compagnie Orohidophile oder ähnlich genannt worden sein. Leider ist mir hier in Berlin keine Brüsseler Zeitung zugängUoh, in der ich mich über den derzeitigen Kursstand dieser Aktien orientieren könnte; es wird aber sicher nur ein bescheidener sein. Bei uns in Deutschland ist es namentlich die Firma Sattler & Bethge A.-G. in Quedlinburg gewesen, deren Schicksal in weiten gärtnerischen Kreisen Interesse erregte. Die Firma wurde von den Gärtnern Sattler & Bethge zu einer Zeit gegründet, als die Teppich- gärtnerei ihren Siegeszug antrat und bald auf stolzer Höhe stand. Damals existierten noch hunderte kleiner Handelsgärtnereien, die kein Warm- und kein Vermehrungshaus hatten und deshalb bessere Teppichbeetpflanzen, wie Coleus, Alternanthera, Iresinen und Achy- ranthes nicht überwintern konnten. Diese Firmen und die kleinen Privatgärtnereien versorgen Sattler & Bethge im Frühling mit Stecklings, und Sämlingsmaterial von allen möglichen Teppich- und Gruppenpflanzen, ferner mit pikierten Sämlingen von Cyolamen, Cinerarien, Calceolarien, Primeln usw. Das Geschäft war fast konkurrenzlos, der Absatz enorm und von Jahr zu Jahr wachsend, sodaß der Betrieb ständig durch Gewächshausneubauten vergrößert werden mußte. Da aber die Mittel knapp waren, so wurden die Neubauten in primitiver Weise ausgeführt, weshalb bis in die neueste Zeit Reparaturen auf der Tagesordnung standen. Als die Firma auf der Höhe stand, starb Herr Sattler. Damals waren zahlreiche Verpflichtungen vorhanden, als Folge der rapiden Geschäfts- vergrößerung, und das Unternehmen ließ sich nur durch Umwandlung in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 180000 Mark in Anteilen von je tausend Mark über Wasser halten. Herr Bethge, die Witwe Sattler und die verschiedenen Gläubiger wurden mit Aktien für ihre Forderungen abgespeist. In Quedlinburg selbst und in allen Teilen des Reiches entstanden aber bald andere Firmen, die sich in gleicher Weise mit dem Engrosversand von Sortiments- pflauzen befaßten, dazu kam, daß es mit der Teppichgärtnerei rapide abwärts ging, die Primeln unmodern wurden und daß mehr und mehr Privat- und Handelsgärtner zur Selbstanzucht übergingen, so daß sich der Absatz immer unrentabler und schwieriger gestaltete. Die Aufnahme von Samenkultur und Samenhandel konnte auch keine Besserung herbeiführen. Die Firma Sattler & Bethge, die sich im übrigen, was ich besonders hervorheben will, als solides Unternehmen eines guten Rufes erfreut, hat während ihres langjährigen Bestehens nur zwei oder dreimal ganz minimale Dividenden von 2 bis 3°/o zur Verteilung bringen können, was bei 2°/„ einem Gewinne von 3600 Mark entspricht. Das ist wahrlich ein recht bescheidener Ge- winn für ein Unternehmen, das einen Direktor, einen Prokuristen, mehrere Obergärtner und ein stattliches Gehilfen- und Arbeiter- personal beschäftigte und Umsätze aufzuweisen hatte, die, im Hinblick auf das bescheidene Aktienkapital, beträchtlich genannt werden müssen. Aber auch diese gelegentlichen bescheidenen Gewinne konnten nur durch eine optimistische Bilanzierung herausgerechnet werden, in welcher die Erd- und Komposthaufen mit einem kleinen Vermögen bewertet wurden. Seit einer Reihe von Jahren gab es keine Dividende mehr, sondern nur Unterbilanzen, die schließlich wohl die Höhe des halben Aktienkapitals erreicht hatten. Der Direktor gab im vorigen Jahre seine unersprießliche Tätigkeit auf, nachdem der Prokurist gestorben war, und einer der Obergärtner übernahm die Leitung. Die Gesellschaft stand vor der Liquidation, die dadurch verhindert wurde, daß sich einige Interessenten zur Übernahme von zwanzig Vorzugsaktien ä 1000 Mark verpflichteten, die vorweg 4 7„ Dividende erhalten sollen. Die hundertaohtzig alten Aktien ;i 1000 Mk. wurden zu sechzig neuen, nicht vorberechtigten Stammaktien zu- sammengelegt, also für 3000 Mark alte Aktien gab es eine neue zu 1000 Mark, so daß das gesamte Aktienkapital auf 80000 Mark reduziert worden ist. Wie man die neuen, ans drei Stamm-Aktien zusammengelegten Aktien in Quedlinburg bewertet, geht aus einer am 1. August d. Js. dortselbst vorgenommenen Versteigemng von sechs derartigen Aktien hervor, die etwa 390 Mk. pro Stück erzielten, was einer Wertbemessung von 130 Mark für die alte Stammaktie von 1000 Mark entspricht. Es bleibt nun abzuwarten, wie sich die Zukunft dieser Gesellschaft gestalten wird und ob sie in der Lage sein wird, auch nur die zwanzig Vorzugsaktien mit 4 "/o zu verzinsen, was einem Reingewinn von 800 Mark aus dem großen Betriebe ent- sprechen würde! Auf jeden Fall sind die Schicksale dieser einen gärtnerischen Aktiengesellschaft außerordentlich lehrreich und dürften wesentlich dazu beitragen, daß wir auf Jahre hinaus mit neuen derartigen Gründungen verechont bleiben. Die Gartenwelt. IX, 51 Taglühner oder Gärtner? In No. 33 dieser geschätzten Zeitschrift wurde nicht mit Un- recht auf die in unserem Bemfe herrschenden Zustände hingewiesen, indem der Verfasser an ein abgedrucktes Gehilfen-Gesuch Erörterungen knüpfte. Jeder selbständige Gärtner, der früher selbst in Stellung war und in der Welt herumkam, muß dem Verfasser auch vollkommen Recht geben. Über die eigentlichen Uisachen, warum der Gärtner- beruf so ungeachtet dasteht, könnte ein ganzes Werk geschrieben werden, da sehr, sehr viele Umstände hierbei in Betracht kommen. Indeß möchte ich doch auf einen Fehler, den die meisten Gärtnergehilfen begehen und durch den sie sich selbst auf die Tag- löhnerstufe heruntersetzen, aufmerksam machen. Durch den steten Umgang und fortwährendes Arbeiten mit Taglöhnern ist es für Gärtner allerdings eine gewisse Charakterprobe, daß sie mit den Leuten nicht allzu kollegial werden. In allen meinen Stellungen mußte ich mehr oder weniger die traurige Tatsache mit erleben, daß viele meiner Kollegen mit den Taglöhnern nicht nur in den Geschäfts- stunden, sondern auch außerhalb derselben einen kollegialen Verkehr unterhielten. Und die Taglöhner waren augenscheinlich bemüht, jeden Gärtner auf ihre Kulturstufe herunterzuziehen. Mancher wird mir nun entgegenhalten, es wäre doch ein Unrecht, die Taglöhner etwa über die Achseln anzusehen, es niü.sse doch aus Gründen der Humanität viel schöner sein, Gleichheit und Biiiderlichkeit walten zu lassen. Der Gehilfe soll keineswegs hochfahrend sein, er soll es ver- stehen lernen, nicht nur mit Gleich- und Höhergestellten, sondern auch mit den einfachsten Arbeitern umzugehen, ohne aber mit ihnen in privates Freundschaftsverhältnis zu treten. Zu allerei'st halte der Gehilfe aber auch über seine eigene Person selbst Gericht und be- fleißige sich eines soliden mustergültigen Lebenswandels; das Publikum wird dann den Gärtner vom Taglöhner bald unterscheiden lernen. Wenn ein Gärtnergehilfe einmal in die unangenehme Lage gerät, gewisse Hausknechtdienste machen zu müssen, so ist dies noch lange nicht das Allerschlimmste, denn nicht durch die Berufs- art oder durch Ausübung irgend einer mehr oder weniger ehren- vollen Arbeit gelangt der Mensch zu Ansehen, sondern durch seine Bildung. Würde es nicht angemessener für unsere heranwachsenden Be- rufsgenossen sein, wenn sie in ihren freien Stunden, anstatt mit Tag- löhnern oder zweideutigen Personen umzugehen, mehr auf ihre Aus- bildung bedacht wären? St. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No.343. Kennt jemand ein Mittel zur Vernichtung des Pilzes Peridermium Slrobi (Kiefern-Blasenrost), der bekanntlich die Weymouthskiefer befällt? Die Sporen des Pilzes keimen auf Ribesblättern. Ende Juni bilden sich gelbe punkt- förmige Häufchen auf der Unterseite der Ribesblätter, die gleichfalls aus F'ortpflanzungszellen bestehen, durch welche immer neue Blätter angesteckt werden. Später bilden sich als dritte Form Wintersporen, welche auf die Kiefern übergehen. Ein Mittel zur gänzlichen Vernichtung dieses gefährlichen Feindes unserer Weymouthskiefern gibt es meines Erachtens nicht, wohl aber behindern zahlreiche Vorbeugungs- und Bekämpfungsmaß- regeln sein verheerendes Auftreten. Die dunkelgelben Sporen des Pilzes Peridermium Strobi ent- springen gelben Säckchen, welche die Stämmchen junger Pflanzen, sowie die Äste älterer Bäume bedecken. Sie sind nur fortpflanzungs- fähig, wenn sie auf Ä?'6es-Blätter verweht werden, und ist es daher geraten, ein Zusammenpflanzen von Pinus Strobus und liibes-kiten zu vermeiden. Dort, wo sich einerseits auf Ribesblättern die gelben Häufchen des Oronariium ribicola, andererseits auf Pinus Strobus die Säckchen des Peridermium Strobi zeigen, entferne man ohne Zögern die Ribespflanzen. Auf Pini^ Strobus wirkt der Pilz direkt tötlich, bei Ribes dagegen venirsacht er nur eine Blattkrankheit. In Baimischulen sollte stets nur eine der beiden Pflanzen ge- zogen werden. Zu empfehlen ist es, die Weymouthskiefer aus Samen selbst heranzuziehen oder beim Bezug jungen Pflanzenmaterials darauf be- dacht zu sein, daß die Pflanzen aus Gegenden bezogen werden, wo der Blasenrost nicht vorkommt. Auch verlange man eine Be- scheinigung vom Lieferanten, daß er seine Ware selbst heranzog, denn gerade der Zwischenhandel fördert die Verbreitung der Krankheit. Baumschulbesitzer, die in Gegenden ansässig sind, in denen der Blasenrost mehr oder weniger auftritt, sollten lieber die Kultur der Weymouthskiefer einstellen. Zeigen sich in einem Strobus-Q,na.Ttiei Pflanzen mit Anschwellungen, so sollten keine Pflanzen mehr daraus verkauft werden. Alten wertvollen Bäumen, die vom Peridermium befallen sind, schneide man die AnschvpeUungen aus und verstreiche die Wund- stellen mit Teer; auf diese Weise erhält man die erkrankten Bäume noch eine Zeit lang am Leben. H. Maaß, Kiel. — Weitere Belehrung findet der Fragesteller im sechsten Jahrgang, Seite 61, der Gartenwelt in einer illustrierten Abhandlung von Prof. Dr. Paul Sorauer, einer anerkannten Autorität auf dem Gebiete der Pflanzenkrankheiten, Beantwortung der Frage No. 344. Welcher Kessel ist für ein kleines 16 m langes, 6 m breites Gewächshaus, zu dessen Heizung Braunkohlen verwendet werden sollen, am zweckmäßigsten? Zur Beheizung eines kleinen Gewächshauses von lö m Länge und 6 m Breite ist unser Premier-Kessel (Abbildung Seite 611) sehr empfehlenswert. Er bedarf keiner Einmauerung, ist sehr leicht anzuschließen und hat den großen Vorzug, daß man alle möglichen Brennmaterialien, auch Abfälle, verwenden kann. Er ist als Dauer- brandofen ausgebildet, heizt sehr sparsam und läßt sich außer- ordentlich beciuem bedienen. Burgass & Sohn, Fabrik für Zentralheizungen, Landsberg a. W. — Als zweckdienlichen Heizkessel für Braunkohlenfeuerung (Landkohle) kann ich dem Fragesteller den Hohlrippenkessel der Firma M. Heller & Co., llversgehof en-Erfurt empfohlen. Der Kessel besitzt alle Vorzüge, welche man von einem solchen verlangen kann: 1. Schnelles Heizen. 2. Dauerbrand. 3. Heizung mit billigster Kohle, infolge engen und zweckmäßigen Rostes. 4. ReguUerbares Feuer durch einen beweglichen Rost. 5. Große Heizfläche infolge zweckmäßiger Konstruktion. Der Kessel beansprucht absolut keinen besonderen Raum (Kesselhaus), sondern wird einfach unter das Vermehrungsbeet ge- schoben, wo dann die entwickelte Wärme gleich ausgenützt werden kann. Auch da, wo Grundwasser hoch steht, ist er vorteilhaft zu verwenden. Die Firma Daiker & Otto besitzt zwei Hellersche Hohlrippen- kessel, von denen jeder 1500 laufende Meter Rohre mit Leichtigkeit heizt. Das Feuer wird nur zwecks Reinigung der Kessel ausgelöscht, sonst brennt es immer; daß dadurch keine großen Temperatur- schwankungen entstehen, ist selbstredend und vorteilhaft. Die Er- sparnisse an Heizkosten gegenüber unseren früheren Kokskesseln sind bedeutend. Jeder Interessent sollte sich, wenn er eine Kesselanlage an- sieht, ganz gleich welchen Systems, zuerst die Heizabfälle zeigen la.ssen; dann findet jeder die Vor- und Nachteile selbst. Der Hellersche Kessel hinterläßt nur reine vollständig ausgenützte Asche. G. Krüger, Obergärtner der Firma Daiker & Otto, Langenweddingen. — Trotzdem uns die letzten Jahre eine erkleckliche Anzahl neuer Kesselkonstruktionen brachten, von denen jede ihre unleugbaren Vorzüge bietet, kommt mancher Gärtner, welcher mit geringer Braun- kohle rationell feuern will, bei der Auswahl in Verlegenheit, weil die meisten der neuen Kesselkonstruktionen vornehmlich für Koks ein- gerichtet sind und gerade eine für geringe Braunkohle geeignete Schüttvorrichtung vermissen lassen. Eine solche findet sich üi zweckentsprechender Weise angeordnet in unserem Hohlrippen- kessel und zwar in Form eines geräumigen schrägen Füllschachtes und eines treppenförmigen Rostes. Diese Einrichtung ermöglicht das Auffüllen eines größeren Quantums Braunkohle, ohne daß diese Masse mit einem Mal zur Verbrennung kommt; die im Füllschaoht be- IX, 51 Die Gartenwelt. findliolie Kohle bleibt vorerst völlig unberührt vom Feuer, bis sie allmählig auf den Rost rutscht und hier ei'st ent- flammt. Die schon am obern Teil des ßostes infolge der Hitze sich bildenden Rauch- gase sind gezwungen, über die heißeste Glut hinwegzu- streichen und zu verbrennen. Der Feuerraum wird auf drei Seiten von den wa.sser- umspülten. tief gewellten Kes- , selwandungen umgeben; die Feuergase durchziehen in mehrfach wechselnder Rich- tung den Kessel sowohl im Innern, als auch an den Außen- wänden entlang, wobei sie auf dem reichlich langen Wege ihre Hitze an die Kessel- wanduDgen nutzbar abgeben, bevor sie nach dem Schornstein abziehen. "Wie die Abbildung zeigt, besteht der eigentliche Kes- sel aus einem oder mehreren, an der inneren Wölbung stark eingewellten Hohlkörpern aus Schmiede- eisen, die ummauert werden. In Anbetracht der geringeren Höhe des Kessels läßt sich dieser an Stellen, wo infolge Grundwassers sich die Anlage von vertieften Standorten für stehende Kessel verbietet, ohne jede Vertiefung auf- stellen. Zu weiteren Angaben sind wir gern bereit. M. Heller & Co., Uversgehofen bei Erfurt. — Ich halte den Holilrippenkessel von Heller & Co., Ilvei-sgehofen - Erfurt für Braunkohlenfeuerung sehr passend, weil man den Kessel vollschütten kann, ohne daß die Flamme er- stickt wird, indem die Kohle in einem schrägen Schacht auf einem schrägen Rost nach und nach hinabrutscht. Ich benutze für meine zwei Häuser von 18 m Länge und 4 m Breite seit 1900 einen Hohlrippenkessel Xo. 3 und glaube, daß der Fragesteller mit einer noch kleineren Nummer auskommen könnte. Ich verwende nur gewöhnliche Braunkohle, wovon der Ztr. 40 Pfg. kostet oder Braunkohlen-Briketts, wovon der Ztr. 58 Pfg. kostet. Fr. Schrader, Handelsgärtnerei (Rosentreiberei), Altenweddingen. — Für das in Frage kommende Gewächshaus würde ein Hellerscher Hohlrippenkessel von der Firma Heller & Comp., Uversgehofen bei Erfurt, der geeignetste sein. In Folge der vor- züglichen Einrichtung seines Treppenrostes brennt auch die geringste Braunkohle noch ganz vorzüglich, ganz gleich, ob sie großstückig oder fast staubfein ist. Mein Haus ist 23 m lang und 4.50 m tief und ich habe mit einem verhältnismäßig kleinen Kessel stets die er- forderlichen Grade + 12— 15»G ohne zu decken erzielen können. Oscar Teichert, Handel.sgärtner, Kirchhain, N.-L. Aus den Vereinen. Verein zur Förderung des Gartenbaues in Berlin. Mit dem beginnenden Herbst stellen sich auch wieder mehr Mitglieder zur Versammlung ein und auch die Darbietungen an Pflanzen be- ginnen wieder vielseitiger zu werden. Was Schönheit und Kostbar- keit der vorgeführten Pflanzen anlangt, so hatte Herr Otto Beyrodt, Marienfelde, der bekannte Orchideen-Großzüchter, in der Versammlung am 31. August den Vogel abgeschossen. Unter seinen Cattleyen waren prächtige Kulturpflanzen von Cattkya Warsceicicxii (gigas) rar. smideriana, die sich durch dunklere Färbung der Sepalen und Petalen und leichtere Blühbarkeit vorteilhaft von der Stammart unter- scheidet. Was Größe der Blumen, namentlich der edelgefonnten, breiten, dunkellilafarbenen Lippe anbelangt, so darf Beyrodts Catfleya gigas „Imperator i?e.(:" wohl als schönste bezeichnet werden. Die in der Gartenwelt Iso. 46, Seite 544, ausgesprochene Vermutung, daß Freistehender Premierkessel von Burgass & Sohn, Landsberg a. W. Eingemauerter Hohlrippenkc Uversgehofen bei Ei hu Heller & Co., schnitt. I Lin^cniauertLT 1 l..|ilnppenkessel von Heller .V Co.. llvers- gehofen bei Erfurt. (Querschnitt.) die Sandersche Cattleya .,Our Queen^^ mit der prächtigen bisher einzigen weißen Cattleya gigas ,,Frati Melanie Beyrodt-^ identisch sei, beruht auf einem Irrtum. „Oiir Quenf- ist nicht weiß, sondern ist eine lilafarbige Cattleya mit besonders großer Lippe, während y,Melanie Beyrodt'-'- als erste reinweiße Cattleya Warscewicxii von außergewöhnlichem Werte ist, was sich auch in dem enormen Preise zeigt, den Herr Beyrodt für vier dieser Pflanzen in England erzielt hat; man munkelt von 20000 Mark. Dann zeigte Herr Beyrodt noch prächtige Cattleya aurea, sowie eine natürliche Hybride zwischen C. harrisoniana Forbesii, beide Eltern in Brasilien heimisch. Die dunkle Lilafärbung der Sepalen und Petalen und die kräftige gelbe Zeichnung auf der Lippe lassen sie sehr begehrenswert erscheinen. Unter den Cypripedien befand sich eine Rarität in Gestalt eines C. nii-ettm leucoglossum, dessen Blüte rein weiß ist, auch die Lippe (C niveum ist bekanntlich purpur punktiert), die am Gnmde zwei vereinigte, lebhaft gelbe Flecken trägt. Ferner Cyprijiediutn X oetian- thum superbiim, das Produkt einer Doppelkreuzung von C. villosum X barbatum = C. harrisoniammi mit C. insigne Maidei. Dann war noch ein schönes Oneidiuni cramerianum da, eine Art, die dem Oneidium Papilio sehr nahe steht und sich nur durch die runden Stiele mit dichten Knoten von dem ^J'apilio-'- mit zweikantigen Stielen und entfernten Knoten unterscheidet. Bei beiden treibt der Stengel lange Zeit hindurch Blüten, die einem Schmetterling täuschend 612 Die Gartenwelt. IX, 51 ähnlich sehen. Schließlich sei noch das seltene Dendrobium Deari erwähnt, das in einer erstaunlich reich blühenden etablierten Pflanze vorhanden war. Im Erblühen zart grünlich, sind die Blumen voll- erblüht reinweiß; sie stehen meist zu sechs zu einer Traube vereint. Außerdem zeigte Herr Beyrodt noch ein Anihurium seandens mit Früchten, das mit dem Beinamen ^Jeiicocarpiim'-'- bezeichnet war, den es aber zu Unrecht trägt, da die Früchte sich späterhin violett färben und nur in einem gewissen Stadium weiß wie Paraffin sind. Von den sonstigen Darbietungen sind noch erwähnenswert schöne Begonia Rex, die Herr Garteninspektor Weidlich- Berlin aus Samen herangezogen hat, den er im Februar in Torfmull mit Sand ausgesäet hat, welche Mischung den Sämlingen sehr zusagt. Die gezeigten Pflanzen waren bereits fertige Marktware. Herr Heinrich Kohlmannslehner, Britz, zeigte Pflanzen der neuen NepJiroIepü Scotti, die den Vorzug vor bosioniensis hat, schmale, kürzere "Wedel in Menge zu treiben und daher als Topf- pflanze sehr brauchbar ist. Derselbe zeigte ferner eine Rehneltsche winterharte Fuchsiensorte. Die Winterhärte bei Fuchsien ist nichts Neues, da die alten Thompsonü und Rtccartonii -¥oivaen der Fiichsia eoeeinea unsere Winter unter guter Laubdecke überstehen, wenngleich sie über dem Erdboden abfrieren. Hauptsache ist jedoch, wie Herr Brodersen betonte, daß die Fuchsien recht tief, bis 25 cm, gepflanzt sind, sodaß sie von unten austreiben können. Schließlich zeigte Herr Kohlmannslehner noch Blumen der Edeldahlie „Pink Pcarl'\ die eine engUsche Züchtung von angenehmer bläulichrosa Färbung ist. Sehr hübsch waren die herumgereichten Verpackungen der Firma May & Sohn in Groß-Walditz bei Bunzlau, Pappkartons mit Holzrahmenversteifung, deren Pappdeckel kreuzweisen Fadenverschluß durch Metallösen haben. Auf diese Verpackungen kommen wir noch zurück. Hen- L. Kühn, Nassau a. d. Lahn, hatte einen Metallpanzer- Schlauch für eine recht zweckmäßige Bewässerung von Kulturen ein- geschickt. Der spiralförmig aufgerollte Schlauch wird mittels Schlauch- bändern und Eollhaken an einem Seil aufgehängt, sodaß der Schlauch ohne auf dem Erdboden zu liegen, sehr geschont wird und eine außerordentliche Beweglichkeit für den, der spritzt, gestattet. Herr Dietze in Steglitz zeigte Carotten der Vilmorinschen „Ouermule-Carotte", einer in Größe und Zartheit kaum übertroff enen stumpfspitzen gelbroten Carotte, sowie Bohnen der Sorte „Burpees stringless yreen Pod-\ die als Konservenbohne warm empfohlen sei, da sie absolut keine Fäden bat und reich an Kernen ist. ohne daß darunter die Zartheit der Schote leidet, sowie den Kopfsalat „Mam- iiiufh", eine Riesensorte, die selbst in tj'ockenem Sandboden über 2 kg schwere Köpfe von größter Zartheit ergibt, wovon sich die Versammlungs- teilnehmer durch Kostproben in der Nachsitzung überzeugt haben. Herr BeTthold Trenkner- Quedlinburg berichtete an der Hand von geradezu fabelhaft großen Noas Treibgurken über seine für die gärtnerische Kulturpraxis außerordentlich wertvollen Düngungs- versuche, auf die wir an anderer Stelle zurückkommen. Der Bericht des Herrn Generalsekretärs Braun über die Be- deutung der Olbrichschen Farbengärten auf der Darmstädter Aus- stellung gipfelte in dem Satze des Referenten, aaß diese Gärten eine Bedeutung für den Liebhaber nicht hätten, weil sie für ihn zu teuer sind, daß sie ferner für den Fachmann Phantasien eines freilich wohlmeinenden Schwärmers und daß diese „Juwelen" endlich für die Allgemeinheit überhaupt nicht da seien, denn diese verlange nach einer gesunden kräftigen Hausmannskost. Diese Meinung des Herrn Generalsekretärs wird in Fachkreisen geteilt werden.' Einige Mitglieder schienen in bedauerlicher Kurzsichtigkeit mit der Heise des Generalsekretärs nicht einverstanden zu sein. Diesen Herren muß man das volkstümliche Verschen: „AVenn jemand von der Reise kommt, so kann er was erzählen," ins Gedächtnis zurückrufen. Einen mutigen Entschluß faßte die Versammlung mit allen Stimmen gegen eine Stimme, indem sie dem vorbereitenden Ausschuß für eine vor- aussichthch vom 9. bis 11. November d. J. in Berlin in den neuen großartigen Räumen des Ausstellungsrestaurants am Lehrter Bahnhof zu veranstaltende Chrysanthemunischau in erster Lesung einen Blankokredit von 15000 Mark bewilligte und sich mit einer zu veranstaltenden Ausstellung einverstanden erklärte. Hoffentlich ist die näcbste Versammlung ebenso beherzt, den Titel endgiltig zu be- willigen, damit der Verein endlich wieder beginnt in Berlin ange- nehm von sich reden zu machen und den Gartenbau energisch zu fördern; den Kennern unserer Muttersprache genügt nämlich schon das Wörtchen „fördern", das „Befördern" überläßt man lieber den Eisenbahnen und Schiffen. W. Tscheuke, Berlin. Tagesgeschichte. Düsseldorf. Von den eingegangenen vierzehn Entwürfen zur Ausgestaltung des Kaiser Wilhelm-Parks haben die Preisrichter dem Entwurf „Schwan", Verfasser Gartenarchitekt Fincken, Cöln, dem Entwurf „Dem Volke", Verfasser Gartenbaudirektor Ph. Sies- mayer, Frankfurt a. M.- Bockenheim, dem Entwurf „Am Rhein", Verfasser Gartenarchitekt R. Hoemann in Düsseldorf, je einen Preis von 1000 Mark zuerkannt. Zum Ankauf wurden empfohlen die Entwürfe „Dürerbund", Verfasser Garteningenieur Fr. Bauer, Magdeburg, „AVarum- Darum", A'erf asser R. Hoemann, Düssel- dorf und „Jungbrunnen", Verfasser Körner & Brodersen, Steglitz. (A^gl. No. 32, 33, 35. Red.) H. Landeshut i. Schi. Der hiesige Verschönerungsverein plant die Anlage einer ötadtparkanlage auf dem Kirohberge, zu der Garten- ingenieur H a n i s c h - Kattowitz einen Entwurf gefertigt hat. Die Gesamtkosten sind auf 30000 Mk. veranschlagt und die Ausführung soll in Abschnitten, bedingt durch die jeweils verfügbaren Mittel, erfolgen. Der A'orstand beschloß, Herrn Hanisch die Ausführung der Stadt- parkanlage zu übertragen. Die Schachtarbeiten haben bereits begonnen. Personal-Nachrichten. Brefeld, Dr., Geheimrat, ordentl. Prof. der Botanik an der Universität zu Breslau, trat von seiner Professur wegen eines schweren Augenleidens zurück. Hoffmann, Dr. Hans, bisher Gartenbaulehrer in Köstritz, wurde zum Großh. hess. Oberlehrer an der Obstbauschule in Friedberg er- nannt. Herr Hoffmann ist dreißig Jahre alt, lernte unter Gustav Fintebnann in Wilhelmshöhe und besuchte von 1896—1899 die Gärtnerlehranstalt am Wildpark. Kunert, Ed., Kunst- und Handelsgärtner in Langenbielau bei Neiße, wurde der Titel Garteninspektor verliehen. Kraemer, Michael, bisher in Potsdam, trat als Obergärtner in die Spezialgärtnerei von Gurt Moll in Borgsdorf bei Birkenwerder (Berliner A''orort) ein. Die Gärtnerei hat jetzt 10 große Glashäuser für Rosen- imd Nelkenkultur zum Schnitt; das Unternehmen ist noch jung und im Aufblühen begriffen. Jurrissen, J. J., Baumsohulenbesitzer in Naarden (Holland) wurde durch die A'erleihung des holländischen Ritterordens von Orange-Nassau ausgezeichnet. Rebenstorff, J. sen. in Erfurt, tritt, wie bereits in No. 34 mitgeteilt wurde, am 1. Oktober d. J. von seinem Posten als Fried- hofsinspektor zurück und eröffnet am selben Tage daselbst eine Handelsgärtnerei unter der Firma „Zenti'alstelle für praktischen Obst- bau, J. Rebenstorff sen., Handelsgärtnerei". Die Gärtnerei befindet sich Nordhäuserstraße zwischen Lazarett und Krankenhaus. Sandhack, Herrn. A., bisher langjähriger Obergärtner des Fürsten Metschersky in Dugino, Gouv. Smolensk, Rußland, sah sich infolge der anarchischen Zustände in Rußland gezwungen, seine Stellung aufzugeben und nach Deutschland zurückzukehren. Er weilt jetzt in Niendorf bei Hamburg, um sich in Deutschland einen ge- eigneten Posten zu suchen. Herr Sandhack hat Brasilien bereist und ist ein erfolgreicher Orchideenkultivateur, der die fürstl. Metschersky- sche Gärtnerei zu hohem Ansehen gebracht hat. Vieweg, Franz, herzoglicher Oberhofgärtner in Meiningen, starb Ende August nach langem schwerem Leiden. Wächter, Großherz, mecklenburgischer Hofgärtner a. D., starb in Ludwigslust im Alter von 92 Jahren. Der A^erstorbene stammte aus Thüringen und war seit Ende der dreißiger Jahre vorigen Jahr- hunderts in Ludwigslust bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1890 tätig. Verantvortl. Redakteur: Mi Verlag t. Richard Carl Schmidt & Co., Leipzig. — Druci: Anhalt. Bachdr. Outenberg,e. Q. 1., Dessau. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang IX. 23. September 1905. No. 52. Nachdruck und Nachbildung aas dem Inhalt dieser Zeitschrift wird strafrechtlich verfolgt. Ausstellungsberichte. Die Allgemeine Gartenbaii-Aiisstelluiig in Darmstadt. Vom Herausgeber. III. Florblumen und Handelspflanzen. (Eierxu fünf Abbildungen.) i/ie Haupteigenart der Ausstellung lag, wie ich bereits früher hervorhob, in den einzigartigen Wasserpflanzenkultiu'en und in den größtenteils recht kuriosen Zier- und Nutzgärten, zumal nichts zu dumm ist, um nicht daran lernen zu können. Der Großherzog von Hessen hat durch gewiß beträchtliche Geldopfer diesen Vorfttlu'ungen erst den Boden geebnet. Die Handelsgärtner hatten sich keiner besonderen fürstlichen Beihilfe zu erfreuen, imd da ihnen auch keinerlei Preise winkten, so war speziell die Beteiligung in marktgängigen Handelspflanzen nur örtlicher Natur. Von den zahlreichen, meist kleineren Handelsgärtnern in Darmstadt und seiner näheren und weiteren Umgebung hatte jeder sein Bestes zur Ausstellung beigetragen. Gruppenpflanzen aller Art und marktgängige Topfgewächse wie Myrten, Palmen, Ficus, Azaleen, Pelargonien, Chrysanthemum etc. waren, wenn auch nicht in hervorragenden einzig- artigen Kulturpflanzen, so doch in guter Markt- ware vorhanden. Es hieße den Katalog ab- schreiben, wenn ich die einzelnen Aussteller und ihre Ausstellungswaren hier durchsprechen wollte. Das wäre auch durchaus überflüssig, und ich beschränke mich darauf, das hervorzuheben, was besonderer Erwähnung wert war. Ein großer Teil der Ausstellungsgegenstände der Darm- städterHandelsgärtnerverbindungwar auf dem von Professor Ol brich entworfenen, mit Backsteinen gepflasterten Blumenparterre unter- gebracht (Abbildung in No. 51, Seite 605), in dessen Nähe sich noch ein zweites, ähnlich gepflastertes, aber rundes Parterre befand. Diesen sonderbaren Arrangements gegenüber lagen noch von der Hofgärtnerei Bessungen durch Hofgärtner Weigold, und von der Stadtgärtnerei Darmstadt durch Garteninspektor Stapel ausgeführte Pai-terres. Hier bildete, wie üblich, der grüne Rasen den lebendigen Untergrund, den Professor Olbrich durch tote Steine ersetzte. Im Parterre des Herrn Stapel lag das große, mit hochstammigen Plumhago capetisis bepflanzte Mittelbeet vertieft, während die es nach außen umgebenden Beetlinien an den vier Ecken mit Helianthus (Rudbeckia) laciniatus „OoldhaW- bepflanzt waren, die sich beträchtlich über die Hochstämme des llittelbeetes erhoben und die Plumhago drückten. Wozu zieht man die Plumhago als Hochstämme heran; um sie dann tiefer zu setzen und durch hohe, leuchtendblühende Stauden zu erdrücken? Der große kalile, rechtwinkelige Platz, der die ganzen Gruppen- anlagen aufnahm, wäre besser zu einer einheitlichen, in der Hauptsache geradlinigen Parterreanlage umgestaltet worden. In einem besonderen Eaume, der die Planausstellung umfaßt, befindet sich ein von Stadtgarteninspektor Stapel gefertigter Entwurf zu dieser Anlage, der aus auch mir begreiflichen Gründen keinen Beifall gefunden hat, weil das in Frage kommende regelmäßige flache Terrain die von Stapel projektierte freie Gestaltung nicht zuließ, weshalb man Prof. Olbrich mit der Ausarbeitung des geeigneten Entwurfes beauftragte. Gartenwelt. IX Kakteengruppc mit Diorama, vom Botan. Garten in Darnistadt ausgestellt. Origiualaufnahme für die „Gartenwelt". 52 Die Gartenwelt. IX, 52 Daß dieser auch nicht den Vogel' abgeschossen hat, mag uns Grärtnern ein schwacher Trost sein. Unter den vorhandenen, bemerkenswerten Handels- pflanzen erwähne icli in erster Linie die liervorragenden Blankenburg ttingen" von Georg Bornemann, Originalaufnahrae für die „Gartenwelf* Halt bieten, dann aber auch Villen mit rauhem Zement- verjjutz. Im Gegensatz zu den sonst angepflanzten Lianen, wie Tecoma, Wistaria, Jungfernrebe und Efeu, bieten die selbstklimmenden Weinreben den überall lästigen Spatzen durch ihr dichtes Anliegen keinerlei Nistgelegeuheit, was ich als großen Vorteil betrachte, da die aus alten Efeu- wänden und anderen herausklingenden Spatzenkonzerte nicht zu den angenehmen Beigaben eines behaglichen Heimes gehören. Von einer Staudenfirma im Herzogtum Sachsen-Alten- burg war ein Beet mit Echinaeea ausgepflanzt, doch konnte ich nicht in Erfahrung bringen, ob diese Echinacea die an- gebliche ,,rote Sonnenrose" darstellen sollten. Recht be- merkenswert war ein Beet sogenannter Eisspiräen von Heinrich Kohl mann sieh n er, Britz-Berlin, in Töpfen. Die künstlich zurückgehaltenen Pflanzen standen in vollem tadellosem Flor. Ich lasse es dahingestellt, ob man nicht besser dabei fahren würde, sich darauf zu beschränken, die Spiräen zu Ende des Winters zu treiben und im Frühling naturgemäß blühen zu lassen. Wenn sie dann im Sommer und Herbst dem Publikum zum dritten und vierten Mal vorgesetzt werden, wird es sie sehr bald über bekommen. Der gleiche Aussteller hatte auch Medeola myrtifolia und Selaginella watsoniana gebracht, über welche wir fiüher schon in Wort und Bild berichteten. Die karminrot blühende Nicotiana Sanderae, deren Blüten während des ganzen Tages geöffnet sind, während N. affinis Nacht- blüherin ist, waren mehrfach in voUblühendeu Exemplaren vorhanden. Ich halte diese Einführung noch für verbesserungs- fähig, und tatsächlich hat die einführende Firma N. Sanderae Canna - Sorten der Firma Goos & Koenemann, Nieder- Walluf, die zur Umpflanzung eines der beiden auf dem er- wähnten Terrain vorhandenen Eiesenbassins zweckentsprechende Verwendung gefunden hatten. Bemerkenswert sind die Sorten .,Frau M. Nagel'-'-, hellgelb; „Elisabeth Hoss'\ gelb mit roten Tupfen; „Han-y Laing^', blutrot, gold glänzend, und ganz besonders „König Humberl^'- mit roten Blüten und roten Blättern. Letztere ist die größte unter allen sogenannten Cmij- Cannas und hat die festesten, in den Umrissen regelmäßigsten Blüten mit den breitesten Fetalen, die nach Größe und Form fast an Gladiolen erinnern. Dieser Typus sollte bei weiterer Verbesserung dieser Cannarasse zugrunde gelegt werden. Die Firma Goos & Koenemann glänzte auch durch Vorführung vorzüglicher Topfclematis, unter welchen sich auch die blaue C. Jackmanni befand, eine der ersten guten Sorten, die den Waldreben die Wege ebneten. Daneben notierten wir die spätblühende, aber enorm wüchsige Clemalis paniculala, Gl. montana grandiflora, „Ville de Lyon'^ schon weinrot, unterseits heller, „Proteus'-^ rosa und iniegrifolia Durandi, blau, die Blüte in Form eines eisernen Kreuzes. Herr Koene- mann nennt sie deshalb die Eiserne -Kreuz-Clematis. Auch ein zweiter Nieder walluf er Züchter, Franz A. Kreis, führte gleichfalls winterharte Clematis vor, daneben Rosen und selbst- klimmende Vitis. Diese letzteren haben in Süddeutsehland ,eine kaum glaubliche Verbreitung gefunden. In den west- lichen Villenstraßen von Frankfurt a. M. begegnet man immer und immer wieder malerischen Villen und Landhäusern, die ganz in das zierliche, dicht anliegende Grün von Vitis Veilchii und anderer Selbstklimmer gehüllt sind. Zu einer derartigen Bekleidung eignen sich in erster Linie sogenannte Verblend- steinbauten, da die porösen Backsteine den Haftwurzeln festen Neue Fuchsie „Koralle" von Georg Blankenburg a. Harz. Originalaufnahme für Bornemann, die „Garlenwelt". IX, 52 Die Gartenwelt. 615 letzthin in Brügge weiße und auch rosafarbene Variationen gezeigt, welche die rote an Schönheit weit übertrafen. Jeden- falls ist sie unter den rotblühenden Sorten die reichblühendste, bleibt aber an dekorativem Wert erhcblicii hinter ISf. silvesiris zurück. "Winterharte blühende Ericaceen und Farne zeigte Georg Arends, Ronsdorf, auf an einer schattigen Böschung hübsch arrangierten Folsenbeeten. Als Ausstellerin besserer Gewächshaus pflanzen tat sich besonders die Firma Carl Oser & Co., Diez a. d. Lahn, hervor. Die Firma hat die bekannten belgischen Großkulturen aufgenommen, wie Lorbeer, Araucarien etc. und leistet darin wirklich Gutes. Wilhelm Hennis, Hildesheim, zeigte eine Gruppe junger, aus selbstimijortierten Samen gezogener Phoenix Roeheleni, auf welche wertvolle Einfühi'uiig wir mehrfach in der Gartenwelt in Wort und Bild hingewiesen haben. Die Firma J. Lam- bert & S ö h n e in Trier war mit gut kultivierten Croton in besten Sorten, mit dem zur Jardinierenbepflanzung und Binderei unentbehrlichen Ca- ladium argyridcs, Araucarien und mit prächtigen Blatt- begonien vertreten. Die be- liebte Sorte „Louise Closson^' sah ich nie zuvor in solchen üppigen und tiefrot gefärbten Exemplaren. Besondere Er- wähnung verdienen noch tlie Sorten „Bronce de Nancy" mit stark gezähnten, bronze- farbigen Blättern und Be- gonia argentea guttata, mit silberbetupftem Laub. Th. Steinhauer, Laubenheim am Rhein war mit Palmen, Croton, Farnen und mit Be- gonia Eex „Ludwig Reiffer/y, einer metallisch glänzenden, riesigblättrigen Sorte, ver- treten. Anerkennenswerte Kulturpflanzen zeigte auch Georg Hörn, Darmstadt. Zu erwähnen sind seine schönen Cocos weddelliana und seine Asplenimn Nidus ttvis, die sogenannten Vogelnesterfarne, mit ihren nestförmig angeordneten, gelbgrün gefärbten breiten, ganzrandigen Blättern. Für Wintergärten werden diese Pflanzen empfehlenswerte Schaustücke bilden. Dafür, daß auch Kakteenliebhaber ihre Rechnung fanden, trug in erster Linie der botanische Garten in Darmstadt, vertreten durch Garteninspektor Purpus, Sorge. Herr Purpus, der selbst einen Teil der Union bereist hat, verstand es, das reiche Material des botanischen Gartens, das auch so ziemlich alle wn seinem Bruder eingeführten neuen Arten und Varietäten, mit Ausschluß der winterharten Opuntien, enthielt, in un- gezwungener Weise zu einer dioramaartigon Idealkakteen- landschaft anzuordnen, von welcher die Abbildung der Titel- seite eine getreue Darstellung gibt. Teerose „Liberty". Originalaufnahme füi Ein weiterer Kakteen-Aussteller war Friedrich Adolf Haage jr., Erfurt, dessen Kollektion die größere Hälfte eines kleinen Gewächshauses einnahm. Herr Ha;ige vertritt als Aussteller einen durchaus praktischen Standjiunkt, der anderen, die gern Geld verdienen wollen, aber nicht wissen wie, vor- bildlich sein kann. Er bringt seine Miniatur- Zimmertreib- häuschen auf die Ausstellungen, dazu Kakteen in reicher Sorten- auswahl in allerkleinsten bis höchstens mittleren Exemplaren, alles mit Preisen ausgezeichnet, und setzt für die ganze Aus- stellunnjsdauer einen Mann zu dieser stachligen Gesellschaft, der ein gutes Mundwerk besitzt und Geschäfte macht. Und darauf kommt es dem Handelsgärtner doch eigentlich an. IV. Neuheiten. In Rücksicht darauf, daß die Darmstädter Ausstellung einen vorzugsweisen lokalen Charakter trug, war ihre Neu- heitenabteilung recht reichlich beschickt. Hierzu hatte in erster Linie die Weltfirma Sander & Sons in Brügge und St. Albans beigetragen. Sie war insgesamt mit zwei Wag- gons Pflanzen, einschließlich der Lorbeeren vertreten, die zwar einige Tage Verspätung erlitten hatten, aber doch schließlich noch auf dem Plane erschienen, eine vordem sehr fühlbare Lücke im riesigen Orangeriegebäude ausfüllten und, was die Hauptsache ist, ihre Bewunderer fanden. Na- türlich mußte, wie das bei englischen und belgischen i'irmen Mode ist, zur Feier des Tages gleich eine Taufe vorgenommen werden. Der Täufling war eine Dracaena, richtiger eine sogenannte J/ß- tris, die in der Taufe den Namen „ Gi-oßherxog Ernst Ludwig von Hessen"- erhielt; ob sie damit nun endgiltig ge- tauft ist, oder ob sie viel- leicht späterhin auf einer Genter Ausstellung als ,,König Leopold" erscheint, will ich dahingestellt sein lassen. In der Sanderschen Kollektion be- fand sich aber noch eine zweite Aletris, die den hübschen Namen „Vidoi-ia" führte, in einem stärkeren Exemplar. Ich habe beide Sorten auf das allergenaueste verglichen und nur ganz minimale Unterschiede gefunden, die ihre Ursache darin zu haben scheinen, daß Aletris „ Victoria", ein älteres, weniger triebkräftiges Exemplar war, wälirend sich „Ch-oßherzog Ernst Ludwig von Hessen" als junger triebkräftiger Steckling präsentierte. Die neue Sorte oder sagen wir beide neue Sorten betrachte ich als eine Verbesserung der alten Aletris Lindeni; sie gleichen ihr wesentlich im Bau, in der Blatt- färbung und in der Zeichnung. Das Gelb herrscht aber vor, das Grün tritt mehr zurück, die Färbung ist lebhaft und freudig. Alles in allem eine prächtige Züchtung oder zwei prächtige Züclitungen, wie man es nimmt. Die Sandersche Die Gartenwelt. IX, 52 Neuheiten-Kollektion war ganz hervorragend, was ich gern anerkenne, eine Zusammenstellung schmuckvollster Neuheiten des Warmhauses, wie sie kein deutscher Aussteller zu bieten vermöchte. Ich erwähne von aussichtsreichen Züchtungen: Caladüim „FVeund Sieberl'^. dem Direktor des Frankfurter Palmengartens gewidmet, und „ Countess of Warwiek", beide Sorten von prächtigem Rot mit monströsen Blättern; Bülhergia forgetiana, weißbunt; Croton „Frerf Sander", gelbe Blätter, teilweise grün umrandet, noch nicht im Handel; Oycas Mieholitzii, über welche wir einen besonderen Artikel bringen; die Wedel erinnern lebhaft an gewisse Farne. Helwonia Edwardus Rex, wieder eine sehr beachtenswerte Neuheit dieser buntblättrigen dekorativen Warmhauspflanzen; die Blätter sind oberseits grün, rot geädert, unterseits völlig rot. Prachtvoll war eine Kreuzung zwischen Begonia hyhrida Rex imd hourringiana mit dunklem hell geperltem Blatt und Fieus pandu7-ata, hell geädert. Botanisch interessant ist Pandanus padficus mit sehr breiten rinnenförmigen, steifstehenden Blättern. Die ganze Pflanze hat einen etwas bromeliaceen- artigen Charakter. Neben Sander tat sich als Ausstellerin neuer Pflanzen be- sonders die Firma Ernst Benary, Erfurt, hervor. Ihre neuen Tj/f/aea-Hybriden stellen unbedingt das großblumigste und farbenprächtigste dar, was auf diesem Gebiete existiert. Sind diese wunderbaren und dankbaren Blüher auch nicht Handels- pflanzen im landläufigen Sinne, so möchte ich deren Kultur doch ganz speziell den Herrschaftsgärtnern empfehlen, die sich durch eigenartige und interessante Kulturen Anerkennung erringen wollen. Eine Tablette mit diesen Tydeen, \'ielleieht eingefaßt mit verbesserten Saintpaulia ionanlha, wird An- erkennung finden. Die blaublumige Saintpaulia ionantha grandiflora, die die Firma Benary zeigte, stellt eine wirklich beachtenswerte Verbesserung dieses ursprünglich unscheinbar blühenden sogenannten „Dsambaraveilchens" dar. Im Gegen- satz zu Tydaea, Achimenes u. a. ist aber die Saintpaulia tatsächlich eine Handelspflanze oder sagen wir Liebhaber- pflanze, die auch im Zimmer weiterwächst und unermüdlich blüht. Die Firma Ernst Benary zeigte ferner die Ei'- gebnisse einer Ki'euzung zwischen Begonia Bex diadema und Eßx f/*scoZor- Hybriden, die einer Mitte Januar dieses Jahres erfolgten Aussaat entstammen. Mag auch die Kreuzung neu sein, so bieten doch nicht alle aus ihr hervorgegangenen Pflanzen, die sämtlich mit Namen versehen waren, wirklich Neues; viele unterschieden sich kaum wesentlich von bereits vorhandenen Sorten, andere verdienen es, in den Handel ge- bracht zu werden. Dem Einen werden diese, dem Anderen jene besser gefallen. Mir gefielen die zartrot getönten Sämlinge am besten. Hierher gehörten die Sorten „liott?-atif\ „Rose Benary" und „Großlierzog Ernst Ludwig von Hesse»^^. Als dritter Neuheiten - Aussteller ist Georg Borne- mann, Blankenburg a. H., zu nennen. Er zeigte zwei neue Fuchsiensorten, die 1906 in den Handel gelangen sollen, dieSorteu „ Göttingeii" und ^Jwralle^' (Abb. S. 6 1 4). Beide, Züchtungen des Herrn Gartenmeisters Bonstedt, Göttingen, sind aus der gleichen «Kreuzung F. fulgens X irijihylla hervorgegangen. Trotzdem die hübsch kultivierten Pflanzen auf der Reise eine Menge Blüten verloren hatten, denn die Fuchsien reisen bekanntlich schlecht, waren sie doch reichlich mit hübschen roten Glocken behangen. Beide Sorten scheinen mir als gute Züchtungen dazu berufen, den in den letzten Jahren etwas ins Hinter- treffen geratenen tripht/lla-Tyjiws zu neuen Ehren zu bringen. In dem Gewächshause, das die Bonaryschen und Bornemanu- schen Neuheiten enthielt, befanden sich noch als Vertreter ihres vornehmen Geschlechtes einige nicht alltägliche gut kultivierte Orchideen von Hofgarteninspektor Goebel, die ich nicht unerwähnt lassen möchte. V. Schnittblumen. Für Schnittblumen und Ähnliches war eine große Halle errichtet, in welcher in bestimmten Zwischenräumen nach Düsseldorfer Vorbild Sonderausstellungen stattgefunden haben. Bei der Eröffnung der Ausstellung war eine in ihrer Art recht sehenswerte Schnittblumen - Ausstellung zustande ge- kommen, an deren Stelle nach einigen Tagen eine Spezial- gemüseschau trat. Letztere, um welche sich Herr Hofgärtner Weigold als Aussteller und Arrangeur besonders verdient gemacht hat, konnte ich nicht mehr vollendet sehen. Ihr Zustandekommen wird infolge des ungewöhnlich trockenen Sommers der dortigen Gegend große Schwierigkeiten gemacht haben. Eine weitere Sonderausstellung abgeschnittener Dahlien hat die Deutsche Dahliengesellschaft in dieser Halle veranstaltet. Außerhalb der Halle dehnen sich die reichhaltigen Dahlienbeete der Gesellschaft aus, die zur Zeit meiner An- wesenheit in Darmstadt im Blühen noch einen auffälligen Rück- stand zeigten, im Gegensatz zu den Dahlien hiesiger Gegend, die seit Ende Juli blühen. Den Glanzpunkt der Schnitt- blumenausstellung büdete unbedingt die WilhelmPfitzersche Gladiolenkollektion. Ich habe vor einigen Jaliren die Pfitzer- schen Kulturen in Stuttgart zur Zeit des Hochflors der Gladiolen besichtigt, hatte im vorigen Jahre in Düsseldorf Gelegenheit, seine Kollektion mit der des größten Gladiolen- züchters unserer Zeit, des Herrn V. Lemoine in Nancy, zu vergleichen und bin zu der Überzeugung gelangt, daß die Pfitzerschen Leistungen hinter denen Lemoines nicht zurück- stehen. Es ist allerdings wohl zu beachten, daß sich in der Pfitzerschen Kollektion zahlreiche der schönsten Lemoineschen Züchtungen befinden und daß aus diesen erst Pfitzers eigene Neuheiten hervorgegangen sind; Lemoine hat also das Fundament gelegt, auf dem jetzt auch in Deutschland weiter- gebaut werden kann. Es würde zu weit führen, eine Sorten- aufzählung zu geben, die ja gewissermaßen nur eine Wieder- holung aus dem Pfitzerschen Katalog sein könnte. Von den ausgestellten Sorten war jede ein Glanzstück. Am modernsten sind zurzeit die blauen Sorten, von welchen meinem Ge- schmack speziell die Sorten ,,Dora Widmami" und die tief- blaue „Loiiisc Rieher''" entsprachen. Von anderen notierte ich mir die farbenglühende ,,Neues Jahrlmndert^'- , „ Gräfin Degen- feld"-, auf cremefarbigem Grunde rot gezeichnet, ,,Reinhold Breitschiverdt^\ auf purpurnem Grunde hell gezeichnet, und „Gretel Lambert''", kupferrot mit hellem Schein. Als weitere Pfitzersche Lieblinge waren prächtige Ceanoihus -'EjhriAen vertreten, die leider etwas zu zart für das deutsche, speziell das norddeutsche Klima sind. Andere erwähnenswerte Aus- steller abgeschnittener Gladiolen waren Fritz H u f e 1 d , Darrastadt, Hermann Boos, Speyer, Friedrich Mau rer, Calw (Württemberg). Mit Rosen hatten sich nur zwei Aussteller eingefunden. Heinrich Kohlmannslehner, Britz-Berlin, Aqy Aie ,, Liberty" gewaltig poussiert, war mit einer großen Masse prächtig ent- wickelter, taufi-ischer (Abb. S. 6 1 5) Blumen erschienen, denen er eine ebenso frische Verkäuferin zugesellt hatte, die keinen geringeren Reiz auf die Gärtnerwelt ausübte. Über den Wert dieser leicht gefüllten, prächtig sammetrot gefäi'bten Teerose füi' die Treiberei und Schnittblumenkultur dürfte kaum ein Fachmann, der sie gesehen hat, im Zweifel sein. IX, 52 Die Gartenwelt. Etwas besseres oder gar gleichwertiges in dieser Farbe gibt es nicht. Peter Lambert, Trier, zeigte, wie immer auf Ausstellungen, ein ziemlich reichhaltiges Sortiment neuerer und älterer Sorten. Man sah aber den Blumen, im Gegen- satz zu den vorerwähnten, die in Eis verschickt wurden, stark die Reise an. Vieles war aufgeblüht, manches im Ver- blühen begriffen, allem fehlte die Frische, sodaß man keinen rechten Begriff von der tatsächlichen Schönheit der aus- gestellten Sorten erlangen konnte. Sommerblumen waren sehr stiefmütterlich vertreten. Die Firma Keil holz in Quedlinburg, Inhaber Carl Fessel, führte eine reiche Astern-Kollektion aus allen Klassen vor und Emil (loericke, Niemberg bei Halle, der Züchter der Hohenzollernaster, zeigte diese in sehr vollkommenen Blüten aller Farben und daneben Blüten einer neuen, noch nicht im Handel befindlichen Sorte eigener Züchtung, die er Herkules- aster nennt. Diese Aster ist aber ihrer ganzen Bauart nach nur eine verbes- serte oder sagen wir vergrößerte Hohenzollern- aster, die ihre wohlgebauten weißen Riesen- blüten auf sehr straffen Stielen trägt und sicher eine gute Zukunft hat. Sie würde wohl besser unter dem Namen Rie- sen-HohenzoUern- aster in den Han- del kommen. Eine schöne Sommerblumen- neuheit für 190Ö scheint der groß- blumige Dianthus Hedewig i„ Schnce- ftaZ/" vonBenary, Erfurt, zu werden. Große Sorti- mente abgeschnit- tener Stauden zeig- ten Georg Arends, Ronsdorf, und Goos & Koenemann, Niederwalluf. Alles, was die Jalu-eszeit bietet, war in den Kollek- tionen dieser beiden Aussteller vertreten. In der Arendsschen Kollektion gefiel mir besonders seine neue Coreopsis lanceolaia oculata, auf die -wir demnächst in der Gartenwelt zurück- kommen werden. In der Kollektion von Goos & Koenemann erregten verschiedene Phlox (kcussata-Sovtei\ meine Auf- merksamkeit, wie „Diademd\ weiß, ^^Coquelkot" . feuerrot, und „Reichsgraf von Hochberg'-\ tiefrosa. In dieser Kollektion be- fanden sich auch wohl die einzigen abgeschnittenen Dalilien der ganzen Schau und einige Stiele des prächtigen Gladiolus Priiiceps (Farbentafel im VIII. Jahrgang, Seite 378, der Garten- welt). Von den EdeldahUen notierte ich als auffallende Schönheiten: ,,Trude'-", pfirsichfarbig und farbenwechselnd wie ,,Serpenlina" ; ,,Walthari." , gelb, sehr feinstrahUg; ,,Rother", samnietartig, tiefrot ; ,,Bnmhilde'\ Hybridcharakter, innere Fetalen flach ausgebreitet, äußere röhrig, Farbe tief rot; „Florence W. Siredwiet\ rahmgelb, und „Volker", gelb. Eine ganz aparte Sorte ist „Überfluß", sehr langstrahlig, elegant, leuchtendrot und „GaUia^\ eine Halskrausendahlie. Mit einem großen Sortiment abgeschnittener buntblättriger Gehölze war die Baumschule der Firma Gebr. Siesmayer in Vilbel in Hessen vertreten. VI. Baumschulartikel. Als Hauptkoniferenaussteller dominierten die Firmen Heinrich Henkel, Darmstadt, und A. Weber & Co., Wies- baden. Die Firma Henkel zeigte ausschließlich schöne und seltene Varietäten wie Cedrus atlantina glaiica, Cedrus Libani Sargeidi pendula, Cedrus Deodara aurea und verticülata glauca, .sowie Cedrus allantica petidula, Sequoia giganiea pendula, eine ganz eigenartige, stark hängende Form; Abies arizonica und Abies concolor violacea, ferner Cotoneaster horixontalis, ein hochinteressantes Gehölz mit flach über den Boden kriechenden Ästen ; es ist im Frankfurter Palmengarten in wahren Pracht- exemplaren ver- treten. Weber & C 0. führten nur ihre bekannten Picea pungens ar- gentea vor und zwar in riesigen, mit den Kübeln versenkten Exem- plaren. Ich komme .später noch auf die Kulturen die- ser Firma zurück. Schöne Koniferen- Schaupfianzen zeigte auch H. Noack, Bessun- gen-Darmstadt, so u.a. große Exem- plare von C. Deo- dara, Abies con- color argeniea. Picea Engel- mannii glauca und pungens glauca^ sowie Tsuga nier- tense. Obstbäume waren wohl in Rücksicht auf den beschränkten Raum ziemlich spärlich vertreten. Heinrich Grunow, Auerbach in Hessen, führte eine sehr wüchsige Ware von Hochstämmen, Pyramiden etc. vor, Christian Möller, Biebrich, Hochstämme und Pyramiden, sowie zweiarmige Kordons, J. Buckelshausen, Ladenburg am Neckar, Hochstämme und Forraobst, Ph. Quint, Erbenheim bei Wiesbaden, Hochstämme, während Konrad Trumpff, Blankenburg a. H. und Josef Heinrich, Darm- stadt, mit Forstgehölzen vertreten waren. VII. Verschiedenes. Zu erwähnen sind zum Schlüsse noch prächtige Bindereien von Hoflieferant Henkel (Abbildung oben), Hoflieferant Roth u. a., Heizkessel von Heinrich Fritz, Darmstadt (Patent Schnellumlauf- Warmwasserheizung), von Rud. Otto Mej-er, G. m. b. H., Mannheim (Strebelkessel), Höntsch & Co., Niedersedlitz liei Dresden (Universal-Gliederkessel, sowie sehr 618 Die Gartenwelt. IX, 52 praktische und schmuckvolle Ge-wächshäuser von Hont seh & Co. und Josef Hesseier, Cöln. In dem oberen Stockwerk des Orangeriegebäudes hatte man eine Plan- und Literaturausstellung arrangiert. Pläne und Bücher scheinen die Stiefkinder der Gartenbau - Aus- stellungen zu sein. Man bringt sie gewöhnlich da unter, wo sie nur auf Umwegen zu erreichen sind. In diesem Falle ging der Umweg über eine steile hölzerne Treppe, eine so- genannte Nottreppe. Wer sie aber erkletterte, wird befriedigt gewesen sein, denn besonderes Interesse bot u. a. eine Sonder- ausstellung der Firma Gebr. Siesmay er, enthaltend Pläne ausgeführter Anlagen und prächtige Landschaftsbilder daraus, nach Aufnahmen des Herrn Philipp Siesmayer, der ein gewaltiger Photograph vor dem Herrn ist und ein photo- graphisches Werkzeug besitzt, um das ihn mancher Amateur beneiden dürfte ; ich habe seine prächtigen Apparate in seinem Frankfurter Bureau mit Interesse besichtigt. Mich interessierten besonders die Teilansichten aus dem sogenannten Japanischen Garten, den die genannte Firma in diesem Frühjahr für König Leopold von Belgien in Laeken bei Brüssel ausführte. Alles in allem war die Ausstellung in ihren Hauptteilen eine lokale Veranstaltung, die aber weit mehr Interesse als andere Ausstellungen gleichen Grades erweckte, und dies nicht zum wenigsten dadurch, daß sie in ihrer gartenkünst- lerischen Abteilung zu gewaltigem Widersprucli herausforderte. Gar mancher Gartenkünstler mag sie mit der in der Tasche geballten Faust verlassen haben, und mir persönlich erschien beim Betrachten der landschaftsgärtnerischen Verirrungen der Geist meines großen Lehrmeisters, Heinrieh Siesmayer, der sich mit Recht „Landschafter" nannte. Er würde den Herren Professoren Olbrich und Leipheimer seinen Standpunkt in seiner derb-drastischen Weise klar gemacht haben, wenn er noch unter den Lebenden weilte. An .seinen Werken im nahen Frankfurt, in Bad Nauheim, Wiesbaden etc. mögen die Herren erkennen lernen, was wahre Gartenkunst ist. Pflanzenkrankheiten. p]ine neue Orchideenkrankheit, üredo behnickiana. An diesem Jahre wurde eine ganze Anzahl .schädlicher Orohideen- pilze beschrieben, deren schädlichster und verbreitetster Uredo bchniekiana. zu sein scheint. Zuerst wurde der Filz im Berliner botanischen Garten auf Oncidium dasystyie gefunden. Danach wurde die Art festgestellt und die Original- Beschreibung in der „Hedwigia" Bd. XLIV veröffentlicht. Dann tauchte der Pilz in größerer Menge in der Beyrodtschen Gärtnerei in Marienfelde auf und zuletzt wurde er auch von M a s s e e in Kew, dem er zur Bestimmung eingesandt wurde, in Gard. Chron. vom 19. August 190.5, No. 973, als Hemileia americana beschrieben und abgebildet. Ich will das Auftreten dieses Pilzes nicht als besonders gefahrdroliend liinstellen, doch auf die Schädlichkeit dieser Uredo hinweisen. Sobald sich der Schmarotzer irgendwo einstellt, entferne man die befallenen Blätter sofort und verbrenne sie. Ohne Zweifel wurde der Pilz erst vor kurzer Zeit einge- schleppt und zwar aus Brasilien, mit von dort exportierten Pflanzen. In nachstehenden Zeilen gebe ich die Beschreibung von Herrn Prof. P. Hennings wieder, die jeden Kultivateur den Pilz zur Genüge erkennen läßt: „Auf der Unterseite der Blätter eines Oncidium dasystyie Reichb. f., einer Anfang 1904 aus Süd-Brasilien importierten Pflanze, trat ein orangefarbener, mehlig'^rUberzug auf. Fast liatte es den Anschein, als ob das Blatt mit Blütenpollen be.stäubt wäre. Eine Fleckenbildung machte sich oberseits nicht bemerkbar. Dieser staubige Überzug erwies sich als eine Uredo-Art, abweichend von den meisten bisher bekannten Formen, in dem Auftreten ganz an Hcmihia rastatrix (eine gefährliche Krankheit des Kaffeebaumes. Red.) erinnernd. Das zarte farblose Mycel ist weit im Blatte verbreitet und nach den von Dr. Dietel ausgeführten Schnitten entsteht eine Art Hymenium von minimaler Ausdehnung unter den Spaltöffnungen, aus denen sich ein Bündel von Hyphen erhebt, welches mit der Spitze über die Blattfläche hervortritt. Diese Hyphen scheinen sich noch außerhalb des Blattes zu verzweigen, Sterigmen zu bilden, an denen die kugeligen, goldgelben, oft von zahlreichen Öltröpfchen er- füllten Sporen entstehen. Diese besitzen einen Durchmesser von 1.5 — 25 /<, sowie eine stachelig-warzige, ca. 2 /« dicke Membran. Es ist eigenartig, daß, wie bereits erwähnt, keine Flecken- bildung auf der Blattoberseite verursacht wird, und daß die Sori nicht in Pusteln aus der Epidermis hervortreten. Vielleicht findet dies in der dünnen Beschaffenheit des Blattes, der festen Epidermis, sowie in der feuchtwarmen Luft, in der die Pfanzen kultiviert werden, seine Ursache. Diese Uredo-Art ist von allen bisher auf exotischen Orchideen festgestellten Arten gänzlich verschieden, so besonders von Uredo Oncidü, P. Henn. auf Oncidium lanceanum , Lindl. aus Brasilien, welches auf beiden Blattseiten rundliche, stark verdickte rotbraune Flecke bildet, aus denen die Sori pusteiförmig von der auf- geblasenen Epidermis sehr lange bedeckt austreten, mit länglich eiförmigen oder ellipsoiden 20—30X13 — 18 /i großen Sporen. Ebenso sind üredo ivittmackiana, P. Henn. et Klitzing auf Epiden- drum aus Me.\iko, ferner U. Epidendri, P. Henn. auf Epidendrum sjMC U. nigropunctata, P. Henn. auf Stanhopea aus Brasilien und U. Scabies, Cooke auf Vanilla in Kolumbien von U. bchniekiana völlig verschieden." E. B. B. Die Rosenokuiatenmade, Clinodiplosis oculiperta. E. glücklicherweise vielerorts unbekannter, aber da wo er auf- tritt, gefürchteter Schädling ist die Okulatenmade, die Larve der fxosenokulaten-Gallmücke oder, wie sie auch oft widersinnig genannt wird, die Okuliermade. Leider wird häufig das Nichtwachsen der Veredlungen auf Ungeschicklichkeit des Veredlers und seiner Helfer zuräckgeführt, weil äußerlich den Veredlungen nichts weiter anzu- sehen ist, als daß eben das Auge statt anzuwachsen, eintrocknet, sodaß die Arbeit des Veredeins vergeblich war. Wer sich aber mit dem äußeren AnbHck des Schadens nicht begnügt, wird unter den Rindenzipfeln des Schnitts und unter dem Schildchen kleine orange- rote bis 2 mm lange Larven sehen. Falls sich der Schädling im Anfangsstadium befindet, sind die Larven noch kleiner und fast weiß und deshalb schwer zu sehen. Diese Larven sind aus Eiern hervor- gegangen, die eine winzig kleine Mücke von Juni bis Mitte August an frisch okuherte Rosen imter die Rindenlappen, die das Schildchen bedecken, ablegt und zwar trotz des Verbandes, da die Mücke eine ziemhch iange Legeröhre hat, sodaß die Eier zwischen den Windungen des Bastes hindurch an die Okulation gelegt werden können. Wert- volles und sehr ausführliches Material hat Friedrich Richter von Binnenthal in seinem Werke „Die Rosenschädlinge aus dem Tier- reiche" über die Gallmücke niedergelegt. Die dort gegebene Be- schreibung der Mücke geben wir hier auszugsweise wieder: Hinter- kopf schwarzbraun, nach den Augen zu heller, Hals fahlgrau bis gelbgrau, Thorax (Brustteil) honiggelb, ins Röthche spielend, Thorax- rüoken schwarzbraun, grau behaart. Schildchen des Thorax an der Basis rotbraun, sonst dunkelgelb. Beine braun, Abdomen (Hinterleib) honiggelb bis orangerot, jedes Segment mit schwarzbrauner Binde. Flügel gelb und violett irisierend, lang behaart, rauchgrau mit drei Längsadern. Das Weibchen hat eine weißlichgelbe, lang vorstreckbare Legeröhre. Fühler vierzehngliedrig, beim Männchen in der Mitte eingeschnürt, mit Haarschleifen versehen, beim Weibchen mit Borsten- kranz. Die Larven überwintern in der Erde und verwandeln sich im Frühjahr in eine Mumienpuppe. Der Schädling kommt nicht nur IX, 52 Die Gartenwelt. in Okulationen, sondera auch an anderen durch Wunden zugänglichen inneren Teilen der Rosen und wahrscheinlich der Obstarten vor. Durch geeignete Vorbeugungsniaßreln beim Okulieren schützt man die Rosen am besten vor dem Schädling. Bei Wurzelhals- veredlungen genügt das Behäufeln der Veredlungsstelle mit Erde sogleich nach dem Verbinden. Bei Stämmcheuveredlung ist es von größter Wichtigkeit, daß der Verband sofort nach dem Umlegen sorgfältig mit Baumwachs verstrichen wird, sodaß nur die Spitze des Edelauges aus dem Wachs hervorsieht. Wer das nicht will, nehme statt Bast Wolle zum Verband. Zweckmäßig soll die Wolle mit einer Mischung von Leinöl, Terpentin und etwas Naphtalin imprägniert werden; sie darf aber nur trocken verarbeitet werden. Wo die Okulationen eintrocknen, gehe man der Sache auf den Grund. Sowie die Okulatenmade wahrgenommen wird, sind die ükulationsstellen mit scharfem Messer auszuschneiden und die Ab- schnitte mit den Larven zu verbrennen. Die AVunden werden mit Baumwachs verstrichen. Den Boden soll man mit Kalk bestreuen und umgraben, damit die sich verpuppenden Larven in der Erde vernichtet werden. W. T. Koniferen. Die mexikanische Simipfzeder. Li u den schönsten Bäumen gehören die Taxodien, die sogenannten Sumpfzedern oder Sumpfzypressen des südlichen Nord - Amerikas. Von diesen wieder ist die schönste die mexikanische Sumpfzeder (Taxodium mexicmmm, Carr., T. distichnm, H. ß. K., derAhuehuetl der Azteken, der Sabino der spanischen Me-xikaner), die in einigen Teilen des Landes noch ausgedehnte Wälder bildet. Im Tale von Mexiko, eine Stunde von der Hauptstadt entfernt, stehen nahezu 200 Stämme in dem schönen Park von Chapultepec, benannt nach dem etwa 60 m hoch aus dem Tal emporragenden, etwas langgestreckten Porphyj'hügel, auf dem im achtzehnten Jahr- hundert der spanische Vizekönig Galvez das gleichnamige Schloß erbaute. Chapultepec war der Lieblingsaufenthalt des edlen, un- glücklichen Kaisers Max, unter dessen kunstveretändiger Anregung der Berichterstatter dort von Ende 1864 bis Anfang 1867 an den Parkanlagen arbeiten konnte. Von dem Schlosse aus hat man einen .schönen Überblick über das ganze reiche Tal von Mexiko, nach Osten die tiefgelegene Hauptstadt, das Bild umschlossen von waldbedeckten Gebirgszügen, aus denen am Horizont in stolzer Majestät emporragen der spitze, regelmäßige, wie einePyramide emporsteigende Popocatepetl, der „rauchende Berg", mit ewigem Schnee bedeckt, und der breitere Rücken des Iztaccihuatl, „der weißen Frau". Am Fuße des Schloßhügels von Chapultepec steht die schönste der dortigen Taxodien, die „Monte- zuma-Zeder", ein stolzer Baum von etwa 30 m Höhe, dessen schöner rostbrauner Stamm 1 m über Boden 14,45 m Stamm-Ümfang hat. Der Stamm und die Zweige sind dicht mit den langen silbergrauen Fäden der Tillamlsia usneoides, einer kleinen Bromeliacee, die dem mit frisch- grünen, nielu- fiederblatt- wie nadelblattartigem Laube geschmückten Baume ein eigenartiges, fast greisenhaftes Aussehen geben, behangen. Rno nennt der Mexikaner diesen duftigen, moosartigen Pflanzen- schleier, welchen die Deutschen in der Hauptstadt sich gerne zu Weihnachten holen, um damit ihren heimatlichen Christbaum zu schmücken, der auch in Mexiko seinen festlichen Einzug gehalten hat. Die Rinde des Taxodium ist nicht glatt und nicht borkig, sondern sieht faserig aus, fast wie die äußere Hülle der Kokosnuß, und laufen die Fasern nicht senkrecht, sondern etwas gewunden mit dem Eindruck des länglichspirahgen am Stamm empor, wodurch der- selbe mit seiner rostbraunen Färbung ein eigenes, aber schönes Aus- sehen erhält; die jährlich einmal abfallenden Blätter sind zarte, hell- grüne, 3 bis 6 cm lange, weiche Fiederblätter, deren frische grüne Farbe angenehm von dem rotlichbraunen Holze sich abhebt. Das schönste und berühmteste Exemplar dieser mexikanischen Zedern steht am Kirchhof des Dorfes Santa Maria de Tulo im Staate Oaxaca. Der prächtige Baum erhebt sich zu einer Höhe von 32,7 m ; seine Krone hat einen Umfang von über l."».") m, und der mächtige Stamm zeigt bei 1,56 m über Boden noch einen Stammumfang von 31,06 m. Bei den meisten Taxodien bildet der Stamm keinpn runden Umriß, sondern ist wie auch die meisten Äste etwas abgeplattet und rissig im Umfang. Diese Zedern waren schon zur Zeit der Entdeckung und der Eroberung durch Cortez, Anfang des lü. Jahrhunderts berühmt. Deßhalb möge auch hier der alten Zeder bei Tacuba gedacht werden, des Baumes, unter dem Cortez in der Nacht vom 1. zum 2. Juli 1520, als die Mexikaner ihn aus der Hauptstadt vertrieben hatten, geruht haben soll, und der deshalb heute noch el arbor de la noche triste, „der Baum der traurigen Nacht" heißt. Dieser Stamm zeigt auch die Folgen des unsinnigen Feuermachens am Stamm so ehrwürdiger Baumriesen, wie dies leider so oft, auch in Europa, vorkommt. Das Alter der beschriebenen Bäume wird auf mehr als 4000 Jahre ge- schätzt. H. Grube, Aachen. Obstbau. Zwei genflgsaiue Birneiisorteii. Von Herrn. Lindner, Obergärtnor, Wannsee. ür ' nsere Obstarten verlangen bekanntlich, außer guten Boden- vorhältnissen, fast alle eine möglichst sonnige Lage. Man findet daher auch die Nordwände von Gebäuden oder hohen Mauern fast immei' nur mit wildem Wein, Efeu oder ähnlichem berankt. Besitzer solcher Wandflächen können aber von diesen noch einigen Nutzen ziehen, wenn sie z. B. eine passende ßirnensorte, als Spalier, an- pflanzen. Ich beobachte nun schon seit zwölf Jahren zwei an Nordwände gepflanzto Birnensoiien, die sich in dieser ungünstigen Lage durch gute Tragbarkeit auszeichnen. „Ämanlis Butterbirne" ist die beste und fleißigste von beiden. Wer nur eine Sorte pflanzen will, dem rate ich zu dieser. Ihre ziemlich großen, sehr saftreichen, grüngelben Früchte reifen in den letzten Tagen des September und erhalten hier auf unserem Sand- boden immer einen vorzüglichen Geschmack. Die andere Sorte ist „Neue Poitemc'-^ deren Früchte, die sehr groß sind, aber grün bleiben, am Nordspalier Ende Oktober pflückreif werden und sich etwa vier Wochen halten. Beide Sorten werden außerdem auch früh tragbar und haben einen kräftigen, hochstrebenden Wuchs, aus welchem Grunde sie sich nur für hohe Wände eignen. An niedrige, wenig besonnte Mauern kann man die ausgezeichnete „ Williams Christ- hinie'-^ noch setzen, die, auf Wildling veredelt, dort noch gut trägt. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage No. 34S. Welche Etiketten haben sich für Freilandsortimentspflanzen am besten bewährt? Bei unparteiischer Beurteilung haben sich als wirklich praktisch für Freilandkultur die Z i n k e t i k e 1 1 e n , sowohl Steck- als auch Ilängeetiketten bewährt. Die an starken, in die Erde gesteckten Drähten aufgehängten Etiketten habe ich bei halbhohen und hohen Stauden vielfach verwendet. Die besonderen Vorteile dieser Art Etiketten sind unbegrenzte Haltbarkeit, stets gut leserliche Schrift, mehrfache Benützung eines Etiketts, da dieselben für einen neuen Pflanzennamen nur kräftig abgerieben werden brauchen ; der Preis schwankt zwischen 8 — 10 Mk. I»'0 °/oo- Dort, wo man mit einem verfeinerten Geschmack zu rechnen hat, würden noch die Aluminium -Etiketten in Betracht kommen, diese sind im Preise immer noch niedriger als Porzellan- oder Emaille-Pflanzenschilder. Erich Berger, Chemnitz. — Auf die Wahl einer Etikettensorte wirkt bestimmend, ob die Namenschilder dauernd oder nur für eine bestimmte Zeit ange- 620 Die Gartenwelt. IX, 52 bracht werden sollen. Dauerhafte pite lesbare Etiketten sind Por- zellanetiketten mit eingebrannter Schrift, wie solche von Nie. Kißling in Vegesack bei Bremen preiswert hergestellt werden und die neuerdings in den Handel kommenden Ideal-Patent-Etiketten von Eugen Wagner, Friedland in Böhmen, aus präpariertem Ton oder Biskuitmasse. Eine sehr haltbare Schrift, die mit einer Säure auf- getragen wird, erzielt man auch auf Zinketiketten, die in jeder Samenhandlung käuflich sind. Die Aluminiumetiketten kann ich zur Verwendung im Freien nicht empfehlen. Wo sie andauernd vom Winde bewegt werden, reibt sich die Öse bald durch und das Etikett ist verschwunden. Wo Holzptähle billig zu beschaffen sind, können diese mit Vorteil verwendet werden. Mit einem Schnitz- messer werden sie an einer Seite glatt und eben geschnitten, sorg- fältig mit Ölfarbe gestrichen und nach dem Trocknen mittels Schablonen mit Ölfarbe signiert. Solche Etiketten sind besonders als Nummer- etiketten (Steokhölzer) praktisch. Die flachen thüringer Holzetiketten sollte man im freien Grunde nicht verwenden, da sie oft von Krähen herausgezogen oder im Winter vom Froste herausgehoben werden und dann verschwinden, bezw. vom Winde fortgetragen werden. Als bestes Befestigungsmittel für Hängeetiketten darf gut verzinkter Eisendraht bezeichnet werden, der nicht brüchig wird wie Messing- draht und auch nicht reißt wie Bleidraht und billiger als beide ist. W. T. — Ich glaube, der Herr Fragesteller hat seine Frage schon beim Lesen des Artikels „Aus meiner Reisemappe" in No. 38, S. 450 von Herrn Hes- dörffer, sehr treffend beantwortet gefunden. Holzetiketten sind nicht widerstandsfähig genug, um mehrere Jahre ohne Erneuerung zu dienen. Die Metalletiketten verrichten auch noch nicht voll und ganz die Dienste, welche jnan an ein dauerhaftes Etikett stellen muß, denn bei denselben wird im Laufe der Zeit die Schrift mehr oder weniger von der Witterung zerstört. Am dauerhaftesten scheinen mir Porzellan- Etiketten mit eingebrannter Schrift zu sein. Sie stellen sich für den Anfang etwas teuer, aber im Laufe der Zeit bringen sie die Mehr- ausgabe wieder doppelt ein, denn man hat die Garantie, daß der Name, welcher einmal eingebrannt ist, auch unverändert für unabsehbare Zeiten darauf zu le.sen ist. Die Porzellantafeln können mittels 2 Nieten an Eisenstäbchen befestigt werden und bewähren sich solche Etiketten sehr gut. J. Roesner, Obergärtner, Schloß Okno. Beantwortung der Frage No. 346. Wie kommt es, daß auch in diesem Jahre so viele Knospen von Paeonia chinensis nicht zur Entwickelung gelangen, ja ein großer Teil der Stengel gar keine Knospen ansetzt? Die Pflanzen stehen in tiefgründigem, gut und regel- mäßig gedüngtem Lehmboden und werden gut bewässert. Das Nichtblühen ihrer Paeonieu kann von zu dichtem Pflanzen und von beschattetem Standort herrühren, einen andei'eu Grund kann man, ohne die Pflanzen gesehen zu haben und ohne die öi-t- lichen Verhältnisse zu kennen, nicht vermuten. Tagesgeschichte. Frankfurt a. d. Oder. Schulgärten. Zur Hebung der heimischen Obst- und Gartenbaues hat die Regierung verfügt, daß dieser Gegenstand auf die Tagesordnung der Kreislehrerkonferenz 190.') gesetzt werden soll, mit Zugrundelegung der Schritt „Zur Förderung des heimischen Obst- und Gartenbaues und die Anlegung von Schulgärten" von Pastor Wilms in Nieheim. In erster Linie soll die Anlage von Schulgärten erörtert werden. Hingewiesen wird dabei auf den Friedenauer Schulgarten, sowie auf die Aufsätze über Schulgärten im Schulblatt für die Provinz Brandenburg. Ferner sollen die Landräte auf die Kreiseingesessenen und den Kreistag in dieser 'Beziehung einwirken und in Jahresfrist über die Schulgartenfrage Bericht erstatten. k. Göttingen. Am Hainberge, unweit des Wasser- Reservoirs, befindet sich eine etwa 3 Hektar- große, zurzeit als Ackerland be- nutzte Fläche. Nach dem Beschlüsse der städtischen Kollegien soll dieses Grundstück noch im Laufe dieses Herbstes parkähnlich um- gestaltet werden. Wandsbek. "Pflanzenausstellung der vereinigten Handelsgärtuer. Am 30. August eröffneten die vereinigten Handelsgärtner zu Wandsbek ihre diesjährige Ausstellung, an der sich etwa 20 Firmen mit den Erzeugnissen ihrer Gärtnereien be- teiligten. Der große Saal, sowie 2 Zimmer und der Garten des Hotels „Zum alten Posthause" bargen gute Erzeugnisse gärtnerischen Fleißes. Besonders schön arrangiert war im Saale die große Gruppe der Firma Neubert, bestehend aus guten Palmen und Farnen, kraft- strotzenden Croton imd Dracaenen mit schöner Färbung, kräftigen blühenden Maiblumen (Eiskeime), ferner Selaginelta uatsoniana, Catnpanula Mayi, Cyclamen u. a. Außerdem hatte Neubert im Freien eine große Gruppe von Lorbeeren, Phormium, Myrten, Rhododendron, Azaleen, Nelken, Draeaena Doucetti, die Polyantharose ^f1ne Norbert Lavavcisseur, sowie Coeos Bonetti nsw. ausgestellt. W. Runde zeigte im üartenpavillon schöne Araucarien in ver- schiedenen Größen und Varietäten; von derselben Gärtnerei waren im Saale noch Kentia, Phönix Boebeleni, Pandanus Veitchi, Aralia clegantissima, Oeonoma graciiis etc. ausgestellt. Die beiden Firmen A. Herbst und Franz Jank hatten je eine Kollektion gut kultivierter Handelsfarne ausgestellt; von Jank waren noch schöne großblumige Gloxinien und Lorraine-Bego- nien. W. Goepel glänzte wie immer mit schönen Palmen und außerordentlich starkem Asparagits. Von Axel Haagstroem waren Croton, Dracaenen, Eymanto- phyllum und Farne da. C. Bück zeigte schöne hochstämmige Fuchsien, darunter mehrere gute Sorten. Gust. Hamckens brachte Malmaison - Nelken und Begonia „Qloire de Lorraine'^ in selten schönen, starken Pflanzen. In eignem Zelte hatte C. N u p n a u Araucarien, Medeola, Aralien, Myrten, Palmen etc. ausgestellt. Von Jul. Schneider stammten schöne Azaleen und Camelien, sowie prachtvolle Remontant- Nelken. Gute Leistungen waren ferner Herrn. Berndts schöne Ericen, Boronien, Hortensien und Heg. „Qloire de Lorraine", Jobs. Eck- manns üppige Cyclamen, E. M. Rieckens Chrysanthemum und hochstämmige Fuchsien, C. H. W. Wolters l'rimula obconiea, J. G. Soherquists schöne Lorraine-Begonien, sowie Cyclamen und Farnsämlinge; Max Bulls Adiantum, Asparagus und Cyclamen; Gust. Sauls Hydrangea, Ericen und Camelien; Fr. Kobers Celosia Thompsoni, Solanum und schön blühende Myrten und Lud. Kochs Cyclamen, die wegen ihrer prachtvollen Blattzeichnung allgemein be- wundert wurden. Als einzige nicht ansässige Firma hatte Nonne & Höpker aus Ahrensburg eine Gruppe von ca. 50 verschiedenen Koniferen- Arten, schöne weißbunte Epheu, Begonia „Oraf Zeppelin" etc. aus- gestellt. Dieselbe Firma zeigt in der Schnittblumen - Abteilung Blumen von zirka 100 Dahlien- Sorten und zirka 60 verschiedenen Stauden. Eine ebenfalls reichhaltige Kollektion schöner Dahlien-Blumen hatte als junger Anfänger Fr. Wnuck ausgestellt. Mit gärtnerischen Instrumenten und sonstigen Bedarfsartikeln hatten sich 12 Firmen und 2 mit Heizkesseln an der Ausstellung beteiligt. Herrn. A. Sandhack. Briefkasten der Redaktion. Xanten. Die kleinen gelblichen Wärzchen, die sich auf den Blättern der beiden eingesandten Pflanzen von Solanum Pseiido- Capsi- cwm befinden, sind sogenanntelntumescenzen. Es sind dies krank- hafte Wucherungen des Blattfleisohes, die indes nicht durch einen Schmarotzerpilz hervorgerufen werden, also nicht parasitärer Natur sind. Die Erkrankung ist jedenfalls auf ungeeignete Ernährungs- verhältnisse zurückzuführen. Durch zu feuchte Luft und durch zu reichhohe Ernährung bei reicher Wasserzufuhr wird die Ent- stehung der Intumescenzen begünstigt. Falls der Erdboden gut und nahrhaft genug ist, dürfte es sich empfehlen, die Düngung mit Abort- jauche ganz zu unterlassen. Kais. Biol. Anstalt. Verantwortl. E«d»iteur: Max Hesdörffer, Berlin. — Verlag v. Kichard Carl Schmidt & Co., LeipziK. — Druck : Anhalt. Bnoiidr. Qntenberg, e. Q. m. b. H., Dessau. llliliil'illllllii l..l>l».llllliä:l 3 5185 00254 1082 ;*. K ... , «E-? .M- '' ^^nv* ;1^ V*v^ -^ \^»;vv f ^ - 1-^ S'" ^^P^ÄI^H'V^