DIE GARTENWELT ILLUSTRIERTE WOCHENSCHRIFT FÜR DEN GESAMTEN GARTENBAU HERAUSGEGEBEN VON MAX HESDÖRFFER, BERLIN XX. JAHRGANG 1916 MIT FÜNF FARBIGEN ICUNSTBEILAGEN UND VIERHUNDERTFÜNFZIC TEXTABBILDUNGEN eint-' A« ■, WeW Y*fKK »OTANICAk BERLIIi VERLAGSBUCHHANDLUr"^ PAUL PAREY Verlag -für L&ndwirtachaft, Oarte-'iftQ und ForatwMsn SW. 11, Hedemannsti 8e 10 u. 11 1916. ALLE RECHTE, AUCH DAS DER ÜBERSETZUNG, VORBEHALTEN. Anhaltische Buchdruckerei Gutenberg, G. Zichäus, Dessau. Inhalt des zwanzigsten Jahrganges. (Die illustrierten Artikel sind mit einem * versehen.) Ausstellungsberichte. Berger, G. Ausstellung für Obst- und Gemüseverwer- tung in Stuttgart 487. Grupp, H. Ausstellung des "Württembergischen Garten- bauvereins 608. Hesdörffer, Mas. Die Dahlienneuheiten- und Herbstblumen- neuheitenschau in Leipzig 477. Krauß, 0. *Die Kriegsgemüseschau im Palmengarten zu Frankfurt a. M. 565. Baukunst. *Bodenständige Bauweise 493. Blumenbindekunst. Damerius, W. *Jubiläumssohmuck 292. Chrysanthemum. Bornemann, G. *Chrysanthemum Gorgeous 486. Krauß, 0. *Einfachblühende Chrysanthemum 294. *Chrysanthcmum Gorgeous 487. Müller, C. *Die besten Schnittohrysanthemum des amerikanischen Marktes 13. 'Chi'ysanthemum Jeanne Nonin 150, 151. *Die Blütenknospen derChrysanthemuml84. *Chrysanthemumkulturen in Kalif ornien 205. Reiter, Gurt. Über das Aufplatzen der Knospenstiele bei Ctu-ysanthemum 547. Dahlien. Hesdörffer, Mas. *In Töpfen getriebene Dahlien 330. Schön born, G. Neue Dahlien im Jahre 1916 613. Farne. Dolz, K. Die Großfarne aus der Gattung Polypodium 398. Mathon, K. Pteridiiun aquilinum 414. Schelle, E. *Drei in der Kultur harte imd brauchbare Farne 631. Friedhofskunst. Brügmann. Chr. *'Wie sollen wir unserer Heldengedenken? 325. Eimler, Arthur. Wo die Toten ruhen . . . 544. Gerlach, Hans. •Deutsche Grabmalkunst in Kriegszeiten 49. •Hessische Heldenehrung im Felde 122. •Lübecks Heldenfriedhof 289. Maedge, Franz. •Friedhofsgedanken 510. Mehmel. •Ein Kriegerfriedhof ander Westfront 397. Rasch, E. ♦Gedankenüber Ehrenfriedhöfe undKrieger- denkmale in der Heimat 157. *Kriegerehrenfriedhof 193. Reiter, Curt. *Ein Waldfriedhof in den Vogesen 557. Stehr, Arthur. *Der Kriegerfriedhof „Deutsches Ehrental" im Priesterwalde 25. Schulze, A. *Friedhöfe und Ehrenhain in Jena 541. Schürer, Curt. •Einsame Heldengräber 433. Soldatenfriedhöfe, Neue 94. Gartenausstattung. Rasch, Edgar. •Gartenvasen 3. Von Gartenhäusern 463. Gartenkunst. Wolff, Herm. Gartenkunst längs der Donau 459. Gärten, Aus deutschen. Eimler, Arthur. *Das neue Krankenhaus in Mainz 349. Gerlach, Hans. 'Ein alter Pfälzer Weinberggarten 385. •Die gärtnerischen Anlagen der Stadt Landau 469. Hesdörffer, Mas. •Aus Wittenbergs städtischen Garten- anlagen 313. Der Gartenbau auf dem Kittergute Criewen 514. Krauß, 0. Aus der Gärtnerei von W. Pfitzer, Fell- bach 452. Memmler, H. •Im Bürgerpark zu Pankow 211. "Wernigerode, ein deutscher Fürstensitz 217. Roll, Fr. •Aus dem Stadtgarten in Konstanz 340. Winkler, Fr. ♦Ein Rundgang durch den Heidelberger ScMoßgarten 277, 301. Gärten des Auslandes. Käde, K. •Budapester städtische Gärten 85. Gehölze. Behnick, E. B. Immergrüne Gehölze 160, 170. Boeck, Willi. Pflanzt Nußbäume 523. Berger, H. •Crataegomespilus 481. Böhmer, P. Zieräpfel und ihre Vermehrung 170. Dolz, K. Microglossa albescens 534. Eimler, Arthur. Der deutsche Wald 113. Kache, P. •Acer insigne 78. •Spiraea fUipendula plena 137. •Ribes niveum 254. •Pirus Hartwigii 268. Osydendrum arboreum 269. Spartium junceum 282. *Cytisus sessilifohus und Petteria ramen- tacea 292. Rhododendron decorum 292. •MagnoUa parviflora und M. salicLfolia 402. »MagnoUa Kobus 481, 483. *Citrus trifoliata 529. Kanngießer, Dr. F. Daphne Mezereum 432. Memmler, Hans. Die Gattung Fouriuieria 88. ■■'Ablegervermehrung 101. Rade, K. •Plauderei über städtische Straßenbäume 7. Rehnelt, F. *Azalea occidentalis-Hybriden 8. Die deutschen Eichen 26. Riedel, R. •Baumpäonie 614, 616. Roll, Fr. Berberis (Mahonia) Aquifolium und ihre Ver- wendungsmöglichkeiten 253. Rosen, Ziersträucher und Bäume 496. Schelle, E. Wahmß oder Schwarznuß 607. Schipper, A. ♦Schutzpflanzungen im Taunus und an der Wasserkante 235. Sprenger, C. Erica verticiUata 42. Zizyphus sativa 149. Platanenrinden 317. Zwei sturmfeste Bäume 328. Platanenmarmelade 364. Sind Platanen gemeinsohädlioh ? 483. Neues imd Altes vom Mandelbaum 530, IV Die Gartenwelt. XX Tiltack,E. •Die Birke als Alleebaum 173. *Zwergkirsche als Hochstaram 318. •Bilder aus Zürich 416. Voi^tländer, B. ♦Rhododendron Cimninghams White 198. Woeko, E. "Erinacea pungens 583. *Fraxinus e.\celsior pendula mit Doppel- krone, Eine seltsam gewachsene 53. Jasminum nudiflorum 123. Prunus spinosa 136. *Pyramideni)appcln an einer Landstraße 381. *Ehodora canadensis 373. Stangulierung von Bäumen 281. *Ulmus americana, Eine stattliche 18. Vogelschutzgehülze 318. Ysop 507. Gemüsebau. Berkowski, W. *Adventsgemüse 510. Bovenkerk, G. Somraerblumenkohl 365. Bräu er, Paul. Spargelkiirbis 243. Eimlcr, A. Dankbare Nutzpflanzen 221, 306. Herbst, Rud. *Rauchbeschädigte Gemüsesorten 133. Heydt, Adam. Die besten Frühkohlsorten füi' Herbst- aussaat 476. Kaiser, Paul. ,Die Notlage der deutschen Spargelzüohter 134. Krüger, W. Einiges über Frühgemüsebau 257. Mistbeetgurken 257. Matenaers, F. F. Widerstandsfähige Krautai'ten 89. Sprenger, C. SeUerie 212. Rochau, Franz. Vorarbeiten für eine Spargelanlage 30. Roll, Fr. Gärtnerische Streifzüge im Kriegsgebiet. Gemüsegärten 568. Roth, Dr. Portulacca oleracea 346. Sander, Otto. Aeltere und neuere anbauwürdige Gemüse- sorten 63. Eine empfehlenswerte Frühzwiebel 421. Schipper, A. ' 'Kriegsgärtnerei der Kalserl. Marine am Nord- und Ostseestrand 437. Gutes und schlechtes Saatgut 475. Schulze, A. Unser feldmäßiger Anbau von Garten- gewächsen 255. Siebert, A. Der Spargelbau und die Konservenindustrie 54. Steinemann, F. Früh- und Spätkartoffeln 19. Gemüseeinführung 18. Frühbeetaussaaten 55. Zum Platzen der Kohlköpfe 189. Schlechter Schwarzwurzelsamcn 346. Spargelanlage zu Beginn des Sommers 349. Saatgut und Pflanzung 364. Es kam anders 365. Teltower Rübchen 418. Stromeyer, Dr. A. Di« Sumpfkartoffel 283. Winke zur Verhütung der Ertragsvermin- dorung im Kartoffelbau 232. Hängepflanzen. Grupp, Herrn. Lotus peliorhynchus 306. Kakteen und Fettpflanzen. r.erger, Alwin. 'Einige Bemerkmigen über Agaven 73. Kleinia neriifolia 345. K a n n g i e (! e r , Dr. Klfinia neriifolia 607. Löhner, Max. *Phyllocactus Loebneri 145. Roth", Dr. Kleinia neriifolia 346. Kultureinrichtungen. Maack, Carl Job. Über Bewässerungsanlagen 236. Landschaftsgärtnerei. Boeck, Willi. *Der Baum als Baustein des Landschafts- gartens 374. Esser, F. Gartenwege 196. Gerlach, Hans. Die neue deutsche Städtekultur, ein zu- kunftsreiches Feld der Gartenkunst 79. Deutsche Gartenkunst — soziale Garten- kunst 206. *Ein Beitrag zur Woltkriegdenkmalfrage 241. Zum Jugendpark 512. Zur Vorgartengestaltung 608. Krauß, Jos. Einiges über Blattpflanzengruppen 281. Memmler, Hans. *Denkmalsbepflanzung 109. Müller, J. F. u. Loth, V. *Gartenhof am Schloß Schönborn in Geisen- heim a. Rh. 176. Rasch, E. *Ein schwäbischer Hausgarten 402. Roll, Fr. Gärten und Gartenkunst im Kriegsgebiet519. Steinemann, F. Ziergarten in der Kriegszeit, Der 196. Altes und Neues 257. Wrba. *Fachklasse für Gärtner der Handwerker- uud Kunstgewerbeschule Bielefeld 623. Nadelhölzer. Böhmer, Paul. Dies und das von blauen Koniferen 258. Drei grimdverschiedene Kiefern 436. Esser, F. *HöhenwTichs, Kronenform und Nachzucht der Fichte 497. Gienapp, Emil. •Säulenförmig wachsende Nadelhölzer 578. Memmler, H. •Die Weymouthskiefer als Parkbaum 148. Roll, Fr. Im badischen Nadelwald 65. Schelle, E. Die gebräuchlichsten Koniferen 350, 375, 386, 411, 448. Tiltack, E. "Taxus baccata 53. Obst- und Gemüseverwertung. Hesdörffer, Ma.\. VomEinkochen der Früchte ohne Zucker 488. Rander, Otto. Kürbisöl 488. Obstbau. B öhmer, P. Die Süßesche 209. Dahlem, Otto. Hausbackene Gedanken zur Kriegszeit 508. Eimler, A. Die Obstpreise im Großherzogtum Hesseu461. Esser, F. Moose und Flechten an Obstbäumen 43. Düngung und Bodenbearbeitung in Obst- quartieren 207. Everhardt, J. Förderung der Obstzucht im Hausgarten 509. Friehold, Karl. ■ Anregungen zur Verstärkung des Obst- baues 425. Hesdörffer, Max. Zur Bekämpfung der Schädlinge und Pilz- krankheiten unserer Obstbäume 339. •Erfahrungen mit einigen neueren und älteren Apfelsorten 517, 563. •Wie ich mein Tafelobst verpacke 571. Janson, A. Erwerbsobstbau und die Zeit nach dem Kriege 184. Zur Frage der Obstversteigerungen 388. K a v e n , • i. Pfirsichpflanzung im Frühjahr 174. Memmler, Hans. Die Grundzüge der Pfirsichtreiberei 50. Niederbiegen des Weinstockes 104. Mütze, W.' •Alesander Lucas Butterbirne 103. Roll, Fr. Der Nußbaum 112. Sprenger, C. Der Quittenbaum auf Korfu 194. Orchideen. Dolz, K. Etwas über die Orohideengattung Bulbo- phyllum 328. Görbing, I. •Phalaenopsis grandiflora 113. *Platyclinis glumacea 148. ( i r u p p , IL •Oncidium splendidum 375. •Epidendrum radicans 42(1. 'Angraecum EUisii 616. Jirasek, H. •Zwei schöne Dendrobien 31. 'Coelogyne Massangeana 78. Lemm, R. Die besten Zimmerorchideen 147. Memmler, Hans. •Saccolabium violaceum var. Harrisonia- num 160. *Phalaenopsis Schilleriana 181. Miethe, E. *Epidendrum Stamfordianum 65. •Sophronites coccinea 184. 'Epidendrum medusae 306. •Dendrobium chrysotoxum 319. •Leptotes bicolor und unicolor 337. Nessel, H. Orchideen Galiziens und der besetzten Gebiete Rußlands 426. •Drei unbekannte Stanhopeen 268. Reiner, Heinrich. •Phalaenopsis 182. Sandhack, Herm. A. 'Cypripedium Calceolus 31. 'Cypripediumalbinos 338. XX Die Gartenwelt. Voigtländer, B. *Über einheimische Orchideen 229. Palmen. Berger, A. *Die Zwergpalme 409. Trachycarpus 460. 'Die Washingtonien 547. Oertel, A. Astrocaryum rostratum 15. Pflanzendekoration. Roll, Fr. Balkonpflanzungen 415. Pflanzen, Insektenfressende. Lamm , E. *Zur Kultur der Nepenthes 90. Pflanzendüngung. Otto, Prof. Dr. R. *Weitere vergleichende Düngungsversuche bei Topfpflanzen 97. Schürer, Curt. Unsere Stickstoffvorräte und der Krieg 33, 44, 457. Sprenger, C. Aschen 238. Steineniann, F. Sommerdüngung 310. Jauche 455. Obstbaumdüngung 509. Stromeyer, Dr. Ä. Die Reizdüngemittel und ihre praktische Bedeutung 422. Düngemittel, Höchstpreise für künstliche 34. Pflanzenkrankheiten. Berkling. Eine neue Krankheit der Walnüsse 33. Eimler, Arthur. Schleichende Übel 581. Esser, F. Vom Baumkrebs 4. Goverts,. Wilh. J. *Die Kräuselkrankheit d. Pfirsichblätter 472. Hesdörffer, Max. 'Eine eigenartige Krankheit der Roß- kastanien im Humboldthain zu Berlin 361. Jansen, A. Eauchgasvergiftungen 69. Über die Bekämpfung der Pflanzenseuchen 316. Matenaers, F. F. Gurkenkrankheiten 16. Peters, Dr. 'Erkrankungen der Setzlinge und Steck- Unge 128. Rochau, Franz. Die Wurmfäule der Möhren undKarotten42. Nectria cinnabarina 136. Pflanzenkunde. Eimler, Arthur. Die Pflanzenwelt des badischen Schwarz- . Waldes 212. Esser, F. Laubausbruch 267. Kanngießer, Dr. Fr. •Etwas über Oxalis acetosella 17. Sprenger, C. *ricus magnoloides 187. Waldflora in Griechenland 234. Stromeyer, Dr. A. Giftige Primeln 188. 'Dimorphismus, Einiges über 29. Pflanzenphotographie. Frank, Max. Pflanzen- u. Blumen aufnahmen im Freien422 Hansen, Fritz. *Aufnalimen von Pflanzen und Blüten 423. Pflanzenschädlinge. Dahlem, Otto. Erbaidiches über den Kampf gegen das Ungeziefer im Obstbau 515. Herrmann, E. Biologische Schädlingsbekämpfung 102. Hesdörffer, Max. Wie ich Nematoden als Gemüseschädlinge bekämpfe 477. Steinemann, F. Gegen ErdÜöhe 170. Wühlmausfalle 527. Pflanzenvermehrung. Eimler, A. Walnußsorten durch Veredeln zu ver- mehren 220. Memmler. Hans. Gehölz Vermehrung durch Wui'zelanzucht 124 Wiese, Alfred. Stecklingsvermehrung 117. Keimfähigkeit des Samens 124. Pilze. Cron berger, B. Champignons 610. Hermann, E. Die Pilze im Hexenglauben 424. Kanngießer, Dr. F. Champignon 533. Keilisch. Etwas über Pilze 609. Sprenger, C. Zeitgemäße Schwammerlgeschichten 365. Steinemann, F. Eßt keine PUze 610. Plaudereien. Nemitz, P. Die Symbolik der Friedenspflanzen 320. Wehrhan, H. R. 'Pompejanische Botanik 391. Einige Beziehungen der Menschen zu den Blumen 296. Rosen. Jäck, W. 'Sndenia 511. Kache, Paul. 'Drei der besten und bewährtesten Schnitt- und Gruppenrosen 2. 'Schlingrose „Leuchtstern" 126. *Rosa hispida 254. *Rosa marantha 378. Krauß, Otto. 'Wichuraiana-Hybridrosen 458. Strehle, Max. Rosa Wichuraiana 346. Schling-, Rank- und Kletterpflanzen. B erger, Alwin. Podranea Ricasoliana 9. Buysman, M. Thunbergia Gibsoni 374. Grupp, Herm. Stephanotis floribunda 296. Holthausen, M. Vermehrung von Passionsblumen 140. Memmler, Hans. Dalechampia indica 88. Perianthomega Vellozoi 150. Oertel, A. Schling- oder windende und kletternde Pflanzen 64. Schelle, D. Cobaea scandens 500. Pueraria Thunbergiana 506. Sprenger, C. Efeubäume 219. Allerlei Schnörkeln der Passiflora coeru- lea 281. Schnittblumenkultur. Damerius, Willi. Maiblumen! Maiblumen 1 Maiblumen 238. Sprenger, C. Sal\'ien als Schnittblumen 290. Sommerblumen. Nessel, H, 'Melampyrmn nemorosum imd arvense 532. Roll, Fr. Gärtnerische Streifzüge im Kriegsgebiet 445. Sprenger, C. Chrysanthemum segetum 245. 'Adonis aleppica 570. Stauden. Böhmer, Paul. Einige anspruchslose Stauden 283. Bonstedt, C. 'Helxine Soleirolii 329. Dolz, K. Echiumarten der Kanaren 508. Grieme, Chr. Tritoma 291. Grupp, W. Stauden, Zwei reizende 497. Eranthis hyemalis 584. Gutmann, Carol. Einiges über Aconitum 138. Kache, Paul. •Aster alpinusNixe und A. subcoeruleus 378. Paeonia Veitchii 496. 'Veronica inoana 334. Kaiser, Paul. Mehr Beachtung den Statioen 104. Kallenbach, F. Heleniimi als Garten- und Vasenblumen 9. Lobelia fulgens und Lobelia cardinalis 14. Reißmann A. 'Eremurus robustus 391. Richlin, E. 'Alpine Primulas 604. Roll, Fr. •Potentilla nepalensis und vai-. Willmotti, das Nepalfingerkraut und die Willmottsche Abart 169. Das Windröschen, Anemone nemorosa 267. Stauden 485. Saathoff, Joh. Vorfrühling in der geogr. Anlage des Kgl. bot. Gartens Berlin-Dahlem 236. Sander, Otto. Arabis alpina 88. Schönborn, G. 'Die wirkxmgsvollsten Aster Amellus-Züoh- tungen 61. Voigtländer, B. 'Oenathera marginata 150. *Aster peregrinus 170. 'Ramondia Nathaliae 462. 'Brauchbare einheimische Campanulaceen 601. •Dryas octopetala 616. Verbascum phoeniceum 616. VI Die Garteuwelt. XX Zörnitz, Herrn. Kankendo und strauchartige Polygonum 127. Bergenia 210. Incar\illea 196. ♦Banuncuhis aconitifolius 223. Stauden, Zweischöne Garten-u. Schnitt- 184 Über FreilandpÜanzen 223. Sumpf- und Wasserpflanzen. Kanngietier, Dr. F. Vom heiligen Lotos 377. llemmler, Ilans. *Fieborklee 125. Die Gattung Jlayaca 210. Iponioea aquatita 220. Echinodoras grandifJorus 236. Die Cynastraceen 255. Milewski, A. Arontium aquaticum als Freiland- und Aquarienpflanze 130. 'Ceratopteris cornuta 197. Crinum americanuni als Paludarienpflanze 210. Sprenger, C. Altes und neu^•^ vuii 'ier lieiligen Lotos 319. Stämmler. Nelumbiura 427. Strehle, Max. Wasserpflanzen 125. Voigtländor, B. 'Wasserpflanzen, Schönblüheude , einhei- mische 37. Topfpflanzen. Berger, Alwin. *Coleus Eelmeltiamis 505. Bonstedt, C. *Cycas circinalis 339. Bovenkerk, G. Zur Kidtur der Winterlevkojen 28. Hartnauer, ß. *Encephalartos longifoUa 138. Herre. *Furcraea Bedinghausi 366. Jirasek, H. *Enadenia eminens 55. *Dracaena Godseffiana 266. *Luculia gratissima 266. Phormimn tcnax 315. Kanngießer, Dr. Fr. *Die Ai-mleuchterpflanze von Tenerife 305. Memmler, Hans. Zwei empfehlenswerte Ixoraarten 16. Jacaranda oxyphylla 29. Honckenya ficifolia 41. Die Gattung ilanettia 138. Oohna splendida 146. Die Bininiaceen 245. Metzner, R. Einige Malvengewächse 87. Oertel, A. Ein Beitrag zur Kultur der Gnidiaarten 9. Gardenien und deren Kultur 62. Bouvardien 137. Tarchonanthus 147. Ohlraer, W. *Eine winterblühende Begonia 244. Reiter, Gurt. Schizanthus als Winterblüher 531. Sallmann, M. Muehlenlieckia complexa und Solanum ca- biliense argentenm 29. Sandhack, Herm. A. *Aletris Victoria 422. Sprenger, C. Cycas revoluta 122. Steinemann, F. Goldlack 41. Erhaltung und Abhärtung der Blumen und Pflanzen in\ Herbst und Winter 525. Voigtländer, B. *Zur Empfehlung von Medinillamagmfioal21. *Drei empfehlenswerte Bromeliaceen 450. *Epacris grandiflora 459. Züchtungskunde, Gärtnerische. Mütze, Wilhulm. Die Fisole in der Pflanzenzüchtung 353. Über den gegenwärtigen Stand der Gemüse- züchtung 224. Zwiebel- und Knollengewächse. Bonstedt, C. *Lilium giganteum 265. Dolz, K. Schöne, aber vergessene Knollengewächse aus der Familie der Iridaoeen 473, 498. Kallenbach, F. Die Dichternarzisse, Narcissus poetious 18. St eiueniann, F. Blumenzwiebelkulturen in Deutschland 366. *Alliiun narcissiflorum 536. Bücherschau. Bienenzucht, Die Zukunft der deutschen 178. Gärtnerinnenberuf, Der 23. Der praktische Gemüsegärtner. Von Saften- berg. Fr. 395. Deutscher Gartenkalender 551. Gartenbau und Gartenk-unst in der Stadt Augsburg 143. Gemüsebau während des Krieges 144. Gruudzüge der Pflanzenvermehrung 23. Kleinaärtner als Förderer der Kriegerheim- stätten 144. Kleingarten, seine Anlage, Einteilung und Be- wirtschaftung 144. Mittei!nn!ren der Deutschen DendrologiscLeu c Vi'. .'Is Theorie der Gärtnerei. Vua iTol Jic.iäch 489. Raachschäden, Gärtnerische 179. Schlachtkanincheuzucht 84. Schnittblumengartnerei, Die Pritxisder 143,860. Soldatengräber und Kriegsdenkmal 71. Taschenwörterbuch der botanischen Kunst- Farbentafeln. Azalea occidentalis X ärborescens X niollis 8—9. Phyllocactus Loebneri 148 — 149. Neue einfachblüh. Chrysanthemum 294-285. Chrysanthemum Gorgeous 486 — 487. Alpine Prunulas 604-605. Fragen und Antworten. *Bilüge Kränze 382. Nelken zum Oktoberschnitt 383. Nertera depressa, Kultur der 383. Rabattenbepflanzung und Stauden 274. Rose, blühende Rank- 143, 190. Schlintrrosen für Bogengänge 143. Schlingrosen, Stark- und schönblühende 143, 167, 226. Schutz der Erbsensaaten gegen Sperlinge und Tauben 227, 239. Sonnenblumen, Anpflanzung zur Oelgewin- nung 131. Tannen, Pflege älterer 210. Treibgurken, Kranke 300, Kleintierzucht. Hesdürffer, Max. *Kleintierzucht als gärtnerischer Neben- betrieb 294, 308, 342, 413. Mannigfaltiges. Asch, Dr. R. Passionsblume 456, Badermann, G. Das fruchtbare Anatolien 199. Gartenbau in Syrien und Mesopotamien .333, 346, 381. Jlohnkultur und Opiumgewiunuug auf dem Balkan 562. Beckmann, Johanna. 1916 (Gedicht) 1. Ostern 1916 (Gedicht) 191. Requiescat in pace (Gedicht) 443. Wenn Frauen fragen (Gediclit) 480. Blum, Herm. 'Kirschen- und Zwetschenentkerner 191. Bovenkerk, G. Bastnot 143. Breitschwer dt, G. Unsere Freunde aus dem Tierreich 438. Eiraler, Arthur. Unkraut 366. Eken, A. v. d. Der Seidenbau als Nebenerwerb f. fleißige Leute 175. Esser, F. Wii-ksamer Schutz der Gärten und An- lagen gegen menschliehe Übergriffe 154. Spätfrost 382. Gerlach, Hans. Mehr Spielplätze für Kinder 287. Groos, W. Ein botanischer Stützpunkt auf einer halb- versessenen deutschen Siedlung des süd- amerikanischen Urwaldes 442. Heine, Carl. Zur Hagelversicherung 177. Hundt, P. Mnrktnamen der Pflanzensorten 35. Kallenbach, F. *Wogebesen und Wegekehrer 619. Kanngießer, Dr. F. Über die Todesursachen der Gärtner 382. Eine seltene Ulme 382. Die Gartenpest 396. Der Platanenkatarrh 443, 527. Schützengraben im Garten 539. Kröncke, H. A. Im Kornfeld (Gedicht) 381. Rosenblüte 1916 (Gedicht) 382. Nemitz, Paul. Krieg, Diplomatie u.Pflanzenwanderung270. Roll, Fr. Lindenblütentee und Lindensamenöl 272. Scheibener, Dr. phil. E. Der Einfluß der Türkei und des Orients auf unseren Gartenbau 416, 427. Schürer, Curt. Anbau von Sonnenblumen 201. Waldbau in Griechenland 57. Sprenger, C. Ein mexikanischer Laubengang in Korfu 22.. Gedanken am Abend XV 91. XVI 270. Nesseln 298. Steinemann, F. Naohkulturen 274. Kleine Apfel 369. Heimat 516. Bahndammbepflanzung 550. Strehle, Max. Schwinden des Rasens unter den Park- bäumen 154. XX l)ie Gartenwelt. Vll Stromeyer, Dr. Einwü-Iomg des Tabakrauches auf die Pflanzen 202. Bulgarisches Rosenöl 272. Die Anthooyane 368. Ausstellung für HeldengräbeT in Königs- berg i. Pr. 263. Bäderfürsorgeahteilung vom Roten Kreuz 71. Beitrag zur Bodenausnutzung 359. Der diesjährige Obst- u. Gemüseverkehr 357. Eine seltene Ulrae 335. Ehrenhain für das IX. Armeekorps 47. Erweiterung des Ohlsdorfer Friedhofes 323. Feldpostbrief, Aus einem 93. Flachsbau im dritten Kriegsjahre 227. _ Fürsorgeausschuß imd Stellennachweis für kiiegsbeschädigte Gärtner 83. Gartenpest 429. Gärtnerinnenverein „Flora" 83. Heldengräber, Beratungsstelle für 35. — Die Akademie der Künste für 35. — im westgalizischen Kampfgebiet 203. Heldenhaine 71. Hühner als Gartenschädlinge 323. Im Front-Soldatenheim 687. Italien als ehemaliger Schnittblumen- und Gemüselieferant Deutschlands 297. KartoffeUagerung 551. Kleingartenbau, Förderung 132. Kleingartenbestellung, Bereitstellung von städt. Gelände zur 203. Kriegergräber, Künstlerische Ausschmückung 47, 71. Legepulver „Eierglück" 107. Maulwürfe, Abhalten der 432. Meyer, Gustav 47. Mistbeetpackung 155. Naturdenkmalspflege, Die Förderung der 203. Neue Koch- und Darrmaschine 299. Nußbäume, Ersatzpüanzungen 93. — Verbot zu fällen 132. Obsternte, Verfrühte 83. Pflanzenkrebs von menschlichen Krankheits- erregern 216. Pflanzenwanderung 323. Preisausschreiben des deutschen Werk- bundes 47. Saatkartoffeln, Verordnung über 619. Schoot & Sohn, Hillegom 203. Schrebergärten und Kriegsgemüsebau 142. Scorzonera oder Symphytum? 176. Schlimmste Schädlinge im Garten 273. Schrebergärten für Kriegerfrauen 273. Tätigkeit eines feldgrauen Gärtners im Kampf- gebiet 71. Testamentsplagiate 71. Über die einheimischen Arzneipflanzen und den Drogenhandel 273. TJnangebunden 216. Verbot des Schiagens von Nußbäumen 576. Vom Rhein 299. Wettbewerb für Heldenhaine 263. Zur Kriegsweihnacht 1916 588. Müller, C. Einiges über die Stellung des Gärtners in Kalifornien 31. Pudor, Dr. H. Wirtschaftliche Bedeutung der Natur- schönheit 56. Roll, Fr. Durch Baden-Badener Wald 150. Tiltack, E. *Die Auslandsprasis nach dem Kriege 116. Preisausschreiben. Wettbewerb für Entwürfe zur Ausgestaltung des Eliasfriedhofes in Dresden 168. Wettbewerb zur- Erlangung von Entwürfen für Denkmäler auf Einzelgräbern, Massen- gräbern und Kampfstätten 35. Rechtspflege. Baderman n. Diebstahlhaftpflicht der Eisenbahn 370. Hesdörffer, Mas. Italienische Blumen auf Umwegen 610. Willecke. Ein kleiner Haus- und Ziergarten einer Bank, der von einem Hausdiener nebenher bewirtschaftet wird, ist nicht versicherungs- püichtig 168. Angestelltenversioherungsgesetz, Ein mit der Aufsiohtführung betrauter städtischer Gärt- ner untersteht dem 22. Betriebsunfall im Gärtnereibetrieb 359. Eine Verleumdung eines Sachverständigen 240. Gattungsbezeichnungen bei Waren verpflich- ten nicht zur- Lieferung eines Erzeugnisses von einem bestimmten TJrsprungsort 22. Höchstpreise, Bestrafung wegen Ueberschrei- tung 94. Kunstdüngerfabrikation während des Krieges 611. Park- und Gutsgärtnereien gehören der land- wirtsohaftl. Berufsgenossenschaft an 420. Stui-z in die Mistbeetfenster 108. Sturz mit der Leiter beim Obstabnehmen — Wer haftet? 215. Unfall auf dem Aussichtsturm einer Aus- stellung 12. Zuschlag vo.n Transportkosten zu den Höchst- preisen 504. Reisebilder, Gärtnerische. Schürer, Gurt. Streifzüge durch die polnische Landwii't- schaft 557. Unterrichtswesen, Gäitnerisches. Gerlach. Hans. ♦Einiges über Schulgartenbestrebungen 556. Herr mann, E. Ein Unterrichtsgarten 584. Nachruf. *Hans Deistel 419. Carl Günther Georgius 611. Plaudereien. Holthausen, M. Der gute Ton in Park und Garten 559. Nessel, H. *Kuxze Notizen aus der Umgegend von Kowel (Wolhynien) 246. *Der Switjaz- imd Luoemierzsee in Ruß- land 356. Deutsche Dendrologisohe Gesellschaft, Jahres- versammlung 1916 395. Deutsche Gartenbaugesellschaft, Ausflug nach Kolonie Grunewald 262. — — Ausflug nach Fredersdorf und Straus- berg 371. Flora, Kgl. Sächsische Gartenbaugesellschaft, Jahresbericht 347. Gartenbaugesellschaft „Flora" Dresden 107. Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst, Haupt- , Versammlung 324. Erwerbsobstbaugesellschaft, Deutsche 47, 288. Fruohtgroßhändler, Verbandsgründung der 443. Kreisverband der Gartenbauvereine im Land- kreise Solingen 215. Preußisoher Beamtenverein zu Hannover 156, 252. Reichsverband f. d. Deutschen Gartenbau 23. Verband Deutscher Gemüsezüchter 106. Verein zur Förderung des Kleingartenbaues Frankfurt a. M. 96. Wirtschaftlichen Verbände des Reichsver- bandes für den deuschen Gartenbau, Proto- kollauszug der Sitzungen der 177. Verkehrswesen. Badermann. Ausnahmotarlfe für Erzeugnisse der Garten- wirtschaft 155. Über die Geltungsdauer der Kriegsaus- nahmetarife 251. Der neue türkische Zolltarif 299. Wasserweg zwischen Deutschland und Kur- land 618. Epstein, Dr. Das österreichischeBlumeneinfuhrverbot 57. Ein österreichisches Ausfuhrverbot 321. Gschwender, G. Die Vorarbeiten zu einem deutsoh-österr.- ungarischen Gemeinschaftstarif 81, 95. Deutschland vmd Österreich 131. Die Auslandsmoratorien nach dem der- zeitigen Stande 260, 275, 286. Das Handelsverbot des feindlichen Aus- landes 369. Die Londoner Deklaration 491. Die Sicherstellung bzw. Beitreibung unse- rer Auslandsforderungen 538. Das Zollsystem imserer neuen Wirtschafts- poütik 586. Berlm-Dahlem, Kgl. Gärtnerlehranstalt 120. Berlin, Städtische Fachschule 203. Fachschule für Gärtner in BerUn 467. Grundsätze für die Lehi-lingsprüfung 490. Göttingen, Landwirtschaftliches Institut 72. Proskau, Kgl. Lehranstalt Jür Obst- und Gartenbau 12, 72, 150. "'■ Prüfungsfächer für die Prüfung der Gärtner- lehrünge in Schlesien 479. Veitshöchheim, Lehranstalt 95. Veieine, Aus den. Schönborn. Die Tagung der Deutschen Dahliengesell- schaft am 17.September 1916 inLeipzig479. Ausfuhr, Holländische 132. Blumensendungen nach und von dem Aus- lande 203. Bundesratsverordnung, Eine unpraktische 227. Der neue Posttarrf 335. Die Stempelpflicht des Warenumsatzes im ■ Gartenbau 408. Einfuhr lebender Pflanzen aus Belgien 394. Gemüsesamen, Ausfuhr von 35 Post nach Bulgarien, Türkei und Oesterreich. ■ 180. Sämereien, Ausfuhr von 551. Sämereien in Oesterreich-Ungarn,' Verkehr von Garten- und landwirtschaftlichen 132. Zur Einfuhr belgischer Pflanzen 467. Zuschlag von Transportkosten zu den Höchst- preisen 491. Vogelschutz. Hermann, Rudolf. Gartenpflege und Vogelwelt 526, 538. Steinemann, F. Schädlichkeit der Vögel 670. Vlll Die Gartenwelt. XX Zeit- und Streitfragen. Beckmann, Johanna. Ein Schlußwort ziir Gärtnerinnonfragc 503. Böhmer, P. Kricfislieschädigte im Gartenhau 10. ■\Vir unil unsere Feinde nach dem Kriege 117, 11)2. Bräuer, Paul. Italiens Schicksalsstunde 394. Dahlem, Otto. Hausbackene Gedanken zur Kriegszeit 453. D u n k m a n n , F. Was treiben wir in unseren Musestunden 617. Eimler, Arthur. Sylvester- und Neujahrsgedanken 19. Esser, F. Die Versorgung unserer größeren Städte mit Gemüse und Obst 4ß4. Die Kriegsgesellschaft für Obstkonserven und Slai'meladen 512. Felirenbach, P. Zur Gärtnerinnenfrage 407. Gans Edle Herrin zu Putlitz, EUy. Unsere Gärtnerinnen nach dem Kriege 419. Gerlach, Hans. Das Weltkriegdenkmal und die Garten- kunst 66. Grupp, H. Einiges über die theoretische Ausbildung der Lehrlinge 536. Günther, G. Zur Kartoffelversorgung 379. Förderung der I'roduktion 429. Hartnauer, R. Unsere Gärtnerinnen nach dem Kriege 249, 403. Hesdörffor, Max. SchwarzwurzeUaubfüttemng und Seiden- raupenzucht 140. Blumen aus Feindesland 261. Zur Beschlagnahme der .Apfel- und l'flau- menernte 466. Vom Umgang mit Angestellten und .Ar- beitern 574. .läger, Hilde. ,.Gartendämphen" oder Gärtnerin 331. Das Eecht der Gärtnerin 500. Jansen, A. Ziu- Gärtneriunenfi'age 371. Jastrow, Beate. Koch einmal die Gärtnerin 406. Kanngießer, Dr. Fr. Sind Rutengänger tatsächlich mit einer be- sonderen Fähigkeit ausgestattete Menschen ? 310. Krauß, Otto. Berufsfragen 165. Luserke, W. Kriegsgartenbaupolitik 20. Saathoff, Joh. Berufstitel, Wert und Bedeutung der 189. Sieb er t, A. Gemüsehöchstpreise in ihrer Wirkung 21. Die Frage der Gemüsehöchstpreise 46. Stade, Else. Zur Gärtnerinnenfrage 407. Steinemann, F. Die gesellsohaftl. Stellung der Gärtnerei 90. Gärtnerstand und Titel 142. Wert und Bedeutung der Berufstitel 239. Gärtnerinnen 419. Willecke. Die Kapitalabfindung Kriegsbeschädigter aus gärtnerischen Betrieben 537. Wolff, Herrn. Kriegsland 106. Auch über die Gärtnerin 406. ♦Berufskleidung 67. Blumeneinfulir aus Feindesland, Die letzten Tage der 47. Die Gärtnerin 550. Gärtner im Nahorient, Der deutsche 130. Gemeinschaftsarbeit der Gehilfen- und An- gesteUtenverbände, Scheitern der 33. Heldenhaine, Deutsche 142. Kann der Gärtner von heute unser Lieferant für morgen werden? 247. Alphabetisches Sachregister. (Die illustrierten Artikel sind mit einem * versehen.) Abies, Gebräuchlichste 351 ; * — pectinata, Etwa 60 m hohe 218; *— Pinsapo 219; — , Versiedene 351. *Ablegervermehrung, Die 101. *Acer insigne 78/79. AchiUea 283. Aconitum 138. *Adenophora HliifoUa 607. *Adonis aleppioa 570. *Adventsgeniüse 510. 'Agave colodonta 76. *Agaven, Einige Beuieikungen über 73. *Agave fourcroydes 77 ; * — Gilbeyi (echt) 75 ; * — heteracantha 74; — horrida 74; * — latissima 75; *— potatorum 73; *— Sal- miana 77. *Aletris Victoria 422. *AJexander Lucas' Butterbirne 103. AUsma Plantago 41. *Alüum narcissiflonun 535, 536. Altes und Neues 257. Anatolien, Das fruchtbare 199. *Arigraecum ElHsii 616, 617. Anemone neniorosa 267. Angestellten, Umgang mit 574 AngesteUtenversichemngsgesetz, Ein mit der Aufsichtführung betrauter städtischer Gärt- ner untersteht dem 21. Anomatheca 474. Anthücyane 368. Antholyssa 474. Apfelernte, Zur Besolüagnakme der 466. Äpfel, Ideine 369. *Apfelsorteu, Erfahrungen mit 517, 553. Arabis aJpina fl. pl. als wohlfeile Schnitt- blumen 88. Arbeitern, Umgang mit 574. *Armleuchterpüanze 305. Arzneipflanzen, heimische, und Drogenhandel 273. Aschen 238. *Asplenium lucidum 532. Aster alpinus 378; *— Amellus Imperator 61/62; — — Mesagrande 497; * Züchtungen 61; * — peregrinus 170; *— subcoeruleus 378. Astrocaryum rostratum 15. *Aubrietia Dr. Mules 447. Auslandsforderungen, Sicherstellung und Bei- treibung der 538. Auslandsmoratorien 260, 275, 286. *Auslandsprasis nach dem Kriege. Die 1!6. Ausstellung des Württembergischen Garten- bauvereins 608. Ausstellung für Obst- und Gemüseverwertung üi Stuttgart 478. *Azalea occidentalis Hybriden 8. Babiana 474. Baden-Badener "Wald, Durch 150. Bäderfürsorgeabteilung vom Roten Kreuz 71. Bahndammbepflanzuügen 550, 599. Balkonpflanzungen 415. Bastnot, Die 143. *Baum als Baustein 374. Bäume im Kriegsgebiet 496. Bäumen, Strangulierung von 281. Bäume, Zwei seefeste 328. Baumtrebs 4. *Baumpaeonie 615, 616. *Bauweise, Bodenständige 493. *Begonie, Eine winterblühende 244, 245. Belgien, Einfulir lebemler Pflanzen aus 394. Berberis Aquifolimn 253. Berufsfragen 165. ♦Berufskleidung 67. Bergenia 210. Berufstitel, Wert und Bedeutung der 189, 239. Betriebsunfall un Gärtnereibeti'ieb 359. Bewässerimgsanlagen, Über 236. Bezahlung, Vorbehaltlose 598. *Billbergia Morelhi 451. Biota, verschiedene 352. *Birke als Alleebaiun, Die 173. *Birkenallee 174. Blattpflanzengruppen 281. *Blechnum occidentale 531, 532. *Blumenaufnahmen im Freien 422. Blumen aus Feindesland 261 ; — Beziehimgen der Menschen zu den 296. Blumeneinfahr aus Feindesland, Die letzten Tage der 47. Blumeneinfuhrverbot, Das österreichische 57. Blumen, Italienische, auf Umwegen 610. Blumensendungen von und nach dem Aus- lande 203. BlumenzT\-iebelkulturen in Deutschland 365. Blütenfarbstoffe 368. Bodenausnutzung, Beitrag zur 359. Bodenbearbeitung in Obstquartieren 207. *Botanik, Pompejanische 391. Bouvardien 137. Brennessel als Nutzpflanze 221. *Bromeliaceen, Empfehlenswerte 450. Bruniaceen 245. *Budapester städtische Gärten 85. BulbophyUum, Einiges über die Gattung 328. *Bürgerpark zu Pankow 211. • *Butomus umbeUatus 37. *Calla palustris 41. *Campanulaceen, Brauchbare, einheimische 601. *Caraguata cardinahs 551. *Cedrus atlantica 417; — Verschiedene 363. Celtis australis 328. Centaurea macrocephala 284. *Ceratopteris cornuta (P.-B.) Le Prieur. 197. *Chamaecerasus salicifolia 318. *Chamaecyparis pisifera filifera glauca 577; *— Lawsoniana 580; *— pisifera aurea 581. *Chamaerops humüis 409. Champignon 533. Chrysanthemum, Aufplatzen der Knospen- stiele 547; *— Ben Wehs 206; *— Bon- naffon 15; *— Chieftain 14; *— Chi-yso- lora 13; ' — des amerikanischen Marktes, Die besten Schnitt- 13; * — Die Blüten- knospen des 164; *— Earl Kitchener 14;' *— Eiufachblühende 294; *— Elberon 15; *— Gorgeous 486, 487 ; *— Jeanne Nonin 150/151. *Chrysanthemumkulturen in Kalifornien 205. *Chrysanthemuni Maud Jeffries 205 ; — Cliry- santhemun maximum 284; *— Mensa 16; — segetum 245; *— W. Turner 205. *Citrus trifoliata 629. *Coelogyne Massangeana 78. Cobaea scandens 500. *CoIeus Eehneltianus 505. Coreopsis grandiflora 407. 'CrataegomespUus 482. Crinum amerioanum 210. Cupressus arizonica 386. Cyanastraoee 255. *Cycas circinaüs 339; * — revoluta 122. *Cypripediumalbinos 338; *— Calceolus 31, 32, 232; *— insigne Sanderae 338; *— XMaudae 338. •Cytisus incamatus purpuxeus 446; * — ses- silifolius 292. Dahliengesellscliaft, Tagung der 479. 'Dahlien, In Töpfen getriebene 330; — Neue 613. Dahhenschau in Leipzig 477. Dalechampia indioa 88. Daphne Mezereum 438. Darrmasohine 299. Deistel, Hans, Nachruf 419. Deklai'ation, Die Londoner 491. *Dendrobien, Zwei schöne 31. *Dendrobium aggregatum 31 ; * — chryso- toxum 319; *— Pierardü 31. *Denkmalsbepflanzung 109. Deutschland und Oesterreich 132. Diclytra formosa 284. Diebstahlhaftpfhcht der Eisenbahn 370. ♦Dimorphismus, Einiges über 29. Doronicum 284. •Dracaena Godseffiana 266 ; • — Victoria 422. *Dryas octopetala 613, 616. Düngung in Obstquartiereu 207. X Die Garten weit. XX *Düiigvmgsversuche bei Topfpflanzen, "Weitere vorgleichende 97. *Echinacea pungens 583. Eohinociorus grandiflorus 236. Echiumarten 508. •Epipactis palustris 233. *Effu am Kiisterhause in Doberan 282. Efeubaume 219. ♦Ehrenfriedhüfe und Kriegsdenkm;de in der Heimat, tJedanken über 157. Ehrenhain für das 11. Armeekorps 47; *— in Jena 541. Eichen, Die deutscheu 2ü. Eisenbahn, Diebstalilshaftpflioht der 370. ♦Encephalartos longifolia 138. *Epacri8 grandiflora 459. *Epidendrum medwsae 306; *— radicans426; * — Stauifordianum 65. Eranthis hvi'malis 584. Erbsensaaten, Schutz den 227, 239. Erdflohe, Gegen 170. *Eremurus robustus 391. Erica verticillata 42. Erwerbsobstbau und die Zeit nach dem Kriege, Der 184. *Euadenia eminens 55, 56. *Euphorbia polychroma 447. * Fachklasse für Gärtner in Bielefeld 523. Fanggürtel 595. *Farne, Harte und brauchbare 531. Feinde — nach dem Kriege, Wir und unsere 117. Feindesland, Blumen aus 261. Feldpostbriefe 93, 540. *Felsengruppen 445, 446, 447. *Ficus magnoloides 187. *Fieberklee, Der 39, 125. Fisole, Die, in der Pflanzenzüchtung 353. Flachsbau 227. Fouquieria, Die Gattung 88. *Fraxinus excelsior pendula mit Doppelkrone, Eine seltsam gewachsene 53 ; — Ornus328. • Freesia 474. Freüandpflanzen, Über 223. Freimde, Wir und unsere — nach dem Kriege 152. Friedhofes, Erweiterung des Oldsdorfer 323. *Friedhöfe und Ehrenhain in Jena 541. Friedenspflanzen, Symbolik der 320. *Friedhofsgedanken 610. •Froschbiß 41. »Froschlöffel 41. Früchte, Das Einkochen der — ohne Zucker 488. Frühbeetaussaaten 55. Frühgemüsebau, Einiges über 257. Frühkartoffelbau, Winke zur Verhütung der Ertragsverminderimg im 232. Frühkohlsorten für Herbstaussaaten 476. Frühzwiebel, Eine empfehlenswerte 421. *Furcraea Bedinghausii 366. Fürsorgeausschuß und Stellennachweis für kriegsbeschädigte Gärtner 83. öardenien und deren Kultur 62. Gartenbau, Der — auf dem Eittergute Criewen 514. Gartenbau in Syrien und Mesopotamien 333, 346. Garten, Der gute Ton im 559. Gartendämchen oder Gärtnerin 331. Gartengewächsen, Unser feldmäßiger Anbau von 255. Gartenhäuser 463. *Gartenhof am Schloß Schönborn in Geisen- heim am Ehein 175. Gärten im Kriogs^'ebiet 519. Gartenkunst, Deutsche 206; — im Kriegs- gebiet519; Gartenkunst längs der Donau469. Gartenpest 396, 429. Gartenpflege imd Vogelwelt 526, 538. GartenschädUnge, Hühner als 323. Garten versicherungspflichtig. — Haus- und Ziergarten 168. *Gartenvasen 3—6. Gartenwege 196. Gartenwirtschaft, Erzeugnisse für 155. Gärtner als Lieferant derBlumengeschäfte247. •Gärtner, Fachklasse für — in Bielefeld 523. Gärtnereibetrieb, Betriebsunfall im 359. Gärtner im Nahorient, Der 130. Gärtnerin 550. Gärtnerin, Das Eecht der 500. Gärtnerinnen 403—407, 419. Gärtnerinnenfrage, Zur 371 ; — Ein Schluß- wort zur 503. Gärtnerinnen, Unsere — nach dem Kriege 249. Gärtnerin oder Gartendämchen 331. Gärtnerinnenverein „Flora", Der 83. Gärtnerlehrlinge, Prüfung der 479. Gärtnerstand und Titel 141. Gärtner, Über die Todesursachen der 382. Gattungsbezeichnungen bei Waren verpflich- ten nicht zur Lieferung eines Erzeugnisses von einem bestimmten Ursprungsort 22. Gedanken am Abend 91, 270. *Gedenkstein auf einem Heldenfriedhof 50. *Gehölze des Heidelberger Schloßgartens 277, 302. Gehölze, Immergrüne 160, 171. Gehölz Vermehrung durch Wurzelanzucht 124. Gemeinschaftsarbeit der Gehilfen- und An- gestelltenverbände, Scheitern der 33. Gemeinschaftstarif, Die Vorarbeiten zu einem deutsch - österreichisch-ungarischen 81, 95. Gemüsegärten 568. Gemüseeinführimg 18. Gemüsehöchstpreise in ihrer Wirkung 21 ; — Die Frage der 46. Gemüsesamen, Ausfuhr von 35, 551. Gemüsesorten, Ältere und anbauwürdige 63 ; * — Rauchbeständige 133. Gemüseverkehr, Diesjähi-iger 357. Gemüse, Versorgung der Städte mit 464. Gemüsezüchtung, Stand der gegenwärtigen 224. Georgius, Carl Günther (Nachruf) 611. Ginkgo biloba 386. Gnidlaarten, Ein Beitrag zur Kultur der 9. *Grabmalkunst, Deutsche, in Kriegszeiten 49. Griechenland, Waldflora in 234. Gurken, Kranke Treib- 300. Gurkenkrankheiten 16. *Gymnadenia conopea 231. Hagelversicherung, Zur 177. Handelsverbot mit dem feindl. Ausland 369. *Hausgarten, Ein schwäbischer 402. Heimat 516. *Heldenehi-ung im Felde, Hessische 122. *Heldenfriedhof, Lübecks 289. Heldengräber, Ausstellung 263 ; — Beratimgs- stelle für 35 ; • — Die" Akademie der Künste für 35; * — Einsame 433; — im west galizischen Kampfgebiet, Die 203. Heldenhaine, Deutsche 71, 142. *Helden, Wie sollen wir unserer — gedenken? 325. Heleniiun als Garten- und Vasenblumen 9 ; — autumnale 285. *Helxine Soleirolii 329. Hexenglaube, Pilze im 424. Höchstpreise, Bestrafungen wegen Über- schreitung der 94; — für künstliche Dünge- mittel 34. Holländische Ausfuhr 132. *Holzbrücke, Umpflanzung einer 220. Honckenya ficLfolia 41. *Hottonia palustris 38. *Hippuris vulgaris 40. Hühner als Gartenschädlinge 323. *Hühnerzucht 342. Hülsenfrüchte 221. *Hutchinsia alpina 445. *Hydrochai'is Morsus ranae 41. Hyssopus officinalis 507. Weißer Zwerg Iberis Little Gem. 285 ; 447. Inoarvillea 196. Ipomoea aquatioa 220. Italiens Schicksalsstunde 394. Ixia 498. Ixoraarten, Zwei empfehlenswerte 16, Jacaranda oxyphylla 29. * Jasmin, gefüÜtblühender 460; — nudiflorum 123. Jauche 455. *Jubiläumsschmuck 292. 'Juniperus conmiunis sueoica 579 ; * — dru- pacea 302; — Gebräuchlichste 386. Jugendpark 512; * — Kleinbauten für den 593. * Kaninchenzucht .308. Kapitalabfindung Kriegsbeschädigter 537. KartüffeUagerung 551. Kartoffeln, Früh- und Spät- 19. Kartoffelversorgung 379. Keimfähigkeit des Samens, Die 124. Kiefern, Drei grundverschiedene 436. *Kirchen- und Zwetschenentkerner, Der 191. *Kleinbauten für den Jugendpark 593. KleingärtenbesteUung, Bereitstellung von städtischem Gelände ziu' 203. Kleingartenbaues, Förderung des 132. Kleinia neriitolia 345, 607. •Kleintierzucht 294, 308, 342, 413. Kniphofia 291. Knollengewächse aus der Familie der Irida- ceen 473. Koch- und Darrraaschine 299. Kohlköpfe, Zum Platzen der 189. Koniferen, Die gebräuchlichsten 350, 375, 386, 41 1, 448 ; Dies und das von blauen 258. *Konstanz, Aus dem Stadtgarten in 340. Kornfeld, Im (Gedicht) 381. *Kowel, Kurze Notizen von 246. *Krankenhaus, das neue in Mainz 349. Kränze, Billige 382. *Kräuselkrankheit der Pfirsiche 472. Krautarten, Widerstandsfähige 89. *Kriegerehrenfriedhof, Ein 193. •Kriegerfriedhof an der Westfront 397; * — „Deutsches Ehrental" im Priesterwalde 25. Kriegergräber, Künstliche Ausschmückung der 47, 71; — Fürsorge für die 595. Kriegsausnahmetarife, über die Geltungs- dauer der 251. Kriegsbeschädigte im Gartenbau 10. Kriegsbeschädigten, Kapitalabfindung der 537. Kriegsgartenbaupolitik 20. *Kriegsgärtnerei der Marine 437. Kriegsgebiet, Gärtnerische Streif züge im 568. *Kriegsgemüseschau in Frankfurt a. M. 565. Kriegsland 106. Kriegszeit, Hausbackene Gedanken zur 453, 508. Kriegsweihnaoht (Gedicht) 588. Kürbisöl 488. XX Die Gartenwelt. XI *Landau, Die gärtnerischen Anlagen von 469. *Landschaftsgartens, Der Baum als Baustein des 374. Landwirtschaft, Streifzüge durch die pol- nische 557. Larix, Gebräuchlichste 388. Laubausbruch 267. Laubengang in Korfu, Ein amerikanischer 22. Legepulver „Eierglück" 107. Lehrlinge, Einiges über die theoretische Aus- bildung der 536. Lehrlingsprüfung 490. Leinkraut 485, *Leptotes bicolor 337; — unicolor 337. Lerchensporn 485 Levkojen, Zur Kultur der Winter- 28. Lihocedrus decurrens 388. *Liliuin giganteum 265. *Lirananthemum nymphaeoides 40. Linaria Cymbalaria 485. *Lindenallee in Budapest 7. Lindenblütentee 272. Lindensamenöl 272. LobeUa fulgens und L. cardinalis 14. Lotos 319;"— Vom heiligen 377. Lotus peliorrhynchus 306. Löwenmaul 485. *Lucemierzsee Ln Rußland 355. *Luoulia gratissima 266. *Wlagnolia Eobus 481, 483; * — parviflora 402; — salicifoüa 403. Maiblumen 238. Malvengewächse, Einige 87. Mandelbaum, Neues und Altes vom 530. Manettia, Die Gattimg 138. *Marek, Josef 180. Marktnamen der Pflanzensorten 35. Maulwürfe, Fernhalten der 442. Mayaea 210. *MediuiLla magnifica, Zur Empfehlung von 121. Megasea 210." *Melampyrum 632 — 534. •Menyanthes tritoliata 39, 125. Meyer, Gustav 47. Microglüssa albescens 534. Mistbeetgurken 257. Mistbeetpackung 155. Mohn als Nutzpflanze 221. Mohnkultur auf dem Balkan 562. Monarda didyma 285. Montbretia 499. Moose und FlecMen an Obstbäimien 43. Muehlenbeckia complexa 29. Musestimden, Was treiben wir in imseren 616. Nachkulturen 274. *Nadelhölzer, Säulenförmige 577. Nadelwald, Im badischen 65. Narcissus poeticus 18. Naturdenkmalpflege, Die Förderung der 203. Naturschönheit, Wirtschaftl. Bedeutungder56. Nectria cmnabarina 136. Nelken, Im Oktober blühende 383. Nelumbium 427. Nelumbo 377; — nucif era 319. Nepenthes, Zur Kultur der 90. Nertera depressa 383. Nesseln 298. Nidularium fulgens 551. Nematoden, Bekämpfung der — als Gemüse- schädlinge 477. Nußbaum, Der 112. Nußbäimie 523; — Ersatzpflanzungen 93; — Verbot des Schiagens der — in der Schweiz 576; — Verbot, - zu fällen 132. Nutzpfanzen, dankbare 221, 306. Obstausfuhrverbot, Ein österreichisches 321. Obstbau, Anregungen zur Verstärkung und Gesundung im 425; — Erbauliches über den Kampf gegen das Ungeziefer im 515. Obstbaumdünguug 509. Obstblüte, Verfrühte 83. Obstkouserven, Kriegsgesellschaft für 612. Obstpreise in Hessen 461. Obstquartiere, Düngung und Bodenbearbei- tung 207. Obstverkehr, diesjähi-iger 357. Obst, Versorgung der Städte mit 464. Obstversteigerungen, Zur Frage der 388. Obstzucht, Förderungder — im Hausgarten509, 591. Ochna splendida 146. *Oenothera marginata, syn., caespitosa 150. *Oncidiimi splendidmii 375. Opiumgewinnimg 562. Orchideen Galiziens und Rußlands 426. Orchideen, Die besten Zimmer- 147. *Orohideen, Über einheimische 229. *Orchis incarnata 221 ; — latifolia 221 ; — sambucina 221. Orontium aquaticiun L. als Freiland- und Aqarienpflanze 130. Ostern 1916 (Gedicht) 191. *Oxalis acetoseUa, Etwas über 17. Oxydendrum arboreum 269. *Paeonia arborea 616, 616. *Pankow, Bürgerpark zu 211. Park, Der gute Ton im 659. Passiflora coerulea 281. Passionsblume 456. Passionsbimien, Vermehrung von 139. *Pelargonium peltatum in Hochstamm- und Ballonform 361, 362. Perianthomega Vellozoi 160. *Petteria ramentacea 292. Pfirsiohpflanzung im Frühjahr 174. Pfirsichtreiberei, Die Grundzüge der 50. Pfitzer, Wilhelm, Aus der Gärtnerei von 462. Pflanzen, Abhärtung der — im Herbst imd Winter 525. *Pflanzenaufnahmen 423; — im Freien 422. Pflanzen, Schling- oder windende imd klet- ternde 64. Pflanzenkrankheiten, Beitrag zur Entstehung 581. Pflanzenkrehs von menschlichen Krankheits- erregern 216. Pflanzenseuchen, Bekämpfung der 316. Pflanzenwanderung 323 ; — , Krieg, Diplomatie imd 270. Pflanzenwelt d. badisohen Schwarzwaldes 212. Pflanzenzüchtung, Die Fisole in der 353. Pflanzung und Saatgut 364. Pflaumenernte, Zur Beschlagnahme der 466. *Phalaenopsis 182/184; *— amabilis 183 ; * — grandiflora in Zimmerkultur 113; * — Schilleriana 181—183. *Phyllocactus Loebneri 145/147. Phormium tenax 316. *Phyteuraa 605, 606. *Picea excelsa, Höhen«iichs, Kronenform und Nachzucht der Fichte 497 ; * — excelsa in- versa 417 ; — Gebräuchlichste 388, 411. Pilze, Etwas über 609; — Eßt keine 610; — im Hexenglauben 424. Pilzkrankheiten der Obstbäume, Bekämpfung der 339. Pinus austriaca 436 ; — Banksiana 437 ; — Gebräuchlichste 412, 448; * — Hart^gii 268; — montana 436. Platanenkatarrh 443, 527. Platanenmarmelade 364. Platanenrinden 317. Platanen, Sind — gemeinschädlich'? 483. *Platanthera bifolia 232. *Platyclinis gluniacea 148. Podranea RicasoUana 9. Polemonium Richardsoni 285. Polygonum, Rankende und staudenartige 127. Polypodium, Die Großfarne aus der Gattung 398. *Pomeranzenhäuser 303. Portulacca oleracea 346. Posttarif, Der neue 335. *PotentiUa nepalensis und var. WiUmotti 169. Preisausschi-eiben dos deutschen Werkbim- des 47. Primeln, Giftige 188. *Primiilas, Alpine 604. Produktion, Förderung der 429. Prunus spinosa 136. Psalliota campestris 633. Pseudolarix Kaempferi 448. Pseudotsuga, gebräuchlichste 448. Pteridium aquilinum 414. Pueraria Thunbergiana 506. 'Pyramidenpappeln an einer Landstraße 531. *Qiüttenbaum in Korfu, Der 194. *Ramondia NathaHae 462. Rankrose für Holzgeländer 143, 190. *Ranunculus aconitifoHus var. platanif. 223; * — aquatilis 39. Rasen, Schwinden des — unter Parkbäumen 154. Rauchgasvergiftungen 69. Rebsohule, Erste Sachsens 564. Requiescat in pace (Gedicht) 443. Reizdüngemittel 422. *Rhododendi-on Cunninghams White 198/199; — decorum 292. *Rhodora canadensis 373. *Ribes niveum 254. *Rosa hispida 253, 254; * — maorantha 378; *— Wichuraiana 457, 458. *Rose „Leuchtstern" 126; * — Dean Hole 2; * — General Mac Arthur 3. Rosenblüte 1916 (Gedicht) 382. 'Rosenbogen 271. *Rosen, Drei der besten und bewährtesten Schnitt- und Gruppen- — 2 ; — im Kriegs- gebiet 496. *Eose Mrs John Laing 2; * — Sodenia 511. Rosenöl Bulgarisches 272. 'Roßkastanie, Eine Krankheit der 361. *Rotdorn 589, 691. Rübchen, Teltower 418. Rutengänger 310. Saatgut, Gutes und Schlechtes 475. Saatgut und Pflanzung 364. *Saccolabium violaceum var. Harrisoniauum 160/161. *Salix alba var. viteUina 221. Salvien als Schnittblumen 290. Sämereien in Oesterreich -Ungarn, Verkehr von Garten- und landwirtschaftlichen 132. *Saphronitis coccinea 184. *Saxifraga apiculata 446; * — muscoides pur- purea und Cymbalaria 447; * — Schöne V. Ronsdorf 446. Soiadopitys verticUlata 449. Scorzonera oder Symphytum? 176. *Scrophulariaceen 532. *Seekanne 40. Seidenbau als Nebenerwerb für fleißige Leute, Der 175. Sellerie 212. XU Die öarteuwelt. XX *Sequoiagigantea219; — — und pfindiila449 •Setzlinge und Stecklinge, Erkrankungen der 128. Solanum cabiliense argenteum 29. ♦Suldatenfriedhof in Nesle 49, 50. Soldatenfriedhöfe, Neue 94. Soldateuheini 687. Sonimerblumen 445. Sommerbhmienkohl 365. Sommerdüngung 310. Sonnenbhmien, Anbau von 201 ; — An- pflanzung zur Oolgewinnung 131. Spargolkiirbis 243. Spargeliinlagc 346; — Vorarbeiten füi- eine i'O. Spargelbau in der Konservenindustrie 54 Spargelernte (Es kam anders) 365. Spätfrost 382. Spargelzüchter, Die Notlage der deutschen 134. Spartium junceum 282. Spielplätze für Kinder 287. *Spiraea filipendula plena 137. Sumpfkartüfffl 283. Süßesche 209. *S^vitjazsee in Kußland 355. Sylvester- und Neujahrsgedanken 19. *Symphyandra Wanneri 445. Schädlinge der Obstbäume, Zur Bekämpfung der 339. Schädlingsbekämpfimg, Biologische 102. Schädlinge, Schümmste — im Garten 273. Schizanthus als Winterblüher 531. Schizostylis 498. 'Schlangenwurz 41. Schlingrosen für Bogengänge 143, 226. Schlingrose, Stark- u. schönblühende 143, 167. Schnittblumenliefcrant, Italien als ehem. 297. Schnittblumen, S;dvien als 290. Schoot & Sohn in Hillegom (Holland). 203. Schrebergärten und Ki-iegerfrauen 273; — und Kriegsgemüsebau 142. *SchulgaTtenbestreb\mgen 556, 599. Schutz der Gärten u. Anlagen gegen mensch- liche Übergriffe, Wirksamer 154. •Schützengraben, Gärtnerische Betätigung liinter dem 589. Schützengrahen im Garten 539. •Schutzpüanzungen 235. Schwammerlgeschichten 365. *Schwanenblume 37. Schwarznuß oder Walnuß 607. Schwarzwaldes, Pflanzenwelt d. badischen 212. Schwarzwurzellaubfütterung und Seiden- raupenzucht 140. Schwarzwurzelsamen, schlechter 346. Städtekultur, Die neue deutsche — , ein zu- kunftsreiches Feld der Gartenkunst 79. •Stanhopeen 258. Staticen, Mehr Beachtung den 104. Stauden 485; — Anspruchslose 283. Staudem-abatten 274. Stauden, Zwei schöne Garten- u. Schnitt- 184. Stecklingsvermelirung 117. Stellung des Gärtners in Kalifornien, Einiges über die 31. Stempelpflicht des Warenumsatzes 408. Stickstoffvorräte und der Krieg 33, 44, 457. *Straßenbäume, Plauderei über städtische 7. *Straßenpflanzungen 591 591. Sturz in die Mistbeetfenster 108. Stellung der Gärtnerei, Die gesellschaftl. 90. 'Steinhauser, Rosa 167. Stephanotis floribunda 296. Tabakrauch, Ein\rä'kung von — auf Pflan- zen 202. *Tafelobst, Verpackung von 571. *Tannenwedel 40. Tannen, Zur Pflege unten kahl gewordener 240. •Taphrina defornians 473. Tarchonanthus L., der Totenstrauch 147. Tätigkeit eines feldgrauen Gärtners im Kampf- gebiet 71. Taxodium 449. *Taxus baccata 53, 64, *578; — baccata im Heidelberger Schloßgarten 301; — ge- bräuchlichste 449. Teltower Rüben 418. Testamentsplagiate 71. Thunbergia Gibsoni 374. Thuya, Gebräuchüehste 449; *— occid. Wag- neri 580. Thuyopsis dolobrata 450.. 'Thymus lanigimosus 445 Tierreich, Freunde aus dem 438. Todesursachen, Ülier die — der Gärtner 882. Torreya californica 450. Trachycarpus 460. *Trauerkranz mit Lilitun longiflorum etc. 145. *Trauerkranz mit Rosen 146. •Trauerulmen 416. Tritoma 291. Tritonia 500. Tsuga, Gebräuohste 450. Türkei, Der Einfluß der — und des Orients auf imsern Gartenbau 427. *Ulme, Die alte in Schinsheim 450 ; — Eine seltene 336, 382. *Ulmus americana 18. Umgang mit Angestellten 574. Unangebunden 216. Unfall auf dem Aussichtsturm einer Aus- stellung 12. Ungeziefer im Obstbau 615. Unkraut 366. Unterrichtsgarten, Ein 584. Verbasoum 485; * — phoenicetmi 616. Veronica alpina 286; * - inoana 534. Vogelschutzgehölze 318. Vögel, Schädhchkeit der 570. Vogelwelt und Gartonpflege 526, 538. 'Vogesen, Waldfriedhof in den 557. -^ Voremtezeit — Vorerntonot 557. Vorfrühling in der geographischen Anlage- des Botan. Gartens Berlin-Dahlem 236. Vorgartengesstaltung 608. Waldbau in Griechenland 57. Wald, Der deutsche 113. Waldtlora in Griechenland 234. *Waldfriedhof in den Vogesen 557. Waldunkräuter, Bekämpfung der 596. Walnüsse, Neue Kranklieit 33. Walnuß oder Schwarznuß 607. Walnußsorten, Veredeln der 220. •Washingtonien 547. *Wasserfeder 38. Wasserweg zwischen Deutschland und Kur- land 618. *Wasserhahnenfuß 39. Wasserpflanzen 126; * — Schönblühende,, einheimische 37. Watsonia 500. 'Wegebesen 619. Weinstockes, Niederbiegen des 104. Wenn Frauen fi-agen (Gedicht) 480. *Weltkriegdenkmalfi'age 241. Weltkriegdenkmal u. die Gartenkimst, Das 66. *Weinberggarten, Ein alter Pfälzer 385. *Wernigerode, ein deutscher Fürstensitz 217. Wettbewerb für Entwürfe zur Ausgestaltung des Eliasfi'iedhofes in Dresden 168. Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für Denkmäler auf Einzelgräbern, Massen- gräbern und Kampfstätten 36. 'Weymouthskiefer als Parkbaum 148, 149. 'Wittenbergs, Aus den städtischen Garten- anlagen 313. Wo die Toten ruhen 644. Wühlmausfalle 527. Wurmfätile der Mökren und Karotten 42. Tsop 507. Zementfrühbeetkästen 288. *Ziegenzueht 294. Zieräpfel und ihre Verwertung 170. Ziergarten in der Kriegszeit, Der 196. Ziersträucher im Kriegsgebiet 496. Zizyphus sativa 149. Zolltarif, der neue türkische 299. Zolltarifsystem 686. 'Zürich, Bilder aus 416 *Zwergkirsohe als Hochstamm 318. 'Zwergpalme 409. Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 7. Januar 1916. Nr. 1. Nadidruck and Nadibildang aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. «EW YO«ff lOlö 1. Hinsank in der Zeiten träumende Nacht Das alte Jahr. Der Tag erwacht. Trüb' träumte die Seele den letzten Traum, Müd' glühte das letzte Licht am Baum. — Seele, Seele, schau nicht zurück, Gestorben — begraben scheint das Glück. Wo steht der Mensch, den Pflug in der Hand? Er schleudert Brand in den Weltenbrand. Was hast du getan, Allmenschheit du — Wann endet der Wahn — wann naht die Ruh ? 2. Das Leben, das Leben träumt so still. — Die Knospe weiß, daß sie blühen will. Tief unter dem Schnee die grünende Saat, Sie weiß von Wunsch und Wollen und Tat. Werdendes Leben träumt seinen Traum Und fühlt, ihm wird Weg und Ziel und Raum. Menschheit — Menschheit, was hast du getan, Du störst des Segens ewige Bahn. 3. Bruder und Bruder gebt euch die Hand, Und bauet der Erde heiliges Land. Du Mensch von Erde, du schuldumwebt, In der Seele den Odem, der ewig lebt. Wer hieß dich vergeuden das edelste Gut, Wer hieß dich vergießen des Bruders Blut? Schwer hallt (das Wort an der Zeiten Pein : Soll ich meines Bruders Hüter sein? 4. Du Mensch — du hütest das heiligste Gut, Du Mensch, du gibst deines Herzens Blut, Du willst im Kampf das Leben befrein, Du willst deines Bruders Hüter sein. Ohn' Furcht und Fehl, in der Hand das Schwert, Ringst du für Heimat und Haus und Herd. Du kämpfest den harten Kampf ohn' Haß, Und das Recht des Guten, du glaubest das. Hinsank vergangener Zeiten Wahn, — Menschheit, du hast deine Tat getan. CO CT> 5. Wo steht der Mensch, in der Hand den Pflug? Schau hin, da sind der Menschen genug, Die hüten und hegen und säen und bau'n, Du mußt nicht beben, du mußt vertrau'n. In deutschen Landen still waltet die Tat Und hütet Leben und grünende Saat. Es warte der Pflanzen der Gärtnersmann, Und es führe Menschen, wer führen kann. Ein jeder tue getreu und grad Sonder Fragen und Zweifel seine Tat. Gartenwelt XX. 6. Die Not ist groß, und das scheint zur Stund, Als ginge im Ringen die Welt zugrund'. Halt' aus, halt aus in Jammer und Qual, Der Welt wird leuchten der Sonnenstrahl. Sink für der Brüder Leben in Tod, Trag für die andern Mühen und Not. Dir zwang der Haß das Schwert in die Hand, Und die Liebe befreiet dein Heimatland. Und über den Gräbern morgenklar Leuchtet der Welt ein neues Jahr. — Johanna Beckmann. 1 Die Gartenwelt. XX, 1 Ros en. Drei der besten und bewährtesten Schnitt- und Gruppenrosen. (Hierzu drei Abbildungen, nach vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahmen.) Als erste derselben führe ich Dean Hole an, eine prachtvolle Teehybride von gesundem und starkem Wuchs und großer Blühwilligkeit, die durch den ganzen Sommer hin anhält. Die kräftigen, gutbelaubten und fest aufrechtstehenden Triebe tragen meistens nur eine Blüte, die aber auch von vollendeter Schönheit ist. Sie ist groß, von hohem, feinem Bau, von spitzovaler Form und dichter Füllung; besonders im Knospenstand, sowie halboffen tritt ihre edle Gestalt am schönsten hervor. Die großen Fetalen sind von recht fester Beschaffen- heit, meist scharf zurückgebogen bis spitz eingerollt, was der Blüte ihre feine, vornehme Erscheinung gibt. Wie eigens zur Form geschaffen, ist auch die schöne, satt karmesinrosa Färbung, die an den Rändern der Fetalen einen feinen, silbrigen Glanz aufweist, während nach der Mitte zu ein hübscher lachsfarbener Ton auftritt Haltung, Form und Farbe ist Dean Hole eine der schönsten, idealsten Schnittrosen. General Mac Arthur ist unter den roten Teehybriden ganz besonders hervorzuheben. Schon der frühe Austrieb in prächtiger, bronziert rotbrauner Färbung bringt einen In Teehybride Dean Hole. Remontantrose Mrs John Laing. angenehmen, virarmen Ton hervor. Der Wuchs ist stark und gesund. Die schlanken, aber festen und meistens nur eine Blüte tragenden Triebe streben gut aufwärts und sind mit großer, fast üppiger Belaubung versehen, die eine lackglänzende, tiefgrüne Färbung erhält und kaum je von Krankheiten be- fallen wird. Die bis sehr große Blüte ist von guter Schalen- form, wenn voll entfaltet, ohne jedoch etwa flattrig zu werden ; als Knospe, wie halboffen ist sie dagegen von mehr schlankem, hohem Bau. Einzig schön ist die Färbung, ein glühendes, samtiges Scharlach, das einfe brillante Leucht- kraft innehat und kaum von einer anderen Rose über- troffen wird. Ein größeres Beet von General Mac Arthur in vollem Blütenflor und vom Gold der Morgen- oder Abend- sonne durchflutet, erweckt einen unvergeßlichen Eindruck. Viel bescheidener tritt hingegen die schon alte Remontant- rose, Mrs John Laing, auf. Sie ist schon lange im Handel, gewiß, aber gerade deswegen ist es zu verwundern, daß sie, trotz ihrer vielen vorzüglichen Eigenschaften, die nur wenige der neueren Sorten aufweisen können, noch bei vielen Gärtnern und Gartenfreunden eine unbekannte Größe ist, ja, daß sie selbst im Sortiment größerer Baumschulen mit Rosenbetrieb fehlt. Auch sie wächst stark, und bringt hohe, kräftige und straff aufredite, gut belaubte Triebe, die fast stets nur eine Blüte tragen. Die große, hellgrüne Belaubung ist recht derb und hält sich gut gesund. Die große, dichtgefüllte Blüte entfaltet sich zu einer gut geschlossenen Schalenform, die sich bis zum Abfallen der großen, festen Fetalen in gleicher Schönheit hält. Recht ansprechend ist auch die einfach vor- nehme, zart seidigrosa Färbung, die sich nach innen zu leb- haft vertieft. Eine recht wertvolle Eigenschaft von Mrs John Laing ist ihr wundervoller, feiner Duft, der ja im allgemeinen den neueren Rosen sehr fehlt. Der Blütenflor ist reichlich und entwickelt sich den ganzen Sommer hindurch. Daß es zudem eine erprobte, ausgezeichnete Treibrose ist, sei zum Schluß noch erwähnt. Stoßen wir uns nicht an den fremden Namen dieser Rosen, auch jetzt nicht, zu dieser Zeit. Auch, daß es keine Neuheiten sind, besonders die zuletzt genannte nicht, ist gleich- gültig. Eben dadurch haben sie ja Zeit gehabt, ihre guten Eigenschaften in bester Weise zu bezeugen, und in praktischer Hinsicht ist dies für uns vorteilhaft. Abgesehen davon, daß XX, 1 Die Gar tenwel t. diese drei Rosen durch §^uten Stiel, gute Haltung, sowie durch feine Formen und Färbungen für den Schnitt von größtem Werte sind, eignen sie sich ihrer andauernden, reichen Blühwilligkeit wegen in bester Weise für die Ver- wendung als Gruppenrosen. Besonders General Mac Arthur besitzt eine sprichwörtliche Reichblühigkeit. Gesunder und kräftiger Wuchs sind bei allen noch die hervorstechendsten Merkmale. Kache. Gartenausstattung. Gartenvasen. (Hierzu fünf Abbildungen, nach vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Zeichnungen. *) Wir haben heute soviel Vasen für den Garten im Handel, daß es für manchen überflüssig erscheinen mag, in einer Fachschrift einige Beispiele dafür zu bringen. Teehybride General Mac Arthur. Trotz des reichlichen Angebotes hört man immer wieder die Klage über Mangel an brauchbaren Erzeugnissen. Das kommt daher, daß die Erzeuger zu wenig Rücksicht auf die *) Die Entwürfe sind durch das Gesetz vom 9. Januar 1907 vor geschäftlicher Verwertung geschützt. Verwendbarkeit nehmen und die Vase selbst als Schmuck- mittel an sich betrachten. Gewiß kommt es vor, daß man eine einzelne Vase als Schaustück, wie ein Kunstwerk, aufstellt. Bei diesen ver- zichtet man überhaupt auf die Bepflanzung und behandelt sie wie Figuren. In den allermeisten Fällen bauen wir aber doch Vasen auf, um sie mit Pflanzenschmuck zu versehen, bzw. um einige besonders eigenartige Pflanzen recht wirkungs- voll aus den anderen herauszuheben. Auch der Fall ist nicht selten, daß eine bepflanzte Vase aus irgendwelchem Grunde eine ganze Blumen-, beziehungsweise Pflanzengruppe ersetzen soll. Die käuflichen Vasen haben gewöhnlich viel zu viel „Ver- zierungen", zu gesuchte Formen, und lassen an Größe zu wünschen übrig. Auch der Stoff, aus dem sie bereitet sind und dessen Bearbeitung nimmt selten Rücksicht auf ihren dauernden Aufenthalt im Freien und auf das Behagen der darin leben sollenden Pflanzen. Oft sind sie überhaupt nichts weiter, als niedliche Blumentopfhüllen, denen obendrein der Wasser- abzug fehlt. Noch finden wir in manchen ganz alten Gärten große Steinvasen, mit schlichter, aber monumentaler Bepflanzung, z. B. Phormium Tenax, Arundo Donax oder ähnlichen großen Gräsern, Agaven oder Yucca. Die Dracaena oder Palme mit Blumengarnitur ist erst ein Auswuchs späterer Geschmacks- richtung. Hier haben wir es mit Natursteinvasen größerer Abmessungen zu tun, die, das ist den Blumen vasen be- sonders eigen, wo sie allein stehen, nur einen niedrigen oder gar keinen Sockel haben. Heute wird neben dem Naturstein auch der Kunststein viel verwendet. Bei Einzelerzeugnissen ist der Preisunter- schied nicht bedeutend, jedoch gestattet die technische Her- stellung in Kunststein bei Anfertigung mehrerer gleicher Stücke, das Einzelstück billiger zu beschaffen. Von der Verwendung einfachen Zementes sollte teils wegen der unschönen Farbe, welche sich mit dem Pflanzen- grün gar nicht vertragen will, teils wegen der mangelhaften Frostbeständigkeit abgesehen werden. Wenn es sich irgendwie ermöglichen läßt, sollte man bei Vasen dem Naturstein den Vorzug geben. Wir haben in Deutschland so schöne Gesteine in den verschiedensten Tö- nungen und Körnungen, daß wir selbst mit dem Material der näheren oder weiteren Umgebung des Bauplatzes reichlich auskommen können. Der Sandstein, die prächtigen Tuff- steine und Muschelkalke , sowie für kostbare Stücke die deutschen Marmorarten in ihren schönen Farben sind durch kein anderes Erzeugnis erreicht. Oft ist es aber erwünscht, ein etwas billigeres Stück zu erhalten, bei dem es, gute Form, Güte und Verwendbarkeit vorausgesetzt, nichts verschlägt, wenn es auch anderwärts verwendet wird, also „Massenartikel" ist. Hierfür kommt der Kunststein in Frage. Die Urform der Kunststeinvasen wird modelliert, und vom Modell werden Formen aus Gips oder Zement hergestellt. In diese Formen können dann be- liebig viele Vasen aus beliebigem Kunststein gestampft werden. Der Kunststein ist eine Mischung von Edelsteingrieß der be- treffenden Kunststeinart, welcher mit besonderen Zementen und unter Umständen auch Farbstoffen feucht gemischt in die Form gestampft wird, wo er dauernd und frostbeständig erhärtet. So haben wir Kunstsandstein verschiedener Farben, verschiedene Kunstgranite, -marmor und -kalksteine. Der Um- stand, daß die Urform erst mit der Hand modelliert wird, Die Gartenwelt. XX, 1 hat die Hersteller oft zur übermäßigen Verwendung von Zierformen verführt, von denen tierische und besonders pflanz- liche Motive bei Pflanzvasen nichts zu suchen haben. Wohl aber kann uns daran eine einfache, schöne Gesamtform an sich, mit sparsamen Profilierungen und schlichten Perl- und Eierstäben, recht wohl gefallen. Auch die Möglichkeit, der Masse beliebige wünschenswerte Farben zuzusetzen, setzt uns instand, die Vasen mit der Umgebung (Putz des Hauses oder des Gartenhauses und Farbanstriche der Gartenbauten) in Einklang zu bringen. Da der Farbstoff die Masse völlig durchsetzt, ist ein Abwaschen durch Regen oder Gießwasser ausgeschlossen. Wie Ton, bzw. Steinzeug gebrannt brauchen solche Gegenstände nicht zu werden. Es empfiehlt sich jedoch, die Vasen nach ihrer Formung und Erhärtung einer steinmetzmäßigen Oberflächenüberarbeitung mit Stock- und Scharniereisen zu unterziehen, um die durch das Stampfen entstehende langweilige Glätte der Oberfläche zu entfernen. Die beifolgenden Bilder zeigen eine Reihe ganz ein- facher Pflanzvasen, der seitliche Maßstab läßt die Größe erkennen. Selbstverständlich lassen sie sich beliebig größer oder kleiner herstellen. A M ^n ---——- H ." . 9 "'' " 3 V- . a K - • - A \jii I / I I 1 , I I ' ■! I / '/ »N '' '1 S' • ' 'mS\ cf 8 OS A.O/yn, -\ . i. I I T- Vasenquerschnitt. 1 oberer Eisenring, 2 unterer Eisenring, 3 Drahtnetzeinlage, 4 Oberteil, 5 Fuß, 6 Sockelstufe, 7 Betonfundament, 8 Erdboden, 9 Erdfüllung, 10 grobe Düngererde, 11 Ziegelbrocken, 12 und 13 Wasserschacht, 14 Steine (Versickerung). Für den Bau halte ich es für wesentlich, gleich von vornherein für dauernd guten Wasserabzug und Unterbau zu sorgen. Auch die Innenflächen der Vasen sollen aufgerauht sein, um eine mögliche Luftdurchlässigkeit der Wandungen, wie bei Blumentöpfen, zu erreichen; die Wurzeln können dem Gestein nichts anhaben. Der Wasserabzug sollte, wie es die untenstehende Abbildung zeigt (Vase im Durchschnitt) bis in die Erde ausgebaut sein und dort in einer Versickerung von groben Steinen endigen. Sollte wirklich im Lauf der Jahre ein Verschlammen stattfinden, so kann die Versickerung nach Abheben der Vase vom Fundament durch die reichlich weite Oeffnung (20 — 30 cm im Durchmesser) leicht gereinigt werden. Das Weitere ist aus der Skizze ersichtlich. Vasen, welche wie die abgebildeten am Fuß eine Einschnürung haben, werden aus zwei Teilen angefertigt. Abbildung Seite 5, links, zeigt eine runde Vase in ein- fachen Formen. Wenn man den Vasen keinen runden Sockel geben will, so ist es doch für die Wirkung vorteilhaft, sie auf eine Stufe zu stellen. Von den weiteren Abbildungen zeigen zwei achteckige Stücke eine prismatische Grundform. R. L. Pflanzenkrankheiten. Vom Baumkrebs. Auffallenden Schaden an Baumkrebs zeigt uns von den auf deutschem Boden der Nachzucht dienenden Holzgewächsen nur die Lärche. Lärchenbestände, die ohne Ausnahme mit Krebsstellen behaftet sind, gibt es hier genug. Aus der österreichischen Heimat kam dieser Baum Ende des 18. Jahrhunderts zu uns. Bestechender rascher Jugendwuchs führte die Lärche bald bei uns ein. Heute vermag sie sich in reinen Beständen überhaupt nicht, in besseren Lagen nur vereinzelt gesund zu erhalten. Der Lärchenkrebs und die Miniermotte geben uns an den vielfach ver- krüppelten Bäumen den Beweis, daß der Anbau der Lärche auf deutschem Boden ein Mißgriff war. Ihr Baumorganismus befindet sich heute durch das ihr nicht zusagende Klima in einem so großen Schwächezustande, daß er bei der Ernährung schädliche Boden- säuren nicht mehr ausscheiden kann, wodurch die Krebskrankheit entsteht. In einer viel schwierigeren Lage ist der Obstzüchter. Unter den zahlreichen Obstsorten, welche bei uns krebskrank erscheinen, herr- schen die besseren, feinen Apfelsorten vor. Die Krankheit steigt und fällt in ihrer Ausdehnung nach der Lage und Bodengüte. Es steht fest, daß wir in unserem Klima gewisse Obstbaumsorten bis ins höhere Alter hinein überhaupt nicht gesund erhalten können. Viele Apfel- baumsorten bringen schon die Krebsanlage aus der Baumschule mit, deren Entwicklung auf der neuen Pflanzstelle nicht lange auf sich warten läßt. Zu den augenscheinlichen Baumleiden tritt noch frühe Tragbarkeit hinzu, und damit ist dann jede Aussicht auf Besserung des Zustandes ausgeschlossen. Die Zahl der krebskranken Obstbäume hatte infolge der Ein- führung feiner, aus besseren klimatischen Verhältnissen stammender Obstsorten, in der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts bei uns stark zugenommen. In den letzten Jahrzehnten ist durch die von den Landwirtschaftskammern herausgegebenen Anbausortimente, welche beim Obstbau Boden und Klima Rechnung tragen, eine wesentliche Besserung eingetreten. Zahlreiche Baumbeschädigungen an Straßen und auf Plätzen, durch Pfahlreibung und andere Verletzungen, Wildverbiß usw. verursacht, bekommen mit steigender Bodenarmut um so früher einen krebs- artigen Charakter, je mehr der beschädigte Baum zur Tragbarkeit neigt. Diese frühe Anlage zur Fruchterzeugung erhöht natur- gemäß den Schwächezustand des beschädigten und auch sonst nicht gesunden Baumes. Obige Ausführungen bedürfen wohl keiner Erläuterung dafür XX, 1 Die Gartenwelt. ■^^ ^i< "^ ^ Oft^J llf mehr, wie beim Obstanbau auf die möglichste Vermeidung von Baumkrebs hinzuwirken ist. Daß krebskranke Bäume schlechteres Obst als gesunde bringen, hat bis jetzt noch niemand festgestellt, wenn es auch nahe liegt, daß sich Pfropfreiser und Krone von diesen kranken Bäumen zur Nachzucht nicht eignen. Einen Baum, der bereits in der Fruchterzeugung bedeutende Fortschritte gemacht hat, einer Krebs- wunde wegen auszurotten, dazu können sich wenige Obstzüchter entschließen. Viele Krebswunden bleiben sich selbst überlassen und bringen dem Baumleben anscheinend wenig Schaden. Fort- schreitendes Siechtum älterer Bäume, die stark mit Krebsstellen behaftet sind, kann den vernünftigen Obstzüchter nur mit allem Ernst darauf hinweisen, daß hier jedes äußere Mittel nutzlos ist, auch jeder Baumschnitt zu unterbleiben hat, daß sachgemäße Pflege das einzige Mittel bleibt, einen alten, dankbar tragenden Garten- freund vor allzufrühem Absterben zu bewahren. Unfehlbar ist das Absterben großer und kleiner Aeste — wenn kein äußerer Ein- griff vorliegt — auch als krebsartige Krankheit aufzufassen. *) Beim jungen Obstbaum ist der Heilungsversuch der Krebs- stellen, wenn sie nicht zu häufig auftreten, zunächst mit der Ver- zichtleistung auf Fruchterzeugung einzuleiten. Scharfe animalische Düngung, die neben dem ungünstigen Standort sehr häufig zur Krebsbildung mit beiträgt, ist sorgfältig zu vermeiden, nur solche Düngung (Kalk, Holzasche usw.), in angemessener Menge, je nach der Bodenzusammensetzung, angebracht, welche einer ge- sunden Rindenbildung dient. Wo aus der Frostplatte eine Krebs- wunde, überhaupt Frostplatten am Baume entstehen, da befindet sich der Baum in einem krankhaften Zustande. Starker Rückschnitt krebskranker Bäume hemmt den Heilungsprozeß. Entfernung des *) Anmerkung der Schriftleitung, die Ursache. Meist ist Monilia Die Garten weit. XX, 1 abgestorbenen Holzes in den Krebswunden und Beschmieren der angegeben, wenn ein solcher Baum im Scorpion oder Krebs-Zeichen Wunden mit luftabschließender, aber nicht holztötender Baumsalbe gepfropfet, oder versetzet ist. Weßwegen denn die meisten davor erleichtern den Ueberwallungsprozeß. halten, daß im Pfropfen, als auch im Ausgraben, Einsetzen, Be- Zu den vielenj Mitteln,' welche zur Krebsheilung empfohlen schneiden, ja auch beym Obstbrechen, dahin zu sehen sey, daß werden, 5 ist .'es vielleichtjfürj'die [Leser der J „Gartenwelt" inter- essant genug, auch davon Kenntnis zu nehmen, was Isidorus Antophilus, wohlerfahrener '„Kunstgärtner", im Jahre 1779 vom Obstbaumkrebs sagt.*) Esser. *)Vom Krebs. „Dieses ist eine der gewöhnlichsten Krankheiten der Bäume, wodurch dieselbe verdorben und zu Grunde gerichtet werden. Die Krankheit kann daran erkennet werden, wenn die Rinde hin und wieder Bücklein aufwirft, worunter schwarze Flecken zu sehen, welches immer weiter frisset, und endlich den ganzen Stamm ein- nimmt. Dabey die Rinde scheinet als eingekerbet zu seyn, und ein Ast nach dem andern abstirbet. Die Ursache wird insgemein man solches Zeichen vermeide. Etliche gebens auf das Messer, womit der Baum beschnitten, wenn selbiges nicht rein, sondern mit Brod, oder etwas anders überzogen und beflecket ist, es wird auch an den Fasen zwischen den Stamm und Aesten sich befinden, wenn daran der Unflath sich setzet, und verfaulet. Solchem Uebel nun zu begnen, ist zuförderst nöthig, daß man die Flecken oder schadhafte Oerter mit einem guten Pfropfmesser glatt bis auf das Leben abschneidet, hernachmalen mit guter Baumsalbe oder Baumwachs bestreiche, da es denn nicht allein wieder zuwächst, sondern auch sich wieder erhohlet und Früchte bringet. Sonsten ist auch eins von den gemeinesten Mitteln wider den Krebs das Schröpfen, wovon an seinem Orte mehr soll gemeldet werden." XX, 1 Die Garten weit. Gehölze. Plauderei über städtische Straßenbäume. Von Gartenbaudirektor K. Rade, Budapest. (Hierzu eine Abbildung, nach einer für die „Gartenw." gef. Aufn.) Der Straßenbaum, sonst ein Kind der freien Natur, hat eine schwere Aufgabe, um seinem Zweck in der Stadt zu genügen. Er soll im Sommer ein Schattenspender sein und soll die harte Architektur der Stadt mit seinem Naturgrün ge- schmeidig machen. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, muß sich der Baum tunlichst wohl fühlen und wachsen können. Zur Unterstützung dieser Aufgaben dient ihm der Stadtgärtner mit seinem Wissen und Können. lung im nötigen Maße nicht mehr durchführbar. In diesem Falle lassen sich höchstens 1 — 1,5 Kubikmeter Erde aus- wechseln. Der Straßenbaum wird gepflanzt und gedeiht in den ersten Jahren — so lange er mit seinen Wurzeln im Bereiche der Erdverbesserung ist — vorzüglich. Sobald aber die nach außen und tiefer strebenden Wurzeln den Bau- schutt erreicht haben, ist es mit dem Gedeihen der Bäume vorüber. Bauschutt dürfte daher nur zur Aufschüttung der Fahr- straße , niemals aber zur Aufschüttung des Bürgersteigs, welcher bepflanzt werden muß, benutzt werden, oder der Platz für Bäume müßte schon beim Bau des Bürgersteigs Erd- verbesserung erhalten. Es gibt wohl auch Straßen, in welchen wesentliche Auf- Mit Linden bepflanzte Allee im Stadtwäldchen zu Budapest. Leider aber muß der Stadtgärtner bei der Uebernahme der leeren Baumplätze oft Fehler mit übernehmen, welche nie mehr gut zu machen sind. Es gehört nicht zu den Seltenheiten, daß bei der Stadtregelung ganze Straßen- körper mit Bau- und Steinschutt aufgefüllt werden, oft sogar in einer Stärke von 1 — 2 m und mehr. Zum Straßenbau ist dieser Schutt wohl vorzüglicher Werkstoff, aber fürs Wachstum der Bäume unbrauchbar und schädlich. Da der zur Baum- pflanzung bestimmte Bürgersteig in der Regel schon vor der Bepflanzung mit Randsteinen umlegt wird, in vielen Fällen auch wohl schon asphaltiert wurde, ist eine Bodenauswechse- schüttung nicht nötig war und die Bäume Mutterboden ge- nießen. Sie wachsen bei der nötigen Pflege normal und erfüllen ihren Zweck. Ein Teil des Stadtpublikums freut sich über die schattenspendenden Bäume und lobt den Stadtgärtner, ein anderer Teil aber benötigt Sonne und verpönt den Schatten, welchen die Bäume im Sommer spenden. Geschäftsleute wollen wiederum nicht dulden, daß ihre Reklameschilder hinter Bäumen verschwinden. Man verlangt von der Behörde Herausnahme der Bäume oder starken Rückschnitt. Selbstverständlich kann der Stadt- gärtner nicht jedermann nach Wunsch Sonnenlicht oder Schatten Die Gartenwelt. XX, 1 spenden lassen und hat demgemäß stets mit Nörglern zu tun. — Der Straßenbaum hat aber auch noch Feinde in den ver- schiedenen Verwaltungen. Elektrische Bahnen und Knbel, Fernsprechieitungen, öffentliche Uhren und Straßenbeleuchtung, alles muß frei von Baumzweigen sein, und der Stadtgärtner, der Tausende (Budapest hat ungefähr 81 000) von Straßen- bäumen zu pflegen hat, steht vor einer schwierigen Aufgabe. Der Baum soll wachsen, grün und gesund sein, aber er darf weder gegen die Gebäudelinie, noch nach der Straßen- front wachsen, darf aber wegen Kabel und Telegraph auch nicht in die Höhe gehen. Der Straßenkörper ist vollgepfropft mit allerhand modernen technischen Strängen und Röhren für Kanalisation, Gas, Elektrizität und sonstige Dingen. Die Erdoberfläche — mit Ausnahme der Pflanzscheibe — ist mit einer Asphalt-, Beton- oder Steinschicht luftdicht verschlossen. Der Baumstamm ist — wo nicht geschützt — ständig der Willkür der bösen Buben, der Ungeschicklichkeit der Kutscher und dem Benagen der Pferde ausgesetzt. Die drückende Luft der Stadt, geschwängert mit Rauch und hunderterlei Gasen und Gerüchen, ist ebenfalls nicht dazu geeignet, die Gesundheit der Straßenbäume zu fördern. Kurzum, der Straßenbaum der Stadt fristet sein Dasein je nach Platz, Lage und Bodenbeschaffenheit gut oder schlecht, und der ihn behandelnde Stadtgärtner ist der wohlwollenden oder übelwollenden Kritik verständnisloser Menschen ununter- brochen ausgesetzt. Beide, d. h. Straßenbaum und Stadtgärtner, sind dies- bezüglich nicht beneidenswerte Wesen, beide müssen — um existieren zu können — eine gute Portion Naturgesetzwidrig- keiten Virtragen können. Zum Schluß sei es mir gestattet, auf Grund langjähriger Erfahrungen die bei uns in Budapest in Frage kommenden Baumarten kurz und sachlich zu besprechen. Unser Klima ist ein ausgesprochen festländisches. Im Sommer gibt es oft große Hitze, im Winter große Kälte. Das angenehme Frühjahr und der Herbst sind meist von sehr kurzer Dauer. Demgemäß fühlt sich hier nur eine verhältnis- mäßig kleine Anzahl von Baumarten wohl. Budapest, durch den mächtigen Donaustrom zerlegt, hat rechtsufrig (Buda oder früher Ofen) schweren Lehmboden, linksufrig (in Pest) dagegen Sandboden. Der Baumbestand ist daher in beiden Schwesterstädten ein verschiedener. Als unser Universalbaum für beide Schwesterstädte wäre Ceitis occidentalis zu nennen. Er gedeiht hier prächtig und ver- trägt unsere meist glühende Juli-Augusthitze am besten, ohne das Laub zu verlieren. Er ist zu den klein- und nieder- kronigen Bäumen zu zählen, daher für breite Straßen mit hohen Bauwerken weniger brauchbar. Seine Fehler sind die schwierige Stammzucht in der Baumschule und der langsame Wuchs in der Jugend. Für die Stadt Pest (tiefgründiger Sandboden) und für breite Straßenzüge halte ich Platanus occidentalis für den besten Straßenbaum. Sie verträgt die Sommerhitze eben- falls gut und hält das Laub bis in den November. Leider wurde sie hier früher selten angepflanzt. Ich habe in den letzten drei Jahren hier tausende davon anpflanzen lassen. Sie gedeihen prächtig. Von der gefürchteten Platanenkrank- heit, Gtoeosporium nervisequum, sind unsere Bestände bisher verschont geblieben, und von der Behauptung, daß die durch den Wind an die Luft abgegebene Behaarung den Atmungs- organen (merklich) schädlich wäre, halte ich nichts. Für die Stadtteile mit Sandboden ist auch die Sophora japonica ein erstklassiger Straßenbaum. Sie wächst schnell und gut, wird auch von keiner Krankheit befallen. Bei einer Neuanlage, für welche 1 — 2 m tiefe Abgrabungen gemacht wurden, wurde eine Straße durchgeführt. In diese Landwüste ließ ich vor drei Jahren Sophora pflanzen. Sie stehen prächtig und machen jährlich meterlange und fingerdicke Triebe. In unseren Sandböden bewährten sich ferner Robinia Pseud- acacia Bessoniana und Robinia Ps. monophylla gut ; beide sind der gewöhnlichen Akazie vorzuziehen. Letztere ist zwar ebenfalls gut, wird aber nur in den Außenteilen der Stadt verwendet. Die auf Seite 7 im Bilde ersichtliche, mit Tilia rubra euchlora und grandifolia bepflanzte Stadtwäldchenallee ist zwar schön zu nennen, doch sind Linden in unserm Klima nur für ganz freie Lagen geeignet. In der Stadt werden sie leicht von der roten Spinne befallen. Dasselbe gilt auch von den (Jlmus. Als geeignete Ulmus für uns wäre höchstens Ulmus montana Pilteursii zu nennen; sie behält das Laub am längsten. U. glabra, syn. vegata, und U. ef/usa lassen bei uns schon im Juli-August das Laub fallen. Als Probe pflanzte ich vor mehreren Jahren auch etwa 50 Stück der vielgelobten U- Gauyardi an. Bisher ließ aber auch diese Art schon Mitte Sommer das Laub fallen. Um der Bemerkung, daß vielleicht zu wenig gegossen wird, zu begegnen, muß ich betonen, daß hier für das Gießen der Straßenbäume jährlich etwa 20000 Kronen ver- ausgabt werden. Ein guter Straßenbaum ist bei uns noch Catalpa Bungei, syn. sgringifolia. Sie wächst gut, bleibt gesund und verträgt die Sommerhitze. Ernste Frostschäden konnte ich hier in den letzten 20 Jahren nicht feststellen ; nur die Triebspitzen litten manchmal etwas. Acer platanoides wächst in Buda (Lehmboden) gut. Acer Negundo und A. texanum (? d. Schriftl.) sind zu schnellwüchsig und leiden daher sehr durch Windbruch, weshalb ich von ihrer An- pflanzung abseKe. Dasselbe gilt auch von den Populusarten. Aesculus Hippocastanum wird in Buda gern und viel an- gepflanzt ; sie bildet die herrlichsten Schattenalleen in den Vorstädten. Im Innern der Stadt jedoch, besonders dort, wo sich die Wurzeln im Bauschutt befinden, leiden Roß- kastanien leicht durch die Blattkrankheit Septoria Aesculi und lassen dann leider das Laub allzu vorzeitig fallen. Azalea occidentalis-Hybriden. (Hierzu die Farbentafel.) Die nordamerikanischen laubabwerfenden Rhododendron- arten, die, dem gärtnerischen Sprachgebrauch folgend, meist als Azaleen bezeichnet werden, sind anspruchslose Moorbeet- sträucher, die in unserm Klima hart sind. Ihre Blüten ent- falten sie teils vor dem Austreiben der Blätter, wie bei Azalea Vasey A. Gr. und A. nudiflora L., von denen die erstere bereits Ende März, die andere in der zweiten Hälfte des April blüht, oder ihr Flor setzt gleichzeitig mit dem Ausbruch des Laubes und der Entwicklung der jungen Zweige ein, wie bei Azalea arborescens Pursh. und A. occidentalis Pursh., die in der zweiten Hälfte des Mai ihren Flor ent- falten, oder aber sie sind Sommerblüher, wie Azalea calen- dulacea Michx. und A. viscosa Torr., die erst Anfang Juni, nach Entwicklung der Blätter, ihre länglichrunden, braunen Knospen sprengen. Allen eigen sind blaßrosa, gelbliche und weiße Farbentöne. Da sie bei etwas feuchtem, halb- schattigen Standort in mooriger, lockerer Erde sehr dankbare ,Die Gariemx'vli ■afmutm.tttxtDr n'-n. ^'izalea orddenlaJi.s x arborescens x niolhs XX, 1 Die Gartenwelt. Blütensträucher sind, die, beiläufig bemerkt, die Höhe von etwa zwei Metern erreichen, so wäre ihre häufigere Ver- wendung gleichbedeutend mit einer angenehmen Bereicherung unserer Gärten und Anlagen. Von Azalea occidentalis , der reichblühendsten der ge- nannten Arten, welche außerdem gefällige Wuchsform mit der Eigenschaft vereint, geschlossene, große Blütendolden hervorzubringen, habe ich seit 15 Jahren eine ganze Anzahl verschiedener Kreuzungen gewonnen, und da die aus den Kreuzungen hervorgegangenen Pflanzen zum Teil keimfähigen I Samen brachten, durch weitere Aussaaten zahlreiche Hybriden l^ erhalten. Auf einem halbschattig gelegenen Beet und an I einem durch größere Steine befestigten Abhang angepflanzt, \ gereichen sie dem Garten während der Blütezeit, die von Mitte Mai bis gegen Mitte Juni dauert (die einzelnen Farben sind in der Blütezeit etwas verschieden) zur be- sonderen Zierde. Fräulein Johanna Beckmann, die den Lesern der „Garten- welt" bekannte Künstlerin, hatte, als sie vergangenen Sommer I in Oberhessen weilte, zwei dieser Hybriden, die ich erst I später Verna Berger und Schöne von Gießen taufte, aus- gewählt, erstere hellrosa, die andere kupferrot, um sie für die vorliegende Farbentafel zu malen. Es sei noch bemerkt, daß die Sträucher kräftiger wachsen, als gleichaltrige von Azalea mollis und pontica, im Wuchs also der Stammart A gleichen, und daß das Ziel, den bereits ungemein großen '* Farbenkreis der Azaleen, einer Pflanzengattung, welche die leuchtendsten Blütenfarben aufweist, deren die Natur fähig ist, um eine Reihe zarter Tönungen zu erweitern, durch die Hybriden der Azalea occidentalis erreicht sein dürfte. Rehnelt. Topfpflanzen. Ein Beitrag zur Kultur der Gnidiaarten. Diese kleine Thyraelaceengattung, deren etwa 40 Arten zum Teil am Vorgebirge der Guten Hoffnung heimisch sind, wird in unseren Gärten, außer botanischen Gärten, wenig gefunden, trotzdem sie ganz reizende Pflanzen für unsere Kalthäuser umfaßt. Die hier am meisten zu empfehlenden und anzutreffenden Arten sind : Gnidia opposiüfolia, pinifolia, im- herbis, simplex, jiiniperifoUa, biflora, laevigata, stricta, bires- cens, tomentosa, imbricata, sericea, argentea und linoides. Die Kultur bietet einige Schwierigkeiten, wie bei allen Neu- holiändern und Kappflanzen. Um recht schöne, buschige, gedrungene Pflanzen zu be- kommen, ist es ratsam, die kleinen Pflänzchen früh genug zu stutzen, damit sie sich zeitig verzweigen können, um auch gleichzeitig recht reichblühende, dauerhafte Pflanzen zu bekommen. Der Blütenflor ist von längerer Dauer ; er fällt in die Monate Mai-Juni. Die Pflanzen werden nach dem Verblühen zurückgeschnitten und mit dem Erscheinen neuer Triebe verpflanzt. Es ist nicht ratsam, vor dem Blühen zu verpflanzen, da dann die Blüten in ihrer Ausbildung leiden. Nach dem Verpflanzen bringt man die Gnidia in einen Kasten unter Glas und hält sie mäßig schattig und feucht. Sobald sich die neuen Triebe gebildet haben und die Pflanzen wieder gut durchwurzelt sind, werden sie ins Freie, an einen möglichst halbschattigen Standort gebracht. Eine Mischung guter, alter, abgelagerter Moorerde und nahrhafter Rasenerde mit gewaschenem Sand dient als Pflanz- stoff, auch ist für einen guten Abzug zu sorgen. Bei Beachtung vorstehender Angaben wird es jedem Züchter möglich sein, schöne, reichblühende und gesunde Pflanzen zu erhalten. Die Vermehrung geschieht aus Samen und Stecklingen ; Stecklingsvermehrung ist am vorteilhaftesten. Man nimmt junge Zweige, welche sich bereits verholzt haben, und steckt und behandelt sie wie alle anderen Neuholländerpflanzen, deren Behandlung zur Genüge bekannt ist. Als Ueberwinterungsort wählt man, wie schon erwähnt, ein Kalthaus und stellt die Pflanzen möglichst nahe ans Licht. Gegossen wird im Winter nur, wenn die Pflanzen wirklich trocken werden. A. Oertel, Kgl. Garteninspektor, Halle a. S. Schlingpflanzen. Soeben lese ich Herrn Sprengers Notiz auf Seite 587, Nr. 50, Jahrg-. XIX, über Podranea Ricasoliana, und da möchte ich nachträglich einiges mitteilen. Ich habe in La Mortola, nach dem Druck meines Hortus Mor- tolensis, Briefe von Prof. Mac Owan in Händen gehabt und daraus ersehen, daß er zuerst davon Samen an den verstorbenen Daniet Hanbury, den Mitbegründer von La Mortola, geschickt hat. Die Pflanze wurde also wohl von Mortola aus verbreitet, wie so vieles andere. Wer dann den Namen Tecoma Ricasoliana gegeben hat, kann ich jetzt nicht feststellen, da alle meine Bücher noch in Italien liegen. Ich weiß aber, daß sie später, vielleicht in den 80 er Jahren, in der italienischen Gartenzeitschrift „Bollettino della Societä d'Orticoltura di Firenze" beschrieben und auf einer Tafel ab- gebildet wurde. Vermutlich ist sie zu Ehren des General Ricasoli benannt worden, auf den Herr Sprenger anspielt, der am Monte Argentaro eine Villa „Casa Bianca" mit einem schönen Garten besaß, auch wohl mit La Mortola im Pflanzenaustausch gestanden haben mag. Herr Sprenger fragt, wo die Pflanze wächst: Sie findet sich einheimisch in den Dickichten an der Mündung des Umzimwubu- flusses (St. Johns River) in Pondoland. Vor einigen Jahren brachte die „Gartenwelt" eine Notiz und eine Zeichnung der Pflanze von mir. Der Gattungsname Podranea ist ein Anagramm von Pandorea. Der Botaniker in Kew, der die neue Gattung abgetrennt hat, heißt Sprague. Das Hauptmerkmal der Gattung sind die langen, linealen, dünnwandigen Kapseln und der aufgeblasene Kelch. Die Gattung Pandorea stammt aus Australien, sie hat kurze, längliche Kapseln mit verholzenden Wänden. Pandorea jasminoides wird nicht selten bei uns kultiviert, sie blüht aber spärlich, auch wo sie im Freien gezogen werden kann, während Pandorea australis und Podranea Ricasoliana außerordentlich reich blühen. Herrn Sprengers Lob der Pflanze ist keineswegs etwa übertrieben. Wie sie sich bei uns unter Glas verhalten würde, kann ich leider mangels Erfahrung nicht sagen. Alwin Berger. Stauden. Helenium als Garten- und Vasenblumen. Wohl in selten schöner Harmonie steht Helenium in goldiger Blütenfülle zu unsern herbstlichen Stimmungsbildern, deren Durcheinander in gelben, grünen, goldigen und braunen Farben alle Jahre wieder in so märchenhafter Pracht im Herbstesduft verglüht und verrauscht. Bis zum Eintritt des Frostes blüht Helenium auch im leichten Reif unter den letzten Stauden noch fröhlich weiter, ja, sogar an geschützten Stellen einigen Kältegraden widerstehend. Alle Helenien zeigen als Schnittblumen eine bewundernswerte Haltbarkeit, welche durch das Nachblühen einzelner Knospen im abgeschnittenen Zustand noch erhöht wird. Für große Vasensträuße, meterlang geschnitten, oder auch kurzstielig für kleinere Gefäße, überall ist Helenium gut verwend- bar. Da der Wasserverbrauch abgeschnittener Helenien groß ist, 10 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 1 muß auf ein Nachfüllen der damit geschmückten Vasen besonders geachtet werden. Will man bei langgestielten Schnittblumen ein Welken einzelner Stiele verhindern, Haltbarkeit und Blütendauer verlängern, so ist es immer erforderlich, die unteren Blätter ganz zu entfernen, und auch in den oberen Teilen des Stieles zu dichtstehende Blätter auszuschneiden. Nachfolgend nenne ich die prächtigsten Sorten der Sonnen- brautstaude in der Reihe der Blütezeit, vifelche bei Helenium Hoopesii bereits im Mai beginnt. Dieses frühe Helenium wird etwa 60 cm hoch, wächst in lockerer Tracht und zeigt orange- gelbe Blüten. H. pumilum magnificum blüht in großer Fülle schon vom Juni ab bis Juli-August, in rein goldgelber Farbe; es erreicht eine Höhe von 60 — 80 cm. H. Bigelowi wird bis 80 cm hoch. Blütezeit Mitte Juni bis Juli. Blütenfarbe goldgelb mit schwarzer Mitte. H. Julisonne blüht goldgelb. Höhe etwa 80 cm. H. compaclum bicolor eignet sich für kleinere Beete; es blüht später und hat niedrigen Wuchs. H. Bolanderi, ebenfalls von niedrigem Wuchs, besitzt große goldgelbe Blüten und feste Stiele. Die Blütezeit fällt in die Monate Juli bis September. Ausdauernde Herbstblüher unter den Helenien sind Gartensonne, Blütezeit August bis Mitte Oktober, Blütenfarben goldgelb mit samtbrauner Mitte, Höhe etwa 2 m, dann das Goldlack-Helenium mit derselben Blütezeit, Höhe bis zu l"^ m, mit goldlackfarbenen Blüten. F. Kallenbach, Wildpark. Zeit- und Streitfragen- Kriegsbeschädigte im Gartenbau. Dem deutschen Krieger, der verwundet, krank, oder, was das Erfreulichere ist, auf Urlaub in die Heimat zurück- kehrt, bereitet es fast ausnahmslos größte Freude und Ge- nugtuung, wenn er hier so recht erfahren kann, wie man sich um ihn sorgt, wie man ihm sein hartes Los nach Mög- lichkeit erleiditern und wie man ihm, das gilt besonders für die Kriegsbeschädigten, die düsteren Ausblicke in die Zu- kunft durch rechte Taten der Fürsorge erhellen will. Die deutsche Kriegsfürsorge hat einen gewaltigen Umfang erreicht; sie reiht sich den Taten der feldgrauen Helden da draußen würdig an. Eben darum, weil er weiß oder ahnt, daß und wie es ihm die deutsche Heimat lohnt und dankt, werden des deutschen Soldaten unerreichte Widerstandskraft und heldenhafter Tatendrang aufs alleräußerste angespornt. Von ganz besonderer Wichtigkeit ist die Fürsorge für die Kriegsbeschädigten. Aber die Zeiten des Kriegsinvaiiden als Leierkastenmann oder Almosenempfänger müssen vorüber sein. Das erfordern sowohl sozial-ethische wie auch wirt- schaftspolitische Gründe. Jeder der Kriegsbeschädigten, wenigstens insoweit er Charakter hat, wird die ihm ver- bliebene geistige oder körperliche Arbeitskraft und Be- wegungsmöglichkeit gern gedeihlicher Arbeit zur Verfügung stellen. Soziale Verhältnisse werden ihn sogar auch meist dazu zwingen, denn die bewilligten Renten werden nur in Ausnahmefällen, nur bei völliger Arbeitsunfähigkeit, gestatten, daß der gesamte Lebensunterhalt davon bestritten werden kann. Es ist auch letzten Endes gar nicht der Zweck der Rente, dem Rentenempfänger, soweit er noch teilweise arbeits- fähig ist, die ganzen Sorgen ums Dasein abzunehmen. Nur Arbeit schützt vor ungesunder Grübelei und Unzufriedenheit. Zum andern wird, so hoffe ich, das künftige deutsche Wirtschaftsleben so vieler Arbeitskräfte bedürfen, daß man die Mitarbeit der Tausende von Kriegsbeschädigten gar nicht entbehren kann. Denn , haben wir uns auch jetzt militärisch gewaltige Gebiete erobert, so wollen wir uns dann, wenn uns eben unsere militärische Kraft einen ehren- vollen Frieden beschert hat, auf wirtschaftlichem, friedlichem Wege die ganze Welt erobern. Darum müssen unsere Kriegsbeschädigten, soweit sie dazu in der Lage sind, tätig mit teilhaben am künftigen wirt- schaftlichen Aufschwung, sie müssen dafür aber auch eine ihren Leistungen entsprechende Entlohnung finden. Der Ver- dienst muß aber wirklicher Verdienst sein, darf auf keinen Fall ein verstecktes Almosen bilden; auch darf Mitleid nicht maßgebend für die Anstellung sein, denn Mitleid verletzt vielfach, und der größte Teil der deutschen Krieger ist gar stolz geworden im harten Kampf, und darf dies auch mit Recht sein, dank seiner Leistungen. Ich wünschte, wir kämen soweit, daß alle Kriegsrenten als reine Ehrengaben betrachtet werden könnten. Am heimatlichen Arbeitgeber ist es nun, dem Kriegs- beschädigten die Hand zu reichen und ihm die Möglichkeit zu neuer Lebensführung und Existenz zu bieten. Freilich ist dies in vollem Umfang erst möglich, wenn mit dem Frieden wieder völlig geordnete Verhältnisse eingetreten sein werden. Für diese künftige Zeit bedarf es aber jetzt schon umfassender Vorbereitungen. Es muß nun rühmend anerkannt werden, daß wohl alle Berufe wetteifern, um ihren Ehrenpflichten in besagter Hinsicht gerecht zu werden, so auch der Garten bau. Meines Wissens beschäftigen sich unsere Berufsverbände auch schon seit längerer Zeit mit diesen zwingenden Fragen. Gewiß haben auch schon eine Anzahl Kriegsbeschädigter aus unseren Reihen entsprechende Anstellung gefunden. Es müssen alle Möglichkeiten ins Auge gefaßt und alle Stellen, die sich für Kriegsbeschädigte eignen, mit solchen besetzt werden. Da entsteht nun die Frage, inwieweit kann unser Beruf diesen Anforderungen gerecht werden. In allererster Linie werden unsere eigenen Berufsangehörigen in Frage kommen müssen, und in diesem Falle wird die Lösung nicht schwierig werden, sofern auf beiden Seiten ein einigermaßen guter Wille vorhanden ist. Leichter, wenn auch dauernd Beschädigte, werden in fast jeder Verwaltung von öffentlichen, Anstalts- oder privaten Garten- und Parkanlagen eingestellt und in den leichteren Unterhaltungsarbeiten Beschäftigung finden können, desgleichen auch in allen größeren Erwerbsgartenbaubetrieben, die für alle schwereren Arbeiten noch Leute mit ungeschwächter Arbeitskraft zur Verfügung haben müssen. Weiterhin wird fast jede Großgärtnerei in der Lage sein, einige Gärtner zu beschäftigen, die im Gebrauch der Beine oder Füße beschwert oder völlig behindert sind (steife oder künstliche Beine oder Füße), die das Gehör oder ein Auge verloren haben, deren Herz- oder Lungentätigkeit infolge Verwundung oder Ueberanstrengung geschwächt ist, usw. Für alle diese käme insbesondere Beschäftigung in Gewächshäusern, vor allem Umtopfen, Verstopfen, Handveredeln, Stutzen (in großen Azaleen- und anderen Kulturen), Etikettenschreiben usw. in Frage. Gärtner, mit den gleichen Schäden, die ent- sprechende Kenntnisse und gute Handschrift aufzuweisen haben, oder gute Rechner sind, könnten in weitestgehendem Maße auf den Geschäftszimmern (Kontor, Büro) der Groß- gärtnereien, Baumschulen, Plantagen, staatlichen oder städtischen Gartenverwaltungen beschäftigt werden. Das gleiche gilt natürlich auch für die derart kriegsbeschädigten Gartenarchi- tekten, Gartentechniker und Zeichner, soweit in den Stellen Außendienst nicht erforderlidi ist. Für letzteren wiederum XX, 1 Die Gartenwelt. 11 könnten arm verletzte Gartenbeamte angestellt werden. Man wird vielleicht vielfach ein bißchen umorganisieren müssen, aber es wird mit ein wenig gutem Willen schon gehen. Auch in Blumenbindereien und Samengeschäften könnten Bein- verletzte sowohl für Haupt- wie auch für Nebenarbeiten Ver- wendung finden. Desgleichen auch in den Zeitarbeiten, wie Obstverpacken, Samenverpacken, Maiblumenkeime sortieren usw.; doch ist ständige Beschäftigung stets zu bevorzugen. Die Armverletzten (Steifheit, Verlust eines Armes), die es leider sehr viel gibt, würden in erster Linie als Aufseher für Anlagenunterhaltung und Neuausführungen, in Groß- gärtnereien, Baumschulen, Samenzüchtereien, im Obst- und Großgemüsebau, ferner als Aufseher für alle möglichen Kolonnenarbeiten Verwendung finden können. So wird sich für fast alle kriegsbeschädigten Berufsgenossen, soweit sie nicht ganz siech sind, schon irgendeine berufliche Beschäftigung finden lassen, die ihnen ihren Lebensmut und ihre Lebensfreude erhält oder — wiedergibt. Wesentlich schwieriger gestalten sich die Verhältnisse, wenn es sich um Kriegsbeschädigte handelt, die bisher unserem Beruf nicht angehört haben , ihn aber ergreifen möchten. Denn da unser Beruf doch im großen und ganzen rege körperliche und geistige Beweglichkeit erfordert, werden wir gerade zu tun haben, um alle unsere Berufsgenossen unter- zubringen. Ein Anlernen der Nichtgelernten wird nur in Ausnahmefällen zu empfehlen sein. Infolgedessen kämen für solche nur Stellen in Betracht, in denen Fachkenntnisse nicht unbedingt nötig sind: Für entsprechend intelligente Tätigkeit auf Geschäftszimmern oder auch als Aufseher, für die weniger intelligenten Leute hingegen untergeordnete Posten, wie Pförtner, Bote, Heizer oder dergleichen. Wo die Art der Verletzung es zuläßt, würden für diese in erster Linie Auf- seherstellen in öffentlichen Parkanlagen zu empfehlen sein. Nach unser aller Erfahrung aus Friedenszeiten her, wer- den durch Aerzte oder sonstige schlecht unterrichtete Rat- geber, solche Männer, die sich im Felde dauernde Herz-, Lungen-, Nieren- oder dergleichen Leiden zugezogen haben und infolgedessen ihren bisherigen Beruf nicht mehr ausüben können, auf die Gärtnerei als „gesunden" Beruf hingewiesen werden. Dagegen muß aber, so leid es uns auch um die Betroffenen sein mag, ernstlich Stellung genommen werden. Es müßten von maßgebenden Stellen unsererseits an maß- gebende Stellen der anderen Seiten , insbesondere Be- hörden und Aerztekollegien, genaue Aufklärungen gegeben werden, daß unser schöner Beruf allenfalls gesund, aber nie gesundend sein wird, das letztere wenigstens dann nicht, wenn Erwerbsabsichten in Frage kommen müssen. Etwas anderes ist es freilich, wenn es sich nur um die Beschäftigung als soldie, nur zum Zwecke der Erholung, zum Zeitvertreib oder aus Liebhaberei handeln würde. Im anderen erst- genannten Falle würde meist gar bald beiderseitige Ent- täuschung und Unzufriedenheit die unheilvolle Folge sein. Im Anschluß an meine bisherigen Ausführungen möchte ich nun auf ein etwas abseits liegendes Gebiet übergreifen, das ich gleichfalls für überaus wichtig erachte. Vom Staat, von Gemeinden und verschiedenen Körperschaften wird er- wogen, für einen Teil der Kriegsbeschädigten Rentengüter zu schaffen, und zwar auf den verschiedenartigsten Grund- lagen, immer aber so, daß Staat oder Gemeinden reichliche Unterstützungen gewähren. Könnten nicht nach denselben, oder auch nach ganz anders gestalteten, aber empfehlenswerten Grundlagen Rentengärtnereien und Rentenobst- pflanzungen (Plantagen) geschaffen werden? Zunächst käme dafür wohl Gemüsebau, und zwar in erster Linie für kriegsbeschädigte Fachleute, in Frage. Aus bekannten geschäftlichen Gründen käme dafür zumeist auch nur die Nähe von Großstädten in Betracht. Die meisten der großstädtischen Gemeinwesen sind im Besitze sehr aus- gedehnter Ländereien außerhalb ihres Weichbildes. Aus diesen ließen sich vielfach entsprechend günstig gelegene und auch betriebstechnisch einwandfreie Landstücke zu dauernden Gemüsegärtnereien mit festem Wohnsitz herausnehmen. Ob sich nun die Ueberlassung solcher Gärtnereien auf Erbpacht, als Kauf auf Abzahlung, oder sonstwie gestaltet, muß eingehenden fachmännischen und juristischen Erwägungen überlassen bleiben, die sich überdies von Fall zu Fall anders gestalten würden. Jedenfalls aber müßte dem kriegsbeschä- digten Gärtner die Ueberlassung so leicht als irgend mög- lich gemacht werden, weil er doch auch zum Teil, je nach dem Grade seiner Verletzung, auf kostspielige Hilfskräfte an- gewiesen sein wird. Auf ähnliche Weise könnten auch geeignete, im Stadt- gebiet selbst liegende Baugelände, die zudem vielfach jahre- lang brach liegen, und der Gemeinde selbst oder auch Ge- ländegesellschaften gehören, verwertet werden. Hierbei käme natürlich nur eine zeitlich beschränkte Verpachtung in Be- tracht, die aber auch zu entsprechend milden Bedingungen erfolgen müßte. Für die Rentenobstpfl an Zungen würden wieder andere Grundlagen maßgebend sein, die sich ja schließlich auf jenen für die Rentengüter aufbauen könnten, da sie ja auch für dauernde Bewirtschaftung dienen sollen. Als Träger dieser Grundlage käme am besten der Staat in Frage. Da die Obstpflanzungen nicht unbedingt an die Nähe der Städte gebunden sind, wenn sie nur leidliche Verkehrsmöglichkeit haben, so könnten geeignete Staatsdomänen dazu aufgeteilt werden. Die Bewirtschaftung der Obstpflanzungen, wie auch die der Gemüsegärtnereien müßte zwar, wie gesagt, in erster Linie durch Fachleute erfolgen, doch könnten schließlich auch andere Kriegsbeschädigte, sofern sie entsprechendes Interesse haben und die erforderlichen Fachkenntnisse sich aneignen, dieser Wohltaten teilhaft werden. Hierbei könnten sich städtische und staatliche Gartenbeamte verdient machen , indem sie solchen Männern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ge- gebenenfalls könnten dann auch die Gartenbauschulen ent- sprechende Lehrkurse mit Wiederholungen einrichten. Seltener wohl werden sich Handels-, also Topfpflanzen- und Blumengärtnereien, sowie Baumschulen auf besagte Weise bilden lassen. Aber weshalb sollte nicht auch ein ent- sprechend tüchtiger Fachmann dieser Berufszweige auf diese Weise unterstützt werden? Ein Bedürfnis nach neuen Handelsgärtnereien wird selten vorliegen, Gemüse- und Obstanlagen wird man aber noch viele gründen können. Denn nach dem Kriege wird sich zunächst der Obst- und Gemüsegenuß wesentlich heben, dank der Erfahrungen der Kriegszeit. Denn so mancher Großstadt- mensch wußte gar nicht, wie nahrhaft Obst und Gemüse sind, und was für mannigfaltige und wohlschmeckende Gerichte sidi daraus herstellen lassen, das haben ihn erst die Fleisch- und Fettnot gelehrt. Ferner muß soviel wie irgend möglich daran gedacht werden, uns auch im Obst- und Gemüsebau und -verbrauch vom Ausland unabhängig zu machen. Von 12 Die Gartenwelt. XX/1 unseren Feinden dürfen wir späterhin nur so wenig wiemöglich beziehen. Und dem „wohlwollenden Neutralen" müssen wir zeigen, daß uns durch seine „hocliexplosiblen Granaten" der Appetit auf seine Aepfel vergangen ist, anderen wiederum, daß wir uns die Wucherpreise, mit denen sie uns in Zeiten der Not „beehrten", auch für späterhin merken werden. Die so beliebten „maßgebenden Berufskreise" finden in all dem Gesagten ein umfangreiches, zum Teil neues Be- tätigungsfeld. Mögen sie auch durch allerlei andere, zeit- gemäße Arbeit überlastet sein (wer wäre dies nicht in diesen Zeiten), so seien sie doch gebeten, sich mit den geeigneten Be- hörden inbezug auf die angeregten Fragen in Verbindung zu setzen. Den Behörden selbst wird es nur erwünscht sein, wenn ihnen aus allen Bevölkerungs- und Berufskreisen regste Mitarbeit an allen diesen Fragen zuteil wird, die bestimmt sind, die schlimmen Wunden unserer gegenwärtigen zwar großen aber schweren Zeit zu heilen, zu unser aller Segen. Kriegsfreiwilliger P. Böhmer. von der Beklagten eingelegte Revision zurückgewiesen. (Aktenzeichen: III. 223 15. — Urteil des Reichsgerichts vom 10. Dezember 1915.) Gärtnerisches Unterrichtswesen. Rechtspflege. Unfall auf dem Aussichtsturm einer Ausstellung. — S ch a d e n s h af t u ng der Un t ern e hm er f i r m a. Ein eigen- artiger Unfall aufder vorjährigen Gartenbauausstellung in Altona bildete die Grundlage für den folgenden Schaden- prozeß : Die von der Firma B. in Altona errichtete Maschinenhalle hatte einen Aussichtsturm, der gegen Zahlung eines Eintrittsgeldes bestiegen werden konnte. Bis zur zweiten Plattform führte eine Treppe. Dort war bis zur Spitze des Turmes hinauf eine eiserne Leiter angebracht, die für die Besucher nicht zugänglich sein sollte und deshalb mit einem an zwei Drahtschlingen leicht befestigten Brett abgeschlossen war. Durch den ganzen Turm bis hinunter in die Halle führte die Welle eines Windmotors, der die auf- gestellten Maschinen antrieb. Diese Welle hatte zwar im unteren Teil des Turmes bis etwa 'i m über der zweiten Plattform eine Holzverkleidung, im oberen Teil, an der erwähnten eisernen Leiter, aber nicht mehr. Am 23. Juni 1914 ist nun die 13 jährige Käte R., die nach Zahlung des Eintrittsgeldes den Turm besuchte, bei dem Versuch, die eiserne Leiter über der zweiten Plattform hinauf- zusteigen, mit den lose getragenen Haaren von der Welle erfaßt worden, wobei ihr die Kopfhaut zum Teil abgerissen wurde. Sie erhob gegen die Firma B. Klage auf Zahlung eines Schmerzens- geldes und auf Feststellung, daß die Beklagte ihr allen aus dem Unfall entstandenen und noch entstehenden Schaden zu ersetzen habe. Landgericht Altona und Oberlandesgericht Kiel haben dem Klageanspruch stattgegeben und die Beklagte zum Schadens- ersatz verurteilt. Das Oberlandesgericht findet eine Fahr- lässigkeit der Beklagten schon darin, daß die durch den Wind in Bewegung gesetzte Welle trotz ihrer Gefährlichkeit im oberen Teile nicht verkleidet war. Es seien aber auch keine ausreichenden Schutzmaßregeln gegen ein Besteigen der eisernen Leiter durch Kinder getroffen gewesen. Das als Absperrung dienende Brett habe vielfach auf dem Fußboden gelegen, sei aber auch leicht zu überklettern gewesen. Eine vorhanden gewesene Holztafel mit der mit Blaustift geschriebenen Aufschrift : „Kindern ist das höhere Hinaufsteigen ohne Begleitung Erwachsener verboten", könne nicht als ausreichende Warnung für Kinder angesehen werden. Darin, daß unzureichende Sicherungsmaßnahmen gegen das Besteigen der Leiter getroffen waren, obwohl die Beklagte die durch die un- verkleidete Welle drohende Gefahr erkennen mußte, liege ein die Beklagte zum Schadensersatz verpflichtendes Verschulden. Gegen- über diesem schweren Verschulden würde eine in dem Ueber- klettern des Schutzbrettes, wenn es zurzeit des Unfalls überhaupt angebracht gewesen war, etwa zu findende eigene Fahrlässigkeit der Klägerin gänzlich zurücktreten, so daß von einer Teilung des Schadens keine Rede sein könne. Das Reichsgericht hat dieses Urteil bestätigt und die Die staatliche Fachprüfung für Garten-, Obst- und Wein- bautechniker an der Kgl. Lehranstalt für Obst- und Garten- bau zu Proskau bestanden im Dezember die Prüflinge: 1. Adolf Mertens aus Rodenkirchen, 2. Johannes Kicherer aus Berlin, 3. Willi Nerche aus Essen, 4. Gerhard Roß aus Breslau und 5. Willi Tapp aus Düsseldorf. Die Prüflinge hatten als Sondergebiet „Landschaftsgärtnerei" erwählt. Allen konnte die Berechtigung zur Führung des Prädi- kates „staatlich diplomierter Gartenmeister" zuerkannt werden. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverband gibt den Heldentod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt : Wilh. Falk, Werder a. d. Havel; Erich Grieß, Hamburg; Walter Hübner, Berlin- Heinersdorf; Franz Imbeck, Hamburg; Vincent Jastremsbki, ebenda; Uhlig, zuletzt in der Schweiz. Schürer, Curt, kriegsfreiw. Unteroffizier, früherer Dahlemer, wurde nach Kreisamt Radzymin in die Zivilverwaltung von Russisch- Polen berufen. ♦ * Eichler, Otto, Baumschulenbesitzer in Grünberg (Schlesien), starb am 14. Dezember im 65. Lebensjahre. Mit ihm ist einer der beliebtesten Persönlichkeiten der Schle- sischen Gärtnerwelt heimgegangen. Am 24. März 1850 als Sohn des Kgl. Garteninspektors und Baumschulenbesitzers Otto Eichler in Grünberg 'geboren, besuchte er das Realgymnasium bis zur Oberprima, trat 1867 in die Fürstl. Reuß'sche Schloßgärtnerei zu Trebschen und bezog sodann 1868 — 1870 das damalige Kgl. Pomologische Institut zu Proskau. Er gehörte somit zu den ersten Schülern dieser Anstalt, die ja bekanntlich 1868 erst gegründet wurde. Bei Kriegsausbruch stellte er sich sofort als Kriegsfreiwilliger, trat bei dem 51. Infanterie- regiment in Breslau ein und nahm begeistert an dem Feldzug gegen Frankreich teil. Bereits während des Feldzuges wurde er Offizier, ein Beweis auch für seine militärische Tüchtigkeit. Aus dem Felde zurückgekehrt, trat er als Gehilfe in die Königl. Prinzl. Niederländische Baumschule zu Muskau ein. Er war dort jahre- lang tätig, bis er in das väterliche Geschäft mit aufgenommen wurde. In Grünberg gehörte er zu einer der bekanntesten Per- sönlichkeiten. Er war jahrelang Stadtverordneter und seit Jahr- zehnten mit im Vorstand des Gewerbe- und Gartenbauvereins, ebenso gehörte er dem Vorstand des Provinzialverbandes Schles. Gartenbauvereine an, den er auch im Bezirkseisenbahnrat der Provinz Schlesien vertrat. Besonders betätigte er sich auf dem Gebiet der Obstbauförderung im Kreise Grünberg. Für seine vielfache gemeinnützige Tätigkeit wurde ihm im jähre 1906 der Kronenorden IV. Klasse verliehen. — Er hinterläßt neben seiner Witwe einen Sohn, der das väterliche Geschäft weiterführen wird, und eine an einen Major verheiratete Tochter. Mit ihm ist einer der besten unseres Standes heimgegangen. Wir, die ihm nahestanden, werden wie alle schlesischen Gärtner und viele, die ihn sonst gekannt und geliebt haben, sein Andenken in hohen Ehren halten. Gartenbaudirektor Erbe, Breslau. Steinemann, F., Schloßgärtner in Beetzendorf, Verfasser des Handbuchs für Privatgärtner, geschätzter Mitarbeiter der „Garten- welt", blickte am 1. d. M. auf eine 25 jährige ununterbrochene Tätigkeit beim Grafen v. d. Schulenburg zurück. Strenger, Wilhelm, bekannter Landschaftsgärtner, Berlin- Steglitz, f am 23. Dezember im 80. Lebensjahre. Verstorben sind die Gärtnereibesitzer Dietrich Almers, Geeste- münde; Martin Häntzschel, Langebrück; Friedrich Müller, Kitzingen. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max HesdörfEer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buchdr. Gutenberg e. G. m. b. H., Deaaaa ^i aV* m' Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 14. Januar 1916. Nr. 2. Nachdruck und Nadibildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechilidi verfolgt. Chrysanthemum. Die besten Schnittchrysanthemum des amerikanischen Marktes. Von Obergärtner C. Müller, zzt. bei Gebr. Poehlmann & Co., Morton Grove, 111. (U. S. A.). (Hierzu sechs Abbildungen, nach vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahmen.) Je länger ich als Gärtner tätig bin, um so größer wird meine Vorliebe für Chrysanthemum. Im abgelaufenen Jahre hatte ich zum zweiten Male Gelegenheit, in amerikanischen Chrysanthemumgroßkulturen zu arbeiten. Ich habe dadurch manche gute, neue Sorte, aoer aucn mancne mir i .^^ ., iMm -u^Mw%9t'ß'^'/UäutM^# ^ - *T^,V ^ Chrysanthemum Bonnaffon. Chrysanthemum Elberon. vielen anderen Beetpflanzen zuteil werden läßt. Wenn genannte warmen'Frühbeetkasten heranwachsen läßt. Im Sommer ist für Lobelien im Herbst in tieferen Kästen unter Glas gehalten werden, eine gute Bewässerung der Pflanzen zu sorgen, so gewinnt man dadurch eine große Anzahl langstieliger, sehr Die Farbenwirkung auf Beeten kann durch graublättrige Pflanzen- schöner und im Wasser lange frischbleibender Schnittblumen, einfassungen erhöht werden. Die Blütenstengel sind einzeln und welche in der Uebergangszeit des herbstlichen Blumenflors nach dem unauffällig an dunkelfarbige Naturstäbchen (Cornusruten) anzubinden, Beginn der Nachtfröste recht gute Dienste leisten können. um das Durcheinanderfallen der Triebe zu verhindern. Nach Ein- Gerade die feurigroten und purpurroten Farben der Blüten, welche an hohem Stengel in einseitiger Aehren- form erscheinen, sind für kleineren Tisch- und Vasen- schmuck sehr zu schätzen. Vorteilhaft ist es, wenn die Lobelien für den Herbstflor besonderen Kulturbeeten ent- nommen werden können, um einem vorzeitigen Heraus- nehmen der Pflanzen aus den Schmuckbeeten vorzu- beugen. Lobtlia fulgens und cardinalis sind in Nordamerika beheimatet. Die Vermehrung erfolgt erstens durch Aus- saat in Schalen, zweitens durch Teilung der Stauden, drittens durch Wurzelsprosse, welche im Herbst beim Her- ausnehmen aus den Beeten von den Pflanzen abgetrennt und in kleine Töpfe gepflanzt werden. Diese Arbeit kann noch besser im Frühjahr vor- genommen werden, zu welcher Zeit man die in Töpfe ge- pflanzten Wurzelsprosse im tritt des Frostes werden die Pflanzen mit den Wurzel- ballen aus der Erde ge- nommen und an eine frost' freie Stelle zum Einziehen der Stengel beiseite gestellt. Später sind die Blütentriebe auszuschneiden und die Stau- den in flache Holzkästen mit Sand einzuschlagen. Die Ueberwinterung erfolgt im Kalthause, an hellem und luftigem Standort. Es ist darauf zu achten, daß die Pflanzen nicht anwelken. Die in solcher Weise behandelten Lobelien werden im folgenden Jahre wieder eine dankbare Blütenfülle zeigen. F. Kallenbach, Wildpark. Palmen. Einfach blühendes Chrysanthemum Mensa. Astrocaryum rostratum gehört zu unseren schönsten und zierlichsten Warmhaus- palmen, welche, wenn die Pflanze gut in Kultur ge- halten werden soll, vom 16 Die Gartenwelt. XX, 2 Züchter sorgfältig gepflegt werden muß. Die Gattung umfaßt gegen 30 Arten, welche von Mexiko bis Südbrasilien vertreten sind. A. rostratum wurde zuerst aus Brasilien in den Garten zu Kew eingeführt ; es führte dort den Namen A. Ayri. Diese Art bildet einen kurzen Stamm. Die Blätter sind außerordentlich stark be- stachelt, breit-länglich, an der Spitze gefaltet, gefiedert, mit linienförmigen, oft verbundenen, stachelig-gewimperten, unterhalb weißmehligen Fiedern. Die männlichen und weiblichen Blumen stehen auf einem ge- meinschaftlichen Kolben , die ersteren am oberen Teil der Kolben- äste ; sie sind gelblich, haben einen doppelt dreiblättrigen Kelch und sechs Staubgefäße. Die weiblichen Blumen stehen einzeln unten an den Kolbenästen, sind grünlich oder hellgelblich, haben einen becherförmigen, doppelten Kelch und einen Griffel mit drei Narben. Die Steinfrucht ist schwarz bestachelt, orangefarben und von eirunder Form. A. Oertel, Kgl. Garteninspektor. Topfpflanzen. Zwei empfehlenswerte Ixoraarten. Die Gattung Ixora, Familie Rubiaceae, bildet mit einigen wenigen Varietäten eine be- kannte Pflanzengruppe unserer Gewächshäuser. Die in Kultur befindlichen Arten, wie /. javanica DC, /. coccinea L., Indien, /. speciabilis Wall, Burma, /. fulgens Rosb., Malayen, /. IVestii hört., /. macroihyrsa B. et T., Sumatra, /. barbata Rosb., Burma, /. Griffithii Hook, f., Indien, /. pendula Jack., Malaischer Archipel, bei richtiger Pflege willig und überreich blühend, haben schnell eine ausgedehnte Verbreitung gefunden. Es sind auch überaus zierende Pflanzen, und im Schmucke ihrer roten Blütendolden und der glänzend dunkelgrünen Blätter stellen sie wirklich äußerst prächtige Gewächshauspflanzen dar. Sie verlangen einen hellen Standort im Warmhause und im Winter eine Mindestwärme von 16 — 19 Grad Celsius. Im Sommer muß reichlich gespritzt und gelüftet werden, da sie sehr leicht von Thrips und Wollaus be- fallen werden. Vermehrt wird durch Stecklinge aus jungem Holz im Warmbeet. Verpflanzt wird im Februar-März in sandige Lauberde mit Zusatz von etwas Rasen- oder Tonerde. Unter den 170 tropischen Arten befinden sich außer den wenigen genannten noch eine Menge kulturwerter Pflanzen, von denen besonders /. radiata Hi. var. Thomeana K. Schum., aus Kamerun, und /. laxiflora Sm., aus Liberia, genannt werden sollen. /. radiata Hi. var. Thomeana K. Schum. ist ein reichverzweigter, dichtbuschiger Strauch von 1,20 — 2 m Höhe. Die Blätter sind derb, rundlich oval, kurz gestielt, oberseits glänzend, unterseits matt bräunlichgrün. Die Blüten sind langgestielt, röhrig, 1 — 2 cm lang, in dichten Dolden vereint, feuerrot, mit 1,5 cm im Durchmesser spannender Blütenspreite. /. laxiflora Sm. {syn. I. odoratissima Kl.) wird bis 2 m hoch, ist dicht buschig und hat große, breit lanzettliche oder schlank ovale Blätter, die in der Form stark veränderlich sind, 2 — 5 cm breit und 10 — 20 cm lang werden. Die Blüten erscheinen in lockeren, über- hängenden Rispen und sind von ansehnlicher Größe, 2 — 3 cm lang, dunkelfleischrot, sehr wohlriechend. Memmler, Pflanzenkrankheiten. Gurkenkrankheiten. Von F. F. Matenaers, Chicago, Illinois. Seit Jahren sind die Klagen der Gurkenzüchter, besonders in den nördlichen zentralen Staaten der Union, über Verluste durch Krankheiten an den Gurken immer lauter geworden, was um so leichter zu verstehen ist, als hier in manchen Gegenden die Gurken- kultur einen sehr wichtigen Erwerbszweig für Gärtner und Ge- müsefarmer darstellt. Die Abteilung für Pflanzenzucht im Bundes- ackerbauamt zu Washington hat daher seit mehreren Jahren auch dem Studium der Krankheiten der Gurke, sowie den Mitteln zur Bekämpfung dieser Krankheiten erhöhte Aufmerksamkeit zugewendet. Bei den Untersuchungen hat sich zunächst herausgestellt, daß nur einige wenige, ganz bestimmte Erkrankungen bei den Gurken in jenen Gegenden vorkommen. Zunächst handelt es sich um Mehl- tau und Anthraknose, die bekanntlich durch Bespritzen mit der Bordeauxbrühe erfolgreich bekämpft werden können. Sodann kommt das durch Bakterien hervorgerufene Welkwerden der Gurken in Betracht, eine Krankheit, deren Erreger jetzt zwar be- kannt ist, für die man aber noch kein wirksames Heilmittel ge- funden hat. Ferner tritt die Fleckenkrankheit der Gurken zer- streut auf, ohne daß man bisher ein wirksames Mittel gegen dieselbe finden konnte. Und endlich handelt es sich um eine so gut wie noch gar nicht erforschte Krankheit, die man als „White pickle" bezeichnet hat. Mit denjenigen dieser Krankheiten, deren Natur noch nicht vollständig erforscht ist, oder gegen die man noch keine wirksamen Mittel gefunden hat, beschäftigen sich jetzt in Zusammenarbeit mit den Sachverständigen des Bundesacker- bauamtes die besonderen Abteilungen in den landwirtschaftlichen Versuchsstationen der Staaten Wisconsin, Michigan und Newyork. Genauer untersucht hat man bisher den Mehltau, und zwar den sogenannten „Downy mildew". Es ist dies eine durch einen pilzlichen Erreger verursachte Krankheit, die zunächst die Blätter der Gurkenpflanzen befällt und dann zerstörend auf die ganzen Pflanzen einwirkt. Die alten Blätter in der Mitte der Gurken- pflanze werden zunächst von diesem Pilz heimgesucht. Von hier aus breitet der Pilz sich weiter aus; die ganz jungen Blätter an den Spitzen der Gurkenranken bleiben noch am längsten ver- schont. Die befallenen Blätter werden zunächst gelb, und zwar in nicht scharfwinkeligen Flecken, die von Blattadern begrenzt werden. Diese Flecken treten mit dem Fortschreiten der Krank- heit mehr hervor, und bei nassem oder ziemlich feuchtem Wetter kann die untere Seite der Flecken einen purpurfarbigen Fatbenton annehmen. Bei hellem, trockenem Wetter breitet sich diese Krank- heit nur langsam, bei bewölktem, feuchtem Wetter dagegen mit großer Schnelligkeit weiter aus. Ein wirksames Mittel gegen die- selbe ist, wie schon gesagt, das Bespritzen mit Bordeauxbrühe, doch beschäftigt man sich noch damit, herauszufinden, wie die Anwen- dung derselben am einfachsten, billigsten und zweckmäßigsten erfolgt. Die sogenannte Anthraknose der Gurken erscheint als braune Flecken von '/a bis herab zu Vi Zoll Größe, und zwar außer an den Blättern der Gurke auch an den Blättern der Me- lone. Diese Flecken haben zunächst einen weißen Mittelpunkt. Später stirbt an den gefleckten Stellen das pflanzliche Leben voll- ständig ab und die Flecken werden oft rissig und durchlöchert. An den Ranken der Gurken und Melonen, sowie an den Blatt- stielen bildet diese Krankheit längliche, entfärbte und geschrumpfte Stellen, die schließlich den Tod der ganzen Pflanze herbeiführen. Auch auf den Früchten, Gurken oder Melonen, finden sich nicht selten diese Flecken. Zur Vorbeuge dieser Krankheit wird emp- fohlen, die erkrankten Ranken und Blätter sorgfältig zu ver- brennen und einen angemessenen Fruchtwechselbau zu betreiben. Die Anthraknose selbst kann durch Bespritzen mit der Bordeaux- brühe bekämpft werden. Beim sogenannten Welkwerden der Gurken und Me- lonen handelt es sicli um ein plötzliches Welken der Pflanzen- ranken in ihrer ganzen Länge ; die Ranken und Blätter sterben plötzlich ab, ohne daß sich besondere Flecken auf den Blättern zeigen. Diese Krankheit wird gewöhnlich durch eine Bakterienart hervorgerufen, welche in die wasserführenden Gefäßbündel der Ranken und Blätterstiele eindringt und diese verstopft. Das Welken ist dann natürlich unausbleiblich. Verbreitet wird diese Krankheit durch blätterfressende Insekten und wahrscheinlich auch durch verseuchten Boden, oder durch sonstige ungünstige Beschaffen- heit des Bodens. Gegen das Welkwerden wird Fruchtwechselbau und ferner Bespritzen mit der Bordeauxbrühe, der man noch ein arsenikhaltiges Mittel, z. B. Pariser Grün, zugesetzt hat, empfohlen. Außerdem ist es zur Vorbeuge und zur Verhinderung einer weiteren Verbreitung der Krankheit absolut notwendig, daß alle erkrankten Ranken und Blätter sofort und sorgfältig auf einen Haufen ge- bracht und verbrannt werden. Die sogenannte Fleckenkrankheit der Gurken erscheint XX, 2 Die Gartenwelt. 17 zunächst in Form kleiner, grauer, etwas vertieft liegender Flecken auf jungen Gurken (Früchten). Diese einzelnen Flecken vereinigen sich dann zu unregelmäßigen Fleckenbündeln und -streifen, namentlich gegen Ende der Blütezeit der Gurken. Je älter diese Flecken wrerden, eine um so dunklere und schließlich ganz grünlich- schwarze Färbung nehmen sie an ; es erscheint dann nicht selten eine gummiartige Ausdünstung auf den Flecken. Auf den Blättern, wo diese Flecken aber viel seltener als auf den eigentlichen Gurken vorkommen, sind die gefleckten Stellen zunächst sehr wässerig ; später welken und faulen die Blätter. Auf befallenen Pflanzen schreitet diese Krankheit ungeheuer schnell weiter fort, so daß eine Pflanze innerhalb weniger Tage nach dem Befall auch schon vollständig vernichtet sein kann. Man hat verschiedene Ver- sudie gemacht, die Krankheit durch Bespritzen mit Chemikalien unter Kontrolle zu bringen, bisher dabei aber in keiner Weise zufriedenstellende Erfolge erzielt. Diese Krankheit bildet zur- zeit denn auch noch ganz besonders den Gegenstand eingehender Studien der genannten Behörden. Endlich kommt noch die als White pickle bekannte Krank- heit der Gurken in Betracht. Von dieser Krankheit werden so- wohl die eigentlichen Gurken, wie die ganze Gurkenpflanze befallen. Die befallenen Blätter werden gelb, welken und sterben schließlich ab. Die erkrankten Gurken nehmen eine sehr helle Färbung an (daher die Bezeichnung Weißwerden der Gurken oder White Pickle), werden mehr oder weniger mißformig und zeigen helle oder dunkle Knötchen, die sich oft als warzenartige Erhebungen darstellen. Dies ist eine verhältnismäßig noch ganz neue und bis dahin unbekannte Gurkenkrankheit, mit deren Erforschung man sich jetzt sehr eingehend in den landwirtschaftlichen Versuchs- stationen der Staaten Newyork und Michigan beschäftigt, hoffent- lich mit gutem Erfolge, da die Krankheit sich sehr schnell aus- breitet. Pflanzenkunde. Etwas über Oxalis acetosella (Sauerklee). Von Dr. med. et phil. Friedrich Kanngießer, Braunfels a. d. Lahn. (Hierzu eine Abbildung, nach einer für die ,, Gartenwelt" gefertigten Aufnahme.) Der Sauerklee gehört mit zu den zier- lichsten Gewächsen. Die Empfindlichkeit seiner Blättchen, die nach Erschütterung, bei starker Besonnung und zur Nachtruhe gegen Abend einzuklappen pflegen, ist bekannt. Meinen zuständigen Untersuchungen, die ich in der „Gartenflora" 1909, Heft 16, und in der „Kleinwelt" 1910, Heft 1, be- schrieben, habe ich nur wenig hinzuzufügen. An einem der letztenOktobertage beobachtete ich, daß bei den meisten Pflänzchen des Waldanteils meines Gartens Kältestarre ein- getreten war. Die ausgebreiteten Blättchen reagierten nicht mehr durch Zusammen- klappen auf äußere Reize. Doch ward gegen Abend die Schlafstellung nach wie vor ein- genommen. Obwohl nun Pflanzen- und Tierschlaf zwei recht verschiedene Dinge sind, war es mir als Arzt und Giftforscher doch interessant zu sehen, wie das Sauer- kleepflänzchen auf die jetzt zu chirurgischen Eingriffen üblichen Betäubungsmittel ant- wortet. Die dem „Berner Bund" ent- nommene Notiz „über die Schädigungen des Pflanzenwuchses durch die Gasangriffe deut- scher Truppen" (Gartenwelt 1915, S. 521), veranlaßt mich, meine Beobachtungen, die Blatt von Oxalis acetosella mit netzartiger Blattzeichnung als wahrscheinlicher Folge von Frühjahrsfrost. ich am 19. April 1912 mit betäubenden Gasen an den Sauerkleepflänzchen vornahm, hier wiederzugeben. Es stellte sich dabei heraus, daß die mit Chloräthyl geschwängerte Luft der Pflanze kaum etwas antat, wohingegen Aether- luft (mehrere Tropfen Aether auf Watte unter ein über den Sauerklee gestülptes Einmacheglas gelegt) die Blätter nach Verlauf von fast einer Stunde vollständig bräunte, ohne daß zunächst die ausgebreitete Blattstellung beeinträch- tigt wurde. In der Chloroformluft tritt die Bräunung später und erst nach größerer Dosis, dafür aber unvermittelter ein. Im Gegensatz zum Aether scheint Chloroform der Pflanze zunächst kaum schädlich zu sein. Jedenfalls ist Aether ein größeres Gift für den Sauerklee als Chloroform, wohingegen Chloräthyl sich am wenigsten schädlich erwies. Schlafstellung wurde durch die Narcotica jedenfalls nicht direkt erzielt, nach Verlauf einiger Stunden kaum merklich bei Chloräthyl, nach Verlauf von mehr als einer Stunde und erst nach totaler Blattbräunung bei Aether und Chloroform. Besonders beim Aether war es auffallend, wie die vollständig verfärbten, wie welk aussehenden Blättchen trotzdem noch in „Giftstarre" etwa eine Stunde lang ausgepreizt dastanden. — Höchst- wahrscheinlich infolge von Frühjahrsfrost entsteht namentlich bei Nordexposition da und dort bei den Sauerkleeblättchen eine herrliche, netzförmige Blattzeichnung, die ich erstmals 1906 (Heft 16 der „Gartenflora") beschrieb und von der mein Freund Marinegeneraloberarzt Dr. Albrecht Richter (Kiel) die unten abgedruckte Abbildung anzufertigen die Freund- lichkeit hatte. Infolge von Chlorophyllzerstörungen längst der Adern erscheinen diese (wohl je nach dem erlittenen Frostgrad) weiß, gelb oder hellgrün. Dieses Filigran bei dem an und für sich zierlichen Sauerkleeblatt wetteifert an Schönheit höchstens mit der merkwürdigen Gitterpflanze von Madagaskar (Ouvirandra fenestralis). Im Frühjahr 1915 fand ich das „folium reüculatim variegatum" beim Sauerklee ver- hältnismäßig häufig in den Schluchten der Areuse (Kanton Neuchälel) und am Aufstieg zur Ferme Robert. In dieser Gegend sah ich die netzförmige Zeichnung, wenn auch nur sehr vereinzelt, außerdem bei Tussilago Farfara, Lactuca muralis, Senecio Fuchsii, Crepis taraxifolia und Leontodon Leysseri (Thrincia hirta), ferner, wenn auch nur fein, bei Blättern eines Moosbeerenstrauchs ("Kac- cinium uliginosum) vom Großen St.Bernhard, In seltenen Fällen kann die Kältewirkung, denn diese kommt doch als Ursache wohl in Betracht, das ganze Blättchen bleichen, so daß es weiß oder gelb erscheint (Albinis- mus). Aber umgekehrt können auch zu hohe Hitzegrade Verfärbungen bedingen ; wenig- stens erklärte K. Braun (im „Pflanzer" 1914, S. 188) auf diese Weise die Weiß-, Gelb- und Schwarzfleckigkeit bei Sisal- agaven Ostafrikas. Ich selbst erinnere mich, Lehrgeld bei Orchideen bezahlt zu haben, die vorher beschattet, infolge plötz- licher Freistellung durch zu starke direkte Besonnung litten und fleckig wurden. Da mich Mitteilungen über Entfärbungen durch chemische und thermische Einflüsse sehr interessieren, bin ich für zuständige Zu- schriften recht verbunden. 18 Die Gartenwelt. XX, 2 Gehölze. Dendrologische und sonstige Funde im Großstadtwinkel.*) Eine stattliche Ulmus americana. (Hierzu eine Abbildung, nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme.) Dem Pflanzenfreunde zur Freude und dem Garten zur Zierde, ihrer nächsten Umgebung aber zum Schaden, so daß mit Rücksicht darauf ihr Fällen oder Stehenlassen oft schon beratschlagt worden ist, zuletzt aber immer die Freude an einem so prächtigen Baum über die Bedenken der Schwierig- keiten, welche er den in seiner Nähe stehenden Pflanzen be- reitet, siegte, besitzt der hiesige Botanische Garten eine mächtige, den ganzen Garten beherrschende Ulmus americana L., Abbildung beistehend, mit welcher ich, veranlaßt durch die Aufforderung des Herausgebers in Nr. 44 v. Jahrg. dieser Zeitschrift, die Leser hierdurch bekannt machen will. Sie wurde im Jahre 1890 in der Größe, in welcher man im allgemeinen Straßenbäume anpflanzt, hier gepflanzt, und *) Siehe auch Jahrgang XIX, Seite 518. Ulmus americana L. mit 16 m Kronendurchmesser. besitzt jetzt gegen 16 m Kronendurchmesser bei ungefähr gleicher Gesamthöhe. Der bis zum Ansatz der Hauptäste gleichmäßig dicke Stamm hat einen Umfang von gegen 1,5 m. Diese Ulme ist also in den vergangenen 25 Jahren ziemlich rasch gewachsen, und in Rücksicht auf ihre nach allen Seiten gleichmäßig ausladende Krone ist an ihr bis jetzt noch nichts zurückgeschnitten worden, was aber in Zukunft nun doch bald einmal geschehen muß, wenn sie ihrer näheren Umgebung nicht gar zu unbequem werden soll. Ulmus americana L. ist unserer Flatterulme nahe verwandt ; sie wurde früher aus Frankreich als U. americana hört., nach „Handbuch der Laubholzbenennung" syn. mit U. glabra vegeta, der Huntingdonulme, viel bezogen, welche Pflanzen aber meistens Ulmus effusa gewesen sein sollen. Unsere Pflanze wurde seinerzeit aus Muskau bezogen. Sie bildet, wie schon erwähnt, eine breitausladende, hellgrünlaubige, stattliche Krone, wodurch sie sich vorzüglich als Einzelbaum für große Parks und Anlagen eignet, deshalb auch für solche Anlagen, in welchen sie sich frei und unbeengt entwickeln kann, hier warm empfohlen sei. B. V. Zwiebel- und Knollengewächse. Die Dichternarzisse, Narcissus poeticus, ist eine unserer schönsten, stark duftenden Frühlingsblumen. Noch oft steht mir aus meiner Kinderzeit das Bild eines geraden Weges im Obstgarten an meinem Elternhause vor Augen, dessen Seiten alljährlich im Narzissenflor prangten, der den ganzen Garten mit Frühlingsduft erfüllte. Narcissus poeticus ist eine ausdauernde Staude, welche in sonnigen und halbschattigen Lagen gleich gut gedeiht. Am besten wirkt die Blütenschönheit bei dichter Pflanzung. Ebenso schön ist die Verwendung dieser Narzisse in den Gartenanlagen, im Rasen und als Gehölzvorpflanzung, desgleichen auf Frühlingsrabatten, im Verein mit anderen größeren oder kleineren Frühlingsblühern. Besonders zu erwähnen ist das vorzeitige Blühen der N. poeticus durch Treibverfahren, wozu sich Narcissus poeticus ornatas am besten eignet. Die weifien, duftenden Blüten mit den gelblichen Neben- kronen und rotem Rand liefern reizenden Schnittflor, welcher sich für Gruppenzusammenstellungen mit Tulpen und Farnen, für Tafelschmuck in Gläsern und für feinere Bindearbeiten in haltbarer und lieblicher Weise verwenden läßt. F. Kallenbach, Wildpark. Gemüsebau. Gemüseeinführung. Der Zuckermais wird sich sicher bald mehr einbürgern, weil er sich wie Rhabarber und Tomaten einfach zubereiten läßt. Rhabarber bürgerte sich geradezu mit rasender Schnellig- keit ein, Tomaten langsamer, aber sicher. Ich unternahm es, Cardy versudisweise einzuführen. Eine größere Fläche im Garten wurde mit diesem seltenen Gemüse angebaut. Dasselbe wuchs recht üppig, wie immer auf gutem Boden mit feuchtem Untergrunde. Die Kerne legte ich Mitte Mai direkt ins Land, in ungefähr 2 m Abstand. Mitte Sep- tember bleichte ich den Cardy, indem die Stauden zu- sammengebunden und dicht mit Stroh umwickelt wurden. Dieses ist nach meinen bisherigen Erfahrungen die beste Art des Bleichens. Die Pflanzen stehen noch im Wachstum, infolgedessen schwellen die Rippen unter der Decke noch an, so daß sie besonders zart und saftig werden. Im Oktober versuchte ich nun meine schöne, gelblich- weiße Ware an den Mann zu bringen. Ich schickte sie in XX, 2 Die Gartenwelt. 19 Häuser, in welchen ich mindestens ein gutes Kochbuch vermutete, und setzte auch einen Teil zu mäßigem Preise ab. Dann bot ich meinen Cardy hervorragenden Delikatessenhandlungen brieflich an und erzielte auch Probebestellungen, doch weder Private noch Geschäfte machten auch nur eine Nachbestellung ; wir mußten die umfang- reiche Ernte zum größten Teil selber einmachen. Die Privathaus- haltungen erklärten mir ausnahmslos, Cardy schmecke ganz schön, aber die Zubereitung sei zu umständlich, keine Hausfrau wagte sich zum zweiten Male an die Sache heran. Die Delikatessenhändler schrieben mir, daß das Publikum nun einmal den französischen Cardy vorzöge. Vielleicht wäre die Sache heute anders? Artischocken glaube ich, fänden noch eher Eingang, denn nach diesen ist ab und zu Nachfrage. Allerdings würde sich der Ver- brauch auf bestimmte Haushaltungen beschränken. Wohl nie wird die Verbreitung jener der Tomaten und des Rhabarbers ähnlich werden. Ob letzteres bei dem Zuckermais der Fall ist, lasse ich dahingestellt. Die große Beliebtheit des Rhabarbers ist in der Haupt- sache seiner Frühzeitigkeit zuzuschreiben, während sich die To- maten durch ihre Mannigfaltigkeit hinsichtlich ihrer Verwendung in der Küche, aber auch zum Rohgenuß, großer Wertschätzung erfreuen. Der Zuckermais hat aber nun wieder den Vorzug, ein sättigendes, nahrhaftes Gemüse zu sein, was man von Tomaten und Rhabarber weniger behaupten kann. Dann ist zur Zeit des Maises auch der Spinat nicht auf der Höhe, häufig auch die grünen Erbsen nicht. Wie schon erwähnt, ist die umständliche Zubereitung das größte Hindernis bei der Verbreitung einer Gemüseart, die „breite Masse" hat dazu keine Zeit und viele Köchinnen ebenfalls nicht. Darum hat der Mais gute Aussicht, vorausgesetzt, daß er allgemein dem Geschmack entgegenkommt. Das Publikum hat für alles einen „feinen Riecher" ; man er- innere sich, wie bald man für Stachis tuberifera, für diese und jene Spinatart, wie für manches andere im allgemeinen „dankte". Das Verbessern und Verfeinern der bestehenden Gemüsearten macht dagegen das große Publikum gern, aber vorsichtig mit. Jeder Kleinbauer probiert die berühmtesten Kartoffel- und Getreide- oder Futtersorten, und wenn man mal eine andere Bohnen- oder Erbsensorte anbauen möchte, so braucht man kaum ein Preis- verzeichnis aufzuschlagen, man braucht nur die Gärten der Bürger durchzugehen, um sich Saatgut zu sichern. Dieser und jener hat immer durch diese oder jene Umstände etwas Schönes erhalten und erprobt. Freude gewährt es mir bei solcher Gelegenheit, wenn ich sehe, daß von mir eingeführtes sich erhalten hat. Betonen möchte ich noch, daß der Kleingartenbetrieb im allgemeinen nur befruchtend auf die Handelsgärtnerei wirkt, wenigstens soweit ich die Sache übersehe. F. Steinemann. Früh- und Spätkartoffeln. Im vorigen Jahre wurde darüber geklagt, daß der Frühkartoffelbau zum Schaden der späten Kar- toffeln zu sehr ausgedehnt würde, indem die späten doch viel ertragreicher seien. Diese Ausnutzung des Bodens erscheint nur auf den ersten Blick nachteilig, denn war es etwa ein Vorteil, daß schon im August ganze Breiten Spätkartoffeln in unreifem Zustande, mit vollem, grünem Kraut herausgenommen wurden ? Diese Kartoffeln hätten an Menge und Güte noch ganz bedeutend zunehmen können, auch wurde die Herausnahme verteuert, weil die Kartoffeln meistens erst abgepflückt werden mußten. Der hohe Preis entschädigte ja den Besitzer für alles, aber der National- reichtum erlitt Einbuße, und mancher, der vorsichtigerweise reichlich von diesen unreifen Kartoffeln eingekauft hatte, erlitt gewiß Ein- buße durch das Faulen der Knollen. Das frühe Herausnehmen war aber offenbar ein Gebot der Notwendigkeit, sonst wären nicht so hohe Preise erzielt worden. Wären nun noch reichlich Früh- kartoffeln vorhanden gewesen, so konnten gutausgereifte Kartoffeln auf den Markt gebracht werden und der geringere Ertrag könnte durch Nachkulturen reichlich aufgewogen werden. Es ist also an- zuraten, auch in diesem Jahre alle verfügbaren Frühkartoffeln in erster Linie auszupflanzen ; es wird uns voraussichtlich trotzdem nicht erspart werden, Spätkartoffeln wieder zu früh herausnehmen zu müssen. Da die späten Kartoffelsorten auch nicht gleichmäßig in der Reife sind, so ist hierin vorsorglich zu verfahren. Mit Rat- schlägen hierüber halte ich aber zurück, da hier die verschiedenen Gegenden und Bodenarten mitsprechen , jeder Landwirt und Gärtner infolgedessen seine eigenen Erfahrungen hat. Mit dem Ankeimen der Frühkartoffeln kann man schon jetzt auf kühlem, trockenem Wege beginnen. F. Steinemann. Zeit- und Streitfragen. Silvester- und Neujahrsgedanken. Vor mir liegt nun der abgeschlossene Jahresband der „Gartenwelt", eine reiche Fülle von überaus wertvollem In- halt, der keineswegs nur für den Augenblick wichtig genug erscheint, sondern wiederholt eingehendes Studium erfordert. Schließlich sind ja all die schönen, die erdenklichsten Gebiete unseres gärtnerischen Wissens und Könnens streifenden Ab- handlungen fast stets unter der Voraussetzung verfaßt und veröffentlicht worden, daß sie den Lesern dieser Zeitschrift für das praktische Leben von nahezu bleibender, unentbehr- licher Bedeutung sein mögen. Oder sollen diese Arbeiten alle nur Eintagswert besitzen, so wie man seine Tageszeitung liest und mit mehr oder weniger Befriedigung beiseite legt, nur hier und da einmal einen interessanten, lehrreichen Artikel herausschneidend? Ganz gewiß nicht. Wozu würde man sich denn dann einen Jahrgang nach dem andern einer Zeit- schrift sammeln, einbinden lassen und wohlverwahrt aufheben, etwa nur um mit der Anzahl der Bände zu protzen, oder sie dem Staub und Bücherwürmern preiszugeben ? Ganz gewiß nicht. Eine freie Stunde findet sich doch ab und zu, nachzuschlagen, wissenswertes herauszuholen, kritisch zu prüfen, wie sich der Streit um die Meinungen über dies und jenes gestaltet, wie die mannigfachsten Berufs- und Fachfragen am einfachsten zu lösen sind. Eine gärtnerische Fachzeitschrift wie unsere „Gartenwelt" bietet ferner für Unterrichtszwecke an Gärtnerlehranstalten eine außerordentlich dankbare Menge Lehrstoff, der oft viel wichtiger für unseren gärtnerischen Nachwuchs ist, als manches trockene Lehrbuch über Botanik oder dergleichen nützlicher Wissenschaft. Aber es ist noch etwas anderes, was die „Gartenwelt" in besonderem Maße auszeichnet, ihr ein eigenes Gepräge gibt und sie somit gewissermaßen zur führenden Zeitschrift in unserem gesamten gärtnerischen Berufs- und Erwerbsleben emporhebt. Das sind ihre Zeit- und Streitfragen, welche sich mit allen nur erdenklichen Dingen beschäftigen und namentlich jetzt in unserer tiefernsten von den Wogen- brandungen des über die ganze Welt brausenden Sturmes erschütterten Zeit nicht ohne weiteres außer Acht gelassen werden dürfen. Mögen diese Fragen auch oft in bedenk- licher Weise den zur Zeit gebotenen hochheiligen Burgfrieden gefährden, oder mögen sie vielfach auch nur nebensächliche Bedeutung haben, im Grunde genommen verfolgen sie alle den gleichen guten Zweck, anregend, fördernd und vorwärts- strebend nach jeder Richtung hin einzuwirken. Gerade die heutige bewegte Zeit, in der sich schon so manche An- schauung geändert hat, vorher unmöglich erschienenes zur Wirklichkeit geworden ist, beansprucht fast täglich neue Be- dingungen und Voraussetzungen, die alles, was mit Gärtnerei, Gartenkunst, Gartenbau und wie die einzelnen Zweige heißen mögen, zusammenhängt, mit unerbitterlicher Strenge in den Bereich fortgesetzter Entwicklungsmöglichkeiten zieht. Stunden- 20 Die Gartenwelt. XX, 2 lang könnte man sich über die hier angeschnittenen Fragen „streiten" und unterhalten, ohne zu ermüden, so vielseitig und wichtig zugleich sind dieselben für uns alle. Welch' hohe Bedeutung hat nicht der Gartenbau für Volks- und Jugenderziehung? (Siehe Nr. 28, S. 325.) Welche Auf- gaben harren hier noch ihrer Lösung ! Was hat die viel- umstrittene Frage der Gärtnerinnenbestrebungen nicht schon für Staub aufgewirbelt und weich klare Schlüsse lassen sich aus dem in Nr. 30, Seite 325, erschienenen Aufsatz von A. Janson ziehen? Man lese nur in aller Ruhe noch ein- mal nach, und es fällt nicht schwer, sich sein Urteil selbst zu bilden. Aber warum streiten wir uns heute gar so sehr über das Ausbildungswesen und die Hochschulfragen? Unsere deutschen Lehranstalten für Obst- und Gartenbau, Garten- technik und Gartenkunst, genügen sie nicht in ihrem jetzigen Ausbau den gesteigerten Ansprüchen der Zeit? Und daß wir zur weiteren Heran- und Ausbildung eines gesunden, wirklich leistungsfähigen Gärtnerstandes im ureigensten Inter- esse geradezu verpflichtet sind, ist doch eigentlich selbst- verständlich. Nicht jedem jungen Gärtner bietet sich freilich Gelegenheit, eine solche Lehranstalt zu besuchen, zur ge- nügenden Ausbildung finden sich jedoch billigerweise Mittel und Wege genug; es kommt darauf an, daß der junge Mann die nötige Anregung erhält und er selbst dazu die erforder- liche Triebkraft und Arbeitsfreudigkeit besitzt. Ich erinnere nur an die Unterweisung der jungen Gärtner in den an vielen Fortbildungs- und Gewerbeschulen eingerichteten Sonder- klassen für Gärtnerei, welche, mit den bescheidensten Mitteln arbeitend, zur Hebung und Förderung des Berufes schon wesentlich beigetragen haben und nodi mehr für alle Zukunft von unschätzbarem Werte ist. Welche Umwälzungen hat der Krieg nicht im Obst- und Gemüsebau hervorgerufen und in Verbindung damit : welche Ansprüche werden nicht an die kriegsmäßige Obst- und Gemüseverwertung gestellt ? Man verfolge doch die aus- führlichen Abhandlungen in den Nummern 31, Seite 363, 35, Seite 410 und 42, Seite 492, und man wird zugeben müssen, daß unser gesamtes wirtschaftliches Leben auch in dieser Beziehung vielfach vor gänzlich neue Aufgaben gestellt ist. Der Zwang unserer inneren wie äußeren politischen Lage greift da weit hinein in die einfachsten und notwendigsten Lebensfragen des Volkes. Gänzlich neue Zeit- und Streitfragen sind entstanden durch das Bestreben, unseren gefallenen Brüdern Ehrenhaine zu schaffen, und die Gedanken, welche Herr Herman Wolff in Nr. 32, Seite 375, zum Ausdruck bringt, sind wert, in maßgebenden Fach- und Künstlerkreisen weitestgehende Be- herzigung zu finden. Ein völlig unbekanntes Gebiet öffnet sich hier unserer Betrachtung, und wir müssen versuchen, den hier uns begegnenden neuen Anforderungen mit bestem Willen gerecht zu werden, ohne unsere Kräfte in Kleinigkeits- krämereien und persönlichen Angriffen, wie Herr Wolff ganz richtig betont, zu zersplittern. Dies führt zu keinem Ziel, denn vom Erhabenen bis zum Lächerlichen ist nur wenig Spielraum. Auch in seinen „Gedanken am Abend", die ich mit lebhaftestem Interesse verfolgte, gibt uns Herr Gartendirektor Sprenger manch guten Wink, der wohlverstanden sein will, und wenn er schreibt, wir deutschen Gärtner brauchen das Ausland nicht und wir dürfen, müssen und sollen unsere Bedürfnisse im Gemüsebau, in der Topfpflanzenzucht und an Schnittblumen soviel als irgend möglich im Lande decken, so verdienen diese Worte, vor allem auch in Bezug auf die sehr eindringlichen Mahnungen in den Nummern 38, S. 446 bis 447, 47, S. 559, 49, S. 582/583 und 51, S. 602/604, betreffend den Bezug von Blumen aus Feindesland, unbedingteste Beachtung, und jeder, der sich dazu berufen fühlt, ist ver- pflichtet, danach zu handeln. Man lese aber selbst noch einmal genannte Stellen nach, um sich von der Wichtigkeit des darin Gesagten zu überzeugen und seine Meinung danach zu festigen. Was hat es nun aber mit der Bepflanzung und wirtschaft- lichen Ausnutzung der Eisenbahndämme für eine Bewandtnis? Ich glaube kaum, daß der darüber entsponnene Streit in einem Verhältnis zum Wert der nun einmal aufgetauchten Frage steht. Wenn idi eine lange (oder auch eine kurze) Fahrt mit der Bahn vor mir habe, so freue ich mich stets der herrlichen landschaftlichen Bilder, die das Auge streift, mögen sie auch manch einem so eintönig und fad wie nur irgend- etwas vorkommen. Für jeden Naturfreund gibt es da eine Menge zu sehen und zu bewundern, mag es durch die mär- kische oder Lüneburger Heide oder über die Höhen des Schwarzwaldes hinweggehen. Weshalb die Dämme noch bepflanzen, damit die wenigen schnell dahineilenden Fern- sichten völlig abgesperrt werden? Sei es denn gerade mit solchen Pflanzen, die eine bestimmte Höhe erlangen und nur den praktischen Wert besitzen, die Erdmassen der Dämme zu befestigen, Schneeverwehungen aufzuhalten und Schutz für Menschen und Vieh zu gewähren. Eine unserer Volkswirt- schaft wirklich zugute kommende Ausnutzung der Dämme wird aus leicht begreiflichen Gründen kaum zu erwarten sein, wenn sich die Bahnverwaltungen nicht dazu entschließen sollten, Bahngärtner in größerer Anzahl anzustellen. Im übrigen verweise ich auf die Ausführungen in den Nummern 39, S. 463/464, 43, S. 510/511, 49, S. 579580 und 53, S. 625. Worüber ließe sich noch streiten — über „Kriegsversor- gung und Gartenbau", über „die gesellschaftliche Stellung der Gärtner", über die „künstlerische Ausschmückung der Kriegergräber", oder über „Gemeinschaftsarbeit" ! Welche Fülle von fruchttragenden Anregungen und Gedanken! Hoffen wir, daß uns recht bald der heißersehnte Frieden wird, der uns bereit zu neuer, gemeinsamer und erfolgreicher Arbeit finden soll. Dann sollen auch die Zeit- und Streit- fragen der „Gartenwelt" nicht ganz umsonst der Mitwelt zuteil geworden sein ! Arthur Eimler, Mainz. Kriegsgartenbaupolitik. Von W. Luserke, staatl. Dipl. Gartenarchitekt, zzt. Leutnant d. R. Auf allen Gebieten hat der Krieg ungeahnte, fast ver- gessene und kaum geglaubte Kräfte hervorgelockt und zur Entwicklung gebracht, auf allen Gebieten hat er unser Volk umdenken gelernt. Was vorher vielen die Hauptsache dünkte, ist nebensächlich geworden, und was klein und un- scheinbar war, ist zur Lebensfrage geworden. Da taucht schon jetzt allerorten bei denkenden Männern die Frage auf: „Wie erhalten wir die erhebenden Kräfte dieses Krieges?" Die richtige Lösung dieser Frage wird maßgebend sein für den Platz, den Deutschland nach dem Kriege einnehmen kann, wird ausschlaggebend sein für den Nutzen, den jeder Stand, jedes Gewerbe aus diesem Kriege ziehen kann. Darum verlohnt es sich wohl, diese Frage nicht nur allgemein be- antworten zu wollen, sondern sie jedem vorzulegen, der auf bessere Zeiten für seinen Stand nach dem Kriege hofft. XX, 2 Die Gartenwelt. 21 „Wie zieht der Gartenbau den größten Vorteil aus diesem Kriege ?" Um einen Zustand erkennen und ausnützen zu können, ist es notwendig, die Kräfte kennen zu lernen, die diesen Zustand geschaffen haben. Lange Jahre vor dem Kriege gab es in den Großstädten viel freies Bauland, das damals schon, ebenso wie heute, sehr leicht dem Gartenbau dienst- bar gemacht werden konnte; daß dies nicht geschah, ist einzig darauf zurückzuführen, daß der Zwang, die Not fehlte, der Zwang, mit eigenen Mitteln das Volk zu ernähren, die Not, die durch die hohen Lebensmittelpreise geschaffen wurde. Sieht man die vielen neuen Gärten mit allen ihren Begleit- erscheinungen als etwas Gutes an, dann könnte man be- haupten, die Not habe das Gute geschaffen. Nach Beendigung des Krieges wird der Zwang fortfallen, die Not wird auf- hören und damit die Ursache, die diese Gärten entstehen ließ und die sie unterhielt. Wollen wir also aller guten Be- gleiterscheinungen dieser Gärten auch nach dem Kriege teil- haftig werden, dann wird es notwendig sein, einen neuen Zwang, eine andere Notwendigkeit zu schaffen. Und wie könnte man eine Notwendigkeit besser erhalten, als dadurch, daß man den durch den Zwang geschaffenen Zustand zu einem dauernden umschafft, der vom ganzen Volke als angenehm empfunden wird. Vor dem Kriege waren Brot, Fleisch und Kartoffeln die Hauptnahrungsmittel. Jetzt können Tausende kein Fleisch mehr kaufen und sind gezwungen vegetarisch zu leben, d. h. Gemüse zu essen ; jetzt müssen sie damit auskommen. Die Aufgabe des Gartenbaues muß es sein, diesen Zustand zu fördern, jetzt dem Volke billige Gemüse zu liefern, damit noch viele mehr Gemüse essen und schätzen lernen, und nach dem Kriege Gemüse essen wollen. Es ist kurz- sichtig, jetzt auch für Gemüse die erreichbar höchsten Preise zu fordern. Jetzt gilt es, im Volke Gewöhnung an Gemüse- genuß zu säen, damit auch nach dem Kriege ein vielfach gesteigerter Verbrauch unserer Erzeugnisse geerntet werden kann. In einer Wochenschrift fand ich die Notiz, daß man voriges Jahr in der Umgebung der Großstädte viel Gemüse untergepflügt habe, damit der offensichtliche Ueberfluß die hohen Preise nicht drücken solle. Nur Dummheit und straf- bare Kurzsichtigkeit können so handeln. Vor dem Kriege stieß die Schrebergartenbewegung in vielen Fällen auf Verständnislosigkeit und Nachlässigkeit. Es ist mir keine Stadt bekannt, die soviel Gelände für diesen Zweck bereitgestellt hätte, daß einige Gärten aus Mangel an Mietern zeitweise nicht behaut werden konnten, wohl aber hat man oft gehört, daß Reflektanten jahrelang auf die Ueberweisung eines Gartens warten mußten. Jetzt ist es Zeit, bei Stadtverwaltungen, Armenpflegern, Genossenschaften, Bürgervereinen u. a. anzustoßen, damit große Flächen dauernd und endgültig für diesen Zweck bereitgestellt werden. Vor dem Kriege war Obst ein Genußmittel. Jetzt zwingt der Mangel an Brotaufstrich, Marmeladen zu verwenden. Jetzt lernt die Hausfrau Obstverwertung; sorgen wir dafür, daß ihr große Mengen billigen Obstes dafür zur Verfügung stehen, damit sie sich an das Obst gewöhnen und nach dem Kriege die Obsterzeugnisse nicht mehr entbehren kann. Täuschen wir uns doch nicht. Der Preis eines Nahrungs- mittels steigt solange, als das Volk ihn gut bezahlen kann, und keine Ersatzstoffe zur Verfügung stehen. Wird der Preis unerschwinglich, dann sucht jeder Vernünftige Ersatzmittel ; sind diese gut und billiger als das in Frage kommende Nahrungsmittel, dann kann sich deren dauernder Gebrauch leicht einbürgern, auch dann bevorzugt bleiben, wenn der Preis des Nahrungsmittels wieder fällt. Der Gartenbau darf jetzt der Einführung seiner Erzeugnisse nicht durch zu hohe Preise im Wege stehen. Und noch etwas sehr wesentliches hat uns der Krieg gebracht: die Arbeit der Frauen. Vor dem Kriege war es ein weitverbreiteter und nicht ganz unberechtigter Stolz des „gelernten Arbeiters", daß seine Frau „nicht arbeiten brauchte". Die Erwerbsarbeit der Frau gilt häufig als etwas den Mann entehrendes. Gartenarbeit erwirbt zwar auch, wird aber nicht als „Erwerbsarbeit" im engeren Sinne angesehen. Da saß so ein armes Wesen , vielleicht ohne Kinder, und hatte nichts zu tun, als ihre zwei Zimmer in Ordnung zu halten, verkam, langweilte sich anfangs tötlich, lernte dann klatschen und sich an das Nichtstun gewöhnen. Wieviele kostbaren Frauenkräfte Jiegen auch jetzt im Kriege noch ungenützt ! Am Gartenbau ist es hier, eine hohe patriotische Aufgabe zu lösen, den Frauen Arbeit zu ver- schaffen, ohne das Ehrgefühl des Mannes zu verletzen, der nicht will, daß seine Frau „auf Arbeit geht". Der einzelne kann das aber nicht, der einzelne sieht nur auf das Geld, das er jetzt verdienen kann, der einzelne kann keine Gartenbaupolitik treiben, das müssen die Vereine machen, die Verbände, die Genossenschaften, die müssen Preise festsetzen, Eingaben machen, Unterrichtskurse abhalten. Die Organisation muß jetzt den einzelnen zwingen, für die Zukunft zu arbeiten. Noch gibt es einzelne, die glauben, wenn jeder Mann aus dem Volke Gemüse und Obst baut und selbst Blumen zieht, dann würde es keiner mehr kaufen. Die Erfahrungen, die man mit der Ausgabe von jungen Topfpflanzen an Schul- kinder gemacht hat, sind allgemein bekannt, sie widerlegen diese Annahme zur Genüge. Gemüsehöchstpreise in ihrer Wirkung. Daß nach der Festsetzung' der Höchstpreise für Gemüse vom 11. November 1915 bedenkliche Schwierigkeiten auf dem Gemüsemarkt entstanden sind, davon habe ich mich wiederholt in den Markthallen und sonstigen Verkaufsständen überzeugt. Die Klagen einerseits über Mangel an Zufuhr, andererseits über die zu niedrig bemessenen Höchst- preise sind meiner Ansicht nach voll berechtigt und lassen die Marktlage, besonders was billige Kohlarten anbetrifft, als sehr ungünstig erscheinen. Auf Grund der Durchschnittspreise aus den Jahren 1908 bis 1914 ergibt sich, daß die jetzt von dem Bundesrat festgesetzten Höchstpreise bis zu 50 Prozent und darüber unter dem Durch- schnitt der genannten Jahre stehen, so z. B. bei Weißkohl Durch- schnittspreis 5 M, festgesetzter Höchstpreis 2,50 usw. Es liegt auf der Hand, daß die Gemüsezüchter bei solchen Preisen weder verkaufen können, noch wollen, da die Gestehungskosten in keiner Weise gedeckt werden können. Unter diesen Umständen ist der Gemüsebau überhaupt nicht mehr lohnend, und weitere Schwierigkeiten werden sich daraus ergeben, daß die Produktion im Jahre 1916 nachlassen wird, so daß möglicherweise die Versorgung der Bevölkerung mit inländischem Gemüse noch wesentlich weiter zurückgeht, also' das Gegenteil von dem erreicht werden wird, was durch die Festsetzung der Plbchstpreise erstrebt werden soll. Die Gemüsezüchter verwahren sich mit Recht gegen diese Preise, deren Aufrechterhaltung ihnen eine Weiterarbeit unmöglich machen wird. Es ist sehr bedauerlich, daß bei der Festsetzung dieser Höchstpreise der selbstschaffende Gemüsezüchter nicht gehört worden ist, wie das auch in anderen Fällen seither zum Schaden 22 Die Gartenwelt. XX, 2 der Allgemeinheit der Fall war. Ich bin der Ansicht, daß diese Höchstpreise nicht unter dem Durchschnitt der Jahre 1908 bis 1914 liegen dürfen. Siebert, Kgl. Landesökonomierat, Frankfurt a. M. Rechtspflege. Gattungsbezeichnungen bei Waren verpflichten nicht zur Lieferung eines Erzeugnisses von einem bestimmten Ur- sprungsort. — (Magdeburger Zichoriensamen aus Belgien.) — Urteil des Reichsgerichts vom 21. Dezember 1915. Anfang November 1911 schloß die Firma Karl Mövius in Magdeburg mit der Firma Julius Zadek in Hohensalza einen Lieferungsvertrag, Vk^onach sie sich verpflichtete, an die letztere 500 Kilo Magdeburger Zichoriensamen, lange glatte Spitzkopfe, noch im November 1911 auf Abruf zu verkaufen. Die Firma Zadek verweigerte jedoch die Abnahme der Ware, worauf Mövius Klage auf Zahlung des Kaufpreises, Zug um Zug gegen Lieferung der Ware, erhob. Die Beklagte wandte ein, die Klägerin habe den Vertrag nicht erfüllt, indem sie nicht Magdeburger, sondern belgische Spitzenköpfe andiente. Gleichzeitig erhob sie Wider- klage auf Schadenersatz in Höhe von 1000 Mark wegen Nicht- erfüllung des Vertrages. Das Landgericht holte ein Gutachten der Magdeburger Handels- kammer ein, wonach bei Lieferung eines ausländischen Erzeugnisses dies ausdrücklich hätte bemerkt werden müssen. Auf Grund dieses Urteils gelangte die Kammer für Handelssachen zu einer Abweisung der Klage und gab der Widerklage statt. Auf die Berufung der Klägerin erkannte das Oberlandesgericht Posen im entgegengesetzten Sinne, nachdem es ein Gutachten der Handelskammer zu Halberstadt eingeholt hatte. Es begründete seine Entscheidung wie folgt: Es handelt sich im vorliegenden Fall lediglich um eine Sortenbezeichnung, dergestalt, daß die Klägerin berechtigt war, „Magdeburger Zichoriensamen" auch aus Belgien anzuliefern. Auf diesem Standpunkt steht auch das wohl- begründete Gutachten der Halberstädter Handelskammer, welches die Anschauungen eines großen Interessentenkreises zutreffend wiedergibt, daß mit dem Ausdruck Magdeburger Zichoriensamen eine Gattungsbezeichnung gemeint war. Demgegenüber ist die Auffassung der Magdeburger Handelskammer oberflächlich be- gründet. Das Mißtrauen gegen die ausländische Saat richtet sich mehr gegen die Züchter, die man nicht kennt, als gegen die Saat. In der Magdeburger Gegend sind eine Reihe guter Züchter an- sässig, woraus sich die Bevorzugung dieser Ware („Originalsaat") erklärt. Aus dem zwischen den Parteien vereinbarten Preise kann ein Schluß auf die verabredete Herkunft dieses Samens nicht ge- zogen werden. Es stellten sich im Durchschnitt 100 Kilo Magde- burger Samen auf 1000 — 1500 Mark, deutscher Samen überhaupt auf 700—1000 Mark und belgischer Samen auf 500—800 Mark. Wenn man jedoch bedenkt, daß im Jahre 1911 infolge der enormen Dürre eine große Mißernte eintrat, so kann aus dem zwischen den Parteien vereinbarten Preise von 1150 Mark für 100 Kilo nicht der Schluß gezogen werden, daß die Beklagte hierfür Originalsaat zu beanspruchen hatte. Jedenfalls steht die Bemessung des Preises nicht der Annahme entgegen, daß die Klägerin auch Magdeburger lange glatte Spitzköpfe außerdeutschen Ursprungs liefern durfte. Ein erneutes Gutachten der Magde- burger Handelskammer hierüber einzuholen, erschien nicht nötig. Daß die Klägerin mit der angedienten Ware die Qualitäten der ausgemachten Gattung „Magdeburger Samen" nicht gewährte, hat die Beklagte nicht nachgewiesen. Der Klage war demnach stattzugeben. Die gegen diese Entscheidung von Seiten der Beklagten beim Reichsgericht eingelegte Revision blieb ohne Erfolg. Die höchste Instanz vermochte in dem angefochtenen Urteil einen Rechtsverstoß nicht zu erblicken und bestätigte es unter Zurück- weisung des Rechtsmittels. (Aktenzeichen II, 286/15.) Dr. jur. C. Klamrot. Ein mit der Aufsichtsführung betrauter städt. Gärtner untersteht dem Angestelltenversicherungsgesetz. Das Ober- schiedsgericht für Angestelltenversicherung hat durch Beschluß vom 20. Juli 1915 den städtischen Gärtner S. in H. für versicherungs- pflichtig erklärt und dazu begründend ausgeführt: S. hat drei Jahre als Kunstgärtner gelernt und hat sich dann in verschiedenen Gärtnereien weiter praktisch ausgebildet. Seit dem 8. März 1908 ist er vom Magistrat in H. in dem städtischen Gärtnereibetrieb als Obergehilfe angestellt. Er untersteht dem städtischen Garten- und Friedhofsinspektor und hat seinerseits drei bis vier Arbeiter ständig, zehn bis fünfzehn vorübergehend unter sich, darunter zwei bis drei Gärtner. Er ist verpflichtet, Unregelmäßigkeiten des Personals sofort dem Inspektor mündlich oder schriftlich zu melden. Bei Trunkenheit oder Widersetzlich- keiten kann er die ihm unterstellten Arbeiter sofort entlassen. Er hat nur gärtnerische Arbeiten, die ein größeres Maß von Fach- kenntnis voraussetzen, zu verrichten und außerdem die Hilfskräfte zu beaufsichtigen. In den Sommermonaten hat er nur die Auf- sicht zu führen, während er in den Wintermonaten selbst mit- arbeitet. Hiernach kennzeichnet sich seine Tätigkeit im wesentlichen als eine aufsichtführende ; sie ist auch insofern eine gehobene, als die körperliche Arbeit des S. im Gegensatze zu derjenigen der ihm unterstellten ungelernten Arbeiter besondere Fachkenntnisse voraussetzt, während ein Vorarbeiter in der Regel keine anderen Kenntnisse als die übrigen Arbeiter besitzt. Das Oberschieds- gericht hat daher keinen Anlaß gefunden, der Vorentscheidung, der sich auch der Vorstand der Landesversicherungsanstalt und das Schiedsgericht angeschlossen haben, entgegenzutreten. Der Umstand, daß S. mit einem Stundenlohn von 55 Pfennig und vierzehntägiger Kündigung angestellt ist, konnte gegenüber der Art seiner Beschäftigung, die ihn dem Kreise der im § 1, Abs. 1, Nr. 2 des Versicherungsgesetzes für Angestellte genannten An- gestellten zuweist, nicht ausschlaggehend sein. (Aktenzeichen P., 45,'15.) Mannigfaltiges. Ein mexikanischer Laubengang in Korfu. In der Nacht vom 12. zum 13. September hatte es unten in Stadt und Um- gebung Korfus scharf gewittert. Das Erdreich der Felder und Gärten blieb an der Fußbekleidung kleben, wie in den Schützen- gräben dachte ich, als mein Vormittagsspaziergang ohne Ziel, von San Rocco gradwegs über die Felder und Gärten mich hinaustrieb, um zu sehen und zu lernen. Aermliche Häuser, jämmerliche Wohnungen der Pächter, Gemüsebauern und Hirten, umgeben von kleinen wilden Gärten und unsagbarem Schmutz. Ganz orientalisch ! In der Ferne schimmerten dunkle Cypressenhaine, und zu ihnen wollte ich ziehen, sie locken immer und winken, denn sie reden ein gar vertraulich Wort von Ausdauer, düsterer Schönheit und himmelstrebenden Formen. Das Land ist hügelig, wechselreich, und die Pflanzenwelt bringt alle Augenblicke kleine Wunder und Neuigkeiten. Man hat zu schauen, zu betrachten. So geht das Vorwärtskommen langsam, be- sonders wenn man in der Wahl des Weges schwankt und in bebuschtem, reichgegliedertem Lande wandert. Suchend, ich wußte nicht was, bog ich plötzlich in einen Hohlweg ein, der zwischen Gärten und wüsten Plätzen furchte, und ehe ich es selber recht gewahrte, befand ich mich im Dunkel einer Wölbung, die mir den blauen Himmel loniens nahm und so gänzlich verdeckte, daß ich kein Alpha und Omega sah, denn der seltsame Laubengang war eine Krümmung, in deren Schnörkeleien ich mich alsbald verloren hatte. Der seltsame Pfad in der urweltlichen, ungleich breiten Furche zeigte an den Flanken oder Böschungen nackte Erde und Felstrümmer, Rasenflecke oder Zuchtunkräuter, die dem Menschen überall Gefolge leisten, zuweilen selbst in seinem Dunkel aus- dauern, obgleich sie sonst den Schutthaufen und das Licht suchen. In der entblößten Erde rankten und zogen die Wurzeln der über meinem Haupte wölbenden Opuntien, deren abgeschlagene Glieder oder Zweige zu meinen Füßen lagen. Der Weg war fürchterlich XX, 2 Die Gartenwelt. 23 schmutzig, voller namenloser menschlicher Zeichen, voller Tümpel mit Abfällen jeglicher Art, aus ärmlichen Wirtschaften korfuetischer Bauern, Aber alles das war überwölbt, verschleiert und halb verborgen von einem Wunder, wie meine Augen bis dahin noch keines erblickt hatten , obgleich sie 40 Jahre sowas gewohnt waren , auch alle berühmten Opuntienfelder oder Gegenden gesehen hatten. Auf den Höhen und Rändern der Wälle standen beiderseits in dichten Doppelreihen, wild durch- einander gepflanzt, ohne Gedanken oder Vorstellung von dem, was es werden solle, die edlen, dornenlosen Feigenkakteen, Opuntien Mexikos, im Stamm nach außen weit ausholend, aber hoch oben auf 4 Meter Höhe über dem Wege in geschlossener Wölbung vereint, verflochten und fest wie das Gewölbe eines Tempels — ein Opuntiendom, ein niegesehenes Wunder! Wenn man das Wesen der Opantia Ficus indica und ihrer edlen, ge- waltig fruchtbaren Formen (Zuchtformen) nicht kennt, kann man kaum begreifen, wie die Stämme die ungeheure Last der schweren Astkronen zu tragen und dazu noch zur weiten Wölbung vereinen können. Ihr Abstand war gelegentlich über 5 Meter hinaus. — Im Innern hatten die Menschen die fruchtenden Zweige arg ver- mindert, verstümmelt, zerrissen und verwundet. Die Zeichen der Habgier lagen zu meinen Füßen. Außen aber, wo die Feigenflur übersehbar und überwacht ist, hingen die Ränder der schweren, blattartigen Zweige voller rötender, großer Kaktusfeigen, die eben im August nach und nach reiften. Es ist nicht denkbar, sich, ohne zu sehen, vorzustellen, wie fruchtbar diese merkwürdigen Opuntien sind. Glied an Glied gereiht, oder seltsam verwirrt, verflochten, hängen alle Stauden voller großer, schwerer, saftiger Feigen, so daß es kein frucht- bareres Gewächs auf Erden gibt; kein Baum, kein Strauch kann entfernt so viele nährende Früchte geben. Nichts kommt ihnen gleich. Und dazu sind diese Früchte nährender, zuckerreicher als irgendeine andere Baumfrucht. Es gibt Länder, Provinzen, wo diese Frucht ein Volk durch den längsten Teil des Jahres fast ausschließlich erhält. Viele Gegenden Siziliens würden heute un- bewohnbar sein, hätten sie nicht den köstlichen Fruchtstrauch Jucatans gefunden. Er gibt ihnen Brot, Zucker und Salz. Er gibt ihnen kostbares Grünfutter und alternd helloderndes Brennholz. Aber so ist der Mittelmeermensch. Alles was er bewundern, als köstlichste Himmelsgabe verehren und behandeln sollte, das mißhandelt er auf das äußerste. Man kann es nicht schildern, wie diese saftigen, genügsamen, dabei über alle Maßen fruchtbaren und nützlichen Opuntien in Korfu mißhandelt werden, wie man ihre Glieder abtrennt, abreißt, zerschneidet, verwundet usw., das ist einfach schauderhaft und denkender Menschen unwürdig. Sprenger. Bücherschau. Grundzüge der Pflanzenvermehrung. Von Max Löbner, Inspektor des Königl. Botanischen Gartens in Dresden. Zweite, neubearbeitete und vermehrte Auflage. Preis in Leinen gebunden M 1,20. Berlin SW. 11. Verlag von Paul Parey. Das vorliegende Schriftchen sollte als Lehrbuch in die Hand eines jeden angehenden Gärtners gegeben werden. Daß fünfzehn Jahre ins Land gehen mußten, ehe der ersten Auflage die zweite folgen konnte, stellt dem fachlichen Bildungsbedürfnis der jungen Generation kein günstiges Zeugnis aus. Auf etwa 50 Druckseiten gibt der auch als tüchtiger Praktiker bekannte Verfasser eine Darstellung der gesamten Pflanzenvermehrung. In zwei Haupt- abschnitten werden die natürliche und die künstliche Pflanzen- vermehrung in zahlreichen Kapiteln behandelt. Im ersten Teile erläutert Verfasser auch, was unter Arten, Varietäten, Sport, Mu- tation und Kreuzung zu verstehen ist, Begriffe, die zahlreichen praktischen Gärtnern unklar sind, gibt Anleitung über die Aus- führung von Kreuzungen, über Bestäubung, die Auswahl von Samenträgern, über Auslese und Blulauffrischung usw., dann über Samenernte, Keimdauer und Keimkraft, um weiterhin die Praxis der natürlichen Pflanzenvermehrung zu erläutern. Gleich eingehend wird auch die Vermehrung auf ungeschlechtlichem Wege behandelt. Ein sorgfältig bearbeitetes Sachregister erhöht den Wert dieser kleinen, zeitgemäßen Schrift. M. H. Der Gärtnerinnenberuf. Von A. L. Wächtler. Preis 50 Pf. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig. Mit diesem Heft liegt wohl die erste abgeschlossene Darstellung des Gärtnerinnenberufs, verfaßt von einer Gärtnerin, vor, gewidmet I-räulein Toni Raschik, in welcher wir, wie man freilich erst aus einer Vereinsankündigung auf der letzten Seite ersieht, die erste Vorsitzende des Vereins der Gärtnerinnen vor uns haben. Die historische Darstellung über den Gärtnerinnenberuf, welche das Schriftchen einleitet, entspricht nicht ganz den nackten Tatsachen, denn die erste Gartenbauschule für Frauen wurde nicht vor etwa 20 Jahren gegründet, sondern bereits Ende der 80 er Jahre des vorigen Jahrhunderts, und zwar durch Frau Kommerzienrat Hedwig Heyl in Charlottenburg. Verfasserin schildert den Gärtnerinnen- beruf ziemlich rosig und eröffnet den Jüngerinnen desselben günstige Aussichten, die in der nackten Wirklichkeit die seltene Ausnahme, nicht die Regel bilden dürften. Ueber die der Gärtnerin meist abgehende körperliche Kraft, welche ihr andauernde an- strengende Arbeit unmöglich macht, setzt sich Fräulein Wächtler elegant mit der Behauptung hinweg, daß für solche Verrichtungen meist kräftige Arbeiter zur Verfügung gestellt würden. Bezüglich der Bildung stellt sie fest, daß sich der Gärtnerinnenstand aus- schließlich „aus höheren Kreisen" zusammensetzt. Es kommt dies daher, daß die Gärtnerinnen bisher nur in Privatgartenbauschulen wissenschaftlich und praktisch ausgebildet werden, welche sich ausschließlich in den Händen von Privatunternehmerinnen befinden, die aus ihren Anstalten reichen Gewinn herausschlagen wollen. Die Kosten für die Ausbildung werden von der Verfasserin mit 4 — 5000 Mark angegeben. Diese Vertreterinnen der „höheren Kreise" fühlen sich hoch erhaben über die Gärtnergehilfen, auch über diejenigen, die sie nicht nur an praktischem Können, sondern auch an theoretischem Wissen turmhoch überragen, scheuen sich, die Hände mit Mutter Erde in Berührung zu bringen, arbeiten wo- möglich mit Handschuhen , damit die am Morgen sorgfältigst polierten Fingernägel nicht den Glanz verlieren, gehen mit ihren Halbschuhen und durchbrochenen Strümpfchen sorgfältig jeder Pfütze aus dem Wege, und wundern sich dann noch darüber, daß man in kaufmännisch geleiteten Handelsgärtnereien von ihnen und ihrer Mitarbeit nichts wissen will. Wenn erst einmal die Ver- treterinnen aus „höheren Kreisen" im praktischen Gartenbau nicht mehr, wie jetzt, die Regel, sondern die seltene Ausnahme bilden, wenn sich mehr von frühester Jugend ab an Entbehrung und an harte Arbeit gewöhnte Töchter aus den Kreisen des Handwerker-, Kleinbürger- und Mittelstandes die Gärtnerei zum Beruf er- wählen, dann wird das Vorurteil, das man heute noch der Gärtnerin entgegenbringt, und das unter den gegenwärtigen Verhältnissen oft auch durchaus berechtigt ist, mehr und mehr schwinden ; dann wird der werktätigen Frau, der sich in dieser ernsten Kriegszeit mancher ihr bisher fremde Beruf erschlossen hat, auch der Erwerbsgarten- bau als weiteres Berufsgebiet seine Pforten öffnen. M. H. Aus den Vereinen. Der Reichsverband für den Deutschen Gartenbau hat ein Nachrichtenamt eröffnet, dessen Aufgaben folgende sind: 1. Das Nachrichtenamt wird jederzeit über allgemein wichtige Fragen des gesamten Gartenbaues, sowie über besondere Fragen jede gewünschte Auskunft unentgeltlich erteilen. 2. Das Nachrichtenamt wird die Tagespresse oder sonstige beteiligte Kreise über Tätigkeit und Maßnahmen im gesamten deutschen Gartenbau auf eine unpeu-teiische Weise laufend unter- richten. Steilennachweis für liriegsbeschädigte Gärtner. Die Be- mühungen des „Fürsorgeausschusses für kriegsbeschädigte Gärtner", eine Uebersicht über solche Stellen zu gewinnen, welche schon jetzt oder später mit kriegsverletzten Gärtnern zu besetzen wären, 24 Die Gartenwelt. XX, 2 haben den erfreulichen Erfolge gezeitigt, daß die Nachfrage nach geschulten gärtnerischen Kräften das Angebot außerordentlich über- steigt. Kriegsbeschädigte Gärtner aus allen Zweigen des Berufes, die begründete Aussicht haben, demnächst aus dem Heeresverbande entlassen zu werden, oder die auf längere Beurlaubung rechnen können, werden daher gebeten, ihre Adresse und näheren Wünsche dem gärtnerischen Fürsorgeausschuß des Reichsverbandes für den Deutschen Gartenbau, Berlin, Invalidenstraße 42, mitzuteilen. Auch jeder andere Hinweis, welcher der Stellenvermittlung kriegsverletzter Gärtner irgendwie dienen kann, wird von der obengenannten Für- sorgestelie dankbar entgegengenommen. Tagesgeschichte. Hamburg. Der kürzlich erschienene Jahresbericht der Bau- deputation für 1914 enthält erstmals einen besonderen Bericht des selbständigen Gartenwesens. Am 1. Januar 1914 trat die von Senat und Bürgerschaft beschlossene Einrichtung der selbständigen Verwaltung des bisher mit dem Ingenieurwesen verbundenen Gartenwesens der Bau- deputation ins Leben. An dem gleichen Tage übernahm der für die Leitung der neuen Verwaltung ausersehene Gartendirektor sein Amt. Aus Zweckmäßigkeitsgründen wurden jedoch die öffentlichen Grünanlagen erst nach und nach vom Ingenieurwesen losgelöst und dem Gartenwesen unterstellt. So kamen Mitte Februar 1914 zunächst die in den Bezirken der 1. und 6. Ingenieur- abteilung befindlichen öffentlichen Grünanlagen usw. unter die Verwaltung des Gartenwesens, dann folgten am 1. Juli der Stadt- park und Anfang August die Grünanlagen usw. der jetzigen In- genieurabteilungen 5 und 6. Erst vom 1. Januar 1915 ab folgten zum Schluß die öffentlichen Grünanlagen usw. der jetzigen In- genieurabteilungen 2, 4, 7 und 8, so daß vom Beginn des Jahres 1915 an die sämtlichen öffentlichen Grünanlagen, Straßenbäume, Spielplätze, Schulhöfe usw. des Hamburger Staatsgebietes zum Verwaltungsgebiet des Gartenwesens gehörten. Das ganze Arbeits- gebiet des Gartenwesens wurde in zwei Inspektionen geteilt, an deren Spitze je ein Garteninspektor gestellt wurde. Die Sondergärten im Stadtpark (Heckengarten, Blumengarten, Rhododendrongarten und Pinguingarten) wurden in den Erdarbeiten fertiggestellt und die Wegearbeiten darin in Angriff genommen. Die zwischen den einzelnen Sondergärten liegenden Parkflächen wurden rigolt und gedüngt. Die eingegangenen größeren Bäume in den Anlagen und die Alleebäume wurden nachgepflanzt. Auf dem Gelände an der Flurstraße, zwischen der Hochbahn und dem Sladtpark, wurde mit der Anlage eines größeren Anzuchtgartens begonnen. Im Hammer Park (Sievekingpark) wurde der große Sportplatz in seinen Erdarbeiten fertiggestellt. — An Neuanlagen wurden hergestellt : der Kinderspielplatz an der Goernestraße, Ecke Kelling- husenstraße, die große Laufbahn an der Martinistraße und einige kleinere Kinderspielplätze und Grünanlagen. Zum Kriegsdienst wurden außer dem Gartendirektor die sämt- lichen festangestellten Bureaubeamten, 6 Angestellte und 70 Gärtner und Arbeiter einberufen. Zur Verminderung der in den Monaten des Krieges entstandenen Arbeitslosigkeit wurden beim Garten- wesen durchschnittlich 300 Arbeiter jeden Alters und Berufs mehr als unter normalen Verhältnissen eingestellt. Diese fanden zum größten Teil bei Notstandsarbeiten Beschäftigung. Zur Linderung der Not der bedürftigen Hamburger Bevölkerung wurden seitens des Gartenwesens im Stadtpark, in den Stadtbaumschulen und staatlichen Gärtnereien 56000 Grünkohlpflanzen angezogen und im Winter der hamburgischen Kriegshilfe kostenlos überlassen. Bei den öffentlichen Grünanlagen wurden nach Ausbruch des Krieges aus Sparsamkeitsrücksichten die Unterhaltungsarbeiten ein- geschränkt. Kastei bei Mainz. Zum Andenken an ihren verstorbenen Mann, Adolfus Busch, einem geborenen Mainz-Kasteler, hat Frau Lilly Busch in Amerika einen Betrag von 125 000 M für einen Volkspark in Kastei gestiftet, welcher den Namen Adolfus Busch- Park führen soll. Die Arbeiten sollen sofort nach Beendigung des Krieges begonnen werden. M. Quedlinburg. Die Gebrüder Dippe A.-G., Saatgutzüchterei hierselbst, die am 30. Januar 1915 mit Wirkung vom 1. Juli 1914 zur Aktiengesellschaft mit 10 Mill. M Grundkapital umgewandelt wurde, veröffentlicht eine Bilanz per 30. Juni 1915. Aus der ersteren sind 0,54 Mill. M Rückstellungen für Kursverlust, Aus- landsforderungen usw. ersichtlich. In der zweiten anscheinend das ganze erste Geschäftsjahr der Aktiengesellschaft umfassenden Bilanz werden diese Rückstellungen, ohne daß die Zuweisung über Gewinn- und Verlustkonto geschähe, mit 0,76 Mill. M angegeben. Der Betriebsüberschuß erscheint mit 1,15 Mill. M. Andererseits Gründungskosten mit 0,51 Mill. M, Zinsen von 0,25 Mill. M und Abschreibungen mit 0,10 Mill. M. Danach verbleibt ein Rein- gewinn von 267 258 M bei 10 Mill. M Aktienkapital, 8 Mill. M 5 prozentige Obligationen und 4,05 Mill. M sogenannten An- leihen. Die Verbindlichkeiten in laufender Rechnung beschränkten sich auf 0,43 Mill. M. Die Wirtschaft in Quedlinburg steht mit 8,50 Mill. M, die in Halberstadt mit 1,62 Mill. M, die in Neuen- dorf mit 2,88 Mill. M zu Buch. Die Warenbestände sind mit 4,21 Mill. M. und die Außenstände einschließlich des nicht be- zifferten Bankguthabens mit 5,29 Mill. M bewertet. Ob eine Dividende verteilt wird und welche, ist aus der Abschlußveröffent- lichung nicht ersichtlich. Die Aktien besitzt die Familie. Rheinland. Bei der Hundertjahrfeier von Saarbrücken teilte Oberpräsident Freiherr v. Rheinbaben nach der „Köln. Ztg." den Beschluß mit, eine rheinische Siedlungsgesellschaft zu begründen, die den Namen „Rheinische Heimat" tragen und den aus dem Kriege zurückkehrenden landwirtschaftlichen und industriellen Ar- beitern die Möglichkeit des Erwerbs einer eigenen Heimstätte ge- währen soll. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Der Deutsche Gärtnerverband gibt den Heldentod seines Mit- gliedes Johann Krewet, Düsseldorf, bekannt. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seiner Mitglieder Joh. Bungert, Bacharach ; Herrn. Köster, Bremen; Jos. Schaller, Malmerz. Kreis Sonneberg; Aug. Schild- hauer, Wittenberg, und William Schneider, Kl. Messelwitz, bekannt. Mit dem Eisernen Kreuz wurden von Mitgliedern des genannten Verbandes ausgezeichnet: Gustav Brenner, Malchow ; Leutnant der Reserve F. Lochmann, Cöthen ; Unteroffizier Kurt Opper- mann , Baalsdorf bei Leipzig, und Fritz Prinsler, Sommerfeld. Der Verband Deutscher Privatgärtner gibt den Heldentod seiner Mitglieder Otto Arndt, Forst (Lausitz), Hugo Jähnig, Dresden, und Gotthold Schönherr, Wannsee, bekannt. Durch Verleihung des Eisernen Kreuzes wurde Gottfried Oppinger, Speyer (schwer verwundet) ausgezeichnet. Aug. Kochte, Herrschaftsgärtner des Kommerzienrates Toelle, Schneeberg, wurde auf dem östlichen Kriegsschauplatz die Fried- rich August-Medaille verliehen. * Heiler, Jakob, Landesökonomierat und Stadtgärtendirektor in München, feierte am 29. Dezember seinen 60. Geburtstag. Herr Heiler ist seit über 30 Jahren Leiter der Münchener städtischen Gartenverwaltung und ein überall geachteter Fachmann. Memmler, Hans, gesch. Mitarbeiter unserer Zeitschrift, wurde von der Kaiserl. Ottomanischen Bagdadeisenbahngesellschaft als Vorsteher der Pflanzungsanlagen an der Strecke in Mesopotamien angestellt. Er soll vor allen Dingen Versuchsgärten südlich des Taurusgebirges anlegen, auch Aufforstungen vornehmen. Herr Memmler wird in Kürze mit dem ersten Balkanzug nach Kon- stantinopel fahren. Es starben Karl Eckardt, Gärtnereibesitzer in Erfurt, am 24. Dez. im 73. Lebensjahre, und Aug. Keller, Gärtnereibesitzer, Liegnitz, am 26. Dezember im 85. Lebensjahre. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Mai HesdörUer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buolidr. Gutenberg e, G, m, b, H., Dessau. Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 21. Januar 1916. Nr. 3. Nachdrude und Nadibildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Friedhofskunst. Der Kriegerfriedhof „Deutsches Ehrental" im Priesterwalde. Von Gartenarchitekt Arthur Stehr, Hamburg, zurzeit im Felde. (Hierzu ein Grundplan und zwei Schaubilder, nach vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Zeichnungen.) Mit Befriedigung kann man wahrnehmen, daß die Krieger- grabstätten in der Heimat eine bevorzugte Pflege genießen. Schon in vielen Städten sind im Laufe der langen Kriegs- zeit eigene Begräbnisplätze für die in der Heimat ihren Wunden erlegenen deutschen Krieger entstanden, denn man versucht die bedeutenden Opfer, die der gewaltige Krieg fordert, auch gebührend zu würdigen. Das Verlangen nach würdigen und künstlerisch angelegten Begräbnisplätzen ist naturgemäß an der Front größer, ja, man kann sagen, die in gewaltiger Zahl Gefallenen werden fast alle dauernd an den Plätzen bleiben, wohin sie nach den Gefechten be- stattet wurden. Aus diesem Grunde müssen wir auch den Begräbnisstätten an der Front die größte Beachtung schenken. Schon die Führung genauer Totenlisten bei Beginn der Be- legungen macht sich notwendig. Es genügt nicht der Nach- weis auf den Grabzeichen. Die meist einfachen, leicht ver- gänglichen Kreuze und Gedenksteine geben keine hinreichende Gewähr für die Richtigkeit der Namen und Zeitangaben. Da die meisten Kriegerfriedhöfe im feindlichen Feuerbereich liegen, so findet man auch häufig Beschädigungen an den Kreuzen und Grabsteinen, um so schwieriger ist aber nach- her die erneute Feststellung der verloren gegangenen Namen. Lagepläne selbst kleinerer Friedhöfe und ausführliche Be- legungslisten sind eben die erste Voraussetzung für einen geordneten Friedhofsbetrieb. Besonders wichtig ist aber auch die künstlerische Aus- gestaltung der Kriegerfriedhöfe. Ihre Lage im Gelände wird verschieden sein, je nachdem sich eine passende Fläche ge- winnen läßt. Meist an dem Feinde abgewandten Abhängen belegen, wird man ihre Ausgestaltung nach architektonischen oder nach ländlidien freien Gesichtspunkten vorsehen. Im vorliegenden Entwurf befindet sich ein größeres Grabfeld in einem schluchtartigen Waldtale. Ringsherum grenzt hoher Buchenwald, der Untergrund ist steinig und mit sehr bin- digem, tonigera Lehmboden durchsetzt. Die Liegenschaft fordert fast als etwas Selbstverständliches zu einer archi- tektonischen Gestaltung heraus. Der umgebende Hochwald, der zwar unter dem Feuer der feindlichen Geschütze gelitten Gartenwelt XX. hat, wird im Laufe der nächsten Jahre der Anlage eine feste Umgrenzung geben. Es entsteht durch ihn ein ge- schlossener Raum, der als geweihter Platz gut zur Geltung kommt. Im Hintergrunde der Anlage ist eine Terrasse vor- gesehen, die durch eine Stützmauer verkleidet wird. Eine chorartige Erweiterung in der Mitte der Terrasse gestattet die Aufstellung eines Denkmals oder Erinnerungszeichens. Der aus der Terrasse gewonnene Erdboden dient zur Ein- ebnung des Belegungsfeldes. Die Seiten und die Vorder- front des Ehrentals werden durch eine Buchenhecke ab- gegrenzt. Etwas betont ist der Eingang. Ueber einige Stufen gelangt man durch ein starkes Eichentor auf den KklEGER-mEMOf.MUTSCMESrHRENT^l ' /// Friedhof. Ein paar Eichenpyramiden heben den Eingang noch hervor. Zwischen der Terrasse und dem Belegungsfeld vermittelt eine Böschung den Höhenunterschied. Die Arbeiten für den Friedhof sind nach dem vorliegen- den Entwurf in der Ausführung begriffen, und zwar geschieht alles durch feldgraue Hilfskräfte, die je nach ihrem Beruf für diese oder jene Arbeit besondere Geschicklichkeit zeigen. 26 Die Gartenwelt. XX, 3 Gehölze. Die deutschen Eichen. Von den 280 bisher wissenschaftlich bekannt gewordenen Eichenarten entfällt fast die Hälfte, nämlich 110, auf Nord- amerika. Mexiko allein weist einen Reichtum von 64, meist immergrüner Eichenarten, sogenannter Lebenseichen auf. Weit- verbreitet ist das Eichengeschlecht im fernen Osten. An den Abhängen des Himalaya, auf den höheren Gebirgen Indiens, den Bergen von Sumatra, Java und den Philippinen sind immergrüne Eichen, oft mit Früchten von mehr als Walnußgröße, ein Bestandteil der Urwälder. Aus China sind 24, aus Japan 18 und von ganz Ostasien 130 Eichen- arten beschrieben worden. Demgegenüber ist das große Gebiet von Mittel- und Südeuropa, Westrußland und dem nahen Orient, ein Gebiet, in dem die Eiche als waldbildender Baum den Charakter der Landschaft wesentlich beeinflußt und volkswirtschaftlich die größte Rolle spielt, mit im Ganzen 40 Spezies verhältnismäßig artenarm. Hiervon besitzt Deutsch- land, dessen Eichenwälder vielleicht die schönsten sind, die es gibt, nur zwei Arten, die Stiel- oder Sommereiche, Quer- cus penduculata Ehrh. und die Trauben- und Wintereiche, Qu. sessiliflora Sw. Eine dritte, einheimische Eiche gibt es, wenn man von der im Alpengebiet und vereinzelt am Kaiser- stuhl in Oberbaden vorkommenden, französischen Eiche, Quer- cus pubescens Willd. absieht, nicht. Die Linne'sche Quercus Robur umfaßt sowohl die Stiel- wie auch die Traubeneiche. Erst gegen Ende seines Lebens lernte Linne die Unterschiede Eingang zum Friedhof „Deutsches Ehrental" im Priesterwalde. beider Arten kennen, betrachtete sie aber lediglich als Formen seiner Rabor. Dieser Name hat manche Unsicherheit ver- ursacht, und da selbst die neueren botanischen Schriftsteller über seine Anwendung durchaus nicht einig sind, man oft nicht weiß, welche Art gemeint sein soll, wenn von Quercus Robur -Wäldern die Rede ist, so sollte die Mahnung Englers, (siehe Natürliche Pflanzenfamilien IIL 1., S. 57) den Namen Robur ganz zu vermeiden, allgemein beachtet werden. Die Stiel- oder Sommereiche, Quercus pedunculata, besitzt kurzgestielte, fast sitzende, am Grunde geöhrte Blätter und langgestielte Blüten und Früchte. Der Stamm ist meistens gerader als bei der Traubeneiche, die Krone breitkugelig , flach gewölbt , 1 o ck e r , der Astbau abstehend. Sie ist ein Baum des feuchten Auebodens der Niederung. Im Alpengebiet soll sie nach übereinstimmden Angaben bis zu 1000 m ansteigen. Das mag in Ausnahme- fällen richtig sein, für gewöhnlich aber bleibt ihr Vorkommen auf die tiefer gelegenen Täler beschränkt. In der gedachten Höhe trifft man nur selten noch Eichen, und dann in der Regel die Traubeneidie. Im Harz geht die Stieleiche nach Meyer bis zu 455 m, die Traubeneiche bis auf 585 m hinauf. Diese Angaben beziehen sich nur auf Tafeleinschnitte. Auf der freien Höhe sind Eichen schon viel tiefer nicht mehr aufzubringen. Die geographische Verbreitung der Stieleiche reicht im Norden bis zum 63. Breitegrad, östlich bis an den Ural, nach Westen geht ihr Verbreitungsgebiet durch Eng- land, Frankreich, das nördliche und östliche Spanien. Sizilien und Griechenland bilden die Südgrenze. Ob die Stieleiche auch im Kaukasus wuchs, dürfte bei den unerhörten, dort herrschenden Waldver- wüstungen kaum noch zu ermitteln sein. Quercus sessiliflora , die Trauben-, Winter- oder auch Steineiche genannt, hat im Gegensatz zur Stieleiche deutlich gestielte, allmählich in den Stiel über- gehende Blätter. Der Blattstiel ist etwa 1 — 2 cm lang und stets deutlich vor- handen. Dieser, wie auch die Mittelrippe sind ausgesprochen gelblichgrün. Ueber- haupt besitzt das Laubwerk der Trauben- eiche einen ins Gelbliche spielenden Schein, während bei der Stieleiche das Laub eher schwarzgrün erscheint. Die Früchte sind kurzgestielt, fast sitzend. Die Krone ist weniger flach gebaut, dichter und der Astbau spitzwinkliger zum Stamm gestellt. Obgleich die Traubeneiche in der Ebene durchaus nicht selten ist und ent- weder mit der Stieleiche vermischt, oder hier und da auch vorherrschend vorkommt, so ist sie doch mehr Baum des Mittel- gebirges. In den Alpen soll sie bis zur Höhe von 1300 m zu finden sein. Ihre geographische Verbreitung ist sowohl nach Norden (bis zum 60. Breitegrade), wie auch Südosten (Krim, Cilicien) und nach Westen und Süden beschränkter als bei der Stieleiche. Eine Erscheinung, die in manchen Jahren auftritt, soll hier noch Erwähnung finden. Es ist die Bildung kurzer, dicht mit Blättern besetzter Zweige in der Krone, XX, 3 Die Gartenwelt. 27 die im Herbst mitsamt den noch fest darin sitzenden Blättern abgestoßen werden und beim Laubfall oder schon etwas früher zu Boden fallen- Es sieht dann aus, als wenn Eichhörnchen in übermütiger Weise ihr Wesen getrieben hätten. Das Volk sieht in diesen Eichenbüschen ein Vorzeichen eines strengen Winters. Im verflossenen Jahre war die Bildung dieser Zweige sehr reichlich. Man darf vielleicht annehmen, daß die nach der Trockenzeit des Frühsommers später einsetzende und anhaltende Feuchtigkeit des Nachsommers die Ursache sein könnte. An feuchten Stellen des Waldes, wo aus irgend- einer Ursache das Regenwasser gestaut war , konnte man bemerken, daß der Boden im Herbst dicht mit Eichenbüscheln bedeckt war. Sie gehörten der Stieleiche an. Was das Vorherrschen der einen oder anderen Art in unsern Wäldern betrifft, in denen der Eichwald 13 Prozent des Laubwaldes und 4 Prozent der gesamten Waldfläche ein- nimmt, so ist bereits darauf hingewiesen, daß die Stieleiche als Baum der feuchten Niederung gilt. Ihr überwiegendes Vorkommen in der Ebene kann aber auch auf andere Weise erklärt werden. Die Stieleiche bringt Eicheln, die, weil sie voller und schwerer sind, beim Sammeln besser den Korb füllen und reichlicher ins Gewicht fallen. Der Sammler wird auch stets geneigt sein, lieber nach den schön rotbraun ge- färbten Eicheln der Stieleiche zu greifen, als nach den blasseren, am unteren Ende bald einschrumpfenden und faltig werdenden der Traubeneiche. Man kann daher annehmen, daß überall da, wo der Eichenwald aus dem Saatkamp des Forstmannes hervorgegangen ist, das natürliche Mischungsverhältnis zu- gunsten der Stieleiche verändert wurde. Vor kurzem ward in der „Gartenwelt" der Vorschlag gemacht, man solle, um die Erträge unserer Eichenwälder zu steigern, gleichwie bei andern Kulturpflanzen dazu übergehen, durch Auslese der Samenträger großfrüchtige Eichensorten zu züchten, um reich- licheres und besseres Material zur Schweinemast zu gewinnen. Nach dem eben Gesagten kann angenommen werden, daß diese Zuchtwahl — wenn auch unbeabsichtigt — schon lange ge- übt wird, schon so lange, wie überhaupt Eichen aus Samen im Saatbeet künstlich aufgezogen werden. Selbstredend kann sich das nur auf Gegenden beziehen, wo beide Eichen- arten miteinander ver- mischt vorkommen. In den Sandgegenden des Nordens, namentlich im Lüneburgischen und auf den trockenen Sandstein-, Porphyr- und Schiefer- böden der deutschen Mittelgebirge, herrscht un- bedingt die Traubeneiche vor, die Stieleiche, die im Hügel- und Berg- lande Basalt, Kalk und Lehm bevorzugt, ist dann nur eingesprengt oder fehlt gänzlich. Hier dürfte die Traubeneiche ihr Ge- biet unbestritten behaup- ten, zumal der Forstmann die Traubeneiche auf pas- sendem Boden lieber sieht, weil sie, wenigstens in der Jugend , raschwüchsiger ist. Ueberall da, wo der junge Eichwald frei über den jungen Buchenschlag hinausstrebt, kann das Vorkommen der Trauben- eiche angenommen werden. Ueber den Nutzen der beiden deutschen Eichen ist zu ijemerken, daß das Holz der Traubeneiche langfaseriger als das der Stieleiche ist. Es läßt sich daher besser spalten und ist für bestimmte Zwecke geeigneter und darum gesucht. Die Spessarteichen, die geschätztesten Deutschlands, sind vor- wiegend Traubeneichen. Die bayrischen Flösser kennen das Holz der Trauben- oder Steineiche genau. Sie nennen es „Senkholz", weil es schwerer als das der Stieleiche ist. Im Uebrigen wird im Holzhandel nicht viel nach der Art ge- fragt. Wer in seinem Park starke, ausgewachsene Eichen abzugeben hat, wird jederzeit ein gutes Geschäft machen, ein Umstand, der dazu beitragen sollte, bei Neuanlagen die Eiche auf Kosten anderer, zwar schnellwüchsigerer, im Holz- ertrag aber minderwertiger Bäume nicht zu vernachlässigen. In manchen Gegenden war es früher Sitte, daß zum An- denken an wichtige Volks- oder Familienereignisse Eichen gepflanzt wurden. Aber die Zeiten ändern sich und mit ihnen wechseln die Gebräuche. Das Bedürfnis, sichtbare Erinnerungszeichen für die Nachwelt zu schaffen, aber bleibt. In unserer Zeit setzt man nicht mehr Eichen, aus denen die Jahrhunderte grüne, lebenspendende Naturdenkmäler schaffen, sondern baut zur Erinnerung an große Begebenheiten, oder zur Ehrung großer Männer Denkmäler, aber nicht in rauschen- den Eichenhainen, wie es die Alten vielleicht getan hätten, sondern auf dem schattenlosen Anger des Städtchens oder Dorfes. Fast jedes Dorf hat ein derartiges „Kunstwerk" aufzuweisen, dessen baldigen Zerfall man oft wünschen möchte, damit es in seiner armen Dürftigkeit nicht auf die Nachwelt komme, als Zeugen einer Zeit, die nicht fähig war, mit den gegebenen Mitteln etwas zu schaffen, was dem Schönheits- sinn entsprochen hätte. Die Eichen werden bekanntlich uralt. Wie alt, läßt sich, da alte Eichen stets hohl sind, durdi Nachzählen der Jahres- ringe nicht feststellen. Doch sind hundertjährige Eichen durchaus keine besonders stattlichen Bäume. 300 Jahre soll die Eiche wachsen, 300 Jahre in voller Kraft grünen und Lii(/£yai-ß l^ußh'^ia Wizc ff/rfn Vii.c£y jv). Tasr Grundriß des Friedhofs „Deutsches Ehrental" im Priesterwalde. 28 Die Gartenwel t. XX, 3 300 Jahre absterben. Die meisten alten Eichen dürften in einem etwa 50 Hektar großen Eichenhain zu finden sein, der innerhalb eines Waldes bei Neuenburg im Großherzogtum Oldenburg liegt.*) Auf Befehl des Großherzogs wird dieser Wald gänzlich im Urzustände belassen. Bäume von 25 Fest- meter sollen dort mehrfach vorkommen. Sonst sind Riesen- eichen selten und werden es von Jahr zu Jahr mehr. Die neueste Kunde vom Fällen eines derartigen Baumriesens kommt aus Oesterreich, wo in diesem Jahr bei Kittiitz eine Eiche gefällt wurde, deren Stamm einen Durchmesser von 2'/.> m hatte. Der Besitzer erhielt für 25 Festmeter Nutz- holz 920 Kronen. Es könnte scheinen, daß bei zwei so nahe verwandten Arten, die so häufig gesellig zusammen wachsen, wie die Stiel- und Traubeneiche, das Vorkommen von Zwischenformen nichts seltenes wäre. Wir kennen zwar solche Bastarde. Quercus hybrida, falkenbergensis u. a. zählen hierher, andere dürften übersehen worden sein, aber da die Stieleiche volle 14 Tage früher blüht und die Blütezeit nur wenige Tage dauert, so ist gegenseitige Bestäubung und damit die Bil- dung von Bastardformen beinahe ausgeschlossen. Dagegen haben unsere beiden Eichen eine große Anzahl von Formen gebildet, die im Wuchs oder in Form und Färbung der Belaubung äußerst mannigfaltig sind. Obwohl gerade dieses Kapitel für den Gärtner von besonderem Interesse ist, möchte ich es doch einer berufeneren Feder überlassen und nur be- merken, daß eine Sammlung von Eichenarten und Formen für den Pflanzenfreund eine Quelle hohen Genusses sein kann. (Im Arboretum zu Muskau sollen 160 winterharte verschiedene Eichen angepflanzt sein.) Es scheint mir aber, daß viele, aus unseren Baumschulen gelieferte Eichenformen ein allzu langsames Wachstum zeigen, um Gemeingut werden zu können. Nur die Pyramideneiche macht darin eine Aus- nahme. Man hat sie schon öfters als Ersatz für die überall aussterbende Pyramidenpappel empfohlen. Wer aber weiß, wie schwer sich Eichen infolge der Pfahlwurzelbildung ver- pflanzen lassen, wird diesen Vorschlägen nicht ohne weiteres zustimmen können. Ueber den Ursprung dieser schönen Eiche enthält die „Flora der Wetterau", Band 3, Seite 367 (Frankfurt a. M. 1801), folgende Angaben: „In einiger Ferne von dem Landstädtchen Babenhausen steht dicht bei Harreshausen eine merkwürdige Abart der Stieleiche, welche unter dem Namen der schönen Eiche be- kannt ist und von den Bewohnern der ganzen Gegend so heilig gehalten wird, daß sie sie mit einem Geländer um- geben haben ; ja sowohl im siebenjährigen Kriege, als auch in dem jetzigen, stellten die Franzosen, obgleich sie als Feinde zu uns kamen, doch augenblicklich eine Wache an diese Eiche, um sie vor allem Frevel der Truppen zu schützen. Sie hat vollkommen den Wuchs der Pyramidenpappel, ihre Aeste und Zweige streben alle aufwärts und legen sich nah an den Stamm an ; selbst wenn Zweige abgerissen werden, so bekommt der neu treibende Zweig gleich dieselbe Rich- tung wieder. Sie hat wohl 100 Fuß Höhe, aber kaum 1 ^ 0 Fuß Dicke. Es ist ein vvahrhaft prachtvoller Anblick, diese schöne Eiche im belaubten Zustande zu sehen ! Alle Versuche, sie durch ihre Früchte oder durch Pfropfen oder Okulieren in ihrer anomalischen Gestalt fortzupflanzen, sind vergeblich gewesen : immer entstanden dadurch wieder Bäume *) Urwald bei Neuenburg in Oldenburg. Siehe hierüber Be- richt und Abbildung in Nr. 49 und 50 des X. Jahrganges der „Gartenwelt". von der gewöhnlichen Gestalt. Dieser Baum soll, wie die Sage geht, in einem zugeworfenen, ausgemauerten Brunnen stehen. Ist dies wahr: so könnte wohl die besondere Art seines Wuchses in der gänzlich verhinderten Ausbreitung seiner Wurzeln liegen. Eine (zwar nicht naturgetreue) Ab- bildung dieser Eiche findet man im 4. Bande des Hanauischen Magazins. Zu diesem, vor nunmehr 115 Jahren veröffentlichten Be- richt über den Mutterbaum unserer Pyramideneichen in Harres- hausen, im Kreise Dieburg, Großherzogtum Hessen, ist einiges nachzutragen. Der Baum, welcher in dem 1904 vom Groß- herzoglichen Ministerium herausgegebenen Bande über be- merkenswerte Bäume im Großherzogtum Hessen auf Tafel 31 abgebildet ist , lebt noch. Sein Alter wird auf ungefähr 300 Jahre geschätzt. Der Stammdurchmesser beträgt in Brusthöhe über dem Boden gemessen 1 ra. Die Höhe ist 26 m. Daß die Harreshäuser Eiche sich weder durch Propfen, noch Okulieren oder aus Samen in ihrer Eigenart fortpflanzen ließe, war ein Irrtum. Schon um das Jahr 1795 sind unter dem Landgrafen Wilhelm IX. von Hessen-Kassel, dem auch die Grafschaft Hanau gehörte, Propfreiser nach Kassel ge- kommen und von Hofgärtner Mohr auf Schloß Weißenstein, dem jetzigen Wilhelmshöhe, mit Erfolg veredelt worden. Dieser erste Abkömmling der Harreshäuser Pyramideneiche, von der gegenwärtig viele Tausende alljährlich aus den Baum- schulen wandern, steht im Wilhelmshöher Park in der Nähe des Octogon. Auch im Auepark in Kassel stehen mehrere herrliche Exemplare, Abkömmlinge der Wilhelmshöher Eiche. Sämlinge von dieser, die ich kenne, besitzen alle Eigen- schaften der echten Pyramideneiche. Rehnelt. Topfpflanzen. Zur Kultur der Winterlevkojen. Wohl infolge der bisherigen südländischen Einfuhr ist die Zucht der Winterlevkojen bei uns fast ganz in Vergessenheit ge- raten. Das ist bedauerlich, denn bei richtiger Kultur liefern die- selben im Nachwinter und Vorfrühling nicht nur reichlich brauch- bare, duftende Schnittblumen, sondern auch dankbare Gruppenpflanzen für Blumenbeete. Zur erfolgreichen Durchführung dieser Kultur sind heizbare Kasten nötig. Ein einziges, durch den Kasten laufendes Heiz- rohr genügt, die Pflanzen frostfrei zu halten. Die Heizung muß absperrbar sein, da sie nur bei strengerem Frost in Tätigkeit treten soll. Die Aussaat der Winterlevkojen erfolgt am besten im April und Mai im Kasten. Die Saat wird bis zum Auflaufen schattig und ziemlich feucht gehalten. Nach erfolgter Keimung werden die Fenster bei entsprechendem Wetter über Nacht abgenommen, und bald läßt man die Fenster ganz fort, beschattet aber nach Bedarf. Wo Erdflöhe auftreten, empfiehlt sich das Bestäuben der Pflanzen mit Naphtalin oder Insektenpulver. Sobald sich die ersten Blätter entwickeln, werden die Sämlinge verstopft. Man muß von jetzt ab mit dem Gießen sehr vorsichtig sein, aber nach wie vor nach Erfordernis beschatten, damit die Pflanzen nicht welken. Die beste Erde für die jungen Winterlevkojen ist eine sandige Mist- beeterde. Schwache Regen wirken vorteilhaft auf das Wachstum ein. Sobald die Sämlinge etwa 5 cm Länge erreicht haben, pflanzt man sie einzeln in Stecklingstöpfe, am besten in eine Mischung von zwei Teilen Mistbeet- und einem Teil lehmiger Rasenerde mit entsprechendem Sandzusatz. Nach dem Einpflanzen sind die Töpfe gut anzugießen und einzufüttern, für die Folge aber vor- sichtig zu bewässern und in den heißen Mittagsstunden zu be- schatten. Frühzeitige Abnahme des Schattens ist wünschenswert. Sind die Levkojen in den Stecklingstöpfen gut eingewurzelt, so XX, 3 Die Gartenwelt. 29 werden sie in 10 cm weite Töpfe verpflanzt. Man setzt nun der obengenannten Erdmischung etwas Knochenmehl oder Poudrette zu. In Ermangelung dieser Düngemittel kann später auch vor- sichtig mit Kuhjauche gedüngt werden. Das Gießen ist nach wie vor vorsichtig zu handhaben, doch kann man die Pflanzen unbesorgt einem kräftigen Landregen aussetzen, bei andauerndem nassem Wetter lege man aber Fenster auf, die dann Tag und Nacht reichlich zu lüften sind. Mit Eintritt frostiger Witte- rung setzt das mäßige Heizen nach Bedarf ein, doch wird auch dann noch nach Möglichkeit gelüftet; nur bei starkem Frost scliließe ich die Fenster ganz. Als höchste Winterwärme können 5 Grad Celsius gelten. Bei hellem, frostfreiem Wetter deckt man die Fenster am Tage stets ab. Neben zu hoher Wärme ist Nässe der größte Feind dieser Levkojen während des Winters, da sie leicht faulen. Stehen die Pflanzen luftig und nicht zu warm, so ist während des Winters nur selten einmal zu gießen. Dem Auf- treten des Pilzes, der auch Goldlack gern befällt, beugt man durch Bestäubung mit gemahlenem Schwefel vor. Zieht man Winterlevkojen zur Schnittblumengewinnung, so hält man sie mehr unter Glas, aber nach Möglichkeit gelüftet, um einen früheren Eintritt der Blüte zu erreichen, man kann sie in diesem Falle auch in den Kasten ausgepflanzt kultivieren. Will man Winterlevkojen als Gruppenpflanzen verwenden, so werden sie im April am besten mit den Töpfen ganz in die Beete eingesenkt. Ein Auspflanzen ist nicht empfehlenswert, weil die feinen Saug- wurzeln den Topfwandungen so fest anliegen, daß sie beim Aus- topfen abreißen ; die Pflanzen kränkeln dann ausgepflanzt und die Blüte gelangt nicht zur vollständigen Entwicklung. Vorteilhaft ist das sorgfältige Ausputzen der absterbenden Blätter während des Winters. Man führe es aus, ohne die Töpfe von ihrem Standort zu entfernen, um die durch das Abzugsloch des Topfes gewachsenen Wurzeln nicht zu stören. Ich bringe meine Winterlevkojen bei der geschilderten Behandlung stets gut durch den Winter. Im vorigen Winter betrugen meine Verluste kaum 2 Prozent. Für die Topfkultur sind die gedrungen wachsenden Sorten die empfehlenswertesten. Ich bevorzuge die Sorte Kaiserin Elisabeth, karminrosa, und deren blutrote Form. Die erstgenannte fällt vollständig echt aus Samen. Die Sorte Weiße Dame ist auch ein Abkömmling von Kaiserin Elisabeth. Gerh. Bovenkerk, Langenberg (Rheinland). ^chon, d. h. ganz vereinzelt trifft man J. caerulea Juss. aus West- indien und J. filicifolia D. Don aus Panama. /. oxyphylla würde ausgepflanzt sicher am besten gedeihen, aber auch als Topfpflanze könnte sie gezogen werden. Kräftige Lehmerde sollte man ihr ^eben. Bei warmer Witterung wäre reichlich zu lüften und bei .Sonnenschein im Hochsommer Schatten zu geben. Memmler. Jacaranda oxyphylla Cham. (syn. J. elegans Mart. J. Caroba DC. var. oxyphylla), Familie : Bignoniaceae, ist ein schön be- laubter, 1 — 1,50 m hoher Strauch aus Brasilien. Er wächst dort gewöhnlich an den Waldrändern und ist zahlreich in der Provinz Minas Geralds anzutreffen. Fällt er schon in den formenreichen Pflanzenvergesellschaftungen Brasiliens wegen seines reichen, präch- tigen Blütenkleides auf, um wieviel mehr würde er dann eine Zierde unserer Gewächshäuser darstellen. Seine geringe Größe ermöglicht eine Kultur fast in jedem Warmhause. Der Blüten- schmuck ist reichlich. Die Zweige von J. oxyphylla stehen auf- recht, so daß die Pflanze auch in der Breite keinen großen Raum erfordert. Die Blätter sind 20 — 30 cm lang, doppelt unpaarig gefiedert. Die Fiederchen sind 2 — 3 cm lang, 4 — 6 mm breit, schmal lan- zettlich, frischgrün, schwach rauh. Die Blüten erscheinen an end- ständigen, 40 — 50 cm hohen Trieben. Der rispige Blütenstand selbst mißt 15 — 30 cm. Die Blüten sind glockenförmig, stehen in spiraliger Anordnung, sind mehr oder weniger hängend. Sie haben veilchenblaue Farbe mit weißer Längsstreifung. Ihre Länge beträgt 4,5 — 5,5 cm; die Blütenspreite mißt 2 — 2,4 cm im Durch- messer. Die fünf Blütenzipfel sind klein, stumpf rundlich. Der Kelch ist klein. Jacaranda oxyphylla gehört zu den Pflanzen, deren Einführung in unsere Gärten mit allen Mitteln unterstützt werden sollte. Die Kultur würde keine großen Schwierigkeiten bereiten. In den Warmhäusern ist eigentlich nur /. ovalifolia R. Br., aus Süd- amerika, bekannt, die sehr schwer zum Blühen kommt. Seltener Muehlenbeckia complexa und Solanum cabiliense argen- teum. In meinem Frühlinge nahm ich gern den Stab in die Hand, um auf die Suche nach schönen Gärten zu gehen. Auch in den kleinsten Betrieben fand ich Interessantes und Belehrendes; die Leiter derselben waren fast ausnahmslos zum Meinungsaus- tausch geneigt. Auf einer solchen Wanderung trat ich in die Fürstlich Hohen- lohe'sche Gärtnerei zu Slawentzitz. Dort fand ich einen sehr lieben Berufsgenossen, den Oberhofgärtner Schwedler (f). Ob- wohl wir im Alter weit auseinanderstanden, verschwand doch bald diese Kluft, indem sie von Schwedler in liebenswürdiger Weise überbrückt wurde. In dieser schönen, großen Gärtnerei fand ich unter anderen Schätzen auch eine Pflanzengruppe, die etwas sehr Eigenartiges an sich hatte. Ganz reizend zeigte sich nämlich zwischen einzeln aufgestellten Solanum cabiliense argenteum (marginatum) eine er- höht gestellte Muehlenbeckia. Diese, eine bedürfnislose australische Kalthauspflanze, verdient es, als Zierpflanze beibehalten zu werden. Ihre vielen dünnen, dunkelbraunen Zweige, die sich wie langes Frauenhaar übereinander flechten, sind mit winzig kleinen, bräunlich- grünen, runden Blättchen aufs zierlichste ausgestattet. Die Gestalt dieser Pflanze und ihre Färbung trat in Slawentzitz auf mäßig beleuchtetem Platze mit den großblätterigen, silberfarbigen Solanum in milden, aber doch vollen Gegensatz, welcher jedem guten Be- obachter anffallen mußte. Die Vermehrung dieses zierlichen Gewächses läßt sich leicht durch Stecklinge, auch durch Absenker bewerkstelligen. Die herab- hängenden Zweige weisen durch ihre willig eintretende Selbst- bewurzelung darauf hin. Das Solanum cabiliense argenteum, ein Afrikaner, gelangt, während der guten Jahreszeit auf warmen Fuß ins Freie gepflanzt, zu prächtiger Entwicklung. Wird eine Ueberwinterung aus- gepflanzter Stöcke beabsichtigt, so benutzt man beim Auspflanzen Weiden- oder Drahtkörbe, um die Ballen und einen erheblichen Teil der Wurzeln in den Körben zu fesseln, und bringt die Pflanzen vor Eintritt von Frösten womöglich in ein gemäßigt warmes oder kaltes Gewächshaus. Die Anzucht geschieht am einfachsten durch Aussaat. M. Sallmann, Tillowitz (Oberschlesien). Pflanzenkunde. Einiges über Dimorphismus. (Hierzu eine Abbildung, nach einer für die „Gartenw." gef. Aufn.) Dimorphismus ist die Zweigestaltigkeit der Laubblätter in ver- schiedenen Höhenlagen desselben Pflanzenstockes. Sehr auffällig ist diese beim Efeu (Hedera Helix) ; sie geht soweit, daß es den Eindruck macht, als sei auf die eine Art eine zweite aufgepfropft. Nur die kriechenden und klimmenden, an verschiedene Gegen- stände sich anschmiegenden Sprosse tragen die fünfeckig-lappigen, hellgeaderten, matten Blätter. Dieses ist die Jugendform, an deren Sprossen sich eine Menge Haftwurzeln entwickeln. Die Blätter der bluten- und fruchttragenden Sprosse, die sich über Baumstrünke usw. erheben, oder hoch oben im erkletterten Baume stehen, zeigen einen ganz anderen Zuschnitt. Sie haben herz- förmiges, ganzrandiges, nicht glänzendes Aussehen. Bei dieser, der Altersform, entwickeln sich keine Luftwurzeln. Diese Zweigestaltigkeit der Blätter kommt noch bei vielen anderen Pflanzen vor, entgeht aber in den meisten Fällen der Beobachtung, weil die unteren Blätter schon abgefallen sind, wenn sich die oberen entwickeln. Noch mehr augenscheinlich als beim Efeu ist jedoch der Gegensatz bei der Espe (Populus tremula). 30 Die Gartenwelt. XX, 3 Während hier die Blätter der jüngeren Sprosse dreieckig, am Grunde herzförmig, unterseits behaart und mit einem verhältnis- mäßig kurzen Stiele ausgestattet sind, sind die Laubblätter in der alten Krone rund, oben und unten kahl und mit langen Stielen versehen. Auch beim Blaugummibaum (Eucalyptus globulas) und den anderen Arten, einigen Salix, Quercus und Myrtaceae ist der Unterschied sehr deutlich. Ferner kommen augenscheinlich verschiedene Blätter bei Pflanzen vor, deren Blätter in verschiedenen Medien leben. Bei vielen Wasserpflanzen sind die unteren Blätter des Stengels, welche im Wasser untergetaucht leben, von wesentlich anderer Form als die auf dem Wasser schwimmenden, oder die ganz in der Luft sich befindlichen, so beim Pfeilkraut (Sagittaria sagitti/olia), oder beim Wasserhahnenfuß (Ranunculus aquaficus), dessen unter- getauchte Blätter dreifach fiederteilig und mit feinen Zipfeln ver- sehen sind, die auf dem Wasser schwimmenden aber zusammen- hängende, gelappte Blattflächen besitzen. Anschließend daran ließe sich noch vieles sagen, so über Keimblätter, ferner über die Umbildung der Blätter zu Ranken, Stacheln usw. H. Sz. Gemüsebau. Vorarbeiten für eine Spargelanlage. Spargelpflanzungen lohnen sich noch immer, besonders dann, wenn der Boden billig, der Absatz günstig und die Anlagekosten nicht zu hoch sind. Im Durchschnitt berechnet man die Anlage- kosten zur Spargelkultur mit 1000 Mark für den Morgen, ohne Bodenerwerb. Die Hauptkosten verursachen der Dung und die vorbereitende Bodenbearbeitung. Es ist ja bekannt, daß der beste Spargel auf lockerem Sandboden gedeiht, wir wissen aber auch, daß dieser Boden sehr arm an Pflanzennährstoffen, hauptsäch- lich an Humus ist. Humus macht den Boden locker und wasser- haltend, und deshalb griff man stets zu dem Stalldung, be- sonders zu Kuhdung. Es gibt nun aber eine ganze Menge anderer Humusstoffe, die billig, ja oft umsonst zu haben sind und nur auf das Land gefahren und dort in den Boden gebracht zu werden brauchen. Es ist in unserer Mark eine häufige Erscheinung, daß dicht neben Sandbergen und sandigen Landstrecken tiefe Moore liegen, die ungezählte Kubikmeter Torf enthalten. Dieser Torf, der oft genug gar kein brauchbares Brennmaterial abgibt, kann jede Spargelanlage, sowie auch jeden Gemüsebau- und Obstbaubetrieb lohnend machen, man braucht ihn nur auszuheben, in Loren zu laden und auf den Gleisen einer Feldbahn, die ja schnell verlegt werden kann, auf das sandige Gelände zu schaffen. Derartige Moore kosten pro Morgen oft kaum 100 Mark. bergen aber soviel Humus, daß man große Strecken der Feld- mark damit befahren kann. Dieser Zweigestaltigkeit (Dimorphismus) der Laubbiätter beim Efeu. Humus ist besser als Stalldung, denn seine düngende Kraft hält jahrelang an, und es bedarf dann alljährlich nur einer sachgemäßen Gabe von Kali und schwefelsaurem Ammoniak, recht gleichmäßig ausgestreut und flach in den Boden eingebracht, um beste Er- folge zu erzielen. Dadurch wird der Betrieb erheblich vereinfacht, denn die alljährliche Zufuhr des Stalldüngers kostet nicht nur viel Geld, verschlingt also einen großen Teil des Ertrages, sondern sie ist auch umständlich und zeitraubend, und Zeit ist auch Geld. Es seien mir noch einige Worte über die meist veraltete Boden- bearbeitung großer Ländereien, das bekannte Rigolen, gestattet. Noch heute können sich viele Fachkollegen nicht davon trennen, der Boden wird fast metertief umrigolt, wobei meist die oberste Erdschicht, der alte, schöne Kulturboden, in die Tiefe versenkt wird. Ist das nötig ? Wo man durchaus rigolen will, führe man es so aus, daß der oberste Stich Erdboden oben bleibt, so hat man den Mutterboden doch wenigstens gerettet. Wer sein Land etwa 15 cm hoch mit Torf erde überfahren und diese dann tief in in den Boden versenken wollte, der würde unsachgemäß handeln ; wer aber guten Humusboden oder Moor- erde aufs Land bringt und mit einem guten Rigolpflug oder einem tiefgehenden Wendepflug das Land pflügt, der bringt die Humuserde 25 — 30 cm tief in den Boden, gerade dorthin, wo sie den Spargelwurzeln und auch den Wurzeln aller anderen Ge- müsepflanzen zur bequemen Nahrungsaufnahme durchaus nötig ist. In der Furche hinter dem Pfluge lasse man aber noch einen Grubber, einen sogenannten Tiefenlockerer gehen, der die Furchensohle eben- falls noch um 25 — 30 cm lockert. Auf diese Weise wird der Sandboden bis auf 60 — 65 cm Tiefe gelockert, und zwar besser als durch das umständliche Rigolen. Außerdem wird auch durch das Lockern mit dem Pflug die Steigefähigkeit des Grundwassers nach der Erdoberfläche nicht unter- brochen, denn zwischen den ein- zelnen Furchen bleibt ja noch ein schmaler Erdstreifen stehen, der die Kapillarfähigkeit (Anziehungs- kraft) des Bodens aufrecht erhält. Was nun den Kostenunterschied betrifft, so ist dieser dem Rigolen gegenüber ein ganz bedeutender. Das Rigolen geht langsam von- statten und ist teuer, das Pflügen erfolgt aber schneller und ist billiger. Rechnet man pro Tag nur einen Morgen, den der Pflug bewältigt, so kommen etwa 50 M an Kosten heraus, das Rigolen aber kostet fast das Zehnfache. Auf den Rieselfeldern der Groß- städte erhält man den „ R i e s e 1 - schlick" billig, einen guten Humusboden, der aus den Ab- wässern zu Boden sinkt und in den Gräben und Fangdämmen abgelagert wird. Mit diesem Schlick kann man den schlechtesten Sand- boden auf billigste Weise kultur- fähig machen, nur darf man ihn nicht metertief versenken, sondern man pflüge ihn, ähnlich wie den Stallmist, 25 — 30 cm tief in den Boden. Werden die Gräben zur Spargelpflanzung dann später ge- zogen, so kommt die eingepflügte Erde gerade den jungen Spargel- wurzeln recht, jahrelang haben sie hier dann Nahrung. Franz Rochau. XX, 3 Die Gartenwelt. 31 Orchideen. Zwei schöne Dendrobien. (Hierzu zwei Abbildungen, nach für die „Gartenwelt" gefertigten photographischen Aufnahmen des Verfassers.) Unter den unzähligen Den- drobiumarten, die man heute kennt, gibt es eine ganze Reihe schöner und erprobter, die dankbar und auch lohnend für unsere Orchi- deenzucht sind. Die verhältnis- mäßig kurze Blütedauer ist zweifel- los daran schuld, daß man auch wirklich dankbare Arten außer Acht läßt. i":,,. Eines der schönsten immer- grünen Dendrobien ist das indische D. aggregatum ; es gehört zu jenen, die man sehr selten zu sehen be- kommt. Die Abbildung stellt eine Originalpflanze dar, welche die Wiener Zoologisch-botanische Gesellschaft im Jahre 1901 in Brasilien mit anderen wertvollen Pflanzen gesammelt hat. Die ersten Jahre schien die Pflanze hier bedenklich ums Leben zu ringen, sie paßte sich aber doch dem Orchideenhause an, wächst seitdem ganz lustig und blüht alle Jahre. Sie wurde bisher meines Wissens noch nicht zur Weiterzucht abgegeben, verdient daher als Seltenheit rege gärt- nerische Aufmerksamkeit. Durch ihre metallglänzenden, leicht ge- krümmten, dicken Scheinbulben, die stets nur ein Blatt tragen, ist diese Art sehr eigenartig. Wie fast alle immergrünen Arten, scheint auch diese auf Holz- oder Korkstücken vorzüglich zu wachsen. Die Wurzeln umklammern das Stück bald und ziehen jedenfalls die Luftfreiheit dem Einsetzen vor. Die an der Basis verwachsenen Scheinbulben ähneln einem einzigen Gußstück. Die Blätter sind 10 — 12 cm lang, schön dunkelgrün und von steifer, sehr harter Beschaffenheit. Der Blumenstiel erscheint an dem unteren Teil der Scheinbulbe; es ist be- merkenswert, wie rasch sich diese entwickelt. Vom Knospenansatz bis zum Aufblühen vergehen nur drei Wochen. Die Blüte ist ganz gelb und trägt auf der Lippe eine sehr starke, dottergelbe Beschattung, Wenn die Pflanze ihre prächtigen Blumen entfaltet, erregt sie allge- meine Bewunderung. Auf der letzten Londoner Ausstellung (1912) konnte man auch ein D. aggre- gatum sehen, dessen Blumengröße sehr auffallend war. Man glaubte eine neue Hybride vor sich zu haben, es war aber nichts anderes als eine „forma" der echten Art. Die Pflanze benötigt keine besondere Pflege ; sie wächst im hiesigen Hause in einer Wärme von 17 — 20 Grad Celsius, blüht im Juni bis Juli und ist sehr empfehlenswert. D. Pierardii gehört in die Gruppe Dendrobium aggregatum. der laubabwerfenden Arten und ist vielleicht eines der ältesten aus Indien zu uns gebrachten Dendrobien. Es ist sehr ver- breitet in den nordöstlichen Buchten von Bengalen bis zu Britisch-Burma, wo es in der Gegend des unteren Sikkim meistens auf den gefallenen Bäumen wächst. Dr. Roxburgh sandte Anfang des vorigen Jahr- hunderts die erste Pflanze nach Kew-Gardens, von wo sie eine rasche Verbreitung gefunden hat. Wenn auch heute alt, ist es doch eine der beliebtesten Pflanzen unserer Glashäuser. Wenn die herabhängenden, oft über 1' jm langen, fast fingerdicken, schlan- ken Scheinbulben in blühende Zweige umgewandelt sind, wie es das Bild zeigt, kann es inbezug auf die Schönheit und Reinheit der Farbe kaum mit einer anderen Art verglichen werden. Die paarweise erscheinenden Blüten bedecken zwei Drittel der Länge des Stammes. Die halb- durchsichtige Blumenkrone ist milchweiß bis rosa angehaucht. Das primelgelbe Labellum ist nahe dem Grunde mit ein paar kleinen pur- purroten Linien geziert. Die ziemlich seltene Abart latifolium zeichnet sich durch größere, kräftiger gefärbte und an Blütenzahl reichere Blütenschäfte aus. Beide sind schöne und dankbare Winterblüher. H. Jirasek. Cypripedium Caiceolus (Ab- bildung Seite 32). Die Freilandcypri- pedien gehören zu den Schmerzens- kindern mancher Gärtnereien und Gärten. Neu gekauft, blühen die Pflanzen ein- oder einigemale, und oft ist es dann mit der Freude vor- über, natürlich abgesehen von Aus- nahmen. Auch ich hatte früher öfters Pech mit Cypripedium Caiceolus, bis vor einigen Jahren mein Chef einen prachtvollen Klumpen dieser schönen Art erhielt, der gleich nach der Blüte mit einem guten Erdballen hier an- kam. Die anhaftende Erde erwies sich als sehr schwer, feucht und humusreich. Dieser Umstand war für mich ein Fingerzeig. Die Pflanze wurde in kräftigen Boden gesetzt und in der Wachstumszeit recht oft förmlich unter Wasser gesetzt. Diesem Umstand schreibe ich es zu, daß ich jetzt jedes Jahr an C Cai- ceolus die Freude eines prächtigen Flors habe. Sandhack, Mehlem a. Rh. Plaudereien. Dendrobium Pierardii unter Cattleyen. Einiges über die Stellung des Gärtners in Kalifornien. Manchen Kollegen wird es viel- leicht interessieren, einiges über die Verhältnisse der hiesigen Gärtner zu hören , besonders über diejenigen der Privatgärtner. Da ich im alten 32 Die Garten weit. XX, 3 Vaterlande auch lange Jahre im Privatbetrieb tätig war, leider viel zu lange, so interessierte mich die hiesige Lage der Privatgärtner. Wohl an keinem Platz oder Land wird es soviele Privatgärtner wie hier in Kalifornien geben. Beinahe die ganzen Millionäre der Union haben hier Besitz- tümer, auf welchen sie einige Monate im Jahre verbringen. In vielen Gärten sind bis zu 50 Mann beschäftigt, in manchen mehrere hundert. Alle Privatgärten sind natürlich nicht so groß, auch legen nicht alle Besitzer so hohen Wert auf deren Unterhaltung, daß sie so viele Leute beschäftigen, denn das bedeutet eine ungeheure Ausgabe. Im Durchschnitt werden meist 4 — 6 Mann beschäftigt, und diese können bei dem milden Klima einen ziemlich großen Garten imstande halten. Unter den Gärtnern sind hier alle Nationen vertreten, die deutsche am meisten. Der deutsche Gärtner ist hier sehr beliebt, und da die meisten auch wirkliche Gärtner sind, bekleiden sie bald auch gute Stellen. Aber gerade unter den Deutschen findet man auch recht unzuverlässige Menschen, durch welche schon viele Stellen für Deutsche auf immer verloren gingen. Meistens kommen dann Chinesen in solche Stellen. Neid und Mißgunst spielen auch hier oft eine große Rolle, das alte Uebel, das schon manchem Kollegen das Arbeiten sehr sauer gemacht hat, und wohl auch noch weiter sauer machen wird. Wie ich schon vorhin erwähnte, finden tüchtige Fachleute bald sehr gut bezahlte Stellungen. Ich habe verheiratete Leute kennen gelernt, die erst ins Land kamen und gleich Stellung mit 100 Dollar Monatsgehalt fanden, meist bei freier Wohnung. Sehr oft ist es der Fall, daß die Frau als Köchin oder dergleichen im Hause hilft. In solchem Falle werden dann beide freie Station haben und je 60—70 Doli, im Monat verdienen. Hier ist es nämlich keine Schande, wenn die Frau im Hause hilft, aber ohne besondere Bezahlung wird diese Arbeit hier nicht verlangt. Wenn dann die Gärtnerehepaare einige Jahre arbeiten und sparsam wirtschafteten, haben sie ein schönes Kapital er- übrigt. Man findet hier auch sehr viele wohl- habende Privatgärtner, die 5 — 10 Wohnhäuser be- sitzen. Hat einer im Laufe der Jahre Glück, daß er einen Superintendentenplatz in Cypripedium Caiceolus. Nach einer vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. einem der größeren Betriebe bekommt, dann ist er ein gemachter Mann. Solche Stellen sind besser als viele hohen Staatsstellen in Deutschland bezahlt. Schön ist es hier, daß solche Stellen immer von Gärtnern besetzt werden. In Deutschland ist das meist nicht der Fall, da steht der Gärtner oft noch unter dem Verwalter, und meistens ist das nicht sehr angenehm für den Gärtner, denn oft haben diese Vorgesetzten wenig Ahnung von Gärtnerei. Es kommt hier natürlich auch vor, daß kleinere Leute einen ledigen Gärtner suchen, der im Hause helfen muß und oft mehr Diener als Gärtner ist. 60 — 70 Doli, wird ein solcher bei freier Station immer verdienen. Eine solche Stelle ist jedenfalls noch besser als gar keine, und mancher fühlt sich auch in ihr wohl. Oefters suchen Herrschaften auch hier ein kinderloses Ehe- paar. Es regt sich hier niemand darüber auf, denn es gibt genug kinderlose Ehepaare, die auch Stellung haben wollen. Ueber diese Sache wurde ja schon viel geschrieben, aber geändert wird kaum etwas daran. Die Leute, die Gärtner halten, haben auch Geld, und wer Geld hat, sucht sich eben Leute aus, die ihm zusagen. Viel trauriger sind doch sicher Anzeigen, in welchen ein Gärtner, 22 oder 24 Jahre alt, Lebensstellung sucht, wo Verheiratung gestattet ist. Ich meine immer, man sollte vorher was lernen und Erfahrung sammeln, bevor man heiratet. Ich weiß ganz bestimmt, wenn ein tüchtiger Gärtner eine Stelle innehat, daß sich die Herr- schaft dann nur freut, falls er sich verheiratet, weil sie glaubt, daß er dann bleibt. Sehr oft ist es hier auch der Fall, daß Gärtner neben- bei Auto fahren müssen, aber nur in kleineren Stellen. Die Herrschaften lassen ihn darin ausbilden, und mancher hängt später die Gärtnerei an den Nagel und wird Kraft- wagenführer. Als solcher verdient er sein Geld meistens leichter, meist 150 Dollar und mehr, und hat ein an- genehmeres Leben. Gehilfen in Privatgärtnereien erhalten meistens 40 — 60 Dollar bei freier Station, Was haben die Privat- gärtner nun zu leisten ? wird mancher fragen. Der Hauptwert wird immer auf den Park gelegt. Wenn einer Geschick und Kenntnisse hat, kann er da nach eigenem Gutdünken schaffen, was er für gut hält. Man kann mit Leichtigkeit kleine Paradiese schaffen. Die Herrschaften haben was dafür übrig. Man kann da mit Gehölzen herrliches machen, denn die Temperatur fällt nie auf den Gefrierpunkt. Die durchschnittliche Winter- XX, 3 Die Gartenwelt. wärme beträgt etwa 14 Grad Celsius, die mittlere Sommer- wärme 16 Grad Celsius. Pelargonien, Fuchsien und der- gleichen können das ganze Jahr über im Freien bleiben, Palmen, Bugainvilleen, Canna ebenfalls. Alle bekannten Stauden gedeihen prächtig hier, ferner die Kletterrosen und zahlreiche andere Schlingpflanzen, die man so vielseitig ver- wenden kann. Cinerarien werden als Unterpflanzung unter großen Bäumen verwendet, Verbenen blühen den ganzen Winter. Efeupelargonien sieht man an den Häusern bis zum Dach emporwachsen. Auch Gewächshauskulturen werden nicht vernachlässigt ; 5 — 6 Häuser stehen in jedem Privatgarten. Sie sind nur für Warmhauspflanzen bestimmt. Alle Kalthauspflanzen können im Freien bleiben, oder es sind Lattenhäuser dafür da. Gardenien werden viel gezogen ; sie sind hier Lieblingspflanzen aller feinen Leute, ferner Orchideen und sehr viel Chrysanthemum, welche durchweg in Häusern herangezogen werden. Groß- artiges wird da geleistet. Weiter werden viel Schnittblumen für Vasen und Tafel- schmuck benötigt. Zu diesem Zweck liefern die Stauden herr- liches Material. Weinhäuser findet man auch in vielen Privatgärten, mit Sorten bepflanzt, die wir auch drüben haben. Im hiesigen Klima hat man aber viel größere Erfolge ; das Holz reift besser aus und jeder Trieb bringt Früchte. Allerdings hat das Klima dem deutschen gegenüber auch manchen Nachteil. Wir haben den ganzen Sommer keinen Regen, alles muß bewässert werden. Die Regenzeit beginnt Mitte Dezember und endet meistens im März. Einige Güsse kommen manchmal noch später ; sie fallen dann meistens in die Zeit der Rosenblüte ; Stürme sind immer ihre Be- gleiter, was natürlich kein Vorteil für den Rosenflor ist. Aber trotzdem sind die Monate von Januar bis Mai herrlich, denn jede Woche sieht man dann etwas anderes blühen. Das Frühjahr, das drüben nur wenige Wochen an- hält, haben wir hier etwa 4 Monate lang, und keinen Frost, der schaden kann. Während der Regenzeit läßt man auch alles Unkraut ruhig wachsen, was einen Neuling allerdings unangenehm berührt ; wird es dann trocken, ist es eine Leichtigkeit, alles sauber zu machen. C. Müller, Kalifornien. Pflanzenkrankheiten. Im Anschluß an den Artikel des Herrn H. Memmler, eine neue Krankheit der Walnüsse, in Nr. 53, Jahrg. 1915, teile ich mit, daß dieselbe Krankheit auch an den Walnußbäumen des hiesigen Schul- gertens geherrscht hat; wohl 90 Prozent der Nüsse zeigten die Krankheit und waren daher fast völlig unverwertbar. Spuren der Krankheit zeigten sich bereits an den wenigen Nüssen der vor- jährigen Ernte. Nahrungs- und Feuchtigkeitsmangel dürften nicht die Ursachen sein, da die unter den Bäumen befindlichen Schul- gartenbeete stark gedüngt und bewässert wurden, dagegen ist die Humusschicht nur eine sehr flache, etwa 1,50 m, weil harter Fels, Porphyr, dicht darunter steht. Berkling, städtischer Gartendirektor, Halle a. S. Zeit- und Streitfragen. aber nichts an der Tatsache, daß die Hauptverwaltung des ge- nannten Verbandes nach der bisher unwidersprochen gebliebenen öffentlichen Erklärung des Herrn Albrecht die Teilnahme an der von diesem vorgeschlagenen ganz unverbindlichen gemein- samen Aussprache abgelehnt hat, während der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein und der Deutsche Gärtnerverband zu «olcher Aussprache bereit waren. In seinem an uns gerichteten Schreiben führt der Vorsitzende des Privatgärtnerverbandes aus, daß von einer Ablehnung des Albrecht'schen Antrages durch ihn (den Vorsitzenden) keine Rede sein könne, weil nicht der Vor- sitzende, sondern allein der Vorstand und Ausschuß zur Stellung- nahme in der Angelegenheit berechtigt seien. Letzterer habe aber im Vereinsorgan seine Bereitwilligkeit zur Förderung aller fried- lichen und maßvollen Bestrebungen für die Interessen des deutschen Gärtnerstandes innerhalb des Reichsverbandes für den deutschen Gartenbau zugesagt. Um so verwunderlicher ist es, daß die Teil- nahme an einer gemeinsamen, duraus unverbindlichen Be- sprechung abgelehnt wurde. Wenn der Privatgärtnerverband, wie uns der Vorsitzende schreibt, als eingetragener Verein nicht ohne Anhörung einer Generalversammlung und nicht ohne die Ansichten der etwa 2000 im Felde stehenden Mitglieder ge- hört zu haben, in der fraglichen Einigungsangelegenheit Beschluß fassen will, bzw. kann, so finden wir dies ganz in der Ordnung, aber zwischen einer endgültigen Beschlußfassung und der Teilnahme an einer unverbindlichen ge- geinsamen Besprechung besteht doch ein himmel- weiter Unterschied. Kaiser Wilhelm II. hat kurz nach Ausbruch des gegenwärtigen Weltkrieges erklärt, daß er keine Parteien mehr kenne, sondern nur noch Deutsche! Man begrabe jetzt doch endlich, wenn auch nur für die Kriegszeit, den kleinlichen Parteihader innerhalb der gärtnerischen Fachvereine und schließe sich wenigstens da, wo politische Parteifragen gar nicht in Betracht kommen, zu ersprießlicher Gemeinschaftsarbeit zusammen. Für die Arbeitnehmerverbände würde sich dann reichlich Gelegenheit zur Zusammenarbeit bieten, zur Hebung des Gehilfen- und Privatgärtnerstandes, zur Bekämpfung der Forderung der Kinderlosigkeit und Kinderzahlbeschränkung bei Privatgärtnern, zur Beseitigung der unwürdigen Ausnutzung der Arbeitskraft der Frauen vieler Privatgärtner durch sogen, hohe und höchste Herrschaften, zur Regelung der Arbeitszeit, Besserung der Wohnungsverhältnisse, für menschenwürdige Bezahlung usw. „Vereinter Kraft gar leicht gelingt, was einer nicht zustande bringt." M. H. Zu unserer Notiz, betreffend das Scheitern der Gemein- schaftsarbeit der Gehilfen- und Angestelltenverbände, sendet uns der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Privatgärtner eine längere Erklärung, in welcher er seine Stellungnahme in dieser Angelegenheit zu rechtfertigen sucht. Diese Erklärung ändert Pflanzendüngung. Die Stickstoffvorräte und der Krieg. Als ich vor Jahren an dieser Stelle darauf aufmerksam machte, daß wir ernstlich darauf bedacht sein müßten, alle Bestrebungen der Industrie und Wissenschaft, die darauf hinausgehen, einen vollwertigen Ersatz für den Chilisalpeter, als bisher immer noch billigsten und am leichtesten erhältlichen Stickstoffträger, nach Möglichkeit zu Unterstufen, da die Lager von Chile jedenfalls nur noch für recht beschränkte Zeit unseren Bedarf decken könnten, erhob sich viel Widerspruch in der interessierten Presse. Da aber der Widerspruch nur von einer einseitig bestimmten Richtung ausging, war er mir mehr Beweis für die Richtigkeit meiner Annahme als Gegen- beweis. Ich nahm damals an, daß, vorausgesetzt, daß keine katastrophalen Ereignisse beschleunigend auf den Abbau der Lager in Chile einwirken würden, diese höchstens noch 60 — 100 Jahre den Bedarf des Weltmarktes decken würden. Andere haben, teils besser unterrichtet, teils vielleicht auch mehr nach der anderen Richtung hin interessiert, teils in der v'orausahnung des Kommenden, den Zeitraum um vieles ge- ringer bemessen, fast nie hingegen habe ich in der ein- 34 Die Garten'welt. XX, 3 schlägigen Literatur Angaben gefunden, die auf Grund ört- licher Kenntnisse der Verhältnisse annehmen ließen, daß sie über ein Jahrhundert ausreichen würden. Die Angaben schwanken zwischen 20 und 100 Jahren. Jedenfalls handelt es sich um eine Spanne Zeit, die bald durchschritten ist, und deshalb kann man bei der ungeheuren Wichtigkeit der Frage die Besorgnis der beteiligten Kreise wohl verstehen. Es ist von vornherein gar nicht anzunehmen, daß wir irgendwo in der Welt ähnliche Lager entdecken werden, denn die geo- logischen Verhältnisse, unter denen sich in Chile die Stick- stofflager gebildet haben, sind so eigenartig, daß bei der jetzigen Kenntnis des Erdballes eine Widerholung eines gleichen Falles bei der großen wirtschaftlichen Bedeutung längst bekannt wäre. Alles was bisher über ähnliche Fälle in der Presse berichtet wurde, hat sich nachträglich als Börsen- manöver oder Täuschung herausgestellt, genau wie bei den Kalilagern, die auch nur in Deutschland unter Ausnahme- bedingungen entstanden sind und deren Vorhandensein eben- falls, abgesehen von kleinen unbedeutenden Vorkommen in Ostindien, bisher nirgends entdeckt wurden. Wenn bisher noch immer der Chilisalpeter vor allen Salpeterprodukten den Markt beherrschte, so lag das an seinem geringeren Preis, der aber zum Teil auch nur für geringer gehalten wurde, weil die Wertbestimmung, die doch schließlich in der Hauptsache im Stickstoffgehalt zum Aus- druck kommt, für den Laien zu schwer ist und die ent- wertenden Gesichtspunkte keine Berücksichtigung fanden. Der Gehalt an Stickstoff in den uns zur Verfügung stehenden künstlichen Stickstoffdüngemitteln ist in Gewichts- prozenten ausgedrückt folgender, auf je 100 Gewichtsteile: 1. Chilisalpeter 16,50 Gewichtsteile 2. Schwefelsaurer Ammoniak 21,22 3. Salpetersaurer Ammoniak 35,00 4. Kalkstickstoff 35,00 Das Kilo gebundener Stiffstoffe hatte vor dem Kriege etwa einen Wert von 1 Mark. Heute ist der Preis natürlich viel höher. Das Gewichtsverhältnis ist aber nicht das allein bestimmende für den Preis, wenigstens nicht in der Praxis. Immerhin muß es in Erwägung gezogen werden. Sind die Nebenprodukte, die wir mit beziehen, im Verhältnis zu der Stickst off menge schwer, so belasten sie die Transportkosten, zumal sie beim Chilisalpeter und beim schwefelsauren Ammoniak für den Boden nicht einmal von Nutzen sind. Am geringsten sind demnach die Transportkosten im Verhältnis zum Stick- stoffgehalt und zu den verwertbaren Nebenprodukten beim Kalk- stickstoff und salpetersauren Ammoniak, einem bisher aller- dings nur ganz Wenigen bekannten Stickstoffdüngemittel, dem aber voraussichtlich in Zukunft eine große Bedeutung zukommt. Weiter kommt für die Wertbestimmung die Löslichkeit in Frage, und zwar sowohl die absolute Löslichkeit, wie die Geschwindigkeit, mit welcher die Löslichkeit im Boden vor sich geht ; denn durch diese wird schließlich der den Pflanzen in Wirklichkeit erstehende Nutzen bestimmt. Für viele ist auch die Anwendung der einzelnen Stick- stoffdüngemittel von Ausschlag für ihre Wahl. Leider ist die genaue Anwendung gerade bei Stickstoffdüngemitteln so außerordentlich wichtig ; viele Mißerfolge haben ihren Ursprung allein in einem Zuviel und Zuwenig oder in einer unzeitgemäßen Anwendung. Leider ist das Umgehen mit Stickstoffdüngern heute noch eine recht wenig gekannte Wissenschaft, und die Fehler, die heute noch gemacht werden, sind so elementar, daß es schließlich kein Wunder ist, wenn die künstlichen Stickstoffdünger bei manchem so in Mißkredit stehen. Ich habe eigentlich auch noch kein für den Laien leichtverständliches, sachliches Buch gefunden, welches ich auch dem einfachsten Landmann hätte in die Hand geben können. Ganz gewiß sorgen die großen Vereinigungen der Erzeuger von künstlichem Stickstoff für Aufklärung, aber sie tun es doch alle in einer einseitig bestimmten Form, so daß der Verbraucher, wenn er nicht über die notwendigen Vorkenntnisse verfügt, unklar, und in vielen Fällen durch die reichlichen Widersprüche mißtrauisch bleibt. So nur kann es kommen, daß heute noch viele die unverhältnis- mäßig teuren und stickstoffärmeren natürlichen Düngemittel den künstlichen vorziehen, weil sie scheinbar sicherer und zuverlässiger in ihrer Wirkung sind. Der Endwert des künstlichen Stickstoffdüngemittels wird demnach bestimmt durch Stick stoffgehalt, Gesamt- gewicht, Löslichkeit und Anwendung. Wie ist es nun um die Bezugsmöglichkeiten von künstlichen Stickstoffträgern bestellt? Der Staat hat in diesem furcht- baren Kriege auf vieles die Hand legen müssen, um die Volksernährung und den Sieg zu sichern. Neben tausenderlei anderen Dingen haben sich zwei als unbedingt notwendig erwiesen : Pulver und Brot, oder wenn man es umfassender sagen will : Sprengmittel und Getreide. Beide aber sind vom Stickstoff abhängig. Ohne das Eine ist so wenig wie ohne das Andere ein siegreicher Krieg für Deutschland denkbar. Der Aushungerungsplan unserer Gegner ist miß- glückt. Noch vor Jahrzehnten wäre er vielleicht gelungen. Ohne die zunehmende Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft und der verwandten Bodenerzeugnisse hervorbringenden Be- rufe wäre heute die Ernährung unseres Volkes bei einer verhältnismäßig geringen Beanspruchung der fremdländischen Bodenerzeugnisse nicht möglich, und dies besonders zu Zeiten der Krise, als wir noch nicht die gewaltigen, nach tausenden von Quadratkilometern zählenden Kulturflächen unserer Feinde in Besitz hatten, sondern ziemlich bedeutende Teile unseres eigenen Landes und der verbündeten Monarchie vom Feinde besetzt und ihre Ernte und Erntevorräte vernichtet waren. Auch die Geschichte der künstlichen Düngemittel und der Be- nutzung der künstlichen Stickstoffdüngemittel hat daran wesentlichen Anteil. Das wird wohl auch nicht bestritten werden. (Ein Schlußartikel folgt.) Curt Schürer. Höchstpreise für künstliche Düngemittel. In einer der letzten Sitzungen des Bundesrats wurde dem Entwurf einer Bekanntmachung, betreffend Höchstpreise für künstliche Düngemittel, die Zustimmung erteilt. Durch die Verordnung über künstliche Düngemittel wird eine umfassende Regelung dieses wichtigen Gebietes vorgenommen. Die Verordnung bringt zunächst Höchstpreise für die maß- gebensten Düngemittel, und zwar im Hinblick auf die Verbraucher. Für den Verkauf durch die Fabrikanten, sowie im Großhandel werden Höchstpreise nicht festgesetzt, doch erhält der Reichskanzler die Befugnis, im Bedarfsfall auch diese zu bestimmen. Außer durch die Preistreibereien, denen die Höchstpreise ein Ziel setzen sollen, fühlte sich die Landwirtschaft noch besonders durch das Mischen von künstlichen Düngemitteln beschwert. In weitem Umfang werden diese Mischungen lediglich zu dem Zweck der Verschleierung oder Täuschung hergestellt. Um dem vor- zubeugen, enthält die Verordnung genaue Vorschriften über die Herstellung von Mischdüngemitteln. Demselben Zweck dient die Bestimmung, wonach der Verkäufer dem Käufer spätestens bei Abschluß des Kaufvertrages eine schriftliche Mitteilung über Art, Gehalt und Form des gekauften Düngemittels auszuhändigen hat. XX, 3 Die GarLenwelt. 35 Hervorgehoben sei, daß alle Bestimmungen nach Möglichkeit den im Düngemittelverkehr bisher üblidien und teilweise lang- eingebürgerten Abmachungen sich anschließen. Endlich enthält die Verordnung noch Bestimmungen über das Entfetten wichtiger Rohstoffe der Düngemittelfabrikation, nämlich der Knochen, Leder- abfälle und dergleichen mehr. Fragen und Antworten. Neue Frage Nr. 973. Welche größeren Kulturen wären in der jetzigen Zeit für leichten Sandboden zu empfehlen, der teil- weise mäßige Mistdüngung erhält? Das fragliche Grundstück wird bei längerer Regenlosigkeit sehr trocken, da es sich in höherer Lage befindet. Die Gesamtfläche beträgt 1' » ha, wovon zurzeit 1,2 a mit Erdbeeren bestellt sind. Die Bearbeitung soll mit dem Pfluge erfolgen. Absatzmöglichkeit ist nach 20 km ent- fernter Stadt geboten. Für Gemüseanbau würden Kohlrabi, Busch- bohnen, dann auch Kartoffeln nicht in Frage kommen. Neue Frage Nr. 974. Ein Landschaftsgärtner und Baum- schulenbesitzer bittet um Raterteilung, wie er zwei vorhandene Gewächshäuser am besten ausnutzen kann? Beide Häuser sind je 15 m lang, eins 2,80 m breit, das andere 6 m breit mit Mittel- beet, beide mit Satteldach. Durch jedes Haus führen zwei Heiz- stränge, die zurzeit beide ausgeschaltet sind, angestellt aber die Möglichkeit zur Erhaltung von Kalthauswärme bieten. In Frage kämen aber nur einfach zu handhabende Kulturen, die entsprechen- den Ertrag gewährleisten. Antworten aus dem Leserkreise erbeten. Mannigfaltiges. Die Marktnamen der Pflanzensorten. Rose Madame Jean Dupuy, Nelke Bavaria, Goldlack Ruhy Gern, Stangenbohne Avant- garde, Spargel Argenieuil, Kartoffel A'on plus ultra, Erdbeere Belle Alliance. Wer die Preisverzeichnisse der Gärtner daraufhin durch- sieht, wie oft deutsche Sortennamen vorkommen, hat zu freu- digem Stolze wenig Grund. Kommt dies daher, daß die Mehr- zahl der im deutschen Gartenbau erzeugten Gewächse englische, französische und amerikanische Erstzüchtungen sind ? Für einzelne Gattungen mag das zutreffen, z. B. für Rosen, von denen wir mehr als fünf Sechstel dem Auslande verdanken, oder für die Edel- wicken, die von ihren englischen Freunden zu zahlreichen Sorten gezüchtet worden sind ; allgemein aber wird man diese Ursache nicht annehmen dürfen. Zum mindesten vermutet man hinter den lateinischen Marktnamen A'on plus ultra, Magnum bonum, Censor, Senator, Cloriosa, Aurora, Excelsior u. a. Neuzüchtungen deutscher Gärtner. Denn weder Franzosen noch Engländer und Amerikaner haben solche Vorliebe für Latein wie die Deutschen. Und mit dem gleichen Glauben steht man den häufig vorkommenden Namen Goliath, Monarch, Matador, Favorit, Perfection, Sensation, Juwel, Meteor, Brillant und dergleichen Fremdwörtern gegenüber. Aber wie viel oder wie wenig die deutschen Gärtner an der Vermehrung der Spielarten Anteil haben, dreierlei halten wir für angebracht und durchführbar. Erstens : deutsche Erstzüchtungen — nicht nur die künftigen, sondern auch alle bisherigen — rein deutsch zu benennen; zweitens: die älteren Sorten ausländischer Züchtung, die seit Jahrzehnten eingebürgert sind und zu deren fremdsprachlicher Bezeichnung kein besonderer Zwang vorliegt, einfach deutsch umzutaufen; und drittens: die Namen fremder Zunge so viel als möglich zu übersetzen, z. B. die häufigen Souvenier de . . ., Belle de . . ., Gloire de . . ., Pride of . . ., Queen X, Miss Y. Die Gärtner werden gegen diese Vorschläge vielleicht dieselben Einwände erheben, mit denen in den Kreisen des Handels das Festhalten an fremdsprachlichen Ausdrücken gewöhnlich verteidigt wird. Die deutschen Käufer aber stimmen sicherlich gerade in dieser Zeit den Aenderungen als gut und berechtigt zu. Wenn die Fachleute die Avantgarde, das Non plus ultra, die Sensation und die Queen X durchaus nicht so plötzlich entbehren können, so könnten sie ja in den Preislisten des nächsten Jahres neben die neuen deutschen Namen setzen : („früher Avantgarde") usw. Im übernächsten Jahre müßten dann die Zusätze wegbleiben. F. Hundt, Wilhelmshaven. Die Akademie der Künste für Heldengräber. Gegen den Kitsch auf dem Gebiete der Kriegerdenkmäler wendet sich durch ihren Präsidenten Franz Schwechten die Königliche Akademie der Künste. Sie versendet die folgende Warnung: „Der „Luftfahrer- dank" in Berlin versendet einen Prospekt über ein von dem Maler und Bildhauer Marschall modelliertes Relief „Helm ab zum Gebet", das in Zusammenstellung mit Namentafeln aus Marmor zur Er- richtung von Kriegerdenkmälern Verwendung finden soll. Da das Relief künstlerisch minderwertig und die Verbreitung solcher, jedem künstlerischen Empfinden widersprechenden Dutzenddenkmäler durch- aus verwerflich ist, sieht sich die königliche Akademie der Künste zu Berlin im Interesse des Ansehens unserer deutschen Kunst ver- anlaßt, alle Städte und Gemeinden vor dem Ankauf und der Auf- stellung dieses Reliefs eindringlichst zn warnen. Der Präsident: gez. Franz Schwechten. Beratungsstelle für Heldengräber. Um die Ausschmückung der Kriegergräber in Ostpreußen, für die noch von keiner anderen Seite gesorgt ist, und die Errichtung von Ehrenzeichen usw. in die richtigen Bahnen zu lenken, ist in einer auf Einladung des Landeshauptmanns der Provinz einberufenen Versammlung von namhaften Künstlern und höheren Baubeamten ein Beratungsaus- schuB für die künstlerische Gestaltung der in Ostpreußen befind- lichen Heldengräber gegründet worden. Den Vorsitz in diesem Beratungsausschuß hat der königliche Kunst- und Gewerkschul- direktor Regierungsbaumeister May übernommen. Zu Mitgliedern dieses Ausschusses wurden die Professoren Dr. Dethleßen, Cauer, Lahrs und Rodemeier, sowie der städische Gartendirektor Kaeber und Architekt Schönwald gewählt. Die Aufgaben des Ausschusses werden neben einer hemmenden Tätigkeit vornehmlich fördernder Art sein. Hemmend insofern, als die Verhinderung künstlerisch nicht einwandfreier Anlagen erstrebt werden muß. Die fördernden Aufgaben werden vor allem in der Beratung bei Anfertigung von Entwürfen zu neuen Grabanlagen und Ehrenfriedhöfen bestehen. Verkehrswesen. Ausfuhr von Gemüsesamen. Nach einer der Handelskammer in Berlin vorliegenden Mitteilung hat der Reichskanzler die Zoll- stellen ermächtigt, die Ausfuhr von Gemüsesämereien nach Oesterreich- Ungarn, Belgien und den besetzten Gebieten in Frankreich und Rußland zuzulassen, wenn der Sendung eine Bescheinigung der zuständigen Handelskammer beigefügt ist, daß darin nicht ent- halten sind Samen folgender Gemüsearten : Gartenerbsen aller Art, dicke (Puff-)Bohnen, Spinat, Salat, einschließlich Endivien, Land- gurken, Zwiebeln aller Art, Porre (Lauch), Oberkohlrabi, Speise- möhren (Karotten), Weißkohl, Rotkohl, Herbstrüben, Dill, Majoran, Mangold. Den Interessenten wird hiervon mit dem Bemerken Kenntnis gegeben, daß kein Anlaß vorliegt, etwa hervortretenden Bestrebungen, die Gemüsesämereien im Inlande zu verteuern, nach- zugeben. Preisausschreiben. Die Deutsche freie Architektenschaft (Zweigverein Ostpreußen) hatte unter ihren Mitgliedern einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für Denkmäler auf Einzelgräbern, Massen- gräbern und Kampfstätten erlassen. 87 Entwürfe sind ein- gegangen, neun Preise wurden verteilt. In der Gruppe „Einzel- gräber" erhielt den ersten Preis Max Schönwald (Mitarbeiter Hutz- mann) in Königsberg, den zweiten und dritten Preis Jos. Wentzler in Köln. In der Gruppe „Massengräber" fiel der erste Preis und zweite Preis an Max Schönwald (Mitarbeiter Otto Hutzmann), der dritte Preis an Jos. Wentzler in Köln. Dieser erhielt auch sämt- liche drei Preise der Gruppe „Kampfstätten". 36 Die Gartenwelt. XX, 3 Tagesgeschichte. Berlin. Der Anbau des Frühgemüses Ist Gegenstand einer amtlichen Mitteilung, die folgenden Wortlaut hat : „An die Festsetzung von Höchstpreisen für Gemüse hat sich in den Kreisen der Gemüsezüchter und Landwirte die Befürchtung geknüpft, der Anbau von Gemüse, insbesondere von Frühgemüse, möchte bei den inzwischen weiter gesteigerten Erzeugungskosten und -Schwierigkeiten nicht mehr lohnend sein. Demgegenüber sei betont, daß die Höchstpreisfestsetzung vom 4. Dezember 1915 nur die Erzeugnisse der Ernte des Jahres 1915 umfaßt." Daraus darf wohl der Schluß gezogen werden, daß dem durch die gesteigerten Erzeugungskosten begründeten Wunsch der Ge- müsezüchter nach Erhöhung der Gemüsehöchstpreise entsprochen werden wird. Jedenfalls muß schon jetzt die Hoffnung aus- gesprochen werden, daß die neuen Höchstpreise von Reichswegen erlassen und so zeitig festgesetzt werden, daß sie auf deutsches Gemüse angewendet werden können. — Gegen Gemüsehöchstpreise im Kleinhandel hat sich neben dem Spandauer Magistrat auch der Magistrat Potsdam ausgesprochen, um die Zufuhren zu den Märkten nicht zu hemmen. Ein Rückgang der Zufuhren mache sich schon jetzt unter den Großhandelshöchstpreisen für Gemüse bemerkbar; besonders für ausländisches Gemüse seien die Höchst- preise ausgeschlossen. Viele Bezieher holländischen Kohls haben ihre Verträge kündigen müssen, um nicht durch den Preis- unterschied zwischen Einkaufs- und Höchstpreisen dauernd Ver- luste zu erleiden. Hannover. In der gemeinschaftlichen Sitzung der städtischen Kollegien vom 6. Januar legte Stadtbaurat Wolf den Plan für die Fortsetzung des gärtnerischen Ausbaues des Haupt- friedhofes Stöcken vor. Nachdem die letzte Abteilung nahezu voll belegt ist, muß mit der Eröffnung einer neuen Ab- teilung vorgegangen werden. Es besteht die Absicht, diese ebenfalls unter Berücksichtigung künstlerischer Gesichtspunkte auszugestalten. Aus den seinerzeit dafür bewilligten Mitteln sind noch 67000 M verfügbar. Es wurde beantragt, den für die neue Abteilung er- forderlichen Betrag von 32 000 M daraus zu entnehmen. Die städtischen Kollegien stimmten dem Antrage zu. Mannheim. Am 2. Januar wurde hierselbst in der Städtischen Kunsthalle im Beisein der badischen Minister von Bodman und Rheinboldt, zahlreicher Behörden und Offiziere, die ausgedehnte Ausstellung „Kriegergrabmal und Kriegerdenkmal" eröffnet, die demnächst als Wanderausstellung durch deutsche und österreichische Großstädte gehen wird und in Zusammenarbeit mit den Militär- behörden, dem Deutschen Werkbund und dem Deutschen Bund für Heimatschutz vorbildliche Krieger- und Grabdenkmäler auf dem Felde vorführt. Pforzheim. Nachdem der von der Stadtgärtnerei ausgearbeitete Entwurf der bedeutenden Friedhofserweiterung in den Grundzügen fertiggestellt war, wurde unmittelbar in Verbindung mit den Neu- bauten der Leichenhalle und Friedhofskapelle ein neues Projekt zur Erstellung eines Ehrenfriedhofes für unsere gefallenen Krieger gefertigt, welches den allseitigen Beifall fand. Die Ausführung desselben wurde mit allen Mitteln so gefördert, daß man es ermöglichte, die Einweihung dieser Ehrenstätte am Weihnachtsfeste vornehmen zu können. Der Feier wohnten die kirchlichen, militärischen und Zivil- behörden, sowie ein äußerst zahlreiches Publikum bei. Den mili- tärischen Ehrendienst bei dieser Feier hatte das Pforzheimer Kommando übernommen. Insgesamt fanden bis jetzt über 90 Beisetzungen statt, worunter 70 Krieger von dem früheren Felde in die Neuanlage umgebettet wurden. Die Anlage ist zweckentsprechend nach künstlerischen Grund- sätzen angelegt und mit der übrigen Gesamtanlage harmonisch ver- bunden. Umrahmt wird die Ehrenstätte von geschnittenen Hecken, beschattet von der deutschen Eiche. Die Gesamtkosten für Herstellung, Unterhaltung, sowie für die vorgesehenen Gedenksteine werden von der Stadtgemeinde getragen. Württemberg. Durch Vermittlung der Zentralstelle für die Landwirtschaft hat der Ausschuß des württembergischen Obstbau- vereins beim stellvertretenden Generalkommando darum nachgesucht, daß den zur Fahne einberufenen Obstbaufachleuten, Obstzüchtern, Baumschulbesitzern und Baumwarten, auf Ansuchen im Interesse des heimischen Obstbaues ein längerer Urlaub während der Früh- jahrsmonate Februar, März und April gewährt werde. Das stell- vertretende Generalkommando hat zugesagt, den in der Eingabe geäußerten Wünschen gerne entgegen zu kommen, soweit es mit den militärischen Interessen irgendwie vereinbar sei. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starb: Gärtnergehilfe Oskar Weichert, Unteroffizier der Reserve, Ritter des Eisernen Kreuzes, Görlitz. Adix, Hermann, Stadtobergärtner, Pforzheim, wurde zum Vizefeldwebel befördert. Carl, Otto, Gartentechniker, Pforzheim, erhielt das Eiserne Kreuz und wurde zum Unteroffizier befördert. Carl kämpft zzt. bei einer Maschinengewehrabteilung in Rußland. Durch Verleihung des Eisernen Kreuzes wurde Gärtnereibesitzer Dwors, Grimmen, ausgezeichnet. Strenger, Alfred, Diplomgartenmeister, Berlin-Steglitz, wurde zum Leutnant der Landwehr in einem Reservejägerbataillon be- fördert. Herr A. Strenger wird gemeinsam mit seinem Bruder die Landschaftsgärtnerei des Vaters W. Strenger, der am 23. Dez. im 80. Lebensjahre starb (siehe Notiz in Nr. 1) weiterführen. Volkner, Jos., Gefreiter der Landwehrinfanterie, starb am Weihnachtsabend den Heldentod in Rußland. Wir betrauern in dem im blühenden Alter Dahingegangenen einen Kollegen von musterhafter Pflichttreue , unermüdlicher Arbeitsfreudigkeit und reichen Fachkenntnissen, der sich durch sein heiteres und liebens- würdiges Wesen einen dauernden Platz in unseren Herzen ge- sichert hat. Ehre seinem Andenken! Gräfl. Frankenberg'sche Parkverwaltung. Sallmann, Gräfl. Gartenbaudirektor. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt den Heldentod seiner Mitglieder Adolf Roloff, Rostock, und Erich Thrun, Ber- lin, bekannt. Lenz, Paul, Gärtnereibesitzer, Danzig-Langfuhr, ein weit be- kannter Fachmann, feierte am 2. ds. Mts. das Jubiläum seiner 25 jährigen Selbständigkeit. Neubauer, Herm., Gärtnereibesitzer, Berlin-Heinersdorf, f am 6. d. M. Sorauer, Prof. Dr. Paul, Geh. Regierungsrat, Berlin-Steglitz, ■f am 9. d. M. im 77. Lebensjahre. Der Verstorbene war früher Abteilungsvorsteher und Lehrer am Pomologischen Institut in Proskau, zuletzt Privatdozent an der Berliner Universität und Beirat der Kaiser!. Biologischen Reichsanstalt. Er hat sich auf dem Gebiete der Erforschung der Pflanzenkrankheiten dauernde Verdienste für den Gartenbau, die Land- und Forstwirtschaft er- worben. Seine grundlegenden Werke erschienen im Verlage von Paul Parey. Sein Hauptwerk ist das Handbuch der Pflanzen- krankheiten (drei Bände), dessen dritte Auflage (Band II von Prof. Dr. G. Lindau, Band III von Dr. L. Reh bearbeitet) in den Jahren 1909 — 13 erschien. Sein Atlas der Pflanzenkrankheiten (48 Farbentafeln mit Text) erschien in den Jahren 1887 — 1893. In Gemeinschaft mit Regierungsrat Prof. Dr. Rörig von der Bio- logischen Anstalt , hat der Verstorbene den Pflanzenschutz bearbeitet, eine Anleitung für den praktischen Landwirt zur Er- kennung und Bekämpfung der Beschädigungen der Kulturpflanzen, welche bereits in fünfter Auflage erscheinen konnte. M. H. Wrede, Heinr., Kgl. Hoflieferant, Gärtnereibesitzer, Lüneburg, feierte am 31. Dezember das Fest der goldenen Hochzeit. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Mai HesdörfEer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buchdr. Gutenberg e. G; m. b; H., Dessan. Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 28. Januar 1916. Nadidruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafrechtlich verfolgt. Nr. 4. Schönblühende, einheimische Wasserpflanzen. (Hierzu acht für die „Gartenwelt" nach photographischen Aufnahmen gefertigte Abbildungen.) Täglich führt mich mein Weg an einer regelmäßigen modernen Gartenanlage vorbei, in welcher sich ein kleines Wasserbecken befindet, nur bepflanzt mit einheimischen Wasser- pflanzen, unter welchen hauptsächlich die auch von mir bisher nicht als schmuckvoll wirkend angesehene Glyceria aquatica, syn. spectabilis, der sogenannte Wasserschwaden, hervortritt. Hier, wo diese nicht mit anderen Pflanzen gemischt , sondern für sich allein steht, wirkt sie besonders schön. Leider zeigen Gräser im Bilde nicht viel, deshalb habe ich verzichtet, den Lesern der „Gartenwelt" dieses Beispiel der Verwendung einheimischer Wasserpflanzen vorzuführen. Es brachte mich aber auf den Gedanken, andere einheimische, viel schöner blühende und wirkende Wasserpflanzen hier an dieser, für Emp- fehlung einheimischer Pflanzen richtigen Stelle zu zeigen und darauf hinzuweisen , daß unsere Heimatsflora eine Reihe Wasserpflanzen enthält, welche durch ihre Schönheit, An- spruchslosigkeit und nicht zuletzt durch lange Lebensdauer mancher vom Ausland eingeführten ohne Bedenken ent- gegengestellt werden kann. Ich bin auch weit entfernt, zu sagen, in unsere deutschen Gärten gehören nur deutsche Pflanzen. Daß dieselben hier aber einen größeren Platz einnehmen können, ist richtig, durch ihre ausschließliche Verwendung würde aber die Vielgestaltigkeit fortfallen. (Man denke nur einmal an die Nadelhölzer.) Werden im Auslande nicht auch deutsche, bzw. europäische Pflanzen gepflegt? Als Mitarbeiter eines botanischen internationalen Samenaustausches weiß ich, daß viele ausländische, bzw. überseeische botanische Gärten in den Tauschlisten hauptsächlich nach unseren einheimischen Pflanzen suchen- Doch es würde zuweit führen, hier in diesem Artikel, welcher nur der Empfehlung unserer einheimischen Wasser- flora dienen soll, über die Verwendung oder NichtVerwendung ausländischer Pflanzen in deutschen Gärten zu schreiben. Die Leser verzeihen mir gewiß obige kleine Abschweifung. Ich will in nachfolgendem versuchen, sie mit einigen der schönsten und dank- barsten heimischen Wasserpflanzen bekannt zu machen. So ist der bei uns in Mitteldeutschland recht selten gewordene Liesch, die Schwanenblume, Butomus umbellatus (Abb. beisteh.), eine unserer schönsten Wasserpflanzen, welche immer seltener wird, und es schon aus diesem Grunde, und um sie vor dem völligen Gartenwelt XX. Aussterben zu bewahren, verdiente, in den Gärten mehr an- gepflanzt zu werden. Es ist eine stattliche, bis 1,50 m hoch werdende grasähnliche Pflanze, deren Blütenstiele die Blätter weit überragen. Die weißlichroten, dunkler geäderten, an der Außenseite oft violett überlaufenen Blumen stehen in Butomus umbellatus, Schwanenblume, 38 Die Gartenwelt. XX, 4 einem doldenähnlichen Blütenstand. Sie ist im gemäßigten Europa weit verbreitet, mit Ausnahme des Mittelmeergebietes, und ihr Wurzelstock wird besonders in Rußland von vielen Völkerschaften, z. B. den Einwohnern von Archangelsk, in der Moldau, von Tungusen und Kirgisen gegessen. Die Kal- mücken backen die Wurzel in Asche und essen sie dann mit Speck. Rhizom und Samen werden noch heute in Rußland als auflösendes, kühlendes und erweichendes Mittel, sowie gegen Wassersucht gebraucht. Eine ebenso stattliche, bei uns in Deutschland allerdings nur am Bodensee vorkommende Wasserpflanze ist das lange Cypergras, Cyperus longus. Es wird bis 1 m hoch, und die lebhaft grünen, ziemlich breiten Blätter werden von den hohen, ttiit bis zu 30 cm langen Spirren geschmückten Blütenstielen über- ragt. Dieser Cyperus ist eine sehr auffallende Wasserpflanze, welche sich außer zur Aus- schmückung der Wasserbehälter auch in der Binderei durch Ver- wendung der eleganten Stengel in großen Natursträußen ver- werten läßt. Sagittaria sagitti/olia, das Pfeilkraut, auch Hasenohr ge- nannt, ist die einzige dieser gegen 31 Arten umfassenden Gattung, welche meistens in Amerika zu Hause sind, die bei uns heimisch ist. Es ist eine stattliche, bis 1 m hoch werdende, interessante und schönblühende Pflanze, verbreitet durch ganz Europa und teilweise in Asien. Sie wächst bei uns hier und da in stehenden und langsam fließenden Gewässern und in Flußbuhnen; sie blüht von Juni bis September mit reichen Blütenrispen großer, weißer, am Grunde purpur- bis braunrot gefleckten Blumen. Sie ver- schwindet nach der Blütezeit bald vom Wasserspiegel und überwintert in den eichei- förmigen, nahrhaften, stärke- mehlreichen Knollen. Schöne und dankbar blü- hende einheimische Wasser- pflanzen sind auch die oben auf Seite 41 gezeigten. Die obere ist unsere einheimische Calla palustris, die Schlangen- wurz, beheimatet im nörd- lichen und mittleren Europa, sowie in Sibirien und dem atlantischen Nordamerika. Diese prächtige Pflanze wächst vor- zugsweise, besonders im nördlichen Deutschland, auf Torf- stichen, sowie an den Rändern von Heidemooren, in Gesell- schaft mit Erlen, in Mitteldeutschland in Waldsümpfen ; sie steigt bis 1200 m hoch ins Gebirge, wird gegen 15 — 25 cm Hottonia palustris, Wasserfeder hoch und kriecht mit walzenförmigen grünen Grundachsen bis zu 0,5 m weit. Zur Ausschmückung von flachen Teich- anlagen und als Randpflanze an Wasserbehältern eignet sich diese mit großen weißen Blüten geschmückte Pflanze. Den Blüten folgen im Hochsommer hochrote Beeren. Diese Pflanze wird in den Gärten fast gar nicht angetroffen. Dasselbe gilt auch für die untere im selben Bilde ge- zeigte Pflanze, für den Froschbiß, Hydrocharis Morsus ranae. Der Name Froschbiß rührt daher, weil diese Pflanze gern von Wassertieren (Schnecken, Würmern usw.) angefressen wird. Es ist ein reizendes niedriges Pflänzchen mit Ausläufern, die am Ende stets eine neue Rosette bilden und im Herbste dünne, abfallende, feste Winterknospen erzeugen , die von einer häu- tigen, durchsichtigen Hülle um- geben sind. Es wächst in lang- sam fließenden Gewässern, in Teichen und Gräben durch ganz Europa hindurch bis Sibirien hinauf, mit Ausnahme des nörd- lichsten Rußlands und der Riviera. Die kleine Blüte ist ebenfalls weiß, die Blütezeit währt von Mai bis August. Diese Pflanze, welche sich bei ihr zusagendem Standort rasch vermehrt, eignet sich gut zur Belebung von kleinen Wasser- behältern und anderen kleinen Freilandwasseranlagen , sowie zu Zimmeraquarien. Eine weitere prächtige, in der Blütezeit vielleicht die schönste aller einheimischen Wasserpflanzen ist die Wasser- feder, Hottonia palustris. Sie wächst in ganz Europa bis Sibirien hinauf. In Sachsen und angrenzenden Ländern ist sie schon seltener geworden ; sie kommt hier nur noch ge- legentlich stellenweise , aber, wie die beistehende Abbildung zeigt, dann sehr zahlreich vor. Sie überwintert ohne jeden Schutz bei uns, und zwar eben- falls durch Winterknospen, welche sich in den Blattachsen bilden und dann zum Boden der Gewässer fallen, wo sie sich im Frühjahr zu neuen Pflanzen entwickeln, deren Hauptstengel als Blütenschaft dann aus dem Wasser emporsteigt. Diese schöne Pflanze wächst in der freien Natur fast nur in langsam fließenden Gewässern; sie be- ansprucht zur erfolgreichen Kultur ein wenn auch nur schwach bewegtes Wasser, wo sich dann die sehr feinen fiederteiligen untergetauchten Blätter zu großen, lockeren Rosetten ent- wickeln. Die Blumen sind anfangs ganz weiß und werden mit zunehmender Blütezeit mittelrosa. Die Wasserfeder ist dann XX, 4 Die Gart' nwelt. 39 Menyanthes trifoliata, Fieber- oder Bitterklee. mit ihren bis 40 cm lang werdenden Blütenständen eine der schönsten einheimischen Wasserpflanzen, welche jede andere ausländische ihres Charakters in den Schatten stellt. Syste- matisch gehört diese Pflanze zur Familie der Primulaceen. Ihre Blütezeit beginnt schon Anfang Mai; sie trägt zu dieser Zeit, zu welcher Wasserpflanzen im allgemeinen noch wenig blühen, sehr zur Belebung natürlich gehaltener Wasserläufe in Parks und größeren Anlagen bei. Zur selben Familie gehört der Strauß-Felberich, Lysimachia thyrsiflora (syn. Naumburgia thyrsiflora), der sich mit seinen bis 60 cm langen Stengeln über das Wasser erhebt, an welchen in den Blattachsen in dichten Reihen im Mai- Juni die hellgelben Blumen erscheinen. Diese Primulaceae wächst an Ufern von Teichen und Sümpfen oft sehr gesellig ; sie gehört ebenfalls zu unseren schönsten und dauerhaftesten Wasserpflanzen, welche Bevorzugung vor ähnlichen auslän- dischen verdienen. Auch diese Pflanze, in Mittel- und Süd- europa, Japan und Nordamerika beheimatet, ist bei uns stellenweise schon sehr selten geworden, umsomehr ist ihre Anwendung und Vermehrung in Gärten und Gärtnereien erwünscht. Aus der großen kosmopolitischen Familie der Ranuncu- laceen oder Hahnenfußgewächse interessieren uns als schön- blühende und zur Anpflanzung zu empfehlende Pflanzen Ranunculus Lingua, der große oder Zungen-, und aquatilis, der Wasserhahnenfuß in seinen verschiedenen Formen, deren nähere Unterscheidung und Beschreibung zu weit führen würde, auch nicht am Platze ist, da wir hier nur schönblühende, zur Ausschmückung passende Wasserpflanzen kennen lernen wollen. Erstgenannter Hahnenfuß wird bei zusagendem Stand- ort bis 1,50 m hoch; sein kräftiger Stengel verzweigt sich am Ende stark und schmückt sich von Juni bis August mit bis 4 cm großen, fettglänzenden, goldgelben Blumen. Er ist verbreitet vom Mittelmeergebiet bis Sibirien, geht aber nur vereinzelt bis gegen 600 m ins Gebirge hinauf und wächst an Teichrändern, Ufern, Gräben, trägen Gewässern, Sumpf- wiesen und Torfstiegen der Tiefebene. Zur Ausschmückung von großen Anlagen mit stehenden Gewässern, wozu sich nicht gerade besonders viele der besseren einheimischen Wasser- pflanzen eignen, ist diese Pflanze besonders zu emp- fehlen. Der gemeine oder Wasserhahnenfuß (Abbildung unten) ist im Gegensatz zu vorgenannter Art keine Hochwasser-, sondern eine Schwimmpflanze mit sehr weiter Verbreitung, denn er kommt nicht nur in ganz Europa vor, sondern auch in Mittel- und Ostasien, Nordamerika, im tropischen und südlichen Afrika und in Südamerika, wächst in stehenden und fließenden Gewässern, in Seen, Buchten, Teichen, Gräben, Flüssen und Bächen, aber nur im Tieflande. Er teilt sich, wie schon erwähnt, in viele Formen, welche aber alle weiß blühen, wie die Stammform, und zwar alle recht reich. Er besitzt zweierlei Blätter, untergetauchte und Ueberwasserblätter. Erstere sind sehr fein zerteilt und erinnern an feinlaubige Sela- ginellen, letztere sind nur drei- bis fünfspaltig, wie das Bild sehr schön zeigt, und die untergetaucht bleibenden, flutenden Stengel greifen bis 1,50 m um sich. Diese Art ist zur Belebung großer Wasser- flächen mit nicht zu tiefem Wasserstand geeignet. Ein großer Bestand von ihr gewährt zur Zeit der Blüte, welche von Mai bis Anfang Juli dauert, einen einzigartigen Genuß. Menyanthes trifoliata, der Fieber- oder Bitterklee (Abb. beistehend) ist eine weitere empfehlenswerte einheimische Sumpfpflanze; sie eignet sich vortrefflich zu Uferbepflanzungen von Teichen. Ihre grundständigen, dreiteiligen Blätter sind immer strotzend grün. Die langgestielte Blütentraube erreicht bis 30 cm Größe und ist besetzt mit weißen, etwas wohl- riechenden, stark und tief geschlitzten Blüten. Keine eigentliche Ranunculus aquatilis, Wasserhahnenfaß. 40 Die Gartenwelt. XX, 4 mm ■■% I " £'' >lÄ- MHIHHII^^ ^^^^^^ \ ^^^ Hippuris vulgaris, Tannenwedel. Wasserpflanze, oder besser gesagt, keine Pflanze für tiefen Wasserstand, eignet sie sich auch, wie das Bild zeigt, zurBepflanzung nasser, in voller Sonne liegender Stellen im Garten; sie blüht an solchen reich. Eine, allerdings in Deutschland sehr selten vorkommende, aber sehr schöne und interessante Wasserpflanze ist die See- kanne, Limnanthemum nymphoides (Abb. beistehend), welche als eine recht freund- liche Erscheinung für stehende und lang- sam fließende Gewässer zu empfehlen ist. Die Blütezeit dieser hübschen, an eine einfache Seerose erinnernden Pflanze währt von Anfang Juli bis Ende August. Die gelben Blumen erscheinen nicht gerade übermäßig reich , haben dafür aber eine ziemlich lange Dauer. Die Blätter sind öfters braungefleckt, glänzend und langgestielt. Sie fehlt in Sachsen und Thüringen ganz und findet sich vorzugs- weise in Haffen und Küstenflüssen. Auch der Tannenwedel , Hippurus vulgaris (Abb. nebenstehend), mit 20 — 40 cm langen, starr auf- recht stehenden Stengeln und sehr schmalen, quirlständigen Blättchen , kann als interessante, dauerhafte Wasserpflanze bezeichnet werden, welche der Anpflanzung schon wert wäre. Die Blume ist bei ihm sehr klein und gar nicht auffallend, bräunlich und in den Blattachsen versteckt. Als Uferpflanze, zur Bekleidung größerer Uferstrecken ist er nicht ohne Wert, und auch für größere Aquarien sehr geeignet. Die Mumel, auch Nixblume genannt, Nuphar luteum, ist bei uns wildwachsend oft sehr zahlreich anzutreffen, selt- samerweise aber fast nie in unseren Gartenanlagen. Ihre Blüte- zeit dauert von Juni bis August. Sie eignet sich mit ihren dottergelben, dicken Blumen vorzüglich als Unterbrechung von größeren Anpflanzungen der fast überall angepflanzten weißen Seerose ; sie wächst besonders gut in langsam fließenden Gewässern. Deshalb findet man sie auch in der freien Natur am schönsten in Gräben entwickelt. Am Schlüsse meiner Betrachtungen möchte ich noch auf zwei Pflanzen der einheimischen Wasserflora, welche gewöhn- lich als vulgär angesehen und behandelt werden, aufmerksam machen, die unter gewissen Bedingungen Beachtung verdienen. Der Froschlöffel, Alisma Plantago (Abb. S. 41), der bei großen Wasseranlagen sehr gut verwendbar ist. Es ist ein Kosmopolit und über alle fünf Erdteile verbreitet, wo er sich überall an feuchten Stellen vorfindet, und sogar im Gebirge bis in 1500 m Höhe steigt. Seiner plantagoähnlichen Blätter wegen wird er auch Wasserwegerich genannt. Seine Blätter sind im frischen Zustande scharfschmeckend und wirken etwas giftig, indem sie stark abführen; diese Eigenschaften ver- lieren sich aber mit dem Trocknen. Das stärkereiche Rhi- zom soll von den Kalmücken gegessen werden. Dadurch, daß seine festen, straffen Blätter sich bis in den Herbst hinein dunkelgrün erhalten, daß der aufrechte, wenn auch nur mit kleinen rosafarbigen oder weißen Blütchen reichlich ge- schmückte Stengel eine Länge bis reichlich über 1 m erreicht und die Pflanze sich durch Selbstaussaat massenhaft vermehrt, Limnanthemum nymphaeoides, Seekanne. XX, 4 Die Gartnwelt. 41 Calla palustris, Schlangenwurz, davor Hydrocharis Mortus ranal, Froßbiß. Unteres Bild Alisma Plantago, Froschlöffel. so daß sie an kleinen Plätzen oft lästig wird, paßt sie für große und offene landsdiaftliche Anlagen sehr gut ; sie sollte dort mehr Verwendung finden, namentlich in sumpfigem Ge- lände. Gleiche Wirkung für große Wasserflächen erzielt die Schwimmpflanze Potamogeton natans , das flutende Laich- kraut, welches aus dieser ebenfalls kosmopolitischen, gegen 60 Arten umfassenden Gattung die für unseren Zweck ge- eignetste Art ist. Zur Belebung großer Wasserflächen geben größere Bestände von dieser Pflanze auch schon im nicht- blühenden Zustande ein reizvolles Bild. Zurzeit der Blüte aber, von Mitte Juni bis Anfang August, wenn sich hunderte der bis 10 cm langen Blütenstände über den Wasserspiegel erheben, ist diese Pflanze geradezu schön zu nennen. Mit Vorstehendem ist die Liste der sdiönblühenden ein- heimischen Wasserpflanzen zwar noch nicht erschöpft (nament- lich unter den Gräsern und grasartigen Pflanzen , welche Wasser und Sumpf lieben, gibt es noch verschiedene, die Beachtung verdienen, und von welchen ich den Lesern viel- leicht einige in einem weiteren Artikel vorführen darf), die hier beschriebenen gehören aber zu den schönsten. Sollte ich mich für die eine oder die andere zu sehr „ins Zeug gelegt haben", so sei dies einem warmen Anhänger der ein- heimischen Flora nicht verübelt. Topfpflanzen. Honckenya ficifolia Willd. ist eine reizende, niedrige strauch- artige Pflanze aus dem tropischen Westafrika, wo sie in Sümpfen, auf sumpfigen Wiesen, im Buschwald, oder zwischen hohem Gras häufig gesammelt wurde. Ihre Blätter sind handförmig tief ge- buchtet, fünflappig, dunkelgrün, sehr rauh, mehr oder weniger kurz gestielt, 10 — 15 cm lang und 5 — 12 cm breit. Der Rand ist fein gesägt. Am Ende der aufrechten Triebe erscheinen, zum Teil vereinzelt, die 5 — 6 cm breiten, leuchtend purpurvioletten, zarten Blüten. Sie haben fünf getrennte Blütenblätter und viele gelbe Staubfäden {Tiliaceae). Diese Pflanze kann wie unsere Zimmer- linde Verwendung finden, nur will sie tropische Wärme haben. Ihre Anpassung an feuchte Standorte macht auch eine geeignete Verwendung im Victoria /?eifia-Hause möglich. Der Nährboden sei kräftig. Ein Stutzen der Triebe wird wahrscheinlich ein reicheres Blühen zur Folge haben. Memmler. Goldlack. Diese Blume wird freilich noch viel ge- züchtet, namentlich dort, wo sie vollständig winterhart ist, also in der Kultur wenig Mühe macht. Seltener sieht man aber gärtnerisch vollkommene Goldlacktöpfe, wie- wohl sich ein schöner, blühender Topf so um Frühlings- anfang herum sehr gut verkauft. Es ist wahr, als Topf- blume macht Goldlack ein wenig Ansprüche; er will nur kühl und hell stehen, wenn sich die Pflanzen vollkommen entwickeln sollen, andernfalls fallen viele Stengel dem Schimmelpilz zum Opfer. Eine Anzahl tadelloser Töpfe ist aber auch etwas Schönes. Ich erinnere mich, wie eine solche Gruppe auf einer Gartenbauausstellung all- gemein auffiel und einen guten Preis erzielte. Duft und Farbe sind aber auch schöner als z. B. diejenigen der Stanhopeen. Jedenfalls ist es gut, wenn wir unsere guten, alten Blumen zugunsten vornehmerer Blumen nicht so ganz als Aschenbrödel behandeln. Bemerken möchte ich noch, daß man Goldlack im Herbst nicht zu früh eintopfen soll. Anfang November ist gute Zeit, sonst ist der Ballen zu rasch durchwurzelt, weshalb dann noch einmal verpflanzt werden müßte. F. Steinemann. 42 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 4 Gehölze. Erica verticillata Forsk. Ganz Griechenland errötet im Herbst und Winter, und diese zarte Röte seiner Fluren gereicht dem Inselreiche und dem Festlande zum schönsten Schmucke. Zwei Heidekräuter sind in Hellas heimisch, die Baumheide, Erica arhorea, die nidit überall auftritt, und die E. verticillata. Sie ist niedrijj, mittelhoch oder auch 1^ 2 — 2 m hoch, ganz nach dem Standort, oder wie der Mensch sie behandelt, rupft oder schneidet, mäht und quält, ohne Unterlaß. Wird sie nämlich gemäht, so begrünt sie die Fluren bescheiden als Zwerg, und der Neuling mag sie für einen solchen nehmen. Blüht sie ungeschoren, so strebt sie um die Wette mit allen ihren Buschwaldgenossen, um blütenreiche Halden und Fluren zu zaubern. Sie ist schön, und es sollte mich wundern, wenn man sie in Deutschlands Gärten nicht kennt und züchtet. Sie ist eine vielgeliebte, vielverkannte, vielumstrittene und vielbegehrte Erica. Ihre Synonyme sind ein Zeichen dafür : Erica manipuliflora Salisb., cinerea Pieri, mediterranea Sieb., cretica Tausch., vagans Beuth., mulfiflora S. et S. und gar herbacea L. oder carnea L. Von diesen ist aber bloß eine wirklich synonym, also dieselbe Spezies, nämlich : Salisburys Erica manipuliflora. Alle anderen aber sind sehr gute, auch auf den ersten Blick unterschiedliche Spezies, von denen man nicht einmal begreift, wie sie mit der griechischen verticillata konnten verwechselt werden. Sie beweisen bloß das Eine, wie oberflächlich manche Autoren beobachten, von denen einige die reinsten Stümper waren. Sie wandern, sammeln, sehen schief und setzen ihren Namen unter Unsinn. Die griechische Erica ist eine der schönsten und reichblühendsten der ganzen Erde. Ihre zahlreichen Blüten decken den Strauch so vollkommen, daß von den glatten Blättchen kaum noch was zu sehen bleibt. Sie sind glockenförmig, dreimal so lang als der bloße Kelch, mit tiefgebuchteten Rändern, wie manche Campanula, langgestielt, mit frei hervorragenden, tief purpurnen Antheren, aus deren Mitte der steile Griffel ragt, wie Athene aus dem Kreise ihrer Priesterinnen. Diese dunklen Antheren sind zierend, weil sie sich so wundervoll von rosenroter Blumenfarbe abheben. Sie ist sehr veränderlich, auch in der Blütenfarbe, die uns Gärtnern sowohl als dem Liebhaber vor allem gefällt. Man findet sie vom zartesten Inkarnat bis zum frischesten Rosenrot, Rosaliila und Karminrosa. Sie schneeweiß zu finden, ward mir bisher nicht beschieden, doch bin ich überzeugt, daß sie auch so vorhanden ist. Ich bin zu reich an Jahren, um darnach zu suchen. Und für wen? Soll ich mich darnach hinterher, wie es so oft geschah, etwa be- schimpfen lassen? „Ick bedank mi schön," segt Unkel Bräsig und lacht sick wat. Viele floristische Schätze könnte ein Gärtner im weiten, wunderbaren Hellas finden, aber er muß wandern können, die Sprache flott reden und ein Sonntagskind sein, auch des Adlers Blick und gewaltige Liebe zur Pflanzenwelt haben. Dann jawohl. Wenn man bedenkt, daß erstens dieses Heidekraut unendlich leicht und reich blüht, daß es im Herbst durch einen Teil des Winters aushält, daß es eines der widerstandsfähigsten ist, so muß man zu der Entscheidung kommen, es für den Pflanzen- und Blumenmarkt in Deutschland zu züchten. Es ist leicht aus Samen zu ziehen, leichter aus Stecklingen und gedeiht am besten in lockerer, leichter, etwas sandiger Lehmerde, die auf bester Unterlage durch- aus durchlassend sein muß. Humus streut sie sich in Hellas selber. Mehr als das Eigene davon braucht sie nicht. Schaf- oder Ziegendung fördern ihr Wachstum. Durch Schnitt und weise Zucht kann man reichbebuschte auch halb- und hochstämmige Pflanzen daraus erziehen, denn sie ist langmütig, geduldig und willig. Hier in Korfu fehlt sie nirgends, bildet blühende Teppiche im Oelgarten, überzieht steinige Halden und Hügel, ist gemein auf zuchtlosen, will sagen kulturlosen Hügeln, auf Triften, an Wegen und auf hohen Bergen. Ich sehe sie hier in Gesellschaft von Lorbeer, Viburnum Tinus, Ginster, Arbutus und Baumheide und bewundere ihre Schönheit im Oelwalde der Nordostseite des Achilleion. Mir scheint nach allem, was ich an den Standorten europäischer Erica sehen konnte, züchtet man die fremdländischen, z. B. die kapischen schönen Arten, ganz verkehrt in reiner Heideerde. Alle mir bekannten Europäer mit alleiniger Ausnahme der Erica carnea Krainer und Steirischer Berge, wachsen ohne Ausnahme auf Kalk, mindestens auf kalkreicher Unterlage, oder in leichterem Lehm und Mergel, auf Basalt und in reinem Dünensande, so Erica mediterranea an der adriatischen Küste in feinstem Dünen- sande, auf der Düne selber. In Toskana kenne ich so E. stricta im Dünensande als Unterholz der Pineten ; auch die Baumheide ist mit reinem Sand zufrieden, sie flieht Kalk und wird in ihm krank. Sie lieben die eigene Humusdecke, lieben Flechten und Moose in der Nähe und dünne Halme der Waldgräser. E. multi- flora wächst sehr bequem im vulkanischen Schutte, in Lapilli und vulkanischen Aschen oder Sand. Der Gärtner darf nicht alle Erica über denselben Kamm scheren, das gibt alleweil Mißerfolg. Wie weit sind wir immer noch von rechter Erica- und Neu- holländerzucht! Sprenger. Pflanzenkrankheiten. Die Wurmfäule der Möhren und Karotten. Gar nicht selten passiert es dem Gärtner, daß im Herbst seine ganzen Mohrrüben wurmstichig sind, ebenso auch die Karotten. Hier ist es die Möhrenfliege, ein Schädling aus der Sippe der Bohrfliegen, die ihre Eier schon in den ersten Frühlingstagen häufchenweise an den jungen Mohrrübchen und Karotten ablegt, aus denen schon nach wenigen Tagen blaßgelbe, glänzende, glatte Maden ausschlüpfen, die alsbald ihre Gänge dicht unter der Wurzelrinde der Möhren anlegen und die Hauptwurzel rund- herum unterhöhlen, wodurch die ganze Rübe verdorben wird. Die Maden verfärben sich hier bald dunkel, werden jedoch nur 5 mm lang, mit rotgelbem Kopf und hellgelben Beinpaaren. Schon Ende Mai verpuppen sich diese Maden neben der Möhre im Erdboden ; sie haben nur eine kurze Lebens- und Fraßzeit und diesem Um- stand ist es auch zu verdanken, daß der Mohrrübenfraß, der meist als Mohrrübenfäule bezeichnet wird, nicht so auffällig wie im Herbst in die Erscheinung tritt und meist nicht beachtet wird. Schon nach 10- — 12 Tagen geht aus der Puppe die zweite Generation dieser Fliegensippe hervor, die sich ebenso schnell wie die erste Generation entwickelt, deren Maden oder Larven aber eine viel längere Fraßzeit als jene der ersten Generation des Frühjahrs haben, und die sich dann im Herbst im Boden verpuppen, um hier als Puppen den Winter zu überdauern. Erst im nächsten Frühjahr geht aus ihnen die Möhrenfliege wieder in neuem Kreis- lauf hervor. Die Verwüstung, welche die zweite Madengeneration an den Rüben der Möhren und Karotten anrichtet, ist viel größer und nicht selten ist die ganze Ernte vernichtet, da die zerfressenen Rüben sich nicht lange halten und bald faulen. Es ist äußerst schwer, diesem Möhrenschädling beizukommen, besonders dann, wenn im Frühjahr feuchtes Wetter herrscht, da dann die jungen Möhren überall neue Wurzeln treiben und die Folgen des Madenfraßes weniger sichtbar sind. Ist jedoch die Witterung trocken, so trocknet das Möhrenkraut leicht ein ; es vergilbt und man kann die befallenen Möhren leicht aus dem Boden ziehen. Wo sich also im zeitigen Frühjahr der Wurmfraß an den Möhren zeigt, ernte man die jungen Möhren bald, auch dann, wenn sie noch nicht marktfähig oder verbrauchsfertig für die Küche im eigenen Haushalt sind, indem man sie aus dem Boden zieht und verfüttert, jedoch nur im gekochten Zustande, oder verbrennt. Auf diese Weise werden alle Maden getötet und damit wird auch die Weiterverbreitung des Schädlings verhindert. Hat man die Wurzelfäule jedoch erst im Herbst beim Abernten der Beete festgestellt, wenn sich die Maden schon ausnahmslos im Boden verpuppt haben, so streue man dick Aetzkalk auf die Beete und grabe ihn 15 — 20 cm tief ein, wo er dann im feuchten Boden bald abbrennt und hierdurch alle Puppen abtötet. Die Spaten- XX, 4 Die Garten weit. 43 Stiche müssen hierbei recht klein und senkrecht geführt werden ; die Erde muß fein gekrümmelt sein, damit der gemahlene Kalk überall zwischen die Erdbrocken gelangt. Man kann auch die Beete tief umrigolen, damit die in der oberen Erdschicht liegenden Puppen mit dieser recht tief in den Boden kommen, von wo sie sich nicht in die Höhe arbeiten können und dann ersticken. Man darf dann im Frühjahr aber den rigolten Boden nicht gleich wieder aufgraben, sondern man säe hier Spinat, Schwarzwurzeln, baue Merrettich an, lege Frühkartoffeln usw. Möhren darf man auf derlei verseuchtem Boden einige Jahre nicht mehr anbauen. Franz Rochau. Obstbau. Moose und Flechten an Obstbäumen. Die Heimat der Moose und Flechten ist der Wald. Dem Auge des Naturbeobachters liefern diese Gewächse hier, wo sie als Schmarotzer auftreten , wertvolle Anhaltspunkte zur Beurteilung der klimatischen Verhältnisse einer Gegend. Mit wachsender Höhenlage und Luftfeuchtigkeit fällt die Ent- wicklung der Moose und Flechten auf Bäumen mit glatter Rinde am meisten auf. Während beispielsweise die Rot- buche auf den ihr zusagenden Böden der Ebene oder in mäßigen Höhenlagen einen sauberen, glatten Stamm zeigt, finden wir diesen Baum in 500 m Höhe meistens mehr oder weniger vollständig mit Moosen und Flechten bedeckt. Grau- bärtige, verkrüppelte Lärchen erregen schon beim Laien, beim Forstmann erst recht Mitleid. Obstbaum und Beerenstrauch zeigen in dieser Höhenlage dasselbe Bild. Der Beweis ist geliefert, daß die Entwicklung der Moose und Flechten, wo sie als Schmarotzer auftreten, von einem bestimmten Feuch- tigkeitsgrad der Luft abhängig ist. Dieses zeigt sich auch in Nord- und Ostabdachungen, im Gegensatze zu Süd- und Südwestlagen. Die Moose und Flechten an den Obstbäumen sind demnach ein Zeichen des Unbehagens, mangelnder Sonneneinwirkung zur Bildung gesunder, fester Rinden. Die zweite Frage, ob die genannten Schmarotzer den Baumwuchs befördern oder beeinträchtigen (Beispiele sind hier nicht zu bringen), ist schwer zu beantworten. Ein in Flechten ein- gehüllter Obstbaum macht den Eindruck, als wenn er sich durch den Flechtenbezug gegen Kälte und rauhe Witterung zu schützen gezwungen sei. Richtig wird sein, die Baum- flechten als natürlichen Rindenbestandteil aufzufassen, der auf den ungünstigen Standorten der Obstbäume nur zeitweilig mit künstlichen Mitteln entfernt werden kann. Günstig kann aber die gewaltsame Entfernung von Moosen und Flechten von den Bäumen auf deren Wuchs niemals wirken. Wenn auch rauhe, borkige Rinde für viele Bäume ein Alters- zeugnis ist, so steht doch unfehlbar fest, daß alles das, was diese Bäume nicht selbsttätig in der Vegetationspause ab- werfen, mit zum weiteren Baumleben gehört. Der Sturm läßt schließlich auch starke dürre Aeste zu Boden krachen. Das Wesen der Baumgewächse weist uns durch die im Alter rauh werdende Rinde darauf hin, daß dieser erhöhte Rinden- schutz zum günstigen Fortbestehen dieser Dauergewächse notwendig ist. Wild- und sonstige Rindenbeschädigungen vermag nur ein junger, gesunder Baum leicht auszuheilen. Nun finden wir zwar schon in den ganz alten Garten- büchern, z. B. in dem bereits 1779 in Augsburg von Isidorus Antophilus erschienenen, wohlerfahrenen Blumen-, Küchen-, Baum- und Kunstgärtner bei „Baummooß und Räudigkeit" eine Baumkratze empfohlen, mittelst deren alle Unsauberkeit von den Obstbäumen zu entfernen sei, damit sie wieder ein schönes Ansehen bekämen. Wo aber zu starke Boden- feuchtigkeit die „Baumkrätze" verursache, da empfiehlt der Verfasser dieses interessanten Buches aber auch den Boden mit „Asche, altem Kalk, Mörtel von einer Mauer und altem, Lnnggelegenem Gassenkoth" zu düngen. Damals erkannte man schon, daß an einem ungünstigen Standort der Obst- baum bei der Rindenbildung in seinem äußeren Abschluß Schutz sucht. Die Erfahrung wird durch die vorgeschlagene Bodenverbesserung gezeigt haben, daß der Aufbau des Holz- körpers sich ohne die „Baumkrätze" vollzieht, wenn dem Baume bessere Wachstumsbedingungen gegeben werden. Daß die Gartenkunst auf die Baumsauberkeit im Gegensatze zum Forstmann im Walde einen so hohen Wert legt, mag seine Begründung in der sonstigen Ordnung und Reinlichkeit des Gartenbaues finden. Schon eine harte Drahtbürste verletzt die Baumrinde an hunderten Stellen. Mit der Baumkratze aber werden die Obstbäume oft stark mißhandelt und dann noch mit einem stark ätzenden Kalkanstrich versehen. Zahlreiche Beweise liegen vor, daß derart mißhandelte bessere Apfelsorten durch die häufige, fast allgemeine Verwundung des Stammes und der Hauptäste alljährlich weniger Kraft besitzen, selbst die kleinsten Krebs- stellen zuzuheilen. Zugegeben wird, daß ein abgekratzter, weißgetünchter Baum für kurze Zeit eine hübsche Garten- zierde ist (? Der Schriftleiter). Im Boden würde der Kalk wahrscheinlich dem Baum bessere Dienste leisten. An Freunden des Gartenbaues fehlt es nicht, welche große Stücke auf die Sauberhaltung der Baumgewächse im Hausgarten halten und die Bekämpfung der schädlichen Obst- bauminsekten mit der für Mensch und Tier so wichtigen Hautpflege in Zusammenhang bringen. Je mehr wir aber in das Wesen der Insektenwelt eindringen, umsomehr können wir uns der Erkenntnis nicht verschließen, daß von einem gesund aufgebauten Holzkörper unter normalen klimatischen Verhältnissen die Insektenplagen leicht überwunden werden, diese Plagen aber am wirkungslosesten zu bekämpfen sind, je ungünstiger die klimatischen und Bodenverhältnisse für das angegriffene Baumgewächs in Verbindung mit unsach- gemäßer Ernährung sind. Von dem besten Beweismaterial sei hier nur die Vermehrung und der Schaden der Blutlaus angeführt. Kein Mensch kann bis jetzt beweisen, welchen Wert das Baumabkratzen, bzw. die in der Obst bäum pflege für so wichtig gehaltene Bekämpfung der Obstschädlinge im Ruhe- zustande der Bäume hat. Denn finden diese Insekten im Frühjahre bei günstiger Witterung einen guten Nährboden, dann wirkt ihre plötzlich starke Vermehrung stets über- raschend. Die Ueberwinterungsstellen der Insekten oder deren Entwickelungsstufen , welche der Mensch festgestellt hat, spielen bei der Insektenbekämpfung wahrscheinlich eine so geringe Rolle, daß das baumschindende Abkratzen der Bäume seinen Zwecken wenig dienen kann. Nachzuweisen ist ein direkter Vorteil eines solchen Baumabkratzens nicht. In der Entwicklungszeit der schädlichen Insekten bringen uns die künstlichen Hilfsmittel oft — nicht garantiert — Beruhigung. In der Dauerbekämpfung der Insektenschädlinge steht aber das Mittel der naturgemäßen Ernährung des Obstbaumes im Bereiche seines natürlichen Verbreitungsgebietes obenan. Wer das Baumputzen nicht lassen kann, soll seine Tätigkeit wenigstensauf das Abbürsten mittelst einer Bürste beschränken, mit welcher Rindenverletzungen verhütet werden. F. Esser. f 44 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 4 Pflanzendüngung. Die Stickstoffvorräte und der Krieg. (Schluß.) Von noch einschneidenderer Bedeutung wäre es ge- wesen, wenn es unseren Gegnern gelungen wäre, uns von der bisher einzigen Stickstoffquelle der Welt abzuschneiden. Die Größe dieser Gefahr ist gar nicht auszudenken. Die im Inlande aufgespeicherten Vorräte und die uns durch Schmuggel zukommenden Mengen hätten bei weitem nicht genügt, den Riesenbedarf unserer an so vielen Fronten sieg- reich kämpfenden Truppen zu decken. Selbst wenn in der Vorausahnung einer kommenden Katastrophe Deutschland mit ebensoviel Geschick, wie es seinen Goldvorrat auf eine erstaunliche und für das Ausland unerwartete Höhe brachte, so große Salpetervorräte angesammelt hätte, so hätte die eintretende große Nachfrage zu Preissteigerungen geführt, die ganz gewiß den Preis der heute vorhandenen Ersatzprodukte bei weitem übertroffen hätten. Zum Glück ist die Lösung dieser verhängnisvollen Frage zur rechten Zeit gekommen und die augenblicklichen Verhältnisse, die für die heimatliche Erzeugung von künstlichem, gebundenen Stickstoff so außer- ordentlich günstig waren, werden eine vollständige Verschie- bung der Preisnotierungen für die einzelnen Erzeugnisse auf dem Stickstoffmarkte hervorrufen. Die Erzeugung ist gewaltig gestiegen, die Methoden sind verbessert, Anlagen wurden zum Teil mit Unterstützung oder auf Veranlassung des Staates geschaffen. Die Gründungskapitale haben sich entsprechend der günstigen Lage gut verzinst, so daß man auf Grund all dieser Voraussetzungen wohl annehmen kann, daß nach dem Kriege, in Deutschland wenigstens, der Chilisalpeter den heimatlichen Stickstofferzeugnissen weichen wird. Angewiesen auf die anderen Stickstoffdüngemittel, wird auch der Ver- braucher schneller und gründlicher mit der Anwendung ver- traut geworden sein, und der Vorsprung, den der Chilisalpeter als zuerst bekannter und angewandter Stickstoffträger hatte, wird eingeholt werden. Unsere Gegner, denen die Lager von Chili in ziemlich unbeschränkter Weise zur Benutzung stehen, haben diesen Anreiz nicht. Sie sorgen durch einen ebenso ungeheuren Verbrauch auf ihren Kriegsschauplätzen für einen unverhältnismäßig beschleunigten Abbau und werden ganz gewiß erheblich dazu beitragen, das Erlöschen der Lagei in viel kürzerer Zeit herbeizuführen. Auch nach dem Kriege wird für viele Jahre ein großer Bedarf an Stickstoff sein. Einmal gilt es für die meisten Länder Europas, die am Kriege beteiligt sind, die Munitionsbestände auf eine bestimmte Höhe zu bringen, große Vorräte bereit zu halten und wenn möglich auch noch erhebliche Mengen der Ausfuhr zur Ver- fügung zu stellen, da wahrscheinlich Stickstoff immer auf dem Weltmarkte ein begehrtes Zahlungsmittel bleiben wird. Andererseits wird auch bei der Landwirtschaft und Gärtnerei große Nachfrage sein, da während der Kriegsjahre ganz ge- wiß nicht in der bisherigen angewendeten Weise künstliche Stickstoffdüngemittel verbraucht worden sind. Es gilt auch hier nachzuholen und vielleicht in der Erkenntnis des Wertes einer gesteigerten Ausnutzung des Bodens für ein Land im Falle eines Krieges, die Anwendung von Stickstoffdüngern sogar zu vergrößern. Inwieweit etwa neu hinzukommende Gebiete, weldie durch Waffenglück oder diplomatische Ver- einbarungen als eine Form der Kriegsentschädigung in unseren Händen verbleiben und bisher keiner gründlichen Ausnutzung unterworfen waren, durch uns oder nur durch unseren Einfluß gesteigert ausgenutzt werden, bleibt dahingestellt. Seit- dem der Staat bewiesen hat, daß das Notwendigste, was ein Volk zum Leben braucht, nicht unbedingtes Eigentum des Einzelnen bleiben darf, sondern jedem aus seinem Besitze ziemlich scharf umgrenzte Verpflichtungen erwachsen, dieses auch der Menge und Güte nach entsprechend auszunutzen, ist es nicht so durchaus unmöglich, daß Düngegesetze ge- schaffen werden, die innerhalb verständiger Grenzen zur Benutzung der vorhandenen Möglichkeiten den Bodengewinn zu steigern zwingen. Das alles sind Fragen, die nach dem Frieden einer gründ- lichen Erörterung bedürfen. Das eine geht aus dem Ge- sagten hervor: der Stickstoffmarkt und die Industrie der Stickstofferzeugnisse werden nach dem Kriege einen Auf- schwung von seltener Höhe erfahren. Betrachten wir uns einmal die Stickstoffquellen, die uns zur Verfügung stehen, ohne daß wir die Bodenschätze Chiles in Anspruch nehmen. Es sind dies: 1. der Stickstoffvorrat der Luft, 2. die Stoffwechselprodukte aller lebenden Wesen, 3. die in den organischen Resten der vorweltlichen Pflanzenwelt als Kohle jeden Alters im weitesten Sinne des Wortes enthaltenen Stickstoffmengen. Der Stickstoffvorrat in der Luft ist unbegrenzt; macht er doch ^ ., der gesamten Atmosphäre aus. Aber er war uns bis vor kurzem nicht zugänglich. Stickstoff ist ein träger Geselle und es fällt ihm gar nicht ein, so ohne weiteres mit dem Sauerstoff, mit welchem er zusammenhaust, sich zu den wichtigen Stickstoffoxyden zu vereinigen. Es gehört dazu erst eine große Menge Energie; hier in Form von Wärme. Energie aber, ganz gleich in welcher Form, kostet Geld, daher ist diese Art der Gewinnung kostspielig und nur dort von Wert, wo die Energie von Natur vorhanden ist und leicht ausgenutzt werden kann. Die gewissermaßen hinein- verarbeitete Energie kommt ja auch wieder bei der Umsetzung der Stickstoffverbindungen zum Vorschein, sei es bei ihren Umsetzungen in den Tieren und Pflanzen, wo sie zur Lebens- wärme beiträgt, sei es, um so vieles offensichtlicher bei den Explosionen der Sprengstoffe, wo es im letzten Grunde ja gerade auf die energiespeichernde Eigenschaft der Stick- stoffverbindungen ankommt. Schon vor 120 Jahren war es bekannt, daß sich Stickstoff und Sauerstoff unter gewissen Bedingungen in der Luft zu Stickstoffoxyden vereinigen. Man stellte fest, daß nach dem Gewitterregen eine Steigerung des Pflanzenwachstums zu beobachten war und daß dies nur auf den Gehalt des Gewitterregens an Salpeter, beziehungs- weise salpetriger Säure zurückzuführen sei, die sich unter dem Einfluß des Blitzes, also elektrischer Erscheinungen, ge- bildet hatte. Lange Jahre war diese Tatsache bekannt und sie ist auch nachgeahmt worden, aber über den Umfang eines einfachen Schulexperiments ist man nicht hinausgegangen. Erst die weitere Entwicklung der Elektrizität ermöglichte es, so hohe Temperaturen, wie sie zur Bindung des Stickstoffes an den Sauerstoff nötig waren, zu schaffen. Und auch dann setzte noch lange nicht die Industrie ein. Noch war die Bedeutung einer möglichen Stickstoffnot nicht erkannt, die Nachfrage nach Stickstoff nicht so groß, und daher wurde noch keine Energie in Form menschlicher Denkkraft auf die Lösung des technischen Problems verwandt. Dann begann man an den großen Wasserfällen Norwegens und an einigen anderen Stellen, wo man die Energie umsonst hatte, Stickstoff aus der Luft zu synthetischen Stickstoffverbindungen zu verarbeiten. XX, 4 Die Garten weit. Inzwischen haben sich die Systeme, nach welchen man ver- fährt, um möglichst wirtschaftlich wertvoll zu arbeiten, ver- vielfältigt, und man kann wohl annehmen, daß jetzt die Fabrikation an vielen Stellen des Reiches, die genügend Ausnutzungsmöglichkeiten von anderen Energien haben, statt- findet. Eine andere Art, den Stickstoff der Luft zu verwerten, haben wir in der Gründüngung. Wir wissen, daß die Legu- minosen in der Lage sind, mit Hilfe von Bakterien, die in den kleinen WurzelknöUchen hausen, den Stickstoff der Luft zu verarbeiten und auch auf dem sterilsten Boden infolge- dessen alle Lebensbedingungen finden. Durch Anbau dieser Pflanzen und späteres Umpflügen kann man allmählich dem Boden einen gewissen Stickstoffgehalt verschaffen. Wie diese Umarbeitungen in der Pflanze vor sich gehen, ist vorläufig noch ein Geheimnis, dem man aber in den letzten Jahren auf die Spur gekommen ist. Jedenfalls gelingt es jetzt schon, den Pflanzen das Verfahren, den Ammoniak, der ihnen durch natürlichen Dünger zugeführt wird, in Stickstoffoxyde zu verwandeln, nachzuahmen. Vorläufig aber kommt die auf dem Wege der Gründüngung erzeugte Stickstoffmenge nur der Landwirtschaft zugute, und es bleibt nur zu hoffen, daß es unserer chemischen Wissenschaft gelingen wird, auch diesen primären Vorgang der Stickstoffumbildung den Pflanzen ab- zulauschen, da wahrscheinlich hier ein bequemerer und billigerer Weg zur Bindung des Luftstickstoffes gegeben ist. Jeden- falls handelt es sich um katalytische Vorgänge. Die in den Stoffwechselprodukten der lebenden Wesen vorhandene Stickstoffmenge kommt ebenfalls vorläufig nur für die Landwirtschaft in Frage und wird, seitdem Menschen Landwirtschaft treiben, zur Düngung der Kulturflächen be- nutzt. Sie stellt immerhin eine sehr grobe Art der Wert- umsetzung dar, ist aber als die bekannteste und bequemste Art der Stickstoffdüngung die beliebteste und gebräuchlichste und wird, da sie im Zusammenhang mit ihren anderen notwendigen Wirkungen unentbehrlich ist, auch bei vielen noch lange die einzige bleiben. Aber damit ist nicht ge- sagt, daß alle Stickstoffvorräte, die wir darin haben, auch wirklich verwertet werden. Es gibt in den Abwässern, Straßenkoten, Fabrikabgängen usw. ungeheure Mengen von Stickstoff, die wir nicht zur Düngung verwerten, weil die mitgeführten Nebenbestandteile derartig überwiegend oder von so vergiftender Wirkung sind, daß an eine Verwendung zu Düngezwecken nicht zu denken ist. Wohl haben wir Methoden, den Stickstoff von den unnützen Begleitern zu entfernen, aber aus technischen Gründen und weil uns die Stickstoffnot noch nicht auf dem Leibe brennt, werfen wir vorläufig weg, was vielleicht schon nach Jahrzehnten eine ähnliche Auferstehung erlebt, wie einst die beiseitegeschaufelten Staßfurter Abraumsalze. Eine ebenso reichhaltige Stickstoffquelle besitzen wir in den organischen Stoffen, die wir als Kohle bezeichnen. Wohl in wenig Fällen wird vom Standpunkte des Chemikers eine derartige Verschwendung mit wertvollen Stoffen getrieben, wie bei der Verbrennung der Kohlen. Ein nicht zu ver- achtender Prozentsatz der Ausfuhr, ganz abgesehen von den im Inlande verwendeten, stellt der Handel mit Neben- erzeugnissen der Verkokung der Steinkohle dar. Farbstoffe, Arzneimittel und als wichtigstes Nebenerzeugnis wiederum der Stickstoff in der Verbindung des Ammoniaks werden in großen Mengen gewonnen. Und dennoch, welche geringe Menge im Verhältnis zu der gesamten Masse der verbrannten Kohle geht erst den Weg der Verkokung. Ein ungeheures Nationalvermögen geht täglich durch unsere Schornsteine. Hätten wir ein System der vollständigen Verwertung von Holz und Kohle, es wäre schon allein dadurch niemals ein liiickstoffmangel zu befürchten. Ammoniak wird in großen Mengen bei der Verkokung als Nebenprodukt gewonnen und kommt als schwefelsaures Ammoniak in den Handel, als in letzter Zeit recht bedeutender Konkurrent des Chilisalpeters. Wir sind nun leider mit unseren zum Teil noch recht ver- alteten Feuerungssystemen besonders in den kleinen Städten und auf dem Lande nicht in der Lage, Koks zu verbrennen und noch immer auf die direkte Verbrennung von Holz und Kohle angewiesen. In den Großstädten werden immer mehr die Stubenöfen von der Zentralheizung abgelöst. Damit ist die Möglichkeit gegeben, Koks zu verbrennen und das wert- volle Rohmaterial der Kohle nicht in Anspruch zu nehmen. Freilich, ein Idealzustand ist das noch lange nicht. Man gehe in der Organisation des Heizwesens weiter und heize ganze Gemeindewesen, Städte und Dörfer von einer Zentralstelle aus, ähnlich wie man jetzt Städte und Dörfer und einzelne Gehöfte mit elektrischer Energie versorgt. Ich denke dabei nicht einmal daran, daß wir dann die verrußten Straßenbilder los werden. Schornsteinlose Städte, Abquälen des Einzelnen mit der Heizung und an all die tausend Unbequemlichkeiten, die die persönliche Fürsorge für die Erlangung der not- wendigen Wärme mit sich bringt, das alles käme in Weg- fall. Ich denke nur an die ungeheure Ersparnis eines Stoffes, den wir so bitter notwendig brauchen und den wir so be- quem und billig erhalten können, indem wir gleichzeitig ein anderes Umwertungssystem, das des Rohmaterials der orga- nischen Stoffe in Wärme, um so vieles verbessern können. Freilidi müßte auch hier die Wärme in elektrische Energie verwandelt werden, denn nur so läßt sie sich ohne große Verluste auf weite Strecken befördern. Aber dazu haben wir ja die Möglichkeit, und es wird die Zeit kommen, wo diese doppelte Umwertung sich durch die dabei gewonnenen Nebenerzeugnisse bezahlt machen wird. Wie wertvoll außerdem ein Netz von Elektrizitätsquellen für ein Land sein kann, das wird der verstehen, der in Zeiten der Not an unseren Grenzen gewesen ist und diese furcht- bare Waffe im Dienste der Landesverteidigung hat arbeiten sehen. Es kommt also darauf an, von möglichst viel Kohle den Verbrennungsvorgang so zu leiten, daß alle wichtigen Neben- produkte gewonnen werden können; also durch Verkokung: Leuchtgas, Koks, Ammoniak und die Unsumme der für Farb- stoff- und Arzneimittelfabrikation wichtigen Bestandteile. Als Brennmaterial ist dann möglichst nur Koks zur Erzeugung elektrischer Energie zu verwenden und Leuchtgas zu Leucht- und Heizzwecken. Auch in der Verwertung des Leuchtgases zu Heizzwecken sind der Technik in Explosionsmaschinen große Wege vorgezeichnet. Vielleicht stellen die Explosions- motoren, die mit Leuchtgas zu heizen sind, einmal die Haupt- quellen zur Erzeugung der elektrischen Energie dar. Wir sehen also, daß bei einer vernunftgemäßen Wirt- schaftsweise niemals für uns ein Mangel an Stickstoff und, was besonders wichtig sein wird, an billigem Stickstoff ein- zutreten braucht, geschweige denn, daß wir je vom Auslande abhängig werden. Unsere fortgeschrittene Wissenschaft und lechnik hat dankbare Aufgaben zu lösen, die zum Teil in diesem Kriege gelöst worden sind. Sie wird vielleicht nach dem Krieg von ganz allein gezwungen sein, andere Abnehmer 46 Die Garten weit. XX, 4 als den Staat zu suchen und ich habe die Hoffnung, daß wir in dieser Hinsicht einmal den Weltmarkt beherrschen werden. Es ist ja nicht zum ersten Mal, daß die deutsche Industrie mit Hilfe der Erfolge deutscher Wissenschaft große nationale Industrieen ablöst (Indigo, Krapp, Arzneimittel). Wir sind eben ein Volk, das zum Glück nicht nur mit den Waffen zu siegen versteht. Wenn es unsere Gegner doch endlich einmal einsehen wollten, daß unsere Erfolge nicht ausschließlich Erfolge des Kriegsglückes sind, sondern die notwendigen Folgen unserer jahrzehntelangen fleißigen Arbeit an allen Stellen. Dieser innige Arbeitswille hat alles vor- bereitet ; ist es da ein Wunder, daß, als die Not kam, Deutschland Männer hatte, die für jeden Kampf geschult waren und im Felde wie in der Heimat den Sieg errangen? Volkskraft und Volkskultur zusammen schufen das große Werk, an dessen Zertrümmerung unsere Feinde vergeblich arbeiten. Curt Schürer. Zeit- und Streitfragen. Die Frage der Gemüsehöchstpreise. Von Landesökonomierat Siebert, Frankfurt a. M. Die mißlichen Verhältnisse auf dem Gemüsemarkt sind, wie ich schon in Nr. 2, Seite 21 ausführte, eine Folge der vom Bundesrat festgesetzten Höchstpreise für Gemüse, die am 13. Dezember 1915 in Kraft getreten sind. Es liegt auf der Hand, daß die Gemüsezüchter keine Neigung haben, ihre Gemüse auf den Markt zu bringen, da die Gestehungskosten nicht einmal herauskommen. Eingehende Feststellungen haben ergeben, daß z. B. bei Krauskohl der Arbeitslohn für das Holen dieses Gemüses aus dem Felde, die entsprechende Herrichtung und das Verbringen zum Markte nicht gedeckt werden kann. Der Preis der Futterrüben, durch die Zentraldarlehenskasse bezogen, stellt sich für Frank- furt a. M. frei Bahn auf 4,30 M für den Zentner, dazu kommt das Abholen, Verlust durch Erde bei nicht gereinigter Ware und Verbringen in den Keller, so daß der Zentner auf 5 M zu stehen kommt. Nun soll aber der Gemüsezüchter seine edleren Mohrrüben, gewaschen und marktfähig zubereitet, auch für 5 M pro Zentner verkaufen. Da besteht doch die Gefahr, daß das für die menschliche Nahrung bestimmte Ge- müse einfach verfüttert wird und die Zufuhr auf den Markt unterbleibt, mindestens doch sehr beschränkt wird. Hessen hat überhaupt die Höchstpreise nicht eingeführt, daher haben dort auch die Märkte ihre regelmäßige Zufuhr behalten und die Preise blieben normal. Die Anklage gegen eine Behörde wegen nicht festgesetzter Höchstpreise seitens eines Verbrauchers wurde gar nicht beachtet. Die erzeugenden Gemüsezüchter haben sich mit der ganzen Frage eingehend beschäftigt ; sie erkennen eine Fest- setzung von Höchstpreisen zur Bekämpfung des unreellen Handels vollkommen an, müssen sich aber andererseits aus reinem Selbsterhaltungstrieb auf den Standpunkt stellen, daß die Preise so zu bemessen sind, daß der Gärtnerstand nicht zugrunde geht, sondern lebensfähig bleiben und zu neuen Leistungen angespornt werden kann. Dazu kommt noch, dnß die Ernte im Jahre 1915 als nur mittelmäßig bezeichnet werden muß und das eingewinterte Gemüse von Woche zu Woche 6 — 10 Prozent seiner Festigkeit einbüßt, wie dies in der Natur der Sache liegt. Eine Berechnung der Er- zeugungskosten im Verhältnis zu dem Ertragswert in der Gemarkung nach den festgesetzten Höchstpreisen ergibt an Ausgaben für die Bewirtschaftung von einem Morgen Weiß- kehl 388 M, denen eine Einnahme von 358,50 M gegen- überstehen würde. Unter solchen Umständen ist der Gemüsebau überhaupt nicht mehr lohnend und weitere Schwierigkeiten werden sich aus dieser Tatsache ergeben. In erster Linie wird die Erzeugung im Jahre 1916 nachlassen, so daß möglicher- weise die Versorgung der Bevölkerung mit inländischem Gemüse sehr zurückgehen kann, also das Gegenteil von dem erreidit werden wird, was durch die Festsetzung der Höchstpreise erstrebt werden soll. Und das steht gewiß nicht im Einklang mit der Förderung und Be- deutung unseres hochentwickelten Gemüsebaues und der er- weiterten Gemüseverwertung für die gesamten Bevölkerungs- schichten. Man darf die rationelle Bewirtschaftung der für den Gemüsebau in Betracht kommenden Ländereien nach keiner Richtung unterbinden. Der Gärtnerstand hat sich von altersher zu einem bedeutenden Faktor in dem Wirt- schaftsleben entwickelt, und nie mehr wie in dieser Kriegs- zeit hat man seine große volkswirtschaftliche Bedeutung erfahren. Man hat das auch schon vorher erkannt und die Regierung selbst hat dazu Stellung genommen und mit Nach- druck darauf hingewiesen , daß mehr für den Gemüsebau getan werden müsse. Sie selbst hat in den verschiedensten Teilen des Deutschen Reiches kleinere Versuchsbetriebe mit staatlicher Unterstützung eingerichtet, um mitzuwirken an der Lösung der erweiterten Volksernährungsfrage gerade auf diesem praktischen Gebiete, namentlich auch gegenüber der großen Auslandseinfuhr. Kein Mittel ist nach meiner An- sicht zuviel, hier helfend und tatkräftig einzugreifen, um der heimischen Scholle den höchstmöglichen Ertrag bei fortgesetzt steigernder Güte abzuringen und uns immer unabhängiger von dem Auslande zu machen. Wohl veranlaßt durch die unliebsamen Marktverhältnisse und die in den Kreisen der Gemüsezüchter und Landwirte vorherrschende Befürchtung, daß bei den inzwischen weiter gestiegenen Erzeugungslasten und Schwierigkeiten der Anbau von Gemüse, insbesondere von Frühgemüse, nicht mehr lohnend sei, ist laut „Frankfurter Zeitung" vom 4. Januar amtlich darauf hingewiesen worden, daß die Höchstpreisfestsetzung vom 4. Dezember 1915 nur die Erzeugnisse der Ernte von 1915 umfassen soll. Aber gerade darum dreht es sich gegen- wärtig. Und während dieser Niederschrift erfahre ich, daß die von dem Reichskanzler im November veröffentlichten Höchstpreise für Gemüse infolge dringender Vorstellungen verschiedener Handelskammern einer nochmaligen Prüfung unterzogen werden sollen. Da ist es aber nun wichtig, daß Preise festgesetzt werden, die sowohl dem unter größten Schwierigkeiten arbeitenden Gemüsezüchter die Aufrechterhaltung seines Betriebes ermög- lichen, wie auch andererseits den Verbraucher berücksichtigen, der das Gemüse zu normalen Preisen erstehen soll. Was sind nun normale Preise? Diese erblicke ich in den Durch- schnittspreisen eben der Jahre 1908 — 1914, zumindest aber nicht unter diesen, während Züchterkreise nach eingehender Beratung und unter vollster Berücksichtigung von Verbraucher und Erzeuger diejenigen Preise für beide Teile angemessen erachten, wie sie die Marktlage in der ersten Dezember- woche 1915 zu verzeichnen hatte. Dabei könnten sich die Gemüsegärtner lebensfähig erhalten und der Bevölkerung ein den Verhältnissen entsprechendes preiswertes Gemüse sichern. Es muß zum Schluß immer wieder die Forderung erhoben XX, 4 Die G a r t e ;i w e 1 1. 47 werden, daß bei der Festsetzung solcher Höchstpreise der Züchter mit gehört werden muß ; nur auf diese Weise kommt ein für die Gesamtheit ersprießliches Ergebnis zustande. Die letzten Tage der Blumeneinfuhr aus Feindesland. In den verflossenen Monaten sind, allen nationalen Bedenken zum Trotz, gewaltige Schnittblumenmengen aus Italien und der franzö- sischen Rivieia über die Schweiz in Deutschland und Oesterreich- Ungarn eingeführt worden. Der „Wächter" in Romanshorn be- richtete am 6. Dezember, daß täglich mehrere hundert Körbe dieser Blumen in Romanshorn eintreffen, um von dort aus durch Ver- mittlung der Speditionshäuser weiterbefördert zu werden. Dieser schwunghafte Handel, der Millionen deutschen Geldes in Feindes- land gelangen läßt, dürfte jetzt, soweit Deutschland in Frage kommt, durch eine dankenswerte Verfügung des preußischen Eisen- bahnministers Exzellenz von Breitenbach endgültig lahmgelegt worden sein. Nach dieser Verfügung dürfen die aus Italien kommenden Sendungen lebender Blumen nicht mehr wie früher mit D- und Eilzügen, sondern nur noch mit Personen- und Güter- zügen befördert werden, eine Beförderung, welche ein gutes Ein- treffen von südländischen Schnittblumen vollständig ausschließt. In Oesterreich-Ungarn ist man noch weitergegangen. Nach einer am 8. d. M. veröffentlichten neuen Verordnung ist dort seit dem 6. d. M. die Ein- und Durchfuhr von Blumen und Binde- grün aus den Feindesstaaten untersagt. Diese Maßnahme richtet sich dort hauptsächlich gegen Italien, das 1913, also im Jahre vor Kriegsbeginn, für etwa 7 Mill. Kronen Blumen und Bindegrün nach Oesterreich-Ungarn eingeführt hat. Die Gesamteinfuhr an Blumen betrug im genannten Jahre 6,59 Mill. Kronen, wovon auf Italien 6,14 Mill. Kronen entfielen, die Gesamteinfuhr an Schnitt- grün '/a Mill. Kronen, wovon 0,46 Mill. auf Italien entfielen. Führende Wiener politische Zeitungen brachten eingehende Artikel über das Blumeneinfuhrverbot aus Feindesland, dem sie vollen Beifall zollen. Das „Wiener Fremdenblatt" hat die Gutachten verschiedener Fachleute zu diesem Verbot eingeholt. Hofgarten- direktor Anton Umlauft äußerte sich wie folgt : „Das „Durchhalten" wird unserem Blumenhandel um so leichter sein, als die Saison schon vorgeschritten ist und unsere Treibereien ausreichend Rosen, Flieder, Maiglöckchen usw. liefern können. Vielleicht wird sich das Publikum auch in seinem eigenen Interesse gewöhnen , statt der so vergänglichen Schnittblumen mehr blühende Topfpflanzen zu kaufen, wie dies in Deutschland schon während des Krieges geschieht." Einer der größten Blumen- händler Wiens bemerkt zu der durch die neue Verordnung ge- schaffenen Sachlage: „Ich und meine Kollegen haben schon seit bald einem Monat keine fremdländischen Schnittblumen, ins- besondere keine Rosen aus den feindlichen Gebieten mit dem schmugglerischen Umweg über die Schweiz bezogen und waren dennoch keinen Augenblick in Verlegenheit. Es zeigte sich, daß der Import aus Deutschland und Holland, im Verein mit der heimischen Produktion, den Bedarf an Treibrosen, Flieder, Tulpen, Hyazinthen, Maiglöckchen und blühenden Prunussträuchern reich- lich deckt. Es kommt hinzu, daß das vornehmere Publikum jetzt mehr wie sonst blühende Topfpflanzen, wie insbesondere Azaleen, Cyclamen und Treibflieder kauft und für die Salondekoration ver- wendet, was noch den nicht zu unterschätzenden Vorteil hat, daß diese Pflanzen sich viel länger wie abgeschnittene Zweige im Zimmer halten. Das vornehme Stadtpublikum, das für schöne Ware gute Preise zu zahlen gewohnt ist, wird also auch ohne die verwerfliche Einfuhr aus den feindlichen Ländern dauernd zufrieden- gestellt werden können. Schwierig könnte nur die Lage der kleineren Blumenhandlungen werden, deren Abnehmer nicht ge- wohnt sind, bessere Preise zu bezahlen. Durchaus keine Ver- legenheit kann das Ausbleiben von frischem Zierblattwerk aus den feindlichen Ländern bereiten. Wir haben insbesondere Lorbeer in unseren südlichen Gebieten geradezu im Ueberfluß und der Krieg kann auch für die Folge als Erzieher wirken, wenn wir nicht un- nötig Geld an das Ausland für das ausgeben, was wir viel billiger in der Heimat haben." M. H. Mannigfaltiges. Gustav Meyer. Am 14. d. M. waren 100 Jahre seit der Geburt Gustav Meyers, des Verfassers des Lehrbuches der schönen Gartenkunst und Gartendirektors der Stadt Berlin, verflossen. Er ;^t der Schöpfer der hauptsächlichsten Berliner Parkanlagen. Eine Straße im Humboldthain führt ihm zu Ehren den Namen Gustav Meyer -Allee. Unter Lenne, dessen 50. Todestag in diesen Monat fällt, ("f 23. 1. 1866), wurde Meyer zum „Gartenkondukteur" ernannt. Später wurde er Kgl. Hofgärtner und 1870 Gartendirektor der Stadt Berlin. Die Stadt errichtete ihm im Treptower Park, seiner letzten Schöpfung, ein Denkmal. Ein Ehrenhain für das 11. Armeekorps soll zum Andenken der Toten, zum Trost der Angehörigen gefallener Helden, zum Ansporn der Nachlebenden" angelegt werden. Auf dem Truppen- übungsplatz Ohrdruf ist ein von besonders schönen, alten Bäumen umgebener Platz mit weiter Fernsicht ausgesucht worden, auf dem Eichen und Linden den Ruhm unserer Truppen und die Dankbar- keit der Heimat verkünden sollen. Für jeden Truppenteil ist eine Baumgruppe, für jeden gefallenen Offizier ein Einzelbaum mit Gedenkstein vorgesehen. Die ganze Anlage soll nach dem Wunsche des stellvertretenden kommandierenden Generals v. Haugwitz in Kassel so hergerichtet werden, daß „für kommende Zeiten alle, die zu der heiligen Gedächtnisstätte pilgern, sich der großen Kämpfe um unser reines Deutschtum wieder bewußt werden". Preisausschreiben des Deutschen Werkbundes. Aus den kürzlich erschienenen „Mitteilungen des Deutschen Werkbundes" geht hervor, daß auf Veranlassung des „Verbandes Deutscher Granitwerke" unter den Mitgliedern des Bundes ein mit Preisen von insgesamt 5000 M ausgestatteter Wettbewerb zur Erlangung künstlerischer Entwürfe für Kriegsdenkmäler und Kriegergrabmäler aus Granit erlassen wurde. Ein zweiter Wettbewerb betrifft einen Ausstellungsraum für Modeerzeugnisse auf der Modewoche, die Anfang Februar d. J. in Frankfurt a. M. stattfinden wird. Mit erheblichen Kosten hat der Werkbund ein Preisausschreiben für Entwürfe von Kriegswahrzeichen zum Benageln durchgeführt und eine größere Anzahl dieser Entwürfe nun im Verlag F. Bruck- mann A.-G. in München zu billigem Preise erscheinen lassen. Den Gemeinden usw. ist die kostenlose Nachbildung dieser Entwürfe gestattet. Ursprünglich wurde das ganze Ergebnis der „National- gabe" zur Verfügung gestellt, doch mußte der Werkbund zur eigenen Veröffentlichung schreiten, weil die Nationalgabe gleich- zeitig andere Entwürfe verbreitete, mit denen der Werkbund sich nicht einverstanden erklären konnte. Die künstlerische Ausschmückung der Kriegergräber ist, wie bereits mitgeteilt, vom preußischen Kriegsministerium insoweit in die Wege geleitet, als zur Beratung dieser wichtigen Materie eine Anzahl namhafter Künstler, Bildhauer und Architekten aus allen Teilen des Reiches herangezogen wurde. Die Hinzuziehung gärt- nerischer Fachleute glaubt das Kriegsministerium leider umgehen zu können! Aus den Vereinen. Deutsche Erwerbsobstbaugesellschaft. Auf Veranlassung einer Anzahl Erwerbsobstzüchter, die schon vorbereitende Schritte zur Gründung einer Gesellschaft eingeleitet hatten, fand am 17. d. M. in Berlin eine von etwa 100 Obstzüchtern besuchte Gründungsversammlung statt. In dieser Versammlung berichtete zunächst Herr Ringleben über Ziele und Aufgaben des Verbandes. Er führte unter anderem aus , daß den Erwerbsobstzüchtern bis heute eine selbständige Vertretung fehle, daß sie diese Ver- tretung auch nicht in den Obstbauausschüssen der Landwirtschafts- kammern fänden, da nach Umfrage von den 297 Personen, welche iD diesen Ausschüssen sitzen, nur 11 wirkliche Erwerbsobstzüchter seien ; einige Kammern hätten überhaupt keine Erwerbsobstzüchter in ihren Ausschüssen. Auch im Deutschen Pomologenverein will Redner keine richtige Vertretung der Erwerbsobstzüchter sehen, da nur drei wirkliche Erwerbsobstzüchter dem Vorstand dieser 48 Die Garten w e 1 1. XX, 4 Vereinigunjf angehören. Redner erörterte dann die Aufgaben des neuen Verbandes, die er u. a. auch in der Erreichung eines mäßigen Schutzzolles sieht, auch wünscht er eine bessere Verwendung der vom Staate zur Förderung des Obstbaues bereitgestellten Mittel. Es fand ein lebhafter Meinungsaustausch statt. Die meisten Redner waren für die Gründung der Gesellschaft. Einer der Redner wünschte Anscliluß an den Reichsverband für den deutschen Gartenbau, während ein anderer gegen solchen Anschluß ist. Herr Stoffert-Peine schlug den Anschluß an den Deutschen Pomo- logenverein vor. Professor Küster führte aus, daß noch nicht der fünfte Teil der Vorstandsmitglieder des Deutschen Pomologen- vereins Erwerbsobstzüchter seien. Die Erwerbsobstzüchter wären schon mehrfach an den Deutschen Pomologenverein mit der Forderung herangetreten, ihnen mehr Geltung zu verschaffen, ohne Gegenliebe zu finden. Neben Liebhabern seien hauptsächlich Obstbaubeamte Mitglieder des Pomologenvereins , und diese letzteren würden in allen Versammlungen den Ausschlag geben. Der Herausgeber der „Gartenwelt" vertrat die Ansicht, daß man sich die Gründung des Verbandes reiflich überlegen solle. Er gab zu, daß den Erwerbsobstzüchtern eine selbständige Vertretung fehle, stellte aber anheim, nochmals den Versuch zu machen, diese im Deutschen Pomologenverein zu finden, welcher vielleicht für die Gründung einer besonderen Sektion der Erwerbsobstzüchter zu gewinnen sei, die dann umso- mehr erreiche, je größer die Zahl ihrer Mitglieder werde. Die große Zersplitterung im Vereinswesen sei ein Krebsschaden für Landwirtschaft und Gartenbau. Die im Deutschen Reiche vor- handene Zahl wirklicher Erwerbsobstzüchter würde nicht ausreichen zur Bildung eines machtvollen Verbandes, auch die gegenwärtige Kriegszeit sei für eine derartige Neugründung kaum geeignet. Herr Ringleben erwiderte, daß der Vorstand des Pomologenvereins Schwierigkeiten mache, die eine Verständigung mit den Erwerbs- obstzüchtern ausschließen, auch ständen die Satzungen einer solclien entgegen ; die letzte Zuschrift an den Pomologenverein sei überhaupt nicht mehr beantwortet worden. Es wurde nun der Satzungsentwurf vorgelesen, Satz für Satz durchgenommen und darüber abgestimmt. Man beabsichtigt, Bezirksgruppen zu bilden und einen besoldeten Geschäftsführer anzustellen. Als Erwerbsobstzüchter sollen diejenigen gelten, die mindestens ', 2 ha Obstpflanzungen bewirtschaften und nicht Lieb- haber sind. Es gehört freilich schon eine große Weitherzigkeit dazu, die Besitzer von 2 Morgen Land, worauf vielleicht nur einige vernachlässigte Baumkrüppel stehen, unter die Erwerbsobstzüchter einzureihen. Man muß aber wohl soweit gehen, um die genügende Mitgliederzahl zusammenzubringen, durch welche die gleichfalls ge- plante Herausgabe einer eigenen Zeitschrift ermögliclit wird, die dann ganz bestimmt wieder in Verbindung mit dem Gehalt für den Geschäftsführer und sonstige Hilfskräfte die gesamten Ein- nahmen des Verbandes verschlingt, so daß zur Förderung des Obstbaues nichts übrig bleibt. Jedes Mitglied soll für den Hektar bebaute Fläche 2 M Jahresbeitrag zahlen. Der geringste Jahres- beitrag soll ebensoviel betragen, bei außerordentlichen Mitgliedern 3 M. Die Zahlung von Beiträgen für mindestens 2500 ha, also 5000 M, ist Bedingung für die Gesellschaftsgründung. Bis zum Jahre 1918 soll es sich entscheiden, ob der Verband lebensfähig ist oder nicht ; die bis dahin gemachten Ausgaben sollen durch einen Garantiefonds sichergestellt werden. Die für die bisherigen, sehr sorgfältigen Vorbereitungen erforderlichen 400 M sind von den Unterzeichnern des Gründungsaufrufes gesammelt und ge- stiftet worden. Fest steht jedenfalls, daß man mit 5000 Mark keinen fähigen Geschäftsführer besolden, keine Zeitschrift heraus- geben, und auch sonst im Interesse des Erwerbsobstbaues nichts erreichen kann. M. H. Es blühten hier am 6. Januar, teilweise fast in Vollblüte, von Stauden und Niedcrpf lanzen : Calanthus zum Teil, aber schon überall mit Knospen über der Erde, Hellehorus caucasicus, pallidus und atropiirpureus, niger natürlich auch und viridis zum Teil, an bevorzugten Plätzen Hepatica triloha, auch Leucojum vernum. Tussilago fragrans war fast in Vollblüte, bei Farfara standen die Knospen zum Aufplatzen da, Primula iberica und acaulis, auch officinalis zeigten schon einige blühende Stengel. Ferner stand Crocus Imperati in Vollblüte, nahe daran war der Winterling, Eranthis hiemalis, auf sonnig gelegenen Stellen, wie auch Pefasites nivea. Draba aizoides, Aizoon und Haynaldii öffneten die ersten Blumen, desgleichen an günstig gelegenen Plätzen die Veilchen. Auch von Gehölzen waren ein ganzer Teil in Blüte : Hamamelis mollis, Utex europaeus, Alnus incana, die türkische Hasel, Corylus Colurna, in selten reichem Behang, C. Avellana, bei welcher sogar auch die weiblichen Blüten bis zur Empfängnis vorgeschritten waren, natürlidi erst recht, auch C maxima stäubte. An sonnigen Hängen blühte einzeln d\e Forsythia; Ulmus pumila hVühte auch vereinzelt, und bei Cornits mas öffneten sich die Knospenschuppen. Selten schön und reich blühten überall Lonicera pyrenaica und Dophne Mezereum, Jasminum nudiflonim ; auch Persica Davidiana zeigte schon einzelne offene Blüten, und Berberis japonica und Cydonia japonica brauchen zum öffnen ihrer Blumen nicht mehr viel Sonne; und neben dem seltenen Plagiospermum sinense stehen die meisten Prunus zum öffnen ihrer Knospen bereit. V. Kiel. Der hiesige Parochialverband hat eine Erweiterung des Friedhofs Eichhof beschlossen. Zunächst soll der bisher nicht zu Begräbniszwecken verwendete Teil des Friedhofs ent- wässert und eingeebnet werden. Die Arbeiten, die einen Kosten- aufwand von 45 000 M erfordern, sollen von russischen Kriegs- gefangenen ausgeführt werden. Gleichzeitig mit der Erweiterung der Anlage ist auf deren älterem Teil die Einrichtung eines Ehren- friedhofs für gefallene Krieger vorgesehen. Pforzheim. Ein von der hiesigen Stadtgärtnerei für das Brigadeersatzbataillon Nr. 84 ausgearbeiteter Entwurf zu einem Kriegerfriedhof auf dem Schlachtfelde in . . . fand den behörd- lichen Beifall und wurde bereits so weit hergestellt, daß schon eine Anzahl gefallener Helden daselbst beigesetzt werden konnte. Der Friedhof liegt an einem stark nach Osten ab- fallenden Abhang, unmittelbar am Waldesrand. Er wurde nach künstlerischen Gesichtszügen von den Mannschaften des Bataillons planmäßig angelegt, neuerdings durch Minen wieder stark beschädigt. Auch die Beteiligung bei der im Frühjahr in Aussicht ge- nommenen Bepflanzung dieses Kriegerfriedhofes seitens der Stadt- gärtnerei ist ins Auge gefaßt ; dabei wäre auch den Baumschul- besitzern, hauptsächlich jenen Badens, Gelegenheit geboten, sich durch Stiftung von geeignetem Pflanzmaterial zu beteiligen. Personalnachrichten. Tagesgeschichte. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starb Otto Schlüter, Strietfeld. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seiner Mitglieder Unteroffizier E. D. Almert, Lehe, und Julius Ebert, Quedlinburg, bekannt. Mit dem Eisernen Kreuz wurden von Mitgliedern des genannten Verbandes ausgezeichnet: Feldwebel M. Kluth, Swinemünde, und Gefreiter Joh. Völkel, Frankfurt a. O. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt den Heldentod seiner Mitglieder Bruno Gonscherowski, Charlottenburg, und Bernh. Heinke, Hamburg, bekannt. Dresden. Wohl selten hat es hier einen so milden Winter Widmaier, Carl, Garteninspektor, blickt am 1. Febr. auf eine wie den jetzigen gegeben, in welchem sich zur Jahreswende eine 25 jährige erfolgreiche Tätigkeit am Botanischen Garten in Hamburg so große Anzahl Freilandpflanzen zum Blühen anschickte. zurück. Der Jubilar erfreut sich allenthalben größter Beliebtheit. Berlin SW. 11, Hedemarmstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max HesdörfEer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buohdr. Gutenberg e. G. m. b. II., Dessau ^^m ^'y^ lustrierte Wochenschrift für den gesannten Gartenbau. Jahrgang XX. 4. Februar 1916. Nr. 5. Nadidrudc und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Friedhofskunst. Deutsche Grabmalkunst in Kriegszeiten. Von Gartenarchitekt Hans Gerlach, Darmstadt, zzt. Kriegsfreiwilliger an der Westfront. (Hierzu eine Zeichnung und drei nach photographischen Aufnahmen des Verfassers für die „Gartenwelt" gefertigte Abbildungen.) Die Friedensjahre haben äußerst segensreich auf die Ent- wicklung- der Friedhofskunst gewirkt, wofür die zahheichen Friedhofswettbewerbe der letzten Jahre ein beredtes Zeugnis ablegen. Die Kriegszeit wirkt auch befruchtend auf die Grabmalkunst. Wohl legt der Feldzug dem deutschen Volke schwere Opfer auf, und gar viele geben ihr Leben hin fürs Vaterland. Diesen Helden sichtbare Zeichen der Ehrung zu errichten, das ist die neue Aufgabe, welche der Krieg der deutschen Friedhofskunst stellt. Um einwandfreie Lösungen zu erhalten, veranstaltete der badische Architekten- und Ingenieurverein, der badische Kunst- gewerbeverein, der Künstlerverband badischer Bildhauer und die Vereinigung für angewandte Kunst in Karlsruhe, mit Unter- stützung des badischen Kultusministeriums einen Wettbewerb für Kriegergrabmäler, dessen Ergebnisse im Kunstgewerbemuseum zu Karlsruhe ausgestellt sind. Aber nicht nur in Deutschland selbst, sondern auch im Felde kann man, wie bereits mehrfach in der „Gartenwelt" be- schrieben, beobachten, wie unser Volk in Waffen bemüht ist, die Ruhestätten seiner Helden würdig zu gestalten und sinnig zu kennzeichnen. Wohl nie werden Tote mehr geehrt, wie jene des Schlachtfeldes, von niemandem mehr, als von ihren Kameraden, die mit ihnen Schulter an Schulter siegreich kämpften und heute nicht wissen, ob sie nicht morgen auch schon in kühler Erde ruhen. Nächstenliebe ist es, mit welcher jedem gefallenen Kameraden die letzte Ruhestätte in Feindesland bereitet wird. So ist durch die neuerwachte volkstümliclie Fried- hofskunst der Friedhof vor dem Feinde eine weihevolle Stätte des ewigen Friedens geworden. Ein vortreffliches Beispiel hierfür ist der Gartenwelt XX. Heldenfriedhof in Rethel (nördlich Verdun), wo über 1400 deutsche Helden ruhen. Dort steht vor den langen Gräber- reihen ein Schild mit der Inschrift : Wer tapfer fiel in Feindesland, Sein Grab in fremder Erde fern der Heimat fand. Ruht auch als Held im eignen Vaterland. Schlichte Holzkreuze bezeichnen die einzelnen Grabstätten und verkünden die Namen der dort Ruhenden, sei es Freund oder Feind. Hier erfüllen sich die Worte Schillers: Der für seine Hausaltäre Kämpfend sank, ein Schirm und Hort, Auch in Feindes Munde fort Lebt ihm seines Namens Ehre. Das einfache Holzkreuz, das so ganz vergessen und nur noch auf den alten Friedhöfen der entlegensten Dörfer zu finden ist, es kommt zu neuen Ehren. Die beigefügten Aufnahmen der Heldengräber in Nesle und Retouvillers veranschaulichen derartige Kriegergrabmale. Soldatenfriedhof in Nesle. 50 Die Gartenwelt. XX, 5 Einzelgräber auf dem Soldatenfriedhof in Nesle. Entwurf und Ausführung von Hans Gerlach. Wohl findet man hier und da neben den schlichten Holz- kreuzen auch Gedenksteine, doch das sinnigste Kennzeichen deutscher Heldengräber ist das Kreuz, sagt doch der Dichter: Kreuz von Eisen In Heldenweisen, Hoch dein Ruhm erklingt Nach Kampfesstunden, Genesenen Wunden, Wo rot die Kreuzfahne winkt. Du, dem ein Kreuz des Helden Ehre zeigt, Du Land, dessen Tote unter Kreuzen liegen. Du Land, das sich vor jedem Kreuze neigt, Deutschland, in diesem Zeichen wirst du siegen! Obstbau. Die Grundzüge der Pfirsichtreiberei. Von Hans Memmler. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Nutzg.-irtnerei, vor allem die Obst- und Gemüsekultur, nach dem Kriege einen be- deutenden Aufschwung nehmen wird. Die Freilandkulturen werden an Ausdehnung ge- winnen und in gewissen Gegenden Deutsch- lands hoffentlich eine gründlichere und zweck- dienlichere Ausnutzung erfahren. Daneben werden die Treibereien und der Anbau unter Glas erhöht in Aufnahme kommen, wobei man auch der Pfirsichtreiberei größeres Interesse entgegenbringen wird. In Privatgärtnereien ist die Weintreiberei meist verbreiteter, aber auch hier ist mit einer Zunahme der Pfirsichkultur unter Glas zu rechnen. Eine Gewähr für Erfolg können natürlich nur sachgemäße Pflege und gründ- liche Kenntnisse leisten. An geschulten Gärtnern wird es gerade in diesem Zweige des Gartenbaues fehlen, und deshalb seien hier die Grundzüge der Kulturweise nach vieljährigen Er- fahrungen angegeben. 1. Anzucht der P f i rsich pf la n ze n. Die zur Pfirsichtreiberei geeignetsten Pflanzen sind veredelte Sämlinge. Sie werden durch Aussaat der St. Julienpflaume und aus Samen der wilden englischen Pfirsiche, der sogenannten englischen Unter- lage, gewonnen. Auch Mandel^/lm^^rfa/js/sämlinge dienen als Unterlage, doch verlangen diese einen warmen, tiefgründigen, kalkreichen Boden. Die Güte der späteren Frucht, wie überhaupt das ganze Wachs- tum des Edlings im Freien sowohl, als auch unter Glas, hängt ganz wesentlich von der Art der Unter- lage ab. Der englische Wildpfirsich hat die Wirkung eines Pflaumenwildlings, verlangt kräftigen Boden und treibt sehr stark durch, so daß auch nur stark- wüchsige Sorten für die Veredelung auf diese Unterlage gewählt werden dürfen. Als Treib- pflanzen haben sie den großen Nachteil, daß sie sich nur in recht hohen, geräumigen Häusern voll entfalten können. Die Veredelung wird im Juli-August auf das schlafende Auge vorgenommen. Das Auge muß von gesunder, guter Pflanze stammen, ebenso muß die Unterlage wüchsig und frisch sein. Sie wird als ein Jahr alter Sämling veredelt. Im Winter ist das Auge mit Pergamentpapier zu schützen. Im nächsten Frühjahr schneidet man den Wildtrieb auf Zapfen zurück, der dann noch im Sommer, etwa im August, während des Triebes, ganz entfernt wird. Die Wunde wird mit Baumwachs überstrichen ; sie kann bis zum Winter über- wallt sein. An dem jungen Edeltriebe läßt man zunächst nicht zu- viel Seitentriebe stehen. Im nächsten Frühjahr (im zweiten Jahre nach der Veredelung) wird der Haupttrieb gekürzt und die Stammbildung vorgenommen. Gewöhnlich wählt man dafür 30 — 40 cm; für manche Gewächshäuser ist der Gedenkstein auf einem Heldenfriedhof. XX, 5 Die Garten weit. 51 Rohrführung wegen eine höhere Stammbildung erforderlich. — Mit Hilfe des Schnittes und Heftens wird die Fächer- form angestrebt. Das Hauptgerippe der Hauptleitzweige ist in der Zahl von 5 — 9 heranzubilden ; sie müssen weit genug auseinanderstehen, um für die Garnierung und Bildung der Fruchtzweige Platz frei zu lassen. Das Anschneiden des Fächers richtet sich nach der Stärke des Stammes. Ist dieser noch schwach, so wird erst im dritten Jahre mit Heranbildung des Fächers begonnen. Man läßt zunächst alle Augen austreiben ; erst nach dem Heranwachsen werden die schwächsten entfernt und nur die Haupttriebe stehen gelassen. Die Triebe sind anzubinden. Im folgenden Jahre erfolgt der Rückschnitt. Bei schwachem Austrieb ist stark zurückzuschneiden. Bei der englischen Unterlage bleibt 40 — 50 cm altes Holz stehen. Es kommt bei der Anzucht vor allem darauf an, daß die untere Partie gekräftigt wird, um später mit den oberen Teilen Schritt halten zu können und keine kahlen Stellen zu bekommen. Beim Winterschnitt wird das alte Holz entfernt und die Triebbildung geregelt, während der Grünschnitt lediglich zur Formbildung dient. Was im ersten Jahre als Fruchtholz ge- schnitten war, bildet als tragfähiger Trieb an der Basis Augen, die im dritten Jahre wieder Fruchttriebe ergeben, und eben- falls sofort nach der Ernte, also grün, auf die Basisaugen zu kürzen sind. So regelt sich der Schnitt von selbst ; nur während der Triebzeit müssen häufig kleine Hilfsmittel eine vorteilhafte Entwickelung mit fördern helfen. 2. Die Einrichtung des Pfirsichhauses. Bei der Einrichtung eines Pfirsichhauses ist an erster Stelle der Grundwasserstand zu prüfen; er muß sehr tief liegen. Für die Fruchttreiberei benutzt man nur einseitige Gewächs- häuser mit Erfolg, denn mit ihnen kann eine recht gründ- liche Sonnenwirkung erzielt werden. Von großem Vorteil sind auch Vorbeete, welche die Möglichkeit gewähren, die Wurzeln nach außen zu ziehen, ihnen größere Erdmengen und zugleich mehr Nährstoffe zu bieten. Bei einseitigen Häusern darf der Neigungswinkel nicht zu spitz sein, um nicht zuviel Sonnenfang zu haben. Die Innenlichtweite eines einseitigen Hauses soll mindestens 3 m betragen. Innerhalb des Hauses ist jedes Mauerwerk zu vermeiden. Die Heiz- anlage umfaßt Ober- und Unterheizung. Die Oberheizung führt zwei Rohre, und zwar eines unterhalb des Dachfirstes, das andere im Winkel der Seiten- und Dachfenster. Sie werden als Taurohre bezeichnet. Die Triebe dürfen diesen nicht zu nahe angeheftet werden; ein Zwischenraum von 35 bis 45 cm ist innezuhalten. Für die Unterheizung genügen vier Rohre, von denen eins als Ablaufrohr dient. Ein Wasserabzug ist für die Pfirsichkultur bei schwerem Boden ganz besonders wichtig. Man schachtet den Boden 80 — 100 cm tief aus. Auf die Sohle kommt 20 cm hoch Schlacke oder alter Steinschlag, darauf 30 — 40 cm hoch Gartenerde. Das ganze Haus wird dann mit frischem, zu- sammengesetztem, abgelagertem Kompost, mit Rasen, Mistbeet- und Lauberde gemischt, ausgefüllt. Die Erde darf nicht zu fett werden, deshalb haben Laub- und Rasenerde, mit reichlichem Zusatz von Kalk, vorzuherrschen. Man rechnet auf 1 cbm Erde etwa 12'/2 kg Kalk. Als Vorratsdüngung gibt man 12^/.2 — 25 kg Thomasmehl und 5 kg Kali. Die Pflanzen werden auf Hügel gepflanzt, die etwa 40 cm hoch sind. Die Hügelpflanzung zeitigt große Vor- teile : die Wurzeln werden besser erwärmt, die Luft durch- rl'f;';!»;'' . i. Tor eines Soldatenfriedhofes in Frankreich. Entwurf von Hans Gerlach. dringt die Erdschicht besser und die Nährstoffe werden leichter in aufnehmbare Form umgewandelt. Es kann eine dem Wurzelwachstum entsprechende Menge frischer Erde jährlich dem Hügel zugeführt werden, so daß den Wurzel- spitzen ständig neue Erde zur Nahrungsaufnahme zur Ver- fügung steht. 3. Das Auspflanzen. Wer in der Lage ist, sollte sich seine Treibpflanzen selbst heranziehen, um Gewähr für einwandfreie Ware zu haben. Auch kann man sich einjährige Veredelungen kommen lassen, die man in grobmaschige Weidenkörbe (30 — 40 cm hodi und ebenso breit) pflanzt. Man erreicht dadurch, daß die Pflanzen einen festen Ballen bilden, der für das Einbringen ins Gewächshaus sehr notwendig ist. Das Einpflanzen in Töpfe (im Januar) verfolgt denselben Zweck. Im Februar setzt man die so gepflanzten Pfirsiche einer Wärme von 10 bis 12 Grad Celsius aus. Mitte Mai sind sie vollständig durchwurzelt und haben durchgetrieben, so daß man sie jetzt in Form bringen kann. Sobald die Frostgefahr vorüber ist, pflanzt man sie in die vorher im Freien eingesenkten Körbe. Nach zwei Jahren werden sie im Hause an Ort und Stelle ausgepflanzt. Die Korbpflanzen werden ebenfalls nach zwei Jahren aus dem Erdreich gehoben und zunächst mit dem Korb an die neue Pflanzstelle gebracht. Das Ausheben hat unter größter Vorsicht zu geschehen, da der Korb von zahlreichen Faser- wurzeln durchwachsen ist. Diese dürfen nicht verletzt wer- den. Man schneidet den Korb erst im neuen Pflanzloch entzwei und entfernt behutsam die Weidenteile. Ein Wurzel- schnitt findet nicht statt. Nur stärkere Wurzeln kürzt man an einer etwaigen Bruchstelle mit scharfem Schnitt ein. 4. Vorkultur bis zum Einsetzen der Treiberei. Im folgenden Frühjahr wird geschnitten und angeheftet. An starkwüchsigen Pflanzen kürzt man die Haupt- und Leit- triebe nur schwach ein. Vor dem Austreiben werden alle Zweige wagerecht heruntergebunden, um ein möglichst gleidi- 52 Die Garten weit. XX, 5 mäßiges Aufblühen, bzw. Begrünen zu erzielen. Ist der Aus- trieb etwa 1 cm lang, dann richtet man die Zweige wieder auf. Alles, was nicht Fruchtholz ist, wird entfernt. Das Fruchtholz entwickelt in den untersten Teilen Ersatztriebe, auf die nach der Ernte zurückijeschnitten werden muß. Dieser Rückschnitt ist demnach ein Grünschnitt. Vor dem Austrieb ist mit dem Vorbeugen gegen das Auftreten von Ungeziefer zu beginnen. Es wird mit dreiprozentiger Kupferkalkbrühe gespritzt. Fein gemahlener Schwefel ist ständig im Verdampfen zu halten und wird zu diesem Zweck in flachen Schalen auf die Heizrohre gestellt. Während des Wachstums kann in Zwischenräumen von 4 Wochen dreimal mit einprozentiger Kupferkalkbrühe gespritzt werden. Ende Juli muß mit Spritzen aufgehört werden. Zu lange gespritzte Pflanzen treten zu spät in Ruhe ; das Holz reift nicht aus und bringt schwache Früchte. Die Früchte können noch ein Benetzen von einprozentiger Kupferkalkbrühe bis zur Haselnußgröße schadlos ertragen. 5. Die Treiberei. Die Treiberei beginnt gewöhnlich im Februar; sie richtet sich mit nach der jeweilig herrschenden Außenwärme. In mildem Winter kann schon Ende Januar mit dem Treiben begonnen werden. Früher, im Dezember oder November, mit erhöhter Wärme einzusetzen, kann nur unter besonderen Umständen und bei älteren, an die Wachstumsverschiebung angepaßten Pflanzen versucht werden. Die Anfangswärme beträgt 6 — 8 Grad Celsius. Wärme- schwankungen sind zu verhindern. Zur Ausbildung der Blüte (vom Auge bis zur farbigen Knospe) braucht die Pflanze Zeit, sie muß sich allmählich entwickeln können. Die Wärme ist demnach nur langsam zu erhöhen. Bis zum Aufbrechen der Blüten wird wöchentlich um 2 — 3 Grad Celsius Steigerung zugelassen. Auf diese Weise werden 4 — 6 Wochen bis zum Aufblühen verstreichen, so daß dann im Gewächshause eine Wärme von 18 — 20 Grad Celsius herrscht, die aber während der Bestäubungszeit um 6 — 8 Grad Celsius erhöht wird, um eine Gewähr für sichere Befruchtung zu erhalten. Der Pollen muß bei der Uebertragung ganz trocken sein. Ebenfalls verlangt die Griffelnarbe für ihre Empfängnisfähigkeit viel Wärme. Die Luft im Hause hat möglichst trocken zu sein ; es darf in dieser Zeit nicht gelüftet werden. Vom Beginn des Treibens an ist ein Bewässern erforder- lich, es muß aber mit größter Sorgfalt und nur bei wirklich vorhandener Trockenheit im Boden ausgeführt werden. Eben- falls hat das Spritzen einzusetzen. Anfangs spritzt man wöchentlich einmal, immer mit hauswarmem Wasser, aber ausgibig und nur mittags, damit die Pflanzen bis zum Abend wieder abtrocknen können und nicht naß die Nacht zu ver- bringen brauchen. Bei steigender Wärme wird öfter gespritzt, doch immer nur zur Mittagszeit. Um eine gleichmäßige Blüte zu bekommen, sind möglichst nur zugleich blühende Sorten für ein Haus zu wählen, da andernfalls auch das Innehalten der erforderlichen Wärme- grade nicht durchführbar ist. Die Bestäubung geschieht mit Hilfe eines kleinen Haar- pinsels, oder durch Hervorrufen eines künstlichen Luftzuges, der ein Aufwirbeln des Pollens zur Folge hat. Eine Fremd- bestäubung ist unbedingt notwendig. Der Pollen muß also stets von einer anderen Blüte stammen als von der, deren Narbe befruchtet werden soll. Nach 8 — 14 Tagen zeigt es sich , welche Blüten angesetzt haben. Die Fruchtknoten schwellen an, man kann den jungen Pfirsich erkennen. Bei gutgelungener Befruchtung entwickeln sich mehr Früchte, als der einzelne Strauch zu tragen vermag. Der Ansatz muß dann geregelt werden. Vielfach ist es üblich, schon während der Blüte die Ausbildung und Zahl der Früchte den späteren Verhältnissen anzupassen. Die Kräfte der Pflanze müssen gespart und auf die belassenen Pfirsiche be- schränkt werden. Um Fehlern vorzubeugen, läßt man am besten zunächst alle Blüten zur Entwickelung kommen. Die unbefruch- teten fallen selbsttätig ab und von den übrigen werden bei Heranbildung der Frucht diejenigen entfernt, die sich gegenseitig berühren. Ganz entschieden muß davor gewarnt werden, zu viele Früchte am Baume zu lassen. Bei regelmäßig fächer- artig gezogenen Spalieren rechnet man bis zur Steinbildung für die kleineren, mittelfrühen Sorten 50 — 60 Stück auf den Quadratmeter. Nach dieser wird häufig ein weiteres Ausdünnen nötig, so daß oft noch 10 — 20 Früchte zu entfernen sind. Für großfrüchtigc Sorten genügen 25 bis 30 Stück für die gleiche Fläche. Der Fruchtansatz ist auch durch entsprechenden Schnitt der Triebe und Zweige zu regeln. Sogenannte Bukettzweige sind stark auszulichten, da die dichtgedrängten Blüten nur kleine, unregelmäßig geformte Früchte erzeugen würden. Man hilft sich ferner mit Biegen, Drehen und Brechen der Zweige. Nach der Blüte werden die Zweige in die jeweilig günstigste Lage gebracht und angeheftet. Die jungen Triebe entwickeln sich sehr schnell. Es muß ständig ausgelichtet werden. Nur soviele Neutriebe bleiben stehen, wie für das nächste Jahr als Ersatztriebe notwendig werden und den jetzigen Frucht- trieben als Zugtriebe dienen. Letztere werden eingestutzt. Sobald die als Ersatztriebe geltenden Zweige das 15. bis 17. Blatt entwickelt haben, werden sie auf das 10. — 12. Blatt eingestutzt. Die an diesen Trieben entstehenden Geize sind auf 1 — 2 Augen zurückzuschneiden. Treiben die derart be- handelten Geize wieder aus, so werden auch die Zweiglein dritten Grades auf 1 — 2 Augen gekürzt. Von der Befruchtung an ist es vorteilhaft, die Hauswärme auf 20 — 24 Grad Celsius zu halten. Beginnen sich die Steine in der Frucht zu bilden, so genügt von diesem Zeit- punkt ab eine Wärme von 16 — 18 Grad Celsius. Es ist reichlich zu lüften, das Gießen auf das Mindestmaß zu be- schränken ; die Wände und Heizrohre sind öfter zu spritzen. Nach 4 — 6 Wochen sind die Steine ausgebildet, 4 — 5 Wochen später beginnt die Ernte ; für diese Zeit ist die Wärme wieder vorteilhaft zu erhöhen. Jetzt kann auch mit dem Spritzen der Pflanzen und dem Düngen mit flüssigem Dung, mit dem während der Steinbildungszeit ausgesetzt wurde, wieder fort- gefahren werden. Auch ein durchdringendes Gießen ist von Vorteil. Zur Reifezeit wird wieder für genügende Zufuhr von frischer Luft gesorgt. Ein Bloßlegen der Früchte, das leider nur zu häufig in der Meinung ausgeführt wird, damit eine schönere Farbe zu erzielen, ist gänzlich zu verwerfen. Eine mittelbare Bestrahlung ist den Pfirsichen viel zuträglicher als heißer Sonnenschein, wodurch die Früchte häufig verbrennen, wie es bei Wein z. B. regelmäßig der Fall ist. Den Früchten stellen die Ohrwürmer eifrig nach. Man liest sie morgens ab oder fängt sie in kleinen Stroh- büscheln, die man verbrennt. Ameisen lassen sich am leichtesten an um die Stämme gelegten Leimringen ab- fangen. Die gefährliche Kräuselkrankheit (Exoascus defor- mansj sollte in sauberen Kulturhäusern und bei richtiger XX, 5 Die Gartenwelt. 58 Pflege der Pflanzen überhaupt nicht auftreten, da der Befall stets als eine Folgeerscheinung von Kulturfehlern aufzufassen ist. Bekämpft wird die Krankheit durch rechtzeitiges Ent- fernen der kranken Triebe bis weit ins gesunde Holz hinein. 6. Die Ernte. Als Zeichen der Reife wird die Frucht weich, und zwar zuerst am Stiel. Um diesen Zustand festzustellen, umfaßt man die ganze Frucht vorsichtig und drückt ganz schwach mit dem Daumen die Gegend unmittelbar am Stiel. Gibt das Fruchtfleisch nach, wird der Pfirsich abgenommen und auf weiche, lockere Unterlage gelegt. Nach 3 — 5 Tagen ist die Frucht genießbar. Die Güte ist sehr verschieden, richtet sich auch häufig nach dem Reifezustand. Zu reife Früchte schmecken mehlig, was besonders häufig bei Frühsorten der Fall ist. 7. Sortenwahl. Die bewährtesten Sorten für Treiberei und Freiland sind nach Meermann: 1) Jessie Kerr, 2) Verbesserte Amsden, 3) Greenborough, 4) Earliest of All, 5) Roter Mai von Brigg, 6) Früher aus Kanada, 7) Früher Alexander, 8) Frühe Beatrice, 9) Früher von Harper, 10) Haies Early, 11) Früher Saunders, 12) Royal George, 13) Ragemaker, \A) Barrington, 15) Dumond, 16) Ga- lande, \6a) Crimson Galande, \1) Prince of Wales, \S) Teton de Venus (Venusbrust), 19) Später Saunders, 20) Seeigel, 21) Belle Bausse, 22) Admiral Jaune, 23) Ballet. Nr. 1 — 11 eignen sich in sehr geschützter, warmer Lage auch für das Freie. Nr. 3 läßt die Frucht leicht fallen. Nr. 4 reift zeitig, läßt aber die Früchte fallen und hat starken Holztrieb. Nr. 11 ist eine sehr reichtragende, schöne Sorte. Nr. 12 — 16a sind spät zu treiben, ohne viel Heizung, nur mit Hilfe der Sonne. Es sind sämtlich großfrüchtige Sorten. Die Früchte von Nr. 17 sind nur als Schaufrüchte zu ver- wenden. Die Färbung ist prächtig, aber der Geschmack tritt stark zurück. Nr. 18 liefert bei guter Kultur herrliche Früchte. Nr. 19 und 20 sind große, späte Sorten. Nr. 23 ist eine vorzügliche Sorte, aber für norddeutsches Klima etwas zu empfindlich. Da nicht anzunehmen ist, daß diese Pflanze aus einem Steckling gezogen und die untere Krone infolge Beeinflussung der Unterlage durch das Edelreis entstanden ist, so wird man nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß diese Pflanze in der Höhe der ersten Krone veredelt wurde, und daß ein besonders kräftiger Trieb der Veredelung dann bis zur ge- wünschten Höhe gezogen wurde. Genaueres über diese Pflanze läßt sich nicht erfahren, da sie ungefähr 25 Jahre alt ist und der Garten unterdessen in andere Hände über- ging. Ursprünglich wohl in der Absicht gepflanzt, einstmals eine Laube zu beschatten, zu welcher Annahme die Wege- führung und das erhöhte Gelände berechtigen, deckt diese Esche jetzt dieses flachgeneigte Gelände und sieht in voller Belaubung nicht häßlich aus ; im laublosen Zustand bietet das auf dem Boden liegende Astgewirr allerdings keine besondere Augenweide, und noch nie hat sich, wie der Be- sitzer sagte, ein Vogel trotz der vorzüglichen Unterlage ver- leiten lassen, hier sein Nest zu bauen, jedenfalls wohl um seine Jungen nicht den Nachstellungen der Katzen und der Neugierde der Menschen auszuliefern. V. Nadelhölzer. Taxus baccata. (Hierzu eine Abbildung, nach einer vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahme.) Mit Interesse las ich den Artikel über die Sophora japonica im Gro6stadtwinkel. Im Nachfolgenden will ich nun den Lesern der „Gartenwelt" eine hervorragend schöne Eibe in Wort und Bild vorführen. Allerdings steht dieses Prachtexemplar nicht in einem Großstadtwinkel, sondern in einer — Dorfecke, und zwar in Eichholz bei Finsterwalde (N.-L.). Diese mächtige Taxus, die in hiesiger Gegend die tausend- jährige Eibe genannt wird, verdient es, weiteren Kreisen bekannt zu werden. Sie hat einen Kronendurchmesser von 12 — 13 m und eine Höhe von 16 — 18 m. Der Umfang des Stammes, einen Meter über der Erde gemessen, beträgt S'/a ni ; für eine Taxus also eine außerordentliche Stärke. Der Besitzer des Bauernhofes Gehölze. Eine seltsam gewachsene Fraxinus excelsior pendula mit Doppelkrone. (Hierzu eine Abbildung, nach einer für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahme.) Beim Herumstreifen in Privatgärten fand ich im Garten eines Bekannten in dem Städtchen Döbeln i. S. die nebenstehend abgebildete doppelkronige Traueresche, von welcher ich, da ich annahm, daß dies für die „Gartenwelt" Interesse hätte, eine Aufnahme biete. Reichlich einen halben Meter über der Erde haben sich an der Lichtseite zwei Aeste so stark ausgewachsen, daß sie ungefähr eine Fläche von 25 qm derart dicht bedecken, daß darunter aller Pflanzenwuchs, selbst Unkraut wächst hier nicht, vollständig verschwunden ist. Erst in reichlich Manneshöhe darüber breitet sich die zweite Krone aus, welche aber lange nicht den Umfang der unteren hat. Eine seltsam gewachsene Fraxinus excelsior pendula. 54 Die Garten weit. XX, 5 benutzt die Eibe als Schattenspender für seine Ackerwagen. Die Bäuerin sagte mir allerdings, ein Apfelbaum wäre ibr lieber, be- sonders jetzt, wo auch das Obst, wie alle anderen Lebensmittel, hoch im Preise steht. Es muß ihr aber wohl nicht sehr ernst gewesen sein, denn im nächsten Augenblick erzählte sie mir stolz, ein Professor aus Berlin hätte gesagt, es sei die größte und schönste Eibe in ganz Deutschland. Zwischen ihrem Besitzer und dem Naturschutzverein finden schon seit langem Verhandlungen statt, um den kerngesunden Riesen kommenden Generationen zu erhalten. Leider sind diese Verhandlungen bis jetzt noch zu keinem Ergebnis gediehen. Er steht unmittelbar vor einer alten, mit Stroh gedeckten Scheune. Solche alten Scheunen aber gehen leicht in Flammen auf, — und dann wäre es um eines der schönsten Naturdenkmäler der Provinz Brandenburg geschehen. E. Tiltack, Finsterwalde (N.-L.). Gemüsebau. Der Spargelbau und die Konservenindustrie. Von Landesökonomierat Siebert, Frankfurt a. M. Die Spargelkonservenfabrikanten und die mit denselben verbundenen landwirtschaftlichen Kreise befinden sich nach ihrer Darstellung in einer Notlage, und es erscheint geboten, daß sie selbst, wie auch die Regierung Wege und Mittel suchen, größeren Schaden zu verhüten. Die Vereine der Konservenfabrikanten Braunschweigs und der deutschen Kon- servenfabrikanten haben sich wegen des mangelhaften Ab- satzes ihrer Erzeugnisse an das Herzogliche Staatsministerium zu Braunschweig, an das Reichsamt des Innern und an das Kriegsministerium mit einer Eingabe gewendet , ihre Be- strebungen für einen besseren Absatz ihrer Vorräte an maß- gebenden Stellen zu unterstützen. Nach den Angaben der genannten Vereine betrugen Ende Oktober 1915 die ver- fügbaren Vorräte, auf '\ Dosen umgerechnet, 5 054 790 Dosen im Gesamtwerte von 6 974 818 M. Diese Zusammen- stellung beweist, daß von den insgesamt konservierten 7" , Millionen Dosen Spargel bis dahin noch 5 Millionen unverbraucht bei den Fabriken stehen. Der Absatz der hochwertigen Sorten ist gegen sonst geringer geworden, da reichlich 3 ,, Millionen Dosen auf die besseren und guten Spargelsorten entfallen. Hinzuzurechnen ist noch ein Teil der Ernte von 1914, der sich bei Groß- und Kleinhändlern auf Lager befindet. Die Eingabe weist darauf hin, daß vielseitige Versuche gemacht worden sind, die enormen Vorräte abzustoßen, was aber nur mit geringem Erfolge geschehen ist, und spricht dann von einem wirtschaftlichen Zusammenbruch kleiner und kleinster Existenzen. Nach der Berechnung der Vereine be- trugen die Arbeitslöhne für die Bewirtschaftung der Spargel- ländereien 5 Millionen Mark, für die Herstellung der Kon- serven 6 Millionen Mark bei einem bewirtschafteten Gelände von 20 000 Morgen. Aber es will doch scheinen, als ob hier Angebot und Nachfrage nicht in richtigem Verhältnis stehen, und da dringend Hilfe verlangt wird, möchte ich versuchen, die Frage vom rein kaufmännischen Standpunkte aus zu lösen. Vonseiten der Fabrikanten muß in erster Linie durch eine bis zum äußersten erfolgende Herabsetzung der Preise, selbst wenn diese keinen wesentlichen Nutzen mehr lassen, zu einem größeren Absatz der vorhandenen Vorräte beigetragen wer- den. Ein ganz bedeutend größerer Absatz hätte erzielt werden können, wenn schon die letzte Ernte in Erkenntnis der drohenden Notzustände zu billigeren Preisen angeboten worden wäre, wie dies tatsächlich hier und da geschehen ist. Die meisten Fabrikanten haben aber im letzten Jahre zu gleichen Preisen wie in Friedenszeiten verkauft und somit versäumt, den gewünschten Absatz herbeizuführen. Eine sorgfältige Aufstellung durch den unmittelbar be- teiligten Handel hat ergeben, daß sich die Aufschläge in den Jahren 1907 — 1913 von 19 — 43 Prozent bewegt haben und besonders die billigeren Spargelsorten davon betroffen worden sind. (Dieselbe Erscheinung finden wir aber auch bei Schnittbohnen, Karotten, Erbsen usw., trotz der guten Ernte von 1915.) Darin liegt wohl auch mit ein Haupt- grund für die Abnahme des Verbrauchs. Nach eingezogenen Erkundigungen glaube ich auch sagen zu können, daß die von den Fabrikanten ihrer Berechnung zugrunde gelegten Einzelpreise zu hoch gegriffen sind, da im allgemeinen die Kleinverkaufspreise angesetzt werden, während eigentlich dafür nur Preise in Betracht kommen können, die den tatsächlichen Herstellungspreis nebst einem entsprechenden Nutzen dar- stellen. Dadurch würde sich das ganze Bild weniger ungünstig gestalten. Ferner ist darauf hinzuweisen, daß bei den Spargel- anlagen durch Zwischenkulturen noch Erträge erzielt werden können, welche die Lage des Spargelbaues in günstigem Sinne beeinflussen. Vonseiten des Kriegsministeriums, der Regierung und anderer Behörden könnte sehr wohl eine bedeutende Ver- minderung der Spargelvorräte herbeigeführt werden, wenn Krankenhäuser und Lazarette sowie Offizierkasinos Spargel- gerichte häufiger in ihren Küchenzettel aufnehmen würden. Auch für die im Felde stehenden Truppen könnte die Ver- wendung von Spargelkonserven, etwa zu gemischten Suppen, erwogen werden. Aber dies kann nur im größeren Umfange geschehen, wenn die Preise entsprechend ermäßigt werden; dann wird es auch der Bevölkerung im allgemeinen möglich sein, an den fleischlosen Tagen Spargelgerichte einzuschieben. Taxus baccata-Stamm von 3^1^ m Umfang. XX, 5 Die Gartenwelt. 55 Es ist auch darauf hinzuwirken, daß die Spargelziichter in der Umgebung der Großstädte ihre Erzeugnisse dort auf den Markt bringen. Dadurch wird der Verbrauch erhöht, und die Händler sind bei dem Bezug von Rohspargel ge- zwungen, für ihren Bedarf auf die eigentlichen Erzeugungs- gebiete zurückzugreifen, so daß dann auch hier ein größerer Absatz für den direkten Verbrauch erzielt werden könnte. Lediglich der ungerechtfertigt hohe Preis des Spargels im Jahre 1915 war die Ursache, daß die häusliche Konservie- rung sich nur in beschränktem Maße damit befassen konnte. Es wäre sicherlich richtiger gewesen, dem großen Publikum zu einem annehmbaren Preis Spargel anzubieten, als daß jetzt die Großindustrie mit den Millionen unverkaufter Dosen dasitzt ! Ich bin der Ansicht, daß nur durch eine Verbilligung der Spargelkonserven , die kein Volksnahrungsmittel, sondern ein Genußmittel sind, der notwendige größere Verbrauch herbeigeführt werden kann. Vielleicht ist es auch mög- lich, die stark zurückgegangene Ausfuhr durch regierungs- seitig zu treffende Maßregeln zu beleben. Wenn behauptet wird, daß die Konservenindustrie durch die jetzt eingetretenen Umstände zugrunde gerichtet wird , so ist dies doch nur mit einer gewissen Einschränkung anzunehmen, denn die meisten Konservenfabriken verarbeiten auch noch andere Ge- müse, so daß eine Stillegung der Betriebe nicht zu befürchten ist. Aehnlich verhält es sich mit den Spargelbauern, die sich durch einen für den Bürger erschwinglichen Preis ihrer Erzeugnisse teils für den Rohverbrauch, teils für die häus- liche Konservierung wenigstens für einen nicht unbedeutenden Teil ihrer Ware einen günstigen Absatz für 1916 sichern können. Es gibt viele Berufszweige, die während des Krieges nicht die Preise erzielen, die sie vorher erzielen konnten. Deshalb braucht man die feldmäßige Spargelkultur noch nicht aufzugeben ! Frühaussaaten. Um recht dicke Zwiebeln zu bekommen, ist es empfehlenswert, den Samen zeitig im Mistbeet auszusäen, wie ich es schon 30 Jahre lang betrieben habe. Der Zwiebel- und Porre- samen ist aber gegen warme Beete empfindlich, die Mistwärme verhindert bei sehr vielen Körnern das Keimen, deshalb säe ich diese Samen nur in kalte Kästen. Diese stehen mir in erwünschter Weise in den im Herbst für Spätkulturen erwärmten Kästen zu Gebote. Ist der Salat im Januar abgeerntet, oder noch unent- wickelter auf frische Kästen gesetzt, so harke ich die Erde auf den alten Beeten glatt, ohne sie zu graben, denn gerade der in dieser Weise gesetzte Boden ist den Zwiebeln recht. Nur in einigen Zentimetern Entfernung ziehe ich alsdann Rillen in den Beeten, zur Aufnahme des Samens. Der Samen wird mit der Harke noch etwas angedrückt, dann bedeckt und am nächsten Tage etwas überbraust. Ich habe die Gewohnheit, jeden gesäten Samen, sei es in Schalen, im Mistbeet oder im Freien, immer erst am nächsten Tage anzugießen. Die obere Erde wird dann etwas trocken und die Oberfläche wird infolgedessen durch das Gießen nicht so abschließend eingeschlemmt, was nach meinen Erfahrungen auch ungünstig auf die Keimkraft wirkt. Unter den Samen sind nämlich gar zu häufig Körner, die nur bei der ihnen zusagenden Pflege keimen, sonst aber verkommen, während die besten durch- dringen. Der Zwiebelsamen geht so bei sorgfältigem Frostschutz lang- sam, aber sicher auf, die Pflanzen entwickeln sich kräftig und können im April ins freie Land gesetzt werden. Wer Pflanzen- verkauf betreibt, kann mit solchen Zwiebel- und auch Porrepflanzen, welch beide Arten gleich behandelt werden, im zeitigen Frühling gute Geschäfte machen und hat dann seine Kästen wieder früh für andere Kulturen frei. Als solche kommen jetzt namentlich nochmals Salat und Radies in Betracht, wenn für diese Sachen !juter Absatz winkt. Die Salatsorte Maikönig ist für solche kalte !Cästen unübertrefflich und füllt bei ungünstigem Wetter, das die Pflanzen im Freien nicht vorwärts bringt, die Zeit zwischen früh- cretriebenen und Freilandsalat angenehm aus. Radies gefallen mir als Zwischenkultur bei Salat auch im kalten Kasten nicht, denn kann man es auch dem Salat zumuten, den Kasten etwas wärmer zu halten, wenn der Salat schneller brauchbar werden soll, so bleiben die Radies dabei meistens nicht gut. Um den Kasten gut auszunutzen, empfiehlt sich engeres Setzen der Salatpflanzen. Berühren sich dann die Pflanzen, so schneide ich eine Pflanze um die andere für den eigenen Gebrauch heraus (denn Mistbeetsalat ist ja immer zart), oder ich versetze die Pflanzen auf ein anderes Beet, je nachdem es die Gelegenheit, Nützlichkeit oder Annehm- lichkeit erfordert. Radies ist als Zwischenbestellung bei Selleriepflanzen und Treib- karotten angebracht, denn diese Sachen benötigen beim Keimen und in der ersten Entwicklung der Pflänzchen soviel Zeit, wie das schnellwüchsige Radies bis zum Brauchbarwerden beansprucht. Auch Kohl- und Salatpflanzen, dünn gesät, finden zwischen Ka- rotten und Sellerie noch Platz, werden aber am besten zum Ver- stopfen bald abgezogen. Bei allen Zwischenbestellungen ist sorg- fältig darauf zu achten, daß Haupt- und Zwischenpflanzung sich gegenseitig nicht beeinträchtigen, denn oft genug gibt es dabei Scheinerfolge, ohne daß der Züchter den geringeren Ertrag der einen Pflanzengattung recht merkt. Das alles muß namentlich der Anfänger in der Handelsgärtnerei gut beurteilen können, um nicht zu seinem Nachteile zu wirtschaften, während er glaubt, seine Kästen doppelt auszunutzen. F. Steinemann. Topfpflanzen. Enadenia eminens. Die Familie der Capparitaceen weist einen Angehörigen auf, der bisher kaum in unseren Gärten zu finden ist. Es ist eine Pflanze, die früher unter dem Namen Stroemia trifoliata hier und da gezogen wurde. Durch die häufigen Neueinführungen wurde dieses kulturwürdige Gewächs teils verdrängt, teils vernachlässigt. Es muß nicht immer un- bedingt das Neue das Beste sein. Diese Stroemia wurde von dem bekannten Sammler M. Bull in Westafrika gesammelt. Es ist mir nicht bekannt, weshalb dann späterhin aus dieser Stroemia von Professor Oliver die neue Gattung Enadenia gemacht wurde. Meine Nachforschungen sind bisher erfolglos geblieben. Die Fach- literatur führt diese Pflanze unter dem Namen Enadenia eminensis. Dem Heimatklima entsprechend, ist Enadenia bei uns eine Warm- hauspflanze, die mit ihren herrlichen schwelfelgelben Blumenblättern Anfang Sommer wie mit Gasflammen beleuchtet erscheint. Der Wuchs dieser halbstrauchigen Pflanze ist nicht so schnell, wie bei manchen anderen Pflanzen der Familie der Capparida- ceen, z. B. der mittelmeerländischen Capparis spinosa, die als ziemlich raschwüchsige Kalthauspflanze bezeichnet werden kann. Enadenia eminens ist schon eine etwas empfindliche Pflanze, wenn aber richtig behandelt, läßt sie sich durch Stecklinge gut vermehren. Man hält die Stecklinge anfänglich etwas trocken, da sie durch übermäßige Feuchtigkeit leicht schwarz werden und abfaulen. In einer Mischung aus zwei Drittel Sand- und einem Drittel Heideerde bewurzelt sich der Steckling im warmen Beete bald. Die wechselständigen Blätter sind gestielt und bestehen aus drei festsitzenden, ovallanzettlich zugespitzten, ungeteilten, oben tiefgrünen, unterseits blaßgrünen Blättchen. Der Stiel ist 5 bis 7 cm lang. Die Blütenschaft ist langgestielt, aufrecht. Die kleinen Brakteen sind prismenförmig und leicht abfallend. Der schlanke Blütenstiel ist 5 cm lang und etwas nach auswärts gebogen. Die vier lanzettlich zugespitzten Kelchblätter sind l"» cm lang und hellgrün. Von den vier schön schwefelgelben Petalen sind die wei äußeren 6 cm lang. Die zwei inneren Petalen sind mehr als um die Hälfte kürzer. Die fünf schlanken Staubfäden sind nach außen gebogen. Die Staubbeutel sind klein, länglich und iin ihrer Spitze gespalten. Der zweifächerige Fruchtknoten sitzt auf schlankem Stiel und fällt sehr leicht ab. H. Jirasek, Wien. 56 Die Garten weit. XX, 5 Plaudereien. Wirtschaftliche Bedeutung der Naturschönheit. Von Dr. Heinrich Pudor. Klingt es noch neu und unerwartet, daß nicht nur die Verkehrslage eines Platzes in der Großstadt wirtschaftliche Bedeutung haben soll, sondern auch die landschaftliche Lage? Daß nicht in der großen Verkehrszentrale des Berliner Westens, in der Leipziger Straße, der Boden einen hohen Wert (20- bis 40000 Mark für die Quadratrute) haben soll, sondern auch in landschaftlich bevorzugten Gegenden? Aber im Grunde ist auch die wirtschaftliche Bedeutung der Naturschönheit eine längst bekannte Tatsache, denn warum ist in Biarritz, St. Sebastian, Ajaccio, Nizza, St. Moritz, Homburg und in der Grunewaldkolonie der Grund und Boden viel teurer als anderswo? Weil die „vornehme Welt" sich dorthin gezogen hat. Dann frage ich: warum haben sich die reichen Leute dorthin gezogen ? Doch offenbar eben um der Naturschön- heit willen. Die Sache ist nur die, daß wir bisher diese nationalökonomische Bedeutung landschaftlicher Schönheit nicht beachtet haben, ähnlich wie wir auch die volkswirt- schaftlichen Werte der Kunst und selbst des Kunstgewerbes erst in jüngster Zeit entdeckt haben. Die Tatsachen selbst aber liegen vor, so lange es Kunst, und so lange es Schön- heit gibt. Aber freilich müssen wir zugestehen, daß der wirtschaft- liche Wert der Naturschönheit in der Praxis bisher noch nicht in genügendem Maße beachtet worden ist. Auf der einen Seite versucht man noch nicht, diesen wirtschaftlichen Wert der Natur- schönheit, soweit diese schon vorliegt, auszunutzen und auf der anderen Seite bestrebt man sich nicht, diese Werte zu erhöhen, dadurch, daß man die landschaft- liche Schönheit steigert. Welche Umstände sind es, die die landschaftliche Schönheit bedingen ? In der Hauptsache : Berg, Wald, Wasser und Klima. Je nachdem tritt der eine oder der andere dieser Umstände stärker hervor, in den Alpen die Berge, am Meere das Wasser, in der Ebene der Wald, während das Klima überall in Frage kommt. Die Verkehrslage spielt demgegenüber eine geringere Rolle : wenn die landschaftliche Anziehungskraft genügend groß ist, wird der betreffende Ort auch trotz unzureichender Ver- kehrsverbindung aufgesucht, wie z. B. Spitzbergen, das aber ein Wallfahrtsort erst dann sein wird, wenn eine regelmäßige Luftschiff- verbindung ermöglicht ist. Edin- burgh, Stockholm, Odessa, Genua, Luzern sind hervorragend schöne Lnadenia Städte, weil sie Wasser und Berge Nach einer vom Verfasser für die , in der Nähe haben. Einige Ostseebäder und die Insel Rügen haben einen außerordentlich hohen wirtschaftlichen Wert, weil sie außer dem Meere Berge und Wald besitzen. Die Insel Helgoland mag auch einen gewissen strategischen Wert haben, ganz außerordentlich groß ist jedenfalls ihr wirt- schaftlicher Wert, weil sie landschaftlich und naturschönheit- lich ein Juwel ist. Es fragt sich nun, auf welche Weise sidi Staat und Ge- meinde planmäßig die wirtschaftliche Bedeutung der Natur- schönheit zunutze machen können. Offenbar, daß sie die gegebenen landschaftlichen Reize ausnutzen, wie Wien jetzt seinen Waldgürtel — was wäre aus Wien geworden, wenn man den Spekulanten gestattet hätte, den Wiener Wald abzuholzen - und wie Berlin seinen Grunewald nicht aus- nützt, vielmehr zerstückeln läßt, so etwa als ob man einen besonders großen Diamanten dadurch zu Geld machen wolle, daß man ihn zersplittert; und dadurch, daß sie neue land- schaftliche Reize mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu schaffen suchen. Berlin müßte also danach streben, den gesamten Grunewald zu erhalten, nicht nur als Kräftequelle, sondern auch als Schönheitsquelle der großstädtischen Be- völkerung, und die Stadt vorzugsweise nach Potsdam aus- zudehnen, weil in dieser Richtung der Boden einen höheren Nutzwert hat — - eben um der landschaftlichen Schönheit willen. Denn je weniger die Wälder zwischen Berlin und Pptsdajn abgeholzt werden, desto höher steigt der Gesamt- wert der Stadt Berlin in land- schaftlicher und infolgedessen auch in wirtschaftlicher Be- ziehung. Eine Stadt übt eben nicht nur zufolge der Industrie und des Handels, der Kunst und der Theater eine Anziehung aus, sondern auch zufolge ihrer landschaftlichen Reize. London würde in der Saison, im schönen Monat Mai, nicht der Zielpunkt von hunderttausend Reisenden sein, wenn es in seinem Westen nicht landschaftliche Schön- heiten hätte, wie den Hyde- park und Kensingtonpark, und ^-enn es nicht just im Mai ein so prachtvolles Klima hätte. Und ähnlich ist es mit Paris. Paris würde nicht die Fremden- stadt aller Länder und Völker sein, wenn es nicht eine schöne Stadt wäre, wenn es nicht die Seine, nicht den Bois de Bou- logne, nicht ein mildes Klima Glätte, wenn nicht Haußmann schöne Straßen geschaffen hätte, wenn nicht der Louvre eine landschaftlich so bevorzugte Lage hätte. Und wie nun erst mitj Italien, dem klassischen Lande der Schönheit ! Hier spielt allerdings das Klima die entscheidende Rolle. Und nächst- eminens. dem die Kunst. Aber Italien Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. wäre nicht das Land der XX, 5 Die G a r t f n w e 1 1. 57 winterlichen Erholung für die ganze Erde jahrhundertelang gewesen — seit jüngster Zeit geht der Zug im Winter mehr nach dem Norden — wenn es nicht zugleich ein Land der Naturschönheit wäre. Die Italiener vor allen könnten ein Lied von den wirtschaftlichen Werten der Naturschönheit singen. Man denke an Florenz, Neapel, Venedig und die Riviera. Ich sage, diese landschaftlichen Vorzüge und Reize müssen nicht nur ausgenutzt und gesteigert werden, sondern sie müssen auch da, wo sie nicht gegeben sind, nach Möglichkeit ge- schaffen werden. Wir haben es an der Hand, nicht nur Seen künstlich anzulegen und Wälder zu pflanzen, sondern sogar durch eben diese Mittel das Klima zu verbessern, wenn wir auch nicht befähigt sind. Berge zu bauen. *) Statt also, wie es Berlin macht, die gegebenen Wälder zerstückeln zu lassen, und wie Leipzig es macht, die gegebenen Gewässer zu verdecken (unterirdisch zu führen), müßten die Städte- verwaltungen darauf bedacht sein, gegebene Wälder zu ver- größern, neue Wälder zu schaffen, die Ufer der Flüsse und Seen zu bepflanzen und Seen und Teiche anzulegen. Mannigfaltiges. Waldbau in Griechenland. Wald ist in Hellas nicht bloß Hochwald, wie bei uns in Deutschland, sondern alles was kulturlos und selbst aufsproßt. Ein Stück Land, mit Lorbeer, Viburnum Tinus und Erica arborea bestanden, etliche Hügel, die z. B. mit hohem Gestrüpp von Quercus cocci/era oder Cistus monspeli- censis überwachsen, sind Wald. Die hochstämmigen Wälder sind im heutigen Griechenland fast nur noch auf den hohen Gebirgen zu finden, am schönsten in Nordgriechenland, dem Pindos — dem Ossa- und dem Peliongebirge , oder im Peleponnes auf dem Tymphrestos. Auch Parnaß und die Riona tragen Apollotannen- wälder. Achaja, die glanzvolle Heimat des gewaltigen Achilles, hat sich gleichfalls viel Hochwald auf den Bergkuppen erhalten, und es ist im allgemeinen weit übertrieben, was von der Wald- armut Griechenlands geschrieben wurde. Verhältnismäßig kommen immer noch viel zu wenig Reisende nach dem schönen Griechen- land, und diese ziehen die bequemen Pfade, oder furchen durch das blaue Meer und kehren alsbald wieder um, wenn sie den Propyläen und dem Piraeus einen flüchtigen Besuch gemacht haben. Dort sehen sie allerdings nur Oelbaumbestände und kahle Hügel. Um Hochwald zu sehen, bedarf es dagegen viel Zeit und besonders der Reisen auf Pferderücken, weitab von den Bahnen des Globetrotters. Man sagt, daß die noch jetzt durch Wald eingenommene Gesammtf lache Hellas sich auf etwa 12 Prozent beläuft. Leider aber wird auch diese Fläche von Jahr zu Jahr geringer. Im Altertum war Griechenland sehr reich an Hochwald. Nicht nur die Bergkuppen aller Hochgebirge, sondern auch viele Hügel und selbst Ebenen waren mit Hochwald bedeckt. Solche Wälder waren den verschiedenen Gottheiten geweiht, heilig ; man baute Tempel und Altäre darin und schonte die Wälder auf diese Weise ganz sicher. Als diese Heiligtümer fielen und mit ihnen die Griechen mehr und mehr verschwanden, war kein Baum mehr heilig, und die in allen Teilen eindringenden Halbbarbaren ver- nichteten diese Wälder Jahrhunderte hindurch derart, das fast nichts mehr übrig blieb. Dazu brachten sie Nomadenleben und halbwilde Viehzucht. Ihre Tiere, besonders Ziegen, weideten und weiden auch noch heute in den Wäldern, und alles wird abgenagt, kaum daß es aus der Erde sproßt. Selbst den Bergwäldern gehen diese habgierigen, halbwilden Hirten zu Leibe, legen Feuer, brennen ; oße Flächen nieder, wie ich selbst verschiedentlich sah, um Gras- . ichen zu gewinnen. Alle Gesetze dagegen fruchteten bisher nichts. Es fehlt an Mitteln, genügend Waldpolizei zu schaffen. Der einzelne im Auslande gebildete Förster, auch von heiligem Eifer beseelt, vermag ohne bewaffnete Hilfe nichts; die halb- wilden Hirten der Berge bringen ihn einfach um. Von den Wäldern sind 80 Prozent Staats- und bloß 20 Prozent Privateigentum, diese mit Betriebsaufsicht des Staates. Am meisten Wald haben Arta und Larissa, 220000 Hektare. Dann folgen Aetolien und Akarania mit 121000 Hektaren, Phokis mit ungefähr 100000 Hektaren, Phthiotis mit 67 000 Hektaren, Euboea mit 63000 Hektaren, Arkadien mit ungefähr 62000 Hektaren, Lakonien mit ungefähr 59 000 Hektaren, während Achia und Elis zu- sammen bloß 36 000 Hektare und Attika mit Boetien nur noch 43 000 Hektare besetzt hält. Die anderen Provinzen haben viel weniger Wald. Es ist nicht richtig, daß die Inseln ganz waldlos sind. Alle ionischen Inseln haben sich Wälder, selbst Hochwald bewahrt, Korfu nicht ganz ausgeschlossen. Cephalonia hat die Kuppen des berühmten Aenos mit Abies cepAa/onica -Wäldern bis- her erhalten, und selbst das kleine Zante hat seinen Hochwald. Außer dem Hirtenwesen ist der Kohlenbedarf und -handel der schlimmste Feind der Wälder. In ganz Griechenland ist Holz- kohle für die Küche und den Haushalt unerläßlich, und daher ist die Kohlenbrennerei in den Wäldern ausgebreitet. Ueberall sieht man des Winters die Kohlenmeiler rauchen und ihr Zerstörungs- werk der Welt unter die Nase reiben. Man kann daran riechen und es raucht wie Hohn. Diese Brennerei ist schlimmer als nomadische Viehzucht. Auch die Harzgewinnung von den Aleppo- kiefern ruiniert die Wälder dieser Art. Nur wo es Eicheln gibt und Kastanien, bleiben die Wälder verschont, sie geben eine sichere Rente. Das wäre ein Fingerzeig, aber wer versteht ihn in Hellas? Wiesen und Wälder nicht nur, sondern auch Aesculus und Juglans, beide nutzbar und beide heimatliche Bäume, sollten Hellas Fluren schmücken. Das Christentum hat überall gewütet und die Rachsucht war von jeher eines seiner Paniere, nirgends aber mehr als im einst so reichen, so schönen Hellas, das, könnte es wieder auferstehen und werden, was es im Altertum sicherlich war, mit seinen Wäldern weit und breit, seinen grünen, blumigen und wasserreichen Fluren, heute das Ziel aller Reisenden, ein modernes Arkadien sein würde, schöner als Italien und Spanien zusammengetan. Aber der Fana- tismus hat nicht nur die Tempel, Altäre und Heiligtümer der Wälder von Alt-Hellas zerstört, sondern die angebeteten und nützlichen Wälder auch. Der Christ verlor jeden Respekt vor Bäumen und Schönheit und sah nur noch das ihm von seinen Priestern verheißene Paradies. Später verbrannten wilde Horden der verschiedenen eindringenden Völker die Wälder, und den Rest die Griechen selber, um die Beute der Feinde zu verringern. Kein Land auf Erden, kein Volk hat so furchtbar gelitten, keines den inneren Hader so furchtbar büßen müssen , als dieses edle Helenenvolk. Griechenland ist eben jetzt bedeutend reicher und umfang- reicher geworden, es hat üppige Provinzen und arme dazu erobert, es hat aber auch neue und große Pflichten damit übernommen. Möge es gesegnet sein und sein Volk von neuem auferstehen. Die Gaben dazu besitzt es, da es im allgemeinen fleißig und liochintelligent ist. Sprenger. Verkehrswesen. *) Leipzig ist stolz auf seinen „Scherbeiberg", den es aus dem Großstadtmüll aufgebaut hat. Auf den Schönheitssinn der Be- völkerung dürfte aber dieses Bewußtsein nicht gerade von günstiger Wirkung sein. Das österreichische Blumeneinfuhrverbot. Anfang Januar brachten österreichische Blätter die Meldung, daß infolge einer Ministerialverordnung die Ein- iuhr und Durchfuhr von frischen Zierblumen und Zier- blätterwerk aus feindlichen Staaten verboten sei, und zwar nicht nur für Oesterreich allein, sondern auch für Ungarn. Einige Tage später, und zwar am 12. d. M., veröffentlichte das 58 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 5 Reichsgesetzblatt eine Ministerialverordnung bezüglich Höchst- preise für Stroh und Heu, eine Verordnung, die ihrer Wir- kung nach einem Ausfuhrverbote dieses Artikels gleichkommt, da ja zur Versendung mittelst Bahn oder Schiff immer eine Transportbescheinigung seitens der politischen Behörden vor- liegen muß, aber ohne diese ein Transport weder zu Wasser noch zu Lande stattfinden darf. Beim Lesen dieser Ver- ordnung bezüglich des Blumeneinfuhrverbotes war uns nicht klar, was denn deren eigentlicher Zweck sein mag. Blumen stehen doch mit dem Krieg in keinem Zusammenhange. Der blutige Krieg hat uns wohl daran gewöhnt, häufig mit Aus- fuhrverboten zu rechnen und mit vielen Artikeln, die wir selber zur Lebenserhaltung brauchen, Haus zu halten. Aber die Einfuhr wird doch zumeist nicht nur gestattet, sondern willkommen geheißen und seitens der Behörden geradezu begünstigt, indem für viele Artikel der Zoll aufgelassen wurde, ja bei allen Höchstpreisefeststellungen, selbst bei der jüngsten bezüglich Stroh und Heu, wurde ausdrücklich be- stimmt, daß die Höchstpreise nur für Inlanderzeugnisse, aber nicht für die vom Auslande eingeführten zu gelten haben. Wir müssen froh sein, wenn wir sie überhaupt ins Land bekommen. Nun kommt ein Verbot bezüglich Ein- fuhr von frischen Blumen. Ein Einfuhrverbot wurde in Oesterreich bisher nur einmal erlassen, und zwar mit Ver- ordnung vom 14. Mai 1915, bezüglich Champagner, Rum, Wein, Parfümerien, Spitzen, Damenhüten, Films und anderen, zumeist vom feindlichen Auslande (Frankreich und England) erzeugten kostspieligen Luxusartikeln, für die bisher bedeutende Summen ins Ausland wanderten, die zum Beispiel 1913 gegen 690 Mill. K betrugen^ Es war also nicht klar, was mit dem Blumeneinfuhrverbote eigentlich bezweckt sei, ob ein handelspolitisches, finanzielles oder vielleicht ein hochkulturelles Motiv vorliege. Nun brachte die „Neue Freie Presse" am 9. Januar einen Leitartikel „Verbotene Blumen", der ausschließlich diesem Thema gewidmet war. Gierig griffen wir nach diesem Ar- tikel, um da vielleicht Aufklärung bezüglich der hier auf- getauchten Frage zu gewinnen. Aber in dem langgedehnten , zwei Druckspalten um- fassenden Artikel wurde nur mit einigen Worten angedeutet, daß dieses Verbot mit den jetzigen tristen österreichischen Valutaschwankungen im Zusammenhange stehe und dabei gewissermaßen der Verwunderung mit den Worten Ausdruck gegeben: „Blumensendungen werden verboten, weil der Geld- wert schwankt. Wer hätte jemals solchen Zusammenhang vorausgesehen?" Das ist alles, was dieses Weltblatt be- züglich des Verbotes an sachlichen oder wirtschaftlichen Gründen zu bemerken für gut findet. Dafür ergießt es sich des langen und breiten in ganz allgemeinen Betrachtungen und gewundenen Redensarten über den Einfluß der Blumen- zucht auf unseren häuslichen Komfort, über deren wohltätige Wirkung auf Kranke und Gesunde, auf Herz und Gemüt, auf die Diätetik im Kriege usw., und erzählt uns so nebenbei noch breitspurig von Josef Chamberlain aus London, wie er sein Pflanzenhaus mit der schönsten Orchideensammlung ver- sorgt, wie er sogar in seiner jüngsten Rede den arbeitenden Klassen die Gärtnerei als das reinste, billigste und gesündeste Hausmittel angeraten haben soll; dann vom Aestheten Oskar Wilde, wie dieser nicht nur die Narzissen und Veilchen, sondern auch eine blaue Porzellantasse den jungen Leuten, die er in seiner Wohnung empfangen, als sein Ideal ge- priesen. Ja, sogar der sogenannte chilistische Schrecken vor dem Weltuntergange, der im 1000. Jahre nach Christi Geburt die gläubige Welt ergriffen hatte, muß als abschreckendes Beispiel herhalten, um das Blumeneinfuhrverbot als politisches Erziehungsmittel zur Sparsamkeit und zur Lebensdiätetik zu deuten. Wer denkt beim Lesen dieses Gesalbaders nicht an den bekannten Spruch: „Des Lebens Unverstand mit Wehmut zu genießen, das ist — Begriff." Zum Schlüsse glaubt der Artikel- schreiber über dieses Einfuhrverbot noch eine bittere Träne ver- gießen zu müssen, indem er ausruft: „Ein wenig Freude und ein wenig Glanz sind auch zu Kriegszeiten für die einfachsten ebenso nötig wie die Lebensmittel." Ihm erscheint also das Blumenverbot nicht ganz gerechtfertigt. Aber über den Zu- sammenhang desselben mit der Valuta , deren Aufklärung jeder denkende Leser zuerst erwartet, wird kein Wort weiter verloren. Und doch, so sollte man glauben, ist ein Kapi- talistenblatt, wie die „Neue Freie Presse" es ist, in erster Linie berufen, diese Frage auf ihre volkswirtschaftliche, kapitalistische Grundlage zu prüfen und sie wenigstens von dieser Seite den Lesern zum klaren Verständnisse zu bringen. Nun ist die Frage, von der Valuta ganz abgesehen, ins- besondere für die Gärtnerei, namentlich für die Handels- gärtnerei in Oesterreich und in Deutschland, von praktischem Interesse. Für sie drängt sich die Frage auf : Wird das Blumeneinfuhrverbot vorteilhaft oder schädlich sein ? Wird die Wirkung eine dauernde oder bloß eine vorübergehende sein? Wir traten dieser Frage auf Grund des österreichischen Zolltarifes, dann der Statistik des österreichischen Außen- handels etwas näher und bieten dem Leser das Ergebnis ziffernmäßig klar in untenfolgender statistischen Tabelle. Daraus lassen sich nun folgende, gewiß beachtenswerte Mo- mente feststellen : 1. Es wurde nicht die Einfuhr von Blumen überhaupt, sondern nur von Blumen des Zolltarifes Nr. 54a, das sind frische Zierblumen, dann von Nr. 55a, das ist frisches Zierblattwerk, verboten. Der österreichische Zolltarif unter- scheidet nämlich in Nr. 54 zwischen Blumen (54a) mit dem Zollsatz 50 K und getrockneten (54b) mit dem Zollsatz 12 K; dann Zierblattwerk (Gräser und Zweige) ebenfalls zwei Arten frische (55a) mit dem Zollsatz 25 K und getrocknete (55b) mit dem Zollsatz 12 K. Für alle diese Zierblumen wurde im österreichischen Handelsvertrage vom Jahre 1906 mit Italien Zollfreiheit be- willigt. Im Wege der Meistbegünstigung käme diese Zoll- freiheit auch anderen Staaten, z. B. Frankreich, zugute, so daß jährlich im ganzen Zierblumen im Werte von 5 Mill. K zollfrei eingeführt wurden. Hier an diesem Beispiel zeigt sich klar die praktische Bedeutung der Meistbegünstigung. Die Zollfreiheit war Italien als Nachbarland zugedacht, kommt aber auch Frankreich zustatten. Hier würde bei dem auto- nomen Zollsatz von 50 K per Zentner das Zollerträgnis jährlich gegen 1 Mill. K betragen. 2. Die Einfuhr von frischen Zierblumen steigt von Jahr zu Jahr; sie hat sich in den letzten 5 Jahren (1909 — 1913) von 4,6 Mill. auf 6,6 Mill. K, also nahezu um 50 Prozent gehoben. Im letzten Berichtsjahre 1913 betrug die Gesamt- einfuhr gegen 22000 Meterzentner im Werte von 6,6 Mill. K. Hiervon entfällt der größte Teil auf Italien mit über 6 Mill., auf Deutschland 418800 und auf Frankreich 10800 K. Wenn nun auch im Jahre 1915 die Einfuhr aus Italien in- folge des Krieges beschränkt war, so dürfte sie doch auf XX, 5 Die G a r t : n w e 1 1. 59 Umwegen über die Schweiz 2 — 3 Mill. K betragen haben. — Es erscheint daher nur begründet, wenn durch das Ein- fuhrverbot dem Herausströmen der österreichischen Valuta nach Italien ein Damm entgegengesetzt wurde. Das gilt natürlich nur bezüglich der frischen Blumen, nicht aber der getrockneten ; denn die Einfuhr von solchen betrug im letzten Jahre nur 197 Meterzentner im Werte von 95000 K und das Zollerträgnis 2364 K. 3. Beachtenswert ist hierbei der Umstand, daß die Ein- fuhr dieses Artikels während der letzten 5 Jahre ziemlich beständig geblieben ist, während im Jahre 1911 die Einheits- preise von 600 auf 300, somit auf die Hälfte gefallen sind, was auch in dem Gesamtwerte zum Ausdrucke kommt. An dieser Einfuhr hat aber vorwiegend nur Deutschland mit nahezu 46000 K, Frankreich und Italien aber nur mit sehr geringen Beträgen Anteil. Bemerkenswert aber ist hier die Tatsache, daß auch englischer Besitz in Afrika und selbst Mexiko an dieser Einfuhr beteiligt sind. 4. Was nun Zierblattwerk betrifft, das doch vorwiegend für Grabkränze bestimmt ist, so ist auch hier in der Einfuhr eine starke Abnahme wahrzunehmen, nicht nur in der Menge, sondern auch im Preise; denn die Menge ist von 16000 auf 8000 Meterzentner und die Einheitspreise sind von 110 auf 60 K gesunken, so daß auch die Gesamtwerte während der letzten 5 Jahre von 1,6 auf 0,5 Mill. K gesunken sind. Auchdieser Betrag kommt größtenteils Italien mit 466 000 K zugute, was auch bezüglich der Valuta in Betracht kommt. Beachtenswert bei diesem Importe ist auch der Umstand, daß auch Aegypten und Griechenland und selbst die asiatische Türkei hieran beteiligt sind. 136 Tabelle I. Einfuhr 1913. II CO Artikel Herkunfts- land Wert der Ein- heit Gesamt- menge 134 54 a Zierblumen Italien . . . 20469 6140700 frisch Deutsch. Reich 1396 418800 Zollsatz 50 K Niederlande . 77 23100 vertragsmäß. Frankreich . 35 10500 zollfrei Schweiz Belgien . 7 2 2100 600 1913 21986 300 6595800 1912 16653 300 4995900 1911 16343 300 4902900 1910 17727 300 5318100 1909 15569 3oa 4670700 135 54 b getrocknet Deutsch. Reich 153 45900 Zollsatz 12 K Frankreich . Brit. Besitz in Afrika . . Italien . Mexiko . 21 11 10 2 6300 3300 3000 600 1913 197 300 59100 1912 218 300 65400 1911 200 300 60000 1910 200 600 120000 1909 210 600 120000 137 55a Zierblattwerk auch auf Draht frisch Zollsatz 25 K. vertragsmäß. zollfrei 55 b getrocknet auch gefärbt Zollsatz 12 K vertragsmäß zollfrei Italien . . . 7772 466320 Aegypten . . 371 22260 Deutsch. Reich 231 13860 Schweiz 44 2640 Griechenland . 32 1920 Türkei, asiat. . 30 1800 Brit. Indien . 6 300 1913 8486 60 509160 1912 8134 60 488040 1911 11946 60 716760 1910 16479 110 1647900 1909 16771 110 1677100 Deutsch. Reich 73 10950 Italien . 4 600 1913 77 150 11550 1912 97 150 14550 1911 126 150 18900 1910 113 150 16950 1909 91 150 13650 Japan . . . 2788 124680 Deutsch. Reich 292 17520 Italien . . . 193 11580 Ver. Staaten v. Amerika 100 6000 Griechenland . 47 2820 Brit. Indien 28 1680 Dänemark . 16 960 Australien o. n. Bezeichnung 15 900 Großbritannien 13 780 Aegypten . 6 360 1913 2788 60 167280 1912 5084 60 305040 1911 6554 60 393240 1910 5519 60 331140 1909 3389 60 203340 5. Da das Einfuhrverbot nicht nur für Oesterreich, sondern auch für Ungarn erlassen wurde, so haben wir die Anteile Oesterreichs und Ungarns nach der letzten Statistik des Außenhandels und des Zwischenverkehrs vom Jahre 1912 feststellen lassen, woraus sich die zweite Tabelle ergab. Daraus wird ersichtlich, daß Ungarn nur an dem Importe frischer Zierblumen mit 37 Prozent, an den übrigen Posten aber nur mit ganz geringen Anteilen, und zwar mit 2, bzw. 8 Prozent beteiligt ist, daß also der Anteil Ungarns bezüglich frischer Zierblumen sich höher stellt, als dieser Anteil sonst beträgt, der im allgemeinen nur mit 16,2 Proz., während der österreichische mit 83,8 Proz. angenommen wird. 6. Schließlich haben wir anläßlich des Ausfuhrverbotes für Heu und Stroh auf Grund des österreichischen Außen- handels vom Jahre 1913 die bezüglichen statistischen Daten nicht in der offiziellen alphabetischen, sondern in fallender Ordnung zusammenstellen lassen, woraus eben ersichtlich ist, daß die Ausfuhr beider Artikel jährlich steigt, daß dieselbe bei Heu wohl in den ersten 4 Jahren mit 2,5 Millionen K durchschnittlich ziemlich beständig blieb, aber im letzten Jahre (1913) um mehr als das Doppelte gestiegen ist, so daß im Ganzen während dieser fünf Jahre bei Heu eine 60 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 5 Tabelle n. Anteile für Oesterreidi und -Ungarn. •2 e Warenbenennunjf Einfuhr aus dem Zollauslande Menge in Wert in dz 1000 K 1 Anteil Oesterreichs Anteil Ungarns .S £ 3:1 Menge in ' Wert in dz ; 1000 K . r, » Menge in in rrozent ■ , dz Wert in 1000 K in Prozent 134 135 136 Zierblumen, frisch . Zierblaltwerk, abj^e- schnitten, frisch Zierblumen u. Blatt- werk, getrocknet . 16653 4906 8134 488 5399 385 10411 3123 7971 479 5274 353 62,5 98,2 91,7 6242 163 125 1873 9 32 37,5 1.8 8,3 Zollerträgnisse für die Jahre 1912 und 1913. Ji ■Ö-5 Warenbenennung Zollpflichtige Zollertrag '■ Zollertrag Menge ! in Kronen in Kronen 1913 1912 54 55 56 57 58 59 Zierhlumen, getrocknet, gefärbt usw Zierblattwerk, Ziergräser, getrocknet, gefärbt usw. Lebende Gewächse Zichorienwurzel, getrocknet Kardendistel Hopfen Tabelle III. Ausfuhr von Heu und Stroh 1913. Artikel Menge in dz Mengen- einheit Wert der Gesamt- He Stroh und Streu Serbien Deutsches Reich Türkei, europäische Rumänien . Schweiz Italien . Bulgarien . Griechenland . Niederlande . Frankreich . Rußland, europäisches Aegypten .... 203741 190262 157950 74469 17670 4867 1500 1473 429 308 165 307 1935539 1807489 1500525 707398 167865 46236 14250 13993 4076 2926 1568 2917 1913 1912 1911 1910 1909 Schweiz Deutsches Reich Rumänien . Italien . Serbien Türkei, europäische Türkei, asiatische Frankreich . Griechenland . Rußland, europäisches 653802 361192 348059 309724 269778 49727 37071 10617 7718 4607 3701 2234 843 426 536 6211119 2913536 2436413 2400361 2428002 273498 203890 58393 42449 25338 20356 12287 4637 2343 2948 1913' 1912 1911 1910i 1909 118712 177829 187023 121347, 85275 5,50 5,25 4,80 4,75 6 652916 993602 897710 576398 511650 197 2,364 2616 77 924 1164 24055 144767 138026 68594 171485 468640 1722 6888 9036 4904 117696 Persor 48768 alnachri Steigerung von 2,4 auf 6,2 Mill. und bei Stroh von 500000 auf 650000 K fest- zustellen ist. Auf- fallenderweise nimmt bei Heu Serbien die erste Stelle mit nahe- zu 2 Mill. ein, das Deutsche Reich die zweite Stelle mit 1,8 Mill., bei Stroh hin- gegen tritt die Schweiz an erste Stelle mit 273000,dasDeutsdie Reich an zweite Stelle mit 203 000 K. Aus dieser Tabelle lassen sich aber noch manche andere Schlüsse ab- leiten, die vorwiegend für landwirtschaftliche Kreise von Interesse sind. Dr. Epstein. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starben : Baumschulenbesitzer Martin Lackmann, Esingen, und Ernst Schmeikall, Eisenberg. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt den Heldentod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt : Gustav Gerber, Bres- lau; Erich Grieß, Hamburg; Gustav Oppermann, Magdeburg; Ernst Schürmann, Köln. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seines Mitgliedes Wilh. Biermann, Inhaber des Eisernen Kreuzes, Unterbarmen, bekannt. Mit dem Eisernen Kreuz wurden von Mitgliedern des genannten Verbandes ausgezeichnet: Unteroffizier Karl Blaschke, Gelsen- kirchen ; Unteroffizier Georg Dammholz, Salzwedel ; Hermann Schürmann, Hilden. * * Reuter, Alfred, kgl. Hofgärtner, Potsdam, f am 23. Januar im 52. Lebensjahre, nach schweren, mit großer Willensstärke er- tragenen Leiden. Der Verstorbene entstammte einer alten Hof- gärtnerfamilie und stand seit seiner Beförderung vom Obergärtner zum Hofgärtner (1906) dem kgl. Neuen Garten vor, in welcher Stellung er sich als tüchtiger Landschaftsgärtner und Pflanzen- züchter hervortat. Geboren in Potsdam, bestand er seine Lehr- zeit in der ehemaligen kgl. Landesbaumschule zu Alt-Geltow von 1884 — 1886. Von da bis 1888 besuchte er die Lehranstalt im Wildpark, arbeitete dann bis 1892 als Gehilfe bei Benary in Erfurt, im kgl. Botanischen Garten zu Berlin, in der Baumschule von Mietzsch in Dresden, bei van Houtte in Gent und in der kgl. Obsttreiberei Sanssouci. Im Herbst 1892 wurde er königl. Gartenverwalter, 1896 kgl. Obergärtner, 1906 kgl. Hofgärtner. Er war Vorsitzender des Potsdamer Gartenbauvereins und bei seinen Mitbürgern und Fachgenossen als guter Mensch geschätzt. Ein allzufrüher Tod hat seinem arbeitsreichen Leben ein Ziel gesetzt. M. H. Briefkasten der Schriftleitung. Der heutigen Nummer liegt ein Prospekt der Handelsgärtnerei und Samenhandlung Wilhelm Pfitzer, Stuttgart, bei, welchen wir der besonderen Beachtung unserer Leser empfehlen. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Maz HesdörSer. Verl. von PaulFarey. Druck: Anh. Bachdr. Gutenberg e, G, m, b, H., Dessau. tcnipcte Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 11. Februar 1916. Nr. 6. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Stauden. Die wirkungsvollsten, neueren Aster Amellus-Züchtungen. (Hierzu drei Abbildungen.) Zur Unterscheidung von den etwas später blühenden Herbstasternsorten hat man die verschiedenen reichblühenden und niedrig bleibenden Staudenastern der Amellusklasse auch Sommerastern genannt, wohl auch deswegen, weil sie uns im August-September schon durch ihre zahlreichen Blüten erfreuen und dann zum Blumenschnitt, wie auch als Topf- pflanzen immer sehr begehrt sind. Die abgeschnittenen Blumen der Amellusastern geben ein ausgezeichnetes Binde- material ; besonders im vorigen Spätsommer waren sie in hiesiger Gegend von den Berliner Blumenkäufern außer- ordentlich gesucht. Ohne Angebot wurden sie von den Beeten weggeholt ; man zahlte gute Preise dafür. Immer und immer wieder mußte ich dabei die Frage hören, warum diese nie versagenden schönen Blüher so wenig für den Blumenschnitt an- gepflanzt werden. Eine Antwort läßt sich nur dahin geben, daß der volle Wert dieser schönen Astern für Schnittzwecke in den Kreisen unserer Berufsgenossen noch lange nicht genug erkannt ist, und daß be- sonders die großblumigen neueren Züchtungen noch mehr Anerkennung und einer viel größeren Verbreitung bedürfen. Sind doch gerade diese vielfach ganz niedrig bleibenden Sommerastern in den letzten Jahren zu einer außerordentlichen Voll- kommenheit und Schönheit gelangt, die kaum noch zu übertreffen sein dürfte. Ein wichtiger Fortschritt ist bei einigen dieser neuen Sorten dabei die Verschiebung der Blüte- zeit um etwa 3 — 4 Wochen, so daß wir diese Asternrasse jetzt vom August bis Oktober in Blüte finden. Man muß die blaue und matt- lilafarbene Blütenflut ganzer Beete Gartenwelt XX. dieser schönen Staudenart in den Herbstmonaten gesehen haben, um ihre Wirkung auch für ganze Gruppen richtig beurteilen und schätzen zu lernen. Als Topfpflanzen ge- zogen, sind besonders die niedrigen Formen des kurzen, gedrungenen Wuchses wegen immer sehr gefragt. Für die Friedhofsgärtnerei stellen sie ein geradezu ideales Material dar. Der Gartengestalter verwendet sie mit Vorliebe am Rande herbstblühender Staudenrabatten, wo sie in größeren Tuffs, besonders bei sonnigem Wetter, zur Blütezeit in Ver- bindung mit den reinweißen , etwas höheren japanischen Anemonen in ihrer ganzen Schönheit zur Geltung kommen. Ihr Wert als haltbare Dauerschnittblumen ist schon eingangs erwähnt worden, so daß nur noch eine kurze Aufzählung der schönsten und besten Sorten übrig bleibt. Wie in der Blütezeit, so weichen die einzelnen Sorten As Nach einer ter Amellus Imperator als Topfpflanze. i'-:oto^aphischen Aufnahme für die „Gartenwelt" gefertigt. 62 Die Gartenwelt. XX, 6 auch in der Blumengröße und Blumenfärbung etwas von- einander ab, so daß sie vom dunkelsten Violettblau bis zum matten Rosalila vertreten sind. Aus dieser, das Auge blendenden Farbenmasse tritt die reingelbe Blumenmitte äußerst wirkungsvoll zutage, wodurch die Schönheit der strahligen, großen Blumen noch gehoben wird. Von den dunkelsten, mehr violettblauen Sorten sind Beaute par/aite, Emma Bedau, Oktoberkind, Preciosa und Ultra- marin die dankbarsten und schönsten. Eine gute Zukunft für den Blumenschnitt wird von diesen, besonders ihrer späten Blüte wegen, die noch neuere Sorte Oktoberkind haben, da der Flor grade in eine Zeit fällt, in welcher an guten Frei- landschnittblumen schon Mangel herrscht und diese dann sehr gefragt sind. Zwei andere, noch ziemlich dunkle Sorten sind die schon ältere Framfieldi und Otto Rudolph, von denen die zuerst genannte schon übertroffen, die letztere aber der langen Stiele und guten Verzweigung wegen für den Blumen- schnitt wichtig ist. Mehr lavendelblau und besonders bei voller Sonne von prächtiger Wirkung sind die alte, aber noch immer gute Cassubicus grandiflorus , ferner Gruppenkönigin und Rudolf Gotha (Abb. S. 63). Neben Imperator ist die zuletzt genannte bis heute eine der großblumigsten und schönsten Sorten, während Gruppenkönigin, wie schon der Name andeutet, prächtig zur Beetbepflanzung, wie auch als Topfsorte ist, da Aster Amellus Imperator als zweijährige Pflanze. sie nur 30 — 35 cm hoch wird. Eine der großblumigsten Sorten, wenn nicht die großblumigste überhaupt, ist die Neu- einführung Imperator (Abb. Titelseite und unten), deren Einzel- blumen bei guter Kultur einen Durchmesser von etwa 8 cm er- reichen und somit ein auffallend wirkendes Schnittmaterial ab- geben. Auch bei dieser wertvollen Züchtung ist der Wuchs gesund und kräftig ; die durchschnittliche Höhe einer ausgewachsenen Pflanze beträgt etwa 60 cm. Die Blütezeit beginnt bei Imperator in den letzten Augusttagen und währt den ganzen September hindurch ; wie bei den meisten anderen Sorten, ist der Flor gleichfalls ein außerordentlich reicher. Zum Blumenschnitt, wie auch als dankbare Gartenschmuckstaude wird Imperator bald in jedem Staudengarten zu finden sein, da sie durch die prächtig blauen und vor allem sehr großen Blumen wirkungsvoll ist. Ein ganz helles Rosalila zeigen Amellus rubellus, von guter Wirkung, die englische Züchtung Perrys Favourite, ohne die wir aber auch auskommen können, und Schöne von Ronsdorf, mit besonders edel geformten, großen Blumen. Fast alle diese Sorten blühen im August — September, bei einigermaßen gutem Standort immer reichlich, wachsen ohne Schwierigkeiten, wie die meisten anderen Herbstastern, sind vollständig winterhart und besonders als mehrjährige Pflanzen, wenn gut nachgedüngt werden kann, dankbar im Blühen. Auf leiditerem Untergrund, wie z. B. hier in der Mark, bleiben fast alle Sorten kürzer und gedrungener, während sie in schweren, lehmigen Böden höher wachsen und dadurch für den Blumenschnitt längere Stiele geben. G. Schönborn. Topfpflanzen. Gardenien und deren Kultur. Von A. Oertel, Kg). Garteninspektor, Halle a. S. Die Gardenien sind bis auf einige Arten, Thunbergii, florida, radicans und Rothmanniana, ausgesprochene Warmhauspflanzen ; sie sind mit gegen 60 Arten in den tropischen und halbtropischen Gegenden zu finden. Sie werden in der Kultur gern von der Gelbsucht befallen, auch sind rote Spinne und Thrips ihre ständigen Begleiter. Darin mag wohl auch hauptsächlich der Grund zu suchen sein, daß man diese Pflanze verhältnismäßig wenig antrifft. Alle Arten liefern mit ihren weißen, porzellanartigen, wohlriechenden Blüten ein wert- volles Bindematerial ; auch gut kultivierte Topf- pflanzen werden gern gekauft. Auf Tischbänken (Tabletten) ausgepflanzt, dürften dieselben, wenn es sich um Schnittblumen handelt, außerordentlich dankbar sein. Kleine Sattelhäuser, in welchen die Pflanzen recht nahe am Licht stehen und von welchen im Sommer die Fenster heruntergenommen werden können, eignen sich am besten für diese Kultur, jedoch können Gardenien auch als Zwischenkultur in jedem anderen Gewächshause untergebracht werden. In einem lockeren Gemisch von Heideerde, Torfmull, Laub- erde, Lehm und Sand wachsen dieselben ganz vor- züglich, auch für wiederholte Dunggüsse sind sie sehr dankbar. Während der Ueberwinterung sind die Pflanzen bei mäßiger Wärme ziemlich trocken zu halten, um ein zu frühes Durchtreiben zu ver- XX, 6 Die Gartcnwelt. 63 hindern und um die gewünschte Ruheperiode zu sichern. Mit dem Fortschreiten der Jahreszeit ist für regelmäßiges, sorgfältiges Spritzen, Lüften und Beschatten zu sorgen. Die in vielen Fällen nie ausbleibende Gelbsucht ist durch Behandlung mit Eisenvitriol zu heilen. Die Vermehrung geschieht durch Stecklinge, welche im Frühjahr von den alten Treib- pflanzen gewonnen werden ; sie können schon nach 3 — 4 Wochen in kleine Töpfe gepflanzt werden. Die jungen Pflanzen wachsen am besten, wenn sie frühzeitig auf warme Kästen kommen. Die Kästen dürfen nicht er- kalten und müssen immer wieder von neuem aufgewärmt wer- den. Die stärksten Pflänzchen werden immer früh genug ver- pflanzt. Auf diese Weise erhält man in nicht zu langer Zeit kräftige, blühbare Pflanzen, deren stärkste schon im zweiten Jahre zum Treiben verwendet werden können. Sollen die Pflanzen für Topf- kultur Verwendung finden, so ist es besonders zu empfehlen, dieselben Anfang Juni in ein gut hergerichtetes Beet ins Freie auszupflanzen, gut In Kultur zu nehmen und Anfang September wieder einzupflanzen, sowie bis zur genügenden Durchbewurzelung mäßig geschlossen zu halten. Die Gardenien besitzen ein außerordentlich starkes Wurzelwerk, darum sind genügend große Töpfe zu wählen, auch ist für Reinhaltung der Pflanzen Sorge zu tragen. Aster Amellus Rudolf Göthe. Nach einer photo^raphischen Aufnahme für die „Gartenwelt" gefertigt. Gemüsebau. Aeltere und neuere anbauwürdige Gemüsesorten. Betrachtungen über anbauwürdige Gemüsesorten dürften für unsere Zeit sehr angebracht sein. Ich will einiges über meine Beobachtungen der letzten Jahre berichten. Neuheiten- angebote flattern alljährlich ins Haus. Es wäre verfehlt, achtlos daran vorüberzugehen, ebenso verkehrt wäre aber eine Vernachlässigung älterer Sorten, von denen es manche gibt, die nicht allen Gemüsebautreibenden bekannt sein dürften und daher für sie etwas Neues darstellen. Für die Treiberei bewährte sich bei mir die Möhrensorte kurzlaubige frankfurter. Ich säe dazwischen Radieschen Expreß, eine Sorte, die ich der bekannten Non plus ultra vorziehe, vorausgesetzt, daß der Samen gut ist. Beachtenswert erscheint mir neuerdings Radies Saxa, das durch seine leuchtende Farbe und schöne Form das Aufsehen der Käufer erregt und hinsichtlich Frühzeitigkeit die vorgenannten Sorten übertrifft. Fürs Freie bevorzuge ich Non plus ultra. Maikönig bringt von den Salatsorten im Kasten den höchsten Gewinn. Böttners Treib ist auch sehr wertvoll, ver- langt aber höhere Wärme, mehr Pflege und erreicht nicht die Festigkeit und Größe der Salatköpfe, die um diese Zeit aus dem Auslande kommen. In dieser Kriegszeit ist's ja etwas anderes, weil ausländischer Salat auf dem langsameren Transport leidet. Maikönig bringt aber auf lauwarmem oder kaltem Kasten sonst stets den sichersten und höchsten Gewinn. Für eine Frühtreiberei der Gurken im Kasten bin ich nicht sehr zu haben ; mehr Ge- winn bringen andere Kulturen. Ausnahmen gibt es ja unter gewissen Verhältnissen ; dies sei ein Zugeständnis für Kollegen mit anderer Ueberzeugung. Von einer späteren Gurkentreiberei halte ich dagegen sehr viel. Im April, wenn sich die ersten Anzuchtkästen für Gemüse- pflanzen leeren, beginne ich damit. Noas Treib ist gut, doch hat sie ihre Mucken, besser erscheint mir Triumph von Würzburg; Beste von Allen liefert vorzügliche Erträge und gleichmäßige Früchte. Der An- bau kleinfrüchtiger Sorten ist noch einträglicher. Im Mai und Juni ist große Nachfrage nach Einlegegurken, die bis zum Eintritt der Freilandernten gut bezahlt werden. Fürst Bülow ist eine Sorte mit guten Erträgen, aber sie verlangt sehr viel Düngung, wenn sie im Tragen nicht nachlassen soll; häufiges Jauchen ist unumgänglich notwendig. Im freien Lande ziehe ich von Möhren als Frühsorte die verbesserte Nanteser, als Spätsorte bis Juniaussaat die Qued- linburger lange dunkelrote ; diese liefert bei mir bessere Er- träge und wird dicker als die bekannte Braunschweiger. Puffbohnen sind hier ein begehrtes Gemüse, und wer damit früh am Platze ist, erzielt Gewinn. Als früheste säte ich bisher Erfurter weißkeimige Delikateß; wenig später ist Hangdown, im Ertrage wohl die beste. In jedem Gemüsegarten nehmen die Erbsen einen ersten Platz ein ; mit recht frühen Ernteergebnissen aufwarten zu können, ist immer gewinnbringend. Leider sind viele Früh- sorten wenig ertragreich. Die Vorzüge der Frühreife und die Einträglichkeit vereinigen sich in der Sorte Saxa, die ich noch höher als die alte Maierbse schätze. Kentish invicta ist später, aber umso reichtragender. Sie gilt noch mit als Frühsorte. Als mittelfrüh bis spät kann die Schnabelerbse Ruhm von Kassel gelten. Sie ist sehr reichtragend und liefert ein Produkt, das zum Einmachen begehrt ist. Für späte Kultur kommen die Markerbsen in Frage. Große Widerstandsfähigkeit gegenüber ungünstigen Witterungsver- hältnissen und die Eigenschaft der Samen, daß sie auch bei großer Hitze länger in der Hülse an der Pflanze verbleiben dürfen, ohne viel an Süßigkeit zu verlieren, machen sie äußerst wertvoll. Ich baue vornehmlich Canning, die keine sonderlich großen Hülsen hat, dafür guten Behang ze;gt. Im vorigen L 64 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 6 trockenen Frühsommer bewährte sich Telephon am besten, die sonst jener Sorte im Ertrage etwas nachstand. Einen Versuch mit Telephon möchte ich aber jedem empfehlen. Unter den Salatsorten fürs Freie ist der Maikönig am besten, für die folgende Hitzeperiode ist Trotzkopf da, dessen Anbau ich aber einschränke, seit ich Hochheimer Dauerkopf kenne; seine Widerstandsfähigkeit gegen Hitze ist noch viel größer. Von frühen Bohnensorten mit grünen Hülsen ist schon manche Neuheit aufgetaucht. Die altbewährte Kaiser Wilhelm scheint mir immer noch die brauchbarste zu sein. Von den gelbschotigen erfreut mich Wachs Perfektion, mit schwarzen Bohnen, am meisten. Sie ist sehr früh, trägt reichlich und bekundet außerordentliche Widerstandsfähigkeit gegen naß- kaltes Wetter ; Rostflecken konnte ich an ihr noch nie fest- stellen. Ein großes Verdienst erwarb sich die Pflanzen- züchtung um Hinrichs Riesen, die es jetzt mit bunten, weißgrundigen, weißen Bohnen und fadenlos gibt. Ihr Wert ist beim großen Publikum noch nicht allgemein bekannt, desto mehr wissen es die Konservenfabrikanten, was diese fleischige Bohne, die nicht mit Unrecht Konservenbohne ge- nannt wird, bedeutet. Wenn sie auch an Güte unseren besten Stangenbohnen etwas nachsteht, so sollte doch ihr Anbau nie versäumt werden. Versagen mitunter die Stangen- bohnen infolge schlechten Wetters, dann sind immer noch Hinrichs Riesen zur Hand, die Ersatz abgeben. Ohne Stangenbohnen kommen wir kaum noch aus. Die zartesten Früchte zum Einmachen liefern sie uns auf jeden Fall. Mit Kapitän Weddigen , früher Präsident Roosevelt genannt, machte ich die besten Erfahrungen. Als gelbe Stangenbohne wird die Wachs Flageolet mit weißen Bohnen geschätzt, eine ältere Sorte, aber kaum übertroffen von anderen. Wem gerade darum zu tun ist, eine fadenlose Sorte zu erhalten — abziehen muß man doch alle, weil es in Bezug auf Fadenlosigkeit keine Vollkommenheit gibt — den verweise ich noch auf Wachs Gloria, die sehr früh ist und äußerst zarte Schoten hat. Zum Schluß noch einiges über Kohlrabi und Kohl. Unter den Kohlrabisorten steht für mich obenan der Prager Treib, auch als Drorsky's Prager Treib bezeichnet. Die Sorte ist sowohl für Treibzwecke, als auch fürs Freie ganz vorzüglich ; wenig Laub hat die Pflanze und früh bildet sich die Knolle, die sehr zart ist. Das Insamenschießen habe ich an ihr noch nie beobachtet. Auf kalte Kästen gepflanzt, übertraf sie den Wiener Glas in jeder Beziehung, und im freien Lande erwies sie sich als frosthärter und frühreifer als Dreienbrunnen; Kältegrade von 4 — 5 Grad haben keinen Schaden zurückgelassen. Als Sommerkohlrabi ziehe ich Eng- lischen blauen und weißen. Im Juni, schon oft im Mai, pflanze ich den Goliathkohlrabi, dessen Riesenknollen, die nie holzig werden, von der Konservenindustrie begehrt sind und sich im übrigen zum Ueberwintern im Einschlag vor- züglich eignen. An anbauwürdigen Kohlsorten ist kein Mangel ; aus der Menge des hier vorliegenden eine gute Auswahl zu treffen, die den jeweiligen Bedürfnissen angepaßt ist, dürfte aber doch einige Ueberlegung erfordern , wenn nicht die Er- fahrungen über in der Gegend schon erprobte Sorten vor- liegen. Ich nenne einen vorzüglichen Frühkohl, den Frühen Dith- marscher. Er zeichnet sich durch sehr große, hochrund ge- .baute Köpfe aus und entwickelt verhältnismäßig wenig Seiten- blätter. Für den Markt ist er dort wertvoll, wo große Köpfe gewünscht werden. Für den eigenen Bedarf würde ich ihn nicht ziehen, denn früher ist das Weißkraut Erfurter kleines, frühes, festes, und vor allem fester und zarter ; weil es kleiner ist, kann es enger gepflanzt werden. Sehr große Köpfe und auch ziemlich frühe liefert Ruhm von Enkhuizen ; ich halte es mit für eine der besten Sorten. Wo Spitzkohl erwünscht ist, wird der Winnigstedter beliebt sein; diese Sorte eignet sich gut für späten Anbau, der dänische Amager ist aber als Spätkohl am besten ; die großen, runden und festen Köpfe halten sich im Winterquartier sehr gut und sind bis ins Frühjahr hinein brauchbar. Unter den Rotkohl- sorten liefert mir das Berliner dunkelrote Kraut die ersten Erträge. Auf ganz frühen Anbau lege ich keinen Wert. Mohrenkopf und Zittauer Riesen liefern mir spätere Ernten. Als Frühwirsing schätze ich den Bonner Advent und Eisen- kopf, als Spätwirsing Vertus. Otto Sander. Schlingpflanzen. Schling- oder windende und kletternde Pflanzen. A. Oertel, Kgl. Garteninspektor, Halle a. S. Bei Verwendung unserer, so außerordentlich artenreichen Schling- und Kletterpflanzen kommen krautartige einjährige, krautartige zweijährige und strauchige Pflanzen in Frage. Es muß weiter in Betracht gezogen werden, ob der Schmuck bleibend oder nur für den Sommer bestimmt ist. Die vor- teilhafteste Verwendung von Schling- und Kletterpflanzen geschieht durch Berankung und Belebung von Geländern, Wänden, Balkons, Lauben, Säulen, Sparrenwerk usw., zur Bildung von Festons zwischen Baumgruppen, und durch Baum- berankung, um der Gehölzpflanzung ein malerisches, urwald- ähnliches Aussehen zu verleihen. Auch in unseren Gewächshäusern wird ein großer Teil von Schling- und Kletterpflanzen gezogen, welche ebenfalls zur Ausschmückung und Berankung von Wänden, Säulen usw. verwendet werden. Die meisten davon sind tropischen oder halbtropischen Ursprungs, meist Lianen, welche in ihrem Heimatlande große Flächen, die höchsten Bäume beranken, aber auch in der Kultur zum Teil rücksichtslos den ihnen zugewiesenen Platz überschreiten, um meistens dabei nicht zu blühen. Handelt es sich darum , raschblühende , gedrungen wachsende Schling- und Kletterpflanzen heranzuziehen, so sei hier auf folgendes Verfahren aufmerksam gemacht. Es lassen sich mit außerordentlichem Erfolg sehr viele überaus üppig wuchernde Schling- und Kletterpflanzen durch das Zurückschneiden zu gefälligen, kleinen und schönen Pflanzen heranziehen, welche sehr dankbar blühen. Die meisten davon blühen bei weitem früher und besser, wenn sie aus Steck- lingen herangezogen werden, wozu man aber nicht den oberen Teil des Zweiges, also die Spitze oder die Endtriebe, sondern ausgereiftes Holz verwendet. Mit dem Anwachsen und Ver- pflanzen beginnt auch das Zurückschneiden und Stutzen der Nachzucht, und ist Bedacht darauf zu nehmen, von unten aus kräftige, verästelte Stämme mit kurzgegliederten Zweigen zu bekommen. Alle schwachen Seitentriebe sind zu entfernen. Die Zweige sind an den entsprechend hergerichteten Spa- lieren in verschiedenen Formen aufzubinden. Bei richtiger Behandlung, passender Erde und angemessenen Behältern wird der Erfolg nicht ausbleiben. Die meisten unserer Schling- und Kletterpflanzen, welche wir in unseren Gewächshäusern aus- XX, 6' Die Gartenwelt. 65 gepflanzt sehen, blühen nicht genügend oder gar nicht. Das liegt unstreitig in der nicht richtigen Kultur ; sie werden meistens zu warm gehalten, bilden zu dünne, lange Triebe, welche nicht ausreifen und infolgedessen nicht blühen. Die Blumen von einer großen Anzahl dieser Pflanzen sind uns nur durch Abbildungen oder vielleicht gar nicht bekannt. Viele tropischen und halbtropischen Schling- und Kletter- pflanzen lassen sich den Sommer hindurch mit Vorteil in geeigneten Lagen geschützt und sonnig im Freien gut kul- tivieren; dieselben entwickeln sich sehr kräftig, und bilden gut ausgereiftes Holz mit blühfähigen Trieben. Orchideen. Epidendrum Stamfordianum Batem, Von den etwa 750 bekannten Arten der Gattung Epidendrum ist kaum die Hälfte in den Gärten eingeführt, und von diesen kann nur eine verhältnis- mäßig geringe Anzahl als kulturwürdig bezeichnet werden. Viele Arten bringen bei häufig sehr robustem Wuchs so unansehnliche, kleine oder unschön gefärbte Blüten hervor, daß sie weder Schnitt- noch Dekorationswert besitzen und nur in rein botanischen Samm- lungen anzutreffen sind. In botanischer Hinsicht bieten die Epi- dendrum allerdings viel des Interessanten; die Verschiedenheit im Aufbau der Pflanzen, in Größe, Form und Färbung der Blüten ist bei den einzelnen Arten recht groß. Bentham zerlegte die Gattung in fünf Abteilungen, deren letzte, Psilanthemum, nur zwei Arten umfaßt, nämlich Ep. Stam- fordianum und das neuere Ep. laterale. Der Blütenstand bei den Angehörigen der Psilanthemum-Arten ist nicht wie bei allen übrigen Arten endständig, sondern entspringt am Grunde der Bulben auf besonderen blatt- losen Kurztrieben. Epidendrum Stamfordianum wurde 1837 von Ure Skinner an den Gestaden des Isabel Sees bei San Mico in Guatemala entdeckt, von anderen Sammlern später in verschiedenen Gegenden in Mittelamerika und Kolumbien aufgefunden. Die keulenförmigen Bulben sind etwa 15 cm hoch und am oberen Teil mit drei bis vier ledrigen Blättern besetzt. Die wohlriechenden Blüten erscheinen im Februar; sie sind recht ansehnlich und von langer Dauer. Sepalen und Fetalen sind elliptisch-lanzettlich, abstehend, 2 cm lang, hellgelb, mit schwachem, grünem Anflug und blutroten bis purpurbraunen Flecken bedeckt, welche auf den Fetalen weniger zahlreich, aber größer als auf den Sepalen auftreten. Die abstehenden Seitenlappen der ausgeprägt dreiteiligen Lippe sind weiß bis hellgelb, der untere, breit nierenförmige, scharf ge- sägte Lappen gelb. In der Kultur kommt für diese Art die gleiche Behandlung wie bei den Cattleyen der Labiatagruppe zur Anwendung, doch sollte die Ruheperiode nicht so stark als wie bei diesen durch- geführt werden. E. Miethe. Nadelhölzer. Durch die Form ihrer Krone schmiegt sie sich am leichtesten in die Wellenlinien des Laubwaldes ein. Wenn sie nämlich Ihr Höhen Wachstum erreicht hat, verliert die Krone die starre Pyramidenform, die den meisten Nadelhölzern eigen ist, und breitet sich mehr dachförmig aus. Im Sommer tritt sie des- halb weniger als die Tanne aus dem Laubwalde hervor, die ihre Form auch im hohen Alter mehr beibehält. Wunder- voll zeichnen sich aber ihre Kronenlinien im Herbstwalde, der in roter und gelber Farbe glüht ; sie heben sich von ferne daraus hervor wie dunkle Wolken auf dem beim Sonnenuntergänge flammenden Abendhimmel. Die Wuchs- höhe, in welcher sich die Pyramidenform verliert, ist sehr verschieden und hängt von der Bodenbeschaffenheit ab. Auch die Weißtanne verliert im hohen Alter etwas von ihrer schlanken Pyramidenform, da der Spitzentrieb dann schwächer wird und die Seitenäste mehr nach oben streben ; die Spitze scheint dadurch etwas abgestumpft, die Form bleibt dabei aber regelmäßig. Die Rottanne verändert ihre Form dagegen nicht, selbst als sehr alter Baum nicht. Es läßt sich deshalb sogar auf größere Entfernung die Art des Nadelholzbestandes erkennen. Der Kiefernwald bildet mehr Wellenlinien am Horizont, während der Fichtenwald als starre, gleichmäßige Wand abschließt, wenn sich nicht besonders hohe Stämme spitz daraus hervorheben. Im badischen Nadelwald. Von Fr. RoIL Das häufigste Nadelholz im Laubwalde der Rheinebene und der daran anschließenden unteren Westabhänge des Schwarzwaldes ist die gewöhnliche Kiefer, Pinus silvestris. Epidendrum Stamfordianum. Nach einer vom Verfasser im Palmengarten zu Frankfurt a. M. für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Die gewöhnliche Kiefer ist ein wirklich schöner Baum ; sie darf sich gut neben anderen Kiefernarten sehen lassen. Sie ist durch die Mannigfaltigkeit ihrer Kronenform und die rot und braunen Farbenabstufungen ihrer Rinde besonders reizvoll als älterer Baum. Die Rinde wirkt im Waldbestande weit freundlicher als die dunkle der österreichischen Schwarz- kiefer, Pinus austriaca, die ich im Baden-Badener Walde in einer größeren Anpflanzung sah. Die Schwarzkiefer ist ein Baum, der viel Raum beansprucht, um sich in seiner eigen- artigen Schönheit zu formen. Sie ist darum die Kiefer der 66 Die Gartenwelt. XK, 6 Höhenlagen, wo am Hange jeder Baum mehr Licht erhält und mehr Raum als im ebenen Waldbestande hat, in welchem sich die Bäume drängen. In dichter Anpflanzung verliert sie ihre Form und damit ihre Schönheit ; die Stämme werden schmächtig, selbst die starken, dunkelgrünen Nadeln werden kleiner. Die Waldkiefern, die zwischen den Schwarzkitfern standen, boten unter den gleichen Verhältnissen einen hübschem Anblick und schienen weniger schmächtig, obgleich auch sie in die Höhe getrieben waren. Pinus silvestris wächst schneller als die Schwarzkiefer. Ich glaube daher nicht, daß die letztere sich selbst stärker weiter fortpflanzen wird, wenigstens nicht im Baden-Badener Wald, der übereil einen üppigen, dichten Bestand aufweist. An mageren Orten mag sie wohl anfliegen, wenn einmal ein fruchtender Bestand vorhanden ist und sich auch halten, wenn ihr das Licht in den ersten Jahren durch Nebengezweige nicht zu sehr geschmälert wird. Die Waid- kiefer vermag sich eher aus dem Schatten durchzuringen. Ich habe schon viele Kiefernsämlinge unter gleichen Ver- hältnissen gezogen, dem Waldbestande eingefügt und sie auf ihr Verhalten beobachtet. Die Waldkiefer rang sich überall am ehesten durch. Da, wo die Schwarzkiefer aber einmal als stärkere Pflanze den Vorteil errungen hatte, da wurde sie auch unverträglich mit ihrem sparrigen Ast- und Nadelwuchs und ließ andere Gewächse nicht mehr leicht auf- kommen. Besonders die Weymuthskiefer, die als gleicli alte Pflanze vom 7. Jahre an einen rascheren Wuchs hat, ver- mochte als junge Pflanze nicht neben der Schwarzkiefer auf- zukommen und wurde zum größten Teil gänzlich unterdrückt. Die Weymuthskiefer ist die Art, die im Schwarzwalde schon an vielen Orten angepflanzt wurde, auch schon fruchtende Bestände aufweist, sich aber nur wenig selbst fortzupflanzen vermag, weil sie als junger Sämling in den ersten Jahren sehr schwach wächst. Als Nadelunterholz muß ich die Eibe erwähnen. Die- selbe ist kein ausgesprochener Schattenbaum, sondern fühlt sich in voller Sonne auch sehr wohl. Während sie als An- lagenbaum und Heckenpflanze mehr Verbreitung findet, ver- schwindet sie aus dem forstmäßig angebauten Walde. Als Heckenpflanze und in geschnittener Form vermag sie nicht, sich mit den in eine karminrote, fleischige Hülle eingehüllten Früchten zu schmücken, mit denen sie einen wunderhübschen Anblick bietet. Die Eibe ist giftig und wird besonders den Pferden, die daran naschen, leicht verderblich. Das Frucht- fleisch ist ungiftig, schmeckt aber fade. Die Eibenzweige sind mit denen der Weißtanne die schmiegsamsten unserer Nadelhölzer und werden darum viel verwendet. Als Deck- material ist das Weißtannenreisig jenem der Eibe deshalb vorzuziehen, weil es seine Nadeln länger hält. Der Tannenwald ist infolge seines dichtem Schattens ärmer als der Kiefernwald an Bodenflora, der leichter einem Sonnenstrahle Einblick läßt. Auch das Laubholz vermag sich aus diesem Grunde im Kiefernbestande leichter durchzuringen. Nur der Nadelweld weist den gleichmäßigen Moosteppich auf, ohne nennenswerten Zwischenwuchs. Eine Sonderstellung unter unsern Nadelhölzern nimmt die Lärche ein, da sie durch ihren Nadelfall im Verlaufe des Jahres all das wechselvolle Aussehen des Laubwaldes bietet. Die Lärche ist in freiem Zustande mehr ein Baum der Höhen- lagen ; sie ist als älterer Baum ebenso unverträglich, wie sie in ihrer Jugend gegen Beschattung empfindlich ist. Nur in voller Sonne wächst sie freudig und rasch. Bei der ge- ringsten Beschattung von oben kümmert sie. Sie vermag sich selbst durch eine nur leichte Schattendecke nicht durch- zuringen ; sie kommt jedoch im gleichaltrigen Bestände mit andern Nadelhölzern gut fort, da sie zum mindesten ebenso schnell wächst. Als alter Baum ist sie deswegen unverträg- lich, weil ihre immer schwankenden, hängenden Zweige jeden andern Zweig, der durch sie hindurchwachsen will, wund scheuern ; selbst die Rottanne vermag sich kaum durch sie hindurdizuringen. Die Lärche ist im Schmucke des Grüns und durch ihren zierlichen, hängenden Zweigwuchs ein sehr hübscher Baum, auch für Anlagen. Wundervoll wirkt sie als älterer Baum, wenn sie zahlreiche, junge, purpurne Frucht- zäpfchen angesetzt hat. Die Nadeln werden beim Abfallen hellgelb und wirken in dieser Färbung auffällig. Das Ver- gilben beginnt erst spät im Herbste, so daß die Nadeln erst vom November an stärker fallen. In Baden-Baden fiel mir darum ein junger Lärchenbestand von ferne schon be- sonders auf, als er vergilbte, während der Laubwald sein Laub bereits völlig abgeworfen hatte. Das Lärchenholz ist äußerst haltbar, unterliegt im Freien jedoch allen Witterungs- einflüssen und zieht sich ; es ist deshalb für die Gärtnerei nicht zu verwerten. Zeit- und Streitfragen. Das Weltkriegdenkmal und die Gartenkunst. Von Hans Gerlach, Gartenarchitekt, Darmstadt, zurzeit Kriegs- freiwilliger an der Westfront. Als man vor einigen Jahrzehnten in allen Orten Deutsch- lands sich anschickte, zum Gedächtnis der ruhmreichen Jahre 1870 71 und ihrer Helden Denkmäler zu errichten, wählte man zur Aufstellung derselben freie Plätze, gebildet durch erweiterte Straßenkreuzungen, den Markt-, Bahnhofplatz usw. Man war stets darauf bedacht, daß diese Kriegerdenkmäler als Schmuckstücke des Straßenbildes dienen, infolgedessen griff man auch zu möglichst prunkvollem Werkstoff; der polierte Granit fand dabei die vielseitigste Verwendung. Das innere Wesen dieser Denkmäler entspricht nicht ihrer Bedeutung, das hastige Leben und Treiben des Alltags wogt an ihnen vorüber ; für das Volk sind diese Denkmäler so gut wie nicht vorhanden ; sie sind nichtssagendes Beiwerk des Straßenbildes. Der geläuterte Geist unserer Zeit hat alle diese Kriegs- denkmalübel erkannt und wenn jetzt Städte in den nächsten Jahren sich mit der Errichtung eines Weltkriegsdenkmals be- fassen, um für spätere Geschlechter ein Erinnerungszeichen des Heldentums unserer Tage zu setzen, so dürfen es keine protzigen Denkmäler aus fremdländischen Werkstoffen sein, sondern man wird schlichte, sinnige Denkmalformen wählen, darin die heimatlichen, volkstümlichen Empfindungen zum Ausdruck kommen, so daß diese Denkmäler ganz dem Sinn unseres Volkes entsprechen. Einfach — kerndeutsch, würdig — ewigdauernd, das sind die Grundlagen des deutschen Weltkriegdenkmals. Zur Aufstellung dieser Marksteine unserer Weltgeschichte aber wird man einen Ort wählen, wo der Geist des Be- schauers ungestört stille Einkehr halten kann und seine Seele für die erhabene Weihe empfänglich ist, die ihm ent- gegentritt. Im deutschen Wald, unter rauschenden Bäumen finden wir die geeignete Stätte für das Weltkriegsdenkmal. Hier wird es für alle Zeit von bedeutungsvoller Wirkung sein, zumal wenn es sich harmonisch in die landschaftliche XX, 6 Die Gartenwelt. 67 Umgebung einfügt, wodurch sich gleichzeitig die Liebe zur Heimat bekundet, mit der unsere Helden von 1914, 1915 und 1916 ins Feld zogen und ihr Leben fürs Vaterland opferten. Schon heute, noch mitten im Kriege, machen sich bereits diese Anschauungen bemerkbar; man ist sogar gewillt, nicht Berufskleidung : Schlechtes Wetter. Beispiel und Gegenbeispiel. mehr bei dem üblichen Denkmal aus Erz und Stein zu bleiben, sondern große Haine sollen dereinst von den Taten unserer Helden zu den späteren Geschlechtern reden. Der ganze Hain in sich soll an Vaterlandsliebe und Treue bis in den Tod gemahnen ; durch seine Ruhe, seine Raum- gestaltung und seine monumentale Geschlossenheit die er- habensten Gefühle der Menschheit erwecken. Neugestärkt mit edlen Gedanken soll unser Volk aus diesen Heldenhainen zur Arbeit zurückkehren, für das Wohl unseres Vaterlandes. Die Schaffung derartiger wirkungsvollen Heldenhaine wird nur größeren Städten möglich sein, wobei sich die Wahl der Baumart den örtlichen Verhältnissen anpassen muß ; im übrigen aber nicht von wesentlicher Bedeutung ist, denn wie die bildenden Künstler mit ihren verschiedenen Werk- stoffen, Erz, Stein usw., die Gedanken verkörpern, so können auch Haine der verschiedensten Baumarten in Form und Gestalt einen Heldenhain im wahren Sinne des Wortes dar- stellen. Jedoch darf hier nicht durch viele Tafeln und Steine das Gedenken jedes Einzelnen festgehalten werden, denn dadurch würde der Gesamteindruck völlig aufgelöst. Wie es die heutige Zeit von uns verlangt, daß sich jeder den unserem Volke gestellten Aufgaben unterordnet, so auch hier, dann wird der Geist unserer Zeit von diesen Heldenhainen aus auf die kommenden Geschlechter übergehen. Wie bei allen derartigen Aufgaben den jeweiligen Ver- hältnissen entsprechende Lösungen zu suchen sind, so auch hier. In waldreichen Gegenden wird die Schaffung eines Helden- haines ein Fehlschlag sein, da derselbe dort in seiner ganzen Gestalt nicht zur vollen Geltung kommen kann ; hier ist ein würdiges Steinmal am Platze, das durch sinngemäße Um- pflanzung (Baumalleen, Hecken) mit der Umgebung verwachsen erscheint. In der weiten Umgebung von Aeckern, Wiesen und Feldern aber ist der Heldenhain ein ruhmreiches Denkmal großer Zeiten; auch hier wird als Kernpunkt ein schlichter Gedenk- stein erforderlich sein. Alles in allem kann man wohl behaupten, daß das Welt- kriegdenkmal ein neues, dankbares Feld für die Betätigung der Vertreter deutscher Gartenkunst abgibt. Berufskleidung. (Hierzu zwei vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigte Zeichnungen.) An dieser Stelle wurde wiederholt das unbefriedigende Aussehen des Gärtners bei der Arbeit besprochen. Trotzdem läßt sich noch manches darüber sagen. Warum haben wir denn eigentlich noch keine zweck- mäßige und wohlfeile „Berufskleidung"? Der Metall- arbeiter hat sein blaues Zeug. Der Architekt empfängt während der Dienststunden ohne Umstände in seinem weißen Kittel. Warum soll denn dem Gärtner niemand seinen Be- ruf ansehen? Ich selbst habe keinen Grund, mich meines Gärtnerberufes zu schämen. Berufskleidung: Gutes Wetter. Beispiel und Gegenbeispiel. 68 Die Gartenwelt. XX, 6 Gegen das Auftragen alter Kleidung bei der Arbeit ist nichts einzuwenden. Es kommt nur darauf an, wie es geschieht. Wir haben im Beruf Arbeiten, für deren Ausführung die dritte Garnitur noch zu gut ist. Andererseits dauern diese Arbeiten nicht ewig an, man braucht deshalb nicht Winter und Sommer, Tag um Tag die schlechtesten Sachen zu tragen. Bloß aus Gewohnheit. Es kommt weiter in Frage, wie und wo gearbeitet wird. Wer an abgelegener Stelle arbeitet, kann sich etwas mehr Freiheit als der Gehilfe gönnen, dessen Arbeiten sich unter den Augen Fremder vollziehen sollen, oder der K.äufer und Kunden zu empfangen oder zu be- suchen hat (Landschaftsgärtnerei). Am Rande möchte ich bemerken, daß auch die Meister (man gestatte mir bitte für unsere Herren Betriebsbesitzer verschiedener Art diese schlichte, schöne Bezeichnung anzuwenden, die „Chefs" und „Prinzi- pale" wollen wir getrost den Ladenangestellten und Schreibern überlassen) ein sehr großes Interesse daran haben müßten, daß nicht nur ihre Betriebe ein sauberes Aussehen haben, sondern auch ihre Leute. So ist man in vielen Betrieben anderer Berufe, wo die Zahl der Leute einige Dutzend nicht übersteigt, längst dazu übergegangen, daß denselben vom Geschäft aus Schutzkittel für die Dauer der Arbeitszeit ge- liefert werden, deren Reinigung, bzw. Auswechselung nach Wochenablauf ebenfalls seitens des Geschäftes erfolgt. Als ich noch in Stuttgart auf der Zeichenstube von Berz & Schwede arbeitete, war das dort auch üblich. Es macht auf den Fremden, der solche Betriebe betritt, einen sehr angenehmen Eindruck, wenn die Angestellten alle in gleicher, sauberer Kleidung tätig sind. Die Kosten sind nicht so hoch, daß sie als „Belastung" empfunden werden. Die Angestellten sind mit ihren ohnehin bescheidenen Ge- hältern für eine solche Fürsorge zur Schonung ihrer Kleider stets dankbar. In der Gärtnerei ist aber mit dem Kittel selten etwas anzufangen. Die verschiedenen Arbeiten greifen die Kleidung an sehr verschiedenen Stellen an. Auf diese Abnutzung hin sollte man eigentlich die Kleidung zusammenstellen. Die empfind- lichsten Stellen sind gewöhnlich die Stiefelsohlen, der Vorder- teil der Weste, der vordere Unterteil der Aermel und mit- unter die Knie, sowie die unteren Hosenränder. Gegen die Abnutzung der Stiefelsohlen ist leider kein Kraut gewachsen. Ich habe gefunden, daß sehr kräftige Schnürstiefel allem anderen Schuhzeug vorzuziehen sind. Sitzt das Schuhzeug nicht fest an, nutzen sich die Sohlen viel schneller ab, ebenso die Strümpfe. Zudem lassen sich die Schnürstiefel bei gutem Wetter leichter als Schaftstiefel blank tragen, wobei auch die Hose besser sitzt, als wenn Stiefel- schäfte darunter sind. Schnürstiefel mit Led er stülpen, (Wickelgamaschen sind in der Handhabung umständlich und drücken bei Gebrauch oft), wie sie jetzt im Kriege viel ge- tragen werden, haben sich besser als langschäftige Stiefel bewährt. Bei Neuanschaffungen der letzteren ist der Preis immer höher, als wenn nur andere Schnürstiefel angeschafft werden, denn gute Lederstulpen sind von langer Dauer. Für die Arbeit haben sich feste, derbe Arbeitshosen auf die Dauer billiger gestellt, als wenn man die empfindlicheren „guten" Sachen bei der Arbeit aufträgt. Selbstverständlich werden letztere, so lange sie noch ansehnlich sind, bei sauberen Arbeiten lieber getragen werden, schon ihrer Leich- tigkeit wegen. Da sich diese Kleidung bei der Arbeit schneller abnutzt, wäre man öfter gezwungen, Teile derselben aus der guten, gewöhnlich weniger widerstandsfähigen Kleidung zu ergänzen, wodurch für letztere wieder Neuanschaffungen nötig sind. Als Regel hat sich das Auftragen der eigenen guten Kleidung bei der rauhen Gartenarbeit nicht billig gestellt. Gegen die Abnutzung der Weste, besonders bei Arbeiten am Pflanztisch und in den Gewächshäusern, hat sich in ersterem Fall eine Schürze gut bewährt, desgleichen im Gewächs- haus, bei Arbeiten auf den Tischen, wenn man in wärmeren Häusern nicht ohne Weste arbeitet. Das gleiche gilt vom Rock, welcher bei der Arbeit meistens sogar hinderlich ist. Eine ganze Reihe Kollegen ist nun der Ansicht, daß das Tragen von Kragen und Schlips zur Verschönerung des äußeren Menschen unerläßlich sei, selbst wenn diese Kleidungsstücke sich vom langen Tragen durch Annahme der feldgrauen Schutzfarbe unsichtbar machen möchten. Auch ein Vor- hemdchen darf oft nicht fehlen, so gern es auch durch seine Flucht aus der Weste zeigt, daß es lieber nicht mitarbeiten will. Doch genug davon. Jedenfalls hat meine und auch anderer Kollegen Erfahrung gelehrt, daß wir uns meist zu viel Sachen auf den Leib hängen und uns durchweg unzweckmäßig kleiden. Gewiß, wir waren bis vor einigen Jahren übel daran. Man wollte doch nicht gerade durch abweichende Kleidung auffallen, und so trug man sich in üblicher Weise. Seit vielen Jahren tut man sich bei uns soviel auf seine Auslandreisen zugute, und da wundert es mich, daß man in Bezug auf die Kleidung so wenig gelernt hat. Wir haben eine Sportkleidung z. B. für Wanderer, welche wie für uns geschaffen ist. Also festes Schuhzeug bei schlechtem, Sandalen bei gutem Wetter, Strümpfe oder keine je nach den Verhältnissen, Hose mit dehnbarem oder festem Gürtel mit Geld- und Uhrtasche, sowie ein farbiges, weiches Hemd mit ansitzendem oder auswechselbarem Um- legekragen. Dazu ein leichter Hut oder gar keinen. Im Sommer ist jedes weitere Kleidungsstück überflüssig. Hinzu käme noch gute Körperhaltung und recht ofte, gründliche Körperreinigung. Eine öftere Reinigung der Kleidung (welche ja in der eben geschilderten Zusammen- stellung im Handumdrehen besorgt wird) ist zum guten Aus- sehen unerläßlich und kostet keinen Pfennig. Diese Art Kleidung härtet auch den Körper gut ab, be- sonders bei täglichen, kalten Ganzwaschungen (kostenlos!), wodurch man weniger kälteempfindlich wird und so manches schöne Geld für einen Teil der Kleidung sparen kann, z. B. für einen leichten, kurzen, wasserdichten Regenrock, der auch auf dem Hemd im Sommer getragen wird oder über der Joppe in der kalten Zeit. Auch dies sieht besser aus, als die über den Kopf gestülpten Kartoffelsäcke, welche die Arme und Körperseiten doch nicht schützen. Bei kaltem Wetter tritt zur Sommerkleidung noch die gute, alte, vielbewährte „Joppe", wenn man keinen Rock tragen will, über deren Kragen der Hemdenkragen heraus- geschlagen wird. Bei größerer Kälte läßt sich das übliche Unterzeug sehr gut verwenden. Wem der Gürtel nicht zusagt, der nehme Hosenträger; für die Uhr ist ja im Hemd eine Tasche. Weste, Vorhemd, Kragen und Schlips sind also über- flüssig bei der Gartenarbeit und die Reinigungs- und Ersatz- kosten können wir für andere Zwecke bereitstellen. Also bedeutet eine zweckmäßige Kleidung keine Ver- teuerung, sondern gerade eine bedeutende Verbilligung des Lebens und eine Besserung des Aussshens. R. L. XX, 6 Die Garten weit. 69 Pflanzenkrankheiten. Rauchgasvergiftungen. Von A. Janson. Es ist einfach erstaunlich, daß sich unsere Gärtner so wenig um die gefährlichste und verbreitetste Krankheit unserer gärtnerischen Nutz- und Zierpflanzen bekümmern, daß die meisten von ihnen, welche diese Krankheit in den eigenen Beständen haben, sie nicht einmal kennen. Auch in den Fachzeitschriften findet man höchst selten etwas über Rauch- gasschäden, obwohl Fusicladium, Krebs, Sauerwurm, Blut- laus ihnen gegenüber ein „Klub der Harmlosen" sind. Und mit der fortdauernden Vergrößerung unserer Städte, dem riesenhaften Anwachsen der Industrie, wächst auch diese Gefahr, wachsen die Schäden ins Ungemessene. Seit dem Jahre 1902, da der Verfasser zum ersten Male als Sach- verständiger in einer Rauchgasschadensache gegen eine Erz- grube im Mansfelder Bergbaugebiet tätig war, haben sich diese Fälle von Jahr zu Jahr gemehrt und sind in diesem Jahre auf vier gestiegen. Immer handelt es sich um bedeutende Summen , die an Pflanzenbeständen eingebüßt wurden. Die niedrigste, in einem Prozeßfalle im sächsischen Industriegebiet, beträgt immer noch 10 000 M, die höchste dieses Jahres über 80 000 M in einem solchen im Rheinlande. Was mich zu diesen Ausführungen veranlaßt, ist nicht der Wunsch, wissenschaftliche Einzelheiten zu geben. Ich möchte vielmehr das Augenmerk auf die Sache an sich richten. Denn in fast allen den vielen Prozeßfällen kehrt die Tat- sache wieder, daß auch hervorragend tüchtige Gärtner wohl den Rückgang in der Gesundheit ihrer Pflanzenbestände und der Einträglichkeit ihrer Gärtnereien beobachten, ohne aber die Ursache zu erkennen. Ja, fast stets hat es vor der Erkennung der wahren Ursache tragikomische Ereignisse ge- geben, indem Gärtnereibesitzer ihren langjährigen Obergärtner, der Vater den eigenen Sohn wegen angeblicher Untüchtig- keit vor die Tür gesetzt haben, bis endlich ein Kundiger den Leuten über die Quelle des Uebels die Augen öffnete. Den vielen Betroffenen, ohne eigene Kenntnis Geschädigten beizuspringen , sei die Aufgabe dieser Zeilen. Wer sich mit der wissenschaftlichen Seite beschäftigen will, halte sich an die trefflichen Arbeiten von Sorauer, Gerlach, Wieler und besonders Wislicenus, die im Verlage der „Gartenwelt" erschienen sind. Und im gleichen Verlage erscheint demnächst eine kleine Schrift aus meiner eigenen Feder, welche die praktischen und prozessualen Fragen in gärtnerischen Rauchschäden behandelt. *) Ich kann mich deshalb hier auf allgemeine Gesichtspunkte beschränken. Das verbreitetste und gefährlichste Rauchgift ist die schwef- lige Säure. An Schädlichkeit wird sie wohl nur von der Fluorwasserstoffsäure erreicht. Diese ist aber sehr selten, weil sie nur beim Brennen von Ziegeln entsteht, also nur in der Nähe von Ziegeleien vorkommt. Schweflige Säure aber wird überall frei, wo Kohlen gebrannt und Erze geröstet werden. Also in großen Städten aus den Hausfeuerungen, Industrieschornsteinen, vornehmlich aber auch aus Hütten- werken, Hochöfen, Walzwerken, chemischen Fabriken. Letztere, auch Wollwäschereien, erzeugen als Giftgas oft auch bedeutende Mengen Chlorgas. Mir ist eine Wollwäscherei und -kämmerei bekannt, welche täglich an 20 dz Salzsäure verdunstet. Ver- *) Gärtnerische Rauchschäden im Lichte zwölfjähriger Sachverständigentätigkeit. Verlag von Paul Parey, Berlin SW. 11. einzelt findet man auch Arsenwasserstoffsäure, meist als Abdampf von Silber- und Kupferbergwerken. Unmittelbar schadet diese Säure den Pflanzen nicht. Aber sie vergiftet alles Insektenleben, so daß die Befruchtung oft stark leidet. In den weitaus meisten Fällen aber sind schweflige Säure and die daraus hervorgehenden Verbindungen die Schädiger. Und zwar genügen schon hochgradige Verdünnungen mit Luft, um noch starke Schäden zu verursachen. Eigentümlich ist, daß Verdünnungen, welche von Mensch und Tier noch gut ertragen werden, für das Pflanzenleben schon unmittel- bar tötlich sind, ferner, daß andere Gifte, wie eben jene Arsenverbindung, von welcher eine Menge von 13 mgr, einmalig gereicht, tötlich ist, dem Pflanzenwuchs nicht schadet. Von grundlegender Bedeutung ist die Beschaffenheit der Kohle, welche verbrannt wird. Denn der Schwefelgehalt ist sehr verschieden. Gute westfälische Fettkohle pflegt 0,9 bis 1,2 Prozent zu enthalten; die geringen Kohlen des Deister- gebietes (Barsinghausen) und des Meuselwitzer Braunkohlen- beckens enthalten dreimal soviel. Das ist nicht ohne Wichtig- keit; denn besonders viele kleine, veraltete Handelsgärtnereien in Sachsen feuern aus Billigkeitsgründen Meuselwitzer Braun- kohle. Und da auch die Schlote niedrig zu sein pflegen, zieht die Rauchfahne in breiter, langer Bahn durch das Gärtnereigrundstück und richtet chemische oder akute Schäden an, die sich der Unkundige nicht erklären kann. Die bedeutenden Abgasmengen großer Städte lassen ohne weiteres erkennbare Schäden zumeist vermissen, weil im Winter die Laubhölzer ganz, Nadelhölzer zeitweilig hart sind, und weil die an sich schon nicht übergroßen Mengen der Hausfeuerungen sich auf zahllose Schornsteine verteilen. Im Sommer, der Zeit großer Gefährdung, werden Hausfeuerungen wenig benutzt, zumal viele Hausfrauen mit Gas kochen. Diese geringen Rauchmengen werden sofort bis zur Unschädlichkeits- grenze verdünnt. Eine Stadt von 100000 Seelen verbrennt im Sommer aus Hausfeuerungen täglich nur etwa 400 dz Kohle, und damit etwa 6,5 dz Schwefel. Während die Be- deutung dieses Verbrauches meist stark überschätzt wird, werden die Abgasmengen von Industriewerken unterschätzt. In zwei diesjährigen Rauchschadenprozeßfällen ist der Tages- verbrauch an Kohlen bei einer Fabrik mit 3000 Arbeitern 2350 dz; bei einer anderen 2600 dz mit 25 dz und 70 dz!! (minderwertige Kohle I) Schwefel. Letzterwähnte Fabrik gibt aus fünf Schloten ebensoviel schweflige Säure in die Luft ab, als im Sommer 130000 Hausfeuerungen. Schädlich dem Pflanzenwuchs sind außer schwefliger Säure auch Schwefelsäureanhydrit und Schwefelsäure, also jene Verbindungen, welche sich aus ersterer bilden, wenn Sauerstoff aufgenommen wird. Erstere ist aber weitaus am gefährlichsten ; denn die anderen sind an Wasser gebunden und werden als nicht atembar nicht von den Spaltöffnungen aufgenommen. Der Umstand , daß im Finstern stehende Pflanzen, Nadelhölzer, die im Winter ganz und gar ruhen, auch bei hohem Säuregehalt nicht leiden, läßt erkennen, daß die schweflige Säure enge Beziehungen zum Assimilations- vorgang unterhält, der ja nur bei Licht vor sich geht. Das ist in der Tat der Fall. Bekanntlich nimmt die Pflanze bei der Assimilation Kohlensäure auf, spaltet diese, behält den Kohlen- stoff als Nährstoff und gibt den freiwerdenden Sauerstoff wieder ab. Enthält nun die Luft außer der Kohlensäure auch schweflige Säure als Verunreinigung, geht bei voller Beleuchtung die Assimilation flott von statten, dann findet die schweflige Säure innerhalb der Gewebe und arbeitenden 70 Die Gartenwelt. XX, 6 Zellen freien Sauerstoff und auch Wasserdampf in so reicher Menge, daß sich die gasförmige schweflige Säure fast sofort in die ätzende Schwefelsäure verwandelt, welche blitzartig oft den Lebensträger der Pflanze, das Plasma abtötet. Die beiden anderen Säuren wirken als nicht atembar nur äußer- lich ätzend, und sind Laubhölzern gefährlicher als immer- grünen, besonders den Nadelhölzern. Diese leiden dafür aber verstärkt unter schwefliger Säure. Die Laubgehölze leiden auch stark unter Ruß, den der Gärtner nur als einen Umstand haßt, der ihm die Pflanzen verschmutzt, ihnen die Atmung und die Assimilation erschwert. In Wirklichkeit aber enthält Ruß auch Scliwefelsäure, die vom Regen ausgelaugt wird und Aetzschäden erzeugt. Man unterscheidet die schleichende (chronische) und hitzige (akute) Vergiftung. An ersterer leiden im Weichbilde der großen Städte, in ausgeprägten Industriegebieten alle Pflanzen, doch führt hier die Vergiftung selten zum Tode. Man merkt aber die Erkrankung daran, daß das Laub früher als sonst fällt. Während sonst die Wipfel das Laub länger halten, entlauben die Wipfeltriebe rauchkranker Pflanzen zuerst. Es stedct kein Wuchs in den Beständen. Baumschulbestände brauchen oft Jahre länger, um verkaufsfertig zu werden. Die Jahresringe werden immer schmäler. Immergrüne Gehölze verlieren bereits im dritten bis vierten Jahre die Blätter und Nadeln. Sie werden „dünn" und im Kroneninnern hohl. Alles das wird bei gewissen Pflanzen besonders beobachtet, die sehr empfindlich sind und vom Sachkenner auch „Merk- pflanzen" genannt werden. Eine typische Merkpflanze unter den Koniferen ist die gewöhnliche Fichte; unter den Laub- hölzern Caragana, Apfelbaum, rotblühende Roßkastanie ; unter den einjährigen Gewächsen die Leguminosen, allen voran die Gartenbohne. Ihr Zustand ist geradezu ein Gradmesser für daß Maß der Rauchplage. Freilich findet der Gärtner, der nicht das in Sonderpraxis geschulte Auge eines Sach- kundigen besitzt, diese Schäden nicht von selbst heraus, und es ist ja gerade der Zweck dieser kleinen Arbeit, jedermann zu veranlassen, sich den eigenen Betrieb einmal auf solche Schäden hin anzusehen. Manchem werden dann die Augen aufgehen, weshalb seine geschäftlichen Erfolge abnehmen. Mancher wird sich bewogen fühlen, den eigentlichen Anzuchts- betrieb weiter entfernt von der Stadt in reinere Luft zu ver- legen, oder die Anzuchten besonders empfindlicher Pflanzen aufzugeben, letztere lieber zu kaufen, wenn sie verlangt werden. Gartenkünstler werden für Stadtgärten Gehölze und Stauden verwenden , welche Rauchgase besser vertragen. Wieder andere werden die Rauchquelle als Schädiger erkennen und Schadenersatz verlangen. Das waren auch die Gründe, aus meiner langjährigen Sachverständigentätigkeit heraus in der Form einer kleinen Schrift die gärtnerisch-praktischen Seiten der Rauchgasgefahr klarzulegen. Und wenn ich an dieser Stelle bereits jetzt auf die Schrift hinweise, so geschieht es nicht in dem Wunsche, zum eigenen Vorteil die Verbreitung zu fördern, sondern öffentlich auf die ungeheure Gefahr hinzuweisen, die für den Gärtner in der schnellen Vergrößerung unserer Städte und der zunehmenden Industrie liegt. Und es ist erstaunlich, wie fremd unsere Fachgenossen dieser Gefahr gegenüber- stehen, wie ahnungslos sich mancher Handelsgärtner zu der Errichtung irgendeines Großunternehmens stellt und sich von der Ansiedelung wohl gar noch geschäftliche Vorteile ver- spricht, wie sich andere in völliger Unkenntnis der Ge- fahren im Rauchgebiet großer Hüttenwerke ansiedeln und baß erstaunt sind, daß nichts gedeiht; daß Stadtgärtnereien mit liebenswürdiger Beharrlichkeit ausgesucht jene Gehölze pflanzen, welche die Abgase am wenigsten vertragen. Ist auch die schleichende Erkrankung nur dem geübten Auge ohne weiteres erkennbar, so ist sie doch schon durch chemische Untersuchung auf Schwefel und mikroskopischen Befund mit Sicherheit festzustellen. Bereits in leichten Fällen findet der Chemiker 0,2 — 0,3 v. H. Schwefel. Der Gehalt steigt aber in hitzigen Fällen bis auf 0,7 — 0,8 v. H. Unter dem Mikroskop findet man die Zellen zusammengesunken. Das Plasma ist gebräunt, haftet als tote Masse an der Zellwand. Auffällig wird dem Unkundigen aber der akute Fall! Mehrjährige Pflanzen verwinden eine zwei- bis dreimalige Vergiftung; aber Fortdauer des Säurezuzuges bringt unfehl- bar den Tod. Sie bringt ihn bei jung und alt, haust ver- nichtend besonders bei verschulten Bäumen und Sträuchern, Veredlungen, buntlaubigen Sachen. Ein Grundstück im Be- reich einer Rauchschadenquelle ist für gärtnerischen Betrieb entwertet. Es ist verständlich, daß mancher Baumschulen- besitzer oder Obstzüchter ein geschäftlich günstig gelegenes Großstadtgrundstück ungern aufgibt. Aber auch schon die schleichende Giftwirkung der Großstadtluft mindert das Wachstum derart, daß meist die geschäftlichen Vorteile durch die natürlichen Nachteile reichlich aufgehoben werden. In einem jener Prozeßfälle sind 20 Morgen Baumschule durch das Zusammenwirken der nahen Großstadt und einiger Industriebetriebe in wenigen Jahren fast vollständig ver- wüstet worden. Hitzige Fälle fallen fast stets in windstille, sonnenhelle Mittagstunden des Hochsommers, da dann die Assimilation am stärksten ist. Genügende Konzentration der Säure (etwa bis zu Verdünnungen von 1 : 70000 1) vorausgesetzt, ist die Wirkung blitzschnell. Die Blätter bekommen vom Rande oder den Spitzen her braune, sdiwärzliche oder auch weiß- bläuliche Flecken abgestorbenen Gewebes. Oft bleiben nur die derberen Rippen für das Auge gesund, die aber in Wirklichkeit auch schon gelitten haben. Die vom Gift ge- troffenen Bäume und Sträucher sind einseitig krank, nämlich nach der Rauchquelle hin. Sobald das Holz an dieser Seite der Kronen abgestorben ist, kein Laub mehr treibt, frißt die Säure weiter und weiter, bis der ganze Baum getötet ist, worüber gewöhnlich 4 — 6 Jahre vergehen. Die botanischen Arten sind sehr verschieden empfindlich. So ist Utmus campestre wenig, U. montana erhöht empfind- lich. Picea pungens leidet wenig, P. Pinsapo mehr, die gewöhnliche Fichte außergewöhnlich stark. Ueberhaupt er- weisen sich fast alle bläulichen Nadelhölzer, wie Abies con- color, A. nobilis glauca, P. Engelmannü als verhältnismäßig recht hart. Was aber den Kenner immer erneut überrascht, das sind die individuellen Unterschiede innerhalb derselben Art und Sorte. Noch jüngst fand ich zwei nebeneinander- stehende Fichten, die an und für sich hochempfindlich sind, beide gleichmäßig der Rauchquelle ausgesetzt, davon die eine fast tot, die andere nur wenig beschädigt. Ich habe selbst während Jahren mir Aufzeichnungen über das Verhalten der Gehölze, Stauden, Obstarten und -Sorten im Rauchgasgebiet gemacht und immer wieder nachgeprüft. Dem erwähnten kleinen Schriftchen liegt eine Liste nach Empfindlichkeitsgraden bei. Aber trotzdem wäre es dankens- wert, wenn Fachgenossen aus eigener Erfahrung sich einmal äußerten, denn bei der Zunahme der Industrie und dem XX, 6 Die Gartenwelt. 71 Anwachsen der Städte wird die Rauchschadensache immer dringhcher und zu einer Gefahr für den Gartenbau. Gegen sie nützen auf die Dauer nicht die Rauchverzehrungseinrich- tungen, die wohl eingebaut werden müssen, aber meist nicht benutzt werden, weil die Wärmeausnutzung des Heizmittels leidet. Nur ein Mittel gibt es zur Minderung der Gefahr : Ausnutzung der Wasserkräfte und Verwandlung derselben in elektrischen Strom, die Einrichtung von Elektrizitäts- zentralen außerhalb der Städte und Industriegebiete, weiteste Verwendung des Stromes zu Kraftzwecken, überhaupt all- mählicher Uebergang zur Elektrisierung unserer Fabrikbetriebe, soweit es möglich ist. Die Gefahr ist viel größer als die meisten Gärtner ahnen ; die Verluste an Werten in Gärtnerei- betrieben gehen alljährlich in Millionen, und bei der rasenden Zunahme unserer Großindustrie kann schon in 20 Jahren in manchen Gegenden die äußerste Möglichkeitsgrenze für die Einträglichkeit vieler Handelsgärtnereien, für das Bestehen gartenkünstlerischer Schöpfungen gekommen sein. Jedem Gärtner muß das Herz bluten, wenn er in Industrie- gebieten durch einzelne Großwerke quadratkilometergroße Flächen Baumbestand durch Rauchgase vernichtet findet, wie das im Rheinisch-westfälischen und Oberschlesischen Industrie- gebiet, im Bereiche des Mansfelder Bergbaues, in der Gegend um Freiberg i. S. und anderswo der Fall ist. Werke, wie beispielsweise die Hütte Großilsede bei Hildesheim, haben im weiten Umkreise alles vernichtet oder schwer beschädigt, und wer von dort nach Hildesheim fährt, findet statt eines grünen Eichenwaldes rote Baumleichen, Stück bei Stück! Mannigfaltiges. Unter der Spitzmarke Testamentsplagiate schreibt die „Vossische Zeitung" : Als vor einigen Wochen Sigmar Mehring, der Berliner Schriftsteller, starb, berichteten wir über eine selt- same Verfügung in seinem Testament : er verbat sich Kranzspenden, da er sich „nicht revanchieren könne". Diese Art der Begründung scheint Schule gemacht zu haben. Das „Prager Tageblatt" ent- hielt dieser Tage folgende Todesanzeige : „Hiermit allen Ver- wandten und Bekannten die Nachricht vom Ableben des Herrn M. F Beamter der . . . Bank usw. Seine Leiche wird ein- geäschert. Kranzspenden werden auf Wunsch des Verstorbenen dankend abgelehnt, da er sich nicht revanchieren kann. Ueber Wunsch des Toten als bester Freund : A. S." Das Zentralkomitee vom Roten Kreuz hat seine Bäder- und Anstaltsfürsorge für solche Kriegsteilnehmer weiter aus- gebaut, die aus dem Heeresdienste entlassen sind, aber zur Wieder- herstellung ihrer Gesundheit einer Bäder- oder Anstaltskur bedürfen. Es hat sich mit den Verbänden, in denen die Bäderinteressenten vereinigt sind , ins Benehmen gesetzt und weitestgehende Ver- günstigungen für erholungsbedürftige Krieger erreicht. Zahlreiche große wirtschaftliche Verbände, die ohne Inanspruchnahme der amtlichen Hauptfürsorgeorganisationen ihre kriegsbeschädigten Mit- glieder für Rechnung des Verbandes versorgen wollen, haben sich der „Bäderfürsorgeabteilung" angeschlossen. Der Reichsverband für den deutschen Gartenbau hat seinen angegliederten Vereinen und Verbänden ebenfalls den Anschluß an die Bäder- und Anstalts- fürsorge empfohlen. Gärtner, oder in verwandten Berufen tätige Kriegsteilnehmer, die bereits aus dem Heeresdienste entlassen sind und einer Bäder- oder Erholungskur bedürfen, wollen einen dahingehenden Antrag beim „Fürsorgeausschuß" des Reichsverbandes für den deutschen Gartenbau stellen. Dieser wird ihn prüfen und an die „Bäder- fürsorge" vom Roten Kreuz weitergeben. Dem Antrag ist ein ärztliches Gutachten beizufügen, aus dem die Art des Leidens und der Kreis der in Betracht kommenden Badeorte ersichtlich ist. Ueber die Tätigkeit eines feldgrauen Gärtners im Kampf- gebiet des westlichen Kriegsschauplatzes entnehmen wir einem an den Herausgeber dieser Zeitschrift gerichteten Privatbriefe folgendes : „Ich habe schon die ersten Kästen gepackt, will etwas Salat treiben. Die Schwierigkeiten, die überwunden werden müssen, sind groß, zum Glück besitzen wir weitgehende Vollmachten, auf die hin wir ein leichteres Arbeiten haben. Es fehlt an Arbeitspferden, an Mist, teilweise an Kräften. Kitt gab es nicht. Mistbeeterde und Fenster mußten von weither zusammengeholt werden. Die Brunnen mußten in Ordnung gebracht werden, dann haperte es im Herbste an Samen und Pflanzen. Der Gartenbau erstreckt sich vom Schützengraben bis zur Etappe und soll hauptsächlich für die kämpfenden Truppen dienen. Es sind aber mehrere Waggons Schwarzwurzeln und einige Tausend Artischocken nach Deutschland gekommen. Die überreiche Apfelernte ist auch größten- teils nach Deutschland gekommen ; etwa 80 000 Liter Apfelwein sind gekeltert ; es wird jetzt Schnaps daraus gebrannt. Champignon- anlagen sind auch vorhanden, Flieder wird getrieben, damit auch mal das Herz was hat. Ich arbeite in meinem Bezirke teilweise mit 50 Männern und Mädchen und mit 14 Pferden. Mein Bezirk ist fein im Schuß." Künstlerische Ausschmückung der Kriegergräber. Zu unserer unter dieser Spitzmarke in Nr. 4 veröffentlichten Notiz wird uns ergänzend mitgeteilt, daß das Kriegsministerium auch gärtnerische Fachleute zur Beratung heranzieht. So bereiste im November-Dezember v. J. eine Kommission von 12 Herren, be- stehend aus 3 Gartenarchitekten, 3 Baumschulenbesitzern, 3 Archi- tekten und 3 Bildhauern, das östliche Etappengebiet, also zur Hälfte gärtnerische Fachleute. Dieser Kommission gehörten nadi- genannte Herren an : Oberinspektor der städtischen Friedhöfe, Königl. Gartenbaudirektor Erbe-Breslau, Königl. Gartenbaudirektor Dannenberg-Breslau, Friedhofsdirektor Hannig-Stettin, die Baum- schulenbesitzer Depken-Oberreuland bei Bremen, Sievers-Halstenbeck und Huth-Halle. Gegenwärtig sind die Herren Erbe und Depken dem Rufe des Kriegsministeriums zu einer zweiten , weit ausgedehnteren Bereisung des östlichen Kriegsgebietes gefolgt. Die Errichtung von Heldenhainen wurde in Anklam, Elberfeld, Heldrungen, Penzlin, Otterndorf, Steinau a. O. und Zwickau i. S. beschlossen. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage Nr. 973. Wenn das betreffende Gelände nach Süden abfällt, so wäre eine Anpflanzung von Pfir- sichen in Strauchform in frühen Sorten zu empfehlen. Dazwischen wäre der Anbau von Linsen möglich, die mit dem magersten Boden vorlieb nehmen und besonders gern auf Sandboden wachsen. Wenn die Pfirsiche in weitem Abstand gepflanzt werden, dann läßt sich das Gelände mit dem Pflug bearbeiten. Es könnten auch noch Erbsen in Frage kommen, wofür sich leicht Absatz finden würde. G. Bovenkerk. Beantwortung der Frage Nr. 974. Wenn die beiden Ge- wächshäuser mit guter Lüftung versehen sind, so wären sie mit Tomaten zu bepflanzen, welche sehr gute Erträgnisse bringen. Geheizt braucht nicht viel zu werden. Absatzmöglichkeit ist überall vorhanden. Man darf die Früchte nicht zu reif werden lassen, weil die Versendung hochreifer Früchte erschwert ist. Anfang März pflanzt man vorgezogene Pflanzen in einem Meter Abstand in den Reihen und die Reihen 150 cm voneinander in Erdbeete und zieht die Tomaten dann an Drähten oder Pfählen hoch. G. Bovenkerk, Neue Frage Nr. 975. Liegen Erfahrungen über lohnende Sonnenblumenkultur in Deutschland vor? Bücherschau. Soldatengräber und Kriegsdenkmal, Kunstverlag Anton SchroU & Co. Zur Klärung der Soldatengräber- und Kriegsdenk- 72 Die Garten weit. XX, 6 malfrage hat das K. K. Gewerbeförderungsamt zu Wien das g'e- nannte umfangreiche, reichillustrierte Werk herausgegeben. Allen, die sich mit diesen Aufgaben zu beschäftigen haben, insbesondere den Garten- und Friedhofsgestaltern, sei dasselbe empfohlen. Kann auch nicht alles darin Veranschaulichte als vorbildlich bezeidmet werden, so sind doch zahlreiche gute Beispiele zu finden. Wer, wie ich, Gelegenheit hat, in Feindesland Soldatengräber und Fried- höfe anzulegen, der weiß, mit welchen Umständen und Schwierig- keiten man oft seine Arbeit ausführen muß, und daß selbst bei bestem Willen eine künstlerisch einwandfreie Anlage oft nicht möglich ist. In dem Geleitwort betont der Direktor des Gewerbeförderungs- amtes, Hofrat Vetter, daß sich der mit der Entscheidung über Aufnahme oder Ablehnung eines eingereichten Entwurfes betraute Ausschuß von der Auffassung leiten ließ, daß in dem Werk vor allem den gleichmäßig wiederkehrenden Bedürfnissen Rechnung getragen und Beispiele für die wichtigsten Fragen gegeben werden sollen, die bei der Aufstellung von Grab- und Denkmalen zutage treten. Dabei wird stets darauf hingewiesen, daß die Ausführung von Grab- und Denkmalen vor allem von der Umgebung abhängt. Das Werk will den Einzelnen und Gemeinden, der Industrie und den Gewerben, die Grab- und Denkmale zu errichten oder aus- zuführen beabsichtigen, Anregungen geben. Es wird besonders hervorgehoben, daß sich Grabmale von Denkmälern wesentlich unterscheiden. Grabmale, heißt es mit Recht, müssen immer unmittelbaren Zusammenhang mit der Erde haben, Denkmale da- gegen etwas Hochstrebendes, Befreiendes und in den Himmel ragendes sein. Grabmale sollen hinunterwirken, Denkmale hinauf- wirken. Grabmale sind Erinnerungen an Menschen, Denkmale eigentliche Erinnerungen an Ideen. Grabmale, die für Krieger errichtet werden, heißt es dann weiter, müssen sich von anderen Grabmalen unterscheiden. So ist z. B. der Werkstoff von Be- deutung. Granit ist dem Kriegerischen näher wie Sandstein, Eichenholz näher als Fichtenholz. Dort, wo Grab neben Grab liegt, sollte Stein neben Stein in möglichst derselben Art gestellt werden, denn es ist ein Mann ebenso würdig wie der andere. Hier gibt nicht der Stein selbst Würde und Wesen des Grabes an, sondern die Gesamtheit, der Friedhof. Zur Erreichung der richtigen Wirkung gehört die Umrahmung des Friedhofes. Eine Mauer bildet wohl den besten Abschluß. Der Eingang zum Friedhof ist das Durchbrechen des Ringes; er muß etwas vom Pathos der Ruhe tragen und soll eine klare Gegenwirkung zur Umfassung der Mauer sein. Der Zusammen- hang mit der Natur ist dabei wichtig. Bäume zu Seiten des Tores sind ein sicheres und einfaches Mittel. Die rechten Maße der einzelnen Grabhügel im Verhältnis zur Natur sind von gleicher Bedeutung wie das Verhältnis der Friedhofsmauer zur eingeschlossenen Fläche. Denkmale sind das Symbol einer Idee. Keine figürliche Darstellung kann annähernd etwas von dem Ewigen, Schweren geben, das sich in den Kämpfen um den Bestand eines Staates ausdrückt. In dem Kriegsdenkmal wird also etwas Uebersinnliches, über die Natur des einzelnen Stehendes ausgesprochen. Sie dürfen daher nichts vom Alltäglichen an sich haben. Hiermit sind nur Einzelheiten dieses höchst beachtenswerten Werkes angeführt, das mir dazu berufen erscheint, wesentlich zur Klärung der Fragen bei Errichtung von Heldengräbern, Ehren- friedhöfen, Kriegergrabmalen und Kriegsdenkmalen beizutragen. Hans Gerlach, Gartenarchitekt, zzt. im Felde. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Lehrgänge über Obst- und Gemüsebau. An der Königl. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau zu Proskau (Oberschlesien) finden vom 23. — 26. Februar ein Lehrgang über Gemüsebau, und vom 28. Februar bis 4. März ein solcher über Obstbau statt. An jedem von ihnen können Männer und Frauen, ohne Rücksicht auf Vorbildung und Beruf, teilnehmen. Gebühren werden nicht erhoben. In theoretischen und praktischen Unterweisungen soll den Forderungen der Zeit entsprechend vor allem gezeigt werden, wie Garten und Feld im kommenden Sommer besonders gründlich ausgenutzt werden können. Auf Wunsch kann den Teilnehmern an dem Lehrgang auch Gelegenheit gegeben werden, sich nach Beendigung der Unterweisungen noch einige Tage in den großen Anstaltsanlagen umzuschauen und zu be- schäftigen. Die baldige schriftliche Anmeldung ist geboten, da die Liste geschlossen werden muß, sobald eine gewisse Anzahl von Anmel- dungen vorliegen. Göttingen. Ende Januar begann am landwirtschaftlichen In- stitut der hiesigen Universität der auf 6 Wochen berechnete dritte Kursus für Kriegsbeschädigte. Unterrichtsgegenstände sind : Acker- und Pflanzenbau (Geheimrat v. Seelhorst), Tierernährung (Professor Ehrenberg), Obst- und Gemüsebau (Garteninspektor Bonstedt) und landwirtschaftliche Buchführung (Assistent Hübenthal). Tagesgeschichte. Berlin. Nach Mitteilungen der Tagespresse hat die steigende Bedeutung, die eine ausreichende Versorgung unserer Bevölkerung mit Obst- und Obstdauerwaren während der Kriegszeit gewonnen hat, den Deutschen Pomologenverein (Eisenach) veranlaßt, eine Versamm- lung von Mitgliedern und von Vertretern des deutschen Obst- baues am Mittwoch, den 23. Februar ds. Js., vormittags 9 Uhr, im Architektenhaus in Berlin, Wilhelmstraße 92/93, abzuhalten. Auf der Tagesordnung stehen folgende Fragen : Deutsches Obst in der Kriegszeit; Beschaffung von Obst und Gemüse auf den Märkten. Berichterstatter hierüber ist Hauptmann Ertheiler von der Einkaufs- gesellschaft, zzt. im Kriegsministerium. Ferner wird über den Zusammenschluß der Obstzüchter zur gemeinsamen Lieferung während der diesjährigen Ernte verhandelt werden. Charlottenburg. Hierselbst wurde die Gründung einer Inter- essengemeinschaft der Obst- und Gemüsehändler beschlossen. Sämtliche in Frage kommenden Kleinhändler, etwa 1200 an der Zahl, wollen sich, einer Anregung des Oberbürgermeisters Dr. Scholz Folge leistend, zusammenschließen, um die Versorgung Charlotten- burgs mit Obst und Gemüse in die Hand zu nehmen. Frankfurt a. M. Dem Gärtner und Gemüsehändler Heinrich Seum im Stadtteil Oberrad wurde wegen UnZuverlässigkeit im Gewerbebetrieb und Wuchers das Geschäft polizeilich geschlossen und jede mittelbare oder unmittelbare Beteiligung an einem Handel mit Lebensmitteln u. dgl. in Zukunft untersagt. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt den Heldentod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt: Herrn. Fölken, Albert Matthäus und Konrad Rechten, sämtlich Bremen. Der Deutsche Pomologenverein gibt den Heldentod des Ober- gärtners Wilh, Schopf, Pelkus (Mark) und des staatlich diplo- mierten Weinbautechnikers Albert Wagner, Oppenheim a. Rhein, bekannt; ferner die Verleihung des Eisernen Kreuzes an Ober- gärtner G. Müller, Wittgenstein, und M. Steeger, zuletzt Mechel- rode, früher im Geschäftsamte des Deutschen Pomologenvereins. Mit dem Eisernen Kreuz wurden ausgezeichnet: Stadtgärtner Fritz Dessauer, Bad Kissingen, zzt. Sanitätsunteroffizier, Gärtner- gehilfe Heinr. Esters, früher bei der Firma Ph. Geduldig in Aachen. Max Oesterling, Baumschulbesitzer in Oetinghausen bei Herford in Westfalen, welcher bereits im Sommer 1915 das Eiserne Kreuz II. Klasse erhielt, hat jetzt für hervorragende Tapferkeit vor dem Feinde das Eiserne Kreuz I. Klasse erhalten. * * Schmidt, C. E., Obst- und Spargelzüchter, Lauffen a. Neckar t- Briefkasten der Schriftleitung. Auf Seite 55 und 56 der vorigen Nummer, Rubrik Topfpflanzen, ist Enadenia in Euadenia zu verbessern. Berlin SW. 11, Hedemaanstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max Headörffer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buchdr. Gutenberg e, G. m. b. H., Dessau. Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 18. Februar 1916. Nr. 7. Nachdruck und Nadxhildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlidi verfolgt. Kakteen und Fettpflanzen. Einige Bemerkungen über Agaven. Von Alwin Berger. (Hierzu acht Abbildungen.) Nachdem ich kürzlich das Ergebnis meiner langjährigen Studien über die Gattung Agave veröffentlicht habe*), möchte ich hier auf einen Aufsatz zurückkommen, den ich im Jahr- gang II, 1898, Nr. 49, 50, 51 der „Gartenwelt" veröffent- lichte. Es liegt mir daran, daß jeder Agavenfreund, der diesen Aufsatz noch besitzt, ihn mit den nötigen Be- richtigungen versehen kann, wie sie sich inzwischen heraus- gestellt haben. Jener Artikel fußte fast durchweg auf der Darstellung, die Baker in seinem Handbook of Amarylli- daceous plants gegeben hatte. Dieses Baker sehe Buch wurde damals als tonangebend betrachtet. Baker selbst hatte die Agavensammlung in La Mortola einige Jahre vorher genau besichtigt , und ich verließ mich als Anfänger auf seine Angaben, bis mich eigene Studien zu selbständiger Erkennt- nis gelangen ließen. Ich kann hier nicht auf die Begründung aller der not- wendigen Aenderungen eingehen und muß jeden Interessenten auf meine obenerwähnte Arbeit verweisen. Die Einteilung der Gattung Agave in die drei Untergattungen Manfreda, Littaea und Enagave ist dieselbe geblieben. Die erstere hat keine gärtnerische Bedeutung weiter und fällt deshalb für uns hier weg. Es sind lauter kleine, häufig knollentragende Gewächse mit weichen Blättern und kleinen Blüten, die einzeln in lockeren Trauben an kurzen Schäften stehen. Die Untergattung Littaea hatten Baker und die Autoren vor ihm nach den Blattcharakteren in eine Anzahl von Reihen zerlegt, die ich auch in jenem Aufsatz benutzt habe. Alle Littaea haben dicht ähren- oder traubenförmig ge- stellte Blüten, auf langen Schäften ; die Blumen stehen meist zu zwei bis zu mehreren beisammen. Nach den Charakteren der Blüten habe ich diese Untergattung in sieben natürliche Sektionen geteilt, die auch in ihrer Tracht und ihrem geographischen Vorkommen viel Ge- meinsames haben. Die Untergattung Enagave umfaßt alle die großen Arten mit dem bekannten kandelaberförmigen Blüten- stande. Hier sind aber die Blüten, abgesehen von Färbung und Größe, so wenig verschieden gebaut, daß ich vorläufig an ihnen keine Merkmale ausfindig machen konnte, auf denen sich eine Gliederung der Untergattung hätte aufbauen lassen. So mußten hier die sogenannten „Reihen" beibehalten werden. Alle diese Dinge, mit weiteren biologischen, geschicht- lichen und wirtschaftlichen Angaben, wird der Interessent in der genannten Studie finden. Hier lasse ich der Einfachheit halber die einzelnen Arten in derselben Reihenfolge wie in jenem Aufsatze folgen. A. filifera Salm hat dichtbeblätterte Rosetten. Die Blätter sind etwa 20 — 25 cm lang. Sie wurde von Pachuca durch C. A. Purpus neuerdings eingeführt. A. filamentosa ist nur Varietät der vorigen, sie hat etwa doppelt so lange Blätter. Beide entwickeln echte Ausläufer und werden im Alter rasen- förmig. Die bräunlichen Blüten stehen in dichten zylindrischen Aehren oder Trauben, die mit dem Schaft bis 2.50 m Höhe erreichen. A. schidigera Lern, ist eine der schönsten Arten. Sie variiert etwas in der Breite der Blätter und deren Rand- befaserung. *) Die Agaven, Beiträge zu einer Monographie. Jena, Gustav Fischer, 1915. Gartenwelt XX. Agave potatorum. 74 Die Gartenwelt. XX, 7 Als A. Schottii Engelm. trifft man mitunter etwas sdimal- blättrige Exemplare der A. schidigera Lern. A. Schottii ist aber viel kleiner, hat eine viel unregel- mäßigere Blattrosette mit schmäleren, kürzeren und rauhen Blättern. Die Blüten sind gelb. In unsere Gärten ist sie seit etwa 1905 durch Herrn C. A. Purpus eingeführt worden. A. gemini/lora Ker-Gawl. ist heute noch in manchen Gärten als Bonapartea juncea Willd. zu finden. Ich erinnere mich, sie sogar als Warmhauspflanze gesehen zu haben. Sie hatte dabei einen kurzen Stamm ausgebildet, den sie als Freilandpflanze nie bekommt. Auch sie variiert in Bezug auf die Befaserung der Ränder. A. striata Zucc. und die mit ihr engverwandten Arten A. falcala, A. echinoides, A. stricto sind alle sehr dekorativ und kulturwert. Sie haben schmale, steife, fein grau ge- furcht gestreifte Blätter mit sehr scharfem Endstachel und feinen Randstacheln. Ganz ähnliche Blätter haben auch die beiden folgenden Arten. A. dasylirioides Jacobi, eine sehr dekorative Art vom Aussehen eines Dasylirion oder Nolina, besitzt fast 1 m lange Blätter. Eine gute Figur davon findet sich im Bota- nical Magazine t. 5716. Sie stammt aus Guatemala. Nahe verwandt damit und fälschlich damit vereinigt wurde A. dealbata Jacobi aus Mexiko, mit viel kürzeren und steiferen Blättern. Auf diese beziehen sich die Bemerkungen unter A. dasylirioides in meinem früheren Aufsatze. A. Victoriae- Reginas T. Moore ist wohl eine der schönsten der ganzen Gattung. Dieser Art ganz ähnlich und damit ver- wechselt ist eine Pflanze, die in Europa zuerst auf der Ausstellung in Paris im Jahre 1900 gezeigt wurde. Sie hat spitzere Blätter, formt auch eine lockere Rosette, und neben anderen Charakteren hat sie einen total verschiedenen, scharf drei- kantig-kegelichen, ebenholzschwarzen Endstachel. Ich habe sie zu Ehren des auch um den Gartenbau und die naturwissen- schaftliche Erforschung der Balkanländer hochverdienten Königs Ferdinand von Bulgarien — A. Fernandi Regis Berger — • genannt. A. lophantha Schiede ist eine sehr veränderliche Art. Alle Agave horrida. A. heteracantha. Formen haben als eigentümliches Merkmal, wenigstens in der Jugend, ein bleiches Mittelband auf der Blattoberseite, das auch sonst bei vielen ihr verwandten Arten vorkommt. In den Gärten werden häufig mit A. lophantha verwechselt A. Funkiana und A. difformis. Die erstere hat dünnere Blätter mit einem ganz anderen Querschnitt. Es genügt, sie einmal erkannt zu haben, um sie nie wieder mit A. lophantha zu verwechseln. A. difformis ist als jüngere Pflanze der A. lophantha sehr ähnlich, sie unterscheidet sich aber stets durch die schwach hin und her verbogenen Blätter. Mit zunehmendem Alter der Pflanzen werden die Blätter gerade und viel breiter als bei A. lophantha. Die ausgewachsenen blühbaren Rosetten sind dann von den jungen so verschieden, daß man meinen könnte, es handele sich um zwei Arten. A. difformis hat auch verhältnismäßig kleine Blüten. Es kommen bei dieser Art Stücke vor, bei denen das bleiche Mittelband auf den Blättern sehr auffällig hell erscheint. Solche Pflanzen gehen fälschlich als A. univittata. Eine solche Pflanze ist auch von mir in meinem Aufsatze ge- meint gewesen. A. univittata Hav. ist hingegen von A. lophantha und difformis durchaus verschieden ; sie hat lanzettlich schwert- förmige Blätter von ganz anderer Tracht. A. xylonacantha Salm - Dyck kommt in verschiedenen Varietäten vor. Sie ist an den rauhen, oft bizarr gewun- denen Blättern mit den großen, aber dünnen, unregel- mäßigen Randzähnen leicht zu erkennen. Ihr nahe ver- wandt und in mancher Beziehung schöner ist die seltene A. Kochii Jacobi. In verschiedenen Gärten müssen junge Pflanzen davon zu finden sein, die aus dem Samen eines Exemplars stammen, das 1909 in La Mortola als A. heteracantha blühte. Was A. heteracantha Zucc. sei, habe ich nicht ermitteln können, ich glaube aber, daß es die von mir seinerzeit in der „Gartenwelt" beschriebene und abgebildete Pflanze war (Abb. oben). Baker, Engelmann und Terraniano hielten irrtümlich A. lophantha oder latifolia dafür. Der Fürst Salm und Jacobi haben jedenfalls die echte A. heteracantha Zucc. noch besessen. XX. 7 Die Garten weit. 75 Die unter A. Kerchovei genannte A. Villarum Hort. (A. Villae Pirotti) gehört nicht ganz in diese Verwandtschaft. Sie soll eine Kreuzung zwischen A. filifera und A. xylinacantha sein. Sie ist ein Kuriosum für große Sammlung, sonst hat sie nichts empfehlenswertes an sich. Was ich damals als Roezliana oder A. Roezli anführte, ist nicht die von Baker mit diesem Namen belegte Pflanze, sondern eine bisher un- benannte Art, die neuerdings wieder durch Herrn C. A. Purpus eingeführt wurde. Sie wächst im Staate Puebla bei Tehuacan. Ich habe sie nach den beiden um Botanik und Gartenbau sehr ver- dienten Brüdern Purpus A. Purpusorum genannt. Eine der schönsten Arten in jeglichem Alters- stadium ist A. horrida (Abb. Seite 74). Ihr fehlt meist das blasse Mittelband auf den sonst dunkel- grünen, glatten, fast glänzenden Blättern. Junge Exemplare sind durch den fast korkzieherartig gewundenen Endstachel auffällig gekennzeichnet. Aeltere Ejtemplare sind oft sehr hübsch. Ein solches ist von mir fälschlich unter dem Namen A. Gilbeyi Hort, auf Seite 593 des genannten Aufsatzes abgebildet. Die echte A. Gilbeyi Hort. Haage & Schmidt habe ich in meinem Agavenbuche unter Figur 20 abgebildet. (Abb. nebenstehend.) Wer die beiden Bilder betrachtet, wird ohne Mühe die Unter- schiede erkennen. A. Gilbeyi hat auffallend graue Blätter von anderer Form und anderer Bewaffnung. Sie ist eine viel seltenere Pflanze in unseren Gärten. Hoffentlich werden die wenigen Pflanzen, die ich an der Riviera verließ, ein- mal reinen Samen bringen, denn da die Art keine Ausläufer treibt, könnte sie leicht wieder verloren gehen. A. lophantha, A. Funkiana, A. difformis, A. Kerchovei, A. univittata, A. Roezliana, A. Purpusorum, A. horrida, A. Gilbeyi und ihre Verwandten bilden eine scharf gekenn- zeichnete Sektion , die ich mit dem Namen Pericamptagave belegt habe. Ihre Blüten haben keine oder kaum meßbare Agave latissima. Agave Gilbeyi (echt). Kronröhren. Außerdem legen sich die Blumenblätter sofort nach dem Entfalten um die Staubfäden herum, wie das bei keiner anderen Sektion vorkommt. Die ihnen in den Blattcharakteren ähnlichen A. Ghies- breghtii, A. Henriquesii und Verwandte bilden eine andere Sektion ; sie unterscheiden sidi wesentlich durch dunklere, kurze Kronröhren. Die in jenem Aufsatz nun unter Submarginatae usw. auf- geführten Agaven sind fast durchweg große Arten, die alle zur Untergattung Enagave gehören. Zu A. applanata Lern, ist nidits hinzuzufügen; es sei denn die Bemerkung, daß der für ausgewachsene Pflanzen sonderbar anmutende Name bei jungen Stüdcen ein zutreffender ist, denn bei diesen liegen die kurzen, breiten Blätter dem Erdboden dicht auf. Für A. atrovirens wolle man in jenem Aufsatze durchweg A. Salmiana setzen. Sie ist es, die auf der Abb. S. 77 dargestellt ist, und sie ist der Riese, der allen Rivierabesuchern imponierte. In Mexiko wird sie im Großen zur Gewinnung des berauschenden Getränkes „Pulque" kultiviert. Trotzdem diese Art reichlich variiert, ist sie doch immer leicht wieder zu erkennen. Um sie herum gruppieren eine Anzahl Arten oder Unterarten, die Baker und andere zum Teil als bloße Synonyme betrachten wollten. Wer sie indessen ge- nügend beobachten konnte, wird dem nicht beipflichten. Es sind dies A. cochlearis Jacobi, A. coarctata Jacobi, A. mitriformis Jacobi, A. Lehmanni Jacobi, A. atrovirens Karw. , A. atrovirens var. sigmatophylla Berger und A. tehuacanensis Karw. Der Botaniker mag unentschieden sein, ob er sie als Arten, Unterarten oder bloße Varie- täten führen soll, für den Spezialisten und den Gärtner, die beide sdiärfer zu trennen gewohnt sind, stellen sie 76 Die Gartenwelt. XX, 7 hinreichend gut gekennzeichnete Arten dar. Auf ihre ein- zelnen Merkmale kann ich hier nicht weiter eingehen. A. latissima }acobi{Ahb. S. 74) hat vollends mit A. Salminna nichts zu tun, wenngleich bei verschiedenen Botanikern irrtümlich breitblättrige Formen von A. Salmiana mit diesem Namen belegt wurden. Das hätte jedem auffallen sollen, wenn er die Beschreibung, die Jacobi von seiner A. latissima gab, mit Geduld nachgelesen, und statt sie mit Gewalt auf eine A. Salmiana zu deuten, so lange gesucht hätte, bis er die dazu gehörige Pflanze ausfindig gemacht hatte. Aber dazu gehört kritisches Vergleichen und Beobachten, Geduld und wieder Geduld. So kam es, daß die Pflanze, die Jacobi im Jahre 1864 bereits sehr genau beschrieben hatte, in den Gärten als A. coccinea verbreitet wurde und von Todaro in Palermo 1890 als A. macroculmis neu beschrieben wurde, denn A. tati/olia Jacobi hatte Baker vorher auf die breit- blättrige A. Salmiana bezogen und als solche in der Syno- nymie verschwinden lassen, ohne den wahren Verhältnissen Rechnung zu tragen. Das ist nur ein Beispiel für viele, wie man das Studium der Agaven betrieben hat. Zu den Angaben über A. ferox auf Seite 603 ist nichts weiter nachzutragen. Sie ist eine der schönsten großen Arten ; sie imponiert sowohl durch die massiven dunkelgrünen, großen Blätter, wie durch deren wuchtige Bestachelung. Im Topf oder Kübel gezogene Exemplare erreichen leider nie die Schönheit, wie sie südliche Gärten aufweisen können. Die von mir auf Seite 603 dargestellte und besprochene A. Scolymus ist nicht das, was Karwinski darunter verstand. Zu jener Zeit, als ich den Aufsatz schrieb, wußte überhaupt kein Mensch mehr was A. Scolymus und A. potatorum Zucc. eigentlich waren. Man braucht sich nur die betr. Stellen in Bakers Handbook anzusehen. Aber da Baker selbst die Pflanzen in La Mortola mit diesem Namen bezeichnet hatte, so wagte ich damals keine Zweifel. In Wirklichkeit erfährt man aus Zuccarinis und Salms Werken, daß A. Scolymus Agave colodonta. und A. potatorum (Abb. Titelseite) Synonyme sind. Der letztere Name allein hat Geltung. Ferner sagt Zuccarini ganz klipp und klar, daß A. potatorum eine der kleineren Arten ist. Sie ist nicht selten in den Gärten, auch neuerdings wieder durch die Herren Purpus eingeführt und verbreitet worden. Die Pflanzen sind wohl recht abändernd, aber trotzdem immer leicht zu erkennen. Schön rotbraun bestachelte Exemplare stellen die var. Verschaffeltii (Lam.) Berger dar, die eben- falls jetzt durch die gleiche Einführung häufiger anzutreffen ist. In England hat man sogar die A. coarctata Jacobi, eine großblättrige Art aus der Verwandtschaft der A. Salmiana, als A. potatorum betrachtet und abgebildet. Es war mir bald klar geworden, daß die Pflanze, die ich selbst in der „Gartenwelt" als A. Scolymus abgebildet und beschrieben hatte, nicht zu diesem Namen gehörte. Es handelte sich vielmehr um eine noch unbeschriebene Art aus der Verwandtschaft der A. crenata Jacobi. Wegen ihrer schönen Bestachelung gab ich ihr den Namen A. calodonta (Abb. unten). Leider sind alle in La Mortola vorhandenen Exemplare der Reihe nach in den Jahren 1897 — 1900 verblüht, ohne Früchte anzusetzen, (in dem Aufsatz Seite 603 steht fälschlich: „setzt wenig Samen an"), und da es auch keine Ausläufer gab, ist die schöne Art vorläufig aus den Kulturen verschwunden. Aber Blätter und Blüten liegen in meinem Herbarium wohl- präpariert aufbewahrt, wenn ich dasselbe nach dem Kriege in La Mortola noch vorfinden werde und abholen kann. A. coccinea Roezl. ist viel seltener in den Gärten als ihr Name. Ich hatte sie echt nur aus Coimbra erhalten. Ich habe oben schon gesagt, daß man häufig A. lati/olia fälsch- lich unter diesem Namen antrifft. A. Franzosini ist sicherlich eine der besten Arten, sie ist nicht nur eine der größten, sondern auch durch ihre aparte, weißgraue oder selbst fast blaue Färbung auffallend. Sie färbt sich am schönsten in voller, brennender Sonnenlage. In Ludwig Winters Gärten entstand ein fast ebenso schöner Bastard ; vielleicht war A. americana der Vater. Ich habe ihn A. Winteriana Berger genannt. A. americana L. ist die bekannteste und auch in unseren deutschen Gärten am meisten verbreitete Art. Es gibt von ihr sechs buntblättrige Formen. Vielfach, auch von Baker, mit ihr verwechselt wurde eine andere schön bunt gezeichnete Art mit meist elegant verbogenen Blättern, die in einen langen, schlanken Endstachel aus- gehen. Sie wurde 1859 vom Fürsten Salm als A. picta beschrieben. Er hatte sie zuerst im Pariser Botanischen Garten gesehen. Dank der reichlich hervorge- brachten Wurzelausläufer ist sie fast ebenso verbreitet wie A. americana. Die grüne Urform blieb lange Zeit unbekannt. Sie entstand aber in La Mortola aus Samen der bunten Form. In der „Gartenwelt" Jahrg. VIII (1904) Seite 337—338 habe ich zuerst auf sie hingewiesen und auch die unterscheidenden Merkmale gegenüber A. americana hervorgehoben. Da der Name A. picta sich nur auf die bunte Form bezog, die grüne Urform aber unbenannt war, habe ich sie als A. ingens bezeichnet. XX, 7 Die Gartenwelt. 77 Der Name A. mexicana Lam. ist zu streichen, und dafür ist A. lurida Ait. zu setzen. Die Pflanze gehört unter die Reihe Rigidae-Sisalanae und nicht in die Reihe Americanae. Ich würde heute kaum noch sagen, daß sie der A. americana ähnlich sei. Es gibt eine ganze Anzahl ihr verwandter Arten, außerdem variiert sie auch, woraus sich erklärt, daß ich sie in jenem Aufsatze als A. mexicana und als A. lurida aufführte. Was ich sodann als A. rigida Miller beschrieben und abgebildet habe, ist A. fourcroydes Lem., die sogenannte „Henequen" aus Yucatan (Abbildung unten). Sie ist im Süden sehr verbreitet, da sie sich auf dreierlei Art und Weise fortpflanzt. Sie bildet Ausläufer, setzt sehr reichlich Samen an und trägt außerdem noch neben den Kapseln Unmengen von Brutpflänzchen. Sie ist sehr dekorativ und bildet mit ihren steifen, schwertförmigen, scharf stechenden Blättern undurchdringliche Hecken. Die echte A. rigida Miller ist eine verschollene Art, die seit Millers Zeit (1750) niemand mehr gesehen hat. Also alles, was in den Gärten den Namen A. rigida trägt, ist unrichtig bezeichnet, vielfach ist es A. fourcroydes oder verwandte Arten. Zu A. sisalana Perrine (nicht Engelm.) sei noch be- merkt, daß diese Art auch für unser Ostafrika als Faser- pflanze für den Export von großer Bedeutung geworden ist. Sie ist selbständige Art und keine bloße Varietät der A. fourcroydes. Die Gruppe der Aloideae Bakers entspricht zum Teil Agave fourcroydes. Agave Salmiana. meiner Sektion Anacamptagave, A. Wildingii Tod., gehört jedoch zur Untergattung Enagave. A. polyacantha Jacobi (nicht Haw.) ist, da sie sehr leidit blüht und reichlich Samen ansetzt, sehr häufig in den Gärten zu finden. Sie ist jedoch zum Bastardieren geneigt. Nach dem Blühen teilt sich die Rosette und die Blätter der neuen Rosetten bleiben schmäler und weniger elegant. A. densiflora Hook, ist eine wohl verwandte, aber deut- lich unterschiedene Art. Die A. micracantha meines Aufsatzes ist das, . was Baker mit diesem Namen be- zeichnete und in Sanders Refugium Bo- tanicum abbildete. Salms Agave dieses Namens ist wesentlich verschieden in Blatt, Blüte und Frucht. Ich habe daher die Bakersche Art neu benennen müssen : A. flaccifolia, wegen der weichen, überhängen- den Blätter. A. albicans ist insofern nicht richtig beschrieben, als die zarten Randstacheln erst im Alter etwas nachdunkeln. A. Ellemeetiana Jacobi sollte häufig kultiviert werden. Die Blütenstände dieser Art sind außerordentlich reich besetzt mit zierlichen, weißlichen Blumen, mit langen, zarten Staubfäden, so daß sie recht auf- fällig und zierend wirken. Die Blätter sind gänzlich unbewehrt. Unter dem Namen A. attenuata Salm, verbergen sich zwei Arten. Die Hauptart hat wenige, größere und flache Blätter, mit plötzlich vorgezogener Spitze. Die zweite Art, A. cemua Berger, hat zahl- reichere, kürzere, schmälere und allmählidi zugespitzte Blätter. Wer die beiden Arten Die Gartenwelt. XX, 7 einmal nebeneinander gesehen hat, wird sie nie wieder ver- wechseln. Beide Arten sind stammbildend und haben große, reichblütige, nickende Blütenstände. Die Beschreibung auf S. 605 bezieht sich auf A. cernua Berger. A. vivipara meines Aufsatzes ist A. vivipara Baker (nicht Linne) und als solche gleichbedeutend mit A. Cantula Roxb. A. i'ivipara ist eine tropische Art mit breit lanzettlichen, weichfleischigen, grünen Blättern und in Deutschland wohl kaum in Kultur. Baker hat in „Gard. Chron." 1879 diesen Irrtum verbreitet und später in seinem Handbuch wiederholt. A. yuccaefolia DC. gehört nach der Gestalt ihrer Blüten zu den Arten wie A. polyacantha, densiflora usw. Daß diese Aufzählung die wirklich kulturwerten Arten nicht erschöpft, habe ich bereits in jenem Aufsatze gesagt. Inzwischen sind aber noch eine Anzahl sehr schöner Arten bekannt und eingeführt worden. Namentlich möchte ich die kleinbleibenden und jene ohne alle Stacheln als Zuchtpflanzen empfehlen. Wo man aber genügend Platz hat, soll man gerade auch die großen Arten wegen ihrer imposanten Er- scheinung nicht vernachlässigen. Gut gehaltene Agaven sind von ganz hervorragendem Zierwerte. Sie beanspruchen wenig Mühe und wenig Kunst. Nur verwende man sie nicht auf ebenen Rasenflächen, wo sie unnatürlich wirken. Sie brauchen, um vorteilhaft gezeigt zu werden, eine rauhere Umgebung. Abhänge mit Stein und Fels passen besser als der geschorene Rasen zu ihnen. Da zu hoffen ist, daß nach dem Frieden das dalmatinische Küstenland mit seinen Inseln einer blühenderen Zukunft auch auf gärtnerischem Gebiete entgegengehen wird, so wären dort mit der größeren Menge der Agaven Versuche zur Kultur im Freien zu machen. Sie sollten dort zum großen Teil recht gut gedeihen, so gut wie an der italienisch-franzö- sischen Riviera. Orchideen. Coelogyne Massangeana. Wenn die Coelogynen auch schon in dieser geschätzten Zeitschrift mehrfach besprochen wurden, möchte ich trotzdem nochmals auf die genannte äußerst anspruchslose und dankbare Orchideenart besonders hinweisen. Der kleinste Garten, wenn auch nicht jeder Liebhaber, kann sie neben Stanhopeen, mit denen sie in ganz guter Gemeinschaft gezogen werden können, besitzen. Die gelbe Blumenfarbe der oben- genannten Art ist im Vergleich zu den anderen reinfarbigen Arten zwar von keiner hervorragenden Schönheit, wenn aber die er- wachsene Pflanze ihre zahlreichen, kettenartigen, oft 1 m langen Blumenstiele herabhängen läßt, wirkt sie als Schmuckpflanze un- gemein schön. Man darf hoffen, daß uns auch in dieser Orchideen- art eine Pflanze in die Hand gegeben ist, die durch Kreuzung mit anderen Arten die reinweiße Färbung und dann auch eine Sorte von längerer Flordauer ergeben wird. Wie würde sich diese Art z. B., wenn auch nur als Schaupflanze für Tafelschmuck, verwenden lassen, wenn die langen, kettenartigen Blütenähren weiß oder zartrosa wären ? Ich kann mir kaum eine schönere und natürlichere Schmückung einer Festtafel vorstellen I Rosa Tönungen gibt es bei anderen Coelogynen, wie z. B. bei Coelogyne Reichenbachiana und anderen, genug. Welchen Einfluß könnte auch die C. pandurata in Bezug auf die Flordauer und namentlich auf die Härte der Blumen ausüben? Die Ceologynen werden aus den Gärten als unbrauchbar für den Schnitt ver- drängt; sie sind aber im allgemeinen ganz dankbare Blüher, man darf daher die Arbeit nicht scheuen, um aus ihnen brauch- bare Schmuck- und Schnittpflanzen zu machen. Die meisten der Coelogynen sind sehr gute Wachser; sie lieben luftige Körbe und im Sommer reiche Bewässerung. Im Winter läßt man im Gießen sehr nach, da sonst die birnenartig geformten, mit schönen, saftig- grünen Blätter versehenen Scheinbulben schwarz werden und leicht faulen. H. Jirasek, Wien. Gehölze. Coelogyne Massangeana. Nach einer vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Acer insigne, Boissier et Buhse. Das Verbreitungsgebiet dieses Ahorn ist nicht groß, es geht vom östlichen Kaukasus bis zum nördlichen Persien ; streckenweise ist er beihnahe schon ausgerottet, wohl seines sehr wertvollen Holzes wegen, wie angegeben wird. Der Grund, weshalb ich auf diesen Ahorn aufmerksam mache, ist jedoch nicht der Holzwert des Baumes, sondern sein außerordent- licher Zierwert. Es gibt nur wenig Bäume, die auf wuchtiger, weitausladender Krone eine solch prächtige, große Belaubung tragen wie A. insigne. Der Wuchs des Baumes, der eine stattliche Höhe erreichen soll, ist stark und üppig. Kräftige Triebe tragen an 10 — 25 cm langen, meist lebhaft rötlichen Stielen die im äußeren Umriß rundlichen, bis 25 cm und mehr im Durchmesser haltenden Blätter, deren Rand mäßig tief fünflappig geteilt und sehr grob und un- regelmäßig kerbig gesägt ist. Die Blattoberseite ist von einer schönen, lichtgrünen Färbung, während die Unterseite hellgrau- bis hellbläulichgrün gefärbt ist. Die kleinen, in der zweiten Maihälfte erscheinenden gelbhchen Blüten stehen in lockeren, breitpyramiden- förmigen Rispen. Was diesen Aborn besonders wertvoll macht, das ist sein außerordentlich früher Austrieb, da er wohl eines der am frühesten austreibenden Gehölze mit ist. Das Bild stellt eine von mir am XX, 7 Die Gartenwelt. 79 29. April 1914 im Späth'schen Arboretum verfertigte photo- graphische Aufnahme dar und zeigt wohl deutlich genug, in welchem Maß die Belaubung schon ausgebildet ist. Nun wird hin und wieder gesagt und geschrieben, daß A. insigne sehr frostempfind- lich sei und unsere Winter nicht gut vertrüge. Wer sich aber eines besseren belehren lassen will, der gehe nach dem Dahlemer Botanischen Garten ; dort befindet sich ein baumartiges Exemplar, vom Boden aus verzweigt, mit einer weitausladenden Krone von mindestens 8 m Höhe und reichlich gleicher Breite ; dabei ist es noch verhältnismäßig jung. Einen üppigeren, kraftstrotzenderen Baum als diesen kann man sich nicht gut vorstellen, noch weniger aber, daß dieser Baum je von Frost Schaden gelitten hätte. Hin und wieder kommt es wohl vor, daß der frühe Austrieb unter stärkeren Spätfrösten zu leiden hat, doch ist das keineswegs ein Grund, die Anpflanzung dieses prächtigen Ahorn zu unter- lassen. Gut tut man aber, dem Baume einen vor den rauhen Nord- und Ostwinden geschützten Platz zu geben, wo er wenigstens in seiner Jugend einigen Schutz gegen Spätfröste findet. Das ist aber auch die einzige Sorge, die man ihm angedeihen lassen sollte. Uebrigens überwindet er eine etwaige Beschädigung der Be- laubung durch Spätfrost seines sehr raschen Wuchses wegen äußerst bald. Zwei Formen von ihm sind noch zu beachten. Es sind dies A. insigne Van Volxemii Pax. und Wolfii Schwerin. Im großen und ganzen ähneln sie der Art sehr; sie unter- scheiden sich eigentlich nur durch kleinere Merkmale in der Belaubung. Während das Blatt von der Art kahl ist, zeigt das von Van Volxemii eine mehr oder weniger starke Behaarung. Die Form Wolfii unterscheidet sich von der Art besonders durch die hübsche purpurne Färbung der Blattunterseite. In Einzelstellung auf größeren Rasenflächen bietet ein wüchsiger Baum von A. insigne einen schönen, schmückenden Eindruck. Durch seine mehr rundliche und geschlossene Kronenform übt er im Verein mit seiner großen, vollen Belaubung eine gewisse wuchtige Wirkung aus. Im Herbst schmückt sich das Laub mit einer lebhaften, gelben Färbung, nochmals ein besonderes Feiertagskleid anlegend, ehe es selbst den Weg alles Irdischen geht. Auf einen anderen transkaukasischen Ahorn möchte ich noch kurz hinweisen. Ich meine A. Trautvetteri Medwed., ein großer, starkwachsender Baum, der eine häufigere An- pflanzung sehr verdient. Die große, tief fünflappige, dunkelgrüne Belaubung wird elegant an langen, lebhaft roten Stielen getragen und nimmt im Herbst eine schöne, in roten und gelben Tönen leuchtende Färbung an. Im Frühjahr zieren die sehr zahlreichen, gelben Blütchen, und die ihnen folgenden großen Früchte, die eine ausgeprägt rote Färbung erhalten, sind im Hochsommer eine weithin wirkende Zierde des Baumes. Besonders im seitlich durch- fallenden Sonnenlicht gibt ein voll mit Früchten behangener Baum einen ganz wundervollen Anblick. Kache. gehören. Das Zusammenschließen solcher gewaltigen Volks- massen zu großen Städten vollzog sich in verhältnismäßig kurzer Zeit, was mancherlei Mißstände zur Folge hatte, da die Städtebaukunst den neugestellten Aufgaben nicht folgen konnte. Es entstanden jene Mietskasernenstadtviertel, durch welche schematische Straßen führen, während der Kapitalismus die virenigen vorhandenen Frei- und Grünflächen im Städte- bilde immermehr verschlang. Nachdem dieses Uebel fast zu einer Not herangewachsen war, gelangte die Städtebaukunst zu einem Wendepunkt, der zu einer neuen deutschen Stadt- kultur führt. Mit der Erkenntnis, daß die häusliche Heimstätte für sich allein nicht den Anforderungen des deutschen Volkslebens entspricht und mit dem ständig zunehmenden Verlangen nach lebendem Grün, erhielt die Gartenkunst bei der sich nun entwickelnden neuen Stadtkultur eine soziale Bedeutung. In meiner Vaterstadt Berlin sind z. B. jetzt, den Tier- garten nicht mitgerechnet, neun Parks mit einer Gesamt- größe von 314 Hektar, 9 Ar, 44 Quadratmeter, ferner 158 Schmuckplätze mit insgesamt 115 Hektar, 47 Ar, 19 Quadrat- meter Fläche vorhanden. Berlin hat aber im ganzen 429 Hektar, Landschaftsgärtnerei. Die neue deutsche Städtekultur, ein zukunftsreiches Feld der Gartenkunst. Von Hans Gerlach, Gartenarchitekt, zzt. im Felde. Die gewaltige Entwicklung des deutschen Volkes hat eine neue Stadtkultur mit sich gebracht, da eine große Anzahl deutscher Städte im Laufe der letzten Jahrzehnte sich ins Riesenhafte ausgedehnt haben. Die Großstädte ziehen als Zentralen von Handel und Industrie immer größere Volksmassen in ihre Kreise. Von den 70 Millionen deutscher Staatsbürger sind bereits 45 Millionen Städter, wovon 15 Millionen Großstädten mit mehr als 100000 Einwohnern an- Acer^ insigne. Nach einer vom Verfasser für die „Gartenwelt" gef. Aufnalime. 80 Die Gartenwelt. XX, 7 47 Ar, 19 Quadratmeter öffentliche gärtnerische Anlagen. — Daß hiermit noch nicht alle gärtnerische Ansprüche einer Großstadt befriedigt sind, beweisen die Bestrebungen der Reichshauptstadt betreffs der Schaffung und Erhaltung eines Wald- und Wiesengürtels, eine Frage, welche in letzter Zeit viel durch Wort und Schrift erörtert worden ist. Sie tritt mit vollständig neuen volkswirtschaftlichen, technischen und künstlerischen Aufgaben an den Gartengestalter heran. Ganz ähnliche Verhältnisse kann man fast bei allen deutschen Großstädten beobachten. Eine Ausnahme machen nur jene Städte, die sich nicht sprunghaft entwickelten und bei ihrer Ausdehnung ihre heimische Schönheit nicht verloren haben. Für mich ist es ein wahrer Genuß, wenn ich in die mir durch meine Ehe zur zweiten Heimat gewordene alte Hansa- stadt Lübeck komme. Die alten Stadttore, Lübecks Türme mit den prächtigen grünen Kupferdächern, die traulichen Patrizierhäuser, die uralten Bäume auf den Wailanlagen, die saftiggrünen Hänge der ehemaligen Stadtbefestigungen, und dann die vielen ruhigen Wasserflächen, dies alles verschmilzt zu einem präch- tigen, unvergeßlichen Stadtbilde kerndeutscher Art. Hier spürt man trotz Großstadt einen heimatlichen Hauch und empfindet bei solchem Anblick den segensreichen Einfluß echt deutscher Heimkultur, die ja auch unsere neue Stadt- kultur beseelen soll. Kommt man aber in kleinere Städte und Ortschaften, welche trüben Beobachtungen kann man da machen ! Dort will man mit Gewalt den Großstädten gegenüber nidit zurückstehen, die einfache grüne Wiese mit den prächtigen schattigen Bäumen, die sich harmonisch dem Bilde der Klein- stadt einfügten, wurden durch Teppichbeetanlagen, die wie Fremdkörper darin liegen, verunstaltet, und aufdringliche Blautannen vervollständigen die Störung des einst so heimat- echten Bildes! Schön gepflegte Hecken müssen fabrikmäßig hergestellten Zäunen weichen, daran zum Ueberfluß noch die verschiedensten Reklameschilder prangen. Immer mehr verschwand in der Sucht, der Großstadt gleichzukommen, alle bodenständige Kultur. Auch hier setzt die neue deutsche Stadtkultur helfend ein, dem Gartengestalter eine segensreiche Tätigkeit bietend. Jetzt, wo es gilt, in Ostpreußen ganze Ortschaften wieder neu aufzubauen, wo man bemüht ist, die Kriegsinvaliden anzusiedeln, ihnen durch Kriegerheimstätten eine neue Heimat zu bieten, vermag die deutsche Gartenkunst ihr Können zu beweisen. Statt der bisher nach dem Muster englischer Gartenstädte geschaffenen Villenkolonien der vornehmen Welt, sollen nun auch diese Vororte der Großstädte echte deutsche Siede- lungen werden, die allen Volksschichten ein Eigenheim, ein Gartenleben bieten. Bei diesen Aufgaben ist die Mitarbeit des Gartengestalters im Sinne bodenständiger Kultur von ausschlaggebender Bedeutung. Leider wird sich nicht überall die Schaffung solcher heimat- lichen Wohnstätten in der Nähe der Großstädte durchführen lassen, ebensowenig werden die großen Mietshäuser ver- schwinden, doch werden, wie bisher, die Kleingärten vor den Toren der Stadt den Bewohnern als Ersatz für die fehlende eigene Scholle dienen. Berlin besitzt jetzt schon 40000, Leipzig etwa 20 000 solcher Kleingärten, die man Schrebergärten, auch Lauben- gärten nennt. Wenn dieser Kleingartenbau bisher nicht die nötige Anerkennung fand, ja erst die Kriegszeit dem Volke die soziale Bedeutung desselben vergegenwärtigt, so lag dies an der fehlenden, durchgreifenden Organisation. Hier ist auch der Grund zu suchen, weshalb diese Anlagen bisher nicht zur Verschönerung des äußeren Stadtbildes beitrugen. Nur bei einer durchgreifenden Organisation vermag hier die gartenkünstlerische Gestaltungskraft sich so zu entfalten, wie es die neue Stadtkultur verlangt. Nun zur Gegenüberstellung der von der neuen Stadt- kultur an Bau- und Gartenkunst gestellten Forderungen. Es ergibt sich : B. Für die Gartenkunst. l. Großstädtische Anlagen, deren Zweckmäßigkeit für ihre Gestaltung bestimmend ist und zu einem künstlerisch einwand- freien, großzügigen , ja sogar monumental wirkenden Gesamt- bild führt, das durch seine Raum- A. Für die Baukunst. 1. Großstädtische Gebäude, deren Zweckmäßigkeit die Ar- chitektur derselben bestimmt und welche zu künstlerisch einwand- freien Monumentalbauten führt, in denen sich die deutsche Ge- sinnung widerspiegelt, und zu einer künstlerischen Raumgestal- gestaltung mit den Bauten ein tung des Straßenbildes. 2. Landhausbauten, in male- risch bodenständiger Architektur, deren Zweckmäßigkeit durch die heimatliche Bauweise der jewei- ligen Gegend begründet ist. 3. Verbesserung der unver- meidlichen großstädtischen Miets- häuser,die durch Zusammenlegung von Kleinwohnungen unter Be- rücksichtigung der Reform des Kleinwohnungswesens eine finan- ziell und auch künstlerisch be- friedigende Lösung ermöglicht. einheitliches Ganzes bildet, ein Spiegelbild deutschen Geistes. 2. Heimatliche Gartenkunst, verbunden mit sozialem Garten- bau, wobei bodenständige Garten- kultur, Natur-, Pflanzen-, Vogel- und Heimatschutz den neuen Siedelungen ein echt deutsches Aussehen geben. 3. Verbesserung des Klein- gartenbaues durch eine feste Organisation, die zu einer or- ganischen und harmonischen Zu- sammenlegung von Schrebergär- ten, Sportplätzen, Spielwiesen und schattigen Alleen führt, wo- durch der Volkspark der Zukunft nicht nur künstlerische und so- ziale Bedeutung erhält, sondern auch durch den Kleingartenbau von wirtschaftlichem Nutzen ist. Diese Gegenüberstellung ergibt, daß Bau- und Garten- kunst bei der neuen Stadtkultur unzertrennlich sind und daß ihren Vertretern, Bau- wie Gartenarchitekten, die gleiche Wertschätzung zukommt. Der Weltkrieg, welcher verbessernd auf das deutsche Volksleben wirkte, gab der neuen deutschen Städtekultur die erforderliche Entfaltungskraft. Nun liegt es an uns, daß die zahlreichen Kräfte der Umbildung, die sich schon vor dem Kriege bemerkbar machten, jetzt mit allen Mitteln gepflegt und mit allem Können ge- fördert werden. Der Gartenkunst fällt hierbei die große Aufgabe zu, den deutschen Städten durch Pflanzengrün ein volkstümliches Aus- sehen zu geben, damit sie unserem Volke eine wahre Heim- stätte werden, eine Heimat, die fähig ist, allezeit ein ge- sundes, starkes, deutsches Geschlecht zu erzeugen, wodurch für alle Zeit die deutsche Volkskraft gesichert ist. Die breite Oeffentlichkeit ist jetzt von dieser Erkenntnis beseelt, nun hat die Stunde geschlagen, da alle Volksschichten die soziale Bedeutung der Gartenkunst erkannten, und somit beginnt für sie eine neue, blühende Zeit, die neue deutsche Städtekultur! XX, Die Gartenwelt. 81 Verkehrswesen. Die Vorarbeiten zu einem deutsch-österreichisch- ungarischen Gemeinschaftstarif. Von Zollverwalter G. Geschwender. Nachdem der Gedanke einer Fortsetzung der bewährten Waffenbrüderschaft in Form eines Wirtschaftsbünd- nisses bereits eine ganze Reihe von Organisationen be- schäftigt und dieselben von der Notwendigkeit einer solchen überzeugt hat, nachdem ferner auf der kürzlich in Dresden stattgefundenen Tagung des deutsch-österreichisch-ungarischen Wirtschaftsverbandes eine Einigung über die Form des ab- zuschließenden Vertrages zustande kam , auch bereits von amtlicher Stelle dieser Gedanke erwähnt worden ist, kann kein Zweifel mehr bestehen, daß eine Einigung zwischen beiden Staaten in absehbarer Zeit zustande kommen wird. Was die Form des abzuschließenden wirtschaftlichen Bündnisses anlangt, so dürfte wegen der Gefährdung unseres ganzen Handelsvertragssystems durch die Meistbegünstigungs- klausel kaum dem System der „Vorzugszölle", sondern eher einer „Zollunion" der Vorzug gegeben werden. Demnach würde also der mitteleuropäische Wirtschafts- bund, der zunächst aus Deutschland, Oesterreich und Ungarn bestehen würde, und an den sich vielleicht auch noch andere Staaten anschließen könnten, im großen und ganzen nach außen hin als eine geschlossene Einheit auftreten. Die Form, wie dies geschieht, erscheint zunächst neben- sächlich. Wir wollen in erster Linie erreichen, daß Mittel- europa mit zunächst mindestens 120 Millionen Menschen den anderen wirtschaftlichen Weltmächten , sowohl beim Bezug von Rohstoffen, wie beim Verkauf von Fabrikaten, als ge- schlossene Einheit gegenübertreten kann. Wir könnten mit solcher Geschlossenheit dann auch einer wirtschaftlichen Bekämpfung mit Erfolg entgegentreten und hätten wirtschaftliche Schädigungen, die wir als ein ver- einzelt stehender Staat empfinden müßten, nicht zu be- fürchten. Daß unsere Feinde mit diesem Krieg unsere völlige Aus- scheidung vom Welthandel bezwecken und uns, nachdem ihnen unsere Vernichtung auf den Schlachtfeldern mißlungen ist, auf wirtschaftlichem Wege zu treffen beabsichtigen wer- den, weiß heutzutage jedes Kind. Die den neutralen Staaten gegenüber bereits angewendete englische Handelskontrolle ist ein deutliches Anzeichen da- für, daß die bisherigen Handelsbeziehungen auch dieser Staaten mit uns unterbunden und gestört werden sollen. Um so dringender erscheint es, uns jetzt darauf ein- zurichten, damit uns die Feinde schon bei Friedensschluß gerüstet und als geschlossener Handelsstaat vorfinden. In Anbetracht der anhaltenden Fortschritte der deutsch- österreichisch-ungarischen Armeen und unserer Verbündeten, der beginnenden Zermürbung einzelner unserer Gegner, ist nicht ausgeschlossen , daß wir einem Kriegsende oder wenigstens Sonderfriedensschlüssen näher stehen, als vielfach angenommen wird. Die Vereinbarung zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn und den Staaten, die in deren wirtschaftliche Ge- meinschaft mehr oder weniger aufgenommen werden sollen, müssen nodi vo r d em Friedensschluß getroffen werden, damit die Meistbegünstigungsklausel in die Friedensverträge anstandslos (d. h. ohne daß hieraus ein Anspruch auf die deutsch-österreichisch-ungarische Vorzugsbehandlung abgeleitet Vvcrden könnte) aufgenommen werden können. Keinenfalls dürfen die Bevorzugungen unserer Bundes- 'Tcnossen unter Berufung auf das Recht der Meistbegünstigung aüdi unseren Feinden unverdienterweise in den Sdioß fallen. Es ist kein Zweifel, daß sowohl die zolltechnischen, wie die handeis- und wirtschaftspolitischen Vorbereitungen bei rechtzeitiger Inangriffnahme bis zum Ablauf der Handels- verträge erledigt werden können, vorausgesetzt, daß alsbald ein Einverständnis zunächst zwischen Oesterreich und Ungarn, sodann zwischen den beiden verbündeten Reichen zustande kommt. In Anbetracht des Umstandes, daß der Zolltarif- entwurf, der schon an sich allein eine Fülle von Zeit und Arbeit beansprucht, nach seiner Fertigstellung der Genehmi- gung der Reichsbehörden bedarf und daß die Handelsverträge, soweit sie nicht der Weltkrieg selbst gelöst hat, schon 1917 ablaufen, erscheint eine schleunige Inangriffnahme der Vor- bereitungsarbeiten dringend ratsam. Es ist wohl anzunehmen, daß nach Eröffnung dieser Vorarbeiten in nächster Zeit die sachverständigen Vertreter der Landwirtschaft, der Klein- gewerbe, der Großindustrie und des Handels gehört und zu diesem Zweck wirtschaftliche Ausschüsse einberufen werden, die im wesentlichen aus Vertretern der Volkswirtschaft, der Handels- und Gewerbeaufsichtsbehörden und aus Sach- verständigen der Industrie und der Land- und Forstwirtschaft bestehen. Es sollen nicht etwa von einer Stelle aus die Handels- verträge für alle Staaten des Wirtschaftsbundes gleichzeitig abgeschlossen und zwischen den verbündeten Staaten über- haupt keine Zölle mehr erhoben werden, sondern es sollen nur die Zolltarife sämtlicher Verbündeten auf einem ein- heitlichen System aufgebaut und die Zollsätze, soweit sie nicht zu einem Satz verschmolzen werden können, nach Möglichkeit einander genähert werden. Zwischen den einzelnen Verbündeten sollen Ausgleichs- zölle weiter bestehen und diese, soweit überhaupt möglich, erst allmählich abgebaut werden. Zunächst handelt es sich nun um Festsetzung eines ge- meinschaftlichen Außenzolltarifs. Die Ausarbeitung auf Grundlage des ersteren wird dann erst in zweiter Linie zu erfolgen haben. Wie die Ausarbeitung eines Entwurfs des gemeinsdiaft- lichen Zolltarifs vor sich gehen wird, soll am Schluß gezeigt und dabei die zurzeit in Deutschland, bezw. Oesterreich- Ungarn bestehenden Zollsätze einander gegenübergestellt wer- den. Nach Ansicht von Sachverständigen könnte die Tarif- einteilung eines der beiden Verbündeten, sei es nun der deutsche oder der österreichisch-ungarische, als Grundlage dienen, es brauchen nicht etwa beide Zolltarife eine andere Form anzunehmen, es genügt, wenn der eine als grund- legende Form weiterbestehen würde. Wer die nachstehende Gegenüberstellung der Zolltarife der beiden Reiche mit Aufmerksamkeit durchliest, wird zur Ueberzeugung gelangen, daß, was praktische Anordnung und folgerichtigen Aufbau, sowie die möglichste Anlehnung an die Naturwissenschaft anlangt, die deutsche Einteilung den Vorzug verdient, obwohl auch dem österreichisch-ungarischen Zolltarif die Anerkennung als eines Meisterwerks nicht abge- > .ochen werden kann. Allein auch der deutsche Zolltarif leidet an Mängeln und Schönheitsfehlern und bedarf an manchen Stellen einer Ver- besserung. Soweit dieselben noch nicht bemerkbar wurden, 82 Die Gartenwelt. XX, 7 werden sie sich noch bei der Einzelarbeit der Vergleichung und Ineinanderschaltung der deutschen und österreichisch- ungarischen Warengruppierung und Numerierung in der gemeinschaftlichen Kommission ergeben, wie umgekehrt die deutschen Mitarbeiter bei manchen Tarifnummern auch die Vorzüge der österreichisch-ungarischen Einteilung anerkennen oder den bisherigen Wortlaut des deutschen Tarifs nach dem österreichisch-ungarischen Vorbild umformen werden. Während an einzelnen Stellen der nachstehenden Gegen- überstellung sich häufig Uebereinstimmung der beiderseitigen bisherigen Zollsätze zeigt, bestehen bei anderen Waren ganz unwesentliche Abweichungen. Der österreichisch-ungarische Zolltarif führt unter Nr. 53 „Samen aller Art in Briefen u. dgl. für den Kleinhandel hergerichtet", mit einem Zollsatz von 32,50 M (50 Kronen), vertragsmäßig 12,75 M (15 Kronen) auf, während unser deutscher Zolltarif keine Sonderbehandlung der für den Klein- einkauf vorgerichteten Sämereien kennt. Es wäre zu wünschen, daß hier der österreichisch-ungarische Zolltarif vorbildlich wirkt, daß in Zukunft auch die nach Deutschland eingeführten „in Briefen für den Klein- Bisheriger Zolltarif Deutschlands. Bisheriger Zolltarif Oesterreich-Ungarns. AUge- ver- trags- Oesterreich. Einfuhr n. Deutsche Einfuhr n. 1^ Warengattung mäßiger Zollsatz Deutschland 1913 Oesterr.-U. 1913 Mai k*) Doppelzentner 1. Erzeugnisse der Landwirtschaft und andere Natur- erzeugnisse. A. Des Gartenbaues. Sämereien: 20 a Runkelrüben, Roterüben (Salatbeten), Samen. 1,00 — — 17160 21b Möhren - Gemüsesamen, Dillsaat frei — 690 4170 21c Blumen, Tabaksamen Küchengewächse: frei '~~ 150 33 a Rotkohl (Rotkraut) . . 2,50 frei — 8900 Weißkohl (Weißkraut). 2,50 frei — 33 e Blumenkohl (Karviol, Broccoli, Spargelkohl) 4,00 frei — 13400 33 f Artischocken, Melonen, Pilze 20,00 frei 4640 — 33? Spargel 20,00 frei 1070 33c Zwiebeln 4,00 frei 111000 — 33k Bohnen 4,00 frei 4340 — 33 m Gurken 4,00 frei 134700 9650 33 o Karotten, Kohlrabi, Ra- dieschen , Rettiche, Feld- usw. Rüben, Knollensellerie 4,00 frei 4440 13500 33 p Salat, Spinat, Brüssler Zichorie, Petersilie, Stangensellerie 4,00 frei 3900 19000 33 r Lauch, Knoblauch, Porre, Schwarzwurzeln u. a. frisch.Küchengewächs. 4,00 frei 3600 1870 All- Vertrags- 'C gemeiner mäßiger o Warengattung Zollsatz M Mark*) l. Ackerbau. Sämereien: 52 Sämereien (nicht im deutschen Zoll- tarif unter 20 und 21) . . . . 12,75 frei 53 Samen aller Art, in Briefen und dergl. für den Einzelverkauf vorgerichtet 42,50 12,75 IV. Gartenbau. 41 Zwiebeln und Knoblauch .... 5,10 2,55 42 Kraut, frisch 1,70 frei 43 Gemüse, nicht besonders genannt und andere Gewächse für den Küchen- gebrauch, frisch a) feine Tafelgemüse . . . 17,00 frei b) andere Gemüse .... frei *) Wo kein vertragsmäßiger Satz besteht, kommt der allgemeine Satz in Anwendung. handel vorgerichteten Sämereien" — wie dies bereits bei anderen in gebrauchsfertiger Aufmachung für den Kleinverkauf eingehenden Waren (z. B. Seife, Garn usw.) der Fall — ebenfalls eine stärkere Zollbelastung gegen- über den nicht zum künftigen Wirtschaftsbund gehörigen Staaten erfahren. Während der österreichisch-ungarische Zolltarif eine Unter- scheidung zwischen Malz und Futtergerste nicht kennt, da für diese Gersteerzeugungsländer eine nennenswerte Einfuhr nicht in Frage kommt, so zeigt der deutsche Zolltarif dafür zwei Zollsätze (4 bzw. 1,30 M) aus dem einfachen Grunde, weil wir unseren Gerstenbau einträglich erhalten und anderer- seits die Futtergerste für eine rationelle Ernährung unseres Viehbestandes begünstigen müssen. Aus diesem Beispiel ersehen wir, wie unsere Land- wirtschaft auch nach dem Abschlüsse eines Zoll- und Wirt- schaftsbündnisses durch einen mäßigen Zwischenzoll auf die Einfuhr von Braugerste aus Oesterreich-Ungarn geschützt und leistungsfähig erhalten werden kann. Wenn hiermit die Form eines Gemeinschaftstarifs im gröbsten Gerippe dargestellt ist, so kann sich der Leser einen Begriff madien, welcher Aufwand von Einzelarbeit und zielbewußter Leistung notwendig sein wird, um die in das Wirtschaftsleben der vereinigten Monarchien tief einschneidende Festlegung der Zollsätze für alle Zweige des Zolltarifs zu bewerkstelligen, insbesondere was die Ausgleichung der bei Aufstellung desselben sich ergebenden Unstimmigkeiten, was das Herauslesen des Besten und Zweckmäßigsten und die einheitliche Gestaltung des Ganzen anbelangt. Die Unterbringung von 51 Tarifklassen mit 657 Nummern des österreichisch-ungarischen Zolltarifs unter die 19 Haupt- abschnitte mit 59 Untergruppen und 946 Nummern des deutschen Zolltarifs wird weit leichter sein, als etwa die umgekehrte Einzwängung des letztgenannten, ausgedehnteren Arbeitsstoffes in den engeren Rahmen des österreichisch- ungarischen Zolltarifs. Wenn man auch vielfach die bisherigen Durchschnitts- sätze ohne weiteres in den neuen Entwurf einsetzen kann, namentlich in Fällen, wo es sich um geringe Abweichungen XX, 7 Die Gartenwelt. 83 handelt, so wird auch in manchen anscheinend einfachen Fällen zu prüfen sein, ob nicht in einer der verbündeten Monarchien Verhältnisse vorliegen oder vielleicht durch den Krieg und seine Begleiterscheinungen geschaffen worden sind oder erst geschaffen werden sollen, die eine Erhöhung oder Verminderung bisheriger Zollsätze wünschenswert er- scheinen lassen. Bisheriger Zolltarif Deutschlands. . Bisheriger Zolltarif Oesterreich-Ungarns. Warengattung- 1. Erzeugnisse der Landwirtschaft und andere Natur- erzeugnisse. A. Des Gartenbaues. Lebende Pflanzen, Erzeugnisse der Ziergärtnerei, r in Töpfen - Erdballen . Paln Azale o. m. Erdballen een, | . . j. L ID 1 opten indische ) f II \ o. Lrdballen . Lorbeer- r ju n I ■• m. tLraballen bäume Forst- in Töpfen ji , o. Erdballen . pflanzen f j. i, [ m. Lrdballen Rosen , (Rosenstöcke , -bäume, -stamme) Obstbäume u. -sträucher, Beerenobststräucher u. -stamme o. Erdballen m. Erdballen Allee-, Park- u. andere Zierbäume, Zier- sträucher o. Erdballen m. Erdballen Sonstige anderweit nicht genannte Pflanzen in Töpfen do. ohne Erdballen . do. mit Ballen (ausge- topfte 38 g) Cycasstämme o. Wurzeln u. Wedeln .... Pfropfreiser . . . . Flieder, Nelken, Hya- zinthen und andere frisch. Blumen (Kränze, Sträuße Bindegrün, Kränze aus solchem usw. . Blumen, Blätter usw. zu Binde- o. Zierzwecken, getrocknet, getränkt Oesterreich. Einfuhr d. Allge-I V^-- 1 traofs- meiner * mäßiger Deutschland Zollsatz Mark Deutsche Einfuhr n. Oesterr.-U. 1913 1913 Doppelzentner 30.00 frei 20.00 frei 15.00 frei 30.00 frei 20.00 frei 15.00 frei 30.00 frei 20.00 frei 15.00 frei 40.00 12.00 ]£=^^" j a a -S" 20.00 2 S 3 15,00 m ■S6S \ S^ •- 3=3 s p:> 20,00 15,00 ■ j? m rf P^^g ö^ja tuoC fei 30,00 -^^■ -isS 20,00 Sl^ ^ 15,00 tTi o 1 >s? frei — 20,00 5.00 frei — frei — frei — 5600 1925 3450 5840 1840 2150 1280 4500 3700 1240 230 800 All- Vertrags- h. gemeiner mäßiger = z Warengattung 0 Zol satz Mark IV. Garten- und Weinbau. 56 Lebende Gewächse (auch in ge- wöhnlichen Töpfen, Kübeln u. dergl. a) blühende Pflanzen . 17,00 6,80 b) Bäume oder Sträucher . 13,60 6,00 c) Blumenzwiebeln , Blumen- knollen und Wurzelstöcke (Rhizome, Bulben) . 5,20 3,40 d) Weinreben 1,70 0,85 e) Sonstige, auch Setzlinge, Stecklinge, Pfropfreiser und Schößlinge frei — Aus 56a in e: Palmen, Lorbeerbäume; indische Azaleen ; (Forstpflanzen) . — frei 54 Zierblumen (auch Zweige mit Zier- früchten) abgeschnitten, lose oder zusammengebunden, auch a. Draht : a) frisch 42,50 frei b) getrocknet (auch natürliche Strohblumen) auch gefärbt. getränkt oder sonst zur Erhöhung der Haltbarkeit zugerichtet 10,20 — 55 Zierblattwerk, -gräser, -zweige (ohne Zierfrucht u. Blüten), abgeschnitten, lose oder zusammengebunden (auch auf Draht): a) frisch 21,25 frei b) gefärbt, getränkt od. sonst zur Erhöhung der Haltbar- keit zugerichtet .... 10,20 — getrocknet, nicht gefärbt, nicht ge- tränkt oder anderweitig zugerichtet — frei (Zwei Schlußtabellen folgen im nächsten Heft.) Mannigfaltiges. Verfrühte Obstblüte. Aus Baden mehren sich neuerdings die Berichte über verfrühte Obstblüte, die leider Mißernten zur Folge haben wird. So blühten vielerorts bereits ausgangs Januar und anfangs Februar die Frühzwetschen und -kirschen, und Birnen standen vor der Blüte. Beim Schneiden der Reben macht man die Wahrnehmung, daß die Schnittflächen naß sind, ein Zeichen, daß der Saftumlauf bereits eingesetzt hat. Auch die Augen des Tragholzes sind bereits vorgerückt, was sonst erst im April der Fall zu sein pflegt. „Fürsorgeausschuß und Stellennachweis für kriegsbeschä- digte Gärtner," Berlin, Invalidenstr. 42. Gegründet vom „Reichs- verband für den Deutschen Gartenbau". Der Fürsorgeausschuß steht allen kriegsbeschädigten Gärtnern unentgeltlich mit Rat und Tat zur Seite. Gewählte Vertrauensmänner üben im Reiche das Amt als Berufsberater aus und suchen in Verbindung mit der Fürsorgestelle neue Möglichkeiten zur Unterbringung Kriegs- beschädigter zu schaffen. Der Gärtnerinnenverein „Flora" bittet das „Nachrichten- amt" des Reichsverbandes für den Deutschen Gartenbau bei den Fachorganen eine Umfrage einleiten zu wollen, folgenden Inhalts: Läßt sich jetzt schon feststellen, ob durch den Krieg Lücken entstehen werden, die nach dem Frieden dauernd durch Gärtnerinnen Die Gartenwelt. XX, 7 besetzt werden können? In welchen Zweigen des Gartenbaues und in welchen Stellungen würden gelernte weibliche Arbeitskräfte in Frage kommen? Da ein starker Zustrom von Frauen zum Gärtnerinnenberuf zu beobachten ist, so würden die Angaben zur Abfassung eines Merkblattes zweckdienlich sein, das in Berufsberatungsstellen und Auskunftsstellen für Frauenberufe Verwendung finden soll. Bücherschau. Schlachtkaninchenzucht, eine lohnende Nebenbeschäftigung für jedermann. Von Alfred Beeck, Lehrer der Versuchs- und Lehranstalt für Geflügelzucht der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen und Lektor für Geflügelzucht an der Universität Halle a. S. Mit 32 Abbildungen. Berlin SW. 11. Verlag von Paul Parey. Preis 1,60 M. 12 Stück 16 M, 25 Stück 30 M. Der Weltkrieg hat uns auf wirtschaftlichem Gebiet vor neue, große Aufgaben gestellt und so manche Erwerbstätigkeit zu Ehren gebracht, die früher vernachlässigt und gering eingeschätzt wurde. Hierher gehört auch die Kaninchenzucht. Der Mangel an Futter- mitteln hat hemmend auf die gesamte heimische Tierzucht ein- gewirkt, ganz besonders aber die Haustierzucht des sogenannten kleinen Mannes schwer betroffen. Die stattlichen Taubenschwärme, die früher über dem Häusermeer der Großstädte kreisten, sind verschwunden, das Wassergeflügel mußte fast allenthalben gänzlich abgeschafft werden, aber auch die Hühnerhaltung hat eine starke Einschränkung erfahren. Die einzige Kleintierzucht, die durch den Krieg gefördert wurde, ist die Kaninchenzucht, denn das Kaninchen ist von allen kleinen Haustieren das entschieden anspruchsloseste, bei dessen Ernährung man des Körnerfutters und, wenn es sein muß, auch der Kleie gänzlich entraten kann. Die Futtermittel, deren es zur erfolgreichen Zucht bis zur Schlachtreife bedarf, fallen reichlich in jedem Haushalt, überreich aber in den Wirtschaften aller derjenigen ab, die Acker- und Gartenland besitzen, oder über irgendwelche Bodennutzung verfügen, wie Gärtner, Land- und Forstwirte ; was die Haushaltung nicht an Gemüseabfällen, Kar- toffelschalen usw. hergibt, steuert die Gartenwirtschaft bei oder es ist stets billig käuflich zu erhalten, wie Kartoffeln geringster Größe, Futtermöhren, Wrunken und Runkelrüben. In Belgien, Frankreich und England wird die Schlachtkaninchen- zucht schon seit Jahrzehnten in größtem Maßstabe betrieben, während man sich bei uns bis zum Beginn des Krieges auf die Sportzucht versteifte, also vorzugsweise Rassetiere für Ausstellungen züchtete. Die Fleisch- und Fettnot der gegenwärtigen Kriegszeit hat hier eine Umwälzung hervorgerufen. Das Kaninchen ist ein wichtiges Fleischtier geworden, dessen Fell jetzt auch vorteilhafter als früher verwertet werden kann. Die vorliegende Schrift redet nur der Schlachtkaninchenzucht das Wort, schaltet also die Sportzucht vollständig aus. Der Ver- fasser schildert die Rassen, die für diesen Zweck vorzugsweise in Frage kommen und gibt dann in kurzen Abschnitten eine Fülle aus der Praxis geschöpfter Ratschläge für den Ankauf der Zucht- tiere, für die Verpaarung und für alles, was bei der Zucht zu beachten ist, für Bau und Einrichtung der Ställe, für die Er- nährung, weiterhin für die Mast, das Schlachten, das Abbalgen, die Behandlung des Felles und die Fleischverwertung. Hier werden zahlreiche Küchenrezepte gegeben, auch ist Verfasser bemüht, das Vorurteil zu entkräften, das man dem nahrhaften und leicht ver- daulichen Kaninchenfleisch vielfach entgegenbringt. Wie Kaib- und Hühnerfleisch zubereitet, ist es von vorzüglichem Geschmack, gebratene Kaninchenleber nennt Verfasser ein Göttergericht, und alte Züchter haben mir wiederholt versichert, daß man sich an Kaninchenfleisch überhaupt nicht überessen könne. In weiteren Abschnitten werden die Krankheiten kurz besprochen und sonstige praktische Winke gegeben. Interessant ist der Hinweis, daß ein mittelgroßes Kaninchen im Jahre etwa 1 Zentner Dünger liefert. Die Schrift umfaßt 62 Seiten Großoktavformat und ist reich mit vorzüglichen Abbildungen ausgestattet, ganz besonders mit Grund- rissen für Stall- und sonstige bewährte Zuchtanlagen, an deren Hand dieselben von jedem praktisch veranlagten Züchter ohne Hinzuziehung von Handwerkern selbst ausgeführt werden können. Wir wünschen diesem zeitgemäßen Schriftchen im Interesse des Durchhaltens und der Volksernährung überhaupt weiteste Ver- breitung. M. H. Tagesgeschichte. Berlin. Seitdem die neuen Höchstpreise für Gemüse bekannt gegeben worden sind, welche die von dem Groß- und Kleinhandel gewünschte Höhe nicht besitzen, gibt es fast gar kein deutsches Gemüse mehr. In den Grünkramgeschäften, in den Markthallen und auf den Märkten wird wohl Gemüse feilgehalten, indessen heißt es meist: „Ja, das ist kein deutsches, sondern ausländisches Gemüse", und dementsprechend werden, da für ausländische Ge- müse keine Höchstpreise bestehen, Preise von 15, 18, 20, ja 25 — 30 Pfennige für das Pfund gefordert. Die Kleinhändler be- haupten, daß ihnen die Großhändler das Gemüse zu hohen Preisen als „Auslandware" verkauft haben. Wenn auch die Preisprüfungs- stelle mehrfach feststellen konnte, daß solche Angaben falsch waren, so ändert das doch an der bedauerlichen Tatsache nichts, daß jetzt auch das Gemüse Gegenstand des Wuchers geworden ist. Charlottenburg. Herr Barth, der hiesige städtische Garten- direktor, hatte gegen den von ihm aus dem Dienste entlassenen Forstwart Theile Strafantrag wegen Beleidigung gestellt, weil dieser ihm in einem Briefe unter anderem vorgeworfen hatte, daß er bei seinen Aufträgen für die Stadt Charlottenburg für sich Prozente genommen habe. Das Ergebnis der Verhandlung verlief, wie von vornherein als selbstverständlich anzunehmen war, einwandfrei zugunsten des beleidigten Gartendirektors. Das Ge- richt verurteilte den Angeklagten Theile am 5. Januar 1916 zu einem Monat Gefängnis. Das Urteil ist jetzt rechtskräftig ge- worden. Hildesheim. Die städtischen Kollegien beschlossen die feste Anstellung des städtischen Garteninspektors Herrn Staehle als Beamten und dessen Einreihung in die Klasse der Abteilungs- vorsteher. Usingen. Eine nachahmenswerte Verfügung erließ der Land- rat von Bezold für den Kreis Usingen. Er ordnete an, daß bei Anregungen zur Errichtung von Kriegerdenkmälern und Krieger- gräbern usw. jeder Entwurf und Plan vorerst dem Landratsamte zur Begutachtung vorzulegen ist. Auf diese Weise soll der Ver- breitung unschöner Denkmäler gesteuert werden. Westerland. Die hiesige Stadtverwaltung hat eine Stadt- gärtnerin mit einem Jahresgehalt von 2000 M angestellt. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starb : Obergärtner Eduard Bennert, Frankfurt a. O. Arthur Stehr, Gartenarchitekt, Hamburg, geschätzter Mit- arbeiter der „Gartenwelt", wurde zum Vizefeldwebel befördert und zum Offiziersaspirant ernannt. Der Verband Deutscher Privatgärtner gibt den Heldentod seiner Mitglieder Georg Gernegroh, Halle a. S., und G. Schulz, Neue Mühle bei Kassel, bekannt. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt die Ver- leihung des Eisernen Kreuzes an seine Mitglieder Vizefeldwebel Herrn. Ander, Seifhennersdorf i. S., und Friedr. Schwarz, Berlin-Mariendorf, und des Friedrich August-Kreuzes 2. Klasse an Georg Plötz, Seebad Heringsdorf, bekannt. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt seiner nachgenannten Mitglieder bekannt: Harry bürg ; Johannes Heinshausen, Charlottenburg ; glöcker, Hildesheim ; Emil Petersen, Flensburg. den Heldentod Kunze, Ham- Ernst Mittel- Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Bedaktion verantwortl. Max Hesdörffer. Verl. von Pau! Parey. Druck: Anh. Buchdr. Gutenberg e, G, m, b, H., Dessau. tentpdt lustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 25. Februar 1916. Nr. 8. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlidi verfolgt. Gärten des Auslandes. Budapester städtische Gärten. Von Gartenbaudirektor K. Rade. (Hierzu sechs Abbildungen, nach für die „Gartenwelt" gefertig-ten Aufnahmen.) Ungarn, zumal Budapest, war dem Deutschen von alters- her fälschlich ein Begriff, der eher orientalische als west- europäische Sitten und Kultur in sich bergen sollte. Vor dem Krieg galt uns bekanntlich Westeuropa, nämlich außer Deutschland auch noch Frankreich und England, als Symbol der guten Sitten, als Beispiel hoher Kultur. Die seit Jahr und Tag geschehenen Tatsachen seitens Englands und Frank- reichs haben uns anders denken gelehrt. Die Völkermord heraufbeschwörenden gegenwärtigen Führer dieser sonst vor- bildlichen Staaten haben den guten Ruf ihrer Länder für lange Zeiten vernichtet. Dagegen wird in neuerer Zeit Ungarn, besonders aber Budapest, dem Herzen vieler Deutschen um ein gutes Stück näher gerückt sein. Tausende deutscher Feldgrauer hatten Gelegenheit, unsere Metropole mit all ihren Schönheiten kennen zu lernen ; sie werden — den Tücken des gräßlichen Krieges entronnen — in ihrer Heimat wieder ange- langt, als aufklärende Herolde wirken kön- nen. Ich sah und hörte oft, mit welcher Ge- nugtuung sie sich all der Budapester Schön- heiten — gleich ob Natur oder Kunst — erfreuten. Für den reisenden Deutschen hat die geo- graphische Lage unser Budepest allerdings Gartenwelt XX. etwas zu weit nach dem Osten geschoben, so daß es als abseits gelegene Stadt leider viel zu wenig besucht wird. Die herrliche, malerische Lage, der großartige Strom, die prächtigen Riesenbrücken, die wunderbaren Bauten und Straßen- züge und nicht weniger die modernen, schönen Anlagen geben dieser Stadt die Berechtigung, sich zu den schönsten Städten Europas zählen zu dürfen. Als Mann vom Fach sei es mir gestattet, den geschätzten Lesern der „Gartenwelt" einige der Budapester Gartenanlagen kurz im Wort und teilweise im Bilde vorführen zu dürfen. Die hauptstädtischen Parks zählen zusammen 95 Garten- teile mit insgesamt 300 ha Gärten, davon haben das so- genannte Stadtwäldchen (Värosliget) und das Volkswäldchen (Nepliget) jedes mehr als 100 ha Landfläche. Neben diesen sind als besuchenswerte Gärten in erster Linie zu nennen : Donau, linksufrig. Der Tiergarten (Allatkert) 142000 qm groß, Teilansicht aus de:; Budapester Stadtwäldchen mit Rosarium. 86 Die Garten weit. XX, 8 der Elisabethplatz (Erzsebet-ter) 21000 qm groß, der Frei- heitsplatz (Szabadsäg-ter) 20000 qm groß, Parlamentsplatz (Orszäghäz-ter) 15000 qm groß. Donau, rechtsufrig: Der Döbrenteyplatz (Döbrentey-ter) 7000 qm groß, die Fischer- bastei (Halaszbästya), Margaretenbrückenkopf usw. Eine Anzahl größerer und kleinerer Parkteile dienen als Tummelplätze für die Jugend. Moderne Kinderspielplätze sind im Plan fertig und harren nach dem Kriege der Aus- führung. Die Plätze in der Umgebung der ärmeren Be- völkerung, wo die sich selbst überlassene Jugend haust, können trotz Parkwächter leider nicht einwandfrei erhalten werden. Als Anzuchtgärten für den Bedarf gärtnerischer Artikel dient eine Gärtnerei mit etwa 30 Gewächshäusern und etwa schnittlich 900000 Pflanzen verbraucht werden. Ein Teil dieses Parterres, welches zu den größten überhaupt zählt, ist auf Seite 89 veranschaulicht. Das Stadtwäldchen enthält außerdem ein großes Rosarium, schöne Teich- und Park- partien, Denkmäler, historische Gebäude und Korsostraßen. Die Bilder der Titelseite und auf Seite 87, oben, veran- schaulichen Teilansichten davon. Das Volkswäldchen, i. J. 1895—97 von meinem Vor- gänger Chr. Ilsemann (einem Kieler) angelegt, ist ein moderner Park im großen Stile, mit breiten Fahrstraßen, großen Gruppen und riesigen Rasenflächen. Der Tiergarten, dessen gärtnerische Abteilung ebenfalls der städtischen Gartendirektion untersteht, enthält außer Freilandpflanzensortimenten eine Gewächshausgruppe von elf Freiheitsplatz in Budapest, im Hintergrund Basilikakirche. 2000 Fenstern, ferner Kulturbeete mit großen Reservegärten, außerdem zwei Baumschulen auf einer etwa 16 ha großen Kulturfläche. Die Oberleitung der gesamten hauptstädtischen Gärten liegt in den Händen eines Gartenbaudirektors, welchem sieben leitende Obergärtner, bzw. Gärtner, je einer für jeden Arbeitsbezirk, zur Seite stehen. Jeder Arbeitsbezirk arbeitet, je nach Größe und Jahreszeit, mit 60 — 180 Leuten, so daß die Zahl der Arbeitsleute in den Gärten, je nach Jahreszeit, zwischen 500 bis 800 schwankt, bei Neuanlagen aber auch 1000 erreicht. In trockener Jahreszeit zählt das ständige Bewässerungspersonal allein etwa 240 Mann. Das Stadtwäldchen birgt als einer der besuchtesten Parks in sich ein großes, von mir im Jahre 1913 angelegtes Blumenparterre, zu dessen einmaliger Bepflanzung durch- Schauhäusern (Abb. Seite 88). Das Pflanzenmaterial der Häuser hält jeder Konkurrenz ähnlicher Kulturen stand. Der Döbrenteyplatz, mit dem Blocksbergabhang neben der Elisabethbrücke, Ofener Seite, ist ein kleiner, sauber ge- haltener Park, welcher seiner Groteskheit halber von jedem Fremden besichtigt werden sollte. Abbildung Seite 87, unten, gibt eine Teilansicht aus demselben. Oben am Blocksberg ge- nießt man eine herrliche Aussicht über ganz Budapest. Auch die Fischerbastei mit kleinem Parkteil ist wegen der schönen Aussicht besuchenswert. Als Blumenplätze sind der Reihenfolge nach folgende die wichtigsten. Das Stadtwäldchen - Rondeau, der Elisabeth- platz, Parlamentsplatz, Freiheitsplatz (Abbildung oben), Servitenplatz, Gizellaplatz, Ausgang der Andrässystraße und noch viele andere. Die Straßen Budapest's zählen ungefähr XX, 8 Die Gartenwelt. 81 84000 Bäume. — Nicht unerwähnt darf ich lassen, daß der den Budapester Ost- bahnhof (Zentralbahnhof) umgebende Park, welcher jedem Sachverständigen durch seinen veralteten Siebeck'schen Stil und die darin befindliche, jede gärtnerische Fachkenntnis entbehrende Pflanzweise auffällt, nicht der Budapester Gartendirektion, sondern der ungarischen Staatsbahn untersteht. Genannte Anlage wird vom Ingenieur- amt der ungarischen Staatsbahnen geleitet. Der Rasen in dieser Anlage ist zwar tadellos und die Blumenbeete sind gut, weil beides von einem strebsamen Fach- mann behandelt wird, dagegen ist die Strauchgruppierung und Pflanzweise — nach Angaben des Ingenieuramtes aus- geführt — ein Unikum gartenkünst- lerischen Unverständnisses. Topfpflanzen. Einige Malvengewächse. Es ist be- kannt, daß besonders manche Pflanzen- familien sowohl viel und mannigfaltiges Material zur Ausschmückung unserer Gärten und Parks liefern, als auch zur Topfkultur, behufs Verschönerung unserer Wohnungen und zur Dekoration anläfilich verschiedener Feierlichkeiten, die im Laufe eines Jahres in unseren Familien zu begehen sind. Im nachfolgenden möchte ich einige Vertreter der großen Familie der Malvengewächse an- führen, die uns zum Teil schon längst liebe Bekannte von unserer Lehrzeit her sind. Es wären kurz zu besprechen : Abutilon, jene Pflanzen mit teils einfarbig grünen, teils bunt marmorartig gezeichneten Blättern, welche weich behaart oder glatt, je nach der Art oder Spielart, anzutreffen sind. Manche dieser Pflanzen können im Laufe eines Jahres eine Höhe bis zu 1 und Farkteil am Döbrenteyplatz in Budapest, im Hintergrunde die Kgl. Burg. Teichpartie im Budapester Stadtwäldchen. selbst 1,5 m erreichen, wenn der Boden, der ihnen zur Verfügung gestellt wurde, zusagt. Es gibt aber auch die reinsten Liliputaner unter den Abutilon, so z. B. F. Savitzer, das mit seiner weiß- buntblättrigen Belaubung ein wahres Schmuckstück für Topfkultur bildet. Die Heranzucht geschieht zu Ende Juli oder Anfang August durch Stecklinge, in mit sehr sandiger, leichter Erde zur Hälfte gefüllten Schalen, welche zugedeckt, kühl und schattig zu halten sind, und bei allmählicher Luftzufuhr. Nach der Bewurzelung werden die Pflanzen eingetopft, den Winter über an einem hellen Standort eines gemäßigt warmen Hauses aufgestellt und sehr mäßig und vorsichtig gegossen. Althaea, die eigentliche Stockmalve, entwickelt zuweilen über 1 m hohe Blütenstände in Aehrenform. Die Blüten weisen fast alle Farben auf, teils in reinen Tönen, teils in wunderbaren Zeich- nungen. Die Anzucht geschieht im Sommer durch Aussaat ins freie Mistbeet, von wo aus die Sämlinge nach entsprechender Ent- wicklung in genügender Entfernung auf vor» bereitete Beete gepflanzt und hier bei strenger Winterkälte leicht mit Reisern gedeckt werden. Besonders möchte ich die Chater'schen Züch- tungen als die besten Malven empfehlen. Gossypium, die Baumwolle, sei hier nur angeführt, weil sie ja ein Hauptvertreter der Malvengewächse und ein wichtiger Handels- artikel ist. Die Samen verlangen zum Keimen reichlich Bodenwärme bei gleichmäßiger Luft- temperatur. Die heranwachsenden Pflänzchen sind ebenfalls in einem Warmhause weiter zu behandeln. Ein Bäumchen mit reifen und vollentwickelten Fruchtständen ist ein seltener und kostbarer Anblick. Hibiscus. Diese Gattung liefert in den beiden Arten speciosus und syriacus herr- liche, bis zu 2 m hohe Blütenpflanzen in den verschiedensten Farben, dagegen in der Art Rosa sinensis einen Vertreter, welcher nur zur Topfkultur im gemäßigt warmen Hause geeignet ist. Durch fortgesetzte, zielbewußte Kreuzungen sind sogar gelbe 88 Die Garten weit. XX, 8 Blüten entstanden, und bieten diese mit den purpur und orange- gelb blühenden Pflanzen eine herrliche Abwechslung dar. Hibiscus st/riacus wird in der einfachen Form durch Aussaat vermehrt, jedoch zur Erhaltung von besseren Spielarten auf die Wurzeln gewöhnlicher Sorten gepfropft. Hihiscus Rosa sinensis läßt sich leicht im Frühjahr durch Stecklinge auf lauwarmem Fuß heran- ziehen. Um einen schönen Wuchs zu erzielen, muß oft gestutzt werden. Da Hibiscus sehr stark unter Thrips leidet, muß häufig mit 1 5 prozentiger Insecticidlösung gespritzt werden; dies gilt auch von den an erster Stelle aufgeführten Abutilon. Lavatera sind ein- und zweijährige, leicht zu kultivierende Pflanzen, welche nicht nur in kleinen, sondern auch in größeren Gärten mit Vorteil Verwendung finden können. L. trimestris, thuringiaca, aber auch arborea sind durch Aussaat im März bis April zu vermehren ; letztere Art kann auch durch Stecklinge auf lauwarmem Beete oder in Schalen herangezogen werden. Sie ist aber im ersten Jahre in Töpfen zu kultivieren und dann erst im Mai des zweiten Jahres auszupflanzen. Wir haben gesehen, daß jede der hier angeführten Gattungen mit ihren Arten in verschiedener Hinsicht dem Gärtner wertvolles Material zur Verschönerung der Gärten und der Innenräume unserer Häuser darbietet. Möchte es uns doch bald vergönnt sein, mit unseren Lieblingen zur Feier des Friedens und zum Willkommen unserer tapferen, heimkehrenden Feldgrauen Haus und Garten zu schmücken. R. Metzner, Mainz. Schlingpflanzen. Dalechampia indica. Dalechampia, eine Gattung der Familie der Euphorbiaceae, mit etwa 70 in den Tropen vertretenen Arten, ist interessant wegen der zusammengesetzten Blütenstände. Sie umfaßt Kräuter- und Schlingpflanzen. In Kultur ist bisher nur D. Roezliana Müll, aus Mexiko, eine beliebte Warmhauspflanze, mit leuchtend tief karmoisinrot gefärbten Brakteen. Dalechampia indica R. W. ist eine zierliche, bis zu 2 und 3 m hochkletternde Schlingpflanze aus Indien. Die sich gegenüber- stehenden, großen, 3,5 cm langen, dreispitzigen, gefalteten Brakteen sind von schön heller, gelblichweißer Färbung. Die Blätter sind beiderseits schwach wollig, dreiteilig, jedes Blättchen auf kurzem Stiel stehend. Die Blättchen sind von spitzovaler Form, 2 — 3 cm breit, 5 — 7 cm lang, von moosgrüner Farbe. Die Stengel winden links herum. D. indica beansprucht einen Platz im Warmhause. Sie erhält kräftige, durchlässige Erde. Gegen zu häufiges, heftiges Spritzen ist sie empfindlich. Memmler. Stauden. Arabis alpina fl. pl. als wohlfeile Schnittblume. Als Kranzblumen sind Arabis in den Frülijahrsmonaten sehr geschätzt. Meist wird diesen Stauden gar keine Pflege zuteil. Des Unkrautes wissen sich die dichten Polster zu wehren und im übrigen läßt man das Ding eben wachsen. Daß die Blumen oft an Größe und die Stengel an Länge zu wünschen übrig lassen, ist zwar nicht angenehm, aber man glaubt sich eben damit abfinden zu müssen. Es könnte aber doch besser sein. Arabis sollte man nie länger als drei Jahre stehen lassen und während dieser Zeit öfters mit Jauche düngen. Die Blüten er- scheinen dann in vollkommener Ausbildung und sind für Schnitt- zwecke viel geeigneter. Der Boden sollte vor dem Bepflanzen neben Stallmist und Kali auch Phosphordünger erhalten, in Form von Thomasmehl, das in diesem Falle wegen seiner nachhaltigen Wirkung dem Superphosphat vorzuziehen ist. In diesem Jahre, wo schon während der außergewöhnlich warmen Januartage zahlreiche Blütenknospen zu beobachten waren, sollte niemand versäumen, die Beete mit einem Bretterschutz zu versehen und mit Fenstern zu bedecken, um eine frühere Blüte zu erzielen. Die Blumen werden gern gekauft, vorausgesetzt, daß sie schön sind. Langstielige Arabisblumen eignen sich für jeden Zweck und lassen sich in der Binderei überall verwenden. Auch der Treiberei im Gewächshause bei 10 — 12 Grad Celsius möchte ich das Wort reden. Die Pflanzen werden einfach mit Ballen ausgehoben und in den Treibraum gebracht, wo sie bei guter Bewässerung schöne Ergebnisse zeitigen. Otto Sander. Gehölze. Palmenhaus und Schauhäuser im Budapester Tiergarten. Die Gattung Fouquieria wurde früher zu der Familie der Tamaricaceae gerechnet, doch hat man sie neuerdings auf Grund einiger besonderer Merk- male zu einer eigenen Familie, den Fouquieriaceae vereinigt. Die Gattung Fouquieria umfaßt etwa fünf Arten, die sämtlich im gemäßigt warmen Mexiko und in Texas beheimatet sind. Es sind dornige, 1 — 3 m hohe Sträucher von ausgeprägt xerophytischem Cha- rakter. Sie wachsen auf steinigem, felsigem Boden in sonniger Lage, meist in gebirgigen Gegenden. Ihre An- passungen an diese extremen Lebens- bedingungen äußern sich durch sparrige, spärliche Verzweigung, Ausbildung von kleinen, rundlichen bis ovalgeformten, mattgrünen, gesägten, kurzgestielten Blättchen, grauer Färbung der Zweige, Verdornung der Blattmittelrippen und kleiner Zweiglein. Die Begrünung erfolgt mit einsetzender Regenzeit und schließt mit beginnender Dürre ab. Die Blüte fällt in die blattlose Wachs- tumsperiode. Diestammblütigen Blüten erscheinen an den jungen Trieben in endständigen Rispen oder gedrängt XX, 8 Die Gartenwelt. 89 scheinährenförmig. Die Blütenfarbe ist bei allen Arten ein mehr oder weniger reines Rot. Gewöhnlich blühen die Sträucher reichlidi. so daß ein solcher Busch einen prächtigen Anblick gewährt. In unseren Breiten lassen sich diese Ziersträucher nur bei ge- nügendem Winterschutz kultivieren. Aber selbst dann ist ein schadloses Ueberdauern der Ruhezeit sehr fraglich. Die Gesamt- wärmesumme genügt nicht, das Holz recht ausreifen zu lassen. Günstiger ist entschieden ein Platz im Kalthause oder noch besser im trockenwarmen Kakteenhause. Hier ausgepflanzt, würde Fou- quieria die ihrem natürlichen Standort am meisten gleichkommenden Verhältnisse finden. Ein durchlässiger Tonboden, mit reichlich Gestein durchmischt und mit gutem Wasserabzug, ausgiebige Lüftung im Sommer, wenig Schatten, Trockenhalten zur Ruhezeit, sind die Vorbedingungen eines flotten Gedeihens. Fouquieria formosa H. B. K. Blüten dichtgedrängt, röhren- förmig, 2 — 3 cm lang. Röhre außen schmutzigrosa, Blütengipfel lachsrot mit hellerem Rand. Die Staubfäden sind dunkelgelb und ragen 1 cm über die Blattstiele hinaus. Kelch ist rötlich, mit 0,5 cm langen Zipfeln, sitzend. Blätter stumpf spateiförmig, kurzge- stielt, mattgrün, in den Achseln der grauen, 1-2 cm langen, derben Dornen, die meist zu dreien an den Blatt- knospen flach seitwärts abstehen. Der Strauch wird 2 — 3 m hoch. Er hat im Aussehen eine schwache Aehnlichkeit mit unserm heimischen Berberitzenstrauch. F. splendensEngelm. Wuchsform ähnlich der F. formosa. Blüten feuerrot, zahlreich, end- ständig oder zweig- blühend. Blätter klein, graugrün. F. spinosa Torr. Starkdorniger, strup- piger Strauch, 1 — 2 m hoch. Blüten rot. F. columnaris Kell. Wuchs schlank, säulen- förmig, 1 — 2,50 m hoch. Blätter 2 — -3 cm lang, rundlich oval. Zweige stark bedornt. Dornen bis 3 cm lang. Blüten rot und gelb. Die Vermehrung in der Kultur läßt sich am besten durch Sommerstecklinge unter Doppelglas durchführen, ebenso durch Aus- saat. Auch das Ablegeverfahren wird mit Erfolg angewendet wer- den können. Memmler. nicht mehr lohnte. Verschiedene landwirtschaftliche Versuchs- stationen in den Vereinigten Staaten haben sich seit Jahren mit dem Studium dieser Krankheiten des Kopfkohles beschäftigt, am meisten wohl die Versuchsstation des Staates Wisconsin. Hier hat der jetzige Dekan der landwirtschaftlichen Abteilung der Staats- universität, der Bakteriologe Prof. Dr. H. L. Russell , seit dem Jahre 1897 die Erreger dieser Krankheiten des Kopfkohles studiert, ohne bis jetzt in der Lage gewesen zu sein, bestimmte und wirksame Methoden zur Bekämpfung derselben und ihrer Erreger festzulegen. Man war zuerst der Ansicht gewesen, durch einen geeigneten Fruchtwechselbau die „kranken", d. h. die mit den Erregern dieser Krankheiten des Kopfkohles verseuchten Böden wieder säubern und „gesund" machen zu können. Es zeigte sich indessen, daß die in Betracht kommenden Krankheitserreger sich so lange in den betreffenden Böden lebenskräftig erhalten, daß ihnen durch einen Gemüsebau. Widerstandsfähige Krautarten. Von F. F. Matenaers, Chicago, Illionois. In den Vereinigten Staaten ist man in vielen Gegenden, in denen vordem die Krautkultur in hoher Blüte stand, gezwungen worden, den Anbau des Kopfkohles aufzugeben, weil zwei Krank- heiten, nämlich das Gelbwerden und die Fäule, in der- artigem Umfange auftraten, daß sich der „Kappusbau" einfach Etwa 150 m lange Blumenanlage im Budapester Stadtwäldchen. Fruchtwechsel allein nicht beizukommen ist. Man mußte also nach anderen Hilfsmitteln forschen, wenn man die großen Kapitalien, die in manchen Gegenden in der Kopfkohlkultur, insbesondere durch die Errichtung kostspieliger Lagerhäuser und wertvoller Sauerkrautfabriken festgelegt sind, nicht verlieren wollte. Ganz neuerdings nun heißt es, daß Prof. L. R. Jones vom Wisconsin State College of Agriculture ein wirksames Verfahren zur Be- kämpfung der Erreger der in Rede stehenden Kopfkohlkrankheiten entdeckt habe. Jones stellte zunächst einwandfrei fest, daß keines der in ähnlichen Fällen sonst üblichen Verfahren bei der Behand- lung „krautmüder" Böden von Erfolg sei. Er ermittelte, daß nur durch die Entwicklung hoher Wärmegrade die Krankheits- erreger vernichtet werden konnten, ein Verfahren, das bei größeren Kulturflächen aber praktisch undurchführbar ist. Nach Jahre hin- durdi fortgesetzten Untersuchungen im Laboratorium und Arbeiten im Felde hat Prof. Jones nun dargelegt, daß durch die Auswahl 90 Die G a r t e n w e 1 1. XX, geeigneter Krautpflanzen auf den verseuchten Böden ein Stamm von Pflanzen herangezogen werden kann, der absolut widerstands- fähig gegen Hie Erreger der eingangs genannten Krautkrankheiten ist. Prof. Jones wählte vor sieben Jahren auf einem vollständig erkrankten Kohlfelde einen der wenigen gesunden und fehlerfreien Köpfe aus, der in einer Umgebung von ausnahmslos erkrankton Pflanzen gewachsen war. Von diesem gesunden Kopf wurde Samen gezogen, und aus diesem Samen zog man wieder Pflan/en auf „krautmüdem" Lande. Von diesen letzteren suchte man wiederum die ganz gesunden und einwandfreien aus, zog von ihnen wieder Samen, pflanzte den Nachwuchs wieder auf „krautmiidein" Lande aus, und setzte dieses Verfahren Jahre hindurch, im ganzen sieben Jahre lang, fort. So erzielte man im letzten Jahre ■Tuf einem mit den Krankheitserregern durch und durch verseuchten Boden zwei Reihen, Pflanze für Pflanze durchaus gesunder und einwandfreier Kohlköpfe, während auf demselben Felde in allen anderen Reihen die Krautpflanzen durch Gelbwerden und Fäule total vernichtet wurden. In sieben Jahren hatte Prof. Jones durch beständige Zuchtauswahl also eine gegen die genannten Krankheiten durchaus widerstandsfähige Sorte oder richtiger einen gesunden Stamm einer Sorte von Kohlpflanzen herangezüchtet. Es braucht wohl kaum gesagt zu werden, daß in den Kohl- anbaugegenden des Staates Wisconsin und anderer Bezirke jetzt eine sehr starke Naclifrage nach diesem Samen herrscht. Indessen ist derselbe einstweilen noch nicht frei im Handel zu haben. d;i die erfolgreichen Versuchsansleller zunächst ihrer engeren Heimat, dem Staate Wisconsin, den praktischen Erfolg ihrer unermüdlichen Arbeit zugute kommen lassen wollen. Diese widerstandsfähige Kopfkohlsorte ist von Prof. Jones und seinen Mitarbeitern It 7s- consin Holland benannt worden ; sie wird in einigen Jahren in den Vereinigten Staaten zweifellos weiteste Verbreitung erlangt haben. Insektenfressende Pflanzen. Zur Kultur der Nepenthes. Von Reinhold Lamm, Obergärtner, Beuthen. Vielen Kollegen, welche 1913 die Breslauer Gartenbau- ausstellung besuchten und damals auch einen Abstecher nach dem Botanischen Garten machten , werden die hübschen dortigen Nepenthes in Erinnerung geblieben sein. Die Kultur dieser Pflanzen war mir damals anvertraut. Die Nepenthes sind ausgesprochene Moor- und Sumpf- pflanzen ; sie wachsen in ihrer Heimat an Sumpfrändern in den Urwäldern Brasiliens. Um gute Kulturerfolge zu haben, muß man sich die natürlichen Standorte dieser Pflanzen stets gegenwärtig halten. Der Boden derselben ist Humus, aus verwesenden Pflanzen gebildet, reichlich mit Wasser durch- tränkt. Durch den dauernden Verwesungsprozeß am Urwald- boden ist die Luft reich mit Ammoniak geschwängert und auch das Wasser ammoniakhaltig. Humus und Wasser sind äußerst kalkarm, was besonders in der Kultur zu beachten ist. Kalkhaltiges Wasser darf also weder zum Gießen noch zum Spritzen verwendet werden. Wo kalkarmes Wasser nicht zur Verfügung steht, entnimmt man das Gießwasser der Warm- wasserheizung oder verwendet nur sonstiges gekochtes Wasser mit Zusatz von ganz wenig Kuhfladen und 2 Gramm schwefel- saurem Ammoniak auf je 10 Liter Gießwasser. Auch für ständige Luftfeuchtigkeit muß gesorgt wurden. Man erzeugt sie durch das Aufgießen der Wege und Heizrohre und durch leichtes Besprühen der Pflanzen. Das Verpflanzen erfolgt gegen Ende der Ruhezeit De- zember— Januar, am besten in Holzkörbe, die frei aufgehängt werden, denn es ist den Nepenthes Lebensbedürfnis, daß auch die Luft Zugang zu den Wurzeln hat. Der beste Pflanz- stoff ist eine Mischung von Osmunda- und Polypodiumfasern, trocknem Sumpfmoos und Torfbrocken. Nach dem Verpflanzen werden die Gefäße mit Sumpfmoosspitzen belegt. Der neue Trieb beginnt im Februar — März. Manche Nepenthes, die von unten schlecht austreiben wollen, bringt man dazu, indem man über die unteren Augen, die austreiben sollen, halbmond- förmige tiefe Einschnitte macht. Durch diese Behandlung habe ich Pflanzen, die durch Jahre keinen jungen Trieb von unten gebracht hatten, zum Austreiben gezwungen. Ueber Sommer hält man die Nepenthes gespannt und gut beschattet. Alle 14 Tage verabreiche man einen leichten Dungguß aus Kuhfladen. Im November — Dezember, wenn die Ruhezeit eintritt, werden die Pflanzen zurückgeschnitten, damit sie auch im kommenden Jahre wieder gedrungen und buschig bleiben. In der Triebzeit dürfen die Kannen, die braun zu werden beginnen, nicht gleich entfernt werden; man muß sie erst ziemlich absterben lassen. Zeit- und Streitfragen. Die gesellschaftliche Stellung der Gärtnerei behandelte Herr Herm. Wolf in Nr. 49 d. vor. Jahrg. dieser Zeitschrift. Weshalb hat unserStand nicht die ihm zukommende Stellung im sozialen Leben? Wieviel Tinte ist schon für die Erörterung dieser Frage aufgewendet worden. Vor allem sind wir Gärtner uns wohl darüber klar, daß die Anforderungen, die an uns ge- stellt werden, in keinem Verhältnis zu unserer Bezahlung stehen. Werfen wir zunächst einmal einen Blick in unsern Beruf und be- sehen wir uns die wohl allen bekannten Tatsachen, welche mit wenigen Worten geschildert werden können. 1. Bietet die gewerbliche Gärtnerei in späteren Jahren meist nur dem ein Fortkommen, der die Mittel hat, sich selbständig zu machen. Die Zahl der verheirateten Kollegen beträgt etwa acht bis neun Prozent, alle sonstigen geschulten Arbeitnehmer sind meist junge Leute. Das Herabsinken unter den Gartenarbeiter und Tagelöhner ist nur zu häufig das Ende der oft mit großen Hoffnungen begonnenen Laufbahn. 2. Sind die guten Stellungen, namentlich diejenigen im Staats- dienste, nur wenigen erreichbar, auch sind diese Stellungen lange nicht immer so bezahlt, wie es den Anschein hat oder sein sollte. Ueberhaupt gibt es in unserem Berufe nur wenig gute Stellungen, im Vergleich zu anderen Berufen. Das ist auch der einzige Grund, weshalb alljährlich hunderte von Gärtnern einen anderen Beruf ergreifen, und wahrlich, es sind das nicht die dümmsten. Ich wage sogar zu behaupten, daß es schade ist, daß so viele fähige Leute dem Berufe wieder entrissen werden. Ich kenne viele Gärtner, darunter in ihrem Berufe tüchtige Menschen, die jetzt Angestellte der Straßenbahn, Kutscher, Berufsfeuerwehrleute usw. sind oder sich in untergeordneten Herrschaftsstellen abquälen müssen. O, ihr Herrn Kollegen, so ein Herrschaftsgärtner kann unter Um- ständen ein vielseitiger Mann sein; er geht auf die Jagd, fährt Auto, kann aber auch servieren, Teppiche klopfen, Messer und Gabeln putzen, Schweine züchten. Und die Frau Herrschafts- gärtnerin füttert die Hühner, hilft bei der großen Wäsche mit und rupft Unkraut im Garten; alles kann sie, muß sie können, nur eins nicht, Kinder kriegen — das darf sie nicht! Das könnte den gnädigen Herrn stören, wenn er einen Artikel über den Ge- burtenrückgang schreibt. Ach, so ein Gärtner ist doch die reinste Maschine, die läuft von morgens um 5 Uhr bis oft in die Nacht und wird nur ganz leicht mit „Kohldampf" geheizt. Vor Jahren besuchte ich einmal eine größere Herrschaftsgärtnerei Oesterreichs. Ich hatte Gelegenheit, zu sehen, wie der Gärtner schon auf zwanzig Schritt Entfernung vor der Frau Baronin den Hut zog, ihr mit Schneid die Hand küßte und dann im Laufe der Unterredung so oft und so schnell gnädige Frau sagte, wie ich deutscher Michel gar nicht Atem holen kann. Donnerwetter, Herr Wolf, das müßten Sie gesehen haben. An „Bildung und Schliff", selbst an der XX, 8 Die Gartenwelt. 91 Kleidung' war nichts auszusetzen, denn diese hatte der Herr Baron abgelegt ; sie war immer noch wie neu, erzählte mir der Gärtner. „Die Masse der Gehilfen wirkt in ihrer Tracht nicht angemessen." Ja, ganz recht, aber warum laufen die Leute oft wie die Schweine umher, denn das wollte Herr Wolf doch zum Ausdruck bringen? Der Sache ist sehr leicht abzuhelfen. Es wird doch sicher bekannt sein, daß der Gärtnergehilfe die billigste Arbeitskraft ist, denn einen Arbeiter bekommt man doch für den gleichen Lohn nicht. Dann hat man den Gehilfen am Sonntag, da macht er „Dienst", natürlich nur aus Liebe zum Beruf, im Winter heizt er, wenn nötig bis 1 Uhr nadits und länger. Besehen wir uns doch einmal sein Gehalt etwas näher. Bei geregelter Arbeitszeit bekamen die Gehilfen noch vor dem Kriege monatlich 70 — 80 M ; die meisten 70 M, das ergab 840 M Jahresgehalt. Davon rechnen wir bitte einmal die not- wendigsten Ausgaben ab. Ich werde mir erlauben, einmal eine Zusammenstellung aus meinem eigenen damaligen Ausgabenbuch zu machen : Für Wohnung im Monat 15 M, für ein Jahr 180,00 M Mittagessen täglich 1 - - - - 365,00 - Frühst. U.Vesper je 25 Pf., f.d. Tag 0.50 - - - - 182,50- Abendessen 0,50 - - - - 182,50 - 910,00 M 910 Mark stehen also hier schon einem Jahresverdienst von 840 Mark gegenüber. Nun will man aber, ja, man soll und muß eine Fachzeitung lesen, ferner sollte ein jeder Gärtner ein Tage- buch führen; ich benutze schon seit acht Jahren nur noch Hes- dörffers deutschen Gartenkalender, den ich nur allen empfehlen kann. Jedes Jahr bietet der Text etwas Neues, und so entsteht mit den Jahren eine nicht zu unterschätzende Sammlung. Einem Gärtnerverein soll man auch beitreten, 4 Mark Gemeindesteuer, Kranken- und Invalidenkasse bezahlen. Baden muß ein Gärtner doch wohl auch, die Haare wird er sich im Jahr wohl auch ver- schiedentlich schneiden lassen müssen, Seife wird er nicht entbehren können und Rasieren kann er sich nicht mit einem Stecklingsmesser, Wäsche wird er aucli regelmäßig wechseln müssen. Wenn nun gar ein Gärtner einmal ins Theater gehen will, so ist das unverzeih- licher Luxus. In den Abendkursen, in welchen sich der Gärtner ausbilden soll, ist ja alles frei, nicht wahr? Der Besuch eines Vortrags kostet meistens 50 Pfg. oder 1 M, die Gärtnerei liegt aber in der Regel weit draußen vor der Stadt. Bis man in die Stadt kommt, kostet es noch Fahrgeld, oft nicht wenig. Das sind alles Kleinigkeiten, wird man sagen, gewiß, aber man rechne einmal und man wird bald sehen, weshalb unsere Gehilfen, die vorwärts kommen wollen, oft auf ihrem bescheidenen Zimmer sitzen und trockenes Brot essen oder sich selbst ihr bescheidenes Mahl bereiten. Was bleibt nun für Kleidung? Wenn es nicht so bitter ernst wäre, könnte man laut auflachen ! Dafür lernt man nun 3 Jahre, um weniger wie ein Arbeiter zu verdienen. Wie oft hörte ich sdion klagen : Es gibt keine Gehilfen I Wir haben mehr wie genug, wir brauchen gar nicht so viele. Viele Arbeiten können Frauen und Tagelöhner ausführen, aber, wie gesagt, ein Gehilfe ist meist billiger und macht alles; einem Arbeiter würde man manche Arbeit nicht zumuten, die der Gehilfe ausführt. Stellt die Gehilfen wenigstens über den ortsüblichen Tagelohn und ver- langt andere Leistungen, ich bin der felsenfesten Ueberzeugung, daß in manchen Großbetrieben die Hälfte Gehilfen genügte, denn dort werden die Bummler oft gemacht; es ist zum krank werden, wenn man mit ansieht, wie da gebummelt wird. Raus mit den Faulpelzen und Drückebergern, aber den wirklich fleißigen gebt auch einen angemessenen Lohn ; damit allein wäre schon ein ge- waltiger Schritt zur Hebung des Gärtnerstandes getan. Z. ^ ■. »igten Gärtnerfamilie, wollte seinen „auf Landschaft" arbeitenden Gehilfen heimsuchen und ging wie er war und stand aus gröbster Arbeit in die Stadt. Auf der Straße stellte ihn ein Polizist und nahm ihn erbarmungslos fest, weil er den Gärtnereibesitzer für einen entlaufenen Strolch hielt. Die hohe Obrigkeit erkannte allerdings sofort ihren geschätzten Mitbürger, aber angenehm war dem Kollegen die Sache keineswegs, denn für Spott braudite er lange nicht zu sorgen. F. Steinemann. Was Herr R. L. in Nr. 6 über Gärtnerkleidung schreibt, ist wohl zu beherzigen, so auch das Beachten der „Umstände", so- weit es angeht. Auch der Meister gedachte der Herr Verfasser, das reizt mich, ein Erlebnis mitzuteilen: Ein mir bekannter, tüchtiger Handelsgärtner, Sproß einer ver- Mannigf altiges. Gedanken am Abend. Von Gartendirektor C. Sprenger, Achilleion (Korfu). XV. In einer der ersten politischen Tageszeitungen Deutsch- lands fand ich jüngst eine längere Mitteilung über die sogenannten „Schmiergelder". Es wurde dort besonders her- vorgehoben, daß diese in Deutschland in den besten Gärtner- kreisen, z. B. unter Herrschafts-, Stadt- und auch Hofgärtnern, langatmige Titel gab es da weiter glücklicherweise nicht, gang und gäbe wären, und man konnte herauslesen, daß sie sozusagen zum guten Ton gehörten. *) Es war besonders hervorgehoben, daß solche „Gaben" von holländischen Blumenzwiebelfirmen mit vollen Händen an Deutschlands Gärtner verteilt würden. Das gab mir allerdings zu denken. Wenn dem so ist, so können die betroffenen Fachleute sich keinen Augenblick mehr wundern, wenn man sich im Auslande da und dort über uns lustig macht, uns verleumdet, wo es nicht am Platze, uns herabmindert, gelegentlich lächerlich macht, uns verachtet, beschimpft, auch wohl verallgemeinert, um kurzerhand zu verurteilen. Es kommt mir nicht in den Sinn, anzunehmen, daß allein die betroffenen Vertreter und Träger der schönen Garten- kunst, oder sagen wir des deutschen Gartenbaues, an solchem Tun die Schuld tragen ; mir scheint vielmehr, daß diese Schuld geteilt, sehr viel mehr auf die Schultern der garten- liebenden Kreise, die sich Gärtner halten wollen und können, abzulagern ist. Allerdings entschuldigt auch das nicht den Gärtner, der sich unter allen Umständen rein zu erhalten hätte. Er darf eine zu schlecht bezahlte Stelle eben nicht übernehmen, auf der er nicht oder nur kümmerlich mit Familie aber ohne diese zu leben vermöchte. Es ist ein Jammer, wenn z. B. Arbeiter in Munitionsfabriken und sowas pro Tag 7 — 10 M verdienen können, und der Herr Ober- gärtner, sagen wir mal, kaum die Hälfte verdient. Damit versündigen sich die Herrschaften am Gartenbau. Ehrlichkeit soll alleweil bei uns wohnen bleiben, nie ver- sagen und nie mißhandelt werden. Wir Gärtner dürfen uns nicht durch Nichtachtung derselben herabwürdigen, dürfen auch nicht von inländischen Firmen solche Schmutz- gelder einstecken. Andernfalls helfen wir die Grundlagen der Gesellschaft mit untergraben , rütteln an den Pfosten einer mächtigen Zivilisation und versinken in den Zustand der Rohheit ; nähern uns dem neuen Zeitalter alter, so- genannter Barbarei, deren sicheres Kennzeidien die verringerte Achtung vor den Rechten der Personen, aber auch des Eigen- tums ist. Wie aber könnte jemand den achten, der stiehlt, sich auf anderer Kosten bereichert ? Und wie könnte man für diese Person oder im Interesse derselben oder im selbst- eigensten Interesse mit Erfolg den Gartenbau betreiben? *) Anmerkung des Herausgebers. Es dürfte im Drjtschen Reidie kaum einen gärtnerischen Staats-, städtischen oder Hofbeamten geben, der Schmiergelder annimmt. 92 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 8 Das scheint mir ganz unmöglich zu sein und deshalb, meine ich, geht es mit dem Fortschreiten edleren Gartenbaues zum Teil so Schneckenhaft voran. Ich will dieses Thema hier nicht weiter ausspinnen, ein- mal fehlt dazu der Raum, und dann ist das meine Absicht nicht. Ich wollte bloß etliche nackte Erfahrungen hier fest- legen und meinen Herren Kollegen etwas praktisch Erlebtes erzählen, um ihre Gedanken über dieses Uebel anzuregen; dabei greife ich ins volle Leben hinein, gebe eine Art Pot- pourri aus meinem armen Leben, das sich als Gehilfe, Piivat- gärtner, Handelsgärtner, Samenbauer und -händler und zuletzt als Gartendirektor abspielte. Als Gehilfe, noch zart und klein, befaßte ich mich natürlich nicht mit dem Einkaufe. Als Privatgärtner über- ließ ich sowas gerne meiner Herrschaft, und erst mit dem Handelsgärtner geht der Tanz ins volle, traurige Dasein los. Also hüpfen wir ganz unvermittelt hinein, vorher aber bitte ich um Entschuldigung, wenn es ohne mein eigenes bißchen Ich nicht ganz klar werden kann, ich es fast jedesmal mitspielen lassen muß. Auch was der Mensch selber weiß, ist Erfahrung, und diese ist mit der Erinnerung unser ganzes Eigentum. Was draußen an uns hängt, gehört der Erde, der Genossenschaft, es wurde uns bloß zur Verwaltung eine kurze spanne Zeit überlassen. Von jeher war ich ein ungeteilter Freund der „Blumen- zwiebeln" und aller ihrer Trabanten. Ich bewunderte als Kind nichts mehr als die Lilien, nicht auf den Feldern, sondern im Bauerngärtle, und sammelte arme Gagea arvensis auf den Kartoffeläckern meiner verschiedenen Onkels, mit denen ich gesegnet blieb mein Leben lang. Als ich dann in späteren Jahren es bis zum „mittuenden" Handelsgärtner, dem es gnädiglich erlaubt wurde, im Glashause zu verweilen, gebracht hatte, erhob ich diese geschmähte Liebhaberei auf den Tron, sammelte, kultivierte, also züchtete alles was mir erreichbar schien, und mein Arm reichte weit. So kam es, daß ich den Holländern ein Splitter im Auge ward, der neben ihrem Balken unbequem wurde. Dafür haben sie sich, solange ich Blumenzwiebeln zog und auch verkaufte, arg gerächt, dabei aber nie gesehen, welch klägliche Rolle sie spielten, welch erbärmliche Wichte etliche unter ihnen waren. Einst besuchte ich Haarlem und freute mich kindlich, den Leuten den guten Morgen wünschen zu können. Da kam ich schön an ! Ich fing meine Besuche am verkehrten, das heißt am obersten Ende an, vielleicht weil ich meinte, der Mann müsse die Weisheit mit Löffeln und Gabeln genossen haben und ich müßte, von ihrem Glänze bestrahlt, neue Wunder erleben. Der Mann ist nun tot, aber seine Hyazinthen sind immer noch da. Er ließ mich sehr lange „antichambrieren", so wie es ein serbischer Minister wohl tut, der von Rußlands Vetternschaft träumt. Als er dann kam, blieb er erhaben, trocken und wortkarg wie ein verirrter Brite, der nur „eng- lisch" redet und höchst brutal ist. Er lud mich nicht ein, seine Gärten und Felder zu besuchen, und wir waren fertig. Er blieb aber der einzige, dieser Holländer, dem ich meine Karte gesandt hatte, unerkannt sah ich von Haarlem und Hillegom usw. alles, was mir, außer Menschen, Freude be- reiten konnte. Ich habe später manchmal von einem Haar- lemer Züditer gekauft, aber die Bedienung war so, daß ich ihn aufgeben mußte. Er selber aber konnte nie zufrieden- gestellt werden, das war rein unmöglich. Ein anderer, den ich zwar nie von Angesicht zu An- gesicht geschaut habe, der mich zu kennen und zu beurteilen ^ nie die Ehre hatte, verfolgte mich, solange ich es duldete. * Er gab nette Preislisten heraus und sammelte in aller Welt, züchtete auch Hybriden und sonnte sich im schönen Licht. Solange ich Handelsgärtner blieb, fluchte er einfach, als ich es dann für gut hielt, mich in mein herrliches Glashaus zu- rückzuziehen und frei mein Lied wie die schönste Schwalbe über Länder und Meere zu singen, gab ich ihm öfters Auf- träge, deren Ausführung meist gut war, nur ab und zu kam ein Schnitzer, und so oft ich das meldete, wurde er höchst ungnädig, hielt sich für unfehlbar und gab mir jedesmal für mein Sonnenland Verhaltungsmaßregeln, z. B. für Lilienkultur, von welcher er, so weit mein besagtes Land reicht, keine Spur kannte. Es ergab sich nun, weil ich zurück echote, eine oft recht „pikierte" Schriftstellerei, die mich ergötzte. Nun gab er mir Schmiergelder unter dem Titel 20 Prozent. Er glaubte ganz gewiß, mich nun in der Tasche zu haben und behandelte mich schließlich derart, daß es mir als altem Manne denn doch zu bunt wurde und ich ihm den Laufpaß geben mußte, so leid es mir tat, allein alles „Gute" hat auch sein Ende. Er wird sicherlich böse reden, tut nichts, denn seine Schmiergelder wanderten in die Tasche der Auf- traggeber, für die ich das Vergnügen hatte und habe zu sammeln, zu kaufen und zu züchten. Hier stellt sich die erste Lehre ein. Wie dürfen wir deutschen Gärtner uns den Holländern gegenüber die Blöße geben, ganz ab- gesehen von allen anderen, viel schwereren Uebeln, den Hol- ländern, die zwar unsere Vettern sind, die aber recht geteilt über uns herfallen und uns eben jetzt im Weltenkriege teil- weise arg zerzausen, um mit den Feinden, den famosen, lügen- haften, Hand in Hand zu gehen. Niemals! Lieber verschwinden, lieber darben oder tot 1 Bedenket es, gartenbautreibende und -liebende, deutsche Reichsgenossen und stellt eure Gärtner so, daß sie nicht zu schwindeln brauchen und nicht hinters Licht von Feinden geführt werden können, die uns am liebsten nicht bloß Michels Zipfelmütze, sondern auch die Haut über die Ohren ziehen möchten. Mein Famulus hatte also die Stirn, mir seine 20 Prozent zu „gewähren", die ich ruhig annahm und ihm kurzerhand zur Zeit der Zahlung abzog , das aber selbstverständlich auf die ein- zureichenden Originalrechnungen eintrug. Und dieses Ver- fahren empfehle ich angelegentlich meinen Kollegen, denn nimmt man die Prozente nicht an, so steckt sie eben der Holländer ein und die Gartenbilanz der eigenen Herrschaft wird gestört oder beschwert, der Holländer aber steckt meist ohnehin schon 100 Prozent Gewinn ein und das ist jeden- falls schon zuviel. *) Am besten und klarsten wäre es natürlich, solche An- gebote ohne viel Redensart kurz und energisch abzuweisen, allein der Unfug hat mittlerweile solche Ausdehnungen an- genommen, daß es schier unmöglich scheint, dem Uebel so beizukommen. Nimmt man das Geld an, so bleibt immer noch die Tür der heimlichen Verleumdung und Verdächtigung dem Fremden gegenüber offen. Alle deutschen Handels- häuser gärtnerischer Waren sollten ein für allemal reinen Tisch machen und jede derartige Manipulation verschwinden lassen. Die aber, die dennoch Schmiergelder anbieten, sollte man an den öffentlichen Pranger stellen. Reine Waren, reine, klare Preise! *) Anmerkung des Herausgebers. Das hier empfohlene Verfahren habe ich schon vor einem Vierteljahrhundert angewendet. Ich habe die „Prozente" angenommen, aber als Einnahme des Betriebes, dem ich vorstand, gebucht und verrechnet. XX, 8 Die G a r t e n \v e 1 1. 93 Mein holländischer Lieferant wurde schließlich, wie schon gesagt, auf Grund dieser seiner Schmiergelder, wie ich an- nehmen durfte, so frech, daß ich auch ihm den Laufpaß gab. Ich meine ihn immer noch schimpfen zu hören. Es gibt eben nur ein Holland, nur eine Zwiebelmöglichkeit, nur ein Können und Wissen in allem, was Blumenzwiebelkultur heißt, und wehe dem, der sich anderwärts damit befaßt. Niemals dürfen deutsche Gärtner solche Blößen der Schmiergelder dem Aus- lande gegenüber weiter dulden. Ich möchte hier hervor- heben, daß meines Wissens Franzosen und Engländer sowas nicht tun, dem deutschen Gärtner derartige Unterschleife nicht zumuteten. Mir ist kein Fall aus diesen Ländern bekannt geworden. Hatten mich diese Männer der Zwiebeln von Fall zu Fall erheitert, so ärgerte mich ein anderer durch übertriebene, nicht verlangte Aufmerksamkeit, indem er mich im Achilleion besuchte, als eben der Hofhalt hier weilte, dem Diener auf dem Fuße folgte, mein Zimmer im Sturm zu nehmen sich anschickte und dazu noch einen Freund mitführte. Er hatte mir die ganze Freude verdorben, ihm guten Tag zu wünschen ; er benahm sich aus lauter Geschäfts- und Zwiebeleifer taktlos, ohne es zu merken. Dazu hatten sicherlich ebenfalls die häufigen Schmiergelder, die er mir oder meiner Tasche zu reichen glaubte, beigetragen. Diese Leute glauben schließ- lich, sie können den deutschen Gärtner so nehmen, wie es ihnen paßt, ihn nach ihrem Sinne zu nehmen, um ihn neben- her auszuhorchen, denn der gutherzige deutsche Michel ist meist viel zu harmlos, um sie gehen zu hören und zu durch- schauen. Wir Gärtner dürfen uns nicht an die wachsende Kor- ruption anderer und vielleicht auch unseres Volkes gewöhnen, sonst werden wir die ersten sein, die ihr zum Opfer fallen. Wir haben zu hohe und edle Aufgaben. Ich will lieber mein bißchen Brot ohne Fett essen und mit einer hand- voll Oliven das Leben fristen, als mir solche Gelder an die Hände kleben zu lassen. Diese Korruption ist soweit gewachsen, daß man z. B. rund um das schöne blaue Mittel- meer das Dasein ehrlicher Leute in irgendeiner Verwaltung in Zweifel zieht und den für den dümmsten der Narren hält, der die Gelegenheit zur Annahme von Schmiergeldern nicht ausnutzt. Der größte Dieb dieser Sorte wird im Süden, besonders bei lateinischen Völkern, auf das angesehenste gegrüßt, und alle Türen öffnen sich seiner Persönlichkeit. Im Apenninreiche sagt man achselzuckend von ihm „ha saputo fare", d. h. frei genommen : Der hats verstanden, sein Hühnchen zu rupfen und für die Tasche zu sorgen oder dergleichen. Wohin aber führt der Weg? Dem Denkenden ist es klar. Patriotismus und jegliche Ehre werden mit Füßen getreten, um in die Brüche zu gehen, und Recht oder Gesetze werden mißachtet; wer daran Teil hat, bröckelt am Bau des Vater- landes und verhöhnt das eigene Volk. Man denke nicht, daß ich den Holländern und besonders ihren Blumenzwiebelzüchtern gram wäre, oder speziell dem Kleeblatt, mit dem ich, wie oben gesagt, mich besonders s zu befassen hatte, nicht grün oder blau gesinnt sei; nichts wäre irrender. Ich schätze ihren Blumenbau und ihre weise Kultur hoch ein, aber ich möchte meine Herren Kollegen darauf aufmerksam machen, daß sie sich den Vorrang ein- ander abzugewinnen suchen, indem sie uns bestechen und uns manchmal auch minderwerte Ware zu teuer verkaufen, um sich hernach gelegentlich über uns zu belustigen oder über uns herzufallen. Wir sind ebensoviel wert im Stamm und in der Kultur und jeglicher Zivilisation als sie, vielleicht wir deutschen Gärtner auch etwas mehr, darum sollen wir uns hüten, mit ihnen fürder solche mehr oder weniger offenen Durchstechereien zu treiben. Den Handelsgärtnereien mögen sie besondere Preise des Vorzuges brieflich geben, aber allen anderen Betrieben reelle Preise machen und uns mit „ Schmiererei" verschonen. Und so werden wir Freunde sein und bleiben, sonst aber nicht. Wenn wir uns in Deutschland nur recht umsehen wollten und geeignete Leute aussenden möchten; wir können alle holländischen Blumenzwiebeln grade so gut als die Holländer bauen und erzeugen. Wir haben solche Lagen und solche Böden, die wir uns bessern und geeignet herrichten können. Auch die Holländer bauen nicht alles selber und kaufen vieles im Süden, oder sie lassen es dort für sich heranziehen. Sie handeln, wo es ihnen paßt. Nur Hyazinthen, Tulpen und etliche andere Sachen bauen sie selber. — Ich brauchte Sparaxis. „In schöner Mischung" wur- den sie mir verkauft — es war aber nur eine blasse, die schlechteste wilde Form, die aus der Provenge stammte. Man kann sowas nicht gut bei den Holländern kaufen, wenigstens haben sie mir bisher darin ausnahmslos Schund geliefert, ich nahm an in gutem Glauben, dafür aber tadel- lose Tulpen, Hyazinthen und manches andere. Auch Ane- monen aus Caen, durch Holländer bezogen, waren schief, oft miserabel, fast alles weiß und blaßblau und so geschnitten, daß Tausende auf ein Postkolli kamen. Ihre Narzissen sind sehr schön, aber die Zwiebeln manchmal krank. Sie reichen diesen Zwiebeln zu wenig Kalk. Ihr Boden ist zu humos für viele solcher Sachen. Ersatzpflanzungen von Nußbäumen. Das Kreisamt Büdingen (Hessen) hat in Verbindung mit dem Kreisobst- und Gartenbau- verein Büdingen in vorbildlicher Weise für sofortigen Ersatz der beschlagnahmten und gefällten Walnußbäume im Kreise Büdingen gesorgt. Nach der Obstbaumzählung von 1913 waren im Grofiherzogtum Hessen 72 426 Walnußbäume vorhanden, darunter 54 363 Stück tragbar. In den letzten zwei Jahren wurden etwa 4000 Bäume gefällt, so daß es heute noch rund 50 000 tragfähige Bäume gibt. Von diesen dürften sicher 15 000 der Beschlagnahme verfallen, es verbleiben mithin nur 35 000 Bäume. Unter Hin- weis auf den hohen wirtschaftlichen Wert dieser Bäume fordert das Kreisamt zu sofortigem Ersatz und zur möglichsten Erhöhung des früheren Baumbestandes auf. Alle Gemeinden, Kirchen, standes- herrlichen Verwaltungen und Privatleute werden zur Mitarbeit an dem wirtschaftlich bedeutsamen Werke aufgefordert. Der Kreisobst- und Gartenbauverein hat zu diesem Zweck bereits sämtliche vor- handenen Walnußbaumbestände der ihm zur Verfügung stehenden Baumschulen mit Beschlag belegt. Wie ferner mitgeteilt wird, ist schon jetzt die Nachfrage nach jungen Bäumen eine sehr rege, ein Beweis, daß der Aufruf bei der Bevölkerung guten Anklang gefunden hat. Sicherlich dürften auch in anderen Gegenden ähnliche Be- strebungen im Gange sein, es wäre erfreulich, näheres hierüber zu erfahren. A. E. Einem Feldpostbriefe eines unserer Mitarbeiter im Westen entnehmen wir nachfolgende Stimmungsbilder: „Die Befürchtungen auf einen strengen Winter haben sich nicht bewahrheitet. Nach den kalten, schneereichen November- tagen setzte bald Regen ein und trübe, regenreiche Tage haben wir seitdem im Uebermaß zu kosten bekommen. Grundlos sind die Wege in den Wäldern ; unsere Gräben an den Bergeshängen sehen oft kleinen Gießbächen verzweifelt ähnlich ; diese unterspülen die Grabenwände und -befestigungen und manche sorgsam auf- gebaute Brustwehr und mancher Kugelfang sind im zähen Lehmbrei zusammengesunken. Da heißt es immer wieder schanzen, neu 94 Die Gartenwelt. XX, 8 aufbauen und absteifen, oft unter den schwierigsten Verhältnissen im Dunkel der Nacht, um Verluste durch das feindliche Feuer zu vermeiden. Sind die Tage klar und hell oder bricht gar die Sonne durch das trübe Gewölk, so surren schon früh die Flieger durch die Luft, verfolgt von den weißen Wölkchen, welche die dumpfplatzenden Schrapnells am Himmel zeiclinen. Es sind Ar- tillerietage. Schwer liegt dann das feindliclie Artillerie- und Minen- feuer auf unseren Gräben, und froh sind wir dann immer, wenn der frühe Abend herniedersinkt. Seit die Franzosen unserer Stellung gegenüber eine Anzahl schwerer Minenwerfer eingebaut haben, sind wir unseres Lebens nicht mehr froh geworden. Als Vorspiel sausen gewöhnlich einige schnelle Granaten an, und dann kommen die schwanen Dinger durch die Luft gepurzelt, als wenn leere Sektflaschen zum Fenster hinausgeworfen werden. Hoch fliegen sie zum Himmel empor, überschlagen sich, sausen herab und mit fürchterlichem Krachen wird der Dreck haushoch empor- geschleudert. Starke Tannen werden entwurzelt, geknickt und wie Streichhölzer durch die Luft gewirbelt. Besonders die großen 2 Zentnerminen richten starke Verheerungen an. Der Luftdruck ist furchtbar. Die Ohren schmerzen und das Gehör setzt teilweise ganz aus. Vorgestern wurde ein Kamerad buchstäblich in Stücke zerrissen. Der Kopf wurde den ganzen Berg hinabgeschleudert. Es ist grauenhaft, wenn man dann die einzelnen Teile zusammen- sucht. Ein anderer wurde wahnsinnig, einem dritten ist der Brust- korb eingedrückt worden usw. Bricht dann die Nacht herein, so beginnt die Tätigkeit vor dem vordersten Graben. Es wird mehr und mehr mit Handgranaten gearbeitet. Im Schutze der Dunkel- heit kriecht man vor und versucht, Handgranaten in den feind- lichen Graben hinein zu wichsen. Das ist zwar nicht ganz ge- fahrlos, aber doch anregend und interessant, weil man sich selbst dabei betätigt. Nichts ist niederdrückender, als schweres Artillerie- feuer machtlos und untätig über sich ergehen lassen zu müssen. Laut dem Bericht der . . . Division haben die Franzosen vor- gestern außer den geschleuderten Minen im Laufe des Nachmittags „schätzungsweise über 1000 Granaten" gegen unseren Abschnitt in . . . abgefeuert. Da unsere Artillerie kräftig antwortete, können Sie sich ja ungefähr ein Bild von der Heftigkeit dieses Artillerieduells machen. ... In unserer neuen Stellung liegen wir in einem pracht- vollen, alten Buchenwalde am Abhänge eines großen Talkessels. Auf der Höhe der Kuppe liegen sich die vordersten Gräben auf 80 — 100 m gegenüber. Da jedes Unterholz fehlt, können wir uns tadellos in die Schießscharten hineingucken und uns gegen- seitig Schmeicheleien zurufen. Die Unterstände hier zeichnen sich durch ein ehrwürdiges Alter aus und sind bemüht, jedem über- flüssigen Tageslicht den Eintritt strengstens zu verwehren. Dafür sind sie von zahllosen Ratten bevölkert, die nachts bataillonsweise aufmarschieren. Dann blitzen die Taschenlampen auf und mit ge- zogenem Seitengewehr beginnt oft eine wilde Jagd. Es ist aber vergebliche Liebesmüh, denn die Biester können in noch kleinere Löcher hinein als wir, trotzdem wir in diesem Punkte auch schon alles mögliche leisten. Unseren Humor beeinträchtigt diese lang- geschwänzte Schaar aber nicht, denn abends ertönt die Mund- harmonika und trotz der Ratten schläft man die wenigen übrig- bleibenden Nachtstunden auf harten Brettern wie tot, wenn man auch oft bis auf die Haut durchnäßt ist." Friedhofskunst. Neun Soldatenfriedhöfe sind gegenwärtig im Bereiche einer Reservedivision im Priesterwalde, unmittelbar im Kampfgebiet, in der Ausführung begriffen. Dem in weiten gärtnerischen Kreisen bekannten Kgl. Garteninspektor Hübner, Obergärtner des Kreises Teltow, war Anfang Januar der ehrenvolle Auftrag geworden,* in ehrenamtlicher Tätigkeit dem Stabe der betr. Division bei der Anlage der auf einem Gebiet von ungefähr 10 km befindlichen Soldatenfriedhöfe beratend zur Seite zu stehen und die Ausführung derselben zu überwachen. Herr Hübner hat sich nun der schönen Aufgabe selbstlos unter Einsetzung seines ganzen Wissens und Könnens hingegeben, und an Ort und Stelle — er hat dabei auch die Feuertaufe erhalten — nicht nur beratend gewirkt, sondern gleich im Stabsquartier die Pläne entworfen und ausgearbeitet. Dieselben haben denn auch den ungeteilten Beifall der maßgeben- den Herren des Stabes gefunden, so daß sie sogleich vom Divisions- kommandeur genehmigt wurden, und sich jetzt, wie gesagt, in der Ausführung befinden. Die Hauptschwierigkeit bei einem jeden Entwurf bestand naturgemäß darin, die in den meisten Fällen unter den obwaltenden Verhältnissen nur einigermaßen regelmäßig zueinander angelegten Gräber zu vereinheitlichen und in eine un- bedingt notwendige, dem meist schwierigen Gelände anzupassende Erweiterung hineinzubeziehen. Besonders pietätvoll wirkt bei all diesen Friedhöfen, daß ein jeder Held sein eigenes Grab hat, bzw. bekommt, und zwar nicht in Hügelform, sondern eingeebnet, aber genau gekennzeichnet durch einfache Einfassung und betont durch einen schlichten, niedrigen Grabstein (Kubus) und ent- sprechende Bepflanzung. Die Ausführung eines jeden Friedhofes ist einem besonderen Gärtner (abkommandierte Militärperson) übertragen worden. Die Oberleitung liegt natürlich in den Händen des Herrn Garten- inspektor Hübner, während die ständige Aufsicht von 3 Offizieren des betr. Divisionsstabes ausgeübt wird, denen außerdem ein Feldwebel zur Seite steht, der im Zivilberuf Handelsgärtner ist. Gegenwärtig trägt Herr Garteninspektor Hübner hier in der Hei- mat das notwendige Pflanzenmaterial zusammen, das von nam- haften Baumschulbesitzern ausnahmslos kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Später wird sich dann Herr Inspektor Hübner noch mehrfach in das Operationsgebiet begeben. Herr Hübner dürfte übrigens der erste Zivilgärtner sein, der sich unmittelbar hinter der Front derart praktisch betätigt. Wir haben das sehr interessante Material vertraulich eingesehen, und werden demnächst, sobald die Arbeiten abgeschlossen sind und uns die Genehmigung des Oberkommandos hierzu erteilt ist, näher darauf eingehen. Rechtspflege. Bestrafungen wegen Ueberschreitung der Höchst- preise. Zu 10 000 M Geldstrafe verurteilte die Strafkammer in Bielefeld einen Gärtner und Handelsmann in Lübbecke in West- falen, der einen umfangreichen Handel mit Saatgetreide betrieb und das als solches erworbene Korn fortgesetzt weiter verkaufte, ohne sich im geringsten darum zu kümmern, ob es auch als Saat- gut Verwendung fand. Durch die umfangreiche Zeugenvernehmung — es waren etwa 80 Zeugen geladen — wurde festgestellt, daß der Angeklagte mehrfach Saatgetreide auch an solche Abnehmer verkaufte, die gar keinen Acker hatten. Angesichts des sehr er- heblichen Verdienstes des Angeklagten und der durch seine ver- botswidrigen Handlungen verursachten Schädigung des Volkswohls hielt das Gericht die hohe Strafe für angebracht. — Dem Gärtnereibesitzer H. in Eckernförde wurde zur Last gelegt, die Höchstpreise für Kartoffeln überschritten zu haben, indem er für 200 Pfund 9, bzw. 9,50 M forderte. Die Kauflustige, eine Frau aus dem Arbeiterstande, bemerkte darauf, ob die Kartoffeln nicht billiger seien, wenn sie dieselben abhole, doch entgegnete H., das gebe es nicht. Er habe selbst 9,70 M bezahlt, könne also nicht billiger verkaufen. Da der Höchstpreis für Eckernförde auf 7,90 M fest- gesetzt war, machte die Frau Anzeige, und das Schöffengericht verurteilte H. zu 30 M Geldbuße. Hiergegen legte er Berufung ein, und zwar behauptete er, er wollte überhaupt keine Kartoffeln verkaufen, sondern erst eine Neuregelung der Preise abwarten, da er sonst nichts verdienen könne. Das Gericht erachtete aber ein Kaufangebot auf Grund der Angaben der Frau für vorliegend. Die Auslassungen des Angeklagten seien nicht geeignet, ihn zu entschuldigen, denn er habe der Frau nahelegen wollen, einen höheren Preis zu zahlen, als wie behördlich festgelegt war. Die erkannte Strafe wurde, weil nicht ausreichend, auf die Berufung der Staatsanwaltschaft auf 70 M erhöht. XX, 8 Die Gartenwelt. 95 Verkehrswesen. Die Vorarbeiten zu einem deutsch-österreichisch- ungarischen Gemeinschaftstarif. Von Zollverwalter G. Geschwender. (Schluß aus Nr. 7.) Bisheriger Zolltarif Deutschlands. = 2 Wareng-attung Allge- meiner 1. Erzeugnisse der Landwirtschaft und andere Natur- erzeugnisse. A. Des Gartenbaues. Obst: 47 a frische Aepfel und 47 b irische Birnen, Quitten unverpacktv.25 9-25 11 -26 11-24/9 -1/9-30/11 -1/12-31/8 verpackt . . . . in Postsendungen bis 5 kg einschließlich . auf andere Weise ein- gehend nur in Säcken bei mindestens 50 kg roh vom 1,9-30/11 . . vom 1/12-31/8 . . in andererVerpackung in einf. Umschließung i. mehrf. 47 d Zwetschen sowie 47 e Mirabellen, Reineclauden sowie 47 f Kirschen u. Weichsein Mispeln Pflaumen all. Art, Kir- schen , Weichsein in Postsendungen von einem Gewidit bis 5 kg auf andere Weise ein- gehend Hauszwetschen vom 1/9— 30 11 . . vom 1/12—31/8 . . andere Pflaumen . Kirschen z. Branntw.- bereitung, auf Erlaub- nis, unter Kontrolle . andere Kirschen und Weichsln .... 47 e Aprikosen 47 i jjohannis-, Stachel-, Hei- del-, Preißelbeeren usw alle, ausgenommen die Preißelsbeeren, i. Post- sendungen bis 5 kg auf andere Weise ein- gehend a. d. österr. i. d. deutschen Grenz- bezirk Ver- trags- mäßiger Zollsatz Mark Oesterreich. Deutsche Einfuhr n. Einfuhr n. Deutschland! Oesterr.-U. 1913 \ 1913 Doppelzentner frei 2,50 10,00 6,00 frei 2.00 frei frei 2,00 3,20 5,00 frei frei frei 2,00 2,00 frei 1,00 8,00 frei 5,00 — frei frei 626160 Aepfel 7680 160000 Birnen 84160 5670 1160 20300 21660 ( — Bisheriger Zolltarif Oesterreich-Ungarns. Warengattung 37 IV. Gartenbau. Obst (außer Weintrauben) a) feines Tafelobst b) anderes, unverpackt oder ledig in Säcken : 1. Aepfel, Birnen und Quitten, unverpackt 2. Aepfel, Birnen und Quitten, ledig in Säcken .... 3. Pflaumen u. sonstiges nicht unter 1 u. 2 genanntes Obst c) anderes in sonstiger Verpackung Obst, nicht besonders genannt, frisch 1. Aprikosen 3. Kirschen 4. Weichsein 6. Aepfel, Birnen, Quitten a) unverpackt b) ledig in Säcken .... «. bei mindest. 50 kg roh: vom 1 9-30/11 . . . vom 1/12-31/8 . . . ß. bei wenig, als 50 kg roh c) in anderer Verpackung : ß. m einf. Verpackung. ,i. in mehrf. Verpackung . 7. Zwetschen, a) Hauszwetschen : vom 1 9-30/11 .... vom 1/12-31/8 . . , . b) andere 8. anderes , nicht besonders genanntes Obst .... 9. alles frische Obst in Post- paketen im Gewicht bis zu 5 kg einschließlich . All- gemeiner Vertrags- mäßiger Zollsatz Mark 17,00 frei 1,70 2,55 4.25 frei 1,00 1,00 frei frei 1,70 1,70 3,15 4,25 frei 2,05 2,05 frei frei Gärtnerisches Unterrichtswesen. Die Königl. Lehranstalt für Wein-, Obst- und Garten- bau in Veitshöchheim übermittelt uns ihren 14. Jahresbericht. Dem übersichtlichen Schriftchen entnehmen wir, daß die auf- strebende Anstalt wiederum eine eifrige und volkswirtschaftlich begrüßenswerte Tätigkeit entfaltete. Die Nebenkurse, die den gegenwärtigen Verhältnissen besonders Rechnung trugen, wiesen ausnehmend hohe Besucherzahlen auf. Neu ist die Aufnahme von Kriegsbeschädigten, denen an der Anstalt, praktische Vorkenntnisse vorausgesetzt, Gelegenbeit zur weiteren Ausbildung im Wein-, Obst- oder Gartenbau geboten wird. Diesbezügliche Aufnahmegesuche sind durch die zuständigen Fürsorgestellen zu leiten. Auch in diesem Berichtsjahre wurde unter Leitung des Königl. Direktors eine weitere Oedlandskulti- vierung durch Kriegsgefangene ausgeführt. Die Dörrapparate der Obstverwertungsstation dienten den Zwecken des Roten Kreuzes. Es konnten einige Hundert Zentner Obst und Gemüse gedörrt und den Lazaretten zur Verfügung gestellt werden. In den um- fangreichen praktischen Betrieben konnten trotz des gegenwärtigen Leutemangels unter teilweiser Zuziehung von Kriegsgefangenen mannigfache betriebstechnisch wichtige Verbesserungen vorgenommen werden. In den Amerikanerversuchsanlagen, der Rebveredelungs- 96 Die Garten weit. XX, 8 Station, ferner der Station für Rebenzüchtung wurden ebenfalls größere Arbeiten und Erweiterungen ausgeführt. Aus den Vereinen. Der 17. Jahresbericht (1915) des Vereins zur Förderung des Kleingartenbaues e. V., Frankfurt a. M., gibt ein erfreu- liches Bild rühriger Tätigkeit auf dem Gebiete des sozialen Garten- baues. Der Krieg förderte die gemeinnützigen Bestrebungen des Vereins. Hatte der Verein seither schon 273 Gärten auf 261 ar Land, außerdem 466 ar freie Feldstücke in der Größe von je 2 ar und 1059 ar Arbeiteräcker in derselben Größe, so brachte der Krieg ihm noch 600 ar Kriegsäcker für 240 Familien, so daß er im ganzen 2277 ar Land verwaltet, das an 1119 Familien ver- pachtet ist. Trotz des Krieges ist sein Mitgliederstand um 115 gewachsen, so daß er jetzt über 1101 Mitglieder verfügt. Im letzten Vereinsjahr wurden 9 Sitzungen mit belehrenden Vorträgen abgehalten, die fast durchweg in den Dienst der Volksernährung gestellt waren. Seine Bücherei umfaßt zzt. 681 Bände. Der Ver- ein gibt eine eigene Zeitschrift, die „Blätter für Kleingartenbau" heraus, deren 10. Jahrgang vorliegt. Von den Kriegsäckern, zu deren Einrichtung die Stadtkämmerei verschiedenen Vereinen 11,32 ha zur Verfügung stellte, übernahm der Verein 2,62 ha und richtete im Herbste noch rund 40 Feldstücke auf Stoppel- äckern ein, die bedürftigen Familien zugewendet wurden. Im Auf- trag des Armenamtes verwaltet er die De Neufville'schen Armen- äcker, die bedürftigen Familien umsonst überlassen werden. Endlich hat er die Verwaltung und Beaufsichtigung der zahlreichen Garten- beete übernommen, welche die Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen in ihren Häuserblocks einrichtete. Von 756 der- artigen Beeten wurden 431 preisgekrönt. Zur Beschaffung der Preise standen 600 M zur Verfügung. Dem Verein ist es ge- lungen, 14 Gartenbauvereine zu einem Verband der Kleingarten- bauvereine für Frankfurt a. M. und Umgegend zu vereinigen. Neue Gartenbauvereine wurden in Celle (Hannover) und in Wesel begründet. In der Gründungsversammlung zu Celle meldeten sich sofort 66 Mitglieder. Auch der neue Verein in Wesel verfügt bereits über eine größere Mitgliederzahl. Tagesgeschichte. Berlin. Wie amtlich bekanntgegeben wird, ist zur Förderung des für die Volksernährung überaus wichtigen Gemüsebaues vom Reichsamt des Innern eine Zentrallstelle für den Gemüsebau im Kleingarten eingerichtet worden, zu deren Leitung der General- sekretär des Zentralverbandes deutscher Arbeiter- und Schreber- gärten Geheimrat Bielefeldt, Direktor der Landesversicherungsanstalt der Hansestädte, berufen worden ist. Sitz der Zentralstelle ist Berlin, Behrenstraße 21. — Die Reichsfuttermittelstelle macht bekannt, daß bisher folgenden Firmen die Erlaubnis zum Handel mit Saatgerste und Saathafer erteilt worden ist: Landwirtschaftliche Hauptgenossen- schaft, Berlin, Metz & Co., Berlin-Steglitz, A. Metz & Co., Berlin, Wilhelm Werner & Co., Berlin, J. und P. Wissinger, Berlin, N. L. Chrestensen, Erfurt, Fr. Ant. Haage, Erfurt, Haage & Schmidt, Erfurt, F. C. Heinemann, Erfurt, Liebau & Co., Erfurt und J. C. Schmidt, Erfurt. — Der Handelsminister hat, nachdem die Gemüsehöchstpreise durch den Bundesrat durch Verordnung vom 25. Januar neu- geregelt worden sind, die Regierungspräsidenten und den Ober- präsidenten von Potsdam ersucht, wegen Festsetzung der Klein- handelspreise gemäß vj 3 der Verordnung des Bundesrats vom 11. November das Weitere zu veranlassen. Hierbei ist, wie der Minister betont, davon auszugehen, daß die Höchstpreise für den Kleinhandel, die unter 11 der Bekanntmachung vom 25. Januar festgesetzt worden, nur in den Orten angemessen sind, bei denen die Gemüsezufuhr besonders schwierig ist, oder in denen der Kleinhandel mit besonders hohen Unkosten arbeitet. Dies wird regelmäßig nur in den größeren Städten mit einer Einwohnerzahl von etwa 100 000 Einwohnern und mehr oder in Industriegegenden zutreffen. — In Groß-Berlin sind von den Gemeinden auf Grund der neuen Bundesratsverordnung über Gemüsehöchstpreise noch nirgends Kleinhandelshöchstpreise für Gemüse festgesetzt worden. Die schlechten Erfahrungen, die man mit den zuerst festgesetzten Höchstpreisen gemacht hat, veranlassen natürlich die Gemeinden gerade in der Gemüsefrage zu einiger Zurückhaltung. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starb Karl Lorch, Nürtingen. Richard Busch, Privatgärtner, Retzin (Prignitz), Inhaber des Eisernen Kreuzes, f am 9. d. M. an den Folgen einer Verwundung vom Oktober 1914. Der Deutsche Gärtnerverband gibt den Heldentod seiner nach- genannten Mitglieder bekannt : Franz Eisner, Sterkrade (Rheinl.) ; Herbert Grippekofen, Köln ; Josef Müller, ebenda ; Schroff, Freiburg i. Br. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt den Heldentod seiner Mitglieder Gustav Nagele und Hans Wolf, beide Stutt- gurt, bekannt. Paul Welchert, Leutnant der Reserve bei der Maschinen- gewehrkompagnie, 162. Infanterieregiment, 17. Reservedivision, wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse und dem Hanseaten- kreuz der Freien und Hansestadt Lübeck ausgezeichnet. Paul Welchert, welcher in der Zeit vom 1. Januar 1909 bis 31. Mai 1911 in der Krupp von Bohlen und Halbach'schen Gärtnerei in der Lehre stand und sich hier das „Künstlereinjährige" erwarb, ist der zweite Sohn des Baumschulenbesitzers Friedrich Welchert in Groß-Parin bei Lübeck. Der ältere Bruder, Rudolf Welchert, der vor einiger Zeit auch in genannter Gärtnerei in Essen tätig war, ist vergangenen Herbst während der letzten französischen Offen- sive gefallen. * * * Nickerz, Peter, früherer Handelsgärtner in Moers a. Rh., feierte am 12. d. M. seinen hundertsten Geburtstag. Geboren in Traar bei Krefeld, erlernte Herr Nickerz die Gärtnerei unter Direktor Weihe in Düsseldorf und machte sich später in Moers selbständig. Er ist u. a. der Schöpfer des dortigen ehemaligen Haniel'schen Parkes, des heutigen Schloßparkes. Pfister, Alois, erzherzoglicher Hofgarteninspektor i. R., starb in Baden bei Wien im Alter von 78 Jahren. Der Verstorbene war bis zu seiner im Jahre 1898 erfolgten Versetzung in den Ruhestand unter Feldmarschall Erzherzog Albrecht und noch mehrere Jahre nach dessen Ableben als Garteninspektor in Weilburg bei Baden N.-O. angestellt. Briefkasten der Schriftleitung. Verschiedenen Fragestellern nach dem Ergehen des Herrn Gartendirektors C. Sprenger, Achilleion (Korfu), unseres ältesten Mitarbeiters, zur Nachricht, daß die beiden letzten Briefe des- selben an den Herausgeber vom 2. und 6. Januar zusammen am 10. Februar hier eintrafen. Freund Sprenger fügte einem dieser Briefe die Abschrift eines warm empfundenen Gedichtes bei, das er seinem Kaiser zum Geburtstag gewidmet hat. Inzwischen sind die Franzosen und König Peter von Serbien mit den Trümmern seines geschlagenen Heeres auf Korfu gelandet. Wir sind ernstlich um Herrn Sprenger besorgt, der sich in letzter Zeit recht vereinsamt fühlte und durch ein schmerzhaftes Leiden gequält wurde, das er aber mit Würde trug. Seine Vaterlands- liebe hat er wiederholt durch reiche Spenden fürs Rote Kreuz betätigt und uns noch in einem seiner letzten Briefe gebeten, die Honorare für seine Gartenweltbeiträge wohltätigen Zwecken dienst- bar zu machen. Der Briefverkehr mit Korfu ist zurzeit unter- bunden. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max HesdörfEer. Verl. von Faul Farey. Druck: Anh. Buchdr. Gutenberg e, G, m, b, H., Dessau. lustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 3. März 1916. Nr. 9. Nadxdrudi und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Pflanzendüngung. Weitere vergleichende Düngungsversuche bei Topf- pflanzen. *) Von Prof. Dr. R. Otto, Vorstand der chemischen Versuchsstation an der Königl. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau zu Proskau, Oberschlesien. (Hierzu vier Abbildungen, nach für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) III. Als Fortsetzung meiner vergleichenden Düngungsversuche bei Topfpflanzen nnit Pflanzennährsalzen habe ich im Sommer 1915 vergleichende T o pf pflanze ndü ng ungs v er- suche mit in die Topferde eingemischten Dünge- mitteln und sofortiger Bepflanzung angestellt. Es sollte geprüft werden, wie eine Topfpflanzendüngung von 5"/o(i. bzw. 10' n„-, für sich allein, sowie mit entsprechender Kalkgabe (3"/(|(|, bzw. ö"/»,,) wirkt. Es waren demgemäß beim ersten Versuch folgende Düngungsreihen angesetzt: Reihe 1 = ungedüngt, 2 = 3 "/gu kohlensaurer Kalk, - 3 = S^/o,, Wagner'sches Nährsalz (WG), *) Vergl. R. Otto: Vergleichende Düngungsversuche bei Topf- pflanzen mit dem Wagner- schen Pflanzenn'ahrsalz WG u. d. Lierke'schen Pflanzen- nährsalz Fl, „Gartenwelt", Jahrgang XVIII (1914), Seite 253—256 ; desgl. Bericht der Kgl. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau zu Proskau für das Etats- jahr 1913, Berlin, P.Parey, 1914,5.118— 122;ferner: Weitere vergleichende Dün- gungsversuche bei Topf- pflanzen mit Pflanzennähr- salzen, von demselben Ver- fasser, „Gartenwelt", Jahrg. XIX (1915), S. 69—73; desgl. Bericht der Königl. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau zu Proskau für das Etatsjahr 1914, Berlin, Paul Parey, 1915, Seite 141—144. Gartenwelt XX, Reihe 4 = 5 "/q,, Wagner 'sches Nährsalz und 3 "j^^ kohlen- saurer Kalk, 5 = S^/qq Floranährsalz (Fl), 6 = 5 "/jo Floranährsalz und 3 "/,„, kohlensaurer Kalk, . 7 = 57oo Kalkstickstoff. Das Wagner'sche Nährsalz WG enthält 8,5 Prozent Kali, 8 Prozent Phosphorsäure (davon 6,5 Prozent wasserlöslich) und 15 Prozent Stickstoff. Zu beziehen ist es aus der Fabrik: Chemische Werke vormals H. und E. A 1 b e r t in Biebrich a. Rh., ferner von A. Boehm & Co. in Breslau, Tauentzienstr. 58, auch von anderen Handlungen. Preis des Originalsackes ä 50 kg = 24 M, oder in Postpaketen von netto 4,5 kg = 3,50 M postfrei unter Nachnahme. Das Floranährsalz (stickstoffreich) enthält 5 Prozent Kali, 4,8 Prozent wasserlösliche Phosphorsäure und 11 Prozent Stickstoff. Bezogen habe ich es von Julius Monhaupt Nachf., Breslau, an der Magdalenenkirche, das Postpaket (4,5 kg) zu 4,25 M ohne Porto. Der Kalk wurde als gemahlener kohlensaurer Kalk ver- wendet, weil Aetzkalk für Topfpflanzen schädigend wirken könnte. Abbildung 1. O = ungedüngt Ca = 37oo Kalk WG = SVoo Wagnersches Nährsalz WG + Ca = 5" 00 Wagnersches Nährsalz u. 3VooKaik Fuchsia. Versuch 1. Von rechts nach links: Fl =: S'/oo Floranährsalz Fl + Ca = S'/oo Floranährsalz und 3''/'oo Kalk Ca N = S^/oo Kalkstickstoff. 98 Die Garten weit. XX, 9 Der verwendete Kalkstickstoff enthielt 18,5 Prozent Stick- stoff und 50 Prozent Kalk. Die Düngung von 1 kg Topferde mit 5 g WG stellt sich auf 0,39 Pf., mit 10 g WG auf 0,78 Pf., die Düngungen mit Floranährsalz auf den gleichen Preis. Kalk kostet so viel wie gar nichts. 1 kg Topferde reicht hier für drei bis vier Blumentöpfe aus. Die nachstehenden Versuche wurden im Vegetationshause der chemischen Versuchsstation an der Kgl. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau zu Proskau (Oberschlesien) im Sommer 1915 ausgeführt. Versuch 1. In je 5 kg vorher gut durchgemischte lufttrockene Topf- erde wurde am 19. Mai eingemischt: Reihe 1=0 ungedüngt, 2 = 15 g kohlensaurer Kalk, 3 = 25 g Wagner'sches Nährsalz, 4 = 25 g Wagner'sches Nährsalz und 15 g kohlen- saurer Kalk. (Der Kalk wurde zuerst mit der Erde vermischt, dann das Nährsalz untergemengt, weil durch ein Vermischen des Kalkes mit dem Nährsalz außerhalb des Bodens chemische Um- setzungen eintreten würden.) 5 ^ 25 g Floranährsalz, 6 = 25 g Floranährsalz und 15 g kohlensaurer Kalk. (Wiederum wurde zuerst der Kalk, dann das Nährsalz unter die Erde gemengt.) - 7 = 25 g Kalkstickstoff. Abbildung 2. O = ungedüngt Ca = 30/00 Kalk WG = S'loo Wagnersches Nährsalz WG + Ca = 5»/oo Wagnersches Nährsalz u. 3%t, Kalk Am 21. Mai wurden in diese Erde Fuchsia (A. Hoff mann), Ageratum und Pe/arg^onium (Gartendirektor Richter) mit Wurzel- ballen aus Stecklingstöpfen in mit den betreffenden Erden gefüllte 12 cm-Töpfe eingesetzt und sachgemäß gärtnerisch weiterkultiviert. Beginn der Versuche am 21. Mai. Alle Pflanzen waren vor dem Versuch gleichweit in ihrer Entwicklung und ohne Blüten. Am 26. Mai, nach fünf Tagen, waren noch keine Unter- schiede in den einzelnen Reihen zu beobachten. Alle Pflanzen standen gut, mit Ausnahme von Ageratum in Reihe 7 (Kalk- stickstoff), wo die Pflanzen an den Blatträndern schwache Rollungen zeigten ; hier scheint der Kalkstickstoff einen un- günstigen Einfluß auszuüben. Am 31. Mai, nach zehn Tagen, machten sich in den einzelnen Düngungsreihen deutliche Unterschiede bemerkbar. Die Reihen 2 — 6 waren weiter als ungedüngt, Reihe 3 (WG) am weitesten, Reihe 4, 5 und 6 unter sich ziemlich gleidi, Reihe 2 dagegen etwas zurück. In Reihe 7 (Kalkstickstoff) waren die Fuchsien gut, dagegen begannen nun auch die Pelargonien an den Blatträndern Rollungen zu bilden, während die Ageratum infolge der frischen Kalkstickstoff- düngung vollständig eingegangen sind. Zwei neue Ageratum- pflanzen wurden an Stelle der eingegangenen in mit Kalk- stickstoff gedüngte Topferde eingesetzt, nachdem dieselbe zuvor zehn Tage an der Luft gelegen hatte. Am 5. Juni, nach fünfzehn Tagen, waren weitere wesent- liche Unterschiede zu beobachten. Reihe 3 (WG) stand am besten, Reihe 2, 4, 5 und 6 waren unter sich ziemlich gleich, 1 zurück. Reihe 7 (Kalkstickstoff) zeigte deutliche Schä- digungen infolge des Kalkstickstoffes. Nicht nur die Pelargonien hatten stärker gelitten, sondern auch die Fuchsien fingen an, von den Blatträndern aus einzugehen. Auch die vor fünf Tagen neu eingesetzten Ageratum zeigten schon wieder Krankheitserscheinungen. (Die Schädigung wird durch die Bildung von für die Pflanzen giftigem Dicyandiamid in der humosen Topferde verursacht, welches entsteht, wenn Kohlensäure oder freie Humussäuren in größeren Mengen auf Calciumcyanamid, den wirksamen Bestandteil des Kalk- stickstoffes, einwirken.) Am 10. Juni, nach 20 Tagen, war von den Reihen 2 — 4 keine Pflanze infolge der Düngung und dem gleich darauf erfolgten Einsetzen der Pflanzen zugrunde gegangen. Von allen Pflanzen standen am besten die der Reihe 3 (WG), diejenigen der Reihe 2, 4 und 5 waren etwas weniger gut, aber untereinander gleich, die der Reihe 6 noch etwas geringer und nicht wesent- lich besser als ungedüngt. In Reihe 7 (Kalkstickstoff) zeigten sämtliche Pflanzen infolge der Kalkstickstoff- düngung Krankheitser- scheinungen. Also auch das zehn tag ige Liegen der Kalkstistoff- erde an der Luft hat die schädig end an Wirkungen des Kalkst ick- stoffesbei Ageratum nicht beseitigen können. Am 15. Juni, nach 25 Tagen, Beobachtungen in Reihe 1 bis 6 : a) Ageratum. Sämtliche Pflanzen blühten^ am weitesten 3 (WG), welche auch am tiefgrünsten waren, fast ebensoweit waren 4 (WG mit Kalk), b) Pelargonien. Von diesen Pflanzen blühte noch keine, die Unterschiede waren dieselben wie früher, c) Fuchsien. Am weitesten waren die Pflanzen der Reihe WG und WG mit Kalk; sie hatten reichlich Blütenknospen. Reihe 7 (Kalkstickstoff). Die Ageratum sind am empfindlichsten, sie zeigten weitere Schädigungen, indem die Blätter von den Rändern nach innen zu vertrockneten ; sie hatten aber trotzdem vereinzelt Blüten- knospen von roter Farbe gebildet, im Gegensatz zu den Ageratum. Versuch 1. Von links nach rechts: Fl = S'/oo Floranährsalz Fl + Ca = 5" 00 Flornährsalz und 3%,, Kalk Kalkstickstoff. XX, 9 Die Gartenwelt. 9Ö Abbildung 3. Petunien. Versuch 2. Von links nach rechts: O = ung-edüngt Ca N = 2.5'>/oo Kalkstickstoff Ca = 6»/oo Kalk Ca N + Ca = 2.5''/oo Kalkstickstoff und 2.5''/oo Kalk. WG^lO^oo Wagnersches Nährsalz WG + Ca = 10°/oo Wagnersches Nährsalz und eVoo Kalk Übrigen, welche alle violett waren. Die Pelargonien sind weniger empfindlich ; sie hatten Blütenknospen gebildet und hatten unter der Kalkstickstoffdüngung nicht so stark gelitten wie Ageralum, zeigten jedoch ein ähnliches Krank- heitsbild wie diese. Die F u ch s i e n hatten wenige trockne Stellen an den Blättern, wuchsen aber nicht recht vorwärts. Am 22. Juni, nach 32 Tagen, war von den Reihen 1 — 4 Reihe 3 (WG) am weitesten. Alle Pflanzen hatten reich- Am 30. Juni, nach 40 Tagen, traten die Unterschiede noch stärker hervor ; am weitesten war Reihe 3 (WG). In Reihe 7 (Kalkstickstoff) erholten sich die Pelargonien weiter, ebenso Ageratum, die Fuchsien dagegen waren infolge Wurzel- erkrankung (Wurzeln abgestorben) völlig eingegangen. Am 6. Juli, nach 46 Tagen, waren die Reihen 1 — 6 gegen das letzte Mal wenig verändert. In Reihe 7 (Kalk- stickstoff) erholten sich die Pelargonien sichtlich ; Ageratum Abbildung 4. O ^ ungedüngt Ca = 6%o Kalk WG= lO'Voo Wagnersches Nährsalz WG + Ca = 1 C/oo Wagnersches Nährsalz und ö'/oo Kalk Salvien. Versuch 2. Von links nach rechts: Ca N = 2.5''/oo Kalkstickstoff Ca N -f Ca = 2.5%o Kalkstickstoff und 2.5<'/oo Kalk. liehen Blütenansatz, zahlreiche Blüten und tiefdunkelgrüne Blätter. Die übrigen Reihen waren unter sich ziemlich gleich, nur die ungedüngte Reihe war zurück und zeigte eine hellere Färbung der Blätter. Reihe 7 (Kalkstickstoff). Die Ageratum, die 22 Tage lang in der 10 Tage an der Luft gelegenen Erde sich befanden, bildeten neue, gesunde Blätter, dasselbe war bei den Pelargonien der Fall, die Fuchsien jedoch wuchsen nicht weiter und fingen an einzugehen. zeigten wiederum an den Rändern der neuen Blätter schwache Schädigungen. Den Stand der Pflanzen am 9. Juli zeigen die Abbildungen 1 und 2. Am 16. Juli, nach 56 Tagen, waren in Reihe 1 — 4 die- selben Unterschiede wie früher. In Reihe 7 (Kalkstickstoff) hatten sich die Pelargonien vollständig erholt, Ageratum ließ aber noch schwache Schädigungen erkennen. 100 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 9 Am 27. Juli, nach 67 Tagen, waren wiederum die gleichen Unterschiede wie früher in den Reihen 1 — 6. In Reihe 7 (Kalkstickstoff) hatten die Pelargonien die Schädigungen ganz überwunden ; diese, sowie auch Ageratiim standen in voller Blüte, letztere zeigten aber noch die Schädigungen an den Blatträndern. Zusammenfassung: In den Reihen 2 — 4 hol die der Top/erde untergemischte, ziemlich konzentrierte Düngung und das so/ortige Einsetzen der Pflanzen dieselben in keinem Falle geschädigt. Von allen Versuchsreihen stand Reihe 3 (WG) am besten. Die Reihen 2, 4, 5 und 6 waren unter sich gleich, gegen WG aber zurück. Am weitesten zurück- geblieben war Reihe 1. Ein günstiger Einfluß des Kalkes konnte in keiner Reihe beobachtet werden, im Gegenteil war Reihe WG und Kalk schlechter als WG allein. Wahrscheinlich beruht bei unseren Versuchen die Nichtwirkung des Kalkes als Beigabe zu den Nährsalzen darauf, daß in letzteren die Nährstoffe (Stickstoff Phosphorsäure und Kali) schon in für die Pflanze sehr leicht aufnehmbarer Form vorhanden sind, so daß die aufschließende Wirkung des Kalkes nicht zur Geltung kommt. Der Kalkstickstoff (Reihe 7) in der Stärke 5°!^^ wirkte sowohl bei Einmischung in die Erde und sofortiger Bepflan- zung derselben, als auch nach zehntägigem Liegen der damit versetzten Erde an der Luft auf empfindliche Pflanzen schädigend. Es ist also bei solchen Topfpflanzen unbedingt ein längeres Liegen (^1^ Jahr) der mit Kalkstickstoff versetzten Topferde an der Luft vor dem Einsetzen der Pflanzen erforderlich. Ve rsuch 2. Es wurde in den Reihen 2 — 4 die doppelte Stärke der Düngung wie im Versuch 1 angewendet, um zu sehen, ob die Pflanzen diese Konzentration an Nährstoffen noch ver- tragen, demnach : Reihe 1^0 ungedüngt, 2 = 6^Voo kohlensaurer Kalk, 3 = 10"/oo Wagner'sches Nährsalz, 4 = 10 "/oo Wagner'sches Nährsalz und ö"/,,,, kohlen- saurer Kalk. Die Kalkstickstoffdüngung in Reihe 5 wurde bei diesem Versuch auf die Hälfte der Konzentration (2,5 "/(m) des ersten Versuches herabgesetzt. Gleichzeitig sollte (Reihe 6) durch Beigabe einer gleichen Menge (2,5" i,,,) kohlensauren Kalkes versucht werden, die eventuelle schädliche Wirkung des Kalk- stickstoffes zu vermindern. Reihe 5 =^ 2,5" j^,, Kalkstickstoff, 6 = 2,5''/,„| Kalkstickstoff und 2,5 "/f,,, kohlensaurer Kalk. Demgemäß wurden am 8. Juni in je 5 kg vorher gut durchgemischte lufttrockene Topferde eingemischt : Reihe 1 =^ 0 ungedüngt, 2 ^ 30 g kohlensaurer Kalk, 3 == 50 g Wagner'sches Nährsalz, 4 = 50 g Wagner'sches Nährsalz und 30 g kohlen- saurer Kalk, - 5 = 12,5 g Kalkstickstoff, 6 = 12,5 g Kalkstickstoff und 12,5g kohlensaurer Kalk. Der Kalk wurde auch hier erst für sich in die Topferde eingemischt, darauf die übrigen Düngemittel. Als Versuchs- pflanzen dienten Salvien, Fuchsien und Petunien. Die Pflanzen wurden am 9. Juni, also einen Tag nach Unter- mischung der Düngung in die Topferde, mit Wurzelballen umgesetzt. Vor dem Versuch waren sie unter sich gleich und ohne Blüten. Am 15. Juni, nach sechs Tagen, waren in den einzelnen Reihen 1 — 4 wesentliche Unterschiede noch nicht vorhanden, doch schien WG durchgängig am besten zu stehen, besonders auch hinsichtlich der Grünfärbung. In den Kalkstickstoffreihen 5 und 6 waren noch keine wesentlichen Unterschiede und schädliche Einwirkungen des Kalkstickstoffes zu beobachten. Am 22. Juni, nach 13 Tagen, traten in allen Reihen deutliche Unterschiede auf; am besten stand Reihe 3 (WG), überall tiefdunkelgrüne Färbung der Blätter und reicher Blüten- ansatz ; etwas weniger gut stand Reihe 4 (WG mit Kalk), aber auch tiefgrüne Blattfärbung. Wesentlich zurück war Reihe 2 (Kalk), die Blätter waren auch hellgrüner ; noch ge- ringer war Reihe 1. Keine der Pflanzen der Reihen 2 — 4 war durch die starke Düngung (10 "/im) geschädigt. Reihe 5 und 6 (Kalkstickstoff) standen besser als 1 und 2, waren auch dunkelgrüner gefärbt, doch machten sicli bei den Salvien in beiden Reihen Krankheitserscheinungen bemerkbar, indem die Blätter von den Rändern her abstarben, wie bei den Pflanzen des 1. Versuches. Unter sich waren die Kalkstick- stoffreihen noch gleich. Am 30. Juni, nach 21 Tagen, waren die Pflanzen infolge der starken Düngung in der halben Zeit (21 Tage) ebenso- weit wie die des 1 . Versuches. Auffallend weit war Reihe 3 (WG) ; die Pflanzen hatten tiefdunkelgrüne Blätter und zahl- reiche Blüten. Etwas weniger weit war Reihe 4 (WG und Kalk). Erheblich zurück, auch in der Farbe, waren Reihe 1 und 2. In den Kalkstickstoffreihen 5 und 6 waren die ursprünglichen Schädigungen bei den Salvien zurückgegangen, die Pflanzen waren tiefdunkelgrün und bildeten neue, gesunde Blätter. Die Petunienblätter hatten überhaupt nicht gelitten. Am 6. Juli, nach 27 Tagen, war auffallend weit Reihe 3 (WG) und zeigte beträchtliche Unterschiede gegen Reihe 1 und 2. Etwas geringer als Reihe 3 war 4. In den Kalk- stickstoffreihen 5 und 6 waren keine Schädigungen durch die Kalkstickstoffdüngung mehr zu beobachten. Den Stand der Kulturen am 9. Juli zeigen die Ab- bildungen 3 und 4. Am 16. Juli, nach 37 Tagen, waren dieselben Unter- schiede wie bei der letzten Beobachtung am 6. Juli vor- handen ; auch jetzt zeigten die Reihen 5 und 6 keine Schädigungen infolge der Kalkstickstoffdüngung. Zusammenfassung : Der vorstehende Versuch 2 zeigt, daß auch die sehr starke Düngung (10 I„qJ der Reihen 2 bis 4 und das sofortige Einsetzen der Pflanzen in keiner Weise schädigend gewirkt hat. Im Gegenteil waren die Pflanzen nach drei Wochen doppelt so weit in ihrer Entwicklung wie die mit der halb so starken Düngung 5 q,,. Unter den einzelnen Reihen war wiederum WG am besten. Auch bei diesem Versuch hatte der Kalk als Beigabe zu den anderen Düngemitteln, wohl aus demselben Grunde wie bei Versuch 1 , keine besondere Wirkung erzielt. Aus dem Versuch mit Kalkstickstoff ergibt sich, daß dieses Düngemittel in der angewandten Stärke (2,5 l(,^J sowohl für sich allein (Reihe 5), als auch unter gleichzeitiger Verwendung von 2,5^l^,„ kohlensaurem Kalk (Reihe 6), selbst bei sofortigem Einsetzen der Pflanzen in die damit versetzte Erde kein Absterben, sondern nur vorübergehende Schädigungen bei einzelnen Sorten hervorruft. Bei dieser oder einer noch geringeren Konzentration als XX, 9 Die Garten weit. 101 Ablegervermehrung von Rhododendron catawbiense. Nach einer vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme 2,5 "/qu Kalkstickstoff würde ein kürzeres (vielleicht 14tägiges) Liegen der mit Kalkstickstoff versetzten Erde an der Luft vor dem Einsetzen der Pflanzen genügen. Gehölze. Die Ablegervermehrung spielt im heimischen Pflanzenbau eine sehr bedeutende Rolle. Im Gartenbau stellt sie die ein- fachste und sicherste Vermehrung einer großen Anzahl von Ge- hölzen dar. In den Baumschulen findet diese Vermehrungsart in großem Maßstabe ihre Anwendung. Man unterscheidet hier zwischen der Anzucht derVeredelungsunterlagen, wie sie bei Haselnüssen, Stachelbeeren, Syringen, Rhododendron ponficum und catawbiense, Cornus und anderen Arten gehandhabt wird, oder aber man zieht die durch Ab- leger gewonnenen neuen jungen Pflanzen als solche weiter und bringt sie ohne Um- veredelung in den Handel. In vielen Fällen wachsen derartig vegetativ ver- mehrte Pflanzen williger und üppiger als aus Samen gezogene. Das Ablegen dient ja sogar meist als Ersatz für Aussaat, da Samen von vielen Gehölzen schwer zu bekommen sind und dann auch häufig nur in geringem Prozentsatz zur Keimung gelangen.! Das Ablegen kann zu verschiedenen Jahreszeiten vorgenommen werden, doch ist die günstigste Zeit kurz vor dem neu beginnenden Saftumlauf im Frühjahr. Die Monate Februar, März und April eignen sich am besten dazu. Im Wachs- tum befindHche Triebe oder Triebe immer- grüner Pflanzen legt man im zeitigen Sommer ab. Vermehrung bestimmten Sträucher durch ständigen kurzen Rückschnitt für das Absenken vorbereitet, um dadurch eine zahlreichere Triebbildung von der Stammbasis aus zu erzielen. Die Triebe, möglichst ein Jahr alte, werden heruntergebogen, auf der Erde mit kleinen Holzhaken festgehakt und mit Erde schwach beschüttet. Sind die Zweige recht biegsam und lang genug, so kann man auch zwei- bis dreimal hintereinander herunterbiegen, festhaken und ebenfalls die ent- sprechenden Stellen mit lockerer Laub- erde bedecken. Die Enden der Zweige werden, wenn nötig, künstlich mit kleinen Stützen, an kurzen Stäben, aufrecht erhalten. Die Triebspitzen kürzt man, ausgenommen bei Rho- dodendron, ein. Um den Feuchtig- keitsgehalt der Deckerde besser zu erhalten, hebt man in der nötigen Entfernung um die Pflanzen herum flache Gräben aus, biegt die Triebe hier hinein und füllt die Gräben wieder mit humoser Erde an. Zur Anregung der Adventivwurzelbildung wählt man zum Einsenken möglichst Augen, die an den heruntergebogenen Zweigen nach oben stehen und denen gegenüber, also dem Erd- boden zugewandt, Kerbschnitte, Zungenschnitte oder Ringelschnitte angebracht werden. Oder aber der Zweig wird gedreht, schwach gebrochen oder vorsichtig gespalten. Der im Kambium sich be- wegende Saft häuft dann reichlich Nährstoffe an den Verwundungen an; es bildet sich Kallus, und aus diesem brechen' in kurzer Zeit die Wurzeln hervor. Das durchgetriebene Auge wird nun doppelt ernährt ; es entwickelt sich äußerst kräftig. Die neuentstandene Pflanze wird gewöhnlich erst im folgenden zeitigen Frühjahr von der Mutterpflanze losgetrennt und aufgeschult. Die Zahl der Gehölze, die auf diese Weise vermehrt werden, ist ziemlich umfangreich. Um eine Uebersicht zu bekommen, sollen Bei einer sachgemäßen Baumschulen- wirtschaft werden gewöhnlich die zur Ablegervermehrung von Magnolia Soulangeana. Nach einer vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. 102 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 9 hier nur die wichtigsten genannt werden : Aristolodiia Sipho, Aesculus parviflora, Alnus, fast alle Arten, Carpinus ßetiilus, Daphne Cneorum, altaicum, Mezereum, Dryas octopetala, Bignonia, Tecoma, Betula lenta, nigra, humilis, Acer nikoense, campistre, crataegifolia, Amorpha fruticosa, Viburnum, alle Arten, VI isictria, Rubus-Arlen, Staphylea-Arlen, Tilia americana, pubescens, lielero- phylla, cordata und andere, Cydonia, Mespilus, Cornus -Arten, Elaeagnus, Evonymus, Cotoneaster horizontalis, pyracantha, Ulmus campestre, effusa, Spiraea, wohl alle Arten, Andromeda, Piirschia tridentata, Hippophae, Weigelia, Ribes, Salix -Arien, Tumarix, Azalea, ferner die Weinarten. Auch beim echten Weinstock spielt das Ablegeverfahren eine große Rolle. Besonders das Senken in Töpfe und Körbe ist eine vielverbreitete Vermehrungsart. Im Februar wird die Rebe in einen kleinen, mit leichter Erde gefüllten Korb hineingebogen und nach guter Bewurzelung abgetrennt. Vor dem Einpflanzen wird der Weidenkorb zerschnitten. Der Vorteil dieser Handhabung liegt darin, daß man die Körbe auf Stützen stellen kann und somit von einer aufrechtstehenden Pflanze, vor allem in Wein- treibhäusern, eine Menge neuer Ableger gewinnen kann. Eine dem Ablegerverfahren gleichkommende Vermehrungsart ist das Anhäufeln. Man wendet es an bei Arten, die sich an ihrer Basis reich verzweigen und leicht Wurzeln fassen. Zu diesem Zwecke schneidet man im Herbst die Mutterpflanzen bis auf den Boden zurück. Der Grundstamm bildet dann eine Menge Jung- triebe, die, wenn sie eine Höhe von 20 cm erreicht haben, 10 bis 15 cm hoch mit lockerer Erde angehäuft werden. Im Laufe des Sommers bilden sich zahlreiche Wurzeln, und im Herbst können die Triebe meist schon von der Mutterpflanze abgetrennt und auf- geschult werden. Das Anhäufeln nimmt man meist bei folgenden Pflanzen vor: Stachelbeeren, Prunus Mahaleb, Pflaumen, Hasel- nüssen, Quitten, Johannisbeeren, Doucin- und Paradiesapfel. H. Memmler. Pflanzenschädlinge. Biologische Schädlingsbekämpfung. Von E. Herrmann, Dresden. Millionen von Mark werden alljährlich für den Kampf gegen die Schädlinge an unsern Kulturgewächsen ausgegeben. Oft ist der Erfolg ein recht geringer, der nicht im Verhältnis zu den aufgewendeten Mitteln steht. In der Hauptsache sind wir auch heute noch bei diesem Kampf auf Erzeugnisse der Chemie angewiesen. Unter immer neuen Namen werden sie im Handel angepriesen. Allen derartigen Vertilgungs- mitteln haften noch mehrere Nachteile an: Ihre Anwendung verbietet sich beinahe bei Großkulturen wegen der Kost- spieligkeit und Schwierigkeit der Durchführung. Bei der Spritzmethode geht ein guter Teil ungenützt verloren. Diese chemischen Erzeugnisse halten die nützlichen Singvögel, die wichtigen Gehilfen im Schädlingskampfe fern, und vielfach wird durch die scharfen Stoffe nicht unwesentlicher Schaden an den Kulturgewächsen verursacht. Die Natur hat uns schon einen Weg gezeigt, der diese Nachteile vermeidet. Die tierischen, besonders die Insekten- schädlinge, besitzen wieder ein ganzes Heer von Feinden, welche einen erfolgreichen Kampf gegen jene führen. Es sei an die Schlupfwespen, Schwebefliegen, Marienkäfer, Lauf- käfer, Sandwespen u. a. erinnert. Diese Tiere vernichten allein schon mehr Schädlinge, als unsere chemischen Kampfmittel imstande sind (? d. Herausgebers). Wenn wir diesem Winke der Natur nachgehen, kommen wir vielleicht in Zukunft zu einer ganz neuen Art der Schädlingsbekämpfung, nämlich der bio- logischen Methode, d. h. Bekämpfung der Schädlinge durch ihre natürlichen Feinde. Wir dürfen deshalb nicht allein der Natur diesen Kampf ums Dasein überlassen, sondern müssen selbst die Auswahl, Pflege und Ansiedlung der natür- lichen Feinde in die Hand nehmen. Das haben wir bisher ja schon in einem ausgedehnten Vogelschutz getan. Doch dieser muß noch gründlicher betrieben werden. Wir haben es im allgemeinen mit tierischen und pflanzlichen Schädlingen zu tun, oder, mit Einschränkungen ausgedrückt, mit Insekten und Pilzen. Die letzteren auf biologischem Wege zu be- kämpfen, bestehen bis jetzt noch keine Aussichten. Wir müssen uns schon auf den Kampf gegen die schädlichen Insekten unserer Kulturgewächse beschränken. Dazu stehen uns zwei Mittel zu Gebote: Insekten und Pilze. Das möge das Beispiel von der Nonne dartun. Vor acht Jahren trat eine ganz empfindliche Nonnenplage in den sächsischen, schlesischen und böhmischen Waldungen auf. Es wurde alles mögliche zur Vertilgung der Raupen getan, durch Ablesen, Leimringe, Anlockungsfeuer, Scheinwerfer. Trotz der bedeutenden Geld- opfer wurde die Plage nur in geringem Maße aufgehalten. Nach ein bis zwei Jahren aber hörte sie ganz von selbst auf. Schon in dem Jahre 1908 konnte ich bei einem Aufenthalte an der sächsisch-böhmischen Grenze beobachten, wie manche Raupen auffällig dick waren und viel langsamer krochen. Bei näherer Untersuchung ergab sich im Körper der Raupe das Vorhandensein einer dicken Larve. Die Raupe war von einer Raupenfliege oder Tachine mit einem Ei belegt worden, ganz ähnlich wie bei der Schlupfwespe. Sie wurde durch die Ernährung der Larve getötet. Wieviel solch nützlicher Tiere mögen bei der Vernichtung der Nonnenraupen mit zu- grunde gegangen sein. Mikroskopische Untersuchungen von toten Raupen ergaben als Todesursache auch einen Klein- pilz, Bacterium monachae. Er erzeugte die sogenannte Schlaf- sucht der Nonnenraupen, eine Epidemie, welche jedenfalls an den durch Nahrungsmangel und starke Vermehrung ge- schwächten Tieren so verheerend wirken konnte. Auf der Bahn biologischer Schädlingsbekämpfung ist uns Amerika erfolgreich vorangegangen. Veranlassung dazu waren die beiden Schädlinge Goldafter und Schwammspinner, welche in Forst- und Obstkulturen vor 10 Jahren gewaltigen Schaden anrichteten. Spritzmittel waren bei den umfang- reichen Kulturen zu teuer und schwer ausführbar. Diese beiden Insekten machen bei uns verhältnismäßig wenig Schaden. Wie kam es, daß sie in Amerika ^verderblicher werden konnten? Es fehlte eben dort an den natürlichen Feinden beider Schäd- linge, nämlich an den Schlupf- und Zehrwespen und den Raupenfliegen. Es gibt deren eine große Zahl. So kennt man vom Schwammspinner 40 Arten von Hautflüglern und 25 parasitische Fliegenarten, vom Goldafter 22 Hautflügler und 20 parasitische Fliegen. Man ging nun in Amerika darauf aus, diese Schädlingsfeinde herbeizuschaffen ; man scheute dabei weder Mühe noch Geldopfer. So reiste 1905 Howard, der Chef der entomologischen Abteilung des Ackerbau- ministeriums der Vereinigten Staaten, nach Europa. Er trat mit den bedeutendsten Fachleuten mehrerer Staaten betreffs Lieferung von Schädlingsfeinden in Unterhandlung. Es wurden schon in demselben Jahre große Mengen der betreffenden Schmarotzer abgesandt. Die Puppen und Eier der von den Parasiten besetzten Schädlinge wurden nach einer besonders für diesen Zweck eingerichteten Farm im Staate Massachusetts gebracht. Hatte man genug Schmarotzer gezüchtet, so ließ man sie in einem besonders starkbefallenen Gebiete frei. Infolge der starken Vermehrung räumten sie ziemlich schnell unter den Schädlingen auf. Auch in Deutschland hat man XX, 9 Die Gartenwelt. 103 sich seit einigen Jahren dieser biologischen Methode unter Führung von Prof. Escherich-München gewidmet. Nicht zu unterschätzen ist die wirtschaftliche Be- deutung der Kleinpilze im Kampfe gegen schädliche Tiere. Ist man doch bereits soweit gekommen, der Mäuse- plage durch Erregung einer Mäuseepidemie mit Hilfe des Mäusebazillus mit Erfolg beizukommen. Aehnliche Epidemien rufen verschiedene Pilze auch unter den Kuiturschädlingen hervor. Von lästigen Insekten, welche Pilzen zum Opfer fallen, seien genannt : Nonne, Kieferneule, Kiefernspinner, Kohlweißling, Fliegen, Heuschrecken, Blatt- und Schildläuse. Einige Beispiele mögen zeigen, welche Bedeutung diesen Pilzen im Kampfe gegen die Schädlinge zukommt. So wurden nach einem Bericht von Lakon 1867 die Kiefernspinnerraupen durch einen Pilz aus der Gattung der „Fliegentöter", Em- pusa, vernichtet. Dieselbe Pilzgattung tötete 1868 in Zirke bei Posen innerhalb acht Tagen 70 Proz. der Kieferneulen. Auch in Schlesien wurde 1884 ein Eulenfraß durch Empusa aulicae unterdrückt. Einem Verwandten von Empusa, nämlich Entomophthora spkaerosperma, war im Jahre 1898 das Ab- sterben eines gefräßigen Wicklers in den sächsischen Staats- waldungen zu verdanken. Epidemien wurden an Heuschrecken durch Empusa grylli 1896 in Bernau und 1910 bei Görz im Karst nach demselben Berichterstatter hervorgerufen. Auch ein Kernpilz, Cordyceps, der aus den Puppen und dem Leibe der Raupen hervorwächst, trägt viel zur Vernichtung von Schädlingen bei. So wurde 1898 bis 1899 in der Muskauer Heide ein Kiefernspinnerfraß völlig unterdrückt. Vielver- sprechend sind die Versuche, welche man mit Hervorrufen von Epidemien unter den Schädlingen schon gemacht hat. So hat man in Florida die St. Joseschildlaus durch den mikro- skopischen Pih Sphaerostilbe coccophila auch künstlich bekämpft. Der Pilz wurde künstlich auf Brot gezogen, mit Wasser vermengt und auf den Baum gespritzt, oder es wurden Zweige mit abgestorbenen Läusen an die Bäume mit gesunden Läusen gehängt. Die letzteren er- krankten und gingen zu- grunde. Aehnliche Versuche machte Berliner an der Mehl- motte in Thüringen. Auch ihm gelang es, gesunde Larven zum Absterben zu bringen, wenn er tote Raupen in die Nähe brachte, welche durch den Bacillus thurin- giensis an der Schlafsucht erkrankt und gestorben waren. Hier eröffnet sich noch ein weites Arbeitsfeld von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Sehr traurig würde ich sein, wenn sie mich einmal im Stich ließe, doch das hat sie ja seit 15 Jahren niemals getan. Wenn ich also so kurz vor Weihnachten die bekannte Frage höre, „ob jetzt die große, dicke, saftige Birne rankommt," dann steige ich in den Keller und beschaue die prächtigen, gold- gelben Früchte dieser Butterbirne. „Zum Anbeißen" liegen sie da auf Stroh, doch fast zu schade zum Aufessen. Es wird sehr haushälterisch mit ihnen umgegangen, und wie das so ist: die zweite Hälfte des Vorrats wird besonders sorgsam gehütet, nur „Muttern" bekommt ab und zu eine der Schaufrüchte zugesteckt. Das verhindert nicht, bei der letzten Birne die weitere Frage zu hören, „warum nicht schon lange ein zweiter Baum im Garten steht?" Was ich wiederum in nahe Aussicht stelle, da ja nun ganz sicher die schon so oft erwähnte „erste Etage" auf diesen besagten Garten draufgebaut wird. In diesem Stockwerk kommen dann keine Birken, Wacholderbüsche und „olle Kiefern" zur An- pflanzung, sondern nur Birnen. Alexander Lucas' Butterbirne wird ganz besonders bedacht. In der Literatur wird sie übrigens Alexandre Lucas Bb. genannt. Hesse in Weener a. d. Ems weist in diesem Jahre, wie ich soeben hocherfreut sehe, auf ihren hohen Wert für das norddeutsche Gebiet hin. Der Baum wächst gut auf Quitte, sehr regelmäßig, auch ohne Schnitt in guter Pyramidenform. Er ist anspruchslos, nur scheint er mir große Trockenheit nicht so leicht überstehen zu können. Sehr gern verjüngt er sich oder einzelne Aeste, indem er rasch prächtige Ersatztriebe herantreiben läßt. Das liegt im Bestreben des Pyramidenwuchses. Die Früchte sind eine Kleinigkeit über halbe Größe wiedergegeben, die Sorte gehört also zu denjenigen, die unter normalen Verhältnissen sogenannte Schaufrüchte hervor- bringen. Sowohl für den kleinen Garten, wie für die zu Erwerbszwecken angelegte Obstanlage kann ich die Sorte besonders empfehlen. Selbst lagerreif dürfte sie sich noch für den Versand eignen, da die Früchte sehr widerstandsfähig sind und nicht leicht Druck- flecke zeigen. Am Baume selbst habe ich, außer dem gelegentlichen Abtrocknen einzelner Zweige bei anhaltender Dürre, niemals Krank- heitserscheinungen beobachtet. Wilhelm Mütze. Obstbau. Alexander Lucas' Butter- birne. Sie ist sicherlich eine der „übersehenen" Besten. Seit vielen Jahren kenne und schätze ich sie als eine der wenigen wirklich schmelzenden Winter- butterbirnen Norddeutschlands, Alexander Lucas' Butterbirne. Nach einer vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. 104 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 9 Das Niederbiegen des Weinstockes. Das Niederbiegen von Zweigen und Trieben wird in der Fruchtgärtnerei ganz allgemein geiiandhabt. Es dient zur gleichmäßigen Verteilung des Saftes und damit dem gleichzeitigen Austrieb der Knospen. In der Weintreiberei stellt das Niederbiegen der ganzen Weinstämmchen ein sehr wichtiges Hilfsmittel dar, um durch die Saftverteilung die Begrünung der unteren Stammpartien zu fördern und zu- gleich dadurch die Fruchtbildung, bzw. die Bildung von Ge- scheinen anzuregen. Das Niederbiegen kann schon im Januar, Februar, also noch während der Ruheperiode vorgenommen werden. Meist wird mit dem Wagerechtbiegen die Reinigung der Stämmchen verknüpft, die im Entfernen des Bastes mit nachfolgendem zwei- bis dreimaligen Bestreichen mittelst 2 — Sprozentiger Bordelaiser Brühe besteht. Die Stämmchen verharren in der wagerechten Lage, bis nach einsetzender Wärmeerhöhung die Jungtriebe 10 bis 15 cm Länge erreicht haben. Das Aufrechtbinden muß sehr vor- sichtig ausgeführt werden, um jedes Abbrechen oder Verletzen der Triebchen zu vermeiden. Memmler. Stauden. Mehr Beachtung den Staticen ! Von Paul Kaiser, Graudenz. Freimachen von der Masseneinfuhr der ausländischen Blumen — Sicherstellung des Bedarfes der Blumenladenbesitzer, ist heute das Feldgeschrei, hier der Gärtner, dort der Blumen- geschäftsinhaber. Wenn man die durch den Krieg geschaffene Lage rein sachlich und unter Ausschaltung jedes Sonderinteresses be- trachtet, muß man anerkennen, daß den Blumenläden das billige, gut verwendbare Blumenmaterial heute fehlt, das die Riviera- blumen lieferten und daß ihnen ein vollgültiger Ersatz dafür durch deutsche Erzeugnisse nicht immer in genügender Masse zur Verfügung steht. Dadurch werden aber Schwierigkeiten gezeitigt, die oft recht unangenehm sind. Aus diesem Grunde möchte ich den Handelsgärtnern den Anbau der verschiedenen Staticen empfehlen, die ein recht brauchbares Dauermaterial liefern, leicht anzubauen sind und deren Blütentriebe man ohne Kosten und leicht für den Winterbedarf trocknen kann. Durch einfaches Abschneiden der mit eben erblühten Einzelblumen besetzten Blütentriebe, Aufhängen und Trocknen derselben an einem schattigen, regensicheren Ort, und vielleicht noch Schwefeln, erzielt man ein tadelloses Erzeugnis, das für die Blumenbinderei im Winter einen recht annehmbaren Ersatz für die fehlenden billigen, frischen Blumen liefert und deshalb geeignet ist, die vorher angedeuteten Schwierigkeiten etwas zu heben. Man muß drei Gruppen von Statice unterscheiden : 1. Die einjährigen Staticen. Alle hierher gehörigen gedeihen am besten in sandigem, nicht zu feuchtem Boden, der sich in gutem Kulturzustande befindet, aber nicht frisch gedüngt sein darf. Eine recht sonnige Lage sagt ihnen am meisten zu. Man sät den Samen im letzten Drittel des März oder Anfang April entweder in Schalen, die man warm stellt, oder mit den anderen Sommerblumen in halbwarme Früh- beete aus. Es ist vorteilhaft, die kleinen, länglichen, dunkelgefärbten Samenkörner aus den Hüllen auszuklauben, da sie dann viel leichter, schneller und sicherer keimen. Die Sämlinge verstopft man zeitig nnd pflanzt sie Anfang Mai auf einen Meter breite Beete in drei Reihen im Verband, mit 50 cm Abstand in den Reihen aus. Sie blühen dann von Juli an bis zum Spätherbst und liefern, nach und nach geschnitten, große Mengen Blumenrispen. Die besten einjährigen Statice zum Trocknen sind : Statice sinuata, großblumig, blau, und Statice Bonduelli, zitronengelb. Zum Trocknen weniger gut geeignet , aber eine sonst außergewöhnlich schöne Pflanze ist St. Suworozvii. Sie bringt viele Hundert zu kandelaberartigen Rispen ver- einigten Blüten. Die Blutenstände erheben sich aus einem Tuff wurzelständiger, länglich-lanzettlicher, welliger, frisch- grüner Blätter. 2. Die ausdauernden, winterharten Staticen. Unter den winterharten, ausdauernden Staticen haben wir eine ganze Reihe von brauchbaren und deshalb anbau- würdigen Sorten, von denen aber nur die Statice incana- Varietäten, welche die immer mehr in Aufnahme kommende, zur Kranzfabrikation verwendete Trockenstatice liefern, eine größere Verbreitung fänden. Alle staudenartigen Staticen lieben einen durchlässigen, kräftigen, in alter Kultur stehenden, lehm- und kalkhaltigen Boden und eine freie Lage. Man kann sie durch Teilung vermehren, besser aber ist die Anzucht aus Samen, den man ebenfalls mit Vorteil in enthülstem Zustande im zeitigen Frühjahr in sandige, lockere Erde unter Glas aussät. Die Sämlinge werden bald verstopft und Anfang Mai auf 1 m breite, sauber zurechtgemachte Beete in vier Reihen, mit 20 cm Abstand ausgepflanzt. Die Beete werden im Sommer unkrautfrei gehalten und im Winter leicht mit Tannenzweigen gedeckt. Im nächsten Frühjahr pflanzt man die überwinterten Staticen mit 80 cm Abstand aus. Man kann, da sie das Land im ersten Jahre nicht ausnützen, eine Zwischenkultur betreiben. Es empfiehlt sich, alle Staudenstaticen im Winter leicht mit kurzem Dünger oder Laub zu decken. Die besten zum Trocknen sind : Statice incana mit ihren Varietäten, von denen besonders St. incana candidissima mit reinweißen, großen Blütchen, St. incana nana hybrida, die sich durch gedrungenen Wuchs auszeichnet, und St. incana coccinea mit leuchtend karmin- rosa Blütchen zu empfehlen sind. Statice latifolia hat große, längliche, elliptische, mit weichen Streuhärchen bekleidete, wurzelständige Blätter, die eine schöne Rosette bilden. Aus dieser erheben sich die 60 cm hohen Blütenstände, die aufrechte, doldentraubige, weitverzweigte Rispen bilden, die mit zahlreichen, hellblauen Blümchen geschmückt sind, so daß die Pflanzen im blühenden Zustande den Eindruck machen, als ob sie mit einem blauen Blütenschleier überdeckt wären. Eine prächtige Art, die im Winter eine leichte Decke verlangt. Statice eximia mit bläulichen Blütchen und die noch wert- vollere St. eximia fl. alba, die weiße Blütchen hervorbringt. Statice Limonium, die Meerstrandsstatice, die an der oldenburgischen Küste wild wächst. Ihre 50 cm hohen, rispenästigen Blütenstengel sind mit hellblauen Blütchen be- setzt. Statice elata mit grundständigen, ziemlich langen und breiten Blättern, aus denen sich die ^/, m hohen, schlanken, weitverzweigten Blütenstände erheben, die Hunderte von violettblauen bis bläulichen Blütchen tragen, welche von Juli bis zum Herbst die Pflanze schmücken. 3. Die ausdauernden, im Winter schu tz be d ürf t igen Staticen. Sie stammen meist von den kanarischen Inseln und sind so hervorragend schön, daß man sich wundern muß, warum sie XX, 9 Die Gartonwelt. 105 nicht schon längst Eingang in unsere Kulturen gefunden haben. Wer je einmal eine gut entwickelte Topfpflanze einer dieser Staticen in einem botanischen Garten, wo sie fast allein zu finden sind, gesehen hat, wird mir Recht geben, wenn ich behaupte, daß diese kanarischen Staticen Pflanzen von hohem Kulturwert sind, die an vornehmer, den höchsten Ansprüchen genügender Schmuckwirkung mit den besten im Handel verbreiteten Topfpflanzen wetteifern können. Sie blühen im Sommer. Die vollerblühten Topfpflanzen werden zu dieser Zeit, wo außergewöhnliche Erscheinungen auf dem Blumenmarkte selten sind, ihres eigenartigen Aus- sehens wegen immer willige Käufer finden und hohe Preise erzielen. Dabei liefern sie auch ein langes, gebrauchstüchtiges, wunderhübsches, sehr verwendungsfähiges, auch zu den feinsten Bindewerken geeignetes Schnittmaterial, das, in größeren Mengen angebaut und angeboten, sich sicher leicht einbürgert und gutlohnende Preise bringen wird. Das gilt in noch höherem Maße von den zur Winterverwertung getrockneten Blütenrispen, die an schmuckvoller Wirkung alle bis jetzt hierzu verwendeten Staticen weit übertreffen, und deshalb in erster Linie geeignet sind, an Stelle von fehlenden frischen Blumen Verwendung zu finden. Sie sind zu allen Arten von Bindereien mit Vorteil zu verwenden, unübertrefflich aber sind sie zur Füllung von Blumenvasen zu Dauerschmuckstücken. Die Kultur ist gar nicht schwierig. Man ziehe die Pflanze aus Samen , der aus der Heimat eingeführt ist. Später ist es vorteilhafter, sich in den eigenen Kulturen einige der besten und ge- brauchstüchtigsten Stauden auszuwählen und hiervon den Samen selbst zu gewinnen. Die Samenkörner auch dieser Arten werden am besten aus den Hüllen ausgeklaubt und möglichst zeitig, spätestens Ende Februar, in sandige, humose Erde ausgesät. Man ver- wendet dazu mit Vorteil flache Tonschalen, denen man eine reichliche Scherbenunterlage gibt. Die Samenkörner werden nur ganz schwach mit Erde bedeckt und leicht eingedrückt. Die Saatgefäße stellt man bei + 15 — 20 Grad Celsius auf und hält die Erde stets gleichmäßig feucht. Die aufgegangenen Sämlinge werden verstopft, in kleine Töpfe gesetzt, sobald sie 3 — 4 Blätter haben, und verpflanzt, wenn sie größer geworden sind. Hierzu wird immer eine leichte, sandige Erde verwendet. Die Töpfe werden im gemäßigt warmen Hause aufgestellt oder in einem mäßig warmen Frühbeete eingefüttert. Ende Mai pflanzt man diese nach und nach an die Luft gewöhnten Staticen auf einen abgetragenen, noch etwas warmen Frühbeetkasten aus, dessen Erde man umgräbt und dann etwa 10 cm hoch mit einer Erdmischung bedeckt, die aus ^/.j lehmhaltiger Rasenerde, Vs nicht zu stark verrotteter Laub- erde und */.5 Sand besteht, und zwar mit einer Entfernung von 15 — 20 cm. Es ist vorteilhaft, eine Fensterstellage darüber zu bauen, da die Pflanzen bei kühler Witterung anhaltende Regen nicht gut vertragen. Sobald sich die Blätter der einzelnen Pflanzen berühren, muß man eine um die andere herausnehmen und wieder auf einen neuen Kasten auspflanzen, bzw. in Töpfe in dieselbe Erdmischung einpflanzen. Sie blühen meist bereits im ersten Jahre und liefern dann auch recht ansehnliche Topfpflanzen ; vorteilhafter aber ist es, sie im ersten Jahre nur zu Schnittzwecken zu ver- wenden und zum Topfpflanzenverkauf zu überwintern. Zu diesem Zwecke pflanzt man Anfang September alle Staticen in nicht zu kleine Töpfe, gibt eine gute Scherben- unterlage und verwendet eine Erdmischung von \/j einer stark lehmhaltigen Rasen- oder Landerde, ^1^ gut verrotteter Misterde, /i Lauberde und '/i Sand. Die Pflanzen werden bei 5 — 8 Grad Celsius überwintert und nicht zu eng, recht trocken und hell aufgestellt. Sie dürfen nur wenig, und zwar nur dann gegossen werden, wenn sie richtig trocken sind. Anfang Mai oder später füttert man die Töpfe auf ge- schützt gelegenen Beeten in recht durchlässigen Boden — ich habe dazu stets Koksasche verwendet — ein, und über- deckt sie vorteilhaft wieder mit einer Fensterstellage, sobald man Fenster freibekommt. Sie dürfen nicht zu eng stehen und müssen weiter gerückt werden, wenn sie sich zu nahe kommen. In der Wachstumszeit ist ein öfter wiederholter Dungguß sehr vorteilhaft; er trägt wesentlich zur vollkommenen Entwickelung der Blütenrispen bei. Man verwendet dazu mit Vorteil in Wasser aufgelösten Kuh- oder Schafdünger, dem man Hornspänewasser zufügt, oder eine Nährsalzlösung, die in 100 Teilen 8 Teile Stickstoff, 9 Teile Phosphorsäure und 10 Teile Kali enthält. Man nimmt von solchem Nähr- salz beim Gebrauch 40 Gramm auf 10 Liter Wasser. Wenn man die Pflanzen zum Blumenschnitt verwenden will, kann man sie natürlich auch auspflanzen, muß dazu aber einen recht nährstoffreichen, alten Kulturboden auswählen, der sehr durchlässig ist, da die Staticen Nässe im Boden nicht vertragen können. Auch hier empfiehlt es sich, Vor- richtungen zu treffen, um bei kaltem, nassem Wetter, Fenster auflegen zu können. Die empfehlenswertesten Staticen dieser Gruppe sind : Statice arborea = St. arborescens von der Insel Teneriffa. Sie blüht erst im zweiten Jahre und bildet, älter geworden, 1 m hohe Stämme, die nur oben beblättert sind. Die Blätter sind lederartig , groß und verkehrt länglich - eirund. Die weißen, mit violettem Kelch versehenen Blütchen sitzen an kurzen dreiflügeligen Blütenästchen, die in großen, sehr schmuckvollen Rispen vereinigt sind. St. arborea hybrida blüht in verschiedenen Farben ; besonders schön ist eine dunkelviolette Sorte. Statice brassicae/olia von der kanarischen Insel Gomera. Sie ist staudenartig und hat unregelmäßig gelappte, gestielte, spärlich behaarte Blätter. Die verhältnismäßig großen, bis 12 mm im Durchmesser haltenden Blütchen sind von schön hellblauer Farbe und in zierlich geformten Endtrauben ver- einigt, die locker gebaute, große Blütenrispen bilden, die sich bis zu 1 m Höhe erheben. Statice imbricata von der Insel Teneriffa. Niedrige, ge- drungen wachsende, staudige Art, die auf der Erde ausgebreitete, spateiförmige, fiederspaltige Blätter hat und Blütchen hervor- bringt, die eine weiße Koralle und einen blauvioletten Kelch besitzen. Die Blütchen sind in großen, doldenförmigen, blütenreichen Rispen vereinigt, die auf kurzem Schafte stehen. Statice macrophylla von der Insel Teneriffa. Diese staudige Art hat sehr große Blätter, die bis 25 cm lang und bis 2 cm breit werden, keinen Stiel haben, verkehrt spatei- förmig und etwas eingebuchtet sind. Die dunkelveilchen- blauen Blütchen sitzen an zweiblumigen Aehrchen, die in großen, sehr lockeren, doldentraubigen Rispen vereinigt sind, welche ungefähr 1 m hoch werden. Es gibt davon eine besonders schöne Abart, St. macrophylla atrocoerulea, die tiefdunkelblaue Blüten hervorbringt. Statice macroptera von der kanarischen Insel Ferro ist eine der schönsten Arten mit staudenartigem Wuchs und i06 Die Gartenwelt. XX, 9 großen, gestielten, lederartigen Blättern. Der hohe Schaft trägt etwa 30 cm breite, doldentraubige Rispen, an denen sich die zahlreichen, an zweiblütigen Aehrchen sitzenden, verhältnismäßig großen Blütchen befinden, die einen blauen Kelch und eine weiße Krone besitzen. Statice puberula ^ stammt ebenfalls von den kanarischen Inseln. Eine niedrige, nur etwa 30 cm Höhe erreichende, gedrungen wachsende Art, die sich zur Gewinnung von Trockenmaterial weniger gut eignet, aber prächtig zur Topf- kultur und zur Gruppenbepflanzung verwertet werden kann. Die Blütchen sind purpurviolett und stehen in großen Rispen. Sie blüht bereits drei Monate nach der Aussaat, kann also als Sommerblume behandelt werden. Alle vorstehend beschriebenen Staticen sind außergewöhn- lich schöne, geldbringende Kulturpflanzen, die ich den Handels- und Privatgärtnern dringend empfehle. Wer sich eine oder mehrere dieser kanarischen Staticen anschafft, wird sie in Zukunft nicht mehr entbehren wollen, sondern weiter in Kultur behalten. Zeit- und Streitfragen. Kriegsland. Es ist eine alte Tatsache, die man an Völkern und am Einzelnen erlebt, daß das zwingende Muß plötzlicher Not- wendigkeiten bisher unbekannte Kräfte auslöst. Davon gibt uns dieser Krieg zahlreiche Beispiele. Auf allen Gebieten mußte umgelernt und ein besseres Anpassungsvermögen ent- wickelt werden. So auch im Gartenbau. Hauptsächlich kommt ja in der jetzigen Zeit die Volks- ernährung in Betracht, der Gemüsebau. Der Städter deckte bisher seinen Bedarf durch den Kauf. Jetzt aber, wo alle Kräfte sich nach außen richten, muß für Ersatz gesorgt werden. Die Stadtverwaltungen geben zu diesem Zwecke sonst brachliegendes Land her, welches als Bauland Ver- wendung finden sollte und somit der Nutznießung verloren gegangen wäre. Mein Vorschlag geht nun dahin : Es wäre doch von Nutzen, wenn von den verschiedenen Städten eine Zusammenstellung gemacht würde, wieviel sogenanntes Kriegs- land dem Gemüsebau zugewendet wird, um daraus den Schluß zu ziehen, wieweit die Bevölkerung Deutschlands, das Gemüse- land der Friedenszeit dazu gerechnet, vom Auslande unabhängig sein könnte, um sich selbst zu ernähren. Mit anderen Worten: Es soll eine Statistik herausgegeben werden, die klar und deutlich in Zahlen zeigt, welche Fläche Gemüseland im Kriege zum vorhandenen gekommen ist, um Deutschland aus sich selbst heraus zu ernähren, also wieviel qm Gemüseland auf den Kopf der Bevölkerung kommen. Der Einzelne muß zu seiner Ernäh- rung so und soviel Quadratmeter haben, um sich sachgemäß mit dem notwendigen Gemüse zu versehen. Der entstandene Ueberschuß oder der Unterschied zeigen dann deutlich, daß in irgendeiner Richtung Abhilfe geschaffen werden muß. Dann hat man auch eine Tabelle für den Umfang des Zolles, nach dem die Gärtner so jammern. Wenn der Reichsverband an Hand eines solchen Materials der Regierung seine Zahlen vorlegt, dann wird er auch Erfolge und Beachtung finden. Darin liegt unser Fehler, daß wir uns, um für den gesamten Gartenbau irgend etwas zu erreichen , nicht der richtigen Mittel bedienen, wie es andere Berufe tun, wenn wir auch mit lebendem Material arbeiten, für welches sich keine feste Form schaffen läßt. Der Gärtner verliert sidi zu stark in Einzelheiten. Ich bin davon überzeugt, wenn unsere maß- gebenden Persönlichkeiten den zuständigen Regierungsstellen ein richtig bearbeitetes Material vorlegen, das unsere An- sprüche auf Zoll und dessen Höhe mit Hilfe der Statistik nachweist, sie auch Beachtung finden werden. Damit müßte sofort begonnen werden. Der Gärtner wartet immer solange, bis das Eisen kalt ist. Wenn der geeignete Zeitpunkt gekommen ist, müssen wir das Material bereit haben und nicht erst mit dessen Zusammenstellung anfangen. Jede Stadt sollte eine solche Statistik herstellen und auf dem Lande könnten uns die Herren Landräte helfen, die Größe des mit Gemüsen bestellten Landes vor und während des Krieges festzustellen. Alle Ermittelungen fließen in einer Hauptstelle zusammen. Dies wäre die politische Seite, die ideale Seite möchte ich aber auch noch näher beleuchten. Sie wird oft zu stark betont, und eine alte Redensart sagt : Von Liebe kann keiner leben, doch dürfen wir sie wiederum nicht ganz fallen lassen, denn die Liebe zur Pflanzenwelt ist ja die treibende Kraft, um unsern Beruf in die Höhe zu bringen, ihm die An- erkennung zu verschaffen, die er verdient. Wenn nun — man gestatte mir dies Zukunftsbild — unsere Träume von einem Einfuhrzoll nach dem Wunsche der Gärtner erfüllt sind, dann nimmt der Gartenbau einen ungeahnten Auf- schwung. Er durchdringt alle Schichten der Bevölkerung, und man beginnt zu ahnen, welche Werte im Gartenbau stecken. Jetzt, wo die eiserne Hand, des Muß uns zwingt, unsern Kohl zu bauen, sieht man das Gemüse als Volks- nahrung an. Wenn aber die Not aufgehört hat, ihre Herrschaft auszuüben, wenn wieder an ihre Stelle der freie Wille tritt, dann werden viele die Gartenarbeit nicht aufgeben wollen und anfangen, neben Kohl und Kartoffeln auch Blumen zu ziehen; durch unser Volk wird dann nach dieser ernsten Zeit ein „blühender" Zug gehen. Die Schreber- und Gartenstadtbewegungen werden dann vertieft werden und immer breitere Volksschichten anziehen. So wird der Gartenbau auf diese Weise vielleicht berufen sein, ein Erzieher unseres Volkes zu werden. Wenn man diese beiden Seiten nebeneinander stellt, so kommt man zu der Ueberzeugung, daß es jeder für seine Pflicht als Gärtner halten muß, mitzuarbeiten und so unserm Stand eine bessere Stellung zu verschaffen. Nicht nur vorüber- gehend sollen diese Zeilen anregend wirken, nicht etwa neue Gedanken bringen, sondern der angesammelte Stoff soll jetzt verarbeitet werden und das soll den Anstoß zur Tat geben! Hermann Wolff, Berlin. Aus den Vereinen. Der Verband Deutscher Gemüsezüchter hielt gelegentlich der landwirtschaftlichen Woche seine Hauptversammlung in Berlin ab. Der Vorsitzende, Amtsrat Koch (Poppenburg), wies in seinem Bericht darauf hin, daß für den deutschen Gemüsebau im ver- gangenen Frühjahr die Pflicht erwuchs, möglichst viel Gemüse an- zubauen, weil wir es als Nahrungsmittel dringend notwendig hatten. Gleichzeitig mußte aber auch dafür gesorgt werden, daß die ver- größerte Ernte Absatz fand. Deshalb wurde als Zweigstelle des Verbandes eine Vermittlungsstelle in Berlin errichtet, die eine organisierte Versorgung des ganzen Deutschen Reiches mit Gemüsen ermöglichen sollte, und zwar zu Preisen, bei denen sowohl der Erzeuger als auch der Verbraucher auskommen konnten. In dieser Beziehung hat die Vermittlungsstelle recht ersprießliches geleistet. In kurzer Zeit war es ihr möglich, für eine halbe Million Mark Gemüse auf das ganze Deutsche Reich zu angemessenen Preisen zu verteilen. Aus der Vermittlungsstelle ist dann die Kriegs- XX, 9 Die Gartenwelt, 107 gemüsebaii- und Verwertungsgenossenschaft m. b. H. hervorgegangen, die den Absatz in geregelte Bahnen bringen soll, ohne den legi- timen Handel auszuschalten. Der Verband will gemeinsam mit dem Deutschen Pomologenverein eine Düngeabteilung errichten, er beantragt, daß für die Monate März, April und Mai für seine Mitglieder je 50 000 Doppelzentner Kalkstickstoff zurückgestellt werden. Aus einer Rundfrage über die in diesem Jahr an- zubauenden Mengen unter den Mitgliedern hat sich ergeben, daß 108 000 Morgen von den Mitgliedern des Vereins für den Anbau vorbereitet sind. Der als Vertreter des Reichsamtes des Innern erschienene Land- rat von Halem bemerkte, daß die Reichsleitung je länger der Krieg dauert, umsomehr davon durchdrungen ist, daß sie den Gemüse- bauern auf jede Weise behilflich sein muß. Die kürzlich erhöhten Höchstpreise gelten nur für die Ernte 1915. Ob es möglich sein wird, für das ganze Erntejahr 1916 ohne Höchstpreise auszukommen, steht zwar noch dahin, in den maßgebenden Stellen jedoch hält man es, wie er mitteilen könne, zum mindesten für sehr zweifel- haft, ob überhaupt noch einmal Gemüsehöchstpreise kommen wer- den. Für den Konsumenten wird ja in erster Linie dann gesorgt, wenn die Produktion angeregt wird. Vor allem muß der Gemüse- bau des kleinen Mannes, in Laubenkolonien, Schrebergärten usw., gefördert werden, und hierzu ist eine Zentralstelle geschaffen. Dann aber gilt es auch, den feldmäßigen Gemüseanbau kräftig zu unterstützen, wozu die von dem Vorredner erwähnte Kriegsgemüse- bau- und Verwertungsgesellschaft ins Leben gerufen ist. Besonders wichtig wird in diesem Frühjahr die Frage des Spargelabsatzes werden. Es ist bereits eine großzügige Bewegung unter Leitung der Braunschweigischen Landesregierung, Hand in Hand mit der Reichs- leitung und dem Preußischen Landwirtschaftsministerium, im Gange, die bezweckt, daß der Absatz sich besser und leichter gestaltet, als im Vorjahre. Dresden. Wenn vor dem Kriege die Königlich Sächsische Gartenbaugesellschaft „Flora" ihr Stiftungsfest abhielt, so geschah dies, dem Ansehen der Gesellschaft als erste sächsische Gartenbau- vereinigung entsprechend, stets in gebührend feierlicher Weise, woran die Ausschmückung der zur Feierlichkeit bestimmten Räume mit Blumen stets einen hervorragenden Anteil nahm, welche tage- lang vor- und nachher das Gespräch der mit der „Flora" verbundenen Kreise bildete. Diesmal hatte der Vorstand, wie es schon voriges Jahr ge- schehen, dem Ernst der Zeit Rechnung tragend, von solch großer Feier abgesehen, und so beging die „Flora" das Fest ihres 90 jährigen Bestehens am 18. Februar durch eine einfache, schlichte Feier im Rahmen einer Mitgliederversammlung mit Festvortrag. Den Vortrag hielt Herr Staudenzüchter Karl Förster, Bornim bei Potsdam, über „neue Gartenblumen und Gartengedanken", unter Zuhilfenahme vieler, auch farbiger Lichtbilder. Nach kurzen einleitenden Worten seitens des Vorsitzenden, Herrn Königl. Obergartendirektor Hofrat Bouche, welche in ein kräftiges Hurra für Kaiser, König von Sachsen (den Protektor der Gesellschaft), und für das deutsche Vaterland, welches aus der jetzigen Prüfung schöner und größer hervorgehen möge, und auf unsere braven Feldgrauen, unter welchen ja auch ein großer Teil Fachgenossen für des Reiches Ansehen und Macht kämpft, aus- klangen, welchen der Vorsitzende insgesamt hinsichtlich ihrer An- strengungen und Entbehrungen ein baldiges Ende des Krieges wünschte. Der Vortragende führte vermittelst prächtiger Lumiere- lichtbilder seine zahlreiche Zuhörerschaft in das Reich der Stauden und zeigte ihr neben mancher herrlichen, halbvergessenen, ein- heimischen Pflanze vor allen Dingeu die oft erst mit vieler Mühe nach jahrelanger Arbeit gewonnenen Neuheiten unserer Stauden- züchter. Neben Farbenzusammenstellungen in packender Gruppen- wirkung wurde durch die prächtigen Bilder auch die vielseitige Verwendungsmöglichkeit der Stauden meisterhaft vorgeführt, so daß von den vielen der Gesellschaft angehörenden Liebhabern in so manchem die Liebe für die Stauden wieder von neuem erwacht sein dürfte. Aus den kurzen geschichtlichen Einleitungsworten des Vor- sitzenden dürfte für die Leser der „Gartenwelt" und Freunde der „Flora" von Interesse sein, daß, während in den ersten Jahren des Bestehens die Gärtner hier nur in der Minderheit vertreten waren, dies Verhältnis nach Gründung der wissenschaftlichen Ge- sellschaft „Isis" sich zugunsten der Gärtnerei änderte und sich nach und nach so gestaltete, daß von den heute der Gesellschaft angehörenden, gegen 260 wirklichen Mitgliedern acht Zehntel Gärtner sind und die „Flora" somit nicht, wie es im Anfange ihrer glanzvollen Entwicklung zu werden drohte, nur eine Liebhaber- vereinigung, sondern wie ihr Titel lautet, eine solche für „Botanik und Gartenbau" wurde. V. Mannigfaltiges. Legepulver „Eierglück". Unter Hinweis auf die Anzeige im Inseratenteil machen wir unsere Leser auf das von der Firma D. Hardung & Co., chemische Fabrik Leipzig-Eutritzsch in den Handel gebrachte Legepulver „Eierglück" aufmerksam. Die Vorteile sind bei regelmäßiger Anwendung dieses Mittels folgende: Der Eierstock eines Huhnes enthält 600 — 800 Keime, welche sich bei täglicher Verabfolgung des Legepulvers in drei bis vier Jahren in Eier umwandeln, was sonst nicht der Fall ist. Hardungs Legepulver enthält Calcium, Blutsalze usw., welche Be- standteile auf die Legetätigkeit der Hühner bedeutenden Einfluß ausüben. Es erhält die Tiere gesund und macht sie widerstands- fähiger. Legepulver enthält alle diejenigen Bestandteile, welche für das Geflügel unbedingt erforderlich sind, um vom Kücken zu einem gesunden, kräftigen Huhn gedeihen zu können, hilft den Hühnern auch rascher und besser durch die Mauser. Die Lege- tätigkeit wird auch in den kalten Monaten erhöht. Die Kosten sind gering, da 5 kg für 10 Hühner 6 Monate ausreichen. Tagesgeschichte. Leipzig. Das hiesige Polizeiamt erließ folgende Bekannt- machung: „Es wurde in letzter Zeit beobachtet, daß auf Straßen und Plätzen der Stadt Weidenkätzchen in großer Menge zum Ver- kauf angeboten werden. Die blühenden Weiden dienen als Nah- rungsquelle für die Bienen in einer Jahreszeit, wo noch andere Nahrung für sie fehlt, und bedürfen deshalb unbedingt des öffent- lichen Schutzes. Es kann mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, daß die Händler in den weitaus meisten Fällen auf un- rechtmäßige und strafbare Weise in den Besitz der Weidenkätzchen gelangt sind, sei es, daß sie sie selbst unbefugt abgeschnitten (Felddiebstahl), sei es, daß sie die Kätzchen von Personen er- worben haben, die selbst erst auf unredliche Weise in ihren Besitz gelangt sind (Hehlerei). Es sei deshalb hier ausdrücklich auf die Bestimmungen in den g§ 7 und 8 des sächsischen Forst- und Feld- strafgesetzes hingewiesen. Danach unterliegen diejenigen, die Weidenkätzchen unbefugt abreißen, schwerer Strafe. Wer Weidenkätzchen entwendet, um sie dann in den Handel zu bringen, hat Gefängnisstrafe bis zu sechs Monaten zu erwarten. Die Aufsichtsbeamten sind angewiesen, von jetzt ab die Straßen- händler und die Verkaufsstände, besonders auch die in der Markt- halle, einer scharfen Kontrolle zu unterziehen. Wo nicht ein rechtmäßiger Erwerb der Weidenkätzchen nachgewiesen werden kann, wird Namensfeststellung und Anzeige erfolgen." Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage Nr. 975. Liegen Erfahrungen über lohnende Sonnenblumenkultur in Deutschland vor ? Der Sonnenblumenanbau des vorigen Jahres, besonders der Anbau an den Eisenbahndämmen, ist vollständig verunglückt. Ur- sachen : Ungenügende Bodenvorbereitung, verspätete Aussaat und Wachstumsstockung während der zweimonatlichen Trockenperiode im Mai und Juni. Die Sonnenblumenkultur wird in Südrußland 108 Die Gartenwelt. XX, 9 in großem Maßstabe erfolgreich betrieben. Versuche eines branden- burgischen Rittergutsbesitzers mit der Großkultur haben vor Jahren zur baldigen Einstellung geführt, da die Ergebnisse in keiner Weise befriedigten. Die Samen reifen in kühlen und nassen Sommern schlecht oder gar nicht, im günstigsten F'alle meist erst so spät, daß die Samenteller in künstlich erwärmten Räumen nachgetrocknet werden müssen. Die Kultur in kleinerem Umfange wird dadurch erschwert, daß nicht nur Körnerfresser, sondern auch fast alle insektenfressenden Vögel den ölhaltigen Samen eifrig nachstellen, in gewaltigen Schwärmen in die Kulturen einfallen und diese voll- ständig plündern, wenn sie nicht vom frühesten Morgen ab durch Wächter mit Lärminstrumenten ständig verscheucht werden. Es ist möglich, daß ein in diesem Jahr erneut ausgeführter Anbau ein besseres Ergebnis zeitigt, eine Nutzpflanze wird aber die Sonnenblume bei uns kaum jemals werden. M. H. Neue Frage Nr. 976. Welche gefüllt — rot oder rosa — blühende Rankrose, am liebsten remontierende, ist die schönste und wirkungsvollste für ein Holzgeländer auf der Terrasse? Die Sorte muß winterhart, mehltaufrei, stachellos und schön be- laubt sein. Neue Frage Nr. 977. Welche Schlingrosen für Bogengänge wirken noch schöner als Crimson Rambler, Tausendscliön, Dorothy Perkins und Lady Gay ? Gibt es auch schon starkwüchsige, immer- blühende Schlingrosen, welche sich für Bogengänge eignen und sehr schön sind ? Neue Frage Nr. 978. Gibt es eine stark- und schönblühende Schlingrose, welche an der Südwand eines Hauses gut gedeiht und nicht von Mehltau befallen wird? Oder empfiehlt es sich, statt Rosen lieber Glycine oder welches andere schönblühende Schling- gewächs am Erker des Hauses — Südseite — anzupflanzen ? Rechtspflege. Der Sturz in die Mistbeetfenster. Urteil des Reichsgerichts vom 8. Februar 1916. Die bei dem Landwirt W. in O. in Stellung befindliche Dienstmagd K. erlitt an einem Septemberabend dadurch einen Unfall, daß sie beim Heraustragen von Holz aus dem im Hofe liegenden Holzstalle in mehrere dort anlehnende Mistbeetfenster stürzte und sich den Arm zerfleischte. Nach dem Stall führte ein Gang, gebildet durch aufgestapeltes Holz auf der einen und einen sogenannten Hühnerhof auf der anderen Seite. In ihrer gegen W. angestrengten Schadensersatzklage gab die Klägerin an, es sei dunkel und der Gang nur ganz schwach durch eine im Holzstall auf einem Fensterbrett stehende Lampe beleuchtet gewesen. Dort hätten zwei Männer gearbeitet. Der eine davon sei ihr mit un- passenden Zärtlichkeiten zunahegetreten, sie sei schnell weggelaufen und dabei in dem engen Gang, der durch die hineingestellten Fenster noch mehr verengert worden sei, in die Glasscheiben ge- fallen. Das Landgericht Danzig wies die Klage ab, das Ober- landesgericht Marienwerder wies die gegen dasselbe eingelegte Berufung zurück, und zwar aus folgenden Gründen : Die Klage ist gestützt auf t; 618 BGB., wonach zur Verrichtung von Diensten bestimmte Räume so einzurichten und zu unterhalten sind, daß die dieselben Benutzenden gegen Gefahren für Leben und Gesundheit geschützt sind. Klägerin erblickt eine schuldhafte Ver- letzung der dem Beklagten aus diesem Paragraphen erwachsenden Verpflichtungen darin, daß der zum Holzstall führende Gang zu eng gewesen sei und die freie Bewegung der in Ausübung ihrer Dienstverpflichtungen begriffenen Klägerin behindert habe. Der Anspruch ist nicht gerechtfertigt. Der Gang war trotz der durch die Aufstellung der Fenster verursachten Verengerung doch noch IV2 m breit. Kurz vor dem Unfall hat ihn einer der im Holz- stall arbeitenden Leute mit einem Kinderwagen durchfahren und die Klägerin ist auf dem Wege n a ch dem Stall trotz der Dunkel- heit an ihr Ziel gelangt, ohne an die Fenster anzustoßen. Wenn wirklich eine Gefährdung bestand, so war sie doch äußerst gering, umsomehr, als die Klägerin schon längere Zeit bei dem Beklagten in Dienst stand und ihr der Standort der Fenster bekannt sein mufite. Wenn bei der auf einem Fensterbrett des Stalles stehen- den Lampe dort zwei Männer arbeiten konnten, so ist zweifellos die Beleuchtung des Weges eine genügende gewesen. Nicht den Beklagten trifft die Schuld an dem Sturz der Klägerin, sondern höchstens jenen Arbeiter, der gegen sie handgreiflich wurde und dem sie sich durch eiliges Davonlaufen entziehen zu müssen glaubte. Der Beklagte konnte nicht mit der Möglichkeit rechnen, daß die K. in die Lage kommen würde, aus dem Stall zu flüchten und durch den Gang zu eilen, und daß unter höchst ungewöhnlichen Verhältnissen die Beetfenster eine Gefahr der Verletzung bieten würden. Für mehr als normale Verkehrsverhältnisse hatte der Beklagte nicht zu sorgen. Gegen dieses Urteil legte die Klägerin noch Revision beim Reichsgericht ein. Sie führte in der Hauptsache aus, es gehe nicht an, mit dem Vorderrichter zu schließen : Du bist auf dem Hinweg ungefährdet durch den Gang gekommen, also mußt du auch auf dem Rückweg glatt hindurchgelangen. Auf dem Rück- weg war die Sachlage eben eine andere : Das Mädchen mußte ihn in fluchtartiger Eile antreten. Allerdings konnte der Beklagte nicht voraussehen, daß das Mädchen Ursache haben würde, sich einem Arbeiter durch die Flucht zu entziehen, aber er mußte immer mit der Möglichkeit rechnen, daß der Weg aus irgendeinem Grunde im Eiltempo durchgangen werden müßte. Der Weg mußte so beschaffen sein, daß er auch bei eiligen Bewegungen noch ge- nügend Raum ließ. Die Revision der Klägerin hatte Erfolg, denn der 3. Zivilsenat des höchsten Gerichtshofes hob das Urteil auf und verwies die Sache an die Vorinstanz zurück. (Aktenzeichen III, 418/15.) Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Der Verband Deutscher Privatgärtner gibt den Heldentod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt: Gustav Kessel und Peter Scheu, Glogau ; Oskar Schäfer, Wohlau. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seiner Mitglieder Moritz Hartig, Berlin, und Friedr. Wolff, Bommern a. d. Ruhr, bekannt. Mit dem Eisernen Kreuz wurden von Mitgliedern des genannten Verbandes ausgezeichnet : J. Maltzan, Crivitz in Mecklenburg, und Aug. Mende, Breslau-Pohlanowitz. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt die Verleihung des Eisernen Kreuzes an seine nachgenannten Mitglieder bekannt : Fick, Lübeck ; Herrn. Bernhardt, H. Kölln, Emil Neumann, Hamburg. Fritz Kurth, Berlin. Friedrich Wegener, Chemnitz, erhielt die Friedrich August -Medaille in Bronze. Erich Geißler, Lauban, erhielt das Eiserne Kreuz. * * * Es starben die Gärtnereibesitzer Ernst Fiala, Würzburg, am 14. Februar; Johannes Oskar Höfer, Döbeln, am 13. Februar; Ferd. Knapp, Bremen, am 15. Februar ; Schloßgärtner Ed. Müller, Cottbus, am 12, Februar. Von österreichisch-ungarischen Hofgartenbeamten wurden befördert: Der Hofgartenleiter Karl Kreuzer zum Hof garten Verwalter; der Hofgartenadjunkt Joh. Appel zum Hofgartenleiter ; die Hof- obergärtner 1 . Klasse Friedrich v. Rottenberger und Heinrich Huber zu Hofgartenadjunkten ; die Hofobergärtner 2. Klasse Rudolf Döber, Georg Stöhr und Johann Spalek zu Hofobergärtnern 1. Klasse; die Hofgärtner 1. Klasse Hermann Zeppel und Fer- dinand Döltl zu Hofobergärtnern 2. Klasse ; die Hofgärtner 2. Klasse Thomas Kollmann, Johann Zotter und Leopold Pfister zu Hof- gärtnern 1. Klasse; die Gartengehilfen 1. Klasse Otto Pelikan, Richard Jüptner und Johann Strzinek zu Hofgärtnern 2. Klasse; der Gartengehilfe 2. Klasse Eduard Langer zum Gartengehilfen 1. Klasse. Dem Hofgartenleiter Viktor Lieb wurde der Titel und Charakter eines Hofgartenverwalters verliehen. Carstensen, Weinbauwanderlehrer in Bacharach a. Rh., wurde vom landwirtschaftlichen Ministerium der Titel Weinbauinspektor verliehen. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max HesdörSer. Verl. von Faul Parey. Druck : Anh. Buchdr. Gutenberg e. G, m. b. H., Dessau Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 10. März 1916. Nr. 10. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Landschaftsgärtnerei. Denkmalsbepflanzung. Von H. Memmler. (Hierzu vier Abbildungen, nach vom Verfasser für die „Gartenv^elt" gefertigten Aufnahmen.) Nichts in der gesamten Landschaftsgärtnerei erfordert mehr Eigenartigkeit, als die Bepflanzung von Denkmälern. Leider ist bisher hierin sehr gefehlt worden, denn selten be- gegnet man einer Anlage, die der Schablonenmäßigkeit ent- behrt. Die Fehler und Mißgriffe, die bei der Denkmals- bepflanzung vorgekommen sind, erweisen sich häufig als so aufdringlich, daß sie die gute Wirkung des Denkmals voll- ständig zunichte machen. Doch muß betont werden, daß das Zustandekommen minderwertiger Denkmalskunst nicht lediglich auf mangelhafter, ungeeigneter Bepflanzung beruht, vielmehr die Hauptschuld an der Nüchternheit dem Denkmal selbst zufällt. Denn leider haben die meisten Krieger- denkmäler mit wahrer Kunst nichts zu tun. Der Raum er- laubt nicht, näher auf dieses Sondergebiet einzugehen, auch liegt es außerhalb des für diesen Aufsatz gesteckten Zieles. Immerhin sind derartige Beispiele so häufig, daß eine ober- flächliche Besichtigung unserer zahlreichen Denkmäler schon genügend ßeweisstoff liefert. Die folgenden Zeilen wollen lediglich auf diese unleidliche Tatsache hinweisen und die Veranlassung geben, künftighin der Bepflanzung mehr Eigen- art zuteil werden zu lassen und an schon vorhandenen miß- lungenen Anlagen zu durchgreifenden Aenderungen anregen. Im Interesse einer gesünderen zukünftigen Denkmalskunst und ihrer günstigen Bewertung durch zukünftige Geschlechter wäre es eine dankbare Aufgabe, dieses Gebiet näher zu be- arbeiten und in Form eines kleinen Werkes mit reichem Abbildungsstoff durch Beispiel und Gegenbeispiel der Denk- malskunst den richtigen Weg zu ebnen. Im Rahmen dieses Aufsatzes kann dieses Gebiet nicht annähernd erschöpfend behandelt werden. Wir gehen einer Zeit entgegen, in der die Heldenverehrung eine Menge neuer Denkmäler erstehen lassen wird. Je länger der Krieg währt, je mehr Opfer an Heldenblut er fordert, desto geringer wird die Möglichkeit einer Verallgemeinerung der Anlagen von Heldenhainen. Schon kleine Gemeinden benötigten heute im W. Lange'schen Sinne ganz bedeutende Gebiete, die schließlich den uns so notwendigen landwirt- schaftlich genutzten Flächen entnommen werden müßten, so Gartenwelt XX. daß für größere Städte die Durchführung dieses Gedankens noch weniger in Betracht kommen kann. Man wird die Anpflanzung von Eichen sicher nicht gänzlich verwerfen Kriegerdenkmal zum Gedächtnis der Gefallenen der Grafschaft Wernigerode des Jahres 1866. Errichtet von Graf Otto zu StoUberg-Wernigerode. 10 110 Die Gartenwelt. XX, 10 können — die Idee ist zu echt und recht deutsch gefühlt — , muß sich aber in vielen Fällen auf die Gründung oder die Benutzung schon vorhandener kleiner Haine oder ähnlicher weihevoller Plätze mit Verwendung von allen Gefallenen geltenden Erinnerungsmalen beschränken. Die Veröffent- lichung des Aufsatzes „Heldeneiclien und Friedenslinden" (am 8. Dezember 1914) läßt auf eine Entwickelung des Gedankens schließen, der im Siegesjubel von Lüttich, Namur, Longwy, im Rausche eines nahe bevorstehenden, ruhmreichen Friedens entstand. Heute würde der Verfasser seinen be- kannten Ausführungen sicher eine andere Fassung gegeben und eine den jeweiligen Verhältnissen entsprechende andere sinnreiche und würdige Heldenverehrung anerkannt haben. Deutschland hat nur „einen Sachsenwald", ein „Niederwalddenkmal", eine „Wartburg" als Wallfahrtsort, warum sollte nicht auch „ein" großer Eichenhain mit Erinnerungshalle und Sportplatz für die Stärkung der Jugend als Wallfahrts- ort genügen können? Würde nicht schon eine tausend- malige Wiederholung von Eichenbaumschulen eine langweilige Nüchternheit hervorrufen, und entspricht nicht ein gemein- samer Eichenhain Deutschlands viel mehr einer würdigen Ehrung derer, die um ein gemeinsames Ziel den Heldentod fanden? Bei der zukünftigen Errichtung von Denkmälern wird von vornherein mehr Rücksicht sowohl auf die Gestaltung des Denk- mals selbst, als auch auf den Standort genommen werden müssen. Erfreulicherweise sind von den verschiedensten, maßgebenden Stellen schon nach dieser Richtung im Sinne des Heimat- schutzes wertvolle Anregungen gegeben worden. Nur der Verwendung des Bepflanzungsmaterials wurde noch nicht die erforderliche Beachtung gezollt. Gerade die Umgebung mit Baum, Strauch und Blume ist es häufig ganz allein, die dem Denkmal die höchste Steigerung verleiht. Grundlegend für die Art der Bepflanzung sind der Stand- ort und die natürliche Umgebung des Denkmals. Man wird ein solches künftighin nicht mehr in die Ecken verkehrs- reicher Hauptstraßen, und wohl überhaupt nicht mehr im Straßengewirr errichten, wo durch Lärm und Getöse, durch das Hasten und Jagen die Weihe und auch jede Wirkung vollständig aufgehoben werden können. Auch kahle, nüchterne Kiesplätze wird man für die Aufstellung eines Denkmales ver- meiden (siehe Abbildung Seite 111), dagegen die freie Natur in Stadtnähe, als Pilgerort für Erinnerungsfeiern, aufsuchen und dem erforderlichen Zweck anpassen. Natürlich wird man nicht immer auf eine Denkmalsetzung im Stadtbilde ver- zichten können oder wollen. Dann sollte aber hierfür ein freier, blütenreicher Schmuckplatz als Standort bestimmt wer- den. Auf einem solchen läßt sich ohne jede unmittelbare Baum- oder Strauchpflanzung manches Denkmal wirkungsvoll aufstellen, um ihm gerade durch freie Stellung eine stärkere Betonung zu verschaffen. (Siehe Abb. Titelseite.) Die Form des Denkmals spielt hierbei natürlich eine große Rolle. Je schärfer die Formen, desto besser die Wirkung. Man vergl. die Silhouette (der deutsche Ausdruck „Schattenriß" paßt wohl hier nicht genau) auf unserer untenstehenden Abbildung. Die einzige, maßgebende Bepflanzung besteht aus zwei spitz- kegeligen Taxusbüschen, von denen das Monument in einiger Entfernung flankiert wird, und wodurch es auf der großen Fläche noch deutlicher herausgehoben wird. Dieser Eindruck wird durch die schwache Stufung und Treppenanlage be- deutend gesteigert. Bei solch aus der Umgebung stark hervortretenden Denk- mälern fällt auch der Perspektive eine wichtige Aufgabe zu. Denkmal für Otto Lilienthal in Berlin-Großlichter- felde, den Vorkämpfer der Fliegekunst. Geb. 1848, tödlich verunglückt am 9. Aug. 1896. Durch günstige Wegeführung, Richtung der Blumeustreifen und Rasenstücke kann die Gesamtwirkung um vieles erhöht werden. XX, lÖ Die Gartcnwelt. 111 Ob der Schmuck- oder Denkmalsplatz mehr oder weniger reich mit Blütenpflanzen zu zieren ist, hängt ganz vom Motiv des Gedenksteines oder der Darstellung desselben ab. In den weitaus meisten Fällen kann eine reiche Blumenfülle recht vorteilhaft sein. Nur sollte dann eine geeignete Auswahl der Pflanzen getroffen werden. Am besten eignen sich als Einfassung immer unser Buchsbaum oder Liguster, als Blüten- pflanzen Buschrosen, für das Frühjahr Tulpen, Hyazinthen usw. Stets kalt und wesensfremd wirken Pelargonien, Astern, Löwenmaul, ausdauernde Chrysanthemum, wie überhaupt alle hochgezüchteten Mastrassen. Der Farbenzusammenstellung ist höchste Aufmerksamkeit zu schenken. Zu hellem Granit passen z. B. Catluna, Alpenrosen, Azalea mollis, Vinca, Rhododendron in hellvioletten und bläulichen Tönen, Primeln (rosa) und Rosen (dunkelrot, gelb) usw. Weißer Marmor erfordert lebhafte Farben, feuerrote Rosen, Verbenen, leuchtend blaue Viola cornuta. Für Bronze eignen sich warme, weiche Töne, cremegelb, hellrosa (Aubrietien), zartblau (Phlox sub- ulata) usw. Im Gegensatz zur Flächenwirkung wird in vielen Fällen Höhenwirkung als erwünscht erscheinen. Es übernehmen dann die Bauraformen die Aufgabe der Raumfüllung. Am besten lassen sich hierfür scharfgezeichnete Baumkronen wählen, wie Pyramiden, Schirm- (Akazie, Kiefer) und Hängeform. Die spitz- und stumpfkegeligen Kronen sind vorteilhaft mit un- regelmäßig gezeichneten gemischt zu verwenden. Zur Einzelstellung sollte man besonders heimische Laub- und Nadelbäume heran- ziehen, die ihres charakteristischen Wudises und ihrer mythologischen Bedeutung wegen immer für der- artige Zwecke geeignet sind. Die Eiche, Buche und Linde, Fichte, Tanne und Lärche. Die Pyra- midenpappel, die Roßkastanie (einfach oder gefüllt blühend, aber nicht rotblühend), die Akazie, der Walnußbaum haben sich der heimatlichen Flora so stark ein- gefügt, daß sie dem deutschen Empfinden nicht mehr fremd vor- kommen und deshalb reichlich mitbenutzt werden können. Ahorn bleibt stets nüchtern und unfreund- lich. Von ausländischen Sträuchern sind es namentlich Rhododendron und Azaleen, auf deren An- pflanzung wir nicht mehr ver- zichten wollen. Buntblättrige Ge- hölze sollten auf alle Fälle von der Anpflanzung ausgeschlossen bleiben. Sie bringen stets, auch bei noch so spärlicher Benutzung, einen Mißklang in die Pflanzungs- anlage. Eine reichliche Verwen- dung einheimischer, unverkün- stelter Stauden ist tunlichst an- zustreben. Eine Sonderstellung nehmen die Schlingpflanzen ein. Sie ver- mögen bei richtiger Anordnung Kriegerdenkmal für 1870 71 auf dem Domplatz in Halberstadt. Das architektonisch stark überladene Denkmal steht mitten auf einem großem, nüchternen Kiesplatz. Dieser Platz war der denkbar ungünstigste in der ganzen Stadt. die Verbindung des toten Steines oder Metalls mit der lebenden Natur herzustellen. Aber auch hierbei ist Maß und Ziel inne- zuhalten, da ein „zu viel" den gewünschten Erfolg leicht beein- trächtigen kann. Man wähle auch nur immer einheimische Arten, wie Efeu, Jelängerjelieber fion/cera/ Waldrebe ^C/ema^/s Vitalba und Viücella), in einzelnen Fällen vielleicht auch Gartenformen in tiefvioletten Tönen, Ampelopsis quinquefolia und die selbst- klimmenden ausländischen Ampelopsis Veitchii und Engelmannii, die sich unserem heimischen Florenbilde angenehm eingefügt haben. Sie alle sind in ihrem Wachstum ständig zu be- obachten, um ein zu starkes Wuchern, was den Gesamt- charakter des Denkmals stören könnte, zu vermeiden. Immer- hin bieten sie eine gute Handhabe, einzelne Teile des Denkmals mehr hervortreten zu lassen, andere wieder im Sinne einer günstigen Wirkung zu verdecken. Geschnittene Hecken, geschnittene Kugeln, Pyramiden und dergleichen sollten nur bei streng architektonischer Gliede- rung des Denkmals in Anwendung kommen. Sie übernehmen dann die Aufgabe und den Zweck einer Erweiterung des Bauwerkes, da sie einen wesentlichen Bestandteil des Denk- mals selbst ausmachen, das Denkmal also gleichsam ver- vollständigen. Entsprechend dem Standorte in freier Natur wird auch eine natürliche Anordnung in der Denkmalsbepflanzung häufiger zur Ausführung gelangen können. Hier dürfen sich die heimischen Sträucher in ihrer ganzen Schönheit voll und unge- hindert entfalten, die Kornel- kirsche , der Faulbaum (Prunus PadusJ, die Heckenrosen, der Holunder und so fort, von aus- ländischen die bei uns heimisch gewordenen Spiräen , manche Viburnum, der Flieder, die For- sythien, Philadelphus, Weigelien, Deutzien usw. Hier ist auch der Ort, wo mit einfachen Mitteln geschmackvolle Gedenksteine ge- schaffen werden können, die in ihrer schlichten Einfachheit auch zum Herzen des Volkes sprechen. (Siehe Abbildungen Seite 110.) Der Bepflanzung fällt immer die Aufgabe zu, das Denkmal in seiner Erscheinung zu bestärken, sei es in Form von ausgedehnten Anlagen, sei es durch wenige Pflanzengruppen oder gar durch einen einzelnen Strauch oder Baum. Dabei kann, je nach Dar- stellung, ein innerer Zusammen- hang zwischen Architektur und der lebenden Pflanzenwelt ge- schaffen werden. Bei allen Ent- würfen und Plänen und den entsprechenden Ausführungen ist aber immer zu berücksichtigen, daß die Pflanzen im Jugend- zustande zur Verwendung ge- langen, daß also die erhoffte Wirkung, vor allem, wenn es sich um Baumkulissen handelt, 112 Die Gartenwelt. XX, 10 erst nach vieljährigem Wachstum eintreten kann. Deshalb wird für die ersten Jahre, so lange Bäume und Sträuclier noch nicht ausgewachsen sind , neben der eigentlichen Hauptbepflanzung eine andere, zunächst eine mehr Vor- teil bietende Pflanzung von großem Nutzen sein können. Handelt es sich z. B. im Entwurf um eine Pflanzung als Hintergrund oder Umrahmung , von voUkronigen Bäumen gebildet, so mag vielleicht als vorläufiger Schmuck eine Vor- oder gänzliche Umpflanzung in Form von Blumenbeeten, Staudenrabatten oder dergleichen erforderlich werden. Nie- mals aber sollte die Bepflanzung dazu dienen, begangene Fehler in der Darstellung und Aufstellung eines Denkmals wieder wett zu machen. Lieber sollten eingehende Erwägungen gepflogen werden, die alle Möglichkeiten berücksichtigen. Jede Ueberhastung, jede Uebereilung ist zum Nachteil, das lehren die Jahre nach 1871. Auch noch so verlockende Vorschläge, die mit beredter Zunge eifrig verfochten werden, sind für die jeweiligen Verhältnisse genau zu prüfen. Sowohl allzugroße Vielseitigkeit wie Schablonenmäßigkeit sind gleich- viel nachteilig. In Zukunft sind derartige Fehler entschieden zu vermeiden. Obstbau. Der Nußbaum (Juglans regia). Von Fr. Roll, zzt. Landsturmmann. Wohl keiner anderen Baumart hat der Krieg in Deutsch- land überall so zugesetzt wie dem Nußbaum, dessen festes Holz nun in Millionen von Gewehrschäften die Grenzen unseres Vaterlandes schirmen hilft. Das Holz des Nuß- baumes war ja übrigens schon von jeher geschätzt, eine Zimmereinrichtung aus Nußbaumholz der Stolz eines Hauses. Von all den großen, stattlichen Bäumen, die ich im Rheintale und in meiner Heimat so oft mit Freude betrachtet hatte, ist im letzten Jahre so mancher gefallen, daß es stellenweise ganze Lücken in das ehemalige Landschaftsbild gerissen hat. Der Nußbaum mit seiner hohen, breiten Krone, seinem kernigen Wüchse und Aussehen, vermag ebenso wie die uralten Dorf- linden, ohne das hohe Alter derselben erreicht zu haben, in Gruppen oder aber auch als einzelner Baum schon einem Dorfe oder einer ganzen Landschaft ein ganz bestimmtes Gepräge zu geben. Aus Gefühl und Schönheitssinn ließ sich darum mancher Eigentümer eines solchen Baumes nicht ver- leiten, ihn der Säge zu überliefern, trotzdem die Holzhändler schon von jeher ein ganz hübsches Angebot dafür machten. Nun hat sich der Preis noch bedeutend erhöht und 120 M und noch mehr für den Kubikmeter machen schon eine ganz hübsche Summe für einen stattlichen Baum aus, so daß es schon einiger Willenskraft bedarf, um einem solchen Angebote zu widerstehen; und dann, Deutschland mußte eben Gewehre haben, und nicht nur wir, auch unsere Verbündeten. Doch auch jetzt noch gibt es Bäume, wirkliche Pracht- stücke von über 1 m Stammdurchmesser, die wenigstens zum Teile wohl den Krieg überstehen werden. So sah ich jüngst in Eberbach am Neckar zwei solcher Riesen, die mit ihren weitausladenden Aesten einem kleinen Schiffsbauer im Sommer die Werkstätte in freier Natur überschatten. Ein alter Mann zimmerte dort an einem Nachen ; ihm hätte es wehe getan, die beiden Bäume, die schon in seiner Jugend mittags ihren Schatten auf den Werkplatz warfen, fallen zu sehen. An jungem Nachwüchse fehlt es übrigens nicht, wie ich an vielen Orten sah, und manchenorts ist der Nußbaum in den letzten Jahren sogar wieder mehr als früher, oft als ganze Straßen- pflanzung angepflanzt worden. So ist die ganze Straße von Baden-Baden nach Oos von jungen Nußbäumen eingesäumt, und auch anderwärts, wo das Klima dem immerhin etwas empfindlichen Nußbaume günstig ist, fand ich zahlreiche jüngere Anpflanzungen, so daß es auch späterhin weder an Nüssen noch an Holz bei uns fehlen wird. Der Nußbaum ist nicht nur infolge seines Holzwertes ein schätzenswerter Baum ; auch ein Sack Nüsse, die ein ordent- licher Baum in einem guten Jahre zu geben vermag, ist keine zu mißachtende Zugabe, war es besonders im letzten Jahre nicht, wo wir auf uns allein fast vollständig angewiesen waren. Da wir vom Auslande kein Oel eingeführt bekamen, wanderten auch mehr Nüsse als gewöhnlich in die Oelmühle, denn aus den Nüssen läßt sich ein wohlschmeckendes Oel ge- winnen, das als Speiseöl Verwendung findet. Ueber den Wert und Wohlgeschmack der Nüsse darf ich wohl die Worte sparen, da sicher jeder Leser beides aus Erfahrung kennt. Auch ein feines Lebenströpfchen wird aus den noch halb- reifen Früchten mit der grünen Schale destilliert ; es ist das braune Nußwasser. Die Nüsse werden zu diesem Zwecke zerhackt und in großen Flaschen mit Feinsprit oder einem andern Schnapse mit etwas Zuckerzusatz der Sonne aus- gesetzt, bis der Nußextrakt herausgezogen ist; die Flüssigkeit wird dann als braunes Nußwasser auf Flaschen abgezogen. Mit Interesse sah ich stets den Inhalt der braunen, bauchigen Flaschen in der Sonne destillieren, auch wenn ich wußte, daß der Tropfen sich nicht für mich braute. Da, wo er sich braut, wird übrigens gerne einem werten Gaste ein Gläschen angeboten. Der Nußbaum könnte als Alleebaum, auf großen, freien Plätzen auch in den Städten Verwendung finden, natürlich nur da, wo ihm Klima und Bodenverhältnisse günstig sind. Im mageren Boden fühlt sich der Nußbaum nicht wohl, aber die Stadtluft kann er schon vertragen. In Freiburg im Breis- gau sah ich z. B. den Nußbaum in mehreren Straßen, die erst durch Zuwachs in das Weichbild der Stadt gekommen waren, als Straßenbaum in gutem Weitergedeihen, und ich empfand es als einen glücklichen Gedanken, daß durch Nach- pflanzungen den ganzen Straßenzügen die Eigenart von Nuß- baumalleen auch weiterhin gewahrt werden soll. Mit seiner schönen, grünen, großen Belaubung ist der Nußbaum ja dort ein guter Schattenbaum, wo er Platz zur freien Entfaltung hat. Viel geschnitten werden darf nicht an ihm, denn sonst wird er gerne kränklich. Auch im Herbstlaube, das sich ziemlich gleichmäßig gelb färbt und dann in braune Farbe übergeht, ist der Nußbaum ein schöner Baum. In seiner Jugend wächst er sehr rasch, und die dicken, braunen, einjährigen Zweige heben sich dann zur Winterszeit auffällig von den älteren Zweigen mit grauer Rinde ab. Der Nußbaum wird meistens aus Samen gezogen, obwohl die Baumschulen sich auch manchen- orts mit der Veredlung von besonders guttragenden Formen befassen, bis jetzt allerdings nur in kleinem Maßstabe. Ich schrieb immer nur kurz der „Nußbaum" ; „Walnußbaum" ist sein ganzer Name. Außer dem Nußbaumholz wird auch das Holz von Eiche, Ulme und Ahorn zu Gewehrschäften verwendet, soweit ich mich bis jetzt selbst davon überzeugen konnte. Keines dieser Hölzer erreicht jedoch an feiner Struktur und Politur das des Nußbaumes. Die französischen Gewehre haben meistens auch Nußbaumschäfte, während die russischen meist solche aus weniger wertvollem Holz, vielfach Ahornholz, haben, wenigstens I XX, 10 Die G a r t e n w e 1 1. 113 die, mit denen ich schon umzugehen hatte. Auch bei den Ge- wehren zeigt es sich, daß in Deutschland sauber gearbeitet wird, und doch sehe ich es lieber, wenn aus dem Holze des Nußbaumes bald wieder hauptsächlich schöne Wohnungs- ausstattungsstiicke gefertigt werden. Der Nußbaum soll wieder ein Baum des Friedens werden. Orchideen. Phalaenopsis grandiflora Lindl. in Zimmerkultur. Unter den Arten der hochinteressanten, durch ihre Blüten reizvollen Or- chideengruppe Phalaenopsis nimmt die Art grandiflora durch die Schönheit ihrer Blüten eine bevorzugte Stelle ein. Die große, weiße, mit gelben und rosafarbenen Tönungen geschmückte Blüte ähnelt jener der bekannteren Art amabilis und bildet einen Schmuck jedes Orchideenhauses. Die Blätter sind länglich-oval, zugespitzt, dickfleischig und saftiggrün ; die Wurzeln besitzen Chlorophyll, deshalb eine graugrüne Farbe, und beteiligen sich an der Assimi- lation ; wo sie sich an die Unterlage anlegen, sind sie bandförmig abgeplattet. Die im zweiten Jahr meiner Kultur abgebildete Pflanze ent- stammt einem frischen Import aus Java, der in leider recht schlechtem Zustande hier ankam. Umso erfreulicher ist das Kulturergebnis. Das linke kleinere Blatt war, als ich die Pflanze erhielt, halb ent- wickelt (Gewächshausvorkultur) ; die beiden dunkleren Blätter wuchsen in Zimmerpflege in meinem kleinen Treibhaus ; auch die üppige Wurzelbildung auf dem mit Osmundafaser belegten Farnstamm- stück scheint mir bemerkenswert. Die Pflanze hing in meinem Treibhäuschen im schattigeren Teil und erhielt gleichmäßige Feuchtigkeit. J. GSrbing, Hamburg, zzt. im Felde. Gehölze. Der deutsche Wald. Von Arthur Eimler, Mainz. Schon Tacitus sagt von den Germanen : Uebrigens meinen sie, daß es sich mit der Größe der Himmlischen nicht ver- einen lasse, die Götter mit Wänden zu umschließen, oder sie in menschenähnlichen Bildern darzustellen. Haine und Gehölze weihen sie ihnen und geben den geheimnisvollen Stätten den Namen des Gottes; diesen selbst vermag nur ihre Frömmigkeit zu schauen. Kann es wohl einen schöneren Ausdruck für die tiefe und sinnige Ehrfurcht unserer Altvorderen vor der Gottheit geben, sowie für ihre hohe und liebevolle Achtung vor der Natur! Aus seinen Liedern, aus den Namen der Ortschaften, geht am deutlichsten hervor, wie nahe dem deutschen Volk einstmals die Natur stand und wie sehr die Liebe des Deutschen zur Natur bis heutigentages wach und rege ge- blieben ist. Ja, es will den Anschein haben, als ob in unserer großen Zeit, die wir erleben, mit der inneren Erkenntnis alles deutschen Wesens zu- gleich die alte Naturliebe wieder voll in das Herz des Deutschen einziehe ! Für Volk und Heimat gilt die Erhaltung der Natur als erste Pflicht, die Freude zu ihr darf nie und nimmer erlahmen, und das Volk der Städte muß wieder mehr und mehr hinaus in die freie, schöne Natur. Für viele ist es erfreulicher- weise ein erstrebenswertes Ziel geworden, Natur- erkenntnis und tieferes Naturempfinden zu erwerben. Die Scharen der Wanderfrohen, die aus den Groß- städten hinaus ins Freie ziehen und von Jahr zu Jahr größer werden, das Aufblühen der Vereine für Naturfreunde und Naturschutz lassen am besten erkennen, wie durch breite Schichten unseres Volkes wieder ein leb- hafter Zug zur Natur geht und sich in steigendem Maße das Bedürfnis des Menschen zeigt, fernab vom nerventötenden, wirtschaftlichen Leben, in freier Natur Erholung und Aus- spannung zu suchen. Der Wald, auch ein Wahrzeichen deutschen Wesens, zieht uns alle immer und immer wieder ganz besonders an. Seine .Schönheit und der in ihm waltende hohe, stille Frieden, lassen uns dankbar anerkennen, was Waldeigentümer und Forstleute zur Erhöhung des Waldgenusses geschaffen haben. Immer enger ist aber auch der Wald in unser neuzeitliches Wirtschaftsgetriebe verflochten worden, und so ist es leicht begreiflich, daß über die Maßnahmen der Forstverwaltungen Beschwerden und Klagen laut werden mit dem Vorwurf, schnöder Gewinnsucht wegen höheren Idealen kein richtiges Verständnis entgegenzubringen. Wie stets in solchen Fällen, beruhen diese Beschwerden meist auf Unkenntnis oder Miß- verständnis. Staat und Gemeinde verzichten nicht gern auf die Erträge des Waldes, der ohnehin selten mehr als drei Prozent abwirft, und viele Waldeigentümer sind geradezu auf diese Erträge als einzige Einnahmequelle angewiesen. Eine gesunde Waldwirtschaft, wie sie Deutschland seit langem pflegt, kommt jedoch letzten Endes auch allen Naturfreunden in denkbar günstigster Weise entgegen. Nach den neuesten Aufnahmen der forstwirtschaftlich be- nutzten Flächen bedeckt der Wald 25,7 Prozent oder ein Viertel des gesamten Reichsgebietes. Deutschland erfreut sich also eines ganz beträchtlichen Waldreichtums, zwar ver- hältnismäßig kleiner als der seines östlichen, aber größer als der seines westlichen Nachbars. Während früher der Wald dem landwirtschaftlichen Anbau Schritt für Schritt weichen mußte, ist er heute hauptsächlich auf solche Landstrecken beschränkt, die vermöge ihrer Bodenbeschaffenheit, Höhen- lage und Oberflächenformung sich für die forstwirtschaftliche Phalaenopsis grandiflora. Zimmerkultur. Nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. 114 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 10 Nutzung besser als für die Beackerung eignen. In diesem Umfang hat sich der Wald in den letzten Jahrzehnten mit geringen Verschiebungen behauptet. Seinem Bestände kommt das Bestreben zugute, Oedländereien in Forsten umzuwandeln, wodurch ein Ausgleich gegen Abholzungen an anderer Stelle geschaffen wird. Nach den verschiedenen Zählungen gewinnt es sogar den Anschein, als ob der Wald sich in letzter Zeit in Deutschland noch etwas aus- gedehnt habe. Der größte Waldreichtum ist natürlich in gebirgigen Gegenden vorhanden, zumal die Hauptgebirge Deutschlands sich in guter Waldpflege befinden. Wald- arm sind dagegen Schleswig-Holstein und die übrigen der Nordseeküste näher gelegenen Gebiete von Oldenburg, Hannover und der Hansastädte. Von den größeren Bundesstaaten hat Baden den verhältnismäßig beträcht- lichsten Forstbesitz mit 36,5 Prozent der Gesamtfläche, dann folgen Bayern mit 31,6 Prozent, Württemberg mit 30,4 Prozent, Sachsen mit 25,1 Prozent und Preußen mit 23,7 Prozent. Die Kronforsten umfassen im Deutschen Reich 1,8 Prozent der gesamten Forstfläche, die Staats- forsten 32 Prozent, die Gemeindeforsten 16 Prozent. Diesen stehen die Privatforsten mit 47 Prozent, also dem kleineren Teil der Forstfläche, gegenüber. Ein erheblicher Teil hiervon fällt auf die Großgrundbesitzer, ein anderer Teil ist fidei- kommissarisch gebunden. Günstig ist, daß die Staats- und Gemeindewaldungen an Umfang gewinnen, die Privatforsten hingegen zurückgehen. Vor einigen Jahren regte der Spessartklub die dauernde Erhaltung eines Teiles der schönsten Alteichenbestände im Spessart an. Der bayrische Finanzminister sagte die wohl- wollendste Berücksichtigung dieses Wunsches zu, zumal es sich nur um eine bescheidene Fläche handelte. Es fand auch eine Besichtigung des betreffenden Waldteiles statt. Die Eichenvorräte, welche einen Wert von mehr als 1 Million darstellten, wären ohne weiteres der Vernichtung durch Fäulnis überlassen worden, weshalb der Gedanke, hier ein Natur- Der Zürichsee im Sturm. (Zum Artikel auf Seite 116.) Rast in 2300 m Höhe. Rechts der Verfasser. (Zum Artikel auf Seite 116.) Schutzgebiet zu schaffen, aufgegeben werden mußte. Der Nichtfachmann, der die Erhaltung der ihm liebgewordenen Waldbilder verlangt, hat eben vielfach keine Vorstellung von den Werten, die brachgelegt werden müßten, um seinem Wunsch zu entsprechen. Die sehr anerkennenswerten Be- strebungen der Naturschutzparkbewegung müssen eben auch mit den wirtschaftlichen Fragen rechnen. Zwischen Natur- schönheit und Forstpflege werden nach wie vor Gegensätze bestehen, deren Lösung nur wenig befriedigen wird. Wir haben zwar dank den Bemühungen des Vereins für Natur- schutz (Sitz Stuttgart) in der Lüneburger Heide bereits ein Gebiet von mehreren Quadratkilometern gesichert, auch ist zu erwarten, daß einige der großen Moore in Ostpreußen dem ungestörten Walten der Natur für immer erhalten bleiben. Wald und Boden haben jedoch in unseren deutschen Gebirgs- zügen einen zu hohen Wert erreicht, als daß größere Gebiete der Bewirtschaftung entzogen werden könnten. Der Waldeigentümer wird deshalb Opfer bringen müssen, um den Be- strebungen, die Pflege der Waldesschönheit mit der Ertragsfähigkeit der Forstwirtschaft in Einklang zu bringen, entgegenzukommen. Der Wald darf nicht als Holzfabrik betrachtet werden, und der Wanderer wird sich damit zufrieden geben, daß die Pflege des Waldes nicht soweit gehen darf, die in Frage kommen- den Wertbestände zu gefährden. Waldteile aber, für die Ausnahmefälle vorliegen, sollten vom Wirtschaftsforst getrennt und als Wald- parks behandelt werden, wie dies in ver- schiedenen Gegenden Deutschlands bereits ge- schehen ist. Ein sachgemäßesZusammenarbeiten zwischen Forstverwaltung und berufenen Männern für Naturschutzangelegenheiten dürfte wohl stets zu dem gewünschten Ziel führen. Zu den schlimmsten Schädigungen des Land- schaftsbildes gehören die Kahlabtriebe ; der Eindruck eines gewaltsamen Eingriffes in die Natur läßt sich auch nach Jahren, wenn die jungen Bestände schon wieder emporstreben, nicht ohne weiteres beseitigen. Nun hat die XX, 10 Die Garten weit. 115 Bodenkunde gelehrt, daß der schroffe Uebergang von der Beschattung durch den alten Bestand zur kahlen Fläche die biochemischen Vorgänge im Waldboden stört, die zur Fruchtbarkeit desselben sehr viel beitragen ; die Boden- kraft erleidet eine Schwächung. Je langsamer sich jedoch der Uebergang vollzieht, um so günstiger ist es für den jungen Nachwuchs und für den Boden, weshalb man den jungen Wald im Schutze des alten erstehen läßt und dieser nur allmählich verschwindet. Das Eingreifen der Menschenhand in die Rechte der Natur wird somit weniger störend empfunden. Leider läßt sich dieses Verfahren nicht überall durchführen, es gibt Bestands- und Boden- verhältnisse, unter denen der kahle Abtrieb zweckmäßiger erscheint. Aber je kleiner die Hiebschläge und je rascher die Altersklassen wechseln, desto erfreulicher ist das Bild für den Naturfreund. Und doch nimmt längeres Wandern im geschlossenen Altholz einen besonderen Reiz für sich in Anspruch. Daß man ausnahmsweise schöne oder durch ihren Wuchs auffallende Stämme, seltener vorkommende Arten mit allen Mitteln zu erhalten sucht, ist ja selbstverständlich und hocherfreulich. Genießen doch merkwürdige Bäume ohnehin heute meist als „Naturdenkmäler" oder „Natururkunden" staatlichen Schutz. Die Opfer, die hierdurch bedingt werden, sind gering. So ist z. B. die Eibe, wie der „Kosmos" (1910, H. 10) mitteilt, noch nicht ganz so selten geworden, wie erst ver- mutet wurde. Wie Herr Dr. Kollmann berichtet, sind die Eibenbestände Deutschlands zahlreicher als man bisher an- nahm. Außer in Ost- und Westpreußen, finden sich in Hessen und in der Rheinprovinz größere Bestände, ferner ein etwa 2300 Stück zählender herrlicher Eibenwald bei Paterzell, unweit des bayrischen Städtchens Weilheim. Viele Jahrhunderte haben dort Eiben gestanden, ohne daß ihr Dasein weiteren Kreisen bekannt geworden wäre. Glücklicher- weise befindet sich dieser großartigste Eibenbestand Deutsch- lands bis auf einen kleinen, der Ge- meinde Paterzell gehörigen Teil, in Staatsbesitz. Es ist die Forderung berechtigt, daß der Staat diesen Eibenwald für alle Zeiten unter seinen Schutz nimmt. Aber auch aus allen Teilen Deutschlands liegen Nachrichten über das Vorkommen kleinerer oder größerer Eibenbestände vor, die meistens ein ganz stattliches Alter besitzen. Nicht allein in landschaftlicher Beziehung bietet solch ein Eibenwald manches Schöne, auch jedem Botaniker und Pflanzen- freund dürfte die Erhaltung eines jeden einzelnen dieser Bäume zur Genug- tuung gereichen. Eine ernste Gefahr droht unseren herrlichen, in einigen Gegenden noch in alter Urwüchsigkeit reichlich vor- handenen Nußbäumen. Sie gehören ja freilich nicht direkt zum Waldbild, bei Besprechung von Naturschutzfragen gebührt aber auch ihnen die nötige Aufmerksamkeit. Vor kurzem wurde eine Bekanntmachung betreffend Be- schlagnahme von Nußbäumen für den Rast beim Abstieg. Im Heeresbedarf veröffentlicht, wodurch (Zum Artikel manch prächtigem und ertragreichem Nußbaumbestand gar bald ras letzte Stündlein geschlagen haben wird. Im letzten Herbst wurden im Rheingau für den Zentner Nüsse 30 — 35 Mark i^eboten und bezahlt.*) Baumschulen und Forstverwaltungen sollten sich daher die rechtzeitige Aufzucht junger Nußbäume in größeren Massen angelegen sein lassen. Leider hat die Entwicklung der Holzpreise dazu geführt , daß von den meisten Forst- und Landwirten das Nadelholz dem Laubholz vorgezogen wird, und so ist der Nußbaum in den letzten Jahrzehnten in manchen Landesteilen fast gar nicht mehr zur Anpflanzung gekommen, obwohl dessen Holz heute einen ganz ansehnlichen Wert besitzt. Aus Rücksicht auf unser deutsches Landschaftsbild mit seiner ihm eigenen Pflanzen- welt, wäre es sehr zu begrüßen, besonders schöne und wertvolle Nußbäume zu erhalten. Unsere heutige Forstwirtschaft strebt zur Abschwächung mancher Gefahren und zur besseren Bodenpflege die Mischung der Holzarten an, dem Bedürfnis nach Abwechselung und Verschönerung des Waldbildes wird somit in weitestgehendem Maße entsprochen. Wegkreuzungen, Aussichtspunkte mit Sitz- gelegenheiten, Anpflanzung von besonders sdiönen Gruppen- bäumen, wie Blutbuchen, Silbertannen oder Roteichen an hierzu geeigneten Stellen werden im übrigen dazu beitragen, den Aufenthalt in solch einem Waldpark angenehmer zu ge- stalten. Nur sollte man ein Zuviel des Guten unter allen Umständen vermeiden; die pflegende Menschenhand darf mit ihrem künstlerischen Beiwerk niemals die reine, anmutige Natur in den Hintergrund drängen. Schutz dem Walde und der Natur I Ein unerschöpfliches und dankbares Arbeitsfeld für alle, die mithelfen wollen an dieser veredelnden Aufgabe. Das Volk muß dazu beisteuern, Auswüchse und Unsitten zu bekämpfen, soll die Freude am Walde allen in gleichem Maße zuteil werden. Zu den un- erfreulichsten Erscheinungen gehören da z. B. die Papier- und Proviantreste , Flaschen und Konservenbüchsen. Das Schicksal der meisten Waldsträuße ist es gewöhnlich, in der Bahn oder im Wirtshaus liegen zu bleiben oder nach ein, zwei Tagen auf den Kehrichthaufen zu wandern. Selbstzucht und Mahnung derNächstbeteiligten sind hier am Platze, um dieser Gedankenlosigkeit mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Bös- willige Schädigungen müssen unbedingt zur Anzeige gebracht werden, andern- falls den Waldeigentümern die Lust vergehen dürfte, ihre Forste ferner dem freien Verkehr zu öffnen. Die Beschäftigung mit den geheim- nisvollen Schönheiten des Waldes regt ungemein an, sich mehr und mehr mit der Allmutter Natur vertraut zu machen. Sie erfordert keine Kosten, frei steht sie jedem zur Verfüg;ung. Wenn wir unser Volk lehren , aus der Natur Freude und Belehrung zu schöpfen, so machen wir ihm die Heimat lieb. Heimat- Vordergrunde der Verf. auf Seite 116.) *) Anmerkung der Schrift - leitung. In Berlin 50—60 M. Im Kleinverkauf wird das Kilo hier mit M 1,70 und höher bezahlt. 116 Die Gartenwelt. XX, 10 Alpenwiesen. Im Hintergrunde die große Windgälle (3189 m). und Vaterlandsliebe aber sind die besten Grundlagen für das Gedeihen und die Kraft eines Volkes. Wir brauchen Ideale für unser Volk. Wohlan, so geben wir sie ihm, geben wir ihm die Natur! Plaudereien. Die Auslandspraxis nach dem Kriege. (Hierzu fünf Abbildungen, nach vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahmen.) Der Deutsche reist und wandert gern. Das ist auch im Auslande genügend bekannt. In Paris kam mir das einst deutlich zum Bewußtsein. Bei einem Ansichtskartenkauf er- regte eine Karte mein besonderes Interesse. Auf ihr war das 1910 eingeweihte Denkmal abgebildet, das Württemberg zu Ehren der in der Schlacht bei Cham- pigny vom 30. November bis 2. De- zember 1870 gefallenen Landeskinder auf einer Anhöhe bei diesem Ort er- richten ließ. Vor dem Denkmal ist der typische deutsche Handwerks- bursche mit dem „Berliner" auf dem Rücken und dem Knotenstock in der Hand dargestellt, wie er die mit einem eisernen Kreuz gekrönte Säule nachdenklich betrachtet. Diese sinnige Karte hat mich damals wieder teil- weise mit den Franzosen ausgesöhnt, denn was man sonst noch an auf Deutschland bezüglichen Karten sah, waren chauvinistische Hetzbilder und Karrikaturen des deutschen Kaisers, des Kronprinzen und bekannter Poli- tiker. Das war zwei Jahre vor Aus- bruch des Weltkrieges. Was würde man nun wohl nach Friedensschluß dort erleben ? Ich glaube Frankreich, England und Italien kommen für die Auslandspraxis in den ersten Jahren nach dem Kriege In nicht mehr in Betracht. Der deutsche Gärtnergehilfe, der sich gern auch weiter umsehen möchte, ist also auf das uns verbündete Oesterreich-Ungarn und die neutralen Länder angewiesen. Von letzteren möchte ich besonders die Schweiz empfehlen. Sucht man die Welschschweiz auf, so kann man sich dort im praktischen Gebrauch der französischen Sprache so gut wie in Frankreich üben. Das italienische Sprach- gebiet der Schweiz vereinigt in sich die Vorzüge — und Schattenseiten — Italiens. Der Tessin, nach dem die Italiener ja auch schon lange begehrlich schielen, weist bereits die Landschaftsbilder des Südens auf. Locarno am Lago Maggiore ist sogar im Besitz einer Palmenstraße. Man kann dort auch eine der berüchtigten italienischen Osterien aufsuchen und sich an Asti und Chianti laben, kann sich mit Maccaroni und Polenta oder mit Salami stärken. Wer sich schon mit einem Italiener unterhielt, der kurz vorher seine knoblauchduftende Wurst gefrühstückt hatte, und dann nicht weiß, wo er sein beleidigtes Riechorgan hin- wenden soll, der wird die „Vorzüge" der italienischen Wirtshäuser zu würdigen wissen. Bedeutende Gärtnereien, Weltfirmen, wie bei uns, gibt es in der Schweiz wohl nicht. Doch bestehen dort immerhin einige Gärtnereien, die einen guten Ruf haben. Ich er- innere hier nur an O. Froebels Erben, Gebrüder Mertens und Bauer in Zürich. In erster Linie ist es ja die herrliche Natur, die Berg- welt der Alpen, deretwegen wir die Schweiz aufsuchen. Der Naturfreund, der erst einmal die reine Hochgebirgsluft ge- atmet hat, den zieht es immer wieder hinauf. Und gibt es etwas schöneres ? Der fahrende Gesell, der sich in der freien Gotteswelt braune Wangen und helle Augen holt, ist mir lieber als jene Kollegen, die ihren Stellungsgesuchen in den Fachzeitschriften den Zusatz anhängen : „Berlin oder Ham- burg bevorzugt". Es sind nur wenige Kollegen, die Groß- Hochtal mit Gletscherbach. Hintergrunde das 4505 m hohe Matterhorn. XX, 10 Öie Garten weit. 117 Städte vorziehen, weil sie glauben, dort mehr Gelegenheit zum Lernen zu haben. Wer einen wirklichen Genuß von seinen Bergtouren haben will, der halte sich abseits der großen Touristenstraßen. Er gehe z. B. nicht auf den Rigi mit seinen modernen Hotels, auf dem sich Touristen aller Länder ein Stelldichein geben, dort schlechtklingende Jodler loslassen, sich überall breit hin- lagern und ihre Butterbrote auspacken. Nein, die weniger bekannten Berge sind es, die wir besuchen wollen, auf welchen keine wohlgepflegten Wege bis zum Gipfel führen. Sonnabend abends brechen wir auf, wohlausgerüstet fahren wir hinein in die Berge, bis zur nächstgelegenen Station unseres Zieles. Und dann geht es bergan, vorerst noch auf guten Wegen, durch prachtvollen Laubwald. Die Berglaterne muß uns leuchten. Nach einigen Stunden beginnt sich der Wald zu lichten. Noch einige Vorposten sendet der Hoch- wald hinauf , sturmzerzauste, kernige Wetterarven. Immer zwergiger und krüppelhafter werden Fichten und Kiefern, je höher wir kommen. In hellem Mondschein schreiten wir nun auf steinigem Fußweg zwischen Alpentriften aufwärts. Hier und da sehen wir lagernde Rinder. Eine Sennhütte mit Schutzhütte fürs Vieh taucht auf. Wir beschließen, ein Stündchen zu ruhen. Um den Sennen nicht zu stören, gehen wir zu einer abseits stehenden Hütte. Sie ist unverschlossen, wie wohl alle derartigen Hütten, die zur Aufbewahrung des Heues dienen. Und nun hinein in das würzige Heu. Das tut gut ! Man ist doch schon tüchtig müde von dem stunden- langen Steigen. Doch lange dürfen wir nicht rasten. Wir stärken uns noch ein wenig, nehmen dann wieder den Ruck- sack auf den Rücken und weiter gehts. Der Weg wird nun immer schlechter, der Graswuchs immer spärlicher. Hier und dort sehen wir es weiß leuchten. Schnee ! Wir sind an der Schneegrenze angelangt ! Der Weg hat aufgehört. Ueber ein Schneefeld hinweg geht es nun dem immer noch hoch aufragenden felsigen Gipfel zu. Noch eine Stunde etwas mühseligen Klelterns durch Steingeröll und über Felsen, und wir sind am Ziel. Hier oben ist es kühl; vom Steigen er- hitzt, wickeln wir uns fest in die Pelerine. Der Tag beginnt zu grauen. Die Umrisse der Berge werden immer deut- licher. Die fernen schneebedeckten Riesen der Zentralalpen fangen an zu leuchten, die Gletscher zu flimmern, und end- lidi tritt die Sonne hinter einem Berge hervor. Nun erst ent- hüllt sich uns die ganze Pracht des Hochgebirges. Stumm genießen wir den Sonnenaufgang. Ringsum herrscht maje- stätisches Schweigen, nur ab und zu unterbrochen vom Ge- räusch fallenden Gesteins. Plötzlich ein Donnern und Krachen, das ein vielfaches Echo erweckt. Vom zerklüfteten Mürtschen- stock prasselt eine Steinlawine hernieder. Dann wieder Ruhe. Leise, ganz leise hören wir jetzt aus dem Tal herauf die Sonntagsglocken läuten. Es ist ein eigentümliches Gefühl, das einem hier oben beschleicht. Man fühlt sich so froh und leicht in der dünnen, reinen Bergluft. Man möchte sich hinlegen in den Sonnenschein und nur schauen und genießen. Was soll ich noch erzählen ? Von der herrlichen Alpen- flora? Davon ist schon soviel geschrieben worden, daß es sich wohl erübrigt. Ob ganze Bergwände im Schmuck der Alpenrosen prangen, Enzian und wohlriechende Männertreu, (Weibertreu gibt es ja wohl nicht), Nigritella nigra uns zum Pflücken reizen, ob im Winter alles in Schnee und Eis er- starrt, schön ist es in den Alpen immer. Ja, im Winter ist die Bergwelt vielfach reicher an intimen Reizen und großartigen Farbenwirkungen. Die Möglichkeit ungestörten Genusses und wohltuender Einsamkeit ist dann noch mehr gegeben. Wie eigenartig ist es, wenn wir im Winter den bis zu einer gewissen Höhe reichenden Nebel durchschritten haben und plötzlich im Sonnenlicht die ge- waltige, im Neuschnee prangende Natur bewundern, unter v:ns ein wallendes Nebelmeer, aus welchem die Gipfel wie Inseln hervorragen. Auch wenn die Natur in Aufruhr ist : Wenn die Blitze zucken und der Donner kracht, — Dann ist's auf den Alpen so herrlich, so schön! Emil Tiltack, Finsterwalde. Pflanzenvermehrung. Stecklingsvermehrung. Lange Zeit habe ich mich mit der Steckiingsvermehrung jeder Art von Pflanzen abgegeben, und ich kann wohl sagen, dafi ich oftmals mit einem Ausfall von 30 bis 40 Prozent rechnen mußte. Zur Vermehrung benutzte ich teils eigens nur hierzu eingerichtete Häuser, teils stellte ich Kästen auf, die mit Glas gedeckt werden konnten. Die erste Art erwies sich als durchaus fehlerhaft, da die Temperatur immer schwankend war und nie eine gleichmäßig andauernde Wärme hergestellt werden konnte; die zweite Art war schon besser, doch durch das häufige Heben des Glases zwecks Gießens entstand innerhalb des Kastens Zugluft. Um diesem Uebel abzuhelfen, legte ich mir im Ver- mehrungshaus ein großes Sandbeet an. In dieses Beet stelle ich 1 — 2 cm tief Schalen auf, doch so, daß immer ein freier Raum zwischen den einzelnen Behältern blieb. Diese Gefäße wurden nun mit feindurchsiebtem Sand oder mit Heideerde mit sehr viel Sand halb gefüllt, die Stecklinge gesteckt und dann mit Glasscheiben be- deckt. Von nun an wurde der zwischen den einzelnen Schalen liegende Sand sehr feucht gehalten. Die Feuchtigkeit des Sand- beetes dringt durch die Gefäßöffnungen und hält den Sand, bzw. die Erdmischung in gleicher, mäßiger Feuchtigkeit. Die Glasscheiben werden nicht eher als nach 3 — 4 Wochen gehoben, wo Callusbildung stattgefunden hat, die sich aus dem über den jüngsten Holzschichten liegenden Kambium erzeugt. Nach diesem Verfahren war es mir möglich, zu jeder Zeit Stecklinge heran- zuziehen und ist es auch hier eine Kleinigkeit, eine gleichmäßige Temperatur von 23 — 28 Grad Celsius zu halten. Eine besondere Freude bereiteten mir Stecklinge von Hex Aquifolium, Myrfus communis und Punica Granatum, die mir im Oktober aus Frank- reich geschickt wurden und 14 Tage ohne sorgfältige Verpackung unterwegs waren. Der Wissenschaft halber steckte ich diese Stecklinge. Ein Teil kam in die gewöhnlichen Vermehrungshäuser, der andere wurde auf die eben angegebene Weise gesteckt. Während die Stecklinge bei der erstgenannten Vermehrungsart ausnahmslos zugrunde gingen, gediehen die letzteren recht gut. Statt der nicht billigen Schalen können auch Holzkästen ge- nommen werden, die eine Länge von 40 cm, eine Breite von 30 cm und eine Höhe von 10 — 15 cm haben. Alfred Wiese, Stettin. Zeit- und Streitfragen. Wir und unsere Feinde — nach dem Kriege. Der deutsche Gartenbau wurde neben anderen Berufs- kreisen durch den Ausbruch des Krieges ganz besonders schwer getroffen. Er leidet darunter auch jetzt noch un- gleich schwerer als andere Berufe. Das liegt in seiner Eigen- art begründet, da seine geschäftlichen und wissenschaftlichen Beziehungen sich über den gesamten Erdball erstreckten. Und nicht nur das, unser schöner Beruf bringt es mit sich, daß rtfir zum großen Teile nicht nur im reinen Geschäft erstarrten, nicht nur allein darnach schauten, wie man am meisten ver- diene, sondern auch berufliche Ideale pflegten. Auch in 118 Die Gartenwelt. XX, 10 dieser Hinsicht woben sich Fäden von Land zu Land, von Erdteil zu ErdteiL Aber alles, alles ist jetzt zerrissen. So beklagenswert das auch an sich ist, so verschwindet es doch neben der großen, wenn auch stolzen Trauer um gut deutsches Heldenblut. Aber daran denken, wie sich die obenbesagten fachlichen Verhältnisse nach dem Kriege neugestalten weiden und gestalten müssen, das dürfen wir schon. Ein großer Teil unserer Berufsgenossen in uns jetzt feind- lichen Ländern, und erst recht in neutralen, wird es gewiß zum mindesten ebenso, wenn nicht noch mehr be- dauern, daß die gegenseitigen, vielversprechenden, guten Be- ziehungen so jäh unterbrochen wurden und solange unterbrochen bleiben. Das wäre schon der Faden, an den bei Kriegs- ende wieder angeknüpft werden könnte. Gründe zur Neu- herstellung alter Beziehungen sind hüben wie drüben in Uebermenge vorhanden. Glücklicherweise haben wir auch dieserart ein ganz erkleckliches Mehr aufzuweisen, d. h. die Gegenseite wird ein noch viel größeres Interesse als wir am Wiederaufleben der Geschäfte mit uns haben, sobald eben erst mal Frieden ist. Man ziehe das gesamte Wirtschaftsleben vor dem Kriege in Betracht, so wird man finden, daß immer ein Volk auf das andere angewiesen war. Das gilt insbesondere auch für unsere Handelsbeziehungen mit unsern jetzigen Hauptfeinden; der Verlauf des Krieges und die dadurch bedingte Hemmung des Wirtschaftslebens hat dies nur allzukraß bestätigt. Wir, die wir uns notgedrungen nach der Decke strecken müssen, wissen das nur allzugut, und werden nicht nach Vogelstrauß- weise den Kopf in den Sand stecken, wie fast alle unsere Herren Feinde. Am übelsten sind aber ja nun unsere Vettern jenseits des Kanals (eine nette Verwandtschaft übrigens) daran, weil sie sich auch diesmal wieder so gründlich verrechnet haben, wie seinerzeit mit der „Made in Germany"-geschichte. Diesmal gedachten sie uns ganz und gar zu vernichten, uns von der Welt abzusperren. Und was war das Ergebnis? Das grade Gegenteil : Sie haben sich selbst und die ganze übrige Welt von uns abgesperrt und sie leiden allgesamt am Mangel deutscher Erzeugnisse. Bei uns hingegen ist die Not zur Tugend geworden, wir behelfen uns mit vielerlei Ersatzmitteln, und das Geld bleibt im Lande. Mag all das zwar in erster Linie für die Industrie und den eigentlichen Handel in Frage kommen, so sind aber doch auch wir Gärtner nicht ganz unbeteiligt daran. Insbesondere ist da an unsere Samenzucht zu denken. Unsere hervor- ragend durchgezüchteten landwirtschaftlichen und Gemüse- sämereien werden in vielen Teilen des feindlichen Auslandes, vom neutralen ganz zu schweigen, gar schmerzlich gefehlt haben und noch fehlen, während die Samen bei uns im eigenen Lande und im Okkupationsgebiet umfassenden und vorzüglichen Anbau ermöglichten. Der deutsche Gartenbau wird zwar vorübergehend schweren Schaden erlitten haben, aber man sei einmal offen, gewiß nicht in dem Maße, wie es eigentlich zu befürchten gewesen wäre. Tröstlich ist ferner, daß sich dieser Schaden gewiß nicht zum dauernden auswächst, sich im Gegenteil hoffentlich sogar vermöge künftigen lebhafteren Geschäftsganges bald wieder völlig ausgleichen wird. Denn unsere hochgezüchteten vorzüglichen Sämereien, unsere hervorragenden Neuheiten und unsere vorbildliche gärtnerische Fachwissenschaft waren in der ganzen Welt bekannt und werden es auch künftig bleiben, sofern wir uns nur auf der Höhe halten und immer rastlos weiter arbeiten, eine immer größere Vervollkommnung er- streben. Das ist die Hauptsache; wir müssen durch unsere hervorragenden Erzeugnisse unsere jetzigen Gegner zwingen, künftig wieder unsere Abnehmer zu werden, wenn sie sich nicht ins eigene Fleisch schneiden wollen. Dies dürfen wir aber nicht durch Preisschleuderei erreichen wollen, damit würde man nur in ein altes Uebel verfallen, sondern nur durch einzigartige Güte unserer Erzeugnisse. Dementsprechend müssen wir aber auch gute Preise zu fordern uns erkühnen, dazu müßte uns schon der Stolz auf die Güte der „Ware" nötigen. Und alle ethischen Gefühle, die an sich ja ganz nett, wegen deren wir aber im Auslande auch viel verspottet wurden, müssen beim Geschäftemachen ausscheiden, denn nur durch nüchternste Geschäftsmäßigkeit werden gute, klingende Erfolge gezeitigt. Mit Güte der Erzeugnisse ist gemeint, daß z. B. alle Sämereien unbedingt sortenecht und keimfähig sein müssen; daß alle Pflanzenneuheiten erst dann in den Handel gegeben werden, wenn sie unbedingt durchgezüchtet sind; daß z. B. Maiblumenkeime, mit denen ja ein sehr reger Auslandshandel getrieben wurde, sehr sorgsam sortiert, Baumschulerzeugnisse gut verpackt werden, usw. Wenn wir dies alles weiter und noch mehr als bisher befolgen, dann werden auch unsere Feinde unsere dauernden Abnehmer bleiben. Unsere echt deutsche Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit, die im Ver- lauf des Krieges so ungemeine Triumphe feiern, müssen auch im friedlichen Wettbewerb unerreicht bleiben und uns auch andauernde wirtschaftliche Erfolge verschaffen. Was übrigens fürs Ausland gilt, ist erst recht für die Heimat nötig. Der unreelle Handel muß mit allen Mitteln unterdrückt werden. Um bei unserem Beruf zu bleiben : Schleuderware, schwache Pflanzen, unbeständige Sämereien, abweichende (variierende) Neuheiten usw. gehören auf den Komposthaufen, aber nicht in den Handel. Man wird einwenden können, daß gewissen- hafte Auswahl u. dgl. zu kostspielig sei und in keinem Ver- hältnis zu den Preisen stehe. Ja, dann mag man doch ent- sprechend höhere Preise verlangen ; man sehe sich doch einmal die Preislisten der englischen, französischen und amerikanischen Gartenbaubetriebe an , die oft ein mehrfaches unserer Preise für die gleichen Erzeugnisse verlangen und erhalten. (Wir deutschen Gärtner hinken sowieso in Geldfragen stark nach, das gilt sowohl für Verkaufspreise, wie auch in Bezug auf Gehalts- und Lohnwesen.) Soweit das feindliche Ausland als Absatzgebiet. Nach wie vor werden wir aber auch auf die Einfuhr aus uns jetzt feindlichen Gebieten angewiesen sein, und auch diese wird gewiß sofort nach Friedensschluß wieder aufleben. Hierbei heißt es nun wiederum nüchternsten Geschäftssinn sich anzueignen und nur dasjenige aus dem Ausland einzuführen, was wir unbedingt von dort benötigen. Alles Sinnen und Trachten muß fürderhin darauf gerichtet sein, diese Einfuhr durch Anzucht und Anbau im eigenen Lande zu mindern, natürlich nur insoweit, als es überhaupt und mit Gewinn möglich ist. So möge man z. B. immer darnach zielen, die wirklich überhand genommene Blumeneinfuhr aus Frankreich und Italien, die leider selbst jetzt im Kriege noch nicht völlig unterbunden ist, durch geeignete Kultur- und Organi- sationsmaßnahmen zu mindern, sowie durch Aufklärung der blumenkaufenden Bevölkerung. (Letzteres läge gleich mit im Betätigungsfeld der neuerrichteten Nachrichtenstelle des Reichsverbandes.) Zu verurteilen war ferner der große Be- zug von jungen Baumschulgehölzen aus Frankreich, die zwar sehr billig waren, vielfach aber nur zum Teil anwuchsen. XX, 10 Die Gartenwelt. 119 bzw. Jahre brauchten, ehe sie sich völlig anpaßten. Es wäre zu wünschen, daß auch diese Einfuhr sich verminderte und die beträchtlichen Summen dafür dem deutschen National- vermögen erhalten blieben. Wir haben doch schon längst hervorragende Anzuchtbaumschulen im Lande, die zu an- gemessenen Preisen gute Ware liefern. Auch ließe sich vielleicht hier durch geeignete Organisationsmaßnahmen die Ware noch mehr verbilligen, ohne daß jedoch die Güte litte. Es klingt dieser Ruf nach Verbilligung wie ein Widerspruch zu den oben gemachten Ausführungen über angemessene Preisstellung, ists aber nur scheinbar, denn erstens hätte den Nutzen davon in erster Linie der kleinere Handelsgärtner, nicht der endgiltige Verbraucher, und zum andern hat man wirklich das Gefühl, als ob in vielen deutschen Betrieben die Geschäftsunkosten infolge Zersplitterung noch recht hohe wären. Diese zu vermindern wäre möglich durch noch mehr erweiterten Großbetrieb, durch noch mehr erweiterte Sonde- rung der Großbetriebe untereinander und in Gartenbauzentren, wie z. B. Dresden, Erfurt, Elmshorn usw., durch gegenseitiges Aushelfen mit Pflanzen u. dgl., wie es in Frankreich und Holland zu aller Beteiligten Nutzen sehr Sitte ist. Vor dem Kriege wurden insbesondere in Westdeutschland z. B. auch Azaleen fast ausschließlich aus Belgien bezogen, haupt- sächlich wohl, weil sie billig waren, dafür standen sie aber den Dresdnern, die zwar teurer sind, in Bezug auf Blüten- reichtum, Blühwilligkeit, Treibfähigkeit, Gesundheit und Ab- härtung wesentlich nach. So könnte noch vieles herangezogen werden. Waren die Ausführungen bislang allgemein gehalten, so sei noch ganz kurz auf die Beziehungen zu den einzelnen Ländern eingegangen. England fühlte sich führend in Bezug auf Neuheiten- zucht, insbesondere von Orchideen, Chrysanthemum, Dahlien, Stauden, feinen Topf- und Sommerblumen, sowie feinem Gemüse, und es wurde in seiner Meinung durch einen guten Teil deutscher Fachgenossen auch bestärkt. Ob mit Recht, bleibe dahingestellt. Denn, Hand aufs Herz, haben nicht unsere Züchter die englischen Leistungen, die man ja ruhig und objektiv anerkennen kann, nicht schon längst erreicht, zum Teil sogar übertroffen ? Weshalb sollen wir da die sehr hohen Preise nach England bezahlen, lassen wir das Geld lieber im Lande. Gern zugegeben sei ferner, daß wir auch in der Handelsverwertung guter Neuzüchtungen von den Eng- ländern viel gelernt haben ; von ihrer geschickten Organisation müssen wir noch mehr lernen. Inbezug auf Neuheitenzucht und Verwertung wird nach dem Kriege voraussichtlich zwischen uns und England bald wieder Austausch stattfinden, nur laßt uns künftig zum mindesten ebensoviel daran verdienen wie unsere geschäftstüchtigeren Partner. Ferner wäre darauf zu achten, daß gute deutsche Neuzüchtungen im Lande bleiben, daß sich kapitalkräftige Handelsbetriebe dieser mehr an- nehmen als bisher, damit nicht, wie es schon geschehen, gutdeutsche Züchtungen über den Kanal wandern, dort, mit fremden Namen versehen, reichlich vermehrt werden und dann von uns für teures Geld zurückgekauft werden, während sich jene berechtigt ins Fäustchen lachen. Für Frankreich gilt das schon gesagte über Schnitt- blumeneinfuhr und Einfuhr von Baumschulerzeugnissen, sowie z. B. das bei England erwähnte über Neuheiten. Im allgemeinen haben wir Grund, von Frankreich so wenig wie möglich zu kaufen, da es von uns, abgesehen von Sämereien, wohl herz- lich wenig bezieht. Natürlich darf dies nicht soweit über- trieben werden, daß unser eigenes Geschäftsinteresse darunter litte. Der Zwischenanbau von holländischen Treibblumen- zwiebeln in Südfrankreich wird wohl ebenfalls wieder weiter betrieben werden und sich aus rein praktischen Gründen und geldlichen Erwägungen nicht vermeiden lassen, wenn es auch wünschenswerter wäre, diesen Zwischenanbau dem uns wohl- wollenden Spanien oder noch lieber der uns verbündeten Türkei zukommen zu lassen. Die Anbaubedingungen würden in beiden Ländern gewiß vorhanden sein. Ueber die künftigen Geschäftsbeziehungen zu Belgien läßt sich ein bestimmtes Urteil noch nicht fällen, weil dessen politische Zukunft für die Allgemeinheit noch nicht geklärt ist. Für den auf hoher Stufe stehenden belgischen Garten- bau war Deutschland der beste Kunde und wird es wohl auch in Zukunft wieder werden. Sollten die künftigen politischen Ergebnisse eine Oeffnung der Grenze mit sich bringen, so würde die belgische Handelsgärtnerei eine noch schlimmere Konkurrenz für einen Teil unserer Großgärtnereien werden. Wie auch schon von anderer Seite betont wurde, müßten daher Einfuhrerleichterungen für Belgien zum mindesten solange hintangehalten werden, bis die belgischen Erzeuger die gleichen sozialen Lasten wie die deutschen zu tragen haben. Was Italien anbelangt, mit dem wir uns ja pro forma noch immer nicht im Kriegszustande befinden, so werden die Meinungen zwischen Gartenbaubetrieb und Blumengeschäft nach wie vor sehr geteilt bleiben. Auch künftig wird Italien der Hauptlieferant für Bindegrün und Massenschnittblumen bleiben. Sehr zu wünschen bliebe freilich, daß, wie schon gesagt, wenigstens die Blumenmasseneinfuhr eingedämmt würde, umsomehr, als umgekehrt Italien vom deutschen Gartenbau so gut wie nichts bezieht. Auch könnten Lorbeerblätter und dergleichen künftig mehr als bisher aus Oesterreich-Ungarns Küstenländern bezogen werden. Rußland war schon immer ein guter Massenabnehmer unserer Gartenbauerzeugnisse aller Art und wird dies gewiß bald nach dem Frieden wieder werden. Es wird nach wie vor, wie auf deutsche Industrie und deutschen Handel, auch auf den deutschen Gartenbau und auf die deutschen Gärtner (als Kommunal- und Privatangestellte, wie auch selbständig) angewiesen sein. Der Russe wird gewiß nach und nach wieder ein guter Käufer werden, der viel kauft, ohne groß nach den Preisen zu fragen, allerdings bleibt zu befürchten, daß er auch ein noch flauerer Zahler als vor dem Kriege werden kann, weshalb umfassende Kreditgewäh- rung noch weniger als früher schon zu empfehlen sein wird. Japan, das geschäftsschlau scheinbar jetzt schon unsere Freundschaft sich zu sichern sucht, wird uns auch späterhin wiederum mit seinen eigenartig schönen Blumenschätzen, ins- besondere mit Lilienzwiebeln, bedienen. Weshalb auch nicht? Nur wäre danach zu trachten, daß wir uns wenigstens eine Art Zwischenhandelsmonopol sicherten, dank früherer guter Geschäftsbeziehungen und vereinzelter guter Geschäftserfah- rungen. Im übrigen wird ja durch Blumenzwiebeleinfuhr keineswegs etwa die Wage deutschen Wirtschaftslebens aus dem Gleichgewicht gebracht. Die sonstigen Feinde und Feindchen können wir ge- tröstlich übergehen, da der deutsche Gartenbau von ihnen weder etwas zu fürchten, noch etwas zu erwarten hat. Manchen mögen diese geäußerten Ansichten recht „englisch" -nmuten, und es werden vielleicht genugsam gute, aufrechte deutsche Berufsgenossen erstehen und auf meine Ausführungen 120 Die Garten weit. XX, 10 antworten : „Was können unsere Fachgenossen jenseits der Vogesen, der Alpen und des Kanals dafür, daß ihre tücken- haften Politiker solch großes Elend heraufbeschworen!" Das ist es aber eben, das deutsche Gemüt, das mit Geschäften leider nichts zu tun hat. Es hat im Erwerbsleben nicht mit- zureden, denn das Geschäft hat besondere Moral. Darum unterdrückt das Gemüt bei Kauf und Verkauf genau so, wie auch der deutsche Soldat, wenn er vor dem Feinde, alle Ge- wissensnöte, ob er Menschen töten darf oder nicht, gewaltsam unterdrücken muß; daß dies manchem bitter schwer fällt, wird sicher Glauben finden. Man muß immer daran denken, daß in erster Linie das deutsche Volksvermögen gestärkt und vermehrt werden muß. Die entsprechende Höhe desselben verbürgt nicht nur unser aller künftiges Wohlleben, sondern bietet auch Gewähr dafür, daß wir für künftige schwere Kämpfe gerüstet sein werden, oder auch (aber das wird wohl nur ein schöner Traum bleiben), daß solche künftig vermöge unserer erstrebenswerten uner- reichbaren materiellen und ideellen Rüstungen vermieden werden. P. Böhmer. Gärtnerisches Unterrichtswesen. An der Königlichen Gärtnerlehranstalt in Berlin-Dahlem ist mit Genehmigung des Herrn Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten ausnahmsweise während der Kriegs- zeit die Bestimmung des Anstaltsprospektes aufgehoben, daß Praktikanten und Praktikantinnen, die die Anstalt besuchen wollen, eine mindestens einjährige gärtnerische Praxis nachzuweisen haben. Das Sommersemester 1916 für Praktikanten und Praktikantinnen beginnt am 3. April 1916. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starben: Gärtnereibesitzer Fritz Ludwig Endress, Schwabach, Vizefeidwebel und Offiziers- aspirant ; Herrn. Klinck, Gehilfe der Stadtgärtnerei Kiel ; Werner Lagemann, Wismar. Der Verband Deutscher Privatgärtner gibt den Heldentod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt : Gust. Kessel und Paul Scheu, Glogau ; Oskar Schäfer, Wohlau. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverband gibt den Heldentod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt : Georg lUarquardsen, Hannover; Mertens, Lübeck; W. Schierz, Essen (Ruhr). Fritz, Karl, Königlicher Hofgärtner, langjähriger Mitarbeiter der „Gartenwelt", bis zum Verkauf des Königl. Schlosses in Benrath dortselbst tätig, zuletzt in Düsseldorf ansässig, ist als Nachfolger des verstorbenen Königl. Hofgärtners Reuter an den Königl. Neuen Garten in Potsdam berufen worden. Werth, Adolf Johs., gleichfalls treuer Mitarbeiter der „Garten- welt", wurde als Versuchsleiter für Gartenbau auf Moor beim Verein zur Förderung der Moorkultur im Deutschen Reiche an- gestellt. Es starben : Gärtnereibesitzer Max Oelschlägel, Neukirchen in Sachsen ; Gärtnereibesitzer Wilh. Stephan, Kamenz in Sachsen ; Carl Wimmel, Parkgärtner der Königl. Badeverwaltung Elmen, im Alter von 71 Jahren. Er war über 41 Jahre im Dienste der genannten Königl. Badeverwaltung tätig und ein Mitkämpfer der Feldzüge von 1866 und 70 71. Sic ilfrasc, ob bic ©crmittchitiQsftcücn »on bcr 95crQütung, btc ftc als ©ntgclt für ifjrc Sicnftc bei bcr Unterbringung bcr Slnleiljcn crl)altcn, einen Jeil an il)rc :S^iä)x\tt tücitcrgcbcn bürfcu, Ijat bei bcr Iet3tcu Kriegsanleihe 3U Sncinung^ocrfdjicbcntjciten gcfüljrt unb 23crftimmungen Ijcroorgerufcn. ©s galt bisfjcr allgemein als äuläffig, bafe nicf)t nur an 2Beitcrt)crmittler, fonbcrn aud) an grofee 23crmögenö= neruialtungen ein IXeil ber 25crgütung toeitergegebcn mcrben bürfc. 2Car bies bei bcn gctoöljnlidjcn Orriebensanleiljen unbebcnhlid), fo ift anlöfelid) bcr firiegsanlcil)en oon t)erfd)iebencn (Seiten barauf l)in= gcu)iefcn toorben, baf3 bei einer berortigen allgemeinen JOolhsanleiljc eine t)erfd)iebcnai'tigc ^eljanblung bcr 3ci'.. H Rl \ \ ^" ^^^B^^js^^^^^H^^I x' t ^' ^ Menyanthes t Nach einer vom rifoliata am natürlichen Standort bei Berlin. Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. 126 Die Gartenwelt. XX, 11 Er hat mehr freie Zeit. Er lernt die scientia amabilis, die Bo- tanik kennen, eine, wie sagt man doch: brotlose Kunst. Nun aber: Er fängt auch an, mehr auf sein Aeufieres zu achten. Das sind alles Sachen, die bei weiteren Stellungen, besonders in ein- seitig betriebenen Gärtnereien, die das meiste Geld abwerfen, nicht beliebt sind. Noch eins: Zum Lieben- und vor allem Kennenlernen der heimischen Pflanzenwelt gehört Zeit. Das Bestimmen der ge- fundenen Pflanzen braucht, falls man nicht pflanzenkundige, hilfs- bereite Bekannte hat, durch Nachschlagen in den Büchern oft sehr viel Zeit. Der Gewinn scheint gering im Verhältnisse zum Ver- luste. Daran ändern auch neuere, mehr volkstümlich geschriebene „Floren" nichts. Nun noch einige Bemerkungen zu dem genannten Aufsatze. Daß das Ausland unsere Pflanzen austauscht, hat meist wissen- schaftliche Gründe (weniger ästhetische oder praktische). Das Aus- sterben von Butomus ist wenigstens in Schlesien nicht zu bemerken. Hier ist er noch gemein. Sehr selten dagegen scheint Ra- nunculus Lingua zu sein. Ich habe ihn wild in der Provinz Brandenburg (z. B. in der Nähe von Steglitz) gefunden. Diese herrliche Pflanze ist leider nicht in Kultur und nirgends zu haben, selbst nicht in den Geschäften, die fast ausschließlich vom Raube der heimischen Flora leben. Das ist der beste Beweis, wie selten sie ist.*) Hottonia palustris, auch Sumpfprimel genannt, ist eine Perle. Sehr häufig ist sie im Spreewalde zu finden. Der Bitter- klee (Menyanthes) ist wichtig als Arzneipflanze. Ich kenne nur einen pflanzlichen Stoff, der bitterer ist : das Chinin. Zum Beispiel ist gegen unstillbares Erbrechen Menyanthes vorzüglich (als Tee). Der Name Felberich für Lysimachia ist wohl selten, Gilbweiderich dürfte den Lesern bekannt sein. Verfasser hat versprochen, noch etwas über die Gräser und grasartigen Pflanzen zu schreiben. Hoffentlich bringt er dann auch den schönen Scirpus lacuster in einer guten Abbildung. Max Strehle, städtischer Parkinspektor, Breslau. Rosen. *) Anmerkung des Herausgebers, von Haage & Schmidt, Erfurt, angeboten. Im Verzeichnis Schlingrose Leuchtstern. Nach einer vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Schlingrose „Leuchtstern". Unter den verhältnismäßig wenigen, einfach blühenden Schlingrosen, die das große, zahlreiche Sortiment derselben enthält, gehört die genannte mit zu den schönsten und dankbarst blühenden. Ueberall da, wo ich Leucht- stern bisher sah, leuchtete sie aus allen anderen Sorten hervor und übte in ihrer ganzen Erscheinung einen gewissen Reiz auf mich aus. Für ihre weitere Anpflanzung soll folgende kleine Epistel werben. Leuchtstern ist keine neue Sorte mehr. Sie wurde 1899 von J. C. Schmidt in den Handel gebracht. Ihr Wuchs ist ziemlich stark ; die kräftigen Triebe sind mäßig bewehrt und tragen eine hübsche, gesunde und dunkelgrüne Belaubung. Die Blütchen sind nicht groß, von einfacher, am Rande leicht gewellter, äußerst zier- licher Form. Sie leuchten im Aufblühen in einem reinen, tiefen Rosarot, das sich von dem großen, weißen Auge mit dem Büschel gelber Staubblättchen wirksam abhebt. Im Verblühen verblaßt die Färbung ein wenig. Die Blütezeit beginnt ziemlich früh und hält mehrere Wochen an. Wie die Abbildung zeigt, schieben sich aus der Blütenfülle, die den Strauch schon bedeckt, noch eine große Anzahl in Knospen stehender Blütenbüschel hervor, die den Flor angenehm verlängern. Die Winterhärte des Holzes ist sehr groß. Obgleich die Blütchen in großen, reichverzweigten Büscheln stehen, ist der ganze Eindruck eines blühenden Strauches doch ein überaus zier- licher, duftiger. Die Leuchtkraft dieser Blütenfarbe ist sehr groß und für Fern- wirkung wie ge- schaffen. Einen besseren und tref- fenderen Namen als Leuchtstern hätte der Züchter nicht gut finden können. Die allgemeine Bevorzugung der gefülltblühenden Sorten ist nicht recht verständlich. Die einfachblühen- den haben in ihrer leichten, zierlichen Blütenform eine Eigenschaft an sich, die besonders in ihrer Verwendung nicht genug ge- würdigt ist. Hierin ist noch vieles nach- zuholen. Jedes Ding gehört an seinen richtigen Ort. Sind die gefülltblühen- den Sorten zur Be- kleidung von gro- ßen Mauerflächen, von schweren, mas- sigen Säulen oder i XX, 11 Die Gartenwelt. 127 3ei(&net 6ie Werte ^riegganleiOe! '^aö beutfc^e Äeer unb baö beutfd)e Q3olf {jaben eine Seit gewaltiger Ceiftungen £)infer jtcf). ®ie *2Baffen auö 6taf)l unb bie filbernen 5\'ugc(n i}abcn ia^ if)re getan, bem QBaf)n ber "Jeinbc, ba^ ®eutfd)lanb oerni(^tet werben fönne, ein (£nbe ju bereiten. 'Qlucf) ber englifdje '2luö()ungcrung^plan ift gefcf)eitert. 3m ^manjigften Äriegömonat feljen bie ©egner ibre QBünfd)e in nebel()afte "Jerne entrücft. 3{)re (e^te Hoffnung ift nod) bie 3eit; fte glauben, ba^ bie beutfc£)en "Sinansen nici)t fo lange ftanb()alten werben roie bie Q?ermögen Snglanb^, ^yranfreic^g unb 'D'vuf lanbö. ®a^ (frgebniö ber »ierten beutfd)en .^Irieg^anlei^e mu^ unb wirb if)nen bie richtige 'vülntwort geben. 3ebe ber brei erftcn Äriegöanleil)en war ein '5;riunipl) beö ©eutfc^en Qxeic^eö, eine fd)Were Sntfäufd)ung ber 'Jeinbe. 3e^t gilt eö aufö neue, gegen bie £üge öon ber Srfc^öpfung unb 5trieg^mübigfeit ©eutfc^lanbö mit wirffamer QBaffe anjugetjen. So wie ber ilMeger im 'Jelbc fein 2ebm an bie QSerteibigung beö QSaterlanbe^ fe^t, fo mu^ ber 93ürger ju Äaufe fein Crfparteö bem 9\eicf) barbringen, um bie "Jortfe^ung be^ Ä'riege^ biö jum fieg- reicf)en Snbe ju ermöglichen. ®ie eierte beutfc^e i^riegöanlei^e, bie laut 'Bcfanntmad)ung beö 9\eid)öbanf--'J)ireftoriumö foeben jur 3eicl)nung aufgelegt wirb, mufe öer gro^e 5eutfcDe ^rülDJaOr^fieg auf Dem finonsienen <3(DlQcDtfeI&e werben. 93leibe iteiner jurüd! '■^lucf) ber fleinffe 93etrag iff nü^lid)! '?aö ©elb ift unbebingt fieser unb t)od)-- »eräinölid) angelegt. Pfeilern ausgezeichnet zu verwenden, so gehören die einfachblühenden dahin, wo mehr Leichtigkeit, Zierlichkeit regiert, so an die feinen, dünnen Lattengitter der Lauben und Laubengänge , an schwache, zierliche Säulen, für die so beliebten Festons und für andere, ähnliche Zwecke. Aber auch als Schnittmaterial, zum Schmuck der Tafel, für größere Vasensträuße und dergleichen, sind die einfachblühenden Schlingrosen in der Verwendung von meterlangen , blühenden Zweigen in vielen Fällen den gefülltblühenden vorzuziehen. Hoffent- lich überraschen uns die Züchter bald mit neuen, guten Sorten. Erwartet werden solche. Kache, Baumschulenweg. Stauden. Rankende und staudenartige Polygonum. Der baldschu- anische Knöterich ist ein ganz hervorragender Kletterstrauch; im Juli erscheinen an den Endspitzen der jungen Triebe feine leichte, fedrige Blütenrispen von blendend weißer Farbe oft in so großer Zahl, daß es scheint als ob die ganze Pflanze von lauter kleinen Blütchen eingehüllt ist. Die abgeschnittenen Blüten geben ein ganz hervorragendes Material zur Binderei. In einem milden Lehmboden zeigt die Pflanze ein fabelhaftes Wachstum ; sie bedeckt dann in wenigen Jahren ganze Mauerflächen. Einzelne Ranken erreichen oft in einem Jahre 3 — 4 m Länge. Um aber recht kräftig wachsende Pflanzen zu bekommen, kommt es viel darauf an, wie dieselben erzogen worden sind. Bei Aussaat habe ich gefunden, daß die Sämlinge in der Jugend oft täuschende Aehnlichkeit mit dem überall wildwachsenden Polygonum Convol- vulus haben. Ableger gewinnt man in großer Zahl, wenn man die Triebe auf den Boden legt und etwas bei den Augen ein- schneidet, wie beim Absenken der Nelken. So gezogene Pflanzen haben aber lange nicht den starken Trieb der Veredlungen. Das Veredeln ist eine noch wenig bekannte Vermehrungsweise für dieses Polygonum. Die beste Zeit dazu ist im Januar — Februar. Von alten Pflanzen schneidet man die stärkeren Wurzeln in Bleistift- stärke oder auch auch etwas dicker auf etwa 1 5 cm Länge, um dann das Reis entweder anzuplatten oder mit Geißfuß zu ver- edeln. Die Veredlungsstelle wird gut verbunden und mit Baum- wachs verschmiert. Die so veredelten Wurzeln werden in tiefe Töpfe gepflanzt, und zwar so, daß an die Veredlungsstelle trockener Sand kommt. In ein mäßig warmes Haus gestellt, werden die- selben bald zu neuem Leben erwachen und ein freudiges Wachs- tum zeigen. Die veredelten Pflanzen machen meist gleich so kräftige Triebe, daß sie bis zum Herbst verkaufsfertig sind. Polygonum Auberti ist dem Polygonum Baldschuanicum sehr ähnlich, unterscheidet sich jedoch von diesem durch ein noch viel kräftigeres Wachstum und eine gesundere, kräftige, dunkelgrüne Blattfärbung, die den ganzen Sommer über bleibt. Polygonum Baldschuanicum und Auberti verdienen weit mehr Bechtung der Landschaftsgärtner. Besonders vorteilhaft machen sich die Pflanzen vor einer Koniferengruppe, an einem Baume hochgeleitet; ganz herrlich hebt die weiße Blütenpracht sich von dem dunkeln Grün der dahinter stehenden Nadelhölzer ab. Auch unter unsern Stauden haben wir außer den bekannten Lückenbüßern, viie Polygonum Siboldii, syn. cuspidafum, noch einen sehr wenig bekannten, nur 25 cm hochwerdenden, ganz hervor- ragend schönen, rundährigen Knöterich, Polygonum sphaerostachyum, der fürs Alpinum wie geschaffen ist. Die herrlichen, leuchtend blutroten Blüten stehen in sehr dichten, 3 — 6 cm langen und fast 2 cm breiten zylindrischen bis fast kugeligen, unten breit abgestutzten, endständigen, langgestielten Einzelähren und an diesen herab- hängend. Der herrliche Blütenflor bleibt vom Juli bis in den September. Ein humoser, kräftiger Boden, volles Licht und im Sommer reichlich Wasser sind die ganzen bescheidenen Kultur- ansprüche. Unter Tannendecke hat sich die Pflanze als winterhart erwiesen. Polygonum vaccinifolium, der heidelbeerblättrige Knöterich, hielt unter Torfabdeckung des Bodens und Tannengründecke 16 Grad Kälte aus, dürfte somit auch als winterhart empfohlen werden. Hermann Zömitz. 128 Die Garte 11 weit. XX, 11 Pflanzenkrankheiten. Erkrankungen der Setzlinge und Stecklinge.*) Von Kaiser!. Techn. Rat Dr. Peters. Die im Mistbeet oder freien Felde heranwachsenden Gemüse- setzlinge leiden vielfach an Krankheiten des Stämmchens und der Wurzel, die als Wurzelbrand, Wurzelfäule, Schwarzbeinigkeit, Um- fallen usw. bekannt sind. Die Erreger dieser Krankheiten sind weitverbreitete , mit bloßem Auge gewöhnlich nicht wahrnehmbare Pilze, von denen Pythium debaryanum, Phytophthora omnivora, Sclerotinia-Arlea, Thielavia basicola und Moniliopsis Aderholdi (Vermehrungspilz) am häufigsten vorkommen. Es handelt sich um Bodenbewohner, die sehr verbreitet, aber nicht in allen Bodenarten gleich häufig sind. Die meisten sind nicht an einzelne Wirtspflanzen gebunden, sondern können die verschiedensten Pflanzenarten befallen, sind auch nicht einmal auf ein Schmarotzerleben angewiesen, sondern imstande, sich auch von toten organischen Stoffen zu ernähren. Auch einige Blattpilze, wie z. B. gewisse Phyllosticta- und Phoma- Arten, des Sellerie, der Petersilie, der roten Bete und verwandter Pflanzen, können bei ihren Wirtspflanzen Wurzelbrand erzeugen. Sie kommen auch an krautigen Teilen des Saatgutes vor. Die Wurzelbranderreger dringen gewöhnlich dicht unter der Erdober- fläche in die Pflanze ein und von hier aus nach oben, weniger nach unten vor. Der ergriffene Pflanzenteil wird graugrün, braun oder schwarz, erweicht und trocknet ein, wobei er zusammen- schrumpft. Junge Keimlinge, die eben erst ihre Keimblätter ent- faltet haben, fallen um und erliegen der Krankheit nach wenigen Tagen (Abb. 1). Aeltere Keimpflanzen sind wesentlich wider- standsfähiger. Die Krankheit ergreift bei ihnen zwar oft den ganzen oberirdischen Teil des Stämmchens bis zu den Keimblättern, bleibt aber in der Regel auf die äußersten Schichten beschränkt, die absterben und unter Verfärbung eintrocknen. Da die kranken Gewebe durch Neubildungen ersetefzt werden können, überstehen solche Pflanzen oft die Krankheit, bleiben aber in ihrer Entwick- lung zurück. Bisweilen geht die Zerstörung jedoch auch bei ihnen so weif, daß jede Zufuhr von Wasser und Nährsalzen unterbunden wird (Abb. 2). Sie gehen dann zugrunde, wenn sie nicht ober- halb der befallenen Stelle Seitenwurzeln bilden. Bei einigen Pflanzen können die Schmarotzer unter Umständen aus den Sfämmchen in die Blätter eindringen, wo sie, den größeren Blattadern folgend, diese und die benachbarten Blatteile unter Dunkelfärbung zerstören (Abb. 3). Die Wurrelbranderreger können endlich auch ganze Fehlstellen der Saatbeete verursachen, indem sie, besonders bei großer Nässe oder in stark verkrustenden Böden, die Samen oder Pflänzchen im Boden noch vor dem Durchbrechen abtöten. Mit dem Wurzelbrand der Sämlinge ist die gefürchtete Schwarz- beinigkeit oder Fäule der Stecklinge nahe verwandt. Sie wird durch dieselben oder ähnliche Schmarotzer hervorgerufen, beginnt gewöhnlich ebenfalls unter oder an der Erdoberfläche und geht dann auf die oberirdischen Teile über. Die erkrankten Gewebe werden mißfarbig, vielfach braun oder schwarz, erweichen und trocknen später ein. Wenn ausnahmsweise die Wasserzufuhr nicht völlig unterbunden ist, kann Ausheilung erfolgen, doch tritt nach Umpflanzen oft ein Rückfall ein, der schweres Siechtum (Abb. 4) oder Tod bedingt. Bekämpfung. Bei der Massenanzucht von Setzlingen ist es unmöglich, auf einzelne erkrankte Pflanzen Rücksicht zu nehmen und durch besondere Behandlung oder Pflege eine Heilung zu versuchen. Anders ist das bei wertvollen Stecklingen gärtnerischer Kultur- pflanzen, die bisweilen dadurch gerettet werden können, daß sie in nicht verseuchte Erde verpflanzt werde, nachdem man das kranke Stammesende 2 — 3 cm über der verfärbten Stelle abgeschnitten hat. *) Flugblatt Nr. 59 der Kaiserl. Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft. Verlag von Paul Parey, Berlin. Preis einzeln 5 Pf., für 100 Abzüge 40 Pf. Alle einmal erkrankten Setzlinge dagegen sind, wenn irgend möglich, nicht einzupflanzen, sondern zu verwerfen. Nur im Not- fall dürfen leicht erkrankte oder ausgeheilte Setzlinge verwendet werden, wobei man sich aber der Gefahr einer Ernteverminderung durch Tod oder Siechtum immer bewußt bleiben muß. Die sonst in Frage kommenden Maßnahmen sind im wesent- lichen vorbeugender Natur. Alle Saatbeete halte man dauernd unter sorgfältiger Beobach- tung, um bei Erkrankungen sofort Gegenmaßregeln treffen zu können. Bei umfangreichem Befall schaffe man Ersatz durch Neu- aussaaten in gesunder Erde (s. u.). Sind nur einzelne Krank- heitsherde vorhanden, so gieße man die Stellen und ihre Umgebung durchdringend mit zweiprozentiger Kupferkalkbrühe (Flugblatt 52) und entferne vorsichtig die kranken Pflanzen, die am besten durch Feuer vernichtet werden. Dem Auftreten des Wurzelbrandes suche man vorzubeugen, indem man die Pflanzen möglichst widerstandsfähig macht und Wachstum und Verbreitung der Schmarotzer nach Möglichkeit ver- hindert. Reichliche Belichtung wirkt in beiden Richtungen. Die Beete sind daher in sonniger Lage anzulegen und die Schattendecken zu entfernen, solange und so oft es die Witterungsverhältnisse nur irgend erlauben. Auch durch häufige und möglichst dauernde Lüftung der Mistbeete härtet man nicht nur die Pflanzen ab, sondern schränkt auch durch Verminderung der Feuchtigkeit der Luft und der obersten Bodenschichten Wachstum und Verbreitung der Pilze wesentlich ein. Die Forderung, die Bodenoberfläche möglichst trocken zu halten, ist sehr gut mit dem Wasserbedürfnis der Pflanze vereinbar, die nur während der Keimung das Wasser den obersten Bodenschichten entnimmt, es später aber mit ihren Wurzeln in tieferen Schichten sucht. Man gieße daher nach der Keimung möglichst selten, aber durchdringend. Damit nicht durch das Gießen nasse Stellen entstehen, sind die Beete bei der An- lage möglichst einzuebnen. (Ueber Bedeckung der Saatbeete mit Sand s. u.) Zu dichter Stand der Sämlinge begünstigt das Auftreten der Keimlingskrankheiten ganz besonders. Die Pflanzen werden durch gegenseitige Beschattung geschwächt, die Pilze durch die mit dem dichten Stande verbundene große Luft- und Bodenfeuchtigkeit ge- fördert. Es darf daher nur höchstens so dicht gesät werden, daß die Setzlinge, auch noch zurzeit des Verpflanzens, einander kaum berühren. Sehr gut hat sich die Aussaat in Reihen bewährt, die je nach der Pflanzenarl 5 bis 10 cm voneinander entfernt sind, doch dürfen die Setzlinge auch in den Reihen nicht zu dicht stehen.. Von Böden und Bodenmischungen müssen diejenigen für den Gebrauch als Saatbeeterde ausscheiden, die stark verseucht oder dem Gedeihen der Wurzelbranderreger günstig sind. Keinesfalls darf Boden, in dem bereits Wurzelbrand stark auftrat, wieder benutzt werden, da in ihm voraussichtlich die Pflanzen wieder stark erkranken würden. Mistbeet-, Kompost- und ähnliche Erden sollten vor ihrer Benutzung erst mehrere Jahre unter wiederholter Bearbeitung lagern, da dann erst ihre organischen Bestandteile so weit zersetzt sind, daß sie den Parasiten nicht mehr als Nahrung dienen können. Starkverkrustende Böden sind nicht brauchbar, weil in ihnen die jungen Pflanzen infolge der Verzögerung der Keimung geschwächt und daher anfälliger werden. Wegen seiner Armut an organischen Stoffen ist sorgfältig ge- waschener Sand empfohlen worden, den man durch Beimischung von gewaschenem Torf oder ähnlichen Stoffen verbessern kann. Es empfiehlt sich, die Mischung vorher durch Aussaatversuche auf ihre Unschädlichkeit zu prüfen. In den für Anzuchtbeete verwandten Böden sind Nährstoffe gewöhnlich in genügender Menge vorhanden, nur Sand und die meisten Sandmischungen verlangen eine mineralische Volldüngung, die man vor der Beetanlage trocken beimischt oder gleich nach der Keimung in halb- bis einprozentiger wässeriger Lösung zufügt (leichtes Nachbrausen mit Gießwasser!). Da bei andern Boden- arten der Stickstoff aus den oberen Schichten durch das Gießen ausgewaschen werden kann, wirkt oft eine Stickstoffdüngung der XX, 11 Die Gartenwelt. 129 Abb. 1. jungen Kulturen auf Wachstum und Widerstandsfähigkeit günstig ein. Man gieße je 1 Quadratmeter der Beete mit 2V2 — 5 Liter einer halb- bis ein- prozentigen Lösung von Salpeter, worauf man am besten ein leichtes Abbraußen mit Gießwasser folgen läßt. Die Bedeckung der Saatbeete mit Sand soll sich sehr bewährt haben, weil die Krankheitserreger in dieser leicht eintrocknenden und nährstoff- armen Oberschicht schlecht gedeihen. Man sät auf die Oberfläche der Erde aus und bedeckt mit einer Schicht Umfallender Kohlkeimling, gewaschenen Sandes, deren Dicke sich nach der Art der Sämerei zu richten hat. Durch Erhitzen sowie durch Behandlung mit überhitztem Wasser- dampf, mit heißem Wasser oder mit Chemikalien kann man ver- seuchte Erde von den Krankheitserregern befreien. Zur Entseuchung mit kochendem Wasser verfährt man wie folgt : Man gießt die zur Aussaat vorbereiteten und möglichst ab- getrockneten Beete so durchdringend, daß das siedende Wasser etwa 10 cm eindringt, und wiederholt am besten diese Behand- lung nach einigen Tagen. Von Chemikalien kommt hauptsächlich das Formaldehyd in Frage, das als etwa 40 prozentige wässerige Lösung unter verschiedenen Namen gehandelt wird. Alle Formaldehyd- präparate ätzen auch in verdünnten Lösungen die Hautgewebe, und schon ihre Dämpfe reizen die Schleimhäute, besonders der Augen und Atemwege stark ! Da Formaldehyd auch für Pflanzen ein starkes Gift ist, darf man erst aussäen, nachdem alles For- malin aus der behandelten Erde verdunstet ist, und es müssen während der Entseuchung alle Pflanzen aus dem Bereich der Dämpfe entfernt werden. Geschlossene Räume, wie Mistbeete und Gewächshäuser müssen daher vorher geräumt werden. Für einen Quadratmeter Fläche mischt man '/s — '/a Liter eines vierzig- prozentigen Formaldehydpräparates unter kräftigem Umrühren mit einer genügenden Wassermenge (je nach Erdart usw. 6 — 40 Liter), gießt damit das gut abgetrocknete Saatbeet mit einer Brause gleichmäßig und durchdringend und legt dann für ein bis zwei Tage die Fenster auf oder bedeckt ebenso lange mit dicker Pappe, Oelpapier oder Brettern. Man darf erst aussäen, wenn das For- malin auch in einiger Tiefe durch den Geruch nicht mehr fest- stellbar ist. Ist das nach etwa einer Woche noch der Fall, so beseitigt man die letzten Spuren von Formaldehyd durch Begießen mit einer verdünnten wässerigen Ammoniaklösung (auf den Quadrat- meter etwa zehn Liter, enthaltend 60—100 Gramm des käuflichen konzentrierten Ammoniaks). Der Ueberschuß des ebenfalls stark- riechenden Ammoniaks ver- dunstet nach kurzer Zeit, so daß die Beete nach weiteren ein bis zwei Tagen zur Aussaat bereit sind. Nach der Behandlung mit dem kochenden Wasser oder mit Formalin darf die Erde der Saatbeete nicht mehr umgearbeitet werden, da in tieferen Bodenschichten meist noch lebensfähige Parasiten vorhanden sind. Unter Umständen kann das Formalin die Erwärmung der Mistpackung beeinträch- tigen. Man breitet daher die für warme oder halb- warme Mistbeete bestimmte Erde besser vor dem Ein- füllen auf einer geeigneten Unterlage aus und behandelt, Abb. 2. Abb. 3. Wurzelzerstörung Blatterkrankung bei eines Salatkeimling. Tabaksetzlings. \vie oben angegeben, mit Formalin. Zum Einfüllen benutze man nur jrut gereinigte und mit der verdünnten Formalinlösung abgewaschene Geräte. Ueber die anderen in Deutschland noch seltener als die u^eschilderten Verfahren angewandten Entseuchungsarten (trockene Hitze, strömender Dampf) vergleiche Mitteilungen aus der Bio- logischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft, Heft 13, Berlin, Parey und Springer. Die Wände der Mistbeete, Töpfe usw. können, wenn in ihnen verseuchte Erde gewesen war, Träger der Krankheitserreger sein und sind daher vor weiterem Gebrauch sorgfältigst auszuscheuern imd mit kochendem Wasser oder mit einer Mischung von einem Teil 40proz. Formaldehyd mit 200 Teilen Wasser gründlich aus- zubrausen. Da manche Wurzelbranderreger in das Holz eindringen, ist eine Behandlung mit Pilzgiften, die einige Zeit Schutz ge- währt, geboten. Mit Recht wird vor Car- bolineum gewarnt, weil seine Ausdün- stungen die Setzlinge schwer schädigen. Auch andere aus dem Teer gewonnene Erzeugnisse sollen brauchbarer sein. — Sicher unschädlich und vorzüglich wirk- sam ist ein Anstrich miteinerein-bis zwei- prozentigen wässe- rigen Kupfersulfat- lösung, der aber nach mehrmaliger Benut- zung der Beete wie- derholt werden muß. Das gleiche gilt von Kalkanstrichen, die vielfach empfohlen werden, aber die Zer- setzung des Holzes beschleunigen dürf- ten. Einen gewissen Schutz gewährt auch die Tränkung mit heißem Leinöl und das Streichen mit Firnis oder Oelfarbe. Auch das Gieß- wasser kann Träger dieser Krankheitser- reger sein, die aber im Wasser der Wasserwerke, gut angelegter Brunnen und in sauber aufgefangenem Regenwasser fehlen dürften. Oft sollen sie in den Wasserbehältern der Gärtnereien vorkommen, in die sie wohl meist mit verseuchten Stoffen, wie Erde oder Pflanzen- resten gelangen. Die Entseuchung solchen Wassers wird selten durchführbar sein, dagegen wird man durch peinlichste Sauberkeit, durch öfter wiederholte Reinigung, durch Streichen der Wasser- behälter mit 2 proz. Kupfersulfatlösung , 2 proz. Bordeauxbrühe oder mit Kalkmilch meist eine stärkere Verseuchung vermeiden können. Eine regelmäßige Verbreitung durch die Luft findet bei den hier in Betracht kommenden Krankheitserregern nicht statt. Aller- dings können mit dem Staub gelegentlich Keime verweht werden. Das wird aber eine Ausnahme sein, gegen die man sich nicht schützen kann. Das Saatgut ist nur selten Träger der Krankheitserreger. So können Sämereien des Sellerie, der Petersilie, der roten Bete und Abb. 4. Ueberwinterter Pelargoniensteckling, der durch Neuausbruch der Schwarzbeinigkeit abstirbt. 130 Die Gartenwelt. XX, 11 verwandter Pflanzen Krankheitsträger sein. Als Mittel zur Ent- seuchung solcher Sämereien hat sich eine zweiprozentige wässerig-e Kupfervitrioliösung bewährt, die man in Gefäßen aus Ton, Glas, Holz oder Kupfer herstellt. Man füllt das Saatgut in ein weites Säckchen, knetet es zur bessern Benetzung mit der Beizflüssigkeit gut durch, läßt es 24 Stunden untergetaucht in ihr liegen, spült dann mit Wasser oder Kalkwasser ab, läßt trocknen und ver- wendet das Saatgut möglichst bald. Vereinzelt wird auch Form- aldehydlösung empfohlen (4,5 Teile 40 proz. Formaldehyd auf 1000 Teile Wasser, Beizdauer 15 Minuten, Abwaschen, Trocknen). Bei Verwendung dieser Entseuchungsmittel sind Vorversuche geboten, da man mit einer Verminderung der Keimkraft zu rechnen hat. Seltener kommen in den Saatbeeten außer den besprochenen echten Jugendkrankheiten , den Wurzelbranderkrankungen, durch mehrere Pilze (echter und falscher Mehltau u. a.) hervorgerufene Blatterkrankungen vor, die je nach Art verschieden (schwefeln, kupfern usw.) zu behandeln sind. Bei stärkerem Befall ist Räu- mung der Beete, Desinfektion und Neuherrichtung erforderlich. Dasselbe gilt beim Auftreten der sehr gefährlichen Kohlhernie (vergleiche Flugblatt 56). Sumpf- und Wasserpflanzen. Orontium aquaticum L., als Freiland- und Aquarienpflanze. Von A. Milewski, Berlin-Wilmersdorf. Zu der Familie der Araceen, die ihre größte Verbreitung in den Tropen der alten und neuen Welt findet, gehört die Gattung Orontium. Bisher haben von dieser Gattung die Aquarien- und Paludarienpfleger nur eine Art kennen gelernt, nämlich Oron- tium aquaticum L. Obwohl diese Pflanze keineswegs eine Neu- einführung ist, wird sie nur selten — auch im Handel — angetroffen ; selbst in der einschlägigen Literatur ist das Wissenswerte über ihre Kultur nicht zu finden. Wahrscheinlich bildet gerade der letztgenannte Umstand den Grund für die der Pflanze bisher versagte Verbreitung. Orontium aquaticum stammt aus dem atlantischen Nordamerika, also aus demjenigen langen östlichen Küstenstrich der nördlichen Vereinigten Staaten, der vom Atlantischen Ozean bespült wird. In ihrer Heimat kommt diese Pflanze hauptsächlich in tiefen Gräben vor und ist als Golden Club oder Coldkeule ziemlich bekannt. Sie ist eine Wasserpflanze mit Schwimmblättern. Die Wurzel ist knollenartig und entsendet lange Saugwurzeln. Aus dem Wurzelstock entwickeln sich bei genügend hohem Wasser- stande 40 — 50 cm lange, seerosenartige Stiele, an deren Ende sich große, länglich-elliptische Blätter bilden, die den Drang haben, sich auf der Wasseroberfläche auszubreiten und zu schwimmen. In ihrer Beschaffenheit gleichen sie den Schwimmblättern unserer Seerosen, bzw. den schwimmblätterigen /4yOono^e/on-Arten. Gleich diesen ist die Oberseite wachsartig, zu dem Zweck, den Witterungs- und anderen Einflüssen wirksamer standzuhalten. Die Farbe der Schwimmblätter ist oberhalb schön dunkelgrün, die Unterseite ist beller gefärbt. Besondere Merkmale weist der Blütenstand auf. Der Kolbenstiel ragt über das Wasser hinaus und ist ährenartig. Die Blüten, die keine Spatha (Hüllblatt) besitzen, sind klein und in der Farbe nicht beständig. Meistens sind sie gelb gefärbt ; in ihrer Neigung zu Abänderungen ist das Hinüberspielen ins Weißliche bemerkbar. Orontium aquaticum habe ich von der bekannten Firma Haage & Schmidt in Erfurt bezogen und kultiviert. Dadurch und durch die mir durch Herrn Obergärtner Karrer erteilte Auskunft weiß ich folgendes: Die Pflanze eignet sich für unsere Frei- landkultur sehr gut, ja, sie ist eine ausgesprochene Freiland- pflanze , denn die Ostküste Nordamerikas hat kein warmes Klima. Die Winter sind dort sehr kalt, bringen Eis und Schnee, und die sich im Freien selbst überlassenen Pflanzen erfahren dort beensowenig Rücksicht, wie in unserer nördlichen europäischen Heimat. Am besten gedeiht Orontium bei uns im Freien unter gedämpftem Sonnenlicht. Sengende Sonnenstrahlen, wie sie viele Nymphaeen lieben, sagen ihm nicht zu. An die Wassertemperatur stellt es keine Ansprüche. Es verträgt das herbe Klima des Frühjahres und Herbstes ohne künstliche Nachhilfe und zeigt sich auch winterhart. Im Winter zieht die Pflanze zwar ein, der Wurzelstock dauert aber aus. Er bleibt im Schlamm liegen und entwickelt im Frühjahr neues Leben. Nur, wenn das Freiland- becken im Herbst abgelassen wird oder es in strengen Zeiten bis auf den Grund zufriert, ist für Schutz zu sorgen, wie er den Nymphaeen zuteil wird. Besondere Aufmerksamkeit ist der Er- nährung zu widmen. Als Nährboden verlangt die Pflanze stark lehmige, schwere, mit verrottetem Kuhdung vermischte Garten- erde. Eine andere Mischung sagt ihr nicht zu, sondern läßt sie verkümmern. Wird dieses Orontium nicht gestört, so entwickelt es sich kräftig und treibt im zweiten Jahre Blüten. Im ersten Jahre seiner Pflanzung bleibt es blütenlos. Die Blütezeit ist verhältnis- mäßig kurz. Sie tritt in der Regel Mitte Mai bis Anfang Juni ein. Als Zimmeraquarienpflanze ist Orontium aquaticum ebenfalls zweifellos eine schöne Bereicherung unseres Bestandes. Hier muß man ihm eine entsprechende Pflege angedeihen lassen. Der Nährboden bleibt derselbe wie im Freien. Auch der Wasser- stand darf nicht niedriger wie dort, höchstens etwas geringer sein, denn sonst leidet die ganze Entwickelung und der Bau der Pflanze darunter. Ein heller, vor greller Sonne geschützter Fensterplatz ist der richtige. Die Schwimmblätter fordern, sollen sie nicht vergilben und faulen, öfters eine Reinigung der Oberseite von Staub und anderen Niederschlägen. Unter Bedachung gedeihen die Blätter nicht gut. Sie verlangen ungehinderten Zutritt der freien atmo- sphärischen Luft. Auch im Zimmer muß eine Störung des Wurzel- stockes während des Winters vermieden werden. Die Fortpflanzung erfolgt durch Ausläufer und Samen. Die Zucht aus Samen ist nicht empfehlenswert. Diese Art der Vermehrung ist wohl noch zu wenig erprobt. Aus Ausläufern lassen sich besser neue Pflanzen ziehen. Sie werden einfach ab- getrennt und versetzt. Orontium aquaticum kann auch als Sumpfpflanze behandelt werden. Gibt man ihm nur flachen Wasserstand, so straffen sich die Blattstiele ; sie bilden zusammen mit den sonstigen Schwimm- blättern einheitliche Blattspreiten, und so verändert die Pflanze vollständig ihren Bau. Auch in ihrer Heimat ruft flacher Wasser- stand diese Erscheinung hervor. Da diese indessen unnatürlich ist, soll sie auch bei uns zu umgehen gesucht werden. Ein als Sumpfpflanze im Zimmer gezogenes Orontium aqua- ticum ist vollends zu vermeiden. Die trockene Zimmerluft bekommt ihm gar nicht, und so vegetiert es nur kümmerlich, anstatt sich zu entfalten. Zeit- und Streitfragen. Der deutsche Gärtner im Nahorient. Von Erich J. F., Deutschböhmen. Im Vorjahre erschien in Nr. 2 der „Gartenwelt" ein Artikel mit gleicher Ueberschrift. Seitdem sind große Ereignisse ge- schehen. Die Türkei trat auf unsere Seite. Die von Berlin seit 2 Jahrzehnten verfolgte Politik „Anlehnung an den Islam" hat goldene Früchte getragen. Bulgarien durchfährt der Orientexpreß, der die Erzeugnisse des Orientes ins Abendland, diejenigen „aus dem Gau der Eichen" ins Palmenland bringen wird. Die Türkei, in der heute eine große Reformbewegung einsetzt, ruft jetzt schon nach deutschen Gartenbauarchitekten, Gartentech- nikern, Gärtnern, nach Exportfirmen für Gartenbauartikel, nach Handelsgärtnern, die mitarbeiten sollen, die einst blühenden Länder- striche, die jetzt darniederliegen, durch Anlegung von Kanälen wieder in das Paradies zu verwandeln, welches sie einst gewesen sind. (Vergleiche Lange: „Die deutschen Kolonien in Syrien", Verlag von Calve-Prag, Preis 0,30 K.). Nachstehende Zeilen sollen die Sprachenfrage klären helfen. XX, 11 Die Garten weit. 131 In der Türkei werden gegenwärtig folgende Sprachen ge- sprochen: türkisch, arabisch, persisch, armenisch, griechisch; dazu kommen die verschiedenen Dialekte : ägyptisch-arabisch, syrisch- arabisch u. a. Man kann von einem Deutschen ebensowenig verlangen, daß er binnen 6 Monaten die osmanische Sprache erlernt, als man von einem Moslem — und wäre er auch ein Sprachentalent — erwarten kann, daß er in derselben Zeit die deutsche Sprache erlernt. Hier hat uns ein großer Wohltäter der Menschheit ein Ver- ständigungsmittel geboten : die Hilfssprache Esperanto. Schreibe deinen Brief in der internationalen Kunstsprache an einen Chi- nesen, lege den Schlüssel für chinesisch bei — er kostet 5 Pfg. und wiegt 5 Gramm — und der Gelbe wird den Germanen ver- stehen. Vor allem aber wird es bei den kommenden Geschlechtern unvergessen bleiben, daß ein Deutscher — einer von dem viel- gelästerten Volke des Militarismus — das in Wahrheit das geistig empfänglichste und geistig gastfreieste aller Völker ist, welche unseren Planeten bewohnen — es war, welcher allen Völkern das Band der Zunge löste. Esperanto will keine lebende Sprache ver- drängen, sondern das Spalier bilden, an dem sich die Erlernung aller Natursprachen ' — vor allem auch unsere Muttersprache, die jetzt Weltsprache wird — emporrankt. In einem Parlament konnte ein Abgeordneter berichten, daß ein Exporthaus dadurch, daß es Esperantokataloge versandte, in einem Jahre um 20000 Dollar mehr Waren in überseeische Länder geliefert habe. Viele lassen sich heute von Reisen ins fremdsprachige Ausland dadurch abhalten, daß sie nicht mit der Sprache des Volkes vertraut sind. Wenn aber erst, wie es bereits in romanischen Ländern der Fall ist, von Geschäftshäusern und Hotels der grüne Esperanto- stern künden wird, daß die Reisegesellschaft dort verstanden wird, dürfen wir uns der berechtigten Hoffnung hingeben, daß unsere Muttersprache mehr gepflegt, unser Vaterland viel zahlreicher als bisher besucht wird, die Erzeugnisse deutscher Heimatindustrie mehr gewürdigt werden. Da Esperanto zum guten Teil auch aus Elementen des Deutschen, größtenteils des Lateinisch-Romanischen, mit welchem der Botaniker einigermaßen vertraut sein muß, zusammengesetzt ist, würde sich die Gründung von Esperantogruppen unter den Zöglingen aller gärtnerischen höheren und niederen Fachschulen empfehlen. Lernu Esperanton ! Vivu, kresku, kai floru Linguo internacia ! Literaturangabe : Schröder : Esperanto, Verlag Hartleben, Leipzig und Wien, Preis 2 M. Fragen und Antworten. Weitere Beantwortung der Frage Nr. 975. Ich glaube die Frage mit „ja" beantworten zu dürfen, da ich in Freiburg i. Br. letzten Sommer zahlreiche kleinere Anpflanzungen von Sonnen- blumen, auch ganze Gartenviertel und größerer Rabatten zum Zwecke der Oelgewinnung sah. Nach der riesigen Entwicklung der Samenscheiben mußte das Ergebnis ein gutes sein. Die Ver- hältnisse hindern mich zurzeit, mich nach dem Erfolge zu er- kundigen, sonst könnte ich wohl vom Mutterhause in Freiburg, in dessen Garten der Sonnenblume immer viel Platz eingeräumt war, mit Zahlen aufwarten. Ob der Anbau lohnend ist, das hängt natürlich auch von der Oeleinfuhr und den Oelpreisen des Aus- landes ab ; für dieses Jahr dürfte jedoch eine größere An- pflanzung sehr lohnend sein. Ich las in Nr. 53 des vorigen Jahr- ganges der „Gartenwelt" einen Artikel über einen Versuch, die Eisenbahndämme durch Sonnenblumenanpflanzungen nutzbar zu machen. Das klägliche Ergebnis dieses Versuches hätte voraus- gesagt werden können, denn eine so nähr- und wasserbedürftige Pflanze wie die Sonnenblume kann auf dem mageren, dürren Eisen- bahndamme nicht zur Entfaltung gelangen. Nur ganz guter, sehr dungreicher Boden kann ein Erträgnis bringen, denn in solchem können sich die Pflanzen kraftstrotzend entwickeln und damit auch große Blütenscheiben bringen, von denen ein guter Ertrag voller Körner zu erwarten ist ; von kleinen Blütenscheiben ist nicht viel zu erwarten, da die Körner in solchen mangelhaft ist. Möglichst frühe Anpflanzung ist nötig, damit die Scheiben womöglich am Stocke noch völlig ausreifen können, denn das Trocknen der Scheiben ist sonst eine ganz unangenehme Arbeit, da dieselben im Innern gerne faulen, wenn der Trocknungsort und das Wetter nicht günstig sind und nicht fleißig gewendet wird. Zum Schutze gegen die Vögel müssen die Sonnenscheiben bei annähernder Reife mit Gazeschleier oder entsprechendem Papier eingebunden werden ; besonders die Meisen sind sehr lüstern auf die ölhaltigen Körner und vermögen durch ihre Geschicklichkeit in kurzer Zeit ganz be- denkliche Löcher in die vollen Sonnenscheiben hineinzupicken. Wenn der Standort etwas windgeschützt ist, so ist dies deshalb von Vorteil, weil sich dann ein Anbinden der Pflanzen erübrigt. Während der Entwicklungszeit ist, wenn nötig, ab und zu durch- dringend zu bewässern ; von stehender Feuchtigkeit ist die Sonnen- blume keine Freundin. Für den Bienenzüchter kommt die Sonnen- blume auch sonst noch als Nutzpflanze in Betracht, da sie eine sehr gute Bienenfutterpflanze ist. Die Blütenscheiben sind manch- mal ganz schwarz von Bienen. Ich will dabei noch erwähnen, daß da, wo verschiedene Arten Sonnenblumen nebeneinander stehen, durch die Bienen oft Kreuzungen hervorgerufen werden, die jedoch meist nicht samenbeständig sind und im zweiten Jahre wieder zur Art zurückfallen oder zu wenig Abweichung zeigen, um als be- sondere Sorten angesprochen zu werden. Fr. Roll. Verkehrswesen. Deutschland und Oesterreich. Wie immer auch der Weltkrieg ausgehen mag, wobei wir mit allen Fasern des Herzens uns daran klammern, daß er mit einem vollen Sieg der Zentralmächte enden wird, das eine ist sicher, eine zoll- und wirtschaftspolitische Annäherung Deutschlands und der Donaumonarchie muß eintreten. Daß zwischen den beiden Reichen über das Schutz- und Trutzbündnis hinaus schon lange zwischenstaatliche Vereinbarungen bestanden haben und noch be- stehen, ist ja allgemein bekannt. Es sei nur an den Postvertrag von 1872, der wenigstens hinsichtlich des Gebührenwesens die beiden Zentralmächte als eine Einheit auffaßte, an die vielen Ver- träge der Rechtsbeihilfe, des Steuerwesens usw. erinnert. Das seit einem Jahre mit Blutströmen besiegelte Bündnis verlangt aber nach ganz anderem Zusammenschluß. Von politischen und mili- tärischen Zusammenschweißungen, so ernsthaft man auch hierüber debattieren kann, soll an dieser Stelle nicht gesprochen werden, wohl aber von zoll- und währungspolitischen Annäherungen. In einer Reihe von Zeitungen ist die Aufhebung oder wenigstens der Abbau der Zollschranken zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn besprochen worden. Die einen empfehlen einen allgemeinen Nachlaß von etwa 10 Prozent der seitherigen Zollsätze, die anderen schlagen eine unvollständige Zollunion mit Zollschutz für einige besondere Erzeugnisse, in Anpassung an die Verhältnisse und Bedürfnisse vor, und einige sogar einen Zollverein nach dem be- währten Musler des vorigen Jahrhunderts. Tatsächlich sind durch den Krieg wesentliche Hindernisse, die früher kaum zu beseitigen waren, aus dem Weg geräumt worden. Im Frankfurier Friedensvertrag von 1871 hat das Deutsche Reich Frankreich die Meistbegünstigung zugestanden. Solange dieser Vertrag, d. h. der Frankfurter Friede bestand, ging jede Be- günstigung, die Deutschland auf dem Gebiete der Zoll- und Handels- politik irgendeinem Staate zugestand, ohne weiteres auf Frankreich über. Damit war die Herstellung einer Zollgemeinschaft zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland, die ja eben in der gegen- seitigen Einräumung weitgehender zoll- und handelspolitischer Be- günstigungen unter Ausschluß anderer Staaten bestehen soll, ohne Verletzung des Frankfurter Friedens ausgeschlossen. Heute aber hat der Frankfurter Friedensvertrag nur mehr historischen Wert ; für die bevorstehende Neugestaltung der wirtschaftlichen Bezieh- ungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland ist er be- langlos. Der Krieg hat aber auch das bisher bestandene Bedenken gegen einen Abbau der Zollschranken beseitigt, indem die wirt- schaftlichen Nachwirkungen des Krieges ohne Zweifel so tief ein- 132 Die Gartenwelt. XX, 11 greifen werden, daß beim Friedensschluß Industrie sowohl als Landwirtschaft vor ganz neuen Verhältnissen stehen und diesen bei Einrichtung einer für lange Zeit berechneten Wirtschaftsführung werden Rechnung tragen müssen. Produktionskosten sowohl als Warenpreise werden wesentliche Verschiebungen erfahren. Der Industrie werden sich auf der einen Seite günstige Verdienst- möglichkeiten eröffnen, auf der anderen Seite werden aber auch Absatzmöglichkeiten ins Ausland verloren gehen. Es wären mithin die rechtlichen wie auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten zu tiefeinschneidenden zollpolitischen Veränderungen gegeben, es dürfte nur noch die Währungsfrage im Wege stehen. Oesterreich-Ungarn mit seiner leider jetzt so unbeständigen Währung kann eben erst dann als vollwertiger Teilhaber aufgenommen werden, wenn es von seiner sdiwankendeu Kronenwährung abweicht. Jedes Prozent Disagio wirkt exportbegünstigend und importfeindlich, also den deutschen Teilhaber schädigend. Wenn wir jetzt eben- falls mit einem Goldagio kämpfen, so liegt hier nur ein technisches Moment : die Exportblockade vor. Nach dem Friedensschluß wird unsere Mark, wie fast in all den 40 Jahren ihres Lebens, wieder vollwertig. Aber die Krone war in den letzten Monaten immer stark auch unter der gesunkenen deutschen Mark unterwertig und seit ihrer staatlichen Existenz immer ein wenig Kunstgebilde. Dem Abbau der Zollschranke oder der unvollständigen Zoll- union oder gar dem Zollverein müßte also wohl die Währungs- union der beiden Zentralmächte vorangehen. Auch Eisenbahntarif- fragen müßten dann zu gleicher Zeit angeschnitten werden, doch auch hier gäbe es keine ganz unüberwindlichen Schwierigkeiten, da Deutschland sich ja völlig, Ungarn ebenfalls und Oesterreich Neunzehntel des Segens des Staatsbahnwesens erfreuen. G. Gschwender, Zollverwalter. Verkehr von Garten- und landwirtschaftlichen Sämereien in Oesterreich-Ungarn. Im Sinne einer kürzlich bekanntgegebenen Verordnung können Erzeuger und Kaufleute, welche sich schon früher mit dem Verkauf von Garten- und landwirtschaftlichen Sämereien beschäftigten, vom Ackerbauministerium die Ermächtigung erhalten, ihre Vorräte auch dann weiterhin verkaufen zu dürfen, wenn diese Sämereien für öffentliche Zwecke in Anspruch ge- nommen sind oder nur der Kriegsproduktenaktiengesellschaft ver- kauft werden können. Die Verkäufer sind jedoch verpflichtet, die zu öffentlichen Zwecken in Anspruch genommenen und zum Ver- kauf bestimmten Vorräte dieser Sämereien bei der Kriegsprodukten- aktiengesellschaft anzumelden. Die Preise der im Sinne dieser Ver- ordnung in Verkehr gelangenden Sämereien dürfen nur zu einem im Verhältnis zu den Anschaffungskosten nicht übermäßig hohen Preis verkauft werden. Holländische Ausfuhr. Das holländische Ausfuhrverbot für runden Spinatsamen, Mohrrübensamen, Zwiebelsamen und Porree- samen wurde zeitweilig aufgehoben. Mannigfaltiges. Verbot, Nußbäume zu fällen. Der Oberbefehlshaber in den Marken erläßt folgende Bekanntmachung: „Im Anschluß an die Bekanntmachung des Oberkommandos in den Marken vom 15. Januar 1916, betreffend Beschlagnahme und Bestandserhebung von Nuß- baumholz und stehenden Nußbäumen, verbiete ich hiermit bis auf weiteres , ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Ober- kommandos in den Marken Nußbäume aller Art zu fällen, sowie Verträge abzuschließen, die auf den Erwerb nicht gefällter Nuß- bäume gerichtet sind. Förderung des Kleingartenbaues. Es ist bekannt, welche Wichtigkeit in der Kriegszeit die Ausdehnung des Kleingarten- baues in Gestalt der Arbeiter-, Schreber- und Laubengartenkolonien gewonnen hat und wie wünschenswert es ist, diese nützlichen Ein- richtungen auch für die Friedenszeit dauernd zu erhalten. Aber leider sind in der Regel diese Kleingartenkolonien der Gefahr ausgesetzt, immer wieder, gerade wenn sie in der schönsten Blüte sind, der fortschreitenden Bebauung weichen zu müssen. Da ist eine Verfügung von großer Bedeutung, die vor kurzem die könig- liche Regierung in Danzig in Verfolg einer allgemeinen Anregung des Deutschen Vereins für Wohnungsreform erlassen hat. In dieser Verfügung wird den Magistraten des Bezirks und den zu- ständigen Landratsämtern nachdrücklich nahegelegt, darauf hin- zuwirken, daß für die Kleingartenanlagen geeignete Plätze in den Bebauungsplänen vorgesehen und so diese Anlagen zu dauernden Einrichtungen gemacht werden. Zugleich soll erwogen werden, ob und wie den Kleingartenpächtern die Möglichkeit geboten werden kann, sich auf ihren Grundstücken ein kleines Wohnhaus zu dauerndem Aufenthalte zu errichten, so daß also die Klein- gartenanlagen sich in vielen Fällen mit der Zeit in Kleinhaus- anlagen, gewissermaßen in kleine Gartenstadtsiedlungen umwandeln würden. Es ist dringend zu wünschen, daß diese Danziger Ver- fügung, die einen äußerst wichtigen und segensreichen Weg zur Reform unseres städtischen Siedlungswesens weist, recht bald und recht umfangreich Nachahmung finden möchte. Tagesgeschichte. Achern. Nach bahnamtlichen Feststellungen wurden im Vor- jahre an den Stationen Achern, Ottersweier, Bühl, Steinbach und Sinzheim 265 000 Zentner Frühzwetschen zur Verfrachtung auf- geliefert. Bei einem Durchschnittspreise von 7.50 Mark für den Zentner, sind also rund 2 Millionen Mark für diese vielbegehrte Spezialfrucht in der mittelbadischen Gegend eingenommen worden. Lübeck. Hierselbst soll eine als Gartenstadt gedachte Krieger- heimstätte größten Stils errichtet werden. Die Ansiedelung soll so groß werden, daß der Bau einer eigenen Kirche, einer oder mehrerer Schulen, der Bau von Verwaltungsgebäuden und eines Wasserwerkes erforderlich wird. Für die Kriegerheimstätten ist ein wunderschön gelegenes Landgebiet in Aussicht genommen, das, in der Nähe der Stadt gelegen, sich an prächtige, ausgedehnte Waldungen anlehnt, welche die Kolonie gegen rauhe Nord- und Ostwinde genügend schützen. Das Gelände liegt am Wesloer Wald bei Arnimsruh und ist heute ein vielbesuchter Ausflugsort der Lübecker ; es ist historischer Boden, denn hier unternahm am 5. September 1813 Major von Arnim einen Versuch zur Befreiung Lübecks von den Franzosen, wobei er den Tod fand. Ein Denk- mal erinnert an die geschichtliche Begebenheit. Die Kriegerheim- stättenbewegung wird in der Heimstättenkolonie bei Lübeck eines ihrer größten und schönsten Ergebnisse finden. Oberhausen (Rheinland). Die Stadtverordneten stimmten der Erweiterung des Westfriedhofes von 6 auf 16 ha zu. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starben : Gefreiter Richard Dzieschner, Görlitz; Landwehrmann Obergärtner Friedr. Schwarz, Freiburg i. Br. Egelriede, Fritz, Gartenarchitekt, Leutnant der Landwehr, ist an den Folgen seiner am 15. Februar erlittenen Verwundung am 26. Februar verstorben. Herr Egelriede war seit dem 1. Juli 1908 als Stadtobergärtner zu Charlottenburg tätig. Ihm waren in der Hauptsache die Aus- führung der Neupflanzungen in den Straßen sowie der botanische Schulgarten anvertraut. — Sein ruhiges, freundliches Wesen und sein tadelloser Charakter schufen ihm das seltene Glück, keine Feinde zu haben, und bei allen Mitarbeitern und Fachgenossen gleichmäßig beliebt zu sein. — Die Parkverwaltung wird durch seinen Verlust besonders schmerzlich getroffen, weil mit ihm sämt- liche bei der Abteilung für Bearbeitung von Entwürfen sowie Aus- führung von Neuanlagen betrauten Beamten und Techniker ihr Leben dem Vaterlande geopfert haben. Barth, Gartendirektor. * * * Bernhardt, städtischer Bezirksgärtner, Hannover, und Müller, Adolf, städtischer Obergärtner in Kassel, blickten am 1. d. M. auf eine 25jährige Tätigkeit in städtischen Diensten zurück. Chemnitz, Aug., Gärtnereibesitzer, Eilenburg, f am 26. Februar. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max HesdSrffer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Bnohdr. Gutenberg e. G. m. b. H., Desaaa Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 24. März 1916. Nr. 12. Nadidruck und Nadihildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafreditlich verfolgt. Gemüsebau. Rauchbeständige Gemüsesorten. Von Rud, Herbst, dipl. Gartenmeister, Stadtgärtner in Duisburg- Meiderich. (Hierzu eine Abbildung, nach einer für die „Gartenw." gef. Aufn.) Die in Nr. 6 der „Gartenwelt" erschienene Abhandlung über Rauchgasvergiftungen sollte Veranlassung geben, diesen Schäden größere Aufmerksamkeit zuzuwenden und die Rauch- frage ernster zu nehmen, als es bis jetzt geschehen ist. Seit mehreren Jahren im Industriegebiet tätig, habe ich mich ein- gehend mit der Untersuchung und Beobachtung gärtnerischer Rauchschäden befaßt unter besonderer Berücksichtigung auch der rechtlichen Seite. Wer die I. Landwirtschaftliche Rauch- schädenausstellung auf der 80. Provinzialausstellung des land- wirtschaftlichen Vereins für Rheinpreußen zu Essen (Ruhr) Rauchkranke Kohlkulturen im rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Gartenwelt XX, 12 134 Die Gartenwelt. XX, 12 im September 1913 besucht hat, wird ihre Bedeutung für die Land- und Forstwirtschaft erkannt und bedauert haben, daß der Gartenbau nichts derartiges aufzuweisen hat ! Auch in diesem Jahre werden viele Gärtner, besonders in den dichtbevölkerten Industriegegenden, die Anzucht von Gemüse in verstärktem Maße mit Aussicht auf guten geld- lichen Erfolg betreiben und die Blumenkultur einschränken ; ich halte es daher für angebracht, auf Gemüse, beziehungs- weise Gemüsesorten hinzuweisen, die von Rauch und dessen schädlichen Bestandteilen nicht oder doch nicht nennenswert beschädigt werden. Ich gebe nachstehend meine Beobach- tungen über das Verhalten solcher Gemüse in dem mir unterstellten Betrieb wieder. In 1500 m Entfernung von der Gärtnerei befindet sich ein großes Stahlwerk mit zahl- reichen Essen und mehreren Hochöfen, in der weiteren Um- gebung sorgen verschiedene Kohlenzechen, Eisen-, Kupfer- und Zinkhütten, sowie eine Fabrik für Teerprodukte für ausgiebige Schwängerung der Luft mit schwefliger Säure, Chlor, Phenol usw., so daß für den Gemüsebau die denkbar ungünstigsten Verhältnisse vorliegen und akute Schäden fast unvermeidlich sind. Von den unter Glas betriebenen Früh- gemüsekulturen sehe ich hier ab, da sie nicht in gleicher Weise den schädlichen Einflüssen ausgesetzt sind, wie die im freien Lande befindlichen und besonders von der Verschmutzung durch Flugasdie und der dadurch bedingten Entwertung ver- schont bleiben. Der hiesige Boden ist schwerer, tiefgründiger, in bester Dungkraft stehender Lehmboden. Kohlsorten. Weiß- und Rotkohl, auch Wirsingkohl weisen in Rauchgegenden mangelhafte Kopfbildung auf. Die Pflanzen treiben fortgesetzt löffeiförmige, sparrig übereinander- stehende Blätter; namentlich bei Rotkohl ist dies auffällig. Im Hochsommer treten Schrumpfungen der Blätter auf, bei nassem Wetter gehen die Köpfe infolge der zersetzenden Eigenschaften des Flugstaubes rasch in Fäulnis über. Die Ab- bildung der Titelseite zeigt ein mit Weiß-, Rot- und Wirsing- kohl bestandenes Feld, das zahlreiche Rauchschäden aufweist. Als nahezu rauchbeständig erwies sich das Braunschweiger Kraut, während Ruhm von Enkhuizen versagte. Als sehr geeignet, besonders zum Einwintern, bewährte sich das Amager hochstrunkige Winterkraut. Von Rotkohlsorten war Erfurter frühes blutrotes nicht zu brauchen. Zittauer Riesen war besser; im allgemeinen ist Rotkohl überhaupt sehr anfällig, damit ist aber nicht gesagt, daß man den Anbau gänzlich unter- lassen soll, denn es fanden sich Köpfe, die gänzlich un- beschädigt und bis 4 kg schwer waren. Hier muß nun die Arbeit des Samenzüchters einsetzen, um durch fortgesetzte Auswahl rauchfester Pflanzen eine rauchbeständige Sorte zu erzielen. Von Wirsingsorten zeigte sich der frühe Wunderburger Weigelt'scher Originalzucht als rauchfest , Erfurter Markt ergab viel Ausfall, Vertus bildete wohl schöne Köpfe, faulte aber sehr bald und die Außenblätter fielen zeitig ab. Blumen- kohl, Erfurter großer, früher, war rauchbeständig und bildete gute Blumen aus, die durch zeitiges Umbrechen der Außen- blätter vor Beschmutzung durch Flugasche geschützt werden konnten. Rosenkohl bildete nur lockere Rosen und warf die unteren Blätter zeitig ab. Grünkohl brachte gute Er- träge. Kohlrabi zeigte sich in den Sorten Erfurter Dreien- brunnen und Prager Treib unempfindlich, ebenso die Salatsorten Maikönig und Gelber Trotzkopf. Erbsen, und zwar Mai- /(önigin, Ruhm von Vietz und Telefon, waren gänzlich rauch- fest und brachten enorme Erträge. Ein Anbauversuch mit Buschbohnen mißlang gänzlich ; die Versuche werden jedoch ebenso wie mit Stangenbohnen fortgesetzt. Tomaten in den Sorten Lukullus und Schöne von Lothringen waren zum Teil rauchkrank, brachten aber noch gute Erträge, was ich auf die reichliche Düngung zurückführe. Ueber andere Gemüse, wie Spinat, Möhren, Kohlrüben usw. sind meine Beobachtungen noch nicht abgeschlossen. Hält man sich die Frage vor, unter welchen Voraus- setzungen in Rauchgegenden Gemüsebau getrieben werden kann, so gilt als erste Bedingung, daß sich der Boden in Hochkultur befindet und besonders mit Kalk angereichert ist, ferner muß der Züchter solche Sorten wählen, die schnell- wüchsig und bald erntefähig sind. Wo diese Bedingungen nicht erfüllt werden können, sollte man nur Frühgemüse unter Glas ziehen oder aber von der Kultur ganz absehen, da die aufgewendeten Kosten in keinem Verhältnis zum Erfolg stehen. Die Notlage der deutschen Spargelzüchter. Von Paul Kaiser, Graudenz. Den sehr beherzigenswerten Vorschlägen des Herrn Landes- ökonomierat Siebert in Nr. 5 der „Gartenwelt" möchte ich noch einige Worte hinzufügen. Daß die deutschen Spargelzüchter bei der Verwertung der Ernte des Jahres 1916 mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben werden, wird jeder verstehen, der die einschlägigen Verhältnisse zu beurteilen in der Lage ist. Unserer deutschen Konservenindustrie fehlt die durch die Kriegswirren fast vollständig unterbundene Ausfuhr nach dem Auslande, die gerade für die besseren Marken der Spargel- konserven außerordentlich große Ziffern aufweist. Diese Massen lagern jetzt zum großen Teil unverkauft in den Fabriken, da sich die Hoffnung der Fabrikanten, daß die Lebensmittelknappheit in Deutschland Veranlassung geben würde, diese besseren Spargelkonserven im Inlande verwerten zu können, nicht erfüllt hat.*) Das liegt daran, daß die Spargelkonserven, wie Herr Landesökonomierat Siebert sehr richtig sagt , kein Volks- nahrungsmittel, sondern nur ein Genußmittel sind, und das wird sich auch in absehbarer Zeit nicht ändern. Aus diesem Grunde werden sich auch im laufenden Jahre diese Mengen von konserviertem Spargel im Inlande nicht glatt abstoßen lassen, selbst wenn die Fabrikanten die Preise dafür nach Möglichkeit ermäßigen, und da das Ausland uns vorläufig als Abnehmer noch verschlossen bleibt, so wird die Folge davon sein, daß die Fabrikanten in dieser Saison mit dem Ankauf und der Verwertung von Spargelstangen sehr zurückhaltend sein werden. Das wird naturgemäß auf den ganzen Spargelmarkt sehr drückend einwirken und die Spargelzüchter, die große Posten Stangen ernten, werden Mühe haben, diese zu einigermaßen lohnenden Preisen abzusetzen. Glücklicherweise hat sich im Gegensatz zu der abwehrenden Haltung, welche die breite Masse des Volkes dem konser- vierten Spargel gegenüber einnimmt , der Verbrauch des frischen Spargels auch bei dem kleinen Mann immer mehr und mehr eingebürgert und es dürfte heute nicht schwer fallen, auch recht große Posten dieses Artikels abzusetzen, *) Anmerkung des Herausgebers. Es ist dies sicher eine Folge der Butter- und sonstigen Fettknappheit, da Stangen- spargel mit Fett gegessen werden. XX, .12 Die Gartenwelt. 135 wenn die Spargelzüchter sich dieses Jahr mit einem be- scheidenen Nutzen begnügen und ihre Ernte an Spargei- stangen zu mäßigen Preisen anbieten, und wenn sie es ver- stehen, den Absatz in der richtigen Weise einzurichten und zu regeln. Ein Erlebnis, das ich vor einer Reihe von Jahren in Erfurt hatte, gibt dafür eine recht beherzigenswerte Lehre. Von dem Besuche einer vor den Toren der Stadt ge- legenen Gärtnerei zurückgekehrt, fühlte ich in meinem Magen ein menschliches Rühren und begab mich deshalb in eine von außen recht einladend aussehende Speiseanstalt. Hier saßen in großen Räumen zahlreiche Personen aller Stände, denen die dort gereichte Atzung anscheinend recht gut mundete. Auf meine Anfrage nach der Speisenkarte, erhielt ich von dem bedienenden Kellner die Antwort: „Hier bei uns gibt es immer nur ein Gericht, heute gibt es Rindfleisch mit Spargelgemüse." Auf meine weitere Anfrage, was denn diese mir sehr sympathische Sache kosten sollte, wurde mir kundgetan, daß ich eine Portion für 40 Pf. erstehen könnte. Das schien mir sehr billig, und da ich darüber meine Ver- wunderung aussprach, forderte mich der zufällig vorbeigehende Wirt, der aus meinen Worten wohl einen Zweifel an der Güte seiner Leistungen herausgehört haben mochte, auf, seine Küche zu besichtigen. Hier sah ich in einem außergewöhnlich großen, tadellos sauberen Raum in großen Kesseln teils Spargelgemüse, teils Rindfleisch bester Güte kochen und bestellte mir, daraufhin vollständig beruhigt, eine Portion Mittag. Ich erhielt einen großen, tiefen Teller voll sehr schmack- haft zubereiteten Spargelgemüses mit Petersilientunke, auf einem besonderen Teller drei zwar dünne, aber vorzügliche Scheiben Rindfleisch mit einigen Kartoffeln und ein Brötchen; alles für 40 Pf. Da ein richtiges halbes Liter tadellosen Bieres auch nur 15 Pf. kostete, so habe ich dort so billig und gut gegessen und getrunken, wie selten in meinem Leben. Als ich am Abend einem Bekannten, der am Orte an- sässig war, mein Erlebnis erzählte und dabei die Befürchtung aussprach, daß der betreffende Wirt nicht auf seine Kosten kommen würde, lachte mich mein Freund aus und sagte : Der Mann wird reich dabei. Er kauft alle Posten Gemüse, Fleisch, Fische usw., welche die Verkäufer aus irgendeinem Grunde nicht los werden können, auf, sofern sie nur gut und billig sind, und verdient Geld dabei, da er seiner guten Bedienung und seiner billigen Preise wegen einen Riesen- umsatz erzielt. Den Spargel hat er jedenfalls auf dem gestrigen Wochenmarkt, wo des Regenwetters wegen wenig Kauflust war, billig eingekauft. Das Geschichtchen gibt nach zwei Richtungen hin Finger- zeige : Erstens zeigt es uns, daß es sehr gut durchführbar ist, Spargel als Volksnahrungsmittel zu verwenden, und zweitens ist es auch ein ziemlich sicherer Beweis dafür, daß durch ein billiges Angebot Speisehäuser, Hotels, Pensionate, Kranken- häuser, Zuchthäuser, Lazarette, Kantinen usw. leicht veranlaßt werden können, größere Posten frischen Spargel abzunehmen und in ihren Betrieben zu verbrauchen. Bei geschicktem Vorgehen der Verkäufer, werden sich diese Massenverbrauchsstellen auch bereitfinden lassen, regel- mäßige Abschlüsse für die ganze Saison zu machen. Auch die Stadtverwaltungen, die neuerdings vielfach als Käufer für große Posten von Gemüsen, die sie in regel- mäßigen Lieferungen beziehen, auftreten, können als Ab- nehmer auch für Spargel sehr in Frage kommen. Wenn die Spargelzüchter dem „Deutschen Spargelzüchter- verband" beitreten, sich dann bezirksweise zusammenschließen und ihre Erzeugnisse gemeinschaftlich verkaufen, um die gegen- seitigen Preisunterbietungen nach Möglichkeit zu vermeiden, und wenn sie dabei die vorstehend angedeuteten Verkaufs- möglichkeiten geschickt ausnutzen und durch eine sachgemäße, zielbewußt durchgeführte Reklame den Spargelverbrauch dem großen Publikum mundgerecht machen, wird es sicher ge- lingen, die Spargelstangenmengen, die in diesem Jahre von den Konservenfabriken nicht aufgenommen werden, doch zu verhältnismäßig günstigen Preisen abzusetzen. Der dadurch hervorgerufene zeitig größere Verbrauch von frischem Spargel würde außerdem für die Zukunft außer- ordentlich günstige Aussichten für die Spargelzüchter schaffen, die diese nicht unterschätzen sollten. Die breite Masse des Volkes würde sich an den Spargelgenuß gewöhnen und den Spargel als vollgültiges Nahrungsmittel in ihren Küchen- und Speisezettel aufnehmen. Dadurch würden sich aber recht bedeutende, regelmäßige, gesicherte Absatzmöglichkeiten für dieses Gemüse ergeben, die uns heute fehlen. Den Spargelzüchtern, die ihre Ernte 1916 noch nicht verkauft haben und die diese auch nicht in vorteilhafter Weise in der Nähe absetzen können, möchte ich empfehlen, sich mit der Obst- und Gemüseverwertung Groß-Berlin, Berlin W. 10, in Verbindung zu setzen, die ganze Ernten, wie sie fallen, für festen Preis ankaufen. Da diese Gesellschaft in allen Teilen der Stadt Verkaufs- stellen einrichtet, denen sie feste mäßige Verkaufspreise vor- schreibt, so wird sie dadurch die Verwendung des Spargels als Nahrungs- und nicht bloß als Genußmittel recht erheblich fördern. Von Zwischenkulturen in tragfähigen Spargelanlagen, die Herr Landesökonomierat Siebert den Spargelzüchtern zur Erhöhung ihrer Einnahmen empfiehlt, möchte ich als alter Praktiker recht dringend abraten, da ich die Einrichtung solcher Zwischenkulturen für einen großen wirtschaftlichen Fehler halte. Wir nehmen der Spargelpflanze zwei Monate lang, gerade in der besten Wuchszeit, alle Triebe, die sie entwickelt, und schwächen sie dadurch naturgemäß recht erheblich. Sie soll und muß aber trotzdem im nächsten Frühjahr wieder viele und starke Pfeifen liefern, die ebenfalls sämtlich zwei Monate lang entfernt werden. Soll die Spargelpflanze das lange Jahre hindurch leisten, dann muß sie in der kurzen Zeit, die zwischen dem Ende der Stechperiode und dem Aufhören des Wuchses im Herbste liegt, durch schonende Behandlung und ausgiebige Düngerzufuhr möglichst gekräftigt werden. Jede Maßnahme, die eine solche Kräftigung verhindert oder auch nur ab- schwächt, rächt sich im nächsten Frühjahr recht empfindlich durch Verminderung des Reingewinnes. Unten im Boden, an der Basis der sich nach Beendigung der Stechzeit entwickelnden grünen Spargeltriebe, bilden sich schon im Sommer die Augen oder Knospen aus, aus denen im nächsten Frühjahr die neuen Spargelstengel emporsprießen. Je stärker und kräftiger die grünen Spargeltriebe sind und je ungestörter sie sich entwickeln können, um so stärker und kräftiger sind natürlich auch die Augen, die sich an ihrer Basis bilden und um so stärker und kräftiger sind auch die aus diesen herauswachsenden Spargelstengei im nädisten 136 Die Gartenwelt. XX, 12 Frühjahr. Jeder rechnende Spargelzüchter weiß aber, daß nur starke Stengel flotten Absatz und gute Preise bringen. Jede Zwischenkultur schwächt die Spargelpflanzen, denn erstens wird bei der Bearbeitung und der Ernte der Zwischen- frucht auch bei der größten Vorsicht immer ein Teil der Spargelstengel beschädigt oder abgebrochen, und zweitens nehmen die Zwischenfrüchte dem Spargel auch einen Teil der diesen so nötigen Nahrungsstoffe, und dadurch wird in beiden Fällen die nächstjährige Ernte verringert. Außerdem gedeihen alle Pflanzen, sie mögen heißen wie sie wollen, unter den kräftig emporschießenden Spargeltrieben so unvollkommen, daß der Erlös daraus keinesfalls einen so hohen Nutzen abwirft, daß dadurch der Schaden, den sie anrichten, aufgewogen wird. Handelt es sich aber um eine so lückenhafte, schlecht- bestandene oder altersschwache Spargelanlage, daß sich ein Zwischenanbau anderer Pflanzen lohnt , dann bringt eine solche Anlage so geringe Erträge, daß man am besten tut, sie herauszuwerfen. In solchen Fällen empfiehlt es sich, die Spargelpflanzen totzustechen. Man ebnet zu diesem Zweck, gleich nach Beendigung der Stechzeit, die Hügel etwas ein und besät oder bepflanzt sie mit einer Kulturpflanze, für deren Entwicklung die Zeit bis zum Herbst ausreicht. Mit Vorteil habe ich in solchen Fällen Nanteser Karotten, Kohlrabi, Wrunken oder Buschbohnen verwendet. Alle dann noch erscheinenden Spargelstengel werden bis zum Herbst, genau wie in der eigentlichen Stechzeit, aus- gestochen. Sie erzielen auf dem Markte meist recht zufrieden- stellende Preise, da das Angebot anderer Spargelstengel natürlich in dieser Zeit fehlt. Wenn die die Stengel ausstechen- den Personen etwas Vorsicht gebrauchen, werden die Pflanzen der Zwischenkulturen beim Stechen nur wenig beschädigt. In den ersten beiden Jahren nach der Anlage, so lange also die Beete noch nicht gestochen werden, kann man natürlich das Land noch durch Zwischenkulturen ausnützen und auf demselben noch eine zweite Pflanzensorte anbauen. Aber auch hier muß man vorsichtig sein und warne ich davor, eine Gemüsesorte anzupflanzen oder anzusäen, die ein öfteres Betreten der Anlage nötig macht, sondern rate zum Anbau einer frühreifenden Buschbohnensorte, entweder zur Saatgewinnung oder zum Verkauf als trockene Bohnen zu Speisezwecken. Ein solcher Anbau bringt einen ebenso hohen Gewinn, wie die Kultur einer anderen Gemüsesorte, und die Stengel der jungen Spargelpflanzen werden nicht beschädigt. Auf eins möchte ich die Interessenten bei dieser Ge- legenheit noch aufmerksam machen. Der erfahrene Spargel- züchter weiß, daß die Spargelpflanzen außerordentlich ge- kräftigt werden, wenn man sie einmal ein Jahr nicht sticht oder ihnen doch nur kurze Zeit hindurch die Stengel nimmt. Das sollten alle Spargelzüchter in diesem Jahre beachten und einen Teil ihrer Spargelfelder, besonders diejenigen, die im Ertrage nachlassen, durchwachsen lassen, das heißt gar nicht stechen oder doch wenigstens die Stechzeit sehr abkürzen. Dadurch wird der Markt durch die kleinere Ernte entlastet und die Pflanzen bringen im nächsten Jahr, wie die Erfahrung gelehrt hat, den Schaden durch größere Mengen und stärkere Stengel doppelt wieder ein. Wenn alle Spargelzüchter in wohlverstandenem eigenem Interesse diesen Ratschlag befolgen, dürfte das auf die Preis- gestaltung für die geernteten Spargelstangen nicht ohne Ein- fluß sein. Pflanzenkrankheiten. Nectria cinnabarina (Tode) Fries. Zur Zeit des Sträucher- schnittes und des Auslichtens der Beerenobststräucher findet man viele abgestorbene Zweige, welche mit kugeligen, roten Höckern besetzt sind. Es sind die Conidienlager des in der Ueberschrift genannten Pilzes. Der Umstand, daß diese „Höcker" nur auf abgestorbenem Holz gefunden werden, trägt dazu bei, daß der Pilz als harm- loser angesehen wird, als er ist. In Wirklichkeit haben wir es mit einem gefährlichen Wundparasiten zu tun, welcher dem an Obstbäumen den Krebs erzeugenden Pilz Nectria ditissima Tul. nahesteht. Von letzterem unterscheidet er sich dadurch, daß keine Krebsgeschwülste am Holzkörper erzeugt werden, was auf die schnellere Entwicklung der Nectria cinnabarina zurückzuführen ist, so daß es an den befallenen Stellen gar nicht erst zur Ueber- wallung der Wunde kommt, sondern der Holzkörper wird durch die zerstörende Tätigkeit des Pilzmycels in den Gefäßen voll- ständig abgetötet. Da nun Wundparasiten dadurch gekennzeichnet sind, daß ihre Sporen nur in verletzte Gewebe eindringen können, so ist das Verstreichen aller Schnittwunden und sonstiger Verletzungen ge- boten und damit ein Fingerzeig zur einzig möglichen Bekämpfung gegeben. Nun wird aber der Pilz trotz sorgfältigster Beobachtung dieser Maßnahme immer wieder auftreten, was darin seine Erklärung findet, daß schon geringe Verletzungen, deren Wahrnehmung sich unserem Auge entzieht, genügen, um die Ansiedelung der winzigen Sporen zu ermöglichen. Ueber die Verbreitungsmöglichkeiten des Pilzes sind bisher nur Vermutungen ausgesprochen worden. So nimmt Wehmer*) an, daß neben anderen Eingangspforten auch die Blattnarben hierfür in Betracht kommen könnten. Für das Zustandekommen der Sporenübertragung vermutet Behrens**), daß die Sporen, welche nicht stäuben, sondern in eine schleimige Masse eingebettet sind, durch Insekten (Fliegen) ver- schleppt und übertragen werden. Aus diesen Ausführungen geht hervor, daß das Auftreten der Krankheit nicht gänzlich verhindert werden kann, wohl aber kann jeder, der mit Gehölzen zu arbeiten hat, dazu beitragen, das weitere Ausbreiten dieses Schädlings auf ein geringes Maß zu beschränken. Darum sollten Besitzer von Beerenobstpflanzungen und Gehölzliebhaber ihre Angestellten dazu anhalten, daß alle befallenen Zweige verbrannt und etwa vorhandene Schnittwunden verstrichen werden. Obwohl der Pilz bei der Auswahl seiner Opfer nicht wählerisch ist und die meisten Laubgehölze befällt, ist sein Vorkommen be- sonders häufig an Linden, Ribesarten, Ahorn, Elaeagnus sowie auch an Obstbäumen verschiedenster Gattungen zu beobachten. G. B. Gehölze. Prunus spinosa. Zu den Verdiensten der „Gartenwelt" hin- sichtlich Behandlung und Pflege der gesamten Interessen des Gartenbaues der Gegenwart und der mit ihm verwandten Zweige, gehört auch das Gedenken so mancher im Laufe der Zeiten in Vergessenheit gekommener und außer Umlauf gesetzter Pflanze, bei deren Erwähnung man gewissermaßen Gefahr läuft, sich lächer- lich zu machen, die aber, wenn man sie am richtigen Platze und in passender Verwendung gesehen hat, doch zu einem ganz anderen Urteil nötigt. Das Letztere trifft auch bei dem völlig in Vergessenheit geratenen und unseres Wissens höchstens hier und da an gewissen Waldrändern oder an sonst unbebauten Stellen als verkümmerter Krüppel einsam vegetierenden Schlehenstrauche (Prunus spinosa) zu. Wer wird wohl *) u. **) Sorauer, Handbuch der Pflanzenkrankheiten, B. II, S. 208. XX, 12 Die Gartenwelt. 137 diesem, den in Anzucht und Pflege befindlichen Gehölzen gegenüber auf einem so niedrigen gesellschaftlichen Standpunkte stehenden Sträuchlein heutzutage noch irgendwelches Interesse zuwenden? Und doch verdient auch dieses einfache Kind der Natur und Wildnis, das in früherer Zeit als Unterlage für Veredelungen ver- wendet wurde, die ihm zuteil werdende Nichtachtung von heute nicht in dem Maße, wie es der Fall ist. Ganz abgesehen von der früheren Verwendung als Unterlage, soll in diesen Zeilen einer anderen Verwendung des Schlehdornstrauches gedacht sein, nämlich seiner Verwendung als undurchdringliche Hecke. Eine solche bestand übermannshoch und in wohlgepflegtem Zustande vor langer Zeit in dem sächsischen Städtchen Tharandt; sie war besonders in ihrer weißen Blütenpracht eine seltene Erscheinung, die zur Blütezeit, zu welcher es gewöhnlich kühl und rauh ist, die allgemeine Aufmerk- samkeit erregte. Aber — und das ist ja auch das Los des Schönen auf der Erde, daß auch ihm seine Stunde schlägt — die Hecke wurde längst schon ausgerodet, weil deren Wurzelausbreitung den angrenzenden Bodenstreifen zu sehr beeinträchtigt hatte. Ein Freund gewisser Seltenheiten wollte auch Schlehen angepflanzt haben, aber es war nicht möglich, solche in Gehölzschulen der Umgebung aufzutreiben, was wohl daran liegt, daß diese gar nicht mehr gefragt und deshalb aus den Kulturen ausgelassen werden. Es konnten deshalb nur einige an verschiedenen Orten gefundene Pflanzen zur Verwendung kommen, die freilich nicht alle wuchsen. Aber das Versprechen, welche zu besorgen, war dem alten Freunde außergewöhnlicher Pflanzen nun einmal gegeben. Bei dem Gedenken dieser alten Schlehdornhecke kommt uns aber noch ein anderer Gedanke. Eine Hecke aus Schlehdorn liefert nämlich neben ihrer Blüten- pracht den Beweis, daß sie infolge ihrer Undurchdringlichkeit, welche in ihren Dornen besteht, als Schutzhecke für gewisse Zwecke sehr wohl in Wettbewerb mit anderen hierfür verwendeten Laub- hölzern, wie z. B. Carpinus, Cornus mas, Crataegus, Cydonia, Ligustrum und vielleicht anderen etwa noch benutzten treten kann. Will man z. B. ein Gebüsch als Vogelschutzgehölz anlegen, so dürfte als Umfriedigung für das Ganze eine solche Hecke neben dem Schutz zugleich eine vorzügliche Gelegenheit zum Nesterbau für verschiedene kleinere Vogelarten bilden, deren Niederlassungen hierin dem nachstellenden Raubzeug, wie Katzen usw., unerreich- bar bleiben. Die Früchte endlich, welche nach den ersten Herbstfrösten runzelich werden und welchen die unternehmende Jugend, der es ja nicht immer darauf an- kommt, ob solche mehr oder weniger herb und sauer, wenn sie nur er- reichbar sind, nachstellen dürfte, wenigstens bis sie sich in deren Güte auskennt, dürften deshalb kein Ab- haltungsgrund gegen Ver- wendung des Schlehdorns für solche Zwecke sein, denn weit hinein in eine solche Hecke zu greifen, verbietet sie kraft ihrer Dornen ganz von selbst, und der herbe Geschmack der Früchte läßt solche Unter- nehmungen nicht minder als gar zu unlohnend erscheinen. Viel bequemer ist die Plünderung einer Kornel- kirschenhecke. Wir beob- achteten auch, daß Knaben an hochstämmigen Straßen- bäumen dieser Art in der Stadt mit den Stiefel- absätzen die Rinde abstießen, um durch Erschütterung der Krone, die sie nicht zu erklettern wagten, einige der kleinen roten Früchte zu erlangen. Q. S. Spiraea filipendula plena. Diese hübsche, dankbar blühende und genügsame Spierstaude ist ein schöner, wertvoller Garten- schmuck, wie auch vorzüglich für Schnitt und Binderei geeignet. Sie bildet einen dichten, dunkelgrünen Tuff zierlich eingeschnittener und gefiederter, etwa spannenlanger Blätter, die teils dem Erd- boden anliegen, teils mehr oder weniger aufgerichtet sind. Aus der Mitte dieses Blättertuffs erheben sich im Frühsommer die zahlreichen, festen und straff aufwärts gerichteten Blütentriebe von etwa 50 — 60 cm Höhe, die einen fast wagerecht ausgebreiteten und reichverästelten, doldenrispigen Blütenstand tragen. Dieser entfaltet eine unzählige Menge kleiner und dichtgefüllter, röschen- artiger Blütchen von milchweißer Färbung. Die Einzelblüte hat eine gewisse Aehnlichkeit mit derjenigen der holzartigen Spiraea prunifolia plena, ist allerdings kleiner als diese und wird in der untenstehenden Abbildung recht deutlich veranschaulicht, wie auch der Bau des Blütenstandes ersichtlich ist. Die Dauer der Blüte ist sehr lang; die Blütezeit selbst fällt in die Monate Juni und Juli. Wie schon gesagt, ist diese Staude für den Schnitt sehr gut geeignet, denn die abgeschnittenen Blütenstände halten sich im Wasser ziemlich lange. Die schöne, reinweiße Färbung der zierlich geformten Blütchen macht aber dieselben auch für feinere Binderei recht wertvoll. Jeder Handelsgärtner, der Schnittblumen- kulturen betreibt, oder selbst in Binderei arbeitet, hat in dieser Spierstaude einen zuverläßlichen und ertragreichen Lieferanten eines guten, vornehmen Schnittmaterials. Als Schmuckstaude ist Spiraea filipendula plena in kleinen oder größeren Gärten bestens zu verwenden. Gerade die neutrale satte, weiße Färbung ist hier am Platz ; sie wird unter dem bunten, farbenreichen Blütenflor noch viel zu wenig gewürdigt. Als Ver- mittler, als Uebergang sollte hier das Weiß viel mehr zur An- wendung kommen, als es der Fall ist. — Ihrer geringen Höhe wegen gehört diese Staude immer in den Vordergrund, sei es auf der Staudenrabatte, oder in Vorpflanzung vor kleineren Ge- hölzen. Ihrer hübschen, gedrungenen, tuffartigen Belaubung wegen, eignet sie sich auch sehr gut als Abschluß, als Einfassung von Staudenrabatten. Für Felspartien dürfte sie ebensogut zu ver- wenden sein. In ihren Ansprüchen ist sie sehr genügsam. Jeder mittlere, mäßig feuchte Gartenboden sagt ihr zu, doch liebt sie freie, sonnige Lage. Blutenstände der Spiraea filipendula plena. Nach einer vom Verfasser für die „Cartenwelt" gefertigten Aufnahme. Kache, Baumschulenweg. Topfpflanzen. Bouvardien. Von A. Oertel, Königlicher Garteninspektor, Halle a.S. Die Bouvardien sind vorzügliche Schnitt- und Blütenpflanzen. Unter den annähernd 60 Arten, die hauptsächlich in Mexiko als Sträucher zu finden sind , ist ein reiches Farben- spiel vertreten. In der Kultur sind prächtige Sorten mit gefüllten und einfachen Blumen ent- standen. Als Topfpflanzen, so- wie für Binderei lassen sich Bouvardien außer- ordentlich vorteilhaft ver- wenden, auch zum Aus- 138 Die Garten weit. XX, 12 pflanzen auf Gruppen und Beete finden einzelne Sorten, wie Humbodthü, multiflora, splendens und termifolia vortreffliche Verwendung; zum Ausschmücken von Blumentischen und Be- pflanzen von Blumenkörben usw. liefern sie ein unersetzliches Material. Die Vermehrung geschieht durch sogenannte Wurzel- schnittlinge oder auch durch Stecklinge, welche im Frühjahr gemacht werden. Die jungen Pflanzen sind in laumwarmen Mistbeetkästen heranzuziehen und bei genügender Stärke gegen Anfang Juni ins Freie zu bringen, wo dieselben in einem Beet bis an den Topfrand eingesenkt werden. Ein mehrmaliges Verpflanzen während des Sommers in eine Mischung von Laub- und Mistbeeterde, verrottetem Lehm und Sand, sowie öfteres leichteres Ueberspritzen an heißen Tagen und reichliche Dunggüsse sind, um schöne, starke Pflanzen zu erzielen, unerläßliche Arbeiten. Als besonders schön kommen in Frage : Bouvardia flava, longiflora, versicolor, mollis, bicolor, linearis, angustifolia, coccinea, cordifolia, corymbosa, glaberrima, hirsuta, hypoleuca, jasminiflora, laevis, leiantha, linearis, mutabilis, obovata, racemosa, rosea, scabra, strigosa, iimbellata. Bei Topf- und Kübelkultur ist darauf zu achten, daß die Wurzeln beim Verpflanzen nicht abgeschnitten, sondern nur ge- lockert werden ; außerdem ist für guten Abzug zu sorgen. Das Verpflanzen hat frühzeitig im Februar zu erfolgen und hiernach ist den Pflanzen ein heller Standort und eine Bodenwärme von 18 — 22 Grad Celsius zu geben. Gleichmäßige Feuchtigkeit des Bodens ist Grundbedingung. Die Vermehrung geschieht am besten durch Brut, die sich seitlich der Stammbasis an den Wurzeln bildet. R. Hartnauer. Encephalartos longifolia, Brotkeulenbaum. Familie: Cycadeae = Zapfenpalmen. Der abgebildete Baum männlichen Geschlechts war in den Jahren 1908 — 1911 die schönste Blattpflanze, die in den Palmenhäusern der Kölner Flora angetroffen wurde. Seitdem man ihn jedoch verpflanzt hatte, ging die überaus starke, prächtige Pflanze zurück, weil man es versäumte, das Anwachsen durch erhöhte Bodenwärme zu fördern. Unser Brotkeulenbaum hatte eine Stammhöhe von 240 cm, die Wedel hatten bis zu 180 cm Länge. Im Jahre 1911 besaß der Baum, trotz- dem er zweimal vorher mit drei, bzw. fünf Kolben geblüht hatte, einen Schmuck von 72 Wedeln. Der Stamm hatte einen Durchmesser von etwa 30 cm. Die Encephalartos sind wie alle Cycadeen durch ihren eigentümlichen schuppigen Stamm, sowie durch die oben in einem dichten Kranz gleich- mäßig verteilten, gpfiederten Wedel ausgezeichnet. Als Kinder Zentral- und Süd- afrikas verlangen sie mindestens 15 — 18 Grad Celsius Wärme im Winter und hohe Luftfeuchtigkeit. Wenn sich im Frühjahr der Trieb regt, ist Wärme besonders nötig; das Anzeichen für den Beginn des Triebes ist, daß sich die alten Wedel stark nach abwärts neigen. Während der Ausbildung der jungen Wedel, die sehr leicht brechen, dürfen die Pflanzen nicht umgestellt werden. Der Boden bestehe aus Laub- und kräftig gedüngter Heideerde zu gleichen Teilen, mit Zusatz von scharfem Sand für die untere Erd- schicht und lehmiger Rasen- oder Wiesenerde für die oberen Schichten. In den Grusongewächshäusern in Magdeburg befindet sich eine größere Anzahl Encephalartos aus- gepflanzt, in prächtiger Verfassung. Die Gattung Manettia ist jedem Gärtner bekannt durch die scharlachrot blühende Art M. bicolor Paxt., die wohl in jeder Gärtnerei anzutreffen ist. Weniger schon tritt M. coccinea mit weiß und rot gezeichneter Blütenröhre auf, ebenso M. cordifolia Mart. mit ziegelroten Blüten. Ganz unbekannt ist Manettia ignita K. Schum. aus Brasilien. M. ignita ist eine ausdauernde, 2 bis 3 m hoch windende Liane. Sie ist häufig überladen mit füllhorn- artig geformten, 3 — 4 cm langen, wachsartigen, scharlachroten Blüten. Die Blätter sind gewöhnlich schmal lanzettlich, 1 cm breit, 5 — 8 cm lang, aber auch in beiden Maßen sehr veränderlich. Schöner noch als die reine Art ist ihre Varietät cordifolia K. Schum. mit glockenförmigen, 4 — 5 cm langen, dunkelroten, 1 cm breiten Blüten. Die Blätter sind schwach herzförmig, zum Teil spitzoval, spitz zulaufend, 3 — 8 cm lang. Eine orangefarben- blutige Varietät ist incans K. Schum. Die Kultur der Manettien ist allgemein bekannt, wie die der nahe verwandten Bouvardien, so daß hier keine näheren Angaben erforderlich sind. Die Manettien gehören zur Familie der Rubiaceen. Memmler. Stauden. Encephalartos longifolia. Nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Einiges über Aconitum. Zu dem Artikel in Nr. 49, Jahrg. XIX, dieser Zeitschrift über Aconitum Wilsoni als Herbstblüher, kann ich nicht umhin, einige Bemerkungen zu machen. Was darin über.(4coni7umlFi7soni gesagt wird, unterschreibe ich nur voll und ganz. Diese Eisenhutart (besser Sturmhutart) aus den Ge- birgen Chinas ist hier vollständig winterhart, wird bei guter Pflege 2 m hoch und höher, gedeiht auch in jeder halbwegs guten Gartenerde, sowohl sonnig als halbschattig. Die Anzucht erfolgt aus Samen (wenn er nur frisch) sehr leicht und schnell, und kann die Pflanze jedem Garten- besitzer empfohlen werden. Unerfindlich ist mir dagegen, was der Herr Verfasser des ge- nannten Artikels unter Aconitum Anthora verstanden hat, das er in den Alpen, zusammen mit Aconitum Napellus gefunden haben will, beide gleich blaublühend und von gleichem Wüchse. Als Unterschied gibt er an, daß A. Napellus einen ge- drungeneren Wuchs, zerschlitztere Blätter und Blüten in dichter Aehren- form trage. Demgegenüber sei fest- gestellt, daß A. Anthora in Deutsch- land überhaupt nicht vorkommt, in der Schweiz einzig im Jura (auch im französischen) und im Tessin. XX, 12 Die Gartenwelt. 139 In Oesterreich wird es als vereinzelt in Mähren, Niederösterreich unt! Galizien angegeben, wo es seine Nordgrenze erreicht, dann in Steier- mark, Krain, im Küstenland und in Südtirol. A. Anthora ist eben eine echt mittelländische Art, die sich von den Pyrenäen, durch Süd- frankreich, Norditalien, den Süd- und Ostalpen bis Bosnien, Serbien und Ungarn findet. Seine Ostgrenze bilden die Karpathen, vom Eisernen Tor an der Donau bis zum Ceachlau an der Bukowiner Grenze. Am häufigsten und am besten entwickelt habe ich es im Bucegi gefunden ; ich kultiviere es auch jetzt im Alpinum des Botanischen Gartens in Bukarest. Besonders schöne und reich- blühende Stücke fand ich diesen Sommer an den Felswänden und Klüften in der Nähe des berühmten Höhlenklosters in der Jalomitza, unfern von Sinaia, im Kalkschotter und in voller Sonnenglut. Ich will hier keine genaue Beschreibung geben, sondern nur bemerken, daß A. Anthora feinzerschlitzte Blätter, hellgelbe Blumen mit halb- kugeligem Helm hat, und seine Blüten meist in einfachen Trauben trägt. Der obere Teil des Stengels, Blütenstand und Blüten sind meistens feinflaumig behaart. Gewöhnlich wird der Stengel nur 30 — 50 cm hoch, selten bis 1 m; er ist öfters unverzweigt. Es erscheinen drei bis fünf aus einem Wurzelstocke. Diese Art wächst am liebsten auf Kalk, selten auf Schiefer, in voller Sonne, wo- gegen A. Napellus als Schattenpflanze die feuchten Bachränder vorzieht. Als Kind des Mittelmeeres ist unser Eisenhut als trocken- und sonnenliebend und kalkhold zu behandeln. Inbetreff des Wertes als Schmuck- und Schnittstaude ist ihm unser blauer Sturmhut A. Napelles jedenfalls weit überlegen. Carol Gutmann, Chef der Kulturen des Botan. Gartens, Bukarest. Schlingpflanzen. Vermehrung^ von Passionsblumen. Ich besitze für dieses Gewächs eine besondere Vorliebe und habe mir manch schönes Exemplar davon mit beträcht- lichem Verbrauch von Geduld und Zeit aus Samen gezogen, auch viele Passifloren verschenkt, wenn sie soweit waren, ihren Besitzern eine andere Freude als die der Erwartung bereiten zu können. Die Pflanze ist unter den deutschen Bauern der südungarischen Komitate ziemlich bekannt : Christi Leidensstock nennt sie das Volk und weiß den Namen zu deuten. Nun, ich habe dafür gesorgt, daß sie in den mir zugänglichen Kreisen, zu denen auch recht bescheidene Leute gehören, eine noch größere Verbreitung gefunden hat. Eines aber wollte mir nie gelingen : sie durch Ableger zu ver- mehren. Ich machte die Sache nach allen Regeln der Kunst im Frühbeet, da mir leider kein Glashaus zur Verfügung steht, in der richtigen Jahreszeit, unter Glas — es half alles nichts. Sie taten es nun einmal nicht : sie bewurzelten sich nicht und starben als nutzlose Opfer meiner Ungeduld. Denn Stecklinge blühen bekanntlich stets viel früher als Sämlinge. Auch Früchte wollten meine Passionsblumen nie ansetzen ; nicht eine, trotz unzähliger Blüten und des auch hier recht langen Sommers. Wenn die Welt, wie sie jetzt leider schon recht lange tut, einen sehr großen Teil unserer Gedanken dorthin zieht, wo wir n i ch t sind, wo aber unser Glück (wie es in Schuberts Lied heißt) auch nicht ist, sondern unser Kummer, unsere Angst und unsere Sorgen, dann bringen wir unseren gewohnten Beschäftigungen, selbst wenn sie uns so lieb sind wie mir die Blumenpflege, eine gewisse Gleidigiltigkeit entgegen. Ohne viel Suchen und Wählen setzte ich im vorigen Frühjahr zwei mittelgroße Passionsblumen mit den Töpfen unmittelbar auf die Erde eines teilweise steinigen Weges am Rande eines Rasenplatzes. Si^^ dienten nicht sonderlich zur Dekoration, sahen aus, wie zufällig dort stehen geblieben, aber was lag daran? Man hat andere Dinge im Kopf als das, was ich Hie geschmackvolle Toilette des Gartens nennen möchte. Die Hauptsache, Licht und Sonne, hatten meine Passifloren doch. Sie blühten pflichtschuldigst, ich goß sie ebenso, kümmerte mich aber nicht viel um sie, ließ sie machen, was sie wollten, ihre üppigen Ranken bis zur Erde senken, ja, ich schnitt nicht einmal die verblühten Blumen ab, wie ich sonst, da ich die Hoffnung auf Früchte längst aufgegeben, zur Kräftigung des Stockes stets getan. Ich dachte nichts dabei ; ich vergaß es einfach. Eines Tages bemerkte ich an der einen Passionsblume eine kleine grüne Frucht, an der andern eine zweite, eine dritte; wahrhaftig, sie tun, was ihnen noch nie eingefallen: sie tragen Samen. Mit Interesse beobachtete ich nun, wie die grünen Kugeln sich veränderten, länglich, gelblich und schließlich orangefarbig wurden. „Nur nicht zu früh ab- nehmen," denke ich, „sonst ist der Samen vielleicht nicht keimfähig." Man kann auch zu vorsichtig sein. Eines Tages finde ich die größte Frucht von einem Ohrwurm angefressen und bewohnt, die Hälfte der dunklen Körner ausgefallen. Nun, es waren immer noch genug. Ich nahm alle Früchte ab, trocknete die Samen sorgsam und war sehr stolz auf diesen Besitz. Der regnerische Sommer vergeht ; als es herbstlich zu werden beginnt, muß man an das Winterquartier für die Topfgewächse und auch an etwaiges Umsetzen denken. Ich besuche also meine lange vernachlässigten Lieblinge. Es regnete ja immerfort, man brauchte nicht zu gießen, und zu anderen Zwecken kam ich selten in diesen Teil des Gartens. Eine der Passifloren, deren Ranken schon eine kleine Laube bildeten, will ich in die Höhe heben ; es geht nicht, aber ein großes Stück des ziemlich umfangreichen Blumen- topfes bleibt mir in der Hand. Ein Schicksalsschlag ! Alle Töpfer sind eingerückt, irdene Blumengeschirre nicht mehr im Orte zu haben. Doch, vielleicht läßt sich noch ein leeres Heringsfäßchen als Ersatz auftreiben. Sicher ist das freilich durchaus nicht, denn auch Holznot herrscht in allen Formen. Zum erstenmale seit Wochen betrachte ich die Pflanzen ge- nauer, und was sehe ich? Um die, deren Samen halb aus- gefallen waren, steht ein ganzer Kranz frisch aufgegangener Passionsblumen, einige schon ziemlich groß und mit vielen der charakteristischen Blätter. Und die andere, deren Topf ich zerbrochen, hatte noch besser für ihre Weiterexistenz gesorgt. Starke weiße Wurzeln hatten sich durch das Loch des Blumentopfes den Weg in die Erde und dann zur Seite ins Freie gesucht, Blätter und Ranken getrieben, die sich mit denen des Mutterstockes vermischten. Zwischen Kieseln und Ziegelstücken, die im Wege steckten, hatten die Wurzeln sich herausgedrängt, alle Hindernisse überwunden, zum Licht, , zum Leben. — Durch ! Für den braven Mutterstock, der die Trennung von den vielen Sprößlingen ohne Schaden ertrug, trieb ich wirklich noch ein entsprechendes Herings- fäßchen auf; die jungen Pflanzen setzte ich in kleinere Töpfe, wo sie lustig weiterwuchsen und vielleicht schon im nächsten Sommer blühen werden, jedenfalls eher als die aus Samen aufgegangenen. Einen Teil der starken, weißen Wurzeln mit einer kleinen Ranke daran ließ ich in der Erde und deckte ihn zu, wie man es bei Rosen macht. Vielleicht überstehen sie den Winter. Der Versuch ist jedenfalls interessant. Nachdem die Natur hier einmal den Weg gezeigt hat, konnte man ihn, dächte ich, befolgen und ihr die Sache vielleicht noch durch verhältnismäßig kleine Blumengeschirre 140 Die Gartenwelt, XX, 12 mit ziemlich großen Löchern erleichtern. Selbstverständlich darf der Mutterstock nicht darunter leiden. In Friedenszeiten kann man es ja auch allenfalls auf ein zerbrochenes Blumen- geschirr hin wagen. Die Natur besorgt dann die Sache selbst, und wie alles, was sie macht, vortrefflich. Passionsblumen und andere Gewächse mit sehr starkem Wurzelvermögen ließen sich auf diese Weise mühelos vermehren. Eine kluge, aber jeder höheren Bildung entbehrende junge Frau aus dem Volk, eine schlichte Feldarbeiterin, die eine in ihrer Lebenssphäre nicht häufig vorkommende Liebe und viel Interesse für die Natur besitzt, sagte mir einmal: „Ich habe oft gedacht, wie das sonderbar ist : ein Keim, ein Halm ist doch so schwach und so weich, jede Kinderhand kann ihn zer- stören, und trotzdem drängt er sich durch die härtesten Erd- schollen hindurch, die wir nur mit Mühe zerschlagen können. Man sieht das oft bei schlecht bearbeiteten Feldern und auch im Garten. Wie geht das zu? — Ich hätte ihr die Ant- wort in einem einzigen Satze geben können : „Das ist der Wille zum Leben, der ist das Stärkste auf der Welt." Doch sie hätte es nicht verstanden, die unbewußte Philosophin. Wie ich versucht habe, ihr die Sache zu erklären, weiß ich nicht mehr, aber die Aeußerung fiel mir wieder ein, als ich die starken Wurzeln und kräftigen Ranken sah, die sich so tapfer den Weg gebahnt hatten. Zum Leben, zum Licht! Durch! M. Holthausen. Zeit- und Streitfragen. Schwarzwurzellaubfütterung und Seidenraupenzucht. Vom Herausgeber. Seit kurzer Zeit wird in unserer Tagespresse eine gewaltige Propaganda für die umfangreiche Aufnahme des Seidenbaues, also der Seidenraupenzucht in Deutschland gemacht, durch die wir in den Stand gesetzt werden sollen , die rund 170 Millionen Mark, die bisher jährlich für Rohseide ins Ausland gingen, im Lande zu behalten. Die Seidenraupen- zucht soll für die Folge 40000 Züchtern, auch Kriegs- beschädigten, Verdienst schaffen. Diese glänzenden Aus- sichten soll „eine neue Entdeckung" des Herrn Prof. Dr. Udo Dammer vom Kgl. Botan. Museum in Dahlem eröffnet haben. In fast allen Veröffentlichungen ist von einer neuen Ent- deckung die Rede und es ist mir nicht bekannt, daß sich Herr Professor Dammer bisher dagegen verwahrt hat. Die neue Entdeckung soll darin bestehen, daß die Züchtung der Seidenraupe nicht mehr an den bisher hierfür ausschließ- lich in Frage kommenden Maulbeerbaum, vorzugsweise von Morus alba, gebunden sei, sondern, daß der Anbau der Schwarzwurzel, Scorzonera hispanica, zur Blattgewinnung den Maulbeerbaum überflüssig mache. Die Versuche, den Seidenbau in Deutschland heimisch zu machen, wurden in größerem Umfange schon durch Friedrich den Großen in der Umgebung von Berlin aufgenommen. In Friedrichshagen bei Berlin steht heute noch ein großer Teil der Maulbeerbäume, die auf Veranlassung Friedrichs des Großen zu genanntem Zwecke angepflanzt wurden. Die Schwierigkeiten, welche der Maulbeerbaum als Futterpflanze für die Seidenraupe bietet, bestehen darin, daß er einmal in frühester Jugend frostempfindlich ist, dann aber haupt- sächlich darin, daß er im Herbst das Laub zu früh wirft. Die Seidenraupenzucht ist aber in Deutschland niemals ein- geschlafen — in Ungarn steht sie in ziemlicher Blüte — und es besteht auch bei uns bereits ein Deutscher Seidenbau- verband, dessen Mitglieder Züchter sind. Die Interessenten um Professor Dammer haben jetzt aber eine neue Vereinigung gegründet, die Deutsche Seidenbaugesellschaft, welche die vorerwähnte angebliche Dammersche Entdeckung in groß- zügiger Weise ausnützen will und den „Entdecker" zum Ehren- präsidenten ernannt hat. Die Mär von dieser Entdeckung habe ich immer und immer wieder mit Kopfschütteln gelesen, auch die Artikel des Herrn Professor Dammer im „Berliner Lokalanzeiger" und in der „Vossischen Zeitung". Ich verfüge nämlich glück- licherweise über ein sehr gutes Gedächtnis und erinnerte mich sofort daran, daß es sich gar nicht um eine neue Entdeckung handelt, sondern daß schon vor Jahrzehnten für die Schwarz- wurzelfütterung eine umfassende Reklame ins Werk gesetzt war, daß sich aber die ganze Bewegung bald wieder in Wohlgefallen auflöste. Meine weiteren Nachforschungen stießen u. a. auf einen Artikel des Landwirtschaftslehrers Dr. Horst Höfer im elften Jahresbericht der Landwirtschaftlichen Lehr- anstalt Pegau i. S. (1907), der sich mit den auf dieser Anstalt durchgeführten Seidenraupenfütterungen mit Schwarz- wurzelblättern beschäftigt. Verfasser führt eingangs dieser Arbeit aus, daß diese Fütterungsmethode nicht jüngeren Datums sei, denn es sei schon in einer Ab- handlung aus dem Jahre 1837 (!) von derselben die Rede. Der genannte Züchter spricht sich übrigens günstig über die Ver- suchsergebnisse mit Schwarzwurzelblättern aus. Die auf diesem Gebiete vorliegenden neueren und neuesten Erfahrungen lassen es aber angezeigt erscheinen, der durch Professor Dammer angeregten Begeisterung einen tüchtigen Dämpfer aufzusetzen, denn es liegt die Gefahr nahe, daß Tausende von Leicht- gläubigen, die ihre sauren Ersparnisse und ihre ganzen Hoff- nungen auf die Aufnahme des Seidenbaues setzen, in ernster Zeit in schwerer Weise geschädigt werden. Nach Professor Dammer soll die Festigkeit und Elastizität, sowie der Glanz des aus Schwarzwurzelfütterung gewonnenen Seidenfadens größer als der des durch Maulbeerfütterung erzielten Fadens sein. Anne von der Eken, die Vorsitzende und Leiterin der Landesgruppe Bayern des Deutschen Seidenbauverbandes, wendete sich nun in Bezug auf diese Behauptung an das Kgl. Ungarische Seidenbauinspektorat, auf welches sich Herr Professor Dammer berief. Sie erhielt, wie sie in Nr. 96 der „Deutschen Landwirtschaftlichen Presse" berichtet, nach- stehende von Sr. Exzellenz dem Ministerbevollmächtigten für Seidenbau in Ungarn, Herrn Paul von Bezeredj unterzeichnete Auskunft : „1. Ihre Frage muß verneint werden, denn die Seide aus Kokons, deren Raupen mit Schwarzwurzeln gezüchtet wurden, entspricht bei weitem nicht der Maulbeerbaumseide. 2. Es liegt auf der Hand, daß diese Seide (Schwarz- wurzel) aus Gründen, wie unter 1. bemerkt, keinenfalls den gleichen Preis erzielen könnte. 3. Wir haben die Ueberzeugung, daß lediglich der Maul- beerbaum das richtige Futter für den Seidenspinner ist und bleibt. 4. Es wurden vor Jahren durch die preußische Regierung Kokons, mit Schwarzwurzeln gezüchtet, an uns Übermacht mit dem Ersuchen, dieselben zu spinnen, wobei wir fest- stellen konnten, daß der Faden bei weitem nicht die Dehn- barkeit und Stärke hatte, wie dies beim Maulbeerfüttern der Fall ist, und gerade dies sind Hauptbedingungen für eine gute Seide. XX, 12 Die Garton weit. 141 5. Es ist uns absolut unbekannt, wer sich mit dem An- kauf von Galetten (Kokons) von Raupen beschäftigt, die mit Schwarzwurzeln gefüttert wurden. 6. Aus den erwähnten Gründen, da die Seide nicht den Anforderungen der Fabrik entsprechen kann, wären wir nicht in der Lage, solche Kokons zu kaufen. Seine Exzellenz, Herr Paul v. Bezeredj, Ministerbevoll- mächtigter für Seidenzucht in Ungarn, erlaubt sich überdies noch zu bemerken, daß ein Ersatz für den Maulbeerbaum bis jetzt noch nicht gefunden wurde. Daß die Schwarz- wurzelfütterung eine geringere Seide ergibt als die Maul- beerblattfütterung, ist durch die mehrjährigen großen Schwarz- wurzelseidenzuchten in Sprockhövel bei Hattingen a. d. Ruhr und in der Krefelder Webeschule erwiesen. Die Schwarzwurzelkokons sind leichter und enthalten weniger und feinere Fäden als die gleiche Zahl Maulbeer- kokons, wodurch sich natürlich auch die Haspelei verteuert. Der feinere Schwarzwurzelfaden bietet dem Webstoffgewebe mehr Nach- als Vorteile." — In der Zeitschrift „Der Konfektionär" nimmt noch ein be- sonders berufener Sachverständiger, Professor Paul Schulze- Krefeld, gleichfalls Stellung gegen den neu in Szene gesetzten Seidenbaurummel. Seine Mitteilungen nehmen auch auf die schon erwähnten, vor einigen Jahren in Sprockhövel und dann auf die mit Unterstützung des preuß. Handelsministeriums an der Fachschule für Textilindustrie in Krefeld in größerem Umfange angestellten Versuche mit Schwarzwurzel- fütterung Bezug, die nicht zu befriedigenden Ergebnissen geführt haben. Der genannte Sach- verständige führt aus, daß für eine einigermaßen in Betracht kommende Rohseideerzeugung Schwarzwurzelfelder von einem derartigen Umfang in Frage kommen müßten, daß schon bei den hohen Bodenpreisen die Wirtschaftlichkeit des ganzen Unternehmens hinfällig werden müsse. Man müsse also wieder auf den Maulbeerbaum zurückgreifen, und da entstehe wieder die Frage, ob nicht z. B. die Anpflanzung von Obstbäumen viel wirtschaftlicher und weniger müheselig wäre. Selbst in Italien, dessen Klima viel bessere Vorbedingungen biete, habe man in neuerer Zeit in einzelnen Provinzen den Seidenbau wesent- lich eingeschränkt, weil sich auch dort der Anbau von Reis, Tomaten usw. als viel lohnender herausstellte. Professor Schulze hebt dann weiter hervor, daß auch bei Ueberwin- dung aller Hindernisse von den Befürwortern des deutschen Seidenbaues doch die Schwierigkeiten, die sich solcher Haus- industrie entgegenstellen, viel zu gering veranschlagt würden. Schon das Pflücken der Blätter, das Füttern und Umbetten der Raupen sei keine Kleinigkeit, wenn man bedenke, daß eine einigermaßen lohnende Zucht mit 30000 Stück Raupen zu rechnen habe und daß diese bis zum Einspinnen rund 16 Zentner Futterlaub benötigen! Der für die genannte Raupenzahl erforderliche Raum wächst vor dem Einspinnen auf 60 — 70 qm. Wo soll ein kleiner Gärtner, ein Landarbeiter oder ein Kriegsbeschädigter diese bedeckte Raumfläche hernehmen. Die Leute müßten ja schließlich ihr ganzes Heim für die Raupenzucht opfern und sich mit ihren Angehörigen in irgendeinen Winkel verkriechen. Da jetzt die Versorgung der Kriegsbeschädigten im Vorder- grunde der Erörterungen steht, und da wir auch in unserem Berufe leider mit Tausenden von Kriegsbeschädigten zu rechnen haben, hielt ich es für meine Pflicht, durch vorstehende Aus- führungen Phantasten eindringlich zu warnen, die Mahnung zu erteilen, die Hände von der Seidenraupenzucht fortzu- halten. Auch die Kleintierzucht, der vielfach das Wort geredet wird, kommt nicht als selbständiger Erwerb für Kriegs- beschädigte in Frage, sondern in bescheidenem Maße nur in Verbindung mit Gemüsebau und Landwirtschaft. Gärtnerstand und Titel. Man hat des öfteren, manchmal in hämischer Weise, manch- mal auch aus Gründen der „Proletarisierung" und auch nicht zu- ktzt aus Reformeifer den Gärtner an seine gesellschaftliche Stellung erinnert. Namentlich sind es die Privatgärtner, denen man oft ilir Dienstbotenverhältnis und ihr Verhältnis zur Gesindeordnung vorgehalten. Erhebt sich einer ein wenig darüber, so erkennt man ihn höchstens als „Oberdienstboten" an. Wenn alte Gesetze hierfür die Grundlage bilden, so brauchen die Gärtner das nicht zu tragisch zu nehmen, einsichtsvolle Beurteiler fragen nicht danach. Wer ein Vergnügen daran hat, derartiges herauszukehren, gerade Kollegen gegenüber, die sich Bildung aneigneten und sich auf ge- achtetem Posten befinden, der erinnert mich an die früheren Herren im heiligen Rußland, welche zur Zeit der Leibeigenschaft den Befähigten aus Laune, oder aus anderen Gründen, hochkommen ließen, um ihn dann, wenn er sich den Zwecken der Herrn nicht nach Wunsch dienstbar machte, oder wenn er zuviel Selbstbewußt- sein zeigte, wieder in die niedrigsten Dienstverhältnisse zurück- zuversetzen. Es ist keinem etwas Neues, daß viele Frivatgärtner mehr sonst was als Gärtner sind, wenn sie letzteres auch voll und ganz sind. Diese Verhältnisse lassen sich nicht ändern, wenn Aenderung auch sehr wünschenswert wäre. Der Volksschullehrerstand kam erst zur vollen Achtung, als seine Vertreter nicht mehr Schneider usw. nebenbei waren, und die Handwerksgesellen lehnten von jeher häus- liche Arbeiten meist stolz ab, wenn ihnen solche zugemutet wurden, oder sie leisteten diese nur ausnahmsweise aus Gefälligkeit, wenn der Meister oder die Frau Meisterin darum baten, und wurden dann noch deswegen von ihren Kollegen gehänselt. Wenn nun viele sich damit abfinden, abfinden müssen, daß sie selbst nicht recht wissen, was sie eigentlich sind, so bleibt den „Nurgärtnern" weiter nichts übrig, als dasselbe zu tun, sich also mit solchen Kollegen abzufinden. Was nennt sich nicht alles Land- wirt und Forstbeamter, was nicht Maler, Kaufmann, Schriftsteller usw. Ein Auflehnen hiergegen findet auch in diesen Berufen statt und mag auch dem Standesgefühl dienlich sein, aber nirgends geniert eine kleine „Anmaßung", die manchmal gar keine ist, den „großen Geist". Wie in vielen anderen Berufen, so ist es auch im Gärtnerberufe, die bloße Bezeichnung „Gärtner" hat gesell- schaftlich nicht den nötigen Klang, sie ist ein zu dehnbarer Be- griff. Es wird, wenn es irgend angeht, das Wort „Ober" davor- gesetzt. Der „Kunstgärtner" ist ja glücklicherweise veraltet. Der Titel „Obergärtner" ist nun allerdings auch so vergriffen und verallgemeinert, daß wieder zu seiner Hebung, wo es angeht, ein geprüfter königlicher, staatlicher usw. vorgesetzt wird. Einige fühlen sich auch erst wohl, wenn der „Gärtner" gänzlich über- wunden ist und man sich aus dem bescheidenen Stande sichtbar durch einen Titel heraushebt, wie Garteninspektor, Garteningenieur, Gartendirektor, Gartenmeister usw., oder wenn aus dem Gärtner ein Hofgärtner wurde. Die zahlreichen sonstigen Titel von Gärtnern will ich nicht aufzählen. Wollen wir nun die Gärtner, ob ihres Strebens nach Höherem, schelten? Das wäre ungerecht, denn es ist nur der allgemeine Zug, der durch die ganze Menschheit geht und, abgesehen von Auswüchsen, auch berechtigt ist. „Das gebietet schon die Ver- nunft, weil man ja sonst ganz versumpft," heißt es in meinem ironisch gemeinten Gedicht, das dennoch der Wirklichkeit nahekommt. Die höhere Stufe ist aber nicht immer vom Titel abhängig. Wie man durch Abwesenheit glänzen kann, so gibt es auch Gärtner, die in ihrer Titellosigkeit andere überstrahlen, oder doch, dem im Verborgenen blühenden Veilchen gleich, ein zufriedeneres. 142 Die Gartenwelt. XX, 12 glücklicheres Leben führen wie manche Kollegen auf den Höhen des Berufes. Kein Neid, keine Geringschätzung, aber auch kein Nach- lassen soll in der Höherstrebung des ganzen Standes walten. F. Steinemann. Deutsche Heldenhaine. Die Idee der Schaffung deutscher Heldenhaine, in welchen jedem für das Vaterland gefallenen Kämpfer eine, seine Eiche gepflanzt werden soll, beschäftigt fortdauernd die Gemüter. Ich habe in Nr. 51 des vorigen Jahrganges die Lange'sche Schrift besprochen und in meiner Besprechung der Ansicht Ausdruck verliehen , daß die Schaffung von Heldenhainen im Lange'schen Sinne sich als undurchführ- bar erweisen wird ; sie wird um so undurchführbarer sein, je länger dieser mörderische Krieg dauert und je zahlreicher die Todesopfer werden, die er fordert. Den von mir geäußerten Be- denken ist inzwischen auch von anderen Seiten Ausdruck verliehen worden. Nicht nur in der „Gartenwelt" (man vergleiche den Ar- tikel „Denkmalsbepflanzung" in Nr. 10), sondern auch in anderen Fachzeitschriften und in der Tagespresse. Besonders beachtens- wert erscheint mir die Kundgebung, die der Kgl. Garteninspektor Hübner unter der Spitzmarke „Heldenhaine, eine Mahnung", am 29. Januar im „Tag" veröffentlicht hat. Ich hatte in meiner oben erwähnten Kritik schon ausgeführt, daß der Abstand von 8 zu 8 m, der in Langes Schrift als ausreichend bezeichnet wird, für Helden- eichen, also für Bäume, die sich in voller Kraft entfalten, jahr- hundertelang bestehen sollen, viel zu gering sei, daß für solche Bäume eine Abstand von 15, ja von 25 und 30 m noch nicht genüge. Dieser Auffassung gibt auch Herr Hübner Ausdruck. Um einen Begriff von den Flächen zu geben, welche die Helden- haine im Lange'schen Sinne erfordern werden, zieht er als Beispiel einen Berliner Vorort mit 75 — 100 000 Einwohnern an, der etwa 600 Gefallene zu beklagen habe. Er führt dann aus : „Haben die Verfechter des Heldenhaingedankens schon be- rechnet, wie groß die Fläche für diesen Hain sein müßte ? Nadi alter Erfahrung muß die Eiche — um sich gut entwickeln zu können, sehr viel Raum haben, 15 — 20 m dürften als Mindest- durchschnittsabstand zu verlangen sein. Nehmen wir also 15 m als durchschnittlichen Abstand an, so ergibt dies für einen Baum eine Grundfläche von rund 225 qm ; bei 600 Bäumen (ohne den sonstigen Raumbedarf) also eine Pflanzfläche von 600-225 = 135000 qm^l3'2 ha. Wo soll bei einem solchen Ort eine solche Fläche in geeigneter Lage und Bodenbeschaffenheit erworben (überhaupt hergenommen) werden? Ganz abgesehen von den Kosten — und den sonstigen wirtschaftlichen Fragen, die in ihrer Art schwer zu lösen sein werden. Diese Schwierigkeiten werden fast in allen Orten die gleichen sein. Aber angenommen, die Fläche stände zur Verfügung dicht beim Ort oder in der Nähe, an wirkungsvoller Stelle gelegen, und die Bodenverhältnisse wären der Eiche zusagend. Glauben die Verfechter des Heldenhaingedankens etwa, daß nun nach An- pflanzung der bestimmten Eichenheister nach so und soviel Jahren wirklich der erhoffte Hain wirkungsvoller Bäume entstehen wird? Nie und nimmer ! Man lasse sich nicht irreführen durch die vielen Friedens- und Erinnerungseichen und -linden, die allerorts in unserem Vaterlande als Ausdruck eines tiefwurzelnden Dankes grünen ud blühen. Hier handelt es sich um einzelne Bäume, für die man die beste Stelle ausfindig machen konnte, denen eine gute Pflege zuteil wurde, die aber — besonders wo es sich um Eichen handelt — mehrmals, ja sogar oft erneuert werden mußten, bis endlich einer gesund weiter wuchs. Die schönen Bäume, die wir draußen in der Natur bewundern, sind entweder ohne Zutun des Menschen entstanden, indem ein Samenkorn oder in unserem Falle eine Eichel an ihr besonders zusagender Stelle und in der Umgebung einer ihr zusagenden Pflanzengemeinschaft sich zu einem üppigen Baum entwickeln konnte, oder aber der Mensch hat in geeigneten Bodenverhält- nissen eine nach forstlichen Regeln eng angelegte Pflanzung ge- schaffen, und aus der großen Zahl der ursprünglichen Pflänzlinge heraus haben sich dann nur wenige mit dem Recht des Stärkeren breit und mächtig entwickelt. Ebensowenig wie man unter den Säuglingen spätere große Männer heraussuchen kann, ebensowenig vermag man die einzelnen Bäume des zukünftigen Haines in der Art der Pflanzung zu bestimmen. Angenommen, die Bäume werden in guten Bodenverhältnissen in bestem Gesundheitszustande gepflanzt, im Verlauf der nun folgenden langen Reihe von Jahren sachgemäß behandelt und ge- pflegt, so wird niemals das erreicht, was der Schöpfer der Anlage wollte, d. h. ein Hain, in dem jeder Baum der Erinnerungsbaum an einen der Helden sein soll. Unter den 600 Bäumen des oben bezeichneten Falles wird sich nur ein Teil zu wirklich schönen Bäumen entwickeln, ein Teil aber — und ich befürchte, in den meisten Fällen der weitaus größere Teil — wird sich weniger gut entwickeln, wenn nicht verkümmern. Man versetze sich nun in das Empfinden der Angehörigen derjenigen gefallenen Helden, deren Bäume fortgesetzt absterben oder in elendem Dasein ver- krüppelt hinsiechen. Und selbst, wenn man von der Verwendung der Eiche absieht und andere Baumarten wählt, wird dieser Miß- erfolg nicht ausbleiben." Herr Willy Lange, ein Idealist vom reinsten Wasser, sucht in einem ersten Nachtrag zu seiner Schrift, dessen Bürstenabzüge mir vorliegen — er enthält auch eine Reihe von Zustimmungen — alle bisher geäußerten Bedenken zu widerlegen. Ich habe diese Lange'schen Widerlegungen mit Ruhe und Aufmerksamkeit durch- gelesen, muß aber gestehen, daß sie einer ernsten Kritik nicht standhalten. Der wunde Punkt des Lange'schen Planes liegt, wie auch Herr Hübner feststellt, eben darin, daß er jedem Ge- fallenen seinen Baum pflanzen will. Gewiß sollen wir Bäume pflanzen, unsere Wälder zu erhalten, wenn es sein kann, noch zu vermehren suchen, trotz der erhöhten Anforderungen, die jetzt und auch in der kommenden Friedenszeit an die restlose Bebauung allen kulturfähigen Landes gestellt werden müssen, und sicher ist die Eiche nicht so anspruchsvoll an den Boden, daß sie nicht auch auf schwierig oder gar nicht in Kultur zu nehmendem Oedland, ja unter Umständen auch auf Unland gedeihen können. Aber solche und ähnliche, für Feld- und Gartenbau nicht in Frage kommende Ländereien sind doch nicht bei jeder Ortschaft vor- handen, ja, es gibt ausgedehnteste Landesteile im weiten deutschen Reiche, in welchen die Lange'sche Idee nur unter Aufwendung von Kulturländereien durchgeführt werden könnte, die dadurch auf Jahrhunderte dem nutzbringenden Pflanzenbau entzogen werden würden. Vorläufig wütet der Weltkrieg leider fort, von Woche zu Woche weitere unerhörte MensAenopfer fordernd I Unser ganzes Sinnen und Trachten muß jetzt auf eine Abkürzung dieses gewaltigen Blutvergießens, auf die endgültige Erringung eines siegreichen Friedens gerichtet sein, der uns auf Jahrzehnte hinaus ungestörte Ruhe und wirtschaftliche Weiterentwicklung ermöglicht. Ist dies Ziel erreicht, dann mag man erneut in die Erörterungen des Lange'schen Heldenhaingedankens eintreten. Trotz aller Zu- stimmungen, die dieser Gedanke gefunden hat, trotz Gründung der „Arbeitsgemeinschaft für Deutschlands Heldenhaine" haben sich, soweit ich feststellen konnte, bisher nur vereinzelte kleinere und kleinste Gemeinden gefunden, die den Beschluß zur Errichtung von Heldenhainen faßten. Diesen Gemeinden werden sich für die Folge sicher noch weitere anschließen, die weitaus größte Zahl der deutschen Stadt- und Landgemeinden — die Großstädte wohl fast ausnahmslos — werden auf die Durchführung des Lange'schen Gedankens, der Errichtung von Heldenhainen, in welchen jeder Gefallene seine Eiche erhält, verzichten müssen. M. H. Mannigfaltiges. Schrebergärten und Kriegsgemüsebau. Es ist gewiß nicht ohne Interesse, in unserer schwerernsten Zeit mit ihrer unerhörten Teuerung aller Nahrungsmittel und dem- entsprechenden allseitigen Einschränkungen und vielfachen Ent- behrungen auch auf diesem Gebiet, die sich sogar bis auf die unent- behrliche Kartoffel in einschneidender Weise erstrecken, und nach den XX, 12 Die G a r t e n w e 1 1. 143 vielfachen Hinweisen im vorigen Frühjahr, nach welchen sogar in den Balkonkästen statt der Blumen Gemüse gebaut werden sollen, einen Einblick in die Ergebnisse des Gemüsebaues in den Schrebergärtchen des Jahres 1915 zu tun. Nach einer veröffentlichten Aufstellung der Erträgnisse an Nahrungsmitteln in diesen Gärtchen wurden z. B. um die Stadt Dresden geerntet: 2715 Ztr. Kartoffeln, 4125 Ztr. Gemüse, 356' 2 Ztr. Obst, 734 Vi Ztr. Beerenobst, also zusammen 7921 Ztr. In diesen, gewiß nicht zu unterschätzenden Mengen gesunder Nahrungsmittel sind aber vierlei andere, wie die großen Mengen Kopfsalat, Radieschen, Rettige, Kohlrabi, Blumenkohl, Rot- und Weißkraut, Wirsing und andere, wie z. B. Rapünzchen, die ja übrigens ebenfalls zum Gemüse zu zählen sind, noch nicht mitenthalten ; ja sogar Weintrauben werden angeführt. Man kann demnach sagen, daß die Besitzer solcher Gärtchen, deren Pflege man sich in den weitaus meisten Fällen wohl nur in den Frei- stunden der Sonntage widmen kann, durch diese Arbeit ganz er- heblich dazu beigetragen haben, sich mit den angeführten Nahrungs- und Genußmitteln zu versehen, ganz abgesehen von der gesunden Beschäftigung. Es ist daher gewiß angebracht, daß seitens des Rates auch dieses Jahr wieder 1500 Mark zum Samenankauf für die Schreber- gärtnerei bewilligt sind. Die Samen werden an Tausende von Besitzern dieser Gärtchen in den verschiedenen Kolonien verteilt. ■ G. S. Die Bastnot scheint nun auch einzukehren, denn Bast ist schon an vielen Stellen nicht mehr zu haben. Da möchte ich nun auf eine Gelegenheit zur Beschaffung von Bindebast aufmerksam machen. Er ist überall da zu beschaffen, wo Lindenholz zur Ver- fügung steht. Man nimmt 1 m lange, armdicke Knüppel, bindet sie in kleine Bunde, legt diese ins Wasser und beschwert sie so mit Steinen oder Eisen, daß sie gerade mit Wasser bedeckt sind. Nach Verlauf von einigen Wochen lassen sich Rinde und Bast ablösen. Man trocknet den Bast, und er ist fertig zum Ge- brauch. Es sind auch noch dickere und dünnere Knüppel zu ge- brauchen, jedoch liefert der armdicke Knüppel wohl den schönsten Bast. Zu beachten ist, daß die Knüppel rechtzeitig dann aus dem Wasser genommen werden müssen, wenn sich der Bast leicht von der Rinde lösen läßt, denn er büßt durch längeres Liegen im Wasser Farbe und Güte ein. G. Bovenkerk, Langenberg (Rheinland). Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage Nr. 976. Welche gefüllt — rot oder rosa — blühende Rankrose, am liebsten remontierende, ist die schönste und wirkungsvollste für ein Holzgeländer auf der Terrasse ? Die Sorte muß winterhart, mehltaufrei, stachellos und schön belaubt sein. Rot oder rosa gefülltblühende Rankrosen, die stachellos und schön belaubt sein sollen, gibt es nur wenige. Meiner Ansicht nach kommen da nur Tausendschön und Wartburg in Betracht ; erstere blüht zartrosa, letztere karminrosa. Beide sind allerdings nicht remontierend. Tausendsch'ön ist gegen Mehltau wenig emp- findlich. Von den neueren Sorten wäre noch die remontierende Schiller zu empfehlen, pfirsichblütenrosa, mäßig bestachelt. E. Tiltack. Beantwortung der Frage Nr. 977. Welche Schlingrosen für Bogengänge wirken noch schöner als Crimson Rambler, Tausend- schön, Dorothy Perkins und Lady Gay? Gibt es auch schon starkwüchsige immerblühende Schlingrosen, welche sich für Bogen- gänge eignen und sehr schön sind? In dieser Frage ist leider nicht gesagt, welcher Farbe der Vor- zug gegeben wird. Die reinweiße Gruß an Zabern blüht sehr früh und reich; sie übertrifft viele der vorhandenen Rankrosen an Größe der Blumenrispen und Duft. In Rosa wäre Mme Sancy de Parabere eine der schönsten Sorten. Auch diese ist sehr früh- blühend und gegen Frost widerstandsfähig. Die rote Crimson Rambler dürfte von Excelsa übertroffen werden. Letztere ist wider- standsfähiger gegen Mehltau. Die gefüllte Blume ist glänzend scharlachrot. Remontierende Schlingrosen wachsen durchweg nicht so un- händig, wie einmal blühende. Die wüchsigsten sind : Trier, Blüte ziemlich gefüllt, rahmweiß mit gelben Staubfäden, Knospen rötlich ; sie blüht bis zum Herbst und ist hart. Kommerzienrat W. Rauten- strauch, lachsrosa, Mitte hellgelb. Heine, Blumen langgestielt, klein, rahmweiß, ziemlich gefüllt, reichblühend und hart. Immer- Hlühende Crimson Rambler (Flpwer of Fairfield), Sport der Crim- son Rambler, rotgefüllt, blüht reich und dauernd. Le Mexique, blaßsilberrosa, sehr wüchsig. E. Tiltack. Beantwortung der Frage Nr. 978. Gibt es eine stark- imd schönblühende Schlingrose, welche an der Südwand eines Hauses gut gedeiht und nicht von Mehltau befallen wird? Oder empfiehlt es sich, statt Rosen lieber Glycine oder welches andere schönblühende Schlinggewächs am Erker des Hauses — Südseite — anzupflanzen? Für diesen Zweck eignet sich Sodenia. Sie ist mehltaufrei, glänzend dunkelgrün belaubt und zuweilen noch im Herbst mit leuchtend karminfarbenen Blüten besetzt. Sehr reizvoll wirkt am Erker eines Hauses eine Bepflanzung von Clematis paniculata. Wenn diese sich über und über mit den kleinen weißen Blüten bedeckt, so gibt es ein geradezu malerisches Bild. Auch Glycine oder Tecoma (Bignonia) sind hier am rechten Platze. E. Tiltack. Bücherschau. Die Praxis der Schnittblumengärtnerei. Ein Lehr- und Handbuch für den neuzeitlichen Gärtnereibetrieb. Von Gurt Reiter. Vollständig in zehn Lieferungen zu je Mark 1,50. Berlin 1916, Verlag von Paul Parey. Von diesem, in gegenwärtiger Zeit besonders wichtigen Hand- und Lehrbuch sind in den letzten Wochen die Lieferungen 3 — 6 zur Ausgabe gelangt. Mit Lieferung 3 beginnen die Gewächs- hauskulturen. Den Anfang macht die Blumentreiberei. Verfasser berichtet hier eingehend über die verschiedenen modernen Treib- verfahren, soweit sie für die gärtnerische Praxis in Frage kommen, und geht dann zur eigentlichen Treiberei über, beginnend mit den Treibgehölzen, welchen sich dann die Treiberei der Gladiolen, Iris, Lathyrus, Maiblumen, der Staudengewächse und der Zwiebel- pflanzen anschließt. Ueberall haben die neuesten Erfahrungen Berücksichtigung gefunden. Es folgen die Warm- und Kalthaus- pflanzen. In diesem Teil sind die gärtnerisch wichtigsten Ver- treter besonders eingehend und mit großer Sachlichkeit behandelt, wie z. B. Begonien, Calla, Chrysanthemum , denen ein besonders um- fangreiches Kapitel gewidmet ist, Cyclamen, Erica, Nelken, Hortensien, Farne und sonstige Schnittgrünpflanzen usw. Durchweg vorzüg- liche Abbildungen, musterhafte Gewächshauskulturen, Schaupflanzen und vollendete Blüten darstellend, begleiten den Text. Die letzten vier Lieferungen werden bald folgen, so daß in kurzer Zeit dem Schnittblumenzüchter und Privatgärtner ein Handbuch für die Schnittblumengärtnerei und den neuzeitlichen Gärtnereibetrieb zur Verfügung steht, wie es die gesamte Fachliteratur des In- und Auslandes in gleicher Zuverlässigkeit und Vollständigkeit nicht wieder aufzuweisen hat. M. H. Gartenbau und Gartenkunst in der Stadt Augsburg von den Anfängen bis zum heutigen Tage. Von Leo Heerwagen, städt. Gartenbauinspektor in Augsburg. Verlag der Schwab. -Bayerischen Gartenbaugesellschaft e. V., ebenda. Preis M 1,50. Die vorliegende Schrift, deren Verfasser, soviel ich weiß, ein geborener Augsburger ist — er war vor seiner Berufung nach Augsburg städtischer Obergärtner in Charlottenburg — ist zur Feiar des 50jährigen Bestehens der genannten Gartenbaugesellschaft erschienen. Verfasser schildert in lebenswahren Darstellungen die altberühmte Gartenkunst Augsburgs von ihren allerersten Anfängen aus der römischen Zeit bis zum heutigen Tage. Besondere Ab- schnitte sind der Entwicklung des gewerbsmäßigen Gartenbaues vom 13. Jahrhundert ab, dem Gartenbau und der Gartenkunst am 144 Die Gartenwelt. XX, 12 Ende des Mittelalters und in der Renaissancezeit gewidmet, welcher Abschnitt durch einen farbigen Stadtplan aus dem Jahre 1521, das damalige Gartengrün der Stadt veranschaulichend, den Lesern näher gebracht wird. Weitere Abschnitte beschäftigen sich mit den Fuggergärten, mit der Gartenkunst während der Barockzeit und mit den Klostergärten. Zum Schluß wird der gegenwärtige Stand der öffentlichen Gärten der Stadt Augsburg in Wort und Bild vor Augen geführt. Auch zu diesem Abschnitt gehört ein farbiger Stadtplan. ^ Die Schrift ist in allerwTeilen reich mit prachtvollen Abbildungen geschmückt; sie konnte nur von einem Fachmanne verfaßt werden, der nicht nur mit den örtlichen Verhältnissen aufs beste vertraut ist, sondern dem auch das in den Archiven der Stadt Augsburg und der ansässigen Patrizier usw. aufbewahrte Urkundenmaterial restlos zur Verfügung stand. Allen, die für Gartenbau und Gartenkunst Interesse haben, wird das Lesen dieser Festsclirift Freude bereiten. Der Ertrag derselben soll zu- gunsten der städtischen Kriegsfürsorge Verwendung finden. M. H. Gemüsebau während des Krieges. Von Max Hesdörffer, Preis 60 Pf., 50 Stück 25 M, 100 Stück 45 M. Verlag von Paul Parey, Berlin SW. 11. Von dieser Schrift ist jetzt das 14. — 18. Tausend erschienen. Der Kleingarten, seine Anlage, Einteilung und Bewirt- schaftung. Von Max Hesdörffer. Preise und Verlag wie oben. 13. — 17. Tausend. Beide Schriftchen haben in den Kreisen derjenigen, welche Kriegs- und Kleingartenbau betreiben, rasch Eingang gefunden und, wie dem Verfasser in zahlreichen Zuschriften dankbarer Gartenfreunde mitgeteilt wurde, sich überall bestens bewährt. Beide Schriften haben auch das Erscheinen zahlreicher anderer unter gleichen und ähnlichen Titeln zur Folge gehabt, was ihnen in- dessen keinerlei Abbruch tun konnte, da der Erfolg nicht von Aeußerlichkeiten, also hier von der Benutzung eines schon vorhandenen Titels oder der Nachahmung eines Umschlages, audi nicht von einer Preisunterbietung, sondern doch wohl vornehmlich vom inneren Gehalt abzuhängen pflegt. Ein von Gartendirektor Ludwig Lesser unter dem Titel : Der Kleingarten, seine zweckmäßige Anlage und Bewirtschaftung verfaßtes Schriftchen, Preis M 1,20 (Carl Heymanns Verlag, Berlin) hat, dies sei hier gleich erklärt, außer dem Titel mit meinem Klein- garten nichts gemein. Die gegenwärtige Kriegszeit hat das Interesse für den Klein- gartenbau mächtig gesteigert, überall regen sich auf kleinen und kleinsten Schollen tausend und abertausend fleißiger Hände, und überall entstehen neue Organisationen, die diese für die Volks- gesundheit und Volksernährung so hochwichtige Kleinarbeit zu- sammenfassen, überwachen und in die richtigen Bahnen leiten wollen. Für diese Organisationen ist Lessers Schrift ein sehr nützlicher, brauchbarer, mit Sachkenntnis und Liebe zur Sache geschriebener Ratgeber. Titel und Inhalt decken sich leider nicht. Der Kleingartenbesitzer und -pächter, der, durch den Titel ver- anlaßt, Lessers Schrift als Ratgeber für seine Gartenarbeit kauft, wird arg enttäuscht sein, denn sie ist lediglich ein Ratgeber für diejenigen, die Kleingartenkolonien einrichten und aufteilen wollen. Diese finden alle Organisationsfragen sachlich, übersichtlich, kurz, aber ausreichend behandelt. Beigegeben sind der Schrift einige Pläne von Einzelgärten, von Kleingärten bei Reihenhäusern und ein Verzeichnis von Fachbüchern und Zeitschriften für den Klein- gärtner. Lessers Arbeit ist Heft 1 der Schriften des Großberliner Vereins für Kleinwohnungswesen. Eine Flugschrift Kleingärten als Förderer der Kriegerheim- stätten hat Harry Maaß, Lübeck, als Sonderdruck aus der Zeit- schrift „Vortrupp" erscheinen lassen. (Verlag von Alfred Jansen, Hamburg), deren Inhalt sich ganz mit dem Titel deckt. Auch diese Schrift sollte in den in Frage kommenden Kreisen Beachtung finden. M. H. Tagesgeschichte. daß die Auslieferung der Stücke der dritten Kriegsanleihe sich solange hinzieht. Demgegenüber muß immer wieder die ungeheure Masse der zu bewältigenden, besondere Sorgfalt erheischenden Druckarbeit betont werden, die eine schnellere Erledigung einfach unmöglich macht. Gerade weil dies vorauszusehen war, sind für die Stücke von 1000 M und darüber auf Antrag der Zeichner Zwischen- scheine ausgegeben worden. Die Stücke unter 1000 M, zu denen keine Zwischenscheine ausgegeben wurden, sind zuerst hergestellt worden und konnten bereits sämtlich verteilt werden. Voraus- sichtlich in nächster Woche wird mit der Ausgabe der Stücke zu 1000 M begonnen werden, die weitaus den größten Teil der noch restierenden Stücke ausmachen. Es sind nämlich 2,59 Millionen Stücke zu 1000 M herzustellen, von allen größeren Abschnitten zusammen aber nur 1,34 Millionen Stücke. Die Abschnitte zu mehr als 1000 M werden hoffentlich in der ersten Hälfte April ausgegeben werden können; in dringenden Fällen können übrigens zu diesen Stücken auch nachträglich noch Zwischenscheine bezogen werden. Im übrigen kann das Publikum nur wiederholt gebeten werden, noch etwas Geduld zu üben und den Verhältnissen, die eine raschere Abwickelung des ungeheuer umfangreichen Anleihe- geschäfts unmöglich machen, Rechnung zu tragen. Dresden. In der Generalversammlung der „Flora", Königlich Sächsischen Gesellschaft für Botanik und Gartenbau, am 3. d. M. hatte ein von einem Mitglied eingebrachten Antrag auf Gründung einer Zentralstelle für den Blumenverkauf in Dresden eine längere Aussprache zur Folge. Das Ergebnis war die Uebereinstimmung darüber, daß die Errichtung einer solchen Zentralstelle einem längst gefühlten Bedürfnis entsprechen würde. Ausnahmslos wurde einer solchen Einrichtung das Wort geredet und eine baldige Erfüllung dieses Wunsches gefordert. V. Erfurt. Zur Förderung des Anbaues von Gemüse und Feld- früchten sind im hiesigen Kgl. Eisenbahndirektionsbezirk den Be- diensteten im Frühjahr 1915 272 Morgen Land zur Bewirtschaftung bereitgestellt worden. Weitere 24 Morgen sind im Laufe des Jahres 1915 hinzugekommen. Infolge dieser Maßnahme hat sich die Zahl der Garten- und Landwirtschaft treibenden Be- diensteten im letzten Jahre um rund 950 erhöht, so daß von den 20 250 Bediensteten des Bezirks zurzeit rund 7750, d. i. fast 40 v. H., die Vorteile der eigenen Ernte genießen. Freiburg i. Br. Zum Zwecke der Förderung des Bestandes an Nußbäumen hat der Stadtrat beschlossen, die Stadtgärtnerei zur Anschaffung von jungen großfrüchtigen Nußbäumen zu er- mächtigen. Ein Teil dieser Bäume soll auf städtischem Grund und Boden zur Anpflanzung gelangen, ein anderer Teil zum Selbst- kostenpreis an Selbstpflanzer des Stadtbezirks abgegeben werden. In städtischen Schulen soll die Anpflanzung von Nußbäumen be- sonders in Anregung gebracht werden ; jeder Klasse wird auf Wunsch aus den Beständen der Stadtgärtnerei ein junger Nuß- baum kostenfrei zur Verfügung gestellt. Personalnachrichten. Die Ausgabe der Stücke zur dritten Kriegsanleihe. Es sind neuerdings wieder vielfach Klagen darüber laut geworden. Gärtner in Waffen. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seines Mitgliedes Carl Scheibe, Dornburg a. d. Saale, bekannt. Paul Albrecht, Letschin, und Bruno Harnisch, Küstrin-Neu- stadt, Mitglieder des genannten Verbandes, erhielten das Eiserne Kreuz. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverband gibt den Heldentod seiner Mitglieder Hans Doellert, Berlin-Friedrichsfelde, und Paul Lehmann, Berlin-Lankwitz, bekannt. * * * Nickerz, Herrn., früherer Landschaftsgärtner in Moers, über dessen 100. Geburtstag wir in Nr. 8 d. Jahrganges berichteten, ist im Alter von 100 Jahren und 24 Tagen verstorben. Bauer, A., Gärtnereibesitzer in Danzig, seit über 30 Jahren dortselbst Stadtverordneter, früher 2., jetzt 1. Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung, blickte am 4. März auf eine fünf- undzwanzigjährige Tätigkeit als Vorsitzender des Danziger Haus- und Grundbesitzervereins zurück. i Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max Hesdörffer. Verl. von Paul Parey. Druck: Anh. Buchdr. Guteuberg e. 6. m. b. H., Dessau i ^rtcnipdl ^ Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. S^j Jahrgang XX. 31. März 1916. Nr. 13. Nadidruck und Nadibildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Kakteen und Fettpflanzen. Phyllocactus Loebneri (Phyllocactus crenatus Cereus Amecaensis). (Hierzu die Farbentafel und eine Textabbildung'.) Als im April 1915 der hier abgebildete Phyllocactus- Bastard zum dritten Male nach vorangegangener zweijähriger Beobachtung in Blüte stand, war ich entschlossen, ihn einem weiteren Kreise von Kakteenliebhabern vorzustellen. Ich fand bei der Schriftleitung der „Gartenwelt" bereitwilliges Ent- gegenkommen zur Herstellung einer Farbentafel, wofür ich gerne meinen Dank abstatte. Der Bastard erstand aus einer Kreuzung von Phyllocactus crenatus \ Cereus Amecaensis. Johanna Beckmann, die uns vertraute und hochverehrte Künstlerin, stellte die Tafel her, und sie hat den Farbenton prächtig getroffen, wenn auch leider am unteren Teile der Blumenkronen- röhre die Schuppenblätter den weißen Wollfilz und die feinen Stacheln ver- missen lassen, das Merk- mal, das auf das Vor- handensein von Cereus- Blut im Bastard hindeutet. Ich hätte die Künstlerin, die das Große aufzufassen geübt ist, auf die kleinen botanischen Merkzeichen aufmerksam machen müs- sen, was aber leider unter- blieben ist. Nach neuerem Vor- gehen hätte ich den aus Kreuzung zweier Gat- tungen entstandenen Bastard etwa als neue Bastardgattung Phyllo- cereus bezeichnen müssen. Da indessen Kreuzungen von Phyllocactus mit Gartenwelt XX. Kalif. Trauerkranz mit Lilium longiflorum, Rosen und Nelken. Nach einer für die „Gartenwclt" gefertigten Aufnahme. Cereus grandiflorus bereits vorhanden und als Phyllocactus Cooperi, Pfersdorffü u. a. m. bekannt sind, schloß ich mich mit der Namensnennung älteren Beispielen an und nannte den Bastard Phyllocactus Loebneri. Die darin zum Ausdruck ge- langende Unbescheidenheit wolle man mir verzeihen. Warum kreuzte ich Phyllocactus crenatus ■ Cereus Ame- caensis? Der überaus kräftig wachsende und blühwillige Phyllocactus crenatus blüht bekanntlich weiß, aber das Weiß ist, wie auch bei keiner der zahlreichen, von Phyllocactus crenatus abstammenden Sorten, ein reines. Dieses erstrebens- werte klare Weiß fehlt uns auch heute noch. Von reinweißer Farbe ist aber Cereus Amecaensis, eine Art, die seltener in Kultur anzutreffen ist und wurzelecht meist un- dankbar, veredelt aber regelmäßig blüht. Das Weiß des Cereus Ame- caensis hoffte ich in die Blüte des Phyllo- cactus crenatus hinein- zubringen. Doch dieses Ziel habe ich nicht er- reicht. Vielleicht hätte ich es erreicht, wenn ich statt der wenigen Sämlinge, die herange- zogen werden konnten, hunderte in Kultur hätte nehmen und aus ihnen auslesen können. Wenn man doch einmal ganz Gärtner sein könnte, unabhängig vom Zwange des Lebens. Seliges, unerfüllbares Wünschen ! Trotzdem machten mir die Sämlinge sehr viel Freude ; mit leichten Abänderungen blühten sie alle in einem Farben- 13 146 Die Gartenwelt. XX, 13 ton, den die Farbentafel so glücklich festhält und der heraus- gekommen wäre, wenn ich auf der Palette Weiß mit einem Blaurot gemischt hätte, wie es Cereus speciosiis zeigt. Daß die Kreuzung wirklich zwischen Phyllocactus crenatus und Cereus Amecaensis stattfand, dafür bürgen der ganze Wuchs des Bastardes, die auffällig dickfleischigen, blattartigen und häufig dreikantigen Glieder, deren Areolen mit weißem Filz und feinen Stacheln, ganz wie bei Cereus Amecaensis, besetzt sind, sowie die ebenso beschaffenen Schuppenblättchen am Fruchtknoten und dem unteren Teile der Blumenkronen- röhre. Bastarde sind meist wüchsiger als ihre Eltern. Dieses Merkmal ließen die jungen Sämlinge der Kreuzung im Ver- gleich mit gleichalterigen Sämlingen des Phyllocactus crenatus schon in den ersten Wochen nach der Kei- mung erkennen, so daß ich es im Bilde festzu- halten für wünschenswert hielt. (Siehe die Ab- bildung Seite 147.) Die Möglichkeit, daß Phyllo- cactus Loebneri einer un- bewußt erfolgten Kreu- zung, etwa mit einer rot- blühenden Phyl! ocactus- Vatersorte , wie bereits in einer Monatssitzung der Deutschen Kakteen- gesellschaft zur Sprache kam, entstanden sein könnte, ist ausgeschlos- sen ; er ist das voll- kommen sichere Ergebnis einer Kreuzung von Phyllocactus crenatus X Cereus Amecaensis. Da dies so ist, bleibt nur noch eine Möglichkeit : Phyllocactus crenatus bringt nur weißblühende Sämlinge ; davon habe ich mich überzeugt. Vererbt aber Cereus Amecaensis seine weiße Farbe, wie bei der Kreuzung er- wiesen wurde, nicht, so ist er auch keine echte Art, für die ihn E. Heese und nach ihm Professor Schumann in der Ge- samtbeschreibung der Kakteen ansahen, sondern eine weiß- blühende Spielart oder auch Hybride (Kulturhybride?) von Cereus speciosus. Das ist eine botanisch interessante Feststellung, an der auch die Tatsache nichts ändern kann, daß E. Heese diese „Art" im Freien epiphytisch an einem Baum aufgefunden hat. Sie kann sehr wohl aus der Wohnhauskultur der Eingeborenen an denselben gekommen sein. Ob sie bei Selbstbestäubung Albinosämlinge ergibt oder, wie nach einer Kreuzung, Rück- schläge auf Cereus speciosus, habe ich bisher nicht erproben können, wohl aber habe ich Phyllocactus Loebneri nochmals mit Cereus Amecaensis rückgekreuzt ; man darf nie locker assen, wenn man ein Ziel erreichen will. Die erzielten Säm- linge sind noch nicht blühfähig. Die Farbe der Blüte ist eine neuartige, daß ich trotz der schon übermäßig großen Sammlung von Phyllocactussorien diese um eine neue Sorte bereichern zu müssen glaubte. Vermehrung der Neuheit habe ich nicht abzugeben; dieselbe ist aber bei dem bekannten Kakteenzüchter E. Schwebs, Kötzschenbroda bei Dresden, erhältlich. Dem Kakteenzüchter gewährt es ein großes Vergnügen, Phyllocactus aus Samen zu erziehen, an ihnen Vererbungs- gesetze zu verfolgen oder sich wenigstens der neuentstehenden Farbenspiele zu erfreuen. Drei Jahre brauchen die Säm- linge, bis sie zum Blühen kommen, drei Jahre reinen Ge- nusses und höchster Spannung. Hat man Mutterpflanzen von gesunden inneren Eigenschaften erwählt, wie z. B. die Sorte Obergärtner Hassack, aus der bei Selbst- bestäubung fast alle Farben, dunkelrot, weiß, gelb, hervorgehen, und diese auch an meist vollkommenen Blumen- formen, deren Sämlinge auch ein sehr freudiges Wachstum zeigen, so bleiben Enttäuschungen aus, und es verspricht fast jeder Sämling eine gute Erstlingsblume. Die Kultur der so farbenprächtigen, an- spruchslosen Phyllocac- ^us ist allgemein bekannt; Zimmerluft scheint ihnen fast mehr als Gewächs- hausluft zu behagen. M. Löbner. Topfpflanzen. Kalifornischer Trauerkranz mit Rosen und Adiantum Nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Ochna splendida Engl., gehört zur Familie der Ochnaceae. Die Hei- mat ist das gemäßigte Afrika, wo O. splendida besonders zahlreich im Nyassagebiet vorkommt. Die Pflanze wird V2 — 1 m hoch, wächst strauchartig in Buschsteppen und im Buschwalde, sonnig oder halbschattig, in etwa 700 — 1000 m Meeres- höhe. Dementsprechend müssen wir diese Pflanze in unsern Kalt- häusern, bzw. Kakteenhäusern ziehen. Ihre Blütezeit macht sie für unsere heimischen Liebhaberzwecke besonders wertvoll. Sie blüht mit Einsetzen der ersten Regen, vom November bis Januar. O. splendida ist ein fast immergrüner Strauch. In der Trocken- periode werden fast alle Blätter abgeworfen, doch entwickeln sich nach den ersten Regen sofort wieder neue. Die Blätter sind kurz gestielt, weidenartig, lederig, glänzend grün, etwa 10 cm lang, mit unterseits stark hervortretender Längsader. Die Blüten ent- wickeln sich dichtgedrängt an den einjährigen Ruten und Loden, wie bei Forsythia. Sie sind kurz gestielt und von leuchtend schwefel- gelber Farbe. Sie öffnen sich weit. Die zahlreichen goldgelben pfiffe zur illuatrierten Wochtnschr^ „Die Oarfennrlf ." ■- *^'^ ... s ■ l'r/UiK/ rar Fuul Pf!n\%- 'p fftrf.'/i !it'nirnti*tti-'<' ' \ V ■a ,:,&%, '- -a X, FhijUoracliis Loehneri f PhifUocafilts r/r/tatiis x ft-rr/zs . intenieiixis i °t><. ^ V. XX, 13 Die G a r 1 e n w e 1 1. 147 Staubfäden sind von fünf spits zulaufenden Blütenblättern umgeben. Der Blütendurchmesser beträgt 3 — 4 cm. Der anfangs grünt Kelch, aus fünf derben Blättchen bestehend, färbt sich nach der Befruchtung und dem Verblühen feurigrot und geht allmählich in karmin- und später in dunkelbraunrot über. O. splendide verlangt kräftige, durchlässige, aber nicht zu lockere Erdmischung. Im Sommer kann die Pflanze im Freien stehen. Eine Kübelkultur ist der Topfkultur vorzuziehen. Da die Blüten am alten Holz erscheinen, darf der Schnitt nur unmittelbar nach dem Verblühen ausgeführt werden. Im Winter ist reichlich zu lüften und spritzen zu unterlassen. Vom August, September an stellt man das Gießen ein. Vermehrt wird durch Samen, Stecklinge, Ableger. Des hohen Zierwertes wegen sollte O. splendida in jeder Gärtnerei gehalten werden. Memmler. Tarchonanthus L., der Totenstrauch. Die Gattung Tar- chonanthas, Familie der Kompositen, umfaßt gegen zwölf Arten, welche in Abessinien und Südafrika als Sträucher und kleine Bäume angetroffen werden. Die bei uns am meisten angetroffenen Arten sind T. denfatus, angustissimus, ellipticus, glaber, ericoides minor und camphoralus ; letzterer wird wegen seines starken Kampfergeruches am häufigsten in unseren Kalthäusern gepflegt. Diese Pflanzen lieben eine sandige, mit Lehm durchmischte Moorerde. Die Vermehrung ge- schieht durch Stecklinge und Aussaat. A. Oertel, Orchideen. Die besten Zimmerorchideen. Von Obergärtner Reinhold Lemm, zurzeit als Kriegsverwundeter in Beuthen (Oberschlesien). Nicht unbekannt ist es, daß in der großen Orchideenfamilie Arten vorhanden sind, die sich besonders gut für das Zimmer eignen. Sie sind Lieblingspflanzen kenntnisreicher Blumenfreunde. Der Fachmann muß es sich zur Aufgabe machen, die Liebhaber mit Arten zu bedienen, welche sie erfolgreich pflegen können. Nach meinen in langjähriger Orchideenkultur gesammelten Er- fahrungen, lasse ich nachfolgend eine Zusammenstellung von Arten folgen, die sich gut fürs Zimmer eignen. Odontoglossum grande ist die Lieblingsorchidee des deutschen Kaisers. Ihre Heimat ist Guate- mala. Sie ist eine farbenprächtige und eine der haltbarsten Orchi- deen. Die großen Blumen sind goldgelb, dunkelbraun getigert. Die Blütezeit fällt in die Monate August bis November. Odontoglossum bictoniense. Heimat Columbien. Jede Rispe trägt 13 — 18 Blüten. Die Lippe ist rosa oder weiß. Blüht vom Herbst bis April. Wenn die Ruhe- zeit, welche nach dem Abblühen beginnt, richtig innegehalten wird, ist diese Art dankbar und willig blühend. Odontoglossum nobile, syn. Pescaiorei. Heimat Neu-Granada. Die aufrechtstehenden Blumen bilden mehrblumige Rispen und wechseln in der Farbe zwischen weiß, rosa und gelb. Die Blüte- zeit fällt in das Frühjahr, von Anfang März bis Ende April. Die Pflanze verlangt viel Licht und Luft und eine gute Bewässerung, sobald sich der neue Trieb zeigt. Odontoglossum crispum, syn. Alexandrae. Heimat Neu-Granada. Gehört zu den wertvollsten Orchideen. Die Blüten bilden 8 — 20 blumige, einseitswendige Rispen. Sie wechseln ungemein in der Färbung, vom reinsten Weiß, mit goldbraunen Flecken, bis lilarot, dunkel- und hellgefleckt. Blütezeit vom Herbst bis in den Frühling. In der Kultur werden alle Odontoglossum gewöhnlich zu warm gehalten. Im Winter genügt eine Wärme von 10 — 12 Grad Celsius. Im Frühjahr, beim Entwickeln des jungen Triebes, sind reichliche Bewässerung und höhere Wärme, 15 — 17 Grad Celsius, erforderlich. Alle Odontoglossum wollen in jedem zweiten Jahre verpflanzt werden, und zwar in eine nahrhafte Torferde mit .Sphagnum und Holzkohlenstückchen. Die Töpfe werden bis zur Hälfte mit reingewaschenen Scherben gefüllt. Oncidium tigrinum. Heimat Mexiko. Blumen an großen, langen Rispen, gelb mit braunen Streifen. Blütezeit Herbst bis Winter. Oncidium varicosum. Heimat Brasilien. Diese Art ist ein Winter- blüher. Blütenfarbe gelb mit orangefarbenen Punkten. Oncidium ornithorrhyncfium. Heimat Mexiko und Guatemala. Eine Orchidee von angenehmem Duft. Die Blütenrispe ist sehr reichblumig und locker gebaut. Blütenfarbe rosa bis lila. Blütezeit Herbst und Winter. Oncidium incurvum. Heimat Mexiko. Hält sich ganz be- sonders gut im Zimmer. Im September — November entfalten sich die weiß mit violettrosa gefärbten Blumen ; sie stehen in stark- verzweigten Rispen. Oncidium bicallorum. Heimat Mexiko. Hat dickfleischige Blätter und ist von allen Arten am widerstandsfähigsten. Die Blüten sind gelb und braun gezeichnet; sie stehen auf festen Stielen. Blüht vom Sommer bis zum Spätherbst. In der Kultur wollen Oncidien eine gemäßigte Wärme, reich- liche Bewässerung in der Triebzeit und mäßiges Feuchthalten in der Ruhezeit. Viel Licht und Luft sind die Hauptbedingungen. Dendrobium nobile. Heimat China, Indien. Eine der besten Arten, die mit den verschiedensten Formen für das Zimmer ganz besonders zu empfehlen ist. Blüht im Frühjahr. Dendrobium Wardianum. Heimat Burma, Assam. Ist sehr reichblüliend. Die Blume ist weiß, lila gefleckt, Lippe orange bis hodirot gefleckt. Blütezeit April bis Juni. In der Kultur werden die Dendrobien meistens zu warm ge- halten. In der Ruhezeit genügt ihnen eine Wärme von 8 bis 10 Grad Celsius; in der Wachstumszeit und Blüte erhöht man die Wärme und gibt mehr Wasser. Die Erdmischung ist wie bei Odontoglossum . Die genannten Arten sind die besten und wider- standsfähigsten zur Zimmerpflege. 148 Die (Jartenwelt. XX, 13 Lycaste Skinneri. Heimat Mexiko. Ist von sehr elegantem Wuchs und reichblühend. Die Blumen sind weiß bis rosenrot. Diese Art gehört zu den dankbarsten, an Schönheit und Haltbar- keit unübertroffenen Orchideen. Nach der Blütezeit, welche in den Herbst und Winter fällt, stellt man die Pflanzen kühl und gibt weniger Wasser. Zum Verpflanzen verwendet man eine Mischung von groben Torfbrocken, Osmunda- und Polypodium- fasern, Ziegel mit Holzkohlenstückchen, mit reinem Flußsand ver- mengt. Laelia anceps. Heimat Mexiko. Sie blüht im Winter und will dicht unterm Glase stehen. Die Blumen sind rosa-lila mit tief- purpurner Lippe und stehen auf langen Stielen. Nach dem Blühen halte man die Pflanze kühler und trockener. Blütezeit Dezember bis Februar. Laelia purpurata. Heimat Brasilien. Blüht im Sommer. Blüten weiß, rötlich angehaucht, Lippe purpurrot. Man kultiviert diese Art auf Korkrinde oder in durchlöcherten Töpfen, die fast ganz mit Scherben angefüllt werden. Zum Verpflanzen verwendet man Osmunda- und Polypodiumfaser, Sphagnum, Torfbrocken und Holzkohle. Caitleya Mossiae. Heimat Venezuela. Eine vorzügliche Art; blüht im Frühjahr. Cattleya labiata. Heimat Trinidad, Brasilien. Ist sehr groß- blumig und wohlriechend. Blütenfarbe lila-violett mit roter Lippe. Blütezeit Sommer bis November. In der Kultur verlangen die Cattleyen eine höhere Wärme, 15 — 18 Grad Celsius, frische Luft und hellen, sonnigen Standort. Zum Verpflanzen nimmt man Osmunda- und Polypodiumfaser, Holzkohle und Sphagnum. Die Töpfe sind mit guter Scherben- unterlage zu versehen. Während der Wachstumszeit werden die Pflanzen stets hell und feucht gehalten. Coelogyne cristata. Heimat Himalaya. Blüht im April bis Juni. Die Blumen sind weiß; Lippe weiß mit gelb. Kultur in mehr flachen als tiefen Töpfen mit guter Scherbenunterlage. Als Pflanzstoff gibt man Sphagnum, Holzkohle, Osmunda- und Poly- podiumfaser. Während der Ruhezeit gebe man wenig Wasser, doch soviel, daß die Bulben nicht einschrumpfen. Cymbidium Lowianum. Heimat Burma. Blüht in langen Rispen. Blüten grünlichweiß mit braunspitziger Lippe. Blütezeit Februar bis Sommer. Diese Art gedeiht am besten in breitem, tiefem Topf, in gewöhnlicher Orchideenerde bei mäßiger Wärme. Paphiopedilum barba- ium. Heimat Malakka. Laub dunkelgrün mit dunklerer Zeichnung. Blumen grün und weiß marmoriert, Lippe violettpurpurn. Blütezeit Winter bis Sommer. Paphiopedilum Dauthi- erum (Hybride). Blätter hellgrün mit unregelmäßigen dunklen Streifen, Blumen bräunlichgelb, oberes Blüten- blatt weißgefleckt. Blüht im Oktober bis Dezember. Paphiopedilum insigne. Heimat Himalaya. Eine der ältesten, bekanntesten Arten. Die Blumenblätter sind gelblichbraun, grün ge- streift und gefleckt. Der Schuh ist orangefarbig, außen braun gefleckt. Blüht vom Oktober bis März. Kultur in Töpfen mit starker Scherbenunterlage, in einer Erdmischung von Torfbrocken, altem Lehm, Sphagnum, Stein- und Holz- kohlenstückchen mit Sand. Die Paphiopedilen haben keine Ruhezeit. Im Sommer verlangen sie eine starke Bewässerung. Alle angeführten Orchideen sind in der Wachstumszeit für sehr schwache Dunggüsse aus aufgelösten Kuhfladen recht dankbar. Platyclinis glutnacea Benth., syn. Dendrobium glumaceum, in Zimmerkultur. Diese, im Wuchs elegante, etwas an die be- kannte Aspidistra erinnernde Orchidee stammt von den Philippinen. Die abgebildete Pflanze erhielt ich aus der Gärtnerei des Herrn Bohlmann in Tangstedt bei Hamburg. Sie hatte damals drei Blätter, die in der Abbildung in der Mitte steil aufrecht- stehenden. Der Zuwachs von sechs Blättern entstammt zweijähriger Zimmerkultur im Treibhäuschen. Die Blätter sind ledrig, dunkelgrün ; die Bulben verhältnismäßig klein, gestielt. Die Blütenrispen besitzen Aehrenform und sind gelblich mit grünlichem Ton. Gut entwickelt, gewährt die Pflanze einen recht formenschönen Anblick. Vor allem ist der Duft fein und ausreichend, ein großes Zimmer zu erfüllen ; die Blütendauer betrug ungefähr vier Wochen. Die Platyclinis ist eine von den wenigen Orchideen, die ich im Topfe weiterzog, in Osmundafaser, bei ziemlich gleichmäßiger Feuchtigkeit, wie sie am Boden meines Treibhäuschens stets vor- handen ist, doch ohne stockende Nässe. Durch Hochstellen auf einen umgekehrten Blumentopf stand die Pflanze luftig genug. J. Görbing, Hamburg, zzt. im Felde. Nadelhölzer. Platyclinis plumacea (Zinnmerkultur). Nach einer für die ,, Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Die Weymouthskiefer als Parkbaum. Von H. Memmler. (Hierzu eine Abbildung.) Zu welch prächtigen, majestätischen Bäumen die Weymouths- kiefer, Pinus Strobus L., im Laufe der Jahrzehnte heranwachsen kann, dafür liefert die „Rübezahlkiefer" im Königlichen Park von Nieder-Schönhausen das treffendste Beispiel (siehe Abbildung). Leider vermag die Aufnahme nur entfernt den Eindruck wieder- zugeben, den dieser stattliche Baum in seiner freien Stellung auf den Beschauer ausübt. Die malerische Wirkung wird hauptsächlich durch die wagerechte Stellung der Zweige veranlaßt. Nicht weniger auffällig ist die massige, wuchtige, knorrige Zweig- bildung, die dem Baum ein besonderes Gepräge verleiht und deren Wirkung durch die spärliche Belaubung in den unteren Teilen noch wesentlich erhöht wird. Die Kahlheit ist gewöhnlich die Folge von zu dichter Be- schattung durch neben- stehende Bäume, so daß man anzunehmen berechtigt ist, daß diese Kiefer früher nicht so frei, wie gegen- wärtig, gestanden hat. Denn auch die Weymouthskiefer bleibt in Einzelstellung selbst als alter Baum bis zum Boden begrünt. Diese Kiefer ist in Nord- amerika und Kanada be- heimatet. Sie tritt hier so- wohl im Mischwald, als auch reine Bestände bildend, in großen Mengen auf. Wegen der leichten Bearbeitungs- fähigkeit des Holzes ist sie in den Vereinigten Staaten XX, 13 Die Gartenwelt. 149 ein sehr gesdiätrter Nutzbaum. Sie wächst in fettem, lehmigem, feuchtem Boden besonders üppig, kommt aber auf trockenerem Geröllboden auch noch gut fort. In der Jugend trägt sie sich schlank aufrecht, pyramidenförmig und ist von schneller Wuchs- kraft. Das macht sie für uns als Park- und Gartenzierbaum be- sonders wertvoll. Ihr größter Vorzug liegt darin, daß sie gegen Rauch und Großstadtdünste ziemlich unempfind- I i ch ist, während die meisten übrigen Nadelbäume erheblich darunter zu leiden haben. Sie ist vollkommen winterhart. In Berlin ist diese Weymouthskiefer unter dem Namen „Rübezahl- fichte" bekannt. Es ist überhaupt für die Berliner charakteristisch, Tanne, Fichte, Kiefer, Zeder usw. durcheinanderzuwerfen. Die Verbindung mit „Rübezahl" beruht auf einer eigenartigen Ast- auf einer Kuppe tront, so begegnen einem an der Straße und an allen Wegen des Winters kahle, aber immer seltsame, verworrene, hell- aschenfarbene Bäume oder Sträucher, einzeln oder in langen Linien, oft als Ackergrenze, auch als halbe Hecke, als Schutz gesetzt, halb wild, unkultiviert, ursprünglich, die man niemals in der deutschen Heimat sah. Man begegnet ihnen des Frühsommers im Schmucke weißer, elfenbeinener, zuckender Zweiglein, im lichtesten Grün schimmernder und glänzender Blätter und im Kranze zarter, grüner, helleuchtender Blumensterne, die gehäuft und einzeln aus allen Achseln der wechselständigen Blätter nicken und träumen, und man findet sie bald voll schwellender, rundlicher Früchte, die lange hellgrün, wie das Laub, in ungleicher Größe nach und nach erwachsen, um, von Ende August anfangend, sich rot, pur- viel Phantasie an Rübezahls rauhes, langbärtiges Gesicht er- innern soll bildung am unteren Stamm, die auf einige Entfernung und mit purn oder rostbraun zu verfärben. Nun sind sie reif, so reif, daß der „Volksmund" sie nach und nach den Herbst und Winter naschend verschwinden läßt. Man sammelt, trocknet sie an der Sonne, um sie solange als tunlich im Winter zu kauen. Das den „Stein" umhüllende Fruchtfleisch ist brüchig, härtlich, trocken, und die Hülle, die man nicht abziehen oder entfernen kann, ist im Munde nicht Jedermanns Sache. Allein die Frucht hat eine eigen- tümliche, höchst erfrischende Säure, die zu bestimmen unmöglich wäre. Sie ist eine Mischung allerfeinster Säuren, jedem Menschen angenehm, hochfein. Könnte man sie auspressen und sammeln, sie würde das vornehmste und feinste vielleicht sein, was wir an Säuren besitzen. Schade, daß sie so gering vorhanden ist, es würde kaum lohnen, sie zu Gehölze. Zizyphus sativa Desf. Viel ist über jene Frucht gefabelt, welche so köstlich war, daß die Gefährten und Freunde Odysseus auf seinen Irrfahrten, als sie die süße Frucht gekostet hatten, nicht weiter ziehen wollten, um zurückzubleiben im Lande der Lotophagen. Welche nun diese war, wo ihre rechte Heimat, das blieb dunkel, und alle Weisheit der Weisesten wird es wohl nicht herausfinden. Es ist zu lange her. Daß es unser Zizyphus Lotus oder vielleicht Z. sativa war, ist wohl möglich, obgleich man sich beim Genuß nicht recht vorzustellen vermag, bloß ihret- wegen da oder sonstwo für immer zu verweilen. Der Geschmack ist indessen wandelbar, und jeden- falls ist eine „Zizipho", wie Baum und Frucht bei den modernen Hellenen heißen, der bitteren Eichel vorzuziehen. Uns wird alleweil eine saftige Pflaume, und sei es auch nur eine Mira- belle, jedenfalls weit besser schmecken, als die zwar schönen, fremdartigenund pflaumengroßen Früchte der Zizyphus. Wo aber ihre Heimat ist, mögen die Götter wissen ; heute ist sie um das weite Mittelmeer im weitesten Sinne zu suchen und sicher überall dort zu finden, wo der Oelbaum wächst. Manche Völker lieben den Baum und noch mehr die Frucht, andere halten ihn vereinzelt, wie aus alter Liebe und Freundschaft. Die „Jugend- liebe" rostet nimmer ; sie ist und bleibt unvergeßlich. Alles, was unsere Vorfahrengern hatten, wir möchten es nicht ganz ent- behren; das ist eine Tugend, die dem ganzen Menschen- geschlechte auf Erden gemeinsam ist. Sie stammt aus des Himmels Höhen ! Wenn man aus der Stadt Korfu, richtiger Kerkyra, hin- aufwandelt nach dem fernher winkenden Kyriaki, dem Sonn- tagsberge, zu dessen Füßen das marmorne Kaiserschloß Achilleion Weymouthskiefer (Rübezahlkiefer) im kgl. Schloßpark zu Niederschönhausen bei Berlin. Nach einer vom Verfasser für die ,, Gartenwelt" gefertigte Aufnahme. pressen oder zu sammeln. Zizyphus Lotus ist seltener zu finden, und da seine etwas kleineren Früchte nicht so süß, nicht jene feine Säure, jenes im Munde beim Genuß fließende feine Aroma besitzen, vielleicht noch i geringwertiger sind als Z. sativa oder vulgaris, so ist anzunehmen, daß allein erstere es war, deren Früchte die Be- geisterung bei Odysseus Reise- gefährten veranlaßte. In subtropischen Ländern gibt es in den Buschwäldern überall viel Zizyphus, deren Früchte gesammelt verschie- denen Zwecken dienen. Nicht alle sind eßbar, manche bitter oder schauderhaft sauer oder zusammenziehend. Alle sind vorzügliche Heckensträucher oder besser gesagt „Hecken- bäume". Sie dienen zur Be- zeichnung und Begrenzung der Grundstücke, wie es im Alter- tum der Oelbaum besorgte. Beide Nachbarn haben in dem Falle das Recht, die „Zugaben", wie die Früchte auch genannt werden, zu sammeln. Manche Spezies sind sehr dornig, z. B. Z. Spina-Christi aus Afrika. Die Mittelmeerspezies sind auch nicht ohne Waffen, allein man kommt mit ihnen aus. Schön sind sie; ihr bizarrer, ver- schrobener Wuchs, ihre irren- den, in der Luft suchenden, doch festen, selbstbewußten Zweige, vor allem aber ihr glänzendes Laub , in dem 150 Die Gartenwelt. XX, 13 die roten Früchte wie auf Schnüre gereiht scheinen, ziehen alle Blicke an. Sprenger. Stauden. Oenothera marginata, syn. caespitosa ist eine der schönsten, wenn nicht überhaupt die schönste der Staudennachtlccrzen. Ihr Charakter ist fast der gleiche wie der der ebenfalls großblumig-en, doch schon mehr bekannten missouriensis, nur blüht diese gelb, jene dagegen reinweiß, welche Färbung zuletzt in ein schwaches Rosa übergeht. O. marginata bildet wie missouriensis durch Ausläufer bald ansehnliche Bestände; Samen setzt sie leider aber nur selten an, so daß die Vermehrung auf das Abtrennen der Ausläufer be- schränkt bleibt. Die großen Blumen, die im Hochsommer bis Herbst erscheinen, sollen schon von weitem ins Auge fallen ; sie haben eine ebenso lange Blütendauer wie jene von missouriensis. Zum fröhlichen Gedeihen fordern beide Arten kräftigen Boden. Das Verpflanzen muß bei beiden im Herbst vorsichtig geschehen, vor allen Dingen recht zeitig, damit die frischversetzten Stauden vor Eintritt des Winters noch ge- nügend Wurzeln und womöglich noch die erste Blattrosette ent- wickeln können. Pflanzt man dagegen erst spät im Herbst, so gehen die starkfieischigen Wurzeln sehr zurück, wenn sie nicht gar ganz verfaulen, wie es mir beinahe mit missou- riensis ergangen wäre, welche doch sonst fast unverwüstlich ist und bei längerem, ungehin- derten Wachstum leicht lästig wird. Diese beiden Nacht- kerzen sind in Nordamerika beheimatet und wachsen dort an den Ufern des Missouri. Da es wenig großblumige, wirklich staudige Nachtkerzen gibt, verdienen sie beide größere Beachtung als bisher. B. Voigtländer. Chrysanthemum. Nach füi Schlingpflanzen. Perianthomega Vellozoi Bur. (syn. Bignonia Perianthomega Vellozo) ist eine prächtig blühende Schlingpflanze (Bignoniaceae) aus Brasilien. Sie schlingt 5 m hoch und höher. Die Blätter stehen abwechselnd gegenständig, in großen Internodien. In den Achseln entspringen kleine Nebentriebe mit Blüten in endständiger Rispe. Die zierlichen Blätter sind doppelt unpaarig gefiedert und etwa 20. — 30 cm lang, wobei die Fiederchen 0,5 — 2,0 cm breit und 1,8 — 3,5 cm lang sind. Ihre Farbe ist dunkelgrün, matt- glänzend. Die Blüten sind füllhornartig geformt, 6,5 — 7,0 cm lang, 6 cm breit, mit am Rande schön gewellten, breitrundlichen Blütenlappen. Die Blütenröhre hat in der Mitte etwa 1,7 — 2,0 cm Durchmesser. Die Blütenfarbe ist leuchtend purpurn oder tief dunkelrosa. Kultiviert wird Perianthomega wie alle Bignoniaceen Brasiliens. Sie erfordern ein gemäßigt warmes Haus, lockere, kräftige, etwas schwere Erde. Um reichlich Blüten zu erzielen, pflanzt man sie aus. Topfpflanzen kränkeln leicht. Memmler. Chrysanthemum Jeanne Nonin ist eine herrliche weiße Sorte für den Schnitt (Abb. S. 151). Es entwickelt sehr feste, ball- förmige Blüten, die lange zu ihrer Ausbildung brauchen. Die sich erschließende Blüte wird mit jedem Tag schöner, bis sie schließ- lich einen riesigen, schneeweißen Ball bildet. Hier in Kalifornien werden die Chrysanthemum unter Glas gezogen, im Freien geht es nicht. Sehr schöne Erfolge hatten wir auch in Häusern oder Hallen, die nicht mit Glas, sondern mit feinem Gazestoff gedeckt waren. Die Häuser sind hell, halten die grelle Sonne ab und sind auch luftig. C. Müller. Plaudereien. Durch Baden-Badener Wald. Von Fr. Roll. Obwohl die Eiche im Laubwaldbestande des Schwarz- waldes ziemlich zahlreich ist und in sehr bemerkenswerten Stämmen vorkommt , so nimmt die Buche doch bei weitem den ersten Platz ein, und sie ist es, die in die Farbenpracht des Herbst- waldes die meisten Töne bringt, und zwar infolge ihres langsamen Farben- wechsels, den ich bei Be- sprechung von Schloß Favo- rite schilderte. Die Eiche vergilbt und geht dann zur lederfarbenen Dürre und zum Blattfall über, ohne besonders lebhafte Töne an- zunehmen. Der deutsche Eichenwald kennt darum den Farbenreichtum des Buchen- waldes nicht ; besonders das Rot fehlt in ihm. Im Buchen- walde zerstreut, bringt die Eiche jedoch eine Note mehr in all die gelben und braunen Töne, umsomehr, da ihr Ver- gilben gewöhnlich später als bei der Buche beginnt. Bestimmender auf die Herbstfärbung des Laubwaldes ist dagegen die fremde Aegilopseiche, Quercus Aegilops, die in einigen Teilen des Baden-Badener Waldes ziemlich zahlreich angepflanzt ist und auch schon einige größere Stämme auf- weist. Ob sie sich selbst schon ausgesät hatte, konnte ich nicht entdecken ; audi Früchte sah ich im letzten Herbst nicht. Da sie jedoch als Sämling sehr rasch wächst, so glaube ich, daß sie sich einbürgert, wenn einmal ein größerer Bestand tragbarer Bäume vorhanden ist. Es ist im Eichen- walde geradeso wie bei einer Obstpflanzung: auf ein sehr fruchtbares Jahr folgt ein mageres. Auch unsere Quercus pedanculata (Robur) hatte fast keine Früchte, denn das Jahr 1914 war ein reiches Eicheljahr gewesen. Das ließ sich auch jetzt noch an dem dichtgedrängten jungen Anfluge feststellen. Als ich einmal beim Scheibenschießen Posten stand, konnte ich mich mit diesem Jungwuchs genauer befassen. In jeder Bodenvertiefung, wo die Eicheln zusammengerollt waren, stand eine ganze Menge junger Sämlinge, 15 — 20 cm hoch. Sie hatten ihr Wachstum erst spät eingestellt, denn ihr halbes Dutzend Blätter war noch grün und schaute neugierig aus Oenothera marginata. die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. I XX, 13 Die G a r t e n w e 1 1. 151 der dürren Blätterdecke hervor, welche die alten Bäume bei jeder Erschütterung der Luft herabstreuten. Sie erinnerten an die immergrüne Eiche, Quercus virginiana (sempervirens) , die ziemlich gleiche Laubform hat Anders ist das Laub der Aegilopseiche, weit gebuchtet, mit scharfen Spitzen, und bedeutend größer. Die Herbstfärbung des Laubes geht vom Gelb in Rotbraun über und wird dann lederbraun, wenn es dürr wird. Der Blattfall beginnt erst, wenn alle Blätter gleichmäßig braun geworden sind. Der Baum hebt sich darum im Herbste ganz besonders aus seiner Umgebung hervor, namentlich dann, wenn das Sonnenlicht sich in den glänzend braunen Blättern spiegelt. Die Aegilopseiche wächst rascher als unsere gewöhnliche Eiche, hat auch nicht das harte, knorrige Aussehen dieser und nicht schon als junger Baum deren rauhe Rinde. Der junge Stamm gleicht mehr dem Stamme der Buche, die eine graue, stets glatte Rinde hat. Der Buchenwald bietet einen ganz andern Anblick als der Eichenwald mit seinen rauh berindeten Stämmen, auf denen sich in allen Rindenritzen das grüne Moos siedelt, mit seinen mit langen Bartflechten behangenen, knorrigen, sparrigen Aesten, denen man es ansieht, wie hart ihr Holz ist, wie zäh seine Fasern aneinanderhängen. Der Buchen- wald hat saubere, glatte Stämme, auf denen höchstens kleine Flechten ihre manchmal sehr hübsdien Zeichnungen zeichnen, und die Aeste wachsen in leichtern Bogen. Wer auf einem Wege durch den Buchenwald wandelt, über den sich die Aeste aufwärts strebend zu spitzen Bogen wölben, wird leicht verstehen können, daß sich die Baumeister früherer Zeiten an ihm begeisterten und die gothischen Dome schufen, die mit ihrem Säulenwalde und den daraus ent- springenden, von- und in- einander strebenden Ver- ästelungen, welche die Decke tragen, ein Abbild des Buchenwaldes sind. Das fiel mir geradezu auf, als wir eines Morgens durch den Wald marschierten, dergegen Sinzheim zieht. Und wie in einem Dome warf die Sonne farbige Lichter durch den schon ganz vergilbten Wald, auf dessen Boden schon eine leichte Blätterdecke lag, auf weldier die Füße sanft dahin- schritten. Im Herbstwalde hob sich die Stechpalme (Ilex) mit ihrem glänzendgrünen Laube ganz besonders hervor. Sie wächst in allen Wäldern um Baden-Baden, ziemlich häufig im lockern Laub- walde, zieht sich jedoch auch in den dunkeln, dichten Tannenbestand hinein. Mit dem wie gebleichten, in der Herbstfarbe gelblichweißen, weiblichen Wurmfarn (Aspi- dium Filix feminaj, der da und dort dazwischen stand, lud sie geradezu ein, einen Chrysanthemum Jeanne Nonin. Nach einer vom Verfasser in Burlinganic (Kalifornien) für die ,, Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. hübschen Zimmerschmuck zu bilden. Die Beliebtheit der Stechpalme und ihre Eignung zum Kranzgewinde sind denn auch der Grund, daß sie nirgends, wo viele Menschen gehen und wo des Gärtners Schere hinreidit, zum starken Strauch oder gar Baum sich entwickeln kann. So waren es trotz ihres zahlreichen Vorkommens nur kleine Sträucher, die ich sah ; höchst selten nur mit einem Zweig im Schmucke der roten Beeren. Der Stechpalme hilft ihr Stechen nichts, so wenig wie dem „Röslein auf der Heide". An manchen Orten im Schwarzwalde kommt die Stechpalme jedoch auch noch in größern Sträuchern vor, die sich reidi mit Beeren schmücken. Auch dem Pfaffenkäppchenstrauch (Evonymus europaea), europäischer Spindelstrauch, geht es mit seinen karminroten, eigentümlich geformten Früchten in der Nähe der Städte nicht besser. Wenn er im Sommer auch nur ein bescheidenes Aussehen hat, so ist er dafür um so schöner im Schmucke der Früchte und des Herbstlaubes, das in karminroten und gelben Abstufungen wunderhübsch mit den Früchten zusammenstimmt. An den Früchten ist seine Verwandtschaft mit dem japanischen Spindelstrauch, Evony- mus japonica, genau zu erkennen, auch das Holz ist ähnlich. Der japanische Spindelstrauch setzt bei uns nur selten Früchte an, selbst an großen Sträuchern nicht. Der Name Pfaffen- käppchenstrauch kommt von der Form der Früchte her; er ist in Süddeutschland allgemein gebräuchlich. Der männliche Wurmfarn, Aspidium Filix mas, der ebenso häufig wie der weibliche ist, hatte noch vollständig grüne Blätter. Dieselben sind härter, glänzender und halten sich oft bis tief in den Winter hinein grün, vereinzelt sogar bis zum Frühjahre. Auch der mächtigste unserer einheimischen Farne, der Adlerfarn , Pteris aquiUna, der fast im ganzen Schwarz- walde anzutreffen ist, findet sich häufig in den Wäldern um Baden - Baden. Seine Wedel erreichen manchmal bis 1 ','.1 m Höhe ; sie sind dabei entsprechend breit mit einzelnen Seitenflügeln von der Größe eines starken Wurmfarnblattes. Den Adler- farn habe ich sdion oft in den Alpen gesehen, auf sonnigen Alpenweiden in ziemlich großer Höhe. Dort bietet er einen ganz anderen Anblick dar, als wie ich ihn vom Schwarzwalde gewöhnt bin, wo er meist mehr schattig wächst. In der Sonne und unter dem Ein- flüsse der Höhenlage bleibt er viel gedrungener und kleiner, so daß ich ihn das erste Mal kaum erkannte. Seine Wedel stehen dort näher beieinander, da seine Wurzelstockfortsätze kürzer bleiben. Der Adlerfarn hat einen kriechenden Wurzel- 152 Die Garten weit. XX, 13 stock, der seine Ausläufer nach allen Richtungen sendet, und dort, wo es ihm behagt, weite Kolonien gründet. Er hat es darum nicht notwendig, aus seinen Sporen alljährlich neue Pflanzen entstehen zu lassen. Auch der Wurmfarn, der nur einen Strunk bildet, läßt trotz der Menge Sporen nur selten zahlreichere Sämlingskolonien entstehen. Ich habe schon oft an Orten, die dem Keimen günstig waren, danach geschaut, jedoch immer nur vereinzelte Sämlinge gefunden. Da er jedoch sehr langlebig ist und am Fuße des Strunkes sich ein neuer Austrieb bildet, wenn das Herz eingeht, so ist sein Bestand gesichert. In der Herbststimmung des Badener Waldes darf ich die Erle nicht vergessen, die überall die Bäche säumt. Sie stand immer noch grün da, als schon alles andere Laub gelb und rot aufgeflammt war. Erst nacli einem Froste wechselte sie die Farbe des Laubes rascher. Die Erle hat meistens keine be- sonders auffällige Herbstfärbung. Ihr Laub wird grüngelb und schwarz gefleckt und fällt ab, ohne daß der ganze Baum sich ein- heitlich verfärbt hat ; sie gibt darum einen mehr trüben Ton in das herbstliche Farbenbild. Auch im Sommer, im Schmucke des dunkeln Laubes, wie im Winter mit der dunkeln Rinde wirkt die Erle mehr düster als heiter. Die echte Kastanie, Castanea vesca, die sich am ganzen Westabhange des Schwarz- und Odenwaldes der Rheinebene entlang eingebürgert hat, ist auch im Baden-Badener Wald zu Hause. Am Waldsaume, wo sie gerne sich ansiedelt, kam ihre gelbe Herbstfärbung besonders zur Geltung, und auch im dürren Laube des Winters hebt sich ihr langes, spitzgezähntes Laub stets hervor. Sie wächst als junger Baum sehr rasch und vermag sich deshalb überall im Wettbewerbe mit anderem Laubholze ihren Platz zu behaupten, wenn die Bodenverhältnisse und das Klima ihr günstig sind. Ihr Holz, das sehr zähfaserig und haltbar ist, wird zu Gartenzäunen viel verwendet. Die stacheligen Fruchtkapseln, von denen ich viele nach etwas Eßbarem untersuchte, bargen jedoch auffällig viele leere Hüllen, besonders wo die Bäume mehr vereinzelt standen, da sich dann die Bestäubung nur mangel- haft oder gar nicht vollzieht. Aus diesem Grunde setzen auch einzelne Bäume in Anlagen meist nur sehr wenig Früchte an. Zu einer guten Befruchtung gehört bei der Kastanie wechselseitige Bestäubung, und diese ist nur bei zahlreicherem Bestände möglich. Zeit- und Streitfragen. Wir und unsere Freunde — nach dem Kriege. So überaus rege unsere gärtnerischen Beziehungen zu den uns jetzt feindlichen Ländern vor dem Kriege waren, so ge- ring waren dieselben zu unseren Verbündeten. Nur mit Oesterreich-Ungarn haben sich, besonders im letzten Jahrzehnt, sehr erfreuliche und gedeihliche Geschäfts- verbindungen entwickelt, die aber bei weitem noch nicht den wünschenswerten Umfang erreichten. Sie erstreckten sich im wesentlichen darauf, daß die österreichischen Handelsgärtiier und die vielen herrschaftlichen Gartenverwaltungen von den deutschen Gartenbaugroßbetrieben bezogen. Das ist auch künftighin zu erwarten, und hoffentlich erweitern sich diese Beziehungen mit der zu erhoffenden Zunahme des Volks- wohlstandes unserer Brudermonarchie. Freilich wird die Erweiterung unserer Geschäfte in Oesterreicli von den ver- hältnismäßig wenigen dort bestehenden leistungsfähigen Groß- baumschulen und Großgärtnereien vielleicht mit scheelen Augen angesehen. Das wäre aber Unredit, denn diese sind ja doch nicht in der Lage, den gesamten Bedarf zu decken, und es ist daher doch immer noch besser, wenn aus Deutsch- land, als aus Frankreich oder England bezogen wird. Aller- dings wäre es doch auch möglich, ja sogar wünschenswert, daß auch in Oesterreich-Ungarn mehr Gartenbaugroßbetriebe entständen, zumal ja das Klima dortselbst vorherrschend viel günstiger als in Deutschland ist. Dem Unternehmungsgeist unserer anerkannt tüchtigen Berufsgenossen in Oesterreich- Ungarn steht also noch ein sehr großer Spielraum offen. Wir in Deutschland werden auch künftig nicht umhin können, die billigen Massenschnittblumen aus dem Süden einzuführen. Es sei zugegeben, daß diese nie die Schönheit und den Duft (was vorhanden, geht auf den Transport ver- loren) der vom deutschen Schnittblumenzüchter gelieferten Blumen erreichen. Es besteht aber doch tatsächlich überall auch nebenbei ein Bedürfnis nach billigen Blumen, dem der deutsche Gärtner infolge sehr hoher Unkosten in den kalten Jahreszeiten nicht Genüge leisten kann. In meiner in Nr. 10 veröffentlichten Arbeit: „Wir und unsere Feinde — nach dem Kriege" habe ich schon darauf hingewiesen, daß man nach Möglichkeit diese Blumenliefe- rungen Frankreich und Italien entziehe und Oesterreich zu- kommen lasse. (Soviel ich mich erinnere, hat auch schon Herr Memmler in seinen Ausführungen über den Gartenbau in den Balkanländern diesem Gedanken kurz Rechnung ge- tragen.) Es gibt gewiß im südlichen, bzw. südwestlichen Oesterreich klimatisch begünstigte Lagen, in denen der genannte Schnitt- blumenanbau sich ermöglichen ließe. Dafür käme insbesondere das heißumstrittene Trentino in Frage, sowie ferner auch die ungarischen und dalmatiner Küstenstriche der Adria. In- soweit die Verkehrsschwierigkeiten hindern , müßten diese vom Staate behoben werden ; das wird umsomehr möglich und — nötig sein, als künftig gewiß auch ein sehr reger Reisendenstrom nach den Österreich-ungarischen Küstenländern einsetzen wird. Eine vernünftige Zollpolitik vermöchte das übrige zu tun, diese Einfuhr, die sonst aus anderen Ländern doch nicht zu vermeiden ist, entsprechend zu fördern, so daß sehr große Summen, die leider bis vor kurzer Zeit noch den Feinden auf Umwegen zugeführt wurden, künftig unserem Bundesgenossen zugute kommen könnten und dessen Volks- wohlstand nicht unbeträchtlich mitzuheben vermöchten. Es bliebe einzuwenden, daß es zum großen Teil unter- nehmungslustige, tüchtige deutsche und österreichische Berufs- genossen waren, die den Blumenhandel der Riviera mit uns vermittelten und daß, wenn man diesen Handel mindert, man auch eigenvölkische Interessen in ihrem Lebensnerv träfe. Das klingt wohl einleuchtend, trifft aber doch nicht ganz den Kern. Denn ich glaube, fast allen deutschen Gärtnern an der Riviera ist es so ergangen, wie allen übrigen Deutschen in Frankreich und zumteil auch in Italien : Sie sind schon längst um die Früchte ihres Fleißes und Könnens gekommen, sie sind entweder in Feindesland interniert oder stehen noch bei uns unter den Fahnen. Der allgemeine Haß gegen alles Deutsche in jenen Ländern wird auch nach dem Kriege noch einige Zeit vorhalten und es den deutschen Gärtnern sehr schwer machen, auf dem alten Grunde wieder neu auf- zubauen. Da könnte nun auch wieder die Not zur Tugend werden. Jene Gärtner könnten nach dem küstenländischen Oesterreich übersiedeln und daselbst ihre reidien Erfahrungen sich selbst I XX. 13 Die Gartenwelt. 153 und dem Freundes- bzw. Heimatslande dienstbar machen. Dies könnten sie sowohl als Unternehmer, wie auch als An- gestellte. Man darf dabei nun allerdings auch nicht blind sein gegen die Schwierigkeiten, die diesen Plänen entgegen- stehen. Zuvörderst bedarf es großer Kapitalien zur Grün- dung dieser Kulturen, und zum anderen wird auch die Neu- regelung des Absatzes nicht geringe Mühe machen. Aber Geschäftstüchtigkeit, Fleiß und Zähigkeit würden all das schon überwinden. Man verstehe aber nicht falsch : Diese Kulturen sollen nun nicht etwa gewissermaßen reichsdeutsches Monopol werden. Im Gegenteil, recht viele einheimische Oesterreicher sollen sich dann die Erfahrungen und Kenntnisse der ein- gewanderten Deutschen zunutze machen und darauf mit- und weiterbauen. Es ist ja eine überall zu beobachtende Tat- sache, daß, wenn sich in irgendeiner Gegend irgendein Sonderanbau gut einführt und anläßt, sich bald ein großer Teil der Bevölkerung diesem Anbau widmet, meist mit Erfolg, ohne daß auch nur die wenigsten gelernte Gärtner wären. Ich verweise in dieser Beziehung auf Liegnitzer und Lübbener Gurken , Werdersche Kirschen , Bamberger und Vierländer Gemüse, Lößnitzer und Metzer Erdbeeren, Stein- furter und Luxemburger Rosen , Holsteiner Junggehölze- anbau usw. Wie die Schnittblumen, müßte künftig auch soviel wie möglich Bindegrün, wie Lorbeer, Kirschlorbeer, Ruscus usw., statt aus Italien, aus dem küstenländischen Oesterreich be- zogen werden, sofern man all dieses nicht besser durch heimatliches Grün zu ersetzen vermag. Wie auch schon früher angeführt, besteht schon lange eine entsprechende Ein- fuhr aus den Gegenden von Fiume und Triest ; diese konnte aber infolge der italienischen Konkurrenz nicht zu wünschens- wertem Umfang gedeihen. Die genannten Pflanzen wachsen in den besagten Landstrichen teils wild, teils können sie auf Flächen angebaut werden, die sich für andere Kulturen nicht mehr eignen. Darum deutsche Blumenhändler kauft in Zukunft nur noch bei unseren Bundesgenossen ein. Fernerhin lieferte Oesterreich-Ungarn uns viel Obst, vor- nehmlich böhmisches und Tiroler Tafeläpfel. Die böhmische Pflaumeneinfuhr kann kaum noch überboten werden, inbezug auf Menge sowohl, wie auch auf Billigkeit, letzteres auch Dank dem Transporte auf dem Wasserwege. Das wird und mag auch weiterhin so bleiben, ist aus mancherlei Gründen gut so und findet daher kaum nennenswerte Gegnerschaft. In der Einfuhr der Tiroler Aepfel erblickt hingegen ein Teil der deutschen Obstzüchter eine Schädigung. Das ist nun aber ein Unrecht auf unserer Seite. Der deutsche Obstbau wird noch Jahrzehnte brauchen, ehe er, wenn überhaupt, auch nur annähernd den Bedarf des deutschen Volkes an Obst wird decken können. Daher ist die Obsteinfuhr aus Oesterreich- Ungarn soviel wie irgend möglich zu fördern, damit der dortige Obstbau noch mehr zur künftigen Erweiterung er- muntert wird. Der Obstgenuß wird sich in Deutschland, dank auch der Kriegserfahrungen, gewiß noch bedeutend ausbreiten, darum beständig erhöhter Bedarf an Obst sein. Sollte wirklich einmal, z. B. in Jahren guter Ernte, Ueberfluß eintreten, so laßt uns lieber auf das amerikanische Obst verzichten. Es wäre überhaupt wünschenswert, daß die Einfuhr des letzteren künftighin sehr vermindert wird, eben zugunsten des österreichischen, das überdies wohl- schmeckender und meist billiger ist, damit unseren Freunden die großen Summen, die sonst übers Meer gingen, zugute kommen. Wer von uns übrigens den amerikanischen Granaten- segen zu kosten bekommen hat, dem wird wohl sowieso schon der Appetit auf amerikanische Aepfel und Apfelsinen dauernd und gründlich vergangen sein. Die Wechselbeziehungen zwischen Deutschland und Oester- reich werden im Gemüsebau wohl bescheidener bleiben. Allen- falls könnten in günstigen Lagen Oesterreichs im Großen angebaut und nach Deutschland ausgeführt werden : Tomaten, Melonen und Zuckermais, dessen Großanban und Genuß hier vor kurzem von Herrn Landesökonomierat Siebert mit Recht so warm empfohlen wurde. In Bezug auf die Südfruchteinfuhr könnte Oesterreich- Ungarn vielleicht ebenfalls noch mehr begünstigt werden, doch kommt dies für uns Gärtner schon weniger in Betracht. Nun zu unserem jüngsten Verbündeten, Bulgarien. Die Ausfuhr nach dort wird sich wohl zunächst hauptsächlich nur auf Sämereien beschränken ; vor allem wird dort großer Bedarf an guten landwirtschaftlichen und Gemüsesämereien sein. Eine Ausfuhr in Baumschulartikeln kommt kaum in Frage, da die klimatischen und Bodenverhältnisse Bulgariens von den unseren zu versdiieden sind. Die Gründung von Baum- schulen im Lande selbst, besonders für Obst, dürfte aber sehr aussichtsvoll sein. Die eigentliche Ziergärtnerei wird allerdings auf Bulgarien als Abnehmer noch nicht rechnen können, denn das Land, das in fünf Jahren von drei schweren Kriegen heimgesucht wurde, wird noch auf Jahre hinaus der Erholung bedürfen, ehe sich sein Volkswohlstand soweit gehoben hat, daß es sich auch Kunst und Luxus in größerem Maßstabe leisten kann. Daß Sinn und Lust für Gartenbau und Gartenkunst schon lange vor dem Kriege vorhanden, und Deutschlands Vorsprung darin bekannt war, erfuhr ich an jungen bul- garischen Gärtnern, mit denen ich einst die gleiche deutsche Gärtnerlehranstalt besuchte. Uebrigens ersehe ich aus An- sichtskarten, die mir vor einigen Tagen mein Bruder (als deutscher Soldat dort) aus Sofia schickte, daß dieses eine ganz annehmbare größere Gartenanlage mit reichem Blumen- schmuck, den Prinz Boris-Park, aufzuweisen hat. Läßt also die Ausfuhr nach Bulgarien zunächst nicht viel für uns erhoffen, so vielleicht die Einfuhr von dort für unsere Volkswirtschaft umsomehr. Es ist ja schon ziemlich bekannt, daß Bulgarien einen ganz annehmbaren Gemüse- und Obst- bau aufzuweisen hat; beide sind schon auf Ausfuhr angewiesen. Allerdings ist der Transport von Bulgarien nach Deutsch- land sehr umständlich und zeitraubend, so daß nur wenige härtere Obst- und Gemüsearten für die Einfuhr in Frage kämen. Allenfalls könnten auch Trockengemüse (Erbsen, Linsen, Bohnen), die bislang zumeist Rußland an uns lieferte, sowie Obst und Gemüse in gedörrtem Zustand von dort eingeführt werden. Dies greift auch schon mehr ins Gebiet der Land- wirtschaft über. Ferner werden gewiß auch Nüsse (Wal- und Haselnüsse) in Bulgarien gedeihen und dort einen An- bau im Großen lohnen. Auch der Türkei, Neuland für uns, wäre umfassender Anbau in Wal- und Haselnüssen und Südfrüchten anzuraten. Deutschland braucht Unmengen dieser Früchte , besonders Nüsse, und bezahlte diese bis vor dem Kriege mit Unsummen an uns jetzt feindliche Länder. In früheren Ausführungen hatte ich schon darauf hin- gewiesen, ob es nicht ratsam sei, den Zwischenanbau zur Ausreife holländischer Treibblumenzwiebeln, statt in Süd- 154 Die Gartenwelt. XX, 13 frankreich, wie bisher, künftig in der Türkei vorzunehmen. Es wird gewiß günstig gelegene Gegenden geben, die den Anbaubedingungen entspi«chen. Da der Hin- und Hertians- port auf dem Wasserwege erfolgen kann, würden die Zwiebeln dadurch kaum wesentlich verteuert werden, zudem audi die Arbeitslöhne in der Türkei gering sind. Allerdings müßte in all diesen Dingen vorher peinlich errechnet werden, ob sich für unsere treuen Freunde ein Nutzen erzielen läßt, ohne daß wir selbst dadurch Schaden litten. Für die Früh- bzw. Spätkartoffeln, die wir bisher von Malta bezogen, wären vielleicht in einzelnen Küstengegenden der Türkei oder auf türkischen Inseln gleichfalls günstige Anbaubedingungen vorhanden. Im sonstigen dürften auch die Wechselbeziehungen des deutschen und türkischen Gartenbaues zunächst nur geringen Umfang haben, insoweit Samen- und Pflanzenaustausch statt- findet, denn die beiderseitigen klimatischen Verhältnisse sind zu verschieden. Für die Ziergärtnerei in größerem Maßstabe kommt die Türkei ebenfalls noch lange nicht in Betracht, da auch dort der Volkswohlstand noch sehr zu wünschen übrig läßt, und das Riesenreich von den Kriegen und poli- tischen Umwälzungen sich noch weit mehr wird erholen müssen. Fernerhin muß das Land zeitgemäßer Kultur erst noch gründlich erschlossen werden, wozu auchPflanzungs-, Düngungs- und Bewässerungsversuche aller Art gemacht werden müssen. Entsprechende Aufklärungen der türkischen Behörden und des türkischen Volkes müssen damit Schritt halten. Das aber nun ist ein reiches Betätigungsfeld für die deutschen Gartenbeamten und Gärtner. Daß man sich dieser zur gegebenen Zeit in größerem Maße erinnern wird, steht zu erwarten. Die Be- rufung eines bekannten deutschen Fachgenossen aus jüngster Zeit bestätigt dies. Stehen wir zwar noch immer inmitten unseres schwersten Kampfes, so eröffnen sich doch schon ganz erfreuliche Aus- sichten auf die Zukunft. Dem jetzigen kriegerischen Bündnis, das seinen Segen bezeugt hat, muß ein ebenso fester wirt- schaftlicher Vierbund folgen. So wie wir jetzt im Schlachten- getöse zusammenhalten, und einer dem andern hilft und ihn stützt, so ist dies auch im späteren wirtschaftlichen Kampfe nötig. Dazu ist aber die Mithilfe aller Berufszweige der Treuverbündeten erforderlich. Wir Gartenbaubeflissenen wollen uns geloben, da mitzuhelfen und mitzukämpfen, soweit es in unseren Kräften steht; dann werden wir auch — miternten. P. Böhmer. Mannigfaltiges. Wirksamer Schutz der Gärten und Anlagen gegen menschliche Uebergriffe. In das Zigeunerkind ist das Stehlen geboren. Stolz schaut die Zigeunermutter auf ihr freudestrahlendes Kind, das ihr in der Schürze den ersten Garten- und Feldraub zeigt. Auf deutschem Boden sind die Begriffe über Mein und Dein doch anders. Gleich- wohl gibt es auch hier noch Mütter genug, welche ihre Kinder mit gestohlenen Früchten, Gemüsen usw. froh begrüßen. Halb- wüchsigen Burschen ist kein Zaun zu hoch und kein Baum zu dick, dem ahnungslosen Obstzüchter das erste reife Obst zu entwenden. Recht viele Obsldiebstähle werden von Kindern und heranwachsenden Burschen ausgeführt. Mit letzteren ist nicht gut Wettlaufen, und deshalb ist der Feld- und Gartenschutz so überaus schwierig. Die gelinden Strafen, welche nach dem Feld- und Forstpolizeigesetz verhängt werden, stehen zu diesen Schutzschwierigkeiten oft in keinem Verhältnis. Der fast überall an die Stelle der lebenden Hecke getretene Drahtzaun gibt dem Schutzbeamten keine Deckung. Größere Diebstähle an Obst, Gemüsen und Pflanzen werden meist nachts, im Halbdunkel, oder früh morgens in der Dämmerung ausgeführt. Wird der Dieb nicht auf der Tat ertappt, dann ist die Beweis- führung schwer. Garten- und Feldschutz sind auch schon deshalb viel schwieriger wie Waldschutz, weil die Forsthäuser meist allein am Walde stehen, vom Feldhüter aber in seiner Dorf- oder Stadt- wohnung leicht festgestellt werden kann, ob er zu Hause ist oder nicht. Die schwierige Aufgabe der Garten-, Anlagen- und Feldschützer ist demnach nicht hinter einem Schnaps oder Glase Bier in der Kneipe zu lösen. Der Schutzbeamte hat die Pflicht, dafür zu sorgen, daß Diebstähle vermieden werden. Fleißiges Begehen seines Schutzbezirkes zu allen Tageszeiten, besonders abends spät, morgens früh, in der Mittagspause und nachts im Mondenschein, ist hierzu das erste Erfordernis. Mit den Anzeigen ist dem Garten- besitzer nicht gedient. Schutzbeamte, die mit vielen Anzeigen bei ihren Behörden glänzen, sind selten die tüchtigsten. Da es aber noch vielfach bei den Vorgesetzten Sitte ist, die Tüchtigkeit der Beamten nach der Zahl der eingelieferten Anzeigen zu beurteilen, ist der Beamte gezwungen, sich ab und zu wenigstens eine Kinder- anzeige zu beschaffen oder durch nachlässigen Dienst einen ziem- lich offenen Diebstahl einreißen zu lassen. Anzeigen zu machen, fällt ihm dann nicht schwer. Dasselbe gilt für städtische Anlagen und solche Schutzbeamte, welche, anstatt fleißig herumzugehen und so Uebertretungen zu verhüten, sich irgendwo verdeckt aufstellen und dann schließlich die große Freude haben, den Vorgesetzten durch eine Ueber- tretungsanzeige ihren Dienstfleiß zu beweisen. Die schroffe, rohe Form des Verweises für Kinder und solche Uebeltäter, die in den Flegeljahren sind, ist die beste nicht. Ruhiges, bestimmtes Auftreten sichert dem Beamten stets den gewünschten Erfolg. Kinderanzeigen soll jeder Schutzbeamte möglichst vermeiden. Hilft der erste Verweis nicht, dann sind die Eltern aufzufordern, ihrer Erziehungspflicht besser nachzukommen. Bei Diebstählen und hergebrachtem Mitwissen der Eltern, ist polizeiliche Anzeige nicht immer zu umgehen, oft sogar notwendig. Der Schutz der Obstanlagen und Gärten, auch der Gemüse- bauer, wird noch vielfach vernachlässigt. Zu dem Aerger über den Diebstahl treten noch oft empfindliche Baumbeschädigungen, die nicht oder schwer mehr zu heilen sind. In der Obstreifezeit dürfen die Verwaltungen Kosten für Schutzverstärkungen nicht scheuen. Hinreichender, guter Schutz gehört mit zu den ersten Mitteln, den Obstbau zu fördern. Esser. Der Aufsalz von O. Janson in Nr. 53 d. v. Jahrg.: Schwinden des Rasens unter den Parkbäumen, ist vorzüglich, wie alle Janson'schen Beiträge. Es ist noch etwas hinzuzufügen. Ein Umstand, der auch noch zur Vernichtung des Pflanzenwuchses unter den Bäumen beiträgt, ist der Tropfenfall. Steter Tropfen höhlt den Stein, er ver- nichtet also, wie das Spridiwort sagt, sogar organische, harte Dinge. Schon beim Einsäen des Rasens zerstört der Tropfenfall zumteil die Saat. Die jungen Pflänzchen können auch nicht lange wider- stehen. Der Humus wird überdies ausgespült und der ver- bleibende mit kleinen Kieseln gemischte Boden festgeschlagen. Sehr gut kann man dies bei Chausseen beobachten, an deren Rande Roßkastanien stehen. Nach längerer Regenzeit sind die Basalt- steine unter der ausladenden Baumkrone fast freigelegt, so daß ganz bestimmte Figuren auf der Schotterung zu finden sind, die genau dem Astcharakter der Baumwipfel entsprechen. Grade bei Roßkastanien halte ich es für verlorene Mühe, unter ihrer Krone, die wohl den dichtesten Schatten aller europäischen Bäume hat und die hierin auch noch die Buche (Fagus) übertrifft, Rasen zu erzielen oder Stauden auf die Dauer darunter zu er- halten. Kommt noch hinzu, daß selbst Sdiattengräser, das heißt Gräser, die im Walde gedeihen, versagen. In der Großstadt, selbst an der Peripherie, herrscht keine Waldluft. Aber noch eins : Selbst in Friedenszeiten sind Schattengräser XX, 13 Die Gartenwelt. 155 sehr teuer, und vor allem: selten echt zu haben. Ich habe auf diesem Gebiete traurige Erfahrungen machen müssen. Manche Firmer, schämen sich nicht, zumteil uralten, zumteil falschen Samen zu senden, trotz hoher Preise. Probeaussaaten gaben unglaubliche Resultate ! Ferner ist nur ein kleiner Teil der deutschen im Schatten stehenden Gräser im Handel. Vielleicht versucht man hierin doch auch einmal Wandel zu schaffen. Max Strehle, städtischer Parkinspektor, Breslau. Mistbeetpackung. Zu späten Mistbeetpackungen gehört be- kanntlich Laub, Moos und dergleichen. Pferdemist, auch wenn er billig zu haben wäre, ist der zu großen Hitzeentwicklung wegen jetzt kaum erwünscht. Wenn man Pferdemist verwendet, so ist es am vorteilhaftesten, das Strohige und den reinen Mist (Roß- äpfel) sorgfältig zu scheiden, was am besten durch Ausschütteln mit einer Mistgabel geschieht. Ich packe auch im Winter nur mit dem strohigen Mist, wobei die Mistbeete sich genau ebenso erhitzen, wie bei Verwendung der ganzen Masse. Ich brauche wohl kaum darauf hinzuweisen, wie vorteilhaft sich die Roßäpfel dann als Dünger verwenden lassen. Die Beschaffen- heit des Pferdemistes, die eine leichte Trennung der Bestandteile zuläßt, fordert geradezu zu dieser praktischen Ausnutzung heraus. Ich habe auch in jahrelanger Praxis nicht gefunden, daß der alte Mist im Herbst durch die Ausscheidung des wertvollen Teiles weniger wirksam geworden ist, aber wenn auch, vorteilhaft bleibt mein Verfahren immer. F. Steinemann. Verkehrswesen. Für Erzeugnisse der Gartenwirtschaft bestehen nach der Uebersicht über die Ausnahmetarife der preußisch-hessischen Staats- bahnen, welche unter Berücksichtigung der inzwischen eingetretenen Aenderungen neu zusammengestellt worden ist, jetzt die nachfolgend angegebenen Geltungsbereiche und ermäßigten Einheitssätze. Die mit vorübergehender Giltigkelt, längstens für die Dauer des Krieges, eingeführten Ausnahmetarife sind hierin nicht aufgenommen. Ferner ist von der Aufnahme der direkten Tarife mit dem feindlichen Auslande abgesehen worden. Frisches Obst (bei Aufgabe als Eilgut): Auf den Strecken der preußisch - hessischen Slaatsbahnen, Streckensatz für das Tonnenkilometer bei Versendung von zehn Tonnen von 1 bis 30 km 6 Pf., von 31 bis 100 km ab Anstoß 1 Pf., von 101 km ab Anstoß 3,5 Pf. und Abfertigungsgebühr der Klasse B für 100 kg. Bei fünf Tonnen die gleichen Sätze wie für zehn Tonnen und zehn Prozent Zuschlag. Frisches Kern- und Steinobst, auch frische Nüsse und Maronen: Von den rheinischen und süddeutschen Stationen nach den niederländischen Häfen. Streckensatz für das Tonnenkilometer bei fünf Tonnen 5 Pf. und 6 Pf. Abfertigungsgebühr, bei zehn Tonnen 4,5 und 6 Pf. Abfertigungsgebühr für 100 kg. Getrocknetes Obst und Pflaumenmus: Zwischen Stationen der ungarischen Staatsbahn und der öster- reichischen Südbahn einerseits und Belgien und Holland anderer- seits über die Umschlagsplätze Frankfurt a. M., Gustavsburg, Mainz, Mannheim. Streckensatz für das Tonnenkilometer 2,69 Pf. und 6 Pf. Abfertigungsgebühr für 100 kg. Bananen: Von den deutschen Seehäfen nach den Stationen der preußisch- hessischen Staatsbahnen und anderer deutschen Bahnen, die sich der Maßnahme anschließen. Streckensatz bei zehn Tonnen auf Entfernungen über 30 bis 150 km 5 Pf., von 151 bis 700 km ab Anstoß 3,5 Pf., über 700 km ab Anstoß 1 Pf. und 12 Pf. Abfertigungsgebühr, bei fünf Tonnen die gleichen Sätze für zehn Tonnen und 10 Prozent Zuschlag. Orangen (Apfelsinen, Mandarinen, Zitronen): Von deutschen Seehäfen nach schlesischen Stationen an und südlich der Linie Wilhelmsbrück — Breslau — Liegnitz — Kohlfurt — Görlitz. Streckensatz für das Tonnenkilometer für 300 km 6 Pf., von 301 bis 350 km ab Anstoß 5 Pf., von 351 bis 400 km ab Anstoß 4 Pf., von 401 bis 450 km ab Anstoß 3 Pf., von 451 bis 500 km ab Anstoß 2 Pf., 501 und mehr km ab Anstoß 1 Pf. und 12 Pf. Abfertigungsgebühr für 100 kg. Bohnen, genießbare, trockene: Von Galizien nach den deutschen Nord- und Ostseehäfen (aus- schließlich Danzig und Danzig-Neufahrwasser) zur Ausfuhr über See, sowie von Rumänien und Ungarn nach den deutschen Nord- und Ostseehäfen zur Ausfuhr über See. Der Streckensatz für das Tonnenkilometer beläuft sich auf etwa 2,55 Pf. und 6 Pf. Abfertigungsgebühr für 100 kg. Von Bayern und Oesterreich-Ungarn nach Holland über die Umschlagsplätze Frankfurt a. M., Gustavsburg, Mainz, Mannheim. Streckensatz für das Tonnenkilometer 2,58 bis 3,08 Pf. und 6 Pf. Abfertigungsgebühr für 100 kg. Hülsenfrüchte: Im Binnen- und direkten Verkehr der preußisch-hessischen Staatsbahnen von 101 km ab, zur Ausfuhr über See nach außer- deutschen Ländern. Streckensatz für das Tonnenkilometer ab Anstoß von 1,43 Pf. an den regelrechten Frachtsatz des Spezial- tarifs I für 101 km auf Entfernungen bis 400 km, darüber ab Anstoß 4,5 Pf. Von Stationen der preußisch-hessischen und sächsischen Staats- bahnen zur Ausfuhr nach den Niederlanden, der Schweiz, Oester- reich-Ungarn und nach Trelleborg (Schweden). Sfreckensatz für das Tonnenkilometer ab Anstoß von 1,43 Pf. an den regelrechten Frachtsatz des Spezialtarifs I für 101 km auf Entfernungen bis 400 km, darüber ab Anstoß 4,5 Pf. Im Gebiet des vormaligen Direktionsbezirks Bromberg, Strecken- satz bis 50 km der regelrechte Einheitsatz, von 51 bis 400 km 3,8 Pf., von 401 bis 450 km 3,7 Pf., von 451 bis 500 km 3,6 Pf., von 501 bis 550 km 3,5 Pf., von 551 bis 600 km 3,4 Pf., von 601 bis 650 km 3,3 Pf., von 651 bis 800 km 3,2 Pf. und 9 Pf. Abfertigungsgebühr für 100 kg von 51 bis 100 km und 12 Pf. Abfertigungsgebühr über 100 km. Zwischen schlesischen Stationen und Berlin nebst Vororten, sowie zwischen einzelnen Stationen der früheren Berlin-Stettiner Bahn. Streckensatz für das Tonnenkilometer 3,08 bis 4,3 Pf. und Abfertigungsgebühr für 100 kg 6 bis 12 Pf. Von ost- und westpreußischen Stationen, sowie posenschen Stationen nach Danzig, Königsberg, Memel, Danzig-Neufahrwasser und Pillau (Orts- und Ausfuhrverkehr). Streckensatz für das Tonnenkilometer von 1 bis 100 km 2,6 Pf., von 101 bis 200 km 2,4 Pf., von 201 bis 300 km 2,3 Pf., von 301 bis 400 km 2,2 Pf. und 6 bis 12 Pf. Abfertigungsgebühr für 100 kg., für weitere Entfernungen gelten die Sätze des Seeausnahmetarifs für Getreide. Zwischen schlesischen und bayerischen, sowie württembergischen Stationen. Die bei Umfertigung über Böhmen sich ergebenden Frachten sind auf den deutschen Bahnweg übernommen. Von Galizien nach Danzig und Danzig-Neufahrwasser zur Aus- fuhr über See nach außerdeutschen Ländern. Die Sätze sind nach dem Wettbewerb über Illowo geregelt. Seehafenausnahmetarife für : Südfrüchte, Nüsse (ausgenommen Wal- und Haselnüsse, Kokus- nüsse, Bein- und Steinnüsse) : Zwischen deutschen und niederländischen Häfen einerseits und österreichisch-ungarischen Plätzen (Prag, Wien, Pest u. a ) anderer- seits. Streckensatz für das Tonnenkilometer etwa 3,8 Pf. und 6 Pf. Abfertigungsgebühr für 100 kg. Obst, gedörrt, Pflaumenmus: Zwischen deutschen und niederländischen Häfen einerseits und österreichisch-ungarischen Plätzen (Prag, Wien, Pest u. a.) anderer- seits. Streckensatz für das Tonnenkilometer etwa 3,8 und 6 Pf. Abfertigungsgebühr für 100 kg. 156 Die Gartenwelt. XX, 13 Korinthen, Mandeln, Rosinen, Sultaninen, Apfel- sinen, Bananen, Datteln, Feigen, Haselnüsse. Zi- tronen, Nelken, Muskatnüsse, Muskatblüte, Zimt, Anis, Ingwer, Sternanis, Koreander, Kassia, Pfeffer, Piment: Zwischen deutschen Seehäfen einerseits und dem südwestlichen Deutschland, Bayern und der Schweiz andererseits. Streckensatz für das Tonnenkilometer 3,68 Pf. und 6 Pf. bzw. 12 Pf. Ab- fertigungsgebühr für 100 kg. Getrocknetes Kern- und Steinobst (ausgenommen Aepfe' und Pflaumen); Hasel-, Wal- und Para- (brasilianische) nüsse, Hasel- und WalnuBkerne; Bananen, Datteln, E&kastanien, Feigen, Granaten, Korinthen, Mandeln, Orangen (Apfelsinen, Mandarinen, Pomeranzen, Zitronen), Rosinen, Kassia, Pfeffer, Piment: Zwischen den deutschen Nordseehäfen einerseits und dem rheinisch- westfälischen Verkehrsgebiete andererseits. Streckensatz für das Tonnenkilometer 3,3 Pf. und 3,9 Pf. und 12 Pf. Abfertigungs- gebühr für 100 kg. Sämereien aller Art: Zwischen Eibhäfen sowie Flensburg und Lübeck einerseits und dänischen Stationen andereits. Streckensatz 3,76 bis 4,10 Pf. und 5 Pf. Abfertigungsgebühr für 100 kg. Badermann. Tagesgeschichte. Berlin. Die Bekanntmacliung des Reichskanzlers über die Festsetzung von Preisen für Gemüse, Zwiebeln und Sauerkraut vom 25. Januar 1916 (Reichsgesetzblatt S. 63) ist dahin aus- gelegt worden, daß Saatzwiebeln nicht unter die Bekanntmachung fallen. Diese Auslegung ist, wie durch „W. T. B." mitgeteilt wird, zutreffend, da es zweifellos im Sinne des Gesetzgebers lag, Höchstpreise nur für Zwiebeln festzusetzen, deren Verwendung als Nahrungsmittel in Frage kommt. Saatzwiebeln unterscheiden sich von Eßzwiebeln durch ihre Größe so erheblich, daß erstere als Nahrungsmittel kaum verwendet werden dürften. (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 64 vom 15. März 1916.) München. Das Staatsministerium des Innern hat dem Ma- gistrat mitgeteilt, daß es beabsichtige, zur Förderung des Obst- und Gemüsebaues in der unmittelbaren Umgebung Münchens einen Musterobst- und Gemüsegarten anzulegen. Es sollen damit ein gutes Vorbild zu einem vermehrten und verbesserten Obst- und Gemüsebau gegeben, und unter besonderer Berücksichtigung der klimatischen Verhältnisse Sortimentbau- und Düngungsversuche durchgeführt werden. Dem Ansuchen des Ministeriums ent- sprechend, beschloß der Magistrat, den Wessobrunnerplatz, ein Areal von etwa 4 Tagwerk, auf 10 Jahre dem Ministerium unent- geltlich für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen. Auch die Heilmannsche Immobiliengesellschaft hat Grundstücke hierfür zur Verfügung gestellt. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Die König]. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau zu Proskau ist mit 27 Teilnehmern in das neue Schuljahr eingetreten. Die beiden kürzeren Lehrgänge zur Einführung in den Obst- und Gemüsebau am Schluß des vergangenen Schuljahres waren sehr gut besucht. Aus den Vereinen. Preußischer Beamtenverein zu Hannover, Lebensversiche- rungsverein auf Gegenseitigkeit. Schutzherr : Seine Majestät der Kaiser. Geschäftsausweis Ende Dezember 1915. Versichertes Kapital : Lebensversicherung 72441 Versicherungen über 415834 220 M Kapitalversicherungen 6 961 - - 16 796 240 - Sterbegeldversicherungl5 382 - - 7 543 330 - zusammen 94 784 Versicherungen über 440173 790 M Versicherte Renten 3333 Versicherungen über 1 279 943 Mark jährliche Rente. , Kapitalvermögen Ende Dezember 1915 rund 183 Mill. Mark. Einnahmen aus Prämien und Zinsen im Jahre 1915 rund 23 950 000 Mark. Seit Bestehen des Vereins geleistete Zahlungen aus Versiche- rungsverträgen 136 688 765 Mark. Seit Bestehen des Vereins sind den Versicherten aus den Geschäftsüberschüssen rund 51 086 800 Mark an Jahresdividenden und Schlußdividenden überwiesen. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starb : Karl Kiefer, Maulburg. Hermann Goos, Kriegsfreiwilliger Unteroffizier, ältester Sohn des Herrn M. J. Goos, Inhabers der bekannten Firma Goos & Koenemann, Nierderwalluf, erhielt das Eiserne Kreuz. Auch Walther, der zweite Sohn des Herrn Goos, ist seit dem 15. Dezember v. J. als Kriegsfreiwilliger an der Front. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt: Reinhard Lorenz, Hartmannsdorf bei Knautheim ; Hans Nagel, Schulau bei Wesel ; Otto Schmidt, Göttingen. Richard Weinert, Dewitz bei Taucha, Mitglied des genannten Verbandes, wurde durch Verleihung der Friedrich August-Medaille ausgezeichnet. Der Verband Deutscher Privatgärtner gibt die Verleihung des Eisernen Kreuzes an seine nachgenannten Mitglieder bekannt : Otto Franz, Dahlem ; Aug. Grieger, Opiaden-Schlehbusch ; Karl Heise, Güstrow ; Emil Schieven, Hamburg-Altona. * * * Am 27. Februar d. J. starb in Braunfels a. d. Lahn der fürst- liche Obergärtner Buseck im Alter von 60 Jahren. Er stand seit 1871 im Dienste der Fürsten v. Solms-Braunfels. Die meisten der im „Herrengarten" stehenden seltenen Gehölze, namentlich herrliche Koniferen, die in der geschützten, waldreichen Lage von Braunfels vorzüglich gedeihen, hat der Verstorbene unter Anleitung des damaligen Hofgärtners Barth, der mit Wendland in regem Verkehr stand, selbst gepflanzt. Ein kenntnisreicher Fachmann, dessen her- vortretendste Eigenschaften Bescheidenheit und Herzensgüte waren, ist mit ihm aus dem Leben geschieden. Ehre seinem Andenken. Rehnelt. Glanz, Christian, Fürstlich Ysenburg Büding'scher Hofgärtner, Büdingen (Hessen), feierte am 10. d. M. das Jubiläum seiner 50jährigen Tätigkeit im fürstlichen Dienste. Hönemann, Fritz, Obergärtner in Wülfel, blickte am 15. d. M. auf eine ununterbrochene 25 jährige Tätigkeit als Leiter der Spargel- anlage und Konservenfabrik der Firma Juch & Kurtze zurück. Rudolf, Ernst, durch 64 Jahre Gärtner und Hofmeister des Rückert'schen Rittergutes Neuses (Koburg), i" am 13. d. M. im 92. Lebensjahre. Der Verstorbene, ein Veteran von 1848 49, war der letzte Diener des Dichters Friedrich Rückert (t 1866). Die Familie Rückert, der er durch drei Generationen treu gedient hat, mit welcher er Freud und Leid teilte, widmet ihm einen warmen Nachruf. Winter, Ernst, Obergärtner in Kaiserslautern , wurde zur Etappeninspektion der Bugarmee (W.-A.) kommandiert, wo er die Leitung einer großzügig von ihm einzurichtenden Frühbeet- und Gemüseanlage, sowie die Leitung der vorhandenen Obstanlagen übernahm. Es starben : Friedhofsgärtner Albert Dehnert, Zwönitz, am 9. d. M., im vollendeten 45. Lebensjahre; Gärtner Jakob Franz Scheuermann, Frankfurt a. M., am 9. d. M., im Alter von 78 Jahren. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max HesdörSer. Verl. von PaulParey. Dmok: Anh. Bnohdr. Gutenberg e. G. m. b. H., Dessaa Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 7. April 1916. Nr. 14. Nachdrude und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafrechtlich verfolgt. Friedhofskunst. Gedanken über Ehrenfriedhöfe und Kriegsdenkmale in der Heimat. (Hierzu vier vom Verf. für die „Gartenwelt" gef. Skizzen.) So ziemlich seit Kriegsanfang begannen in den verschiedenen in Frage kommenden Berufen Erörterungen, wie die Denk- maie werden sollen, die wir kommenden Geschlechtern zur Erinnerung an die große Zeit setzen werden. In einem Punkte herrschte erfreuliche Einmütigkeit, näm- lich, so wie die Erzeugnisse nach 1870/71 sollen sie nicht wieder werden. Anders wurde es aber, als man greifbare Vorschläge machen sollte. Je nach dem Beruf oder den „Interessen" des Betreffenden waren auch seine Ideen. Wenn wir dabei von einigen üblen krämerhaften Er- scheinungen absehen, bei denen der Denkmalbau gleichbedeutend mit Re- klame und Geschäftemachen ist, so haben wir, echt deutsch, einen solchen Reichtum von Gedanken vor uns, daß es nötig wird, zu sieben und zu sichten, um Klarheit zu schaffen. Für den, der im Kriegsdenkmal schaffen will, ist mit Phrasenschwall nichts getan. Er braucht klare Grund- lagen, auf die er bauen kann. Das soll keine Schablone sein, mit welcher Dutzendware hergestellt wird. Wohl aber haben sich schon jetzt gewisse Formen entwickelt, die, künstlerischer Betätigung den weitesten Spielraum lassend, doch einen Anhalt bieten, was zur Sache gehört. Vielerseits hört man den Wunsch, von der Errichtung der Denkmale gänzlich abzusehen und jeden verfüg- baren Pfennig der Kriegsfürsorge zu- zuwenden. Jeder anständige Mensch wird dem beipflichten. Jedoch liegt es nun einmal in der Natur des Deutschen, großen weltgeschichtlichen Gartenwelt XX. Begebenheiten für die Nachwelt Denkmale zu errichten. Die Forderungen, die nach dieser Richtung laut werden, lassen sich nicht wohl zurückdämmen. So haben wir neben der Kriegsfürsorge, der ja unbedingt unsere Hauptaufmerksamkeit gelten muß, auch dem Denkmal- bau in seinen verschiedenen Formen unseren Blick zuzuwenden, damit wir der Nachwelt würdige Zeichen der Zeit hinter- lassen. Vergessen wir nicht, daß schon schmutziger Krämergeist, der mit farbiger Dutzendware hausieren geht, sehr geschäftig und mit viel Reklame- aufwand am Werke ist, das Volk zu betrügen. Unsummen sind so schon verloren gegangen. Fort- währende Warnungen aus Künstler- kreisen, ja, von der Kgl. Akademie der Künste in Berlin, sind leider nur zu nötig gewesen. Wie sollen nun die Denkmale sein? Der Architekt, welcher sich mit- unter für solche Dinge allein zu- ständig hält, will sie natürlich „bauen". Obelisken, triumphbogen- artige Gebilde, Hallen, Türme und dergleichen irgendwohin. Der Bild- hauer möchte Monumentalfiguren, mit oder ohne Umbauten schaffen. Der Gartenkünstler schwärmt für Gartendenkmale und Heldenhaine mit oder ohne Friedhof und Bauten. So hat ein jeder Beruf, was leichtlich zu verstehen, sein Stecken- pferd. Es wäre eine müßige Unter- suchung, darüber nachzudenken, wer wohl das Richtige trifft. Alles kann am rechten Ort in rechter Art gut sein, das Gegenteil schlecht. Wenn wir aber ein Denkmal errichten, so sollen wir auch wissen, 14 Denkmalfriedhof im Stadtwald 158 Die Gartenwelt. XX, 14 wem es gilt. In den Heldenhainen soll jeder Gefallene einen Baum erhalten. Man hat ausgeklügelt, daß dabei die ringförmige Anordnung und manches andere sehr sinnig sei. Warum? Was soll ein Heldenhain für die Ge- fallenen? Haben die lebenden Helden keine Ehrung ver- dient? Soll man sich erst totschießen lassen, um eines Denkmals gewürdigt zu werden ? Ist das Vernunft, einem, der vielleicht beim ersten Ansturm zu Kriegsbeginn von der Kugel dahingerafft wurde, eine Eiche zu setzen, die, vielleicht an auffälliger Stelle besonders gut gedeiht (die gütige Frau Natur hat auch mitunter Launen), während der Baum eines anderen, der in anderthalb Kriegsjahren hohe Verdienste um das Vaterland erworben, so gar nicht recht wachsen will. Und gar andere, die die Strapazen des ganzen Krieges auf sich genommen, die dank ihrer Tüchtigkeit es zu hohen militärischen Würden brachten, die an Wunden und Ehren reich heimkehren, ist für diese im Heldenhain kein Platz? Will man aber gerecht sein und jedem Kriegsteilnehmer einen Baum setzen, so würde die Sache ins Uferlose ausarten und verflachen. Ganz abgesehen von dem wenig erbaulichen An- blick herumstehender Steine, Tafeln usw., die vielleicht von losen Bubenhänden verwechselt oder beschädigt werden. Wollen wir aber Baum- male setzen, für den Welt- krieg, also nicht dem Ein- zelnen, so läßt sich dies mit bedeutend weniger Auf- wand an Paltz und Bäumen viel schöner erreichen. Besser ist es schon mit dem Kriegsdenkmal, nicht Kriegerdenkmal, im oder als Volkspark. Auch hier wird sich, wie der Altar in der Kirche, ein stein- gebautes Denkzeichen nicht umgehenlassen. EineStelle, von der aus der Redner spricht, wo man Kränze niederlegt, um die sich die höchsten Persönlichkeiten, Feier versammeln Denkmalfriedhof im Stadtwald. Querschnitt mit Ansicht der,- Denkmalkoncha. Fahnen und Standarten, bei der Geben wir uns doch keinen Einbildungen hin, als ob jeder Deutsche ein hochgebildeter, begeisterter Natur- schwärmer sei, der sich von den seelischen Schwingungen jener tragen läßt, die Waldmale errichten. Es ist auch gut so, daß wir Deutsche, auch Schreiber dieses, trotz seiner gartenkünstlerischen Berufstätigkeit, recht nüchterne Wirk- lichkeitsmenschen sind, die sich nicht so leicht durch Waldes- rauschen und menschliche Kunstbetätigung „in Stimmung" bringen lassen. Dank dieser harten , nüchternen Grund- gesinnung, die ja erst die Mutter tiefster und höchster idealer Gesinnung und wahrer Begeisterung ist, die sich scharf von jenem Schwärm und Strohfeuer vorübergehender Hurra- stimmung unterscheidet, stehen heute die deutschen Erz- mauern im Westen, Osten und Südosten mit jedem Tag fester. Wer weiß, zu was es uns gut ist, daß der Krieg nicht, wie manche dachten, in 3 Monaten zu Ende war. Wer weiß, ob wir damals nicht in maßlosem Dünkel, gehaltloser Hurrabegeisterung und süßlicher Träumerstimmung uns selbst um den besten Erfolg gebracht hätten, um unsere völkische Läuterung und Verjüngung. Es war auch in unserem Beruf zu viel Kunstgeschwätz, Phrasenschwall und Selbstüberschätzung, die so gar nicht durch die recht bescheidenen Fähigkeiten der Betreffenden begründet wurden. Schein und Stimmungsmache galten für Sein. Hüten wir uns, daß diese schlechten Eingenschaften in den Kriegsdenkmalen der Nachwelt vor Augen geführt werden. Ich halte es für besser, daß unsere Denkmale so werden, daß sie bei der Mit- und Nachwelt die edelste Begeisterung für uns auslösen, als wenn irgendwer in Hurrastimmung Denk- male errichtet, welche diese Stimmung nie bei anderen aus- zulösen vermögen. Ein Heldenhain, ein bloßer Stein ohne eindringliche Rede werden dies bei späteren Geschlechtern, vielleicht schon bei unseren Kindern, soweit sie jetzt noch zu jung sind, die Ereignisse zu verstehen, kaum können. Hüten wir uns auch weiter vor unserem alten deutschen Erbfehler der Eigenbrödelei und Zersplitterung. Was soll dabei herauskommen, wenn wir wie nach 1870/71 an jedem Oertchen so und soviele Kriegsdenkmale haben. Heute würde es noch schlimmer. Irgendwo auf einem Platz ein Denkmal, auf dem Friedhof der Krieger ein Denkmal, in der Kirche ein Denkmal (Tafel), sind die Mittel da, wird im Volkspark noch eins als Gartenmal gesetzt. Bei der geschäftseifrigen Art der Werbung wird natürlich auch die Gemeinde bald überzeugt sein, daß es ohne Heldenhain eine halbe Sache ist. Und anderes mehr. Hat sich noch niemand die bange Frage vorgelegt, wo das noch hinführen soll? Ist wirklich soviel da, um es für allerlei Halbheiten zu verzetteln? Soll denn mit aller Gewalt ein künstle- rischer Kater nach diesem Denkmalsrausch folgen ? Sehen wir es nicht stünd- lich bei unseren wackeren Feldgrauen draußen, daß nur mit Disziplin, eiserner Ruhe und kühler Sachlich- keit wirklich dauernde Er- folge erzielt werden? Man lerne doch von jenen wirklichen Künstlern, deren Werke uns zu höchster Begeisterung ent- flammen, wie man arbeiten soll, um große Aufgaben zu lösen. Man wird 'vergeblich nach dem suchen, was man so „Begeisterung" und „große Ideen" nennt. Wer Gelegenheit hatte, in den Werkstätten großer Meister an großen Aufgaben zu arbeiten, der wird mir bestätigen, daß dort nur sehr nüchterne, zähe undtüchtige Köpfe „durchhalten" können, bei Meister und Gehilfen. So entstanden der Kölner Dom, das Leipziger Völker- schlachtendenkmal , Bismarcks Reichsgründung , Marschall Mackensens Durchbrüche und Hindenburgs Siege. Und wenn sich dann nach vollendetem Werk allgemein die Begeisterung auslöst, dann ist sie gut. So soll es sein. Zu Anfang hat sie nur Sinn und Erfolg, wenn sie einem klaren Ziele zustrebt. Denkmale vermögen aber gewöhnlich nur dort zu „wirken", wo sie auf „geschichtlichem Boden" stehen. Da ist etwas in der Erde, um einen herum, was den Ort geweiht hat. Da ist das Steinmal gewissermaßen nur der erhobene Finger, der den Anwesenden gemahnt: „Denk daran, wo du stehst! ' Kein noch so großes und schönes Denkmal, welcher Art XX, 14 Die Gartenwelt. 159 es auch sei, ist an irgendeinem beliebigen Ort, und läge er landschaftlich noch so reizvoll, wäre seine bauliche Umgebung noch so „würdig", auch nur entfernt so weihevoll als die schlichten, gekreuzten Holzbalken draußen auf dem stillen, ein- samen Heldengrab. Der Boden ist geweiht. Und wie man „an der Front" die Denkmale an den Ruhestätten derer er- richtet, die des Reiches Ruhe und Größe erkämpft haben, so ist es nichts weiter als ein Gebot des gesunden Menschenverstandes, daß wir in der Heimat die Denkmale an den Ruhestätten der Blutzeugen der großen Zeit errichten. Das heißt auf den Ehren- kriegerfriedhöfen. Hierzu ist allerdings er- forderlich, daß man die Ehrenkriegerfried- höfe von vornherein dementsprechend an- legt. Kein Ort ist zu klein und keiner zu groß, daß sich der Ehrenfriedhof nicht mit dem Denkmal verbinden läßt. Gewiß sind schon viele Kriegsteilnehmer in heimatlicher Erde bestattet. Ich will von jenen bedauerlichen Fällen absehen, wo Familien ihre gefallenen Angehörigen an der Front ausgraben ließen, um sie da- heim irgendwo zu beerdigen. Viele Gemeinden waren nicht gleich in der Lage, gesonderte Ehrenfriedhöfe anzu- legen, so daß die daheim gestorbenen Krieger, welche ja baldigst bestattet werden mußten, dort ruhen, wo gerade beerdigt wurde. Anderenortes wäre es weiter möglich, jene Toten, deren Angehörige es wünschen, auszuheben und sie mit militärischen Ehren auf dem Ehrenfriedhof endgiltig beizusetzen. Es ist nicht einmal erforderlich, daß der Ehrenfriedhof zuvor voll- ständig angelegt wird, oft ist es nicht einmal erwünscht, da seine endgiltige Größe sich noch nicht absehen läßt. In vielen Fällen genügt eine vorläufige Planung nach Auswahl des Platzes, damit die Gräber an die richtige Stelle kommen, und eine einstweilige Einfriedigung. Alle übrigen Arbeiten lassen sich dann nach und nach ausführen. Wo und wie soll so ein Denkmalsfriedhof angelegt wer- den? Die Art der Anlage bietet schon einen Fingerzeig zur Wahl des Ortes. Also zunächst einiges über das Wie. Soll der Friedhof seinen Zweck erfüllen, so sei der Platz reichlich, sehr reichlich bemessen. Es läßt sich feststellen, wieviel Mitglieder der Gemeinde in den Krieg gezogen sind ; nach Abzug der aus- wärts bestatteten erhält man die Zahl der möglicherweise benötigten Grabstellen. Neben den in der Heimat ver- storbenen sollten auch andere Feldzugsteilnehmer, die etwa diesbezügliche Wünsche äußern, nach dem Kriege, dort ihre letzte Ruhestätte an der Seite ihrer Kameraden finden können. Oft möchten auch Angehörige der im Felde bestatteten auf dem Friedhof eine Stelle haben, um ihrem Toten einen Kranz oder Blumen zu widmen. Dies wäre möglich, entweder, indem man dem fernen Toten eine Grabstelle mit Grabzeichen wie die übrigen widmet, oder indem an einem dazu aus- gebauten Teil jedem im Felde ruhenden eine Tafel geweiht wird, welche eine Vorrichtung zum Anbringen von Kränzen und Blumen hat. Dies wird sich nach örtlichen Verhältnissen Heldenhain mit Kriegsdenkmal und Ehrenfriedhof. und Wünschen riditen. Diese Gräber dienen also der persönlichen Heldenehrung, die wir zu beachten haben. Hierneben kommt das eigentliche Kriegsdenkmal als unpersönliches Wahrzeichen der Zeit. Dieses ist natürlich Arbeit der Architekten, sofern es der Gartenarchitekt nicht selbst völlig einwand- frei schaffen kann. Gewöhnlich genügt es, wenn der Friedhofsplan soweit bearbeitet ist, daß der Architekt sein Arbeitsgebiet klar übersehen kann, um seine Sache danach einstellen zu können. Genagelte Figuren haben auf dem Friedhof nichts zu suchen. Deren Zweck erfüllen die aufgestellten Opferstöcke (wie in der Kirche) besser. Als Hintergrund des Denkmals wird oft eine weite Mauernische mit Sitzbänken an- gebracht sein, in deren Wand steinerne Tafeln die Namen jener Schlachtorte melden, an denen Gemeindemitglieder teilgenommen haben. Im übrigen sollte mit freiem Platz nicht gespart werden, da bei vaterländischen Gedenkfeiern Kriegervereine und Schulkinder zur Aufstellung vor dem Denkmal, bzw. auf dem Friedhof Raum beanspruchen. Auch dieser Raum läßt sich nach der mutmaß- lichen Teilnehmerzahl ermitteln. Es verschlägt nichts, wenn in einer Großstadt auf verschiedenen Friedhöfen mehrere Kriegsdenkmale sind. Ihr Dasein liegt in den Heldengräbern begründet, und sie leichter zu erreichen als ein entferntes, eher für diese Anordnung. Wendet man die Möglichkeit großes, spricht ihnen alle Sorgfalt zu, so möge es späteren Zeiten vorbehalten bleiben, noch für das ganze Vaterland an einem Ort einen ungeheuren Monumentalbau zu errichten, welcher der Zeit würdig ist. Bei den Ehrenfriedhöfen möge auch eine Umfriedigung mit Abschlußtor nicht vergessen werden, um später etwaigen Mutwillen fernzuhalten. Die Fürsorge für die Kriegsbeschädigten wird innerhalb des Einganges und am Denkmal Opferstöcke aufstellen. Aus alledem ist ersichtlich, daß die Denkmalsaufgabe ganz klare und greifbare Unterlagen bietet, wenn deren Ver- wirklichung den ausführenden Künstlern auch weiten Spiel- raum läßt. Es ergibt sich ferner, daß Einseitigkeit zur Stümperei führt und daß diese Aufgaben alle Berufskreise des Baues (Gartenarchitekt, Architekt, Bildhauer und das Kunstgewerbe) zu gemeinsamem Schaffen einladen. Wenn ich dabei einen Wunsch habe, so ist es der, daß die Lösung dieser Aufgaben gewissermaßen als Kriegshilfe jenen über- tragen wird, die durch den Krieg geschädigt sind. Dieses sind die selbständigen Künstler und Gewerbetreibenden. Es sollte Ehrenpflicht jedes Bau- und Gartenbeamten (welche ja ihre Arbeit und festen Bezüge haben) sein, derartige Auf- träge nicht nur abzulehnen, sondern alles aufzubieten, daß diese Arbeiten ihren privaten, bzw. selbständigen Berufsgenossen übertragen werden. Aus obigem ergibt sich nun, wegen des erforderlichen Platzes irgendeinen Friedhof eingebaut Friedhöfen, bei denen sich dafür daß der Denkmalsfriedhof nicht so ohne weiteres in werden kann. Bei neuen ein besonders schöner Platz 160 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 14 mit sehr würdigem Zugangsweg schaffen läßt, wobei der Ehrenfriedhof auch durch breiten, dichten Pflanzslreifen ab- zusondern wäre , ist nichts dagegen zu sagen. Jedenfalls hängt derartiges von den örtlichen Verhältnissen ab und kann nur von Fall zu Fall entschieden werden. Verlegt man den Friedhof für sich gesondert ins Freie, so sollte er nicht fern des Ortes liegen, damit er ohne beschwerlichen und zeit- raubenden Weg leicht und oft besucht werden kann. Die beigefügten Skizzen Titelseite und Seite 158 zeigen einen denkmalartig ausgebauten Ehrenfriedhof, in dem die oben angedeuteten Gesichtspunkte Form angenommen haben. Die Abbildung Seite 159 gibt einen Heldenhain wieder, welcher in einen breiten Pflanzstreifen (als Windschutz für die Besucher) eingebettet ist. Die vordere große Wiese dient zur Aufnahme einer größeren Zahl Teilnehmer bei Feiern, weiter nach hinten folgt der Ehrenfriedhof, hinter welchem sich, erhöht, in einer Koncha das Denkmal erhebt. Hinter dem Denkmal drei Reihen Pyramidenpappeln oder Fichten oder Weißtannen. Seitlich des Ehrenfriedhofes Birken mit Unter- holz. An den vorderen Wiesenecken stehen je 16 Sommer- linden; die großen Bäume sind je nach Boden Quercus pedunculata oder sessilifolia. Beistehender Plan zeigt einen ähn- lichen, einfacheren Hain. Der Ehrenfriedhof hinter dem Denk- malsrundbau liegt auf kreisrunder erhöhter Ebene und ist nach hinten mit Pyramidenpappeln oder Fichten oder Tannen um- säumt und vorn mit niedriger Buchenhecke eingefaßt. Mit alledem sollen keine Vorlagen zum Nachmachen ge- boten sein, ich möchte damit nur auf Möglichkeiten hinweisen. Es gibt deren ungezählte schöne, wenn wir uns endlich von Schlagworten, Schablone und gärtnerischer Einseitigkeit frei- machen. Rasch. Orchideen. Saccolabium violaceum var. Harrisonianum. Reinweiße Blütenfarbe, angenehmer Duft und große Blühwilligkeit bei zu- sagender Kultur sind die Haupteigenschaften, durch die sich diese wenig kultivierte Pflanze auszeichnet. Sie stammt von den Philippinen und lebt als Epiphyt in dem enger begrenzten Gebiet von Pulo-copang, ist also ein echtes Tropenkind. Ihre Kultur hat sich dem anzupassen. Im feuchtwarmen Gewächshause, im Verein mit den nahestehenden Vanda und Aerides, findet sie annähernd ihre Lebensbedingungen. In hängenden oder stehenden Töpfen, am besten, wie die Abbildung zeigt, in hängenden Körbchen, die dicht unter dem Glase angebracht werden, — da alle Saccolabien recht lichtbedürftig sind — kommt sie am leichtesten fort. Der Pflanzenstoff für die Haftwurzeln hat vorteilhaft aus gezupftem Polypodium (oder Osmunda) und Sphagnum mit hoher Scherben- unterlage zu bestehen. Während der Wachstumszeit, im Winter und Frühling, verlangt sie reichlich Wasser. Auch selbst in der Ruhezeit ist ein hoher Grad Luftfeuchtigkeit für ihr Ge- deihen nötig, während das Gießen in dieser Zeit eingestellt werden muß. Ein Verpflanzen unter Schonung der Luft- wurzeln ist nur alle drei bis vier Jahre erforderlich, es sei denn. Versauerung des Bodens, was natürlich nicht vor- kommen sollte, zwingt zum früheren Erneuern des Pflanz- stoffes. Der Bau von Saccolabium violaceum var. Harrisonianum ist auf der Abbildung gut zu erkennen. Als ausgewachsene Pflanze erreicht sie eine Höhe von 30 — 35 cm. Die hängen- den Blütentrauben entstehen in den Blattachsen, sind ziemlich gedrungen und mit vielen leuchtenden Blüten besetzt. Sie ähneln denen von S. violaceum sehr, nur fehlt die amethyst- farbene Tönung der länglichbreiten Lippe. Der Kopf der Säule ist gelb. Der Blütendurchmesser beträgt 2 — 3 cm. An der Pflanze belassen, halten sich die Blüten 3 — 4 Wochen. 5. violaceum var. Harrisonianum ist eine reizende, dankbare Orchidee, die wohl verdiente, in größerer Anzahl kultiviert zu werden, worauf sie umsomehr Anrecht hat, da sie bereits seit langem bekannt ist. Auch ist sie sicher geeignet, bei wohlgelungenen Kreuzungen in gesteigertet Form zum Ausdruck zu kommen. Hans Memmler. Gehölze. 9^ FJ 90 iMMMMiMMÜ^ Heldenhain mit Kriegsdenkmal und Ehrenfriedhof. Immergrüne Gehölze. An einer von der Natur sehr begünstigten Stelle des Heidelberger Schloßgartens sind seit einer Reihe von Jahren Versuche mit empfindlichen, immergrünen Gehölzen und solchen gemacht worden, deren Wider- standsfähigkeit man noch nicht kannte. Geschah dies auch nur in kleinem Maßstabe, so ist doch inzwischen eine Sammlung entstanden, die manches Beachtenswerte aufweist, sei es in Bezug auf Größe oder Seltenheit. Die Ergebnisse sind insofern nicht ohne Interesse, als die vielfach vertretene Ansicht, daß eine Pflanze schlecht oder gar nicht an ein kälteres Klima zu gewöhnen ist, immer wieder ihre Bestätigung findet. Pflanzen, die von Anfang an Spuren der Empfindlichkeit zeigten, behielten diese in der Regel bei. Am auffälligsten tritt XX, 14 Die Gartenwelt. 161 dies bei solchen Arten hervor, deren oberirdische Sprosse alljähr- lich entweder nur teilweise oder ganz auf den Boden zurück- frieren und dann im Frühling durch neue ersetzt werden. Beispiele dafür sind Coriaria nepalensis, Ercilla volubilis und Aristotelia Macqiii. Andere mit größerer organischer Wider- standskraft überdauerten hingegen die ersten Winter und starke Kälte gut. Ohne Zweifel wird eine gute Bewurzelung an Ort und Stelle, welche die Pflanzen mit den Jahren er- langen, nicht ohne günstigen Einfluß auf ihr Verhalten gegen Kälte sein. Schon aus diesem Grunde erhalten auch alle neugesetzten Pflanzen in den ersten Jahren ausnahmslos und empfindliche sogar noch später eine Laubdecke über den Wurzeln. Vorsichtshalber werden auch alle Neulinge in den ersten zwei Wintern durch einen Mantel aus Tannenzweigen, und solche, die sehr empfindlich zu sein scheinen, sogar mit einem Holzkasten geschützt, dessen Deckel bei mildem Wetter gelüftet wird. Das ist besonders ratsam bei solchen Pflanzen, die bisher in Gewächshäusern standen, geschützt vor den Unbilden des Wetters und nicht abgehärtet. Auf diese Weise gelang es, Araucaria Bidwillii zwei Winter hindurch im Freien zu halten ; ob sie aber auch ohne Schutz unsere Winter übersteht, bleibt abzuwarten. Mehrfachen Anregungen folgend, gebe ich heute eine all- gemeine Uebersicht, worin die meisten Arten dieser kleinen Sammlung berücksichtigt sind; ich hoffe später über einzelne und neue eingehender berichten zu können. Vielleicht regt diese Aufstellung zu Versuchen an anderen Orten an; die neuen Einführungen aus China bieten die beste Gelegenheit dazu. Eine besondere Empfehlung der immergrünen Gehölze erübrigt sich ; ihre vorteil- hafte Verwendung als Einzel- pflanzen und als Unter- brechungen zwischen großen Koniferengruppen bietet dem Auge angenehme Ab- wechslung, was hervorge- hoben sein mag. Akebia quinata Dec. , Lar- dizabalaceae, China, Japan. Ein 3 — 4 m hohes Schling- gewächs. Der hiesige Stand- ort ist an einer schattigen Mauer, wo die Pflanze fast jährlich während April und Mai blüht. Früchte seltener, im November. Andromeda ßoribunda Pursh, Ericaceae, aus den öst- lichen Vereinigten Staaten. Einer der schönsten früh- blühenden Sträucher unter den immergrünen Arten. Blüten schneeweiß, März, April. Liebt einen feuchten Standort. Araucaria Bidwillii Hook. , Araucariaceae, Queensland. Im Mai 1914 an geschützter Stelle ausgepflanzt ; im Winter durch einen Kasten geschützt. Der Versuch hat sich wohl gelohnt; die Pflanze Saccolabium violaceum Nach einer vom Verfasser für die „G hat die beiden Winter bisher gut überstanden. Sie ist etwa 45 cm hoch. A. imbricata Pav., Chile. Ueberwintert seit einer Reihe von Jahren ohne Schutz. Zwei Pflanzen sind über 2 ^/j m hoch. Arbutus Andrachne L., Ericaceae, östliches Mittelmeer- gebiet. Zeigt sich hier widerstandsfähiger gegen Kälte wie A. Unedo. Die hiesige Pflanze bildet ein Bäumchen von 5 — 5'/., m Höhe, hat eine Krone von etwa 3Vo m Breite und einen Stammdurchmesser von 15 cm. Alljährlich löst sich ein Teil der Rinde. Im Juli und August fällt das Laub des vorjährigen Triebes. Die Blüte erfolgt regelmäßig im Spätsommer und dauert bis in den November hinein. Kein Fruchtansatz. A. Unedo L., südliches Europa. Zurzeit nur in einem kleinen Exemplar in den Anlagen vertreten. Aristolochia moiipinensis (Bot. Mag. t. 8325), Aristolochia- ceae. Eine neuere Schlingpflanze aus dem westlichen China, von ziemlich schnellem Wuchs, die sich für Pfeiler- und Wand- bekleidung gut eignet. Sie wurde im Mai 1912 ausgepflanzt, hat während der Winter wenig oder gar nicht gelitten und sich im allgemeinen widerstandsfähiger als A. sempervirens erwiesen. Blüten sind bisher nicht erschienen. A. sempervirens L., Kreta. Das Wachstum ist hier nicht zufriedenstellend ; obwohl die Pflanze schon eine Reihe von Jahren ausgepflanzt ist, blieb sie klein, nahm wenig an Um- fang zu und überwinterte nicht ohne Nachteil. Aristotelia Macqui L'Herit., Elaeocarpaceae, Chile. Ein Busch von 1,75 m Höhe und 80 cm Breite. Mehr oder weniger frostempfindlich. Im letzten und vorletzten Winter blieb das Holz verschont. Junge Seitentriebe ent- wickelten sich im April und blühten im Mai. Früchte, die sonst eßbar sind, setzten nicht an. Die Pflanze erhält jeden Winter einen Schutz aus Tannenreisig. Aucuba japonica Thunb., Cornaceae, Japan. Berberis angulizans hört., ße/-6en'rfaceae. Wahrscheinlich eine Varietät von B. vulgaris, die sich durch prächtige Herbstfärbung von allen übrigen Arten auszeichnet. Das frischglänzende Blattgrün wird von scharlachfarbenen Flecken unregelmäßig unter- brochen. Die Pflanze ver- dient weiteste Verbreitung. (Farbentafel, „Gartenwelt", Jahrgang L, 1897.) B. buxifolia Poir., (B. dulcis Sweet), Chile. Ein kleinbleibender Strauch mit rotbraunen Zweigen. Bisher ohne Blüte. B. cretica L., Kreta, var. Harrisonianum. Cypern. artenweit" gefertigten Aufnahme. B. DarwinüHook., Chile. 162 Die Gartenwelt. XX, 14 Von Darwin gefunden und nach ihm benannt. Durch William Lobb 1849 von Chiloe, einer Insel südlich der chilenischen Küste, eingeführt und von Veitch später dem Handel über- geben. Unstreitig ist dieser Strauch heute noch einer der schönsten unter den frühblühenden ; er blüht im Mai, übersät mit sattgoldgelben, zuweilen rötlich angehauchten Blüten, welche im Juli durch ebenso zahlreiche, hübsche blaue Beeren ersetzt werden. Unsere Pflanze mißt iXl m. B. diaphana Maxim., China. Eine der neueren, Wilson- schen (?) Einführungen. Die Art bildet geschlossene Büsche von 4 — 5 Fuß. Sie ist leicht mit B. yunnanensis zu verwechseln. B. dicty ophy IIa Frandi., China. Von Vilmorin um 1890 eingeführt; nicht völlig immergrün, ihrer eigenartigen, ele- ganten Frucht wegen viel bewundert. Die Zweige sind bläulich- weiß bereift ; die Früchte leuchtend rot und die Herbstfärbung des Laubes dunkelrot. B. empetrifolia Lam., Chile. Eine in Bezug auf Boden sehr anspruchslose und sehr widerstandsfähige Art von etwa 2 Fuß Höhe. Blüht oft zweimal: im Frühling und bei milder Witterung auch im Herbst. B. Knightii hört. (Wallichiana DC. forma), Himalaya. Blüht im Mai. Die Früchte sind schwarz. B. pruinosa Franch., China. Mehr breit- als hochwachsend. Blätter unterseits weißlich. Blüht im Mai, goldgelb. B. stenophylla Moore (empetrifolia X Darwinii). Einer der schönsten und reichblühendsten Sträucher, die man in Gärten pflanzen kann. Große Sträucher sind als Einzel- pflanzen auf Rasen sehr wirkungsvoll. Sie ist härter als Darwini und gedeiht in jedem guten Gartenboden. Die langen, überhängenden Zweige sind im April und Mai zur Hälfte mit goldfarbigen Blüten besetzt. Auch die blauen Früchte sind im Herbst und Winter sehr wirkungsvoll. Die hiesige Pflanze mißt 3X3 m. B. Valdiviana Phil., Chile. Eine sehr starkwachsende Art, deren Jahrestriebe eine Länge von 2 m erreichen. Die Zweige haben eine rostrote Färbung. Die Blüten erscheinen im Juni. B. Wallichiana DC, Himalaya, China. Nachdem Hooker die Pflanze fand und heimsandte, wurde sie auch in den Gärten B. Hookeri genannt. Es ist ein kleiner, buschiger Strauch mit leuchtendgelben Blüten, der nur in ganz ge- schützten Lagen winterhart ist und selbst hier unter starkem Frost leidet. Bumelia lanuginosa Pers., Sapotaceae, südl. Vereinigte Staaten von Nordamerika. Bildet hier einen Busch von etwa 75 cm. Ueberwintert seit einer Reihe von Jahren; verliert aber häufig das Laub, indem es an der Pflanze fahl wird und schließlich im Frühling, wenn der neue Trieb im April- Mai einsetzt, abfällt. Bupleurum fruticosum L., Umbelliferae, Mittelmeergebiet. Ueberwintert in der Regel ohne jegliche Nachteile. Camellia japonica S. & Z., Ternstroemiaceae, Japan. In zwei Pflanzen vertreten, die einen Schutz aus Tannen- reisig erhalten ; sie sind gegen 1 m hoch, überwintern fast immer tadellos und blühen im Frühling oft mit zahlreichen Blüten. Caryopteris Mastacanthus Schauer, Verbenaceae, China. Am Fuße einer Mauer ausgepflanzt, überwintert dort ohne besonderen Schutz seit Jahren und blüht jährlich im September und Oktober. Ein Strauch von 1 m Höhe mit unterseits weißfilzigen Blättern und wohlriechenden, violetten Blüten. Cassinia fulvida Hook, f., Compositae, Neuseeland. Seit einigen Jahren ausgepflanzt; erhält leichten Schutz und über- wintert zufriedenstellend. Das hiesige Pflänzchen ist etwa 40 cm hoch, bildet einen dichten Busch und trägt unterseits leuchtende, goldgelbe Blättchen. Die Blüten sind weiß und erscheinen im Sommer. Castanopsis chrysophylla A. DC, Fagaceae, Kalifornien. Castanopsis ist eine eigenartige Gattung; sie steht verwandt- schaftlich zwischen Castanea und Quercus. C. chrysophylla gedeiht besonders in den feuchten Küstentälern des nörd- lichen Kaliforniens, erreicht dort eine Höhe von 100 bis 150 Fuß und bildet einen der schönsten Waldbäume. Die oberseits glänzend grünen Blätter sind auf der Unterseite leuchtend goldgelb. Durch William Lobb um 1850 nach England gelangt, wo einige Pflanzen alljährlich fruchten und keimfähigen Samen liefern. Unsere Pflanze überwintert hier ohne Schutz. Cistus, Cistaceae. — cyprius Lam. — (ladaniferus X lauri- foliiis) — ladaniferus L. — laurifolius L. — lusitanicus Hort. — (monspeliensis X ladaniferus) — undulatus Willk. — villo- sus L. — villosus ziar. undulatus Willd. Vorstehende Arten überwintern ohne jeden Schaden, doch haben wir im Frühling, manchmal an der einen, ein andermal an einer andern etwas Blattverlust. Sie beginnen frühzeitig, im April, zu treiben und blühen äußerst dankbar im Juni. Die Pflanzen sind verschieden alt und von 60 cm bis zu l'/j m groß. Sie erhalten keinen Schutz. Ihre Heimat ist das Mittelmeergebiet. Citrus trifoliata L., var. robusta. Rutaceae, Japan. Eine winterharte Orange mit dreiteiligen Blättern und starken Dornen. Die bis auf die gelben Staubbeutel und rosa- farbenen Filamente reinweißen Blüten sind 7 cm groß und erscheinen im April und Mai. Diese Art dient in der Heimat als Heckenstrauch und wird in Belgien häufig auf Maclura japonica. gepfropft. Die hiesige Pflanze ist eine ganz besonders kräftige Form mit aufwärtsstrebenden, knorrigen Zweigen; sie ist etwa 2,50 m hoch und ebenso breit, blüht und fruchtet alljährlich und steht über Winter ungedeckt. Cleyera japonica S. & Z., Ternstroemiaceae, Japan. Seit 1911 ausgepflanzt, überwintert tadellos, wurde aber bisher durch einen Holzkasten geschützt. Hat noch nicht geblüht. Coriaria nepalensis Wall., Coriariaceae, Himalaya. Triebe 2 m lang mit flach horizontal gestellten Blättern. Friert alljährlich zurück und treibt anfang Mai. Bisher ohne Blüte. Cotoneaster, Rosaceae. — buxifolia Wall., Himalaya — Franchetii Boiss., Thibet — frigida Wall., Himalaya — Hookeri hört., Himalaya — • horizontalis Dec, China — lanata Dec, Himalaya — microphylla Wall., Nepal — pan- nosa Franch., China — Simonsii Bak., Himalaya — thymi- folia Bak., Himalaya. Die Cotoneaster sind teils niederliegende, teils aufwärts- slrebende Sträucher. Manche eignen sich vorzüglich zur Be- pflanzung von Felspartien und Mauern, andere als Einzel- pflanzen auf Rasen. Sie blühen im Mai und Juni und sind im Herbst mit leuchtenden, orangeroten oder scharlachroten Beeren besetzt, die sehr zierend sind. Manche Arten zeichnen sich durch Herbstfärbung aus. C horizontalis wird während der Blüte ständig von Bienen aufgesucht und liefert offenbar ein gutes Futter. Die oben angeführten Arten gedeihen hier ohne Schutz. Daphne pontica L., Thymelaeaceae, Orient. Ein Busch von etwa 3 m Breite und 90 cm Höhe, der seit vielen Jahren an derselben Stelle steht und im April und Mai wohlriechende. XX, 14 Die Gartenwelt. 163 gelblichgrüne Blüten in großer Menge hervorbringt. Er hat die letzten Winter ohne Schutz gut überstanden. Daphniphyllum glaucescens Bl., Euphorbiaceae. Auffallend durch leuditendrote Stämme und Blattstiele. Die Blätter sind 20X7 cm groß und unterseits bläulich. D. macropodiim Miq., Japan. Der vorigen sehr ähnlich. Die Pflanze ist 1,75 m hoch und verzweigt. Beide Arten scheinen ziemlich widerstandsfähig zu sein ; sie überwintern ohne Schutz, meist ohne zu leiden. Distylum racemosum S. & Z., Hamamelidaceae, China, Japan. Ein kräftig wachsender Strauch , hier vollkommen winterhart und immer freudig grün. Das Exemplar mißt 3X3 m. Elaeagnus macrophylla Thünh. , Elaeagnaceae , Japan, China. Gedeiht an einer Mauer und ist 3 m hoch und 5 m breit. Die Blätter sind oberseits graugrün, unterseits weiß, die jungen Triebe beiderseits silbrig; sie tragen einige zerstreut- stehende, bräunliche Punkte. Blütezeit im Oktober und November. E. pungens Thunb., China, Japan. An gleichem Stand- ort und von gleicher Größe wie die vorhergehende Art. Die Blätter sind oberseits grün und unterseits silberweiß; der Rand ist gewellt. E. p. Simonii, Carr., tricolor, Japan. Blätter gelb und grünlichgelb gefleckt. Die Pflanze ist 4 m breit und 3 m hoch; sie blüht im November. E. umbellata Thunb. Japan. Ebenfalls am Fuße einer Mauer ausgepflanzt, an der sie eine Fläche von 4)^ 10 m einnimmt. Die sonst grünen Blätter sind ebenfalls unterseits silberfarbig. E. a. fol. varieg. Eine hübsche, buntblättrige Form von dichtem Wuchs; 4X5 m groß. Ercilla volubilis A. Juss., Phytolaccaceae, Chile. Leidet ungedeckt in strengen Wintern, aber nur oberirdisch, und treibt anfang April erneut aus. Escallonia macrantha Hook. & Arn., Saxifragaceae, Chile. E. rubra Pers., Chile. Zurzeit nur in kleinen Exemplaren vertreten. Eucryphia pinnati/olia Gay., Eucryphiaceae, Chile. Die Pflanze hat hier eine Höhe von 2 m. Sie blüht im August und wirkt mit ihren zahlreichen weißen Blüten sehr anziehend. Ein sehr empfehlenswerter Strauch, der, hier wenigstens, völlig winterhart ist. Eurya japonica Thunb., Ternstroemiaceae , Japan. Eine altbekannte Kalthauspflanze. Sie wurde hier im Mai 1913 ausgepflanzt, hat sich seit der Zeit gut entwickelt und vvährend der Winter nicht gelitten. Evonymus americana L., Celastraceae, Nordamerika. Nicht völlig immergrün, eignet sich zur Bekleidung von Mauern. E. radicans S. & Z., Japan. Garrya elliptica Lindl., Cornaceae, Kalifornien. Ein kleiner, sparrig wachsender Strauch, der auch hier gegen größere Kälte empfindlich ist. G. Fremontii Torr., Nordamerika, ist weniger empfindlich als die vorhergehende. Gaultheria procumbens L., Ericaceae, Nordamerika. Ein kleiner Strauch von nur etwa 20 cm Höhe, der sich flach über dem Boden ausbreitet. G. Shallon Pursh, westliches Nordamerika. Blüht wie die vorige im Juni, wird bedeutend größer. Hedera colchica Koch var. Roegneriana, Kaukasus. Seit 1913 ausgepflanzt, überwintert ohne Nachteil. Eine schöne, sehr großblättrige Form. l^.J.Hymenanthera crassifolia Hook, f., Violaceae, Neuseeland. Ein merkwürdiger kleiner Strauch mit unscheinbaren Blüten und weißen Früchten, offenbar sehr widerstandsfähig. Hypericum Hookerianum Wight & Arn., Guttiferae, Hima- laya. Etwas empfindlich, verliert in strengen Wintern zum Teil das Laub, begrünt sich aber schon von April an. Ilex. Außer /. Aquifolium L. und einer Anzahl Varie- täten dieser Art, sind die folgenden vertreten : /. calamistrata hört. Rov. Die Pflanze ist etwa 1 m hoch. Die Blätter sind kraus, hellgerandet und 8X2 Vo cm groß. /. Cassine L., südöstliches Nordamerika. Eine Art mit teils ganzrandigen Blättern. Nur selten winterhart. /. Cassine L. var. augusti- folia, Virginien. /. Cassine L. var. castaneifolia, Virginien. Größe der Pflanze: 1,50 m hoch und 2 m breit. /. crenata Thunb., Japan, /o/. varieg. Gedeiht sonst nur in den mildesten Gegenden Deutschlands. /. dipyrena Wall., Himalaya. In zwei Exemplaren vertreten, von denen das eine, als /. Cun- ninghami hört. Rov. bezeichnet, das schönere ist. Seine Größe beträgt 2 m. Neben nobilis (insignis) dürfte diese überhaupt einer der schönsten sein. /. furcata Lindl. ist 2 /, m hoch und 1 m breit. /. latifolia Thunb., Japan, 3 m hoch, eine der empfindlicheren Arten. /. nobilis Hort., Ostindien. Diese Pflanze trägt ihren Namen mit Recht. Sie stammt aus den Bergen Darjeelings und dürfte eine der schönsten indischen Arten sein. Die Blätter werden über 22 cm lang, sind tief- dunkelgrün und haben tiefgezähnte Ränder. Die hiesige Pflanze ist 2 m hoch und 1 '/.j m breit. /. nobilis soll be- deutend widerstandsfähiger sein, wenn sie auf /. Aquifolium gepfropft ist. /. opaca Ait., östliche Vereinigte Staaten, langsam wachsend, 1 '/■> n> hoch. /. Othera Spreng., China, selten, 2 m hoch. /. Pernyi Franch., China. Nach Pere Paul Perny, einem französischen Missionar, zu Ehren be- nannt, der die Pflanze schon auf seinen Reisen in China zwischen 1850 und 1860 fand. Neuerdings ist sie von Wilson gefunden worden. Allmählich erlangt diese interessante, hübsche Art Beachtung und Verbreitung. Sie wächst in der Jugend recht langsam, bildet eine dichte Pyramide mit kleinen, dornigen, fast stiellosen und eng aneinandergestellten Blättern. /. Pernyi erreicht nach Wilson in Zentralchina die Höhe von 20 — 30 Fuß. Die hiesige Pflanze ist noch klein, wurde erst vor wenigen Jahren gepflanzt, überwintert aber tadellos. /. Tarajo Sieb., Japan, soll mit latifolia Thunb. identisch sein ; sie erinnert an Cunninghamiana. Aus den verschiedenen Größenangaben ist ersichtlich, daß die vorgenannten Arten vielleicht schon 15 — 18 Jahre hier ausgepflanzt stehen. In den letzten 6 Jahren, in denen ich Gelegenheit hatte, sie zu beobachten, haben sie auch bei strengem Froste ( — 16 Grad Reaumur) nicht gelitten, ob- wohl sie nicht den geringsten Schutz an Deckung erhielten. Die Gattung liebt ohne Zweifel eine hohe Luftfeuchtigkeit und feuchten Boden, was sie hier in hohem Maße vorfindet. An geeigneten Orten verdiente sie, vielen anderen immer- grünen Sträuchern gegenüber, bevorzugt zu werden. Jasminum grandiflorum L., Himalaya — J. officinale L., nordwestliches Ostindien — / Wallichianum Lindl , Hima- laya. — Diese drei Arten sind nicht völlig immergrün; sie verlieren in der Regel bei Eintritt des Frostes ihr Laub, hier im Dezember, sind aber bis dahin schön belaubt. Sie eignen sich vorzüglich zur Bekleidung von Mauern und Wänden in halbschattigen und feuchten Lagen, wo sie im Juni und Juli sehr dankbar blühen. E. B. Behnick, Heidelberg. (Ein Schlußartikel folgt.) 164 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 14 Chrysanthemum. Die Blütenknospen der Chrysanthemum. Von C. Müller, Burling^ame, Kalifornien. (Hierzu fünf Abbildungen, nach für die „Gartenwelt" gefertigten Zeichnungen des Verfassers.) Nimmt man irgendeinen Chrysanthemumkataiog zur Hand, so sieht man immer hinter den Sorten Kronenknospe, Ter- minalknospe, manchmal auch erste oder zweite Knospe ver- merkt. Schon manche Jahre habe ich mich mit Chrysanthemen beschäftigt und mit manchem Kollegen darüber gesprochen, aber noch nie ist mir klar geworden, was eigentlich mit der Kronen- oder Terminalknospe gemeint ist. Soll damit viel- leicht die Endknospe gemeint sein? Es wäre doch viel einfacher, wenn erste oder zweite oder Endknospe vermerkt würde, das würde weniger zu Irrtümern führen. Mancher meint seine Sache beim Ausbrechen der Knospen besonders gut zu machen und begeht Fehler, an die er gar nicht denkt. Hierüber möchte ich einige Zeilen schreiben. Ich nehme einen Fall an, der oft vorkommt : Man bestellt einige Neuheiten, die sehr gelobt und empfohlen werden, oder es sieht irgendjemand auf einer Ausstellung einige recht schöne Sorten, die vielversprechend zum Schnitt oder für den Topf- verkauf zu sein scheinen, alle eintriebig, mit schönen, voll- kommenen Blumen. Man beschafft sich diese Sorte, will damit noch bessere Resultate erzielen, und zieht sie mit 4 — 5 Blumen. Im Katalog steht zweite Knospe. Also nimmt man die zweite Knospe, der Züchter muß es ja wissen. Um aber vier bis fünf Triebe zu erzielen, muß man die Pflanzen zurückschneiden; ge- schieht dieses nun aber etwas spät, oft erst im Mai, so hat man in Wirklichkeit schon die erste Knospe damit abgeschnitten. Die spätkommende vermeintliche erste Knospe wird dann ausge- brochen und die nächste, die kommt, ist die Endknospe, das Resultat ist dann eine flache, unan- sehnliche Blume. Dann wird darüber geschimpft, daß man wieder mal angeschmiert wurde, daß die Sorte überhaupt keinen Wert habe usw. Solches habe ich bei manchen Gärtnern beobachtet, die recht gutes in der Kultur geleistet haben, die aber bei keiner Sorte wußten, ob sie die erste oder zweite Knospe vor sich hatten. Es wurde meistens alles ausgebrochen, bis dann die Endknospe da war. Da kommt es bei manchen Sorten dann vor, daß die Blume im neuen Jahre erscheint, wenn man die Pflanzen nicht vorher forlwirft. Dies ist bei Paolo Radaelli und deren Sports oft der Fall. Wenn man da nicht immer wieder die gleichen Fehler machen will, muß man die verschiedenen Sätze der Ver- mehrung, auch eintriebige und mehrtriebige genau gesondert halten, und die Sorten genau studieren, die man vieltriebig ziehen will. Ich habe immer alle neuen und mir unbekannten Sorten eintriebig gezogen und damit meistens gute Er- Trieb. 5. Knospe 14 Tage nach dem Ausbrechen der Seitentriebe. gebnisse erzielt, mir auch einige Notizen darüber gemacht, die mir sehr wertvoll waren, denn es ist sehr schwer, bei hunderten von Sorten die Einzelheiten im Kopfe zu behalten. Bei vielen Sorten wird, wenn man dieselben Ende April stutzt, schon die erste Knospe mit abgeschnitten. Viele trösten sich damit, wenn sie später minderwertige Blumen bekommen, daß sie überhaupt keine Schaublumen ziehen wollten, diese würden sich ja doch nicht bezahlt machen usw. Nun, ich meine, daß gute Blumen auch nicht mehr Ar- beit als minderwertige bean- spruchen, daß also die Ausrede ein schwacher Trost ist. In unserem hiesigen Klima sieht man nicht viel darauf, ob man die erste oder zweite Knospe nimmt, da werden von Anfang August an alle Knospen für Blumen genommen, wenn sie halbwegs gut sind. Allerdings werden alle Seiten- triebe mit großer Sorgfalt aus- gebrochen. Meistens werden Pinzetten dazu verwendet, damit man keine Knospe verletzt. Ich füge einige Zeichnungen bei, welche zeigen, wie hier die Knospen genommen werden. 1. Wenn die Knospe im August so kommt, sollte man sie nehmen, ob es die erste oder zweite ist. 2. Die Triebe sind schon etwas zu lang, deshalb bleibt die Knospe oft taub. 3. So soll die Knospe 1 4 Tage nach dem Ausbrechen der Seiten- triebe aussehen. mit Neben- 4. Endknospe knospen. 5. So soll die Knospe mit Endknospe Nebenknospen. 3. Knospe, 4. Triebe. 4 — 6 Wochen nach dem Aus- brechen der Nebenknospen aus- sehen. Von solchen Knospen wird man stets gute Blumen er- zielen. Natürlich kommt es auch sehr oft vor, daß man Sorten mehrere Jahren in Kultur hat und nie gute Blumen daran zu sehen bekommt, oder doch nur sehr selten. Solche Sorten sollte man einfach wegwerfen, auch wenn sie anderswo noch so schön sind. Oft ist das Klima schuld. Ich habe mir jahrelang mit E. J. Brooks alle Mühe gemacht und nie eine wirklich gute Blume er- zielt. Auf einer Ausstellung in XX, 14 Die G a r t e n w e 1 1. 165 Berlin sah ich herrliche Pflanzen und Blumen. In einem Bericht über die Ausstellung schrieb der Verfasser, daß er herrliche Sorte nicht fanden habe. Auf sich wundere, daß mehr Verbreitung das hin bestellte die ge- ich erneut junge Pflanzen, um es nochmals mit dieser Sorte zu versuchen, aber auch von den Berliner Pflanzen erzielte ich keine Schaublumen. In jeder Gegend sollte man eben Sorten ausprobieren, die für das Klima passen und diese dann behalten, bis sie wirklich durch bessere ersetzt werden können. Zeit- und Streitfragen. Berufsfragen. So lautet die Ueberschrift eines mit Do- rothee Jaenisch unterzeichneten, in den „Mit- teilungen des Gärtnerinnenvereins Ehemaliger Marienfelderinnen" vom 15. Dezember 1915 abgedruckten Aufsatzes. Durdi Zufall bin ich in den Besitz dieser Nummer gekommen und dadurch zur Kenntnis dieser Darlegungen, die es im allgemeinen Interesse verdienen, auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht zu werden. In welchem Sinne, wird noch klarzulegen sein. Veranlassung zu ihrem Aufsatz gab der Verfasserin die neuerliche Verfügung, wonach den Kgl. Gärtnerlehranstalten Geisenheim und Proskau die Ermächtigung zugesprochen wurde. Absolventinnen neunklassiger Mittelschulen als Schüle- rinnen aufzunehmen, wenn eine zweijährige praktische Lehre nachgewiesen wird. Summarisch möchte ich vorweg bemerken, daß die Verfasserin auf dem Standpunkte steht — allerdings gegen eine führende Gruppe ihrer Berufsgenossinnen — daß die Ausbildung von Gärtnerinnen, die nur eine Mittelschule besucht haben, auf den genannten Lehranstalten nicht zu empfehlen, sondern zu bekämpfen ist. Sie kommt dabei zu recht merkwürdigen Schlüssen und vertritt eine Ansicht, die so eigenartig ist, daß man nicht anders kann, als ihr ent- gegenzutreten. Es heißt da in gesperrtem Druck „die Hebung unseres Berufes auf ein höheres geistiges Niveau aus dem seit Jahr- hunderten vorhandenen Bereich und Stand der praktischen Gartenarbeiterin ist ein Standpunkt, den wir Gärtnerinnen wahren müssen. Denn der Beruf der Gärtnerin wurde ge- schaffen, 1. zur Hebung der Frauenkräfte auf geistigem und körperlichem Gebiet, also für die Frau selbst, und 2. zur Hebung der wirtschaftlichen und schöngärtnerischen Aus- nutzung unserer Heimatscholle, also aus sozialen Gründen für die Allgemeinheit." Daß der Gärtnerinnenberuf für weibliche Wesen geschaffen worden ist, wird ohne weiteres jedem Menschen einleuchten, aber daß er geschaffen worden ist aus sozialen Gründen für die Aligemeinheit, ist eine irr- tümliche Auffassung. Er hat sich entwickelt aus der Erkenntnis heraus, daß es bei der großen Zahl von nicht unterzubringenden weiblichen Kräften möglich sein könnte, den Gartenbau für diese in Anspruch zu nehmen. Er war gedacht als reiner Erwerbszweig. Fräulein Jaenisch meint nun, die beiden angeführten Ziele könnten nur „durch die gebildete Frau angestrebt und nur durch ihre Vermittlung könne eine Brücke zwischen Gärtnerin und Herrin geschlagen werden". Es will nun scheinen, als Endknospe 4 — 6 Wochen nach dem Ausbrechen der Nebenknospen. ob man unter der gebildeten Frau im Sinne der Verfasserin die „höhere Tochter" zu verstehen hat, die vermöge ihrer Herkunft eine sogenannte bessere Schule besuchen konnte. Sie muß aller- dings zugeben, daß die Mittelschülerin von heute der höheren Tochter von vor 22 Jahren (!) an Wissen wohl reichlich ebenbürtig bis auf sprachliche Kenntnisse (?), pekuniär und in Kulturbedürfnissen nicht unverwöhnt ist, was aus der Lebensführung vieler angestellt arbeitender Frauen hervorgeht. Und sie kommt unter Würdigung dieses Umstandes zu dem ganz richtigen Schlüsse, daß gerade die aus dem Mittelstande stammenden Mädchen, je reicher sie begabt sind, desto weniger sich dem Gärtnerinnenberuf zuwenden, sondern anderen bevorzugteren Lebensbahnen und Aufgaben zustreben werden. Wenn die Mädchen aus dem Mittelstande so praktisch sind und so gesunde Ansichten haben, daß sie in richtiger Auffassung der Lage einen Beruf ergreifen, der ihnen ein gesichertes Fortkommen bietet, oder wie Fräulein Jaenisch so schön sagt „etwas besseres, als das Untertauchen in eine abhängige und dienende Stellung, wie sie der Stand der Gärtnerinnen bietet", so ist dies höchst erfreulich. Weiter heißt es: „Wo der höheren Tochter dank ihrer gleich- artigen Erziehung und Gesinnung (!) der Weg offen steht, den warmen Hafen einer zugehörigen Hausgenossin durch Fleiß, Takt und Leistungen zu erobern, bietet sich der Volks- und Mittelschülerin weniger Gelegenheit, das Niveau schwerer eigenhändiger Gartenarbeit zu verlassen und sich in an- gesehenere und mehr bietende Stellungen emporzuarbeiten." Ich gestatte mir, diese Annahme sehr zu bezweifeln, und kann gar nicht einsehen, warum dies nicht der Fall sein soll. Im Gegenteil, heute mehr denn je — und die Sachlage wird sich nicht mehr so schnell ändern — wird die praktische und zielbewußte Gärtnerin mehr als die gebildete Frau, die den so schön hervorgehobenen „warmen Platz" infolge ihrer gesellschaftlichen Eigenschaften erobern kann, ihre Stelle be- haupten. Ich glaube nur, daß die warmen Plätze immer seltener werden , die Mittelschülerinnen können sie auch recht gut entbehren und sie der höheren Tochter neidlos überlassen. Merkwürdig mutet die Behauptung an, daß die Mittel- klassen zumeist auf Broterwerb und gesicherte Lebensstellungen angewiesen sind. Ich frage dagegen, warum bewerben sich dann eigentlich die höheren Töchtergärtnerinnen um Stellen, wenn sie es nicht nötig haben? Ich behaupte, daß eine ganz erkleckliche Anzahl dieser höheren Töchter es bitter nötig hat, sidi nach Stellungen umzusehen, die ihnen eine Existenz ermöglichen. Wenn die gebildete Frau es nicht nötig hat, des Erwerbes wegen Gärtnerin zu sein, dann sollte sie doch die Finger davon lassen und nicht denen Brot und Stellung wegnehmen, die darauf angewiesen sind. Ich muß hier einen längeren Abschnitt einfügen, um das Verständnis für den Standpunkt der Verfasserin zu erleichtern. Es heißt: „Der Gärtnerinberuf, auch besonders der „An- gestellten" gehört zur sozialen Arbeit und wird in den seltensten Fällen eine Lebensversorgung bieten. Er- höhte Gehaltsforderungen werden das eben aufkeimende Interesse für den Gartenbau (???) empfindlich schwächen, wenn nicht sogar herabdrücken, weil sie wirtschaftliche Nutzung 166 Die Garten weit. XX, 14 stark unterbinden. Darum ist die gärtnerische Berufsausübung nur für die gebildete und bemittelte Frau der höheren Stände, die aus ihrem Kreise heraus für ihre und ärmere Kreise sozial und selbstschöpferisch wirken will (!) und nur solange, als Jugendkräfte im Ueberschuß in ihr vorhanden, diese Kräfte dem Allgemeinwohl zu schenken vermag. Später muß sie in der Lage sein, sich in geordnete Verhältnisse zurückziehen zu können , um die erworbenen geistigen Güter nur als solche noch erwerbend auszunutzen. Oder sie muß durch hervorragende Leistungen in ihrem Be- ruf und durch Erlangung reicher, abgeklärter Charaktereigen- schaften sich Stellungen und Menschen gewinnen, denen sie bis ins Alter unentbehrlich ist." Man muß schon eine recht nette Zeit geschlafen haben, wenn man „von einem eben aufkeimenden Interesse für den Gartenbau" sprechen kann. Darauf haben wir gerade gewartet, daß uns im Jahre 1916 diese Weisheit aufgetischt wird. Was sonst noch da steht, bleibt besser ohne Kommentar. „Darum ist neben der allgemein höchsten und sittlichen Weltbildung die wissenschaftliche Ausbildung der Gärtnerin von ausschlaggebender Bedeutung für ihre Laufbahn." Die wissenschaftliche Ausbildung ist ein Bestandteil der heutigen Ausbildung an den Gärtnerlehranstalten, und es braucht wohl kaum darauf hingewiesen zu werden, daß sie außerordentlich wichtig ist, aber daß sie gerade von ausschlaggebender Be- deutung für die Laufbahn der Gärtnerin sein soll, ist für die Jetztzeit unbedingt zu verneinen. Heute, bzw. nach Beendigung des Krieges wird derjenige im Gartenbau die maßgebende Persönlichkeit werden , der neben einer um- fassenden Beherrschung der Praxis auch die elementaren Gründe der dazu gehörigen Wissenschaft sich zueigen ge- macht hat. Wie es der wissenschaftlich gebildeten höheren Tochter gehen kann, dafür bringt dieselbe Nummer der eingangs genannten „Mitteilungen" einen treffenden Beweis. Es ist dort ein „Arbeitsbericht" abgedruckt, in dem eine junge Gärtnerin ihre Erlebnisse nach dem Besuch der Garten- bauschule zum besten gibt. Sie beschreibt darin, wie sie in ihrem elterlichen Garten arbeitet. Sie hat mit der Frau des verstorbenen Gärtners 500 Unterlagen veredelt ; diese Frau hat ihr das Arbeiten sehr erleichtert, und sie er- gänzen sich beide sehr gut. „Sie ist mir in der praktischen Erfahrung überlegen, ich ihr in der Theorie." (Welche Be- tätigung für den väterlichen Garten ersprießlicher ist, das zu entscheiden, möchte ich dem geehrten Leser überlassen.) Die Verwendung des künstlichen Düngers war ihr z. B. noch unbekannt. — Da war es also die höchste Zeit, daß die höhere Tochter nach Hause kam. Auch sonst enthält dieser Artikel manche Stelle, die da- von Zeugnis ablegt, daß es selbst der Tochter des Hauses nicht immer gelingt, sich durchzusetzen, wenn sie Wünsche bezüglich der Arbeitskräfte hat, und daran wird auch die Gartendame in dem warmen Hafen nichts ändern. Ich habe eingangs die Veranlassung der Darlegungen von Frl. Jaenisch erwähnt. Ich halte es meinerseits für außer- ordentlich wichtig, daß heute diejenigen Kräfte an den Schulen herangezogen werden, die körperlich und kulturell am ge- eignetsten erscheinen. Das entspricht dem vorhandenen Bedürfnis und den Anforderungen der Zeit. Unsere staat- lichen Gärtnerlehranstalten sind nicht dazu da, gärtnerische Hausgenossinnen auszubilden, sondern brauchbare Menschen, die theoretisch und praktisch genügen. Und wenn ich von dem richtigen Praktiker spreche, so meine ich damit die- jenige Person, sei es Herr oder Dame, höhere Tochter oder Mittelschülerin, die imstande ist, nicht nur Anweisungen zu geben und zu erzählen, was ihr auf der Anstalt vorgetragen worden ist, sondern die tatsächlich die praktischen Hand- griffe auch selbst beherrscht. Ich sehe in der Gärtnerin keine Konkurrentin, solange sich ihre Tätigkeit auf das praktische Gebiet erstreckt, aber ich erblicke in ihr einen überflüssigen Ballast, solange es sich um die wissenschaftlich gebildete, von der Gärtnerei angekränkelte Hausgenossin handelt. Das gebildete Proletariat bei den Gärtnerinnen besteht nicht aus denen, die „minder begabt, körperlich und geistig robust" sind, sondern lediglich aus denen, die aus einer höheren Töchtersphäre heraus sich dem Gartenbau in die Arme geworfen und dort keinen Erfolg gehabt haben. Und warum haben sie keinen Erfolg gehabt? Als Damen werden sie nicht anerkannt und als Gärtnerinnen wollen sie sich nicht betrachten lassen ; so entsteht ein Zwitterding, das nirgends festen Fuß fassen kann. Das ist nach der landläufigen Auf- fassung das gebildete Proletariat, das auch sonst zu finden ist. Ein gebildetes Proletariat von Gartenarbeiterinnen gibt es nicht ! Man würde sich kaum mit diesen Auslassungen beschäftigt haben, wenn sie nicht eine so krasse Mißachtung derjenigen Frauen darstellen würden, die nicht als höhere Töchter ge- boren sind. Glücklich jeder und jede, denen nicht das Los bevorsteht, sich ihre Existenz selbst erkämpfen zu müssen, aber beklagenswert ist es, daß man in den heutigen Zeiten für die höhere Tochter im Gartenbau eine Sonderstellung geschaffen haben will, die ihr bei vernünftiger Betrachtung der Sachlage gar nicht zukommt und die für den ganzen Gartenbau, sozial und allgemein betrachtet, vollständig zwecklos ist. Unter unseren Mittelschülerinnen finden sich mindestens ebensoviele geeignete Kräfte für alle Zweige des Gartenbaues, wie unter den höheren Töchtern, die mit ihrer gesamten Wissenschaft und ihren gesellschaftlichen Talenten den Stand auch nicht heben werden. Es zeugt von einem gesunden Sinne, daß eine Gruppe von Gärtnerinnen, und zwar, wie zugegeben wird, eine führende Gruppe, sich nicht auf den Boden der Jaenisch'schen Aus- führungen stellt. Sie haben die Verhältnisse richtig erfaßt. Mögen die anderen ihre Pläne, sich eine Sonderstellung im Gartenbau zu schaffen, ruhig weiter betreiben, aber es wird nötig sein, daß man diesen etwas hochfliegenden Plänen der „Gartendamen" mehr Beachtung schenkt, ehe weiteres Unheil angerichtet werden kann. Krauß. Nachschrift des Herausgebers : Die vorstehenden Ausfüh- rungen des Herrn Garteninspektors Krauß treffen in allen Punkten den Nagel auf den Kopf; sie stimmen durchaus mit meinen An- sichten über die Frauengärtnerei überein und, wie ich wohl an- nehmen kann, mit den Ansichten jedes urteilsfähigen deutschen Gärtners. Wir stehen der Mitarbeit der Frau im Gartenbau durch- aus nicht ablehnend gegenüber, aber wir bekämpfen mit aller Energie die „gärtnerierende höhere Tochter", die sich trotz ihrer stümperhaften Mitarbeit erhaben über ihre männlichen Kollegen und über jene ihrer „Mitschwestern" fühlt, die als solche nicht anerkannt werden, weil sie in der Wahl ihrer Eltern nicht vor- sichtig genug waren. Es erscheint mir zweckmäßig, hier noch einmal anzufügen, was ich in Nr. 2, Seite 23, dieses Jahrganges bei Besprechung des Schriftchens „Der Gärtnerinnenberuf" aus- führte. „Diese Vertreterinnen der höheren Kreise," so schrieb XX. 14 Die Garten weit. 167 ich, „fühlen sich hoch erhaben über die Gärtnergehilfen, auch über diejenigen, die sie nicht nur an praktischem Können, sondern auch an theoretischem Wissen turmhoch überragen, scheuen sich, die Hände mit Mutter Erde in Berührung zu bringen, arbeiten womöglich mit Handschuhen, damit die am Morgen sorgfältigst polierten Fingernägel nicht den Glanz verlieren, gehen mit ihren Halbschuhen und durchbrochenen Strümpfchen sorgfältig jeder Pfütze aus dem Wege, und wundern sich dann noch darüber, daß man in kaufmännisch geleiteten Handelsgärtnereien von ihnen und ihrer Mitarbeit nichts wissen will. Wenn erst einmal die Ver- treterinnen aus „höheren Kreisen" im praktischen Gartenbau nicht mehr, wie jetzt, die Regel, sondern die seltene Ausnahme bilden, wenn sich mehr von frühester Jugend ab an Entbehrung und an harte Arbeit gewöhnte Töchter aus den Kreisen des Handwerker-, Kleinbürger- und Mittelstandes die Gärtnerei zum Beruf erwählen, dann wird das Vorurteil, das man heute noch der Gärtnerin ent- gegenbringt, und das unter den gegenwärtigen Verhältnissen oft auch durchaus berechtigt ist, mehr und mehr schwinden ; dann wird der werktätigen Frau, der sich in dieser ernsten Kriegszeit mancher ihr bisher fremde Beruf erschlossen hat, auch der Erwerbsgartenbau als weiteres Be- rufsgebiet seine Pforten öffnen." Jedes junge Mädchen, das in dieser schweren Zeit aus Interesse zum Garten- bau den gärtnerischen Beruf ergreift und gewillt ist, ernstlich mitzuarbeiten, soll uns willkommen sein. Wir freuen uns, hier eine solche junge Kollegin im Bilde vorführen zu können. Das sech- zehnjährige junge Mädchen ist als Leiterin der An zu ch t gärt n e r ei des Hauptfriedhofes in Stettin tätig. Herr Direktor Hannig in Stettin, dem wir die Aufnahme verdanken, schreibt uns hierzu : „Fräulein Rosa Steinhauser, die Tochter eines Landwirtes, hat sich in noch nicht ganz einem Jahre bei allerdings ungewöhnlich hoher Be- gebung derartige Kenntnisse in\ gärt- nerischen Fache erworben, daß sie ihren Posten vollkommen selbständig, lediglich unter meiner persönlichen Auf- sicht, in geradezu mustergiltiger Weise versieht. Wenn ein junges Mädchen, das noch halb Kind ist, in diesen schweren Zeiten derart an die Stelle erfahrenster Pflanzen- züchter springt, so ist dies sicher ein recht erfreuliches Zeichen." In der Doppelnummer 11/12 des „Handelsgärtner" berichtet Herr Baum- schulenbesitzer Rulemann Grisson, Sasselheide bei Hamburg, über die gute Erfahrung, die er mit einem weiblichen Lehrling gemacht hat. Er hat dem jungen Mädchen die Schattenseiten unseres Berufes schwarz genug vorgestellt, sie bekundete aber solche Lust und solches Interesse, daß sie trotzdem zu ihm kam. Herr Grisson ist mit dem Erfolg durchaus zufrieden. Er würde es deshalb begrüßen, wenn sich weitere arbeitswillige junge Mädchen für das Baumschulenfach finden sollten. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage Nr. 978. Gibt es eine stark- und schönblühende Schlingrose, welche an der Südwand eines Hauses gut gedeiht und nicht von Mehltau befallen wird? Oder empfiehlt es sich, statt Rosen lieber Glycine oder welches andere schönblühende Schlinggewächs am Erker des Hauses — Südseite — anzupflanzen ? Rosa Steinhauser, die 16jährige Leiterin der Anzuchtgärtnerei des Hauptfriedhofes in Stettin, in weldier jährlich etwa eine halbe Million Pflanzen herangezogen werden. Im allgemeinen soll man Rankrosen nicht an die Südseite der Häuser pflanzen. Der Mehltau und die Rote Spinne, von denen sie dort nur zu leicht befallen werden, besonders bei ungeeigneter Sortenwahl, machen ihnen das Dasein schwer, lassen sie nur zu oft nicht zu guter Entwicklung kommen. Das gilt besonders für warme, eingeschlossene Lagen und für fast alle Sorten der Rosa alpina und multiflora, auch noch für einige der Wichuraiana. Eine Ausnahme machen höhere, freie Lagen ; dort sieht man oft die sehr mehltauempfängliche Crimson Rambler in guter Entwick- lung. Wo die Lage nicht allzu heiß und eingeschlossen ist, da kann man mit dem allbekannten Schwefeln, das oft wiederholt werden muß, der Krankheit vorbeugen, besonders wenn man Sorten wählt, die ihr fast gar nicht zugänglich sind, wenn man die Leitungsdrähte oder Stäbe für die Rosen nicht zu nahe an der Mauer anbringt, so daß auch Luft durchstreifen kann. Auch sehe man beim Schwefeln darauf, dfi& der Schwefel auch an die Wand selbst kommt, nicht nur auf die Rose. Wenig oder fast gar nicht dem Mehltau zugänglich sind die allermeisten Sorten der RosaWichuraiana, das sind von ihren Nachkommen jene, die den Charakter der Stammart am besten gewahrt haben, vor allen Dingen das kleine, glänzende, harte Laub. An ihm hat der Pilz fast nichts. Der starke Wuchs, die langen, biegsamen Triebe machen diese Sorten so recht geeignet zur Bekleidung hoher Mauern, das glänzende Laub gibt einen schönen Untergrund für die Blumen. Aber nur Sorten mit gefüllten Blumen wähle man, denn einfach oder auch halbgefüllt blühende verblühen an sonniger Wand gar zu rasch. Als schönste, rotblühende Sorten empfehle ich ; Sodenia, Ruby Queen, Alexandre Girauld. Von rosa blühenden sei May Queen empfohlen. Etwas ganz feines für nicht zu rauhe Lagen ist Dr. W. van Fleet. Ihr Blatt ist hart, schön bronzegrün, der Wuchs kräftig. Die Blume ist für eine Rankrose sehr groß und edel, gefüllt und von hübscher Kelchform. Zartfleischfarbigrosa mit hellerem Rand ist sie gefärbt. Auch Anna Rübsamen ist eine recht feine Sorte, mittelgroß, gut gefüllt sind ihre Blumen, dabei frischrosa ge- färbt und fein duftend. Carissima zeichnet sich gleichfalls durch schöne, reine rosa Farbe aus, die man als rein fleischfarbigrosa bezeichnen kann. Recht lange behält sie diese schöne Farbe rein und frisch. Die Blumen sind mittelgroß, dicht gefüllt, dachziegelartig. Von recht zarter Rosafarbe ist Lady Codiva, die bis auf die Farbe der allbekannten Dorothy Perkins gleicht. Letztere gilt mit Recht als eine der schönsten, dabei starkwachsenden, lachsrosa blühenden Rankrosen. Von weißblühenden ist Frl. Valeria Hesse eine der besten. Sie blüht ziemlich spät und ist von starkem Wuchs. Die Knospe hat Aehnlichkeit mit jener der Kaiserin Auguste Viktoria; die Blumen stehen vereinzelt oder doch nur zu wenigen vereint, sind weißlichgelb mit dunkelgelber Mitte. Stärker gefüllt ist Alberic Barbier, die gleichfalls weiß mit gelblicher Mitte blüht, und die ihr ähnliche Frau Albert Hoch- straßer. Handelt es sich jedoch um eingeschlossene, heiße Lagen und können Vorbeugungsmittel, besonders gegen Mehltau, nicht ge- troffen werden, dann sind Rosen nicht zu empfehlen. In etwas 168 Die Gartenwelt. XX, 14 durchlässigem Boden fühlt sich dort die blaublühende Glycine wohl. Sie wächst ungemein rasch, blüht dort auch reichlich ; auch im Sommer erscheinen bei geeignetem Schnitt hin und wieder Blumen. Auf dunkler Mauer hebt sich auch die weißblühende Form gut ab. So ziemlich zu gleicher Zeit mit den Glycinen blüht die rasch- und hochwachsende Clemalis montana grandiflora. Herrlich wirkt sie mit zahlreichen, sternartigen weißen Blumen bedeckt, in Verbindung mit blauen Glycinen. Nicht ganz so hoch und rasch wächst die schöne Clematis montana rubra mit rosafarbenen Blumen. Recht schön sind auch die zwischen beiden stehenden Formen Clematis montana perfecta, mit lichter azurblauer Blume, und Clematis montana undulata, deren Blumen etwas heller sind. Auch die im Spätsommer und Herbst blühende Clematis paniculata wächst stark und rasch, aber nicht ganz so hoch wie Clematis montana. Zur Blütezeit ist sie mit kleinen, weißen Blumen bedeckt, die gut duften. All die angeführten Clematis sind schöne und reiche Blüher, dabei hart und anspruchslos; sie gedeihen auch an sonnigen Mauern gut. Als schöne Sommerblüher fühlen sich die Bignonia an sonnigen Mauern recht wohl. Bignonia radicans (auch unter dem Namen Tecoma bekannt), blüht lange. Ihre Blumen sind trompetenartig, rotorange und erscheinen an der Spitze der jungen Triebe. Einige Formen von ihr haben größere und etwas anders gefärbte Blumen. Die schönste aber ist Bignonia speciosa grandiflora. Durch be- deutend größere, schön gezeichnete Blumen und vor allem durch ihre riesigen Blütenstände, die oft über 100 Blumen und Knospen entfalten, zeichnet sie sich aus. Leider ist sie nicht überall winterhart. M. Geier, Mittenwald, Bayern. Rechtspflege. Ein kleiner Haus- und Ziergarten einer Bank, der von einem Hausdiener nebenher bewirtschaftet wird, ist nicht versicherungspflichtig. Die Gärtnereiberufsgenossenschaft hatte den kleinen Haus- und Ziergarten der Deutschen Bank, Zweig- stelle N., in Versicherung genommen, weil der Hausdiener der Bank darin beschäftigt und dieser als besondere Person im Sinne des § 917, Absatz 2 der RVO. angesehen wurde. Das zuständige Kgl. Oberversicherungsamt in A. hob auf Beschwerde der Bank den Veranlagungsbescheid der Gärtnereiberufsgenossenschaft auf, weil es in dem Hausdiener, für den die Bewirtschaftung nur eine ungelohnte Nebenbeschäftigung bildete, eine besondere Arbeits- kraft im Sinne des § 917, Absatz 2 der RVO. nicht erblickte und auch die Erzeugnisse des Gartens ausschließlich in dem Haushalte des jeweiligen Leiters der Bank verwendet wurden. Die Beschwerde der Gärtnereiberufsgenossenschaft wurde vom Reichsversicherungsamte durch Entscheidung vom 14. Febr. 1916 mit folgender Begründung zurückgewiesen: Die Annahme der Be- rufsgenossenschaft, es genüge für die Versicherungspflicht des Haus- und Ziergartens, wenn Hausangehörige, z. B. Pförtner, Dienstmädchen, herrschaftliche Diener usw., die Gartenarbeiten aus- führten, trifft nur mit der Einschränkung zu, daß die Arbeiten regelmäßig ausgeführt werden und einen erheblichen Umfang haben. Davon kann aber im vorliegenden Falle nicht gesprochen werden. Es handelt sich hier nur um einen kleinen 15 ar 65 qm umfassenden Haus- und Ziergarten, der nicht regelmäßig und in erheblichem Umfange mit besonderen Arbeitskräften bewirtschaftet wird, und dessen Erzeugnisse ausschließlich dem eigenen Haushalte des Leiters der Bank dienen. Danach war der angefochtenen Ent- scheidung des Kgl. Oberversicherungsamtes unter Zurückweisung der Beschwerde lediglich beizutreten. Willeke. sieht auf die günstige Lage der Gärten an der Straßenbahn keine Gartenhäuschen, sondern nur Lauben zu errichten. Später sollen dort Häuschen für je 250 Mark erbaut werden. Vorläufig sind 30 000 Mark bewilligt. — Das Vorgehen von Barmen verdient überall Nachahmung. Im vorigen Jahre wurden dort allein vierzig Morgen Oedländereien mit Erfolg mit Frühkartoffeln und Gemüsen bestellt. Berlin. Eine Versammlung der Hauptvorstände des „All- gemeinen Deutschen Gärtnervereins" und des „deutschen (nation.) Gärtnerverbandes" beschloß gestern abend, eine Eingabe um Gewährung einer Kriegsteuerungszulage für Angestellte, Gehilfen und Arbeiter" an die Hauptvorstände des „Verbandes der Handels- gärtner Deutschlands", des „Bundes Deutscher Baumschulenbesitzer" und der „süddeutschen Gärtnerverbände" zu richten. Budapest. Die ungarischen Staatsbahnen haben zum Zwecke der Sicherstellung der Pflanzenölproduktion längs der Bahngeleise in einer Länge von 8000 Kilometer Sonnenblumen anbauen lassen. Die Eisenbahnwächter wurden mit der Pflege betraut. Frankfurt a. M. Die Gesamtfläche der der Stadtgärtnerei unterstellten öffentlichen Gartenanlagen beträgt jetzt 198,40 ha. Sie unterhielt im vorigen Jahre 31,08 ha Schulhöfe, Unterrichts- und Vorgärten an städtischen Schulen, sowie 63,79 ha Garten- flächen für Rechnung anderer Verwaltungen. Für die Ausschmückung der Anlagen und städtischen Gebäude wurden 203 600 Stück Blüten- und Blattpflanzen aus der städtischen Gärtnerei verwendet. Aus den Baumschulen wurden für Neuanlagen und Anpflanzungen 628 Alleebäume, 14 138 Sträucher und 1120 Nadelholzpflanzen entnommen. Als Unterrichtsmaterial lieferte der städtische Schul- garten 489 000 Pflanzen bzw. Pflanzenteile. Weinheim. Die Mandelbäume an der Bergstraße blühten in diesem Jahre frühzeitig ; nach der Blüte ist nochmals Schnee ge- fallen. Trotzdem sind die Fruchtansätze nicht durch die Kälte geschädigt worden. Preisausschreiben. Einen Wettbewerb für Entwürfe zur Ausgestaltung des Eliasfriedhofs in Dresden schreiben die dorfigen städtischen Behörden unter den Künstlern im Dresdner Stadtgebiete, in den Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und -Neustadt, Meißen und Pirna aus mit Frist bis zum 18. September d. J. Es sirfd drei Preise von 2000, 1500 und 1000 M ausgesetzt; weitere drei Entwürfe können für zusammen 1500 M angekauft werden. Tagesgeschichte. Barmen richtet Gärten für seine Bürger ein. Für 30 Mark Pacht erhält man dort einen 260 qm großen Garten. Natürlich kann man auch zwei pachten. Man beabsichtigt zunächst mit Rück- Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Durch Verleihung des Eisernen Kreuzes wurden ausgezeichnet : Fritz Deichmüller, Mitglied des Deutschen Gärtnerverbandes, Berlin ; Heinr. Muth, Kgl. Kurgärtnerei in Bad Kissingen. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverband gibt den Heldentod seiner Mitglieder Herm. Klink, Kiel, und Gust. Koch, Hannover, bekannt. * * * Pick, Franz, Kgl. Hofgärtner, Herrenhausen bei Hannover, ■j" am 20 März im 73. Lebensjahre. Der Verstorbene, der vor etwa acht Jahren das Jubiläum seiner 50jährigen gärtnerischen Berufstätigkeit feierte, war ein weit bekannter Fachmann, der sich um den Kgl. Berggarten große Verdienste erworben hat, auch um den Gartenbauverein in Hannover, dem er über 40 Jahre an- gehörte, nach dem Tode des Gartendirektors Trip durch 7 Jahre als Vorsitzender, und zwar bis zum 1. Januar 1914. Franz Pick war Hannoveraner, geboren am 18. Oktober 1843. Als Lehrling trat er 1857 in den Kgl. Berggarten ein, dem er in späteren Jahren vorstehen sollte. Es starben : Gärtnereibesitzer Leopold Fischer, Freiburg i. Br., am 18. März; Aug. Heldt, Booßen, am 19. März; Christ. Rothfuß, Herrenalb, im Alter von 94 Jahren. Berlin SW. 11, Hedemaunstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Mai Hesdörffer. Verl. von Paul Parey. Druck; Anh. Buchdr. Gutenberg: e. G. m. b. II., Dessau Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 14. April 1916. Nr. 15. Nadidruck und Nadibildang aus dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafrediilich verfolgt. Stauden. Potentilla nepalensis und var. Willmotti, das Nepalfingerkraut und die Willmottsche Abart. Von Fr. Roll, zzt. im Dienste. (Hierzu eine Abbildung, nach einer vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahme.) Der unermüdlichste Blüher unter den Fingerkräutern, die in zahlreichen Formen in den Gärten vertreten sind und von denen die meisten besonders für Felsanlagen schätzensvifert sind, ist das Nepalfingerkraut und seine Willmottsche Abart. Viele Arten setzen allerdings zu einer zweiten, wenn auch unbedeutenderen Blüte ein, wenn die Blütenstengel sofort nach der Blüte abgeschnitten werden, so daß die Pflanzen sich durch die Samenbildung nicht zu sehr entkräften. Bei den beiden oben erwähnten Arten tritt jedoch gar kein Stillstand ein, wenn die Pflanzen in einem einigermaßen guten Boden stehen. Einzelne Stengel bilden sich nach der Hauptblüte, die in die Zeit vom Mai bis Mitte Juli fällt, ohne Unterbrechung bis spät in den Herbst, sogar bis in den November hinein, wenn nicht allzu harter Frost jedes Wachstum vorher erstarren macht. Für den Schnitt sind diese beiden in der Ueberschrift ge- nannten Fingerkräuter nicht ge- eignet, obwohl sie bis 30 cm lange Stengel bilden ; ganz flache Schalen lassen sich allerdings sehr gut mit ihnen ausschmücken. Der Slengelwuchs ist nämlich nicht aufrecht, sondern mehr kriechend, dem Boden sich an- schmiegend, infolgedessen sind Blatt und Blütenwuchs nur nach einer Seite gerichtet. In der Felsanlage schmiegen sich die Stengel den Steinen an und Gartenwelt XX. kommen dabei vorteilhaft zur Geltung. Diese Fingerkräuter sind darum vorzugsweise für Felsanlagen zu verwenden, können jedoch auch gut zu kleineren Gruppen verwendet werden. Die Blüten öffnen sich an den sich entwickelnden Stengeln nur nach und nach. Die Blütezeit der einzelnen Stengel dauert darum sehr lange und die ersten Blüten sind bereits samenreif geworden, wenn sich die letzten am Stenge! öffnen. An jeder Verästelung des Stengels bildet sich nur eine Blüte, so daß die einzelnen Blüten zerstreut stehen (s. Abbildung) ; von weiter Fernwirkung ist darum die Pflanze nicht. Dafür ist die Blüte in der Nähe um so reizender, besonders bei der Willmottschen Form. Ein hübsches Karmin mit Purpurschein Potentilla nepalensis var, Willmotti auf den Felsenanlagen des großen Hotels in Chateau d'Oex (Schweiz). 15 170 Die Garten weit. XX, 15 ist die Farbe dieser Ab- art. Die Blüte ist am sdiönsten, wenn sich der Innenkranz schwarzer Staubgefäße öffnet und der gelbe Blütenstaub dar- aus hervorleuchtet. Jedes für Blüten- und Farben- schönheit empfängliche Auge muß sich daran er- freuen. Das gewöhnliche Nepalfingerkraut ist be- scheidener in der Farbe. Seine Blütenblätter sind blaßrosa mit purpurner Aderung gegen das Innere zu. Die Willmottsche Form verdient den Vor- zug in der Blütenwirkung. Um eine möglichst reiche, anhaltende Blüte zu er- zielen, müssen die Blüten- stengel sofort nach dem Verblühen abgeschnitten werden. Auch eine kleine Düngung zur Zeit oder so- fort nach der Hauptblüte ist zu empfehlen. Da die Pflanzen reich- lich keimfähigen Samen ansetzen, ist die einfachste Vermehrung die aus Samen. Die jungen Pflanzen treiben bei frühzeitiger Aussaat im Frühjahre schon im Herbste einzelne Blütenstengel, wenn sie richtig verstopft und verpflanzt werden. Die Aus- saat kann in einem Kistchen oder auch kalten Kasten erfolgen; sie erfordert keine besondere Aufmerksamkeit, da die Samen sehr willig keimen. Die Pflanzen bilden eine Pfahlwurzel und nehmen daher keinen großen Umfang an ; ein Abstand von 25 cm genügt für die Pflanzung. Aster peregrinus ist unter den niedrigeren Staudenastern eine der schönsten und auffallendsten. Seine Blumen haben den Charakter unserer Alpenaster, erscheinen aber nicht im Frühjahr, sondern erst im Hochsommer, einzelne auf gegen 30 — 50 cm hohen Stielen. Sie sind deshalb besser wie die des Aster alpinus in der Binderei verwendbar, wozu sie auch das schöne Hellblau und die etwas größeren, mit großer gelber Scheibe geschmückten Blumen empfehlen. Diese Art vermehrt sich schnell, reicher als unsere Alpenaster, und zwar durch Ausläufer, wie alle amerikanischen Staudenastern; sie bildet bei kräftigem Boden bald ansehnliche Bestände mit reicher Blumenentfaltung, ist somit eine der vorzüglichsten Staudenastern für Rabatten und zum Schnitt. Zu letzterer Verwendung empfiehlt sie sich besonders wegen ihrer Blütezeit, welche gerade einsetzt, wenn die Frühlingsastern abgeblüht und die Herbststaudenastern mit ihrem Flor noch nicht eingesetzt haben. Aber auch zur Be- pflanzung von Steinpartien, namentlich zu solchen größeren, die nicht viel Arbeit und Kosten verursachen sollen, ist diese Aster sehr geeignet, da sie auch hier noch genügend reich und lange blüht, um so eine Anlage auf längere Zeit mit Blumen zu schmücken. B. Voigtländer. Pflanzenschädlinge. Gegen Erdflöhe. Zur Vertilgung der Erdflöhe hat man schon zu den verschiedensten Mitteln gegriffen, mit mehr oder weniger Erfolg. Deshalb möchte ich noch auf ein altes, einfaches Vor- Aster peregrinus. Nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Gehölze. beugungsmittel aufmerksam machen. Blättere ich da in einem alten landwirtschaftlichen Handbuche von Bringer, einem grünen Buche, das mir in meiner Lehrzeit ein alter Herr schenkte, und das mir auch dadurch wert- voll wurde, weil es im Geburtsjahre Kaiser Wil- helms I., wie es scheint, sogar um dessen Geburts- tag herum, herausgegeben wurde. Da steht also unter Februarius: „Kohlsamen verschie- dener Art kann jetzt schon gesäet, und das Land dazu mit Schweinemist, gegen Erdflöhe, gedüngt werden." Wer sollte es nicht ver- suchen, der jetzt mit dem so wertvollen Borstenvieh gesegnet ist, oder dem wenigstens dessen Mist er- reichbar? Schweinemist soll auch anderen niederen Insekten- arten zuwider sein, aber die Stubenfliege setzt gern ihre Eier darin ab. — F. Steinemann. Zieräpfel und ihre Verwertung. Wenn ich in meiner früheren Tätigkeit als Gartengestalter Einfluß auf die Gehölzauswahl hatte, so habe ich stets nach Möglichkeit die so prächtigen Zieräpfel bevorzugt ; ich fand damit immer unbedingten Beifall. Sie verdienen aber auch wirklich weitestgehende Emp- fehlung und allgemeine Verbreitung. Als Gartenschmuck- pflanzen werden die verschiedenen Pirusarten in bezug auf Blühwilligkeit und Blütenfülle von anderen Gehölzarten kaum noch übertroffen. Ist die herrliche Blüte vorbei, so bieten sie uns fast den ganzen Sommer hindurch einen weiteren Augenschmaus in ihrem überreichen Ansatz verschieden ge- färbter Früchte, die im Herbst zur Zeit der Reife sich uns in allen möglichen roten und gelben Tönen am schönsten darbieten. Auch die Wuchsfreudigkeit und die Form der Pflanzen an sich lassen nichts zu wünschen übrig, ohne daß sie be- sondere Ansprüche an den Boden stellten. Ja, ich möchte nach meinen Erfahrungen sogar davor warnen, sie in allzu fette Erde zu pflanzen, weil dann, eine leichtverständliche Binsenwahrheit, der Reichtum an Blüten und Früchten zu- rückgeht, während das Holz in allzu üppiges Wachstum gerät. Ihre Ansprüche auf den Standort sind ebenfalls bescheiden ; sie gedeihen noch recht gut im Halbschatten. Will man aber den Blütenschmuck besonders schön haben und die Früchte verwerten, worauf ich eben besonders aufmerksam machen möchte, so ist eine freie, sonnige Lage unerläßlich. Die gartenkünstlerische Verwendung der Zieräpfel kann auch in verschiedenartigster Weise erfolgen. Man kann sie XX. 15 Die Gartenwelt. 171 sowohl in größeren, wie auch kleineren Gehölzgruppen einzeln oder truppweise verwenden ; in kleineren Gruppen am besten als Mittelstücke, da sie, wie gesagt, recht wüchsig sind. Am schönsten ist aber ihre Verwendung als Einzelpflanzen, trupp- weise vor Bäumen oder größeren Gehölzgruppen, oder auch als Halbstämmchen hainartig auf freier Fläche ohne Hinter- grund. Hierbei kommen all ihre Schönheiten zu voller Gel- tung und — das Angenehme ist mit dem Nützlichen ver- bunden, da bei dieser Art Gruppierung auch die Früchte gut ausreifen und gut geerntet werden können. Wie schon angedeutet, kann man die Zieräpfel sowohl als Halbstämmchen, wie auch als Sträucher pflanzen. Die Vermehrung erfolgt am besten auf bekannte Weise durch Okulieren im August. Als Unterlage ist der gewöhn- liche Paradiesapfel, Pirus Malus paradisiaca, am empfehlens- wertesten. Pfropfen im Frühjahr ist ebenfalls angängig und besonders für die zu starken Unterlagen, für die, die nicht lösten und für die „Blindgänger", deren Augustaugen nicht anwuchsen, am Platze. Eine besondere Pflege, soweit Schnitt in Betracht kommt, ist kaum erforderlich, nur daß man von Zeit zu Zeit vor- sichtig etwas auslichtet. Höchstens ist dann, wenn die Ge- hölze in erster Linie der Fruchterzeugung dienen sollen, alljährlich ein geringes Kürzen der Holztriebe angebracht, um die Ausbildung von Blütenknospen zu begünstigen. Leider sind fast alle Zieräpfel ziemlich empfänglich für Blutlaus; sie werden von dieser besonders leicht befallen. Von den vielen Arten, bzw. Abarten) seien einige der empfehlenswertesten herausgegriffen , während im übrigen auf die Preisverzeichnisse guter Baumschulen verwiesen wird. Es seien in erster Linie genannt : Malus baccata, Blüte weiß mit rötlichem Anflug. Die Früchte sind gelb, an der Sonnenseite kräftig rot; sie haben einen feinen, säuerlichen Geschmack. M. bacc. var. aurantiaca (Reg.) mit orangefarbenen Früchten. M. bacc. var. coccinea (Hort.) mit scharlachroten Früchten. M. bacc. var. sanguinea (Reg.) mit blutroten Früchten. Malus floribunda (Sieb.) mit karminroten Blüten und leuchtend gelben Früchten von sehr angenehmen Geschmack, besonders reichtragend. Malus Niedzwetzkyana, Blumen und Früchte dunkelrot. Malus prunifolia fr. rubra, weiße Blüte, dunkelrote Früchte. Was nun die Verwertung der Früchte anbelangt, so wundere ich mich, daß sie noch nicht mehr verallgemeinert ist. Allerdings bin ich offen genug, zuzugeben, daß ich seinerzeit auch erst durch einige tüchtige Hausfrauen auf die vielseitige Verwendungsmöglichkeit besonders aufmerksam ge- macht wurde. Seitdem aber mache ich überall, wo es mög- lich und angebracht ist, für die Zieräpfel und deren Ver- wertung Stimmung. Am meisten zu empfehlen ist die Herstellung von Gelee. Ich habe bislang von keiner anderen Frucht, Quitten nicht ausgeschlossen , ein gleich wohlschmeckendes , aromatisches Gelee genossen, als das von Zieräpfeln. Es muß da nur die rechte Zeit der Reife zur Ernte abgewartet werden (meist wird zu früh geerntet), und es darf nicht übersüßt werden, dann erhält man eine vorzügliche Fruchtspeise, die als Brot- aufstrich auch „die butterlose, die schreckliche Zeit" leichter ertragen läßt. Eine Einflechtung sei mir gestattet : Ich bin der Meinung, daß vor allem die Uebersüßung der im Handel befind- lichen Marmeladen und Fruchtmuse daran schuld ist , daß sich die Allgemeinheit mit diesem gesunden Brotaufstrich nicht genügend befreunden kann, ihn so schnell sich „über" ißt. Fernerhin lassen sich die Zieräpfel noch zu feinem Mus, Kompott, zum Einmachen in Zucker und in Essig mit Zucker verwenden. Auch zur Herstellung von Most sind sie ge- eignet. Dieser, dem Apfelmost beigesetzt, gibt dem Apfel- wein besondern Wohlgeschmack und „Blume". Zum Roh- genuß der Aepfelchen bedarf es guter Zähne ; sehr wohl- schmeckend und weich werden die Früchte aber auch, wenn man sie, wie Mispeln, kurze Zeit gelindem Frost aussetzt. In diesen Zeitläuften muß man, wenn man von weniger bekannten Früchten spricht, immer auch daran denken, ob sich ihrer nicht auch der Erwerbsobstbau annehmen solle. Das halte ich nicht für empfehlenswert, weil weder Bedarf nodi Ertrag danach angetan sind, zu größerem Anbau zu ermutigen. Hingegen bei Neuanlagen oder Aenderung von Hausgärten oder nichtöffentlichen Parkanlagen, sowie für Schrebergärten denke man immer daran, an Stelle anderer „Nurgehölze" eine jeweils entsprechende Anzahl von Zier- äpfeln zu empfehlen, bzw. zu pflanzen. Dann aber vergesse man auch nicht, die jeweilige Hausfrau auf die so schöne und köstliche Früchte tragenden „Zier"gehölze besonders aufmerksam zu machen. In öffentlichen Park- und Gartenanlagen findet man die Zieräpfel selten angepflanzt. Das ist auch ganz recht so, deren Pflanzung an solchen Stellen ist auch für künftig nicht zu empfehlen, oder nur an Standorten, die beständig überwacht werden können. Denn kleine und auch „große" Kinder werden durch die verlockenden Früchte zu leicht in Versuchung geführt, die ersten Gebote zur Schonung der Anlagen zu überschreiten. Mag auch an den Früchten selbst nicht viel an materiellem Wert erreicht werden, so ist jedoch der Schaden, der nebenbei verursacht wird, um so größer. Und noch schlimmer ist der ethische Schaden, der durch die verbotene Tat (es ist doch schließlich Diebstahl) im kind- lichen Gemüt angerichtet wird und es verdirbt. Dagegen helfen weder Verbotstafeln, noch Polizeiverordnungen oder strenge Strafen, denn die Versuchung ist der ärgste Feind des Guten im Menschen. Darum schaltet, wo es möglich ist, die Versuchung aus. P. Böhmer. Immergrüne Gehölze. (Schluß.) Kadsura chinensis Hance., Magnoliaceae, China, Japan. Verliert zum Teil das Laub. Laurus nobilis L., Lauraceae, südliches Europa. Ist 2 m hoch und 1 m breit. Erhält einen Winterschutz aus Tannen- reisig und überwintert ohne Nachteil. Leycesteria formosaWaW., Caprifoliaceae, Himalaya. Inter- essant wie schön und von fremdartiger Wirkung. Sie bildet hier einen Busch von etwa 1 m Höhe. Die Stämme sind bläulichgrün, zeigen manchmal auch etwas rötliche Färbung und erinnern an kleine Bambusschößlinge. Die an den Endspitzen der überneigenden Triebe zusammengedrängten, von grün bis violett gefärbten Deckblättern umgebenen, zahlreichen Blüten sind rötlichweiß und sehr zierend. Sie erblühen im August und werden später durch violette bis schwarz ge- färbte Beeren ersetzt. Die Pflanze wird am besten als Einzel- pflanze gepflegt; sie liebt einen durchlässigen, nahrhaften Boden, entwickelt aber wohl ihre Farbe besser auf ärmeren Böden, wozu auch ein sonniger Standort mehr als ein halb- 172 Die Ga,rtenwelt. XX, 15 schattiger beiträgt. Ihre Anpflanzung ist jedem Liebhaber aufs angelegentlichste zu empfehlen. Die Pflanze ist ziem- lich widerstandsfähig ; hier überwintert sie ungedeckt, fast ohne eine Spitze einzubüßen, hat aber das Laub verloren. In kalten Lagen friert sie gewöhnlich bis auf den Boden zurück, treibt aber schon im August neue Schößlinge und nimmt bald Form an. Stecklinge bewurzeln sich leicht. Ligustrum Oleaceae — corjaceum Carr., China — coria- ceum var. planifolium — Delavayanum Hariot, China ^ Henryi Hemsl., China — lucidum Ait., Japan — lucidum var. robustum — ovalifolium Haask., Japan — Quihoui Carr., China — Stauntoni DC, China — strongylophyllum Hemsl., China. Von den Ligustern ist L. Quihoui diejenige, welche hier den größten Blütenreichtum aufweist, und zwar im September und Oktober, wo der 3X3'/,, m große Strauch geradezu von weißen Blütenrispen überladen ist. Er ist hier völlig winterhart, wogegen andere ab und zu im Früh- ling trockene Spitzen haben. So z. B. L. Stauntoni. Die übrigen Arten blühen im Juni und Juli; L. ovalifolium wird viel von Bienen besucht. Lonicera nitida Wils., Caprifoliaceae , China. Ein auf- rechtstehendes Sträuchlein mit zierlicher Belaubung, das eine Größe von 2 m erreichen soll. L. pileata Oliver, China (Hupeh). Bleibt mehr niedrig, trägt kleine grünlichweiße, wohlriechende Blüten. Beide Arten sind erst 1914 ge- pflanzt und haben in den letzten beiden Wintern nicht gelitten. MagnoUa grandiflora L., Magnoliaceae, südliches Nord- amerika. In mehreren Exemplaren von etwa 5 m Höhe ver- treten. Sie überwintern ohne Schutz und ohne zu leiden. Mahonia fascicularis DC, Berberidaceae. M. japonica Thunb., Japan. Ein prächtiger Busch von 2 m Höhe mit auffallend schöner Belaubung und kräftigen, schon im Herbst angelegten und jetzt, im Januar, aufbrechenden Blütenbüscheln, die bis in den April hinein andauernd blühen. Eine emp- fehlenswerte, harte Pflanze. Nandina domestica Thunb., Berberidaceae, Japan. Ein Pflänzchen, das wir hier über den Krüppelzustand nicht hin- ausbekommen, trotz mehrmaligen Verpflanzens und Wechseln des Standortes. Olea europaea L., Oleaceae, Orient, Mittelmeergebiet. Ueberwintert zum zweiten Male ohne Schaden im Freien, unter dem Schutze eines Holzkastens. Olearia Haastio Hook, f., Compositae, Neuseeland. Liebt einen mehr sonnigen Standort und blüht im August und September. Osmanthus Aquifolium Sieb., Oleaceae, Japan. Nahe ver- wandt mit der Olive, und der Hex sehr ähnlich, so daß Laien ihn oft für eine solche halten. Er ist ein harter, immer- grüner und schöner Strauch mit wohlriechenden , weißen Blüten, der auch in Städten und Industriegebieten besser als mancher andere fortkommt. Die hiesige Pflanze ist 2 /., m hoch und 2 m breit; sie überwintert wie die folgende ohne Schutz. O. A. var. ilicifolius. Ist nur eine Form des vorhergenannten. Beide Formen kommen auf ein und derselben Pflanze vor. Ein sehr schöner Strauch, der hier 3 m hoch und 2"., m breit ist. O. A. var. myrtifolius. Nur in einem kleinen (1914 gepflanzten) Exemplar vertreten. O. Delavayi Franch., China (Yünnan). Wie der vorher- gehende. Pachysandra terminalis S. & Z. fol. varieg, Buxaceae, Japan. Ein kleines Sträuchlein von etwa 30 cm Höhe, mit weißen, im April erscheinenden Blüten. Phillyrea angustifolia L., Oleaceae, Südeuropa. Ein dicht geschlossener Busch, der hier eine Größe von 0,80 ■ 1,20 m erreicht hat. Ueberwintert, wie die übrigen Arten, seit langem tadellos ohne Decke. P. latifolia L., Südeuropa. l,50Xl,50 m groß; soll bis zu 5 m hoch werden. Blüht im Mai mit kleinen, unscheinbaren, schmutzig rosaen Blüten. P. media L., Südeuropa. Ein schöner Busch von 1,50 m Höhe und 2 m Breite. In Bau und Farbe sehr gleichmäßig. P. Vilmoriniana Bois. & Ball., Orient. Wird bis zu 3 m groß. Ist in allen Teilen größer als die anderen Arten und blüht im Mai mit großen, weißen Blütenbüscheln. Sehr zu emp- fehlen. Pliotinia serrulata Lindl. (syn. Sorbus glabra), Rosaceae, Japan. Von dieser schönen Art sind mehrere große Exem- plare bis zu 4X4 m vorhanden. Sie bilden prächtige, ge- schlossene Büsche, haben großes, glänzendes Laub, das an den jungen Trieben anfangs bräunlich gefärbt ist, und sind zu Anfang Mai mit auffallenden, weißen Blütenständen reich besetzt. P. serrulata ist sicher nicht so bekannt und nicht so häufig angepflanzt, wie sie es verdient. Polygala Chamaebuxus L., Polygalaceae, Schweiz, Italien. Ein kleiner Strauch von nur etwa 15 cm Höhe mit weißlich- gelben Blüten. Eignet sich für Steinpartien; liebt nahrhaften Boden und etwas Schatten. Prunus caroliniana Ait., Rosaceae, Nordamerika. Erinnert an P. lusifanica. P. Laurocerasus L. Mittelmeergebiet. P. L. var. angustifolia. P. L. var. Mischeana. P. var. Zabelii. P. lusitanica L. fil., Pyrenäen. Ein für Einzelpflanzung ebenso wertvoller Strauch wie Photinia serrulata, der ihr an Schön- heit in der Belaubung wie im Blütenreichtum wenig nach- steht. Auch in bezug auf Widerstandsfähigkeit sind beide zu empfehlen. Die hiesigen Pflanzen messen etwa 5X5 m. Quercus acuta Thunb., Japan, Korea. Erreicht in der Heimat die Größe eines kleinen Baumes. Seit einigen Jahren ausgepflanzt, überwinterte freistehend ohne Schaden. Q. dila- tata Lindl., Himalaya. Das größte Exemplar ist etwa 5'/., m hoch und 3 m breit. Q. Hex L., var. latifolia Loud., Mittel- meergebiet. Die Pflanze ist 2'/oX2 m groß, etwas emp- findlicher als die vorige ; nach starken Frösten werden die Blätter braun. Q. X Lucombeana Sweet, Südeuropa. Ein kleines Bäumchen von etwa 7 m Höhe, verliert im Winter häufig das Laub. Q. Suber L., Korkeiche, Südeuropa. Ist etwa 75 cm hoch und wird nach stärkeren Frösten kahl. Q. Turneri Willd. (pseudo-Suber )<, pedunculata). Ein sehr schöner, kleiner Baum von 6 m Höhe und etwa 5 m Breite. Ueberwintert in der Regel ohne Schaden, wird aber bei starkem Frost auch etwas braun. Q. thalassica Hance, Japan. Bildet hier einen sehr hübschen Strauch von 'i^l<^YJ2^l.2 m Größe, der immer gut überwintert. Rhamnus Alatemus L., Rhamnaceae, Südwestl. Europa. Ein mittelhoher Strauch mit lederartigen, glänzend grünen Blättern von wechselnder Form. Er blüht im Mai und Juni mit kleinen, weißlichgrünen Blüten und trägt später blau- schwarze Beeren. Ueberwintert hier ungedeckt und ohne Schaden. R. punctata Boiss., Syrien. Scheint etwas emp- findlicher als die vorhergehende Art zu sein. Ueberwintert aber auch ohne besonderen Schutz. Rhododendron Anthopogon D. Don, Ericaceae. Eine niedrige Art aus den höheren Lagen des Himalaya und dem nördlichen Asien. Blüten schwefelgelb. 1912 ausgepflanzt; XX, 15 Die Gartenwelt. 173 überwinterte bisher unter dem Schutze eines Holzkastens. R. campanulatum D. Don, Himalaya. Blaßliia blühend. Juni. R. catawbiense Mchx., Nordamerika. Mit lilakarminfarbenen Blüten. Juni. R. Cunninghami Viori., (maximumy arboreum). R. fulgens Hook, fil., Himalaya. Selten. Blüten karminrot. Juni. R. indicum Sweet., var. amoenum (Paxt.), rosablühend. Mai. R. Kaempferi Planch., (indicum), China. R. maxi- mum L., Nordamerika. Wohl die härteste Art und eine der höchsten. Farbentöne verschieden. Juli, August. R. pon- ticum L., Orient. R. praecox Carr. (ciliatumyidahuiicum). R. racemosum Franch., China. Blüten klein, zartrosa. R. Thom- soni Hook, f., Himalaya. Blüten blutrot. Außer R. Antho- pogon, sind es R. fulgens und Thomsoni, die für die Winter Schutz erhielten, und zwar die beiden letzten nur einen solchen aus Tannen. Alle Arten überwinterten gut und blühten dankbar. Rubus flagelliformis hört., Rosaceae, China. Eine sehr hübsche, kletternde Art, deren Blätter im Jugendzustand einen welchen, mehr samtartigen wie metallischen Anflug haben, welcher der Pflanze einen besonderen Reiz verleiht. Die im Mai erscheinenden Blüten sind anfänglich weiß; später nehmen die Kelchblätter und Staubfäden eine weinrote Färbung an. Die Pflanze ist starkwüchsig, macht 4 — 5 m lange Triebe, eignet sich sehr gut zur Bekleidung von Pfeilern und ist hier völlig winterhart. R. Parkeri Hance, China. Erst seit einigen Jahren ausgepflanzt ; hat auch ohne Decke bisher nicht gelitten. Sarcococca ruscifolia Stapf, Euphorbiaceae. Dieser kleine, etwa 50 cm hohe Busch verdient seines stets frischgrünen Aus- sehens und seiner Widerstandsfähigkeit wegen weite Verbreitung. Er ist anspruchslos in bezug auf Boden, scheint aber eine feuchtere und schattigere Lage einer trockenen vorzuziehen. Die kleinen, wohlriechenden weißen Blüten erblühten in diesem Jahre schon im Januar. Die Früchte sind rote Beeren. Skimmia japonica Thunb., Rutaceae, Japan. Hier als var. oblata bezeichnet, ist ein ebenfalls sehr dankbares Sträuch- lein, das hier eine Höhe von 1 m und einen Durchmesser von 2 m erreicht hat. Es überwintert ohne Schutz und, so- weit ich zu beobachten Gelegenheit hatte, auch stets ohne Nachteil. Die zahlreichen, großen Blütenstände tragen dicht gedrängt stehende, weiße, wohlriechende Blüten. S. japonica Thunb. var. Veitchii, Japan, hat ungefähr 1,30 m Durch- messer, ist 60 cm hoch und übertrifft die vorige Art an Wohlgeruch bedeutend. Sie blüht um dieselbe Zeit. Beide Arten sind im Herbst mit sehr zierenden, zahlreichen roten Beeren geschmückt. Stranvaesia undulata Dec, Rosaceae, China. Ein außer- ordentlich reichblühender, wie tadellos überwinternder, sehr empfehlenswerter Strauch. Blüten weiß. Mai — Juni. Suaeda fruticosa Forsk., Chenopodiaceae. Heimat nördlich gemäßigte Zone. Sycopsis sinensis Oliv., Hamamelidaceae, China. Ein hier vollkommen winterharter und ziemlich schnell wachsender Strauch, der 3 — 4 m Höhe erreichen soll. Er blühte im April mit in den Blattachseln stehenden, rötlichen Blüten. Verdient häufige Anpflanzung als Einzelpflanze. Tetranthera causticans Pasq., Lauraceae, westliches Nord- amerika. Seit einer Reihe von Jahren hier, wächst aber offenbar langsam. Die Pflanze bildet einen etwa 2 m hohen und 1 m breiten, stark verzweigten Busch. Tricuspidaria dependens R. & P., Elaeocarpaceae, Chile. (Crinodendron patacjua Mol.) Bekannte Kalthauspflanze, die einen kleinen, breiten Busch bildet ; Belaubung dunkelgrün und glänzend. Erst seit wenigen Jahren im Freien und dort unter Tannendecke überwintert. Trochodendron aralioides S. & Z., Trochodendraceae, Japan. Im Mai 1912 ausgepflanzt und bisher ohne jeglichen Nach- teil, auch ohne Schutz überwintert. Es ist ein eigenartiger Strauch, dessen Blüten die Blumenblätter fehlen. Ulex europaea L., Leguminosae , hat sich hier nicht zu- friedenstellend entwickeln wollen. Umbellularia californica Nutt., Lauraceae, Kalifornien. Zurzeit hier ein kleiner, recht willig wachsender Busch von 70 cm, dessen Laub sich bei sehr starkem Frost empfindlich gezeigt hat. Veronica anomala Armslr., Scrophulariaceae, Neuseeland. Seit 1912 im Freien; hat immer gut überwintert. Blüht im Juni und Juli. V. Bidwilli Hook, f , Neuseeland. Ueber- winfert ohne Nachteil. V. Colensoi Hook. f. var. glauca, Neuseeland. Erst 1913 angepflanzt. V. cupressoides Hook, f., Neuseeland. Hat bisher regelmäßig gelitten. V. epacroidea Hook, f., Neuseeland. Ist ebenfalls empfindlich. V. Hul- keanaV. Müll., Neuseeland. Ist nach mehrmaligen Versuchen stets wieder erfroren. V. pinguifolia Hook, f., Neuseeland. Hat sich hier etwas widerstandsfähiger erwiesen. V. salicifolia Forst., Neuseeland. Friert regelmäßig bis auf das alte Holz zurück ; treibt aber willig im Frühling von neuem. V. Traversi Hook, f., Neuseeland. Diese Art ist jedenfalls die härteste von den hier genannten ; sie leidet wenig oder auch gar nicht und blüht regelmäßig. Die vorstehenden Veronica erhielten jeden Winter über dem Ballen eine Laubdecke und wurden außerdem mit Tannen- reisig eingedeckt. Viburnum cotinifolium Don, Capri/oliaceae, Himalaya. Hier 3 /.iX3 m groß; winterhart. Im Mai vollständig von weißen Blüten bedeckt. V. macrophyllum Thunb., Japan. Blüht im Mai. V. rhytidophyllum Hemsl., China. Eine ebenso stark- wüchsige, wie widerstandsfähige und auffallend verschiedene Art, die selbst im Winter so frisch wie im Sommer aussieht. Die Blätter sind oberseits dunkelgrün ; die Nerven tief ein- gedrückt, die Unterseite und die jungen Triebe bräunlich wollig behaart. Die Blüten sind gelblichweiß; die Beeren im September dunkelrot. Als Einzelpflanze sehr zu empfehlen. V. Tinus L., südliches Europa. Blüht im April und über- wintert ohne Decke tadellos, wie die übrigen. V. utile Hemsl., China. Eine neuere Einführung und erst 1914 gepflanzt. Xanthoxylon planispinum S. & Z., Rutaceae, China. Ist 4 m breit und 3 ' ., m hoch ; trägt unscheinbare Blüten und im Herbst rote Beeren. Das Laub ist glänzend grün. E. B. Behnick, Heidelberg. Die Birke als Alleebaum. (Hierzu zwei Abbildungen, nach vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Warum findet wohl die Birke als Straßenbaum so wenig Beachtung? Für belebte Landstraßen in der Nähe der Groß- städte wird man natürlich gradstämmige hohe Bäume, deren Kronen sich nach oben bauen, vorziehen. Aber auf dem flachen Lande, an weniger verkehrsreichen, von Dorf zu Dorf führenden Straßen sollte man die Birke mehr zu Ehren kommen lassen. Eine Birkenallee bietet im Schmuck der weißen Rinde stets einen reizvollen Anblick, besonders aber im Frühjahr, wenn sich die zierlich herabhängenden Zweige mit zartem Grün schmücken. 174 Die Gartenwelt, XX, 15 Findet man es vielleicht unschön, daß die Birke oft krumme Stämme bildet ? Unsere Maler sind da wohl anderer Meinung. Natürlich dürfen die Krümmungen dem Verkehr nicht hinderlich sein. Daß übrigens auch krummgewachsene Bäume ihre Lieb- Birkenallee. haber finden, beweist ein Auftrag, den wir in einer großen Baumschule Bayerns zu erledigen hatten. Er lautete auf 30 starke Schau-(Solitär-)Bäume — so krumm wie möglich ! Diese Bestellung, wenn ich nicht irre für die Stadt München bestimmt, ist zur Zufriedenheit ausgeführt worden. Dies nebenbei. Eine weitere schöne Verwendungsart der Birke ist aus nebenstehender Abbildung ersichtlich. Wenn Waldschneisen und schmale Waldwege zu beiden Seiten mit Birken be- pflanzt werden, bilden die weißen Stämme einen angenehmen Gegensatz zu dem düsteren Charakter der Kiefern und Fichten. In hiesiger Gegend sind mehrere solcher Waldwege auf nur 0,80—1,50 m Abstand mit Birken bepflanzt. Diese Wege haben das angenehme, daß man sie auch im Dunkeln be- nutzen kann, ohne Gefahr laufen zu müssen, mit den Bäumen in unliebsame Berührung zu kommen. Die Birkenstämme wirken wie eine weiße Mauer. E. Tiltack, Finsterwalde i. L. Obstbau. Herbstpflanzung ohne Bedenken in allen den Lagen ausgeführt werden kann, wo die klimatischen Verhältnisse eine solche nicht von vornherein verbieten. Geschieht das Setzen etwa in der zweiten Oktoberhälfte, so werden die Bäumchen noch Wurzeln fassen und im Frühjahr freudiges Wachstum zeigen. Der übliche Winterschutz durch Bedecken der Baumscheibe darf natürlich nicht versäumt werden. Ein leichtes Bedecken mit Reisig kann aus Vorsicht vor- genommen werden. Tatsache ist jedenfalls, daß bei der Frühjahrspflanzung die meisten Verluste zu beklagen sind. Woran liegt das? Zunächst daran, daß die Pflanzen meist von den Baumschulen aus Ueberwinterungs- häusern zum Versand gebracht werden. Holz und Wurzeln sind oft schon so dürre, daß die Bäume nicht wachsen können. Man beziehe deshalb die Pfirsiche nicht gar zu spät im Frühjahr. Was sie am dringendsten benötigen, ist Wasser, damit die Zellgewebe sich mit diesem wieder füllen können. Wir werden gerade bei Pfirsich gut tun, unter Schonung der Faserwurzeln zunächst einen sachgemäßen Rückschnitt der Wurzeln vorzunehmen. Ein scharfes Messer, nicht die Schere, soll dazu benutzt werden. Wer es irgend möglich machen kann, sollte nun die ganze Pflanze in einen Wasserbehälter bringen und darin 12 — 24 Stunden belassen, im anderen Falle genügt auch das Eintauchen des Wurzelballens in Wasser. Nachdem nun die Pflanze reichlich Wasser angezogen hat, erfolgt das Einsetzen. Man pflanze nach den bekannten Vor- schriften und häufle zum Schluß den über dem Erdboden stehenden Wurzelhals mit Erde an, die später, nachdem der Baum an- gewachsen ist, wieder entfernt werden kann. Die Pflanzstelle be- decke man am einfachsten mit Dung, um ein Austrocknen des Bodens zu verhüten. Folgt warmes, trockenes Wetter, so ist es ratsam, nicht nur nach Bedarf zu gießen, sondern auch die Zweige öfter zu spritzen. Dieses trägt wesentlich zur Frisch- haltung des Holzes bei. Am geeignetsten sind 1 — 2 jährige Büsche; damit wird man stets zufriedenstellende Erfolge erzielen. Pfirsichpflanzung im Frühjahr. Es ist zum Brauch geworden, Pfirsiche fast ohne Ausnahme im Frühjahre zu pflanzen. Wer gute Erfolge damit erzielen will, hat mancherlei zu beachten. Zunächst möchte ich bemerken, daß die Mit Birken bepflanzter Waldweg. XX, 15 Die Gar teil weit. 175 Unmittelbar beim Pflanzen ist ein Rückschnitt der vorjährigen Aeste nicht erforderlich. Das sofortige, vielfach empfohlene Herunterschneiden auf kurze Stumpfe ist dem Gedeihen nicht sonderlich dienlich. Wohl muß bei Pfirsich ein Rückschnitt er- folgen, damit sich kräftige, ein- jährige Triebe entwickeln können, das geschieht aber und kommt Doch zurecht, nachdem wir fest- stellen können, daß das An- wachsen vor sich gegangen ist. Unmittelbar während des Triebes tut der Schnitt die besten Dienste. Man achte dabei darauf, die Form des Baumes von Jugend auf richtig zu gestalten und sehe auf das Gleichgewicht der vor- handenen Aeste. Schwache Aeste schneide man also gar nicht oder wenig, stärkere entsprechend mehr. Auch jeder Pfirsich, der sonst nicht nach den Gesetzen des Kernobstschnittes behandelt wird, ist für Erhaltung eines Leitastes dankbar. Ueberhaupt ist der Pfirsich ein gefügiger Geselle, wenn wir nur verstehen, seinen Eigenheiten Rechnung zu tragen. Dazu gehört vor allem eine richtige Sommerbehandlung, mit der wir darauf hinzielen, immer neue einjährige Triebe zu erhalten, die für nächstes Jahr die Fruchtträger sind. Für Spalierformen und für gute Böden wähle man den Pfirsich auf sogenannte St. Julienunter- lage veredelt, für leichte Böden den veredelten Pfirsichsämling. Wie selten eine andere Obst- art, ist der Pfirsich früh- und dankbartiagend. Dies sollte Ver- anlassung sein, seinem Anbau mehr noch als bisher Beachtung zu schenken. Kaven, Dresden. Weingarten, in den man vom Hof aus durch ein schmiede- eisernes Tor tritt. Bei H liegt der Eingang zum Innen- gärtchen, bei B befindet sich ein holzgeschnitztes, kunst- geschichlich wertvolles Tor. Schloß Schönborn in Geisenheim a. Rh. Nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Landschaftsgärtnerei. Gartenhof am Schloß Schönborn in Geisenheim am Rhein. Projekt von J. F. Müller und U. Loth. Das kunstgeschichtlich inter- essante und architektonisch reiz- volle ehemalige Lustschloß des Kurfürsten von Mainz in Geisen- heim zeigt eine wenig be- friedigende Umgebung. Die Verfasser schlagen einen Rosen- hof vor, in dessen Mitte ein Ziehbrunnen steht und der im übrigen ummauerte Beete ent- hält, bei F einen Platz zum Kaffeetrinken. Die Steigung des Geländes, die von Punkt A bis zum Verwalterwohnhaus 90 cm beträgt, wird im Gartenhof durch Stufenanlagen überwunden. Die Grenzmäuerchen des Gartens tragen Spalier aus durchlochtem Stabeisen, durch welches sich Schlingrosen ziehen. Bei E ist ein Ecksitz als Ausguck auf die Straße vorgesehen. Bei G soll eine alte Linde gepflanzt werden. Bei C befindet sich der Hundezwinger. Bei D befindet sich ein .Jv. 'a!,.tAr-ft»<-'^ Mannigfaltiges. Der Seidenbau als Nebenerwerb für fleißige Leute. Ich möchte dem in Nr. 12 der „Gartenwelt" erschienenen Artikel des Herausgebers über „Schwarzwurzellaub- fütterung und Seiden- raupenzucht", — der hoffentlich viele vor Enttäu- schungen schützen wird — noch einige Erklärungen hin- zufügen, die den Seidenbau betreffen. Wenn in einzelnen Provinzen Italiens die Seidenzucht zu- gunsten des Anbaues von Reis und Tomaten eingeschränkt wird, so ist das wenig verwunderlich. In erster Linie kann der Italiener diese Früchte selbst verwenden, während die Seidenbauernte an die großen Unternehmer geht, die — wie alle Zwischenhändler dort — das Fett von der Suppe schöpfen. Ferner erfordert der Seiden- bau 33 Tage Arbeit — das sorgfältige Füttern, Laub pflücken und schneiden — während die Tomaten usw. in dem gesegneten Klima so gut wie keine Mühe machen. Ich möchte aber doch an- fragen, warum man in Deutsch- land sich überhaupt mit Obst- und Weinbau abgibt, wo doch auch dieser in den südlicheren Ländern viel üppiger und rascher gedeiht ? Warum hat Deutschland die anfangs so mißtrauisch und abfällig be- wertete Zuckerproduktion — trotz Ost- und Westindien — durchgezwungen ? Wenn von Professor Schulze betont wird, daß „das Füttern, Umbetten der Raupen, das Pflücken des Laubes keine Kleinigkeit" sei, so frage ich : Ist die Arbeit des Gärtners eine Kleinigkeit ? Wieviel Schweiß kostet es, bis er 100 Mark mit Gemüsebau verdient hat! Eine „einigermaßen loh- nende Zucht von 30 000 Raupen" trägt aber in kurzen 6 Wochen mehr ein, als Ge- müsebau oder Kleintierzucht, wie ich weiter unten berechnen werde. Daß der Seidenbau, der nur 6 Wochen des Jahres — von Ende Mai bis Anfang Juli dauert — immer nur ein Neben- erwerb sein kann, ist selbstverständlich. Wer diesen Neben- verdienst nicht braucht, der soll ihn andern überlassen, die eine Mühe nicht scheuen, wenn der Ertrag ihnen wirtschaftlich eine Erleichterung verschaffen kann. Ich muß hier nun einen Irrtum aufklären, der den für die 176 Diu G a r t e n w e 1 1. XX, 15 Raupenzucht von 30 000 Stück benötigten Raum betrifft. Die 60 — 70 qiri lassen sich bequem in einem Zimmer von 3X4 qm herstellen, da die Gestelle für die Hürden 4, 5, auch 6 über- einander befindliche Raupenlager aufnehmen können. Die italienischen Bauern, die zuweilen Millionen Raupen auf- ziehen, brauchen dazu einen Stall, eine Scheune, und wenn ih.ien die nicht zur Verfügung steht, dann pferchen sie sich tatsächlich während der letzten Wochen der Zucht in einem Winkel zu- sammen, und überlassen den Raupen ihr Häuschen. Denn der Erlös entschädigt sie reichlich für die Unbequemlichkeit. Und wie haben es denn die deutschen Züchter um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gemacht, die wahrlich auch über keine Riesenräume zu verfügen hatten, die Lehrer, Pfarrer, Bahn- wärter usw., die alle eifrig züchteten und jeden Winkel ihrer Wohnungen für die Seidenspinner einrichteten? Da war der Kauf- mann Stieff in Potsdam, der von 6 Morgen Land, mit Maulbeer- büschen bepflanzt, 800 Metzen Kokons, im Werte von 760 Talern — 2280 Mark — erntete. Der Lehrer Voigt hatte 1858 einen Reingewinn von 330 Talern — 990 Mark. Der emer. Rektor A. Rother, Seidenbauinstrukteur und Direktor der Seidenzucht des Seidenfabrikanten A. Heese in Steglitz, dessen Maulbeerplantage 35 000 Büsche umfaßte, hielt am 4. März 1860 in Berlin einen Vortrag, in dem er mit be- geisterten Worten zur größeren Ausdehnung des Seidenbaues auf- forderte. Rother sagte dabei : „Ich könnte eine lange Reihe von kleinen Landbesitzern, Handwerkern und namentlich Schullehrern anführen, denen der Seidenbau jährlich eine reine Einnahme von 50 und mehr als 100 Talern verschaffte. Es gibt unter ihnen einzelne, die sich durch eine 4 — 6 wöchentliche Arbeit 200 bis 300 Taler — 600 bis 900 Mark — erwarben." Wir können heute nur erst mit sehr bescheidenen Einnahmen rechnen, weil es vorläufig an dem zur Aufzucht einer größeren Menge Raupen erforderlichen Maulbeerlaub fehlt. Wo sich aber noch alte Bestände finden — und es gibt vielerorts noch herr- liche, alte Maulbeerbäume, 25 — 100 Jahre alt, da kann die Zucht gleich in größerem Umfange einsetzen. Ich will nun noch von einer Zucht von 30 000 Raupen be- richten, dem ersten Versuch einer Dame, die nie vorher den Seidenbau gesehen hatte. Die Dame ging im Frühjahr 1912 auf gut Glück nach Como, obwohl sie der italienischen Sprache nicht mächtig. Sie bezahlte für: 25—30000 Raupeneier 8 Fr Laubpachtung von 21 alten Bäumen . . . 15 - Miete für Hürden, sowie 1 Rolle Zuchtpapier 6 - Stadtzoll 4 - 33 Fr Die 30000 Raupen waren in einem Zimmer untergebracht. Die Dame, Frl. H. v. Biedenfeld, jetzt Leiterin der Ortsgruppe Wiesbaden unseres Verbandes, leistete die ganze Arbeit : das Schneiden des Laubes, das Heimtragen der zuletzt großen Last, das Füttern und Umbetten der Raupen ganz allein, ohne jeg- liche Hilfe. Sie verkaufte die Kokonernte durch Vermittlung eines Italieners und hatte nach Abzug der Unkosten einen Gewinn von 210 Fr. Mit einer Hilfe, die ihr während der letzten Wochen wenigstens das Laub holte, hätte sie — in einem größeren Raum — auch die doppelte Zahl Raupen füttern können. Ich glaube nicht, daß einem der Leser eine andere Heimindustrie bekannt ist, mit der Jemand in der gleichen Zeit die gleiche Summe verdienen kann. Als die ungarische Regierung sich im Jahre 1879 des Seiden- baues annahm, betrug die Seidenernte in Ungarn und Kroatien zusammen 160 kg Rohseide. Durch systematisch geförderte An- pflanzungen von Morus alba, als Hecken, als Chausseebäume, auf Feldern usw., konnte der Seidenbau so gefördert werden, daß sich der Ertrag binnen 25 Jahren auf 164 000 kg Rohseide steigerte! Gibt das nicht zu denken? Und diese Menge Rohseide, die als Heimarbeit binnen 6 Wochen von 109 790 Familien gewonnen wurde, verschaffte den Bauern einen Nebenverdienst von 5147862 Kronen, die ihnen die Regierung für die abgelieferten Kokonernten zahlte. Deutschland aber zahlt 160- — 170 Millionen M jährlich für die Einfuhr von Rohseide dem Auslande. Anne v. den Eken, München. Scorzonera oder Symphytum? Bei der Propaganda für die Seidenraupenzuclit in Deutschland scheint über die Ernährung der Seidenraupen durch das Schwarz- wurzellaub eine Unklarheit hinsichtlich der gemeinten Pflanze zu bestehen. Ganz abgesehen von einem etwa möglichen Gewinn bei der Sache, der — da nach den Anführungen des Herrn Professor Dr. Udo Dammer, nach welchen zur Ernährung von 1000 Raupen, die nicht ganz 2 kg Kokons im Werte von 4 — 5 Mark ergeben, wozu 24 kg, also abgerundet Vi Zentner, Schwarzwurzelblätter nötig wären — ein verzweifelt geringer sein dürfte, handelt es sich für uns Laien in der Seidenraupenzucht mit Schwarzwurzellaub um die Frage, welche Pflanze damit gemeint ist. Herr Professor Dr. Dammer, aus dessen diesbezüglichen Anführungen man nicht — vorausgesetzt, daß man außer der in Kultur befindlichen auch an eine andere, nicht im Gemüsebau aufgenommene Schwarzwurzel oder Schwarzwurz denkt — so ohne weiteres klar wird, meint, daß nach einmaliger Aussaat die Pflanzen eine ganze Reihe von Jahren vorhalten; nach seiner Beobachtung dauert die Pflanze 7 Jahre aus. Das Letztere ist richtig, wenn damit die wildwachsende schleimige Schwarzwurz, Beinwurz, auch Beinwell, Symphytum, eine Borraginee, gemeint ist. Hiervon gibt es Sym- phytum asperrimum, aus dem Kaukasus, mit himmelblauen und purpurrötlichen Blüten, das zwar als Gartenzierpflanze angeführt, aber kaum als solche gekannt und zu finden ist, und Symphytum officinale, gelblichweiß oder violettrot blühend, auf feuchten Wiesen und an Flußrändern häufig, ferner bulbosum und tube- rosum. Damit kann aber, und besonders wegen der langen Ausdauer der Pflanze nach einmaliger Aussaat, wohl schwerlich unsere als spargelähnliches Wurzelgemüse allgemein bekannte und beliebte Scorzoner- oder Schwarzwurzel, Scorzonera his- panica, gemeint sein. Gleichwohl spricht Herr Prof. Dr. Dammer von so vielen Aussäten, als man Zuchten der Seidenraupen be- absichtige und betont ebenso, daß zur Anzucht der Schwarzwurzel, die er eine Futterpflanze (natürlich nur in dem Sinne für die Seidenraupen) nennt, für diesen Zweck kein fruchtbares Land ge- braucht wird, sondern im Gegenteil „möglichst armes Land". Wir sind nicht genügend erfahren in der Spezialkultur unserer bekannten Scorzonerwurzel, glauben aber bestimmt, daß sie gutes, fruchtbares Land dem „möglichst armen" ganz entschieden vor- zieht und daß alle Gemüsegärtner der gleichen Meinung sind.*) Dagegen fanden wir Symphytum auf armem Boden wildwachsend. Weiter sagt Herr Professor Dr. Dammer, „es wird Sache der Gärtner sein, so, wie jetzt Spinatblätter, in Zukunft auch Schwarz- wurzelblätter auf den Markt zu bringen". Das Letztere werden sie unsres Erachtens wohl vorläufig bleiben lassen, und statt dessen, wie seither, ihre Aufmerksamkeit auf möglichst starke Wurzeln bei ihren Schwarzwurzelkulturen verwenden. Durch das Auslassen des wissenschaftlichen Namens der in Frage stehenden Schwarzwurzel seitens des Herrn Professor Dr. Dammer entsteht diese Unklarheit, wenn man dabei an beide, Scorzonera und Symphytum, denkt, worin man noch durch die Zeichnung in dem Aufsatz „Seidenzucht" bestärkt wird, denn die Blätter, von welchen die Seidenraupen in dieser Zeichnung sich nähren, lassen entschieden auf Symphytum schließen. Von Symphytum aber, welche Pflanze den allermeisten Gärtnern, Sai|^nbauern und -händlern unbekannt, ist auch schwerlich irgendwo Samen erhältlich. Die Warnung der „Gartenwelt" in Nr. 12 vom 24. März, „die Hände von der Seidenraupenzucht fortzuhalten", ist sehr zeit- gemäß, denn es können und würden gewiß die Versuche mit *) Anmerkung des Herausgebers. Sie liebt warmen, sandigen, nicht zu feuchten, tief bearbeiteten Boden. XX, 15 Die Gartenwelt. 177 sicherem Mißerfolge, Enttäuschungen, Geld-, Arbeits- und Zeit- verschwendung enden, besonders für sogenannte l Mill., Archipel 0,25 Mill., Adana 0,25 Mill., Angora 0,070 Mill., Konia 0,016 Mill. und auf die Sandschaks Ismid 1 Mill. und Bigha 0,88 Mill. kg. Während der Tabak vorwiegend Tieflandskultur ist, wird dort und auf dem Hochlande eine andere wirtschaftlich wichtige nar- kotische Pflanze, der Mohn gezogen. Der Anbau erfordert eine sehr sorgfältige Bereitung des Ackers, ist aber, zumal er ein zwei- faches Produkt, Opium und Mohnsaat liefert, gewinnbringend. Die Aussaat erfolgt im Oktober oder spätestens Anfang November. Zur Gewinnung des Opiums werden die Mohnköpfe vor ihrer vollständigen Reife mit einem besonderen Instrument „Djisghi" ringsherum eingeschnitten und der am nächsten Tage hervor- quellende Milchsaft gesammelt. Dieser wird zusammengeknetet und in Mohnblätter gehüllt in den Handel gebracht. Im Vilajet Smyrna wird die beste Qualität in der weiteren Umgebung Smyrnas selbst hervorgebracht, eine zweite Qualität liefert das Sandschak Sarukhan, wo die Kasas Kyrkaghatsch und Akhissar die besten Sorten erzeugen. Im Vilajet Brussa ist Afiun Karahissar, zu deutsch Opium-Schwarzburg, das Zentrum des Mohnbaues. Die Mohnsaat wird im Lande selbst zur Oelgewinnung benutzt, teils zur Ausfuhr gebracht, und zwar vor dem Kriege in der Hauptsache nach Frankreich. Gemüse wird, da die Orientalen große Liebhaber pflanzlicher Nahrung sind, in allen Arten, wo es die natürlichen Verhältnisse gestatten, in sehr bedeutendem Umfange angebaut. In Anatolien gedeihen alle jetzt in Mitteleuropa einheimischen Gemüse. Es werden verschiedene Kohlarten gezogen: Rüben, Radieschen, Zichorie, Spargel, Sellerie, Lattich, Endivie, Boretsch, Raute, Chondrille, Zwiebel, Knoblauch, Erbse, Kichererbse, Bohne, Saubohne, Linse, Gurke, Kürbis, Artischocke, Bamia, Eierpflanze, Tomate, Spinat, Sauerampfer, Rhabarber, Petersilie, Estragon, Saturei, roter Pfeffer, Kümmel, Safran, Anis, Wermuth. Für die Verpflegung der Haupt- stadt sind die intensiven Kulturen an der Riviera des Golfes von Ismid, um den Sabandjasee und in der Akova von großer Wichtig- keit. Die Produktion dieser Gegenden an Gemüse ist infolge der starken Nachfrage und dank der günstigen geographischen Lage außerordentlich groß. Die anatolische Eisenbahn gibt dazu das Mittel an die Hand, die Erzeugnisse der Gärten und Felder schnell und damit frisch auf den Lebensmittelmarkt von Konstantinopel zu bringen. Zu diesem Zweck läßt die Verwaltung nachts be- sondere Gemüse- und Obstzüge fahren, welche die Güter in eigens für die Aufnahme der großen Körbe konstruierten Wagen sammeln und früh morgens nach Haidar Pascha bringen. Diese Züge halten vielfach an bestimmten Punkten der freien Strecke, wo die Gärtner ihre Früchte unmittelbar in den Zug laden dürfen. Weitverbreitet ist ferner der Obstbau, doch ist die Pflege, die den Fruchtbäumen zuteil wird, nicht sorgfältig genug, um durchweg gute Sorten zu erzielen. Höhenlage und Klima be- dingen, daß das Tiefland vorwiegend Agrumen, Datteln (nur an der Südküste), Oliven, Pfirsiche, Aprikosen, Melonen, Mandeln, Pistazien, Feigen und Wein hervorbringt, während die übrigen Obstarten : Apfel, Birne, Quitte, Kirsche, Schlehe, Pflaume, Kornel- kirsche, Hasel- und Walnuß dagegen mehr auf das Hochland be- schränkt sind, wiewohl auch manche der letzteren in den tieferen Regionen kultiviert werden. Wirtschaftlich am wichtigsten ist der Anbau der Agrumen, des Olivenbaumes, der Feige und der Wein- rebe. Die Kultur der Agrumen ist auf die Westabdachung, den Archipel und die Südküste beschränkt. Gezogen werden Orangen, Zitronen , Pomeranzen und ihre Abarten. Das gleiche Ver- breitungsgebiet hält der Olivenbaum inne, der hier vorzüglich gedeiht und in großen waldartigen Beständen die Küstenland- schaften und die Inseln bedeckt. Der Ertrag der Olivenpflanzungen ist relativ hoch. Die Oliven, deren Ernte in die Monate Oktober und November fällt, werden teils durch Einsalzen zum Genuß konserviert, teils zur Oelgewinnung ausgepreßt. Das hierbei an- gewendete Verfahren mit Hilfe von Handpressen ist ziemlich pri- mitiv und nicht geeignet, die Oelfrucht in ergiebiger Weise aus- zunutzen. Europäischen Unternehmungen bietet sich hier durch Einführung vollendeter technischer Einrichtungen ui)d Anwendung des chemischen Extraktionsverfahrens ein weiter Spielraum. Zur- zeit beträgt die Olivenölproduktion rund 40 Mill. kg, die vor dem Kriege zum größten Teil über Smyrna, Mudenia und die Inselhäfen zur Ausfuhr gelangten. Fabrikation und Handel mit Oliven und Olivenöl liegen fast ausschließlich in griechischen Händen. In gleicher Weise besitzt die Feige eine große Wichtigkeit für die Ausfuhr der kleinasiatischen Westküste. Ihre Kultur erfordert geringe Mühe und Aufwendungen, ist aber dabei sehr gewinn- bringend. Man unterscheidet die beiden Hauptsorten Bardadschik und Lopia; die ersteren, sehr süß, dienen dem örtlichen Verbrauch, die letzteren gelangen zur Ausfuhr nach Europa. Unter ihnen werden der Güte nach wieder die Sorten Erbeyli, AVdin und Tschaili benannt. Die Erbeyli stammen aus dem Sandschak Smyrna, auch von Ayasluk, Baladjik, Deirmendjik, Karabunar, Ornerbeyli und anderen Orten, die AVdin aus dem Sandschak AVdin von Omurlu, Köschk, Sultan-Hissar, Nasilli, Aktsche, Bosdoghan usw., und die TschaVli von Bademie, Baliambol, Oedemisch, Birghi im Sandschak Smyrna. Die Ernte findet gegen Mitte August statt. Die Feigen werden nach mehrmaliger sorgfältiger Auslese in Kisten verpackt ; sie kommen in vier verschiedenen Packungen als Maka- roni, Yemekji, Lokum und Layers in den Handel. Der aus- geschiedene Rest liefert die Hordas (Fabrikfeigen), die in Europa hauptsächlich zur Fabrikation des Feigenkaffees benutzt werden. Wenn auch dem Moslem der Weingenuß durch die Satzungen des Koran verboten ist, so wird doch die Weinrebe in ziemlich umfangreichem Maße in Anatolien angebaut. Sie liefert prächtige Trauben für den Landeskonsum, an der Westküste die im euro- päischen Handel lebhaft begehrten Rosinen und in den Gebieten mit griechischer und armenischer Bevölkerung einen guten Land- wein oder auch sogenannten Südwein (Samos usw.), wie auch aus den Trebern gewonnenen Branntwein, den Raky. Kleinasien, die Heimat der Weinrebe, ist eins der produktivsten Weinländer geblieben, trotz mosleminischer Herrschaft. Das Hauptproduktions- gebiet bilden die Vilajets Smyrna und Khodawendikiar (Brussa), und die Inseln des Archipels, dann weiter die Randlandschaften des Golfes am Ismid und des Bosporus ; große Weinkulturen be- finden sich ferner im Stromgebiete des Kysyl Irmak östlich und nerdwestlich von Angora und schließlich auf dem für Weinbau so vorzüglich geeigneten vulkanischen Boden des Erdjias Dagh. Auch Amasia, Tokat und Trapezunt erzeugen einen geschätzten Wein. Von den Türken wird am meisten die sogenannte Tschauschrebe angebaut, die zwar vorzügliche Tafeltrauben liefert, aber für die Weinfabrikation nicht geeignet ist. Von den Armeniern werden daher meist andere Sorten angepflanzt. Ein sehr erheblicher Teil der Weinernte des Vilajets Smyrna wird für die Herstellung von Rosinen verwendet, die eine bevorzugte Stellung im Ausfuhrhandel Smyrnas einnehmen. Die Trauben werden, um etwaige Fäulnis zu verhindern, durch eine dünne Alkalilauge gezogen, getrocknet und dann in Bastkörben oder Säcken nach Smyrna gebracht. Die drei Hauptsorten des Handels sind die roten Elemerosinen, die schwarzen Rosinen und die Sultaninen. Badermann. Anbau von Sonnenblumen. Um den Bedarf an pflanzlichen Oelen zu sichern, hat die österreichisch-ungarische Regierung den Anbau von Sonnenblumen an den Bahndämmen in einer Länge von 8000 km angeordnet. Die Aussaat, Pflege und Ernte über- nehmen die Bahnwärter und Streckenbeamten. Auf diesem Wege hofft die österreichisch-ungarische Regierung einen guten Teil zur Minderung des Oelmangels beizutragen. Man kann einigermaßen auf das Ergebnis gespannt sein. Die Sonnenblumen sind nicht anspruchsvoll und bevorzugen mit Vorliebe die ökologischen Ver- hältnisse, wie sie der Bahndamm bietet, wenigstens soweit er nicht durch lichtarme Wälder führt. Natürlich eignen sich nicht alle Eisenbahndämme für den Anbau. Der Anbau ist einfach. In 202 i)ie Gartenwelt. IX, 17 eine geringe Vertiefung, am besten an der abfallenden Seite durch eine kleine Stein-, Schiefer- oder Holzplatte vor dem Abspülen durch Regen geschützt, werden zwei bis drei Samen eingebettet. Man beginnt mit den am besten dazu geeigneten Stellen und ver- pflanzt dann den zweiten und dritten Sämling, wenn sämtliche Sämlinge keimen, wenn man es nicht vorzieht, die Pflanzen in kleinen Töpfen, Sclialen oder Holzkistchen an gesicherter Stelle an- zuziehen und sie später auszupflanzen. Am besten wäre es viel- leicht, die Pflanzen an irgendeiner Zentrallstelle von Fachleuten anziehen zu lassen und sie dann zu verteilen. Mit Rücksicht auf die Reife hätte dies auch rechtzeitig zu geschehen. Sicherlich wäre auf diese Weise der geringste Ausfall zu erwarten, was ja mit Rücksicht auf den Wert des Saatgutes wünschenswert ist. Schutz vor dem Umbrechen ist durch Anbinden an starke Reiser, die ja ebenfalls an Bahndämmen meist an Ort und Stelle zu haben sind, leicht zu erreichen. Am meisten Sorge wird immerhin der Schutz vor der naschhaften Vogelwelt machen, von der natürlich nicht zu er- warten ist, daß sie Rücksicht auf die ernste Zeit und ihre Forde- rungen nimmt. Für das reisende Publikum würden derartige lange goldene Streifen jedenfalls auch einen ästhetischen Genuß darstellen, besonders in Gegenden, die sich sonst nicht gerade durch land- schaftliche Reize auszeichnen. Es bleibt ein Versuch, der wohl der Beachtung wert ist, und es wäre zu wünschen, daß auch die deutschen Bahnverwaltungen sich daran beteiligten*). Hier müßten deutsche Gärtner mit Rat und Hilfe einsetzen. Aber nicht nur Bahndämme kommen für den Anbau der Sonnenblumen in Frage. Wir haben viel Brachland, das sich dazu eignet. Auch Laubenkolonien, Schrebergärten, Vorgärten. Haus- gärten, kurz jeder sonnige Winkel ist dazu recht. Die Stadtgärtner wären die geeigneten Persönlichkeiten, hier organisierend einzu- greifen, für Saatgut zu sorgen, Anleitung zu geben und die Ernte zu sammeln. Ganz gewiß wird die Kriegsrohstoffstelle die Anregung freudig aufnehmen. Man muß die Bedeutung der pflanzlichen Oele in diesem ge- waltigen Weltringen nur richtig einschätzen, um von der Wichtig- keit dieses Vorschlages überzeugt zu sein. Ich habe schon einmal an dieser Stelle darauf hingewiesen. Organisation ist der halbe Sieg. Das ist der Kampf der Daheimgebliebenen, die Mitwirkung derer, die nicht draußen dabei sein können. Ich kann mir vorstellen, daß die Pflege der Pflanzen und die Beobachtung ihres Werdens und Reifens in Verbindung mit ihrer ernsten und wichtigen Bestimmung den Pflegern viel Freude macht, den Streckenwärtern und Bahnbeamten, besonders auf ihren langen und einsamen Gängen oder bei ihrer oft recht einsamen Wohn- weise. Es entspricht dem Idealzustand eines um seine Existenz ringenden Volkes, daß jeder soviel als möglich innerlich sich be- teiligt fühlt. Curt Schürer. Die Einwirkung des Tabakraudis auf die Pflanzen. In den Kreisen der Gärtner war man bis vor kurzem ganz allgemein der Ansicht, daß der Tabakrauch keine schädlichen Wirkungen auf das Wachstum der Pflanzen ausübe. Die An- schauung gründete sich auf die gärtnerische Praxis, wonach man in Gewächshäusern, deren Pflanzen von Blattläusen befallen sind, größere Mengen von Tabakrauch erzeugt. **) Nach einer solchen *) Anmerkung des Herausgebers. Die deutschen Bahn- verwaltungen haben schon im Vorjahre einen solchen Versuch in größtem Umfange gemacht, hunderte von Kilometern der Bahn- dämme mit Sonnenblumen bestellt. Dieser Versuch ist verunglückt und mußte verunglücken, weil es an der erforderlichen Boden- verbesserung und -lockerung fehlte und weil dem großen Wasser- bedürfnis der Sonnenblumen während der zweimonatlichen Trocken- periode nicht entsprochen werden konnte. **) Anmerkung des Herausgebers. In der gärtnerischen Praxis ist es schon lange bekannt, daß manche Pflanzen außer- ordentlich empfindlich gegen Tabakräucherung sind, so alle Gesnera- ceen, Begonien, gewisse Farne u. a., die man deshalb vor jeder Räu- cherung aus den Häusern mit gemischten Kulturen zu entfernen pflegt. Räucherung sterben die Blattläuse regelmäßig ab, während die Pflanzen anscheinend keinen Schaden erleiden. Da nun aber ein- wandfrei festgestellt ist, daß selbst Spuren von Leuchtgas einen schädlichen Einfluß auf wachsende Pflanzen ausüben, so unternahm es Professor Dr. M o 1 i s ch in Wien zu prüfen, wie sich die Pflanzen gegen Tabakrauch verhalten. Bei den ersten Versuchen ließ er junge Keimpflanzen der Wicke (Vicia sativa) mit den Würzelchen in Leitungswasser tauchen und bedeckte sie mit großen Glasglocken. Dann blies er in das eine Glas etwas Zigarren- oder Zigarettenrauch, schützte die Gläser gegen die Einwirkung des Lichtes und ließ sie 6 Stunden stehen. Nach Ablauf dieser Zeit hatten sich die jungen Pflanzen ohne Tabakrauch ganz nor- mal entwickelt. Dagegen zeigten die mit Tabakrauch behandelten ganze kurze, dicke, unförmliche Stengel und waren schief, wage- recht, ja sogar nach unten gewachsen. Der Tabakrauch hatte also das Wachstum der jungen Pflanzen in hohem Grade ge- schädigt. Bei einem weiteren Versuche wurden die jungen Pflanzen in gewöhnlichen Blumentöpfen gezogen. Hierbei waren die Unter- schiede wesentlich geringer, fielen aber immer noch deutlich ins Auge. Dies erklärt sich daraus, daß die Erde und der poröse Ton des Blumentopfes mit ihrer großen Oberfläche die schädlichen Bestandteile des Tabakrauches zum Teil aufschlucken und dadurch reinigend auf die Luft einwirken. Wie M o 1 i s ch fand, wirkte aber der Tabakrauch nicht nur auf die keimenden Pflanzen schädlich ein, sondern er beeinflußte auch die bereits weiter entwickelten in ungünstiger Weise. Manche von ihnen verloren oft in überraschend kurzer Zeit die Blätter, bei anderen zeigte sich eine unnatürliche Färbung, wieder andere bildeten an den Stengeln eigentümliche Wucherungen, kurzum es traten auch hier die verschiedenartigsten Störungen auf. Welcher von den Bestandteilen des Tabakrauches ist es nun, der die schädlichen Wirkungen auf die Pflanzen ausübt? Diese Frage läßt sich nach dem bisherigen Stande unserer Kenntnisse nicht befriedigend beantworten. Das erklärt sich daraus, daß die Chemie des Tabakrauches noch viel zu wünschen übrig läßt. Wir wissen hauptsächlich nur, daß sich im Tabakrauch Nikotin, Pyridin- basen, Blausäure, Schwefelwasserstoff und Kohlen- oxyd vorfinden. Da nun das Nikotin für Menschen und Tiere bekanntlich ein gefährliches Gift ist, so lag die Vermutung nahe, daß ihm bei der Schädigung der Hauptanteil zufalle. Merk- würdigerweise lehrten aber darauf bezügliche Versuche, daß das nicht zutrifft. Dagegen wirken die übrigen Bestandteile, ganz besonders das Kohlenoxyd, in hohem Grade schädlich. Ruft doch auch der Rauch von brennendem Schreibpapier, Holz oder Stroh, der gleichfalls das giftige Kohlenoxyd enthält, aber völlig nikotinfrei ist, eine ganz ähnliche Wirkung wie der Tabakrauch bei den Pfianzen hervor. Die Beobachtung, daß beim Räuchern in den Gewächshäusern keine Schädigungen der Pflanzen eintreten, erklärt sich jedenfalls daraus, daß die Einwirkung des Tabakrauches meist nur eine Nacht dauert, daß die feuchten Wände, die Topferde, der Sand der Wege usw., den Rauch in hohem Grade absorbieren und daß man das Gewächshaus nach dem Räuchern tüchtig zu lüften pflegt. In Räumen aber, die wenig gelüftet werden, wo eine stärkere Absorption der Rauchbestandteile fehlt und in denen viel geraucht wird, leiden die meisten Pflanzen in hohem Grade. Wenn nun die Blumen in den Wohnräumen, besonders aber in den Restaurants häufig krank aussehen, so kann das verschiedene Ursachen haben. Mehrfach spielten Lichtmangel, Staub und Trockenheit der Luft eine große Rolle. In vielen Fällen aber läßt sich die Krankheit auf den Gasgehalt der Luft zurückführen, wie er durch Leuchtgas, durch Heizgas und durch Tabaksrauch entstehen kann. Die Schlußfolgerung daraus ergibt sich für den denkenden Blumenfreund von selbst. (Nach Prometheus, Jahrg. XXVII, Nr. 16.) Dr. A. Stromeyer, Roßlau (Elbe). XX, 17 Die G a r t e n w e 1 1. 203 I Die Förderung der Naturdenkmalpflege und des Heimat- schutzes hat ein ErlaB des Kultusministers zum Gegenstande, in welchem darauf hingewiesen wird, daß der Gedanke des Heimat- schutzes, der auf die Erhaltung der überlieferten Kunslwerte wie der Schönheit und Eigenart der Natur gegenüber achtloser oder böswilliger Behandlung gerichtet ist, durch den Krieg eine Stär- kung und besondere Richtung erhalten hat. Insbesondere seien dem Heimatschutze neue Aufgaben entstanden bei der Wieder- errichtung des vom Feinde Zerstörten, der Schaffung von Er- innerungszeichen für die Gefallenen und — in der Richtung des Naturschutzes — bei der Gewinnung von Neuland für die Volks- ernährung. Eine allgemeine Förderung dieser Bestrebungen behält sich der Minister einstweilen noch vor, er weist aber schon jetzt auf die verdienstvolle Tätigkeit der Heimatschutzvereine, die in ihren Veröffentlichungen einzelne hierher gehörige Fragen sach- gemäß bearbeitet haben. Auf diese lenkt der Minister die Auf- merksamkeit der Regierungen und Schulkollegien und empfiehlt sie zur Anschaffung für Lehrer-, Schüler- und Volksbüchereien. Bereitstellung von städtischem Gelände zur Kleingarten- bestellung, Eine Bekanntmachung des Stellvertreters des Reichs- kanzlers vom 4. April 1916 lautet: Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Gesetzes über die Ermächtigung des Bundesrats zu wirtschaftlichen Maßnahmen usw. vom 4. August 1914 (Reichsgesetzbl. S. 327)') folgende Verord- nung erlassen : Artikel 1. Die Bekanntmachungen überdie Sicherungder Acketbestellung vom 31. März 1915 (Reichsgesetzbl. S. 210)=) ,,^ finden auf städtische. 9. September 1915 (Reichsgesetzbl. S. 557)') zur landwirtschaftlichen oder gärtnerischen Nutzung geeignete Grundstücke entsprechende Anwendung. Artikel 2. Die Landeszentralbehörden erlassen die erforderlichen Aus- führungsbestimmungen. Artikel 3. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Der Reichskanzler bestimmt den Zeitpunkt des Außer- krafttretens. (Reichsgesetzblatt Nr. 64 vom 5. April 1916.) Die Gartenbaufirma R. van der Schoot & Sohn in Hille- gom (Holland) hat im letzten Winter bedeutende Posten Blumen- zwiebeln zur Verfügung gestellt, um die Anlagen der Rotenkreuz- lazarette auszuschmücken. Es sind die Lazarette in Frankfurt a. O., Tempelhof-Berlin, Düsseldorf, Hösel bei Düsseldorf usw. mit einer Gesamtzahl von 100 000 Hyazinthenzwiebeln bedacht worden. Ohne Zweifel werden die Genesung suchenden Soldaten von dem reichen Blumenflor, der sich ja in der allernächsten Zeit ent- falten wird, viel Freude und Genuß haben. Die Heldengräber im westgalizischen Kampfgebiet. Für das große westgalizische Kampfgebiet ist eine mächtige Organisation zur schnellen Durchführung aller erforderlichen Arbeiten auf den Heldenfriedhöfen geschaffen worden. Eine große Zahl namhafter Architekten, Bildhauer, Gartenbaukünstler und Maler, die zum Heeresdienste eingezogen und gegenwärtig — vielfach nach vor- heriger Verwendung im Felde — frontdienstuntauglich sind, wurden zu diesem Zweck der Kriegergräberabteilung des Militärkommandos Krakau zugewiesen. Ingenieure, Geometer und Handzeichner, Me- dailleure, Photographen, Tischler, Holzschnitzer, Buchbinder usw. sind ihnen, wie „Die Bauwelt" berichtet, als Hilfskräfte beigegeben. Im Einvernehmen mit diesem künstlerischen Stab arbeiten die Kommandanten der zehn Gräberbezirke, in die das westgalizische Kampfgebiet aufgeteilt ist, an der Enterdigung und Neubestattung der Soldatenleichen in dem rund 10000 Geviertkilometer um- fassenden Raum. Zwischen 700 und 800 Grabstätten werden voraussichtlich zu schaffen sein : große und kleine selbständige Heldenfriedhöfe, und solche, die bestehenden Ortsfriedhöfen an- zugliedern sind, einzelne oder in kleine Gruppen vereinigte Massen- gräber und verstreut liegende Einzelgrabstellen. In der öster- reichischen Kriegsausstellung, die im Mai in Wien eröffnet werden wird, sollen Grundrisse, Detailzeichnungen und Modelle der ent- stehenden Grabbauten sowie bildliche Darstellungen aus dem Kampf- und Gräbergebiet in großer Zahl zur Schau gestellt werden. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Die städtische Fachschule für Gärtner, welche von der Deutschen Gartenbaugesellschaft und der Stadt Berlin gemeinsam unterhalten wird, veranstaltet im Sommerhalbjahr 1916 wiederum einen Kursus für gärtnerisches Feldmessen. Der Unterricht be- ginnt am Sonntag, den 7. Mai, im Schulgebäude, Berlin, Linien- straße 162, und findet an neun weiteren Sonntagen (3 Stunden sonntäglich) statt. Anmeldungen bei der Deutschen Gartenbau- gesellschaft, Berlin, Invalidenstraße 42, oder bei Herrn diplomierten Gartenmeister Karl Weyhe, Charlottenburg, Grolmannstraße 1/2. Das Teilnehmerhonorar beträgt 3 Mark. Verkehrswesen. Blumensendungen nach und von dem Auslande. Blumen, die in Zeitungspapier verpackt, zur Versendung kommen, werden von den Grenzschutzbehörden auf den sächsischen und österreichischen Grenzstationen beanstandet und die Sendungen erleiden dadurch eine große Verzögerung. Es ist deshalb zu empfehlen, zur Ver- packung derartiger Sendungen kein Zeitungs- oder sonstiges be- drucktes Papier zu verwenden. Tagesgeschichte. Alienstein. Stadtgärtner Heidenhein, der zurzeit bei einem hiesigen Rekrutendepot als Unteroffizier dient, ist vom General- gouverneur in Warschau als Sachverständiger und Leiter für die Ausschmückung der Kriegergräber in den Bezirken Warschau und Lowiecz bestellt worden. Da Stadtgärtner Heidenhein beim An- bau von Gemüse und Frühkartoffeln in unserer Stadt tätig und im Interesse der Lebensmittelversorgung AUensteins unentbehrlich ist, wird er der so ehrenvollen Berufung voraussichtlich nicht folgen können, sondern in Allenstein bleiben müssen. Berlin. 132 000 Mark sind vom Magistrat bewilligt worden für die Unterhaltung der sieben Spielplätze in Blankenfelde, Buch, im Plänterwald bei Treptow, bei Wartenberg, hinter Nieder-Schön- hausen, im Grunewald und in Hohen-Schönhausen. In diesem Jahre soll ein neuer großer Spielplatz in der Wuhlheide hinzu- kommen, so daß dann acht Außenspielplätze vorhanden sind. Im vorigen Jahre waren 100 000 Mark bewilligt worden. Eine Erhöhung um 32 000 Mark hat sich als notwendig erwiesen, da- mit auch den von den regelmäßigen Beiträgen befreiten Kindern, die auch verpflegt werden, der Besuch der Plätze täglich gestattet werden kann. Zu diesen Ausgaben kommen noch andere, die durch Beiträge aus Stiftungsmitteln und von Privatpersonen ge- deckt werden. Die Kinder werden auf den Höfen von 42 Schulen gesammelt und dann hinausbefördert. Nach vollbrachtem Tage- werk geht es dann abends heimwärts. Diese sommerlichen Spiele haben sich seit 1906 so fest eingebürgert, daß die Spielplätze bald erweitert werden mußten. Im Sommer 1912 waren schon 15 in Benutzung, davon 7 außerhalb Berlins. Berlin-Schmargendorf. Die hiesige Gemeinde hat jetzt in Stahnsdorf, wo sich bereits der Zentralfriedhof der Berliner Stadt- synode und der Gemeindefriedhof von Berlin-Friedenau befindet, ein Terrain von ungefähr 42 Morgen zur Anlage eines Gemeinde- friedhofes erworben. Der Preis stellte sich auf 7500 M für den Morgen. Göppingen hat im Laufe des letzten Winters drei größere Kleingartenanlagen in verschiedenen Teilen der Stadt geschaffen, die aus annähernd 200 Einzelgärten bestehen. Die Anlagen 204 Die Gartenwelt. XX, 17 sind mit Wasserleitung, Wegen und Umzäunungen versehen. Alle Gärten sind bereits verpachtet. Der Pachtpreis ist auf 7 Mark für das Ar festgesetzt worden. Die einzelnen Gärten sind 2 — .3 Ar groß. Halle a. S. Die Francke' sehen Stiftungen verkauften ihr bei Halle gelegenes 1132 Morgen großes Rittergut Reideburg für 1250 000 Mark zur Ansiedelung von Kriegsbeschädigten an die Siedelungsgesellschaft Sachsenland. Hannover. In der letzten Monatsversammlung des Provinzial- gartenbauvereins gedachte man in ehrenvoller Weise des ver- storbenen Kgl. Hofgärtners Pick-Herrenhausen. Garteninspektor C. Bonstedt schilderte den Lebenslauf und das Lebenswerk Picks in warm empfundenen Worten. Er führte aus, daß dieser hervor- ragend tüchtige und in den idealen Aufgaben seines Berufes auf- gegangene Mann wie wohl kein anderer die ihm anvertrauten Pflanzenschätze Herrenhausens zu hüten und zu vermehren wußte. Der Wert der Herrenhäuser Gartenanlagen beschränke sich heute nicht etwa ausschließlich auf das weltberühmte Palmenhaus, sondern er liege vor allem in den reichen Schätzen edler und seltener Pflanzenarten, wie sie Pick in den Gewächshäusern und im Freien heranzuziehen und zu erhalten verstand. Der Name Pick werde in der hannoverschen Gärtnerwelt, die seiner als eines unvergeß- lichen Vorbildes gedenke, stets in Ehren gehalten werden. An diese Ausführungen fügte der Redner einen längeren interessanten Vortrag über Farne, wobei er sich an der Hand ausgezeichneter Lichtbilder über die unendlich vielen Arten verbreitete und neben den Farnen unserer Heimat auch die riesenhaft entwickelten Gattungen der Tropenländer anschaulich schilderte. Kassel. Durch Obsterlös wurden 1915 in 22 Kreisen des Regierungsbezirks Kassel 372 639 M Einnahmen erzielt, eine Summe, wie sie noch in keinem Jahre erreicht wurde. Obenan steht Hof- geismar mit 45 609 M, es folgen der Kreis Kirchhain mit 33 341 M, Fritzlar mit 30 646 M, Marburg mit 30314 M, sodann die Kreise Melsungen mit 22 571 M, Gelnhausen mit 22 550 M, Eschwege mit 22 379 M, Ziegenhain mit 21531 M, und Kassel-Land mit 19 058 M, Witzeuhausen mit 18791 M, Homberg mit 18113 M, Rotenburg mit 12438 M, Wolfhagen mit 12 403 M, Grafschaft Schaumburg mit 11535 M, Schlüchtern mit 10617 M, Franken- berg mit 10345 M. Die geringsten Einnahmen hatten die Kreise Hersfeld mit 8037 M, Hanau-Land mit 7888 M, Herrschaft Schmal- kalden mit 5064 M, Hünfeld mit 4599 M, Fulda mit 4191 M und der Kreis Gersfeld, welcher nur 641 M vereinnahmte. — Das von der hiesigen Gewerbehalle erlassene Preisaus- schreiben zur Erlangung eines Entwurfes für ein Kriegergrabmal, das einheitlich alle Gräber der in Kurhessen ihren Wunden erlegenen Kämpfer zieren soll, hat den Erfolg gehabt, daß Bildhauer und Architekten der Provinz Hessen-Nassau insgesamt 87 Modelle eingesandt haben, die zurzeit im hessischen Landesmuseum zu Kassel ausgestellt sind. Das Preisgericht bestimmte für den ersten Preis und die alleinige Ausführung den von der Kasseler Bild- hauerin Minnie Schulz stammenden Entwurf, eine auf der Vorder- seite mit einfacher Linie umrahmte Stelle aus hellem Stein, die als Abschluß nach oben eine reich und fein durchgebildete schwarze Eisenkrone trägt. Den zweiten Preis erhielt das Modell des Bild- hauers Hans Sautter, Lehrers an der Kasseler Kunstgewerbeschule. Straßburg. Die hiesige „Bürgerzeitung" schreibt: Mit seltenem Wagemut hat es der Orangeriegärtner Max Eiser in diesen Tagen unternommen, aus dem Lyoner Kriegsgefangenenlager zu entweichen. Im Oktober 1914 geriet er als 23 jähriger Unteroffizier mit 400 Kameraden vor Reims in Kriegsgefangenschaft. Sie waren alle- samt verwundet und Eiser konnte sich nicht fortbewegen, da er durch Schrapnellschüsse erheblich an den Füßen verletzt war. Die Lazarettorganisation der Franzosen lag zu damaliger Zeit noch sehr im argen, wodurch es sich erklärt, daß die Verwundeten tagelang ohne ärztliche Hilfe blieben und auf sich selbst angewiesen waren. Schließlich aber fand Eiser mit anderen elsässischen Kameraden dauernde Unterkunft im Lyoner Gefangenenlager, wo die Franzosen immer wieder mit allen Mitteln sich bemühten, die Elsässer zum Uebertritt in den französischen Heeresdienst zu veranlassen. Leider Gottes haben auch im Lyoner Lager aus törichtem Unverstand sich Hunderte unserer Landsleute bereitgefunden, durch Uebertritt sich das Los der Gefangenschaft zu verbessern. Eiser hat selbst manchen Regimentskameraden später in französischer Uniform um- herstolzieren sehen. Die nicht willfährigen Elsässer wurden be- sonders strenge gehalten und mußten in Steinbrüchen sehr schwere Arbeit verrichten. Die fortdauernden Widerwärtigkeiten haben den Straßburger Gärtner schließlich bestimmt, in Gemeinschaft mit einem Kameraden die Flucht zu wagen. In der Nacht zum 10. März wurde der Plan ausgeführt. Ueber ein Drahtgehege und durch sumpfiges Vorgelände kamen sie ins Freie und legten in derselben Nacht 20 km zurück ; sie waren in der Gegend des Lyoner Uebungslagers. Der Tag wurde in einem Versteck zu- gebracht. In der darauffolgenden Nacht am Ufer der Rhone an- gelangt, zogen sie eine Weile längs dahin, bemächtigten sich eines Fischerkahns und setzten über den breiten Strom. Nun kam die größte Schwierigkeit des ganzen Wagnisses: Die Grenze war zum wirksamen Schutz gegen die zunehmende Fahnenflucht französischer Soldaten mit in Kreuzstellung aufgerichteten Scheinwerferstationen übersät, deren Lichtkegel fortdauernd in Bewegung blieben. Zwei ganze Tage und Nächte lagen die Flüchtlinge im Gebüsch ver- steckt, bis sie in einer sehr nebligen Nacht anderthalb Kilometer weit auf dem Bauche vorwärtskrochen. Und es gelang. Dann noch ein kurzer Marsch, und mit der Frühe des neuen Tages hatten sie Frankreich hinter sich. In Genf fanden die wackeren Landsleute recht herzliche Aufnahme. Man beköstigte sie, fuhr sie im Kraftwagen spazieren und schenkte ihnen beim Abschied silberne Uhren. In Lörrach meldeten sich die beiden Garde- grenadiere und gaben eine genaue amtliche Niederschrift ihrer Erlebnisse während der Kriegsgefangenschaft und der zehntägigen Flucht, bei welcher sie über 290 km zurückgelegt hatten. Eiser ist nach kurzem Aufenthalte in Straßburg nun wieder zu seinem Regiment zurückgekehrt, um weiter im Dienst des Vaterlandes Verwendung zu finden. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt : Ernst Altona, Dingen, Bezirk Bremen; Curt Gliemann, Gera, Reuß j. L. Mit dem Eisernen Kreuz wurden von Mitgliedern des genannten Verbandes ausgezeichnet : Unteroffizier Aug. Podack, Königs- berg i. Pr. und Joh. Schneider, Reinickendorf bei Berlin. * * * Esstarben: Gärtnereibes. Wilh. Czekalla, Erfurt, am 8. April; Gärtnereibes. Johann Best, Köln, am 8. April; Obergärtner Udo Joppich, Erfurt, am S.April; Gärtnereibesitzer Friedrich August Richter, Leipzig-Lindenau, am 10. April im Aller von 90 Jahren. Kresse, Fritz, Gutsgärtner, Lutler a. Bbg., feierte am 1. April das Jubiläum seiner 25 jährigen Tätigkeit bei Herrn Gutsbesitzer Ed. Schilling. Taetzner, Louis, feierte am 1. April das Jubiläum seiner 50 jährigen Tätigkeit als Landgräflicher Hofgärtner. Landgraf Alexander von Hessen hatte aus diesem Anlasse den Jubilar zu sich befohlen, um ihn persönlich zu beglückwünschen und ihm ein namhaftes Geldgeschenk, sowie eine goldene Uhr mit Kette zu überreichen. Prinz und Prinzessin Friedrich Karl von Hessen hatten telegraphisch ihre Glückwünsche übermittelt und eine silberne Schale überreichen lassen. Weiter gingen Glückwunschtelegramme ein von der Großherzoginwitwe Milda von Baden, der 93 jährigen Großherzoginwitwe von Mecklenburg-Strelitz und der Großherzogin- witwe von Luxemburg. Der Obst- und Gartenbauverein in Rumpen- heim hatte seinem langjährigen, verdienstvollen Vorsitzenden eine silberne Fruchtschale gestiftet. Welcher Beliebtheit sich der Jubilar in den breitesten Bevölkerungsschichten erfreut, beweisen die vielen Ehrungen, die ihm von nah und fern zugegangen sind. Berlin SW. ll; Hedemannstr. 10. Für die Kedaktion verantwortl. Max HesdörfEer. Verl. von Paul Parey. Dmok : Anh. Buchdr. Gutenberg e. G. m. b. H., Deaanu. Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 5. Mai 1916. Chrysanthemum. Nr. 18. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafreditlidi verfolgt. Chrysanthemumkulturen in Kalifornien. Von C. Müller. (Hierzu drei Abbildungen, nach vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Chrysanthemum werden hier in Kalifornien in großen Massen gezogen. Wir haben hier • in dieser Kultur eine Konkurrenz, wie sie wohl sonst nirgends zu finden ist. Diese Konkurrenz zwingt den Züchter, nur das beste vom guten auf den Markt zu bringen, wenn er seine Ware zu an- gemessenen Preisen absetzen will. Es sind hier in der Um- gebung von San Fran- zisko mehrere tausend japanische Gärtner an- sässig, die Millionen von Chrysanthemum auf die Märkte brin- gen. Von jeher hatte ich ein besonderes In- teresse an Chrysan- themum, deshalb war ich hocherfreut, hier Gelegenheit zu finden, diese Pflanzen in Massen zur Schnitt- blumengewinnung her- anzuziehen. Die Sor- ten, die ich hier kennen lernte, waren teils auch in Deutschland be- kannte, deren Eigen- heiten mir vertraut waren, zum Teil aber solche, die ich nie zuvor gesehen hatte. Man züchtet hier keine Liebhabersorten, wie in Deutschland und England, sondern nur wirkliche Handels- sorten, die möglichst viel Geld einbringen, Gartenwelt XX. und von denen jede immer in einigen tausend Pflanzen herangezogen wird. Die erste Sorte, die hier zur Blüte gelangte, war Captan Julian, gelb, wohl eine der besten Sorten, die mir bekannt sind. Von dieser Sorte versagt nur selten eine Knospe. Als nächste Sorte gelangte Queen zur Blüte; sie ist weiß- blumig, vorzüglich, blüht sehr früh und sicher und läßt sich leicht absetzen. Sie liefert keine Schaublumen, bringt aber bessere Preise als später blühende Sorten mit Schaublumen. Etwa gleichzeitig blüht Chrysolora, gelb, und ballförmig. Diese Chrysanthemum Maud Jefferies. 18 206 Die Gartenwelt. XX, 18 Sorte hält sich geschnitten wochenlang. Es ist eine hiesige, hier sehr verbreitete Züchtung. Es folgt in der Blütezeit Maud Jefferies (Abbildung Titel- seite), eine weißblumige australische Züchtung, die auch in Deutschland bekannt ist und mir dort stets Freude gemacht hat, aber ich habe sie nie in solcher Vollkommenheit wie hier gesehen. Es wundert mich, daß diese herrliche Sorte in Deutschland keine größere Verbreitung gefunden hat. Wir hatten für eine Ausstellung Blumen sechs Wochen lang im Wasser stehen, um sie für die Ausstellungszeit zu erhalten. Wie dies gelang, beweist der Umstand, daß diese Blüten als größte und schönste der Ausstellung noch mit einem ersten Preise ausgezeichnet wurden. Ein besserer Beweis für die einzigartige lange Haltbarkeit läßt sich wohl nicht erbringen. Maud Jefferies bringt viele Stecklinge aus dem Wurzelstock, die aber schlecht wachsen. Dieses schlechte Wachsen der Stecklinge habe ich schon früher in Deutsch- land und jetzt wieder hier feststellen müssen. Die Steck- linge werden bald hart und treiben nur wenige Wurzeln. Abhilfe habe ich durch Warmstellen der Mutterpflanzen ge- schaffen, die nun weiche Triebe entwickelten, welche sich als Stecklinge besser bewurzeln. Eine weitere prachtvolle weiße Sorte ist William Turner, mit prächtig gelockten Blumen von ungewöhnlicher Größe und großer Haltbarkeit (Abbildung Seite 207). Ben Wells, weiß mit rosa Anflug, bringt sehr schöne, feste und gleichfalls dauerhafte Blumen (Abb. untenstehend). Hauptsorten sind hier ferner die nachstehend beschriebenen: Angarov, braunrot, bringt Blumen von ungeheurer Größe, sehr gutem Bau und guter Haltbarkeit. Lady Hopebonne, hellrosa, eine Schnittsorte ersten Ranges. Gesunde Pflanzen und sicherer Blüher. /. O. Neil, gelb, eine prächtige, breite Schaublume, gesundes Laub und sicherer Blüher. Elberon, ähnlich der Rousseau, aber viel, viel schöner. Diese Sorte eignet sich besonders gut für Schaupflanzen und Topfkultur. Beinahe möchte ich sagen, daß diese Sorte alle anderen übertroflen hat, besonders als Topfpflanze. Farbe ist herr- lich. Blume fest, hält sich an der Pflanze sowie geschnitten wochenlang. C. H. Bromhead, malvenrosa, brachte wunder- bare Blumen. Aesthetic , eine amerikanische Züchtung mit mattgoldgelben Blumen, ist eine Sorte, die es verdient, überall gezogen zu werden. Die Blumen haben einen Bau und eine Färbung, wie man sie sich nicht besser wünschen kann. Wir verkauften das Dutzend Blumen für 10 Cents. Neben Jefferies brachte diese Sorte die höchsten Preise. Clara Wells, eine bekannte Sorte, gelb, bringt sehr schöne Blumen, die lange haltbar sind. Ich könnte noch manche Sorte anführen, mödite aber die Leser nicht damit langweilen. Nur zwei späte Sorten will ich noch erwähnen, die es verdienen, mehr gezogen zu werden. Es sind Miriam Hankey, mauvefarbig, und Jeanne Nonin, weiß. Letztgenannte Sorte bringt sehr feste, ball- förmige Riesenblumen. Sie braucht lange zur Entwicklung, die Blume wird aber mit jedem Tage schöner. Chrysanthemum Ben Wells. Landschaftsgärtnerei. Deutsche Gartenkunst — soziale Gartenkunst. Von Hans Gerlach, Gartenarchitekt, zzt. im Felde. Bereits vor Ausbruch des Weltkrieges machte sich bei der Anlage deutscher Gärten eine neue Gestaltungsart geltend, die allen Anforderungen der Zeit und unseres Geschmackes entsprach ; man nannte diese neuzeitliche Richtung der Garten- kunst „architektonische Gartengestaltung". Schon die Be- zeichnung deutet darauf hin, daß die streng geo- metrischen Formen im Garten zu einem archi- tektonischen Gesamtbilde führen. Olbrich gab mit seinen Farbengärten hierzu die ersten Anregungen. Doch diese Schöpfungen waren lediglich Prunk- oder Ziergärten, die sich von den bisherigen Landschafts- gärten nur dadurch unter- schieden, daß alle Teile derselben streng architek- tonische Gestalt annahmen, um dem allgemeinen Ver- langen nach Formenschön- heit zu entsprechen, wäh- rend die Landschaftsgärten nur das Verlangen nach natürlicher Schönheit be- friedigten. Bei der neuen deutschen Gartenkunst ist dagegen die Zweckmäßig- keit die Seele ihrer Werke. Mit vollem Recht kann man hier von Zweckkunst reden, ohne befürchten zu müssen, daß eine Ver- XX, 18 Die Gar tonweit. 207 flachung der Gartenkunst eintreten wird, wie man dies bei den historischen Stiiformen beobachten kann, denn ist früherder Zweck des Gartens ein beschränkter gewesen, so wird der heutige deutsche Garten den verschiedensten Zwecken gerecht*), wo- durch sich die mannigfaltigste Gestaltung ergibt. Der innere Wert, die innere Schönheit werden in Zukunft dem deutschen Garten eine besondere Bedeutung geben, und während man früher die Werke der Gartenkunst meist nur nach ihrer äußeren Schönheit beurteilte, kommt nun ein ganz neuer Gesichtspunkt hinzu, wodurch der Garten einen idealen erzieherischen, volkswirtschaftlichen Wert erhält; aus der historischen Gartenkunst ist soziale Gartenkunst geworden. Diese neue Gartengestaltung ist in Deutschland durch den Welt- krieg erst voll zur Geltung gekommen und lebensfähig geworden. So reizvoll auch die historischen Gartenstilformen sind, ich erinnere nur an die alten französischen Gärten, an die Gärten der Rokokozeit, so ist ihre Schönheit doch immer nur eine rein äußerliche. Im neuen deutschen Garten aber ergibt sich die äußere Schönheit durch den inneren Wert. Formen- schönheit paart sich hier mit Nützlichkeit und Zweckmäßig- keit, ohne daß erstere die beiden letzteren beeinträchtigt. Unbewußt pflegte man diese Art der Gartengestaltung in den ländlichen bäuerlichen Gärten, deren Schönheit man nicht zu schätzen wußte, da die prunkvollen historischen Gärten und die landschaftlichen Parkanlagen wertvoller erschienen. Endlich führte Schönheit aus Zweckmäßigkeit geboren wieder zur regelmäßigen Einteilung des Gartens, diese zur künst- lerischen Raumgestaltung, wobei sich alle Einzelheiten zu einem architektonischen Ganzen vereinen. Jeder, der sich mit der Anlage eines Gartens beschäftigt und sich dabei streng an die Forderungen der Nützlichkeit und Zweckmäßig- keit hält, wird immer, künstlerisches Emp- finden vorausgesetzt, zu einer künstlerisch einwandfreien Lö- sung kommen, denn er schöpft ja aus dem Leben, sein Werk wird darum wahr und neuzeitlich sein und dem Geist unserer Zeit entsprechen. Daß im neuen deutschen Garten Anklänge an histo- rische Gartenformen zu finden sein wer- den, ist wohl ver- ständlich, denn die Menschheit wird sich von liebgewordenen Ueberlieferungen nicht plötzlich tren- nen, vielmehr wird noch die volkstümliche heimatliche Gartenkultur oft zum leitenden Motiv, und gerade dies Verlangen sichert dem neuen deutschen Garten den inneren Wert. Diese neuzeitliche Gartengestaltung wird nie zu einem strengen Stil erstarren, sondern die vielseitigsten Möglich- keiten bieten, wobei neben den Formen die Farben eine große Rolle spielen. Nicht prunkvolle Begonienbeete, sondern anspruchslose Sommerblumen und Stauden werden den Garten farbenfreudig gestalten. Mit der allgemeinen Erkenntnis, daß Einfachheit, Zweck- mäßigkeit und Behaglichkeit die Forderungen deutscher Gartenkunst sind, wird der breiten Volksmasse die Freude an der heimatlichen Scholle durch den Garten wiedergegeben und ein segensreiches, freudiges, deutsches Familienleben gesichert, wonach sich nach dem Kriege jeder mehr wie je sehnt. Und diese Sehnsucht unseres Volkes zu stillen, das ist die wichtigste Aufgabe der Gartenkunst, wodurch die deutsche Gartenkunst soziale Gartenkunst geworden ist. Obstbau. Düngung^ und Bodenbearbeitung in Obstquartieren der städtischen Anlagen. Kulturmißerfolge schrecken ab. Für die Förderung des Obstbaues ist — wie in allen Dingen — das Beispiel guter Erträge wichtiger als die schönsten Reden und meisterhaft abgefaßten Aufsätze. In keiner Kultur haben sich noch so viele Spielereien erhalten, wie in der Obstkultur. Nach dem Sprichwort: „Auf jeden Raum pflanz' einen Baum ..." füllt der Obst- *) Siehe diesbez. „Gartenwelt" Nr. 7 dieses Jahrgangs : Die neue deutsche Städtekultur, ein zu- kunftsreiches Feld der Gartenkunst. Chrysanthemum W. Turner. 208 Die Garten weit. XX, 18 bäum in waldartigen Dickungen hier und da die Obstwiese*), ziert den Vorgarten und faßt das Gemüseland und die Land- straße ein. Mit Stolz spricht der Vorstadlbewohner von seinem Garten, der mehrere hundert Obstbäume zähle. Jeder Baum erhält im Herbst auf der Rasenfläche mit dem Spaten den hübsch aussehenden Kranz, auch Düngung auf dieser Fläche und den üblichen sauberen Kalkanstrich. Dieses an sich nicht häßliche Bild vieler Stadt- und Landgärten wird durch den Blütenzauber des April und Mai in ein reines Paradies verwandelt, in dem es eigentlich weder Mißmut noch Enttäuschungen geben sollte. Und doch stoßen wir nach der Zeit der herrlichen Baumblüte, die nur reichen Obstsegen prophezeihen soll, schon nach dem Fruchtansatz auf die trockene, eintönige Prosa der spärlich mit Früchten besetzten Bäume. Der wunderbaren Frühlingspoesie des Obstgartens folgt eine lange, bittere Zeit der Enttäuschung! An die Spitze jedes Lehrbuches über den Obstbau ge- hört zunächst eine klare, leichtverständliche Abhandlung über das Wesen der Baumgewächse im Gegensatz zu Kraut und Rüben. Jede Baumart verlangt zum gesunden und kräftigen Aufbau des Holzkörpers eine gewisse Mineralkraft des Bodens. Je ärmer der Boden an natürlichen Nähr- stoffen ist, um so schwieriger erkennt der Obstzüchter seine Aufgabe, durch die notwendige Düngung neben dem be- friedigenden Obstertrag zugleich auch gesunde Bäume zu erhalten. Der mächtige, gesunde Baum des Winterstreiflings auf der das ganze Jahr hindurch genügend Feuchtigkeit haltenden Wiese zeigt uns durch sein Altwerden, daß seine erst mit 12 — 15 Jahren beginnende Tragbarkeit ein ganz normaler Zustand ist. Umgekehrt sind dem schon im zweiten Jahre nach der Pflanzung reichtragenden Buschbaum oder dem vom fünften Jahre ab fast jedes Jahr reichlich tragenden Hoch- stamme der Goldparmäne eine baldige Erschöpfung und Krankheiten aller Art fast mit Bestimmtheit vorauszusagen. Die Düngung muß um so kräftiger und häufiger einsetzen, je weniger die Baumwurzeln die Fähigkeit haben, die Mineral- kraft des Bodens auszunutzen. Aus diesem Grunde ist die Hochstammform mit Wildlingsunteriage als natürlichster und zugleich lohnendster Obstbau aufzufassen, weil die Wildlingsunterlage obige Fähigkeiten in hohem Maße besitzt und der Baum durch die tiefgehende Wurzeltätigkeit in Trocken- perioden mehr vor Fruchtabfall geschützt wird. Während der Hochstamm naturgemäß geringere Ansprüche an die Düngung stellt, ist der Spalier- und Buschbaum geradezu auf beständige Düngung angewiesen. Mit der Erkenntnis dieser Grundwahrheiten für den Obstbau sollte jeder Obst- züchter vor einer Neuanlage zuerst Kriegsrat mit einem er- fahrenen, lokalkundigen Praktiker darüber halten, welche Art der Obstbaumzucht für seine Wirtschaftsverhältnisse (eigener oder gekaufter Dünger) und nach der Einschätzung des zur Verfügung stehenden Bodens am besten paßt. Unser Obstbau krankt im Gegensatze zur Forst- und Landwirt- schaft immer noch stark an dem großen Fehler überlieferter, geheimnisvoller Maßnahmen der Laiengartenkunst. Die Baumscheibendüngung muß beim Hochstamme, noch mehr aber beim Zwergobst als verfehlt betrachtet werden. Betreffs der Hack- und Grabarbeit unter Obst- *) Anmerkung des Herausgebers. Diese waldartige, dichte Pflanzung, wird leider noch immer, natürlich nur von Laien, als die vorbildliche hingestellt. bäumen gibt uns die Forstwirtschaft wertvolle Fingerzeige. Durch Jahrringmessung ist nach der Hackarbeit unter Bäumen in Verjüngungsschlägen, zwecks Bodenvorbereitung für den neuen Jungwuchs, an den Schirmbäumen eine beträchtliche Zuwachsschmälerung festgestellt worden. Der Grund liegt hier in starker Beschädigung der flachstreichenden Wurzeln, welche in der humosen Schicht des Waldbodens die besten Nährstoffe finden. Jede im Obstquartier ausgeführte tiefe Grab- und Hackarbeit muß diese Schäden um so empfind- licher bringen, je flacher die Unterlagen wurzeln.*) Durch die Spatenarbeit im Gemüseland ist auch der Hochstamm hier mehr oder weniger auf die Mineralkraft des Bodens angewiesen, er trägt naturgemäß hier schlechter, weil der Spaten Jahr für Jahr die sich von der gedüngten Bodenschicht nährenden Wurzeln zerstört und die Unterkultur durch ihren Verbrauch an Dungstoffen wenig mehr in tiefere Boden- schichten sickern läßt. Für das Buschbaumquartier ergibt sich hieraus eine möglichst oberflächliche Bodenlockerung, deren Häufigkeit von der Unkrautentwicklung und den boden- abschließenden Regengüssen bestimmt wird. Wir sehen am gesundbleibenden Kirschbaum im wenig animalisch gedüngten Wiesenland, daß der Wasserverbrauch der Grasnarbe wie jede andere viel Feuchtigkeit beanspruchende Unterkultur einzelnen Obstsorten in reichlich feuchten Böden nützlich sein kann. Ebenso schädlich ist diese Kultur aber auf trockenen Böden unter einer Baumpflanzung, die — wie der Apfelbaum • — auf angemessene Bodenfeuchtigkeit an- gewiesen ist**). Ganz zu verwerfen ist die Grasnarbe für die Buschobstzucht. Wo die flachstreichenden Wurzeln der Unterlagen sich in Trockenperioden mit dem Gras in die Feuchtigkeit — zugleich in die Dungstoffe — teilen müssen, da bleibt für die Kraftentwicklung der Bäume wenig übrig***). Dasselbe gilt mehr oder weniger von jedem Unterbau. Ohne Spatenarbeit ist Gemüsebau undenkbar. Jede Art der Unter- kultur muß den Obstertrag verringern. Sie kann diesen nur in Form von Gründüngung fördern, die nach der Wieder- einbringung in den Boden diesem mehr zurückgibt als sie ihm entnahm. Die Wurzelausdehnung des Straßenbaumes in das an die Straße anschließende Acker- oder Wiesenland zeigt uns, daß naturgemäß eine Wurzelverlängerung dort am stärksten statt- findet, wo Dungstoffe diese Verlängerung begünstigen. In einem Obstquartier, das stets auf der ganzen Fläche gedüngt wird, tritt eine Wurzelkonkurrenz nur bei zu naher Pflan- zung der Bäume ein. Einer wünschenswerten vollständigen Durchwurzelung der bepflanzten Fläche arbeitet aber die Baumscheibendüngung direkt entgegen. Sie führt lediglich zur Beschränkung erhöhter Wurzeltätigkeit des Baumes auf *) Anmerkung des Herausgebers. Meine langjährigen praktischen Erfahrungen stimmen hiermit nicht überein. In meinen eigenen und in den von mir angelegten Obstpflanzungen wird der Boden mit dem denkbar besten Erfolg alljährlich lief gegraben, im Sommer immer und immer wieder tief behackt, aber unter- halb der Baumkronen auf die hier flachlaufenden Wurzeln die not- wendige Rücksicht genommen. Tieflockerung und die damit ver- bundene Bodendurchlüftung ist für die Gesundhaltung der Obstbäume und für Erzielung höchster Erträge von größter Wichtigkeit. **) Anmerkung des Herausgebers. Nur wenn es zur rechten Zeit an ausgiebiger Bewässerung fehlt. ***) Der größte Nachteil der Grasnarbe besteht darin, daß sie die Lockerung und Durchlüftung des Bodens unmöglich macht. In Grasgärten wird meist nur geringwertiges Most- und Wirtschafts- obst, nie feinstes Tafelobst geerntet. XX, 18 Die Gartenwelt. 209 einem verhältnismäßig kleinen Kreis. Denn während sich durch die fortlaufende Düngung in der Nähe des Wurzel- knotens hier beständig neue Wurzeln bilden, alte absterben und Wurzelkrankheiten nicht zu vermeiden sind, infolge der häufig direkt mit den Wurzeln in Verbindung tretenden ani- malischen Düngung, finden die weit vom Baum abstreichenden Wurzeln in dem ungedüngten Boden meist nur wenig an Nährstoffen. Für die Ernährung des Baumes sind sie des- halb fast wertlos. Ihre Weiterausdehnung geht nur langsam vor sich. Mit dem Spaten in der Hand ist leicht festzustellen, wie rasch bei einer regelmäßigen Düngung der ganzen Fläche die oberen Bodenschichten derselben vollständig von flachstreifen- den Wurzeln ausgenutzt werden. Diese flachstreifenden Wurzeln liefern bei der Buschobstzucht am besten den Beweis, daß, neben den bekannten Ansprüchen seiner Unterlagen an die Mineralkraft des Bodens, der Buschbaum ein starkes Be- dürfnis nach Düngemitteln und reichlicher Offenhaltung der Bodenoberfläche durch oberflächliche Lockerung hat. Einen besseren Weg, die Ertragsaussichten zu erhöhen, kann uns die Praxis nicht zeigen. Die Kopfdüngung der Buschbaumquartiere auf der ganzen Fläche mit häufiger, aber sachgemäßer Boden- lockerung bleibt deshalb stets für diese Art des Obstbaues das wichtigste Generalrezept. Von der Anwendung dieses Rezeptes, das unfehlbar Obstbaumkrankheiten verhütet und den Ertrag steigert, können wir auch in Hochstammquartieren nur Vorteile erwarten. Die Obstbaumzucht mit gleichzeitiger Umspatung des Bodens und Unterkultur ist zwar in mindestens 80 — 90 Pro- zent der Fälle noch modern, an vielen Stellen sogar das einzige Mittel, Obst neben dem Gemüse zu ziehen, über- haupt da notwendig, wo lohnende Erträge erzielt werden sollen. Zur Verminderung der Mißerfolge in der Obstbaumzucht müßte es aber dort, wo es angängig ist, wenigstens in der Busch- obstzucht zu einer reinlichen Trennung von Obst- und Ge- müsebau kommen. Unsere Gartenkultur dient vielfach mehr der Dekoration als dem Gartenbau selbst. Das Bild der Schnurbäumchen an den Wegen, die kunstgerecht mit Messer und Schere im Schach gehaltene Pyramide läßt sich so rasch nicht verwischen. Die meisten Menschen hängen ja bei vielen Dingen stark an der äußeren Form. Die Gartenkunst macht durch die Formbäume manchem Laien viel Freude. Nur die Erntezeit trägt Mißtöne in den Obstziergarten ; sie läßt meist aber nur fromme Wünsche für das kommende Jahr heran- reifen. Zu einem Entschluß, den hübschen Formbaum zu beseitigen, kommt es selten. Der gebräuchlichste Bodenschmuck in städtischen Baum- anlagen ist die Grassaat. Animalische Kompostdüngung und künstliche Bewässerung sind berufen, hier vom Frühjahr bis zum Herbst die frische grüne Farbe des Bodens zu erhalten. Mehrmaliger Grasschnitt läßt dem Laien das Bild ge- fälliger, geordneter erscheinen. Durch die sorgfältige Ent- fernung der Blätter und des abgeschnittenen Grases von der Fläche wird aber dem Boden alles das an Nährstoffen ge- nommen, was im geschonten Walde ebenso sorgfältig zur Erhaltung der Bodenkraft als Bodendecke dient und die Humusbildung fördert. Frühe Gipfeltrocknis von Parkbäumen findet ihren Grund in den meisten Fällen in der wachsenden Armut der Bodenkraft. In größeren Anlagen kann der Boden- pflege durch dekorativ wirkende Unterpflanzung von Wald- unkräutern mehr Rechnung getragen werden ; Walddistel (Hex Aquifolium) , die standortsgemäßen Farnarten, Brom- beeren und Dornen aller Art, die als Laubfänge dienen und so die Humusbildung fördern, Fingerhut, verschiedene Gras- arten und selbst schattenertragende sonstige Waldunkräuter können angebaut werden. Die Samen der verschiedenen Bodenschutzpflanzen dienen der Vogelwelt als willkommene Speise. Und selbst die Heide kann auf ärmeren Böden der städtischen Anlagen durch künstlichen Anbau den Wald- charakter geben. Auf alle Fälle wirkt hier das Wilde, Romantische viel angenehmer auf das Auge der Spazier- gänger, als der gärtnerisch feingeputzte Rasen unter einer größeren Gruppe von Waldbäumen. Der blank geputzte Rasen unter Waldbaumgruppen in städtischen Anlagen sollte im Interesse der Baumpflege einer mehr natürlichen Bodenvegetation weichen. Unter Berück- sichtigung der Existenzbedingungen unserer Waldunkräuter läßt sich hier für das Auge leicht eine mannigfache Ab- wechslung schaffen. Waldblumen können das Bild dort sinn- gemäß verschönern, wo ausreichender Zaun-, polizeilicher oder Selbstschutz des Publikums vorhanden ist. Scharfe animalische, für den Grasunterwuchs in Baumgruppen be- stimmte Düngung, ist für die dauernde Schönheit von Nadel- holzbäumen ein gefahrbringender Faktor. Auch das sollte mehr beachtet werden. Esser. Die Süßesche. Als ich vor einigen Jahren die Leitung einer Baumschule im Rheinland übernahm, fielen mir daselbst einige sehr schön ge- wachsene, veredelte Sorbus auf. Es war Sorbas Aucuparia fructo dulci, die eßbare mährische, süße Eberesche. Die Pflanzen wuchsen sich schnell zu 3 — 5 m hohen, schönen Pyramiden aus; auf Früchte zum Kosten warteten wir aber leider vergebens. « Vor kurzem von gärtnerischen Bekannten eingeladen, ward mir bei Tische ein sehr wohlschmeckendes, erfrischendes Kompott vorgesetzt. Unsicher riet ich zunächst auf besonders große und gute Preißelbeeren. Es waren aber die vortrefflich zubereiteten Früchte der mährischen süßen Eberesche. Da die Preißelbeeren, die den deutschen Hausfrauen fast zum Bedürfnis geworden sind, immer seltener und demgemäß teurer werden, möchte ich auf die besagte Ersatzfrucht neuerdings empfehlend hinweisen, zumal die andere Ersatzfrucht der Preißelbeere, die Moosbeere, kaum all- gemeinere Verbreitung finden dürfte, da sie zum Gedeihen an Moorboden gebunden ist. Nun findet man wohl die Süßesche in den Preislisten fast jeder guten deutschen Baumschule angeboten, aber sehr selten be- sonders empfohlen. Demgemäß ist sie bei uns auch noch wenig verbreitet. Den Mangel an berechtigter Empfehlung suche ich darin, daß sie auch anderwärts sich zwar üppig entwickelte, aber nicht oder nur schlecht trug. Der Haken hierbei ist wahrscheinlich überall der gleiche wie in der besagten Baumschule im Rheinland. Die Pflanzen standen in zu gutem, fettem Boden, gingen daher viel zu sehr ins Holz, um überhaupt oder befriedigend zu tragen. Diese leicht verständliche Meinung befestigte sich in mir umso- mehr, als ich hörte, daß in Oesterreich die Süßeschen als Allee- bäume, mit gutem Erfolge selbst in Gebirgslagen, verwendet worden sind, und daß sie auch mit den schlechtesten Böden und ziemlich rauhen Lagen vorlieb nehmen. Wenn wir daher diese Winke be- achten und die Anzucht sowie Anbau magerer gestalten, werden wir wahrscheinlich befriedigendere Ergebnisse erzielen und diesem Fruchtgehölz wenn auch nicht allgemeine, so doch mit Berechtigung größere Verbreitung als bisher verschaffen können. Die Vermehrung erfolgt am besten durch Okulieren im August auf einjährige Sämlinge von Sorbus Aucuparia. Man erzielt auch sehr schöne, kräftige Hochstämmchen der Süßesche, sowohl aus den Okulanten, wie auch durch Pfropfen oder Kopulieren auf Stämmchen von Sorbus Aucuparia. 210 Die Gartenwelt. XX, 18, In fast allen Gegenden Ostpreußens fand ich viele Landstraßen mit Sorbus Aucuparia und intermedia bepflanzt. Die Bäume waren vielfach schon ziemlich alt, alle aber w^aren kerngesund und in guter Verfassung ; sie boten im Herbst mit buntem Laub und fruchtüberladen ein gar prächtiges Bild. Nun sind in den Kampfgebieten viele große Straßenstrecken ihrer Bäume beraubt worden. Diese wurden zum größten Teile von den Russen knapp über dem Erdboden abgesägt und zu Hindernissen be- nutzt, vereinzelt aber auch von uns zur Gewinnung freien Schußfeldes beseitigt, oder auch während der Kämpfe zerschossen. Gewiß werden die Straßenpflanzungen später wieder ergänzt. So- fern nun nicht andere Obstarten besser am Platze wären, böte sich doch da gleich eine Gelegenheit, mit der Süßesche Versuche im Großen anzustellen. Für das Gedeihen derselben bietet doch das ihres nächsten Verwandten genügend Gewähr. P. Böhmer. Stauden. Bergenia (Megasea) ist eine Steinbrechgattung, welche sich durch breite, glänzende, derbe und wintergrüne Blätter auszeichnet. Bestes Gedeihen begünstigt ein halbschattiger Standort im feuchten und kräftigen Boden. Die Pflanzen erreichen dann eine Höhe von 30 — 50 cm. Die Blüten erscheinen im April bis Mai in dichter, straffer Form. B. cordifolia besitzt hellrosenrote Blüten. B. crassifolia bringt dunklere Blüten hervor. Außerdem gibt es unter den Bergenien noch einige Gartenzüchtungen. Die Vermehrung dieser Pflanzen kann durch Teilung oder durch Stecklingstriebe erfolgen. Besonders schön und zweckmäßig ist die Verwendung dieser ausdauernden Stauden in der Umgebung von Wasserlandschaften im Park. Ebenso ist die Anpflanzung der Bergenien in Gesteins- anlagen an halbschattigen Plätzen zu empfehlen, an welchen eine dauernde Belebung einzelner Stellen mit ihnen ermöglicht wird. K. Sumpf- und Wasserpflanzen. Crinum americanum L. als Paludarienpflanze. Von A. Milcwski, Berlin -Wilmersdorf. Die zu den Amaryllidaceen gehörende Gattung Crinum besitzt eine große Artenzahl, besonders in Westindien und Brasilien. Ver- schiedene Arten sind uns schon seit langer Zeit als Warmhaus- gewächse bekannt. Die bekanntesten sind : Crinum hydrophilum Voss. (syn. Crinum aquaticum Burch.) und Crinum longifolium Thnbg. (syn. Crinum capense Herb.; Crinum riparium Herb.; Amaryllis longifolia L.), die beide vom Kaplande stammen, wo sie an sumpfigen Stellen wachsen. Von einer neueren, weniger bekannten Art, Crinum americanum L., soll hier die Rede sein. Dieses Zwiebelgewächs stammt aus Südamerika; es ist eine ausgesprochene Sumpfpflanze. Zuerst wurde sie nach England eingeführt. Sie fand im Botanischen Garten in Kew bei London Aufnahme, wo auch ich ihr Wachstum beobachten konnte. 1910 schon kam sie zu uns herüber. Trotz- dem ist sie, leider, hier selten anzutreffen. Sie stellt ein schmuck- volles Zimmergewächs dar, dem eine weitere Verbreitung zu wünschen ist. Bei Crinum americanum entwickeln sich aus der ovalen Zwiebel mit kurzem Hals, lange, leicht gewölbte, stark grün gefärbte Blätter mit abgerundeten Spitzen. Sie tragen ein starkes Wachstum in sich, denn sie werden bei guter Pflege der Pflanze 1 m lang und 4 — 5 cm breit. Der Trieb zur Bildung zahlreicher Blätter ist bemerkenswert; in der Regel sind 6 — 10 gesunde Blätter vorhanden. Die Dolde ist drei- bis vierblumig, die Blüte etwa 12 cm lang und zart weiß. Auffallend lang ist der Blütenstiel, denn er erreicht bis zu 60 cm Länge. Die Blütenröhre zeigt sich langgestreckt und nur wenig gekrümmt. Die Blütenblätter haben eine lanzettliche Form und sind an der Außenseite weiß gefärbt. — Die Blütezeit der Pflanze ist aller- dings nur ganz kurz; sie tritt bei uns im Hochsommer ein. Da- für ruft die Anordnung des Blütenstandes einen eigenartigen, auf- fallenden Eindruck hervor. Um die Hakenlilien, wie diese Crinum auch genannt werden, zu kultivieren, empfiehlt es sich, eine Zwiebel zu beziehen. Die Auf- zucht ist interessant. Auf die Bestellung einer Pflanze erhielt ich von der bekannten Firma Haage & Schmidt in Erfurt eine Zwiebel, die ich als ein kümmerliches Produkt auffaßte. Sie schien mir gänzlich vertrocknet. Armselige Stümpfe ließen auf ehemalige lange und ziemlich kräftige Wurzeln schließen. Ueberhaupt schien jedes Leben erloschen zu sein. Der mir erteilten Anweisung gemäß setzte ich die Zwiebel in reinen, mit verrottetem Kuhdung vermischten Lehm und ließ einige Zentimeter Wasser darauf stehen. Der Standort war ein heller Fenster- platz im Zimmer. Es war schon Hochsommer, also eine un- günstige, weil schon zu sehr vorgeschrittene Jahreszeit für die Aufzucht. In der Meinung, kaum einen Erfolg zu erzielen, kümmerte ich mich um den Topf nicht weiter. Um so über- raschter war ich, nach noch nicht einer Woche beim flüchtigen Hinsehen, Leben in dem Topf zu finden. Ein kleiner Sproß zeigte sich, in den nächsten Tagen zeigten sich mehrere Sprosse, ein Blatt nach dem andern entwickelte sich, erst schmal, dann wurde es breiter, und als der Spätherbst kam, hatte ich ein statt- liches Gewächs. Die Pflanze hielt sich, wahrscheinlich, weil sie erst spät zur Entwicklung gelangte, auffallend lange; sogar die freie Luft auf dem Balkon hielt sie an schönen Herbsttagen gut aus. Dieser Vorfall beweist, welche zähe Lebenskraft der Zwiebel innewohnt. Wenn auch Crinum americanum bei Schutz vor rauhen Früh- jahrs- und Herbstwinden im Freien gedeiht, so ist sein Platz doch richtiger im hellen, sonnigen Zimmer. Reiner, schwerer Lehm- boden, mit Kuhdung vermischt, ist seine Nahrung, die es verlangt. Daneben ist auf ein tägliches Besprengen mit überschlagenem Wasser zu achten, denn in seiner Heimat labt es sich an der nächt- lichen Taubildung. Daß feuchte Luft Lebenselixier für dies Crinum bedeutet, sieht man am besten an seiner üppigen Ent- faltung unter Glasbedachung. Und am besten gedeiht es in kühleren Gewächshäusern. Im Freien lassen die Blätter das kräftige Wachstum vermissen; die Pflanze wird da schmal, haltlos und dünn. Leicht blüht die Pflanze auch im Zimmer nicht; nur bei genügender Zwiebelgröße erfreut sie uns mit Blüten. Leider ist Cnnum ameWcanum nicht winterhart. Es zieht im Spätherbst ein und verlangt den Winter über eine besondere Pflege. Die Zwiebel wird dem Erdreich entnommen und trocken bei etwa "h 12 Grad Celsius aufbewahrt. Die Saugwurzeln schrumpfen zusammen, und die Zwiebel macht einen abgestorbenen Eindruck. Im Frühjahr wird sie wieder in nahrhaftes Erdreich gesetzt und bringt dann neues Leben hervor. Die ganze Kultur der Pflanze ist also interessant und doch nicht schwierig. Die Fortpflanzung geschieht durch Brutzwiebeln und durch Samen. Die Brutzwiebeln bilden sich gegen den Herbst ziemlich reichlich. Sie können alsdann losgetrennt und verpflanzt werden. Der weißlichgrau aussehende Samen keimt, im zeitigen Frühjahr in sandiglehmige Erde getan, bei + 2.S Grad Celsius und ganz niedrigem, etwa 1 — 2 cm betragendem Wasserstande. Die Gattung Mayaca bildet die einzige Pflanzengruppe der Familie der Mayacaceae. Sie ist verbreitet mit einer Art im süd- lichen Afrika und mit acht Arten in Nord- und Südamerika. Die Mayacaceen bewohnen flache Sümpfe. Ihre Entwicklung und ihre Lebensweise hat sich den örtlichen Bedingungen angepaßt. Einige Arten ziehen in der regenarmen Zeit ein, andere sind immergrün. Ihre Blüten sind dreigliedrig; sie stehen einzeln oder zu mehreren in den Blattachseln auf kurzen Stielen. Die Blätter sind spiralig angeordnet. Mayaca Baumii Gurke. Südwestafrika. Blätter zum Teil untergetaucht, zum Teil schwimmend, schmal lanzettlich, etwa 1 bis 1,5 cm lang und 2 mm breit. Sie sitzen an fleischigen, hell- XX, 18 Die Garteuwelt. 211 grünen, bis 30 cm langen Trieben. Die Blüten sind klein, weiß, unansehnlich. M. Sellowiana Vtke. Nordamerika. Sehr winzige, bis 12 cm hohe, untergetauchte Pflänzchen von moosartigem Aussehen. Triebe mit sehr kleinen Blättchen besetzt. Blüten weiß mit violettrosa, etwa 0,5 — 0,7 cm Durchmesser. M. longipes Mart. Nordamerika. Triebe untergetaucht, die Enden an der Oberfläche schwimmend, je nach Höhe des Wasser- standes, bis 35 cm lang. Blättchen klein, den Trieben ein moos- artiges Aussehen verleihend. Blüten ansehnlich, weiß, 1 cm Durch- messer. Verwendung: Als sehr zierliche und zierende Aquarienpflanzen bei ständiger Zimmerwärme. Vermehrung durch Teilung. Bisher nicht in Kultur. Ihre Einführung wäre sehr wünschenswert. H. Memmler. Aus deutschen Gärten. Im Bürgerpark zu Pankow. (Hierzu eine Abbildung, nach einer vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahme.) Im Norden der Reichshaupt- und Residenzstadt dehnt sich das kleine Städtchen Pankow aus, das durch seine weit- läufige Bauweise und die zahlreichen alten Gärten den Ein- druck einer Gartenstadt macht. Hier und im Nachbarort Nieder-Schönhausen hat sich noch ein Stück Friederizianische Zeit erhalten; kein Gartenfreund, der Berlin besucht, sollte versäumen, die genannten Ortschaften mit dem großen König!. Park in Schönhausen und den Bürgerpark in Pankow Der Königl. Park zeichnet sich durch alten aus, in dem besonders die malerische Wey- schön geformte , knorrige Eichen und die mächtigen Platanen vor dem Königl. Schloß zu besuchen. Baumbestand mouthskiefer , prachtvollen. auffallen. Der Pankower Bürgerpark war ein ehemaliger Herrschafts- park. Er ist nicht sehr groß, weist aber einzelne recht ge- schmackvolle Parkgruppen auf. Das dreibogige Steintor am Haupteingang ist der Größe des Parkes entsprechend etwas zu massig, wirkt aber an sich und vom Park aus gesehen mit der durch den hohen Mittelbogen besonders stark betonten Durch- sicht der alleeartigen Hauptstraße günstig. Ganz nett nimmt sich die kleine Hügel- landschaft mit Tal- schlucht und Hänge- brücke aus. Durch die Begrenzung der dahinterstehenden hohen Bäume macht die Anlage einen recht malerischen Eindruck, der keineswegs lächer- lich oder gar als Spielerei wirkt. Ganz besondere Beachtung verdient die nebenste- hend abgebildete mo- numentale Steinbank als Schmuckstück. Die Lage ist äußerst günstig gewählt. Der Eindruck wird durch den lebhaften Hintergrund wesentlich gesteigert. Der ganze Steinbau ist infolge der unregelmäßigen Bepflanzung mit dieser vollständig verwachsen. Das ganze Bild atmet Harmonie. Schon das Uebergreifen einzelner Zweige eines Deckstrauches in die steife, leblose Masse des linken Stein- pfostens nimmt diesem jede Härte. Eine recht geschmack- volle Vereinigung der lebenden Natur mit dem toten Stein ist durch die zarte Umrankung der linken Brüstungsvase erzielt. Das Ueberhängen des Laubes über die Bankbrüstung, das seitliche Verdecken der Kopffigur auf dem rechten Stein- pfosten, die gegensatzreiche Verteilung von Licht und Schatten, die Urwüchsigkeit der Piceagruppe, das Farbenspiel zwischen allen Tönungen des Grüns in Gemeinschaft mit dem Grau- weiß des Marmors sind derart Wirkung erzielende Einzel- heiten, daß ein Gesamtbild von großer Vornehmheit und Schönheit erreicht ist. Ohne Zweifel haben sich hier Archi- tekt und Gärtner in vollendeter Weise ergänzt. Man vergleiche dieses Werk, welches wohl gut vor einem Menschenalter geschaffen ist, mit der heutigen sogenannten „modernen" Gartenkunst ! Eine solch unregelmäßige Be- pflanzung ist heute beinahe gar nicht mehr möglich. Wie sollte es auch ! Der „Gartenkünstler" und „Gartentechniker" sitzt jahraus, jahrein auf seinem Büro, arbeitet mit Reißbrett und Schiene, bepflanzt nur auf dem Papier mit Hilfe der Baumschulkataloge und ergeht sich in künstlerischen Ideen, die ganz schematisch zur Ausführung gelangen. Dieselbe Steinbank, wie sie die Abbildung veranschaulicht, würde heutzutage von zwei Pyramidenpappeln flankiert und von einer Taxushecke umgeben werden. Ob Park oder Haus- garten, das Kennzeichnende bleibt „Steifheit". Den neu- zeitlichen Hausgarten kann man nur noch mit Lackschuhen und im Frack und Zylinder^ betreten, ihn als „erweiterten Salon" auffassen. Von Lauschigkeit, Behaglichkeit ist keine Spur zu finden. Die gemütlichen Gärten, in denen man sich wohlfühlt,' werden immer weniger. Sie sind nur noch aus Steinbank im Bürgerpark zu Pankow. 212 Die Gartenwelt. XX, 18 vergangenen Zeiten erhalten, wo nicht soviel gezeichnet und gemalt wurde. Der Gärtner, der den ganzen Tag unter seinen Pfleglingen war, legte seine Gärten selbst nach Ge- fühl an, verstieg sich vielleicht mal zu einer Skizze. Und heute? Heute benötigt ein 250 qm großer Schrebergarten Entwürfe, Perspektiven, Pläne, Berechnungen, ehe man ihn in Wege und Beete einteilen kann, und ein Vorgarten be- darf langwieriger Erwägungen und Erörterungen. Es fehlt eben an „praktischen" Gärtnern. Vier Jahre Praxis genügen nicht, und nach folgenden zwei Jahren Schulbesuch ist noch lange kein Gärtner vollendet. Gerade nach der Studienzeit sollte erst die Praxis gründlich einsetzen, das Studium der vielartigen Pflanzen gründlich betrieben werden. Die Kenntnis der botanischen Namen genügt bei weitem nicht, geschmack- volle, gemütliche Hausgärten anzulegen. Die Parole für die Zukunft sollte heißen : „Weniger zeichnen, mehr praktisch arbeiten." H. Memmler. Gemüsebau. Sellerie. Bleichsellerie ist nicht eine knollenlose Abart des Knollsellerie, wie ich in Nr. 32 der „Gartenwelt", Jahrgang 1915, Seite 378, lese, sondern die veredelte, verbesserte, durch tausend- jährige Kultur hervorgegangene , feine Gemüse-, Salat- und Würzpflanze. Der Knollensellerie ist eine Form oder Abart des knollenlosen, wilden Sellerie, nicht umgekehrt. Wilder Sellerie ist durchaus knollenlos. Die an genannter Stelle angegebene Zucht des Bleichsellerie scheint mir zu umständlich und zeitraubend; sie wäre nur auf trockenem Boden auszuführen. Auf jeden feuchten Boden pflanzt man einfach in gegebene Abstände, am besten in zwei Reihen dicht beieinander mit Nebenkulturen, die solange bleiben, bis das Bleichen anhebt. Dann behäufelt man die zwei Seiten so hoch als immer möglich mit den dazwischen liegenden Erdstreifen und soweit, daß kaum noch etliche Blätter aus den Wällen hervorlugen, also die ganzen Pflanzen fast vollständig bedeckt sind. Die da- zwischen gewonnenen Gräben kann man durch Herbstregen sich ruhig mit Wasser füllen lassen. Sellerie ist von Hause aus Sumpf- pflanze. Um ihn groß und üppig zu haben, fängt man das Häufeln zeitig nach und nach an und füllt die gewonnenen Gräben des Sommers öfters mit Wasser. Nur darf das Häufeln nicht zu früh geschehen, damit den Pflanzen nicht Licht und Luft vorzeitig ge- schmälert werden. Ueppige Bleichsellerie werden gleich Karden 1' 5 m hoch; die Bleichselleriefelder gehören zu den interessantesten und lehrreichsten aller Kulturen. Die besten Bleichsellerie sind vollrippige, dunkelgrüne mit reicher, saftiger, breiter Belaubung. Sorten, die Nebentriebe machen, taugen wenig. Zeigen sich solche, so entfernt man sie im Laufe des Sommers sofort und gründlich. Guten Sorten fällt es gar nicht ein, sich solche Spielereien zu erlauben. Es ist Sache des Züchters, sich Samen aus Pflanzen zu erziehen, die absolut sprossen- los erscheinen. Die meisten Sorten bleichen goldgelb, andere weiß, etliche mit rosigem Anflug. Bleichsellerie wird wie Obst zum Nachtisch genossen, ähnlich wie Fenchel, aber auch als appetitreizend ab und zu zwischen den Speisen. Das ist Geschmackssache. Manche nehmen ihn sogar zum Fünfuhrtee. Er ist sehr zart, wenn er gut gebleicht und aufbewahrt wird, und leicht verdaulich. Er gefällt jedem vorurteilsfreien Menschen. Sein üppiges Kraut und seine Abfälle sind prachtvolles Viehfutter, besonders für Pferde ein Leckerbissen. Ueppige Stauden des Bleichsellerie wie auch der wilden, in Kultur genommenen Pflanzen, entwickeln einen fleischigen, aber zähen Wurzelstock; aus diesem ist im Laufe der Jahrtausende der Knollsellerie hervorgegangen. Wo und wann, ist dunkel und noch nicht ermittelt. In Frankreich, dem Mutterlande vieler unserer feineren Gemüse, wurde er zuerst ans Licht Europas gezogen. Er ist genau so wie die Möhre aus der harten Wurzel ohne Saft und Kraft entstanden. Frankreich holte sich den Bleichsellerie aus Italien, die Römer bereits aus Hellas, England aus Frankreich, also fort mit dem „englischen Sellerie" ! Zuviel Ehre für Britanien und Irland. Er hatte bei den alten Hellenen eine hohe Bedeutung und wurde wild gesammelt, wohl auch gezogen. Noch heute ist er wild, wo es Flußufer und Bachränder, Sümpfe und Teiche gibt. Er liebt die Nähe des Meeres, Salz und Salzlüfte. Der beste Dung für ihn ist der aus Schweineställen. Auch Salzdüngungen sind nützlich. Er ist im ganzen Mittelmeergebiete geeigneten Ortes wild und verwildert, von dort, wo er gezogen wird, aus den Feldern, an des Baches Rand fliehend, an dem er seine Freude hat. Er war im Altertum so wichtig und heilkräftig, daß man ihm zu Ehren Städte baute, wo er häufig wuchs, so Selinum, dessen Zauberruinen ich in Sizilien unweit des ionischen Meeres besuchte. Der Fluß Selinum ist allerdings vertrocknet, aber in etlichen Ver- tiefungen seines alten Bettes, im Sumpfe, fand ich die heilige Pflanze noch vor zehn Jahren und jubelte. Bei Jannina in Albanien ist er gemein, ebenso in Griechenland, im Epirus, in Thessalien zu den Füßen des Olympos, also hat er ehemals selbst die Musen ge- speist. In Attika, nahe bei Athen, wie auf fast allen Inseln, wo Wasser ist, kommt er vor. Seltsam, dieses heilkräftige, edle Kraut ist so nahe mit dem Schierling verwandt. Weshalb gaben die wildgewordenen Athener ihrem göttlichen Sokrates nicht einen Selleriebecher statt der Cicuta? Er wäre ihnen erst später ge- storben. Apium chilense soll noch feinere Eigenschaften haben. Weshalb bringt ihr es nicht nach Deutschland? Sprenger. Pflanzenkunde. Die Pflanzenwelt des badischen Schwarzwaldes. Eine pflanzengeographische Plauderei von Arthur Eimler. Als ursprünglicher Pflanzenwuchs des Schwarzwaldes ist im großen und ganzen für die Zeit, in welcher der Mensch zuerst anfing, die natürlichen Verhältnisse des Gebietes zu beeinflussen, ganz wie im übrigen nordalpinen Europa der Wald zu betrachten. Selbstverständlich sind heute, nachdem unzählige Generationen von Bewohnern über unsere Erdscholle hingegangen sind, Dichte und Art der Bewaldung im einzelnen nicht nur von der Höhe, Bodenform und Bodenbeschaffen- heit, vom Klima und der Bewässerung abhängig, sondern auch von der Dauer und Vermehrung der menschlichen Be- siedelung. Wenn nun in Baden 37 und in Württemberg 31 Prozent der Landesfläche bewaldet erscheinen, so sind das schon recht ansehnliche Werte. Unser Gebirge ist aber noch wesentlich besser daran. Von dem Buntsandsteingebiet seines Nordens und Ostens sind 60 — 65 Prozent der Fläche bewaldet, am Westabhang und im Kernpunkt 40 — 45 Pro- zent, während in der Muschelkalkzone des Ostens die Wald- fläche auf 35 — 25 Prozent herabsinkt. Den Verwitterungs- böden des Buntsandsteins mit der angegebenen stärksten Waldbedeckung kommen die des Granit mit etwa 50 Prozent, des Gneis mit rund 45 Prozent noch ziemlich nahe. Alle anderen Bodenarten bleiben hinter diesen Werten zurück. Im Osten, mit seinen breiten, die Talauen meist nur wenig überragenden Höhenzügen sind im allgemeinen nur diese mit Wald bedeckt, während sich am Wasser weite Feld- und Wiesenfluren ausdehnen. Im höheren Schwarzwald steigen die Waldungen vom Rande des Rheintales an den Vorhügel- reihen, den Talwänden und Berglehnen, oft durch Anbau- land unterbrochen, zu den Wasserscheiden hinauf, deren höchste Kuppen im Süden von etwa 1350 m ab über die Baumgrenze aufragen, während flache Hochmoore noch die Legföhre oder Krummholzkiefer gedeihen lassen. Im Gebiet dichterer Bevölkerung ist der Wald zu den XX, 18 Die Gartenwelt. 213 obersten Hängen hinaufgedrängt. Wo tief- und enggefurchte Täler vorherrschen, da deckt er alle felsfreien Stellen der Gehänge bis zum Bachufer und überläßt den Menschen die Hochebene zu Anbau und Siedelung. Steilheit, Bewässerung und Gestaltung der Böschungen bedingen im kleinen die mannigfachsten Verschiedenheiten in Lage und Ausdehnung der Gebirgswaldungen. Zu 75 Prozent ist der Schwarzwald mit Nadelholz, zu 25 Prozent mit Laubholz bestockt, doch so, daß mehr als die Hälfte des Ganzen als Mischwald bezeichnet werden muß. Esche, Ulme, Ahorn, Birke, Pappel, Akazie treten kaum waldbildend auf ; die edle Kastanie bildet an den milden Vorhügeln des Westfußes ab und zu kleinere Bestände und reift köstliche Früchte, die Erle bewaldet nasse Talböden, die Eiche kommt in der Vorhügelzone gelegentlich wald- bildend vor, häufiger aber tritt sie, besonders im mittleren und nördlichen Gebirgsteile, bis zu einer Höhe von 700 m als Schälwald und in den sogenannten Reutefeldern auf, die in mehrjähriger Dauer durch Abbrennen vorübergehend dem Anbau von Getreide dienstbar gemacht werden. Der ver- breitetste Laubholzbaum ist die Buche, in reinen wie ge- mischten Beständen ; sie steigt an vielen Orten bis zur Baum- grenze, ja, gelegentlich sogar höher als das Nadelholz auf, freilich nur noch verkümmert und von den Südweststürmen windschief nach Nordosten gebogen. Am Nadelwald beteiligen sich, abgesehen von Lärche und Weymouthskiefer und außer der Legföhre der sumpfigen Hochmoore, zu allermeist die Fichte oder Rottanne, dann die Edel- oder Weißtanne, endlich die gewöhnliche Kiefer. Die Fichte steigt im ganzen Gebiet bis über 1200 m zwerg- artig bis zur Baumgrenze auf; die Weißtanne ist besonders in den westlichen Gebirgsteilen, die Kiefer auf dem Bunt- sandstein häufig. Ein geradezu klassisches Beispiel für die Größe, Urwüchsig- keit und das Alter der Schwarzwaldtannen bietet der Hölzle- könig, etwas abseits der Straße von Schwenningen nach Villingen, eine Tanne, deren Alter auf 360 — 400 Jahre ge- schätzt wird. Vier Mann können gerade ganz bequem den Stamm umfassen, dessen Umfang, bei 1,3 m über dem Boden gemessen, 6 m beträgt. Ihre Höhe mißt bis zu dem 1876 abgerissenen Gipfelstumpf 23 m, die Gesamthöhe einschließ- lich der noch stehenden Seitengipfel 45 m. Der Kubikinhalt des Stammes mit Aesten und Wurzelausläufern wird auf 58 Festmeter, das Gesamtgewicht in frischem Zustande auf mehr als tausend Zentner geschätzt. Ob diese meine Aufzeich- nungen aus dem Jahre 1905 freilich noch stimmen, bzw. ob diese alte Riesentanne heute noch existiert, vermag ich nicht anzugeben. Indem der Wald überall an den Gehängen den Boden festigt, die Entblößung des nackten Felsgesteins verhindert, die Schneeschmelze reguliert, die Quellbildung und den Wasser- ablauf möglichst gleichmäßig auf alle Zeiten des Jahres ver- teilt und so die Hochwassergefahr vermindert, ist er, ganz abgesehen von dem hohen Bargewinn einer geregelten Holz- wirtschaft, die in Baden jährlich mehr als 20 Millionen Mark ergibt, von unschätzbarer Bedeutung. Die ausgedehntesten Waldungen besitzen der Staat, einzelne Städte und zahlreiche kleinere Gemeinden, viele Stiftungen und Großgrundbesitzer (Fürst von Fürstenberg u. a.), sowie endlich die seit dem 18. Jahrhundert bestehende Murgschifferschaftsgesellschaft. Die Waldkultur und Holzbearbeitung jeglicher Art beschäftigt viele Kräfte. Sägemühlen gehören im Schwarzwalde zu den meist charakteristischen Erscheinungen. Die einst vielgeübte Flößerei hat fast ganz aufgehört, seit das dichte Straßennetz und die Bahnen ihre Aufgabe erfüllen. Was der Wald im Landschaftsbild bedeutet, was er Tausenden von Erholungsbedürftigen und Frieden Suchenden an Erquickung, Trost und Erhebung spendet, das empfinden wir alle dankerfüllt. Was er gerade ob dieses zunächst freilich nur psychologisch zu messenden Wertes für unsere heutige Welt geworden ist, das spielt allerdings auch in unserem neuzeitlichen Wirtschaftsleben eine hochwichtige Rolle. Seit Jahrhunderten ist mit der zunehmenden Besiedelung natürlich ein gut Teil vom ursprünglichen Waldbestand ge- rodet worden. Wo auf den Höhen der Ackerbau nicht mehr lohnt und regelmäßige Wiesenwässerung undurchführbar ist, da dehnen sich weitum grüne , im Frühsommer blumen- geschmückte Weideflächen aus, die, solange es die Jahreszeit erlaubt, großen Viehherden als Tummelplatz dienen. Der Ackerbau ragt bis zu 1000 m Meereshöhe auf, ja, an manchen Stellen finden sich in der Umgebung der am weitesten nach oben vorgeschobenen Bauernhöfe noch bei 1200 m spärliche Hafer- und Kartoffeläcker. Eigentlicher Großgrundbesitz fehlt der Landwirtschaft fast ganz. Die Anpflanzung von Kar- toffeln ist im Schwarzwald besonders wichtig, Handelsgewächse wie Tabak und Raps haben nur in den tieferen, milden Tälern des Westens Bedeutung. Dagegen wird dem Obstbau er- höhte Aufmerksamkeit gewidmet. Zahlreiche Gemeinden ge- winnen durch umfangreichen Versand von frischen Kirschen, Pflaumen usw. alljährlich viele tausend Mark. Nebenbei bemerkt ist die Edelbrauerei des Schwarzwälder Kirsch- und Zwetschgenwassers von altersher berühmt. Der herrliche Nußbaum ist einer der Verbreitetesten Charakterbäume und, wie schon erwähnt , tritt auch die Edelkastanie wald- bildend auf. Den Waldbewohnern geben die massenhaft verbreiteten Heidelbeeren und die auf rauhere Höhen beschränkten Preißel- beeren erfreuliche Einnahmen, und von der großen Erdbeer- kultur in Staufenberg bei Gernsbach im Murgtal kommen alljährlich viele Bahnwagen der köstlichen Früchte zum Versand. Von ebenso wertvoller Bedeutung für das gesamte Wirt- schaftsleben des Schwarzwaldes ist der Weinbau. Bis über 400 m hoch steigt von Süden und Westen her die edle Rebe; sie wird sorgfältig gepflegt und gibt zwar schwankende, im Durchschnitt aber doch lohnende Ernten. Das Rheintal von Waldshut bis Basel, das Markgräflerland von hier bis Staufen, die Gegend von Freiburg, das Glottertal, das untere Kinzigtal, die Offenburger Gegend, die Landschaft um Bühl, sie alle geben zum Teil ganz vorzügliche Weinsorten. Affen- taler, Durbacher, Klingelberger, Kaiserstühler, Markgräfler sind mit Recht weit berühmt als freundliche Tröster im Ernst des Lebens und als altbewährte Sorgenbrecher. Den vielen Freunden der lieblichen Blumen mag es nun erwünscht sein, einiges über das Vorkommen seltener oder besonders schöner Pflanzen zu hören. Man unterscheidet im Schwarzwald bis zu 850 m, an welcher Höhenlinie von unten- her der Kirschbaum und von obenher das Bergwohlverlei (Arnica) ihre Grenzen finden, eine untere Bergregion ; bis zu 1300 m, wenig unter der Baumgrenze, eine obere und darüber die Voralpen oder die subalpine Region, welche nur noch den Feldbergstock und die Beichenkuppe umfaßt. Während Nadelholzwälder auf trockenem Sandboden meistens fast frei von Unterholz und Krautpflanzen sind, findet sich am Boden 214 Die Gartenwelt. XX, 18 feuchter Wälder eine um so üppigere Pflanzenwelt. Adeno- styles albifrons, der Drüsengriffel oder Alpendost, und Mulge- dium alpinum, der Alpenmilchlattich oder Melkkraut, finden sich hier häufig mit dem blauen und gelben Eisenhut, Aco- nitum, mit dem Streifen- oder Frauenfarn, Asplenium (Athy- riumj Filix femina und alpestre, den Schildfarnarten Aspidiiim spinulosum, lobatum und Braunii Spenn., alle häufig zu wahren Riesenpflanzen entwickelt. Dazwischen bildet der große, mit den Bächen in die Täler hinabsteigende Raniin- culus aconiti/olius, der eisenhutblättrige Hahnenfuß, eine will- kommene Abwechslung. Zwischen Felsblöcken beherbergen feuchte, moosige Waldstellen die schöne Listera cordata, das herzblättrige Zweiblatt, und Coralüorrhiza innata R. Br., die Korallenwurz. Aehnliche Standorte liebt Trientalis europaeaL., Siebenstern, in Gesellschaft von Majanthemum bifolium (L.) Schmidt, dem Schattenblümchen und mehreren Pirola-Arten, darunter P. uniflora L. (Wintergrün). Dem Feldberg ist eigen Streptopus amplexifolius (L.) DC, stengelumfassender Knotenfuß, während Empetrum nigrum L., Almenrausch oder Krähenbeere, im südlichen Schwarzwald nur am Belchen vor- kommt, im nördlichen dagegen häufiger ist. Auf Bergwiesen und Weiden herrscht in der Blütezeit wunderbar strahlende Farbenpracht. Im Juni bis Juli duftet die leuchtend gelbe Arnica montana L., wir finden die großblumige Campanula Scheuchzeri Villars, die Bärwurz, Meum athamanticum Gaertner, seltener Meum Mutellina Gärtn., ferner Leinblatt oder Berg- flachs, Thesium montanum Ehrhart und alpinum L. Dazu kommen noch Gymnadenia albida (L.) Richard, Händelwurz oder Nackt- drüse, Piatanthera montana und bifolia L., die Waldhyazinthe. Neben Orrhis globosa L., der Kugelorchis (Knabenkraut), sind auf feuchten Bergwiesen Geum rivale, Bachnelkenwurz, und Trollius europaeus, die Trollblume, nicht selten anzutreffen. Wir sind hiermit in die obere Bergregion eingetreten, in welcher Höhenstufe, namentlich um den Grundstock der Feldberggruppe im Süden und um die Hornisgrinde im Norden, ein Kranz echter Hochmoore liegt. Sie finden wenig Beachtung. Gelegentlich einer Höhenwanderung beeilt man sich, aus ihrem Bereich wieder heraus in den Hochwald zu kommen. Hier kraftvoll rauschendes Leben, dort sterbende, dahinsinkende Bilder. Und doch bietet sich für den Bota- niker gerade an diesen Stellen in pflanzenbiologischer Hin- sicht ein überaus weites Arbeitsfeld. Mit suchender Liebe muß er der Natur entgegentreten, um sie in ihrer ganzen Schönheit zu verstehen und sich an ihr zu erfreuen. Hat man einmal begonnen, das Moor zu beobachten, das Ge- heimnisvolle zu durchdringen, so leicht läßt es einem nicht mehr los. Vorsicht ist natürlich geboten ; schon manchen übermütigen Eindringling haben die gurgelnden und schlucken- den Wasser in die Tiefe hinabgezogen. — Fehlen einem Florengebiete Moore, so ist auch gleich die Artenzahl der Moose eine verhältnismäßig geringe. Man unterscheidet zweierlei Moore, die Wiesen- und die Torfmoore. Erstere beherbergen viele Laubmoose mit der artenreichen Familie der Hypnaceae. Die höhere Pflanzenwelt ist in Moorland- schaften durch Fichte und Kiefer, Pinus Pumilio Haenke, vertreten ; letztere in der Feldbergumgebung nur am Schluchsee, häufiger an der Hornisgrinde, auf dem Holoh usw., beide jedoch in verkrüppeltem, niederem Zustande. Allge- meiner kommt die Hakenkiefer, P. uncinata Ramond, vor. Als Leitgewächs der Moorlandschaften kann das Wollgras, Eriophorum vaginatum L., seltener alpinum L., gelten. Große Calluna- und Faccjwmm-Gestrüppe, teilweise auch Andromeda (Sumpfheide) überziehen weniger feuchte, mehr sonnige Stellen. In schlammigen Pfützen sprießen die verschiedenartigsten Carex, Riedgräser, empor und auf Sphagnum- (Torfmoos-) Polstern breitet sich Vaccinium Oxycoccus L. (Moosbeere) aus, in deren Gesellschaft mir verschiedene Alten des insekten- fressenden Sonnentaues, Drosera rotundifolia L., anglica Huds., intermedia Hayne und longi/olia L., seltener D. obovata L., finden können. Von Bärlapparten kriecht das seltene Lyco- podium inundatum L. am Boden dahin. Sumpffettblatt, Sedum villosum L., ist selten, häufiger hingegen das Fettkraut, Pin- guicula vulgaris L. Trockenere Stellen liebt Vaccinium uligi- nosum L., die Sumpfheidelbeere. Ferner verdienen hier noch Erwähnung : Potentilla oder Comarum palustre L. (Sumpf- fingerkraut), Phyleuma nigrum Schmidt, die schwarze Rapunzel oder Teufelskralle, Parnissia palustris L., Sumpfherzblatt, und der dreiblättrige Fieberklee, Menyanthes trifoliata. Von den Moosen sind es hauptsächlich die Sphagnum und Politrycha, welche auffallenden Massenwuchs zeigen und zur Torfbildung beitragen, wobei allerdings die Sphagnum -Arten sich oft auf vorher nichtsumpfiges Gelände verbreiten. Infolge ihres eigen- tümlichen Baues sind sie imstande, sehr viel Wasser auf lange Zeit aufzuspeichern, wodurch der Boden allmählig sumpfig und unfruchtbar wird. Viele Arten von Laub- und Leber- moosen gedeihen häufig, wenn nicht ausschließlich, auf morschem Holze, auf Bäumen, und die verschiedensten Spiel- arten und Bastarde finden wir auf Sumpfwiesen oder in Wiesengräben. So steht z. B. Hypnum exannulatum, ein Gebirgsmoos, welches im Feldberggebiet zwischen 1200 und 1400 m Höhe gedeiht, auch noch bei Kirchzarten mit H. cordifolium Hook. Umgekehrt wurde Trichocolea Tomen- tella Nees, die schattige Waldsumpfwiesen der Ebene bevor- zugt, noch am Feldberg auf der Seite gegen Todtnau ge- funden. Eine ganz eigenartige Flora zeigen ganz trockene, den Sonnenstrahlen ausgesetzte Felswände und Geröllhalden. Neben einer Menge Krustenflechten sind hier namentlich die Grimmiaceae , Orthotrichaceae und Andreaceae reich vertreten. Natürlich erhöhen all diese niederen Vertreter der Pflanzen- welt die maleriscli schöne Wirkung großer Felsmassen in her- vorragendem Maße. Während viele Arten sich ziemlicher Verbreitung erfreuen, sind andere große Seltenheiten. Da der Feldberg mit 1500 m die höchste Erhebung Badens bildet, sind ihm einige Arten ausschließlich eigen. Die meisten dieser Moose dürften freilich noch in anderen Gegenden Badens mit ähnlicher Höhe und Bodenbeschaffenheit zu finden sein. Nach eingehenden Beobachtungen hat das Feldberg- gebiet allein etwa 90 Lebermoose und 295 Arten Laub- moose aufzuweisen, eine stattliche Zahl, wenn man in Betracht zieht, wieviel der ungefähr 480 badischen Arten ausschließ- lich in der Ebene oder auf Kalk vorkommen, für jenes Gebiet daher fast ausgeschlossen sind. In der Hügel- und Bergregion ist die Gegend am Hirschsprung im Höllental äußerst günstig für eine reichhaltige Moosflora, ebenso die steilen Felshänge des Feldberges gegenüber des Feld- sees, welcher von diesen fast ringsum eingeschlossen und nur nach einer schmalen Seite, dem Feldseemoor zu, durch einen Hügel aus Moränenschutt von diesem getrennt, offen ist. Von den Hochmooren ist wohl das Hinterzartner Moor, seiner reichen Moosflora wegen, am interessantesten. Für den auf- merksamen Beobachter wird es sich immer als lohnend und dankbar erweisen, in jenen Gebirgsteilen Studien auf eben genanntem Florengebiete anzustellen. Wie die Pflanzen- welt, so ist auch die Tierwelt mit mandierlei heißbegehrten XX, 18 Die Gartenwelt. 215 Seltenheiten in diesen Schwarzwaldmooren vertreten. — Noch haben wir der subalpinen Flora zu gedenken, deren seltene Angehörige meist an abgelegenen, schwer zugäng- lichen Stellen der höchsten Bergregion nur mühsam gefunden werden können, daher auch zu den Lieblingen aller Botaniker zu rechnen sind. Nur wenigen Auserwählten sind ganz ver- einzelt vorkommende Pflanzen bekannt; ihre Standorte werden ebenso geheim gehalten, wie einige künstliche Hegungen von Alpenrosen, alpinen Steinbrecharten und anderen dem Mittel- gebirge an sich fremden Gästen, die von Freunden solcher Versuchspflanzungen aus den nahen Schweizer Bergen ge- bracht worden sind. Auf den höchsten kahlen Gebirgskämmen bildet Borsten- gras (Nardus) eine dünne Bodendecke, von Geröllschutt, Heidelbeerbüschen und Heidekraut unterbrochen. Gnaphalium supinum L., Ruhrkraut, findet sich nur und sehr selten auf dem Feldberg. Weiterhin mögen Saxifraga Aizoon Jcq. und stellaris L., Primula Auricula L., von Kryptogamen der Schildfarn, Aspidium montanum und Lonchitis Swartz, das Zwergbärläppchen, Selaginella selaginoides Link, und Lyco- podium alpinum L. als besonders merkwürdig genannt werden, ebenso das Goldfingerkraut, Potentilla aurea L., und der bei den Viehhütten verbreitete Alpenampfer, Rumex alpinus L. Der gelbe Enzian, Gentiana lutea L., der Türkenbund, Lilium Martagon L., die Bergflockenblume, Centaurea montana L., die stachellose Rosa alpina L., seltene Hieracium- und Crepis- Arten (Habichtskraut und Pippau) erregen unsere Aufmerk- samkeit nicht minder als der Alpenlattich, Homogyne alpina L., das Alpenmaßlieb, Aster Belüdiastrum Scop., und am Rande der erst im Hochsommer schmelzenden Schneefelder das Alpen- glöckchen, Soldanella alpina L. Schließlich mögen noch Er- wähnung finden Sweertia perennis L., Bartschia alpina L., Campanula pusilla Haenke, Alckemilla alpina L., Alpenfrauen- mantel, Atlium Victoriaiis L., Siegwurz oder Allermanns- harnisch, und Silene rupestris L., das Felsenleimkraut. Diese so hochinteressante Reliktenflora aus der Eiszeit weist auf einstige Beziehungen zu den Florengebieten der Alpen hin. Es erscheint auch wohl begreiflich, daß sie vieles mit den Hochvogesen gemeinsam hat. Manche Einzelheit ist aber doch nicht aufgeklärt. Warum fehlt z. B. die Soldanella in den Vogesen und warum sind die hier ansehnlich ver- breiteten Arten Anemone alpina und narcissiflora, Viola alpestris, Androsace carnea dem Schwarzwalde fremd? Viel- leicht ist es berechtigt, die Vogesen noch lange nach ihrer orographischen Trennung vom Schwarzwalde als im floristischen Ausstrahlungsgebiet der Pyrenäen gelegen anzunehmen, während für diese die Annahme einer derartigen Verbindung nicht zulässig erscheint. Wie dem auch sei — der Wanderer, der auf den herrlichen Höhen des Schwarzwaldes nicht achtlos Fuß vor Fuß setzt, wird viel Befriedigung darin finden, wenn er seinen Blick nicht nur in die Ferne schweifen läßt, sondern auch dem Nächsten, was sein Auge trifft, den zarten Kindern Floras, freundliche Aufmerksamkeit schenkt, und das umso- mehr, als er unter ihnen wirklich seltene und in ihrer eigen- artigen Verbreitung höchst beachtenswerte Erscheinungen treffen kann, wenn er nur mit dem nötigen Eifer und einigem Geschick sucht und sich gelegentlich das Abweichen von den gebahnten Wegen der Allgemeinheit nicht verdrießen läßt. Aus den Vereinen. des neuen Verbandes ist der Gartenbauinspektor der Farbenfabriken in Leverkusen, Herr Hartnauer, der Geschäftsführer der Kreis- gärtoer Herr Schnaare. Sitz des Verbandes ist die Kreisstadt Opiaden. Dem Verbände gehören in den einzelnen Ortsvereinen bereits etwa 2500 Mitglieder an. Der Gartenbauverein der Farben- fabriken, im Jahre 1913 gegründet, hat allein 1650 Mitglieder aufzuweisen. Die Firma Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. spendete dem neuen Kreisverband 300 M als Patengeschenk. Der Landkreis Solingen erhält in Kürze auch eine neue Verkaufs- organisation nach holländischem Muster, durch die Gründung einer Obst- und Gemüseverkaufs- und Verwertungsgenossenschaft für den Kreis Solingen, an welcher Einrichtung sich der Kreis selbst durch Anschaffung einer Obst- und Gemüsedörre neuer Bauart, die täglich 50 Zentner in die haltbare Form überführen kann, beteiligt. Der eifrigste Förderer aller dieser so wichtigen Be- strebungen ist der Landrat des Kreises, Geheimer Regierungsrat Lucas. N. Rechtspflege. Die Gartenbauvereine im Landkreise Solingen haben sich zu einem Kreisverband zusammengeschlossen. Der Vorsitzende Sturz mit der Leiter beim Obstabnehmen — wer haftet? Urteil des Reichsgerichts vom 19. April 1916. Das Dienst- mädchen Margarete Knieps aus Düsseldorf, welche bei dem Kunst- maler Zinkeisen daselbst in Stellung war, erlitt dadurch einen Unfall, daß sie beim Obstpflücken mit der an dem Baum an- gelehnten Leiter, die sich, da der Sperrhaken nicht richtig funktionierte, zur Seite neigte, zu Boden stürzte, ein Bein brach und sich die Wirbelsäule verletzte ; sie muß heute noch an Krücken gehen. Im Klagewege verlangte die Verunglückte Schadenersatz von dem Baumschulbesitzer Hauber in Dresden, als dem Fabrikanten und Verkäufer der Leiter, der sie in seinem Katalog mit der Bezeich- nung „Sicher" aufgeführt hatte. Das Landgericht Düsseldorf er- kannte den Schadensersatzanspruch dem Grunde nach für gerecht- fertigt an, dagegen wies das Oberlandesgericht Düsseldorf die Klage ab, und zwar mit folgender Begründung : Die Klägerin stützt ihren Anspruch in erster Linie darauf, daß der Unfall auf eine vom Beklagten unmittelbar gegen sie begangene unerlaubte Handlung zurückzuführen sei; der Beklagte habe fahr- lässig und widerrechtlich ihren Körper und ihre Gesundheit ver- letzt und hafte deshalb aus § 823 BGB. Allein aus dieser Ge- setzesbestimmung kann die Klägerin keinen Anspruch herleiten, denn dieselbe setzt eine allgemeine Rechtswidrigkeit des Handelns voraus. Diese lag hier aber nicht vor, denn der Verkäufer hatte zwar eine Vertragspflicht gegenüber dem Käufer, dem er für seinen Gebrauch eine sichere Leiter zu liefern verpflichtet war, nicht aber gegenüber der Allgemeinheit. Dieser gegenüber hat er eine ihm obliegende Pflicht nicht verletzt, denn es kommt nicht ein gemein- gefährlicher Gegenstand in Betracht. In zweiter Linie hat die Klägerin sich darauf berufen, daß ihr Dienstherr ihr seinen Ver- tragsanspruch an den beklagten Lieferanten abgetreten habe. Auch daraus kann die Klägerin keinerlei Rechte herleiten, denn ihrem Dienstherrn hat ein Anspruch gegen den Beklagten gar nicht zu- gestanden; nicht sein Körper, sondern der der Klägerin ist ver- letzt worden. Abgesehen davon trifft die Klägerin eigenes Ver- schulden. In der Berufungsinstanz hat sie sich nicht mehr auf die Mangelhaftigkeit des Sperrhakens berufen, sondern nur noch darauf, daß Fehler am Fußgestelle vorhanden gewesen seien. Welcher Art diese waren, hat sie aber nicht näher anzugeben vermocht. Jedenfalls waren sie nach dem Gutachten der Sachverständigen nicht so, daß sie für das Zurseiteneigen der Leiter ursächlich wer- den konnten. Es ist keineswegs ausgeschlossen, vielmehr sehr wahrscheinlich, daß der Sperrhaken herausgesprungen ist, also fehlerhaft war. Dies mußte aber schon bei der Ablieferung der Leiter gemerkt werden und konnte auch der Klägerin nicht ent- gehen. Sie muß es bemerkt haben, denn sie hat vorgetragen, daß sie wegen des Hakens beim Besteigen der Leiter etwas ängst- lich geworden sei. Dann hätte sie aber die Leiter überhaupt nicht besteigen dürfen ; wenn sie es doch tat, so tat sie es auf eigene Gefahr und kann Schadensersatzansprüche nicht geltend machen. 216 Die Gartanwelt. XX, 18 Gegen dieses Urteil legte die Klägerin Revision beim Reichs- gericht ein, mit der sie rügte, daß der Vorderrichter den Begriff der Gemeingefährlichkeit verkannt habe. An sich sei eine Leiter allerdings nicht gefährlich, aber sie könne es werden, wenn sie für einen größeren Kreis von Personen bestimmt sei, wie im vor- liegenden Falle für die Dienstboten. Deshalb habe der Fabrikant und Verkäufer sehr wohl eine Haftung der Allgemeinheit gegen- über und habe die Pflicht der ordnungsmäßigen Prüfung, bevor er sie abliefere. Wenn wirklich ein eigenes Verschulden der Klägerin anzunehmen wäre, so könnte dies doch nur dazu führen, daß sie mit einem Teil ihres Anspruches, nicht aber gänzlich abgewiesen würde. Ein Verschulden sei ihr aber keineswegs nachgewiesen worden. Sie habe die Leiter nicht ungeschickt bestiegen und habe sich mit ihrem Körper nicht zur Seite geneigt. Viele Leute seien beim Besteigen einer Leiter ängstlich, namentlich wenn sie leicht schwindlig werden ; das sei etwas gewöhnliches und könne der Klägerin nicht zum Vorwurf gemacht werden. Die Revision hatte Erfolg, denn der 6. Zivilsenat des höchsten Gerichtshofes hob das Urteil auf und verwies die Sache an einen andern Senat der Vor- instanz zurück. (Aktenzeichen VI, 47/16.) Tagesgeschichte. Zwischenscheine der III. Reichsanleihe. Der Umtausch dieser Scheine beginnt am 1. Mai. Wir verweisen hier auf die diesbezügliche Anzeige im Anzeigenteil dieser Nummer. Geisenheim a. Rh. Hierselbst wird ein vier Morgen großes Gelände als Gemüsefeld durch die Schüler der Volksschule an- gelegt werden. Die Stadtverordneten stellten den Betrag von 500 M bereit und übertrugen die Leitung dem Rektor der Schule und einem Fachmann; die Kgl. Lehranstalt wird 60 000 Gemüse- pflanzen unentgeltlich liefern. Spandau. Hier soll dadurch ein Friedhofspark geschaffen werden, daß die im Innern der Stadt gelegenen alten Kirchhöfe für die Oeffentlichkeit freigegeben werden. Die Kirchhöfe, die mit alten, starken Bäumen bestanden sind, sollen parkähnlichen Charakter erhalten. Zur Erleichterung des Verkehrs in dem an- liegenden Stadtteil sind zwei neue Durchgänge nach der Schön- walder Straße geplant, der eine von der Kurstraße, der andere von der Neuendorfer Straße aus. Enkhuizen (Holland). Die seit fast 50 Jahren bestehende Firma Sluis & Groot (Samenzüchterei und Samengroßhandlung) ist unter der Firma Sluis & Groot's Zaadteelt en Zaadhandel in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden, ausschließlich zu dem Zwecke, das in dem ausgedehnten Unternehmen ruhende Ver- mögen auch für Erbfälle leichter teilbar zu machen. Die Leitung des Betriebs bleibt in den bisherigen Händen. Mannigfaltiges. Pflanzenkrebs von menschlichen Krankheitserregern. In den „Berichten der deutschen botanischen Gesellschaft" teilen zwei Forscher, Friedemann und Magnus, mit, daß sie aus eitrigen Darm- geschwüren eine Bakterienform gezüchtet haben, die mit einer anderen, Geschwüre bei Pflanzen erregenden Bakterienart voll- ständig sich zu decken scheint. Schon früher hatte einer dieser Forscher diese Aehnlichkeit oder gar Gleichartigkeit beobachtet (? der Schriftleitung) und auch mit aus Pflanzen kultivierten Krebs- erregern bei Warmblütlern Krankheitserscheinungen hervorgerufen. Einmal war aber der Weg gerade umgekehrt. Das Bakterium der Darmgeschwüre hatte bei Pelargonien und Kartoffelpflanzen richtige krebsartige Geschwülste zur Folge. Damit wäre auf doppelte Weise die Doppelform des sogenannten Bacterium tumefaciens für Menschen und Pflanzen dargetan. Unangebunden. In den letzten Jahrzehnten war man viel- fach bestrebt, die Pflanzen, unabhängig von Stützen, auf eigene Füße zu stellen, um Zeit und Holz zu sparen. Zuerst fing man wohl in der Baumschule damit an, indem man die jungen Bäume ohne Pfähle wachsen ließ. Später übertrug sich diese „freiere Auffassung" sogar vielfach auf die angepflanzten Obstbäume, denn jung gewohnt, alt getan. Teuer kommen auch Freispaliere zu stehen, weshalb man auf freistehende Formen und Buschbäume verfiel, welch letztere auch hinsichtlich des Schnittes Zeitersparnis brachten. Himbeeren wurden durch tieferen Schnitt zur Selbständigkeit erzogen, und sogar Tomatengroßzüchter behaupteten, daß Tomaten ohne Stäbe sich besser bezahlten als mit denselben, da der Aus- fall durch faulende Früchte weniger groß sei wie die Kosten für die Stäbe, nebst der aufgewandten Zeit zum Aufbinden. Sparen und Vereinfachen ist lobenswert, aber eins schickt sich nicht für alle Verhältnisse. Bei ungestützten Tomaten muß oft nachgesehen werden, wobei es nötig wird, manche Frucht zu wenden und manche in unreifem Zustande zu ernten, um sie dann unter Glas nachreifen zu lassen. Auf sandigem Boden liegend, reifen die Tomaten bei anhaltendem Sonnenschein oft vorzüglich, doch kommt es auch auf die Sorten an. Die Große Rote hielt sich bei mir tapfer, während die dünnschalige Johannisfeuer stark zum Faulen neigte. F. Steinemann. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starben : Kurt Paul Fischer, Hammerleubsdorf bei Oederan; Ernst Theodor Grünert, Gärtnerei- besitzer, Würzen. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt: Arnold Benditte, Haverbeck bei Hameln ; Jos. Brühl, Waldorf. Unteroffizier Aug. Betzier, Mitglied des genannten Verbandes, wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverband gibt den Heldentod seiner Mitglieder Willi Ahens, Hamburg, und Joh. Stegelmann, Kiel bekannt. Der Deutsche Gärtnerverband gibt den Heldentod seiner Mit- glieder Jakob Braun und Fritz Hölzer, beide Köln, und seines Beamten Clemens Seidenstricker bekannt. Der Verband Deutscher Privatgärtner gibt den Heldentod seines Mitgliedes Otto Holzmann, Burgsteinfurt, und die Ver- leihung des Eisernen Kreuzes an sein Mitglied Obergärtner Rein- hold May, Berlin, bekannt. Der Deutsche Pomologenverein gibt den Heldentod des Obst- und Gartenbaulehrers Bernh. Herrmann, Leutnant d. L., Geisen- heim a. Rh., bekannt. Herm. Weickert, Tübingen, Unteroffizier, Inhaber der Silb. Verdienstmedaille, wurde das Eiserne Kreuz verliehen. Heinr. Zeininger, Kgl. Hofgartendirektor, zzt. Leutnant und Adjutant, erhielt das Eiserne Kreuz. Brader, Breslau, wurde die neubegründete Stadtgärtnerstelle in Oels übertragen. Kiausch, H., Gärtnereibesitzer in Berlin-Zehlendorf, erfolg- reicher Chrysanthemum- und Cyclamenzüchter, t am 14. April. Kohl, Fr., Gärtner in Godesberg, "f am 11. April. Der Ver- storbene, der 1907 das Jubiläum seiner 50jährigen Bürgerschaft gefeiert hatte, gehörte früher längere Jahre dem Bürgerausschuß an und war seit 26 Jahren Mitglied der Armenkommission. Zeininger, Handelsgärtner, Bad Homburg v. d. H., Vater des Hofgartendirektors Z., f am 25. April. Berlin SW. U, Uedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Mai Hesdörüer. Verl. von Paul Parey. Druck: Anh. Bucbdr. Guteaberg e. G. m. b. H., Desaaa Illustrierte Wochenschrift für den gesannten Gartenbau. Jahrgang XX. 12. Mai 1916. Nr. 19. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Aus deutschen Gärten. Wernigerode, ein deutscher Fürstensitz. Von H. Memmler. (Hierzu sieben Abbildungen, nach vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahmen.) Am Nordrande des Harzes, an den nordöstlichen Aus- läufern des Brockens, liegt das reizvolle Städtchen Wernige- rode. Es lehnt sidi unmittelbar dem hier noch ziemlich steil abfallenden Berge an und greift mit den beiden Stadt- teilen Nöschenrode und Hasserode in die dichtbewaldeten Täler des Zillierbaches und der Holzemme ein. Die weit- läufige Bauweise, die nur unmittelbar in der Stadt zusammen- hängende Straßen bildet, im übrigen aber die Häuschen in obstreiche Gärten verstreut, verschafft dem Städtchen mit etwa 23 000 Einwohnern eine Ausdehnung von 7 km Länge in der ost-westlichen Richtung. Im Osten der Stadt erhebt sich der ungefähr 160 m hohe Agnesberg mit dem vorgelagerten, 40 m niedrigeren Schloßberg, auf dem das prächtige, scharfumrissene Schloß der Fürsten zu Stolberg -Wernigerode tront (Abbild, beistehend). Der Gegensatz der Schloßarchitektur zu den sanftwelligen Hügeln der benachbarten Harzberge ist von unvergleichlicher, packender Wirkung. Trefflich gelungen ist das Einfügen des massigen Steinbaues in die alten Burg- teile und das Beibehalten der Kavalier- häuser vor dem eigentlichen Schloßbau. Die Lage des Schlosses bedingt es, daß unmittelbar in seiner Umgebung hoch- wertige künstlerische Gartengestaltung nicht vorhanden ist. Um hier entsprechend den Größenverhältnissen des wuchtigen Schloßbaues harmonische Gartenanlagen mit ebenfalls streng architektonischer Gruppierung zu schaffen, bedürfte es ganz gewaltiger Steinbauten (Terrassen, Balu- straden, Treppen usw.), um das Gleich- gewicht aufrecht zu erhalten. Auch müßte im Gegensatz zu der weit ausgedehnten Bewaldung in gemischter Bepflanzung eine verschwenderische Fülle an Blumen- und Rasenflächen, Wasserwerken und Pflanzen- Gartenwelt XX. hecken betrieben werden, deren Erhaltung bei dem rauhen Klima hier sehr in Frage gestellt sein würde. So konnte, um im natürlichen Nutzwaldbestande dennoch einen wirkungs- vollen Lustpark von gärtnerischer Bedeutung zu bekommen, nur durch Verwendung ausländischer, auffallender Baum- und Straucharten der Gegensatz von Wald und Park erreicht werden. Der das Schloß umgebende Park ist ein in landschaft- lichem Stil gehaltener Waldpark, der unauffällig in den Wild- park, auch Tiergarten genannt, übergeht. In unmittelbarer Nähe des Schlosses sind nur der Rosengarten mit Sommer- häuschen, die Terrasse mit zwei Teppichbeeten, der Wein- garten mit Laubengängen und dem „Harzmann" in Steinrelief beachtenswert. Weiter fällt ein uralter Efeustamm auf, der an der Nordseite des Schloßbaues recht wirkungsvolle Bilder hervorruft. Im Tiergartenpark befindet sich unweit des Schlosses das Teehaus (Abb. S. 218), das mit seiner Umgebung ein ent- Schloß Wernigerode. 19 218 Die Gartenwelt. XX, 19 50 — 60 m hohe Abies pectinata mit 6 m Stammumfang in Brusthöhe. zückendes Waldidyll abgibt. Der Baumbestand setzt sich hier nur aus heimischen Linden, Buchen, Eichen, der Roßkastanie und Castanea vesca zusammen. Nicht weit vom Teehäuschen steht die prächtige, riesige Silbertanne, Abies pectinata, ein Baum von etwa 50 — 60 m Höhe und 6 m Umfang in Brusthöhe (Abb. oben). Diese Tanne soll ein Ueberbleibsel einer ehemals hier langgeführten Tannenallee sein, die aber etwa 1745 umgelegt wurde. Zurzeit zieht sich an ihrer Stelle eine schmale Lindenallee hin, die besonders während der Herbstfärbung eine Sehenswürdigkeit bildet. Die genannte „Silbertanne" ist biologisch da- durch interessant, daß sich etwa in 10 m Höhe zwei sehr starke Seitenzweige nach einerRichtung hin abbiegen, aus denen sich durch Adventiv- sprossung 5 junge Tannen mit normalem Spitzenwachstum entwickelt haben. Auf der Abbildung sind sie links vom Hauptstamm deutlich zu erkennen. Oben spaltet sich die Tanne und endet in zwei starke Triebe, deren Spitzenknospen leider durch Sturm und Schnee- druck ausgebrochen sind. Südlich vom Schloßberg dehnt sich das Christianental aus, das neben Verwen- dung der gewöhnlichen Fichte, Picea excelsa, in Einzelstellung, prächtige, dichtbezweigte Schaubäume bildend, auch einige ausländische Koniferen in schönen Stücken aufweist (Abbild. Seite 219 und 220). Links auf der Abbildung Seite 219 steht eine schöngewachsene Sequoia gigantea, daneben eine breitausladende Abies Pinsapo. Bedeutend reichhaltiger an fremdländischen Gehölzen ist der Lustgarten, der sich nördlich am Schloßberge hinzieht; er ist etwa 20 ha groß. Beachtenswert sind hier der Götterbaum, Ailant/uis glandulosa, Sorbus intermedia. Ginkgo biloba, Juglans mandschurica, Acer Schwedleri. Besonders schön gedeihen die Koniferen in dem tonigen Boden. Sehr ge- schmackvoll ist eine Holzbrückenanlage, mit Nadelhölzern bepflanzt, wovon die Abbild. Seite 220 eine Anschauung gibt. Links auf dem Bilde steht Chamaecyparis Lawsoniana, dahinter Abies Veitchii, rechts im Hintergrunde Abies Pinsapo, davor Abies Nordmanniana. Sehr malerisch wirken zwei alte Weidenbäume, Salix alba var. vitellina, die einen kleinen Weiher beschatten und die ehemalige Orangerie, jetzt Bibliothek, flankieren (Abb. Seite 221). Die Orangerie scheint aus dem 17. Jahrhundert zu stammen, in welchem auch in nächster Nähe der damalige regierende Graf ein Lustschlößchen besaß. Das Schloß und die umgebende Gartenanlage sollen nach dem Stil von Lenötre gebaut gewesen sein, auch verrät ja die Orangerie in ihren Bauformen Versailler Einfluß. Unter Graf Christian Ernst wurde das Schloß abgebrochen und die Pflanzensammlung der Orangerie 1787 an die Kaiserl. Orangerie in Charlotten- burg verschenkt. Der Park wurde nach dem sogenannten englischen Stil, der damals Mode wurde, umgeformt und auch zum Teil vergrößert. Der Nutzgärtnerei wurde noch wenig Interesse geschenkt. Ein einziges kleines Glashaus stand in dem jetzigen Küchen- garten, der etwa 15 ha groß ist und auf eingeebnetem Gelände liegt. Erst unter der Regierung des Grafen Otto, dem späteren Fürst Otto zu Stolberg- Wernigerode, gelangte das Gartenwesen zu höherer Blüte. Die Nutzgärtnerei erhielt ein großes Weintreibhaus, ein Warmhaus, ein Kalthaus, ein Haus für Neuholländer und Kamellien, zwei Ananashäuser, Teehaus im Tiergarten. XX, 19 Die Gartenwelt. 219 einige kleinere Gewächshäuser und zahlreiche Mistbeete. Im Lustgarten wurde ein prächtiges Palmenhaus errichtet und in allen Gewächshäusern hegte man äußerst wertvolle und reichhaltige Sammlungen seltener Pflanzen. Selbst eine für damalige Zeiten großangelegte Orchideensammlung war ver- treten. Dem leitenden Gartendirektor baute Graf Otto eine geschmackvolle Dienstwohnung, jetzt Obergärtnerwohnung, (Abbildung Seite 221), die ebenfalls mit seltenen Gehölzen umgeben wurde. Die ausgedehnten Anlagen weisen noch eine Menge reiz- voller Parklandschaften auf, deren Wiedergabe der Raum- mangel nicht zuläßt. Jedem Gartenfreund ist anzuraten, die Gärten an Ort und Stelle in Augenschein zu nehmen, und dort Studien zu treiben. Schling- und Kletterpflanzen. Efeubäume. Mit vieler Genugtuung fand ich die kleine Notiz vom Efeu in Nr. 24, Jahrg. 1915 der „Gartenwelt". Nur betrübt es mich, daß sie in unsern Tagen noch nötig war, und daß wir den herrlichen, unübertrefflichen Dulder Efeu noch immer nicht kennen im großen deutschen Vaterlande, ihn dann und wann fürchterlich beleidigen, indem wir ihn zu den Schmarotzern werfen, und das ohne ihn genau zu besehen. Eine Verleumdung reiht sich an die andere, ganz wie es jetzt von unsern Feinden, von aller Welt, gegen unser feines, braves, deutsches Volk der Fall ist. Der Efeu ist eine ausge- sprochene, edle Kletterpflanze, kein Schmarotzer, sondern be- zieht ausschließlich alle seine Nahrung aus der Erde und aus der Luft. Der Efeu ist anspruchslos an den Boden, stört keine der anderen Pflanzen oder Bäume und schließt Freund- schaft mit jeglichem Gewächs. Er ist ein Deckmittel ohne- gleichen und überall eine Zierde, besonders im Dunkel der Wälder, an Bäumen, recht ge- leitet und geführt, damit er nicht seinen Freund und Träger allzusehr umarme und in Liebe erdrücke. Er ist im Norden doppelt angenehm, weil er immergrün und uns bei Schnee und Eis an den Sommer, an Sonnenschein, neues Leben, neue Ernte erinnert. Er feuchtet nicht die Ruinen und Häuser, sondern trocknet jegliches Ge- mäuer. Die Bewohner efeu- umwobener Villen in Irland und anderswo befinden sich dort so wohl, als irgendwo Menschen es sind. Er bezieht keine Nahrung von seinem Freunde, den er gelegentlich als Stütze erwählt, aber schreitet und webet Arm in Arm mit ihm durch die Wälder. Er hat meinem Gefühle nach keinerlei Fehler, es sei denn, daß in seinem Dickicht, besonders an Häusern und Ruinen, Wander- und Hausratten ihre Nester Nadelholzgruppe i anlegen, und das ist nicht links Sequoia gigentea, jedermann wohlgefällig. Diese Nager kann man aber leicht weg- fangen und schießen, und das bringt wiederum manchem Unterhaltung, Kurzweil und Vergnügen. Sonst könnte man keinerlei Fehler an diesem Freunde der Freundschaft entdecken. Der Efeu wird sehr alt. Man kennt in Frankreich und dem Süden Europas Efeubäume im Alter von über 500 Jahren. Seine Stämme erreichen in Griechenland mehr als 50 cm Durchmesser. Er liebt die Wälder in der Nähe der Küsten. Sein Laub ist be- fähigter als das anderer Immergrüner, den Stickstoff der Lüfte zu saugen. Er ruht in tiefen Kältegraden und erstarrt, kaum aber wehen mildere Lüfte, so treten seine Saugwurzeln in Tätigkeit. Unter der Schneedecke und im Süden sind sie es immer ohne Unterbrechung. Er ist eine Bienenpflanze ersten Ranges, auch die Hornisse und alle Wespen bringt er in Taumel und höchste Sammelwut. Seine zärtlichen Luftwurzeln sind nicht allein Heftwürzelchen, sondern sie saugen auch in der Jugend Feuchtigkeit auf. Sie er- scheinen auch bloß an Jugendzweigen, solange er klettert. Die alten Häupter des sogenannten Kammefeus erzeugen solche Luft- und Heftwurzeln nicht. Er befindet sich am wohlsten im Mittelmeergebiete, am wohlsten auch im Halb- oder Dreiviertel-Schatten, gut im tiefsten Schatten, recht gut im allgemeinen in vollster Sonne, wo sein noch junges, nicht gehärtetes Laub jedoch im heißen Juli — August oft ver- brennt, besonders auf Mauerkronen. Solche Sonnenschäden ersetzt er aber alsbald wieder in kommenden kühlen Herbst- und Winter- tagen. Im Süden ist er in ewiger Vegetation und unermüdlich, so daß wir ihn des Jahres zwei- bis dreimal beschneiden, scheren und stutzen müssen. Am leich- testen verbrennen hibernica, madarensis, algeriensis. H. Helix und ihre Formen ertragen mehr Sonnenglut. Es gibt Formen, die an glühendheißen Mauern vollkommen intakt bleiben. Er blüht im Herbst und reift seine zahlreichen Früchte im Winter und Frühling. Seine Samen keimen wie Gras und Unkraut; man kann sich der Sämlinge in feuchten Jahren kaum erwehren. Im Altertum war der Efeu bei allen Völkern, besonders bei den Griechen und Römern, hoch- berühmt, beliebt und überall geduldet. Jetzt sind die Waldes- dunkel am Kolonos, den Sophokles im „Oedipus auf Kolonos" schildert, verschwunden, nur noch ein gewaltiger Oelriese zeugt von entschwundener Pracht, allein dennoch lebt der Efeu überall in Hellas tief im Tale und auf Bergeshöhen. Sophokles singt : „Schimmernd glänzt der Kolonos hier. Flötend klagt die Nachtigall, Zahlreich nistet sie unter dem Laubdach der Waldschlucht. Denn das Dunkel des Efeulaubes Und des Gottes heiligen Hain Liebt sie, den fruchtbeladenen, schattigen ; Hieher dringt der Stürme Wehen Niemals, aber den Reigen führt Gott Dionys in schwärmendem Tanze." 11 Christianental, Efeubäume sind immer schön rechts Abies Piasapo. und höchst malerisch. Ich kenne 220 Die Garten weit. XX, 19 Efeubäume und Efeuwälder im Süden, in denen kein Baum, Uime oder Pappel, verschont blieb, jeder seine Efeulast und Zierde trägt, und alles dunkelt im Walde des herrlichen Kletterers und Dulders. Ganz Italien ist voller Efeubäume ; sogar auf edlen Pinien fand ich den Efeu bis in die höchsten Wipfel, und dennoch : Raubzüge galten mehr als Treue und Glauben, und billiges Freiheitsgeheule wird angestimmt, wo sie vorbereitet werden. Sprenger. Sumpf- und Wasserpflanzen. Ipomoea aquatica. Die Auswahl an geeigneten, durch Blatt oder Blüte sich auszeichnenden Pflanzen für unsere Victoria Regia-Häuser oder Warmwasserbehälter ist eine sehr reiche zu nennen, und es käme kein Gärtner in Verlegenheit, Wasserpflanzenbehälter geschmackvoll und reichhaltig zu bepflanzen. Das soll aber die Liebhabergärtnerei nun nicht bestimmen, mit dem Vorhandenen fürlieb zu nehmen und der Einführung unbekannter, bisher noch nicht in künstlicher Pflege befindlicher Wasserpflanzen gleichgültig gegenüberzustehen. Wir züchten doch die Pflanzen nicht nur, um uns an der Farbenpracht der Blüten oder Blätter zu erfreuen, sondern wollen vielmehr soviel wie möglich die Eigenarten und Sonder- heiten der verschiedensten Pflanzen beobachten und zu verstehen suchen. Die Abweichung von den jeweilig geltenden Lebens- gewohnheiten der vielen Pflanzengruppen erheischt dabei immer das größte Interesse, wogegen eine neue Pflanzenform, die sich nur in einem Merkmal von anderen verwandten Formen unter- scheidet, mehr als eine Selbstverständlichkeit aufgefaßt wird. Inder Gruppe der Nymphaeen z. B. wird jede Neuheit dieselben Ge- wohnheiten dieser Wasserpflanzen aufweisen, auch wenn in einer Abteilung eine Blütenfarbe auftreten würde, die man von vorn- herein nicht vermutet hätte. Ganz anders berührt den Pflanzenfreund die Wachstums- anpassung einer Pflanze, die aus den Lebensäußerungen einer ganzen, artenreichen Familie ge- trennt hervortritt, wie es bei Ipomoea aquatica Forsk der Fall ist. Die Familie der Con- volvulaceen, zu der Ipomoea aquatica gehört, umfaßt etwa 30 Gattungen mit 1100 Arten, von denen auf die Gattung Ipomoea ungefähr 550 Arten kommen. Sie sind meist sämt- lich Schlingpflanzen oder auch strauchartige Kräuter, doch bewohnen sie alle den festen Wald- oder Wiesenboden. Nur Ipomoea aquatica weicht von dieser Regel ab ; sie gedeiht in flachen Teichen oder Sümpfen im tropischen Afrika. Gewöhnlich tritt sie so zahl- reich auf, daß sie die kleinen oder ausgedehnteren Wasser- flächen vollständig bedeckt. Zur Zeit der Blüte muß solch eine Wasserstelle bezaubernd schön aussehen, denn Blüte erhebt sich neben Blüte, und in ihrer Größe, 5 bis 8 cm Durchmesser, und mit leuchtend purpurroter Färbung ist sie selbst in den blütenreichen Tropen eine auf- fallende Erscheinung. Es ist daher unverständlich, daß diese prächtige Wasserpflanze noch nicht den Weg in unsere Ge- wächshäuser gefunden hat, obwohl sie auch in den Sümpfen des oberen Nils, am Nyassasee, in Mozambique, im portugiesischen Ostafrika und vielen anderen Orten gefunden wird. Ipomoea aquatica Forsk ist einjährig. Synonym mit ihr scheinen Ipomoea repens Roth und Ipomoea reptans zu sein. Ip. aquatica entwickelt sich im Frühjahr, d. h. nach der regenlosen Zeit, aus kleinen, etwa 5 mm langen und 2V2 mm breiten, keilförmig ge- formten, graubraunen Samen in kurzer Zeit zu stark wuchernden Pflanzen. Die Triebe bilden in kurzen Internodien Triebknospen aus, aus denen sich Blätter und Blüten und auch abzweigende junge Seitensprosse entwickeln. An diesen Stellen treiben auch zahlreiche Wurzeln durch das flache Wasser in den Boden, wo sie reichlich Nahrung finden und die Ernährung der Pflanze mit unter- stützen helfen. Die Blätter stehen wie die Blüten aufrecht und ragen auf kräftigen Stielen 5 — -15 cm über das Wasser heraus. Die Triebe selbst schwimmen unmittelbar an der Oberfläche des Wassers; sie erreichen Längen von 1 — 4 m. Die Blätter sind spitz herzförmig, also typische Windenblätter, wie wir sie an unserer einheimischen Zaunwinde betrachten können. Sie sind häufig zehn und mehr Zentimeter lang und 5 — 10 cm breit, matt- schimmernd auf der Oberfläche und sattgrün. Zu mehreren aus jedem Blattquirl erscheinen die Blüten einzeln auf rötlichgrUnen Stielen, die zu mehreren und in allen Entwicklungsstufen an diesen Stellen beobachtet werden. Die einzelnen Blüten sind an der Basis von einem 1 cm hohen, fünfzackigen Kelch umgeben. Die Blüten selbst werden 7 — 10 cm lang, tragen fünf flache Zipfel, und messen am Blütenrand im Durchmesser 5 — 6 cm. Die ganze Blüte ist leuchtend purpurn, öffnet sich morgens und schließt sich mit Sonnenuntergang. Sie bleibt etwa 2 — 4 Tage frisch, ver- welkt und wird bald von einer folgenden Blüte abgelöst. Eine ausgewachsene Pflanze kann zur Hauptblütezeit ständig 100 und mehr Blüten vollentwickelt haben. Ohne Zweifel würde die Ein- führung der Ipomoea aquatica in unsere Viktoriahäuser ein großes Verdienst darstellen und eine treffliche Bereicherung unserer Gewächshausflora aus- machen. Ihre allzu üppige Wuchs- kraft könnte ja leicht durch entsprechendes Stutzen in an- gemessener Weise geregelt wer- den. Ein Bild von seltener Pracht könnte entstehen, wenn die zahllosen, purpurnen Blüten zwischen den massigen Victoria Regiablättern und untermischt von den hellfarbenen Blüten der tropischen Seerosen erstrahlen würden. Die Anzucht hätte am besten durch Aussaat in kräftige, ständig feucht zu haltende Erde, vielleicht Ende Februar, Anfang März, zu erfolgen. Ist erst einmal eine Kultur gelungen, so kann bei dem reichlichen Samenansatz ohne Schwierigkeiten Samen an alle botanischen Gärten abgegeben werden, womit eine ständige Weitererhaltung gesichert wäre. H. Memmler. UmpflaozuDg einer Holzbrücke im Schloßpark zu Wernigerode. Pflanzenvermehrung. Walnußsorten durch Ver- edeln zu vermehren. In den deutschen Baumschulen wird das XX, 19 Die G a r t e u w e 1 1. 221 guten Eigenschaften des Stamm- baumes auf die Nachkommenschaft, während diese bei der Veredlung gänzlich gesichert ist. Es dürfte sich deshalb bei solchen Walnuß- sorten, die als gute Handelsware bekannt sind, empfehlen, sich nicht der einfachen Aussaat durch Samen, sondern der, wenn auch etwas umständlicheren, Vermehrung durch hier genanntes Verfahren zu be- dienen. Eimler. Gemüsebau. Fürstliche Bibliothek, früher Orangerie, davor zwei Salix alba var. vitellina. Veredelungsverfahren bei guten Walnußsorten recht wenig ange- wandt, da es angeblich meist von geringem Erfolg begleitet sei. Man bevorzugt stets die einfachere und sichere Vermehrungsart durch Samen. Ein in Frankreich — was wir Barbaren doch nicht alles lernen I — erstmalig genanntes Veredelungsverfahren, welches recht gute Ergebnisse erzielte, könnte nun ebensogut auch von unseren deutschen Baumschul- besitzern verfolgt werden, nament- lich dort, wo ein Gewächshaus oder ein Treibkasten zur Ver- fügung steht. Die beste Zeit zum Veredeln sind die Monate Februar und März oder auch Juli. Die Veredlungsart ist das bekannte Geißfußpfropfen, und zwar auf den Wurzelhals der Unterlage. Ebenso können die Edelreiser durch gewöhnliches Seitenpfropfen eingesetzt werden. Stets müssen sie mit vorjährigem Holz ge- schnitten werden und mit einer Endknospe versehen sein. Falls die Veredlung im Juli zur Aus- führung gelangt, sind die Edel- reiser kurz vor dem Veredeln zu schneiden und sofort abzublättern. Vorteilhaft ist es, das Gewächshaus oder den für die Veredlungen bestimmten Treibkasten etwas zu beschatten und in den ersten Tagen nach der Veredlung nicht zu lüften. Veredlungen, die im zeitigen Frühjahr gemacht worden sind, müssen nach dem Anwachsen sofort abgehärtet werden, um ein Vergeilen der Triebe zu verhüten. Bei der Aussaat von Walnüssen vererben sich nicht immer die Dankbare Nutzpflanzen. Hülsenfrüchte, Brennessel und Mohn. Von Arthur Eimler. Der Anbau von Hülsen- früchten findet in Deutschland weder in der Landwirtschaft noch in der Gärtnerei die Würdigung, die er verdient. Durch ihren hohen Eiweißgehalt können sie am ehesten die Fleischkost er- setzen. Ihr vermehrter Anbau ist aber schon aus dem Grunde von allergrößter Wichtigkeit, weil der sehr starke Verbrauch früher größtenteils aus dem Aus- lande gedeckt wurde und jetzt während der Kriegszeit nur geringe Mengen oder so gut wie gar nichts nach Deutsch- land kommt. Besonders lohnend und auch hinreichend bekannt sind Obergärtnerwohnung im Fürstl. Schloßpark zu Wernigerode. 222 Die Gartöüwelt.. XX, 19 ja Erbsen, Bohnen und dicke Bohne (auch Sau- oder Pferde- bohne genannt). Linsen gedeihen freilich nicht gut in unserem Klima. Fehlernten durch Vogelfraß, durch massenhaftes Auf- treten von Läusen, Bohrkäfern und anderen Schädlingen haben dahin geführt, daß dem Anbau dieser Früchte in größerem Maßstabe überhaupt wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde. Die Fehlernten sind aber meist auf falsche Aussaat zurückzuführen. Hülsenfrüchte vertragen keinen frisch gedüngten Boden. Frischer Dünger macht die Pflanzen krank und leistet der Ent- stehung und Vermehrung der Schädlinge Vorschub, Für die Düngung empfehlen sich kleine Gaben stickstoffhaltigen Mineral- düngers, sowie reichlich Phosphor und Kali enthaltender Stoffe und kalkhaltiger Kompost. Erbsen lieben luftige Standorte. Der Ertrag wird geschmälert, wenn man zu breite oder mehrere Beete nebeneinander bestellt. Die Aussaat der Erbsen be- ginnt Anfang bis Ende März und erstreckt sich bis spätestens Mitte Mai. Bei gut bestelltem und warmem Boden sind Mark- erbsen ergiebiger ; Schnabeierbsen sind für geringere Böden vorzuziehen. Zum Schutze gegen Vogelfraß lege man die Erbsen 10 — 12 cm tief in die Erde*) und überziehe die Beete noch mit stramm kreuz- und quergespannten Wollfäden. Diese Maßnahme genügt vollkommen, um jeden Vogel fernzuhalten. Busch- und Stangenbohnen können infolge ihrer Frost- empfindlichkeit frühestens von Mitte April an gelegt werden. Buschbohnen sind anspruchsloser als Stangenbohnen. Ihnen genügt selbst nicht zu schlechtes Neuland ; sie brauchen nur einen möglichst windgeschützten Standort. Buschbohnen kann man bis Anfang Juli legen. Bei trockenem Wetter sind die Setzlöcher, die ganz flach zu halten sind, anzufeuchten. Die Bohne darf nur wenig, etwa 2 cm, mit Erde bedeckt sein, da sonst der Keimling die Erde nicht durchbricht. — Die dicke Puff- oder Pferdebohne ist im Rheinland vor allem ziemlich bekannt und gibt sogar ein ganz vorzügliches Ge- müsegericht. Sie erfordert frische und starke Düngung. Ihr schlimmster Feind ist die schwarze Blutlaus. Sie ist nur fernzuhalten, wenn die Bohne frühzeitig bis Mitte März in die Erde kommt und an luftigem Standort steht. Findet sich trotzdem die Blutlaus ein, so knipst man, wenn ge- nügend Fruchtansatz vorhanden ist, die Spitzen der Pflanzen aus. Dieses Verfahren steigert schon an und für sich die Erträgnisse. Der Anbau von Hülsenfrüchten eignet sich ganz besonders auch für Privat- und Kleingartenbau; er sollte hier eifrigst gepflegt werden. Die Brennessel eine Nutzpflanze? Wie doch die Not erfinderisch macht ! Tatsächlich ist es jetzt in Deutschland wie auch in Oesterreich gelungen, praktische Verfahren zur Gewinnung der Faser aus der Brennessel zu finden, wie Herm. Schürhoff-Düsseldorf in der „Frankfurter Zeitung", 1. Morgenblatt vom 9. 4. 1916, mitteilt. Es handelt sich nun um die Frage der Beschaffung des „Rohmaterials", also der Gewinnung genügender Pfianzenvorräte dieser Art. Irgend- welches Land dem Anbau notwendiger Nahrungs- oder Futter- pflanzen zu entziehen, ist hierbei nicht beabsichtigt. Die Nessel selbst unterstützt uns in dieser Richtung, da sie ja sehr bescheidene Anforderungen an den Boden stellt und fast überall gedeiht. Es können daher zu ihrem Anbau Ländereien verwendet werden, die immer noch als Oedland keinen oder nur geringen Nutzen bringen. Hierzu gehören *) Anmerkung der Schriftleitung-. Das ist zu tief, namentlich für schweren Boden; 6 cm dürfte hier die größte zulässige Tiefe sein. die großen sandreichen Heidegebiete , Waldränder , Wald- wiesen, Wegeraine, Fluß-, Teich-, Bach- und Grabenränder, Deiche, Mühlendämme, vor allem auch versumpfte oder saure Wiesen, ferner Landstrecken, die jährlichen Ueberflutungen ausgesetzt sind und endlich die Bahndämme, mit denen man bisher immer nichts Rechtes anzufangen wußte, wenn sie schon einmal ausgenutzt werden sollen. Einen guten Boden dürfte auch der abgestochene Torf- oder Moorgrund abgeben, der ja in ziemlich umfangreichen Flächen zur Ver- fügung steht. Wo aber die Nessel schon gut, üppig und in größeren Massen wächst, seither stets als lästiges Unkraut betrachtet und dementsprechend behandelt wurde, sollte ihr von nun ab eine bessere Aufmerksamkeit und Verwendung zugesprochen werden. Es handelt sich natürlich um die große oder hochstämmige Brennessel, Urtica dioica L., also um eine ausdauernde Pflanze, die jedes Schulkind zur Ge- nüge kennt. Die Vermehrung kann durch etwa fingerlange Wurzelstecklinge erfolgen, die in etwa 20 cm Entfernung nach jeder Seite hin gepflanzt werden. Die beste Zeit hier- für ist März bis April, solange die Triebe noch nicht zu hoch sind. Eine Nesselpflanzung bleibt 10 — 15 Jahre ertrag- fähig. Für genügende Lockerung, aber auch für hinreichende Düngung des Bodens ist deshalb Sorge zu tragen, ersteres ist jedenfalls unerläßlich. Etwa zwei Wochen nach dem Setzen der Stecklinge wird die Anlage nachgesehen, wo nötig, sind die Wurzeln neu anzuhäufeln ; nicht angegangene werden ersetzt. Sobald die Pflanzen 25 — 30 cm hoch sind, werden sie für Futterzwecke geschnitten. Die Wurzel bringt dann von neuem um so kräftigere Triebe, die eine bessere, gleichmäßigere und reichere Faser als der erste Schnitt ergeben. Der zweite Schnitt wird Ende Juni bis Anfang Juli für die Fasergewinnung durch Mähen vorgenommen. Die Höhe der Triebe beträgt oft 1,20 — 1,50 m und mehr. Es ist Wert darauf zu legen, daß das Nesselheu gut trocknet, da eine etwa eintretende Gärung oder Schimmelbildung der Faser schadet. Gegen Mitte September wird ein dritter Schnitt, ebenfalls für Fasergewinnung, möglich sein. Die im Oktober vorhandenen Triebe können als Futter gemäht oder ab- geweidet werden. Ende Oktober findet zweckmäßig eine gründliche Düngung statt, die je nach den Bodenverhältnissen verschieden sein wird. Das Land bleibt dann bis zum nächsten Frühjahr liegen. Die einzige Arbeit im Frühjahr besteht im Aufhacken des Bodens, damit Feuchtigkeit und Nährstoff nicht an der Oberfläche verbleiben. Keine Pflanzung ver- langt so wenig Mühe und Kosten wie eine Nesselpflanzung. Das einzige, was bei trockenem Boden beachtet werden muß, ist die Zufuhr von genügender Feuclitigkeit nach der Ernte, damit die Wurzeln nicht eintrocknen. Die Kosten der erstmaligen Anlage dürften sich für den Morgen etwa stellen: Lieferung und Setzen von 64 000 Wurzel- stecklingen 640 M, Pflügen und Düngen des Landes 110 M, insgesamt 750 M. Diese Beträge sind eher zu hoch als zu niedrig angesetzt. Jedes weitere Jahr würde für Düngung etwa 50 M erfordern. Der Ausgabe steht folgende Ein- nahme gegenüber: Im ersten Jahre für Futterschnitt, für deti ersten und zweiten Faserschnitt und für die Oktober- futterernte insgesamt etwa 210 M. Im zweiten und den folgenden Jahren wird sich die Einnahme infolge der stärkeren Wucherung und der besseren Beschaffenheit der Stengel auf 300 — 350 M belaufen. Die Gesamtausgabe für zehn Jahre, etwa 1200 M, dürfte somit einer Gesamteinnahme von 3000 bis 3500 M gegenüberstehen, stets für einen Morgen be- XX, 19 Die Garton weit. 223 rechnet. Es ist zu berücksichtigen, daß diese Beträge aus sonst brachliegenden Ländereien erzielt werden. An der Nessel- pflanze ist kein Abfall. Das Nesselheu, frisch oder ge- trocknet, gibt ein ganz vorzügliches Futter ab, welches für Melkkühe sehr zu empfehlen ist und sich besonders auch für die Schweinemast eignet. Die Abfälle bei der Fasergewinnung, soweit sie nicht als Blattheu in Frage kommen, sind für die Herstellung von Papier gut verwendbar, eignen sich zur Er- zeugung von Oxalsäure und ergeben ferner ein vortreffliches Düngemittel. Schließlich sind auch die Abwässer bei der Fasergewinnung ihres hohen Gehaltes an Pflanzenleim halber weiter verarbeitungsfähig. Unter diesen Umständen ist der regelrechte Anbau der Brennessel auf seither unbenutztem Gelände wohl empfehlenswert und lohnend. Der Mohn ist eine Oelfrucht, die am meisten Oel enthält. Ihr Anbau wird ebenfalls viel zu wenig gewürdigt. Der Kriegsausschuß für Oele und Fette hat im Vorjahre die Ernte an Oelfrüchten auf Grund der Bundesratsverordnung vom 15. Juli 1915 übernommen und damals 800 Mark für 1000 kg Mohn bezahlt. Er verpflichtete sich, auch für die kommende Ernte den Mohn mindestens zu gleichem Preise abzunehmen. Der Ernteertrag pflegt im Verhältnis zur Aus- saat ein ungemein hoher zu sein, er entschädigt reichlich für aufgewandte Mühe und Arbeit, Saatgut wird, soweit die Vorräte des Kriegsausschusses reichen, allen Interessenten von diesem, Ernteabteilung, Berlin N 7, Unter den r ■pT';"'^'^ .t^ — ; ^//V/,'i.-,TSSSr;7" ^ Linden 68a, zur Verfügung gestellt. — Die Absperrungs- maßregeln unserer Feinde zwingen uns eben, die bisher vom Auslande bezogenen Rohstoffe für die gesamte Volks- wirtschaft im eigenen Lande zu gewinnen. Es ist Pflicht jeden Besitzers von Garten- oder Ackerland, durch Anbau von Bodenfrüchten zum Nutzen der heimischen Wirtschaft beizutragen, damit wir den uns aufgezwungenen Kampf auch wirtschaftlich siegreich bestehen und uns mehr und mehr möglichst für alle Zukunft von der Einfuhr aus dem Auslande unabhängig machen. Und diese Pflicht erscheint mir einträglicher und dankbarer, als der Versuch, durch Einführung einer deutschen Seidenraupenzucht möglichst viel Kapital herauszuschlagen. Unter den be- stehenden Verhältnissen ist die Seidenraupenzucht für die- jenigen, die überflüssig Zeit und Geld haben, eine recht schöne Liebhaberei; wer aber darauf angewiesen ist, dauernd hiermit zu verdienen , muß heute vor solchen Versuchen gewarnt werden, bei denen er alle Aussicht hat, das dafür aufgewandte Geld und die kostbare Zeit zu verlieren. Wie Dr. Fr. Steppes im „Kosmos", Heft 2, 1916, ausdrücklich betont, hätte das deutsche Kapital schon längst deutsche Seidenraupenzucht und deutsche Seiden- fabriken ins Leben gerufen, wenn es sich nicht von der gänzlichen U n e r gi ebig k ei t eines solchen Unternehmens überzeugt hätte. Stauden. Ranunculus aconitifolius var. platanif olius. Zu den schönsten Hahnenfüßen ist der in der Ueberschrift erwähnte zu rechnen. Er ist eine einheimische Form des sturmhutblättrigen und wächst in Gebirgswäldern von Süd- und Mitteldeutschland, vereinzelt auch im Erzgebirge an feuchten und quelligen Stellen, auf gedüngten Wiesen und an ähnlichen nahrhaften Plätzen ; er steigt mit der Stammart nach Hegi, „Illustrierte Flora von Mitteleuropa", bis 2600 m ins Gebirge hinauf, hier natürlich nicht so hoch und kräftig wachsend als in der Ebene, wo er bei guter Kultur und kräftigem Boden bis 1,30 m hoch wird. Er ist somit, wie auch die Abbildung sehr schön zeigt, eine stattliche Pflanze, die größere Verbreitung verdiente, besonders als Vorpflanze vor Gehölzgruppen, am Fuße von Gesteinsanlagen, Wasserläufen und Teichanlagen, auch als reichblütige Rabattenpflanze für Halbschatten, wie auch für volle Sonnenlage. Seine weißen, reichlich 2 cm großen Blumen erscheinen zahlreich vom Mai — Juli und machen diese Pflanze, die sich auch zum Schnitt eignet, von weitem bemerkbar. Wird sie genügend kräftig ernährt, so gibt sie, wie auch die gefüllte Form, das sogenannte „Silberköpfchen", dessen Blumen sehr halfbar sind, ein reichliches Material für Natur- und Vasensträuße. B. V. Ranunculus aconitifolius var. platanifolius. Ueber Freilandpflanzen. Schon des öftern sind in dieser Fachschrift lehrreiche Aufsätze über Kulturen einheimischer Ge- wächse veröffentlicht worden, so z. B. in Nr. 4 vom 28. Januar d. J., deren Befolgung dem tatkräftigen und strebsamen Gärtner eine Fülle von Anregung und Freude bereitet und ihn kennen lehrt, welch pflanzliche Schätze unser geliebtes Vaterland in sich birgt. Auch ich hatte bereits im ersten Jahrgang der „Garten- welt", damals „Hesdörffers Monatshefte" genannt, über ein- heimischen Frühjahrsflor geschrieben. Heute möchte ich dieses Thema auf eine andere Weise behandeln. So, wie Deutschland seine eigene Flora hat, so haben auch diejenigen Länder, welche infolge des Weltbrandes von deutschen Gärtnern als „Feldgraue" betreten werden, eigene Pfanzengattungen und -arten aufzuweisen. Wie überall den Deutschen noch Zeit bleibt, neben anstrengenden Forderungen des Alltages den Sinn 224 Die Gartenwelt. XX, 19 für das Schöne und Gute zu betätigen, so ist es wohl auch nicht unmöghch, das gärtnerische Studium und das Suchen nach neuen Pflanzen in den Tagen der Ruhe aufzunehmen. Und was an ein- heimischen Gewächsen dort im Lande unserer Feinde womöglich unbeachtet wächst, das kann zu einer Bereicherung unserer Kul- turen führen und unter geübten Händen zur Zierde unserer Häuser und Anlagen werden. Unsere feldgrauen Helden kommen ja während des Feldzuges in die entlegensten und unzugänglichsten Gegenden des feindlichen Landes, und gerade hier wäre es wohl möglich, Neuheiten zu entdecken, um sie dann bei uns daheim in zielbewuBte Kultur zu nehmen. Ich habe schon manche Blumen- grüße aus dem Felde erhalten, und diese sind es, welche mir zu Vorstehendem den Anlaß gaben. R. Metzner, Mainz. Gärtnerische Züchtungskunst. Ueber den gegenwärtigen Stand der Gemüsezüchtung. Im Verlag von Paul Parey erscheint in zwanglosen Heften die „Zeitschrift für Pflanzenzüchtung", zugleich Organ der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht, der Oesterreichischen Gesellschaft für Pflanzenzüchtung und des Bayerischen Saatzuchtvereins, herausgegeben von Prof. Dr. C. Fruwirth in Wien. Bezugspreis des Einzelheftes 7 M, im Abonnement 6 M. Diese Zeitschrift verdient auch die be- sondere Beachtung derjenigen gärtnerischen Kreise, die sich mit der Verbesserung und mit der Neuzüchtung gärtnerischer Nutz- und Ziergewächse beschäftigen. In Band IV, Heft 1 vom März dieses Jahres veröffentlicht Prof. Dr. Erich von Tschermak von der k. k. Hochschule für Bodenkultur in Wien unter der obenstehenden Ueberschrift eine 40 Text- seiten umfassende hochinteressante Abhandlung, welche die Beachtung aller Samenzüchter in hohem Maße verdient. Der Verfasser führt einleitend aus, daß, wie er schon gelegentlich der dritten Wanderversammlung der Gesellschaft zur Förde- rung deutscher Pflanzenzucht, die in Breslau stattfand, aus- geführt habe, wir Gärtner im allgemeinen die modernen experimentellen wissenschaftlichen Forschungen auf dem Ge- biete der Vererbungslehre uns bisher nur in geringem Maße nutzbar gemacht hütten, im Gegensatz zu den Landwirten, die das deutsche Ausleseverfahren bei Veredelungszüchtungen und die Züchtung durch Bastardierung, besonders die praktische Verwertung des Mendelismus, sofort in ihr Arbeitsprogramm aufgenommen hätten. Die Ausführungen des Verfassers sind für uns Gärtner um so wertvoller, als er, wie aus ihnen hervorgeht, früher selbst in gärtnerischen Samenzüchtereien, und zwar in Stendal und in Quedlinburg, praktisch tätig gewesen ist. Er hat schon 1898 den Quedlinburger Samen- züchtern nahegelegt , jüngere akademisch geschulte Leute, Botaniker oder hochschulmäßig ausgebildete Gärtner und Landwirte, in ihren Betrieben anzustellen, um zu beider- seitigem Nutzen ihr wertvolles Material zu experimenteller Arbeit zur Verfügung zu stellen. Im großen und ganzen ist diese Anregung leider nicht auf fruchtbaren Boden ge- fallen, denn bisher hat nur die Quedlinburger Firma David Sachs in der Person des Herrn Dr. Grundmann einen wissen- schaftlichen Leiter angestellt. Bezüglich der Verbesserung und Neuzüchtung von Gemüse- sorten schreibt Verfasser folgendes: „Zweifellos haben die praktischen Gemüsezüchter in der Regel durch strenge, gewissenhafte Massenauslese sowie in selteneren Fällen durch Auffindung praktisch verwertbarer Mutationen und spontaner Bastarde, noch seltener durch Er- zielung künstlicher Bastarde und Nachbau ihrer Nachkommen- schaften ganz hervorragende Resultate erzielt. Es ist aber wohl ganz selbstverständlich, daß weitere Fortschritte viel rascher durch Individualauslese sowie durch Verwertung der Mendel'schen Gesetzmäßigkeiten bei Bastardierung zu erreichen sein werden. Bei manchen sehr begehrten feineren Gemüsen, wie z. B. beim Spargel, kann von einer allgemein durch- geführten rationellen Züchtung überhaupt noch nicht gesprochen werden. Der Anschluß der Gärtner an die Deutsche und die Oest er reich ische Pf la n ze n z üch t u ngs- gesellschaft wäre daher sehr notwendig und erfreulich, die Eintragung hochgezüchteter Ge- müsesorten in ein Hochzucht register oder Zucht- buch ein erstrebenswertes Ziel." Ich vertrete persönlich auch die Anschauung, daß in der Verbesserung und Neuzüchtung von Zier- und Nutzpflanzen noch ganz andere, bisher ungeahnte Erfolge erzielt werden können, wenn wir Gärtner uns ebenso, wie die gebildeten Landwirte für die Folge die Ergebnisse exakter wissenschaftlicher For- schungen nutzbar machen. Herr Professor von Tschermak bespricht in seiner Abhandlung die wichtigeren Gemüsegattungen vom Ge- sichtspunkte des Züchters aus, unter Anführung der bis- herigen Zuchtmethoden ; er empfiehlt dann diejenigen Maßnahmen, die dem zu erstrebenden Ziel, die größte Vollendung zu erreichen, dienlich sind. Er beginnt mit der Möhre und wendet sich hier ausschließlich der Gartenmöhre oder Karotte zu. Wie bei so ziemlich allen besprochenen Gemüsegattungen, so bestand die gärtnerische Züchtungsmethode auch bei der Möhre bisher in der im Herbst erfolgenden, fortgesetzten Massenauslese der zu voller Größe ausgebildeten Wurzeln. Die so ausgesuchten Wurzeln werden in Kellern oder Gruben überwintert und im Frühling zur Gewinnung des Saatgutes für die Selbstaussaat gesondert gepflanzt, meist neben der sogenannten Masse an das Kopf- ende des betreffenden Feldes. Die Quedlinburger und Er- furter Gärtner, so schreibt Verfasser, bezeichnen bei allen Gewächsen, seien dies nun landwirtschaftliche Kulturpflanzen, Gemüse oder Blumen, die zur Weiterzucht ausgewählten zwecks genauer Erkennung ihres Charakters vollständig aus- gebildeten rassereinsten und besten Exemplare, sowie den von ihnen geernteten Samen als Selbstaussaat, weil dies in ganz geringen Mengen gewonnene Pflanzenmaterial bzw. dieses Saatgut zur Konstanterhaltung bzw. Weiterveredelung der betreffenden Rasse nur selbst wieder in der eigenen Wirt- schaft angebaut und nicht verkauft wird, zum Unterschied von den nicht so sorgfältig selektionierten, aber immerhin auch rassereinen Individuen und deren Samen, der als so- ' genannte Masse in den Handel kommt. Dieses Aussuchen der Selbstaussaat wird bei den Wurzel-, Rüben- und Kohl- gewächsen meist schon im Herbst beim Verlesen vor der Ueberwinterung ausgeführt, während bei den einjährigen Ge- müsen und Blumen, die ihre volle Ausbildung im Sommer des ersten Jahres bereits erlangen, die geschulten Gärtner des betreffenden Betriebes Reihe um Reihe durchgehen, die „falschen" Exemplare entfernen und die durch ihre Form, ihren Wuchs, ihre Farbe bzw. Zeichnung usw. dem züchterischen Ziele am besten entsprechenden Individuen durch Beistecken von Blumenstäben oder Herumschlingen von Bastfäden aus der Masse als Selbstsaat auszeichnen. Die Samenzüchter bauen deshalb einen Teil ihrer zweijährigen Gemüse schon um ungefähr 3 — 4 Wochen früher an, um aus den im Herbst vollständig ausgebildeten Exemplaren die dem Zuchtziele am 19 Die Gartenwelt. 225 nächsten kommenden Individuen als ihre Selbstaussaat aus- zeichnen zu können. Zur Samenzucht werden bei der Möhre unverzweigte, gerade, glatte, mittelgroße Exemplare, die den gewünschten Formtypus sowie die entsprechende Färbung haben, gewählt. Bei den frühen, für Mistbeetkultur geeigneten, sehr kurz- krautigen Karotten berücksichtigt man auch noch die Größe, die Raschwüchsigkeit und Zartheit sowie den Geschmack. Bei den feinen Speisemöhren wird ferner auf den Zucker- reichtum resp. auf Stärkearmut der Wurzeln geachtet, ferner auf möglichste Vergrößerung des Rindengewebes und mög- lichstes Zurücktreten des die verholzten Gefäße enthaltenden Zentralteiles der Wurzel („Möhren ohne Herz"). Zur Vermeidung spontaner Bastardierungen , die durch die protandrische Dichogamie der Möhre sehr erleichtert wird, werden verschiedenfarbige und verschieden geformte Rassen auf entfernt voneinander gelegenen Feldern gebaut, oder sie werden, wenn sie nicht schon äußerlich stark differieren, durch sogenannte „Scheidungen" am selben Plane voneinander getrennt. Als „Scheidungen" benützt man Zwischenkulturen von Gemüsesamenträgern anderer Familien, z. B. Winterrettich, der beispielsweise zwischen der halblangen Amsterdamer und Frankfurter Möhre eingeschoben wird. Diese Methode, Zwischenstreifen von Gemüsen anderer Familien zwischen zwei immerhin ähnlichen Geraüserassen, bei denen Fremd- bestäubung durch Insekten zu befürchten ist, einzuschieben, ist bei den Samenzüchtern allgemein üblich. Künstliche Bastardierungen sind bisher nicht ausgeführt worden. Die Vornahme der Kastration wird durch die un- gleichzeitige Reife der Geschlechtsorgane erleichtert. Die Bestäubung wird am besten durch Betupfen der Narben mit stäubenden Blüten der an^^ren Rasse, die mit der Pinzette gehalten werden, ausgeführt. Fruhwirth empfiehlt auch die Pollengewinnung durch Andrücken abgetrennter Blüten auf eine Glasplatte und Uebertragung des Pollens von dieser auf die zu bestäubenden Narben. Holtermeier*) fand bei Verfolgung einer natürlichen Bastardierung weiße Hautfarbe dominierend über gelbrote, große Form der Riesenmöhre prävalierend über die kurze, dicke Form der Gartenmöhre. Dem vorstehend geschilderten, allgemein gehandhabten Ver- fahren begegnen wir auch weiterhin immer und immer wieder. Für den Schwarzwurzelbau erteilt Verfasser den Rat, zur Auslese in erster Linie die sogenannten Trotzer zu verwenden, d. h. Pflanzen, die trotz zeitiger Aussaat im ersten Jahre nicht zur Blüte gelangen, zur Samenzüchtung dann Pflanzen, die schon im ersten Jahre verhältnismäßig dicke, glatte, ganz unverzweigte und nicht verkrüppelte Wurzeln bilden, und als Elite der Auslese jene Pflanzen heranzuziehen, deren Wurzeln schon im ersten Jahre die dicksten, glattesten und längsten Stangen liefern. Bei Besprechung des Sellerie wird ausgeführt, daß zwischen den verschiedenen Sorten des Knollensellerie im Geschmack kein besonderer Unterschied besteht, wohl aber in der Beschaffenheit des Fleisches. Der auf die Größe der Knollen gezüchtete Prager Riesensellerie nimmt angeschnitten schon im rohen Zustand, noch mehr beim Kochen eine un- schöne graue Färbung an , während andere Sorten weiß bleiben. Bei Besprechung der roten Rüben führt Verfasser aus, daß er wiederholt Bastardierungen derselben mit Futter- rübe, Mangold und Zuckerrübe ausgeführt habe. Die Fort- setzung eines solchen Versuches sei nicht nur außerordentlich mühevoll und zeitraubend, sondern auch so kostspielig, daß •) Holtermeier, Landw. Jahrbücher 1908, S. 311. sie nidit bloß mehrere Hilfskräfte, sondern auch wissenschaft- liche Hilfsmittel beanspruche, die einem Hochschulinstitut in Oesterreich nicht zur Verfügung ständen. Fast überall, auch bei allen Kohlgemüsen, ist bisher nach Verfassers Ausführungen ziemlich ausschließlich die Massenauslese angewendet worden, nur gelegentlich ist die Kreuzung zur Ausführung gelangt. So führt Verfasser als Bastardzüditung beim Blumenkohl die Sorte Enkhuitzer Markt an, die ein Kreuzungsprodukt des Blumenkohls von Algier und des italienischen Blumenkohls sein soll. Bei Hülsenfrüchten ist die Bastardierung besonders häufig unter Erbsen vorgenommen worden. Wie dabei nach wissenschaftlichen Grundsätzen zu verfahren ist, wird eingehend geschildert. Der Raum verbietet es uns, hier auf die Ausführungen im Einzelnen einzugehen. Es sei nur noch einiges aus den Mitteilungen über Spargel angeführt. Trotz des großen Umfanges, den die Spargelzucht in Deutschland angenommen hat, ist auf die Gewinnung neuer Spargelsorten bisher nur wenig Arbeit verwendet worden. Es stehen dieser Arbeit aber auch ganz besondere Schwierigkeiten gegenüber. Ver- fasser unterscheidet zwei Hauptrassen, den weißen und den grünen Spargel; der erstere ist mehr für Sandboden, der letztere mehr für Lehmboden geeignet. Bei den verschiedenen Spargelsorten ist, wie Verfasser mit Recht hervorhebt, oft der Name das einzige, aber unberechtigte Unterscheidungs- merkmal. Es handelt sich bei den verschiedenen Sorten meist nur um Abweichungen, welche durch die Verschiedenheit des Bodens und des Klimas an den einzelnen Anbauorten ver- ursacht worden sind. Man kann diese Sorten, wenn sie durch eine Reihe von Generationen in einem bestimmten Gebiet, wie z. B. in Braunschweig oder Ulm, angebaut worden sind, als Landsorten bezeichnen. Die verschiedenen deutschen Sorten unterscheiden sich verhältnismäßig nur wenig von- einander; ihre Verschiedenheiten sind nicht erblich, gehen also wieder verloren, wenn die Anpflanzung in anderen An- baugebieten erfolgt. Wirkliche Züchtungsformen besitzen wir nur wenig. Die meist geübte Züchtungsmethode besteht im Auszeichnen der ertragreichsten Spargelstauden einer Anlage und in dem gemeinsamen, selten individuellen Abernten der Beeren zur Samengewinnung. Verfasser gibt folgende prak- tische Anleitung: „Der Spargelzüchter muß schon beim Sortieren der ein- jährigen Pflanzen , die sich infolge ihrer Wüchsigkeit zur Pflanzung viel besser eignen als zwei- oder gar dreijährige Pflanzen, auf gewisse, einen besseren Ertrag verbürgende Merkmale achten. Erfahrungsgemäß produzieren Pflanzen mit rundlichen, dicken Knospen dickere Stangen als solche mit spitzen Knospen. Auch auf eine große Zahl von Knospen- anlagen ist zu achten." Er führt dann weiter aus : „Der Spargel wird in der Gartenliteratur als zweihäusige Pflanze aufgeführt ; es wird daher von männlichen (nicht beerentragenden) und weiblichen (beerentragenden) Pflanzen gesprochen. Nach Kerner*) entwickeln aber die Spargel- pflanzen scheinzwittrige Frucht- und Pollenblüten. Das heißt also: die beerentragenden sogenannten weiblichen Pflanzen entwickeln eigentlich Zwitterblüten mit befruchtungsfähigen Samenanlagen, aber sterilen Pollenkörnern in den entwickelten Antheren. Die sogenannten männlichen Pflanzen tragen hin- gegen zwar auch Zwitterblüten, doch ist bei ihnen wieder der weibliche Geschlechtsapparat so rudimentär entwickelt, *) Kerner, Pflanzenleben, 2. Aufl., II. Bd., S. 272. 226 Die Gartenwelt. XX, 19 daß es zu einer Ausbildung von befruchtungsfähigen Samen- anlagen nicht kommt. Es scheint aber noch nicht ganz sichergestellt zu sein, ob nicht doch ab und zu auch echte Zwitterblüten entwickelt werden, sei es nun in oder ohne Kombination mit scheinzwittrigen Frucht- oder PoUenblülen. Jedenfalls sind also die scheinzwittrigen Fruchtblüten auf Fremdbestäubung angewiesen. Ich beabsichtige , mich mit dieser Frage näher zu beschäftigen, die, wie wir gleich sehen werden, für die Spargelzüchtung von Bedeutung sein könnte. Die Gärtner haben schon lange die Beobachtung gemacht, daß die beerentragenden sogenannten weiblichen Stöcke nicht so viele Stangen (Pfeifen) produzieren als die sogenannten männlichen, weil sich die ersteren durch das Samentragen „erschöpfen", da ja die in die Samen wandernden Nähr- stoffe für die im kommenden Jahre erfolgende Triebbildung verloren gehen. Diese Tatsache wurde in neuerer Zeit durch Wägungsversuche des Ertrages weiblicher und männlicher Stöcke bestätigt. Green gibt bei den männlichen Pflanzen einen Mehrertrag von Vn — '/r. i'" Vergleich zu gleichalten weib- lichen an, andere in Frankreich ausgeführte Versuche be- richten sogar über einen Mehrertrag, der fast die doppelte Zahl erreichte." In Amerika hat man Kreuzungen zwischen Asparagus virgatus, einer südamerikanischen Art, die rostwiderstands- fähiger ist, und einheimischen Kulturformen ausgeführt, aber auch Kreuzungen zwischen verschiedenen Kulturformen, um weniger durch den Rost in Mitleidenschaft gezogene Sorten zu gewinnen. M. H, Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage Nr. 977. Welche Schlingrosen für Bogengänge wirken noch schöner als Crimson Rambler, Tausend- schön, Dorothg Perkins und Lady Gay? Gibt es auch schon starkwüchsige immerblühende Schlingrosen, welche sich für Bogen- gänge eignen und sehr schön sind? Es scheint dem Herrn Fragesteller an Sorten mit gefüllten Blumen in roter und rosa Farbe zu liegen. Demnach müssen alle anderen Farben und auch die schönen einfach und halbgefüllt blühenden Sorten ausgeschlossen sein. Die angeführten Sorten gehören in ihrer Art zu den schönsten und besten Sorten, die es gibt. Wohl gibt es auch eine Anzahl ihnen ebenbürtiger Sorten, die in der Farbe, in der Form und Stellung und vor allen Dingen in der Blütezeit mehr oder weniger von ihnen abweichen, bei deren Bevorzugung der persönliche Ge- schmack ausschlagend ist. Crimson Rambler ist heute in mancherlei Beziehung übertroffen. Ihre Schönheit ist allgemein bekannt, auch ihre Schwächen. Zu letzteren gehören die starke Neigung zum Mehltau, die rasche Verfärbung der Blumen. Die neuere Sorte Sodenia übertrifft sie darin. Der Rosa Wichureiana angehörend, hat sie deren Eigenschaften ziemlich getreu geerbt. Diese sind ein kleines, glänzendgrünes Blatt, das den Krankheiten fast gar nicht zugänglich ist, und ein recht starker Wuchs, bei dem ihre Triebe aber schlanker und biegsamer sind als jene von Crimson Rambler. Deshalb eignet sie sich auch vorzüglich zur Bogen- bildung. So ziemlich zu gleicher Zeit blühen Sodenia und Crimson Rambler, dann ist erstere dicht behangen mit großen Sträußen leuchtend karmin bis scharlachrot gefärbter Blumen. Sie leuchtet dann weit- hin. Recht lange behält sie diese Farbe rein, die sich gar prächtig von dem dunkelgrünen Laubwerk abhebt. Hin und wieder blüht sie im Herbst nochmals. Diese Eigenschaft fehlt der ihr fast ähn- lichen Excelsa. Eine andere recht hübsche Sorte mit den Merkmalen der Wichureiana-Rostn ist Alexandre Girauld. Ihre Blumen sind ziem- lich groß, gut gefüllt, lebhaft karminrot und im Grunde lachsfarben. Die letztere Farbe tritt jedoch nur in nächster Nähe hervor; selbst aus geringer Entfernung wirkt die Blume rein. Sie ist dunkler als Sodenia. Auch Ruby Queen ist eine herrliche Erscheinung ; sie blüht 10 — 14 Tage früher als die vorgenannten und hat größere Blumen. Diese sind locker gefüllt, von recht hübscher Form. Glänzend karminrot ist die Farbe, im Grunde jedoch weiß. Die Blumen stehen in lockeren Sträußen und erscheinen recht reichlich. Nicht so rein in der Farbe ist Troubadour. Die gefüllten Blumen sind glänzendrot mit kastanienbrauner Schattierung. Sie stehen in dichten, recht großen Sträußen. Diese Sorten gehören alle zur R. Wichureiana. Von anderen macht Rubin (R. multiflora) mit Erfolg der Crimson Rambler den Rang streitig, obwohl man sie streng ge- nommen nicht mit ihr vergleichen kann, denn in allem weicht sie von derselben ab. Rubin ist ein recht starker Wachser, bildet recht kräftige Triebe. Alles an dem Strauch hat eine mehr oder minder rötliche Farbe. Das Holz ist braunrot und stark be- stachelt, das Laub ist besonders in jungem Zustande schön rötlich, verliert diese Farbe aber auch nicht ganz, wenn es ausgewachsen ist. Die Blumen haben eine einzig schöne rubinrote Farbe. Sie sind mittelgroß, ziemlich gefüllt, stehen in lockeren Sträußen und erscheinen reichlich. Am ungeeigneten Standort leidet diese herr- liche Rose ebenso wie Crimson Rambler leicht unter Mehltau. Nur für freie Lagen ist sie zu empfehlen. Dorothy Perkins und Lady Gay sind bisher nicht übertroffen. Ihnen gleichartig, ähnlich und anders gefärbt sind Minnehaha, dunkel- rosa. The Farquhar Rose, lachsrosa in weiß übergehend, und die schön zartrosa gefärbte Lady Godiva. Recht schön ist auch die neue Freifrau von Marschall, mit kleinen, zart hellrosafarhenen Blumen, dabei ist sie ein überreicher Blüher. Eine ganz andere Erscheinung ist die frühblühende May Queen. Rein korallenrot gefärbt sind ihre Blumen. Recht lange behalten sie diese Farbe klar und rein, lange dauert die Blütezeit. Die Blumen sind groß, dicht gefüllt und flach; sie stehen in großen, breiten Sträußen. Das Blatt ist mittelgroß, rundlich* glänzend dunkelgrün. May Queen gehört zu den Wichureiana-Rosen ; sie ist eine ganz hervor- ragende, leider wenig gekannte Sorte. Die Immerblühenden Rankrosen sind meist von etwas zu schwachem Wuchs für die Bewachsung von Bogengängen. In gutem Boden und bei geeigneter Pflege, kann man aber auch mit ihnen guten Erfolg haben. So hatte die Sorte Trier bei mir als Spalierrose über 5 m Höhe erreicht. Sie blüht in langen Sträußen, von denen solche von 50 cm Länge keine Seltenheit sind. Ihre Blumen sind schwachgefüllt und rahmweiß gefärbt. Andere ziemlich starkwachsende Sorten sind : fmmerblühende Rambler, rot, Kommerzienrat W. Rautenstrauch, zart lachsrosa mit gelblicher Mitte, Hauff, gefüllt, violett-purpurrot. Miß G. Meßmann ist die rankende Mme Norbert Levavasseur, der sie in der Farbe gleicht. In Erstaunen setzte mich vor zwei Jahren die Herbstblüte der U^ic/iurej'ano-Sorte Jean Girein, die damals noch neu war. Leider war es mir nicht vergönnt, den Strauch länger zu beobachten, um so zu einem endgültigen Urteil zu kommen. Von starkem Wuchs, ist sie schon durch ihre erste, reiche und schöne Blüte eine hübsche Sorte: die Blumen sind kaum mittelgroß, stark gefüllt und gut gebaut, blühen auch gut auf und sind lebhaft leuchtend rosa gefärbt. Es gibt ja noch eine Anzahl U^/c/iure/ana-Sorten, die öfter blühen, jedoch sind dann Sommer- und Herbstblüte so unbestimmt und gering, daß sie nicht besonders wirken. Anders ist es mit der neueren La Mexique. Einige Jahre konnte ich sie beobachten. Sie blüht ständig bis in den Herbst hinein und ziemlich reichlich. Mittelgroß sind ihre Blumen, von schöner, zarter weißrosa Farbe, die Rückseite ist fleischfarbig rosa; sie sind gut gefüllt und hübsch geformt. Klein, glänzend und dunkel- grün ist das Laub und schlank, biegsam sind die Triebe. Eine gute Pflege soll es den öfterblühenden Rankrosen er- möglichen, ständig neue Triebe zu bilden, denn diese sind die Träger der fortgesetzten Blüte. M. Geier, Mittenwald, Bayern. XX, 19 Die Gartenwelt. 227 Beantwortung der Frage Nr. 979. Wie schützt man Erbsen- saaten am erfolgreichsten gegen Sperlinge und Tauben ? Man schüttet die Erbsen in einen Eimer oder Blumentopf, streut etwas Mennige darüber, gießt etwas Wasser dazu und rührt mit einem Stock solange um, bis alle Erbsen rot sind. Dann können die Erbsen selbst obenauf liegen, ohne daß Tauben und Sperlinge sich daran vergreifen. O. Schultze, Zeuthen i. Mark. Erbsenaussaaten schützt man gegen Vögel durch Ueberdecken von Reisern oder Ueberspannen mit alten Fischnetzen. Gebräuchlich ist es auch, namentlich im Hausgarten, dicht Fäden über die Beete zu ziehen. Eine Vorbehandlung des Saatgutes mit Mennige ist am Platze. Ohne Bedenken kann man die Erbsen auch in tiefere Furchen als allgemein üblich legen, man erzielt dabei nach meinen Er- fahrungen ebensogute Ergebnisse. Probst, Sanssouci. Mannigfaltiges. Flachsbau im dritten Kriegsjahre. In der Anpassung an die Bedürfnisse der Zeit und an die Forderungen des großen Kampfes liegt auch ein Stück unseres sieghaften Wesens. Ersatz zu schaffen für das Rohmaterial, das wir aus dem Auslande be- zogen haben, aus heimischen Mitteln, künstlich oder durch die Aufnahme alter bei uns abgeschaffter Kulturen, auch das haben wir schnell genug begriffen. „Der Deutsche wird nicht ver- hungern, und wenn er aus Steinen Brot machen sollte!" sagte zu Beginn des Krieges einer unserer einsichtigen und klugen Feinde, und wir haben ihm Recht gegeben. Kupfer, Eisen, Oele, Benzin, Kautschuk, Salpeter, für alles fanden wir rechtzeitig einen Ersatz. Wir müssen durchhalten und können alle dazu beitragen. Auch diese Art des Mitgehens mit dem Gesamtwillen ist eine Art Landesverteidigung. Es ist ratsam, im kommenden Jahre viel Oelfrüchte anzubauen und besonders viel Flachs. Die Kultur ist nicht schwer, und manches Stück Boden, das sich dazu eignet und mit rein gärtnerischen Kulturen bei dem Mangel an Arbeitskräften nicht ausgenutzt wer- den kann, kann mit Aussicht auf Gewinn dem Flachsbau dienen. Die Kriegsrohstoffstelle ist gern bereit, die weitestgehende Hilfe in der Beschaffung des Samens und jeden Rat in der Kultur und in der Behandlung der Ernte zu erteilen. Für den Flachs eignet sich fast jeder Boden, ausgenommen dürrer, steriler Sand und ganz reiner Tonboden, auch Kalkboden ist nicht allzu günstig. Mäßige Feuchtigkeit und ein lehmiger, leichterer Sandboden ist am besten, zuviel Feuchtigkeit und Humusgehalt führt zu Lagerungen, und das entwertet die Ernte. Flachs saugt den Boden nicht be- sonders aus, wie man oft irrtümlich annimmt; er eignet sich sogar fast nach jeder Frucht zum Anbau und läßt sich in jede Frucht- folge einschieben ; besonders gut gedeiht er allerdings nach Kartoffeln. Die Düngung ist einfach. Als Volldüngung würden pro ha in Betracht kommen : 300 kg 40prozentiges Kali, 300 kg Superphosphat, 100 kg schwefelsaurer Ammoniak, also bedeutend weniger als für Hackfrüchte sonst angenommen wird. Dabei kann man auch ohne Kali und Superphosphat aus- kommen, nur schwefelsaures Ammoniak ist kurz vor oder kurz nach der Aussaat zu geben. Die Bearbeitung des Bodens ist einigermaßen wichtig: früh bestellen, sobald die Felder abgetrocknet sind, gut zerkleinern, und ein ganz flaches Saatbett sind die Hauptsachen. Die jetzigen Bezugsquellen — Oelsamen sind beschlagnahmt und daher wohl nur an amtlichen Stellen oder durch deren Vermittlung zu haben — verbürgen eine gutgereinigte Saat, und das ist immer die beste Vorbedingung vor allzu starker Unkrautkonkurrenz, unter der der Flachs sonst zu leiden hat. Jäten geschieht durch Kinder oder sonstige billige Arbeitskräfte. Die Ernte ist vor der Roggen- ernte, also zu einer Zeit, wo die Arbeitskräfte gut ausgenutzt werden können. Abnehmer ist wohl noch für lange Zeit die Kriegsrohstoffstelle, und durch ihre Vermittlung ist eine ziemlich sichere Unkosten- und Gewinnberechnung möglich. Gerade für mittlere und kleinere Betriebe eignet sich der Flachsbau ausgezeichnet, aber auch größere Betriebe kommen dabei auf ihre Kosten. Curt Schürer. Verkehrswesen. Eine unpraktische Bundesratsverordnung. Durch die Bundes- ratsverordnung vom 16. März d. J. wird bestimmt, daß vom 1. April ab Zahlungen im direkten Eisenbahngüterverkehr nach und von dem Auslande nur im Auslande zu leisten sind. Dieser Be- stimmung liegt offenbar mit die Absicht zugrunde, für die deutschen Bahnen im Auslande Guthaben zu schaffen, welche bei den halb- monatlichen Ausgleichungen der Bahnen untereinander zugunsten des Markkurses verwandt werden sollen. Der stärkste Druck auf den Kursstand der Mark wird dadurch hervorgerufen, daß Deutsch- land jetzt wesentlich mehr ein- als ausführt. Der deutsche Export ist, wie nicht mehr begründet zu werden braucht, sehr beschränkt, während die Einfuhr, die zu einem bedeutenden Teile aus Lebens- mitteln besteht, verhältnismäßig ^roß ist. Bei der jetzigen Lage des Lebensmittelhandels mit dem Auslande ist der deutsche Kauf- mann vielfach von dem guten Willen der ausländischen Er- zeuger und des Auslandshandels abhängig, da beide in den be- treffenden Ländern nicht auf die deutsche Kundschaft angewiesen sind, sondern bei unsern Feinden jederzeit willige Abnehmer finden. Die Belastung mit dem Frankaturzwang wird dem aus- ländischen Ausfühter jedenfalls unbequem sein und kann dazu beitragen, das Geschäft mit Deutschland zu erschweren. Hiervon abgesehen, kommt aber folgendes in Betracht : Der deutsche Kauf- mann muß die Valuta dem ausländischen Verkäufer in der be- treffenden Auslandswährung zahlen. Bereits bei der Beschaffung dieses Geldes stößt der deutsche Einführer vielfach auf Schwierig- keiten, da ihm — um nicht durch zu große Entnahme fremder Währung aus dem Markte auf den Markkurs zu drücken — häufig nur ein Teil des geforderten Betrages überwiesen wird. Wird aber jetzt die Zahlung der Fracht im Auslande gefordert, so hat der Käufer außer dem Betrage für den Wert der Ware auch noch für die Fracht in der ausländischen Währung zu sorgen, die Anforde- rung an den Devisenmarkt würde mithin eine noch größere und der tägliche Druck auf den Devisenmarkt verstärkt werden. Ein deutliches Beispiel hierfür: Ein dänischer Händler verkauft an einen deutschen Waren im Rechnungswerte von 100 000 Kronen. Bei den bisherigen Verhältnissen hatte der deutsche Kaufmann 100 000 Kronen nach Dänemark zu überweisen, während er die Fracht in Mark an die deutsche Eisenbahn zu zahlen hatte. Der Devisen- markt wurde also nur mit 100000 Kronen belastet. Vom I.April ab ist aber nun die Fracht in Dänemark in Kronen zu bezahlen. Der dänische Ausführer erhält also an den deutschen Einführer eine Forderung von 100 000 Kronen Fakturenwert plus angenommen 20 000 Kronen für von ihm verauslagte Fracht, zusammen eine Forderung von 120 000 Kronen, die der Deutsche an den Dänen zu überweisen hat. Dagegen hält die deutsche Eisenbahn an die dänische Eisenbahn eine Forderung in Höhe des deutschen Anteils an der Fracht, angenommen 12 000 Kronen. Während der deutsche Einführer daher den Devisenmarkt mit 20000 Kronen als Gesamt- betrag der Fracht belasten muß, erwächst der deutschen Eisenbahn nur ein Kronenguthaben von 12 000 Kronen zugunsten des De- visenmarktes. Andererseits wird der deutsche Ausführer, dessen langfristige Lieferungsverträge vielfach frei Empfangsstation des ausländischen Käufers lauten, der daher bis jetzt die Sendung in Deutschland frankiert, nunmehr an den ausländischen Einführer eine Forderung erhalten, die um den von letzterem zu zahlenden Frachtbetrag geringer als bisher ist, er wird also dem Devisen- markt nur eine geringere Summe zur Verfügung stellen können als früher. Die deutsche Eisenbahn aber wird an die ausländische Eisenbahn nicht eine Forderung in Höhe des ganzen Fracht- betrages erhalten, sondern nur desjenigen Teiles der Fracht, der auf sie fällt. Auf diese Weise entsteht eine tägliche Belastung des 228 Die Gartenwelt. XX, 19 Devisenmarktes, welche nicht aufgewogen wird durch die Guthaben, die die deutschen Eisenbahnverwaltungen am Ende der halb- monatlichen Abrechnungsfrist zur Verfügung stellen können. Einen wirksamen und nachhaltigen Einfluß auf den Markkurs vermag in erster Linie nur die Förderung der deutschen Ausfuhr oder die Einschränkung unserer Einfuhr auszuüben. Die Einfuhr besteht aber jetzt zum größten Teil aus Lebensmitteln, die hier dringend notwendig sind, und für deren Zufuhr jede Erleichterung geschaffen werden sollte. Eine Beschränkung der Lebensmitteleinfuhr würde daher in Rücksicht auf die schon vorhandenen Schwierigkeiten auf das Höchste zu bedauern sein. Wie aber die Verhältnisse zurzeit liegen, kann die angeordnete Tarifmaßnahme zu einer Einschränkung der Einfuhr an Lebensmitteln führen, ohne dem Devisenmarkt eine Stütze zu geben. Aus diesem Grunde ist daher der Reichs- kanzler auch auf eine baldige Abänderung der Bundesratsverord- nung aufmerksam gemacht worden. Badermann, Steglitz. Bücherschau. Taschenwörterbuch der botanischen Kunstausdrücke für Gärtner. Vierte, völlig umgearbeitete Auflage des Kohl'schen Taschenwörterbuches. Von Andreas Voss. Berlin SW. 11. Verlags- buchhandlung von Paul Parey. Preis gebunden 2,80 M. In der vorliegenden Neuauflage ist dies schon früher allgemein beliebte Taschenwörterbuch einer sehr gründlichen Neubearbeitung und Erweiterung unterzogen worden. Der Inhalt wird schon durch die neuen einleitenden Leitsätze wesentlich erweitert, welche über die Aussprache der Buchstaben und Silben, über die Schreibweise, ob große oder kleine Anfangsbuchstaben, über die Betonung der Silben, über das Geschlecht der botanischen Art- und Gattungsnamen, über Personennamengattungen, über die Regeln für die Wortverbindungen und über die üblichen Abkür- zungen kurz, aber ausreichend belehren. Das Wörterverzeichnis der Speziesnamen hat eine ganz beträchtliche Erweiterung er- fahren; es umfaßt jetzt etwa 120 zweispaltige Seiten. Diesem Verzeichnis schließt sich eine kurze Pflanzenkunde an, die in den früheren Auflagen nicht vorhanden war. Das geschriebene Wort wird hier durch einfache Figurenzeichnungen unterstützt. Der vierte Abschnitt gibt eine Uebersicht der Pflanzenfamilien in natürlicher Anordnung nach dem Engler'schen System und eine Uebersicht über die Nebennamen (Synonyma), während der fünfte Abschnitt ein sehr sorgfältig bearbeitetes Autorenverzeichnis mit den gebräuchlichen Abkürzungen der Autornamen enthält. Den Schluß bildet eine Zusammenstellung von Zierpflanzengattungen aus Vilmorins Blumengärtnerei. Trotz der offensichtlich außerordentlich sorgfältigen Bear- beitung dieser Neuauflage, ist dieselbe nicht ganz frei von kleinen Unrichtigkeiten, sogenannten Druckfehlern, was ihren Wert natür- lich nicht beeinträchtigt. Ich hebe diesen Umstand hervor, weil gewisse Kritiker sich immer an solche Kleinigkeiten mit einem Eifer anklammern, der einer besseren Sache würdig wäre, auf die harmlosesten Druckfehler Jagd machen, wenn sie an einem Fach- werk sonst nichts auszusetzen finden, ihm aber trotz alledem etwas anhängen wollen. Wenn Druckfehler in größerer Zahl auftreten, können sie die Brauchbarkeit einer Druckschrift recht ungünstig beeinflussen, vereinzelte Druckfehler bilden aber die Regel in jeder Druckschrift, gleichviel welcher Art sie ist. Es rührt dies einmal daher, daß eben jeder Schriftsteller, auch der gewissenhafteste, ein Mensch mit menschlichen Schwächen ist, daß weiterhin die Bürstenabzüge, nach welchen die Korrekturen gelesen werden , an Deutlichkeit stets mehr oder weniger zu wünschen übrig lassen, so daß hier selbst vom schärfsten Auge bei sorgfältigster Durchprüfung mancher kleine Fehler übersehen wird, der dann später im Reindruck auf den ersten Blick in die Erscheinung tritt, und daß schließlich noch während des Druckes mehr oder weniger störende Veränderungen eintreten können, so durch das Verschieben einzelner Buchstaben, das Ausfallen solcher, ja selbst durch Verstellen von Zeilen bei Einheben des Satzes in die Druckpresse. Jedenfalls sollten wenigstens diejenigen, deren eigene Schriften nicht frei von kleinen technischen Mängeln sind, bei der Besprechung der Schriften ihrer Kollegen immer im Auge behalten, daß unser Wissen Stückwerk ist, und daß wir alle Menschen sind, Menschen von unterschiedlichem Wissen, aber alle nicht frei von menschlichen Schwächen. Ich bin überzeugt davon, daß Kohls Taschenwörterbuch in der Neubearbeitung von Voss überall in gärtnerischen Kreisen dank- bare Aufnahme findet. M. H. Tagesgeschichte. Berlin. Der Oberbefehlshaber in den Marken erläßt folgende zeitgemäße Warnung : Seit Beginn der Baumblüte wird wiederum über die Unsitte geklagt, daß auch in diesem Jahre blühende Obstbaumzweige mutwillig von Kindern und auch von Erwachsenen abgerissen werden. Durch einen derartigen Unfug wird die Obsternte ge- schädigt, deren Ertrag in der jetzigen Zeit von besonderer Be- deutung ist. Ich nehme daher Veranlassung, vor diesem törichten und schäd- lichen Verhalten dringend zu warnen. Die Polizeibehörden sind angewiesen, die Uebertretungen nach den bestehenden Gesetzen strafrechtlich zu verfolgen. Weinheim in Baden. Mit den Vorarbeiten für Errichtung eines Heldenfriedhofs innerhalb der hiesigen Friedhofsanlagen ist zurzeit der hiesige Gemeinderat beschäftigt. Gemäß dem von der Stadt Düsseldorf gegebenen Vorbilde soll der Weinheimer Heldenfriedhof, der nach künstlerischen Gesichtspunkten eingezäunt und voraussichtlich auch mit einem würdigen Denkmal versehen werden wird, nicht bloß zur Bestattung der an der Front ge- fallenen und von dort oder aus den Lazaretten heimbeförderten verblichenen Helden dienen, sondern auch für die Zukunft wird der Heldenfriedhof benutzt werden, und zwar sollen dort alle Weinheimer Kriegsteilnehmer im Todesfalle die ewige Ruhe finden, falls nicht von den Angehörigen anderweit Bestimmung durch Be- nutzung von Familiengrabstätten getroffen wird. Unabhängig von der Errichtung eines Heldenfriedhofs, mit dessen Plänen zurzeit das hiesige Sladtbauamt beschäftigt ist, wird in hiesigen Bürger- kreisen die Idee einer Ruhmeshalle an der Bergstraße erwogen, wofür die idyllischen Höhen am Kastanienwäldchen oder am Hirsch- kopf besonders geeignet wären. Es kann der Verwirklichung dieses Planes selbstredend erst nach dem Kriege nähergetreten werden. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Unteroffizier Obergärtner Kayser, Gut Hoheforst bei Vege- sack, Inhaber des Eisernen Kreuzes, wurde das Hanseatenkreuz verliehen. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt den Heldentod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt: Walther Bahr und Max Beschorner, beide Dresden ; Ernst Bochnia, Falkenstein i. V. ; Paul Heyer und Mathias Nagy, beide Dresden ; Herrn. Roniger, Frankfurt a. M. Der Deutsche Pomologenverein gibt den Heldentod von Wilh. Jebe, Baumschulenbesitzer, Segeberg in Holstein, bekannt. * * * Gülzow, David, Gärtnereibesitzer, Triebsee, f am 25. April im 67. Lebensjahre. Kirst, Arthur, Gärtnereibesitzer in Chemnitz, feierte das 50jährige Bestehen seines Geschäftes. Wunderlich, Joh. Gg., alleiniger Inhaber der Samenhandlung J. W. Wunderlich und der Baumschulen S. & J. Rinz in Frank- furt a. M., t am 16. Februar. Beide Geschäfte werden von den Erben des Verstorbenen in unveränderter Weise weitergeführt. Berlin SW. 11, Hedemancstr. 10. Für die Kedaürtion verantwortl. Max Hesdörfier. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buchdr. Gutenberg e. G. m. b. H., Deaaaa rt^ Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 19. Mai 1916. Nr. 20. Nadidruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafreditlich verfolgt. Orchideen. Ueber einheimische Orchideen. (Hierzu sieben Abbildungen, nach für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Schon mehrmals konnte ich durch Entgegenkommen des Herausgebers die Leser der „Gartenwelt" auf Schmuckpflanzen der einheimischen Flora aufmerksam machen und solche in Bildern vorführen. Heute bietet mir wiederum dieses Entgegenkommen die Möglichkeit , einheimische bessere Pflanzen, nämlich Orchideen, im Bilde zu zeigen. Leider werden diese Orchideen immermehr durch gründlichere Be- arbeitung des Bodens und immer weiter sich ausbreitende Industrie, aber auch durch gewerbsmäßiges Ausgraben ver- ringert, so daß schon mehrere derselben manchen Standort eingebüßt haben und deshalb nur noch selten bei uns im Tieflande zu finden sind. Im Nachfolgenden zeige ich einige der langlebigsten und deshalb kulturwürdigsten, zum Teil in Standortsaufnahmen. Ich will zuerst drei Vertreter der gegen 80 Arten umfassenden größten Gattung dieser Familie, der Gattung Orchis, der sogenannten Knabenkräuter oder Kuckucksblumen, vorführen, wovon auf die einheimische Flora ungefähr siebzehn Arten entfallen, ich sage ungefähr, weil verschiedene Botaniker mehr, andere wieder weniger als Arten anerkennen, dafür aber einige als Unterarten und Varietäten, oder als Standortsformen ansehen. Das nebenstehende Bild zeigt das fleischfarbene Knabenkraut, Orchis incarnata, welches zwar nicht gerade zu den großblumigsten und auffälligsten in der Färbung, wohl aber zu den wüchsigsten Arten dieser Gattung gehört. Wer da weiß, wie sdiwer im allgemeinen unsere einheimischen Or- chideen im Garten zum Weiterwachsen, zur Lang- lebigkeit und zum Selbstvermehren gebracht werden können, wird verstehen, warum ich gerade diese Art, die in Bezug auf Schönheit hinter den beiden folgenden zwar zurücksteht, in den vorher er- wähnten Eigensdiaften ihnen aber sehr überlegen ist, zuerst anführe und dadurch den Hauptwert auf diese Eigenschaften lege. Denn was nützt einem Gartenfreund eine noch so schöne Orchidee, Gartenwelt XX. wenn sie nach der Pflanzung zurückgeht und schließlich ganz ver- schwindet, oder nur unter den sorgfältigsten Kulturbedingungen gehalten werden kann ? Nach meiner Beobachtung fördern solche empfindliche Pflanzen die Liebhaberei nicht, sondern bringen dem Pfleger nur Enttäuschung und Verdruß. Es ist meines Erachtens deshalb der Empfehlung einer Pflanzen- sippe dienlicher, wenn solche Arten, die man zwar nicht zu den schönsten, so aber doch zu den dauerhaftesten ihrer Gattung zählt, mehr in den Vordergrund gerückt werden. Deshalb gebührt auch der Art incarnata hier der erste Platz bei Erwähnung dieser Gattung ; sie wird sich überall da, wo sie angepflanzt wird, durch die oben erwähnten Eigen- schaften dankbar erweisen. In unserem Garten wurde sie vor ungefähr 12 Jahren in einigen Stücken angepflanzt; sie hat sich bis heute zu einem stattlichen Bestand vermehrt. Das Bild veranschaulicht einen Teil davon, der sicher weit über hundert Blütenstände zur Entfaltung brachte, ein glänzendes Beispiel für die Vermehrungsfähigkeit einiger Orchis incarnata, fleischfarbiges Knabenkraut. 20 230 Die Gartenwelt. XX, 20 Orchis latifolla, breitblättriges Knabenkraut. unserer einheimischen Orchideen im allgemeinen, für diese Art aber im besonderen. Sie wird gegen 30 — 50 cm hoch, blüht fleischfarben bis hellpurpurn, und wächst auf feuchten, moorigen Wiesen durch fast ganz Europa hindurch. Ihre Blütezeit ist eine ziemlich lange, von Ende Mai bis Anfang Juli. Sie wird vielfach als Spielart der Orchis latifolia (Abbild, oben) angesehen, von welcher sie namentlich durch die sich gleichmäßig vom Grunde aus verschmälernden, hell- grüneren Blätter, schlankeren Blütenstände und bedeutend kleineren Blüten abweicht. Eine erheblich kräftiger wachsende Varietät von ihr, die sich besonders an Rändern von Teichen und sonstigen Wasseranlagen wohl fühlt und dann ihre volle Schönheit entwickelt (sie wird hier leicht bis 70 cm hoch, auch größer in den Blumen und lebhafter in der Färbung der- selben), ist die östliche Form guttata, die wir vor Jahren aus Rußland bekommen haben. Nicht ganz so langlebig ist das breitblättrige Knaben- kraut, es gehört aber doch mit zu den dauerhaftesten Arten. Es ist stattlicher als das fleischrote, auch die Blumen sind größer; sie sind lilapurpurn gefärbt, selten hell- fleischfarben bis weiß; stehen aber solche heller gefärbte Pflanzen zwischen einem Bestand normal gefärbter, so hebt sich deren zierende Schönheit gar sehr. Das breitblättrige Knabenkraut ist bei uns noch am häufigsten mit zu finden ; es ist namentlich auf feuchten Wiesen, auf Mooren, in Auen und an quelligen Stellen verbreitet und hat eine allgemeine Verbreitung von Mitteleuropa durch die Kaukasusländer hin- durch bis nach Vorderasien und nördlich bis Sibirien. Nicht so häufig wie jenes ist das nebenstehend gezeigte Holunderknabenkraut, Orchis sambucina, zu finden. Es wächst vorzugsweise auf trockenen Bergwiesen, an buschigen Abhängen und lichten Waldstellen, und soll nach Hegi, „Illustrierte Flora von Mitteleuropa" , bis in die Voralpen hinaufsteigen. Allgemein verbreitet ist es in Süd- und Mitteleuropa, mit Ausnahme von Belgien, Holland und England, auch fehlt es in der ungarischen Tiefebene und der immergrünen Region des Mittelmeergebietes. Seine Blütezeit setzt oft schon Ende April, also früher als bei Orchis latifolia, ein. Es gewährt einen schönen, eigenartigen Anblick, wenn man beim Botanisieren unvermutet auf einen größeren Trupp dieser, bei geeigneter Pflege auch eine Zeitlang im Garten zu haltender und regel- mäßig zur Blüte gelangenden, reizenden Or- chidee mit ihren hellgelben , schwach wohl- riechenden und weitleuchtenden Blütenfackeln stößt, welche oft auch trübpurpurn oder fleisch- farben abändern. Alljährlich gehe ich in der Blütezeit an einen bestimmten Standort hier in der Nähe und freue mich an dem lieblichen Anblick einiger Dutzend Blütenstände dieser leider auch immer seltener werdenden herr- lichen Orchidee. Nächst diesen drei Vertretern der Gattung Orchis verdient Gymnadenia conopea, die große Händelwurz, Abb. Seite 231, Beachtung der Blumenfreunde, da sie aus dieser Gattung die einzige Art ist, die sich länger in Kultur halten läßt. Sie gehört mit ihren schlanken, bis 60 cm hoch werdenden, hellrötlichen Blütenständen zu unseren schönsten einheimischen Orchideen, wächst gesellig und ziemlich häufig, namentlich in Mitteldeutschland, auf nicht zu trockenen Wiesen, Heiden, Waldblößen, buschigen und grasigen Abhängen und ist durch das ganze gemäßigte Europa bis nach Kleinasien verbreitet. Sie ändert stark ab und findet sich besonders auf kalkreicher Unterlage vor. Die zweiblättrige Stendelwurz, Piatanthera bifolia, Abb. Seite 232, ist auch eine derjenigen ^■: Orchis sambucina, Holunderknabenkraut. XX, 20 Die Gartenwelt. 231 Orchideen, welche ihren Pfleger neben ihrer schönen Blüte mit einer verhältnismäßig langen Lebensdauer belohnt. Auch sie wird gegen 60 cm hoch. Ihre weißlichen, ziemlich großen, besonders abends und nachts, sowie bei trübem Wetter nach Maiblumen duftenden Blüten, verblühen nicht zu schnell, so daß ihre Dauer mehrere Wochen beträgt. Nach dem angenehmen Duft hat sie viele Volksnamen, wie Nachtschatten, Waldlilie, Waldfeigel, Waldhyazinthe, erhalten. Sie findet sich ziemlich häufig auf trockenen, buschigen Wiesen, unter Gebüsch in lichten Waldungen, an Abhängen, auf Heide- flächen vor. Sie hat ihre Verbreitung, mit Ausnahme weniger Stellen im gemäßigten Europa, in Kleinasien, den Kaukasus- ländern, in Sibirien und Nordafrika. Nicht zu den auffälligst gefärbten, wohl aber zu den Orchideen, die sich bei passendem Standort lange halten und sich selbst reich vermehren, gehört auch die gemeine oder weiße Sumpfwurz, Epipactis palustris, Abb. Seite 233, die mehr nach dem Sommer hin, gegen Ende Juni bis Ende Juli, blüht. Ihre schmutzigrötlich-braungrünlichen, mit großer, heller Lippe den Insekten kenntlicher gemachten Blüten, stehen auf 30 bis 50 cm hohen Stengeln und sind nicht allzu schnell ver- gänglich. Diese Orchidee , die keine knollentragende ist und sich aus kriechender Grundachse (Rhizom) mittelst zahl- reicher Ausläufer selbst reichlich vermehrt, wächst bei uns ziemlich häufig auf feuchten, selbst sumpfigen Stellen, feuchten Waldplätzen und Gebüschen, gern auf Kalk, häufig auch in der Nähe von Küsten ; sie ist über fast ganz Europa und im gemäßigten Asien verbreitet. Ihrer etwas düsteren Blumen wegen ist sie allerdings nicht gerade als hervor- ragende Schönheit ihrer Familie zu bezeichnen. Dem- jenigen Pflanzenfreund aber, der unter allen Umständen ein- heimische Orchideen in seinem Garten vertreten haben will, ist sie in erster Linie ihrer Wüchsigkeit halber zu empfehlen, welche Eigenschaft das beigegebene Bild recht deutlich zeigt. Ursprünglich nur in einigen Stücken gepflanzt, hat sie nach ungefähr 12 Jahren hier eine fast einen halben Quadrat- meter große Flädie dicht bewachsen: sie erweckt in dieser Ausdehnung bei üppiger und reicher Stengelentwicklung auch mit ihren nichtssagenden Blumen für die wirklichen Pflanzen- freunde unseres Gartens großes Interesse. Das große Publikum natürlich, das nur die auffälligen, knallprotzigen tropischen Orchideen sucht und kennt, geht achtlos an diesem Kleinod unserer Heimat vorüber. Obwohl von unserem einheimischen Frauenschuh, Cypri- pedium Calceolus, erst kürzlich eine gute Aufnahme in der „Gartenwelt" gezeigt wurde, kann ich es doch nicht unter- lassen, den Lesern eine im Sommer 1914 an einem ihrer Haupt- standorte in Thüringen gemachte Aufnahme (Abb. Seite 232) zu zeigen. Nicht um dadurch zu vermehrter Kultur anzu- regen, denn von allen einheimischen Orchideen ist gerade der Frauenschuh diejenige, die am schwersten langlebig ge- macht werden kann, sondern um ihn durch wiederholtes „vor Augen führen" bekannter zu machen und somit zu seinem Schutz in der Natur beizutragen. Denn es ist leider wahr, daß gerade der Frauenschuh schon manchen Standort ein- gebüßt hat; so ist er in Sachsen gar nicht mehr zu finden, auch an der sächsisch-böhmischen Grenze, wo er früher zahl- reiche und große Standorte hatte, sucht man ihn jetzt meistens vergebens. Es ist deshalb Pflicht jedes Freundes der ein- heimischen Flora, wozu doch die Gärtner in erster Linie mit zu rechnen sind, gegen jede weitere Verminderung dieser einheimischen Orchidee Sorge zu tragen. Eins der besten begeht, wenn er der Heimatflora „Pflanzenfreunde" Mittel hierzu ist meines Erachtens die größtmöglichste Be- kanntmachung dieser Pflanze, damit jeder Interessent weiß, wie selten sie geworden ist, und daß er ein großes Ver- gehen an seiner Heimat, unserer Heimat, die jetzt unsere Feldgrauen mit ihrem Herzblut verteidigen, sich am Raube und an der Verarmung beteiligt. Freilich wird es trotzdem noch geben, die ohne Gewissensbisse den Bestrebungen des Heimat- schutzes entgegenarbeiten. Diese, sofern sie nicht in be- scheidenen Grenzen für wissenschaftliche oder Schulzwecke sammeln, mag denn aber auch die volle Strafe der zum Teil dafür schon vorhandenen Gesetze treffen, welche meistenteils die Heimatschutzbestrebung gezeitigt hat. Und wenn man auch kein Freund davon ist, daß das Gericht immer gleidi gerufen wird, so muß man doch dieser Bestrebung Dank wissen, da sie manche schöne Pflanze mit erhalten half, wie es ihr ja z. B. gelungen ist, durch Ausgrabeverbot den Frauenschuh in Norddeutschland, in verschiedenen Gegenden Oesterreichs und in der Schweiz vor weiterer Verminderung zu schützen. Gymnadenia conopea, Große Händelwurz. 232 Die Gartenwelt. XX, 20 Piatanthera bifolia, zweiblättrige Stendelwurz. Alle hier angeführten Orchideen erhalten sich von allen einheimischen noch am längsten und vermehren sich zum Teil von selbst. Aus diesen Gründen sind sie in erster Linie mit zur Anpflanzung in landschaftlich gehaltenen größeren Gärten und Parks zu empfehlen. Sie lieben alle Kalk und frischen, kühlen Boden. Letzteres Bedürfnis kann man nach meinen Beobachtungen am ehesten noch mit erreichen, wenn man den Boden durch Anreicherung von Moorbrocken, Torf- mull und Torfstreu wasserhaltig macht. Setzt man ab und zu das ganze Erdreich unter Wasser, wie es hier z. B. mit Orchis incarnata und Epipactis palustris geschieht, beide zu- sammen auf einem vertieften Beetchen nahe der Wasserleitung stehend, welches somit leicht einmal kurz überflutet werden kann, so trägt man zur Langlebigkeit der angepflanzten Orchideen bei. Auch eine lockere Grasnarbe ist zu diesem Zweck sehr günstig, weil dann die Stelle, in welcher die Wurzelknollen stecken, nicht zu sehr austrocknen kann, und letztere vor allen Dingen nicht den direkten Sonnenstrahlen ausgesetzt sind. Dies ist meines Erachtens hier ein wesentlicher Punkt mit, da sich selbst typische Waldorchideen, wie z. B. Piatanthera bifolia, unter einer Grasdecke bei ziemlich sonnigem Standort hier schon lange erhalten haben. Das Kalkbedürfnis deckt man am besten mit Mergel- oder Tonbrocken, Lehmbauschutt, auch gewachsenem Lehmboden. Vor allen Dingen studiere man die Standorte in der freien Natur, man wird dann am ehesten noch mit zum Ziele kommen ; denn gerade in der Kultur der besseren Heimatpflanzen ist uns die Natur die beste Lehr- meisterin. Ganz besonders gibt sie uns Fingerzeige zur Behand- lung der Orchideen, die mit besonderer Sorgfalt gepflegt werden müssen und aus diesem Grunde niemals Massenpflanzen werden können, sondern nur dort gedeihen werden, wo sie mit be- sonderer Liebe und Pflege behandelt werden und die zu ihrer Kultur notwendigen Handgriffe und Materialien zur rechten Zeit bekommen, in welchen Ansprüchen sie ja genau ihren tropischen Geschwistern gleichen, bei welchen oft mit einigen Handgriffen das Geheimnis ihrer ganzen Kultur er- gründet ist. B. Voigtländer, Dresden. Gemüsebau. Winke zur Verhütung der Ertragsverminderung im Frühkartoffeibau. Die vorjährige Kartoffelernte geht zur Neige. Nicht überall war sie befriedigend, was einmal auf die trockene Frühjahrswitterung in manchen Gegenden zurückzuführen, zum andern den Verlusten durch Krankheiten, und schließlich allgemeinen Kulturfehlern zuzuschreiben war. Die Maßnahmen der Reichsregierung bezwecken, die noch vorhandenen Vorräte zu strecken und nach Möglichkeit gleich- mäßig zu verteilen. An uns ist es nun, aufklärend dahin zu wirken, daß nicht wahllos jedes verfügbare Stück Land mit Frühkartoffeln bebaut wird. Abgesehen von den unausbleiblichen Mißernten, wird dadurch viel wertvolles Saatgut vergeudet. Diejenigen, welche an Stelle städtischer Schmuckplätze und Vorgärten Kartoffelpflanzungen zu sehen wünschten, blieben glücklicher- weise enttäuscht. Wie kam es nun, daß trotz vermehrter Anbaufläche Knappheit eintrat? Abgesehen vom gesteigerten Verbrauch und von ungünstigen Witterungsverhältnissen, mit denen immer gerechnet werden muß, liegt der Hauptfehler in der unzeitigen und fehler- haften Bearbeitung der Anbauflächen ; insbesondere da, wo es sich um die Bestellung von Neuland handelt. Vielfach wurde das Land erst im Frühjahr ge- graben, bzw. gepflügt, so daßdasSaat- gut statt in lockeren, gut zerfallenden Cypripedium Calceolus, Frauenschuh. XX, 20 Die Gartenwelt. 233 Boden in stückiges, ausgetrocknetes Land gelegt wurde. Es wurden mancherorts Böden benutzt, welche noch nie in garten- oder feldmäßiger Kultur standen, ganz abgesehen von ihrer sonstigen Beschaffenheit, Dungkraft usw. Veranlassung zu diesem planlosen Frühkartoffelbau gaben die zahlreichen, wohl recht gutgemeinten Aufforderungen in der Tagespresse, zum Teil von Leuten geschrieben, die selbst noch nie Kartoffeln, viel weniger noch Frühkartoffeln gebaut hatten. Wenn nun das, was nachstehend über den Anbau von Frühkartoffeln kurz gesagt werden soll, zwar vielen Lesern bekannt sein dürfte, so möge es doch da und dort An- regung geben und Nutzen stiften. Frühkartoffeln verlangen warmen, nicht zu schweren, tief- gelockerten Sandboden, lehmigen Sand oder Humusboden. Je früher die Sorte, desto wärmer sollte der Boden sein. Für günstige Verhältnisse sind Sechswochen- und Junikartoffel zu empfehlen. In passenden Böden haben sich als gute Träger bewährt : Perle von Erfurt, Deutschland, Thüringen, Vor der Front*), außerdem noch die altbewährte Kaiser- krone, die aber auch nicht überall mehr befriedigt. Durch Vorkeimen der Frühkartoffeln in mäßig warmen, luftigen, hellen Räumen wird ein wesentlicher Vorsprung erzielt. Das Vorkeimen geschieht in der Weise, daß die Kartoffeln so auf Horden gelegt werden, daß das Nabelende nach unten, das Gipfelende nach oben zu stehen kommt. Der Gipfel ist daran zu erkennen, daß die Augen hier dichter beieinander stehen. Richtig vorgekeimte Kartoffeln sollen kurze, grüne Triebe besitzen. Das Einschrumpfen der Knollen ist die natürliche Folge der verbrauchten Reservestärke zum Aufbau junger Triebe. Die Pflanzweite beträgt 40"' 40 cm oder mehr, je nach der Entwicklung des Laubes. Ist das Saatgut knapp, so werden di" großen Knollen durchgeschnitten, eine Maß- nahme, welche der Pflanzenpatho- loge zwar verwirft, die aber auf gesunden Böden immerhin An- wendung finden kann — wenn auch nur als Notbehelf. Durch- geschnittene Kartoffeln werden mit der Schnittfläche nach unten gelegt. Vorgekeimte Frühkartoffeln brauchen nicht sehr tief gepflanzt zu werden, sind aber später kräftig zu behäufeln. Der gefährlichste Feind der Frühkartoffeln ist die Krautfäule, Phytophthora infestans de By. Diese Krankheit wird vielfach zu spät erkannt, da den im Saatgut vorhandenen kranken Knollen äußerlich schwer etwas anzusehen ist. Erst beim Durch- schneiden fallen die gebräunten Gefäße im Knollenfleisch auf. Das Fleisch selbst bleibt fest ; dadurch unterscheidet sich die Krautfäule wesentlich von der Naßfäule (Rotz). Bemerken wir plötzlich an feuchtwarmen Sommertagen auf der Blatt- unterseite einen weißen Flaum, so ist es zur Bekämpfung bereits zu spät. Bei trockenem Wetter ist dieser weiße Flaum nicht wahrnehmbar, dafür werden die erkrankten Blätter schnell dürr und spröde. Der erwähnte Flaum stellt die Konidienträger des genannten Pilzes dar, welche büschelweise aus den Spaltöffnungen der Blätter her- vorbrechen. Die von den Fruchtkörpern in großer Menge entlassenen Sporen werden sehr rasch auf gesunde Pflanzen übertragen und bilden ihrerseits die für diesen Pilz charakte- ristischen Schwärmsporen, welche im Wassertropfen beweglich sind und sich sehr stark vermehren. Diese Sporen werden nun entweder durch Regen in den Boden gewaschen und dringen in die jungen Knollen ein, oder das Mycel durch- wächst das Kraut, um auf diesem Wege in die Knollen zu gelangen. Die wirksamste Bekämpfung dieser Krankheit liegt in der Anwendung vorbeugender Maßnahmen. Bewährt hat sich von den zahlreich angebotenen Kupfermitteln eine mehr- malige rechtzeitige Bespritzung mit 1 Väll? juw 6fAtt<^tniS gefalUnfr f^Stn ittSM-.dc Landschaft geschaffen werden. Der geläuterte Geist und die Größe unserer Zeit stellen damit hohe Anforderungen an die bildenden Künste, zumal augenblicklich die Welt- kriegdenkmalfrage keineswegs ausgereift ist. Noch bedürfen die verschiedenen Vorschläge und Anregungen der Klärung, damit vor allen Dingen die Beeinträchtigung der deutschen Landschaft durch unkünstlerische und unwürdige Kriegsdenk- male verhindert wird. Auf keinen Fall darf eine schematische Wiederholung bei der künstlerischen Durchgestaltung der Vorschläge und An- regungen stattfinden, wie ich es bei den Lange'schen Helden- hainen wohl mit Recht befürchte, denn die Verallgemeinerung dieser Idee führt leicht zur Verflachung der Denkmalkunst. Das Verlangen unseres Volkes, das Andenken seiner Helden durch Ehrenstätten in der Heimat allezeit zu wahren, fordert, sollen diese auch gleichzeitig Zeugen einer hoch- stehenden Kultur sein, ein künstlerisches Taktgefühl, das sich den jeweiligen örtlichen Verhältnissen sowie dem Charakter der einzelnen deutschen Volksstämme anzupassen weiß. Für Bau-, Bild- und Gartenkunst ist es zurzeit eine Kultur- aufgabe von besonderer Bedeutung, das Volksempfinden für die sichtbaren Zeichen der Heldenehrung in gesunde Bahnen zu lenken, die Kunstgedanken zu läutern und zu verfeinern, um diese neuen Richt- linien zu fördern, das allgemeine Ver- ständnis dafür zu wecken und zu vertiefen. In waldreichen, gebirgigen Gegenden verlangt die Anlage einer Ehrenstätte zum Gedächtnis gefallener Helden ganz be- sondere Berücksichtigung der örtlichen Ver- hältnisse, sowohl in bezug auf das Land- schaftsbild, wie in bezug auf die Sonder- heiten der Stadt selbst. An Hand der beigefügten drei Zeich- nungen will ich den Lesern dieser ge- schätzten Zeitschrift ein solches Beispiel veranschaulichen. Es handelt sich in diesem Falle um eine derartige Anlage für die rheinische Kreisstadt G. im bergischen Land. Die Stadt liegt malerisch in einem Talkessel. Auf dem höchsten bewaldeten Berg er- richtete seinerzeit die Bürgerschaft zum Gedächtnis ihrer Helden von 1870/71 ein Denkmal in Gestalt eines Aussichts- turmes (auf den Zeichnungen mit D. bezeichnet), davor breitet sich am ziemlich steil abfallenden Berghang eine von grünem Rasen bedeckte Waldlichtung aus, einen herrlichen Blick auf die Stadt bietend. Einen besseren Standort konnte meines Erachtens die Stadt G. für ihr Kriegerdenkmal inmitten des Waldes nicht finden. Nur steht es leider recht unvermittelt in der Land- schaft. Ich mache nun den Vorschlag, diese Anlage auch zu einer Ehrenstätte der Helden von 1914 — 1916 zu er- weitern und die Ausgestaltung so auszuführen, daß die ganze Anlage dadurch auch in Zusammenhang mit der Umgebung gebracht wird. Nach meinem Vorschlage wird zunächst die Waldlichtung durch zwei Terrassenmauern (M) in zwei Terrassen gegliedert ; vor der unteren breitet sich die vorhandene Rasen- fläche aus. Die obere Terrassenmauer (Zeichnung 2) trägt in der Mitte genau unter dem vorhandenen Aussichtsturm die Kriegsjahreszahlen. Zu beiden Seiten wird hier das vor- handene Denkmal durch zwei kräftige Pfeiler (F) flankiert. Butts I Parji^loj |i]r )if ^tnioge cmfi f^rfnjlöjle -jüm 6eiic))(niS gffalltntr l^flif n (jpr Slo(>l ß ,j jru(riSiJ Jer gonjffl/tnlagf I XX, 21 Die Garten weit. 243 die von Feuerbecken gekrönt sind und gleichzeitig die Terrassen- mauern gliedern. Die Gedenktafeln (G) mit den Namen der Gefallenen sind in die Mauer eingelassen. Links wie rechts bilden die Treppenhäuser (T), deren äußere Formen sich dem vor- handenen Denkmal anpassen, den architektonischen Abschluß. Auch die untere, jedoch nur 2 m hohe Terrassenmauer wird durch zwei Feuerbecken (F) gegliedert. (Siehe Grundriß.) Die Anordnung der Feuerbecken ist so getroffen, daß an Nationalfeiertagen die Flammenzeichen die untere Neuanlage sowie das alte Denkmal wirkungsvoll beleuchten. Hiermit wären kurz die architektonischen Baulichkeiten erörtert, deren Einzelheiten die Zeichnungen veranschaulichen. Nun zum gartenkünstlerischen Teil. Der Heldenhain- gedanke ist hier in geschlossenen Lindenalleen (L) verkörpert. Die Kronen sind heckenförmig geschnitten und bilden so ein geschlossenes Ganzes. Die Verbindung der einseitigen Linden- allee auf der oberen Terrasse mit den Lindenalleen, die zu beiden Seiten die Waldlichtung flankieren, bilden auf der unteren Terrasse vor den Treppenhäusern je vier Pyramiden- pappeln. An ihren Endpunkten am Waldessaum teilen sich die Baumreihen der Lindenalleen und bilden je ein Quadrat. Aus dem geschlossenen Baumkronenkranz dieser Quadrate ragen je vier Pyramidenpappeln. Die ganze Anlage erhält hierdurch nicht nur einen wirkungsvollen Abschluß, sondern auch einen Rhythmus in der architektonischen Wirkung, so daß sie ein in sich abgeschlossenes Ganzes darstellt. Die große Rasenfläche erhält als Schmuck zu beiden Seiten eine im Schnitt gehaltene 75 cm hohe Hecke (E) von Eichen- sämlingen. Vom geschichtlichen Gesichtspunkt aus betrachtet, ist, wenn wie hier, die Verhältnisse es gestatten, die Zusammenlegung der Ehrenstätten für die Helden von 1870/71 und heute wohl nicht zu verwerfen. Jene schufen durch ihre Helden- taten das Deutsche Reich, während die Helden unserer Zeit die Grundmauern des Reiches, die deutsche Einigkeit, ge- stärkt und gekräftigt haben. Vom praktischen Gesichtspunkt betrachtet, ist so hier die Schaffung einer der Größe unserer Zeit entsprechenden, monumental wirkenden Anlage möglich, ohne den Wert und die Bedeutung des Denkmals von 1870/71 zu schmälern. Es mag noch manches Jahr nach Kriegsabschluß vergehen, bis zur Ausführung solcher Anlagen geschritten wird. Dies ist übrigens nur zu begrüßen, denn die vielen aus unseren Reihen, welche jetzt draußen im Felde stehen, dürfen bei der Bearbeitung endgültiger Lösungen dieser Art nicht aus- geschlossen werden, und jede zu schaffende Anlage muß in Ruhe geplant und gewissenhaft durchgearbeitet werden, damit nur künstlerisch wertvolle Denkmale entstehen. Aber es ist jetzt doch die rechte Zeit, die Kriegsdenkmalsfrage nach allen Richtungen hin zu erörtern und die Allgemeinheit zu überzeugen, daß diese Ehrenstätten erst durch die garten- künstlerische Gestaltungskraft jene Weihe erhalten, die ihrem inneren Wesen und ihrer Bedeutung entspricht. Gilt es doch den Geist unserer Helden lebendig zu erhalten, auf daß sich die Worte erfüllen : Ein Volk, das seine Helden ehrt, Ist seiner Heldenzukunft wert! Gemüsebau. Spargelkürbis."^) Von Paul Bräuer, Rosenzücliter, früher San Remo (Italien), seit dem italienischen Kriegsbeitritt in Magdeburg ansässig. Im Süden, vornehmlich in den Mittelmeerländern, findet man fast überall den Spargelkürbis, welcher besonders zur Gewinnung von jungen Früchten und Blüten angebaut wird, welche ein sehr wohlschmeckendes, an Spargel er- innerndes Gemüse liefern, das von April bis Ende Oktober dort in der mannigfachsten Weise zubereitet wird. Die Kultur ist nicht sehr wesentlich verschieden von derjenigen der gewöhnlichen Speisekürbisse. Wichtig ist vor allem die Art der Pflanzung und Be- schneidung der seitlich erscheinenden Triebe oder Geize, welche in den ersten 5 — 6 Wochen der Anfangskultur unter- drückt werden müssen, damit der Haupttrieb mehr gekräftigt und ein schnellerer Fruchtansatz erzielt wird. Ist die Berankung einer Mauer, Laube oder Veranda geplant, so müssen die Pflanzen 8 — 10 Fuß entfernt von der Stelle, an welcher der Aufstieg erfolgen soll, gepflanzt werden. Die Pflanzung erfolgt in Abständen von 60 — 70 cm voneinander, und zwar in 35 — 50 cm tiefer gelegene Gruben, die mit möglichst frischem Stalldünger und darauf mit einer dicken Schicht gut verrottetem Kompost angefüllt sind. Nach- dem die Pflanzen etwa 2 Fuß lang sind, entferne man alle Seitentriebe und bedecke die Ranke bis zur Spitze, d. h. bis zum letzten halbentwickelten Blatte, mit Komposterde, was die Pflanzen durch Wurzelbildung an den Blattknoten ungemein kräftigt. Eine reichliche Bewässerung bei unge- nügenden Niederschlägen, ferner eine mindestens wöchentliche Düngung mit stickstoffreichen Düngemitteln, die in Wasser gelöst wurden, tragen dazu bei, die Erträge zu verdrei- und vervierfachen. Eine öftere Lockerung des Bodens, besonders vor der Düngung, ist erforderlich, um das Wachstum sehr zu steigern und die Pflanzen gesund zu erhalten. Aussaat von Mitte April bis Ende Mai. Man lege stets nur je ein Korn in einen kleinen Topf. Nachdem die Pflänzchen das dritte Blatt entwickelt haben, pflanze man sie, sofern die Witterung es erlaubt, am Bestimmungsorte aus, oder man verpflanze sie in größere Töpfe. Nahrungsmangel dürfen die jungen Pflänzchen nicht erleiden. 1. Italienischer Spargelkürbis (Cucurbita maxima Asparagus). Große, längliche Frucht mit heller Färbung. Diese aus der Stammsorte der im Süden unter dem Namen Zucca-Cocozelle allgemein bekannten und in keiner Siedlung fehlenden, unentbehrlichen Nutzpflanze entstandene Form zeichnet sich durch ganz auffälligen spargelähnlichen Geschmack aus und kann in ihrer Zeit, in welcher Spargel frisch nicht zu haben ist, diesen vorteilhaft ergänzen. Ihr reich- licher Genuß wirkt sehr fördernd auf die Verdauung, vor *) Anmerkung des Herausgebers. Herr Paul Bräuer übermittelte mir Samenproben der hier von ihm besprodienen Spargelkürbisse (Zuchini), welche ich auf den Versuchsbeeten meiner Edelobstpflanzung anbaue, lieber das Ergebnis werde ich später hier berichten. Herr Bräuer schreibt mir, daß er nur über wenig Saatgut verfügt, welches er bei seiner Flucht aus Italien mitnehmen konnte. Er versendet ein Päckchen für M 1,35, zwei in zwei Sorten für M 2,50, fünf in ebensoviel Sorten, darunter den auf- recht wachsenden Eierzierkürbis (Cucurbita ovifera erectaj für 5 M. Diese Kürbisse waren im Vorjahre erfolgreich in Magdeburg an- gebaut. 244 Die Garten weit. XX, 21 allem förderlich für den Stoffwechsel, und ist besonders heil- sam bei Blasenleiden, so daß damit geplagte dieses Gemüse täglich genießen sollten, wodurch sie sofortige Linderung verspüren, wie sie keine Medizin zu geben imstande ist. 2. Neuheit: Riesenspargelkürbis, Früchte im aus- gewachsenen Zustande oft 90 — 100 cm lang, Fleisch im reifen Zustande hellrot. Aeußerst reichtragende Sorte. 3. Neuheit: Spargelkürbis Walzenform Bräuer (Kreuzung von Nr. 1 X Bischofsmütze), ist von stumpfer, zylindrischer Form. Schon die jungen Früchte zeichnen sich durch eine ganz eigenartige Feinheit im Geschmack aus, wodurch sich diese Sorte ganz besonders empfiehlt. 4. Cucurbita ovi/era Straußenei Bräuer (man vergl. Artikel Cucurbita ovi/era, Jahrg. Xil, Nr. 36). Herrliche Kürbissorte mit Straußeneiern ähnlichen Früchten, welche, in jungem Zu- stande gebraten oder gedünstet, ein dem Spargelkürbis ähn- liches Gemüse geben, während die ausgereiften Früchte keinen Nährwert haben, aber prächtige Zierfrüchte sind. Kultur wie beim Spargelkürbis. 5. Cucurbita ovifera erecta Eierbaum Brauer. Nicht schlingen- der Kürbis mit Hühnereiern ähnlichen Früchten. Die Pflanze kann nur als Bäumchen gezogen werden, wenn man ihre volle Schönheit und die richtige Entwicklung der eierähnlichen Früchte fördern will. Nach erfolgter Reife lösen sich die reizenden Früchte und lassen sich jahrelang im Zimmer auf- heben. Ich lasse nun noch einige Anweisungen über die Ver- wendung folgen. Zubereitung der Spargelkürbisse. Man schneide die Früchte, wenn sie mehr als fingerlang sind, in nicht zu lange Scheiben, bestreue sie reichlich mit Salz, wie geschnittene Gurken, und brate sie in Fett gelblich oder dünste sie in einer mit Zwiebeln und etwas Pfeffer würzig gemachten Tunke. Man kann die Früchte auch mit Farcenmasse anfüllen und garniert im Ofen gelbbraun braten. Die männlichen Blüten, welche in großer Ueberzahl — mehr als zur Bestäubung nötig ist — erscheinen, geben eine ganz besonders feine Fleischersatzspeise. Man schneide sie früh, gleich nach dem Erblühen ab und stelle sie bis zur Herrichtung ins Wasser, damit sie nicht welken. Nachdem die Kelchzipfel entfernt sind, wälze man die Blüten, denen man den Stiel zur besseren Handhabung be- läßt, in Ei oder saurer Milch, garniere sie mit Semmel oder Schwarzbrotkrumen, welchen man in beiden Fällen geriebenen Hartkäse beimischt, und brate sie gelbbraun in Fett. Der Geschmadc ist wie der von feinsten Kalbsschnitzeln. Mit Füllung lassen sich die Blüten ähnlich wie Tomaten oder Artischocken zubereiten. Als Salat mit Zitronensaft und saurem Rahm oder gutem Oel sind schließlich auch die jungen Früchte ganz vorzüglich und besonders fein, wenn sie in Fleischbrühe abgekocht (nicht zu weich) und mit Majonaisentunke angerichtet werden. Die ausgereiften Früchte sind im übrigen wie andere Speisekürbisse zu verwenden ; sie geben ein den Karotten im Geschmack fast gleichkommendes Gemüse, welches nur 10 — 12 Minuten zu kochen braucht. In Scheiben geschnitten und gebraten, sind sie (garniert oder auch glatt) gleichfalls vorzüglich und bilden, wie die gebratenen Blüten, welche natürlich noch feiner schmecken, ebenfalls einen willkommenen Fleischersatz. Im Süden kommen diese Kürbisblüten von Anfang Juni an bis Ende Oktober auf jeden Gemüsemarkt ; sie erwecken oft das Erstaunen der zum ersten Male nach dem Süden kommenden Nordländer. Während die jungen Früchte einen ausgesprochenen spargel- ähnlichen Geschmack haben, sind die ausgereiften, oft 70 bis 90 cm lang werdenden Früchte als vollständiger Ersatz für Karotten und Mohrrüben zu verwenden ; sie haben auch im zubereiteten Zustande das Aussehen von diesen. Ich kul- tivierte daher während meines 26jährigen Aufenthaltes in Italien niemals Mohrrüben, da ich diese durch die leichter zu erhaltenden Kürbisse, welche sich bis Mai aufheben lassen, vollständig ersetzt fand. Natürlich ist der ausgereifte Spargel- kürbis zu Einmachezwecken ebensogut als andere Speise- kürbisse zu verwenden. Topfpflanzen. Eine winterblühende Begonie. Von W. Ohmer, Gernsbach. (Hierzu eine Abbildung, nach einer für die „Garten weit" gefertigten Aufnahme.) Die Abbildung Seite 245 zeigt drei einjährige Pflanzen einer Begonie, die man auf den ersten Blick für B. manicata halten könnte. Auch Herr Hesdörffer war dieser Ansicht, bis ich ihn durch Einsendung von Blatt und Blüte überzeugte, daß es nicht der Fall ist. Ich kam durch Zufall in den Besitz dieser Pflanze und habe seither vergeblich versucht, den Namen zu erfahren. Dieselbe muß doch wohl im Handel gewesen sein, es ist mir nur nicht begreiflich, daß sie dann keine größere Verbreitung gefunden hat. Da die alte B. manicata noch zum eisernen Bestand unseres Geschäftes gehört, konnte ich die Verschiedenheit leicht feststellen, auch die Möglichkeit, daß diese Begonie von der alten B. manicata abstammt. Die letztere ist schon in ihrem ganzen Aufbau anders. Die Triebe wachsen kriechend, verästeln sich auch nicht stark. Die rundlichen, wenig zugespitzten Blätter sind auf beiden Seiten glatt, auf der Oberseite metallisch glänzend. Die Blattstiele sind gleichmäßig mit kurzen Haaren bedeckt. Die rötlichen Blütensliele verzweigen sich in 30 — 40 cm Höhe zu unregelmäßigen Blütentrauben. Die Blüten sind hellrosa. Jüngere Pflanzen tragen gewöhnlich nur 3 bis 4 Blütentrauben. Die hier abgebildete Begonie hat das Bestreben, sich mehr zu verzweigen ; fast mit jedem neuen Blatt bildet sich auch ein neuer Trieb. Diese Triebe streben nach allen Seiten auseinander, aber alle mehr der Höhe zu. Die hell- grünen Blattstiele sind zunächst des Blattansatzes mit 3 bis 4 Kränzen schwarzbrauner Schuppen besetzt. Diese Schuppen findet man auch noch auf der Unterseite der Blätter ungleich- mäßig verteilt und in verschiedener Größe. Die Blätter sind matthellgrün und die Blattrippen kräftig hervortretend. Die Blütenstiele sind unten hellgrün und in der Nähe der Blüten blaßh&Ilrot. Einjährige Pflanzen treiben 15 — 20 Blütenrispen von 20 — 40 cm Höhe, übersät mit kleinen, weißen, zart rötlich angehauchten Blüten. Diese zierliche Blütenmasse über dem kräftigen Blattwerk macht die Pflanze besonders auffallend und schön. Diese Begonien blühen seit Mitte Januar und sind jetzt, Mitte April, noch schön in Blüte. Als Zimmerpflanze ist diese Begonie sehr haltbar und auch ohne Blüten immer noch eine hübsche Blattpflanze. Sie läßt sich leicht durch Teilung, Kopfsteck- XX, 21 Die Gartiänwelt. 245 linge und Blattstiele, auch durch Aussaat vermehren. Wie für alle grünen Blattbegonien ist bei der Kultur etwas schwerere, nahrhafte Erde zu verwenden. Im Winter genügt ein helles, gemäßigt warmes Haus, um diese Begonie zur schönsten Ent- wicklung zu bringen. Die Bruniaceen sind Jcleioe, niedrige Halbsträucher, von heide- krautartigem Bau. Sie sind nur im südlichen Afrika, dem Kapland, beheimatet. Man kennt etwa 12 Gattungen mit ungefähr 50 Arten. Sie scheinen pflanzengeographisch und biologisch an eine bestimmte geologische Formation, und zwar an die Tafelbergsandsteinformation angepaßt und gebunden zu sein. Man findet sie hier sowohl in der Ebene und auch etwa 1500 m ansteigend. Immerhin bilden sie keine auffallenden Sträucher und treten nicht so betonend auf, daß sie typische Wuchsformationen bilden könnten. Sie wachsen zerstreut; einige von ihnen bilden während der Blütezeit nicht zu verachtende Ziersträucher. Es sind ausgesprochene Xerophyten- gewächse, also Pflanzen, die sich biologisch wie anatomisch an die trockenen Jahreszeiten angepaßt haben. Ihre Zweige, die je nach Art mehr oder weniger zahlreich sind, stehen senkrecht und tragen bald anliegende, oder mehr abstehende kleine, lineare, schmale oder buchsbaumblattähnliche, verkieselte Blättchen von meist grau- grüner Farbe. In der Kultur würde man die Bruniaceen ähnlich den Ericaceen zu behandeln haben, obwohl man ihnen eine mehr sandige Lehm- erde zu geben hätte. Das Gießen müßte im Winter äußerst ein- geschränkt werden. Der geeignetste Standort wäre vielleicht das mehr trockenwarme Kakteenhaus. Die Vermehrung könnte sowohl durch Aussaat, als auch durch Stecklinge unter Glas von Er- folg sein. Für die Kultur als Zierpflanzen kämen nur wenige Arten in Betracht, von denen vielleicht Berzelia Burchellii und Andoninia capitata einen Handelswert be- sitzen würden. Für Pflanzen- sammlungen kämen noch einige andere Arten hinzu. Andoninia capitata Bronge. Holziger Halbstrauch, 30-35 cm hoch. Blätter derb, hart, glän- zendgrün, 1 mm breit, 5 mm lang. Blüten in walzenförmigen, 2 — 5 cm langen, ährenartigen Blütenständen. Blüten klein, leuchtend rosa, von grauen Hoch- blättchen eingeschlossen. Raspalia Schlechteri Dümmer. Strauch 20—30 cm hoch. Blätter winzig, graugrün. Blüten zart rosa, in kopfigen Blütenständen. Nebelia laevis O. Ktze. Kleiner Strauch mit grüner, zierlicher Belaubung. Blüten in endständigen Köpfchen, weiß- lich, schwach duftend. Nebelia globosa Dümmer. Reichverzweigter, 30 — 40 cm hoher Strauch. Blätter und Stengel grau behaart. Blätter klein. Blüten in doldenartigen dichten Köpfchen von kugeliger Form. Die Blütenstände einzeln oder zu zweien endständig, 3 — 4 cm Durchmesser. Blüten rosa. Nebelia Tublaghensis Dümmer. Blütenköpfe endständig, eiförmig bis kugelförmig, 6 mm Durch- messer. Blütchen fleischfarben. Es ist ein dichtverzweigter, niedriger Strauch mit zierlich belaubten, graublättrigen Zweigen. Thamnea diosmoides Oliv. Niedriger Strauch. Blätter spitz, schwach graugrün. Blüten in endständigen Köpfchen, weißlich. Thamnea Massonia Dümmer. Schwachverzweigter Busch von Vs m Höhe. Blüten weiß, mit rotem Streifen auf den kleinen Petalen. Thamnea thesioides Dümmer. Kleine weiße Blütchen in kugeligen Blütenständen. Blättchen graugrün, zusammengedrückt. Niedriger Strauch von 15 cm Höhe. Berzelia Burchellii Dümmer. Zweige aufrecht, bis 50 oder 60 cm hoch. Blätter und Triebe behaart. Blätter dichtstehend, klein, 2 — 4 mm lang, abgestumpft. Köpfchen eiförmig rund, 8 bis 10 mm groß, mit weißlichen, rosa getönten Blüten. Brunia nodiflora L. Kleines, zierliches Pflänzchen mit dicht- buschiger Verzweigung und reichem Blütenansatz. Blüten orangerot, in Köpfchen von 1 cm Durchmesser. Brunia Marlothii Schlecht. Auffallend durch seine zierliche, aschgraue Färbung. Blüten rosa oder leuchtend rot, klein, in läng- lichen Blütenköpfchen zusammengedrängt. Blütenstände 2,5 cm Durchmesser. Raspalia Schlediteri Dümmer. 20 — 30 cm hoch. Blütchen weiß, in '/a cm großen Blütenständen. Raspalia Dregeana Nieden. Blüten orangerot. Raspalia squalida Dümmer. Kleiner Strauch mit schönen grauen Blütenköpfchen. Tittmannia Oliveri n. sp. Dümmer. Sehr reich verzweigter Strauch, 20 cm hoch, kleines Laub, 1 — 1,7 mm lang, Blüten klein, weiß. 7". pru/nosa Dümmer. Strauch, 40 cm hoch, mit kurzen Zweigen und winzigen, 1 — 3 mm langen, abstehenden Blättchen. Blüten weißlich, in den Blattachseln der oberen Blätter der Zweige. Staavia glutinosa Dahl. Schönes, kleines Pflänzchen, mit weißen Blüten in kompo- sitenähnlichen Blütenständen von 2 cm Durchmesser. H. Memmler. Sommerblumen. Winterblübende Begonie. Chrysanthemum segetum L. Chr. coronarium L. ist in ganz Griechenland geeigneten Ortes gemein, ebenso in Süd- italien, besonders als Schutt- haufenpflanze und in der Nähe aller kleineren Ortschaften, haupt- sächlich dort, wohin man noch heute den Abraum wirft. Es ist wie die Nesseln ein steter Begleiter des Menschen und der menschlichen Behausungen. So wird es wohl von alters her ge- wesen sein. Es ist in Hellas aber noch viel kräftiger auf Aeckern und auf Getreidefeldern zu sehen, dort wird auch wohl sein ursprüngliches Vorkommen zu suchen sein. In die Dörfer und Weiler kam es erst später mit den Getreideabfällen. In Italien sah ich diese Art bisher nur um Ortschaften oder an Wegrändern und Rainen in der Nähe derselben. Dagegen ist unsere Sandwucherblume, Chry- santhemum segetum L., in Italien 246 Die Garten weit XX, 21 seltener und noch seltener in Hellas als bei uns, und dann auch nur ziem- lich ausschließlich auf Feldern unter dem Getreide in Sand oder ganz leichtem, mehr trockenem Boden, während Chr. coronarium feuchteren, guten Boden wählt. Darnach ist anzunehmen, daß Dioscorides nicht von Chr. segetum, sondern von dem gekrönten coronarium spricht. Er erzählt nämlich, daß diese auf den Feldern gemeine Pflanze sehr heilkräftig sei und viele gute medizinische Eigen- schaften hätte. Er sagt, daß sie mit ihren Blättern Verhärtungen und Geschwülste vertreibe und daß ein Blattabguß dem Gelb- süchtigen nach dem Bade gut tue. (Nach Comes.) Damals war der Hauptgetreidebau in Euböa, das Athen hauptsächlich mit Korn versah, und dort ist coronarium auch jetzt noch gemein, segetum aber sehr selten. Auch in Korfu, das alten Getreidebau hatte, ist coronarium gemein, segetum selten zu finden. Ebenso- gut kann der griechische Arzt Chr. Myconis gemeint haben, das in Weingärten fast ganz Griechenlands häufig ist und auf wüsten Feldern vielfach wuchert. Die Japaner essen das Kraut und die Köpfchen des Chr. coronarium noch gegenwärtig gekocht als Gemüse und wenden Absude davon häufig innerlich und äußerlich gegen verschiedene Gebrechen an. Ebenso findet man coronarium sowohl als auch segetum getrocknet bei den Drogenhändlern des Volkes in Neapel. Plaudereien. Ein bei Kowel am 8. März d. J. erlegter Luchs. Auch in Hellas wird coronarium oft als Absud getrunken, nicht aber segetum. Discolor, die weißblühende Varietät mit gelber Scheibe von coronarium, ist in Italien und Griechenland weitverbreitet und völlig wild, ebenso findet man halbgefüllte. Auch von dem groß- blumigen Myconis gibt es in Hellas eine weißblühende Varietät discolor mit gelber Scheibe, deren Kultur als Sommerblume in Deutschland wünschenswert sein würde. In Pompeji findet sich auf einem Altar irgendwo in einem Wohnhause ein Chrysanthemum gemalt, von dem man nicht recht weiß, ob es coronarium oder segetum darstellt. Die Köpfchen sind ganz ansehnlich auf langen Stengeln. Professor Comes hält es für segetum. Plinius ist nach demselben Autor der einzige Klassiker, welcher der Wucherblume Erwähnung tut. Er nennt sie Buphtalmos oder Chrysanthemon. Letzterer Name aber ist griechischen Ursprungs und bedeutet Goldblume. Ebenso ist Buphtalmos griechisch und bedeutet ungefähr Rindsauge. Wir kennen aber heute unter Buphthalmum eine Staudengattung, die zwar ebenfalls zu den Kompositen gehört, aber doch redit abweichend von Chrysanthemum erscheint. Weshalb versuchen wir nicht einmal coronarium als junges Gemüse? Recht bereitet, ist es wohlschmeckend und führt reich- lich natürliche blutreinigende Salze, die dem Menschen so not- wendig wie den Haustieren sind. Sprenger. Kurze Notizen aus der Umgegend von Kowel (Wolhynien). (Hierzu fünf Abbildungen, nach für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen und Zeichnungen des Verfassers.) Der Schnellzug von Brest-Litowsk bringt uns in 3 1^ Stunden nach Kowel, einem Hauptschnittpunkt der Bahnlinien Brest- Lusk und Cholm-Maniewiecze. Kowel ist eine Stadt mit 8 — 10000 Einwohnern. Schon während der Fahrt bemerkt man, vorausgesetzt, daß man sich für die Natur interessiert, endloses Sumpfgebiet. Nur an einer hügeligen Stelle be- gegnet man einem größerem Bestand von Birken-, Erlen- und Kiefernwaldungen, welche sich in der Nähe von Myslina befinden. Von Kowel selbst ist nicht viel zu sagen und zu berichten. Es ist wie sämtliche kleinere Städte in Polen angelegt. An der langausgestreckten Hauptstraße, welche von Brest kommt und nach Lusk führt, biegen noch einige kleinere Neben- straßen nach links und rechts ab. Bevölkert ist das Städtchen zum größten Teil von Juden, etwas Polen und Kleinrussen. An schöneren Steinbauten treten hervor: der Bahnhof, Post, Bank, Schulen und einige Kirchen. Nicht unerwähnt möchte ich ein 10 m hohes, obeliskartiges Denkmal ohne jegliche Inschrift aus dem Napoleonischen Kriege lassen. Im übrigen gibt es nur die kleinen einstöckigen Holzhäuser mit Stroh oder Eisenblech bedeckt. Das Klima ist nach Aussage der Einwohner gelind. Die Winter sind nicht sehr hart und selten liegt der Schnee stärker als fußhoch. Beweis dafür geben die Kartoffeln, Möhren, Roterüben und Zwiebeln, welche man jetzt (April) beim Umgraben findet; sie sind noch so gut wie im Herbst, haben nichts an Ge- schmack und Farbe eingebüßt. Die Hauptbeschäf- tigung in dieser Gegend ist Viehzucht. Das Rind- vieh ist durchweg klein, eine eigenartige Rasse. Auffallend sind die Schweine durch ihre schwarzen Borsten und zugespitzten Köpfe, ähnlich den Wild- schweinen. Unentbehrlich für den Bauer sind in diesem unwegsamen Lande die kleinen, munteren Pferde, besonders was Genügsamkeit und Ausdauer anbelangt. Zu etwas anderem, als zur Viehzucht ist die Sumpfgegend auch nicht auszunützen. Interessante Bilder bietet jetzt im Monat April die Landschaft : Wasserfläche an Wasserfläche, woraus unzählige Grasbüschel , kleine Weiden und Birken herausstehen. Dazwischen liegen Erderhöhungen wie kleine Inseln mit sehr spärlichen kleinen Kiefern. Die Wege, selbst gute Landwege, lassen viel zu wünschen übrig, trotz fleißiger Ausbesserung. Um nicht stecken zu bleiben, darf man nur Hauptwege wählen, welche erhöht liegen und zum Teil gepflastert sind, denn oft passiert es einem selbst im erhöhten Gelände, wenn man eine Ecke abschneiden will, so tief einzusinken, daß man gezwungen ist, umzukehren. Obstgärten mit daran anschließenden Gemüsegärten findet man bei jedem Bauernhause, sogar nach russischen Verhält- nissen gut und mit Verständnis gepflegt. Man muß sich wundern, daß gute Erträge fast ohne jegliche Düngung er- zielt werden. Als wir im Oktober vergangenen Jahres in diese Gegend kamen, begegneten wir Feldern mit Tomaten, Kürbissen, Melonen, Gurken und Bohnen; Wirsing und Kraut sah man weniger. Die Bearbeitung der Felder geschieht nicht wie in Deutschland, indem man sich nach dem Gelände I XX, 21 Die GartouwelL 247 Storchnest mit Störchen und Saatkrähen auf den umgebenden Aesten. Aufgen. am 10. April d. J. in Kowel. ihr Unwesen. Beim Baumfällen, besonders von hohlen Bäumen, sieht man öfters die schön braunrot gefärbte Haselmaus herausspringen, mitunter auch Schleier- und Sperlingseule davonfliegen. Geht man in der Mittagszeit über die Felder, so kommt es vor, daß man einem kleinen, hamster- ähnlichen, gelblichbraunen Tierchen begegnet, welches ab und zu vor einem her Männchen macht ; es ist dies der Ziesel. Die Vogelwelt ist stark vertreten. Zu nennen ist die Beutelmeise, welche aus dichtem Filzgewebe beuteiförmige Nester baut, die jetzt sehr gut in den blätterlosen Weidenbüschen zu sehen sind. Man sieht auch das Nest der scheuen Rohrdrossel. Auf Wiesen trifft man die gelbe Viehstelze, den Kiebitz, die Rohrtromrael und die Steppenhühner. In der Nähe der Straßen bemerkt man den schwarzstirnigsn Würger und die prachtvolle, lasurblaue, auf dem Rücken braunrot gefärbte Mandel- krähe, welche in kleinen Trupps von Baum zu Baum fliegt. Außer dem gemeinen Storch bekommt man in den Wäldern, auf großen Bäumen zu mehreren Paaren zusammensitzend, den kleineren Schwarz- storch mit glänzend schwarzem Rücken zu sehen. Auf den Seen sieht man den Haubentaucher, gekennzeichnet durch Halskragen und silberweiße Brust, vereint mit Wildenten, Wasser- und Teichhühnern, die Wasserfläche nach Futter abstreifend. Dann sind nicht zu vergessen die Ohrerlerche und der Kolkrabe, welcher bedeutend größer als die Saatkrähe ist und sich nicht in der Nähe der Wohnungen aufhält. H. Nessel, zzt. im Felde. Zeit- und Streitfragen. Kann der Gärtner von heute unser Lieferant für morgen werden ? (Für die Blütner, von einem Blütner.) Es wäre uuverzeihbar unklug von uns Blütnern, ließen wir die Erscheinungen dieses welterschütternden Krieges vorübergehen, ohne daraus wichtige Folgerungen für unseren Beruf zu richtet, glatt und brettartig anlegt, sondern wellenförmig, und zwar so, ziehen; zumal jene Zustände, wie sie vor dem das alle anderthalb Meter eine Furche oder ein Graben gezogen Kriege waren, in gewesener Form kaum wieder wird. In der Mitte liegt das Land hoch, nach dem Graben zu ab- gerundet. Es werden in den meisten Fällen Bohnen zur Randeinfassung gelegt, dazwischen pflanzt man Gurken, Salat und Melonen. Dies macht man nur in der Nähe der Wohnungen, denn in weiter Ent- fernung ist man des Ertrages nicht sicher. Als Landfrucht wird außer den Getreidearten ganz besonders viel Buchweizen angebaut; er ist wohl die Hauptnahrung der Russen. Abwechselnd sieht man Kartoffel-, Mais-, Linsen-, Lein-, Hanf-, Mohn- und Hirsefelder. Im Reiche der Flora gibt es schöne Sachen von Sumpf- und Moorpflanzen ; besonders reichlich vertreten ist Lycopodium clavatum. Zurzeit ist noch nicht viel zu sehen; es blühen an geschützten Orten Huflattig, Leberblümchen, Anemonen, Seidelbast, Veilchen, Wind- röschen und ganz vereinzelt auch die Sumpfdotterblume. Was dem Fremden auffällt, sind die großen, lärmenden Kolonien der Dohlen, Nebel- und Saatkrähen. Direkt über den menschlichen Wohnungen legen sie ihre Brutstätten auf hohen Bäumen an, welche den land- schaftlichen Charakter der Gegend beeinflussen. Dazwischen sieht man ab und zu ein Storchnest; wenn man solches genau betrachtet, so bemerkt man, daß sich an den Seiten und unter dem Neste noch andere kleine Vogelarten einnisten, wie der Feld- und Haussperling. Nebenbei sei noch bemerkt, daß von den Aesten der Bäume noch kleine und große Mistelbüsche herabhängen. Nennen will ich noch einige Tiere, welche in Deutschland sehr wenig oder gar nicht mehr vorkommen, will auch nur solche anführen, welche in der Gegend von Kowel an- zutreffen sind. So wurde am 8. März d. J. ein prachtvoller, starker Luchs erlegt ; derselbe hatte die Größe eines starken Fuchses, wenn er nicht noch größer war; er wog 45 Pfund. (Abb. S. 246.) Dann treibt die Wildkatze in den sumpfigen, großen Wäldern ungehindert Schwarzstorchnest mit Schwarzstorchpaar im Sumpfwald Myshina. 248 Die Garteuwelt. XX, 21 Storchnest in der Cholmer Straße in Kowel, verlassen, weil das Weibchen durch Bubenhand abgeschossen wurde. eintreten werden, deut- licher ausgedrückt, nicht wieder eintreten dürfen. Oder kann ein ge- schäftlich denken- der und ästh et i seh empfindender Blüt- ner Zeiten herbei- sehnen, wo kostbarer Werkstoff der Blu- menbinderei selbst im Winter „auf der Straße lag"? Möge es im Interesse mancher Fachzeitungen liegen, daß die Anzeigen- seiten mit Anzeigen aus- ländischer Blumenange- bote gefüllt sind, unsere Interessen dürfen es n icht sein. Andererseitshaben wir die moralische Pflicht, unsere Berufsbrüder, die deutschen Gärtner, auch in Jahreszeiten zu unterstützen, in denen keine Ueberproduktion an Blumen besteht. Der verflossene Winter hat uns — mit all seinen erschwerenden Erscheinungen des Krieges — den Beweis erbracht, daß all die Befürchtungen von Blumennot usw. fast unbegründet waren, abgesehen im Uebergangsstadium von der Auslandblume zur Inlandblume. Ich möchte sogar das Gegenteil behaupten, nämlich, daß bei Berücksichtigung der Zeitumstände die Leistungen der deutsdien Gärtner recht beachtenswerte waren, und zwar bei allen gärtnerischen Gruppen. Hier und da liest man es wohl anders, was vereinzelt zutreffen mag, doch sollen und dürfen Aus- nahmen nicht zur Richtschnur her- angezogen werden. Aus dieser Anschauung heraus erscheint es angebracht, zu betonen, daß wir unseren Lieferan- ten von heute zum Liefe- ranten von morgen machen, oder richtiger, ihn dazu veranlassen müssen. Das Wie und Warum soll hier näher erörtert werden. Wie wir unsere deutschen Gärtner auch zur Winterzeit zu unseren Lieferanten gewinnen? In- dem wir dieselben durch treue Kundschaft fesseln, sie ferner ver- anlassen, in ihren Kulturen neue Blumengattungen aufzuneh- men und ihnen durch regelmäßige Abnahme eine gewisse Garantie dafür geben, daß sie ihre Ware nicht umsonst gezüchtet, ihre Kul- turen nicht vergeblich vergrößert haben. Daß wir uns dazu den modernen, mittleren Gärtnereibesitzer aus- suchen, findet seine Be- gründung darin, daß er sich williger unseren Wün- schen erschließt. Der kleine Gärtnereibesitzer (Fachbegriff „Krauterei") kann es nicht und der große braucht es nicht. Ich könnte eine reiche Fülle von Briefen wieder- geben, welche die oben aufgestellten Behaup- tungen erhärten, indessen will ich nur einen wört- lich veröffentlichen , dessen Inhalt erkennen läßt, daß der Schreiber die jetzige Lage fachlich und ge- schäftlich richtig erkennt, daß er die Dinge nicht erst an sich herankommen läßt, sondern — was das Wichtigste und Interessanteste ist — den Ereignissen entgegengeht. Der Brief lautet : . . ., den 1. Februar 1916. ,Ich danke bestens für Ihre Barüberweisung. Gleich- zeitig nehme ich Gelegenheit, Sie um einiges zu fragen. Meine Maiblumen sind bald vergriffen ; ich würde noch einige Tausend Keime kaufen, wenn ich wüßte, ob und wieviel Maiblumen Sie noch abnehmen würden. Adiantum habe ich heute zur Probe einige Bund mitgeschickt. Vor- läufig kann ich noch liefern: Cyclamenblumen, Maiblumen, Flieder, Primelblumen, Hyazinthen und ab und zu einige Orchideen. Rosen habe ich in etwa 4 bis 5 Wochen. Haben Sie auch im Sommer Schnittblumen nötig, oder decken Sie Ihren Bedarf dort? Wenn Sie Wünsche haben, was ich an besonderen Sommerblumen anpflanzen soll, so bitte ich um Nachricht, da ich den Samen jetzt einkaufen müßte. Für nächsten Winter werde ich mich besser einrichten. Ihre gefl. Antwort usw." Beim Lesen dieses Briefes wird der Wunsch unwillkürlich in einem wach: möge es recht viele solcher Gärtnereibesitzer in Deutschland geben, dann braucht uns Blütnern vor der Zukunft, d. h. um brauch- baren und reichlichen Werkstoff nicht bange zu sein. Soll also unser Lieferant von heute auch unser Lieferant für morgen werden, so ist ein Hand- in-Handgehen das einzig richtige und sicherste. Es führt auch am Sumpflandschaft an der Brester Straße in Kowel. XX, 21 Die G a r t <• 11 w e 1 1. 249 ^ v^ •^ V -l- -• - ^■• ^ ^ »T ^ ', V /> w ,l> ' k •i » ♦ i- > / ^ % *■ - ^it < ' ->* .,-^^ \ ;| ; \- ,• ' » ■ 4 1 i fc' i ■ ;' / ^ 1/ ;: \ l , ^.^^ /i rf dX' \f '^ T\i ,\-\ l' \ , , 1 ^Mk s^ 'fl Jpv B^Hfaoi >riil"^ ^p'/' ' ,, -"^ 1 ' j ^ffifiC^ -^ ■ . / . Saatkrähenkolonie in der Cholmer Straße in Kowel. dem gespannten Verhältnis zu unseren deut- schen Lieferanten muß eine „Wahlverwandt- schaft" und aus dem Lieferant von heute muß der Lieferant für morgen werden. Aber dem Auslande gegenüber müssen wir nach dem Kriege eine takt- volle, stolze Zurückhaltung an den Tag legen, jene Zurück- haltung, die es verdient. W. D. ehesten zum Ziele, zum mindesten eher, denn über den Umweg durcii Fach- und Tageszeitungen (leider sind ja beide Gattungen schon als Hilfs- und Kampf- mittel in dieser Zeit, zum Schaden beider Berufs- gruppen, benutzt). So nur kommen wir dahin, weniger vom Auslande abhängig zu sein und weniger in die Gefahr zu geraten, daß kost- barer Werkstoff unseres Be- rufes im Winter auf der Straße der Großstadt ge- handelt wird, womit weder unserem Geschäftsgang, noch dem Durchdrücken einer guten, deutschenGeschmacks- und Stilrichtung gedient sein kann. Jetzt, wo die Saat für eine neue Zeit gelegt ist, dürfen auch wir den Augen- blick nicht versäumen, unsere Kräfte einzusetzen für ein Ereignis, das Erlebnis werden will und werden muß. Aus der Blumennot muß eine neue Blumenge- sch ma d< sr i ch tung, aus Morgenstimmung der Sumpflandschaft an der Cholmer Straße in Kowel. Unsere Gärtnerinnen nach dem Kriege. In letzter Zeit sind aus den Reihen der besten Mitarbeiter- der „Gartenwelt", des Herausgebers und der Kollegen Krauß, Janson und von anderen Berufsgenossen, deren Urteil in Fachkreisen etwas gilt, so viele sachliche Erörterungen in die Oeffentlichkeit gelangt, daß es sich eigentlich erübrigte, die Gärtnerinnenfrage noch weiter zu zergliedern. Aber es hat mich gewundert, daß aus den Reihen der Gärtnerinnen selbst an dieser Stelle bisher nicht wenigstens eine einzige Stellung- nahme erfolgt ist, denn es dürfte dodi bei allen Lesern der „Gartenwelt" wohl als bekannt vorausgesetzt werden, daß die Schriftleitung unter dem Abschnitt „Zeit- und Streit- fragen" auch der anderen Partei gern Raum zur Erwide- rung gibt. Auch meine persönlichen Erfahrungen geben im allgemeinen den Anschauungen der obengenannten Herren recht, soweit sie die Vergangenheit bis zur Gegenwart betreffen. Ich muß sagen: leider! Denn ich war nach Kräften bemüht, durch viel Nachsicht und Geduld zu einem günstigen Allgemein- urteil zu kommen. Zum erstenmale kam ich vor zwölf Jahren während meiner Studienzeit in Geisenheim mit „werdenden" Gärtnerinnen in Berührung, oder besser gesagt, wir bekamen die „Damen" zu Gesicht. Unter der bekannten liebenswürdigen Führung unserer Lehrer wurde den Marienfelder Schülerinnen die Kgl. Lehranstalt gezeigt. Wir waren damals alle sprachlos über das Benehmen der meist nasenzwickerbewehrten Damen im Alter von 17 bis zu dem Alter, welches man das „reife" nennt. Die einfachsten Höflichkeitsformen wurden uns gegen- über für überflüssig gehalten, trotzdem wir als damalige „ältere Eleven" durchaus ein würdiges und unserm Alter — wir waren alle schon großjährig — entsprechendes Benehmen bewahrten. Eine dieser „höheren Töchter" war so unver- schämt, ohne ein Wort zu sagen hinter meinen Zeichentisch zu treten und meinen Gartenentwurf so anzustieren, wie es schlecht erzogene Menschen in den Bildergalerien den jungen Kopisten gegenüber zu tun pflegen. Ich machte ihr zuerst belustigt etwas Platz, um sie dann, als sie mir dennoch immer mehr auf den Pelz rückte, mit einem kräftigen „baah!" aus meiner Nähe zu scheuchen, ohne aber damit ihre gänzliche Ent- fernung zu bewirken. In meinen Ferien machte ich einen Gegenbesuch in Marien- felde. Nachdem ich meine Karte abgegeben hatte und mir durch Vermittlung einer kleinen „Gartennovize" die Erlaubnis erteilt war, die Lehranstalt zu besichtigen, wurden mir von dieser Schülerin geschwinde einige Türen von Lehr- und auch Leersälen aufgeklinkt und mir bedeutet, daß ich hätte früher kommen müssen, da der praktische Unterricht, der ja das „interessanteste" wäre, für heute sdion beendet sei. Meine 260 Die Gartenwelt. XX, 21 Entgegnung, daß mich besonders die Einrichtungen und Lehr- mittel interessierten , da mir die praktische Arbeit nichts Neues sei, weil ja auf größeren Rittergütern in den Gärtnereien überall junge Mädchen als Arbeiterinnen beschäftigt würden, fertigte die Kleine mit der Antwort ab : „Das ist doch wohl etwas ganz anderes" . Sie zeigte mir dann flugs, wo der damalige Obergärtner, Herr Cornelius, wohnte, unter dessen Führung ich darauf endlich die gärtnerischen Anlagen eingehend be- sichtigen durfte. Einige Jahre später zog die Schar der Marienfelderinnen dann noch einmal in den städtischen Berliner Gewächshäusern an mir vorbei ; zur alljährlichen besonderen Freude des seligen „Papa Kluge", dem es gar nicht darauf ankam, die Un- wissenheit in den Pflanzenkenntnissen der jungen Damen noch dadurch zu steigern, daß er bei den Pflanzenauskünften mal in das Gebiet der Fauna übergriff. So bezeichnete er z. B. den gewiß nicht seltenen Pandanus mit Hippopotamus (Rhino- zeros), ohne Widerspruch zu erregen. Erst der Krieg brachte, wie manchen anderen Betriebs- leiter, auch mich notgedrungen auf die Gärtnerinnen zurück, da ich gezwungen war, durch das Fehlen männlicher Arbeits- kräfte in dem Bezirk des Industriegebiets, der am allerstärksten durch Fabriken für Kriegsmaterial ausgezeichnet ist, mich junger, schulentlassener Mädchen zu bedienen. Für diese Hilfskräfte müßte doch die gelernte Gärtnerin die beste Vorgesetzte sein, dachte ich mir. Meine Anfragen an die Anstaltsleiterinnen nach geeigneten Bewerberinnen für vier verschiedene Arbeitsbezirke meines großen Betriebes und an Stellenvermittlungen der mir be- kannten Gartenbauschulen für Frauen, hatten zunächst den Erfolg, daß es „furchtbar" schwierig sei, Gärtnerinnen vor- zuschlagen , da „entsetzlich" viel offene Stellen gemeldet seien, denen „keine einzige" Bewerberin gegenüber gestellt werden könne, weil sich jetzt im Kriege alle „Ehemaligen" in festen, gutbezahlten Stellungen befänden usw. Dann erhielt ich eine Bewerbung, deren Sätze im Tele- grammstil abgefaßt waren ; sie schloß unter Beiseitelassen jeglicher Höflichkeitsformel. Bewerberin machte u. a. vier- wöchentlichen Urlaub zur Bedingung. Auf meine Mitteilung, daß an jedem dritten Sonntag Dienst geleistet werden müßte, erkühnte sich die keineswegs mehr im kindlichen Alter stehende Dame die Gegenbedingung zu stellen : Und dafür einen freien Tag in der Woche ! Der Antritt könnte erst in acht Wochen erfolgen, meinte sie weiter, denn übermorgen wolle sie zur Erholung in einen Luftkurort reisen. (!) Was ferner von dieser würdigen Vertreterin des Gärtnerinnen- berufs in den Verhandlungen geleistet wurde, kann ich nur in vertrautem Kreise mitteilen, denn ich möchte die ganz unglaubliche Arroganz der Einzelnen nicht auf die Gärtnerinnen im allgemeinen angewendet wissen, weil ich auch sehr gut erzogene, bescheidene Damen als Gärtnerinnen beschäftigt habe. Auf diese letzteren erstrecken sich meine persönlichen Erfahrungen. Beide waren „höhere Töchter", aber nicht im vorgenannten Sinne der modernen Frauenbewegung, sondern wohlerzogene Damen, leider keine Gärtnerinnen. Sie waren erst in dem Alter auf eine Gartenbauschule gegangen, in welchem glücklichere Töchter Evas schon längst im Hafen der Ehe landen konnten. Beide waren nach dem Schulbesuch in einer angesehenen Gärtnerei als Volontärinnen beschäftigt gewesen, beide waren wirklich bemüht, den an sie gestellten Anforderungen einer Gärtnergehilfin zu entsprechen, aber beide vermochten es nicht, bescheidenen Ansprüchen gerecht zu werden, trotz größtmöglicher Rücksichtnahme und ganz allmäh- licher Verschärfung der Ansprüche meinerseits. Beide befridigten nicht, weder in der einfachen gärtnerischen Handfertigkeit, noch in der Arbeitsleistung, die nun einmal vom Vorhandensein physischer Kräfte abhängig ist. Aber auch im gärtnerischen Wissen haperte es ganz bedenklich in den elementaren Begriffen und in der Pflanzenkunde. Bei ihrer Verabschiedung bin ich auf Grund ganz offen- herziger Aussprache aber zu der Ueberzeugung gekommen, daß bei der ganzen Gärtnerinnenfrage viel weniger der einzelnen Persönlichkeit die Verantwortung für fehlgeschlagene Hoffnungen zuzuschreiben ist, als vielmehr dem ganzen System der Ausbildung. Zu diesem Schlüsse berechtigen mich vor allem die Er- fahrungen, die ich seit einem Jahre mit meinen etwa dreißig Gärtnereiarbeiterinnen gemacht habe. Von vornherein möchte ich meinen Standpunkt zur Gärtnerin dahin kennzeichnen, daß ich überhaupt die Gärtnerin der höheren Stände für entbehrlich halte, solange wir uns noch unseres bestehenden Rechtsstaates erfreuen dürfen und uns nicht im Zukunftsstaat der Frauenrechtlerinnen befinden. Für überflüssig und direkt schädlich halte ich aber die „höheren Töchtergärtnerinnen" mit den krausen Gedankengängen des Fräulein Dorothee Jaenisdi. Unser Beruf erfordert natürliche Begabung, zähe Aus- dauer, starke Geistes- und Körperkräfte, eine mindestens zehn- jährige Ausbildungszeit — ohne angenehme Ferien während der Hauptjahreszeit gerechnet — und vor allem den sittlichen | Ernst, der am besten durch das Ringen ums tägliche Brot "' erworben wird. Wer das alles besitzt, darf noch lange nicht von „sittlicher Weltbildung", „selbstschöpferischem Wirken", „sozialer Tätigkeit" faseln. Nein, nach solcher Vorbereitung fangen wir gebildeten Gärtner erst an, uns überhaupt als Berufsgenossen zu betrachten, die befähigt sind, kleineren Aufgaben gerecht zu werden und, allmählich fortschreitend, die Früchte ihrer harten Ausbildungszeit ernten und nun selbst Erfahrungen sammeln können, die uns befähigen, uns immer größeren Aufgaben zuzuwenden. Wir werden auch nach dem großen Kriege genügend Kräfte besitzen, die „selbstschöpferisch" wirken können, ohne auf die weibliche Mithilfe in unserem Berufe rechnen zu müssen. Sollte es denn so ganz unbekannt sein, daß in unserem Beruf gerade nur die tüchtigsten, die nebenbei noch so- genanntes Glück haben, das gesteckte Ziel erreichen und daß nicht wenige und nicht die schlechtesten Köpfe zu einem andern Beruf übergehen, um in den meisten Fällen dort sehr bald eine gesicherte Lebensstellung erringen? Wir werden nach dem Kriege, wenn unsere Ausfuhr- industrie zu neuem Leben erwacht und der deutsche Kauf- mann die ihm auferlegten Fesseln abgestreift hat, nicht ge- nügend werktätige Hände haben, und zwar werden uns alle fleißigen Männerhände jener fehlen, die auf ferner Walstatt geblieben. Naturgemäß werden darunter die Landwirtschaft und Gärtnerei am meisten leiden, weil die Industrie alles aufbieten wird, um durch höhere Löhne, als die genannten Zweige sie zahlen können, die Arbeitskräfte heranzuziehen, die ihr fehlen. Die fehlenden männlichen Fäuste müssen durch möglichst unzarte Frauenhände ohne Handschuhe er- setzt werden. Daß sie durch solche recht gut ersetzt werden m können, haben meine Arbeiterinnen bereits bewiesen. ■ XX, 21 Die Gartenwelt. 251 Aber auch Intelligenz habe ich bei einer größeren Zahl entdeckt. Nachdem nun eine einjährige Lehrzeit vorüber ist, haben sich die Mädchen gut eingearbeitet, haben sich körperlich fast ausnahmslos gut entwickelt und haben, da die untauglichen schon ausgeschieden wurden, ausnahmslos Lust und Liebe zu ihrer Arbeit. Ich muß bemerken, daß ich solche Töchter unserer Werksangehörigen bevorzugt habe, deren Eltern die schulentlassenen Kinder grundsätzlich nicht in die Fabriken schicken wollen, auch Töchter von Aufsehern und Meistern. Die drei anstelligsten Mädchen sind bereits zu Gärtner- lehrlingen erhoben worden, wodurch ihnen die Aussicht er- öffnet wird, nach Erreichung des 18. Lebensjahres, je nach Leistung , ebensoviel wie gleichaltrige männliche Gärtner- gehilfen zu verdienen. Außerdem bilde ich noch einen weib- lichen Gärtnerlehrling aus, der ebenfalls zu den besten Hoff- nungen berechtigt, trotzdem „sie" eine höhere Töchterschule besucht hat. Die vorzüglichen Leistungen der jungen Stettiner Praktikerin, von welcher in Nr. 14 der „Gartenwelt" die Rede war, habe ich zwar bei allen vieren noch nicht feststellen können, aber schließlich kann das auch an mir selbst liegen. Ohne nämlich den Ruhm der 16jährigen „Leiterin" schmälern zu wollen, behaupte ich, daß die „Ober"leitung des Herrn Kollegen Hannig auch nicht zu unterschätzen sein wird. „Meine" höhere Tochter aus dem Mittelstande fängt also ihre Laufbahn am anderen Ende an. Sie wird nach drei- jähriger Lehrzeit , während welcher sie genau so wie die Arbeiterinnen bei der Arbeit gehalten und auch entlohnt wird, nicht eine Frauengartenbauschule, sondern eine staat- liche Lehranstalt besuchen, wenn sie bis dahin nicht geheiratet „ist", wie man hierzulande sagt. Der Fehler der Gärtnerinnenausbildung liegt also, wie früher gesagt, nicht bei den Personen selbst, sondern im System. Sämtliche Gartenbauschulen für Frauen werden von Frauen geleitet. Es kann doch aber nicht Ziel der Anstalten sein, den Beruf für die Frau passend umzubilden, sondern die Frau für den Beruf auszubilden. Aus diesem Grunde allein kann dann von einer gründlichen Ausbildung keine Rede sein, wenn alle möglichen Rücksichten genommen wer- den müssen. Die praktische Ausbildung hat daher meines Erachtens vorher in gewerblichen Gärtnereien zu erfolgen, die von Männern geleitet werden. Dadurch würden schon eine ganz erhebliche Zahl untauglicher Elemente entweder fernbleiben oder aber rechtzeitig ausgeschieden. Die wissen- schaftliche Ausbildung ist auf die Fächer zu beschränken, die mit der allgemeinen Pflanzenlehre und der gärtnerischen Betriebslehre in engster Verbindung stehen. Da wir die höheren Gartenbaudamen nicht gebrauchen, sondern nach den gemachten Erfahrungen sogar gern entbehren können, ist ein einjähriger Lehrgang für Frauenschulen vollkommen aus- reichend, als Vorbildung der erfolgreiche Besuch einer groß- städtischen Volksschule oder einer Mittelschule. Als Mindest- alter für den Gartenbauschulbesuch wäre das 17. Lebensjahr, als Höchstalter das 24. Lebensjahr angebracht. Schülerinnen mit guten Fachkenntnissen und abgeschlossener Töchterschulbildung , die eine höhere fachliche Ausbildung erstreben, sollten in das dritte Semester einer der drei staat- lichen Lehranstalten aufgenommen werden können. Die be- stehenden und anerkannt guten Frauengartenbauschulen sollten zur Erschließung für die Töchter des Mittelstandes, um eine Verbilligung des viel zu teuren Studiums zu erreichen, staat- lich unterstützt und auch reichlich mit Stipendien ausgestattet werden. Es dürfen dem weiblichen Gärtnerstande nur körperlich kräftig entwickelte und geistig rege junge Mädchen zugeführt werden. Ferner ist noch anzustreben, vor dem Eintritt in die Lehre die Lehrlingskandidatin als Aufsatz die Frage beant- worten zu lassen : „Wie denken Sie über das flammende Kätchen?"*) Sollte eine so ausgebildete Gärtnerin vorzeitig dem Be- rufe untreu werden, um dem Manne ihrer Wahl zu folgen, so wird weder der Beruf noch der Mann betrogen sein, denn es ist anzunehmen, daß die Töchter des Mittelstandes, die aus Lust und Liebe Gärtnerinnen geworden sind, auch um ihr Brot selbst verdienen zu können, einen Gärtner als Lebensgefährten bevorzugen. Sie würden dann nicht „aus ihrem Kreise heraus", sondern „in" ihrem engsten Kreise solange selbstschöpferisch wirken können, als „Jugendkräfte im Ueberfluß" vorhanden sind. Später würden sie in der Lage sein, sich mit dem Ehegatten, nachdem die Kinder das Geschäft übernommen haben, „in geordnete Verhältnisse zurückzuziehen". Das ist „der warme Hafen", der sicherste Port, der zu einer kündigungslos angestellten Hausgenossin führt, der der Tochter aus dem Mittelstande, dank ihrer gleichartigen Er- ziehung und Gesinnung, mit dem erwerbenden Gärtner weit eher offen steht, als der durch Vorurteile und falsche Er- ziehung „ver"bildeten höheren Tochtergärtnerin. Meinte Dorothee J. denn nicht ganz dasselbe? Hartnauer, Gartenbauinspektor, Leverkusen a. Rh. Verkehrswesen. lieber die Geltungsdauer der Kriegsausnahmetarife. (Nachdruck verboten.) Auf dem Gebiete des Tarifwesens ist während des Krieges seitens der Eisenbahnverwaltung vieles geschehen, was Anerkennung verdient. Es sind zahlreiche Ausnahmetarife für Zwecke der Volks- ernährung, für industrielle Zwecke und auch für die Ausfuhr ein- gerichtet worden, welche zum erheblichen Teil sehr segensreich gewirkt haben. Wenn dieselben durchweg nur für die Dauer des Krieges Gültigkeit haben, so muß damit gerechnet werden, daß sie zur gegebenen Zeit wieder aufgehoben werden. Für diesen Fall erscheint es aber notwendig, eine angemessene Uebergangs- zeit vorzusehen, damit nicht unerwartet eine erhebliche Verteuerung der Transportkosten für getätigte Abschlüsse eintreten kann. Auf mehrfache Anfragen bezüglich einer solchen Uebergangszeit hat nun der Eisenbahnminister erklärt, daß für die Aufhebung der Kriegsausnahmetarife, die sich zum größten Teil als außerordentlich nützlich erwiesen haben, eine angemessene Uebergangsfrist ein- geräumt werden würde. Die Frage indes , ob es wirtschaftlich richtig sei, sämtliche Ausnahmetarife aufrecht zu erhalten, unter- liege zurzeit einer Prüfung, weil für diese Frage nicht fiskalische Erwägungen, sondern nur große wirtschaftliche Gesichtspunkte maßgebend seien. Im allgemeinen könne aber angesichts der größeren Belastung von Reich und Staat von einer späteren Ver- billigung der Tarife nicht die Rede sein, wenn auch die preußischen Staatseisenbahnen ebensowohl wie vor dem Kriege auch dann, den gegebenen Bedürfnissen folgend, mit Ausnahmetarifen eingreifen würden. Die Hoffnung auf eine Verbilligung der Frachtsätze nach dem Kriege oder auf Aufrechterhaltung aller verbilligten Frachtsätze dürfte deshalb wohl als eine trügerische anzusehen sein. Nach dem Stande vom April dieses Jahres bestehen zurzeit unter Aufhebung aller früheren Angaben und Verzeichnisse u. a. folgende aus An- laß des Krieges eingeführte Ausnahmetarife für: Ackerbohnen, Beförderung eilgutmäßig ; von Getreide und Hülsenfrüchten als *) Die Heldin des gleichnamigen Gärtnerromans von Paul Oskar Höcker. 2ö2 Die Gartenwelt. XX. 21 Saatgut, ebenso von einzelnen Samenarten ; Blumenkohl ; Bohnenstroh ; Erbsen nach Ostpreußen ; Erbsenstroh ; Feldfrüchte, frische, der Spezialtarife I, 11 und 111; Feldsämereien, eilg-utmäßige Beförderung; Gartenfrüchte, frische, der Spezialtarife I, II und III ; Gemenge von Hülsenfrüchten (ohne Getreide); Gemüse aller Art, auch gedörrt, nach Ostpreußen, Gemüsesamen, eilgutmäßige Beförderung; Ge- müsewaren, frische (nur im Binnenverkehr der Sächsischen Staats- eisenbahnen); Grassamen, eilgutmäßige Beförderung; Hopfenranken; Hülsenfrüchte als Saatgut, eilgutmäßige Beförderung; Johannisbrot (Karoben), auch zerkleinert ; Kastanien aller Art, auch getrocknet, geschält oder gemahlen zu Futterzwecken ; Nüsse zur Oelbereitung; Obst, faules ; Obst, frisches (nur im Verkehr der süddeutschen Bahnen untereinander); Obstkerne zur Oelbereitung; Obstreste, Obsttrester ; Sonnenblumenkerne, eilgutmäßige Beförderung; Speise- bohnen nach Ostpreußen ; Zuckerhirse. Badermann, Berlin-Steglitz. Aus den Vereinen. Preußischer Beamtenverein zu Hannover, Lebensversicherungs- verein auf Gegenseitigkeit. Protektor : Se. Majestät der Kaiser. Geschäftsausweis Ende März 1916. Versichertes Kapital : Lebensversicherung 72 167 Versicherungen über 414 901 100 M Kapitalversicherung 6 819 „ „ 16 445 640 „ Sterbegeldversicherung 15 323 „ 7 546 970 „ zusammen 97629 Versicherungen über 438893^710 M Versicherte Renten 3320, Versicherungen über 1 274 738 Mark jährliche Rente. Kapitalvermögen Ende Dezember 1915 rund 183 970 000 Mark. Einnahmen an Prämien und Zinsen im Jahre 1915 rund 23 930 000 Mark. Seit Bestehen des Vereins geleistete Zahlungen aus Versicherungsverträgen 140160 420 Mark. Seit Bestehen des Vereins sind den Versicherten aus den Ge- schäftsüberschüssen rund 51118 000 Mark an Jahresdividenden und Schlußdividenden überwiesen. Tagesgeschichte. Berlin. Der Großberliner Verem für Kleinwohnungswesen hat in der letzten Sitzung auf Beschluß des Verwaltungsrats, dem Vertreter der Regierung, Provinzen, Kommunen, öffentliche Geld- geber usw. angehören, durch seinen Vorstand, Staatssekretär a. D. Wirkl. Geh. Rat Dr. Dernburg eine Eingabe an den Magistrat Berlin gerichtet, in der zur Förderung des Kleinwohnungswesens vorgeschlagen wird, den bereits vor dem Kriege der Stadt Berlin eingemeindeten Teil der Jungfernheide in neuzeitlicher Weise für den Kleinhausbau aufzuschließen. Die erfolgte Eingemeindung der Jungfernheide in so großer Nähe von dicht bevölkerten und in- dustriellen Teilen Berlins biete vorzügliche Gelegenheit, dieses Gebiet für den Kleinhausbau zu verwerten, indem die Stadt das Gelände vom Staatsfiskus erwirbt und vielleicht auf dem Wege des Erbbaurechts abgibt. Der Kaufpreis dürfte sich nach der Art der Verwendung richten und daher niedrig sein, so daß zwar an den Verkehrsstraßen die dreigeschossige Bauweise durchgeführt, in den übrigen Baublöcken aber das kleine Haus in der Form von Ein- und Zweifamilienhäusern möglich werden könnte. Die Stimmung für den Flachbau lasse — wenn die Stadt einen ge- eigneten Plan aufstellt — es sehr möglich erscheinen, daß mit dem Staatsfiskus ein günstiger Kaufvertrag zustande kommt, so daß sogar trotz aller Rücksichtnahme auf Freiflächen volle Wirt- schaftlichkeit erzielt wird. Wenn die Stadt sich zur Abgabe des Landes im Erbbaurecht entschließen sollte, sicherte sie sich dadurch den gesamten Wertzuwachs für die Zukunft, ohne das Risiko einzugehen, das der Bau in eigener Regie bedeute. Zur Durch- führung der Finanzierung wolle die Landesversicherungsanstalt Berlin durch Bereitstellung von Mitteln nach Kräften sorgen und der Großberliner Verein für Kleinwohnungswesen wäre bereit, den Magistrat von Berlin bei der Durchführung des Planes zu unterstützen. Die Stadt würde durch diese Aufschließung bei dem großen Bedürfnis der werktätigen Bevölkerung Großberlins nach guten Wohnungen allgemein auf Sympathie stoßen und einen be- deutsamen Schritt zur Gesundung des Wohnungswesens Groß- berlins tun. Berlin-Tegel. Die wertvollen dendrologischen Anlagen auf der Insel Scharfenberg am Tegeler See, früher im Besitz des ver- storbenen Privatgelehrten Dr. Bolle, der auch die Pflanzungen ausführte, bleiben erhalten, so daß diese märkische Kulturstätte auch fernerhin unserer Forstwirtschaft von Nutzen sein kann. Die idyllisch gelegene Insel ist bekanntlich zum größten Teile in den Besitz der Stadt Berlin übergegangen, die das Gelände zum Aus- bau der Tegeler Wasserwerke gebrauchte. Die dadurch bedingte Neugestaltung wird nun in der Weise geschehen, daß unter Mit- wirkung der städtischen Parkverwaltung die ausgedehnten dendro- logischen Anlagen, die weit über die Grenzen der Mark hinaus bekannt sind und wissenschaftlichen Ruf genießen, geschützt und in ihren seltenen Beständen erhalten werden. Bad Gleisweiler i. d. Pfalz. Der vom hiesigen Gemeinderat gefaßte Entschluß, auf dem Gleisweiler Friedhof die heimatlichen Heldengräber zu einer in sich abgeschlossenen Anlage zu vereinen, hat jetzt zu einem Endergebnis geführt, indem der zurzeit im hiesigen Sanatorium weilende kriegsverwundete Gartenarchitekt Hans Gerlach, Darmstadt, unentgeltlich mehrere Vorschläge gemacht hat, von denen nun ein Entwurf zur Ausführung gelangt. Gerdauen. Hierselbst ist die Gründung einer Kleinsiedelungs- gesellschaft zur Schaffung von Heimstätten für Kriegsbeschädigte und Arbeiter erfolgt. Mitglieder dieser gemeinnützigen Gesell- schaft sind: der Kreis und die Stadt Gerdauen, die Ostpreußische Landesgesellschaft in Königsberg und Generaldirektor Lewy in Berlin, der ein namhaftes Kapital zur Förderung dieser Ansiedlung gezeichnet hat. Zweck der Gesellschaft ist: 1. Einrichtung, Ver- waltung und Vergebung von Wohn- und Wirtschaftsheimstätten für Kriegsbeschädigte, Kriegerwitwen, Kriegsteilnehmer, Hand- werker- und Arbeiterfamilien, 2. Förderung der Wohlfahrtspflege im Kreise Gerdauen. Die Verteilung von Dividenden an die Ge- sellschafter ist satzungsmäßig ausgeschlossen. Etwaige Ueberschüsse der Gesellschaft sollen zu Wohlfahrtszwecken und besonders zur Förderung der wirtschaftlichen Verhältnisse der Ansiedler ver- wendet werden. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Der Verband der Handelsgärfner Deutschlands gibt die Ver- leihung des Eisernen Kreuzes 1. Klasse an Feldwebel Max Scheffel, Hartmannsdorf bei Knauthain, die Verleihung des Eisernen Kreuzes 2. Klasse an Theodor Ott, Aachen, und die Verleihung des Braunschweigischen Kriegsverdienstkreuzes an Offiziersstellvertreter Wilh. Koch, Osnabrück, bekannt. Der Verband Deutscher Privatgärtner gibt die Verleihung des Eisernen Kreuzes an seine nachgenannten Mitglieder bekannt: Herrn. Büskens, Krefeld, Oskar Bruder, Karl Grefmann und Alois Huck, Baden-Baden. * * * Deistel, Johannes, Kaiserlicher Garteninspektor am Botanischen Garten in Viktoria (Kamerun), seit November 1914 in englischer Gefangenschaft, f am 20. März d. J. am Herzschlag. Neubert, Emil, Hamburg, Begründer der weitbekannten Garten- baufirma in Wandsbek, t am 7. Mai im 85. Lebensjahre. Der Verstorbene hatte sich schon vor Jahren vom Geschäft zurück- gezogen. Ein Bild des Verewigten und dessen Lebenslauf ver- öffentlichte die „Gartenwelt" zu dessen 70. Geburtstag in Nr. 27 des 6. Jahrganges. Schall, Heinrich, Oberinspektor und Betriebsvorstand der Kgl. Bayr. Hofgärten, wurde das König Ludwig-Kreuz für Heimat- verdienste während der Kriegszeit in ehrender und dankbarer Anerkennung verliehen. Westphal, Fritz, seit über 50 Jahren Gutsgärtner in Pronstorf (Schleswig-Holstein), f am 8. Mai. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max Hesdörffer. Verl. von Paul Parey. Druck: Anh. Bnohdr. Gutenberg e.G. m. b. H., Dessau ffii^itcntpdl Illustrierte Wochenschrift für den gesannten Gartenbau. Jahrgang XX. 2. Juni 1916. Nr. 22. Nadidrudc und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Gehölze. Berberis (Mahonia) Aquifolium und ihre Verwendungsmöglichkeiten. Von Fr. Roll. Als Anfang März einer meiner Kameraden zum Abschiede ins Feld mit einem frischen Strauße geschmückt heimkam, fiel mir von ferne ein Büschel gelber, nickender Blüten auf, die ich zuerst für Akazien oder Mimosen hielt, und ich wunderte mich, daß trotz des Krieges diese Südländer nach Konstanz gekommen seien. Beim Näherkommen sah ich dann aller- dings gleich, daß ich mich getäuscht hatte, daß es getriebene Mahonienzweige mit den durch das Treiben etwas lockerer gewordenen, hübschen Blütenrispen waren. Ich freute mich, daß dieser sonst zur Treiberei kaum beachtete Strauch durch die Zeit auch etwas zu Ehren gekommen war. Ich selbst habe die Mahonie schon immer zum Schnitt geschätzt, und im Februar und März, wo sie sich abgeschnitten leicht in jedem warmen Räume treiben läßt, hat sie mir manchmal wertvolle Dienste geleistet ; sie wurde mehr als die gelben Südländer geschätzt, die ich sonst ja auch nicht verachte. Ein Mahonienzweig, dicht be- setzt mit Blütenrispen, ist mit den grünen oder rotbraunen Blättern ja schon ein hübsches Schmuckstück für sich allein. Wenn die Blätter gar zu groß sind, können sie allerdings die Blütenwirkung beeinträch- tigen. Für Treiberei müssen darum solche Pflanzen aus- gesucht werden, die kein zu starkes Laubwerk haben ; der Unterschied in der Blattgröße ist ja bei den Mahonien manch- mal ziemlich erheblich. Viel- leicht auch geht man mit der Gartenwelt XX. Zeit, wenn die Mahonien nodi mehr in Gunst kommen, darauf aus, solche Sorten zu züchten, die neben noch größeren Blütenrispen eine kleine, gefällige Blattform haben und sich zum Treiben eignen. Die Zweige älterer Pflanzen, die in voller Sonne stehen und ihrer Blätter oft zur Binderei be- raubt wurden, setzen meist nur nodi kleinere Blätter, dafür aber um so zahlreichere Blütenknospen an. Solche Zweige eignen sich, von Ende Januar an abgeschnitten, vorzüglich zur Treiberei. Bis jetzt wurden die Mahonien in Gärtnereien fast nur zum Zwecke der Blättergewinnung für die Kranz- binderei gepflanzt; die Blüten blieben dann unbeachtet, da die Zweige bis zur Blütezeit meist ihrer Blätter beraubt Rosa hispida (Text Seite 254). Nach einer vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme 22 254 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 22 waren, deshalb unschön aussahen, und überdies sich erst entfalteten, wenn es schon andere Blumen gab, die höher in Gunst standen. Die Mode begünstigt nicht immer die gleichen Blumen, vielleicht begünstigt sie auch einmal die Mahonie. Auch gartenkünstlerisch dürften die Mahonien noch mehr verwendet werden, da sie sowohl in voller Sonne, als be- sonders auch im Schatten vorzüglich gedeihen, das ganze Jahr hindurch mit ihrem dunkelgrünen oder bei sonnigem Standorte rötlichbraunen Laube einen hübschen Anblick bieten, im Frühjahre durch ihre Blüten reizend wirken und im Herbste bis in den Winter hinein im Schmucke der Traubenrispen blauschwarzer Beeren stehen. Nicht nur als Einzelpflanzen oder in Gruppen für sich und mit andern Sträuchern lassen sie sich verwenden ; sie eignen sidi vor- züglich auch zur Bildung von Zierhecken, besonders im Schatten, wo andere Heckenpflanzungen nur schlecht fort- kommen würden. So sah ich sie in Baden-Baden in der Fürstenbergallee unter Ahornbäumen als hübsche, kleine Heckenreihe, die den Hauptweg säumte, und sie befanden sich trotz des dichten Schattens augenscheinlich wohl. So scharf in Linien wie andere Hecken lassen sie sich nun aller- dings gerade nicht schneiden. Das tut jedoch ihrer Schön- heit keinen Abbruch. Der Sommerschnitt muß an Mahonien unterbleiben. Zum Schlüsse muß ich den Strauß, den mein Kamerad zum Abschied auf der Brust trug , noch vervollständigen. Neben den Mahonienblüten waren es noch Wicken, früh- blühende Lathyrus odoratus, die auch in Konstanz getrieben waren. So arm sind wir denn doch nicht im Winter an Blumen, daß wir ganz auf den Süden angewiesen wären. Wir können vieles selber erzeugen und werden bei näherem Umsehen vielleicht noch manches bei uns finden, was uns so lieb und wert oder vielleicht noch lieber als die Massen- ware des Südens ist. Gegen die Schönheit unserer Treib- nelken kann ja der Süden jetzt schon nicht mehr aufkommen. Ribes niveum (Abb. Seite 255). Unter den zahlreichen, beinahe unbekannten Arten der reichhaltigen Gattung Ribes gibt es eine ganze Anzahl, die einen bedeutenden Zierwert besitzen und wert sind, eine größere Beachtung zu finden. Dazu zählt auch die zu der Sippe der Stachelbeeren gehörige Art niveum, ein wüchsiger, bis über 2 m hoher Strauch. Die mäßig starken, aber festen Triebe streben aufrecht, teils neigen sie in leichtem Bogen über. Sie sind nicht stark bewehrt; nur unterhalb des Blattes stehen 1 — 3, bis 1' 2 cm lange, kräftig ausgebildete Stacheln, die aber am mehrjährigen Holze bald schwinden. Die lockere Belaubung ist bis 4 cm lang gestielt, von rundlicher, schwach dreilappiger Form mit gekerbtem Rand, 3 — 5 cm breit, in der Jugend schwach behaart und beider- seits lebhaft grün. Wie die Abbildung zeigt, bilden sich die im Mai erscheinenden Blütchen in reicher Anzahl entlang der vorjährigen Triebe. Sie stehen gewöhnlich zu drei, seltener zu zwei oder vier in losen, hängenden Träubchen und sind von ungemein zierlicher Form. Im Erblühen stehen die schmalen Sepalen wagerecht ab, und hat dann die Blüte eine Breite von etwa l',, cm; später aber schlagen sie sich scharf rückwärts nach oben, dem Fruchtknoten fest anliegend. Aus der kleinen Corolle ragen die dünnen Staubblättchen bis über 1 cm weit hervor. Im Erblühen hat die Blüte eine große Aehn- lichkeit mit einer sehr kleinen Fuchsienblüte. Die Färbung der ganzen Blüte geht aus dem anfangs grünlichen Weiß in ein glänzendes, schneeiges Weiß über. Trotz dieser einfachen Färbung, übt doch die zierliche Blüte in ihrer Gesamtheit und im Verein mit dem zarten Grün des sich eben entwickelnden Blattes eine sehr ein- nehmende Wirkung aus. Wie am Strauch, geben aber die blühenden Triebe, abgeschnitten und in eine Vase gestellt, eine feine, eigen- artige Zierde ab. Die späteren Früchte sind bis 1 cm breit, von lebhaft blauschwarzer, weißlich bereifter Färbung; sie haben einen stark weinsäuerlichen Geschmack. Beheimatet ist Ribes niveum Lindl. in den nordwestlichen Vereinigten Staaten Nordamerikas. Es ist ja kein prunkender Zierstrauch, gewiß nicht, aber während seiner Blütezeit immerhin 1 eine reizende Erscheinung. Recht wertvoll ist der Strauch schon durch seine Genügsamkeit, insbesonders aber dadurch, daß er auch in schattigen Lagen gut gedeiht und reichlich blüht. Gerade hier ist er so recht am Platze und ersetzt in seiner bescheidenen Schön- heit so manchen farbenprächtigen Blütenstrauch, der aber hier, an schattigem Standort, nicht gedeihen würde. Kacfae. Rosen. Rosa hispida. Ihrer reichen Blühwilligkeit sowohl, als auch der feinen, zarten Färbung der großen, wohigeformten Blüten wegen, ist diese Wildrose mit eine der allerschönsten ihres Ge- schlechts. Dieser, sowie ihrer anderen guten Eigenschaften wegen, kann sie als vorzüglicher Blütenstrauch nicht warm genug empfohlen werden. Im großen und ganzen hat der Strauch das Aussehen eines gedrungen wachsenden Busches der Biberneilrose, Rosa spinosissima L., wie man sie ja auch als Varietät zu dieser zieht. Die straff aufrecht stehenden Langtriebe sind dicht mit längeren und kürzeren, scharf spitzen, dünnen Stacheln besetzt, die in der Jugend eine lebhaft rote Färbung zeigen. Zwischen denselben stehen zerstreut noch zahlreiche Drüsenborsten. Die reichliche Belaubung ist ziemlich klein, fünf- bis siebenzählig; Blättchen an Kurztrieben, 1 — 2 cm lang und halb so breit, meist von elliptischer Form und scharf gesägtem Rand, gewöhnlich leicht nach oben gefaltet. Färbung oberseits matt tiefgrün , unterseits hellgrün. An Langtrieben ist das Blatt bedeutend größer, auch heller in der Färbung. In reichster Fülle bilden sich endständig kurzer Nebentriebe, besonders entlang der vorjährigen Lohdentriebe, die hübschen, großen Blüten, die, obwohl ganz flach gebaut, eine völlig ge- schlossene, runde Form haben. Ihr Durchmesser beträgt bis 6 cm; ihre Haltbarkeit ist eine beträchtlich lange. Die rundlich-eiförmigen Blütenblättchen sind von ziemlich derber Beschaffenheit und an der Spitze oft herzförmig eingeschnitten. Die Färbung ist ein gleich- mäßiges, zart weißlich getöntes Schwefelgelb, wovon sich der dichte Kranz kurzer, lebhaft gelber Staubblättchen am Grunde der Blüten- blättchen prächtig abhebt. Die kurzen Blütentriebe sind ähnlich den Langtrieben bewehrt, doch mehr drüsenborstig; dagegen ist der rötliche, etwa 2 cm lange Blütenstiel, wie auch der rundliche Fruchtbecher völlig kahl. Die schmalen, bis l'/^ cm langen Kelch- zipfel sind zurückgeschlagen und von lebhaft rötlicher Färbung. Die im Frühherbst reifenden Früchte sind von flachkugeliger Form und bräunlichschwarz gefärbt. Die Blütezeit dehnt sich ungefähr von Mitte Mai bis Mitte Juni aus. Rosa hispida Sims {R. spinosissima hispida Koehne) hat eine beträchtlich weite natürliche Verbreitung. Sie ist sowohl im süd- lichen Europa, wie in Kleinasien heimisch, ist aber selbst bis zur fernen Mandschurei zu finden. Sie besitzt eine große Winterhärte, kann also ohne Befürchtung auch im nördlichen Deutschland an- gepflanzt werden. Ihr Wuchs ist gesund und gut, wenn auch nur in bescheidenen Grenzen bleibend, denn der Strauch, der meist einen dichten, gedrungenen Bau aufweist, wird nicht sehr groß. Letzteres ist aber wieder ein besonderer Vorzug, da gerade der mäßige Wuchs diese prächtige Wildrose zur Anpflanzung in kleineren Hausgärten ganz vorzüglich geeignet macht. Hier wird sie ihres wundervollen Blütenflores wegen ein sehr gern gesehener Blütenstrauch sein. An sonnigen Lagen, ob als Vorstrauch oder als lockere Trupps frei im Rasen, in der Nähe des Weges stehend, oder zur Belebung größerer Felspartien verwendet, wird ihre reizende Zierwirkung überall zur Geltung gelangen. Noch auf eine andere Verwendungsweise dieser Wildrose möchte ich hin- weisen. Ich stelle mir eine ganz besondere Wirkung in Verwendung XX, 22 Die Garte u weit. 255 derselben als niedrigfe Zierhecke vor. Der niedrige, dichte Wuchs stempelt sie ja schon dazu und etwaige Unregelmäßigkeiten im Wuchs lassen sich durch geschickten Schnitt leicht beseitigen, ohne daß dieser gewaltsame Eingriff überhaupt zu sehen ist. Eine längere Hecke in vollem Bliitenflor, inmitten eines frischgrünen Rasens, müßte ein wundervolles Bild geben *). Kache. Gemüsebau. Sumpf- und Wasserpflanzen. Die Cyanastraceen reihen sich im natürlichen Pflanzensystem von Engler und PrantI zwischen die Familien der Pontederiaceae und der Philydraceae, an die sich die Liliiflorae anschließen. Sie umfassen die einzige Gat- tung Cyanastrum, die früher zu den Pontederiaceen ge- rechnet wurde. Beheimatet sind die vier Arten der Gattung Cyanastrum im tropischen Afrika. Sie be- wohnen hier kleine, flache Sümpfe, wo sie, halb unter- getaucht, ihre Wachstums- zeit in der Regenperiode verbringen. Es sind aus- dauernde, kleine Kräuter mit knolligem Rhizom oder Knolle. Mit Beginn der Trockenheit vergilben sie und überdauern die wachs- tumshemmende Zeit ruhend in der Knolle. Cyanastrum cordifolium Olio, Kamerun. Die Pflanze wird 10 — 35 cm hoch. Ihre Blätter sind grundständig, 10—15 cm lang, 8—10 cm breit, sattgrün, herzförmig, auf kräftigem, 2 bis 5 cm langem Stiel. Die Blüten sind klein, weiß -pur- purn, an kurzer Traube. Cyanastrum Goetzeanum Engl, ist in allen Teilen dem vorigen ähn- lich, nur sind die Blüten weiß oder hellblau. C hostifolium brauner Färbung. Unser feldmäßiger Anbau von Gartengewächsen. Von A. Schulze, Jena. Wir haben in den letzten zwei Jahren vor dem Kriege, also 1912 und 1913, durchschnittlich 224000 Tonnen und damit für 34 Mill. Mark allein an folgenden „wichtigeren" Gemüsen : Blumenkohl, Zwiebeln, Bohnen, Gurken sowie Salat, Spinat, Brüsseler Zichorien, Petersilie und Stangensellerie mehr eingeführt, als wir — in verhältnismäßig ge- ringem Umfang — ausführten. Ueber 83 000 Tonnen oder reichlich der dritte Teil dieses Gesamtgewichts im Wert von 8 575 000 M oder etwas über Vi des Betrages entfällt von dieser Mehreinfuhr auf Gurken. Ferner kommen gegen 55000 T im Wert von 7,9 Mill. auf Blumenkohl, 43 300 T und Ribes niveum. Nach einer vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Engl. Blüten Knolle dreigliedrig, von schokoladen- auf 4 — 8 cm langen Stielen, weiß, 1,5 cm Durchmesser, vor der Blattbildung entwickelt. Blätter grundständig, 10 — 16 cm lang, 8 — 9 cm breit. C Bussei Engl. Südliches Ostafrika. Blätter sattgrün, 20 bis 30 cm lang, 4 — 6 cm breit. Blütenstand 15 — 20 cm lang. Blüten weiß, unscheinbar, im Mai. Die Cyanastrum sind reizende Aquarienpflanzen. Sie ver- langen viel Wärme während ihrer Entwicklung. Der Blütenschmuck ist gering, aber als Blattpflanzen sind sie zu empfehlen. Sie sind zurzeit noch nicht eingeführt, würden jedoch für Wasserpflanzen- liebhaber eine willkommene Bereicherung bedeuten. H. Memmler. *) Anmerkung des Herausgebers. Rosa hispida ist in der Tat eine prächtige Pflanze für niedrige Zierhecken, auch für kleine Gärten. Vor der Neugestaltung des Wilhelmsplatzes in Berlin, welche durch den Bau eines Untergrundbahnhofs notwendig wurde, bildeten die dortigen Zierhecken zur Blütezeit der R. hispida seinen anmutigsten Schmuck. 4,25 Mill. auf Zwiebeln, 24 400 Tonnen und 9,15 Mill. auf die oben zuletzt genannte Gruppe von Gemüsen und 18285 Tonnen im Wert von annähernd 4 Mill. auf Bohnen. Ueber 17\., Mill. dieser unserer Mehreinfuhr kamen aus den Niederlanden, die an allen genannten Gemüsearten stark beteiligt waren, 6,17 Mill. (zu mehr als '/j Salat usw.) aus Frankreich. 4,8 Mill. (zu '/;j Blumenkohl) aus Italien, 2,8 Mill. (zu "/g Gurken) aus Oesterreich-Ungarn und für 2 356 000 M Zwiebeln aus Aegypten. Schon diese wenigen Zahlen lassen erkennen, wieviel noch zu tun bleibt, wenn wir bei nur gleichem Bedarf auch in dieser Hinsicht „uns vom Ausland unabhängig machen" wollten, soweit das Klima das gestattet. Wichtiger aber ist es wohl, die Erzeugung derart zu steigern, daß das Gemüse — ebenso wie Obst — allmählich ein preiswertes Volks- nahrungsmittel wird. Denn das ist vom allgemeinen 256 D i cGar tenwel t. XX, 22 Standpunkt nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus ge- sundheitlichen Rücksichten anzustreben. Vorläufig sind wir von diesem Ziel, namentlich in vielen Gegenden, allerdings noch recht weit entfernt. Immerhin ist es aber als ein be- achtenswerter Schritt zu einem solchen Ziel anzusehen, daß nach den letzten Erhebungen neben dem Gemüse der im ganzen Reich 536 550 ha umfassenden Hausgärten, wovon diesem ja allerdings nur ein gewisser Teil zugewiesen ist, auch die feldmäßig gebauten Gartengewächse — haupt- sädilich eben Gemüse — bereits 128325 ha als Hauptfrucht oder Hauptnutzung einnahmen ; dazu kamen noch ungefähr 4000 ha, auf denen der Gemüsebau eine Nebennutzung darstellte. Von der gesamten landwirtschaftlich benutzten Fläche nimmt der feldmäßige Anbau von Gartengewächsen aller- dings erst 0,37 Prozent und vom Acker- und Gartenland auch nur 0,49 Prozent, also kaum den 200. Teil ein. Aus- nahmsweise groß ist der Anteil in Hamburg mit 11,22, ver- hältnismäßig groß auch in Lübeck mit 3,75, Bremen mit 3,06, Braunschweig mit 2,94 und in Rheinhessen mit 2,11 Prozent. Doch auch in der Oberpfalz, im Neckarkreis, in der hessischen Provinz Starkenburg, im Bezirk Aurich, im Oberelsaß, in den Bezirken Wiesbaden, Niederbayern, Düsseldorf und Ober- franken liegt er — abwärts — noch zwischen 1,56 und 1 Prozent. Dann folgen die Bezirke Magdeburg, Köln und Mittelfranken, Anhalt, Bezirk Lüneburg, der Schwarzwaldkreis, die Pfalz, Lippe, Unterelsaß (dies mit 0,75 Prozent), die Bezirke Unterfranken, Karlsruhe, Hannover, Erfurt, Mann- heim, Oberhessen, Oldenburg (0,62), Hildesheim, Freiburg, Trier, Liegnitz, Konstanz, Potsdam, Schleswig-Holstein, Osna- brück und der Jagstkreis (0,50 Prozent). In Oberbayern und Lothringen deckt sich der Prozentsatz gerade mit dem Reichs- durchschnitt. Darunter bleiben der Reihe nadi die Be- zirke Koblenz, Kassel, Minden, Aachen und Schwaben als einziger bayerischer Bezirk, Waldeck, der Bezirk Stade, der Donaukreis als einziger Württembergischer Kreis, die Kreis- hauptmannschaft Bautzen, die Bezirke Oppeln, Merseburg, Hohenzollern, Arnsberg, Dresden, Frankfurt und Sachsen- Koburg-Gotha. Unter 0,30 Prozent geht der Anteil im übrigen Sachsen und Thüringen herunter, ferner in Schaum- burg-Lippe, Mecklenburg-Schwerin, den Provinzen Posen, Ost- und Westpreußen, den Bezirken Münster und Breslau; in Pommern und Mecklenburg-Strelitz, aber auch in Reuß ä. L. erreicht er nicht einmal 0,1 Prozent. Der Nordosten des Reiches zeichnet sich also auch durch eine besonders geringe Ausdehnung des feldmäßigen Gemüsebaues aus. Dazu tragen wohl weniger das Klima und die Bodenverhältnisse bei, als die Art der Bodenbesitzverteilung sowie die geringere Be- völkerungsdichte überhaupt und die weniger zahlreiche Stadt- und Industriebevölkerung im besonderen. Allerdings ist z. B. in Sachsen der Anteil mit durchschnittlich 0,28 Prozent trotz der dichten und stark industriellen Bevölkerung auch nur ein geringer. Dagegen wird nächst den oben schon besonders hervorgehobenen Staaten auch in Hessen, Bayern, Württem- berg und Baden verhältnismäßig mehr Gemüse usw. auf dem Felde gebaut. Ueber 40 Prozent ;der oben genannten Feldfläche, die Gartengewächse als Hauptfrucht trug, waren mit Weißkohl bepflanzt, kaum 2 Prozent mit Blumenkohl und gegen zehn Prozent mit anderen Kohlarteu, lO^o Prozent mit Spargel, 7 /j Prozent mit grünen Erbsen, etwa je S^/j Prozent mit grünen Bohnen und mit Gurken. Auf dem Rest von 23 200 ha standen zwar auch Erdbeeren und eine Anzahl verschiedener Blumensorten, in der Hauptsache aber kam diese Fläche doch ebenfalls dem Gemüsebau zugute ; hier seien nur die ver- schiedenen Salate, Spinat, Zwiebeln, Porree, Sellerie, Schwarz- wurzel, rote Rüben, Meerrettich, Petersilie und Kohlrabi er- wähnt, von denen einzelne weit über 1000 ha einnahmen. Wie im Durchschnitt, so nimmt auch im einzelnen der Weißkohl meist die erste Stelle ein. Teilweise beansprucht er dabei mehr als '/r, der mit Gartengewächsen überhaupt bestandenen Fläche. So in Schleswig-Holstein, den Bezirken Allenstein, Oppeln und Arnsberg, in Reuß ä. L., dem Jagst- kreis, der Kreishauptmannschaft Zwickau, Oberbayern und dem Schwarzwaldkreis (hier mit schon 74 Prozent), in Mittel- franken und Schwaben, ganz besonders aber in Niederbayern (93) und der Oberpfalz (95\.> Prozent). Andererseits muß er sich mit weniger als /j begnügen in Oldenburg, dem Bezirk Karlsruhe, in Hamburg, der Kreishauptmannschaft Leipzig, in Sachsen-Koburg-Gotha, den Bezirken Köln, Frankfurt, Hildesheim und Hannover, ferner in Anhalt, Rheinhessen, den Bezirken Magdeburg und Lüneburg, in Lübeck, Mecklen- burg-Strelitz, Bremen und Braunschweig (2,4 Prozent). Teil- weise tritt der Weißkohlanbau dabei allerdings nur um des- willen so zurück, weil man anscheinend andere Kohlarten bevorzugt oder doch mindestens neben ihm verhältnismäßig stark anbaut. Ersteres ist namentlich in Oldenburg, den ij Bezirken Köln und Aachen sowie in den Kreishauptmann- " Schäften Leipzig und Bautzen der Fall, letzteres gilt besonders für Rheinhessen, Hamburg, Sachsen-Weimar, Mecklenburg- Schwerin, die Bezirke Frankfurt, Potsdam, Hannover, Lüneburg, Wiesbaden und Karlsruhe. Der Blumenkohl spielt als Feldfrucht nur im Erfurter Bezirk eine größere Rolle, wenn er auch nirgend ganz fehlt. Dort nimmt er 330 ha und damit noch etwas mehr als der Weißkohl ein ; das sind zugleidi 23 Prozent der Fläche. Im Bezirk Potsdam, der an zweiter Stelle steht, ist die Fläche an sich mit 237 ha zwar auch noch beträchtlich, sie macht hier aber — ebenso wie die etwa 100 ha in Wiesbaden und Hamburg — nur 5 Prozent aus; noch geringer ist der Anteil, den die 160 ha Schleswig-Holsteins dort erreichen, I nämlich 3 Prozent, und stärker ist der Blumenkohlanbau auch in keinem der anderen Bezirke vertreten. Außer in den zu Anfang dieses Absatzes genannten Gebieten, von denen hier noch der Allensteiner Bezirk abgeht, nehmen die verschiedenen Kohlarten zusammen nur noch in der Kreishauptmann- schaft Chemnitz mehr als ^|^ des überhaupt mit Garten- gewächsen bestandenen Feldes ein, insgesamt aber 67 560 ha. Auf Sp a rgel an pf 1 a n zu ng e n entfallen 13638 ha. Davon liegen fast 3500 oder mehr als der vierte Teil in Braunschweig, dem eigentlichen Lande des Spargels, wo dies Gemüse 63'/, Prozent des überhaupt mit Gartengewächsen dort bestandenen Feldes einnimmt. Doch auch sonst sind die Anteile und Flächen mitunter überraschend groß. So kommen im Bezirk Lüneburg 51 Prozent der Gesamtfläche (1565 ha) auf Spargel, in Rheinhessen 41 (880), im Bezirk Hannover 38 (620), Mecklenburg-Strelitz 35*), Lübeck 31 (185), Mecklenburg- Schwerin 27 (290), Sachsen-Koburg- Gotha 26, in den Bezirken Hildesheim 25'/,, (370), Mann- heim 25 (290), Potsdam 24 (1080) und " in Magdeburg 21 Prozent (1350 ha). Dann folgen der Reihe nach *) Anmerkung: Wo die absolute Fläche nicht genannt wird, liegt sie unter 100 ha. XX, 22 Die Ct a r t "3 n w e 1 1. 257 Karlsruhe (135), Dresden (155), Provinz Starkenburg (240), Lippe, Frankfurt (310), Unterelsaß (160), Fürstentum Lü- beck (lO'/o "/,,), Merseburg (250), Anhalt, Pommern, Stade, Breslau (lOÖ), Erfurt, die Pfalz (110) und Lothringen (5 Proz.). Gar keine Spargelanlagen auf dem Felde haben nur wenige Bezirke, nämlich Chemnitz, Zwickau, Bremen, Reuß ä. L. und Fürstentum Birkenfeld. Grüne Erbsen werden überall auch feldmäßig angebaut, im ganzen gegen 9700 ha. Sie sind verhältnismäßig am stärkten vertreten in Hildesheim mit 38 Prozent der in Betracht kommenden Fläche (550 ha), im Fürstentum Lübeck mit 34, in Aurich mit 30 (400), Rudolstadt und Mecklenburg- Strelitz mit 25'/.,, Lippe mit 25 (130), Sondershausen mit 24, Waldeck mit 22"'/.,, Marienwerder mit 22 (365), Ostpreußen mit 20 (735) — im Bezirk Königsberg für sich sogar mit 34 Prozent. Ueber 10 liegt der Prozentsatz außerdem noch (in absteigender Reihe) im Donaukreis (230), in Bromberg (240), Braunschweig (885), Lüneburg (500), Minden (180). Unterelsaß (205), Lothringen (230), Hannover (210), Osna- brück, Kassel (235), Breslau (200), Anhalt (130) und Magde- burg (660). Für Gurken wurden 7325 ha angegeben. Am größten ist der Anteil an der Fläche hierfür in den Bezirken Liegnitz mit 31 Prozent (1010 ha), Erfurt mit 25 (360), Merseburg mit 20'/., (525), Frankfurt 18 (470), Provinz Starkenburg mit 17 (290), Rheinhessen mit IS'/j (330), Anhalt (175), Sachsen- Altenburg und Sachsen-Koburg-Gotha mit 14'/.,, dann im Neckarkreis mit 14 (340) und in Magdeburg mit 11'/., Proz. (745 ha). Daran reihen sich weiter Gumbinnen (100), die Pfalz (190), Bezirk Posen (230), Unterfranken (220), Mann- heim, Westpreußen (150), Oppeln (200) und Hannover mit 6 Prozent (100 ha). Der Chemnitzer Bezirk und Reuß ä. L. bauten auf dem Felde keine Gurken. An letzter Stelle stehen hier die grünen Bohnen mit 6935 ha. Nennenswert über dem Reichsdurchschnitt liegt ihr Anteil in Bremen mit 27, Köln mit 19 (375), Aurich mit 18 (250), Sondershausen mit 15, Osnabrück mit dem gleichen Prozentsatz (116), Münster mit 14'/., (115), Hannover mit 14 (230), Freiburg mit 13' .,, Minden desgleichen (170), Lippe mit 12, Stade mit 11'/., Prozent; ferner in Hildes- heim (150),Koblenz (125), Lothringen (170), Wiesbaden (225), Oldenburg (100), Lüneburg (250), Sachsen -Weimar, Ham- burg (155), Potsdam (340), Braunschweig (430), Provinz Starkenburg (115) und im Oberelsaß mit noch 7 Proz. (1 10 ha). Schließlich waren von den oben näher bezeichneten anderen feldmäßig gebauten Gartengewächsen noch bei Zwiebeln, Meerrettich, Spinat, Salat und Erdbeeren ebenfalls die Flächen gesondert anzugeben, wenn jene zu den „örtlich wichtigsten" Gewächsen gehörten. Daraufhin sind an Zwiebeln z. B. im Bezirk Magdeburg 1710 ha angemeldet worden, in der Pfalz 338, in Anhalt 235, in Unterfranken 170, im Bezirk Frankfurt 140, Königsberg 134, in der Kreishauptmannschaft Leipzig 98 ha usw. — Meerrettich gaben hierbei Ober- franken fast 900, Mittelfranken auch noch 255 und ähnlich die Bezirke Frankfurt und Stade 247 und 192 ha an. — Erdbeeren verzeichnen z. B. Lothringen 300, Hamburg 260, Köln 145, Kreishauptmannschaft Dresden 90, Bezirk Potsdam 80, Wiesbaden 74, Schleswig-Holstein 68, Düssel- dorf 57^/2, Hessen 54, Lüneburg 52 ha. Außerdem haben noch die Kreishauptmannschaft Leipzig, Braunschweig, der Neckarkreis sowie die Bezirke Magdeburg, Osnabrück, Frank- furt und Minden über 20 ha Erdbeeren als unter obige Vor- aussetzung fallend angegeben. Um das oben erwähnte Ziel eines noch wesentlich ver- stärkten Gemüsebaues zu erreichen, bedarf es allerdings neben der Bereitstellung des erforderlichen und geeigneten Landes in erster Linie auch hinreichender Arbeitskräfte in Gärtnerei- und landwirtschaftlichen Kleinbetrieben. Beides werden wir nur auf dem Wege ausreichender Kleinsiedlung gewinnen können, wozu beispielsweise ein Heimstättengesetz die Wege ebnen würde. Bei Mistbeetgurken belege ich seit einigen Jahren die Erde im Mistbeet mit Tannenreisig, über welches ich die Ranken laufen lasse. Seitdem ich dieses Verfahren anwende, habe ich über keine Verluste mehr zu klagen. Es ist in diesem Jahre nötiger als sonst, Frühgemüse heranzuziehen. Die Gurke ist eine wichtige Gemüsefrucht, deshalb sollte jeder Gärtner bestrebt sein, auch zeitig Freilandgurken heranzuziehen, was ohne Schutzmittel nicht möglich ist. Ich ziehe einen großen Posten Freilandgurken in Stecklingstöpfen heran. Ich lege die angekeimten Samen anfangs April im Vermehrungshause in diese Töpfe und belasse die Säm- linge weiterhin unter Glas. Nach voraufgegangener Abhärtung pflanze ich Mitte Mai aus, und zwar auf 1' 2 m breite Beete, auf welchen ich in Im Abstand in Quadrate von 25 cm Durchmesser 5 Pflanzen bringe, eine in die Mitte. Wachsen alle Pflanzen, so entferne ich immer die fünfte aus der Mitte. Ich habe mir im Winter Schutzrahmen aus schmalen Brettern bzw. Dachlatten herge- stellt, die ich im Viereck von 35 — 40 cm Durchmesser zusammen- nagelte und mit geöltem Fensterpapier überzog. Je einen dieser Rahmen lege ich nach dem Auspflanzen der Gurken über je fünf Pflanzen, falls die Nacht kühl wird, falls es am Tage kalt ist, und bei Regenwetter, und zwar so lange, bis die Pflanzen dem Rahmen entwachsen sind. W. Krüger, Kloxin bei Prillwitz in Pommern. Einiges über Frühgemüsebau. Seit zwei Jahren bin ich Leiter der hiesigen Gutsgärtnerei. Zehn Morgen, die Hälfte mit Baumbestand, werden mit Gemüse bebaut. Park und Gewächs- häuser sind vorhanden, Teppich- und Blumenbeete müssen bepflanzt werden, daneben beansprucht eine große Wirtschaft viel Gemüse aller Gattungen Für diesen Betrieb sind nur 40 Mistbeetfenster vorhanden. Mein Betreiben, die Fensterzahl zu erhöhen, war bis jetzt erfolglos, da alle Gutshandwerker im Felde stehen. Da hier rege Nachfrage nach jungen Pflanzen vorhanden, entschloß ich mich dazu, Frühkohl ohne Fenster auszusäen. Ich baute Holzkästen an der Südseite der Gewächshäuser, gab gute Dungunterlage und säte in den ersten Märztagen. Gedeckt wurde nur mit Strohdecken. Der Versuch gelang. Mitte April waren die hier erzogenen Pflanzen ebenso gebrauchsfertig, wie die gleichzeitig unter Glas gesäten. Sie waren etwas kleiner, aber gedrungener und gesunder. Ich konnte diese Saaten bei schlechtem Wetter tagelang nicht abdecken, ohne daß dies schadete, da die Strohdecken der Luft Zutritt ge- statten. Wenn ich die Decken morgens entfernte, war die Erde lauwarm, wie unter Glas. Ich möchte den Kollegen, die sich in ähnlicher Lage befinden, den Rat geben, ihre Frühsaaten in gleicher Weise auszuführen. Ich machte einen gleichen Versuch auch mit Sommerblumen, die aber bedeutend zurückblieben. W. Krüger, Kloxin bei Prillwitz in Pommern. Landschaftsgärtnerei. Altes und Neues. Unsere Herren Architekten, ob sie nun „zum Bau gehören" oder sich nur nebenbei der Gartengestaltung widmen, verstehen es oft ausgezeichnet, durch ihre Kritik dem Manne, der Frau ihre seit Jahren liebgewordene Umgebung zu verleiden und sie in manchen Fällen direkt unglücklich zu machen. Die Besitzer der ihnen bisher so anheimelnd erscheinenden Y'ohnstätten kommen sich mit einemmale so zurückgeblieben, so 258 Die Garten weit. XX, 22 unmodern vor, ja, so allen Ge- schmackes bar, daß sie weinen müssen, nicht wissend, ob aus Kummer über den geschmähten Garten, oder darüber, daß man solange etwas für schön hielt, was in den Augen ton- angebender Leute veraltet, ab- geschmackt ist. Ja gewiß, „Erfrisciiend sind zu Zeiten goldene Rücksichts- losigkeiten," aber in vielen Fällen ist das so Heruntergerissene dennoch schön, wenn es auch in den Augen des Reformwütigen nicht so erschien. Es wird so mancher Garten von Grund auf verändert, ob aber auch immer verschönt, das ist vielen nicht klar, auch solchen nicht, die ausgesprochen Sinn und Verständnis für das Schöne haben. Wo etwas notgedrungen er- weitert, vergrößert, ver — nichtet werden muß, da bedauert, klagt man, aber findet sich endlich mit dem Unvermeidlichen ab, wo es indessen nur aus Uebermut oder aus der Sucht modern zu er- scheinen, geschieht, da schütteln viele, nicht die schlechtesten, so- lange den Kopf, bis die Neuan- lage wieder alt geworden und in die Vorstellung der Alten wieder hineingewachsen ist. Die Vergeßlichkeit tut ein Uebriges. Die Mode herrscht ja nun einmal, aber in Gartensachen oft zu einseitig ; man trifft dasselbe zu oft. Bei den Damenmoden herrscht ja auch ein gewisser Schnitt und eine Farbe vor, aber im übrigen zieht doch im Großen und Ganzen jede das an, was ihr steht. Mancher Garten wirkte in seiner altgewohnten Traulich- keit wunderschön, hat aber durch die Modepflanzen verloren, oder doch seine Eigenartigkeit eingebüßt. Der Geschmack der Menschen richtet sich auch nach den Zeit- umständen. Wer hätte vor dem Kriege wohl Gemüsepflanzen in den öffentlichen Anlagen schön gefunden, aber jetzt fand man sie sogar „geschmackvoll". Ja, der Weg zum Herzen (auch wohl zum Hirn?) geht durch den Magen, deswegen passen wir uns an, das ist auch eine Gottesgabe. F. Steinemann. Stanhopea delioidea (Abb. S. 259). Die ganze Blume er- scheint in einer gelblichweißen, etwas grün-durchschimmernden Färbung. Die am Grunde mit rot- braunen Pünktchen versehenen Fetalen sind P/4 cm breit und 7 cm lang. Die Sepalen sind 4 cm breit und etwas über 7 cm lang, gezeichnet mit vielen rot- braunen Pünktchen, nur die Spitze freilassend. Die fast weiße Lippe hat nach der Basis zwei große, dunkel orange- farbige Punkte. Die Blütezeit fällt in den März. Stanhopea expansa. Die Blume ist in allen Teilen größer als die der Stanhopea deltoidea, zeigt aber ziemlich die gleiche Grundfärbung, dagegen treten die rotbraunen Pünktchen nur vereinzelt auf. Die Lippe ist mit zwei hellorangefarbigen Punkten geziert. Blütezeit Ende April. Stanhopea guttata (Abbild. S. 259) ähnelt in der Zeichnung der bekannten Stanhopea ocu- lata Lindl., nur mit dem Unter- schiede, daß hier dieTüpfelung eine blaßrote ist. Die zwei großen Punkte der Lippe sind wieder dunkelorange gefärbt. Die herrliche Blume ist größer als die der St. oculata. Blüte- zeit März. H. Nesch. Nadelhölzer. Stanhopea expansa (?) Orchideen. Drei unbekannte Stanhopeen. (Hierzu drei Abbildungen, nach für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Bei dem Antritte meiner letzten Stellung fand ich drei ver- schiedene Stanhopeen mit Namen vor, welche leider in keinem größeren Werke zu finden sind. Nach Erkundung sind diese Pflanzen vor etwa 35 Jahren in Frankreich gekauft worden. Ich bin der Ansicht, daß es sich hier jedenfalls um Synonyme handeln muß. Um nun in den Besitz der richtigen Namen zu gelangen, will ich diese drei Stanhopeen kurz beschreiben, vielleicht ist einer der Leser in der Lage, mir Auskunft über dieselben zu geben. Dies und das von blauen Koniferen. Von Paul Böhmer. Besuchte man im letzten Jahrzehnt hundert Herrschafts- gärten, so konnte man sicher sein, daß in neunzig Fällen der Besitzer oder der Herrschaftsgärtner mit besonderem Stolz auf seine „Silbertannen" oder „Silberfichten" hinwies. Und wenn man hundert Baumschulen besuchte, so konnte man gleichfalls sicher sein, daß man in mindestens neunzig Fällen Blautannen und Blaufichten als besonderen Stolz des Besitzers oder Obergärtners „vorgeführt" erhielt. Es ging und geht noch wie eine Massenbeeinflussung (Massensuggestion) auf blaue Koniferen durchs Heer der Gärtner und Garten- liebhaber. Inwieweit besteht dazu nun eine ästhetische und eine geschäftliche Berechtigung? Die blauen Koniferen an sich, insonderheit die Blautannen und Blaufichten, in allen Ehren, sie sind wirklich fast durch- weg hervorragend schöne Pflanzen, zumal sich die meisten bei einigermaßen guter Pflege und bei entsprechendem Stand- ort zu ganz prächtigen Schaupflanzen entwickeln. Daher ist auch die weitumfassende Liebhaberei recht begreiflich und — verzeihlich. Denn die Vorliebe für „Silbertannen", meist ist jedoch damit die Blaufichte, Picea pungens glaiica, ge- meint, geht sehr oft wirklich gar zu weit. Wo irgendwo im Hausgärtchen ein freies Eckchen war, da mußte eine Blau- tanne hingepflanzt werden, desgleichen in den Vorgärtchen, XX, 22 Die G a r t e u w e 1 1. 259 und seien sie auch noch so schmal. Sogar auf Grabstätten, und zwar nicht allein auf Famiüenstellen, sondern selbst auf Einzelgräber, wurde sehr oft die „Silbertanne" gepflanzt. In allen diesen Fällen ist es schade um die schönen Pflanzen, denn entweder können sie nicht zur rechten Entwicklung kommen und verkümmern, oder sie entwickeln sich mit den Jahren naturgemäß kräftig, verwachsen die Wege, verdunkeln die Zimmer, wachsen über die Grenzgitter hinaus oder unter- drücken den gesamten übrigen Pflanzenwuchs. Dann werden diese Tannen oder Fichten, gerade wenn sie ihre größte Schönheit eben erst erreicht haben, entweder durch Schnitt verstümmelt oder fallen Säge und Axt völlig zum Opfer. Eine Erklärung dafür, daß diese Tannen und Fichten so oft an falscher Stelle, auf zu kleinem Platz verwendet wurden und werden, ist darin zu finden, daß diese zumeist verhältnismäßig klein, des teuren Preises wegen, angepflanzt wurden. An eben diesen hohen Preisen liegt es aber glück- licherweise auch, daß nicht noch mehr Dummheiten mit An- pflanzung von Blaufichten gemacht wurden. Nun die Baumschulen. Die wußten sich, übrigens ganz mit Recht, der aufkeimenden und bleibenden Liebhaberei für blaue Koniferen, insbesondere Blaufichten, sofort anzu- passen und förderten sie schon seit Jahrzehnten auch tat- kräftig durch immer schönere Züchtungen und Neueinführungen. Zuerst war man schon von den gewöhnlichen Picea pungens glauca ganz entzückt. Dann zeigten die Sämlinge Abweichungen (Variationen) in allen Abstufungen zwischen grün und silber- graublau. Durch sachgemäße Auslese gewann man gute Farben- und formbeständige Züchtungen, so z. B. Weise-Kamenz die schönen Sorten König Albert und Fürst Bismarck. Später bekamen auch die Holländer Wind von dieser deutschen Liebhaberei, und geschäftstüchtig wie sie nun einmal sind, trugen sie dieser Rechnung und zogen gar fleißig Blau- fichten heran. Auch aufs Züchten verlegten sie sidi ; sie haben uns dabei, das muß ihnen selbst der Neid lassen, Stanhopea guttata (?). Stanhopea deltoidea (?). die zurzeit beste und bis jetzt noch unerreichte Silberblau- fichte, nämlich Picea pungens glauca Kosteri, geschenkt. Eine weitere holländische Züchtung, die gute Chamaecyparis Laws. Triumph von Boos- koop, bestätigt und erweitert das eben Gesagte. Die Liebhaberei als solche, daher auch die Nachfrage wurden durch all die neuen Züchtungen immer wieder ange- regt und blieben demgemäß auf der Höhe, dementsprechend waren und sind auch jetzt noch die geforderten und gezahlten Preise recht gut. Dadurch, daß eben die Preise immer auf annehmbarer Höhe blieben, fühlte sich fast jede Baumschule bewogen, diese einträgliche Kultur aufzunehmen oder zu erweitern, zumal die Verede- lungen gut anwachsen, und die Sämlinge aber auch die veredelten Pflanzen her- vorragend gut gedeihen. Werden zur Veredelung, wie das bei Massenanzucht ja gar nicht anders möglich ist, Seiten- triebe als „Edelreiser" verwendet, so machen die Veredelungen in ihrer Jugend allerdings ziemlich viel Arbeit ; da muß andauernd an ihnen herumgeschnitten und herumgebunden werden, sind sie dann aber über das „Babyalter" hinaus, 260 Die Ct a r t e n w e 1 1. XX, 22 so machen sie keine Mühe mehr und wachsen zu schönen, gleichmäßigen Pyramiden heran. Wie schon gesagt, hat nun fast jede deutsche Baumschule (von ausländischen zu schweigen) einen großen Bestand Blau- fichten aufzuweisen, in mittleren Baumschulen beläuft sich dieser auf hunderte, in größeren auf tausende von Stücken. Trotzdem nun die Blaufichten, wie schon ausgeführt, recht oft noch an falscher Stelle gepflanzt wurden und werden, vermag der Absatz mit der Anzucht bei weitem nicht mehr Schritt zu halten. Trotzalledem wird aber weiter darauflos veredelt. Wenn das so fort geht, werden die Blaufichten wohl über kurz oder lang einen gewaltigen Preissturz und demgemäß die Baumschulenbesitzer großen Schaden erleiden. Mit den jetzt schon auf Verkauf harrenden Blaufichten könnte man bereits große Wälder anlegen, dies verbietet aber nicht nur der Preis, der selbst nach großem Preissturz noch immer verhältnismäßig hoch bleiben würde, sondern auch das Aussehen, das solche Wälder oder große Park- gruppen gewährten. Zwar würden sich die einzelnen Pflanzen, wenn sie nicht forstmäßig zu eng gepflanzt werden, zu schönen, stattlichen Bäumen auswachsen und auch noch schließ- lich ganz guten Holzwert haben, aber der ästhetische Ge- samtausdruck bliebe doch sehr fragwürdig, der Farbe wegen, die nur für sich, ohne einrahmendes und heraushebendes Grün, ganz matt und kraftlos wirkt, besonders an trüben Tagen. Beweis : der wahrscheinlich von Weise-Kamenz ange- legte „Silberfichtenwald" am Hutberg bei Kamenz in Sachsen. Aus diesen und anderen Gründen ist es eben auch der Landschaftsgärtnerei unmöglich , blaue (wie auch sonstige bunte) Koniferen in größeren Mengen zu verwenden. Zudem läßt die jetzige Gartengestaltung, die im wesentlichen mit architektonischen (Raum-) und Flächenwirkungen arbeitet, im Hausgarten und auch in größeren Anlagen, wenig Spiel- raum zur Verwendung. Man muß die bunten Nadelhölzer, will man mit der Pflanzung befriedigende Wirkungen er- zielen, fast noch vorsichtiger als die bunten Laubgehölze anwenden. Sie werden sich immer nur vereinzelt oder in kleinen Gruppen, und nur auf größeren Flächen verwenden lassen, sowie immer nur dann zur wirklichen Geltung kommen, wenn sie durch grünes Nadel- oder auch Laubholz, das Hintergrund oder Seitenpflanzung bildet, herausgehoben (ein- gerahmt) werden. Dies gilt sogar auch für die Einzelschau- pflanzen (Solitärs). Alle eigenartigen Pflanzen werden über- dies nur solange als solche gelten, als sie eben durch ihre Eigenart und Seltenheit Aufmerksamkeit erregen. Sobald sie diese verlieren und durch zu häufige Anpflanzung ver- allgemeinert werden, kommen sie um eben diese ihre Haupt- wirkung. Und das wäre schade um die blauen Koniferen, insonderheit um die Blaufichten. Die Endfolgerung dieser Ausführungen wäre, den Land- schaftsgärtnern und Gartenbesitzern noch vorsichtigere Ver- wendung der Blaufichten anzuraten und die Baumschulen- besitzer zu ermahnen, die Anzucht derselben im eigenen Interesse einzuschränken. Verkehrswesen. Die Auslandsmoratorien nach dem derzeitig'en Stande. Von G. Gschwender, Zollverwalter, Tübingen. Gegenüber dem Anfang des Krieges hat sich die Lage im Zahlungsverkehr mit dem Auslande insofern gebessert, als eine Reihe der ausländischen Staaten Ihre Moratorien aufgehoben, ab- gebaut oder wenigstens deren Abbau begonnen haben. Der nach- folgenden Uebersicht über den derzeitigen Stand lassen wir die wichtigsten in Deutschland geltenden Bestimmungen vorangehen. A. Deutschland. Zufolge der Verordnung vom 30. Sept. 1914 (in Kraft seit 5. Oktober 1914) Ist es bis auf weiteres verboten, Zahlungen nach Großbritannien und Irland oder den britischen Kolonien und aus- wärtigen Besitzungen, nach Rußland und Finnland (ausgenommen die unter deutscher Zivllverwaltung stehenden Gebiete), nach Frank- reich und die französischen Kolonien und auswärtigen Besitzungen, nach dem britischen Okkupationsgebiet In Aegypten sowie nach unter französischem Protektorat stehenden Gebietstellen Marokkos, mittelbar oder unmittelbar In bar, in Wechseln oder Schecks, durch Ueberwelsung oder in sonstiger Welse zu leisten, • sowie Geld oder Wertpapiere mittelbar oder unmittelbar nach den be- zeichneten Gebieten abzuführen oder zu Überwelsen. Schon entstandene und noch entstehende vermögensrechtliche Ansprüche solcher natürlicher oder juristischer Personen, die In den bezeichneten Gebieten ihren Wohnsitz oder Sitz haben, gelten bis auf weiteres als gestundet. Bei Wechseln wird durch das Zahlungsverbot und die Stun- dung die Zelt, zu der die Vorlage zur Zahlung und die Protest- erhebung wegen Nichtzahlung zulässig und erforderlich ist, bis nach dem Außerkrafttreten dieser Verordnung hinausgeschoben. Diese Zahlungsverbote gelten nicht für Zahlungen aus einem Schuldverhältnisse gegenüber einem im feindlichen Ausland an- sässigen Unternehmen, sofern die Zahlung an einen Deutschen erfolgt, der Inhaber oder Teilhaber des Unternehmens ist und anläßlich des Krieges das feindliche Ausland verlassen hat. Die Zahlung fälliger Mieten einschließlich der damit verbundenen Mietsteuer nach dem feindlichen Ausland Ist, soweit nicht an Bar- geld, Bankguthaben oder sonstigen Mitteln ausreichende Deckung Im feindlichen Ausland zurückgelassen war, gestattet. B. Europäisches Ausland. Belgien. Im n I ch t okkupierten Gebiet Belgiens darf während der Dauer des Krieges die Rückzahlung auf die vor dem 4. August ein- gezahlten Bankdepots zehn Prozent der eingezahlten Summe, höchstens aber eintausend Franken betragen. Von der Beschränkung sind nur zu Gehalts- und Lohnzahlungen für Arbeiter und An- gestellte bestimmte Beträge ausgenommen. Allen vor dem 1. Febr. 1915 eingegangenen Zahlungsverpflichtungen braucht erst nach dem Ende des Krieges nachgekommen zu werden. Im übrigen Zahlungs- aufschub bis meistens 1 Monat nach Kriegsende. Im okkupierten Gebiet dürfen die Abhebungen von Geldern aus Bankdepots, die vor dem 4. August 1914 angelegt worden sind, nicht 1000 Franks für je 15 Tage übersteigen. Die Depots, deren Saldo 1000 Franks nicht überschreitet, können In voller Höhe abgehoben werden. Außer diesen an die Konteninhaber zu leistenden Zahlungen muß Zahlung erfolgen In allen Fällen, wo die Bejräge nachweisbar zur Entrichtung von geschuldeten Gehältern und Löhnen von An- gestellten und Arbeitern In industriellen und kommerziellen Unter- nehmungen bestimmt sind. In allen Fällen, in denen Ausländer infolge des Krieges ver- hindert sind, Ihre Rechte vor den Gerichtsbehörden in den okku- pierten Gebieten Belgiens zu verteidigen, hat der Richter von Amts wegen Stundung gemäß Art. 1244 Abs. 2 des in Belgien geltenden bürgerlichen Gesetzbuchs zu gewähren. In keinem Falle dürfen Urteile oder richterliche Verfügungen gegen den verhinderten Ausländer erlassen werden. Das Wechselmoratorium wird in der Weise abgebaut, daß die Frist zur Protesterhebung und sonst für alle vom 3. März 1914 ab im Gebiet des Generalgouvernements ausgestellten und bis 31. Januar 1916 dort zahlbaren Wechsel über 200 Franks um 19 Monate 7 Tage für die außerhalb des Generalgouvernements ausgestellten Wechsel und alle Wechsel von 200 Franks und weniger um 22 Monate 7 Tage verlängert wird. Das Bankenmoratorium ist Insoweit aufgehoben, als alle Rückforderungen von Beträgen, die zur Zahlung von Schulden und zur Schaffung von Material oder Waren für den eigenen Betrieb bestimmt sind, befriedigt werden müssen. Bei der Einziehung eines Wechsels, welcher ein feindliches Giro XX, 22 Die Garte aweit. 261 trägt, ist der Schuldner nur dann zur Zahlung^ verpflichtet, wenn ein Nachfolger des feindlichen Giranten den Wechsel nachweislich im Diskontweg erworben hat, und zwar ein Nachfolger in Deutsch- land oder in dem okkupierten Gebiet Belgiens, vor dem Tage des Inkrafttretens des entsprechenden Zahlungsverbots, ein anderer Nachfolger vor dem 31. Juli 1914. Für die Zahlung solcher mit feindlichem Giro versehenen Wechsel, die sich im Besitz einer Bank usw. in Belgien, Deutschland oder einem verbündeten Staat befinden, besteht eine Ausnahme vom Zahlungsverbot. Infolgedessen dürfen die Schuldner diese Wechsel bezahlen, sind aber nicht dazu verpflichtet. (Schluß folgt.) Zeit- und Streitfragen. Blumen aus Feindesland. Vom Herausgeber. Unter dieser Ueberschrift habe ich in Nr. 51 des vorigen Jahrganges eine Abhandlung veröffentlicht, in welcher ich Kritik daran übte, daß fortgesetzt Blumen aus Feindesland auf dem Umwege über die neutrale Schweiz ins Reich ge- langen, von vielen deutschen Blütnern erworben und ver- arbeitet werden. *) Ich bestritt in dieser Abhandlung, daß eine Blumennot herrsche, die eine derartige Einfuhr in milderem Lichte erscheinen lassen könnte, und führte dann aus, daß sich aber die Blumenhändler auch dann, wenn eine wirkliche Blumennot bestände, schon aus Vaterlandsliebe damit ab- finden müßten, „wie sich Tausende und Abertausende An- gehörige anderer Berufe mit den Nöten abfinden müssen, die der Weltkrieg für uns nun einmal im Gefolge hat. Die Interessen des gemeinsamen Vaterlandes müssen an erster Stelle stehen, turmhoch über den Interessen des einzelnen Geschäftsmannes. Wer Blumen aus Feindesland vertreibt, wer solche Blumen in Kenntnis ihrer Herkunft kauft, der ist meiner Ueberzeugung nach ein Vaterlandsverräter, denn er stärkt die Widerstandskraft und die Waffen unserer Feinde." Mein Artikel. gab dem „Verband Deutscher Blumen- geschäftsinhaber", vertreten durch den Blumengroßhändler und Importeur Max Hübner, Veranlassung, gegen mich eine Beleidigungsklage einzureichen. Die Art und Weise, in welcher der Verband seinen Klageantrag begründete, hat mir in ernster Zeit eine wirklich heitere Stunde bereitet. Ich bin zwar nicht Rechtsgelehrter (Jurist), verfüge auch nicht über einen ständigen rechtskundigen Beirat (Syndikus), aber soweit reichten meine rechtswissenschaftlichen Kenntnisse doch, um sofort darüber klar zu sein, daß die Begründung der Klage auf tönernen Füßen stand, daß die Klage des ge- nannten Verbandes deshalb von jedem deutschen Gericht ohne weiteres abgewiesen werden würde. So kam es auch ! Es erfolgte kostenpflichtige Abweisung. Die vom Kläger dagegen eingelegte Beschwerde ist jetzt endgültig zurückgewiesen worden. Kurz vorher hatte der Verband in Nr. 16, Seite 105, seines Organs in nachstehender Aufmachung noch folgenden Satz ver- öffentlicht : Wer es Ernst nimmt mit den Interessen des Vaterlandes, weise Angebote von Waren aus dem feindliehen Ausland zurück. Mit der gleichen Post, welche mir die Mitteilung von der Abweisung der Beschwerde des „Verbandes Deutscher *) Zahlungen in das feindliche Ausland waren schon durch Bundes- ratsbeschlüsse vom 30. September und vom 20. Okt. 1914 untersagt. Blumengeschäftsinhaber" brachte, erhielt ich auch — o Ironie des Schicksals 1 — die Nr. 20 der Verbandszeitung vom 16. Mai, in welcher Herr Max Hübner, der als verant- wortlicher Schriftleiter zeichnet, folgende zeitgemäße Mah- nung bekannt gibt, die als ein neues Kriegsgebot in einem pfälzischen Gerichtsgebäude aushängen soll. Sie lautet : „ /. Hüie dich vor Prozessen, du kennst vielleicht den Anfang, aber nidit das Ende. 2. Geh' nicht um jede Kleinigkeit zum Gericht, du sparst viel Zeit, Geld und Ver- druß. 3. Hast du einen rechtlichen Streit, so prüfe, ob nicht auch beim Gegner ein gut Teil Recht ist. 4. Versudie vor einem Prozeß zuerst eine gütliche Schlichtung und laß auch den Gegner zu Wort kommen, dann klärt sich vieles auf. 5. Unternimm nichts, was deinem Gegner nur schaden kann, dir aber nichts nützt. 6. Sage deinem Gegner nie, er hätte gelogen. 7. Sage deinem Gegner nie, er hätte betrogen. 8. Höre auf den Richter, wenn er zum Vergleich rät, er meint es gut mit dir. 9. Mache deine Verträge stets schriftlich und lies erst genau durch, was du unter- schreibst, dann vermeidest du Unklarheit und hast Beweise. Nur was du beweisen kannst, gilt vor Gericht. 10. Treibe den Gegner nicht zum äußersten, du weißt nicht, ob du nicht einmal seiner bedarfst." Es erscheint mir in der Tat angebracht, daß diejenigen, die solch „zeitgemäßer Mahnung" bedürfen, dieselbe stets vor Augen haben. Vielleicht empfiehlt es sich, sie unter Glas und Rahmen zu bringen und in der Schreibstube des „Ver- bandes Deutscher Blumengeschäftsinhaber" an bevorzugter Stelle aufzuhängen. Bücherschau. Trotz der Kriegszeit sind auch die Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft für 1915 erschienen ; sie liegen jetzt in einem stattlichen, 375 Seiten umfassenden Hefte vor, einem Kriegs- jahrbuch, das so stark ist, daß es gerade noch als 1 kg schwere Druck- sache zu versenden war. Um dies zu ermöglichen, mußte das vollstän- dige Mitgliederverzeichnis diesmal fortbleiben. Die Mitglieder sind dem geschäftsführenden Präsidenten Dr. Graf Fritz von Schwerin, in dessen Händen auch die Gesamtarbeit für die Herausgabe dieser Mitteilungen liegt, für seine andauernd große und erfolgreiche Arbeit im Interesse der Gesellschaft zu Dank verpflichtet. Graf Fritz von Schwerin, der kürzlich seinen 60. Geburtstag feierte, ist bekanntlich seit Kriegsbeginn als Rittmeister, jetzt als Major im Kriegsministerium tätig, muß also die gesamten Gesellschafts- arbeiten in dienstfreien Stunden erledigen. Das vorliegende Jahr- buch hat einen außerordentlich vielseitigen Inhalt. Es beginnt mit umfangreichen dendrologischen Mitteilungen aus Leukas von Garten- direktor C. Sprenger, Korfu, die schon für den Band von 1914 abgesetzt waren, aber zurückgestellt werden mußten, da schon dieser Band an der Gewichtsgrenze angelangt war. Es folgt ein Artikel des Präsidenten über frühblühende Gehölze und Stauden. Seine Erfahrungen über das Gedeihen ausländischer Bäume gibt dann Hugo von Forster, Klingenberg in Bayern, bekannt. Ueber die jetzt wichtige Nachzucht des Walnußbaumes im deutschen Walde berichtet Oberforstmeister a. D. Ney, ferner über den Heimat- und Naturschutz in der Forstwirtschaft. Professor Dr. Höfker gibt eine Uebersicht über die Gattung Ligustrum mit hübschen Bildtafeln nach photographischen Auf- nahmen. Neue Bildungsabweichungen bei Eschen behandelt ein Beitrag von Dr. Lingelsheim. Garteninspektor Schelle ist u. a. mit einer Abhandlung über in Deutschland wild vorkommende Obstgehölze und mit vielseitigen dendrologischen Mitteilungen vertreten. Dendro- logische Mitteilungen aus Nordamerika hat F. von Holdt bei- gesteuert, denen sehr interessante Aufnahmen von Sequoia semper- virens beigegeben sind. Diese und eine größere Reihe anderer 262 Di e Garten weit. XX, 22 Aufnahmen von Mammutbäumen wurden mir auch von einem „Gartenwelfmitarbeiter in Kalifornien übermittelt. Berthold Peters, Lübeck, berichtet über die Holzeinfuhr nach Deutschland, Paul Kache über die Kronenbildung des Straßenbaumes, und Hofgärtner Nohl über die Bambusen auf der Insel Mainau. Dr. Götze plaudert über Nadelhölzer und Palmen. Aus dem reichen Inhalt seien weiter hervorgehoben : der Beitrag von Hofgärtner Fritz über den Schul- garten im Dienste des naturwissenschaftlichen Unterrichtes, die Zusammenstellung wertvoller Zierbäumme und Ziersträucher von Schelle, eine Arbeit über neue und kritische Gehölze von Rehder, die Besprechung der ausländischen Gehölze in den Rigaer öffent- lichen Anlagen von Gartendirektor Kuphaldt , Gehölzzucht in Proskau von Direktor Schindler, Forstsamenuntersuchungen von Rafn und die Reiseschilderung von Siehe aus dem westlichen Anti- taurus. Groß ist wieder die Zahl der sich den selbständigen Abhandlungen anschließenden kleinen dendrologischen Mitteilungen. Diesen folgt die neue Rubrik, Dendrologische Feldpost aus Feindes- land, dann der Fragekasten, ein warm empfundener Nachruf auf Karl Ansorge von Oberlehrer Kein, Hamburg, mit einer Doppel- tafel, eine vom Verstorbenen vor 50 Jahren gepflanzte Sequoia gigantea darstellend. Eine Bildseite zeigt den Verstorbenen neben dem Stamme des von ihm gepflanzten Baumes stehend, der jetzt einen Umfang von 3,76 m hat. Der Geschäftsbericht der Gesellschaft ist knapp gehalten. Seit ihrem 24 jährigen Bestehen hat sich die Mitgliederzahl erstmals verringert, und zwar um 93. Neu eingetreten sind 100, ebenso- viel haben ihren Austritt erklärt, 1 wurde gestrichen, 92 gingen durch Tod verloren. Den Bericht über die vorjährige Jahresversammlung hat Graf Schwerin erstattet. Mit diesem Bericht im Zusammenhange steht die letzte Abhandlung des Jahrbuches über Derfflinger und seinen Landsitz in Gusow von Dr. Stephan Kekule von Stradonitz. Wie der vorjährige Jahresbericht, so enthält auch der dies- jährige eine sehr eingehende Abhandlung über Wettervorhersage von Andreas Voss. Das ganze Jahr 1916 soll nach dieser Voraus- sage im ganzen mehr kühl und feucht als warm und trocken sein, dabei außerordentlich veränderlich mit auffallend vielen Stürmen und Hagelschauern, also wenig erfreulich. Der Verfasser schreibt dann : „Nach einem zeitweilig sehr kalten und trocknen Winter 1915/16 . . ." Der Winter 191516 war bekanntlich das Gegenteil von zeitweilig sehr kalt und trocken; er war ganz ungewöhnlich milde, die niedrigste Temperatur — 10 Grad Celsius fiel hier in der Provinz Brandenburg in die zweite Februarhälfte, dabei war dieser Winter nicht trocken, sondern ungewöhnlich naß, so daß z. B. in der Provinz Brandenburg das Grundwasser vielfach auf den Landstraßen stand, was seit Jahrzehnten nicht beobachtet wurde. Vom Februar ab sollte ein feuchterer, milderer Nachwinter und stürmischer, rauher Frühling folgen. Daß dies auch nicht zutraf, daß wir uns eines ungewöhnlich frühen und warmen Frühlings zu erfreuen hatten, der zeitweise Hochsommertemperatur brachte und nur an den Tagen der drei gestrengen Herrn einen vorübergehenden Rückschlag, leichtem Frost in der Nacht vom 13. — 14. Mai, ist natürlich ein unglücklicher Zufall, wie ja der Zufall bei der Wettervoraus- bestimmung, vielfach sogar bei derjenigen von heute auf morgen, eine große Rolle spielt. Die Möglichkeit, daß das Vorausgesagte zutrifft, ist genau ebenso groß, wie diejenige, daß das Gegenteil eintrifft. So war es schon zu Schäfer Tomas und Falbs Zeit, und so wird es voraussichtlich auch weiter bleiben. Der praktische Wert der Wettervoraussage für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwirtschaft ist nach meinen Erfahrungen ein sehr zweifelhafter. Aus den Vereinen. M. H. Die Deutsche Gartenbaugesellschaft veranstaltete am 18. Mai einen Ausflug nach der Villenkolonie Grunewald. Treffpunkt war die Villa des Herrn Professor Rodenwaldt, wo sich zur fest- gesetzten Zeit, um 3 Uhr nachmittagr, etwa 30 Teilnehmer ein- fanden, zu welchen sich später noch einige Nachzügler gesellten. Die Erschienenen wurden im Heime des Herrn Professor R. von diesem und seiner Gattin empfangen und mit Pomeranzenbowle be- wirtet. Der die Villa Rodenwaldt umgebende Hausgarten ist ein Mini- aturgärtchen, aber ein Gärtchen seltener Art, ein wahres Schatzkäst- lein, dem man es auf den ersten Blick ansieht, daß es vom Be- sitzer, einem eifrigen Mitglied der Deutschen Gartenbaugesellschaft, mit seltener Liebe betreut wird. Auf den winzigen, das Haus umgeben- den schmalen Landstreifen stehen verschiedenartige, nicht alltägliche Gehölze, mannigfache Stauden und Zwiebelgewächse, aber auch Nutz- pflanzen fehlen nicht ; sie sind vertreten durch einige Zwergobstbäum- chen, Erdbeeren und Gemüsepflanzen. Ein schmaler Beetstreifen, etwa von der Breite eines Handtuches und der zwei- bis dreifachen Länge eines solchen, ist in eine Anzahl fußbreiter Einzelbeetchen eingeteilt, von welchen jedes mit einer anderen Sommerblume be- sät wurde, ja, es fehlt nicht einmal ein kleiner, auf das sauberste hergerichteter und mit Speisekürbissen bepflanzter Komposthaufen. Ich habe in meinem Leben zuvor selten ein solch kleines Erd- fleckchen kennen gelernt, auf welchem soviel Blumen- und Pflanzen- liebe und soviel gärtnerischer Tatendrang in die Erscheinung trat. Dabei dachte ich an den verstorbenen Professor Johannes Trojan, dem als gleichfalls begeisterten und kenntnisreichen Pflanzen- freund durch sein ganzes langes Leben der sehnlichste Wunsch versagt blieb, wenigstens einige Quadratmeter Land sein eigen zu nennen, weshalb er bis zum Tode seine praktischen gärtnerischen Betätigungen auf einige Balkonkästen beschränken mußte. Nachdem alle Teilnehmer das kleine Gartenparadies ein- gehend und mit sichtlichem Interesse betrachtet hatten, traten wir unter Professor Rodenwaldts freundlicher Führung den Rundgang durch die im herrlichsten Frühlingsschmuck prangende Villenkolonie an. Ich habe diese vornehme Kolonie von ihren ersten Anfängen an verfolgt. Die breiten Straßen sind vorzugs- weise mit Roßkastanien in verschiedenen Gartensorten bepflanzt, die durchweg in 15 m Abstand stehen, sich tadellos entwickelt haben und meistens noch im vollsten Blütenschmuck prangten. Zwischen den dichten Baumkronen, aus dem Grün und aus der unendlichen Blütenfülle reicher Vorgärten lugen die oft fast ganz verdeckten Villen und Landhäuser hervor, die teils mit Glyzinen, teils mit selbstklimmendem wilden Wein malerisch überwachsen sind. Auf blütenbegrenzten Pfaden gelangten wir zur prunkvollen Villa des Herrn Kommerzienrat Hardt. Die Hardtsche Garten- anlage ist eine Musleranlage ersten Ranges. In der näheren Um- gebung der Villa ist sie regelmäßig, dann schließt sich der land- schaftliche Teil an, von großzügig geführten Wegen durchzogen, die durchweg von erheblicher Breite sind, dadurch die Baum- und Gehölzpartien zu vorzüglicher Geltung gelangen lassend. Die Be- pflanzung ist eine mustergiltige, der malerischen Umgebung des Geländes in jeder Weise Rechnung tragende. Von allen Seiten öffnen sich dem Auge prächtige Sichten nach kleinen architekto- nischen Bauwerken, nach stimmungsvollen Nachbarbauten und nach hervorragenden benachbarten Partien. Ganz unmerkbar geht der Zierpark in den Nutzgarten über, der, wie die ganze Anlage, peinlichste und sachkundigste Pflege bekundet. Die Stämme der in den Anlagen zerstreuten hochstämmigen Kiefern aus dem ehe- maligen Waldbestand der Kolonie sind mit üppig wachsenden Schling- rosen bekleidet. Die Gewächshäuser sind in Mauerwerk und Eisen- konstruktion so massiv erbaut, daß sie Jahrhunderten trotzen können. Im Warmhause fielen mir zwei Schaupflanzen von ütricularia grandiflora auf, die kurz vor der Entfaltung eines reichen Blütenschmuckes standen. Von hier aus führte uns Herr Professor R. zum „Kaffee Humbertus", wo wir an langgestreckter Tafel die „Kaffeemischung" einnahmen, und von dort durdi prächtige Teile der Kolonie zur Besitzung des Herrn August Scherl, des Begründers des weit bekannten gleich- namigen Berliner Zeitungs- und Zeitschriftenverlags. Der Weg führte über verschiedene Schmuckplatzanlagen der Kolonie. Auf einer derselben steht das Bismarckdenkmal, den Altreichskanzler in bürgerlicher Kleidung mit Schlapphut, ihm zur Seite den „Reichs- hund" Tyras, eine deutsche Dogge, darstellend. Bei jedem inter- essanten Baum oder Strauch wurde Halt gemacht, und dann erläuterte Dr. Graf Fritz von Schwerin, seit dem Tode des Garten- XX, 22 Die Garten weit. 263 meisters Zabel und seit der leider hoffnungslosen Erkrankung des Garteninspektors Beißner wohl der hervorragendste derjenigen Nadel- und Laubholzkenner Deutschlands, die mit der trockenen Wissenschaft zugleich gärtnerische Kenntnisse und gärtnerisches Verständnis verbinden, die einzelnen Gehölzarten und -formen, die größerer Beachtung wert erschienen, was diesem Ausflug eine ganz besondere Würze gab. Die Scherische Besitzung ist jetzt verwaist. Der Park, der anfangs der neunziger Jahre, in der Zeit der größten geschäftlichen Erfolge des Besitzers, zur Aus- führung gelangte, ist von sehr erheblicher Größe, die ich nicht annähernd abschätzen möchte, da sich von keinem Teile aus ein Ueberblick bietet. Die Anlage muß leider als gartenkünstlerisch vollständig verunglückt bezeichnet werden. Es eröffnet sich auch nirgends eine Sicht, nirgends ein Ausblick auf die malerische Um- gebung und auf die herrlichen Bauwerke der Nachbarschaft, unter welchen eine architektonisch wertvolle Kirche hervorzuheben ist. Mit dem hier verschwendeten Pflanzenmaterial hätte man ein acht- bis zehnfach größeres Gelände in überreicher Weise ausstatten können. Dicht gepflanzte, bunt und verständnislos durcheinander- gewürfelte Baumgruppen bilden stellenweise vollkommen geschlossene Waldbestände, landschaftliche Teile werden an anderen Stellen wieder plötzlich ganz unmotiviert von alleeartigen Pflanzungen oder Hecken unterbrochen, dann begegnet man wieder im Rasenteppich dichten und verwilderten Obstbaumbeständen, deren Bäume sich gegen- seitig völlig erdrücken, und die besseren Blütensträucher stehen fast durchweg dersu-t unter dem Drucke wuchernder Laubbäume, daß sie nur elend vegetieren können. Die Wege waren fast ausnahms- los stark verunkrautet. Das stattliche Herrenhaus bekommt man von keinem Teile des Parkes aus zu Gesicht, da es nach der Park- seite von einer besonderen hohen Mauer eingeschlossen ist. Auch der Park ist von den angrenzenden Straßen aus durch ein hohes Eisengitter mit dahinter gepflanzter hohen Hecke vollständig ab- geschlossen. Aber auch die Besichtigung dieser verfehlten Anlage war lehrreich, da sie in drastischer Weise vor Augen führte, wie ein Park nicht angelegt und nicht gepflegt werden soll. Die folgende und letzte Anlage, die wir besichtigten, war wieder ein Meisterstück landschaftlicher Gartenkunst und ein Muster her- vorragender gärtnerischer Pflege. Es war die gegenüber der Scherischen Besitzung liegende Anlage des Herrn Fürstenberg. Der ziemlich große Park liegt auf von Natur aus außerordentlich stark be- wegtem Gelände, das nach dem Hubertussee zu ziemlich steil abfällt. Ungünstig beeinflußt, weil jäh unterbrochen, wird das Landschafts- bild durch einen Tennisplatz in nächster Nähe der Villa. Ueber die Anlage zerstreut sind stattliche Kiefernstämme des ehemaligen Forslbestandes. Ein Hang ist mit Heidelbeeren besiedelt, die eine dichte Decke bilden. In denkbar reichster Weise sind winterharte Azaleen und namentlich Rhododendron angepflanzt, die starke Bestände bilden und sich bis zum Seeufer hinziehen. Von diesem aus hat man einen herrlichen Ueberblick über den See mit seiner abwechslungsreich gestalteten malerischen Uferbepflanzung und über die Villen und die Gärten des jenseitigen Ufers. Interessant ist ein kleiner Staudengarten, wie er sich ähnlich auch auf der Scherischen Besitzung befindet, mit beetmäßig aufgepflanzten Schnittstauden. Als wir uns trennten, war der Abend hereingebrochen. Wir hatten einen schönen und lehrreichen Frühlingsnachmittag verlebt. M. H. Mannigfaltiges. Die Ausstellung für Heldengräber, welche in Königsberg in Preußen am 20. Mai eröffnet wurde, setzt sich aus zwei Ab- teilungen zusammen. Unter den alten Bäumen des Parkes „Luisen- wahl" sind im Freien etwa 80 ausgeführte Grabzeichen aus Stein, Eisen, Holz aufgestellt, während die zeichnerischen und bildmäfiigen Entwürfe sowie die Aufnahmen ausgeführter Grabanlagen aus dem Felde im „Hause der Königin Luise" gezeigt werden. Eine sehr beachtenswerte Entschließung wurde kürzlich vom pommerschen Provinzialverband der fortschrittlichen Volkspartei zur Frage der Ansiedlung von Kriegsbeschädigten gefaßt. Die Versammlung begrüßte hiernach das Kapitalabfindungsgesetz als ersten Schritt zu dem erstrebenswerten Ziel der Ansiedlung von Kriegsbeschädigten : „Sie erachtet es für eine Ehrenpflicht, daß nichts unterlassen wird, um möglichst vielen Kriegsteilnehmern ein eigenes Heim auf dem mit Leib und Leben verteidigten vaterländischen Boden zu schaffen und zu sichern. Sie ist der Ueberzeugung , daß die Provinz Pommern mit ihrer dünnen Bevölkerung und dem Ueber- wiegen des Großgrundbesitzes der Besiedlung mit Kriegsbeschädigten auf dem großen Landbesitz des Staates, der Städte und Stiftungen in weitestem Umfang erschlossen werden muß. Sie gibt der dringenden Erwartung Ausdruck, daß unverzüglich mit der An- siedluug begonnen werden möge." Man kann nur wünschen, daß dieser Anregung in möglichst weitem Umfange und ohne Verzug Folge geleistet wird, und nicht nur in Pommern, sondern im ganzen Osten der preußischen Monarchie. Denn ähnliche Verhältnisse bestehen hier überall. Glücklicherweise haben die Erklärungen des Ministerialdirektors Lewald in der Budgetkommission auch die Ansiedlung von pol- nischen Kriegsbeschädigten in Aussicht gestellt, so daß die Mög- lichkeit zur Ansiedlung von Kriegsbeschädigten im Osten überall gegeben ist. G. In dem Wettbewerb für Heldenhaine, den der Beratungs- ausschuß für Heldengräber in Ostpreußen ausschrieb, hat jetzt das Preisgericht die Entscheidung gefällt. 253 Entwürfe waren eingegangen. Den 1. Preis erhielt Architekt W. Koch-Berlin- Friedenau, den 2. Regierungsbaumeister Böttger-Königsberg, den 3. Architekt Brücke-Laage i. M., den 4. die Architekten Fähler und Rainer in Offenburg a. M. Zehn Entwürfe wurden angekauft. Aus der Fachpresse des feindlichen Auslandes. Aus England. Am 12. Februar brachte „Gardeners Chronicle" zum letzten Mal die in französischem Text gedruckte Seite „Pour Nos Amis Fran^ais et Beige" heraus, nachdem diese 66 Mal er- schienen war. Die Einstellung wird damit begründet, daß die in England sich aufhaltenden Franzosen und Belgier, für die diese Einrichtung bestimmt war, inzwischen genug englisch gelernt haben, um das Blatt in englischem Text lesen zu können. Die Berichte über Deutschland und über Maßnahmen im eroberten Gebiet wer- den darin in ruhiger, sachlicher Weise besprochen, die sich vor- teilhaft von der Sprache abhebt, die das Blatt vor Jahresfrist führte, wo von teutonischen Barbaren und deren Raubzügen die Rede war. „The Journal of Horticulture", eins der gelesensten eng- lischen Fachblätter, das auch besonders handelsgärtnerische Inter- essen vertritt, hat seit dem 1. Januar für die Dauer der Kriegszeit das Erscheinen eingestellt. Diese gärtnerische Wochenschrift wurde schon im Jahre 1848 gegründet, und zwar unter dem Titel „Cottage Gardener", der dann nach einigen Jahren in obengenannten Titel geändert wurde. Tagesgeschichte. Aschersleben. Die hiesige Aktiengesellschaft für Samenzucht „Terra" hat in dem jetzt ablaufenden Rechnungsjahr 1915/16 durchaus zufriedenstellend gearbeitet. Es steht infolgedessen wieder ein günstiges Ergebnis in Aussicht. Man glaubt in unterrichteten Kreisen der Meinung Ausdruck geben zu können, daß der vor- jährige Dividendensatz von 10 Prozent mindestens wieder erreicht werden wird. Aurich. Die ostfriesischen Stände haben 20 000 M für die Anlage eines ostfriesischen Heldenhains bewilligt. Berlin. Die drei Eisheiligen sind in diesem Jahre nicht vor- übergegangen, ohne sich nachdrücklich bemerkbar zu machen. In der Nacht vom 13. zum 14. Mai fiel das Thermometer bis auf — 3 Grad Celsius. Die Obstblüte war in der Hauptsache vor- über, nur einige spätere Apfelsorten standen noch im Flor. Der Frost hat stridiweise ernstlich geschadet. Erfroren sind namentlich 264 Die Gartenwel t. XX, 22 die jungen Triebe der Walnufibäume, so daß hier in diesem Jahre auf eine Walnußernte nicht gerechnet werden kann. Weiter hat der Fruchtansatz des Steinobstes, besonders der Kirschen, mehr oder weniger gelitten, hin und wieder auch der Fruchtansatz der Johannisbeeren und die Erdbeerblüte. Angefroren ist ferner das Laub der Frühkartoffeln, namentlich der weit vorgeschrittenen, die vorgekeimt ausgelegt wurden, sowie der zu früh gelegten Bohnen, Gurken und Kürbisse und der zu früh gepflanzten Tomaten. Auch Reben, ferner empfindliche Gehölze, besonders Robinien, haben gelitten, während am Fruchtansatz der Aepfel und Birnen zum Glück nirgends Schaden festgestellt werden konnte. In der Nacht vom 20. zum 21. sank das Thermometer nochmals auf den Ge- frierpunkt. Aehnliche Schäden wie die gegenwärtigen an Kar- toffeln und empfindlichen Gemüsen hatte auch im Vorjahre ein ungewöhnlich später Frost in der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni zur Folge. Die Obsternteaussichten werden stellenweise durch starkes Auftreten von Schädlingen ungünstig beeinflußt. Die Larven der Apfelblüten- und Birnknospenstecher haben diesmal mehr Blüten als sonst verniclitet, was jedoch bei den Apfel- bäumen im Hinblick auf die überreiche Blüte keine Rolle spielt, verderblich wirkt aber die Raupenplage. Der Ringelspinner tritt in ungeheuren Massen auf und hat da, wo er nicht rechtzeitig und nachdrücklich bekämpft wurde, ganze Pflanzungen kahl ge- fressen. Das gegenwärtige Jahr scheint auch eine Wespenplage zu bringen, da sich im zeitigen Frühling Wespenköniginnen in ungewöhnlich großer Zahl bemerkbar machten. Der Kohlweißling flog ofereits in den ersten Maitagen. M. H. — Die Stadt eröffnet Ende Juni bei der Gasanstalt in der Danziger Straße eine Trocknungsanlage für frisches Gemüse und Obst. Die Anlage wird mit Maschinen nach den neuesten Erfahrungen eingerichtet, die es ermöglichen, daß das getrocknete Gemüse beim Kochen völlig den Geschmack des frischen wieder- erlangt. Alle Gemüsebauer in der Umgegend Berlins werden auf diese Anlage aufmerksam gemacht und aufgefordert, den Gemüse- bau, besonders von Kohl, Hülsenfrüchten und Rüben recht lebhaft zu betreiben, da die städtische Trocknungsanlage in der Lage ist, auf dem Markt nicht verwendbare Mengen käuflich abzunehmen. Es besteht somit die Aussicht, Gemüse selbst bei besonders großer Ernte zu lohnenden Preisen zu verwerten. Budapest. Honvedminister Baron Hazai hat folgende Ver- ordnung erlassen : „In den Gärten, wo früher bulgarische Gärtner den Anbau von Küchengewächsen besorgten und die jetzt durch die Mobili- sierung der bulgarischen Armee verlassen sind, sollen invalide Honvedsoldaten den Anbau übernehmen. Zunächst soll für den Heeresbedarf gesorgt werden, eine Maßregel, durch die dem Ge- müsemangel auf den Märkten abgeholfen werden wird ; der Ueber- schuß wird aber zum Verkauf an die Zivilbevölkerung gelangen. Da der größte Teil der bulgarischen Gärtner infolge der besseren Erwerbsverhältnisse im neuen Großbulgarien wahrscheinlich nicht mehr nach Ungarn zurückkehren wird, wird sich diese Einrichtung zu einer dauernden gestalten und dabei auch berufen sein, die ungarischen Landwirte zu einem rationelleren Anbau der Küchen- pflanzen anzuspornen." Gumbinnen. Der Regierungsbezirk Trier hat eine Stiftung für den hiesigen Kreis gemacht, indem er 150 000 Mark zur An- legung einer Mustersiedlung bei Gumbinnen zur Verfügung stellte. In Aussicht genommen ist ein der Stadt gehöriges Gelände von etwa 700 Morgen vor dem Tilsiter Tor. Der Antrag zur Auf- teilung des Geländes soll bei der Generalkommission gestellt werden. Die Siedlung wird den Namen „Klein-Trier" erhalten. Lübeck. Schon im zeitigen Frühjahr 1915 ehrte Lübeck seine gefallenen Söhne und die in dortigen Lazaretten gestorbenen ver- wundeten Krieger durch die Anlage eines Ehrenfriedhofes. Die für ähnliche Anlagen inmitten deutscher Waldungen vorbildliche Ehrungsstätte mit ihren im Ring angeordneten schlichten Efeu- hügeln ist von tief ergreifender innerer Schönheit. Nun hat ihr Schöpfer, der Lübecker Garteninspektor Harry Maaß, auch den umliegenden Wald als Ehrungsstätte für die auf den Schlachtfeldern ruhenden Lübecker Kämpfer in feinsinniger Weise ausgebildet. Die Angehörigen haben dort Gelegenheit, unter Eichen und Buchen ihren Helden Gedächtnissteine und Denkmale zu setzen. Schon seit Herbst vorigen Jahres sind eine Anzahl künstlerisch voll- endeter Steine dort zur Aufstellung gelangt. Werder a. d. Havel. In den hiesigen und den benachbarten Obstanlagen herrscht eine bedenkliche Raupenplage. Es tritt namentlich der Ringelspinner in großen Massen auf. Die Obst- züchter hatten sich an das hiesige Militärkommando gewendet, welches die Mannschaften der hier liegenden Feldkompagnie für einen Tag zum Entraupen der Bäume zur Verfügung gestellt hat. Vom Bodensee. Die Apfel- und Birnblüte hat in dem obst- baumreichen Gebiete um den Bodensee dieses Jahr wieder einen außerordentlich günstigen Verlauf genommen, so daß die Vor- bedingungen für eine neue gute Ernte gegeben sind. Noch nie habe ich die Apfel- und Birnbäume durchweg so mit Blüten über- laden gesehen, wie gerade dieses Jahr hier; bei manchen Apfel- bäumen war fast nichts von Laub zu sehen, so dicht stand Blüten- büschel an Büschel. Auch die Formobstbäume hatten reichen Blütenansatz, obwohl es bei ihnen teilweise zu keinem Sommer- schnitt gekommen war. Auch der Winterschnitt unterblieb dieses Jahr vielfach, so daß diese Bäume vom Kriege etwas nachfühlen werden. Die Bedeutung des Obstes für die Volksernährung hat ver- flossenes Jahr so mancher schätzen gelernt, der sonst nur nebenbei einmal einen Apfel verzehrte. Es wird daher der Obstgenuß auch für längere Zeit noch nach dem Kriege in gesteigertem Maße anhalten und wohl auf eine noch weitere Anpflanzung von Obst- bäumen einwirken. Die Kirschen- und Zwetschenblüte verlief unter weniger günstigen Verhältnissen, deshalb wird die Ernte teilweise recht mager werden. Besser kommen die Pfirsiche und Aprikosen davon. Fr. Roll. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starben Herrschaftsgärtner Johann Grabelski, Elberfeld und Erich Schröder, Gartentechniker, ehemaliger Köstritzer und Hörer der Kgl. Gärtnerlehranstalt in Dahlem ; er wurde von einer Granate getroffen und starb am Karfreitag im Alter von 26 Jahren. Otto Paul, Gehilfe in der Graf v. Arnim-Boitzenburg'schen Garteaverwaltung, Boitzenburg (Uckermark), wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt die Verleihung des Eisernen Kreuzes an seine nachgenannten Mitglieder bekannt : Georg Heine, Elmshorn ; G. Jäger, Düsseldorf ; A. Lehmann, Charlottenburg ; Ogarek, Berlin ; F. Oehler, Berlin-Lichtenberg ; H. Schmidt, Düsseldorf ; Alfr. Träger, Köln. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seines Mitgliedes J. Schröder, Schellhorn bei Preetz, bekannt. Hoffmann, städtischer Garteninspektor, Pforzheim, wurde vom Fürsorgeausschuß für kriegsbeschädigte Gärtner des Reichsverbandes für den deutschen Gartenbau zum gärtnerischen Berufsberater und Vertrauensmann für das Großherzogtum Baden gewählt. Pattloch, Obstbauwanderlehrer an der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen, wurde in Anerkennung seiner Verdienste zum Garteninspektor ernannt. Es starben die Gärtnereibesitzer Franz Gadow, Wiesbaden am 13. Mai, Carl Petersen, Frankfurt a. M., am 17. Mai und Johann Schönstedt, Erfurt, am 19. Mai. Berlin SW. llj Hedemaonstr. 10. För die Redaktion verantwortl. Max Hesdörfier. Verl, von PaolParey. Omok : Anli. Buchdr. Gutenberg e. Q. m. b. H., Desaaa Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 9. Juni 1916. Nr. 23. Nachdrude und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafreditlich verfolgt. Zwiebel- und Knollenpflanzen. Lilium giganteum Wall. (Hierzu eine Abbildung.) Unter allen Lilien weist Lilium giganteum aus dem Himalayagebiet die mächtigsten Ausdehnungen auf ; es recht- fertigt durch das Ausmaß seines Wachstums die Bezeichnung als Riesenlilie. Es bildet mit dem einen Meter hoch werden- den Lilium cordifolium Thbg. die durch die gestielten herz- förmigen Blätter von allen anderen Lilien abweichende Gruppe Cardiocrinum. Wegen der großen, herzförmigen, lackglänzen- den Blätter wird es von Nichtkennern kaum als Lilie erkannt. Die Zwiebel ist 25 — 30 cm hoch, grün und von birnförmiger Gestalt. Ihre Spitze ragt über dem Erdboden hervor. Bei ausgewachsenen Zwiebeln erhebt sich Ende April oder An- fang Mai das Herz zu einem gewaltigen Blütenschaft von 2 — 3 m Höhe. An seiner Spitze bringt er 12 — 20 Blütenknospen hervor, die zuerst aufrecht stehen, dann in die Horizontale übergehen und schließlich beim Oeffnen der Blüten glockenförmig her- abhängen und dem darunter stehenden Beschauer ihr In- neres zuneigen. Die Farbe der Blumen ist grünlichweiß; innen weisen die Blumen- blätter nach dem Grunde ver- laufende rotbraune Striche auf. Ein köstlicher Duft er- füllt die Luft im weiten Umkreis, wo sie blühen. Ist die Blüte vorbei, so richten sich die Blütenstiele wieder auf und tragen die Samen- kapseln aufrecht. Diese sind mit einer großen Zahl Samen gefüllt, die aber, obwohl ein gut ausgebildetes Endo- sperm vorhanden ist, nicht keimen, wie ich aus ver- schiedenen Versuchen fest- stellen konnte. Ich las ein- Gartenwelt XX. mal in „The Garden", daß die aus dem Himalaya stammenden Zwiebeln keimfähige Samen bringen, während die aus China stammenden unfruchtbar sind. Ich weiß nicht, ob dies so zutrifft, doch halte ich es wohl für möglich, daß die aus höheren Lagen kommenden Pflanzen sich anders als die der Ebene verhalten. Aus Samen herangezogene Zwiebeln sollen 6 — 8 Jahre bis zur Blühbarkeit gebrauchen. Die alte Zwiebel erschöpft sich beim Hervorbringen des gewaltigen Blütenschaftes vollständig und geht zugrunde. Im Jahre vorher hat sich aber um die alte Zwiebel herum schon ein Kranz Kindel gebildet, so daß nach dem Tode der Mutterzwiebel an deren Stelle 12 bis 15 andere stehen, die man herausnimmt und im Herbst oder zeitigen Frühjahr einzeln setzt. Die Riesenlilie gedeiht am Lilium Nach einer vom gigant e.\i:a im Kgl. Botan. Garten zu Göttingen. Verfasser für die „Gartenwelt** gefertigten Aufnahme. 23 266 Die Gar ton weit. XX, 23 Lauberde füllt, zwischen Geflügeldung oder der- wachsen dann die Brut- besten in halbschattiger Lage, in humusreicher Lauberde bei kühl-feuchtem Bodengrund. Für ausgiebige Stickstoffgaben ist sie sehr empfänglich ; sie lohnt diese Düngung durch be- sonders große, straffe Blätter, die nie von Ungeziefer be- fallen werden, schnelles Auswachsen der Zwiebel und riesige Blütenschäfte mit vielen Blumen. Man stellt das Beet so her, daß man die alte Erde einen halben Meter tief aushebt und an deren Stelle halbverweste die man Knochenmehl, Poudrette, gleichen streut. In 2 — 3 Jahren zwiebeln zur Blühfähigkeit heran. Lilium giganteum gilt als nicht winterharl. Eine Laub- decke schützt aber die aus der Erde herausragenden Zwiebeln völlig vor dem Erfrieren. Noch nie habe ich dabei Verluste gehabt. Perring schilderte diese Lilie im Verein zur Bef. d. G. im Jahre 1895 als so empfindlich, daß man sie in Deutschland nur im Topfe ziehen könne ; er meint auch, daß ihr Erblühen eine so große Seltenheit sei, wie das der Agave americana. Im Himalaya soll sie weit verbreitet sein, und zwar in einer Höhe von 1500—3000 m, woraus hervorgeht, daß sie nicht so empfindlich sein kann. Die Abbildung veranschaulicht einen Teil einer Gruppe, deren Pflanzen alle von einer einzigen Zwiebel stammen, die ich hier als Topfgewächs vorfand. Im Park oder Garten, womöglich in der Nähe eines Teiches, gibt die Riesenlilie einen eigenartigen Schmuck, durch ihre Blätter auch außer der Blütezeit. Die Blütezeit fällt in den Juni. C. Bonstedt. Topfpflanzen. Dracaena Godseffiana. Von H. Jirasek, Wien. (Hierzu eine Abbildung^, nach einer vom Verfasser für die weit" gefertigten Aufnahme.) Die editen Dracae- nen zeichnen sich fast alle durch aufrechten Wuchs, durch lange, meistens schmale, spitz auslaufende Blätter von verschiedenartiger Fär- bung aus. Die abge- bildete D. Godseffiana kennzeichnet sich auf den ersten Blick nicht als Dracaena. Ihre Hei- mat ist Westafrika, wo sie stellenweise häufig vorkommt. Der be- kannte Pflanzensammler und Naturforscher G. Mann fand sie 1892 erstmals auf. Nadi Eu- ropa gelangte sie durch Milien, der sie nach Kew schickte; später wurde sie durch Sander dem Handel übergeben. D. Godseffiana ist eine ausgesprochene Warmhauspflanze. Sie verzweigt sich vielfach .Garten- und ist immergrün. Auch an weniger günstigen Stellen zeigt sich die hübsch gefleckte Belaubung dauerhaft. Zur Blüte gelangt diese Art erst als kräftige Pflanze nach mehrjähriger Kultur, ähnlich der D. surculosa var. maculata, von welcher sie sich durch kleinere Blattf ieckung unterscheidet. Die Früchte gleichen in der Form einer Kirsche ; sie sind dreifächerig, nehmen in der Reife eine zinnoberrote Färbung an und bilden lange Zeit eine Zierde der Pflanze. Die Vermehrung erfolgt durch Stecklinge auf halbwarmem Fuß in sandiger Erde. Es ist merkwürdig, daß der bewurzelte Steckling sein Höhenwachstum nicht fortsetzt, sondern sich nur seitwärts verzweigt. Die Seitentriebe wachsen allmählich in die Höhe; sie bekleiden sich mit den elliptischen, festen Blättern. Der sehr biegsame, halmartige Stamm ist mit zahlreichen weißen Ringen geziert. Durch Stutzen lassen sich sehr buschige Pflanzen erzielen. Kräftige Erde mit etwas Kuhdüngerzusatz und reichliche Bewässerung in der Wachstumszeit fördern das Gedeihen. Durch ihre Haltbar- keit und die schöne, lebhafte Färbung und Zeichnung der Belaubung ist Dracaena Godseffiana eine dankbare Warm- hauspflanze. Luculia gratissima. Nur wenig Angehörige der Familie der Rubiaceen kann der Gärtner als dankbare Blüher bezeichnen. Die im Himalaya beheimatete Gattung Luculia weist leider nur zwei Arten, nämlich L. gratissima und L. Pinceana auf, welche man mit Recht schöne und dankbare Pflanzen nennen darf. Es ist merkwürdig, daß wir seit ihrer Einführung (zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts) bis heute von diesen schönen Arten noch gar keine Hybriden besitzen, ja, es fehlen sogar Daten darüber, ob sich überhaupt jemand schon mit ihrer Hybridisierung befaßt hat. Entzückt war ich, als ich diese Pflanzen in den mittelmeer- ländischen Gärten im Freien unter mächtigen Palmen und Baumfarnen wachsen sah. Wegen ihres eigentümlichen und angenehmen Duftes sollten Luculien ebenso häufig wie Hortensien in unseren Gärten gezogen werden. Sie verlangen zwar ein wärmeres Haus und auch regere Pflege, dieser Um- stand soll uns jedoch nicht abhalten, Luculien zu ziehen. Die Anzucht geschieht entweder aus Samen, welcher im halbwarmem Boden bald keimt, oder man schneidet von älteren Pflanzen ganzjungeTriebe, steckt sie in halbwarme Beete oder unter Glocken und pflegt sie weiter wie etwa Rosenstecklinge. So- bald sie gutes Wurzel- vermögen gebildet haben, setzt man sie in ent- sprechend kleine Töpfe und sorgt dafür, daß sie in diesen gut anwurzeln. Die Ueberwinterung voll- zieht sich im gemäßigt warmen Hause, wo man die Pflanzen soviel es geht trocken hält ; manchmal verlieren sie auch teils das Dracaena Godseffiana. XX, 23 Die Garte 11 weit. 267 Laub. Bevor die Augen stark zu treiben beginnen, kürzt man die Triebe im März auf zwei bis drei Augen. Schon im Herbst darauf blühen sie. So vorgezogene Pflanzen eignen sich vorzüglich zum Aus- pflanzen. Rasen- und Heideerde mit Sand zu gleichen Teilen geben gute, lockere Erdmischung für Luculien. Junge Pflanzen gießt man reichlich, sie dürfen jedoch nicht ständig naß stehen. Wenn die Wahl des Standortes richtig getroffen wurde, wachsen Luculien stark und sind in der Blüte von prächtiger Wirkung. Die Ab- bildung veranschaulicht unter Baumfarnen im Glashause ausgepflanzte Luculien. Luculia gradssima erreicht als Strauch im Himalaya zwei bis fünf Meter Höhe. Ihre stark verzweigten Triebe tragen elliptische, zugespitzte, gegenständige, immergrüne Blätter. Die großen, dolden- artigen Blumenstände bestehen aus zahlreichen, fleischigen, lebhaftrosa gefärbten, röhrenförmigen Blüten, mit fast verwachsener Blumen- krone. Die wohlriechenden Blumen erscheinen gegen Ende des Sommers und halten sich lange an der Pflanze. Luculia Pinceana ist der vorgeschilderten im Bau sehr ähnlich. Durch kleinere, engere, fast lederartige, stark genervte, ganz glatte Blätter weicht sie aber von ihr ab. Die Blüten sind bedeutend größer, von schöner, reinweißer, oft später in Rosa übergehender Färbung, duften viel stärker und weisen eine Ver- dickung der Spitzen der Blumeokrone auf. Diese Art blüht von Mai bis September. H. Jirasek, Wien. Stauden. Rasen gemäht virird , kann deshalb das Frühjahr darauf immer wieder mit seinen nickenden Blüten erscheinen, wenn es einmal festen Fuß gefaßt hat. Weitere Pflege verlangt es also nicht. Es gedeiht in jedem Boden, wenn es auch etwas lockeren Boden vorzieht. Seine Ausbreitung geschieht meist durch Ausläufer, weniger durch Samen. Gerade für schattige Plätze im Rasen halte ich es für ein sehr empfehlenswertes Pflänzchen, das neben Crocus, Scilla, Chionodoxa und andern Rasenblühern den Garten im ersten Frühjahr verschönern kann. Jedoch muß es mehr für sich ein Plätzchen haben, da es gemischt mit den andern durch seine gestielten Blätter die Blüten derselben nicht voll zur Geltung kommen läßt, auch die eigene Blüte durch die Farbenpracht der andern in den Schatten gestellt würde. Pflanzenkunde. Das Windröschen, Anemone nemorosa. Von Fr. RoU. Ende März sah ich in Konstanz in einem Garten an der Rheinbrücke unser gewöhnliches weißes Windröschen, das im zeitigen Frühjahr gewiß schon die meisten Leser der „Garten- welt" am Waldsaume erfreut hat. Es war das erste Mal, daß ich es in einem Garten so heimisch sah, und ich freute mich dar- über. Wenn auch seine Blütenpracht gerade nicht sehr groß ist, so ist es doch ein herziges Blümchen ; es hängt etwas vom Frühlings- zauber unserer Hei- mat an ihm. Esstand da in dem Garten dicht gedrängt unter einem Baum und streute , sich ver- lierend, seine Aus- läufer noch weiter in den Rasen hinaus. Einzelne Pflanzen waren wohl vor ziem- lich langer Zeit dort gepflanzt worden, und da ihnen der Standort behagte, vermehrten sie sich von Jahr zu Jahr. Da es sehr früh erwacht, hat es seinen Trieb vollendet, bevor der Laubausbruch. Von F. Esser, Godesberg. Mitten in der schönsten Entwicklung der Frühlingspracht tritt uns dieses herrliche Wort in der Natur überall entgegen. Ein ausgeprägtes Frühlingswort, das uns nach den trüben Tagen des Winters Jahr für Jahr mit unzähligen Ueberraschungen zeigt, daß die Natur doch mehr zu bieten vermag, wie so manches teuer erkaufte Vergnügen kurzer Augenblicke. Den Frühling zu preisen, wie er, im Gegensatze zu den anderen Jahreszeiten, die Natur in langsamer und doch stets überraschender Entfaltung fortdauernd von neuem schmückt, ist eine recht schwierige Aufgabe. Diese Aufgabe soll auch Luculia gratissima unter Baumfarnen (Balantium antarcticum). Nach einer vom Verfasser für die ,, Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. 268 Die 0 a r t e n w e 1 1. XX, 23 keineswegs hier gelöst werden. Menschliche Kräfte reichen dazu nicht aus. Der Mensch empfindet das Frühlingsglück als ein Naturgesetz, dem er mehr oder weniger selbst unter- steht. Dieses Glück umfängt den Menschen mit seiner ganzen belebenden Kraft am wirksamsten, wenn es ihm vergönnt ist, tieferen Einblick in die Geheimnisse der Natur zu er- langen. Zahllose Kleinpflanzen, Sträucher und Baumarten treiben vor Laubausbruch ihre Blüten. Nur wenige Bäume blühen nach der vollständigen Begrünung. Wo die erste Triebkraft der Gewächse durch die Blüte verbraucht wird, da kann sich das Laub nur langsam entwickeln. Wir sehen das Gegenteil bei spärlich blühenden Obstbäumen. Sie treiben ihr Laub früher. In der frühen Blütezeit der meisten Baum- und Strauchgewächse erkennen wir, daß für das Fortbestehen dieser Gewächse eine Vernichtung der Blüte oder die Verhinderung reichlicher Fruchterzeugung durch Wetterungunst nicht so wesentlich ist wie das Erfrieren anderer Organe, insbesondere der Blattorgane. Ein Nadelbaum, dessen Trieb erfriert, ist für ein Vegetationsjahr betreffs der Vergrößerung seiner ober- irdischen Arbeitskräfte so ziemlich kalt gestellt. Eine er- sprießliche Nachzucht der Weißtanne ist deshalb nur unter Baum- oder Lattenschirm möglich. Die äußere Form der durch Frost zurückgesetzten Bäume muß in der gleichmäßigen Entwicklung leiden. Erfrorenes Eichen- und Buchenlaub be- deutet zwar keinen direkten Tod dieser Bäume, aber die Jahreszuwachsleistung an Holz ist dann nachgewiesenermaßen äußerst gering. Wir können zwar nach starken Spätfrösten in Höhenlagen bei der Rotbuche noch einen erneuten Laub- ausbruch im Juli feststellen, für eine nennenswerte Zuwachs- leistung ist jedoch die notwendige Zeit und Kraft dahin. Mit elementarer Gewalt, unter dem Einfluß weniger warmer Sommertage, schmücken Roßkastanie und Linde fast plötz- 1 i ch Straßen und Plätze mit frischem Grün. Vollständig unaufgeklärt ist bis jetzt die Begrünung junger Rotbuchen im Halbschatten des Mischbestandes gegenüber allen älteren, noch unbelaubten Buchen desselben Standortes. Die sonstigen ausschlaggebenden Faktoren für erhöhtes Pflanzenwachstum, direkte Sonnenbestrahlung und Bodenwärme, können hier nicht in Frage kommen. In wunderbar vorsorglicher Weise hat die Natur bei den vorherrschenden deutschen Waldbäumen : Eiche, Kiefer, Fichte, Buche, den Laubausbruch in den Wonne- monat Mai hinausgeschoben, zum Beweise, daß diese Holz- arten in erster Linie berufen sind, Holz zu erzeugen und ihre Früchte in der Hauptsache nur der Nachzucht dienen. Die Zahl der guten Samenjahre ist bei diesen Bäumen natur- gemäß gering. Der Nachweis ist erbracht, daß in den Samen- jahren der Holzzuwachs wenig in die Erscheinung tritt. Bewiesen ist damit, eine wie wichtige Rolle in der Natur- gesetzgebung bei den jährlich reich- und frühblühenden Sträuchern und Gehölzen die Wetterungunst betreffs der günstigen Weiterentwickelung dieser Gewächse spielt. In der Natur waltet bei der Vollziehung des Laubausbruches eine gesetzmäßige Vorsicht gegenüber höheren Gewalten, denen jede andere Entwicklung streng untersteht. Am sichersten zeigen ihr großes Abhängigkeitsverhältnis von diesen Gewalten die Dauergewächse, an denen sich nach Ablauf der Vege- tationszeit durch Zuwachsuntersuchungen am unveränderten Standort ein Vergleich mit früheren Wachstumsleistungen ziehen läßt. Die ganze Frühlingskraft der Natur setzt erst dann bei uns ein, wenn das Gros der deutschen Holzgewächse den allgemeinen Laubausbrudi besiegelt hat. Mit Riesen- schritten erreicht die Natur dann rasch den Höhepunkt ihrer Schönheit, des jährlich wiederkehrenden Frühlingsschmuckes. Dieser beglückenden Zeit mußte der Mensch unwillkürlich den Namen „Wonnemonat" beilegen. Der Frühlingsschmuck der Natur soll unfehlbar im Menschen neue Lebensfreude erwecken. Mit strahlender Schönheit zieht der Frühling Arm und Reich, Kranke und Gesunde mit gleicher Liebe an den Busen der Natur. Im jährlichen Laubausbruch zeigt sich der ewige Kreislauf der Dinge, dem menschliches Streben vollständig ohnmächtig gegenübersteht. Der Früh- ling gibt uns die sichere Hoffnung, daß angesichts der be- lebenden Freude, welche uns das Frühlingsglück bringt, das Menschenwerk des Krieges — das Werk der Vernichtung — ein Dauerzustand im naturgesetzlichen Rahmen nicht sein kann. Mit Sicherheit ist aber in diesem Kriegs- zustande die Tatsache zu finden, daß sich die fortschreitende Zivilisation unserer Gegner von der Friedensarbeit der Natur — dem harmonischen Zusammenarbeiten aller Lebewesen ■ — weit entfernt hat und daß weiten Kreisen der kriegführen- den Völker der Anschluß an die Einfachheit, Unterordnung in der Natur und ihre belebende Verjüngungskraft fehlt. In einem Kulturvolk im wahren Sinne des Wortes ver- körpert sich stets der fortdauernde Friedensgedanke der Natur: ein jährlich neuer Laubausbruch aller harmonisch zusammenwirkenden Kräfte, trotz aller Klippen und Wehen der schlechteren Jahreszeit. Ein Volk, das diesem Gedanken nicht mehr huldigt, ist zu einem ausgeprägten Volke der Unkultur herabgesunken. Unrettbar ist dieses Volk, wie alle Lebewesen, welche aus dem naturgesetzlichen Rahmen heraustreten, dem Untergange geweiht. Einen solchen Weg zur Unkultur, vollständige Entfernung von der natür- licher Entwicklung der Dinge, hat das deutsche Volk nie betreten. Deutsche Einfachheit und Schlichtheit — genau wie sie sich in der Natur vollziehen — und natürliches offenes Wesen geben uns die Garantie, daß auch der diesjährige Laubausbruch — das sicherste Zeichen unvergänglicher Schönheit und harmonischen Zusammenwirkens in der Natur — für das deutsche Volk kein Jahr des Unterganges, sondern des ruhmreichen Fortbestehens bringen kann. Die schwere, bittere Kriegszeit pflanzt mit den Kraft- mitteln der sich ewig treu bleibenden Natur zu dem alten in unseren Herzen einen neuen Kern. Dieser Kern soll zu einem sich jährlich neu begrünenden Frühlingsbaum des deutschen Volkes heranwachsen, an dessen herrlichen Früchten alle Völker der Erde den sicheren Weg zu einem dauernden Weltfrieden erkennen. Gehölze. Pirus Hartwigii. Dieser noch neuere, bisher wohl wenig- be- kannt gewordene Bastard reiht sich den besten und dankbarsten Zieräpfeln würdig an. Er gleicht im ganzen Aussehen, besonders in der Belaubung, dem Pirus Halliana, von dem er auch abstammt. Auch sein Blütenflor erinnert sehr an diesen. Gesunder, flotter Wuchs, wie ausgesprochene Blühwilligkeit sind bei diesem Bastard ganz besonders hervorzuheben. In vielblumigen, lockeren Ständen, die dicht an dicht entlang der vorjährigen Triebe und am älteren Holze stehen, werden die zierlich geformten und zartfarbigen Blüten in verschwenderischer Fülle hervorgebracht. Die Abbildung zeigt das obere Ende eines fast meterlangen, jungen Triebes, der buch- stäblich von Blüten eingehüllt ist ; an ihm läßt sich der Blüten- reichtum eines Strauches wohl ermessen. Nicht weniger leicht läßt sich dadurch aber auch der große Schmuckwert dieses neueren Zierapfels beurteilen. Die ziemlich lang und schlank gestielten XX, 23 Die G a r t e u w e 1 1. 269 Blütchen erreichen bis 4 cm Durchmesser. Die zahlreichen, rundlichen bis ovalen Bliiten- blättchen sind zu einer schönen, lockeren, bis halbgefüllten, zier- lichen Blütenform vereinigt. Ihre Färbung ist im knospenden Zu- stande ein leuchtendes, frisches Rosa, das sich aber bei der offenen Blüte nach innen zu fast zu reinem Weiß aufhellt. Es ist eine einfache, aber lieb- liche Färbung und besonders durch die zarten Abstufungen zwischen den tieferen Farb- tönen der Knospen und den helleren der Blüten ungemein reizend. Auch der rötliche Ton der langen Blütenstiele^ sowie des Kelches trägt das seine zur Gesamtwirkung bei. Die Blütezeit fällt, wie die der meisten Zieräpfel, in den Monat Mai und ist bei diesem Bastard von besonders langer Dauer. Recht zahlreich bilden sich später die im Herbst reifenden kleinen, fast Erbsen ähnlichen Früchte von hübscher, gelb- licher Färbung ; sie halten sich bis in den Winter hinein am Strauch und werden von den Vögeln gern genommen. Wäh- rend der Blütezeit ist die Be- laubung erst schwach entwickelt und beeinträchtigt so die Wir- kung des Blütenflores keines- wegs. Im Gegenteil, sie bildet durch die hellen grünen Töne einen feinen Untergrund zu den zarten Tönen der Blütenfärbung. Erst später entwickeltj|^sich^das Blatt zu seiner vollen Größe und ist dann in seiner Ueppig- keit, mit der es den Strauch bedeckt, sowie durch die satte Färbung den ganzen Sommer hindurch eine dauernde Zierde. Pirus Hartwigii. Nach einer vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Pirus Hartwigii (Malus Hartwigii Koehne) ist ein Bastard zwischen Pirus (Malus) baccata X Halliana. Er ist jetzt annähernd ein Jahrzehnt im Handel und sollte nun eigentlich schon weiter bekannt und verbreitet sein, als es bisher in der Tat der Fall ist. Denn betrachtet man diesen Strauch auch nach jeder Richtung hin, man wird eigentlich nur gute Eigenschaften bei ihm feststellen können. Schon sein flotter, kräftiger und fast straff aufgerichteter Wuchs ist recht bemerkenswert. Aeltere Sträucher erhalten fast eine breite Säulenform, ähnlich der Pyramidenpappel. In der Verwendung ist demnach auch dem Wachstum Rechnung zu tragen. In freier Einzelstellung im Rasen, vor hohen Baumgruppen, ja, auch zur Betonung eines besonderen Punktes im Garten ist dieser Zier- apfel so recht am Platze. Hier kommt sein gleichmäßiger Wuchs und sein ausgezeichneter Blütenreichtum am schönsten zur Wirkung. Aber nicht nur als Strauch sollte er großgezogen werden, man sollte ihn auch zum Baum heranbilden; ich bin überzeugt, daß er einen prächtigen Zierbaum für kleinere Alleen in Parks und großen Anlagen bilden würde. Noch sah ich Pirus Hartwigii nicht zum Baum erwachsen, aber was ich an älteren Sträuchern sah, gab mir die Gewißheit, daß dieser Blütenapfel auch einen vorzüglichen Zierbaum hergeben würde. Kache. Oxydendrum arboreum. Auf diesen schönen und dank- baren nordamerikanischen Blüten- strauch einmal empfehlend hin- zuweisen, halte ich für eine an- genehme Pflicht. Denn obwohl dieses, in seiner Heimat als „Sauerbaum" bezeichnete Gehölz schon lange bekannt ist, blieb es bisher in unseren Gärten ein äußerst seltener Gast. Sehr zum Schaden derselben. Es gibt nur wenig Ziergehölze, die, verbunden mit anderen guten Eigenschaften, eine solch schöne, zierende Be laubung und einen solch reichen, prächtigen Blütenflor wie dieses aufweisen. Nicht minder wert- voll ist es aber auch, daß die Blütezeit in den Hochsommer fällt, in eine Zeit, in welcher es an größeren, schönblühenden Ziersträuchern mehr mangelt, als es manchem Gartenfreund lieb ist. Oxydendrum arboreum D. C. (Andromeda arborea L.) erwächst in seiner Heimat zu einem 15 m hohen und oft noch höheren Baum. Bei uns in Deutschland wird diese Höhe ja nie erreicht. Die größten Exemplare, die ich bisher sah, waren gegen 4 m hoch, bildeten kurzstämmige, lockerästige Bäumchen und waren noch verhältnismäßig jung. In ungünstigeren Lagen bleibt dies Gehölz nur strauchartig. Auf- fallend bleibt stets die mehr oder weniger ausgeprägt wage- rechte Stellung der Aeste. Die kahlen, in der Jugend hell- grünen, weißlich bereiften Triebe sind ziemlich dicht belaubt. Auf etwa 2 cm langem Stiel trägt sich das schöne, meist schmal- lanzettliche, am Rande unregel- mäßig gesägte Blatt, das im Mittel eine Größe von 12 — 16 : 4 — 5'/, cm aufweist. Die Färbung ist oberseits glänzend sattgrün, unterseits hell weißlich- grün. In seiner Gesamtheit ist das Laub eine prächtige Zierde des Strauches, vom Frühjahr bis zum Herbst hin, besonders aber dann, wenn es in der wundervollen, mehrere Wochen anhaltenden Herbstfärbung prangt, wenn es in glühenden, goldig getönten, scharlachroten Tinten leuchtet. Fast jeder Trieb endet im Laufe des Sommers in einen lockeren, rispigen Blütenstand, der aus vielen, reichblütigen und bis 20 cm langen Trauben zusammengesetzt ist und gewöhnlich eine flache Form und wagerechte Stellung hat. Die zahllosen kleinen, bauchigen Röhrenblütchen sind etwa 8 mm lang; sie haben an der Oeffnung fünf kurz zugespitzte, zurückgeschlagene Abschnitte. Die Blüten- farbe ist ein schönes Rahmweiß, das sich langsam aus der hell grünlichgelben Färbung der Knospen entwickelt, so daß die sehr zahlreichen Blütenstände schon lange vor dem eigentlichen Erblühen ein Schmuck des Strauches sind. Da das Erblühen der einzelnen E'.lütenrispen nach und nach vor sich geht, dehnt sich die Blütezeit von Mitte Sommer bis Anfang Herbst aus. O. arboreum kommt in seiner Heimat, den südlichen Teilen der V'ereinigten Staaten Nordamerikas, in lichten Waldrändern von Tief- 270 Die Gartenwelt. XX, 23 lagen, als auch an Höhenrücken vor. Wie alle Ericaceen, liebt es einen sehr durchlässigen, sandig-humosen Boden. Hat man Heide- oder Moorerde zur Verfügung, so gebe man dem Standort des Strauches reichlich davon, anderenfalls tut alte, gut verrottete und abgelagerte Lauberde die gleichen Dienste. Obgleich der Sauer- baum eine beträchtliche Winterhärte besitzt, pflanze man ihn doch an einen möglichst sonnigen und warmen, vor Stürmen geschützten Standort. Hier, bei mäßig feuchter Bodenbeschaffenheit, ent- wickelt er sich vorzüglich und bringt alle Jahre einen reichen und schönen Blütenflor hervor. Kache. Mannigfaltiges. Gedanken am Abend. Von Gartendirektor C. Sprenger, Korfu. XVI. Das ist alles sehr gut und recht am Platze, was nun für und wider Fremdworte, Moden und sogar noch Gartenbau- ausländerei zum Vorschein kommt und durchweg auch ohne weiteres annehmbar, nur wird wie allemal in allem, auch hier mal wieder weit über das Ziel hinausgeschossen, und damit kämen wir nicht weit und würden das gesteckte Ziel gänzlich verfehlen, um ein Loch in die Luft zu schießen. Es gibt eben Fanatiker, gab immer solche, wird sie stets geben. Wir haben sie auch im Reiche unseres schönen Be- rufes. Ich finde es z. B. höchst passend, angebracht und würdig, die neu zu bauenden „Heldenhaine" für gefallene Krieger ausschließlich mit heimischen Gehölzen umgeben oder bepflanzt zu sehen. Man will damit die ganze Pracht des deutschen Volkes und seiner unwandelbaren Treue zum Ausdruck bringen. Man will für absehbare Zeiten, für alle Zukunft daran erinnern, daß hier reinstes Deutschtum ver- herrlicht wurde und für immer daran erinnern, was wir dem Vaterlande, was ferne Enkel ihm schuldig sind. Andererseits will es mir als verfehlt erscheinen, wenn wir bloß und durchaus heimische Bäume und Sträucher in den Anlagen und Gärten anpflanzen wollen und alles andere durchaus abweisen und verbannen sollen. Es gibt so unend- lich viel Schönes in fernen Landen, so viel herrliche Nutzhölzer und soviel Blütenpracht, die wir nicht mehr entbehren mögen. Wir vergeben auch nichts, wenn wir sie bei uns einführen und verwenden, wenn sie anstandslos unser Klima ertragen. Es mag Leute geben, die bloß heimische Bäume um ihr Heim zu sehen belieben. Gut, niemand wird es ihnen wehren wollen, oder es auch nur bemängeln mögen, so sie ihren Willen tun, das kann Abwechslung geben und unter Umständen sehr lehrreich sein. Aber es zum Zwange, zum Gesetze erheben zu wollen, geht zu weit. Die Erde ist Gemeingut, soweit ihre Fauna und Flora in Betracht kommt. Den botanischen bzw. zoologischen Anstalten kommt es zu, die Wunder der Erde zu sammeln oder zu kultivieren, Verzeihung, zu züchten. Von diesem Reichtum aber können wir anderen uns wählen und nehmen was schön und womöglich nützlich zugleich erscheint. Es gibt wunderbare Bäume in China, Nordamerika und auch sonstwo, die wir bereits haben oder erst noch einführen sollen. Ich sehe nicht ein, weshalb sie unser schönes Vaterland nicht schmücken helfen sollen ; nichts scheint mir dafür zu schön zu sein und wir werden deswegen nichts, kein Jota von unserer Eigenart, unseren Tugenden verlieren, eher etliche Untugenden ablegen , erstarken. Ich möchte nicht immer und überall bloß Föhren, Tannen oder Fichten, Eichen- oder Buchengruppen in Massen beisammen sehen, sondern auch viel andere Blattformen und Blütenbäume so finden. Da müßte doch gleich die Roßkastanie, sogar die Edelkastanie und die Robinie fallen? Wer aber jemals einen wunder- vollen Robinienhain in aller exotischen, duftenden Pracht sah, unangetastet von Menschenhand, der möchte ihn nie wieder missen. Berlin wird nicht durch Platanenalleen verunziert, noch weniger durch wechselvolle, edle Baumgruppen aus fremder Herren Länder vom Charakter als Deutschlands Residenz und größte Stadt verlieren und keinen Deut ein- büßen, sondern nur gewinnen. Die süddeutschen Landschaften oder der Rhein werden verfeinert und verschönt, wenn sie recht viel Bäume anderer Länder neben heimischen zum Schmucke der Haine und Alleen verwenden, und selbst die Wälder könnten von den Gehölzen Chinas und Amerikas doch noch etliches in sich aufnehmen und mit Gewinn an- bauen. Sowas sollten staatliche Forstschulen prüfen und es sollte nicht jeder Forstmann so ohne weiteres leichthin größere Anpflanzungen machen. Erst prüfen, dann pflanzen! Erst kennen, dann rennen! Alles paßt nicht für alle, doch manches ist für manchen viel wert. Ist doch die Blaufichte ein wildfremder Baum ! Und dennoch wird sie kaum noch Feinde haben. Dem entgegen bin ich mit aller Seele gegen das über- triebene Anpflanzen von krankhaft „buntlaubigen" Bäumen und Gehölzen. Der Eschenahorn z. B. mit bleichsüchtig wenig Blattgrün und milchweißen Kronen ist fürchterlich, ge- schmacklos und geradezu unheimlich, wo man ihn viel gebraucht. Ich sah das vor Jahren im Stadtparke und in den Anlagen von Laibach, im wundervollen Krain, wo es ganze Gruppen davon gab und wo es überall weiß herfunkte. Die Augen taten mir schließlich wehe, ich wurde seekrank. Krieg, Diplomatie und Pflanzenwanderung. Von Paul Nemitz, Charlottenburg. Wunderbare, gewaltige Spuren läßt der Weltkrieg im Antlitz der Erde zurück. Dünen werden zerbrochen, Land- schaften überflutet, riesige Wälder vernichtet, und noch künftigen Geschlechtern werden die Reste der viele hundert Kilometer langen Schützengräben des Stellungskrieges gezeigt werden. Aber auch andere höchst merkwürdige Begleit- erscheinungen des Völkerringens lassen sich beobachten, die die innigen Beziehungen zwischen M e nsch und Pflanzen- welt umfassen, Wanderungen von Wald- und Kulturpflanzen, die mit erstaunlicher Anpassungsfähigkeit ihr Lebensgebiet erweitern. Schon in der Schule wird gewöhnlich eine hübsche Ge- schichte davon erzählt, wie der römische Feldherr LukuUus, der übrigens doch etwas mehr als ein berühmter Feinschmecker war, im 1. Jahrhundert vor Christi von seinen Feldzügen in Armenien die Kirsche nach Europa brachte; sie muß da- hin erweitert werden, daß damals auch der Pfirsich, die Aprikose und die Mandeibäume zu uns kamen. Und die Welt des Rheins, wo die „Berge tragen Reben und die Reben goldenen Wein" — sie ist eine ev/ige Erinnerung an die Römerkriege mit ihren Festungen und Burgen, die uns die Weinkultur einführten. Daß die Kartoffel den Seeräuberzügen des 16. Jahrhunderts ihre Einführung nach Europa verdankt, ist wohl allgemein bekannt ; was Sir Francis Drake, an dessen Namen sich diese unsere Volksernährung umwälzende Kulturtat knüpft, nach alter Ueberlieferung aus Amerika herüber brachte, war nach den neuesten For- schungen freilich nicht die Kartoffel, sondern eine knollen- tragende Sauerkleeart, die noch heute in Peru als „oka" XX, Die Garteuwelt. 271 ein geschätztes Nahrungsmittel ist. Eine heute allbekannte Giftpflanze, der Stechapfel, ist in den Wirren des dreißigjährigen Krieges aus Südrußland durch die Zigeuner bei uns eingeführt worden. Die jetzt an vielen Orten, besonders Pommerns und Preußens, zum lästigen Un- kraut gewordene Pflanze Galinsoga parviflora, das Knopf- kraut , heißt in der Mark Brandenburg geradezu das Franzosenunkraut; es ist auch nachweislich wirklich erst in der Franzosenzeit 1806 — 1807 von den napoleonischen Heeren eingeführt worden. An den Franzosenkaiser, der in seiner Art auch ein bedeutender Organisator war und den Bau guter Chausseen und Heerstraßen fast fanatisch betrieb, erinnern noch an vielen Stellen Deutschlands die säulen- förmigen, schattenlosen italienischen Pyramidenpappeln längs der Landstraßen, die der Korse von seiner mittel- ländischen Heimat her liebte. Es ist ein für diesen Zweck selten unpraktischer Baum, aber er hat dank seiner Zähig- keit seine Kriegswanderung gut überstanden und sich richtig eingebürgert. Erwähnt muß in diesem Zusammenhang auch der Kalmus werden, der beliebte Pfingstschmuck, der schon durch seinen polnischen Namen „Tatarak" auf seine östliche, mongolische, d. h. nach dem alten Sprachgebrauch „tatarische" Heimat hinweist; er ist durch die Türkenkriege im 17. und 18. Jahrhuudert über die Balkanhalbinsel nach Oester- reich und Deutschland verbreitet worden. Interessant ist, daß nach dem Zeugnis des Botanikers Prof. Dr. Graebner „noch niemand in Europa eine Kalmusfrucht beobachtet hat", nur aus dem südlichen und östlichen Asien sind solche bekannt. Auch der jetzige Weltkrieg wird manche ähnliche Pflanzen- wanderung zur Folge haben ; es sei nur daran erinnert, daß an allen deutschen Bahnbauten, die ja immer weiter in Feindesland vorgeschoben werden, die Akazie (zur Befestigung der Bahnböschungen) und die vor dreihundert Jahren aus Nordamerika nach Europa gebrachte Nachtkerze (Oenothera biennis) einen außer- ordentlich charakteristi- schen Bestandteil der „Eisenbahnflora" bilden. Was alles durch Samen zufällig mit dem Getreide und auch der gesamten Fourage überallhin ver- schleppt wird, läßt sich gar nicht abschätzen ; es kann vorkommen, daß durch solche Ankömm- linge, die geeignete Lebensbedingungen fin- den, eine ganze Flora geändert oder vernichtet werden kann. Ein Bei- spiel, wie seh n eil Pflanzen wuchern können, sei, allerdings aus fried- lichen Zeiten, der An- schaulichkeit halber mit- geteilt. Im Berliner Bo- tanischen Garten wurde seit etwa 1840 ein harmloses Wasserpflänzchen gepflegt, das nur den Aquarienfreunden und Botanikern als Elodea canadensis bekannt war. 1859 kam der damalige Lehrer Boß in Potsdam auf den unglücklichen Gedanken, ein paar Zweig- lein davon in den Gräben von Charlottenhof bei Sanssouci auszusetzen. Sieben Jahre später hatte sich die Elodea den größten Teil des Havel- und Odergebietes erobert und durch Verstopfung von Schleusen, Kanälen und Teichen sich den Namen Wasserpest erworben. Die schon erwähnte Akazie erinnert daran, daß auch die Diplomatie ihren Anteil an der Weltverbreitung der- Pflanzen hat ; Diplomatie und Krieg sind ja auch gewisser- maßen untrennbar und Ergänzungen. Noch heute steht im Herrschaftsgarten von Britz bei Berlin die riesige Akazie, die aus dem kleinen Topfpflänzchen erwachsen ist, das 1715 oder 16 der Minister Friedrich Wilhelms I., der geschmeidige llgen, von dem französischen Gesandten nach dem bewährten Grundsatz „kleine Geschenke erhalten die Freundschaft" ver- ehrt bekommen hatte. Eine ungarische Gesandtschaft brachte im 16. Jahrhundert den in ihrem Vaterlande (nicht in Persien, wie man gewöhnlich sagt) heimischen Flieder nach Deutsch- land, während die Edelkastanie durch eine deutsche Gesandt- schaft an den „Großtürken" von Konstantinopel nach dem Rhein gebracht wurde, 1617, kurz vor dem Ausbruche des Dreißigjährigen Krieges. Daß die Holländer und Portugiesen mit den Spaniern wegen der Gewürznelkenbäume auf den hinterindischen Inseln mehrfach in blutige Zwistigkeiten gerieten, ist bekannt, und unvergessen soll es bleiben, daß der Mohn und sein Produkt, das Opium, für alle Zeiten mit Englands trauriger , selbstsüchtiger Auffassung seiner „ K ult u r m iss io n " draußen verknüpft bleibt. Durch die Rosenbogen am Garte Nach einer Aufnahme von Oberi neingang der Villa Lenz in Sooden a. d. Werra. ebrer Woldemar Kein, Hamburg, für die „Gartenwelt" gefertigt. 272 Die Gar teu weit. XX, 23 chinesischen Kriege mit Nepal waren Tee- und Mohnkultur nach Vorderindien gekommen, wo vor allem die letztere bald des Opiums halber, das in unendlichen Mengen nach China verfrachtet wurde , einen riesigen Aufschwung nahm. Da entschloß sich 1840 das Reich der Mitte, die Mohnkultur in China und jede Einfuhr von Opium zu verbieten, um das Vierhundertmillionenreich von dem Fluch des Opiumgenusses und der Opiumhöllen zu erlösen. Da schritt im Interesse der brittisch- indischen Mohnpflanzer und Großhändler die englische Diplomatie ein, die, als China nicht sofort klein beigab, den Krieg vom Zaune brach, der in der Geschichte des fernen Ostens als der Opiumkrieg fortlebt. Auch der Kaffee ist auf der Spur des Krieges gewandert. Er ist nicht, wie das die landesübliche Meinung ist, in Mokka an der arabischen Jemenküste heimisch, sondern durch die Abessynier bei ihrem ersten Uebergreifen nach Arabien in das alte Land der „Königin von Saba" dorthin verpflanzt worden. Es war im 1. Jahrhundert nach Christi, als die ersten Abessynierburgen und in ihrem Gefolge die ersten Kaffeekulturen bei Mokka erstanden. Kaffee ist, wie zum Schluß erwähnt sei, zu Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Serbien, bei Obrenovac, angebaut worden. Wenn die reinigende Wir- kung des Weltkrieges auch für das zukunftsreiche Land eine Kulturblüte gebracht haben wird, wird auf der Spur des Krieges vielleicht auch dieser interessante Plantagenversuch wieder aufgenommen — auch ein freundlicher Ausblick in dem blutigen Ringen der Völker. Bulgarisches Rosenöl. Bereits im 17. Jahrhundert g'ejangte die Rosenölindustrie von Persien nach Bulgarien, sie gewann aber erst im 19. Jahrhundert dort ihre jetzige große Bedeutung. An den südlichen, sonnen- durchglühten Abhängen des Balkangebirges gedieh eine Spielart der altbekannten Damaszenerrose, die bewährte Rose von Kazanlyk, in üppigster Fülle und lieferte große Mengen des so hochgeschätzten Rosenöls. Da der Balkan jahrhundertelang unter der Herrschaft der Türkei stand und das Rosenöl über Konstantinopel zu uns gelangt, so nannte man es ganz allgemein „türkisches Rosenöl". Doch ist seine eigentliche Heimat das mit uns engverbündete Königreich Bulgarien. Dadurch ge- winnt der bulgarische Handel mit Rosenöl ein besonderes Inter- esse für uns und einige nähere Mitteilungen über dasselbe dürften von Interesse sein (vgl. „Chemische Industrie" 39. Jahrg. Nr. 5/6). Dieser Handel erstreckt sidi nur auf eine kurze Zeit des Jahres und wird meist von Bankgeschäften nebenher betrieben. Diese Geschäfte verkaufen das Rosenöl an ihre festen Abnehmer in Westeuropa und Amerika auf Grund von Mustern. Da der Be- darf fast alljährlich der gleiche ist, so wechseln im wesentlichen nur die Beschaffenheit und die Preise des Oels, die von dem Ausfall der Ernte abhängen. Diese Großhandelsfirmen suchen nun den Zwischenhandel möglichst zu umgehen und die Ware direkt von den Produzenten zu erhalten, um so bessere Preise zu erzielen. Aber zwischen diese beiden Kreise drängen sich zahl- reiche, habgierige Agenten, die den Handel mit Rosenöl empfind- lich schädigen. Da nämlicli das Rosenöl sehr hoch im Preise steht und manche Verfälschungen desselben sehr schwer nachzuweisen sind, so steht die edle Fälscherkunst dort in hoher Blüte. Ein anschauliches Bild dieser unerquicklichen Zustände geben nachstehende Zahlen, aus denen hervorgeht, daß Bulgarien mehr Rosenöl ausführt, als das Land erzeugt. Produktion Export Jahr kg kg 1897 2587 3192 1899 2158 3594 Jahr 1903 1906 1909 1901 Produktion kg 4070 4375 4073 2482 Export kg 6210 7098 6052 4442 ,rei n e m Obendrein werden noch mehrere Sorten von Rosenöl" angeboten ! Dieses lichtscheue Treiben schädigt einerseits den guten Ruf des bulgarischen Rosenöls schwer, auf der anderen Seife führt es eine künstliche Ueberproduktion herbei, so daß die Preise seit den neunziger Jahren stark gesunken sind. Hoffentlich wird die äußerst rührige bulgarische Regierung hier bald bessernd eingreifen und gesunde Verhältnisse schaffen. Dann können unsere Firmen dem bulgarischen Rosenöl vertrauensvoll näher treten. Dr. A. Stromeyer, Roßlau (Elbe). Lindenblütentee und Lindensamenöl. Die Linde ist in ihren verschiedenen Arten nicht nur einer unserer beliebtesten Straßenbäume, die Schatten spenden, sie ist uns auch sonst noch nützlich. Wohl allgemein bekannt und geschätzt ist der Linden- blütentee, der etwas schweißtreibend wirkt und deshalb bei Er- kältungen und sonstigem Unwohlsein gern getrunken wird. Er darf aber auch, wenn man sich gesund fühlt, ganz gut und gern getrunken werden, da er sehr aromatisch ist und sich mit etwas Zucker ganz angenehm trinkt. Daß der Lindenblütentee aromatisch und appetitlich zugleich ist, wird auch der zugeben, der noch keinen getrunken hat, jedoch schon unter einem Lindenbaum in voller Blüte stand und den feinen Duft, den die Blütenmenge um sich her verbreitet, eingesogen hat, oder gar ein Büschel der hübsch geformten Blüten betrachtete und zur Nase führte, um den Duft besser einzuatmen. Die Lindenblüten sind deshalb von jeher zur Teebereitung viel gesammelt worden und dürften es jetzt noch mehr werden, da eine Tasse Lindenblütentee wohl so angenehm ist, wie mancher andere Tee, der jetzt und dazu noch teuer an- geboten wird. Die beste Zeit zum Pflücken der Lindenblüten ist dann, wenn sie sich frisch öffnen oder wenn die Hälfte der Blüten der Büschel geöffnet ist. Die Blüten eines Büschels öffnen sich nicht alle zugleich ; wenn die Hälfte geöffnet ist, sind die andern noch im Knospenzustande. Es ist jedoch besser, sie so zu pflücken, da die ziemlich entwickelten Knospen wertvoller sind als später die Hälfte verblühter Blüten. Das Trocknen geschieht am besten an einem luftigen Orte im Schatten. Weniger bekannt ist wohl, daß sich aus den Lindensamen ein sehr gutes Oel herstellen läßt, das in Geschmack und Geruch dem Olivenöl ähnlich und ein sehr gutes Speiseöl ist. Zur Oelbereitung müssen die Samen vollständig reif sein und in der Sonne während längerer Zeit gut getrocknet werden, wie alle Samen, die zur Oelbereitung dienen. Wer weder Lindenblütentee noch Lindensamenöl genossen hat, hat vielleicht unbewußter Weise schon Lindenblütenhonig genossen. Daß die Lindenblüte sehr honigt, muß jedem auffallen, der einen Baum in Blüte dicht von Bienen umschwärmt gesehen hat, oder gar beim Pflücken sich der Bienen erwehren mußte, die selbst noch auf die abgepflückten Büschel, die man in der Hand hält, losstürzen und manchmal etwas erbost sind, weil man ihnen alles rauben will. Zu fürchten braucht man sich deswegen nicht beim Pflücken ; ich habe schon manchmal gepflückt und bin trotzdem noch nicht gestochen worden. Die Linden sind also nicht nur hübsche Schattenbäume, sie sind auch Nutzbänme. Die Erlaubnis zum Pflücken von Lindenblüten zu erhalten, wird auch dann fast überall möglich sein, wenn man keinen Baum sein eigen nennt. An der Straße von Hüfingen nach Donau- eschingen sah ich vor Jahren einmal, wie an jedem Baume zwei, drei Leitern standen und eine ganze Menge fleißiger Hände die größten Körbe mit Lindenblüten füllten. Was man sich selbst holen kann, braucht man nicht in der Apotheke oder in einem Laden zu kaufen. Fr. Roll. XX, Die Garte 11 weit. 273 Schlimmste Schädlinge im Garten. Was ein Hühnervolk von 25 — 30 Stück tagein, tagaus, sei es auch nur bis in den April hinein, für einen Garten zu bedeuten hat, das bedarf wohl auch für den Gärtner, der unter dieser Qual noch nicht zu leiden hatte, keinerlei Erklärung; dennoch kann ein solcher sich — wie der Mensch in allen anderen Angelegenheiten überhaupt, welche ihn nicht persönlich berührten — keine ganz zutreffende Vorstellung von der Vernichtung durch diese Tiere unter den Pflanzen einer- seits und andererseits von der Gemütsstimmung eines solchen Gärtners machen, der solcher Vernichtung machtlos zusehen zu müssen verurteilt ist. Der Höhepunkt solcher Qual, die keinen andern Beruf auch nur annähernd trifft, — denn wem wird wohl, außer eben dem Gärtner in solchen Fällen, eine eben gemachte Arbeit sofort wieder zerstört, oder welchem Handwerker irgend- welcher Art wird man wohl zumuten, sich eine eben gemachte Arbeit nicht nur sofort nach der Herstellung, sondern sogar während derselben durch Tiere, die leicht davon abgehalten werden könnten, vollständig zerstören zu lassen ? — Der Höhepunkt solcher Qual wird aber nicht nur erreicht, sondern über alle Be- griffe überschritten, wenn man, wie mitten im vorigen Sommer und nach denkbar mühsamster Arbeit mit dem bestimmt ge- forderten „Kriegsgemüsebau" unter zwei- bis dreihundertjährigen Bäumen plötzlich das Hühnervolk aus seinem durch Drahtgeflecht abgeschlossenen Räume wieder in den Garten herausläßt. Hier- über noch Worte sagen zu wollen, erübrigt sich ganz von selbst, weil es keine zutreffenden gibt. Nur ein Erleben kann volles Verständnis bringen. Außer diesen notorischen Todfeinden des Gärtners und aller seiner Arbeiten im Garten gibt es aber noch eine andere Gattung, an sich ganz harmlos erscheinender und gar vielen Gärtnern hin- sichtlich ihrer Vernichtungstätigkeit unbekannter, höchst gefährlicher Schädlinge für den Garten und gewisse kostbare Pflanzen: die Tauben, wenn sie frei herumfliegen. Wir haben nun im zweiten Jahre Gelegenheit, den umfang- reichen, empfindlichen Schaden, den ein Taubenvolk von 17 Stück im Garten anrichtet, zu beobachten. Ein Streifen von 66 Stück der herrlichen klein- und außerordentlich reich- und lange blühenden Rose Jessie, unterbrochen von einzelnen Punkten aus der eben- falls prächtigen Orleansrose, wird von diesen Tauben in der schmach- vollsten Weise zugerichtet. Soweit die Tiere an diesen sonst üppig wachsenden niedrigen, buschigen Rosen, die früher im Rasen eine prachtvolle karminrote Wulst bis spät in den Herbst und bis zur Zeit des Eindeckeus bilden und die Fußgänger der Straße zum Stehenbleiben nötigten, reichen können, picken sie alle Augen aus. Wenn nun auch an diesen ausgefressenen Stellen vielfach zwei neue Augen austreiben, so nützt das in diesem Falle gar nichts, denn diese neuen Augen werden von den Tauben, die tagtäglich an diesen Rosen tätig sind, eben sofort wieder ab- gebissen ; auch an den in der Nähe befindlichen Teehybriden fressen sie die Augen aus. An den Jessie fressen sie sogar, wie wir zugesehen haben, soweit sie reichen können, selbst bereits ent- wickeltes Laub ab. Eine weitere Beobachtung — außer dem ja allgemein be- kannten Beschmutzen der Gesimse usw. an Häusern — machten wir am Wein. Die Tauben suchen emsig nach Kalk. Der am Spalier aufgebundene Wein ist ihnen dabei ein Hindernis. Andern- teils würden sie sich aber auch an der Mauer nicht halten können, um aus den Fugen zwischen den Steinen den Kalk herauszuholen. Da halten sie sich denn nun an den Weinreben unter beständigem Flügelschlage fest und schlagen so, beständig flatternd, mit den Flügeln die an den Reben austreibenden Augen einfach ab, die zur Erde fallen. Wie gesagt, sind diese Arten von Vernichtung und Belästigung, denen noch verschiedene andere hinzugefügt werden könnten, die wichtiger und bedeutungsvoller für den Garten als für den Gärtner sind, wie man gemeinhin annimmt, gar vielen Gärtnern unbekannt und jedem ist zu raten, vor Antritt gewisser Stellungen sich in dieser Beziehung Gewißheit zu verschaffen. Der Bauer, das wissen wir alle, jagt die Hühner sofort aus seinem Gärtchen, ebenso diese wie die Tauben von seinen Saaten, aber der Gärtner soll sie unter und über seiner tausendfach feineren Arbeit dulden. G. S. Ueber die einheimischen Arzneipflanzen und den Drogen- handel entnehmen wir dem Monatsbericht der großen Berliner Drogenfirma Brückner, Lampe & Ko. folgendes : Die eingetretenen Preissteigerungen sind eine Folge des Ausbleibens von Zufuhren aus überseeischen Ländern und, soweit inländische Bodenerzeugnisse in Frage kommen, des Zusammenschmelzens der Vorräte und der fast in jedem Frühjahr herrschenden Knappheit vor der neuen Ernte. Außerdem spielen die Valutaverhältnisse eine bedeutsame Rolle, da sie verteuernd auf alle Einkäufe einwirken, die außer- halb unserer Grenzen gemacht werden. Immer wieder aber sei besonders hervorgehoben, daß die Preise, welche wir im Reiche zu zahlen haben, meist wesentlich billiger sind als die im feind- lichen Ausland geforderten. So tritt z. B. der Mangel an Gelen und Fetten auch in England und anderen feindlichen Staaten emp- findlich zutage, und bei uns wie dort muß man mit diesen Stoffen auf das äußerste haushalten. Die Nachfrage nach Medikamenten seitens des neutralen Auslandes ist ungemein stark und läßt er- kennen, in wie hohem Grade man hinsichtlich dieser Waren von Deutschland abhängig ist. Es ist jetzt Zeit, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, wie wichtig es ist, daß Vorsorge für die Einbringung von solchen Arznei- pflanzen getroffen wird, die in unserem Lande wachsen, die aber in Friedenszeiten nicht eingesammelt wurden, weil man sie im Auslande billiger kaufen konnte. Wir haben alljährlich für viele Millionen Mark Kamillen, Lindenblüten, Holunderblüten, Königs- kerzenblüten, narkotische Kräuter und auch viele weniger wichtige Blüten, Kräuter und Wurzeln aus dem Auslande bezogen. Jetzt, wo dies teils wegen der Unterbrechung des Handelsverkehrs, teils auch wegen Ausfuhrverbots, z. B. der Kamillen und sonstiger Pflanzenstoffe aus Oesterreich-Ungarn, nicht möglich ist, muß man im Inlande das aufbringen, was für den inländischen Bedarf nötig ist. Es wird hierzu der Zusammenarbeit der Apotheker und der Lehrerschaft des Landes bedürfen, damit einerseits die sachgemäße Beratung für die Einsammlung und für die Trocknung und Zu- bereitung der Pflanzen für den Verbrauch, andererseits die Ein- sammlung durch die Schulkinder bewirkt werde. Man hat im vorigen Jahre die Erfahrung gemacht, daß Arznei- pflanzen zwar gesammelt wurden, daß aber weder hierbei, noch bei der Bemessung der einzusammelnden Mengen, noch bei der Trocknung unter sachverständiger Leitung vorgegangen worden ist. Die berufenen Vertreter der Landwirtschaft und des Gartenbaues sollten darauf hinwirken, daß die Gemeinden veranlaßt werden, sich die gemeinschaftliche Tätigkeit der Apotheker und der stets hilfsbereiten Lehrerschaft zu sichern, um wenigstens dep örtlichen Bedarf an wildwachsenden oder durch Anbau zu beschaffenden Arzneipflanzen zu decken. Es muß dies nicht nur geschehen, um Mangel vorzubeugen, sondern auch um die Preise nicht ins Un- gemessene steigen zu lassen. Durch das Knappwerden von Kaffee, Tee und Kakao erlangt die Einsammlung von Ersatzmitteln, z. B. Brombeerblättern , Erdbeerblättern , Nußblättern , Lindenblüten, Holunderblüten, erhöhte Bedeutung. Auch der Anbau von Gewürz- pflanzen, Kümmel, Anis, Majoran, Angelika, Liebstock, sowie von Pfefferminze, Melisse, Eibisch und von Baldrian sollte nicht ver- nachlässigt werden. Schrebergärten für Kriegerfrauen. Einen neuen Zweig der Kriegsfürsorge hat die Geschäftsstelle vom Roten Kreuz in Bern- burg in Angriff genommen. Als die dortige Stadtverwaltung eine größere Fläche Ackerland für Schrebergärten zur Verfügung stellte, faßte das Rote Kreuz den Plan, diese Schrebergärten für Krieger- frauen und -witwen bereitzustellen. Dieser Plan ist jetzt, nachdem die Stadt großes Entgegenkommen gezeigt hat, ausgeführt worden. Das Rote Kreuz bezahlt Pacht, Saatgut und die Pflänzlinge für die Gärten, so daß die Kriegerfrauen lediglich die Arbeit selber zu leisten haben. 274 Die Gartenwelt. rs:, 23 Nachkulturen. Wir lesen oft davon, wie es nach dem Kriege im deutschen Gartenbau werden soll, doch scheint es mir, daß uns das „während des Krieges" zurzeit noch mehr beschäftijjen sollte, denn es ist ein Ende des Krieges immer noch niclit ab- zusehen, und durchhalten wollen und werden wir. Unser Hauptaugenmerk haben wir jetzt auf das Wohlgedeilien unserer Gemüsekulturen wie auf die Nachtrachten zu richten. Oft müssen wir wohl für die zweite Tracht nochmals düngen, wenn der Boden von den Pflanzen leicht ausgenützt wird. Im Juni kommen noch zur Ueberwinterung bestimmte Mohr- rüben in Betracht, z. B. Lange Braunschweiger, daneben aber auch Frühkarotten und Halblange, die immer ein nahrhaftes, schmack- haftes Gemüse abgeben, besonders wenn mit ihrem Anbau der- jenige grüner Erbsen Hand in Hand geht. Kohlrabi ist nicht zu vergessen, Bohnen nur dort noch zu legen, wo sie gegen Nacht- fröste Schutz haben können, sonst ist das kostbare Land für die Gegenwart vergeudet, aber nicht in Friedenszeiten, denn im Herbst abgefrorene Bohnen düngen, untergegraben, ungemein. Grünkohl ist reichlich anzubauen, daneben viel Spinat, welcher unter guten Verhältnissen bei den länger und kühler werdenden Nächten das Schießen einstellt und tüchtig in die Breite geht. Ich wähle für den Herbst nochmals den schnellwachsenden Victoria und für den Winter den rundblättrigen Gaudry. Ausgetrockneter und ausgesogener Boden ist oft den Spät- bestellungen sehr hinderlich; ohne eine ausgiebige, vorherige Bewässerung erreicht man in solchen Fällen nur bei folgendem durchdringenden Regen etwas. F. Steinemann. Eine amtliche Beratungsstelle für Ausschmückung der Kriegergräber ist in Bayern auf Veranlassung des Kultusministeriums und des Ministeriums des Innern gegründet worden. Sie folgt denselben Richtlinien, die vom preußischen Kultusministerium im Verein mit den ersten deutschen Künstlern aufgestellt sind. In den Ausschuß sind eine Reihe namhaiter bayerischer Künstler, u. a. Professor Fischer, Hermann Hahn, Professor Thiersch, gewählt worden. Seit dem I.Januar wird in Kew Garden in London Eintrittsgeld von den Besuchern erhoben, und zwar Dienstags und Freitags 6 Pence und an den andern Tagen einen Penny für die Person. Dauer- karten kosten eine X. (20 Mark) das Jahr. Bisher war der Besuch dieser Bildungsstätte frei, auch Sonntags war der Garten dem Publikum geöffnet. Die Neuerung rief lebhafte Proteste hervor, die aber nichts fruchteten. Die Regierung begründete sie damit, daß es nötig sei, Gelder für die Nation zu gewinnen. Die Regierung von Britisch-Kolumbien hat dem Kew Garden einen 215 Fuß langen Flaggenmast geschenkt; es ist der Stamm einer Douglastanne, der Anfang Januar seinen Bestimmungsort erreichte. Der Transport auf der Themse war mit besonderen Schwierigkeiten verbunden. Der alte Flaggenmast, aus derselben Holzart, wurde im Jahre 1861 aufgestellt, er war 159 Fuß hoch. Aus mehreren Mitteilungen in „Gardeners Chronicle" geht hervor, daß auch der englische Gartenbau für den Heeresdienst viele Mannschaften stellen mußte; so sind von der Firma Kelway and Sons in Langport von den dort beschäftigten 140 — 150 Mann über 100 Leute in Armee und Flotte untergebracht, von denen auch bereits eine Anzahl gefallen sind. Auch die Frage der „Damengärtner" wird vielfach erörtert. Eine reine Freude scheint aber auch jenseits des Kanals dieser Notbehelf nicht auszulösen. In Kew hat man auch zu diesem notwendigen Uebel wieder seine Zuflucht nehmen müssen, nachdem ein früherer in Friedenszeiten gemachter Versuch sich nicht bewährt hatte. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage Nr. 981. In meinem Hausgarten sollen zwei unter Trauerweiden befindliche Rabatten mit Farnen und Schatten- stauden bepflanzt werden. Die Rabatten liegen 1 m vom ^X'ege, sind 27 m lang und 1,50 m breit und so mit Gehölzen besetzt, daß sie etwa in 1 m Breite mit Schattenstauden zu bepflanzen sind. Bemerkt sei noch, daß sich auf der anderen Seite des Weges — Sonnenseite — breite Staudenrabatten befinden. Mit welchen Farnen und Schattenstauden und in welcher Zu- sammenstellung wären diese Rabatten am zweckmäßigsten zu be- pflanzen, damit sie schön wirken? Oder empfiehlt es sich, auf diesen Rabatten nur Farne anzupflanzen? Für Bepflanzungsplan würde ich sehr dankbar sein. Ohne die örtlichen Verhältnisse und besonders auch den Charakter des Gartens und den Geschmack des Besitzers genau zu kennen, ist es schwer, eine bestimmte Bepflanzung als die auf alle Fälle beste zu bezeichnen. Gewiß, eine nur mit Farnen bepflanzte Rabatte ist schön, kann auch angebracht sein, je nach der nächsten Umgebung. Sie wird umsomehr befriedigen, wenn eine geeignete Pflege, besonders Feuchthaltung und frisches Erdreich für üppige Entwicklung sorgt. Aus der Frage ist zu ersehen, daß die Verhältnisse glück- licherweise solche sind, daß sie auch eine reiche Bepflanzung zu- lassen, die hier vielleicht mehr am Platze ist, da sich gegenüber Staudenrabatten befinden. Zwei Umstände machen es hier noch so manchen schönblühenden Stauden möglich, gut zu gedeihen. Erstens handelt es sich um eine Bepflanzung unter Laubgehölzen, die im Anfang des Jahres genügend Licht und Luft durchlassen, die so manchen Frühaufsteher unter den Stauden zu neuem Leben erwecken. Es sind das besonders jene, die eine zwar kurze, aber glänzende Laufbahn durchmachen. Mit Vorliebe siedeln sie sich ja auch in der Natur aus mancherlei Gründen unter lichtem Laub- gehölz und an Gehölzrändern an. Die Zeit bis zur vollen Er- grünung der Gehölze reicht aus, diese Pflanzen bis über den Höhepunkt ihrer Entwicklung hinauszuführen. Die spätere Be- schattung schadet ihnen nichts, ist ihnen sogar zum Teil Bedürfnis. Noch bevor die Farne, die den Hauptbestand der Rabatten bilden können, sich regen, kann es hier grünen und blühen. Ende Winter können dort gelbe Eranthis hiemalis , weiße Schneeglöckchen, weiße und farh'tge Helleborus blühen und ein farben- frohes Bild auf Wochen hindurch zu einer Zeit bieten, zu welcher noch rundum die Natur im Winterschlaf liegt. Haben diese ein- mal den Anfang gemacht, dann braucht keine Unterbrechung der Blüte mehr einzutreten. Wenn besonders die Hybriden der Helle- borus mit der höher steigenden Sonne immer tiefere Purpurtöne an- nehmen und der Märzbecher, Leucojum, der hier auch gut gedeiht, zu verblühen beginnt, wenn die Farnwedel sich aufzurollen be- ginnen, dann kann ein Heer Narzissen seine zarten oder auch satten gelblichen Farbentöne — je nach der Sortenwahl — hier entfalten. Blühende Narzissen zwischen den sich mehr und mehr aufrollenden Farnwedeln und zwischen dem zarten Grün sind etwas köstliches. Eranthis, Calanthus, Leucojum und Narzissen gedeihen selbst zwischen dichter stehenden Farnen, wie öftere Versuche gezeigt haben. Bei nur weitläufiger oder truppweiser Pflanzung der Farne, lassen sich noch eine Menge anderer Stauden mit ihnen zu schönen Bildern vereinigen. Vorerst sei der zweite Punkt, der ihnen hier günstig ist, hervorgehoben. Es handelt sich hier um einige, wenn auch für gewöhnlich dicht belaubte, deshalb starken Schatten spendende Bäume. Unter starken Schatten spendende, aber ver- einzelt stehende Bäume dringen immerhin von den Seiten in gewissem Maße Licht und Luft, die zum guten Gedeihen vieler Pflanzen genügen. Ihre Zahl ist größer als für gewöhnlich an- genommen wird, sie kann sich noch erhöhen, wenn man den licht- bedürftigeren Arten die hellsten Stellen anweist. Um über den Rahmen einer Fragebeantwortung nicht allzusehr hinauszugehen, soll hier nur kurz auf einige der besten hingewiesen werden. Besonders groß ist die Zahl der frühen Blüher, die in Farben abgestuft oder auch bunt gemischt, vor und zwischen locker- stehenden Farnen hübsch wirken. Die zahlreichen Farben unserer frühen Primula acaulis und elatior — besondere Beachtung verdienen die riesenblumigen gigantea und grandiflora-Formen — gedeihen gut bei Farnen, XX, 23 Die Garten weit. 275 behalten an schattigen Stellen auch lange ihre Blumen. Für die halbschattigen Stellen kommen die schönen Formen von Primula cashmiriana und denticulata, ferner von Pr. Sieboldii, auch andere Arten in Betracht. Schönblühende Teppiche bilden Anemone nemorosa, weiß, und A. ranunculoides, gelb, die recht früh blühen. Höher werden die erst im Mai blühenden A. silvestris mit ihrer gefüllten Form Elise Fellmann, — letztere beansprucht aber etwas sonnige Lagen • — und A. narcissiflora mit gleichfalls weißen Blumen. In etwas feuchtem Boden entwickelt sich letztere am besten. Etwa gleichzeitig mit ihr blüht die herrliche Primula pulverulenta, mit karmin-purpurfarbenen, in Etagen stehenden Blumen, die auf kräftigem, mehlig bestäubtem Stengel stehen. Ueberraschende Wirkung erzielt man mit ihr an etwas schattig- feuchten Stellen in Verbindung mit Farnen, Anemone narcissiflora, Carex, Walderdbeeren, Vinca usw. Von anderen niederen frühen Blühern nenne ich noch : Veilchen, Maiglöckchen, Waldmeister, Hepatica, letztere in blauer, roter und weißer Farbe, Oxalis, Omphaloides, Erythronium. Auch die Lungen- kräuter sind schön in Verbindung mit Farnen. Die heimische Pulmonaria saccharata wirkt mit dem dunklen, weiß gefleckten Laub gut vor und zwischen den lichtgrünen Farn- wedeln und blüht bläulich. Andere Arten mit schöner blauer Blüte sind : angusti/olia, azurea, virginica. Hübsche rote Blumen hat rubra. Ganz reizend wirkt in Verbindung mit Farnen das Porzellan- blümchen, Saxifraga umbrosa ; an etwas feucht-schattiger Stelle fühlt es sich wohl. Sein üppiges dunkles Laub bildet dort einen hübschen Unter- und Vordergrund zu den hellen Farnen, und froh- bewegtes Leben tragen die recht kleinen, zierlichen Blümchen mit weißer Farbe ins Bild. Sie stehen zahlreich auf schlanken, reich verästelten Stielen. Weniger schön ist die buntblättrige Form S. umbrosa fol. var. mit ihrem gelblichweiß gefleckten Blatt. Aehnlichkeit mit .S. umbrosa haben 5. Geum und S. cuneifolia. Auch die meisten moosartigen Saxifraga gedeihen gut in lichtem Schatten. Bestrickend wirken die schwellenden Polster mit ihrem feinen, saftigen Grün vor und zwischen den Farnen. Zur Blütezeit aber schmücken sie sich noch mit unzähligen, auf schlanken Stielen stehenden Blumen in weißen bis rötlichen Farbentönen. In stärkerem Schatten müssen sie öfter erneuert werden. Große Anziehung übt eine Verbindung von Farnen mit der wenig bekannten Corydalis cheilanthifolia. Ihr dunkles Laub ist fast feiner als jenes der feinen Cystopteris und anderer kleinerer Farne. Wirkungsvoll sind die früh erscheinenden gelben Blumen, die in aufrechten Aehren stehen. In frischem Boden bleibt das Laub bis zum Herbst grün. Noch manche anderen Corydalisarten sind schöne Schatten- pflanzen, die meisten jedoch werden frühzeitig gelb. An feucht-schattiger Stelle fühlt sich in Verbindung mit Farnen Circaea alpina wohl. Rasch breitet sie sich aus, besetzt bald alle freien Plätze vor und zwischen anderen Stauden, wird früh grün und schmückt sich im Sommer mit recht kleinen, weißen Blümchen. An trockenen Stellen beginnt sie schon Ende Sommer abzusterben. Tiarella cordifolia liebt ähnlichen Standort und breitet sich durch Ausläufer rasch aus. Die Haselwurz, Asarum europaeum und das Sinngrün, Vinca, bilden mit ihren dunkelgrünen, glänzenden Blättern einen hübschen Untergrund zu Farnen. An nicht zu schattiger Stelle blüht Vinca auch noch recht reichlich, blau oder weiß, je nach der Sorte. Recht schöne Schattenpflanzen sind die etwa fußhohen Sockel- blumen, Epimedium. Je nach den Sorten haben ihre früh er- scheinenden Blumen weiße, rote oder gelbe Farbe. Schön geformt und hart sind ihre Blätter. Auch an hohen Stauden, die noch gut im lichten Schatten mit Farnen gedeihen, ist kein Mangel. Man denke an gelb- und rotblühende Kaiserkronen, Fritillaria imperialis, an den Salamons- siege\, Polygonatum fConua/Zar/oj, Türkenbundlilie, Lilium Martagon, Dyclitra und andere. Ausgezeichnet wirkt eine Verbindung von Farnen mit dem Fingerhut, oder manchen Campanula, wie C. lati- folia und C. glomerata. Gute Schattenpflanzen sind die Silberkerzen, Cimicifuga (Actea), mit weißen Blumen, und in nicht zu schattiger Lage und etwas feuchtem Boden gedeihen und blühen fast all die zahlreichen Arten und Formen der Gattungen Astilbe und Spiraea recht gut. Mancher Blüher wird sich besonders an etwas weniger schattigen Stellen wohl fühlen, so Chionodoxa, Crocus, Tulpen, Aquilegia, Hesperis, Megasea, manche Lilien, Geum, Potentilla, Senecio, Lunaria, Hemerocallis usw. Auch von Pflanzen mit stattlichen Blättern gedeihen manche recht gut im Schatten ; sie lieben alle ein etwas feuchtes Erdreich. So die zahlreichen groß- und kleinblättrigen Funkien mit weißen oder lilafarbenen Blumen, dann die stattlichen, wenig verwendeten Rodgersia in mehreren Arten, mit schönen rispigen Blütenständen in weißer oder rosa Farbe. Ihre Blätter sind meist fingerförmig- fiederteilig. Nur R. tabularis hat einfache schildförmige Blätter. An Stattlichkeit werden sie fast noch von jenen der Saxifraga peltata übertroffen. Nicht ganz so hoch werden jene von Saxifraga tellimoides, die jedoch tief eingeschnitten sind. In dieser Gesellschaft fühlt sich auch Carex maxima, ein schon recht stattliches Gras für feuchte und auch noch etwas schattige Lagen, wohl. Etwas kleiner sind Carex silvatica und Carex japonica fol. var. Damit sind wir bei den buntblättrigen Pflanzen angelangt. Eine Anzahl derselben liebt Schatten, bringt nur in ihm die bunte Farbe klar hervor, behält sie dort auch lange. Besonders weiß- bunt wirkt ja auch vorzüglich im Schatten. Aegopodium Podagraria fol. var. ist weißbunt und breitet sich rasch aus. In der Jugend ist die bunte Farbe ja recht schön, wird aber später unansehnlich. Auch gelb- und weißbunte Vinca sollen genannt sein. Recht husch sind hier die gelb- und weiß- bunten Funkia und die blauschillernden Arten dieser Gattung. Neben den stattlichen heimischen Waldfarnen Aspidium Filix mos, Athyrium filix femina, Osmunda regalis, Strutiopteris germanica, gibt es bei uns noch eine Anzahl anderer Arten, die wild wachsen und kulturwert sind. Dann vergesse man nicht all die schönen Kulturformen, ferner gibt es so manche stattlichen, fremde Arten. Auch bei den zierlichen Arten und Formen gibt es viele, die Schatten lieben. Wir finden sie besonders bei den Gattungen Cystopteris, Phegopteris, Blechnum, dann auch noch bei Aspidium usw. Aus dieser lange nicht erschöpfenden Abhandlung ist wohl zur Genüge zu ersehen, daß die schattigen Plätze in unseren Gärten durchaus nicht ohne Schmuck zu sein brauchen. M. Geier, Mittenwalde in Bayern. Neue Frage Nr. 289. Was mag die Ursache sein, daß an meinen Treibhausgurken soviel Früchte vertrocknen? Ich kultiviere dieselben an der Vorderseite eines 5 m breiten Sattelhauses. Als Erde benutze ich eine kräftige Mischung von Rasen-, Kompost-, Mist- und Landerde, durchsetzt mit Kuh- und Hühnerdünger. Die Pflanzen wachsen darin sehr kräftig und sind völlig ungeziefer- und pilzfrei. An genügender Feuchtigkeit, geregelter Wärme, sowie reichlicher Lüftung fehlt es nicht. Beschattet wird nur bei praller Sonne. Es handelt sich um die Sorte Weigelts Beste von allen. Die Früchte werden oft bis 10 cm lang, dann gilben sie von der Mitte ab bis zur Spitze, während die andere Hälfte noch weiter wächst. Viele Früchte sind oft schon ganz gelb, während manche wieder schön flott und schlank auswachsen. Ich kämpfe nun schon seit drei Jahren mit diesem Uebel und kann dessen Ursache nicht herausfinden. Paßt Rohglas nicht für Gurken- treiberei oder was kann sonst die Ursache sein ? Verkehrswesen. Die Auslandsmoratorien nach dem derzeitigen Stande. Von G. Gschwender, Zollverwalter, Tübingen. (Fortsetzung statt Schluß.) Bulgarien. Für Geldverbindlichkeiten, die aus zivil- und handelsrechtlichen, vor dem 7. August 1914 getroffenen Abmachungen herrühren, wurde ein Moratorium erlassen, welches den Lauf der vereinbarten k 276 Die Gar tea weit. XX, 23 und der gesetzlichen Zinsen nicht beeinträchtigt. Dieselben er- halten einen Zahlungsaufschub von so viel Tagen, von ihrer Fällig- keit ab gerechnet, als Tage vom 25. Juli (7. August) 1914 bis zum Tage der Aufhebung des Moratoriums verflossen sind. Der gleiche Zahlungsaufschub wird auch auf Geschäfte aus- gedehnt, die während der Zeit vom 25. Juli (7. August) 1914 bis 10. 23. September 1915 zum Abschluß gekommen sind. Sie erhalten einen Zahlungsaufschub von so viel Tagen, von ihrer Fälligkeit ab gerechnet, als Tage vom 10. 23. September 1915 bis zum Tage der Aufhebung des Moratoriums verflossen sind. Die unbefristeten Geldverbindlichkeiten, sowie die nach dem 25. Juli (7. August) 1914 eingezogenen Geldverbindlichkeiten, deren Fälligkeitstermine vor dem 10. /23. September 1915 ein- getreten sind, erhalten einen Zahlungsaufschub von drei Monaten (90 Tagen) vom Tage der Aufhebung des Moratoriums ab ge- rechnet. Bezüglich der Wechsel, der Inhaberpapiere und überhaupt aller Handelseffekten laufen die Zinsen, sofern Gegenteiliges nicht ver- einbart worden ist, vom Tage ihrer Fälligkeit an. Von dem Moratoriumsgesetz werden nicht betroffen : a) alle aus der Gewährung von Unterhaltsmitteln her- rührenden Forderungen ; b) Forderungen aus Mietsverträgen über unbewegliche Güter; c) aus Dienstverträgen herrührende Forderungen. Während der Dauer des Moratoriums wird der Lauf aller Fristen gehemmt, wenn er vor 10. /23. Sept. 1915 begonnen hat. Eine Klage wegen einer moratorischen Forderung kann nicht deshalb abgewiesen werden, weil sie während der Moratoriumzeit anhängig gemacht ist. Das Gericht weist Klagen wegen Geldforderungen, welche nach Inkrafttreten des Moratoriums fällig sind oder fällig werden, kostenfällig zurück, läßt dagegen Klagen wegen Forderungen, die vor Inkrafttreten des Moratoriums fällig waren, mit allen Rechts- folgen zu. Bei dieser unsicheren Rechtslage ist von der Erhebung einer Klage wegen einer moratorischen Geldforderung während der Geltungsdauer des Moratoriums im allgemeinen abzuraten. Zur Sicherung fälliger Forderungen kann in das unbeweg- liche Vermögen ihrer Schuldner ein dringlicher Arrest erwirkt werden. Dänemark. Erloschen. England. Allgemeines Moratorium ist erloschen. Ansprüche, welche ein ausländischer Feind im Frieden erworben hat, können während des Kriegszustandes vor keinem Gericht in Großbritannien und Irland geltend gemacht werden. Soweit jedoch inzwischen nicht etwa Verjährung eingetreten ist, steht der Ver- folgung dieser Ansprüche nach Friedensschluß nichts im Wege. Im Konkurse sind Forderungen ausländischer Gläubiger zu berücksichtigen, und ist ein dementsprechender Betrag zurück- zustellen. Die Entstehung eines Anspruches zugunsten eines ausländischen Feindes nach Ausbruch des Krieges ist auch dann ausgeschlossen, wenn demselben ein noch zu Friedenszeiten abgeschlossener Ver- trag zugrunde liegt. Zahlungsaufschub findet statt für alle Leistungen an ausländische Feinde und Bezahlung von Wechseln, die vor 4. August 1914 angenommen sind und deren ursprünglicher Fälligkeitstag nach dem 3. Oktober 1914 Hegt. Frankreich (mit Algerien). Leistungen an Gläubiger in Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Bulgarien und Türkei verboten. Aufschub von 540 Tagen für die Auszahlung auf Handelspapiere, die vor dem 14. August 1914 ausgestellt sind und vor dem 1. Januar 1916 fällig waren, sowie für Warenlieferungen, die vor dem 4. August 1914 unter Kauf- leuten ausgeführt sind. Griechenland. Erloschen. Nach richterlichem Ermessen können Zwangsvoll- streckungen, Konkurserklärungen, Räumungsverpflichtungen auf- gehoben werden. Italien. Moratorium aufgehoben. Bei Zahlungsunfähigkeit infolge des Krieges kann Aufschub nicht über den 60. Tag nach Veröffent- lichung des Friedensschlusses gewährt werden, auch kann, wo es die durch den Krieg eingetretenen Verhältnisse erfordern, Aufschub jedweder prozessualer Fristen gewährt werden. Luxemburg. Forderungsansprüchen gegenüber kann der Richter vermittelst einer Entscheidung, gegen die eine Berufung nicht zulässig ist und die durch einfache Eintragung ins Protokoll beurkundet wird, die Fortsetzung jeglicher Verfolgung von Schuldnern aufschieben, so oft er es für angebracht hält. M o n t en egro. Miets- und landwirtschaftliche Pachtbeträge sowie Zahlungen für Nahrungsmittel sind ausgeschlossen. Bezüglich Bankdepots wird mangels eigenen Gesetzes die Maßregel österreichisch-ungarischer Banken befolgt, die alle 15 Tage 5 Prozent des Depots aus- zahlen. Norwegen. Jedes Moratorium aufgehoben. (Schluß folgt.) Gärtnerisches Unterrichtswesen. Dresden. Bei der Erörterung der gärtnerischen Ausbildungs- frage machte sich in der „Gartenwelt" des öfteren das Verlangen nach Hochschulbildung geltend. Der Erfüllung dieses Wunsches sind die Gartengestalter nun einen beträchtlichen Schritt näher gerückt, denn aus Dresden wird gemeldet: „Als erste unter den deutschen Universitäten hat die hiesige Hochschule die Kunst des Totenkultes, alter und neuer Zeit, in ihren Lehrplan aufgenommen, und zwar liest Professor Emil Höag in dem soeben begonnenen Sommerhalbjahr über Fried- hof- und Grabmalkunst." Ist diese Mitteilung auch mit Freuden zu begrüßen, so möge man aber doch bei allem anerkennenswerten Streben nach Höherem nicht vergessen, daß die Gartenkunst, wie überhaupt jede Kunst und das Kunstgewerbe, trotzdem sich nicht zu weit von der hand- werklichen Grundlage entfernen darf. Die Eigenart, das Wesen der Kunst, die dem Volkscharakter entspricht, wurzelt im Hand- werk, während die Akademie die Künstler dem Volkstum und dem Handwerk entfremdet. G. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Walter Hagen, Einjähriger Kriegsfreiwilliger im Kaiser Franz- Garderegiment , Hörer der Dahlemer Lehranstalt, starb den Heldentod. * * * Metzner, Reinhold, Obergärtner in Mainz, seit Gründung der „Gartenwelt" deren treuer Mitarbeiter, war, wie wir nach- träglich erfuhren, am 26. Februar d. J. 25 Jahre bei der Garten- verwaltung der Stadt Mainz tätig. Am selben Tage blickte auch der Gärtner Adam Klippel auf eine 25 jährige Tätigkeit bei der gleichen Verwaltung zurück. Werner, Otto, städt. Gartendirektor, Chemnitz, wurde der sächsische Albrechtsorden 1. Klasse verliehen. Briefkasten der Schriftleitung. Ed. T. Den Artikel über die Gärten und Parkanlagen des Kreiskrankenhauses in Berlin-Lichterfelde finden Sie im Jahr- gang XIX, Nr. 9. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Bedaktion verantwortl. Max Ueadörffer. Verl. von Paul Parey. Dmck: Anh. Buchdr. Guttnbere e. G. m. b. H., Dessaa Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 16. Juni 1916. Nr. 24. Nachdruck und Nadibildung aus dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafrechtlich verfolgt. Aus deutschen Gärten. Seltene und pflanzengeschichtlich interessante Gehölze. Ein Rundgang durch den Heidelberger Schloßgarten. Von Fr. Winkler, Garteninspektor a. D., Heidelberg. (Hierzu drei Abbildungen, nach für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Neben den vielen geschichtlichen Erinnerungen, archi- tektonischen Meisterwerken und seiner landschaftlich unver- gleichlichen Lage, ist das Heidelberger Schloß noch durch eine weitere Sehenswürdigkeit ausgezeichnet. Es sind dies die überaus reichhaltigen Sammlungen fremdländischer Gehölz- arten, die besonders in dem dendrologischen Versuchs- garten auf der oberen Terrasse, in dem rühmlichst be- kannten Koniferengarten und im Burggarten usw. vereinigt sind. Der erstgenannte Garten enthält eine aus nahezu zwei- hundert Gattungen und Arten bestehende Mustersammlung seltener, immer- grüner Gehölze, wie in Deutsch- land in solcher Mannigfaltigkeit nur wenige zu finden sein dürften. Den wenigsten von den vielen Tau- senden, die das Heidelberger Schloß alljährlich besuchen, ist dieses botanisch außerordentlich interessante Pflanzen- paradies bekannt ; es bleibt daher von den meisten unbeachtet. Ja, selbst nur wenige Heidelberger kennen den Wert und die Bedeutung dieser Anpflanzungen. Der Deutsche ist ja im allgemeinen ge- neigt, die Naturschönheiten seiner Heimat gering anzuschlagen; man steht heute der Natur vielfach so fremd gegenüber, daß es z. B. auch nicht in das Programm der Fremdenführer gehört, die Besucher des Schlosses auf diese Seltenheiten auf- merksam zu machen, wohl auch aus dem Grunde nicht, da eben die meisten Menschen dafür keinen Sinn und kein Verständnis haben. In einem mir ge- druckt vorliegenden „Führer durch Heidelberg und Umgebung", Gartenwelt XX. im Auftrage des Stadtrates herausgegeben vom Gemeinnützigen Verein, ist mit den fünf Worten: „vorbei an dem einzigen Koniferengarten" die ganze landschaftliche Anlage abgetan. Die Unkenntnis und die Nichtachtung der Pflanzenwelt zeigten sich auch in dem Besuche des hiesigen Botanischen Gartens, der doch einer der botanisch am reichsten ausgestatteten von ganz Deutschland ist. Woran liegt nun diese dem Fachmann und dem Natur- freund unverständliche, überall wahrnehmbare Gleichgültigkeit des Publikums gegen die Wunderwelt der Pflanzen ? Nur ein kleiner Teil der Menschen ist sich dessen bewußt, daß es die Pflanzen sind, die als die wunderbarste und zu- gleich wichtigste Schöpfung der Natur bezeichnet werden müssen ; ist doch ihre Geschichte millionen- und abermillionenmal älter als die des Menschengesdilechtes. Den wunderbaren Reiz und die prachtvollen Bilder von Schönheit und Har- monie gibt doch ohne Zweifel in erster Linie überall die Wuchsbild aus dem Heidelberger Schloßgarten. 24 278 Die G a rteiiwcl t. XX. 24 Vegetation, in unserem Falle also die das Schloß umgeben- den Anpflanzungen. Wer denkt denn in unserer heutigen überzivilisierten und nach zweifelhaften Genüssen begehrlichen Zeit überhaupt auch daran, welche große volkswirtschaftliche Bedeutung der Pflanzenwelt außerdem zukommt? Die Existenz von Mensch und Tier ist ohne die Pflanzen vollkommen aus- geschlossen, ja, unsere gesamte Kultur war und ist bis auf den heutigen Tag einzig und allein von der Verwertung der tausendfältigen pflanzlichen Erzeugnisse abhängig. Welch ungeheure Summen würden sich ergeben, wollte jemand ausrechnen, was für Werte in den Erzeugnissen unserer heutigen gärtnerischen, land- und forstwirtschaftlichen, tech- nischen und tropischen Nutzpflanzenkulturen alljährlich um- gesetzt werden. Noch größer aber wird die Summe, wenn wir auch noch die aus riesigen urweltlichen Gefäßkryptogamen gebildeten Steinkohlen, die aus Koniferen, Palmen, Laub- hölzern usw. entstandenen Braunkohlen, und die ver- mutlich aus Algen entstandenen Graphite, den Schiefer, Kieselgur, Tripel, Bernstein usw. dazu rechnen, die ja alle Produkte vorweltlicher Pflanzen sind. Eine Hauptschuld an dem geringen Naturverständnis liegt schon in unserer Erziehung, bei der — durch eine tausend- jährige geistige Bevormundung verursacht — die gewaltigen Errungenschaften, die die Naturwissenschaft in Bezug auf die Erdgeschichte und in Bezug auf die Entwicklungs- geschichte der Lebewesen/ gemacht hat, noch vielfach mit religiösen Urweltsmythen verwässert werden. Wir modernen Westeuropäer stehen in Bezug auf die Liebe und das Interesse zur Pflanzenwelt weit hinter den Japanern zurück. M. Reinhold sagt in seinem Buche „Japan und die Japaner": „Ich habe noch kein Volk kennen gelernt, das so viel Vorliebe für die Natur und ihre Schön- heiten hegte wie die Japaner." Die Liebe und die Verehrung für die Pflanzen, sagt Professor Mayr- München, greift so tief in das Gemüt des japanischen Volkes ein, daß es z. B. die meisten Namen für Mädchen und Frauen dem Blumenreiche entnommen hat. Die Erziehung eines jungen Mädchens in Japan gilt erst dann als abgeschlossen, wenn es die Kunst Blumen zu binden und das Anordnen von blühenden und buntlaubigen Baumzweigen usw. in Vasen gelernt hat. Zur Ausbildung des feinen Geschmacks im Anordnen von Blumen und Pflanzenteilen bestehen in Japan besondere Schulen und Akademien. Die eigenartigen und bedeutenden Malereien, Intersoarbeiten und Schnitzereien usw., die wir in den Japan. Kunsterzeugnissen so sehr bewundern, sind die natürlichen Folgen dieser Erziehung. Unsere Achtung vor den Japanern ist, seit diese Zeilen geschrieben wurden, tief gesunken; es soll uns dies aber nicht hindern, der Wahrheit die Ehre zu geben. Auch ein großer Teil unserer gebildeten und besser ge- stellten Klassen ist heute von einer inneren Naturarmut nicht freizusprechen. Dr. Kurt Flöricke schreibt im „Kosmos" (1914, S. 30) bei Gelegenheit derartiger Betrachtungen folgendes: „Wenn wir ehrlich sein wollen, müssen wir aber wenigstens zugeben, daß halbzivilisierte Völker sich der All- mutter Natur gegenüber oft ein besseres, innigeres und auf- richtigeres Verständnis zu wahren wußten, als wir. In tausend kleinen Dingen spricht sich das aus. An die Stelle sinniger Naturbetrachtung ist staubaufwirbelnde Kilometerfresserei ge- treten, zu dichterischer Verklärung und seelischer Verinner- lichung der Naturschönheiten vermag sich unsere eitle Sport- fexerei nicht mehr aufzuschwingen ; selbst der Weidmann sucht seinen Ruhm vielfach nicht mehr in einer gründlichen Kenntnis an Wild und Wald, sondern prahlt mit den hohen Ziffern einer öden Rekordschießerei." Das sind beschämende Anklagen, wer aber wollte be- streiten, daß sie unberechtigt sind. Wie viele Menschen gibt es heute, die eine Linde von einer Rüster, eine Tanne von einer Fichte, oder ein Gerstenfeld von einem Weizen- oder Roggenfeld zu unterscheiden vermögen? Von wie wenigen — um auf mein Thema zurückzukommen — werden, wie gesagt, die Pflanzenschätze unseres Heidelberger Schloßgartens be- achtet und gewürdigt. Selten nur trifft man in diesem idyllischen Pflanzen- paradies ein prüfendes, naturverständiges Auge. Welcher Art, wird der Leser fragen, sind denn diese dort oben verborgenen Naturschätze? Es kann natürlich hier nicht meine Aufgabe sein, diese hunderte seltener Gewächse alle einzeln botanisch zu beschreiben *) ; wohl aber möchte ich zunächst auf einige besonders be- merkenswerte Einzelheiten aufmerksam machen. Es ist ein außerordentlich ge- schützt und günstig gelegenes Plätzchen auf der Terrasse, so daß hier Pflanzen den Winter im Freien überdauern, die anderwärts überall in Töpfen gezogen und in Treibhäusern überwintert werden müssen. Ich glaube, daß es in Deutsch- land kaum einen zweiten Ort gibt, wo, wie hier, der echte Lorbeer, Lauras Blick in den Einbürgerungs-(Akklimatisations-)Garten. Westlicher Teil. *) Anmerkung des Herausgebers. Ich verweise bezüglich näherer Angaben über die einzelnen immergrünen Gehölze auf den hier von Herrn Behnick in den Nrn. 14 und 15 dieses Jahrganges ver- öffentlichten Artikel. XX, 24 Die Gartenwelt.. 279 nobilis, der Steinlorbeer, Lauras Tinus, der Erdbeer- baum, Arbutus Andrachne und Arbutus Unedo, verschiedene strauchartige Veronikaarten, Ruscus aculeatus und Ruscus Hypoglossum, ja, selbst Kamelien im Freien den Winter ohne Schaden überdauern und zu reicher Blüte gelangen. Laurus Tinus z. B., die, wie bekannt, überall als Kaithauspfianze kultiviert wird, stand im November 1914 in voller Blüte und war auch im April wieder mit Blüten bedeckt.*) Auch die duftende japanische Zitronenart, Citrus trifoliata, blüht und bringt es zu kleinen, walnußgroßen Früchten. Nicht allen ist bekannt, daß es auch immergrüne Eichen, d. h. solche Arten gibt, die im Winter ihr Laub nicht ab- werfen. Das hiesige Sortiment enthält hiervon folgende Arten : Quercus dilatata, Turneri, phelloides, glabra, thalisica, Suber, Hex var. latifolia. Zwar keine botanische Seltenheit, aber ein Baum, von dem schon die Bibel spricht, ist die gleichfalls auf der oberen Terrasse angepflanzte echte Zeder vom Libanon, Ce- drus Libani. Natürlich fehlten auch die Atlas- und Himalaya- zeder nicht. Wenn wir unsere heutigen öffentlichen Anlagen und Privatgärten durchgehen, so finden wir — ■ abgesehen von den Koniferen — an immergrünen Gehölzen meist nur folgende vertreten : Buxus sempervirens (arborescens), Prunus Laurocerasus, Evonymus japonica, Aucuba japonica. Hex Aquifolium, Berberis Aquifolium und Rhododendron. Neben diesen alltäglichen, überall angepflanzten Arten, finden sich auf dem Heidelberger Schlosse noch folgende seltenere Hex vor : Hex Aquifolium eltiptica, „ „ camelliaeflora, „ „ altaclarensis, „ „ elegans aur. varieg. „ „ Hodginsi, „ calamistrata, „ nobilis, „ dipyrena, „ Cassine var. angustifolia, „ Othera, „ furcata, „ latifolia, „ Cunninghamü, „ opaca, „ Tarajo. Von Buxusarten sind folgende, weniger häufig anzutreffende in starken Büschen vorhanden : Buxus balearica, „ japonica obcordata, „ sempervir. (arborescens) salicifolia, „ „ latifolia, „ „ „ myrtifolia, „ „ „ longifolia, „ „ „ Hendersoni arg. marg., aur. varieg. glauca. An Kirschlorbeervarietäten sind vertreten: Prunus Laurocerasus var. variegaia, „ „ „ Zabeli, „ „ „ Micheana, „ „ „ colchica, „ „ „ schipkaensis, „ „ angustifolia. Eine ganz besonders eigentümliche Kirschlorbeervarietät mit eingerollten Blättern (cucullata ?) ist nicht näher mit Namen bezeichnet. Außer einer größeren Anzahl von verschiedenen Rhododen- dronhybriden, sind im Schloßpark noch folgende Arten vertreten : Rhododendron fulgens, Thompsoni, Anthapogon, racemosum, campanulatum, maximum, ponticum, Cunninghami, praecox, catawbiense. Eine sehr hübsche Mahonienart mit großer, prächtiger Belaubung ist Berberis (Mahonia) japonica. Dasselbe gilt für die neuere Berberis fasciculans. Von weiteren immergrünen Gehölzen, die weniger be- kannt sind als die bis jetzt genannten, führe ich noch folgende in der hiesigen Sammlung vertretene Arten an : Abelia rupestris, Andromeda Rollisoni, floribunda, Azalea amoena, Berberis buxifolia, „ bacillaris, „ empetrifolia, „ stenophylla, „ Darwini, Wallichiana, „ Valdiviana, „ dictyophylla, Buddleia variabilis var. mag- nifica, Bupleurum fruticosum, Chamaedaphne calycedata. Cistus (Helianthemum) lusi- tanicus, „ cyprius, „ laniferus, „ villosus var. undulatus, „ laurifolius, Cotoneaster crenata, „ horizontalis, „ Hookeri, „ buxifolia, „ frigida, „ lanata, „ pannosa, „ microphylla, „ thymifolia, „ Wheeleri, *) Auch schon Anfang Februar d. J. zeigte der Strauch offene Blüten. Blidc in den Einbürgerungsgarten. Oestlicher Teil. 280 Die Gartenwelt. XX, 24 Cotoneaster Simonsü, Crataegus pauci/lora, Danaea racemosa, Daphne pontica, Daphniphyllam glaucum, „ macropodum, Distylium racemosum, Eleagnus pungens, „ „ var. Simoni tricolor, Eleagnus umbellata, „ umbellata fol. var., „ macrophylla, Eleutherococcus senticosus, Erica stricto, „ vagans, „ mediterranea, „ arborea var. alpina, „ camea, Escallonia glutinosa, „ Philippiana, Eurya japonica, Eucryphia pinnatifolia, Garrya elliptica, Gaulthera Shallon, „ Fremontii, Hymenanthera crassifolia, Kalmia latifolia, Kamelia japonica, „ jap. Chandleri, Nandina domestica, Nanthoxyllum planispinum. Olea aquifolia, „ „ var. ilicifolia. Osmanthus Aquifolium var. rotundifolia, Pernettya macronata, Phillyrea latifolia, „ decora Bois & Bai. = (Phillyrea Vilmoriniana Bois.) Phillyrea media, „ angusti/olia, Photinia serrulata, „ „ var. rotundi- folia, » var. fol. varieg., Polygala Chamaebuxus var. purpurea, Prunus lusitanica, Rhamnas alaternus, Rosmarinus officinalis, Ruscus aculeatus, „ Hypoglossum, Sarcococca ruscifolia, Skimmia japonica var. Veitchii, „ „ „ oblata, Stranvaesia andulata, Stuartia pentagyna, Tetranthera causticans, „ jap. var. magnoliaeflora, Trochodendron aralioides, Leucothoe axillaris, Ulex europaeus, „ speciosa var. pul- Umbellularia californica, verulenta, Veronica Traversii, Ligustrum Quihoui, „ pinguifolia, „ ovalifolium, „ epacridea, „ coriaceum var. pla- „ cupressoides, nifolium, „ Onomala, „ Stauntoni, „ salicifolia, „ lucidum, „ Bidwillii, „ „ var.robustum „ Cotensoi glauca, Lycopsis sinensis, ViburnumTinus(LaurusTinus), Lyonia, „ japonicum, „ pulverulenta, „ macrophyllum, Magnolia grandiflora, „ rhytidophyllum. Von den Veronikaarten hat V. Traversii den strengen Winter von 1913 ganz ohne Schaden überdauert, die anderen Arten haben mehr oder weniger gelitten. Diese große Sammlung immergrüner Gehölze zeigt uns, daß uns zur Ausschmückung unserer Gärten eine weit reichhaltigere Anzahl von Gattungen und Arten, als wie wir sie gewöhnlich zu sehen gewohnt sind, zur Verfügung stehen. Allerdings dürften nicht alle auf dem Heidelberger Schlosse angepflanzten sich überall als winterhart erweisen, auf jeden Fall aber eine weit größere Anzahl als die obengenannten sieben Allerwelts- gattungen. Landschaftsgärtnern und Gartenbesitzern, denen es um eine enger begrenzte Anzahl von selteneren, schönen, immergrünen Gehölzen zu tun ist, empfehle ich nachstehende : Azalea amoena, Berberis stenophylla, Andromeda floribunda, „ Valdiviana, Berberis buxifolia, Buxus balearica, Crataegus pauciflora, Danaea racemosa, Daphniphyllam macropodum, Distylium racemosum, Eleagnus pungens, „ macrophylla, Erica stricta, „ vagans, Kalmia latifolia, Ligustrum Quihoui, „ ovalifolium, „ lucidum, Lycopis chinensis, Mahonia japonica, Olea aquifolia, „ var. ilicifolia, Osmanthus Aquifolium rotun- difolia, Pernettya macronata, Phillyrea latifolia, „ angustifolia, „ media, Photinia serrulata, „ „ fol. var. Prunus lusitanica, Quercus phelloides, glabra, „ thalassica, „ Hex var. latifolia, „ dilatata, Rhamnus alaternus. Ruscus Hypoglossum, Tetranthera causticans, Skimmia japonica var. Veitchii, „ „ „ oblata, Stranvaesia undulata, Viburnum rhytidophyllum. Xanthoxyla planispinum. All diese Gehölze sind auf dem Schlosse in starken, älteren Exemplaren vertreten. Außer den immergrünen Gehölzen sind längs der Terrassen- mauer eine größere Anzahl mehr oder weniger seltenere Schlinggewächse angepflanzt. Genannt seien die folgen- den Arten : Jasminum officinale, „ grandiflorum, „ Wallichianum, Lonicera semperflorens, „ sempervirens, „ etrusca var. gigantea, „ Standishii, „ japonica var. aurea reticulata, „ frangrantissima, Katsura chinensis, Aristolochia moupinensis, Evonymus radicans var. Carrieri, „ americana, Smilax excelsa, Rubus flagelliformis, Caryopteris Mastacanthus, Akebia quinata, Rubus fruticosus var. lacineatus, Hedera colchica Regneriana. Botanische Seltenheiten befinden sich auch unter der aus ungefähr dreißig Arten bestehenden Sammlung japanischer Bambusarten und fremdländischer Schilf- und Zier- gräserarten. Das Bambussortiment ist jedenfalls eins der reichhaltigsten, das in Deutschland existiert, es setzt sich aus folgenden Arten susammen: Bambusa (Phyllostachys) aurea, nigra, viridi-glaucescens, sulphurea, fastuosa, ruscifolia, aurea var. glaucescens, mitis, Nidularia, Castillonis var. holochrysa, Mazelli, violascens, XK, 24 Die Garten weit. 281 Bambusa Quilioi, „ Henonis. Von Arundinarien sind vertreten : Arundinaria Hindsii Munro, „ „ var. graminea, „ pumila, Simoni var. Leydekeri. auricoma, argentea, nitida, pygmaea, japonica, falcata, anceps, Nagashima, disticha, lesselata Max. & Sieb. (Arundinaria Ragamowski Lemb.) albo marginata, prächtig weißbunt gestreift. (Ein Schlußartikel folgt in Nr. 26.) Landschaftsgärtnerei. Einiges über Blattpflanzengruppen, Der Wunsch so manches Kollegen, bei der Anlage von Musa- und anderen Blattpflanzen- gruppen wirkungsvolles zu schaffen, scheitert an der unrichtigen Vorbereitung der Beete. Ich will hierzu meine Erfahrungen mit- teilen, die ich als langjähriger Leiter großer Betriebe gewonnen habe, besonders auf Schloß L. bei Heidelberg, welches durch seine gewaltige Bauart die Schaffung stattlicher Gruppen forderte. Am Eingange des Schlosses ließ ich rechts und links die Erde der Beete tief ausschachten, gab eine Unterlage von halb Pferde- und Rinderdung, die eine langandauernde, milde Wärme erzeugt, brachte eine starke Lage kräftiger Komposterde auf und pflanzte dann die vorher gut abgehärteten Musa superba, Canna Königin Charlotte, Begonia Rex discolor und als Abschluß Knollenbegonien. Von Beginn des regen Wachstums ab gab ich jeder Gruppe täglich 6 Kannen recht warmen, beinahe heißen Wassers und wöchentlich 4 Kannen Jauche. Es ist nicht zu schildern, wie herrlich sich diese Pflanzungen entwickelten ; ich bedauerte es sehr, daß es mir damals nicht möglich war, Aufnahmen davon zu machen, um dieselben als Beweis einer erfolgreichen Kultur zu veröffent- lichen. Jos. Kraus. Schling- und Kletterpflanzen. Allerlei Schnörkeln der Passiflora coerulea. Vieles kennt man, manches aber nicht, auch wenn man meint, es längst über- wunden zu haben. Das trifft gewiß zu, wenn von der blauen Passionsblume Uruguays und Brasiliens die Rede ist. Erstens ist sie Unkraut, zweitens wuchert sie, um alles was ihr in den Weg kommt, zu umgarnen und bald zu erdrücken. Zwar blüht sie am Mittelmeer gelegentlich das ganze Jahr hindurch, aber niemals übermäßig reich, selbst nicht im schönen, warmen Sonnenschein des südlichen Frühlings. Dann verwildert sie, wohin nur immer die Winde und die Vögel ihre leichten, hellgelben, eiförmigen Früchte verschleppen. Sie keimt überall, selbst im dunkelsten Gebüsche, steigt bald zum Licht hinauf, um in drei bis vier Jahren alles, Strauch und Baum, zu decken und so die eigenen Gönner und Beschützer zu ermorden. Es ist mir keine halbtropische Schling- oder Kletterpflanze bekannt geworden, die so wie sie wuchert, klimmt, klettert und mordet. Das sagt alles. Sie fehlte im Oelwalde des Achilleion. Man suchte nach Lianen, die sich es wohl unter Oelbäumen gefallen lassen möchten, suchte nach allem Möglichen, um zu beleben, zu schmücken, zu bereichern, zu decken und das Paradies zum immerblühenden zu erziehen. So kam auch sie, um nach etwa acht Jahren ihres Erscheinens im schlichten aber durchleuchteten Park eine Rolle zu spielen, der wir gewaltsam entgegentreten mußten. Sie wächst überall, in jedem Erdreich, je lockerer, desto lieber; ob Lehm, ob Steine darunter, es ist ihr ganz egal ; sie klettert aufwärts, was darunter, kümmert sie wenig. So sucht sie die Oelkrone zu gar- nieren, schmeichelt sich mit schöngebildeten Fingern ohne Hilfe an dem rauhen Stamm zu den Aesten, schmiegt sich daran und kommt unver- sehens bis zu den wehenden Oelzweigen. Nun beginnt ein Kampf. Sie hat ihr Ziel, das Licht, erreicht, umwindet die Krone, mag sie so weit und breit sein als sie will, legt ihre langen Fangarme weit umher und fragt nicht obs gefällig sei. So lagert sie behaglich am Quell des Lidites, unbekümmert ob der alte Oelrecke darunter erstickt, ob er blühe und Oliven reife oder einfach im Wandel der Jahre den Kampf aufgebe. Ob es soweit kommen kann, konnte ich bisher nicht sehen. Die Zeit ist zu kurz. So die Passiflora lang- lebig ist, und es scheint so zu sein, kann es wohl geschehen, daß diese Liane den edlen Baum der Athene in leidenschaftlicher Um- armung besiegt. Es wäre toll, aber was geschieht nicht alles am Herzen der Mutter Erde? Der Stamm der blauen Passionsblume wird ansehnlich. Wir haben solche mit 8 cm Durchmesser in acht Jahren. Ein anderes Bild. Eine häßliche Hintermauer f eidein wärts war schnell zu decken und mit Lianen zu bekleiden. Sie wurde ge- sehen und berührte die hier schönheitstrunkenen Augen unan- genehm. Es fehlte an Lianen. Man suchte alles zusammen, was dort fortkommen konnte, unter vielen anderen auch Passifloren der genannten Art. Die Passionsblume kommt in eine besonders häß- liche Ecke. Was tut sie? Sie siegt! Erst entwickelten sich ver- schiedene der anderen angepflanzten Lianen, dann aber wurden sie von den Passifloren überwuchert, welche sich anstrengten, den Mauerkamm zu gewinnen, denn Halt und fester Fuß sind Leben und Sieg. Kaum ist die Passiflora oben, wird sie vielarmig, streckt unendliche Finger nach allen Seiten, tastend auch in leere Luft, läuft auf dem Mauerkamm entlang und senkt von oben ihre zahllosen Zweige, alles Leben an den Wänden umarmend und erstickend. Ihre Laub- und Zweigmassen sind so reich und massig, daß darunter jegliches Leben erdrückt wird. Wir müssen sie entfernen, wo es sich um schönere Lianen oder Sträucher handelt. Mit den Zypressen geht sie seltsam um, weiß sie aber sehr wohl zu meistern, kann sie aber nicht umbringen, weil sie so hoch nicht zu klettern vermag. Sie sucht sich am Fuße eines Riesen einen bescheidenen Platz und nimmt den Kampf auf, spinnt Fäden, steigt und klettert aufwärts, auch im dunklen Geäst der Konifere. Um leben zu können, schickt sie seitwärts etliche schönbelaubte Zweige in die lichte, leuchtende Welt, denn im Dunkel der Koni- fere gibt es nicht viel zum Leben und zum Atmen. So erscheint sie eines Jahres plötzlich hoch oben, in 10 m ungefähr, um nun allseitlich auszuschwärmen und alles, was sie erobert, zu umkreisen. Sie belegt den Abhang, von dem sie zierlich kosend abwärts wallen kann, gelegentlich mit etlichen Passionsblumen, wie zum Hohne, denn sie leidet nicht, wohl aber ihr Wirt, bei dem sie gewaltsam mietete. Sie ist unendlich wandelbar. Das Laub bandförmig, tief ge- fingert oder gelappt, wandelbar an derselben Pflanze. Oft bloß dreiteilig, weiß- oder rotrippig. Und die Blumen! Die großen, hellgelben Früchte sind weich, innen faserig, und die Samen in rote, färbende Fleischmasse gehüllt. Samenpflanzen blühen spät. Will man sich der seltsamen Blüten erfreuen und sie im Zimmer am Fensterrahmen erziehen, so nehme man Stecklinge von älteren Zweigen, um sich daraus Topfexemplare zu züchten. Sprenger. Gehölze. Strangulierung von Bäumen. Wer viel in Privatgärten zu tun hat, wird wohl auch die Wahrnehmung machen oder gemacht haben, daß es in gar vielen Fällen besser wäre, wenn die Pflanzen, 282 Die G ;i r teil weit. XX, 24 anstatt organische und empfindende Lebewesen zu sein, von Blech oder Eisen wären, denn die Zumutungen an dieselben sind in gewissen Fällen derartige, daß es scheint, als setze man eine gleiche Unempfindlichkeit bei den Pflanzen wie bei Metallen als ganz selbstverständlich voraus. Mußten wir doch schon erleben, daß. nachdem einige Zeit vorher gepflanzte hochstämmige Rosen an ihre Pfähle angebunden worden waren, die Tochter des Hauses ihre Ziege an dieselben zum Weiden auf dem Rasen anband. Mit großen Augen und einem Blick aus denselben, der die Ungehörig- keit einer Aeußerung hierüber seitens des Gärtners deutlich genut^ ausdrückte, wurde dieser dafür angesehen. Aber wir wollten ja in wenig Worten von der Strangulierung von Bäumen sprechen, von welcher übrigens auch das Anbinden von Ziegen an Rosenbäumchen nicht gar zu weit entfernt ist, wenigstens was die Art des Verfahrens dabei anlangt. An einem 6 m breiten Sitzplatze mit schöner Aussicht über den Garten und die angrenzende Landschaft, stehen, diesen Platz zu beschatten, zwei gleichmäßig schöne, wohlgeformte Linden, an die 25 Jahre alt, nunmehr 15 Jahre am Rande dieses Platzes, in vorzüglichem Gedeihen gleichen Schritt haltend. Die Entfernung des einen dieser Bäume von einem im Rasen stehenden Apfel- baume ist gerade so recht geeignet, an beiden eine Hängematte zu befestigen. Der Gärtner, der gegen dieses Beginnen keine Mit Efeu überwachsenes Küsterhaus in Doberan. Nach einer von Oberlehrer Woldemar Kein, Hamburg, für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Einwendung wagt, weil er ja die Schätzung und den Wert einer solchen kennt, hat aber im Stillen seine untrügliche Ahnung von schlimmen Folgen für die schöne Linde bei ihrer, gegenüber der Härte des Apfelbaumes so ungleichen Weichheit des Holzes. Diese Weichheit in der Beschaffenheit machte denn auch die schöne Linde empfindlicher gegen die Umschnürung der Stricke der Hängematte um ihren Stamm, welche Umschnürung zunächst natürlich mehr und mehr „eindringlich" und empfindlich wurde, wenn sich die Dame, in der Hängematte liegend, schaukelte, weil dadurch die mehrfache Umschlingung stets fester zusammengezogen und die Rinde des Baumes an diesen Stellen mehr und mehr „gepreßt" wurde. Diese Pressung war jedoch stets am schlimmsten bei feuchtem oder gar Regenwetter, was man ja an jeder Wäscheleine aus Hanf leicht beobachten kann, wenn sie naß wird. Die Umschnürung des Stammes der Linde war dann so fest, wie sie durch Menschenhände nicht erzeugt werden kann, und eine Lösung oder Lockerung nicht anders als mit Anwendung eiserner Hilfs- mittel, Stemmeisen oder dergleichen, möglich. Diese wiederholten Erdrosselungen konnten auch nicht ohne Folgen für den Baum bleiben. Im ersten Sommer nach der Strangulierung machten sie sich durch Gilben und Abfallen des Laubes an einigen Aesten zu ganz ungewohnt früher Zeit bemerkbar; im zweiten Jahre trat die- selbe Erscheinung in bereits weit ausgebreiteterer Weise auf; im dritten Sommer — voriges Jahr — jedoch bedeckte sie bereits zur selben frühen Sommerzeit weit mehr als drei Vierteile der ganzen schönen Baumkrone und die Aeste wurden über Winter vollkommen dürr. Nur einige davon treiben an ihrem Mittelglied, sozusagen Rückgrat, entlang wieder aus, während die Seitenästchen an denselben völlig dürr abfallen und der so schöne Baum mit seinen schwarzen, dürren Aesten und den wenig grünenden dazwischen eine Jammergestalt bildet. An diesem Beispiel, wie es die beiden unter ganz gleicher Pflege stehenden Linden nach wiederholter Strangulation bieten, hat man eine handgreifliche Warnung vor Umschnürung der Bäume und — wie der Augenschein lehrt — besonders vor Umschnürung von Linden, welche ihrer Weichheit wegen sehr empfindlich gegen eine solche als Mißhandlung geltende Be- handlung sind. An dem betreffenden Apfelbaum haben sich bisher noch keine Folgen dieser Umschnürung bemerkbar ge- macht. Immerhin bleibt ein Unterlassen solcher, wenigstens an Bäumen, die man gern erhalten wissen möchte, ratsamer als eine Anwendung. G. S. Spartium junceum L. Dieser prachtvolle Schmetterlings- blütler ist in der überreichen Fülle seines wundervollen, goldigen Blütenflores, sowie in seiner immer zierenden, tiefgrünen Tracht ein ebenso vornehmer wie eigenartiger Gartenschmuck. Der reichverzweigte, straff aufrecht wachsende und bis über 3 Meter hohe Strauch ist zu jeder Zeit, ob Sommer oder Winter, durch das satte Grün seiner schlanken, feinriefigen und binsenartigen Triebe eine besondere, auffallende und zierende Erscheinung. Es sind eben mehr die Triebe, als die spärliche, kleine Belaubung, die das Grün wirksam zur Schau tragen und auch wohl den größten Teil der Arbeits- leistung des Blattes mit übernommen haben. Letzteres ist einfach, von dicklicher .Beschaffenheit, lineallanzettlicher Form und gegen 3 — 5:1 — 2 cm groß, fast sitzend und von dunkel- grüner bis bläulichgrüner Färbung. Die langen, straff aufgerichteten Jahrestriebe schließen mit einem bis über 20 cm langen, vielzähligen, traubigen Blüten- stande ab, der locker mit großen, sehr schön geformten Schmetter- lingsblüten besetzt ist. Die aufrechtstehende Fahne der sehr kurzgestielten Blüten ist von länglichrunder Form und gegen 3 : 2'/2 cm groß; die ausgebreiteten, etwa 1' j cm breiten, länglichen Flügel sind etwas kürzer als dA fast 3 cm lange Schiffchen. Die Färbung der Blüte ist ein weithin leuchtendes, prachtvolles Goldgelb. Die Blühwilligkeit des Strauches ist geradezu erstaunlich groß. In unzähliger Menge entfalten sich die Blüten von Anfang Juni an bis in den September hinein. XX, 24 Die G a r t 0 u w e 1 1. 283 Ein feiner Duft ist zudem der Blüte eigen, der besonders in der Nähe des Strauches angenehm auffällt. Die Frucht, eine sehr schmale, bis 10 cm lange und vielsamige Hülse, reift im Spätherbst. Spartium janceum ist ein Kind wärmerer, sonniger Länder und im Mittelmeergebiet sowie auf den Kanaren heimisch. Es ist leider für unsere Gärten nicht als unbedingt harter Zierstrauch zu empfehlen. Und dennoch möchte ich hier, eben durch diese kleine Abhandlung, sehr für seine weitere Anpflanzung und Verbreitung beitragen, denn es ist wetterfester und frosthärter, als man allgemein annimmt. Um nur ein Beispiel zu nennen, verweise ich auf den Dahlemer Botanischen Garten, woselbst sich mehrere gut gewachsene, über 2 m hohe Sträucher befinden, die, allem Anschein nach, ohne besondere Pflege oder Aufmerksamkeit zu beanspruchen, jährlich einen reichen Blütenflor hervorbringen. Während mehrerer Jahre habe ich mich immer von neuem an demselben erfreut und stets bedauert, daß man solch einen wundervollen Blütenstrauch nur da, an der Stätte des Wissens, zu sehen bekommt, nicht aber dort, wo er eigentlich mit allem Recht hingehört: in unseren Gärten! Ich verkenne keineswegs die Tatsache, daß man dieses Gehölz, wie noch so manches andere, nicht unter allen Verhältnissen und an jeden Ort pflanzen kann ; ganz gewiß nicht. Ebensowenig halte ich es aber für richtig und dem Gartenbau dienlich, daß man ein Gewächs, das etwas Aufmerksamkeit und sorgsame Pflege be- nötigt, vielleicht auch nur in der Jugend, einfach unbeachtet läßt. Das ist nicht gut getan. Es besteht leider immer nod» die alt- hergebrachte, aber doch so irrige und durchaus nicht begründete Meinung, besser gesagt Formel, daß Gewächse, in relativ wärmeren Gebieten heimisch, in kälteren Strichen nicht fortkommen. Wie etwa Gewächse des Mittelmeergebietes für Deutschland wertlos seien. Im großen und ganzen mag diese Formel ja Gültigkeit haben. Aber dabei übersieht man immer völlig, daß es auch in Deutschland sehr viele größere oder kleinere Gebiete gibt, die sich klimatisch völlig von dem Durchschnittsklima des ganzen Ge- bietes unterscheiden. Schon in kleineren Gärten gibt es kleine, abgeschlossene, wärmere „Klimainseln" ; es braucht nur durch hohe Gebäude, durch dichte Baum- und Strauchpflanzung die Gewalt der rauhen Nord- und Oststürme gebrochen werden, und schon ist die Durchschnittstemperatur eines solchen, geschützt gelegenen Stückchens Erde um einige Grade höher als außerhalb der schützenden Umgebung. Ganz besonders tritt dies bei Koniferenanpflanzungen zutage. Weshalb, frage ich, sollte man solche günstige Standorte nicht durch wertvolle, wenn auch etwas anspruchsvolle Gewächse verschönern .'' Weshalb sollte man sich die Freude an seltenen und vorzüglichen, dankbaren Blütensträuchern verwehren, wenn uns die Verhältnisse im Verein mit etwas scharfblickender Ueber- legung und Liebe zur Sache die Mittel zur Erfüllung in die Hände geben? Doch noch einmal kurz zurück zu Spartium junceum. Wie die meisten Leguminosen, liebt auch der Binsenpfriemen eine recht sonnige Lage. Daß sie zudem warm und vor rauhen Stürmen geschützt sein soll, geht ja schon aus dem vorher Gesagten her- vor. Eine mäßig feuchte, gut durchlässige, sandig humose Erde sagt dem Strauch besser als allzu schwerer, undurchlässiger Boden zu. Zur Anpflanzung sollten möglichst junge, im Topf heran- gezogene Pflänzlinge kommen, da ältere ziemlich schwer anwachsen. In den ersten Jahren ist den Sträuchern ein passender, leichter Winterschutz zu geben; ältere Sträucher benötigen denselben aber nicht mehr. Das Belegen des Wurzelballens mit trockenem Laub, Kiefernadeln oder Torfmull, sowie das Einbinden der Zweige in Koniferenreisig, ist der beste und einfachste Winterschutz, den man jüngeren Büschen angedeihen läßt. — Möchten diese Zeilen manchen eine kleine Anregung zur Anpflanzung dieses prächtigen Gehölzes sein ; mich würde es freuen ! Kache. Südamerika entdeckt. Sie zeiclmet sich ihrer älteren Schwester gegenüber durch eine Anzahl guter Eigenschaften sehr vorteilhaft aus. So ist sie sehr widerstandsfähig gegen Kälte, Nässe und auch starke Trockenheit. Sie ist unempfindlich gegen Pilzkrank- heiten, selbst gegen absichtliche Uebertragung von Phyiophthora infestans, dem Erreger der so sehr gefürchteten Knollenfäule. Ferner treibt ihr unterirdischer Stamm in großer Tiefe wagerechte Triebe, die eine große Menge Brutknospen ausbilden, so daß sich im folgenden Frühjahr die einmal bepflanzte Stelle aufs neue be- grünt. Trotzdem begann man in Europa mit den Züchtungs- versuchen erst im Jahre 1879 und dann mit größerem Nachdruck im Jahre 1896 in Frankreich. Pflanzen und Knollen sind in hohem Grade veränderlich. So ist es durch planmäßige Zucht- versuche gelungen, Knollen mit weniger rauher Schale zu erzielen. Man hat den anfangs bitteren Geschmack sehr wesentlich zu ver- bessern vermocht. Die Pflanzen bringen jetzt eine Menge großer, mehliger Knollen hervor. Ja, es gibt sogar schon eine Anzahl Sorten der Sumpfkartoffel, von denen die allbekannte Samenhand- lung von Heinemann in Erfurt einige in Deutschland ein- geführt hat (z. B. Reform, Dottern, Ueberfluß und Delizia). Land- wirtschaftliche Sachverständige versprechen sich besonders gute Erfolge von der Kreuzung der Sumpfkartoffel mit der gewöhn- lichen Kartoffel. Sie erwarten davon eine weitere Verbesserung unserer so wichtigen Bodenfrüchte und steigende Erträge selbst auf sonst für die Kartoffel ungeeignetem Boden. In dieser Hin- sicht ist noch besonders wichtig, daß die Sumpfkartoffel gern auf tonigem und weniger gutem Boden wächst und auch auf feuchtem, kalkhaltigem Boden gut gedeiht. Planmäßige Züchtungsversuche sind dahr allen beteiligten Kreisen dringend zu empfehlen. (Naturwissenschaftliche Umschau der „Chemikerztg." V. Jahr- gang, Nr. 3.) Dr. A. Stromeyer, Roßlau (Elbe). Stauden. Gemüsebau. Die Sumpfkartoffel (Solanum Commersonii). Diese neue Art, die mit unserer allbekannten Knollenfrucht sehr nahe verwandt ist, wurde im Jahre 1767 an feuchten Flußufern in Einige anspruchslose Stauden.^ Von Paul Böhmer. Achillea Millefoliam Cerise Queen ist eine ganz hervor- ragend gute Staude, die weit größere Verbreitung verdient, als sie zurzeit genießt. Man weiß gar nicht, was man an ihr am meisten loben soll: Ihre eigenartig schöne Blumenfarbe, ihr reiches Blühen, ihr kräftiges Wachstum oder ihre An- spruchslosigkeit. Es ist wirklich verwunderlich, daß mit dieser Achillea nicht mehr Reklame gemacht wird. Das Eigenartige am Blumenpflanzenhandel ist es aber, daß immer nur für die jeweiligen Modeblumen Tamtam geschlagen wird. Von Stauden sind es mal Astilben, dann Herbstanemonen oder Herbstastern oder Phlox usw., ganz zu schweigen von diesem Brauch bei Topfpflanzen und Anuellen. Nun, vielleicht schlägt audi unserer Achillea doch noch einmal die Stunde. Die Pflanzen sind von kräftigem Wuchs, haben die fein- gefiederten Blätter der gewöhnlichen Schafgarbe und bringen von Juni an in Ueberfülle die prächtigen Blumen hervor. Die Hauptblütezeit erstreckt sich zwar nur bis August, doch drängen sich, bis weit in den Herbst hinein, immer wieder Blütenstengel aus den Pflanzen hervor. Die Blumenform ist die der gewöhnlichen Schafgarbe; die Dolden sind von gleicher Größe wie bei dieser. Die Hunderte von Einzelblütchen in eigenartig schöner, satter dunkelkarminroter Farbe haben je in der Mitte ein kleines weißes Sternchen, was ganz entzückend aussieht. Die Blütenstengel sind bei gleichen Pflanzen ganz verschieden hoch, 50 — 100 cm; das wirkt bei Gruppierungen ganz vortrefflich. Die Blumen sind an den Pflanzen und auch abgeschnitten sehr lange haltbar, ergeben mithin auch vorzügliche Schnittblumen. 284 Die Garten weit. XX, 24 Auch zur Gartenausschmückung ist diese Achillea mit eine der besten Pflanzen, die sich in fast jeder Art und Weise glücklich verwenden läßt. Wie auch schon angedeutet, nimmt sie mit jedem Boden vorlieb und gedeiht völlig ohne jede Pflege. Nur sonnige Lage verlangt sie zu unermüdlich reichem, freudigem Blühen und zu kräftiger Blumenfarbe. Läßt man die Pflanzen ungestört, so wuchern sie sich zu üppigen Büschen aus. Im Hinblick auf unser gegenwärtiges Volksempfinden, dürfte es sich vielleicht empfehlen, den englischen Sorten- namen entsprechend zu verdeutschen. Centaurea macrocephala. Als ich den Blütenstand dieser Kornblume zum erstenmale sah (das sind nun schon 12 Jahre her), hätte ich schwören mögen, es sei eine Distelblüte, so täuschend ähnlich in der Form ist diese Blume jener. Nur die hellgoldgelbe Farbe machte mich stutzig. Aber auf Centaurea hätte ich nicht geraten, daran hinderte mich nicht nur Form und Farbe, sondern auch die Größe der Blume (den größten Distelblüten gleich) und die Höhe des Stengels, der sich kräftig und stolz über einen Meter hoch erhebt. Nur die graugrünen , leicht befilzten Blätter lassen auf Cen- taurea schließen. Zwar ist diese Centaurea keineswegs allzu reichblühend, auch als Schnittblume eignet sie sich nicht besonders, aber sie ist doch etwas so Eigenartiges, daß sie selbst in der über- reichsten Staudenzusammenstellung angenehm auffällt. Ver- wendungsmöglichkeit für sie bietet sich auf Staudenrabatten oder in freien Staudengruppen. Am wohlsten fühlt sie sich jedoch, wenn sie mit wenigen ihresgleichen an sonniger Stelle in kräftiger Erde steht ; wenn sie dann möglichst un- gestört bleibt, entwickelt sie sich zu üppigen Pflanzen, die Jahr um Jahr mehr und mehr und immer schönere Blumen hervorbringen. Die Blütezeit ist Juli und August. Die Blumen sind ziemlich lange haltbar, auch abgeschnitten. Diclytra formosa. Diese Verwandte des „Thränenden Herzens", Diclytra spectabilis, ist dieser, rein äußerlich ge- nommen, ganz und gar nicht ähnlich. Nur die Anspruchs- losigkeit inbezug auf Standort und Pflege, sowie die Art der Bewurzelung, Rhizome, haben beide gemeinsam. Diclytra formosa fällt zwar keineswegs durch übermäßiges Blühen auf, auch sind die Blumen zum Schnitt nicht geeignet, dem Staudenliebhaber bietet sich die Pflanze jedoch als ganz besonders, ganz eigenartig dar. Sie entwickelt im Frühjahr 15 — 20 cm hohe dichte Büschel hellgrüner, feingefiederter Blätter; im Mai — Juni entsprießen dann die eigenartig schönen Blumen. Die Blüten, lange, schmale Glöckchen, sitzen an fleischfarbenen und auch fleischigen Stengeln, die bis zu 30 cm hoch werden. Am Stengel sind die Blüten wie bei D. spectabilis angeordnet, also einseitige nickende Rispen, während die rein äußerliche Form der Einzelblüten mehr denen der Galtonia candicans ähnelt. Die Blütenfarbe ist eigenartig fleischfarben , weicht aber oft in helleren oder dunkleren Tönen ab. Darum nehme ich an, daß, würde man sich dieser Blume züchterisch mehr widmen, an ihr auch leicht kräftigere, sattere Farben zu erzielen wären, die sich dem oberflächlichen Auge wirksamer darbieten und der Pflanze mehr Freunde schaffen würden. Die Verwendung erstreckt sich auf Einzel- oder Vor- pflanzung in freien Gruppen oder Staudenrabatten, sowie als Bepflanzung von Felspartien. Bei der Vermehrung, die vornehmlich durch Stockteilung erfolgt, ist darauf zu achten, daß die einzelnen Wurzelbällchen mindestens faustdick bleiben und daß die Rhizome nicht zu sehr zerrissen werden, sonst wachsen die Pflänzchen schlecht an und nur spärlich weiter. Doronicum. Ueber die Benennung der Doronicum scheinen verschiedenerseits noch Irrtümer zu bestehen. Ich habe nämlich öfters, von Gärtnern sowohl als auch von anderen kundigen Staudenliebhabern, die hochwachsende Gemswurz als Doronicum caucasicum benannt gefunden. Das ist aber falsch, denn D. caucasicum ist die gedrungen wachsende Art. Die Blätter sind zierlich und bilden einen ungefähr 10 — 15 cm hohen, üppigen Busch. Diesem entsprießen in reicher Fülle die hellockergelben Blumen, deren Stiele ungefähr 20 cm hoch werden. Die Blütezeit dehnt sich von April bis Ende Mai aus. Bei guter Pflege und gutem Standort erscheinen einzelne Blumen den ganzen Sommer hindurch. Diese schöne Staude ist für Felspartien besonders, sowie zur Einfassung, weil „sauber" wachsend, und als Vorpflanzung für Stauden- oder sonstige Gruppen sehr zu empfehlen, zu- mal die gelbe Farbe bei den Stauden im Frühjahr ziemlich wenig anzutreffen ist. (Die „gelbe Zeit" ist ja erst im Juli — August.) Sehr gute Farbenwirkungen lassen sich er- zielen, wenn man auf Felsenanlagen, sowie in freien oder scharf begrenzten Gruppen dieses Doronicum mit dem blauen (nicht mit dem schmutzigweißen) /^steT- alpinus zusammenpflanzt, zumal auch Blütenform und -große dieser Aster ähnlich ist. .Aller- dings beginnt Aster alpinus ein wenig später mit der Blüte. Die Heimat von D. caucasicum wird durch den Artnamen bekannt gegeben. Als „Auchalpine" müßte die Pflanze zwar eigentlich ziemlich anspruchslos sein, doch ist sie gleich den meisten sonstigen alpinen Pflanzen durch die gärtnerische Kultur etwas verwöhnt worden. Sie bevorzugt freie, sonnige Lage und kräftige Erde ; allerdings gedeiht sie auch noch an halbschattigen Standorten recht gut , jedoch blüht sie an diesen naturgemäß weniger reich. Das hochwachsende Doronicum plantagineum excelsum (eben das öfters verkannte) ist nichts destoweniger ebenso empfehlenswert. Seine Blätter sind wesentlich größer, breiter und länger, wie auch die ganze Pflanze einen kräftigeren Eindruck macht. Im Gegensatz zur erstgenannten wuchert sie überdies sehr, vorausgesetzt, daß ihr der Standort zu- sagt, den sie gleichfalls frei und sonnig, mit kräftiger Erde wünscht. Halbschattige Stellen wollen ihr schon nicht mehr recht behagen. Die Blüten sind wesentlich größer als die der vorbenannten Art, werden von kräftigen, bis 1 m langen Stengeln ge- tragen und sind etwas heller in der Farbe, mehr goldgelb. In Form und Größe der Blumen bildet es gewissermaßen das gelbe Gegenstück zu Chrysanthemum maximum. Die Hauptblütezeit erstreckt sich von Ende April bis Juni, doch bei einigermaßen zusagendem Standort werden bis zum Frost beständig einzelne Stengel an den Pflanzen blühen. Zum Schnitt eignen sich die Blumen vortrefflich, da sie auch ab- geschnitten sehr lange haltbar sind. Die Pflanze hinwiederum eignet sich zur Verwendung aller Art, am wohlsten fühlt sie sich jedoch, wenn sie sich, frei ausgepflanzt, völlig auswildern und auswuchern kann. Sie aber mit zu Felspartien zu verwenden, wozu sie mehrfach empfohlen wurde, rate ich nicht. Ihre ganze Bauart, vor allem ihre hohen Blütenstengel mit den schweren Blumen, widersprechen dem. Denn zu Felsbepflanzungen eignen sich wirklich nur gedrungen wachsende Pflanzen ; nur diese sind „stir'gerecht, weil naturgemäß. Das mag sich so mancher Landschaftsgärtner gesagt sein lassen. XX. 24 Die Gartenwelt. 285 Helenium autumnale. Eine alte, gute Staude in neuer, verbesserter Auflage, so könnte die Ueberschrift auch lauten, denn diese alte Pflanze der Bauerngärten ist durch neuere Züchtungen zu einer ganz vorzüglichen Schmuck- und Schnitt- blumenstaude herangezogen worden. Die audi prächtigen Züchtungen von Hoopesii, Bigelowii n. a. lasse ich hierbei außer Spiel, weil diese hier schon behandelt worden sind. Die Pflanzen der H. autumnale werden 80 — 120 cm hoch ; die Blütenstengel sind so überreich mit Seitentrieben besetzt, daß die Pflanzen von Ende Juli ab bis weit in den Herbst hinein üppige Blütenbüsche bilden. Sie wirken be- sonders in Staudenrabatten, wenn sie darauf loswuchern können, überaus zierend. Für Einzelpflanzung sind sie jedoch nicht geeignet, da die Stengel sehr brüchig sind und demgemäß durch den Wind sehr zu leiden haben würden, was in dichten Gruppen, wo die Pflanzen sich gegenseitig stützen, nicht der Fall ist. Wie schon angedeutet, sind die Helenium auch sehr gute Schnittblumen ; die Blumen sind sehr lange haltbar, leiden wenig beim Verpacken und sind sowohl zum Vasenschmuck, wie auch zu lockeren Sträußen und sonstigen Bindearbeiten hervorragend gut verwendbar. Nur wenige Pflanzen genügen schon für größeren Bedarf, denn je mehr man Blumen schneidet, um so unermüdlicher blühen sie aufs neue. AU diese Leistungen setzen natürlich sonnige Lage und kräftige, nicht zu trockene Erde voraus, doch ist die Pflanze sonst sehr anspruchslos. Zwei der besten Züchtungen sind : Helenium autumnale superbum, von reiner, dunkelgoldgelber Farbe, und Helenium autumnale Riverton Gern (Verdeutschung angebracht !), eigen- artig terrakottabraun mit altgold Streifen und Strichen. Letzt- genannte Sorte verdient besondere Beachtung, weil deren Farbe bei den Stauden (wie auch bei sonstigen Blumen) sehr selten ist ; als Ausgang für fernere Züchtungen müßte man sie im Auge behalten. Iberis Little Gem. Die gewöhnliche Schleifenblume, Iberis sempervirens, ist wohl allgemein bekannt und vor allem als treffliche Felsgruppenpflanze geschätzt. Der Züchtung Little Gem mangelt jedoch noch diese allgemeinere Bekanntschaft. Darum sei sehr empfehlend auf sie hingewiesen, denn sie verdient wirklich größere Verbreitung. Da diese Iberis sehr gleichmäßig wächst, ist sie mit eine der besten Einpfassungspflanzen, die ich kenne. Da sie ferner sehr schöne, üppige Polster bildet, ist sie auch für Felspartien hervorragend gut geeignet, ebenfalls für geschlossene und regelmäßige Gruppen ; für freie Staudengruppen und unregel- mäßige Staudenrabatten wirkt sie jedoch zu steif. Aber auch zum Verkauf als Topfpflanze wird sie sich sehr gut eignen, vor allem zum Verkauf auf Friedhöfen. Die Pflanzen werden höchstens 10 cm hocli und wachsen, wie gesagt, sehr gleichmäßig. Die Belaubung ist myrthen- ähnlich, viel feiner und zarter als bei der Staramart. Des- gleichen sind auch die Blüten viel zarter und von reinerem, klarerem Weiß als bei Iberis sempervirens. Die Pflanzen blühen von April bis Mai in solcher Fülle, daß das Blatt- werk vom blendend weißen Blütenteppich völlig überdeckt ist. Nachzüglerblüten erscheinen bis weit in den Sommer hinein. Sonnige Lage und nahrhafte , doch nicht allzuschwere Erde sind Vorbedingung für gutes Gedeihen dieser Pflanze. Die Vermehrung erfolgt sowohl durch Stockteilung, wie auch durch Auguststecklinge, die willig wachsen. Der englische Sortennamen müßte mit Rücksicht auf unser gegenwärtiges Volksempfinden gleichfalls von maßgebender Seite verdeutscht werden. Monarda didyma aus Nordamerika ist sehr ansprudislos. (Könnte man dies von den dortigen Menschen doch nur auch behaupten.) Sie gedeiht fast in jedem Boden, wenn er nur nicht allzu trocken ist, und selbst noch am halbschattigen Standort, nur daß sie im letzten Falle nicht so reich blüht. Die Pflanzen werden 50 — 80 cm hoch und blühen ziemlich reidi. Die Blumen , Lippenblütler , bilden nach Art der Kompositen einen endständigen Blütenstand, den die Lock- blüten, aufrechtstehend, kranzartig umgeben. Die Pflanze ist nicht mit der Farbe dieser Blüten, dunkelkarmin oder salmfarbig, zufrieden, denn sie hat sich auch noch der Mitwirkung der Blütenscheiden versichert, die wie die der Poinsettien die Farbe der Blüten aufnehmen und nach dem Grün der Blätter zu verlaufen lassen. Man ist leicht versucht, die Monarde auch als alte Bauerngartenpflanze, also als heimisch, anzusprechen. Ihre Blätter wie auch Blüten duften sehr gewürzig; ein eigent- licher Blumengeruch mangelt ihr jedoch. Die Verwendungs- möglichkeit der Pflanze ist unbeschränkt, auch zum Schnitt eignet sie sich; die Blumen wirken besonders für sich in breiten Vasen eigenartig, wenn auch etwas düster, und sind lange haltbar. Zur Vermehrung, die auf übliche Weise durch Stockteilung erfolgt, ist nicht viel zu sagen, weil fast jedes Wurzelstückchen freudig weiterwächst. Polemonium Richardsoni. Auch diese schöne, anspruchs- lose Staude hat es noch nicht bis zur Modeblume zu bringen ver- mocht. Man findet sie zwar hier und da verwendet, doch scheint sie noch lange nicht die Anerkennung gefunden zu haben, die sie dank ihrer guten Eigenschaften eigentlich ver- diente. Besonders empfehlenswert ist sie zu freistehender Pflanzung in lockeren Gruppen als Vorpflanzung. Aber auch für Staudenrabatten bildet sie eine wertvolle Bereicherung der Auslese (Sortiment). Die hübsch gefiederten Blätter wachsen sich zu gleichmäßigen, kräftigen, ungefähr 30 cm hohen Büschen aus. Diesen entwachsen in reicher Fülle die bis 60 cm hohen Blütenstengel, welche die in lockerer Dolden- form erscheinenden Blütenstände tragen. Diese Dolden und auch die Einzelblüten erinnern in der Form an kleinblumige Phlox; die Blütenfarbe ist ein lebhaftes Hellblau. Die Pflanze blüht sehr reich mit kurzen Unterbrechungen, sowohl im Frühjahr, als auch den ganzen Sommer hindurdi bis zum Herbst. Den Blumen entströmt ein eigenartiger, doch nicht allzu auffälliger Duft, der allerdings nicht jeder- mann behagt ; man könnte meinen, einen ganz schwachen Schwefelgeruch mit zu empfinden. Zum Schnitt eignet sich Polemonium leider nicht, da die Blumen, abgeschnitten, sehr bald „schlappen". Die Vermehrung geschieht auf die übliche Weise mittelst Stockteilung. Da die Pflanze sehr üppig wächst, kann man die Teile ziemlich klein machen, die Mutterpflanzen sind infolgedessen sehr ergiebig. Veronica alpina. Während die meisten Felsenpflanzen nur kurze Zeit und meist nur im zeitigen Frühjahr blühen, beginnt damit der Alpenehrenpreis erst Ende Mai. Die Hauptblütezeit erstreckt sich von da an bis Ende Juli, aber einzelne der reizenden, prächtig sattblauen Blümchen er- scheinen bis zum Herbst. Die Pflanze bildet lebhaft grüne, dichte, üppige Polster, die zur Hauptblütezeit bei sonnigem Standort so überreich mit Blüten besät sind, daß man dann von blauen Polstern sprechen muß. 286 Di i> Gar ten weit.. XX, 24 Diese Veronica ist mithin eine der besten Gesteinspartie- pflanzen und eignet sich auch ganz vorzüglich zur Bepflan- zung von Steineinfassungen der Wege und dergleichen, wobei sie ganz entzückend wirkt, weil sie die scharfen Grenzen durch ihr neugieriges Hin- und Herwachsen entsprechend auflöst. Wenn sie auch, wie gesagt, sonnige Lage bevorzugt, so gedeiht sie doch noch recht gut im Halbschatten. Anspruchslos und bescheiden und dankbar ist sie also in jeder Beziehung; sie müßte daher noch viel mehr anzutreffen sein. Verkehrswesen. Die Auslandsmoratorien nach dem derzeitigen Stande. Von G. Gschwender, Zollverwalter, Tübingen. (Schluß.) Niederlande. Hinsichtlich der Verpflichtungen, die bis zum 29. Juli 1914 eingegangen sind, wird, wenn Bezahlung vor Gericht verlangt wird, eine Frist von höchstens 6 Monaten ein oder mehrere Male gewährt. Ebenso können Zwangsvollstreckungen und Konkurserklärungen vom Richter bis zu 6 Monaten befristet werden, wenn derselbe nach summarischer Prüfung die Ueberzeugung gewinnt, daß der Schuldner im wesentlichen durch die derzeitigen außergewöhnlichen Verhältnisse nicht in der Lage ist, seinen Verpflichtungen nach- zukommen. O es terreich (auch Bosnien, Bukowina, Galizien und Herzegowina). Moratorium durch Abbau erloschen. Vor dem I.August 1914 entstandene Geldforderungen können durch richterliche Entscheidung bis 31. Dezember 1916 gestundet werden, mit Ausnahme der Forderungen aus Wechsel und Schecks, aus Dienst- und Lohn- verträgen, aus Miet- und Pachtverträgen, ferner Forderungen für verkaufte Sachen oder gelieferte Waren auf Grund von Ver- trägen, die vor dem 1. August 1914 abgeschlossen worden sind, wenn die Uebergabe oder Lieferung erst nach dem 31. Juli 1914 bewirkt worden ist, es sei denn, daß sie vor dem I.August 1914 vorzunehmen war. Ferner sind ausgenommen Ansprüche auf Zah- lung von Zinsen usw., Ansprüche aus Versicherungsverträgen (Leben 5000 Kronen, andere bis 10 000 Kronen, Prämien bis 100 Kronen), ferner Forderungen aus laufender Rechnung, Kassenscheinen und Einlagebüchern . Zahlungen an Angehörige von Großbritannien und Irland sowie der britischen Kolonien und Besitzungen, ferner von Frankreich und dessen Kolonien, von Rußland, sowie von Personen, die in diesen Gebieten ihren Wohnsitz (Sitz) haben, mittelbar oder unmittel- bar in bar, in Wechseln oder Schecks, durch Ueberweisung oder in sonstiger Weise sind ebenso wie Ueberweisungen von Geld oder Wert- papieren mittelbar oder unmittelbar nach diesen Gebieten verboten. Portugal. Für die Zahlbarmachung aller Wechseltermingeschäfte, die an den Börsen von Lissabon und Porto bis zum 3. August 1914 bewirkt worden sind, wird ein letzter Aufschub gewährt: 50 v. H. waren bis Januar 1916 zahlbar; 25 v. H. am 6. April 1916; die übrigen 25 v. H. am 6. Juli 1916. Rumänien. Handels- oder Zivilgeschäfte, die mit dem Ausland unmittelbar oder durch Vertreter oder Geschäftsführer in Rumänien vor dem 6. Januar 1915 abgeschlossen worden und im In- oder Ausland zahlbar sind, Zahlungsstundung bis 16 Monate. Unbefristete Forderungen zunächst bis April 1916. Rußland. Ohne besondere Erlaubnis des Finanzministers darf an öster- reichisch-ungarische, deutsche und türkische Institute und Staats- angehörige nichts bezahlt, ausgeliefert, gesandt, oder bares Geld, Wertpapiere, Silber, Gold, Piatina, Edelsteine, ebensowenig Gegen- stände, die aus den genannten Metallen und Steinen angefertigt sind, übertragen werden. Die Ausfuhr nach dem Auslande von barem Geld, von Wert- papieren, von Silber, Gold und Piatina, dessen Wert 500 Rubel übersteigt, ist an jede Adresse untersagt. Das Verbot erstreckt sich nicht auf die Zahlung von Geld- summen, die den außerhalb Rußlands sich aufhaltenden österreichisch- ungarischen und deutschen Staatsangehörigen geschuldet werden, wofern sie im Reiche Handels- und Gewerbeunternehmungen oder unbewegliches Gut besitzen und die Zahlungen innerhalb Rußlands an den gesetzlich bevollmächtigten Verwalter der betreffenden Unternehmungen und Güter geleistet werden. Nach der letzten bekannt gewordenen Verfügung über Wechsel werden bei solchen, die bis zum 10. Juli 1915 ausgestellt worden sind, mit Termin zwischen diesem Datum und dem 10. Januar 1916 einschließlich, deren Zahlungsort sich in den Gouvernements Wilna, Grodno, Kowno, Kurland, Livland, Minsk sowie in den Bezirken Wladimir-Wolhynsk, Dubno, Kremenetz, Kowel, Lutik, Ostrog, Rowno und Staro-Konstantinow im Gouvernement von Wolhynien, und in den Bezirken von Kamanetz-Podolsk und Poskurow im Gouvernement von Podolien befindet, die Proteste und Betreibungs- maßregeln auf 6 Monate, vom jeweiligen Verfallstag eines jeden solchen Wechsels an gerechnet, aufgeschoben. Für das unter deutscher Verwaltung stehende Gebiet von Russisch-Polen ist bis auf weiteres verboten, Zahlungen nach Groß- britannien und Irland oder den britischen Kolonien und aus- wärtigen Besitzungen, nach Frankreich, den französischen Kolonien und Schutzgebieten, sowie nach Rußland mittelbar und unmittelbar in bar, in Wechseln oder Schecks, durch Ueberweisung oder in sonstiger Weise zu leisten, sowie Geld oder Wertpapiere mittelbar oder unmittelbar nach den bezeichneten Gebieten abzuführen oder zu überweisen. Leistungen zur Unterstützung von Deutschen bleiben gestattet. S ch w ed en. Moratorium erloschen. S ch w e i z. Allgemeine Beitreibungsstundung aufgehoben. Serbien. Zahlungseinstellung bis 60 Tage nach Demobilisierung des Heeres. Spanien. Die deutschen Ausfuhrhäuser in Spanien sollen sich nicht fremder Banken, sondern des Banco Aleman Transatlantico be- dienen, der durch seine Heimatverbindungen am ehesten in der Lage ist, die Forderungsberechtigten schnell zu bedienen, d. h. in Madrid und Barcelona durch seine Korrespondenten die ihm anvertrauten Wechsel in allen Teilen Spaniens alsbald vorweisen zu lassen. Türkei. Jede Zahlung von in der Türkei lebenden Einzel- oder juristischen Personen an Länder oder Kolonien der feindlichen kriegführenden Staaten ist untersagt. Für gewöhnliche und Handels- schulden türkischer Untertanen an Angehörige der feindlichen krieg- führenden Staaten und ihrer Verbündeten, sofern diese Schulden am 23. September oder nach diesem Zeitpunkte fällig geworden sind, sind keine Zinsen zu zahlen. Für Forderungen vom 21. Juli bzw. 3. August 1914 Aufschub zunächst bis Dezember 1916, unter Leistung von Teilzahlungen; von den Schulden, die vom 14. Januar bis 14. Oktober 1916 fällig werden, sind ab Fälligkeitstag 5 Proz. Zinsen zu entrichten. Ungarn (auch Kroatien und Slavonien). Forderungen von Schuldnern, welche durch den Krieg unmittel- bar betroffen sind, können durch Entscheidung des Richters ge- stundet werden. Für Forderungen aus vor dem I.August 1914 abgeschlossenen Handelsgeschäften, ferner aus bis dahin fällig gewordenen Geld- forderungen aus vordem ausgestellten Wechseln, Schecks, An- weisungen ist die Frist zur ratenweisen Abzahlung abermals ver- längert worden. Zahlungsverbot an die feindlichen Staaten wie bei Oesterreich. XX, 24 D i e Cr a. r t e ii w e 1 1. 287 C. Afrika. (Aegypten.) Moratorien aufgehoben. Tunis. Aufgehoben. D. Amerika. (Argentinien.) Die Fristen für die Erfüllung der — am 30. September 1914 bestehenden — (kaufmännischen) Verbindlichkeiten argentinischer Schuldner gelten gegenüber deutschen Gläubigern um so lange als verlängert, als Deutschland im Kriege ist. Nach Beendigung des Krieges wird die argentinische Regierung eine neue Verordnung darüber erlassen, und 30 Tage nach dem Erlasse dieser neuen Verordnung soll die Fristverlängerung aufhören. Dieses Gesetz ist für die deutschen Wechselinhaber nur insofern von Bedeutung, als sie in Argentinien während des Krieges kein Urteil und keine Zwangsvollstreckung erlangen können. Es ändert aber nichts am Artikel 654 des Handelsgesetzbuchs und an den sich daraus für die deutschen Wechselinhaber ergehenden formellen Verpflichtungen. Brasilien. Hinausgeschoben wird im ganzen Gebiete der Republik um eine Frist von 30 Tagen, gerechnet von dem betreffenden Fällig- keitstage ab, sofern dieser in diesen Zeitraum fällt, den die Regierung ein oder mehrere Male bis höchstens 120 Tage ver- längern kann : die Beitreibung von Verbindlichkeiten, die aus Wechseln, Schecks (notas prommissorias) oder anderen Handelspapieren (titulos commerciales) stammen, sowie aus Darlehen für Hypotheken- oder Pfänderschulden. Chile. Aufschub erloschen. Ecuador. Die Verpflichtung zur Einlösung der Banknoten in Gold, ist auf unbestimmte Zeit so lange aufgehoben worden, bis die bank- mäßigen und kaufmännischen Operationen wieder in normaler Weise durchgeführt werden können. Mexiko. Moratorium geht stillschweigend weiter. Nicaragua. Allgemeines Moratorium. Peru. Moratorium aufgehoben. Paraguay. Moratorium für alle in Gold und fremder Währung zu leistenden Zahlungen, soweit sie vor 11. Dezember 1914 entstanden sind und nach 14. August 1914 fällig geworden sind. Verfall 290 Tage nachher. Uruguay. Bis zum Ablauf von drei Monaten nach Beendigung des europäischen Krieges ist die Einlösung von Noten und Metall gesperrt. E. Asien. (China.) Alle Beziehungen zu China, in denen dieses Schuldner ist, er- fahren einen vorübergehenden Aufschub. F. Australien. Jeder vor Kriegsausbruch erschlossene Vertrag wird hiermit in Ansehung aller daraus herzuleitenden Rechte und Verpflichtungen als vom Beginne des Krieges an null und nichtig erklärt, aus- genommen hinsichtlich derjenigen Rechte und Verpflichtungen, die sich auf die zu dieser Zeit bereits abgelieferten Güter oder auf die zu dieser Zeit bereits ausgeführten Handlungen beziehen, sowie derjenigen Rechte und Verpflichtungen, die aus einer solchen Leistung oder als Gegenleistung dafür entstehen. Mannigfaltiges. Mehr Spielplätze für die Kinder. Die Gartengestalter unserer Tage hatten bei der Anlage von bürgerlichen Hausgärten sehr oft vergessen, daß der Garten des eigenen Heims in erster Linie eine Erholungsstätte für die Familien- mitglieder sein soll, denn gerade deswegen zieht doch der Groß- städter in die Vororte, sei es nun, daß er sich persönlich in den Feierabendstunden im Garten betätigen will oder die Kinder sich dort in freier Luft und Sonnenschein tummeln können ; gerade hierin liegen doch die Reize des ländlichen Familienlebens. Den meisten bisherigen Gartenentwürfen und Plänen nach zu urteilen, hat man diesen Punkt fast unberücksichtigt gelassen. In ihrer prunkvollen Aufmachung scheinen diese Gärten fast nur der Repräsentation zu dienen, gleich den historischen Gärten. Dies- bezüglich habe ich mich in der „Gartenwelt" Nr. 18 d. J. ein- gehend ausgesprochen. Daß man nun bei den öffentlichen Anlagen, die dem Groß- städter die eigene heimatliche Scholle ersetzen sollen, auch fast den gleichen Fehler begangen hat, ist wohl bekannt. Herr Dr.-Ing. Wagner-Berlin äußert sich hierzu in vortrefflicher Weise im „Berliner Tageblatt" folgendermaßen : Wiederholt ist an dieser Stelle ein warmes Wort für unsere Großstadtjugend eingelegt und darum gebeten worden, durch Ueber- nahme der Patenschaft bedürftigen Kindern einen Geist und Körper stärkenden Ferienaufenthalt zu verschaffen. Hinter dieser Bitte steht die bittere Erfahrung, daß unsere Großstadtjugend Licht, Luft und ungehemmtes Spiel in freier Natur drmgend nötig hat, weil sie all das vom ersten Atemzug an in starkem Maße ent- behren muß. Wer die Berichte der Schulärzte über die Zunahme der Blutarmut bei den Schulkindern nicht kennt, der mag daran denken, daß die Berliner Schulkinder durch einen fünf und mehr Kilometer breiten Vorortring von der heilenden Mutter Natur ab- geschnitten sind. Mehr als 250 000 Berliner Schulkinder (von den Vororten ganz abgesehen) sehnen sich danach, ihre Schulferien in der freien Natur verleben zu dürfen. Der Ernst der Sache zwingt noch weiter zu gehen und nicht erst die Wiederherstellung der Gesundheit zu erstreben, sondern ihrem Verfall vorzubeugen. Einer unserer besten Vorkämpfer für die körperliche Jugendfürsorge, Dr. F. A. Schmidt, hat sehr richtig darauf hingewiesen, daß die körperliche Ertüchtigung der Jugend entscheidend von der alltäglichen Lebensführung beeinflußt wird. „Weitaus dringlicher noch als solche Ausnutzung der Ferienzeit ist es, daß wir der gesamten heranwachsenden Jugend die notwendige Bewegung und Auffrischung in Licht und Luft stetig und dazu in ausgiebigem Maße gewähren." Das ist in der Tat der Kern des Problems. Es ist nicht erfreulich, immer wieder und wieder fest- stellen zu müssen, daß der Lebensraum der Jugend in den Groß- städten, vor allem in Berlin, weit über das verantwortliche Maß hinaus beschränkt ist. Es fehlt an Spielplätzen, auf denen rotes gesundes Blut, starke Herzen und kräftige Lungen wachsen können. Die rein dekorativen Freiflächen der Städte machen ganz den Eindruck, als ob es Kinder in den Großstädten nicht gäbe. Das Rot der Tulpen und Narzissen scheint in ihnen wiclitiger zu sein als jugendfrische Wangenröte I Wenn wir doch mehr und mehr lernen wollten, daß die Bedeutung der städtischen Freiflächen nicht in ihrem Daseins-, sondern in ihrem Nutzwert liegt. Ein kleiner Fortschritt nach dieser Seite der Erkenntnis ist zwar festzustellen. So beträgt z. B. das Verhältnis der Spielplatzflächen zu den ge- samten Parkflächen bei dem Friedrichshain 6 v. H. (angelegt im Jahre 1845), beim Humboldthain 11,5 v. H. (angelegt im Jahre 1869), beim Schillerpark 36 v. H. (angelegt im Jahre 1911). Für großstädtische Verhältnisse notwendig ist indessen ein Verhältnis von 50 — 60 V. H. Also mehr Raum dem Jugendspiel I Diese Forderung richtet sich an die Verwaltung der Städte, die der Nation gegenüber die Verantwortung dafür tragen, daß in ihren Grenzen ein starkes, gesundes Geschlecht emporwächst. Das Ringen vor den Grenzen zeigt deutlich, was uns Jugend wert ist. Des deutschen Volkes Jugend, die Quelle unserer Kraft, muß nicht nur erhalten, sondern auch tatvoll gefördert werden. Zu diesem Zweck sind Pflanz- und Pflegestätten für die körper- liche und geistige Ertüchtigung der deutschen Jugend anzulegen, wie sie erst kürzlich von dem Parkfachmann Leberecht Migge in ^ jrschlag gebracht worden sind. Migge verlangt Musterspiel- plätze, erbaut mit den Mitteln von Reich, Staat und Gemeinde, auf denen die Schuljugend, Jugendwehr und Sportvereine beiderlei 288' Die Garten weit. XX, 24 Geschlechts in körperlicher Zucht emporwachsen und ihre Kräfte, körperliche und geistige, üben möge. Diese Jugendparks sollen enthalten: Spiel- und Sportwiesen, Strand- und Badeleben, Ge- legenheit für Ruder- und Segelsport, Luft- und Sonnenbäder und fernerhin Jugendtheater, Musterkino, Leseräume und Vereinszimmer. Diese oder eine ähnliche Zusammenfassung all der Bestrebungen zur Kräftigung und Aufzucht eines starkherzigen, körperlich und geistig gesunden Geschlechts in einer einzigen übergeordneten Organisation wird ihre Wirkung auf die Erweiterung des körper- lichen Lebensraumes der großstädtischen Jugend nicht verfehlen. Man sage nicht, daß für diesen Zweck keine Mittel da wären ! Die Mittel sind da ! Soeben erst hat die Stadt Neukölln einen wenig mehr als zwei Hektar großen Park mit einem Kosten- aufwand von annähernd 2 Millionen Mark angelegt (mit diesen Mitteln ließen sich in der gleichen Stadt etwa 15 Hektar Spiel- plätze anlegen !), in dem nicht ein einziger brauchbarer Kinder- spielplatz enthalten ist. Neukölln kann hiergegen nicht einwenden, daß es Spielplätze genug besitze, wo es doch nur 0,3 Quadrat- meter Freiflächen auf den Kopf der Bevölkerung aufweist und damit hinter ihrem Flächensoll (6 — 7 Quadratmeter) um 95 v. H. zurückbleibt. Ein weiteres Beispiel für das Vorhandensein von Mitteln und ihre unzweckmäßige Verwendung gibt der Wirtschafts- plan der Stadt Berlin, der die Ausgaben der Parkverwaltung in der Kriegszeit um mehr als 1 Million Mark gekürzt hat. Die Stadt Berlin hat hiermit selbst den Beweis gegeben, daß die Ausgaben für Tulpen und Narzissen entbehrlich sind und besser für not- wendigere Zwecke nutzbar gemacht werden. Möge der Abstrich von 1 Million Mark jährlich nach Friedensschluß für die Neuanlaoe von Spielplätzen verwandt werden ! Mögen diese Mahnworte recht viel gelesen werden und nicht ungehört verhallen in dieser Zeit, wo wir es so klar vor Augen haben, wie dringend notwendig die Erhaltung unserer Volkskraft ist: So groß wies keine je vollbracht. Tust du's gewaltige Zeit uns kund. Die höchste Kraft zu Sieg und Macht Ist Kraft aus deutschem Heimatgrund. Hans Gerlach. Zementfrühbeetkästen. Die Klagen über die ewigen Repa- raturen der Mistbeetkästen nehmen in gärtnerischen Kreisen kein Ende, da die alljährlich vorzunehmenden Ausbesserungen viel Zeit und Geld kosten. Deshalb sollten überall Betonfrühbeetkästen die hölzernen ersetzen, welche nicht die Nachteile der Zementkästen besitzen und mit großer Haltbarkeit die Vorteile der Holzkästen verbinden. Bewährt haben sich die Frühbeetkästen der Firma F. H. Schurig in Plauen i. V., die aus einer wärmehaltenden Beton- masse hergestellt werden. Diese für Frühbeetkästen zusammen- gesetzte Masse ist porös und saugt die Feuchtigkeit auf. Aus den Vereinen. Die Deutsche Erwerbsobstbaugesellschaft (Friesack, Mirk) war bei dem Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten dahin vor- stellig geworden, daß die Güterannahmestellen für den Eilgut- versand von Obst und Gemüse nach Möglichkeit Ausnahmen über die um 6 Uhr schließende offizielle Annahmezeit machen möchten. Infolge der Einführung der Sommerzeit ist ja dieser Zeitpunkt gegen die tatsächliche Sonnenzeit um 1 Stunde vorgerückt. Da der Beginn der täglichen Weichobsternte 'und vieler Gemüse wie grüne Bohnen usw. von dem Tautrockenwerden derselben abhäügt, so kann dieser nicht auch um eine Stunde vorverlegt werden, es würde daher eine Stunde tägliche Erntezeit verloren ge- gangen sein. In dankenswertem Entgegenkommen hat Exzellenz v. Breiten- bach die Kgl. Eisenbahndirektionen beauftragt, die für Festsetzung der Annahmezeiten bei den Eilgutabfertigungsstellen zuständigen Kgl. Eisenbahnverkehrsämter anzuweisen, den Anträgen auf Ver- längerung der Annahmezeit für Obst und Gemüse als Eilgut in- soweit zu entsprechen, als die örtlichen Verhältnisse der einzelnen Bahnhöfe dies gestatten und empfohlen, sich im Bedarfsfalle recht- zeitig mit dem Vorstand des zuständigen Kgl. Eisenbahnverkehrs- amtes in Verbindung zu setzen. Die Genehmigung der Anträge wird u. a. davon abhängig sein, ob die Zuglage die alsbaldige Abfertigung des Gutes trotz der späten Anlieferung noch ohne Schwierigkeiten zuläßt. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß, besonders unter den gegenwärtigen Verhältnissen, die Eisenhahnverkehrsämter und An- nahmestellen den tatsächlich berechtigten \)Cünschen weitestgehend entgegenkommen werden. Die Deutsche Erwerbsobstbaugesellschaft hat sich bemüht, auch bei den Eisenbahnverwaltungen der anderen Bundesstaaten ein gleiches Entgegenkommen zu veranlassen, das- selbe liegt ja in gleicher Weise im Interesse der Obst- und Ge- müsebauer wie der Konsumenten. Der Verein zur Beförderung des Obst- und Gemüse- verbrauchs in Deutschland veranstaltet in Görlitz vom 24. d. M. bis 3. Juli in der Stadthalle im Interesse der Kriegsernährung eine Obst- und Gemüseausstellung, verbunden mit Kleingartenbau und Kleintierzucht. Zu unserem Bericht über die Gärtenbesichtigung der Deutschen Gartenbaugesellschaft in der Kolonie Grunewald teilt uns Herr Prof. Dr. Rodenwaldt mit, daß das Grundstück des Herrn August Scherl 45 Morgen groß ist. Seine ursprüngliche Größe betrug 6 Morgen. Die erste Anlage um die Villa herum ist gar nicht übel, wovon ich mich bei genauer Besichtigung überzeugt habe, später sind der frühere Kgl. Forstacker und andere Privatgrund- stücke hinzugekauft worden, deren Bepflanzung sich mit der ursprünglichen Anlage schwer in Einklang bringen ließ; überhaupt wollte der absolute Stille und Einsamkeit liebende Besitzer nicht einen landschaftlich durchgebildeten Park, sondern einen Wald, in welchem er ab und zu von schwerer und anstrengender ge- schäftlicher Tätigkeit ausruhen und sich erholen wollte. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starb Paul Thiele, Handels- gärtner, Bochum. Gartendirektor Engeln, Cassel, Adjutant des Garnison- und Bezirkskommandos in Gera, wurde das Schwarzburg-Rudolstädter Ehrenkreuz mit Schwertern verliehen. Leonhard Domin, Vizefeldwebel der Reserve, Hörer der Kgl. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau in Proskau, erhielt das Eiserne Kreuz, Willy Müller, vor Kriegsbeginn Handelsgärtner bei Neapel, die Württembergische Silberne Tapferkeitsmedaille und das Mecklenburgische Militärverdienstkreuz. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seiner Mitglieder Theodor Grunert, Würzen, und Unteroffizier Jacob Schoonhoven, Weeze am Niederrhein, bekannt. Durch Verleihung des Eisernen Kreuzes wurden die Mitglieder Carl Hippler, Mehlsack in Ostpreußen, und Karl Meisel, Ohiau, ausgezeichnet. * * * Förstner, Gustav, Kgl. Gartenbahnmeister, Hannover, f am 26. V. M. im 48. Lebensjahre. Zu Ballenstedt am Harz geboren, lernte der Verstorbene in der dortigen Hofgärtnerei und war dann in Potsdam-Sanssouci, im Botanischen Garten in Bonn und, nach- dem er seiner Militärpflicht genügt hatte, in der städtischen Garten- verwaltung in Hannover tätig. 1897 wurde er von der Königl. Eisenbahndirektion Hannover als Gartenbahnmeister angestellt. Seitdem waren ihm die gesamten Anlagen im Eisenbahndirektions- bezirk Hannover unterstellt. In seinem Wirkungskreise ist er stets fördernd für Obst- und Gartenbau eingetreten und seit Ausbruch des Weltkrieges eifrig für den Kriegsgemüsebau tätig gewesen. Arheiliger, Karl sen., Handelsgärtner in Darmstadt, feierte am 1. d. M. das Jubiläum seiner 50jährigen gärtnerischen Selb- ständigkeit. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max Hesdörffer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buchdr. Gutenberg e. G. m. b. H., Dessau Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 23. Juni 1916. Nr. 25. Nachdruck und Nathbildang aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden sirafrechtlidi verfolgt. Friedhofskunst. Lübecks Heldenfriedhof. Von Hans Gerlach, Gartenarchitekt, zzt. im Felde. (Hierzu drei Abbildungen, nach für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen von Harry Maaß.) Ade nun, Bilder vom letzten Jahr, Ihr Ufer der Somme, Maas und Saar, Nach Kriegs- und fremder Gewässerlauf, Nimm traute Heimat mich wieder auf. Nach vierzehnmonatlichem Felddienst an der Westfront erhielt ich Anfang November v. J. Heimatsurlaub, und mit freudigem Herzen marschierte ich feldmarschmäßig der Bahnstation zu. Der Weg führte mich über ehemalige Schlachtfelder. Un- zählig viele Holzkreuze reden zu mir von den gewaltigen Opfern des Krieges. Doch der Gedanke an die Heimat ließ alle diese Erinnerungen vergessen, selbst die eintönige Herbststimmung, die naßkalte Witterung vermochte nicht die Freude des baldigen Wiedersehens zu beeinträchtigen. Weiter, immer weiter eilten meine Schritte, die Bahn- station ist erreicht und ein Urlauberzug führt mich der Heimat zu. Bereits am nächsten Morgen traf ich in Lübeck ein, jener Hansastadt, die kurz zuvor den 100. Geburtstag ihres Dichters Emanuel Geibel feierte, der einst 1870 mit deutschen Dichterworten die Helden seiner Zeit pries. Vom Heldengrab sagte er : O, eine grüne Eiche pflanzt auf diesen Hügel, Die grünste sucht, soweit die Amsel ruft, Sie streue Schatten auf die Heldengruft Und Lieder rausch' in ihr des Windes Flügel. Diesen Wunsch erfüllen die Hanseaten mit dem Ehren- friedhof draußen vor dem Burgtor, wo Lübecks Helden in heimischer Erde ihre letzte Ruhestätte finden. Diesen Ruhe- stätten habe auch ich, nachdem ich so manchen Kameraden in Frankreichs kühler Erde gebettet habe, einen Besuch ab- gestattet. Ein dichter Wald von Eichen und Buchen umschließt diese Stätte und wölbt sich teilweise darüber als goldenes Dach. Herbstliche rauhe Winde streichen durch die goldenen Wipfel, welke Blätter fallen auf die schlichten Hügel. Bereits in Nr. 20, Jahrg. XIX der „Gartenwelt" wurden die Leser dieser geschätzten Zeitschrift durch Wort und Zeichnungen mit dieser Stätte des ewigen Friedens vertraut gemacht. Die hier beigefügten Aufnahmen veranschaulichen diesen Gartenwelt XX. heimatlichen Heldenfriedhof, der durch seine schlichte Ein- fachheit bei allen Besuchern einen tiefen Eindruck hinterläßt. Gerade bei derartigen Aufgaben ist mit den einfachsten Mitteln der höchste Ausdruck, die stärkste Wirkung zu er- zielen , was hier dem Schöpfer Harry Maaß vortrefflich ge- lungen ist. Hier merkt man so recht, daß- das künstlerisch Wesent- Partie aus dem Lübecker Heldenfriedhof. 25 290 Die Gartenwelt. XX, 25 liehe in den Gedanken und Empfindungen des Schöpfers liegt, daß das innere Erlebnis die Seele der künstlerischen Gestaltungskraft ist, die das Fühlen und Denken in den Werken des Künstlers klar zur Darstellung bringt. Für uns, die wir bereit sind, fürs Vaterland vor dem Feinde das Leben einzusetzen, ist ein solcher Ehrenfriedhof ein sichtbares Zeichen der Dankbarkeit unseres Volkes; mit frischem Mut kehrt man zurück zur Front, um weiter zu kämpfen bis zur Erfüllung der Worte Emanuel Geibels : So soll denn auch der Friede ein deutscher Frieden sein! Der Segen dieses Friedens aber ist die Frucht jener Opfer, die unter rauschenden Wipfeln von ihren Heldentaten ruhen. Schnittblumenkultur. Salvien als Schnittblumen. Von Gartendirektor C. Sprenger, Achilleion (Korfu). Fast alle Salvien, die ich kenne, geben wunderbare Schnitt- blumen; auch die Blumen der Salvia argentea hole ich mir selber, stelle sie sauber in klares Wasser und freue mich ihrer des langen Tages; auch wenn vorzeitig einzelne der Blüten fallen, sind die Stiele noch schön. Man muß zuerst die „Schnittblumen" in drei Abteilungen bringen, in solche, die getrennt vom Mutterstocke und wohl „gepackt" etliche Tage reisen können und angekommen noch frisch der „Binderei" dienen, andere, die geschnitten oder gepflückt, alsbald in Wasser gestellt, recht gut auf die hei- mischen Märkte wandern und verkauft, gut behandelt, recht wohl zwei Tage lang ein Heim schmücken können, endlich in die dritte Abteilung alles was übrig bleibt, und dahin rechne ich alles, alles was blüht, auch Salvien, alles was man sich möglichst selber im eigenen Garten holen muß, um es alsbald passend in frisches Wasser zu stellen. Diese Partie aus dem Lübedcer Heldenfriedhof. Blumen werden ohne Ausnahme, so sie das „Trinken" verstehen, mindestens 24 Stunden oder doch die 12 Tagesstunden den Menschen erfreuen und seine Umgebung zieren. Wer Blumen hat und selber züchtet, wer sein Heim damit schmückt, er- neuert sie ohnehin jeden Morgen so früh als möglich, denn nur so bringen sie Frische und Glanz in unsere Räume. Am andern Tage ist es keine Sonne mehr, nur blasser, bleicher Mondenschein, den sie um uns her verbreiten. Salvia argentea ist übrigens ungeheuer veränderlich, und die alten Gartenbücher, die uns raten, ihre Blütenstengel zu unterdrücken, tun das, weil man sie zu ihren Zeiten als „Teppichpflanze" verwendete und somit das schöne Laub in der vollen Sonne länger erhalten und schillern lassen wollte. O tempora, o mores ! So was machen ja nur Stümper, und für sie waren manche dieser Gartenbücher berechnet. Der Schönheit fühlende Gärtner kennt seine Pfleglinge und läßt sie leuchten. Schöner noch als argentea ist Salvia candidissima mit weißen Kelchen und Blüten. Alle Salvien Griechenlands reichen mir ihre holden Blüten dar, soweit ich sie erreichen konnte. Die Perle derer von Hellas ist Salvia peloponnesiaca, die der Reisende von Patros über den Isthums, von Korinth nach Athen von der Bahn aus im blühenden Mai häufig auf den Fluren leuchten sehen kann. Sie steht einer kaum bekannten Prachtstaude, der Salvia verticillata, nahe. Eine Schnittblume der anderen Klasse allerersten Ranges ! So verwende ich zu meiner und anderer Freude Salvia officinalis, cretica, triloba, die hier in Korfu ganze Zwergwälder bildet, ringens, glutinosa, und nicht zuletzt die einjährigen viridis und Horminum. Auch S. Sclarea und ihre nahe Schwester turkestanica zieren meine Räume. 5. amplexicaulis, Tenorii, virgata und verbenacea, die teilweise hier an unsern Feldwegen im Frühling und Sommer blühen, tun desgleichen. Sinds nicht die Blüten, so sind es leuchtende oder zart schim- mernde Kelche, die sie ver- treten. So kann man z. B. Salvia splendens eine volle Woche , bei öfterer Wasser- erneuerung, frisch erhalten, so- gar ihre Knospen zur Entfal- tung bringen; auch ihre Kelche leuchten lange Zeit. Die blaue .S. cypria von Kreta ziert meinen Schreibtisch schöner als man sichs träumen läßt, und welche Pracht erst kommt bei den vielen sub- tropischen und tropischen Arten heraus. Des Winters leuchten S.gesneraeflora an allen Büschen, und ihre flammenden Blüten denken gar nicht daran, gleich abzufallen ; wenn sie aber sinken, so werden sie durch ihre Kelche vertreten. Dies Wunder kommt von den hohen Bergen Kolum- biens. Wie nett ist des Sommers die blaue S. farinacea aus dem dürren Texas, wie schön die selten gesehene S. interrupta Marokkos. Und nun erst gar XS. 25 Die Garteuwelt. 291 die mexikanische S. patens mit ihrem leuchtenden Indigo. Man kann sich satt daran laben, sie hält gerne so lange Stand. Wer Gold liebt, holt sich S. aurea aus dem Süden Afrikas, und wer könnte leugnen, daß die mexikanische involucrata, die von Dezember bis Mai in unsern „kalten" Häusern eine Schnittblume allerersten Ranges sein könnte und sein sollte, vergessen und verbummelt wurde? Wo seid ihr hin, ihr goldnen Zeiten unserer Väter? Mexiko überhaupt und die Andenkette des Südens von Amerika, reichen uns eine Fülle schönblühender Sträucher und Stauden dieser Art ; wir brauchen nur die Hände da- nach auszustrecken oder etwas Ernstes zu unternehmen, um sie uns zu holen. Manche hatten wir schon, allein wir er- kennen ihre Werte nicht, finden keine Züchter dafür und sind superweise geworden, will sagen überklug. Grade diese Salvien und manche andere prächtige Labiaten erfordern des Gärtners erhöhte Aufmerksamkeit. Wer aber zu bequem ist, sich jeden Morgen frische Blüten aus seinem Garten zu holen, der stelle Iroortellen auf den Tisch, z. B. Statice, es gibt schöne darunter, und er kann es sogar sparen, ihnen täglich frisches Wasser zu geben. Wenn er will, mag er sie ein Jahr lang schauen, sie wechseln deswegen ihre Farbe nicht. Beinahe hätte ich vergessen, die herrliche Salvia cyanea Costa Ricas anzurufen, damit sie aufs Neue erscheine, um den Salvienverehrern ihre Pracht und damit ihre Macht zu zeigen. Auch S. discolor, elegans und Grahami aus Peru und Mexiko sind schön, blütenreich und gar nicht hinfällig. Labiaten! Welche Pracht darunter! Wo ist der Wunder- strauch Leonotis Leonurus des tropischen Afrikas geblieben? Er, dessen Blütenpracht im Sommer so flammend und so reich ? Er, der einen im Winter halbruhenden „Kalthausstrauch" , ein Tropenunkraut darstellt, das ein Knabe züchten könnte, ein Strauch ist, mit dem man alles anfangen kann? Er läßt sich in jede Form zwingen, ist fügsam und willig, aber wir sind es nicht. Stauden. Tritoma (Kniphofia). Vor dunklen Koniferengruppen, am Teichrande, vereint mit Gynerium argenteum, Eulalia japonica, am Rande eines Springbrunnens, stets werden Tritoma dasselbe farbenreiche Bild durch ihre langen, eleganten Blütenschäfte hervor- bringen. Die meist leuchtend orangefarbenen Blütenkolben, die sich etwa in Meterhöhe aus der schilfartigen Belaubung erheben, geben dem Garten ein eigenartiges Gepräge, wenn mit kluger Einsicht immer nur drei oder fünf Stück zusammengepflanzt werden. In der Ueberwinterung mag vielleicht der Hauptfehler liegen. Ich hatte vor einigen Jahren einmal Gelegenheit, Tritomen anzupflanzen. Mir wurde erklärt, da mir dieselben noch unbekannt, man müsse sie jeden Herbst im November, nachdem sie abgeblüht hätten, herausnehmen und frostfrei an einem trockenen Orte überwintern. Ich sagte mir aber, die Blühwilligkeit müsse unter dieser Behand- lung leiden und nahm von fünf Pflanzen, die, nebenbei bemerkt, vierjährige kräftige Stauden waren, zwei heraus und ließ drei stehen. Darüber natürlich eine scharfe Auseinandersetzung mit meinem Chef; ich ließ mich aber nicht beirren. Ich stülpte eine breite, alte Tonne ohne Boden über die drei Pflanzen und füllte dieselbe bei eintretender leichter Kälte halb mit trockenem Laube, bei stärkerem Froste ganz, umhüllte auch die Tonne mit Laub, das ich mit Tannenreisig so bedeckte, daß auch sie ganz unter dem grünen Reisig verschwand. Bei warmer Witterung nahm ich Laub heraus und lüftete den Deckel. Im zeitigen Frühjahr kam die Umhüllung ganz fort ; ich ließ nun die Tonne vorläufig mit Tannenreisig bedeckt stehen, um die Pflanzen langsam wieder an die Luft zu gewöhnen. Ende März pflanzte ich die beiden im Hause überwinterten Tritomen aus, die jedoch leider im Laufe des Sommers im Wachstum zurückblieben und gar nicht blühten, während die im Freien überwinterten noch schönere, ausgebildetere Blüten als im Vorjahre brachten. Ein frühzeitiges Auspflanzen kräftiger Pflanzen nach der im Hause stattfindenden Ueberwinterung oder bei Anschaffung neuer Pflanzen, ein vorsichtiges Behandeln, besonders Schutz gegen Nässe und Glatteis im Winter, sind Hauptbedingungen, die zur Erhaltung der Tritomen beitragen. Die Anzucht durch Samen ist langwierig, da derselbe etwa sechs Wochen liegen muß und selbst zwei bis drei Jahre nach der Aussaat noch nicht blühfähige Pflanzen liefert. Ich würde durch Teilung gewonnene Pflanzen zur Anpflanzung empfehlen. Die Tritomen bedürfen zum freudigen Gedeihen einen warmen, sonnigen Standort, auch guter, nahrhafter Erde. Es sind 50 cm im Quadrat tiefe Löcher auszuheben, die mit Komposterde, welche mit etwas Thomasmehl und Kuhmist gemengt ist, anzufüllen sind, auch ist es empfehlenswert, eine Lage Kuhmist auf den Boden des Pflanz- loches zu legen, da derselbe die Feuchtigkeit besser anhält, für die auch im Laufe des Sommers Sorge zu tragen ist, wenn die Pflanzen nicht sowieso an Teichrändern oder feuchten Stellen aus- gepflanzt werden, denn diese Verwendungsart ist wohl die passendste. Zur Anpflanzung möchte ich folgende Sorten empfehlen: Mac Owani, niedrig, reich blühend, daher gut vor Koniferengruppen zu ver- wenden ; Chloris, hübsche, aprikosengelbe Färbung ; floribunda, korallenrote Blütenkolben, wohl die am dankbarsten blühende; Obelisque, hübsche chromgelbe Färbung, eine außerordentlich wirkungsvolle, leuchtende Farbe ; corallina, korallenrot, nied- riger im Wuchs, mit einem reichen im August — September Eingang zum Lübecker Heldenfriedhoi 292 D i 0 G art'en weit. XX, 25 stattfindenden Flor; Expreß (TudrUyi corallina) , eine prachtvoll leuchtend orangerote Färbung, mit langen, eleganten, leicht sich überneigenden Blütenschäften. Christian Grieme, Landschaftsgärtner. Blumenbindekunst. Jubiläumsschmuck. Entwurf und Ausführung von Willi Damerius, Berlin. Jubiläen sind stets willkommene Gelegenheiten, bei denen der Blütner sein Können zeigen und seine Geschäftseinnahmen ver- größern kann. Hausmasken, Flure und Wohnräume bekommen dann ein blumenreiches Gewand. Meist sind solche Ausschmückungen per- sönliche Widmungen an das Jubelpaar von selten der Verwandten oder Angestellten. Daß zuweilen aber auch Ausführungen zu- gemutet werden, die nicht immer mit dem eigenen „ästhetischen Empfinden" in Einklang zu bringen sind, ist erklärlich; dann er- ledigt man sich gewöhnlich der „Arbeit", ohne besonderen inneren Anteil daran zu haben. Freudiger aber geht es ans Werk, und die Lösung der Aufgabe geschieht besser, wenn der Auftraggeber in jeder Hinsicht ganz freies Spiel läßt. Ein Mittelding zwischen den beiden angeführten Auftragsarten ist der im Bilde wieder- gegebene Jubiläumsschmuck; denn hätte nicht ein leiser Druck von Seiten des Auftraggebers gewaltet, die beiden Bildnisse der Jubi- lare wären bestimmt nicht mit in den Schmuck hineingezogen, sondern hätten einen passenderen, blumenumrankten Platz im Innern des Hauses gefunden. Der übrige Schmuck ist gewollt und dem Feste wie dem Stile des Hauses angepaßt. Die technische Aus- führung ist einfacher als es scheint. Die Umrisse werden durch Latten an das Haus befestigt, alsdann wird von Latte zu Latte Maschendraht gespannt, welch letzterer mit grünen Zweigen be- steckt wird ; der übrige be- lebende Schmuck, insonder- heit die Blumengirlanden, wird alsdann befestigt. Rechtsund links aufgestellte Einzel- pflanzen vervollständigen den Schmuck und erhöhen die Gesamtwirkung. Färbung, trägt sich ein derbes, lederartiges Blatt von elliptischer Form mit kleiner Hörnchenspitze und von 12 — 15:4 — 6 cm Größe. Die Färbung ist oberseits glänzend tiefgrün, unterseits bläulichweiß bereift bis grau, beiderseits kahl. In acht- bis zehnblütigen, lockeren Ständen, die besonders beim Entfalten von zahlreichen hautartigen, großen, kahnförmigen Deck- blättchen umgeben sind, stehen die schönen, wohlgeformten Blüten. Der etwa 5 cm lange Blütenstiel ist drüsig behaart und an der Sonnenseite hübsch gerötet, der kleine Kelch rosa gerandet. Die große, 8 — 9 cm breite Blüte ist von schöner Schalenform, die Röhre kaum angedeutet, und von fester, fast wachsartiger Beschaffenheit. Ihre 5 — 7, bis zu ein Drittel eingeschnittenen Kronen- lappen sind ziemlich flach ausgebreitet. Die Blütenfärbung ist ein reines Weiß, nur an den Rändern bisweilen mit leicht rosa Schein, dagegen ist die Rückseite der Knospe bisweilen hübsch rosa ge- färbt. Das reine Weiß der Blüten steht zu dem lebhaften röt- lichen Ton der großen Deckblättchen in schönem Gegensatz. Diese Art soll hin und wider auch rosafarbige Varietäten hervorbringen, doch sah ich bisher nur die weißblütige Grundform. Die 12 — 15 Staubblättchen sind blütenfarbig, unten behaart und im Mittel 3'/a cm lang; der bedeutend längere Griffel trägt eine grüne Narbe. Rhododendron decorum ist nicht hart genug, um bei uns als Freilandpflanze zu gelten ; eine Ausnahme machen wohl die rhei- nischen Weingebiete. Diese Art hat aber einen solchen Wert, daß sie als Topf- und Kübelpflanze recht oft gepflegt werden sollte. Besonders Privat- und Herrschaftsgärtnereien sollten sich die Pflege dieses Rhododendron zur Aufgabe machen. Kache. Gehölze. Rhododendron decorum Franchet. Unter den neueren Einführungen aus dem west- lichen China ist diese Art eine der schönsten und dank- barsten. Sie wurde Anfang dieses Jahrhunderts in unsere Kulturen gebracht, obwohl sie schon früher bekannt und beschrieben war. Von sehr robustem und gesundem Wuchs, bildet sie aufrechte, dichte und schön belaubte Büsche von 2 — 4 m Höhe. Die wenig verzweigten, dicken Triebe wachsen straff auf- recht, sind kahl, in Jugend hellgrün und feinem, bläulichweißem bedeckt. Auch an älterem Holze behält die dicke, weich- liche Rinde die grünliche Farbe. Auf kräftigem, etwa 2 '/s cm langem Stiel von schwach rötlicher bis violetter der mit Reif Jubiläumsschmuck Nach einer für die „Gartenwelt" Cytisus sessilifolius und Petteria ramentacea, zwei seltene aber dankbare Schmetterlingsblütler. Recht wenigen nur wird der sitzendblättrige Geißklee, Cytisus sessilifolius L. (Lembotropis sessilifolius K. Koch) als reichblühender, genügsamer Zierstrauch bekannt sein. Es muß wohl so sein, denn ich kann mich kaum erinnern, dieses Gehölz jemals in Gärten angetroffen zu haben. Und doch, welch prächtigen Blütenstrauch gibt es ab. Es erwächst langsam zu einem reich verzweigten, kurztriebigen und dichten Busch, der über Manneshöhe erreicht und meistens eine hübsche, geschlossen rundliche Form aufweist. Die aufrechten, festen, aber dünnen Triebe sind in der Jugend lebhaft grün und dicht belaubt. Das meist sitzende Blatt ist ge- wöhnlich dreiteilig, nur am unteren Teile der Triebe be- finden sich einfache Blättchen. Die Einzelblättchen sind zuge- spitzt, rundlich bis oval, von derber Beschaffenheit ; ober- seits glänzend dunkelgrün, unten etwas heller und V2 bis 2 cm lang. Wie die Abbildung zeigt, ist der Blütenreichtum sehr groß. Alle Kurztriebe enden in aufrechte , vielblumige Blütentrauben von 6 — 8 cm Länge. Die etwa V2 cm lang gestielte Blüte ist von schönem Bau. Die fast runde, auf- von Willi Damerius. rechte Fahne hat eine Breite gefertigten Zeidinung des Verfassers. von 1 cm, ist in der Mitte XX, 25 Die G a r t e 11 w e i t. 293 Cytisus sessilifolius. gefaltet, mit den Seiten scharf rückwärts gerichtet, während die gleich langen, nur halb so breiten Flügel dem wagerecht abstehenden Schiffchen anliegen. Die Färbung der Blüte ist ein leuchtendes, tiefes Gelb. Sie erblüht etwa von Anfang Mai an. Die Blütereit währt bis Mitte Juni hin. Die Frucht bildet eine bis 4"j : 1' , cm große Hülse, die 4 — 6 Samen enthält; ihre Reife fällt in den Hochsommer. Heimisch ist Cytisas sessilifolius besonders im nord- westlichen Mittelmeergebiet, tritt also in vielen Teilen Südeuropas, aber auch an einigen Stellen in Nordafrika auf. Er bewohnt be- sonders sonnige Abhänge und lichte Waldränder und ist ein aus- gesprochenes Kind der Sonne. Für die Behandlung in unseren Gärten gibt uns das willkommene Fingerzeige. Eine vor rauhen Nord- und Oststürmen etwas ge- schützte , sonnige Lage , sowie durchlässiger, sandig-humoser Erd- boden sagt dem im allgemeinen recht anspruchslosen, wüchsigen und dankbarst blühenden Strauche sehr zu. Trotzdem er ein Kind einer wärmeren Heimat ist, besitzt er doch eine beträchtliche Winter- härte, so daß er bei uns ohne Bedenken angepflanzt werden kann. In der Verwendung als Vorstrauch, sowie auch in Einzelstellung oder truppweiser Anordnung frei im Rasen, erreicht C. sessilifolius seine schönste Ausbildung, wie auch die beste Zierwirkung. Ein anderes, nahe verwandtes Gehölz, das gleichfalls noch den weitesten Kreisen unbekannt blieb, ist Petteria ramentacea Presl. (La- burnum ramentaceum K. Koch). Es erwächst zu einem aufrechten, locker verästelten Strauch von 2 m Höhe. An aufstrebenden, starken Trieben steht locker die etwa 2';a cm lang gestielte, drei- teilige Belaubung, deren Blättchen elliptisch bis verkehrt schmal oval geformt, bis 4 — 5 cm lang und fast halb so breit sind ; Färbung oberseits lichtgrün, unterseits heller. End- ständig diesjähriger Kurztriebe erscheinen die im Mai — Juni erblühenden, aufrechten, kurzen und gedrängten Blütentrauben, die eine große Anzahl Blütchen tragen. Letztere sind fast 2 cm lang, mit rundlicher, hübsch geschwungener und halb nach vorn gerichteter Fahne, während die schmalen Flügel dem Schiffchen dicht anliegen. Die Blütenfarbe ist ein schönes, lichtes Gelb. Das Gerüst der Blütentraube, ebenso der Blütenkelch sind dicht seidig behaart. Die leicht be- haarte Hülsenfrucht ist recht flach gebaut und wird bis 472 : 1 cm groß ; sie reift im Anfang des Herbstes. Petteria ramentacea ist in den östlichen Küstenländern der Adria heimisch, dort so- wohl an höher gelegenen Abhängen, wie auch in tieferen Tallagen vorkommend ; selbst im recht steinigen Gelände ist der Strauch zu finden. Das ist schon ein Zeichen, daß er an Boden und Lage wenig Ansprüche stellt, wie er auch größeren Frostgraden trotzt. Frost kann höchstens dem jungen Austrieb schädlich werden, falls einmal schärfere Spätfröste einsetzen. Eine vor rauhen Stürmen geschützte Lage hilft aber gegen dieses Uebel sehr viel. Jedenfalls ist das nicht der geringste Grund, der dem Anpflanzen dieses Strauches hinderlich sein könnte. Zu erwähnen ist noch, daß den Blüten ein leichter Duft entströmt, was dem Strauch auch die Bezeichnung „wohlriechender Goldregen" eintrug. Petteria ramentacea. 294 Die Gart eu weit. XX, 25 Alles in allem ist es ein sehr empfehlenswerter Gruppenstrauch, der auch Einzelstellungf verdient und einer häufigeren Anpflanzung wohl würdig ist. Gleichwie bei dem vorher genannten Cytisus ist der Sdinitt auch bei Petteria auf das nötigste Auslichten zu beschränken. Das gedankenlose Abschneiden der Triebspitzen muß bei letzterem Gehölz unter allen Umständen unterlassen werden. Kache. Chrysanthemum. Einfachblühende Chrysanthemum. (Hierzu die Farbentafel.) Die Chrysanthemum mit einfachen Blumen sind nicht neu, sie fanden sich schon unter den ersten Einführungen aus China und Japan, wurden aber mit der fortschreitenden Be- liebtheit der großblumigen gefüllten Sorten in den Hinter- grund gedrängt. Erneut aufgenommene Züchtungsversuche mit einfachen Chrysanthemum, die so reizende Ergebnisse zeitigten, haben deren Wiederaufnahme in die Gärten be- wirkt und uns Blumen beschert , die nach verschiedenen Richtungen wertvoll sind. Vielleicht war auch der Ueberdruß an den immer größer und monströser werdenden gefüllten Sorten — vielfach wurde nur noch mit dem Maßstab ge- urteilt, wenn man die Schönheit der Blume oder die Kunst- fertigkeit des Gärtners bewertete — Veranlassung dazu, daß man sich der alten Neueinführung wieder zuwandte. Und wer wollte sich dem Zauber verschließen, den die einfache Chrysanthemumblume in ihrer schlichten, natürlichen Anmut und der hübschen Färbung ausübt. Es geht hier wie bei den staudigen Pyrethrum. Gewiß sind die gefüllten Formen schön und auch wegen ihrer Haltbarkeit geschätzt, aber die einfache Blume wirkt in ihrer ganzen Erscheinung doch an- genehmer. Das einfache Chrysanthemum ist auch für den mit ge- ringeren Hilfsmitteln arbeitenden Liebhaber und Gärtner geeignet, da die Anzucht und Behandlung leicht sind. Die Sorgfalt, die auf das Entspitzen der Triebe und das Aus- brechen der Knos- pen bei den groß- blumigen Sorten verwendet werden muß, ist gering, die Pflanzen wachsen willig und lassen sich in verschie- denen Formen zie- hen , von denen Busch und Hoch- bezw. Halbstamm beliebt sind. Die Blumen sind außer- ordentlich haltbar und haben sehr ver- schiedenartige Far- ben, die Mitte ist meist sehr stark aus- gebildet, die Rand- blüten mehr oder weniger groß. Man kann die Größe der Blumen durch ein Guggisberger Ziege. Ausbrechen der zu zahlreich erschienenen Knospen beein- flussen. Unsere Farbentafel zeigt vier Sorten, die in der um die Einführung der einfachen Chrysanthemum verdienten Gärtnerei von G. Bornemann in Blankenburg gemalt worden sind. Bronze Nelli {Rautendelein), dunkelbronze, Viktoria, nankin- gelb, mit großer, voller Scheibe, Miß Hilda Wells, terrakotta, mit goldfarbenem Ring, und Robert Morgan, dunkelviolett, mit großem, kräftigem Stiel. Aber auch andere Sorten sind von großem Wert. Ab- gesehen von der durch die steife Form etwas langweilig wirkenden Ada Owen, seien noch genannt Rosenelfe und Miß Mary Pope, beide sehr gut als Kronenbäumchen geeignet. Weiterhin möchte ich empfehlen : In weiß Miß Caterer, auch die Scheibe ist weiß und sehr zierlich gebaut, Mary Anderson, weiß mit rosa Spitzen, Perle, zartweiß mit rosa Hauch, sehr großblumig. In dunkelrot : Gruß von der Teufelsmauer, granatrot, Kaiserin von Deutschland (Empreß of Germany), amarantrot mit weißem Ring, Laurie Hearn, dunkelamarant mit weißem Ring. In gelb: Miß Anni Holden, Miß Par- kinson, beide sehr großblumig. In braun : Gaiety, goldbronze, Mary Richardson, hellterrakotta, und Schön Rottraut. Besonders jetzt und noch mehr für die Zukunft müssen wir mit Pflanzen rechnen, die mit einer leichten Aufzucht Reichblütigkeit und Haltbarkeit verbinden, um eine größere Vielseitigkeit in dem Werkstoff zu erzielen, den unsere Blumen- geschäfte dringend benötigen, um auf der Höhe zu bleiben. Und einen solchen Werkstoff haben wir in den einfach blühenden Chrysanthemum. Krauß. Kleintierzucht. Die Kleintierzucht als gärtnerischer Nebenbetrieb. Vom Herausgeber. I. (Hierzu drei Abbildungen.) Vor Beginn des Krieges ist die Kleintierzucht bei uns in Deutschland fast überall mehr als Liebhaberei denn des Nutzens halber betrieben worden, besonders soweit der Mittelstand und die besser gestellten Bevölkerungskreise in Frage kommen. Oft sah man auch nur in den Klein- tieren ein ange- nehmes Spielzeug für die heranwach- sende Jugend; wo aber die Zucht mit Ernst und Ziel be- trieben wurde, er- schöpfte sie sich in der Hauptsache in der Gewinnung edler Rassetiere, bei deren Züchtung ßfi/offe ^ir ilhtstrierten W ochensclinß „ Die 0 arten 1 1 y// . " SWUu} von Fmii l'oren i/i Berlin A//'//. lMcnuum.sOxi6c 10' H - Nene emfathblühende Chrifsanlhemnm /. Bronxe Se/Ii — . / "ic/oria - S.MissHUda HeJ/s 4. Kohert uHorgan. XX, 95 Die Garten weit. 295 man weniger auf Förderung der nutzbringenden Eigenschaften, wie der Legetätigiceit, Frohwüchsig- keit und Mastfähigkeit, sondern auf ausgeglichenes Aeußere, auf die Herausbildung besonderer Rasse- zeichen Gewicht legte. Man suchte also Tiere zu gewinnen, die durch ihre äußere Erscheinung be- stachen und auf Ausstellungen möglichst hoch bewertet wurden. Die veränderten Verhältnisse, welche die Kriegs- lage zur Folge hatte, haben der Kleintierzucht neue Bahnen gewiesen. Fleisch-, Milch- und Eiermangel und die damit verbundene Teuerung haben weiten Bevölkerungs- kreisen den hohen Wert dieser Art der Haustier- zucht, die sich in gewissem Umfange auch in kleinen Verhältnissen betreiben läßt, vor Augen geführt. Das erste Kriegsjahr hat eine bedeutende Abnahme jener Kleintiere, die hier in Frage kommen, zur Folge gehabt, verursacht durch Futtermangel und Futterteuerung. Von diesem Rückgang der Klein- tierzucht wurde in erster Linie das gesamte Haus- geflügel betroffen, das, wenn auch nicht ausschließ- lich, so doch zum Teil auf Körnerfutter angewiesen ist. Körnerfutter stieg gewaltig im Preise und war schließlich überhaupt kaum noch zu beschaffen. Wassergeflügel, Tauben und Puten wurden fast überall vollständig abgeschafft, die Hühnerzahl erheblich eingeschränkt. Nicht so schlimm erging es den Kleintieren, die auf Körner- und sonstiges Kraftfutter weniger angewiesen sind, sich also in der Hauptsache mit mannigfaltigen Haushaltungs- und Gartenabfällen ernähren, sich zum Teil damit auch bis zu einem gewissen Grade mästen lassen, also den Schweinen, Ziegen und Kaninchen. Von der Landwirtschaft abgesehen, gibt es keinen anderen Berufsstand, der sich so wie derjenige des Gärtners zur Klein- Weiße Saanenziege. Bock der Starkenburger Edelziege. tierzucht im Nebenbetrieb eignet. Ich war in früheren Jahren mehrfach in gärtnerischen Betrieben tätig, in welchen die Kleintierzucht und Viehhaltung überhaupt nicht nur in großem Umfange, sondern auch mit sichtlich großem Erfolge betrieben wurde. In einem richtig geleiteten Wirtschafts- und Gärtnerei- betrieb soll alles bis auf die scheinbar unbedeutendsten Ab- fallprodukte restlos verwertet werden. Wir haben in der Kriegszeit gelernt, dies zu beachten. Aus- gesprochene Topfpflanzengärtnereien bieten ja nicht viel, was sich zur Kleintierfütterung eignet und eine Kleintierzucht von nennens- wertem Umfang veranlassen und rechtfertigen könnte. Anders liegen aber die Verhältnisse in Baumschulbetrieben , Gemüsegärtnereien und in Samenkulluren. Schon das gejätete Un- kraut lohnt sorgfältige Sonderung. Viele Unkräuter, wieWegerich, Vogelmiere, Hederich usw., liefern ein vortreffliches Grünfutter für Ziegen, Kaninchen und das Hausgeflügel. Alle Unkräuter, die von diesen Tierarten angenommen werden , sondert man aus, während man die übrigen dem Kompost- haufen überantwortet. Sehr beträchtlich sind die Abfälle bei der marktfähigen Herrichtung der Gemüse, die der Kleintierfütterung dienen können. Sie werden weiter vermehrt durch denjenigen Teil der Ernte, der durch geringe Entwicklung und durch mehr oder weniger schwerwiegende Schönheitsfehler sich nicht als verkaufsfähig erweist, durch in Samen geschossenes Gemüse, das Stroh abgeernteter Erbsen und Bohnen, in Samenzüchtereien durch ausgeschiedene Unkrautsämereien. Be- trächtlich sind auch die als Futtermittel ver- wertbaren Abfälle aus Privatgärtnereien, die 296 Die Ci arten weit XX, 25 auch dem Privatgärtner da eine lohnende Kleintierzucht ermöglichen, wo dem nicht Raummangel, ein besonderes Verbot, oder andere ernstliche Bedenken entgegenstehen. Als wichtigstes Kleintier kann in der Gegenwart wohl die Hausziege bezeichnet werden. Ihre Haltung macht natürlidi das Vorhandensein einer geeigneten Stallung zur Voraussetzung. In Friedenszeit war die Ziege schon immer ein geschätztes Milchtier, das man allgemein als die Kuh des kleinen Mannes zu bezeichnen pflegte. In manchen Landesteilen ist die Ziegen- zucht auch bei uns durch behördliche Fürsorge in wesent- licher Weise gefördert worden. Infolge der gegenwärtig herrschenden Milchnot ist der Wert der Ziege als Milchtier in weiten Bevölkerungskreisen wieder zur Anerkennung ge- langt. Eine Folge davon ist das starke Steigen der Preise für gute Milchziegen. In Friedenszeit pflegte man eine solche Ziege mit 18, höchstens mit 25 Mark zu bezahlen, während jetzt Preise von 120, 150, ja selbst 200 Mark gefordert werden. Bei der Fütterung der Hausziege spielt das Heu eine große Rolle. Aber auch Gartenkräuter aller Art , verschiedenartige Unkräuter , Kartoffel- , Kohl- und Rübenabfälle, Heidekraut und Laubzweige, z. B. der Abfall beim Schnitt der Weißbuchen- und Fichtenhecken, können mit Vorteil verfüttert werden, auch Hafer- und Erbsen- stroh, Wruken, Runkelrüben und Pferdemöhren. Bei solcher Fütterung kann man der Kleie und des Hafers fast voll- kommen entraten. Weide ist für Ziegen nicht durdiaus er- forderlich, stehen aber geeignete Rasen- oder Oedlandflächen zur Verfügung, so kann man die Tiere hier über Tag an 4 — 5 m langen Stricken so anpfählen, daß sie keinen Schaden verursachen. Man soll den Bock nicht zum Gärtner machen, sagt der Volksmund. Ist Hafer zu erschwinglichem Preise erhältlich, so gibt man täglich 1 — 2 Pfund als Beifutter. Eine vorzügliche Schrift, die jedem Interessenten wünschens- werte Aufklärung bietet, ist die jetzt in 5. Auflage er- sdiienene Anleitung zur Ziegenzucht und Ziegenhaltung von Felix Hilpert, Verlag Paul Parey, Berlin. Preis 80 Pf. Unsere deutsche Hausziege ist durch Inzucht vielfach ent- artet, doch gibt es auch hochgezüchtete Rassen derselben. Geschätzter sind die Schweizer Rassen, allen voran die Saanen- ziege (Abb. S. 295), deren ursprüngliche Heimat dasSaanental im Kanton Bern ist; sie ist weiß und hornjos, gewöhnt sich leicht an unser Klima und gibt höchste Milcherträge, im Jahresdurch- schnitt 3 — 4 Liter täglich. Man hat diese Rasse vielfach mit deutschen Landziegen gekreuzt. Die Guggisberger Ziege (Abb. S. 294) ist ein Abkömmling der Saanenzige, gleichfalls eine Schweizer Rasse, ebenso die Starkenburger Edelziege (Abb. S. 295). Auf Schloß Eberstein in Baden wird diese Rasse in größerem Umfange gezüchtet. Junge, 4 — 6 Wochen alte Ziegenlämmer aber auch noch einjährige liefern einen geschätzten Braten. Das Fleisch alter Milchziegen, deren Milchertrag nicht mehr lohnt, wird von der Landbevölkerung mit Rind- und Schweinefleisch gern zu Wurst verarbeitet. Vor dem Schlachten angemästete alte Ziegen liefern oft bis zu ' ^ Zentner Talg. Neben der Ziege hat auch das ostfriesische Milchschaf, ein großer Schlag, für den Kleintierzüchter Wert, als an- spruchsloses Fleischtier weiterhin das kleine Heideschaf, die Heideschnucke, das außerordentlich genügsam ist und neben der Wolle einen nicht zu verachtenden Braten liefert. Der Osterlammbraten wird überall geschätzt. Ueber die Bedeutung der Schweinezucht im Nebenbetrieb braucht kein Wort verloren zu werden, zzt. kommt sie aber nur für denjenigen in Frage, der den Verkauf der schlacht- reifen Tiere beabsichtigt, da Hausschlachtungen bekanntlich untersagt sind. Schlingpflanzen. Stephanotis floribunda. Die Gattung' Stephanoth der kletternden Asklepiadaceen ist gegenwärtig in unseren Kulturen nur durch obengenannte Art, deren Heimat Madagaskar ist, ver- treten. Dieselbe hat eirunde, tiefgrüne Blätter und blüht im Frühjahr an den jungen Zweigen in dichten Dolden. Die röhrenartigen Blüten sind ungefähr 4 cm lang; sie haben eine reine, wachs- weiße Farbe und köstlichen Wohlgeruch. Stephanotis eignet sich vorzüglich zum Umranken der Pfeiler der Verbindungshäuser und Vorräume unserer Gewächshäuser, sowie zur Ausschmückung der Schauhäuser und Wintergärten, die durch das leuchtende Weiß der Blumen, die einer Orangenblüte ähnlich duften, auf dem dunklen Grün der Blätter ein frisches Aus- sehen bekommen. Auch Hochstämmchen kann man aus Stephanotis ziehen, indem man ein Drahtgestell, das die Grundlage der Krone bilden soll, von denselben umranken läßt. Diese Art der Verwendung wird sicher dem Züchter nur Freude bereiten. Stephanotis liebt eine kräftige Erdmischung, guten Abzug, und in der Wachstumszeit reichlich Wasser. Oefteres Spritzen erhält die Pflanzen schön grün und wirkt dem Auftreten der gefürchteten Schmierläuse entgegen. Im Herbst müssen die Wassergaben etwas eingeschränkt werden, auch ist dann die Temperatur etwas niedriger zu halten. Hermann Grupp, Eßlingen a. N. Plaudereien. Einige Beziehungen der Menschen zu den Blumen. Einige Menschen züchten Blumen, manche Menschen ver- mitteln Blumen, viele Menschen kaufen Blumen. Daß man Blumen kaufen kann, wissen die allermeisten Menschen ; daß sie aber angebaut, gepflegt und gehegt werden müssen, daran denken nicht so viele. Es genügt ihnen zu wissen, daß man sie kaufen kann. Die Beziehungen vieler Menschen zu den Blumen erstrecken sich nicht auf den Blumenzüchter, den Blumengeschäftsinhaber, den Blumenver- käufer, auf alle die, die beruflich mit den Blumen zu tun haben. Warum denn auch? Es gibt Blumenläden genug, in denen man Blumen erstehen kann. In die Geheimnisse ihrer Erstehung einzudringen ist überflüssig, mit der Renta- bilität des Verkaufs sich zu befassen, könnte ablenken. Blumen haben einfach da zu sein, immer in genügenden Mengen, zu billigen Preisen und in allen Sorten. Dann erst bestehen für viele Menschen Beziehungen zu den Blumen. Für einige bestehen auch diese Beziehungen nicht. Sie wissen von den Blumen nichts, sie hören nur davon, und dies meistens widerwillig. Sie mögen die Blumen nicht, wie einige keinen Tabak, kein Bier, keinen Wein mögen, wie einige keine Fische, kein fettes Fleisch oder keine Mehl- speisen mögen. Sie lieben die Blumen nicht, wie einige die Musik nicht lieben, das Theater verabscheuen und keine Vorträge besuchen. Manche haben eine Abneigung gegen die Blumen, wie einige gegen Vereine und Verbände usw. Die allermeisten Menschen aber lieben die Blumen. Jedoch, jedermann in seiner Weise, mancher bewußt, mancher in- stinktiv oder gefühlsmäßig, mancher mehr, mancher weniger. Manche schreien ihre Liebe zu den Blumen aus, wie der Marktschreier auf dem Jahrmarkt. Manche hüten ihre Liebe treu im Herzen und reden nur in trauten Stunden von ihnen. XX, 25 Die G a r t e n w e 1 1. 297 Manche verteidigen sie gegen die Angriffe ihrer Schmäher. Viele halten es für unanständig, wenn man sich höflichst Blumen erbittet. Liebe und Haß, Lobreden und Schmähung, feines Ver- ständnis und grobe Unduldsamkeit verbinden die Menschen mit den Blumen oder stoßen sie davon ab. Manche kaufen Blumen aus Gewohnheit, weil „man" sich zu den Festen des Lebens und an den Trauertagen Blumen schenkt. Andere kaufen Blumen, weil sie andere lieben, weil sie anderen etwas schenken wollen und nicht recht wissen, was sie schenken sollen. Manchen Geschenken sagt man eine üble Vorbedeutung nach : die Blumen aber sind die Künder der Freundschaft, der Liebe und Verehrung. Blumen darf der Aermste dem Reichsten schenken, der Unter- gebene dem Vorgesetzten, das Kind den Eltern. Vor allem wirken die Blumen auf das Auge : sie er- heitern und stimmen fröhlich, sie lenken von den Nöten des Daseins ab, sie geben innere Ruhe und Beschaulichkeit. Den Blinden erfreuen sie durch ihren Duft. Sie mahnen an die Vergänglichkeit alles Irdischen und erinnern daran, daß an Stelle des Abgestorbenen immer wieder neues Leben tritt. Die Blumen versinnbildlichen das Leben und den Tod, die Fröhlichkeit und die Traurigkeit. Sie sind die sprach- losen Vertreter der Anteilnahme an allem menschlichen Ge- schehen. Blumen sollen ausdrücken, was der Mund nicht sagen kann und sagen möchte, sie sollen zart und fein ein Ver- hältnis zwischen Menschen anbahnen, andeuten. Man spricht durch die Blume : Geschickt und verständnisvoll deutet man etwas an, etwa so, wie wenn man Blumen überreicht. Kenner und Kennerinnen wählen bestimmte Blumen oder bestimmte Farben, um ihre Wünsche auszudrücken. Die blaue Blume erfüllte in dem unvollendet gebliebenen Roman Heinrich von Ofterdingens die Sehnsucht des Titelhelden. Gelb gilt bekanntlich als Falschheit, rot als Liebe, weiß als Unschuld. Die unzahlbaren Verdienste eines Menschen belohnt man mit Blumen. In der Prosa und in der Poesie spielt die Blume eine große Rolle. Sie dient besonders dem Vergleich : Keine Blumen, keine Blätter. Sinnige und innige Ueberschriften : Blumengarten, Rosengarten u. a. kennzeichnen die Verhält- nisse der Menschen zu den Blumen. In der Welt des Güterverbrauchs nimmt die Blume eine Sonderstellung ein. Man kann sie nicht genießen wie etwa Brot, Wein, Zigarren. Blumen ähneln den Edelsteinen und den Gemälden, nur daß sie von kürzerer Dauer sind. Man kann sie genießen, wie man etwa Gemälde oder Edelsteine ge- nießt, es ist die Freude des Beschauens, die Lustempfindung des Schönen, Lebendigen und Farbenreichen, das uns die Blume wertvoll macht. Man muß sie nicht unbedingt zum Leben haben und doch machen sie das Leben voller, reicher und erträglicher. Sie spornen zu neuerer Tätigkeit an und steigern die Leistungen. Denn ihr Anblick belebt und er- hebt. Besonders schöne und geschickt zusammengestellte Blumen lösen wundersame Empfindungen aus und zaubern bei regsamen Menschen neue Gedanken hervor. Sie wirken in Verbindung mit einem guten Mahle auf den Körper und auf den Geist und erzeugen Stimmungen von größter Fein- heit und Gehobenheit. Sie haben das mit allen Kunstwerken gemeinsam, daß man sie genießen kann, auch wenn man sie nicht besitzt. Am Ladenfenster des bestgeschmückten Blumenladens, bei Freunden und Bekannten. Wie der Zaungast sich an der Musik erfreut, so kann der Blumenfreund sich an den Blumen erfreuen, ohne daß er selber dafür Ausgaben macht. Die Blumen werden verschieden ge- und bewertet. Etwa wie der Fachartikel verglichen mit der Unterhaltungslektüre, oder belehrende Aufsätze verglichen mit den humoristischen. Dieser schöpft aus den Fachartikeln, jener aus der Unter- haltungslektüre, ein anderer aus humoristischen Beiträgen ; jedermann auf seine Art. Ein guter Witz scheint auf den ersten Blick nur die Wirkung zu haben, daß man darüber lachen muß. Er kann aber viel mehr sein und ist es auch oft. Er macht gute Stimmung, und in der guten Stimmung kann der Mensch besser denken, er arbeitet leichter und williger. Man verzeihe mir, daß ich die Blumen mit Witzen vergleiche, aber dieser Vergleich enthält etwas Gemeinsames : Blumen lösen auch Wohlbehagen, Lustempfindungen aus. Der Abwehr der Unlust widmen wir fast alle Zeit, wir sudien alles von uns fernzuhalten, was uns Sorgen machen könnte. Wenn sie aber nicht zu vermeiden waren, dann suchen wir sie doch zu beseitigen. Ein Mittel zur Ueber- windung sind die Blumen. Sie sind Lust- und Freuden- bringer. So können sie produktiv im wahrsten Sinne des Wortes sein. F. A. B. Mannigfaltiges. Italien als ehemaliger Schnittblumen- und Gemüse- lieferant Deutschlands. Es ist nicht einmal in Fachkreisen überall bekannt, daß in den letzten Jahren vor Kriegsausbruch dreiviertel des deutschen Winter- bedarfs an Schnittblumen aus Italien gedeckt worden ist. Diesen bedeutenden Blumenabsatz nach Deutschland hatte Italien vor allem der von deutscher Seite eingeräumten Zollfreiheit zu verdanken, unter deren Wirkung die Schnittblumeneinfuhr nach Deutschland in den letzten Jahren beständig zugenommen hat. Sind doch z. B. allein in München täglich 2500 kg italienische Schnitt- blumen abgesetzt worden. Die Frage, ob und in welchem Umfang der Verrat Italiens die Grenzen für seine Schnittblumen schließen wird, wollen und können wir heute nicht erörtern, jedenfalls wird die Absperrung der Ein- fuhr dieses bis zu einem gewissen Grade auch in Deutschland gedeihenden Artikels bei künftigen Zoll- bzw. handelspolitischen Abmachungen geeignet sein, einen Druck auf die Regierung des verräterischen Landes auszuüben. Was nun die Blumenzucht Italiens anbelangt, so bildet die- selbe die lohnendste landwirtschaftliche Betriebsform Liguriens, die jedoch als Großbetrieb im wesentlichen beschränkt ist auf die Küstenstrecke von San Remo bis Ventimiglia. Sachverständige sind daher wiederholt, teilweise mit Erfolg, für die weitere Aus- dehnung dieser Kultur in den hierzu geeigneten westlichen Gegenden eingetreten. Die Zweckmäßigkeit einer solchen Ausdehnung leuchtet am besten aus folgendem von den zuständigen landwirtschaftlichen Wanderlehrern bekanntgegebenen Zahlenmaterial ein, das gleich- zeitig beweist, wie wenig rationell der Anbau von Getreide in dem fast durchweg gebirgigen Terrain Liguriens ist. Jährlicher Durchschnittsertrag für 1 ha : Distrikte Kulturarten > San Remo und Porto Maurizio Oelbaum 500 Lire Wein I 600 „ Weizen 250 „ Aepfel und Birnen | Pfirsiche | 1000 „ Nüsse und Haselnüsse !l Küchenkräuter 4000 „ Blumen 10000 „ Albenga 7.1 dz 90,2 „ 7,4 „ 15,4 „ 19,0 „ 5,4 „ 5000 Lire 5875 „ 298 Die Garten weit. XX, So Der Gesamtwert der Blumenproduktion im Distrikt Albenga belief sich im Jahre 1911 auf 943 200 Lire. Nach der Statistik wurden aus Italien Schnittblumen aus- geführt nach : Jahr 1912 dz l.Halbj. 1913 dz Oesterreich-Ungarn 13342 15191 Frankreich 7 253 2 703 Deutschland 9 840 9 845 Schweiz 905 1 433 andere Länder 1 550 622 Jahr 1911 dz 13 876 5 593 7 254 973 480 Jahr 1910 dz 9178 3 299 6 558 888 655 zusammen 32 890 29 794 28176 20 578 Gesamtwert in Lire: im 1. Halbjahr 1913 11511500, im Jahre 1912 10 427 900, im Jahre 1911 9 861600, im Jahre 1910 6173 400. Danach hat insbesondere auch die Blumenausfuhr nach Deuts eil land, das nächst Oesterreich-Ung^arn der wichtigste Abnehmer ist, abermals bedeutend zugenommen. Ferner gingen nach Deutschland 1912 1911 1910 Bindegräser u. Kränze a. solchen 18 300 dz 17 100 dz 16 100 dz Getrocknete, gefärbte Blumen 9 100 2 000 2100 und Blätter Der Rückgang der Blumenausfuhr nach Frankreich, welches die Blumen hauptsächlich zur Herstellung von Essenzen bezieht, hat seinen Grund in der Erlassung französischer Einfuhrvorschriften, welche für die Zeit vpn Mai bis November die Beibringung eines Gesundheitszeugnisses fordern. Die Statistik zeigt, daß italienische Blumenhändler sich als Ersatz für das zeitweise verloren gegangene Absatzgebiet durch vermehrte Ausfuhr nach anderen Ländern entschädigt haben. Denn trotz der französischen Maßnahmen zeigt die Ausfuhr i. J. 1912 und noch mehr 1913 eine weitere Steigerung. Der Anbau feiner Tafelgemüse ist in Italien sehr groß. Man schätzt die Anbaufläche bzw. den Ertrag von Hauptsächlich in den ha dz Provinzen : Spargel auf 1400 40 000 Genua, Venedig und Turin ; Artischocken „ 7 800 700 000 Rom, Salermo, Ge- nua, Catanua; Kohl u. Blumenkohl „ 13 800 2 600 000 Genua.Bari, Salermo, Rom, Catania u. Zwiebeln und Knob- Neapel; lauch „ 7 200 910 000 Venedig, Caserta u. Cardy (botanisch ver- Neapel ; wandt mit Arti- schocken), Sellerie und Fenchel „ 2 500 330 000 Salermo; 6 300 000 Palermo, Salermo u. Neapel; 1 680 000 Neapel, Lecce, Ca- serta ; Tomaten „ 29 500 Melonen u. Wasser- melonen „ 9 400 Frische Gemüse zum Schälen „ 16 300 Die Ausfuhr von Tomatenmus (1900 28 000 dz, 1905 104 000 Nach Deutschland lieferte 760 000 Neapel, Bari. ist ins Riesenhafte gestiegen dz, 1913 550000 dz). Italien folgende Gemüse in dz: 1913 1912 Artischocken, Melonen 16 000 9 700 Kohl und Blumenkohl 298 400 282 200 Zwiebeln 25 500 21900 Tomaten 108 200 80 000 Gurken 137 500 93 200 Andere frische Gemüse 47 700 50 500 Von dem Ertrag an Weintrauben mit etwa 80 Millionen dz gingen nach Deutschland durchschnittlich jährlich 150 000 dz. Der Ertrag an Obst betrug im Durchschnitt der beiden letzten Friedensjahre bei Mill. dz Aepfel, Birnen, Quitten, Granaten 2.4 Steinobst 0,5 Mandeln, Nüssen, Hasel- nüssen 1,4 Feigen 0,6 Kastanien 5,3 Die Ernte 1913 an Zitronen betrug 4,3 Apfelsinen 4,1 Mandarinen 0,3 Oliven 10,0 Einfuhr 1 Deutschland 1912 1 80 000 dz 1 78 000 „ 112 000 „ 10 700 „ 28 800 „ 353 000 „ 185 000 „ Diese Zahlen geben ein Bild von dem Ausfall, welcher Italien durch einen gänzlichen Verlust des deutschen Absatzgebietes erwächst, den ihm kein anderes Land zu ersetzen vermag. Wenn man noch bedenkt, daß es auch auf die „Einfuhr" seines größten Importlandes Deutschland (600 Mill. jährlich) förmlich an- gewiesen ist (aus England, Frankreich und Amerika kämen diese Artikel wesentlich teurer), ferner wie es die für seine Volkswirt- schaft sehr bedeutende italienische „Wanderarbeit" gefährdet hat, so erscheint uns das Verhalten dieses Landes, welches durch „Neu- tralität" hätte wirtschaftlich reich werden können, unbegreiflich. G-r. Nesseln. Wenn die Nesseln als vergessene Faserpflanzen wieder zu Ehren kämen, es wäre Gewinn. Wenn man aus ihnen auch keinen Flachs, noch weniger ergiebigen Hanf spinnen kann, so doch eine feine, weiße, feste und seidengleiche Faser. Es ist nur zu fürchten, daß die Kultur nicht ernsthaft angefaßt wird, um abermals, sobald der Friede blüht, im Sande zu verrinnen und in Vergessenheit zu ge- raten. Der Import anderer „Seide" ist dann so leicht, wenn auch die Gelder dafür in fremde Lande abfließen, und es ist so seltsam, Nesseln zu kultivieren. Auch Nesseln verlangen Kultur und sonnige Lage, wenn man ihre Höchsterträge erreichen will. Betrachten wir einmal die Stand- orte der besseren unter ihnen, z. B. Urtica dioica, der perenierenden Art Deutschlands. Sie wächst gerne an verlassenen Orten, am Graben, der Frische und Feuchtigkeit verbürgt und dessen Wall seinerzeit gelockert wurde, der öfters gereinigt und vertieft wird. Dadurch kommt ihr kräftige Kopfdüngung zu, die der Wegebauer und Arbeiter im Herbst oder Frühling über ihre Stauden legt, um die Grabentiefen sauber zu erhalten und die Wasser abzuleiten, also öftere kräftige Kopfdüngung. Es fehlt ihr an ihren natür- lichen Standorten nie an Kräftigungsmitteln. Man könnte das vielleicht besser in polnischen oder italienischen Landschaften, als im sauberen deutschen Vaterland studieren. Auch liebt sie ent- schieden Frische des Bodens. Danach möchte man Reihenkultur auf feuchterem Mittelboden und etwas erhöhten Erdrücken anraten. Stockende Nässe liebt sie grade nicht, obwohl man sie auch ge- legentlich am Teichufer findet. Ist es ihr recht wohl, so geht sie über Meterhöhe hinaus, ihre Stengel sind dann zahlreich. Allzu Irockenstehend, bleibt sie niedriger. Es gibt bessere Varietäten von ihr als man gewöhnlich bei uns sieht. So wird die Varietät hispida, die noch in erhöhtem Maße „brennt", höher und ertrag- reicher; mir scheint, sie ist in Deutschland zu Hause. Ebenso ist pubescens kräftiger und reicher an Fasern. Man muß suchen und das Rechte wählen. Ueberall kommen Formen vor, die der scharfe Blick sucht und findet. Nun gibt es auch einjährige Spezies, deren Kultur vielleicht nicht bloß einfacher, sondern auch ergiebiger wäre, weil man das Land alljährlich pflügen könnte und nicht vom Wechsel der Felder zu lassen brauchte. Ihr Samenbau und ihre Aussaat mit den XX, 25 Die Garten weit. 299 praktischen Säemaschinen aller Art würden leicht und lohnend sein. Obenan steht die üppige Urtica pilutifera, die Vater Linne bereits kannte, und die, wie es scheint, auch der deutschen Flora angehört. Diese pillentragende, einjährige Nessel ist ein unverkennbar auf- fallendes, allerdings sehr brennendes Gewächs, das gern ähnliche Orte wie die Dauernessel bewohnt. Sie ist hellgrün, hat ein unschuldiges, ganz harmloses Aus- und Ansehen, brennt aber dafür den, der sie unrichtig angreift, ganz nesselmäßig. Dagegen aber gibt es Mittel, und die Mähmaschine wird sich aus den Brenn- haaren gar nichts machen. Genannte Art trägt ihre hübschen Samenhüllen vereint und gerundet zu netten Bällen, mit denen die großen Käfer vielleicht des Abends spielen und zu Tennis gehen. Im Süden ist sie stellenweise massenhaft anzutreffen, aber als ich Samen sammelte und sie anbot, wollte sie keine Seele geschenkt haben. Man kann sie breitwürfig wie Flachs oder Hanf säen, nur viel dünner und weiter, denn sie verzweigt sich stark und ist alles in allem eine kraftvolle Pflanze. Ihre Faser ist seidenfein und sehr fest und zähe. Eine einjährige Art, mehr des Südens, ist auch Urtica mem- branacea, die genau so anspruchslos als unsere alte, brennende urens ist, die Nessel, welche manchmal auch als lästiges Unkraut in den Gärten auftritt. Beide sollen grobe Faser geben, allein ich möchte urens gern in dieser Hinsicht höher gestellt wissen. Beide Arten verlangen sichtlich fetten Boden, auf dem sie sich aller- dings in sehr kurzer Zeit voll entfalten und bald eingeheimst werden können, so daß das Land für andere Kulturen frei wird. Zur Samenreife kommt es und darf es überhaupt vor dem Schnitte nicht kommen, nur muß die Faser gut gereift sein, was der Fall ist, sobald die Stämmchen sich bräunen oder verdunkeln und fest, nicht mehr ganz krautig werden. Diesen Zeitpunkt wird der kundige Spinner schnell erkennen. Er ist wichtig. Kurz, baut Nesseln und bevorzugt die Staudennessel : dioica var. hispida oder die einjährige Art : pilulifera. Sprenger. Neue Koch- und Darrmaschine. Die bevorstehende Zeit der Gemüse- und Obsternte bietet in diesem Jahre die besondere Schwierigkeit des beschränkten Gefäßraumes für Dauerware, nament- lich in Blech, welches in außergewöhnlich geringem Maße zugeteilt wird. Daneben kommt nur die Verwendung von Glasgefäßen und die Eindickung bzw. Darrung in Betracht. Für diese verschiedenen Erhaltungsarten sind sonst verschiedene Vorrichtungen nötig, die wieder nur für kurze Zeit im Jahre für eben diese Zwecke ver- wendet werden können, Schwierigkeiten, aus denen leider auch ein großer Verlust an den nicht mehr erhaltbaren Nähr- und Ge- nußstoffen zu folgen pflegt. Es bietet also besonderes Interesse, eine Vorrichtung bzw. Maschine zu haben, die sowohl zur Sterilisierung und Eindickung, als auch zur Darrung dient und darüber hinaus auch während der langen übrigen Zeit des Jahres gute Dienste für verschiedene andere gärtnerische Zwecke leisten kann. Durch diese Vielseitig- keit macht sie sich rascher bezahlt, als wenn man sich für die einzelnen Zwecke besondere Vorrichtungen anschaffen muß. Die Maschine besteht aus einem geräumigen, mäßig hohen Zylinderbehälter, in dem ein von unten getriebenes Rührwerk läuft, welches neben der drehenden Bewegung zugleich eine neu- artige schwebende Bewegung ausführt. Dieser Behälter ist mit einem beheizbaren Mantel umkleidet, während ein Ventilator den beim Kochen entstehenden Schwaden in den Kamin absaugt. Dr. J. Hundhausen, Hohen-Unkel a. Rh. Vom Rhein. Das allgemeine Urteil der Obstzüchter geht dahin, daß die Steinobsternte, von wenigen ganz frühblühenden Sorten, wie Aprikosen und Frühpfirsichen, abgesehen, einen guten Mittel- ertrag, Kernobst aber voraussichtlich eine Vollernte liefern dürfte. Die Befürchtungen, daß die Kirschen durchfallen, also auf den Bäumen vor der Reife sich stark lichten würden, haben sich glück- licherweise nicht in dem gefürchteten Umfang bewahrheitet. Die reiche Bodenfeuchtigkeit ließ die jungen Fruchtstiele nicht ein- trocknen und bewahrte so die Früchte selbst vor dem Verwelken und Abfallen, wie das sonst stets bei trockener, heißer Frühlings- witterung nach vorausgegangenem starkem Frost der Fall ist. So kommt es, daß die schon auf den Markt kommenden Kirschen durchaus nicht so knapp bemessen sind. Auch die Zwetschen liaben sich aus dem gleichen Grunde gut gehalten. Im west- lichen und mittleren Rheinhessen wie in der Maingegend, wo die Zwetschenkultur weit verbreitet ist, rechnet man mit einer Dreiviertelernte. Bei den Birnen zeigt sich je nach den Sorten und Lagen ein auffallender Unterschied. Dichtbehangene Bäume wechseln mit schwachbehangenen und leerstehenden. Am besten steht es entschieden mit den Apfelbäumen. Diese versprechen eine reiche Ernte. Alles in allem genommen, darf man mit den diesjährigen Obstaussichten zufrieden sein. £• Verkehrswesen. Der neue türkische Zolltarif, dessen Einführung am 14. Sept. d. J. erfolgt, muß in der Hauptsache als ein Provisorium be- trachtet werden, das am 31. Dezember 1917 durch einen Handels- vertrag mit Meistbegünstigungsklauseln auf Grund der Tarife seine endgültige Neuregelung erhalten wird. Die wirtschaftlichen Be- ziehungen zwischen Deutschland und seinen Verbündeten sind durch den Verlauf des Weltkrieges, welcher die direkte Verbindung der Nordsee mit dem persischen Meerbusen unter Berührung der ver- bündeten Reiche geschaffen hat, so enge und wichtige geworden, daß auch ein zollpolitisches Bündnis als Verfolg des Waffenbünd- nisses insofern als gerechtfertigt angesehen werden könnte, als die englisch-französischen Wirtschaftspolitiker sich auf den Stand- punkt stellen, den Gedanken des Freihandels innerhalb des eng- lischen Weltreiches aufzugeben und einen Zollverein zwischen Eng- land und seinen Verbündeten zu errichten, dessen Ziel die Eroberung des deutschen Handels ist. Daß die Schwierigkeiten in dieser Hinsicht sehr groß sind, hat selbst der englische Handelsminister Runciman in seinen Ausführungen über die zukünftige Wirtschafts- politik Englands zugegeben und eingestanden, daß niemand Sicher- heit über die zukünftige Handelspolitik Rußlands geben könne. Aus kleinsten Einheiten sind die Großstaaten Europas langsam zusammengewachsen, und schon weiten sich die großen Wirtschafts- gebiete über den Rahmen des Weltteils hinaus. Wenn Deutschland und seine Verbündeten mit den anderen großen wirtschaftlichen Verbänden dauernd auf dem gleichen Fuße verkehren wollen, dann müssen auch die Zentralmächte den engen Rahmen sprengen und eine einheitliche Wirtschaftsgrundlage anstreben. In solchem er- weiterten Rahmen werden auch die wirtschaftlichen Energien aller Beteiligten eine weit stärkere Grundlage als bisher finden, und von dem geplanten, auf die Vernichtung des deutschen Handels gerichteten Zollverein der Entente würde ein solch enges zoll- politisches Verhältnis Deutschlands mit seinen Verbündeten zweifel- los größere Zugeständnisse erlangen können, als die einzelnen Staaten getrennt. Zum mindesten sind also die Aussichten recht zweifelhaft, ob ein solcher mitteleuropäisch-vorderasiatischer Wirt- schaftsblock, der alle nur denkbaren Rohstoffe in reichstem Maße in sich bergen würde, einmal Wirklichkeit werden wird. Gleiche Zweifel kann man aber auch dem Zollvereinsgedanken der Entente entgegenbringen, und zwar mit um so größerem Rechte, als hier noch weit größere Schwierigkeiten hinsichtlich eines Ausgleiches der vielen widerstrebenden Interessen dieser Staaten zu überwinden wären. Der Gedanke, unter den mitteleuropäischen Staaten irgend- eine Art engerer Zollgemeinschaft herzustellen, stammt nicht erst aus der letzten Zeit, er ist bereits Jahrzehnte hindurch erörtert worden, stieß aber schon, bevor er irgendwie praktisch in Angriff genommen werden konnte, auf grundsätzliche Schwierigkeiten ernst- licher Art. Wenn nämlich Deutschland an Oesterreich-Ungarn ge- wisse Zollzugeständnisse gemacht hätte, so galten diese unter dem System der Meistbegünstigung gleichzeitig für alle anderen Staaten. Es war auch für Deutschland unmöglich, sich von den vertrags- mäßigen Verpflichtungen der Meistbegünstigung durch Kündigung zu befreien, da Frankreich die Meistbegünstigung nämlich auf Grund des Frankfurter Friedens genoß und es nicht möglich war. 300 Die Gartenwelt. XX, 25 aDderen Staaten zu entziehen, was Frankreich gewährt blieb. Diese und andere Schwierigkeiten, welche sich einem wirklichen Zollverein entgegenstellen und auch einem solchen zwischen Deutschland und seinen Verbündeten gegenüberstehen, sind so groß, daß man diese weitgehenden Pläne als fallen gelassen betrachten kann. Trotzdem ist es aber möglich, in das System der heutigen Handelspolitik eine nachbarliche Bevorzugung einzuschieben, da es völkerrechtlich unbestritten feststeht, daß durch den Krieg die Verträge der be- teiligten Staaten untereinander gelöst sind. Ist diese Festlegung auch rein negativen Charakters, so hat sie doch den positiven Vorteil, daß eine Neuregelung erleichtert wird. Die ewige Meist- begünstigung zwischen Deutschland und Frankreich hat eine zeit- liche Endschaft gefunden. Unsere Handelsverträge mit den anderen kriegführenden Staaten sind gleichfalls gelöst. Da nun fast alle sonstigen Handelsverträge Deutschlands am 31. Dezember 1816 auf den 31. Dezember 1917 gekündigt werden können, so ist Deutschland in der Lage, eine Neuregelung seiner handelspolitischen Beziehungen auf jeder ihm gut scheinenden Grundlage unter Be- rücksichtigung des Austausches und der beiderseitigen Betätigung der zum Wohle der verbündeten Staaten zweckmäßigsten Verwer- tung aller Rohstoffe und Erzeugnisse vorzubreiten und in wenigen Jahren durchzuführen. Von diesem Gesichtspunkt muß auch der am 14. Sept. 1916 in Kraft tretende provisorische türkische Zolltarif betrachtet werden. Vor Beginn des Krieges betrug der türkische Zoll für alle Ein- fuhrwaren 11 Proz. vom Schätzungswerte, wozu noch etwa 4 Proz. an verschiedenen Nebenspesen kamen. Als der Krieg aus- gebrochen war, wurde der Wertzoll auf 1 5 Proz. hinaufgesetzt und nach Beschluß vom 18./31. Mai 1915 auf 30 Proz. erhöht. Auf dieser letzteren Basis ist im allgemeinen auch der neue tür- kische Zolltarif aufgebaut, der, wie gesagt, nur ein Uebergangs- stadium bis zur endgiltigen Neuregelung für das Jahr 1918 vor- stellt. Besondere Zölle gibt es nur für Juwelierwaren. Badermann, Steglitz. Fragen und Antworten. Beantwortung der Frage Nr. 989. Was mag die Ursache sein, daß an meinen Treibhausgurken soviel Früchte vertrocknen? Ich kul- tiviere dieselben an der Vorderseite eines 5 m breiten Sattelhauses. Als Erde benutze ich eine kräftige Mischung von Rasen-, Kompost-, Mist- und Landerde, durchsetzt mit Kuh- und Hühnerdünger. Die Pflanzen wachsen darin sehr kräftig und sind völlig ungeziefer- und pilzfrei. An genügender Feuchtigkeit, geregelter Wärme, sowie reichlicher Lüftung fehlt es nicht. Beschattet wird nur bei praller Sonne. Es handelt sich um die Sorte Weigelts Beste von Allen. Die Früchte werden oft bis 10 cm lang, dann gilben sie von der Mitte ab bis zur Spitze, während die andere Hälfte noch weiter wächst. Viele Früchte sind oft schon ganz gelb, während manche wieder schön flott und schlank auswachsen. Ich kämpfe nun schon seit drei Jahren mit diesem Uebel und kann dessen Ursache nicht herausfinden. Paßt Rohglas nicht für Gurken- treiberei, oder was kann sonst die Ursache sein ? Der Fragesteller äußert den Argwohn, daß vielleicht Rohglas für Gurken nicht geeignet sei. Seine Mißerfolge werden zum größten Teil auf das Rohglas zurückzuführen sein. Wiederholte Versuche, die ich zwei Jahre hindurch an zu verschiedenen Zeiten gemachten Auspflanzungen vergleichsweise angestellt habe, über- zeugten mich davon. Ich war darauf bedacht, daß die Bedingungen allesamt die gleichen waren. Es zeigte sich, daß der gleichmäßige Behang, wie man ihn den Umständen entsprechend erwarten konnte, nur unter Gartenglas möglich war. Die Sorte war ebenfalls Weigelts Beste von Allen. Weiter zeigte sich, daß die Triebe unter Rohglas geiler wurden, also öfter als jene unter gewöhnlichem Gartenglas geschnitten werden mußten, sollte ein befriedigender Erfolg gesichert werden. Was nun das Absterben der jungen Früchte anlangt, so wird dies in den weitaus meisten Fällen dadurch verursacht, daß die schnittreifen Früchte zu lange an den Pflanzen hängen bleiben. Man schneide die eben ausgewachsenen Gurken möglichst a^ - Tage ab und nicht etwa nur an Markttagen. Ja, man gehe beim Abnehmen der Speisegurken lieber etwas weiter und nehme noch solche fort, die vielleicht noch etwas zunehmen würden. Dadurch vermeidet man das Gelbwerden und Absterben der kleinen Früchte. Bis ich diese Wahrnehmung machte, war ich stets der Meinung, daß die durch Erkältungserscheinun'^en hervorgerufene Saft- absonderung und Fleckenkrankheit auch an dem Absterben des jungen Ansatzes schuld sei ; dem ist aber nicht so. Daß ein öfterer sachgemäßer Schnitt der überflüssigen Biiltter und Geize dem jungen Ansatz förderlich ist, wolle man nicht unterschätze. Auf die Ansicht, die ich oben berührte, daß man die schnitt- reifen Gurken lieber zu früh als zu spät abernten soll, könnte man mir einwenden, daß dies aus verschiedenen Gründen nicht wirtschaftlich sei. Bei richtiger Behandlung werden diese auf Vor- rat abgeschnittenen Früchte bis zum nächsten Markttag aber kaum einen Gewichtsverlust erleiden, oder gar, wie noch oft angenommen wird, durch lange Lagerung den bekannten Bittergeschmack an- nehmen. Jäck. Neue Frage Nr. 990. Welches sind die besten Rosensorten für Hochstämme mit 1. starkem, 2. mittelstarkem, 3. schwachem, 4. hängendem Wuchs? Es kommt weniger auf große Sortenzahl, als auf solche alten und neuen Sorten an, die sich tadellos für Hochstämme eignen ? Tagesgeschichte. Holland. Nach den Veröffentlichungen des königl. Niederl. Ministeriums für Landwirtschaft usw. sind die Obsternteaussichten günstig, sehr gut für alle Kirschen, Johannis- und Stachelbeeren, weniger gut für Himbeeren. Die Nachtfröste vom 11. zum 12. und vom 13. zum 14. Mai haben in Holland keinen Schaden verursacht. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Bei den Kämpfen vor Verdun erlitt, wie jetzt erst einwandfrei festgestellt werden konnte, am 14. April 1916 den Heldentod für das Vaterland der Gärtner Konstantin Quasniok, Landsturm- mann beim Reserve-Infanterieregiment Nr. 56 (121. Infanteriediv.), im Alter von beinahe 39 Jahren. Herr Quasniok war seit dem 2. März 1903 in der Krupp von Bohlen und Halbachschen Gärtnerei „Auf dem Hügel" bei Essen-Ruhr tätig. Dortselbst waren ihm die ziemlich umfang- reichen Obstanlagen anvertraut und hat er sich in diesem Fach als selten tüchtige Kraft bewährt. Durch treue Pflichterfüllung, sowie durch sein gerades, biederes und aufrichtiges Wesen hatte er sich die Achtung und Wertschätzung seiner Vorgesetzten, seiner Berufsgenossen im engeren und weiteren Kreise, und aller, die ihn kennen lernten, erworben. Am 25. Oktober 1915 folgte er dem Rufe des Vaterlandes. Das feindliche Geschoß erreichte ihn, nach- dem er erst kurze Zeit in der Front war : Zwei Splitter einer neben ihm platzenden Granate drangen ihm in den Kopf und führten seinen augenblicklichen Tod herbei. Ehre seinem Andenken! Str. Stadtgärtner Walter Lohse, Aue, fand nach 22 monatlichem Kampfe an der Front im Alter von 33 Jahren am 21. Mai den Heldentod. Erich Maurer, Gartenarchitekt, Leutnant der Landwehr und Kompagnieführer in den Vogesen, wurde das Eiserne Kreuz erster Klasse vei liehen. Sanitätsunteroffizier Joh. Below, Gehlsdorf bei Rostock, er- hielt das Mecklenburgische Militärverdienstkreuz. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seines Mitgliedes Otto Dau, Triwalk in Mecklenburg, bekannt. * * * Hölck, Emil, Landesökonomierat, bekannter Förderer des Obst- baues, seit fast 25 Jahren Vorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Zentralvereins für Obst- u.Gartenbau, f am 5. Juni im 82. Lebensjahre. Berlin SW. 11; Hedemarmstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max Hesdörffer. Verl. von Paol Parey. Dmck : Anh. Bachdr. Gutenberg e. G. m. b. H., Deasaa lustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 30. Juni 1916. Nr. 26. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafreditlidi verfolgt. Aus deutschen Gärten. Seltene und pflanzengeschichtlich interessante Gehölze. Ein Rundgang durch den Heidelberger Schloßgarten. Von Fr. Winkler, Garteninspektor a. D., Heidelberg. (Hierzu zwei Abbildungen nach photographischen Aufnahmen und vier Zeichnungen des Verfassers.) (Schluß.) Wenn wir nun unsern Rundgang fortsetzen und die große Freitreppe am östlichen Ende der oberen Terrasse herunter- steigen, so finden wir rechts am Fuße der Treppe eine alte Hainbuche, an der wir eine Art Reckbildung be- obachten können. Sie ist hier aber nicht in wagerechter, sondern in senkrechter Form vor sich gegangen. Einer der von unten aus dem Wurzelstock kommenden stärkeren Aeste ist oberhalb wieder in einen der drei dickeren Stämme, aus welchen die Buche besteht, eingewachsen, eine Erscheinung, die man nicht allzu häufig zu beobachten Gelegen- heit hat. Aller Wahrscheinlichkeit nach stammt diese alte Buche noch aus dem von Salomon de Gaus angelegten berühmten „Hortus Palatinus"; sie hat sich offenbar aus den in diesem Garten vielfach verwendeten be- schnittenen Hainbuchenhecken zu dem heutigen mächtigen Baum entwickelt. Auch an anderen Stellen des Heidelberger Schloß- parkes können wir mehrfach Reck- bildungen beobachten. Wenn wir uns nun dem Ein- gang der in der Nähe gelegenen Grotte zuwenden, so stoßen wir auf der rechten Seite auf zwei pflanzengeschichtlich interessante Bäume, auf die aus der Vorwelt, aus der Tertiärperiode herüberge- rettete Sumpfzypresse, Taxo- dium distichum. Diese Bäume haben in den Wäldern der Vorzeit eine Gartenwelt XX. bedeutende Rolle als Waldbäume gespielt; sie gehören zu den Bäumen der Urwelt, die den wesentlichsten Anteil an der Bildung unserer tertiären Braunkohlenlager haben. Die Sumpfzypresse ist eine ganz eigenartige Koniferengattung, die, wie die Lärche, bei uns im Winter ihre in zwei Reihen stehende, fiederartige Belaubung abwirft. Die derzeitige Heimat der Sumpfzypresse sind die Sümpfe Nordamerikas, von Texas bis Florida. Ein weiteres, pflanzengeschichtlich merkwürdiges Gehölz ist auch .der Gingkobaum, Gingko biloba oder Sa/isburia adiantifolia. Wir finden denselben in der Nähe des Rhein- gottteiches, links am Wege, der zum Scheffeldenkmal führt. Ein stärkerer und schönerer Baum steht an der Nordseite des Restaurationsgartens, auf der linken Seite des Eingangs. Die beiden alten Taxus baccata im Heidelberger Schloßgarten. 26 302 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 26 Der Ging-ko ist der letzte Vertreter eines in Vorzeiten arten- reichen Geschlechtes ; er ist jene eigentümliche und in seiner Art ganz einzig dastehende Baumart, die eine Zwischen- stellung zwischen Farn und Nadelholz einnimmt, jedoch mehr zu letzterem als dem ersteren neigt. Die Blätter des Gingko haben freilich gar nichts an sich, das an die Nadeln der Tannen, Fichten, Kiefern usw. erinnert, sondern sie sind sehr breitflächig und äußerlich auch Farnblättern ähnlich. Die Zweilappigkeit des Gingkoblattes weist noch heute auf die den ältesten urweltlichen Pflanzen eigentümliche Gabel- verzweigung hin. Der Gingko und die Sumpfzypresse sind zwei vom Menschen aus der Vorwelt in die Jetztzeit herüber- gerettete Bäume. Sie gehören beide zu denjenigen Pflanzen- geschlechtern, die nur durch das Eingreifen des Menschen vor dem Aussterben bewahrt wurden. Nach den Berichten der Reisenden findet sich der Gingko in seiner Heimat, in China und Japan, nur noch sehr selten wildwachsend vor. In letzterem Lande wird er als heilig verehrt und daher auch häufig in der Nähe der Tempel angepflanzt. Es ist dies ein weiterer Beweis von der großen Empfindsamkeit und der scharfen Naturbeobachtung des japanischen Volkes, das diesem Baum — seiner ganz beson- deren Eigenart wegen — eine gewisse innere Kraft glaubte zuschreiben zu müssen. Ein nicht minder inter- essantes und in seinem äußeren Aufbau noch auffallenderes Pflanzengebilde, das in seiner ganzen Gestalt noch ganz den altertümlichen und fremd- artigen Charakter der karbo- nischen Steinkohlenflora, wie sie die urweltlichen Siegel- bäume (Sigilarien) , die Schuppenbäume (Lepi- dodendron), Calamarien u. a. aufweisen, bewahrt hat, sind die am westlichen Ende des Restaurationsgartens stehen- den beiden Schmucktannen Araucaria imbricata. Die Forscher halten die Arau- carie, obwohl fossile Reste erst in der Juraformation vor- kommen, für die älteste Koni- ferengattung. Diese eigen- artigen Bäume, deren überaus scharfe, stachelspitzige Belau- bung dachziegelartig überein- ander liegt, sind auch dadurch bemerkenswert, daß die eß- baren Samen , wegen der scharfen Schuppenpanzerung ihrer Stämme und Zweige, in ihrer Heimat, in den chile- nischen Anden, von den In- dianern nur dadurch erlangt werden können, daß sie die B''ck in den Burggarten des Samenzapfen von den Bäumen Juniperus drupacea und herunterschießen. Im Vordergrunde Bemerkenswert sind auch die beiden, auf demselben Rasen- felde stehenden bis 20 m hohen Wellingtonien. Zwei, noch aus der kurfürstlichen Zeit stammende Nadelhölzer, sind die beiden Eiben, Taxus baccata (Abb. Titelseite), rechts und links der Treppe, auf der großen nach Osten gelegenen Terrasse. Sie sind nachweislich über 350 Jahre alt. Ihr Stammumfang beträgt 1,50 m. In der von Jung und Schröder herausgegebenen Schrift „Rheinische Gärten" heißt es inbezug auf die beiden Taxus: „Auf dem berühmten Merianschen Stiche vom Jahre 1620 sind sie schon als beschnittene Bäume zu erkennen." Diese Behauptung beruht aber offenbar auf einem Irrtum. Der genannte Meriansche Stich des Heidelberger Schloß- gartens aus dem „Hortus Palatinus" von Salomon de Caus ist bekanntlich nach dem berühmten Gemälde von J. Focquier angefertigt worden. Dieses Gemälde befand sich lange Jahre in Frankreich und kam dann später nach England in den Besitz des Herzogs von Sutherland, eines Nachkommen der prunkliebenden Kurfürstin Elisabeth, die eine englische Prin- zessin war. Das Bild ist im Dezember 1909 von dem in- zwischen verstorbenen Herzog von Sutherland der Stadt Heidelberg geschenkt worden ; es befindet sich gegenwärtig in den städtischen Sammlungen. Auf dem mächtig großen Bilde sind genau an der Stelle, an der die beiden Taxus stehen, ganz deutlich und unzweifel- haft zwei behauene Obe- lisken zuerkennen. Auf in kleinerem Maßstabe ausge- führten Merianschen Stichen vom Jahre 1620 sind diese beiden Steinobelisken so ver- kleinert und undeutlich wieder- gegeben, daß man leicht ge- neigt ist, sie als beschnittene Bäumchen anzusprechen, was aber — wie wir gesehen haben — nicht zutrifft. Neben dem prächtigen Be- stand alter Linden, Eichen, Eschen, Ahorn, Buchen, Ka- stanien, Robinien, Pappeln, Rüstern usw. fallen dem Fach- manne durch ihre Größe be- sonders noch nachstehende edlere Laubholzarten auf: Liriodendron tulpifera, Juglans nigra und J. cinerea, Catalpa bignonoides, Fagus silvatica pendula, Pterocari/a caucasica, Celtis Orientalis und C. australis, Acer Negundo (Ne- gundo aceroides), Paulownia imperialis, Ailanthus glandu- losa, Gleditschia triacanthos, G. macracantha , Platanus Orientalis, Sorbus domestica, Liquidambar styraciflua, Alnus occidentale , Phellodendron japonicum, Betula alba laci- niata und B. nigra, Sophora Heidelberger Schloßgartens. Cedrus atlantica glauca. Diospyros Marzelli. XX, 26 Die G a r t e n w e 1 1. 303 Steinernes Pomeranzenhaus. (Nach Salomon de Caus' „Hortus Palatinus".) japonica, Carya alba und C. maculosa, Halesia fetraptera, Aesculus glabra und Ae. lutea, Fraxinus alba, F. mandschurica, F. dipetala, F. pubescens, F. sambucifolia, F. pennsylvanica, F. americana, F. parvifolia, F. nigra, F. platycarpa, F. excelsior heterophylla und F. exe. Richardi ; unter den zahlreichen Ah orn Varietäten riesige Bäume von Acer Pseudoplatanus Leopoldi, A. pennsylvanicum, A. dasycarpum, A. platanöides laciniatum. Unter den mächtigen Rüstern ist es besonders eine riesige buntblättrige Ulme, Ulmus campestris fol. var. mit 2 Meter Stammumfang, die bemerkenswert erscheint. Von E i ch e n sind starke Bäume folgender Arten ver- treten : Quercus macrocarpa, Q. Cerris, Q. Lucombeana, Q. rubra, Q. tinctoria, Q. castaneifolia, Q. sonchifolia, Q. macranthera u. a. Bemerkenswert sind ferner baumstarke Exemplare von Parrotia persica, Prunus Plssardi, Acanthopanax ricinifolium, Diospyros Mazelli, Rhus Cotinus, Rhus typhina, Koelreuteria paniculata, Cornus floribunda und ein besonders starker und hoher Judasbaum, Cercis Siliquastrum , der alljährlich winterungsraum der im Sommer in Reih und Glied im Freien aufgestellten „Pommerantzenbäume". Die Bäume stammten aus dem alten kurfürstlichen „Herren- garten", der damals unten in der Stadt lag. In diesem Garten existierte schon im Jahre 1582 ein „Pommerantzgarten". Die Bäume waren hier in den freien Grund ausgepflanzt ; sie wurden im Winter durch ein aus Holz und Glasfenstern hergestelltes Haus (Abb. unten) überdacht und durch vier fahr- bare Oefen vor Kälte geschützt. Von hier aus wurden sie in Kästen gepflanzt und mit ungeheurer Mühe und „wunderbarer TTKtvW.«-. Grundriß zum steinernen Pomeranzenhaus, b) Schornsteine wochenlang eine herrliche Blütenpracht entfaltet. Die einzelnen Stämme des aus sieben Stämmen gebildeten Judasbaumes haben einen Umfang von zum Teil über 90 cm. Seiner präch- tigen, dunkellilafarbenen Blüten wegen, sollte dieser Strauch häufiger angepflanzt werden. Der Heidelberger Schloßgarten ist aber auch noch in anderer Beziehung bemerkenswert. Auf der großen, nach Osten gelegenen Terrasse, in der Nähe, wo heute das Scheffel- denkmal steht, stand einst das erste in der Pfalz er- richtete Gewächshaus. Zuerst aus Holz, wurde es später nach einem von Salomon de Caus angefertigten Plan aus Stein erbaut (Siehe Abb. oben). In alten Geschichts- chroniken aus der Belagerung Heidelbergs durch Tilly im dreißigjährigen Krieg werden diese Häuser wiederholt er- wähnt. Sie wurden im Winter von vier fahrbaren Oefen so geheizt, „daß man zur Zeit des meisten und größten Eysses darinnen spazieren kann, und gar keine Kälte fühlet." Der damaligen Geschmacksrichtung entsprechend, in der man die Baukunst in die Gärten übertrug, sind die steinernen Säulen des Treibhauses als gewundene, knorrige Baumstämme gemeiselt, an denen sich Efeu eniporwindet und allerlei Getier herumkriecht. Vier derartige Säulen sind heute noch an dem berühmten Elisabetentor erhalten. Das Treibhaus „der Pommerantzgarten", wie es in dem be- rühmten „Hortus Palatinus" genannt wird, diente als Ueber- "F Grundriß zum hölzernen Pomeranzenhaus, a fahrbarer Ofen, b Schornstein. Kunst", wie es in dem Bericht heißt, den steilen Schloßberg hin- auf in das neuerbaute Haus geschafft. Außer 30 großen, über 25 Fuß hohen Pomeranzenbäumen, deren Alter auf 60 Jahre geschätzt wurde — so daß man um diese Zeit selbst in Italien nur wenige größer habe finden können — bestand der „Pommerantzgarten" noch aus 400 mittleren und kleineren Bäumen, unter denen sich außer Pomeranzen noch Limonen, Zitronen, Granaten, Feigen, Lorbeer und Zypressen befanden. Wir haben also hier in Heidelberg schon mehr als 100 Jahre früher als Versailles eine sogenannte „Orangerie" gehabt. Das ist be- sonders deshalb bemerkenswert, weil man im allgemeinen Ludwig XIV. und Ludwig XV. für die Hauptträger und die ersten Erbauer dieser im 18. Jahrhundert so sehr in Mode gekommenen Orangerien zu halten pflegt. In einem in den „Heidelberger Geschichts- blättern" enthaltenen Abdruck eines Flugblattes aus dem Jahre 1633 (aus der Königl. Bibliothek, Berlin), mitgeteilt von H. Schrieder-Heidelberg, ist außer von einem „Pomme- rantzhauß" auch von einem „Feygenhauß" die Rede. Indem wir nach dieser Betrachtung unsere Wanderung fort- setzen, gelangen wir, indem wir die Treppe bei den beiden alten Taxus (Abb. Titelseite) heruntersteigen, links abbiegend in den rühmlichst bekannten Koniferengarten. Wir finden hier eine große Anzahl uralter Nadelholzgeschlechter, wie Taxus, Cephalotaxus, Torreya, Cedrus, Cryptomeria, Cupressus, Thuya, Hölzernes Pomeranzenhaus. (Nach Salomon de Caus' „Hortus Palatinus".) k 304 Die Gartenwelt. XX, 26 Larix, Piniis, Picea, Abies usw. Alle diese Gattungen waren schon in den Wäldern des Tertiärs in unzähligen Arten ver- treten. Der Koniferengarten, der vor 30 Jahren ein wahres- Sdimuckkästlein bildete, macht heute in seiner Urwüchsigkeit und Düsterkeit selbst den Eindruck eines tertiären Urwaldes. Die Bäume sind seinerzeit leider alle zu dicht gepflanzt worden. Viele davon sind ausgegangen und mandie davon haben entfernt werden müssen, um die anderen nicht in ihrer Entwicklung noch mehr zu hemmen. Das ganze Nadelholzsortiment auf dem Heidelberger Schlosse besteht aus weit über 100 Arten, unter denen sich viele seltenere und durch ihre Größe auffallende Besonder- heiten befinden ; ich erinnere nur an die ungefähr 7 Fuß hohe Cunninghamia chinensis, die leider auszugehen droht. Nach Aussage des Schloßgärtners hat — trotz aller Be- mühungen — bis jetzt noch kein Ersatzexemplar gefunden werden können. Neben den in den meisten Anlagen vertretenen alltäg- lichen Nadelhölzern, sind im Schloßgarten noch folgende edlere und botanisch bemerkenswerte, in zum größten Teil sehr starken Bäumen und in mächtigen Büschen zu finden: Abies arizonica, balsamea. cephalonica, cilicica, concolor, „ var. violacea, „ „ lasiocarpa, Douglasii (Pseudotsuga Douglasii) „ var. glauca, firma, Fraseri, grandis, magnifica, Mariesii, numidica, nobilis var. glauca, „ „ subalpina, pectinata var. pyramidalis, Pinsapo, umbelicata, Veiichii, V/^ebbiana, Araucaria imbricata, Biota Orientalis var. pendula stricto, Cedrus atlantica, „ „ glauca, „ Deodara, „ „ var. aurea, „ Libani, Cephalotaxus drupacea, „ „ var. Har- ri ngtonia, „ Fortunei, „ pedunculata, „ „ var. fastigiata = (Podocarpus Koraiensis), Chamaecyparis nutkaensis, „ pendula, Lawsoniana, obtusa, pisifera, pisifera squarrosa Chamaecyparis Lawsoniana intertexta, „ „ erecta viridis, „ „ Fraserii, „ „ Alumii, „ „ Triumph von Boskoop, „ sphaeroidea andely- ensis, Cryptomeria japonica, Cunninghamia chinensis, Cupressus torulosa, Janiperus drupacea, „ viriginiana, „ communis suecica, „ „ hibernica, „ recurva var. squamata, Larix americana, „ dahurica, Libocedrus decurrens, Picea excelsa var. pyramidalis, „ „ virgata, „ „ alpesfris, Orientalis, Glehnii, ajanensis, Morinda, sitchensis, polita, Engelmanni, hondoensis, obovata japonica, pungens, „ var. argentea, Maxwellii, Pinus austriaca, brutia, concorta, Coulteri, densiflora, Jeffreyi, Lambertiana, Laricio, Laricio var. Pattoniana, koraiensis. Pinus excelsa var. Peuce, „ Thunbergi, „ Sabiniana, „ suberosa, „ Mughus, „ Pinea, „ Pinaster, Retinospora pisifera, „ „ plumosa, Pseudolarix Kaempferi, Sciadopitys verticillata, Sequoia gigantea, Taxodium distichum, Taxus baccata. Taxus baccata var. Dovastonii, Thuya gigantea, „ occidentalis cristata, „ „ pendula, „ „ fastigiata, „ „ Rosenthalii, „ „ Douglasii pyramidalis, Thuyopsis dolobrata, Torreya grandis, „ californica, „ taxifolia, Tsuga canadensis, „ Sieboldi, „ Pattoniana, „ Mertensiana, „ diversifolia u. a. m. keinen Raum mehr gar „ „ var. adpressa, „ „ „ „ pyramidalis, „ „ „ „ cuspidata, „ Leider bietet der Schloßgarten zu weiteren Koniferenpflanzungen. Es sollen heute im ganzen nur etwa 350 verschiedene Nadelholzarten existieren. In den Zeiten des Tertiär war die Anzahl der Arten eine weit größere. Wenn der Mensch nicht selbst durch Neuanpflan- zungen und Neuaufforstungen für das Weiterbestehen und für die weitere Verbreitung der Koniferen Sorge getragen hätte, so wären letztere wohl aller Wahrscheinlichkeit längst ausgestorben und die Laubgewächse hätten — im vollen Sinne des Wortes — das Feld allein behauptet. Um diese Behauptung richtig zu verstehen, müssen wir daran denken, daß es noch heute ein ungelöstes Rätsel ist, von wo in den Kreide- und Tertiärzeiten auf einmal alle die vielen Urtypen von Laub- und Blütengewächsen herkamen, die eine grundlegende Umwälzung im Pflanzenkleide unserer Erde herbeiführten. Während die Koniferen, wie gesagt, bis auf etwa 350 Arten zusammengeschmolzen sind, haben wir heute einzelne Mono- und Dikodyledenfamilien, wie z. B. die Kom- positen, Gräser und Orchideen, die alle weit über 10000 Arten aufweisen. Fast alle oben aufgezählten edleren Koniferengattungen sind erst in dem letztverflossenen Jahrhundert aus ihren der- zeitigen Heimatgebieten, aus Nord- oder Südamerika, Ost- asien, China, Japan, Kanada, Griechenland, vom Himalaya, Atlasgebirge, Kaukasus usw., wieder bei uns eingeführt worden, sie sind also in Wirklichkeit auf die von ihnen schon in Vorzeiten einmal innegehabte Scholle, von der sie, durch das Hereinbrechen der Eisperioden in ferne Länder flüchten mußten, von neuem zurückverpflanzt worden. Die meisten unserer heutigen Nadelholzarten haben allen Stürmen der geologischen Veränderungen seit vielen Jahrtausenden getrotzt. Es würde zu weit führen, auf weitere pflanzengeschicht- liche Momente, auf welche die reichhaltigen Gehölzsammlungen unseres Schloßgartens hinweisen, einzugehen. Der Leser wird aber schon aus meinen bisherigen, die Vorgeschichte der Pflanzen streifenden Bemerkungen ersehen haben, daß uns auch die Gehölze vieles Interessante erzählen können. Auch von der Pflanzengeschichte gilt der bekannte Ausspruch „Steine reden". Wir können mit vollem Recht die verschiedenen geologischen Formationen als die „Stamm- tafeln" unserer Pflanzenwelt bezeichnen ; sie erzählen dem, der die in diesen Stammtafeln eingegrabenen Zeichen, d. h. die in den verschiedenen Gesteinsschichten enthaltenen fossilen Ueberreste zu deuten versteht, eine wunderbare und schicksals- reiche Geschichte von der Entwicklung unserer Lebewesen. Ein großer Teil dieser vorweltlichen Lebensformen ist in den XX, 2P Die Gartenwelt. 305 vielen Laub- und Nadelholzgattungen unseres Schloßgartens noch heute lebendig. Zum Schluß bemerke ich noch, daß die Heidelberger Schloßanlagen Domänengut, daher dem hiesigen Botanischen Garten seit vielen Jahren unterstellt sind. Die Anlagen sind in ihrer jetzigen Gestalt vom Gartendirektor Joh. Metzger nach einem im Jahre 1827 zugefertigten Plane angelegt worden. Den Koniferen- und Versuchsgarten hat Universitätsgärtner Christoph Lang angelegt. Die Anlagen wurden späterhin von Prof. Pfitzer und Großherz. Garten- inspektor Otto Massias vielfach ergänzt. Der jetzige Leiter der Anlagen, Herr Garteninspektor E. B. Behnik, hat wiederum zu der Verbesserung und Vervollständigung der Gehölzsamm- lungen durch Neuanpflanzungen usw. beigetragen. Soweit es der beschränkte Raum gestattet, werden die Akklimations- versuche unentwegt fortgesetzt. So sind im vergangenen Früh- jahr wiederum folgende Arten angepflanzt worden : Cotoneaster Francheii, Diplopappus chrysophyllus, Suaeda fruticosa, Erinodendron dependens, Prunus caroliniana, Li- gustrum strougylophyllum, L. Henryi, L. Delavayanum, Hex Perneyi, Lonicera nitida, L. pileata, Castanopsis chryso- phylla, Olearia Haastii. Osmanthus Aquifol. myrtifolia. Erica cupressoides, Mahonia fasciculans, Olea europaea, Ceanofhus africanus, Cleyera Japonica, Cassandra calyculata, Decaisnea Tangesii, Magnolia Champhellii, Rubus Parkeri, Viburnum utile und Veronica Collinsi. Wie wir hieraus ersehen, bietet der Heidelberger Schloß- garten dem Fachmann und Naturfreund eine überaus inter- essante und lehrreiche Studienquelle. Die Schloßanlagen, die die Bewunderung jedes Besuchers erregen, werden in musterhafter Weise unterhalten; sie umfassen, einschließlich der Schloßbauten, ein Areal von 45 Morgen. Für den Unter- halt der Anlagen sind in den letzten Jahren 7000 M pro Jahr verausgabt worden. Die photographischen Originalaufnahmen, die ich diesen Mitteilungen beigefügt habe, geben ein annähernd deutliches Bild von den vielen herrlichen landschaftlichen Szenerien und der wunderbaren Baumvegetation unseres altberühmten Heidel- berger Schlosses. Schon vor mehr als 100 Jahren hat diese zauberische Landschaft den Romantikern Hauff, Brentano, von Eichendorff, die erwartungsvoll von Norden her die Bergstraße gezogen kamen, jubelndes Entzücken entlockt. Jos. von Eichendorff hat diese Eindrücke in folgende stimmungsvolle Worte gekleidet: „Doch da sie jetzt um einen Fels sich wandten. Tat's plötzlich einen wunderbaren Schein, Kirchtürme, Fluren, Fels und Wipfel brannten, Und weit ins farbentrunkne Land hinein Schlang sich ein Feuerstrom mit Funkensprühen, Als sollt' die Welt in Himmelsloh'n erglühen. Geblendet sahen zwischen Rebenhügeln Sie eine Stadt, von Blüten wie verschneit, Im klaren Strome träumerisch sich spiegeln. Aus lichtdurchblitzter Waldeseinsamkeit Hoch über Fluß und Stadt und Weilern Die Trümmer eines alten Schlosses pfeilern. In dieses Märchens Bann verzaubert stehen Die Wandrer still. — Zieh weiter, wer da kann ! So hatten sie's in Träumen wohl gesehen, Und jeden blickts wie seine Heimat an. Und keinem hat der Zauber nachgelogen. Denn Heidelberg war's, wo sie eingezogen." Topfpflanzen. Die Armleuchterpflanze von Tenerife. Von Dr. med. et phil. Friederich Kanngießer, Braunfels a. d. Lahn. (Hierzu eine Abbildung, nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme.) Im Dezember 1912 fuhr ich in ärztlichem Auftrag nach den Kanarischen Inseln. Ich brachte aus den Felsfluren ober- halb der Stadt Santa Cruz de Tenerife in meinem Koffer drei kleine Sukkulenten mit, von denen ich die beiden Sempervivum, die sich als prächtige Zimmerpflanzen entpuppten, verschenkte, das Armleuditerpflänzchen aber behielt und groß- zog. Diese Armleuchterpflanzen wachsen dort zahlreich in mannshohen und stärkeren dichten Büschen. Die Pflanze gabelt sich ähnlich wie die dort ebenfalls wachsenden Dra- caenen, und hat Blätter ganz ähnlich denen von Galanthus nivalis. Das junge Pflänzchen, das ich gerade am Weih- nachtsabend 1912 nach etwa achttägiger beschleunigter Reise mitbrachte, war damals nur 1 5 cm hoch; es erreichte, als Topfpflanze gezogen, stets am Weihnachtsabend gemessen, 1913 30 cm, 1914 38 cm und 1915 50 cm Höhe. Zeitweise fallen die Blätter ab, dann steht die außen mattgrüne Rübe — nur deren Länge wurde gemessen, ihre Breite be- trägt jetzt etwa 2 cm — ganz kahl da, so daß wir zunächst glaubten, daß die Pflanze ausgegangen sei. Wir ließen den „Strunk" aus „Pietät" weiter stehen und, siehe da, eines Tags trieb er oben an der Spitze die kleinen Blättchen hervor, die Spitze verlängerte sich und die Blättchen wuchsen an der zur Stammverlängerung auswachsenden Spitze weiter, also schließlich am Stamm bzw. an der Rübe befestigt. Nunmehr ist uns die Pflanze ein lieber Zimmergenosse geworden; nur kennen wir leider den Namen unseres Adoptivkindes nicht. Vergeblich habe ich zwei Systematiker von Weltruf gefragt. Sie konnten mir keine Auskunft geben. Doch versprach mir der eine der beiden, demnächst im Sukkulentenwerk von Webb nachzuschlagen. Durch Zufall besuchte uns Frau Else Stern-Piorkowsky aus Frankfurt, und da sie gerade — die Dame ist eine tüchtige Amateurphotographin — ihren Apparat bei sich hatte, wurde die Sache zugunsten der .Wissenschaft und der „Gartenwelt" ausgenutzt. Seite 306 bieten wir die Photo- graphie der Topfpflanze. Aufnahme Ende April 1916. Zwecks Aufnahme hatte ich die Pflanze ins Freie hochthronend auf den Dolomit eines blühenden Arabisbeetes gestellt. Da steht sie nun ! Und davor (in Ausnutzung der photographischen Platte soll man möglichst unbescheiden sein) ein Kaktus, den mir einst mein Vetter, Dr. med. Marsch, aus seinem Treibhaus mit dem Vermerk schenkte, ein Kenner habe ihm gesagt, das zierliche, baumförmig gezogene Pflänzchen sei eine Rhipsalis*). Zu Füßen der beiden Pflanzen steht ein Greisenhaupt, das mir einst mein Freund Fritz Knapp dedi- zierte, rechts davon, rechts vom zweiten Dolomit, ein Johannisbrotbäumchen (mahoniaähnliche Blättchen), das ich vor Jahren aus einem Samenkern zog. Also den Raum habe ich sehr unbescheiden ausgenutzt und danke nochmals Frau Stern für die Liebenswürdigkeit der Aufnahme der „Arm- leuchterpflanze", des Mädchens aus der Fremde. Jetzt, liebe Freunde, habt ihr das Wort, an Hand der schönen Abbil- dung und meiner minderen Beschreibung die Diagnose der Pflanze zu stellen. Und wenn ihr mir sagt, aus welcher Sippe sie stammt und wie sie heißt, dann bitte erzählt mir auch sonst noch etwas von der Pflanze, möglichst nicht nur *) Anmerkung des Herausgebers. Das stimmt. 306 Die Garten w e 1 1. XX, 26 „etwas", sondern „recht viel", denn auch diesbezüglich bin id» unbescheiden. Uebrigens hat die Pflanze ein paar Tage nach der Aufnahme an ihrer Spitze drei Vegetationspunkte entstehen lassen; sie wird demnächst also dreiarmig und hoffentlich entsprechend weiter, höher wachsen. Schließlich ist sie nicht mehr Topf-, sondern Kübelpflanze. Als Zimmerpflanze sei sie warm empfohlen! Bemerkt sei noch, daß die Sonnen- wendigkeit durch Drehen des Topfes verhindert wurde, sodaß die Pflanze ziemlich gradstämmig hochwuchs. Auch von einer Blutlausart, desgl. von Blattläusen mußte die Pflanze rein- gehalten werden ; sonst bedurfte sie, außer mäßiger Begießung, keine Pflege. Hängepflanzen. Lotus peliorrhynchus ist eine noch viel zu wenig bekannte Hängepflanze, die sich für sonnige Plätze vorzüglich eignet. Auch zur Füllung der Balkonkästen ist dieser Lotus gut zu ver- wenden, da er sich besonders auf dunklem Hintergrunde sehr wirkungsvoll abhebt. Lotus blüht an den langen, herabhängenden, mit zierlichen graugrünen , nadelähnlichen Blättchen besetzten Zweigen und fällt durch die leuchten- den, orange-scharlachroten Cli- an//ir;s-ähnlichen Blüten auf. Der Vermehrung aus Samen ist diejenige aus Stecklingen vorzuziehen, da letztere sich im Warmbeete, im zeitigen Frühjahr gemacht, sehr gerne bewurzeln und viel blühwilliger als Sämlingspflanzen sind. Die bewurzelten Stecklinge werden in eine Erdmischung von Kompost, Sand und etwas Lehm gesetzt und auf ungefähr 10 cm zurückgeschnitten. Vor der Ueberwinterung im Herbst schneidet man dieselben noch- mals zurück. Man erhält so im zweiten Jahre schöne, buschige, blühbare Verkaufspflanzen. Herrn. Grupp, Eßlingen a. N. Orchideen. Epidendrum medusae Bth. Die große Gattung Epidendrum birgt recht sonderbar gestaltete Typen, von denen die Spezies medusae Bth. als eine der auf- fallendsten bezeichnet werden kann. Als Nanodes medusae Ldl. erhielt sie eigene Gattungs- aufstellung, und unter diesem Namen trifft man diese ziemlich seltene Orchidee zuweilen in besseren Sammlungen an. Die Pflanze besitzt aus- geprägt hängende Wachstums- weise ; ihre bis 20 cm langen Stämme sind mit kurzen, spitzen, recht fleischigen, bläulichgrünen Blättern dicht besetzt. Die kurz- stengeligen Blüten erscheinen im Hochsommer zu 1 — 2 nahe zusammen- stehend am Ende der Stämme. Sepalen und Petalen sind in der Mitte weinrot, am Grunde und an den Spitzen grünlichbraun. Die ver- hältnismäßig starke Lippe hat muschelförmige Gestalt, ist am Rande dicht und grob gefranst, von dunkelweinroter Färbung, welche am besten zur Geltung kommt, wenn man die Blüten gegen das Tageslicht betrachtet. Der Bau der Pflanze erfordert schon Kultur in aufgehängten Körben oder Schalen. Das Wachstum ist recht willig, wenn man auf zwei Punkte achtet : Selten verpflanzen und während der Vegetationszeit ausgiebig feucht halten Die ab- gebildete Pflanze wächst seit sieben Jahren unverpflanzt im gleichen Gefäß, nur die Oberfläche des Pflanzstoffes wird alljährlich er- neuert. Im Sommer tauche ich die Pflanze oft 1 — 2 mal wöchentlich gründlich ein, auch im Winter wird das Gießen derartig geregelt, daß der Ballen nie ganz austrocknet. Hohe Scherbenlage und grobes Pflanzmaterial sind bei dieser Behandlung natürlicherweise geboten, denn ein gepreßter, feiner Pflanzstoff würde die Feuchtig- keit zu lange halten und Fäulnis der Wurzeln zur Folge haben. Im Kalthause, nahe dem Glase aufgehängt, wächst und blüht die Pflanze willig, in höherer Wärme wird sie gern, besonders die Blüten, von Thrips befallen. Epidendrum merfusae wurde 1867 durch Backhouse und Sohn von den Anden Ecuadors eingeführt und blühte im folgenden Jahre erstmalig in Kultur im Garten des verstorbenen John Day in Tottenham (England). E. Miethe. lemu seb au. Dankbare Nutzpflanzen.*) Von Artur Eimler. Das deutsche Volk weiß heute , daß es niemals aus- gehungert werden kann. Als eine Frucht des Krieges, noch nicht ausgereift und kaum be- griffen, wuchs eine neue Wirt- schaftsordnung heran. Nicht nur für den Augenblick, son- dern auch für morgen, wenn die eingeführten Vorräte er- schöpft sind, ist dies ein Gebot der Sicherheit und des Wohl- befindens. In der alten Wirt- schaftsordnung der Gesamt- heit war das Geld, der Markt- preis für alle Wertbestimmung maßgebend. Jetzt haben die Dinge des unmittelbaren leib- lichen Bedarfs ihren realen, beziehungslosen Eigenwert wiedergefunden. Einer ver- änderten Beurteilung unter- liegt die Art ihrer Gewinnung und Verteilung ; vieles, was sonst als nicht lohnend galt, ist heute wirtschaftlich wert- voll. Aber erst durch Er- fassung des veränderten Wirt- Armleuchterpflanze von Tenerife (oben). Im Vordergrunde blühende Arabis alpina. *) Vergleiche auch den Artikel in Nr. 9. XX, 26 Die G a r 1 0 ü w e 1 1. 307 Schaftsbegriffes und durch völlige Aufnahme seiner Gesetze findet alle Erzeugung die Norm, in der das Zwingende, Bleibende und Ethische der neuen Anschauung liegt. Mit veränderten Grundsätzen stehen wir vor den Quellen der heimischen Erzeugung. Neue Schätze oder alte Werte, die durch Einfuhr aus der Fremde ersetzt worden waren und vergessen wurden, werden heute wieder aufgespürt. Die Zahl der ungenützten Lebens- und Genußmittel, vieler tech- nischen Rohstoffe und Hilfsmittel lohnt nunmehr, Organe für ihre Beibringung zu schaffen. Unsere gestellten Er- wartungen sind noch weit übertroffen worden. Lästige Unkräuter wuchern an Hecken, Waldrändern, Wegen und Bahndämmen, schmackhafte Urpflanzen unserer Gartengewächse, deren Sprossen als „wilde Gemüse" ohne Schaden für Mensch, Tier und Bodenkultur gesammelt werden können. In ganz Frankreich und Holland sind diese Kräuter beliebt. Wegen ihres hohen Nährsalzgehaltes sind sie für Blut- und Knochenbildung äußerst wertvoll. Diese Gemüse, Salate und Gewürze, welche zur Streckung der Fleisch- und Mehlbestände vortrefflich geeignet sind, solange uns die deutschen Gärtnereien noch nicht billig und massenhaft liefern können, sind aber nur ein Bruchteil der Naturbeute, deren Wiederfinden und Ausnutzung Auf- gabe der Wissenschaftler und Volkswirtschaftler ist. Die chemische Wissenschaft ist neuen Kraftfuttermitteln auf der Spur. Das Holzmehl wird auf seinen Stärkegehalt neu ge- prüft und neue Versuche beschäftigen sich eingehend mit dem Strohmehl. Zahlreiche, weitverbreitete Wurzelpflanzen harren ihrer Verwertung. Ueber die Nutzung der Rohr- kolbenpflanze für Mehlgewinnung werden seit einiger Zeit ernsthafte Beobachtungen angestellt. Von aller- höchster Bedeutung aber ist das rast- lose Einsammeln der Waldfrüchte, die größere Arbeitsaufwendung lohnen würden. Da diese von den Land- leuten meist nicht ohne gesicherten Gewinn übernommen wird, ist schon viel verloren gegangen. Die Be- hörden sollten die Waldernte auf- kaufen : Nüsse, Hagebutten, Holunder, Schlehen, Brombeeren und Wald- beeren für den Bedarf des Menschen ; ferner Eicheln und Kastanien für Schweine und Wild, Bucheckern zur Oelgewinnung. In Preußen hat be- reits eine ministerielle Verfügung die private Ausbeutung des Waldes er- leichtert und besonders auf das lohnende Sammeln der Morcheln hingewiesen, die seither in großen Mengen aus Rußland eingeführt wurden. Im Herbst sind eßbare Pilze aller Art in größten Mengen, gut ge- putzt, durch Trocknen aufzubewahren. Eine andere Verfügung des preußischen Ministers des Innern betrifft die Ver- wertung des Weißdorns für Zwecke der Volksernährung. Die Früchte des Weißdorns können in verschiedener Weise verwendet werden. Nach der betr. Verfügung soll die übliche Be- schneidung der Weißdornhecken von nun ab unterbleiben, damit Blütenansatz und Fruchtgewinnung nicht unterbunden werden. Es fragt sich hier nur, ob die Besitzer von derartigen Hecken an öffentlichen Wegen nicht dennoch gezwungen sind, den Schnitt vorzunehmen, um nicht mit den polizeilichen Be- stimmungen in Konflikt zu kommen. Dagegen empfiehlt es sich wohl, die an Gehöften und Gärten außerhalb des Stadt- bezirks, an Weiden und vor allem an Bahndämmen be- findlichen Hecken ungestört wachsen zu lassen. Dies kommt unserer gefiederten Welt schon wieder zugute und den größeren Nutzen streicht schließlich doch der Mensch ein. Die wilde Wicke dient als Taubenfutter. Das stärke- haltige isländische Moos kann unter Schonung der Bestände auf vielen Gebirgshöhen gepflückt werden. Flechten, Algen und Farnkräuter seien erneuter Forschung empfohlen. Welchen Wert hat die von Singvögeln so begehrte Vogelbeere als Geflügelfutter ? Zum Schnapsbrennen war sie lange Zeit gut genug — sollte ihr nicht ein besseres Los beschieden sein? Zentnerweise kann man sie an vielen Landstraßen ernten. Kinder können mühelos und mit Gewinn den Samen der Sonnenblume, des Sauerampfers und anderer Pflanzen ein- bringen. An dieser Stelle sei nochmals auf die einträgliche Kultur der Sonnenblume hingewiesen. Falsch wäre es, sie auf trockenem, nährstoffarmen Sandboden ohne jede Düngung und Wässerung anzubauen, oder sie im Schatten ziehen, zu dicht säen oder eng an andere Pflanzen bringen zu wollen. Das stark verästelte Wurzelwerk nutzt den Boden sehr aus. Als großblättrige, schnellwüchsige Pflanze braucht die Sonnen- blume viel Nahrung und Feuchtigkeit. Wenn man bedenkt, Epidendrum medusae. Vom Verfasser im Palmengarten zu Frankfurt a. M. für die ,, Gartenwelt" photographisch aufgenommen. 308 Die Garteüwelt. XX, 26 daß man von einem Viertel Hektar Fläche (1 preuß. Morgen) etwa drei Zentner Fruchtkerne, die zusammen wieder etwa 75 Pfund Oel ergeben, ernten kann, so handelt es sich bei dieser Pflanze schon um ganz beträchtliche Werte, die leider viel zu wenig und viel zu spät richtig erkannt und ein- geschätzt worden sind. Die Blätter dieser Pflanze können noch als Schaffutter und die großen, dicken Stengel der ein- jährigen Pflanze — welcher Reichtum der Natur! — einfach als Brennstoff Verwendung finden. Die Blätter der Esche und der Hainbuche eignen sich (frisch oder wie Heu ge- trocknet) zum Futter für Ziegen, Schafe und Kaninchen. Ueber Heilkräuter und Teeersatz geben allerlei Kräuterbücher Auskunft. Vielleicht wäre auch der Versuch zu erneuern, die eine oder andere der von anspruchslosen Bauern zum Rauchen benutzten Blätterpflanzen im Ernst für die Pfeife genießbar zu machen. Das Fallobst ist viel besser zu verwerten. Es gehen immer noch große Mengen verloren, die manchem zu an- gemessenem billigstem Preis willkommen wären. Ueber den Nutzen der Brennessel ist bereits näheres gesagt worden. Auch der Hopfen und das über unsere Mittelgebirge in dichten Beständen weitverbreitete Weidenröschen (Epilobium) könnten für die Textilindustrie dienstbar gemacht werden, ebenso der Hanf (Cannabis sativa), eine uralte Kultur- und Gespinstpflanze, welche über die ganze nördliche Halbkugel verbreitet ist. Die Fasern dieser Pflanze eignen sich vor- trefflich zur Herstellung von Garn, Hanfleinen, Tauwerk, Segeltuch usw. Der Samen gibt ein gutes Vogelfutter. Eine sehr genügsame Pflanze ist der Buchweizen, der noch auf solchem Boden gedeiht, wo andere Getreidearten nicht mehr oder nur mäßig fortkommen. Selbst auf ge- ringsten Bodenarten, auf Heide- und Sandboden und in höheren Lagen, gibt die Frucht noch sehr viel aus. Aus Buchweizen- grütze und -mehl lassen sich sehr nahrhafte und wohl- schmeckende Gerichte bereiten. In nordischen Ländern, auch in Nordamerika, bildet der Buchweizen ein sehr geschätztes Nahrungsmittel, und auch in Deutschland hat man vor Jahr- zehnten schon dessen hohen Wert erkannt. Namentlich in Norddeutschland wurde Buchweizen in trockener Bodenlage angebaut. In den Niederlanden bildet Buchweizen noch immer einen wichtigen Handelsartikel. Ebenso ist er bei den Slawen und in den Tälern der Ostalpen eine beliebte Brotfrucht, besonders in Tirol. Dort heißt er Plent (aus dem italienischen Polenta) und das aus seinem Mehl hergestellte Gericht wird Sterz genannt. Das eigentliche Buchweizenland ist aber Ruß- land. Die aus Buchweizen bereitete Grütze, die Kascha, und die zu Festzeiten in gewaltigen Mengen verspeisten Blini (Pfannkuchen aus Buchweizenmehl) bilden dort die unentbehrliche volkstümliche Kost. Deutsche Botaniker brachten die Frucht im 18. Jahr- hundert aus Sibirien nach Petersburg, von wo aus sie in Europa verbreitet wurde. Ihre eigentliche Heimat sind wahr- scheinlich die Gebirge Mittel- und Ostasiens. So ganz ver- loren gegangen ist uns die Kultur des Buchweizens doch nicht. In vielen deutschen Landstrichen kann man noch jetzt die eigenartigen Felder mit den roten Pflanzenstengeln und den weißen oder rötlichen Blüten des Buchweizens, auch Heidekorn genannt, beobachten. Diese Art liefert ein bitteres, schwärzliches Mehl, weshalb sie meist als Grünfutter ver- wendet wird. In der Regel werden zwei Arten geführt, der silbergraue und der braune Buchweizen, das eigentliche Heide- korn. Der silbergraue, eine sich kräftig entwickelnde, stark- belaubte Sorte, liebt humoses Land, erträgt aber längere Trockenheit gut und ist sonst in Bodenansprüchen nicht wählerisch. Dort, wo anderes Korn gar nicht oder schlecht gedeiht, sollte mehr Buchweizen angebaut werden. Sein Nutzen ist jedenfalls nicht weniger hoch einzuschätzen als der vieler anderer wichtigen Kulturgewächse. Jeder Gefahr eines wirtschaftlichen Niederganges wollen wir begegnen und alles prüfen, was den Volkswohlstand zu fördern imstande ist. Schon oft half eine geringfügige Be- obachtung die Grundlage für weittragende wissenschaftliche Entdeckungen bilden. Sache der Gesamtheit ist es, wieder enge Fühlung mit der heimischen Natur zu nehmen und neue Quellen zu suchen. Die Kleintierzucht als gärtnerischer Nebenbetrieb. Vom Herausgeber. II. (Hierzu sechs Abbildungen.) Ein Kleintier, das in dieser Kriegszeit an Wertschätzung und wirtschaftlicher Bedeutung außerordentlich gewonnen hat, ist das Kaninchen oder der Stallhase. Die andauernd herrschende Fleisch- und Fettknappheit hat die Augen Tausender auf die Kaninchenzucht gerichtet. Ihre Aufnahme ist überall in der Tagespresse warm empfohlen worden, aber man ist dabei auch vielfach über das Ziel hinausgeschossen und hat Vor- schläge gemacht, die aus gesundheitlichen Gründen undurchführ- bar sind. Kaninchenzucht im Hause ist meist ausgeschlossen ; der mit dieser Tierhaltung verbundene nicht gerade angenehme Ge- ruch, der allerdings bei peinlicher Sauber- und Trockenhaltung der Stallungen nicht unangenehm in Jirscheinung tritt, dann aber auch der Umstand, daß durch jede Kleintierhaltung Mäuse und Ratten angezogen werden, macht die Aufstellung gesonderter Stallungen in Hof und Garten zur absoluten Notwendigkeit. Inbezug auf die Räumlichkeiten ist das Kaninchen ja recht anspruchslos, man kann die Stallungen sogar in mehreren Etagen übereinander bauen, wenn durch geeignete Vorrichtungen oder reichliche Streuunterlage das Durchdringen der Nässe verhindert wird. Aber die Ställe müssen doch luftig, im Winter warm und so gebaut sein, daß sie einen sicheren Rattenschutz bieten. Neben Haus- katze, Marder und Wiesel sind Haus- und Wanderratte die schlimmsten Feinde der Kaninchen. Es ist bekannt, daß größere Haustiere die Futterstoffe besser als die kleineren nutzen, also die Kuh nutzt sie besser als das Schwein, das Schwein besser als das Kaninchen; wo w ..... ,/(> ■" > .-.XM,^ Französisches Widderkaninchen. XX, 26 Die Gartenwelt. 309 »#■•' •/ ''..- jm '^j«>=^^^)^<«ä« V^ Belgisches Riesenkaninchen. aber die Abfälle aus Garten und Haus zur Mästung eines Schweines nicht ausreichen, die auch nur durch Beigabe von Schrot und anderen Kraftfuttermitteln möglich ist, da sollten diese Abfälle nach Möglichkeit durch Kaninchen- oder Hühner- haltung genutzt werden. Kaninchen lassen sich ohne alle Kraftfutterbeigaben, wenn auch nicht förmlich mästen, so doch zu ganz beachtenswerten Schlachttieren heranziehen, die bei den großen Rassen im Alter von 6 Monaten 4 — 5 Kilo- gramm Lebendgewicht, ausgeschlachtet 2 — 2Vä Kilogramm Gewicht haben. Jede bürgerliche Haushaltung bietet hin- reichend Abfälle zur Haltung einiger Kaninchen. Für die Fütterung kommen hauptsächlich Gras und Klee in Frage, ferner rohe und gekochte Kartoffeln und Kartoffelschalen, Karotten, Kohl- und Futterrüben, daneben alle Abfälle der marktfähig gemachten Gemüse jeder Art und verschieden- artige Unkräuter. Bei ausschließlicher oder vorherrschender Weich- und Grünfütterung wird kein Trinkwasser gereicht, was auch die Trockenhaltung der Stallungen erleichtert. Nässe ist ein großer Feind der Kaninchen. Eine Häsin wirft im Jahre durchschnittlich dreimal sechs, gelegentlich auch 8 — 10 Junge. Die Nachzucht von zwei bis drei Häsinnen liefert wöchentlich mehrere Pfund gesundes und bekömmliches Fleisch für die Haushaltung, das sich für den Züchter, wenn er alle seine Abfälle gewissenhaft verwertet, auf knapp 40 — 50 Pf. pro Pfund stellen dürfte. Ueber den Wert des Kaninchenfleisches äußert sich Prof. Rätigers in Nr. 23 der „Deutschen Medi- zinischen Wochenschrift" wie folgt: „Mag der Wassergehalt des Kaninchenfleisches auch innerhalb der durch Fütterung, Rasse und Alter der Tiere gegebenen Grenzen Schwankungen unter- liegen, so geht aus den Untersuchungsergebnissen doch klar hervor, daß wir in dem Kaninchenfleisch ein äußerst wert- volles Nahrungsmittel zu erblicken haben, das bei richtiger Zubereitung an Schmackhaftigkeit dem Kalb- und Hühner- fleisch kaum nachsteht. Wer sich nicht schon in der Friedens- zeit davon überzeugt hat, den haben die Kriegsjahre sicher zu der Erkenntnis gebracht, daß die Kaninchenzucht über das Stadium der „Liebhaberei" hinaus und das Fleisch dazu berufen ist, an Stelle des „gelegentlichen Kaninchenbratens" ein Volksnahrungsmittel in des Wortes bester Bedeutung zu oieten. Es gewinnt als soldies gerade deshalb an Wert, ■.veil sich bei der großen und schnellen Vermehrbarkeit der Tiere rascher als bei jeder anderen Tierzucht Erfolge erzielen iassen und weil Kaninchen überall gehalten werden können, m jedem Hofe und in dem kleinsten Garten." In der Gärtnerei liegen die Verhältnisse für die Kaninchen- lialtung besonders günstig, denn im Sommer können hier vielfach leerstehende Mistbeetkästen und Kalthäuser nach entsprechenden Vorkehrungen in den Dienst dieser Zucht gestellt werden. Die im Herbst zahlreich vorhandenen schlachtreifen Tiere kann man dann abschlachten und das Fleisch für den Winterbedarf in Gläser einkochen (einwecken). Man begegnet vielfach noch einem Vorurteil gegen den Genuß von Kaninchenfleisch, das aber nicht berechtigt ist. Es läßt sich auf die verschiedensten Arten zubereiten, und erfahrene Züchter haben versichert, daß man sich nicht so leicht daran überessen könne, auch dann nicht, wenn es regelmäßig Woche für Woche auf den Tisch kommt. Ein gutes Lehrbuch für angehende Züchter ist die jetzt in neuer Auflage erschienene Schrift „Schlachtkaninchenzucht, eine lohnende Beschäftigung für jedermann", von Alfred Beeck, Verlag Paul Parey, Berlin. Preis 1.60 M. Unsere Abbildungen zeigen verschiedene empfehlenswerte Kaninchenrassen. Bis zum Kriegsbeginn wurde die Kaninchenzucht bei uns in der Hauptsache als Sport betrieben. Man züchtete die Tiere auf das Aeußere, während der Nutzen dieser Zucht erst in zweiter Linie stand. Anders war es von jeher in Belgien, Frankreich und England, wo die Schlachtkaninchenzucht seit Jahren in höchster Blüte steht. Eine der besten Nutzrassen Deutsches Riesenschecken-Kaninchen. ist das belgische Riesenkaninchen (Abb. oben). Zu den großen Rassen gehören auch die Widderkaninchen (Abb. S. 308) und das deutsche Riesenscheckenkaninchen (Abb. beistehend). Aber auch mittelgroße und kleinere Rassen lassen sich lohnend züchten, so das Blaue Wiener, das Russische (Abb. S. 3 1 1 ), das Holländer (Abb. S. 310) und das Silberkaninchen, die auch hübsche Felle liefern, aus welchen für die Jugend zwar nicht sehr haltbares, aber doch wärmendes und kleidsames Pelzwerk hergestellt werden kann. — Die Kaninchenzucht ist namentlich für mittlere und größere gärtnerische Betriebe mit reichlichen Abfallstoffen außerordentlich lohnend ; sie verdient in solchen weiteste Verbreitung. 310 Di e Garten weit. XX. 2ß Pflanzendüngung. Sommerdüngung. Im allgemeinen bin ich der Ansicht, daß der Boden vor der Pflanzung genügend mit Nährstoffen versehen sein muß, daß also die Nachdüngung nur ein Notbehelf ist, oder mit Rücksicht auf die Düngerart (Chilisaipeter) angewandt wird. Natürlich denke ich hierbei nur an einjährige Kulturen, vor- zugsweise an Gemüse. Trotzdem gibt es aber Umstände genug, die auch hier eine Nachdüngung als wünschenswert erscheinen lassen. Haben wir leichten, warmen Boden, den unsere Kohlarten, Gurken, Tomaten und andere schnell und gierig mit Wurzeln durch- ziehen, so ist bei genügender Feuchtigkeit das Wachstum rege und der Nahrungsverbrauch geht schnell vor sich, wo- bei Blätter und Blüten sich üppig entfalten, dadurch aber auch immer mehr Nahrungsstoffe beanspruchen, die dann der Boden schließlich doch nicht mehr in dem Maße hergeben kann, daß die Pflanzen sozusagen auf der Höhe bleiben. Die Folge ist eine Beschränkung der Ausdehnung und eine damit verbundene vorzeitige Abschließung der Ausbildung der Früchte, des Kohlkopfes usw. Es gibt dann Kohlfelder, die durch große Blätter und kleine Köpfe auffallen; Gurken, die, ohne Krankheiten aufzuweisen, plötzlich versagen, und Tomaten mit schlechtem Fruchtansatz, um nur einige Bei- spiele anzuführen. Greifen wir nun beizeiten mit flüssigem Dünger ein, so kann das ursprünglich eingesetzte Wachstum ungehindert weitergehen und Erscheinungen, wie eben geschildert, treten nicht ein. Es muß hiernach einleuchten, wie man den Ertrag durch Nachdüngung noch steigern kann, welche Werte die Stall- jauche bei geschickter Anwendung, Verdünnung, Verwendung bei Regenwetter, oder nach erfolgtem Wasserguß und dergleichen noch schafft. Ich würde die Sommerdüngung viel umfangreicher an- wenden, wenn ich genügend Arbeitskräfte dazu hätte. Man müßte auf jede einzelne Pflanze sein Augenmerk richten können, denn manche können infolge schlechten Wurzel- vermögens nicht recht vorwärts kommen, sie können die im Boden vorrätige Nahrung nicht genügend erreichen. Ver- sieht man diese nun ab und zu mit flüssigem Dünger, so MM "^' Holländer Kaninchen. kommen sie auch mit, vorausgesetzt, daß keine Wurzelfäule vorhanden ist. Mit dem sich zu Ende neigenden Sommer, vielleicht in der zweiten Hälfte des August, hört man mit der Stall- düngung am besten auf, von Ausnahmen, bei späten, schnell fertigen Gemüsen auf ausgezehrtem Boden ausgenommen. Je träger sich der Saft zu bewegen anfängt, je mehr ist die Gefahr vorhanden, daß die Gemüsearten von der frischen Düngung einen unangenehmen Geschmack annehmen. Hier- von abgesehen, dürften die dem Boden vorher zugefügten Dungstoffe nun auch den ferneren Bedürfnissen entsprechen. Jetzt ist es Zeit, die uns noch zur Verfügung stehende Jauche auf den Komposthaufen zu bringen ; im Spätherbst und Winter gehört sie wieder in den Garten. Obstbäume und Sträucher sind für eine sommerliche Düngung ebenfalls dankbar, sie kommt auf magerem Boden der Ausbildung der Früchte sehr zustatten, doch gilt auch hier das beim Gemüse erwähnte zeitige Aufhören ; wenigstens beim Dauerobst. Bei Beerenobst und Wein wird nach Aus- bildung der ersten Beeren nicht mehr gedüngt. Bei den Blumenpflanzen im freien Lande wird bekannt- lich viel Sommerdüngung angewandt, ebenso bei Topf- und Kübelpflanzen. Hier würden wir manchmal ohne Nach- düngung die kläglichsten Erfolge erzielen , und von der Wirkung der flüssigen Düngung im durchwurzelten engen Raum können wir auf ein starkes Bedürfnis nach Nahrung schließen. Bei Topf- und Kübelpflanzen mit winterlicher Ruhezeit hören wir ebenfalls zeitig mit dem Düngen auf, denn wenn der Trieb abgeschlossen ist, bleibt zuviel unver- brauchter Dünger im Kübel oder Topf zurück, der im Winter zur Wurzelfäule führen kann. F. Steinemann. Schwarz und blaues-(Black and blue-)Kaninchen. Zeit- und Streitfragen. Sind die Rutengänger tatsächlich mit einer besonderen Fähigkeit ausgestattete Menschen? Von Dr. med. et phil. Friederich Kanngießer, Braunfels a. d. Lahn. Als ich in einem Aufsatz in der „Zeitschrift für Medizinal- beamte" (Jahrgang 1915, Nr. 24) obige Frage bejaht hatte, schrieb mir ein befreundeter Oberstabsarzt einen Brief, der mit den Worten begann : „Ich bin nicht genug Mystiker und kann daher nicht soviel Metaphysik aufbringen, um an solche Dinge wie Wünschelrute und dergleichen zu glauben." Auch sonst begegnete ich ob dieses Aufsatzes Kopfschütteln. Um- somehr war ich daher erfreut, als zwei so tüchtige Natur- XX. 26 Die Ga r f. e ;i weit.. 311 forscher wie die Grafen Dr. h. c. von Schwerin und Dr. oec. publ. zu Leiningen mir erklärten, daß sie Anhänger der Wünschelrutentheorie seien. Der letztere hatte die Liebens- würdigkeit, mir eine Reihe von im Nachfolgenden verwerteten Zeitungsausschnitten zu überlassen und schrieb u. a. : „Meines Erachtens führt nur das Experiment (ev. auch mit einarmigen Menschen zu versuchen) zum Ziele." Als ich nun Anfang Mai d. J. meinen Freund Alois Nerger — übrigens ein mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichneter Gartenfachmann — in Colombier wiedersah, wiederholten wir die Wünschelrutenversuche, und zwar (da Prof. Dr. med. Bene- dikt in der Dunkelkammer bei Rutengängern und deren Ruten während des Versuches farbige Strahlenemanationen beobachtet haben will und da ein anderer Rutengänger angab, daß bei ihm im Dunkein die Funktion versage) des Nachts, teils im Freien bei schwachem Mondlicht, teils in geschlossener, dunkler Scheune, die über einem Wasserlauf gebaut war. Wir beide beobachteten aber nichts vom sogenannten „Odlicht", wohl aber, daß das Rutenphänomen sich ebenso wie tagsüber zeigte. Bei Nerger (der kein berufsmäßiger Rutengänger ist, kein Geld mit dieser Fähigkeit verdient und an der Aufklärung des Phänomens ebenso unvoreingenommen als ich interessiert ist), verhält sich die Sache so. Nimmt er einen Rutenzweig (gleichgültig welcher Strauchart) fest zwischen die beiden Hände, die Rute in einem Bogenwinkel nach oben gebogen, so fängt die Rute, sofern er sie nicht locker oder loslassen will, an, sich mit Gewalt in seinen Händen zu drehen und zu winden, sobald er über einem verdeckten oder unter- irdischen Wasserlauf steht ; und zwar dreht und windet sich der Rutenbogen stets nach der Richtung hin, aus der das Wasser herkommt. Nimmt Nerger die ausgestreckte Rute nur in eine Hand, so erfolgt kein Ausschlag, wohl aber fühlt er über Wasserläufen dann so etwas wie Zittern im Arm. Erwähnt sei hier, daß Nerger auf dem Wasser des Neuenburger Sees nicht reagiert. Er meint, das Wasser müsse viel Reibung haben, stark fließen, falls er reagieren solle. Bemerkt sei ferner, daß er auf der Universität, wo von Chemikern Versuche mit ihm angestellt wurden, auf Radium ebenso wie auf Wasserläufe reagierte. Und nun zum Rutenversuch zurück. Ich selbst reagiere nicht. Gab ich aber meinem Freund Nerger die Hand und hielten wir nebeneinanderstehend den Rutenbogen zwischen seiner linken und meiner rechten Hand, dann drehte sich die Rute, ob- wohl er sie nur mit einer Hand hielt. Aber man merkte deut- lich, wie die Drehung direkt nur auf seiner Seite stattfand, bei mir aber nur indirekt er- folgte. Interessant ist Nergers Uhr- versuch, auch insofern, als Nerger hier nur mit einer Hand operiert. Er nimmt seine Uhr (Metall : ob Silber oder Gold ist gleich- gültig) oben an der Kette zwischen zwei Finger, und so- bald er über einen Wasserlauf Russisches Kaninchen. kommt oder falls er darüber steht, fängt die Uhr an, •egelmäßige Pendelschwingungen und zwar stets in der Linie ries Wasserlaufs auszuführen. Hielt ich die Uhr an der Kette .•wischen meinen zwei Fingern, so bewegte sie sich nicht. Als aber Nerger seine Hand fest und ohne sie zu bewegen um mein Handgelenk legte, fing, trotzdem ich die Uhr sehr ruhig hielt, dieselbe jedesmal — allerdings erst nach einer Inku- bationszeit von ungefähr 2 Minuten (bei einem früheren mißlungenen Versuch, der am Tage stattfand, hatte ich wahrscheinlich diese Inkubationszeit nicht abgewartet) — an, in regelmäßige Schwingungen zu geraten, d. h. nur über dem (unterirdischen) Wasserlauf. Einmal spürte ich bei einem solchen Versuch ein Gefühl in Arm und Hand, als ob ic'i elektrisiert würde. Doch mag das vielleicht auch eine Paraesthesie gewesen sein, als Folge des Drucks der Nergerschen Hand um mein Handgelenk. Ich erwähne es nur, weil Nerger selbst bei angestrengtem Rutengehen zuweilen eine Art Kribbeln in Arm und Händen spürt, und weil auch der Rutengänger Stadtbaumeister Lutz (Konstanz) sich beim Ruten- gehen wie elektrisiert fühlt. Es erinnert mich das (desgl. die Benediktsche Beobachtung von Strahlenemanationen) an die Paraesthesieen an den Fingerspitzen durch das St. Elms- feuer, wovon mir einmal ein Bergsteiger erzählte. Auch teilte mir Frau Geh. Admiralitätsrat Franzius (Kiel), deren verstorbener Gatte ein eifriger Vorkämpfer für die Wünschel- rutenfrage war, mit, daß Prof. Kubier (Dresden) nach Be- obachtungen an Rutengängern die Ansicht vertrat, daß das Phänomen seines Ermessens auf einer der Elektrizität ver- wandten Kraft beruhe. Dr. med. Aigner — durch seine Fehde gegen Lourdes in Aerztekreisen doch gewiß nicht als „wundergläubig" bekannt — glaubt, daß die Kraft, auf welche die Rutengänger reagieren, durch Reibung und Trennung der Wassermoleküle frei würde. Dr. med. Franz Freudenberg meint, daß die Reaktion von Rutengängern auf Metalladern und Kohlenflöze — es gibt ja Rutengänger, die auf die ver- schiedensten Gegenstände reagieren — den nicht zu wundern brauche, der mit der modernen Bestätigung des Lehrsatzes .■7('.fT(c ');:! vertraut sei. So ist Dr. med. Voll mit Hülfe der Wünschelrute imstande auf Diamanten zu reagieren, und der Landrat von Bülow, der die kohlensaure- und lithium- haltige Heilquelle von Pode- brad mit Hülfe der Wünschel- rute entdeckte, ist mit dem gleidien Instrument imstande, verborgene Münzen aufzufinden. Ein strammer Gegner ist der Wünschelrute neuerdings in Herrn Dr. von Linstow er- standen. Als Beweis gegen den Wert derselben führt er in der „Naturwissenschaftl. Wochen- schrift" 1916, S. 162 an, daß die Rute eines Rutengängers über einem angeblich tatsäch- lich vorhandenen, sehr breiten Grundwasserstrom nur längs einer sehr schmalen Linie aus- schlug. Ganz abgesehen da- von, daß doch mit der Mög- lichkeit gerechnet werden muß, daß der Rutengänger inmitten einer wasserreichen Gegend 312 Die G a r t e a w e 1 1. XX, 26 nur dort sensitiv auf Wasser ist, wo dasselbe am raschesten (ließt, spricht doch gegen den Linstowschen Einwand die Tatsache, daß die Rute von Rutengängern (auch bei ver- bundenen Augen) beim Gehen über einen Bachsteg in der Mitte desselben am merklichsten ausschlägt, daß Ruten- gänger imstande sind, die Lage der Wasserrohrleitungen einer Stadt anzugeben, und dann, daß der Landrat von Uslar seinerzeit mit Hülfe der Rute in Südwestafrika den Nachweis lieferte, daß einige Brunnen nicht direkt auf der Ader standen, sondern, daß das Wasser aus be- stimmter Richtung in den Schacht hineindrücke. Ferner teilt Dr. Aigner mit, daß Herr von Uslar in Otjundu Wasser unter Granit und Urgestein angegeben hätte, was von geo- logischer Seite als unmöglich bezeichnet wurde, und doch hätte ihm der Erfolg Recht gegeben. Meist freilich ist es nicht so, daß der Rutengänger, wie der durch Linstow ange- griffene, förmlich in Wasser schwimmt, denn oft wird von den Wünschelrutengängern eine Erprobung ihrer Kunst in wasserarmer Gegend verlangt, und da hat S. D. der Fürst zu Ysenburg -Wächtersbach ganz recht, als er mir erklärte: „Traurig ist nur, daß ein Wassersucher dort kein Wasser finden kann, wo keins vorhanden ist. Und doch wird gerade dort gesucht. Winzige Wasseradern wirken aber in sonst wasserloser Gegend sehr stark auf den Rutengänger." Die vorliegenden Zeilen beanspruchen lediglich, eine An- regung zu sein, die Wünschelrutenfrage nicht verächtlich vom Katheder herab glatt zu verleumden, sondern ihr weiter nach- zuspüren. Daß die Wünschelrutenfrage, über die in den mir leider unbekannten Büchern von A. Voll und H. Kleiner wahrscheinlich interessantes berichtet wird, noch lange nicht restlos geklärt ist oder gar werden wird, dessen ist sich niemand mehr bewußt, als gerade der Schreiber dieser Zeilen selbst. „Aber es gibt eben doch Dinge, von denen usw." Als Menschen mit besonderen Fähigkeiten stehen die Wünschel- rutengänger wahrlich nicht allein, ich erinnere hier nur an die Bauchredner, an die Rechenkünstler usw., aber auch an das von der offiziellen Medizin ungläubig unbeachtet ge- lassene Gebiet der Translokation der Sinne : ^as Nachzeichnen von hinter dem Rücken gezeichneten Figuren, worüber Prof. Dr. Lombroso schrieb, und das Lesen geschlossener Briefe, von welchem Phänomen erst jüngst wieder Dr. W. v. Wasi- lewski berichtete. Vergleiche hierzu auch den interessanten Aufsatz des Physikers Prof. Dr. L. Zehnder über Augen- ersatz in der der Blindenfürsorge gewidmeten Nummer der Deutschen Optischen Wochenschrift. Der große Faraday hatte ganz recht, wenn er erklärte, nichts ist zu wunderbar, um wahr zu sein. Tagesgeschichte. Kiel, Die Pläne für die Errichtung der von der Stadtgemeinde geplanten Gartenstadt Viehburg im Südwesten der Stadt und in un- mittelbarer Nähe des Viehburger Gehölzes und des großen Exerzier- platzes, sind jetzt so gut wie fertig. Mit städtischer Unterstützung soll jetzt eine Gesellschaft gegründet werden, die als Trägerin des Unternehmens zu gelten hat. Es ist in Aussicht genommen, 500 Ansiedlungen zu schaffen, teils als Rentengüter mit Hilfe des Staates, teils als Kleinsiedlung. Die Rentengüter werden 1250 qm groß. Im Rahmen dieser Ansiedlung sollen auch 50 Invaliden angesiedelt werden. Geh. Sanitätsrat Dr. Neuber in Kiel hat einen Betrag von 10 000 M bereitgestellt, der ausreicht, um zehn Invaliden die Ansiedlung zu ermöglichen. Da in Kiel eine Woh- nungsnot besteht und auf Jahre hinaus noch mit ähnlichen Ver- hältnissen zu rechnen ist, wird auf eine baldige Besiedlung dieser Kolonie gerechnet. Essen (Ruhr). Die segensreichen Erfolge, die man mit der gartenmäßigen Bebauung der brachliegenden Ländereien in der Nähe der Städte während der Kriegszeit erzielt hat, haben vieler- orts die Anregung gegeben, das Interesse beim Publikum durch Beihilfen und Erleichterungen auch nach dem Kriege zu erhalten. So ist unter den Angehörigen der Kruppschen Werke in Essen ein Kruppscher Gartenbauverein, Geschäftsräume Häden- kampstraße 20, gegründet worden. Der Verein, welcher bereits eine große Mitgliederzahl hat, ver- folgt den Zweck, unter den Koloniebewohnern und Werksangehörigen das Interesse am Kleingartenbau, Blumenschmuck, Gemüse- und Obstverwertung durch praktische Unterstützung zu fördern, ferner durch gemeiusamen Einkauf von Sämereien, Dünger, Pflanzen und Gerätschaften, sowie Ausbau der Schrebergartenkolonien das Ziel zu erleichtern. Die Konservierung soll während der Kriegszeit ganz besonders gepflegt werden. Der Verein wird die erforder- lichen Früchte und Apparate beschaffen. Die Firma Friedr. Krupp Aktiengesellschaft Essen hat die Unter- stützung der guten Sache in wohlwollender Weise in Aussicht gestellt. Dresden. Die im vorigen Jahre auf dem Heizgelände der Königl. Technischen Hochschi. 'e an der Münchener Straße, welches mit Abwärme geheizt wird, gemachten Versuche sind dieses Jahr erweitert fortgesetzt worden und versprechen gute Erfolge. So sind z. B. schon am 2. Juni die ersten Frühkartoffeln (Atlanta) geerntet worden, und es sollen nun auf dem freigewordenen Gelände versuchsweise nochmals Kartoffeln gelegt werden, um das Land möglicherweise zweimal in einem Jahre mit Kartoffeln auszunützen. Aber auch die übrigen Versuchspflanzen, vorzugsweise Gemüse, wie Kohl, Möhren, von Getreide Gerste, Mais usw., stehen vorzüglich und sind den auf Kontrollbeeten stehenden gleichaltrigen und gleich- zeitig gesetzten, ungeheizten Pflanzen ein großes Stück voraus. Lohnbewegung Schweizer Gärtner. Nach Mitteilungen aus der Schweiz sind in Zürich, Basel, Bern, Winterthur. Schaff- hausen und St. Gallen Lohnkämpfe zwischen den Gehilfen und den Handelsgärtnern ausgebrochen. Soweit bisher bekannt, kam es in Zürich am 9. v. M. zum Streik. Die Gehilfen wollen erst dann die Arbeit wieder aufnehmen, wenn ihre Lohnforderungen bewilligt sind. Nach einer Bekanntmachung des Einigungsamtes der Stadt Zürich stellten die Gehilfen unter Hinweis auf die ein- getretene Teuerung der Lebenshaltung folgende Lohnforderungen pro Stunde: 70 Rappen für Landschaftsgärtner, 65 für Gehilfen in Topfpflanzenkulturen und Baumschulen, 58 für Arbeiter mit einigen gärtnerischen Kenntnissen. Es war vom Einigungsamt eine gemeinschaftliche Sitzung an- beraumt, an welcher aber die Handelsgärlner ihre Teilnahme ab- lehnten , wodurch die Aufnahme von Einigungsverhandlungen unmöglich wurde. In Winterthur wurden nach dreitägigem Streik folgende Mindeststundenlöhne bewilligt: 67 Rappen für Landschafls- gärtner, 62 für Gehilfen in Topfpflanzenkulturen und Baumschulen, 55 für Arbeiter mit einigen gärtnerischen Kenntnissen. In Schaffhausen hat der Handelsgärtnerverein im Hinblick auf die bestehende Teuerung eine zehnprozentige Lohnerhöhung bewilligt. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt den Heldentod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt: Wilh. Eichholz, Sorau ; Otto Hintze und Albert Sommerfeld, beide Berlin-Britz; Fritz Schwarz, Lübeck. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt die Ver- leihung des Eisernen Kreuzes an seine Mitglieder Otto Schulze, Teerhütte bei Fürstenwalde a. d. Spree, und Unteroffizier Wilh. Tempelhof, Berlin-Rosenthal, bekannt. * * * Buhl, Paul, Generalsekretär des Bundes der Landwirte, wurde in das Reichsamt des Innern berufen und mit der Leitung des Kriegsgemüsebaues betraut. Das Reichsamt des Innern verlieh ihm den Titel Direktor. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max llt- sdörller. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buchdr. Gutenberg e. G. m. b. H., Dessau Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 7. Juli 1916. Nr. 27. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Aus deutschen Gärten. Aus Wittenbergs städtischen Gartenanlagen. Vom Herausgeber. (Hierzu vier Abbildungen, nach von A. Bernhardt für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat mich der D-Zug häufig an der prächtigen alten Lutherstadt Wittenberg vor- übergeführt. Die malerische Umgebung der Stadt und ihre die ganze Gegend weithin beherrschenden Kirchtürme hatten mich schon vor reichlich 20 Jahren einmal veranlaßt, die Fahrt hier zu unterbrechen, um aufs Geratewohl einen Gang durch die Stadt und durch ihre ausgedehnten öffentlichen Anlagen zu unter- nehmen, die mich als Fachmann na- türlich noch mehr als die histori- schen Bauten zu fesseln vermoch- ten. An einem schönen Maien- tag fuhr ich, einer freundlichen Ein- ladung des Stadt- rates Herrn Paul Leonhardt, fol- gend, mit Herrn Bernhardt, mei- nem Mitarbeiter, nach Wittenberg, um mich unter Führung des ge- nannten Herrn noch einmal an den natürlichen Schönheiten der Stadt, ihren An- lagen und ihren historischen Bau- ten zu erfreuen und zu erbauen. Wittenberg hat im Frieden etwa 23000Einwohner, Gartenwelt XX. birgt aber in dieser Kriegszeit gegen 35 000 in seinen Mauern, da hier eine sehr starke Garnison liegt und zahlreiche Laza- rette errichtet sind ; auch befinden sich teils innerhalb, teils außerhalb des Weichbildes der Stadt größere Gefangenen- lager. Die hauptsächlichsten städtischen Gartenanlagen, welche die Stadt nach Errichtung einer weiteren Anlage als ge- schlossenen Ring umgeben, stammen aus dem Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Wittenberg war vormals Festung, wurde aber durch Befehl Kaiser Wilhelms 1. vom 30. Mai 1873 entfestigt. An diese, für die Stadt, ihre Erweiterung und Verschönerung bedeutsame Entfestigung Felsengruppe mit Alpenpflanzen in den städtischen Anlagen Wittenbergs. 27 3U Die Gartenwelt. XX, 27 erinnert das Entfestigungsdenkmal in den Anlagen. Es trägt die Inschrift: „Kaiser Wilhelm 1, der Große, befahl am 30. Mai 1873 Wittenberg zu entfestigen." Die heutigen städtischen Gartenanlagen ziehen sich über das ehemalige Festungsgelände hin, belebt durch zwei Teiche, Reste der ehemaligen Festungsgräben. Ein weilerer großer, ziemlich versumpfter Teich, auf welchem noch zahlreiche Wildenten ihre ungestörten Brutstätten haben, befindet sich im Süden der Stadt. Es ist der sogenannte Stadtgraben, der den Mittelpunkt des geplanten Volksparkes bilden soll. Von diesem versumpften Gelände ist schon ein für die An- lage eines großen Jugendspielplatzes bestimmter, von male- rischem Häuserblock begrenzter Teil aufgehöht und eingeebnet worden. Die ausgedehnten Anlagen des ehemaligen Festungs- geländes weisen einen reichen, fast überreichen Baumbestand auf. Ein Teil desselben rührt noch aus der Festungszeit Wittenbergs her. Die allerersten Bäume wurden im Jahre 1866 angepflanzt; vordem war das Gelände abgeholzt. Trotz des erheblichen Umfanges der städtischen Anlagen, trotz ständiger Erweiterung und Umgestaltung, besitzt die Stadt keine eigene Gärtnerei und keinen Stadtgärtner. Die Verwaltung der Anlagen liegt in der Hand der städtischen Promenadenkommission, unter Leitung des Stadtrats Leonhardt. Seinem Vorgänger, dem ersten ehrenamtlichen Leiter der Wittenberger Promenadenanlagen und ihrem eigentlichen Schöpfer auf dem Festungsgelände, Stadtrat und Major a. D. Fritz Ennecke, ist von der Stadt an einem malerisch gelegenen Teil der Anlagen ein Denkmal in Form einer Ruhebank errichtet, deren erhöhte Rückwand ein Medaillonbild Enneckes Links Trockenmauer, davor Staudengarten, rechts Felsenpflanzen in den städtischen Anlagen Wittenbergs. trägt. Nach E. leitete der Stadtälteste, damalige Stadtrat Lauter, 13 Jahre die Promenadenverwaltung, dem der jetzige Leiter vor 12 Jahren folgte. Dauernd gilt es, den zu dichten Baumbestand allmählich in der notwendigen Weise auszulichten, und daneben überall, wo es angebracht erscheint, Neupflanzungen und Verbesse- rungen auszuführen. Im Laufe der Jahre ist noch manche öde Fläche, mancher kahle Hang begrünt, Morast in Garten- flächen umgewandelt worden. Die neuesten Schöpfungen sind eine meisterhaft aufgeführte Trockenmauer mit ent- sprechendem Pflanzenwuchs, eine mit Felsen- und Alpen- pflanzen begrünte Steinpartie mit Treppenanlage, beides auf untenstehender Abbildung sichtbar, und ein Staudengarten, der zugleich die Stelle als Schulgarten vertritt. Diese Neuanlagen liegen an der Schloßvorstadt, in nächster Nähe der historischen Schloßkirche, in welcher Martin Luther beigesetzt ist. Der hohe, malerisch gestaltete Turm dieser Kirche beherrscht die ganze Gegend. Abbildung Seite 317 zeigt ihn von einem hübsch ausgestalteten Parkteil aus gesehen. Die ganzen Anlagen auf dem Festungsgelände sind durch- weg landschaftlich gehalten, was schon durch die stark be- wegte Gestaltung geboten erschien. Teppich- und Blumenbeete fehlen vollständig, einmal, weil sie überhaupt nicht in den landschaftlichen Rahmen passen, dann aber auch, weil keine Stadtgärtnerei zur Verfügung steht, sondern nur ein Anzucht- garten für Gehölze und Stauden. Zum Blumenschmuck der Parkpartien werden ausschließlich winterharte Stauden ver- wendet, aber auch schönblühende Ziergehölze aller Art sind in reichster Fülle vorhanden. Zur Zeit meines Besuches prangten die Anlagen im überreichen Blütenschmuck der Gehölze. Zu wünschen wäre nur eine vermehrte An- pflanzung schön- blühender Wild- rosen, die auch bei späteren Pflanzun- gen besonders be- rücksichtigt werden sollen. Die allergrößte Wasserfläche ist der sogen. Schwanen- teich, dessen wei- tere gärtnerische Ausgestaltung Herr Stadtrat Leonhardt in Angriff genom- men hat. Hiervon ist leider das Nord- ufer ausgeschlossen, da es an fiskalisches Gelände grenzt. Aus verschie- denen Teilen der Stadt führen die Wege in die An- lagen. Besonders anmutig ist der Weg, der vom Gym- nasium nach dem Schwanenteich hin- unterführt und ganz XX, 27 Die Gartonwelt. 315 mit Gehölzblüten überschüttet war. — Neben den bereits oben erwähnten Denkmälern befinden sich noch ver- schiedene andere zerstreut in den Anlagen, so am Schwanen- teich ein Gedenkstein zu Ehren des Musketiers Steinert (der am 9. Dezember 1883 hier ertrank, als er vier auf dem Eise eingebrochenen Kindern das Leben retten wollte), ein Kriegerdenkmal, der Batteriestein, zum Andenken an die hier bei der Beschießung Wittenbergs im Jahre 1814 er- baute preußische Breschbatterie, und am Eingang in die Anlage, vom Bahnhof komnnend, ein Gedenkstein für die in den Kämpfen in China und Südwestafrika Gefallenen, der am 23. April 1911 eingeweiht wurde. Schräg gegenüber diesem Gedenkstein steht die Luthereiche, die an Stelle der 1813 mit mehr als 100000 Obst- und Alleebäumen von den Franzosen niedergehauenen Luthereiche gepflanzt wurde ; sie hat sich zu einem Prachtbaum entwickelt. Der in der Entstehung begriffene Volkspark wird etwa 12 ha Größe umfassen. In den Wittenberger Anlagen wird nur ein gelernter Gärtner beschäftigt, daneben natürlich nach Bedarf Arbeits- kräfte. Der städtische Gartenetat beträgt rund 10 000 M, eine im Verhältnis zur Größe der Anlagen winzige Summe, mit welcher sogar noch die Aufwendungen für kleinere Neu- anlagen und Neupflanzungen bestritten werden. Wittenberg ist im wahren Sinne des Wortes eine Garten- stadt, nicht nur durch die städtischen Anlagen, durch die landschaftlich schöne Umgebung, sondern auch durch die reich mit Bäumen bepflanzten Vorstadtstraßen und durch seine zahlreichen von Gärten umgebenen Villen. Auf den Feldern werden viel Maiblumentreibkeime gezogen. Viele Landhäuser sind mit Schling- gewächsen beklei- det, vorzugsweise mit Glycinen, die fast durchweg sel- ten üppige Ent- wicklung zeigen und zurzeit mei- nes Besuches ge- radezu mit Blü- tentrauben über- schüttet waren. Vielfach findet man die Walnuß als Straßenbaum in starken Stäm- men vertreten, die, so weit sie sich nicht im fis- kalischen Besitz befinden, als be- schlagnahmt ge- zeichnet waren. Nach Besich- tigung der Stadt u. der städtischen Anlagen war es uns noch ver- gönnt, im Auto eine ausgedehnte Rundfahrt um die Stadt und, an den Gefangenenlagern vorüber, in das ausgedehnte Industriegelände Klein-Wittenberg, Piesteritz, Reinsdorf zu machen, wo ganz besonders die riesigen Werke der Westfäl. -Anhaltischen Spreng- stoffaktiengesellschaft und der neu errichteten, zum Teil noch im Bau befindlichen Reichskalkstickstoffwerke unser Interesse erregten ; letztere werden der deutschen Landwirtschaft und dem deutschen Gartenbau hoffentlich hinreichenden Ersatz für den ausbleibenden Chilisalpeter liefern. Topfpflanzen. Phormium tenax, der neuseeländische Flachs, ist eine alte, heute fast vergessene Kalthauspflanze, die sich auch zur Aus- schmückung aller möglichen Räume eignet, auch solcher, in welchen andere Pflanzen rasch zugrunde gehen. Am wohlsten fühlt sie sich in kühlgehaltenen Wintergärten ausgepflanzt. Für Dekorations- zwecke wird sie in Töpfen oder Kübeln gehalten, im Sommer im Freien gepflegt und in kühlem Raum überwintert. In milderen Gegenden, so in Südungarn, kann sie auch mit oder ohne leichte Decke im Freien durchwintert werden, ja, Phormium tenax kommt sogar an der österreichisdien Riviera verwildert vor. Obwohl diese neuseeländische staudenartige Blattpflanze in jeder Hinsicht hart ist, kommt sie doch als Zimmerpflanze nicht in Frage. Zur Blüte gelangt Phormium tenax bei uns selten, deshalb erfolgt die Ver- mehrung in der Regel durch Teilung. Man bringt die geteilten Pflanzen auf einen halbwarmen Kasten. Außer der genannten Art findet man gelegentlich noch zwei andere in Kultur, Ph. Hookeri mit schwertförmigen Blättern, die nicht so steif sind, 1888 eingeführt, und Ph. Cookianum, das auch unter dem Namen Ph. Colensoi geht. Diese Art wird nur halb so hoch als die vorgenannten, die l'/a m Höhe erreichen. Die Blätter sind bedeutend schmäler, scharfspitziger und ebenfalls Partie aus deij städtischen Anlagen \^'C'ittenbergs. L •616 Die Gartenwelt. XX, 27 g^rün. P. Cookianum kommt häufiger zur Blüte ; es ist für kleinere Felsenanlagen zu verwenden. Der Blütentrieb ragt über die Blattspitzen heraus und trägt zahlreiche, ganz ansehnliche, gelbe, 2 — 4 cm breite Blüten. Die Abart Ph. C. variegatum hat schmälere, aufrechte, spitzige, lederharte grüne Blätter, die mit 1 — 2 milchweißen schmalen Streifen geziert sind. Es ist eine reizende Pflanze, die sich überall, auch als Schmuckpflanze fürs Zimmer sehr gut verwenden läßt. Außer dieser Form gibt es eine Anzahl wunderschöne und dankbare buntblätterige Formen von Ph. tenax. Ph. tenax alropurpureum unterscheidet sich durch gänzlich purpurne und blut- rote Färbung von der Stammart. Ph. tena.\: nigro-limbatum hat bläulichgrüne Blätter mit schwarzpurpurnen Streifen, deren Spitze geteilt ist. Ph. tenax nigro-pictum hat etwa 60 cm lange und 5 cm breite Blätter. Die gelbweiße Streifung nimmt nach dem Blattfuße an Breite und Größe zu und endet schließlich in eine wunderschöne Zickzacklinie. Ph. tenax ztariegatum hat schöne, etwa 1' 2 m hohe, saftgrüne Blätter, die ihrer Länge nach mit schönen gelben und weißen Streifen durchzogen sind. Ph. tenax Veitchianum ist eine der schönsten Sorten, die sich mit ihrer leb- haften erbsengrünen Farbe und einem breiten, durch die ganze Länge und das Zentrum des Blattes ziehenden reinweißen Streifen besonders auszeichnet. H. Jirasek, Wien. Pflanzenkrankheiten. Ueber die Bekämpfung der Pflanzenseuchen. Von A. Janson. Die Erforschung der ansteckenden Krankheiten hat in den letzten 20 Jahren ungeheure Fortschritte gemacht. Wir wollen es als Gärtner neidlos anerkennen, daß daran die Botaniker ungleich viel mehr Verdienst als wir selber haben. Aber es ist vielleicht einmal an der Zeit, auf einen Um- stand hinzuweisen , der einem jeden auffällt und auffallen muß , der das geübte Auge des praktischen Pflanzen- züchters hat. Durchweg wird heute zu sehr die Pflanze rein sachlich, als Träger und Nährpflanze des Krankheitserregers betrachtet, aber als Lebewesen mit der Widerstandskraft und eigenen Wehrfähigkeit eines solchen wird sie unterschätzt. Jedenfalls wird man kaum bestreiten können, daß sich die Pflanzen- pathologen von heute reichlich mechanisch auf die Bekämpfung der ansteckenden Pflanzenkrankheiten durch Desinfektion fest- gelegt haben. Die Abtötung durch chemische Mittel ist das Schlagwort geworden , während die Empfänglichkeit und Widerstandskraft der einzelnen Art, Sorte und vornehmlich der Einzelpflanzen zu gering gewürdigt werden. Es ist ein billiges Verlangen, mit dem Imperativ der Pflicht die vorbeugende Bespritzung als unumgängliche, not- wendige Betriebsmaßregel hinzustellen. Und es steht außer Zweifel, daß die vorbeugenden Bespritzungen und Schwefe- lungen die gewünschten Erfolge zeitigen. Aber ebenso sicher ist, daß alle diese vorbeugenden Maßregeln recht teuer sind. In diesem Kriege sind sie ganz besonders kostspielig, weil die chemischen Mittel teuer und die Löhne ungewöhn- lich hoch sind ; außerdem fehlt es an Arbeitskräften. Das legt die Frage nahe, ob denn in Wirklichkeit alle diese Maßregeln in jedem Falle durchgeführt werden müssen. Ich denke hierbei besonders auch an die Bekämpfung der Blutlaus, der Blattfallkrankheit und andere, zu deren Be- kämpfung ein behördlicher Zwang ausgeübt wird. In den zahlreichen und umfangreichen Betrieben, in welche ich als Oberleiter oder sonstwie Einblick besitze, lohnen bei- spielsweise die Kupferkalkbespritzungen nur in guten Jahren. Bei den üblichen Kupfervitriolpreisen stellen sich die sommer- lichen Bespritzungen eines ausgewachsenen Hochstammes be- reits auf 70 Pf. Das ist nicht eben viel, aber doch wieder recht viel im Hinblick auf die Kosten, welche der Baum an sonstigen Ausgaben zu tragen hat. Die Rechnung stellt sich in schlechten Jahren einfach so, daß die Kosten der Bespritzung und Schwefelung blank zu- gesetzt werden. Für jeden nachdenklichen Betriebsleiter entsteht deshalb die Frage, ob die Bespritzungen in Jahren mit schlechtem Ansätze vorgenommen werden können und sollen. In früheren Arbeiten habe ich darauf hingewiesen, wie außerordentlich groß die Ertragsschwankungen im Obst- und Weinbau sind. Fälle, daß eine Pflanzung in diesem Jahre 6000 M, im nächsten nur 2 M bringt, sind danach durchaus nicht selten. Wenn demgemäß in schlechten Jahren der ausgewachsene Baum oft nur wenige Pfennige Rohertrag gewährt, ist die Erörterung gewiß von Interesse, ob zu den sonstigen Mehrausgaben nun auch jene für derartige Arbeiten sich gesellen sollen. Diese Ausgabe hat nur dann ihre innere Berechtigung, wenn die Bespritzung für die Gesundheit des Bestandes er- forderlich ist. Nun lehren aber meine Beobachtungen und Erfahrungen, daß die übliche winterliche Bespritzung in früchte- armen Jahren, gründlich und rechtzeitig vorgenommen, dazu durchaus genügt, also die 2 — 3 Sommerbespritzungen sehr wohl wegfallen können. Sie sind die wesentlich teuereren; denn wenn auch wegen der schwächeren Brühe der Stoff- verbrauch gering ist, so ist doch der Arbeitsaulwand gleich. Mit Ausnahme der Kräuselkrankheit der Pfirsiche'ist die Ansteckungsgefahr durch fallendes Laub nicht in solchem Maße vorhanden, wie zumeist angenommen wird. Wenn die winterliche Bekämpfung gründlich durchgeführt und beim herbstlichen Pflügen und Graben das Fallaub untergebracht oder zusammengeharkt und vernichtet wird, ist die An- steckungsgefahr auf ein äußerst geringes Maß zurückgesetzt. Wie schon eingangs betont wurde, rechnen die rein wissenschaftlich geschulten Leute vom Bau viel zu wenig mit der Kraft der Pflanze, sich gegen derartige Erkrankungen zu wehren. Vor etlichen Jahren, und das ist bezeichnend, hatte ich mit dem Hannoverschen Naturwissenschaftler Dr. Voges in dieser Beziehung eine Auseinandersetzung. Entgegen meiner Ueberzeugung von der innewohnenden Widerstands- kraft, behauptete er beispielsweise, daß es keine Obstsorte gäbe, welche gegen die Schorfkrankheit unempfindlidi sei. Jeder erfahrene Obstzüchter wird mir aber bestätigen können, daß beispielsweise der Charlamowsky rundweg als schorffrei bezeichnet werden kann. Das darf natürlich nicht derart aufgefaßt werden, daß nie und unter keinen Verhält- nissen je ein Baum dieser Sorte mit geringem Befall von Schorf gefunden wird. Ist die Sorte auch an sich hochgradig unempfindlich, so gibt es doch vereinzelt immer Stämme unter ihr, die gelegentlich mehr oder minder leichten Befall aufweisen. Meistens läßt sich aber dann auch nachweisen, daß örtliche Ungunst der Verhältnisse solcher Erkrankung Vorschub leistete. Wie es zweifellos Sorten gibt, die zu manchen Krank- heiten mehr als andere neigen, so gibt es nicht minder unter den Sorten Einzelbäume, die den verschiedenen Krankheiten mit besonderer Widerstandskraft begegnen. So bemerkt man bei den zum Krebs neigenden Apfelsorten Stettiner und der Großen Kasseler Renette sehr häufig Bäume, die selbst unter ungünstigen Verhältnissen krebsfrei bleiben, auch in ihrer Nachkommenschaft, trotzdem die Nachbarbäume mit Krebs- XX, Die G a, r t '.■ u w e 1 1. 317 geschwülsten überladen sind. Es gibt Bäume von Harberts Renette, welche dauernd von der Stippe verschont bleiben, trotzdem diese Krankheit Eigentümlichkeit dieser Sorte ist. Und die Goldparmäne, die sonst äußerst unter Schorf leidet, ist in zahlreichen Bäumen der Abart mit hochgebauten Früchten oft dauernd rein. Selbst in Hinsicht auf Insekten- fraß findet der scharfe Beobachter nicht nur Sorten, die unbefallen bleiben , sondern innerhalb der Sorte einzelne Bäume, an welche die Tiere nicht gehen. Ich habe vor einigen Jahren an der Landstraße von Würz- burg nach Ochsenfurt außerordentlichen Befall durch die Apfel- gesplnstmotte beobachten können. Abwechselnd standen dort Bäume der hochkronigen Goldparmäne mit der breitgebauten Baumanns Renette. Erstere Sorte war im großen und ganzen bis auf die Blattstiele kahlgefressen, während die Baumann gemieden worden war. Aber innerhalb dieser Verschieden- heit machten sich doch auch wieder Bäume beider Sorten bemerkbar, von denen die Raupen nach einigen Fraßversuchen abließen und abwanderten. Aehnliche Beobachtungen kann man auch sonst machen. Ich bin der festen Ueberzeugung, daß es im Sinne eines gesunden Fortschrittes liegt , wenn unsere Forscher diese Fähigkeit vieler Einzelpflanzen, sich zu wehren, nicht aus den Augen lassen und ihr Augenmerk ihrer Auswahl zuwenden. Es scheint, als wenn unsere Gelehrten mehr Fühlung mit der gärtnerischen Praxis suchen und gewinnen müssen, und nicht nur mit dem Mikro- skop und dem Reagens- glase, sondern auch mit gärtnerischen Augen zu sehen lernen sollen. Viel- leicht ist es auch die von den meisten Theoretikern gepflegte Richtung, solche besondere Fälle auszu- schalten, um zu endgültigen Erfolgen und Schlüssen zu gelangen, die in Wirklich- keit nur Unvollkommenes geben können. Jedenfalls wissen wir von Sorauer, der zweifellos nicht nur der bedeutendste Pflanzen- pathologe der letzten 25 Jahre gewesen ist, sondern gleichzeitig auch ein gärt- nerisch hervorragend ge- schultes Auge besaß, daß ihm seine Bestrebungen im Sinne dieser Ausführungen oft nicht förderlich gewesen sind. Das möchte anders werden; denn wer Gärtner und Landwirt ist, weiß, daß Sorauer im Recht war, trotzdem er die über- wiegende Mehrzahl seiner Fachgenossen nicht zu seiner Meinung bekehren konnte. Gehölze. Aus den städtischen Partie mit Turm Platanenrinden. Die „morgenländische" Platane, PL orientalis, ist nicht bloß in Kleinasien, wie meist geschrieben wird, zuhause, sondern erst recht in Griechenland und auf seinen Inseln. Sie bildet Riesenstämme, deren Rinde nicht oder nur sehr wenig und gelegentlich abschülfert. Manchmal konnte ich ganz kleine, rund- liche Plättchen leicht abnehmen, an anderen Orten wollte es nicht gelingen. Junge Rinden sind dunkelgrau. Gelingt es, die alten Schülferchen abzuheben, so erscheint die zutage kommende innere Rinde grünlichbraun oder braun. Die alten Stämme erscheinen schwarzgrau, fast schwarz, jedenfalls sehr düster, es scheint aber, als ob es örtliche Abweichungen gibt. Fast ebenso verhält sich Ptatanus cuneata, die in Kleinasien, sehr wahrscheinlich aber auch in Griechenland wild vorkommt. Ihre Rinde ist jedoch rauher als die der vorigen, und die lösenden Schülfer bleiben sehr lange Zeit haften ; wo sie aber lösbar, sind sie dicker als die der verwandten morgenländischen Spezies. Es will ein scharfes Auge, diese beiden Rinden zu unterscheiden und die Art nach ihnen festzustellen. Die Rinde der prächtigen Ptatanus digitata verhält sich fast so als die der orientalis, nur erscheint sie um eine Kleinigkeit heller und schülfert etwas leichter. Die Rinde alter Bäume der kretischen, hocheleganten Platane, Platanus cretica, ist mir nicht bekannt, doch läßt sich ohne weiteres schließen, daß sie sich wie diejenige der PI. orientalis oder digitata verhält ; dieser letzteren steht sie ohnehin sehr nahe und zeichnet sich durch besonders schön gelapptes, tief gebuch- tetes Laub aus. Eine persische Platane, die Dodes PI. orien- talior benannte, verhält sich in Sachen der Rinde ganz wie PI. Orientalis. Daraus ergibt sich zunächst, daß PI. acerifolia die einzige europäische Spezies ist, deren Stämme malerisch weiß er- scheinen und deren Rinden in mehr oder weniger großen, oft meterlangen Platten abgestoßen werden, bei alten Bäumen auch von den Aesten. Nun kommt das Seltsame. Auch PL occidentalis Nord- amerikas hat dunkle Rinde, etwas weniger düster als orientalis. Diese Rinde ist am unteren Stamme bei alten Bäumen oft rissig und nicht abfallend, wohl aber schülfert sie weiter oben am Stamme, und oft sehr leicht und reichlich. Diese sehr kleinen Schülferchen sind dunkelbräunlich, während die innere Rinde, das sind die kleinen bloßgelegten Flecke, gewöhnlich dicht zusammenge- rückt, ein hübsches helles Grau zeigt, das, etwas blaßgelblich gemischt, eigentümlich wirkt. Grade am eigentümlich ge- färbten Stamme erkennt man am besten die richtige occi- dentalis. Vieles was unter diesem Namen geht, [siPlatanas Anlagen Wittenbergs. densicoma oder auch wohl PL der Schloßkirche. racemosa. ^0 ^^^HrjB^DK raBVH ||^VH ' *S r^^lBm ^^Bi^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^H^'' I^^H ^^^^p- 318 Die Gartenwelt. XX, 27 Schülfert diese Amerikanerin, was, wie gesagt niclit allemal der Fall, so dunkeln die freigelegten unteren Rindenteile bald nach. Das ist übrigens bei allen Platanenstämmen so, nur hat aceri/olia den schönen Vorzug, immer helle zu sein, in schönen Chamaeleonfarben zu prangen, etwas birkenartiges zu haben und zum Farbenstudium einzuladen. Man erkennt sie an ihren Stämmen aus bedeutender Ferne. Wie soll nun diese stolze Platane ein Bastard der orientalis und occidentalis sein? Ausgeschlossen, ganz undenkbar. Auch hat sie keinerlei hybride Anlagen und ist durchaus nicht „hyste- risch", wie es Bastarde zu sein pflegen. Also Schwamm über diesen neuesten Unsinn, er verwirrt immer noch mehr, so daß wir uns mit dieser .willkürlichen These immer weiter in das Labyrinth der Platanenunkenntnis verrennen. Aceri/olia ist eine stolze, feine, reine Spezies, deren Heimat Süditalien ist, trotz Plinius, trotz Platanenluxussteuer des Nordens und im Altertum, und trotz aller Thesen und Vermutungen der Stubengelehrten. Die alten Hellenen haben so wenig als die Römer ihre Platanen- wildnisse an den Waldbächen oder in deren Rinnsalen beachtet, umsoweniger, als diese Bäume meist im Gebirge wilde Schluchten einnehmen und bevölkern, Schluchten, aus denen die Wogen der gesammelten Regenmengen zur Winterszeit mit elementarer Gewalt hervorbrechen, Kies, Felstrümmer und Blöcke wälzend, um sie über Täler, Felder und Ortschaften zu führen. Varietät und Hybride sind verschiedene Begriffe. Eine Abart ist noch lange keine Hybride. Also durften wir in diesem Falle Hochstämmige Zwergkirschen (Prunus Chamaecerasus salicifolia). Nach einer vom Verfasser für die «Gartenwelt" gef. AufDahme. keineswegs schreiben: PI. orientalis var. aceri/olia, sondern so sie entschieden ein Bastard, mußten wir folgerichtig schreiben Platanus orientalis X occidentalis und für den Handel einfach : aceri/olia. Dieser Name war auch etwas unglückllcli gewählt, denn Ahorn- ähnlichkeit haben die Blätter aller bekannten Platanen, etliche viel- leicht mehr noch als die der aceri/olia. Hellere Rinden als occidentalis haben andere amerikanische Platanen, z. B. PI. racemosa und Wrightii; auch PL me.xicana trägt seltsame, grünlich- hellgraue Rinden. Im Alter aber verdunkeln sie alle und werden an der oder nahe der Basis dunkel aschen- farben, fast schwarz. PL densicoma verhält sich ungefähr so wie occidentalis. Sprenger. Zwergkirsche als Hochstamm. Die Zwergkirsche, Prunus Chamaecerasus salici/olia (P. myrti/olia pendula hört.), ist hodi veredelt als Alleebaum von hervorragendem Zierwert. Sie bildet reizende, kugelige Kronen mit leicht und gefällig überhängenden Zweigen, welche vom leisesten Windhauch hin und her bewegt werden. Wie schon der Name besagt, hat das Blatt große Aehn- lichkeit mit der Belaubung der Weiden. Wenn sich im Mai die Bäume über und über mit den kleinen weißen Blütchen bedecken, so bieten sie, wie aus der Abbildung Seite 319 ersichtlich, einen malerischen Anblick. Für kleinere Zieralleen und als Schaubaum ist Prunus Chamaecerasus salici/olia gleich wertvoll. Als Straßen- baum in weiterem Sinne des Wortes kommt sie ihres spärlichen Wuchses wegen wohl nicht in Frage. E. Tiltak. Vogelschutzgehölze. Als recht von Natur aus, also ohne Schnitt, für diese Verwendung geeignet, möchte ich hiermit auf zwei Gehölze hinweisen, auf den immergrünen Feuerdorn, Crataegus pyracantha, und auf die zweigestaltige Esche, Fraxinus dimorpha. Beide Gehölze bilden ohne jedes Zutun dichte, reichverzweigte Büsche mit reicher Astgabelung, auf welcher die Vogelnester sicher ruhen und ziemlich sicher durch scharfe Wehr gegen die Nach- stellungen von Katzen und anderem Raubgetier, sowie gegen Bubenhände geborgen sind. Ersterer Strauch ist geschützt durch die in jedem Blattwickel stehenden, sehr spitzigen Dornen, die sich zuletzt in gefährliche Zweigenden auswachsen, letzterer durch seine großen, sehr harten, gekreuzten Zweigdornen. Da beide Sträucher geschlossen wachsen und nicht sehr hoch werden, bilden sie bald ein dichtes Gebüsch ; sie werden das ganze Jahr von Vögeln beflogen. Außerdem sind beide Gehölze zwei schöne, interessante Sträucher für die Landschaftsgärtnerei, der Feuerdorn in erster Linie mit seiner dichten dunkelgrünen Belaubung. Er bleibt den ganzen Winter über frischgrün, höchstens daß die im Herbst nicht voll- ständig ausgereiften Triebe bei ganz starker Kälte etwas bräunen. (Wenigstens macht es unsere Pflanze so, in Vilmorins Blumen- gärtnerei wird er allerdings als frostempfindlich beschrieben.) Dazu kommt im Herbst, namentlich hei der Varietät Lalandii, ein herr- licher Schmuck feuerroter, haltbarer Beeren, welchen auch die Vögel gern nachgehen, wodurch er doppelt empfehlenswert für Gartenausschmückung wird. Trotz seiner Kurztriebigkeit nimmt er doch schnell im Umfang zu. Die in unserm Garten steherde Pflanze wurde vor zehn Jahren mit einem ungefähren Durchmesser von 1 m an ihren jetzigen Platz gesetzt. Dieser Durchmesser hat sich jetzt auf einen solchen von nahezu 5 m vergrößert, so daß in diesem Strauch ein ganzer Teil unserer gefiederten Gartensänger Zu- flucht findet. Aber auch die zweigestaltige Esche ist in der Landschafts- gärtnerei gut verwendbar. Nicht sehr hoch werdend, baut sie sich hübsch rund und ist somit, auch durch ihre feingefiederten, bläulich- grünen Blätter, ein besserer Vorpflanzstrauch vor dunklen Koniferen- gruppen. Der Feuerdorn wurde schon im „Bosse" 1859 als ein sehr brauchbares Gehölz bezeichnet. (Fr. dimorpha wird schon in Steudels botan. Nomenklatur von 1840 erwähnt.) Daß beide Gehölze noch keine größere Verbreitung gefunden haben, ist ver- wunderlich ; es ist wohl auch auf die besonders in den letzten zwei Jahrzehnten stark hervorgetretene Sucht nach fremdländischen Sachen sowie Neuheiten zurückzuführen, wodurch alte, gute Pflanzen ganz in den Hintergrund gerückt wurden. Voigtländer. XX, 27 Die Garte aweit. 3W Orchideen. Dendrobium chrysotoxum Ldl. Die Orchideengattungf Dendrobium wurde im Jahre 1800 von dem schwedischen Botaniker Olaf Swartz in Upsala aufgestellt. Nur neun Arten waren damals bekannt. Heute wird die Gesamt- zahl der eingeführten und in Herbarien aufbewahrten Arten auf 900 geschätzt. Das Verbreitungsgebiet dieser Epiphyten erstreckt sich über riesige LUnderstrecken der alten Welt. Besonders zahlreich kommen sie in Indien, auf den Inseln des Stillen Ozeans, auch an der Ostküste von Australien und nach neueren Forschungen von Dr. Schlechter auf Neu-Guinea vor. Im Aufbau weichen die Arten unter sich erheblich voneinander ab, sie stellen oft gedrängt wachsende Tuffs mit kleinen, dünnen Bulben dar, andere besitzen solche von 3 m Höhe, und dazwischen begegnen wir Typen in jeder Bulbengröße in sehr abweichenden Formen. Manche Arten, wohl die meisten, besitzen ausschliefilich botanischen Wert; von den schön- und reichblühenden Arten wur- den in der „Gartenwelt" bereits eine Anzahl abgebildet und be- schrieben. Auf eine ältere, für Schauzwecke sehr geeignete Art möchte ich in Nachstehendem aufmerksam machen ; es ist Dendro- bium chrysotoxum, in Unter-Burmah weit verbreitet. Es wächst in der Ebene und steigt bis zu 1000 m hoch in den Bergzügen empor. Die Bulbenform ändert sich nach dem Vorkommen ; robuste Pflanzen der Ebene haben keulenförmige, gerippte, bis 20 cm lange Bulben, während dieselben bei den Bergpflanzen verkürzt gestaltet sind. Die ledri- gen, meistens länglich-ovalen, dunkelgrünen Blätter sitzen zu 2 — 6 nahe dem Bulbenende bei- sammen ; sie sind von mehr- jähriger Dauer. Die Blüten- trauben erscheinen von Ende April an in reicher Anzahl nahe den Bulbenspitzen und sind recht haltbar. Bei kräftigen Pflanzen stehen nicht selten bis 25 ein- zelne Blüten am Stengel. Ist dann eine Schaupflanze, wie die abgebildete, mit 70 solcher Blütentrauben behangen, so kann man sich von ihrem Wert leicht eine Vorstellung machen. Die einzelne Blüte mißt etwa 5 cm ; ihre ausgebreiteten Sepalen und Petalen sind goldgelb ge- färbt. Auf der am Rande ge- fransten, oberseits samtig be- haarten Lippe befindet sich ein orangegelber Fleck. Bei der wert- volleren Varietät suavissimum, welche meistens etwas gedrun- gener als die Stammform der Ebene gebaut ist, besitzt die Lippe einen braunroten Fleck. Dendrobium chrysotoxum ge- deiht hier gut im gemäßigt warmen Hause nahe dem Glase. Der ganze Aufbau der Pflanze weist auf großes Lichtbedürfnis hin. Erst spät im Frühjahr be- ginnt die Wachstumszeit, aber die Bulben und Blätter erreichen dann in kurzer Zeit ihre normale Größe. Obschon eine leicht- Dendrobium chrysotoxum (oben) und nobile (unten). Nach einer im Palmengarten zu Frankfurt a. M. für die „Gartenwelt gefertigten Aufnahme. wachsende Art. muß dieser Erscheinung in der Kultur Rechnung ge- tragen werden, d. h. sobald der neue Trieb erscheint und lebhafte Wurzeltätigkeit einsetzt, verlangt die Pflanze etwa 2 Monate lang höhere Luftfeuchtigkeit und Wärme sowie ausgiebige Bewässerung. Nach Erhärten der Bulben bringt man sie ins gemäßigt warme Haus zurück und mäßigt die Wassergaben. Im Winter wird nur selten und nie durchdringend gegossen. Zum Verpflanzen wähle man, wenn solches nach Jahren nötig erscheint, Holzkörbe oder durch- lochte Schalen. Das Pflanzmaterial sollte von grober, durchlässiger Beschaffenheit sein , vorwiegend Farnwurzeln auf recht hoher Scherbenlage. Ein Teil der zehrenden alten Bulben ist beim Ver- setzen abzunehmen. Die Pflanze ist mittelst Bleidraht oder Stäben im neuen Kulturgefäß etwas erhöht zu befestigen. Von schädlichen Insekten wird D. chrysotoxum nur selten befallen ; die ausgereiften Bulben und Blätter sind dem Thrips und der roten Spinne an- scheinend zu hart, aber an den noch weichen Blättern siedeln sie sich bisweilen an. Auf eine flache Schildlaus, die sich mitunter an den Bulben unter den Häuten einnistet, ist zu achten; dieselbe befällt auch andere hartblättrige Dendrobium und läßt sich nur schwer vertilgen. E. Miethe. Sumpf- und Wasserpflanzen. Altes und neues von der heiligen Lotes. Nelumbo nucifera ist uns im heiligen Deutschen Reiche wohlbekannt. Wir finden die üppig wuchernde Tropenwasser- pflanze mit den Riesenblumen in allen Botanischen Gärten, oft als Unkraut in den Wasserbecken, alle anderen Bewohner erdrückend, sofern man sie nicht im Zaume hält. Das wäre das Alte an ihr. Neues gäbe es genug. Ich fürchte, mein Blatt Papier reicht nicht aus, all ihre Schönheiten recht zu preisen. Sie ist die schönste oder gehört zu den schönsten und gewaltigsten Blumen der Erde und erscheint so gewaltig, so voller Einfachheit und Wunder, daß man schier an über- irdische Herkunft denkt, wenn man sie zum ersten Male im Freien, in ungeheuren Massen, ganze Teiche, Flüsse oder Landseen über- ziehend, erblickt. Ein solcher kilometerweiter Nelumbosee ist irgendwo in Toskana in wasser- reicher Gegend, unweit Pisa und Viareggio, bei Torre del lago. Ihr Wuchs ist so voller Leben, Kraft und Gewalt, daß sie die See- ufer erklettert, durch Wege und Straßen bricht, um sich auszu- dehnen und die gegenüberliegen- den Gräben und Ufer zu er- reichen, um nun auch diese Wasser zu beherrschen. Ihre laufenden Rhizome erreichen in einem Mitlel- meersommer bis über zehn Meter Länge ; sie würden, wenn der kühle Herbst und Winter ihrem Siegeslaufe nicht entgegenträte, ins Unendliche weiter rennen, so die Wasser endlos wären. Ich pflanzte vor etwa zehn Jahren aus Japan bezogene Nelumbo in einem Küstenflusse, dessen Grund mit Humus aller Art aus Laub, Tierleichen usw. bedeckt und sehr 320 Die Gartenwelt. XX, 27 flach und schlammig war, im März aus, d. h. ich versenkte sie in Weiden- körben, um sie ihrem Schicksale zu überlassen. Alsbald entwickelten die Pflanzen üppige Ausläufer mit gegliederten Stengeln, deren jeder Knotenabsatz ein wunderbares Blatt als Fahne und Wahrzeichen über alle Wasser in die Lüfte sandte, um im Sonnenschein zu leben, zu baden und zu sammeln. Schirmend warf es seinen smaragdenen Schatten, in dem die Fische lustwandelten. Auf diese Weise konnte ich den geraden Lauf dieser Rhizome in einem Toskana- Sommer genau messen; er ging über zehn Meter hinaus. Eines hatte ich vergessen. Das Küstenflüßchen verlief sich des Sommers im Küstensande und seine Wasser standen still ohne Abfluß, ohne aber zu stocken. Des Winters aber, wenn die Meereswogen hochtürmend zu Lande brausen, drängen sie bis in das Herz der grünen Wiesen hinter den Strandwäldern, so daß Fluß und Wiesen überschwemmt werden. Das war der Tod der heiligen Lotos, die keine Salzflut ertragen können. Alles was Japangärten mir anboten, hatte ich in diesen Fluß versenkt, und alle kamen um. Etliche davon zeigten sich weniger ausdehnungsfähig, andere, und darunter die typischen Formen, am tollsten ausholend. In ganz Italien, selbst in Mailand, sind diese riesenblumigen Lotos winterhart. Wenn man von solchen Freilandpflanzen Bohnen, d. h. Samen sammelte, so könnte man sie sehr, sehr wahrschein- lich soweit abhärten, daß sie auch in geschützten Lagen, Teichen oder Tümpeln Süddeutschlands, überwintern würden. Wille und Ausdauer machen stark und überwinden viel. Warum nicht auch den heiligen Lotos ? Es friert z. B. in Bologna und Padua ganz tüchtig, aber dennoch züchtet man ihn in den Teichen. Sinnende, denkende Gärtner Deutschlands können sich den Hochgenuß der wunderbaren Blüten im kleinen ganz gut über Sommer im Freien verschaffen, wenn sie sich Samen abgehärteter Lotos verschaffen, sie kühl im Freien an warmer Mauer in passende Gefäße aussäen, die jungen Pflanzen ganz im Freien erziehen, dann licht und halbtrocken ohne Wasser aber im Schlamme un- gestört in frostfreien Räumen überwintern, um sie endlich im Mai in gut vorbereitete, ausgemauerte Erdgruben in wärmster Lage auszupflanzen, ohne Störung oder Teilung. Sobald diese jungen Sämlinge treiben, wirft man ihnen alle paar Wochen reichlich Schaf- und Ziegenmist in das Wasser, das sie recht tief um- spülen soll, und man wird seine Wunder erleben. Sie blühen auf solche Weise im zweiten Sommer reich und sehr schön. Die Blüte ist die Pracht des Juli- oder des Augustmondes. Alles an gutgezogenen Lotos ist am rechten Orte schön, prächtig, interessant und voller Ueberraschungen. Ueber die Prachtblüten, das schöne Laub will ich nicht weiter reden. Nur aus Samen gezogene Lotos ändern stark ab und geben endlos neue Formen. Aber diese Fruchtstände voller Wunder! Diese seltsamen Samen- körner und alles was mit ihnen zusammenhängt. Da hat das Schauen und Staunen kein Ende. Wie Mohnköpfe ragen die Millionen Fruchtstände frei über wogende Laubfelder, neigen ihre Häupter der Morgensonne, um mit ihr nach Westen zu ziehen. Es ist ein leises, dem aufmerksamen Auge wohl sichtbares Wenden und Verziehen, solange bis die großen, eirunden oder runden Samen völlig reiften. Jede Lotosbohne hat auf der grünen Ebene der Mutter die eigene Kammer, deren Zahl oft wechselt. Manch- mal sind es bloß zwölf, öfters viel mehr. Mit einem feinen, kaum sichtbaren Faden haftet die Lotosbohne mit der Mutter zusammen. Jedes Korn trägt an der Spitze einen mehr oder weniger scharfen Nabel. Langsam vollzieht sich der Wandel zur Reife, langsam verschwindet das saftige Grün des Bettes, die Stengel trocknen ein. Alles bräunt sich, die Kammern öffnen und weiten sich, um den Kindern die Wahl zu lassen, früher oder später in dem nassen Bett der Mutter ein eigenes Heim zu suchen und den Kampf mit ihr aufzunehmen. Die Häupter neigen sich, indem sie die Stengel schwanenhalsartig tragen, und die schwereren Samen werden abgestoßen, fallen ins Wasser, überwintern im Schlamme, um kommendes Frühjahr neues Leben zu gewinnen. Trocken auf- bewahrt, halten aber die Samen etliche Jahre ihre Keimkräfte. Der Lotossee von Torre del lago ist stellenweise zwei Meter tief und dennoch vollständig von den Pflanzen durchwachsen. Sprenger, Plaudereien. Die Symbolik der Friedenspflanzen. Auch ein Kapitel der Kriegsbotanik. Von F. Nemitz, Charlottenburg. Durch alle Völker geht das weltewige Sehnen nach Frieden; wenn die Sonne mit ihm die Welt segnet, daß er erhalten bleibe und ewig währe ; wenn der Krieg unermeßliche Kultur- werte zerstört, daß er das Glück von Haus und Herd den Menschen bald wieder geben möge. Und wohl überall und zu allen Zeiten knüpft sich diese Sehnsucht gern an ein Symbol aus der grünenden und blühenden Welt ringsum, auch da, wo eine verfeinerte Kultur den Menschen anscheinend der Natur entfremdet hat. Noch heute werden wir wie unsere germanischen Altvordern die heimkehrenden Sieger mit Eichenlaub kränzen, aber das eigentliche Symbol des Friedens für die gesamte christliche Welt ist die Palme. Man mödite geneigt sein, diese Verehrung auf die schöne Erzählung von dem Einzug in Jerusalem zurückzuführen, aber es liegt hier ein anderer, uralter Völkerbrauch zugrunde. Schon auf altägyptischen Wandgemälden erscheinen die um Frieden bittenden Nubier mit mannshohen Palmwedeln in den Händen, und der Ausdruck „Friedenspahne" ist den meisten Sprachen des Orients geläufig. Die Palme, insonder- heit die Dattelpalme, ist eben der Oasenbaum der Wüste, unter deren nickenden Kronen Freund und Feind ihre Kara- wanen tränken und ruhen lassen. Morgen- und Abendland haben sich so die Friedenspalme erkoren, aber die Welt ist groß und unter anderem Himmel blühen andere Blumen. Auch sie waren und sind oft Friedenssymbole, wobei eine kleine Episode aus Englands besseren Zeiten erwähnt sein möge. Es war zur Zeit der napoleonischen Kriege. Der Korse, mit dem Britannien niemals richtig Frieden geschlossen hat, ließ seiner Gattin Josephine in Malmaison ein viel- bewundertes Lustschloß einrichten, zu dem für ihre Zeit großartige Gewächshäuser gehörten, für die u. a. eine kost- bare Schiffsfracht Orchideen auf einem Sonderschiff aus West- indien bezogen wurde. Der herrliche Blumentransport fiel aber unterwegs den Engländern in die Hände. Der Befehls- haber der Flotille, der junge Linienschiffskapitän Lord Caven- dish (damals wurden die Flottenpatente noch verkauft, so daß der reiche Adel oft ganz jung zu hohen Kommando- stellen kam) war galant genug, die Blumen als „Kinder des Friedens" der feindlichen Kaiserin zuzusenden. Das ist freilich über 100 Jahre her. Von allem Goldglanz der Poesie ist die Rose umwoben, aber in den blutigen Annalen der Weltgeschichte ist sie mit dem Krieg der weißen und der roten Rose in England un- heilvoll verknüpft ; nur über der geweihten goldenen Rose des Papstes ruht ein Hauch des Friedens. Einen auf der Stufe fast völliger Unkultur kaum vermuteten Blumenkult finden wir bei einzelnen Naturvölkern. In der Süd- see ist es der Hibiscus, eine prächtig blühende Eibischart, mit der sich nach den häufigen landesüblichen Fehden auf den Inselreichen Jung und Alt bekränzt und Friedenstänze auf- führt ; Stefan v. Kotze hat diesen Blumenfesten des Friedens beim Sternenschein und dem Funkeln der brennenden Boots- fackeln auf den Meereswellen eins seiner wild ergreifenden Australlieder gewidmet. Manche Dajakstämme auf Borneo, als habgierige „Kopfjäger" gefürchtet, hegen mit aber- gläubischer Scheu eine in ihren Wäldern seltene , blaue Orchidee als Symbol des Glückes und des Friedens für XX, 27 Die Clair t 'iiwelt. 321 das Dorf. Als vor einigen Jahren ein „Ordiideenjäger" Sampson im Auftrage eines großen Londoner Blumeneinfuhr- geschäftes die kostbare Pflanze aufspürte und in mehreren Stücken zum Transport in seine Körbe verpackte, entging er nur durch den Zufall einem qualvollen Tode, daß der holländische Unterresident gerade in dem Kampong (Dorf) anwesend war und den Leuten die Unwissenheit des Sammlers klar machen konnte. Sampson mußte aber schleunigst das Dorf verlassen, weil er die Blume hatte rauben wollen, in der der Schutzgeist des Friedens wohnte, und die als wunder- schön geschilderte Orchidee ist nie nach Europa gekommen. Bei den alten Azteken Mexikos und den Maya- Völkern Yukatans ist die spitzstachelige Agave das Bild und Blatt des Friedens ; auf zahllosen Skulpturen wie in den noch wenig entzifferten Maya-Handschriften wird sie als Symbol friedlichen Gedeihens, ähnlich wie der Mais, abgebildet, und Priester und Opfernde ritzten sich an den jährlichen Friedens- frühlingsfesten an den Blätterspitzen die Zunge blutig, um die Blutstropfen der Gottheit darzubringen. Die wilden Ghonds, die Ureinwohner der mittelindischen Gebirge, kränzen sich mit wildem Jasmin als Friedenszeichen und ähnlich tun es die kriegerischen Stämme an der chinesisch-hinterindischen Grenze — die Unkenntnis dieses Brauches hat wahrscheinlich die Katastrophe der deutschen Reisenden Dr. Brunhuber und Schmitz vor wenigen Jahren herbeigeführt. Man könnte so eine richtige Botanik der Friedenspflanzen schreiben, und die Beispiele ließen sich aus der weitverstreuten Literatur der Völkerkunde vervollständigen — aber jede wäre unvollständig, die nicht des Oelzweigs des Friedens gedächte. Nach frommer Ueberlieferung ward er einst in der Landschaft des Ararat gebrochen. Es ist die Gegend, wo heute unsere türkischen Bundesgenossen im heißen Kampfe stehen. Vielleicht wird er in Bälde hier wieder gepflückt. Verkehrswesen. Ein österreichisches Obstausfuhrverbot. In Oesterreich wurde eben eine Verordnung bezüglich der Ein- führung einer sogenannten Zuckerzusatzkarte für Obstverwertung Verlautbart, die im wesentlichen dahingeht, daß auch die Zucker- verwendung zur Obsteinmachung möglichst auf ein gesetzliches Maß beschränkt wird. Diese Verordnung hat wieder die Auf- merksamkeit des großen Publikums auf die Wichtigkeit des Obstes für die Volksernährung, auf die diesbezüglichen Verhältnisse des Außenhandels gelenkt. Wie die Blätter weiter melden, denkt die österreichische Regierung auch daran, heuer wie im vorigen Jahre in der Obstausfuhr nur ein bestimmtes Kontingent zuzulassen und die Errichtung von öffentlichen Obstdörranstalten ins Auge zu fassen. Bei den gegenwärtigen Verhältnissen sind beide Maß- regeln nur zu begrüßen. Bereits mit Verordnung vom 10. März d. J. wurde mit dem allgemeinen Getreideausfuhrverbot nicht nur die Ausfuhr von frischem Obst, sondern auch die Ausfuhr von Dörrobst und Pflaumenmus ausgesprochen. Es wurde aber im vorigen Jahre selbst die Ausfuhr nach Deutschland nur in einem bestimmten Kontingente gestattet. Es dürften daher wohl einige nähere Daten bezüglich der österreichischen Obstausfuhr von Interesse sein. Wir haben nun schon anläßlich des Blumeneinfuhrverbotes vom 8. Januar d. J.. dann der Ministerialverordnung vom 19. Februar d. J. bezüglich der Einfuhr von Südfrüchten die diesbezüglichen statistischen Daten veröffentlicht; damals waren aber nur die Einfuhrdaten zeitgemäß. Heute fügen wir den Einfuhrdaten auch noch die bezüglich der Ausfuhr im allgemeinen, sowie bezüglich der Verteilung nach den wichtigsten Bestimmungsländern bei. Wir bringen aber auch die Bewegung sowohl der Einfuhr wie der Ausfuhr während der letzten 5 Jahre zur Veranschaulichung, namentlich das Verhältnis des frischen Obstes zum gedörrten in der Ausfuhr. Es ist klar, daß bei einem so leicht verderblichen Artikel, wie Obst es ist, nur in gedörrtem Zustande ein größerer Export möglich ist. Aus den unten folgenden 3 Tabellen ergeben sich folgende Fest- stellungen : 1. Die österreichische Obstausfuhr betrug im letzten Jahre vor dem Kriege dem Werte nach gegen 32 Millionen, dem eine eigent- liche Obsteinfuhr von nahe 4 Millionen gegenüberstand, der sich noch der Artikel Pomeranzen im Werte von etwa 15 Millionen Kronen anschloß. Bei der Einfuhr kommt fast ausschließlich nur Italien in Betracht, das mit Einrechnung der Pomeranze Obst im Werte von 14,8 Millionen K lieferte. Bei den jetzigen Kriegsverhältnissen und insbesondere in- folge des Einfuhrverbots wird heuer diese Einfuhr ganz ausfallen. Uns interessiert aber jedenfalls mehr die Ausfuhr, namentlich gegenüber Deutschland und in welchem Verhältnisse das frische Obst zu ge- dörrtem und Pflaumenmus steht. Aus der Tabelle ergibt sich, daß die Obstausfuhr im Jahre 1913 im ganzen gegen 32 Millionen K betrug, wovon mehr als Neunzehntel auf Deutschland entfiel, und die sich wie nachstehend verteilt : Auf frisches Obst — mit Aus- nahme der Zwetschen — entfielen über 24 Mill. K, auf frische Zwetschen gegen 2 Mill. K und auf gedörrte Zwetschen gegen 5,5 Mill. K. Der größte Teil des gedörrten Obstes, nämlich der Pflaumen (Zwetschen), kommt aus Serbien. 2. Der Durchschnittswert der frischen Zwetschen oder Pflaumen stellt sich auf 14 K, der an gedörrten auf 50 K per Meterzentner. Es läßt sich also leicht berechnen, welche Vorteile sich aus der Errichtung von Dörranstalten ergeben würden, daß daher ein Eingreifen zur Förderung der Dörrmethode seitens der Regierung nur zu begrüßen wäre. 3. Was nun frisches Obst betrifft, so ist selbstverständlich, daß hierbei vorwiegend Wagenladungen, und zwar in loser Schüttung (ä la rinfüsa) in Betracht kommen und daß hierbei jährlich eine Steigerung wahrzunehmen ist, die durch verschiedene Ausnahme- tarife der einzelnen deutsch-österreichischen Tarifverbände ihre Förderung fand, wo im letzten Jahre im ganzen gegen 700 000 Meterzentner (7000 Waggons) im Werte von 18 Mill. K aus- geführt wurden. Die Steigerung der Ausfuhrwerte von 7 auf 18 Mill. während der 5 Jahre ist weniger auf ein Steigen der Ausfuhr- mengen als der Preise zu setzen, denn die Mengen sind während dieser 5 Jahre von 665 bloß auf 700 Mill. Meterzentner gestiegen, sind also so ziemlich gleich geblieben, aber im Werte sind sie von 12 auf 26 K gestiegen, und das erklärt auch die Steigerung der Gesamtziffern von 8 auf 18 Mill. K. 4. Die Durchschnittspreise stellten sich in loser Schüttung auf 20, in Säcken 18, in anderer Verpackung 45 und Postpaketen sogar auf 140 K. Gerade in dieser Versendungsweise zeigt sich die bedeutende Steigerung von 3 auf 4 Millionen Meterzentner, noch mehr aber bezüglich der Preise von 38 auf 140 K, also auf das vierfache. 5. Was die Ausfuhr betrifft, so hat sich dieselbe nach Deutsch- land in den letzten 5 Jahren fast durchgehends verdoppelt ; sie ist bezüglich Aepfel und Birnen von 13 auf 23 Mill., anderes Obst von 3 auf 6 Mill. und getrocknete Pflaumen von 2 auf 5,5 Mill. K gestiegen ; nur bezüglich Gurken, Kartoffeln sowie für getrocknete Pflanzen und Pflanzenteile ist ein ständiges Fallen festzustellen. Auffallend ist auch die Steigerung der Ausfuhr des frischen Obstes nach Rußland von 531 Tausend auf 1,058 Mill. und nach der Schweiz von 293 Tausend auf 1,438 Mill. K. 6. Was Hopfen betrifft, so gehört dieser Artikel allerdings mehr in die Landwirtschaft als die Gärtnerei, aber er erscheint jedenfalls wegen seiner immer steigenden handelswirtschaftlichen Be- deutung der besonderen Beachtung wert. Hier läßt sich im Jahre 1913 in der Ausfuhr nach fast allen Staaten eine wesentliche Steigerung feststellen. Aber auf diesen Artikel ist das Ausfuhrverbot vom 10. März d. J. nicht ausgedehnt, da es mit der Volksernährung in keinem oder doch nur in sehr losem Zusammenhang steht. 322 Die G arten weit. XX, 27 Tabelle I. Einfuhr. Wert in Kronen Artikel und Zollsatz Herkunftsländer Menge in q der Einheit Gesamtmenge I. Obst: Aepfel, Italien .... 79,018 24 1.896,432 Birnen u. Quitten Serbien 14,457 25 375,362 a) unverpackt, Deutsches Reich. 10,655 23 245,065 zollfrei Schwfeiz . 7,690 23 176,870 Frankreich 7,321 23 166,313 b) ledig, i. Säcken Deutsches Reich . 1,534 36,049 über 50 kg vom Italien .... 1,254 29,409 l./9.-l.,12 zoUfr. Schweiz . 1,105 25.968 c) unter 50 kg. Italien .... 95 2.802 Zollsatz 2 K. Deutsches Reich . 93 2,743 Rußland, europ. . 15 443 d) in einfacher Italien .... 24,136 989,576 Verpackung, Zoll- Deutsches Reich . 1.097 44,977 satz 3.70 K Griechenland . 280 11,480 Retourwaren . 185 7,585 Ver. Staaten v.A. 174 7,134 Serbien 83 3,403 Rußland, europ. . 75 3,075 e) in mehrfacher Italien .... 3,278 50 163,900 Verpackung, Zoll- Australien o. näh. satz 5 K Bezeichnung . 1,353 74 94,710 Deutsches Reich . 649 30 32,450 Brit. Australien . 401 70 28,070 Ver. Staaten V. A. 527 40 21,080 c) in anderer Verpackung d) alles frische Obst in Post- paketen bis zu 5 kg Tabelle II. Ausfuhr. Bestimmungsländer Aepfel, Birnen u. Quitten, frisch, a) unverpackt (ä la rinfusa) Deutsches Reich Schweiz Hamburg (Freihafen) . . . . Frankreich Rußland, europäisches . . . . Italien Dänemark Rumänien 670,339 15,589 6,632 3,458 1,639 1,222 987 6 Mengen' einheit Wert der Gesamtmenge 17,428.814 405,314 172,432 89.908 42,614 31,772 25,662 156 1913 1912 1911 1910 1909 1908 b) ledig in Säcken Deutsches Reich . . . . Schweiz Italien Rumänien Frankreich 1913 1912 1911 1910 1909 1908 700,474 26 18,212,324 614,938 14 8,609,132 651,685 21 13,685,385 570,042 17 9,690,714 620,844 14 50 9,002,238 665,538 12 7,986,456 2,437 _ 68,236 196 — 5,488 218 — 504 12 — 336 10 — 280 2,673 28 74.844 19,203 18 345.654 8,850 20 177,000 19,369 18 348,642 13,450 16 215,200 11,031 12 132,444 Wert der Wert der Menge in Menge in q h Mengen- Gesamt- q h Mengen- Gesamt- einheit menge einheit menge 1913 134,893 48 '6,474,864! 4,218 140 590,520 1912 97,320 45 i 4,379,400! 3,678 110 404,580 1911 111,224 47 5,227,528 3,098 110 340,780 1910 69,318 42 2,911,3561 3,143 90 282,870 1909 128,693 42 5,415,106 3,234 38 122,892 e) Zwetschen, frisch 1913 1912 1911 1910 1909 90,003 15 373,565 8,75 64,308 20 124,396 13 224,018 5,50 1,170,038 3,268,694 1,286,160 1,617,148 1,232,099 Tabelle III. Pflaumen, gedörrt und getrocknet 5,687,000 3,036,022 1,371,305 1,306,788 1,637,964 13,740 50 51,458 59 21,097 65 31,114 42 45,499 36 Bestimmungsländer 1909 1910 1911 1912 1913 Deutsches Reich Aepfel, Birnen u. Quitten, frisch 13 690 12336 18135 12 284 23166 Anderes Obst, frisch . 3 489 5413 4 249 6 809 5 932 Pflaumen gedörrt od.getrocknet Obst n. b. b. zubereitet . 2 007 1744 2 382 3 345 5 586 Gurken, Kartoffeln u. anderes Gemüse, frisch .... 8174 9515 11416 6814 5 663 Pflanzen- und Pflanzenteile n. b.b. getrocknet o. zubereitet 2471 2 073 1883 1597 1652 Hopfen 11533 17 482 13941 26 592 18 297 Großbritannien Pflanzen und Pflanzenteile n. b. b. getrocknet o. zubereitet 442 439 446 219 244 Hopfen 890 1309 669 1785 1188 Italien Gemüse, frisch zubereitet . 642 428 716 705 311 Pflanzen u. Pflanzenteile n. b. b. 450 333 360 578 509 Hopfen 153 158 251 219 252 Rußland, europäisches Obst frisch, Pflaumen gedörrt oder getrocknet .... 531 345 776 547 1058 Gemüse frisch 599 570 805 1055 1613 Hopfen 628 1217 1150 1701 1437 Schweiz Obst 293 390 590 470 1438 Gemüse frisch 278 492 906 533 369 Hopfen 440 1342 1169 1659 947 Dr. Epstein- Brunn. Zurzeit bietet sich keine Möglichkeit, einen Postaustausch mit Griechenland sicherzustellen. Daher können bis auf weiteres auch die bisher nach den von den feindlichen Mächten nicht be- setzten Gebieten Griechenlands noch zugelassenen gewöhnlichen Briefe, Postkarten und politischen Zeitungen nicht mehr befördert werden. Die Postanstalten sind angewiesen worden, bis auf weiteres Sendungen nach Griechenland nicht mehr anzunehmen und etwa noch durch die Briefkasten eingelieferte den Absendern mit dem Vermerk : „Keine Beförderungsgelegenheit" zurückzugeben. Audi die bisher noch angenommenen und bis zur Grenze weiter- beförderten Sendungen, die von der griechischen Postverwaltung nicht mehr übernommen werden konnten, müssen den Auflieferern XX, 27 Die Garten weit. 323 wieder zugestellt werden, weil nicht zu übersehen ist, wann ein gesicherter Postaustausch mit Griechenland wieder zu ermöglichen sein wird. Mannigfaltiges. Erweiterung des Ohlsdorfer Friedhofes. Der Senat hat in seinem Antrage auf Ausführung von Arbeiten auf dem zur Erweiterung des Ohlsdorfer Friedhofes erworbenen Gelände vom 16. September 1914 bemerkt, ihm liege für die Gestaltung des Geländes ein allgemeiner Plan des Friedhofsdirektors vor; der Senat habe jedoch zu dem Plane noch nicht Stellung genommen, sondern ihn zunächst der Baudeputation mitgeteilt, damit auch der Gartendirektor zu einer Aeußerung zur Sache Gelegenheit erhalte. Es ist alsdann dem Senate ein vom Hochbau- wesen und vom Gartenwesen gemeinsam bearbeiteter Entwurf zu- gegangen, der eine völlig andere Lösung der gestellten Aufgabe vorsieht. Während nach dem von der Friedhofsdeputation vor- gelegten Plane des Friedhofsdirektors das neue Gelände nach Art des bisher benutzten landschaftlich-parkartig ausgebildet werden soll, hat der Plan des Garten- und des Hochbauwesens nach der Geschmacksrichtung und den Grundsätzen, die für die Gestaltung von Gartenanlagen neuerdings wieder Verbreitung gefunden haben, eine formale Aufteilung und architektonische Gestaltung des Ge- ländes zum Gegenstande. Der Senat hat die Frage, welchem der beiden Entwürfe der Vorzug zu geben sei, einer eingehenden Prüfung unterzogen. Dabei wurde nicht verkannt, daß, wenn es sich nicht um die Aus- dehnung einer bestehenden Friedhofsanlage, sondern um die Schaffung eines neuen Friedhofs an anderer Stelle handelte, sich vielleicht empfehlen dürfte, die neue Anlage nach dem Entwürfe des Garten- und des Hochbauwesens zur Ausführung zu bringen. Die Herstellung eines neuen, von dem alten abgesonderten Fried- hofes steht aber nicht in Frage, sondern lediglich die Erweiterung des jetzigen Friedhofes durch ein größeres Gelände, das, durch den zufälligen Verlauf der Landesgrenze bisher von ihm ge- schieden, nunmehr gleichfalls für Friedhofszwecke in Benutzung genommen werden soll. Diese Erweiterung nach ganz anderen Anschauungen als die vorhandene Anlage auszuführen, die als ein hervorragend schönes Werk ihres Schöpfers allgemein an- erkannt wird, erscheint dem Senat im Interesse der Erhaltung eines einheitlichen Charakters der Gesamtanlage nicht ratsam. Der Senat hat sich daher in Uebereinstimmung mit der Friedhofsdepu- tation für den Entwurf des Friedhofsdireklors entschieden, der zugleich, was einer Hervorhebung kaum bedarf, die im Betriebe des jetzigen Friedhofes gemachten Erfahrungen in vollem Umfange berücksichtigt und insbesondere auch die größtmögliche Ausnutzung des Geländes zu erreichen sucht. Die Gestaltung des Planes wird durch die natürliche Beschaffen- heit des Geländes bestimmt. Es fällt nach dem Bramfelder Teiche hin ab und hat diesem das aus dem hochbelegenen Prökelmoor kommende Wasser zuzuführen. Es war demnach der Bachlauf zu erhalten, der auch die oberirdischen Tagewässer aufzunehmen hat, soweit sie nicht unmittelbar in den Teich oder in anzulegende Staubecken abfließen. Andererseits ist in dem Plane darauf Be- dacht genommen worden, die herzustellenden Str^ßenzüge den vor- handenen Höhenlagen des Geländes möglichst anzupassen, auch die wegen der Höhe des Grundwasserbestandes zu Beerdigungen nicht unmittelbar verwendbaren Flächen zum Teil durch Aufbringung von Boden und durch unterirdische Entwässerung dafür benutzbar zu machen und innerhalb dieser Flächen und der Straßenzüge die Plätze für die zu erbauenden Kapellen in der Weise anzuordnen, daß bei den Beerdigungen die zurückzulegenden Wege eine Ent- fernung von 300 m möglichst nicht überschreiten. Demzufolge sind auf dem Gelände Plätze für sieben Kapellen vorgesehen worden. Für diejenigen Flächen, die wegen ihrer tiefen Lage in der Nähe des Bramfelder Teiches zu Beerdigungen nicht dienen können, ist zur Unterbringung von Urnenfeldern eine reichere Bepflanzung angenommen. Am Eingange auf der Bramfelder Seite ist ein Platz für die spätere Errichtung eines kleinen Ver- waltungsgebäudes vorgesehen. Hier ist auch eine Fläche für die Anlage eines Lagerplatzes und einer Gärtnerei vorbehalten. Ein weiterer Eingang wird an der Nordostecke des alten Friedhofes anzulegen sein. Die Gesamtausgabe für die Herrichtung des Geländes, das zu- sammen mit einer neuerdings erworbenen Fläche eine Größe von 176,5 ha hat, und für die Ausführung der unmittelbar erforder- lichen baulichen Anlagen einschließlich der Gärtnerei sind nach dem von dem Friedhofsdirektor aufgestellten Kostenanschlage vom 25, Mai 1916 auf 3 216 000 M anzunehmen. Dazu werden noch die besonders zu veranschlagenden Kosten des Baues der Kapellen und des Verwaltungsgebäudes kommen, die im Laufe der Jahre je nach Bedürfnis auszuführen sind. Für einen Teil der Arbeiten im Gelände, soweit sie sich als Notstandsarbeiten beschaffen ließen, wurden der Friedhofsdeputation durch den Senats- und Bürger- schaftsbeschluß vom 16. September 1914 bereits 850000 M be- willigt, während gleichzeitig die Baudeputation für Wegebauten 100 000 M angewiesen erhielt. Von dem erstgenannten Betrage sind bisher nur 236 571,05 M verwendet worden; denn zur Aus- führung von Notstandsarbeiten lag alsbald eine Veranlassung nicht mehr vor, und im Frühjahr 1915 ließen sich die Arbeiten über- haupt nicht wieder aufnehmen, da das Gelände wegen des Krieges in möglichst großem Umfange für landwirtschaftliche Zwecke be- baut und bestellt werden mußte. Es stehen somit noch 613 428,95 M zur Verfügung. Es bedarf' daher zunächst einer neuen Geld- bewilligung, um die Gestaltung des Geländes nach dem Plane des Friedhofsdirektors unmittelbar in Angriff zu nehmen. Erst für das Jahr 1917 wird ein entsprechender Betrag vorzusehen sein. Indem der Plan des Friedhofsdirektors vom 17. Februar 1916 nebst Kostenanschlag vom 25. Mai 1916 in der Kanzlei der Bürgerschaft niedergelegt wird , beantragt der Senat die Mit- genehmigung der Bürgerschaft dazu, daß die Erweiterung des Ohls- dorfer Friedhofes vorbehaltlich kleiner Aenderungen nach dem Plane des Friedhofsdirektors vom 17. Februar 1916 ausgeführt und die Friedhofsdeputation ermächtigt werde, den für Arbeiten auf dem Gelände aus der Bewilligung vom 16. September 1914 noch zur Verfügung stehenden Betrag für die zunächst zur Ausführung zu bringenden Arbeiten zu verwenden. Hühner als Gartenschädlinge. In Nr. 23 der „Gartenwelt" klagt G. S. über die Schäden, welche Hühner in den Garten- anlagen verursachen. Vielleicht kann ich einen Wink geben, wie man diesem Uebel steuert. Ich habe in einer früheren Stellung auch einen harten Kampf mit diesen „Hofdamen" führen müssen. Es handelte sich damals aber nicht um 20 — 30, sondern um 200 bis 300 Hühner. Der Park hatte etwa fünfzig Morgen Größe. Zwanzig Meter von dem im Parke belegenen Schloß war ein moderner Hühnerstall erbaut worden, also gerade in jenem Teile des Parkes, der aufs beste mit Blumen- und Teppichbeeten sowie Rosengruppen ausgestattet war. Der Lauf der Hühner richtete sich immer gleich nach diesem bevorzugten Teile des Schloßparkes. Um die Hühner von diesen Anpflanzungen abzuhalten, war über Sommer ein sogenanntes Hühnermädchen angestellt, welches die Aufgabe hatte, das Schloß fortgesetzt zu umgehen und die Hühner weiter nach den weniger gepflegten Parkteilen und auf die dort befindliche Wiese zu treiben. Natürlich mußte ich meinerseits wieder das Hühnermädchen hüten bzw. beaufsichtigen, aber solche Qualen, wie sie Herr G. S. schildert, habe ich dort in meiner zehnjährigen Tätigkeit nicht ausgestanden. Aber das ist sicher, kein anderer Sterblicher ist von so vielen Feinden umgeben, wie der Gärtner. W. Krüger. In seinem Artikel „Krieg, Diplomatie und Pflanzenwande- rung" in Nr. 23 erwähnt der Verfasser auch die Robinien (falsche Akazien), welche wohl auch den deutschen Bahnlinien in Feindes- land folgen werden. Ich sah diese Bäume in Crossen a. d. Oder, wo ich in den Jahren 1888 — 1890 meiner Militärpflicht genügte, nicht nur zur Bahndammbefestigung angepflanzt, sondern auch als 324 Die Gar teil wol t. XX, 27 Schutzhecke bei den Bahnübergängen und an einer Anfahrtstraße zum Bahnhof. Für diese Heckenpflanzungen werden wohl zuerst Stangenzäune bis zu Mannshöhe errichtet und an diese die Akazien in etwa zwei Meter Abstand gepflanzt. Durch Verteilen der Aeste, Anbinden und Schnitt wurde eine Hecke geschaffen, welche an Festigkeit ihresgleichen sucht. Diese dornigen Hecken verwehren es jedermann, in nähere Berührung mit ihnen zu kommen. Auch in den umgebenden Ortschaften sah ich mehrfach derartige Akazien- hecken. W. Krüger. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Setzung der Gräber im Kampfgebiete, wobei festgestellt wurde, daß das Kriegsministerium die Vorschläge der Gesellschaft weit- gehend berücksichtigen wird. In geschlossener Versammlung wurde noch über die Mitwirkung der gartentechnischen Kreise beim Wieder- aufbau Ostpreußens beraten. Lehrgänge über Obst- und Gemüseverwertung an der Kgl. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau zu Proskau O.-S. Die Ueberführung von Obst und Gemüse in Dauerware ist in der Kriegszeit auch für die Haushaltungen eine ganz besondere Aufgabe. Manche Verwertungsarten, die bisher im Vordergrund standen, müssen infolge des Mangels an Zucker, Gummi, Blechdosen usw. zurücktreten. Dafür sind andere Arbeitsweisen zu wählen. Unter- weisungen auf diesem Gebiet sind in diesem Jahre besonders wichtig. Die Kgl. Lehranstalt zu Proskau O.-S. erteilt sie vom 12. — 15. Juli und am 4. und 5. Oktober. Außerdem findet noch ein Lehrgang über Obstweinbereitung am 6. und 7. Oktober statt. Die Teilnahme ist jedermann, Männer und Frauen, gestattet. Gebühren werden nicht erhoben. Die Liste wird geschlossen, wenn eine bestimmte Teilnehmerzahl vorliegt. Eine baldige schriftliche Anmeldung ist deshalb geboten. Bevorstehende Ausstellungen. Eine Ausstellung Friedhofskunst und Kriegerehrung ver- anstaltet der Westfälische Heimatbund Anfang Juli im Kreuzgang des Domes zu Münster. In der Ausstellung, über die der komman- dierende General des stellvertretenden Generalkommandos des VII. Armeekorps, Exzellenz Freiherr v. Gayl, und der Oberpräsident der Provinz Westfalen, Dr. Karl Prinz zu Ratibor und Corvey, das Protektorat übernommen haben, sollen neben vorbildlichen alten Schöpfungen auf dem Gebiete der Friedhofskunst und Krieger- ehrung vornehmlich auch neuere ausgeführte Arbeiten und Planungen von Ehrenfriedhöfen und Einzelgräbern aus der Provinz Westfalen, dem Fürstentum Lippe-Detmold und dem Osnabrücker Land ge- zeigt werden. Die Künstler werden gebeten, Arbeiten bis spätestens zum 20. Juni an den Westfälischen Heimatbund, Münster, Vis- pinghof 3, einzuliefern. Aus den Vereinen. Die 28. Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst fand Sonntag den 18. Juni, in Kassel statt. Es wohnten ihr Vertreter auswärtiger Magistrate, Stadtbaurat Höpfner- Kassel, Stadtbeigeordneter Petri-Wiesbaden, bei. Die Tagung be- schäftigte sich ausgiebig mit dem bekannten Willy Langeschen Projekt, in jeder Stadt und in jedem Dorfe gleichmäßig einen Heldenhain zu errichten und jedem gefallenen deutschen Krieger eine Eiche zu pflanzen. Gegen diesen Plan wurden schwerwiegende Bedenken technischer und volkswirtschaftlicher Art erhoben und betont, daß ungeheures Gelände zur Verwirklichung dieses Planes erforderlich sein würde. Der Vorstand wurde beauftragt, das negative Ergebnis der Besprechung in einer besonderen Schrift niederzulegen. Im weiteren Verlaufe der Tagung wurde die An- lage von Volksparks als Kriegerdankweihestätten erörtert. Die Ansichten gingen sehr auseinander. Schließlich befaßte sich die öffentliche Tagung mit der Frage der Schaffung von Erinnerungs- und Weihestätten auf den Schlachtfeldern selbst. Diese Stätten werden sich dem Landschaftscharakter einfügen. Zwei vom Kriegs- ministerium zur Teilnahme an der Versammlung aus dem Etappen- gebiet beurlaubte Offiziere erstatteten Bericht über die Instand- Tagesgeschichte. Neuerlassene Verfügungen über Höchstpreise. Das Badische Ministerium des Innern erläßt folgende Bekanntmachung: „Auf Grund des Höchstpreisgesetzes vom 4. August 1914 in der Fassung vom 17. Dezember 1914 (Reichsgesetzblatt S. 339, 513) wird bestimmt: Beim Verkauf nachstehend verzeichneter Obstarten durch den Erzeuger — bei Wildbeeren durch den Sammler — dürfen höchstens folgende Preise (Erzeugerpreise, Gewinnungspreise) beansprucht und bezahlt werden : für Heidelbeeren für das Pfund 25 Pf., Preißelbeeren für das Pfund 40 - Pflaumen für das Pfund 22 - Frühzwetschen für das Pfund 20 - Spätzwetschen für das Pfund 12 - Mirabellen für das Pfund 30 - Reineclauden (große, grüne) für das Pfund 25 - Pfirsiche (Weinbergpfirsiche) für das Pfund 25 - großfrüchtige Edelpfirsische für das Pfund 60 - Beim Weiterverkauf an den Verbraucher durch den Handel dürfen höchstens folgende Preise (Verbraucherpreise) beansprucht und bezahlt werden : für Heidelbeeren für das Pfund 35 Pf., Preißelbeeren für das Pfund 50 - Pflaumen für das Pfund 30 - Frühzwetschen für das Pfund 28 - Spätzwetschen für das Pfund 18 - - Mirabellen für das Pfund 40 - Reineclauden (große, grüne) für das Pfund 35 - Pfirsiche (Weinbergpfirsiche) für das Pfund 30 - großfrüchtige Edelpfirsiche für das Pfund 80 - Verkauft der Erzeuger (Sammler) unmittelbar an den Ver- braucher frei dessen Haus oder auf dem Markt, so darf er die Verbraucherpreise beanspruchen. Diese Bekanntmachung tritt bezüglich der Verkäufe von Pflaumen und Pfirsichen auf einen noch zu bestimmenden Zeitpunkt, im übrigen mit dem Tage der Verkündung (20. Juni) in Kraft. Höchstpreise für neue Kartoffeln, Der Magistrat Berlin hat eine Verordnung erlassen, nach der der Preis für ein Pfund Speisekartoffeln der Ernte 1916 (Frühkartoffeln), gleichgültig, ob sie ausländischen oder inländischen Ursprungs sind, im Kleinhandel 11 Pfennig nicht übersteigen darf. Als Kleinhandel im Sinne der Verordnung gilt der Verkauf an den Verbraucher, soweit er nicht mehr als 500 kg zum Gegenstande hat. Selbstverständlich ist die Abgabe und Entnahme von Frühkartoffeln auch nur gegen Kartoffelkarte zulässig. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. R. Fischer, Gartenarchitekt, Beilin-Tempelhof, Leutnant d. Res., wurde das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen. Der Deutsche Gärtnerverband gibt den Heldentod seiner nach- genannten Mitglieder bekannt: Willy Kobs, Bromberg; Franz Konrad, Freiburg in Br. ; Theodor Schleburg, Stuttgart. * Fehlow, Robert, Gärtnereibesitzer, Berlin-Heinersdorf, f am 20. Juni im 46. Lebensjahre. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max Hesdörffer. Verl. von Paul Parey. Druck: Anh. Buchdr. Gutenberg e. G. m. b. H., Deasaa Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 14. Juli 1916. Nr. 28. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Friedhofskunst. Wie sollen wir unserer Helden gedenken? (Hierzu zwei Pläne und ein Vogelschaubild, entworfen von F. Tuten- berg, Kgl. Gartenbaudirektor und Gartendirektor der Stadt Altena.) Schon 23 Monate wütet der Krieg — aber was ver- mochte der Feinde gewaltige Zahl samt den verschleppten, betrogenen Sklavendivisionen gegen deutsche Tapferkeit, deutsche Disziplin und den deutschen Fleiß, der uns die ge- feiten Waffen schuf? Am stählernen Wall in West und Ost verblutet der feindlichen Söhne Schar; unter dem Meeresspiegel und in der Luft kommt den Unsrigen keiner gleich. Nicht jeden Kämpfer schmückt ein Ordenszeichen, obgleich er sein Bestes getan ; gar mancher ist bei den ersten Vor- postengefechten schon gefallen, andere haben allen Stürmen getrozt, aber ein tückisches Fieber rafft sie hinweg. In allererster Linie seien wir darauf bedacht, nicht jetzt in schwerer Zeit durch kostspielige Denkmalsarchitekturen , nicht durch Pracht- und Prunkbauten, die keinen Wohn- und Nutzungszwecken dienen, unsere Kriegsteilnehmer oder deren Witwen und Waisen um Werte zu schädigen, die ihnen zugute kommen müssen. Wo irgend in diesbezüglicher Ange- legenheit Mittel aufgebracht werden können, so seien sie zur Hülfe für die Geschädigten, zur Versorgung der Hinterbliebenen, zur Erziehung der Kriegswaisen, zur Ertüchtigung der Jugend und zu Zwecken der Gesund- heitswohlfahrt bereitgestellt. Mag uns das größte Denkmal aller Zeiten, die Cheopspyramide, als warnendes Beispiel gelten. Wohl hunderttausend Menschen haben 20 bis 30 Jahre gearbeitet, um dieses Bauwerk zustande zu bringen, und doch meldet die Geschichte kaum mehr, als daß Cheops, der vermutliche Eroberer des peträischen Arabiens, ein harter, grausamer Zwingherr war. Wie verfehlt ist jenes Werkes Zweck! Betrachten wir uns einmal die Kriegergräber an der Front I Hier und dort finden wir ein Einzelgrab ; auf dem Er- Gartenwelt XX, kundigungsgange ist ein Tapferer gefallen, die Kameraden haben ihn begraben, denn der Feind hatte sich zurückgezogen, man hatte die Zeit dazu, und mit Liebe hat man das Grab geschmückt ; Kreuz, Name und Blumen sind da, man kann es weiter schmücken. An anderer Stelle ruhen 319 Deutsche in einem gemeinsamen Grabe und dicht daneben 982 fran- zösische Soldaten. Man hat sie noch sondern können, ihre Namen sind festgestellt und auf einer Steinplatte verzeichnet, auch Blumen und Sträucher sind dort. °0n^ 28 326 Die Gartenwelt. XX, 28 An dritter Stelle sind durch Sprengungen von einem vorgetriebenen Stollen aus eine ganze Anzahl Mannschaften unter betonierten Unterständen verschüttet worden ; man hat die Zerrissenen und Verschüttelen nicht bergen können, da hier wochenlang ein wildes, verzweifeltes Ringen tobte, bei dem abwechselnd Freund oder Feind vordrang und zurück- flutete. Auf die Leichen sind neue gehäuft worden, und begonnene Versuche, die Gefallenen zu bestatten, sind immer wieder vereitelt worden, ja, die Granaten haben auch gerade hier ihre furchtbaren Trichter gewühlt und die schon Ver- westen an die Oberfläche gebracht und vollends zerrissen. Erst später sind nachts die Gefallenen in aller Eile mit Mühe und Not zur hoffentlich letzten Ruhe bestattet worden; jedoch war es nicht möglich, Feind und Freund zu sondern und die Person eines jeden festzustellen. Die Stelle dieses Massengrabes ist durch ein schlichtes Merkzeichen kenntlich gemacht. Wie sollen wir nun die Grabstätten weiter schmücken und pflegen? Wenn irgend angängig, soll man sie in ihrer Form, wie sie sind und an Ort und Stelle belassen, wo der Held für das Vaterland sein Leben darbrachte, denn der Boden ist geheiligt durch das Opfer. Ob Bäume oder Blumen zu pflanzen am Platz ist, mag die Einsicht und der gute Geschmack des Fachmannes ent- scheiden, dem man dort Vertrauen schenkt und den man zu Rate zieht. Das Namen kündende Mal jedoch sei einfach, schlicht und ohne Künstelei. Ob es angebracht erscheint, die sterblichen Ueberreste eines Kämpfers aus seinem Grabe vom Felde der Ehre fort- zuschaffen und in der Erde des heimatlichen Friedhofes zu bestatten, darüber mag das Empfinden der Angehörigen entscheiden; wo es geschehen ist, war wohl der Wunsch maßgebend, dem Toten eine bleibende, für seine Hinter- bliebenen stets erreichbare Ruhestätte zu schaffen, wo niemand seinen Grabesfrieden stören kann und wo auch seine Angehörigen dereinst an seiner Seite ruhen werden. Franzosen und Italiener huldigten auch der verwerflichen Gepflogenheit, Schädel und Gebeine von im Kriege Ge- fallenen in Ossarien oder Beinhäusern an Wänden und Säulen schaustellerisch aufzustapeln. Wir finden hierfür bei Solferino, in Marville bei Verdun und auch andernorts nur allzuviele Beispiele. Die Befürchtung, daß dem Grabesfrieden ihres Angehörigen im Felde derartiges droht, mag manche Verwandten wohl zur Ueberführung der Toten in die Heimat bewogen haben. Hoffentlich gelingt es, das Entstehen solcher Beinhäuser überhaupt zu verhindern. Zielbewußt können wir bei der Ausführung von Krieger- gräbern in der Heimat vorgehen ; wo die Lage einer Gar- nison ist, wo sich ein Lazarett befindet, sind auch, namentlich bei größeren Orten, eigene Kriegerfriedhöfe geboten, auf denen die in der Heimat ihren Wunden erliegenden Krieger würdige Ruhestätten finden. Gerade an dieser Aufgabe haben sich schon unsere besten Gartenkünstler versucht und auch die schönsten Lösungen gefunden. Die Hauptsache ist Einfachheit in der Anordnung, Ruhe in Grabmal, Pflanzung und Umgebung, Schlichtheit etwaiger Brunnen, Becken und Skulpturen, wohl Künstlerisches, aber keine Künsteleien ! Der Gedanke, jeden Gefallenen durch Pflanzung einer Eiche zu ehren, hat sehr viel Schönes an sich, aber es sind Schwierigkeiten damit verknüpft, denn die Eiche ist ein Baum, der nach dem Verpflanzen nicht immer gut anwächst, auch weiß man jetzt noch nicht, wie viele Eichen man zu pflanzen hätte, da der Krieg noch immer Opfer fordert, aber auch hier sind Lösungen zu finden, welche die Schwierigkeiten heben. Ich möchte nicht verfehlen , hier eines anderen Ge- dankens Erwähnung zu tun, nämlich unsern Helden, sowohl den toten als den lebenden, einen ganzen Hain zu weihen und hierfür das Beispiel eines schon der Ausführung harren- den Entwurfes für ein bestehendes Gelände anzuführen. Dieser Hain ist das Werk des Königl. Gartenbaudirektors Tutenberg. Derselbe hat für diesen Zweck ein Gebiet von ungefähr 20 Hektar in dem noch unerschlossenen Teile des städtischen Waldes zu Altona sorgsam gehegt und aufgespart. Es bildet wohl eigentlich den am reizvollsten gelegenen und mit den schönsten, wüchsigen, jungen Eichen bestandenen Teil der Waldgegend. Die Höhenunterschiede zwischen dem Eidelstedter Weg und der Kuppe des Hügels am Hogenfeldweg betragen un- gefähr 20 m. Im Süden befindet sich eine langgestreckte abgebaute Kiesgrube. Zur Zeit späterer Generationen, wenn die Segnungen des erkämpften Friedens neuen Wohlstand haben entstehen lassen, wenn an Lebende keine Dankesschuld mehr abzutragen ist, mag hier die Nachwelt auf dem Hügel, der höchsten Stelle der ganzen Umgegend, zur Erinnerung an die Taten der Väter einen Turm erbauen. Die unteren Räume des Turmes können als Gedächtnis- halle für den Krieg dienen, mögen sie die Büsten unseres höchsten Kriegsherrn und seiner Paladine, die Namen der Gefallenen und die Tage und Ortsbezeichnungen der Schlachten, die Modelle der bezwungenen Festen und die eroberten Feld- zeichen in sich aufnehmen. Wenn wir den Eichenhain von dem freien Platze am Eidelstedter Weg betreten, so befinden wir uns auf dem Punkte, von welchem aus sich eine lange und breite Sicht auf den Gedenkhügel mit dem Turme eröffnen soll. Der Beschauer steht unter den breitausladenden Kronen der regelmäßig gepflanzten Bäume, die dem Geschauten einen wirkungsvollen Rahmen geben. Die Sicht wird durch Aushauung gewonnen, sie geht über Rasen und Wegefläche hinweg und ihre Breite gewähr- leistet, daß sie ihren Zweck dauernd erfüllt. Weite Plätze unterbrechen den zur Höhe führenden Weg, dessen Steigung zum Hügel allmählich stärker wird. Vier Treppen aus Feldsteinen führen über Böschungen, mit Rankwerk bepflanzt, hinweg zur ersten Terrasse, und vier weitere erreichen die letzte Höhe, auf der sich der mit Linden umpflanzte Turm befindet. Die übrigen Wege des Haines sind in einfachem Rhythmus bald geradlinig, bald ringförmig angeordnet. In den ersten Jahren nach Erschließung des Haines werden sie oben frei sein, doch später werden Eichenäste, die Wege überwölbend und beschattend, das weihevolle Dunkel des Haines entstehen lassen. Hier mögen denn an den schönsten Stellen einfache Male, in Bild und in Stein gehauene Runen von unseren Kriegs- helden künden, die doch für uns die Bahnbrecher des Friedens sind. XX, 28 Die Garten weit. 327 Die Kiesgrube wird als bürgerlicher Schützenstand her- gerichtet werden ; neben demselben soll sich ein nieder- sächsisches Bauernhaus erheben, das den Schützen Rast ge- währt, auch ein größerer ländlicher Wirtschaftsgarten wird für Ausflügler, Schulen und Vereine Raum bieten. Was diesem Haine ein besonderes Gepräge gibt, ist die weite Aussicht, die sich auf der Kuppe des Hügels und noch mehr auf einem Turme bietet, man lugt über die Baum- wipfel hinweg weit in die holsteinischen Lande; der große Militärübungsplatz bei Lurug, auf dem die Kaiserparaden stattfanden, die Eibdörfer Groß-Flottbek und Osdorf, die Blankeneser Höhen mit Mühlen und schlanken Kirchtürmen, Sonne dem Hügel immer noch lange ihre Grüße zu, und einem Turme würden sie am längsten winken. Wenn die Tage der Schlachten sich jähren, so mögen am Abend in der Dunkelheit auf des Turmes Häupten und auf den Flammensäulen lodernde Feuerzeichen den Bewohnern der Gegend künden, daß man der Heldentaten unserer Kämpfer eingedenk ist. Aber auch ohne Turm würde der Hügel in einer den Hünengräbern ähnlichen Form schon jetzt gut wirken können. Die Lösung 2 Seite 329 läßt dieses ersehen, ohne daß eine besondere Erläuterung nötig wäre. Wollen wir unsern Helden, unsern Kriegern Gedenkstätten Vogelschaubild der Altonaer Gedenkstätte. die Felsenspitzen des Hagenbekschen Tierparkes, das Pinne- berger Gehölz, Halstenbek, Langenfelde, der Stellinger und der neue Hamburger Wasserturm im Stadtpark, die Ham- burger Kirchtürme, ja sogar die Masten der Schiffe im Hafen sind sichtbar. Da das Gelände im Osten hoch liegt und sich nach Westen zu senkt, so erscheint der Hügel bei schönen Sonnenunter- gängen wie mit feurigem Golde Übergossen ; während in der ganzen Umgegend schon alles in Dunkel und Dämmerschein liegt und die Umrisse sich verwischen, sendet die scheidende errichten, den lebenden sowohl wie den toten, so ist wohl ein öffentlicher Park, ein Volkspark, der groß und klein, jung und alt, arm und reich erfreut, der glücklichste Ge- danke hierfür ; in seiner würzigen Luft kann der Wunde wieder gesunden, hier können die Angehörigen der Krieger, ihre Witwen und Waisen, und die Armen und alle, die selber keinen Garten besitzen, des Naturgenusses teilhaftig werden. Hier kann auf Spiel- und Sportplätzen, auf Wanderungen die Jugend Ertüchtigung finden. Auf dem Schützenstande kann der Jüngling schon vor seiner Militärzeit für Auge und 328 Die Gartenwelt. XX, 28 Hand sich Zielsicherheit erwerben. In der Volksparkgedenk- stätte wird das Empfinden für Vaterlandsliebe erwachen und das Deutschtum unbekümmert um Rasse, Glauben oder Partei immer festere Wurzel schlagen. Der Volkspark ist die Stätte, wo bei eintretender Arbeits- losigkeit in unverschuldete Not Geratene Arbeitsgelegenheit finden können. Wenn während des Krieges oder nach Friedensschluß Beschäftigungsmangel eintritt, wenn vielleicht ganze Berufe oder Berufszweige in der ihnen möglichen und gewohnten Weise keine Beschäftigung finden können, wenn bestimmte Herstellungen sich überlebt haben, da mag der Volkspark als Helfer durch Notstandsarbeit auftreten, da mag das Volk selber werktätig mit Hand anlegen, um seinen Helden diese Gedenkstätte zu errichten und zu weihen — das ist dieses Werkes Zweck und Ziel ! Chr. Brügmann, Garteningenieur. Gehölze. Zwei seesturmfeste Bäume. Auf der weiten, schönen Espla- nade der Stadt Korfu gibt es eine ziemlich reiche Anzahl Allee- bäume, die den Südoststürmen scharf ausgesetzt sind, obwohl sie hoch über das Meer aufragt. Das sind Ailantus, Robinia, Utmus, Popiilus, Sophora, Melia, Albizzia, Eucalyptus, Clediischia, Celtis, Fraxinus, Platanus, Quercus, Schinus, Zelkowa u. a. m. Der August des vorigen Jahres war ein sehr bewegter Monat mit Erdbeben und öfteren Stürmen. So ein nach Osten neigender Südsturm richtete Mitte des Monats argen Schaden an. Die schattenden Kronen der immergrünen Phytolacca dioica Argen- tiniens wurden arg zerzaust und alle Aeste wie Strohhalme ab- gebrochen. Alles Laub der obengenannten Bäume war verbrannt, völlig vernichtet, mit Ausnahme desjenigen von Celtis australis und Fraxinus Ornus, der Blütenesche oder auch Mannaesche, deren Laub zu meinem Erstaunen nicht gelitten hatte. Von Celtis australis war nur die Härte in dieser Hinsicht bekannt, nicht aber von der schönen Esche, deren Anpflanzung dort, wo sie tadellos durch den deutschen Winter kommt, für schmalere, engere Alleen zu empfehlen ist. Der schönfarbige Stamm, das Fiederlaub, aber erst die Pracht der Blütenbüsche, die wie herrliche, vornehme Straußenfedern über alles Laub schweben, empfehlen diesen Baum. Wie gesagt, waren alle anderen Baumwipfel völlig kahl, alles Laub total verbrannt, alles bald abgestoßen. Manche der Kronen machten sofort einen elenden Versuch, die Laubfülle, die ihnen viel zu frühe entrissen war, wieder zu füllen, und junges Grün sproßte aus den Augen, allein was kann das noch tun und helfen, die Stürme werden es bald knicken. So leiden Bäume am Strande des Südens. Man sollte, bevor man pflanzt, diejenigen kennen, welche widerstehen und alles andere mehr im Inneren verwenden. Aber das einem starrköpfigen Griechen zu sagen, wäre ganz ver- fehlt. Strandbäume sind vor allen auch die Oelbäume, denn ihnen knickt kein Aeolus oder Poseidon auch nur ein Blättchen ; ihre Kronen spielen mit den Stürmen wie diese mit Haaren auf eines Künstlers Haupt. Sprenger. Orchideen. Etwas über die Orchideengattung Bulbophyllum D. P. Thou. Die Bulbophyllumarten sind, das sei vorweg gesagt, Orchideen, die zwecks Blumengewinnung für den Handels- gärtner eine Bedeutung nicht besitzen, sie geben sich viel- mehr in allen ihren Eigenschaften als Liebhaberpflanzen, die zum Teil durch ihre mitunter sonderbare Form der Blüte die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Systematisch stehen sie den Dendrobien nahe. Gemeinsam ist beiden Gattungen vor allem die seitenständige Infloreszenz, sowie die gefaltete Knospenlage der Laubblätter. Trennungsmerkmale bilden die eingliedrigen Pseudobulben und die unterhalb derselben oder aus dem Rhizom sich entwickelnden Blütenstände. Die Blüten sind bei Bulbophyllum meist zu ährenartigen Trauben vereinigt, sehr selten kommen endständige Blüten vor oder die Anordnungen zu sogenannten falschen Trauben. Wenn wir uns die Blüte näher betrachten, so finden wir, daß die Sepalen unter sich oft eine gewisse Ungleichheit zeigen und die Fetalen ihnen an Größe oft bedeutend nachstehen. Es gibt aber auch Arten, bei denen Fetalen wie Sepalen fast einander gleich sind. Die Lippe ist am Grunde der Säule angeheftet und oft beweglich. Die Belaubung besteht aus einem oder zwei der Spitze der Pseudobulben aufsitzenden, lederartigen oder fleischigen Blättern. Die Gattung Bulbophyllum, die wohl ausschließlich aus epiphytisch wachsenden Pflanzen besteht, gehört zu den arten- reichsten Orchideen, kann man doch heute wohl gut etwa tausend Arten annehmen, die meist die feuchteren Gebiete des tropischen Asiens und Afrikas bewohnen, während wenige in Südamerika und Australien gefunden werden. Andere weist wieder Japan, Korea, Neu-Kaledonien und das außer- tropische Afrika auf. Die Kultur geschieht dem natürlichen Vorkommen ge- mäß am besten an Holzblöcken, Aststücken oder in Körben, in einer Mischung von Sumpfmoos und fasrigem Torf. Sie verlangen viel Licht und müssen nahe dem Glase im warmen oder gemäßigt warmen Hause aufgehängt werden. Die Ver- mehrung erfolgt einfach durch Teilung. Von den zahlreichen Arten sei im folgenden eine kleine Auswahl der für den Liebhaber empfehlenswertesten und durch Form wie Farbe der Blüten auffallendsten genannt. Arten des Warmhauses: Bulbophyllum barbigerum Lindl. Diese, der afrikanischen Westküste angehörende Art entwickelt ihre, dem Grunde der dunkelgrünen Blätter entspringenden, locker gebauten Blütenähren während des Frühjahrs und Sommers. Sie er- reichen bis 15 cm Länge und setzen sich aus 8 — 14 Blüten zusammen, deren Sepalen und Fetalen von grünlichbrauner Färbung sind, während die bewegliche, grün mit braun ge- zeichnete Lippe durch ihre Haarbekleidung sehr auffallend wirkt. Vorn sind es dunkelviolette, keulig geformte, an der Spitze wieder fallen sie durch ihre Länge, Feinheit und Be- weglichkeit auf. Diese Haarbekleidung verleiht der Art im blühenden Zustande ein so sonderbares Aussehen, daß schon um dessentwillen diese Spezies, die im übrigen nur eine geringe Größe erreicht, einen Platz in den Sammlungen der Liebhaber verdient. B. Beccarii Rchb. f. Ich führe diesen, in den Kulturen sehr seltenen Vertreter der Gattung auf, weil er in seinen Wuchsverhältnissen zu den größten gehört. Aus seinem Rhizom, das an den Waldbäumen Borneos emporklettert, entwickeln sich die Pseudobulben, die je ein elliptisches, konkaves Blatt tragen, das die bei dieser Gattung beträcht- liche Länge von 30 — 35 cm, bei einer Breite bis zu 18 cm erreiclien kann. Die traubigen Blütenstände sind dicht mit Blumen besetzt, deren Grundfarbe gelb ist ; sie wird durch rote Streifen und Linienzeichnung noch gehoben. Diese Art gehört zu den hohe Wärme und Feuchtigkeit liebenden. Das großblumigste Bulbophyllum besitzen wir in dem auf Neu-Guinea heimischen ZJ. CT/-a/i(/;//oru/7i Bl., dessen an einem bis 25 cm hohen einblütigen Schaft stehende Blumen in nicht ausgebreitetem Zustande bis 15 cm Höhe erreichen. Die I XX, 28 Die G a r t e ü w e 1 1. 329 yur/r/rr/fß. lanzettlichen roten Sepalen sind bräunlich-olivfarben mit weiß- licher Sprenkelung, wohingegen die unteren, stark zurück- geschlagenen, zimtbraun sind und die sehr kleine, gewiniperte Lippe eine grünliche Färbung mit brauner Fleckenzeichnung aufweist. Die Blütezeit fällt in den Oktober. Die mehr oder weniger vierkantigen Pseudobulben tragen je ein 15 bis 20 cm langes und bis über 6 cm breites Blatt von läng- licher, nach unten schmal zulaufender Form. Als eine, durch die hübsche Färbung ihrer Blüten recht ansprechende, aber seltene Art muß B. lepidum J. J. Sm. von Borneo bezeichnet werden. An dem langen, kriechenden Rhizom entstehen die eiförmigen, ungleich viereckigen Pseudo- bulben, die je ein lanzettliches, fleischiges, grünes Blatt tragen. Die braungelben Sepalen sind mit braunroten Wimperhaaren besetzt, die Fetalen gelb, die Lippe ähnelt in der Färbung wieder den Sepalen und die Säule ist rot getupft. Mit am häufigsten begegnet man in den Kulturen dem B. Lobbii Lindl., einer birmanischen Spezies mit eiförmigen, einblättrigen Pseudobulben und ansehnlichen, langgestielten Blumen, deren gelbe Sepalen und Fetalen im oberen Teil sich durch das Vorhandensein purpurner Fleckchen aus- zeichnen, während die sehr bewegliche Lippe ein schönes Goldgelb besitzt. Die Blütezeit fällt in das Spätfrühjahr und zu Anfang des Sommers. Die Heimat dieser recht empfehlenswerten Art ist die malaiische Inselwelt. Eine dankbar blühende Art besitzen wir in B. mandibulare Rchb. f. von Borneo, deren 30 bis 35 cm langer Blütentand mit 5 — 7 grünlidi- braunroten Blumen besetzt ist. Aus den birnen- förmigen, graugrünen Pseudobulben entsprießen 25^30 cm lange und 8 — 9 cm breite, anfangs frischgrüne, später mehr ins Graue spielende Blätter. ^ Einen reizenden Anblick durch die vielen feinen Fäden gewähren die Blüten des B. medusae Rchb. f. von der malaiischen Halbinsel. Der Grundton in der Blüte ist weiß, doch sind Sepalen und Fetalen noch gelb und rosa gefleckt, die Lippe ist gelb. B. Pechei Bull, dessen Heimat Moulmein ist, mit eiförmig-kantigen Pseudobulben und lineal- länglichen oder lanzettlichen Blättern, entwickelt an traubigen Infloreszenzen seine rotbraunen Blüten. B. reticulatum Batem. von Borneo verdient unter die schönsten Arten eingereiht zu werden. Die zu zweien auf kurzem Schaft stehenden Blüten haben gelblichweiße, purpurn gestreifte Sepalen und Petalen, die gelbe zungenförmige Lippe zeichnet sich durch purpurne Fleckung aus. Das den Pseudobulben entspringende Blatt ist herzförmig gestaltet und fällt außerdem durch seine Netzaderung auf. Für die gemäßigt warme Abteilung des Orchideenhauses eignen sich nur wenige Arten. Ich möchte nur zwei nennen, als erste B. Careyanum Hook., eine Himalaya-Spezies mit kleinen, rötlichbraunen Blüten im Sommer, die dichte zylin- drische Trauben bilden. Die zweite Art ist das kleine B. Dayanum Rchb. f. mit eiförmigen Pseudobulben und läng- lichen, unterseits rötlichen Blättern. Die Blüten stehen zu zwei bis drei in kurzen, gedrungenen Infloreszenzen und fallen durch die langen Wimperhaare auf. Die Petalen sind blutrot gefärbt. Von ähnlicher Färbung, nur blasser, ist auch die Lippe, beide Teile sind außerdem grün gerandet. Die Se- palen sind gelbgrün und mit roten Flecken versehen. Die Heimat dieser Art ist Hinterindien. K. Dolz. Stauden. Helxine Soleirolii Req. In Spalten feuchter Felsen auf Korsika und Sardinien wächst eine kleine (Jrticaceae mit langen niederliegenden, fadenförmigen Stengeln und kleinen runden, freudig /ron^/yr^LowcG Gedenkstätte (Lösung zwei). 3?0 Die Ti arten weit. XX, 28 grünen, glänzenden Blättern, von der Größe einer Linse. Ihre un- scheinbaren grünen Blüten stehen einzeln in den Biattachseln und fallen durchaus nicht auf. Dieses Pflänzchen hat seinen Weg in unsere Gärten gefunden, aber darin nur ein unbeachtetes, be- scheidenes Dasein geführt. Sein rasenbildender Wuchs in Verbin- dung mit dem frischen, hellen Maigrün lassen es aber für viele Verwendungsarten im Garten recht geeignet erscheinen. Dieser Rasen- bildner hält im Sommer im Freien aus, hat aber hier an geschützten Stellen zwischen Gesteinspalten auch den letzten, allerdings milden Winter überdauert. An boden- feuchten, halbschattigen Stellen und auch im Schatten wächst Helxine sehr schnell. Jedes ein- gesteckte Zweiglein wächst rasch an und verbreitet sich. Unsere Abbildung veranschaulicht eine Beeteinfassung im Nutzpflanzen- haus des Göttinger Botanischen Gartens, wo ich sie vor wenigen Wochen erst habe anpflanzen lassen. Es wurde nur ein ganz schmaler Streifen bepflanzt. Man erkennt daraus, wie schnell sich ein frischgrüner Rasen davon bildet. Man könnte daraus später auch für Ausstellungszwecke Nutzen ziehen. Allen unsere Häuser be- suchenden Fachleuten fiel dies ihnen unbekannte, rasenbildende Beeteinfassung von Helxine Soleirolii im Nutzpflanzenhause des Botanischen Gartens zu Göttingen. Nach einer vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Ausstellung hatte die rühmlichst bekannte, in St. Petersburg an- sässige Handelsgärtnerei von H. F. Eilers blühende Dahlien ausgestellt, welche die besondere Beachtung zahlreicher Ausstel- lungsbesucher fanden. Schon damals beschloß Herr Brodersen, für das Antreiben von Dahlien zu wirken. Er bemühte sich, hierfür in gärtnerischen Kreisen Stimmung zu machen, aber man begegnete ihm stets mit dem Einwand, daß das Treiben von Dahlien nicht lohnend sei. Unter den gegenwärtig veränderten Verhältnissen hielt es Herr Bro- dersen aber für ratsam, erneut auf die Dahlientreiberei auf- merksam zu machen und selbst Versuche mit derselben anzu- stellen. Er hält die Treiberei für lohnend, aber nur dann, wenn die Dahlien zu einer Zeit zur Blüte gebracht werden, zu welcher in den Gärten die Rosen ' und Päonien noch nicht blühen. Diese Zeit fällt in den Mai. Herr Brodersen ist der An- sicht, daß die Kultur der Dahlien überhaupt noch wesentlich an Reiz gewinnen würde, wenn durch die Treiberei ein im Herbst oft durch Frost vor- übrigens seit mehreren Jahren in ihrem Preisverzeichnis auf. Auch als Terrarienbewohner gibt es kaum etwas dankbareres als dieses Pflänzchen. Die Gattung Helxine umfaßt nur diese eine Art. C. Bonstedt. Kräutlein auf. Die Firma Haage & Schmidt in Erfurt führt es zeitig vernichteter Blütenertrag durch einen Frühlingsflor wieder ausgeglichen werden könnte. Die Dahlie wird dann auch eine Bindeblume des vorgeschrittenen Frühlings werden, da sie durch edle Haltung, Vielgestaltigkeit und das wech- selnde Farbenspiel ihrer Blüten so leicht von keiner anderen Treibpflanze übertroffen wird. Anfangs Juni lud mich Herr Direktor Brodersen zur Be- sichtigung seiner getriebenen Dahlien nach dem Humboldt- hain ein. Ich fand hier in seinem Gewächshause ohne Bank- beete eine Anzahl von Topfdahlien, deren Flor bereits seit 14 Tagen andauerte. Die Pflanzen waren alle reich und Dahl len. In Töpfen getriebene Dahlien. (Hierzu 5 Abbildungen, nach von Alice Matzdorff für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahmen.) Die Kriegslage hat die deutschen Schnittblumenzüchter gesund belaubt; sie standen in Töpfen von mäßiger Größe, vor neue und große Aufgaben gestellt. Es gilt jetzt, uns so daß sie auch als Topfpflanzen sicher hätten besten Ab- nicht nur für die Kriegszeit, sondern möglichst dauernd un- satz finden können. Das Treiben hatte keine besondere abhängig von der Schnittblumeneinfuhr aus Südfrankreich und Mühe gemacht. Die eingepflanzten Knollen waren anfangs Italien und, wenn es sein kann, überhaupt unabhängig von der zum Antreiben unter einer Tischbank eines wärmeren Hauses Blumeneinfuhr aus dem gesamten Auslande zu machen. Dies aufgestellt, wurden erst später ans Licht gebracht und ent- ist nur möglich, wenn die deutschen Schnittblumenzüchter wickelten sich hier tadellos, obwohl ihnen keine besondere alles aufbieten, ihre Leistungsfähigkeit auf das höchste zu Pflege zuteil werden konnte, da auch aus der Gärtnerei des steigern. Jeder Wink, jede Anleitung, die geeignet sind, Humboldthains die besten der geschulten Arbeitskräfte zum uns diesem Ziele wenn auch nur einen kleinen Schritt näher Militärdienst eingezogen sind. zu bringen, dürfen dankbarer Aufnahme sicher sein. Auch die Zur Dahlientreiberei im handelsgärtnerischen Betrieb müßte Anregung, Dahlien der verschiedenen Klassen durch An- man vorzugsweise gedrungen wachsende und von Natur aus treiben verfrüht zur Blüte zu bringen, ist beachtenswert. frühblühende Sorten auswählen. Eine geeignete Zukunfts- Diese Anregung geht für deutsche Verhältnisse von Herrn sorte scheint mir die hochedle einfache, feuerrot blühende Gartendirektor Brodersen in Berlin aus. Veranlaßt wurde Neuzüchtung Rotkäppchen von Goos & Koenemann, Nieder- Herr B. zu seinen Treibversuchen durch die St. Peters- walluf, zu sein, welche im nächsten Jahre in den Handel burger Gartenbauausstellung vom Mai 1914. Auf dieser gelangt. Herr Goos sandte mir in diesem Frühjahr zwei XX, 28 Die Gar (..■n weit. 331 Topfknollen, die ich in den letzten Apriltagen unangetrieben aus- pflanzte. In der Nacht vom 13. zum 14. Mai erlitten die jungen Triebe etwas Frostschaden. Am 18. Juni öffnete sich die erste Blüte und seit Ende Juni stehen beide Pflanzen in vollem Flor, bewundert von jedem Besucher meiner Pflanzung. Die Dahlie Rotkäppchen dürfte auch als ganz eigenartige, wert- volle Balkonblume Eingang finden. M. H. Zeit- und Streitfragen. „Gartendämchen" oder Gärtnerin. „Glücklich jeder und jede, denen nicht das Los bevor- steht, sich ihre Existenz selbst erkämpfen zu müssen," meint Herr Krauß. Glücklich jeder und jede, denen nicht das Los bevorsteht, als höhere Tochter über die Erde wandeln zu müssen, meine ich ; und ich habe einige Erfahrung darin ! Bin auch eine höhere Tochter, eine von den viel zu vielen, oder, um es gleich zu bekennen, eine von den „durch Vor- urteile und falsche Erziehung verbildeten höheren Töchter- gärtnerinnen", wie uns Herr Hartnauer vollkommen richtig betitelt. Auch das will ich gleich bekennen : die beiden Artikel der obengenannten Herren in der „Gartenwelt" — sie kamen erst vor einigen Tagen in meine Hände — sind für mich die ersten Stimmen, die aus einer weiteren Garten- welt durch die chinesische Mauer meiner höheren Töchter- atmosphäre drangen. Sie veranlaßten mich nicht nur zu großem Erstaunen, sondern auch zum Nachdenken und Stellung nehmen. Ist mir nun auch noch recht viel unklar über den Gärtnerinnenberuf, seine Entstehung, Zwecke, Ziele, sein notwendig, überflüssig oder gar „schädlich" sein, ja, selbst über meine persönliche Stellung zur Gärtnerei, meine Be- gabung und Fähigkeiten für dies Fach, über meine Ziele und Zukunft, so will ich trotzdem versuchen, das klarzumachen, was ich erkannt habe ; ich hoffe damit einen kleinen Beitrag zum Verständnis der Gärtnerin, besonders der höheren Töchter- gärtnerin, leisten zu können. Doch, da ich fürchte, meine Ausführungen könnten etwas allzu persönliches Gepräge tragen, so hoffe ich zugleich, es möchten sidi noch recht viele meiner Berufsgenossinnen, Gartendämchen und Gärtnerinnen, zum Worte melden. Erst möchte ich mich näher vorstellen : ich bin ehemalige Marienfelder Schülerin, gehöre aber nicht in den Bund der „Ehemaligen", da ich die dortige Schule nicht bis zu Ende besucht habe ; nach drei Semestern wurde mir die Tür ge- wiesen, nicht zu meiner großen Ueberraschung, noch weniger zu meinem großen Bedauern. (Näheres durch die Vorsteherin.) Ich hatte nun die Wahl, nach diesem „Mißerfolg" als reuiger verlorener Sohn nach Hause zurückzukehren, oder das Los der Unglücklichen zu ergreifen, mir meine Existenz selbst zu erkämpfen. Ich wählte das letztere. Auch wußte ich, die ganz als höhere Tochter, die „es nicht nötig hat", er- oder verzogen worden war, daß der Krieg manches ge- ändert hat, daß ich jetzt eher zu denen gehörte, die es „bitter nötig" haben; doch glaube ich nicht, daß dies meinen Entschluß wesentlich beeinflußt hat. Ich bewarb mich also um Stellungen ; es gab genug. Ich wählte eine solche als Gärtnerin auf einem Rittergut. Wohl gemerkt : Ohne jeg- liche Zeugnisse oder Empfehlungen. Mein erster Eindruck war nicht gerade der vom Ueberfluß der Gärtnerin. Eine Unmenge von Arbeiten warteten auf mich — es war Ende März, und der Garten seit Kriegsausbruch herrenlos — ich stürzte mich hinein, und über der neuen, ungewohnten Ar- beit gingen mir über vieles die Augen auf. Arbeitslosigkeit heißt das chronische Leiden mit den mannigfaltigsten Krankheitserscheinungen der ganzen höheren Töchterwelt. Mitleidig schauten wir bis jetzt von unserer Höhe herab auf die Klasse der Arbeitenden, ohne zu ahnen, daß die so viel reicher sind als wir ; nun beginnt es endlich hell zu werden, wenigstens bei uns selbst. Noch versteht man uns ja nicht, noch werden wir gefragt, warum wir, wenn wir etwas gelernt haben, uns zu betätigen suchen, uns um Stellen bewerben, wenn wir es nicht nötig haben. Herr Krauß hat wenig Ahnung von dem, was wir nötig haben; aber er soll es erfahren : Arbeit tut uns Not! Lange genug haben wir gespielt, getändelt, getanzt, Romane ge- lesen und Tennis gespielt ; uns Kinder von heute kann das nimmer befriedigen, wir verlangen mehr, wir verlangen Arbeit. Aus dieser Forderung entstand unser Existenzkampf; und dieser Kampf ist nicht minder hart, nicht minder schön als der Kampf ums tägliche Brot ; und wenn beides zusammen- fällt, umso schöner! Wir erkämpfen uns die Arbeit. Man glaubt nidit an unsern Ernst, unsere Kraft, unsere Leistungen, noch nicht. Aber was tuts! Wenn nur wir daran glauben! Wir arbeiten ja nur für uns, zunächst — die Bekanntschaft mit Fräulein Jaenisch's sozialen Ideen haben die wenigsten vor dem Ein- tritt in die Schule gemacht — wir arbeiten, solange wir das Arbeiten schön finden, schöner als das Zuschauen und Nichts- Dahlie Prinzessin Auguste Viktoria. 332 Die Garten weit. XX, 28 tun, und ich glaube, das wird noch eine ganze Weile an- halten. Auf allen Gebieten dringen wir erobernd vor, warum sollten wir Halt machen vor der Gärtnerei? Kann doch keiner im Ernst uns Frauen neben einer natürlichen Neigung, Begabung und Fähigkeiten für dieses Fach absprechen. Woher also das Mißtrauen, das uns entgegengebracht wird? Sind es nur ungerechtfertigte Vorurteile? Wir werden als völlig entbehrlich erklärt, ja, als über- flüssig und direkt schädlich, falls wir, mit den „krausen Ge- dankengängen des Fräulein Jaenisch" belastet, eine Sonder- stellung im Gartenbau beanspruchen. Ja, diese Jaenisch'schen Ideen sind es, derentwillen wir mit soviel mißtrauischen, feindlichen Blicken beobachtet werden, sie sind es, die — vollkommen zielbewußt — erst eigentlich den schroffen Gegensatz zwischen uns „gärtnerierenden höheren Töchtern" und der übrigen Gartenwelt geschaffen haben. Wie stellen wir uns dazu? Wollen wir das im Ernst, mit Bewußtsein? Es wäre interessant, ein Rundschreiben an alle „Ehemaligen" gehen zu lassen, um die Zahl derer, die sich zu Fräulein Jaenisch's Bestrebungen bekennen , statistisch festzustellen. Soviel wissen wir aber jetzt schon : die Zahl wird nicht groß werden, und was noch wichtiger ist, sie wird nie größer werden, und eine stattliche Anzahl derer, die der Schule entwachsen und nur ein wenig über diese Frage nachgedacht haben, ist zur Vernunft gekommen und kann jetzt schon Antwort geben : Unsinn ! Aber es gilt zu kämpfen gegen eine Welt von Vorurteilen ; nicht nur die der außenstehenden — ich bin wohl nicht die einzige höhere Tochter, deren Eltern die Gärtnerei als einen recht unpassenden, unstandes- gemäßen Zeitvertrieb ansehen — auch nicht die zum Teil Dahlie alba camelliaeflora. ja gerechten Vorurteile der Gartenwelt werden für uns so hinderlich und verhängnisvoll wie unsere eigenen, uns an- erzogenen, von denen wir noch nicht lassen können. „Als Damen werden sie nicht anerkannt und als Gärtne- rinnen wollen sie sich nicht betrachten lassen," wird uns vorgeworfen. Ich bestreite beides; wir wollen Gärtnerinnen sein; ob sich daneben die höhere Tochter als „Dame" durchzusetzen versteht, hängt allein von ihrer Persönlichkeit ab. Ja, man sollte doch wenigstens, wenn man uns auch sonst alles abspricht, was zu einer Gärtnerin gehört, das anerkennen : unsern guten Willen. Wir kamen, Gärtnerinnen zu werden ; daß wir alle mehr oder weniger, bewußt oder unbewußt, zu Gartendämchen wurden, daß wir, statt von unsern zahlreichen alten Vorurteilen loszukommen, noch neue dazu erwarben, woran liegt das? Fragen wir uns zunächst: Wie konnte überhaupt in einem menschlichen Hirn ein solcher Gedanke, wie der Jaenisch 'sehe, entstehen? Wie und wo konnte er Wurzel fassen und sich ausbreiten? Frl. Jaenisch ist „Ehemalige". Das gewöhnliche Los der „Ehemaligen" ist, nach dem Schulbesuch hinauszukommen und draußen manches in der Schule Anerzogene abzustreifen ; Frl. Jaenisch hat es vorgezogen, in der Schule ihr Leben zu verbringen. Diese „Schule für Frauen gebildeter Stände", diesen Cast- nerschen Kasten halte ich für die wahre Brutstätte des Jaenischschen Kastengeistes. Wollen wir letzteren beseitigen, so gilt es jetzt, das Unkraut mit den Wurzeln auszureißen. „Sämtliche Gartenbauschulen für Frauen werden von Frauen geleitet," — Weiberwirtschaft zu deutsch — ist ein gerechter Vorwurf. Er ist hier aber nur in Bezug auf die unmögliche gründliche Ausbildung gemeint. Dieses Uebel stelle ich an die zweite Stelle, wenn die beiden überhaupt zu trennen sind ; jedenfalls geht die Beseitigung beider Hand in Hand. Herr Hartnauer vertritt die Ansicht : für Mädchen aus Volks- und Mittelschulen die praktische Ausbildung in gewerblichen Gärtnereien, daran angeschlossen ein einjähriger wissenschaft- licher Kursus in einer Frauenschule ; für die höheren Töchter nach den praktischen Lehrjahren der Besuch einer der drei staatlichen Lehranstalten. Letzteres bedeutet den jetzigen Verhältnissen gegenüber einen bedeutenden Fortschritt ; ob es ganz das Richtige, das einzig Richtige ist, bezweifle ich aber noch. Ersterem Vorschlag kann ich nicht beistimmen. Einmal glaube ich — das gilt für die Mittelschülerin wie für die höhere Tochter — daß es richtiger ist : erst die Schule, dann die Lehre ; dem Anfänger soll ein Einblick und Ueber- blick aller Zweige des Gartenbaues gegeben werden, ehe er sich einem derselben eingehender widmet. Aber warum Frauenschule? Oder gar nur für höhere Töchter? Gilt es doch wahrhaftig nicht, „den Beruf für die Frau passend um- zubilden, sondern die Frau für den Beruf auszubilden". Die Gärtnerei ist doch auch kein ausschließlicher Frauenberuf, sondern die neuhinzukommenden weiblichen Hilfskräfte sind dem Ganzen passend einzugliedern. Dies kann nie und nimmer durch eine Frauenschule geschehen, weder ein in Fühlung treten mit der übrigen Gartenwelt, noch eine gründ- liche, fachgemäße Ausbildung ist hier möglich. Also, räumen wir auf mit diesen mittelalterlichen Klosterschulen! Doch ehe wir einreißen, noch ein Wort, wenn es auch überflüssig erscheinen mag: wir wissen es alle, wir „Ehe- maligen", welchen Dank wir Frl. Dr. Elvira Castner, der Gründerin der ersten Frauengartenbauschule, schuldig sind ; sie hat uns mit bestem Willen und Können ein neues Ar- beitsfeld eröffnet, sie hat uns geholfen, den ersten Schritt XX, 28 Die Garteuwelt. 333 zu tun — zum Teil schon ein Fehltritt, wie wir sahen — heraus aus unserer engen höheren Töchter- welt. Diese Schule mußte kommen, aber ihre Zeit ist um ; den heutigen Anforderungen ist sie nicht mehr gewachsen. Wir müssen weiter, wir haben die schweren Schatten- seiten gesehen, wir müssen es jetzt besser machen. Ich behaupte nicht, daß es das einzig richtige sei, die Schule zeitlich an die erste Stelle zu setzen; nur soviel sehe ich klar: Wenn schon Schulen, dann keine Frauenschulen oder gar höhere Töchterschulen, nein, eine Schule, die alle aufnimmt, die „sich dem Gartenbau in die Arme werfen" wollen. (Möglichst billige Preise, staatliche Unterstützung, selbst- verständlich nicht Internat.) Die eine gemeinsame Arbeit wird über alle scheinbaren Klüfte bald Brücken schlagen. Was die wissenschaftliche Ausbildung betrifft, so sind hier gewisse Einschränkungen nötig. Ich will nur ein Beispiel aus der Marienfelder Schule herausgreifen: Welchen Sinn hat es für uns Gärtnerinnen, die Lateinnamen vom Einzeller bis Wiederkäuer wiederkäuen zu können und dann noch mit der Begründung abgespeist zu werden, das gehöre zur „Allge- meinbildung" ! Was hat eine Fach- schule — und noch dazu für nur „gebildete" Damen — mit Allge- meinbildung zu tun ? Gründlichere Schädlingskunde hat an diese Stelle zu treten. Es könnten nun Be- denken laut werden betreffs der verschiedenen wissenschaftlichen Vorbildung, oder über schnelleres Auffassungsvermögen der „höher gebildeten". Diese Schwierigkeiten scheinen mir gering zu sein. Es Sperrung in Klassen oder mit zurzeit bei meiner jetzigen Arbeit schon nicht mehr für so ganz „schädlich". Ich glaube, die ganze noch so schwierig aussehende Gärtnerinnen- frage ist nur noch eine Zeitfrage. Spielt die Gärtnerei auch noch eine Weile die Stolze, es wird doch die Zeit kommen, da sie es für klüger hält, die vielen jungen Kräfte, die ihr im Ueberfluß ent- gegenströmen, zu sammeln, einzu- gliedern und für sich nutzbar zu machen. Hilde Jäger. omp braucht doch keine Ab- Semester stattzufinden : denen wissenschaftlichen Vorkenntnissen , überhaupt den Be- gabteren ist Gelegenheit zu schnellerem Vorwärtskommen gegeben. Daß dann auch die große Zahl derer fernbleibt, die zurzeit die Gartenbauschule in dem Glauben belästigen, sie sei ein Modepensionat für Backfische, Sommerfrische oder Erholungsheim für solche, die essen lernen wollen, ist selbstverständlich. Noch ein Wort zu dem vielbesprochenen „warmen Hafen". Wir kennen noch keine Sehnsucht danach ; wir lieben mehr die wilde, offene See. Sollten wir aber einmal landen wollen, dann noch lieber im Hafen des Herrn Hartnauer ! Aber noch sind wir nicht so weit. Noch will man nichts von uns wissen, man kann uns entbehren, richtiger : die Gärtnerei will uns entbehren können — ich aber halte mich Mannigfaltiges. Gartenbau in Syrien und Mesopotamien. Die syrische Küste mit ihrer Menge freilich meist schlechter Häfen hat von jeher einen lebhaften Verkehr be- günstigt und der Ausbau moderner Häfen und eines für vorderasiatische Verhältnisse der Gegenwart fast groß- zügigen Eisenbahnnetzes lassen die Hoffnung berechtigt erscheinen, daß dieser Landstrich mit schnellenSchritten die Verwahrlosung von Jahrhunderten wieder wettmachen wird. Die Türkei sowohl als auch die Mittelmächte haben jedenfalls ein ganz besonderes Inter- esse am Aufschwung dieses Landes- teiles. Zum syrischen Gebiete gehört geographisch auch die kleine Provinz Libanon sowie Palästina, wo eine vorwiegend landwirtschaftliche Kolo- nisation dem Lande einen eigen- artigen Zug aufprägt. Hauptkulturen im Libanon sind die des Maulbeer- baumes , der zur Seidenerzeugung angebaut wird, welche die größte Indu- strie des Landes darstellt. Außerdem baut man Wein, Oel, Feigen und zahlreiche andere Früchte, sowie Tabak. Mesopotamien, das einst so frucht- bare, ist jetzt erst im Begriffe, sich von seinem fast völligen Verfalle wieder zu erholen. Die Bagdadbahn soll das Land dem Verkelir erschließen, mittelst umfangreicher Wasserwerke soll das alte Kanalnetz neu erstehen, durch welches man hofft, das Land wiederum zu einem der fruchtbarsten und reichsten der ganzen Erde zu machen. Wo einst in größerem Maße fast nur Getreide gebaut wurde, hofft man daneben jetzt auch Baum- wolle und Zucker in riesigem Maßstabe anzubauen, daneben sollen auch die vielfach vorhandenen Bodenschätze gehoben werden. Beirut ist gegenwärtig die größte und bedeutendste Hafenstadt Syriens. Ihre Lage am mittelländischen Meere ist äußerst reiz- voll. Sanft steigen die Häusermassen auf welligem Terrain das Uferplateau entlang. Die enggebaute kleine Altstadt wird von ausgedehnten neuen Vierteln und Vororten umgeben, die sich mehr und mehr mit den schönsten Baumgruppen und Garten- anlagen schmücken. Im Hintergrunde wird die Stadt von dem malerischen Höhenzuge des Libanon abgeschlossen, der dem Blicke zahllose kleine, mit üppigster Vegetation bedeckte Taleinschnitte, Olivenwäldchen und zwischen dem Grün hervorschauende Dörfer und einzelne Häuser zeigt. Wie ein einziger großer Garten ondahlie Dr. Hirschbrunn 334 Die Garten wel t. XX, 28 bietet die ganze Umgegend von Beirut ein Bild äußerster Frucht- barkeit und fleißigster Kulturarbeit. Zwei Kilometer landeinwärts hinter der Stadt zieht sich eine isolierte, langgezogene, schmale Sandzone hin. Auf dieser ließ der mächtige Fürst der Drusen aus dem Hause Mann, Fachriddis, im 17. Jahrhundert Pinien- waldungen anlegen, um das benachbarte Humusgebiet vor weiterer Versandung zu schützen. Die eigenartigen Bäume mit ihren herr- lichen, dunkelgrünen Gipfelkronen haben sich ausgezeichnet ent- wickelt und sind von der fast allgemeinen Waldverwüstung in Syrien verschont geblieben. Unweit davon liegt ein mit den mannigfaltigsten Blumen und Zierbäumen geschmückter öffentlicher Garten, der von Küstern Pascha ins Leben gerufen worden ist. Er ist eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Hier liebt es die elegante Welt Beiruts, sich nachmittags zu vereinigen, um den Klängen des Libanon-Militärs zu lauschen. Der Boden des Libanon- gebietes wird bis auf die kleinsten bebaubaren Parzellen aus- genutzt. Die Erträge sind groß ; es besteht in Beirut eine sehr umfangreiche Ausfuhr dieser Erzeugnisse. In den beiden letzten Jahren vor dem Kriege (1912 und 1913) gelangten davon zur Ausfuhr : 1913 1912 Aprikosen, getrocknet 440 800 kg 681000 kg Aprikosenkerne 477 000 „ 1068 000 „ Aprikosenteig 2 832 000 „ 3 401000 „ 1913 1912 Bohnen Datteln Erbsen Frische Früchte Getrocknete Früchte Gerste Mais Weizen Linsen Oliven Olivenkerne Olivenöl Süßholz Tabak Trauben Zitronen Zwiebeln Dahlie Gebr. Haberer. 53 400 kg 236 000 kg 227 000 „ 286 000 „ 1724 000 „ 1019000 „ 214 050 „ 314 000 „ 787 400 „ 575 000 „ 3 445 900 „ 1670 000 „ 1343 100 „ 158 000 „ 1998 050 „ 187 000 „ 213 800 „ 247 000 „ 297 450 „ 249 000 „ 756100 „ 395 000 „ 238 200 „ 223 000 „ 733 400 „ 1079 000 „ 231000 „ 214 COO „ 370 150 „ 469 000 „ 693 000 „ 522 000 „ 451000 „ 804 000 „ Der Anteil Deutschlands an dieser Ausfuhr war aber bisher ein äußerst geringer und direkte Verschiffungen nach Deutschland fanden nur in wenigen Artikeln statt, unter denen Aprikosenteig obenan steht. Beirut ist mit Damaskus durch eine 138 km lange Eisenbahn- strecke verbunden, welche zu den landschaftlich schönsten der Welt gehört. Herrlich ist der Rückblick auf das Meer, die Stadt, den merkwürdigen Sandstreifen, der sie umgürtet, die zahllosen Gärten und die Pinien- und Olivenhaine der .Ebene. Je höher man steigt, desto romantischer wird die Aussicht ; bei jeder der zahllosen Biegungen der Bahn bieten sich neue Bilder. Das Gebirge scheint aus lauter Schluchten, Felsen und Erdwällen zu bestehen. Immer häufiger zeigen sich Häusergruppen und Dörfer, in der Tiefe der Täler oder terrassenförmig sich aufbauend bis zur Spitze, auf den Rücken der Höhenzüge. Einzelne besonders hohe Bergspitzen tragen Klöster, die den Eindruck trotziger Festungen hervorrufen. Durch unausgesetzte Terrassenanlagen wird die Bebauung jedes kultivierbaren Fleckchens Erde des Gebirges ermöglicht. Maulbeer- und Olivenpartien beleben die Landschaft, und im Sommer ist die leichte und dünne Luft von dem. köstlichen Dufte erfüllt, der den verschiedenfarbigsten Blumen entströmt. In der Höhe von Aleih liegen die meisten sommerlichen Villen der reichen Syrier, der europäischen Konsuln und der Kaufleute der Küste. In den sie umgebenden herrlichen Anlagen feiert die Gartenkunst wahre Triumphe. Hier befindet sich auch Ain Sofar, einer der schönsten Punkte der ganzen Bahnlinie, der sich zu einem wunderschönen Luftkurort entwickelt. Dann erreicht die Bahn die Paßhöhe des Gebirges und sämtliche Vegetation verschwindet. Kaum ist diese Höhe überwunden, sieht man die fruchtbare langgestreckte Ebene der Bika, welche sich zwischen Libanon und Antilibanon und dem mächtigen schneebedeckten Rücken des Harmon im Süden des eigentlichen Antilibanon hinzieht. Dann tritt die Bahn bei dem gartenreichen Dorfe Rajak in das Tal des Wadi Jahfufe, um bald darauf den Anstieg des Antilibanon auszuführen. Die darauf erreichte Paßhöhe erscheint ebener und weniger wild als diejenige des Libanon ; der Terrassenbau für die Bodenkulturen ist weniger notwendig, und große Strecken sind mit Getreide bestellt. Jenseits der Paßhöhe folgt die Bahn dem Laufe des Wadi Barada bis zu ihrem Endziel. Bei Gebedani beginnen die den Wadi Barada auszeichnenden Baumschulen und Waldkulturen, welch letztere sich bis Damaskus fortsetzen und der syrischen Hauptstadt das Holz für ihre Bauten liefern. Je mehr man sich Damaskus nähert, desto mehr machen die Waldungen großen, ein- gefriedigten und sorgsam gepflegten Gärten Platz. Die Gärten, welche Damaskus in weitem Umkreise umgeben, sind ausschließlich Nutzgärten, die gleichzeitig zur Ackerkultur ver- wandt werden. Im Schatten zahlreicher Obstbäume werden Wein, Getreide, Gurken und die allerverschiedensten Gemüsearten an- gebaut. Die Bewässerung erfolgt durch ein System von größeren und kleineren Gräben. Sie werden durch Hecken und oft mehrere Meter hohe Erdwälle voneinander und von den Gassen und XX, 28 DieGa,rteawelt. 335 Straßen geschieden. Abgesehen von seiner wirtschaftlichen Be- deutung bildet der breite Gartenkranz um Damaskus einen nicht zu unterschätzenden wallartigen Schutz gegen feindliche Angriffe. In dem Innern von Damaskus erblickt man hin und wieder herr- liche Blumengärten, Rijad genannt, in jenem altarabischen Stile, der noch in den Gartenanlagen des Alkasar in Sevilla erhalten ist, und der auch die Gärten von Fes und Miknesa in Marokko sowie im gesamten übrigen Nordafrika kennzeichnet: die Blumen- beete werden von schmalen, manchmal gemauerten und höher liegenden Wegen umrandet, die Wege bilden geometrische Figuren, die meist wieder von duftenden Laubgängen aus Jasmin und ver- schiedenartigen Schlingpflanzen überdacht sind. Seit dem arabischen Altertum ist Damaskus berühmt wegen seiner schönen Früchte. Mit dem Beginn des Sommers werden besonders Aprikosen, Misch- misch genannt, feilgeboten, verschieden süße und saftige, aber kleine und vielleicht weniger aromatische Arten der in Europa ver- edelten Gattung. Sie kommen in unglaublichen Mengen und zu geradezu lächerlich billigen Preisen auf den Markt. Aus diesen Aprikosen wird auch ein zähes, papierartiges Präparat, Kamar id Din, gemacht, das sowohl trocken gegessen wird, als auch auf- geweicht in Wasser den Eingeborenen als Leckerbissen gilt und sich lange Zeit hält. Es wird vielfach nach Europa ausgeführt und zur Marmeladenfabrikation benutzt. Einen Hauptanziehungs- punkt für die Bewohner der Stadt bilden im Sommer gegen Sonnenuntergang die großen öffentlichen Gärten, welche an den Armen des Barada in der nächsten und weiteren Umgebung der Stadt belegen sind. Der Orientale ist ein großer Freund des fließenden Wassers und fühlt sich in dessen Nähe besonders wohl. Die Muhamedaner von Damaskus ziehen die Gärten im Westen der Stadt vor. Außerhalb der vielen Kaffees sieht man hier viel- fach am Ufer vornehme muhamedanische Damen mit ihren Diene- rinnen sitzen und an den mitgebrachten Vorräten sich gütlich tun. Die nicht muhamedanische eingeborene Bevölkerung wandert am liebsten nach dem Osten der Stadt, wo der Barada Damaskus verläßt. Unter dem Laubdache schattenspendender Bäume lassen sich die Besucher auf Stühlen oder Bänken nieder oder lagern sich auf den Strohmatten oder den Teppichen, die am Ufer entlang aus- gebreitet sind. Frauen und Männer haben das Nargileh (die Wasserpfeife) und die Kaffeeschale vor sich oder schlürfen Arak, einen aus Traubentrestern unter Beimischung von Mastix bereiteten Likör. Der Arak kommt als Bowle in einer größeren Schale auf den Tisch, möglichst auf Eis (Teig), wie man den festgepreßten Schnee nennt, der täglich von den Bauern der benachbarten Ge- birgsdörfer nach der Stadt gebracht wird. Mit einem kleinen Gefäße wird aus dieser Bowle der Trank in die großen Gläser gefüllt und meist mit Wasser verdünnt, das dann ähnlich wie beim Absinth eine milchartige Färbung annimmt. Dazu werden kleine Gurken, Pistazienkerne, Salzerbsen und Süßigkeiten genossen. Die Unterhaltung wird meist im Flüstertone geführt ; hin und wieder tragen Sänger unter Begleitung einer Gitarre mit näselnder Stimme ein Liebeslied vor. Nach althergebrachter Sitte sind vielfach bei diesen Unterhaltuiigen, wie auch bei Picknicks und bei Festlich- keiten in den Häusern die Geschlechter noch getrennt und sitzen oder hocken in gesonderten Reihen einander gegenüber. (Schluß folgt.) Badermann. /Zweige. Immerhin befürchtet man, er könne eingehen, weshalb ! er Stamm mit Sand gefüllt wurde, wozu nicht weniger als 32 kbm ( rforderlich waren. E. Verkehrswesen. Eine seltene Ulme. In dem wenig bekannten Dörfchen Schimsheim in Rheinhessen steht eine uralte Flatterulme, die wohl als einer der stärksten Bäume dieser Art angesehen werden kann. Ihr Alter wird auf rund 1000 Jahre geschätzt. Bei einer Höhe von mehr als 30 m besitzt der Baum einen Umfang von über 20 m, 1,5 m über dem Boden gemessen. Vor etwa vierzig Jahren ist er hohl gebrannt. Sein Stamminneres hat soviel Raum, daß bei Festlichkeiten eine kleine Musikkapelle darin spielen konnte. Das Blätterdach hat einen solchen Umfang und eine derartige Dichtigkeit, daß bei schlechtem Wetter bequem 600 Personen Schutz darunter finden. Trotz der dünnen Wand des ausgebrannten Stammes trieb der Baum bisher noch alljährlich neue Aeste und Der neue Posttarif. Erhöhung der Gebühren. — Die neuen Marken. Das Gesetz vom 21. Juni 1916 über die mit den Post- und Telegraphengebühren zu erhebende außerordentliche Reichsabgabe tritt am 1. August 1916 in Kraft. Es kostet vom 1. August ab: der Ortsbrief (bis 250 g) freigemacht l^U nicht freigemacht . . .15 der einfache Fernbrief (bis 20 g) freigemacht . .15 nicht freigemacht 25 Pf. Dahlie Sonne von berlin. 336 Die GLarten weit. XX, 28 bei der doppelte Fernbrief (über 20 — 250 g) freigemacht 25 Pf. nicht freigemacht 35 die Postkarte freigemacht V'/i nicht freigemacht 15 das Paket bis 5 kg in der ersten Zone . . . .30 auf alle weiteren Entfernungen 60 (Dazu tritt bei nicht freigemachten Paketen bis 5 Skg Portozuschlag von 10 Pf.) das Paket über 5 kg in der 1. Zone .... 10 Pf. mehr als bisher auf alle weiteren Entfernungen 20 „ „ „ „ der Brief mit Wertangabe in der 1. Zone 25 Pf. auf alle weiteren Entfernungen .... 50 „ außerdem die Versicherungsgebühr wie bisher und nicht freigemachten Wertbriefen der Portozuschlag von 10 Pf.; der Postauftragsbrief 35 Pf. das Telegramm im Stadtverkehr: bis 5 Wörter einschließlich 40 Pf., über 5 bis 10 Wörter einschließlich für jedes Wort 2 Pf. mehr, also 42, 44, 46, 48, 50 Pf., über 10 Wörter für jedes Wort 5 Pf.; das Telegramm im sonstigen Verkehr : bis 5 Wörter einschließlich 60 Pf., über 5 bis 10 Wörter einschließlich für jedes Wort 2 Pf. mehr, also 62, 64, 66, 68, 70 Pf., über 10 Wörter für jedes Wort 7 P^.; der Rohrpostbrief 35 Pf. die Rohrpostkarte 30 „ Im Fernsprechverkehr beträgt die jährliche Pauscl gebühr in den kleinsten Netzen 88 M, steigend bis 198 M in Netzen mit mehr als 20 000 Anschlüssen, die jährliche Grundgebühr in Netzen von nicht mehr als 1000 Anschlüssen 66 M, steigend bis 110 M in Netzen mit mehr als 20 000 Anschlüssen, die Gebühr für Ortsgespräche bei Anschlüssen gegen Grund- gebühr 5', 2 Pf. für jede Verbindung, die Gebühr für Gespräche von Ort zu Ort bei** einer Ent- fernung von nicht mehr als 25 km 22 Pf. für ju 3 Minuten, steigend bis zu 2,20 M bei einer Entfernung von mehr als 1000 km. Bruchpfennige, die sich bei nicht freigemachten und unzureichend freigemachten Sendungen und bei der Gebühr für die Vergleichung von Telegrammen ergeben, werden auf volle Pfennige aufwärts abgerundet. Für einen nicht freigemachten Ortsbrief, der von einer Beliörde unter der Bezeichnung „Portopflichtige Dienstsache" abgesandt wird, und für eine solche Postkarte sind vom Empfänger also 8 Pfennig zu entrichten. Unverändert bleiben die Gebühren für Drucksachen, Geschäftspapiere, Warenproben, vereinigte Druck- sachen, Geschäftspapieren und Warenproben, Postanweisungen und Zeitungen, ferner alle Gebühren im Postscheckverkehr, jedoch be- trägt die Gebühr für Briefe der Kontoinhaber an die Postscheck- ämter, wie für Ortsbriefe, künftig 7'/o Pf. Für die Entrichtung der Reichsabgabe sind, soweit die Be- nutzung von Marken in Betracht kommt, Postmarken zu verwenden. Zu diesem Zwecke werden Ende Juli neue Postmarken zu 2V2. 7V2 und 15 Pfennig sowie gestempelte Postkarten zu 7*2 Pfennig und Postkarten mit Antwortkarte zu 1'^!« + 7' 2 Pfennig ausgegeben. Neue Frage Nr. 993. Welches sind die dankbarsten Nelken für den Schnitt im Oktober? Neue Frage 994. Wie werden Vermehrung und Kultur der Nertera depressa am besten gehandhabt? Fragen und Antworten. Neue Frage Nr. 991. In hiesiger Gärtnerei werden viel billige Kränze gebunden, es fehlt aber an Grün als Unterlage. Bisher wurde Kieferngrün aus den Forsten verwendet, das aber zu unschön wirkt. Welche Pflanzen können unter den obwaltenden Verhältnissen zur Schnittgrüngewinnung angepflanzt werden? Neue Frage Nr. 992. Als großer Freund von Neuheilen möchte ich gern wissen, welche neueste, wertvolle Sorten von Pelargonien, Edelpelargonien und Peltaten, sowie von Fuchsien, die sich den älteren Sorten gegenüber auszeichnen, empfohlen werden können. Tagesgeschichte. Stuttgart. Die Obsternteaussichten stellen sich für Württem- berg nach Zusammenstellung der bis jetzt eingelaufenen Berichte der Vertrauensmänner des württembergischen Obstbauvereins für Aepfel etwas über gut; Birnen gering bis sehr gering; Stachel- beeren, Johannisbeeren, Himbeeren, Quitten, Walnüsse und Wald- beeren gut ; Pfirsiche gering ; Aprikosen Mißernte ; Pflaumen, Reineclauden und Mirabellen gering bis mittel; Zwetschen näher an mittel. Die Kirschenernte ist bald vorüber, sie war leider sehr wenig ergiebig. Recht zufriedenstellend war die Erdbeerenernte. Wien. Hierselbst wurde die Schaffung eines Heldenhaines auf einem 161000 Quadratmeter großen Gelände im 16. Bezirk nach einem Plane des Stadtbaudirektors Goldemund beschlossen. Der größte Teil des Geländes befindet sich im Besitze der Stadt; für hinzugekaufte Teile wurden 1318 000 Kronen aufgewendet. Die Anlage soll nicht Hain-, sondern Waldcharakter tragen, wes- halb auch die Rasenflächen nur mit hartem Rasen bedeckt werden, der auch das Betreten verträgt. Ebenso sollen die sich ergebenden Beete inmitten der Alleen nicht mit Zierblumen, sondern mit Feld- und Heideblumen bepflanzt werden. Im östlichen Teil der Anlage ist ein großer Spielplatz in Aussicht genommen. Um den wald- artigen Charakter zu wahren und andererseits möglichst viele Bäume anpflanzen zu können, sollen die einzelnen Bäume in Ab- ständen von sieben Metern (!) gesetzt werden. Die Boden- beschaffenheit wurde von der Stadtgartendirektion als für die Pflanzung von Eichen günstig erklärt. Mit der Durchführung des Haines ist im westlichen Teile bald- möglich nach Freimachung der verpachteten und zur Anschüttung benützten Flächen zu beginnen. Niederlande. Handel in Blumenzwiebeln 1915. Die Einfuhr von Blumenzwiebeln und Blumenzwiebelgewächsen nach den Nieder- landen stellte sich im Jahre 1915 und in dem Vorjahr, wie folgt: 1914 1915 kg kg Belgien 83100 210 900 Frankreich 391300 136 900 Großbritannien und Irland. ... 351300 293600 Vereinigte Staaten von Amerika, . 131900 62 500 Japan 107 600 36 600 Türkei 14 500 — Zusammen einschl. anderer Länder 1377 600 862 300 Die Ziffern für die Ausfuhr aus den Niederlanden in denselben Jahren werden, wie folgt, angegeben : 1914 1915 kg kg VereinigteStaat. V.Amerika U.Kanada 7 649 000 8100 800 Großbritannien und Irland. . . . 7 646 200 8 097 500 Deutschland und Oesterreich-Ungarn 5 266 700 5 372 800 Skandinavien und Dänemark . . . 3 706 700 3 866 200 Frankreich, Belgien, Italien, Spanien, Portugal, Griechenland u. Türkei 462 300 540 000 Rußland ■ ■ . 90 300 572 300 Zusammen einschl. anderer Länder 24 893 900 26 615 500 (Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Amsterdam.) Personalnachrichten. Müller, Herrn., Gärtnereibesitzer, Bad Kissingen, f am 24. Juni im Alter von 50 Jahren. Fintelmann, Gustav, kgl. Hofgartendirektor i. P., Potsdam, feierte am 22. v. M. in voller Frische seinen 70. Geburtstag. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max HesdörfEer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buohdr. Gateaberg e. G. m. b. H., Dessau lustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 21. Juli 1916. Nr. 29. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Orchideen. Leptotes bicolor, Ldl. und Leptotes unicolor, Rodr. (Hierzu eine Abbildung^, nach einer vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahme.) Beide Arten stellen reizende Pflanzen für den Liebhaber botanischer Orchideen dar. Infolge ihrer kleinen Wachstums- weise läßt sich in der bescheidensten Sammlung ein Plätzchen für sie erübrigen. Leptotes bicolor , die bekanntere der beiden einander nahestehenden Arten, stammt aus dem Orgelgebirge, von wo sie 1831 oder 32 nach England gebracht wurde. Dank häufiger Einführungen ist eine kräf- tige Pflanze jetzt schon für einige Mark erhältlich. Die harten, fast stielrunden Blätter sind 8 — 15 cm lang, meistens übergebogen, grau- grün, 'mitunter bläulich, oder auch braun betupft. Die Blüten er- scheinen im Januar — Februar zu 2 bis 4 am Grunde der Blätter an hellgrünen Stielen. Sepalen und Petalen sind weiß, etwa 2 cm lang, mit zurückgeschlagenen Rändern. Die Lippe ist kürzer, violettrosa, oft hellgerandet. Eine Notiz in „The Orchid Review" 1895, S. 231, besagt, „daß die reifen Samenkapseln von Leptotes bicolor wohlriechend sein sollen und sich bei der Zu- bereitung von Eisspeisen und Creme verwenden lassen. Der Duft soll etwa dem einer Tonquinbohne gleichen, den Speisen einen milden und angenehmen Wohlgeschmack verleihen, süßer, aber weniger auf- dringlich als bei Verwendung von Vanille." Diese Notiz sei nur an- geführt als seltner Fall, daß Teile einer Orchidee auch wirtschaftlichen Wert besitzen. Möglich ist es immer- hin, und Mr. E. Morren, der solches bei Leptotes bicolor herausfand, muß ein Feinschmecker sein. Ich glaube aber, wir verzichten gerne auf sein Gartenwelt XX. Rezept und erfreuen uns lieber der niedlichen Blüten. Wenn wieder Eiscreme auf dem Tisch erscheinen darf, erinnern wir uns der erprobten Vanilleschoten. Im Juli, wenn neue Bewurzelung eintritt, ist die beste Zeit zum Verpflanzen. Kompost, wie bei den Cattleyen, be- währt sich, kleine, flache Schalen sind Töpfen vorzuziehen, natürlicher sieht es jedoch aus, wenn die Pflanzen, an einem rauhrindigen Aststück befestigt, aufgehängt kultiviert werden. Im gemäßigt warmen Hause wächst diese Art und auch Leptotes unicolor bei hellem Licht sehr willig. Durch Kreu- Leptotes bicolor. 29 338 Die Gartenwelt. XX. 29 zung zwischen Leptotes bicolor und Laelia cinnabarina wurde im Jahre 1902 von Veitch eine Hybride gezüchtet, Lepto- laelia X Veitdüi. Diese interessante Gattungshybride wird beschrieben als im Bau Leptotes nahekommend, die Blüten- stände aber länger, die Blüten von salmrosa Färbung. Leptotes imicolor Rodr. ist eine weitere hübsche Art der Gattung. Der Palmengarten erhielt dieselbe als Zu- fallseinführung mit anderen Orchideen aus Minas Geraes. Im Bau noch kleiner als L. bicolor, trägt sie Blüten von fast einförmiger violettrosa Färbung. Die Blumen stehen in der Regel zu zweien an hängenden Stengeln. Sie blüht mit bicolor zusammen, oftmals auch wieder im Hochsommer. Rodrigues beschrieb sie schon 1877 als auf Bäumen an den Ufern der Flüsse Dourado, des Antas und Sapucahy und nahe der Stadt Alfenas in der Provinz Minas Geraes vor- kommend. Regnell fand sie nahe Caldas. In Kultur scheint Leptotes unicolor im Gegensatz zu L. bicolor sehr selten zu sein. Außer diesen beiden sind noch vier weitere brasilianische Leptotes beschrieben, wovon einige aber wohl nur als Varietäten von obigen gelten können. E. Miethe. Cypripediumalbinos. Von Herrn. A. Sandhack, zzt. im Osten. (Hierzu zwei Abbildungen, nach vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Es mag ja zugegeben werden, daß bei Beurteilung der Schönheit von Orchideenalbinos der persönliche Geschmack eine Rolle spielt, aber im allgemeinen läßt sich über den wunderbaren Farbenschmelz der meisten Orchideenalbinos nicht streiten. Reinweiße Cattleyen, Odontoglossen, Sobra- lien u. a. sind entschieden von so vollendeter Schönheit, trotz des gelben Schlundes, daß sie den verwöhntesten Lieb- haber und kritischsten Fachmann befriedigen. Nicht minder schön — für den, der überhaupt den Cypripedienblüten Schönheit nicht abspricht — sind die Cypripediumalbinos. Wie wunderbar rein — wie edel ge- zeichnet finden wir in diesen Blüten das schönste Smaragd- Cypripedium insigne Sanderae. Cypripedium > Maudae. grün im reinsten Weiß. Freilich ist in manchen Cypripedium- albinos statt des Grün Gelb vorhanden, aber auch dieser Ton wirkt mit Weiß sehr fein, z. B. bei C insigne Sanderae; es ist seit Jahren eine Perle vieler Sammlungen und fällt überall, wo es gezeigt wird, besonders in Massen, sehr angenehm auf. Es ist bei diesem Cy- pripedium nicht nur aus den Blüten jeder dunkle Farbenton gewichen, sondern auch der Stiel, der bei der Urform meist schwärzlich, ist hier grün. Im Wuchs gibt C. insigne San- derae der Stammform nichts nach, auch ist es, wie nebenstehende Abbildung zeigt, ein guter Blüher. Letzterer Umstand trifft auch bei anderen Cypripediumalbinos zu, wie die obenstehende Abbildung eines C. Maudae zeigt. So lange die hier abgebildete Pflanze in der Camp- hausenschen Sammlung vorhanden ist, hat an derselben fast jeder Trieb geblüht. Die Form dieser edlen Blume näher zu beschreiben, erübrigt das beigefügte Bild. Doch das schönste an diesem Cypripedium sind die Farben. Diese herrlichen grünen Töne rivalisieren mit reinem Weiß in sel- tener Harmonie, wie sie wohl vollendeter XX, 29 Die Gartenwelt. 339 die Natur nicht erdacht. C. Maudae ist, wenn ich nicht irre, das Ergebnis einer Kreuzung von C. callosum San- derae X C Lawrenceanum Heyeanum. Cypripedium callosum Sanderae, ebenfalls in der Camp- hausenschen Gärtnerei in Mehlem a. Rh. vorhanden, ist etwas abweichend in der Form der Blüten, die obere Fahne ver- hältnismäßig groß und die beiden Fetalen etwas stark auf- wärts gebogen. Obstbau. Zur Bekämpfung der Schädlinge und Pilzkrankheiten unserer Obstbäume. Vom Herausgeber. Nach einer vorzüglich verlaufenen Obstblüte sind die Ernteaussichten stellenweise durch das massenhafte Auftreten von tierischen Obstschädlingen, vorzugsweise von Raupen, in Diese Hybride ist eine dankbar blühende und willig schwerer Weise herabgemindert worden. Aus allen Landes- wachsende Orchidee, deren Blätter etwas blasser gezeichnet, bzw. gefärbt sind. Topfpflanzen. teilen wird von großen Fraßschäden berichtet. Ich habe noch Mitte vorigen Monats größere Obstbaumpflanzungen gesehen, in welchen fast Baum für Baum vollständig kahl gefressen war, obwohl man vielfach militärische Hilfe zur Cycas circinalis L., aus Samen gezogen. Es dürfte nicht Bekämpfung der Raupenplage nachgesucht und erhalten hatte, allgemein bekannt sein, daß Cycas circinalis im Jugendstadium, Bäume, die in dieser Weise zugerichtet sind, bleiben nicht wenn aus Samen gezogen, in verhältnismäßig kurzer Zeit zu nur im laufenden Jahre, sondern voraussichtlich auch noch recht schönen, ansehnlichen Topfpflanzen heranwächst. Im Warm- haus herangezogen, brauchen die Pflanzen, wie die hier abgebildete, keineswegs längere Zeit, als etwa eine Kentia oder Latania, so daß deren Aufzucht als Zimmerpflanze, wenn erst wieder Samen davon eingeführt wird, mehr beachtet werden sollte. Die Blätter sind von großer Haltbarkeit. Ich habe eine Pflanze davon schon über ein Jahr im Zimmer an recht ungünstiger Stelle stehen, die noch alle ihre Blätter erhalten hat und frische Wedel treibt. Mit für ein bis zwei weitere Jahre ertraglos, dürften zum Teil sogar vollständig zugrunde gehen. Idi habe schon im Laufe des verflossenen Winters an den überall zahlreich vorhandenen Raupennestern, an den in ganz ungewöhnlich großer Zahl abgesetzten Eierringen des Ringelspinners, die ich beim Winterschnitt meiner Bäume größtenteils unsdiädlich machen konnte , und an anderen den leicht übergebogenen, blau bereiften Fiederblättern bildet diese untrüglichen Anzeichen die kommende Schädlingsplage vor- Sagopalme eine herrliche Blattpflanze, die, wenn angeboten, als ausgesehen und meine entsprechenden Maßnahmen getroffen. Zimmerschmuck gewiß Liebhaber und Käufer finden würde. C. circinalis stammt aus Ostindien und beansprucht etwas mehr Wärme, als die in den Gärten häufiger anzutreffende Cycas revoluta aus Japan und Korea, die meist zu warm gehalten wird. Ist es doch ein in gärtnerischen Kreisen weitverbreiteter Aber- glaube, daß alle Cycas. um gut auszutreiben, warmen Fuß haben müssen. Es kommt wohl daher, daß der alte Wagner in Gohlis der den Cycasimport zu einer Zeit im großen Maßstabe betrieb Ich möchte hier vorausschicken, daß ich weder jemals Klebe- gürtel noch Madenfallen um meine Bäume lege, daß diese aber trotzdem regelmäßig von Fraßschäden so gut wie voll- ständig verschont bleiben. Frostnachtspannerraupen habe ich in den letzten Jahren in meinen Kulturen überhaupt nicht feststellen können. Wicklerraupen nur vereinzelt. Gold- after, Gespinstmotten und Ringelspinner treten etwas reich- als die Wedel noch gut bezahlt wurden, die frisch importierten lieber auf, namentlich letzterer, da er seine Eierringe auch blatt- und wurzellosen Stämme zur schnellen Bewurzelung und zum frühen Austreiben auf warmem Beete reizte, vielleicht auch schon bewurzelte Stämme auf warmem Fuße zum Treiben recht langerWedel für den Schnitt veranlaßte. Das ist aber nicht das Normale. Seit Jahren bringe ich die Cycas im Sommer ins Freie hinaus, wo sie sich sehr wohl befinden. Ueberwintert werden sie in einem gemäßigt warmen Hause. Im Frühjahr bis Frühsommer treiben sie dann alljährlich einen neuen Blattkranz. Ich beachte dabei nur, daß das Austreiben unter Glas geschieht und daß die Wedel erhärtet sind, wenn die Pflanzen an ihren Standort ins Freie gebracht werden. Auch dürfen sie während des Triebes nicht gedreht oder umgestellt werden, damit sich die Wedel nicht krümmen. Ich habe beobachtet, daß die luftiger im Freien gehaltenen Cycas williger als solche treiben, die ihr Dasein in dumpfen Warmhäusern verbringen müssen. Wenn auch die Cycas seit dem Auf- kommen der präparierten Wedel an Handelswert erheblich eingebüßt haben, so verdienen sie doch nach wie vor als Dekorationspflanze unsere Beachtung. C. Bonstedt. Cycas circinalis, aus Samen gezogen. Nach einer vom Verfasser für die „Gartenwelt" gef. Aufnahme. 340 Die Gartenwelt. XX, 29 an die Weißbuchenhecke ablegt, die meine Pflanzung umgibt, aber mit arsenhaltigen Spritzmitteln nicht gespritzt werden darf, weil das Wild dadurch Schaden nehmen könnte. Nach meinen langjährigen Erfahrungen ist das gewissen- hafte Bespritzen der Obstbäume die erste Vorbedingung zur Erzielung guter und tadelloser Obsternten. Die Anwendung der Kupferkalkbrühe (Bordelaiser Brühe) habe ich vollständig eingestellt, da ich auch bei ein- bis zweipronzentigen Lösungen nach jeder Bespritzung mehr oder weniger starken Blattfall feststellen mußte. Solcher Blattfall trat auch bei Anwendung der Kalifornischen Schwefelkalkbrühe in stärkeren Lösungen ein, bis ich das richtige Verdünnungsverhältnis ausgeprobt hatte. In früheren Jahren wendete ich Winterbespritzung in starker Lösung (1 : 10) an. Ich habe niemals irgendwelchen Vorteil solcher Winterbespritzungen finden können und dieselben deshalb ganz aufgegeben. Von allergrößter Wichtigkeit sind zwei Bespritzungen, die erste gleich zu Be- ginn des jungen Triebes, also ungefähr 14 Tage vor Ent- wicklung der Blütenknospen, die zweite 10 — 12 Tage nach dem völligen Abblühen der Bäume. Ich verwende nur noch die Kalifornische Schwefelkalkbrühe, Marke Kalifornit extra, der Chemischen Fabrik von Dr. Nördlinger, Flörsheim (Main), und zwar im Verhältnis von 1 : 40. In einer 200 Liter Wasser fassenden Bütte, einem ausgedienten Schmalzfaß, verrühre ich 5 Liter Normalbrühe. Dieser Lösung setze ich 200 g Bleiarsenat, gleichfalls aus der obengenannten Fabrik, hinzu. Die erste Bespritzung hat zur Folge, daß sich die entwickelnden Frostnachtspanner- und Wicklerraupen fast vollzählig ver- giften. Einige dieser Schädlinge werden ja immer auftreten, da es auch bei sorgfältigster Bespritzung, namentlich bei umfangreicheren Kronen, kaum möglich ist, die Flüssigkeit so zu zerstäuben, daß sie alle Teile der Krone trifft. Gegen Blütenstecher ist diese Bespritzung nach meinen Beobachtungen wirkungslos ; sie traten namentlich in diesem Jahre sehr stark auf, vernichteten unzählige Blütenknospen, aber trotzdem war der Fruchtansatz an meinen Aepfelbäumen noch ein so über- reicher, daß ich ungezählte Tausende kleiner Früchte durch den ganzen Juni hindurch herausschneiden mußte, um den Bäumen Erleichterung zu schaffen und mir eine Ernte feinster Tafelfrüchte zu sichern. Ich habe im Laufe der Jahre beobachtet, daß manche Insekten gegen starke Gifte fast völlig immun sind. So blieben Mückenlarven in einem Wasserbecken mit 1 kbm Inhalt, in welchem ich 25 kg 40proz. Kalisalz gelöst hatte, lebensfähig, und jetzt beobachtete ich durch zwei Stunden einen Wasserkäfer (Gelbrand), der munter in der spritz- fertigen Arsen-Kupferkalklösung schwamm und tauchte, als sei es klares Quellwasser. Nach dieser Zeit fing ich den Käfer, brachte ihn in ein bedecktes Gefäß mit klarem Wasser und konnte nun feststellen, daß ihm der mehrstündige Aufenthalt in der Giftlösung absolut nichts geschadet hatte. Die zweite Bespritzung, die, wie oben erwähnt, zehn bis zwölf Tage nach dem Abblühen vorgenommen wird, ist die wichtigste, da sie die Eiablage des Apfelwicklers, also, um mit dem Volksmund zu reden, das Madigwerden der Früchte verhindern soll. Auch dies Ziel wird durch Arsenzusatz zur Spritzflüssigkeit ziemlich vollständig , aber niemals restlos erreicht. Je dichter die Kronen und je voller die Bäume be- laubt sind, umso schwieriger wird es natürlich, so zu spritzen, daß alle Früchtchen von der fein zerstäubten Spritzflüssigkeit getroffen werden. Am nächsten kommt man diesem Ziel, wenn man für die Bespritzungsarbeit einen absolut wind- stillen Tag wählen kann. Der Zusatz von 200 g Bleiarsenat auf 200 Liter Spritzflüssigkeit ist für die Bäume durchaus unschädlich. Gegen Schwefelkalkbrühe sind Stachelbeeren am empfindlichsten, namentlich Sorten mit behaarten Früchten, aber nicht alle. Als unempfindlich von letzteren habe ich Hönings Früheste festgestellt, als empfindlichste Sorte die unbe- haarte Früheste von Neuwied. Empfindlich ist auch alles Stein- obst, aber das oben angegebene Lösungsverhältnis ist selbst für Pfirsiche unschädlich. Bei Stachelbeeren ist die häufige Be- spritzung ohne Arsenzusatz zur Bekämpfung des Amerika- nischen Stachelbeermehltaues ein absolutes Erfordernis. Sorten, ■ welche nach solcher Bespritzung das Laub werfen, sollten durch widerstandsfähigere ersetzt werden. Auch ohne Arsenzusalz ist die Kalifornische Schwefelkalkbrühe weiterhin ein vor- zügliches Mittel zur Bekämpfung des Schorfes und fast aller J anderen Pilzkrankheiten der Obstbäume. Meine Früchte sind 1 seit Jahren durchaus schorffrei. Wenn nach der Bespritzung kräftige Regenfälle eintreten, wie Mitte Juni und Juli, so muß sie erneuert werden, da dann die Arsenbestandteile der Schwefelbrühe bald völlig abgewaschen sind. Meine Winteräpfel sind in diesem Jahre am 10. Juli zum fünften Male gespritzt worden ; ich werde wahrscheinlich ■ noch eine sechste Bespritzung ausführen lassen, aber nur dann, * wenn ich sehe, daß der Apfelwickler die späten Apfelsorten noch angeht. Im Vorjahre habe ich ganz einwandfrei drei Generationen des Apfelwicklers feststellen können, die dritte Generation im September, die noch ihre Eier an gepflückte, in einem luftigen Schuppen lagernde Winteräpfel ablegte. Steinobst und frühes Kernobst spritze ich grundsätzlich nur zweimal mit Arsenkupferkalkbrühe, vor und gleich nach der Blüte, wodurch ich natürlich das „Madigwerden" von Pflaumen, Frühäpfeln und -Birnen nicht ganz verhindern kann. Die sorgfältige Bespritzung eines Morgens Buschobst- und Halbstammpflanzung mit tragbarer Luftdruckspritze er- fordert drei Arbeitsstunden. Mit fahrbaren Spritzen arbeitet man schneller und leichter, sie sind aber da, wo Unterkulturen betrieben werden, nicht anwendbar. Die jährlich wiederholt ausgeführte Bespritzung ist meiner Erfahrung nach da durchaus notwendig und lohnend, wo feinstes Tafelobst gewonnen werden soll und zu angemessenen Preisen abgesetzt werden kann. Gegen saugende Schädlinge, also Läuse jeder Art, sind alle Bespritzungen ziemlich wirkungslos. Blatt- und Schild- läuse sollten in gutgepflegten Obstpflanzungen überhaupt nicht auftreten. Blutläuse können da nicht überhand nehmen, wo in der ganzen Gegend von Mai ab auf die ersten Spuren geachtet wird, die sofort unschädlich gemacht werden müssen. Ich wende die Hohenheimer Brühe an, die aber als Spritz- mittel wie jedes andere nur ungenügend wirkt. Die Blut- lausstellen müssen unter Verwendung eines starkborstigen Pinsels mit zwei- bis fünfprozentigen Lösungen bearbeitet werden. Aus deutschen Gärten. Aus dem Stadtgarten in Konstanz. Von Fr. Roll, zzt. im Felde. (Hierzu eine Abbildung, nach einer Zeichnung des Verfassers.) Der Konstanzer Stadtgarten, der mit seinem ihn auf der Seeseite umgebenden Platanenschattengang terrassenförmig in den See vorgebaut ist, daher eine wunderschöne Aus- sicht auf den in der Ferne sich verlierenden blauschillernden XX, 29 Die Gart unweit. 341 Bodensee und die dahinter den Horizont abschließende Alpen- kette bietet, gehört für Einheimische und Fremde zu den am meisten besuchten Orten von Konstanz. Er ist auch sehens- wert, nicht nur wegen der schönen Nah- und Fernsicht, sondern auch für sich selbst, seiner Blumen und Bäume, seiner ganzen Anpflanzung und Anlage wegen. Er war mir deshalb von meinem ersten Besuche vor Jahren her noch in guter Er- innerung, besonders das Blumenparterre, das sich mit seiner regelmäßigen Form, die durch vier starke Pappeln noch mehr hervorgehoben wird, in der im übrigen landschaftlichen Anlage augenfällig bemerkbar macht und den Glanzpunkt der ganzen Anlage bildet, da es immer eine sehr hübsche Bepflanzung aufweist. So zog es mich auch dieses Frühjahr wieder zu ihm hin, und wieder war der Eindruck, den es auf mich machte, so gut, daß ich nicht anders konnte, als mir eine kleine Skizze mit seiner Frühjahrspflanzung, die trotz der Kriegszeit sehr gut ist, zu machen. Diese Skizze, die, um die Form des Beetes gut zum Ausdruck zu bringen, etwas von der perspektivischen Zeichnung abweicht, dürfte vielleicht auch für manchen Leser der „Gartenwelt" von Interesse sein. Die Frühjahrspflanzung will ich nur kurz erwähnen : Mittelbeet gelbe Narzissen mit Ver- gißmeinnichtunterpflanzung und rotem Tulpen- saum mit rosa Gänseblümchen - (Bellis-) unter- pflanzung. Die Tulpen hatten allerdings etwas im Stich gelassen. Die beiden kleinen Seiten- beete trugen blaue Hyazinthen, gut entwickelt, mit gelbem Hyazinthensaum; die Einfassungs- rabatte um das Ganze zeigt gelbe Stiefmütterchen. Beim Mittelbeete waren es frühblühende Narzissen und Tulpen, die sich entfalteten, bevor die Unterpflanzung zum Blühen kam. Bei einer solchen Anpflanzung müssen natürlich die Stengel sofort nach der Blüte abgeschnitten werden, um der Unterpflanzung Luft und Licht zur guten Entfaltung zu geben. Auf der andern Seite, beim Gondelhafen, sah ich ein Beet in derselben Anpflanzungsart. Hier waren es jedoch später blühende Tulpen mit höherem Stengel, die sich zu gleicher Zeit wie die Vergißmeinnicht, etwa vierzehn Tage später, entfalteten. Ich muß sagen, daß der Eindruck dieses Beetes wirklich ein sehr guter war. Auf dem blauen, duftigen Grunde der Vergißmeinnicht hoben sich farben- freudig die etwas weit gepflanzten roten Tulpen ab; ein gelber Tulpensaum brachte das Ganze erst recht zur Geltung. Selbst die dunkle Außeneinfassung von Blättern der Crocus, die schon lange vorher abgeblüht hatten, machte sidi noch ganz gut zum saftiggrünen Rasen, der gerade frisch geschnitten war. Wenn ich an die freudigen und auch düstern und sorgen- vollen Gesichter denke, die sich beim Anblicke der Frühlings- blumenpracht erhellten, so denke ich auch zurück an die unmöglichen Vorschläge, die das vergangene Kriegsjahr zeitigte, aus den Blumenbeeten und Rasenanlagen der öffentlichen Gärten Kartoffel- und Gelberübenpflanzungen und ähnliches zu machen, und ich kann mir lebhaft vorstellen, wie wenig die Leute den Stadtverwaltungen dafür erkenntlich wären, wenn diese Vorschläge zur Ausführung gelangten. Mit Hohn und Spott würden die Leute in Anbetracht des magern Erträgnisses eine solche Verwendung der Anlagen betrachten, und die Stadtväter wären bald zur Erkenntnis gekommen, daß sie teure Kartoffel und Gelberüben gepflanzt haben, besonders wenn die Unkosten, welche die spätere Wiederinstand- setzung abermals verursacht, zu allen anderen Kosten noch hinzugerechnet würden. Soviel ich weiß, sind die wohl gut gemeinten, aber schlecht überlegten Vorschläge denn auch nirgends zur Ausführung gelangt, und wohl keine Stadt kann sich eines solchen Schildbürgerstückchens rühmen, das den Leuten noch auf Jahre hinaus Stoff für eine ganze Menge fauler Witze gegeben hätte. Und nochmals muß ich es sagen, Blumen soll man auch pflanzen in einer trüben Zeit ; der Anblick des Formen- und Farbenreichtums kann uns doch so manchen Augenblick verschönen, und es gibt vielleicht gar niemand, der ganz unempfänglich für Blumenschönheit ist. Doch ich will zu meiner Zeichnung zurückkehren. Die vier Pappeln stehen in Wirklichkeit gerade in den Ecken der Rabatte ; um an der Form des Ganzen nicht zu viel zu verdecken, mußte ich sie etwas einwärts zeichnen, und sie würden auch so nicht schlechter wirken. Es sind vier sehr starke Stämme. Die Pappel ist schon viel kritisiert und schlecht behandelt worden, und manche wollten ihr jeden Wert absprechen. Ich glaube, daß ihre Gegner beim An- blicke dieser Pflanzung sich wohl oder übel mit ihr versöhnen müßten. Sie beschatten nicht die Anpflanzung; sie heben sie heraus und machen geradezu darauf aufmerksam. Auch sonst nodi stehen die Pappeln da und dort in starken Stämmen; der eine oder andere Stamm ist wohl dazu bestimmt, mit der Zeit der Axt zu verfallen ; die Nebenpflanzung von anderen Bäumen läßt darauf schließen. Ein Teil wird wohl erhalten bleiben ; mir würde es leid tun, wenn alle fallen müßten. Eine Eigenart des Konstanzer Stadtgartens sind die Schlingrosen, die an den Stämmen mancher hohen Bäume ranken und sich am Eingangswege von der Stadtseite her von Baum zu Baum ziehen. Dort, wo es für Rosen zu schattig ist, rankt der Efeu an vielen Bäumen. Auch sonst ist der Efeu reichlich als Beeteinfassung für Topf- und Kübel- pflanzen verwendet, die im Sommer in den Rasen eingesenkt 342 Die Gartenwelt. XX, 29 werden. Die vier Vasen in dem Blumenparterre sind eben- falls so dicht von Efeu umrankt, daß sie völlig verhüllt sind. Zur Alpenpflanzenanlage zog es mich natürlich auch hin, um vielleicht etwas mir Neues zu erspähen. Leider wurde ich enttäuscht. Außer einigen gewöhnlichen Sachen, die ein sehr zähes Leben haben, war nicht viel freudiges Wachstum zu sehen ; einige andere Sachen fristeten noch ein kümmer- liches Dasein. Für mich interessant waren einige Zwerg- fichten mit breitem, noch nicht 1 m hohem Wüchse. Für eine Anpflanzung feinerer Sachen ist die Anlage übrigens nicht gerichtet, aber doch fühlte ich, daß auch andere Be- sucher, die nach schönen Sachen spähten, etwas mehr er- wartet hatten. Erst wollte ich dem Kriege die Schuld geben, daß der Mangel an Arbeitskräften die magere An- pflanzung verursacht habe. Einige Tage später wurde ich eines andern belehrt. Wie ich wieder zu der Anlage kam, bemerkte ich ein Amselweibchen , das eifrig mit seinem Schnabel darin herumhadcte und sich trotz meines Näher- kommens gar nicht stören ließ. Am Tage vorher waren eine Reihe kleiner Sachen angepflanzt, die aber für weite Felder nicht alle geeignet und auch sonst zum Teil noch schwach waren. Diese hackte nun die freche Amsel Stück für Stück aus und breitete sie zum Trocknen, um auf leichte Weise Material für ihren Nestbau zu bekommen; vielleicht, daß sie auch sonst noch etwas für ihren Schnabel entdeckte. Erst auf eine drohende Handbewegung entschloß sie sich davon zu fliegen. Daß die Amsel in einem Garten äußerst unbequem werden kann, hatte ich schon oft gesehen ; daß sie so gründliche Arbeit leisten kann, wie sie es hier getan hatte, sah ich zum ersten Male. Trotzdem gerade in den Bäumen ein paar der Gelbschnäbel ihre schönsten Melodien erklingen ließen, konnte ich mich nicht recht daran freuen, wenn ich an den Schaden dachte, den der einzige Graufrack verursacht hatte. Da, wo die Amsel zur Plage wird, können nur kräftige Pflanzen einen Erfolg versprechen. Vielleicht waren die Amseln auch schuld daran, daß auf einer anderen Felspartie zu einer gemischten Bepflanzung von Tulpen, Primeln, Aurikeln und Vergißmeinnicht übergegangen wurde. Man kann eine solche Anpflanzung wohl kritisieren ; zu leugnen ist jedodi nicht, daß die Farben manchmal sehr vorteilhaft zur Geltung kommen können. So hoben sich \Veibe keichshuüuer. Hamburger Silberlack-Hahn. hier die einzelnen Tulpen jede für sich in ihrer ganzen Form sehr hübsch von dem weißgrauen Gesteinshintergrunde ab ; sie waren von weiter Fernwirkung, was auch von den übrigen Blumen gilt. Im Sommer ist natürlich der Blumensdimuck des Konstanzer Stadtgartens noch bedeutend reicher. Vielleicht daß ich dann noch einmal einige Zeilen darüber bringen kann. Für heute will ich mich damit begnügen, noch das Denkmal des berühmten Konstanzer Kapellmeisters Handloser zu erwähnen, das im Stadtgarten, von Efeu umrankt, vor dunklem Tannenhinter- grunde eine vorteilhafte Aufstellung gefunden hat. Der be- kannte Konstanzer Marsch stammt von Handloser: „Konstanz liegt am Boden — Bodensee, Wer's nicht glaubt, geh hin und seh." Ich hätte mir nicht träumen lassen, daß ich noch ein- mal die Farben des Regiments, dessen Kapellmeister Hand- loser war, tragen würde. Die Kleintierzucht als gärtnerischer Nebenbetrieb. Vom Herausgeber. (Hierzu sechs Abbildungen.) In Nr. 23 der „Gartenwelt" hat ein geschätzter Mitarbeiter die Hühner als schlimmste Gartenschädlinge an den Pranger gestellt. In der Tat sind die Hühner da als böse Schädlinge zu be- zeichnen, wo sie in gärtnerischen Kul- turen, in Garten- und Parkanlagen un- gehinderten freien Auslauf genießen. In allen Pflanzenfressern, möge es sich nun um Vögel oder Säugetiere handeln, von den kleinsten bis zu den größten, haben wir Pflanzenschädlinge vor uns, deren Schaden um so erheblicher ist, je größer und je gefräßiger sie sind. Hühner und anderes Hofgeflügel sind aber nicht nurPflanzen- sondern auch Insektenfresser, und in letzterer Eigenschaft können sie sich gelegentlich auch in den Gartenanlagen, namentlich zur Spätherbst- und Winter- zeit, ferner aber auch auf abgeerntetem Kulturland gewissermaßen als Garten- m. XX, 29 Die Garteuwelt. 343 Polizisten nützlich machen. Aber auf angebautem Lande und überhaupt zur Wachstumszeit der Pflanzen sind sie nicht zu dulden, schon des Scharrens halber, durch welches sie, wenn auch auf der Suche nach Insektennahrung, die Beete verwüsten, die Wurzeln der Pflanzen freilegen. Nur hier und da können Hühnervögel in ausgedehnten An- lagen von waldparkartigem Charakter, also ohne Blumen- beete, Rabatten usw., in ganz bescheidener Zahl geduldet werden. Zur Belebung solcher Anlage kommt dann meist Ziergeflügel in Frage, entweder Zwerghühner mit stark- befiederten Läufen und Zehen, wodurch sie wesentlich am Scharren verhindert sind, sogenannte Gartenhühner, und dann Ziergeflügel, wie Pfauen, Fasanen, mitunter auch Perlhühner und, wo Teichanlagen vorhanden, auch kleine Zierenten, wie Braut- und Mandarinentchen. Wo Hausgeflügel in Privat- und Handelsgärtnereien im Nebenbetrieb, also vorzugsweise zur vorteilhaften Verwertung pflanzlicher Abgänge und der Küchenabfälle, gehalten werden soll, da ist sein Platz auf dem Hofe. Fehlt der Hof, so müssen für diesen Zweck besondere Laufräume, sogenannte Volieren, mit anschließenden Stallungen errichtet werden. In der Regel wird man solche Laufräume an sonst nicht aus- genutzte Abteilungen von Wirtschaftsgebäuden anschließen, in welchen die geräumigen Stallungen leicht einzurichten sind. Fehlen solche Wirtschaftsgebäude, so erbaut man besondere Hühnerställe aus billigem Holz mit Dachpappenbekleidung. Die innere Einrichtung besteht aus Legenestern und Sitz- gelegenheit, die man aus an den Kanten etwas abgehobelten Dachlatten errichtet. Werden mehrere solcher Lattensitze angebracht, und ist dies nicht in gleicher Höhe möglich, so hat es derart zu geschehen, daß die ruhenden Hühner auf den höheren Sitzgelegenheiten die auf den tiefer angebrachten nicht beschmutzen können. Die beste Stallstreu ist Torfmull, mit welchem sich auch der wertvolle stickstoffreiche Hühner- dünger am Sachgemäßesten konservieren läßt. Wände und Sitzstangen werden ab und zu mit Kalkmilch, aus Aetzkalk bereitet, gut gestrichen. Die Reinigung der Ställe hat min- destens einmal wöchentlich zu erfolgen. Hühner lassen sich natürlich nicht ausschließlich mit pflanz- Ramelsloher. Hahnenfiedrige Hamburger Silbersprenkel. liehen und Küchenabfällen sachgemäß ernähren. Körnerfutter ist, wenn auch in mäßigen Mengen, etwa 50 Gramm pro Tag und Kopf, ständig zu bieten. Stehen Fleisch- und Fett- abfälle zur Verfügung, so kann an der Körnerfuttermenge noch wesentlich gespart werden, auch dann, wenn sich Ge- legenheit bietet, frische Knochen gemahlen zu verfüttern. Wo diese Möglichkeit besteht, empfiehlt sich die Beschaffung einer kleinen Knochenmühle. Als gute Kraftfuttermittel gelten weiterhin Fisch- und Fleischmehl, mit gekochten Kartoffeln vermischt, Futtermittel, die beide billig im Handel erhältlich sind. Fleischmehl wird meist von gefallenen Tieren, Fischmehl von Fischabfällen bereitet. Lohnend ist die Hühnerzucht als gärtnerischer Neben- betrieb nur da, wo erstens die Pflege der Tiere nebenbei von Familienangehörigen besorgt werden kann, also keine Ausgaben für Löhne entstehen, wo zweitens reichliche Abfälle damit verwertet werden können, oder wo drittens den Tieren freier, weiter Auslauf etwa in benachbarte Waldungen, auf Wiesen oder Oedland- flächen geboten werden kann, ohne daß unliebsame Auseinandersetzungen mit Nach- barn entstehen. Den obwaltenden Verhält- nissen entsprechend muß die Auswahl der zu haltenden Rassen getroffen werden. Wo man weiten Auslauf bieten kann, auf Nachbarn und Nachbargärten keine Rücksicht zu nehmen ist, da empfiehlt sich die Haltung der kleineren, flüchtigen, aber auch flugfähigen Rassen. Hierher gehören von deutschen Rassen u. a. die schmucken Hamburger Hühner, die Ostfriesischen Silbermöwen, Lakenfelder, Ramelsloher, Westfälische Krüper und andere. Die beiden zuerst genannten Rassen sind die fleißigsten mir bekannten Futtersucher, die bei weitem Auslauf auch reichlich Gras und Kräuter, Unkrautsämereien und Insekten suchen und fressen, so daß in der warmen Jahres- zeit nur ganz geringe Beifütterung, oft auch überhaupt keine solche notwendig wird. Entsprechend der geringen Körper- 344 Die Garten wcl t. XX, 29 i^röße dieser Rassen legen die Hühner aber nur kleine Eier von 45 — 50 Gramm Durchschnittsgewicht, die sich, da Eier bei uns immer noch nach der Stückzahl und nicht nach dem Gewicht umgesetzt werden, nur schwer verkaufen lassen, also in der eigenen Haushaltung aufgebraucht werden müssen. Sollen die Eier zum Teil dem Verkauf dienen, so muß eine der anderen vorgenannten deutschen Rassen gehalten werden. Es kommen dann ferner als zwar größere, schwerere Tiere, aber immer noch fleißige Futtersucher und fleißige Leger großer, im Durchschnitt 65 — 70 Gramm schwerer Eier, die Italiener, die Minorkas und einige neuere, durch Kreuzungen mit fremden Rassen erzielte deutsche Nutzhühner in Frage. Alle diese Rassen lohnen nur da die Haltung, wo ihnen als temperament- vollen Tieren weite Flächen zur Verfügung stehen. In ein- gefriedigten Laufräumen legen Vertreter dieser Rassen schlecht, da sie infolge mangelnder Bewegung bald reichlich Fett ansetzen. Für beschränkte Räumlichkeiten kommen nur schwere Rassen in Frage, die nicht zu den fleißigen Futtersuchern gehören und kein großes Bewegungsbedürfnis haben. Diese Rassen sind zum Teil Legehühner, d. h. gute, fleißige Eier- leger, zum Teil Masthühner, die in erster Linie ihres zarten, reichlich zum Ansatz gelangenden Fleisches halber, erst in zweiter Hinsicht als Legehühner gehalten werden. Wir haben hier einige deutsche Rassen, die allerdings durch Kreuzungen mit fremdländischen, vorzugsweise mit den schweren asiatischen Rassen, entstanden sind, wie das Sundheimer und das Stuhrer Masthuhn, sowie das Deutsche Reichshuhn, von den ausländischen besonders Faverolles und das Mechelner Huhn, während zarte französische Rassen, die teils sehr feine Fleischhühner sind, für unser rauheres deutsches Klima weniger in Frage kommen. Als ganz vorzügliche schwerere, nur ganz wenig flugfähige Nutzhühner für beschränkte Verhältnisse sind die Wyandottes, namentlich im weißen Farbenschlag, die Plymouth Rocks im gestreiften Farbenschlag, beides Rassen amerikanischer Züch- tung, und die in England gezüchteten Orpingtons im weißen, schwarzen und gelben Farbenschlag zu empfehlen. Diese Rassen sind Fleisch- und Legehühner zugleich, fleißige Leger, Orpingtons. weil bei ihnen die Brutlust ebenso wie bei den Italienern wenig entwickelt ist. Weit schwerer sind freilich die feder- füßigen asiatischen Rassen, Brahma und Cochin, die an der Entstehung aller großen Wirtschaftsrassen wesentlich beteiligt waren. Diesen plumpen, schwerfälligen Rassen ist aber eine unbezähmbare Brutlust eigen. Sie legen im Verhältnis zu ihrer Größe nur recht kleine, infolge der Brutlust auch nur wenige Eier und sind ferner als Fleischhühner ihrer mageren Brust und ihres starken Knochenbaues halber minderwertig. Ein wesentlicher Vorteil der schwereren Hühnerrassen liegt für gärtnerische Verhältnisse in ihrer geringen Flug- fähigkeit. Eineinhalb Meter hoch eingefriedigte Laufräume, in deren Inneren keine von unten auf beasteten Bäume oder Sträucher stehen, werden selten überflogen ; sollte dies doch hin und wieder vorkommen, so verhindert man es durch ein bis zwei in etwa 30 cm über das Drahtgeflecht gespannte Drähte, gegen welche die Tiere beim Versuch, die Um- friedigung zu überfliegen, anstoßen. Nach einigen mißglückten Versuchen geben sie dann ihre Bemühungen dauernd auf. In eingefriedigten Laufräumen mäßiger Größe, also mit etwa 60 — 80 qm Bodenfläche, hält man in der Regel einen Hahn und acht bis zehn Hennen. Der Boden der Laufräume wird in kürzeren Zwischenräumen stückweise umgespatet, damit die Tiere stets lockeres und sauberes Erdreich haben. Wichtig ist das Vorhandensein eines Aschen- oder Sandbades, das man in einem geschlossenen Räume oder unter einem Schutzdache her- stellt. Kann man die Laufräume wechseln, so besät man sie abwechselnd mit Gras oder mit Weißklee. Nachdem die Narbe gut herangewachsen, läßt man die Tiere in den begrünten Laufraum und spatet den bisherigen zur neuen Saat um. Eine solche Maßnahme ist zwar vorteilhaft, aber da nicht notwendig, wo aus Gartenabfällen reichlich Grünzeug geboten werden kann. Im Winter ersetzen Pferdemöhren, Kohl- und Futterrüben das Grünfutter. Man spießt die Rüben auf einen starken, durch ein Brett geschlagenen Nagel auf; sie werden dann von den Hühnern solange mit den Schnäbeln bearbeitet, bis sie restlos aufgefressen sind. Aus Küchenabfällen und gekochten Kartoffeln stellt man das Morgenfutter her; es soll krümelig, nicht breiig sein. Abends gibt man Körnerfutter, ganz besonders im Winter, mit dessen Verdauung die Tiere über Nacht beschäftigt sind, was sie warm hält. Kalk darf in eingefriedigten Lauf- räumen nicht fehlen, ebensowenig stets frisches, saubeies Wasser. Im Winter gibt man täglich zwei- bis dreimal an- gewärmtes Trinkwasser, was die Lege- tätigkeit fördert. Manche Rassen ge- nießen den Ruf, besonders fleißige Winterleger zu sein. Aber auch diese legen natürlich im Winter nur wenig, bei strenger Kälte gar nicht. Am größten ist die Legetätigkeit im zweiten und dritten Lebensjahre. Besonders gute Legehühner legen dann im Frühling oft fünf, aber auch sieben und mehr Tage hintereinander, ohne auszusetzen; sie bringen es im Jahresdurchschnitt auf 180 bis 220 Eier. Um jede einzelne Henne auf ihre Lege- leistung kontrollieren zu können, ver- wendet man Fallennester und nummerierte XX, 29 Die Garte II weit. 345 Fußringe, die den Kücken im Alter von etwa drei Monaten, wenn sich die Geschlechter unterscheiden lassen, umgelegt werden. Es muß die der Rasse entsprechende Ringnumraer gewählt werden, für die Hähne stets eine Nummer größer als für die Hennen. Die legende Henne betritt das Fallennest und schließt dadurch die Tür hinter sich. Nachdem sie ihr Ei gelegt, wird sie aus dem Neste befreit, die Ringnummer festgestellt und die Leistung unter dieser Nummer in das Legebuch eingetragen. Das ist allerdings eine zeitraubende Arbeit. Wer sich diese Arbeit sparen will, der begnügt sich mit der ständigen Ver- jüngung seines Bestandes an Legehühnern, indem er Jahr für Jahr alle im vierten Lebensjahre stehenden Tiere nach Beendigung der Hauptlegezeit, bzw. nach Eintritt der Brut- lust oder der Mauser ausscheidet, um sie als Suppenhühner zu verwerten. Ergänzt werden sie durch die besten und stärksten Tiere der jeweiligen Nachzucht. Wo man in großem Umfange züchten will, bedient man sich der modernen Brutmaschinen, sonst der Hennen einer gutbrütenden, nicht schwerfälligen und nicht federfüßigen Rasse. Schwerfällige und federfüßige Rassen zertreten häufig die Eier und Kücken. Als beste Brüterinnen und Führerinnen gelten die Puten, die je nach Eiergröße 25 — 35 Stück aus- brüten nnd die Kücken sorgfältig führen. Sehr lohnend, aber nur in geheizten Räumen möglich, ist die Aufzucht von Winterbruten und die Verwertung der Winterkücken als Tafel- hühner. Für solche Brüten sind besonders die Masthuhnrassen geeignet. Der Krieg hat eine wesentliche Verminderung unseres Hühnerbestandes zur Folge gehabt. Für gute Suppenhühner werden zzt. 10—15 M, für Eier 30—35 Pf. gefordert. Seit Wochen sind Eier auch für genannten Preis kaum noch er- hältlich. Die Abnahme des Hühnerbestandes ist eine Folge des Mangels an Körnerfutter. Ich selbst war durch diesen Mangel zur vorläufigen Abschaffung meines ganzen Hühner- und Taubenbestandes gezwungen, was mir um so schwerer fiel, als es sich bei mir um Hochzuchten handelte, aus welchen ich auf Ausstellungen häufig Rassetiere für 30 — 60 M das Stück verkaufen konnte. Zur Gewinnung von Körnerfutter habe ich nun in diesem Jahre kleinkörnige frühe Futtermais- sorten angebaut. Großkörniger Mais kann nur geschrotet verfüttert werden. Nach der letzten Viehzählung vom 15. Ok- tober 1915 hatten wir in Deutschland noch einen Geflügelbestand von 75,6 Mill. gegen 82,7 Mill. am 2. Dezember 1912. Inzwischen hat unser Geflügelbestand freilich eine weitere sehr beträchtliche Verminderung erfahren. seiner Heimat und wächst bis zu 4 m mit entsprechend dicken Stämmen heran. Mit Eintritt der warmen Jahreszeit, während des Juni, verliert er alle Blätter und überdauert die regenlosen Sommermonate in vollständiger Ruhe, wie das noch viele kanarische Pflanzen tun, an der Riviera auch die einheimische, ebenso hoch- wachsende Euphorbia dendroides. Ende September bis Anfang Oktober fangen diese Sträucher mit den alsdann einsetzenden Herbst- regen an wieder auszutreiben. Vom Oktober bis Dezember erscheinen dann auch die senecloartigen Blüten, die indessen von keiner be- sonderen Schönheit sind. Während des Winters und gegen das Frühjahr reifen die Samen, die vom Winde leicht verbreitet werden und überall aufgehen, so daß die Pflanze auch in Südeuropa bald verwildern würde, wenn sie sich selbst überlassen bliebe. Sämlinge wachsen gewöhnlich 50 — 90 cm hoch und verzweigen sich von da an quirlig. Ihre Blätter sind außerdem schmäler als solche von ausgewachsenen Exemplaren. Allen Sukkulentenlieb- habern kann sie übrigens als leicht wachsendes, anspruchsloses Gewächs empfohlen werden. Wer genaueres darüber nachlesen will, findet eine ausführliche Beschreibung und Abbildung in meinem Buche „Stapelien und Kleinien", S. 401 (Stuttgart 1910). Alwin Berger. Kleinia nerüfolia. Die in Nr. 26 beschriebene und ab- gebildete Pflanze aus Tenerife ist Kleinia nerüfolia. Sie ist mit Euphorbia canariensis, der Plocama pendula, einer strauchigen Rubiacee vom Aussehen einer Casuarina mit fadenförmigen Zweigen und ganz schmalen Blättern, also scheinbar blattlos, und der Euphorbia regis-Jubae, Charakterpflanze des kanarischen Tief- landes oberhalb der Strandzone, einer aus Tuffblöcken und Geröll von Basaltsteinen braunroten, sehr trockenen und im Sommer heißen Zone, der sogenannten kanarischen Strauchtrift, der afri- kanischen Sukkulententrift. Alle vier Pflanzen sind der trockenen Wüste vorzüglich angepaßt. Die Euphorbia canariensis ist blattlos und völlig sukkulent. Die Plocama sucht Trocknis und Hitze durch Minderung der Blätter und Aeste zu überwinden. Die Kleinia nerüfolia und Euphorbia regis-Jubae sehen sich habituell etwas ähnlich ; beide gehören zum „Federbuschtypus" ; sie tragen die schmalen Blätter am Ende der sukkulenten Aeste wie Federbüsche zusammengedrängt, außerdem werfen beide bei Beginn des Sommers ihre Blätter ab und stehen bis zum Herbst ganz kahl. Die Gattung Kleinia besteht aus etwa 50 afrikanischen Arten und ist mit der sehr großen Gattung Senecio eng verwandt. Kakteen und Fettpflanzen. Die in Nr. 26 der „Gartenwelt" auf Seite 305 beschriebene und auf Seite 306 kaum erkenntlich dargestellte „Armleuchterpflanze von Tenerife" ist Kleinia nerüfolia Haw. Auf den kanarischen Inseln ist dieser sukkulente Strauch namentlich auf Felsen verbreitet und zusammen mit der Euphor- bia canariensis eine der charakteristischsten Pflanzen jener Flora, so daß es mir unbegreiflich erscheint, wie „zwei Systematiker von Weltruf" dieses häufige und auch bei uns häufig kultivierte Gewächs nicht gekannt haben. Aber vielleicht ist daran die undeutliche Photographie schuld. An der Riviera ist der Strauch völlig winterhart; er findet dort nahezu dieselben klimatischen Bedingungen wie in Faverolles. 346 Die Garten weit. XX, 29 Kleinia neriifolia ist ein hoher sukkulenter Strauch mit dick- fleischigen, nackten Zweigen, an denen die Blattnarben deutlich sichtbar sind, und am Ende gehäuften, blaugrünen, schmalen, weidenähnlichen Blättern, die im Sommer abfallen. Der kurze, doldige Blütenstand mit goldgelben Korbblüten, die völlig denen unserer größeren heimischen Senecioarten gleichen, erscheint im Herbst mit den Blättern. Im Februar und März fand ich den gefiederten , weißen Samen massenhaft zwischen den oberen Blättern. In der Kultur ist auf eine Ruhezeit Rücksicht zu nehmen. Man muß die Pflanze, um sie an unsere veränderten Jahreszeiten und Verhältnisse zu gewöhnen, im Winter absolut trocken, hell und kühl halten, dann treibt sie im Frühjahr aus, ist sommergrün und muß nun im Herbst durch völlige Entziehung des Wassers zur Winterruhe gezwungen werden. Eine Rübe, d. h. eine dick- fleischige Wurzel hat die Pflanze nicht. Ein sukkulenter Stamm ist keine Rübe. Dr. Roth, Bernburg. Rosen. Rosa Wichuraiana Crepin. In der Nr. 19, Seite 226 der „Gartenwelt" berichtete M. Geier, Mittenwald (Bayern) über Schling- rosen für Bogengänge auf die Frage 977. Es muß dabei auf die unrichtige Schreibweise Wichureiana aufmerksam gemacht werden. Woher kommt der Name? Max Wichura war ein schlesischer Botaniker von gutem Rufe. „Er wurde 1817 in Neiße geboren und widmete sich der juristischen Laufbahn ; zuletzt war er als Stadtrichter in Breslau tätig. Seine Neigung zur Botanik veranlaßte ihn zu eigenen Arbeiten auf den verschiedensten Gebieten der Pflanzenkunde. Mehrere Reisen außer- halb Deutschlands hatten seinen Blick erweitert und geschärft. Als Botaniker begleitete er die erste deutsche Expedition nach Ostasien. Leider war es ihm nicht vergönnt, die reichen mit- gebrachten Schätze selbst zu bearbeiten, da ein unerwarteter Tod im Jahre 1866 seiner Tätigkeit ein Ende setzte." (Die Angaben entstammen dem prächtigen Werke von Pax, Schlesiens Pflanzen- welt. G. Fischer, Jena 1915.) Wichura ist es vor allem gewesen, der Klarheit in die Bastard- natur mehrerer als Arten beschriebener deutscher Weiden brachte, (z. B. Salix rubra Hudson^ purpureaX^viminalis, Salix acumi- nata Koch = S. caprea X dasyclados, Salix Pontederana Koch = .S. cinerea)^ purpurea). Er brachte den Beweis hierfür dadurch, daß er diese Arten durch Vermischung ihrer Stammarten künstlich erzeugte. Das waren natürlich ebenso sorgfältige wie mühevolle Experimente. Der französische Botaniker Crepin ist Monograph der Gattung Rosa. Er bekam daher auch die von der Reise Wichuras her- rührenden Herbarexemplare, so weit es Rosen waren, zur Be- stimmung. Um nun den wirklich verdienstvollen Botaniker zu ehren, erhielt diese schöne, in China und Japan einheimische Rose den Namen Wichuraiana. Wie wenig aber der Prophet im eigenen Vaterlande gilt, geht daraus hervor, daß selbst die Hauptstadt Schlesiens (Breslau) in ihrem städtischen botanischen Garten ein falsch geschriebenes eisernes Etikett an der genannten Rosenart zeigt : (R. Wichuriana). Max Strehle, städtischer Parkinspektor, Breslau. >emu seb au. Spargelanlage zu Beginn des Sommers. Wer aus irgend- einem Grunde im Frühling eine Spargelneuanlage nicht ausführen konnte, kann dies um Johanni herum immer noch nachholen, denn durch ein Aufschieben bis zum nächsten Jahre wird die erste Ernte wieder um ein Jahr verzögert. Für eine ausgedehnte Spargelanlage ist solche späte Pflanzzeit aber nur zu empfehlen, wenn gute Bewässerungsanlagen vorhanden sind, denn hat man nicht das Glück, daß nach der Pflanzung er- giebiges Regenwetter eintritt , so ist eine tüchtige Wässerung unvermeidlich. Will man im Garten auf dem Standort früh verbrauchter Ge- müse usw. ein paar Spargelbeete anlegen, so läßt sich die Sache auch mit einfachen Mitteln bewerkstelligen. Hat man die Pflanzen selber, so hebt man sie mit dem Spaten aus und befördert sie vorsichtig an ihren Standort. Bei einem Bezug von anderswo ist sofortiges Einpflanzen mit folgender starker Bewässerung unerläßlich. Entsteht die Frage, ob in dieser Zeit nicht der Anbau bald fertiger Gemüsearten rätlicher als der Anbau des erst nach Jahren nutzbringenden Spargels sei, so ist auf die im ersten Jahre noch ausgiebige Zwischenkultur hinzuweisen. Kohlrabi, Spinat, Karotten, Salat und manches andere findet zwischen den Spargel- beeten noch reichlich Platz. Eine Herbstanlage empfehle ich nicht, dieselbe würde auch die Stechzeit um nichts näher bringen als die Frühjahrspflanzung. Der Boden ist bei der Sommerpflanzung ebenso sorgfältig zu- zubereiten, wie dies im Frühling geschehen muß. Die Anwen- dung von frischem Stalldünger ist aber zu vermeiden. Statt dessen verwende man Kompost in der Weise, daß die Spargelpflanzen ganz in gut verrottetem Kompost eingebettet sind. Die Zwischen- kulturen gedeihen in der losen, aufgeworfenen Erde besonders schön, zumal wenn wir auch diese noch mit Kompost mischen. Neben dem Vorteil, die Spargelanlage noch bewerkstelligt zu haben, ernten wir dann noch vorzüglicheres Gemüse wie unter gewöhnlichen Verhältnissen. F. Steinemann, Portulacca oleracea ist eine fast vergessene, aber recht brauchbare Küchenpflanze von leichtester Kultur, die fast gar keinen Platz wegnimmt. Die dickfleischigen, hellgrünen Blätter schmecken als Suppeneinlage ganz vorzüglich, doch dürfen sie nicht lange gekocht, sondern nur überwellt werden. Die Pflanze gedeiht überall, am liebsten in leichtem, sandigem Boden, muß jedoch sonnig stehen. Aussaat an Ort und Stelle; sie ist nur einmal nötig, da sich die Pflanze immer wieder von selbst aussät. Die kleine Pflanze ist viel wohlschmeckender als die zu gleichen Zwecken viel häufiger kultivierte Tripmadam, Sedum reflexum. Ich rate zu einem Versuch, am besten an einer sonnigen Böschung mit leichtem Boden. Dr. Roth, Bernburg. Schlechter Schwarzwurzelsamen. Die Schwarzwurzel, Scor- zoner, ist ein vorzügliches Gemüse, wenn die Wurzeln lang und dick sind, was leider recht oft nicht der Fall ist. Ueppiges Kraut und eine dünne, oft gespreizte Wurzel sind keine Seltenheit. Ich glaube weniger, daß hieran der Boden die Hauptschuld trägt, sondern schreibe dies mehr dem minderwertigen Samen zu. Da die Schwarzwurzel schon im ersten Jahre blüht und Samen trägt, so wird dieser oft wahllos geerntet, und so kommt es, daß die Saat ein schlechtes Ergebnis zeitigt. Die Wurzel wird durch das Blühen allerdings nicht holzig, wie dies bei den andern Wurzel- gemüsen der Fall ist, und diese Tatsache führte zu verfrühter Samenernte. Es ist das richtige, wenn man die Knospenbildung unterdrückt, denn der Samenansatz vollzieht sich auf Kosten der Wurzeln. Beim Auskneifen der Knospen schone man alles Blattwerk. F. Steinemann. Mannigfaltiges. Gartenbau in Syrien und Mesopotamien. (Fortsetzung statt Schluß.) Von den in der weiteren Umgebung von Damaskus in großer Anzahl vorhandenen großen und schönen Privatgärten bietet ein besonderes Interesse das dem Emir il Hagg gehörige Landgut mit einem großen Gelände herrlichster Blumengärten. Weiter die Schlösser des Libanongouverneurs, die sich in der Nähe von Bteddin be- finden. Das Hauptschloß ist in Bteddin selbst. Um in das Innere des Schlosses zu gelangen, muß man zunächst mehrere Torwege und Höfe durchschreiten. Die Privatwohnung des Gouverneurs hat herrliche Säle und Zimmer, pfeilergeschmückte Korridore, sowie XX, 29 Die Galrtc uwelt. 347 einen mit Springbrunnen gezierten dritten Hof. Durch kleine überbaute Seidenpfade gelangt man vom dritten Hofe aus in den größeren der das Palais umgebenden herrlich gepflegten Gärten mit dem überschwänglichsten Reichtum an prächtigen Pflanzen und Bäumen und zu einem noch wohlerhaltenen Bade, welches an Schönheit seinesgleichen kaum haben dürfte. Der Bau ist aus buntem Marmor und anderem edlen Gestein in glänzender Arabeskenarbeit ausgeführt. Das Schloß, sein Inneres, die prachtvollen Gartenanlagen machen einen geradezu zauberhaften Eindruck. Reizende Aussichtspunkte in den Gärten erhöhen den- selben noch bedeutend. Das Leben eines solchen Gouverneurs ist das eines kleinen Königs; er besitzt eine Art aus Christen, Drusen und Muhamedanern zusammengesetzten Hofstaat, eine eigene Truppe und ist in sämtlichen Ressorts, mit alleiniger Ausnahme der Ge- richtsbarkeit, die in letzter Linie entscheidende Instanz. Ein einziger großer Garten ist auch das Tal von il Muchtara mit seinen vielen Waldungen und Dörfern, das zu den schönsten Teilen des Libanon- gebietes gehört. An der alten Fahrstraße von Beirut nach Damaskus erstrecken sich, sobald man Schtora passiert hat, an den Abhängen des Li- banon stundenlang Kleingärten, die sich zum Teile im Besitz von Franzosen befinden. Zu den größten Weinbauern an dieser Strecke gehört auch die Jesuitenmission, welche unweit von Schtora die bedeutende Zweigniederlassung Ktsara unterhält. Der sogenannte Schtovawein, besonders der rote, hat einen vorzüglichen Geschmack. Er ähnelt dem algerischen Wein, hält also ungefähr die Mitte zwischen einem einfachen Bordeaux und einem leichten Burgunder. Der Preis beträgt pro Liter etwa einen halben Frank, im Gebirge zahlt man jedoch kaum mehr als 25 Centimes. Der syrische Wein wird bereits vielfach auf europäische Art gekeltert. Man rühmt ihm eine große Haltbarkeit insofern nach, als er trotz größter Hitze und beständigen Schütteins auf Reisen in der Wüste seine Güte nicht verliert. Der Weinbau wird jetzt in Syrien in großem Maßstabe betrieben ; er hat jedenfalls eine sehr große Zukunft, zumal wenn erst der .Transport billiger und die europäische Be- handlungsweise allgemein in Aufnahme gekommen sein wird. Bereits jetzt sind die syrischen Weine exportfähig; eine beachtens- werte Ausfuhr ging auch bereits vor Ausbruch des Krieges nach den Nachbarländern, namentlich nach Egypten. Die französischen Weinfelder reichen von Schtora nach il Muallaka und Zahle, eine fast ganz makedonische Stadt. In der Richtung von Damaskus auf Bagdad erreicht man nach mühseliger Durchquerung der Wüste bei der Stadt Der ez Zor den Rand des Plateaus, das steil in das Stromtal des Euphrat abstürzt und damit in das Gebiet von Mesopotamien. Die grünen Gärten der Stadt erscheinen dem Reisenden nach dem langen furchtbaren Ritt durch die wasserlose Wüste mit der versengenden Glut der Sonne wie eine Verheißung. Der Anblick des Euphrat- tales mit seiner üppigen Vegetation wirkt dann wie ein Wunder auf die Spannkraft von Mensch und Tier. Besonders wird in Der ez Zor der Anbau von Wassermelonen betrieben, die dann auf dem Wasserwege weithin versandt werden. Der Stadt vor- gelagert ist eine langgestreckte Insel, durch welche der Euphrat in zwei Arme gespalten wird, die sich dann wieder vereinigen. Die Verbindung mit der Insel ist durch eine hölzerne Brücke her- gestellt. Die Insel ist wohl angebaut und gleicht einem einzigen Garten. Sie wird von mehreren Wasserschöpfwerken bewässert. Diese Maura genannten Werke sind unseren Baggermaschinen ähnlich, mit einem in dem Fluß befindlichen Rade, das von der Strömung selbst getrieben wird. Die an dem Rade befestigten Thongefäße entleeren sich in eine Rinne, welche das Wasser land- einwärts führt. Um den Wasserdruck zu verstärken, ist gewöhn- lich ein Steindamm stromaufwärts in den Fluß hineingebaut. Die Maura von Der ez Zor sind ziemlich gebrechlich, weil die hier wachsenden Pappeln und Tamarisken kein geeignetes Bauholz liefern. Obgleich der größte Teil des Wassers bei den Um- drehungen der primitiven Schöpfwerke verloren geht, bevor es sich in die Rinnen entleert, ist ihre Leistung eine ziemlich beträcht- liche. Sie stehen gewöhnlich Tag und Nacht im Betriebe, haben aber den großen Uebelstand, daß sie zu arbeiten aufhören, sobald das Niveau des Flusses unter die Peripherie des Rades fällt. Mit der Erbauung dieser Schöpfwerke, welche für den Garten- und Ackerbau in ganz Mesopotamien eine unerläßliche Bedingung sind, beschäftigt sich eine eigene Klasse von Einwohnern, deren Kunst sich vom Vater auf den Sohn vererbt. Die gescheitesten Hand- werker darin sollen in Syrien leben, wo diese Wasserräder stellen- weise ungeheure Größe erreichen. So befindet sich in der Stadt Hama am Orontes ein solches Wasserrad von über zwanzig Meter im Durchmesser. Viel primitiver sind aber die Gird, galgen- artige Gerüste, über deren Querbalken ein oder mehrere Stricke laufen, durch welche mit Wasser gefüllte Gefäße von Tieren empor- gezogen werden, die eine schiefe Ebene hinabschreiten. Eine andere Art des Wasserschöpfens ist am Tigris gebräuchlich; dieselbe be- steht darin, daß zwei Arbeiter gemeinschaftlich ein flaches schüssel- artiges Gefäß an einem Stricke taktmäßig in das Wasser tauchen und den Inhalt ausschwenken. Pumpen sind in Syrien und Meso- potamien fast noch ganz unbekannt, höchstens trifft man solche in den größeren Städten an. Badermann. (Schluß folgt.) Der nächste Abendkursus zur Vorbereitung für die mittlere Reichs-, Staats- und Kommunalbeamtenlaufbahn findet in der Zeit vom 16. August bis 21. Oktober d. J. statt. Nähere Auskunft erteilt die Geschäftsstelle, Berlin-Steglitz, Linden- strafie 38. Aus den Vereinen. Die „Flora", Kgl. Sächsische Gesellschaft für Botanik und Gartenbau in Dresden, hat den 18. und 19. Jahrgang der neuen Folge ihrer Sitzungsberichte und Abhandlungen 1913 — 15, herausgegeben von Garteninspektor Max Löbner, in einem Hefte erscheinen lassen. Der einleitende Artikel beschäftigt sich mit der Kriegslage und mit der Fürsorge für die im Felde stehenden Mit- glieder. Die folgenden Blätter sind Ehrentafeln für die beiden im Felde gefallenen Mitglieder der Gesellschaft und für elf gefallene Söhne von Mitgliedern ; unter diesen befinden sich drei Söhne des Professors der Botanik und Direktors des Königl. Botanischen Gartens in Dresden, Geheimrat Professor Dr. Drude. Es folgen nun die Berichte über die Tätigkeit der Gesellschaft im 88. und 89. Vereinsjahre mit allen Sitzungsberichten, dann die Berichte der zwölf Ausschüsse, die Jahresrechnung sowie der Bericht über die Bibliothek. Der zweite und Hauptteil des Heftes enthält die Originalabhandlungen und Vorträge. Er beginnt mit Nachrufen auf zwei verstorbene, verdiente Mitglieder der Gesellschaft, die Herren Robert Weißbach, Gärtnereibesitzer, und Oskar Poscharsky, Baumschulenbesitzer. Es folgt nun ein Bericht über das Jubiläum des hundertjährigen Bestehens der Firma F. A. Seidel, Laubegast, überschrieben „100 jähriges Jubiläum" usw. Von Abhandlungen verdienen die mit Tafelschmuck versehenen Mitteilungen über Haus- gärten von Wilhelm Röhnick und die umfangreichen Mitteilungen der pflanzenphysiologischen Versuchsstation des Dresdener Botan. Gartens besondere Erwähnung. Hier berichtet Garteninspektor Löbner über wichtige Düngungsversuche und andere Versuchs- arbeiten, Professor Dr. Naumann über Versuche zur Bekämpfung der Champignonkrankheit, Professor Dr. Simon über Bakterien und andere kleine Wesen als Freunde des Gärtners. M. H. Der Bericht über die Verhandlungen des 14. Obstbauvortrags- kursus der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg ist jetzt als starkes Heft zur Ausgabe gelangt. Dieser Kursus fand am 18. und 19. Februar d. J. im Sitzungssaale des Provinzial- hauses in Berlin statt. Von den abgedruckten Vorträgen nennen wir: Anforderungen des zweiten Kriegsjahres an den Obst- und Gemüsebau, von Gartenbaudirektor Grobben ; die Lage des Obst- und Gemüseabsatzes und Maßnahmen zur Verbesserung desselben, von Generalsekretär Buhl ; die bisherigen Erfolge und die weiteren Aufgaben des Kleingartenbaues während des Krieges, von Garten- baudirektor Brodersen, mit anschließenden Besprechungen. Diese 348 Die Garten weit. XX, 29 Vorträge wurden am ersten Tage gehalten. Am zweiten Tage berichtete Baumschulenbesitzer Erbe über Erfahrungen auf dem Gebiete der Obst- und Gemüseüberwinterungen während des Krieges; Garteninspektor Huber über die volkswirtschaftliche Be- deutung und die praktische Durchführung des Obst- und Gemüse- dörrens. Auch an diese beiden Vorträge schloß sich ein lebhafter Meinungsaustausch, der in der vorliegenden Schrift festgelegt ist. M. H. Tagesgeschichte. Berlin. Die Großhandelspreise, welche mit den Werderschen Obstzüchtern durch den hiesigen Magistrat vereinbart wurden, haben jetzt für alles auf den hiesigen Markt gelangende Obst, auch für das ausländische, Gültigkeit. Im Kleinhandel dürfen die Höchst- preise betragen : 1. Erdbeeren: 1. Sorte 75 Pf. für das Pfund, 2. Sorte 50 Pf. für das Pfund, unsortiert 63 für das Pfund. 2. Kirschen : (frühe und späte) Süßkirschen , große, sortierte, gepackte 63 Pf. für das Pfund, unsortierte 44 Pf. für das Pfund. Sauerkirschen: Preßware 32 Pf. für das Pfund, gut sortierte, echte saure Einmachware: 1. Sorte 63 Pf. für das Pfund, 2. Sorte 50 Pf. für das Pfund. 3. Reife Stachelbeeren : Großfrüchtige, edle 63 Pf. für das Pfund, gewöhnliche 38 Pf. für das Pfund. 4. Johannisbeeren : Große, edle, rot und weiß 40 Pf. für das Pfund, gewöhnliche a) rote 32 Pf. für das Pfund, b) weiße 32 Pf. für das Pfund. 5. Himbeeren: Preßware 57 Pf. für das Pfund, zum Rohgenuß sorgfältig gepflückte Einmachware 63 Pf. für das Pfund. 6. Großfrüchtige Edelpflaumen : 50 Pf. für das Pfund. Der Berliner Magistrat hat sich zur Festsetzung dieser für die Erzeuger durchaus annehmbaren Richtpreise genötigt gesehen, weil die Werderschen Obstzüchter, die in der Hauptsache die Reichs- hauptstadt mit Obst versehen, dieser Tage auf dem Berliner Rat- haus erschienen und erklärten, daß sie zu den ursgrünglich ver- einbarten Preisen kein Obst nach Berlin liefern könnten. Als auf dem Rathause weiteres Entgegenkommen abgelehnt wurde, kehrten die Werderschen Obstzüchter nach Hause zurück und beschlossen in einer Versammlung, kein Obst mehr nach Berlin zu schicken. Die Tagespresse schiebt die Hauptschuld an der Nichteinhaltung der mit der Stadt Berlin durch die Werderschen Obstzüchter ein- gegangenen Verpflichtungen den Händlern in die Schuhe, die sich um das Obst, als die ersten Werderschen Produkte auf dem Markt erschienen, beinahe geschlagen und sich in den Preisen bis ins Ungemessene überboten hätten. Die Großhandelspreise frei Markt Berlin sind von der Preis- prüfungsstelle Großberlin nach Anhörung der maßgebenden Obst- züchterverbände von Werder und Umgegend und mit ihrem Ein- verständnis wie folgt festgesetzt wordnn : Erdbeeren: 1. Sorte 60 M, 2. Sorte 40 M, unsortiert 50 M für den Zentner. Kirschen : (frühe und späte) Süßkirschen, große, sortierte, ge- packte 50 M, unsortierte 35 M für den Zentner, Sauerkirschen : Preßware 25 M, gut sortierte echte saure Einmachware 1. Sorte 50 M, 2. Sorte 40 M für den Zentner. Reife Stachelbeeren: Großfrüchtige edle 35 — 50 M, gewöhnliche 20 — 30 M für den Zentner. Johannisbeeren : Große edle, rot und weiß 32 M, gewöhnliche rote 25 M, gewöhnliche weiße 25 M für den Zentner. Himbeeren: Preßware 45 M, zum Rohgenuß sorgfältig ge- pflückte Einmachware 50 M für den Zentner. Großfrüchtige Edelpflaumen: 25 — 40 M für den Zentner. Bei etwaigem direkten Kauf ab Werder ist zu berücksichtigen, daß in den obigen Großhandelspreisen der tatsächliche Fracht- zuschlag zuzüglich 10 Prozent Großhandelsaufschlag enthalten ist. Dem Kleinhandel wird auf die obigen Großhandelspreise ein Auf- schlag bis zu 25 Prozent als angemessen zugebilligt. Bei der Festsetzung der genannten Preise haben die Ernteergebnisse im Werderschen Bezirke und die besondere Güte des Werderschen Obstes bestimmend mitgewirkt. Berlin-Steglitz. Mit dem kürzlich eröffneten Rosengarten im nordöstlichen Teil des hiesigen Stadtparkes ist der letztere nun- mehr in allen Teilen vollendet. Seine Größe beträgt über 100 000 qm. Ausgeführt wurde dieser Park nach den Entwürfen des früheren hiesigen Garteninspektors Körte, jetzt städtischer Gartendirektor in Essen (Ruhr). Mannheim. Infolge der Festsetzung von Höchstpreisen er- schien hier fast kein Obst auf dem Markt. Die Behörde erließ daraufhin folgende Verfügung: „Sollte nicht innerhalb drei Tagen der Markt wie ehedem mit Kirschen und Erdbeeren zum Preis von 25 bzw. 45 Pf. beschickt werden, so werden unverzüglich Land- sturmleute zum Einsammeln kommandiert und den Eigentümern das Obst zu einem festen Preis enteignet. Jedoch werden die Unterhaltungskosten für die Landstürmer abgezogen." Die Wir- kung war, daß wieder Obst in Hülle und Fülle auf den Markt kam. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starben: Gartenarchitekt Hermann Erler, Kriegsfreiwilliger, am 3. d. M. ; Heinr. Möller, Kirch-Rosin in Mecklenburg, bei einem Sturmangriff ; Otto Schmidt, Hohen-Spreng (Mecklenburg). Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seines Mitgliedes Adolf Delfs , Schmalensee in Holstein, bekannt. Der Verband Deutscher Privatgärtner gibt den Heldentod seines Mitgliedes Obergärtner Peters, Lemkuhlen bei Preetz in Holstein, bekannt. * * Franke, Ernst Emil, Gärtnereibesitzer und Gemeindeältester, Meußlitz i. S., t am 27. Juni. Luerssen, Geheimrat Professor Dr. Christian, t am 28. Juni in Charlottenburg im Alter von 73 Jahren. Der Verstorbene war ein hervorragender Botaniker, in früheren Jahren Direktor des Botanischen Gartens in Königsberg in Ostpreußen und ordentlicher Professor der Botanik an der dortigen „Albertina". Geboren 1843 als Sohn eines Fabrikanten in Bremen, war er zunächst für den Lehrerberuf bestimmt und bereits vier Jahre in diesem tätig, als er die Universität Jena bezog, um sich dem Studium der Botanik zu widmen. Er beendete seine Studien 1868 und wurde im folgenden Jahre Assistent am Botanischen Institut in Leipzig, an welchem er von 1872 — 81 Privatdozent war. Im letztgenannten Jahre wurde er Kustus des Leipziger Herbariums, drei Jahre später Professor an der Forstakademie in Eberswalde, von wo er 1888 nach Königsberg berufen wurde. Schule, Wilhelm, Vendenheim im Elsaß, blickte am 1. Julid. J. auf eine 50jährige Beamtentätigkeit zurück. Geboren in Hohen- heim in Württemberg, als Sohn des damaligen Königl. Garten- inspektors und Vorstandes der Gartenbauschule an der dortigen jetzigen Landwirtschaftlichen Hochschule, wurde ihm am 1. Juli 1866, als er gerade seine Studien an der Hohenheimer Akademie beendet hatte, die Stelle als Assistent seines Vaters übertragen. Drei Jahre später wurde er Obst- und Gartenbaulehrer an der damaligen Landwirtschaftlichen Gartenbauschule (spätere Obstbau- schule) und Landwirtschaftlichen Winterschule in Karlsruhe in Baden. 1879 folgte er einer Berufung zum Direktor der Kaiserlichen Obst- und Gartenbauschule Grafenburg zu Brumath im Elsaß, mit welcher Schule im folgenden Jahre die Landwirtschaftliche Winter- schule vereinigt wurde. Später wurde die Obstbauschule auf- gehoben und die Anstalt nach Straßburg als Landwirtschaftliche Winterschule verlegt, die Herr Schule bis jetzt durch 24 Winter leitet. Er erteilt gleichzeitig den Obstbauunterricht, mit welchem die Abhaltung von Haupt- und Nebenobstbaukursen in Straßburg und Kolmar verknüpft ist. Berlin SW. 11. Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Majc Hesdörffer. Verl. von Paul Parey. Druck: Anh. Buchdr. Gutenberg e. G. m. b. H., Dessaa Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau, Jahrgang XX. 28. Juli 1916. Nr. 30. Nadidruck und Nadibildung aus dem Inhalte dieser Zeiischrift werden strafrechtlich verfolgt. Aus deutschen Gärten. Das neue Krankenhaus zu Mainz. Von Arthur Eimler. (Hierzu 1 Grundplan und 5 Abbildungen, nach vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Unmittelbar vor Ausbruch des Völkerringens, August 1914, konnte ein Millionenprojekt der Stadt Mainz seiner Bestimmung übergeben werden : das neue städtische Krankenhaus. Eine kleine Stadt für sich, die draußen vor den Toren des alten goldenen Mainz auf ehemaligem Festungsgebiet erstanden ist. Auf einem Flächenraum von rund 100 000 Quadratmeter erhebt sich eine Gruppe von vierundzwanzig Gebäuden, von hoher Mauer umfriedigt. Die Lage auf einem der höchsten Punkte in der näheren Umgebung der Stadt ist in gesundheitlicher Beziehung die denkbar günstigste. Von Rasenflächen , Feldern und Baum- gruppen umgeben, liegen die Neubauten nach allen Seiten hin vollständig frei. Und die schlichte Architektur weiß sich zweckensprechend in ihrer Formen- und Farben- gebung dem Landschaftsbild gut einzufügen. In der Bau- art wurden in erster Linie alle Forderungen der neuzeitlichen Partie aus dem Garten des Krankenhausdirektors. Gartenweit XX. Augustusplatz mit Hauptgebäude des städtischen Krankenhauses und mit Kapelle (links). Kranken- und Gesundheitspflege erfüllt. Für Zu- führung von Licht, Luft und Sonne ist reichlich Sorge getragen. Daß auch alle modernen Einrichtungen wie Zentralheizung, Ferndampfleitung, Fernwarmwasser- leitung, elektrische Beleuchtung usw. nicht fehlen, ist wohl selbstverständlich. Bereits in den Jahren 1909 bis 1911 wurden ungefähr 800 Alleebäume gepflanzt , welche jetzt prächtige Alleen bilden, deren Wert für die Genesung der Kranken unschätzbar ist. Besonders sind es Platanus occidentalis und Ulmus monumentalis, die sich hier vorzüglich entwickelt haben. Für den Umfang der gärtnerischen Anlage sprechen Zahlen am deutlichsten. An Grassamen für die erstmalige Saat sind insgesamt 1800 kg verwendet. Die Pflanzungs- arbeiten haben alles in allem rund 30 000 Mark be- ansprucht und für die jährliche Unterhaltung der fertigen Anlage sind 15000 Mark vorgesehen. Ein größerer Wirtschaftsgarten versorgt die Krankenhaus- küche mit allem möglichen Gemüse und Obst. Ein kleines Gewächshaus dient zur Anzucht von Deko- rationspflanzen für die Blumentische in den Kranken- sälen, sowie für die Fenster- und Balkonblumenkästen 30 350 Die G arten wel t. XX, 30 und für die ganze Anlage selbst. Mit Blumenschmuck ist vor allem das große Mittelstück in einfacher Weise ausgestattet worden. Die Wege sind mit niederen Hecken von Ligustnim ovaüfolium oder mit Berberis vulgaris atropurpurea eingefaßt. Rabatten mit Polyantharosen, Kugelbuchs und verschiedene Einzelgehölze geben dem Ganzen ein freundliches Aussehen. Neue Grundsätze sind es, die den Krankenhausgarten mehr als nur schmuckvoll oder äußerlich hygienisch mit den Sänger sollen reichlich und sachgemäß angelegt werden. Mit Rücksicht auf die Empfindlichkeit der Kranken sind Pflanzen, die in Blatt, Blüte oder Frucht reizende Stoffe enthalten, zu vermeiden , wie z. B. Goldregen , Fingerhut u. a. So findet der Gartenfachmann hier ein weites Arbeitsfeld, welches erst in neuerer Zeit, seit die Gärten der großen modernen Krankenhäuser mit ihrem großzügigen Pavillonsystem ent- standen sind, mehr und mehr Beachtung genießt. Nadelhölzer. Die gebräuchlichsten Koniferen. Von Garteninspektor E. Schelle, Tübingen. In den „Mitteilungen der Deutschen Dendrolog. Grundplan des städtischen Krankenhauses in Mainz und seiner Anlagen. Maßstab 1:2500. Krankenanstalten in Verbindung bringen. Mannigfache und bezeichnende Ansprüche werden an eine vollkommene Kranken- hausgartenanlage gestellt. Für den Verkehr sind viele und breite Wege erforderlich. Dem Ruhebedürfnis der Kranken ist durch Herrichtung bequemer, sonniger und schattiger Sitz- plätze Rechnung zu tragen. Viel freundlicher Blumen- und Pflanzenschmuck soll verwendet werden. Immergrüne Pflanzen sind sehr willkommen. Nistgelegenheiten für die gefiederten Gesellschaft", Jahrg. 1915, ch eine Liste der schönsten Laubzierbäume und Ziersträucher gebracht. Es sollte dies ein Hinweis, besonders auch für unsere Landschaftsgärtner, sein, aus der großen Zahl der bei uns kultivierten Gehölze sich be- sonders jener Arten und Formen zu bedienen, welche durch Wuchs, Form, Blatt- bildung, Färbung oder durch hervorragende oder reiche Blütenbildung schönstes und zweckdienlichstes Material bei der Neuanlage von Gärten usw. darbieten. Es hat sich neuerdings eine eigentümliche und traurige Gepflogenheit ge- zeigt, Neuanlagen mit wenig Gehölzarten oder Formen, dagegen mit Massen ein und derselben Art vollzupfropfen, ein Verfahren, das allerdings bequem ist, leichter Geld ein- bringt, aber andererseits eine erschreckende Eintönigkeit aller dieser Gärten hervorrufen muß, dabei aber auch einen Schluß auf die völlige Unkenntnis der betreffenden Gartengestalter XX, 30 Die Gar tonweit. 351 wenigstens einer nur kleinen Anzahl wirklich schönster, brauchbarer Bäume und Sträucher zuläßt, ein Umstand, der beschämend auf uns wirken muß. Von großen Baumschulen wird ganz gewaltig über diese Einseitigkeit geklagt, da diese natürlich den Wünschen solcher Art Landschaftsgärtner nachgeben mußten und infolgedessen ihre Sortimente prächtigster Gehölze oft um die Hälfte, ja, auf ein Drittel ver- minderten, d. h. die Masse n anzucht ihrer Gehölze nun auf die wenigen Sorten beschränken. Gewiß, wir haben eine überaus große Anzahl, hauptsächlichst in den letzten Jahrzehnten neu einge- führter Gehölze, von welchen sehr viele rein bota- nischen Wert haben, also für den allgemeinen Landschaftsgärtner nicht in Betracht kommen. Auch von den übrigen Gehölzen ist der Menge eine solch große, daß es ausgeschlossen ist, daß selbst ein erfahrener Dendrologe dieselben näher kennt. So bleibt eine noch immerhin um- fangreiche Reihe durch irgendeinen Umstand hervorragender Gehölze übrig, deren genauerer Kenntnis sich auch nicht allzuviel dendrologisch erfahrene Persönlichkeiten rühmen können. Aber aus diesen hervorragenden Gehölzen nun eine Aus- wahl der brauchbarsten Arten und Formen zu kennen und deren richtige Anwendung zu wissen, das sollte doch Teilansicht der mittleren Schmuckanlagen. von jedem größer wirkenden Landschaftsgärtner, Garten- gestalter, zu erwarten sein. Diese Kenntnis aufzufrischen, wurde obenbesagte Liste diesbezüglicher Laubhölzer aufgestellt. Wenn nachfolgend nun ebenfalls der Versuch gemacht wird, eine Liste der schönsten und brauchbarsten Koniferen aufzustellen, so sei bemerkt, daß die Arten- und Formenzahl der Nadelhölzer eine wesentlich kleinere als bei den Laubhölzern ist. Es sind nicht sehr viele Formen ausgeschieden wurden, denn welche Konifere ist wirklich nidit schön und nicht hervorragend brauchbar? Eine Auswahl ist nur insofern möglich, als erstens die sehr frostempfindlichen ausscheiden oder nur nebenbei er- wähnt werden, ferner bei den Formen gleichartige zu- Eine Krankenabteilung mit großer Rasenfläche für Liegekuren. gunsten anderer in Wegfall kommen. Auch die gelb bunten fanden selten Aufnahme, während die weiß- und silber- farbenen Formen öfters bevorzugt wurden. Ferner enthält die Liste nur solche Koniferen, welche zurzeit in den deutschen Baumschulen zu erhalten sind, während solche von ausländischen Geschäften nur ganz selten berück- sichtigt wurden. Wie bei angeführter Laubholzliste, sind auch bei dieser Nadelholzliste die hervorragendsten Arten und Formen in Fettdruck an vorderer Stelle aufgeführt, während die nicht so allgemein gebräuch- lichen aber doch ebenfalls schönen Sorten etwas eingerückt in Sperrdruck Raum gefunden haben, auf welchen Umstand besonders aufmerksam gemacht sei. Die Winterhärte wurde insofern angegeben, als die nicht ganz winterharten Formen mit einer römischen II bezeichnet wurden, während eine III besagt, daß die betreffende Konifere nur noch im Weinklima gut ge- deiht. (Im übrigen seien Interessenten auf die diesbezüg- lichen Notizen in dem Koniferenwerk „Die winterharten Nadelhölzer Mitteleuropas" auf S. 10 hingewiesen.) Der raschen Uebersicht halber wurde, wie bei der Laubholzliste, die alphabetische Reihenfolge gewählt. Abies iirizouica, II, auf nicht zu trockenem Stand- ort, leidet manchmal durch Spätfröste. Etwas langsam wachsende Art, mit besonders an älteren Pflanzen auffälliger Korkrinde und blaugrünen bis silberweißen Blättern. Sehr schön blauweiß ist die Form argeutea. Abies amabilis kann durch A. Nordmanniana oder A. magnifica ersetzt werden. balsailiea, II, aber nur im Tal ; in frischer freier Lage winterhart. Schnell und pyramidalwüchsige Art. Von den Formen sind besonders liaiia, dichtwüchsig, Zwergform, sowie hlldsoilica, ebenfalls eine Zwergform mit dunkelgrünen Blättern, in Kultur. Ceplialoilica, II, bei geschützter Höhenlage ; im Tal manchmal durch Spätfröste beschädigt. Herrliche, pyra- midal und nicht sehr starkwüchsige Art mit starr ab- stehenden, stechenden Blättern. Selten zu finden sind die beiden schönen Unterarten 352 Die Ti a r t e n TT e 1 1. XX, m var. Apollinis, und var. Reginae Amaliae, letztere von kräftigem Wüchse. Abies sibirica, II, und noch geschützter Stand- ort ; leidet manchmal durch Spätfröste. Rasch- wüchsig, schmalkronig. Abies COIlCOlor, in eher feuchtem als trockenem Boden. Ganz prachtvolle und eigenartige Tanne von schmal pyramidaler Krone, hellgrauer Rinde und schönen, großen (langen) bläulich bis graugrünen Nadeln. In Kultur sind besonders fjlauca compacta pyramidalis, eine Säulenform mit aufstrebenden Aesten, und pendula, schmalsäulig, hängeästig, sowie violacea, mit prachtvollen weißblauen Nadeln. Die auch als eigene Art bezeichnete Unterart var. lasiocarpa ist empfindlicher als die Stammform gegen Kälte und Sonnenbestrahlung. Abies firma, III, ist schön, aber besonders in der Jugend empfindlich. Wird durch A. homo- lepis ersetzt, sehr oft auch mit dieser ver- wechselt. A. Fraserii, ziemlich empfindlich, wird mit A. b a 1 s a m e a oft verwechselt ; durch diese auch vollständig ersetzt. „ gl'andis, II, für gleichmäßig feuchten (doch nicht etwa moorigen) Boden. Eine in den ersten 10 Jahren lang- sam wüchsige, dann aber kräftigtriebige und sehr hoch werdende Art mit genau zweizeilig gestellten Blättern. Schöner Baum. „ hoinolei»is, nie auf trockenem Boden. Ueppigwachsende, prächtige Art, mit rings um den Zweig gestellten, schönen, unten hellweißen Blättern. „ Iliasfilifica, III, wird nur im Weinklima schön, ist auch im Winter gegen scharfe Winde und starke Sonnen- bestrahlung empfindlich, aber eine prächtige, in der Jugend langsam, dann aber lebhaft und schmalpyra- midal wüchsige Art, mit quirlständigen Aesten und steifen, viereckigen, hellen bis bläulichgrünen, meist sichelförmigen Nadeln. Sehr schön sind die beiden Formen glauca, mit blaugrünen, und argeiltea, mit mehr silberweißen Nadeln. Abies Marisii ist eine selten anzutreffende Tanne, mit teils zwei-, teils vierreihig, teils ringsum gestellten, ziemlich anliegen- den Blättern. „ nobilis, leider nur in III gut gedeihend ; liebt Halbschatten, besonders Winters. Eine pracht- volle Tanne mit jung etwas trägem Wuchs, spitzpyramidaler Krone und im Alter über- hängenden Aesten. Blätter kräftig, oft bis 4 cm lang, an der Zweigoberseite aufwärts gekrümmt. Wundervoll sind die Formen argeutea mit blauweißen, und glauca mit dunkelblaugrünen Nadeln. „ Nordinauniana, II, in geschützten Waldbeständen auch gänzlich winterhart. Bekannte, dicht und langnadelige, besonders vom 10. Lebensjahr (etwa) kräftigst wachsende, breitpyramidale Art. Abies numidica, II, ist eine langsam- wüchsige, nicht besonders hoch werdende, hauptsächlich auch für Vorgärten geeig- nete, hübsche Art. Abies pectiliata, die Weißtanne, bekannter harter Forstbaum, doch in trockener Luft und in schwerem Boden nicht gut gedeihend. Schmalpyramidalwüchsig; Blätter unten bläulichweiß. Als beliebte Säulenformen gelten COllliniiaris und fastisiiata ; als gedrungene Pyramide: stricta, mit dichtanliegenden, hängenden Aesten, und die Trauerform pendula. „ Pinsapo ist allerdings nur in III ein sehr schöner Baum, hält jedoch auch in kälteren Gegenden im Halbschatten, in guter Erde mit magerem Untergrund, wenn möglich auf Höhenlagen stehend, sehr gut aus. Ganz charakte- ristisch sind die kurzen, spiralig, dicht und starr nach allen Seiten stehenden Blätter. Herrlich ist die Form iflauca, mit blaugrüner Färbung. Abies sachalinensis ist eine harte, schöne Tanne, die jedoch durch A. V e i t ch i i ersetzt werden kann. A. sibirica ist eine langsamwüchsige, schmal- pyramidale, ganz harte Tanne, sehr für Vor- gärten geeignet, jedoch nur in Höhenlagen auf nicht zu trockenem Boden. A. subalpina, eine ziemlich beliebte, d. h. ge- bräuchliche, schmalpyramidalwüchsige Art, zeigt schmale, bläulichgrüne, unten weißliche, dicht- stehende Blätter. Zwei Formen mit bläulicher, bzw. weißlichblauer Färbung sind coerulescens und gl au ca. A. umbilicata wird am besten durch A. Nord- m a n n i a n a ersetzt. „ Veitcbii, eine prächtige, harte, — nur nicht auf trockenem Boden — gutwüchsige Tanne, mit wagerechten Aesten und zweizeilig dichtstehenden , aufwärts gerichteten, aber den Zweig deckenden, lebhaft grünen Blättern. Araucaria imbricata, eine ganz wunderbare Konifere, hält leider nur in den allerwärmsten Teilen Deutsch- lands aus. Biota Orieutalis, der morgenländische Lebensbaum, wird nur im Weinklima schön und bevorzugt auch hier halb- Blick in den Garten des Krankenhausdirektors. XX, 30 Die G a r t !;■ n w e 1 1. 353 schattigen, etwas windfreien Standort bei nicht zu schwerem Boden. Eine vornehme, hochstrauchige Konifere, mit zier- lichem, schuppenförmigem Laub bei reichster Ver- ästelung. Allerdings färbt sich die Pflanze im Winter etwas bräunlich. Der Schnitt, etwa zu einer bestimmten Gestaltung, kann ohne Schaden ausgeführt werden. Die meist sehr zierlichen Formen sind nicht häufig in Kultur, mit Ausnahme der etwas winterhärteren, sehr kräftig wachsenden elegailtissiina, ferner der auch in etwas kälteren Gegenden im Halbschatten aushaltenden COllipacta, von gedrungenem, rundlichem Wuchs, und der mit langen, feinen, überhängenden Zweigen ver- sehenen, schönen filiforinis. Cedrus atlailtica, die Atlaszeder, erreicht ihre charakte- ristische Gestalt besonders im Weinklima , ist aber, wenn die Jugendjahre vorüber, auch in kälteren Lagen winterhart, ganz besonders aber die herrliche, blaugrün bis silbergraue Form argeutea. (Fortsetzung folgt in Nr. 32.) Pflanzenzüchtung. Die Fisole in der Pflanzenzüchtung. Von Wilhelm Mütze, Berlin-Dahlem. Der Zollbeamte Schirmer in Kassel zeigte mir vor vielen Jahren einmal seine Bohnenzuchten, aus denen manche noch heute sehr geschätzte Kultursorte hervorgegangen ist, unter anderen die bekannte Schirmers Kasseler Wachsbohne. Da ich sehr wenig von Bohnenzuchten verstand — ich war damals Lehrling in der Kasseler Stadtgärtnerei — fragte ich, wohl um nur etwas zu sagen, woher solche Neuheiten eigent- lich kämen ? Herr Schirmer lachte und meinte, sie würden zufällig gefunden. So recht begriff ich die Sache damals nicht, ich wurde aber lebhaft an die Angelegenheit erinnert, als ich kürzlich in einem Berliner Warenhause in der Lebensmittelabteilung einen offenen Bohnensack ausgestellt sah. Er enthielt eine offenbar ihrer „Entartung" wegen veräußerte „Hinrichs Riesen" in der weißgrundigen Form. Indem ich eine kurze Zeit so von ungefähr die Oberfläche musterte, sah ich, daß hier ein ganz wunderbarer Abbau der „Hinrichs Riesen" zutage gefördert war. Dieser Abbau reichte bis zur japanischen Bohne Uaru Ugura, die meines Wissens in Deutschland nicht gebaut wird, die aber im Werdegang der Hinrichs Riesen eine hervorragende Rolle spielt. Da ich seit Jahren Bohnen- atavisten sammle, auch einige Stämme ganz systematisch ab- baue, um wenigstens einigermaßen einen Einblick in den Werdegang zu erhalten, interessierte mich dieser rein zu- fällige Abbau sehr. Wäre er in die „richtigen" oder besser gesagt in „unrechte Hände" geraten, so hätten wir sicher ein halbes Dutzend „Bohnenneuheiten" mehr gehabt. Unsere Bohnen sind fast alle Atavisten und Schirmer hatte schon recht, wenn er behauptete, die neuen Sorten würden zufällig gefunden. Wie ungeheuerlich weit die Entstehung der Rassen zurückliegt und wie weitverzweigt die Wege sind, die zu dem heutigen Stand führten, davon können wir uns nur schwer ein Bild machen. Wir haben uns schlecht und recht mit der Weisung zufriedengegeben , daß die Fisole aus Phaseolus lunatus und vulgaris der peruanischen Anden stamme. Daraus folgt dann wieder, daß sie nach der Ent- deckung Amerikas zu uns kam. So ist es ja auch wohl an vielen Stellen zu lesen und wäre ganz natürlich. Rein sach- lich betrachtet, spricht aber die Tatsache solcher Lesart Hohn, daß die Abbauprodukte — und als solche sind nämlich unsere Neuheiten anzusprechen — an einem anderen Wege als selbständige Sorten aufzulesen sind, nämlich von dem Inselreich des pazifischen Ozeans bis zu uns, und dann geht die Sache weiter nach der neuen Welt. Ein Einblick in die Materie ist schwer, bedenken wir doch einmal, daß aus einer heterozygotischen Verbindung — und solche sind die ersten Bohnenkreuzungen sicher — schon in F., über eine Million Typen entstehen können, so ist leicht zu verstehen, daß eine große Sachkenntnis, eine noch größere Pflanzenkenntnis dazu gehört, überhaupt erst einmal ganz grob den Weg zu zeichnen, den eine Bohnenrasse nahm. Die Natur bedient sich aber eines ganz genialen Hilfsmittels, alles das zu überbrücken, was ihr an kleinen und kleinsten Spaltungsstufen überflüssig erscheint und zeichnet in ganz kurzer Zeit den Weg sehr klar : es ist dies mit Hilfe der Atavisten oder Rückschläge möglich. Für uns Gärtner haben diese Rückschläge einen hohen Wert, d. h. solange wir ganz ehrlich bleiben und von ihnen lernen, sowie sie zu einem neuen Aufbau ver- wenden. Nehmen wir sie in Selektion, ziehen sie rein und erzählen dann dazu der Welt noch ein hübsches Märchen von einer Neuheitsgeschichte mit allen möglichen und unmög- lichen Kreuzungsgeschichten, so betrügen wir uns selbst am meisten. Sagen wir doch einmal rein sachlich, daß die Natur selbst einen Zweck mit ihren Rückschlägen verfolgen muß und wir werden dann in dem Gedankengang schon so viel des Neuen und Schönen, zugleich Wertvollen finden, daß wir gar nicht in die bekannte „Neuheitenmache" ver- fallen. Davon als Abschweifung ein kleines Beispiel. Ich ließ einmal auf einer nichts weniger als einen guten Ertrag versprechenden Feldmark bei Zehlendorf Hafer säen. Da ich gerade einen im Korn strohleichten Beseler II-Abbau hatte, den mir das Pferd immer aus der Krippe warf, so häßlich und spelzig war er, wählte ich ihn als Saatgut. Ich mußte die Maschine auf „Gartenbohnen" stellen, sonst lief der Hafer überhaupt nicht aus. Ich erlebte dann die Freude, das der Kutscher mir eine Tasche voll besten Saat- gutes mitbrachte, das ihm der Bauer nebenan mitgegeben habe mit der Bemerkung, „so sehe Hafersaat aus" und „ob ich mich nicht schäme". Chili verweigerte ich obendrein. Es wurde Juni und dann kam der Kutscher einmal heim und sagte, der Bauer nebenan stünde in seinem Haferfeld und fluche auf alle Welt : sein Hafer sei schon ganz bleich und nur halb so groß wie der unsrige, überdies sei unserer so be- schaffen, daß er, der Kutscher, noch keinen gleichen gesehen habe. Das wollte ich. Die Natur nämlich wird uns sagen, welches Saatgut sie für richtig hält und sie wird in der Ernte dasjenige Saatgut reifen lassen, das für den betreffenden Boden, sowie für das Klima paßt. Sie wird in Ruhe ab- bauen und eine neue Vereinigung von Eigenschaften, ent- sprechend den tatsächlichen Verhältnissen, vornehmen. Mit Roggen, Soja, Gartenbohnen habe ich seit Jahren dieses Experiment gemacht und immer wieder bestätigt gefunden, daß es klappt. Man könnte nun sagen, es ist Eingewöhnung, mehr nicht. Dies trifft aber nicht zu, denn bei einer Ein- gewöhnung einer Rasse müßte diese selbst als solche sich eingewöhnen. Tatsächlich wird aber ein neues, den Ver- hältnissen angepaßtes Produkt erscheinen, und ich kann zwar 354 D i f ( i a r t o 11 w o 1 1. XX, 30 nach 2 — 3 Jahren einen hochwertigen Hafer ziehen, ihn aber niemals als Beseler II verkaufen, das wäre Betrug, selbst wenn er besser ist. Eingewöhnt ist also nur der Hafer, nicht die Sorte. Und diesen Weg gehen fast alle Hoch- zuchten, sofern sie nicht durchweg geeignete Verhältnisse finden. Sie bauen ab und bringen geeignete Stufen zum Vorschein. Da ich von der Hinridjs Riesenbohne sprach, um wieder zur Fisole zu kommen, so will ich sie zunächst schildern. Sie wird als unsere hochgezüchtetste Buschbohne betrachtet. Tatsächlich steht sie im Werdegang der Fisolen sehr exponiert, d. h. ihr verwandtschaftliches Verhältnis ist ein ganz eigen- artiges. Sie stammt direkt aus der schwachrankenden Uaru Ugura, und wie sie aus dieser stammt, ist mir gerade jetzt klar geworden. Die Uaru ist eine Kulturvariation des Dolichos Lablab. Manche botanische Gärten besitzen nur diese bunt- und braunsamige Varietät, die niemals die „Raupen" der Lablabsamen zeigt. Die kleinen Originalsamen der Uaru aus Japan stimmen nun genau mit diesen buntsamigen Dolichos- bohnen überein, auch die Pflanzen haben keinerlei abweichende Merkmale. In Deutschland bringt die Uaru nach zwei Jahren mehr als dreimal so große Bohnen. Die Uaru ging in Japan (freiwillig, denn dies tut sie auch hier) mit Phaseolus vulgaris eine Verbindung ein, die Naga Ugura liefernd: die Naga aber ist in Pflanze und Samen haarscharf die Hinrichs Riesen. Der benutzte weiße Phaseolus ist ein Rätsel im Abbau. Diesen weißen Phaseolus vulgaris haben wir wahrscheinlich schon durch den Atavismus zurückgewonnen, nämlich die Magdeburger Nierenbuschbohne, die, wenn auch außerordentlich selten, die unseren klimatischen Verhältnissen angepaßte Uaru als Atavist liefert und ebenso die Hinrichs Riesen. Häufiger, ja fast regelmäßig liefert sie die Saxabohne, und immer, wenn ich diese gelben Bohnen sehe, die stets einen braunen Ring um den weißen Nabel haben (so z. B. bei der Ilsenburger die Zucker-Brech als Atavisten), vermeine ich den natürlichen Bastard Dolichos Phaseolus vor mir zu haben. Die Sache ist verworren und verwirrt ungemein. Wo ist hier der Anfang und das Ende? Stimmt es aber, da& Dolichos Lablab, Dolichos Soja und vielleicht Mucuna utilis den größeren An- teil an der Bildung der Fisole haben, so würden wir damit einsehen müssen, wie erhaben und groß auch hier die Natur ihre Wege wählte, um eine so kosmopolitische Kulturrasse wie die Fisole zu schaffen. Man könnte indessen hier ein- werfen, welchen Zweck eine Verschmelzung von Dolichos Lablab (beispielsweise) mit den Phaseolusarten verfolgen sollte. Die Frage wäre indessen aus rein praktischen Gründen leicht zu beantworten. Ein echter Phaseolus vulgaris, wie ihn z. B. die japanische Bohne Oniaru noch sehr gut dar- stellt, hat nur Wert zur Gewinnung der Samen, die jung oder trocken als Gemüse verwertet werden. Das Fleisch der Hülsen ist wertlos und so faserig, daß es die Hausfrau von vornherein ablehnen würde. Aber es hat doch einen Vorteil, den typischen Bohnengeschmack, den wir ja suchen. Diesen hat die Dolichoshülse nicht, dafür besitzt sie jedoch eine oft drei- und mehrfache Größe der im Fleisch butter- weichen und gänzlich faserlosen Fruchthülse. Tatsächlich wissen wir ja, daß die langen, lappig eingeschnürten Frucht- hülsen (übrigens ein Dolichosmerkmal !) auch weit weniger Bohnengeschmack besitzen als die glatten , säbelförmigen oder mit rauher Oberfläche versehenen Hülsen. Aber wir gleichen dies ja mit Pfefferkraut aus. Nun wäre es ver- ständlich, warum wir — zunächst — zwei so gut unter- scheidbare Bohnentypen haben : es wären die säbelförmigen und die langlappigen Hülsen. Als erstere gelte z. B. eine Chevrier oder Flageolet -Viktoria, als zweite die Buschbohne Kaiser Wilhelm oder die Stangenbohne Phaenomen. Dazu kommt, daß der wildwachsende Dolichos Lablab violette Frucht- hülsen hat und daß uns aus derjenigen Gruppe, die als Super- Dolichus \ Phaseolus zu betrachten wäre, vor einigen Jahren die blau- und violettschalige Schlachtschwertbohne beschert wurde. Diese Sorte steht jedenfalls dem wilden Dolichos Lablab (sudanensis) ungemein nahe, so nahe, wie eben ein ganz anderen Verhältnissen angepaßtes und durch zahlreiche Generationen gegangenes Endprodukt der Kultur dem Aus- gangselter gleichen kann. Aber dies ist ja gerade das In- teressante, daß der Dolichos, den wir Gärtner im nord- deutschen Klima wohl nach Vorkultur unter Glas gelegentlich einmal zur Entfaltung einiger Blüten bringen können, nunmehr in der Umwandlung der Jahrhunderte feldmäßig gebaut werden kann. Und alle Bohnen, in denen Dolichosblut steckt, sind ausgezeichnete „Wachser". Ich würde diese Vermutung nicht auszusprechen wagen, wenn ich nicht zu der blauschaligen Schlachtschwert- bohne eine Analogie besäße. Die erste Bohne, weicheich, soweit es möglich war, abbaute, war die „Ilsenburger Bunte". Sie liefert, was leicht nachzuprüfen ist, den be- kannten, der grauen Zuckerbrechbohne gleichen Bastard mit gelbbrauner Bohne, der in einen weißen Phaseolus (als Samen- korn) und in eine gelbbräunliche Bohne spaltet, die am Stock violette und blaue Hülsen liefert. Immer hat dieser Bastard die so oft beobachtete rhombische Form und den braunen Ring um den Nabel. Liefert nun die Ilsenburger zu- nächst diese Abbaustufen, so gibt sie nun auch bald eine weitere Stufe her : einen Tripelbastard, nämlich die gelb- braune, der Zuckerbrech gleichen, Bohne schwarz marmo- riert, und dieser spaltet dann in Negerbohne, weißen Pha- seolus und in die blauschalige Bohne. Mehr kann sie nicht herausgeben, wenn sich auch im Abbau um jeden Kernpunkt eine sehr hohe Zahl zugehöriger Typen schart. Wir sehen also : dort, bei der blauschaligen Schlachtschwert, ist ganz ungewollt durch den Atavismus ein Ausgangseiter zum Vor- schein gekommen, hier liefert ein durch Jahre streng durch- geführter Abbau das gleiche Elter. Und andererseits, wie sehr unterschieden ist doch der Aufbau der Hinrichs Riesen von demjenigen der Ilsenburger. So gibt es gewiß noch viel mehr Gruppen und Richtungen, und gerade die Fisole scheint mir ein außergewöhnlich geeignetes Objekt, einen Einblick in den Werdegang unserer Kulturrassen zu gewinnen. Um nur ein Beispiel anzuführen, wie gewaltig der Einfluß dieses Dolichos Lablab sein muß, will ich eine Bohne anführen, die sich von seinem Einfluß rein erhalten hat: Phaseolus multiflorus, die arabische Feuer- bohne. Diese gute Art Linnes ist sehr wohl abbaufähig und liefert im Abbau wie im Atavismus immer ganz gleich- mäßig dieselben Produkte. Sie ist ein Tripelbastard, welche Phaseoli sie aber geschaffen haben, wer kann das wissen. Indessen tut es wenig zur Sache, wie sie heißen, es sind aber drei typische Phaseoli, einer mit gelbvioletter Bohne, schlanke Nierenform, ein kleiner schwarzsamiger PAaseo/us und eine Sorte mit großer, weißer Bohne. Die weißsamige Sorte (oder Art?) ist im Handel als sogenannte „Russische weiße Riesenbohne". Die violettsamige wird als Rückschlag in der Priegnitz und in Westpreußen als Lokalsorte, meist mit mehr rotvioletten Samen, gebaut. Es gibt auch eine Feuerbohne mit Xi, 30 Die G ar t ■ iiwelt. 355 schwarzen Samen, diese ist aber nicht als Elter zu be- trachten, sie ist noch eine Verbasterung; das Elter mit schwarzen Samen ist ganz kleinsamig. Viel haben wir mit dieser arabischen Feuerbohne nicht anfangen können, sie behagt unserem Gaumen nicht. Daß sie ein Tripelbastard ist, ändert natürlich nichts daran, daß der Name Linnes gültig und richtig ist. Sie ist eine samen- beständige Art geworden. Es bleibt nun noch die Frage zu erörtern, wie die Ver- basterungen entstanden seien? Dies ergibt sich ziemlich leicht aus dem Verhalten der Abbauprodukte. Sie sind nämlich in der Lage, sich untereinander ohne Zutun Pollen geben zu können. Bei den Tripelbastarden findet man oft zwei, die es nicht können, dann nimmt oder gibt aber die Verbasterung der beiden anderen von dem dritten. So paßt die spontane Entstehung der Bastardprodukte sehr wohl in unsere heutige wissenschaftliche Forschung und in die Lehre über die Zeit der Entdeckung des „Geheimnisses der Natur". Eins würde nur sicher sein, daß die Entdeckung Amerikas mit der Schaffung und Einführung der Fisole nichts zu tun hat und daß der Weg, den die Vorsehung wählte, ein glück- licherer und klügerer war. Dabei will ich nicht vergessen, daß auch Amerika seinen Anteil an der Schaffung der Fisole hat. Die neuerlich viel erwähnte Arizona-Tepary-bean (es ist Phaseolus acuüfolkis) hat mit Gartenbohnen einige Ver- basterungen gezeitigt, nämlich die Reisperlbohne, Zuckerperl- bohne und die Stangenbohne Leckerbissen. Sie alle haben aber für uns nur Wert in warmen südlichen Lagen; die Arizona-bean ist für uns ganz wertlos. Und ein Danaergeschenk sind sie obendrein, denn seit wir sie kennen, haben wir auch das Gloesporium, das sie bevorzugt und dessen Brutherd sie sind. Was nun die Sojabohnen anbelangt, für deren alige- meinen Anbau jetzt eine umfassende Propaganda gemacht wird, so hege ich keinen Zweifel, daß wir sehr bald in der Lage sind, sie genau wie eine Viktoriaerbse feldmäßig bauen zu können, besitze ich doch selbst vollkommen einge- wöhnte Stämme der braunen und gelben Soja, sowie eines Bastards, braun und gelb. Indessen glaube ich, auch hier hat Ben Akiba recht, daß alles schon dagewesen ist, und wir werden wohl so zahlreiche Verbasterungen von Dolichos besitzen, daß unsere heutigen Bemühungen nur nachhinken. Dieser Tage erhielt ich aus Flandern eine kleine Bohne, die ich sofort als Soja ansprach. Es wurde aber behauptet, es sei eine Fisole. Der Abbau wird es vielleicht zeigen, ob es so ist. Wer könnte einmal die Saxa restlos abbauen ? Oder kann uns der Züchter sagen, wie er sie züchtete? Ich glaube, sie steht unter dem direkten Einfluß der gelben Soja und ist sehr — sehr alt. Daß die Sojabohnen unter dem Einfluß der gegen- seitigen Verbasterung sehr gewinnen, zeigen mir einige direkt aus Japan erhaltene Bastarde, so die Sorte Kura kake, die fast Bohnengröße hat und die Bastardnatur sehr deutlich zeigt ; sie ist halb gelb, halb schwarz. Aber dies sind vor- läufig Probleme, die wir jedoch restlos zu lösen uns bemühen sollten ; wir werden dabei nicht nur eine Fülle reinster Freude genießen, sondern auch unserer Volkswirtschaft einen großen Dienst erweisen. Plaudereien. Der Swritjaz- und Lucemierzsee in Rußland. (Hierzu sechs Abbildungen, nach vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahmen.) Geht man von der Stadt Wlodawa, welche am Bug liegt und Haltestation der Eisenbahnlinie Cholm — Brest-Litowsk ist, eine Tagesreise zu Fuß in östlicher Richtung, so gelangt man, die Landstraße über Piszcza wählend, zuerst an den Luce- mierzsee, an dem das arme Fischerstädtchen Szack mit 392 Häusern gelegen ist. Der See hat einen Durchmesser von 3 km und eine mutmaßliche Tiefe von 35 m. Derselbe ist zum größten Teil von sandigen Aeckern, auf welchen nichts wächst, und von sumpfigen Wiesen umgeben. Auf der Süd- seite steht ausgesprochener Sumpfwi«|ld. Interessant ist, daß jeder Baum, jedes Bäumchen auf einem Va — 1 m hohen Hügel steht. Diese Hügel sind von Wasser umgeben und außer dem Baum noch mit anderen netten Sachen, wie Ledum, Vaccinium, Andromeda, Lycopodiiim, Erica und Farnen be- standen. Das Wasser wird jetzt mit jeder Woche geringer, so daß man im Hochsommer diese Sümpfe trockenen Fußes passieren kann. Herrlich leuchten Ende April die flachen Sümpfe mit der Blütenpracht der Sumpfdotterblume, und die nassen Wiesen strotzen in reicher Blütenfülle des Wiesen- schaumkrautes und des Wiesenvergißmeinnichts. Ende Mai erfreuen das Auge die unbestellten Felder mit ihrer frischen, tiefen Farbe, den Blüten des Ackermohns, der Kornblume und des Kreuzkrautes. Ackerbau wird sehr wenig getrieben, nur das Notwendigste wird angebaut. Zu diesem gehört auch der Tabak, welchen man an einigen Orten vorherrschend findet. Die Hauptbeschäftigung der christlichen Seeanwohner sind Fisch- und Krebsfang, der jüdischen Handel ; sie ver- äußern die Erträge und Erzeugnisse der Bauern. Das Städtchen Szack bietet keine nennenswerten Schön- heiten. Außer der russisch-griechischen Kirche ist noch das Schulhaus (Abb. S. 357), ein einfacher, massiver Bau mit Säulenkolonaden und Strohdach, zu erwähnen. Zurzeit ist die Wache im Schulhause einquartiert. Nur wenige Häuser Russischer Bauernhof. 356 Die U ar tu u w clL. XX, ;5(J In dem geräumigen sind Steinbauten, die meisten sind Holzhütten mit kleinen Lichtein- lässen, denn Fenster kann man sie nicht nennen. Zuweilen kommt man an Hütten vorüber, die man, wenn kein Rauch aus den dicht- bemoosten Strohdächern aufsteigen würde, wohl nicht für menschliche Wohnstätten hielte. Die Leute leben hier noch in den einfachsten Verhältnissen; von westeuropäi- scher Kultur ist nicht die geringste Spur vorhanden. Von dieser Ein- fachheit legen ihre Geräte und Handwerkszeuge Zeugnis ab. So ist der Spaten, aus Holz gefertigt und an der Stechkante mit Eisen- blech eingefaßt, in dem leichten Sandboden wohl zu gebrauchen, aber in schwerem Boden nicht von großer Haltbarkeit. Mais und Getreide werden in einem Holz- mörser mit Stößer zu Mehl gemacht. Mitunter erfüllen einfache Hand- mühlen denselben Zweck, aber mit dem Unterschied, daß das Mehl viel schöner und feiner wird. Es wird kein einziger Nagel zum Hausbau gebraucht, nur Holz- pflöcke finden dazu Verwendung Innern der Hütten befinden sich der Herd, ein Tisch, einige Bänke, Holzkoffer und die nötigen gußeisernen Kochtöpfe, welche wir Hebräertöpfe getauft haben, weil sie Aehnlich- keit mit Töpfen auf biblischen Bildern haben. Betten trifft man sehr wenig an. Zwischen dem Herd, der so gebaut wird, daß auch Brote darin gebacken werden können, und der Außenwand bleibt ein freier Raum, welcher mit Brettern extra gedielt wird; auf diese werden Schaf- oder sonstige Felle gelegt. Der so aus- gestattete Raum dient der ganzen Familie als Schlaf- stätte. Ich möchte noch eine religiöse Handlung erwähnen. Sobald ein Mädchen in den Ehestand tritt, bekommt sie vom Pfarrer die Haare halb- lang geschnitten und darf nie wieder lange Haare tragen. Auch die Jüdinnen tragen die Haare ge- schnitten, aber ganz kurz, darüber dann Perücken. Eine eigenartige Be- wandtnis hat es mit den Friedhöfen. Diese liegen alle abseits der Ortschaft, rechteckig angelegt. Die aus schweren, vierkantig gehauenen Baumstämmen gebaute Einfriedigung von nahezu 2 m Höhe hat Russische Dorfschönheiten. vier Eingänge, welche sich in der Mitte jeder Seite befinden. Ueber den Eingängen sind dann noch nach innen und außen schräg ab- laufende, kleine Dächer angebracht. Die Einteilung ist nicht so, wie wir sie in Deutschland sehen, sondern alles liegt kreuz und quer, hoch und tief beieinander. Die hohen Holzkreuze findet man in den Gegenden der ärmeren Be- völkerung, Bessergestellte leisten sich schon ein Stein- oder Eisen- kreuz mit Sockel. Manche Friedhöfe gleichen durch die hohen Holzkreuze einem Walde (Abb. S. 357). Die Höhe der Kreuze wechselt zwischen 5 — 8 m! Bei einer Besichtigung dieser Friedhöfe muß man sich in acht nehmen, denn es gibt dort Kreuze, welche schon 30 — 40 Jahre stehen und zum Teil morsch sind ; ein ungewollter Stoß kann solch Ungetüm zu Fall bringen. Soviel Familien sich im Orte be- finden, soviel Kreuze gibt es auf dem Friedhofe. Denn hier ist es Sitte, daß, stirbt jemand aus einer Familie und ist noch kein Kreuz vorhan- den, ein geeigneter Platz herausgesucht und am Grabe ein großes, hohes Kreuz aufgestellt wird. Ein solches Kreuz nennt man das Familienkreuz. Um das Kreuz herum oder davor werden dann alle weiteren Mitglieder aus der Familie, die in die Ewigkeit abgerufen sind, bestattet. Nach jeder Bestattung wird um den Kreuzstamm ein Band oder Läppchen befestigt, um die Anzahl der Toten, die aus der betreffenden Familie hier liegen, feststellen zu können. So findet man Kreuze, welche fast von unten bis oben mit solchen Läppchen be- setzt sind. Die weiteren Gräber erhalten gewöhn- lich ein kleines Kreuz, aber der Hauptwert wird doch auf das hohe Kreuz gelegt. An die- sem kann man sofort ersehen, wieviel aus der Familie gestorben sind, ob alt oder jung. Denn weiße Läppchen bedeu- ten alte Leute, farbige hingegen Kinder. An dem hohen Kreuze ist alles angebracht, was zur Kreuzigung Christi gebraucht wurde, wie Leiter, Hammer, Zange, Lanze und drei Nägel. Mit der Länge der Jahre fällt leider ein Gegen- stand nach dem andern ab. Bei besonderen Anlässen und Feierlich- Lucemierzsee. XX, 30 Die Gartcüwelt. 357 keiten werden die Kreuze mit Amuletts und Perlenketten geschmückt, aber nicht mit Rosenkränzen, wie man dies in Galizien zu sehen bekam. Die Seen sind alle sehr fischreich; es leben Barsche, Rotaugen, Schleie und Hechte darin. Hechte wurden bis zu 1 m lang gefangen. Auf dem Lucemierzsee wird der Fischfang hauptsächlich im Winter betrieben , seiner Tiefe wegen, auch weil im Sommer das Fleisch wohl zu arg nach Sumpf schmeckt, wogegen auf dem Switjazsee, an dem auch am Südufer die Stadt Switjaz mit 334 Häusern liegt, nur im Sommer gefischt wird. Der See ist der größte von all den umliegenden; er hat einen Durchmesser von 9 — 10 km und ist sehr stürmisch. Ziemlich in der Mitte des Sees befindet sich eine '/( km im Durchmesser große Insel, welche mit wilden Kirschbäumen bewachsen ist. Von der Stadt Switjaz zieht sich in der Richtung nach Westen ein 4 km langer, mit Birken, Erlen, Linden und Pappeln bepflanzter, bankreicher, herrlicher Fußweg am Seeufer entlang. Leider leidet man hier schrecklich durch Schnaken und Stechmücken, man ist dagegen gänzlich wehrlos, besonders an warmen Tagen, das ist ja auch begreiflich, denn Sümpfe sind die geeignetsten Brutstätten. Hier in dieser einsamen Gegend ist ein kleines Dorado für die Vogelwelt. Merkwürdig, daß man hier keine Schwarz- amseln, Rotschwänzchen, Fliegenschnepper, Weidenzeisige, Eichelhäher und Elstern antrifft, auch keine Saatkrähe und Dohle kommt einem zu Gesicht. Destomehr sieht man Störche, fast unzählige möchte ich sagen. Ueberall sieht man sie auf Wiesen, auf den Baumnestern und vereinzelt auf Häusern stehen. Hier in Szack steht ein Baum mit vier Nestern, in Krymno ein Baum mit sieben und in Opalin am Bug gar ein solcher mit zehn Nestern, welche alle bewohnt sind. In Opalin sah ich auch eine große Kolonie von Fischreihern und machte eine Aufnahme davon, welche aber leider nicht der Sache entspricht, denn das Blatt- werk der Bäume verdeckte alles. Sämtliche Vögel tragen nicht die Scheu zutage, die wir in Deutschland an ihnen Schulgebäude. gewöhnt sind. Der Kuckudc kommt direkt auf die niederen Dächer oder auf den nächststehenden Baum geflogen und läßt sich längere Zeit von uns bewundern. Das gleiche gilt von Uhu, Wiedehopf und Pirol. An einem Vormittag sah ich zu gleicher Zeit am See, wo zwei uralte, dicke Eschen stehen, drei farbenprächtige Vögel, den Eisvogel, Pirol und die Mandelkrähe. Wirklich, für den Naturfreund ein Hochgenuß. Die Bevölkerung nennt die Mandelkrähe in ihrer Sprache blaue Taube, aber wenn man sie genauer beobachtet, be- merkt man nur zu bald, daß es sich um eine Krähenart handelt ; es deutet schon das krächzende Schreien darauf hin. Die Mandelkrähe ist ein Höhlenbrüter. Der Kolkrabe ist hier stark vertreten. Die arme Bevölkerung sucht die Nester auf und nimmt die darin liegenden Eier, teils zum eigenen Gebrauch, teils zum Verkauf. Uns wurden Eier von Kiebitz, Wiedehopf, Reb-, Steppen- und Wasserhuhn, Tauben und Enten angeboten. Aus der Säugetierwelt kommen öfter zu Gesicht der Fischotter, Marder und litis. Oft sieht man auch Schildkröten. N. NesseL !)■•' "^ ' < Friedhof. Mannigfaltiges. Der diesjährige Obst- und Gemüse- verkehr. Die Klagen über Mißstände im dies- jährigen Obst- und Gemüseverkehr sind ziem- lich allgemein und allerorts an der Tages- ordnung. Waren im Vorjahre die Erzeuger und Händler mit der Gestaltung der Gemüse- höchstpreise recht unzufrieden und litten in- folgedessen die Verbraucher indirekt durch schlechte Beschickung der Märkte, so sind es jetzt die Verbraucher, die lebhafte Be- schwerden über zu hohe Preise und schlechte Marktversorgung führen. In der Tat sind die Preise, die an manchen Orten für Gemüse und Obst verlangt wer- den, ganz ungebührlich hoch, was um so schwerer empfunden wird, als gerade gegenwärtig das Volk bei den täglichen Lebensmitteln mit Schwierigkeiten zu kämpfen 358 Die (.' a r t e 11 w e 1 1. XX, 30 hat. Daß mit gutem Ausfall unserer Frühgemüseernte hohe Preise und schlechte Marktbeschickung zusammenfallen, erklärt sich in der Hauptsache wahrscheinlich aus dem Wettbewerb, den die Verarbeitung zu Dörrgemüse dem Frischverbrauch bereitet. Das Einmachen von Gemüsen dürfte weniger Schuld haben, da die Stoffe zur Konservierung schwer erhältlich sind. Diese Entwicklung der Dinge stellte sich ein, da die Verbreitung des Dörrens eine verkaufsstörende und preisdrückende Ursache, die bei Frischgemüse vorliegt, beseitigt, nämlich die geringe Haltbarkeit. Um das Verderben vom Verbrauch nicht sofort aufgenommenen Frischgemüses zu verhüten, mußte man die Nebenwirkung des Dörrens, die mögliche Beschränkung der Zufuhren zum Frischverbrauch und das verstärkte Umsichgreifen der Speku- lation im Gemüseverkehr in Kauf nehmen, mit der Maßgabe, wenn die Dinge sich unerträglich zu gestalten drohten, zu einer Regelung zu greifen. Nach volkswirtschaftlichen, zweckmäßigen Gesichtspunkten soll jedes Gemüse allgemein gedörrt oder konserviert werden, das der Frischverbrauch nidit aufnehmen kann oder will, oder das verderben würde, ehe es den Verbrauch erreicht. Der einzelne Gemüsebesitzer aber verfügt über seine Ernte nicht nach volkswirtschaftlichen Zweckmäßigkeitserwägungen, sondern nach privaten Nutzenserwägungen, und hier bietet ihm die freie Preisbewegung und die beliebig lange Haltbar- keit des Dörrgemüses lohnendere Aussichten fast ohne Ver- lustgefahr, da die Nachfrage nach Gemüse in der Gegenwart und abschätzbaren Zukunft dringlich zu bleiben verspricht. Die Sachlage ist also die, daß das Dörrgemüse unsere Preise für Frischgemüse treibt, teils durch Verminderung des Frisch- gemüseangebots, teils durch die Rückwirkung des Dörrgemüse- preises. Ferner ergab sich der sehr bedenkliche Zustand, daß unausgewachsenes Gemüse gedörrt wurde. Man glaubte nun mit Richtpreisen die unbefriedigende Preisentwicklung _i. j / ■1 \ . .y rV i t%^ ■0 ■ ^^ \a '£r - / iafkmr l^^är^ ''"^BB^-' 1 if. B^n gjWfcS>r--|j-^J i^Sk'i^ riü ^^^^^^K'V'V 1 n 1 1 steuern zu können. Im örtlichen Bereich, wo örtliche Er- zeugung örtliche Nachfrage decken soll, ist dies zweifellos möglich, der Richtpreis bewährt sich dann, wenn keine Mög- lichkeit zum Dörren gegeben ist. Wo aber große Verbrauchs- gebiete auf Zufuhr von verschiedensten Richtungen her an- gewiesen sind, verliert der Richtpreis seine bindende Kraft, und da für das von weither den Großstädten zuwandernde Gemüse meistens auch doppelte Verwertung, Frischverbrauch und Dörre, möglich ist, wird der Richtpreis bedeutungslos. Wenn jetzt vielfach Höchstpreise für Frischgemüse ver- langt werden, so wäre das nach den oben dargelegten Gründen der Preissteigerung eine wahrscheinlich wirkungslose Maß- nahme. Das Frischgemüse würde noch stärker der Dörre zuwandern und die Märkte würden weiterhin schlechter beschickt bleiben. Eine Preisregelung wäre nur dann erfolgreich, wenn sie an beiden Punkten ansetzte, beim Dörrgemüse und beim Frischgemüse. Die Preise müßten so gesetzt sein, daß das Dörren seinen gewinnsüchtigen Anreiz und hier- mit seine Neigung zur Entblößung des Frischgemüse- marktes verliert. Geht man über eine ledigliche Preisregelung hinaus, so könnten die Einrichtungen für Gemüseverwertung, je nachdem sie ein reichliches Angebot in der Hand haben, wertvolle Dienste für die Regelung der Zufuhr und der Preise leisten. Die Regelung in Württemberg zeigt, daß auch andere Wege möglich sind. Hier ist man in der Weise vorgegangen, daß man die Landesvermittlungsstelle anwies, den Großhandel für Gemüse und Obst zuzulassen, auf die seit 1914 ansässigen gewerbekundigen Firmen zu beschränken und den Bezug von Gemüse und Obst zu gewerblichen Verarbeitungszwecken nur mit Hilfe der angestellten Bezirksvermittler zu betreiben. Damit soll gleichermaßen eine Fernhaltung unerwünschter Elemente im Gemüseverkehr, wie auch eine Regelung der Verwertung erzielt werden. Die fortgesetzt weiter in die Höhe getriebenen, gänzlich ungerechtfertigten Preise für Obst haben nunmehr die hessische Regierung veranlaßt, im Einverständnis mit der hessischen Landwirtschaftskammer Obsthöchstpreise für das ganze Großherzogtum Hessen festzusetzen. Die Preise sind teilweise etwas höher als die in Baden geltenden oder ebenso hoch. In Baden haben sich alle beteiligten Kreise mit der Preisfestsetzung eingelebt. Das gleiche wird auch in Hessen eintreten, da zugleich mit den Höchstpreisen auch ein Ausfuhrverbot nach nicht- hessischen Orten erlassen worden ist. Die neuen Preise sind mit Wirkung vom 24. Juni 1916 (bezw. vom 27. 6. 1916) sofort in Kraft getreten. Beim Verkauf nachstehend verzeichneter Obstarten sind folgende Höchstpreise als Erzeuger- bzw. Verbraucherpreise bestimmt worden : Stordinester, alle bewohnt. Erdbeeren 40 bzw. 50 Pf Tafelerdbeeren 60 ,, 70 „ Marmeladenerdbeeren 25 „ 35 „ Süßkirschen 22 „ 30 „ Einmachkirschen 30 „ 38 „ Sauerkirschen 30 „ 40 „ Johannisbeeren 25 t» 33 „ reife Stachelbeeren 20 „ 28 „ Himbeeren 32 „ 40 „ Heidelbeeren 20 „ 28 „ (allgemein) Aprikosen 57 „ 65 „ Mirabellen 32 „ 40 „ Reineclauden 27 t. 35 „ XX, 30 Die G a r 1 1; 11 w e 1 1. 359 25 , 33 20 , 28 10 , 18 22 , 30 13 , 21 20 , 25 22 , 27 5 ., 7 für das Pfund Edelpfirsiche 72 bzw. 80 Pf. „ „ Weinbergpfirsiche „ „ Frühzwetschen „ „ Spätzwetschen „ „ Edelpflaumen „ „ Hauspflaumen „ „ Frühäpfel „ „ Frühbirnen „ „ Fallobst Die Preise für Aepfel und Birnen gelten nur für den Monat Juli. Das Ausfuhrverbot gilt auch für diese Obstsorten. Für das Ausfuhrverbot sämtlicher Obstsorten sind einige ein- schränkende Bestimmungen erlassen «forden. Den Beginn der Heidelbeerernte bestimmt die Polizei- behörde. Verkauft der Erzeuger an den Verbraucher un- mittelbar frei ins Haus oder auf dem Markt, so darf er Verbraucherpreise beanspruchen. Beitrag zur Bodenausnutzung. Es ist von gar sonderbarem Eindruck, wenn man ganz plötzlich und ungesucht auf Zier- oder Fruchtpflanzen stößt, an welche man nicht im entferntesten gedacht hat. Dieser Eindruck ist um so tiefer, je höheren Wert die betr. Pflanzen in irgendwelcher Beziehung besitzen und wenn sie uns in einem so vollkommenen Zustande erscheinen, welcher ein schnelles Urteil über ihren mehr oder minder hohen Wert zuläßt, ganz besonders zur jetzigen schwersten aller Zeiten, in welcher man so mancherlei Dingen seine Aufmerksamkeit zuwendet, welche man sonst unbeachtet ließ. Ein bekanntes, übrigens wenig geistreiches Sprichwort sagt: „Das ist so wohlfeil wie Brombeeren!" Ja, Brombeeren! Der Vater dieses Sprichwortes hat von Brombeeren jedenfalls nicht mehr gewußt und gekannt als die große Masse der Menschen über- haupt. Nämlich, daß Brombeeren an gar stachlichen Büschen an gewissen Weg- oder Waldrändern wildwachsen, deren Früchte man als halb und halb rötliche und schwärzliche Beeren (weil unreif gesammelt) von saurem Geschmack, in kleinen Schachteln hier und da in gewissen Läden zum Verkauf ausgelegt sieht. Aber etwas ganz anderes und himmelweit entfernt von dieser ge- wöhnlichen Vorstellung von Brombeeren ist es denn doch, wenn man diese herrliche, süße und würzige, in der Sonne ausgereifte, tief- schwarze und saubere Frucht und überdies in ungeahnter Größe sieht und sie auf ihr Erträgnis und ihren Wert zu prüfen die Gelegenheit hat. Erst dann ist man in der Lage, diese köstliche Frucht zutreffend zu beurteilen. So wurden wir ganz zufällig in angenehmster Weise über- rascht von dem Anblick einiger weit übermannshoher Brombeer- sträucher in dem kleinen, aber in ganz freier, sonniger Höhenlage gelegenen Gärtchen eines Professionisten. Außer einigen alten und hohen Johannisbeersträuchern, mit prachtvollen, in dieser freien Lage fast goldgelben und roten, großbeerigen Fruchttrauben total überschüttet und einigen Zwergobstbäumchen fesselten unsern Blick eben diese, an einem Lattengerüst aufgebundenen Brombeer- sträucher, welche Früchte in Pflaumengröße und in solcher Massen- haftigkeit bringen, daß beim Sammeln die Gefäße immer voll sind. Die Größe dieser in reifem Zustande tiefschwarzen Früchte ist es eben, welche diese Beeren so wertvoll macht — natürlich neben dem würzigen, süßen Geschmack. Nach Aussage des Besitzers dieser Sträucher, hat sie derselbe in einer Baumschule unter der Bezeichnung als „japanische" gekauft. Gleichviel, ob diese Be- zeichnung richtig ist oder nicht, für uns handelt es sich in diesem Falle um den Wert des Artikels, wobei wir uns einer einzigen Pflanze, der geschlitztblätterigen Brombeere — Rubus liciniatus — erinnern, welche, in einer Gehölzschule entdeckt, in einer Anlage an einen großen Felsblock gepflanzt wurde, welchen ihre schön- belaubten Ranken überwachsen sollten. Dies geschah denn auch bald und die auf dem von den Sonnenstrahlen warm gewordenen Steinblock reifenden, ebenfalls außerordentlich großen, länglichen Früchte waren von wunderbarer Art im Geschmack. Es ist gewiß keine irrige oder übertriebene Auffassung, daß auch die Brombeeren, besonders für gewisse Lagen, steile Abhänge und andere Plätze, welche nur schwer oder gar nicht für den Ackerpflug zugänglich sind, neben anderem Beerenobst durch weit- läufige Anpflanzung in Kultur genommen, geeignet sind, solche Stellen doch noch nutzbar zu machen. Hinsichtlich ihrer An- sprüche sind sie ja außerordentlich bescheiden. In den angeführten Fällen ist es einmal ganz leichter Sandboden, im zweiten ganz scharfer, unter dem Spaten knirschender Kiesboden. Nur die Lage soll, zur Erlangung guter, süßer Früchte, eine südliche, sonnige sein. Zu den Brombeeren wären noch die herrlichen, leider wohl kaum in Kultur zu findenden Bastarde zwischen Him- beeren und Brombeeren zu rechnen, welche — als Sträucher ohne Ausläufer — herrliche Früchte liefern. Wohl niemand wird so wie der denkende Gärtner bestätigen können, daß der Erdboden noch lange nicht erschöpfend aus- gebeutet wird und daß ihm durch möglichst angebrachte intensive Spatenkultur noch ungeahnte Schätze an Nahrungs- und Genuß- mitteln — Edelobst und Beerenobst — abgewonnen werden können. Es hat wohl den Anschein und ist nicht ganz ausgeschlossen, daß der Krieg und dessen Folgezustand — die Not — in mancherlei Beziehungen anregend zu anderer Anschauung, in unserem Falle zu intensiverer Bodenausnutzung, sein wird. In einer Abhandlung über: „Künstliche Beregnung der Felder" vom Anfang Juli 1915, von Prof. E. Krüger, Regierungs- und Geh. Baurat in Berlin, in den „Dr. N. N." erwähnt derselbe, daß auch die Daheimgebliebenen manches in dieser Beziehung — Boden- ausnutzung — gelernt haben. Es sei beschämend zu hören, aber gerade deshalb soll man es sich immer wieder vorhalten, daß wir in Deutschland noch gegen zwei Millionen Hektar anbauwürdiges Land besitzen, das noch ertraglos daliegt. Der Krieg habe auch hierin einen Anstoß zur Bessernng gegeben, denn große Gebiete von diesem Lande werden jetzt mit Hilfe der Kriegsgefangenen der Bodenverbesserung unterworfen. Somit ist wohl auch unser kleiner Beitrag zur Bodenausnutzung an sonst wenig beachteten und verborgenen, wenn auch kleinen Stellen, nicht ganz unzeitgemäß. G. S. Rechtspflege. Betriebsunfall im Gärtnereibetrieb. Die bei dem Garten- besitzer J. W. in N. bedienstete Veronika H. mußte eines Morgens die Laterne füllen, die zur Beleuchtung der zum Gärtnereibetriebe gehörenden Stallung diente. Dabei schüttete sie aus Versehen Petroleum über ihre Schürze, die davon durchnäßt wurde. Als sie kurz darauf beim Küchenherde mit Kochen beschäftigt war, fing die Schürze durch ein herausfallendes Glutstückchen Feuer. Der Brand ergriff auch die übrige Kleidung der H., und diese erlitt erhebliche Brandwunden. Die Gärtnereiberufsgenossenschaft lehnte den Entschädigungs- anspruch ab, weil die Verletzte nicht hauptsächlich im Gärtnerei- betriebe beschäftigt gewesen und bei Verrichtung einer hauswirt- schaftlichen Arbeit verunglückt sei. Das zuständige Oberversicherungs- amt erkannte den Anspruch dem Grunde nach an. Die Gärtnereiberufsgenossenschaft erhob gegen die Entscheidung Rekurs, der jedoch mit folgender Begründung abgewiesen wurde : Der Rekurs der Berufsgenossenschaft ist nicht gerechtfertigt. Nicht zu beanstanden ist, daß das Oberversicherungsamt das Einfüllen der Laterne, die dem Gärtnereibetrieb diente, diesem Betrieb zu- gerechnet hat. Der Vorinstanz ist ferner darin beizustimmen, daß die Brandverletzungen, die die Klägerin erlitten hat, mit dieser Betriebstätigkeit im ursprünglichen Zusammenhange stehen und daß daher ein Betriebsunfall gegeben ist. Auf Grund der Erfahrung des Lebens kann unbedenklich angenommen werden, daß, wenn die Schürze nicht vom Petroleum durchnäßt worden wäre, sie nicht Feuer gefangen hätte, daß folglich der Unfall k 360 Die ( • a r 1 0 n w e 1 1. XX, 30 auch nicht eingetreten wäre. Der Umstand, daß die Klägerin in- folge einer Betriebstätigkeit aus Versehen Petroleum auf ihre Schürze geschüttet hat, bildet somit ein Ereignis, das in seinen Folgen die Körperschädigung der Klägerin verursacht hat. Damit ist der Tatbestand eines von der Gärtnereiberufsgenossenschaft zu entschädigenden Betriebsunfalles gegeben. Allerdings hat bei der Entstehung der Folgen, die das Betriebsereignis nach sich gezogen hat, ein zweites außerhalb des Betriebes gelegenes Ereignis, das Herausfallen des Glutstückchens mitgewirkt. Allein der Begriff des Betriebsunfalles erfordert nicht, daß der Betrieb die alleinige Ursache des Unfalles bildet, es genügt, wenn er sich als mit- wirkende Ursache darstellt. Demnach ist die Entscheidung des Oberversicherungsamtes als zutreffend zu erachten und der Rekurs als unbegründet zurück- zuweisen, willecke. Bücherschau. Die Praxis der Schnittblumengärtnerei, ein Lehr- und Handbuch für den neuzeitlichen Gärtnereibetrieb. Von Kurt Reiter, technischer Obergärtner, Dresden. Mit 310 Textabbildungen. Berlin 1916, Verlag von Paul Parey. Preis gebunden 18 M. Dieses, in Lieferungen erschienene Werk, das von Anbeginn an in weitesten gärtnerischen Kreisen das größte Interesse erregte, liegt jetzt abgeschlossen, in schmuckem Einband, Lexikonformat, 660 Seiten stark, vor. Eine unendliche Fülle gärtnerischen Wissens, ein großer Schatz praktischer Erfahrungen auf den Gebieten des Gewächshausbaues, der Pflanzenkultur unter Glas und im freien Lande, der Blumentreiberei, der Schnittblumenzucht und allem was mit diesen gärtnerischen Sonderbetrieben zusammenhängt, ist in diesem Buche zu einem abgerundeten Ganzen vereinigt. Die Früchte jahrelanger Erfahrungen eines anerkannt tüchtigen, scharf beobachtenden, gewissenhaft prüfenden, mitten in der gärtnerischen Praxis stehenden Fachmannes sind hier zusammengetragen. Noch zu Beginn des gegenwärtigen Weltkrieges konnte Verfasser das Manuskript fertigstellen, dann rief ihn das Vaterland zu den Waffen, und inmitten des Schlachtgetöses hat er als Kämpfer in den Vogesen alles weitere vorbereitet, die Korrekturen erledigt und das Sachregister fertiggestellt. Mögen Haarspalter auch hier oder da nebensächliches aussetzen wollen, ein Druckfehlerchen finden, wie man es in jedem Werke aufstöbern kann, wenn man danach sucht, so wird und muß doch das Urteil aller einsichtigen Berufsgärtner dahin gehen, daß die Reiter'sche Schnittblumengärtnerei ein einzig in der gärtnerischen Literatur dastehendes Fachwerk ist, ein Lehrbuch, wie es dem Schnittblumenzüchter bisher fehlte, ein Lehrbuch, das dazu berufen ist, der gesamten Schnittblumengärtnerei neue und erfolgreiche Bahnen zu weisen, den strebsamen Schnittblumenzüchter zu befähigen, den großen Aufgaben, die seiner schon jetzt, namentlich aber nach Beendigung des Krieges harren, gerecht zu werden. M. H. Tagesgeschichte. Berlin. Bebaute und unbebaute Stadtflächen. Am 1. Januar 1913 bedeckte Berlin eine Fläche von 6352 ha. Von diesen waren bebautes Bauland 2985,55 ha und unbebautes Bauland 655 ha. Durch die im April v. J. erfolgte Eingemeindung von Teilen der Gutsbezirke Plötzensee und Jungfernheide vergrößerte sich Berlin um 220 ha auf 6572 ha. Davon sind 3065 ha bebautes Bau- land und 708 ha unbebautes Bauland. Von den Freiflächen ent- fallen 50 ha auf Exerzierplätze, 135 ha auf Kirchhöfe, 425 ha auf zusammenhängende Eisenbahnflächen, 170 ha auf Wasserflächen, 224 ha auf den Tiergarten und kleinen Tiergarten, 149 ha auf städtische Parkanlagen und 20 ha auf private Parkanlagen (Zoo und Landesausstellungspark). 1623 ha sind Straßen und Plätze. Berlin-Tempelhof. Im mittleren Ortsteil ist hier ein neuer Volkspark im Entstehen begriffen. Er wird auf dem ehemaligen Frankeschen Gelände, das von der Schöneberg-, Richnow-, Man- teuffel-, Böse- und Parkstraße begrenzt wird und einen reichen Bestand alter, herrlicher Lindenbäume aufweist, errichtet. Besondere Eingangspforten und bequeme Steintreppen führen von den an- grenzenden Straßen zu der schönen Anlage, die in der Mitte von einem breiten Promenadenwege durchzogen wird. Bosnien. Nach Berichten war die Ernte von Frühobst infolge der herrschenden warmen Witterung eine sehr befriedigende. Wenn nicht unerwünschte Zwischenfälle eintreten, ist auch eine Spätobst- ernte zu erwarten, die über eine Mittelernte hinausgeht. Die Spätobsternte wäre in diesem Jahre eine reichere als in den letzten zehn Jahren geworden, wenn nicht in manchen Bezirken eine große Raupenplage aufgetreten wäre, der bei der Lässigkeit der hei- misdien Bevölkerung nicht entgegengearbeitet wurde. Frankfurt a. M. Der Kultusminister im Palmengarten. Das Kuratorium der Universität hatte den Kultusminister und seine Räte zu einem einfachen, zeitgemäßen und daher fleischlosen Früh- stück geladen, das in den offenen Loggien des Gesellschaftshauses an blumengeschmückter Tafel eingenommen wurde. Unter den Gästen befanden sich u. a. auch der Oberpräsident, Exzellenz Hengstenberg, der Rektor der Universität, Geheimrat Prof. Pohle, der Oberbürgermeister Voigt, der Stadtverordnetenvorsteher Geh. Justizrat Dr. Friedleben. Eingänge und Haus hatten Flaggen- schmuck angelegt, die verschiedenen Springbrunnen belebten die Umgebung. Darnach wurden Palmenhaus, Pflanzenschauhäuser, Spielplätze und Park besichtigt , aber eingehend die Gemüse- m kulturen in Augenschein genommen, über die der Minister schon ■ durch den neulichen Besuch des Landwirtschaftsministers unter- richtet zu sein schien. Ganz besonders interessierten ihn die Ver- suche mit aus Rußland eingeführtem Samen. Die beiden Buch- weizenarten stehen bereits in Vollblüte. Die Leinsaat entfaltet ihre ersten blauen Blümchen. Die Gespinstpflanzen, russische Gerste, die Riesensonnenblumen, Topinambur — als Erdbirne oder Erdapfel bekannt — für menschliche wie tierische Nahrung gleich wertvoll, desgleichen auch Helianthi, ein aus Nordamerika ein- geführtes Knollengewächs, die Stammform des Topinambur, dessen Knollen ein gutes, leicht bekömmliches Gemüse liefern, fanden großes Interesse, nicht minder auch die Zuckermais-, Tomaten-, Erbsen- und Bohnenpflanzung; namentlich auch die Stangenbohnen- allee, von der der Minister meinte, daß solche Anpflanzung nicht nur materielle Vorteile zeitige, sondern zugleich eine wahre Zierde eines jeden Gartens sei. Sehr förderlich schien ihm das Muster- beispiel des Hausgärtchens, in dem aber niemals die vielen Kräuter- pflanzen fehlen sollten, weil sie eng verwoben seien mit dem Gedanken eines echten deutschen Gärtchens, wie eine Laube mit den gleichzeitig nützlichen Feuerbohnen. Beim Anblick der zahl- reich angepflanzten eßbaren Kürbisse verwies er auf den noch vielfach unterschätzten Wert dieser Frucht, wie auch alle Wurzel- gemüse viel mehr angepflanzt werden sollten und ältere wieder neu den Märkten zugeführt werden müßten. Außerordentlich wert- voll nannte der Minister die Vergleichsversuche mit den Gemüsen überhaupt, wozu in erster Linie Kartoffeln, Kohl, Bohnen, Gurken, ja, alle marktgängigen Gemüse zu rechnen seien, denn für die Anzucht und Belehrung im Volke könne gar nicht genug geschehen und gute Beispiele förderten das allgemeine Interesse, wie es unsere Volksernährung so dringend in dieser ernsten Zeit und dauernd nötig haben werde. Mit großer Befriedigung verließ der Minister den Garten, um darauf dem botanischen Garten noch einen Besuch abzustatten. S. Personalnachrichten. Becher, Franz Andreas, Gärtnereibesitzer, Erfurt, t aii 9. d. M. im 76. Lebensjahre. Günther, Rud., Obergärtner des Botanischen Gartens der Universität Frankfurt a. M., wurde der Titel Garteninspektor verliehen. Weiße, Johann Wilhelm, bekannter Baumschulenbesitzer in Kamenz und Leitmeritz, kgl. sächs. Hoflieferant und Ehrenbürger der Stadt Kamenz, der sich auch durch seine Piceapun^ens-Züchtungen einen Namen gemacht hat, f am 10- d- M- im Alter von 70 Jahren. Kerlin SW. 11. Hedemaunstr. 10. Für die Redaktion verantworti. Mai Headörffer. Verl. von Paul Parey. Druck: Anh. Buchdr. Guteuber« e.G. m. b. 11.. Ui ssüu Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 4. August 1916. Nr. 31. Nachdruck and Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Pflanzenkrankheiten. Eine eigenartige Krankheit der Roßkastanien im Humboldthain zu Berlin. Vom Herausgeber. (Hierzu eine Abbildung.) Als ich jüngst einer freundlichen Einladung des Herrn Königl. Gartenbaudirektors A. Brodersen , Gartendirektors der Stadt Berlin, folgte, um den Flor der getriebenen Dahlien zu sehen, machte mich Herr Direktor Brodersen auch auf die Krankheit der Roßkastanien aufmerksam, welcher im prächtigen Humboldthain leider wohl nach und nach der ganze Roß- kastanienbestand zum Opfer fallen dürfte. Von Jahr zu Jahr erkranken einige weitere Bäume, die im Jahr zuvor noch scheinbar vollstän- dig gesund waren. Die Krankheit hat eine gewisse Aehn- lichkeit mit der Spitzendürre. Die Bäume treiben im Frühling noch aus, dann verdorrt das Laub an einzelnen, vorzugsweise den höherstrebenden Aesten, und schließ- lich geht der ganze Baum zugrunde. Auf den ersten An- schein glaubt man, es handle sich um Gasvergiftung, was aber nicht der Fall ist. Die Bäume werden in jedem Alter befallen. Die in diesem Jahre er- krankten sind jün- gere, Herr Direktor Brodersen sagte mir aber, daß in frü- heren Jahren auch vorzugsweise ältere Bäume zugrunde Gartenwelt XX. gegangen sind. Es liegt Herrn Direktor Brodersen viel daran, daß die rätselhafte Krankheit aufgeklärt und ein erfolgreiches Bekämpfungsmittel gefunden wird, durch welches die noch vorhandenen gesunden Roßkastanien des Humboldt- haines und der Gustav Meyer-Allee erhalten bleiben. Ab- gesehen hiervon, liegt ja auch die Gefahr nahe, daß sich die Krankheit von ihrem Herd, dem Humboldthain, mehr oder weniger rasch über Berlin und schließlich über weitere Landes- teile verbreitet. Wir haben mehrfach eine rapide Verbreitung von Pilzkrankheiten durch Gärten und gärtnerische Kulturen erlebt. Ich erinnere hier nur an den amerikanischen Stachel- beermehltau, der, 1905 erstmals in Deutschland eingeschleppt. Pelargonium peltatum als Hochstämme mit kugelförmigen Kronen. Nach einer von Alice Matzdorff im städt. Schulgarten zu Blankenfelde bei Berlin für die „Gartenwelt" gef. Aufnahme. 31 362 Die Gartenwelt. XX, 31 schon seit mehreren Jahren die Stachelbeerkulturen des ganzen Deutschen Reiches bedroht, und selbst durch die sorgfältigsten Bekämpfungsmaßnahmen nicht unschädlich gemacht, sondern nur halbwegs niedergehalten werden kann. Schon im Jahre 1914 wendete sich Herr Direktor Bro- dersen an den inzwischen verstorbenen, hervorragenden Pflanzen- pathologen Prof. Dr. Paul Sorauer, der die kranken Roßkastanien damals an Ort und Stelle besichtigte und in dessen Beisein einer der erkrankten Bäume in der Gustav Meyer-Allee aus- gegraben wurde. Wir bringen nachstehend das uns von Herrn Direktor Brodersen zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellte Sorauer'sche Gutachten zum Abdruck: „Nachdem Herr Direktor Brodersen mir schon früher mehrfach über ein Absterben alter Kastanienbäume im Humboldthain, nament- lich in einer Baumgruppe nörd- lich der Gustav Meyer -Allee geklagt hatte, und ich selbst im Laufe dieses Frühjahrs eine neue Erkrankung zu beobachten Gelegenheit hatte, ersuchte ich die Direktion einen der er- krankten Bäume zu fällen und die Wurzeln in meiner Gegen- wart und nach meiner An- leitung herausgraben zu lassen. Die Merkmale des Ab- sterbens hatten Aehnlichkeit mit dem Eingehen der Bäume infolge von Leuchtgasvergif- tung, d. h. die Belaubung der Bäume wurde spärlicher, die Blätter kleiner und einzelne Aeste begannen zu vertrocknen, bis schließlich der Baum zu- grunde geht. Es konnte hier aber von Leuchtgasbeschädigung keine Rede sein, da Gasleitungsröhren in der Nähe überhaupt nicht vor- handen waren. Ebenso konnte die Nähe einer Bedürfnisanstalt als Ursache nicht herbeigezogen werden , weil die sämtlichen Gehölze zunächst dieser Anstalt gesund blieben und nur die Kastanien, und zwar in größerer Entfernung von der Bedürfnis- anstalt, ein langsames Eingehen erkennen ließen. Tierische oder pflanzliche Parasiten konnten an den Blät- tern nicht nachgewiesen werden. Die Rindenproben, die ge- legentlich von verschiedenen Stammseiten entnommen wur- den, ließen auf eine bestimmte Krankheitsursadie nicht schließen, normal. Die Ursache der Erkrankung mußte also im Innern des Stammes gesucht werden, und es wurde daher der Stamm nahe der Boden- oberfläche abgesägt. Die Schnittfläche erwies sich größtenteils gesund; nur an einer Baumseite fanden sich gebräunte Stellen. An dieser erkrankten Baumseite ließ ich die Wurzeln bloßlegen, und zwar in einem der stärksten Wurzeläste bis in seine jüngsten Verzweigungen hinein verfolgen. Der zur kranken Stammseite gehörende Wurzelast wurde nun in einzelne Stücke zersägt und dabei zeigte sich, daß die braune Stelle am Hauptstamm sich in die Wurzeln hinein verfolgen ließ Pelargonium peltatum in Ballonform. Nach einer von Alice Matzdorf im städt. Schulgarten zu Blankenfelde bei Berlin für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Die Kambialschicht erwies sich und an Umfang und Intensität dort zunahm, bis sich ein Ver- morschen des Holzkörpers einstellte. Nach den jungen Wurzel- verzweigungen hin nahm die Intensität der Erkrankung wieder ab und die vorjährigen feinen Faserwurzeln erschienen weiß und gesund. Es muß also dieser starke Wurzelast vor Jahren an einer Wundstelle — es zeigten sich nämlich um den Erkrankungsherd mannigfache Wundüberwallungen — von der Fäulnis ergriffen worden sein, und diese hat sich im Laufe der Zeit in den Stamm hinein an einer Seite fortgesetzt. Die Folge dieser einseitigen Stammfäule war das Erkranken einzelner Teile der Baumkrone und schließlich ein langsames Erkranken des ganzen Baumes. Nach Feststellung dieser Tatsache mußte nun die Krankheits- ursache gesucht werden, und zu diesem Zwecke wurden Abschnitte aus verschiedenen Höhen des erkrankten Wurzelastes der mikro- skopischen Untersuchung unter- zogen. An der stärkst erkrankten Stelle erwies sich annähernd die Hälfte der Holzscheibe ausge- bleicht und vermorscht, und zwar in der Weise, daß einzelne der am meisten vermorschten Gewebe- herde von einer schwärzlichen Saumlinie eingefaßt wurden. Die Gefäße in diesem Teile des Wurzelholzes waren stark von verschieden gestalteten und gefärbten Pilzständen durch- zogen. Es wurde nun versucht, diese Pilze in Kultur zu nehmen, um über den Charakter derselben Aufschluß zu erhalten. Nach längerem Aufenthalt der Wurzelstücke im feuchten Räume erschienen auf der Ober- fläche verschiedene Schimmel- formen, die wegen ihrer allge- meinen Verbreitung mit der vorliegenden Erkrankung nicht in Verbindung gebracht werden konnten. Dagegen war schon bei der Entnahme des frischen Materials eine Mycelform auf- gefallen, welche die Eigentüm- lichkeit hatte, ihre Fäden ganz gleichmäßig parallel nebenein- ander herlaufen zu lassen, so daß sie strangartig verbunden blieben. Bei Untersuchung alter, nicht erst im feuchten Raum gewesener Wurzelslücke fand sich derselbe Mycel zwischen Holz und Rinde zu schwachen, sich bräunenden Häuten vereinigt. Diese Mycelform findet sich bei holzzerstörenden Hymenomyceten als Uebergangsstadium zur sogenannten Rhizomorphabildung wieder, und da man bemerken konnte, daß das flächenartig sich ausbreitende Mycel unterhalb der Kastanienrinde sich bräunte, wie es bei Rhizomorpha subcorticalis der Fall ist, so stehe ich nicht an, den Kastanienzerstörer in der Nähe dieser Pilzspezies zu suchen. Nun ist aber von Rhizomorpha subcorticalis bekannt, daß sich aus der hautartigen Mycelform lederartige Stränge bilden können, welche als Rhizomorpha subterranea beschrieben worden sind und welche vermöge ihrer ungemeinen Härte und Zähigkeit im Boden weiterwachsen und die Wurzeln anderer Bäume angreifen können. Wenn es auch im vorliegenden Falle unmöglich ist, das unter der XX, 31 Die Gartenwelt. 363 Kastanienrinde fortwachsende Mycel genauer zu bestimmen, da der Fruchtkörper derartiger Pilze sich meist erst nach Jahren aus- zubilden pflegt, so betrachte ich doch dieses Mycel als die Ur- sache des Absterbens der untersuchten Kastanien. Daß dieser Baumzerstörer bis jetzt noch nicht erkannt worden ist, erklärt sich einfach durch den Umstand, daß er äußerlich nicht sichtbar und auch nicht an jeder Stelle des erkrankten Stammes zu finden ist. Er greift zunächst eine einzige Wurzel an und wächst unbemerkt von seiner Entwicklungsstelle aus in die Höhe. Dies dauert mehrere Jahre und erfolgt zunächst nur an derjenigen Stammseite, an der die erkrankte Wurzel liegt. Der übrige Stammumfang bleibt gesund. Vom Stamm aus geht der Pilz in einzelne Aeste, die er nunmehr langsam abtötet. Die Belaubung wird allmählich schwächer, bis endlich nach Jahren der ganze Baum zugrunde geht. Ein Beispiel für dieses Zerstörungswerk bilden die Kiefern im Grunewald, bei denen der Hallimasch mit seinen Rhizomorphen als Todesursache nachgewiesen worden ist. Kann ich nun auch, wie gesagt, nicht mit Bestimmtheit be- haupten, daß es sich bei den Kastanien im Humboldthain um den Hallimasch handelt, so habe ich doch die Ueberzeugung, daß wir es mit einem ähnlichen Parasiten zu tun haben, der zunächst eben nur die weichholzigen Kastanien angreift. Wenn meine Ansicht richtig ist, steht zu befürchten, daß der Parasit auch an anderen Stellen des Humboldthains die Kastanien allmählich angreifen wird, wo sich die Bodenverhältnisse ähnlich wie bei dem jetzigen Krankheitsherde erweisen. Deshalb er- scheint es notwendig, die Parkarbeiter auf diesen Fall aufmerksam zu machen, damit sie sofort, wenn sie einen Rückgang im Wachstum der Kastanien wahrnehmen, Meldung bei der Direktion erstatten. Um die Weiterverbreitung des Pilzes im Boden zu ver- hindern, dürfte es sich empfehlen, überall da, wo Bäume bereits entfernt worden sind oder Erkrankungserscheinungen sich zu zeigen beginnen, den Boden tief zu lockern, mit Kalk zu vermischen und dauernd einer reichlichen Durchlüftung zugänglich zu erhalten. Prof. Dr. F. Sorauer, Berlin-Schöneberg." ■«■ 'V bl. % 9 1 tl^Uji Ei2 m ^hRSR^- immy^. ^^^mi r/"^' *fc%'^- ^ ■ '^^^ 'w ■>:^,|; -...■» ^^^^Si- «i ^^i^^H ■■V I^H . < n E< ^m ifc. 1 Ti -j^^- J w * J k. : k ^jMH^. ri™ ^m- ■^1 ^i.. EI 1 ■ 1 ^x Eine kranke Roßkastanie im Humboldthain zu Berlin. Nach einer uns von der Berliner stadt. Garteodirektion zur Verfügung gestellten Aufnahme. 364 Die (i a r t e n w c 1 1. XX, 31 Gehölze. „Platanenmarmelade", die wir nicht auf das Brot streichen wollen, die aber als Melange, wollte sagen: Mischung, nach allerlei Beobachtungen in Platanenländern, dem Gärtner schmecken möge, denn auf die Botaniker können wir uns nicht alleweil unbedingt verlassen. Immer leben wir im Platanendunkel. Selbst die höchste Wissen- schaft hat die Platanen, wie es scheint, immer noch nicht recht geordnet oder eingerichtet. Um die Sache aber kurz zu machen, hat man sie selbständig gemacht und so die „Platanaceen" ein- geschaltet. Nun geht die Geschichte aber erst recht wieder los, denn im Innern der Familie ist es nicht klar, sondern lichtlos und voller Schatten. Bloß klar ist, daß wir altweltliche und neuweltliche, also amerikanische Spezies haben. Seit alten Zeiten gesammelt, öfters wieder neueingeführt, kam so ziemlich alles davon zu uns nach Europa, in die Hände der Baumschulengärtner. Diese Leute betreiben ihre Sache geschäftlich, ziehen heran, was verlangt wird, und halten sich an Namen, die ihnen von Botanikern oder so- genannten Kennern mitgeteilt werden, und die Konfusion der Meinungen und Irrungen kommt immer zu weiteren Kreisen. Nie- mals ist man von einem Standbaum, der sich klimatisch zurecht- gefunden hatte, mit der Vermehrung vorgegangen, sondern man hat aus dem Süden Platanensamen um ein Billiges gekauft und daraus die verschiedensten Spezies und deren Formen erzogen. Auch Platanen weichen ab, je nach Klima, Boden oder Standort. Gewissenhaftigkeit will es, und sie allein kann zu durchaus prak- tischen Ergebnissen führen und so ziemlich ganz Deutschland mit geeigneten Platanenalleen oder Standbäumen beschenken. Mir scheint, es kann keinen schöneren Schattenbaum und kaum einen gesunderen oder nutzbringenderen Alleebaum geben. Auch sein Holz ist nicht zu verachten. Die italienische Platane, PL acerifolia, ist nicht nur die am nördlichsten beheimatete, sondern auch sehr wahrscheinlich für Alleen die gradstämmigste, höchste und schönste. Ihr Laub ist hellgrün, sehr groß und gleichmäßig; es ist viel weniger abweichend als das aller anderen mir bekannten Platanen. Es ist immer tief- gebuchtet, herzförmig, niemals keilförmig an den Stiel herablaufend. Man hüte sidi, diese Spezies aus Neapel und dessen Umgebung neuerdings einzuführen, weil man Gefahr laufen würde, ihren ein- zigen Feind, einen entstellenden Pilz, der im Sommer alles Laub befällt, mitzubringen und dann „adschüs" Platanenwunder und Schönheit. Im Oriente ist mir diese Schauerkrankheit bisher nicht vorgekommen. *) Ich habe immer gehört und selbst gemeint, daß Platanus occidentalis, also die amerikanische Spezies, zärtlicher als PI. orien- talis sei. Doch kann ich irren. Eines ist aber sicher. Ich fand diese letztere wild auf der Insel Leukas, deren Klima sehr rauh ist, mit Stürmen, Eis und Schnee des Winters, an Gebirgsbächen, die im Winter reißende Ströme werden, im Ufergerölle hoch bergan, in der Schlucht, wohin sie gewißlich nie ein Grieche pflanzte, es auch nicht hätte tun können. Dazu ist PL orientalis sicher viel älter bei uns als occidentalis, und ich möchte meinen, daß es im Deutschen Reiche, möglichst hoch hinauf, irgendeinen durchaus echten, alten, völlig heimisch gewordenen Recken geben möclite. Wenn man nun gemeinnützlich sein könnte und solchen Baum aufsuchte und von seiner Krone alle Vermehrung nähme, wie wäre das? Möchte es nicht schnell zum Ziele führen? Und könnte man diese deutsch gewordene orientalis nicht ohne lang zu werden, kurzerhand mit dem Zusätze ihrer tlerkunft verkaufen? Jedermann würde solche Bäume gerne etwas höher bezahlen, und alle Mühe würde belohnt sein. Richtet man sich solche Mutter- platane strauchartig her, kann man alljährlich viel Steckholz davon schneiden. Am besten ist aber zweijähriges Holz oder doch ein- jähriges, gut reifes, mit einem Knoten aus zweijähriger Basis. *) Anmerkung des Herausgebers. Dieser Pilz, Gloeco- sporium nervisequum, ist auch schon bei uns verbreitet. Im allgemeinen sind Platanen erst im 16. Jahrhundert ein- geführt, in Deutschland sicher viel später. Plinius kannte den Baum von Calabrien und sagt, daß man ihn in der Provinz Bo- logna mit einer Steuer bei seiner Einführung belegte. Er wurde als Luxus betrachtet. Von allen mir bekannten Platanen wirft die italienische das Laub am frühesten ab. Auch ein Zeichen natürlicher Herkunft. Orientalis folgt ihrem Beispiele. Am längsten bleibt es an der kretischen Spezies haften ; es ist selbst in Athen noch im Januar grün. Auch kalifornische und mexikanische Platanen sollen das Laub in Europa lange grün erhalten, aber immergrüne Platanen gibt es meines Wissens nicht. Mit Wein, wie ehemals in Mittel- italien und Rom, begießt heute kein Mensch die Platane, sie ist tief gesunken — wird arg verschandelt. — Arme Platane! O *empora, o mores I kann man auch hier ausrufen ; glücklicherweise aber erhebt man für sie auch keine Luxussteuer mehr, desto reich- licher aber für den Wein. Die Platane bekommt nicht mal Wasser; außer jenem, welches sie selber in der Erde sucht und findet und welches der Himmel ihr spendet. Ohne Zweifel geben Samenpflanzen allemal schönere und aus- dauernde Bäume als Stecklinge, auch schlankere, grade Stämme, deren Holz weit härter und gesunder bleibt. Man sollte also Samen von einem einzigen bewährten Baum im nördlicheren Deutsch- land sammeln. Auch die Wahl der Stecklinge ist nicht ohne Inter- esse und sollte sehr genau und vorsichtig sein. Nidits Krummes, Verbogenes. Alle Platanen ändern ab und daraus sind in der Zukunft noch möglichst Vorteile zu ziehen. Siehe in Mersina sprach mir einst in fernen Tagen von einer wundervollen orientalis mit goldenen Blättern, aber ich hörte seit- her nichts mehr davon. Sprenger. Gemüsebau. Saatgut und Pflanzung. Aus früheren Jahren erinnere ich mich der Frage, die eine Herrschaft an eine Gartenbauzeitschrift stellte, dahingehend, wie viel Samen für die betr. Privatgärtnerei notwendig sei. Es waren die zu bestellenden Flächen angegeben, und dieser Flächenangabe wurde die vom Gärtner eingereichte Bestelliste gegenübergestellt. Der Fragestellerin wurde der Be- scheid, daß der Gärtner zuviel Samen verlangt hätte. In der Antwort wurde vorgerechnet, wieviel Körner 1 g jeder Samenart enthalte, auf wieviel Pflanzen bei jeder Art zu rechnen sei und wieviel Pflanzen von jeder Art für 1 qm Anbaufläche not- wendig seien. Der arme Gärtner, der auf diese Weise kontrolliert werden sollte, wird über die fraglichen Ausführungen gewiß alles andere als Freude empfunden haben. Es weiß ja nur der Gärtner allein, mit wieviel Feinden er in seinen Kulturen zu kämpfen hat und wieviel Abgang er buchen muß. Ich will an der Hand meiner diesjährigen Erlebnisse den Ab- gang bei Gemüsepflanzungen feststellen. Vom Buchfink , dem größten Feind der Saaten, abgesehen, traten in diesem Jahre die Erdflöhe als schlimmste Saatfeinde auf. Ich möchte das Jahr 1916 als Erdflohjahr bezeichnen. Ich habe auf meinem Anbaugrundstück etwa 20 Schock Kohl- rabi, 30 Schock Frühkohl und 60 Schock Kohlrüben gepflanzt, ferner 18 — 50 m lange Beete mit Gurken. Von Kohl und Kohl- rabi blieb von der ersten Pflanzung überhaupt nichts übrig, von Kohlrüben nur wenig; die Blätter waren nach vier bis fünf Tagen schon verschwunden. Bei den Gurkenpflanzungen waren die Blätter durchlöchert wie ein Haarsieb, doch blieben die Pflanzen meist am Leben. Von meinen Kohlrübensamenpflanzen wurde mir die Hälfte abgefressen. Von Radiesaussaaten und anderen will ich ganz schweigen. Alles wurde von den Erdflöhen ge- fressen. Bei der gleichen Kultur habe ich auf einem Abschnitt mit Moorboden 20 Schock späten Weißkohl gepflanzt. Dort fand sich eine graue Made ein, die ich nie zuvor sah, walzenförmig, mit XX. 31 Die U a r t !■ II vv e 1 1. 365 gleichmäßig scharf abgesetzten Ringen, etwa 4 cm lang (Anmer- kung der Schriftleitung: Erdraupe, Larve der Saateule?), welche die ganze Pflanzung abfraß. Ich habe schon viermal nachgepflanzt ; von der ersten Pflanzung ist kein Pflänzling mehr vorhanden. Auf einer Nachpflanzsfelle fand ich beim Nachpflanzen bis sieben Stück der Schädlinge. Auch bei anderen Pflanzungen mußte ich in diesem Jahre infolge längerer Trockenheit und kalter Witterung mehr als sonst nachpflanzen. Seit vergangenem Sommer haben merkwürdigerweise die wilden Kaninchen sehr abgenommen ; in anderen Jahren waren dieselben hier ein Strafgericht für den Gärtner. Sie waren die Ursache für den Abgang meines Vorgängers, der sich nicht mit genügenden Ersatzpflanzen versorgte und später leere Felder hatte. Die wilden Kaninchen fraßen mir im vorigen Frühjahr im hinteren Garten, wo sie sich zwischen Himbeer- und Johannisbeersträuchern häuslich niedergelassen hatten, 3000 Kohlrabi- und 1000 Blumen- kohlpflanzen vollständig ab. Hierdurch brauchte ich die doppelte Pflanzenmenge. Ob der Herrschaft, von der eingangs die Rede war, nicht auch einmal etwas ähnliches passiert ist ? Es ist doch wohl besser, einige Mark für Samen mehr auszugeben und, wenn alles gut abgeht, eine Anzahl überflüssiger Pflänzlinge zu ver- füttern oder auf den Komposthaufen zu schaffen, als später einige hundert Mark weniger Einnahmen, bzw. nichts für die Küche zu haben. Bei Blumenpflanzungen ist niemals ein solch großer Ab- gang zu beklagen. W. Krüger. Es kam anders. Etwas verwundert war ich über den irgendwo erteilten Rat, die Spargelbeete in diesem Jahre gar nicht zu siechen, damit die großen Bestände in den Konservenfabriken erst einmal geräumt würden. An anderer Stelle habe ich damals mein Be- fremden hierüber zum Ausdruck gebracht. Ob jemand den Rat in der knappen Gemüsezeit befolgte, das weiß ich nicht, aber es dürfte ihm bald leid geworden sein, da bei dem kalten Wetter die Nachfrage stark und die Preise an- nehmbar waren. Außerdem trat die Spargelfliege verheerend auf und drohte den Nutzen des Wachsenlassens stark zu beeinträchtigen. Eigentlich war wohl der Verzicht auf die Spargelernte in der Zeit des Weltkrieges kaum zu rechtfertigen, wo alle Lebensmittel knapp und teuer sind. Mindestens sollte man mit dergleichen warten bis wirklich nichts mehr mit Vorteil zu verkaufen ist oder vielmehr keine Nachfrage mehr besteht. Anstatt gar nicht zu stechen, haben nun viele Spargelzüchter die Stechzeit bis Ende Juni ausgedehnt, weil sie meinten, daß bei dem schwachen Trieb die Wurzelstöcke noch Kraft genug besäßen. Hierbei ist aber auch in Betracht zu ziehen, daß bei einem anhaltend kalten Sommer und frühen Nachtfrösten die Stauden sich nur mangelhaft auswachsen. Ein eine Woche späterer Austrieb kann da schon be- wirken, daß der Wuchs nicht in der erwünschten Weise (natürliches Absterben der Triebe) abschließt, wodurch die Stauden in der Kraftaufnahme wieder Einbuße erleiden. F. Steinemann. SommerblumenkohL Während des Sommers bietet sich in so manchem leerstehenden Kalthause eine gute Gelegenheit zur Blumenkohlkultur. Hierzu sind einseitige und Sattelhäuser gleich gut geeignet, auch spielt es keine Rolle, ob die Blumenkohlpflanzen näher oder weiter vom Glase entfernt stehen, nur müssen sie dem vollsten Lichte ausgesetzt sein. Aber auch auf Tischbänken wachsen die Pflanzen willig, wenn 25 — 30 cm hoch Erde auf- gebracht wird. Es wird soviel als möglich gelüftet und reichlich bewässert. Der Berliner Treibblumenkohl eignet sich sehr gut für dieses Verfahren. Verwendet man kräftige Pflänzlinge, so kann man schon nach 10 — 12 Wochen schöne Köpfe ernten. Die Ernte findet willig Abnehmer. Anfang April unter Glas gebrachter Blumenkohl war Mitte Juni fertig. G. Bovenkerk, Langenberg (Rheinland). Pilze. Zeitgemäße Schwammerlgeschichten. Eines ist mir in der Fremde nicht klar. In dem hellen, erleuchteten, geordneten, dis- ziplinierten und deshalb aufrichtig freiheitlichen Deutschen Reiche vergiften sich die Menschlein in dieser bösesten aller Kriegszeiten zahlreich mit Giftpilzen, wie ich aus den wenigen mir zur Ver- fügung stehenden deutschen Zeitungen, den „Münchener Neuesten Nachrichten", dem „Berliner Tageblatt" und den „Hamburger Nachrichten" sehe. Das ist weit schlimmer, als ich selbst in dem verwahrlosten und alles andere denn geordneten Apenninenreiche zu sehen gewohnt bin, denn da sind die Leute gewiegter und kennen ihre Feinde im Reiche der Gifte viel besser und allgemeiner. Nachdem schon viel darüber geschrieben, jeder Pilz genau „ent- deckt" und auf seinen Wert erprobt wurde, sollte sowas ganz ausgeschlossen sein. Seit Goepperts tadellosen Veröffentlichungen sollte man in ganz Deutschland besser auf diesem Felde, auch in den Volksschichten der elementaren Dorfschulen, Bescheid wissen und sich nicht mehr an einem verschluckten Pilz zu Tode ringen. Allerdings, die böse Kriegszeit, wo alles aus dem Geleise, manches aus dem Häuschen und vieles aus der Gewohnheit kam, wo alles teuer, viele wuchern, andere ihre Menschenliebe vergessen, trägt das ihre dazu ; allein wenn wir, um uns ein billiges Gericht zu schaffen, Pilze sammeln, sollten wir zunächst wissen, wie die- jenigen aussehen, die wir ungefährdet verschlucken können. Wir sollen die Teufel unter ihnen und die Verdächtigen meiden. Merk- male haben sie alle. Außerdem sollte man in allen Schulen Wandtafeln mit guten bunten Abbildungen weniger auserlesener, durchaus einwandsfreier, eßbarer und nützlicher Pilze aufhängen. Sowas vergießt keiner vollends. Es ist der Mühe wert, auch nur eines der vielen Menschen- leben auf solche Art zu retten, der vielen, die immer noch dem Moloch des Giftes und der Hölle zum Opfer fallen. Es wäre zudem auch nützlich, endlich einmal den wirklichen Wert aller dieser Speise- oder sage man besser: Gemüsepilze fest- zunageln. Es gibt immer noch viele Menschen, die da glauben und predigen, diese Pilze hätten gleichen Nährwert wie Fleisch, Eier und dergleichen. Das ist aber falsch. Im allgemeinen kommt mit dem richtig gedämpften und geschmorten Pilzgerichte nicht mehr aber auch nicht weniger als ein feines Gemüsegericht auf den Tisch. Nur ist da ein angenehmer Unterschied in der reicheren Nährsalzanlage dieser Schwämme, entgegen fast allen Gemüsen. Nur das meiste Obst übertrifft da wieder die Schwammerln. Manchem ist reines, feines Apfelmus, so es richtig behandelt und bereitet, d. h. nicht in Wasser gekocht, aber gedämpft und mit aller Schale zu Feuer gebracht wurde und dann erst durchs Sieb gerührt wird, viel nützlicher und nahrhafter als es Pilze sind. Es handelt sich darum, alle wirklich nahrhaften, unserem Blute so nötigen Salze zu erhalten und dem Körper zuzuführen. Das gilt auch von den Pilzen, die wir durch die Bank als Gemüse, manche, z. B. Trüffeln, außerdem auch als Würze zu betrachten haben, aber als weiter nichts. Viele Menschen, besonders in Ar- beiterkreisen, glauben immer noch, Champignons glichen dem teuren Fleische. Dieser Glaube muß ihnen ausgetrieben werden. Ich würde dem Arbeiter als durchaus und bei richtiger Zube- reitung allemal unschädliche, sichere Speiseschwämme bloß folgende vorführen und auf das Genaueste erläutern : Agaricus caesareus, A. silvaticus. A. campesfris, den Cham- pignon, und A. procerus. Ferner : Boletus edulis, B. luteus und B. scaber. Cantharellus edulis (cibarius) , Ciavaria botrytis. Außerdem bekannte Morcheln und Trüffeln, wo sie wachsen. Die obengenannten Arten kommen so ziemlich mehr oder weniger im ganzen Deutschen Reiche vor, und ihre Verwechslung mit ähn- lichen Giftpilzen könnte leicht durch Belehrungen ausgeschaltet werden. Provinzielle Spezies , die oft besondere Standorte heischen und nicht allgemein verbreitet sind, zu erkennen, zu be- schreiben und sie zu erlauben, ist Sache der Ortsbehörden oder Schulen, deren Pflicht es wäre, gerade darin die Kinder zu be- lehren, die dann den Eltern ihre Erfahrungen in den meisten Fällen mitteilen werden. Es gibt noch viele andere, teilweise kost- bare Speisepilze in Deutschland, allein das Register darf nicht zu groß sein, und besser ist es, alle anderen einfach als verdächtig oder direkt gefährlich zu erklären. Der Liebhaber mag sie ge- nauer kennen und für die Märkte ausbeuten, für unsere Arbeiter 366 Die G a r t e 11 w e 1 1. XX, 31 tauten sie nicht. Im allgemeinen bleibt es immer gefährlich, selber Pilze zum Genuß zu sammeln, auch dann, wenn man oberflächlicher Kenner ist. Nur der Gelehrte und Pilzkundige kommt zur Sicher- heit darin. Besser also und sicherer bleibt es alleweil, wenn mehr selbstgezüchtete Pilze, zum Beispiel Champignons, unsere Tische zieren. Natürlich können Trüffeln hiervon eine Ausnahme machen, Morcheln nicht unbedingt. Man sollte sich immer auch daran erinnern, daß z. B. dieser oder jener Agaricus oder Boletus in einer Gegend als unschädlich, ja delikat, gesammelt und verspeist wird, während derselbe Pilz in anderen Gegenden und Oerllichkeiten sehr giftig ist. Ich er- innere bloß der Kürze wegen an den Boletus Satanas, den Teufels- und Galgenpilz, der in aller Welt als einer der giftigsten bekannt, in Sizilien, besonders aber am Aetna ganz harmlos ist, dort all- gemein gesammelt wird und frisch und getrocknet als Nahrung dient. Es handelt sich nicht um eine Abart, etwa dulce oder edule, sondern um ganz dieselbe Art. Klima und Boden schaffen oft Wandel, und was hier schmackhaft, wird dort giftig und schäd- lich. Das ist bei vielen Pilzen ebenso. Selbst der Champignon kann verschiedener Art sein und an Wohl- geschmack gewinnen oder verlieren. Eine entschiedene Stellungnahme wäre hier sehr am Platze, und dazu könnte die „Gartenwelt" viele Lanzen zum Brechen schmieden. Es ist der Mühe wert, Menschen zu retten und den Wahn zu vernichten. Sprenger. Zwiebel- und Knollen- pflanzen. Blumenzwiebelkulturen in Deutsch- land. Schon einige Male las ich in letzter Zeit von Anregungen, die Blumenzwiebel- kulturen in Deutschland umfangreich zu betreiben, um der holländischen Kon- kurrenz wirksam zu begegnen. Ueber die Zweckmäßigkeit solcher Bestrebungen will ich mich nicht auslassen, ich möchte nur darauf hinweisen, daß ich früher meine Blumenziebeln von Gustav A. Schulz, Berlin-Eckartsberg, bezog, von denen es hieß, daß sie alle bei Berlin gezogen würden. Ob alle, das bezweifle ich; ich weiß nur, daß ich nirgends wieder so sicher treibende und so schön blühende Zwiebeln wie von Schulz-Eckarts- berg erhielt. F. Steinemann. Topfpflanzen. Furcraea Bedinghausii C. Koch stand kürzlich hier in Blüte. Die Pflanze, die unter dem Namen Roezlia regia ging, wird seit etwa 50 Jahren hier kultiviert und erfreut ganz besonders als schöne Einzelpflanze mit ihren 1 m langen, hellgrauen, unbewehrten Blättern. Im April fing sie an, ihren Blütenschaft zu entwickeln, der eine Höhe von über 3 m erreichte. Die einzelnen Blüten- zweige sind hängend , glockenförmig, ebenso hängt der obere Blütenschaft leicht über, so daß es den Eindruck macht, als ob die Pflanze erkrankt wäre. Die einzelnen Blüten sind hellgrün-weiß gefärbt; sie erinnern an Ornithogalum nutans. Der Stamm ist etwa 1 m hoch. Die Ueberwinterung der Pflanze erfolgt in einem gemäßigt warmen Hause. In diesem Jahre wurde sie aus Mangel an Platz im Kalthause überwintert. Die eigentlich richtige Schreibweise des Gattungsnamen ist Fourcroya, jedoch hat Erienne Pierre Ventenant, der zuerst die Gattung aufstellte, Furcraea geschrieben, deshalb muß nach den botanischen Regeln diese Schreibweise bei- behalten werden. Benannt ist die Gattung nach Fran<;ois de Fourcroy, geboren 1755 in Paris, 1784 Professor der Chemie im Jardin du roi, später Jardin des plants. Er war Bearbeiter der neuen chemischen Namengebung, vereinigte sich besonders mit Vanquelin zu mehreren chemischen Analysen, setzte 1793 das Gesetz betreffs Gleichheit des Maßes und Gewichtes durch, gründete später die polytechnische Schule und die drei Spezialschulen der Medizin zu Paris, Montpellier und Straßburg, und starb 1809. Die Blüten scheinen keinen Samen anzusetzen, jedoch soll die Pflanze, ehe sie abstirbt, zwischen Schaft und Blütentrieb Brut- knospen entwickeln, die zur Fortpflanzung geeignet sind. Ihre Schwester F. gigantea liefert den Mauritiushanf. Ueber F. longaeva berichtet Purpus, daß er in Mexiko auf einem Bergplateau von 2500 m Stämme, die 10 — 12 m Höhe und einen Blütenstand von 5 — 6 m Länge besaßen, sah. Herre, Herzgl. Hofgärtner, Wörlitz. BlütenstaDd von Furcraea Bedinghausii. Nach einer im Herzogl. Schloßgarten zu Wörlitz für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Mannigfaltiges. Unkraut. Von Artur Eimler. Worin besteht das Merkmal, welches gewisse Pflanzen zu Unkräutern stempelt ? Es ist lediglich der Ort, an dem sie wachsen. Jede Pflanze kann zum Un- kraut werden, wenn sie die Absicht des Menschen stört ; ihre sonst guten Eigen- schaften werden dann zur Last. Unkraut vergeht nicht, wenn es auch noch so fleißig entfernt wurde, immer von neuem sproßt es wieder empor. Am Wegrand grüßen uns seine Blütensterne, als erste Boten des Frühlings erheben Unkraul- blumen ihre Köpfchen und noch im Herbst stehen sie auf den sonst öden Fluren und Feldern. Neben den ver- zogenen Kindern der Flora stehen sie dort im schlichten Kleide, und doch sind sie es gerade, die unsere Wiesen in leuchtende Farben kleiden, die in das eintönige Gelb des Aehrenfeldes Ab- wechselung bringen und die der Natur- freund und Forscher nicht missen möchte. Sie bieten dem Biologen Antwort auf so viele Vermutungen und geben als Charaktergewächse dem Pflanzengeogra- phen wichtige Fingerzeige. Vom prak- tischen Standpunkt aus läßt sich freilich nur wenig Gutes von ihnen berichten. Man weiß, daß sie den Ertrag der Felder wesentlich vermindern, manches junge Pflänzchen zugrunde richten und manchen schädlichen Pilz auf das Land bringen. Da sind sie unsere gefährlichen Feinde, die wir vernichten müssen. Im allge- meinen werden daher als Unkraut solche Pflanzen bezeichnet, die unseren Kultur- gewächsen den Ernährungsbezirk streitig machen und sie am Gedeihen hindern. XX, 31 Die Gartuuwelt. 367 Dabei kommt es weniger auf die Menge als auf die Art der Unkrautpflanzen an. Abgesehen von wirklichen Kulturpflanzen, welche durch ihr unerwünschtes Wachsen in andersartigen Kulturen Schaden verursachen, sind es vor allem eine ganze Reihe Kräuter, die sich in buntgewürfelten Gattungen über unsere Felder und Gärten verbreiten und schonungslos sämtliche Nutzpflanzen er- sticken würden, wenn der Mensch nicht Halt geböte. Der kleine Ehrenpreis wird aber, selbst wenn er in größerer Menge auf- tritt, weniger schädlich sein, als die aufdringliche Distel, die sich hier und dort oft gar zu sehr breit macht. Natürlich ge- langen nur solche Samen zur Entwicklung, die ungefähr zu gleicher Zeit mit denen der Kulturpflanzen ausreifen. Diese Samen ge- langen immer wieder in das Saatgut, dem sie in Größe und Form oft ziemlich genau gleichen. Wie wir überall im großen Naturreich eine Anpassung charakteristischer Eigenschaften in Gestalt und Färbung vorfinden, so daß bestimmte Tier- und Pflanzenformen sich zum Verwechseln ähnlich sehen, eine Anpassung, die zum Schutze stattfindet, so ist dies auch bei den meisten Samen der Unkräuter der Fall (Mimikry). Die Samen des Ackerwachtelweizens z. B. stimmen mit dem Weizensamen ziemlich überein, die des Wild- hafers sind yon denen des echten Hafers schwer zu trennen. Sie kommen mit der Aussaat auf den Acker, andere wieder trägt der Wind auf das Land, denn die Samen sind ja oft so leicht, daß ein schwacher Hauch genügt, sie fortzuwehen. Wieder andere werden durch den Regen mit dem Erdreich angeschwemmt oder durch Tiere verbreitet. Dazu kommt die außerordentliche Widerstands- fähigkeit vieler Unkrautsamen. Sie passieren den Darmkanal der Tiere, welche die Früchte fressen, ohne ihre Keimkraft zu ver- lieren, und gelangen mit dem Kot auf das Feld. Unkraut vergeht nicht. Die Wege sind also recht zahlreich, auf denen es Eingang in Feld und Garten findet. Und wälzt man heute die aus allen Ländern über uns hergefallenen Feinde nieder, so stehen sie morgen ebenso trotzig wie vorher da. Aber jedes Unkraut kann sich glücklicherweise nicht auf jedem Boden und in jeder Gesellschaft entwickeln. Unter dem Schatten des Klees wachsen andere Pflanzen als im lichten Kornfelde. Die Kornrade fordert einen anderen Boden als das genügsame Hirtentäschel. Daraus erklärt es sich, daß die einzelnen Kulturgewächse ganz bestimmte Unkräuter mit sich führen. Die Verbreitung der einzelnen Unkrautarten über die Erde ist eine erstaunliche, nur die wenigsten haben ihren Ursprung auf deutschem Boden. Fast allen Teilen Europas, besonders dem Süden haben wir solche Gewächse zu verdanken, die sich bei uns recht heimisch fühlen. Die ursprüngliche Heimat läßt sich aus dem Charakter dieser Pflanzen kaum mehr feststellen. Nur durch Ueber- lieferung ist uns bekannt, daß etwa ein Viertel von ihnen in Deutschland Heimatrecht besitzt. Alle übrigen Unkräuter sind durch den Auslandverkehr zu Lande und zu Wasser, in Packhüllen, Wolle, Getreide, oder auch mit dem Winde zu uns übergesiedelt. Nicht zu vergessen sind auch die unseren Kulturen entflohenen Zierpflanzen und solche Gewächse, die, wie festgestellt, ihren Aus- gang aus botanischen Gärten genommen und sich unter geeigneten Verhältnissen angesiedelt haben, z. B. das kleine Springkraut (Balsamine), das Knopfkraut und die strahllose Kamille, die im öst- lichen Asien und in Amerika zuhause ist. Die Samenunkräuter sind durch etwa 150 einheimische Arten vertreten. An Boden und Klima meist sehr anspruchslos, finden viele Unkräuter überall ihre Lebensbedingungen. An den gebirgigen Abhängen Nubiens und Abessyniens blüht wie in der europäischen Heimat der schwarze Nachtschatten; in Bolivien und Guate- mala findet man seine weißen Blüten ebenso wie auf den Hoch- gebirgen des südlichen Asiens. Mit welchem Massenaufgebot, mit welcher Schnelligkeit und Raffiniertheit die Vermehrung der Un- kräuter vor sich geht, ist staunenswert. Pflanzen, welche ohnehin schon zu Tausenden stehen, entwickeln noch auf jeder einzelnen Pflanze Tausende keimfähiger Samen. Volbe gelang es, für das Kreuzkraut an einem überwinterten Stengel nahezu oder rund vierzigtausend reife Früchte zu ermitteln. Eine einzige Mohn- pflanze liefert nach Linne dreißigtausend Samen, die Gänse- distel 25 500, der Ampfer 13 000, die römische Kamille 45 000, das kanadische Berufskraut 110 000; die Kornrade bringt es mit nur sieben Blüten bis 2500 Samen. Daraus erklärt sich wohl, daß sie immer und immer wieder erscheinen und der Kampf gegen sie so schwer ist. Dabei muß berücksichtigt werden, daß für unsere gefiederten Sänger ein ganz beträchtlicher Teil des Samens abfällt, die darauf ganz erpicht sind. Auf diese Weise wird ein natürlicher Ausgleich geschaffen und der Zweck der „Unkräuter" ist im Haushalte der Natur erfüllt. Pflanzen, bei welchen die Keimfähigkeit geringer ist, vermehren sich durch Aus- läufer, Rhizome oder Teilung des Stengels. Ersteres ist bei Oxalis stricia L., dem steifen Sauerklee, deutlich zu sehen, dessen Samen eine Keimfähigkeit von nur 1 Prozent besitzen. Durch Teilung vermehrt sich z. B. die gefürchtete Wasserpest (Elodea), von der sich erwiesenermaßen nur weibliche Pflanzen in deutschen Ge- wässern befinden, eine Befruchtung somit ausgeschlossen ist. Diese Art der Ausbreitung nimmt oft einen solchen Umfang an, daß der Fischfang unmöglich und die Schiffahrt gehemmt wird. Die Vertilgung der Rhizomunkräuter ist erschwert durch die aus- dauernden, tief im Boden wurzelnden Rhizome. Sie wachsen meist sehr rasch. Der Ackerschachtelhalm kann einen Umfang von zehn Meter erreichen, wobei er oft in ein Meter Tiefe wurzelt, und die Quecke kann zu einer förmlichen Verfilzung des Bodens führen. Der Schaden, den die Unkräuter anrichten, ist nicht zu messen. Sie häufen beträchtliche Mengen von Nährstoffen in sich auf, die sie den Nutzpflanzen entziehen, aber auch Licht und Luft nehmen Furcraea Bedinghausii. Nach einer im Herzogl. Schloßgarten zu Wörlitz für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. 368 Die G a r t ü u w e 1 1. XX, 31 sie fort. Die Ackerdistel macht anderen Pflanzen den Platz streitig-, die vom Klebkraut ergriffenen Pflanzen werden un- barmherzig' zu Boden gedrückt und getötet. Auf den Wiesen führen Riedgräser und viele Moosarten zur Versumpfung; sie sind nur durch kostspielige Entwässerungsanlagen zu vertreiben. Dem Schmarotzertum fallen viele Kulturgewächse zum Opfer. Die Flach SS ei de ist imstande, die Ernte völlig zu vernichten und erst nach einigen Jahren ist es wieder möglich, die Flachskultur auf dem befallenen Felde zu betreiben. Andere Unkräuter haben giftige Samen, die in das Getreide geraten und ein mühsames Aussieben erfordern. Schon der Umstand, daß die Unkräuter dem Boden eine Menge Feuchtigkeit entziehen, ist für die Kulturen von großem Nachteil. Wir haben es also auch im Pflanzenreich mit einer ganzen Welt von Feinden, mit erbitterten Gegnern zu tun, die uns im Kampfe ums liebe, schöne Leben manch harten Strauß liefern. Die Unkräuter bilden ein Glied in der Kette des Leben- digen ; es ist notwendig, daß man ihre Gewohnheiten, ihre Lebensbedingungen erforscht und kennen lernt, um den von ihnen angerichteten Schaden zu bekämpfen und sich der unangenehmen Begleiterscheinungen zu erwehren, die sich bei den Ernterträgnissen einstellen. Die Anthocyane (Blütenfarbstoffe). Wenn wir im Anfange des Sommers einmal die Stadt ver- lassen und auf das Land wandern, wo eben das junge Korn in die Aehren schießt, dann gewahrt unser Auge gar bald voll Ent- zücken leuchtende blaue und rote Flecken inmitten dieser grünen Pracht. Sie sind uns seit unseren Kindertagen gar wohl bekannt, und mancher Naturfreund zieht einen Strauß aus Kornblumen und Klatschmohn den schönsten Gartenblumen vor. Betreten wir nun unsere Gärten, so leuchten und glühen sie überall von den herr- lichsten Rosen ; riesengroße, in allen Farben prangende Stief- mütterchen bilden dort wundervolle Gruppen und zahllose andere prächtige Blüten einen sich zu einer entzückenden Farbensymphonie. Woraus bestehen nur alle diese schönen Farben und welchen Zweck haben sie für die Pflanzen? Auf die erste Frage ver- mochte uns die chemische Wissenschaft lange Zeit keine wirklich befriedigende Antwort zu geben. Sie bezeichnete zwar diese zahl- losen bunten Blütenfarbstoffe als Anthocyane (griechisch anthos z=die Blume und Kydnos = blau — mit Bezug auf die blaue Korn- blume), sie fand auch gar bald, daß diese Farben sich ändern, je nachdem man sie mit Säuren oder Alkalien zusammenbringt. Bekanntlich schlagen die meisten derartigen blauen Farbstoffe beim Befeuchten mit Säuren in rot um. Ja, die Chemie machte sogar von dieser letzteren Eigenschaft lange Zeit einen sehr ausgiebigen Gebrauch. Sie benutzte die Lösungen solcher Farbstoffe bei der Gehaltsbestimmung der Säuren als sogenannte Indikatoren (Anzeiger). Auch fand die Wissenschaft sehr früh, daß die Anthocyane der großen Gruppe der Phenole angehören, deren erstes und einfachstes Glied, die Kar b o Is äu re oder das Phenol (C0H5OH) ja allgemein bekannt ist. Die Phenole leiten sich aus den zugehörigen Kohlenwasserstoffen dadurch ab, daß an die Stelle eines Wasserstoffatoms ein Wasserrest, die sogenannte Hydroxylgruppe ( — OH) tritt. Kocht man z. B. Chlorbenzol mit alkoholischer Kalilauge, so entstehen Phenol und Chlorkalium. (CcHs Cl + KOH = Co H5 OX.) Die Phenole besitzen die Eigenschaften einer Säure und vermögen zahlreiche, gut krystalli- sierende Metallsalze zu bilden. Auf Grund dieser Eigenschaft ist man von jeher bestrebt gewesen, die Anthocyane rein darzustellen, und zwar hauptsächlich durch Fällung derselben mit essigsaurem Blei. Doch erhielt man dadurch niemals ein einheitliches, unver- sehrtes Produkt. Lange Jahre schreckte diese große Zersetzlichkeit der Antho- cyane die chemischen Forscher ab und ihre Untersuchung machte daher keinerlei Fortschritte. Andererseits mußte aber auch die organische Chemie erst eine große Reihe anderer Aufgaben l'sen, ehe sie mit wirklichem Erfolge an die Erforschung der roten und blauen Blütenfarbstoffe herantreten konnte, Sie gewann aus dem Steinkohlenteere eine fast unübersehbare Reihe neuer Körper, er- mittelte deren chemische Zusammensetzung und stellte eine große Anzahl Theorien über ihren Aufbau auf, die sie in entsprechend gestalteten Formeln niederlegte. Erst als diese lange Arbeit einen gewissen Abschluß erreicht hatte, vermochten die Chemiker die Natur dieser prächtigen Pflanzenfarbstoffe zu ermitteln. Es darf daher nicht Wunder nehmen, daß es erst in den Jahren 1913 — 1916 dem hochverdienten Erforscher des so wichtigen Chlorophylls, Richard Willstätter in München, gelang, diese verwickelten Fragen zu lösen. Gemeinsam mit einer ganzen Schar jüngerer Chemiker bearbeitete er mit vollstem Erfolge zwei Ka- pitel aus der Chemie der Pflanzenfarbstoffe, welche die Farbstoffe der Blätter, der Blüten und der Beerenfrüchte behandeln. Will- stätter zog folgende Blüten und Beeren in den Kreis seiner Untersuchungen : die Kornblume, die Rose, die Preißelbeere, die Scharlachpelargonie, den Rittersporn, die Weintraube, die Heidel- beere, die Stockrose oder schwarze Malve, die wilde Malve, die Päonie oder Pfingstrose, die Mohnblume, die Kirsche, die Schlehe, die Aster, das Chrysanthemum, das Stiefmütterchen, die Petunie und den wilden Wein. Anthocyane sind nun die durch Wasser oder \)jpsserhaltigen Alkohol ausziehbaren, in Aether unlöslichen blauen, violetten und roten Farbstoffe der Blüten, vieler Früchte und mancher Blätter. Sie bilden mit Säuren ausgezeichnet krystallisierende Verbindungen von roter Farbe; ihre Alkalisalze sind blau und ihre neutralen Formen violett gefärbt. Auf dem Vorkommen dieser drei Ver- bindungsformen beruhen also die mannigfachen, prächtigen Farben- unterschiede der Blüten. Die Anthocyane sind Glukoside, d. h. Verbindungen ver- schiedener Zuckerarten mit den eigentlichen Farbstoffbildern. Diese Körper lassen sich durch Erhitzen der Anthocyana mit Salzsäure aus den Anthocyanen abspalten und sind von Willstätter Anthocyanidine (d. h. Anthocyanbilder) benannt worden. Das erste Anthocyan, welches er darstellte, war der blaue Farbstoff der Kornblume, das Cyanin, ein Kaliumsalz des Cy a n id i n s. Sodann beschäftigte er sich mit dem Farbstoffe der Rose, der mit dem der Kornblume identisch ist. Die weißen und gelben Rosen enthalten fast gar kein Anthocyan, die rosafarbigen nur wenig, die dunkelroten sind reich an einer Säureverbindung des Cyanidins. Weitere, nahe verwandte Verbindungen erhielt er aus den oben- genannten Pflanzen. Diese bilden mit dem eigentlichen Cyanidin zusammen eine natürliche Familie, deren Glieder sich nur durch die Zahl ihrer Hydroxyle ( — O H) unterscheiden. Seine Untersuchungen stellten eine engere Beziehung dieser Farbstoffe zu der großen Gruppe der Antheracenverbindungen fest, von denen das farbenprächtige Alizarin ja allgemein be- kannt ist. Die blauen und roten Blütenfarbstoffe gehören nachstehenden Gruppen an ; 1. Cyanidingruppe, CijHj^Oo: die Farbstoff e der Korn- blume, Rose, Preißelbeere, Kirsche, Schlehe, des Mohns, der Aster und des Chrysanthemums. 2. Pelargonidingruppe, C,5H,ß0.i; Die Farbstoffe der Scharlachpelargonie, der orangeroten Dahlie, der rosafarbigen Korn- blume, des scharlachroten Salbeis und der Aster (neben den vorigen). 3. D el p h inidi ngruppe, CisHmO:: die Farbstoffe des Rittersporns und des dunkelblauen Stiefmütterchens. 4. Oenidingruppe, CnHuOi: der Farbstoff des Weins. 5. M a I V i d i n gr u pp e , C,, HjjOi: (die also prozentisch ebenso zusammengesetzt ist wie die Oenidingruppe, aber andere chemische Eigenschaften besitzt), der Farbstoff der Waldmalve. ö.Myrtillidingruppe, CioHioO?: die Farbstoffe der Heidelbeere, Stockrose (schwarzen Malve), Petunia und des wilden Weins. 7. Päonidingruppe, CioHioOa: der Farbstoff der Päonie oder Pfingstrose. Welche Bedeutung kommt nun all diesen prächtigen Blüten- XX, 31 Die Gartenwelt. 369 farbstoffen für das Leben der Pflanzen zu ? Wohl sind die Antho- cyane im Pflanzenreiche außerordentlich verbreitet und üben eine ganze Reihe sehr wichtiger Funktionen aus. Aber ihr Auftreten in den Blüten hat doch in erster Linie den Zweck, Insekten an- zulocken, welche den Blütenstaub der einen Blüte auf die Narben der anderen übertragen und so die Fortpflanzung der Gewächse vermitteln. Da nämlich die meisten Blüten sich über grünen Laubblättern entfalten, so müssen sie Farben besitzen, die sich gut vom Grün abheben und dadurch den Insekten das Auffinden er- leichtern. Die Anthocyane sind hier also Lockfarben und als solche von der höchsten Bedeutung im Pflanzenleben. Ihr Wert für den Menschen liegt dagegen hauptsächlich in der Farbenpracht, welcher zahllose Blüten ihrer wunderbare Veränderlich- keit verdanken; sie sind ihm wertvoll als Schmuckfarben. Ihr sonstiger Nutzen ist nicht allzu groß. Denn als Farbstoffe liefern sie zwar schöne, aber etwas stumpfe Töne und können sich an Farbenfülle und Farbenpracht mit den künstlichen organischen Farbstoffen nicht messen. So hat man denn auch wohl nur das Anthocyan der Stockrose vor laugen Jahren, besonders in Bayern, viel zum Färben und Drucken verwandt. Dagegen bedient man sich ihrer vielfach im Haushalte und besonders in der Konditorei, als billiger und völlig unschädlicher Farbstoffe für Nahrungs- und Genußmittel. Eine andere vielumstrittene Verwendung finden verschiedene Anthocyane schon seit langer Zeit bei der Weinbereitung. Das Oenidin, der Farbstoff des Rotweins, entstammt nämlich den Häuten der Weinbeeren. Nun erhält man aber in manchen Jahren einen ungenügend gefärbten Wein und ist daher genötigt, mit anderen Farbstoffen nachzuhelfen, um denselben absetzen zu können. Dazu dienten nacheinander : Kirschsaft, Stockrosenblütentinktur und vor allem Heidelbeersaft. Wie wir aber gesehen haben, sind die Farbstoffe aller der genannten Pflanzensäfte keineswegs mit dem des Weines indentisch. Man kann daher die künstliche Färbung des Weines auch ohne Schwierigkeit durch Zusatz von etwas Eisen- chloridlösung nachweisen, wodurch seine rote Farbe in ein kräftiges violett übergeht. Durch seine scharfsinnigen Untersuchungen hat uns Will- stätter, der geniale Erforscher des Chlorophylls, ein neues, hochwichtiges Kapitel der Pflanzenphysiologie klargelegt. Möge es dem hochverdienten, erfolgreichen Forscher vergönnt sein, uns noch mit vielen derartigen Arbeiten zu erfreuen ! Nach „Chemikerzeitung" 1916, Nr. 66. Dr. A. Stromeyer, Roßlau (Elbe). Kleine Aepfel. Voraussichtlich werden wir in diesem Jahre viele kleine Aepfel ernten, denn die Bäume sitzen sehr voll, und ein Ausdünnen dürfte nur in beschränktem Maße stattfinden. Kleines Obst ist in jetziger Zeit auch gar nicht so übel für viele Verbraucher, denn trotz der allgemeinen Teuerung werden kleine Aepfel doch bedeutend billiger bleiben wie große ; sie sind dann für kinderreiche Familien umsomehr angebracht, weil wir davon den Kindern öfter einen Apfel in die Hand geben können. Kleine Aepfel fallen auch nicht herunter, was in diesem Jahre ganz besonders wichtig, da infolge Zuckermangels die Rohaufbewahrung möglichst in den Vordergrund treten muß. Solche kleine Aepfel sind, soweit sie nicht roh verspeist werden, im Winter wundervoll als Bratäpfel, die in dieser bösen Zeit ganz besonders munden werden. So ein Bratapfel ist immer süß, während die zucker- losen Einkochungen doch recht sauer ausfallen werden. Die meisten Menschen sind aber gewohnt, gerade das Süße an den Obst- konserven zu schätzen. F. Steinemann. Verkehrswesen. \ Das Handelsverbot des feindlichen Auslandes. Von G. Gschwender, Zollverwalter, Tübingen. Während im Seekrieg allgemein der völkerrechtliche Grund- Satz gilt, daß feindliches Privateigentum unter feindlicher Flagge dem Seebeuterecht unterliegt, hielten wir Deutsche an dem Grundsatz des modernen Völkerrechts fest, „daß Privatrecht im Landkrieg un- verletzlich ist, soweit nicht der Kriegszweck seine Verletzung not- wendig macht." Auch die Schlußakte der Haager Friedenskonferenz vom Jahre 1907, welche u. a. von Frankreich und England angenommen wurde, enthält die Bestimmung, wonach „die Aufhebung oder zeitweilige Außerkraftsetzung der Rechte und Forderungen von Angehörigen der Gegenpartei oder die Aus- schließung ihrer Klagbarkeit untersagt ist." Während hiernach nach unserer Auffassung deutsches Ver- mögen, das sich zurzeit des Krieges in England oder Frankreich befand, auch während dieser Zeit im ausschließlichen Ver- fügungsrecht des deutschen Eigentümers steht und der Feind kein Recht hat, darüber zu verfügen, haben die Franzosen und die Engländer eine andere Ansicht entwickelt. Alsbald nach Kriegsausbruch, Anfang August 1914, erließ England ein gesetzliches Handelsverbot mit dem Feinde, welchem Beispiel Frankreich im September 1914 folgte, nachdem letzteres bereits schon am 13. August 1914 die Konfiskation deutscher Zollgüter angeordnet hatte. Englands Handelsverbot umfaßt den Handel mit allen den- jenigen Personen, welche in einem feindlichen Staate wohnen, kann also auch dort wohnende Angehörige Englands oder ver- bündeter sowie neutraler Länder treffen, während umgekehrt An- gehörige des feindlichen Staates, die auf britischem Gebiet wohnen, grundsätzlich wie im britischen Reich wohnende Eng- länder behandelt werden. Albion vermochte infolgedessen einen bedeutenden Exporthandel weiter zu treiben. Dieser Grundsatz hat leider in der Praxis sehr viele Ausnahmen erfahren, insbesondere seit dem Lusitaniafall , und es dürften nach Lord Kitcheners Untergang noch mehr folgen. Nach englischer Auffassung gehören alle Forderungen und Waren auf englischem Boden, die vor dem Kriegsausbruch feind- lichen Ausländern zustanden, dem Staate, d. h. können von ihm in Besitz genommen werden ; feindlichen Ausländern gebührt kein Recht, vor einem englischem Gericht als Kläger aufzutreten, wohl aber dem britischen oder verbündeten sowie neutralen Staats- angehörigen, wenn er Forderungen gegen den feindlichen Staats- angehörigen geltend macht. Nach Ansicht des englischen Gerichts vermögen die eingangs erwähnten Schlußakte der Haager Konferenz das alte englische Recht nicht umzustoßen. Der Artikel 23 gebe, mit dem leiten- den Artikel der Haager Konvention zusammengehalten, den Be- stimmungen die Bedeutung eines Gebots an den militärischen Befehlshaber einer Streitmacht, bei Besetzung von feindlichem Gebiet nicht in unnötiger Weise die Privatrechte der Einwohner zu beeinträchtigen und sie nicht von der Benutzung ihrer eigenen Gerichtshöfe abzuhalten. Nach Professor Dr. Zitelmann in „Deutschland und der Welt- krieg" ist diese Auslegung sachlich schon deshalb unrichtig, weil die Landkriegsordnung erst im dritten Abschnitt von Art. 42 an über die Rechte und Pflichten der militärischen Gewalt auf dem besetzten feindlichen Gebiet redet, während der zweite Abschnitt, in dem sich jener Art. 23 befindet, den allgemeinen Zweck ver- folgt, eine Einschränkung der „Mittel zur Schädigung des Feindes" zu bewirken. Völlig entscheidend ist aber, daß bei den Verhand- lungen im Haag die deutschen Abgesandten den weitergehenden Sinn, in dem sie den von ihnen beantragten Art. 23 (h) meinten, ausdrücklich dargelegt haben, und daß von keiner Seite ein Wider- spruch erfolgt ist (was die Sitzungsberichte ergeben). Der be- antragte Art. 23 (h) war gerade dazu bestimmt, dem bisherigen englischen Recht entgegenzuwirken; er sollte einer wichtigen Folge- rung aus dem großen Grundsatze des Kriegsvölkerrechts von der Unverletzlichkeit des Privateigentums Beachtung sichern. Hatte England eine andere Auffassung, so mußte es diese damals vor- bringen, es durfte sich aber nicht mit dem Artikel einverstanden erklären und ihn dann — noch drei Jahre später! — für gültig er- klären, mit dem geheimen Vorbehalt, ihn anders zu verstehen, als er damals von den anderen Mächten gemeint war ; man braucht 370 Die Gartenwclt. XX, 31 nicht zu sagen, wie man ein solches Verfahren, wenn es auf anderen Gebieten des Rechtslebens vorkäme, bezeichnen würde. Daß Frankreich den Art. 23 (h) ebenso wie Deutschland ver- standen hat, steht außer Zweifel. Auch seine Rechtsliteratur ver- tritt so gut wie einstimmig die richtige Auslegung. Jetzt im Krieg aber hat es seine bisherige Rechtsauffassung einfach ver- leugnet und sich als gelehriger Schüler Englands den englischen Maßregeln angeschlossen, ja, sie noch übertrumpft! Vasallentreue geht offenbar über rechtliches Gewissen. Von dem, was in Ruß- land geleistet ist, wird man wohl besser schweigen; völkerrecht- liche Schranken existieren für Rußland, wie es scheint, überhaupt nicht mehr. Während das englische Verbot grundsätzlich dem Domizil- prinzip huldigt, liegt dem französischen Handelsverbot das Nationalitätsp rinzip zugrunde. In Frankreich ist an Stelle des am 27. September 1914 durch Dekret erlassenen Handelsverbots, in welchem der Handel mit den Bewohnern des feindlichen Landes oder seinen An- gehörigen, wo immer sich diese nun auch aufhalten mögen (also z. B. auch mit in Paris wohnenden Geschäftsleuten) verboten wurde, zwar noch kein Gesetz getreten, allein die gesetzgebenden Behörden stimmten diesem Handelsverbot grundsätzlich zu. Das durch Dekret erlassene französische Handelsverbost ist durch ein am 29. Juli erlassenes Gesetz ergänzt. Dasselbe lautet : „Das Handelsverbot gegenüber Angehörigen feindlicher Staaten gilt ohne irgendwelche Ausnahme für das ganze Gebiet von Frankreich und die unter seinem Protektorat stehenden Länder. Darüber hinaus bezieht es sich auf alle Angehörigen des franzö- sischen Staates, mögen sie sich im feindlichen, verbündeten oder neutralen Ausland befinden. Dagegen findet das Handelsverbot im Interesse des franzö- sischen Handels keine Anwendung auf Geschäfte mit allen Personen (also auch Deutsche und Oesterreicher inbegriffen), welche in einem verbündeten oder neutralen Lande außerhalb Europas wohnen. Doch müssen folgende Voraussetzungen gegeben sein : 1. Die betreffenden Handlungen müssen in gutem Glauben als die Fortsetzung von Verträgen oder Vereinbarungen vorgenommen worden sein, welche vor dem 4. bzw. 13. August abgeschlossen wurden. 2. Die in Frage kommenden Waren müssen französischen Ur- sprungs sein oder von Verbündeten herrühren. 3. Sie müssen dazu bestimmt sein, in einem verbündeten oder neutralen Lande außerhalb Europas gebraucht zu werden. 4. Der Empfänger der Ware darf nicht als Vertreter eines Hauses bekannt sein, welches ein Haupt- oder Zweiggeschäft in Deutschland oder Oesterreich-Ungarn hat. Rußland hat zwar kein Handelsverbot erlassen, dagegen ist der Handel mit dem feindlichen Ausland durch Erlaß des Zahlungs- verbots sowie durch Vorschriften zur Ueberwachung der feindlichen Unternehmungen und Geschäftsbetriebe, durch Schließung und Liquidierung aller Handelsgeschäfte und persönlichen Gewerbe- betriebe, die feindlichen Ausländern gehören usw., erschwert. Als solche Erschwerung ist auch die Verordnung zu rechnen, nach welcher die Waren des feindlichen Auslandes dem doppelten Zollsatz unterliegen. Bisher zollfreie Güter müssen ebenfalls nach besonderem Tarif verzollt werden. Mit Italien sind zwar unsere (die deutschen) diplomatischen Beziehungen unterbrochen, allein wir befinden uns nicht im Kriegs- zustande mit Italien und dürfen deshalb die dortigen Eigentums- rechte der freien Verfügung der Berechtigten nicht entzogen werden. Die Ansicht vieler italienischer Schuldner, ihre fälligen Forde- rungen an Deutsche nicht bezahlen zu müssen, ist irrig und letztere können hierwegen das Gericht in Anspruch nehmen. Dagegen können italienische Kaufleute auf Antrag durch Ge- richtsbeschluß eine ganze oder teilweise Stundung ihrer Schulden bis zum 60. Tag nach Friedensschluß erlangen, aber nur, wenn sie urkundlich nachweisen können, daß ihrePassiven die Aktiven übersteigen und sie nicht zahlen können zufolge von Ursachen, die auf die gegenwärtige durch den Krieg ver- anlaßte Lage zurückzuführen sind. Leider läßt aber die Post- zensur in Italien Geldsendungen nach Deutschland nicht durch; selbst beim Verkehr durch Vermittlung der Schweiz wird die Sen- dung zurückgehalten, wenn die italienische Zensurbehörde aus deren Inhalt entnimmt, daß die Zahlung zugunsten einer deutschen Firma erfolgt! Dagegen gestattet die italienische Prozeßgesetzgebung die Vor- ladung Deutscher vor Gericht. Da solche aber nur durch „An- schlag" erfolgt, so ist die Folge, daß viele Versäumnisurteile gegen- .über dem in Italien liegenden Vermögen der abwesenden Beklagten vollstreckt werden, die weder eine Vorladung erhalten noch eine Ahnung davon haben, daß sie eingeklagt wurden. Zwischen der deutschen und italienischen Regierung ist eine Verständigung dahin getroffen worden, „daß selbst im Kriegs- fall gegenseitig die Privatrechte so gelten wie in Friedenszeiten." In Deutschland gilt der Grundsatz, daß der Krieg nur gegen den feindlichen Staat als solchem und dessen bewaffnete Macht geführt wird, und daß die Angehörigen der feindlichen Staaten in Bezug auf das bürgerliche Recht den Inländern in demselben Maße gleichgestellt sind, wie dies vor dem Kriege der Fall war. Dieser Grundsatz schließt nicht aus, gegen Unrecht Ver- geltungsmaßregeln zu treffen. Deutschland blieb nichts anderes übrig, als gegen die feindlichen Staaten im Vergeltungsweg auch ein Zahlungsverbot zu erlassen, nachdem es im gleichen Wege bereits am 4. September 1914 feindliche Unter- nehmungen auf deutschem Boden unter Ueberwachung gestellt hat. Rechtspflege. Diebstahlhaftpflicht der Eisenbahn. Die Frage der Haftpflicht der Eisenbahn bei Beförderung von Gütern in offenen Wagen (§ 86 der Eisenbahnverkehrsordnung und Artikel 31 des internationalen Uebereinkommens) hat sowohl den deutschen Handelstag als auch die Aeltesten der Kaufmann- schaft von Berlin seit Jahren beschäftigt. Beide Körperschaften verfolgten eine Abänderung der jetzigen einschlägigen Bestimmungen dahin, daß die Eisenbahnen hinsichtlich der mit der Beförderung von Gütern in offenen Wagen verbundenen Gefahr, wenn nicht für jeden daraus entstandenen Schaden, so doch außer für auffallenden Gewichtsabgang und für den Verlust ganzer Stücke (vgl. S 86 der Eisenbahnverkehrsordnung) auch für Diebstahl haften sollten. Ein dahingehender beim Reichskanzler gestellter Antrag wurde seinerzeit von dem Reichseisenbahnamte mit der Begründung ab- gelehnt, daß ein Bedürfnis für die Erweiterung der Haftpflicht der Eisenbahnen bei der Beförderung von Gütern in offenen Wagen nicht anerkannt werden könne, da erstens die Eisenbahn bereits jetzt beim Abhandenkommen ganzer Stücke und bei auffallendem Gewichtsverlust hafte, zweitens auch bei Diebstahl ihrer Angestellten Ersatz leiste, und drittens die Zahl der Entschädigungsansprüche wegen Verlustes von Gütern durch Diebstahl aus offenen Wagen im Vergleich zu der Zahl der gesamten Entschädigungen gering sei. Es war nun darauf beschlossen worden, einen Antrag auf Ab- änderung des Artikels 31 des internationalen Uebereinkommens bei dem Reichseisenbahnamte für die im Jahre 1915 zu Rom in Aussicht genommene Konferenz zur Revision des internationalen Uebereinkommens über den Eisenbahnfrachtverkehr zu stellen. Da auf diese Konferenz jedoch infolge der Kriegsereignisse nicht zu- rückgekommen werden konnte, die Diebstähle von Gütern aus offenen Wagen andererseits sich infolge der gesteigerten Anwen- dung der letzteren während der Kriegszeit und zwar selbst an wertvollen Gütern mehrten, und da schließlich einzelne Eisenbahn- verwaltungen alle solche Ansprüche auf Entschädigung teilweise sogar formularmäßig unter Berufung auf § 86 der Eisenbahn- verkehrsordnung bzw. auf den Artikel 31 des internationalen Uebereinkommens ablehnten, hatten die Aeltesten in einer neuen Eingabe an den Minister der öffentlichen Arbeiten auf die Miß- stände und Unsicherheiten in der Behandlung dieser Entschädigungs- XX, 31 Die G a r t e n w e 1 1. 871 ansprüFMZ. XX, 33 Die G- arte 11 weit. 387 Der Garteneingang. nehr femiiia, die weibliche Form, hat mehr ausgebreiteten, atwas hängenden Wuchs und mehr schuppenförmige Blätter. aurea (masc.) goldgelb. peudula (fem.) hängend. Pfitzeriaua ist eine sehr schöne, pyramidale, leicht hängende Form. ueaborieusis, bildet eine bläulichblättrige Säule. proeumbeus, buschig und breitwüchsig, unten Nadel-, oben mehr Schuppenblätter. Eine in den jungen Trieben gelbe Unterform aurea, ist manchmal als japonica aurea in Kultur. COmniUllis, der gewöhnliche, einheimische Wach- older ; in lockerem, etwas feuchtem Boden (z. B. Wald) starkwiichsig, mit lockerem, etwas aus- ladendem Ausbau, leicht hängenden Aesten, in schwerem , hartem oder sandigem , trockenem Boden dagegen geringem (Va m), steifem, kurz- ästigem, säulenförmigem Wuchs. An richtiger Stelle ist dieser wertvolle Nutzbaum eine Zierde. Führt Nadelblätter. SUeclca, die schwedische Form, ist pyramidalwüchsig mit überhängenden Zweigspitzen. hibeniica, als Säule (besonders Jaei Grabanpflan- zungen) stark verwendet. Nur leider manchmal etwas winterempfindlich. excelsa pyramidalis, ist eine weitere Unterform von starkem Wüchse. excelsa, II, nicht ganz winterharte Art, welche auch geschützten Standort liebt, doch auch auf trockenem , kalkhaltigem Boden gut gedeiht. Kurzzweigig, mit an den unteren Zweigen eirund- lichen, abstehenden, an den oberen schuppenförmigen Blättern. Die Form stricta ist noch mehr blaugrau, säulenförmig, schön, aber schwach- wüchsig. Junipei'lis iiaiia, in unseren Gebirgen heimische, niederliegende, dichtzweigige, mit oberseits weiß-, unterseits grünfarbigen, nadei- förmigen Blättern. Nicht für schwere Böden ! Männliche und weibliche Pflanzen in Kultur, deren erstere mehr schwarzgrüne Blätter zeigen. aurea mit goldgelben Zweigspitzen, wird häufig gepflanzt. Canadeiisis ist mehr aufrecht und führt scharf stediende, dichtgestellte Blätter. „ OCcideulaliS, eigentlich nur im Weinklima schön, wird selten an- gepflanzt, dagegen neuerdings mehr die männliche, härtere Form Burkei, von schlankem, pyramidalem Wuchs und mit schuppenförmigen, anliegenden, blaugrünen Nadeln. Aehnlidi ist es der Fall mit „ recurva, welche nur für Weinklima paßt, deren niederliegende Form Sqiianiata aber auch in kälteren Gegenden gut verwendbar ist. (Höchstwahrscheinlich ist diese schmallanzettlich und bläulichgrün- blättrige Form eine eigene Art.) „ Sabiua, der Sevenbaum, wegen seiner Pilzübertragung auf Birnbäume sehr gefürchtet und mit Recht verboten, ist ein prächtiger, mehr niederliegender (an Felsen !) als aufgerichteter Strauch, mit teils schuppen-, teils nadeiförmigen Blättern. fastigiata, bildet eine dunkelgrüne Säule. huillilis, ist niederliegend, dickzweigig, mehr schuppennadelig. postrata, nahezu kriechend. tailiai'iscifolia, mit blaugrünen, oben weißlich-rinnigen, einwärts gebogenen Nadeln. , I'igida, nicht häufig angepflanzter, kleiner Baum mit in den oberen Teilen etwas überhängenden Zweigen und lanzettlichen blaugrünen Nadeln. , virgiuiaua, bekannte, häufig verwendete, sehr schöne, allerdings etwas langsam wachsende Art, mit im Alter ziemlich ausgebreiteten Aesten , an jungen Pflanzen nadeiförmigen , an älteren dagegen mehr schuppen- förmigen und mehr dunkelgrünen Blättern. Von den ziemlich zahlreichen Formen sollen nur genannt sein : Das Gartenhaus. 388 Die Garten weit. XX, 38 glaiica, herrlich stahlblau. Ciuerasceus, grausilberig. ])lumi)8.a alba und llivea zeigen bei der Entwicklung weiße Nadelblätter ; letztere hat auch kugelförmigen Wuchs. albo-variegata ist weißbunt. oh'Hailtissilua zeigt im Austrieb goldgelbe Spitzen, ist aber sonnenempfindlich. IJodfordiaiia, hochpyramidalwüchsig, etwas überhängend, Nadelblätter; ein wenig winterempfindlich. pyramidalis viridis und ijlauca sind säulenförmig, grün bzw. blaugrün. Clailhrasiliaiia gehört zu den schönsten hängenden Formen. Cailliartii bildet gedrungene, breite Pyramidenform. Scliottü, nieder, buschig. tripartita, könnte durch vorige ersetzt werden. Kosteriaua, nieder, eigenartig schirmförmig. iiaiia conipacta, fast kugelig. Lari.\ europaea, die gewöhnliche Lärdie, über deren Wert wohl weiter keine Worte notwendig sind. Oeftere Anpflanzung ist zu empfehlen. Von ihren Formen sind eigentlich nur ^lauca, blaugrünnadelig, und ])('udula mit hängenden Aesten, bzw. Zweigen, in all- gemeiner Kultur. „ klirileusis, eine schöne, durch wagerecht abstehende Aeste gekennzeichnete, harte Art, ist wenig verbreitet. „ Ipptolepis, eine der schönsten aller Lärchen, besonders in kühlen, hohen Lagen. Langnadelig, frischgrün. Sehr vorteilhaft. „ occideiitalis, harte Art, mit ebenfalls wagerecht ab- stehenden , aber kurzen Aesten und dichtgestellten Blättern. „ sibil'ica, nur für kühle und hohe Lagen, der europaea ähnlich, auch als Abart derselben betrachtet. LiboCt'dniS deeurreilS, die sogenannte Flußzeder; früher viel häufiger angepflanzt (fälschlich als Thuya gigantea), prächtige, säulenförmig wachsende Konifere, mit fast gabelförmiger Verzweigung und glänzend grünen, eigen- artigen, schuppenförmigen, spitzen, anliegenden Blättern. Nicht überall winterhart ; liebt eher feuchten als trockenen Boden. Picea. In wundervollen Arten bei uns vertreten. „ ajaueusis, ein wenig winterempfindlich, liebt mehr feuchten als trockenen Boden. Zeigt wagerechte Aeste und glänzend dunkelgrüne und bläulich-silberweiße Blätter. Schön ! Eigenartig ist der weichschuppige Zapfen. „ alba die weiße Fichte, nur schön auf mehr feuchtem Standort. (Auch Dünenbaum.) Ist dünnstämmig, führt grau- bis blaugrüne (viereckige) Blätter. Schön sind die roten männlichen Blüten. Beliebt ist die sogenannte Schimmeifichte : coerulea, mit blau- bis weißgrauen Blättern. coerulea hudsonica hat ganz blaue Nadeln. COinpacta pyramidalis (auch unter comp, gracilis bekannt), ist eine blaugraue, kleinblätterige, zierliche Zwergpyramide. Alcockiana ist eine prächtige, dicht pyramidal- wüchsige, reichverzweigte harte Art, mit vierkanti- gen, dunkelgrünen bis weißgrünen, dichtstehenden Blättern. Picea Eugelmannii, etwas langsamwüchsige Art, mit wage- rechten Aesten und dunkelgrünen, vierkantigen Blättern. Könnte unter Umständen durch Picea pungens ersetzt werden. Formen sind: |^l i ; i Ein schwäbischer Hausgarten (Text Seite 402), 402 Diu (.1 a r L o 11 \v u 1 L. XX, 3i Polynesien hin auf und findet sich dann wieder auf den Maskarenen und im tropischen Afrika. Ich will meine Ausführungen über die Großfarne aus dem Polypodiumgeschlecht mit einer der schönsten Arten be- schließen, von der auch in Privatgärtnereien manch herrliches Exemplar zu sehen ist. Es ist das P. subauriculatum Blume, ein Farn, der auch als P. oder Goniophlebium Reinwardti de Vriese geführt wird. Daß diese Pflanze nur epiphytisch vorkommt, darauf weisen schon die nach unten wachsenden, prächtigen Wedel hin, die eine Länge von über 2 m er- reichen und deren zahlreiche, horizontal stehende gekerbte oder leichte gezähnte Fiedern bis 17 cm lang werden. Um seine volle Ausbildung zu erlangen, muß der Farn in Ampeln oder an Rindenstücken kultiviert und frei aufgehängt werden, so daß seine Wedel sich ungehindert entfalten können. In natürlichem Zustande, etwa auf der Erde, z. B. im Gebirgs- geröll wachsende Pflanzen, werden eine ebenso kümmerliche Entwicklung zeigen wie im Topf behandelte und zwischen anderen Pflanzen aufgestellte und daher im Wachstum be- hinderte. Biologisch gehört P. subauriculatum zu den Nest- farnen. Es bildet förmliche Körbe verflochtener Rhizome, zwischen denen sich Erde und Humus ansammelt. Diese schöne Art findet sich von Nordindien durch die ganzen malayischen Inseln bis nach Samoa verbreitet. K. Dolz. Landschaftsgärtnerei. Ein schwäbischer Hausgarten. (Mit einem Plan vom Verfasser.) Das Hügelgelände Schwabens, ja Süddeutschlands, ist von jeher der Boden für Terrassengärten, welche nur in der Zeit des Landschaftsstils, wie überall, vorübergehend ver- schwanden, bis sich wieder die Menschen auf die Schönheit alter Gärten besannen. Geld kostet es freilich, doch muß der Gewinn den Einsatz wert sein. Der Steigung des Geländes entsprechend, wurde das Haus an die Hauptterrasse zurückgestellt, so daß man von dieser um eine Stufe erhöht das Hauptgeschoß des Hauses betritt. Von dem darunter liegenden Wirtschaftsgeschoß, sowie durch Außentreppen am Haus erreicht man an der Westseite vor der Küche den Obst- und Gemüsegarten mit gepflastertem Brunnenplatz und Weinlaube am Wegabschluß. Oestlich am Hause ist ein trauliches Wasserpflanzengärtchen mit gemauertem Becken und Kanal. Figuren in Heckennischen und ein kleines Garteuhaus für Frühstück und sonstige kleine Mahlzeiten machen den täglichen Aufenthalt in diesem natürlichen Wohn- zimmer angenehm. Beide Gärtchen liegen auf Höhe 174,0 m. Der Untergeschoßfußboden auf Höhe 173,0 m, der Haupt- geschoßfußboden auf 176,0 m und die Straße auf 172,0 m. Die untere Terrasse enthält einen Vorplatz nebst Abfahrt und Haus für den Kraftwagen, in dessen Obergeschoß der Fahrer wohnt. Auf der gegenüberliegenden Seite hat der Gärtner ein freundliches Heim. Da am Ort Gärtnereien vorhanden sind, war die Anlage einer Anzuchtsgärtnerei überflüssig. Die Hauptterrasse hat in der Mitte eine Teppich- anlage mit zwei Wasserbecken (mit je zwei Springbrunnen) erhalten. Die verschlungenen Bänder sind weiße und rote Federnelken in Buxeinfassung. Die Blumenbeete in Form der Wasserbecken enthalten Rosen, Rosen sind auch in den Seiten- und Eckstücken, während die rechteckigen Mittelbeete Sommerblumen in bunter Pracht tragen. Die breiteren Hecken sind Mahonien. Eine Anzahl Figuren schmückt diese Terrasse sowie die seitlichen Teile, deren Pflanzung sich freier trägt. Vor den Sträuchern im Rasen befindet sich ein großer Reich- tum an Stauden. Die Mitte der oberen Terrasse auf 178,0 m krönt ein Luginsland mit seitlichem Laubengang, hinter dem geschnittene Lindenkronen die Horizontale noch kräftiger herausheben. Fichten bilden den immergrünen Abschluß des oberen Gartens. E. Rasch. Gehölze. Magnolia parviflora und M. salicifolia sind zwei schöne, recht empfehlenswerte Magnolien, die bisher noch vielen Ge- hölzfreunden fremd geblieben sein dürften. Die bekanntere von beiden ist jedenfalls M. parviflora S. et Z., die ja schon gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts beschrieben wurde, immer- hin aber in der Kultur noch so gut wie ein Neuling ist. Heimisch ist sie in den Bergwäldern Japans, dort einen kleineren, reich- verzweigten und ziemlich dichtästigen Baum bildend. In unseren Gärten erwächst sie wohl nur zu einem größeren, baumartigen Strauche. Eigentümlich, fast möchte ich sagen charakteristisch, ist die flache, fächerartige Stellung der reichlichen, kurztriebigen Verzweigung. Besonders im unbelaubten Zustande des Strauches fällt diese Erscheinung auf. Die reichliche Belaubung ist von elliptischer, bis verkehrt eiförmiger, ovaler, zugespitzter Form; die Größe des 2 — 4 cm lang gestielten Blattes an Kurztrieben schwankt etwa zwischen 7 — 10:5 — 10 cm, nimmt aber an Langtrieben noch zu. Ober- seits ist es stumpf hell- bis sattgrün, unterseits heller gefärbt, meist bläulichgrün, bis fast bläulichweiß, sowie leicht anliegend seidenhaarig. Die Blattadern treten unterseits ziemlich stark her- vor. Wundervoll ist die Blüte. Man könnte sie als die schönste der Magnolienblüten bezeichnen. Sie ist durchaus nicht so klein, als man dem Namen nach annehmen könnte, sondern erreicht die ansehnliche Breite von 8 — 10 cm. Auf 4 — 5 cm hohem Stiele stehend, entfaltet sie sich zu einer gut geschlossenen, schönen Becher- bis Schalenform. Die rundlich-ovalen, dicklichen Blüten- blättchen glänzen im reinsten, satten Atlasweiß. Innen, am Grunde der Blüte, stehen um die grünlichgelben, etwa 2' « cm hohen Fruchtknoten, kranzförmig angeordnet, eine große Anzahl hornartig gekrümmter, fleischiger Staubblättchen von prächtig leuchtend- karmesinroter Färbung. Der Gegensatz zwischen dem Rot der Staubblättchen und dem Weiß der Blütenblättchen gibt der schön geformten Blüte ihren eigenen, feinen Reiz, der durch einen leichten Duft noch angenehmer wird. Die Hauptblütezeit fällt in die Monate Juni und Juli, doch bilden sich den ganzen Sommer hindurch eine kleine Anzahl Blüten, so daß der Strauch fast bis zum Herbst hin kaum jemals blütenlos ist. Gerade diese Eigenschaft gibt der M. parviflora einen großen Zierwert, der nicht genug gewürdigt werden kann. Der Wuchs des Strauches ist gesund und gut, doch etwas langsam im Ver- hältnis zu den anderen Arten, immerhin aber bedeutend rascher als der von M. stellata. Dadurch bleibt seine Ausdehnung eine beschränkte. Der größte Strauch, den ich bisher sah, hatte etwa reichlich 3 m Höhe, bei ziemlich gleicher Breite. Da er noch ver- hältnismäßig jung war, ist wohl anzunehmen , daß sich unter günstigen Umständen seine Größe im Laufe der Jahre noch verdoppelt. Viel seltener noch als vorige Art ist bisher AI. salicifolia Maxim, geblieben. Obschon der Wissenschaft recht lange bekannt, geschah ihre Einführung in unsere Kulturen erst in neuerer Zeit. Gleich voriger Art, ist auch diese in Japan heimisch, dort in lichten Bergwäldern in Höhen von 600 bis über 1000 m vor- kommend. Auch sie bildet in der Heimat einen kleinen Baum, und dürfte auch bei uns in günstigen Lagen, infolge ihres flotten Wuchses, baumartig werden. Bisher sind mir nur jüngere, strauch- artige Exemplare zu Gesicht gekommen. Im Gegensatz zur vorigen, ist dieser Art ein schlanker, aufstrebender, locker verzweigter Bau eigen, und ihre ziemlich langen und verhältnismäßig dünnen Jahres- XX, o4 Ilj (j ai LüU weit. 403 triebe, besonders aber ihre auffallend schmale, beinahe weiden- ähnliche Belaubung sind ganz besonders kennzeichnende Eigen- schaften. Recht hübsch ist der junge, meist bräunlich bis rötlich getönte Austrieb; die dann hellgrüne, kahle Rinde der jungen Triebe wird später rötlichbraun. Das im Mittel 8 — 16:2',— 6 cm große Blatt ist von ovallanzettlicher Form mit rundlichem bis keilförmigem Grunde; seine Färbung ist oberseits mattgrün, unterseits auf- fallend bläulichweiß bereift, oft fast silbrig glänzend, sowie an- liegend flaumhaarig. Eine besondere Eigenart des Blattes ist seine dünne, hautartige Beschaffenheit, während doch die Belaubung der Magnolie im allgemeinen derb, fast lederig ist. Beim Zerreiben desselben entströmt ihm ein eigenartiger Geruch. Schon im April erblühen die endständig kurzer Seitentriebe stehenden stark ge- stielten Blüten, die eine gewisse Aehnlichkeit mit denen der M. stellata haben, sich von diesen aber sofort durch die weit ge- ringere Anzahl der Blütenblättdien unterscheiden. Am nächsten kommen sie einer Mittelstellung zwischen M. stellata und M. Kobus. Die geöffnete Blüte, die einen recht lockeren Bau zeigt, hat etwa 8 — 12 cm Breite und strömt einen feinen Wohlgeruch aus. Die reinweißen Blütenblättchen sind von länglicher bis verkehrt ovaler Form und 5 — 6 cm lang bei etwa 12 — 18 mm Breite, sehen also ziemlich bandartig aus. Recht hübsch heben sich von ihnen die in ihrer Mitte um den Fruchtknoten stehenden rosaroten Staub- blätter ab. M. salicifolia steht der M. Kobus sehr nahe und wird bis- weilen mit dieser verwechselt, ist auch schon mit stellata ver- wechselt worden. Ein solcher Irrtum kann allerdings nur dem passieren, der niemals die echte salicifolia gesehen hat. Der schlanke, aufrechte Wuchs, die gertigen, hellgrünen Jahres- triebe, besonders aber das schmale, unterseits lebhaft bläu- lichweiße, fast weidenähnliche Blatt lassen einen Zweifel über diese Art eigentlich gar nicht aufkommen. Bisher sind beide bespro- chenen Arten noch sehr wenig bekannt geworden und noch weniger sind sie angepflanzt. Der meiste Grund liegt wohl teils daran, daß die Anzucht von parviflora verhältnismäßig langsam vor sich geht, während salicifolia sich eben kaum ein Jahrzehnt lang in unseren Kul- turen heimisch gemacht hat. Viel liegt allerdings auch an dem geringen Interesse, das man heutigentags den Gehölzen im allgemeinen entgegenbringt. Zu wünschen ist es sehr, daß beiden Magnolien bald eine rege Beachtung zuteil würde, nicht nur vom Gehölzliebhaber an und für sich, sondern vom Gartenfreund im allgemeinen. Wieviel Gutes könnten hier unsere Landschafter wirken, aber leider versagen sie grade in dieser Richtung so voll- ständig; leider! M. parviflora, wie auch M. salicifolia sind beides recht wertvolle Blütensträucher. Be- sonders erstere ist als solcher hoch zu schätzen, während lelz- Magnolia parviflora. Nach einer vom Verfasser für die ,, Gartenwelt" ^gefertigten Aufnahme. tere nebst der Blüte einen besonderen Zierwert durch die schöne Belaubung besitzt. Dies besonders dann, wenn der Wind sein Spiel mit dem Laubwerk treibt und das frische Lichtgrün der Blattoberseite im Gegensatz zu dem hellen Bläulichweiß der Unterseite reizende Augenblicksbilder hervorzaubert. Beide Arten haben bisher eine beträchtliche Widerstandsfähigkeit gegen Winterfrost gezeigt; immerhin sollte man bei ihrer Anpflanzung sehr frostige , stürmische Standorte vermeiden und mehr warme, windgeschützte Lagen aussuchen. Auch das Wachstum beider ist ein gesundes, freudiges. Während aber parviflora meist kurze, stämmige Jahrestriebe macht, also auch nur allmählich an Größe zunimmt, bildet salicifolia zahlreiche lange, schlanke Ruten und hebt sich bald aus der Umgebung hervor. Ein etwas freier, immerhin geschützter Standort in Einzelstellung ist beiden zu geben. Beide bevorzugen einen durchlässigen, sandig-humosen Boden, der nicht zu trocken sein darf. Besonders salicifolia zeigt sich für eine mäßige, aber gleichbleibende Feuchtigkeit sehr dankbar, während parviflora in anmoorigem Boden sehr freudigen Wuchs zeitigt. Kache. Zeit- und Streitfragen. Unsere Gärtnerinnen nach dem Kriege. Von R. Hartnauer, Gartenbauinspektor, Leverkusen bei Köln. Eine Reiiie von Zuschriften aus Gärtnerinnenkreisen, oder doch solchen, die ernstlich Gärtnerinnen werden wollen, gibt mir Veranlassung, nochmals auf die Angelegenheit zurück- zukommen. Aus allen Zuschriften geht der Wunsch hervor, es auf dem von mir vorgeschlagenen Wege der rein praktischen Aus- bildung in gewerblichen Gärt- nereien zu versuchen. Außer- dem aber scheinen meine Ausführungen als Angriff auf eine Gärtnerinnenschule auf- gefaßt worden zu sein, was jedoch durchaus nicht die Absicht war. Wenn ich eine Schule mit Namen genannt habe, so soll sie deswegen nichtbesserund nicht schlechter sein als die andern nicht ge- nannten Gärtnerinnenschulen. An einer Schule sollen die Schülerinnen sogar eine Reihe von Aenderungen des Lehrplanes, zugunsten ver- tiefter praktischer Ausbildung, beantragt haben ; hoffentlich bleibt der Erfolg nicht aus. Jedenfalls zeugt das von einem gesunden Sinn der werdenden Gärtnerinnen. Mein Appell geht heute deshalb an die Berufskollegen, es gleichfalls mit weiblichen Lehrlingen zu versuchen, da- mit die Schwierigkeiten der Unterbringung von jungen Mädchen, die ernstlich einen Lebensberuf erringen wollen, beseitigt werden. 404 Die U a r t ü u w e 1 1. XX, 34 Eine ganze Reihe von Bewerberinnen aus guten Familien kann bei mir in Erfahrung gebracht werden. Alle haben eingesehen, daß sie beim Besuch einer Gärtnerinnenschule nicht zum Ziele einer genügenden Handfertigkeit sowie zu grundlegenden praktischen Kenntnissen gelangen. Es freut mich besonders, die Zuschrift einer Gärtnerin, Fräulein Hanna Kraepelin aus München, veröffentlichen zu können, wenn auch die Ansichten der jungen Dame, so- weit sie tieferliegende soziale Probleme berühren, noch wenig abgeklärt sind. Fräulein Kraepelin hat aus meinem vorigen Aufsatz heraus- gelesen, daß ich die höhere Bildung für ein Hindernis der Tüchtigkeit der Gärtnerin ansehe. Das ist natürlich nicht gemeint ; aber ich halte das Abitur weder für den Garten- künstlerberuf noch für die Gärtnerinnentätigkeit notwendig, sondern für einen höchst überflüssigen Luxus — natürlich nur im beruflichen Sinne — , der mit zwei Schuljahren mehr, die doch der beruflichen Ausbildung zugute kommen können, zu hochbezahlt ist. Früherwars so: Wer Ingenieur werden wollte, konnte mit Obertertiazeugnis und vier Jahren Praxis aufs Polytechnikum gehen, oder aber mit Obersekundazeugnis und einjähriger Lehrzeit. Die erstgenannten Studenten sollen aber im Durchschnitt eine bessere Auffassungsgabe für tech- nische Fächer gehabt und im späteren Leben besser ihren Mann gestanden haben. Später war das Einjährige Mindestforde- rung für das Studium, und heute ist es das Abitur allein, welches zum Diplomexamen berechtigt; aber nicht, weil sich herausgestellt hat, daß nur so ein richtig gehender Ingenieur zu erzielen sei. Gott bewahre ! Die Anzahl der Anwärter war eben zu groß und mußte eingeschränkt werden. Aehnliche Bestrebungen sind ja auch in unserem Beruf im Gange. Bildung ist in jedem Falle gut und am besten da, wo sie beruflich voll ausgenutzt werden kann, was bei den Gärtnerinnen in dem von mir vertretenen Sinne als „Facharbeiterinnen" ausgeschlossen erscheint. Nun hat Frl. Kraepelin das Wort, wobei ich mir einige Anmerkungen, durch kleinere Schrift gekennzeichnet, gestatte. „Durch Ihren Artikel in der „Gartenwelt" aufmerksam gemacht, möchte ich Ihnen als eine Vertreterin des Gärtner- standes meine volle Zustimmung aussprechen. Doch sind Sie meines Erachtens mit den Töchterschulgärtnerinnen etwas zu streng ins Gericht gegangen. Sie nehmen sie und ihre Ab- sicht Gärtnerinnen zu werden zu ernst, während sie doch nur zum Zweck der Zeitausfüllung bis zum heiratsfähigen Alter eine Gartenbauschule besuchen." Dafür ist aber der Gärtnerberuf zu schade. „Es könnte ebensogut eine Wirtschaftsschule oder irgend- ein anderes Pensionat sein, das sie heimsuchen. Sind sie dann wirklich später gezwungen, mit dem Gelernten, oder besser nicht Gelernten ihren Unterhalt zu verdienen, ver- stehen sie natürlich nicht zu arbeiten, weil sie gewöhnt sind, auf einem Quadratmeter zu sechs umzugraben. Ich für mein Teil habe mich denn auch entschlossen, in richtigen Gärtnerei- betrieben meine vier praktischen Jahre abzudienen und dann vier Semester auf der Gärtnerlehranstalt zu studieren. Das erste Jahr, das ich hier im Botanischen Garten zugebracht habe, ist bald abgelaufen und ich werde mich vom September ab in einem andern Zweig der Gärtnerei weiterbilden. In dem einen Punkt stimme ich nicht ganz mit Ihnen überein, daß Sie nämlich die Bildung als Hindernis für die Tüchtigkeit der Gärtnerin ansehen. Aber was sind die Bei- spiele, die Sie anführen, anderes als Beweise der Unbildung? Ich habe das Abitur gemacht, dadurch erst das konzen- trierte geistige Arbeiten gelernt, und habe jetzt genügend Ausdauer und Willenskraft für die Anforderungen, die die körperliche Arbeit an mich stellen. Auch habe ich es nie als lästig empfunden, daß ich mir die lateinischen und griechischen Pflanzennamen erklären kann und mich in der Freizeit mit höheren Sachen beschäftigen konnte. Selbst- verständlich will ich damit nicht gesagt haben, daß ich für eine Gärtnerin akademische Bildung für notwendig halte, sondern nur eine etwas ernstere naturwissenschaftliche Vor- bildung, wie sie die Mädchen in den Fortbildungsschulen in der Hauswirtschaft bekommen. Ihr Bestreben geht dahin, Mädchen aus dem bürgerlichen Mittelstand für die Gärtnerei auszubilden. Ja, aber auf die Ausbildung für die minderbemittelten Mädchen wird gar kein Gewicht gelegt. Möglichst schnell verdienen ! heißt es da, und so werden sie als Laden-, Wasser- (zukünftige Kellne- rinnen) und Küchenmädchen irgendwo hingestopft und ihrem Schicksal überlassen. Sie verdienen sich aber dann ihren Unterhalt selbst und sind den Eltern keine Last mehr. Als Gärtnerlehrling jedoch müssen sie die 2 — 3 Jahre Lehrzeit gan% oder teilweise von ihren Angehörigen erhalten werden." Der bürgerliche Mittelstand schickt seine Töchter auf Konser- vatorien, Lelirerinnenseminare, Handelsschulen usw. Die Ladne- rinnen, Wasser- und Küchenmädchen rekrutieren sich doch wohl aus den arbeitnehmenden Handwerker- und Arbeiterkreisen, nicht aus dem bürgerlichen Mittelstand. Die Aufwendungen für Er- ziehung der Kinder stehen gerade beim Mittelstand, besonders bei Subaltern- und Privatbeamten, in argem Mißverhältnis zu dem geringen Einkommen des Vaters. Die Familie schränkt ihren Lebensunterhalt oft sehr ein, um den Kindern eine „über" ihren Stand gehende Ausbildung zuteil werden zu lassen, namentlich aber den Töchtern, damit diese nicht einzig auf eine Heirat an- gewiesen sind. „Treten die Mädchen wie die jungen Burschen nach ihrer Schulzeit mit 14 — 15 Jahren in eine Gärtnerei ein, so werden sie es nicht leicht haben, sich als Lehrlinge den Gehilfen und als Mädchen den jungen Leuten gegenüber eine richtige Stellung zu verschaffen. Wenn sie da nicht einen gewissen Grad von Bildung besitzen, werden sie nie den richtigen Abstand wahren können, der bei der fortwährenden gemein- samen Arbeit doch ein gutes Verhältnis wahrt. Gerade dann ist dies nötig, wenn auch eine gemeinsame Dienstwohnung vorhanden ist." Der Grad der Schulbildung wird bestimmt durch die Ansprüche des Berufs. Leider sind diese Ansprüche bei sehr vielen Berufen künstlich in die Höhe geschraubt ; nicht weil erforderlich, sondern um die Anwärterzahl zu verringern, haben die meisten Berufe die Grundlagen höher gesetzt. Wenn das so weiter geht, gibt es nur noch „akademisch" oder sonstwie „schwer geprüfte" Menschen. Gott sei Dank wird die Not der Zeit nach Beendigung des Krieges hier Wandel schaffen. Daß nun ein höherer Bildungsgrad der Gärtnerin sie vor den Anfechtungen des Lebens in sexueller Hinsicht bewahrt, indem der „richtige Abstand" gewahrt wird, ist eine der am häufigsten wiederkehrenden Redensarten der Gärtnerinnenschulen. Das ist eine rein persönliche Frage und eben je nach Veranlagung in dieser Beziehung für jedes Einzelwesen verschieden. Die Beispiele des täglichen Lebens , Herrin und Kraflwagenführer, Baronin und Kammerdiener, werden sich wohl stets wiederholen. „Zum Schluß kommt noch hinzu, daß die durchschnitt- liche Veranlagung und Neigung der Mädchen aus dem Volke gar nicht nach der gärtnerischen Seite liegt." Bleibt abzuwarten. „Weshalb zögen es sonst die Mädchen vom Lande vor. XX, 34 Die G-: u w e i t. 427 Die doldentraubenförmigen Rispen tragen 15 — 20 leuchtend- scharlachrote Blüten ; sie haben ungefähr 4 cm Durchmesser (siehe Abbildung: '/i der natürlichen Größe) und stehen an dem blattlosen Endtriebe. Die Blumen öffnen sich nach und nach und halten sich ungefähr drei Monate schön. Wenn die Rispe ganz offen ist, erregt die Pflanze durch ihre eigenartige, leuchtende Farbe, die derjenigen der Anthurien ähnlich ist, unsere Aufmerksamkeit. Man zieht dies Epidendrum am besten in einem Topf mit lockerer Orchideeoerde und gutem Abzüge. Um selten blühende Pflanzen dieser Art besser zum Blühen zu bringen, empfiehlt es sich, die langen Stengel herabzubinden oder sie um einige Stäbe herumzuleiten. Hermann Grupp, Eßlingen a. N. Im nächsten Frühjahr wird beabsichtigt, die Fläche der Lotos- pflanzen in den ersten vier Wochen nach der Heizung unter Glas zu halten, um die erste Entwicklung zu beschleunigen. In Haibau bei Kohlfurt gelangten durch Garteninspektor Auf- lauf in dem ungeheizten, sehr geschützt liegenden Teiche am Schlosse des Grafen von Hochberg seit Jahren Lotospflanzen, im Freien ausgepflanzt und überwintert, zur Blüte. Stammler, Liegnitz. Manigf altiges. Sumpf- und Wasserpflanzen. Nelumbium, Lotosblume, In Nr. 32 schildert Herr Dr. Kanne- gießer in Braunfels Freilandkulturergebnisse mit Lotosblumen und wirft die Frage auf, ob wohl noch an andern Stellen in Deutsch- land Lotospflanzen mit Erfolg im Freien überwintert werden. Lotos- pflanzen sind jedenfalls schon an den verschiedensten Orten Deutsch- lands mit mehr oder weniger Erfolg im Freien ausgepflanzt und auch überwintert worden. Im hiesigen Stadtpark wurde im Jahre 1905 ein kleiner heizbarer Teich von 100 Geviertmeter Größe im Freien angelegt, in welchem neben Viktoria Regia und Cruciana, Nymphaeen und sonstigen tropischen Wasserpflanzen auch Nelum- bium speciosum alljährlich ausgepflanzt wurden. In heißen Jahren kamen die Lotos zur prächtigsten Blütenentwicklung, in kühleren Sommern gelangten die meist reichlich vorhandenen Knospen nur spärlich oder gar nicht zum Aufblühen. Im Jahre 1910 wurde ein 1000 Geviertmeter umfassender heizbarer Teich angelegt, in welchem in größerem Maßstabe auch Lotosblumen ausgepflanzt wurden. Alljährlich stellte sich jedoch heraus , daß durch die Ueberwinterung der Lotospflanzen im Gewächshause eine größere Anzahl der fleischigen Wurzelstöcke zugrunde gingen und daß die Pflanzen in Frühjahre immer erst mehrerer Wochen Zeit bedürfen, um einzu- wurzeln und sich zu erholen. Seit fünf Jahren wurden die Lotospflanzen, die eine Fläche von 60 Geviertmeter bedecken, im Teiche überwintert. Der Teich wird im Oktober abgelassen und die Lotosfläche sehr stark mit Laub eingedeckt. Anfang Mai wird die Laubdecke entfernt und der Teich voll Wasser gelassen. In kurzer Zeit erscheinen dann die Triebe der Lotos. Ende Mai beginnt die Heizung des Teiches. Im Sommer 1915 wurden über 30 schön entwickelte Blumen gezählt. Leider ist der diesjährige Sommer für die Lotospflanzen sehr ungünstig, da wir jetzt, Mitte August, erst die ersten warmen Nächte zu verzeichnen haben. Die Folge davon ist, daß die zahlreichen Knospen nicht zur Blüte gelangten, die Knospen der Viktoria Regia, von welcher 4 Stück sich sonst normal entwickelt haben, blühten ebenfalls bis heute nicht auf, während die 4 Stück prächtigen Vik- toria Cruciana in diesem Sommer neben schön entwickelten Blättern schon dreißig kräftige Blüten brachten. Auch die Blütenpracht der großen Anzahl tropischer Nymphaeen in den verschiedensten Sorten ist in diesem Epidendrum Jahre, trotz des ungünstigen Wetters, Nach einer vom Verfasser ausgezeichnet. gefertigten Z Der Einfluß der Türkei und des Orientes auf unsern Gartenbau. Von Dr. phil. Edm. Scheibener, St. Gallen (Schweiz). (Schluß.) Stets auch labte der Orientale sich an Wohlgerüchen und ver- stand es schon in frühester Zeit, sich kostbare Salben und Oele zu bereiten. Kein Wunder, daß auch der Türke Pflanzen mit wohlriechenden Blüten in seinen Gärten hegte, wie besonders den Flieder (Syringa), dessen Bezeichnung „lilas", die seither von der Farbe der Fliederblüten als feststehender Farbbegriff „lila" in unsern Wortschatz überging, im französischen aber sowohl Farbe als Flieder selbst bezeichnet, geradezu von der türkischen Be- nennung der Pflanze stammt. Der heute wohl in keinem einzigen Garten mehr fehlende Strauch wurde 1560 erstmals in einem einzigen Exemplar durch Busbequius nach Wien gebracht, wovon alle die unzähligen anderen Exemplare abstammen. Auch die Nelke, diese heute so außerordentlich beliebte Zierblume, wurde im mohammedanischen Orient zur Gartenpflanze erhoben und kam zur Zeit der Kreuzzüge im 13. Jahrhundert nach Mitteleuropa. Das Wort „Nelke" ist aus „Nägelein", „Nägelken", wie sie heute noch beim Volke heißt, verkürzt. Ursprünglich bezeichnete man damit die Gewürznelken oder Gewürznägelein (die Blütenknospen des Gewürznelkenbaumes, Caryophyllus aromaticus) wegen ihrer Aehn- lichkeit mit Nägeln, und, als die Nelke aus dem Oriente bei uns eingeführt wurde, übertrug man diesen Namen auf die ähnliche Nagelgestalt und nicht minder aromatischen Geruch auf- weisende Gartenpflanze. Auch der Jasmin (Jasminum grandiflorum) ist ein Kind des Orientes. Seit alters benützen die Türken die langen bieg- samen Aeste als Pfeifenrohre. Eine andere Art (J. Sambac), der ursprüng- lich aus Ostindien stammende ara- bische Jasmin oder Sambac, ist gleichfalls bei den Türken sehr beliebt, hauchen doch dessen Blüten, da sie auf Befruchtung durch Nachtfalter an- gewiesen sind, nach Sonnenuntergang einen betäubenden Duft aus. Die „Königin der Blumen" aber, die herrlich duftende Rose, ist mit ihrer Blütenblätterfülle und ihren wundersamen Farben wie bei uns, so auch seit alter Zeit im Oriente eine hochangesehene Pflanze, und nicht ohne Grund, scheint doch in jenen Gegenden eine herrlichere Sonne von einem blaueren Himmel. Auf einen frühzeitigen Frühling folgt ein heißer, langer Sommer, und selbst der Winter regiert mit großer Milde. Ist nur das nötige Wasser vorhanden, so gedeiht alles in unerhörter Pracht und Fülle. Alle aber übertrifft die Rose, und radicans. wie auch unser Volk glaubt, daß die für die „Gartenwelt" Rosen hervorgegangen aus dem für elchnung. große Taten vergossenen Blute, so 428 Die Garteuwelt. XX, 36 knüpft auch der Türke seine Legenden an die Blume. So duldet er nicht, daß ein Rosenblatt im Staube des Erdbodens liege; denn er ist der Ansicht, daß die Rose aus den Schweißtropfen hervor- gegangen, die Mohammed auf seiner nächtlichen Himmelfahrt ver- goß. „Auf dem angeblichen Grabe des von den schiitischen Persern verehrten vierten Kalifen Ali ben Abu Taleb, dem treuesten Ge- fährten Mohammeds und Gemahl seiner Tochter Fatime, der 656 nach Othmans Ermordung zum Beherrscher der Gläubigen erhoben, aber 661 in Kufa ebenfalls ermordet wurde, sah der Reisende Vamberg bei Messar in der Nähe des heutigen Belch — früher Baktra — die wunderwirkenden, roten, angeblich aus des Kalifen Blut hervorgesproßten Rosen, die ihm in der Tat an Geruch und Farbe alle anderen zu übertreffen schienen, und die, weil sie nach der islamitischen Lokalsage nirgend anderswo gedeihen sollen, auch nirgends angepflanzt werden." (Reinhardt.) Aus Persien stammt auch die herrliche Centifolie, wo sie fast das ganze Jahr durch in wundersamen und prächtig duftenden Sorten blüht. Persische Dichter, wie der berühmte Firdüsi, d. h. der Himmlische, haben sie in unzähligen ihrer Werke besungen, feierten sie als Königin der Blumen und dichteten in ihrer bilder- reichen Sprache von der Rose Liebe zur Nachtigal. *) Wer auch hätte nicht sdion gehört von der Pracht der Rosenfelder in Schi ras. Und welchen Ruhm genoß nicht seit Jahrhunderten das orientalische Rosenöl, das schon im 9. Jahrhundert von persischen Aerzten ge- wonnen wurde. Bald war diese Kunst an der ältesten Stätte ihrer Ausübung, in Schiras, so verbreitet, daß der Staat eine Steuer darauf legte. Von Persien kam die Kunst der Destillation über Konstantinopel nach dem Balkan und noch heute ist Ka- san lik am Südabhange des Balkangebirges in Bulgarien eine Haupterzeugungsstätte von Rosenöl.**) Blüht doch dort an *) Keine eigentliche Nachtigal, sondern eine „Bülbül" genannte Kurzfußdrossel, die zur „Nachtigal" nur durch die Uebersetzer der betreffenden persischen Dichter wurde. **) Meist jedoch wird das Rosenöl, eben wegen seiner Kostbar- keit, gefälscht. Dies ist nur dadurch möglich, daß derselbe Wohl- geruch sich auf ganz verschiedenen Pflanzen findet. „Am meisten," schreibt Reinhardt, „dient dazu das Oel, das in Almeria in in Spanien, dann auch in Algerien und seit 1887 besonders auf der Insel Reunion aus den Blättern des hochrote Blüten auf- weisenden, bis 1,6 m Höhe erreichenden Rosengeraniums (Pelargonium roseum) gewonnen wird. Dieses wird wiederum mit dem indischen Lemongrasöl verfälscht, das aus dem in Südindien heimischen bläulichgrauen Lemongras (Andropogon Schoenanthus) gewonnen wird. Wie mit diesen beiden ätherischen Oelen wird das Rosenöl auch mit dem überaus wohlriechenden, balsamartigen, ätherischen Oele verfälscht, das aus dem Holze des in Argentinien und Paraguay wachsenden, 18m hohen Gujakbaumes (Bulnesia Sarmienti) gewonnen wird und eine Ausbeute von 5,4 Proz. liefert. Meist wird von den bulgarischen Rosenölfabrikanten das billige ostindische, als Palmarosaöl bezeichnete Lemongrasöl zum Ver- fälschen benutzt, von dem jährlich an 1000 kg dort eingeführt werden. Demnach ist also nicht weniger als ein Drittel des bul- garischen „Rosenöls", von dem 1 kg im Großhandel gegen 800 M kostet, ostindisches Lemongras- oder Palmarosaöl, von dem 1 kg im Großhandel auf 23 M zu stehen kommt. Dabei wissen die Bulgaren mit der größten Raffiniertheit die Kontrolle des Staates und die beaufsichtigenden Beamten zu überlisten. Sie wissen dem Lemongrasöl durch längeres Stehen an der Sonne seine Schärfe zu nehmen und ihm einen dem Rosenöl ähnlicheren Geruch zu verleihen und besprengen dann mit diesem Oel die frischgepflückten Rosenblüten schon auf dem Felde, so daß der im Destillierraum die Prüfung vornehmende Beamte nie andere als solche mit Lemon- grasöl bespritzte Rosenblumenblätter zu Gesicht bekommt. Wer nun auch immer für schweres Geld erworbene kleine Glasfläschchien mit einigen Tropfen Inhalt aus der Türkei nach Hause bringt, kann sicher sein, kein reines Rosenöl gekauft zu haben; oft iiat er nur Geranium- oder das noch billigere Lemongrasöl eingehandelt. Hecken die Damascenerrose in solchen Mengen, daß trotz der höchst primitiven Destillation alljährlich an 3000 kg Rosenöl gewonnen werden. Durch die Araber kam das Destillationsverfahren im 10. Jahrhundert zunächst nach Spanien und von dort nach Frankreich und erst sehr spät auch nach Deutschland. Die aus Persien stammende Centifolie, welche schon im Alter- tum über die Mittelmeerländer verbreitet war, ist diejenige Unterart der in diesen Gegenden heimischen Provencerose (Rosa gallica), welche hier zunächst ausschließlich bekannt war. Nun wurde .ii die Centifolie vielfach mit der Provencerose ge- Ij kreuzt und ergab so die ältesten Rosen h y brid en der Gärtner. Eine uralte Gartenrose ging auch durch Kreuzung der Centifolie mit der Hundsrose hervor, die Damascenerrose. Wie die Centifolie 1332 aus Persien zunäclist nach Süddeutschland gelangte, so brachte der französische Ritter Robert von Brie zur Zeit der Kreuzzüge die Damascenerrose nach seinem Schlosse Provins in der Champagne, wo sie kultiviert und durch Ableger weiter verbreitet wurde. Eine beliebte, aus dem Oriente stammende Zierpflanze ist auch der sogenannte Eibisch (Hibiscus syriacus), der im Freien unter Bedeckung überwintert. Auch die meisten unserer v i e 1 b e gehr t en Fruchf- bäume kommen aus dem Oriente, wie Apfel und Birne, die Quitte (nördliches Persien, kaspisches Meer, Süden des Kaukasus, Armenien und Kleinasien), sodann der Granat- apfel (Punica Granatum), die Mispel (Mespilus germanica), die Kirsche (Prunus avium), endlich die Mandeln, Pflaumen und Zwetschen. Aber diese Pflanzen kamen nicht über die Türkei nach Europa, wie die bisher genannten, sondern wurden schon im Altertum bekannt und gelangten durch die Kriegs- eroberungszüge, sowie die Handelsbeziehungen der Mittelmeer- völker nach Italien, von wo sie die Römer auf ihren Militärstationen auch jenseits der Alpen pflanzten und sie in Germanien verbreiteten. Merkwürdige Wege und uralte Handelsbeziehungen verrät der Weg von P f i r s i ch und Aprikose, die beide aus Zentralasien kommen. Zwar wuchsen auch in Deutschlands Wäldern von jeher Birnen, Aepfel und Kirschen, aber sie waren sauer und unansehnlich, und obgleich sie als Nahrungsmittel jedenfalls benützt wurden, und zwar schon zurzeit der Pfahlbauer, wie die Funde an solchen Stätten beweisen, so verstanden die alten Germanen die Kunst der Veredelung nicht, und als später die neuen und süßen Früchte des Südens kamen, wurden die bescheidenen einheimischen bald mißachtet, lieferten doch oft die Neulinge auf deutscher Erde herrlichere und wohlschmeckendere Früchte als in ihrer ursprüng- lichen Heimat, wie die Kirsche und die Traube. Nur einige der vielen Prunusarten kamen durch die Türken selbst nach Europa, wie die aus Turkestan stammende großfrüchtige Zwetsche (Prunus insifitia), die erst vor 400 Jahren bei uns bekannt wurde, und zwar durch ihre massenhafte Ausfuhr aus Ungarn und Mähren, wohin sie von der Türkei aus gelangt war. In Großem wird diese großfrüchtige so- genannte „Türkenzwetsche" in Europa seit längerer Zeit besonders an der unteren Donau gezogen. Dort begegnet man in Bosnien ganzen Wäldern dieser Bäume, deren Früchte im Herbste 4 bis 6 Wochen lang die Hauptnahrung der Bevölkerung bilden und in Großem ausgeführt werden. Von dem überreichen Ertrag wird auch ein beliebter Branntwein hergestellt, der in Unmengen im Lande selbst verbraucht wird und auch zur Ausfuhr kommt. — Auch die von der in Turkestan und Vorderasien heimischen und in Persien angebauten Kirschpflaume {Prunus cerasifera) ab- stammende Mirabelle kam erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahr- hunderts in Mitteleuropa in Aufnahme. Andere Geschenke der Türkei sind die Gartenranunkel (Ranunculus asiaticus), die Lieblingsblume Mohammed IV., die dieser in allen ihren Formen aus seines weiten Reiches Provinzen in den Gärten seiner Hauptstadt pflanzte und welche dann von dort durch Kaufleute nach Italien und weiter durch Deutschland nach den Niederlanden kam. Schließlich ist auch noch die süß- duftende Mimose oder Acacia farnesiana zu erwähnen; ihr XX, 36 Die Gartenwelt. 429 italienischer Name „goggia di Constantinopoli" verrät deutlich, an welchem Punkte sie den Boden Europas zuerst betrat. Daß indessen der nicht nur als Zierpflanze, sondern auch als Nahrungsmittel sehr geschätzte Mais aus der Türkei stammt, wie noch allgemein im Volke geglaubt wird, ist falsch, wenn auch seine Namen „Türken", wie im Schweizerisch St. Gallischen Rhein- tal, oder „türkischer Weizen" darauf schließen ließen. Er stammt vielmehr aus Amerika, wo ihn die Spanier auf ihren Entdeckungs- fahrten schon überall angebaut fanden. Dagegen ist eine andere wichtige Nährpfianze, der Buchweizen {Fagopyrum esculenium), durch die Türken nach Europa gekommen und wäre somit ein prächtiges Beispiel für Wanderungen von Kulturpflanzen in Be- gleitung des Menschen. Sclion wurde gesagt, daß die Türken ursprünglich aus den Steppen Turkestans stammten, von wo sie durch räuberische Einfälle zentralasiatischer Mongolenstämme ver- trieben wurden. Da die Heimat des Buchweizens nun in der Mongolei liegt, so wäre es wohl möglich, daß die Türken ihn vielleicht durch Vermittlung von Nachbarvölkern schon in ihrer ursprünglichen Heimat kannten und die Pflanze als richtige Nähr- pflanze bei ihrem Aufbruche mit sich führten. Mit der Ausdehnung der Herrschaft der Türken gelangte der Buchweizen sodann nach Kleinasien und den Mittelmeerländern, wo ihn nun die Araber, die damals allgemein als Sarazenen bezeichnet wurden, kennen lernten. Diese brachten ihn an die westeuropäischen Gestade des Mittelmeeres, worauf die französische Bezeichnung „ble sarasin" = Sarazenenkorn, wohl schließen läßt. Jedenfalls verbreitete sich diese Pflanze als Kulturpflanze sehr rasch durch ganz Europa und wurde bald zum „Brot der Armen". Da sie in Norddeutschland „Tatarkorn" heißt, was soviel als „Korn der Tataren" bedeutet, so meint eine andere Theorie, daß der Buchweizen durch die Tataren über Rußland nach Europa gekommen wäre. Da aber auch die Tataren aus der Heimat des Buchweizens stammen, so können gar wohl beide Wege möglich sein, einmal von Zentral- asien durch die Türken und Araber nach Westeuropa, andererseits durch die Tataren über Rußland nach Osteuropa. Sei dem wie ihm wolle, die Türken haben uns mit mancher uns neuen Pflanze ihrer Heimat bekannt gemacht, die wir heute nicht mehr missen möchten und die besonders als Zierpflanzen zu großer Bedeutung gelangten, wie Flieder, Rosen, Tulpen, Hyazinthen und Nelken. Wir stehen heute gleichfalls wieder an einem Wendepunkte der Geschichte, wie damals, als Konstantinopel erstmals von den Osmanen erobert wurde. Vielleicht, daß durch die nun angebahnte Erschließung des Orientes durch Deutschland manche Pflanze jener oft noch ganz ungenügend durchforschten Ländereien der künftigen deutschen Gärtnerei zugute kommt. Die als Gartenpest in Ni. 33 beschriebene Krankheit, die als Hautfriesel bekannt ist und sich durch Jucken sehr unangenehm bemerkbar macht, ist die Herbstgrasmilbe, l^eptus autumnalis. Diese sechsbeinige Milbe, die wahrscheinlich die Larvenform einer anderen Art ist, tritt in diesem Jahre sehr stark auf. Auf meinen Inspizierungen der ziemlich weit von der Stadt entfernten Vorort- friedhöfe benutze ich oft Feldwege, die seitlich stark mit Gras bewachsen sind. Um bei trockenem Wetter den Staub von den Schuhen zu entfernen, gehe ich dann oft durch dieses Gras. Hier- bei habe ich mich mit dieser Milbe öfters infiziert. In den ersten Fällen habe ich die Ursache nicht entdecken können, bis ich bei genauer Untersuchung die Milbe fand. Durch Betupfen mittelst eines in Sublimatlösung (1 — 1000) getauchten Schwammes, sowie auch mit Benzin, habe ich die Tiere bald vertrieben. Da ich beide Mittel zugleich anwandte, weiß ich nicht, welches am besten ge- holfen hat. Es ist mir unbekannt, welche Mittel im Freien an- gewandt werden können. Wahrscheinlich hilft ein Bestäuben der Rasenflächen mit einem Absud von Tabak , Nikotinseife oder Parasitol. Kittel, Friedhofsinspektor in Düsseldorf. In Ihrer Zeitschrift Nr. 33 befindet sich ein Artikel „Die Gartenpest" von Dr. Kanngießer, Braunfels, wozu ich folgen- des mitzuteilen hätte : Auch hier in Hofheim, am südlichen Taunus, kommt die Herbst- und Erntemilbe vor, und nicht nur an sonnigen Grasabhängen, sondern auch im schweren Gemüseland, und zwar dort sehr stark, so daß auch ich wohl annehmen muß, daß irgendeine Gemüseart der Wirt dieser Tiere ist. Persönlich habe ich unter dieser Plage sehr zu leiden, wohingegen mein Gärtner, wie auch dessen Frau (keine hier geborenen Einwohner) nicht davon befallen werden. Kommt aber in der Zeit, wo diese Milbe auftritt, das ist hier zwischen Ende Juli und Mitte September, Besuch, so hat auch dieser stets unter unangenehmem Juckreiz zu leiden, hervorgerufen durch besagte Milbe. Ein Abreiben mit hochprozentigem Spiritus vor dem Zubettgehen hat bei mir insofern eine günstige Wirkung, als der Juckreiz für einige Zeit verschwindet, jedoch tritt derselbe während der Nacht wieder ein. Als Vor- beugungsmittel soll, soviel ich von meinen Bekannten höre, Kreosot dienen, womit man sich die Füße, bzw. Schuhe, einreiben soll, aber nicht ein jeder mag wohl diesen penetranten Geruch an sich selbst leiden, noch andere empfindliche Nasen demselben aussetzen. Vielleicht erfährt man noch von anderer Seite ein zweckmäßiges Mittel, um diese Plagegeister loszuwerden. J. Mastbaum. Zeit- und Streitfragen. Förderung der Produktion. Von G. Günther, Bonn. Während jetzt fast ausschließlich von der richtigen Verteilung der Lebensmittel die Rede ist, wird die Produktion von Lebens- mitteln und die Gewinnung von Rohprodukten vernachlässigt. Der Ausdruck „vernachlässigt" dürfte richtig sein, denn niemand wird mir bestreiten können, daß auf diesem Gebiete nicht ganz wesent- lich mehr geschehen könnte. Niemand wird bestreiten können, daß die Produktion wichtiger ist, wie die Verteilung. Dem Pro- duzenten müssen bezüglich der Verwertung seiner Erzeugnisse größere Rechte zugestanden werden. Die Vorräte, welche bei Kriegsausbruch im Lande waren, gehen ihrem Ende entgegen. Die Zufuhr aus dem Auslande wird immer geringer und eine Mißernte ist noch keineswegs ausgeschlossen. Eine Kalkulation, die sich auf einen baldigen Friedensschluß stützt, wird stets verkehrt sein. Leider sind Fehler, die in dieser Be- ziehung begangen wurden, nicht mehr abzustellen. Es gibt immer noch Patrioten, die ihr eigenes Krämchen, ihr eigenes Interesse, für viel wichtiger halten, wie das der Gesamtheit. Wenn erst die Volkskraft durch Unterernährung abnimmt, dann ist es für Maß- nahmen zu spät. Bleiben wir uns stets bewußt, daß England als einzige Siegeshoffnung nur unsere wirtschaftliche Vernichtung hat, denn an eine militärische Bezwingung wird selbst kein vernünftiger Engländer mehr glauben. Ob es einen gibt? Ich halte es für dringend notwendig, daß geeignete Schritte unternommen werden, die Förderung der Produktion besser zu organisieren, damit das geleistet wird, was zweifellos geleistet werden kann. Ich hätte nichts dagegen, wenn diese Produktion ganz militarisiert würde. Neben dem Armierungs- den Kultursoldaten. Die oberen Behörden begnügen sich meist mit einer Ver- fügung, und da die nachgeordneten Behörden sowieso alle Hände voll zu tun haben, bleiben die schönsten Anregungen unvollkommen oder überhaupt unausgeführt. Zum Teil ist bei den unteren Be- hörden auch nicht die Ueberzeugung von der Notwendigkeit vor- handen. Es wäre aber viel gescheiter, nicht alle Maßnahmen von den Gemeindeverwaltungen zu erwarten. Für gänzlich verkehrt würde ich es halten, wenn wir solche Fragen nicht öffentlich be- handelten, aus Rücksicht, daß unsere Feinde falsche Schlüsse daraus ziehen könnten. Unsere Feinde haben sich schon so oft ver- rechnet, daß es auf ein paarmal mehr oder weniger nicht ankommt. Ein Vertuschungssystem halte ich für geeigneter, unsere Feinde stutzig zu machen. Ebenso verkehrt ist es von Seiten unserer Landwirtschaft, großartig darauf hinzuweisen, daß sie vollkommen in der Lage wäre, das deutsche Volk zu ernähren. Wenn nicht immer so gesprochen worden wäre, dann hätte man früher größere Anstrengungen gemacht. Derartige Reden, die das Volk in Sicher- 430 Die Garten weit. XX, 36 heit wiegen, haben ganz bedenkliche Folgen. Auf keinen Fall muß man sich einbilden, daß unsere Feinde nicht wüßten, wie es um uns steht. Je rascher und durchgreifender unsere Maßnahmen sind, desto früher werden unsere edlen Vettern jenseits des Kanals die Ueberzeugung gewinnen, daß uns auch auf diese Weise nicht beizukommen ist. Meines Erachtens würden folgende Abteilungen in Betracht kommen: 1. Tierzucht und Futtergewinnung. 2. Jagd und Fischerei. 3. Urbarmachung brachliegender Ländereien. 4. Förderung des Anbaues von Obst, Gemüse, Kartoffeln usw. 5. Anbau von Oelfrüchten. 6. Gewinnung von Faserpflanzen, Gerbstoffen, Sammlung von Wildfrüchten und Kräutern. 7. Abschaffung überflüssiger Tiere. 8. Abfallsammlung und Verwertung. 9. Schutz der Saaten und Felder. Ob jemals eine Statistik gemacht wird, was uns in dieser Zeit an Lebensmitteln durch ungeeignete Maßnahmen verdorben ist! Warum mußte dies geschehen? Die meisten Verfügungen und Verordnungen tragen den Stempel des Ueberhasteten an sich, wie ich schon in Nr. 32 im Artikel Kartoffelversorgung erwähnt habe. Sie sind nicht reiflich genug überlegt und bis zu ihren letzten Kon- sequenzen durchdacht. Viele Verordnungen lassen die Fachleute vermissen. Viele Bestimmungen scheitern an der praktischen Un- durchführbarkeit. Was folgt daraus? Daraus folgt, daß, wenn etwas Ersprießliches geleistet werden soll, Fachleute und Praktiker im weitesten Umfange herangezogen werden müssen. Selbstverständlich ist die Mithilfe der Presse bei allen Unternehmungen erforderlich. Dazu kämen noch, wie es ja schon geschehen ist, Propagandaschriften. Bevor ich zu den einzelnen Abteilungen übergehe, möchte ich noch einige Betrachtungen allgemeiner Natur machen, über Fragen, die unmittelbar mit diesem Thema zusammenhängen. Nach meiner Meinung sind für alle notwendigen Lebensmittel und Bedarfsartikel Höchstpreise zu bestimmen. Die Preisgestaltung lediglich dem Angebot und der Nachfrage zu überlassen, halte ich nicht für angängig, aus dem einfachen Grunde, weil für einen großen Teil der Bevölkerung die notwendigsten Lebensmittel, eben weil sie viel zu knapp sind, unerschwinglich würden. Daß darunter die Förderung der Produktion nicht leiden darf, ist selbstverständ- lich. Letzteres zu verhindern, ist ja der Zweck meiner Ausführung. Die Höchstpreise selbst sind einheitlich für das Reich, und zwar für längere Zeiträume vorher festzusetzen. Sie müssen so- wohl dem Erzeuger wie dem Handel gerecht werden. Ich nehme Bezug auf meinen Artikel „Höchstpreise und Volksernährung" in Nr. 7 vom Jahre 1915 dieser Zeitschrift. Die Städte müssen durch die zunächst liegenden Landkreise zuerst versorgt werden, bevor man Lebensmittel weiterschickt. Das Hin- und Herfahren der Nahrungsmittel hat keinen Zweck, ist auch bei Waren, die leicht verderblich sind, sehr gefährlich. Bezüglich des Spazieren- fahrens scheint gegenwärtig Großartiges geleistet zu werden. Leider haben wir jetzt auch eine zweite Kartoffelkatastrophe. Um den Kettenhandel zu unterbinden, hat der Großhändler ebenso eine Kundenliste zu führen, wie der Kleinhändler. Bei der Ver- sorgung ist die Mithilfe möglichst aller früher beteiligten Personen erforderlich, Erzeuger wie Groß- und Kleinhändler. Die Behörden können sich die Arbeiten, die sie jetzt haben, wesentlich er- leichtern. Jeder Deutsche soll ausreichend ernährt werden. Jeder DeutsAe sollte bezüglich der notwendigsten Lebensmittel gleichgestellt sein. Erst wenn diese Ernährung gewährleistet ist, dürfen wir an unsere Gefangenen denken. Mir scheint, als wenn dies jetzt nicht der Fall wäre. Sollte es nicht möglich sein, auf unsere Feinde einen Druck auszuüben ? Ist dies schon geschehen ? Ich würde zunächst den Herren Franzosen sagen: „Wenn nicht in der und der Zeit über die Schweiz so und so viele Nahrungsmittel eingeführt sind, lassen wir euch gründlich hungern." Und zwar bei den oberen Ständen angefangen. Wenn ich nicht irre, besitzen wir dreimal so viel gefangene Franzosen, wie umgekehrt. Nun zu den einzelnen Abteilungen. 1. Tierzucht und die dazugehörige Futtergewinnung. Der Vorstand dürfte sich aus Vertretern der Gemeinden, den Landwirten, Tierärzten und Züchtern zusammensetzen. Bei der Frage, was alles geschehen kann, kann ich mich auf kurze An- deutungen beschränken. Dazu habe ich selbstverständlich die Vor- schläge, die bisher schon gemacht wurden, benutzt. Verbote zur Schlachtung weiblicher Tiere sind erlassen. Es J muß aber auch Rücksicht genommen werden auf die zur vermehrten Nachzucht notwendigen männlichen Tiere. Ganz besonders bei der Kleintierzucht. Kleine Landwirte und Gartenbesitzer, die in der Lage sind, solche Tiere zu erhalten, sind durch Einbauen von Stallungen und beim Erwerb von Zuchttieren durch öffentliche Mittel zu unterstützen. Ganz ungenügend scheint mir die Aus- nützung unserer Wälder, bzw. Waldweiden zu sein. Die Tierzucht ist durch hohe Prämien, welche den Ausgleich für etwa nicht ge- nügende Höchstpreise bilden können, zu fördern. Im engsten Zusammenhange mit der Tierzucht steht natürlich auch die Futter- mittelgewinnung. Hierzu gehört die Ausnutzung der Rasenflächen großer privater und städtischer Gartenanlagen zur Heugewinnung. Unter Umständen ist ein Verbot des Kurzhaltens solcher Rasen- flächen zu erlassen. Laubheu soll gemacht werden, man vergißt aber dabei zu sagen, wer es machen soll. Zu 2. Bei der Abteilung Jagd und Fischerei ist folgendes zu sagen: Leitung und Organisation durch die Forstverwaltung. Größerer Abschuß von Tieren, welche Wildschaden anrichten, insbesondere der wilden Kaninchen, und zwar nicht nur in Staatsforsten, sondern zwangsweise auch in Privatgelände. Fangprämien für Drosseln, Spatzen, Krähen usw. Der Dohnenstieg ist für Kriegszeit wieder freizugeben. Die Schwarzdrossel ist in hiesiger Gegend der größte Obstschädlung geworden. Die Seefischerei bedarf ebenfalls der größten Unterstützung durch Fangprämien. Ich erwähne die Fischkonservierung und -räucherung usw. Unsere Süßwasserfische können viel mehr zur Volksernährung beitragen. Auch hier Fangprämien. Von diesen Prämien verspreche ich mir sehr viel. Wenn irgend- welche Nahrungsmittel knapp zu werden beginnen, sind die Prämien zu erhöhen, und zwar nicht nach kleinlichen Gesichts- punkten. Zu 3. und 4. Es gibt keinen Quadratmeter Land, der sich nicht kultivieren ließe. Ausgeschlossen sind nur Bezirke mit ungenügenden klima- tischen Verhältnissen. Dieser Grundsatz muß den leitenden Ge- sichtspunkt bilden. Das Geld spielt gar keine Rolle mehr, vom Gelde wird man nicht satt. Eine Rentabilitätsberechnung ist Un- sinn, wenn das Geld im Inlande bleibt. Die Hauptsache ist, daß wir Nahrungsmittel haben. Die Bearbeitung brachliegender Län- dereien müßte meines Erachtens durch die Gefangenenlager auf Staatskosten von der Militärverwaltung direkt bewirkt werden. Die Gemeinden hätten nur für die entsprechenden Meldungen zu sorgen. Dazu könnten auch Arbeitslose herangeholt werden. Sehr viel Reklame wird für den Kleingarten gemacht, und zwar mit mehr Geschrei als Erfolg. Die Einrichtung von Kleingärten, auf Land, das bisher bebaut worden war, ist kein Gewinn. Die Bewirtschaftung des Kleingartens leidet meist an der Unerfahren- heit der Besteller und ist daher mit Saatgutverschwendung ver- knüpft. Für die Bestellung von Ländereien kämen erfahrene Landwirte oder städtische Gartenämter als Leiter in Frage. Die Handelsgärtner und Baumschulen haben bisher der Produktion von Nahrungsmitteln noch nicht genügend Beachtung geschenkt. Die Militärverwaltung sollte mehr für geeignete Zugtiere sorgen, - bzw. solche zur Frühjahrs- und Herbstbestellung zur Verfügung stellen. Als das wichtigste Nahrungsmittel steht Brot voran, dann folgt die Kartoffel, dann Milch, Fett usw. Die Erfahrungen der letzten Wochen bezüglich der Kartoffelnot haben hoffentlich manchem XX, 36 Die Garteuwelt. 431 Blinden die Augen geöffnet. Das Wesentlichste ist, daß die Felder nach allen Regeln der Kunst bewirtschaftet werden und aus dem Boden herausgeholt wird, was herauszuholen ist. Die kostenlose Ueberlassung von landwirtschaftlichen Maschinen, der Bau von Trockenhallen und Ueberwinterungsräumen für Gemüse gehören hierher. Die Verwertung jeglichen Düngers und die Ver- sorgung der Landwirte damit ebenfalls. Auf die Abfallstoffe der Schlachthäuser und Tiervernichtungs- anstalten, sowie den Straßenkehricht möchte ich besonders hin- weisen, ebenso auf die Gewinnung von Torf. Eventuell ist die Verwertung des Düngers der Großstädte großzügig ins Auge zu fassen. Zu 5. Für die Ablieferung ölhaltiger Samen sind nicht nur hohe Preise, sondern auch hohe Prämien zu zahlen. Bei allem Anbau ist natürlich auch die notwendige Saatmenge sicherzustellen. Zu 6. Die Gewinnung von Faserpflanzen, Gerbstoffen, Wildfrüchten und Kräutern würde ich den Schülern überlassen. Hier sind recht viele Hände und Arbeitskräfte notwendig, wenn wirklich Mengen von Belang zusammengebracht werden sollen. Ich habe nur von sehr wenig Fällen gelesen, wo sich die Lehrer dieser Sammel- tätigkeit annahmen. Es gibt ja so viel zu sammeln und zu ver- werten. Da sind Eicheln, Buchein, Roßkastanien, Obstkerne. Schlehen, Hagebutten, Brennessel, Galläpfel usw. Neuerdings wird von einer beabsichtigten Organisation berichtet. Außer Lehrern, sind Drogisten und Apotheker die hierfür nötigen Leute. Die Brenn- nesselverwertung scheint ja jetzt in ein besseres Stadium zu treten. Zu 7. Bei der Abschaffung überflüssiger Tiere meine ich nicht nur die Schädlinge aus dem Tierreich, die ich zum Teil schon bei dem Kapitel „Jagd" genannt habe, sondern die Hunde. Wenn man etwas gegen die Hunde sagt, so erheben sich sofort im Gegen- lager gewaltige Stimmen. Alles schon zehnmal Gesagte wird für ihre lieben Tiere, Begleiter, Genossen und Wächter hervorgehoben. In die Erde möchte man versinken vor Scham, überhaupt den Mund aufgetan zu haben. Es ist ja auch so süß, sich von seinem lieben Mops ablecken zu lassen! Zu verlangen, daß dieses liebe Vieh in eine Tiervernichtungsanstalt gebracht wird, das ist schreck- lich ! Solche Barbaren gibt es wirklich ! Ob tausende Mütter Sorge haben, wie sie ihre Kinderschar durchbringen, das ist ganz nebensächlich ! Von einem Tier, das man so lieb gewonnen hat, wie den Mammon, kann man sich doch nicht trennen. Ich gehe wohl nicht fehl, anzunehmen, daß im lieben deutschen Reich über eine Million überflüssiger Fresser herumlaufen. Bei ihren Liebhabern und Liebhaberinnen bekommen diese Tiere, wie man sagt, nur unverwertbare Hausabfälle. Blind muß man durch die Welt gehen, um nicht zu sehen, was an die Hunde alles verfüttert wird. Ich möchte wissen, was allein an Milch auf diese Weise der menschlichen Ernährung entzogen wird. Knochen lassen sich auch viel besser verwerten. Die Fütterung der Schweine ist auch wohl wichtiger. Aber bei einem Hundebesitzer spielt das alles keine Rolle, er ereifert sich aber mächtig, wenn andere nach seiner Meinung nicht genügend Patriotismus zeigen. Andere be- sitzen wieder die Rohheit, ihre Hunde halb verhungert und ver- wahrlost herumlaufen zu lassen. Hier müßten Reichsgesetze ein- treten, denn von den Kommunalbehörden ist in dieser Beziehung nichts zu erwarten. Der Herr Gemeindevorsteher hat ja vielleicht selbst einen Hund. Gebrauchshunde, als da sind Sanitäts-, Jagd- und Ziehhunde, würden auszuschließen sein. Natürlich bedarf es einer eingehenden Erläuterung, was ein Jagd- oder Sanitätshund ist. Hohe Steuern tun es nicht, weil davon nur die Minderbemittelten betroffen werden. Zu 8. Nach meiner Meinung ist die Abfallverwertung, die stellenweise recht kräftig eingesetzt hatte, ins Stocken geraten. Die Haus- haltungen sind wiederholt und nachdrücklich auf die Sortierung der Abfälle aufmerksam zu machen. An allen Mülleimern, welche die Straßen zieren, kann man aber die Beobachtung machen, daß viele Haushaltungen sich nicht um die Abfälle kümmern. Auch hier könnte die Jugend mehr herangeholt werden. Sehr zweck- mäßig wäre eine entsprechende Vergütung für gesammelte Sachen an Dienstboten, die durch den Nebenverdienst zur Sammeltätigkeit angespornt würden. Scherben und Schlacken gehören zusammen, ebenso Holz- und Brikettasche als Dünger, Gemüseabfälle als Futter. Die Knochen, altes Papier, Lumpen, Korken, Leder- abfälle usw. Nachdrücklich muß vor städtischen Dörranlagen gewarnt werden, weil auch hier Sachverständige fehlen. Es gibt nicht nur zu dörren, sondern auch die Ware vor dem Verderb zu schützen. Hier mache ich auf die Nr. 6 der „Rheinischen Obst-, Garten- und Gemüsebauzeitung" aufmerksam, in der das Dörren im Haus- halt usw. eingehend behandelt ist. Zu 9. Schutz der Aussaaten. Hierzu gehört eine eifrige, wiederholte Propaganda in den Lokal- blättern, Ermahnung an die Jugend in den Schulen, Verbot des Pflückens und Handelns mit Kornblumen usw. Es sind erforder- lich neue Polizeiverordnungen, die für Diebstahl und Beschädigung schwere Strafen androhen. Zur Unterstützung der Feldhüter könnte eine Art Bürgerwehr eingerichtet werden. Immer wieder, und hier wird sehr viel gesündigt, muß darauf hingewiesen und gewarnt werden, daß nicht jeder Laie sich mit der Aufbewahrung von Lebensmitteln befaßt. Es fehlen ihm nicht nur Kenntnisse und Verständnis, sondern auch die ent- sprechenden Räume. Die Reichsstellen müssen nicht von dem Gedanken ausgehen, weil wir Reichsstellen sind, muß etwas geschehen, und Tag und Nacht darüber brüten, welche Verordnungen sie erlassen wollen. Eine Sündflut von Papier ist die nächste Folge. Einzig und allein der Gedanke, wie läßt sich das Volk gleichmäßig mit guten Nahrungsmitteln versorgen, sollte vorwalten. Neugierig bin ich, was die Reichsstelle für Obst und Gemüse unternehmen wird? Die Kartoffelstelle hat gründlich versagt. Ueberschußgebiete haben die nächstliegenden Bedarfsgebiete in erster Linie zu versorgen. Nochmals erwähne ich, daß alles Spazierenfahren von Lebensmitteln zu vermeiden ist. Zum Schlüsse möchte ich noch auf die Notwendigkeit hinweisen, alle Volksgruppen mit dem nötigen Gelde zu versorgen. Nicht nur des rascheren Geldumlaufes halber, der gewiß allein wichtig genug wäre, sondern um einen Ausgleich für die Entwertung des Geldes zu finden. Das heißt Löhne, Unterstützungen, Beamten- gehälter usw. müssen möglichst rasch der allgemeinen Teuerung angepaßt werden. Es ist schwer einzusehen, weshalb gerade eine kleine Minderheit zu den Leidtragenden gehören soll, gegenüber den Geschäftsleuten, den Kriegslieferanten, die Wohlstand und Reich- tum diesem von England inszenierten, wahnsinnigen Kriege zu verdanken haben. Der Triumph unserer Organisation wäre ein Einfuhr- verbot für Nahrungsmittel. Tagesgeschichte. Zeigen wir unseren Feinden wieder die Unerschöpf- iichkeit unserer Kraft und den unerschütterlichen Glauben an den Sieg der Zentralmächte! Tun wir das, so ist der Erfolg auch der 5. Kriegsanleihe ge- sichert, und den Regierungen der uns feindlichen Länder wird es immer schwerer werden, bei ihren Völkern für das Märchen von der Möglichkeit der Vernichtung Deutschlands Gläubige zu finden. Die Ausstattung der 5. Kriegsanleihe lehnt sich eng an die bei den früheren Kriegsanleihen gewählte und insbesondere an die Bedingungen der 4. Kriegsanleihe an. Wieder wird in erster Linie dem deutschen Kapital eine fünfprozentige Deutsche Reichs- anleihe angeboten, unkündbar bis 1924, wobei gleich bemerkt sei, daß die Worte „unkündbar bis 1924" keine Verkaufs- oder 432 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 3C 3el(Dnet Die fünfte Ärieg^gnlelM! 3)cr ftrteg ift in ein cntfdicibenbes Stabium getreten. Die 'Jlnftrengungcn bet ^einbe ^aben iftr 5öcf)itnmii errei(f)t. 3l)re 3af)I ijt nod) größer geroorbcn. 3Beniger als je bürfen 3)eut[cl)lanbs Kämpfer, brau'ßen mie brinnen, je^t nad)laffen. *Jiod) muffen alle ftrafte, angefpannt bis aufs üuiH'rftc, eingefe^t toerben, um unerfdjüttert feftjuftefjen, mie bisher, fo aud) im loben bes nat)enben ISnbfatnpfes. Ungeheuer finb bie ''3Infprüd)e, bie an T'eutfdilanb geftellt roerben, in jeglid)cr §iniid)t, aber i[)nen mufj genügt merben. aBir müffcn Sieger bleiben, fcl)lccf)tl)tn, auf jebem ©cbiet, mit ben äBaffen, mit bei let^nil, mit ber Organtfation, nid)t sule^t aud) mit bem (f)elbe! Darum barf l)inter bem gemaltigen ffirfolg ber früheren Äriegsanleibcn ber ber fünften nid)t jurüdbleiben. SJceljr als bie bisbcrigen roirb fie mafjgebenb roerben für bie fernere 3)auer bes Krieges; auf ein finanzielles (£rfd)Iaffen Deutfdjlanbs fe^t ber geinb grofjc Crroartungen. 3cbes ßcidien ber ö;rid)öpfung bei uns mürbe feinen 9Jiut beleben, ben .Hrieg oerlängern. 3ei9cn mir it)m unfere unoerminbcrte Störte unb gntfdUoffenbeit, an ibr muffen feine Hoffnungen jufdianben merben. iUiit 5?ün{en unb Äniffen, mit 9^edit5brüd)en unb 'ipiadereien führt ber Jeinö "^en Krieg, .§eud)elei unb Üüge finb feine SBaffen. ^Uiit Ijarten Sd)lägen antroortet ber reutfcf)e. Tie 3eit ift roieber ha 3U neuer 2at, ju neuem Sd)lag. JBieber roirb ganj 1>euttd)lanbs Äraft unb SBille aufgeboten. Keiner barf fef)Icn, jeber mufe beitragen mit allem, mos er hat unb geben fann, bafj bie neue Kriegsanleihe roerbe, roas fie unbebingt roerben muß: gur uns ein glorreicher Sieg, für ben S^i"^ ^i« uerniti^tenber Schlag! Wer verheiratetes , männliches Arbeitspersonal be- schäftigen kann, soll das tun. Wer mit Kindern ge- segnete Familienväter bevorzugt, erwirbt sich ein Ver- dienst um Volk und Vaterland. Sicherstellung- der Zukunft des Vaterlandes bedingt wachsende Menschenzahl. Verfügungsbeschränkung des Anleiheinhabers ankündigen, sondern Puccinia graminis ; Synchytrium endobioticum ; Sphaerotheca nur besagen, daß das Reich den Nennwert der Anleihe nicht vor mors uvae ; Tarsonemus fragariae ; Euthrips pyri ; Dendrolimus pini; dem erwähnten Zeitpunkte zurückzahlen, bis dahin auch keine Lymantria monacha. (Nach Norsk Lovtidende.) Herabsetzung des Zinsfußes vornehmen darf. Daß auch später eine Herabsetzung des Zinsfußes nur in der Weise möglich ist, daß das Reich dem Inhaber wahlweise die Rückzahlung zum vollen Nennwert anbietet, ist bekannt. Neben der Sprozentigen Reichsanleihe werden 4' 'iprozentige Reichsschatzanweisungen ausgegeben. Hinsichtlich ihrer Sicher- heit unterscheiden sich die Schatzanweisungen in keiner Weise von den Sprozentigen Anleihen, wie überhaupt beide ihrem inneren Werte nach allen schon früher ausgegebenen Deutschen Reichs- anleihen gleichen und wie diese zur Anlegung von Mündelgeldern verwendet werden dürfen. Mit dem Worte „Schatzanweisungen" wird nur zum Ausdruck gebracht, daß die Laufzeit von vornherein begrenzt ist, d. h., daß das Reich sich verpflichtet, diese Schatz- anweisungen in einem genau feststehenden, verhältnismäßig kurzen Zeitraum mit ihrem Nennwert einzulösen. Benrath. Der Gärtner Ringe in Benrath, der zehn Söhne im Felde hat, von denen vier verwundet sind, sandte dem Kaiser kürzlich eine Gruppenaufnahme seiner Söhne. Darauf ging vom Kaiser ein Glückwunschschreiben und ein Geldgeschenk von 500 Mark ein I Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland fand bei einem Sturmangriff der städtische Gärtner Kurt Schallnau, Kassel, welchem der dortige Magistrat einen Nachruf widmet. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt : Robert Fiedler, Bekämpfung von schädlichen Insekten und von Pflanzen- Altenburg, S.-A. ; Wilh. Mathewes und Paul Warnast, beide krankheiten. Unter dem 21. Juli d. J. ist in Norwegen ein Stendal. Gesetz über die Bekämpfung von schädlichen Insekten und von In den ersten beiden Kriegsjahren starben 137 Mitglieder des Pflanzenkrankheiten erlassen worden, das sogleich in Kraft ge- genannten Verbandes den Heldentod. treten ist. Gleichzeitig ist das Gesetz vom 25. April 1907, betr. Q^^ Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt den Heldentod das Verbot der Einfuhr und der Beförderung von Stachelbeer- seiner nachgenannten Mitglieder bekannt : Max Bernhardt, Dresden, pflanzen usw., aufgehoben worden. In dem neuen Gesetze ist u. a. folgendes verordnet : „Der König bestimmt, welche Insekten oder Krankheiten als gefährlich für Pflanzen, Sträucher oder Bäume anzusehen sind, und kann die erforderlichen Maßnahmen zur Bekämpfung und Ver- hinderung der Ausbreitung solcher Insekten oder Krankheiten innerhalb des Landes vorschreiben." „Zu diesem Zwecke kann der König u. a. erlassen: a) Verbote der Einfuhr von Pflanzen, Sträuchern oder Bäumen oder Teilen davon, darunter auch Beeren, Wurzelfrüchte, Kartoffeln, Getreide und andere Sämereien." Mittels Königlicher Entschließung vom gleichen Tage sind bis auf weiteres folgende Insekten und Pflanzenkrankheiten als ge- fährlich erklärt worden : und Johannes Cayka, Offenbach a. M. * * * Lincke, Wilh., städtischer Gartendirektor, blickte am 23. August auf eine 25jährige Tätigkeit in Magdeburg zurück. Er trat zu- nächst als Gartentechniker in den Dienst der Stadt, wurde 1895 zum städtischen Obergärtner, dann zum Garteninspektor und 1906 als Nachfolger Gottlieb Schochs zum Gartendirektor be- fördert. Herr Lincke hat sich um die Erhaltung, Verschönerung und Vermehrung der städtischen Anlagen Magdeburgs große Ver- dienste erworben. Lohrberg, Heinr., Gärtnereibesitzer, Hannover, f am 24. Aug. im Alter von 68 Jahren, und Schulz, Georg, Gärtnereibesitzer, Nürnberg-Platnersberg, t a™ 22. Aug. im Alter von 48 Jahren. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Bedaktion verantwortl. Max Headörffer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buohdr. Gutenberg e. G. m. b. H.. Dessau Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 15. September 1916. Nr. 37. Nachdruck and Nadibildang aas dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafrechtlich verfolgt. Friedhofskunst. wert sind. Nur einmal über deutsches Gebiet, zerschellen. Heute sind Einsame Heldengräber. Von Curt Schürer, zzt. im Osten. (Hierzu elf, nach photogr. Aufn. für die „Gartenwelt" gef. Abb.) Weit haben unsere tapferen Truppen den Feind von den Grenzen der Heimat weggedrängt, und nur noch dort, wo natürliche Hindernisse eine Vertreibung des Feindes vom heimatlichen Boden nur unter ungeheuren Opfern ermöglicht hätten, hat man ihm kleine Landstücke überlassen müssen, die im Vergleich zu den besetzten Gebieten kaum nennens- flutete die • ungeheure Sturmwelle um an deutscher Tapferkeit zu die Spuren in den ehemals von den Feinden besetzten Gebieten fast gänzlich verschwunden. Ueberall ist Sicherheit und Ruhe eingezogen, in der Heimat, in den Verwaltungsgebieten und in den Etappen. Die von den Geschossen durchwühlten und von Gräben durchzogenen Felder sind eingeebnet, und eine gute Ernte legt Zeugnis ab von deutscher Tatkraft, deutschem Fleiße und deutschem Organisationstalent, wovon heute schon die feindliche und die in den besetzten Gebieten ansässige Bevölkerung gelernt hat. Wo aber die Kultur nicht für die Verwischung der Spuren des Kampfes Sorge trug, hat die allgütige Natur mit Blumen einen bunten Teppich des Friedens über alle Schreck- nisse gebreitet. Nur die Gräber der Helden erzählen uns von den mörderischen Kämpfen, dem furchtbaren Ringen und all dem Großen, "was der Einzelne opferte, litt und duldete für sein Vaterland, hüben wie drüben alle im Glauben an eine gute Sache, alle gleich geheiligt durch den gleichen Leidensweg, den sie geschritten sind, alle gleich würdig des Friedens und der dankbaren Erinnerung, die heute über ihren Grabstätten liegt. Die Erhaltung und würdige Gestaltung dieser Helden- gräber ist heute eine der vornehmsten Aufgaben aller be- teiligten Behörden und Dienststellen geworden, und ein großer Apparat von Menschen ist im Dienste dieser heiligen Pflicht tätig. Viel haben schon die eigenen Kameraden ge- tan, die in schlichtem Freundschafts- und Kameradschafts- empfinden auch in der Stunde des Todes die Stätte des schlafenden Helden bereiteten und durch einfachen Schmuck sie der Vergessenheit entrissen, besonders dort, wo lange Kämpfe wüteten, und den Künstlern, die ja überall im deutschen Heere zu finden sind, Zeit blieb, ihre Mußestunden dieser pietätvollen Arbeit zu weihen. Gartenwelt XX. Aber nidit immer war es möglich, die Stätten der Ge- fallenen sofort in einen würdigen Zustand zu bringen. Rasch, allzurasch tobte oft der Kampf weiter, und viele, viele stille Heldentaten im dichten Gestrüpp des Waldes, im reifenden Korn, in einsamen Gräben, hinter schützenden Hecken, in stiller Heide, im fast unzugänglichen Sumpf und Moor forderten ihre Opfer, die erst nach langer Zeit wieder aufgefunden wurden. Heute sind auch diese Gräber alle festgestellt, mit dem schlichten Schmuck des einfachen Kreuzes, des schützen- den Zaunes und den Blumen, wie sie die Natur der Um- gebung bot, versehen. Es ist nicht immer leicht, besonders hier im Osten, diese Kampfstätten nach Gräbern zu durchforschen und sie mit den wenigen Mitteln zu schützen und zu erhalten. Die end- gültige Gestaltung dieser Stätten wird einer späteren Zeit vorbehalten bleiben, und ich hoffe, daß die deutschen Gärtner, als die berufenen Meister der Grabgestaltung, ihr Bestes in den Dienst dieser heiligen Sache stellen werden. Schön sind diese Gräber und besonders diese einsamen, in halbverlorener Wildnis gelegenen, wundersam schön in ihrer Stille und Ver- lassenheit ; sie geben schon in ihrer jetzigen Verfassung dem Bild L 37 434 Die Garten wel t. XX, 37 Bild II. schmückenden Gärtner Anhalt zur Genüge, wie er die Ge- staltung vornehmen kann, um die natürliche Schönheit zu steigern, ohne ihr die Unberührtheit des tiefen Friedens zu nehmen, die den Wanderer jetzt so erschüttert und versöhnt. Einige der hierstehenden Aufnahmen sollen von der Schön- heit dieser einsamen Gräber Zeugnis ablegen. Bild I zeigt uns deutsche Krieger beim Auffinden, Kenn- zeichnen und Schmücken eines Reitergrabes. Hier an den Ufern des Bug entlang reitend, auf der Wacht und Ausschau, hat den Held das feindliche Geschoß erreicht. Genau vor einem Jahre tobten hier die Kämpfe, als der Tapfere ins kühle Grab sank. Auf Bild II ist ein anderes Reitergrab zu sehen, zwischen blühenden Wiesen, am Feldkreuz, wo die kinder- gläubige Bevölkerung in den Maiandachten um das Gedeihen der Feldfrüchte betet, wahrlich eine Grabstätte, wie sie nicht schöner sein kann. Es ist ja so viel Poesie um solch einen Reitertod, so mitten aus dem vollen Leben heraus, in goldiger Morgensonne oder in den Gluten des Abendrotes, der nun gekrönt wird durch die ganze Erhabenheit einer solchen Ruhe- stätte. Lerchenschlag und Grillensang und Blumen ringsum, frei von allem Lärm der geschäftigen Welt. Nur Betende, Einsame, Andächtige betreten diese Stätte, selbst Frieden und Ruhe heischend von diesem kleinen Stück geheiligter Erde. Diese beiden Gräber entbehren noch des schützenden Zaunes. Das erste ist vor noch nicht langer Zeit erst ge- funden worden, und das andere bedurfte an so geweihter Stätte des Schutzes nicht. Die Nachbarschaft des Kreuzes, von dem die segnende Christusgestalt herniederblickt, schützt es gegen jede Unbill. Bild 111 zeigt das Grab eines gefallenen Russen. Das soll gleich hier gesagt werden : Unsere Truppen kennen keinen Haß über das Grab hinaus. Gleicherweise schützen und schmücken sie die Gräber der gefallenen Feinde wie die ihrer Kameraden. Mitten im reifenden Korn ruht der Tapfere aus, der hier im Anschlich, doch von den scharfen Augen seines wachsamen Gegners entdeckt, den Tod fand. Das ist immer wieder das Ergreifende, daß wir aus diesen Einzelgräbern fast stets die letzte Handlung und Absicht des Gefallenen erraten können. Wildhaft berührt der Anblick dieses Grabes in seiner dschungelhaften Umgebung mit dem rohen Schmuck und der heute vom Wetter vermoosten Feld- mütze, fast als hätte dieser Steppensohn noch im Tode Ein- fluß auf seine Umgebung. Wie ein Gegenstück dazu ist das Grab eines deutschen Bild 111. Bild IV. Infanteristen im Schloßpark von Skrzeszew (Bild IV). Unter alten Parkbäumen, im Schatten, geschmückt mit Blumen, wie sie die Jahreszeit im Herrengarten des polnischen Edelsitzes blühen läßt, macht es den Eindruck der Grabstätte eines Edlen, der nach dem von tiefer Naturliebe zeugenden letzten Wunsche: „Mich soll einmal des Waldes Erde haben", sich hier seine letzte Stätte bereiten ließ. Niemand wird hier den Frieden stören, und wenn auch einst die eigentlichen Herren des Gutes zurückgekehrt sein werden, wird diese stille Stätte erhalten bleiben. Der Tote hat sein Gastrecht wahrlich teuer genug bezahlt. Nicht weit von dieser freundlichen Stelle, dort, wo der herrschaftliche Park in den Hochwald übergeht, ruhen zwei deutsche Infanteristen, die im Vorgehen auf die feindliche Stellung nebeneinander fielen (Bild V). Sie haben noch den schützenden Wald erreicht, aber im Waldkampf selbst fanden sie den Heldentod und liegen nun friedlich nebeneinander, wie sie kämpfend zusammen die weite Siegesbahn in treuer Kameradschaft durchschritten. XX, 37 Die Gartenwelt. 435 Ein ähnliches Bild von Feindesseite (Bild VI) bietet das Grab dreier tapferer Russen, die in den Stellungen durch deutsches Artilleriefeuer getötet wurden. In seiner Verlassen- heit in den Sandwellen des Bugufers sieht dieses Grab vor- läufig noch ziemlich trostlos aus, aber es paßt zu dem Bilde, das man sich unwillkürlich von diesen weit aus dem Innern des großen Steppenreiches kommenden Kriegern macht. Bald wird deutsche Kameradschaft auch dieser Ruhestätte ein freund- licheres Aussehen bereiten. Das nächste Grab (Bild VII) ist überall dort, wo sich Kämpfe abgespielt haben, schon beinahe ein Stück der Land- schaft geworden: „Das Grab unter dem wilden Birnbaum." Die polnischen Landstraßen kennen keine Straßenbäume, be- sonders nicht in den östlichen Teilen des Landes. Sind welche vorhanden, wie in den westlichen Kreisen, die in vielen Dingen von deutschen Einrichtungen gelernt und diese kopiert haben, so sind es auch da meist Waldbäume und nur in den seltensten Fällen Obstbäume. Aber hier und da steht am Feldrande und oft genug auch drüben mitten im Felde ein wilder Birnbaum. Beinahe ist er schon Charakter- baum geworden, so oft finden wir ihn als Begleiter polnischer Straßen, Landwege sowohl als Chausseen. Es ist nun so begreiflich, daß bei der Forcierung einer Straße, die immer einerseits zu erbitterten Vorhut-, andererseits zu Nachhut- kämpfen führt, die einzelstehenden Bäume von den vor- gehenden Spitzen als Deckungen benutzt werden, und unter ihnen endete so mancher Tapfere sein junges Leben. Ebenso begreiflich ist es, daß selbst in der Nähe solcher markanter Bäume Gefallene von den Kameraden in deren Schatten ge- bettet werden. So sind solche Stätten fast an allen größeren strategisch wichtigen Heeresstraßen und an den zu den Dorf- eingängen führenden Feldwegen zu finden. An Festtagen, und wiederum besonders an kirchlichen Festtagen, werden diese Gräber von den Vorübergehenden mit Feldblumen ge- schmückt; sie bieten so meist einen freundlichen, versöhnenden Anblick. Einzig schön sind Waldgräber. Hier ermöglichen schon die Umgebung und die von Natur geschützte Lage eine frühzeitige schlichte Gestaltung mit Hilfe des bodenständigen Materials. Meist sind diese Gräber reich gesdimückt und jetzt bereits mit grünen Hecken umgeben. Das abgebildete Waldgrab (Bild VIII) befindet sich noch im Anfangszustande, Bild VI. Bild V. da es sehr einsam, weit abseits von allen menschlichen Wohu- stätten liegt. Aber nicht alle Gräber bergen im Kampfe Gefallene. An den Straßen, in den Dörfern und auf den Dorffriedhöfen finden wir so manches Grab, in dem ein dem tückischen Zufall oder den Strapazen Erlegener ruht. So zeigt Bild IX das Grab eines Kanoniers einer Munitionskolonne, den eine verirrte Kugel unerwartet aus dem Sattel holte. Ganz ge- wiß hat er nicht an den Tod gedacht, ist vielleicht singend oder in Heimatgedanken seine Straße geritten. Kameraden haben ihn am Wegekreuz zur letzten Ruhe gebettet. An einem anderen Wegkreuz sehen wir das Grab eines Kraftwagenführers, der ebenfalls die Flugbahn eines Ge- schosses kreuzte, das ihn vom Steuer riß und in den grünen Rasen zwang (Bild X). Viele Formen hat der Tod, und keiner ist, der sicher vor ihm wäre in dieser männermordenden Zeit. Da diese Gräber meist an verkehrsreichen Straßen und in der Nähe menschlicher Wohnstätten liegen, wo heute auch meist schon stabile Truppenkörper oder Verwaltungsbehörden stationiert sind, so sind diese Gräber meist schon mit einem soliden Kunstzaun umgeben und tragen regelmäßig sonntäg- lichen Blumenschmuck. Wenn es auch ebenfalls Einzelgräber sind, so entbehren sie schon ein wenig des Zaubers der Einsamkeit, aber schön sind sie dennoch in dieser immer etwas verschlafenen und verträumten Landschaft. Zum Schluß noch das Grab eines sächsischen Landsturm- mannes (Bild XI) auf dem Friedhofe einer kleinen Stadt, die heute weitab vom Kampfplatze liegt. Nicht im wilden Kampf ist er gefallen. Bei der Pflege einheimischer Fieber- kranker, die er unter Hintansetzung seiner eigenen Sicherheit mit rücksichtsloser Selbstaufopferung versorgte, hat ihn die Krankheit dahingerafft, und nun ruht er unter anderen Kame- raden und friedlichen Bürgern fern von der Heimat. Sein Grab ist eine Pilgerstätte für viele geworden, und um seine Pflege hat sich vorläufig kaum jemand zu kümmern brauchen. Blumen über Blumen decken dauernd die Ruhestätte des stillen Helden. Mögen diese wenigen, aus einer leider allzugroßen Fülle von Heldengräbern angeführten Beispiele beweisen, wie ernst es uns ist, die gefallenen Kameraden vorm Vergessenwerden zu schützen. Kein Grab ist so einsam, daß es nicht gefunden, gestaltet und den Angehörigen zugänglich erhalten wird. 436 Die Gartenwelt. XX, 37 Den Gärtnern unter uns wird die Fülle der Gestaltungsmöglichkeiten klar werden. Reiche Arbeit wartet, und es bedarf nur der großen Liebe zur Sache, auf die alle die Tapferen Anspruch haben, um mit richtigem Verständnis die schöne Aufgabe zu lösen. Was heute schon an Anregungen durch die gärtnerische Presse geht und was heute schon an Arbeit im Dienste der Heldengräberpflege von allen beteiligten Stellen geleistet wird, ist so erfreulich, daß die An- gehörigen unserer teuren Toten mit Vertrauen sich der Sorge um die Ruhestätte der Tapferen enthoben fühlen können. Die Dankbarkeit wird alle Schwierigkeiten überwinden. Nadelhölzer. Bild Drei grundverschiedene, empfehlenswerte Kiefern. Von P. Böhmer. Pinus montana, die Berg- oder Krummholzkiefer, ist das best- wirkende Nadelholz für Gesteins- anlagen. Auch zur Bepflanzung von' Böschungen und Hängen, selbst sehr steiler und steiniger, ist sie bestens zu empfehlen. Die Sämlinge ergeben in der Weiterzucht sehr viele Ab- weichungen; da wachsen sich manche zu üppigen, hochauf- strebenden Pflanzen aus, andere bleiben gedrungen und zwergig und kriechen bescheiden nur am Boden hin, wieder andere sind zierlich und locker gebaut, manche werfen ihre dichtbenadelten, eleganten Zweige temperamentvoll nach allen Seiten aus, und wieder manche haben ihre Zweige steif dicht- beieinander stehen, die sich gegenseitig Schutz und Halt geben. Die Art der Benadelung, wie auch die Länge, Dicke und Form der Nadeln selbst sind ebenfalls oftmals recht ver- schieden. Kurz und gut, für die mancherlei Verwendungs- arten findet der Gartengestalter die jeweils passenden Pflanzen vor. Er sucht sie sich daher am besten selbst in reichhal- tigen Baumschulen aus. Die gedrungen wachsen- den Bergkiefern stellen wohl die eigentliche Naturform dar, die sich auf Bergeshöhen in den Krummholzregionen gegen Wind und Wetter, Schnee und Eis zu wehren und dort über- dies mit Nahrungssorgen zu kämpfen haben. Diese, die im wesentlichen nur in die Breite, nicht in die Höhe wachsen, sind am besten für Felspartien und zur Bekleidung steiler Hänge zu verwenden. Den Felsen schmiegen sie sich innig an und füllen alle Ecken und scharfen Kanten mildernd aus. Die üppig hochwachsenden Formen hingegen sind wahrscheinlich erst durch die gute Kultur in den Baum- schulen entstanden. Aeltere Pflanzen werden 1^2 — 2 m hoch; sie sind auch für mancherlei Zwecke gut ge- eignet, sogar auch für Einzelschau- pflanzen (Solitärs), zumal sich manche ziemlich regelmäßig rund entwickeln. Weder Anzucht, die aus Samen erfolgt, noch Weiterkultur, noch spätere Pflege sind schwierig, nur muß das Verpflanzen mit gutem Ballen erfolgen. Bei der Verwendung ist darauf zu achten, daß sie nicht zu eng gepflanzt werden, denn wenn sie ineinander wachsen, verlieren die einzelnen ihre Eigenart. An um- fangreichen Hängen wirken aller- dings größere, geschlossene Gruppen, aus den verschiedenen Formen zu- sammengestellt, recht gut, doch auch hierbei muß man sich hüten, zu eng zu pflanzen. Pinus (Laricio) austriaca, die österreichische Karstkiefer, ist wieder von ganz anderer Eigenart. Die Pflanzen wachsen sehr üppig; die langen, kräftigen, aufwärts strebenden Zweige sind sehr reich und dicht mit sehr langen, aufrechtstehenden Nadeln besetzt. Am schönsten sind diese Kiefern in der Jugend, wenn sie noch von unten an dicht bezweigt und dicht benadelt sind. Bei nicht zu engem Stand entwickelt sich fast jede zur regelmäßig gebauten Schaupflanze. Die Verwendung der Pflanzen kann in mancherlei Art und Weise erfolgen ; sie wirken sowohl alleinstehend, wie auch in ge- mischten Koniferen- oder reinen Kieferngruppen sehr gut, am besten aber dann, wenn sie in lockeren, nicht zu großen Gruppen selbständig oder als Vorpflanzung für solche Nadel- holzbestände verwendet werden. Mit zunehmendem Alter werden diese Kiefern allerdings unten nach und nach kahl, verlieren aber dadurch nichts an ihrer Schönheit, weil sie sich sodann allgemach zu stattlichen Bäumen mit wuch- tigen, schönen, regelmäßigen Kronen auswachsen. Einen ganz besonders prächtigen Anblick gewähren sie im Austrieb. Dann stehen auf jedem Zweige, aufrecht wie rosige Kerzen, die finger- langen und fingerdicken, seidig bewimperten Triebe. Diese sind hellrosafarbig; sie heben sich vom dunklen Grün der Nadeln wirkungsvoll ab, man vermeint fast Christ- bäume vor sich zu sehen. Auch diese Kiefer ändert sehr ab, besonders in Bezug Bild VIIL XX, 37 Die Garteuwelt. 437 Zu Vogelschutzanlagen ist die Bankskiefer gleichfalls sehr zu empfehlen, zumal sie auch Schnitt willig erträgt. Für Einzelpflanzung ist sie jedoch nur sehr bedingt geeignet; nur dann, wenn man mit einzelnen besonders charakteristischen Pflanzen gerade auf Grund der Unregelmäßigkeit irgend- welche Wirkungen erzielen will, sei dies aus reiner Originalität, oder sei es zum absichtlichen Gegensatz zur Regelmäßigkeit. So denke ich mir z. B. die Hinterpflanzung einer architektonischen Zierhecke mit Pinus Banksiana recht wirkungsvoll. Denn wie in den Künsten allgemein, so kann man auch in der Gartenkunst mit Gegensätzen arbeiten und Schauwirkungen erzielen, ohne damit geschmacklos zu werden. Aller- dings ist dies ein gar heikler Punkt und ein Prüfstein für alle Künstler, an dem gar mancher scheitert. Gemüsebau. Bild IX. auf die Benadelung (Nadelform und Größe , sowie Nadel- stellung am Zweige), aber auch der äußere Bau der Pflanzen ist sehr verschiedenartig. Es sind natürlich vornehmlich wieder die reinen Kulturformen, die sehr abweichen, wie ja auch gerade die gärtnerische Kultur diese besseren Abweichungen ermöglicht und begünstigt. Allerdings sind auch hier bei dieser Kiefer (wie allerseits) die Kulturformen anspruchsvoller in Bezug auf Standort und Nährboden. In mäßig feuchter, kräftiger, sandig- lehmiger Erde an freiem Standort gedeihen sie am besten. Das Pflanzen muß mit festem Ballen erfolgen, den sie nur dann gut halten, wenn sie öfters umgepflanzt wurden. Pinus Banksiana ist der krasseste Gegensatz zu der vorbeschriebenen Karstkiefer. Während diese eine der regelmäßigst wachsenden Kiefern ist, schwelgt die Bankskiefer geradezu in Unregelmäßigkeit der äußeren Form. Die Zweige, kurz und auch ziemlich dicht benadelt, wachsen scheinbar ohne Zweck und Ziel ins Blaue hinein, manche kurz, andere wie ausgestreckte Arme lang oder auch geknickt, wagerecht oder schräg nach oben, oder kerzengerade in die Luft; nach rechts, nach links oder alle kreuzweise durcheinander, gerade wie es ihnen beliebt. Manche Pflanzen gewähren daher ein geradezu bizarres Aussehen. Man kann die Bankskiefer als die Zigeunerin der Nadelhölzer bezeichnen. Diese Bezeichnung gewinnt fast noch mehr Recht durch die fast grenzenlose Anspruchslosigkeit dieser Kiefer. Wo man sie hinpflanzt, da ge- deiht sie auch, sei es im besten Gartenboden am bevorzugtesten Platz, oder in steinigster Erde steiler Böschungen. Die Anspruchslosigkeit macht sie dem Landschaftsgärtner besonders wert- voll. Denn abgesehen von der sonstigen Verwendbarkeit dieser Kiefer, kommt man gar oft in die Lage, daß man nicht weiß, womit man Flächen, die aus irgendwelchen Gründen Bodenverbesserung nicht verlohnen, bepflanzen soll. Für Hänge oder Böschungen oder sonstige unfruchtbare Flächen, die billig immergrün bepflanzt werden sollen, ist die Bankskiefer recht gut geeignet. Am besten ist es natürlich, sie als geschlossene, waldartige Pflanzung zu verwenden ; auch in weitläufigen, lockeren Gruppen wirkt sie noch recht gut. Kriegsgärtnerei der Kaiserlichen Marine am Nord- und Ostseestrand. Von Hofgärtner Schipper, zzt. Maat der Kaiserlichen Marine. (Hierzu eine Abbildung, nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme.) Auch unsere Marine ist während des Krieges im Gartenbau nicht untätig gewesen, so unwahrscheinlich dies auch erscheinen mag. Wenn nun auch die Erzeugnisse der Ländereien zunächst als Zugabe, oder auch als Verbesserung der bereits festgelegten Verpflegung dienen sollen, so ist dadurch doch auch die Möglichkeit gegeben, den Mannschaften ein- bis zweimal in der Woche als Abendspeise eine wohlschmeckende und auch kräftige Gemüsesuppe als Zugabe zu verabreichen. Es ist deshalb dankbar anzuerkennen, daß man auch an höherer Stelle den Bestrebungen der Kompagnien Interesse entgegenbringt, wie auch die Kulturen von den Kompagnieführern zum Wohle der Mann- schaft in jeder Weise gefördert werden, und in der Tat, es wird nach kleineren Anfängen im Jahre 1915 in diesem Jahre bereits Hervorragendes geleistet ; eine Kompagnie versucht die andere in der Leistung zu übertreffen. Auch für die Bedürfnisse der Offiziermesse ist stets ein besonderer Garten vorhanden. Als Kulturland kommt meist die nähere *--^. Bild X. 438 Die G u r t e u w c 1 1. XX, 87 Umgebung der See in Betracht ; aus Wiesen und sonstigen bisher nicht bebauten Flächen wurde dies vielfach gewonnen. Dort, wo Dünger zur Verbesserung nicht genügend vor- handen war, wird fleißig während des Wachstums mit ver- dünnter Jauche nachgeholfen. Hauptsache bleibt hier an der Küste immer, die richtige Wahl der Kulturpflanzen zu treffen. Für die Kompagnieländereien wurden in größerer Menge Frühkartoffeln angebaut ; sie lieferten besonders auf den umgepflügten Weidewiesen prachtvollen Ertrag. Ferner: Erbsen, Möhren und Karotten, Radies, Zwiebeln, Sellerie, Kohlrabi, Erdkohlrabi, Wurzelpetersilie, Petersilie und einige Küchen- kräuter, sowie Grünkohl als spätere Pflanzung. Busch- und Stangenbohnen können nur in geschützten Lagen angebaut werden, da die freie Lage an der See Blätter und Blüten durch den starken Seewind nicht zur Entwicklung kommen läßt. Radies gedeihen in dem sandigen Boden recht gut, weniger gut Retticlie ; sie werden von der Erdmade befallen. In den Offiziersgärten werden noch die verschiedenen Kohl- arten angepflanzt. Der Samen wurde hier von Weigelt & Co. in Erfurt in sehr guter, keimfähiger Ware bezogen. Die Arbeiten werden vielfach von Leichtkranken und solchen Leuten, die der Genesung entgegensehen, ausgeführt. Diese Soldaten zeigen stets ein großes Interesse dafür, ob- wohl der größte Teil derselben aus Seeleuten von Beruf besteht, die auf hoher See manchem Sturme getrotzt haben und die Fahrstraßen fast der ganzen Meere kennen, noch wenig aber, oder noch nie sich an Landarbeiten beteiligt haben. Es «ind viele darunter, die nach langen Seereisen bis in die fernsten Weltteile wieder in die deutsche Heimat zurückkehren, um auf kurze Zeit Frau und Kind aufzusuchen. Das meist noch mit Stroh bedeckte Haus umgibt ein Ge- müsegarten, der von dem Fleiße der Hausfrau Zeugnis ablegt. Ja, die Liebe der Seeleute zu Blumen und Natur ist mir noch immer aufgefallen. Sind unsere Blaujacken an Land beurlaubt, so kann man vielfach beobachten, daß sie einen Strauß Blumen mit an Bord nehmen. Dort, wo sich unsere Matrosen zuweilen an Land aufhalten, entstehen vielfach kleine gärtnerische Anlagen, die in der wachtfreien Zeit ausgeführt werden. Fragt man den ausführenden Künstler nach seinem Berufe, so erhält man meist die Antwort: Ich bin Seemann. So leistet in diesem Kriege auch die Marine ein Stück Garten- arbeit. Es ist durchaus kein häß- licher Anblick, unsere Seeleute mit Spaten, Hacke und Pflanzholz auf den Ländereien tätig zu sehen; unter Anleitung verstehen sie sehr wohl mit diesen Geräten umzu- gehen. Zum Schlüsse noch einige Worte über die Landwirtschaft hier oben an der Küste. Vor- wiegend werden Hafer, Gerste, Roggen, Weizen und Erdkohlrabi angepflanzt. Obwohl letztere, besonders mit Schweinefleisch und Kartoffeln zusammen gekocht, ein recht schmackhaftes Gemüse liefern, stehen sie bei unseren Matrosen nicht in sonderlich gutem Rufe, die allgemein dafür übliche Bezeichnung: Oldenburger Südfrüchte oder auch Oldenburger Ananas, sagt ja sdion genug. Die Erträge der Landwirtschaft sind in diesem Jahre so vorzüglich, daß mir selbst alte Leute ver- sicherten, solch gute Ernte noch niemals gehabt zu haben. Es wird England nicht gelingen, das deutsche Volk auszuhungern, noch viel weniger aber die deutsche Marine wie Ratten aus dem Loche zu holen ; es genügen die Er- innerungen an die Falklandinseln, an Skagerrak und die Taten unserer U-Boote. Unsere feldgrauen Kameraden werden mit unseren Feinden zu Lande abrechnen, wir aber vom blauen Tuche erkämpfen gegen unseren schändlichsten Feind die Freiheit der Meere. Gleiches Recht für alle auf dem Meere, dies soll und wird unsere Losung sein. Gehölze. Daphne Mezereum. Seit zwölf Jahren achtete ich auf Aus- flügen auf starke oder hochstämmige Seidelbaststämmchen. Die beiden schönsten Exemplare fand ich in diesem Jahre, und zwar im nördlichen Taunuswald. Das eine stand in der Nähe des schmalen Touristenpfades im Oberlauf des Dörsbach (im sog-enannten Jammertal), das andere in der Nähe der Uniongrube bei Braun- fels. Das erstere war (wohl infolge öfteren Zweigabbruchs durch Passanten) zwar nur '/: m hoch, hatte aber an der Stammbasis einen Durchmesser von 28 mm. (Größter Wachstumsradius des Holzkörpers daselbst 12,5 mm und eine daraus berechnete mittlere Ringbreite von 0,63 mm.) Das andere Stämmchen war 1,63 m hoch und hatte am Grund einen Durchmesser von 17,3 mm (Wachstumsradius 7,6 mm; mittlere Ringbreite 0,48 mm). Auf einem mikroskopischen Wurzelhals- querschnitt bei durchfallendem Licht mit starker Lupenvergrößerung be- trachtet, zeigte das erste Stämmchen 20, das zweite 16 Jahresringe. Das älteste bisher beschriebene Seidelbast- stämmchen wurde von W. Grafen zu Leiningen am Plansee in Tirol ge- sammelt. Es hatte eine Höhe von un- gefähr 1,20 m, einen Durchmesser von 25 mm (Wachstumsradius 14,5; mitt- lere Ringbreite 0,4 mm). Es zeigte 38 Ringe. (Bericht XII, Heft 2 der Bayerischen Botanischen Gesellschaft, Seite 107.) Ueber andere starke Seidel- baststämmchen vgl. „Flora" 1907 Seite 407 und 1909 Seite 430. Friederich Kanngießer, Biaunfels. Mannigfaltiges. Unsere Freunde aus dem Tierreich. Nicht nur jedes verfügbare Fleck- chen Erde muß in jetziger Zeit nutz- bringend angebaut, nicht nur alle Kräfte der Zivilbevölkerung müssen im Dienste des Vaterlandes hinter der Front nach Möglichkeit ange- Bild XL spannt werden, sondern jetzt gilt XX, 37 Die Gar teil weit. 439 es auch, auf die Schädlinge, die die Früchte unserer Arbeit zu vernichten drohen, ein wachsames Auge zu haben. Es ist eine nationale Pflicht jedes einzelnen, zur Sicherung einer guten Ernte, soweit dies von menschlichem Zutun ab- hängig ist, nach Kräften beizutragen. Aber auch mit den vollkommensten Mitteln gelänge es oft nicht, der Feinde unserer Kulturpflanzen Herr zu werden, wenn uns nicht die Natur selbst zahlreiche Verbündete zur Seite gestellt hätte. Leider ist es eine durch die Geschichte der Menschheit viel- fach bestätigte Tatsache, daß der Mensch in seiner Unwissen- heit und Kurzsichtigkeit oft gerade das mit blindem Haß verfolgt, was ihm den größten Nutzen gewährt. Wieviele Vorurteile herrschen noch vielen Tieren gegenüber, die mindestens ganz harmlos und unschädlich, meistens aber sehr nützlich sind. Betrachten wir daraufhin einige Vertreter des Tierreiches, und wir werden diese Behauptung bestätigt finden. Da treffen wir in erster Linie unter unseren kleinen Säuge- tieren eine Gruppe stiller Märtyrer und schuldloser Dulder. Vor allem ist es die Fledermaus, die von jeher ihres geheimnisvollen nächtlichen Lebens und ihrer abenteuerlichen Gestalt wegen das Mißtrauen mancher Bevölkerungskreise wachgerufen hat. Auch aus Unkenntnis, Vorurteil und Aber- glauben ist dieser Haß gegen das unschuldige Tierchen ent- sprungen;. sagt man der Fledermaus doch nach, daß sie in Kamine fliege und Speckseiten benage. Ja, noch schlimmere Schandtaten werden ihr zugeschoben. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn sie von ungezogenen Jungen verfolgt und, falls sie in ihre Gewalt kommt, gequält und getötet wird. Wollten wir uns der Mühe unterziehen, das Leben dieser nächtlichen Flatterer genauer zu studieren, so würden wir finden, daß sie sich aus- schließlich von schäd- lichen Tieren nähren. Da die Fledermäuse außerordentlich gefräßig sind, verzehren sie eine ungeheure Menge schäd- lichen und lästigen Un- geziefers. Vor allem sind es Fliegen- und Mottenlarven , allerlei Nachtschmetterlinge und Käfer, namentlich auch Maikäfer, die von ihnen weggeschnappt werden. In Obstgärten sorgen sie dafür, daß die Frost- nachtspanner , die zu den schädlichsten Nacht- schmetterlingen gehö- ren, nicht zu sehr über- handnehmen. Als flei- ßige Waidhüter erweisen sie sich durch das Weg- fangen der Kieferneule, eines zu den gefürchtet- stenForstschädlingen ge- hörenden Nachtschmet- terlings, dessen Raupen die Nadeln der Kiefer bis zur Blattscheide ab- fressen und dadurch oft ganze Waldstrecken vernichten. Ihre Beute erhaschen die Fledermäuse, oft ziemlich große Käfer und Nachtfalter von ansehnlicher Dicke, immer im Flug und lassen sie in ihrem breiten Maul verschwinden. Diese Fangart und der schwalbenähnliche Flug haben ihnen wahrscheinlich die Be- zeichnung „Schwalben der Nacht" eingetragen. Da die Fledermäuse sich nur schwach vermehren — das Weibchen bekommt jährlich 1 — 2 Junge — bedürfen sie, wenn sie nicht in kurzer Zeit ganz ausgerottet sein sollen, unseres ganz besonderen Schutzes. Daher sollte das Wegfangen und Töten dieser nützlichen Tierchen streng verboten und jede Uebertretung des Verbots unnachsichtlich bestraft werden. Ein anderer nützlicher Insektenfresser, der strenge Feld- polizei ausübt, ist die Spitzmaus. Alle Spitzmäuse — wir haben deren in Deutschland mehrere Arten — führen ein vorwiegend nächtliches Leben. Von den Hausmäusen sind sie sehr leicht zu unterscheiden, da sie viel kleiner als diese sind und einen langen Kopf mit einer spitzen Rüssel- schnauze haben. Bei genauerer Betrachtung finden wir, daß Nagezähne fehlen. Dagegen zeigt das Gebiß scharfe Schneide- zähne, sowie Eck- und Backenzähne. Die Spitzmäuse sind also keine Nager, sondern echte Raubtiere und greifen als solche niemals pflanzliche Nahrung an, weshalb sie in Gärten und Feldern keinen Schaden anzurichten vermögen. Trotz- dem werden sie aus Unverstand und Unkenntnis vielfach verfolgt und getötet. Auch die Spitzmaus ist, wie die Fleder- maus, ein sehr gefräßiges Tier und verzehrt täglich mindestens das Doppelte ihres Gewichts. Voll rühriger Geschäftigkeit spürt sie ihre Beute auf. Da sieht sie einen Regenwurm, dort eine Schnecke, am jungen Blatt labt sich ein Blattkäfer, Deutsche Matrosen der Seewehr ernten junge Schoten im Kompagniegarten. Nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. 440 Die Gartenwelt. XX, 37 eine Larve windet sidi am Boden, dort zeigt sidi ein dick- leibiger Nachtfalter. Sie alle werden von dem flinken Mäuschen gepackt und verzehrt. Die Maulwurfsgrille, auch unter dem Namen Werre bekannt, die durch das Zerstören von Pflanzenwurzeln oft großen Schaden verursacht, ist nirgends vor ihr sicher. Ja, sogar an die viel größere Hausmaus wagt sich die kleine Spitzmaus, beißt sie nach kurzem Kampf tot und läßt sie sich als leckeres Mahl schmecken. Wenn sie eine solche Heldentat auch nur selten verrichtet, stöbert sie doch die Nester der Haus- und Feldmäuse in deren Ab- wesenheit durch und erwürgt eine zahlreiche Nachkommen- schaft. Wenn sie hin und wieder einmal ein Vogelnest ausraubt, dürfte dies doch nur selten vorkommen, da sie nicht klettern und somit die Nester im Gebüsch nicht er- reichen kann. Auf dem Erdboden aber findet sie die Nester nicht so leicht, hält sie sich doch meist in Erdlöchern, Schutt, altem Gemäuer usw. auf. Der Umstand, daß die Spitzmaus von Hunden, Katzen, Mardern und Füchsen wohl totgebissen, aber nicht gefressen wird, ließ den Volksglauben entstehen, daß sie giftig sei. Dies ist nicht der Fall. Ihr Fleisch wird seines Bisamgeruchs wegen verschmäht. Von den bei uns heimischen Arten ist nur die Wasserspitzmaus schädlich, weil sie Fischeier und junge Fische frißt. In Bienenständen dürfen Spitzmäuse freilich nicht geduldet werden, da sie hier große Verheerungen anrichten. Freund Maulwurf, der unermüdliche Beschützer unserer Wiesen und Felder, muß den blinden Haß der Menge immer noch mit seinem Leben büßen, obgleich zur Genüge erwiesen ist, daß er von Insekten, deren Eiern und Larven, Würmern, Schnecken usw. lebt, die unserem Feld- und Wiesenbau den größten Schaden zufügen. Niemals greift ein Maulwurf Pflanzenkost an ; er wählt dann lieber den Hungertod. Wohl richtet er durch Aufwühlen der Erde auf Wiesen einigen Schaden an. Allein dieses Vergehen ist nicht so schlimm, daß es die Todesstrafe rechtfertigen würde. In Gärten und Anlagen ist freilich der Schaden größer. Um den Wühler von solchen Grundstücken fernzuhalten, ziehe man, wie Dr. Taschenberg empfiehlt, auf der gefährdeten Seite einen etwa 60 cm tiefen Graben und fülle ihn mit zerhackten Dornen, alten Nägeln, Glasscherben u. dgl. auf. Da er hier seinen Rüssel verletzen würde, meidet er die gefährliche Gegend. Ist er schon in das betreffende Grundstück eingedrungen, so bleibt weiter nichts übrig, als in das Ende seiner Röhre einen Pfropfen von Watte oder Werg zu stecken, der vorher mit Erdöl, Kienöl, Karbolineum oder Teer getränkt wurde. Stark- riediende Stoffe verabscheut der Maulwurf und meidet sie. Im allgemeinen überwiegt sein Nutzen bei weitem den Schaden. Den allbekannten Galgen hat daher der arme Schelm nie- mals verdient. Auch der Igel hat oft den Undank der Menschen schwer zu fühlen. Lenz, Brehm und andere bedeutende Naturforscher haben auf Grund sorgfältiger Beobachtungen festgestellt, daß der Igel auf seinen Streifzügen in Gebüsch und Hecke, in Feld und Wald zwar hin und wieder ein junges Vögelein mitlaufen heißt, allein vorzugsweise aber diese Raubzüge den Mäusen, Schnecken, Würmern, Käfern, Engerlingen und anderem Ungeziefer gelten. Namentlich im Kampf mit der Kreuzotter zeigt sich der Igel als unerschrockener Kämpe. Betrachten wir einmal den stillen Jäger zur Dämmerzeit im Garten. Rechts und links wendet er seine spitze Schnauze und schnuppert überall umher. Kein Käfer, keine Raupe, kein Regenwurm, keine noch so kleine Larve, ja, nicht einmal die Schnecke, die sich in ihrer schützenden Behausung wohl geborgen fühlt, entgeht ihm. Alles verschwindet in seinem unersättlichen Magen. Die Schnecke wird sogar samt ihrem Haus unter seinen scharfen Zähnen zermalmt. Das kracht und knistert, daß man seine wahre Freude daran hat. Ein Gärtner, dem alle zarten Würzelchen seiner Gewächse von Wühlmäusen abgefressen wurden, setzte in seinen ziemlich großen Garten 21 Igel ein. Die Folge war, daß sich im nächsten Jahr keine Wühlmaus mehr zeigte. Da dürfen wir schon ein Auge zudrücken, wenn er sich dann und wann einmal hinter einen vom Baum gefallenen Apfel macht oder an ein paar süßen Gartenerdbeeren nascht. Leider herrscht in manchen Gegenden noch der Aberglaube, der Igel sauge nächtlicherweise den Kühen die Milch aus, besuche Hühner- ställe und trinke die Eier aus und was dergleichen Unsinn mehr ist. Mit derartigen Fabeln sollte doch einmal gründlich aufgeräumt werden. Der Igel ist einer unserer besten Garten- hüter, er verdient darum die größte Schonung. Es würde zu weit führen, sollte an dieser Stelle auch noch eingehend über den Nutzen unserer Singvögel ge- schrieben werden. Da dieser allgemein bekannt ist, seien nur die nützlichsten Arten kurz erwähnt. Wie öde und traurig sähe es auf Feldern und in Obstgärten aus, wenn wir unsere gefiederten Gehilfen nicht hätten. Vor allem sind es die überaus nützlichen Insektenfresser, die uns im Kampf gegen Pflanzenschädlinge so erfolgreich zur Seite stehen. Unter ihnen sind besonders zu schützen: die Erdsänger (Nachtigall, Sprosser, Blau- und Rotkehlchen), alle Laubsängerarten, unsere sämtlichen Rohrsänger, die Meisenarten, die Spechtmeise, der Kleiber, das Goldhähnchen, der Zaunkönig, der Baumläufer, die verschiedenen Spechtarten, Pieper, Braunellen, Fliegen- fänger, Drosseln, Schwalben, Stare, die weiße und die gelbe Bachstelze, sowie die Feld-, Hauben- und Heidelerche. Dazu kommen noch einige Raubvögel, deren Nutzen den Schaden beträchtlich überwiegt. Es sind die als Mäusevertilger be- kannten Mäusebussarde und unsere Eulenarten mit Ausnahme des schädlichen Uhu, der aber in Deutschland selten ist. Der Vollständigkeit wegen sollen auch noch einige Kriedi- tiere und Lurche nach ihrer Stellung im Haushalte der Natur betrachtet werden. Auch in diesen Klassen finden wir treue Freunde und Gehilfen. So gewähren uns Eidechsen und Blindschleichen, diese harmlosen Tierchen, durch Ver- tilgen einer Unmasse von Insekten großen Nutzen. Und doch werden sie von unerfahrenen und unwissenden Kindern und Erwachsenen oft verfolgt und getötet. Mit Recht sagt daher der Naturforscher Giebel : „Wo sind die Früchte unseres naturwissenschaftlichen Unterrichts, wenn in allen Schichten des Volkes, bis zu den Gebildeten hinauf, über eines unserer gemeinsten Tiere (Blindschleiche) noch die verkehrtesten An- sichten verbreitet sind? Kann denn der Lehrer das niedliche Tierchen nicht aus dem nächsten Busch holen und seinen kleinen und großen Schülern lebendig in die Hand geben, damit sie sich von der Unschädlichkeit überzeugen können? Dann würden sie sicherlich von der lächerlichen Furcht und dem erniedrigenden Aberglauben befreit werden." Erfreulicher- weise hat unser heutiger, auf biologischer Grundlage auf- gebauter Naturgeschichtsunterricht in den meisten deutschen Staaten neue Bahnen beschritten, und bei den naturkund- lichen Lerngängen ins Freie wird sicher in vielen Kinder- herzen Liebe zur Natur, sowie Interesse und Verständnis für dieselbe geweckt. Als Insektenjäger mögen noch die verschiedenen Frosch- XX, 37 Die Gartenwelt. *^^ IUI iUllIlllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllliilllllli^ n neuem ruft :9a{er(anft sum ^om^f in der ^etmaf! mäf 5iefcr ^amp^ mu^ getponnen werden, öie (c^crfidjcrung6gcfc«f(ftofl, «reDifgenoffenfdjofi. Illllliiii 442 Die Gartenwelt. XX, 37 arten und die verachtete Kröte kurz gewürdigt werden. Wenn auch die Frösche vor den Fischzüchtern keine Gnade finden, muß doch die vielfach verkannte Kröte als treuer Wächter und eifriger Reiniger unserer Gärten in Schutz ge- nommen werden. Mit Freuden und innerer Befriedigung habe ich daher kürzlich in einer größeren süddeutschen Tages- zeitung folgende Ehrenrettung der Vielgehaßten gelesen : „Schutz einer Vielverkannten ! Im Schädlingskalender des „Würlt. Obstbau" lesen wir ; Schutz der Kröte ! Holland läßt diesem vielverachteten Tierchen viel Gerechtigkeit wider- fahren. Die Kröte ist dort sogar ein Handelsartikel ge- worden. Die Gemüsebauern kaufen sie für ihre Gärten an. Das Stück wurde schon mit einer Mark und darüber bezahlt. Es wäre an der Zeit, daß man auch bei uns die Kröte als ausgezeichneten Ungeziefervertilger gelten ließe und schonte. Sie geht vor allem den Schnecken zu Leibe. Ein schädlicher und schändlicher Aberglaube , daß die brave Kröte giftig sei." Der erfahrene Gärtner wird sie also immer schützen, weiß er doch, daß sie auf ihren nächtlichen Spaziergängen seine Gemüsepflanzen von Raupen, Schnecken, Würmern, Käfern und anderem Ungeziefer befreit. Auch der schwarz- und gelbgefleckte Feuersalamander, an den sich viele abergläubische Vorstellungen knüpfen, die teilweise noch aus Plinius' Zeiten (Naturforscher aus dem 1. Jahrhundert n. Chr.) stammen, erweist sich durch das Verzehren von allerlei Kerbtieren, Würmern, Schnecken usw. als sehr nützlich und muß daher geschont werden. Unter den Käfern sei noch der Laufkäfer gedacht, die sich in der Hauptsache von Raupen nähren. Die be- kanntesten und nützlichsten ihrer Sippe sind der Gold- käfer, im Volksmund „Goldschmied" genannt, und der Puppenräuber. Da sie eifrige Raupenvertilger sind, werden sie namentlich vom Forstmann als Waldhüter ge- schätzt und geschützt. Das halbkugelige Marienkäferchen, das in der bekanntesten seiner sieben schwarzen Punkte auf den rotbraunen Flügeldecken wegen auch Siebenpunkt genannt wird, und dessen Larven leben fast ausschließlich von Blatt- läusen. Von den insektenfressenden Hautflüglern sei noch bemerkt, daß die vielen Arten von Schlupfwespen ihre Eier mittels eines Legestachels nur in Raupen legen. Die ausgekrochenen Larven nähren sich von dem Fleisch ihres Wirtes und richten ihn so zugrunde. Viele Millionen von Raupen finden alljährlich auf diese Weise ihren Tod. Die Schlupfwespen spielen also im Naturhaushalt eine wichtige Rolle. Wir zählen sie zu unseren besten Garten- und Wald- hütern und lassen ihnen daher weitgehende Schonung an- gedeihen. Möchte es mit der Zeit gelingen, daß die Kenntnis der uns umgebenden Natur immer weiter fortschreite und der vielfach noch vorhandene Aberglauben und die so häufig zutage tretende Unwissenheit und Unkenntnis verschwinden! Kenntnis der Natur erweckt auch Liebe zu derselben und bedeutet nicht nur einen idealen, sondern vor allem auch einen hohen wirtschaftlichen Gewinn. G. Breitschwerdt. Ein botanischer Stützpunkt auf einer halbvergessenen deutschen Siedelung des südamerikan. Urwaldes. Unter den wenigen deutschen Besuchern der Kolonie Tovar in Venezuela war auch Universitätsprofessor Dr. Goebel, der Kon- servator am königlichen Botanischen Garten in München, welcher 1898,99 eine wissenschaftliche Reise nach Australien und Süd- amerika machte und dabei u. a. auch den Auftrag erhielt, für den botanischen Garten und das botanische Museum in Karlsruhe den Bezug von tropischen Pflanzen, Sämereien und Trockenmaterial zu vermitteln. Er brachte von da sowie von Australien wertvolles Material mit und hat — selbst geb. Badener — auch über die Entwickelung und die damaligen Verhältnisse von Tovar Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog Friedrich I. Bericht erstatten dürfen. In einem Begleitschreiben bog er dabei auf den ihm als Fachmann nächstliegenden botanischen Gesichtspunkt ab: „Tovar liegt an einem für Vornahme naturwissenschaft- licher Sammlungen außerordentlich günstig ge- legenen Punkte der venezuelanischen Küstenkordilleren. Die botanischen Gärten und Sammlungen können von dort aus mit geringen Kosten sehr bereichert werden. Unterzeichneter hat auf seinen Reisen in Indien, Java, Südamerika, Australien, Neuseeland kaum einen anderen Ort kennen gelernt, der für einen natur- wissenschaftlichen Sammler so günstige Aussichten bietet als Tovar." Die Siedelung ist 1843 auf einem von dem Venezuelaner Tovar frei zur Verfügung gestellten Landstrich von etwa 400 Auswanderern aus dem Badischen Breisgau gegründet worden, die ein in dortiger Gegend wohnender Kupferstecher im Auftrag eines in venezuela- nischen Diensten stehenden italienischen Kartographen geworben hatte, ^ an den Quellen des Rio Tuy in etwa 1800 m Meeres- höhe am Südhang des Küstengebirges etwa 100 km westlich von ■ der Hauptstadt Caracas und gegen 70 km nördlich von der Stadt ■ La Victoria, an welcher jetzt die von einer deutschen Gesellschaft erbaute Eisenbahn Caracas — Valencia vorbeiführt. Für die Breis- gauer Bauern war die Lage der Siedelung eine ungünstige, un- geeignet für den Weizen- wie für den Weinbau, selbst für Kar- j toffeln, weil das Klima zu feucht ist. Am meisten lohnt nur der I Anbau von Kaffee und Kakao, eine Haupteinnahmequelle von I Venezuela. Es hat viel Schweiß und Opfer, auch von Menschen- I leben gekostet, bis die Siedelung, die viele schon bald wieder verließen, sich allmählich zu einem bescheidenen Wohlstand empor- gearbeitet hat, mit nicht viel mehr Einwohnern als zurzeit der Gründung. Die ganz vereinsamte deutsche Gemeinde hat aber nicht nur Heimattreue gehalten in Wahrung ihrer alemannischen Sitte und Mundart, sondern auch, obwohl des alten Staatsbürger- rechts verlustig — sich echt deutschen Geistes erwiesen, gerade im jetzigen Weltkrieg durch eine bei ihren Verhältnissen nicht hoch genug anzuerkennende Sammlung für das Deutsche Rote Kreuz und für Errichtung einer deutschen Schule, die ihr bis dahin gefehlt hatte. Schon Goebel hatte auf eine solche hingewiesen, wie zuvor auch schon die Vertreter des Reiches in Caracas — und dabei einen deutschen Lehrer gewünscht, der auch einiger- maßen naturwissenschaftlich geschult sei. Was damals den Be- mühungen des badischen Unterrichtsministeriums und des Landes- verbandes Baden des Vereins für das Deutschtum im Ausland nicht gelungen war, heute ist es Tatsache geworden : Lehrer Eugen Galler von der deutschen Schule in Caracas, ein Oberelsäßer und selbst alemannisch sprechend, übernimmt die deutsche Schule in Tovar, durch welche die allmählich aussterbende Kenntnis der hochdeutschen Gemeinsprache den Nachkommen der Auswanderer wieder ver- mittelt werden wird, und wenn auch vielleicht nicht naturwissen- schaftlich gerade besonders geschult, wird er und der von den Engländern aus Trinidad ausgewiesene Pfarrer Bufert, ein Rhein- länder, doch wenigstens auch für botanische Forschungen und Be- züge den Anknüpfungspunkt bieten, welchen ein im allgemeinen gebildeter Mann für solche und ähnliche Zwecke geben kann. W. Groos, Karlsruhe. Ueber das Abhalten der Maulwürfe von den Kulturen. Mit Erfolg halte ich die Maulwürfe von meinen Teppichbeeten und Kulturen durch Petroleum fern. Im Umkreise der Beete mache ich mit spitzem Holze eine Anzahl Löcher, gieße in jedes eine Wenig- keit Petroleum und schließe sie dann wieder. Daneben gehe ich den Gängen der Maulwürfe nach, um ab und zu etwas Petroleum in dieselben zu gießen. Häufig lasse ich auch in der Umgebung der Gänge mit einer Schaufel auf den Boden schlagen, da Maul- XX, 37 Die Gartenwelt. 443 würfe vor Erderschütterungen fliehen. Auf diese Weise halte ich die Wühler in gewissem Abstand von meinen Kulturen, gelegent- lich werden auch Fallen aufgestellt, auch die Wühler bei der Ar- beit mit Spaten oder Hacke an die Oberfläche befördert und ge- tötet. W. Krüger, Kloxin in Pommern. Requiescat in pace. Er hatte geschafft und hatte gepflanzt So manichen Baum in deutschen Grund, Und Blumen gehegt und Träume geträumt. Und dann kam der Krieg, und er zog hinaus Und hat manchen Tag und manche Nacht Getreu gewacht für das deutsche Leben. Und er kehrte heim, eine kleine Zeit Daheim zu feiern mit seinen Lieben, Und an Blumen und Frieden und Leben zu denken, Mitten im Krieg eine kleine Zeit. Da schaut' ihm der Tod in das treue Auge. Krankheit und Ringen und Qual und Not, Und dann kam der Tod und schloß ihm leise Die müden Lider. Blumen und Frieden — dieselbe Stätte, Da er Blumen gehegt, da er gestaltet, Planend und wirkend, die nahm ihn auf. Blutrote Blumen und schneeweiß' Leuchten Und deutscher Eichen duftiges Grün. — Und die Freunde kamen, die jungen Krieger, Die letzten Ehren ihm zu erweisen. — Weich klangen die Klänge — Spätsommerleuchten, Und das Lied vom Scheiden, das alte Lied. Und donnernd hallte über der Gruft Des Krieges harter, gewaltiger Ton. Erde — wollt ihr drei Hände Erde Nach altem Brauch nun herniedersenken — Nein Blumen — Blumen. Der Astern Sterne Sanken zitternd in dunkelen Grund. Leben und Frieden — Jammer und Leid Und Blumen — und Eichen, duftige Eichen. Pflanzt ihm den Baum auf seinen Hügel 1 Er hatte die deutschen Eichen lieb. Er hätte lebend Zukunft gebaut, Schöne, neue, bessere Zeit. Er hat sich gefreut auf Wirken und Leben. Deutsche Eichen grünet und rauscht Ueber den Gräbern und lehret die Müden : Haltet aus am Werk. — Und lehret die. Die werdend dem Leben entgegen gehen. Hütet die Eichen. Der Toten Willen, Er soll geschehen. Das deutsche Land Soll blühen und leben. Johanna Beckmann. Der Platanenkatarrh. Wenn Herr Sprenger von der Ein- teilung der Platanenarten sagt: „Immer leben wir im Platanen- dunkel" und die Platanennomenklatur geradezu eine „Platanen- marmelade" nennt, so muß man ihm beistimmen. Auch ich hatte diese Schwierigkeiten schon empfunden, als ich seinerzeit schrieb : „Die Platanenblätter sind so polymorph und die Unterscheidung der in Betracht kommenden Platanenarten oft ebenso schwierig wie die der einheimischen Eichen- und Lindenarten, so daß ich für den durch seine sich schälende Rinde von den Ahornarten zu unter- scheidenden Baum den Kollektivnamen Platanus Platanus vorschlagen möchte." Wenn aber unser hochverehrter und verdienstvoller Mit- arbeiter, Herr Sprenger, in seinem Aufsatz (auf S. 364 d. Jahrg.) schreibt: „Mir scheint, es kann kaum einen gesunderen Alleebaum geben als die Platane," so darf ich dieser Behauptung nicht bei- stimmen, und will hier anführen, was ich diesbezüglich in der „Zeitschrift für Balneologie", V. Jahrgang, S. 257/258, schrieb : „Während sich bei den Ahornarten in den Nervenwinkeln der Blattunterseite nur spärlich mikroskopische Borstenhaare finden, findet sich in der Menge je nach der Varietät verschieden, doch viel reichlicher als beim Acer, bei den Platanen an den Blatt- unterseiten insonderheit der jungen Blätter ein Flaum, der aus mikroskopischen Sternhärchen besteht. Sowohl diese strahlenartig verästelten Härchen der Blätter, als auch die längeren Borsten- härchen der Frucht mengen sich dem Straßenstaub und der Atmungs- luft bei und rufen rein mechanisch Reizungen der Schleimhäute, besonders der Augenbindehaut, aber auch in der Nase, im Rachen und in der Luftröhre und sogar in den Bronchien hervor bei solchen Personen, die sich längere Zeit unter Platanen aufhalten. Am schädlichsten ist der Härchenstaub, der von den jungen Blättern von Anfang Mai bis Ende Juni, in welche Zeit also auch die meisten Klagen über den Platanenschnupfen fallen, abfällt. In den Promenaden und in Kurorten sollte man daher es tunlichst vermeiden, Platanen anzupflanzen. In der Umgebung von Lungen- heilanstalten sollten Platanen nicht nur nicht angebaut, sondern wenn vorhanden, gefällt werden." Indem ich diese Zeilen noch- mals veröffentliche, geschieht es in der Hoffnung, daß gütige Leser ihre etwaigen diesbezüglichen Erfahrungen hier zur Sprache bringen möchten. Dr. F. Kanngießer, Braunfels. Aus den Vereinen. Verbandsgründung der Fruchtgroßhändler. In einer in Berlin abgehaltenen Versammlung von Vertretern der Gemüse-, Obst- und Früchtegroßhändler, die von im ganzen Deutschen Reiche ansässigen Teilnehmern besucht war, ist einstimmig be- schlossen worden, einen Verband zu gründen, der die gemein- samen Interessen der Mitglieder im Großhandel mit Gemüse, Obst und Südfrüchten nachdrücklichst vertreten will. Der Verband führt den Namen Zentralverband deutscher Fruchtgroßhändler E. V., Sitz Berlin. Die Geschäftsstelle befindet sich in Berlin C 2, Burgstraße 20. Zum ersten Vorsitzenden wurde Max Matthies (Berlin) gewählt. Bevorstehende Ausstellungen. Dahlienneuheitenschau in Leipzig, Trotz der schweren Kriegs- zeit und trotz des Umstandes, daß die Deutsche Dahlien- gesellschaft ihren Mitgliedern in diesem Kriegsjahre die Zah- lung des Jahresbeitrages erlassen hat, veranstaltet dieselbe in den Tagen vom 16. bis 18. September eine zu einer Herbstblumen- neuheitenschau erweiterte Dahlienneuheitenschau im Leipziger Palmen- garten, woselbst ihr für die Schnittblumen der Weiße Saal, ein vornehmer, großer Raum des Gesellschaftshauses, zur Verfügung gestellt wurde. Zur Zeit der Ausstellung werden auch die Pflan- zungen des Schaugartens der Deutschen Dahliengesellschaft im Palmengarten in vollem Flor stehen. Nachdem die Ausstellungen der Deutschen Dahliengesellschaft in den letzten beiden Jahren ausgefallen waren, ist es jetzt von besonderem Interesse, bei der diesjährigen Schau wieder einmal feststellen zu können, was unsere Dahlienzüchter an wertvollen neuen Züchtungen in den letzten Jahren hervorgebracht haben. Ein reicher Besuch ist dieser Ausstellung zu wünschen, umsomehr, als die Deutsche Dahliengesellschaft, deren Geschäftsführer, Curt Engelhardt, seit Jahr und Tag im Felde steht, die dem Verband der Handelsgärtner Deutschlands 500 M für Kriegshilfe zur Ver- fügung stellte und ferner 1500 M Kriegsanleihe gezeichnet hat, mit dieser Veranstaltung erneut ihre Lebens- und Schaffensfreudig- keit erweisen will. Diese Gesellschaft wird zurzeit allein von Herrn Georg Bornemann in Blankenburg a. H. als Vorsitzenden geleitet. M. H. 444 Die G a r t © 11 w e 1 1. XX, 37 Tagesgeschichte. Berlin. Die städtische Kunstdeputation, die kürzlich unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Reicke tagte, faßte den Beschluß, folgende Aufgaben den Architekten Groß-Berlins zum Wettbewerb zu stellen: 1. Ein Teil des Volksparks in der Wuhrheide soll zu einem Heldenhain gestaltet und in ihm ein Platz von etwa 5 ha als Versammlungsstelle für feierliche Veranstaltungen geschaffen werden. Durch architektonische und bildhauerische Werke soll in Verbindung mit der Landschaft und gärtnerischen Anlagen eine weihevolle Stimmung erzielt werden. An Preisen werden zu- sammen 15 000 M zur Verfügung gestellt. 2. Für die Umgestal- tung von Bauvierteln im alten Westen Berlins sollen Vorschläge gemacht werden. Auch für die Lösung dieser Aufgabe werden an Preisen zusammen 15 000 M zur Verfügung gestellt. Aschersleben. In der Aufsichtsratssitzung der Terra, A.-G. für Samenzucht, wurde beschlossen, der am 21. September statt- findenden Generalversammlung die Verteilung einer Dividende von 10 Prozent (wie im Vorjahre) vorzuschlagen. Der Reingewinn beträgt 516339 M (i.V. 317154 M). Für Abschreibungen und Reservefonds wurden 59 661 M (i. V. 91952 M) und für Sicher- stellung der Kriegssteuer für die beiden Kriegsjahre insgesamt 200000 M verwandt, als Vortrag bleiben 74 902 M (61137 M). Frankfurt a. O. Der 67 jährige Gärtnereibesitzer Suck, dessen Sohn im Anfange des Krieges als Leutnant gefallen ist, hat sich beim Dragonerregiment Nr. 2 als Kriegsfreiwilliger gestellt, um für Deutschlands Ehre in den Kampf zu ziehen. Für besondere Tapferkeit im Felde wurde er zum Unteroffizier befördert. Er hat den Krieg 1870/71 beim Dragonerregiment Nr. 12 mitgemacht und sich damals das Eiserne Kreuz erworben. Schleswig. Die Stadt beabsichtigt die Anlage einer Helden- gedächtnisstätte. Nach Besichtigung der näheren Umgebung Schleswigs und Prüfung der geeigneten Gelände, hielt Harry Maaß-Lübeck vor den Vertretern der städtischen Behörden im Rathaus einen Vor- trag über die grundsätzlichen Fragen der Wahl des Geländes und seiner Ausgestaltung. Herr Maaß wurde mit der Bearbeitung eines Planes beauftragt. Aus Hessen. Das Ministerium des Innern hat die Ausfuhr von Zwetschen für die Zeit vom 31. August bis auf weiteres ver- boten. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 M bestraft. Schweden. Aussichten der Obsternte. Vor etwa einem Monat waren die Aussichten der Obsternte in Mittelschweden schlecht, in den Provinzen Schonen, Kristianstad, Kalmar, Gotland und Blekinge hingegen ungefähr mittelgut. Gegenwärtig sind sie nach den Ermittelungen der Pomologischen Vereinigung Schwedens nahezu in ganz Schweden sehr schlecht. Die Vereinigung hat auf Grund der eingelaufenen Berichte eine Zusammenstellung über die Aussichten der Obsternte angefertigt, die das folgende Bild er- gibt (5 = sehr gut, 4 ^ gut, 3 = mittelmäßig, 2 = gering, l^^sehr gering) : Provinzen Aepfel Birnen Pflaumen Stockholm . . .0,5 0,6 2,5 Upsala 0.9 1 1,8 Södermanland . . 1 1 1,9 Oestergötland . . 1,3 0,8 1,4 Jönköping . . . 2,3 1 2,2 Kronoberg . . . 1,3 1 1 Kalmar .... 2,2 1,3 2,6 Gotland .... 2,5 1 2 Blekinge .... 1,7 1,5 2 Kristianstadt ... 2,4 1,8 3,1 Malmähus. ... 3,4 2,2 4,3 Halland .... 2,4 1,4 2,6 Gothenburg u. Bohus 2,7 1,3 2,5 Provinzen Aepfe Aelfsborg .... 2 Skaraborg . . .1,7 Oerebro .... 1 Västmanland . . .1,1 Birnen Pflaumen 1,3 2,3 0,7 2,4 0,5 1,2 1 1,8 Wie aus dieser Zusammenstellung hervorgeht, ist der Stand der Aepfel schlecht, außer in Schonen, an einigen Stellen der Westküste und in Gotland. Aber auch in diesen Teilen des Landes bleibt die Ernte unter mittelmäßig. Die Birnenernte wird in ganz Schweden sehr schlecht ausfallen. In Schonen scheint eine gute Ernte von Pflaumen bevor- zustehen, im übrigen Schweden wird auch die Pflaumenernte unter mittelmäßig sein. Ueberdies dürften die Ziffern der Aepfelernte für Südschweden zu hoch sein, da inzwischen durch einen rasenden Sturm bis zur Hälfte der Ernte von den Bäumen geworfen ist. Wenn das auch nicht durchgehends der Fall ist, so wird doch sicher die Ernte der Provinz Malmöhus noch unter mittelmäßig und die der West- küste und von Kristianstad gering ausfallen. Ferner ist der ge- ringe Fruchtertrag in ganz Mittelschweden, in östlichen Teilen von Südschweden, an einigen Stellen des nördlichen Halland sowie in Teilen der Provinzen Gothenburg und Bohus und Aelfsborg von Pflanzenkrankheiten frönnbärsmal, skorfsvamp) vernichtet worden. Man kann daher von einer Mißernte an Aepfeln und Birnen nahezu in ganz Schweden sprechen. Größere Mengen Aepfel werden daher von keinen anderen Plätzen zum Verkauf kommen können, als etwa von einigen Stellen der Provinz Malmöhus und von Gotland. Die Pflaumen stehen, wie schon gesagt, in Schonen gut, so daß von dort einige größere Mengen zum Verkauf an- geboten werden dürften. (Nach „Stockholms Dagblad" vom 15. August 1916.) Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Aus dem Felde zum Urlaub zurückgekehrt, starb am 24. August j nach kurzer, schwerer Krankheit in Steglitz der junge Garten- I architekt Walther Pflüger (Unteroffizier im 1. Garde-Reserve- Fußartillerieregiment). Er war ehemals Schüler der Gärtnerlehranstalt zu Dahlem, hat später in städtischem Dienst u. a. die Anlage des Steglitzer Fried- hofes gestaltet und war zuletzt im Dienste der Stadt Hamburg tätig. Er war ein hochbegabter, hoffnungsvoller Fachmann, der dem deutschen Gartenbau bereits Tüchtiges geleistet hat und bei längerer Lebensdauer sicher noch Hervorragendes geleistet haben würde. Ehre seinem Andenken ! J. B. Gärtnereibesitzer, Hoflieferant Johann Rößi, Feldwebelleutnant, wurde das Eiserne Kreuz verliehen. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt die Verleihung des Eisernen Kreuzes an seine Mitglieder Fr. Klemmer, Berlin, und G. Rapsch, Berlin- Wannsee, bekannt. Der Verband Deutscher Privatgärtner gibt den Heldentod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt: Wilh. Jakob, Dresden; Karl Hildebrandt, Arnswalde ; Willy Schulz und Kurt Schall- nau, Kassel ; Ernst Weißenborn, Bautzen. Heinemann, Irene, Witwe des Begründers der weitbekannten Gärtnerei F. C. Heinemann in Erfurt, t am 7. September im hohen Alter von 89 Jahren. Neumann, Aug., früherer Kunstgärtner, Kreuzberg in Ober- schlesien, t s"" 24. V. M. im Alter von hundert Jahren und einem Tag. Berlin SW. 11; Hedemannstr. 10. Für die Bedaktioa verantwortl. Mu HesdörfEer. Verl. von PanlFare;. Druck: Anh. Buchdr.Guteaberg e.G.'m.b:H.,0ea8aa Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 22. September 1916. Nr. 38. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlidi verfolgt. Sommerblumen. Gärtnerische Streifzüge im Kriegsgebiet. Von Fr. Roll. 1. Sommerblumen. Auf den Feldern, etwas näher dem Kampfgebiete, wo der Boden teilweise schon das zweite Jahr von der Pflug- schar unberührt geblieben ist, hat der Krieg, je nach der Bepflanzung und dem Samenausfall des letzten Bebauungs- jahres, stellenweise eigenartige Vegetationsbilder von höchster Farbenpracht gezeitigt. Ganze Aecker lang Blüte an Blüte, die Pflanzen so gedrängt, daß kein anderes Kraut, ich möchte in diesem Falle fast sagen Unkraut, aufkommen konnte. Um einen störenden Fleck in die leuchtende Blumenpracht zu bringen, hat sich manchenorts die Klatschrose , Papaver Rhoeas, zur Alleinherrin der Felder gemacht ; sie wirft weit ins Land hinaus ihre Farben- lichter, freundlich und doch wieder trübe, je nach unserer Stimmung, denn die rote Farbenherrlichkeit ließ der blutige Krieg gedeihen. Man- chenorts drängte sich neben die Klatschrose mit ihrem Rot der Ackersenf mit seinen gelben Blüten in größeren oder klei- neren Flecken, bekam da und dort auch das Uebergewicht, und bildete nicht minder hüb- sche Farbenwirkungen. Auch die Kornblume , Centaurea Cyanus, die bei uns so ziemlich überall Gartenrecht erworben hat, fehlte nicht, um wenigstens an einzelnen Orten den Aeckern vollständig ihr Gepräge zu geben. So sah ich sie in Primat in der Champagne verschiedene Aecker dicht be- decken ; kein anderer Farben- ton, auch keine Klatschrose, mit der sie sonst das Farbenbild Gartenwelt XX. des Kornfeldes bestimmt, war darin zu sehen. Das Bild wirkte in seiner stillen Pracht noch mehr auf mich wie das Klatschrosenrot. Meist allerdings traten Kornblume und Klatschrose und auch der Ackersenf vereint auf und boten abwechselnde Bilder, die einer Farbenplatte würdig gewesen wären. Weit hinter der Front ist natürlich alles völlig angebaut und bot gegenüber dem früheren Anblick, wo jeder seinen Acker nach seinem Gut- dünken bestellte, wodurch eine größere Abwechslung im Land- schaftsbilde entstand, einen mehr einheitlichen Anblick, da auf weite Flächen einheitlich die gleiche Getreideart von uns ge- sät wurde. Man sah das reinste Kornmeer durch den Norden Felsengruppe mit Symphyandra Wanneri, Hutchinsia alpina, Thymus lanigunosus und Saxifraga apiculata. Nach einer für die ,, Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. 38 446 Die Garteu weit. XX, 38 ganz Frankreichs, so daß unsere Vorräte für diesen Winter und das nächste Jahr nicht gering sein werden. Dort, wo die Zeit und der Mangel an Arbeitskräften eine frühere Be- stellung nicht gestatteten, wurde den ganzen Sommer hin- durch noch zur Saat von Futter- und Zuckerrüben geackert, so daß das Land möglichst vollständig angebaut war. Wie auf den Feldern, so hat der Krieg auch in den Gärten manchenorts eigenartige Blütenbilder gezeitigt, mancher Pflanze, die sonst im wohlgepflegten Hausgarten sich sittsam in den ihr zugestandenen Grenzen halten muß, erlaubt, sich auszubreiten und ihre Wirkung im größeren Bestände zu zeigen. Es sind dies in erster Linie die Sommerblumen, deren Fortbestand durch Selbstaussaat gesichert ist, wenn ihnen kein hartnäckiger Vertilgungskrieg bereitet wird, die meist auch am besten keimen und gedeihen, wenn sie sich im Herbste selbst aussäen und ohne Verpflanzen sich ent- wickeln können. Ich nenne hier in erster Linie den gewöhn- lichen Gartenrittersporn in seiner ursprünglichen Form mit lockeren Blütenrispen. Dieser eignet sich äußert gut zu Blumen- sträußen und wirkt eher noch besser als die schwereren der Gartenzüchtungen, die sich gewöhnlich nicht so leicht fort- pflanzen und bald wieder aus dem Garten verschwinden, wenn ihnen nicht etwas Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ich sah diesen Rittersporn an manchen Orten, wo er sich aus den Rabatten heraus in das angrenzende Gemüseland aus- gesät hatte und es fast ganz bedeckte, dem Gärtchen einen festlichen Anstrich gab. Der Farbenreichtum desselben ist ziemlich groß, von dunkelblau bis blaß, und von rosa bis weiß. Zur Zwischenaussaat von nicht zu dichten Stauden- pflanzungen ist dieser Rittersporn infolge seines leichten Auf- baues sehr gut zu verwenden ; er läßt sich eben dieser Eigenschaft wegen auch mit jeder anderen Sommerblume gut Felsengruppe mit Cytisus incarnatus purpureus. Links Saxifraga Schöne v. Ronsdorf. Nach einer für die „Gartenwell*' gefertigten Aufnahme. aussäen, da er nur wenig beschattet, anderen Pflanzen also noch genügend Luft und Licht zukommen läßt. Auch die hell- bis dunkelgelbe Ringelblume, Calendula of/icinalis, gehört zu den Blumen, die sich ohne weiteres selbst fortpflanzen, wenn ihnen genügend Platz zur Ver- fügung steht, da sie sich nicht gern beengen lassen und be- sonders Anspruch auf Sonnenlicht machen. Außer den ver- schiedenen Färbungen gibt es auch mehr oder minder schöne Füllungen, dazu eine Blütezeit, die fast den ganzen Sommer währt. Auch abgeschnitten läßt sich die Ringelblume (Calendula) ganz gut verwenden und ist dabei von langer Haltbarkeit. In meiner Heimat, im Schwarzwalde, gehört sie fast zum Bestände jedes Bauerngartens und ist auch im Blumenstrauße auf dem Tische oft zu sehen. Sie war mir darum im Feindeslande wie eine liebe Erinnerung an die Heimat. In geschlossener Gruppierung, wie den Rittersporn, sah ich sie zwar nicht; sie hatte sich meist durch das Gemüseland zerstreut und dort, wo sie etwas fetten Boden gefunden, zu starken Büschen entwickelt. Sie ist auch in dieser Beziehung etwas anspruchsvoller wie der Rittersporn. Wo der Boden nicht zu hart geworden war, hatte sich auch die Eschscholtzie ausgebreitet. Sie war zwar, soweit ich kam, nur in ganz wenigen Gärten zu sehen. Die Esch- scholtzie ist mehr als die beiden obengenannten Gattungen auch in besseren Gärten als Rabattenpflanze oder in ganzen Beeten zu finden; sie gehört unstreitig zu den dankbarsten Sommer- blumen, wohl auch genügsamsten in ihren Ansprüchen an Boden und Feuchtigkeit. Ich habe zu einer Zeit, in der ich mit meinen Pflanzen nicht überall ausreichte, verschiedene Beete einfach mit Eschscholtzien besät und damit die Pflan- zung für zwei bis drei Jahre hergestellt, da sie massenhaft Samen ausstreuten, so daß ich im nächsten Jahre nur etwas verdünnen mußte. Im zeitigen Frühjahre wurden die Beete ohne weitere Zugabe nur gut durchlockert. Hellgelb und dunkelorange sind die Farben von größter Leuchtwirkung ; blaßgelb und leicht rosa wirken sehr hübsch und fein und kommen besonders auch im Blumenstrauße sehr gut zur Geltung. Ein Strauß von ver- schiedenen Eschscholtzien, den ich im Vereinslazarett, Evan- gelisches Gemeindehaus in Hora- berg am Niederrhein, während mehrerer Tage in gleicher Frische auf dem Tische stehen sah, nötigte mir Bewunderung für die Feinheit der Färbung mancher Blume ab. Auch die Levkojen, die sonst etwas empfindlicher sind, sah ich, in einigen Gärten zer- streut, Ende Juli in schönster Blüte. Ein großer Teil hatte allerdings nur einfache Blüten ; desto besser kamen die gefüllten zur Geltung. Bei den Levkojen sind meiner Ansicht nach nur die gefüllten Blumen wirklich XX, 38 Die Garteawelt. 447 schön ; bei anderen Blumen wirken die einfachen oft eben- so gut. Zu den Kriegssommerblumen muß ich auch noch die Godetien mit ihren weißen und roten, becherförmigen Blüten zählen, ferner vereinzelt Clarkien mit den lockeren Blütenähren. Die Godetien hatten an milden Orten, wo sie schon im Herbste zum Teil keimten, schon frühe mit der Blüte eingesetzt ; sie werden mit den dieses Frühjahr erst aufgegangenen Pflanzen wohl bis spät im Herbste blühen. Die Godetien hielt ich schon lange für schätzenswerte Gruppenpflanzen, während ich die Clarkien erst zu schätzen ver- mochte, als die Sorte Scharlach- königin, als Neuzüchtung hin- zukam, die in ihrer feinen Farbe und auch reicheren Blüte die andern Sorten weit übertrifft. Be- sonders auch für Tischschmuck ist Scharlachkönigin eine herr- liche Blume, die mir oft Aner- kennung eintrug. Was mich Wunder nahm, war, daß ich die Geruchswicke nirgends verwildert vorfand, da sie doch im' Jahre vorher an manchen Orten zur Samen- Felsengruppe mit Aubrietia Dr. Mules, Saxifraga muscoides purpurea und Schöne v. Ronsdorf. Nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. reife gekommen war. Auch angepflanzt sah ich sie dieses Jahr, wohl aus Sonnenmangel, beim Franzmann nur ganz ' selten; dafür sind sie tonangebend in manchem unserer Soldaten- quartiere für diesen Sommer ge- worden. Nur in Bernes, einem kleinen Städtchen in der Gegend von St. Quentin, sah ich bei einem Franzmanne ein größeres Beet in voller Blüte, das er mit eifersüchtigen Augen bewachte. Er war augenscheinlich auf uns nicht am besten zu sprechen und fürchtete wohl, wir möchten uns an seinen Blumen vergreifen. Doch unsere Kolonne zog vor- bei, ohne daß seine Duftwicken sich minderten. Er mochte darum nachher wieder leichter aufatmen. Es pflanzt eben niemand gern für fremde Leute. Dagegen hatte sich Papaver somniferum trotz des Krieges manchenorts in sehr schönen ge- füllten und auch einfachen Sorten von wunderhübschen Farben ge- halten, so daß ich es wieder mit besseren Augen ansah, als ich es lange Zeit getan hatte. Es sind wirklich auch so hübsche Sachen darunter, die eines vor- nehm gezierten Gartens, für fest- liche Blumensträuße würdig sind. Felsengruppe mit Iberis Weißer Zwerg, Saxifraga Cymbalaria und muscoides purpurea und Euphorbia polychroma. Nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. • 44 8 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 38 Im ärmlichen Dörfchen Primat sah ich in dem vor langen Jahren angelegten und zu einer Zeit wohl auch besser gepflegten Parke des Schlosses eine ganze Rabatte, wie extra angesät, in fast lückenlosem Bestände. Es war eine einfache, zierlich gefranste Sorte mit verschiedener Farben- zeichnung. Nur etwas fehlte der Pflanzung. Man sah ihr an, daß der Boden, der ohne Düngung nun schon das dritte Jahr sich mit Blumen schmückte, völlig erschöpft war. Der Mohn liebt einen gut bearbeiteten, kräftigen Boden, auch etwas Feuchtigkeit, als Zierpflanze ebenso gut wie als Nutz- pflanze. In Baden wird der Mohn manchenorts noch auf ganzen Feldern angebaut, zwar nicht zur Gewinnung von Opium, das aus dem milchigen Safte der noch grünen Samen- kapseln bereitet wird, die zu diesem Zweck angeritzt werden. Aus den reifen Samenkörnern des Mohns wird nämlich Oel gepreßt, das als Speise- und auch als Maleröl Verwendung findet. Auch die Preßrückstände sind unter dem Namen Mohnkuchen noch ein geschätztes Viehfutter. Der Mohn ist also eine ganz beachtenswerte Nutzpflanze, trotz des Übeln Rufes, der ihm als Opiumpflanze anhaftet. Seine ein- schläfernde Wirkung findet sich mehr oder minder in allen Teilen der Pflanze, selbst noch in den dürren Stengeln. Daß jedoch einige Kapseln reifer Samenkörner, die, mit etwas Brot gegessen, ganz gut schmecken, weshalb ich sie immer mit Vergnügen aß, schädlich wirken, glaube ich nicht. Viel- leicht ist gerade in den reifen Samenkörnern der Giftstoff am wenigsten vorhanden. Nadelhölzer. Die gebräuchlichsten Koniferen. Von Garteninspektor E. Schelle, Tübingen. (Schluß.) Piuus Murrayaua, (welche fälschlicherweise immer noch als: contorta Murrayana und als muricata Mur- rayana in Baumschulverzeichnissen zu finden ist), die Murraykiefer, starkwüchsig, starkästig, kegelförmig, mit zweinadeligen Blättern. Pinus parviflora ist eine sehr schöne, doch leider etwas winterempfindliche, besonders für Lehmboden passende, immerhin seltene Art, mit dichtstehenden, fünfnadeligen, oben grünen, unten weißlichblauen Blättern. „ Peuce, Ersatz in kalten Gegenden für die P. excelsa. Aehnlich der P. Cembra, doch mit kürzeren (7 bis 8 cm), gedrehten, hellgrünen Blättern. Raschwüchsiger als P. Cembra und breiter als diese. Wertvolle Art. „ pouderosa, Gelbkiefer, erfreut sich auch in forstlicher Beziehung großer Beliebtheit. Kräftig wachsender, schöner, starkstämmiger Baum mit etwas hängenden, an den Enden sich wieder aufrichtenden Aesten. Blätter zu dreien, kräftig, etwas steif, dunkelgrün. Zeigt sich die Art in kalten Wintern manchmal etwas empfindlich, so ist die Unterart var. SCOpulornm ganz winterhart, bildet aber nicht so mächtige Bäume wie die Hauptart. Blätter oft auch zu zweien stehend, dünner als bei voriger, zumteil gebüschelt. „ resiuosa, Rotkiefer, gut in etwas sandigem Boden, schön und schlankstämmig, hellrote Rinde, starkästig, mit dunkelgrünen, zu zweien und gebüschelt stehenden, bis 15 cm langen Blättern. „ risida, die wertvolle Pechkiefer, für sandigen, mehr trockenen Boden geeignet, auf humusreichem Boden nicht vorteilhaft. Starkwüchsig, diditkronig, mit sehr steifen, derben, meist gedrehten, zu dreien stehenden, hellgrünen Blättern. (Das Holz ergibt das falsche Pechkieferholz — Pitchpine.) „ Strol)liS, Strobe, die bekannte Weymouthskiefer. Präch- tige, raschwüchsige — besonders auf feuchtem Boden — starkstämmige und tiefbeastete Art. Die biegsamen Zweige tragen reichlich ihre außen grünen, innen blau- weißlichen, bis 10 cm langen, etwas schlaffen Blätter. Dieselben, zu fünfen stehend, legen sich bei Regen oder Kälte oft eng aneinander. Eine Zierde jeden Gartens. , Die buschige, dichtzweigige Strauchform Uinbraculifera, breitet sich stark seitlidi aus, dadurch flachen Wuchs bildend. „ silvestris, gewöhnliche Föhre (in Norddeutschland sonder- ; barer Weise oft noch „Fichte" oder sogar „Tanne" genannt), bekannte, besonders auch forstlich — weil mit geringem Boden fürlieb nehmend — wertvolle, auf besserem Boden sehr wüchsige, mit (besonders bei engerem Stand) sich bald ausästender Art. Blätter zu zweien, 4 — 7 cm lang, gedreht, ziemlich dicht- stehend, blaugrün bis graugrün. Nach dem Standort wird sie oft kurzerhand Strand- kiefer an den Meeresküsten, Moorkiefer auf moorigem Boden, u. dgl. mehr benannt. An Formen sind — allerdings wenig verbreitet — zu nennen : argeutea, mit bläulich bereiften, glänzenden Blättern. „ COmpacta, ähnlich voriger, pyramidalwüchsig. COlumnai'iS COUipacta, niedere, dichtzweigige, dunkel- grünblättrige Säule. beuvronueusis, kurzblättrige, blaugrüne Zwergkugelform. globosa und globosa viridis, ebenfalls Kugelformen, mit bläulichen bzw. grünen Blättern. pygmaea. dicht zwergkugelförmig. Pinus Thunbergii, nicht ganz winterhart, mehr für sandigen Boden, schlankwüchsig, Blätter lebhaft grün. Zierföhre der Japaner. Pseudolarix Kaempferi, die Goldlärche, leider nur selten angepflanzt, für feuchten Boden, sonst kümmer- lich. Winterhart, laubabwerfend. Bei uns trägwüchsig. Blättchen an Langtrieben zerstreut stehend, an Kurz- trieben in flachen Bündeln, lebhaft grün bis bläulich- grün, im Herbst prächtig goldgelb. Pseudotsuga Douglasii, Douglastanne, eine Nordamerikane- rin, von großem Werte, besonders für Forstkultur, weil genügsam, sehr starkwüchsig und sehr harzreich. Nur jene aus Samen der Gebirgsformen Kolorados brauchbar (!) und winterhart. Bevorzugt eher leichten, (nicht aber unfruchtbaren Sand), als schweren Boden und meidet heiße Südseiten. Breitpyramidal werdend , alt flachlaufende Aeste, flachlineale, glänzendgrüne (auch weiß liniierte) Blätter, ganz charakteristische braunrote, glänzende, spitz zu- laufende Knospen. An Formen haben wir: glauca, blaugrüne, etwas langsam wüchsige, kürzere, dem Trieb mehr anliegende Nadeln. (Auch unter dem Namen „ C olorado "- Douglastanne bekannt.) XX, 38 Die Gar teuwelt. 449 pendula hat etwas hängende Zweige, glaucesceiis, weißblau, mit überhängenden Aesten. argeutea, weißblau. pendula, weißblau, hängend. Caesia, graugrün, bläulich bereift. (Auch als „Colum- bia "-Douglastanne bekannt.) Sciadopitj'S verticillata, die japanische Schirmtanne. Ganz eigenartig schön. Echte Blättchen an Längstrieben schuppenförmig, sehr klein, falsche Blätter: (eigentlich Kurztriebe) zwei zu einer bis zu 15 cm langen und über '/,, cm breiten Doppelnadel verwachsen, welche an kurzen Jahrestrieben bei 20 — 40 Stück nach allen Seiten fast schirmartig stehen. Färbung dunkel- grün, glänzend, unten weißlich liniiert. In lockerer Erde, nicht allzu sonnig stehend, ergeben die allerdings jung trag wachsenden Pflanzen schöne Exemplare. In ganz kalten Gegenden nicht winterhart. Sequoia gigantea, der Mammutbaum, ein wunderbarer und prachtvoller Baum. Sehr schön leider nur in Wein- gegenden, in kälteren Gegenden (bis zu — 25 Grad Celsius) oft Winters beschädigt. Bevorzugt lockeren, frischen (nie trockenen), durchlässigen Boden auf Höhen- lagen. Wuchs kräftig, schmalpyramidal. Blätter pfriem- lich, etwas gebogen, mehr oder minder anliegend, blau- grün. Als Einzelpflanze überall zierend. Die in Kultur da und dort befindlichen niederen Formen sind besser durch die Stammform zu ersetzen. Interessant ist pendula, etwas spindelig, stark hängend, fast anliegend. Taxodium disticlium, die herrliche Sumpfzypresse. Ganz eigenartiger Baum, gradschäftig (unten stark verdickt), ris- sige, braune Rinde. Blätter klein, höchstens 1 '/, mm breit, 1 V'2 cm groß, breitlineal, aber auch nadel- bis schuppen- förmig, lebhaft grün, besonders nach zwei Seiten aus- gebreitet, jährlich mit den zarten Triebchen abfallend. Auf feuchtem, sumpfigem, ja nassem Standort, neben Flußläufen, dicht an Seerändern u. dgl. vorzüglich ge- deihend und hier auch eine prächtige Zierde. Von den Formen ist besonders penduluni, mit dichten, hängenden Zweigen, in Kultur. Taxus, Eibe, gegenwärtig in Ueberfluß angepflanzt, besonders in den sogenannten „modernen" Gärten und dort, wo- selbst der Landschaftsgärtner viel Pflanzen anbringen will. Die Stammform bildet mittelhohe breite Bäume, mit roter dann grauer Rinde, abstehenden Aesten und etwas hängenden Zweigen. Blätter fast zweireihig, breitlineal, dunkelgrün. Zierend sind auch die (nicht giftigen) roten Beeren (die Blätter sind giftig) der weiblichen Pflanze. Bei Abhieb und Schnitt sich rasch ersetzend , also gute Hecken bildend. Im Schatten erzogene Pflanzen kümmern in der Sonne. An Formen sind ebenfalla wohl etwas zuviel in allgemeiner Kultur, besonders was praktische Verwen- dung betrifft. Die meist benützten sind: major, üppig und rasch wachsend. fructu luteo, (für Liebhaber), gelbfrüchtig. albo-variegata, weißbunt. elegautissima, junge Triebe goldgelb, etwas winter- empfindlich. Semperaurea, goldgelb, dichtzweigig. glauca, dunkelblau-grün. CUSpidata, dichtwüchsig, aufstrebend, mit derben, schwarz- spitzigen, etwas sichelförmigen, gelbbräunlich gestielten Blättern. Davisii, aufrecht, dünnadelig. „ Dovastoni, sehr schöne Form, die quirlförmig stehenden Aeste und Zweige überhängend. (Wenn aus Seiten- stecklingen vermehrt nur breit buschiger Wuchs.) gracilis pendula, überhängend, zierlich, erecta, aufstrebend, dichtwüchsig, schmalblätterig; etwas winterempfindlich. imperialis, aufstrebend, schlank, etwas kleinere Blätter. COuica, schmal pyramidalwüchsig. fastigiata, die bekannte irische Säuleneibe, besonders als Grabschmuck verwendet. Nur leider etwas winter- empfindlich. An deren Stelle tritt vielfach „ nova, von kräftigerem Wuchs, und winterhärter als vorige. „ aurea zeigt nur noch einen grünen Streifen auf dem gelben Blatt; ist winterempfindlich. „ aureo-variegata, goldbunt; winterempfindlich. „ clieshuutensis, Säulenform, blaugrün, ringsum ge- stellte Blätter. nana, Zwergform, buschig, mit sichelförmigen Blättern. ericoides, Zwergform, spitz- und schmalblättrig. Sieboldii, flachwachsend, fast dreimal breiter als hoch. adpressa, breitbuschig aufstrebend, dichtzweigig und langblätterig. Cauadeusis, kanadische Eibe; auch als eigene Art be- trachtet, winterhart, dem Boden anliegend, dann aber kräftig aufsteigend. Blätter dicht, sehr kurz und sehr schmal, im Winter fuchsrot. brevifolia, nur für Weingegenden , breitkegelförmig wachsend, überhängende Zweige, gelblichgrüne, schmale und kurze Blättchen. Thuya gigautea, riesiger, wundervoller Baum, besonders in nicht zu kaltem und nicht zu trockenem Boden, stark- stämmig, lange Zweige. Blätter schuppenförmig, immer glänzendgrün, unten weißlich. Große Pflanzen etwas schwierig im Anwuchs. atrovirens ist eine glänzend dunkelgrüne Form. aurea, goldgelbfarbig. gracilis, feinzweigig, hübsch. fastigiata, säulenförmig. „ oecidentalis, bekannte, überaus häufig benützte, (aber vielfach durch Chamaecyparis Lawsoniana nun verdrängte), anspruchslose Art, welche aber doch auf recht sandigem, trockenem Boden kümmert. Blätter schuppig, glänzend grün, im Winter schmutzig grün bis rötlich. In allen "Formen und auch für den Scherenschnitt verwendbar; doch hat der Landschaftsgärtner von ihr unbedingt zuviel Formen in Verwendung, von welchen hier deshalb nur die häufigst benützten angegeben sind : ericoides, eigentlich nur die zu neuer Bewurzelung ge- brachte (fixierte) Sämlingspflanze. Jung hübsch, mit Nadelblättern, im Alter von 15 — 20 Jahren aber ruppig. (Ret i n ispora.) EUwangeriaua, dann Ellw. aurea und Ellw. Rhein - gold, sind sogenannte „Uebergangsformen", mit grünen, beziehungsweise goldiggelben oder orangegelben Nadel- 450 Die ü a r t c u w c 1 1. XX, 38 und Schuppenblättern, aurea hat kugeligen, Rhein- gold buschigen Zwergwuchs, lutea ist hellgelb. illbo-spica, weißspitzig. Vervaeiieaiia, gelbbunt, pyramidalwüchsig. IVareaua, gedrungen pyramidal. lutesceus. gelblich. liuchuilOIlii, zierlich, feinzweigig, graugrün. plicata (Thuya plicata), gedrungen und trägwüchsig, im Winter grün bleibend, stumpfpyramidale, wertvolle Form, doch nur in nicht zu trockenen Gegenden. Kivei'Sii, hochpyramidal, dichtzweigig, gelblichgrün. recurva nana, Kugelform. pendula, hängend. tiliforinis, lang fadenförmig, hängend. ereeta. aufstrebender Wuchs. fastigiata, säulenförmig, steif, etwas empfindlich. Rosentliali, säulenförmig. Colunina, ausgeprägt säulenförmig. Colnnibia, säulenförmig, weißspitzig und bestäubt, (be- sonders Winters). Wagnoriana, säulenförmig. iinibraculitera, Kugelform. globosa, niedrig, kugelig. Hove.vi, nieder, länglichrund. COmpacta, klein, ziemlich kugelförmig, frischgrün. „ Standisllli, für mehr schattigen Standort und feuchten Boden. Langsam wüchsig, dicke, etwas hängende Zweige. Blätter schuppig, fest, grün, unten grau. TllU.VOpsis dolald-ata. für halb- schattigen Standort. Cha- rakteristische , breit und langsam wüchsige Art, mit auffälligen, breiten, schup- penartigen, hellglänzenden, gelblichgrünen, unten hell- weißen Blättern. variegata, weißbunt. Torreya californica hält, wie ebenso Torreya gran- d i s , nur in den geschützten Teilen der Weinbaugegen- den, bei guter Luft- und Bodenfeuchtigkeit und bei halbschattigem Standort aus. Prächtige Bäume mit lebhaft grünen, zweizeilig gestellten , taxusartigen Blättern. Tsilija werden eigentümlicher- weise immer noch selten verwendet, so brauchbar und schön sie auch sind. „ cauadeusis, die kanadische Hemlockstanne , bildet einen prächtigen, weitaus- ladenden , feinzweigigen Zierbaum. Die nur 1 '/o cm langen, ziemlich zweizeilig stehenden, glänzend grünen , unten weißen Blättchen und die reizenden, kleinen Zäpfchen sind sehr auffällig. albo-spica ist eine weißspitzige Form, pendula, mehr breit als hoch, mit bogig überhängenden Zweigen. niinnna, ist eine zierliche, niedere Form. Mei'leusiana, nicht ganz winterharte, gut- und pyramidal- wüchsige Art, mit wagerechten, außen hängenden Aesten. Blätter '/., 2 cm groß, glänzend grün, flach lineal. niacropll.vlla zeigt üppigen Wuchs und größere Blätter. Tsuga Sieboldii, eignet sich nur für Wein- klima. Langsamwüchsig, kleinblätterig. Diese Art wird durch Tsuga diversifolia, welche fast ganz winterhart ist, ersetzt. Pattoniana, herrliche Art, besonders für Höhenlagen und in feuchter Luft, sowie eher feuchtem als trockenem Boden. Auffällige , langsam- und pyramidalwüchsige Zierpflanze. Dichtzweigig; Blätter dicht und fast büschelig stehend, schmal, oben hellgrün, unten weiß. Sehr schön ist die Form mit silbergrauen Blättern : argeutea, welche auch ganz winterhart ist. Topfpflanzen. Die alte Ulme in Schinsheim (Rheinhessen), welche in Nr. 28, Seite 335 d. J. beschrieben war. Die acht vor den Stamm gestellten Kinder decken diesen nur etwas über die Hälfte. Nach einer von Artur Glogau, Geisenheim, für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Drei empfehlenswerte Bromeliaceen. Billbergia Morelii, Nidularium fulgens, Caraguata cardinalis. (Hierzu zwei Abbildungen, nach für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Zu den modernen, „mit allem Komfort" ausgestatteten herr- schaftlichen Wohnungen werden jetzt mehr als früher auch Winter- gärten gefordert. Uns Gärtnern kann diese Forderung nur recht sein, denn je mehr sich diese Neuerung einbürgert, desto mehr vergrößert sich das Absatzgebiet für bessere Topfpflanzen, welches sich wohl gerade jetzt in einem gewissen Stillstand befindet. Aller- dings ist es dann auch unsere Pflicht, dieser Forderung gerecht 7,u werden und sie recht „im Fluß zu halten" durch Anziehen und Anbieten seltener, interes- santer Topfgewächse, denen in solchen Räumen ein leichtes Fort- kommen gesichert ist. Ob jedoch in diesem Sinne mit Anbieten von Lapageria rosea, als für diesen Zweck geeignet, gedient ist, wie es einmal in einer hiesigen größeren Tageszeitung von einem Gelehrten geschah, ist wohl sehr zu bezweifeln. Eher wird das Gegenteil von dem eintreten, was jener Artikel er- strebte, nämlich Interesse in Lieb- haberkreisen für seltenere Pflanzen zu erwecken. Kauft ein Liebhaber so eine schwer kultivierbare Pflanze, mit welcher schon der Fachmann seine liebe Not hat, so ist wohl zehn gegen eins zu wetten, daß er auch kein größeres Glück damit hat, infolgedessen er das Angebot XX, 38 Die Garteuwelt. 451 Bilbergia Morelii. anderer, für Wintergärten sich wirklich eignender, seltener Pflanzen, sehr vorsichtig betrachtet, um dann schließlich wieder auf die alt- bekannten, wie Phoenix, Aspidistra usw., zurückzugreifen. Da das Vertrauen der Kundschaft dem Handelsgärtner gegenüber sich nur durch Anbieten guter, für den jeweiligen Zweck passender, dauerhafter Pflanzen festigt, wollte ich nicht unterlassen, auf die Schäden der Empfehlung ungeeigneter Pflanzen hinzuweisen. Im übrigen besteht in besseren Pflanzen, welche sich für Winter- gärten eignen, glücklicherweise kein Mangel, nur sollten die Sachen mehr kultiviert werden. Man würde mit der Kultur solcher Pflanzen mindestens den gleichen Gewinn erzielen, wie mit den jetzt herrschenden Marktpflanzen, welche oftmals infolge von Massen- angebot und Ueberfüllung des Marktes zu Spottpreisen abgesetzt werden müssen. So eignen sich auch für den oben angeführten Zweck mehrere Arten aus der Familie der Bromeliaceen, und da es nicht allzu- viele aus dieser Familie sind, welche sich leicht zum Topfverkauf heranziehen lassen, sollten die wenigen, die sich darunter be- finden, mehr beachtet werden. So sind die drei in der Ueber- schrift erwähnten Arten eines Versuches wohl wert, denn sie ent- täuschen den Züchter nie, und blühen hauptsächlich zu einer Zeit, Weih- nachten bis Februar, in der das Angebot blühender, interessanter und dauerhafter Topfpflanzen nicht allzu reichlich ist. Von diesen drei Spezies ist Billbergia Morelii, aus Bahia stammend, die kultur- würdigste. Zwar gibt es in dieser Gattung noch verschiedene Arten, welche sich ebenfalls für Marktpflanzenanzucht eignen, da aber hier nur von Winterblühern die Rede sein soll, kommen jene hier weniger in Betracht. Der Bau der Billbergia Morelii ist ähnlich jenem der B. nutons-Hybriden, welche vor mehreren Jahren von Georg Bornemann, Blankenburg a. Harz, in den Handel gebracht wurden, nur ist die Blütezeit später (jene fangen schon im Herbst an zu blühen), auch ist der Blütenstand bedeutend auffälliger durch die viel größeren, lebhaft rosa gefärbten Deckblätter oder Brakteen der Einzelblumen, gegen welche die tiefdunkelblauen Blumen, die in einer leicht übergebogenen Rispe beisammenstehen, angenehm ab- stechen. Wenn auch die letzteren, wie bei fast allen Bromeliaceen, von schneller Vergänglichkeit sind, so sind dafür die so auffällig gefärbten Deckblätter von um so längerer Dauer. Abgesehen von der Blüte, erregt B. Morelii aber auch schon durch das trotzige, bizarre Aussehen der nichtblühenden Pflanzen bei den tiefer angelegten Naturen der Pflanzenliebhaber In- teresse. Ihre schlanken, etwas hochstrebenden Triebe be- stehen aus schwach bestachelten, hellgrünen Blättern, welche mit auffälligen weißen Querbinden geziert sind. Die beiden anderen in der Ueberschrift erwähnten Arten sind ziemlich gleich in ihrem Gesamtaussehen. Beide bilden im Gegensatz zu B. Morelii breit ausladende Rosetten, auch sind bei beiden die Blüten unscheinbar und nur die großen, in der Grundfarbe brennendroten Deckblätter recht- fertigen das Interesse der Pflanzenfreunde. Beide Arten haben auch ähnliche Blätter, die von zäher Struktur sind, nur Hat Nidularitim fulgens schmälere als Caraguata car- dinalis. Eine Varietät von ersterer Art, A'. fulgens v. discolor hat einige hellrote Streifen auf der Unterseite der Blätter; sie eignet sich für Topfkultur ebenso wie jene. Die Kultur der Bromeliaceen, von welchen viele zimmer- hart sind, macht ja im großen und ganzen keine Schwierig- keiten. Vermehrung geschieht zum Teil durch Samen, welcher bei etwas Bodenwärme leicht keimt, die Keimfähigkeit aber bald verliert, deshalb sofort nach der Reife ausgesät werden muß, oder durch Seitensprosse, welche öfters schon an der Mutterpflanze Wurzeln gebildet haben. Man trenne aber dieselben nicht gar zu früh von der alten Pflanze ab, damit ein sofortiges Weiterwachsen gesichert ist, während sie sonst, infolge ihrer Kleinheit, oft lange Zeit „puten". Das Verpflanzen geschehe nach der Blüte, im Frühjahr, unter möglichster Schonung der Wurzeln, von denen man nur die abgestorbenen entfernt. Die alte Erde, welche durch das viele Wasser, welches Bromeliaceen in der Caraguata cardinalis. 452 Die 0 a r t e u w e 1 1. XX, 38 Zeit der Triebbildung erfordern, gänzlich ausgezehrt ist, entferne man durch Ausschütteln der Ballen und bringe die Pflanzen als- dann auf „warmen Fuß", welchen man, je nach Witterungsver- hältnissen, mitunter mehrmals erneuern muß. Im übrigen sorge man in Kulturkästen oder Häusern für gespannte, feuchte Luft, ver- gesse aber nicht bei geeignetem Wetter (Windstille, bei gleichzeitigem warmem Regen) ab und zu zu lüften, welches man, um die Pflanzen etwas abzuhärten, auch im Herbst, in schönen, warmen Nächten ausführen sollte. Ungeziefer befällt die Bromeliaceen, wird die Kultur richtig ausgeführt, bis auf die weiße Schmierlaus wohl selten. Auf diese Plage ist aber, da sich dieser Schmarotzer meistens in den Blattscheiden aufhält und somit leicht über- sehen wird, große Obacht zti geben, deshalb ist ein Durchsehen und Waschen der Pflanzen von Zeit zu Zeit unerläßlich. Da die meisten Bromeliaceen in der Heimat baumbewohnend (epiphytisch) sind, so wähle man ein recht poröses Pflanzmaterial ; Torfbrocken, grob gesiebte Moorerde und gehacktes Sphagnum, zu gleichen Teilen gemischt, ist die passendste Erdmischung, auch sorge man für guten Wasserabzug. Nach Ausbildung der Blütentriebe, bei nichtblühenden Pflanzen überhaupt im Winter, verringere man die Wasserzufuhr und ersetze das Spritzen der Pflanzen, zum Zwecke von Schaffung feuchter Luft, durch Befeuchten der Wände und Fußböden. Durch diese beiden Maßnahmen verschafft man den Pflanzen, welche meistens aus Gegenden mit Regen- und Trockenperioden stammen, eine kurze, doch nicht zu vollständige Ruhezeit, für welche sie sich dann in der Wachstumszeit durch desto kräftigere Triebe dankbar erweisen. Daß tatsächlich die meisten zum Topfverkauf sich eignenden Bromeliaceen zu warm gehalten werden, zeigt die im Bilde vor- geführte Billbergia Morelii. Sie ist in einer Privatgärtnerei pho- tographiert. Dort steht sie bis kurz vor der Blüte auf der Rückseite eines Hauses, wo Fuchsien, Pelargonien, Aspidistra und andere harte Sachen überwintert werden. Auch im Sommer steht diese Art, abgesehen von der Zeit, wo sie den Wintergarten schmückt, stets in diesem Hause; sie blüht trotz dieser niedrigen Temperatur sehr befriedigend, auch sind die Pflanzen gesund und vollständig ungezieferfrei. Die übrige Pflege ist bei diesem Gärtner sehr gering. Wie er mir versicherte, steht der Satz dieser Pflanzen schon mehrere Jahre unverpflanzt ; sie bekommen nur in der Triebzeit einige Güsse aufgelösten Kuhdüngers. Die abgeblühten Triebe werden, wenn sie anfangen schlechtes Aussehen zu bekommen, abgeschnitten ; es werden auch nur drei bis vier junge stehen ge- lassen, damit alle Nahrung in diese geht, um eine sichere Blüte zu .schaffen. Einen Hauplvorteil zur Sicherung einer solchen sieht dieser Gärtner auch darin, daß die Pflanzen im Spätherbst ziemlich trocken gehalten werden, allerdings nicht so sehr, daß sie welken. Durch die geringe Wärme in diesem Hause und die mäßigen Wasser- gaben, werden die Pflanzen nicht vorzeitig angeregt und können ihren Blütentrieb richtig auswachsen und ausreifen lassen. B. Voigtländer. Aus deutschen Handelsgärtnereien. Aus der Gärtnerei W. Pfitzer in Fellbach. Von Garteninspektor Otto Krauß, Frankfurt a. M. Wenn ich meine Vaterstadt Stuttgart besuche, versäume ich nie, auch der Gärtnerei von Wilhelm Pfitzer einen Be- such abzustatten, da man dort erstens sicher ist, den Fach- mann interessierende neue Blüten- oder Blattpflanzen zu sehen und zweitens ein großes Sortiment von Florblumen der ver- schiedensten Art zu finden, aus dem man reiche Belehrung schöpfen kann. Seit die alte Gärtnerei an der Militärstraße dem städtischen Bebauungsplan zum Opfer gefallen ist, sind in Cannstatt und in Fellbach — in der nächsten Nähe von Stuttgart — umfangreiche Kulturstätten entstanden, die alle Pflanzenschätze aufgenommen haben, welche die Firma führt. Besonders die Anlage in Fellbach ist eine großzügige Schöpfung, deren Besuch für den Fachmann von großem Interesse ist. Bequem in der Nähe des Bahnhofs gelegen, ist der Besuch nidit so zeitraubend, wie bei den meisten außerhalb der Städte liegenden Großgärtnereien. Wir wan- deln auf dem beiderseits durch eine breite Staudenrabatte eingefaßten Weg nach der Gärtnerei. Der Boden ist sehr fruchtbar, was sich schon an dem guten Gedeihen der Pflanzen zeigt, die dort stehen. Stauden und Rankrosen sind in üppiger Entwicklung und der Jahreszeit entsprechend in Blüte. Be- sonders treten hervor die schönen Malvensorten mit gesunden Blättern und reichem Blütenschmuck in verschiedenen Farben, die hübsche gelbe Anthemis Kelwayi, eine sehr dankbare, niedrige Staude, Centaurea Tourneforti, eine goldgelbe hoch- wachsende Art. Die sehr brauchbaren Chrysanthemum maximum- Varietäten fehlen nicht ; durch ausnehmend große Blumen zeichnet sich die Sorte Excelsior aus, die wohl als die groß- blumigste bezeichnet werden darf, Buisson nain ist niedriger und kleinblumiger, aber sehr reichblühend. Diese Margeriten sind neben ihrem Wert als Schmuckstauden auch zum Schnitt vorzüglich geeignet. Lieber die Verwendbarkeit der Gaillardia- Hybriden ist kein Wort zu verlieren ; durch leuchtende Farben ziehen sie die Aufmerksamkeit auf sich. Als reichblühende rote Rabatten- und Gruppenstaude hat sich Pentsiemon Southgate Gem sehr gut eingeführt ; wenn diese Sorte bei uns auch nicht winterhart ist, lohnt die Behandlung dennoch, da sie rasch wächst und willig blüht. Als Neuheit war Rudbeckia flava bezeichnet; sie ähnelt der R. Neumanni; die Blumen sind leuchtend gelb mit dunkler Mitte. Sie muß noch beobachtet werden. Eine ganz vorzügliche Pflanze ist Spiraea venusta magnifica; sie wird etwa 1,50 m hoch, trägt eine Menge dunkelrosenroter Rispen und ist gut belaubt. Mehr für den Liebhaber ist Stokesia cyanea mit großen lavendel- blauen Blumen; der Wuchs ist nieder. Wie es mit der Reich- blütigkeit steht, war an der gerade blühenden Pflanze nicht zu ersehen, auch dürfte die Widerstandsfähigkeit im Winter nur in warmen Lagen und bei entsprechender Deckung außer Zweifel sein. Die Phloxe standen gerade in voller Blüte. Man konnte sich von dem schönen Farbenspiel der von der Firma Pfitzer gezüchteten neuen und älteren Sorten überzeugen. Die Verwendbarkeit der Phloxe ist bekannt ; besonders für Fernwirkung in größeren Parkanlagen sind sie mit Vor- teil zu gebrauchen. Man muß sie nur nicht zu lange an einem Platze stehen lassen, da sie auf die Dauer zu hoch zu werden pflegen. Will man sie zur Bepflanzung von Beeten benutzen, so empfiehlt es sich, im Frühjahr von den alten Pflanzen Stecklinge zu machen, die dann Mitte Sommer blühen und niedrig bleiben. Es gibt aber auch einige von Natur niedrig bleibende Sorten. Die neuesten Sorten sind Hindenburg, feurigkarmoisin mit dunklem Auge, großdoldig, Leutnant Immelmann, weiß mit zartlila, Leutnant Böhlke, lebhaft karminrosa mit blutrotem Auge, sehr reichblühend. Neuere Sorten sind, Garteninspektor Krauß, rein lila, ge- schlossen wachsend, Helmuth Hirth, lebhaft karminrosa, niedrig und flachdoldig, Hans Vollmöller, lila mit weißer Mitte, mittel- hoch, Victor Stössel, hellkarmin, hervortretende Farbe. Aus dem Reichtum der älteren Sorten sind hervorzuheben : Flor- Hornung, milchweiß mit karminrotem Auge, großdoldig und großblumig, Frau Anton Buchner, reinweiß, Lord Raleigh, dunkelblau, Le Mahdi, dunkelviolett. Geh. Rat Dr. Königs- höfer, scharlachorange, sehr leuchtend, Mrs Campbell, zart helllachsrosa, Friedrich Grimm, zentifolienrosa, Frau General XX, 38 Die Gartenwelt. 453 von Schott, dunkelviolett, Liesel Schöllkopf, hellila mit weiß, Coquelicot, scharlachorange, eine der besten älteren Sorten, Frau R. Groß, weiß mit blutrotem Auge. Unter den noch nicht benannten, zur engeren Auswahl stehenden Sämlingen fielen besonders auf 1041, leuchtend rot, und 019, groß- blumig, weiß. Die Gladiolen waren noch nicht in Blüte, aber unter den Sämlingen konnte man einzelne sehr gute Farben bemerken. Sie sollen einer Kreuzung von Gladiolus gandavensis mit G. primulinus entstammen, welch letztere Rasse sich durch großen Farbenreichtum auszeichnet. Von anderen neueren Pflanzen war mancherlei zu sehen, was einer Erwähnung wert ist. Vor allem sei Anlirrhinum majus Nelrose genannt, eine Sorte von kräftigem, buschigem Wuchs mit ziemlich hohem Stengel. Sie baut sich kräftig, hat stärkere Belaubung und dichtstehende Blumen von schöner lachsrosa Farbe. Neben ihrem Wert als Schnittblume dürfte sie auch als eigenartige Gruppenpflanze in Frage kommen ; ich sah sie hier ausgepflanzt und trotz der ungünstigen Witte- rung in gutem Zustande. Vermehrung durch Stecklinge im zeitigen Frühjahre. Die Ageratiim sind bekanntlich in vielen Sorten vertreten ; hier gefiel mir besonders Huber Charron, dunkelblau, etwa 12 cm hoch werdend, die Blumen frei über dem Laube tragend ; eine andere empfehlenswerte Sorte sah ich im Stadtgarten in Stuttgart unter dem Namen Blüten- teppich, hellblau, niedrig und, wie der Augenschein zeigte, wegen des gleichmäßigen Wuchses zu regelmäßigen Gruppen sehr geeignet. Aus einem Sport des bekannten Chrysan- themum frutescens Frau F. Sander, entstand bei Pfitzer die Sorte Germania, die gedrungener und kräftiger wächst und auch in Bezug auf die geringere Höhe Frau F. Sander über- trifft, die sich gerne legt, was bei Germania kaum der Fall sein dürfte. Unter den zur Probe ausgepflanzten Lobelien scheint mir Waverley blue sehr beachtenswert. Sie wächst breit , ist gleichmäßig in der Höhe und mit zahlreichen, zart hellblauen Blumen bedeckt. In den Häusern sah ich eine weißblühende, locker gebaute Sorte, Perle d'Angers, die als Ampelpflanze geeignet ist. Ein neues Pyrethrum parthenifolium, das den Namen Fellbacher Goldteppich tragen soll, zeichnet sich durch schöne und anhaltende gelbe Färbung aus, wenigstens war der Unter- schied gegenüber den an gleicher Stelle ausgepflanzten älteren Sorten ein auffallender. Die Pflanze wächst breit und bleibt niedrig ; sie dürfte für große Blattpflanzengruppen in Frage kommen. Auf die Pelargonien im Freien möchte ich nicht näher eingehen, nur auf eine prachtvolle, leuchtend scharlachrote Varietät Poitiers rouge wäre hinzuweisen, die für das freie Land sehr geeignet ist und gleichmäßig wächst. Die Ein- fassung des Beetes mit dieser Sorte bestand aus Poa trivi- alis fol. variegatis, einem zierlichen, silberweißen, niedrigen Gras, dessen Blätter nur einen schmalen grünen Mittelnerv haben. Es ist ein reizendes Pflänzchen, das man häufiger finden sollte. Von zwei Pflanzengattungen verstehe ich nicht, warum sie so wenig gezogen und verwendet werden ; es sind dies die Lantanen und Verbenen. Beide waren früher in den Gärten viel angepflanzt. Es wird kein Kenner ernstlich bestreiten wollen, daß sie in Bezug auf Blütenfülle und Leuchtkraft der Farben anderen Blütenpflanzen nicht nach- stehen. Aber sie sind in den Hintergrund gedrängt worden. wohl vor allem durch Begonia semperflorens, die einfacher in der Behandlung sind. Man muß sich bei den erstgenannten allerdings die Mühe nehmen, die Pflanzen ab und zu mit Haken niederzulegen, um gleichmäßige Beete zu erzielen, aber das ist nicht so schlimm. Die Verbenen sind schmieg- samer als die Lantanen und in schönfarbigen reinen Sorten zu haben, in weiß, rot, blau und rosa. Die Lantanen haben auch etwas von ihrem früheren sparrigen Wuchs verloren und sind in sehr eigenartigen Farben vertreten, lila, rot mit gelb, reingelb usw. Bekannt ist die Firma Pfitzer mit ihren Begonien für das freie Land, und so sah man auch diesmal wieder die besten kleinblumigen Knollenbegonien für das freie Land, wie Lafayette, Zeppelin, Frau Harms und die wunderschöne Bavaria, die bis jetzt unübertroffen . ist, in reicher Blüten- fülle. Von Begonia semperflorens ist Rosakönigin eine hübsche Erscheinung; wenn man sie erst aus Samen haben kann, wird sie sich bald mehr einbürgern. Die anderen Sorten sind bekannt, aber es ist interessant zu sehen, wie hartnäckig sich die Rasse sträubt, eine tatsächlich reinweiße Form her- zugeben. Pfitzers Triumph ist die beste in ihrer Art, besser als die von änderer Seite in den Handel gegebene Weifie Perle, aber beide sind noch in den Blütenstielen zu rötlich, was in der Masse störend wirkt. Auch die Belaubung muß bei beiden noch anders werden; hoffen wir, daß dies unseren bewährten Züchtern bald gelingen wird. Auf die ausgedehnten Anzuchten von hochstämmigen Pflanzen möchte ich nicht verfehlen hinzuweisen ; wir finden Heliotrop, Fuchsien, Efeupelargonien, Streptosolen, Erythrinen und andere mehr. Ich kann nur jedem Gartenfreund raten, sich bei passender Gelegenheit die Gärtnerei von Wilhelm Pfitzer in Fellbadi anzusehen. Sie ist wegen der Reichhaltigkeit der angepflanzten Sortimente eine Fundgrube; man wird sich freuen, diese Sortimente betrachten zu können, und manche Anregung mit nachhause nehmen. Zeit- und Streitfragen. Hausbackene Gedanken zur Kriegszeit. Von Otto Dahlen, Ibersheim a. Rh. Der größte Krieg aller Zeiten hat neben unsäglichem Elend doch auch schon einiges Gute gebracht. So hat er die seither im Uebermaß lärmender Zerstreuungen lebenden Großstädter ge- lehrt, mit weniger zahlreichen Sonntagsvergnügungen, Stiftungs- festen, Jubiläumsfeierlichkeiten und dergleichen auszukommen. Der Krieg hat auch die Großstädter gelehrt, statt der Austern von Ostende, dem Kaviar aus Astrachan, den teuren und geschmierten französischen, Port-, italienischen und griechischen Weinen, mal wieder einheimische Erzeugnisse zu kosten und mit Wohlbehagen festzustellen, daß es auch bei uns daheim wohlschmeckende Nahrungs- und Genußmittel zu mäßigen Preisen gibt. Der Krieg hat uns gelehrt, daß sogar die früher so oft gering geschätzte Kartoffel, das Obst und zum Teil auch die verschiedenen Gemüse, auf deutschem Boden gewachsen, mit ähnlichen Erzeugnissen fremder Länder nicht nur wetteifern können, sondern dieselben oft um ein Bedeutendes übertreffen. Nur hat die Geschichte leider einen garstigen Haken. Um diese schönen Sachen zu besitzen, muß man entweder viel Geld hergeben oder aber selbst Grundbesitz sein eigen nennen. Diesem letzteren oft gehegten Wunsch ist, soweit die minderbemittelte Bevölkerungsschicht in Betracht kommt, durch die sogenannten Schrebergärten schon Rechnung getragen. Für den Mittelstand und die Begüterten, die sich nicht den Luxus eines eigenen Gärtners leisten können, ist indessen wenig oder gar nichts geschehen. Und doch könnte gerade hier auf kooperativem 454 Die Ü arten weit. XX, 38 Q^ermeibet bie Sö^Iun^en mit '^argelb! 3cbct ©cutfc^c, bcr jur ^Jcrtingcrung bc$ 33ar9clbumlaiif$ bcltrögt, ftärht bic iDlrtfdjaftUc^c ^toft bcs ©oterlanbcö. SJfandjer ^eiitfd)c c\\anbt feiner uatcrlänbifdjen '!]3f(id)t bMIig genügt ,5U liaben, roenn er, [tntt luic früher @olb= münden, jetU l^^antnoten in ber (yelbbürfe mit fid) füt)rt ober bat)eim in ber ©djublabc uerum()rt [)ält. Xaö ift ober ein Srrtum. T:ie 3icid)öbant ift niinUid) gefetüidj i)erpflid)tet, für je ®rcif)unbcrt Maxt nn 33antnoten, bie fid) im Scrtcl^r befinben, minbeftcnö i^unbert ÜJfarf in Wölb in ibren Slaffen al§ jDccfung bereitjubalten. 155 fommt nufä gleidje l)ina'U'?, ob t)unbert 9Jfart ©olbmün^en ober breibunbcrt SDJart '!)3apierge(b jur ^1ieid)f4iant gcbradjt roerben. Tarum ^cifit C'ö an jeben patriotifdjen 3)eutfd}en bic iWnbnung rid)tcn: 6c^rättht bett ^argelboeth6()r ein! Gerebelt bie 3crredjnung" fomnit jum ^Jluöbrurf, baf^ ber oal)lungöempfänger feine ßiniöfungen be§ (schwefelsaures Ammoniak) in ihrem Stick- stoffwert wie 3:4 verhalten, entspricht daseiner Chilisalpeter- menge von etwa 600000 Tonnen. Also sind sich die beiden Konkurrenten gefährlich nahe gekommen. Der Aufschwung der SO.,(NH4),,-Produktion geht natürlich Hand in Hand mit dem ungeheuren Aufschwünge der deutschen Industrie, in der mehr und mehr der Verbrauch der Kohle und anderer organischer Substanzen zu offener Verbrennung abgelöst wird, die ja einen gewaltigen Raubbau in der Verwertung der Energie darstellt. Diese Ablösung erfolgt durch das Ver- kokungsverfahren, das eine vollständige Ausnutzung aller Zwischen- und Endprodukte bei der Umwandlung der latenten organischen Energie in Wärme oder Elektriziät bedeutet und bei der Ammoniak obendrein als Nebenprodukt gewonnen wird. Als weitere Nebenbuhler des Chilisalpeters treten schließ- lich der Kalkstickstoff und der synthetische Ammoniak auf. Der Kalkstickstoff wird in Deutschland niemals ein wesent- licher Konkurrent der drei anderen Stickstoffdünger: Chili- salpeter, schwefelsaurer Ammoniak und synthetischer Ammoniak werden. Seine Herstellung ist allzusehr von dem Vorhanden- sein großer Wasserkräfte abhängig, und wenn auch zurzeit und vor dem Kriege in Deutschland Kalkstickstoff verbraucht und auch erzeugt wurde, und zwar in der immerhin nicht unbeträchtlichen Menge von etwa 30000 Tonnen, die jetzt auf einige 100000 Tonnen angewachsen ist, so ist das wohl nur als eine Hilfszwischenstufe anzusehen, die in Wegfall kommt, sobald die übrigen Verfahren den Bedarf zu decken imstande sind. Kurz vor Ausbruch des Krieges waren in den badischen Anilinfabriken die Herstellungsverfahren nach Haber von synthetischem Ammoniak soweit fortgeschritten, daß schon recht erhebliche Mengen davon auf dem deutschen Markte erschienen, und bei Ausbruch des Krieges ergab sich ungefähr folgendes Bild: Chilisalpeter 750000 Tonnen Schwefelsaurer Ammoniak .... 460000 „ Kalkstickstoff 30000 Norgesalpeter 35000 Synthetischer Ammoniak nach Haber . 30000 „ Unter der ungeheuer schnellen Anpassung an die geringen Ausfuhr- und Einfuhrmöglichkeiten hat sich das Bild jedoch vollständig geändert und bereits nach 2 Jahren ist die Her- stellung des synthetischen Ammoniaks um das Zehnfache gestiegen, und nach dem Kriege wird, gleiche weitere Ent- wicklung vorausgesetzt, sich etwa folgendes Bild ergeben: Schwefelsaurer Ammoniak .... 700000 Tonnen Synthetischer Ammoniak nach Haber . 500000 „ Kalkstickstoff 40000 Von letzterem nehme ich an, daß auch er immer mehr den beiden anderen Konkurrenten wird weichen müssen, wenn er auch immerhin in den nächsten Jahren noch eine wesentliche Rolle in der Marktlage spielen wird. Der Chilisalpeter wird eine ziemlich unbedeutende Rolle spielen. Am meisten wird ihn noch das in der Chilisalpeter- industrie angelegte deutsche Kapital über Wasser halten. Ganz wird man ihn ja nicht entbehren können, da er immer- hin, besonders für wissenschaftliche Zwecke, gebraucht wird, aber für Deutschland hat er seine überlegene Rolle aus- gespielt. Das sind wieder einmal Erfolge deutscher Tüchtigkeit, die uns gleichermaßen vom feindlichen wie vom neutralen Auslande unabhängig machten, eine fast unbegrenzte Steige- rung der landwirtschaftlichen Produkte ermöglichten und einen neuen Ausfuhrartikel schufen, die umgekehrt vielleicht in einigen Jahren den Goldstrom durch gleiche Mittel zurück- führen, der solange dem Auslande zufloß. Der große Sieg wird ausklingen in einen Sieg auf allen Gebieten als ein unerreichbares Denkmal der Tüchtigkeit eines ganzen Volkes, dessen Herbheit ihm eine Welt voll Feinde schuf und das doch so schön und gut ist in der Geschlossenheit eines großen sozialen Willens als dem Aus- druck einer kommenden neuen Zeit. Rosen. Die Zahl der Wichuriana-Hybridrosen ist wohl sehr groß, aber trotzdem dürfte es angebracht sein, auf eine Sorte hinzuweisen, die in diesem Jahre in der Rosensammlung des Palmengartens in Frank- furt a. M. so hübsch und reich blühte, daß sie einer Darstellung, auch im Bilde, würdig erschien. Es ist die von der bekannten Rosenfirma Christoph Weigand in Soden (Taunus) gezüchtete und in den Handel gegebene Theodora Milch. Die Sorte zeichnet sich durch große Blühwilligkeit aus; sie hat stark gefüllte und regel- mäßig gebaute Einzelblumen von auffallender frischrosa Farbe. Der Wuchs Ist nicht zu stark, die Triebe sind dünn, die Blumen sitzen zu 10 — 12 auf etwa 15 cm langen Stielen. Unsere Ab- bildung (Titelseite) stellt einen Hochstamm dar, in welcher Ver- wendungsform dieses hübsche Röschen sehr zierend wirkt. Man kann diese Sorte als frühblühend bezeichnen. Unter den einmalblühenden Kletterrosen wäre noch besonders auf die einfache Sorte American Pillar hinzuweisen, mit Sträußen rosaroter großer Blumen. Es ist eine außerordentlich starkwüchsige, reich- und mittelfrühblühende Rose, die, wenn auch nicht neu, doch Beachtung verdient und mehr angepflanzt werden sollte. Krauß. XX, 39 Die Garten weit. 459 Topfpflanzen. Epacris grandiflora, die großblumige Felsenheide, eine schmuckvoile Topfpflanze. Unter den vielen, unter dem Sammel- namen Neuholländerpflanzen zusammengefaßten Pflanzengattungen Australiens und Neuseelands ist auch besonders die Gattung Epacris mit mehreren Spezies geeignet, interessante, vollblühende Pflanzen zum Topfverkauf zu liefern, unter welchen die in der Ueberschrift angeführte eine der schönsten mit ist. In ihrer Heimat Australien bildet sie bis 2 m hohe Büsche. Ihre Hauptblütezeit hat sie im Frühjahr, doch blüht sie ab und zu auch zu anderen Jahreszeiten. Die graziösen Blumen sind gegen 2 cm lang, Scharlach- oder karminrot, an der Spitze und dem Kronensaum weiß; sie sind dadurch auffällig zweifarbig. Die Blumen sind von langer Dauer. Sie ist ein prächtiger Topfzierstrauch und macht, besonders in großen, vollblühenden Pflanzen, einen überwältigenden Eindruck. Ihre Kultur, sowie auch die der übrigen bekannten Spezies (im ganzen zählt diese Gattung gegen 30 Arten) ist die der besseren Eriken. Vor allen Dingen erfordern sie alle, wie diese auch, ein vorsichtiges Gießen, geradeso wie Erica (zum Beispiel melanthera, margarilacea, Sebana, Cavendishii u. a.) sind sie empfindlich gegen ein nachlässiges und oberflächliches Durchgießen. Ein längeres Fortbringen der Epacris bei zunehmender Größe und vollständiger Gesundheit der Pflanzen kann deshalb für den sie behandelnden Gehilfen geradezu als eine gutbestandene Prüfungsarbeit betrachtet werden. Leider wird gerade auf diese Arbeit, die mir von meinem Lehrherrn als A und O der Anzucht und Kultur der besseren Topfpflanzen seinerzeit eingepaukt wurde, welcher Ansicht ich heute nach ziemlich 30 jähriger Praxis nach meinen bisherigen Beobachtungen auch noch beipflichte, viel zu wenig Gewicht gelegt, und es gehen heute noch viele junge Leute aus der Lehre, die fast weniger als mancher Schrebergärtchen- besitzer vom richtigen Gießen verstehen. Da die Lehrlingsprüfungen jetzt allgemein werden, richten hoffentlich die Prüfungskommis- sionen ihr Hauptaugenmerk mit auf diese wichtige Arbeit und stellen in erster Linie mit fest, ob der Lehrherr seinen jungen Leuten beigebracht hat, weshalb, und wie gegossen wird. Im Uebrigen erfordert die Pflege der Epacris Luft, Licht und Reinlichkeit der Kultur-, besonders der Ueberwinterungs- räume. Die Vermehrung ge- schieht vorzugsweise durch Steck- linge, doch sei erwähnt, daß selbige nicht so leicht und so schnell wie die von Erica gracilis wachsen, sondern daß bei ihnen immer mit einem gewissen Ausfall, wie bei den besseren Erikaarten, gerechnet werden muß. Dieser Umstand sollte aber einer grö- ßeren Verbreitung der Epacris nicht hinderlich sein, gibt es doch auch genug andere Pflanzen, von denen nicht jeder Steckling wächst, die aber trotzdem mehr als £)5acm zu finden sind, die bei Angebot vollblühender Pflanzen sicher Ab- nehmer finden. Durch Aussaat bekommt man, wie ich mich zufällig einmal bei einem kleinen Herrschaftsgärtner überzeugen konnte, zum Teil schneller wachsende und sich gut- bauende , vielleicht auch noch Nach großblumigere und dankbarere Pflanzen, da ja, wie viele andere Pflanzengattungen dies auch gezeigt haben, bei Aussaaten oft etwas ganz hervorragendes entsteht. B. V. einer tur Gartenkunst Gartenkunst längs der Donau. Von Hermann Wolff, Herrschaft Lekow, Provinz Posen. Flüsse gehören dem Handel, und die Staaten, die an den großen Wasserstraßen liegen, wissen das und schließen Verträge. Die Donau steht jetzt im Vordergrunde des Interesses. Sie durch- fließt als nutzbarer Strom die meisten Staaten in Europa, und die Landschaftsbilder, die an dem Reisenden vorüberziehen, wechseln mit den Staatsgebilden. Die Donau zeigt in Ulm und Wien einen anderen Rahmen, als in den Ebenen Ungarns und vor den Toren Belgrads. Jeder Staat hat seine eigenen Handelsinteressen, aber die Kunst reicht um den Erdball. Sie äußert sich dem Lande nach in der Formengebung ver- schieden und die Landschaft drückt ihr selbstverständlich den Stempel auf, und wenn Monumentalbauten irgendwelcher Art — umgeben von zweckentsprechenden Anlagen — Städte oder Landes- grenzen schon von weitem ankündigen, dann bildet die blaue Donau auch ein geistiges Band. Handel und Kunst können sich hier großzügig die Hände reichen, und das Rauschen des Stromes singt dann dem Donauwanderer ein Lied von dem bestandenen Kampf der Länder, hält die Vergangenheit wach und verkörpert das im Feuer der Not geschmiedete Bündnis. Jetzt tritt in Budapest der Kongreß zusammen, welcher über die Zoll- und Schiffahrtsinteressen der verschiedenen Länder be- raten soll. Bei solcher Gelegenheit sollte man sich doch auch über folgenden Punkt äußern. Es wäre ein Wettbewerb auszu- schreiben zur Erlangung von Entwürfen, an welchem sich alle An- gehörigen der verbündeten und neutralen Donauländer betei- ligen. Die Städte und Land- kreise an der Donau müßten Unterlagen schaffen, auf denen die Bewerber aufbauen : Ufer- sjraßen und -platze, Anlage- stellen, Auffahrten zu Brücken, Badeanstalten , Volksparks, Terrassen zu öffentlichen Er- holungsstätten, Gartenansied- lungen usw. Alles dieses wäre das Ziel einer bewußten Ufer- begrünung. Häßliche Industrie- bauten, eine Folge der sich aus dem Zusammenschluß er- gebenden Steigerung des Ver- kehrs,sind dann ausgeschlossen. Jede Neuanlage müßte sich dem großen Ganzen unter- ordnen. Wie oft sieht man schöne Wasserbilder verun- staltet. Man sollte der Zweck- mäßigkeit dienende Anlagen endlich doch einen Schönheits- wert geben, ohne daß die An- lage darunter zu leiden braucht. Was straffe Organisation ver- mag, wissen wir, und ein solcher Kongreß, der alle Beteiligten zusammenführt, ist die einzige Gelegenheit, von Anfang an künstlerische Fragen mit ein- zuflechten. Eine Zentralstelle prüft das Einzelne und ordnet es dem Ganzen ein. Epacris grandiflora. die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. 460 Die G a r t e 11 \v e 1 1. XX, 39 Der Einwand, daß jede Donau- stadt sdion ihre Anlagen besitzt, erscheint hinfällig. Denn es kämen natürlich nur diejenigen in Be- tracht, die die Folge der neuen Wasserstraße sind ; ich sage neu, da erst jetzt die Donau als Ein- heit gelten kann. Es sollen Bauten entstehen, die in der Donauebene beherrschende Punkte werden. Gartenkunst und Architektur müssen naturgemäß Hand in Hand arbeiten, und wenn ein gemeinsamer Zug vom Schwarz- wald bis zum Schwarzen Meer geht, dann hätte das Bündnis der Zentralmächte eine wahrhaft groß- zügige Ausdrucksform gewonnen. Wie heute der Balkanzug das Abendland mit dem Orient ver- bindet, so wird auch der Reisende auf dem Donaudampfer keine Seltenheit mehr sein, und der Strom wird Träger einer Kultur werden . d. h. einer glücklichen Vereinigung von Kunst und In- dustrie. Die kommende Friedens- zeit wird auch der Donau als Wasserstraße eine wachsende Be- deutung sichern. Gefülltblühender Jasmin, die Lieblingsblume der Araber Wer kennt den genauen Namen? Palmen. Trachycarpus. Von Alwin Berger. Neben der Zwergpalme ist wohl die aus Nord- und Zentralchina stammende, in Japan eingeführte und von beiden Ländern nach Europa gekommene, zuerst als Chamaerops excelsa Thunb. (1784) bezeichnete Palme die am meisten in unseren Gärten verbreitete Art. Mit ihren kräftigen, mit dichtem Fadengewirr umsponnenen Stämmen und der edel- geformten Wedelkrone, ist sie in der Tat eine vorzügliche Schmuckpflanze. Im Gegensatz zu der europäischen Zwerg- palme bleibt der Stamm immer unverzv^feigt ; er erreicht mit der Zeit eine ganz beträchtliche Höhe. Nach und nach fallen die alten Blattstielbasen mit dem Fadengewirr ab, so daß der Stamm viel schlanker erscheint. Leider aber büßen solche alte Exemplare mehr und mehr von der ursprünglichen Schönheit ein, die Wedel wrerden kleiner und spärlicher, so daß sie zuletzt neben jungen, in voller Jugendkraft stehenden Pflanzen oft recht unvorteilhaft aussehen. Aber dafür ist Ersatz durch Nachzucht aus Samen sehr leicht, denn die jungen Pflanzen wachsen ziemlich leicht heran, und auch bei uns werden häufig gute, keimfähige Samen hervorgebracht. Wie die Zwergpalme, ist auch sie etwas wunderlich, nament- lich in Bezug auf die Länge der Blattstiele und auf den Umriß sowie die Spaltung der Wedel und der Tracht der Wedelstrahlen. Sir William Hooker hatte sogar (Botanical Magazine t. 5221) eine weitere Art als Ch. Foriunei be- schrieben. Sie sollte aus Japan stammen ; so wird sie auch noch von Drude in Englers „Natürlichen Pflanzenfamilien" angegeben. Ich habe mich seinerzeit lange vergeblich be- müht, unter den vielen Tausenden von Exemplaren, die ich an den oberitalienischen Seen , an der französischen und italienischen Riviera, auf der Insel Brioni im Adriatischen Meere, in Südengland und auf den Scilly Inseln, und in den Gewächshäusern, vor allem in Kew, gesehen habe, zwei Arten zu unterscheiden. Ich kam zu dem Schlüsse, daß wohl die einzelnen Pflanzen voneinander abweichen, daß aber nirgends tiefgreifende, strukturelle Unter- schiede zu finden seien, und daß tatsächlich nur eine Art vorhanden ist. Derselben An- sicht ist auch Odoardo Beccari in Florenz, der bedeutendste lebende Palmologe unserer Tage, dem ich bei meinen Palmen- studien in La Mortola viel Be- lehrung und Anregung verdanke. Hermann Wendland in Her- renhausen hat 1861 als Erster nachgewiesen, daß diese chine- sische Palme eine eigene Gattung bide, die er wegen der Be- schaffenheit der Frucht Trachy- carpus benannte. Wer sich ver- gegenwärtigt, wie die Blüten- stände der Chamaerops humilis aus der Scheide aufrecht stehen, kurz und wenig verzweigt sind, und wie bei Trachycarpus die Blütenstände wesentlich größer, reicher verzweigt und nickend sind und aus mehreren und größeren Scheiden entspringen, wird ohne weiteres die Unter- schiede verstehen. Dazu kommt noch die große Verschieden- heit in den Früchten, die hier kugelig-nierenförmig und nicht fleischig sind, wer ferner die Verschiedenheiten in den vege- tativen Merkmalen betrachtet, wird die Berechtigung, ja, die Notwendigkeit der von Wendland aufgestellten Gattung Trachy- carpus erkennen. Ueber die natürlichen Standorte der Trachycarpus excelsa Wendl. im Innern Chinas wissen wir wenig. Sie wird dort wie in Japan als Zierpflanze angepflanzt und von solchen Exemplaren stammen auch die Pflanzen unserer Gärten. Wir wissen jedoch, daß die braunen Fasern der Stämme eine vielfache technische Verwendung im nördlichen China finden, daß Gewebe, Stricke und Taue daraus gefertigt werden. Aus den Blättern werden Strohhüte und aus deren Fasern sogar Kleidungsstücke hergestellt. Für uns ist Trachycarpus excelsa eine Zierpflanze, deren besonderer Wert in ihrer großen Härte und Widerstands- fähigkeit gegen Kälte liegt. Sie vermag größere Kältegrade als irgendeine andere bis jetzt bekannte oder erprobte Palme auszuhalten. Bereits in Südtirol, in Arco, wird sie in Baum- schulen, wie bei uns die Ziersträucher, herangezogen. Es schadet ihr kaum, wenn auch einmal der Schnee auf sie fällt und eine Woche oder länger liegen bleibt. Ich habe am Lago Maggiore selber beobachtet, wie sie einen ausnahms- weise harten und langen Winter, tiefen Schnee und bis 12 Grad Celsius Frost ohne allen Schaden ertrugen. In jenen Gegenden findet man diese Palme daher auch allgemein angepflanzt. Kein Wunder, daß man mit ihr allerlei An- pflanzungsversuche auch anderswo und selbst in Deutschland XX, 39 Die Garteuwelt. 4G1 gemacht hat. In Südengland, selbst in Kew z. B., stehen hübsche Exemplare im Freien. Sicherlich ist die Anpflanzung noch an vielen Stellen mit Erfolg möglich, wo man es kaum für möglich halten sollte. In Deutschland sind meines Wissens diese Versuche als zu weitgehend aufgegeben worden. Aber hier in Stuttgart, in der Villa Salem des verstorbenen Herrn Reihlen in der Jäger- straße, stehen vier weit über mannshohe, prächtige Exem- plare, die jeden Winter eingebunden werden und die, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, sogar hübscher sind, als die bereits erwähnten Exemplare in Kew. *) Was in Stuttgart möglich ist, sollte an ähnlich geschützten Stellen auch in Freiburg, am Bodensee und auch in der deutschen Schweiz möglich sein. Zu solchen Versuchen sollte man aber kräftige Exemplare aus Arco beziehen, die aus dort gereiftem Samen erzogen wurden und die von klein auf an kalte Winter gewöhnt sind. Mit im Gewächshaus verzärtelten Pflanzen wird man wohl meist nur Enttäuschungen erleben. Vor etwa 20 Jahren oder mehr hat die Firma Wagner in Gohlis-Leipzig eine weitere ostasiatische Zwergpalme ein- geführt. Ludwig' Winter, mein unvergeßlicher Freund, hat seinerzeit einen großen Teil des ganzen Bestandes aufgekauft und in einem seiner vielen Palmengärten, im sogenannten Vallone bei Bordighera, angepflanzt. Als ich sie zuletzt sah, waren die höchsten Stämme etwas über 1 m hoch. Herr Winter führte die Art ah Chamaerops Wagneriana, und als Trachycarpiis Wagneriana habe ich sie auch in meinen Hortus Mortolensis aufgenommen.**) Als zu Trachycarpiis gehörig ist sie im ersten Augenblick zu erkennen, sowohl am Stamme wie an den Blattstielen und der Art und Weise wie die Wedel geschnitten sind. Aber die ganze Pflanze ist in allen Teilen kleiner, die Blätter sind steifer und aufrechter. Sie hat bei Winter im Jahre 1911 zum ersten Male geblüht und auch Früchte getragen, so daß die Nachzucht gesichert ist. Das Exemplar, das ich in La Mortola hatte, war noch nicht soweit gediehen. Ueber die Heimat der Pflanze ist mir nichts bekannt. Vielleicht stammt sie aus dem Innern Chinas. Dort wächst wenigstens die T. nana, welche Beccari erst vor wenigen Jahren neu beschrieben hat. Beccari selbst war nicht sicher, ob T. Wagneriana dieselbe Art sei oder nicht. Es ist ja möglich, daß es sich um zwei Arten handelt, denn das Innere Chinas ist ja ein Wunderland, das uns noch vieles bieten wird. Als mein Freund, Herr C. Schneider, Generalsekretär der Wiener Dendrologischen Gesellschaft, Weihnachten 1913 seine Forschungsreise nach dem Inneren Westchinas antrat, hatte ich ihn gebeten, auf etwaige Palmen besonders zu achten. Leider ist dann die Expedition durch den Weltkrieg jäh unterbrochen worden. In jenem ausgedehnten innerasiatischen Berglande wachsen noch drei weitere Vertreter der Gattung, T. Martiana Wendl. in Nepal und T. Khasyana Wendl. in den Khasyabergen. *) In dem gleichen Garten stehen auch noch zwei schöne Exemplare der Korkeiche (Qaercus Suber). Leider wird der Garten in einigen Jahren, infolge größerer Bauten durch die Re- gierung, verschwinden müssen. **) Frau Wwe Wagner, die Inhaberin der Firma Wagner in Gohlis, hatte die Freundlichkeit, mir mitzuteilen, daß in ihrer Gärtnerei keine solche Trachycarpus Wagneriana mehr in Kultur seien und daß ihr über die Herkunft derselben leider auch nichts bekannt sei. Es müssen seinerzeit Exemplare davon auch in deutschen Gärten verbreitet worden sein. Ich wäre für Angaben, wo sich solche noch befinden, sehr dankbar. Beide sind noch in Kultur, aber selten. Von der dritten T. Takil Beccari aus dem Hiraalaya steht ein schönes Exem- plar im Garten zu La Mortola. Es hatte wunderschöne, im Umriß kreisrunde, rückseits blaugrüne Wedel mit steifen nicht nickenden Strahlen und ein eng um den Stamm gesponnenes Fasernetz. Der Stamm war etwa 2 m hoch, aber Blüten waren noch nicht beobachtet worden. Es wäre zu wünschen, daß nach dem Kriege eine unter- nehmende Firma sich um die Einführung dieser schönen und harten Zierpflanzen bemühen würde. Obstbau. Die Obstpreise im Großherzogtum Hessen. « Am 16. August d. J hat die hessische Regierung die unterm 24. Juni d. J. erlassenen Höchstpreise für Obst und die Ausfuhr- beschränkungen aufgehoben. Die Befürchtung, daß die Aufhebung der Obsthöchstpreise eine wilde Preistreiberei zur Folge haben würde, hat sich jedoch leider bestätigt. Kaum hatte Hessen die Höchstpreise aufgehoben, als auch schon das Zwischenhändlertum zur Stelle war, welches das alte Spiel der rücksichtslosesten Preistreiberei fortsetzte. Den Preis für Zwetschen trieb man von 20 auf 40 Pf., den der Mira- bellen von 30 auf 50 Pf. für das Pfund. Man kaufte zu diesen, von Mainzer Obsthändlern als unerhört bezeichneten Preisen große Mengen für Frankfurt. Hessische Obsthändler mußten wegen dieser, ohne Zutun der Obsterzeuger entstandenen Preise vom Kauf absehen und den Markt ohne Ware verlassen. In Frankfurt a. M. gibt es keine Höchstpreise, sondern nur die gegen den Wucher wirkungs- losen Richtpreise, die zum Teil sogar von der wucherischen Preistreiberei der Lebensmittel beeinflußt sind. Die Obstaufkäufer können also ruhig ganze Märkte auswärts aufkaufen, sie setzen in Frankfurt ihre Preise schon durch. Die Preisprüfungsstellen haben liier schlagende Beweise für die Technik des Gemüse- und Obstwuchers. So sehr dem einheimischen Obstbau großer Absatz und hoher Gewinn zu gönnen ist, ebenso sehr ist jede Ausbeutung, jede unnötige Uebertreibung der Marktpreise aufs entschiedenste zu verwerfen. Aus der wirtschaftlichen Notlage eines Volkes noch Nutzen ziehen und Kapital schlagen zu wollen, — es fehlen einem fast die Kraftausdrücke hierzu, ein solches Treiben näher zu bezeichnen. Dem neugeschaffenen Kriegs- wucheramt bietet sich hier ein reiches und dankbares Arbeits- feld. Wenn auch kein Zweifel darüber bestehen kann, daß die vermutlichen Absichten der hessischen Regierung und die Hoff- nungen die besten gewesen sind, so ist doch jetzt nicht mehr zu verkennen, daß die Verhältnisse sich eben stärker erwiesen haben als die gutgemeinten Verordnungen. Man steht nun hinsichtlich der Versorgung für den kommenden Winter vor der Aufgabe, in weitergehendem Maße als in früheren Zeiten den Obstsegen, welcher so reichlich ist, daß angemessene Preise durchaus möglich wären, dem allgemeinen Verbrauch, in Form von Marmeladen usw., zuzuführen, um den Mangel an Fett etwas auszugleichen. Dazu ist es unerläßlich, daß die hier- für in Frage kommenden Obstsorten wie Zwetschen, Aepfel usw. auch zu Preisen erhältlich sein müssen, die nicht nur den wohl- habenden Käufer das Einkochen erlauben. Die hohen Preise führen das Obst, abgesehen von reichen Städten und Märkten, wo einfach alles bezahlt wird, wie sich Händler selbst ausdrückten, in die Konservenfabriken. Diese sind hinsichtlich der Preis- bildung für die Wiederabgabe ihrer Erzeugnisse an den Ver- braucher nur jenen Beschränkungen unterworfen, die in den kürzlich vom Reich aus angesetzten, selbst vom Handel als zu hoch be- zeichneten Konservenpreisen enthalten sind. Für das Bestreben, Besserungen herbeizuführen und der All- gemeinheit zu dienen, hat es heute keinen Zweck, rückwärtsgehend nach einer Schuldfrage zu suchen. Die Aufgabe ist vielmehr, die Verschärfung der Verhältnisse auf den Obstmärkten Hessens und der angrenzenden Gebiete, die eine erneute Be- 462 Die U a r 1 0 u \v c i t. XX, 3y lastung der weniger leistungsfähigen Hauswirtschaften bedeuten, zu mildern. Bayern und Baden halten nach wie vor streng ihre Ausfuhrverbote für wichtige Nahrungsmittel, wie Milch usw., aufrecht, und die bayerische Pfalz hat neuerdings erst Höchst- preise für Obst eingeführt. Es ist früher schon selbst von der preußischen Nachbarschaft aus der Gedanke ausgesprochen worden, in den Geltungsbereich hessischer Höchstpreise für Obst auch die anstoSenden preußi s ch e n W i r t seh af ts- ge b ie t e mi t F ran kf u r t undWiesbaden einzubeziehen. Wäre aus irgendwelchen Gründen eine Rückkehr zu Höchstpreisen mit oder ohne Einschluß der preußischen Nachbarschaft nicht durch- führbar, so kämen immerhin als Hilfsmittel die sog. Richtpreise in Frage, die freilich nicht als ideal zu nennen sind, aber gewisse Möglichkeiten in sich berge;i, um den jetzigen immer schlimmer werdenden Zuständen wenigstens etwas abzuhelfen. Die Abschließungspolitik zwischen den einzelnen Bundes- staaten ist natürlich durchaus kein erfreulicher Zustand. Die Frei- zügigkeit des Handels über die inneren Grenzen müßten im Gegenteil unbehindert bleiben. Aber wir leben in Zeiten und Verhältnissen, die gerade hier in Hessen außerordentlich schärfer fühlbar sind als in vielen anderen Gegen- den Deutschlands und die im Zusammenhang mit dem Ver- halten Bayerns und Badens zu einer Selbsthilfe mahnen, die in der Notwendigkeit der Selbsterhaltung wurzelt. So sieht die vielgerühmte heilige Einigkeit im deutschen Lande aus, an der zu rütteln und zu tadeln sich ja niemand unterstehen soll ! Solange es nicht gelingt — es müßte ja eigentlich gelingen — die unlauteren Elemente aus dem Obsthandel rück- sichtslos zu entfernen, die jetzt nur das eine Ziel kennen, Geschäftsgewinne einzuhamstern, wird man auch in Hessen, bei allen Wünschen nach Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten, nicht um die Forderung herum kommen, mit kräftiger Eigenhilfe für die einheimische Bevölkerung und für ihren Schutz vor un- nötigem Notstand zn sorgen. E. Nachschrift des Herausgebers. Höchstpreise für Obst waren in den ersten beiden Kriegsjahren nicht festgesetzt. Trotz- dem und trotz der mangelnden Obsteinfuhr aus dem Auslande waren die Obstpreise im Vorjahre im allgemeinen niedriger als in den voraufgegangenen Friedensjahren. Meiner Ueberzeugung nach haben die in diesem Jahre von vielen Staaten und städtischen Behörden festgesetzten Höchst- oder Richtpreise die Marktlage nicht gebessert, andererseits auch mit dazu beigetragen, daß da, wo Höchstpreise nicht festgesetzt waren, sich eine ganz unglaub- liche Preistreiberei breitgemacht hat. Die Preistreiber sind, einige unrühmliche Ausnahmen abgerechnet, nicht die Erwerbsobstzüchter, sondern die Händler. Die Klagen der Verbraucher und der Obst- züchter werden erst dann nach und nach verstummen, wenn sich die ersteren daran gewöhnen, ihren Winterbedarf an Tafel- und Wirtschaftsobst unmittelbar von den Züchtern zu kaufen, die sich ihrerseits vom Großhandel freimachen und sich einen festen Privatkundenkreis sichern müssen. Diesen Weg habe ich in den letzten Jahren beschritten ; ich besitze jetzt eine so große Zahl treuer, aber auch anspruchsvoller Abnehmer, nicht nur in Großberlin, sondern auch in fernliegenden Städten, die sich durch Weiterempfehlungen zudem immer mehr vergrößert, daß ich nicht mehr alle Bestellungen annehmen kann. In diesem Jahre rechne ich mit meiner stärksten bisherigen Ernte, die schon im August vollständig vergeben war. Im Hinblick auf die allgemeine Teuerung, die beträchtliche Steigerung der Auf- wendungen für Arbeits- und Fuhrlöhne, Düngemittel, Benzol, für die Bewässerungsanlage usw., habe ich die Preise gegen die Vor- jahre etwas erhöht, und zwar auf 75 Mark für den Zentner aus- gesuchter Paradeäpfel, auf 50 Mark für den Zentner Früchte erster Wahl, und auf 40 Mark für den Zentner etwas kleinerer, aber tadelloser Früchte. Diese Preise für feinste Edeläpfel jeder ge- wünschten lieferbaren Sorte werden von meinen Abnehmern nicht als hoch empfunden, was schon daraus hervorgeht, daß sie Früchte zu 40 Mark für den Zentner nur selten und ganz ausnahmsweise bestellen, sondern nur die teueren. Das billige Obst wird fast ausnahmslos auf der Plantage selbst verkauft. Hier ist der An- drang von Kauflustigen, die von weit und breit herbeieilen, an schönen Sonntagen so groß, daß die Tore häufig abgeschlossen werden müssen. Zu den obengenannten Preisen liefere ich Vollgewicht und stelle die Körbe leihweise zur Verfügung. Für feinstes Edel- obst Höchstpreise festzusetzen, würde ich bedauern, denn dadurch würden viefe Feinobstzüchter nicht mehr in der Lage sein, ihre Musterbetriebe aufrecht zu erhalten, sondern gezwungen, dieselben entweder zu vernachlässigen oder zur Wirtschaftsobstkultur über- zugehen. Wenn man freilich, wie jetzt hier in Berlin, in manchen Feinkosthandlungen dem Publikum Gravensteiner Aepfel von mäßiger Güte zu 2 Mark das Pfund, in den Warenhäusern schlechte Fall- äpfel zu 35 — 50 Pf. das Pfund anbietet, so kann ich dies nur als Kriegswucher schlimmster Art bezeichnen. Aber gegen solchen Wucher kann sich jeder Verbraucher selbst schützen, indem er ein- fach den Ankauf zu unerhörten Preisen ablehnt. Neuerdings schreibt das Kriegsernährungsamt zur Preisbewegung im Obsthandel folgendes : „Die von vielen Seiten verlangte Festsetzung von Höchstpreisen für Sommergemüse und Sommerobst für das Reichsgebiet kann nicht erfolgen, da gerade hierbei die örtlichen Verhältnisse in den einzelnen Reichsteilen zu verschieden liegen, da der Wert je nach der Schnelligkeit des Reifens von einem Tage zum andern sich ändert, da deshalb ein Preis, der an dem einen Ort oder in der einen Woche noch zu knapp ist, anderweit schon viel zu hoch sein kann. Ein Mittel, die bedauerlichen Preissteigerungen an Sommer- obst und Sommergemüse zu beseitigen, hat sich trotz aller Mühe nicht finden lassen. Dagegen ist versucht worden, die Zufuhr von frischem Herbstgemüse und Obst zu erschwinglichen Preisen in die Städte dadurch zu fördern, daß die preistreibend wirkende Kon- servenindustrie unter Aufsicht gestellt wurde. Die Gemüse und Obst verarbeitende Industrie ist zu amtlich beaufsichtigten Ver- bänden zusammeifgefaßt, durch die einerseits auf dem Herbstobst- und Gemüsemarkt Preistreibereien vermieden werden, andererseits die Versorgung der Bevölkerung und des Heeres, insbesondere mit Marmeladen, Obstkraut, Sauerkraut und Dörrgemüse, gesichert werden soll." ' Stauden. Ramondia Nathaliae. Zu den interessantesten Alpenpflanzen gehört mit die nur vier Arten umfassende Gesneraceengattung Ramondia, wovon die im Bilde gezeigte Nathaliae die dankbarste und langlebigste sein dürfte. Sie wachsen alle in den Gebirgen Südeuropas und blühen (weißbläulich) im Juni bis Juli auf ein- bis wenigblütigen, blattlosen, bis 15 cm hohen Stengeln. Die rosettenartig angeordneten Blätter sind mit goldbraunen bis fuchs- roten Haaren völlig bedeckt. Die Pflanze verlangt eine ganz steile, wenn es einzurichten geht, möglichst in nördlicher Lage befindliche Pflanzung, unter Verwendung einer sandig-moorigen Erde. Winterdeckung, die in älteren Kulturbüchern als unbedingt notwendig angegeben, hat die abgebildete Pflanze, außer dem ersten Winter nach der Pflanzung vor zwanzig Jahren, niemals bekommen; sie hat sich trotzdem sehr gut entwickelt und gehalten. Für Lagen mit häufigen trockenen Ostwinden im zeitigen Frühjahr mag eine Winterdecke aber sehr gut sein. Die Anzucht dieser reizenden Alpenpflanze ist bei einiger Aufmerksamkeit durchaus nicht schwer. Der Samen wird möglichst gleich nach der Reife ausgesät und kühl und feucht gestellt. Er wird so bald aufgehen, im anderen Falle liegt er meist ein Jahr über. Die Sämlinge müssen bald verstopft werden ; sie wachsen im Anfang sehr langsam, wenn sie aber erst einmal die charakteristische Rosette gebildet haben, geht es mit dem Wachstum etwas schneller vorwärts. Wo kein Alpinum vorhanden, können die Ramondien auch im Topf kultiviert werden. Hier sind dann für lange Haltbarkeit wesent- lich : rascher Abzug des Wassers, halbschattige Aufstellung, Einsenken der Töpfe (um ein allzu rasches Austrocknen zu verhüten) und Ueberwintern im kalten Kasten oder niedrigen Erdhause; ferner viel Luft und Licht im Winter, aber möglichst nicht allzu oft be- XX, 39 Diu (i a r t e u w e 1 1. 463 wässern, wenn möglich auch die Töpfe schräg stellen (wie die Phalaenopsis im Orchideenhause), so daß die Pflanzen ähnlich stehen, wie im Bilde gezeigt. Sie bekommen dann allerdings ein schiefes Aussehen und wirken dadurch etwas komisch, zu ihrer besseren Entwicklung ist aber diese Aufstellung sehr vorteilhaft. B. V. Gartenausstattung. Von Gartenhäusern. Von Edgar Rasch, Leipzig-Lindenau. Wir haben in den Gärten Häuschen von mancherlei Art. Die offenen hölzernen nennt man wohl einfach Lauben, die geschlossenen Gartenhäuser. Letz- tere wollen wir einmal näher an- sehen. Die Anregung zu folgenden Betrachtungen verdanke ich dem liebenswürdigen Entgegenkom- men der Herren Architekten und Gartenarchitekten, welche mir in Stadt und Land in allen möglichen Formen Beispiele zur Verfügung stellten, wie ihrer Ansicht nach ein Gartenhaus sein muß. Danach wäre beim Bau derselben etwa dies zu beachten : Man macht ein Gartenhaus vor allem so groß wie möglich. Back- steinbau ist sehr empfehlenswert, schöner sieht Putzbau aus. Höl- zerne Gartenhäuser sind billiger, da man das Holzgerippe derSeiten innen nur mit Brettern zu be- kleiden braucht, ebenso das Dach. Für die Dachhaut ist Dachpappe verschiedener Art und Farbe das billigste. Bessere Bauten können Schiefer- oderZiegeldacherhalten. Die innere Höhe nimmt man gleich der Zimmerhöhe, also nicht unter 3 m im Lichten, eher mehr. Um bei dieser Höhe einigermaßen gute Raumwirkungen zu erzielen, ist auch die Länge und Breite entsprechend größer als die Höhe zu nehmen. Als Möbel nimmt man weißlackierte Sachen oder Korbmöbel. Wir finden diese „Regeln" überall mit gleicher Gewissenhaftig- keit befolgt. Bin ich nun ein altmodischer Mensch, oder ist mein Ge- schmack noch wenig entwickelt? Komme ich in ein solches Gartenhaus, wie ich sie oben geschildert habe, so will es mir darin nicht gefallen und außen gefällt mirs meist noch weniger. Habe ich dagegen Gelegenheit, eins der alten kleinen Gartenhäuschen, wie sie etwa bis um 1850 entstanden, zu besuchen, so fühle ich mich dort so behaglich, daß mir der Abschied immer sehr schwer wird. Woher kommt dies? Ich finde, es liegt an der traulichen, buchstäblich „anheimeln- den" Wirkung des alten. Nicht wegen, sondern trotz ihrer Baufäiligkeit und oft wackeligen abgebrauchten Möbel. Vielen, sehr vielen Menschen, denen das Gefühl für Traulichkeit durch die neuzeitlichen Baubarbareien noch nicht ganz ab- gestumpft und ertötet ist, geht es ebenso wie mir. Bleibt Nach einer fi Ramondia - die „Garten die Frage offen, warum denn immer weiter so schablonen- mäßig und ohne Gefühl darauf losgebaut wird, und worauf die trauliche Wirkung der alten Bauten beruht. Es liegt hier etwas Aehnliches vor, wie bei den Wohnungen. Jedoch ist der Unterschied zu beachten, daß die sinnlosen Bau- vorschriften, welche die geschmacklosen Wohnungen bedingen, — für Gartenhäuser keine Giltigkeit haben. Die in Bau- ordnungen angegebenen Mindesthöhen für Räume beziehen sich lediglich auf Wohnhäuser bzw. Räume, welche „dauernd zum Aufenthalt von Menschen dienen". Schon bei Bade-, Vorratszimmern, Aborten und anderen Räumen ist die vor- geschriebene Höhe nicht erforderlich. Sie wird dort nur deshalb angewandt, weil ein Ab- weichen von der Höhe der anderen Räume die Bautechnik unverhält- nismäßig erschweren würde. Da die Gartenhäuschen fast ausschließ- lich von Bauleuten entworfen sind, wurden die gewohnten Zimmer- höhen ohne weiteren Gedanken übernommen. Dabei zeigte es sich aber, daß Räume einer gewissen Höhe (abgesehen von Fluren oder Treppenhäusern und solchen mit gewölbter Decke) Längen- und Breitenmaße bedingen, welche die Höhe, je mehr, desto besser, über- schreiten. Ist eine Seitenausdehnung geringer als die Höhe, so entsteht jene frostige Gefängnisstimmung, welche keine Traulichkeit aufkom- men läßt. Im Bewußtsein dieser Tatsache wurde dann bei der üblichen „Zimmerhöhe" die Länge und Breite entsprechend größer genommen, um erträgliche Raum- wirkung zu erzielen. Nun zeigte es sich wieder, daß die Garten- häuschen für ihren schlichten Zweck zu groß ausfielen. Die Größe stand andererseits mit den Kosten in ungünstigem Verhältnis, wodurch die obenerwähnte mangelhafte und unschöne Ausführung bedingt war. Gewiß soll ja nun das Gartenhäuschen als solches auch im Garten zur Wirkung kommen. Es soll „wirken". In kleinen Gärten werden Gartenhäuser klein sein können Aufmessungen schöner, kleiner, älterer Häuschen, die ich in großer Zahl in kleinen, alten Bürgergärten vor den Toren thüringer Städtchen machte, ergaben gewöhnlich eine Raum- höhe von 2,10 — 2,20 m, sehr selten mehr als 2,50 m. Letztere waren schon „größere" von über 100 qm Grund- fläche, also kleine Säle. Bei etwa 2,15 m Höhe waren die Breite (Vorder- und Rückseite) 2,50 — 3 m lang; die Seiten waren 2,50 — 2,75 m. Diese Maße sind nun keineswegs willkürlich angenommen ; sondern sie sind das Ergebnis jahr- hundertelanger Erfahrung und deren Nutzanwendung. Oft finden wir auch turmartige Häuschen mit zwei niedrigen Ge- schossen übereinander. Bei Häusern in Gärten vor der Stadt finden wir oft im Fußboden eine Klappe oder Falltür, welche einen etwa 2 Kubikmeter großen Raum zugänglich machte, in welchem Lebensmittel auch Obstwein gelagert und frisch Nathaliae. weit" gefertigten Aufnahme 464 D i 1- ( ' :i r t e ii \v c 1 1. XX, 39 erhalten wurden. Auch das hohe Dach war in seinem Innern, von außen mit der Leiter zugänglich, benutzt; es diente zum Trocknen und Aufbewahren von Sämereien und Kräutern, wenn es nicht die gewölbte Zimmerdecke trug. Auch bei großen Gartenhäusern war stets die Raumhöhe kleiner als die kleinste Raumbreite. Wie jeder gute Raum, ist auch dieser zunächst aus seinen Zwecken zu entwickeln. Teils diente er zur Ruhe, teils zur Einnahme kleiner Mahlzeiten, teils zu kleinen Gesellschaften. Außer Tisch und Sitzgelegenheit bis zu 6 Personen werden kaum sonstige Möbel erforderlich sein. Für Gartengerät fügt man Wandschränke, die gleich den Wänden tapeziert werden, ein oder baut an der Rückseite ein kleines Gelaß an. In abgelegenen Gärten sollte im Haus auch der Ofen nicht fehlen. Er ist sehr nützlich, um bei kaltem Wetter zu wärmen, Kaffee zu kochen oder durchnäßte Kleider zu trocknen; denn der Gartenfreund findet das ganze Jahr hindurch Beschäftigung im Garten. Ebenso wird ein Sofa oft gern gesehen sein, teils der Gemütlichkeit wegen, teils um gelegentlich außer dem Haus übernachten zu können, wenn die Gartenarbeit drängt. Fenster sollte man nur an der Eingangsseite, seitlich der Tür, je eins anbringen, es sei, daß nach anderen Seiten schöne Ausblicke weitere Fenster erwünscht sein lassen. Doch auch in diesem Falle sollten zwei Drittel der Wand voll und ohne Durchbrechung sein. Die Fenster seien bei kleinen Häusern mehr breit als hoch und mit Klappläden verschließ- bar, wenn der Garten abgelegen ist. Für die Tür wird meist in kleineren Verhältnissen eine Höhe von 2,00 m bei 75 cm Breite genügen, diese Breite ist selbst für das umfangreichste Bäuchlein weit genug. Die durch diese knappen aber völlig ausreichenden Maße entstandenen Bauersparnisse sollten der gediegenen Ausfüh- rung des Ganzen zugute kommen. Wem der ein Stein starke Massivbau zu kostspielig ist, mag ruhig zum soliden, beiderseits gut verputzten Fachwerk greifen. Das Innere wird hübsch tapeziert, das Holz weiß oder farbig gestrichen. Auch der Außenputz wird gern farbig behandelt werden. Das Dach erhält ein Kastengesims, an dem die Regenrinne das kostbare Naß sorgsam sammelt und der Regentonne zuführt. Dadurch wird auch das Traufwasser vermieden, welches dem Sockel und unteren Bauholz so nachteilig ist. Auch für das Dach ist eine sorgfältige Ziegel- oder Schieferdeckung auf die Dauer besser und billiger als die dünnen Häutchen von Pappe. Ist das Häuschen breiter und erscheint es in seiner Ge- samtheit zu niedrig, so kann man den Sockel bis zum Fuß- boden und dem Eingang eine kleine Freitreppe, vielleicht auch mit Aussichtsterrasse vorlegen. Die Dachform sei so einfach wie möglich, jedoch die Neigung der Dachflächen nicht unter 45 Grad, eher mehr. Gebrochene Dachflächen haben bei so kleinen Bauten keinen Sinn, da sie bei Wohnhäusern nur durch Einbau bewohnter Geschosse entstehen. Bei solchen kleinen Gartenhäusern erscheinen andere als gerade Dachflächen gekünstelt und gesucht. Bei näherer Betrachtung des Obigen wird man finden, daß alles dies nichts weniger als altmodisch ist. Noch weniger steht es mit dem neuzeitlichen Bauen im Widerspruch. Im Gegenteil bieten sich dadurch Anregungen zu schönen, ge- haltvollen Lösungen, wenn wir beobachten, wie man es früher verstand, sparsam und doch gut zu bauen, während die teuren ungefügen Architekturen der letzten 60 Jahre überall eher hingehörten als in den Garten. Ich weiß es wohl zu würdigen, daß von einigen wenigen, feinsinnigen Architekten bereits die Lehren dieser Erfahrung angewandt werden. Was uns noch fehlt, ist das allgemeine Verständnis für das, was wir brauchen. Besonders an uns, die Gärten anlegen, ist es, zu sorgen, daß alles, was in den Garten hineingebaut wird, sich ihm auch organisch einfügt. Wir dürfen nie vergessen, daß diesen Gartendingen die gleiche Sorgfalt gebührt, die wir für die gärtnerische Seite unseres Berufes für ganz selbstverständlich halten. Zeit- und Streitfragen. Die Versorg'ung unserer größeren Städte mit Gemüse und Obst. Von F. Esser, Godesberg. Die Maßnahmen vieler Kommunen in der Kriegszeit geben uns für die uns doch hoffentlich bald beglückende Zeit des ruhigen Weiterstrebens auf allen Gebieten, insbesondere der Förderung einer gesunden und zugleich weniger kostspieligen Volksernährung, manchen wertvollen Fingerzeig. Was der Krieg jetzt mit seiner ganzen Schwere als un- vermeidlich den Verwaltungen größerer Gemeinden streng vorschreibt : 1. Preisausgleich beim Obst- und Gemüseverkauf durch Mitbestimmung der Marktpreise seitens der Verwaltung; 2. Förderung der Produktion durch die Gemeinden selbst; muß auch für die Friedenszeit längst als praktisches Bedürfnis anerkannt werden. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis für jede Ware. In diese ganz natürliche Absatzform trägt der Zwischen- handel rücksichtslos beide Teile schädigende, von Jahr zu Jahr stark wachsende Sonderinteressen. Mit der wachsenden Ausdehnung des Obst- und Gemüseg esch äf t es haben sich allmählich im Marktbetrieb der Großstädte, überhaupt in der Versorgung der Nichtproduzenten mit Obst und Gemüse, ganz ungesunde Verhältnisse herausgebildet. Kaum beginnt die Zwetsche an der Landstraße sich zu färben und der Apfel fühlt sich dort noch sicher auf dem Baum, weil er dem Handwerksburschen und der Schuljugend noch zu sauer ist, erscheint gleichwohl schon die Straßen- verwaltung mit ihrer Verkaufsbekanntmachung in der Oeffent- lichkeit. Sie entledigt sich hierdurch des lästigen Schutzes, den die Käufer — meist fremde Händler — auch nicht übernehmen können. Infolgedessen wird das unreife Obst alsbald gewaltsam vom Baume entfernt und verwertet. Viele Obstkäufer sehen sich enttäuscht durch die schön aussehenden, gelagerten, unreifen Aepfel. Die noch halbgrüne Zwetsche wandert ins Einmacheglas, um später als Delikatesse in der schönsten Färbung das Schaufenster zu schmücken. Das gleiche Schicksal ist den Mirabellen, Aprikosen, Pflaumen aller Art beschieden, welche die sogenannten Vorkäufer schon sehr zeitig fuhrenweise aufkaufen, damit sie ja beim Versand keinen Ausfall durch Fäulnis haben und die Versandzeit aus- gedehnt wird. Den Engländern, welche bisher einen großen Teil des rheinischen, ganz unreif versandten Obstes zu ver- speisen bekamen, ist zwar eine solche recht ungesunde Speise zu gönnen. Für unsere rheinischen Großstädte fiel dieser Ausfall aber bei der späteren Preisbildung erheblich in die Wagschale. Der Großhändler in Obst und Gemüse für Groß- XX, 39 Die Gar tenwelt. 465 Städte des rheinisch-westfälischen Industriegebietes macht auch auf den Märkten und an den Verladestellen der Produktions- gebiete den Preis. Von seinem Bedarf, bzw. seinem Liefe- rungsvertrag ist der spätere Marktpreis für den Lokalbedarf abhängig. In Städten, wie z. B. Bonn, die mitten im besten Produktionsgebiet der Rheinprovinz von Obst und Gemüse liegen, sind die Marktpreise deshalb oft ungewöhnlich hoch; sie stehen in keinem Verhältnis zum leichten und bequemen Transport der Produkte zum Markt. Dasselbe gilt für Köln. Mindestens 80 Proz. aller im Vorgebirge gezogenen Stachel- beeren kommen halbreif auf den Markt. Viel Gutes kann das unreife Obst trotz der schönsten Zubereitung bei der Ernährung nicht stiften. Der heute fehlende Zucker reißt in die Tortengalerien der Konditoreien, zum großen Leid- wesen unserer besseren Damen, welche besondere Kenner von solchen pikanten Sachen sind, ganz bedenkliche Lücken. So läßt das dritte Kriegsjahr einen großen Prozentsatz Beeren- und auch sonstiges Obst heranreifen, das in früheren Jahren unfehlbar in unreifem (selbst gekochtem) Zustande viel Unheil in zarten Kinderbäuchen gestiftet hat. Es schränkte weiter aus diesem Grunde das Händlerunwesen ein, mit doppeltem Recht durch Ausfuhrverbot. Dem bisherigen Händlerunwesen in Friedenszeiten muß ein fester Riegel vor- gesdioben werden. Die Großstädte haben ein hohes Interesse daran, an der Preisbildung für die Nahrungsmittel mitzuwirken und darüber zu wachen, daß weder Gesundheitsschädliches auf den Obst- und Gemüsemarkt kommt, noch künstlich oder durdi zu starken Warenentzug der fremden Händler die Preise für den Lokalbedarf auf diesem Markt in die Höhe getrieben werden. Im Interesse der Volksgesundheit ist es wesentlich, daß wir mit allen Mitteln nach vermehrtem Obst- und Gemüsegenuß in den Großstädten streben, in denen bisher das Fleisch auf dem Tische aller Stände den ersten Platz einnahm. Unausbleibliche Folgen dieser Lebensweise sind die Verteuerung der Lebenshaltung, Erhöhung der Ver- dienstansprüche. Schauen wir unsere bayerischen Land- bewohner an, bei denen der Knödel vielfach das Fleisch ersetzt, wie sie mit ihren urwüchsigen, kräftigen Gestalten die sauberen Dörfer schmücken. Der freie Handel mit Ernährungsprodukten treibt heute auf den Märkten ein Sammelsurium von Weibern zusammen, die in ihrer Hauswirtschaft oft die größte Unreinlichkeit zeigen, Obst und Gemüse in schmutzigen Räumen lagern und täglich mit den durch Wasser immer wieder aufgefrischten Gemüse- und Obstsortenresten auf den Markt ziehen. Die verkommensten Existenzen befassen sich heute mit diesem Geschäft, im Gegensatze zu der sauberen Marktfrau vom Lande mit täglich frischer Ware. Hier sollte eine Handhabe geschaffen werden, daß wenigstens nur solche Händler zu- gelassen werden, die selbst sauber sind und aucli saubere, luftige Aufbewahrungsräume aufweisen können. Halb ver- dorbene Waren kommen jetzt oft zu Schundpreisen zum Ver- kauf. Der reelle Wert guter Sachen wird hierdurch ungünstig beeinflußt. Den Gemüse- und Obstraärkten der Städte fehlt bis jetzt eine fachtechnische Aufsicht, die an der Hand von Vorschriften dafür sorgt, daß in erster Linie gesundheits- schädliches, d. h. unreifes Obst auch als solches gekenn- zeichnet ist und dem Aufkaufsystem der Händler im Interesse des Lokalbedarfs eine Grenze gesetzt wird. Diese Aufsicht hat über die Festsetzung der Marktpreise zu wachen. Zu diesen Zwecken wäre sie mit hinreichenden Befugnissen aus- zustatten. Die Städte der Absatzgebiete bestimmter Gegenden, wie beispielsweise die rheinischen und rheinisch-westfälischen Großstädte, müßten durch ihre Marktämter täglich enge Fühlung halten. Geschähe dieses überhaupt — erst recht jetzt in der Kriegszeit — mehr — dann könnte es nicht vorkommen, daß beispielsweise, wie sich feststellen ließ, die Kirschen in der Kirschengegend zu Bonn 70 Pfennig, in Würzburg am selben Tage für gute Heidelberger Kirschen 40 Pfennig und in der Nähe des Bodensees, an dem doch auch Kirschen wachsen , 65 Pfennig fürs Pfund verlangt wurden. Die Marktämter eines großen Kreises von Großstädten müßten in täglichem Verkehr durch Preisnotierungen der Märkte bleiben und hiernach bei der Preisfestsetzung mit- wirken. Im Handel mit Ernährungsmilteln hat der Krieg die schroffsten Seiten gezeigt, deren milderen Form der Friedens- zeit auch energisch entgegengetreten werden muß. Den Großstädten müssen Rechte eingeräumt werden, hier bei der Preisbildung mitbestimmend zu sein. Der Verkauf des unge- sunden Obstes ist einzuschränken. Am Rhein sind „Dicke Bohnen mit Speck" für manchen Biertrinker eine köstliche Leibspeise. Geht dieses Gericht in milderen Lagen zur Neige, dann freuen sich solche Leute wie die Kinder, wenn sie in der Höhenlage der Eifel ge- legentlich einer Tour dort noch junge dicke Bohnen auf- getischt und überall noch die Gärten reichlich mit herrlichem Kopfsalat bestanden finden. Nach den ersten Frühgemüsen tritt in den Städten der Rheinebene und auch wohl sonst eine Knappheit von Salat und einzelnen Gemüsen ein, während in den höheren Lagen diese Erzeugnisse in Hülle und Fülle noch 4 — 6 Wochen später anzutreffen sind. Für den Mittel- und Arbeiterstand sind die ersten Gemüse reichlich teuer. Der Reiche fragt nicht nach dem Kostenpunkt, wenn er nur das haben kann, was ihm für seinen Tisch behagt. Die frühen Endivien sind nur für die Besserbemittelten. Zur besseren Versorgung der Großstädte mit Gemüse und Frühkartoffeln müßten die größeren Gemeinwesen sich auch selbst rühren und nicht alles dem nur nach hohem Ver- dienst strebenden Handel überlassen, der nur der mate- riellen Kultur dient. Der Gemüse- und Obstbau müßte unter ihren Bestrebungen auch in höheren Lagen, auf weniger teuerem Boden, bei günstiger Bahnverbindung durch Ein- richtung von Gemüse- und Obstgärtnereien gefördert werden. Der Bevölkerung solcher Lagen kann durch festen Absatz an die städtischen Abnehmer Gelegenheit geboten werden, aus dem Gemüse- und Obstbau, auch entfernt von der Stadt, sich eine günstige Einnahmequelle zu verschaffen. Jede größere Stadt müßte sich so ein Produktionsgebiet, speziell für billigere Gemüse, zum Verkauf an die ärmere Bevölkerung schaffen. Solche Bestrebungen wirken auch preisregulierend und wären in derselben Weise auf den Frühgemüsebau auszudehnen. Und weshalb sollen nicht die Städte für ihre Krankenhäuser und sonstige gemeinnützigen Anstalten die Obsteinkäufe von Straßen usw. selbst besorgen, und den Zwischenhandel für die ärmere Bevölkerung zum großen Teil ausschalten, ihren eigenen Bürgern reifes, gesundes Obst liefern? Ernährungsämter für die größeren Städte unter fach- technischer Leitung (wirkliche Praktiker) sind — wie oben nachgewiesen — nach den verschiedensten Richtungen hin längst ein Bedürfnis gewesen. Die Kriegszeit hat uns deut- lich genug klar gemacht, welche bedeutende ausschlaggebende Rolle der in der Friedenszeit geschulte Zwischenhandel in der Verteuerung der Lebensmittel für die weniger Bemittelten 466 Die G a r t e n w c 1 1. XX, 30 ;||||||;illllll lllllllllll! spielt. Diesen Staatsbürgern den für die Gesundheit so wichtigen Obst- und Gemüsegenuß zu erleichtern, wird eine überaus wichtige Aufgabe der Volkswirtschaft bleiben. Die , Reichen gebrauchen eine solche Hilfe nicht. Sie können sich mit ihrem Geldbeutel selbst helfen. Zur Beschlagnahme der Apfel- und Pflaumenernte. Vom Herausgeber. Die am 17. d. M. im Interesse der Versorgung des Heeres mit Mus und Marmelade wohl fast allenthalben in Preußen be- kanntgegebene Beschlagnahme der gesamten Apfel- und Pflaumen- ernte war ein harter Schlag für die Obstzüchter, besonders für die Edelobstzüchter. War es wirklich notwendig, die gesamte Ernte mit Einschluß der Edelpflaumen und Edeläpfel, die doch für die Marmeladenbereitung bei festgesetzten Höchstpreisen von 10, bezw. 7' 2 M für den Zentner gar nicht in Frage kommen, zu beschlagnahmen und damit den Edelobstzüchtern jede Möglichkeit zu nehmen, ihre Ernte zu verkaufen? — Wie so manch frühere Maßnahme, so hat auch diese Beschlagnahme, welche Züchter und Händler wie ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel traf, wieder zur Folge gehabt, daß ungeheure Massen wertvoller menschlicher Nahrungsmittel dem Verderben preisgegeben wurden. Die Kon- servenfabriken waren natürlich auf die Massenzufuhr der beschlag- nahmten Früchte nicht vorbereitet. So waren während der Be- schlagnahme nicht weniger als 2000 Eisenbahnwagen voll Obst auf dem Wege nach Berlin. Das Kriegsernährungsamt hatte nicht genügende Vorsorge getroffen, um diese großen Massen verderb- licher Früchte rasch unterbringen zu können, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als dieselben frei zu geben. So standen, um nur ein Beispiel anzuführen, auf dem Schlesischen Bahnhof am Montag, den 18. September, etwa 20 Waggons beschlagnahmter Pflaumen, aus welchen die Brühe herauslief. Ein Spaßvogel hatte an einem Waggon die Aufschrift „Pflaumenmus der H. E. G." und an einem anderen die Aufschrift „Pflaumensuppe der Obst- verteilungsstelle" angebracht, worüber die angesammelte Menschen- menge natürlich ihre Glossen machte. „Man möchte an den Wänden hochklettern", schrieb mir jüngst einmal ein Fachkollege, „wenn man über das Unheil nachdenkt und über den Verlust an wichtigen Nahrungsmitteln, hervorgerufen durch solche und ähnliche Verfügungen, die am grünen Tisch zustande kommen, ohne daß landwirtschaftliche und gärtnerische Fachleute gehört werden." Wenn die Versorgung unserer tapferen Feldgrauen mit Mus und Marmelade gefährdet war, so wäre es wohl das nächste gewesen, das Obst an den Kreis- und Gemeindestraßen, das für solche Verwertung in erster Linie in Frage kommt und dessen sich die Kreis- und Gemeindeverwaltungen durch Versteigerungen am Baume zu entledigen pflegen, mit Beschlag zu belegen, statt, wie es ge- schehen ist, durch Beschlagnahme der gesamten Apfel- und Pflaumen- ernte dem deutschen Erwerbsobstbau einen Schlag zu versetzen, von dem er sich, wenn die Beschlagnahme nicht raschestens auf das vernünftige Maß beschränkt wird, in Jahr und Tag nicht wieder erholen kann. Wie sollen sich nun die Besitzer kleiner Erwerbsobstanlagen in der Provinz verhalten? Zu diesen kommen keine mit Vollmacht versehene Obstaufkäufer, sonst verkaufen und verschenken dürfen sie ihr Obst auch nicht, es bleibt ihnen also nur übrig, so viel als möglich für die eigene Haushaltung zu Mus und Marmelade zu verarbeiten, das übrige anfaulen zu lassen und dann an das Vieh zu verfüttern. Mir persönlich ist durch die Beschlagnahme ein erheblicher Schaden zugefügt worden, der sich von Tag zu Tag vergrößert. Die herrlichsten Charlamowskiäpfel, ausgesuchte Paradefrüchte, sind mir zusammengefault, zum Teil auf den Kompost- haufen gewandert, zum Teil an meine Gänse und Enten verfüttert worden! Meine Edelpflaumen mußte ich zu Mus einkochen lassen! Ich habe mich sofort mit einer Eingabe um Aufhebung der Be- schlagnahme meines Edelobstes an die Reichsstelle für Obst und Gemüse gewendet. Von dieser erhielt ich nach mehreren Tagen den Bescheid, daß ich mich an den zuständigen Landrat wenden müsse, was inzwischen geschehen ist. Jetzt warte ich auf Frei- gabe meiner Edelobsternte. Wenn diese nicht raschestens erfolgt, so gehen weitere große Mengen der herrlichsten Edelfrüchte, die meinen Privatabnehmern bereits zugesagt waren, dem Ruin entgegen, zumal ich größere Lagerräume nicht besitze, also auf den sofortigen Verkauf der geernteten Früchte angewiesen bin. Wie mir, geht es sicher Hunderten anderer Edelobstzüchter. Da wird nun fort- gesetzt der Anpflanzung von Obstbäumen und ganz besonders auch der vermehrten Aufnahme der Edelobstkultur das Wort ge- redet, damit wir uns mehr und mehr von der Einfuhr aus dem Auslande unabhängig machen, und dann werden die Züchter, die sich dieser patriotischen Aufgabe unterziehen, durch Verfügungen wie die fragliche Beschlagnahme auf das schwerste in ihren wirt- schaftlichen Interessen betroffen. Die nicht kapitalkräftigen werden dadurch dem Ruin entgegengeführt, und auch bei denjenigen, die solchen Schlag auszuhalten vermögen, gehört ein starker Wille XX, 39 • Die Gartf'uwelt. 467 ielcn luirb eS am bcqucniftcn erfd)cinen, bie äficf^nunfl nuf bie Mriegäanlei^e am ^oftfdjalter üorjune^men. 2lu& bicfcm @runbe, bann aber and) mcil eS ja nid)t an jcbcm Crte im ?)\eidj ein 5^antiicfd)äft, eine ©parfaffe, eine Vcbeng; iicr)"idjevuniv>cuicUid)aft ober eine «vcbitiicnoffcnfdiüft neben !ann, ift t»cr gefantte 33crbci)r60^jporot t»cr ^oft in den 2)ienft ber fünften ^riegdanlet^e gefteilt niorben. '•^^oi'tanftatten ober ^^Hi[iai-(enturen gibt eä fa[t überoü, in bcr ©tabt unb auf bcm i'anbe, fo ba§ e§ feine 9Jhil)e mac^t, fid) einen <^oftjeid)nung9f(^ein ju beforgen, um burd) Beteiligung an ber ^ricgsonteil^e bent 33oters lonbc unb fic^ felbft ju bienen. ^ubem mirb in ben SanbbefteUbejirken unb m Crten bis ju 20 000 Sin= U'obnern allen '!|?er)Linen, bie als 3eid)ner in ^ragc tummcn, ber ^cidjnungefdjein in« Maus gebrad^t. 5?ie Endfertigung ber 3ci4)nungsfd)eine ift fo einfad), baf? fie jebermann obnc ireitereS fertigbringt. •ilian fdjreibt ben S3etrag ber ifriegeanleibe auf, bie man ^eic^nen tnill, fügt diame, @tanb unb S53of)nung I)in3u unb gibt ben fo ausgefertigten ^eid)nungSfd)ein entraeber am ©djalter ab, ober fterft i^n (mit einem unfranfierten an bie ^oft geridjteten 5Bricfumfd)lag uerfeben) in ben nödjften iBricffaften. ^roeierlei ift bei ber ^?oft,^eid)nung ju beaditen. 1. Tie ^^^oft nimmt nur Seidjnunfle« ouf bie fünfprojentige Slcidjsonteifje an (©tüde fomo^l, al§ audj i9Cf)UlbbU(^cintragungen), nidjt aber auf bie 4'/2pro3cntigen ^Heidjc-fdjalummeifungcn. 2. ipei ber ^^.^oft mu^ ber gejeidjnete unb zugeteilte betrag ber firiegSanleibe fpoteftcnS am 18. Cf tober bejalilt fein. 3"l'^iifi9 ift f^ ^""" ^''^'- September ah, bie f^ablung ju leiften, unb jiDar werben allen benen, bie an biefem 5^age ba§ @elb abliefern, 5 ";,, ©tüdjinfen auf ein bal^eö Sabr, alfo 2 Va "/of vergütet, unb bie§ aug bem ©runbe, med ber ^infenlauf ber fünfpro^cntigen 9ieid)Sanleibe erft am 1. iHpril 1917 beginnt. 2öer nad) bem 30. September bei ber ^^^.^oft 3al)lung leiftet ober am legten für bie ^oftjeidjnung liorgefef)cnen ßablungetermin, alfo am 18. Cf tober, erhält 162 Jage 3infen = 2 V4 "/o ocrgütct. §at jcmanb 100 9Jft. 9{eid)eanleibe gejeidinet unb jugeteilt erhalten, fo mürbe er mitbin am 30. (September 9.5,50 ÜJJf. (ben 3eid)nunggpreis Don 98 SKf.' gefür^t um 2,50 Tit.), am 18. Cftober 95,75 Ml (ben 3eid)nunggprei§ getürjt um 2,25 TU.) einäujablen boben. SJiit biefem iSetrage bot ber ^oftjeidiner bie ^abtfarte, bie il)m burd) bie "^oft jugefteüt wirb, auSjufüllen. §Qt jemanb 1000 Ml. gegeid}net, fo mü^te er 955 ü)Jf. ober 957,50 mi bejablen. 5)er 3eidinungepret§ non 98 TU. ermäßigt fid] bei 6ci)ulbbud|)eintragungen um 20 ^ißfennig für 100 diU., fo ha^, roenn femanb 100 TU. jur (Eintragung in baö Sd)utbbud) gejeid)net bat, uon ibm am 80. September (98 TU. — 0,20 TU. — 2,50 TU.) 95,30 TU. ober am 18. Tf tober 95,55 TU. ju erlegen roären. ^ie ^eit^nung i^uf 6djulbbu(i^eintragungen ift aßen benen bringenb ju emp^ttflcn, bie bag (Selb, ba§ fie für bie Äricgc^anleibe aufgeiucnbet b'iben, nidjt fo balb roieber für anbcre ,;^rDede braudjen, mit anberen Üöorten bie ftriegganleibe längere ^eit bebalten lüoUen. ffier 9ieid)Sanleibe ine iHeid)äfd)ulbbud) eintragen lä^t, ift ber TlüifQ entboben, feinen 3lnlei^cbefife an einer fid)eren Stelle unterjubringen; bie 3'"!^" werben ibm burd) bie SSerroaltung beg 3}eid)6fd]ulbbudje§ fortlaufenb foftenloä über^ roiefen, unb foUtc er ha^ Selb, bas er in ber Ärieg5anleit)e angelegt ^at, flüffig mad)en muffen, fo braud;t er nur bei bem 9ieid)gfdjulbbud) ben 'Eintrag ju ftellen, ibm bie Äricgöanleibeftüde auszufertigen. 3)iefe fann er bann burd) jebe 93anf ober jebeci 5Sanfgefd)äft oerfaufen laffen. 3?or bem Cftober 1917 mürbe allerbingS eine '^luefertigung uon 3lntei£)e= ftüden nid)t erfolgen, med bie Sergünftigung üon 20 Pfennig für loo TU. auf Sd)ulbbud)eintragungen unter ber 3>orauss fel5ung geroäbrt roirb, ha^ bie 9lnteit)e minbeftene bis jum 15. Cftober 1917 im 9}eid)5fcf)ulbbud) eingetragen bleibt. ^uf 5ur 3ci(^nimg! den Konsumenten-, den Produzenten- und den Händlerkreisen ent- Vorgehen geht der bestmöglichen Nutzung unserer einheimischen Dommen sind. Es handelte sich in dieser ersten Konferenz be- Bodenproduttte direkt zuwider. Von Seiten des kaufenden Publikums sonders darum, auf Grund der letztes Jahr gemachten Erfahrungen ist aber im Interesse der Landesversorgung zu erwarten, dafi es und der in Aussicht stehenden Ernte die Grundsätze für die dies- nicht durch eine unzeitgemäße Nachfrage nach zurzeit unreifen Obst- jährige Obstversorgung des Landes aufzustellen. Sorten einem sinnlosen Pflücken solcher Früchte Vorschub leiste. Wie den vorläufigen Resultaten einer Obsterntestatistik des schweizerischen Bauernsekretariates in Brugg zu entnehmen ist, PerSODalnachrichteil. dürfte die Apfelernte in der Schweiz in der Güte einer Normal- ernte, die Birnenernte auf etwa 50 Prozent einer solchen voraus- Echtermeyer, Th., Direktor der Gärtnerlehranstalt in Dahlem, geschätzt werden. In der Menge steht das heurige Obst dem- Oekonomierat, ist der Charakter als Landesökonomierat mit dem jenigen von 1915 nach. Die Inlandversorgung mit Tafel-, Koch- Range der Räte 4. Klasse verliehen worden. und Mostobst darf auch für diesen Herbst zu angemessenen Preisen Glogau, Arthur, Lehrer für Gartenkunst an der Kgl. Lehr- ais gesichert gelten. Um Preistreibereien zu begegnen, wird die anstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim a. Rh., bereits letztes Jahr geschaffene Organisation im Sinne einer weiteren wurde zum Kgl. Garteninspektor ernannt. Zentralisation ausgebaut werden. Über die Frage der Aufstellung Hoffmann, Garteninspektor, Pforzheim, wurde von Sr. Kgl. von Normal- oder Höchstpreisen wird die Kommission, dem Rat Hoheit dem Großherzog von Baden das Verdienstkreuz verliehen, erfahrener Fachleute folgend, an der nächsten Konferenz vom Berkowski, W., Bonn, zurzeit Unteroffizier, geschätzter Mit- 11. September weiterberaten. Die schärfste Verurteilung fand arbeiter der „Gartenwelt", wurde die durch den Tod des bis- das Gebaren gewissenloser Händler, die sich in spekulativen Vor- herigen Inhabers erledigte Stelle des Gartenbahnmeisters der aufkaufen betätigen und unreife Früchte feilbieten. Ein derartiges Kgl. Eisenbahndirektion Hannover übertragen. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion rerantwortl. Max Hesdörff er. Verl. von Paul Parey. Dnick: Anh. Buchdr. Gutenberg e. 6. m. b. H., Dessaa Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 6. Oktober 1916. Nr. 40. Nadidruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafrechtlich verfolgt. Aus deutschen Gärten. Die gärtnerischen Anlagen der Stadt Landau (Pfalz). Von Hans Gerlach, Gartenarchitekt. (Hierzu sechs Abbildungen, nach vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahmen.) Vor Verdun durch eine feindliche Gasbombe kampfunfähig gemacht, brachte mich ein Lazarettzug in die deutsche Heimat nach Landau, wo ich in einem Lazarett Aufnahme fand. Ich will heute den Lesern der „Gartenwelt" einiges von den gärtnerischen Anlagen der Stadt berichten. Die Pfalz ist, wie wohl allgemein bekannt, eine der er- tragreichsten Gegenden des Deutschen Reiches. Die Frucht- barkeit des Bodens wird durch die günstige Lage noch wesent- lich gesteigert , denn die Vogesen und das Haardtgebirge bilden einen vortrefflichen Schutz gegen rauhe Winde. Hier entfalten in den Gärten Mandelbäume nicht nur ihre Blüten, sondern bringen auch reife Früchte. Die Durchschnitts- temperatur ist im März 15 Grad, im Juni — Juli 19 — 20 Grad, August — September noch 14 Grad. In diesem fruchtbaren Gebiet ist die Stadt Landau ein Wahrzeichen von Handel und Wandel. Im Jahre 1290 zur freien Reichsstadt erhoben, 1680 dem französischen Reiche einverleibt und demzufolge 1688 — 1702 nach Plänen des Marschalls Vauban zur französischen Festung Landavia aus- gebaut, diente die stark befestigte Stadt Ludwig XIV. in den Raubkriegen als Stapelplatz für die in der Pfalz geraubte Beute. Viermal wurde die Stadt belagert und ein- genommen, je zweimal von den Deutschen und Franzosen. Auch die französische Revolution tobte in Landau. Im Oktober 1791 wurde der Paradeplatz „Place de l'egalite" umgetauft, auf dem nicht nur eine Freiheitssäule, sondern auch die Guillotine errichtet wurde. Erst im Jahre 1815, nach dem zweiten Pariser Frieden, kam die alte deutsche Stadt wieder an Deutschland zurück und durch den Münchener Vertrag 1816 endgültig an die Krone Bayerns. Nach dem Kriege 1866 sowie 1870 — 71 begann man die Schanzwerke zu schleifen. Landau wurde eine offene Stadt, für deren Weiterentwicklung nunmehr eine neue blühende Zeit begann. Wie die alten Hansastädte Bremen und Lübeck GarteDwelt XX. es verstanden, die ehemaligen Festungswälle und Gräben mit ihrem alten Baumbestand in prächtige öffentliche Garten- anlagen zu verwandeln, welche für das ganze Stadtbild von kenn- zeichnender Bedeutung sind, so fehlte es zur rechten Zeit auch in Landau nicht an weitblickenden Stadtvätern, welche es ver- standen, zum Wohle der Einwohner die aus der Festungszeit her- rührenden Wälle und Gräben in städtische Grünanlagen aus- zugestalten, wobei der vorhandene üppige Baumbestand, ins- besondere die uralten Pappeln, Zeugen der napoleonischen Zeit, erhalten blieben, wodurch gleichzeitig das ursprüngliche landschaftliche Bild der Stadt gewahrt wurde. In ganz be- sonderem Maße hat sich dabei der verstorbene Bürgermeister, der Königliche Geheime Hofrat Mahla, verdient gemacht, dessen gartenkünstlerische Befähigung durch den damaligen Stadtgärtner Johann von Minden in den achtziger Jahren tatkräftig unterstützt wurde. Die historisch begründete Ent- stehung dieser städtischen Anlagen führte auch zur äußerst vorteilhaften Gruppierung der Grünflächen im erweiterten Stadtgebiet. Die öffentlichen gärtnerischen Anlagen der heute Püdring in Landau mit Allee von Robinia Bessoniana. 40 470 Die frar teil weit. XX. 40 rund 17 000 Einwohner zählenden Stadt umfassen ins- gesamt 33 ha, die mit einem jährlichen Aufwand von 7000 M unterhalten werden. Statistisch berechnet ergibt sich hieraus, daß auf den einzelnen Bürger 19,5 qm Grünfläche kommt, für die er jährlich 39 Pf. Unterhaltungskosten trägt. Nadi Ausführungen des Herrn Dr. Ing. Wagner- Berlin (siehe „Gartenwelt" Nr. 24, S. 287), sollen auf den Stadtbewohner 6 — 7 qm öffentliche Grünfläche kommen. Landau übersteigt also dieses Mindestmaß um das dreifache ; zieht man dann noch den Aufwand der geringen Mittel in Betracht, so haben wir hier ein Beispiel, das wohl berechtigt, in diesem Falle im vollsten Sinne des Wortes von hygienischem und sozialem Grün im Stadtbilde zu sprechen. Daß die Anlagen der Stadt Landau stets mit ge- ringen Mitteln bearbeitet und ausgestaltet wurden, möchte ich als ein besonders gütiges Geschick be- zeichnen, denn so blieben die Anlagen von allen Ge- schmacklosigkeiten, Teppichbeeten im Landschaftsbilde, Knüppelholzgeländer, Blautannen usw. verschont, wo- mit so manche deutsche Stadt ihre Anlagen verun- staltet hat. Auch hier bewahrheitet sich das alte Dichter- wort: „In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister!" Mögen sich die Verwaltungen der mittleren und kleinen deutschen Städte hierin ein Vorbild nehmen und gutbesoldete Stadtgärtnerstellen schaffen, so daß wirklich immer tüchtige Fachleute derartige Stellen bekleiden, dann wird auch überall mit verhältnismäßig geringem Betriebskapital Gutes geleistet werden und es wird in den öffentlichen Stadtanlagen zum Segen der deutschen Heimkultur vieles anders werden. Heute, wo so viel von Heimatschutz gesprochen und geschrieben wird, sollte man sich doch endlich klar darüber sein, daß gerade hierdurch diese Bestrebungen am besten tatkräftig gefördert werden und so den deutschen Städten ihr heimatliches Bild erhalten bleibt. Nun zu den Anlagen selbst: Vom Hauptbahnhof kommend, gelangt man zunächst in den Ostpark. Schattige Promenaden- wege, prächtige Strauchgruppen und alte Pyramidenpappeln geben der ganzen Anlage einen besonderen Charakter, der Bismardcturm im Luitpoldpark. Spielwiese mit Gerätehaus am Schillerpark. durch einen reich ausgebuchteten großen Weiher an Frische und Freundlichkeit gewinnt. Im Volksmunde wird dieser Weiher (s. Abb. S. 471) „Flach" genannt, eine Bezeichnung, die an die französische Zeit erinnert, denn die Ueberschwemmungs- kessel oder Wasserstaubecken der französischen Festungen nannte man Flaque, und dieser Weiher war einst das große Wasserstaubecken, dessen Inhalt bei Herannahen des Feindes das Vorgelände der Festung unter Wasser setzte. Jetzt ist dieser prächtig ausgestattete Weiher ein Schmuckstück der Stadt. Hier und da sind im Park auch noch die alten Festungsmauern sichtbar, in denen ein Steinwappen, das die 3 Lilien des französischen Wappens trägt, eingemauert ist. Neben dieser historischen Architektur fehlt es im Ostpark auch nicht an neuzeitlichen Bauwerken; es muß geradezu als ein Meisterwerk bezeichnet werden, wie man die prächtige Festhalle, eine Schöpfung des Architekten Goerke-Düsseldorf, in den Park hineingruppiert hat. Von hier aus gelangt man sogleich in den Westpark, der ältesten Parkanlage Landaus, die als besonderes Schmuckstück eine Springbrunnenanlage aufzuweisen hat (Abb. Seite 471). Dem Vorpark schließt sich direkt der Schillerpark an. Hier hat mir eine biologische Pflanzung, in Gestalt eines lichten Birkenhaines mit Schwarzkiefern unterpflanzt, besonders gut gefallen. Ganz vorzüglich hat man es hier verstanden, der Jugendpflege Rechnung zu tragen, und die große Spielwiese, umsäumt von einer alten Pyramidenpappelallee sowie das aus geringen Mitteln aus Holz errichtete Geräte- und Unterkunftshaus ver- dienen lobend hervorgehoben zu werden. Vom Schillerpark aus gelangen wir über eine Brücke in den Luitpoldpark. Hier bildet die natürliche, wilde Vegetation den Hauptbestandteil. Geschickt hat man mit der Axt schöne Durchblicke geschaffen ; mehrere kleine Weiher und ein natürlicher Bach beleben die ganze Anlage. Aeußerst interessante Bilder bieten sich dem Besucher dort, wo das alte Festungsgemäuer, von Efeu umrankt und dicht bemoost, das Landschaftsbild unterbricht ; infolge ungünstiger Beleuchtung war es mir leider nicht möglich, von diesen Partien einige XX, 40 Die Gart G aweit. 471 Aufnahmen zu machen. — Auch der Luitpoldpark ent- behrt nicht der neuzeit- lichen Architektur. Auf einer weit vorragenden An- höhe hat man den Bismarck- turm errichtet (Abbildung Seite 470), ebenfalls eine Schöpfung des Architekten Goerke- Düsseldorf. Von hier aus genießt man einen herrlichen Blick über präch- tig grünesReb- und Wiesen- gelände hinweg nach den wald- und burggekrönten Höhen des Haardtgebirges und des Wasgaues. Inmitten des Luitpold- parkes errichtete der Lan- dauer Verein der Vogel- freunde einen Tiergarten. Ein Bärenzwinger, zahl- reiche in- und ausländische Säugetiere und Vögel beleben die Anlage. Für eine Stadt von 17 000 Einwohnern ist dieser Tiergarten wohl eine beachtenswerte Leistung. Dem Luitpoldpark schließt sich der Nordpark an. Auch hier ist ein prächtiger alter Baumbestand vorhanden. Alte Alleen von Platanen, Ahorn, Linden, Pyramiden- pappeln und Akazien schließen den die Stadt umschließenden, bzw. durchquerenden grünen Kranz. Die Abbildung der Titelseite zeigt eine solche Akazienallee im Südring. Nachdem ich mich in der „Gartenwelt" bereits über die Kreuzgang, Weiher im Ostpark. meist ungeschickte Auf- stellung von Kriegsdenk- malen auf öffentlichen Plätzen wie überhaupt im Straßenbilde der Städte ausgesprochen habe, ist es mir ein Vergnügen, dies- bezüglich von Landau ein Musterbeispiel in unten- stehender Abbild, zeigen zu können. Es handelt sich hier um das Sieges- denkmal am Deutschen Tor. Auf dem kleinen Hügel, unter alten Bäumen wirkt der schlichte Gedenkstein ganz vortrefflich. Gerade dies Bild zeigt so recht, wie man es machen soll. Zum Schluß möchte ich noch den Friedhof er- wähnen, der neben beach- tenswerten Grabmalen auch teilweise gute Grabanlagen und Bepflanzungen aufzuweisen hat. Die Erweiterungsarbeiten des Friedhofes liegen in Händen Grässeis, des Schöpfers des Münchener Waldfriedhofes, welcher bei der Ausgestaltung der hier befindlichen heimatlichen Heldengräber, es sind deren bis jetzt bereits 250, auch seinen künstlerischen Ein- fluß ausüben wird. Meine Ausführungen wären unvollständig, wenn ich nicht noch des ehemaligen Augustinerklosterhofes, des jetzigen Museumshofes, gedenken würde. Ein herrlicher streng im gotischen Stil gehal- ten, bildet eine her- vorragende architek- tonische und histo- rische Sehenswürdig- keit. C/emafe berankt und gliedert die Mauer- flächen, so daß durch dies Pflanzengrün audi die Schönheit des Ge- bäudes zur vollen Geltung kommt. Hier- mit hätte ich alles gärtnerisch Interes- sante der Stadt Lan- dau kurz erwähnt . Mögen sich die An- lagen unter der Lei- tung des jetzigenStadt- gärtners Herrn Meister fernerhin vorteilhaft weiterentwickeln, dann kann sich manche Stadt daran ein Beispiel nehmen. Springbrunnen im Westpark. Siegesdenkmal am Deutschen Tor, in Die (> a r t e II w e lt. XX, 40 Pflanzenkrankheiten. Die Kräuselkrankheit der Pfirsichblätter, verursacht durch Taphrina deformans Berk., und die Bekämpfung derselben. Von Wilh. J. Goverts, Mölln (Lausitz). (Hierzu drei Abbildungen, nach vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahmen.) Die Blätter der Pfirsiche und deren Abarten zeigen recht häufig Kräuselungen , Ausstülpungen der Oberhaut (Epidermis). Diesen Erkrankungen können verschiedene Ursachen zugrunde liegen, teils klimatisch -meteorologische (starke Sonne , Dürre , Trockenheit) , teils Blattläuse (Aphiden), und endlich pilzliche Einwirkungen. Die ersten beiden Krankheitserreger werden des beschränkten Raumes halber hier nicht besprochen. Diejenige Erkrankung, welche, wie die Ueberschrift besagt, durch den genannten Pilz her- vorgerufen wird, soll ebenso wie dessen Bekämpfung in nach- folgenden Zeilen weiter geschildert werden. Das Auftreten dieser Krankheit zeigt sich nicht allein in Europa, Süd-, Mittel- und Norddeutschland : Hamburg, Mölln (Lauenburg), sondern auch verheerend in Nordamerika (Kali- fornien). Obgleich noch andere Pilze aus der Familie der Ery- sipheen (Mehltau) und Uredineen (rostartige) auf den Pfirsich- blättern leben, ist das Erscheinen von Taphrina deformans Berk. für die genannten Gegenden sehr beachtenswert, denn durch dasselbe wird außer andern Erkrankungen (Gummosis) der Ertrag der Ernte beeinträchtigt. Hier, in Mölln, ist mir die Gelegenheit geboten worden, den genannten Pilz zu beobachten und mit Erfolg zu bekämpfen. Leider war der Umstand ein verspäteter, da der Laub- ausbruch schon lange — im Mai dieses Jahres — statt- gefunden hatte. Der Grund, weshalb, wird im folgenden auseinandergesetzt werden. Taphrina deformans Berk. (Exoascus deformans Sadebck). gehört der Familie der Ascomycertes, Untergruppe Gymno- asci, an und wurde 1872 in Frankreich, in der Umgebung von Paris, zuerst beobachtet. Hier führt die Erkrankung den Namen: „Cloque (Zusammenschrumpfen) du Pechers". Inder Tat zeigt eine oberflächliche, mit bloßem Auge wahrgenommene Beobachtung ein Zusammenschrumpfen, Kräuselungen an den Pfirsichblättern. Anscheinend konnte die Erscheinung auch durch die Sonne und das Saugen von Blattläusen hervorgerufen worden sein (siehe Abbildungen), allein nach Prüfung mit dem Mikroskop war der wahre Erreger entdeckt. Sonne und Trockenheit waren ausgeschlossen, da bedeckter Himmel und feuchte Witterung herrschte. Taphrina deformans Berk. (Exoascus deformans Sadebck.) erzeugt die Kräuselkrankheit. Eine Abart: Taphrina Cerasi Fckl. ( Sadebck. (Exoascus deformans z>ar. Cerasi Fckl.) ruft an Prunus avium L., P. Cerasus und P. domestica L. „Hexenbesen" hervor und herrscht augenblicklich verheerend an Kirschenarten in Lübeck. Aeußerlich zeigt die Krankheit sich durch die anfangs Rot-, später Gelbfärbung der erkrankten Stellen. Auch die Blüten können vom Pilz befallen werden, da an ihnen durch seine Einwirkung „Mißgestaltungen" (Hypertrophien) hervor- gerufen werden. Nicht nur der Raum, sondern auch die sehr verwickelte Entwicklungsgeschichte des Pilzes verbietet es, auf letztere hier weiter einzugehen. In jungen, einjährigen Zweigen läßt sich die Pilzerkrankung mikroskopisch nachweisen, von hier aus dringt das Faden- geflecht (Mycel) in die neu angelegten Laub- bzw. Blüten- knospen. Im Frühling, zur Zeit des Laubausbruches, kräuseln sich die Blätter. Die Blattränder ziehen sich zusammen und geben das beigegebene Bild. Die Blattunterseite krümmt sich (siehe Bild 1, 3, 6) nach einwärts, welches von der Blattspitze ausgeht. Die ganze Blattunterseite ist mit weißem, mehlartigem Belag überzogen, der von Pilzsporen herstammt. Das Fadengeflecht dringt aus den Zweiglein in die Blatt- rippen und Nerven. Es verbreitet sich unter der Oberhaut der Blattunterseite. Der Pilz beschränkt sich nach meinen I Beobachtungen nur auf die angegriffenen Schosse und geht nidit in die Johannistriebe über. Die Krankheit der Blätter erlischt nach der Sporenbildung. Die befallenen Blätter ver- trocknen frühzeitig und sterben ab, früher als die normalen. Sämtliche Blätter eines Zweiges erkranken. Die Ansteckung ist unbekannt, erfolgt aber stets im Früh- jahr, wahrscheinlich erfolgt sie nach der Winterruhe der Sporen im Boden. Nicht alle angebauten Pfirsich Sorten sind für diese Krankheit empfänglich; es scheint der Befall von Klima, Gegend- und Bodenverhältnissen abzuhängen. Feuchtes Wetter befördert naturgemäß das Wachstum und die An- steckungsgefahr des Pilzes. Bekämpfung. Der Grund, weshalb meine Bekämpfung zu spät eintrat, lag darin, daß der Beginn der Blüte bereits stattgefunden hatte. Die Bekämpfungsart besteht außer dem Zurückschneiden bis auf das zwei- und dreijährige Holz, in Anwendung verschiedener Spritzmittel als Bordeaux-, Kupfer- vitriolbrühe, schwachsaure Eisenvitriollösung und dem An- kalken, auch im Bedecken der Blütenknospen vor Ausbruch mit Tüchern. Es kann auch selbstbereiteter Schwefelkalk (1 : 100) oder Schwefelkali (Sulfocide 1 : 50) als Bestäubungsmittel an- gewendet werden. Die Bespritzungsmittel sind zum erstenmal vor Anfang des Blühens (Blütenausbruch) anzuwenden, doch war dieses durch Umstände in meinem Fall versäumt worden. Die zweite Bespritzung erfolgt nach dem Verblühen und die dritte bei der Laubentfaltung. Es kann der Sicherheit wegen vor dem Reifen der Früchte noch eine vierte Spritzung erfolgen. Ich habe keine der genannten Chemikalien angewendet, sondern bei Entfaltung der Blätter zum erstenmal eine Lösung von Floraevit und Wasser (1:5) benutzt. Vor dem Spritzen habe ich sämtliche Blätter, auch die, welche nur eine Spur von Kräuselung aufwiesen, samt den Blattstielen abgeschnitten, aufgesammelt und verbrannt. Nach einer Pause von einer Woche folgte eine zweite Bespritzung mit Lysol (1:3) und nach 14 Tagen der Beschluß dieses Verfahrens mit einer gleichen Lösung, aber im Verhältnis von 1:5. Niemals darf die Bespritzung in der Mittagshitze geschehen ; sie muß bei Regenfall wiederholt werden. Für Pfirsichspaliere werden Schutzdächer empfohlen (siehe „Deutsche Obstbauzeitung " 1910, S. 165). Gute Boden- drainage, Kalkzufuhr und sehr sparsame Stickstoffdüngung sind nach meinem Dafürhalten die besten Mittel, diese Krank- heit zu verhüten, doch ist bei Trockenheit zu gießen. Als Spritze stand mir nur eine sogenannte „Gewächs- hausspritze" zur Verfügung. Es wird nur bei trockenem, wind- stillem Wetter ausgeführt. Bei bedecktem Himmel wurde es in den ersten Morgenstunden von 7 Uhr ab derart vor- J XX, 40 1) i 0 G ;i r t e n w e 1 1. 473 Oberseite. Unterseite. Taphrina deformans Berl« (Exoascus deformans Fckl./Sadebck. an Pfirischblätter (Prunus persica, Sorte: „Rivers"), erzeugt die Kräuselkrankheit. Eine Abart: Taphrina Cerasi Fckl. Sadebck. (Exoascus deformans var. Carasi Fckl.) ruft an Prunus Avium L., P. Cerasus u. P. domestica L. Hexenbesen hervor und herrscht augenblicklich verheerend an Kirschenarten in Lübeck. genommen, daß Stamm, Gipfel, Aeste, Zweige und Blätter wie auch der Wurzelkopf von der angewendeten Flüssigkeit benetzt, nicht überschwemmt waren. Selbst die die Wurzeln bedeckende Erde wurde wegen der Ansteckungsgefahr mit den Flüssigkeiten befeuchtet. So wurde denn, soweit ich jetzt beobachten konnte, die Ansteckungsgefahr vermieden und die Erkrankung wenigstens eingeschränkt. Die weitere Behandlung wird aber alle Jahre zur richtigen Zeit, d. h. vor Ausbruch der Blüten, vorgenommen werden müssen, um den Baum zu erhalten und die Erkrankung n i ch t Platz greifen zu lassen. Zwiebel- und Knollenpflanzen. Schöne, aber vergessene Knollengewächse aus der Familie der Iridaceen. Von K. Dolz. Südafrika, besonders das Kapland, ist reich an Knollen- und Zwiebelgewächsen aus den Familien der lilienblütigen. Obenan steht die Familie der Iridaceen mit einer großen Zahl von Gattungen ; weniger reichhaltig, wenigstens soweit es sich um Pflanzen für den Handelsgärtner und Schnittblumenzüchter handelt, erweisen sich die Familien der /4ma/-^//is-Gewächse und Liliaceen. Wie fast alles in der Welt schon einmal dagewesen ist und oft nach Jahr- zehnten wieder neu auflebt, so ist es vielleicht gar nicht so un- möglich, daß der Weltkrieg mit seinen, auch der Gärtnerei recht fühlbar gewordenen Nöten, manche Kultur wieder erstehen lassen wird, die längst über Bord geworfen war. Wer weiß, ob man da nicht auch auf dieses oder jenes, vielleicht vor mehr als einem Menschenalter als Kulturpflanze in hohem Ansehen stehende Kapzwiebelgewächs zurückgreifen wird. Wir werden es ja erleben, daß so manches seine Auferstehung feiern wird, was man längst als endgültig begraben ansah. Und das wäre in der Tat sehr zu wünschen und bedeutete für den Gartenbau einen Gewinn, würde doch dadurch die bisherige Einseitigkeit des Angebots in Topf- pflanzen und Schnittblumen aufgehoben oder zum wenigsten sehr gemildert werden und eine größere Mannigfaltigkeit an ihrer Stelle 1 Nach getrockneten Blättern: 1, 3, 4, von der Oberseite, 2, 5, 6, von der Unterseite, 4 Zweigspitze. Platz greifen. Es muß anerkannt werden, daß man besonders im Westen des Reiches ernstlich bestrebt ist, den Anforderungen, die infolge unserer Abgeschlossenheit vom Weltmarkt an uns gestellt werden, in Bezug auf die Versorgung des Marktes mit Schnitt- blumen und Topfpflanzen gerecht zu werden; aber trotz dieser erfreulichen Tatsache kann man doch das Gefühl nicht los werden, daß es noch recht viele Fachgenossen gibt, die das Heraufziehen einer neuen Zeit nicht begreifen und die in dem alten gewohnten Gleise weiter arbeiten, die sich der großen Verantwortung an- scheinend gar nicht bewußt sind, die sie mit ihrem Abseitsstehen und ihrer Teilnahmslosigkeit ihrem Stande und Beruf gegenüber auf sich laden. Möge daher der Mahnruf nicht ungehört verhallen, daß die gegenwärtige Zeit noch fleißig genutzt werde, damit der '^'kommende Winter uns gerüstet findet und den Beweis erbringt, daß Deutschlands Gärtner wohl imstande sind, den Bedarf an Schnittblumen wie blühenden Topfgewächsen zu decken. Nun zu unserem eigentlichen Thema. Unter den lilienblütigen Gewächsen ist es, wie anfangs schon kurz hervorgehoben, vor allem die Familie der Iridaceen oder Schwertliliengewächse, die uns eine Fülle von Pflanzen bietet, die für Schnitt- und Topfverkauf geeignet sind, und über die wir im folgenden eine kurze Uebersicht geben wollen. Da ist zunächst 474 Tie Garte 11 weit. XX, 40 die Gattung Anomatheca ; 30 — 60 cm hoch werdende Pflanzen mit Blütenständen, die meist 4 — 12 zinnoberrote Blüten an jedem Zweige tragen. Der Blütenhülle ist eine bis 4 cm lange Röhre eigentümlich. Von den länglichen Abschnitten haben die drei unteren einen dunklen Fleck am Grunde. Die Belaubung besteht aus grundständigen, eine zweizeilige Rosette bildenden Blättern. Die eiförmige Knolle ist von einer feinen, faserigen Hülle umgeben. Wissenschaftlich richtiger ist die Bezeichnung Lapeyrousia cruenta, denn die von Ker-Gawier aufgestellte Gattung Anomatheca wird heute nur als Sektion jener geführt. Die Blütezeit fällt in den Sommer und Herbst und läßt sidi bis in den Oktober und November hinausziehen. Der niedrige Wuchs und die schöne Farbe der Blume stempeln diese Pflanze zu einem hübschen, dankbaren Zimmergewächs, das in einer leichten Erdmischung sehr gut fortkommt. Die Vermehrung der Pflanze geht außer- ordentlich rasch vor sich, so daß man jedes Jahr die Büsche teilen kann, doch darf man dabei nicht soweit gehen, sie in einzelne Knollen aufzuteilen. Auch der ^eg der Anzucht aus Samen, den man sofort nach der Reife in Schalen säen muß, ist gangbar. Nach Aufgang sind die Pflänzchen nach Bedarf zu verdünnen ; im folgenden Jahre pflanzt man sie zu je 4 — 5 in Töpfe und, wenn nötig, setzt man sie nochmals in größere Gefäße um. Die erste Blüte bringen sie gewöhnlich nach dem zweiten Jahre von der Aussaat an. Die Gattung Antholyza, sprachlich richtiger Antholyssa, steht den Gladiolen recht nahe. Die in meist vielblütigen Aehren an- geordneten Blumen zeigen lebhafte Farben; entweder sind sie lebhaft rot wie bei A. revoluta oder hellrosa wie bei A. Merianella, oder die Blütenhülle ist rot und gelb mit oben roten und unten gelbroten Abschnitten. A. quadrangularis hat gelbe Blüten, die zahlreiche rote Längsstreifen aufweisen, während A. Cunonia sich durch ein lebhaft scharlachrotes Perigon auszeichnet, das an der Röhre gelb ist. Man vermehrt die Antholyssen durch Teilung und kultiviert sie im Gewächshaus in Töpfen oder pflanzt sie in den freien Grund eines nach Mittag zu gelegenen Steinkastens, sogenannten Kapkastens, aus. Das Auspflanzen der mit einer faserigen oder häutigen Hülle umgebenen Knollen im freien Lande ist unter unseren klimatischen Verhältnissen weniger zu empfehlen. Man legt die Knollen zu 5 — 6 Stück in einen Topf von etwa 10 — 12 cm Durchmesser und nimmt dazu eine sandige Mistbeet- und Lauberde zu gleichen Teilen. Die Knollen müssen 2 cm hoch mit Erde bedeckt sein. Unbedingt erforderlich ist auch, daß die Töpfe eine gute Scherbenunterlage bekommen, da die Pflanzen eine stockende Feuchtigkeit ganz und gar nicht vertragen. Man bringt die Töpfe zunächst in ein kaltes Haus, von wo man sie, wenn sie sich im vorgeschriebenen Wachstum zeigen, satzweise in ein temperiertes Haus überführt. Im Anfang sind die Pflanzen nur sehr mäßig zu bewässern, mit zunehmendem Wachstum jedoch steigert man die Wassergaben und kurz vor und während der Blüte ist sogar eine reichliche Bewässerung nötig. Auch schadet ihnen zu dieser Zeit ein Dungguß durchaus nichts. Nach dem Abblühen verringert man allmählich die Wasserzufuhr und hört schließlich ganz mit Gießen auf. Man kann vom August bis September pflanzen. Die Blütezeit tritt dann in den Monaten Januar und März ein. Sehr hübsche, kleinere bis mittelgroße Knollengewächse be- sitzen wir in den Babiana- Arten, die sich durch teilweise wohl- riechende, durchweg aber reichgefärbte Blumen in lockeren oder dichten Aehren auszeichnen. Die grundständigen, linealischen oder nach dem Grunde verschmälerten Blätter sind schief gestielt, be- sitzen derbe Nerven oder sind oft gefaltet. Die Blütenhülle ist entweder unregelmäßig oder fast regelmäßig gestaltet. Zu den für die Kultur empfehlenswertesten Arten gehören nachgenannte. B. disticha ist eine niedrigere Art mit blaßblauen, am Rande ge- wellten und gekrausten Blumen, die wie Hyazinthen duften. Diese Art wird auch nur als eine Rasse von B. plicata betrachtet, deren einfacher oder gegabelter Blütenstand meist kürzer als die Blätter ist. Die Blumen sind von prächtiger Färbung und besitzen einen ausgesprochenen Nelkenduft. Die Blütenhülle weist ein blasses Blauviolett auf, die Antheren sind blau, die Narbe gelb. Die nur etwa 15 cm hoch werdende Pflanze blüht in den Monaten April bis Juni, während B. disticha später in Flor tritt. In B. ringens lernen wir eine sehr schöne, scharlachrot blühende Spezies kennen, die ihre Blumen in dichten, acht- bis zwölfblütigen Aehren zur Entfaltung bringt. B. sambucina ist eine etwas höher wachsende Art als die bisher genannten, die tieflila gefärbte, nach Holunder duftende Blüten entwickelt. Eine außerordentlich veränderliche Art ist B. stricto , deren zu vielblütigen Aehren angeordnete Blumen in der Farbe sehr wechseln; am häufigsten sind sie lila oder rot. Groß ist die Zahl der Formen, die von dieser Art abstammen, wovon viele hybrider Herkunft sind. Bemerkenswert sind B. stricta angusti/olia, lebhaft blau mit blaßrosa ; B. stricta obiusifolia mit hellilafarbenen Blumen ; B. stricta purpurea, leuchtend purpurrot blühend ; B. stricta rubricyanea mit 5 cm im Durch- messer haltenden lilafarbenen Blumen, die durch ein großes rotes Auge noch besonders auffallen ; B. stricta sulphurea mit creme- farbenen oder blaßgelben Blumen , die blaue Staubfäden und gelbe Narben führen ; schließlich B. stricta villosa, die lebhaft dunkelrote Blüten mit blauvioletten Antheren zur Schau trägt. Die Kultur erfolgt in Töpfen in einer sandigen Laub- und Mistbeeterde. Man nimmt 5 — 8-Zentimetertöpfe, deren Boden mit einer reichlichen Scherbenunterlage zu bedecken ist und bringt in sie, je nachdem, 2 — 3 oder 5 — 6 Bulben. Zunächst werden sie verhältnismäßig trocken gehalten, bis sie sich zu bewurzeln be- ginnen. Sobald die Triebe sich zeigen, fängt man an, mäßig zu bewässern und steigert die Wassergaben mit der weiteren Ent- wicklung. Von dem Zeitpunkt an, wo die Blütentriebe in Sicht kommen, ist es angebracht, ihnen etwa zwei Mal in der Woche einen Dungguß aus aufgelösten Rinderexkrementen zu geben. Wenn die Blüten welk und die Blätter gelb werden, dann stellt man die Bewässerung allmählich ein, damit die Zwiebeln ausreifen können. Man bringt die Töpfe alsdann an einen trocknen Stand- ort unter, wo man sie bis zum Umpflanzen beläßt. Dann nimmt man jede Knolle aus dem Topf, säubert sie sorgfältig und trennt die jungen Bulbillen ab, worauf man sie entweder gleich in Töpfe pflanzt oder sie zunächst in Sand einlegt, um sie im Frühjahr in den Kasten zu pflanzen, bis sie Blühstärke erreicht haben, worauf man sie ebenfalls in Töpfen weiter behandelt. Das Anpflanzen selbst hat im Oktober zu geschehen. Vom Standpunkt des Schnittblumenzüchters sind die Freesien und Ixien vielleicht die einträglichsten Knollengewächse vom Kap. Vor dem Kriege konnten sie freilich keine Rolle spielen, da ihre Kultur durch die riesige Einfuhr aus dem Süden in diesem Artikel nicht lohnte. Die in der Tracht den Montbretien nicht unähnlichen Freesien haben eiförmige Knollen, die von einer netzförmig faserigen Hülle umgeben sind. Die bekannteste Art ist Freesia refracta, dife an bis 5 cm hohen, hin- und hergebogenen, entfernt ver- zweigten Stengeln grünlichgelbe oder hellgelbe Blumen entwickelt, die mitunter blaßviolelte Zeichnungen aufweisen und auf dem unteren Abschnitte orangefarben gefleckt sind. Sie machen sich durch einen angenehmen Wohlgeruch bemerkbar. Sehr schöne Formen sind die reinweiße alba, die lebhaft gelbe odorata und die zitronengelbe, mit ockerfarbigen Flecken versehene Leichtlinii. Ganz prächtige Sachen besitzen wir in den farbigen Freesia- Züchtungen, wie sie uns von den Firmen C. G. va n Tubergen jr. in Haarlem und Chr. Brüggemann in Ville-franche-surmer geschenkt wurden. Tubergen bezeichnete seine Zuchterfolge mit seinem Namen als F. hybr. Tubergeni, während unser deutscher Landsmann an der Riviera sie Fr. hybr. Ragioneri nannte. Unter- sciiiede zwischen beiden Rassen bestehen, von Geringfügigkeiten abgesehen, nicht, zumal beide Züchter mit demselben Material arbeiteten. Diese Hybriden zeichnen sich vor allem durch ihren großen Farbenreichtum und ihre Farbenschönheit aus. Wir finden alle Farbenabstufungen vertreten, sowohl m den zarten, wie kräf- tiger wirkenden Tönen, außerdem sind sie den alten Sorten noch in Bezug auf die Größe und Haltung der Blumen weit überlegen, ebenso in der Länge der Blütenstiele. Betrachten wir die Kultur, so muß gesagt werden, daß die- XX, 40 Die Tjar teuwelt. 475 selbe keine Schwierigkeiten bietet. Die Anzucht erfolgt aus Samen, den man, um den ganzen Winter über mit Blumen versorgt zu sein, in bestimmten Zwischenräumen aussät. Man nimmt zur Aus- saat Kästen oder Schalen, die man mit einer sandigen Mistbeet- erde füllt, in die man möglichst dünn den Samen einbringt. So- bald die Sämlinge das zweite Blatt gebildet haben, müssen sie verstopft werden, worauf man sie in einem halbwarmen Mistbeet- kasten weiter behandelt. Sind sie genügend erstarkt und ab- gehärtet, was durch Luftzuführung nach Möglichkeit zu erreichen ist, dann räumt man sie aus dem Kasten aus und weist ihnen recht sonnigen Standort im Freien an, wo es aber nicht an einer ausgiebigen Bewässerung fehlen darf; auch schwache Dung- güsse aus aufgelöstem Rinderdung leisten gute Dienste. Bei Ein- tritt kühlerer Witterung räumt man die Pflanzen in ein Kalthaus, von wo man sie, sobald sich die Knospen zeigen, in einen Raum bringt, den man auf 10 — 13" Celsius hält. Von der Aus- saat bis zur Blüte vergehen etwa 6 Monate. Da nun die Blüte selbst nur 14 Tage anhält, ist es unbedingt nötig, sofern man die Freesien zum Schnitt zieht, sich öfters wiederholende Folge- saaten vorzunehmen, so daß man durch Monate hindurch mit einem Freesienflor rechnen kann. Nach der Blüte läßt man die Pflanzen einziehen und bewahrt sie dann trocken auf bis etwa zum Mai nächsten Jahres, wo man sie dann wieder satzweise legt. Im übrigen empfiehlt es sich, alle Jahre wenigstens einen Teil frisch aus Samen heranzuziehen, da mit dem Alter der Zwiebeln die Blühwilligkeit nachläßt und junge Sämlinge immer besser als ältere Zwiebeln blühen. Unter allen Umständen stellen die Freesien vollendet schöne Schnittblumen dar, die Wohlgeruch und Haltbarkeit mit Farben- und Formenschönheit verbinden. Bekommen wir nach dem Kriege einen ausreichenden Schutzzoll gegen die Ueberschwemmung mit Blumen aus dem Süden, vielleicht auch ein völliges Einfuhrverbot auf italienische und südfranzösische Ware, dann wird auch die Freesienkultur zur Blüte gelangen und zufriedenstellende Einnahmen abwerfen. (Schluß folgt.) Gemüsebau. Gutes und schlechtes Saatgut. Von Hofgärtner Schipper, zzt. Maat der Kaiserl. Marine. Uns Gärtnern ist zur Genüge bekannt, daß gutes Saat- gut für den Erfolg von größter Bedeutung, deshalb beziehen wir dies von den uns als reell bekannten Samenzüchtern. Werden wir von diesen gut bedient, so liegt 'gar kein An- laß vor, dort abzuschwenken; wir bleiben, wie man zu sagen pflegt, die alten, treuen Kunden. Solche gute, langjährige Verbindungen haben sowohl für den Käufer wie Verkäufer Vorteile, die nicht unterschätzt werden dürfen. Wie liegen nun aber die Verhältnisse bei dem Nicht- fachmann? Hier sind es zunächst die Kleingartenbesitzer, oder jene Leute, die sich in diesen Kriegszeiten ein Stück Land gepachtet haben, um auf diese Weise den Anforde- rungen der häuslichen Küche entgegen zu kommen. Diese Leute kaufen den Samen meistens in jenen Ge- schäften verschiedenster Art, idi verzichte darauf, diese dem Namen nach anzuführen, deren Schaufenster mit den großen Samenreklameschildern, die sowohl Blumen wie Gemüse in den buntesten Farben darstellen, beklebt sind. In eben solchen Farben sind auch die Samentüten gehalten. Nun, gegen diese Aufmachung ist ja im allgemeinen nichts einzuwenden, wohl aber lohnt es sich, auf den Inhalt solcher Samentüten einmal näher einzugehen. Der Samen, der hier in den Handel gebracht wird, ist in recht vielen Fällen sehr zweifelhafter Natur. Nur bei Samen von langer Keimkraft kann mitunter auf einen Erfolg gerechnet werden. Der Vermerk, daß der Samen einer Keimprobe unterzogen wurde, garantiert gar nichts, im Gegen- teil er bestärkt, falls der Erfolg ausbleibt, den Nichtfachmann nur noch in der Meinung, als habe er die Aussaat falsch vorgenommen. Es kommt noch hinzu, daß die Verkäufer von Gartenbau nicht die geringste Ahnung haben; ihre ganzen Kenntnisse bauen sie auf die bereits oben schon erwähnten bunten Bilder und auf die Kulturanweisungen auf, die der Samentüte beigegeben sind. Da mir hier die Kriegsgärtnerei übertragen wurde und weil hier am Platze kein Samengeschäft ist, kam auch ich in die Lage, teils für dienstliche Zwecke, teils für Bekannte, die bei mir Rat holten, kleinere Samenmengen zu erwerben, während mir den weitaus größten Teil der Sämereien eine weltbekannte Erfurter Firma lieferte. Obwohl nun die Aussaat aller dieser Sämereien unter meiner Aufsicht und auf ein und derselben Fläche geschah, entwickelten sich die Pflanzen aus Erfurter Saat vorzüglich, während die anderen meist nur Mißerfolge zeitigten. Es ist die Handlungsweise solcher Geschäfte besonders in dieser Kriegszeit tief bedauerlich. Ganz abgesehen von dem materiellen Schaden, den der Gartenbesitzer erleidet, wird ihm auch die Freude am Gartenbau nach solchen Miß- erfolgen verdorben. Mit vieler Mühe hat er in seiner dienst- freien Zeit das Land bebauungsfähig gemacht, aber statt einer Ernte hat er nur Ärger und Verdruß. Baut euer Gemüse möglichst selbst, wird dem Volke in dieser ernsten Zeit zugerufen, für uns Gärtner aber ist es Vaterlandspflicht, hinzuzufügen : Kauft aber auch gutes Saat- gut von reellen Samenhandlungen und achtet darauf, daß jede Tüte den Namen der Firma trägt, die den Samen dem Handel übergibt. Der Gärtner sowohl wie auch der Blumengeschäftsinhaber sollte sich besonders dort, wo keine Samenhandlung am Platze, weit mehr als bisher des Samenhandels annehmen. Saatgut gehört nicht in den Krämerladen. Der Gärtner wird in erster Linie bestrebt sein, guten Samen zu liefern, gute Ware wird auch selbst dann, wenn ein Preisaufschlag nötig ist, Absatz finden. Einen Hinweis in den Tageszeitungen zu geeigneter Zeit halte ich, um die große Masse aufzuklären, für durchaus angebracht ; ich denke hier gerade an die Abhandlungen über Gartenbau, wie sie gelegentlich von der Hand des Heraus- gebers der „Gartenwelt" in Tageszeitungen erscheinen ; sie werden gerne gelesen und stiften großen Nutzen. Nachschrift des Herausgebers. In vorstehenden Aus- führungen wird ein tatsächlich wunder Punkt berührt. Abgesehen davon, daß die Preise für Saatgut in enormer, für viele Arten, die von jeher bei uns angebaut und in Friedenszeiten in großen Massen ausgeführt wurden, gar nicht gerechtfertigter Weise gestiegen sind, wird auch ganz allgemein über die Lieferung schlechten und unkeimfähigen Saatgutes geklagt. Ich beziehe mein Saatgut in der Hauptsache aus Erfurt und Trier und habe aus diesen Orten stets voll keimfähige Ware erhalten. In den beiden letzten Jahren war ich aber mehrfach gezwungen, in anderen Samenhandlungen Samen einzukaufen — nicht etwa bei Grünkram- und Kolonialwaren- händlern. Mit diesen Einkäufen habe ich mehrfach die denkbar trübsten Erfahrungen gemacht. Einmal lieferte man mir falsche Sorten, dann war das Saatgut oft mit Sand und Schmutz durch- setzt, richtiger: verfälscht und, was das schlimmste ist, mehrfach vollständig unkeimfähig. So kaufte ich holländischen Feldsalat und Majoran, wovon auch nicht ein Korn keimfähig war, weiterhin 50 g Karottensaat für 2,50 M (!), die nur 20 Prozent Keimfähig- keit hatte. Aber nicht nur im Samenhandel, sondern auch im 476 Die G a r 1 6 11 w e 1 1. XX, 40 Baumschulbetriebe herrschen oft Zustände, mit welchen man sich an maßgebenden Stellen etwas näher befassen sollte. Ich kaufe nicht in Winkelbaumschulen, sondern meist in großen Betrieben, aber auch hier sind mir vielfach unter dem Namen der bestellten Obstsorten ganz andere, für meine Zwecke unbrauchbare Sorten geliefert worden. Der letzte derartige Fall ereignete sich im Herbst vorigen Jahres. Der betr. Baumschulenfirma waren die gewünschten Sorten genau vorgeschrieben; ich hatte ausdrücklich erklärt, daß Ersatzsorten unter keinen Umständen angenommen würden. Die Bäume waren für eine von mir im Kreise Oberbarnim angelegte Obstbaumpflanzung bestimmt. Bei der ersten Besichtigung dieser Pflanzung im Juni d. Js. mußte ich feststellen, daß mir die Firma als London Pepping, Gelben Bellefleur und als Purpurroten Cousinot durchweg Winter-Goldparmänen geliefert hatte, die noch heute die Baumschuletiketten mit den Namen der bestellten Sorte tragen. Ich habe natürlich der betr. Firma schriftlich meine höchste Ver- wunderung über ein derartiges ungehöriges Verfahren ausgedrückt, sie hielt es aber nicht einmal für erforderlich, sich zu meiner Beanstandung zu äußern oder sich auch nur zu entschuldigen. Die besten Frühkohlsorten für Herbstaussaat. Von A. Heydt, Obergärtner, Schloß Mallinkrodt bei Wetter (Ruhr). Mit allen Herbstaussaaten der Kohlarten verfolgen wir den Zweck, einmal recht frühzeitig fertige Pflanzenware zu haben, ganz besonders jedoch recht früh fertige Marktware zu erzeugen. Anderer- seits sind wir auch verpflichtet, durch gründlichsten Frühgemüsebau für die Volksernährung zu sorgen. Und der Ernst der Zeit er- fordert, daß wir nichts unterlassen dürfen, um dazu beizutragen. Für die Herbstsaat, eigentlich ist August- oder Septembersaat der richtige Ausdruck, soll man nur solche Sorten bauen, die tat- sächlich früh reif sind. Zu Versuchen ist die Zeit zu ernst. Ueberdies steht unzweifelhaft fest, daß der Anbau von frühem Kohl, möge es nun Blumen-, Weiß-, Rot- oder Wirsingkohl sein, in heutiger Zeit lohnend ist und sich bezahlt macht. Dabei wird bei rechter Handhabung das Land Mitte Juli frei, so daß ein noch- maliges Bestellen, also eine nochmalige Ernte möglich ist. An Absatz fehlt es keineswegs. Um aber das Ganze richtig zu hand- haben, ist die Auswahl von bestimmten Sorten unumgänglich. Auf keinen Fall lasse man sich durch die Differenz der Samenpreise abschrecken. Es ist ja richtig, die Saat der wirklich zuverlässigen Frühsorten, besonders beim Blumenkohl, ist erheblich teurer als die- jenige der späteren Landsorten. Aber der Erfolg hebt den Unter- schied des Samenpreises voll auf. Von Blumenkohl ist der Haage sehe allerfriihesie Zwerg wirk- lich eine feine Sorte. Einmal ist dieser Blumenkohl sehr früh- reifend, sodann liefert derselbe schöne, feste, blendendweiße Köpfe von tadelloser Beschaffenheit, ist auch bereits im Juni fertig. Eine gute Folgesorte ist gleich hinterher der Erfurter Zwergblumenkohl ; er wird höher im Laub, liefert aber gleichfalls tadellose Köpfe. Einige Tage später ist Schneeball fertig, und diesem folgt der Große Erfurter. Sehr gut ist auch der Berliner frühe. So vor- züglich diese Sorte ist, so kann icli ein gewisses Bedenken nicht von der Hand weisen, denn dieser Blumenkohl liefert nicht feste, glatte, sondern mehr federige Köpfe, sonst ist der Berliner ent- schieden eine vorzügliche Sorte. Gleich den vorhergenannten, kurzstrunkig, bildet er nicht so ungeheure Blattmassen und braucht gleichfalls nicht so weit gepflanzt zu werden, so daß auch auf die Fläche eine größere Anzahl Köpfe zu stehen kommen, was gleich- zeitig einen höheren Ertrag darstellt. Diese Frühsorten sind in den Reihen etwa 35 cm weit zu pflanzen, bei 50 cm Reihen- abstand. Im Herbst Sorten auszusäen, wie Dänischer, ftalienischernehst Ab- arten (Frankfurter Riesen), Primus, Weicheren, Algier und Malteser, ist nicht anzuraten. Einmal hat die Erfahrung gezeigt, daß diese Sorten spät reif sind, weiter aber scheint ihnen die Ueberwinterung, welche doch eine gewisse Stockung des Wachstums bedingt, besser gesagt, zu einer vorübergehenden langsamen Entwicklung nötigt, nicht förderlich zu sein, da die Köpfe sich zumeist kleiner ausbilden, als man es sonst gewöhnt ist. Die zuverlässigsten Sorten sind entschieden Haage'scher Zwerg, Erfurter Zwerg, Schneeball und Erfurter großer. Aehnlich wie beim Blumenkohl, verhält es sich beim Weißkohl. Große Köpfe sind hier eine Hauptsache. Von den vielen Sorten sind unbedingt zuverlässig und zeichnen sich durch höchste Voll- endung aus: Ruhm von Enkhuizen und Etampes. Erstere bildet platte Köpfe, letztere spitze. Köpfe von 10 Pfund Schwere sind bei gründliclicr Kultur der Durchschnitt, dazu schon im Anfang bis Mitte Juli spätestens fertig, oft im Juni schon. Der alte Mai- spitz (Zuckerhut), der Erfurter kleine frühe Erstling und Expreß sind in der Kopfbildung zu klein, der Braunschweiger ist zu spät. Gerade beim Weißkohl kommt es auf die Größe des Kopfes an. Für lohnenden Anbau kann es entschieden nicht gleichgültig sein, welche Sorte man baut. Spielten schon in Friedenszeit frühe Reife und prima Ware eine Rolle, so erst recht in dieser Kriegszeit. Deshalb wähle man nur Sorten wie Ruhm von Enkhuizen und Etampes. Vom Rotkohl haben sich der frühe Erfurter Salat und Berliner früher, wie jedes Jahr, so auch dieses Jahr wieder bewährt. Beide Sorten liefern große Köpfe und sind unbedingt zuverlässig. Gegen den 10. Juli waren diese Sorten im kalten Boden, und obwohl seit 20. Mai ungünstiges, kühles Regenwetter herrschte, schnittreif. Bei einigermaßen günstiger Witterung ist Ende Juni, Anfang Juli immer auf die Reife dieser Rotkohlsorten zu rechnen. Vom Wirsing ist der Bonner Advent tatsächlich vorzüglich, ist er doch bereits Ende Mai schnittreif! Zwar sind die Köpfe nicht sehr fest, doch zart, von gutem Geschmack und im Hinblick auf die um diese Zeit geringe Auswahl in Gemüsen von höchster volks- wirtschaftlicher Bedeutung. Bonner Adventwirsing ist zudem eine sehr widerstandsfähige Sorte, die in günstigen Gegenden bereits schon im Spätherbst gepflanzt werden kann, sicher in der letzten Märzwoche. Weil dieser Wirsing früh reif ist, kann das Land nach ihm nochmals zu verschiedenen Zwecken benutzt werden. Später wie Adventswirsing ist der Kitzinger Wirsing, der be- reits im Juni große, feste Köpfe liefert und den Eisenkopf über- trifft, der zwar auch gute Köpfe bildet. Kitzinger liefert ganz entschieden schwere, große Köpfe ; er sollte auch bei pfundweisem Verkauf beachtet werden. Interessieren dürfte es, wie hier im Industrierevier die Kohl- preise im Kleinverkauf im Juni bis Anfang August waren. So wurden für mittlere Köpfe Blumenkohl 1 M, für Wirsingkohl 1,20 M, für Weißkohl bis 1,50 M, für Rotkohl bis 1,20 M be- zahlt. Im August fiel der Preis für Rot- und Weißkohl auf 70 Pfg. Vor etwa 14 Tagen sah ich Weißkohl, der mit 35 Pfg. bezahlt wurde, den ich als Fachmann aber mit 10 Pfg. für gut bezahlt hielt! Ganz lose Wirsingköpfe, die gar keine Kopfbildung zeigten, wur- den hier anfangs Juni mit 85 Pfg. bezahlt und gingen flott ab. Obwohl ich selbst keinen Verkauf beireibe, muß ich doch sagen, daß auch der Züchter, wenn er nur 50 Prozent dieser Preise erhält, glänzend bestehen kann. Die obigen Preise sind auch nur angeführt, um zu zeigen, daß Frühkohlbau lohnend ist. Die zuverlässigsten Sorten, die einen Erfolg ermöglichen, welche ich zum Teil schon seit mehr als 20 Jahren anbaue, sind oben genannt; ich betone ausdrücklich, daß man, um ganz echte Saat zu erhalten, beim Einkauf nicht auf den Preis sehen soll. Für prima Ware kann man einen höheren Preis bezahlen, denn beim Frühkohl kommt es unbedingt auf die Sorte an. Um gute Pflanzware zu erhalten, säe man zweimal. Einmal gegen den 20. August und gegen den 1. September. Denn es könnte sein, daß die Pflanzen der ersten Saat für die Ueber- winterung bei einem warmen Herbst zu stark würden ; dann kommt die zweite Saat zur Geltung. Der Hauptfeind für die Ueberwinterung der Kohlpflanzen sind die Mäuse. Man darf von Ende November ab nicht versäumen, Mausefallen aufzustellen, und muß dies den ganzen Winter über fort- setzen, um vor Schaden behütet zu sein. Ueberdies darf man diese Kohlpflanzen nicht zu ängstlich überwintern. Fre?, bei Frost unter Glas, sonst viel Luft und bei mildem Wetter immer wieder frei, das ist mit das wichtigste. XX, 40 Die Garteiiwelt. 477 Pflanzenschädlinge. Wie ich die Nematoden als Gemüseschädlinge bekämpfe. Vom Herausgeber. In den Veröffentlichungen über Pflanzenkrankheiten, auch in den großen Sonderwerken über dieses Gebiet, werden die in der Ueberschrift genannten Schädlinge, die bekanntlich auch an einigen Gewächshauspflanzen auftreten, nur ganz nebenbei erwähnt. Im Gemüsebau werden die Nematoden neuerdings zu einer schweren Plage. Hier in der Provinz Brandenburg beobachte ich diese Schädlinge in den Gemüse- kulturen seit etwa 15 Jahren; ihr Auftreten nimmt hiervon Jahr zu Jahr größeren Umfang an, aber auch in anderen Landesteilen treten sie verderblich auf, wie aus zahlreichen mir im Laufe der Jahre zugegangenen Zuschriften der be- troffenen Züchter hervorgeht. Ich persönlich hatte von An- fang an auf meiner auf vormaligem Oedland angelegten Plantage mit diesen Schädlingen zu rechnen. Es war mir nicht möglich, einen tadellosen Rettich zu ernten, oder Blumen-, Weiß-, Rot- und Wirsingkohl anzubauen. Rettiche und Radieschen wurden total zerfressen. Die genannten Kohlarten entwickeln sich anfangs kräftig, plötzlich, oft erst kurz vor der Erntereife, werden sie welk und schlapp; sie lassen sich nun mit der Hand aus dem Boden ziehen und erweisen sich als vollständig wurzellos, der Wurzelstock total zerfressen. Hier und da sieht man an den herausgezogenen Strünken eine oder mehrere der fetten Maden sitzen. Grün- und Rosenkohl sowie Kohlrabi werden nur selten befallen und nie so stark, daß ihre Entwicklung beeinträchtigt wird. Am meisten bevorzugen die Nematoden den zarten Blumen- kohl. Wenn man diesen abwechselnd mit anderen Kohlarten pflanzt, so fällt er immer zuerst den Maden zum Opfer. In der Fachliteratur findet man kein wirkungsvolles Gegenmittel angegeben, vielleicht mit Ausnahme der Anwendung von Schwefelkohlenstoff, die aber so umständlich ist, daß sie sich für den Erwerbszüchter als undurchführbar erweist. Gewöhn- lich wird geraten, die erkrankten Pflanzen auszureißen und zu verbrennen. Gewiß ein sehr radikales Mittel, bei welchem aber weder der Berufszüchter noch der Liebhaber seine Rech- nung finden dürfte. Das Aussetzen des Kohlanbaues auf mehrere Jahre ist zwecklos, da sich bei jedem Neuanbau das alte Uebel wieder einstellt. Ich habe seit Jahren alles mögliche versucht, der Plage Herr zu werden. Vor zwei Jahren wendete ich gemahlenen Schwefel an. Das Syndikat der Schwefelproduzenten in Hamburg hatte mir zwar erklärt, daß Schwefel gegen Nema- toden wirkungslos sei, trotzdem führte ich die Schwefelung des Bodens auf zwei größeren Geländeteilen durch. Vor der Bestellung der Versuchsparzellen wurde zunächst der Kunstdünger, dann der Schwefel ausgestreut, darauf beides gründlich durchgeharkt und dann das Land gegraben. Der Erfolg war bei Wirsing-, Weiß- und Rotkohl ein vollständiger, weit weniger befriedigend bei Blumenkohl, bei welchem auch auf geschwefeltem Boden reichlich 50 Prozent der Pflanzen den Nematoden zum Opfer fielen. Infolge der Kriegslage konnte ich weitere Versuche mit gemahlenem Schwefel nicht mehr anstellen, da Schwefel be- kanntlich beschlagnahmt ist. Im verflossenen Frühling kam ich nun auf den Gedanken, einmal einen Versuch mit Kali- fornischer Schwefelkalkbrühe zu machen, wie ich sie zum Spritzen meiner Obstbäume verwende. Ich schöpfte einen Teil der Spritzflüssigkeit (1:40), der auf je 1 Liter ein Gramm Bleiarsenat zugesetzt war, in einen Topf und tauchte die Kohlpflänzlinge, aus deren Wurzeln ich die Erde ab- geschüttelt hatte, vor dem Pflanzen in diese Brühe. Der Erfolg war ein geradezu verblüffender. Sämt- liche so behandelten Pflänzlinge, die in den ersten Tagen nach der Pflanzung etwas welk aussahen, sich dann aber rasch erholten und kräftig entwickelten, blieben frei von Nematoden, so daß ich eine Vollernte wie nie zuvor erzielte. Auf Grund dieser Tatsache glaube ich in der verdünnten Kalifornischen Schwefelkalkbrühe mit Zusatz von Bleiarsenat, gegen Giftschein aus der Chemischen Fabrik von Dr. Nörd- linger in Flörsheim a. M. bezogen, nicht nur ein ideales, durchschlagend wirkendes, außerordentlich billiges, sondern audi ein mühelos anwendbares Gegenmittel gegen die Nema- todenschäden beim Kohlanbau gefunden zu haben, das sich wohl unter allen Verhältnissen und in allen Bodenarten bestens bewähren dürfte, Ausstellungsberichte. Die Dahlienneuheiten- und Herbstblumen- neuheitenschau der Deutschen Dahlien- gesellschaft im Leipziger Palmengarten. Vom Herausgeber. Trotz des Weltkrieges hatte es die Deutsche Dahliengesellschaft unternommen, in den Tagen vom 16. bis 18. Sept. zugleich mit ihrer Jahresversammlung die in der Ueberschrift genannte Schau in Leipzig zu veranstalten. Die dortige Palmengartengesellschaft hatte für diese Schau den prächtig gelegenen Weißen Saal des Gesellschaftshauses und, da dieser nicht ausreichte, noch einen weiteren Saal zur Verfügung gestellt. Die große Handelsstadt prangte in reichem Flaggenschmuck, freilich nur aus Anlaß des großen Sieges in der Dobrudscha. Aber dieser Schmuck und dieser Sieg trugen auch wesentlich dazu bei, die Stimmung der von nah und fern gekommenen Dahlien- und Blumenfreunde zu erhöhen. Und auch über der Dahlienausstellung lag ein patriotischer, ein deutsch-nationaler Hauch, der gewisser- maßen als Spiegelbild der kriegerischen Ereignisse der letzten Jahre in die Erscheinung trat. Wir haben uns wieder auf uns selbst besonnen, nicht zuletzt auch wir Gärtner, uns frei- gemacht vom Joche des Auslandes, besonders des feindlichen Aus- landes. So zeigte sich denn auch diese Blumenschau nach jeder Hinsicht hin als eine deutschnationale. Ausländische Züchtungen, besonders englische, traten nur ganz vereinzelt in die Erscheinung. So bot die Schau ein vollständiges Spiegelbild der Errungen- schaften der deutschen Dahlienzucht seit Kriegsbeginn. Nur ein Aussteller, Otto Mann, Leipzig -Eutritzsch, der bis zum Kriegs- beginn jährlich eine große Zahl englischer Dahlienneuheiten bei uns einführte und verbreitete, zeigte eine größere Anzahl derselben, aber reinlich geschieden von den Neuheiten deutscher Züchter, die er gleichfalls in nicht minder stattlicher Zahl vorführte. Besonders beachtenswert sind die seit Kriegsbeginn erfolgten Neuheitentaufen unserer deutschen Züchter; auch sie geben, wie wir weiter unten sehen werden, ein Spiegelbild der gegenwärtigen opferreichen, aber auch erhebenden Kriegszeit. So manche Blumenschöne trägt den Namen eines siegreichen Feldherrn oder Kriegers, den Namen eines Schlachtortes, der mit den glorreichen Ereignissen dieses Krieges untrennbar verknüpft bleiben wird. Der erste Ausstellungstag stand im Zeichen strömenden Regens und brachte der Schau deshalb nur geringen Besuch, der zweite Tag, ein Sonntag, brachte gutes Wetter mit heiterem Herbst- sonnenschein und eine reiche Besucherzahl. Der Begriff der Neuheitenschau darf nicht zu eng gefaßt werden, denn was geboten wurde, waren nicht nur Neuheiten der beiden letzten, sondern auch voraufgegangener Jahre. Beherrscht wurde 4:78 Di e Garten weit. XX, 40 die Schau aber von den neuesten Züchtungen, die vielfach die Icühnsten Erwartungen übertrafen. An Zahl der Neuheiten und, in ihrer Gesamtheit betrachtet, auch an Vollendung derselben, überragte wohl Kurt Engelhardt, Leuben bei Dresden, der erfolgreiche Sonderrüchter und Geschäfts- führer der Deutsclien Dahliengesellschaft, alle übrigen Aussteller. Dies verdient um so größere Anerkennung, als er seit Jahr und Tag im Felde steht, für die Ausstellungszeit nur beurlaubt war und zudem noch ein junger Anfänger ist, dessen Betrieb von der tapferen Gattin und dem sechzehnjährigen Erstgeborenen aufrecht erhalten wird. Die größte Bewunderung fand die riesenblumige gelbe Edeldahlie Skagerrak, ein würdiges Gegenstück zur Sorte Kalif des gleichen Züchters. Es ist eine Prachtblume auf langem, kräftigem Stiel und sicher die beste der reichlich vertretenen rein- gelben Neuheiten. Unter den weißen Neuheiten dieses Ausstellers ist die Sorte Samariterin, gleichfalls Edeldahlie. hervorzuheben. Ich nenne weiter Frau Masika, päonienblütig, orangerot, Heiniat, lila, pfirsichrosa, Vorzvärts, feurigrot, Kamerad, seerosenförmig, bronzefarbig, Gloria Viktoria, hellrot, Herold, gelb, langstrahlig, Käthchen von Heilbronn, orangerot, Waisenkind, Seerosenform, lila, Deutscher Sang, lila Hybride, Fetalen dunkel umrandet, Sieger v. Tannenberg, flach gebaut, breitpetalig, rosa, Deutsche Frauen, Hybride, cremfarbig, Deutsche Treue, Hybride, enorm groß, dunkelrot, Deutscher Wein, bronzefarbig, und andere, auch zahlreiche noch unbenannte Sämlinge, unter welchen sich manch vielversprechen- der befindet. Zum Teil waren diese Neuheiten in langstielig ge- schnittenen Sträußen ausgestellt, zum Teil in Einzelblumen, die auf kleinen Gläsern saßen, so daß sich natürlich Stielstärke und Festigkeit nicht beurteilen lassen. Sehr reichhaltig war die Schaustellung von Nonne &Hoepker, Ahrensburg bei Hamburg. Von den neuesten Züchtungen dieser Aussteller notiere ich Generalf eldmarschall von Hindenburg, Hybrid- dahlie von gelber Farbe, mit sehr langen, kräftigen Stielen, Genera/- feldmarschall von Mackensen, schwarzblau, Kronprinz Wilhelm, hübsch gestrahlte Edeldahlie, rosafarbig mit orangefarbigem Grund. Weitere schöne Edeldahlien dieser Aussteller sind Erecta aurea, reingelb, Claus Groth, Rembrandt, Blanda, die schon weit ver- breitete Breslau, eine Züchtung von 1813, Epoche, eine päonien- blütige, schwarzrote Sorte mit enorm großer Blume, Papagena, eine orangefarbige, gescheckte Hybride von eigenartigem Reiz, Lotosblume, eine zart wachsgelbe Edeldahlie. Eine besondere Anziehungskraft der Vorführungen der Firma Nonne & Hoepker bilden immer die Pompondahlien, welchen diese Firma ganz besondere Aufmerksamkeit zuwendet. Alle ihre Züch- tungen sind, wie es sein soll, kleinblumig, Blütenköpfe fast knopf- los, geschlossen und ballförmig. Alle vorgeführten Sorten hier aufzuzählen, würde zu weit führen. Mir persönlich gefielen ganz besonders die Sorten Eibfeuer, Goldlack und Gräfin Anna von Schwerin. In der ausgedehnten Gruppe dieser Firma waren die verschiedenen Sorten immer in ganzen, langstielig geschnittenen Sträußen und auch in Einzelblumen vertreten. Pape & Bergmann, Quedlinburg, wenden bekanntlich der Dahlienkultur und -Züchtung gleichfalls besondere Aufmerksamkeit zu. Seit dem Tode des Herrn Bergmann ist der Geschäftsführer Rieh. Stavenhagen bemüht, im Sinne des Verstorbenen die Züch- tung neuer Sorten weiter zu betreiben. Verdun ist eine pracht- volle schwefelgelbe Mammuthdalie, unter welcher Bezeichnung die Firma eine besondere Klasse riesenblumiger Sorten zusammenfaßt, die sich durch Blütenhaltung und niederen Wuchs von ähnlichen deutschen Sorten und von den holländischen Riesendahlien unter- scheiden. Mir scheint freilich, daß man in der Züchtung von Riesenblüten bereits zu weit geht. Damara ist eine schwarzrote, Kastanie eine braunrote Edeldahlie, Schnee, weiß, Warschau, tief- rot, Lilacina, lila mit heller Mitte, Blaubart, blaurot, Flamingo, flamingorot, Libau, blau, Luna, bordeauxrot, sind alles Edeldahlien. Von Mammuthdahlien waren noch Karl Bergmann, dem Andenken des verstorbenen Mitinhabers der Firma gewidmet, an Seerosen- form erinnernd, und Wilna, kastanienbraun, vertreten. Viele der Neuheiten gen. Firma sind Züchtungen für 1917. Die Firma Goos & Koenemann, Niederwalluf am Rhein, zeigte ihre weitverbreiteten neueren und neuen Edeldahlien, wie Nibelungenhort, Rheinischer Frohsinn, Goldquelle, Frida, Rhein- sprudel, pfirsichrosa, Oesterreich, rote Hybride, W. von Goethe, ferner noch unbenannte vorzügliche Sämlinge und dann auch die einfach blühende Zwergsorte Schwarzrotgold, die zusammen mit Rotkäppchen und vielleicht noch mit einigen anderen im kommenden Jahre in den Handel gelangt. Ich erhielt diese beiden Sorten ■ von der genannten Firma zur Versuchskultur und bin erstaunt ' über deren prächtigen, niedrigen Wuchs und über ihren unaufhör- lichen Blütenreichtum. ^Sc/itoarzro^jfoW ist außerordentlich wirkungs- voll in der schwarzroten Farbe der Strahlenblüten, zu welcher das Goldgelb der Korbblüten einen wirkungsvollen Gegensatz bildet. F. Werner, Beuel am Rhein, zeigte zwei Hybriddahlien J eigener Züchtungen, Einführungen von 1914, Elfriede Werner, m weiß, und Dora Werner, lila. Die Blüten von E. Severin, Kremmen (Mark), hatten größten- teils auf der Reise stark gelitten, so daß es nur schwer möglich war, ein Urteil über dieselben zu gewinnen. Besonders in die Erscheinung traten die Sorte Deutsche Perle, Prachtvoll, Senta und die hellgelbe Draheim, ferner die Pompondahlie Korallenperle, auch verschiedene noch unbenannte Sämlinge. GoW/)er/e ist eine seerosenförmige Dahlie, Züchtung von Gustav Wolf, Leipzig-Eutritzsch. Sie war in zahlreichen Blüten vertreten, auch in zwei abseits stehenden Topfpflanzen, die erkennen ließen, daß es sich hier um eine ganz niedrig wachsende, vollblühende Sorte handelt, um eine Topfedeldahlie. Dieser Aussteller zeigte noch Dahlien anderer Züchter und prachtvolle Nelken. Karl Schöne, Leipzig-Sellerhausen, zeigte auf großer Tisch- fläche eine stattliche Anzahl von Dahlienblüten, meist Edeldahlien, Sämlinge eigener Züchtung auf Gläsern als kurzgeschnittene Einzel- blumen, die teils gar nicht bezeichnet, teils nur mit Nummern ver- sehen waren. Viel wirklich neues in Form und Farbe konnte ich hier nicht entdecken. Auffallend war Nr. 23, kupferfarbig mit nadeiförmigen Petalen. Sehr dankenswert war auch die schon oben erwähnte Beteili- gung von Otto Mann. Auf die englischen Sorten dieses Aus- stellers möchte ich hier nicht näher eingehen ; es sind dies alles Einführungen aus der Zeit vor Kriegsbeginn. Die Herren Eng- länder können uns gestohlen bleiben, auch mit ihren Dahlien, auf die wir jetzt und nach dem Kriege gern verzichten werden. Herr Mann zeigte aber auch beachtenswerte deutsche Züchtungen, deren Alleinverkaufsrecht er sich sicherte. Als besonders schön notierte ich Primula, eine gelbe Edeldahlie mit gerollten und ge- drehten Petalen, die prächtig gelbe Sonnengold und 1913, rot, seerosenförmig, Iba, rosa, U 9, violett, Sachsenkrone, lila, Tsing- tau, rot. Beachtenswert waren auch die langstielig geschnittenen Dahlien- sämlinge von Ed. Grass, Mariendorf bei Berlin. Gegenüber den beherrschend in die Erscheinung tretenden Dah- lien in allen Formen, mit Ausnahme der gänzlich fehlenden Hals- krausendahlien und der nur sehr bescheiden vertretenen einfachen Dahlien, von welchen ich von älteren Sorten nur die eigenartige Lucifer entdecken konnte, traten die übrigen Herbstblumen sehr zurück. Bei einigen Ausstellern bildeten sie als Staudenblüten- sträuße den Hintergrund und den Rahmen für die Dahlienvorfüh- rungen, so bei Goos & Koenemann, Otto Mann und Nonne & Hoepker. Es waren hier hauptsächlich Solidago, Herbstastern und Rittersporn vertreten. Gustav Deutschmann, Lockstedt, zeigte nur Stauden, besonders Aster ^me//us-Hybriden, unter welchen wohl Imperator die auffallendste ist. Auch herrlichen Rittersporn zeigte dieser Aussteller. Heinr. Junge, Hameln, zeigte neben langstielig geschnittenen, päonienblütigen Dahlien schöne Herbstastern. Georg Bornemann, Blankenburg am Harz, führte sein hübsches Zonalpelargoniensortiment vor, die Sorten Bläuling, violet- blau, Abendrot, Apfelblüte, Feuerbrand, Gerhard, Gertrud, Hedels Erfolg, Hedwig Kuhlenkampf f , Kolibri, alles herrliche Topfsorten XX, 40 Die Gartenwelt. 479 sowie die Gruppensorten Bornemanns Beste, Blender und Farben- könig. Ernst Benary, Erfurt, zeigte seine neue narzissenblütige Knollenbegonie. Es ist dies eine ganz eigenartige Begonienzüchtung mit zwei zurückgeschlagenen Fetalen, während die übrigen eine röhrige, am Rande gefranste Krone bilden, die täuschend an die Blütenröhre der Narzissen erinnert. Eingeführt ist bis jetzt nur die rote Blütenfarbe, im nächsten Jahre sollen aber weitere Farben- sorten in den Handel kommen. Diese Narzissenbegonien fallen zu 50 — 60 Prozent echt aus Samen. Auch eine halbgefüllte Zwerg- dahlie, päonienblütig, Blütenfarbe lila, rot gestrichelt und ge- scheckt, zeigte dieser Aussteller. Sie wird etwa 50 — 60 cm hoch und dürfte eine willkommene Bereicherung der niedrig wachsenden Zwergdahlien abgeben. Alles in allem war die Dahlienschau der Deutschen Dahlien- gesellschaft ganz dazu angetan, auch in schweren Tagen das Interesse und die Liebe zu den Blumen wachzuhalten und zu fördern. Es herrschte in Leipzig ein angenehmer Verkehr unter den erschienenen Kollegen, welchen auch Herr Brüning, der Garten- direktor des Palmengartens, in liebenswürdigster Weise entgegen- kam. Sonntag fand ein gemeinschaftliches Mittagessen im Roten Saal des Palmengartens statt, mit anschließender Besichtigung der Gärtnerei von Otto Mann, sowie des Völkerschlachtdenkmals und des angrenzenden Südfriedhofes. Aus den Vereinen. Die Tagung der Deutschen Dahliengesellschaft am 17. September 1916 in Leipzig. Anläßlich der im Palmengarten in Leipzig, in den Tagen vom 16. bis 18. September stattgefundenen Neuheitenschau hatte die Deutsche Dahliengesellschaft ihre Mitglieder zu einer Versammlung eingeladen, die gut besucht war. Nach der Begrüßung der Erschienenen durch den Präsident der Gesellschaft, Herrn G. Bornemann, Blankenburg, hieß Herr Palmen- gartendirektor Brüning die Dahlienzüchter in Leipzig willkommen; er sprach ihnen zugleich im Namen der Palmengartengesellschaft für die zahlreiche und gute Beschickung der Neuheitenschau den wärmsten Dank aus. Herr Bornemann hob hervor, daß infolge der Kriegsnöte seit mehreren Jahren eine Ausstellung nicht habe stattfinden können und daß die diesjährige Neuheitenschau ein Bedürfnis sei, um einen Ueberblick über die gerade in letzter Zeit so zahlreichen und guten Neuzüchtungen zu gewinnen. Auch das im Palmen- garten befindliche Versuchsfeld werde den Dahlienleuten Gelegen- heit geben, die dort ausgepflanzten Neuheiten in Wuchs und Blüte auf ihren Wert hin zu prüfen, zu beurteilen und kennen zu lernen. Leider hatte die Gesellschaft in der letzten Zeit wieder den Verlust einiger Mitglieder durch den Tod zu beklagen und wurde das Andenken dieser, der Herren Bergmann, Ansorge, Engelmann und Swoboda durch Erheben von den Plätzen geehrt. Der seitherige Vorstand soll bis zum Eintritt ruhigerer Zeiten bestehen bleiben, bis dahin ist auch die Wahl eines zweiten Vor- sitzenden vorläufig verschoben worden. Der vom Schatzmeister, Herrn Schönborn, vorgetragene Kassen- bericht zeigte den Mitgliedern, trotzdem in den letzten beiden Jahren keine Beiträge zur Erhebung gekommen sind, kein un- günstiges Bild. Nachdem bereits im Vorjahre dem Verband der Handelsgärtner Deutschlands für Kriegsunterstützungszwecke ein Betrag von 500 M überwiesen werden konnte, wurden weitere 1400 M in Kriegsanleihe angelegt, so daß heute ein Gesamt- kassenbestand von 1735,62 M zu verzeichnen ist. Mit Rücksicht auf verschiedene, durch die Neuheitenschau be- dingte größere Ausgaben wurde von der Versammlung einstimmig beschlossen, den üblichen Jahresbeitrag von 6 M für 1916 noch zur Erhebung zu bringen und sollen die Mitglieder in der nächsten Zeit um Einsendung ersucht werden. Eine längere Aussprache entspann sich über die Zugehörigkeit der Gesellschaft zum Reichsverbande. Es wurde der Beschluß ge- faßt, vorläufig eine abwartende Haltung einzunehmen und eventuell später wieder beizutreten. Falls im nächsten Jahre die Zeitverhältnisse eine größere Aus- stellung noch nicht gestatten, soll im selben Rahmen wie dieses Jahr eine Neuheitenschau im Leipziger Palmengarten stattfinden, für welche Herr Direktor Brüning wieder vollste Unterstützung zusicherte. Eingehende Vorberichte über die diesjährigen Versuchsfelder in Dahlem und Leipzig gaben die Herren Schönborn und Brüning welchen Herr Bornemann noch interessante Einzelheiten über das vorjährige Leipziger Feld hinzufügte. Beschlossen wurde weiter noch, um den vielerlei sich unangenehm bemerkbar machenden Doppelbenennungen von Neuzüchtungen vor- zubeugen, die gewählten Namen für neue Sorten vor der Bekannt- gabe jedes Jahr bis spätestens zum 15. August dem Vorstande bekannt zu geben, welcher dann an Hand der vorhandenen Namen- listen etwaige Doppelbenennungen zu verhindern suchen wird. Nach einem, bei bester Stimmung verlaufenen, gemeinsamen Mittagessen im Palmengarten besichtigte ein Teil der Mitglieder die umfangreichen Dahlienfelder und die Gärtnerei der Firma Otto Mann, bei welcher Herr Mann in liebenswürdigster Weise persönlidi die Führung übernommen hatte. Die andern Teilnehmer fuhren unter Herrn Direktor Brünings Führung nach der Stadt und dem Völkerschlachtdenkmal. Es dürfte wohl allen die wie immer harmonisch verlaufene Tagung in bester Erinnerung bleiben. — Die nächste Mitgliederversammlung wird aller Voraussicht nach im Februar 1917 in Berlin stattfinden. Schönborn. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Prüfungsfächer für die Prüfung der Gärtnereilehrlinge der Landwirtschaftskammer für die Provinz Schlesien. Die Prüfung der Lehrlinge findet nur in den Fächern statt, welche in der Lehrgärtnerei betrieben werden. Die Mitglieder des Prüfungs- ausschusses erhalten von diesen Kenntnis, teils durch die von dem Prüfling einzureichende Beschreibung der Lehrgärtnerei, teils durch die Besichtigung derselben und durch die mündlichen Angaben des Lehrlings während der Prüfung, die nach Bedarf durch den bei der Prüfung anwesenden Lehrherrn ergänzt werden können. Die nachstehend angegebenen Prüfungsfächer, welche die ver- schiedensten gärtnerischen Betriebsarten berücksichtigen, sollen dem Prüfling als Richtlinien dienen, auf welcher Grundlage die Prüfungs- fragen gestellt werden. 1. Allgemeine Beschreibung der Gärtnerei. Ortliche Lage. Wohn- und Nebengebäude. Gewächshäuser, Frühbeete und kalte Kästen, deren Bauart und innere Einrichtung. Geräte und Maschinen. Landwirtschaftlicher Betrieb. Viehhaltung. Kleintierzucht. 2. Topfpflanzen. Anzucht und Behandlung in Gewächs- häusern und Frühbeeten. Sonderkulturen. Marktversorgung und Versand. 3. Blumentreiberei. Vorbereitung, Behandlung beim Treiben und weitere Pflege. 4. Freilandpflanzen. Anzucht von einjährigen Pflanzen, Knollengewächsen, Stauden und Gehölzen zum Eintopfen, Aus- pflanzen oder Gewinnung von Schnittblumen und Schnittgrün. Anzucht von Treibgehölzen. Sonderkulturen. 5. Blumenbinderei. Gärtnerische Ausschmückung. Binderei von Kränzen, Sträußen usw. Pflanzenschmuck bei Festlichkeiten, Trauerfeiern, auf Balkons und im Zimmer. 6. Gemüsebau. Frühgemüse, Freilandanbau. Einteilung, Bodenbearbeitung und Düngung. Treiberei. Dauerkulturen (Spargel, Rhabarber). Feldgemüsebau. Ernte, Aufbewahrung, Marktversorgung und Versand. 7. Obstbau. Obstarten. Obstsorten. Pflanzung und Pflege der Obstgehölze. Obstbaumschnitt. Baumformen, deren An- zucht und Behandlung. Der Weinstock und seine Behandlung. 480 Die Garten weit. XX, 40 Beerenobst. Obsltreiberei. Obsternte. Aufbewahrung und Versand. 8. Baumschule. Obstbaumschule. Anzucht der Obstbäume und Sträucher. Veredelungsarten. Gehölzbaumschule, Ver- mehrung und Anzucht der Laubbäume und Sträucher. Nadel- hölzer, deren Anzucht und Pflege. Rosenschulen. Sonder- , Iculturen. Versand von Baumschulerzeugnissen. 9. Landschaftsgärtnerei und Parkpflege. Anlage und Unterhaltung von Gartenwegen. Rasenanlage und Pflege. Pflanzung von Bäumen und Sträuchern. Heckenanlagen. Gehölz- schnitt. Blumen- und Blattpflanzenbeete. Einwinterung. Sonstige praktische Kenntnisse. Erd- und Kompost- bereitung. Bodenbearbeitung. Düngung. Wundbehandlung. Krankheiten und Schädlinge. Vogelschutz. Gießen und Be- wässerung. Botanische Namen, deren Abkürzungen. Gärt- nerische Preisverzeichnisse und sonstiges. 11. Schriftliche Arbeiten. Zeichnungen. Beschreibung der Lehrgärtnerei. Das Tagebuch. Schriftliche Arbeiten der Fortbildungs- oder Fachschule. Zeichnungen. Lohnlisten. Rechnungen. Geschäftsbriefe. 12. Allgemeines Wissen. Bürgerkunde. Fachvereine. Berufsgenossenschaft. Alterversicherung. Krankenkasse. Land- wirtschaftskammer und ihre Einrichtung. Bürgerkunde. 10 Wenn Frauen fragen. Die Hand am Schwert. Halt aus, wo es sei. Umhülle dich mit Erz. Mitten in Schranken die Seele frei. Dem Vaterland das Herz. Die Hand am Werk, von Arbeit hart, Und stolz der Mut. Der, dem die Hand gegeben ward, Der hat es gut. Und will der Bau sich wiederbaun Nach langer, dunkler Nacht, Es kann der Tag dem Mann vertraun. Er hat die Nacht durchwacht. Da naht von ungefähr heran Ein leiser Schritt. — „Wir fangen mit zu wirken an. Wir bauen mit." Ja kommt. Ihr sollt willkommen sein. Doch ihr dürft nicht schwanken und beben. Ihr schreitet in Streit und Not herein. Hart ist das Leben. Hoch hält der deutsche Mann das Weib So heut, wie alle Stund, Doch bleibt für Traum und Zeitvertreib Nicht Raum auf deutschem Grund. Legt Hand an den Pflug und schaut nicht zurück Auf euer Wunsch und Begehr. Die Arbeit fragt nicht um Spiel und Glück. Wenn ihr das wollt, kommt her ! Das Auge klar, die Seele frei. Und der Willen fest wie Erz. Wie hart der Grund zu graben sei. Dem Vaterland das Herz. Und dem Werk dein Leben leben. Du Weib gleich dem Mann. Und den Blumen die Seele geben. Leg — Hand — an. — Johanna Beckmann. Tagesgeschichte. werden, wie „W.T. B." mitteilt, zum Teil mit einer falschen Aus- legung der Höchstpreisbestimmungen im S 2 Ziffer 3 der Bundes- ratsverordnung über künstliche Düngemittel vom 11. Januar 1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 13) begründet. Die dort enthaltene Be- stimmung, daß bei Mengen unter 5000 kg sich der Höchstpreis um 50 Pf. für jede angefangene 100 kg erhöht, wird vielfach so ausgelegt, daß bei Lieferung von Mengen unter 5000 kg für jede angefangene 100 kg eine stufenweise Erhöhung um 50 Pf. statt- findet. Um ein Beispiel zu geben, würde sich danach beim Verkaufe von 4900 kg schwefelsaurem Ammoniak mit einem Stickstoffgehalt von 20,58 V. H. der Preis für die letzten 100 kg folgendermaßen berechnen : 20,58 X 1,48 Ji =.30,45 M zuzüglich 49 X 50 Pf. = 24,50 „ zusammen 54,95 Jt Tatsächlich darf für je 100 kg nicht mehr bezahlt werden als 20,58 X 1,48 ^ = 30,45 Jt zuzüglich 1 X 50 Pf. = 0.50 „ zusammen 30,95 Jt sodaß der Preis für 4900 kg sich höchstens auf 30,95 X 49 = 1516,55 Jt stellen darf. Aus dem ganzen Zusammenhange der gesetzlichen Bestimmungen geht unzweifelhaft hervor, daß die Bestimmung so aufzufassen ist. Bei der falschen Auffassung handelt es sich lediglich um eine bewußte Umgehung des Höchstpreises. Seitens der staatlichen Behörden werden derartige Überschreitungen aufs allerstrengste verfolgt werden. (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 212 vom 8. September 1916.) Ruda O.-S. Zu den vielen Wohlfahrtseinrichtungen, welche die Gräfl. Ballestremsche Generalverwaltung in dem fast 21 000 Ein- wohner zählenden Industrieorte ins Leben gerufen hat, wird dem- nächst eine neue großzügige Gründung treten. Der Gemeinderat beschloß einstimmig die Errichtung einer Gemeinde -Gartenbau- verwaltung mit Gewächshäusern, Kulturkasten, Gehölz- und Stauden- gärten, zu welchem Zweck ein ausgedehntes Gelände zur Verfügung steht. Neben der Anzuchtsgärtnerei soll eine zwischen den Ort- schaften Ruda und Borsigwerk belegene ca. 100 Morgen um- fassende stark bewegte Landfläche landschaftlich ausgestaltet und ein Kriegsgedächtnisplatz mit Denkmal auf einer passenden Boden- erhebung geschaffen werden. Mit der Gartenbauverwaltung wird im Einvernehmen mit dem Kirchenvorstande das gesamte Friedhofs- wesen verbunden. Dem Betriebsleiter wird vollständige Freiheit in der Anzucht und Verwertung der Produkte, Anlegung neuer Gärten für die Gemeindeinsassen sowie im Gräberschmuck ein- geräumt. Mit der Organisation und Leitung des für die auf- strebende Industriegemeinde hochwichtigen Unternehmens wurde Gartenbauinspektor Kynast, zurzeit Tarnowitz (O.-S.), früher in Gleiwitz, beauftragt. Personalnachrichten. Überschreitungen der Höchstpreise für künstlichen Dünger. In letzter Zeit sind in großem Maße Überschreitungen der Höchst- preise für künstlichen Dünger vorgekommen. Diese Überschreitungen Gärtner in Waffen. In russischer Gefangenschaft starb Franz Brauneiß, Ober- gärtner der Firma W. Neubert, Wandsbek. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt den Heldentod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt : Willi Boße und Emil Grulich, beide Hamburg; Heinr. Hettinger, Ludwigshafen am Rhein ; Carl Ledermann, Zürich ; Wilh. Pliefke, Köln am Rhein ; Scfarödl, München. * * Eskötter, Anton, Gärtnereibesitzer in Münster i. W., t a™ 18. September im 78. Lebensjahre. Der Verstorbene war Mit- kämpfer in den Feldzügen von 1864, 1866 und 1870 71. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Mai HesdörfEer. Verl. von Paul Parey. Dmok: Anh. Buchdr. Gutenberg e.G. m. b. 11., LieasHii. Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 13. Oktober 1916. Nr. 41. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Gehölze. Crataegomespilus. Von dipl. Gartenmeister H. Berger, Hohenheim. (Mit zwölf Zeichnungen nach der Natur und drei Lichtdrucken vom Verfasser.) Von Crataegomespilus findet man im Baumschulverzeichnis der Firma L. Späth, Berlin, zwei Arten mit kurzer Beschrei- bung angeführt : Crataegomespilus Dardari S. L. und Cra- taegomespilus Asnieresi S. L. (Monsieur Jules d'Asnieres). Diese beiden Gehölze sind noch wenig verbreitet und dürften eine wertvolle Be- reicherung einer jeden Gehölz- sammlung darstellen. Für Bo- taniker bildeten sie bereits mehrfach den Gegenstand ein- gehender Forschungen und Er- örterungen, welche aber bis jetzt das rätselhafte Werden dieser eigenartigen Mischlinge namentlich in anatomischer Hinsicht noch nicht völlig zu klären vermochten. Nachstehend will ich ver- suchen, die beiden Pfropf- bastarde etwas näher zu be- schreiben, wobei vornehmlich die morphologischen Verhält- nisse berücksichtigt werden sollen. Die beigegebenen Zeichnungen mögen zur Er- gänzung der Beschreibung dienen. Ueber den Ursprung der beiden Pfropfbastarde ist be- kannt, daß sie vor etwa 25 Jahren im Garten des Herrn Dardar in Bronveaux bei Metz entstanden, und zwar an einem sehr alten Mispel- baum, welcher auf Crataegus monogyna veredelt war. Am Weißdorn, dicht an der Ver- edlungsstelle, erschienen zwei Gartenwelt XX. Magnolia Kobus. Nach einer vom Verfasser für die voneinander abweichende Triebe, von denen einer Mispel- charakter zeigte, aber zugleich Merkmale des Weißdorn auf- wies, während der andere Trieb mehr dem Weißdorn glich, aber auch Merkmale der Mispel erkennen ließ. Die auf vegetativem Wege vermehrte Pflanze des ersten Triebes erhielt den Namen Crataegomespilus Dardari S. L., die dem zweiten Trieb entstammende wurde zuerst Crataegomespilus Asnieresi S. L. und später Monsieur Jules d'Asnieres genannt. Der Gesamterscheinung nach könnte Cr. Asnieresi für eine Crataegusart ge- halten werden, jedoch er- geben sich bei näherer Be- trachtung der einzelnen Or- gane bemerkenswerte Ab- weichungen. Die Form des Blattes weicht insofern vom Weiß- dornblatt ab, als die tiefen Einschnitte der Blattspreite fehlen ; die Blätter sind viel- mehr unregelmäßig gelappt, dabei untereinander sehr ver- schieden in der Form. (Fig. 1, A u. E.) Der Blattstiel ist etwas kürzer als der des Weißdornblattes, außerdem geflügelt und behaart. Die Nebenblätter sind ganzrandig, bei Cr. monogyna grob ge- zähnt ; Dornenbildung tritt mehr am älteren Holz auf. Der Blutenstand ist eine Doldentraube und entspricht dem des Weißdorns, dabei sind die Einzelblüten etwas größer als die des letzteren. (Fig. l,Cu.3,B.) Die Blüten sind eingrif feiig , im Auf- blühen weiß ; sie nehmen beim Verblühen einen röt- lichen Schein an. Zeitlich 41 Text Seite 483. „Gartenwelt** gefertigten Aufnahme. •482 Die Clartenwelt. XX, 41 Fig. 1 A. Crataegomespilus Asnieresi Blattzweig (stark verkl.) fällt die Blüte mit der des Weißdorns zu- sammen , er- scheint aber 10 bis 1 2 Tage früher als bei h:^/ ~>V^^^^iJ '\^ 1/ y/^\l/r\y^'l Cr. Dardari. Die ' —A 7-is,.^r^^~^C^>>!i U/ /<^'^V rj^-^--^ \ Früchte, welche der Blüte ent- sprechend ein wenig größer als beim Weißdorn sind, färben sich nicht rot, son- dern nehmen auffälligerweise die lederbraune Mispelfarbe an. Der Kelch ist zu- rückgeschlagen , der Frucht an- liegend. (Fig. 1, D.) Aus der Beschreibung geht also hervor, daß C Asnieresi viele Merkmale des Weißdorn aufweist und nur wenige der Mispel, welche in der Hauptsache auf der Aehnlichkeit der Epider- mis beruhen. Die beigegebenen Zeich- nungen der Blätter von Cr. Dardari zeigen mor- phologisch die Aehnlich- keit mit den Blättern der Mispel (Fig. 2 C, 2 D, 4 A), ohne irgendwelche An- deutungen des Weißdorn- blattes. Infolgedessen nähert sich der Bau dem der Mispel. Die Abweichun- gen, welche hier auf Weiß- dorn hindeuten, bestehen darin, daß die Blattflächen im allgemeinen kleiner sind, daß das ältere Holz mit Dornen besetzt ist, und daß die gestielten Blüten in lockeren Doldentrauben stehen (Fig. 2, A und 4, A), während die Blüten der Mispel einzeln stehen und ungestielt sind. Das Längen- verhältnis des Blütenblattes des Pfropf- bastards zu dem der Mispel ist etwa 17:19 mm und das Breitenverhältnis 13:16 mm. Die bei Cr. Asnieresi sich einstellende rötliche Färbung der Blütenblätter beim Verblühen habe ich an den von mir be- obachteten Exemplaren bei Cr. Dardari nicht feststellen können. Die erwähnte Rotfärbung der Blütenblätter zu Ende der Blütezeit dürfte auf das Vorhandensein des sehr verbreiteten Blütenfarbstoff es Anthocyan zurückzuführen sein. Die Früchte der Cr. Dardari sind wesentlich kleiner als die von Mespilus Fig. 1 D. Zweig mit Früchten (" ,„ nat. Gr.) Fig. 1 B. (etwa ' Blütenzweig 4 nat. Gr.) germanica (nicht Kulturform), der sie sonst ganz ähnlich sind, namentlich in Bezug auf Färbung der Epidermis und Haltung der Kelchblätter des Fruchtkelches (Fig. 4, B u. 2, B), immerhin ist die Dardarifrucht etwa doppelt so groß als die des Weiß- dorn (Fig. 3, C u. 2, B). DasErgebnis seiner wissen- schaftlichenForschungen über das Wesen der beiden Pfropf- bastarde faßt Noll*) dahin zusammen, daß sich Zellen der Unterlage mit Zellen des Edelreises auf vegetativem Wege vereinigt haben und daß die Mischlingsäste die Ausgangspunkte der Verschmelzung geworden sind. Die Möglichkeit, daß ein Edelreis eine Unterlage im obigen Sinne beeinflussen kann, bestätigen uns schon die Ergebnisse der Lindemuth'schen Versuche mit Pfropfhybriden von Abutilon ; damit wäre aber der beider- seitige Einfluß, wie er hier bei adventiven Sprossen in Erscheinung tritt, nicht genügend geklärt. Meyer weist auf Grund seiner sehr ein- gehenden Untersuchungen, deren Ergebnisse neuerdings in einer kleinen Schrift**) nieder- gelegt sind, darauf hin, daß die anatomischen Untersuchungen anderer Forscher, wonach der Vegetations- kegel von Cr. Asnieresi nur die Epidermis, dagegen der von Cr. Dardari auch noch die darauf folgende Zellschicht von Mespilus germanica besitzt, der Kern beider Mischlinge aber von Cr. monoggna stammt, durch die Ergebnisse seiner eigenen Forschungen bestätigt werden. In Bezug auf den Fruchtansatz der beiden Mischlinge ist auffallend, daß derselbe im Gegensatz zur Mispel und zum Weißdorn sehr unsicher ist ; es bilden sich meist nur wenige Blüten des Blütenstandes zu Früchten aus, häufig tritt auch völlige Unfruchtbarkeit ein. Ob der Grund dieser häufigen Fig. IC. Einzelblüte (' 1 nat. Gr.) *) Noll : Die Pfropfbastarde von Bronveaux. *) Joh. Meyer : Die Crataegomespili von Bonveaux. Blattformen XX, 41 Die Gartenwelt. 483 Fig. 2 A. Crataegomespilus Dardari Blütenzweig (','-, nat. Gr.) Sterilität darin zu erblicken ist, daß das Meri- stem des Ve- getationskegels der Mischlinge vegetativen Ur- sprungs ist, be- dürfte wohl außer anderem noch der wei- teren Klärung. Magnolia Kobus D. C. (Hierzu die Abb. der Titelseite.) Eine in Japan heimische Art, dort in der Ebene Fig. 2B. Zweig mit Früchten (Vr, nat. Gr.) wie auch im Gebirge vorkommend, und schön gebaute, bis 20 m hohe Bäume bildend. Sie ist auch für unsere Gärten ein sehr brauchbarer und dankbarer Blüten- baum oder -Strauch, aber bisher leider, wie noch so manches andere gute Ge- hölz, viel zu wenig bekannt und ange- pflanzt. Von gesundem, flottem Wuchs, erwächst sie als Strauch zu aufstreben- den, schön geformten Pyramiden ; auch als Baum gezogen, ist die Form der gut gebauten Krone eine hübsche, fast eben- mäßige, pyramidale, wie es ja durch die Abbildung deutlich genug veran- schaulicht wird. Zu bemerken ist, daß diese gleichmäßige Form ohne Schnitt hervorgeht, wie ja diese Art in ver- schiedenen Baumschulen ihres guten Wuchses wegen in ausgiebiger Weise als Unterlage für andere Arten und Formen benutzt wird. Der junge Austrieb von M. Kobus ist hübsch rotbraun gefärbt. Das einjährige Holz ist kahl, bräunlich-olivfarben berindet und mit braunroten Lentizellen verstreut besetzt. Die Knospe ist ziemlich groß und etwas behaart. Im Durchschnitt ist das Blatt von ovaler Form, unten mit keilförmigem Grunde in den kurzen, kaum l'/ä cm langen Stiel übergehend, oben in eine kurze Spitze aus- laufend. Von rauher und derber, fast lederartiger Be- schaffenheit, wird es etwa 10—15 : 6—10 cm groß und ist von glänzend tiefgrüner Färbung. Auf der Unter- seite tritt die Aderung stark hervor ; hier ist auch eine mehr oder weniger starke Be- haarung vorhanden, während die Oberseite ziemlich kahl ist. Vor Ausbruch des Laubes, zu Ende April oder Anfang Mai, entfalten sich die sehr zahlreichen Blüten. Diese sind 6 — 8 cm groß, im Aufblühen von lockerer Tulpenform, später aber flach geöffnet und von reinweißer Färbung, auch einen leichten Duft aus- Fig. 2 C. Dornzweig mit Blättern (■-/a nat. Gr.) strömend. Die Abbildung, die einen annähernd 6 m hohen Baum im Verblühen darstellt, beweist noch genug, wie reichblühend diese Mag- nolie ist, trotzdem wohl schon mehr als die Hälfte der Blüten zerfallen waren. Welche entzückende Wirkung man mit diesem Blütenbaum her- vorrufen könnte, falls man in grö- ßeren Parks oder Anlagen kleine Alleen damit bilden würde, läßt sich wohl unschwer vorstellen. Aller- dings sieht die Jetztzeit nicht da- nach aus, als ob man ein solches Blütenwunder noch einmal zu sehen bekommen sollte. Wie gesagt, ist M. Kobus als Frühjahrsblüher recht beachtenswert, auch wenn es nur in der Form eines einzigen Strauches sein sollte. Der Blütenflor ist reich und jährlich in unverminderter Fülle wiederkehrend. Der flotte, freudige Wuchs sichert dieser Magnolie auch unter weniger günstigen Ver- hältnissen ein gutes Fortkommen. Trotz- dem dieselbe durchaus nicht wählerisch ist, auch nicht anspruchsvoll, und da gut gedeiht, wo jeder andere bessere Blütenstrauch gut fortkommt, ist eine sonnige, warme und vor rauhen Nord- und Oststürmen geschützte Lage auch für sie eine ideale und ihrer vollkom- menen Entwicklung am zuträglichsten. Besonders ist dies dann der Fall, wenn ein guter, nahrhafter, gut durchlässiger Boden damit verbunden ist. Die Winter- härte des Strauches oder Baumes ist eine beträchtliche. Der im Bild gezeigte junge Baum verträgt seit vielen Jahren den nicht sehr angenehmen Berliner Winter, ohne jeglichen Schutz zu er- halten ; er hat noch nie eine Beschädi- gung durch Frost gezeigt. Sein Blüten- reichtum läßt das auch nicht vermuten. In der Verwendung im Garten ist M. Kobus besonders für Einzelstellung frei im Rasen geeignet, gleichviel, ob ein Strauch oder Baum in Frage kommt. Man achte aber immer darauf, daß ein dunkler Hintergrund vorhanden ist, auf dem die weißen Blüten erst recht zur Geltung kommen. Am schönsten eignen sich hier- für Koniferen, oder überhaupt dunkle, geschlossene Baum- massen. Der immerhin nur mäßig hohen und breiten Aus- dehnung wegen, die diese Magnolie erreicht, läßt sie sich auch sehr gut in kleineren Hausgärten anpflanzen, ohne daß die Befürchtung begrün- det wäre, daß sie bald über den ihr zugewiesenen Raum hinausdringen würde. Kacfae. Fig. 2D. Blattformen (-j.^ nat. Gr.) Sind Platanen gemein- schädlich? Von Gartendirektor C. Sprenger, Achilleion (Korfu). Irgendwo habe ich über die Verleumdung der Pla- tanen, die vor einigen Jahren 484 Die Gartenwelt. XX, 41 Fig. 3 A. Crataegus monogyna Blütenstand und Blätter (etwa ' ., nat. Gr.) durch alle Blätter lief, bereits ge- sprochen. Nun sehe ich dieselbe Sache aus Grau- denz erörtert *) und freue mich, daß es mehr Leute gibt , die den Mut haben, Ver- leumdungen und Schwindel ent- gegenzutreten.— • Niemals ist näm- lich meines Er- innerns gegen eine Pflanze ein schlimmerer Ver- nichtungs- und Ausrottungsfeld - zug in Bewegung gesetzt worden, als gegen den tadellosesten Schattenspender unserer Zonen, den, anstatt ihn zu studieren, zu verbessern, für Alldeutschland zugänglicher zu machen, irgendein Sünder, der Halsweh bekam und spie, nach einem Sündenbock suchend, kurzerhand verleumdete und, was noch betrübender, daß diese Verleumdung auch geglaubt, nachgeplappert wurde, bis sich die Sache glücklicherweise verlief und einschlief. Aber der Makel haftet daran, und so wieder jemand speit, wird er sofort die alte Geschichte aufwärmen ! Halb Spanien und Portugal, ganz Italien, der ganze weite Orient, fast alle Mittelmeerlande sind, wo es geht und paßt oder sein soll, von Platanen beschattet. Auch im Süden Deutschlands gibt es davon Alleen. Jedes alte Kloster in den Tälern und Ebenen Griechenlands ist von alten Platanen beschattet. Jeder Brunnen durch diesen edlen Baum geschützt und gekühlt. In der Nähe solcher Brnnnen gibt es menschliche Wohnungen, die Leute schöpfen Wasser, die Kinder spielen im kühlen Schatten, Wanderer schlafen darunter. Im Klosterhofe bei Omala auf der Insel Kephallonia gibt es etliche solcher Riesenplatanen, ich fand aber die Nonnen, als ich vor einigen Jahren zu ihnen geführt wurde, wunderbar blühend und gesund, und der Kaffee, der kredenzt wurde, schmeckte ihnen sichtlich sehr gut und uns mit. Auf Leukos fand ich die Mühlen oberhalb Nidri im Schatten wilder Platanen an des Baches Rand, und ringsumher zog sich Platanengebüsch in der Bergschlucht hinauf. Die Platane war der Schattenbaum des Altertums, oft offene Schule und Akademie. In ihrem Schalten unterrichteten die alten Weisen und nimmermehr klagten sie über jene von neuester Aftern- wissenschaft entdeckten Härchen, Fäserchen oder sowas ; sie wurden als weise Männer zudem sehr alt. Wer also durch Platanen stirbt. *) Siehe Artikel von Paul Kaiser, Jahrg. XIX, Seite 422. f^t Fig. 3 8. Einzelblüte ;S?^ muß unweise sein oder närrisch. Im Gegenteil, der Wunderbaum dient als Staubfänger in der i Nähe der Hochöfen, der Bahnhöfe, der Fabriken. Ich sah ältere Bäume an Bahnhöfen Süditaliens, deren Laub ganz mit Ruß belegt war, dennoch grünen und gar nicht kränkeln. Gewaltige Platanenlinien bezeichnen die Lage des mächtigen Königsschlosses von Caserta unweit Neapels, und die Könige pflegen es sich doch in dieser Hinsicht gut auszuwählen. Im vornehmsten Viertel Neapels, an der berühmten Riviera, im Munizipalgarten, gibt es viele Riesenplatanen, und die Ammen mit den „vornehmsten" Kindern ( /i nat. \jr.) schöpfen dort, wenn die Sonne strahlt, das ganze Jahr frische Lüfte. Man sieht, die Säuglinge gedeihen gut im Schatten der Platanen. Gerade dann, wenn die braunen Härchen des jungen Platanenlaubes abgestoßen werden, ist es am lieblichsten in jenen Baumhallen. Ich würde nicht mehr fertig werden, wollte ich andere Beispiele nennen. Auch am Escurial gibt es mächtige Platanen, und man wird sie nicht gepflanzt haben, um in ihrem Schatten zu husten oder zu leiden. Ganz närrisch erscheint es mir, diese eingebildeten Leiden von den Härchen der Früchte abzuleiten. Diese langen Quasten oder Troddeln hängen den ganzen Winter von den Zweigen, auch dann noch, wenn die Bäume längst entlaubt sind, ohne ihre Haare zu lassen. Die Kugeln bleiben geschlossen, fallen gelegentlich im Sturme zu Boden, und erst, so sie in die Wärme ge- bracht werden, lösen sich die Früchte, ohne selbst dann die faserigen Schutz- anhängsel ohne Reibung ab- zustoßen ! Erfindung! Alles Schwindel! Vielleicht war es ein empfindsamer Heufiebern- der, der die Sache in die Welt setzte. Solche Lei- dende niesen allerdings auch im Sonnenstäubchen. Sie können nicht leben und nicht sterben im stäubenden Koniferenwalde, sie keuchen wenn der Roggen blüht, der Weizen benebelt sie völlig und blühende Wiesen sind ihnen ein Greuel. Aber selbst ihnen können die Platanenblüten nichts anhaben, denn sie stäuben gleich Null. Diese Menschlein sind bedauerns- wert, und so einer das Märlein von der Platanenschuld in die Zeitung setzte, soll ihm verziehen sein, nicht aber denen, die es nachplapperten, ohne es zu untersuchen. Heufiebernde müssen in den staubfreien Lüften höchster Alpen wohnen, d. h. wo es kein Krummholz, Kiefern und Lärchen, gibt. Ihnen ist jeglicher Pollen, ja der Sonnenstaub ein Greuel. Aber gerade auf feuchtem Grunde müssen Platanen stehen. Sie lieben die Flußufer, und ihre alte Heimstätten sind diese oder die Rinnsale, an denen sie an den Bergen hinaufklettern. Dort leben noch wilde Bestände in Gesellschaft des Keuschheits- baumes, Vifex Agnus castus. Sie sind natürliche Pumpen, wenn sie richtig berechnet, recht und am rechten Platze gepflanzt werden. Auf trockenem Boden muß man sie des Sommers gehörig schwemmen. Nachschrift des Herausgebers. Dieser Artikel ist keine Entgegnung auf die Ausführungen des Herrn Dr. Kanngießer in Nr. 37, Seite 443, da er schon viel früher als diese ein- geschickt war. Jedenfalls ist die Frage der Schädlichkeit der Platanen in gesundheitlicher Hinsicht strittig. Ich selbst bin unter alten Platanen aufgewachsen, ohne jemals irgendwie durch dieselben belästigt worden zu sein. Fig. 3C. Zweig mit Früchten ei, nat. Gr.) Fig. 3D. Blattformen (-/g nat. Gr.) XX, 41 Die Gartenwelt. 485 Stauden. Gärtnerische Streifzüge im Kriegsgebiet. Von Fr. Roll. 2. Stauden. Bei den Stauden konnte die Verwahrlosung des Krieges natürlich im allgemeinen nicht die Wirkung wie bei den Sommerblumen haben, da ein großer Teil der Stauden, weil nicht auf Samenfortpflanzung angewiesen, sich auch wenig mit Samenerzeugung abgibt. Ausnahmen gibt es natürlich auch hier. Es sind dies die Arten, die eine mehr oder minder beschränkte Lebenszeit haben, also für stetigen Nach- wuchs sorgen müssen. Bei einigen von diesen Arten hatte der Krieg eine ähnliche Wirkung wie bei den Sommerblumen, und doch waren verhältnismäßig wenig Pflanzen aufgegan- gen. Auch den Mauerpflanzen war der Krieg nicht hinderlich gewesen , weil jeder Verputz der Mauern, be- sonders Garten- undEinfassungs- mauern, der al- lerdings vielfach auch in Frie- denszeiten nicht ausgeführt wor- den wäre, unter- blieben war. Auf meiner Fahrt durch Nordfrankreich , wo die Dörfer mit ihren Ziegel- bauten einen so ganz andern Anblick bieten wie in der Kalksteinchampagne, da waren es gerade diese Mauerpflanzen, die mir durch ihre stellenweise äußerst reiche Blütenentfaltung am meisten auf- fielen. Sie sind mir die liebsten Staudenvegetationsbilder aus jener Gegend geblieben. Diese Backsteinmauern, teil- weise ohne äußern Ritzenverputz hergestellt , andernfalls hätte wohl die Zeit denselben herausgewittert, boten auch vielfach sehr günstige Ansiedlungsgelegenheiten für solche Pflanzen ; besonders der Kamm der Mauern war vielfach dicht besetzt. Es waren Löwenmaul, Leinkraut mit gelben Blüten, Kukukslichtnelke, Königskerze, Lerchensporn, Mauer- pfefferarten, dazu als Grün zum beständigen Bestände die kleine Mauerraute, der hübsche kleine Farn, der überall durch Europa an Gartenmauern zu finden ist ; auch die Mondviole hatte sich manchenorts dazwischen gemengt. Dagegen sah ich die eigentlichste Mauerpflanze, das zierliche Cymbelkraut, Linaria Cymbalaria, nur selten. Das Löwenmaul war in verschiedenen Farben vertreten. Es war die alte, ursprüngliche Art, die noch völlig Stauden- charakter hat und von der fünf- und sechsjährige Pflanzen keine Seltenheit sind, wie ich sie selber oft in meinen An- lagen im Felsengarten hatte. Diese Art findet sich zerstreut noch da und dort in den Gärten ; sie hat allerdings etwas kleinere Blumen als die neueren Gartenzüchtungen, blüht jedoch früher als die erst im Frühjahre gezogenen Pflanzen. Fig. 4A. Mespilus germanica Blüten zweig mit Blättern (etwa '/, nat. Gr.) An passender Stelle verwendet, füllt es recht gut seinen Platz im Garten aus und blüht ohne Unterbrechung den ganzen Sommer hindurch. Es braucht gerade nicht auf einer so luftigen Höhe, wie auf einer Mauerzinne, zu tronen. Die neueren Gartenzüchtungen haben die Staudeneigenschaft völlig verloren; sie sind weichlich und frostempfindlich geworden und müssen als einjährige Pflanzen behandelt werden. Das Leinkraut war das gewöhnliche gelbe , das auch in ganz Deutschland zerstreut an Aeckerrändern als Un- kraut wächst ; allerdings ein ganz zierliches Unkraut. Da und dort wurde ihm auch Heimatrecht in den Gärten gewährt ; es ist zur Bepflanzung von ganzen Gruppen und Rabalten verwendet worden. Die Wirkung einer gut- blühenden Gruppe ist denn auch wirklich nicht schlecht, wie ich erst kürzlich in Homberg am Rheine wieder sah. Fern- wirkungen lassen sich allerdings keine damit erzielen, da das Gelb etwas blaß ist und nur die Unterlippe einen leb- hafteren orangeroten Fleck hat. Daß ich die Kukukslichtnelke als Mauerpflanze sah, wunderte mich sehr, da sie sonst auf Wiesen überall sich eher feuchte als trockene Stellen aussucht. Sie gehört zum Wiesenbestande so ziemlich ganz Nordeuropas und ist darum als Gartenpflanze nicht aufgekommen, trotz ihrer zierlich ge- schlitzten Blumen. In manchen Landstrichen fehlt sie aller- dings oder gehört zu den Seltenheiten. Als Mauerpflanze sah ich sie voll mit Blumen überdeckt, eine einzelne Pflanze ein ganzer Blumenstrauß. Wer im Stauden- oder Felsengarten, in einer Blumenrabatte ein Plätzchen hat, und Freude an Heimatblumen empfindet, der gönne ihr den Platz ; er wird seine Freude daran haben. Die Königskerze — Wollkraut (Verbascum) setzt sich trotz ihres Größenwuchses mit Vorliebe auf eine Mauerzinne. Man kann sie da und dort auch in ganz Deutschland auf irgend- einer luftigen Höhe tronen sehen. Natürlich bleibt ihr Um- fang dort etwas bescheidener als da, wo sie auf freiem Boden auch reichlicher Nahrung und Feuchtigkeit zu sich nehmen kann. An ihr günstigem Standort er- reichen die Pflanzen eine ganz beträchtliche Höhe, über 1'/.. m. Die Pflanze besitzt keinen großen Zier- wert, findet sich aber als geduldeter Eindringling, der sich selbstaussät, in manchen Gärten, zumal die gelben Blüten auch gesammelt werden und als Tee Verwendung finden. Sonst findet sich die Königs- kerze überall zerstreut an Weg- und Eisenbahnböschungen, Waldrändern, die sonnig liegen. Sie ist zweijährig und siedelt sich gerne an trockenen Stellen an ; ihr Wollüberzug, der Blatt und Blütenstengel bedeckt, schützt sie gegen zu starke Verdunstung. Der Lerchensporn war mir auch ziemlich neu als Mauer- pflanze. An einer etwas schattigen Mauerseite, die wohl auch etwas feucht war, hatte sich der gelbe Lerchensporn angesiedelt ; er bedeckte die Mauer fast in ihrer ganzen Ausdehnung mit dem zierlichen Laube, das sich an sie an- schmiegte. Wunderhübsch hoben sich die gelben Blütenähren Fig. 4B. Fruchtzweig (etwa Va n^*- Gr.) 486 Die Gartenwelt. XX, 41 heraus. Vielleicht hatte sich aus obigem Grunde unsere Kantine in der Nähe dieser Mauer angesiedelt. Es war in Bouvincourt, einem äußerst wasserarmen Dorfe, wie es denn überhaupt die Dörfer in Frankreich meistens sind, wo eine Kantine also ein sehr besuchter Ort ist. Ich freute mich mehr als einmal an dem Lerchensporn. Der gelbe Lerchensporn, Corydalis lutea, gehört zu den Gartenstauden und übertrifft den roten Rittersporn an Wirkung bedeutend. In ihm zusagenden, etwas lockerem Boden, bildet er stattliche Pflanzen und schmückt sich reich mit Blüten. Er pflanzt sich gerne durch Samen reichlich weiter fort, kann also einen kleinen Garten in kurzer Zeit verseuchen, wenn seiner Aus- breitung nicht beizeiten Halt geboten wird. Auch ab- geschnitten lassen sich die Blütenstengel, ihrer zierlichen Be- laubung wegen, ganz besonders verwenden; sie besitzen aber keinen angenehmen Duft. Daß die Mauerpfefferarten nicht fehlen, ist ganz natürlich. Infolge ihres Auftretens auf Mauern haben sie auch ihren Namen erhalten ; den weiteren, Pfeffer, von dem bei einigen Arten, besonders beim scharfen Mauerpfeffer, Sedum acre, sehr scharfen Geschmacke des Krautes. Der gelbe, scharfe Mauerpfeffer gehört wohl zur weitverbreitetsten Art Europas, ruft im Freien manchmal ganz außerordentlich hübsche Stimmungs- bilder hervor und läßt sich auch im Garten wirkungsvoll verwenden. Seine grünen, dichten Polsterchen, die sich aus den winzigen, kleinen Walzentrieben zusammensetzen, sind auch ohne Blüten schön ; sie sind zur Blütezeit völlig mit den hellgelben Blüten überdeckt. Mit dem scharfen Mauer- pfeffer findet sich oft der weiße, Sedum album, der jedoch ein ziemlich anderes Aussehen hat. Die Blüten desselben sind weiß mit rosa Schimmer. Auch andere Arten, die sonst bei uns nicht heimisch sind und eingeführt wurden, hatten sich auf die luftige Höhe hinaufgeschwungen, so das Sedum Spurium und das S. kamtschaticum, dem es aber nicht behagte ; es fand seinen Standort zu mager. Eine Art mit walzenförmigen Trieben, in der Art des Felsmauerpfeffers, S. rupestre, der gelb blüht, fiel mir durch ihre graue Belaubung und die großen rosa Blütenbüschel auf, die sich kaum über die Pflanze erhoben. Ich hatte nachher Zeit, sie in einem Garten als großes Polster zu betrachten, konnte mich jedoch ihres Namens nicht entsinnen. Der Mauerpfeffer heißt deutsch auch Fetthenne. Die Mondviole, Lunaria biennis, infolge ihrer silbrigen Samenscheiben auch Silberling, Judaspfennig und noch anders genannt, ist in Frankreich mehr wie bei uns Gemeingut der Gärten geworden. Allüberall konnte ich sie finden ; da wo die Gärten noch gepflegt waren, stand sie vielfach in be- sonders üppiger Entfaltung mit hübschen, langen Blütenähren. Sie verlangt einen guten, lockern Boden; auf der Mauerzinne blieb sie nur mager. Die Mondviole ist zweijährig, sät sich im August gewöhnlich selbst aus, keimt im September und blüht im Mai nächsten Jahres bis lange in den Juni hinein. In der Champagne, wo ich sie besonders schön sah, wunderte ich mich manchmal, daß sie zum Frülijahrsgartenschmuck bei uns so wenig Verwendung findet, und ich schrieb in jener Zeit einmal in mein Tagebuch: „Manche Pflanze wird nur deshalb nicht beachtet, weil man allzuviel von ihr verlangt und sie nicht gut alles halten kann. Von der Mondviole nähme man wohl gerne den Blütenschmuck des Frühjahres, man möchte aber audi die silbernen Samenstände. Zwischen Blüte und Samen- reife sieht sie aber nicht gerade zierend aus. Man kann also nicht gut Blüten und Samenstände haben und ver- nachlässigt sie überhaupt." Ohne Pflege bringt sie nun allerdings die schönen Blütenstengel nicht. Wenn sie nicht am Orte, wo sie aufgeht, genügend Platz hat und stehen bleiben kann, so muß sie beizeiten sorgfältig verstopft werden. Wenn möglich, ist Herbstpflanzung vorzunehmen oder sehr zeitige Frühjahrspflanzung, da der Trieb im ersten Frühjahre ein- setzt. Der Bauerngarten ist auch bei uns rücksichtsvoller. Da, wo die Mondviole einmal daheim ist, kann sie blühen und fruchten und sich selbst aussäen ; sie gehört dann zum Dauerbestande des Gartens. Wo ich die Mondviole sah, war gewöhnlich auch die Hesperis matronalis, die ihre sehr ähnlichen Blütenähren etwas später öffnete, in der Blütezeit aber noch zum großen Teile mit der Mondviole zusammenfiel. Besonders die dunkellila gefärbten Sorten gleichen der Mondviole so vollständig, daß es bei abgeschnittenen Stengeln eines besonderen Hinschauens bedarf, um zu unterscheiden, was Mondviole und Hesperis ist. Die Hesperis sind äußerst dankbare Stauden, von sehr angenehmem Duft und zum Schnitte sehr wertvoll, natürlich auch als Gartenschmuck. Sie säen sich auch gerne selbst aus, ohne jedoch aufdringlich zu werden. Von Pflanzen mit Staudenähnlichkeit, die mir besonders auffielen, muß ich die Yucca recumata nennen, eine bedeutend stärkere Art, auch etwas frühblütiger als die Yucca fila- mentosa, die auch in Deutschland in vielen Gegenden an- gepflanzt ist. Die Yucca recurvata ist eine prächtige Pflanze. In manchem Orte gehörte sie als Hauptschmuckstück zum Bestände fast jeden bessern Gartens. Die Yucca filamentosa hat etwas kleinere Blütenstengel, ist aber nicht minder hübsch in der Blütenwirkung mit den großen, weißen Blütenglocken. In größerer Pflanzung wirkt sie bezaubernd ; gewöhnlich sind ihre Anpflanzungen zu klein. In Homberg beherrschte sie mit ihren Blütenglocken von Ende Juli an den ganzen Fried- hof, ein wunderhübsches Stimmungsbild bietend. Die Blüte- zeit dauert etwa vier Wochen. Sonst fand ich an Stauden gerade nidit sehr viel be- merkenswertes, alte Flammenblumen, Goldruten, Bartnelken, Akelei, nichts besonderes, so daß ich bei uns viel schöneres sah. Etwas wunderte mich bei vielen Pflanzen : ihre späte Blütezeit. In Chäteau d'Oex, in 1000 m Höhe, wo ich früher war, setzten die Bartnelken z. B. Mitte Mai mit der Blüte ein und Mitte Juni war kein Stengel mehr da. In Frankreich sah ich Mitte Juli Pflanzen noch in Blüte, jedoch nur wenig schöne Färbungen. Ich will noch das auffällige Vorkommen des Cymbel- krautes an einem Orte erwähnen. Es war am Staatsgendarmerie- posten eines größeren Dorfes, einem aus Kalkstein massiv gebauten Hause. Auf der Vorderseite war ein Stein heraus- gefallen, da hatte sich ein Cymbelkraut angesiedelt und üppig entwickelt. Chrysanthemum. Chrysanthemum „Gorgeous". Von Georg Bornemann, gärtnerische Kulturen, Blankenburg a. H. (Hierzu die Farbentafel.) Die letzten Jahre haben uns einen großen Zuwachs an wertvollen gelben Chrysanthemum-Soritn gebracht. Ich er- wähne nur als besonders hervorragende, riesenblumige neue Sorten : Denkt an Tsingtau, H. E. Converse, William Biddle, alle drei bronzegelb, H. J. Jones, tiefgelb und sehr niedrig, Mme Toulza, bronzegelb mit kupfrigem Schein, Canari und XX, 41 Die Garteuwelt. 487 Captain Julyan, beide zart kanariengelb. Alle diese Sorten sind von fester ballförmiger oder doch dichtgelockter Blumen- form. Obgleich also an guten, ries'enblumigen gelben Neu- heiten kein Mangel ist und gelbe Tönungen weniger ver- langt werden, als rosa und weiße, so möchte ich doch die Neuheit Gorgeous als besonders wertvoll empfehlen. Sie trägt ihren Namen, auf deutsch glänzend, prächtig, mit vollem Recht, denn es ist mir kein Chrysanthemum bekannt, das auffallender, auch keines, das großblumiger ist. Die un- geheure Blume ist ganz eigenartig flach geformt, und die dicht aufeinander liegenden breiten Blumenblätter sind mit ihren gedrehten Spitzen leicht abwärts gebogen. Ebenso eigenartig wie die Form ist auch die Färbung, ein kräftiges Gelb mit tiefer safranfarbener Tönung, wie es keine andere Sorte zeigt. Chrysanthemum Gorgeous ist ein Chrysanthemum von schwerem Kaliber, mit einer der bei den Liebhabern so beliebten Schaublumen, deren Schönheit nach der Größe der Blumen bewertet wird. Die Sorte Gorgeous, eine Einführung von G. Bornemann in Blankenburg (Harz), ge- hört zu den riesenblumigen Chrysanthemum, die tatsächlich Schaublumen hervorbringen, hat kräftigen Wuchs, dunkel- grüne Belaubung und gibt die besten Blumen von der zweiten Kronenknospe. Die Farbe ist ein kräftiges Dunkel- gelb, die Blumenblätter sind lang und gerollt. Wer Riesen- blumen wünscht, dem sei Georgeous bestens empfohlen. Ueber den Geschmack läßt sich bekanntlich streiten ; persönlich bin ich kein großer Freund dieser monströsen Blumen, was mich aber nicht hindert, eine solche Sorte zu empfehlen, da es viele Gärtner gibt, die durch die herrschende Mode gezwungen sind, die Kultur solcher Monstreblüten zu betreiben. Mit einem Chrysanthemum von Blumen mittlerer Größe, die auch dann tadellos ausgebildet sind, können sich diese heran- gemästeten Ungeheuer nicht messen, man kann von ihnen sagen merkwürdig, aber kurzlebig. O. Krauß. Ausstellungsberichte. Ausstellung für Obst und Gemüseverwertung in Stuttgart. Vom 1. bis 30. September 1916. Eine recht zeitgemäße Ausstellung wurde von der Kgl. Zentral- stelle für Gewerbe und Handel in den Räumen des Landesgewerbe- museums in Stuttgart veranstaltet. Die Ausstellung sollte zeigen, wie die in diesem Jahre geernteten Obst- und Gemüseerzeugnisse möglichst restlos zu verwerten sind. Da infolge der zahlreichen Niederschläge in diesem Sommer die Haltbarkeit von Obst und Gemüse durch starkes Auftreten von Pilrkrankheiten u. dgl. sehr beeinträchtigt ist, dürfte der Wert einer solchen Ausstellung nicht zu unterschätzen sein. Der Bestimmung der Ausstellung gemäß, nahmen denn auch die verschiedenen Dörrapparate den breitesten Raum ein. Von der einfachsten Herddörre bis zum technisch vervollkommneten Trockenschrank hatten die Fabrikate Stuttgarter und auswärtiger Firmen Aufstellung gefunden. Zur allgemeinen Belehrung wurden zu bestimmten Zeiten gemeinverständliche Vorträge abgehalten und einzelne Dörrapparate praktisch vorgeführt. Eines besonderen Interesses erfreute sich die Versuchsküche des „Nationalen Frauen- dienstes" in Stuttgart. Hier wurde das Einkochen von Obst ohne Zucker, das Einkochen in Gläser mit und ohne Patentverschluß, das Eindünsten usw. durch Mitglieder der genannten Vereinigung gezeigt und gleichzeitig durch Vorträge erläutert ; dabei wurden gegen Erstattung von 5 Pf. Kostproben an die Zuhörer verabreicht. Darüber, daß es immer noch Leute gibt, denen das Verständnis für solche Veranstaltungen fehlt, belehrte mich folgendes, kurze Zwiegespräch: Erste junge Dame (wohl höhere Tochter): „Was gibt es denn da?" Antwort: „Kostproben von Obst- und Gemüse- dauerwaren, und zubereitetes Gemüse ohne Fett." Zweite Dame (Begleiterin der ersten); „Gemüse? — Wenns weiter nichts gibt? Na, dafür danken wir!" (Ja, wenn es Schlagsahne gewesen wäre 1 Der Verfasser.) Neben größeren Dörrapparaten mit Kohlefeuerung, wie die Geisenheimer Dörre der Firma Vaas, Geisenheim, und die Holder- dörre (Firma Holder, Metzingen), waren größere Einrichtungen für elektrische Heizung und für Gasbetrieb aufgestellt, (Trockenschrank „Wilma" der „Wilmafabrik" in Stuttgart) und Dörrapparat „Dörro" für Groß- und Kleinbetrieb der Firma Lampe & Lembke, Berlin- Tempelhof. Für den Hausbedarf erschien der Dörrapparat „Hilf Durch" der Firma Max Haegele & Cie., Göppingen, beachtenswert ; er kann auf jedem Gas- und Küchenherd in Betrieb gesetzt werden. Dasselbe gilt auch vom „Gea", Hausdörrofen, welcher mit Gas oder Elektrizität geheizt werden kann. (Aussteller: Kummler & Malter, Stuttgart). Die Vorteile der letztgenannten Dörren liegen neben ihrer vielseitigen Verwendbarkeit im geringen Raumbedürfnis. Neben den Dörrapparaten hatten zahlreiche Werkzeuge und Ma- schinen für Obst- und Gemüseverwertung, wie Fruchtsaftpressen, Obstpressen, Obstzerkleinerungsmaschinen, Schäl-, Schneide- und Putzmaschinen u. a. m. Aufstellung gefunden. Der Württembergische Obstbauverein zeigte die verschiedenen Obstpackungen in geeigneten Kisten, Schachteln und Körben fertig zum Versand. Daneben ein ausgewähltes Kernobstsortiment in Früchten und Modellen. Außer der Firma Seidel, Münsterberg in Schlesien, hatten die Nahrungsmittelfabriken C. H. Knorr, Heilbronn, neben allerlei Erzeugnissen, Dörrobst und Dörrgemüse in weißen Leinwandbeuteln versandfertig ausgestellt. Um zu zeigen, wie wenig Raum ge- dörrte Gemüse einnehmen, ohne wesentliche Einbuße an Nähr- stoffen zu erleiden, war ein Würfel gedörrten Gemüses von 100 kg Trockengewicht = 1200 kg Frischgewicht, ausreichend für 5000 Portionen, aufgestellt. Die Weinbauversuchsanstalt in Weinsberg beteiligte sich mit einer Sammlung von Obst- und Gemüsedauerwaren, in verschiedene Gefäße eingekocht, sowie im getrockneten Zustand. Eine Zu- sammenstellung wichtiger Gärungserreger auf Tafeln gezeichnet, sowie in Präparaten wurden neben anderen schädlichen pflanzlichen Mikroben gezeigt, welche insbesondere durch ihre Gegenwart Obst- weine und Fruchtsäfte trüben, bzw. verderben. Lebende Beispiele von fäulniserzeugenden Pilzen auf Früchten, Selerotinia (Monilia), Schorfkrankheit des Kernobstes (Fusicladium) u. a. m. führten auch denjenigen Gaitenbesitzern die Schädlichkeit jener Krankheits- erreger deutlich vor Augen, welche bisher teils aus Unkenntnis, teils aus Oberflächkeit derartigen Früchten keine Beachtung schenken, sie einfach unter den Bäumen liegen lassen, anstatt sie zu vernichten. Besonders anregend war die Abteilung des Kriegsausschusses für Oele und Fette in Berlin. Dieser zeigte die Verwertung der ver- schiedenen Obstkerne wie Kirschen-, Pflaumen-, Zwetschen- und Zitronenkerne, Kürbiskerne, Linden-, Eschen- und Akazienfrüchte zur Oelgewinnung. Durch Zerkleinern der harten Schale und Be- handlung mit Salzlösungen und Säuren mit nachfolgendem Aus- pressen unter hohem Druck gewinnt man da recht brauchbare Oele. Die fertigen Oele waren in kleineren Gläsern aufgestellt. Die Preßrückstände werden als Viehfutter in Form von Oelkuchen nützlich verwendet und waren jeder Kernart beigefügt. Statistikanalysen und eine reichhaltige Gartenbücherei vervoll- ständigten die Ausstellung. Der rege Besuch der Ausstellung läßt schließen, daß man in Stadt und Land die Notwendigkeit einer gesteigerten Erzeugung von Obst und Gemüse als Volksnahrungsmittel richtig erkannt hat, und daß von einer groß angelegten Ausbeutewirtschaft in- ländischer Früchte und Erzeugnisse des Bodens günstige Ergebnisse erwartet werden dürfen. 488 Die Garten weit. XX, 41 Möchten derartige Ausstellungen auch in vielen anderen deutschen Städten veranstaltet werden, damit jeder an seinem Teil zum wirt- schaftlichen Durchhalten unseres Volkes in dieser ernsten Zeit bei- tragen kann. G. B. Obst- und Gemüseverwertung. Vom Einkochen der Früchte ohne Zucker. Vom Herausgeber. Trotzdem aus Deutschland in Friedenszeiten große Zucker- massen ins Ausland ausgeführt wurden, und trotzdem die verschiedenen großen Zuckerfabriken in dieser Kriegszeit Gewinne (Dividenden) verteilten, die ins Fabelhafte gehen und die Gewinne der voraufgegangenen Friedensjahre meist um das Vielfache übersteigen, stellte sich im gegenwärtigen Jahre ein erheblicher Zuckermangel ein, der zum Teil eine Folge des von höherer Stelle den Landwirten anempfohlenen verminderten Zuckerrübenanbaues sein mag. Dieser Zucker- mangel hatte die Einführung der Zuckerkarte zur Folge, auf welche nur so kleine Zuckermengen abgegeben werden, daß es den Hausfrauen unmöglich ist, hiervon etwas zum Ein- kochen von Früchten, zur Bereitung von Gelees und Marme- laden zu erübrigen. Da war guter Rat teuer, zumal auch infolge des Buttermangels die Marmeladenherstellung für weiteste Kreise zur Notwendigkeit wurde. In zahlreichen Broschüren, deren beste wohl Prof. J. Kochs „Praktische Obstverwertung ohne Zucker" ist, von welcher jetzt das 15. bis 20. Tausend zur Ausgabe gelangt (Preis 25 Ff., Verlag von Paul Parey, Berlin) und in noch zahlreicheren Abhandlungen wurde von mehr oder weniger berufenen Fachleuten und Laien dem Einkochen der Früchte, der Be- reitung von Gelee, Mus oder Marmelade ohne oder mit wenig Zucker das Wort geredet. Mit allen Veröffentlichungen wurde immer und immer wieder hervorgehoben, daß Zucker nicht oder doch nur, wenn in größeren Mengen verwendet, er- haltend (konservierend) wirkt, daß man also Früchte jeder Art und nach jedem Verfahren erfolgreich ohne Zucker in Dauerware überführen kann, der dann regelmäßig vor dem Verbrauch nach Geschmack Zucker zuzusetzen sei. Das wird so schön und überzeugend dargestellt, vielfach auch so korrekt wissenschaftlich begründet, daß es kaum eine Hausfrau wagte, die Richtigkeit zu bezweifeln. In der Praxis sieht leider die Sache ganz anders aus, wie ich durch eigene Erfahrung fest- stellen mußte. Auch viele mir bekannte Hausfrauen, die im Einkochen von Früchten vorzügliches leisten, haben gleich ungünstige Erfahrungen gemacht. Es ist richtig, daß sich Früchte ohne oder mit wenig Zucker im „Weck" und in ähnlichen Apparaten zu Dauerware einkochen lassen und sich halten, solange der Verschluß luftdicht bleibt. Wenn die Hausfrau ein solches Glas öffnet, so verbraucht sie auch den Inhalt gleich oder am nächsten Tage, es kommt deshalb nicht zur Schimmelbildung. Wenn sich diese in den ver- schlossenen Gläsern jetzt häufig einstellt, so daß die für den Winter eingekochten Früchte sofort aufgebraucht werden müssen oder verderben, so ist dies eine Folge der Gummibeschlagnahme , des Mangels an guten , luftdicht schließenden Gummiringen. Im Handel sind nur noch so- genannte Kriegsgummiringe erhältlich, die an Brauchbarkeit alles zu wünschen übrig lassen, d. h. nicht luftdicht schließen. Die für Gelees und Marmeladen an Stelle der Gummiringe als Ersatzverschlüsse empfohlenen Verfahren habe ich ange- wendet und als unbrauchbar festgestellt. Im Gegensatz zu eingekochten Früchten kann der Inhalt der Gelee- und Marmeladengläser nach dem Oeffnen der- selben nicht gleich oder in den nächsten Tagen aufgebraucht werden, sondern meist erst nach Wochen. Solange diese Gläser luftdicht verschlossen sind, hält sich der Inhalt, auch wenn das Einkochen ohne Zucker erfolgte. Sind sie aber geöffnet, so stellt sich sofort Schimmel ein. Tag für Tag ist man gezwungen, vor jedesmaliger Entnahme der Erzeug- nisse aus den Gläsern eine starke, ekelhafte Schimmelschicht erneut zu entfernen, was sicher nicht fördernd auf den Appetit wirkt. Diese meine und anderer Erfahrungen lassen es mir ratsam erscheinen, von der Gelee- und Marmeladenbereitung ohne Verwendung der notwendigen Zuckermenge dringend abzuraten. Es wird für die kommende Zeit infolge des Fett-, J Zucker- und Honigmangels mit dem Brotaufstrich sehr schlecht * bestellt sein. Unter diesen Umständen muß größte Sorgfalt auf die Einerntung des Winterdauerobstes, auf dessen sach- gemäße Aufbewahrung und auf das Dörren verwendet wer- den , das in der oben genannten Schrift gleichfalls sach- gemäß erläutert wird. Der Honigmangel und die damit verbundene große Honig- teuerung sind Folgeerscheinungen des verregneten Sommers und des Zuckermangels. Infolge der zahlreichen Regentage zur Haupttrachtzeit konnten die Bienen nur wenig Honig eintragen, und diesen kann ihnen der Imker nicht fortnehmen, da ihm Zucker zur Winterfütterung seiner Völker nicht zu- gänglich ist. Ja, was die Bienen eintragen konnten, reicht vielfach nicht einmal zur Durchwinterung der Völker aus. Nimmt man einem Bienenvolk von normaler Stärke den Honig, so muß man dafür 20 — 25 Pfd. besten, ungeblauten Zucker, möglichst Kristallzucker, verfüttern. Wo soll nun der Imker die nur für ein Volk, geschweige denn für 50, 100 und mehr Völker notwendige Zuckermenge hernehmen? Kürbisöl. Vor einer Reihe von Jahren aß ich in Steiermark Salat, der anscheinend auf dem weißen Porzellan abfärbte. Ich betrachtete zuerst etwas verwundert die grünlich schimmernde, ölig aussehende Flüssigkeit, und wollte vorlaut an die Hausfrau eine darauf be- zügliche Frage richten, besann mich aber und probierte von dem Gericht, das etwas eigenartig, doch nicht unangenehm schmeckte. Die Wirtin schien mich beobachtet und meine Gedanken erraten haben: „Der Salat ist schon waschecht, sie können beruhigt sein, nur ist Kürbisöl zum Zubereiten verwandet." Also das war es, Kürbisöl. Ich gewöhnte mich bald an den Geschmack und habe wohl selten soviel Salat gegessen, wie während meines Aufenthaltes in der grünen Steiermark. In Untersteiermark findet das Kürbisöl auf dem Lande und zum großen Teil auch bei der städtischen Bevölkerung fast aus- schließlich Verwendung. Es wird hergestellt aus Kürbiskernen, für die man in Deutschland meist keine besondere Verwertung hat. Wäre es nicht angebracht, daß man auch in Deutschland zu einer Zeit, da der Anbau ölliefernder Gewächse so wichtig ist, der Kürbiskultur nach dieser Richtung hin Beachtung schenkte? Zudem liefert uns das Fruchtfleisch ein gutes Speiseprodukt, sei es ein- gemacht oder als Marmelade. Wer zuviel davon hat, wird es als Schweinefutter äußerst gewinnbringend verwerten können. Im allgemeinen hat man Bedacht darauf zu nehmen, daß die zur Oelgewinnung angebauten Kürbissorten möglichst reichlich Kerne ausbilden. Auch muß auf eine frühe Reife gesehen werden. Also die Pflanzen werden in Töpfen unter Glas vorkultiviert und Ende Mai oder Anfang Juni ausgepflanzt. In trüben, regnerischen Sommern empfiehlt sich das künstliche Befruchten. Da Kürbisse wie Gurken männliche und weibliche Blüten ausbilden, so sind sie XX, 41 Die Gartcnwelt. 489 auf Insektenbesuch angewiesen, der bei ungünstiger Witterung nur mangelhaft stattfindet. Mangelhaft befruchtete weibliche Blüten entwickeln wohl auch Früchte, doch enthalten diese einen großen Teil tauber Kerne, die für die Oelgewinnung wertlos sind. Die Ausführung der künstlichen Befruchtung darf ich wohl als bekannt voraussetzen. Noch einiges zur Kultur der Kürbispflanzen : Ein äußerst nähr- stoffreicher, lockerer Boden, viel Wasser und Wärme sind ihrem Gedeihen am dienlichsten. Auf besonderen Beeten angebaut, zieht man in der Mitte eine Furche und füllt sie mit Kompost, kurzem Dünger und anderen ähnlichen Stoffen, oder man macht einen richtigen, 50 cm tiefen Graben, füllt ihn mit Laub, Bohnenstroh und anderen Gartenabfällen, bringt darauf Komposterde und setzt dahinein den Kürbis, der sich bei guter Bewässerung bald des besten Gedeihens erfreut. Auch zwischen Frühkartoffeln ist er zu ziehen. Zwischen etwa 4 — 5 Reihen bleiben 2 Reihen liegen, die mit Kuhmist besonders gedüngt und umgegraben werden und wohin man dann den Kürbis pflanzt, der sich nach Aberntung der Kartoffeln dort weiter ausbreiten kann. Dem Wärmebedürfnis kommt man bei der oben geschilderten Methode, durch Ausheben des Grabens und Anfüllen mit Gartenresten, entgegen, da sich auf diese Weise eine gewisse Bodenwärme entwickelt. Nach Süden geneigte Hänge, die sonst nicht gut zu bebauen sind, eignen sich wegen ihrer warmen Lage ebenfalls in besonderem Maße für Kürbiszucht, wenn man in etwa 5 m Abständen Löcher aushebt und sie mit nahrhafter Erde und Dünger ausfüllt. Eine geradezu üppige Entwicklung lohnt hier gewöhnlich die Arbeit. Da die Versorgung unseres Vaterlandes mit Fett und Oel von so großer Bedeutung ist, wäre es wohl angebracht, wenn weitere Kreise diese meine Anregung beachteten, ein guter Erfolg dürfte sicher nicht ausbleiben. Otto Sander, zzt. im Felde. Bücherschau. Pflanzenphysiologie als Theorie der Gärtnerei, von Pro- fessor Dr. Hans Molisch. Für Botaniker, Gärtner, Landwirte, Forst- leute und Pflanzenfreunde. Mit 127 Abbildungen im Text. 8". (X. 306.) Jena. Verlag von Gustav Fischer. 1916. Geheftet 10 M, gebunden 11,30 M. Wohl haben wir in Deutschland durchaus keinen Mangel an sogar ausgezeichneten Lehr- und Handbüchern der Pflanzenphysio- logie, aber den meisten derartigen Werken lag und liegt es noch heute durchaus fern, Theorie und Praxis in ihrem Zusammenhange zu schildern. Ja, sie behandeln häufig genug das Gärtnerische so oberflächlich, als gehöre es gar nicht hierher. Da wäre es gewiß an der Zeit, einmal eine solche Pflanzen- physiologie zu schreiben, welche die Beziehungen zwischen Theorie und Praxis in den Vordergrund stellt und alle jene Erscheinungen berücksichtigt, wo sich dieselben sozusagen die Hände reichen. Natürlich wäre dazu nur ein Forscher berufen, der gärtnerische und physiologische Kenntnisse auf das Glücklichste vereinigt und be- herrscht, denn nur ein solcher wäre imstande, den gewaltigen Stoff auch in der richtigen Weise darzustellen. Da fand sich denn in dem Herrn Verfasser des obengenannten Buches ein Mann, wie man ihn sich nicht leicht besser hätte wünschen können. Wuchs er doch in der großen Gärtnerei seines Vaters auf und übte alle gärtnerischen Arbeiten von frühester Kindheit an jahrelang selbst aus. Auch späterhin, als Mann der Wissenschaft, blieb er seiner Jugendliebe treu und beschenkte uns neben zahlreichen größeren Werken, welche das theoretische Gebiet betreffen, mit einer statt- lichen Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen, welche Theorie und Praxis in gleicher Weise berücksichtigen. (Vergl. : Untersuchungen über das Erfrieren der Pflanzen ; das Warmbad als Mittel zum Treiben der Pflanzen u. a.) So hat er es denn vermocht, seinen Stoff streng wissenschaftlich und dabei doch allgemein verständlich darzustellen und ein Werk zu schaffen, welches sowohl für den gärtnerischen Praktiker, als auch den eigentlichen Botaniker von größtem Werte ist. Er erreichte dieses hohe Ziel dadurch, daß er von den anatomischen Tatsachen nur gerade soviel einflocht, als für das Verständnis der physiologischen Vorgänge unumgänglich notwendig war. Sodann behandelte er nur jene Kapitel der Pflanzenphysiologie, welche innige Berührungspunkte zu gärtne- rischen und landwirtschaftlichen Erfahrungen aufweisen, berührte dagegen alles andere nur im Vorbeigehen oder überging es ganz. Molisch gliedert sein Werk in folgende Hauptabschnitte: 1. Er- nährung, 2. Atmung, 3. Wachstum, 4. vom Erfrieren und Gefrieren der Pflanzen, 6. die Keimung der Samen, 7. Variabilität, Vererbung und Pflanzen- züchtung. Um nun den geehrten Lesern der „Gartenwelt" wenigstens ein ungefähres Bild davon zu geben, in welcher vorzüglichen Weise der Herr Verfasser seine schwierige Aufgabe gelöst hat, greife ich hier ein für die Gärtnerei außerordentlich wichtiges und zu- gleich interessantes Kapitel heraus : „Die Wendung der Assimilate" (S. 67). „Die Auf- nahme des Kohlenstoffs durch die Pflanzen (die Assimilation) findet bekanntlich in den Laubblättern während der Tagesbeleuch- tung statt, wobei durch die Tätigkeit der Chlorophyllhörner ge- wöhnlich reichliche Mengen von Stärke entstehen. Neben der Stärke können im Laubblatte noch andere Kohlehydrate, ferner Eiweiß, Fette und andere organische Körper gebildet werden. Alle diese Stoffe bezeichnet man als Assimilate. Wenn die- selben nun nicht im Blatte Verwendung finden können oder dort aufgespeichert werden, wandern sie aus. Da aber die Stärke in Wasser unlöslich und daher nicht wanderungsfähig ist, wird sie zunächst durch ein Ferment, die Diastase, in Zucker umgewandelt und dieser wandert dann von Zelle zu Zelle, bis er schließlich an anderer Stelle in der Form von Stärke oder Fetten wieder aufgespeichert wird. Diese Bewegung der Säfte innerhalb des Pflanzenkörpers nennt man den Assimilationsstern und unterscheidet einen aufsteigenden und einen absteigenden Stern. Der erstere führt, im Holze sich aufwärts bewegend, das von den Wurzeln aufgenommene Bodenwasser mit den darin ge- legten Nährstoffen der Baumkrone zu. Hier wird das Rohmaterial weiter verarbeitet und die Assimilate wandern dann wieder in der Rinde abwärts bis zu den Wurzeln." „Wird nun durch ein künstliches Mittel die Ableitung der Assimilate aus der Baumkrone gehemmt, so stauen sie sich ober- halb der Hemmungsstelle an und die Folge davon ist ein größerer Blüten- und Fruchtansatz. Die Gärtnerei kennt und verwendet schon seit langer Zeit derartige Mittel zur Stauung des Bildungs- saftes. Die wichtigsten derselben sind: das Ringeln oder der Zirkelschnitt, die Stammschlinge und ihre verbesserte Form, der Poenicke'sche Fruchtgürtel, die Zwergunter- lagen, das Drehen und Brechen der Zweige und der Fruchtholzschnitt. Sie verdanken ihre Entstehung meist der praktischen Beobachtung und sind zumteil schon seit Jahrhunderten im Gebrauch." Darauf folgt eine eingehende Besprechung der einzelnen Verfahrungsweisen sowie ihre besonderen Vor- und Nach- teile.' Der Fruchtholzschnitt wird dann noch an späterer Stelle (S. 151 — 160) auf das Gründlichste abgehandelt. Molisch nimmt in seinem ganzen Werke stets auf die gärtnerische Praxis Bezug und gibt den Gärtnern nicht nur zahllose Winke und Ratschläge für den Obstbau, sondern auch für die Topfkultur, die Treiberei, die Gemüsezucht, kurzum für alle Zweige ihrer so ver- schiedenartigen Tätigkeit. Alle seine Ausführungen bringt er durch vortrefflich gewählte Holzschnitte dem Verständnisse des Lesers näher. Es sei hier noch rühmend hervorgehoben, daß sich unter diesen Bildern sehr viele Originalzeichnungen des Herrn Verfassers befinden, welche dem Buche einen ganz außerordentlichen Wert verleihen. Die einschlägige Literatur, sowohl die wissenschaftliche als auch die gärtnerische, wird in größter Vollständigkeit angeführt und so dem Weiterstrebenden ein gründlicheres Studium sehr erleichtert. Bei der Besprechung von Problemen und Theorien, welche noch nicht vollständig geklärt sind, läßt sich der Herr Verfasser stets von seinen eigenen, reichen praktischen Erfahrungen und wissen- 490 Die Gartönwelt. XX, 41 schaftlichen Forschungen leiten, auf Grund welcher er dann auch sein schließliches Urteil abgibt. So warnt er z. B. (S. 247) vor den übertriebenen Hoffnungen, die man infolge der maßlosen Reklame des Amerikaners Luther Burbank an die Züchtung kernloser Früchte knüpfte. Hierher gehören noch die Besprechungen der Reizstoffe (S. 29), der Erkältung der Pflanzen (S. 198), der künstlichen Er- zwingung der Samenbildung bei manchen sonst nur selten fruchttragenden Pflanzen (S. 204) und vieles andere. Daß Molisch auch die vorliegenden wissenschaftlichen Spezial- forschungen im weitesten Umfange berücksichtigt, zeigt er in dem Kapitel von den Ursachen des Erfrierens der Pflanzen (S. 194). In demselben führt er die Anschauungen der älteren und neueren Forscher wie Pfeffer, Göppert, Frank, May, Lidforß, Dammer, Sorauer, Fischer und Maximov auf, bespricht dieselben und würdigt sie dann kritisch. Sehr erhöht wird noch der Wert des schönen Werkes durch die Beigabe eines sehr sorgfältig gearbeiteten, ausführlichen Inhalts- verzeichnisses, welches die Benutzung des Buches ganz ungemein erleichtert. Ich glaube daher nicht zuviel zu sagen, wenn ich dieses neueste Werk des hochverdienten Herrn Verfassers als eine hohe Zierde sowohl der gärtnerischen als auch der botanischen Literatur be- zeichne. Für jeden denkenden Gärtner, Landwirt und Forstmann ist es ein vortreffliches Lehr- und Nachschlagebuch, welches ihm auf jede einschlägige Frage die gründlichste Auskunft erteilt, aus dem er die reichste Anregung und Belehrung schöpfen kann und das er stets mit vollster Befriedigung aus der Hand legen wird. Aber auch dem wissenschaftlichen Botaniker bietet Molisch' Werk sehr viel. Er findet sehr reichen Stoff für neue Forschungen und zahl- reiche Hinweise auf mannigfache, noch ungelöste Fragen, die der Bearbeitung harren. Endlich wird das Buch noch die vielen Natur- freunde aus allen Kreisen unseres Volkes zu mancherlei neuen und interessanten Beobachtungen anregen und ihnen dadurch immer tiefere Einblicke gewähren in das so ungemein vielgestaltige Leben der uns umgebenden Pflanzenwelt. Es sollte daher niemand von ihnen allen versäumen, sich in den Besitz dieses wertvollen Werkes zu setzen ; er wird es sicherlich nicht zu bereuen haben. Ein besonderer Dank gebührt endlich auch noch der hoch- angesehenen Firma, in deren Verlage das besprochene Werk er- schienen ist, für die durchaus würdige Ausstattung, welche sie ihm mit auf den Weg gab. Der Preis desselben erscheint gegenüber seinem bedeutenden Umfange und reichen Inhalte als ein durchaus angemessener. Dr. A. Stromeyer, Roßlau (Elbe). Gärtnerisches Unterrichtswesen. Grundsätze für die Prüfung der Gärtnereilehrling-e, aufgestellt von der Landwirtschaftskammer für die Provinz Schlesien. 1. Anmeldung und Prüfungsgebühr. Für die Prüfung kommen nur Lehrlinge in Betracht, welche in Schlesien eine gärtnerische Lehrzeit von wenigstens 3 Jahren be- endet haben. Eine kürzere Lehrzeit wird nur ausnahmsweise be- rücksichtigt, z. B. wenn der Lehrling als Sohn eines Gärtners sich bereits gärtnerische Vorkenntnisse angeeignet hat oder wenn er eine besonders gute Schulvorbildung besitzt oder älter ist. Ueber die Zulassung entscheidet die Landwirtschaftskammer von Fall zu Fall. Die Prüfung findet in der Regel im Februar oder im August eines jeden Jahres statt. Den Prüfungsort, im allgemeinen eine der Lehrgärtnereien, bestimmt die Landwirtschaftskammer. Die Anmeldung ist an die Landwirtschaftskammer für die Provinz Schlesien zu Breslau 10, Matthiasplatz 6, zu richten, und zwar für die Frühjahrsprüfung spätestens im Januar und für die Herbst- prüfung im Juli jeden Jahres. Der Anmeldung sind beizufügen : 1. eine Bescheinigung des Lehrherrn über die Dauer der Lehrzeit, 2. ein kurzer Lebenslauf des Prüflings, 3. eine Beschreibung der Lehrgärtnerei, 4. das letzte Schulzeugnis, 5. das gärtnerische Tagebuch des Lehrlings, 6. eine Prüfungsgebühr von 15 Mark. In besonderen Fällen kann die Prüfungsgebühr auf 10 Mark ermäßigt werden, wenn dies bei der Anmeldung beantragt wird, später eingehende Anträge können nicht berücksichtigt werden. Ausnahmen von den unter 1 bis 6 genannten Bedingungen unter- liegen der Genehmigung der Landwirtschaftskammer. 2. Prüfungsplan. Die Prüfung soll dartun, daß der Lehrling in den Fächern, die in der Lehrstelle betrieben werden, soweit ausgebildet ist, daß er als junger Gehilfe empfohlen werden kann. Sie erstreckt sich ausschließlich auf die Anfangsgründe der praktischen Gärtnerei oder eines gärtnerischen Sonderfaches. Die Erfahrung hat ergeben, daß die an sich erwünschte Prü- fung der praktischen Handfertigkeiten am Prüfungstage selbst nicht durchführbar ist. Es ist in allen Fächern zu prüfen, die der Lehrherr in dem Lehrzeugnis angegeben hat oder angeben will. Zeugnisurteile sind : Sehr gut — Gut — Genügend — Un- genügend. Bei dem Gesamturteil „Ungenügend" gilt die Prüfung als nicht bestanden. Der Prüfungsausschuß stellt ein Zeugnis unter Benutzung des von der Landwirtschaftskammer aufgestellten Vordrucks aus. Dieses Zeugnis ist von allen Mitgliedern des Prüfungsausschusses, welche der Prüfung beigewohnt haben, zu unterschreiben. Ueber den Verlauf der Prüfung ist eine Niederschrift anzufertigen und an die Landwirtschaftskammer einzureichen. Sie muß von allen Mitgliedern des Prüfungsausschusses, die der Prüfung bei- gewohnt haben, unterzeichnet werden. Die Fächer, in denen ge- prüft worden ist, sind in dieser Niederschrift anzugeben. Am Prüfungstage hat der Prüfling dem Prüfungsausschuß etwa vor- handene selbstgefertigte Zeichnungen oder schriftliche Arbeiten der Fortbildungs- oder Fachschule vorzulegen. 3. Prüfungsausschuß. Der Prüfungsausschuß besteht aus : 1. dem von der Landwirtschaftskammer ernannten Vorsitzenden oder seinem Stellvertreter; 2. aus zwei erfahrenen Gärtnern, die ebenfalls von der Land- wirtschaftskammer bestimmt werden. Der Lehrherr hat der Prüfung beizuwohnen. An der Prüfung können ausnahmsweise Gäste teilnehmen, wenn sie bei der Land- wirtschaftskammer angemeldet und von ihr im Einverständnis mit dem Vorsitzenden des Ausschusses eingeladen sind. Nur den Mit- gliedern des Ausschusses steht Stimm- und Fragerecht zu. 4. Wiederholung der Prüfung. Besteht der Lehrling die Prüfung nicht, so steht es ihm frei, sich nach einem halben Jahr wieder zu melden. Die Landwirt- schaftskammer bestimmt alsdann den Ort, an welchem die Prü- fung erfolgt. Bestehen zwei Jahre hintereinander Lehrlinge aus einer Gärtnerei die Prüfung nicht, so wird diese Gärtnerei aus der Liste der von der Landwirtschaftskammer anerkannten Lehrstellen gestrichen, wenn der Prüfungsausschuß der Meinung ist, daß die Schuld nicht ausschließlich bei dem Lehrling liegt. In solchen Fällen hat der Prüfungsausschuß einen begründeten Antrag an die Landwirtschafts- kammer einzureichen, die nach der Anhörung des Gärtnereiaus- schusses über diesen Antrag Beschluß faßt. Rechtspflege. Sofortige Abmeldung entlassenen Gärtnerpersonals bei den Krankenkassen oder Weiterversicherung. Mehr denn je unterliegt in der gegenwärtigen Kriegszeit durch die Einberufungen XX, 41 Die Garteuwelt. 491 zum Heeresdienst das Arbeitsverhältnis der Auflösung. Von fach- kundiger Seite wird uns versichert, dafi die Arbeitgeber im Drange der Geschäfte häufig versäumen, entlassenes Personal binnen der gesetzlichen Frist von drei Tagen bei der Krankenkasse abzu- melden. Dadurch wird der Arbeitgeber doppelter Unannehm- lichkeit ausgesetzt, denn erstens wird er mit Geldstrafe bis zu 20 M bestraft und zweitens hat er nach einer neuen Bestimmung der Reichsversicherungsordnung die Beiträge bis zur vorschrifts- mäßigen Abmeldung weiterzuzahlen. (S 397 der R.-St.-O.) Sodann kann die unpünktliche Abmeldung eine Ersatzpflicht des Arbeitgebers gegenüber der Krankenkasse zur Folge haben, wenn die Kasse infolge der Unterlassung der Abmeldung eine nicht mehr berechtigte Person unterstützt hat. Personal, das vom Arbeitgeber wegen Einberufung zum Heeresdienst entlassen wird, kann allerdings auf Grund des § 313 der R.-V.-O. weiter ver- sichert werden. Di^ Weiterversicherung erfordert den Willen des ausgeschiedenen Mitgliedes, freiwillig bei der Kasse zu bleiben. Dieser Wille muß entweder durch eine entsprechende Anzeige bei der Kasse binnen drei Wochen nach dem Ausscheiden oder still- schweigend durch Fortsetzung der Beitragszahlung erfolgen. Der sicherste Weg ist aber die bestimmte Erklärung — am besten schriftlich — , daß der Versicherte beabsichtige, freiwilliges Mitglied bei der Kasse zu bleiben ; denn bei der stillschweigenden Weiter- zahlung der Beiträge ohne bestimmte Erklärung der Weiterversiche- rung kann es in einem Erkrankungsfalle zu allerlei Differenzen zwischen dem Arbeitgeber, dem Versicherten und der Kranken- kasse kommen. Die Krankenkassen werfen dann häufig ein, die Weiterzahlung der Beiträge sei nur infolge unterlassener Abmel- dung aber nicht zum Zwecke der Weiterversicherung erfolgt ; dieser Einwand schlägt aber insbesondere dann durch, wenn in- folge eines Zufalles nicht innerhalb der ersten drei Wochen nach dem Ausscheiden aus der Kasse die Beiträge pünktlich weiterge- zahlt worden sind. Die freiwillige Weiterversicherung ist für den Versicherten, der zum Heeresdienste einberufen wird, von weit- tragender Bedeutung, da er im Falle einer Erkrankung oder Ver- wundung vollen Anspruch auf die gesetzlichen Kassenleistungen hat, was durch mehrere grundsätzliche Entscheidungen des Reichsversicherungsamtes festgelegt worden ist. Am besten ist es, die Anzeige wird gleich nach dem Ausscheiden gemacht, sie muß sogar in der ersten Woche erfolgt sein, wenn der Versicherte in der zweiten oder dritten Woche nach der Entlassung aus dem Arbeitsverhältnis erkrankt. Bei der Lösung des Arbeitsverhält- nisses müssen sich also Arbeitgeber und -nehmer unbedingt darüber klar werden, ob Ausscheiden aus der Kasse oder freiwillige Weiter- versicherung erfolgen soll. Im ersteren Falle ist sofortige Ab- meldung, im letzteren Falle sofortige Erklärung der Weiter- versicherung dringend geboten; nur auf diese Weise werden alle Weiterungen vermieden. Die Weiterversicherung hat aller- dings gesetzlich nur dann Zweck, wenn eine Zwangsversicherung vor dem Ausscheiden aus dem Arbeitsverhältnisse mindestens sechs Wochen bestanden hat. Diese Voraussetzung wird bei Heeres- pflichtigen im allgemeinen stets erfüllt sein, da es sich um Personen handelt, die ihrem Alter nach schon längere Zeit krankenversicherungs- pflichtig gewesen sind. Willeke. Der Zuschlag von Transportkosten zu den Höchstpreisen ist strafbar. Der Gemüsehändler N. in Kiel hatte außer 8 Pfg. Höchstpreis für Weißkohl noch 2 Pfg. Transportkosten pro Pfund verlangt, und zwar ohne Rücksicht auf die Entfernung. N. wurde in allen Strafinstanzen verurteilt. Das Ober lan d esger ich t Kiel führte aus: Die Bezeichnung Transportkosten ist nur eine Verschleierung der Höchstpreisüberschreitung. Auch wenn der Transport der Ware an sich nicht dem Verkäufer oblag, stellt doch ein derartig hoher Zuschlag von 25 '„ einen Teil der all- gemeinen Betriebskosten dar, wie noch dadurch klargestellt wird, daß diese Nebenforderung allgemein nach der Höhe des Kauf- preises und nicht nach dem Umfange der Gegenleistung — Trans- portwege, aufgewendete Zeit — berechnet ist. Da diese Betriebs- kosten aber gerade durch den Kaufpreis mit gedeckt sein sollen, liegt unzulässige Erhöhung des Kaufpreises vor, und zwar bewußte. (Aktenzeichen S 37 16.) Verkehrswesen. Die Londoner Deklaration. Von G. Gschwender, Zollverwalter in Tübingen. Nachdem die zwischen den Vierverbandstaaten vor kurzem vereinbarte Aufhebung der Londoner Seerechtsdekla- ration vollzogen und seinerzeit amtlich bekannt gegeben worden ist, erscheint es von allgemeinem Interesse, Ent- stehung, Sinn und Zweck derselben des Näheren kennen zu lernen. Die Londoner Deklaration wurde bei der von Dezember 1908 bis Februar 1909 auf Einladung Englands in London stattgefundenen Konferenz, bei welcher außer sämtlichen Groß- mächten auch Holland und Spanien vertreten war, von fünf- zehn Seemächten unterzeichnet. Die Hauptaufgabe der Zusammenkunft sollte in der Sdiaffung einheitlicher Regeln des Seekriegsrechts nach einer Anzahl von Richtungen, wie z. B. für die Frage der Konter- bande oder der Blockade, bestehen. Die so geschaffenen Regeln sollten alsdann die Grundlage für die Einsetzung eines internationalen Prisengerichtshofes bilden, wie von der letzten Haager Konferenz 1907 beschlossen war. Während die Deklaration einerseits bisheriges Gewohn- heitsredit in feste Form goß, andererseits älteres Recht oder Brauch genauer bestimmte, stellte sie auch neue Rechtsgrund- sätze für den Seekrieg auf. Die Deklaration gliedert sich in neun Kapitel, von denen die längsten und bedeutendsten die beiden ersten sind, die von der Blockade und der Konterbande handeln, während das dritte von neutralitätswidriger Hilfe, das vierte von der Zerstörung neutraler Prisen, das fünfte von dem Flaggenwechsel, das sechste von der Begriffsbestimmung der feindlichen Eigenschaft, das siebente von dem Geleit, das achte von dem Widerstand gegen Durchsuchung und das neunte vom Schadenersatz spricht. Eine Hauptaufgabe der Londoner Deklaration war die Schaffung eines obersten Prisengerichts, an das man von den Prisengerichten der einzelnen Länder hätte appellieren können. Anstatt einen internationalen Gerichtshof einzusetzen, blieb es bei der lächerlichen Praxis früherer Jahrhunderte, wonach jeder Staat nach eigenem Gutdünken Prisengerichte einsetzt. Der englische Pharisäer betonte den gemachten Vorschlägen gegenüber, daß die englischen Prisengerichte ge- wöhnlich mit hervorragenden Juristen besetzt seien und so unparteiisch urteilten, daß sie auch im feindlichen Lande häufig Anerkennung gefunden hätten. Wie kann man aber von einem „Gericht" sprechen, wenn diejenige Partei, die alles zu verlieren hat, darin überhaupt nicht vertreten ist!? Aber gerade darum war es der Regierung dieser scheinheiligen und heuchlerischen Nation, welche seinerzeit die einleitenden Schritte zur Festlegung der Seerechtsdekla- tion — natürlidi nur nach ihrem Sinne — unternommen hatte, zu tun. Während England die Deklaration nicht ratifizierte, ist sie von anderen Staaten, die sie noch nicht unterzeichnet hatten — England ausgenommen — stets befolgt worden. Obwohl England öffentlich eine Anhänglichkeit für die 492 Die Gartenwelt. XX, 41 Deklaration kundtat und die englische Regierung äußerlich für dieselbe eintrat, wurde sie von England schon mit Kriegs- ausbruch grundsätzlich und regelrecht mißachtet. Der krasse Nützlichkeitsstandpunkt des Seeräubers ließ es nicht anders zu, angeblich „weil die Bestimmungen der Deklaration es den Alliierten unmöglich machten, ihre Rechte genügend zu wahren". England hält eben seine Verträge, solange sie seinen Interessen nützlich sind. Zu Beginn des Krieges er- klärte zwar England, es wolle sich an die Londoner Beschlüsse halten, da Frankreich und Rußland die gleiche Absicht kund- gegeben hätten. Ja, es verpflichtete sich, den General- bericht der Londoner Konferenz als für sich bindend an- zusehen, der mancherlei wichtige, in den Artikeln der Londoner Deklaration nicht festgelegte Einzelfragen löst und infolge- dessen scheinbar mit vielen englischen Seekriegsgewohnheiten aufräumt, die für die Neutralen kaum minder bedeutende Schädigungen brachten als für den Feind Englands. Trotz dieser Verpflichtung wurde die nach genanntem Generalbericht nicht zulässige Gefangennahme deutscher Wehrpflichtigerauf neutralen Schiffen mit wahrer Leiden- schaft betrieben. Nicht weniger trügerisch war das Verhalten der englischen Regierung gegenüber den Bestimmungen über die Blockade, sowie das Konterbanderecht. Während die absolute Konterbande scharf dadurch bestimmt schien, daß nur solche Dinge darunter verstanden werden sollten, die ausschließlich für den Krieg Verwendung finden könnten, wurde der nach der Londoner Deklaration geltende Unterschied zwischen „relativer" und „absoluter" Konterbande nicht nur gänzlich beseitigt, sondern die „Freiliste" der absoluten wie auch der relativen Bannware zerrissen und z. B. Waren wie Baum- wolle, ferner alle Lebensmittel als absolute Konter- bande erklärt. Die Willkür, der sich infolgedessen die Neutralen aus- gesetzt sehen, übersteigt alle Begriffe. Der gesamte Außenhandel der kleineren Staaten, die sich gegen den englischen Freibeuter nicht wehren können, wird dadurch unter seine Gewalt gestellt. Der englische Konsul, d. h. die englische Regierung bekommt z. B. Kenntnis von allem, was nach Holland eingeführt wird und damit hat Eng- land diesen neutralen Staat überhaupt unter seiner Kontrolle. Während nach der Londoner Deklaration der Grundsatz der „fortgesetzten Reise" nur für die absolute Konterbande anerkannt ist, erklärt ihn England auch auf relative Konter- bande, sowie auf Blockade anwendbar. Von der Londoner Deklaration, welche durch Englands Eigenmächtigkeit schon vorher so zerstört wurde, ist tat- sächlich nichts mehr übriggeblieben. Durch ihre jetzt vollzogene gänzliche Aufhebung wird also praktisch ein neuer Zustand nicht geschaffen. Vergleicht man das Seebeuterecht mit dem heutigen Landkriegsrecht, so ist und bleibt das- selbe eine Barbarei; die Piratengerichtsbarkeit der an keine Norm gebundenen altenglischen Prisengerichte ist wieder hergestellt. Durch die seitherige Mißachtung und nunmehr auch for- mell vollzogene Aufhebung der Londoner Deklaration leiden unzweifelhaft am meisten die neutralen Staaten Holland und die skandinavischen Staaten. Die Schiffe dieser Länder sind durch die Erklärung der Nordseesperre zu einem riesigen Umweg gezwungen und dadurch deren Frachten außer- ordentlich verlangsamt und verteuert worden. Die weiteren Leidtragenden der englischen Gewaltherr- schaft sind Italien, Spanien und die Schweiz, deren Handel ^ und Industrie hierdurch niedergelegt werden. Ob sich die Neutralen noch weitere Knechtung ihrer Selbständigkeit ge- fallen lassen? Um zu der Einfuhr von Blumen und Bindegrün aus Belgien Stellung zu nehmen, fand am 25. September in Frank- furt a. M. eine Versammlung statt, an welcher für den Reichs- kommissar für Aus- und Einfuhrbewilligung Herr Regierungsassessor Dr. Lippert teilnahm. Vertreten waren die Vorstände des Ver- bandes der Handelsgärtner Deutschlands, des Verbandes Deutscher Blumengeschäftsinhaber, der Handelsgärtnerverbände von Bayern, Württemberg, Baden und Hessen und des Grossistenverbandes für die Blumenbranche Deutschlands. Das Ergebnis der Verhandlungeo war, daß ein monatliches Kontingent von 30 000 M für die Zeit vom 1. Oktober d. J. bis zum 30. April n. J. bei dem Reichs- kommissar beantragt werden sollte. Dieser Beschluß wurde ein- stimmig gefaßt. Dem Antrag ist inzwischen stattgegeben worden. Zum Zwecke der Vorprüfung der Einfuhrbewilligung und evtl. be- fürwortenden Weitergabe an den Herrn Reichskommissar ist ein Hilfsausschuß errichtet worden, der aus den Herren Max Hübner, Berlin, F. Jobs. Beckmann, Neukölln und Georg Riesbeck, Berlin, besteht. Einfuhranträge sind an diesen Hilfsausschuß zu Händen des Herrn Generalsekretär Beckmann, Berlin-Neukölln, Bergstr. 97/98, zu richten. Formulare für die Einfuhrbewilligung sind in zwei Exemplaren derart auszufüllen, daß nur Absender und Empfänger benannt werden, während der ganze übrige Teil vom Hilfsausschuß ausgefüllt wird. Die Einfuhrbewilligung gilt nur für den laufenden Monat. Die Formulare für die Einfuhrbewilligung sind von den Handelskammern und vom Hilfsausschuß unter der oben an- gegebenen Adresse zu beziehen. Um die Nachprüfung, inwieweit die Antragsteller bei dem Kontingent zu beteiligen sind, zu er- leichtern, ist es erforderlich, anzugeben, in welchem Wert Blumen oder Bindegrün aus Belgien je in den Jahren 1912 bis 1915 ein- geführt worden sind. Es besagt dies nicht, daß Firmen, welche bisher Blumen oder Bindegrün aus Belgien nicht bezogen haben, von der Berücksichtigung bei der Kontingentierung ausgeschlossen sind. Es wird ganz besonders darauf aufmerksam gemacht, daß irgendwelche unrichtige Angaben, namentlich über den Wert der einzuführenden Waren, sofort die Entziehung der Einfuhrerlaubnis für die ganze Dauer der Einfuhrbewilligung zur Folge haben. Oesterreich-Ungarn. Sperre der Vorräte der diesjährigen Ernte von Bohnen, Erbsen und Linsen in Ungarn. Nach einer im Amtsblatt vom 29. August 1916 veröffentlichten Verordnung ist die aus der Fechsung des Jahres 1916 stammende Ernte von Bohnen, Erbsen und Linsen unter Sperre genommen. Der Verkauf oder die sonstige Inbetriebsetzung oder Verwendung dieser Produkte ist nur im Sinne der Verordnung gestattet. Die Verordnung ist am 30. August 1916 in Kraft getreten und erstreckt sich auch auf Kroatien und Slawonien. (Das Handelsmuseum — Wien.) Niederlande. Ausfuhrbewilligung für Gartensämereien. Der Landwirtschaftsminister hat im Haag, Pieter Bothstraat 21, eine „Saatzentrale" eingerichtet, die zu der Erteilung von Ausfuhr- bewilligungen für Gartensämereien , einschließlich Erbsen und Bohnen, zuständig ist. (Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Amsterdam.) Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starben : Stadtgärtner Rud. Jörk, Crimmitschau, Inhaber der Friedrich August-Medaille ; Franz Tonnensen, Gärtnergehilfe, Wieblingen. Heinr. Edelmann, Gefreiter, aus Hof in Bayern, wurde das Bayr. Militärverdienstkreuz dritter Klasse verliehen. Reinke, Ludolf, Gärtnereibesitzer, Bochum, f am L d- M- Richter, Friedr., früherer Gärtnereibesitzer in Dresden, feierte am 30. September seinen 70. Geburtstag. Berlin SW.. 11; Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max Hesdörfter. Verl. yon Paul Parey. Druck : Anh. Buchdr. Gutenberg e. G. m. b. H., Dessau Illustrierte Wochenschrift für den gesannten Gartenbau. Jahrgang XX. 20. Oktober 1916. Nr. 42. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafrechtlich verfolgt. Baukunst. Bodenständige Bauweise. Von Edgar Rasch. (Mit sieben Zeichnungen des Verfassers.) Unter uns Gartenleuten kümmert man sich im allgemeinen nicht viel um Bauangelegenheiten. Die Hauptsache ist ja das „gärtnerische" im Garten. Wer es aber mit der Garten- anlage ernst nimmt, der kommt nun einmal um so mancherlei Dinge nicht herum, die in den Garten gehören und zu deren Entwurf etwas architektonische Grütze gehört, die ein tüch- tiger Gartenarchitekt auch lieber selbst entwirft und bis ins Kleinste vorzeichnet, anstatt deren Ausführung dem guten Willen oder Geschmack irgendeines erstbesten oder „billigsten" Handwerkers zu überlassen. Es ist mir nicht bekannt, wie weit sich unsere Fach- schulen mit dem Entwurf und genauen Einzelzeichnungen gediegener Gartenbauten befassen, denn ich habe die Er- fahrung gemacht, daß die Kollegen, die in dieser Hinsicht etwas Nennenswertes leisteten, ihr Können lediglich eigener persönlicher Mühe verdanken. Das beste ist ja stets, man verläßt sich nicht auf andere, sondern sucht sich sein Futter selbst, besonders dann, wenn es überall reichlich und in bester Beschaffenheit ausgestreut ist. Helle Augen und Spür- nase gehören dazu. Bei unseren gärtnerischen Kleinbauten, von denen ich diesmal die Gartenhäuschen herausgreifen will, scheinen die meisten auch nicht recht zu wissen, was für ein Aussehen sie solchem Möbel geben sollen. Im Landschaftsgarten war das Holzhaus mit Korkrinden und Naturästen gang und gäbe. Ich fürchte fast, ja, ich habe unheimliche Angst, es kommt wieder, und alle Mühe, den Blödsinn auszurotten, war um- sonst. Draußen an der Front haben wackere Kameraden mit bescheidenen Mitteln und dem Holze, was gerade da war, verhältnismäßig sehr behagliche Unterstände gebaut mit Naturholzmöbeln. Wir haben dafür alle Hochachtung und glauben kaum, daß man es unter gleichen Verhältnissen besser machen könnte. Daheim ists nun etwas anderes. Ebensowenig wie man sich zuhause im Garten ein Schützengrabenleben einrichten wird, ebensowenig gehören in den Hausgarten Naturholz- häuser und Möbel, da Zimmermann, Maurer usw. ein paar Häuser nebenan wohnen. Es darf trotzdem angenommen werden, daß geschmacklose, geldgierige Händler die alt- bekannten Hinterwäldlermoden unter der Parole „zur Er- Gartenwelt XX. innerung an meine Kriegszeit" arglosen Gartenfreunden auf- zuschwatzen versuchen werden. Hoffen wir, daß wenigstens unsere anständige Fachpresse ihre Spalten nicht wieder dazu hergibt, solchen Unsinn einzuführen. Wir haben Kriegsgreuel genug. Der Garten ist kein Schützengraben. Bergisches Gartenhaus. 42 494 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 43 Viele sehen nun, wenn sie etwas bauen wollen, zu, wie es der Architekt macht. Da aber unter tausend Bauleuten vielleicht einer seine Sache wirklich gut macht, so ist auf solche Vorbilder, wenigstens, was die geschmackliche oder künstlerische Seite anbelangt, kein Verlaß. Sowenig Pflanzen- und technische Kenntnisse genügen, einen schönen Garten anzulegen, ebenso ist es beim Hausbau. Auch das Einfache ist schwerer als es aussieht. Weil es Mode ist, schwärmt mancher für „moderne" Formen, ohne mit sich zu Rate zu gehen, was das eigentlich ist und was das Wesen des Neu- zeitlichen ausmacht. Wirklich gute neuzeitliche Bauten habe ich bis jetzt nur bei Architekten gefunden, die die ganze Entwickelung des Bauwesens von den ältesten Zeiten an kannten und ver- standen. Daher die formalen Fehlgriffe bei Leuten, welche dachten, man könne Gartenhäuser (und Gärten) anlegen, wie es einem gerade gefällt. Da- her erkläre ich mir die Halt- losigkeit und das Herumpro- bieren und fortwährende An- dersmachen bei Bauten und Gärten, während man bei den Arbeiten wirklich befähigter Köpfe allenfalls eine ziel- bewußte Entwickelung heraus- sieht. Wollen wir unsere Gärten und Kleinbauten dem Geiste der neuen Zeit anpassen, so ist es für uns äußerst lehrreich, den Blick zurückschweifen zu lassen, um bei unseren Urvätern einmal anzufragen, wie sie das damals gemacht haben, da wir an ihren Arbeiten ein reifes Uebereinstimmen von Zeit- geist, Garten- und Baustil finden, wonach wir doch wohl streben. In früheren Ausführungen (Nr. 39 d. Jahrg.) an dieser Stelle habe ich bereits auf die geringeren Abmessungen der kleineren alten Gartenhäuser aufmerksam gemacht, soweit sie für den Gebrauch zugeschnitten waren. Hierin und auch im Aeußeren hielt man an Altbewährtem. Es ist kein „Kleben am Alten", sondern eine Forderung des gesunden Menschenverstandes, daß man bei Neubauten zu allernächst die Erfahrungen und Lehren früherer Bauten ausnutzt, Fehler zu vermeiden sucht, von Baustoffen das benutzt oder doch bevorzugt, was es in der Gegend gibt und sich besonders bewährt hat. Auch gegen Neues war man durchaus nicht ablehnend, nur mußte es soweit aus- gereift sein, daß es sich ebenso bewährt hatte wie das alte. Auch mir würde es sehr widerstreben, mein Haus und Garten als Versuchsfeld für Einfälle und Launen eines Garten- oder sonstigen Gestalters herzugeben. Sowas mag für Dritte sehr lehrreich und unterhaltend sein, auch für den Künstler, nicht aber für den Eigentümer, der sich nun jahrelang, vielleicht sein Leben lang mit den Versuchsobjekten abfinden soll, wo er doch ein behagliches Heim haben wollte. Wer schon etwas wirklich schönes Neues bieten kann, welches sich gleichwertig neben das beste Alte stellt, es sogar übertrifft, muß schon eine hervorragende Künstlerpersönlich- V-^^sT^ Fig. la. keit sein (in unserem Beruf halten sich allerdings die meisten dafür; zu was hat man denn auch die „Schule" besucht?). Sehen wir uns nun in alten Gärten um, welche früher, bis spätestens so um 1850 herum, entstanden sind, so fällt uns an den Gartenhäusern vor allem eine solide Bauweise auf, welche den „modernen Menschen" meist etwas ganz ungewohntes ist. Bretterbuden oder Eisengerippe mit Papp- dächern, die nach zehn Jahren hin sind, galten damals ebenso als Geldverschwendung, wie die „modernen" Damenmoden, die man nach zweimonatigem Gebrauch durch neuere Auf- lagen ersetzt. Häuser und Möbel sind eben keine Mode- artikel. Wie es früher Landestrachten gab, so hatten, wenigstens in gewisser Beziehung, die verschiedenen Teile unseres Vater- landes ihre baulichen Besonderheiten, welche sich aus dem Vorkommen besonderer Baustoffe und handwerklicher Eigen- heiten am Ort erklärten. Es gab auch damals noch keinen so stark entwickelten Handel mit allerlei Baumitteln wie heute, wo selbst im weltentlegensten Dörflein ohne ersicht- lichen Grund mit Rabitz und Patentdecken, mit Pappdächern und klapperigem Wellblech gebaut wird, wie in den be- rüchtigsten Berliner Schieberkasernen. .Auch gab es damals noch keine schlechten Bauzeitungen und Vorlagen gedanken- loser Zeichner, mit denen heute Fachwelt und Laien über- schwemmt werden. Es wäre verfehlt, zu glauben, daß sich unter solchen Umständen in den alten Gärten nichts hätte entwickeln können. Der Augenschein beweist uns das Gegenteil. War schon die Bauweise des Gartenhauses durch die zeitlichen Stilformen der \|fohDhäuser bedingt, so daß eine große Ab- wechslung entstand, so lebte sich oft beim Gartenbau ein freudiger Formensinn aus, welcher aus Rücksicht auf die Kosten beim Wohnhaus etwas kürzer kam. Auch an dem- ^ . ^ selben Ort finden wir die größte Abwechslung in gleich- zeitig entstandenen Garten- häuschen, sowohl im Grund- riß als im Aufbau und in den Einzelheiten. Allen gemein- sam ist aber etwas, was wir erst wieder einführen müssen, was wir verloren haben ; näm- lich die Traulichkeit, die lie- benswürdige, ja heitere Ruhe und Reife. Ein Gartenhaus muß fertig und gut aussehen. Selbst bei äußerst beschränkten Mitteln darf es nie den Eindruck machen, daß die Mittel nicht langten, daß man sich wohl gar nur mit einer notdürftigen Aushilfe begnügt. Betrachten wir nun die Bauformen selbst. Eine ein- fache Lösung finden wir dort, wo es möglich war, vorhan- denes Bauwerk alf Gartenhaus zu benutzen. Auf alten Stadt- mauern, besonders im Süden unseres Vaterlandes, finden wir oft alte Warttürme, bei denen das Guckloch zu einem freundlichen Fenster erweitert ist. Das Innere ist geputzt, tapeziert und behaglich eingerichtet. Ein Blick durch das Fenster ins weite Fig. Ib. XX, 42 Die Gartenwelt. 495 Grundriß. Land bietet bei jedem Wetter und zu jeder Tages- und Jahreszeit neue Reize. Von unten und oben zieht der Efeu sein schützendes Kleid über das Jahr- hunderte alteGemäuer, Hier beschränkt man sich darauf, das Aeu- ßere und die Kon- struktion durch sorg- fältige Pflege noch recht lange zu erhalten. (Abb. la und Ib.) Allgemein über ganz Deutschland verbreitet war das Gartenhaus im Massivbau oder, wo die Mittel sparsam flössen, doch im beiderseits geputzten Fachwerkbau. Wo in terras- siertem Hügelgelände Mittel- und Süddeutschlands das Garten- haus einen freien Unterbau (offen oder geschlossen) hat, ist letzterer massiv. (Abb. 2.) Der Putz ist entweder weiß geblieben oder hat einen farbigen Anstrich. Stets wird der Putz richtig als Schutz des Mauerwerks gewürdigt, welcher dessen Lebensdauer um das Vielfache verlängert. Man baute ja nicht nur für sich eine notdürftige Unterkunft, sondern wollte für sich und seine Kinder und Enkel eine Freude daran haben. Wohl haben wir in Norddeutschland den Backsteinrohbau als bodenständige Bauform in der Mark und in vielen Städten der Wasserkante. Auch hier möchte ich empfehlen, sich die Art, wie die alte Backsteintechnik so reizvoll sich gibt, recht genau anzusehen, da sie so ganz anders ist als der Backsteinbau der letzten Jahrzehnte. Fensterrahmen und oft die Türen leuchteten in sauberem Weiß. Hatte die Tür wenig Verglasung , so waren die Sprossen weiß, das übrige Holz grün oder sonst farbig, wie die Fensterläden. In Süddeutschland sind zu allen Zeiten auch bunte, farbenfreudige Anstriche beliebt gewesen. In der Dachform herrscht überall die größte Mannigfaltig- keit. Besonders im 18. Jahrhundert. Die Schieferdeckung erlaubte weitgehende Freiheit in Rundung und Schweifung, während das Ziegeldach möglichst gerade, glatte Flächen, unter Vermeidung jeden unnötigen Knicks oder Kehls, ver- langt, um gut zu sein und schön zu wirken. In schieferreichen Gegenden, wo man die ganze Hausfront mit Schiefer bekleidete, wurde auch das Garten- haus nach außen auf sauberer Schalung be- schiefert. Besonders im „ber- gischen Lande", an der Wupper und Ruhr, fin- den wir geradezu Edel- steine solcher Garten- häuschen. (Abb. Titel- seite.) Mochten auch hier die Bauformen dem Wandel der Zeiten ent- Seitenansicht. Rückseite. sprechend wechseln, die meisterhaft un- übertreffliche Be- schieferung finden wir durch die Jahr- hunderte hindurch bis etwa um 1840 mit gleicher Liebe angewendet. Neben der Beschieferung sind dieser Gegend noch eigentümlich die weißen Fenster- rahmen, Türrahmen und Gesimse. Ist die Türe verglast, so ist sie auch weiß gehalten, sonst sind an ihr die Fenster- rahmen und Spros- sen weiß und die übrige Tür grün. Oft sind auch Tür und Fenster mit grünen Klappläden verschlossen. Einen Höhepunkt in der bergischen Gartenhäuschenkunst bildete die Zeit des Rokoko, aus weldier Zeit unser Bild der Titelseite eine kleine Probe gibt. Das schöne Dach ist ebenso wie die Wandschieferung in feinen Musterungen gehalten. Die weißen hölzernen Gesimse und Rahmen sind wunderbar profiliert und mit reicher Schnitzerei versehen. Es würde zu weit führen, auf all das Schöne, welches unsere alten Gärten enthalten, die vor dem Auftreten der Landschaftsgärtnerei entstanden, auch nur andeutungsweise hinzuweisen. Warum lernt man nicht dort? Die Mittel zum Bauen sind reichlich vorhanden und werden verbaut. Leider fehlt es den meisten Bauherrn und Architekten auch bei uns am Geschmack und an Erfahrung und an der Fähigkeit, die Lehren der Vergangenheit richtig anzuwenden. Möge obiges dazu dienen, auf die letzten edlen Reste der Vergangenheit, ehe sie verschwinden, immer wieder mit allem Nachdruck hinzuweisen. Wir haben in Deutschland mehr schöneres und lernenswerteres, als das ganze Ausland zusammengenommen, und so lange nicht alles schöne Ein- heimische gezeigt ist, haben wir weder Recht noch Grund, ausländische Arbeiten zu bringen. Anderenfalls versündigen wir uns an unserem eigenen Fleisch und Blut und sind unserer großen Vorfahren nicht wert. Warum sieht man nun in unserer Fach- presse so wenig von den schönen alten deutschen Gärten vor Beginn des Landschafts- unfugs? Die Architek- turpresse hat seit Jahr und Tag diese Pflicht treu erfüllt. Warum enthält man uns dieses kostbare Gut und Bil- dungsmittel vor? Hoffen wir auf gute Besserung ! Vorderansicht. 496 Die Garten weit. XX, 43 Gehölze. Gärtnerische Streifzüge im Kriegsgebiet. Von Fr. Roll. 3. Rosen, Ziersträucher und -bäume. Frankreich war zu einer Zeit, es ist noch kein halbes Jahr- hundert her, das führende Land in der Rosenzucht; es brachte die ersten und besten Züchtungen hervor, die zum Teil noch heute in der ganzen Welt ihren Platz im Rosengarten be- haupten. Viele der zu einer Zeit berühmtesten französischen Rosen sind heute allerdings so ziemlich in den Hintergrund getreten; ich erinnere an die altersschwach gewordene La France, die noch vor 20 Jahren zu den Lieblingssorten ge- hörte. Auch die gelbe Marechal Niel, die einst in vielen Handelsgärtnereien in Gewächshäusern ausgepflanzt war und sich unter der ganzen Glasfläche hinzog, im Frühjahr auch reichlich Blumen brachte, verlor trotz ihres reichen Duftes von Jahr zu Jahr an Platz, als die neuen, lang- und gerad- stieligen Treibsorten aufkamen. Im Freien war sie in regne- rischen Jahren stets ein Schmerzenskind, da die dichtgefüllten Knospen anfaulen, bevor sie sich öffnen; sie ist heute nur noch Liebhaberrose, die da und dort noch ein Plätzchen hat, bei ihrem Eingehen aber meist durch eine andere Sorte ersetzt wird. Die Marechal Niel, die zur Zeit ihres Aufkommens im reinsten Triumphzug durch alle Länder zog, wie in neuerer Zeit die rahmfarbige deutsche Züchtung Kaiserin Auguste Viktoria, hat keinen bekannten Züchter; sein Name ist wenigstens unbekannt geblieben*). In der neueren Zeit sind auch in anderen Ländern, besonders auch in Deutschland, die Rosenzüchter mit Erfolg an Neuzüchtungen herangetreten, so daß Frankreich seine tonangebende Stellung verlor. Die deutschen Züchtungen sind den französischen längst gleich- wertig geworden, übertreffen sie zum Teil um ein Gutes, besonders in der Blumenhaltung. Der Kaiserin Auguste Viktoria, die auch in Menge in die südfranzösischen Kulturen aufgenommen wurde, können alle französischen Neuzüchtungen nichts annähernd Gleichwertiges gegenüberstellen. Ein Abglanz aus seiner großen Rosenzeit ist allerdings Frankreich auch heute noch geblieben, manchmal in ganz bescheidenen Dörfchen. Ich meine die großen Rosenspaliere von alten Rosensorten, z. B. Gloire de Dijon, Mme Berard und anderer vorzugsweise gelber Sorten, die, auf Halb- und Hochstamm veredelt, oft die ganze Hauswand bis unter das Dach hinauf bedecken und zur Blütezeit sich dicht mit den großen, vollen Blumen schmücken. Ich sah uralte Exemplare davon, auch in Le Chesne in der Champagne. Solche Spaliere müssen gut gepflegt werden, besonders üppige Jung- schosse im Zaume gehalten werden, damit sie dem alten Ge- rüste die Kraft nicht wegnehmen. Der Krieg hat diese Spaliere vielerorts sehr zu Schaden gebracht. Aus Mangel an Pflege und Ueberwachung rissen vielfach einzelne Jung- schosse die ganze Kraft an sich und das ganze übrige Ge- zweig vertrocknete. Sonst sah ich auch hier und da noch die ganz alten französischen Schlingrosen als Wandbekleidung, neuere Sorten nicht. Der Franzose sonnt sich gerne am alten Glänze, was den Garten angeht, und bleibt dabei etwas rückständig. Ich bekam wenigstens den Eindruck, daß der Ruhm der franzö- sischen Gartenkunst mehr auf der Vergangenheit beruht ; in der Neuzeit sind wir auch darin den Franzosen vorangeschritten. *) Anmerkung der Seh r if tl e itu ng. Gezüchtet 1864 von Pradel. Nur die Crimson Rambler, die allerdings gerade keine neueste Züchtung ist, fand sich auch noch hier und da als Schling- rose. Oefter noch sah ich sie in zum Teil wunderhübschen Kronenformbäumchen, als große Kugeln an Reifen gezogen, auch in Pyramidenformen. Sie war das Hauptschmuckstück manches Gärtchens, wenigstens für den Besitzer, da neben guten Formen auch zu verschnörkelte da waren, welche die alten Faßreifen, die sie hielten, gar zu offen sehen ließen. Daneben gab es noch hier und da ganz hübsche, kleine Rosensortimente auf Hochstämme veredelt. Ziersträucher hatten in die gewöhnlichen Gärten nur wenig Eingang gefunden. Am meisten sah ich die rote Blut- haselnuß und den weiß- oder gelbbunten Eschenahorn, Acer Negundo fol. var. Mehr als die laubabwerfenden Sträucher sind die immergrünen, Kirschlorbeer, Aukuba, Evonymus und Buchsarten, Gemeingut der Gärten in der Champagne und in Nordfrankreich geworden. Auch die Stechpalme, grün oder bunt, sah ich ziemlich häufig. Nadelhölzer in besonders schönen, starken Stücken ge- hören in Nordfrankreich zu den größten Seltenheiten. Als einzigen bemerkenswerten Baum sah ich in Bernes bei St. Quentin einen virginischen Wacholder von beträchtlicher Höhe. Unvergeßlich bleiben mir dagegen die drei riesigen Weymouths- kiefern (Pinus Strobus) im Parke des Herrenhauses von Primat. Sie hatten Stämme von über 1 m Durchmesser und waren etwa 4 m vom Boden aufgeastet, wodurch die Schönheit des Stammes mit der dickborkigen Rinde gut zur Geltung kam. Die riesigen Aeste, die weit ausluden, waren dicht mit Zapfen behangen. So standen sie da als Prachtstücke, zugleich als Erinnerung an die wohl schon etwas ferne Prachtzeit des Parkes, von der sonst gar wenig übriggeblieben ist. Im Hofe des Herren- hauses stand auch noch eine bemerkenswerte starke Linde. Eine Eigentümlichkeit von vielen Dörfern und Städten Nordfrankreichs sind die in Spalierform gezogenen Linden als Straßenbäume. Als eigenartig muß ich sie bezeichnen ; schön kann ich eine solche Straßenpflanzung nicht nennen, auch nicht zweckmäßig, denn Schatten gibt sie ja gar keinen. In schmalen Straßen mit schmalem Gehsteig mag sie vielleicht noch einige Berechtigung haben, obwohl ich auch dort noch lieber kleine Kugelbäume, Robinien oder Rotdorn, gesehen hätte. Als einzigen Zweck dieser Spalierformen konnte ich den denken, daß sich die Leute von den beiden Straßen- seiten nicht in die Fenster gucken konnten. Die Linden schoben sich wie Wände dazwischen. In breiteren, unregel- mäßig bebauten Straßen mit breitem Gehsteig fand ich diese Bäume in ihrer Wirkung manchmal geradezu häßlich, zumal da ihre Belaubung oft kränklich , zerrissen und zer- fressen war. Kränklich und wipfeldürr sah ich die Straßen- bäume auf freier Landstraße überhaupt vielfach, besonders im Industriegebiete gegen die belgische Grenze zu. Im allgemeinen fehlte eine Straßenbepflanzung im Norden über- haupt. Es ist in Frankreich in vielen Gegenden noch so> daß sich der Staat der Baumpflanzung an seinen Straßen widersetzt, da das Straßenpflaster durch den Tropfenfall bei Regen notleiden könnte. Stauden. Paeonia Veitchü, Lynch. Diese noch neuere chinesische Einführung steht der P. ano- mala sehr nahe, unterscheidet sich aber von dieser wie auch von anderen Arten sehr leicht, und zwar dadurch, daß ihre Triebe XX, 42 Die Gai'tönwelt. 497 mehrblütig- sind. Sie tragen bis vier, durchschnittlich jedoch zwei oder drei Blüten. Die kräftigen, sich gut aufrecht haltenden Triebe tragen eine schöne, beiderseits hellgrüne, lebhaft glänzende Be- laubung, die vielfach zerteilt und tief eingeschnitten ist. Sie bilden so dichtbelaubte, bis ^U m hohe Büsche, die auch ohne Blüte noch eine gute, schmückende Wirkung ausüben. Endständig der Triebe stehen auf langen, schlanken Stielen, oft in nickender Haltung, die hübschen, einfachen Blüten. Sie öffnen sich nach und nach ganz weit, und haben dann bei fast ganz flacher Form 8 — 10 cm Durchmesser. Die stofflich festen Blütenblättchen haben eine abgerundet rechteckige Form mit leicht nach oben gerichteten Rändern. Beim Erblühen ist die Färbung ein sattes Karminrot, das dunkler gestreift und purpurn getönt ist; später aber hellt sich die ganze Färbung etwas auf. Zu dem Rot der Blüten- blättchen steht das helle Gelb der Staubblättchen im angenehmen Gegensatz, die sich am Blütengrunde in dichtem Kranze um den Fruchtknoten häufen. Die Blütezeit dehnt sich von Anfang bis Ende der Paeonienblüte aus. Paeonia Veiichii ist im westlichen China, nahe der Grenze Tibets, heimisch. Sie wurde dort von dem erfolgreichen englischen Reisenden und Sammler Wilson aufgefunden und dann später durch die bekannte Londoner Firma Veitch & Sons in den Handel gebracht, was allerdings erst vor wenigen Jahren geschah, so daß ihre jetzige Verbreitung hier in Deutschland noch eine sehr be- schränkte ist. Ich sah sie bisher nur bei einer Firma mehrere Male in Blüte. Ich halte sie für eine sehr gute, brauchbare Schmuck- staude, die besonders auch für den Staudenliebhaber erhöhten Wert besitzt. Ihr heimischer Standort sind die Ränder der Ge- birgswälder, in den beträchtlichen Höhen von rund 3000 Meter. Aus diesem Grunde ist wohl erklärlich, daß die Pflanze ein gutes, robustes Wachstum besitzt, was ich auch durch Beobachtungen in der Kultur bestätigt fand. Auch ihre Winterhärte ist beträchtlich, doch rate ich, den jungen, noch nicht fest heimisch gewordenen Pflanzen vermittels einer Lage trockenen Laubes oder Torfmulls einen vorsorglichen Winterschutz zu geben. Wie für alle Paeonien, so ist auch hier für diese Art ein recht tiefgründiger, nahrhafter, mehr schwerer als leichter Boden, mit einer mäßigen Feuchtigkeit verbunden, der beste Nährboden. Andauernde Nässe ist jeden- falls schädlich. Auch gebe man der Pflanze einen warmen, ge- schützten und sonnigen Standort, sei es nun auf Beeten, Gruppen oder an anderen Orten. Auch der freie Standort im Rasen, vor niedrigem Blütengehölz, käme bei ihrer Verwendung in Frage. Immer aber sei ihr Standort so, daß sie den sorgenden Augen und Händen des Pflegers leicht erreichbar ; ist doch das Neue, Unerprobte immer von größerem, spannenderem Interesse, als das erprobte Alte. Bei zusagendem Standort wächst die Staude auch bei uns zu kräftigen, voll belaubten, mehr breiten als hohen Büschen heran, die dankbar ihren Biütenschmuck hervorbringen, aber auch schon durch die hübsche Belaubung allein eine Zierde sind. Abgesehen von ihrem Wert als Schmuckstaude dürfte P. Veitchii in der Zukunft vielleicht noch einmal wertvoll werden. Durch Einwirkung ihres Blutes dürfte es mit der Zeit dem rast- losen Eifer des Züchters möglich sein, den Flor der beliebten Bastarde der P. albiflora zum Teil beträchtlich zu verfrühen, den- selben dadurch also auch um die gleiche Zeit überhaupt zu ver- ringern. Möglich auch, daß die bisher überwiegende, wenn auch gerade nicht ausschließliche Einblütigkeit der Triebe der genannten Bastarde in die reichere Mehrblütigkeit hinüber zu führen ist. Kache. Zwei reizende Stauden. Die beiden untengenannten Pflanzen gehören zu der anspruchs- losen, mit jedem halbwegs guten Boden vorliebnehmenden Klasse der Stauden. Coreopsis grandi/lora (Mädchenauge). Diese unendlich reich und dankbar blühende Staude liebt einen hellen bis halbschattigen Standort und eine leichte, kalkhaltige Erde. Sie wird 60 cm hoch. Anfangs Juli erscheinen die ersten der langgestielten, schalen- förmigen Blüten, die sich, auch abgeschnitten, lange Zeit schön halten. Die Farbe derselben ist ein klares Goldgelb. Coreopsis ist in den südlichen Vereinigten Staaten beheimatet und schenkt uns ihre Blumen ununterbrochen bis in den September hinein, bis die ersten Fröste dieser sich beinahe zu Tode blühenden Schnitt- und Schmuckstaude ein Ende setzen. Vermehrt wird sie am besten durch Aussaat, die Vermehrung kann jedoch auch durch Teilung im Frühjahr erfolgen. Ein prächtiges Gegenstück zu dieser entzückenden Staude ist Erigeron Mesagrande speciosus, Berufs- oder Berufungskraut ge- nannt. Diese vielfach verwenbare Pflanze findet man auch unter dem falschen Namen Aster Mesagrande speciosus. Die Blüte fällt un- gefähr in die gleiche Zeit, wie die der Coreopsis, nämlich in die Monate Juni bis August. Die 40 — 50 cm hohen, reichverzweigten Büsche liefern auf dünnen, aber festen Stielen eine Fülle von großen, prächtigen Strahlenblüten. Die schmalen, dichtstehenden Blütenblättchen sind dunkelblau, mit einem rötlichen Schein; sie stehen um die bräunlichgelbe Blumenscheibe. Eine besonders großblumige, etwas hellere Abart desselben ist Erigeron speciosus superbus. Erigeron Coulteri, der im Juni einen überaus reichen Flor wohlgeformter, weißer Blüten hervorbringt, ist für die Binderei in dieser, mit weißen Blumen knapp versehenen Zeit eine wohl zu empfehlende Schnittstaude. An neueren Sorten ist Erigeron Asa Greg, ähnlich speciosus, nur mit hellorangefarbigen Blüten, zu erwähnen. Erigeron intermedius, auch unter den Namen La Grandesse und Perrys variety im Handel, ist wohl der schönste aller. Er ist eine üppig wachsende Sorte, deren 40 — 50 cm hohe, verzweigte Blütenstände von prächtigen, hellilafarbenen Blumen gebildet werden. W. Grupp, Eßlingen a. N. Höhenwuchs, Kronenform und Nachzucht der Fidite, Picea excelsa. Von F. Esser. (Hierzu zwei Abbildungen, nach für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) In städtischen Anlagen, im Park und Ziergarten darf die Rot- tanne oder Fichte neben den vielgerühmten Ausländern, die in der Jugend durch Form und Farbe hier und da bestechend wirken, überall dort einen Platz als Zierbaum beanspruchen, wo nach- gewiesen ist, daß sie auch im höheren Alter noch im wahren Sinne des Wortes eine Zierde unserer Kunstanlagen darstellt. Alte häß- liche Bäume haben nicht allein keinen Schmuckwert, sondern stören oft ganz empfindlich das ganze Bild der Anlage. Auf deutschem Boden ist die Fichte in ausgedehnten Wald- gebieten das „Mädchen für alles" geworden. In der Heimat des Eichenschälwaldes und dort wo die Naturverjügung der Rotbuche entgleiste, hat sie sich große, jährlich stark wachsende Flächen er- obert. Ein schwunghafter Handel mit Fichtenpflanzenmaterial wird seit Jahrzehnten in vielen deutschen Provinzen betriehen. Der Gartenarchitekt muß mit Rücksicht auf den Kostenpunkt seiner Anlagen vielfach zur Fichte als Lückenbüßer greifen. Die unaus- bleibliche Folge des forstlichen Strebens, durch Nadelholzanbau den Bodenertrag zu erhöhen, bei der Gartenbaukunst nach einem rasch in die Augen fallenden Waldschmuck in der Nähe der Groß- städte und sonstigen Zieranlagen, mußte zu einer fortschreitenden Zurückdrängung des in der Jugend unscheinbaren Laubholzes führen. So wird der reine Laubwald immer seltener, und selbst auf den besten Böden finden wir keine gärtnerische Anlage mehr, die nicht lediglich der beabsichtigten Abwechslung wegen eine Nadel- holzgarnierung aufweist. Auf diesem Wege der Strebens nach höchster Mannigfaltigkeit bei der Bepflanzung von der Dekoration dienenden Flächen, mußten ganz naturgemäß große Mißerfolge, auch bei der Fichte, ihren Einzug halten. Wollen wir uns über das Wesen der Baumgewächse (überhaupt aller Gewächse) sichere Anhaltspunkte verschaffen, dann hat die Beurteilung ihrer besonderen Eigentümlichkeiten dort zu geschehen. 498 Die Gartenwelt. XX, 42 wo sie die günstigsten Lebensbedingungen finden, in ihrer eigent- lichen Heimat. Die Abbildung des herrlichen Fichtenstammes, mit über 10 Festmeter Inhalt, auf Abb. S. 499, oben, zeigt uns, daß wir in der Höhenlage des bayerischen Schwabenlandes (über 600 m ü. M.), verbunden mit hoher Luftfeuchtigkeit, hier wohl von günstigen Lebensbedingungen der Fichte sprechen können, die im deutschen Walde kaum günstiger anzutreffen sind. Die angegebene Höhe erreicht diese Baumart aber nur in geschlossenen Beständen. Frei- stehende, selbst größere Gruppen, werden auch hier kaum 25 m hoch, und einzeln stehende Fichten sind zahlreich in den Wiesen und Feldfluren zu finden, die in einem Alter von bald 100 Jahren kaum 15 m Höhe aufweisen. Nach der untern Abbildung Seite 499 ist aus der sonst so schlanken Tanne im freien Felde ein Baum mit kurz-kegelförmiger Krone geworden, der eine kräftige, gesunde Beaslung zeigt. Solche Fichtenbäume mit derartigen typischen Kronenformen sind unstreitig die Folge der vielen starken Stürme der hiesigen Gegend. Unfehlbar ist auch die Ernährung der Bäume aus den jährlich animalisch gedüngten Wiesen und Feldern bei der Kronenveränderung mitbeteiligt. In geschützten Lagen, Gärten und Anlagen, sehen wir hier schlankere, höhere Einzel- fichten, jedoch dort, wo sie mit ihren Wurzeln in regelmäßig ani- malisch gedüngte Flächen eindringen, sdion mit etwa 20 Jahren zapfentragend. Schon in größeren Horsten, auf jungfräulichem Waldboden, am unverkennbarsten im geschlossenen Waldbestande, bietet die Fichte in allen Teilen der hiesigen Gegend herzerfrischende Waldbilder. Für den Forstmann ist es ein Hochgenuß, wenn er hundertjährige Bestände dieser Art mit stolzer Bewunderung durch- schreiten kann, die über 1000 bis 1200 Festmeter pro Hektar an Holzmasse aufweisen. Das sind seltene Wuchsleistungen im Fichten- walde. Daß der geschlossene Nadelholzbestand den Wuchs fördert, steht forstlich fest. Durch das allmähliche Absterben der unteren Aeste, infolge Lichtentziehung, entfaltet der im Bestandesschluß stehende Baum mehr seine Wuchskraft in der Verlängerung der Hauptachse. Wenn auch nach wissenschaftlichen Untersuchungen der Wind das Wachstum der Pflanzen fördert, so zeigen doch die Bestandesränder der Westseite der Holzbestände und die oben angegebenen Beispiele einzelnstehender Bäume, daß die dauernde bzw. häufig wiederkehrende Windstärke eine gewisse Grenze nidit überschreiten darf, sonst tritt bei der Fichte (wahrscheinlich bei den meisten Nadelhölzern) eine Störung in der regelmäßigen Beastung und Benadelung ein. Die Baumkrone verliert ihre ur- wüchsige Form. Für die Heranzucht von Zierbäumen ergibt sich hieraus folgende Schlußfolgerung: 1. Sollen Einzelfichten auch im höheren Alter wirkliche Zierbäume mit voller, frischer Benadelung und günstiger Beastung darstellen, dann sind sie tunlichst gegen die Hauptwindrichtung durch Auswahl ihres Standortes oder Laubholzvorpflanzung zu schützen. 2. In freien Lagen liefern die meisten Nadelhölzer, ganz sicher die Fichte, im Gruppenanbau die schönsten Baumformen. Je größer diese Gruppen sind, um so sicherer ist eine Garantie für die Erhaltung des urwüchsigen Baumcharakters zu geben, infolge der naturgemäßen Düngung durch Nadelabfall. 3. In kleinen wie großen Zier- und sonstigen Wäldern führt die Pflanzung im weiten Verbände (zwei oder mehr Meter Pflanz- weite) zum frühen Zapfentragen, infolgedessen zu unschöner Kronen- bildung und verlangsamtem Höhenwuchs. 4. Kraftstrotzende Baumschäfte, wie sie die obere Abbildung Seite 499 aufweist, lassen sich nur im vollen Bestandesschluß heranziehen, in dem die Mannbarkeit auf geeigneten Böden mit genügender Luftfeuchtigkeit spät beginnt. Das frühe und reiche Zapfentragen der Fichte in warmen Ab- dachungen, in Gegenden mit trockener Luft und auf animalisch gedüngten Flächen, ist ein krankhafter Zustand. Die Rauchschäden der Fichte an Eisenbahnen und in Industriegebieten liefern ferner den Beweis, daß dieses Nadelholz (wahrscheinlich alle Nadelhölzer mehr oder weniger) bei seinen geringen Bodenansprüchen den meisten Laubhölzern gegenüber für ihre Ernährung wertvolle Nähr- stoffe aus der Luft nehmen. Man wird mehr und mehr von einer gewissen Entartung dieses Baumes sprechen können, je mehr sein Verbreitungsgebiet von dem natürlichen abweicht. Nur die in jungfräulichem Waldboden, im Humus des Mutterbaumes erwachsene Fichtenpflanze wird sich im höheren Alter bei einer, die Boden- kraft erhaltenden Forstwirtschaft dauernd günstig vererben. Für die Erhaltung urwüchsiger Waldschönheit bedeutet die künst- liche Massenzucht von Fichtenmaterial auf unnatürlich (natürlich ist nur der Nadelabfall und die Verwesung von Holzteilen usw.) ge- düngten Flächen niemals einen Fortschritt, in seinen Nachwirkungen nur ein ganz bedenklicher, nicht überall zu umgehender Notbehelf. Die künstliche Düngung der Holzpflanzen, in jahrelang zur Pflanzen- zucht benutzten Forstgärten, muß mit der Zeit zur Entartung der Fichte führen und hat ihr wahrscheinlich schon Krankheiten der verschiedensten Art gebracht. Daran können die dicken Bücher über Säen und Pflanzen nichts ändern. Wenn sich auch die Düngungskunst der Holzgewächse auf die bisherigen Ergebnisse der Baumanalyse stützt, so zeigen doch die Mißerfolge bei der Kunstdüngung, daß in der Aufnahme und Verarbeitung der pflanz- lichen Nährstoffe noch vieles aufzuklären bleibt. Das große ge- heimnisvolle, für den Menschen nicht greifbare in der Natur, ver- leiht ihr den höchsten Reiz. So wird es auch bleiben müssen. I Zwiebel- und Knollenpflanzen. Schöne, aber vergessene Knollengewächse aus der Familie der Iridaceen. Von K. Dolz. (Schluß.) Nächst Freesien sind es die Ixien, die den Handelsgärtnern als leicht und dankbar blühende Kulturpflanzen empfohlen werden können. Auch von ihnen wurden vor dem Kriege die Blumen in großen Mengen eingeführt. Wie bei den Freesien, so sind auch bei den Ixien im Laufe der Zeit eine beträchtliche Anzahl hybrider Formen entstanden, die für die Anzucht besonders wertvoll sind. Von den Arten und Abarten können folgende als die besten gelten : /. maculata ist wohl die bekannteste und schönste; sie gehört zu jenen Arten, deren Blüten am Schlünde einen großen, meist dunklen Fleck aufweisen. Die Farbe der Blumen ist ein lebhaftes Rotgelb, wozu noch ein schwarzes oder dunkelpurpurnes Auge und gelbe Staubbeutel treten. Der Gesamteindruck dieser, in dichter, vielblumiger Aehre sich zeigenden Blüten ist ein sehr vorteilhafter. Von Formen dieser Art sind hervorzuheben : Ochroleuca mit sehr großen, schwefelgelben, braungefleckten Blumen ; fusco-citrina, zitronengelb, braungefleckt, und nigro-albida, reinweiß mit schwarz. Lilafarbige, durch eine blaue oder grünliche Mitte ausgezeichnete Blumen besitzt /. monadelpha. Der Flor tritt vom April ab ein und währt bis in den Juni. Legt man die Knollen entsprechend früher, so gelangen sie natür- lich auch zeitiger zur Blüte. Im März und April, auch noch teilweise im Mai, haben die Blumen für die Binderei noch Wert, späterhin jedoch, wenn erst die Staudenblumen des Frühjahrs in größeren Mengen sich einstellen, sind sie schon schwerer unterzubringen, höchstens kann man bei blühenden Töpfen als Schmuckmaterial für Wohnräume auf Absatz rechnen. Nach dem Abblühen stellt man auch das Gießen allmählich ein. Sind Stengel und Blätter abgetrocknet, so werden sie aus den Töpfen genommen, sauber abgeputzt und an einem trockenen, kühlen Ort aufbewahrt. Man kann die Knollen aber auch in den Töpfen belassen. Außer der Topfkultur lassen sich die Ixien auch in einem sogenannten Kap- kasten auspflanzen, was den Vorteil hat, daß sie mehrere Jahre stehen bleiben und sich ungestört entwickeln können. Eine in der Tracht den Gladiolen sehr nahestehende Pflanze, von der man wünschen möchte, daß sie mehr gewürdigt würde, ist Schizostylis coccinea, deren unterirdische Grundachse sich nicht zu einer Knolle oder Zwiebel auswächst, sondern ein Rhizom bildet, dem die grundständigen, linealischen Blätter entspringen. Die XX, 42 Die Garteawelt. 499 prächtigen, karminroten, zweizeilig- ge- stellten Blumen stehen zu sechs bis zwölf in einer lockeren oder dichter gestellten Aehre vereinigt, die 40 bis 50 cm Höhe erreicht und sich über das Laub hinaus erhebt. Da die Blüte- zeit ziemlich spät eintritt, nämlich im Oktober und November, zu welcher Zeit es an Blumen mangelt, so ist diese Pflanze doppelt wertvoll. Auch der Umstand, daß sich die Blumen ziemlich lange halten und infolge ihrer langen Stiele sich ausgezeichnet für den Schnitt eignen, spricht sehr zu ihren Gunsten. Die Kultur ist eine der leichtesten, denn sie gedeiht in fast jeder guten Erde, und das ein- zige, was sie verlangt, um sich zu voller Schönheit entwickeln zu können, ist eine warme und recht sonnige Lage. Entweder pflanzt man sie in einen Kasten aus, der natürlich im Spätherbst gegen Frostgefahr geschützt werden muß, oder behandelt sie in Töpfen. In einem sandigen, mit Lauberde ver- mischten Gartenboden kommt sie recht gut fort. Solange es geht, hält man sie im Freien, räumt sie aber zu Anfang Oktober in ein luftiges Kalt- haus, wo sich die Blüten ungestört entwickeln können. Die Vermehrung geschieht entweder durch Teilung der Büsche während der Ruhezeit oder kurz vor Beginn des Wachstums imFrühjahr oder durch Samen, den man in mit Heide- erde gefüllten Schalen unter Glas zur Keimung bringt. Die jungen Pflänzchen sind zu verstopfen und der größte Teil von ihnen gelangt bei entsprechender Be- handlung schon im ersten Jahre zur Blüte. In den Sparaxis, einer nur aus drei bis sechs Arten bestehen- den Gattung, haben wir gleich- falls dankbar blühende Knollen- gewächse des südlichen Afrika vor uns, die im Kalthause bei entsprechender Behandlung, die gleich der der Ixien ist, gut ge- deihen. Die bekannteste Art ist S. bulbifera mit kugeliger Knolle, aus der die einfachen oder verzweigten, bis über 30 cm hohen Stengel treiben. Von den grundständigen, linealischen bis lanzettlichen Blättern sind meist vier bis fünf vorhanden, wozu noch kleine stengelständige treten, die sich oft durch das Vorhanden- sein von Brutknospen in den Achseln auszeichnen. Der Blüten- stand trägt eine oder drei bis fünf gelbe Blüten mit trichter- förmiger Röhre und eirund-läng- lichen Abschnitten. Als Unter- arten gehören hierher : S. grandi- flora mit meist etwas größeren Blüten, deren bis 3 cm lange Etwa 1 10 Jahre alte Fichte, welche in vollkommen geschlossenem Bestand 38 m Höhe erreichte. Die Querlatte in Kopfhöhe mißt 1 m. 95jährige Fichte, mit Krone nur 15 m hoch, frei im Ackerland erwachsen. Abschnitte eine purpurne, am Rande hellere Färbung zeigen ; seltener sind sie nur außen purpur, innen dagegen gelb oder gelblich ; S. tricolor ist eine dieBlütenfarbe sehr wechselnde Art, meist ist die Farbe ein schönes Bronzerot mit gelbem Schlund und in der Mitte einem dreizackigen, braunen bis fast schwarzen Fleck. Es gibt nun sowohl von der Hauptart wie den Unterarten eine ganze Menge Formen, die sich im wesent- lichen nur in der Färbung der Blüte unterscheiden. So gibt es eine S. grandiflora liliago mit weißen Blumen und eine S. grandiflora lineata, deren Blüten einen gelben Schlund besitzen und in den Perigonabschnitten, die mehr oder weniger rosa getönt und am Grunde gelb gefärbt sind, eine rote Linienzeichnung, sowie außerdem noch eine bis fast zur Mitte reichende braune Zone aufweisen. S. grandiflora stellaris hat purpurne, auf der Außenseite etwas blassere Blüten, deren ebenso gefärbter Schlund innen von einem breiten weißen Bande umgeben ist. Ebenso kann man verschiedene Formen bei 5. tricolor unterscheiden, z. B. S. tricolor blanda, mit weißen, rosa getönten Blumen und gelblichem Schlund ; S. tricolor Griff inii mit Blumen, deren obere Perigonabschnitte violett- purpurn gefärbt sind, und S. tricolor versicolor, Blüten lebhaft purpurrot, an den Rändern heller, am Grunde einen dunklen Fleck und ober- halb dieses Punktes lebhaft gelb. Außer den natürlichen Ab- arten und Formen gibt es in dieser Gattung auch Hybriden, die durch Kreuzungen der Arten und Abarten entstanden und mit Phantasienamen belegt sind. Vom gärtnerischen Standpunkt aussind siedurchweg beachtens- wert; sie zeichnen sich durch eine reichliche Blütenentwick- lung und große Farbenschön- heit aus. Auch der unseren Mont- bretien so nahestehenden Tri- tonien wollen wir hier gerlen- ken, zumal man von ihnen fast das ganze Jahr hindurch die eine oder andere Art blühend haben kann. Ihre Kultur ge- schieht entweder in Töpfen oder im Kalthause, oder ausgepflanzt in Steinkästen in sandiger Laub- und Mistbeeterde. Während des Wachstums und der Blüte- zeit ist eine reichliche Bewäs- serung geboten, doch ist die- selbe sofort von dem Zeitpunkt an zu verringern, wenn die Blätter anfangen, sich gelb zu färben. Schließlich stellt man das Gießen ganz ein. Die Vermehrung geschieht durch Teilung oder Samen. 500 Die Garten weit. XX, 42 Alle Tritonien sind Knollengewächse mit meist zierlichen und verzweigten oder gabelig verzweigten Stengeln und grundständigen, linealischen oder mehr breiten, schwertförmigen Blättern. Der Blütenstand ist eine lockere Traube mit rötlichen, goldgelben, heller und dunkler rosagefärbten, seltener auch weißen Blüten. Die bekanntesten Arten sind : Tritonia flava, im Februar in Blüte tretend, mit lebhaft gelben Blumen in vier- bis sechsblütiger Aehre ; im April setzt T. Wilsoni. weiß mit purpur verwaschen, mit ihrem Flor ein ; der Mai läßt T. deusta mit zinnoberroten Blüten, die sich noch durch einen dunkelpurpurnen bis schwarzen Fleck aus- zeichnen, sowie 7'. hyalina mit ziemlich großen, rosenroten Blumen, 7. lineata mit strohgelben, orange geäderten und gefleckten Blumen in Flor treten ; auch T. scillaris, lebhaft rosa, und T. securigera, gelblichrosa, blühen in diesem Monat. Im Juni schließen sich an die gelbrote T. crocata und die sich durch sehr krause Blätter auszeichnende rote, mitunter auch weißblühende 7. undulata; im Juli gelangt die weniger auffallende T. viridis mit grünlicher Blume zur Blütenentwicklung; der August bringt die scharlachrote T. miniala und der September schließt den Flor dieser dankbaren Knollengewächse mit der blaßrötlich oder weißgelblich blühenden T. capensis ab, deren Blüten sehr gute und hallbare Schnittblumen darstellen, die infolge ihrer lebhaften Farben allgemein Anklang finden dürften. Ebenso besitzen blühende Töpfe ein sehr elegantes Aussehen. Als letzte Gattung aus der Familie der Irisgewächse soll uns noch Watsonia beschäftigen, heutzutage in handelsgärtnerischen Kreisen wenig bekannt, aber nichtsdestoweniger eine während ihrer Blütezeit sehr hübsche Pflanze. Sie steht den Freesien sehr nahe und gedeiht am besten in einem sehr sandigen, mit etwas Heideerde vermengten, fruchtbaren Boden. Die Blütenentwicklung ist, wenn man die Knollen in den freien Grund eines Kastens auspflanzt, entschieden eine größere und die Ausbildung der Blumen eine bessere, als wenn man sie in Töpfen behandelt. Während der Ruhezeit sind sie trocken zu halten. Ihre Vermehrung ist gleich der der meisten Knollengewächse durch Teilung oder Samen. Die meisten dieser Gattung angehörenden Arten sind von an- sehnlichem Wuchs, entwickeln ziemlich breite oder mehr linealische Blätter und 30 — 50 cm hohe, ährenförmige oder etwas rispige Blütenstände mit meist roten Blumen. Scharlachrot blühen W. ale- troides in sechs- bis zwölfblütiger Aehre und W. fulgens mit meter- hohen Blütenständen. Durch lebhaft karminrote Färbung der Blumen an lockerer, vier- bis sechsblütiger Aehre fällt W, coccinea auf; alle anderen, z. B. W. Meriana, humilis, brevifolia und marginata, zeichnen sich durch mehr oder weniger rosenroten Blumenflor aus. Durch den dichten Blütenstand, an dem sich bis 50 Blumen vor- finden, ist W, densi/lora bemerkenswert, gleichfalls rosenrot, selten weißblühend. Ebenso haben wir es in W. glumacea mit einer sehr schönen, vielblumigen Art zu tun, deren aus einer sehr großen, kugeligen Knolle entspringenden starkverzweigte Stengel eine Höhe bis 1,50 m erreichen. Vor Jahren machte die W. Ardernei einmal von sich reden. Diese schönste aller Watsonien, die auch unter den Bezeichnungen W. alba, iridi/lora und O'Brieni geht, • zeichnet sich durch blendendweiße Blumen aus, die an 1,50 m hohen Blütenschäften zur Entwicklung gelangen. Man hatte von dieser Pflanze außerordentlich viel als Schnittblume erwartet, aber sei es, daß sie die auf sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllte, sei es, daß man ihr nicht die richtige Behandlung zuteil werden ließ, jedenfalls verschwand die Pflanze bald wieder. Möchten diese Zeilen dazu beilragen, daß man nach ihr wie nach anderen hier nicht genannten schönen Knollengewächsen Ausschau hält und sie erneut in liebreiche, verständnisvolle Pflege nimmt, denn es findet sich so manche kulturwürdige Erscheinung darunter, die es wert wäre, auch vor den Augen des Handelsgärtners und Schnittblumen- züchters Gnade zu finden. verholzende Mexikanerin, welche, z. B. in einem größeren Kalthaus ausgepflanzt, im zweiten und folgenden Jahre kletternd alle Teile überzieht, dabei noch in 3 — 4 m langen Ranken herabhängend, förmliche Blütenwände bildet, denn die Blumen erscheinen in großer Zahl. Verhältnismäßig selten werden Samenkapseln angesetzt, weshalb künstliche Befruchtung meist notwendig ist. Winters geht die Pflanze allerdings ziemlich zurück, aber aus den zurückgeschnittenen Zweigen entwickeln sich im Frühjahr und Sommer desto stärkere Triebe. Die Nordseite des Schlosses auf der Mainau (Bodensee) war vor Jahren von der dort wohl ausdauernden Cobaea ganz über- wachsen. Die Temperatur dort ist überaus mild (fijr Deutschland), denn bei etwa 10 — 12 Grad Celsius steigen meist Nebel aus dem See und hüllen schützend dies herrliche Eiland ein. Inspektor Schelle, Tübingen. Zeit- und Streitfragen. Schlingpflanzen . Cobaea scandens, diese Allerweltspflanze, wird meist als Einjährige behandelt. Sie ist jedoch eine ausdauernde, schwammig Das Recht der Gärtnerin. Von Hilde Jäger. Eins nimmt mich Wunder : Wie kann Fräulein Jastrow es nur mit ihrer Weiblichkeit vereinigen, aus ihrer klösterlich stillen Wirksamkeit heraus in die Oeffentlichkeit getreten zu sein? Siehe Artikel in Nr. 38 dieses Jahrg. Bleibt „uns" doch nichts als „ruhig weiterzuarbeiten und zu schweigen", um nicht in den „unfeinen, zänkischen Ton" mit einzustimmen. Mir scheint ein allseitiger, offener Meinungsaustausch der Sache fördernder, als gottergebenes, vornehmes Schweigen zu sein. Und um nicht in zänkischen, gehässigen Ton zu geraten, ist wohl als erstes erforderlich, die Unterscheidung von Sache und Person. Das „betrüben" aber über den „harten Schlag (?) für die Frau, die ihr Herzblut daran ge- geben . . .", was tut das zur Sache? Und die von diesem Gefühl diktierten Ausführungen des Frl. Jastrow sind infolge- dessen auch alles andere als sachlich. Also zur Sache. Die Gärtnerinnensache hat einen Fortschritt zu verzeichnen. War bis jetzt das einstimmige Urteil über die Gärtnerin bzw. die höhere Tochtergärtnerin — so man sich überhaupt die Mühe nahm, diese zu unterscheiden — überflüssig, entbehr- lich, wenn nicht schädlich, so regt sich jetzt eine mitleidige Stimme: man sollte es mit ihr versuchen, natürlich nur um sie „unterzubringen". Wirklich, das klingt — märchenhaft! Es war einmal ein König, es ist aber schon sehr lange her, der hatte ein neues Land entdeckt und machte es sich Untertan. Da er aber wenig Zeit für dasselbe übrig hatte, so kamen die Mannen des Nachbarn und bauten aus, was er begonnen hatte. Die Zeiten änderten sich aber. Als der König mit arbeitslosen Untertanen wieder in sein Land kam, da wußte keiner mehr etwas von ihm. Als feind- selige Eindringlinge wurden sie mißtrauisch gemustert. Aber da sie lange harrend standen und staunten, regte sich unter den Städtern das Mitleid und sie sprachen : „Nun ja, wir wollen sehen, was sich tun läßt, um euch unterzubringen." So zog der König in sein Königreich. Und fragt ihr, wie 's wieder gekommen sei? Danke, Großmutter, nun möchte ich ums Wort bitten. Ueber das Recht der Gärtnerin möchte ich etwas sagen. Als Erstes muß uns der Begriff „die Gärtnerin" klar werden. Wer oder was ist denn „die Gärtnerin" ? Ein Sammel- begriff, nichts weiter. Mädchen der verschiedensten Gesell- schaftskreise sind hier versammelt ; aus Volks-, Mittel- und XX, 42 Die Q-artenwelt. 501 Töchterschule kommen sie (die ersteren zwar schwach ver- treten); doch die höhere Tochtergärtnerin ist es vor allem, die soviel Aerger und Unwillen heraufbeschwor und deretwillen von vielen die ganze Gärtnerin über den Haufen geworfen wird ; da sie sich ferner in ihren Zielen teils mit den übrigen Gärtnerinnen deckt, andernteils in schroffem Gegensatz zu diesen steht, so gilt ihr zunächst unser alleiniges Interesse. Wer ist nun die höhere Tochtergärtnerin ? Ein Misch- begriff, eine Mischung von im Grunde sich völlig entgegen- gesetzten Elementen. Um diese Mischung zu untersuchen, gehen wir am besten zur Quelle zurück, zu dem Ort, an dem die Mischung gebraut wird: Zur „Gartenbauschule für Frauen gebildeter Stände", denn was aus ihr hervorgeht, nennt sich „Gärtnerin", ist die höhere Tochtergärtnerin. Es hat sich gezeigt, daß „Ehemalige" einer Anstalt über ihre und ihrer Anstalt Ziele ganz entgegengesetzte Ansichten haben können. So drängt sich die Frage auf : Was sagt denn die Schule, daß ihr Ziel sei, ist sie denn nicht, wofür sie — auch meist in Gärtnerkreisen — gehalten wird: oder Fachschule für Berufsgärtnerinnen ? Der Prospekt der Marien- felder Schule gibt uns darauf folgende Antwort: 1894 wurde die Anstalt ins Leben gerufen, nur (wohlgemerkt: nur!) zu dem Zweck, Frauen gebildeter Stände einen neuen, gesunden Erwerbszweig zu eröffnen ..." Das ist klar und deutlich. Fünf Zeilen darunter die scheinbare Fortsetzung: „Sie verfolgt die Aufgabe, Frauen und Mädchen mit guter Schulbildung durch theoretischen Unterricht (natürlich an erster Stelle!) und praktische Arbeiten so auszubilden, daß sie im- stande sind, als Berufsgärtnerinnen Stellungen zu bekleiden, oder die gewonnenen Kenntnisse nutzbringend auf eigenem Grund und Boden zu verwerten . . . Außerdem sollen blut- arme, schwächliche und nervöse Frauen durch systematisch geleitete Gartenarbeit sich kräftigen ..." Keiner kann zwei Herren dienen ; da denken manche, so versuche ichs mit dreien. Durch diese höchst dreideutige Spaltung der Schule kommt es, daß noch immer die drei verschiedenen Elemente ihr entgegenströmen, die folgendermaßen zu unters'cheiden sind: 1. Die zukünftige erwerbstätige Berufsgärtnerin. 2. Das Mädchen für alles. 3. Die Erholungsbedürftige. Unter Punkt 2 sind alle die zusammengefaßt, die glauben, ihre hier gewonnenen Kenntnisse später — so nebenbei, natürlich — auf eigenem Grund und Boden zur Deckung der eigenen Bedürfnisse verwerten zu können. Soviel über „die Gärtnerin"; auf die Beweggründe und Ziele der einzelnen will ich im Zusammenhang mit ihren Rechten eingehen. Nun zu den Fragen : Hat die Frau ein Recht auf den Beruf der Gärtnerin? Hat die Frau ein Recht zu „gärtne- rieren"? Den meisten Gärtnerinnen ist, wie Frl. Jastrow ausführt, die „Natürlichkeit" ihres Berufs eine natürliche Sache. Auch Herr F. Steinemann bekennt — was andern seines Geschlechts schwer wird auszusprechen — «... und doch war gerade der Garten schon lange das ureigenste Ge- biet der Frau." Weiter wird hier ausgeführt, daß die Land- frau dem Landmann gegenüber mehr Interesse für den Garten bekundet ... ich finde, wir müssen weiter zurückgreifen, vielmehr fragen, woher kommt das Interesse der Frau, wir müssen zurückgehen zu den ersten sichtbaren Kulturanfängen. Hier trat schon in die Erscheinung, was heute noch bei unserer sozialen Umgestaltung durch die Frauenfrage am Werke ist, die Arbeitsteilung. Zuerst zeigte sie sich bloß zwischen den beiden Geschlechtern. Der Mann als der Beschützer erfand die Waffe, um die wilden Tiere zu erlegen, erst aus Notwehr, dann zur Ernährung; aus der Jagd ging bald die Viehzucht hervor. So hatte sich der Mann das Tierreich zu eigen und zu Nutzen gemacht. Der Mann wurde ferner der Erbauer der Wohnstätte ; die Frau übernahm die Innenausstattung, die Instandhaltung der- selben , den Herd , die Sorge für Bekleidung. Aber auch zur Deckung der Ernährungsbedürfnisse trug sie das ihrige bei; sie durchstreifte Wald und Flur und entdeckte manches, das ihr brauchbar schien, Früchte, Wurzeln und würzige Kräuter. Und dann kam sie auf den genialen Ge- danken, sich so ein Ding mitzunehmen, zu zähmen, genau wie der Mann seine Tiere ; sie scharrte es aus, nahm es mit und nahe am Hause wurde es wieder eingescharrt, sie um- gertete es zum Schutz und hatte den Garten geschaffen. So hatte sich die Frau das Pflanzenreich zu eigen und zu Nutze gemacht. Erst durch die Zeit wurden die ursprünglich scharfen Reichsgrenzen verwischt ; es zeigten sich Anpassungen. So übernahm die Frau Zucht und Pflege des Kleinviehes, und der Mann merkte gar bald, welche Schätze der Pflanzen- bau erschloß, er nahm auf, was die Frau im Kleinen be- gonnen hatte und übertrug es mit Hilfe seiner Tiere ins Große; so nahmen Feld- und Ackerbau ihren Anfang. Und die Arbeitsteilung griff weiter um sich : der Mann erkannte ihren Wert; die Frau, als die konservativere, fängt heute an, ihn zu begreifen. Aber der Mann begnügte sich nicht mit seinen ursprünglichen Gebieten, sondern griff über auf die der Frau; so entstand unter vielen andern der Gärtnerberuf. Die Lebensarbeit von Unzähligen, die ihre ganze Kraft der einen Sache schenkten, stellt die heutige Stufe des Garten- baues dar. Durch das Aufkommen der Städte war es vor allem gekommen, daß die Frau das eine — • den Garten — ihrer zwei ursprünglichen Reiche — Haus und Garten — fast völlig aus den Augen verlor. Also : die Frau hatte einen Teil ihres ursprünglichen Gebietes an den Berufsmann abgetreten; das ist unbedingt als ein Fortschritt anzusehen; wir können uns heute nicht vorstellen, wie es ohne diesen Uebergriff von Seiten des Mannes aussehen würde. Nur auf dem Lande, der Verkörperung der guten, alten Zeit, ist scheinbar alles beim Alten geblieben : die Frau Herrin von Haus und Garten ; aber sehen wir näher hin ; was pflanzt sie denn? „Heinemanns 4 Jahreszeiten", „Böttners Treib" und vieles andere, was nicht ihr Werk ist. Also auch hier im Grunde der Mann der Herrschende und Tonangebende, die Frau nur ausführendes Handwerk. Und die Arbeits- teilung griff weiter um sich; wie einst mit dem Garten, so ging und geht es jetzt der Frau mit dem Haus ; immer mehr von dem, was einst in ihr unumstrittenes Reich ge- hörte, wird ihr vom Berufsmann entrissen; nun steht sie da vor ihrem Hausfrauenberuf , einem hohlen , untergrabenen Gebäude. Da wacht sie auf und hält Umschau; sie sieht, daß sie lange geschlafen hat, sie sieht das Werk der Ar- beitsteilung, die unaufhaltsam fortgeschritten. Und die Frau greift zum Beruf; aber zum Teil ist er schon ergriffen, denn viele „haben es nötig". Wie oft ein eisernes Muß und noch nicht die Erkenntnis des Wertes der Arbeitsteilung der Grund zur Berufsergreifung war, lehrt die Tatsache, daß für so Viele vom Augenblick der Verheiratung an jeder Berufsgedanke abgetan ist. Denn heiraten das heißt doch wohl sich an den Herd stellen. Merkwürdig ist auch, daß der Mann sich hier ausnahmsweise 602 Die Gartenwelt. XX, 42 als der Konservativere zeigt; denn mehr als von der Frau wird von ihm das alte, verblichene Hausfrauenbild aufrecht gehalten; er sieht noch nicht ein, daß es für die Allgemein- heit einen Fortschritt bedeutet, wenn nicht nur die halbe sondern die ganze Menschheit von der Arbeitsteilung Ge- brauch macht, ganz abgesehen von den Vorteilen, die sich der Frau wie der Einzelfrau hieraus ergeben. Für ihn ist in den meisten Fällen die ganze Frauenfrage damit abgetan: die Frau gehört an den Herd. Konsequent sollte er dann wenigstens fortfahren : der Mann hat sich sein Wild zu er- legen, bzw. sein Vieh großzuziehen, sein Haus zu bauen usw. Etwas neuzeitlicher formuliert heißt das wohl so : an den Herd gehört eine Frau, die Köchin; aber nicht für alle zwei Leute einen Herd und eine Köchin — dann müßte ja jede zweite Frau Köchin werden ! — nein, Volksküchen im großen Stil, das ist das Zukunftsbild. Die Frage der Berufswahl tritt auf. Im Ganzen ge- nommen muß man wohl anerkennen: die Frau wählt richtig; anfängliche Mißgriffe verschwinden mit der Zeit. Deutlich und offensichtig ist jedenfalls das: die Frau hat ein Recht auf den Beruf der Gärtnerin, auf Grund ihrer charakteristischen Eigenart, die sich schon bei der ersten Arbeitsteilung kund- tat und im Laufe der Zeit mehr und mehr ausprägte. Aber der Mann, der bis jetzt hier wie überall Alleinherrscher war, will natürlich sein Feld behaupten; das gibt Zusammenstöße; die „billigere Konkurrenz" wird gefürchtet, wie Herr Fehren- bach treffend ausführt; daher die Forderung: gleiche Bezah- lung für gleiche Leistungen. Aber die Sache scheint mir damit noch nicht ganz abgetan. Der zunächst liegende Ge- danke ist doch wohl folgender: Die Frau wird kommen und ihr altes Reich zurückerobern — erst, natürlich, lernt sie vom Gärtner, was zu lernen ist — und dann kann der Gärtner sehen, wo er „untergebracht" wird. Der Gedanke wäie gar nicht so übel, nur, glaube ich, wird es bei dem Gedanken bleiben. Vielmehr ist anzunehmen , daß eine weitere Arbeitsteilung einsetzt. Es ist hier kein Raum, diese Vermutungen näher auszuführen, ich will nur in groben Linien andeuten: Die Arbeitsweise und das zukünftige Ar- beitsfeld der Frau möchte ich als intensiv, das des Mannes als extensiv bezeichnen. Hinzu kommt natürlich noch manches andere. Damit möchte ich aber keineswegs der Gärtnerin das Wort geredet haben, die nach zweijähriger Klosterzeit — einen Gärtner hat sie noch kaum zu Gesicht bekommen — sich „instinktiv aus dem Bereich der Gärtner verzieht," um im stillen Winkel „selbstschöpferisch" zu wirken. Vielmehr meine ich : die Ausbildung hat bei Gärtner und Gärtnerin die gleiche und gemeinsam zu sein ; das ist der Stamm, der die Wurzeln eint und später sich wieder zur Krone breitet; selbstschöpferische Wurzelschößlinge taugen nidits. Doch will ich auf die Ausbildung jetzt nicht weiter eingehen, nur ein Mißverständnis von Seiten Herrn Fehren- bach aufheben: in der Schule, die ich schwach angedeutet habe, dachte ich mir nicht rein theoretisierenden Unter- richtsstoff , sondern Praxis und Theorie Hand in Hand gehend nach dem Muster der Marienfelder Schule; man mag mir vorwerfen, daß mir die dortige Musterschule noch allzu sehr in den Gliedern steckt; mag sein; ich finde das aber in der Tat musterhaft und vor allem auch eine Zeitersparnis; nur natürlich muß das richtige Verhältnis gewahrt bleiben, d. h. die Theorie darf nie an die Spitze gestellt werden. Nun zur „Gärtnerin" von Punkt 2. Was sind ihre Ziele? Schwer zu sagen, denn sie weiß es selbst kaum. Von dieser sagt Frl. Kraepelin : Während sie doch nur zum Zweck der Zeitausfüllung bis zum heiratsfähigen Alter eine Garten- bauschule besuchen." Das wird übrigens von den „Töchter- schulgärtnerinnen" im allgemeinen behauptet; die Verfasserin rechnet sich also nicht zu diesen; da muß wohl eine neue Kaste geschaffen werden : die Abiturientengärtnerin. — Herr Steinemann denkt hoch von diesen : „Es ist dasselbe, als wenn die zukünftigen Besitzer von Gütern sich befleißigen, die Landwirtschaft zu erlernen." Ich finde himmelweite Unterschiede ; der Mann bereitet sich vor auf seinen Beruf, die Landwirtschaft, die Frau denkt nicht an Beruf, will bei- leibe nicht „fachsimpeln". Sie hat für die Gärtnerei Inter- esse, gewiß, genau soviel wie für Kochkunst, Klavierspiel und tausend andere Dinge, denen sie allen in derselben Weise nachgeht. Sie ist das Mädchen für Alles. Sie hat weltumspannende Ideen , aber sie wird es nie zu etwas i bringen, denn sie ahnt noch nichts von Arbeitsteilung; sie I ist das Mädchen für alles und nichts. Ein Fortschritt war es doch, daß der Berufsmann ihr einst den Garten entrissen hatte, sie will wieder mit Gewalt zurück. Sie kann sich nicht genug daran tun, für sich und ihren Geliebten die Suppe zu kochen, das Zeug zu nähen, die Strümpfe zu stricken, sie will sich nun noch eigenhändig ihr Gemüse groß- ziehen ; konsequent wird sie sich als nächstes ans Spinnrad setzen. Ja, was ist überhaupt der Hausgarten, der Guts- garten, dem ihr neuentflammtes Interesse gilt? Mittelalter- liche Ueberbleibsel (wenigstens der Nutzgartenteil, der Park mag bleiben), vergrößerte Bauerngärten, der Gutsgarten zwar mit einem neumodischen Mänfelchen, dem Berufsgärtner; aber der Zweck ist immer derselbe geblieben : den einen eigenen Haushalt mit allem Nötigen zu versorgen. Wo bleibt da die Arbeitsteilung? Es ist wohl bloß noch eine Verkehrsmittelfrage und der Gutsherr wird sein Obst vom Obsthändler, sein Gemüse vom Gemüsehändler beziehen. Nur ein Ausweg bleibt: der Guts- garten erhebt sich zur selbständigen, erwerbstätigen Gärtnerei; Anfänge dazu sind ja schon vorhanden. Abzusehen ist natürlich von allen Liebhabergärten, denen ist als solchen ihr Recht nicht abzusprechen. Und ins Gebiet der Liebhaberei gehört auch wohl diese ganze Frauengärtnerei ; mögen sie „gärtnerieren" solange es ihnen noch Spaß macht, nur das verlangen wir von ihnen; sie sollen sich beim Namen nennen; sie sind Mädchen für Alles, meinetwegen Damen für Alles, und noch lange keine Gärtnerinnen ; sie sollen in Zukunft keine Gartenbauschulen mehr heimsuchen; für sie gibt es hauswirtschaftliche Frauenschulen und ähnliche, in denen Gartenbau gelehrt wird, der für ihre Verhältnisse längst genügt. Doch nidlt die sind die Schlimmen, die sich zur Lieb- haberei bekennen, vielmehr sind es die Halben, die nicht Hüh und nicht Hott, die nach dem Neuen greifen und doch vom Alten nicht lassen können, ich meine die „Gärtnerinnen" vom Schlage Jastrow. Also sie meinen es „wirklich ernst", d. h. sie versuchen sich ein „ihren weiblichen Eigenheiten entsprechendes Betätigungsfeld zu schaffen, das geeignetste finden sie auf Gütern oder an Landerziehungsheimen und Schulgärten". Diese Bescheidenheit ist staunenerregend. Will diese Gärtnerin ihr Leben als Gutsgärtnerin verbringen ? wohl kaum ; sie wird heiraten, sobald sich Gelegenheit findet, d. h. für sie natürlich, den Beruf an den Nagel hängen, mit dem Tröste, das Gelernte vielleicht doch einmal „nutzbringend verwerten" zu können; also sie steuert mit vollen Segeln XX, 42 Die Gartenwelt. 503 auf die Gärtnerin von Punkt 2 zu. Ueberaus bezeichnend ist ja auch das Arbeitsfeld, das sie sich für die Zwischen- zeit ausgesucht hat : die Gutsgärtnerin, das ist — nur die Grenzen etwas enger gesteckt — das alte Mädchen für Alles, sie verschwendet sich in buntem, oberflächlichem Vielerlei das sie schmerzlich an die entschwundenen, guten alten Zeiten erinnert; wie kam es nur, daß sie Gärtnerin wurde? Und die Betätigung an Landerziehungsheimen, Schulgärten u. a.? Das ist ebenso deutlich: die Gärtnerei genügt der „Gärtnerin" nicht. Hierher gehört auch das Kapitel der „Nebenämter", als Gesellschafterin, Stütze der Hausfrau u. a. Es ist komisch, daß die Frau Prinzipalin von ihrer „Gärtnerin" noch so verworrene Begriffe hat, aber an der Gärtnerin liegt es doch wohl, dieser richtigere beizubringen ; weit trauriger ist es daher, wenn eine Berufsgärtnerin wie Fl. We. nach eignen diesbezüglichen Erfahrungen zu keinem besseren Urteil kommt als: diese Nebenämter sind ja an sich einwandsfrei !? Es mag Liebhabereien geben, Nebenämter gibt es nicht im modernen Betriebe, in dem unumschränkte Arbeitsteilung herrscht. — Dieser Sorte Gärtnerin haben wir vor allem das große Klagelied über „die Gärtnerin" zu verdanken. Denn je schwächer sie sich als Gärtnerin fühlt, desto stärker pocht sie auf ihr Damentum. Es wird Zeit, daß sie sich klar macht, daß sie kein Recht hat, sidi Gärtnerin zu nennen. Nur die Berufsgärtnerin, die ihre Ziele klar erkannt hat, die ihre ganze Kraft für die eine Sache einsetzt, ist „die Gärtnerin" ; nur diese hat das Recht, sich dem Gärtner als Berufsgenossin an die Seite zu stellen. Nun bleibt noch die „Gärtnerin" von Punkt 3 : die meint es auch ernst, gewiß, nur nicht gerade mit der Gärtnerei, sondern mit ihrer Gesundheit. Das sind die „blutarmen, schwächlichen, nervösen Frauen", die hier „durch systematisch geleitete Gartenarbeit sich kräftigen und ihre Gesundheit auffrischen" wollen. Das ist groß und edel gedacht, so daß ich beim besten Willen nichts dagegen einzuwenden weiß. Wer wollte diesen Damen das Recht absprechen zu gärtne- rieren? Nur natürlich: die Anstalt heißt „Erholungsheim für Frauen gebildeter Stände" und diese Frauen kommen nicht mehr auf den Gedanken, Gärtnerinnen zu sein. Sicher- lich eine Gartenkultur, die Geld einbringt, denn man be- denke : schon jetzt kommen sie geströmt, werden liebevoll aufgenommen, all ihren Wünschen wird Rechnung getragen, wie erst, wenn ihnen das ungeteilte Interesse der Anstalt gilt ! Wahrlich, eine Veranstaltung, die allerorts Nachahmung ver- dient ; aber an erster Stelle dazu geeignet ist doch wohl Berlins Höhenluftkurort in nächster Nähe, Marienfelde. Schade, daß ich nicht erholungsbedürftig bin. Ein Schlußwort zur Gärtnerinnenfrage. In dieser Zeit, wo aus den Ku'pferkesseln Waffen geschmiedet werden, d. h. wo viel kostbare Kraft negativ verbraucht werden muß, ist es eine besondere und schöne Sache, das klar plan- mäßige Bauen und Bodenbereiten anschauen zu dürfen, das die „Gartenwelt" übt, Kriegsarbeit im vornehmsten Sinne. Der ungeheuren Frage von der Abhängigkeit und Unabhängig- keit der deutschen Heimaterde vom internationalen Verkehr ist die „Gartenwelt" in hervorragender Weise gerecht geworden, sie hat dem sogenannten Aushungerungsplan gegenüber so viel fördernde Anregung, so viel gute Gedanken gegeben, daß wir ehrlich sagen können, wenn das Nein dieses Ja entwickelt hat, so ist das schon ein Keim des Segens für die kommende Zeit. Nun hat eine mit den großen Problemen verglichen bedeutungs- los erscheinende Frage in letzter Zeit viel Spalten und Druckarbeit und viel Nachdenken von fachmännischer Seite verbraucht, und man fragt, muß hier das Ergebnis so vieler Arbeit fast nega- tiv sein? Ich meine die Artikel über die Gärtnerinnenfrage; erst der treffende Aufsatz von Krauß mit dem feinen Nachwort M. H., dann die von Hartnauer u. a., auch der von Hilde Jäger, dann der von Janson u. a. Ich hatte schon mehrmals angefangen und legte den Stift immer wieder hin ; denn ich meine, es handelt sich hier um mehr als beispielsweise eine akute Krankheit, die sich bei Pflanze oder Mensch durch Medikament und Behandlungsweise aus der Welt schaffen ließe. Das Uebel sitzt tiefer und bessern ist schwer. Zur Baumblütenzeit erklärte mir Herr M. H. angesichts der vielen mehr oder weniger vollkommenen Obstbäume auf dem Wege von Fredersdorf zu seinem Paradies, warum der eine Baum ge- deihen und der andere kränkeln und verkrüppeln mußte. Und um dieses Warum handelt es sich allmählich in der Frage der Frauenarbeit im Gartenbau. Herr Hartnauer und Herr Janson haben nun inzwischen das gesagt, was ich auch meine, letzterer in seinem Wortspiel von Aus- und Einbildung, ersferer in seiner Schilderung des Marien- felder Besuches. Da liegt wohl der Grund der Kränkelei und Verkrüppelung. Es ist eben nicht damit getan, ein Bäumclien irgendwie zu pflanzen, es kommt darauf an, wie und wo das ge- schieht und wie es gepflegt wird. Der Mann sieht das Problem der Frauenarbeit von sich selbst — also von etwas mehr Höhe aus. Wenn ich aber das genaue Schattenbild irgendeines lebenden oder leblosen Wesens fühlen und gestalten will, so muß ich es mit genügender Distanz in gleicher Höhe sehen, sonst wird es ein Zerrbild, vielleicht erscheint darum dem Manne die Sache noch unschöner als sie leider schon ohnedies ist. Es läßt tief blicken, wenn Herr J. sagt, Herr M. H. schreibt „einmal vor einviertelhundert Jahren" war eine Gärtnerin brauch- bar, aber selbst das würde er bezweifeln, wenn es nicht gerade Herr Hesdörffer geschrieben hätte. Sehen wir nun einmal den Fall praktisch an. Daß nach dem Krieg die Frauen in Ueberzahl da sind, ist klar; denn der Krieg räumt mit uns ja nicht auf, und selbst die radikalsten Rechtlerinnen haben sich noch nicht zur Offensive in Ost und West gemeldet, also sie bleiben übrig, denn auf den indischen Brauch, beim Tod des Mannes die Frau mitzuverbrennen, geht das Christentum nicht ein. Also was soll nun werden? Was nützt denn alles Verneinen? Die „Gartenwelt" nimmt sich jetzt jedes armseligen Kräutleins an und sagt : Unkraut ist auch zu brauchen. (Etwas, was mir aus der Seele gesprochen ist.) Vielleicht gibt es hier auch ein Ja, da — die Welt nun doch schon verkehrt ist; der Urbegriff des Frauentums ist natürlich nicht die Gartenarbeit. Negativ betrachtet, denke ich mir die Zukunft so : der Gärtner sagt, lieber machen wir uns unsere Arbeit selbst, ohne die Damen. — Ja, glaubt der Gärtner denn, er ist der einzige, der so denkt, so denken die anderen ganz genau — und ich glaube, sie haben recht. Oder es gibt Berufe, die kann die Frau viel eher ausfüllen, aber da sind nach dem Kriege doch die vielen Kriegs- beschädigten, und weitsehende Männer fragen schon jetzt mit Sorgen, wird sich Erwerbsmöglichkeit schaffen lassen für sie? — Bleibt die Fürsorge des Staates oder die Berufe, die vor dem Gartenbau in Frage kommen. Nun, die Frau — was wird mit ihr ohne Beruf? Es ist herz- bewegend, wenn Hilde Jäger von dem spricht, was die höhere Tochter braucht und nicht braucht — nicht Brot — aber Arbeit, also sie brauchen alle das Leben, das kein Müßiggang ist. Und die, die auch das Brot brauchen, fallen sonst schließlich der Staatsfürsorge als Parasiten anheim. Was soll aus dem Pappelbaum werden, wenn er zehnmal mehr Misteln nähren soll, als er kann — was aus dem Zukunftsstaat mit den Aussichten? Es geht nicht. Kommen wir also auf das Warum zurück und erwägen : läßt sich mit der Geduld, die der Aufbau einer neuen Zeit auch an 5Ü4 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 42 anderer Stelle erfordern wird, da etwas schaffen? Ich glaube, die Herren haben Recht mit ihrer Meinung, es liegt tatsächlich nicht nur an den natürlichen Nachteilen, die wir Frauen jedem Beruf mitbringen. Auch die sind da. Und das weiß der Mann ja auch und ist gewohnt, damit zu rechnen — und meine Erfahrung sagt, sie hat mich das an anderer Stelle gelehrt, trotz dieser Nachteile, es geht ganz gut, wenn man durch ein freundliches Sichfügen und immer wieder gern seine Pflicht tun, so gut man irgend kann — und noch besser, wenns geht — wenn man mit seiner Arbeit eins wird. Die Uneinheit mit unserm Werk, das ist unser Nach- teil, sie ist uns Frauen natürlich — erstens überhaupt und weil von der Frau hundert Kleinigkeiten in äußeren Dingen und der Familie gegenüber beansprucht werden, die der Mann selbstverständ- lich ablehnt. Und noch viele andere Nachteile sind vorhanden. „Schwach- heit, dein Name ist Weib." Trotz aller Frauenfragen wird das so bleiben — immer. Doch das alles würde sich, glaube ich, ein- rechnen lassen, aber das nicht, was Herr Jansen so scharf betont, die weibliche Selbstüberschätzung und Unbescheidenheit. Herr M. H. schrieb das, und Herr Janson wiederholt das: Wer ehrlich zu arbeiten gewillt ist, der ist uns willkommen, das ist das Ja, an dem wir vorläufig festhalten müssen. Läßt sich das erreichen ? Woher stammt die Anmaßung, die der Fachmann nicht dulden will, sobald die Dame mitarbeiten will ? — Aus Kinderstube und Salon. Das ist keine Gartenweltfrage. Doch, insofern als sie deutsche Zukunft mitbetrifft, und in Kriegszeiten ist jedermann nicht nur seinem Fach, sondern dem allgemeinen Menschentum verantwortlich. Derselbe Mann, der so klar und ruhig sagt, nein, Menschen in dem Sinne können wir nicht gebrauchen, er verwöhnt die Seinen und schlägt im Gesellschaftsleben den Ton an, der Barbarentum ist. Ich hörte vor kurzer Zeit in einem Fünfuhrtee zu, wie die Damen Kritik übten am militärischen und diplomatischen Vorgehen; sie wußten alles besser — die in Frage kommenden Männer, zu- fällig höhere Militärs und Diplomaten, saßen daneben und wider- sprachen nicht. Der Fehler (sagt Herr Hartnauer, glaube ich) liegt nicht im Individuum, sondern im System. Das ist auch hier der Fall. Das System ist verbraucht und morsch, sobald die Frau, sei es durch Not oder etwas anderes gezwungen, die Gehilfin des Mannes im Beruf sein möchte. Und dieses System, wer hat es denn gegründet? Wir können einer so ernsten Frage gegenüber nicht bei äußeren Erscheinungen stehen bleiben, wir müssen die Wurzel suchen. Es ist ja keine Schuldfrage, es ist so allmählich gekommen, und vielleicht wenn beide die Hälfte der Schuld auf sich nehmen, so bleibt keine Verstimmung. Auch in der anderen immer wieder auftauchenden Anklage der weiblichen Gefallsucht gegenüber in äußeren Dingen — wer ist schuld? In der Zeitung stand: „Wir haben die Moden, weil die Frau dem Mann immer wieder als eine andere erscheinen möchte, der Harem hat keine Moden." Das hat ein Mann geschrieben — und das ist eigentlich recht traurig. Und nun endlich zur Lösung nach dem Gartenweltsystem, zum Ja. Wie läßt sich das bessern ? Von heute zu morgen gewiß nicht, es mag aber langsam gründen und keimen, ein Körnlein Zukunftsaat. Und wir alle, jeder Mann und jedes Weib, wir können alle hie und da ein Körnlein einsenken. Das heute — da ist vielleicht nicht mehr sehr viel zu wollen. Menschen, die schon immer so gewesen sind, ändern sich schwer, und wir Frauen begreifen wohl noch besonders schwer, und das ist schade, denn die Mutter übt ja den Einfluß auf die Kleine, die dereinst der Gärtner als unbrauchbar bezeichnet, und das Kind kann schließlich nicht viel dafür. Der weibliche Dilettantismus in den verschiedensten Fächern führt dazu. Dich überall als sachverständig zu fühlen; von jedem mitreden und keines recht verstehen, das ist heute Brauch. Der vornehme Mann nimmt die große, große Arbeit auf sich, für sich und die Seinen zu sorgen, eigentlich nach dem Nietzsche- wort: „Der Mann ist zum Kriege da, das Weib zur Erholung des Kriegers, alles andere ist Unsinn." Das schrieb Nietzsche nach dem Kriege von 1870. Heute liegt der Fall anders. Gut, wenn der Mann die Lösung der großen Fragen auf sich nimmt — das muß bleiben — und gut wäre es, wenn er auch dieser bedeutungslos erscheinenden und doch so schweren Frage sich mitannehmen möchte, daß wir Frauen von vornherein dem Leben nicht Rechte, sondern Pflichten mitbringen. Alle die Gärtnerinnenfrage betreffenden Artikel stimmten darin überein, es gibt erquickende Ausnahmen. Es gibt also vereinzelt tüchtige Frauen auch in diesem Beruf. Wir werden es ja nicht mehr erleben, daß sich die Auffassung, die Weltanschauung der höheren Tochter ganz ändert. Das wäre, wie wenn man auf ein- mal den Krebsschaden aus der Welt schaffen wollte, das kann man nicht, aber man möchte ihn bekämpfen. Und so wird das hier auch sein. Der Gärtner schützt seine Obstbäume vor den Schädlingen, der Krieger schützt den Staat auf seine Weise, und jeder helfe in seinem Heim und dem ihm anvertrauten kleineren oder größeren Kreise, sei es durch Wort oder Schrift, dazu mit, daß unsere deutsche Frau dem Urideal und Zukunftsideal näher komme, von dem Kultur und Dekadenz sie entfernt hat. Ob sie als Gärtnerin oder an anderer Stelle dann die Gehilfin des Mannes ist, bleibt sich gleich. Wer mit Pflanzen sorgsam und gut umgeht, soll den Menschen nicht verloren geben. Und wenn diese vielen Gärtnerinnen- artikel in uns allen den Wunsch und dieses Wollen geklärt haben — das ist genug. Johanna Beckmann. Rechtspflege. Der Zuschlag von Transportkosten zu den Höchstpreisen ist strafbar. Der Gemüsehändler N. in Kiel hatte außer 8 Pf. Höchstpreis für Weißkohl noch 2 Pf. Transportkosten pro Pfund verlangt, und zwar ohne Rücksicht auf die Entfernung. N. wurde in allen Strafinstanzen verurteilt. Das Oberlandesgericht Kiel führte aus: Die Bezeichnung Transportkosten ist nur eine Ver- schleierung der Höchstpreisüberschreitung. Auch wenn der Trans- port der Ware an sich nicht dem Verkäufer oblag, stellt doch ein derartig hoher Zuschlag von 25 Prozent einen Teil der allgemeinen Betriebskosten dar, wie noch dadurch klargestellt wird, daß diese Nebenforderung allgemein nach der Höhe des Kaufpreises und nicht nach dem Umfange der Gegenleistung — Transportweg, auf- gewendete Zeit — berechnet ist. Da diese Betriebskosten aber gerade durch den Kaufpreis mit gedeckt sein sollen, liegt unzu- lässige Erhöhung des Kaufpreises vor, und zwar bewußte. (Akten- zeichen S 37/16.) Personalnachrichten. I Gärtner in Waffen. Mühle, Gärtnereibesitzer aus Dohna, der schon früher in Ruß- land und dann in Frankreich schwer verwundet worden war, erhielt das Eiserne Kreuz. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seiner Mitglieder Paul Lange, Alten bei Dessau, Franz Theod. Möbius, Tauchau, Bezirk Leipzig, und Albert Wüsthoff, Altenplathow bei Genthin, bekannt, ferner den Heldentod des Obergärtners Arthur König, Wedel in Holstein. * * * Härter, Heinr., Gärtnereibesitzer, Pirmasens, f am 3. d. M. Klingl, Johann, pensionierter städtischer Gärtner in München, ■f im Alter von 73 Jahren. Briefkasten der Schriftleitung. Herr Erwin Nonne, Mitinhaber der Firma Nonne & Hoepker, Ahrensburg in Holstein, schreibt uns, daß die neue Dahlie Hinden- burg, welche wir in unserem Bericht über die Dahlienausstellung in Leipzig als Hybriddahlie bezeichnet hatten, eine ausgesprochene Kaktusdahlie sei, was wir hiermit richtigstellen. Diese Züchtung erhielt jüngst im Hamburger Gartenbauverein Wertzeugnis und große silberne Medaille. Berlin SW. 11. Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max Hesdörffer. Verl. von PanlParey. Drack: Anh. Buchdr. Gutenberg e.G. m. b. H.. Dessau Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 27. Oktober 1916. Nr. 43. Nachdruck und Nadibildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Topfpflanzen. Coleus Rehneltianus Berger. Eine wertvolle Neueinführung. Von Alwin Berger. (Hierzu drei Abbildungen, nadi in der Gärtnerei von Haage & Schmidt, Erfurt, für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnaiimen.) Diesen Sommer erhielt ich von der Firma Haage & Schmidt in Erfurt einen Coleus zugesandt, mit der Bitte, denselben zu bestimmen. Ich war ganz überrascht, als die Pflanze aus- gepackt war und in ihrer ganzen Lieblichkeit vor mir stand. Das war wirklich etwas Neues und Gutes für unsere Ge- wächshäuser, das sich, sobald es erst einmal bekannt und in den Handel gegeben, im Fluge seinen Platz erobern wird. Dazu wird es nicht viel Reklame und Empfehlungen bedürfen. Wer den Coleus einmal gesehen hat, wird ihn auch besitzen und vermehren wollen. Das liebliche Pflänzchen war von meinem verehrten Freunde, Herrn Garteninspektor F. Rehnelt in Gießen, bei seiner zweiten Reise nach Ceylon in den ersten Mo- naten des Jahres 1914 gesammelt und eingeführt worden. Herr Rehnelt schreibt mir darüber: „Ich sah den Coleus zunächst in Peradenya, bat um eine Kleinig- keit Samen, was mir auch be- reitwilligst zugesagt wurde. Am nächsten Morgen aber waren die Pflanzen ausgerissen und beseitigt. Ich traf aber später in Anuradhpura, wo früher ein botanischer Garten war, ein paar Pflänzchen, von denen ich Herbarmaterial und fünf Samen sammelte. Es ist möglich, daß das Ding irgend- woher namenlos eingeschleppt worden ist. Ich gab die Pflanze zuerst in Peradenya zum Be- stimmen, und die dortigen aus- gezeichneten Botaniker (Einge- borene, die Engländer treiben sonstige Sachen) bezeichneten ihn als Garden variety, was ganz ausgeschlossen ist. Meiner An- sicht nach handelt es sich um eine neue Art." Gartenwelt XX. Mit den auf Ceylon einheimischen Co/eus-Arten hat die neue Pflanze nichts zu tun. *) Sie ist vielmehr mit dem auf Madagascar beheimateten Coleus Bojeri verwandt und viel- leicht von dieser oder einer benachbarten Insel oder von dem gegenüberliegenden afrikanischen Gebiet nach Ceylon ge- kommen. Jedenfalls stammt sie aus den Tropen, denn sie gedeiht unter denselben Bedingungen wie der allbekannte javanische C. Blumei. Der Wuchs der Pflanze ist ein ganz auffälliger, bei Coleus sonst nicht so gewöhnlicher ; die reichverzweigten Aeste sind ausgebreitet und hängend, bräunlichrot und fein behaart ; an meiner jungen Pflanze sind sie bis 30 cm lang, werden *) Die botanische Beschreibung von Coleus Rehneltianus Berger habe ich in Englers Botan. Jahrbüchern, Band 54, Beiblatt 120, veröffentlicht. Coleus Rehneltianus, Einzelpflanze. 43 500 Die (t a r t e 11 w e 1 1. XX, 43 .•■.^• ._»^ p- ft^^"^ aber jedenfalls noch länger, hängen weit über den Topf herab, treiben an den Knoten Wurzeln und haben allem An- scheine nach Anlage zu prächtigen Ampelpflanzen oder Hängepf lanzen(siehe beistehende Abbildung). Herrlich aber sind die Blätter. Sie sind weit kleiner und zierlicher als bei allen anderen Co/eus-Arten und -Varietäten von C. Blumei, die wir in Kultur haben. Sie sind gewöhnlich 15 — 17 mm lang und 18 mm breit, selten größer, verhält- nismäßig lang gestielt, im Umriß dreieckig, dreieckig - herzförmig oder auch fast rauten- förmig. Immer aber sind sie mit großem dunkelbraunroten und samtartig erscheinen- dem Fleck gezeichnet, der einen schmalen grünen Rand freiläßt. Diese Färbung ist ganz wunderbar. Sie wirkt namentlich bei mattem Lichte, wie im Zimmer, wo sich die Pflanzen zur vorübergehenden Ausschmückung jeden- falls ausgezeichnet ver- wenden lassen. Ob Coleus Rehneltianus aber als dauernde Zim- merpflanze empfohlen werden kann, das habe ich noch nicht ge- nügend ausprobieren können. Für die Ge- wächshäuser ergibt Coleus Rehneltianus jedenfalls einen ganz vorzüglichen Schmuck mit seinen braunrot gefledcten Blättern. Aber nicht genug da- mit allein. Während des Winters sodann, von November bis Februar, ist die ganze Pflanze mit den blauen Blütenständen völlig bededct und gewährt entzückenden Die Blütenstände stehen aufrecht, sind etwa 10 bis und darüber lang, außerordentlich reichblütig und daß auch hier für den neuen Coleus sich noch eine vielfache Verwendungsmöglichkeit ergeben wird. Am schönsten wird er aber wohl wirken, wo er seine ganze zierliche Tracht völlig zum Ausdruck bringen, also wo er seine überhängenden, fein belaubten Zweige zeigen kann, wie etwa auf Felsgruppen, in Vasen, auf Treppenwangen usw. Alles das wird dadurch erleichtert, daß die Vermehrung durch Stecklinge ganz außergewöhnlich leicht ist. Jedes Zweigstück- chen wächst an, wie bei Tradescantia. Wie mir Herr Carl Schmidt, Inhaber der Firma Haage & Schmidt, mit- teilt, ist die Aussaat insofern etwas schwie- riger, als die Samen 4—6 Wochen liegen, bevor die Keimung erfolgt. Sie erfordern als Keimtemperatur etwa 20 Grad Celsius. Auch laufen die Säm- linge sehr ungleich- mäßig auf, oft er- scheinen nach Verlauf von Monaten noch einzelne. Es ist das ja eine Erscheinung, die bei vielen neu- eingeführten Arten an- fangs auftritt, sich in späteren Generationen aber verliert. Auf besonderen Wunsch des Herrn Carl Schmidt in Erfurt belegte ich den Coleus mit dem Namen des Herrn Garteninspek- tors R e h n e 1 t in Gießen. Diesem Wunsch kam ich um so lieber nach, als Herr Rehnelt sich um Gartenbau und Bota- nik große Verdienste erworben hat. Coleus Rehneltianus als Ampelpflanze. einen Anblick 15 cm sehr zierlich, wie das die Abbildungen darstellen. So ist Coleus Rehneltianus sowohl als Blattpflanze wie als Winter- blüher eine höchst wertvolle Bereicherung unserer Gewächs- häuser. Wie Coleus Verschaff elti, wird sich nach in Erfurt ange- stellten Versuchen Coleus Rehneltianus auch zur Ausschmückung der Gärten während des Sommers eignen. Je sonniger und freier die Lage, um so reicher entwickelt sich die Färbung, vorausgesetzt, daß die Erde nicht zu mastig war. Ich glaube, Schlingpflanzen. Ein noch selten verwendetes Schlinggewächs, vom nörd- lichen Japan stammend, ist der riesig wachsende Schlinger Pueraria Thunbergiana (auch als P. hirsuta, Dolichos hirsutus, D. japonicus, Pachyrrhizus Thunbergianus bekannt), etwa vor 100 Jahren ein- geführt, aber wenig verbreitet ; meist in Kalthäusern gezüchtet worden. Die Ko-pou-Bohne, wie sie in ihrer Heimat heißt, und woselbst einerseits Wurzeln und Rhizom als Nahrungsmittel, die Fasern der zähen Triebe zu Geweben und Stricken verwendet werden (in letzterer Hinsicht auch in Südfrankreich versuchsweise in Kultur genommen), hält im Weinklima als krautartiges Gehölz — XX, 43 Die Gartenwelt. 507 die älteren Triebe verholzen unten — in {«älteren Klimaten als bis zum Wurzelstock im Winter zurückfrierende Staude aus. Stand in nicht zu feuchtem Boden (wie alle Leguminosen), sowie Deckung der Wurzeln im Winter mit dem eigenen abfallenden Laub, was ein Vorteil guten Ueberwinterns und kräftigsten, üppigsten Gedeihens ist. Besonders an der mehrjährigen Pflanze entwickeln sich alljährlich aus dem Wurzelstock eine Unmenge sich auch noch verzweigende Triebe von 6 m und oft bedeutend größerer Längen. Zwei bis drei gute Pflanzen können ein kleines Wohnhaus alljährlich über- spinnen, wenn sie nur da und dort zu umschlingende, dünnere Gegenstände zur Stütze finden. An den bräunlich behaarten Trieben zeigen sich die in etwa 30 cm Entfernung voneinander stehenden, ebenfalls behaartstieligen, oben hellgrünen, in Form, Größe und Stellung an üppige Feuer- duftendem Kraut, schlanken, rutenförmigen Zweigen von 50 bis 60 cm Länge, die mit schmallanzettlichen, gegenständigen Blättern begrünt sind. Die Blüten stehen in dichten einseitwendigen Aehren von 10 — 15 cm Länge am Ende der Zweige; sie sind dunkel- oder hellblau, rot, hellrot, rosa oder auch reinweiß und in Rein- heit der Farben und Größe der Blumen bei den vielerlei Formen verschieden. Die langen Staubfäden stehen weit aus der Blumen- röhre heraus. Die Blütezeit dauert von Mitte Juli bis Ende August. Einheimisch ist der Ysop auf steinigen, sonnigen Hügeln des süd- lichen Europas; er erreicht die Nordgrenze seines natürlichen Vor- kommens bei Roveredo in Südtirol. Nichtsdestoweniger ist er bei uns in Deutschland vollkommen winterhart. Vielfach kommt er in Süddeutschland im Rhein- und Nahegebiet, aber auch in Thüringen und Sachsen an Burgruinen, altem Gemäuer, auf Friedhofsmauern und ähnlichen Orten verwildert vor. Am Hohentwiel ist er bei- Coleus Rehneltianus in der Handelsgärtnerei von Haage & Schmidt, Erfurt. bohnenblätter (Phaseolus) sehr erinnernde Blätter, nur sind sie zumeist, besonders das obere der drei Blatteile, etwas gelappt. Stehen die Blätter auch ziemlich weit auseinander, so wird durch die Menge der Triebe doch gute Deckung erzeugt. Nur im jugendlichen Zustand können die Triebe auf bestimmte Ziele gerichtet oder geordnet werden, später ist dies nicht mehr leicht möglich ; doch liegt die Menge der Triebe und Blätter nicht schwer aufeinander. Blüte und Bohne sind z. B. hier in Tübingen noch nie zur Entwicklung gekommen. Ein empfehlenswertes, ganz eigenartiges Schlinggewächs, das, soviel mir augenblicklich bekannt, bei Gebrüder Simon-Louis in Metz erhaltbar ist. Inspektor Schelle, Tübingen. Gehölze. Der Ysop als Zierpflanze. Der Ysop, Hyssopus officinalis, ist ein dichtbuschiger, immergrüner Halbstrauch mit aromatisch spielsweise gänzlich eingebürgert. Sein Vorkommen außerhalb bewohnter Orte läßt vielleicht auf ehemalige Siedelungsstätten schließen, denn der Ysop war unter dem altdeutschen Namen „Ipsen" — Ysop ist kein deutscher Name — vom frühen Mittel- alter an ein allgemein verbreitetes Klosterkraut, das seiner heil- wirkenden Kräfte wegen hochgeschätzt war. Obgleich der Ysop alle guten Eigenschaften einer vorzüglichen Zierpflanze in sich vereinigt, nämlich ungemein reichliches Blühen in verschiedenen Farben, lange Blütendauer, gefälligen Wuchs, Widerstandsfähigkeit gegen Frost, Hitze und Trockenheit, sowie leichte Anzucht aus Stecklingen und Samen, so ist er doch außerhalb der Dorfgärten und botanischer Sammlungen kaum bekannt. Es würde ein Verdienst unserer Staudengärtnereien sein, wenn sie sich dieser schönen und dankbaren Pflanze annehmen würden, um sie durch Zuchtwahl zu verbessern, damit aus ihr das wird, was sie schon sein könnte, nämlich eine dankbare Zierpflanze für den sonnigen Staudengarten. R. 508 Die Gartenwelt. XX, 43 Stauden. Echiumarten der Kanaren. Bei einem Besuch des Dahlemer Botanischen Gartens, Anfang Mai dieses Jahres, fielen mir zwei Echiumarten auf, nämlich E. Pininana mit wunderschöner vergiß- meinnichtblauer Infloreszenr, und E. WildpreUi, das einen mit roten Blüten geschmückten Blütenstand zur Schau trug. Beide sind auf den Kanarischen Inseln zu Hause, die eine ganze Anzahl von Arten dieser Gattung beherbergen. Unser heimisches E. vulgare, der Natterkopf, eine der häufigsten Pflanzen der Heimat, be- sonders an unbebauten Stellen, an Straßenrändern und Eisenbahn- dämmen vorkommend, läßt nichts von dem majestätischen Wuchs und der mitunter riesigen Blütenstandbildung ahnen, welche die kanarisclien Verwandten auszeichnet. Die mächtigste Entwicklung erreichen wohl das strauchige E. giganfeum, eine bis l'jm Höhe erreichende Art, und E. simplex, das ihm an Größe kaum nach- steht, beide weißblühend. Letzteres bildet eine einzige Blüten- ähre. Ebenso bemerkenswert ist die Belaubung, die im ersten Jahre eine umfangreiche Rosette auf einem kurzen Stamm bildet, außer- dem ist den Blättern eine feine grausilbrige Behaarung eigen, die gleichfalls zur Schönheit mit beiträgt. Auch das schon erwähnte E. Pininana bildet einen einzigen Blütenstand und gehört gleich- falls mit zu den Riesenarten der Gattung. Prachtvoll dunkel- enzianblau blüht E. candicans, ebenfalls nur eine einzige Infloreszenz bildend. Erhöht wird die Wirkung der Blütenfarbe noch durch die rosa gefärbten Staubfäden mit blauen Staubbeuteln und ebenso gefärbtem Blütenstaub. Sehr schöne violettblühende Spezies haben wir in E. aculeatum, Decaisnei und virescens, mittelhohen, wenig verästelten strauchigen Formen. Eine durch ihre Verästelung auf- fallende, aber sonst nicht sehr kräftig wachsende Art ist E. strictum mit fleischfarbigen Blumen. Das eingangs erwähnte E. Wildpretii ist eine besondere Schönheit. Die reich beblätterte, seidig silber- weiß behaarte Pflanze stellt im Schmucke ihrer kirschroten, durch die purpurnen Staubfäden noch gehobenen Blumen eine Erscheinung dar, die unbedingt jedem auffallen muß, der überhaupt Sinn für Pflanzenschönheiten hat. Eine ganze Gruppe dieser Art muß ebenso wie eine solche des blaublühenden E. Pininana herrlich wirken. Man muß es sehr bedauern, daß diese Pflanzen nur Liebhaberpflanzen sind und bleiben werden, da sie alle eine ge- wisse Aufmerksamkeit in der Kultur verlangen. Wenn es nun auch keine Handelspflanzen sind, so sollte doch der intelligentere Teil unserer Erwerbsgärtner sich nicht nur einseitig auf die Kultur von Massenware verlegen, sondern in jeder Gärtnerei sollten auch noch Sachen herangezogen werden, die dem Pflanzenkenner und -liebhaber Interesse abzulocken vermögen. Wir wissen heute nicht, wie sich nach dem Kriege der Pflanzenhandel mit dem feindlichen Ausland gestalten wird, daher heißt es für den deutschen Handels- gärtner die Augen offen halten und sich den veränderten Ver- hältnissen anpassen. Größere Vielseitigkeit in den Kulturen, auch vom Standpunkte des Pflanzenliebhabers, ist dringend zu wünschen. K. Dolz. Obstbau. Hausbackene Gedanken zur Kriegszeit. Eine Rechtfertigung. Nach den Ausführungen des Herausgebers, sowie bei nochmaligem Durchlesen der eigenen Ausführungen in Nr. 38 mußte ich mir sagen, daß die erste Arbeit insofern nicht druckreif war, als gewisse Behauptungen etwas zu sehr auf meinen eigenen Betrieb Bezug nahmen und daß eine Verallgemeinerung solcher Behauptungen falsch sei. Es sei daher gestattet, meinerseits zur Nachschrift des Heraus- gebers Stellung zu nehmen. Was Punkt 1 betrifft, so bin ich, ganz der gleichen Ansicht wie der Herr Herausgeber, daß nämlich Edelobstzucht als Sonderbetrieb „viel eher als vom Liebhaber" vom Berufsgärtner zu betreiben sei. Daß der Betrieb „auf viele Jahre hinaus lohnend zu gestalten ist", kann ebenfalls nicht in Frage gestellt werden. Indessen sind hierbei gewisse E i n - sdiränkungen auch bei der Kritik meiner Arbeit am Platz. Betrachten wir die Geschichte mal so, wie wir es im all- gemeinen im praktischen Leben finden. Unsere Obstbauapostel haben das gewiß zu lobende Bestreben, an der „Besserstellung unseres Berufs zu arbeiten". Wie machen sie das nun .'' Sie sehen sich die in ihrem Bezirk befindlichen Anlagen an, horchen bei den Züchtern herum, wie sich bei ihnen die Rentabilität der einzelnen Sorten gestaltet, bilden sich hierbei oder auf den (im Eilzugstempo) unternommenen „Studienreisen" ein „fachmännisches" Urteil und — dozieren dann los. Wie dies letzlere geschieht, lehren uns die Berichte über die „Studienreisen" in Holland, im deutschböhmischen Eibtal u. a. Man geht also aufs Land hinaus und berichtet z. B., daß man da oder dort Kalvillen, Winterdechantsbirnen usw. in größter Voll- kommenheit am Baum sah, und wenn die Leute auf dem Lande die Preise hören, läuft ihnen das Wasser im Munde zusammen. Ueber die Schwierigkeiten der Kultur sagt der Redner freilich nichts. Da wird dann drauf losbestellt und bald zieren die Spaliergestelle alle günstigen oder auch ungünstigen Mauerflächen (das ist kein Phantom, sondern rauhe Wirklichkeit). Wenn die Bäume zu tragen beginnen, leert man öfters die bekannte gelbliche Flüssigkeit aus dem ebenfalls bekannten, einer großen Bouillontasse ähnlichen Gerät daran, und — erhält tatsächlich Riesenfrüchte. Diese sind freilich sehr oft, zumal bei zartfleischigen Sorten (Kalvillen usw.) in kurzem stippig, und das Ergebnis ist, daß man dem Verkäufer die ohnehin schon zu billigen Preise noch mehr beschneidet. Das sind die Kalvillen der Liebhaber. Es gehört nun ein starker Glaube dazu, anzunehmen, daß der beschriebene Preisdruck sich nicht, wenn auch mäßiger, dem Spezialist fühlbar macht. Was die langjährige Dauer von Edelobstanlagen nach der bisherigen Methode betrifft, so sei diese zugegeben, wenn nicht gerade weiße Winterkalvillen gezogen werden. Bei dieser Sorte tritt die Erscheinung deutlich hervor, daß eigentliche „Schaustücke" von besonderer Größe mit zunehmendem Alter des Baumes, wo die Wurzeln nicht mehr so nahe der Ober- fläche ziehen, seltener werden. Kalvillen auf Doucin aber sind überhaupt zu meiden, wie auch jede größere Form unpraktisch ist. Nehmen wir eine Verrierpalmette mit acht bis zwölf Aesten. Es kann vorkommen, daß sie 50 Jahre alt wird und immer noch gesund ist, meistens aber wird sie von Knospensucht be- fallen, wenn man den unbändigen Wuchs durch Entspitzen hemmen will, manchmal aber gibts auch Krebs, und der ist oft so boshaft, sich am Stamm unter der untersten Etage anzusiedeln. Möglich, daß man des Krebses Herr wird, aber sehr unwahrscheinlich. Dann geht eben der ganze Baum verloren. Hätte man vier U-Formen auf Paradies gehabt, die nur 2 m hoch ist, dann hätte man im Falle der krebsigen Entartung eines Baumes nur vier laufende Meter Astlänge verloren, bei der Verrier sinds etwa dreißig laufende Meter Astlänge. Man wird jedenfalls an Hand erster Autoritäten sagen, daß die Höhe von 2 m unpraktisch sei, daß 3 m normal sei. Das ist eben eine der mancherlei Rückständigkeiten, die sich von Mund zu Mund, von Buch zu Buch, von Generation zu Generation forterben : Die Spalierzucht, zumal die Zucht der Kalvillen, leidet solange, bis dies Grundübel be- hoben ist. Warum? Nun, man stelle sich einmal vor, an einem ausgewachsenen Spalier von 3 m Höhe zeige sich oben an 1 bis 2 Trieben Mehltau, oder ein wurmiger Apfel, oder sonst was. Wenn man nicht gerade die Leiter bei der Hand hat — und wer wird sie bei einem Inspektionsrund- gang durch 3 — 5 Morgen große oder noch größere Anlagen stets mit- führen — muß man das Entfernen des Schädlinge verschieben „bis nachher", d. h. ad kalendas graecas. Hat man aber nur 2 m hohe Gerüste, dann streckt man sich etwas und beseitigt das Unerwünschte; eine Leiter braucht man nicht, zu keiner Arbeit, man erspart also Kräfte. Zumal das Spritzen geht viel besser und strengt weniger an. Die 3 m hohen Spaliere sind „der Nagel zum Sarge" der deutschen Edelobstzucht. Sie sind der Grund, weshalb man mit Recht Spaliere als Spielerei verwirft. In Meran denkt man hierin praktischer. XX, 43 Die Gartenwelt. 509 Herr Hesdörffer sagt ferner, dafi er auf Grund eigner, lang- jähriger Erfahrung behaupten könne, daß bei richtigem Be- trieb solche Anlagen „lange Jahre" hindurch lohnend sein können ; sehr richtig, nur bitte ich zu bedenken, daß die Erwerbung der für Luxusobst nötigen Kundschaft ebenfalls längere Jahre dauert und oft mit großen Kosten verbunden ist. Ob sich diese Kund- schaft bzw. ihre Sammlung bei Anlagen lohnt, die noch mit der Amortisation rechnen müssen, darf wohl bezweifelt werden. Da die „obersten Tausend" sozusagen eigentlich auch ein Recht haben, ihre Bedürfnisse in Bezug auf Geschmack befriedigt zu sehen, und da unser deutsches Obst, wie uns die Herrn Obstbau- apostel versichern, dem französischen und tiroler Edelobst mindestens ebenbürtig ist, dürfte der von mir gezeigte Weg der beste sein. Was Punkt 2 betrifft, so habe ich mich in meiner ersten Arbeit unklar ausgedrückt; ich wollte sagen, daß ich am „Geburtsort" der schönsten Kalvillen der Düsseldorfer Ausstellung, d. h. in Bonn sehen konnte, auf welche Art dort diese Paradestücke erzielt werden : mit buchstäblich fußhohen Mistlagen. Aufgefallen ist mir nur, daß die Preisliste jener Anlage nur den Preis der einzelnen Frucht anführt. Dabei läßt sich allerhand denken. Wenn Herr Hesdörffer seine Erfahrungen in hac re mitteilt, daß er solche Früchte lange Jahre ohne Mist zog, so vergißt Herr Hesdörffer, daß ihm als an- erkannter Autorität in dieser Beziehung die eigenen Kenntnisse hilfreich zur Seite stehen, über deren gleichartige nur wenig Fach- genossen verfügen. Bezüglich der Abnehmer aber bin ich in der besseren Lage ; die von mir mit Kalvillen usw. bedienten Herrschaften verlangen nur zu den großen Gesellschaften solche Paradestücke, für ge- wöhnlich sind sie mit kleineren Stücken in der Preislage von 140 bis 180 M für 50 kg zufrieden. Bei Punkt 4 der Kritik bitte ich das Vorgehen der Obstbau- apostel zu betrachten. Mal sinds Scheuern, mal Landhäuser, mal sinds Spitäler, mal Kasernen ; hat doch einer dieser Herren mal nachgerechnet, wieviel Quadratmeter deutscher Mauern noch der Bekleidung mit Spalieren warten ; ich glaube, es ging in die Millionen — oder gar Milliarden. Jedenfalls fehlt bei der Empfehlung von Spalierobst das Zielbewußtsein. Der richtigste Weg, um das Kapital am Blühen und Gedeihen des heimischen Edelobstbaues zu interessieren, ist meines Er- achtens nicht die gequälte Beteiligung durch Spaliere im eigenen Heim, die ja doch meist Sorgenkinder sind, sondern Beteiligung an einem großzügig durchdachten Unternehmen, bei dem sich die gemachten Erfahrungen in jahrhundertelanger Kultur aufs höchste verwerten lassen. Otto Dahlem. Förderung der Obstzucht im Hauswarten. Trotzdem der Herausgeber der „Gartenwelt" schon Stellung genommen hat zu den „Hausbackenen Gedanken zur Kriegszeit" in Nr. 38 dieser Zeitschrift, möchte ich diesen Entgegnungen noch einiges hinzuzufügen. Aus Anlaß einer Schriftfehde über die Lehrlingsprüfungsfrage habe ich in einer anderen gärtnerischen Fachschrift darauf hin- gewiesen, daß die Gärtner, ähnlich wie früher die Landwirte, schwer aus dem gewohnten Gleise zu bringen, d. h. schwer für neue Ideen, für den Fortschritt, zu gewinnen sind. Eine neue Idee zwar nicht, aber eine durch den Krieg und seine wirtschaft- lichen Begleitumstände wiedererweckte, gleichzeitig auch eine Tat in vaterländischem Interesse ist die Bestrebung, uns unter Aus- nützung aller zur Verfügung stehenden Mittel bezüglich unseres Obstbedarfes vom Ausland unabhängig zu machen. Zu den kleinen Mitteln, die diesem Zweck dienen sollen, ge- hört auch das Eintreten für die Bepflanzung geeigneter Wände mit Spalierobst. Die althergebrachte Bepflanzung der Hauswände ist diejenige mit Schlingpflanzen, mit Glyzinen, Rosen, Clematis usw. Derjenige Gärtner, der da keinen Sinn für den Fortschritt, für die sich ständig ändernden Anforderungen der Zeit hat, der wird auch nicht darauf kommen, eine andere Ausnutzung solcher Flächen — da, wo angebracht — in Vorschlag zu bringen. Er wird bequem im ausgetretenen Gleise bleiben, bestärkt darin, wenn er den Aufsatz des Herrn Dahlen gelesen hat ; und darauf trifft zu, was ich oben über den „konservativen" Gärtner sagte. Weiter aber : dient der Gärtner einerseits dem Vaterland, so nutzt er andererseits auch sich selbst, wenn er solche Flächen, die sich dazu eignen, für Obstbaumpflanzungen empfiehlt, denn erstens ist an einem Spalier wohl mehr verdient, als an einer Schling- pflanze, und zweitens erfordert das Obst mehr Pflege, die dem Gärtner in Form von Arbeitslohn, Düngerlieferung usw. doch auch wiederum einen Gewinn abwirft. Bestrebungen, den Obstbau in der Stadt heimisch zu machen, sollten nach meiner Ansicht — im Gegensatz zu derjenigen des Herrn Dahlen — mit allen Kräften unterstützt und etwaige Mißerfolge an einzelnen Stellen ruhig im Hinblick auf das große Ganze in den Kauf genommen werden. Leuten aber, die ihr gutes Geld zu Versuchen und zur Schaffung mustergiltiger Vorbilder im Obstbau hergegeben haben, wie die erwähnten : Holle, von Borries, Wessel, dazu Lade, von Sole- macher u. a., sollte die beteiligte Gärtnerschaft um ihrer vielen Verdienste für den Obstbau ständig in ehrenvollem Andenken halten, anstatt sie zu den Akten zu legen, „weil man nicht mehr von ihnen spricht" ! Auch vom sozialen Standpunkt aus ist die Förderung der Obstzucht in der Stadt zu begrüßen, denn für jedes Pfund Obst, welches der „Geldaristokrat" in seinem Garten selbst zieht, bleibt ein anderes zu billigerem Preis dem Minderbegüterten zur Verfügung. Herr Hesdörffer sagt ganz richtig, daß auch an Wirtschafts- und Nebengebäuden Spalierobst angepflanzt werden kann, „hier muß fachmännischer Rat eingeholt werden". Ich gehe einen Schritt weiter und sage: „hier muß sich der fachmännische Rat auf- drängen!" Er kann sogar bei Neubauten bis zur Beeinflussung des Architekten gehen , damit er günstige Giebelflächen nicht durch bautechnisch unnötige Zutaten, z. B. ein weitüberstehendes Dach, weniger oder gar ungeeignet für Obstanpflanzungen macht. Abgesehen von vorhandenen Wandflächen sollte die Edelobst- zucht nach Möglichkeit auch durch die Anbringung freistehender Spalierwände in die Hausgärten der Städte verpflanzt werden. Man kann so oft das Notwendige mit dem Nützlichen verbinden : z. B., wem es gilt, den einen Gartenteil vom andern abzutrennen, einen Spielplatz oder sonstigen Raum zu verdecken. Warum kann das nicht auch mal durch ein Obstspalier geschehen .'' In dem Zeitraum, wo der Garten hauptsächlich benutzt wird, deckt ein solches ebenso- gut, wie z. B. eine Thuyahecke. Bei Gegenständen, die ständig verdeckt sein müssen, ist die Spalierwand natürlich weniger an- gebracht, es sei denn, daß dichtes Lattenwerk verwendet wird. Aber auch der Landwirt sollte mehr für die Edelobstzucht interessiert werden ; das ist jedoch Aufgabe der Obstbauwander- lehrer usw. Die Obstheranzucht unter fachmännischer Anleitung und Auf- sicht fördern, das ist, wie oben dargelegt, vaterländisch und gärtnerisch richtig, auch dann, wenn unausbleibliche Mißerfolge hier und da eintreten. J. Everhardt, Düsseldorf. Pflanzendüngung. Obstbaumdiingung. Ihre besonderen Ansprüche an den Boden stellen unsere edlen Kirschensorten, weshalb die Tragbarkeit und die Güte der Kirschen oft zu wünschen übrig läßt. So war ich, wie auch andere, manchmal recht enttäuscht über die Kleinheit gut empfohlener und anerkannt guter Kirschensorten und ein vor- eiliges Schimpfen auf den unreellen Lieferanten ließ nicht auf sich warten. Eine ruhige Betrachtung ließ mich dann aber erkennen, daß die Früchte sonst die Eigentümlichkeiten der Sorte aufwiesen, und ich empfahl die Düngung und wandte sie selbst an. Jauche mit Superphosphat, im Herbst, Winter und Sommer nach und nach gegeben, bewirkte, daß die Kirschen mindestens um die Hälfte größer wurden. Kalkmangel ist oft ein Hauptgrund schlechten Ansatzes, aber eine Kalkdüngung muß mit Verständnis geschehen. Nach reichlicher Kalkdüngung sah ich zuweilen bei starkem An- satz auffallend mager entwickeltes Fruchtfleisch, welche Erschei- nung auch bei Pfirsichen eintrat. 510 Die Gartenwclt. XX, 43 Später wurden die Früchte dann wieder besser, d. h. im nächsten Jahre und nach erneuter Düngung. Am besten kalkt man Obst- bäume vermittelst des stark kalkhaltigen Thomasmehls ; es ist gut, gleich beim Pflanzen davon in die Erde zu mischen. Auch bei Walnußbäumen lernte ich diese Art Düngung schätzen. Man könnte wohl einwenden, bei der Pflanzung ist es doch zunächst der Holztrieb, den wir wünschen, weshalb Kali und Stickstoff vor allen Dingen notwendig seien. Gewiß, diese Düngerarten dürfen auf keinen Fall im Boden fehlen, aber Kalk und Phosphorsäure müssen von Anfang an als Ergänzung dienen. Die Wirkung des Thomasmehles auf die Entwicklung der Obstbäume, auch für Wal- nußbäume, hat sich so oft bewährt, daß an seiner Zweckmäßigkeit bei Obstbaumanlagen nicht mehr zu zweifeln ist. Am besten ist es, das Thomasmehl immer in Verbindung mit Kainii zu geben; man muß die Mischung nur gleidi verwenden, weil sie sich sonst verhärtet. Beim Pflanzen von Bäumen wie beim Rigolen wird noch immer der Fehler gemacht, namentlich von Laien, daß man Stallmist in die Tiefe bringt. Dieser Mist ist dann vergeudet, weil er vertorft und dadurch seine Dungkraft verliert. Der Mist muß sich eben noch im Bereiche der Luft befinden, sogar in sehr lief gegrabenem Lande findet man vertorften Mist. F. Steinemann. Gemüsebau. Adventsgemüse. Wieder ist die Zeit gekommen, wo man auf den Saat- und Pikierbeeten in der Umgegend von Bonn die Kohlpflänzchen heranwachsen sieht, die, im Spätherbst oder selbst noch zur Adventszeit, daher der Name Adventsgemüse, aus- gepflanzt, im Frühjahre gebrauchsfertigen Kohl ergeben. Aus kleinen Anfängen entwickelte sich nach und nach der Adventsgemüsebau, und heute werden um die Bonner Vororte Poppeisdorf. Endenich und Lengsdorf viele hundert Morgen mit Adventskohl bepflanzt. Adventsgemüsekulturen bei Bonn am Rhein. Nach einer v Wer als Fremder im April bis Mai diese Felder mit schnitt- fertigem Kohl sieht, ist ganz erstaunt und glaubt sich in eine spätere Jahreszeit versetzt. (Siehe untenstehendes Bild.) Als erstes frisches Kohlgemüse wird das Schneidegemüse, eine Butterkohlart. auf den Markt gebracht, dann folgen Spitzkohl, Wirsing, Weiß- und Rotkohl. Wirsingkohl wird überwiegend angebaut. Ende Mai, Anfang Juni sind die Felder abgeerntet und es kann sogleich eine zweite Bestellung des Landes, z. B. mit Bohnen, Rüben erfolgen. Da zu so ungewöhnlicher Zeit der Kohl sehr gesucht ist, hat man auch schon an anderen Orten versucht, den Kohl im Herbst auszupflanzen, doch hat der Erfolg nicht be- friedigt, meist gingen die Pflanzen im Frühjahre in Samen. Berkowski, Bonn. Friedhofskunst. Friedhofsgedanken. (Hierzu eine Abbildung, nach einer vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Zeichnung.) In Nr. 11, Jahrgang 1915 dieser Zeitschrift habe ich einige Gedanken über die Anlage von Kriegergrabstätten niedergeschrieben. Inzwischen sind an vielen Orten für die in den Lazaretten gestorbenen Krieger, auf den Friedhöfen besondere Begräbnisplätze eingerichtet worden , und zwar auf kleineren Friedhöfen sogenannte Gruppengräber, auf größeren Einzelminiaturfriedhöfe, die durch Laub- und Busch- werk eingefriedigt wurden. Ausgehend von der Anschauung, daß jeder für das Vaterland gefallene Krieger in pietätvoller Weise zu ehren sei, hat man somit Orte geschaffen, welche auf die berechtigten ästhetischen Anforderungen der Fried- hofskunst eingehen, welche den Ernst und die Weihe des Friedhofs wahren und uns gleich- zeitig mit einer eigenartig ergrei- fenden Stimmung erfüllen. Wenn wir nun die in den verschieden- sten Städten, wie München, Stutt- gart, Düsseldorf, Lübeck , Pforz- heim und Würz- burg, entstande- nen Kriegerfried- höfe betrachten, so machen wir die Wahrnehmung, daß man überall bestrebt gewesen ist , die Grab- zeichen, in Form von Gedenktafeln und Grabsteinen, einheitlich zu ge- stalten. Man hat nicht nach über- triebenen Formen der Denkmäler ge- sucht, auch den Wert der Denk- mäler nicht nach den Herstellungs- om Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. XX, 43 Die Gartenwelt. 511 kosten bemessen, sondern man hat in einfacher, würdiger Weise die Verstorbenen zu ehren gesucht und hat dadurch eine große Wirkung erreicht, daß man jedem ein Denkmai und jedem das gleiche erstellte. Und so hat man das An- denken an die gefallenen Söhne des Vaterlandes durch Er- richtung dieser Ehrenmale der Nachwelt gesichert. Wenn wir uns nun eingehender mit den Friedhöfen beschäftigen, so drängt sich uns die Frage auf, ob nicht auch im Fried- hofsbild die Reihengrabfelder in ähnlicher Weise ausgestaltet werden können? In verschiedenen Städten hat man bereits in dieser Hin- sicht Versuche gemacht , welche mehr oder weniger als wohl- gelungen zu bezeichnen sind. Man hat auf die Ausbildung des Materials im einzelnen großen Wert gelegt und die einzelnen Gräber schön ge- schmückt , aber man hat dabei auf das Bild der Gesamt- wirkung zu wenig geachtet. Vor allem hat man vielfach den Fehler gemacht, daß man das Material, aus dem die ein- zelnen Grabdenkmäler hergestellt wurden, gänzlich unberück- sichtigt ließ. So sieht man denn häufig den dunklen, schwarzen, schwedischen Granit neben dem weißen Marmor, das Holzkreuz neben einem eisernen stehen. Die ver- schiedensten Materialien, in buntestem Gemisch aneinander gereiht, dienen wahrlich nicht dazu, ein einheitliches Ge- samtbild zu geben, sie scheinen vielmehr um die Vor- herrschaft miteinander streiten zu wollen. Würde da nun auf den einzelnen abgesonderten Begräbnisplätzen jedesmal ein einheitliches Material verwendet werden, so würde dadurch ein Bild geschaffen, das in seiner Gesamtwirkung auf Har- monie und künstlerisches Empfinden Anspruch machen könnte. Welch eine wichtige Rolle das Material im Friedhofsbild ein- nimmt, zeigen besonders alte Friedhöfe, welche zu einer Zeit entstanden sind, in der die Beschaffung von fremdländischem Steinmaterial fast unmöglich war ; hier liegt der Wert nicht nur in der glücklichen Form der Denkmäler, sondern in der Einheit des verwendeten Materials. Die heutige Zeit des Krieges kann viel zur Verwirklichung dieses Planes beitragen, zumal da es fast unmöglich geworden ist, fremdländisches Material herbeizuschaffen, um dasselbe zu gedachten Zwecken zu verwenden. Warum aber auch aus fremden Ländern das Material, wie Marmor usw. holen, haben wir doch in unserem deutschen Vaterlande viel gutes, brauch- Schlingrose Sodenia. Nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. bares Material, wie z. B. Muschelkalk, Sandstein in den ver- schiedensten Färbungen, Kalkstein usw. Patriotische Pflicht ist es, auch dieses zu verwenden. So bilden denn die Kriegergräber unserer Friedhöfe gute Vorbilder und geben Anregung für die Ausgestaltung der Reihengrabfelder. Freilich war es bei ersteren leichter, ein gutes Gesamtbild zu schaffen, da die Anlage und Aus- gestaltung der Begräbnisstätte meistens in der Hand eines Einzelnen lag. Nebenstehende Skizze mag ein Bild geben von der Anlage eines Reihengrabfeldes; von Buchenhecken ein- geschlossen, wird dieser Friedhofsteil beherrscht von einem Kolumbarium, woselbst die Aschenreste Feuerbestatteter beigesetzt werden. Die einzelnen Reihengräber tragen einheitliche Platten, die sich in wohltuender Weise dem Ganzen anpassen. Franz Maedge, Pforzheim. Rosen. Von Buchenhecken eingeschlossenes Reihengrabfeld mit Kolumbarium. Sodenia heißt die obenstehend abgebildete Schlingrose, die ich den Lesern der „Gartenwelt" schon aus dem Grunde nicht vorenthalten möchte, weil doch hin und wieder die Frage nach wirklich empfehlenswerten Kletterrosen auftritt. Nach meinen jetzt fünfjährigen Beobachtungen ist Sodenia eine der widerstandsfähigsten Rosen, die es zurzeit gibt. Während in den hiesigen Kuranlagen Dorothy Perkins, Rubin, Zeppelin und 512 Die Garten weit. XX, 43 Leuditstern, auch zuweilen Helene, von den üblichen Krankheiten leicht befallen werden, hat Sodenia bis jetzt nicht die geringste Empfänglichkeit gezeigt. Ihr Wuchs ist zwar kräftig, ohne daß aber die einjährigen Triebe überaus lang werden. Das Blatt ist von schön dunkler Farbe und außergewöhnlich straff. Auch die bis zu 25 cm Durchmesser erreichenden Blütendolden werden von ungemein kräftigen Stielen derart gehalten, daß selbst starke Winde und Regen sie nicht aus der Lage bringen. Die Farbe ist beim Aufblühen schön leuchtend karmin bis scharlachrot, später geht sie in den Ton der kräftig gefärbten Apfelblüte über. Die Abbildung zeigt auch die enorme Reichblütigkeit dieser Sorte; aber auch der wochenlang anhaltende Flor macht das Maß der guten Eigenschaften voll, die man von einer wirklich dankbaren Schlingrose fordern muß. Vereinzelt erscheinen im September noch Blumen, die dann etwas blasser in Farbe sind. Jäck, Bad Brückenau. Landschaftsgärtnerei. Zum Jugendpark. Von Hans Gerlach, Gartenarchitekt, zzt. Kriegsfreiwilliger. Sport- und Kleingartenbau hatten sich, obwohl man ihren Wert allgemein noch nicht erkannte, bereits vor Ausbruch des Krieges bei uns ziemlich stark entwickelt. Beides, Sport- wie Kleingartenbau, waren aber durch zu vielerlei Sonderinteressen zersplittert ; erst das praktische Leben, das in dieser Zeit große Anforderungen an unser Volk stellt, wobei die Volksernährung und die Erhaltung der Volkskraft die wichtigsten Probleme sind, führte zur organisatorischen Zusammenfassung von Sport- und Klein- gartenbau. Die Gestaltung des öffentlichen Volksparkes wurde damit für den Gartenarchitekten die dringendste Aufgabe von weit- tragender wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung der Gegen- wart und Zukunft. Der Volkspark soll alles in sich schließen, was der Garten der breiten Volksmasse zu deren Gesundung und Erstarkung in körperlicher, geistiger und seelischer Hinsicht zu bieten vermag. Dies ist der Grundgedanke der Jugendparkidee, die uns Lebrecht Migge, von dem Geist unserer Zeit beseelt, unter- breitet hat; er hat damit gewissermaßen das Zukunftsprogramm für die Ausgestaltung öffentlicher Anlagen festlegt. Die praktische Bedeutung des Jugendparkes bedingt eine zweckmäßige Ausgestaltung desselben und in der verschieden- artigen, den jeweiligen Verhältnissen sich anpassenden Aus- gestaltung der Sport- und Spielplätze, der für Wasser- und Eissport bestimmten Wasserflächen, sowie in der harmonischen Gruppierung der Kleingärten und Anlage der zur Orientie- rung, Ruhe. Raumgestaltung, Trennung und Verbindung schaffenden Alleen liegt die Möglichkeit, Gärten zu schaffen, die an Großzügigkeit und Uebersichtlichkeit dem Meisterwerk Le Notres in Versailles gegenübergestellt werden können. Die Einschränkung der Mittel fördert das Streben nach Einfachheit, während der Zweck übersichtliche Raumgestal- tung fordert. Die Frage, wie der Jiigendpark ausgestaltet werden soll, ist damit gelöst, weit schwieriger aber ist die Frage zu be- antworten, wo legen wir solchen Jugendpark an, daß alle Bewohner der Stadt ohne Umwege gleich schnell zu ihm gelangen können? Hierüber kann nur von Fall zu Fall entschieden werden. Die idealste Lösung wäre eine das Stadtbild ringförmig durch- querende bzw. umschließende Anlage oder örtlich getrennte, durch schattige Alleen aber doch miteinander verbundene Teile, so doch ein Ganzes, den Jugendpark bildend. Alles in allem fordert das Jugendparkproblem neben künstlerischem Talent von seinem Gestalter auch in erster Linie organisatorische Befähigung. Der feste Wille, den neuen Forderungen unseres Volkes und unserer Zeit gerecht zu werden, wird ihm den rechten Weg weisen, denn wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg ! Zeit- und Streitfragen. Die Kriegsgesellschaft für Obstkonserven und Marmeladen m. b. H. Von F. Esser. Die Kriegslage mag noch so günstig für uns stehen, heute weiß weder Freund noch Feind die glückliche Stelle zu bezeichnen, von der uns der heißersehnte Frieden entgegenleuchtet. Weit vorausschauend werden alle Kriegsmaßnahmen in den Ernährungs- fragen mit weiser Vorsicht und praktischer Umsicht getroffen werden müssen, damit zunächst die Steigerung der Produktion ihren fortgesetzten ruhigen Verlauf nimmt. Jeder Fehler rächt sich in Notstandszeiten doppelt. Erfahrung und Praxis sind allein berufen, die voraussichtliche Wirkung von tief in das Wirtschaftsleben einschneidenden Maßnahmen — wie beispielsweise Beschlagnahmen — zuerst sorgfältig abzuwägen, bevor durch Verordnung ein wichtiger Produktionszweig in seinem Endziel, dem Absatz der Früchte, plötzlich lahmgelegt wird. Gewiß hat jede öffentliche Kritik sich auf das Notwendigste zu beschränken. Sie wird aber ohne jede Rücksicht um so rascher und nachhaltiger einsetzen müssen, wenn handgreiflich feststeht, daß ein Fehler den anderen ablöst. Aus den Schäden, welche durch den Herausgeber der „Garten- welt" in Nr. 39, S. 466 dieser Wochenschrift aus der plötzlichen Beschlagnahme der Apfel- und Pflaumenernte für den Obstbau hergeleitet sind, ist zu folgern, daß bis jetzt auf dem Gebiete des Obstbaues übersichtliche statistische Aufzeichnungen fehlen. Während in den günstigen klimatischen Lagen der Fluß- täler und der Ebene (ähnlich wie der Weinbau) das feinere Tafel- obst seine naturgemäße Heimat hat, sind die Zwetschen und die Wirtschaftssorten (d. h. die Sorten, welche in Friedenszeiten nur zu Kochzwecken verwendet wurden), die Aepfel und Birnen, in Boden- und Klimaansprüchen viel bescheidener. Viel Wirtschafts- obst im wahren Sinne des Wortes finden wir in rauhen Höhen- lagen, in den Nord- und Ostabdachungen der Berge. Aber auch selbst in diesen für den Obstbau nicht besonders günstigen Lagen wird jede Obstsorte, gut ausgereift, sorgfältig gepflückt und richtig aufbewahrt, früher oder später zu wohlschmeckendem Tafelobst. Alle Obstbaumfrüchte verdienen zunächst für Arm und Reich die Bezeichnung Tafelobst. Keine Frucht ist wert, am Boden zer- treten zu werden ; das ruft uns der Krieg laut und deutlich ins Gedächtnis. Das hohe Lied auf die feinen Obstsorten hat mit Rücksicht auf die Preise einen herben Mißklang. Zum Tafelobst ist heute jede Obstsorte geworden, die früher, kaum beachtet, schon beim Anbau für Most- oder Marmeladezwecke bestimmt war. jede Obstart hat ihre Vorzüge: aromatischen Geschmack, an- genehme Säure, Zuckergehalt, starke Säuren usw. Nach den diesjährigen Schwierigkeiten, welche naturgemäß die Marmeladenfabriken in der Obstzufuhr hatten, wird es richtig sein, zunächst durch Statistik festzustellen, aus welchen Gegenden dieser Fabrikation bis jetzt das meiste Obst zugefallen ist, und zweitens zu erfragen, wo in größeren Mengen noch Obstsorten wachsen, die für Heereszwecke in erster Linie des billigeren Preises wegen (den die Massenanpflanzung mitbestimmt) in Frage kommen. Der erste Schritt zur Sicherung des nächstjährigen Bedarfs an Marmelade für Heeres- und Lazarettzwecke ist (nach dem Vor- schlage des Herrn Hesdörffer in dem oben zitierten Aufsatz) die Be- XX, 43 Die Gartenwelt. 513 '' schlagnahme sämtlichen Strafienobstes, ebenso des Obstes, das ' auf sonstigen Gemeindegrundflächen angebaut ist. Aehnlich wie in Bayern, wo die Gemeinden ein bestimmtes Quantum land- wirtschaftlicher Erzeugnisse für Heeres- und die Verpflegungs- zwecke der Großstädte liefern, müßten auch, nach Feststellung der Produktion, die in Frage kommenden Gemeinden verpflichtet werden, Obst für diese Zwecke zu sammeln und abzuliefern. Die Preis- regelung geschieht im Verein mit der Kriegsgesellschaft für Obst usw. durch Beschluß der Ortsbehörde bzw. Gemeindever- tretung, die zugleich bestimmt bzw. darüber entscheidet, wieviel der einzelne Obstzüchter für Kriegs- oder Großstadtzwecke zu liefern hat. Nach Feststellung des voraussichtlichen Obstertrages durch wirkliche Sachverständige wird leicht die Uebersicht zu be- schaffen sein, welche Gemeinden für die Zwangslieferung von Obst in Frage kommen. An der Fallobstlieferung wird sich auch der Edelobstzüchter beteiligen müssen. Nichts ist für Ernährungs- zwecke in Zeiten des Notstandes wichtiger als zeitige Statistik und die Vermeidung von plötzlich tief in das Wirtschafts- leben eingreifenden Maßnahmen. Mit welchen praktischen Mitteln heute in der Kriegsgesellschaft für Obstkonserven und Marmeladen m. b. H. gearbeitet wird, soll nachstehende Antwort beweisen, die mir auf ein dem Herrn Landrat des Kreises Bonn eingereichtes Gesuch um Freigabe des Buschobstes von obiger Gesellschaft unterm 4. Oktober zugegangen ist. „Betrifft Tafelobst. Auf Ihre Anfrage teilen wir Ihnen mit, daß wir Tafelobst von Fall zu Fall zur Verladung und Empfang- nahme freigeben, unter der Voraussetzung, daß es sich tatsächlich um ausgesprochene Tafeläpfel, nicht aber um Wirtschafts-, Schüttel- oder Falläpfel handelt. Der Nachweis hierüber ist durch das Gutachten eines beeidigten Sachverständigen zu erbringen. Kriegsgesellschaft usw. gez. W. Klein." In der nunmehrigen Freigabe des Obstes ist der Ausdruck „Tafelobst" beibehalten, trotzdem oben nachgewiesen ist, daß unter Tafelobst des armen Mannes und der Kinder selbst in Friedenszeiten jedes eßbare Obst zu verstehen ist, das in der Obstreifezeit als Wirtschaftsobst vom Baume fällt oder geschüttelt wird. Beeidigte Sachverständige kennt der Obstbau bis jetzt noch nicht. Die Zumutung, mit großen Kosten einen solchen zu suchen, deutet n i ch t auf ein besonderes Entgegenkommen seitens der Kriegsgesellschaft gegenüber dem Obstzüchter hin. Solche Miß- griffe zu vermeiden, soll die Aufgabe obiger Vorschläge sein. Nachschrift des Herausgebers. Zu vorstehenden dankens- werten Ausführungen möchte ich noch einige Bemerkungen machen. Den Lebensmitteldiktator, an dessen Wirken man so große, aber wohl allseitig getäuschte Erwartungen knüpfte, weiterhin die Existenz des Kriegsernährungsamtes und der übrigen Kriegsgesell- schaften, mögen sie sich nennen wie sie wollen, halte ich in der gegenwärtigen ernsten Zeit für wenig erfreuliche Begleiterscheinungen der Nahrungsmittelnot. Man hätte auch in der Kriegszeit Handel und Wandel freien Lauf lassen, aber den Wucherern scharf auf die Finger sehen sollen, und die Bevölkerung immer und immer wieder darüber aufklären müssen, daß sie sich jedem Nahrungsmittelwucher gegenüber durchaus ablehnend verhalten müsse. Der nieder- trächtigste Wucher, den man sich in dieser ernsten Zeit denken kann, ist der Nahrungsmittelwucher, der in schroffstem Gegensatz zu der Opferwilligkeit und heldenmütigen Entsagung weitester Bevölkerungskreise steht. Wenn jetzt ein Händler für ein Pfund Spickgans HM, für ein Pfund Honig 7 M, für ein Hühnerei nicht weniger als 50 Pf. fordert, so sollte man ihn dadurch zur Besinnung bringen, daß man hartnäckig den Einkauf zu solchen Schandpreisen verweigert; das ist auch patriotische Pflicht der Reichen. Mehr noch als die Käufer durch solche Wucherpreise, sind die Erzeuger, also Gärtner und Landwirte, durch plötzliche, ich möchte sagen unbesonnene und durchaus unzweckmäßige Be- schlagnahmen geschädigt worden, weiterhin durch unüberlegte Fest- setzung von Höchstpreisen. Die Obstbeschlagnahme war, wie ich schon in Nr. 30 der „Gartenwelt" ausführte, wohl der schwerste Schlag, der dem deutschen Erwerbsobstbau zugefügt werden konnte. Durch zwölf volle Tage war mir der Verkauf meines Tafelobstes, darunter leicht verderblicher Edelsorten, unmöglich gemacht. Für meine gewaltige Ernte steht mir nur ein Lagerraum von 24 qm zur Verfügung. Er war überfüllt, und das weitere erntereife Obst konnte deshalb nicht eingebracht werden. Mein Gesuch um Frei- gabe meiner Ernte an den zuständigen Landrat blieb neun Tage hindurch unbeantwortet, erst ein erneutes, dringendes, ein- geschriebenes, durch Eilboten zu bestellendes Gesuch hatte den Erfolg, daß mir am Abend des folgenden Tages, am 27. September, durch den zuständigen Amtsvorsteher der Bescheid wurde, daß ich mein Tafelobst verkaufen könne, wenn die Ge- fahr vorliegt, daß es sonst verfault." Nachdem nun schwerer Schaden durch die Beschlagnahme der gesamten Pflaumen- und Apfelernte gestiftet war, nachdem ungezählte Tausende von Zentnern in dieser bösen Zeit für die Volksernährung so wichtigen Obstes verfault und verkommen waren, wurde die Pflaumenernte ganz, dann auch die Tafelobsternte freigegeben. Der für Pflaumen, gewöhnliche Bauernpflaumen, die meist ohne jede Pflege in Gras- gärten, an Hängen, Straßen und auf Viehweiden stehen, fest- gesetzte Höchstpreis von 10 M für den Zentner war viel zu hoch und verteuerte der armen Bevölkerung den Brotaufstrich. Auch für Wirtschaftsobst wurden Höchstpreise festgesetzt. Sobald Höchst- preise festgesetzt sind, sind diese Höchst- und Mindestpreise zu- gleich; alle Welt verkauft dann nur zum Höchstpreise! Seitdem Höchstpreise für Wirtschaftsobst festgesetzt sind , ist solches, wenigstens hier in Berlin, überhaupt nicht mehr zu haben ; alles, was auf den Markt kommt, wird als Tafelobst verkauft, wovon ich mich durch einen Rundgang durch die Stadt und durch die Kaufhäuser überzeugt habe. Das ist auch eine Folge solch plötzlicher tief in das Wirtschaftsleben einschneidender Maßnahmen. Leider sind es nicht nur die Maßnahmen des Kriegsernährungs- amtes und anderer Aemter, sondern auch die Maßnahmen einzelner Bundeestaaten, ja, selbst einzelner Kreise, die die Ernährung der Bevölkerung in dieser schweren Zeit beeinträchtigen. So besteht z. B. in Bayern ein Ausfuhrverbot für die wichtigsten Nahrungsmittel, also auch für Fleisch, Eier und Butter, in Mecklenburg für Gänse, in Hessen ein solches für Obst, wozu dann noch die Ausfuhrverbote der einzelnen Kreise kommen. Weiß man z. B. nicht an maßgebender Stelle, daß trotz der Ausfuhrverbote aus Bundesstaaten, deren Bevölkerung im Ueberfluß schwelgt, per Post, auch als „Muster ohne Wert", massen- haft Fleisch und Butter über die Grenzen gehen ? Der Kreis Niedarbarnim, zu welchem mein Grundbesitz gehört, hat ein Aus- fuhrverbot für Kartoffeln. Ich hatte eine prächtige Frühkartoffel- ernte, die ich an Ort und Stelle nicht verwerten konnte. Die Kartoffeln auf Fuhren laden, um damit im Kreise umherzuziehen, dazu hatte ich weder Zeit noch Lust. In Berlin herrschte im Juli bis August eine unglaubliche Kartoffelnot; von allen Seiten wurde ich von Freunden und Bekannten bestürmt, ihnen Frühkartoffeln zu liefern. Die Güterexpedition verweigerte aber auf Grund des Ausfuhrverbotes die Annahme von Kartoffelsendungen. Nicht ein- mal die für meinen eigenen Bedarf bestimmten Speisekartoffeln eigener Ernte konnte ich von meiner Plantage nach meinem Wohnsitz verfrachten; ich mußte sie mir auf einem kleinen Leiter-_^ wagen über die Grenze des Kreises Niederbarnim in den Nachbarkreis Oberbarnim schieben lassen! Im übrigen mußte ich eine Gänse- und Entenmast einrichten, der die Aufgabe zu- fiel, die teueren Frühkartoffeln in Fleisch und Fett umzuwerten. Welcher Schaden weiterhin durch verkehrte behördliche Maßnahmen angestiftet werden kann, mögen auch die unglücklichen Höchst- preisfestsetzungen für Frühkartoffeln erweisen. Diese Höchstpreise hatten bis zum 15. August Giltigkeit. Natürlich war nun alle Welt darauf verpicht, die angebauten Kartoffeln als Frühkartoffeln zu Höchstpreisen zu verwerten. Anfangs August wurden dem- entsprechend Kartoffeln ausgemacht, was das Zeug halten wollte, und die Großstädte damit überschwemmt. Das waren aber keine Frühkartoffeln, sondern total unreife Spätkartoffeln, die in un- geheuren Massen verfrachtet wurden. Was die Großberliner Ge- meinden davon abgaben, war, wie mir verschiedentlich mitgeteilt wurde, oft zu 75 Prozent angefault und ungenießbar. Jetzt zeigen sich die weiteren Folgen in Form des großen Mangels an Spät- 514 Die Gartenwel t. XX, 43 kartoffeln. Dieser Mangel ist aber nur zum Teil eine Folge einer verfrühten Ernte, zum andern Teil wieder eine Folge der Staffe- lung der Höchstpreisfestsetzung. Die Höchstpreise steigen nämlich gegen den Frühling von 4 auf 5 M für den Zentner, und damit setzen die staatlichen Behörden geradezu eine Prämie für das Zurück- halten der Winterkartoffeln aus. Die Bauern halten jetzt die Ernte in den Mieten zurück und bringen sie erst dann auf den Markt, v^enn die Zeit der höchsten Preisfestsetzung gekommen ist. Und all diesen Mißständen gegenüber vergegenwärtige man sich nun die guten, von den Behörden im Vorjahre erteilten Rat- schläge. Da wurde den Hausfrauen z. B. der dringende Rat er- teilt, Kartoffeln nur in den Schalen zu kochen, weil das Schälen der ungekochten Kartoffeln mit einem Verlust verbunden ist. Und diesem winzigen Verlust, der gar nicht der Rede wert ist, halte man nun die Riesenverluste gegenüber, die an Fleisch, Fett, Ge- treide, Obst und Gemüsen durch eine total verkehrte Ernährungs- politik heraufbeschworen wurden. Ein weiterer Ratschlag, den auch ich immer und immer wieder erteilt habe, machte es jedem Grundbesitzer zur Pflicht, auch den letzten Quadratfuß seines Landes anzubauen. Meine Schrift Gemüsebau während des Krieges war die erste über Kriegsgartenbau erschienene Anleitung. Ich selbst habe die beregte Pflicht auf eigenem Grundbesitz getreulich erfüllt und bei sachgemäßer Bewirtschaf- tung desselben in diesem Jahre eine Kriegsernte erzielt, die eine wahre Rekordernte ist und mehrere hundert Zentner der wichtigsten Nahrungsmittel lieferte. Wenn überall das Land in gleicher Weise und mit gleichem Erfolge angebaut worden wäre, dann müßten wir jetzt trotz des Krieges im ganzen Deutschen Reiche förmlich in Ueberfluß schwelgen. Aber nach den traurigen Erfahrungen, die ich infolge falscher behördlicher Maßnahmen machen mußte, lege ich mir bereits ernstlich die Frage vor, ob ich auch im kommenden Jahr im Interesse der Volksernährung in gleicher Weise im Schweiße meines Angesichts weiterarbeiten soll. Ich bin zu dem Entschluß gekommen, dies nur zu tun, wenn aus- reichende Garantien dafür geboten werden, daß mir in der freien Verwertung meiner Ernte durch ungerechtfertigte Beschlagnahmen, Ausfuhrverbote usw. keine Knüttel mehr zwischen die Beine ge- worfen werden. Aufgabe der landwirtschaftlichen und gärtnerischen Verbände wird es sein, die Regierung durch gemeinsames Vorgehen zu veranlassen, solche Garantien zu bieten. E rzeugu n gs s t e i g er u ng bis aufs höchste ist seit Kriegsbeginn die Losung. Durdi Beschlagnahmen, willkürliche Höchstpreisfestsetzungen und Ausfuhrverbote selbst der Kreise, wird einer Erzeugungssteigerung jedenfalls nicht der Weg geebnet. Darüber sollten sich die maß- gebenden Stellen klar sein. Ist es nicht ein ungesunder Zustand, wenn z. B. in olden- burgischen Städten noch im September 2' .j bis 3 Pfund Butter pro Woche auf den Kopf der Bevölkerung kamen (Bericht der „Voss. Ztg." vom 18. Oktober), während die Bewohner anderer Orte nur 50 g, oft aber gar nichts erhalten? Aus deutschen Gärten. Der Gartenbau auf dem Rittergute Criewen bei Schwedt a. d. Oder. Vom Herausgeber. Rittergut Criewen ist, wenn auch nicht in gärtnerischen, so doch in landwirtschaftlichen Kreisen weit bekannt, und zwar hauptsächlich als Saatgutzuchtstation für wichtige land- wirtschaftliche Nutzgewächse. Die Criewener Runkelrüben (verbesserte gelbe und weiße Eckendorfer), die weiße und gelbe Criewener Futtermöhre, die weiße und gelbe Criewener Kohlrübe, der Criewener Weizen Nr. 104, die Criewener Gersten Nr. 403 und 405 und die Criewener Wicke Nr. 49, weiter auch die Criewener Forstpflanzen haben in den Kreiseo der Land- bzw. Forstwirte große Verbreitung und Aner- kennung gefunden. Ueber diese Züchtungen gibt uns der Katalog des Rittergutes, den ich geradezu als ein Lehrbuch für Saatgutzüchter bezeichnen möchte, erschöpfende Aus- kunft, ergänzt durch Ratschläge für den Anbau und durch Anbauberichte. Besitzer des Rittergutes Criewen ist Herr Staats- minister von Arnim, der frühere preußische Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Am 24. Sept. d. J. hatte ich die Ehre, Sr. Exzellenz meine Fredersdorfer Obstkulturen zeigen und eingehend erklären zu dürfen. Bei dieser Gelegenheit wurde ich von Sr. Exzellenz zu einem Besuche des Rittergutes Criewen eingeladen, welcher Ein- ladung ich am 2. d. M. Folge leistete. Das Rittergut Criewen liegt V'/a l^nn von Schwedt a. d. Oder entfernt. In der ganzen dortigen Gegend herrscht ein frucht- barer, sandiger, weizen- und rübenfähiger Boden vor. Neben Getreidebau wird dort der Anbau von Tabak in großem Umfange betrieben. Mich interessierten in Criewen besonders die gärtnerischen Kulturen, die ich unter persönlicher Füh- rung Sr. Exzellenz eingehend besichtigen konnte, während zu einer Besichtigung der landwirtschaftlichen Kulturen und der weitbekannten Yorkshire-Schweinestammherde leider keine Zeit mehr zu erübrigen war. Criewen hat einen prächtigen, ausgedehnten alten Park, der in seiner gegenwärtigen Verfassung in der Hauptsache vom Großvater und Vater des jetzigen Besitzers geschaffen wurde. Laubholzbestand herrscht vor, aber in einem Park- teil befindet sich auch eine in prächtiger Entwicklung stehende exotische Nadelholzpflanzung. Die ganze Parkanlage geht unmerkbar in die angrenzende Forst über. Von verschiedenen Teilen bieten sich stimmungsvolle Durchblicke in die land- schaftliche Umgebung, vom mit Efeu umsponnenen Herrenhause aus auf einen Nebenarm der Oder. Weite Rasenflächen wechseln mit den Gehölzepflanzungen. Besonders bemerkenswert sind 3 prächtige Silberpappeln, zwei 60 jährige und eine, deren Alter mit 100 Jahren nicht zu hoch eingeschätzt sein dürfte. Die weiten Rasenflächen dienen als Viehweiden. Für diese Flächen und auch für alle gärtnerischen Kulturen ist eine muster- hafte fahrbare Bewässerungsanlage mit elektrischem Betrieb und großem Wasserreservoir vorhanden. Das Wasser wird aus dem Nebenarm der Oder gepumpt. Der Bewässerung der Rasenflächen dient eine fahrbare Anlage von 40 m Länge, die das Wasser aus dem durchbrochenen, mit Sprühvorrich- tungen versehenen Rohr nach allen Seiten so verteilt, daß immer eine Fläche von 40 m Länge und 16 m Breite gleich- mäßig regenartig bewässert wird, während die Bewässerung in den Gemüsekulturen in einer Länge von 14 m bei 4 m Breite erfolgt. Die Wanderung durch den Park führte auch an der Forst- baumschule vorüber, in welche ich leider nur einen flüditigen Blick werfen konnte, der mir aber zur Genüge zeigte, daß hier, wie überall in Criewen, musterhafte Sauberkeit und Ordnung herrschen. Angezogen werden Rot- und Weiß- erle , Birke und Esche , Rotbuche , amerikanische Roteidie, kanadische Pappel, Robinie, großblättrige Linde, von Koni- feren: Rottanne, Douglasfichte und Kiefern. Mein ganz besonderes Interesse erregte die ziemlich um- fangreiche Edelobstpflanzung, die eine gewisse Aehnlichkeit mit meiner eigenen hat. Es sind nur wenig Halbstämme aus früherer Zeit vorhanden. Die gesamte Neuanlage ist eine Buschobstpflanzung, zum Teil auf einem Gelände mit günstigem Grundwasserstand und vorzüglichem, humusreichem Boden. Im Hinblick auf die gute Bodenbeschaffenheit sind XX, 43 Die Gartenwelt. 515 nur auf Zwergunterlage veredelte Buschbäume zur Anpflanzung gelangt, die Birnen auf Quitten, die Aepfel auf Doucin. Die Buschbäume stehen hier in allseitigem Abstand von 4 m, der sich im Hinblick auf ihre Triebkraft für sehr wüchsige Sorten noch als zu gering erwiesen hat, doch gelingt es durch Sommerschnitt (August — September) die Bäume ge- nügend im Zaum zu halten. Die Buschobstpflanzung ist acht Jahre alt und gibt in diesem Jahre den ersten großen Ertrag. Die Frühsorten von Birnen und Aepfeln , von letzteren namentlich die Gravensteiner, die in verschiedenen Varietäten vorhanden sind, waren bereits abgeerntet, alle übrigen Sorten zeigten noch den vollen Fruchtbehang. Die Hauptsorte ist der Schöne von Boskoop, der wahrhaft prächtige Früchte zeigte. Weitere Hauptsorten sind die Canadarenette und der in einer besonders schönen und stattlichen Varietät ver- tretene Adersleber Calvill. Diese drei genannten Sorten schienen mir nach eingehender Besichtigung der Pflanzungen die besten und aussichtsreichsten für die Criewener Verhält- nisse zu sein, welcher Anschauung der Besitzer beipflichtete. Einen vorzüglichen Stand zeigten weiterhin die Ananasrenette, die graue französische Renette und die große Casseler Renette, die aber audi hier in bestem Boden nur verhältnismäßig kleine Früchte bringt. In meiner Fredersdorfer Anlage war ich im Laufe der Jahre gezwungen, die großen Casseler Re- netten umzupfropfen ; nur einen einzigen Prachtbuschbaum von 3 m Höhe und 7 m Kronendurchmesser ließ ich als Versuchsbaum stehen. Der jetzt 16 jährige Baum brachte in diesem Herbst mit etwa fünf Zentner tadelloser Früchte die erste Vollernte. Wie wohl in jeder unter fachmännischer Leitung stehenden Obstpflanzung, so sind auch in Criewen vielseitige Versuche mit neueren und weniger erprobten Sorten gemacht worden. Viel angepflanzt ist eine Lokalsorte, der Herrenapfel, dessen Bestand nun umgepfropft wird , weiter die Cox Orangen- renette, bei mir einer der besten Träger, die sich in Criewen nicht bewährt hat, Ribston Peping, der auch nicht befriedigt, und andere, die alle umgepfropft sind, bzw. umgepfropft werden. Auch der Schöne von Nordhausen ist vertreten, der prächtige Früchte zeigte, aber den Besitzer nicht be- friedigt. Unter den angepflanzten Birnen rühmt Exzellenz von Arnim ganz besonders die Sorte Conference, die im Geschmack einer der allerbesten, wenn nicht die beste sein soll und an ihrem lachsfarbenen Fleisch erkenntlich ist. Einige abgeerntete Bäume waren bereits geschnitten. Das interessierte mich lebhaft, da auch ich seit Jahren Versuche mit frühem Herbstschnitt mache. Im Vorjahre habe ich meine 72 Charlamowsky-Buschhäume Mitte September, gleich nach der überreichen Ernte, ausgelichtet und geschnitten ; in diesem Jahre lieferten sie eine erneute Vollernte. Es handelt sich bei diesem Herbsschnitt um den richtigen Zeitpunkt. Schneidet man zu früh, so treibt ein Teil die Augen noch aus, die jungen Triebe reifen nicht mehr und der Schaden ist groß. Schneidet man aber nicht vor dem 20. August, dann erzielt man eine kräftige Ausbildung der Augen, die günstig auf die Fruchtausbildung des kommenden Jahres wirkt. Versuchsweise wird in Criewen auch der Poenicke'sche Fruchtgürtel angewendet. Ich fand ihn hier nicht an den Aesten, sondern am Stamm, dicht über dem Wurzelhals angelegt. Ob die Ringe hier nicht reißen werden? Idi persönlich schwärme nicht für Daumenschrauben und sonstige Zwangsmaßnahmen, ich suche auch notorische Spätträger durch naturgemäße Behandlung bald zum Tragen zu bringen, was mir selbst bei Gravensteiner und gelbem Bellefleur rasch gelungen ist. Sorten, die durchaus nicht tragen wollen, pfropfe auch ich mit einer guten anderen Sorte um. In nächster Nähe der Obstpflanzung befindet sich an einer Südmauer eine jüngere Spalieranpflanzung von weißem Wintercalvill. In der Gewächshausanlage interessierte mich besonders ein Warmhaus, das den Sommer über durch Gurkenkulturen nutzbar gemacht wird. Durch zweimalige Bepflanzung mit Treibhausgurken werden in diesem Hause enorme Erträge erzielt. Vor drei Jahren neu errichtet ist ein langgestrecktes einseitiges Weinhaus für späte Treiberei, an der Rückseite bepflanzt mit Pfirsichen, die hier nur für wenige Jahre lohnend sein dürften. Da dies Haus nur im Notfalle erwärmt wird, weist es nicht Warmwasser-, sondern Kanalheizung auf, im übrigen ist es ganz modern eingerichtet und mit Zentral- lüftungsvorrichtungen versehen. Die Verglasung besteht ver- suchsweise teils aus gewöhnlichem Treibhausglas, teils aus Rohglas. Unter beiden Glasarten zeigen die Reben gleich gute Entwicklung. Von weiteren gärtnerisclien Kulturen ist in Criewen noch eine 10 Morgen große Rhabarberpflanzung vorhanden, welche in diesem Jahre rund 15 000 M Roheinnahme erbracht hat. Angepflanzt sind hier die allbekannte Sorte Queen Victoria und der amerikanische Riesenrhabarber, dessen rote, starke Blattstiele im Criewener Boden bis zu 1 und selbst 2 kg Gewicht erreichen. Es war Abend geworden. Draußen stand der Wagen, der mich wieder zum Bahnhof in Schwedt bringen sollte. So mußte Abschied genommen werden. Auf der raschen Fahrt über die herrliche, leider allzu dicht mit stattlichen Roßkastanien bestandenen Landstraße, ließ ich im Geiste all das Geschaute noch einmal an mir vorüberziehen. Es war ein schöner, ein lehrreicher Herbsttag, den ich in Criewen verleben durfte. Pflanzenschädlinge. Erbauliches über den Kampf gegen das Ungeziefer im Obstbau. Wenn wir die Fachliteratur und die Fachzeitschriften durch- blättern, finden wir eine außerordentlich große Zahl von Be- k'ampfungsmitteln. Daraus wird nun gar manches harmlose Gemüt folgern, daß es unmöglich mehr viel Ungeziefer geben könne. Die Logik dieses Schlusses steht etwa auf gleicher Höhe wie die Bemerkung jenes eben wieder in Freiheit gesetzten Sträflings, „daß er als Einzelner unmöglich gegen all die Paragraphen des Gesetzbuches sich wehren könne". Wir wollen also lieber an- nehmen, daß es mehr Ungeziefer gibt, und daß diese Vermeh- rung mit zwei Umständen in Verbindung steht : erstens mit der bedeutenden Vermehrung der Kulturen, und infolge davon einer Verbesserung der Lebensbedingungen für das Ungeziefer, das eben mehr Nährpflanzen vorfindet. Vergleichsweise sei auf China, auf die Nilmündung, auf Mesopotamien hingewiesen, wo schon in grauer Vorzeit reiche Getreidefelder und in Verbindung damit eine dichte Bevölkerung zu finden waren. Gegen diesen Uebelstand, J. h. den vermehrten Anbau von Wirtspflanzen für das Ungeziefer, können wir uns helfen, indem wir nicht, wie die Obstbauapostel predigen, „auf jeden Raum einen Baum" pflanzen, sondern indem wir uns mehr an den zweiten Teil des Sprüchleins halten : „und pflege sein, er bringt dirs ein". Also weniger Bäume, aber gut -epflegt. Der zweite Grund für das Ueberhandnehmen des Ungeziefers liegt — wenn wir ehrlich sein wollen, müssen wir es sagen, in der Eigenliebe der Herren Kollegen von der anderen Seite (der Theo- retiker), die es nicht verträgt, wenn so ein „Außenseiter", ein 516 Die Garten weit. XX, 43 simpler Praktiker einmal Recht hat. Wir verlangen keinen Glauben, ohne unsere Behauptungen beweisen zu können. Es ist wohl nicht ganz unbekannt, daß der Weinbau schwer unter Heu- und Sauerwurm leidet. Da hat man denn viele Mittel empfohlen: Baryumchlorid, Schmierseife allein oder mit Nikotin, und endlich Nikotin allein. Trotzdem nun Aisheim mit der vor mehreren Jahren im Großen angewandten Nikotinspritzung die allerschlechtesten Erfahrungen machte, behält man das Nikotin an vielen Stellen, wo die Herren von der Theorie entscheiden, bei. Als wir nun vor etwa zehn Jahren mit der Arsenikbehandlung unserer Obstbäume gegen Obstmade und Frostspanner begannen, überlegten wir: was gegen fressende Insekten im Obstbau gut ist, kann wohl auch fressenden Insekten im Weinbau den Fraß verderben. Wir wandten also Arsenik auch gegen Heu- und Sauerwurm oft noch bis vier Wochen vor der Reife mit gutem Erfolg an. Für ängstliche Gemüter bemerken wir, daß wir diese „giftigen Trauben" selbst aßen und als Folge tatsächlich fest- stellen mußten, daß wir „eine giftige Schnauze" bekommen haben und noch haben. Sonstige Vergiftungserscheinungen traten nicht auf. Auf unsere verschiedenen Anregungen in Zeitungen, doch auch im Weinbau einmal einen kleinen Versuch mit Arsenik zu machen, wurde wiederholt das (ungiftige?) Nikotin empfohlen und vor der giftigen (!) Wirkung des Arsenik gewarnt, bis schließ- lich eine Fabrik sich erbarmte und ein offenbar „ungiftiges" Arsenik, das Uraniagrün, erfand. Dies zu hören und das neue Mittel empfehlen, war bei den Herren von der Theorie das Werk eines Augenblicks. In einer Obstbauzeitschrift, die, wie sie uns glaubwürdig ver- sichert, die Interessen der Obstzüchter vertritt, war vor mehreren Jahren die Rede davon, wie die Obstzüchter der Vereinigten Staaten von Nordamerika in höchst vorbildlicher Art den schlimmsten Schädling des Obstbaues, die San Joselaus, vernichteten: mit gasdichten Zelten überspannen sie lebende Bäume und „räuchern" die Bäume mit Blausäuredämpfen. Weitere Erörterurgen über dieses Thema fanden nicht statt; vermutlich, „weil wir diese schlimme Laus hier nicht haben". Uns will scheinen, als ob die Kommalaus, die Borkenkäfer usw. nicht minder schädlich und hartnäckig wären. Man wird vielleicht einwenden, daß wir hier durch amtliche Verfügungen hinreichend gesichert sind. — Betrachten wir die Verfügungen: Alljährlich im Winter werden die Züchter unter Androhung von Polizeistrafen aufgefordert, die von obigen Schädlingen be- wohnten Aeste und Bäume zu entfernen. Als ordnungsliebender Staatsbürger entfernt man die Aeste usw. und — fährt sie heim, um sie „später", bei Regenwetter, vom sonst unbeschäftigten Tage- löhner zu Brennholz verarbeiten zu lassen. Die Herren von der Theorie hätten hier reichlich Gelegenheit gehabt, ihre Sachkennt- nisse zu beweisen. Sie hätten sagen können, daß man durch dies Wegschaffen des befallenen Holzes bei nicht gleich- zeitigem Vernichten des Ungeziefers dies letztere eigentlich nur ^ an einen anderen Platz bringt, von wo aus es sich ruhig und ungestört auch in anderer Richtung ausbreiten kann. Sie hätten hinweisen können auf das Vorbild Amerikas und hätten anregen können, daß man in jeder Gemeinde das Abfallholz, bevor man es aufstapelt, ähnlich wie die Amerikaner ihre lebenden Bäume, desinfiziert, was hier viel besser geht, da man das Holz auf hand- liche Haufen setzen kann. Die Herren von der Theorie hätten dies alles tun können in derselben Zeit, wo sie dem Steckengaul, der Statistik, das Kreuz einritten, derselben Statistik, von der Bismarck schon vor vielen Jahren, als sie noch nicht so verwickelt war, sagte: „ich bin kein Freund von statistischen Zahlen, weil ich bei näherem Studium den Glauben an sie verloren habe". Otto Dahlem, Ibersheim. Rechts von mir, auf dem tiefsten und fruchtbarsten Teile des Hügels, der der Landwirtschaft am längsten vorbehalten blieb, befindet sich ein Wäldchen hoher, junger Eichen. Vor 25 Jahren ließ ich durch Schulkinder die Eicheln sammeln, aus welchen diese Bäume erwuchsen. Nun denke ich an die damaligen Kinder, sie sind auch Väter und Mütter, zum Teil auch, gleich mancher Elche, im Sturm gefallen, in Feindes Land. Links von mir befindet sich der älteste Teil des Gehölzes; schon als kleiner Junge spielte ich darin. Es fällt mir ein, daß sich an jener Seite ein Fleckchen Heidekraut befand ; hier stellte ich meine „Bienenstöcke" auf, die aus faustgroßen Feldsteinen bestanden, gerade wie es Vater machte in der großen Heide, wohin ich schon mitfahren durfte. Mich trieb es, mir den Platz anzusehen, was mir lange nicht einfiel. Vielleicht fanden sich noch Spuren meiner kindlichen Spiele. Bald fand ich die Stelle; die alten Bäume standen zum Teil noch da, aber die Heide war ver- schwunden, statt ihrer stand allerlei Gestrüpp, Weiden, Espen, Brombeeren u. a. Mein Blick suchte einen Punkt. Richtig, da standen wirklich noch meine Spielbienenstöcke, fast in die Erde versunken, in gerader Reihe, nur einige lagen seitwärts, vielleicht infolge des Wühlens eines Maulwurfs. Fast andächtig betrachtete ich die Stelle, die über 45 Jahre unberührt blieb. Wehmütig gedachte ich meines lieben Sohnes, dem ich dies so gern gezeigt hätte, aber er fand schon vor einem Jahre den Heldentod in Frankreich und ruht fern der Heimat. Weiter hinauf auf den umfangreichen Hügel, wir Bewohner der Ebene nennen ihn einen Berg, stehen Buchen, Lärchen, Birken, Koniferen verschiedenster Art, Ahorn, Linden usw., welche in dem sandigen, kiesigen Berg, welcher mit einer Ackerkrume überzogen ist, gut gedeihen, doch gab es in dem trockenen Sommer 1911 viel Verluste. Die Fichten verschwanden auf der Höhe ganz, während die Kiefern durchhielten, nur einige Weymouthskiefern gingen ein. Durch Sandgewinnung sind größere Vertiefungen entstanden, in welchen noch Erlen gedeihen, auf den Abhängen stehen Heide und Ginster. Auf der Höhe des Berges befindet sich der Gutskirchhof mit dem Erbbegräbnis der gräflichen Familie. Dort ruhen auch meine Eltern und meine Großmutter. Fahr- und Fußwege durchziehen das Gehölz. Selten dürfte es vorkommen, daß man dort oben einen Spaziergang macht, ohne daß ein Kaninchen den Weg kreuzt, darum saß ich auch schon oft dort oben, wo ich im Sommer und Winter auf Kaninchen schoß, oft in der Schneelandschaft bei Mondenschein. F. Steinemann. Personalnachrichten. Manigf altiges. Heimat. Jüngst ging ich nachdenklich durch das Gehölz meines Heimatortes und überschaute den Hügel, den der alte Graf früher aufforstete und dadurch aus dem landwirtschaftlich wenig einträg- lichen Gelände ein landschaftlich wertvolles Stückchen Erde machte. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starb Kunstgärtner Gefreite Fritz Raupach, Germsdorf. Der Verband deutscher Privatgärtner gibt den Heldentod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt : Willi Dielze, Meißen ; Karl Hildebrandt, Arnswalde; H. Hironimus, Triebsee ; Georg Jansen, Meißen; Robert Kuhnke, Plauen; Ernst Lotze, Wilmersdorf; Willy Möller, Reinbeck; Emil Peters, Kiel; Kurt Schallnau, Cassel ; Paul Schönfelder, Breslau ; Friedr. Weinrebe, Düren. Der Deutsche Gärtnerverband gibt den Heldentod seiner Mit- glieder W. Siepmann, Düsseldorf, und Fritz Steinbiß, Inhaber des Eisernen Kreuzes, Berlin-Wilmersdorf, bekannt. Malmquist, Albert, bisheriger zweite Vorstandsbeamte, wurde als Hofgärtner zum Leiter des Königlichen Berggartens zu Herren- hausen bei Hannover ernannt. Der Genannte ist seiner hoch- wissenschaftlichen Arbeiten und Pflanzenneuzüchtungen wegen schon lange in der Fachwelt vorteilhaft bekannt. Daher ist die Berufung Malmquists auf diesen Posten, wo früher der bekannte Palmenkenner Herm. Wendland wirkte, im Interesse der wert- vollen Pflanzenschätze des Gartens mit Freuden zu begrüßen, zu- mal dadurch die Gewähr gegeben ist, daß der gute Ruf des weltbekannten Gartens erhalten bleiben wird. Sperling, Garl, Gärtnereibes., Quedlinburg, f an" 12. Okt. im 75. Lebensjahre. Uerliu SW, 11. UedemanDstc. 10. Für die Bedaktion verantwortl. Max Hesdörfier. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Bncbdr. Gutenberg e. G. m. b. H.. Resaaii Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 3. November 1916. Nr. 44. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafreditlich verfolgt. Obstbau. Meine Erfahrungen mit einigen neueren und älteren Apfelsorten. Vom Herausgeber. I. (Hierzu vier Abbildungen, nach von Alice Matzdorff für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Es wird den Obstzüchtern immer wieder die Mahnung erteilt, nur möglichst wenig Sorten, diese aber in größerer Zahl anzupflanzen. Dieser Rat ist gut gemeint, aber nicht unter allen Verhältnissen durchführbar. Wer Obst für den Großhandel baut, kann sich mit wenigen gesuchten und in der betreffenden Gegend erprobten Sorten begnügen. Wer aber danach strebt, die gesamte Ernte unmittelbar an Privatabnehmer abzusetzen, muß wohl oder übel eine größere Sortenzahl pflanzen, denn die Wünsche der einzelnen Ver- braucher sind sehr verschieden. Ernte und Sortierung der Früchte werden freilich mit wachsender Sortenzahl erschwert, andererseits bietet aber wieder die Anpflanzung von zehn oder zwanzig versdiiedenen Sorten den Vorteil, daß die Gefahr einer völligen Mißernte wesentlich vermindert wird, zumal dann, wenn frühe, mittelfrühe und späte Sorten, also Sorten mit verschiedener Blütezeit, angepflanzt werden. In solchem Falle trifft ein Spätfrost immer nur einen Teil der Blüte. Sehr schwere Spätfröste, die nicht nur die offenen Blüten, sondern auch die noch unentwickel- ten Blütenknospen später Sorten ver- nichten, gehören zu den Ausnahmen. Einer ganz beson- deren Bevorzugung erfreuen sich Apfel- sorten mit sehr gro- ßen und daneben noch schön gefärbten oder gezeichneten Früchten. Es gibt eine ganze Anzahl solcher Sorten, aber eine wirkliche Han- delssorte befindet sich nicht darunter. Gartenwelt XX. Sie sind alle mehr Liebhabersorten, denn einmal können sie mit Erfolg nur an Form- oder Buschbäumen gezogen werden, dann aber sind sie auch fast durchweg weich- fleischig, infolgedessen für Schorf, Stippe und Monilia sehr empfänglich, ferner werden sie auch von Wespen und anderen fressenden Schädlingen bevorzugt. Die Ernte bedarf also einer sehr sorgfältigen Auslese ; ein erheblicher Teil der- selben ist nur als Gelee- oder Musäpfel zu verwerten. Dafür erzielt aber das, was an Prachtfrüchten verbleibt, hohe Preise. Besonders sind die Feinkosthändler auf solche Paradeäpfel versessen. Als Beispiel dafür, was riesenfrüchtige Schauäpfel einbringen können, mögen drei sechzehnjährige Kaiser Alexander- Buschbäume meiner Pflanzung dienen, die in diesem Jahre eine Roheinnahme von annähernd 400 M erbracht haben. Im Juli wurde der Fruchtansatz auf das sorgfältigste aus- gedünnt, die ausgedünnten schönen Früchte als beste Gelee- äpfel verkauft, im September und Oktober dann die tadel- losen Schaufrüchte geerntet, die auch von vielen Privatleuten ihrer feinen Säure halber sehr geschätzt werden. Daß man bei guter Kultur auch von anderen großfrüchtigen Sorten ähnliche Schauäpfel erzielen kann, möge Abbildung 1 er- weisen. Das Bild zeigt in der Mitte einen Kaiser Alexander, zu beiden Seiten zwei Landsberger Renetten, je 400 g schwer. Die Landsberger Renette soll sich schlecht zur Buschobstkultur ^ r^^Hl ^^^^^^^^^^H ^^^^^^^H^ ^ Abb. 1. Zwei Landsberger Renetten, zwischen diesen Kaiser Alexander. 44 518 Die ( i a r t e n w e 1 1. XX, 44 eignen. Ich habe die entgegengesetzte Erfahrung gemacht. Meine Landsberger Renetten, zum Teil auf Muskatrenette, zum Teil auf große Kasseler Renette gepfropft, liefern als Buschbäurae alljährlich große Ernten herrlichster Früchte. Die größte Schaufrucht hat Peasgoods Goldrenette, die ich ihrer Schwere halber nur als Schnurbaum angepflanzt habe. Ich besitze davon 25 in zwei Etagen gezogene Schnur- bäume, die bei sorgfältigster Ausdünnung des Fruchtansatzes Früchte liefern, welche durchweg zwischen 350 bis 600 g wiegen. Früchte, welche kümmern und in der Form ab- weichen, kommen vor ; sie sind fast stets kernlos, also so- genannte Jungfernfrüchte. In feuchten Sommern, wie dem verflossenen, wird ein kleiner Teil der Früchte stippig, in heißen Sommern platzen zahlreiche, namentlich die der Sonne voll ausgesetzten. Kleine Risse pflegen tadellos zu vernarben, ohne die Früchte zu entwerten, ja, diese werden häufig noch durch die wie Schönheitspflästerchen wirkenden Narben inter- Abb. 2. Zwei Peasgoods Goldrenetten, dazwischen Cox Orangenrenette. essanter und wertvoller, während stark gerissene und stippige unverkäuflich sind. Auf der Sonnenseite färbt sich die Frucht hübsch rot, schöner werden aber noch die in vollem Schatten hängenden Früchte, die meist eine prächtige gelbe Farbe zeigen. Abbildung 2 zeigt zwei Peasgoods Goldrenetten, zusammen etwas über 1 kg wiegend, zwischen beiden, zur Veranschaulichung des Größenunterschiedes, eine besonders gut entwickelte Frucht von Cox Orangenrenette. Ueber die Anbauwürdigkeit der letztgenannten Sorte gehen die Mei- nungen auseinander. Ich sah Buschbäume in bestem Weizen- boden, die den Anbau in keiner Weise lohnten, dann wieder ebensolche in schwerem Lehmboden auf einem Rittergut in Thüringen, die ohne Ausnahme krebskrank waren. Meine Bäume stehen in armem, aber jährlich reichlich gedüngtem Flugsand ; sie sind gesund, starktriebig und geben ziem- lich regelmäßig Vollernten verhältnismäßig großer Früchte, die ihres ganz vorzüglichen Geschmackes halber sehr ge- schätzt und so stark verlangt werden, daß ich nie genug davon habe. Auch ich persönlich ziehe Cox Orangerenette jedem anderen Edelapfel, selbst dem weißen Wintercalvill und dem Gravensteiner entschieden vor. Ein neuerer Apfel ist die Doberaner Bosdorfer Renette. Im Herbst 1902 habe ich zwölf Buschbäume dieser Sorte angepflanzt. Sie ist, wie der Edelborsdorfer, ein Spälträger, d. h. eine Sorte, die sich erst tüchtig auswachsen muß, ehe sie mit Erträgen einsetzt. Bei mir zeigte sie sich so empfänglich für Blutlaus, daß sich die Bäume nur unter sehr erheblichem Zeitaufwand blutlausfrei halten ließen. Ich war schließlich genötigt, sieben Bäume auszuroden, um mir die Arbeit zu erleichtern. Seit zwei Jahren ist diese Sorte aber völlig blutlausfrei. Die fünf schönsten Bäume ließ ich stehen. Diese sind Prachtbäume, für die es kaum irgendwo ebenbürtige Gegenstücke gibt; sie haben regelrecht halb- kugelige Kronen von jetzt 3 m Höhe bei 6 — 7 m Kronen- durchmesser. Einen sehr erheblichen Zeitaufwand erfordert das jährliche Auslichten dieser Kronen, da die Sorte ganz auffällig zur Astquirbildung neigt, also die jungen Triebe kreuz und quer durcheinander wachsen. Die Frucht (Abb. 3) ist mittelgroß bis groß, auf der Sonnenseite hübsch gerötet und prachtvoll forellenartig gezeichnet, ähnlich wie die Rheinische Sternrenette. Der Fruchtstiel ist auffallend kurz, etwa wie beim König- lichen Kurzstiel. Die Früchte sitzen anfänglich sehr fest, beginnen aber dann von Ende September ab sehr stark zu fallen. Läßt man sich hierdurch zum frühen Pflücken verleiten, so wer- den die Früchte rascher und vollständiger welk, als dies sonst bei grauen Renetten der Fall ist. Ich möchte mein Urteil über die Doberaner Bos- dorfer Renette dahin zu- sammenfassen, daß sie keine Sorte für den Er- werbsobstbau, wohl aber eine schöne Liebhaber- sorte ist, die man in etwas luftfeuchtem Raum lagern muß, aber ähnlich wie den Kaiser Alexander bald verbrauchen soll. In diesem Jahre erntete ich von derselben einen hohen Prozentsatz herrlicher, ungewöhnlich großer Schaufrüchte. Auf Abbildung 3 ist rechts noch der neue Apfel Frei- herr von Solemacher dargestellt. Er ist eine Züchtung Honigs in Neuß am Rhein. Der Züchter sandte mir im Frühjahr 1912 eine Pyramide dieser Sorte auf Paradiesunterlage zum Ausprobieren. Da Paradiesunterlage für meinen Sandboden nicht geeignet, benutzte ich sogleich die beim Schnitt der Pyramide abfallenden Triebe, um damit zwei zwölfjährige Muskatrenetten umzupfropfen. Von diesen beiden Bäumen mußte einer im Herbst 1914 verpflanzt werden. Der un- verpflanzte trug schon 1915, in diesem Jahre waren beide mit Früchten bedeckt. Ich kann auch diese Sorte leider nur als Liebhabersorte bezeichnen, muß es auch nach meinen Er- fahrungen bedauern, daß keine wertvollere Sorte den Namen des Freiherrn von Solemacher, des verdienten Förderers des deutschen Obstbaues, trägt. An und für sich ist der Apfel Freiherr von Solemacher eine ebenmäßig gebaute, lagerreif hübsch gelb gefärbte Frucht von ziemlicher Größe. Früchte von 300 g Gewicht waren in diesem Jahre bei mir zahlreich. Obwohl eine späte Herbstsorte, beginnt der Apfel schon Anfang September, noch vollständig grün, beängstigend stark zu fallen, vielleicht noch stärker, als dies bei der Winter- goldparmäne der Fall ist. Die Früchte sind dann noch voll- ständig grün und so sauer, daß sie, wie man so zu sagen pflegt, die Löcher in den Strümpfen zusammenziehen. Ich XX, 44 Die Gartenwelt. 519 habe um diese Zeit 'fast täglich meine beiden Busch- bäume durchgesehen, alles gepflückt, was locker hing. Aber Früchte, die heute noch fest am Stiele sitzen, liegen morgen schon am Boden. Ende September, Anfang Oktober wenn die Sorte wirklich pflückreif ist, hängen nur noch wenig Früchte. Nur diese wenigen können als Tafelfrüchte ver- wertet werden, welken nicht und färben sich gelb. Der Apfel schmeckt säuerlich, wird aber wie Peasgoods Goldrenette schon bald mürbe und mehlig. Er ist als Frucht mittlerer Güte anzusprechen ; ein feiner Tafelapfel ist er keinesfalls. Die 4. Abbildung zeigt zwei Früchte eines ganz eigenartigen, neueren Apfels, des Schönen von Milten- berg, eingeführt von Josef Koschwanez in Miltenberg. Ich kam mehr durch Zufall in den Besitz dieser Züchtung. Ich bestellte vor Jahren eine Anzahl Schnurbäume des Schönen von Boskoop, worauf mir mitgeteilt wurde, daß dieser vergriffen sei. Herr K. empfahl mir dafür den Schönen von Miltenberg. Später stellte es sich heraus, daß ich zwei verschiedene Sorten erhalten hatte, neben dem Schönen von Miltenberg auch noch den angeblich vergriffenen Schönen von Bos- koop, diesen aber scheinbar in einer besonderen Abart, denn die Früchte werden bei mir früher pflückreif als an meinen Buschbäumen und färben sich lebhafter rot. Aber auch der Schöne von Miltenberg scheint ein Ab- Abb. 3. Drei Früchte der Doberaner Borsdorfer Renette, rechts Freiherr v. Solemacher. kömmling des Schönen von Boskoop zu sein, mit welchem er u. a. den tiefen Stielansatz gemeinsam hat. Ganz eigen- tümlich ist die hochgebaute, walzige Form der Frucht ; sie ist gegen Ausgang September pflückreif, auf der Schatten- seite gelblich gefärbt, auf der Sonnenseite prächtig gerötet, nach Größe, Form und Farbe von auffallender Schönheit, jedenfalls eine der schönsten mir bekannten. Ein Teil der Früchte erreicht knapp Mittelgröße, aber auch diese sind prachtvoll. Das Fruchtfleisch ist sehr würzig mit feiner Säure. Die Nachteile dieser Sorte bestehen darin, daß sie in feuchten Jahren gern am Baum stippig und glasig wird, ferner daß sie auch schon vor der Pflückreife stark zu fallen beginnt. Nur durch tägliches sorgfältiges Durch- pflücken der Bäume kann man sich einigermaßen vor Schaden schützen. (Ein Schlußartikel folgt in Nr. 47.) Abb. 4. Schöner von Miltenberg. Die rechte Frucht läßt den tiefen Stielansatz erkennen. Landschaftsgärtnerei. Gärtnerische Streifzüge im Kriegsgebiete. Von Fr. Roll. 6. Gärten und Garten- kunst. Der Ruhm der französischen Gartenkunst beruht auf der Vergangenheit, auf einer fernen Zeit, in der der Gartenkunst in Deutschland im allgemeinen noch gar wenig Aufmerksam- keit geschenkt wurde. Erst nach der Mitte des vorigen i20 Die Gartenwelt. XS, 44 Jahrhunderts begann die gärtnerische Kunst in ihren ver- schiedenen Zweigen sich in Deutschland richtig zu entfalten, überholte Frankreich bald in den meisten Zweigen (ich er- innerte schon etwas daran in 3. und 5. der Streifzüge bei Rosen und Samen- und Gemüsezucht) und steht heute auch in Gärten und Gartenkunst Frankreich voran. Nach der Verbreitung der deutschen Fachzeitschriften, denen Frankreich in Ausstattung und Reichhaltigkeit des Stoffes keine einzige gleichwertige an die Seite zu stellen vermag, darf die fach- liche Bildung des Gärtners in Deutschland ohne Ueberhebung im aligemeinen über die der französischen Gärtner gestellt werden. Die fachliche Bildung ist wiederum der Gradmesser für die Leistungen. Deshalb können wir deutsche Gärtner uns auch überall im Auslande sehen lassen, wo man wirklich einen Gärtner im ganzen Sinne des Wortes verlangt. In der ganzen Welt fanden sich deutsche Gärtner vor Kriegsausbruch in leitenden Stellungen, sogar in den hervorragendsten Gärten, waren auch in Frankreich und England stark vertreten und werden es auch dort in nicht allzu langer Zeit nach dem Kriege durch ihre Tüchtigkeit wieder sein, ebenso in allen andern Staaten, die mit uns heute im Kriege stehen. Die französischen Blumenkulturen an der Riviera haben als Be- gründer zu einem großen Teile deutsche Gärtner; der be- rühmte Hanbury'sche Akklimatisationsgarten von La Mortola stand bis zum Kriegsausbruche unter deutscher Leitung ; der Name Alwin Berger ist den werten Lesern der „Gartenwelt" durch seine interessanten Beiträge ja bekannt. Und wenn ich an die italienische Riviera hinüberstreife, nach Bordighera, so brauche ich nur an den Namen Winter und seinen Madonna- garten mit der wundervollen Pflanzensammlung und weiter südwärts in Italien noch an unsern deutschen Landsmann Sprenger zu erinnern, der auch die Leitung der Anlagen des Kaiserschlosses Achilleion auf Korfu unter sich hat, um zu zeigen, daß deutsche Gärtner dem Namen ihres Heimatlandes in Frankreich und Italien Ehre machten. Ich will nun damit dem französischen Gärtner von heute nicht Unrecht tun. da es auch heute noch wie in der Vergangenheit berühmte Fach- leute in Frankreich gibt, deren Namen in der ganzen Garten- welt bei Liebhabern und Gärtnern von Beruf einen guten Klang haben. Wie für Italien und Frankreich, so ließen sich auch für alle andern Länder, auch für das in der Garten- kultur ebenfalls hochstehende England, deutsche Namen als würdige Vertreter unseres hochentwickelten Gartenbaues an- führen. In Frankreich setzte die Glanzzeit für die Gartenkunst schon im 17. Jahrhundert, unter der Regierung Ludwigs XIV. ein, der auch die Umgebung seiner Schlösser prächtig ausgestaltet haben wollte. Für ihn entstanden die berühmten Versailler Anlagen im Jahre 1650 — 1653, unter der Leitung des berühmtesten Gartenkünstlers Frankreichs, Lenötre, der damit den französischen Gartenstil begründete. Die Versailler Anlagen sind heute noch unter städtischer Verwaltung der Glanzpunkt der Gärten Frankreichs. Lenötre fand damals überhaupt eine günstige Zeit, um seine Ideen von Garten- kunst zu verwirklichen. Die erste berühmte Anlage schuf er in Italien in Rom für den Kardinal Ludovico Ludovisi, die heute allerdings dem Bebauungsplan Roms zum Opfer gefallen ist. Im Rom jener Zeit blühte die Gartenkunst, mehr als im Rom von heute. Nach der Ausführung dieser Anlage kehrte Lenötre nach Frankreich zurück und schuf zuerst für den Finanzminister Fouquet eine Anlage in \ aux. Durch diese Anlage wurde Ludwig der XIV. auf ihn auf- merksam und gab ihm den Auftrag für die Ausführung der Anlagen von Versailles, Trianon und anderer Hofgärten. Auch nach England erhielt Lenötre einen Ruf zur Umänderung des Jamesparkes durch König Karl II. Die Anlagen der deutschen Höfe, die Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden, lehnten sich an die französischen Vorbilder an, ließen jedoch für Baum und Strauch zum Teil schon eine freiere Entwicklung als die Gärten Lenötres zu, die alles im strengen Formenschnitt hielten. Lenötre ist heute noch der Stolz der französischen Gartenwelt. Im Jahre 1913 fand zu Ehren seines 300. Geburtsjahres eine Lenötre- Gartenbau- ausstellung in Paris statt, die Bilder aus seinen Gärten oder in seinem Sinne bot. Der Biedermeierstil der neueren Zeit ist eine ähnliche Gartenform. Durch das ganze 17. bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts, der Glanzzeit des französischen Hofes, dauerte nun eine wirkliche Blütezeit für die Gastenkunst in Frankreich. Das Beispiel des Hofes trieb natürlich auch den reichen Adel an, künstlerische Anlagen auf seinen Landsitzen sdiaffen zu lassen. Von vielen dieser Schöpfungen sind heute allerdings nur noch Spuren vorhanden, einzelne Bäume als Denkmäler einer fernen Zeit. Ich erinnerte schon einmal in meinen Streif- zügen an die drei prächtigen Weymouthskiefern des Parkes von Primat in der Champagne, die mit einer stattlichen Linde die einzigen Erinnerungen an die Glanzzeit des Parkes und " des einstmaligen Herrenhauses bilden. Der jetzige Bau schien mir nämlich bedeutend jünger als die Bäume. Vielleicht hat die Revolution schon den ursprünglichen Bau weggefegt, während diese Bäume diese Zeit überstanden. Auch die Erdbewegung von der Terrasse des Herrenhauses in den untern Teil des Parkes hinab, der übrigens nur der drei Weymouthskiefern und eines kleinen Teiches wegen seinen Namen noch verdient, da er heute mehr Nutzgarten mit Obst- baumpflanzung und Wiesenfläche geworden ist, erinnert noch an seine einstige künstlerische Ausgestaltung. Vielleicht mag er allerdings in Friedenszeiten, wenn die Blumenrabatte gut gepflegt ist, noch einen besseren Anblickais jetzt bieten, wo ich ihn als Kriegersmann sah. In Primat wurde zwar auch feld- grau gegärtnert, doch konnte ich keine besonderen Leistungen entdecken, und auch die verschiedenen dortigen Birkenholz- bauten könnte ich nicht als nachahmenswerte Muster hin- stellen. Mit der Revolution trat für viele Gärten und für die Gartenkunst im allgemeinen in Frankreich eine schlimme Zeit ein, die auch unter der Herrschaft des eroberungs- süchtigen Korsen Napoleon keine Erholung für sie brachte. Gartenbau und Gartenkunst gedeihen und blühen nur recht im Frieden. Erst später, unter der Regierung Ludwigs XVIII., und dann wieder unter Napoleon III. begann eine bessere Zeit für sie und setzte sich auch unter der Regierung der Republik bis heute fort. Mit der Entwicklung der Gartenkunst in neuerer Zeit in Deutschland hielt die französische Gartenkunst jedoch nicht Schritt, besonders was die Ausschmückung der Städte an- geht. Paris als Hauptstadt und Erbin der früheren großen Anlagen darf sich natürlich in dieser Beziehung auch heute noch sehen lassen. Auch die berühmteren Fremden- und Badeorte ermangeln nicht des Blumenschmuckes. In diesen Orten sind es jedoch hauptsächlich die Verkehrsvereine oder die Kurvereine, die entweder selbst die Anlagen schufen oder auf die Herren Stadträte drückten, daß in dieser Be- ziehung etwas geleistet werde. Ihren festlichen Anstrich erhalten diese Orte zudem meist durch die eigenen Anlagen XX, 44 Die Gartenwelt. 521 der Gasthäuser und Landhäuser und ihrer Vergnügungs- gebäude. Was wirklich öffentliche, also städtische Anlagen sind, ist meistens von untergeordneter Bedeutung. Sonst haben sich die Städte noch weniger bemüht, das Stadtbild durch Anlagen auszuschmücken. Von den kleinen Städtchen im besetzten Gebiete und überhaupt in Frankreich will ich gar nicht reden. Jedes deutsche Städtchen leistet im Ver- hältnis bedeutend mehr. Auch die größeren französischen Städtchen im Norden haben von städtischen Anlagen mit Blumenschmuck meistens soviel wie gar nichts. An die Tätigkeit eines Gärtners, manchmal auch Stadtgärtners, er- innern oft nur die Fächeriinden, die ich etwas herb kriti- sierte, aber auch heute nicht mit bessern Augen anschauen würde, nachdem ich in einer Stadt am Rheine vor einigen Häusern solche Linden gesehen habe. Hier mußte ich mir erst recht sagen, daß sie nur deshalb so gezogen wurden, um der Sonne und dem Nachbarn auf der andern Straßen- seite den Einblick in die Fenster zu verwehren. Wenn solche Bäume wenigstens noch in Uebereinstimmung mit irgendeiner Linie des Gebäudes gezogen wären, dann wäre ihr Eindruck wohl noch etwas besser. So aber sah ich sie hier vor zwei einstöckigen Häusern etwas über die Höhe der Dachrinne hinausgewachsen, ohne irgendwelche Ueber- einstimmung mit den Häusern etwa 1 — 1^2 ^ davon an- gepflanzt, unten in halber Fensterhöhe geschnitten, so daß sie die Innenräume noch verdunkeln. In der ganzen nicht vollständig ausgebauten Straßenfront wirken sie wie Bruchstücke von einer abgerissenen Wand. Ich muß also nochmals sagen, eine solche Straßen- bepflanzung ist häßlich. Zum Glück scheint sie auch bei uns weiter keine Anhänger zu finden und wird wohl auch in dieser Rheinstadt vereinzelt bleiben. Eine freiwachsende Baumpflanzung, auch einzelne Bäume wirken immer schön und sind nicht von Gebäudelinien abhängig, die in einer Straße mit verschiedenen Ge- bäuden doch höchst selten miteinander etwas im Einklang stehen. Wenn die Raumverhältnisse es bedingen, daß die Bäume geschnitten werden müssen, so muß eben so geschnitten werden , daß die Bäume ihre Naturform in etwas beibehalten ; auch die Kugelforra ist meist in Uebereinstimmung mit der Naturform und wirkt immer gut. Nicht nur die kleinen Städte, sondern auch die größeren sind gegenüber unsern deutschen Städten verhältnismäßig arm an Anlagen. So enttäuschte mich auch St. Quentin, sonst eine schöne Stadt, ganz gewaltig. Der weite Platz oben am Lyceum enthielt als einzigen Schmuck der breiten Rasen- streifen zwei Baumgruppen, je eine weißblühende Roßkastanie in der Mitte, umgeben von den roten Prunus Pissardi. Zur Blütezeit der Roßkastanie muß diese Anpflanzung sehr hübsch wirken; sie bringt auch so den ganzen Sommer hindurch noch etwas Leben in das Bild des Platzes. Eine deutsche Stadt und ein deutscher Gärtner hätte einen solchen Platz im Weichbilde der Stadt ganz gewiß farbenfroh mit Blumen ausgeschmückt. Man wird mir vielleicht entgegenhalten, daß ich die Stadt während des Krieges sah. Darauf kann ich jedoch erwidern, daß St. Quentin vom Kriege eigentlich gar nicht gelitten hatte und daß frühere Blumenbeete nicht so spurlos aus dem Rasen verschwinden ; ich erinnere mich noch zu gut an die ausgemerzten Blumenbeete auch vor einem Schulhause einer deutschen Stadt, die durch etwas stärkeren Graswuchs ihr einstiges Dasein immer verrieten. Zur Ehre Fachunterricht für Gärtner. Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld. Stadtgartenbautechniker^Fritzsche. Parkanlage für einen Villenplatz in Lage. 522 Die Gartenwelt. XX, 44 dieser deutschen Stadt, Konstanz, aus der ich schon einen Aufsatz in der „Gartenwelt" brachte, muß ich jedoch wieder- holen, daß sie aber trotz des Krieges in ihren Hauptanlagen, denen St. Quentin als bedeutend größere Stadt nichts Gleich- wertiges entgegenstellen kann, auf reichen, unverminderten Blumenschmuck hielt. In St. Quentin war alles mager, was idi von künstlerischen Anlagen sah. Auch der kleine Teppich- ring vor dem Symbol der Landwirtschaft, einem wirklich durch seinen feinen Sinn und seine Ausführung ansprechenden Bild- Fachunterricht für Gärtner. Handwerker- und Kunstgewerbe- schule Bielefeld. Stadtgartenbautechniker Fritzsche. Studie zu einem kleinen Landhaus-Garten. hauerkunstwerk aus Stein in der großen Allee, war so ärm- lich und nichtssagend gegenüber dem massigen Bildwerke, das einen Gärtner geradezu hätte reizen müssen, es mit einem schönen grünen Rasenteppich und lebhaftem Blumenkranze zu umgeben, und zwar in Uebereins'iramung mit den Maßen des Bildwerkes, um es noch mehr zur Geltung zu bringen. Der weiße Stein hätte dadurch noch mehr Leben gewonnen. Ich muß übrigens bemerken, daß auch die Aufstellung des Bildwerkes besser hätte sein dürfen, etwas erhöhter. Die Allee selbst soll wohl durch die dichte Reihenpflanzung — die Bäume haben kaum 5 m Abstand — den Eindruck eines Gehölzes erwecken, oder man hatte vergessen, die Reihen auszulichten. Mir gefiel sie so nicht. Als Gehölz ist sie zu „gemacht" mit den geraden Linien und läßt keinem Baume Raum zur Entwicklung. Die beiden kleinen Rasen- flächen oberhalb der Brücke in der Stadt sind durch ein- fache Rundbecken von Springbrunnen mit etwas Gräser- und Staudenbepfianzung ausgeschmückt. Etwas Blühendes sah ich Ende Juli nicht darauf. Auf Plätzen, die an so belebten und staubigen Verkehrsstraße liegen, sind Wasserwerke, Spring- brunnen oder andere Formen allerdings die beste Zierde ; sie haben den Vorteil, immer frisch auszusehen, trotz des Straßenstaubes. Für Blumen wäre allerdings auf diesen Rasen- flächen trotzdem noch etwas Platz gewesen. Dafür standen in den Ecken wiederum die roten Prunus Pissardi in Strauch- form, je drei Stück zusammengepflanzt. Für diese und für andere bunte Sträucher, besonders auch für die Bluthaselnuß, herrscht überhaupt in den meisten Gärten eine besondere Vorliebe. Meist sind sie in regelmäßiger Anpflanzung ver- wendet, als Gruppen oder Rabatten für sich, oder als Ein- fassung der Innenpflanzung von größeren Gruppen, die fast regelmäßig in Rundform gehalten sind. Neue Ideen sah ich nicht. Der deutsche Gärtner braucht also nicht nach Nord- frankreich zu gehen, um sich landschaftlich zu vervollkommnen. Doch damit Schluß mit meinen Streifzügen im Kriegsgebiet. Von St. Quentin, das ich gerne etwas mit einer Kamera durchstreift hätte, denn es ist reich an schönen und auch sonderbaren Bildwerken, führte mich mein Weg der deutschen Heimat zu, nach dem Kohlenviertel an Rhein und Ruhr, das ich als Schwarzwälder mir etwas rußig vorgestellt hatte, ohne Bäume, ohne Anlagen. Ich muß sagen, daß ich ganz an- genehm enttäuscht wurde. Auch hier fehlen die Anlagen nicht. Als ich, während ich meine Streifzüge schrieb, ein- mal in Ruhrort vor dem Platze inmitten der Stadt, der mit Sander'schem Tabak und Löwenmaul einfach bepflanzt war, stand, zog ich unwillkürlich einen Vergleich mit St. Quentin und seinem noch etwas größeren Rasenplatze am Lyzeum, und der Vergleich fiel sehr zugunsten der deutschen Stadt aus. Auch Homberg, auf der anderen Rheinseite, als Stadt von größerem Umfange erst im Werden, hat sich reichlich grüne Lungen für die Zukunft gesichert. Die Anlagen sind allerdings erst im Entstehen oder in noch junger, wie ich annehme, nicht endgültiger Pflanzung. Selbst die Zechen (Kohlenbergwerke) tun ihr mögliches, um ihre Arbeits- und Schuttplätze durch Anpflanzungen für das Auge angenehm zu gestalten. Von den noch jungen Bäumen auf diesen Plätzen und als Straßenpflanzung fielen mir ganz besonders zwei Arten auf, die Ende September noch völlig grün da- standen und sich augenscheinlich in dem gewiß mageren Boden wohl fühlten. Es sind zwei fremde Bäume: die überall in Deutschland schon längst heimisch gewordene Robinie — Fachunterricht für Gärtner. Handwerker- und Kunstgewerbe- schule Bielefeld. Stadtgartenbautechniker Fritzsche. Studie zu mit einem Lauben Gartenteil halle. XX, 44 Die Gartenwelt. 523 Robinia Pseudoacacia — bezw. deren Formen inermis und viscosa und die Platane. Mit der Entwicklung der Städte im Industriegebiete bilden sich eben manchmal Verhältnisse heraus, in denen sich unsere heimatlichen Bäume, die frische Luft lieben, nicht mehr wohl fühlen. Wir dürfen darum froh sein, wenn sich fremde Bäume finden, die diesen ungünstigen Verhältnissen trotzen. Unser Fortschritt auf allen Gebieten beruht ja darauf, daß wir zum eigenen Guten auch das fremde Gute uns zu eigen machen. Das soll auch immer der Grundsatz für den deutschen Gärtner sein. Das Bild der deutschen Städte wird dadurch nicht leiden, sondern sich reich und mannig- faltig gestalten. Auch für die heimatlichen Bäume werden sich da und dort günstige Plätze finden, wo ihnen Boden und Luft zusagt. Jeder Baum ist da am rechten Ort, wo es ihm gefällt und wo er Raum zu einer gewissen Entwicklung hat. Gehölze. Pflanzt Nußbäume. In heutiger Zeit, wo es gilt, mit allen Mitteln zum „Deutsch- tum" zu stehen, darf man auch nicht die Nachwelt vergessen. Wenn mit Beendigung des Krieges der erhoffte dauernde Friede eintritt, durch den uns Gewähr geleistet werden soll, Handel und Industrie zu ungeahnter Größe aufblühen zu sehen, um so unserem geliebten Vaterlande Wohlstand zu verschaffen, so dürfen wir nicht vergessen, daß nicht allein friedliche Arbeit für die Länge der Dauer des Friedens Gewähr gibt, sondern die mit Lorbeer ge- Fachklasse für Gärtner der Handwerker- und Kunstgewerbeschule, Bielefeld. (Hierzu sechs für die „Gartenwelt" gefertigte Abbildungen von Plänen und Schaubildern.) Die Abbildungen sollen einen Einblick in die Art geben, wie wir hier mit den jungen Gärtnern zusammen arbeiten. Von vornherein bestehen bei diesem Unterricht meist erhebliche Schwierigkeiten in dem verschiedenen Ausbildungsstand der jungen Leute, aber meist helfen Lust und Liebe darüber hinweg. Unser Unterricht kann natürlich bei nur zwei Wochenstunden nicht erschöpfend sein, sondern im wesentlichen geht es darauf hinaus, den Schülern Geschmack beizubringen. Neben Uebungen in der Projektionslehre und in den Elementen der Geometrie, soweit sie für den Gärtner wichtig, versucht der Schüler in Pinselübungen die ihm täglich vor Augen tretenden Erschauungsformen 9er Natur bildlich wiederzugeben und so das Charak- teristische der Pflanze zu erfassen, versucht er an kleineren Beispielen aus seiner Praxis Aufteilung der Fläche und des Raumes. Ein besonderes Hilfs- mittel ist dabei die auch für den Anfänger leicht verständliche isometrische Perspektive. Gewöhnlich ist der Schüler auch bald imstande, kleinere Schau- bilder selbst anzufertigen und dazu Aufteilung des Geländes, Art der Bepflanzung, Abstimmung der Pflanze zum Raumgebilde in der Natur einzeln und in der Gruppe zu studieren und so in seinem schönen Gärtnerberufe auch nach der Seite der „Empfindung" vorwärts zu streben. Auf Grund der jeweils zu lösenden Aufgabe werden alte gute Beispiele besprochen. Im Sommerhalbjahr wird außerdem noch im Freien an den Sonntagen Vermessungsunterricht geübt. Den Unterricht leitet zurzeit der Stadtgartenbau- techniker Max Fritzsche. Im Vorjahr gab außerdem Herr Garteninspektor Meyerkamp in einigen Licht- V^ bildervorträgen den Schülern einen Einblick in die großen Werke der Gartenbaukunst in unserem Deutsch- Fachunterricht für Gärtner, land und dem Auslande aus alter und neuer Zeit. Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld. Wrba. Stadtgartenbautechniker Fritzsche. ^; Ehrenfriedhof und Heldenhain. 524 Die Garten weit. XX, 44 krönte Kraftprobe muß zu einer dauernden, überlegenen Stärke unserer Nation werden, so daß unser Ansehen den Völkern der Welt durch physische wie durch geistige Stärke gleichviel Ehrfurcht einflößt. An Vollendung dieses Werkes, dieser großen Gemeinschaft soll aber jeder einzelne mitbauen helfen, und sei es auch nur in bescheidenem Maße; jeder an seinem Platz. Uns Gärtnern fällt da eine große Aufgabe zu. Wie häufig ~mmm-0^»m Fachunterricht für Gärtner. Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld. Stadtgartenbautechniker Fritzsche. haben wir bewiesen, daß wir trotz der Abtrennung vom großen Weltmarkt durchzuhalten verstehen. Was wurde da schon ge- leistet vonunseren Gärtnern, um den Feinden, die den Aushungerungs- krieg gegen uns führten. Trotz zu bieten. So galt es vor allem dem Gemüsebau, aber auch um die Er- zeugnisse der Industrie sollen wir Gärtner uns betätigen und selbst bei der Anpflanzung von Bäumen in den Gärten bedenken, welchen Holzwert diese z. B. für unsere Industrie haben können. Heute denke ich vor allem an jjen Walnußbaum, Juglans regia, der zurzeit bei unserer Waffen- fabrikation eine so große Rolle spielt. Man denke, wie viele Nußbäume mögen in den letzten Jahren der Axt zum Opfer gefallen sein, wenn man sich vorstellt, welche Unmenge von Holz man zur Fabrikation der Millionen von Gewehrschäften benötigte. Es liegt also im Interesse des Landes, wenn jetzt viele Nußbäume angepflanzt werden, damit die stark gelichteten Bestände nicht weiter abnehmen, sondern sich vergrößern. Der Nußbaum ist wohl allge- mein bekannt, deshalb nur einiges über seine Anpflanzung. Er liebt guten Ackerboden und gedeiht am besten in geschützten Höhen- lagen. Die Schwarznuß, Juglans nigra, ist der Anpflanzung der ge- wöhnlichen Wa\Du&, Juglans regia, vorzuziehen, denn sie gibt ein noch festeres und somit brauch- bareres Holz. Dagegen ist die Schwarznuß aber empfindlicher und nur da anzupflanzen, wo sie auch wirklich geschützten Stand- ort hat und besten Boden vor- findet. Das etwas langsame Wachs- tum des Nußbaumes hat ihn wohl häufig unseren Hausgärten fern- gehalten, und dennoch sollte man sich darob wundern. Es gibt kaum einen geeigneteren Baum, der, in der Nähe des Hauses angepflanzt, trefflichere Wirkung zeitigt. Er sollte zur Beschattung des Sitz- platzes am Hause künftig wieder häufiger verwendet werden. In manchen Gegenden findet man den Nußbaum nach alter Ueber- lieferung inmitten der Ansiede- lungen und Dörfer häufiger. Am Niederrhein ist mir dies mehrfach aufgefallen ; er darf dort bei keinem Anwesen fehlen und gehört un- mittelbar zu Haus und Hof. Wie herrlich beleben solche sagenum- wobene Bäume die winkligen Dörfer durch ihr bizarres Gezweig und üppiges Blätterkleid. gi£--'i' Nicht zuletzt denke man auch an den Nutzwert, der durch die alljährlich zu erntenden Früchte entsteht. Und wenn in friedlicher Zeit Flur und Tal ihren alljährlich Plan für einen Villengarten. tX, 44 Die Gar t r> n w e 1 1. neuen Winterpelz angezogen haben, der Winter mit allen Un- bilden ein hartes Regiment führt, so erzählt man wohl gern im behaglichen warmen Heim, beim Genuß der saftigen Kerne, dem Geschenk der alten Veteranen da draußen, alte Erinnerungen vom großen Weltkrieg. Willi Boeck, Gartenarchitekt. Topfpflanzen. Erhaltung und Abhärtung- der Blumen und Pflanzen im Herbst und Winter. Jeder Gärtner kommt wohl mal in die Lage, Blumen hinhalten zu müssen, die Blüte hinauszuziehen, das Verblühen also möglichst lange zu vermeiden zu suchen. Namentlich in einsamen Herrschaftsgärten, wo zu ge- wissen Festlichkeiten eine größere Anzahl bestimmter Blumen erforderlich ist und wo auch öfter Verschiebungen solcher Festlichkeiten vorkommen, sind gewiß Finger- zeige dieser Art willkommen. Mir steht in meinem Orangeriehaus ein Raum zur Verfügung, wo die Luftwärme im Winter selten über 3 Grad beträgt, so daß Amaryllis, Flieder, Azaleen, Maiblumen, Hyazinthen, Cinerarien, Tulpen und andere, hier aufgestellt, bis zu einem Monat lang fast völlig zum Stillstand kommen. Ich stelle die im Aufbrechen begriffenen Blumen in den Raum. Rosen und Kamellien litten zuweilen durch die Zurückhaltung, doch Rhododendron vertrugen sie gut, ebenso Hortensien. Orchideen, wie viele andere Warmhauspflanzen, können an und für sich das lange Kaltstehen nicht vertragen, sie gehen leicht ein darnach. Die Luft muß für den Zweck der Hinhaltung einen bestimmten Feuchtigkeitsgrad haben. Zu große Trocken- heit bewirkt ein allmähliges Einschrumpfen der Blüten ; sie werden unansehnlich, ohne eigentlich zu verblühen. Eine zu starke Luftfeuchtigkeit fördert dagegen die Fäulnis. Wir sehen, daß wir für unsere Zwecke eben den Feuchtigkeitsgehalt der Luft gebrauchen, den die im Hause befindlichen Ueberwinterungspflanzen auch lieben. Ein Faktor spricht aber bei der langen Hinhaltung der Blumen noch mit, und das ist die ausgebliebene Befruchtung, denn weder Wind noch Insekten regen sich in dem kühlen Raum. Wo die Befruchtung vollzogen ist, da folgt das Verblühen. Aber nicht allein zum Zwecke der Hinhaltung stelle ich die Blumen in diesen Raum, manchmal auch zur Kräftigung, zur Abhärtung, damit die Pflanzen einen kleinen Umzug besser vertragen können. Treib- hauspflanzen sind empfindlich gegen die wirkliche, rauhe Lebensluft, darum ist eine Uebergangszeit sehr wesentlich. Schon nach zwei Tagen zeigt die Pflanze ein strafferes Aussehen. Aber auch in Kästen gezogene Blumen- und Ge- müsepflanzen bekommen in diesem Hause, dicht am Fenster, ihren Platz, um sich fürs freie Land ab- zuhärten. Ich säe nämlich häufig im Januar schon weniger empfindliche Sachen in Kästen aus, die im Warmhause keimen und sich entwickeln, z. B. Löwen- maul, Penstemon, Skabiosen, Petunien usw., dann Thi- mian, Artischocken, Puffbohnen u. a., manchmal auch Pflücksalat, der dann dem im Freien schon zeitig gesäten immer noch beträchtlich zuvorkommt. Im Frühling, wenn man die ersten Auspflanzungen wagen kann, sind Vorräte solcher abgehärteten Pflanzen für den eigenen Bedarf wie für den Verkauf recht an- genehm. Bedingung ist natürlich, daß man den Platz im Warmhause nicht nutzbringender verwenden kann und daß das Warmhaus nicht allzu warm gehalten wird. Das hier in Frage kommende Orangeriehaus ist ein Ueber- winterungshaus mit dicken, massiven Wänden und gewölbten Fenstern, so daß darin gewöhnlich eine „Kirchenluft" herrscht, wobei Lorbeeren und andere grüne Sachen ganz gut auskommen, wogegen es den Orangenbäumen weniger gut behagt. Die Vorder- wand enthält zuviel verdunkelndes Mauerwerk, da die Fenster, die nur hier vorhanden sind, nicht groß genug sind. Nur dicht Fachunterricht für Gärtner. Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld. Stadtgartenbautechniker Fritzsche. Ehrenfriedhof und Heldenhain. 526 Die Gartenwelt. XX, 44 vor den Fenstern gedeihen noch krautartige Pflanzen. Das Haus wurde im Jahre 1869 von einem Baumeister errichtet, dessen Blick durch Sachkenntnis nicht im geringsten getrübt war. Nun noch ein Wort über die Wirkung der Zurückhaltung auf die Dauer der Blüte nach der Einstellung ins Zimmer. Azaleen verblühen auffallend schnell, auch die in Knospen zu- rückgehaltenen. Flieder zeigt gar keine Abweichung vom gewöhn- lichen Verlauf der Blüte ; er blüht noch so lange, als hätte es keine wochenlange Zurückhaltung gegeben. Amaryllis verhielten sich ähn- lich, ebenso andere Zwiebelblumen. Kamellien und Rosen verblühen schnell, Cinerarien und Primeln ebenfalls. Hortensien vertragen die Zurückhaltung meistens am besten. F. Steinemann. Vogelschutz. Gartenpflege und Vogelwelt. Von Rudolf Hermann. Der gegenwärtige Krieg, der uns gelehrt hat, unser Augen- merk auf Dinge zu richten, die uns sonst kaum beachtens- wert schienen, bringt es mit sich, daß sich jetzt mehr denn je weite Bevölkerungsschichten der Bewirtschaftung von Garten- ländereien zuwenden. Viele Menschen, die vorher nie daran gedacht haben, eine Pflanzung anzulegen und sie zu pflegen, zeigen jetzt Interesse für Land- und Gartenbau. Sie sind überzeugt worden von der Notwendigkeit der Mitarbeit in der Sicherung der Volksernährung und deshalb bestrebt, durch möglichste Ausnutzung eines ihnen zur Verfügung stehenden Geländes ihr Teil beizutragen und, wenn auch nur in bescheidenem Umfange, durch Gewinnung von Nahrungs- mitteln der Gesamtheit zu nützen. Wesentlich unterstützt werden solche Bestrebungen des Kleingartenbaues dadurch, daß ihm auch Behörden ihre Aufmerksamkeit zuwenden und, teils gegen geringe Entschädigung, teils ohne Entgell, Oed- ländereien oder sonstige Geländestreifen an Interessenten zur landwirtschaftlichen Ausnutzung abgeben. Man sieht denn auch allerorten kleine gärtnerische Anlagen entstehen, und selbst Eisenbahnböschungen sowie Waldschutzstreifen werden, soweit Betriebsrücksichten dies nicht untunlich erscheinen lassen, der Land- und Gartenwirtschaft erschlossen. Es soll nun hier nicht meine Aufgabe sein, die Bedingungen zu erörtern, die zur Erzielung guter Erträge im Großbetriebe oder Kleingartenbau führen und auf die Beschaffenheit des Kulturgartenlandes, die verschiedenen Bodenarten, die Boden- behandlung, Düngung u. dgl. näher einzugehen. Ich will vielmehr auf ein wichtiges Moment aufmerksam machen, von dem man in allen Ermahnungen und Aufrufen zur Betätigung am Kleingartenbau kaum einmal, im allgemeinen so gut wie nichts hört, nämlich auf jene Gehilfen, die, ohne dafür Be- soldung zu verlangen, dem Gartenwirt sehr zur Hand gehen und die manchmal wohl verdienten, daß er sie mehr beachtete. Diese Gehilfen sind unsere Vögel. Ist die Zahl ihrer Vertreter, soweit sie für den Klein- gartenbau in Frage kommen, zwar nur gering, zumal in der Großstadt, deren vielseitiges Getriebe gerade die gegen Störungen empfindlichen Vogelarten von der Ansiedlung fernhält, so bleiben doch noch genug übrig, und unter ihnen einige, die sogar zu Freunden des Gartenbauers und Klein- landbesitzers werden. Einige sind ständig um ihn und ver- lassen ihn auch in der Winterszeit nicht, andere suchen ihn auf, sobald Feld und Garten in Blüte stehen und das Insekten- leben dort rege wird, wieder andere stellen sich zur Ernte- zeit ein, um sich ihren Anteil zu holen für die Unterstützung, die sie zum Gedeihen von Frucht und Korn geleistet haben. Unter diesen Vögeln nun, die den Gartenbau fördern helfen und dort nicht nur willkommen geheißen, sondern auch geschützt werden sollten, möchte ich zunächst unsere beiden Rotschwänze sowie den grauen und, soweit er unter günstigen Nislbedingungen sich vorfindet, den Trauerfliegen- fänger nennen. Sie vertilgen eine große Menge der ver- schiedenartigsten Insekten, die sie teils fliegend, teils sitzend zu erhaschen bemüht sind. Ihnen schließt sich die gern in Gärten wohnende und dort schon mit bescheidenen Verhält- nissen, z. B. einem Stachelbeer- oder einem Johannisbeer- strauch, als Nistplatz zufriedene Zaungrasmücke, sowie die vom Landwirt stets gern gesehene Bachstelze an, und sind viel Obstbäume im Garten oder ein Lindenbaum in der Nähe, dann darf man auch auf den Besuch des nützlichen Gartenlaubvogels oder Sprachmeisters rechnen. Alle diese Vögel nützen dem Kleingartenbauer; denn sofern Bäume und Sträucher sowie Gemüsepflanzen genügend vorhanden sind, von denen und unter denen sie Insekten und Würmer in verschiedenen Verwandlungsformen absuchen können, und wenn außerdem für Nistgelegenheiten ausreichend gesorgt ist, so sind die Grundbedingungen, um sie an den Garten zu fesseln, schon erfüllt. Nun ist es mit der Beurteilung des Nutzens und Schadens, den die Vögel stiften, eine eigene Sache ; denn es ist der eine wie der andere lediglich durch Beobachtung einwandfrei schwer nachweis- bar. Außerdem ist jeder Gartenbesitzer zu sehr Egoist, als daß er die Tätigkeit des Vogels im Garten nicht durch die Brille seiner persönlichen Interessen ansehen sollte. Infolgedessen wird z. B. einerseits der Vogel, der den Insekten und deren verschiedenen Verwandlungsstufen zu Leibe geht, der Blatt- läuse, Goldafter, Schwammspinner, den Apfelblütenstecher u. a. m. vernichtet, für bedeutungsvoll für die Entwickelung der Gartenkultur eraditet, während andererseits wieder sein Nutzen unterschätzt wird, sofern er auch Schmarotzer, wie Schlupfwespen, die Tachine u. a. vertilgt, die durch Ablegen ihrer Eier in die Körper fremder Wirte bereits dafür sorgen, daß Gemüse- und Obstschädlinge nicht überhandnehmen. Zweifellos ist es von Wert, wenn andere Lebewesen der Vernichtung von Erzeugnissen der Gartenkultur durch Ver- tilgung von deren Schädlingen neben den Vögeln Einhalt gebieten helfen. Doch wegen einzelner Uebergriffe, sei es auch an Baumfrüchten, gleich alle Vögel in Acht und Bann zu erklären, das hieße doch das Kind mit dem Bade aus- schütten, zumal die große Mehrzahl unter ihnen, wie Magen- untersuchungen zur Genüge bestätigt haben, die Wirtschafts- bestrebungen der Menschen bedeutend unterstützt. Gerade die Magenuntersuchungen, um die sich in neuerer Zeit nament- lich Prof. Rörig u. a. verdient gemacht haben, bilden den einzigen zuverlässigen Maßstab für die Beurteilung der Tätig- keit unserer Vögel, und ihre Ergebnisse haben auch wohl bei Abfassung des Vogelschutzgesetzes eine nicht unwichtige Rolle gespielt. Daß der Besitzer eines Gärtchens oder Land- streifens sich der Feinde zu erwehren sucht, die ihm die Früchte seines Fleißes zu schmälern und als stille Teilhaber mit zu ernten suchen, ist menschlich zu verstehen. Den Insekten, namentlich der Raupenplage, dem Apfelwickler und der- gleichen Schmarotzern gegenüber , wird er aber ziemlich machtlos sein, und die Hilfe der Vögel, die selbstverständlich auch nur im Verhältnis ihres Bestandes zu dem im Garten vorhandenen Ungeziefer sich wirksam zeigen kann, wohl ver- missen, wenn sie erst einmal ausgeblieben ist. Denn eine große Zahl von Vögeln läßt sich, wo sie lästig wird, durch XX, 44 Die Garteawelt. 527 Scheuchen verschiedener Art fernhalten und, wo dies nicht ausreichend ist, dürfen mit behördlicher Genehmigung auch schärfere Maßnahmen zur Abwehr getroffen werden. Außer den vorerwähnten gefiederten Gartenbesuchern, von denen Zaungrasmücke, Bachstelze und Fliegenschnäpper, die etwa 45 bzw. 60 Prozent schädliche Bestandteile im Magen aufgewiesen haben, als durchaus nützlich angesprochen werden müssen, kommen je nach Oertlichkeit der Kirschen- freund Pirol und, sofern Wald nicht fern ist, auch wohl der Buntspecht sowie Kleiber und Baumläufer in Betracht. Sie alle sind, mit Ausnahme des Pirols, der indes eine seltene Erscheinung in Gärten ist, und bei dem Nutzen und Schaden sich ausgleichen, dem Gartenbauer nützlich. Und Meisen bleiben dem Garten schon im Hinblick auf die Sonnen- blumenkerne nicht fern. Mit diesen lustigen und listigen Vögeln berühren wir bereits eine Vogelgruppe, deren Ver- treter einzelnen menschlichen Berufszweigen sich schädlich erweisen können. Wenn man diese Berufsmenschen über die Vogelwelt urteilen hört, so hat jeder von seinem Standpunkt aus Recht. Doch Landwirt, Gärtner, Obst- und Bienenzüchter haben wegen gelegentlicher Schädigungen noch nicht das Vorrecht, ihre Sonderinteressen wegen Vögel zu verfolgen, die dem gesamten Naturhaushalt nützen und für diesen un- entbehrlich sind. Und gerade Meisen sind, wenn sie auch die Kerne der Sonnenblumen gern verzehren, sowohl vom forst- als auch vom gartenwirtschaftlichen Standpunkte aus die nützlichsten Geschöpfe, weil sie nicht nur das entwickelte Insekt, sondern auch dessen Eier und Larven zu finden wissen. Im Magen von Kohl- und Blaumeise sind z. B. 48 bzw. 59 Proz. Bestandteile schädlicher Tiere nachgewiesen worden. Uebrigens kann man sich gegen das Ausklauben der Sonnenrosenkerne seitens der Meisen leicht dadurch schützen, daß man die Blumenkrone rechtzeitig abschneidet und , Scheibe gegen Scheibe gewendet, zum Trocknen aufhängt. (Schluß folgt.) Pflanzenschädlinge. Eine neue WUhlmausfalle. Die Schäden, die die Wühlmaus jahraus jahrein in den Obstpflanzungen und Gemüseländereien in Bayern anrichtet, belaufen sich auf Millionen von Mark. Tatsächlich ist die Wühlmaus bei uns der schlimmste Feind des Obstbaues, da kein zweiter Schädling in kurzer Zeit so radikal zu arbeiten vermag. Von den Bekämpfungsmaßnahmen dürfte einzig und allein dem Abfangen und noch Abschießen sichere Wirkung zukommen, be- sonders wenn auf einer ganzen Gemeindeflur gemeinsam vor- gegangen wird. Unter den vielen Fanggeräten, die auf dem Markte sind, möchte ich das Augenmerk auf eine Wühlmausfalle lenken, die ein Förster a. D., Herr Sauer, Postau in Niederbayern, erfunden hat. Meine Empfehlung gründet sich auf meine Beobachtungen und Erfahrungen, die sich bei Vorführung der Fallen durch den Erfinder selbst in einem seinem Besitz anliegenden Garten des Herrn Benefiziaten in Postau machte. Der Garten liegt sonnig mit Neigung nach Süden und stößt mit seinem unteren Teile an Teiche, die wenig über den trainierten Isarmooswiesen liegen. Der Zugang der Wühlmäuse von dort ist von diesem und den an- liegenden Gärten ein großer. Im Garten werden auf einer ziemlich großen Fläche Gemüse und Kartoffeln gebaut, ein Teil ist mit Obstbäumen, die auf Wiesenland stehen, bepflanzt. Die Neu- pflanzungen mußten alle der Wühlmäuse wegen in Drahtschutz- körbe gemacht werden. Am Vormittag des 25. August 1914 hatten sich in den fängisch gestellten Fallen 3 Tiere gefangen. Am Nachmittage beobachtete und überwachte ich während 3 Stunden das Einrichten und die Fangtätigkeit der Fallen. In ganz kurzer Zeit hatten bereits zwei Fallen gefangen und bevor ich ging, fing sich die dritte Wühl- maus. Alle 3 Tiere waren trächtige Weibchen. Am kommenden Tag wurden weitere 7 und am dritten und vierten Tag 6 Wühl- mäuse gefangen, somit in 4 Tagen 25 Stück mit nur 5 Fallen, wobei nur ein Fehlfang war. Aus einem Gang wurden sogar 6 Mäuse gefangen. Dieses Resultat ist doch ein ganz hervor- ragendes und stellt der Zweckmäßigkeit der Fallen das beste Zeugnis aus. Die Größe und Stärke der Falle ist viel bedeutender als aller im Handel befindlicher Zangenfallen, Länge 24 cm, Bügel- breite 10 cm. Zu jeder Falle gehört ein Spannkeil mit Spies für den Köder und ein Markierstab, der in den Federbügel gesteckt wird und die Lage der Falle zum leichten Wiederauffinden an- zeigt, diese gleichzeitig am Platze gegen Verziehen durch Mäuse festhält. Das Einrichten der Fallen geschieht in folgender Weise. Zu- nächst wird ein Wühlmausgang aufgesucht, mit Hilfe eines Spatens etwas geöffnet und mit einer kleinen Gelbrübe bezw. Petersilien- wurzel beködert, d. h. in das Loch etwas hineingesteckt. Wird der Gang begangen, so ist in kurzer Zeit, sicher aber in 1 Stunde der Köder weggeholt und man kann zum Einrichten der Falle schreiten. Zunächst wird der Gang auf 2 Spatenbreite aufgedeckt und nach rechts und links ordentlich frei von Erde gemacht. Es wird sodann der Spannkeil mit einer gelben Rübe oder Petersilienwurzel beködert und zwar so, daß das Ende der- selben bis gut 2 Fingerbreite an die Zangenklauen vorne heran- reicht und dann die Falle gespannt. Sie wird dann etwa zur Hälfte ihrer Länge in den sauber geputzten Gang eingeführt und zwar so, daß die Rübe vollkommen frei liegt und die Falle leicht abgezogen werden kann, was mit einer kleinen Aushöhlung des Bodens unter der Grube erreicht wird. Endlich wird der Markier- stab in die Bügelmitte innen gesteckt und etwas Erde und weiche Rasenstückchen über die eingelegte Falle gedeckt. Am leichtesten fangen sich die Wühlmäuse in den ersten Vormittags- und Abend- stunden, oft sitzt wenige Minuten nach dem Einrichten schon eine Maus in der Falle. Die große Fangsicherheit, die bei einiger Uebung leichte Stell- barkeit der Falle und ihr niederer Preis sind dazu angetan, sie überall zur Bekämpfung der Wühlmaus zu verwenden. Karl Grill, K. Kreisobstbaulehrer. Manigf altiges. Der Platanenkatarrh. (Vgl. S. 443 u. 484 dieser Zeitschrift.) Wenn unser verehrter Herr Hesdörffer erklärt: „Ich selbst bin unter alten Platanen aufgewachsen, ohne jemals irgendwie durch dieselben belästigt worden zu sein," so beweist das ebensoviel oder so wenig für oder gegen die Existenz des Platanenkatarrhs als die Behauptung eines alten, erfahrenen Gärtners: „Ich habe jahrelang ohne Schaden Massen von Primula obconica gepflegt," gegen die Existenz der Primeldermatitis. Wenn aber bezüglich des Platanenkatarrhs Herr Sprenger direkt von Verleumdung, Schwindel und Erfindung spricht und zu behaupten wagt: „Die alten Weisen, die im Schatten der Platanen unterrichteten, klagten nimmermehr über jene von neuester Afterwissenschaft entdeckten Härchen, Fäserchen oder sowas," so sei hier ganz bescheiden be- merkt, daß schon Plato die unangenehme Wirkung des „Platanen- staubs" auf die Augen (-Bindehaut) bekannt war (vgl. Phädrus). Daß die Kenntnis des Platanenkatarrhs nicht ein Produkt neuester Afterwissenschaft war, beweisen ferner Dioskorides (1. 70 od. 107) und Plinius der Aeltere (XXIV. 29), die beide übereinstimmend berichten, daß der (weiße) Flaum der (Unterseite der) Blätter den Augen schädlich ist. Auch der berühmte altgriechische Arzt Galen (de simpl. med. 8. 25) kennt bereits den schädlichen Einfluß des Platanenstaubs auf die Luftwege. Schließlich ist ja auch die schöne Arbeit' von O. Drude in der „Gartenflora" 1889, S. 393, über die Pfatanenkrankheit auch nicht „neuesten" Datums. Auch diese Zeilen veröffentliche ich in der Hoffnung, daß Leser ihre etwaigen Erfahrungen, für wie gegen, hier veröffentlichen möchten. Dr. med. et phil. Kanngießer, Braunfels a. d. Lahn. 528 Die ü artenweit. XX, 44 Verkehrswesen. Auf vielen Großberliner Güterbahnhöfen herrschen seit geraumer Zeit bedenkliche Zustände. Die Güterhallen sind überfüllt und die Abfuhr — auch der Eilgutsendungfen mit ver- derblichen Waren — läßt alles zu wünschen übrig. Ein von mir am 13. Oktober von Fredersdorf (Berliner Vorortbahnstation) nach Berlin -Anhalter Bahnhof aufgegebener Korb mit Tafelobst war am 25. Oktober noch nicht bestellt. Besonders schlimm sind die Zustände auf den Stationen Charlottenburg, Steglitz und ^ilmersdorf-Friedenau. Diese Stationen waren durch acht Tage, bis zum 26. Oktober, überhaupt für den Güterverkehr ge- sperrt. Vor der Sperrung brauchten Eilsendungen innerhalb des Berliner Vorortverkehrs im günstigsten Falle 10 — 12 Tage, ehe sie in die Hände der Empfänger gelangten ! In Wilmersdorf-Friedenau lehnen es nach einer mir gewordenen Mitteilung die Spediteure ab, die Güter unter den jetzigen Zu- ständen abzufahren. Die Empfänger sind gezwungen, sollen die Waren nicht verderben, dieselben selbst abzuholen und mit Autos oder Droschken heimzufahren. M. H. Tagesgeschichte. Dresden. Der Ausschuß für Gartenbau bei dem Landes- kulturrate für das Königreich Sachsen widmet seit einer Reihe von Jahren der Ausbildung der jungen Gärtner und besonders dem Lehrlingswesen seine volle Aufmerksamkeit. Seine Vorschläge über eine Regelung des Lehrlingswesens sind nach Gehör der sächsischen Gartenbauvereinigungen dem Ministerium des Innnern zur Kenntnis- nahme und Prüfung unterbreitet worden, das zu einer von dem Ausschusse zu treffenden Neuordnung und insbesondere auch einer freiwilligen Prüfung der Lehrlinge sehr wohlwollende Stellung ge- nommen hat. Den im Königreich Sachsen ausgebildeten Gärtner- lehrlingen wird von Ostern 1917 ab Gelegenheit geboten werden, vor dem durch die Gartenbauvereinigungen des Prüfungsbezirks gewählten Lehrlingsausschusse eine Gehilfenprüfung abzulegen. Auch vermittelt der Gartenbauausschuß — Geschäftsstelle : Anton Graff-Straße 17, Dresden-A. 16 — die Unterbringung geeigneter junger Leute als Lehrlinge in tüchtigen Gärtnereien und weist auch gute Lehrstellen nach. Von den auf solche Weise untergebrachten Lehrlingen wird verlangt, daß sie sich am Schlüsse der Lehrzeit einer Prüfung unterziehen, jedoch kann auch jeder andere Gärtner- lehrling zur Prüfung angemeldet werden. Der Gartenbauausschuß erwartet, daß sowohl die Lehrherren wie auch die Eltern und Vor- münder der Lehrlinge diese ohne Ausnahme der Prüfung zu- führen werden. Metz. Die hiesige Samenfirma E. Fahre ist in eine G. m. b. H. umgewandelt worden. Das Gesellschaftskapital beträgt 200 000 M. Die Gesellschaft wird durch zwei Geschäftsführer vertreten. Als Geschäftsführer wurden die beiden Gesellschafter Herren Fritz Chateau und Heinrich Knipper, beide Kaufleute in Metz, bestellt. Dieselben sind befugt, die Gesellschaft einzeln zu vertreten. Die Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen nur durch den Deutschen Reichsanzeiger. Norwegen. Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten. Unter dem 8. September 1916 sind auf Grund des Gesetzes vom 21. Juli 1916 drei Königliche Plakate zur Bekämpfung von Pflanzen- krankheiten erlassen worden, die sogleich in Kraft getreten sind : 1. Plakat über Maßnahmen gegen den Stachelbeermehltau, 2. Plakat über Maßnahmen zur Bekämpfung des Karloffel- krebses, 3. Plakat über Maßnahmen zur Bekämpfung des Berberitzen- rostes. Unter anderem wird darin die Einfuhr von Stachelbeerpflanzen und Teilen solcher Pflanzen — darunter unzubereitete Stachel- beeren — nach Nord-Bergenhus und den nördlich davon gelegenen Aemtern verboten. Das Verbot bezieht sich sowohl auf die Ein- fuhr aus anderen Teilen Norwegens, als auch auf die Einfuhr aus dem Ausland. Die genannten Aemter sind nämlich bislang vom Stachelbeermehltau gänzlich oder in der Hauptsache verschont ge- blieben. Durch das Verbot soll nun die Einsdileppung der Krank- heit verhindert werden. Gleichzeitig sind die bisher geltenden Plakate vom 26. April 1912 und 12. Februar 1914, betr. das Verbot der Einfuhr und der Beförderung von Stachelbeerpflanzen, aufgehoben worden. (Nach Morgenbladet.) Deutsches Reich. Bekanntmachung betr. Saatkartoffeln. Eine Bekanntmachung des Stellvertreters des Reichskanzlers vom 14. Sept. 1916 lautet: Der Bundesrat hat auf Grund des § 3 des Gesetzes über die Ermächtigung des Bundesrates zu wirtschaftlichen Maßnahmen usw. vom 4. August 1914 (Reichsgesetzbl. S. 327) folgende Verord- nung erlassen: 8 1- Die Ausfuhr von Saatkartoffeln aus einem Kommunalverband in einen anderen Kommunalverband bedarf der Genehmigung des Kommunalverbandes, aus dem die Saatkartoffeln ausgeführt wer- den sollen. § 2. Die Bestimmungen der Bekanntmachungen über die Festsetzung der Höchstpreise für Kartoffeln und die Preisstellung für den Weiterverkauf vom 13. Juli 1916 (Reichsgesetzbl. S. 696) gehen bis zum 15. Mai 1917 nicht für Saatkartoffeln. 8 3. Die Landeszentralbehörden erlassen die Bestimmungen zur Aus- führung dieser Verordnung. Sie bestimmen, wer als Kommunal- verband im Sinne dieser Verordnung anzusehen ist. Sie können anordnen, daß die den Kommunalverbänden auferlegten Verpflich- tungen durch deren Vorstand zu erfüllen sind. § 4. Wer der Vorschrift im § 1 zuwider ohne Genehmigung des Kommunalverbandes Saatkartoffeln ausführt, wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu eintausendfünf- hundert Mark bestraft. 8 5. Diese Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. (Reichsgesetzblatt Nr. 209 vom 15. September 1916.) Personalnachrichten. Flüchter, Bernard, Gärtnereibesitzer in Münster i. W., f ani 19. Oktober im 57. Lebensjahre. Briefkasten der Schriftleitung. Bezüglich der in Nr. 39, Seite 460 veröffentlichten Abbildung des gefülltblühenden Jasmins, der Lieblingsblume der Araber, sind uns verschiedene Mitteilungen zugegangen. Es handelt sich um eine Form des herrlichen, auch in unseren Warmhäusern hin und wieder anzutreffenden Jasminum Sambac, die, wie Herr W. Sturz, Charlottenburg, schreibt, auch in Brasilien verbreitet sei und von den Franzosen Jasmin d Arabic genannt werde. Ein anderer Mit- arbeiter schreibt uns : Jasminum Sambac Vahl heißt die Pflanze, deren Blüten in Nr. 39, Seite 460 dieser Zeitschrift abgebildet sind. Sie ist ein schlingender Strauch von ca. 6 m Höhe und hat ihre Heimat in Ostindien. Die ursprüngliche Form der Blüten war einfach. Erst im Laufe der Zeit ist durch Kultur eine Füllung zustande gekommen, die man in allen Stufen antrifft. Ja, es gibt sogar Formen, bei denen die Blüten geradezu überfüllt sind, weil die Zweige meistens in Verbänderungen auslaufen. Jasminum S. gilt mit Recht als Lieblingspflanze der Araber, welche die kostbar duftenden Blüten in ihren Tempeln, ja selbst in ihren Behausungen ausstreuen. Ein ähnlicher Brauch findet ja auch bei uns in katho- lischen Gegenden zum Pfingstfeste statt ; nur werden hier Schnitzel von Acorus Calamus, dem Kalmus, zu diesem Zwecke benutzt. — Auch in China wird genannter Jasmin viel kultiviert, wo man die Blüten zum Beduften des Tees gebraucht. In Warmhäusern unserer Gärten trifft man ihn auch häufig. Vermag doch eine einzige Pflanze ein ganzes Gewächshaus mit dem Wohlgeruche ihrer Blüten zu erfüllen. BerlinSW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max Hesdörffer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buchdr. Gutenberg, G. Ziohäus, DeSSau. Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 10. November 1916. Nr. 45. Nadidnidc und Nadibildang aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Gehölze. Citrus trifoliata L. Von Paul Kache. (Hierzu eine Abbildung nach einer vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahme.) Dieses, in seiner ganzen Erscheinung eigenartig genug anmutende Gehölz ist so recht ein dankbares Objekt für den richtigen Gehölzliebhaber, aber auch für den eifrigen Gartenfreund. Fesselt es doch seine Aufmerksamkeit sowohl im Frühjahr, wenn es im Schmuck seines weißen und sehr wohl- riechenden Blütenflors steht, wie auch im Sommer und Herbst, wenn versteckt in der hübschen Belaubung die kleinen. Zitronen sehr ähnlichen Früchte heranreifen. Aber auch mitten im Winter bietet es noch in seiner frischgrünen, eigen- artigen, bizarr dornigen Verzweigung des In- teresses genug. Jedenfalls aber hat dieses Gehölz soviel gute und interessante Eigenschaften an sich, daß es sich schon lohnt, sich mit ihm ab- zugeben, auch wenn es in seiner Behandlung mal besondere Ansprüche stellt und so neben- bei einmal eine kleine Müheleistung erfordert. Wie der Strauch zur Blütezeit aussieht, die gegen Ende April beginnt und sich fast bis gegen Ende Mai hin ausdehnt, wenn er noch kahl dasteht, zeigt die beigegebene Abbildung deutlich genug. Er hat einen reichverzweigten, sparrigen Wuchs. Nur langsam geht er in die Höhe ; er erreicht erst in späteren Jahren die Höhe eines mittleren Mannes. Diese Größe hat der abgebildete Strauch. Mehr als zwei Meter hoch dürfte er bei uns im allgemeinen nicht werden. Die kurzen, starken Zweige, die sich wiederum reichlich verästeln, sind seitlich oft stark zusammengedrückt und reich mit scharfspitzigen, verdornten Nebentrieben besetzt. Gerade diese Dornen geben dem Strauch sein so eigenes, kennzeichnendes Aus- sehen. Einjährige, selbst auch mehrjährige Zweige sind lebhaft grün berindet ; erst mit dem zunehmenden Alter dunkelt die Rinde nach. Noch im ziemlich zeitigen Frühjahr, gegen Mitte bis Ende April, je nach der Lage des Standortes, beginnen sich die Blüten zu entfalten, die der Strauch fast alljährlich in be- Gartenwelt XX. trächtlicher Anzahl hervorbringt. Im Durchschnitt ist die Blüte 3 — 5 cm breit, von lockerer Form und sitzt einzeln oder auch zu zweien achselständig an den vorjährigen Trieben. Die fünf Blüten- blättchen sind von verkehrt schmal ovaler Form, nach der Spitze zu mit dem Rand etwas nach oben gebogen und stofflich von derber Beschaffenheit. Die Färbung ist reinweiß. In Citrus trifoliata. 45 530 Die Gartenwelt. XX, 45 der Mitte der Blüte sitzt ein Büschel kurzer Staubblätter. Ein lebhafter Orangenduft entströmt der Blüte und ist bis in der weiteren Umgebung des Strauches bemerkbar. Die sich im Laufe des Sommers heranbildende Frucht hat eine rund- liche Form, erreicht die Größe einer großen Walnuß und ist zur Reifezeit goldgelb. An den hiesigen Büschen fand ich bisher noch keine reife Frucht, obgleich sich in manchen Jahren zahlreiche Früchte bilden. Sie bedürfen zur Reife wohl mehr Sonnenwärme und während einer längeren Zeit, als sie ihnen hier geboten wird. Mit der Blüte zugleich oder bald darauf beginnt die Entwicklung der Belaubung. Auf etwa reichlich zentimeterlangem, seitlich geflügeltem, derbem Stiel sitzen drei meist verkehrt lang eiförmige Blätter von durchschnittlich 4:2 cm Größe, und mit leicht gekerbtem Rande. Die an- fangs glänzend hell lichtgrüne Färbung geht später in ein tiefes, sattes Grün über. Das Blatt ist von recht derber Beschaffen- heit und eine Zierde des Strauches. Das Wachstum von C trifoliata ist freudig, wenn auch nur langsam zunehmend. Sie ist eben ein Strauch, wie ge- schaffen für kleine Verhältnisse, und so eingerichtet, daß er seinem Pfleger nicht zu schnell über den Kopf wächst. An den Boden werden keine Ansprüche gestellt ; jeder bessere Gartenboden behagt auch dem Strauch zu guter Entwicklung. Dafür ist es aber notwendig, einen recht warmen, sonnigen und gut geschützten Standort auszusuchen, denn der Strauch ist sehr der Wärme bedürftig. Solch warme, geschützte Eckchen, seien sie durch Baulichkeiten oder auch durch dichte Gehölzpflanzen bedingt, gibt es ja in manchem Garten. Die- selben sind eben nur recht verständnisvoll zu finden und auszunutzen. Ganz winterhart ist der in Japan beheimatete Strauch hier in Deutschland im allgemeinen nicht, ausnahms- weise wohl aber in klimatisch bevorzugten Gebieten, wie es deren im mittleren, besonders aber im südlichen und west- lichen Deutschland genug gibt. Ein entsprechender Winter- schutz durch Einbinden in Koniferenreisig oder ähnlichei Schutzmaterial ist an anderen Orten notwendig. Der ab- gebildete Strauch wird hier locker mit Schilfrohr umbunden; er fühlt sich so jedem Winter gegenüber gefeit. Wenigstens tat ihm bisher noch keine Kälte irgendwelchen Schaden an. Bei jungen Exemplaren muß der Schutz natürlich etwas stärker und sorgfältiger ausgeführt werden ; besonders ist noch eine gute Bodendecke auf den Wurzelballen hinzuzufügen, die aus trockenem Laub oder Torfmull bestehen kann. Mit zu- nehmendem Wachstum ist der Strauch auch bedeutend wider- standsfähiger gegen allerlei Witterungseinflüsse. Diese kleinen, notwendigen Müheleistungen sollten aber niemand von der Pflege dieses schönen und interessanten Gehölzes abschrecken. Weitere besondere Arbeiten sind an ihm nicht auszuführen. Besonders ist jeder Schnitt zu unterlassen, höchstens daß man einen zu vorwitzig aus dem Strauch heraus und in die Luft hineinragenden Trieb durch entsprechendes mäßiges Kürzen wieder in die richtigen Bahnen lenkt. Neues und Altes vom Mandelbaum. „L'amandier remplit le grenier," sagt ein französisches Wort. Wenn reich die Mandelblüte, folgt eine gute Weizen- ernte, aber nicht immer eine gute Mandelernte. Ein feind- licher Sturm, einige scharfe Spätfröste können diese Mandel- ernte im ganzen Mittelmeergebiete vernichten. Wer einmal die Mandelblüte abseits von Messina auf den Hügeln und Vorbergen des Ätna gesehen und erlebt hat, der findet nichts Reicheres und Schöneres in der ganzen Baumwelt. Diese Blütenpracht und dieser Reichtum sind un- vergleichlich. Unsere Obstblüte bleibt dahinter zurück, und der Pfirsichbaum, sein Vetter, ist darin ein Stümper. Immer streiten die Menschen, d. h. die weisen, darüber, woher der Mandelbaum stamme und wo er ursprünglich wild sei. Dieser Streit ist müßig, weil wir eben keine oder fast keine bestimmten Beweise, keine Aufzeichnungen darüber haben. Er ist eine biblische Spezialität und Pflanze. Sprengel sagt, daß nach alten Uebersetzern der Stab, den Jakob in die Wasserrinne vor seine Schafe steckte, vom Mandelbaum herrühre. Der Mandelbaum war so alt als das Mittelmeer, und die Weisen streiten noch darum, woher er kam. Er war immer da, so lange das Klima um dieses Mittelmeer so war, wie es nun ist, und das ist etwas länger her als Bibel und alle Aufzeichnungen. Alles nur Annahmen, nichts als Witz und Wahn. Schon Plinius kennt einen berühmten alten Mandelbaum mit hartem und weichem Kern. Er kennt die Pressung des Oeles aus bitteren Mandeln und ist völlig mit den edelsten Sorten vertraut. Woher kamen denn nun so plötzlich all diese edlen, z. B. dünnschaligen Mandeln? Ceres hatte sie doch nicht aus der Erde gestampft. Sie mußten doch durch Menschenwerk und Menschenwillen nach und nach und durch lange, sehr lange Zeiten erzogen sein. Wir wissen ja wohl etwas von der Erziehung neuer besserer und edler Obstsorten. Und nun gar der Mandelbaum, der so früh und so leicht beschwingt blutete, so leicht von Stürmen und Regengüssen überrascht wurde. Wie sorgfältig mußten jene Menschen ihn behandeln, um die edelsten der Mandeln, die wir von jenen fernen Völkern übernehmen, zu erziehen. Kannten sie etwas von künstlicher Bestäubung? Hybridisation? Ar- beiteten sie zielbewußter als wir? Wer in so langen Jahr- hunderten hat uns einen neuen, besseren Mandelbaum ge- züchtet? Alles, alles, was das Mittelmeer sein eigen nennt, hat er übernommen. Es ist Erbschaft ferner, unbekannter Völker — verschollener Zivilisationen und höchster Zucht- prinzipien. Alles schon dagewesen, gilt auch hier, gilt oft, sehr oft. Was haben die das Mittelmeer umwohnenden Völker in geschichtlicher Zeit für den edlen Baum getan ? Nichts oder sehr, sehr wenig. Wo sind Züchter genannt, in Italien, Spanien und Nordafrika oder Asien? Gequält haben sie den armen Baum, vollkommen falsch kultiviert, behandelt und beschnitten. Sie haben bloß erkannt, wo er am besten wächst und daß er kalkliebend ist, ohne ihm dort, wo ungenügend Kalk im Erdreich, solchen zuzuführen. Sie sammeln bloß seine edle Frucht und schauen ängstlich hinaus, ob das Wetter seiner Blüte lächelte oder nicht. Der Mandelbaum kann sehr viel Unbill ertragen. Er wird sehr alt, viel älter als der Apfel- und Birnbaum, be- sonders auch als sein Vetter, der Pfirsichbaum. Er wird mit dem Alter blütenreicher und fruchtbarer. Manchmal werden die Stürme ihm gefährlich, indem sie ihn zur Seite drücken und beugen, denn sein Wurzelsystem ist ungenügend. Dann helfen die Bauern Apuliens weise nach und bauen ihm gemauerte Stützen und Pfeiler, oder stellen ihm Steinmassen zu seinem Schutze zur Seite, oder türmen sie bis zu den Aesten hinauf, um ihm Halt zu geben. Colunella nennt die Mandel „Nux graeca", Plinius aber „Amaygdalios". Gesegnet sei der köstliche Baum in alle Ewigkeit! Sprenger. XX, 45 Die G a r I >^ n w e 1 1. 531 Pyramidenpappeln an einer Landstraße. Untenstehendes Bild zeigt Pyramidenpappeln an einer Landstraße in der Nähe des Klosters Heisterbach nicht weit von Bonn. Sie stehen hier an einer Stelle, wo ihre Wurzeln nicht schaden, denn auf der einen Seite liegt der Dorfteich, auf der anderen befinden sich Stallungen. Die ganze Dorfstraße ist außerordentlich wirkungsvoll und wird auch gerne von Malern im Bilde festgehalten. In früheren Jahrzehnten war die Pyramidenpappel, namentlich in Hessen und in Süddeutschland, der häufigste Straßenbaum, jetzt ist ihre Anpflanzung an Landstraßen verboten, weil die flach- gehenden, weit auslaufenden Wurzeln die angrenzenden Acker aussaugen. So malerisch auch die einzeln oder in Gruppen stehende Pyramidenpappel wirkt, so eintönig ist ihre Wirkung als Straßen- baum an der Landstraße. Die mit dieser Pappel bepflanzten alten Landstraßen, an welchen ein Baum dem andern glich, schienen end- los zu sein. Topfpflanzen. Schizanthus als Winterblüher. Der Fortfall der Blumen- einfuhr aus dem Süden, der unsere Schnittblumengärtnerei dazu zwingt, den deutschen Markt auch im Winter mit deutschen Blumen zu versorgen, muß unser Augenmerk auch auf solche Pflanzen lenken, deren Heranzucht zu Erwerbszwecken früher nicht üblich war. Wir haben nicht nur unter den Freilandstauden eine ganze Anzahl, die man mit wenig Unkosten auch im Winter zum Blühen zwingen kann, auch unter den Sommerblumen finden wir verschiedene Vertreter, die unseren Zwecken dienen können. Einer der schönsten darunter ist die Spaltblume, ScJiizanthus, die wir mit gleichem Vorteil als Topfpflanze und als Schnittblume verwenden können. Die Blütenfarben der •Sc/üVizan^/ius-Hybriden sind außerordentlich reichhaltig. Einfarbige findet man zwar selten, es fehlen reine gelbe, brennend rote und blaue Farben, aber auch die bunten, reizenden Blütchen, die in ihren eigenartigen Formen lebhaft an kleine Orchideen erinnern, sind in ihrer Gesamtheit wunderbar schön und prächtig für den Schnitt, besonders in knospigem Zustand für duftige Tafelschmuck- stücke geeignet. Ihre reizvolle, duftige Schönheit kommt dort ganz besonders zur Geltung. Wir finden unter den Sdiizanihus eine ganze Anzahl von Formen, deren Unter- schiede aber nur gering sind. Für unsere Zwecke am ge- eignetsten sind Schizanthus Wisetoniensis, der schönste für Topfpflanzenkultur und Seh. hybridus grandiflorus, niedrige, großblumige Hybriden. Besonders wertvoll ist es, daß man diese wunderhübsche Sommerblume durch geeignete Be- handlung fast während des ganzen Jahres blühend haben kann. Aus der August-September-Aussaat erzielt man eine hübsche Winterblüte. Der Samen wird für diesen Zweck im kalten Kasten ausgesät, schattig und feucht gehalten, wo er schnell keimt. Schon nach etwa vier Wochen kann man die genügend erstarkten kleinen Pflänzchen in Töpfe pflanzen. Wir werden diese nicht gar so groß wählen, weil die fertigen Pflanzen nur eine Höhe von 30 — 40 cm erreichen ; es ist auch vorteilhaft, noch einmal zu ver- pflanzen, um die Entwicklung der Pflanzen zu kräftigen. Beim Einpflanzen der Sämlinge in Töpfe spielt die Erdart keine zu große Rolle, doch verwenden wir mit Vorteil eine kräftige, aber sandige und humose Erde, der wir etwas Lehm zusetzen können. Wir nehmen für jeden Topf drei Pflanzen, die bei reichlicher Lüftung im Kalt- hause zu kräftigen, tadellos gebauten Pyramiden heran- wachsen, die während der Hauptblütezeit mit Blumen ge- radezu überladen und als blühende Marktpflanzen ge- schätzt sind. Sät man Schizanthus im Januar — Februar aus, so hat man bereits im Mai schöne, vollblühende Pflanzen. Man muß aber auch bei dieser Aussaat darauf achten, daß die jungen Sämlinge nicht zu warm und geschlossen stehen. Die Pflanzen entwickeln sich viel kräftiger, wenn man ihnen reichlich frische Luft zukommen läßt und ihnen einen Standort im Kalthause anweist. Die Sonne spendet in den Vorfrühlings- monaten genügend Wärme, um ein zufriedenstellendes Wachstum zu erzielen. Curt Reiter, zzt. im Felde. Farne. Drei in der Kultur harte und dabei praktisch brauch- bare Farne. Als erster soll das in allen wärmeren Ländern weit- verbreitete Aspidium molle genannt sein, eine für Dekoration und Schnitt geeignete Art mit weichen, hellgrünen, bei reichlicher Nahrung 40—70 cm langen (Stiel 15—30 cm) und 15—25 cm breiten Blättern. Im Topf schöne, buschige Pflanzen bildend, er- zeugt die Art, im freien Grund stehend, riesige Exemplare mit langstieligen, großen Blättern. Sport sich ganz gerne selbst aus, oder kommt, wenn einmal im Hause vorhanden, bei allen Farn- aussaaten zum Vorschein. Ebenfalls sehr verbreitet, besonders im warmen Amerika, ist Blechnum occidentale, für größere Bindereien, weil zierlich und haltbar, ausgezeichnet. Auf etwa 15 cm langem, biegsamen, aber doch kräftigem Stiel, steht das etwa 35 cm lange, im Austrieb rötliche, dann ziemlich dunkelgrüne, starkfiedrige, dabei leichtgeschwungene, in eine lange Spitze auslaufende Blatt, das durch eine schwarzbraune ■ 1 1 r v!;-,t; j' H 1 n i ■■.^■ ^M 1 II { •i*^ hl ^^^H H Iv A •Wt "'■"■' 1 ^ -1 1- ■ * ■ 'i' ' ■ r-v - ■ fi' 1 . 'M ff 1 i * ■ i t ( 1 4" k k i j)* Pyramidenpappeln als Straßenbepf lanzung in der Joadiirasstraße zu Bonn. Nach einer von Gartenmeister Berkowski für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. 532 Die Gartenwelt. XX, 45 Sommerblumen. Blechnum occidentale, dahinter Aspidium moUe. Nach einer für die „Gartenweit" gefertigten Aufnahme. Längslinie der Soris (Sporenbehäiter) auf der Rückseite ist. Kultur ebenfalls leicht ; dankbar im Wuchs. Benötigten die beiden besprochenen Arten zu ihrer Entwicklung das gemäßigt warme Haus, so ist Aspleniam lucidum eine Art des Kalt- hauses, eine Kappflanze von nahezu unver- wüstlicher Struktur, sofern man ihr nicht all- zuwenig Aufmerksamkeit schenkt. Auf 30 cm und längerem Stiel steht das 50 cm lange und über 20 cm breite, kräftige Blatt mit 2' 2 cm breiten, hellgrünen, glänzen- den, lederartigen Fiedern, letztere, wie auch das obere Drittel des ganzen Blattes, leicht überhängend. Das einzelne Blatt, sehr dauerhaft, ist zu großen Bindereien, z. B. für Sargschmuck, Vasensträußen usw., die ganze, mehr breit- als hochwüchsige Pflanze zur feineren Dekoration sehr geeignet. Als junge Pflanze ist Asplenium lucidum für die Pflege im Kasten oder niederen Hause dankbar, ältere, größere Pflanzen ge- deihen überall vortrefflich, auch Sommers im Freien. Vermehrung durch Aussaat oder durch öftere Teilung des Wurzelstockes. Inspektor Schelle, Tübingen. geziert Scrophulariaceen. Melampyrum nemorosum und arvense. (Hierzu drei Abbildungen nach für die „Gartenwelt" gefertigten Zeichnungen.) Oft hört man die Kameraden fragen : was sind das für schöne Pflanzen mit dieser herrlich blauen Belaubung und den kleinen gelben Blumen, welche ganze Flächen in dem großen Waide links der Straße nach Polozewo bedecken ; gibt es diese auch in Deutschland? Ich mußte gestehen, die Pflanze noch nicht gesehen zu haben, und doch war mir der Gattungsname bekannt. Man bleibt, ohne daß man es will, stehen, um diese ernste, prachtvolle blaue Färbung zu bewundern. Nicht nur Hunderte, sondern viele Tausende von Pflanzen stehen hier dicht beisammen. Es ist Melampyrum nemorosum. Die Art liebt lichte Laubwälder mit feuchtem Untergrund. Der Stengel ist grün. Untere Blätter sind spitz- herzförmig, ganzrandig, gegenständig, 3 bis 4 cm lang, l'/a bis 2 cm breit und von dunkelgrüner Farbe, die oberen 6 bis 10 Blätter sind hingegen von blauer Farbe; je näher der Spitze, desto zipfeliger sind sie. Die hellgelben Blumen sind 1 bis 2 cm lang und brechen aus den Blattachsen her- vor. Die ganze Pflanze wächst buschig und wird 30 bis 40 cm hoch. Der schnellreifende Samen ist hellbraun, hat die Form von Weizen, ist aber nicht so groß, daher auch der Name Kuhweizen. Blütezeit Mai bis September. Melampyrum arvense findet man nur auf sonnigen Plätzen, wie Wegrändern und trockenen Wiesen. Diese Art wächst noch viel buschiger als M. nemorosum, wird auch nur 20 bis 30 cm hoch und steht an Schönheit der erstgenannten Art nicht nach. Der Stengel ist mehr hellbraun als grün, die unteren 4 bis 6 Blätter sind schmallanzettlich, 3 cm lang und von hellgrüner Farbe. Die übrigen Blätter haben an den Seiten 6 bis 12 gleichmäßige, 1 cm lange Zipfel, wodurch Asplenium lucidum. Nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. XX, 45 Die Garteuwelt. 583 das Blatt gleich lang und breit erscheint. Die oberen 8 bis 10 Blätter sind schön rosa gefärbt und verleihen der Pflanze, welche doch sehr verzweigt ist , einen herrlichen Anblick. Die Blumen sind 2 cm lang, von hellrosa Farbe , in der Mitte hellgelb. Blütezeit Mai bis September. Das in Deutschland fast überall anzutreffende Melampyrum silvati- cum hat mit der schönen Blatt- färbung vorgenannter Arten nichts gemein. Die sparrig wachsende, schattenliebende Pflanze wird 20 bis 30 cm hoch. Der Stengel ist hell- braun, die unteren Blätter ganz- randig, schmallanzettlich und 2-3 cm lang. Die oberen Blätter sind nur wenig bezipfelt und grün. Die l'/j cm langen Blumen sind weiß. Oeffnung und Lippe hellgelb. Blütezeit Juni bis September. Die Melampifrum-Arten sind' einjährig und lassen sich leicht aus Samen ziehen. H. Nessel, zzt. im Osten. Melampyrum nemorosum (Vi Gr.). Pilze. Champignon (Psalliota campestris). Von Dr. med. et phil. Friederich Kanngießer, Braunfels a. d. Lahn. „Der Giftwulstling (Amanita bulbosa) — auch Knollenblätter- schwamm und Schierlingspilz genannt — hat weiße Lamellen, der Champignon rosarote , der Gift- wulstling ist am Fuß dick und knollig, der Champignon nicht, außerdem hat der Champignon Anisgeruch, während der Giftwulst- ling widerlich riecht." Auf dieses Dogma, das man in den meisten Pilzbüchern liest und das von den sogenannten Pilzkennern gläubig nachgebetet wird, kann man gründ- lich hereinfallen. So sehr das Dogma auch auf die Mehrzahl der Fälle zutrifft, eine Allgemeingültigkeit hat es aber nicht. Denn : In der Jugend- form sind die Lamellen des Cham- pignons und des Giftwulstlings, wie ich auf Grund wiederholter Be- obachtungen festzustellen Gelegen- heit hatte, an Farbe oft gar nicht verschieden. Die Farbe der Lamellen ist in beiden Fällen nicht weiß, wie es das Fleisch an der Bruchstelle ist, sondern schwer be- schreiblich. Je nach dem persönlich verschieden entwickelten Farbensinn kann die Farbe verschieden ge- deutet werden. Bei älteren Jugend- formen des Champignons pflegt diese Farbe freilich meist schon rosenrot zu sein, aber bei jüngeren Jugend- formen beider Pilze hat sie einen nicht bestimmbaren Charakter, der freilich in beiden Fällen einen Stich ins Rosa hat. Da nun gerade der Farbenunterschied der Lamellen als wichtiges differentialdiagnostisches Moment angeführt wird, braucht man sich also nach Besagtem nicht zu, wundern, daß die Pilzvergiftungen schier unvermeidbar sind. Auch R. Kobert (Lehrbuch der Intoxi- cationen II. 1906, Seite 622) gibt zu : „Namentlich jugendliche Exem- plare des Giftwustlings sind von Jugendexemplaren des Feldchampig- nons oft nicht zu unterscheiden." Er fährt aber fort: „Wichtig ist zu wissen, daß die Lamellen des Hutes beim Charnpignon fast stets rötlich, beim Giftwulstling aber nie rötlich sind." Man unterstreiche das „fast" und vergleiche also außerdem das von mir zuvor Erwähnte. Gewiß, der Gift- wulstling ist am Fuß meist dick und knollig, doch beschreibt Kobert (1. c. S. 623) eine Abart, wo dieser Knollen oft unvollkommen entwickelt sei, an- dererseits gibt Kunkel (Handbuch der Toxicologie II, 1901, S. 1045) zu, daß der Champignon am Stielgrund eine geringe Verdickung habe, wozu ich bemerken möchte, daß ich diese Verdickung auch schon stärker als gering an diesem Pilz beobachtet habe. Gewiß, der Cham- pignon riecht oft wie Anis, zuweilen auch wie Mirbanöl, zu- weilen aber kaum, zuweilen auch nicht gerade angenehm. Frei- lich, am aufgebrochenen Giftwulstlingfleisch habe ich stets einen etwas widerlichen Geruch wahrgenommen, aber Kobert berichtet, daß dieser Schwamm zuweilen geruchlos sei, ja, zuweilen auch angenehm rieche. Aber der Geruchsinn ist oft nicht nur ver- schieden, sondern manchmal gar nicht entwickelt. Daß es noch verschiedene andere feinere Unterschiede zwischen dem Champignon und dem an Hutfarbe einen Pilzproteus oder Schwammchamäleon zu nennenden Giftwulstling gibt, ist mir bekannt. Was ich darlegen wollte, ist ja auch nur, daß die wesentlichsten Unter- scheidungsmerkmale dieser beiden oft nachbarlich im Wald nebenein- anderstehenden Pilze nicht immer ausgeprägt sind, so daß ich selbst als Universitätslehrer der Giftkunde oft im Zweifel war. Wenn ich selbst zwar keinen Anstand nehme, von mir gesammelte Pilze zu essen — die zweideutigen Exemplare pflege ich zu meiden — so kann ich unter oben erwähnten Verhältnissen an- dere doch nur warnen, Pilze zu genießen, umsomehr als ich kürz- lich bei einer erwachsenen Person nach Genuß von echtem Cham- pignon die folgenden Vergiftungs- symptome zu notieren Gelegenheit hatte : schlechter Geschmack im Mund, Uebelkeit, Brechreiz und Harndrang. Auch die „eßbaren" Clavarien (Bärentatzen, Korallen- Melampyrum silvaticum (Vj Gr.). schwämme, Ziegenbärte usw.) können 331 Diu (_i a r t e u w e 1 1. XX, 4ü wie mir kürzlich von befreundeter Seite mitgeteilt wurde, Durchfall be- dingen. Aber auch Standortsverschiedenheiten scheinen in Betracht zu kommen. Denn in der Schweiz scheinen gebratene Morcheln (Helvella) unbeschadet gegessen zu werden, während in anderen Gegenden ihr Genuß Todesfälle im Gefolge hatte, ßoudier hat Recht, wenn er die Pilze als „cibus anceps", als ein zweifelhaftes Gericht, bezeichnet; Nährwert kommt ihnen jedenfalls kaum zu, aber sie füllen den Magen, und manche Arten schmecken recht angenehm. Doch wer sie nicht gut kennt, lasse Finger und Mund davon. Beschreibungen wie Abbildungen nützen oft wenig. Die letzteren sind meist minderwertig. So wurde erst jüngst eine Hausiererin, die giftige Pilze verkauft hatte, auf Grund der vorgelegten Abbildungen, nach denen sie gesammelt hatte, freigesprochen. Der giftigste Pilz, auf dessen Rechnung die meisten, ja fast alle Todesfälle durch Schwämme kommen, ist der Giftwulstling. Und gerade der ist, wie erwähnt, oft schwer vom Champignon zu unterscheiden, schwer unterscheidbar auch für den Kenner. Also: eßt keine Pilze! Stauden. Die ist eine wie zur Gehölze. Microglossa albescens C. B. Clarke. Diese 0,50 — 1 m hohe, unter günstigen Verhältnissen verholzende Komposite, die auch den Namen Amphirapis albescens DC. führt, ist, wenn sie auch gerade keine außergewöhnliche Erscheinung darstellt, immerhin ein ganz hübscher Halbstrauch, der sowohl in Vorpflanzung als auch auf Felspartien seinen Zweck erfüllt und zur Blütezeit, die im Spätsommer einsetzt, zur Geltung gelangt. Im Winter frieren gewöhnlich die Zweige zurück, was aber nicht viel zu sagen hat, da im Frühjahr der Schaden durch die zahlreich aus dem Wurzel- stock hervorbrechenden Triebe wieder ausgeglichen wird. Die Rutenaster, wie die deutsche Bezeichnung lautet, bildet leichtkantige, teils einfache, teils verästelte, aufrechte oder seitlich ausladende, bräunlich-filzige Zweige. Die immer einfachen, fest sitzenden Blätter sind von breitlanzettlicher Form, 8 — 12 cm lang, entweder ganzrandig oder entfernt gezähnelt ; oberseits sind sie gelbgrün und weich behaart, auf der Unterseite ist die Behaarung eine mehr wollige, ebenso treten hier die Nerven besonders hervor. Die kleinen lilafarbenen, in der Mitte gelben Blütenköpfchen bilden bis 15 cm breite, endständige Rispendolden. In voller Blüte macht die Rutenaster einen durchaus ansprechenden Eindruck. Sie stammt vom Himalaya, wo sie bis zu 4000 m Höhe angetroffen wird. Aster cabulicus Lindl. und A. ferrugineus Edgew. sind außer der schon angeführten Bezeichnung Amphirapis weitere Bei- namen. Ueber die Behandlung ist eigent- lich weiter nichts zu sagen. Sonnige, warme Lage und ein durchlässiger Boden ist alles, was dieser Halbstrauch verlangt. Die Vermehrung erfolgt entweder durch Teilung oder durch Stecklinge. Die Anzucht aus Samen ist ebenfalls ein gangbarer Weg, um bald zu einem Satz Pflanzen zu kommen. Man sät am besten in einen Kasten unter Glas, ver- stopft die jungen Pflänzchen und pflanzt sie zu Anfang des Sommers in einem Abstand von 50 cm nach jeder Richtung an Ort und Stelle. Zum erstenmal ge- langen die Pflanzen im Jahre nach der Aussaat zur Blüte. Im Winter emp- fiehlt sich für alle Fälle ein Bodenschutz von Laub oder kurzem Dung. K. Dolz, Veronica incana. in der Abbildung wiedergegebene Veronica incana ideale Staude, für Einfassungen aller Art geeignet, Bepflanzung von Felspartien, zur Bekleidung von Abhängen oder Böschungen. Und ganz besonders kommt sie da in Frage, wo es sich um freie, sonnige Lagen, ver- bunden mit durchlässigem, wenn auch sandigem Boden handelt. Während der Blütezeit, die gewöhnlich von Mitte Juni bis Mitte Juli dauert, bildet sie vieltriebige, aufrechte Büsche von 30 — 40 cm und höher, weithin leuchtend in dem hellsilbrigen Grau ihres feinen Laubes und in dem schönen Blau ihres reichen Blütenflores. Sonst, vor und nach der Blütezeit, bildet die Pflanze einen niedrigen, dichten Teppich, gebildet von der reichlichen, kleinen Belaubung von gleichbleibendem hellem Silbergrau, ähnlich dem von Stachys lanata oder Antennaria tomentosa. Durch seitlichen Schnitt lassen sich mit dieser Veronica schmale oder breite, scharfe Bänder her- stellen, die das ganze Jahr hindurch einen sauberen, an- genehmen Eindruck machen. Sobald die Blütenstände ver- blüht sind, werden sie hart über dem grundständigen Laubwerk abgeschnitten, um letzteres wieder zur vollen Geltung zu bringen. Diese Staude ist im südwestlichen Europa heimisch, auch in südlichen Teilen Rußlands und dem angrenzenden Asien. Sie liebt zur richtigen Entwicklung eine recht sonnige Lage, sowie sandig -humosen, gut durch- lässigen Boden. Im übrigen ist sie von größter Anspruchslosigkeit; auch ist sie völlig winlerhart. Eins ver- trägt sie jedoch nicht, das ist stehende Feuchtigkeit ; besonders ist diese während des Winters schädlich. Bei der Anpflanzung ist darauf Rücksicht zu nehmen. Uebrigens gibt es wohl in jedem Garten trockene, sonnige Ecken und Lagen, woselbst sich Veronica incana heimisch fühlen würde. Die kleinen , breitlanzettlichen Blätter von durchschnittlich 6 : 2 cm Größe stehen an 5 — 6 cm langen Stielchen, sind am Rande teils ge- kerbt, teils gesägt, und oberseits wie auch unten dicht mit filzartigen, hell- silbriggrauen Haaren bekleidet. Zum größten Teil sind die Blätter grund- ständig, oder stehen gehäuft an ganz kurzen Trieben. Im Laufe des Juni entwickeln sich die 30 — 40 cm hohen, gewöhnlich unverzweigten Blüten- triebe, die in etwa 25 cm hoher, dichter Ähre eine Unmenge sitzen- der, etwa 1 cm breiter Blütchen tragen, die in ihrer tiefen, reinblauen Färbung weithin leuchten. Sie er- blühen langsam nach und nach von unten an, wodurch sich der Flor mehrere Wochen lang hinzieht. Das wunderschöne Blau der Blüte gibt Melampyrum arvense (\'j Gr.). im Verein mit der hellen, silbrigen XX, 41 Die Ga r i -; iiwelt. b'6b Allium nacissiflorum. Nach einer vom Verfasser für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. Färbung des Laubes der Pflanze zu dieser Zeit einen ganz eigenartigen Reiz. So zierend die blühenden Stauden draußen im Garten sind, so eigenartig schön sind auch die geschnittenen Blütentriebe als kleiner Vasenstrauß drinnen im Zimmer ; sie dürften wohl überall besondere Beachtung finden. Im Anschluß hieran möchte ich noch eine andere Veronica erwähnen, die einen außerordentlichen Wert als Schnitt- wie auch als Schmuckstaude besitzt. Es ist dies Veronica longifolia subsessilis, in vielen Katalogen auch unter dem ge- läufigeren Namen V. Hendersonii ge- führt. Sie ist im östlichen Asien, be- sonders in Japan heimisch, erwächst zu vieltriebigen, buschigen Stauden von '/•i — 1 m Höhe und ist zur Blütezeit, die etwa von Anfang Juli bis Mitte August , oft bis Anfang September dauert, eine wirklich prächtige Schmuck- staude des Gartens. Wie vorige, liebt auch sie einen freien, sonnigen Standort, wenngleich sie auch in halbschattigen Lagen noch gut fortkommt. Ein lockerer, durchlässiger Boden von sandig-humoser Beschaffenheit sagt auch ihr am besten zu. Unter diesen Verhältnissen gedeiht sie ausgezeichnet, besonders wenn der Boden etwas anmoorig ist, wie ich zu Nach einer beobachten in holländischen Gärten mehrmals Gelegen- heit hatte. Liebt die Staude auch einen möglichst mäßig feuchten Boden , so ist stehende Nässe doch auch ihr Verderb. In der Verwendung als Gruppen- oder Rabattenstaude ist diese Veronica zur Gartenausschmückung so recht am Platze. Unter günstigen Standortsverhältnissen ist sie aber auch erfolgreich als Vorpflanzung vor Gehölzgruppen anzu- bringen ; sie ist hier besonders in zwangloser Gruppierung mit Helenium pumilum oder Rudbeckia Neumannii von präch- tigster Wirkung. Für den Schnittblumenzüchter ist diese Staude gleich wertvoll, denn sie liefert wochenlang ein aus- gezeichnetes Schnittmaterial , das zugleich von wirklicher Schönheit und auch von bester Haltbarkeit ist. Es ist zu bedauern, daß diese Staude noch so verhältnismäßig selten angepflanzt wird. Sie verdient jedenfalls die weiteste Be- achtung, sowohl von Seiten des Landschafters, als auch des Privat- und Handelsgärtners. Aus einem lockeren Tuff hübscher Grundblätter ent- wickelt V. Hendersonii im Laufe des Frühsommers kräftige, aufrechtstrebende Triebe, die oberhalb leicht verzweigt sind und in etwa 40 cm Höhe eine Anzahl 20 — 40 cm hoher, schlank gebauter Blütenähren tragen, die ganz dicht mit ver- hältnismäßig kleinen Blüten besetzt sind, die eine wunder- volle, lebhaft hellblaue Färbung haben, welche durch eine rötliche Tönung eine warme, weithin wirkende Leuchtkraft besitzt. Die Triebe sind reichlich belaubt, was der ganzen Staude einen kräftigen Untergrund zu ihrer Blütenfülle gibt, wie auch die abgeschnittenen Blülentriebe dadurch an Wert nur gewinnen. Das am Grunde größer, nach obenhin kleiner werdende Blatt ist von hübsch lanzettlicher Form, etwa 12 — 16:3 — 4 cm groß und 2 — 4 cm lang gestielt. Am Rande ist es kerbig gesägt, oberseits von tiefgrüner, unter- seits hellerer Färbung und beiderseits anliegend kurz woll- haarig, und zwar ebenso der Trieb und Blütenstand. Dem Reiz einer vollblühenden Staude oder eines ganzen Veronica incana. vom Verfasser fiir die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. 536 Die ü arten weit. XX, 45 Trupps derselben wird sich wohl niemand entziehen können, der überhaupt empfänglich dafür ist. Kache. Aralia cashemerica gehört zu den schönsten Stauden, be- sonders für Einzelstellung. Etwa mannshoch werdend, bildet sie breite, dichte Büsche, auf kräftigen Stielen die dreiteiligen, 80 cm langen und 80 cm breiten, fiederartigen Blätter tragend, deren einzelne Blatteile bei länglich- herzförmiger Gestalt 14:20 cm groß sind. Aus den Stielachseln entwickeln sich die nicht hervorragenden Blütenstände, welche aber bei 40 cm lange, lichtgebaute Frucht- kolben bilden, dicht besetzt mit doldig gestellten, rötlichbraunen, glänzenden, hübschen Früchtchen, welche reif und weich geworden (Ende September) von den Vögeln gerne geholt werden. Vermehrung durch Samen sehr leicht, auch durch Teilung des Wurzelstockes. Eine sehr empfehlenswerte Staude überall dort, woselbst in auffallenden Arten Abwechslung gewünscht wird. Inspektor Schelle, Tübingen. Zwiebel- und Knollenpflanzen. Allium narcissiflorum (Abb. S. 535) ist eine der schönsten Laucharten. Diese schönblühende Zwiebel, die in den Kalkbergen im Südosten Frankreichs und im Nordwesten Italiens beheimatet, ist trotz ihrer (wenn man bei Laucharten so sagen darf) Schönheit leider selten zu finden. Als Grund wird angegeben (Voß-Vilmorin), daß man gewöhnlich für sie Allium senescens oder gar den Schnittlauch bekommt. Dies ist recht verwunderlich, denn sie ist von diesen beiden, allerdings auch dunkelblütigen Arten doch so verschieden ; bedeutend großblütiger und auch in der ganzen Gestalt ganz anders. Sie wird gegen 30 cm hoch, und die großen purpurroten Einzelblüten sind bis nach der Blüte nach unten geneigt. Es ist eine brauchbare Zwiebel für Gesteinsbepflanzungen, die mehr Beachtung der Staudengärtner verdiente, nach meinem Da- fürhalten auch als Topfpflanze zu gebrauchen, wo sie dann, jeden- falls zeitiger als im^^Freien, im Frühjahr blühen wird und zur Ab- wechslung im Angebot seltenerer Topfpflanzen, das ja um diese Zeit nicht allzugroß ist, beitragen könnte. Da sich diese Art gefällig baut, nicht zu groß wird und sehr reichlich Samen ansetzt, ist diese Annahme vielleicht nicht ohne Berechtigung, und die Kultur eines Versuchs schon wert, da schön- blühende Zwiebelgewächse, die keine hohen Kosten verursachen, schnell wachsen und dennoch etwas hermachen, unser Topfzwiebel- sortiment schon noch gebrauchen kann. B. V. Zeit- und Streitfragen. Einiges über die theoretische Ausbildung dfer Lehrlinge. Von H. Grupp, Eßlingen a. N. Einmal etwas über dieses Thema von einem Lehrling zu erfahren, dürfte, glaube ich, nicht uninteressant und vielleicht auch nützlich sein. Ich will deshalb aus meiner bis jetzt zweijährigen Tätigkeit als solcher einiges anführen. Das schönste und für die Ausbildung Vorteilhaftestes sind wohl Gespräche über Kulturmethoden und anderes mit dem Lehrherrn oder einem erfahrenen Gehilfen zu nennen, wie sie mein Vater letzten Winter in wöchentlichen Lehrlings- abenden eingeführt hat. Wir waren da in zwangloser Weise Freitag abends von 8'/., — 10 Uhr um meinen Vater ver- sammelt, konnten allerlei Fragen vorbringen und nahmen ohne bestimmten Plan, wie es sich gerade gab. Pflanzen von der Aussaat bis zur Samenernte oder Aehnliches durch. Zu dieser Ausbildungsart gehört aber, wie zu unserem Beruf überhaupt, neben Begabung sehr viel Liebe, Lust und Hingabe zur Pflanzenwelt sowohl auf Seiten des Lehrherrn, wie auch des Schülers. Ein weiteres, sehr schönes, anregendes Bildungsmittel ist eine gute Fachzeitschrift ; dasselbe gilt auch für alle gute Fachliteratur. Doch fördert sie nach meiner Erfahrung Lehrlinge nicht in dem Maße, wie man denken und erwarten sollte. Der Durchschnittslehrling und -gehilfe jüngeren Alters ist eben noch nicht so weit, so lesen zu können, daß er einen bleibenden Nutzen davon hat. Er liest die Artikel und sieht sich die Bilder an, wie man jedes erzählende Buch liest und ansieht, vermag aber nicht dieselben zu studieren, d. h. in sich zu verarbeiten und umzusetzen. Hier ist es die oft sehr schwere Pflicht des Lehrherrn, fördernd und erklärend einzugreifen. Man ist auch zu gerne geneigt, eine frisch erschienene Zeitung, nach einem besonders zusagenden Artikel suchend, rasch durchzublättern und denselben geschwind zu lesen und das übrige unbeachtet zu lassen. Ist ein solcher zufällig einmal nicht darunter, nun — dann liest man eben die Nummer, damit man sie auch gelesen hat. Daß bei dieser Lesart nichts gewonnen wird, ist leicht ersichtlich. Habe ich den anderen Lehrlingen eine Zeitschriftnummer zum Lesen gegeben, so mußte ich leider erleben, daß sie es oft nicht einmal der Mühe wert fanden, dieselbe zu lesen. Ein anderes ausgezeichnetes Fortbildungsmittel und Nach- schlagewerk ist ein gutgeführtes Tagebuch. Durch das ge- wissenhafte Einschreiben in dasselbe wird man zum Denken angehalten. Der größere Vorteil desselben kommt ja doch erst später zum Vorschein, wenn man nachschlagen kann, um welche Zeit und wie man Pelargonien- oder Efeustecklinge gemacht, Cyclamensamen ausgesät hat, was man für eine Erd- mischung für Chrysanthemen nahm usw. Doch sollte bei der Führung eines Tagebuches der mit der Ausbildung Betraute dem Lehrling an die Hand gehen , ihn wohl selbständige Einträge machen lassen, aber doch immer wieder auf etwas aufmerksam machen , ihm sagen , wie und was er einzu- tragen hat, und von Zeit zu Zeit das Buch einer Durch- sicht unterziehen. Sonst kann es leicht vorkommen, daß man, wie es mir beim Durchlesen der ersten Blätter meines Tagebuches ging, folgende Sachen zu lesen bekommt: Fall- obst aufgelesen — 1 bis 4 Uhr Koks getragen — Azaleen ge- packt und fortgeschickt — Kränze gemacht — oder gar, eine Ratte gefangen — und am 18. März zum erstenmale den Strohhut aufgesetzt. — Alles Sachen, die keinen Wert haben; ob ich z. B. heute oder letzte Woche Azaleen packte, ist doch einerlei. Es ist darauf hinzuwirken, daß der Lehr- ling nicht allein einträgt, was man tut, sondern auch, warum und wie man es macht. Ferner ist es von größter Wichtig- keit, daß er aufschreibt, was andere im Geschäft treiben, da ja er als Lehrling nicht zu allen Arbeiten 'hinzugezogen wird und als Gehilfe später nicht nachschlagen will, was ein Lehrling alles tun muß. Auch die Witterung sollte berücksichtigt werden, aber nicht tagtäglich, sondern periodenweise und mit den Arbeiten in Verbindung. Es ist ferner Sorge zu tragen, daß nichts Unnützes, Wertloses ein- getragen wird, sonst findet man beim Nachschlagen das Wichtigste nicht. Es ist mir über botanische Unkenntnisse ein drastischer Fall bekannt. Ein fleißiger, frischausgelernter Gehilfe wurde vor einiger Zeit am hiesigen Platz eingestellt. Er war in einem ländlichen Städtchen in der Lehre. Sein Prinzipal war viel auf Landschaft und ließ ihn daheim allein krautern. Geschäftszeit war von morgens ' a6 Uhr bis zur Dunkelheit; daß XX, 45 Die Garteawelt. 537 der Lehrling, der von seinem Meister keinerlei Anregung zum theoretischen Selbststudium erhielt, wenn dieser nun um VjlO Uhr und oft noch später heimkam, nichts mehr lernte, kann man sich denken. Man kann auch sich denken, was für einen peinlichen Stand dieser fleißige Gehilfe, der nicht einmal die Pelargonie'* mit Namen kannte, den Lehrlingen gegenüber hat. Doch nun zur Sache! Sehr treffliche Dienste leistete und leistet mir beim Pflanzennamen- und Sortenkennenlernen eine kleine Sammlung von Katalogen. Ich habe je einen über Stauden, Baumschulartikel und Samen, immer von einer großen Handels- gärtnerei, und zwei über Orchideen. Solche mit vielen Bildern und beschreibenden Sortenverzeichnissen ausgestatteten, treff- lichen Lehrmittel sollten jedem jungen Lehrling in die Hand gegeben werden. Er kann mit etwas gutem Willen sehr viel daraus lernen. Zum richtigen Verständnisse der Spezies und botanischer Fachausdrücke möchte ich ein botanisches Wörterbuch emp- fehlen.*) Doch hilft der bloße Besitz eines solchen nichts, man muß sehr fleißig darin Umschau halten und lernt so die Namen richtig schreiben und betonen. Endlich kann man dieselben viel besser behalten und sich einprägen, wenn man auch den deutschen Begriff eines Wortes wie z. B. „supra- foliaceus = über den Blättern stehend," kennt. Da kam jüngst ein Kollege zu mir und sagte : „Hermann, aethiopica steht ja im Salamon-Schelle gar nicht." Er konnte doch nicht wissen, daß man dasselbe mit „ae" und „th" geschrieben und fand es bei „äti" oder „eti" nicht. Daß ein alphabetisch-geordnetes Büchlein über Pflanzen- namen angelegt wird, ist selbstverständlich, und es sollte hier wie beim Tagebuch einfach vom Lehrherrn Zwang auf- erlegt werden, wenn es auf wiederholtes Mahnen nicht gehen will. Später wird der Lehrling sicher nur dankbar dafür sein. Zum Schluß hätte ich an die Ausbildenden noch folgende Bitte, dieselben möchten in noch viel größerem Maße, als es gewöhnlich geschieht, die Pflanzen mit richtigen Etiketten versehen. Es befindet sich in der Gärtnerei sicher irgend- eine Anpflanzung von Stauden, Gehölzen oder Koniferen, die man gut mit Etiketten versehen könnte. Diese kleine Mühe würde durch Jahre hindurch immer wieder Anregung sein. Doch genügt dies alles nicht; der Lehrling muß fort- während auf gut schwäbisch „angschuckt", auf dies und jenes aufmerksam, nach diesem und jenem gefragt werden, bis er endlich so weit ist, daß er selbst etwas fragt, selbst etwas beobachtet und es sich von selbst merkt. Zur Ausübung unseres schönen, einen ganzen Mann er- fordernden Berufes, gehört, daß man von jung auf beobachten lernt, nach dem Grundsatze: „Mit den Augen darf man stehlen" beobachtet, wenn man durch ein Gewächshaus geht, namentlich beim Besuche fremder Gärtnereien, der sehr zu empfehlen ist, welche _ Pflanzen nahe am Glase, welche weiter weg, welche in der kälteren Abteilung und welche in der wärmeren stehen, u. a. mehr. Wenn man alles dies beobachten und sich einprägen lernt, muß man doch die Gewißheit haben, einmal ein tüchtiger Vertreter unseres zwar mühsamen aber auch so herrlichen Berufes zu werden. Die Kapitalabfindung Kriegsbeschädigter aus gärtnerischen Betrieben. Die Begründung zu dem am 25. Juli 1916 in Kraft getretenen Kapitalabfindungsgesetze hebt ausdrücklich hervor, daß das Gesetz *) Salamon-Schelle M 1.50, für Fortgeschrittene A. Voß M 2.80. II. a. den Erwerb oder die Gründung gärtnerischer Betriebe umfassen soll, so daß es auch für unsern Leserkreis erhebliches Interesse bietet, und es sich verlohnt, näher darauf einzugehen. Wie die Begründung weiter betont, kommt es auf die Besitzform, unter welcher der Abfindungsberechtigte den Grundbesitz erwirbt, nicht an, vielmehr sollen unter das Gesetz auch die Form des Rentengutes, der Erbpacht und des Erbbaurechtes sowie diejenigen Besitzfomen fallen, welche für die Befestigung kleinerer landwirt- schaftlicher oder gärtnerischer Besitzungen landesgesetzlich bestehen oder künftig geschaffen werden. Ebenso wird in besonders ge- eigneten Fällen der Grunderwerb durch Beitritt zu einer gemein- nützigen Bau- oder Wohnungsgemeinschaft als genügend erachtet werden können. Unter Stärkung eigenen Grundbesitzes sollen alle Maßregeln verstanden werden, die geeignet sind, einen vor- handenen Besitz und die Gelegenheit zu ländlichfer oder gärtnerischer Arbeit nicht nur für die zu Versorgenden selbst, sondern auch für ihre Angehörigen zu erhalten und zu stärken. Dazu werden zu rechnen sein : Die Abstoßung von Schulden oder die Verbesserung der Schuldenverhältnisse, der Aufbau oder Wiederherstellung von Wirtschaftsgebäulichkeiten (Treibhäuser usw.). Die Vergrößerung leistungsfähigen Besitzes durch Neuerwerbungen, die Vervollständi- gung gärtnerischen Inventars usw. Die gleichen Gesichtspunkte kommen auch für die Witwen in Betracht, deren Ehemänner im Kriege gefallen sind, und die das Bestreben haben, den Betrieb ihrer Ehemänner aufrecht zu erhalten und rationell fortzusetzen. Der Kapitalabfindung werden gesetzlich nur die Zulagen (Kriegs- zulage, Verstümmelungszulage, Tropenzulage in Höhe der Kriegs- zulage) zugrunde gelegt, während der übrige Teil der Versorgungs- gebührnisse, also die eigentliche Militärrente, den Abgefundenen als fortlaufende bare Entschädigung verbleibt. Es liegt im Inter- esse der Versorgungsberechtigten, der Kapitalabfindung nur die Zulagen zugrunde zu legen, damit ihnen bei etwaigem Verluste des Kapitals noch Barmittel für den täglichen Lebensunterhalt zur Verfügung stehen. Aus demselben Grunde wird auch für die Witwen nur die Hälfte der ihnen zustehenden Versorgungsgebühr- nisse der Kapitalabfindung zugrunde gelegt. Die Gewährung der Kapitalabfindung hängt von verschiedenen Voraussetzungen ab. Der Versorgungsberechtigte muß das 21. Lebensjahr vollendet, darf aber das 55. Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Aus- nahmen sind zulässig. Ferner muß der Versorgungsanspruch an- erkannt und nicht zu erwarten sein, daß die Kriegsversorgung später wegfällt. Letzteres ist im allgemeinen dann nicht anzu- nehmen, wenn nach Art der Kriegsbeschädigung der Grad der Erwerbsbeschränkung voraussichtlich niemals unter zehn Prozent herabsinken wird. Der Antrag auf Kapitalsabfindung kann zu jeder Zeit gestellt werden. Die Versorgungsgebülirnisse sind in vollem Umfange bis Ende des Monats zu zahlen, in welchem die Auszahlung der Abfindungssumme erfolgt. Der Antrag ist schrift- lich oder mündlich beim zuständigen Bezirksfeldwebel unter An- gabe des Verwendungszweckes der Kapitalabfindung zu stellen. Im allgemeinen ist der mündliche Antrag zu empfehlen, da dann über etwaige Zweifel eine mündliche Aussprache erfolgen kann, wodurch zeitraubendes Hin- und Herschreiben vermieden wird. Die Bezirks- feldwebel sind angewiesen, derartige Anträge zu Protokoll zu nehmen und an die zuständigen Stellen weiter zu geben. Die Witwen haben den Antrag auf Kapitalabfindung bei der für ihren Wohnsitz zuständigen Ortspolizeibehörde schriftlich oder mündlich zu stellen. Auch für sie empfiehlt sich der mündliche Antrag. Der Berechnung der Kapitalabfindung wird das Lebensjahr zu- grunde gelegt, das der Antragsteller in dem auf die Antragstellung folgenden Jahre vollendet. Unter Berücksichtigung dieses Lebens- alters ist folgendes Vielfache der zur Abfindung gelangenden Ver- sorgungsgebührnisse zu zahlen: bei dem 21. Lebensjahre das IS'/a fache und so fort, mit jedem Lebensjahre das '/ifache weniger, also z. B. mit dem 31. Lebensjahre das 16 fache, mit dem 47. Lebens- jahre das 12 fache. Vom 48. Lebensjahre an, bei dem das 1 l'/i fache gezahlt wird, wird für jedes Lebensjahr das '/afache weniger ge- zahlt, so daß das 52. Lebensjahr das 9',4fache, das 53. Lebens- jahr das 9'/«fache, das 55. Lebensjahr das SVifache erhält. Will 538 Die Gartenwelt. SX, 45 also z. B. ein 21 jähriger mit seiner jährlichen Kriegszulage von 180 M abgefunden werden, so erhält er 3330 M, ein 25jähriger erhält 3150 M, ein 30jähriger 2925 M, ein 35jähriger 2700 M, ein 40jähriger 2475 M usw. Bezieht der Kriegsbeschädigte neben der Kriegszulage die einfache Verstümmelungszulage von 324 M jährlich, so erhöht sich die Kapitalabfindung für den 21jährigen um 5994 M, für den 25jährigen um 5670 M, für den 30jährigen um 5265 M, für den 35jährigen um 6860 M, für den 40jährigen um 4455 M usw. Wenn sich auch manche Verstümmelte infolge ihres Körperzustandes zur Bewirtschaftung gärtnerischer Betriebe nicht eignen, so wird doch, wie amtlich verlautet, eine Kapital- abfindung für diese Kriegsbeschädigten in Frage kommen können, wenn sie einen schon vorhandenen Besitz damit entschulden, ver- bessern oder erweitern oder eine städtische Heimstätte erwerben wollen. Geisteskranke sind jedoch von einer Kapitalzahlung aus- geschlossen. Damit die Kapitalabfindung ihren Zweck nicht ver- fehlt, ist die Bestimmung getroffen, daß die Abfindungssumme zurückgezahlt werden muß, wenn sie nicht innerhalb einer an- gemessenen Frist bestimmungsgemäß verwendet worden ist. Es steht im freien Belieben der Militärbehörde, ob sie abfinden will oder nicht, ein klagbarer Anspruch besteht darauf jedenfalls nicht. Sind aber die für die Abfindung erforderlichen Voraus- setzungen erfüllt, so werden ohne Zweifel dem Antrage auf Kapital- abfindung Schwierigkeiten nicht bereitet werden. Willecke. Verkehrswesen. Die Sicherstellung bzw. Beitreibung unserer Auslandsforderungen. Von G. Gschwender, Zollverwalter, Tübingen. Aus den gegen die Deutschen im feindlichen Ausland an- geordneten Zahlungsverboten und Beschlagnahmen geht über- zeugend hervor, daß eines der Hauptziele unserer Gegner in diesem Weltkriege die Vernichtung unseres Welthandels ist. Auch wenn wir auf dem Schlachtfelde Sieger bleiben, könnten unsere Feinde dennoch einen Teil ihres Zweckes erreichen, wenn die Forderungen unseres Handels und unserer Industrie an das feind- liche Ausland nicht bezahlt würden. Die Frage ist also, wie sollen diese Forderungen Deutschlands an das feindliche Ausland gesichert und nach Friedensschluß ohne Verlust beigetrieben werden. Welche Bedeutung der Lösung dieser Frage vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus zukommt, erhellt am besten aus der Tatsache, daß unser jährlicher Gesamtexport in das feindliche Ausland nach Rußland 1400 Millionen, England 1850 Millionen, Frankreich 820 Millionen, Belgien 600 Millionen, Italien 410 Millionen, Japan 123 Millionen, Serbien 20 Millionen, zusammen rund 5200 Millionen Mark betrug. Werden die bei Kriegsausbruch bestehenden Buchforderungen — abgesehen von den in Deutschland vorhandenen ausländischen Aktien — auf nur 2 Milliarden veranschlagt, so können wir er- messen, welcher riesige Kapitalverlust für unsere Volkswirtschaft und damit, welche Verminderung unserer Leistungsfähigkeit und Steuerkraft eintreten würde, wenn unsere Forderungen an das feindliche Ausland nicht bei Friedensschluß sichergestellt werden würden. England hat bereits einen Gesetzentwurf ausgearbeitet, wo- nach die englische Regierung die bei ihr zu meldenden Forde- rungen englischer Kaufleute feststellt und ausbezahlt, indem sie von unserer Regierung Entschädigung verlangt. Frankreich ließ bereits die an uns zu machenden Forderungen seiner Bevölkerung zusammenstellen und wird ähnliche Maßregeln ergreifen, wie sie England beabsichtigt. In Deutschland hat der Verband zur Sicherung deutscher For- derungen an das feindliche Ausland mit dem Sitz in Barmen bereits Schritte getan, damit die deutsdien Forderungen an unsere Feinde bei Friedensschluß ebenfalls in wirksamer Weise gegen Verluste geschützt und denjenigen feindlichen Ländern, welche uns die Beitreibung unserer Forderungen durch mangelhafte oder durch allzu teuere gerichtliche Einrichtungen unmöglich machen, die Beitreibung aller nicht freiwillig einbezahlten Forderungen kostenlos auferlegt wird. In Anbetracht des übermäßigen Auslandsagios, das voraussicht- lich bei Eintritt normaler Verhältnisse — infolge des zu erwartenden Ansturmes unseres Rohstoffbedarfs — sich eher noch erhöhen dürfte, und des Umstandes, daß die Ausgleichung in inländischer Währung kaum zu erreichen sein wird, weist Prof. Eugen Schigut, Wien, in der „Wirtschaftszeitung der Zentralmächle" auf einen anderen gangbaren Weg hin, um diese Nachteile, wenn auch nicht ganz zu beseitigen, so doch zu mildern. Nach seiner Ansicht „müßte eine Kompensationsstelle für Auslandsforderungen innerhalb des schon gegebenen Rahmens der Devisenzenlrale geschaffen werden, bei welcher alle Forderungen und Schulden gegenüber dem Auslande obligatorisch anzumelden wären. Es wird dann eine Art von Clearing stattfinden und der Passivsaldo — da jedenfalls die Summe der geschuldeten Beträge überwiegt — auf die Importe abgewältzt, d. h. sie würden zunächst aus den ge- lieferten Devisen der Exporteure einen der Summe ihrer Anmel- dung entsprechenden Bruchteil zur Verfügung erhalten, den Rest hätten sie allerdings dann zum Tageskurse bzw. unter weiterer Benützung der Devisen^entrale zu decken. Es handelt sich aber noch um die Möglichkeit der Kontrolle über die einlangenden, d. h. einzuliefernden Beträge ; es muß ver- hütet werden, daß fremdes Geld an die Zentralstelle abgeliefert wird, eine Forderung, die ja für neue, ersprießliche Tätigkeit der Devisenzentrale an und für sich schon erhoben werden muß. So schwer dies aber im allgemeinen zu erreichen ist, so leicht ist es im vorliegenden Falle. Hier müßten Verhandlungen mit den betreffenden Staaten ein- setzen, um die Vorlage der Anmeldelisten der ausständigen For- derungen an uns, die schon überall existieren, zu erreichen, was gewiß leicht durchzusetzen ist, da das Interesse des fremden Staates hierdurch nicht berührt wird. Wenn durch diese Lösung auch scheinbar ein kleinerer Teil unserer Kaufleute geschädigt wird, so muß er sich damit abfinden. Der Anspruch auf einen Kursgewinn aus einem längst abgeschlossenen Geschäfte dürfte keine rechtliche Unterstützung finden, und dies um so weniger, wenn ein anderer, der größere Teil des Außen- handels darunter leiden müßte." Vogelschutz. Gartenpflege und Vogelwelt. Von Rudolf Hermann. (Schluß.) Anders steht die Frage nach dem Nutzen des Vogels — immer vom Standpunkte des Gärtners aus betrachtet — schon bei der Schwarzdrossel oder Amsel. Dieser völlig Stadtbewohner gewordene Vogel richtet in Gärten manches Unheil an, indes handelt es sich hier — und das sollte mehr beachtet werden — um Ausschreitungen von Einzelwesen, deretwegen man die ganze Art nicht verdammen sollte. Zweifellos zertritt manche Amsel auf der Suche nach Würmern hier und da eine Pflanze, eignet sich auch wohl einmal ein Nestjunges an, zeigt sich auch unfreundlich gegen andere Singvögel, und daß Erdbeeren sowie Weintrauben auch gut schmecken, weiß sie aus Erfahrung. Muß man deshalb gegen sie einschreiten, so möge man sich auch bei ihr in Grenzen halten, im übrigen auch dem ethischen und ästhetischen Empfinden des Gartenbesitzers anheimgeben, inwieweit er den hübschen Vogel, der den Frühling einläutet und den Gärtner früh morgens als auch abends mit seinem herz- gewinnenden Liede begrüßt, in Acht und Bann erklären will. Freund Starmatz hat auch manches auf dem Kerbholz; siehe Kirschen- und Weinkonto. Doch wenn man ihn zwischen XX, 45 Die Garteawelt. 539 den Beeten entlang hier einen Regenwurm verzehren, dort eine lästige Schnecke u. a. m. fortnehmen sieht und ihn dann vor seinem Kästchen sein lustiges Liedchen pfeifen hört, so kommt man trotz einzelner Entartungserscheinungen dahin, ihn mit einem nassen und einem trockenen Auge zu be- trachten. Man wird auch bei ihm die Grenzen des Vogel- schutzes nicht noch enger ziehen wollen. Doch wie stehen nun Körnerfresser und Gärtner zuein- ander? Als Lump und Spitzbube tritt uns sogleich der Sperling gegenüber, dieser vermöge seiner großen Anpassungs- fähigkeit an alle Verhältnisse zum gefiederten Weltbürger gewordene Vogel. Ihm ist nichts heilig, vom frischen Keim- ling bis zur reifen grünen Erbse, vom Saatkörnchen bis zur reifen Frucht. Er ist wohl der größte Feind der Garten- kultur, deshalb stellt ihn auch der Gesetzgeber nicht unter seinen Schutz. Nicht viel besser als er ist der dickschnäbelige Grünfink, der jetzt immer mehr in Städten überhandnimmt. Jede keimende Pflanze hält er für sein Eigentum. Und wenn er auch hier und da eine Raupe oder dergleichen weg- nimmt, so bedeutet das nicht viel gegenüber dem Schaden, den er durch Zerpflücken oder Verzehren von frischem Grün sowie durch Teilnahme an der Ernte dem Garten- und Ge- müsebau zufügt, um so mehr noch, als er infolge seines zänkischen Wesens manchen nützlichen Vogel vertreibt. Schon aus letzterem Grunde allein begeht man kein Unrecht, wenn man den Grünling von Gartenkulturen fernhält. Mit Buch- fink, Hänfling und Stieglitz, die zwar auch Körnerfresser sind, und nur in der Zeit, wenn sie Junge haben, der In- sektennahrung reichlicher zusprechen, steht die Sache etwas anderes, weil sie manchen Unkrautsamen verzehren und scheuer als die beiden vorgenannten Unholde sind. Ist die Oertlich- keit günstig, so nisten Budifink und Stieglitz gern in Obst- bäumen, der Hänfling lieber im Gesträuch, unter dem er weder den Stachelbeer- noch den Johannisbeerstrauch ver- schmäht. Fast hätte ich sie vergessen, die niedlidie Haubenlerche, die eine sehr treue Begleiterin des Kleingartenbauers ist, der das vorher von ihr allein bewohnte Oedland kultiviert. Sie ist gar nicht scheu und trippelt, ungeachtet der um sie her vorgenommenen Arbeiten, von Beet zu Beet, um alles, was sie an Schädlingen findet, sofort aufzunehmen. Oft ist sie im Frühjahr schon vor dem Gärtner zur Stelle, und wenn dieser mit der Arbeit etwas zu spät beginnt, so stößt er in der Ackerfurche oder hinter einer Erdscholle bereits auf ein mit Eiern besetztes Nest, das sie mit Vorliebe auch unter dem Schutz von Erdbeerpflanzen anlegt. Wenn wir dem Pirol seine Uebergriffe in Kirschenpflan- zungen verzeihen, so bliebe noch das Rabengesindel, die Krähe sowie die an manchen Orten ziemlich seltene Elster, zu erwähnen. Sie alle schaden dem Gartenwirt, und wo sie sich nicht an Kirschen und dergleichen vergreifen, stören sie die kleineren, nützlichen Vogelarten in der Brut und rauben ihnen sowohl Eier als auch Junge. Es ist, wie schon oben gesagt, wohl zu verstehen, wenn Land- und Gartenwirt nicht alle Vögel in ihren Anlagen willkommen heißen ; es bedarf aber ihrerseits zunächst einer eingehenderen Kenntnis von dem Vogel und seinem Leben, bevor man lediglich auf Grund oberflächlicher Beobachtungen ein Urteil über sie zu fällen sich erlaubt. Wer von den Laien kann z. B. Amsel und Star auf den ersten Blick von- einander unterscheiden, und selbst der Sperling — ich habe ein sehr sauberes Männchen und Weibchen dabei im Auge — wird nicht von jedermann zweifelsfrei erkannt. Das habe ich mehrmals erlebt. Darum : Lernt erst die Vögel der Heimat genau kennen, damit ihr über deren Tun und Treiben vorurteilsfrei richten könnt. Sie tragen wesentlich dazu bei, das Gleichgewicht in der Natur, insbesondere auch im Garten oder Kleinland zu erhalten, und mag auch die Natur durch Schmarotzerinsekten, Parasiten, Bakterien und sonstige Mittel hierbei außerdem noch mithelfen, so würden die menschlichen Interessen in Feld und Garten ohne die gefiederten Helfer doch sehr empfindlich beeinträchtigt werden. Deshalb ist es Pflicht des Gartenbauers, ihnen ihre Existenzberechtigung er- leichtern zu helfen, sie durch Schaffung von Nistgelegen- heiten, Anlage von Futterstellen im Winter, namentlich durch Anpflanzung von Buschwerk und beerentragenden Sträuchern, wie Weißdorn, Holunder und dergleichen, sie an bestimmte Oertlichkeiten zu fesseln. Selbstverständlich bedarf es auch hierbei zuvor sachgemäßer Unterrichtung. Doch noch ein Punkt bleibt zu erwähnen. Unter Hint- anhaltung des selbstsüchtigen Zweckes, sollte auch der Be- sitzer der Gartenkolonie oder des Kleinlandes sich stets daran erinnern, daß die Daseinsberechtigung des Vogels auch von dem Gesichtspunkte zu bewerten ist, wie ihn der Alt- meister des Vogelschutzes, Prof. Liebe, in folgende Worte zusammengefaßt hat : „Wir nennen die Natur unsere Mutter und zollen ihr unsere Verehrung und Liebe. Daraus leitet sich für uns die Pflicht ab, daß wir die uns umgebende Natur in ihrer Integrität, in möglichst vollkommener Un- berührtheit erhalten, soweit dies bei dem beständigen Kampfe um unser Dasein, um unsere Kultur möglich ist. . . . Wir dürfen das Schöne nicht mutwillig verstümmeln. Wer es tut, vergreift sich an dem, was uns der Schöpfer aufgebaut hat zu unserer Erholung und Erziehung, zu unserer Erquickung und Erbauung." Rechtspflege. Gärtnereibesitzer R. in H. hatte Anfang August einige Pfund Falläpfel zu 20 Pfg. das Pfund verkauft und wegen übermäßiger Preissteigerung einen auf 150 M lautenden richterlichen Straf- befehl erhalten. Sein Einspruch hiergegen wurde vom Schöffen- gericht in H. verworfen. Manigf altiges. Schützengraben im Garten. In dem hübschen Aufsatz von E. Rasch (Seite 493 dieser Zeitschrift) finden sich folgende Sätze : „Ebensowenig wie man sich zuhause im Garten ein Schützengraben- leben einrichten wird usw. Wir haben Kriegsgreuel genug. Der Garten ist kein Schützengraben." Pflegen schon frei herum- spazierende „Hofdamen", d. h. Hühner, einen Garten schwer zu- zurichten, so habe ich doch eine noch schlimmere Verwüstung eines früher herrlichen Privatgartens in F. durch drei Kinder ge- sehen, deren Vater im Felde war. Den Kindern fehlte die nötige Aufsicht. In der einen Gartenecke hatte das Jüngste mit Hilfe eines Tischchens und mit Gips und Lehm ein Mal-, Schmier- und Knetatelier errichtet, desgl. an einer anderen Gartenecke das ältere Schwesterchen. Da die Tätigkeit „großzügig", d. h. weit aus- ladend entfaltet wurde, kann man sich einen Begriff von der Ver- zierung machen, die dadurch dem Garten zuteil wurde. Allem aber setzte die Krone auf ein mit ausgehängten zerfallenen Fenstern, verrostetem Blech und zerrissenen Teppichen und anderen Lumpen ausgekleidetes Doppelgrubensystem, ein Werk des Söhnchens, das die Tertia eines Gymnasiums ziert. Ich glaubte erst beim Anblick dieser unangebrachten Labyrinthruine es mit einem Stallprojekt für ein Pensionsschwein zu tun zu haben, als mir erklärt wurde, daß der mit einem Stacheldrahteingang verschönte „Pavillon" einen 540 Die Gartenwelt. XX, 45 „Unterstand" darstellen soll. Kommentar zu diesem Saustall ist überflüssig. Das weitere mag dem Gedanken der Leser über- lassen bleiben. Jedenfalls möchte ich Herrn E. Rasch ausdrücklich zustimmen: „Wir haben Kriegsgreuel genug." Dr. med. et phil. F. Kanngießer in Braunfels (Lahn). Tagesgeschichte. Aus Feldpostbriefen. Der Herausgeber der „Gartenwelt" steht mit zahlreichen Mitarbeitern und Abonnenten, die jetzt als Feldgraue für den Bestand und die Zukunft des Reiches kämpfen, in ständigem Gedankenaustausch. Viele dieser Braven benutzen jede freie Stunde, um nach wie vor ihre Feder in den Dienst der liebgewordenen Fachzeitschrift zu stellen. Nachstehend zwei Auszüge aus solchen Briefen. „Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen zu schreiben, wie sehr mir die „Gartenwelt" auch im militärischen Dienst ein unentbehrlicher Kamerad geworden. Kaum kann ich immer den Donnerstagabend erwarten, der die neue Nummer bringt. Lese ich die Schilderungen von Gärten und Pflanzen, die Beschreibungen von Neuheiten, so packt mich das Heimweh nach meinem lieben Beruf, den ich nun schon über ein Jahr nicht mehr ausüben kann. Die „Gartenwelt" ist eine angenehme und zugleich nützliche Ablenkung in unserem eintönigen Wachdienst, den wir im hiesigen Gefangenenlager verrichten, wo wir immer noch reichlich Zeit zum Lesen und Lernen haben. Es entgehen mir dadurch auch nicht die Fortschritte auf allen gärtnerischen Gebieten, die trotz Kampf und Streit und trotzdem Tausende von Kräften uns entzogen sind, von den zuhausegebliebenen erreicht werden. Ich bin nur ein praktisch arbeitender Gärtner, aber mein Leben geht größtenteils im Beruf auf. Daher ist mir Ihre Fachschrift auch ein Kleinod geworden, eine Anregung zu immer tieferem Verständnis für die Pflanzenwelt." „Vor einiger Zeit schickte ich Ihnen wohl eine Karte, worin ich versprach, bald einmal in einem längeren Brief etwas von mir hören zu lassen. Leider konnte ich mein Versprechen nicht erfüllen, da unsere Division gleich darauf abgelöst wurde, um an der Somme eingesetzt zu werden. Dort in der furchtbaren Knochenmühle war an Schreiben nicht zu denken. Ruhe gabs kaum. Zermürbendes Trommelfeuer, Angriff und Gegenstoß füllten Tage und Nächte aus. Dort habe ich es manches Mal verwünscht, Meldegänger geworden zu sein. Wenn die Truppen in dem Granatregen in Deckung liegen, müssen wir mit den Befehlen hin- und hersausen, von einer Kompagnie zur anderen, von Granattrichter, zu Granat- trichter, manches Mal halbverschüttet von schweren einschlagenden Geschossen und halb ohnmächtig von dem Dunst der Gasgranaten. Kaum ist man aufatmend zurück zum Bataillonsstab, so harrt schon wieder ein neuer Befehl für die Gefechtslinie, denn die Fernsprechleitungen sind zerschossen und die Verbindung ist unter- brochen. So geht das Tag und Nacht. Schon nach acht Tagen erhielt ich eine schmerzhafte Fußverwundung, die aber nicht weiter gefährlich ist. Ich liege nun seit beinahe drei Wochen mit ge- schientem Bein im Lazarett und bin vor mehreren Tagen über verschiedene Stationen in S. gelandet. Ich hoffe aber, in weiteren drei Wochen soweit zu sein, daß ich wieder zur Front zurück kann." Von manchem Freund und Mitarbeiter in Feindesland fehlt seit langem jede Nachricht, so von Gartendirektor C. Sprenger in Korfu und von den in Bukarest ansässigen deutschen Kollegen. Herr Sprenger wurde gelegentlich der Besitzergreifung der kaiserl. Schlosses Achilleion verhaftet, durch Eingreifen des Präfekten aber nach fünf Tagen freigelassen; er fand dann bei einfachen Korfueten ein Unterkommen. Von in Gefangenschaft geratenen Kollegen erhalte ich hin und wieder ein Lebenszeiciien. Sehr schlecht geht es leider den in russischer und englischen Gefangenschaft befindlichen, deren Briefe nur befördert werden, wenn sie günstig lauten. In den aus eng- lischen Gefangenenlagern kommenden Briefen ist oft der Haupt- inhalt durch den Zensor unlesbar gemacht. Ein Kollege in eng- lischer Gefangenschaft sdireibt mir Briefe mit gleichgültigstem Inhalt, um dann plötzlich etwas einzuflechten, was mich von seiner traurigen Lage unterrichten soll. Aber das Argusauge des Zensors findet alles und wischt es aus; nur einmal entging ihm der mitten in eine botanische Erörterung unvermittelt eingeschobene Satz: „Ich wollte Ihnen sagen, wie schlecht es mir in diesem freien Lande geht." An englische Gefangene geschickte Gartenwelthefte gelangen nie in deren Hände. M. H. Mischungen von Knochenmehl und Kali. Eine Bekannt- machung des Präsidenten des Kriegsernährungsamts vom 24. Oktober 1916 lautet: Auf Grund des J; 12 Satz 4 der Bekanntmachung über künst- liche Düngemittel vom 11. Januar 1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 13} in der Fassung der Bekanntmachung, betreffend Abänderung der Bekanntmachung über künstliche Düngemittel, vom 5. Juni 1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 440) und des § 1 der Bekanntmachung über die Errichtung eines Kriegsernährungsamts vom 22. Mai 1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 402) wird folgendes bestimmt: Artikel I. Der § 6 letzter Absatz der Bekanntmachung über künstlidie Düngemittel vom 11. Januar 1916 (Reichs-Gesetzbl. S. 13) erhält folgende Fassung: Das Mischen von phosphorsäurehaltigen Düngemitteln — mit Ausnahme von Superphosphat und aufgeschlossenem stickstoff- haltigen ausländischen Guano — mit stickstoffhaltigen Stoffen oder mit Kalisalzen ist verboten. Zulässig ist jedoch das Mischen von entleimtem, nicht aufgeschlossenem Knochenmehl mit Kali; als entleimtes, nicht aufgeschlossenes Knochenmehl im Sinne dieser Vorschrift gelten nicht Stampfmehl, Trommel- mehl, Fleischdüngemehl, Fischdüngemehl, Fleischknochenmehl, Kadaverdüngemehl und ähnliche Mehle." Artikel II. Diese Bekanntmachung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. (Reichs-Gesetzblatt Nr. 238 vom 25. Oktober 1916 S. 1192.) Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Milhahn, Friedr., Gefreiter, Gärtner am Teltowkanal, wurde durch Verleihung des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Kleinert, Herrn., Unteroffizier, Gärtnereibesitzer in Klein- Gandau (Schles.), seit zwei Jahren vermißt, starb den Heldentod, was erst jetzt festgestellt wurde. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Heldentod seiner Mitglieder Friedr. Andreisek, Strehlen in Schles., und Georg Ott, Saarbrücken, bekannt. Gefreiter Max Decker, Braunschweig, und Unteroffizier Herrn. Büße, Neuminster, Mitglieder des genannten Verbandes, wurden durch Verleihung des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. * * * Beth, Heinrich, Stadtgärtner in Worms, f am 20. Oktober nach schwerem, mit Geduld ertragenem Leiden. Der Verstorbene hat sich durch den Ausbau des Wormser Stadtparkes, der eine Schöpfung seines Vaters ist, ein bleibendes Denkmal gesetzt, ebenso durch die prächtigen Gestaltung und Unterhaltung der alten Anlagen und durch Neuanlagen der verschiedensten gärtnerischen Plätze in der Stadt. Als Mensch erfreute er sich allseitiger Beliebtheit; sein biederes Wesen und seine Freundlichkeit machten ihn seinen Mitbürgern zum lieben Freunde und Bekannten. In seinem Beruf war er unermüdlich und von seltener Pflichttreue. Die Beerdigung erfolgte Sonntag, den 22. Oktober, unter großer Teilnahme. Unter den Leidtragenden befand sich als Vertreter der Stadt Worms Herr Bürgermeister Metzler. Für die Stadtverwaltung legte Herr Stadtbaumeister Hüther unter anerkennenden Worten des Ge- denkens einen Kranz nieder. Seitens der Angehörigen der Stadt- gärtnerei brachte Obergärtner Lüschauer eine Kranzspende. Die Stadt Worms wird dem Verblichenen dauernd ein dankbares Ge- denken bewahren. Berlin SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max Hesdörfier. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buchdr. Gutenberg, G. ZichäuS, DesSau. Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 17. November 1916. Nr. 46. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafrechtlidi verfolgt. Friedhofskunst. Friedhöfe und Ehrenhain in Jena. Von A. Schulze, Jena. (Hierzu zwei Pläne und sechs Abbildungen nach für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahmen.) Die alte „Residenz- und Universitätsstadt" an der Saale, wie Jena zur Erinnerung an die nur zu kurze Herrlichkeit des Herzogtunas Sachsen -Jena im 17. Jahrhundert amtlich sich heute noch nennt, besitzt gegenwärtig drei Friedhöfe. Der älteste, der Jahrhunderte hindurch den Jenensern als letzte Ruhestätte diente, liegt etwas oberhalb der Altstadt; auf ihm steht die gegen Ende des 17. Jahrhunderts er- baute jetzige „Garnisonkirche". Eine hohe Mauer, die ihn umschließt, verleiht ihm im Verein mit der stillen Umgebung und der teilweisen Dämmerung eines dichten Laubdaches einen besonders friedlichen und weltabgeschiedenen Eindruck ; auch in seinem Innern stehen noch zahlreiche Reste früherer Umfassungsmauern, die von seiner allmählichen Vergrößerung zeugen. Im übrigen weist er eine Reihe bemerkens- werter älterer Denkmäler auf, an Grä- bern allgemeiner bekannter Persönlich- keiten, z. B. die derGeheimrätin von Wol- zogen, Schillers Schwägerin, des Majors von Knebel, desFreundes unserer beidenDichter- fürsten, dann des Kirchenhistorikers von Hase und des ersten Begründers der heutigen weltbekannten und für Jena zu besonderer Bedeutung gelangten optischen Werk- stätten, des „Hof- und Universitätsmecha- nikers" Karl Zeiß, während die Asche Ernst Abbes, seines wissenschaftlichen Mit- arbeiters, Nachfolgers, des nachmaligen Gründers der „Karl Zeiß- Stiftung", ihre letzte Stätte schon auf dem neuesten Friedhofsteil finden konnte. Abgesehen von den Erbbegräbnissen ist dieser alte Friedhof bereits seit einer längeren Reihe von Jahren geschlossen. Mit seinem alten Baumbestand verspricht er einst ein ganz hübscher Park zu werden, der zudem nur durch eine stille und schattige Straße vom Gartenwelt XX. „Prinzessinnengarten", in dessen bescheidenem Schlößchen vor 100 Jahren die spätere Kaiserin Augusta mit ihrer Schwester glückliche Tage verlebte, getrennt ist und mit diesem wie dem anschließenden „Botanischen Garten" ein ganz schönes Stück „Lunge "für die immer mehr sich ausdehnende Stadt abgeben kann. Vor annähernd einem Menschenalter wurde im Norden der Stadt, damals ziemlich weit außerhalb derselben, ein „Neuer Friedhof" eröffnet. Er liegt etwa in gleicher Höhe wie der alte, aber auf mehr sanft ansteigendem Ge- lände. Wie die Straßen jener Zeit, so sind auch hier die Wege einfach rechtwinklig angeordnet. Das ermöglicht wohl jederzeit ein leichteres Auffinden alter Grabstätten, läßt aber leider jedes künstlerische Empfinden vermissen. Immerhin wird heute dieser Mangel durch die inzwischen schön heran- gewachsenen. Schatten spendenden Linden an den Haupt- wegen, sowie dadurch wesentlich ausgeglichen, daß die doch Teilansicht aus dem neuen Friedhof in Jena. 46 542 Die Gartenwelt. XX, 4Ö meist von wohlhabenderen und ansässigen Familien erworbenen und darum beson- dersgut gehaltenen Grabstellen an diesen Wegen dem Ganzen einen freundlichen Anblick verleihen, zumal sie mit ihren Anpflanzungen den Blick auf die in- mitten der einzelnen großen Felder liegenden, doch mitunter weniger gut gepflegten oder selbst vernachläßigten Gräber ziemlich verdecken. Der ganze Friedhof ist in der Hauptsache audi viereckig; nur der obere Rand, der einem Feldwege folgt, ist etwas ausgeschweift, und in der so entstehenden Ausbuchtung haben neben einem kleinen Urnenhain die Kapelle mit dem unmittelbar an- gebauten Krematorium und neuerdings auch die Leichenhallen Platz gefunden. Die Ueberführung der Leichen aus der Kapelle zurVerbrennungerfolgtseit einigen Jahren mit Hilfe einer Versenkungsvorrichtung in würdiger und feierlicher Weise. Infolge des schnellen Wachstums der Stadt sah man sicli schon vor einigen Jahren, über Erwarten zeitig, vor die Not- wendigkeit einer Erweiterung auch dieses neuen Fried- hofs gestellt. Inzwischen hatten die Anschauungen über derartige Anlagen aber eine erfreuliche Wandlung erfahren; auch war es der Kulturkommission innerhalb des Gemeinderats gelungen, von diesem die Anstellung eines entsprechend vor- gebildeten Stadtgärtners, jetzt Garteninspektors, zu erreichen. So sticht der neueste, unter geschickter Ausnutzung des Geländes angelegte Teil denn recht vorteilhaft von dem früheren ab. Er ist von diesem nur durch einen breiten öffentlichen Weg getrennt, liegt aber noch wieder ein gutes Teil höher und bietet infolgedessen ganz besonders schöne Blicke in das zu Füßen sich ausbreitende Saaltal mit den hier so vielfach gegliederten Talrändern der es umsäumenden Hochebene. Teilansichten aus dem neuen Friedhof in Jena. Gleich am Eingang, der unweit der schon genannten Kapelle angelegt ist, erhebt sich eine felsige Anhöhe, die für Bestattungszwecke ungeeignet ist. So hat man denn aus der Not eine Tugend gemacht und hier oben einen Platz geschaffen, der einen besonders schönen Rundblick gewährt. Es ist das der in der kleinen Zeichnung S. 543, oben, mit a bezeichnete Platz und besonders der nach dem Abhang zu mit einem kleinen Geländer und einer lebenden Hecke abgegrenzte Steig bcde. Ueberhaupt passen die ganze Anlage, die Ein- teilung der Felder und die Auswahl für Urnen- und Sarg- bestattung sich nach Möglichkeit dem ziemlich unebenen und teilweise auch noch felsigen Gelände an. Der von der Linie c d e f umschlossene Platz stellt eine künstlich geschaffene ebene Fläche dar. Der Teil c — e liegt dabei, wie schon aus dem Gesagten hervorging, höher als seine nächste Umgebung, dagegen mußte der Steig ef gegen das dahinter- liegende höhere Gelände durch eine Böschung abgegrenzt werden. In gleicher Höhe liegt der ebenfalls künstlich ein- geebnete, länglich-runde Platz h, der vorläufig noch mit Rosen bepflanzt ist. Er bildet gewissermaßen den Kern des hinteren Teiles der ganzen Anlage, und von ihm gehen strahlenförmig sechs Wege aus, darunter vier mit Hilfe von Treppen. Der ganze linke Teil der kleinen Zeich- nung, also links der Linie vom Eingang bis zum Schnittpunkt g, und die den Platz a begrenzenden Felder sind für Zwecke der Feuerbestattung bestimmt, die hier immer mehr in Aufnahme kommt, wird hier doch bereits etwa die Hälfte der Leichen dieser zugeführt. Dieser Zweck, dann die Unebenheit und der teilweise felsige Untergrund bedingen hier wohl die Anlage eines zum Teil so dichten Wegenetzes. Wo und soweit die Wege erheblicher ansteigen, ist dies zugleich durch einen kleinen Pfeil kennt- lich gemacht. Zu der geschickten Aus- XX, 46 Die Gartenwelt. 543 nutzung des Geländes und seiner Beschaffenheit wie ebensolcher Wegeführung, die allerdings ohne große Erdbewegungen, wie schon gesagt, die Anlage ver- schiedener Treppen nicht vermeiden konnte, kommen dann noch geschmackvolle Anpflanzungen. Gegenwärtig macht namentlich auch die Ecke i mit ihrem teilweise noch über den Steig hinüberreichenden Birkenbestand, unter dessen hängenden Zweigen die niedrigen Urnen- denkmäler hervorlugen, einen besonders hübschen Ein- druck. Im übrigen zeigen die Anpflanzungen ein Ge- misch von Laub- und Nadelholzgesträuch. Baumreihen an den Wegen fehlen dem Charakter der ganzen An- lage entsprechend auf dem neuesten Friedhofsteil völlig. Ein Teil der Felder für Beerdigungszwecke ist in schmalen Streifen angeordnet, die durch Hecken abgetrennt sind, wie ähnliche Anpflanzungen auch die Plätze für Familien- begräbnisse kennzeichnen. Die Art der Wegeführung bei einer solchen Anlage ist in nebenstehender Zeichnung rechts der Wegestrecke f g dargestellt. Bereits besetzte Grabstätten außerhalb der eigentlichen Reihengräber und größere Urnenplätze sind vielfach durch geschorene Hecken von Va bis ''U "^ Höhe eingefaßt. Dagegen ist auf diesem neuesten Teil bisher erfreulicherweise noch kein einziges „Gitter" zu finden. In der Weise, wie es hier zu schildern versucht ist, hat man überall nach Möglichkeit den Charakter einer gärtnerischen Anlage durchgeführt und mit Glück den Ver- such gemacht, der Stätte der Toten ein freundliches Aus- sehen zu geben. Wie der ältere, so ist auch dieser neueste Teil des Friedhofs nur von einem einfachen Staketenzaun aus ungeschälten Fichtenstangen und einer lebenden Hainbuchen- hecke umgeben. Am ersten Eingangstor hat neuerdings eine ernste Mahnung an Grabschänder und Blumendiebe Platz gefunden; sie lautet: „Die Blumen sind der Toten Eigentum, bedenk' es wohl und ehr' dies Heiligtum !" Eine neue Friedhofsordnung ist bestimmt, dafür zu Ehrenfriedhof im neuen Friedhofsteil in Jena. Neuer Friedhofteil in Jena. sorgen, daß auch bei der Anlage der einzelnen Grabstätten wie bei der Aufstellung der Denkmäler in Zukunft unter Wahrung einer gewissen Einheitlichkeit Geschmack und auch künstlerische Anschauung zur Geltung kommen. Die Grab- hügel sollen stets ziemlich niedrig gehalten werden, um ruhige Linien zu erzielen. Die erste Herrichtung, ebenso aber auch die Instandhaltung und Erneuerung der Bepflan- zung der Grabhügel, soweit diese aus ausdauernden Pflanzen besteht, sind der ausschließlichen Ausführung durch die städtische Friedhofsverwaltung vorbehalten; es kann also nur die Ausschmückung mit Zierpflanzen von anderer Seite erfolgen. Unter den Gärt- nern hat diese Bestimmung allerdings er- klärlichen Widerspruch gefunden, dem man aber mit dem Hinweis auf die über- wiegenden Interessen der Allgemeinheit begegnete, denen der Einzelne sich unter- ordnen müsse. Die aufzustellenden Grab- denkmäler bedürfen der vorherigen Be- gutachtung und Genehmigung. Diese Maß- nahme erscheint angesichts der mancherlei in dieser Hinsicht wohl überall vorkom- menden groben Geschmacklosigkeiten durch- aus angebracht. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch eine öffentliche Aus- lassung des Friedhofsinspektors, worin er u. a. empfiehlt, bei der Anlage von Erb- begräbnissen zur Erzielung möglichster Harmonie den Bildhauer für das zu er- richtende Denkmal und den Gestalter der gärtnerischen Anlage gemeinsam und an Ort und Stelle zu Rate zu ziehen. Mit Hilfe der neuen Friedhofsordnung soll es übrigens auch ermöglicht werden, im Friedhofswesen endlich Einnahme und Ausgabe wenigstens in Uebereinstimmung 544 Die Gartenwelt. XX, 46 zu bringen, während hier bisher, erheb- liche Zuschüsse erforderlich waren. Zu ■ diesem Zweck sind u. a. besonders die Preise für bevorzugte Plätze und für Erb- begräbnisse erheblich erhöht worden, ferner ist z. B. für das Aufstellen von Denkmälern, Aschenurnen und Einfrie- digungen sowie für das Ausmauern und Uebcrbauen von Erbbegräbnissen eine be- sondere Gebühr eingeführt worden. Nach der ursprünglichen Vorlage des Gemeinde- vorstandes sollte die Friedhofsverwallung künftig noch einen kleinen Ueberschuß er- geben. Der Krieg, die verhältnismäßig zahlreichen Verwundeten, die als Univer- sitätsstadt audi Jena zugewiesen erhielt, und die dabei unvermeidlichen Todes- fälle unter ihnen führten alsbald auch hier dazu, einen besonderen Ehren- Wo die Toten ruhen Von Arthur Eimler. An einem wundervollen, sonnenklaren Herbstmorgen ge- friedhof anzulegen. Hierzu wurde die zurzeit oberste tcke an der Fortsetzung des Feldweges ausersehen, die den um- fassendsten Ausblick auf das Saaltal gestattet und nach Westen zu den „Bergen" am nächsten liegt. Die kleine Zeichnung (S. 543, langte ich nach Durchwanderung eines Jahrhunderte alten, unten) mag die Art der Anlage veranschaulichen. Die Anpflan- herrlichen Waldparkes an einen kleinen Friedhof. Mitten in diesem Park, nur durch die Düne von der offenen See getrennt, befindet sich dieser Gottesacker in einer Lage von unvergleichlicher, natürlicher, An- mut und Schönheit. Rauschende Föhren, von Luft, Sonne und der salzigen See gebleichter Dünensand, dazu das unend- liche Meer mit seiner ernsten, hehren Musik der wogenden Brandung. Der Eindruck dieser Umgebung ist bezaubernd und überwältigend zugleich. Schlichte, würdige Denkmäler, wie sie echte volks- tümliche Heimatkunst in früherer Zeit zustande brachte, stehen hier und dort, und unsere schönen Waldkräuter, Heide- kraut, Fingerhut und Farne aller Art schmücken die wenigen Grabstätten. Hier gab wirklich die Natur selbst schon ihr Bestes her, um die Ruhe- und Weihe- slätte der müden Erdenwanderer dort am Meeresstrand vollkommen zu ge- stalten. Was geschieht aber meist bei der Neuerrichtung oder dem Ausbau eines Friedhofes? Vorhandener alter, schöner Baum- oder Waldbestand wird niedergeschlagen, Trauereschen müssen gepflanzt werden, Pelargonien, Fuchsien, steife Dra- zaenen und allerhand Teppichbeetkram machen sich auffallend in sehr unangenehmer Form breit, dazu Denkmäler, blitzblank poliert nach neuestem Preisverzeichnis irgendeiner Steinschneide mit protziger Goldschrift, mit 10 Prozent Rabatt zu Fabrik- preisen geliefert. Noch ist es Zeit, unsere neu erstehenden Ehrenfriedhöfe vor solchem Lose zu schützen. Sie be- anspruchen eine dem Ernst und Sinn dieser großen Zeil entsprechend würdevollere Ausgestaltung. Es bedarf ja durch- aus keiner erzwungenen, gekünstelten Aufmachung ; je natür- licher, je einfacher, desto schöner und edler wird das Bild sein. Der Friedhof vergangener Tage läßt uns noch heute die Vorliebe des Deutschen für die Natur erkennen. Welch male- Teilansichten aus dem neuen Friedhof in Jena. Zungen bestehen aus Nadelgehölz und einer Reihe Linden. Auf dem freien Platz wird später in der Mitte ein würdiges Denkmal errichtet werden, das vier Eichen beschatten sollen. Gegen die Gräber hin ist der Platz mit einer Sandsteinstufe abge- grenzt. Die Gräber liegen gleichlaufend mit den schrägen Seiten des Mittelweges, nicht mehr als zehn in einer Reihe. Je zwei Reihen sind von einer Hecke eingefaßt und durch einen schmalen Steig getrennt. Die Grabkreuze stehen zu beiden Seiten der Hecken, mit der Inschrift natürlich dem Steige zugekehrt. Es sind durchweg Holzkreuze aus gebeizter Eiche, für welche die Angehörigen unter einer Anzahl ver- schiedener Formen eine Auswahl treffen können. Bisher hat der Ehrenfriedhof, dessen völlige Instandsetzung nach Lage der Sache erst einige Zeit nach Friedensschluß erfolgen kann, etwa 100 Krieger aufzunehmen gehabt, die, wie es auf einem „Sachsengrab" von 1806 in einem Nachbarort heißt, „hier für Heilung Ruhe fanden". XX, 46 Die Gartonwelt. 545 rischen Anblick gewährt noch heute mancher Friedhof unserer Dörfer und Kleinstädte. Die Beerdigungen sind nicht allzu häufig, es zeigt sich daher ein ziemlich gleichmäßiger Rasen, nur von dem meist sehr bescheidenen Grabschmuck unter- brochen. Leider kann nicht geleugnet werden, daß unsere biederen Landleute gern mit „Friedhofsschmuck" etwas protzen wollen, was so ganz und gar nicht recht in den Rahmen eines bescheidenen Friedhofes passen will. Sträucher und Bäume siedelten sich ehedem mehr ohne als mit Absicht des Menschen an und durften sich ungestört entwickeln. Durch das Grün der Laubkronen schimmert das altersgraue Dach der Kirche, und das alles vereint sich zu einem stimmungs- vollen Bilde des Friedens, dessen Hauptwert in der ungesuchteti, natürlichen Anmut liegt. Das ist das Bild des Friedhofes, wie es früher auch in den Städten anzutreffen war, nur traten an Stelle des einen ebensoviele, als Kirchen vorhanden waren. Das Anwachsen der Städte im letzten Jahrhundert veranlaßte den Umschwung. Die alten Friedhöfe wurden geschlossen, und vor den Toren der Stadt entstanden Gottesäcker, die in ihrer meist recht ein- tönigen, um nicht zu sagen trostlosen Ge- staltung gerade nicht zum Besuche reizen. Rein praktische Erwägungen sollten in erster Linie maßgebend sein, welche eine auf das äußerste ausnutzbare Flächenein- teilung bedingten. Solches war nur mög- lich durch rechtwinklige Kreuzung gerade verlaufener Wege und größtmöglichste Einschränkung der Gehölzanpflanzungen. Die meisten Friedhöfe, vor allem die der Großstädte, rufen mit wenigen Ausnahmen den Eindruck von Massengräbern hervor. Gerade Wege, gleichmäßige Einteilung der Begräbnisflächen, Mangel an deckenden Baum- und Strauchgruppen, dazu ein Grabstein an dem andern, das muß ein wenig erfreuliches Bild abgeben. Der Friedhof dieser Art ist keine Stätte des Friedens mehr, die uns mit dem Tode aussöhnen soll. Die heutige Auffassung geht richtiger- weise dahin, daß der Friedhof nicht nur eine einförmige Be- gräbnisstätte sein darf, die den Menschen immer nur Traurig- keit und zeitliches Ende predigt, nein, der Friedhof soll viel- mehr dem Schönheitsbedürfnis des Einzelnen entgegenkommen und so beschaffen sein, daß wir ihn gern auch als ruhespendende Erholungsstätte aufsuchen. Alleepflanzungen läßt man mit Gehölzgruppierungen öder altem, bereits vorhandenen Baum- bestand abwechseln. Die einzelnen Grabfelder werden von geeigneter Pflanzung umschlossen, Wasser- und Blumenanlagen, Rasenflächen, Sitzplätze, Hecken geben dem Ganzen in Ver- bindung mit Terrassen, Brunnen, Kapellen, Hochkreuzen, kunst- vollen Grabdenkmälern ein ernstes, würdiges und doch freundliches Aussehen. Eine Wohltat ist es, an dieser Stätte des Friedens und der Ruhe frei aufatmen zu dürfen angesichts der uns rings umgebenden herrlichen Natur. Diesen Beweggründen gemäß, sind in einer Reihe deutscher Städte in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten Fried- höfe entstanden , die auch den allerstrengsten Anfor- derungen der Ethik und des Schönheitsbedürfnisses ent- spredien. Der landschaftliche Friedhof der Neuzeit erhält von vornherein den Gesamteindruck eines Parkes, in welchem die Wegeführung und die Grabfelder den gegebenen Gelände- verhältnissen nach Möglichkeit angepaßt sind. Es isi dabei völlig gleichgültig, ob die Wege gerade oder geschwungen laufen; meistens wird man der Zweckmäßigkeit halber beide Formen wählen müssen. Wegezüge, Pflanzung, Rasenflächen, Baulichkeiten und architektonische Schmuckstücke sind mit- einander harmonisch verschmolzen. Die Wege sind in ge- nügender Breite angelegt, um den Verkehrsansprüchen für alle Zeiten zu entsprechen. Ebenso finden die Zugangswege in die einzelnen Grabfelder, die durch geschlossene Pflan- zung umgrenzt sind, sorgfältige Beachtung. Trotz größter Berücksichtigung der idealen Seite neuerer Friedhöfe wollen möglichst viel Grabflächen herausgewirt- schaftet werden, um die Einnahmen so zu gestalten, daß sie wenigstens die Ausgaben für die Unterhaltung decken. Wenn nun in der Reihe der gepflegten Grabstätten Lücken ent- Teilansicht aus dem neuen Friedhof in Jena. stehen, die Grabhügel einsinken und eingeebnet werden, ein Teil der weniger dauerhaften Grabsteine entfernt wird, und sich ein spärlicher Baum- und Strauchwuchs auf den Flächen ansiedelt, die Rasenstücke in größerem Zusammenhang stehen, dann macht sich wohl die alte Kirchhofspoesie vergangener Zeiten bemerkbar. Dann ist aber auch meist der Zeitpunkt gekommen, an dem die Begräbnisflächen von neuem belegt werden sollen, und rücksichtslos wird all das beseitigt, was imstande wäre, das Bild des Friedens zu erhalten. Es darf nidit verwundern, wenn der Friedhof in solcher Gestalt nicht geeignet ist, bei den Besuchern eine weihevolle Stimmung aufkommen zu lassen. Dennoch wird dies wohl kaum als ein Uebel empfunden , sonst müßte zur Besserung dieses Umstandes doch etwas getan werden, es geschieht aber herz- lich wenig. Für Verschönerungszwecke , für Gartenanlagen aller Art werden in den meisten Städten große Aufwen- dungen gemacht, den Friedhof hingegen, eine Stätte, die der Verschönerung in allererster Linie bedürftig ist, nutzt man bis zum äußersten geschäftlich aus. Der Einwand, die einer Beerdigung beiwohnenden Personen und die An- 546 Die Garte 11 weit. XX, 4G gehörigen der Verstorbenen hätten kein Auge für die Um- gebung, ist hinfällig. Sobald der erste Schmerz vorüber ist, wird jeder Friedhofsbesucher bereit sein, die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Man spricht soviel von der alles gleichmachenden Arbeit des Todes. Auf einem modernen Friedhofe merkt man nicht viel davon ; kaum an einem anderen Orte wird man mehr an den Unterschied zwischen arm und reich erinnert. Hier die vornehmsten Denkmäler jener, die es dazu haben, wie zur Parade auf- gestellt, und wenige Fuß dahinter die billigste Fabrik- ware. Näher können die Gegensätze nicht beieinander sein. Ist wirklich einmal ein kunstvoller Grabstein vorhanden, so geht er in der großen Menge des Minderwertigen verloren, weil es ihm an der Absonderung fehlt, und ein wirkungs- voller Rahmen geeigneter Pflanzen kaum vorhanden ist. Die Reform auf dem Gebiete der Friedhofskunst im allgemeinen hat wohl immerhin einige nicht unbedeutende Erfolge aufzuweisen. Um so trauriger sieht es damit beim Grabschmuck im besonderen aus. Die Steine und Denk- mäler wollen wir hier gar nicht berücksichtigen, uns vielmehr mit dem gärtnerischen Schmuck beschäftigen. Im Volke hält man jene Leute für lieblos, die nichts für die Unterhaltung der Gräber ihrer Angehörigen tun, dem Toten nicht einmal einen Stein mit einer „hübschen" Inschrift setzen lassen. Aber gerade diesen Leuten ist man zu größerem Dank ver- pflichtet, als den 90 Prozent aller jener, die sich einbilden, die Gräber zu schmücken. Der verlassenen Gräber nimmt sich die Friedhofsverwaltung an, um sie mit Gras einzusäen oder mit Sträuchern zu bepflanzen. Viele meinen, ein Grab biete nur dann einen hübschen Anblick, wenn dessen Unterhaltung recht viel Geld koste. Mit ganz geringen Mitteln läßt sich ein würdiger Schmuck herbeiführen, die Mühe soll nur nidit verdrießen, das Grab in der ersten Zeit zu pflegen. Ein Lebensbäumchen, ein winterharter Strauch oder einige Efeupflanzen, Immergrün, Farnkräuter, Steinbrech und ähnliche Gewächse genügen vollständig. Wer die Pflege des Grabes nicht selbst übernehmen kann, und wem die Mittel fehlen, für die Instandhaltung einen geringen Betrag an die Fried- hofsverwaltung abzuführen, der spare auch das Geld für etwa anzupflanzende Blumen und begnüge sich, eine Einzelpflanze von stärkerem Wuchs und mehrjähriger Ausdauer zu setzen. Er trägt auf diese Weise wesentlich zur Verschönerung des Friedhofbildes bei, mehr als alle jene, die ihre mit großem Geldaufwand in Stand gesetzten Gräber verfallen lassen. Auf Dorffriedhöfen und in abseits vom hastenden Verkehr liegenden Städten, wo die Bevölkerung noch ein beschauliches Dasein genießt, wird den Grabpflanzen eine besondere Auf- merksamkeit gewidmet ; man läßt hier nicht wahllos jede Pflanze zum Gräberschmuck zu. Der Sinn für eine feine Pflanzensymbolik ist hier noch gesund erhalten. Die Zypresse z. B. steht zwar auch bei den Mittelmeervölkern des Abend- landes als Trauerbaum in Ansehen, hat aber in Ländern mit kaltem Klima im Wacholder, in Eibe und Thuya vollwertigen Ersatz gefunden. Dem Ernst des Gräberfeldes entspricht das schweigengebietende dunkle Grün besser als ein leb- haftes Hellgrün. Daß aber das Gräberfeld kein Ort des Grauens und Schreckens werde, dazu sollen Blumen und Kräuter die Lichtblicke in das Düster hineinbringen. Im Orient werden wir überall die Gräber nur wenig und sparsam mit Kräutern und Blumen bepflanzt sehen. Es finden sich eigentlich nur zwei Pflanzenarten vor, eine Aloe und eine Art Schwertlilie, die beide ziemlich anspruchslos in Bezug auf Boden und Klima sind. Die Schwertlilie ist in Tarsus eine gewöhnliche Zierde der Gräber. Unger berichtet in seiner Abhandlung „Die Pflanze als Todesschmudc und Grabes- zier", daß er diese Pflanze auch in Syrien und Cypern auf türkischen Friedhöfen angetroffen habe. Weitaus allgemeiner verbreitet sind einige jener Pflanzen, die von altersher als Toten- und Grabespflanzen bezeichnet wurden und diese Benennung schon dem Altertum verdanken. Dahin gehören vor allem die Rose, dann der Wermut, die Weintraube und das Selinon, unser Sellerie. Letzterer wurde schon bei den alten Griechen und Römern auf den Gräbern gepflanzt. Man flocht aus seinen Blättern die „Coronae sepulcrales" und be- diente sich des knolligen Wurzelstockes beim Leichenschmaus. Weniger durch seine Gestalt als durch seinen würzigen Duft hat sich der Wermut als Grab- und Totenpflanze eingebürgert, namentlich in Süddeutschland. Man pflanzte ihn früher sorgfältig auf den Gräbern und schmückte die Bahre der Toten mit seinen Zweigen. Noch vom Jahre 1720 berichtet dies (nach Montanus, Deutsche Volksfeste) ein alter Kräutermann. Gegenwärtig wird diese Pflanze von dem Rostnarin vertreten, der ebenso als Symbol der Freude und des Glückes, als auch der Trauer und Wehmut gilt. Den Majoran windet man auf dem Lande mit Vorliebe in den Totenkranz. In allen Formen und in allen Farben ist die Rose auf dem Friedhofe vertreten; sie galt den Griechen schon als beliebter Grabschmuck. Von der hochstämmigen Remontantrose bis zum zierlichen Damas- zenerröschen, von der dunkelblutroten einfachen Hundsrose bis zur leuchtenden Centifolie, von den dunkelroten Farben und allen Uebergängen des zartesten Rosa bis zum reinsten Weiß, von der grellgelben Persian Yellow bis zu den weichsten wachsgelben Farben der Teesorten. Die wilde Rose wurde als Hecke um die heiligen Haine gepflanzt um die Opfer- und Begräbnisstätten unserer heidnischen Vorfahren ; sie dient heute noch auf unseren Friedhöfen dem gleichen Zwecke. Es lassen sich zweifellos noch manche Pflanzen feststellen, die wir als Grabpflanzen anzusprechen haben. Je nach der Eigenart der Flora werden sich diese Pflanzen in den einzelnen Ländern unterscheiden. Allzu umfangreich mag diese Gruppe freilich nicht werden. Das beweist uns, daß der Volks- glaube eine sorgliche Auswahl traf, und immer wieder werden wir bei den verschiedenen Grabpflanzen finden, wie die innere Bedeutung und Beziehung der Pflanze zum mensch- lichen Gemüte hevortritt. Die heutige Welt zeigt für Sym- bolik leider wenig Aufmerksamkeit. Wer ein Grab zu be- pflanzen hat, der macht sich die Auswahl der Gewächse leicht, er nimmt, was vorhanden ist. Man ist zufrieden, wenn es nur „hübsch" aussieht. Unsere deutschen Friedhöfe würden jedoch nur gewinnen, wenn bei Ausschmückung der Grabstätten etwas sorgfältiger verfahren würde, und wir den Grabpflanzen unserer Altvordern etwas mehr Aufmerksamkeit schenken möchten. Der weitaus größte Teil der Bevölkerung versteht es herzlich wenig, einen sinnreichen Grabschmuck zu wählen. Das zeigt so recht eine Wanderung am Abend eines Festes der Toten. Johanni, Totensonntag, Allerheiligen, Allerseelen, Weihnachten und Neujahr, das sind die Tage, an denen nach althergebrachter Sitte die Gräber geschmückt werden. Vom plumpen Papier- blumenkranze in schreienden Farben bis zum kostbarsten Grabschmuck, zu welchem die auserlesensten Gewächse ver- wendet sind, finden sich alle Zwischenstufen von Grabkränzen, deren ein modernes Blumengeschäft und der Wochenmarkt fähig sind , auf dem großstädtischen Friedhof zusammen- XX, 46 Die Garten weit. 547 zutragen. Kleines und Großes, Gutes und Schlechtes, von Letzteren aber gar zu reichlich. Was ließe sich alles mit dem Gelde schaffen, das an einem Tage oft geradezu fortgeworfen wird. Wie herrlich müßte es am Ruheplatz der Toten aus- sehen, wenn mit etwas mehr Liebe gearbeitet, und das Geld sinngemäß angewandt würde. Am übelsten und ungeheuer- lichsten pflegt es bei den Reihengräbern auszusehen. Wer durchaus an solchen Tagen etwas opfern will, der lasse es doch bei einem kleinen Blumenstrauß bewenden, oder er nehme einige grüne Zweige oder solche mit Beeren, oder einen schlichten Kranz lebender Blumen, oder Waldmoos, aber man vermeide um alles in der Welt das Papier, die schrecklich gefärbten Strohblumen und die ebenso häßlichen Wachsblumen, sowie all das künstlich hergestellte Zeug, das uns die Kranzblumenindustrie in den letzten Jahren be- schert hat. Auch Perlen- und die elenden Blechkränze gehören nicht auf unsere Friedhöfe. Halten wir uns doch an die lebende Blume, die Natur ist doch so freigebig. Chrysanthemum. Ueber das Aufplatzen der Knospenstiele bei Chrysanthemum. Von Curt Reiter, zzt. im Felde. Bei Beginn der Chrysanthemumblüte werden wir oft die Beobachtung machen, daß die Stiele dicht unter der Knospe aufspringen und platzen. Die Entwicklung der Blume wird dadurch außerordentlich gehemmt, wenn nicht ganz in Frage gestellt. Die Knospe krümmt sich und die Hoffnung auf eine vollkommene Blume ist dahin. Besonders bei solchen Sorten können wir diese Erscheinung beobachten, die einen dicken, fleischigen Knospenstiel besitzen, wie z. B. W. Duck- ham. Auch Miß Clay Frick, der weiße Sport dieser Sorte, ist nicht frei von der Krankheit. Prof. Sorauer schreibt über diese Erscheinung in seinem berühmten Buche über Pflanzenkrankheiten folgendes : „Der plötzliche Eintritt von Wasserüberschuß, der das Aufspringen der Pflanzenteile ver- anlaßt, stört das Gleichgewicht in der Aus- dehnung der Epidermis bzw. der statt dieser bereits vorhandenen Korklage und des fleischigen Parenchyrakörpers. Die Ele- mente der Oberhaut sind derbrandiger und weniger streckungsfähig geworden und ver- mögen dem schwellenden Innengewebe nicht schnell genug zu folgen." Zur Vermeidung der Krankheit müssen wir nun dafür sorgen, daß die Oberhaut der Knospenstiele mög- lichst in streckungsfähigem Zustand bleibt. Es muß dafür gesorgt werden, daß durch genügende, regelmäßige Bewässerung eine Wachstumsstockung verhindert wird. Ein sehr gutes Mittel ist dann weiter das so- genannte Schröpfen. Man macht mit einem scharfen Messer an den verdickten Stielen unterhalb der Knospe mehrere Längsschnitte, welche die Saftanschwellungen verhindern und eine geregelte Ausbildung der Knospe herbeiführen. Besonders dieses letztere Mittel ist unbedingt zuverlässig und sollte viel mehr angewendet werden, als es bisher geschehen ist. Palmen. Blütenstand von Washingtonia filifera. Dem Friedhof der Großstadt kann auf diese Weise ein Hauch jener schönen , alten deutschen Dorffriedhofspoesie zuteil werden, getragen von ernster, ruhevoller und versöhnender Stimmung. Wir fordern nicht allein der Toten, sondern auch der Ueberlebenden wegen, daß der Friedhof etwas mehr als ein großes Gräberfeld sein soll, er sei eine wirk- liche Stätte der Ruhe und des Friedens, ein Garten voller Blumen und Sonnenschein! Die Washingtonien. Von Alwin Berger. (Hierzu zwei Abbildungen.) Obwohl die Washingtonien heute zu den meistverbreiteten Palmen gehören, sind sie noch lange nicht genügend gekannt. Auch die Ge- schichte ihrer Einführung in unsere europäischen Gärten enthält noch dunkle Punkte. Nach Mr S. B. Parish, welcher in der in Chicago erscheinenden „Botanical Gazette" einen wahrscheinlich grundlegenden Beitrag zur Kenntnis dieser Pflanzen geschrieben hat, wäre die Einführung der Washingtonia filifera dem bekannten Reisenden und Pflanzen- samraler Rözl zu verdanken. Rözl reiste im Auftrage Lucien Lindens im Jahre 1872 von New- York quer durch Nordamerika, besuchte u. a. Neu-Mexiko als den südlichsten Punkt seiner Reise und kam von da nach San Francisco, wo er von Oktober bis November verblieb, um sich dann nach Panama einzuschiffen. Von San Francisco aus sandte er Samen einer bisher unbekannten 548 Die Gartenwelt. XX, 46 Palme an Herrn Linden ein. Nach Mr Parishs' Erlcundigung beim jetzigen Besitzer der Gärtnerei in Gent, L. Linden, soll es sich um une dizaine de graines gehandelt haben. Nun gibt aber Wendland an, daß Linden die Pflanze bereits im Jahre 1869 besessen habe. Mr Parish bezweifelt das. Ich finde aber eine Notiz von Eduard Andre in der „Illustration Horticole" (1877, S. 105), wo auch dieser das nachdrücklich be- stätigt. Daß die Angabe Parishs wenigstens in Bezug auf die geringe Zahl der eingeführten Samen irrtümlich sein muß, geht aus einer weiteren Notiz Andres in demselben Jahrgang, S. 32, hervor. Danach hatte Linden die Palme weit verbreitet, und in Südfrank- reich war sie schon an verschiedenen Plätzen im Freien versucht worden. Im Garten des M. Mazel im Departement Gard hatte sie den Winter 1875/76 sehr gut ausgehalten, trotzdem das Thermometer bis auf — 5 Grad Celsius fiel. Andre knüpfte daran die Hoffnung, daß die Palme in den wärmeren Teilen Frankreichs von Hyeres bis zur Riviera und den oberitalienischen Seen ge- deihen werde, was in der Tat schon nach wenigen Jahren der Fall war, und empfahl allen Pflanzenfreunden ihre Anschaffung, da der Preis ein sehr niedriger sei. Also muß die Palme in großer Menge vorhanden gewesen sein ; es konnte unmöglich die dizaine de graines alles das geleistet haben. Es war überdies nicht klar, wo Rözl die Samen her hatte. Nach seinen Angaben kamen sie von Arizona, vom Rio Colorado. Aber dort ist er selbst nicht gewesen, und dann kommen, wie wir heute wissen, die Palmen dort auch nicht vor. Er muß die Samen und die unrichtigen Standortsangaben also von einem anderen erhalten haben. Es ist aber auch noch eine weitere Möglichkeit vorhanden. In der Nummer vom 15. Juli 1877 des „Gardeners Chronicle" beschreibt ein Mr H. Williams den Garten eines Mr Lathans, Meulopark genannt, in San Francisco. In diesem am Ozean ge- legenen Parke standen neben dem Hause zwei stattliche Exemplare einer neuen majestätischen Palme. Ihr Stamm war 25 Fuß hoch, die Krone 15 Fuß im Durchmesser, und die Blattstiele 5 — 6 Fuß lang. Die Wedel zeigten den charakteristischen reichen Fadenbesatz. Sonach war die Palme bereits vor längerer Zeit in die kalifornischen Gärten eingeführt worden, und es ist sehr wohl möglich, daß Rözls Samen von einer solchen Gartenpflanze stammten, ebenso möglicherweise die größeren Sendungen, aus denen Lucien Linden seinen großen Vorrat heranzog. Die erste Kunde von diesen neuen Palmen, denn es handelt sich um mehrere, wenn auch noch nicht erkannte Arten, brachte die militärische Expedition von Major W. W. Emory, die am 28. Nov. 1846 den Standort zum ersten Mal berührte. Sie fand wenige Meilen von der Quelle Oja Grande einige „Cabbage trees" (Kohlbäume, d. h. Palmen). Im Nov. 1853 kam eine weitere Expedition für den Entwurf der „Pacificeisenbahn", unter W. P. Blake in die Coloradowüste vom San Gorgoniopaß (westlich von Los Angeles auf dem 34. Grad nördlicher Breite) nach Fort Yuma und entdeckte am Monte San Jacinto eine einzige junge Palme, ohne indessen die nahe dabei liegenden Hauptherde anzutreffen. Eine dritte Expedition 1849—50, die sogenannte Mexican Boun- dary Survey, der Dr. C. C. Parry als Botaniker beigegeben war, kam in dieselbe Gegend und bemerkte gleichfalls die Palmen. Im Jahre 1860 sammelte sodann Dr. Sutton Hayes auf einer weiteren Expedition Blätter einer Palme, welche Dr. J. G. Cooper 1860 als „Brahea? dulcis? Mart", erstmalig in der botanischen Literatur (Smithonian Report for 1860) erwähnte. Ueber die Gattungszugehörigkeit dieser neuen, am weitesten nördlich im westlichen Amerika vorkommenden Palme war man noch ganz im Unklaren. Lucien Linden gab sie in seinem Früh- jahrskatalog 1875 erstmalig als Pritchardia filifera in den Handel, welcher Handelsnamen sich bis heute hartnäckig behauptet hat; während sie bei Haage & Schmidt in Erfurt und bei der Firma Veitch in London im Herbste desselben Jahres als Brahea fila- mentosa geführt wurde. Hermann Wendland, Oberhofgärtner in Herrnhausen, der gründ- lichste Palmenkenner seiner Zeit, erhielt einige junge Pflanzen von L. Linden zur Prüfung. Wendland erkannte mit scharfem Blick an den jungen Exemplaren, daß sie Vertreter einer neuen Palmen- gattung seien, die er mit dem Namen Washingtonia belegte zu Ehren des Befreiers. Begründers und ersten Präsidenten der Ver- einigten Staaten, George Washington. Er beschrieb die Art als Washingtonia filifera Wendl. in der „Botan. Zeitung" 1879. Zu Anfang der 80 er Jahre des vorigen Jahrhunderts war die Washingtonia in Südfrankreich und in den klimatisch begünstigten Teilen Italiens neben den Dattelpalmen bereits die am häufigsten gepflanzte Palme, und in den Baumschulen in Hyeres, bei Ludwig Winter in Bordighera u. a. wurden sie zu Tausenden herangezogen. Da erschien 1883 die Handelsgärtnerei van Heute in Gent mit einem neuen großen Angebot von „Pritchardia" filifera. Van Houte mag wohl selber Zweifel an der Richtigkeit der Bestimmung gehabt haben, denn er sandte Pflanzen und Samen an Wendland zur Prüfung ein, und Wendland stellte die Einfüh- rung einer zweiten Art fest, die er W. robusta benannte. Er be- schrieb sie kurz in Wittmacks Gartenzeitung (1883, S. 189) und knüpfte daran die Hoffnung, daß diese neue, äußerst robust wachsende Art eine wertvolle Zimmerpflanze werden und die als solche altbewährte Lix'istonea chinensis übertreffen könnte, was sich indessen nicht bewahrheitet hat. Dafür aber fand die neue Art im Süden sofort als Freilandpalme eine weitgehende Auf- nahme, da sie von außerordentlich raschem Wachstum war. Kleinere Topfexemplare erreichten schon nach zwei Jahren die stattliche Höhe von 2 m über dem Boden mit Blättern von 1,20 m Durch- messer. Später (etwa 1888) führte der den Lesern der „Garten- welt" wohlbekannte C. Sprenger (Dammann & Cie.) in San Gio- vanni ä Teduccio bei Neapel Samen in Menge ein. Im Jahre 1889 zog der bekannte amerikanische Botaniker S. Watson die Aufmerksamkeit auf eine weitere neue Washingtonia, die Dr. Palmer bei Guayamas im Staate Sonora in den tiefen Cannons gesammelt hatte, welche nach dem kalifornischen Golf münden. Später fand Dr. Palmer und andere Sammler diese neue, von Watson V/ . Sonorae benannte Art auch auf der gegenüber- liegenden Seite des Golfes, auch gegen die Spitze der Halbinsel Kalifornien bei San Jose del Cabo. Wann sodann W. Sonorae in Europa eingeführt wurde, ist mir nicht genau bekannt. Es muß aber in der letzten Hälfte der 90 er Jahre gewesen sein, und vermutlich verdanken wir sie auch, wie so vieles andere, dem unermüdlichen Forscher- und Sammel- eifer des Herrn C. A. Purpus. In die kalifornischen Gärten mag sie früher gelangt sein. Ich erhielt in La Mortola die ersten Pflanzen davon im Jahre 1899 von meinem leider zu früh ver- storbenen Freunde Franz Ledien, damals Inspektor des Königlichen Botanischen Gartens in Dresden, später Oberinspektor in Dahlem. Es waren zwei kleine, vielleicht zwei- bis dreijährige Exemplare in 15 cm- Töpfen, die bis zur Wedelspitze kaum 90 cm maßen. Bis 1912, bei der Veröffentlichung meines Hortus Mortolensis, war die kräftigste davon etwa 5 m hoch und hatte einen Stamm von 2,20 m. Etwa 1902 — 03 erhielt ich dann durch die Freundlich- keit des Herrn Dr. F. Franceschi in Santa Barbara in Kalifornien große Mengen Samen, unter der einheimischen Bezeichnung Palma blanca und Palma colorada, je nach der Farbe der Fasern und der Blattbasis benannt; die jungen Pflanzen wurden dann in viele Gärten abgegeben ; sie wuchsen rasch zu stattlichen Stämmen heran. Nun waren, wie es schien, alle Arten der Gattung Washing- tonia bekannt und eingeführt. In allen Gärten des Südens waren Prachtexemplare vorhanden. Ich erinnere nur an die Palmenallee des Kasinogartens in Monte Carlo und an die Gärten Neapels nnd Palermos. Man muß sie gesehen haben, um sich ein Bild da- von machen zu können. Diese hohen, säulenförmigen, am Grunde verdickten , massigen Stämme mit der großen, majestätischen Wedelkrone, in deren Fächern die leisen Lüfte ihr Spiel treiben, oder die stärkeren Winde die derben Blattflächen klatschen und rauschen lassen. Ich habe bisher versäumt, genaue Größenmaße zu notieren. Aber Stämme bis zu 12 m Höhe mit einem Umfang XX, 46 Die Gartenwelt. 549 von 3,50 — 4,00 m am Grunde sind keine Seltenheit. Das Dicken- wachstum der Stämme ist geradezu phänomenal, nur Jubaea spec- iabilis übertrifft sie. Eine eingehendere, langjährige Betrachtung all dieser Pflanzen zeigte jedoch, daß zwischen W. filifera und W. robusta kein spezifischer Unterschied vorhanden sein konnte, daß jedoch noch eine weitere Varietät, und sicher noch eine weitere Art darunter zu finden waren, welche den palmenkennenden Pflanzengelehrten entgangen war. Auf den ersten Blick stellt sich die letztere als etwas Besonderes dar. Ihr Stamm ist hoch und schlank, sie über- ragt bald alle ihre Schwesterarten und trägt ihre tiefdunkelgrüne, höchst elegante Blattkrone weit über die anderen hinweg. Sie war nicht häufig anzutreffen, aber wo sie sich fand, war sie aus allen heraus sofort zu erkennen. Sie war namenlos ge- blieben. Die französischen und ita- lienischen (und auch kalifornischen) Gärtner, die freilich keine Pflanzen- kenner sind, nannten sie P. robusta, obwohl gerade ihr Stamm im Ver- hältnis zu den anderen viel schlanker ist. Sie meinten eben damit den schnelleren Wuchs. Sie erreicht höch- stens 1,70 — 2,00 m Stammumfang am Grunde. Mr S. B. Parisli benannte sie (im Jahre 1907) W. grncilis. Mr Parishs' Uebersicht der Gat- tung, die übrigens durch Odoardo Beccari mitbestimmt und durch dessen Beiträge von Material und Photo- graphien aus italienischen Gärten aus- gestattet wurde, deckt sich genau mit meinen eigenen Beobachtungen. Am übersichtlichsten stellt das die folgende Tabelle dar: 1) Blattstiel auf der Rückseite spitz in die Wedelspreite verlängert : a. Wedelspreite reichliche Fäden tragend, bei Freilandexemplaren in voller Sonne etwas graugrün. Blattstiele oben rinnenförmig. X Blattstiel bis zur Mitte be- wehrt, W. filifera Wendl. XX Blattstiel bis zur Wedel- spreite bewehrt, W. filifera var. robusta (Wendl.) Parish. XXX Blattstiel nur am Grunde bewehrt, W. filifera var. microsperma Beccari. b) Wedelspreite fast ohne Fäden, auch in voller Sonne im Freiland glänzend dunkelgrün. Blatt- stiele oben flach oder plankon- vex, bewehrt. W.gracilis Parish. 2) Blattstiel auf der Rückseite stumpf ausgehend und nicht in die Wedel- spreite verlängert ; Wedel faden- tragend , dunkelgrün. Blattstiel stark bewehrt, W. Sonorae S. Wats. Mit diesem Schlüssel ist es leicht, auch bei uns unter Glas kul- tivierte Washingtonien zu benennen, selbst wenn diese in keiner Weise einen Vergleich mit ihren Schwestern im Süden aushalten, da bei Palmen die wesentlichsten Charaktereigenschaften sich immer treu bleiben. Die schönsten Washingtonien, die ich kenne, standen oder stehen hoffentlich noch in der Villa Hindoue in Mentone-Garavan, die meinem Münchener Freunde, Herrn Hans Roth gehört. Der kleine Garten war ein wahres Juwel voll schöner Pflanzen. Jetzt ist die Villa beschlagnahmt, und französische Offiziere und schwarze Franzosen hausen darin. Da standen auch die höchsten Washing. tonia gracilis-St'imme. Sie waren so hoch geworden, daß die Arbeiter nicht mehr auf die Leiter wollten, um die abgestorbenen Blätter zu entfernen. Das schadet nichts, denn die abgestorbenen Blätter bedecken mit der Zeit in dichten Lagen den Stamm, schützen ihn gegen Sonne und Wind, und lassen die Krone viel voller und farbenreicher erscheinen. An der Straße von Monte Carlo nach Roccabruna stand in einem Garten eine ganze Reiht Washingtonia filifera, die nie eine Säge zu fühlen bekommen hatten: Washingtonia filifera. die dicken Stämme waren eingehüllt in einen dichten Mantel gelber Blätter, die sich bis unter die grüne Krone wie Dachziegel deckten. Es war eine Freude, die Pflanzen in ihrer natürlichen Tracht zu sehen. Aber eines Tages waren die alten Blätter entfernt und nun standen die kahlen Stämme wie nackt und klagend da; aber sie waren doch nun gärtnerisch (?) „ausgeputzt". Selbst in der Heimat dieser Palmen bleiben die Stämme nicht immer unberührt, denn die Wedel dienen den einheimischen Indianern zu ihrem Bedarf. Sie decken ihre Hütten damit, und aus den zähen Wedelstrahlen fertigen sie ein gutes Flechtmaterial. Außerdem haben die Indianer jener 550 Die Gartenwelt. XX, 46 Wüstengebiete einen anderen Brauch. Seit undenklidien Zeiten bringen sie ihren Göttern ein Opfer zum Wohle ihrer Toten, in- dem sie solche Palmenstämme in Brand setzen, die dann in wenigen Minuten eine ungeheure Feuersäule entwickeln. Aber die Palme geht daran nicht zugrunde, sie verträgt sogar nochmaliges An- zünden, und das Einsammeln der Früchte geht um so leichter. Denn diese Palmenfrüchte bilden sowohl frisch als getrocknet ein wichtiges Lebensmittel ; selbst die steinharten Samen werden zu Mehl zerschlagen und verbraucht, und, wie fast überall wird auch die Endknospe, „das Herz", gebacken und gegessen. Wenn die abgestorbenen Blätter unberührt blieben, würden sie jedenfalls für sehr lange Zeit sitzen bleiben. Das beweisen auch die Blattbasen, die man gewöhnlich nicht so leicht entfernen kann; da sie außerordentlich fest haften, man schneidet also nur den Blattstiel ab. Diese Blattbasen sind ein hervorstechendes Merk- mal, namentlich an W. gracilis. Sie spalten nämlich am Grunde auseinander, bleiben aber oben zusammenhängend. Der Stamm sieht dann aus, als wenn er in ein kunstvolles Netz von Blattbasen eingesponnen wäre. Bei den stammbildenden Sabal spalten die Blattbasen übrigens ebenso. In der bereits erwähnten Villa Hindoue, die von einer pflanzen- liebenden französischen Familie angelegt ist, wurden die ersten Washingtonien, Phoenix canariensis, Cocos und andere schöne Palmen in jener Gegend gepflanzt, denen Herr Roth, der neue Besitzer, die sorgsamste Pflege angedeihen ließ. So kamen dort auch die ersten Washingtonia filifera mit zur Blüte und Samen- bildung. Das war im Jahre 1893, Washingtonia robusta im Jahre 1897. Seither sind blühende Washingtonien an der Riviera usw. keine Seltenheit mehr. Aber ein Imposantes Bild bieten sie jeden Sommer, wenn die über 4 m langen, schlanken, rutenförmigen Blütenstände in großer Anzahl aus den Kronen treten, sich bogen- förmig neigen, sich teilen und dann von je 4 — 6 Asten mehrere 20 — 40 cm lange, dichte, weiße Blütentrauben graziös herabhängen (Abb. Seite 547). Ihnen folgen dann später die Früchte, die zahl- reich angesetzt haben, 6 — 7 mm lang und zuletzt dunkelbraun werden. Nun noch einige Worte zu den verwandtschaftlichen Beziehungen und der geographischen Verbreitung der Washingtonia. Der ältere Name Pritchardia war durchaus nicht unpassend gewählt, und nach dem Habitus allein war auch der Name Brahea nicht ganz un- berechtigt. Mit Pritchardia ist die Gattung entschieden verwandt, ebenso ist eine gewisse Aehnlichkeit mit Sabal nicht von der Hand zu weisen. Die letztere ist rein amerikanisch, und zwar nur auf der atlantischen Seite Zentralamerikas, während Pritchardia in neun Arten auf den Inseln des Stillen Ozeans verbreitet ist. Vielleicht hat sich die Gattung Washingtonia aus einer weiter östlich versprengten Abzweigung der Pritchardien entwickelt. Das ganze geographische Verbreitungsgebiet der Washingtonia sei hier nochmals zusammenfassend dargestellt. Wir finden, daß es auf die Länder des kalifornischen Golfs beschränkt ist und dessen nördlicher Fortsetzung, des ehemaligen vor geologisch nicht langer Zeit verschwundenen Kalifornischen Sees, der zuletzt die zentrale Niederung der heutigen Coloradowüste bedeckte. An seinen Ufern standen jedenfalls alle Varietäten der Washingtonia filifera in stattlichen Wäldern. Heute ist nur ein Salzsee übrig, und der Palmenwald ist verschwunden. Die letzten im Westen des alten Sees verbliebenen Uferdämme sind heute noch von einer Anzahl uralter Veteranen der W. filifera var. robusta bestanden. Da sie ohne Nachwuchs sind, werden auch sie mit der Zeit ver- schwinden. Dann bleiben nur die verstreuten Standorte, die engen Schluchten (Cannons) der umliegenden Berge, in denen jetzt an den Bachläufen und im sumpfigen, salzigen Gelände ganze Oasen stehen. Die schönste solcher Gruppen findet sich im sogenannten Palm Cannon am Fuße des Monte San Jacinto in der Nähe des kleinen Dorfes Palm Spring. Dort stehen auf einem Räume von etwas mehr als 1 km Hunderte von schönen Palmen aller Altersstufen. Washingtonia gracilis findet sich, soweit bis jetzt bekannt, in den nach dem Ozean gerichteten Cannons der Westküste der Halbinsel Kalifornien, zwischen der mexikanisch - amerikanischen Grenze und der Stadt Ensenada de Totos Santos, also im Norden der Halbinsel. W. Sonorae dagegen stammt, wie wir bereits gesehen haben, aus den Küstenländern des südlichen und mittleren Golfes. Aus dieser Verbreitung läßt sich auf die Härte der einzelnen Arten schließen. W. filifera scheint die härteste zu sein ; an den oberen italienischen Seen ist sie eine der wenigen winterharten Palmen. Sie verlangt jedoch eine leichte Bedeckung gegen aus- nahmsweis große Kälte. Recht schöne Exemplare fanden sich z. B. auf der Terrasse vor dem Schlosse auf der Isola Madre im Lago Maggiore. Ob mit den hier besprochenen Arten und Varietäten der Formen- kreis der Gattung erschöpft ist, ist natürlich noch nicht feststellbar. Es mögen noch weitere vorhanden sein. So soll z. B. im Gebiet der W. Sonorae auf der Südspitze der Halbinsel Kalifornien eine Washingtonia vorkommen, welche die Eingeborenen im Gegensatz zu Palma blanca und Palma colorada als Palma nigra bezeichnen, und die bis jetzt weder untersucht noch eingeführt wurde. Sie soll kleiner bleiben und in Höhenlagen wachsen, wo Schneefälle im Winter keine Seltenheit sind. Zeit- und Streitfragen. Obgleich ich das Gefühl habe, daß jetzt genug über die Gärtnerin gesprochen ist, kann ich nicht umhin, einen Punkt in Frl. Jägers so vortrefflicher Ausführung in Nr. 42 zu beantworten. Es ist mir nicht angenehm, daß diese so klar und logisch schreibende Dame mich mißversteht. Ich sagte, daß die erwähnten Neben- ämter an sich einwandfrei seien, das sollte heißen, sie seien für einen gebildeten Menschen nicht etwa erniedrigend, oder stellten eine ungehörige Zumutung dar, oder seien verächtlich, auch seien sie nicht unnütz für einen, der nichts weiter zu tun hat; ich habe ja hinzugesetzt, daß sie nur nicht in den Pflichtenkreis einer Gärtnerin hineingehören. Ich habe also ganz primitiv dasselbe gemeint, was Frl. J. in Nummer 42 so gut eingehender ausgeführt hat. — Daß übrigens Prinzipalinnen „noch so verworrene Begriffe von ihren Gärtnerinnen haben", habe ich meinesteils nur solange „komisch" gefunden, als ich „im Kloster" war, sobald ich die Nase in den Wind gesteckt hatte, wurde es anders. Vielleicht wird Frl. J. mit ihren Stellen das Glück haben, es nie „gebräuchlich" finden zu müssen. Und dann möchte ich daran erinnern, daß gegen Dummheit Götter selbst vergebens kämpfen. Es ist mir vielleicht erlaubt, zu dem feinsinnigen Aufsatz von Frl. Beckmann zu bemerken : Wenn man mit den heutigen Ver- hältnissen auskommen will, so muß man vor allen Dingen einen Unterschied machen zwischen der Frau als Weib eines Mannes und der Frau als Arbeitsbiene. Die letztere Kathegorie, zu welcher audi die Gärtnerin gehört, hat keine Zeit, sich auf das Amt als „seine Gehilfin" zu besinnen, denn sie hat, durch Wollen oder Müssen ein anderes Amt. Gehilfin des Mannes ist natürlich nur die Frau, die durch Liebe mit ihm verbunden ist, nicht die, welche denselben Beruf hat wie er, das wolle man doch auseinander halten. — Merkwürdig ist es ja, daß es so viele Frauen gibt, die nicht weniger leisten als Männer im selben Falle. Es ist ja viel schwerer, als Frau „seinen Mann" zu stehen denn als Mann, weil die Frau niemals ein Weib zur Erholung nehmen kann, noch eine Gehilfin, die um sie sei. Darum sollte man es stillschweigend richtig finden, daß im allgemeinen Frauenarbeit ein wenig hinter Mannesarbeit zurückbleibt, die vielen Ausnahmen jedoch werden sich ihren gebührenden Platz, ihre verdiente Würdigung, bessere Bezahlung usw. schon erringen. EL We. Manigf altiges. Bahndammbepflanzung. Die Bepflanzung der schrägen Ab- hänge der Bahndämme ist oft Gegenstand der Erörterung gewesen und mancher Art waren auch die Vorschläge. Sehr anmutend fand ich nun eine Bepflanzung mit Fichten im Braunschweigischen, deren Nutzen mir auch nicht zweifelhaft ist. Ich denke hier nicht X£, 46 Die Garteuwelt. )51 allein an die Weihnachtsbäume, sondern auch an das vorzügliche Deckreisig, das die Fichtenbäumchen abgeben, wenn der Bestand gelichtet, oder ganz fortgenommen werden muß. Fichtenreisig wird als Deckstoff für Gartengewächse und für Gräber schon jetzt stark gefragt; im Herbst würde der Verbrauch bei größerem An- gebot noch um vieles stärker sein. Handelsgärtner könnten die Vermittlung übernehmen, zumal sie selber auch viel gebrauchen. Stiefmütterchen und andere Frühlingsblumen überwintern, mit Fichtenreisig leicht bedeckt, tadellos, ebenso Spinat, welcher etwas -dichter gedeckt werden kann. Mein Fichtenreisighaufen wird im Herbst geradezu im Sturm genommen, und meistens kann ich nur die Hälfte der Wünsche befriedigen. Das „warmhaltende" und nett aussehende Tannen- grün läßt sich eben zu mannigfaltig verwenden. Die Weinstöcke am Hause, die Rosen und was man sonst noch lieb hat und schützen will im Garten und — auf dem Kirchhof, es will gedeckt sein. Es gibt in der Tat keinen besseren Deckstoff als Fichten- Teiser. Ebenbürtig ist ihnen allenfalls Wacholder, dessen spitze Nadeln auch die Mäuse scheuen. Aber die Fichtenreiser haben noch einen Vorzug. Sind nämlich die Reiser im Frühling als Frostschutz nicht mehr notwendig, so eignen sie sich bei ihrer engen Verzweigung, mit und ohne Nadeln, vorzüglich zum Schutz der Aussaaten gegen Vögel und gegen das Austrocknen durch die Sonne. Letzten Endes läßt sich mit dem trockenen Reisig gut Feuer anmachen. Alles dies ist Grund genug, eine reichliche Anpflanzung der Fichten anzustreben und die Reiser in den Handel zu bringen, um sie so der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Die Anpflanzung von Wacholder läßt sich entschieden nicht so leicht als die der Fichten durchführen, da der Wacholder nicht überall gedeiht und junge Pflanzen davon schwer anwachsen. Das Pflanzen der Fichten mit beginnendem Trieb, eine alte, Arielen unantastbare Lehre, ist nach meinen Erfahrungen nicht immer empfehlenswert. Ich sah von großen, spät gepflanzten Anlagen ^ine Menge junger Fichten eingehen, während im Februar gepflanzte alle wuchsen. Der in der Reihe gepflanzte Baum empfindet die Veränderung weniger und paßt sich den neuen Verhältnissen bis zum Austrieb an, der nach allmählicher Regelung der Bewurzelung und des hiermit Hand in Hand gehenden Saftumlaufes zustande •kommt. Bei der Pflanzung mit beginnendem Trieb ist der Saftumlauf «chon in reger Tätigkeit und kann nur durch günstiges Wetter oder sorgsamste Pflege aufrecht erhalten und vor Stockungen, die der Pflege verhängnisvoll werden, bewahrt bleiben. Das zu frühe Pflanzen in zu trockenes Gelände, wobei man um diese Jahreszeit ein Gießen noch nicht für nötig hielt, hat bei nachfolgendem trockenem Frostwetter wohl manchmal ein Aus- trocknen des Holzes mit folgender Entnadelung bewirkt, da von unten die Wurzeltätigkeit gehemmt war, und so ist die Verwerfung des frühen Pflanzens im allgemeinen erfolgt, während es sich nur um Ausnahmen handelt, vielleicht um sandige Böschungen, die auch später nicht bewässert wurden. Wie hätte es unter solchen Verhältnissen aber wohl bei der Pflanzung mit dem Triebe aus- gesehen ? Bei Bahndammbepflanzungen kann auch noch eine weitläufige Zwischenkultur, vielleicht Sonnenblumen, vorgenommen werden, damit das Gelände auch im Sinne jener, welche auf schnellen Ertrag rechnen müssen, ausgenutzt wird. Solche gemischte An- lage sieht übrigens auch sehr schön aus, und die Bäumchen werden von den Sonnenblumen nicht beeinträchtigt, da letztere zur Zeit des Fichtentriebes noch recht klein sind. Nachdem der Trieb ab- geschlossen und erhärtet ist, zeigt die Fichte sich nicht sehr empfindlich gegen vorübergehende Beschattung, und Nahrung ist vor der Hand für beide Pflanzengattungen genügend vorhanden. Später verbietet sich eine Zwischenpflanzung von selber. Bei der Pflanzung, namentlich auf sandigem Boden, ist Sorge zu tragen, daß das Regenwasser von der Böschung nicht herunterläuft, sondern einziehen kann. Kleine Wälle würden hierzu vor jeder Baumreihe genügen. F. Steinemann. Kartoffellagerung. Durch Versuche der Deutschen Kartoffel- kulturstation in Dahlem bei Berlin ist erwiesen worden, daß die Kartoffel, die in einem Raum unter 8 Grad Celsius liegt, die Eigenschaft besitzt, eine Korkschicht über den verletzten Stellen zu bilden, während in wärmeren Räumen die Fäulniskeime, die immer an den Kartoffeln haften, leichter in die Kartoffel eindringen. Ein Münchener Sachverständiger, der früher viele Kartoffeln an Privatleute geliefert und oft Klagen gehört hat, daß sie sich schlecht hielten, erklärt, wenn man den Klagen nachging, stellte sich meist heraus, daß die Kartoffeln, namentlich in besseren Häusern, in Kellern mit Dampfheizung gelagert wurden. Nur wer einen Keller hat, dessen Temperatur im Winter unter 8 Grad Celsius sinkt, sollte Kartoffeln einlagern ; in anderen Fällen ist es zwecklos und vom Gesichtspunkt der vollen Ausnutzung der Bestände schädlich. Bücherschau. Der Deutsche Gartenkalender für 1917 (Jahrgang XLIV), herausgegeben von Max Hesdörffer, Verlag von Paul Parey, Berlin, Preis 2 M, in Leder gebunden mit einer ganzen Seite weißen Papiers für jeden Tag 3 M, ist kürzlich zur Ausgabe gelangt. Der neue Jahrgang dieses allseits beliebten, jedem streb- samen Gärtner unentbehrlichen Taschenbuches ist trotz reichhaltigsten Inhalts handlicher als seine Vorgänger. Bereichert durch neue und wichtige Tabellen, enthält er 47 selbständige Beiträge neben dem ausführlichen Arbeitskalender, reichlich Raum für tägliche Notizen und vollständige Verzeichnisse der deutschen höheren und niederen Gartenbauschulen und aller bemerkenswerten Gartenbauverbände und Vereine des deutschen Reiches. Der Deutsche Gartenkalender verdient auch als nützliche Weihnachtsgabe für jeden selbständigen Gärtner, für Gehilfen und Lehrlinge Beachtung. Verkehrswesen. Ausfuhr von Gemüsesamen. Aus Anlaß von Anfragen weist die Handelskammer zu Berlin die beteiligten Kreise darauf hin, daß die Ermächtigung der Zollstellen, gewisse Gemüsesamen nach Oesterreich-Ungarn und den besetzten Gebieten ohne Be- willigung zur Ausfuhr zuzulassen, nunmehr aufgehoben ist, so daß künftig in jedem Falle eine Ausfuhrbewilligung für Hülsen- früchte und Gemüsesamen erforderlich. Vorläufig ist jedoch auf eine Genehmigung etwaiger Anträge, selbst bei Lieferung an Truppenteile oder einzelne Militärpersonen, nicht zu rechnen. Haag. Die zeitweilige Aufhebung des Ausfuhrverbotes für Möhrensamen wurde zurückgezogen. Dänemark. Ordnung der Ausfuhr von Sämereien. Eine Bekanntmachung des Justizministeriums vom 30. Oktober d. J. lautet : Auf Grund des Gesetzes vom 6. August 1914 — vergl. das Gesetz vom 29. Oktober des gleichen Jahres — wird hiermit bestimmt, daß die Ausfuhr von Sämereien jeder Art aus Däne- mark, darunter Samenverunreinigungen und Samenabfälle, bis auf weiteres nur stattfinden darf, wenn die Sendung von einer Be- scheinigung der Staatssamenkontrolle darüber begleitet ist, daß die betreffende Menge oder die betreffenden Mengen ausgeführt werden können; diese Bescheinigung ist bei der Ausfuhr vorzu- legen und abzuliefern. Soweit die Ware von bereits erlassenen Ausfuhrverboten erfaßt wird, muß ferner eine Ausfuhrbewilligung des Justizministeriums vorliegen. Die Ausfuhr darf nur über Kopenhagen, Nyköbing, Odense, Kolding, Aarhus und Randers stattfinden. Wegen einer solchon Ausfuhr hat man sich an die Staats- samenkontrolle, Kopenhagen V, mit einer Anmeldefrist von min- destens einer Woche, für Kopenhagen jedoch nur von 3 Tagen, zu wenden; dabei ist anzugeben, über welche der obengenannten Stellen die Ausfuhr stattfinden soll. Bei der Ausfuhr von Feld- sämereien, Samenverunreinigungen und Samenabfällen soll die An- meldung von einer genauen Durchschnittsprobe der betreffenden Sendung oder der betreffenden Sendungen begleitet sein. 552 Die Garten weit. XX, 45 Die mit der Probenentnahme und der Untersuchung der Staats- samenkontrolle verbundenen Unkosten sind von dem beteiligten Absender zu tragen. Dies wird hierdurch zur allgemeinen Kenntnis gebracht mit dem Hinzufügen, daß die gegenwärtige Bekanntmachung sogleich in Kraft tritt. (Statstidende.) Tagesgeschichte. Berlin. Die Erzeugung von Apfelwein ist im ganzen Deutschen Reiche verboten worden. Nach Mitteilung der Reichsstelle für Obst und Gemüse ist dies Verbot ein dauerndes. Durch dies Verbot ist wieder eine große, namentlich in Frankfurt a. M. und in Württemberg in hoher Blüte stehende Industrie mit einem Schlage vernichtet worden. War das wirklich notwendig? M. H. Bingen. Die Einträglichkeit des Spargelbaues. Ein deutliches Bild, was der Spargelbau einbringt, gab die Hauptversammlung des Obst- und Gartenbauvereins in Gau-Algesheim bei Bingen. Es wurden den 98 Mitgliedern allein in der Spargelzeit dieses Jahres vom Verein an Spargelgeldern 68 000 M ausgezahlt. Das letzte Spargeljahr, das bekanntlich den Verbrauchern die „billigen Spargel" bringen sollte, wurde als das finanziell beste seit dem nunmehr 13jährigen Bestehen des Vereins bezeichnet, der durch seinen organisatorischen Zusammenschluß seinen Mitgliedern schon einen Mehrverdienst von über hunderttausend Mark zugeführt hat. Und das sind nur Zahlen für einen verhältnismäßig kleinen Ort im rheinhessischen Spargelbaugebiet. H. G. Worms. Die Stadtverwaltung hat zur Beerdigung der im Wormser Kriegsgefangenenlager gestorbenen russischen Kriegs- gefangenen ein besonderes Gelände im Friedhof überwiesen, das jetzt auf Kosten wohlhabender Kriegsgefangener mit einer massiven Einzäunung und einem momumentalen Grabdenkmal geschmückt worden ist, das von einem gefangenen russischen Bildhauer ver- fertigt wurde und demnächst eingeweiht werden soll. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Den Heldentod für das Vaterland starben : Leutnannt Herrmann, Vorsteher der Obstbauabteilung der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen; Gärtnereibesitzer Herrn. Mustroph und Baum- schulengärtner Paul Rosse, beide aus Grünberg in Schlesien. Durch Verleihung des Eisernen Kreuzes wurden Oskar Danker, Erfurt, Alb. Lindner, Gartenmeister und Obergärtner der Heil- stätte in Gottleuba, und Wilh. Reichenecker, Gärtnereibesitzer in Buchheim in Baden, ausgezeichnet. Landsturmmann Otto Röwer, Gärtner in Kölzow bei Ribnitz, wurde das Mecklenburgische Militärverdienstkreuz verliehen. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt den Heldentod seiner nachgen. Mitglieder bekannt: Karl Behrendt, Hamburg; Robert Bergmann, Herne in Westf . ; Eugen Greubel, Bad Kissingen; Ludwig Kahler, Hamburg; Aug. Kramer, Flensburg; Albert Liebster, Wollstein; Erich Peters, Düsseldorf; Walter Rosinus, Leipzig ; Richard Roth, Berlin ; Fritz Schaufel, Breslau; Arno Spunk, Köln a. Rh. ; Fritz Weifeuer, Darmstadt; Alfred Wiedernuth, Dresden. * * * Beier, langjähriger erster Obergärtner der Stadt Halle a. S., starb an den Folgen eines plötzlich eingetretenen Lungenleidens. Meinecke, langjähriger Leiter der Gartenanlagen der Villa Lehmann in Halle a. S., wurde dortselbst zum städt. Friedhofs- obergärtner gewählt. Möhl, Jacob, königl. bayr. Hofgartendirektor a. D., f am 30. Oktober im 71. Lebensjahre. Die Bayerische Staatszeitung widmet dem hochverdienten Gartenfachmann nachstehenden Nachruf: Hofgartendirektor a. D. Jacob Möhl ist am Sonntag Nacht im Alter von 70 Jahren gestorben. Auch wenn nicht die Möhlstraße zur dauernden Ehrung des Dahingegangenen, des Schöpfers der neuen herrlichen Anlagen am rechten Isarufer, benannt wäre, s& würden den Münchenern doch seine Verdienste in lebhafter Er- innerung stehen. Möhl war in der bayerischen Hauptstadt als Sohn eines K. Kabinettskassierers im Jahre 1846 geboren, studierte in Scheyern und Würzburg und arbeitete in den Botanischen Gärten der Universitäten Würzburg und München, sowie in den herrlichen königlichen Anlagen von Aschaffenburg und in anderen Hofgärten. Um seinen Gesichtskreis zu erweitern, trat er 1868 in die Dienste der Stadt Paris und wurde, nachdem er vorher noch am Pomo- logischen Institut zu Reutlingen gearbeitet, 1870 nach München berufen. Hier fand er gleich eine außergewöhnliche Aufgabe, denn bei der Anlage des berühmten großen Wintergartens König Ludwigs II. in der Residenz konnte er seine durch eifrige Studien gereifte Kunst zeigen. Zunächst war er dem genialen Hofgarten- direktor von Effner zugeteilt, dem Schöpfer der Maximiliansanlagen in München, und nach dessen Tod, 1884, wurde er der würdige Nachfolger dieses Meisters der Gartenkunst. Zunächst stellten ihm Ludwig II. Schloßbauten dankbare Aufgaben; die Anlagen in Linderhof und Herrenchiemsee gestaltete Möhl. Ein größeres Verdienst aber erwarb er sich durch den Ausbau der öffentlichen Anlagen seiner Vaterstadt. Von ihm stammt der Gedanke, dem Englischen Garten entlang eine Prachtstraße zur Isaranhöhe und darüber hinaus zu führen. Prinzregent Luitpold genehmigte dafür reichliche Mittel, so daß Möhl, nachdem die Prinzregentenstraße gesichert war, auch an die Ausgestaltung der wilden Auen am jenseitigen Ufer gehen konnte. Seinem ent- schlossenen Vorgehen ist die Erwerbung der Flußauen für öffent- liche Parkanlagen zu danken, die heute ohne Möhls Initiative wohl überbaut sein würden. Gegen mancherlei Widerstände hatte Möhl sein Projekt zu verteidigen, und es gelang ihm, die Prinzregenten- straße in vornehmer zweiteiliger Auffahrt mit den eingeschlossenen Parterreanlagen, der Fontäne und der Terrasse und Lindenallee zur Höhe emporzuführen. Er öffnete auch das Gelände östlich der Anlagen durch einen entsprechenden Bebauungsplan, schuf das Seeidyll in den Auen, das allerdings durch das Hochwasser des Jahres 1899 litt, und die Anlagen in Fürth sowie in Berchtes- gaden (Luitpoldhain). Durch die Blumenausstellungen, welche die Bayerische Gartenbaugesellschaft unter seiner Leitung im Glaspalast veranstaltete, machte er seinen Namen weithin bekannt. Bedeuten- des leistete er in der Hebung des Gartenbaues in Bayern. Er gründete den Bayerischen Obstbauverein und förderte auch die ihm unterstellten Hofgärten wesentlich durch ökonomische Ver- wertung der vorhandenen Mittel. Noch im Ruhestande stellte Möhl seine Kunst in den Dienst der Landschaftsgärtnerei ; er gründete mit dem Garteningenieur Ludwig Schnizlein das Münchener Bureau für Gartenbau und Gartenarchitektur, das im In- und Ausland zu Rate gezogen wird. Die praktische Gartenarbeit blieb seine Freude. Bei ihrer Aus- übung erlitt er vor kurzem einen Unfall, von dem er sich nicht erholte, nachdem ihm im Frühjahr seine Gattin im Tode voraus- gegangen war. Einer seiner Söhne ist in die Firma Möhl & Schnizlein eingetreten, ein anderer, Dr. Friedrich Möhl, ist Redakteur und Schriftsteller und im Zensurbureau des Kriegsministeriums tätig. Die Verdienste Jacob Möhls wurden durch hohe bayerische, württem- bergische und preußische Ordensauszeichnungen anerkannt ; sein Name bleibt mit der Geschichte der Gartenkunst und der Ent- wicklung Münchens dauernd ehrenvoll verknüpft. Roemer, Fritz, Gärtnereibesitzer in Quedlinburg, ein hoch- angesehener, weitbekannter Fachmann, "j" am 11. Oktober im 60. Lebensjahre. Briefkasten der Schriftleitung. Wir verweisen unsere Leser nachträglich auf die im Inseratenteil der Nr. 44 erschienene Bekanntmachung des Reichsbankdirektoriums, betreffend Zwischenscheine für die 5 % Reichsschuldverschreibung und die 4'/2% Reichsschatzanweisungen. Berlin SW. 11; Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max HesdörfEer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buchdr. Gutenberg, G. ZichäuS, Dessau. Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 24. November 1916. Nr. 47. Nadidrudc und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafrechtlich verfolgt. Obstbau. Erfahrungen mit einigen neueren und älteren Apfelsorten. Vom Herausgeber. II. (Hierzu vier Abbildungen nach von Alice Matzdorff, Berlin, für die „Gartenwelt" gef. Aufn.) Zur gegenwärtigen Pflanzzeit der Obstbäume kann nicht genug empfohlen werden, bei Neuanpflanzungen ganz be- sonders späte Birnen- und Apfelsorten zu berücksichtigen. Es fehlt fast allenthalben an Spätsorten. Im April und Mai sind auch in Friedenszeit Aepfel deutscher Ernte kaum noch zu haben gewesen. In diesen Monaten kam aus Australien tasmanisches Obst neuer Ernte auf den Markt. Ich habe mir wiederholt der Wissenschaft halber tasmanische Früchte gekauft, für die durchschnittlich 1 V-i bis 2 M für das Pfund gefordert wurden. Ich muß gestehen, daß die wenigen aus Tasmanien eingeführten Sorten von ganz vorzüglicher Güte waren. Während des Krieges und sicher auch noch für längere Zeit nach Friedensschluß bleibt dieses Obst aus. Wir Obstzüchter sollten alles aufbieten, dafür zu sorgen, daß man überhaupt dauernd auf die tasmanische und auch auf die amerikanische Einfuhr verzichten kann. Zu diesem Zwecke müssen mehr haltbare Sorten von gutem Aus- sehen und vorzüglichem Geschmack, außerdem auch mehr groß- früchtige Sorten angepflanzt werden. Leider sind in den letzten Jahrzehnten viel großfrüchtige Spätsorten von sehr geringem Tafel- und Wirtschaftswert ein- geführt worden. Von englischen Sorten ab- gesehen, nenne ich hier nur den äußer- lich zwar prächtigen, aber minderwertigen Calvill Großherzog Friedrich von Baden und den gleichfalls riesenf rüchtigen ,aber auch geringwertigen Fiessers Erstling, bei- des Züchtungen von Hofgärtner Fiesser. Namentlich die letzt- Gartenweit XX. genannte Sorte sollte möglichst bald wieder aus den An- pflanzungen verschwinden. Es handelt sich nach meinen Erfahrungen um eine ganz minderwertige, nur durch Größe, aber nicht durch Schönheit in die Augen springende Apfel- sorte, eine sogenannte Kohlrübe. Die weichfleischige und fade Frucht wird mit besonderer Vorliebe von allen mög- lichen fressenden Schädlingen angegangen, fällt auch stark vor der Pflückreife. Höher schätze ich den von Hof- gärtner Fiesser eingeführten Bismarckapfel aus Neuseeland ein, für den vor einem Vierteljahrhundert eine gewaltige Reklame gemacht wurde; bald aber hörte man nichts mehr von ihm. Ich besitze 2 vierzehnjährige Buschbäume dieser. Sorte von seltener Schönheit, die sich durch ungewöhnliche Fruchtbar- keit auszeichnen. Ich habe in diesem Jahre im Juli von beiden Bäumen über 2 Zentner herrliche Geleeäpfel gepflückt und ausgangs Oktober noch etwa 6 Zentner pflüdkreife Pracht- früchte davon geerntet. Abbildung 1 zeigt Durchschnitts- früchte. In Form und Größe ähnelt die Frucht dem Kaiser Alexander, sie ist aber viel dunkler und tiefer rot gefärbt. Prachtvoll ist die Färbung bei den der vollen Sonne aus- gesetzten Früchten. Eine erstklassige Tafelfrucht ist der Bismarckapfel nicht, aber eine Schaufrucht, die gleich Kaiser Alexander zu guten Preisen an Feinkosthandlungen verkauft werden kann, denn diesen Feinkosthändlern kommt es schein- bar viel weniger auf die Güte als auf das verlockende Aeußere der Früchte an, die sie zur Erhöhung des Glanzes Abb. 1. Bismarckapfel. 47 554 Die Gartenwelt. XX, 47 Abb. 2. Gelber Bellefleur. meist noch mit Oel abreiben. Die Damen der Gesellschaft, die mit Entrüstung eine Cox' Orangenrenette oder eine Ananasrenette, also feinste Tafelfrüchte, zurückweisen, weil sie zu klein sind, zahlen für einen Königlichen Jubiläumsapfel, für Bismarckapfel oder Kaiser Alexander die höchsten Preise, beißen auch tapfer in die sauerste Frucht. Ich habe in diesem Jahre meine ganze Ernte mit Ausnahme von zwei Obst- sorten an anspruchsvolle, aber dankbare Privatkunden in allen Teilen des Reiches verkauft, und hätte noch sehr viel mehr verkaufen können. Kaiser Alexander und Bismarckapfel ver- kaufte ich aber nur an solche Privatkunden, welche diese Sorten ausdrücklich verlangten, den größten Teil der Ernte zum Preise von 50 M für den Zentner an eine Berliner Feinkosthandlung. Diese Firma schrieb mir, sie sei stolz darauf, solche Pracht- früchte verkaufen zu können, und sie verkaufte schneller als ich packen konnte. Beide genannten Sorten, durch sach- gemäße Behandlung und starkes Ausdünnen des Frucht- ansatzes in höchster Vollkommenheit gezogen, sind die weit- aus einträglichsten meiner Pflanzung, nach ihnen kommen dann der Charlamowsky und die Kanadarenette. Was ich am Bismarckapfel neben seiner Schönheit schätze, ist seine fabelhafte Tragbarkeit , bei rechtzeitiger Auslichtung des Fruchtansatzes auch die tadellose Ausbildung aller Früchte und der Umstand, daß die Frucht bis in die zweite Oktober- hälfte hinein fest am Baume sitzt, weshalb nur wenig Ver- lust durch Fallfrüchte zu verzeichnen ist. Ich pflückte in diesem Jahre am 20. Oktober. Nidit im Einklang mit dieser späten Pflückreife steht die Haltbarkeit dieser Sorte, die etwa bis Februar-März währt. Wenn man mich fragt, welche von allen Spätapfelsorten ich, alles in allem genommen, am höchsten bewerte, so würde ich die Kanadarenette nennen. Bei richtiger Lagerung in nicht zu lufttrockenem Raum ist diese Sorte bis zum Mai haltbar. Wenn auch die Früchte hin und wieder anwelken, was meistens eine Folge zu frühzeitigen Pflückens und zu trockener Lagerung ist, so werden sie dadurch wohl am Aussehen beeinträchtigt, nicht aber an Wohlgeschmack. In manchen Gegenden klagt man über die Krebsempfänglichkeit der Kanadarenette. In der Provinz Brandenburg sind die Bäume durchweg gesund ; ich besitze Prachtbäume der Kanadarenette, die jeder, der sie sieht, mit Bewunderung betrachtet. Die Früchte, die ich an meinen Buschbäumen ernte, übertreffen an Schönheit und Stattlichkeit diejenigen meiner Schnurbäume. Die Sorte ist absolut frei von Schorf und Stippe, aber etwas empfänglich für Monilia, die einen Lothringer Rambour. kleinen Teil der Früchte frühzeitig zum Eintrock- nen bringt. Die befal- lenen Früchte sind schon im Juli durch ihr Kümmern kenntlich; ich pflege sie dann abzu- schneiden und zu ver- brennen. Als einzigen Fehler der Kanada- renette möchte ich den Umstand bezeichnen, daß sie von Anfang Oktober ab zu fallen beginnt, um diese Zeit aber noch nicht ge- pflückt werden darf, wenn die Früchte haltbar bleiben sollen. Ich lasse zu ge- nannter Zeit den Boden unter den Bäumen lockern, damit die Fallfrüchte möglichst wenig entwertet werden. Was dann auf den Boden fällt, bleibt heil; nur was auf Aeste oder auf schon unten liegende Früchte aufschlägt, ist beschädigt. Als ganz vorzügliche, reichtragende und einen erheblidien Teil bester Prachtfrüchte liefernde Spätsorte habe ich den sehr wenig angepflanzten Lothringer Rambour kennen gelernt. (Abbildung 2.) Meine Bäume dieser Sorte waren in diesem Jahre trotz sorgfältigen Ausdünnens des Fruchtansatzes noch vollständig mit Paradefrüchten bedeckt, die ich am 17. Oktober wegen Frostgefahr abnehmen ließ. Bis dahin war kaum eine Frucht gefallen. Bei günstigerer Witterung hätte die Ernte noch 10 — 14 Tage hinausgeschoben werden können. Die Frucht ist bis in den Mai hinein vorzüglich haltbar. Sie zeigt Kalvillcharakter, auf der Sonnenseite verführerisch schöne rote Zeichnung. Die gleichen guten Eigenschaften hat Minister von Hammerstein, gleichfalls ein vorzüglicher spätester Tafel- apfel, eine Sorte, die ich aus obengenannten Gründen auch am 17. Oktober geerntet habe (Abbildung 3). Sie ist im Durchschnitt noch etwas größer als der Lothringer Rambour, sonst diesem in der Form fast gleichend. Wenn man beide Sorten durcheinander mischt, fällt es selbst dem Kenner nicht leidit, sie wieder richtig zu trennen. Das Hauptuntersdieidungs- merkmal besteht darin, daß sich Minister von Hammerstein nicht rötet, also keine rötliche Zeichnung trägt, sondern sich mit zunehmender Lagerreife mehr und mehr gelb verfärbt. Auch diese Sorte ist früh- und reichtragend, das Fruchtfleisch hoch- fein, stark gewürzt. Eine weitverbreitete Dauersorte ist die große Kasseler Renette, eine graue Renette, die trotz ihres Namens in der Regel nur Mittelgröße eneicht, leicht rissig wird, und im Durchschnitt Mitte Oktober geerntet werden muß, aber auch bis in den Frühling hinein haltbar bleibt. Der Apfel ist von vorzüglichem, stark würzigem Geschmack, den ich für meine Person sehr liebe. Ich stelle ihn in dieser Hinsicht dem Schönen von Boskoop fast gleich. Der weiße Winterkalvill ist bekanntlich nur eine Sorte für ganz bevorzugte Lagen, die in rauhen Lagen selbst an Süd- mauern nur ungenügend entwickelte, stippige und schorfige Früchte liefert. Es gibt verschiedene Apfelsorten, die in weniger günstigen Lagen als ziemlich vollwertiger Ersatz für den weißen Winterkalvill angepflanzt werden können. Eine solche Sorte ist der gelbe Bellefleur, in Form und Farbe dem weißen Winterkalvill ähnlich , aber höher gebaut (Abbildung 2). XX, 47 Die Öartenwelt. 555 Bei guter Lagerung hält sich diese Sorte bis Mai. Was mir an ihr nicht gefällt, ist das verhältnismäßig große Kernhaus und ihre Empfindlichkeit gegen Spätfröste. Im Vorjahre erfroren mir fast die gesamten Früchte am 20. oder 21. Sep- tember am Baume, in diesem Jahre haben sie dagegen in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober— 5 Grad Celsius standgehal- ten ; sie sind erst am 18. Oktober abge- nommen worden. Es ist auch bei dieser Sorte wichtig, sie so- lange als möglich am Baume zu lassen, und dies wird durch den Umstand begünstigt, daß sie bis zuletzt festsitzt. Der gelbe Belief leur ist als Spät- träger verschrieen, meine Bäume be- gannen aber früh- zeitig mit Tragen und liefern Jahr für Jahr gute Ernten. Die diesjährige Ernte war eine Vollernte. Ein großer Teil der Aepfel sind vollendete Paradefrüchte, aber auch die kleineren lassen sich noch als Früchte erster Güte verkaufen, da sie immer noch verhältnismäßig stattlich sind. Der gelbe Bellefleur ist Schau- und Tafelapfel zugleich, im Geschmack dem weißen Winterkalvill fast gleichwertig. Verschiedene meiner Kunden lassen sich die Ansicht nicht ausreden, daß es sich bei dieser Sorte um den Apfel handle, den sie in Meran gegessen haben, mit welchem sie den weißen Winter- kalvill meinen. Als noch besseren Ersatz für den weißen Winterkalvill möchte idi den London Pepping (Abbildung 4) bezeichnen. Er gehört zum Normalsortimente der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg, und das mit vollem Recht. Ich habe ihn hier überall vorzüglich gedeihend und fast all- jährlich reich tragend gefunden. Fast stets ist der Frucht- ansatz übergroß ; er muß dann aber gründlich ausgedünnt werden, wenn man nicht kleine und unansehnliche Früchte ernten will. Nach sorgfältiger Ausdünnung entwickeln sich die bleibenden Früchte tadellos bis zur annähernden Größe des Winterkalvills. Sie sind gleich jenen des Weißen Winter- Abb. 4. London Pepping. Abb. 3. Minister von Hammerstein. kalvills leider recht empfänglich für Schorf und waren trotz fünfmaliger Bespritzung mit Schwefelkalkbrühe die einzigen meiner Pflanzung, die im verflossenen nassen Sommer nicht ganz schorffrei blieben. Die Frucht sitzt bis Mitte und Ende Oktober fest am Baum, muß so spät wie möglich gepflückt werden, ist aber dann nach einer Lagerung von wenigen Tagen bereits genußreif, prächtig im Geschmack und bis April und Mai haltbar. Gelber Bellefleur und London Pepping sind in jeder Hinsicht erstklassige späte Tafeläpfel. Als weiteren hochwertigen spätesten Tafelapfel möchte ich den Schönen von Pontoise empfehlen, eine große bis sehr große, flach gebaute, auf der Sonnenseite hübsch rot gezeichnete Frucht (Abbildung 4). Es handelt sich hier um einen Edelapfel von unvergleichlicher Güte, der im Geschmack der Cox' Orangenrenette als fast gleichwertig zu erachten ist. Mit dieser Güte vereinigt er äußere Schönheit. Die Sorte trägt Jahr für Jahr, meist überreich. Die Früchte sitzen fest am Baum und werden in günstigen Jahren am besten erst An- fang November ge- pflückt. Bei guter Lagerung sind sie bis April haltbar. Ein weiterer Spät- apfel, mit dem ich vorzügliche Erfah- rungengemachthabe, ist der purpurrote Cousinot. Infolge Schöner von Pontoise. 556 Die Gartenwelt. rS, 47 seiner tiefroten, glänzenden Färbung wird er als Weihnachts- apfel geschätzt. Die Frucht ist im Durchschnitt nur klein, doch ernte ich jährlich in feuchter Lage meiner Pflanzung Früchte von ansehnlicher Größe, die allgemein bewundert werden, auch im Geschmack so manche andere als Tafelapfel empfohlene Sorte übertreffen. Ich habe es mehrfach erlebt, daß Käufer, welchen ich Muskatrenette und pupurroten Cousinot als Kostproben gab, den letzteren bevorzugten und be- stellten. Pflückreif ist diese Sorte gegen Mitte Oktober, haltbar bis Mai und Juni. Abgesehen von ihrer Eigenart und Schönheit, empfiehlt sie ihr alljährliches reiches Tragen. Auch in den schlechtesten Obstjahren brachte der purpur- rote Cousinot bei mir stets mittlere und gute Ernten. Zum Schluß möchte ich noch den Adersleber Kalvill als Spätsorte empfehlen. Von ihm befinden sich drei verschiedene Formen im Handel, die nicht als gleichwertig zu erachten sind. Er trägt reich, wenn auch nicht alljährlich, ist nach warmen Sommern hübsch gefärbt, d. h. auf der Sonnenseite ansprechend gerötet, wird dann mittelgroß bis groß, leidet aber in feuchten Sommern oft an Stippe. Man sollte diese Sorte ebenfalls solange als möglich am Baume lassen, aber sie fällt von Ausgang September ab oft stark und muß dann wöchentlich mehrmals durchgepflückt werden. Ich habe meine Bäume in diesem Jahre von Anfang bis Ende Oktober nach und nach abgeerntet. Haltbar ist der Adersleber Kalvill bis zum vorgeschrittenen Frühling. Er soll ein Kreuzungsprodukt zwischen Gravensteiner und weißem Winterkalvill sein, was ich ernstlich bezweifeln möchte. Er ist ein feiner Tafelapfel, hat aber nichts von seinen angeblichen Eltern und dürfte ein Zufallssämling sein. Der verstorbene Baumschulenbesitzer Bertram in Stendal hat sich um die Verbreitung dieser Sorte große Verdienste erworben; er verehrte mir 1904, um mich für dieselbe zu interessieren, die Halbstämme meiner Pflanzung, die sich inzwischen zu wahren Prachtbäumen entwickelt haben. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Einiges über Schulgartenbestrebungen. Von Hans Gerlach, Gartenarchitekt. (Hierzu eine Abbildung nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme.) Nur einigen Volksschulen waren bisher Schülergärten an- gegliedert. Die Ent- stehung und Entwick- lung der wenigenGärten , darin unsere Schul- jugend unter Aufsicht und Anleitung ihres Klassenlehrers sich gärt- nerisch betätigen kann, beruht lediglich auf dem Interesse einzelner Lehr- kräfte, und zwar meist solcher Lehrer, die vom Lande' , in die Groß- stadt versetzt wurden, alsoauc^ gartenbauliche Kenntnisse, Liebe zur Natur vom Lande aus mit in die Stadt brachten. Wie nun die Kriegs- zeit unser ganzes Volks- leben in gesunde Bahnen Ein Kriegsschülergarten. Nach einer für die „Gartenwell" gefertigten Aufnahme. zurück lenkt , hat damit auch die Schulgartenbestrebung machtvoll eingesetzt. Es entstanden allerorts Kriegsschüler- gärten. Das Leitmotiv all dieser Schülergärten war aller- dings in erster Linie, mit Hilfe der Schulkinder brach- liegendes Baugelände in ertragreiche Gärten zu verwandeln. Gerade diese Tätigkeit brachte neues Leben in den deutschen Kleingartenbau, dem nun auch die Lehrerschaft größte Auf- merksamkeit schenkt. So schreibt zum Beispiel Walter Classen in der „Thüringer Lehrerzeitung" betreffs des Klein- gartenbaues: „Hier steigt die leuchtende Hoffnung der deutschen Zukunft auf. Unser Volk lernt wieder, daß das Paradies nicht ist, am Sonntag für Tingeltangel und hundert Betäubungen 20 Mark ausgeben zu können, sondern daß das Paradies ist Gartenland." — Soll unsere Großstadtbevölkerung, die dem Gartenleben oft fremd gegenübersteht, wieder dazu erzogen werden, so muß hier meines Erachtens bei der Erziehung der Jugend damit begonnen werden. Die Elementarlehren des Garten- baues muß der heranwachsende Mensch von der Schulbank mit hinaus ins Leben nehmen. Der deutsche Verein für Wohnungsreform sagt infolgedessen mit Recht in einer Flug- schrift: „Den Schulverwaltungen falle eine besonders be- deutsame Aufgabe zu, durch Betrieb geeigneter Schulgärten in der Jugend den Sinn für Gartenbau zu wecken und die Fähigkeiten und Kenntnisse für ihn zu entwickeln." Ich möchte bei dieser Gelegenheit besonders auf die be- achtenswerte Schrift des Herrn Heinrich Förster, Rektor der Weidenborn-Mittelschule zu Frankfurt a. M., „Der Kriegs- schülergarten, ein Beitrag zur Frage der erzieherischen und volkswirtschaftlichen Bedeutung der Schulgärten". Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung, Leipzig und Frankfurt a. M., hinweisen. Mit Rücksicht auf die Einordnung der Gartenarbeit im Lehr- plan und auf die Stoffverteilung fordert er eine pflichtgemäße Beteiligung der Knaben und Mädchen an den Gartenarbeiten; dabei begnügt er sich nicht nur mit der praktischen Be- tätigung der Jugend im Garten, sondern gruppiert in den Stundenplan des Winterhalbjahres wöchentlich zwei Stunden Gartenkunde. Rektor Förster weist mit seiner Schrift auf den rechten Weg, wie der Kleingartenbau wirksam gefördert wird, und es ist hocherfreulich, daß diese Anregung, die ohne Zweifel Erfolg zeitigen wird, gerade von selten der Lehrer- schaft ausgeht, denn die Wichtigkeit des Klein- gartenbaues für die Gesundheit und Er- ziehung des heranwach- senden Geschlechts for- dert nicht nur die Mit- arbeit, sondern auch die Anregung von selten der Lehrer. Uns Garten- fachleuten fällt hierbei lediglich die Aufgabe zu, geeignete Stätten für die gartenbauliche Tätigkeit unsererjugend zu schaffen und mit praktischen Erfahrungen und technischem Kön- nen den Bestrebungen den endgültigen Erfolg zu sichern. Mögen sich X2;, 47 Die Gartenwelt. 557 alle Gartenbeamten unserer Städte diesem Arbeitsfeld tat- kräftig zuwenden und Hand in Hand mit der Lehrerschaft aus den Kriegsschülergärten eine bleibende Einrichtung für alle Zeiten und alle Schulen schaffen, den Schülergarten; sie leisten damit nicht nur unserem Volk, sondern auch unserer Gartenkultur einen unschätzbaren Dienst. Gärtnerische Reisebilder. Streifzüge durch die polnische Landwirtschaft. Vorerntezeit — Vorerntenot. Von Curt Schürer, zzt. im Osten. Wenn irgendetwas die Bewohner der von uns besetzten Ge- biete von deutscher Organisationsfähigkeit, Gerechtigkeitsliebe und Klarheit der Gesinnung überzeugen konnte, so war es die Art, wie die Lebensmittelversorgung geregelt wurde. Wie ganz anders nimmt sich die nackte Tatsache aus, daß auch iä der schweren Uebergangszeit von einem Erntejahr ins andere die Bevölkerung ernste Not nicht zu leiden brauchte, gegenüber der schonungs- losen Aushungerungspolitik unserer Gegner. Welcher Mißton zwischen ihrem Geschrei von Volksbefreiung und Volksbeglückung und ihrem wirklichen Verhalten gegen die Völker, die sie sich zum Gegenstande ihrer Befreiungswünsche gemacht haben. Sie fanden noch immer nur Klauseln und Bedingungen, und der Not- schrei der Völker ließ sie kalt. Weil sie selbst sich allmählich daran gewöhnt haben , Worte und Verträge nicht zu achten, glaubten sie sich auch bei uns gegen Unehrlichkeiten schützen zu müssen und gelangten nicht zu der Einsicht, daß uns selbst die Sorge um die Bevölkerung am Herzen liegen müßte. Die Logik der Tatsachen kennen unsere Gegner schon lange nicht mehr, die Furcht davor läßt sie das Gesicht verhüllen, selbst auf die Gefahr, dem Abgrund zuzustreben. Aber wir haben trotzdem aus eigener Kraft und eigenen Mitteln der Bevölkerung der besetzten Gebiete das Lebensminimum ver- schaffen können ; wir werden das auch weiter tun. Das hat im wesentlichen dazu beigetragen, in der Bevölkerung jenes starke Gefühl des Geborgenseins und der Sicherheit hervorzurufen und Vertrauen zu der Zuverlässigkeit und dem guten Willen unseres Volkes zu erwecken. Vorerntezeit — Vorerntenot ! Gewiß, auch wir in der Heimat mußten in diesem Kriege einmal Bekanntschaft damit machen. Aber es hat in uns nicht jenes böse Gespenst von Hungersnot und bitterem Mangel hervorgezaubert wie hier. Wir hatten im Frieden überhaupt nicht mit solchen Zuständen zu rechnen, und im Kriege waren wir in unserer Anpassungs- und Organisations- fähigkeit immer gerade noch ein bißchen schneller gewachsen als die Not. Eher zu optimistisch war das Volk in seinem Vertrauen; es unterschätzte darin manchmal die Kräfte, die Möglichkeiten und die schwere Sorge der verantwortlichen Persönlichkeiten. Hier in Polen ist das anders. Vorerntezeit war hier zu allen Zeiten auch Vorerntenot. Sobald der Winter vorüber! war und der Früh- ling ins Land zog, kam immer auch für die arme Bevölkerung die bange Sorge der Vorerntenot. So zeitig und elementar trat diese auf, daß sie zu Zeiten die Form einer chronischen Hungersnot annahm. Die Regierung war meist machtlos. Ganz gewiß hat es nicht an Vorräten und an Möglichkeiten, diese zu verteilen, gefehlt. Gefehlt haben nur der Wille und die Männer, die Ehr- lichkeit genug besaßen, hier einzugreifen. Das Volk war ganz auf Selbsthilfe angewiesen. Die Bauern sind durchaus nicht alle so gestellt, daß sie ein ganzes Jahr von dem Ertrag ihrer Ernte leben könnten. Es gibt ein starkes Bauernproletariat. Sie könnten es schon und müßten es, wenn man ihnen die Möglichkeiten zur intensiven Ausnutzung ihres Grund und Bodens und zur ent- sprechenden Umwertung ihrer Produkte verschafft hätte. Warum können sie es heute unter um so vieles schwierigeren Verhältnissen ? Die Gewinne haben immer andere davongetragen. Der Bauer darbte, um anderen die Säckel zu füllen. Das Volk wußte das auch und hat sich oft genug dagegen zu wehren gesucht. Gerade diese Erkenntnis trieb den polnischen Bauern immer wieder dazu, sein kommunistisch-demokratisches Prinzip, das so typisch für alles slavische Empfinden ist, durchzusetzen. Die Gelegenheitsverdienste waren aber für die polnischen Bauern sehr gering. Sie sind heute schon ganz anders, und zu allen Zeiten ist der Bauer mit seinem Gespann heute begehrt, und was der Boden zur Ernährung nicht geben konnte, das kann jetzt von den Nebenverdiensten beschafft werden. Vorerntezeit war für den polnischen Bauern immer mit dem Gedanken an schwere Entbehrungen verknüpft. Wenn das schon im Frieden so war, so ist es verständlich, mit welcher Angst er dieser Zeit in diesem Jahre entgegensah. Und nun ist das Erstaunen groß, daß alles ganz anders gekommen ist, daß er besser durchgekommen ist als vor dem Kriege. Vorerntezeit unterschied sich in diesem Jahre kaum von jeder anderen Zeit, und Vorerntenot bestand in nichts anderem als in der sparsamen Zuteilung aller Lebensmittel, deren Menge in der Vorerntezeit nicht herabgesetzt zu werden brauchte und noch immer jedem das zum Leben Notwendige zu- sicherte. Die Bevölkerung hat uns die Anerkennung nicht versagt, und niemand hat so wie der polnische Bauer den Wunsch, daß dies so bleiben möchte. Es liegt kein Grund vor, nach dem Frieden wieder die alten Zustände einreißen zu lassen. Der polnische Grund und Boden nährt sein Volk und leistet noch mehr als das. In der Entwicklung des polnischen Bauernstandes aber liegt die Kraftentfaltung der ganzen Nation, und wer auch immer der Führende in Zukunft sein mag, nur in dieser Richtung wird er dieses Land entwickeln können. Vorerntezeit — Vorerntenot ist mehr als ein bloßer Zustand, es ist ein Symbol für die Ent- wicklungsstufe eines Volkes, und mit dem Verschwinden dieses Symbols ist erst die Höherentwicklung Tatsache geworden. Friedhofskunst. Ein Waldfriedhof in den Vogesen. Von Curt Reiter, zzt. im Felde. (Hierzu sechs Abbildungen nach für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Unter allen Kreuzen, Die in Frankreich stehn. Muß nun meine Liebe Deines suchen gehn. Ist's im Friedhofsgarten, Wo die Glocke klingt, Oder tief im Walde, Wo die Drossel singt? Oder auf dem Felde, Rings von Himmelslicht Golden eingewoben ? Ach, ich weiß es nicht! — Ein tiefer Schmerz zittert aus diesen einfachen Worten. Ein stilles Weinen um den Gefallenen, dessen letzte Ruhe- stätte man vergeblich sucht. Zahllos werden die namenlosen Gräber sein, wo es der sorgenden Liebe der Kameraden nicht mehr möglich war, ein Kreuzlein über dem Grabhügel des Gefallenen zu errichten. Erst der Stellungskrieg konnte hier Wandel schaffen, und man muß aufrichtig anerkennen, daß seither viel geschehen ist, um den Helden, die ihr Leben für ihr Vaterland dahingegeben haben, eine würdige Ruhestätte zu bereiten. Nicht von den großen Massenf ried- höfen will ich hier sprechen, die im Etappengebiet liegen und für welche reichliches Pflanzenmaterial und ausreichende Mittel zur Verfügung standen ; auch im Kleinen ist sehr viel Schönes geschaffen worden, und die Gräberfelder der einzelnen 558 Die Gartenwelt. XX, 47 Truppenteilen bergen manches reizvolle Bild und manchen schönen Gedanken, der in die Tat umjjesetzt wurde. Eine Perle unter diesen kleinen Gräberfeldern ist der Waldfriedhof vom 2. Bataillon des Ersatzinfanterieregiments Nr. 23 auf den Höhen der Vogesenberge. Dem Bataillons- führer, Major Leuthold, der mit tiefem künstlerischen Ver- ständnis die Arbeiten ausführen ließ, ist es zu danken, daß den Gefallenen seines Bataillons eine Ruhestätte bereitet werden konnte, die ihrer würdig ist. Wie ein Edelstein im grünen Grunde liegt der kleine Fried- hof mitten im tiefen Berglande. Hohe Buchenkronen rauschen und flüstern über ihm das Lied von der Ewigkeit. Der Kuckuck ruft im Walde und Wildtauben gurren im Holz. Goldenes Son- nenlicht irrt durch den grünen Waldesdom und malt zitternde Bilder auf Grab und Stein. Eine ernste, dunkle Fichtenhecke in breiter Führung faßt das Gräberfeld zusammen. Schon von fernher grüßt zwischen grauen Buchenstämmen das schlichte und doch künstlerisch durch- gearbeitete Eingangstor. Urnengekrönte Pfeiler aus rotem Sandstein vermitteln wirkungsvoll den Uebergang zur tief- grünen Linie der Einfriedigung. Wir treten ein, und uns umfängt die ernste Stille gehei- ligten Bodens. Ein freier Platz nimmt uns auf, gleichsam als ob wir die Halle des Hauses betreten. Aus sorgfältig ge- ebnetem Grund er- heben sich verein- zelt stehende Wald- bäume, wie sie der Wille des Schöpfers dort wachsen ließ. Zu beiden Seiten sind Ruhebänke angeord- net, von welchen die ganze Sdiönheit des Platzes auf uns ein- wirken kann. Ein- fache Bänke sind es, aus schwerem Eichen- Eingang zum Waldfriedhof. Rechts der Verfasser. Teilansicht des Waldfriedhofs. Im Vordergrunde ein Doppelgrab^aer Maschmen- gewehrkompagnie. Die niedrigen, mit Moos bewachsenen Hügel in der Art der Hünengräber verbindet ein großer Sandsteinblock, der frei auf geschichteter Felsunterlage ruht. holz, die auf Sandsteinblöcken ruhen, umrahmt von blühender Heide, die scheinbar regellos, aber wie ein breites, purpurnes Band den Vorplatz nach dem Rasen abschließt. Lassen wir den Blick nun weiter in die Tiefe des Waldes schweifen, so sagen uns efeubewachsene Hügel und moosiger Stein , ragende Grabdenkmäler und schlichte Kreuzlein aus Holz, daß wir die eigentliche Gräberstätte vor uns haben. Die Bildhauerarbeiten zeigen deutlicher als viele Worte, wie wir das Andenken der ge- fallenen Kameraden ehren. Der rote Sandstein der Vogesen lieferte einen prächtigen Werk- stoff dazu. Sein warmer Ton ergibt mit dem Grün des Waldes und dem Grau der Buchenstämme eine Farbenharmonie von wun- derbarer Schönheit, die den Be- schauer unwillkürlich gefangen nimmt. Einzelne Fichtenstämm- chen sind zwischen die Gräber gestreut, die die Wirkung der Grabdenkmäler erhöhen sollen ; wir begegnen hochragenden Trupps des roten Fingerhuts und der Hecke angelehnt wilden Gin- sterbüschen, deren leuchtendes Goldgelb zur Frühsomraerzeit mit dem dunklen Grün der Hecke wirkungsvolle Farbengegen- sätze ergibt. An bevorzugten Stel- len des Friedhofes finden wir hübsch ausgestattete Massengräber, in welchen diejeni- gen Kameraden ein gemeinsames Grab gefunden haben, die vereint in den Tod gegan- gen sind , etwa durch Volltreffer in den Unterstand und dergl. Wir haben keinen Un- terschied zwischen Freund und Feind gemacht ; auch der tapfere französi- scheKamerad, der im Kampfe fällt, erhält auf seiner letzten Ruhestätte einen Gedenk- stein zur späteren Kunde, wo er be- XX, 47 Die Gartenwelt. 559 graben liegt. Hoch wölbt sich über dem ganzen Kirchhofs- frieden die grüne Kuppel des Waldes, zu welcher ein wuchtiges, stimmungsvolles Denkmal aufstrebt, das dem Andenken der Gefallenen gewidmet ist. Freilich hatten wir bei der Anlage des Friedhofes auch mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Nicht allein, daß wir das gesamte Material von weither keuchend auf die hohe Bergkuppe tragen mußten, wir hatten bei den Arbeiten auch viel unter dem heftigen Feuer des Feindes zu leiden. Rings um den Friedhof reiht sich Minentrichter an Minentrichter Gräber zweier Offiziere, die im Kampf um ein feindliches Grabenstück fielen. und die in nächster Nähe einschlagenden Geschosse überschütteten uns oft mit einem Eisenhagel, der das Arbeiten fast zur Unmöglichkeit machte. Ein gütiges Geschick hat es aber bisher gefügt, daß die Ruhe der Toten nicht gestört worden ist. Auf dem Friedhof selbst niedergehende Minen haben bisher nur Löcher in die Wege gerissen oder krepierten in den Baumkronen. Erst das Ende des Völkerringens wird allen jenen den ewigen Frieden geben, denen es nicht vergönnt war, in ihr Vaterland zurückzukehren. Auch in späteren Jahren, wenn keine sorgende Hand mehr die Gräber schmückt, wird die Schönheit dieses stillen Gottesackers nicht vergehen. Die Hecke freilich wird verwildert in die Höhe wachsen ; wenn wir eintreten, wird das alte Tor sich kreischend in den rostigen Angeln drehen, dann aber umfängt uns wieder der Frieden der stillen Waldeinsamkeit. Ueppiger Efeu umspinnt träumerisch Fels und Hügel, ragende Grabdenkmäler schauen uns entgegen ; sie tragen den Edelrost der Zeit, samtgrün schimmerndes Moos auf ihren Häuptern; aber aus verwittertem Stein grüßen unvergänglich die Namen derer, die hier geblutet haben, und wir gedenken ehrfürchtig der großen Zeit, die so- viel Helden erstehen ließ. Einzelgrab. Plaudereien. Der gute Ton in Park und Garten. Von M. Holthausen. Ich bekenne mich zu einer großen Lücke in meiner literarischen Bildung: ich habe nie ein Buch über guten Ton, Etikette, feine Sitten usw. gelesen. Ob man das merkt? Ich weiß es nicht und müßte da vielleicht eine Rundfrage bei meinen Bekannten veranstalten. Das würde aber etwas lange dauern, und wer weiß, vielleicht wären dieSwahren Antworten nicht angenehm und die Massengrab, im Halbkreis von niedriger Fichtenhecke umgeben. Auf polsterartigem Grunde von grünem Plattenmoos ein breites Kreuz aus vollblühender Heide, zu beiden Seiten des Grabsteins roter Fingerhut, der zzt. der Aufnahme verblüht war. 560 Die öartenwelt. XX, 47 angenehmen nicht wahr. Wie das bei so heiklen Fragen zu gehen pflegt. Also erwähne ich die obengenannte Tatsache nur, um mich zu entschuldigen, wenn icl> unbewußt ein Plagiat begehen und Dinge sagen sollte, die von anderen bereits früher und besser gesagt sind. Abgeschrieben habe ich nicht, außer von dem großen, allzeit offenen Buche des Lebens. „Nicht nur die Regeln, die man zu befolgen, sondern auch die Fehler, die man zu vermeiden hat, muß man kennen," hat einmal ein feiner Kopf in Bezug auf das Erlernen fremder Sprachen ge- sagt. In dieser Hinsicht hat die Behauptung etwas Originelles; sonst aber gilt das so ziemlich von allen Dingen. Siehe die zehn Gebote, die der Mehrzahl nach Verbote sind. Man kann den Leuten nicht gebieten, Verständnis für das Schöne, Bewunderung für die Natur zu haben, das wäre lächerlich oder überflüssig. Aber man kann ihnen verbieten, mutwillig Schaden anzurichten, Schönes zu entstellen, Ordnung zu zerstören. Das können sie lassen, denn es liegt in ihrem freien Willen. Wie oft sich dieser aber leider nach der unerwünschten Seite wendet, davon weiß jeder zu erzählen, der viel in öffentlichen Parks und Anlagen verkehrt. „Die Anlagen werden dem Schutze des Publikums empfohlen," steht groß und deutlich auf mancher Anschlagtafel. Es könnte auch heißen : „Hier hat man den Bock zum Gärtner gesetzt." Denn launisch und verheerend wie dieser liebe Vierfüßler, wenn er zufällig in einen Garten gerät, pflegt das um Schutz gebetene Publikum zu hausen. Man sehe sich nur einmal, besonders nach einem Feiertag, die Plätze in großen öffentlichen Gärten an, wo die Sonntagsgäste der Natur geweilt haben. Abgerissene Blätter, zertrampelter Rasen, Bänke mit Zeichnungen, die an altägyptischen Stil erinnern, mit Namen und Namenszügen, wenns gut geht, mit Bleistift, in schweren Fällen mit dem Messer verbrochen, so steht mir wenigstens manch heimatlicher Platz in der Erinnerung, und so wird es wohl im wesentlichen auch heute noch sein. Mit Aus- nahme vielleicht — leider — der vielen Butterbrotpapiere und Wurstschalen, die den Beweis lieferten, daß man hier die Natur „angegessen" habe. Verschönernd war dieser Zug im Gesamt- bild gewiß auch nicht, aber ich wollte doch, er wäre wieder da, wie zur froheren, „kartenlosen" Zeit. Denn man glaube ja nicht, daß ich mit diesen Bemerkungen einen Stein auf diejenigen Leute werfen will, denen die harte Arbeit der Woche nur ge- stattet, sich Sonntags ins Freie zu begeben. Nichts liegt mir ferner. Ich gönne jedem Fabrikarbeiter, jedem Mann aus dem Volke den Sonntagsausflug mit Weib und Kind, jedem und jeder Dienenden den lang ersehnten freien Nachmittag. Denn auch ich bekenne mich zu dem Grundsatz, daß alle Menschen, ohne Aus- nahme, die Pflicht zur Arbeit und das Recht auf Freude und Er- holung haben. Man kann ja trotz unserer sehr guten Schulen und höchst anerkennenswerten Volksbildung nicht von jedem das verlangen, was man unter feiner Bildung versteht, die sich in der Mehrzahl der Fälle auch wieder auf eine Negation zurückführen läßt, nämlich, daß man Dinge nicht tut, die man eigentlich tun möchte. Der feingebildcte Mensch ist eben ein Kulturgewächs, und das muß sich einige Eingriffe in seine Freiheit gefallen lassen, da hilft nun einmal alles nichts. Eine angeschriebene und verkratzte Bank verstößt gewiß gegen den guten Ton ; sie ist ein unangenehmer Anblick, und seit der Er- findung des Tintenstiftes kann sie sogar gefährlich für helle Kleider werden. Die Sitte oder vielmehr Unsitte, seinen Namen zu schreiben, wohin er nicht gehört, ist indessen so alt und so ver- breitet, daß sie irgendeinen tieferen Grund haben muß. Goethe erzählt in „Wahrheit und Dichtung" : „Ich war nach Menschenweise in meinen Namen verliebt und schrieb ihn, wie junge, ungebildete Leute pflegen, überall an." Das war damals schon, das ist heute noch. Goethes Nachfolger können sich also auf ihren großen Vor- gänger berufen, wenn sie von dessen Bekenntnis wissen. Nur gibt Schopenhauer eine sehr böse Erklärung des Wunsches, sich in dieser Weise zu verewigen. „Der Ort in seiner Bedeutung oder SAönheit," sagt er, „wirkt nicht auf den gewöhnlichen Menschen, darum sucht er auf ihn zu wirken und schreibt seinen Namen hin." Ich will dem großen Philosophen nicht widersprechen, glaube aber doch, der Grund dieser Gewohnheit ist in den meisten Fällen gleichzeitig tiefer und einfacher. Es ist die Eitelkeit der Leute, die Ueberzeugung von der großen Wichtigkeit der eigenen Person, die Sucht, diesen Gefühlen einen sichtbaren Ausdruck zu geben — alles das trägt wohl die Verantwortung für diese Schreib- übungen, die man ja in Menge auch an höchst gleichgiltigen Orten, wie Badezellen und Kupeefenstern, findet. Die Sache kann übrigens auch wie so ziemlich alles zur Passion, zum Sport werden. Das beweist die alte Geschichte von dem Herrn Keeselak ; Scheffel schließt eines seiner Gedichte, das eine Bergbesteigung schildert: „Auf der höchsten Spitze prangt der Name Keeselak." So, nicht mit ie, soll die richtige Schreib- weise des Namens sein. Dessen Besitzer war, wenn ich mich recht erinnere, ein österreichischer Beamter. Er machte viele Berg- partien und sonstige Reisen und schrieb überall, wo es erlaubt und nicht erlaubt war, seinen Namen hin. Er hatte dadurch eine Art Berühmtheit erlangt. Ob nun aus diesem oder einem andern Grunde, kurz, dieser gar so sehr in seinen Namen verliebte Mensch hatte einmal eine Audienz bei dem Kaiser Franz, der dabei die Eigentümlichkeit des Besuchers erwähnte. Kaiser Franz war ein sehr leutseliger Fürst. Als sein Gast gegangen war, blickte er zufällig auf den Schreibtisch, in dessen Nähe jener gestanden hatte und rief aus : „Da hat mir der Mensch wahrhaftig auch seinen Namen hingeschrieben I" „Keeselak" stand schön und deutlich auf der Platte des kaiser- lidien Schreibtisches. Dem Wunsche der Menschen, an denkwürdigen Stätten eine Erinnerung an ihre Anwesenheit zu hinterlassen, ist eine gewisse Berechtigung indessen nicht abzusprechen ; Beweis dafür sind die vielen Fremdenbücher an solchen Orten. Dahinein kann man loyaler Weise seinen Namen schreiben und was einem außer diesem etwa sonst noch einfällt zum Spott oder zum Vergnügen der Nach- folger, je nachdem es ausfällt. Das Verkratzen und Beschreiben von Tischen und Bänken ist entschieden eine Sünde gegen den guten Ton, allein sie ist immer noch verzeihlicher, als wenn die Unart sich gegen die Natur selbst richtet und Gedankenlosigkeit oder frevelhafter Uebermut in einem Augenblick zerstört, was Jahre brauchte, um zu werden und sich oft schwer wieder ersetzt. Ich benutzte einmal in einem südlichen Badeort häufig den Weg durch den Garten einer Villa, deren Besitzer abwesend war. Der Gärtner hatte mit Erlaubnis seines Herren dem Publikum den Durchgang gestattet, der für viele eine bedeutende Abkürzung des Weges zur Badeanstalt war. Eines Morgens fand ich das Gittertor versperrt. Der Gärtner stand zufällig dahinter, und ich fragte ihn nach dem Grund der Aenderung. „Ihnen will icli es erklären," sagte er, „bitte, kommen Sie mit." Er schloß auf und führte mich zu einer Doppelreihe prächtiger amerikanischer Agaven, zwischen denen man zum Strand hinabging. Von allen den mächtigen Blättern waren die Endspitzen abgeschnitten ; es sah abscheulich aus. Da war es wirklich so : Eine ruchlose Hand hatte in wenigen Minuten zerstört, was Jahre gebraucht hatte, um sich zu entwickeln, denn Agaven wachsen bekanntlich recht langsam. „Ja," sagte ich, ,,nun verstehe ich freilich, warum Sie die Pforte zusperren." Und ich ging von da an den weiten, heißen Weg zum Bade, ein schuldloses Opfer für die Sünden anderer. Bekannt ist eine Anekdote von Bismarck, der auch seinen Park in Friedrichsruh unvorsichtiger Weise dem Publikum ge- öffnet hatte. Er traf einmal eine Gesellschaft von Hamburger Ausflüglern dabei an, wie sie schonungslos einen schönen, seltenen Strauch rupften. „Bitte, bedenken Sie," sagte der Fürst, „wenn alle Besucher dieses Parks das gleiche täten, so würden auf den Büschen bald nicht mehr Blätter sein, als Haare auf meinem Kopfe." Und da ich gerade beim Erzählen von Parkanekdoten bin, will ich noch eine hinzufügen, die allerdings die Sache von einer ganz anderen Seite beleuchtet. Vor wenigen Jahren war die Kaiserin Eugenie in Paris und besuchte auch den Tuileriengarten, XX, 47 Die Gartenwelt. 561 Um sie als Andenken aufzubewahren, pflückte sie eine kleine Blume. Sofort trat ein Parkwächter, der dieses verbotene Tun beobachtet hatte, vor sie hin, verwies es ihr und fragte nach ihrem Namen. „Eugenie", antwortete die Kaiserin. „Eugenie", wieder- holte der Mann, „das ist doch kein Name." Wie die Sache weiter- ging, wurde nicht erzählt ; ich denke mir, der Parkwächter hat, nach- dem er seine Pflicht erfüllt, die alte Dame mit ihrem bescheidenen Raub wohl ruhig ziehen lassen. Aber es liegt eine unendliche Tragik in dem kleinen Vorfall. Einst die verehrte, angebetete Herrin und nun, an der gleichen Stätte, die Fremde, Unbekannte, die ihre Hand nicht nach einer schlichten Blume ausstrecken darf. „Sic transit gloria mundi", nie hat dieses Wort besser gepaßt. Ja, die Blume, die wir in der Fremde, oft an Orten, wo dies streng verboten ist, heimlich pflücken, ehrlich gesagt : stehlen — oder mopsen, schnipfen und was es sonst noch für milde Um- schreibungen solcher gesetzwidrigen Handlung gibt — sind sie auch eine Sünde gegen den guten Ton ? Nach der Katechismus- definition gewiß keine Todsünde, eine recht läßliche sogar und, wenn man hier die Bedeutung ein wenig verdreht, eine solche, die man schwer lassen kann. Ich habe deren ziemlich viele auf dem Gewissen, kann aber nicht behaupten, daß sie mich sonderlich drücken. Wer sich in dieser Weise ein- bescheidenes Andenken pflückt, der zeigt der Stätte seine Liebe und Ehrfurcht dadurch und fügt ihr gewiß keinen ernsthaften Schaden zu. Manche Leute reden in solchem Falle von „sentimentalem Heu". Nun, das ist Auffassungssache, etwas völlig Persönliches. Es kommt auf den Grad von Phantasie und Gedächtniskraft an. Ist beides in ge- nügendem Maße vorhanden, dann kann solch eine vertrocknete, farblose Blume oft schöne, lebendige Bilder der Erinnerung hervor- zaubern. Man kann sich dergleichen ja mitunter an Orten sammeln, wo kein Parkwächter und keine Warnungstafel diesem Wunsche ent- gegentreten. Ich brachte mir aus Rom — selbstverständlich — auch ein Bild vom Grabmal der Cäcilia Metella mit, ein recht gutes sogar. Aber ich weiß nicht, ob die nun längst verblaßten roten Mohnblüten, die ich innerhalb der düstern Mauern pflückte, mir nicht noch lebhafter die Erhabenheit dieses Bauwerks, die ganze wundervolle Fahrt auf der Via Appia zurückrufen. Be- nutzen wir diese Königin der Straßen, wie sie von altersher heißt, um in ein bescheideneres Gebiet zu gelangen, in den eigenen Garten, der uns, mögen die anderen sein, was sie wollen, doch der nächste und liebste ist. Eigentlich sollte hier eine Kapitel- überschrift stehen: „Unser Garten und die anderen Leute." Es klingt da leider manch ein Mißton in den guten Ton hinein. Wenn der Garten auch Obstbäume beherbergt, wird wohl ein jeder, der so glücklich ist, einen solchen zu besitzen, sich für einen Augenblick recht unglücklich fühlen bei den Erinnerungen, die dieses Kapitel erweckt. Die Süßigkeit der verbotenen Frucht ist sprichwörtlich, und es will mir oft scheinen, als ob angesichts eines mit Früchten beladenen Obstbaumes in den dunkeln Tiefen des Menschenherzens Empfindungen aufstiegen, als sei alles, was die Natur freiwillig spendet, doch eigentlich auch Eigentum der ganzen Menschheit, im konkreten Falle also desjenigen, der es zuerst erwischt. Man wird mir vorwerfen, daß ich den Aepfel stehlenden Buben idealisiere. Das ist durchaus nicht meine Absicht. Ich finde es sogar sehr gerechtfertigt, wenn man sein Eigentum auch in dieser Hinsicht, selbst durch strenge Maßregeln, schützt. Ver- schenken — ja; so viel, wie man verantworten kann; stehlen lassen — nein. Wie geht es denn aber zu, daß Leute, die uns nie einen Heller baren Geldes fortnehmen oder veruntreuen würden, sich gar kein Gewissen daraus machen, unsere Trauben, Pflaumen, Aepfel, Nüsse usw. zu nehmen, ohne dabei an ein anderes Gebot zu denken, als an das mehr praktische als moralische ; „Laß dich nicht erwischen!" Und, man glaube nicht, daß nur Kinder, Dienst- boten, Arbeiter diesem Grundsatze huldigen. Ich erwähnte einmal, ich rühre in einem fremden Weingarten keine Beere an, und wurde einfach — ausgelacht, und zwar von sehr ehrenwerten, gewissen- haften Leuten weit höherer Gesellschafts- und Altersklassen, als die vorhin erwähnten. Da scheint mir ein Gebrauch sehr schön und richtig, den ich einmal als alte Reiseerinnerung von einer griechischen Insel er- zählen hörte. Dort war es jedem gestattet, von den Bäumen am Wege, auch von den überhängenden Fruchtzweigen der Gärten Obst zu pflücken und zu essen, so viel er wollte. Nur mitnehmen durfte er nichts. Dann gleicht sich die Sache wieder aus, und schlecht daran ist nur einer, der stets zuhause bleibt. Freilich sind solche Sitten bloß im Süden möglich, wo die Natur so ver- schwenderisch, und der Mensch so mäßig ist. Eine hübsche Geschichte vom Obststehlen wurde mir einmal in Volosca (bei Fiume) erzählt. Da besaß jemand in seinem Garten einen großen Feigenbaum, der nahe an der Mauer stand und seine fruchtbeladenen Aeste noch über diese hinausstreckte. Die Landstraße führte dicht vorbei. Eines Tages kommt Signor Antonio in seinen Garten und bemerkt, daß ein recht verstaubt und ermüdet aussehender Handwerksbursche die Mauer erklettert hat, gemütlich im Schatten des Baumes darauf sitzt und eine Feige nach der anderen verspeist. Im ersten Augenblick will der Be- sitzer natürlich den Dieb anrufen und davonjagen, aber gutmütig und menschenfreundlich, wie er wohl gewesen sein muß, denkt er: „Der arme Kerl ist gewiß hungrig und durstig, er soll essen." Und er beobachtet ihn von einem versteckten Platz aus. Ein Weilchen geht die Sache noch so fort. Dann zieht der Bursche bedächtig ein Messer aus der Tasche und beginnt eine besonders schöne Feige langsam zu schälen. Signor Antonio aber tritt vor und ruft: „Halt! Jetzt bist du satt! Wer Feigen schält, der ißt sie nicht aus Hunger! Schau, daß du weiter kommst !" Was denn auch sofort die gewünschte Wirkung hatte. Dem Hungrigen ward nichts versagt, Der Näscher wird davongejagt ! Das wäre so ungefähr die Moral von der Geschieht : Verse sind stets ein kürzeres Ausdrucksmittel als Prosa. Es mag wohl an den jetzigen Verhältnissen liegen, daß ich trotz meiner großen Liebe für Blumen, zunächst an die weniger idealen Darbietungen des Gartens gedacht habe. Die erwähnte dunkle Erinnnrung scheint auch da zu walten, denn das Eigentum des Nächsten wird in Bezug auf nicht eßbare Gartenprodukte gleichfalls meist recht wenig respektiert. Wie manche Leute z. B. mit dem Rasen umgehen, das kann einem Natur- und Garten- freund — der Kalauer ist unvermeidlich — oft zum Rasen bringen. Um sich ein winziges Stückchen Weg zu ersparen, trampeln sie ihn nieder; bald bildet sich auf dem mißhandelten Gras ein schmaler, dürrer Pfad, den ich einen sichtbaren Seufzer der Natur nennen möchte. Schmutzige Schuhe werden auf der grünen Fläche abgeputzt, Papierstücke, Zigarettenreste daraufgeworfen, und das auch von Leuten, die empört sein würden, wenn man ihre feine gesellschaftliche Bildung bezweifeln wollte. Wer einen hübschen Garten und gleichzeitig kinderreiche Familien unter seinen Bekannten besitzt, der weiß, was für gefährliche Gäste den Rasenplätzen und Blumenbeeten die lieben Kleinen sind. Denn diesen pflegt alles erlaubt zu sein, wenigstens von Seiten der zärtlichen Eltern. „Ach, die Kinder verstehen das ja noch nicht," sagen diese bei den Untaten ihrer Sprößlinge, und der unglückliche Gastgeber stimmt lächelnd zu aus Höflichkeit, während er innerlich die wilden Bälge zum Teufel wünscht. Ich verzeihe es ihm. Die Eltern aber sollten wissen, daß es auch im Garten einen guten Ton gibt wie im Salon, wo sie ihn — vielleicht — beherrschen. Oder trägt zu all diesen letzteren Rücksichtslosigkeiten vielleicht die geringe Achtung vor der Natur, die Ueberzeugung von der schnellen Vergänglichkeit gerade ihrer schönsten Gaben bei? Ist sie in dieser Beziehung eine allzu freigebige, nachsichtige Mutter? Es blühen ja immer wieder Blumen, neue Blätter und neuer Rasen sprießen. Was liegt daran, ob ich die herrlichen Rosen, die man für mich abgeschnitten, und deren Duft und Schönheit mich einige Minuten lang erfreute, achtlos auf dem Tisch verwelken lasse ? Am Strauch wären sie auch verblüht, im Wasser höchstens drei oder vier Tage hindurch frisch geblieben. Was liegt daran ? Der- gleichen ist doch nur von kurzer Dauer. 562 Die Öartenwelt. rS, 47 Dauer! Was ist Dauer? Ein relativer Begriff, eine läng'ere oder kürzere Spanne Zeit. Auf die ihm gebührende . Zeit aber hat, dächte ich, alles in der Welt Anspruch. Durch Zufall oder Notwendigkeit, durch die Herrschaft, die der Mensch sich über die Natur errungen hat, kann und muß diese Zeit oft verkürzt werden. Es ist aber nicht schön, wenn die Menschen ihre Macht in dieser Hinsicht mißbrauchen und sie, die selbst vergänglich sind, etwas gering schätzen, weil es n o ch vergänglicher ist. Man kann sich in Versen besser und kürzer ausdrücken, als in Prosa, sagte ich vorhin. Ich will daher diese ziemlich lange Plauderei mit einem Gedicht schließen, zu dem mich einmal die Frage eines allerliebsten Backfischchens veranlaßte; es heißt: Dauer. „Wie? einen Tag nur kann sie dauern, Die Blume, die so herrlich heut?" Sie sagte es beinah mit Trauern, Die rosig blonde, kleine Maid Vor frisch erschlossenen Blütenranken, Die ieis' im Morgenwinde schwanken. „Ja, einen Tag nur, liebe Kleine, Doch stets blüht eine neue auf." Ach, dann ist's gut! — Im Sonnenscheine Eilt sie hinweg mit schnellem Lauf. — Ich hab' ihr sinnend nachgesehen. — Der Blume ähnlich wird's dir gehen. Gleich ihr, wirst du nun bald erblühen In anmutsvoller Jugendpracht Und alle Blicke auf dich ziehen. Dann welkst du, eh' du es gedacht Und weichest andern — unbetrauert. — Nur, daß es etwas länger dauert. Manigf altiges. Mohnkultur und Opiumgewinnung auf dem Balkan. Auf dem Balkan ist der Mohnbau eine verhältnismäßig junge Erscheinung. Seine Geschichte dürfte kaum mehr als 50 Jahre zurückreichen. Hauptsächlich beschränkt er sich auf die Bezirke von Kossowo, Saloniki und Monastir. Das Opiumland umfaßt die Becken von Kumanowo, Uesküb, Köprülü und Ischtip, von Strumnitza und Tikvesch und von Prilep. Um die ungefähre An- baufläche zu ermitteln, empfiehlt sich die Berechnung nach der Gesamternte. Ein vorzügliches Ernteergebnis wird nach lang- jähriger Beobachtung mit 18 Oka Opium pro ha und 120 000 Oka (1 Oka = 1,28 kg) Gesamternte berechnet. Als Anbaufläche auf dem Balkan sind demnach gegen 7000 ha anzusetzen. Der Mohnbau hat bisher im allgemeinen die Tendenz fortgesetzter langsamer Ausdehnung gehabt. In einem der Hauptzentren, der Landschaft Tikvesch. hat er nach der dreißigjährigen Beobachtung eines der größten Opiumerzeuger im Lande ständig zugenommen. Von der Ebene seinen Ausgang nehmend, hat er sich bis ziemlich hoch in das Gebirge hinaufgezogen, wozu verschiedene Umstände beigetragen haben. Zunächst die zunehmende Heranbildung von Arbeitskräften zum Opiumsammeln, wie ihrer die größeren Kulturen in erheblichem Umfange bedürfen. Jene trugen die Kenntnis des Mohnbaues dann weiter. Als besonders wichtiger Faktor ist weiter der vielfache Mangel an landwirtschaftlichem Betriebskapital zu ver- zeichnen, dem der Mohnbau in mehrfacher Hinsicht Rücksicht trägt. Denn die Mohnaussaat ist sehr billig, da wegen der Feinkörnig- keit des Saatgutes mit wenig Material viel Feld besät werden kann. Ein Hektar Mohnfeld erfordert bei der üblichen Art breit- würfiger Aussaat mit der Hand 10 — 12 kg Mohnsaat, die mit der gleichen Menge Sand oder Asche vermischt ist. Der eine Säe- maschine benutzende größte Opiumpflanzer im Lande, der eine Mohnfläche von nahezu 300 ha bebaut, braucht pro ha 6 kg Saat ohne Beimischung. Frühe Ernte und also frühes Geld ist ein weiterer Vorteil, der es nicht zum wenigsten den Bauern angetan hat. Schon im Juli erfolgt die Ernte und dann kann bereits der Bauer sein Geld haben, um damit die Kosten der Getreideernte zu bestreiten. Fruchtfolge auf den für die Mohnpflanzung be- sonders in Betracht kommenden gedüngten Feldern in der nahen Umgebung der Ortschaften ist gewöhnlich eine Blattpflanze (Tabak, Sesam), auch Getreide. Wenn nun der Mohn erfriert, die größte Gefahr dieser Kultur, so ist im Frühjahr immer noch Zeit zur Sesam- oder Tabakpflanzung und gleichzeitig die richtige Vor- bereitung für diese vorhanden. Der raschen Ausbreitung der Opiumgewinnung stand bisher immer ein ernstes Hindernis ent- gegen : Das Opiumsammeln verlangt sehr viele und einigermaßen geübte Arbeitskräfte, die zur Erntezeit selten sind. Wie früher der Mohn andere Kulturen verdrängt hat, z. B. in großen Teilen der Wardargegend die Baumwolle, so ist ihm neuerdings im Tabak ein Konkurrent erwachsen. Ernte und Verkauf des letzteren er- folgen zwar ziemlich spät ; aber der Handel hatte in den letzten Jahren gern Vorschüsse gegeben, ohne daß sich der Bauer durch deren Annahme gewissermaßen mit Haut und Haaren dem Käufer auslieferte , wie es gelegentlich bei dem Getreidehandel der Fall zu sein pflegte. Das Ergebnis beim Mohnbau schwankt so sehr, daß sich ein Durchschnittsertrag kaum angeben läßt. Gute Jahre bringen eine beschränkte Menge über 100 000 Oka; schlechte sehr viel weniger. Der Großeigenbetrieb ist im Mohn- bau selten, denn er fordert für die Bearbeitung verhältnismäßig viel Betriebskapital, das aufzuwenden der Großgrundbesitzer selten gewillt und seltener noch in der Lage ist. Die Leistungsfähigkeit des Großgrundbesitzers hat fast überall mit Riesenschritten ab- genommen; wo aber kapitalkräftige Landwirte sitzen, entsteht in dem weiteren Erfordernis zahlreicher Arbeitskräfte, die immer seltener geworden sind, eine Erschwerung ausgedehnter Mohnkultur. Wesentlich geringer ist das Kapitalerfordernis bei dem üblichen System der Bewirtschaftung großer Güter, dem des Teilbaues, das ist der Bearbeitung durch eine mehr oder minder große Zahl auf dem Gutshofe wohnender Bauern gegen Ueberlassung gewöhnlich der halben Ernte. Früher, als es noch viele Bauern gab, konnte der Gutsbesitzer ihnen wohl vorschreiben, was auf seinen Feldern angebaut werden sollte. Aber der Bauern sind immer weniger geworden. Der Zug in die Stadt und der Auswanderungsdrang . hat sie immer mehr ergriffen. Will der Großgrundbesitzer sein ■ Gut nicht völlig veröden sehen, wie es schon vielfach der Fall ■ ist, muß er jetzt den Wünschen der Bauern Rechnung tragen. Letztere erblicken in dem ihnen überlassenen, in seiner Größe i völlig von dem ungewissen Ernteausgang abhängigen halben An- I teil häufig keine genügende Bezahlung für ihre Arbeit und keinen .1 Anreiz zu größerem Mohnanbaue. Der kleine selbständige Bauer, ^ der den Mohn für eigene Rechnung pflanzt und mit seinen und seiner Familie eigenen Kräften bearbeitet, spielt im Mohnanbau die Hauptrolle. Ihrer Nationalität nach sind die Mohnpflanzer meist Bulgaren, in zweiter Linie Türken. Erstere bilden unzweifel- haft die tüchtigsten Arbeitskräfte, dank ihrem Fleiße, ihrer Sorg- falt und ihrer Nüchternheit, besonders allerdings als selbständige Bauern. Erste Hauptbedingung des Opiummohnbaues sind trockenes Klima und trockener, leichter Boden. Nur in Gegenden mit trockenem Klima kann ein an Alkaloiden, vor allem an Morphium reiches Opium gewonnen werden. Weiteres Erfordernis erfolg- reicher Opiumgewinnung ist der Anbau auf nur gut bearbeiteten Böden, die alle vier bis fünf Jahre mit Stalldünger gedüngt wer- den ; Kunstdünger kam in jenen Gegenden bisher nicht zur An- wendung. Da nun infolge des Weideganges nur ein sehr kleiner Teil der unter Kultur stehenden Felder so bearbeitet werden kann, sind die den Wirtschaftsgebäuden zunächst gelegenen Felder immer die für den Mohnbau geeignetsten. Im Herbst erfolgt zweimaliges Pflügen. Bei der üblichen oberflächlichen Art der Ackerung mit meist altvaterischem Holzpflug, erreicht diese selten sine Tiefe von 18 cm. Gewöhnlich 'gibt sich der Bauer mit einer solchen von 10 — 12 cm zufrieden. Nur auf schwererem Boden schließt sich zu dessen Krümelung an die zweite Ackerung ein Eggen mit Dornegge an. Je nach der Höhenlage, je höher desto XX, 47 Die Gartenwelt. 563 später, erfolgt von Mitte September bis Ende Oktober die Aus- saat, zu der mit gleichen Teilen fein gekrümelter Erde, Asche oder Sand gemischte weiße Mohnsaat benutzt wird. Die Aussaat ge- schieht breitwürfig mit der Hand. Nur wenige Pflanzer bedienen sich geeigneter Geräte, wie z. B. ein Großgrundbesitzer deutscher Herkunft einer Kleesäemaschine, unter erheblicher Saatgutersparnis. In höher gelegenen feuchten Gegenden mit schwerem Boden wird dann letzterer zur Unterbringung der Saat wie vorher zu seiner Krümelung, mit einer leichten Dornegge bearbeitet. Auf schwerem Boden ist ganz besonders darauf Acht zu geben, daß die so fein- körnige Mohnsaat nicht zu tief in den Boden kommt, weil sich dieser bei Regen schließt und so Körner, die mehr als 1 — 2 cm tief in der Erde liegen, am Keimen verhindert werden. Der Herbstregen tritt meist so spät ein , daß die Mohnsaat oft erst im frühen Winter aufgeht; zuweilen, bei frühem Herbstregen, keimt sie aber sofort nach der Aussaat und die Mohnpflanzen werden noch vor Winter stark und dicht. Es würde deshalb von großem Vorteil sein, wenn diese Pflanzen dann schon vor dem Winter behackt und vereinzelt würden. Die damit verbundene Aus- gabe wird aber kaum je gewagt, weil bei ungünstiger Witterung auch starke Mohnpflanzen oft erfrieren. Frost ist, neben Regen- güssen während der Opiumernte, der größte Feind des Mohnes. Bei kaltem schneearmen Winter oder rascher Abwechslung von Frost und Wärme während des Winters kann die Ernte oft von vornherein als vernichtet gelten. Erfriert während des Winters ein großer Teil der Mohnsaaten, so wird umgeackert und im Februar bis Anfang März nochmals gesät. Diese Frühjahrssaat bietet aber erfahrungsgemäß weit geringere Ernteaussichten als die Herbst- saat. Die trockenen Frühjahrswinde in den Anbaugegenden schaden nämlich dem Keimen der feinen Mohnsaat sehr, die ja nicht tief in den Boden gebracht wird, und ferner bringt die kürzere Vegetationszeit der Frühjahrssaat nur ein geringwertigeres Pro- dukt hervor, sowohl an Mohnsaat wie an Opium. Bei günstigen Witterungsverhältnissen, d. h. mildem, feuchten Winter, werden die Felder der Herbstmohnsaat oft schon im Januar zum ersten Male behackt und die Pflanzen verzogen, bis sie nach jeder Richtung einen gegenseitigen Abstand von 10 — 20 cm einhalten. Mohnfelder, die über Winter gelitten haben und deren Pflanzen- stand dadurch ein sehr dünner geworden ist, werden selbst bei einem Bestände von nur einer Pflanze pro Quadratmeter noch nicht umgeackert, sondern für sicherer ertragbringend gehalten als eine Frühjahrssaat. Ein zweites Mal werden die Mohnpflanzungen behackt, sobald sich wieder Unkraut zeigt oder sich bei guter Entwicklung der Pflanzenstand als noch zu dicht herausstellt. Je nach Höhenlage und Saatzeit blüht die Mohnpflanze von Mitte Mai bis Mitte Juni. Sobald dann die Blütenblätter abfallen, ist die Samenkapsel, der Mohnkopf mit Hals, bei grasgrüner Färbung gut ausgebildet. Mit der fortschreitenden Reife werden beide milchbläulich, und bei Eintritt der Reife zum Opiumsammeln erhält der Hals einen dunklen Ring. Kenner beurteilen diese Reife nach der Festigkeit des Mohnkopfes. Ende Juni bis Anfang Juli findet dann das Anschneiden der an sich noch unreifen Mohnkapsel statt. Diese Arbeit, die viel Sorgfalt erfordert, wird in den späteren Nachmittagsstunden vorgenommen, wenn die Sonnenstrahlen schon ihre Kraft verloren haben, aber doch noch ein rasches Trocknen des ersten austretenden Opiums zu einer zähen Paste fördern. Bei feuchter, trüber Witterung tropft das Opium ab und geht verloren. Ueber Nacht tritt alles Opium aus der Kapsel heraus- Am anderen Morgen, nachdem der Tau vergangen ist, aber noch so zeitig, daß die Sonne noch keine Kraft zum Austrocknen der klebrigen Masse des Opiums hat, wird diese vom Arbeiter mit dem Messer von den Pflanzen abgeschabt und durch Abstreichen des Messers in ein trichterförmiges Behältnis gebracht, das der Arbeiter am Gürtel befestigt trägt. Das aus dem Trichter ge- nommene Opium wird dann zu Kuchen geformt, mit den Blättern umwickelt und kommt so aufs Lager. Die Opiumbrote haben meist noch eine Feuchtigkeit von 25 — 40 Prozent, ausnahmsweise noch mehr, und müssen deshalb einzeln liegend an trocknen Orten aufbewahrt werden, bis sie auf 18 — 20 Prozent Wassergehalt ein- getrocknet sind. Wenn sich dann noch keine Verkaufsgelegenheit geboten hat, werden die Brote mit wildwachsendem und daher genügend vorhandenem Sauerampfersamen in Holzkisten ver- packt, wozu besonders die Petroleumholzkisten (Kisten für je zwei Blechbidons) benutzt werden. Neben Winterfrost sind heiße, trockene Winde vor und Regen während der Ernte, Feinde des Opiums. Im Jahre 1912 hatte sich in Makedonien auch eine verheerende Mohnkrankheit gezeigt, die aber diejenigen Felder verschonte, die noch nie zuvor Mohn getragen hatten. Ein zweites wichtiges Produkt dieser Kultur ist die Mohnsaat. Wenn diese von Ende Juni bis Ende Juli gut ausgereift ist, werden die Köpfe gebrochen, in Schürzen und Säcke gesammelt, auf dem Felde mittelst primitiver, mit einem Siebe versehener Geräte zerrieben, gereinigt, in Säcke gefüllt und eingelagert. Bei normaler Witte- rung während des Wachstums und der Ernte kann der Opium- ertrag pro Hektar auf 15 — 23 kg, der an Mohnsaat auf ungefähr 450 kg angesetzt werden. Der Ertrag an Mohnsaat deckt sich ungefähr mit den gesamten, im Einzelnen übrigens recht ver- schiedenen Kosten des Mohnbaues. Sie erzielt gewöhnlich einen Preis von l'/s — 2, selten 2V« Piaster (ein Piaster gleich 18 Pf.) für die Oka. Eine vorzeitige Sicherung der Opiumernte seitens der großen Aufkäufer durch Handgelderteilung findet im all- gemeinen nicht statt. Der Bauer trägt seine Opiumbrote am wöchentlichen Bazartage auf den Markt in die Stadt. Hier er- folgt der Verkauf teils an ansässige kleine Händler, die für eigene Rechnung kaufen, und überhaupt Inlandsspekulanten, teils an die Aufkäufer der Saloniker Exporteure und teils auch an Groß- Kommissionäre. Usance im Aufkaufhandel ist der Kauf nach An- sicht ohne Analyse. Die inländischen Spekulanten lombardieren ihr Opium für gewöhnlich bei den Banken in Saloniki, um eine günstige Verkaufsgelegenheit abzuwarten. Zum Schlüsse kommt aber alles Opium in die Hände einiger Saloniker Großhändler, von denen der bedeutendste die spaniolische Firma Jakob Schalom Söhne ist, auch unter dem Namen des Saloniker Opiumkönigs bekannt. Seit einigen Jahren ist auch ein Saloniker bulgarischer Händler scharf mit Aufkäufen vorgegangen, der für amerikanische Abnehmer angeblich gearbeitet hat. Direkter Verkauf vom Er- zeuger ans Ausland hat bisher nur ein einziger Mohnpflanzer, der bereits erwähnte deutsche Großgrundbesitzer auf dem Gute Pale- kura zeitweilig durchführen können. Er ist dabei natürlich von den Saloniker Händlern stark bekämpft worden, doch konnten sie nicht gegen ihn aufkommen. Derselbe hatte schon bis zu ungefähr 10 000 kg bestes Opium jährlich in Händen gehabt. Die Saloniker Händler verkaufen das Opium mit Garantie bestimmten Morphium- gehaltes. Das Saloniker Opium ist zu seinem größten Teile von bester oder fast bester Güte des in den Handel kommenden tür- kischen Opiums überhaupt, d. h., sein Gehalt an Alkaloiden, be- sonders an Morphium, ist sehr hoch. Bei 15 — 20 Proz. Wasser- gehalt haben die besten Qualitäten in guten Jahren 15- — 16 Proz. Morphium. Anatolien produziert allerdings mehr als Makedonien. In Saloniki wird das makedonische Opium allerdings auch mani- puliert, mit anatolischem Opiumausschusse vermischt und so zu Drogistenopium mit ungefähr 10 Prozent Morphium verarbeitet. Seit Beginn dieses Jahrhunderts hat die Ausfuhr aus Saloniki, soweit sich dies hat feststellen lassen, jährlich etwa 100 000 kg betragen. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, daß Saloniki manchmal auch anatolisches Opium aus Konstantinopel und Smyrna bezieht und weiter verschickt, während andererseits die in obige Ziffer nicht einbezogenen Versendungen mit der Post manchmal ziemlich großen Umfang erreichen. Das Jahr 1911 brachte, nach- dem im Vorjahr noch 120000 kg geerntet worden waren, eine völlige Mißernte in den makedonischen Anbaubezirken ; die Aus- fuhrziffer für dieses Jahr schloß daher besonders viel anatolisches Opium ein. Die Opiumpreise haben stets außerordentlich ge- schwankt. Ihre Grenzen während der letztvergangenen Jahre waren ungefähr 25 und 100 Franken pro Oka. Im allgemeinen zeigten überhaupt die letzten Jahre eine gewisse Tendenz der Preissteigerung. Die geerntete Mohnsaat muß zunächst zur Deckung des Lokalbedarfs dienen. In jedem Städtchen der Mohnbezirke 564 Die Gartenwelt. XX, 47 finden sidi primitive Pressen mit Pferdebetrieb ; das Oel wird für Speisezwecke im Lande verbraucht. Der Ueberschuß an Mohn- saat, der in guten Jahren 5000 Tonnen und manchmal noch darüber beträgt, in schlechten aber gleich Null ist, geht an Saloniker Groß- händler und von diesen ins Ausland, meist nach Deutschland. Der Preis stellte sich auf ungefähr 40 Franken für einen Doppelzentner. Mohn- und Sonnenblumensamen wurden in Deutschland eingeführt: aus dem Balkan und der Türkei 21 829 Doppelzenter im Jahre 1912, 24 284 Doppelzentner im Jahre 1913 und 17187 Doppelzenter in der ersten Hälfte des Jahres 1914. Badermann. Verkehrswesen. Dänemark. Ordnung der Ausfuhrbewilligungen für Weiß- kohl. Der Preisregelungsausschuß hatte in seinem Gutachten dem Justizministerium zwei verschiedene Wege zur Ordnung der Aus- fuhr von Weißkohl zur Wahl vorgeschlagen. Das Ministerium hat indes einen dritten Weg eingeschlagen und die Allgemeine dänische Gärtnereivereinigung zur Durchführung der Ordnung ausersehen ; die Ordnung soll allerdings vorläufig nur für den Monat Nov. gelten. Niederlande, Ausfuhrbewilligungen für Gartensaaterbsen. Der Landwirtschaftsminister hat bestimmt, daß Ausführern und Züchtern von Gartensämereien, die bei der staatlichen Kommission zur Aufsicht über die Vereinigung „Saatzentrale" eingetragen sind, Ausfuhrbewilligungen für gewisse Mengen Gartensaaterbsen erteilt werden können. (Bericht des Kaiserl. Generalkonsul, in Amsterdam.) Tagesgeschichte. Die erste Rebscfaule Sachsens. Auf eine vierjährige erfolg- reiche Tätigkeit kann jetzt die erste Rebschule Sachsens, die Meißner Rebschule, zurückblicken. In dieser Zeit ist es den Leitern der Schule in hohem Maße gelungen, nicht nur den drohen- den Verfall des Meißener Weinbaues aufzuhalten, sondern den letzteren zu neuer Blüte zu bringen. Mit Unterstützung der sächsischen Staatsregierung wurde die Meißener Rebschule im Jahre 1912 ins Leben gerufen. Die Stadt Meißen stellte ein 7000 qm großes Grundstück zur Verfügung, am Kalkberg im Spaargebirge gelegen. Harten Widerstand bot der felsige Boden den versuchten Sprengungen, nur die Arbeil mit dem Stahlkeil führte zum Ziel des Rigolens auf 60 cm Tiefe. Geplant ist die jährliche Lieferung von 20 bis 30 000 veredelter Reben auf reblaussicheren amerikanischen Unter- lagen. So hat man einen Teil des Geländes mit einem Schnitt- garten für amerikanische Reben versehen: Salamis -\- Rivonia ; Cnbrenet -\- Rupestiis ; Aramon -\- Riparia ; Aramon -\- Rup ; Rip. -\- Rup. ; Mourvedre -\- Rup. ; Berlandieri 5. Schon im zweiten Jahre lieferte der Garten über 5000 brauchbare Unterlagen. Die vier bis fünf Meter hoch wachsenden Stöcke werden an einem zwei Meter hohen Drahtspalier (Greiner) erzogen. Ein anderer Teil des Geländes enthält den Versuchsweinberg. Hier sind, auf den genannten sieben amerikanischen Unterlagen veredelt, in 1 Meter weiten, mit Drahtspalieren versehenen Reihen (Rüdes- heimer Heftvorrichtung) die meisten der im Meißener Bezirk gebauten Reben angepflanzt : Blauer Burgunder, blauer Portugieser, St. Laurent, Traminer, Ruländer (Rheingau), Sylvaner (Schönf eilner) , Cutedel, Riesling und Elbing. Aramon + /?//)aria-Unlerlage hat sich bereits bewährt. Heuer zeigte der Versuchsweinberg reichen Trauben- behang, viele der strotzend kräftigen Veredelungen hatten mehr denn 30 Gescheine angesetzt; leider kam infolge der naßkalten Witterung ein Teil nicht zur Befruchtung. Im dritten Teile der Rebschule sind die genannten neun Sorten der Edelreben ohne amerikanische Unterlagen gepflanzt. Der Traubenbehang war eben- falls gut. Hier sollen später noch Düngungsversuche angestellt werden. So verfügt die Anlage über 3000 Reben: 2000 mit, 1000 ohne Unterlagen. Sie verspricht reichen Fortschritt; unfrucht- bare Stöcke wurden nicht gefunden. Auf einem 15 Meter breiten und 90 Meter langen Landstreifen werden die aus dem Vermehrungs- beet kommenden Reben ausgepflanzt. Um der Rebenmüdigkeit vor- zubeugen, liegt die eine Streifenhälfte immer brach. Eine vierjährige Erfahrung lehrte, daß die Veredelungen im Warmbeet ebenso gut wie beim Kisten-Stratifikationsverfahren, das ebenfalls versucht wurde, anwachsen; die Bewurzelung der Veredelungen im Frei- land erzielt 50 bis 80 Prozent brauchbare Reben. Bis jetzt wurden 43 000 Reben, heuer allein 22 000, veredelt. Für 1917 werden 6000 zweijährige und gegen 12 000 einjährige Veredelungen für die Mitglieder des Vereins zur Hebung des Meißner Weinbaues zum Preise von 20 bis 30 Pfg. pro Stück zur Verfügung stehen. v. H. Ueber die Lohnnachweisungen der im Felde stehenden Gartenbesitzer an die Berufsgenossenschaft. Das Reichs- versicherungsamt hat sich auf Anfrage dahin geäußert, daß auch die im Felde stehenden Mitglieder der Berufsgenossenschaften ver- pflichtet seien, die alljährlich innerhalb 6 Wochen nach Jahresschluß fälligen Lohnnachweisungen rechtzeitig der Berufsgenossenschaft einzusenden. Bleiben die Lohnnachweise aus, so muß die Schätzung der Löhne nach § 752 der Reichsversicherungsordnung eintreten, zu der die Krankenversicherungsregister eingesehen und auch weiter Auskünfte der Vertrauensmänner und der technischen Aufsichts- beamten eingeholt werden können. Das Reichsversicherungsamt empfiehlt aber in diesen Fällen eine nachsichtige Behandlung der Unternehmer, insbesondere soll auf den Einwand der Unzulässig- keit und Verspätung des Einspruchs gegen die auf Grund des Lohnnachweises festgestellte Beitragsberechnung in geeigneten Fällen verzichtet werden. (§ 758 letzter Abs. § 757 der R.V. O.) Auch soll Unternehmern gegenüber, die infolge des Krieges an der Wahrnehmung ihrer Rechte behindert sind, das Gesetz vom 4. August 1914 (Reichsgesetzblatt S. 328), betreffend den Schutz der Kriegsteilnehmer in Rechtsangelegenheiten, entsprechend an- gewendet werden. Auf die Anfrage, ob es zulässig sei, für im Felde stehende Unternehmer die Umlagefeststellung bis nach ihrer Rückkehr auszusetzen, hat das Reichsversicherungsamt erwidert, daß es im Hinblick auf § 749 der R. V. O. nicht angängig sei, solche Mitglieder von der ordentlichen Umlage auszuschließen und durch Nachtragsumlage zu erfassen, da die Umlage auf alle Mit- glieder zu verteilen sei. Selbstverständlich gelten vorstehende Vorschriften nur für solche Besitzer, die trotz der Kriegsteilnahme ihren Betrieb nicht ein- gestellt haben. Besitzer, die ihren Betrieb infolge des Krieges gänzlich eingestellt haben, können natürlich, solange der Betrieb tatsächlich ruht, zu der Umlage der Berufsgenossenschaft nicht herangezogen werden. In solchen Fällen empfiehlt es sich, zur Vermeidung von Weitläufigkeiten, der zuständigen Berufsgenossen- schaft Mitteilung von der Einstellung des Betriebs zu machen. W. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Durch Verleihung des Eisernen Kreuzes wurden ausgezeichnet: Vizefeldwebel Fritz Goldmann, Unteroffizier Paul Neumann und Kanonier Georg Kannegießer, ersterer vorher Lehrling, letzterer Gehilfe im kgl. Botanischen Garten in Dresden. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt den Heldentod seiner Mitglieder A. Gast, Magdeburg, und P. Madsack, Berlin- Lankwitz, bekannt. Brinkmann, Friedr., Gärtnereibesitzer, Nürnberg, f am 4. 11. mitten in der Arbeit infolge eines Schlaganfalls im 69. Lebensjahre. Sturm, Anton, kgl. Gartenbaulehrer in Veitshöchheim und Fachlehrer an der Stadt. Fortbildungsschule in Würzburg, wurde für Kriegsverdienste in der Heimat mit dem König Ludwig-Kreuz ausgezeichnet. Weinholz, Curt, bisher im kgl. Botanischen Garten in München, übernahm am 1. d. M. die Leitung der umfangreichen Elberfelder Gartenanlagen des Herrn Geheimrats Dr. von Böttinger. Briefkasten der Schriftleitung. In der „Bücherschau" der vorigen Nummer ist der Preis für den Deutschen Gartenkalender, 44. Jahrg. 1917 nicht ganz richtig angegeben worden; er kostet 2,25 M, in Leder gebunden 3,25 M. BerUn SW. 11, Hedemannstr. 10. Für die Redaktion verantwortl. Max HesdärSer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buohdr. Gutenberg, G. Zichäus, Dessau. Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 1. Dezember 1916. Nr. 48. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafrediilidi verfolgt. Ausstellungsberichte. Die Kriegsgemüseschau im Palmengarten zu Frankfurt a. M. Vom, 9. bis 14. September 1916. Von Garteninspektor O. Krauß, Frankfurt am Main. (Hierzu drei Abbildungen nach für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Der Grundgedanke dieser Schau war, zu zeigen, wie sidi vor allem der private Gemüsebau, der sich im Kleingartenbau verkörpert, entwickelt hat, und in einem abgeschlossenen Bilde seine Leistungsfähigkeit darzutun. Und dieser Gedanke hat lebhaften Anklang gefunden. Man liest heute in den meisten Aufsätzen, daß die Er- zeugnisse des Gemüsebaues erst in der Kriegszeit richtig gewürdigt worden sind. Ich kann mich dieser Ansicht nicht anschließen. Der gesteigerte und sich immer mehr steigernde Verbrauch ist zum großen Teil auf das Konto derjenigen zu setzen, die heute Gemüse essen müssen, also der Gesell- schaftsklassen, die früher die aus dem Auslande stammenden Erzeugnisse be- vorzugten , ferner aber auch auf das Konto der geringeren Bezugsmöglichkeit von Fleisch. Nach dem Kriege wird man so schnell wie möglich zu der früher gewohnten Lebensweise zurückkehren. Die Kriegsgemüseschau im Frank- furter Palmengarten bedeutet einen schönen Erfolg in der Leistungsfähigkeit nicht nur der kleingärtnerischen Be- strebungen, sondern auch der Erwerbs- und der Privatgärtnerei. Von jedem schmückenden Beiwerk ist abgesehen worden, jedem Aussteller blieb es über- lassen, seine Gegenstände nach eigenem Geschmack anzuordnen und aufzubauen ; so ergab sich ein Bild von sehr hübscher Wirkung und reicher Abwechslung. Be- sonders die Kleingärtner ließen es sich nicht nehmen, in einzelnen Bauten von dem Charakter ihres Laubenstiles die Erzeugnisse zu vereinigen. Die Schau fand in der Blütengalerie, die sich um das Palmenhaus zieht, statt, Gartenwelt XX. und dieser Raum eignet sich vermöge seiner Größenverhältnisse und des guten Lichtes vorzüglich zu solchen Sonderausstellungen. Der Platz war hinreichend groß, um jedes Gedränge zu vermeiden. Nicht weit von dem Eingang erhob sich der Aufbau des Klein- gartenbauvereins Westend, der Gemüse, Konserven und Obst in hübschem Rahmen brachte. Einen geeigneten Eckplatz hatte man dem Rosistenverein für seine Kleingärtner überweisen können, deren Erzeugnisse in musterhafter Weise, unter Benutzung von figürlichem Schmuck, in reicher Auswahl auf- gebaut waren. Man spürte hier die kundige Hand des Vor- sitzenden C. P. Straßheim. Der Verein der Eisenbahner hatte sich mit dem Gartenbauverein Südwest zusammengeta», beide wetteiferten in gut gewählten Sammlungen. Hier darf nicht unerwähnt bleiben, daß die Kgl. Eisenbahndirektion den Kleingartenbau treibenden Beamten ein dankenswertes Interesse zuwendet und die Sache außerordentlich unterstützt. Der Bockenheimer Verein hatte eine kleine Laube aufgestellt. Gemüsegruppe der Gärtnergenossenschaft Sachsenhausen. 48 566 Die Gartenwelt. XX, 48 in der die Früchte des Fleißes der Mitglieder untergebracht waren, sie machte in ihrer schlichten Ausführung einen wohl- tuenden Eindruck. Daran anschließend hatte der Obst- und Gartenbauverein in Cronberg-Schönberg i. T. die Wandfläche mit fruchtbesetzten Zweigen von edlen Kastanien geschmückt, davor standen die herrlichen Obstsorten, die in den freund- liclien Taunusstädtchen so gut gedeihen. Die beigefügten Tafeltrauben in ihrer vollendeten Entwicklung verdankt der Verein einem Gartenliebhaber in Schönberg, über dessen Traubenhäuser die „Gartenwelt" in Nr. 50, Jahrg. 19 berichtet hat. Den Beschluß machte der Gartenbauverein in Niederrad mit vorzüglichem Gemüse, besonders mit prächtig entwickeltem Rosenkohl. Die Erwerbsgärtner waren zunächst durch die Gärtner- genossenschaft Sachsenhausen vertreten, wo eine alteinge- sessene Gemüsezucht betrieben wird. Sie konnten das größte Sortiment bringen, das deshalb von besonderem Wert war, weil es aus den bewährtesten Lokalsorten bestand und so Gelegenheit gab, die besten Sorten kennen zu lernen. W. Pfitzer, Stuttgart, brachte Rettiche, Karotten und Zwiebeln, Stuttgarter Riesen, sehr große und feste Knollen bildend. Th. Münch, Preungesheim bei Frankfurt, stellte eine reich- haltige Gemüsesammlung von Beziehern des Mischdüngers der Firma Güldenpfennig in Staßfurt aus, um die Wirkung dieses Düngers darzutun. Die Samenhandlung von J. W. Wunderlich zeigte daneben gut geratenes Gemüse, das auf ungedüngtem Ackerboden gewachsen war. Die Gartenverwaltung Wald- fried (Obergärtner Lücke), Heinrich Linne in Niederrad und Philipp Kohaut, Schwanheim, sind noch mit Gemüsen und Früchten zu nennen. • Nicht zu vergessen ist die aus erlesenen Früchten bestehende Obstsammlung des Versuchgartenvereins in Sachsenhausen, der sich vorzugsweise mit der Zucht von Tafelbirnen befaßt. Schon lange hörte man von den Bestrebungen der Schulen auf dem Gebiete des Gemüsebaues ; ich erwähne dies um- somehr, weil hier eine Sache vorliegt, auf deren Verlauf man gespannt sein darf. Man war früher der Ansicht, die Schule nicht allzusehr mit außerhalb des Lehrplanes liegendem Gruppe des Obst- und Gartenbauvereins Cronberg-Schönberg im Taunus. Links Kleingartenbauverein Bockenheim. Beiwerk zu belasten, und dazu gehört auch die Beschäftigung mit dem Gartenbau. Aber dies scheint sich geändert zu haben. Verschiedene Schulen, darunter audi eine Hilfs- schule, haben sich jetzt mit Gemüsebau beschäftigt und, wie der Augenschein lehrte, mit Erfolg. Es hat den Anschein, als ob die Kinder sich in ihrer freien Zeit gerne dieser nützlichen Beschäftigung hingeben, und auch die Einwirkung auf die Häuslichkeit ist nicht ohne Bedeutung geblieben, davon gaben die ausgelegten Briefe einzelner Eltern Kunde. Jedenfalls ist es von Vorteil, wenn die Kinder in diesen Zeiten, wo es sehr oft an elterlicher Aufsicht mangelt, von der Straße wegkommen, und darin liegt eine bedeutungs- volle Wirksamkeit dieser Einrichtung. Beteiligt waren die Hufnagel-, Kaufunger-, Weidenborn- und Wiesenhüttenschule, ferner Kinderhorte und der Verein der Pfadfinderinnen mit einem originellen Aufbau. Diese Darbietungen wurden viel beachtet, wie dies auch mit der Gruppe geschah, die von der wirtschaftlichen Frauenschule in Bad Weilbach bei Flörs- heim a. M. vertreten war. Diese Schule, die nicht eigentlich eine Schule für Gärtnerinnen ist, sondern die jungen Damen auch wirtschaftlich anleitet, zeigte Gemüse in hervorragender Beschaffenheit, außerdem tadellose Konserven in geschickter Aufmachung. Bemerkenswert war eine Gruppe von Frau Kgl. Baurat Ph. Holzmann von auf dem Balkon gezogenen Tomaten mit reichem Behang, Lampionspfeffer in Töpfen und hübschen Campanula Mayi, ferner Gemüse und Kartoffeln von Kom- merzienrat Robert de Neuville, Bad Homburg, dann die Ausstellung des Botanischen Gartens der Universität Frank- furt a. M., enthaltend Gift-, Arznei- und Nutzpflanzen, ferner verschiedene Präparate. Der städtische Schulgarten zeigte besonders die wildwachsenden Pflanzen, die zum menschlichen Genüsse sich eignen, in sehr guten Exemplaren. Um eine Ausstellung von Pilzen hat sich Stadtschulinspektor Henze verdient gemacht ; man konnte das besondere Interesse der Besucher dafür beobachten. Konserven waren reichlich vertreten, Weck und Rex, Fräulein Maynollo, Frau Schäfer- Weiffenbach und Kreisobst- bauinspektor Hotop, Homburg, führten ihre bekannten vorzüglichen Produkte vor; bei Frl. Maynollo sei noch auf die Gläser mit Mahonienbeeren hinge- wiesen. Die Samenhandlungen von Andreas, Kahl, Körber und Wunderlich zeigten Gemüse und Sämereien. Bei einer Gemüseschau darf es auch an Geräten nicht fehlen, die in reicher Auswahl Johann Fuchs brachte, hier sei derReihen-Säe- und Jätmaschine von Sembdner- München gedacht, wo- von gelegentlich die Rede sein wird. Schäfer & Montanus stellte einen elek- trisch betriebenen Trockenapparat für Obst und Gemüse zur Ansicht, der sehr praktisch zu sein scheint, da er wenig Bedienung beansprucht, Mayfarth & Co. kleine und große Dörren und Saft- pressen. Wissenschaftlich bedeutungsvoll waren die Darbietungen des Agri- kulturchemischen Laboratoriums der Universität Gießen. Während im ver- XX, 48 Die G a r 1 1' 11 w e lt. 567 gangenen Jahre bei der Kartoffelausstellung im Palmengarten Düngungsversuche an Kartoffeln gezeigt wurden, waren es diesmal Gemüse, deren Entwicklung unter der Einwirkung von Düngergaben in verschiedenen Zusammensetzungen veran- schaulicht wurde, teils bei Topfpflanzen, teils in Formaldehyd- lösung, um auch die Wurzelbildung beobachten zu können. In Gemeinschaft mit dem landwirtschaftlichen Verein der Provinz Oberhessen wurden gleichartige Versuche an Oel- und Gespinstpflanzen, wie Mohn, Sonnenblumen, Lein, Raps und an Getreide gezeigt. Sehr reizvoll war die Planausstellung von Gebrüder Sies- mayer, die in wirkungsvollem Aufbau Pläne, Schaubilder und Photographien verschiedener von ihnen ausgeführter Garten- anlagen enthielt. Alle Darstellungen verrieten eine vor- zügliche Technik in der Ausführung. Aepfel aus den Baum- schulen in Vilbel, ein großes Sortiment von Haselnüssen aller Art und abgeschnittene buntblättrige Sträucher vervollstän- digten diese Gruppe. Auch die Firma S. & J. Rinz in Oberursel erschien mit schönfrüchtigen Sträuchern in sehr guter Ausbildung. An Blumen fehlte es nicht ; sie gaben die schönste Unter- brechung in dem Gesamtbilde. Die Firma Goos & Koe- oemann in Nieder- walluf hat hier aus ihren sehr reichen Schätzen geschöpft. Die Anordnung der feinsinnigen Blu- menkünstlerin Frl. Hedvy erregte Auf- sehen. Es war für die Beschauer ein Genuß, diese Ecke, in welcher sich die Blütengebilde auf- bauten, zu betrachten, die sich von der grauen Stoffab- spannung und einem Untergrund von dunkelgrünem Tannen- reis, durchwirkt mit hellgrünem Tuch, wirkungsvoll abhoben. In lockerer Zusammenstellung waren sie aufgebaut, jedes für sich ein kleines Kunstwerk. Ich möchte einzelnes anführen, so eine Schale mit Phlox decussata (brennend orangerot), einen Korb mit Phlox Le Mahdi (dunkelblau) zusammen mit Phlox Lord Raleigh, eine Farbenwirkung feinster Art, eine große Vase mit Solidago Shortii und Helenium autum- nale superbum rubrum, roten und blauen Herbstastern, dann ein großer Korb mit Rittersporn, Tritomen und Dahlien, die auch sonst noch in guten Sorten Verwendung gefunden hatten. Besonders entzückend waren kleine längliche Körbchen, ganz flach gehalten, mit Stachys lanata, blauen Astern, rosa und violetten Pompondahlien, Achillea Cerise Queen und gold- gelben A. Eupatorium. Prachtvolle Nelken brachte Arthur Moll, Pfitzer- Stuttgart seine bekannten schönen Gladiolen, Ernst Benary, Erfurt, Chatermalven. Aber der eben beschriebene Raum genügte nicht zur Aufnahme all der Pflanzenschätze, und so hatte man in dem Gewächshaus 7 der Schauhäusergruppe die herrlichen Gemüse Gruppe der wirtschaftlichen Frauenschule Bad Weilbach bei Flörsheim a. M. der Erfurter Firmen ausgestellt und dabei auch die Erzeugnisse des Palmengartens selbst. Besonders zahlreich waren die Erfurter Firmen der Einladung gefolgt; sie haben den guten Ruf des Erfurter Gartenbaues hochgehalten. Franz Anton Haage erschien mit der kräftigen Zwiebel Eisenkopf, Haage & Schmidt mit einem großen Sortiment Zwiebeln, darunter Braunschweiger und weiße Kartoffel, mit Sumpfkartoffeln und reizenden Zierkürbissen, ferner mit der einfachblühenden Aster chinesis. Er brachte auch Pflanzen der jetzt viel genannten Reismelde, Chenopodium Quinoa. E. C. Heinemann hatte Früchte seiner neuen Einführung, der Freilandmelone, aus- gelegt; sie waren sehr schön und gut entwickelt, der Ge- schmack vorzüglich, außerdem Sumpfkartoffel und das neue runde Treibradies Riesen - Butter , eine sehr ansehnliche, scharlachrote Frucht. Otto Putz brachte gleich Liebau & Co. und J. C. Schmidt frühesten . echten Erfurter^ Zwerg- Blumenkohl, von Gurken Noas Treib und die Landgurke f/ni/tum, Kohlrabi: WienerblauerundweißerTreib, früher Dreien- brunnen, Non plus ultra, Knollenserie : kurzlaubiger großer Erfurter und Naum- burger Riesen, Zwiebeln : Königin und italienische und ein Sortiment Boh- nen. Außerordent- lich reichhaltig be- teiligten sich dieFir- men Liebau & Co. und J. C. Schmidt. Es ist nicht möglich, die vielen schönen Sachen aufzuzählen, die hier das Herz des Gemüsefreun- des erfreuten. Bei Liebau sind zu er- wähnen Wirsing Eisenkopf, Rot- kraut Rubin, Er- furter frühes blutrotes, Weißkraut Kopenhagener Markt, Kohlrabi: Kurier, Prager weißer, Rettiche: Erfurter langer schwarzer Winter, Gournay, rotschaliger Herbst, Möhren: weiße rotköpfige, lange gelbe, Braunschweiger rote, Karotten, Zwiebeln: Tripoli, Mammuth weiß, runde Madeira, Kartoffel und Bohnen. Die gut ausgewählte Sammlung von J. C. Schmidt brachte von Zwiebeln weiße Frühlings, plattrunde holländische , Braunschweiger rote , von Gurken Königs- dörfers Unermüdliche, Ruhm von Erfurt, Wirsing 3 Monats, Rotkraut Erfurter kleines frühes, Weißkraut Erfurter kleines frühes, verschiedene Grünkohlsorten in Töpfen, dann prächtige Stangenbohnen in aus dem Lande genommenen Pflanzen, die sich durch reichen Behang auszeichneten. Eine solche Vorführung ist deshalb interessant, weil sie ein Bild von der Ertragsfähigkeit und der Größe der Schoten gibt. Am besten waren Zeppelin, Phänomen, Weltwunder, Mont d'or, Juli Wachs. Obergärtner Salcher in Königstein im Taunus schickte ein Körbchen mit herrlichen Tomaten, deren roten Backen man die Taunusluft ansah; die Sorte war ohne Namen, scheint aber sehr reichtragend zu sein. Frau F. Maedicke bewies L 568 Die Garten weit. XX, 48 an einer im Topfe gezogenen Tomate von beinahe 2 Meter Höhe, daß es bei aufmerksamer Pflege möglich ist, auf dem Balkon solche Pflanzen zu erziehen. Die Aepfel und Birnen von Paul Huber in Halle a. S. zeichneten sich durch gute Entwicklung aus, die Sortenwahl war sorgfältig, was auch von dem Steinobst der Firma W. Kliem, Gotha, zu sagen ist, welche für alle Lagen geeignete Frühzwetschen, Reineclauden und Pflaumen vorführte. Sehr reichhaltig waren die im Palmengarten selbst er- zogenen Erzeugnisse der verschiedensten Art. Große Sorti- mente von Busch- und Stangenbohnen, Tomaten, Radies, Speisekürbissen, Gurken, Zwiebeln, ferner Schwarzwurzel, Weißwurzel, Kohlrabi, Karotten, Kartoffeln aus Stecklingen und Knollen gezogen, vereinigten sich zu einem interessanten Gesamtbild. Ebenso waren die Freilandkulturen des Palmen- gartens ein besonderer Anziehungspunkt für die zahlreichen Besucher der Schau. So kann die Kriegsgemüseschau 1916, als Fortsetzung der Kartoffelschau im Jahre 1915, als ein Unternehmen be- zeichnet werden, das seinen Zweck erfüllt hat. Sie stellt nicht nur sämtlichen Ausstellern, die in dankenswerter Weise dazu beigetragen haben, ein gutes Zeugnis aus, sie hat auch belehrend und befruchtend auf die grosse Masse gewirkt und wird wegen ihrer Reichhaltigkeit und der Güte der aus- gestellten Erzeugnisse in angenehmster Erinnerung bleiben. Der Verwaltungsrat der Palmengartengesellschaft , der den Absichten des Leiters der Schau, Kgl. Landes-Oekonomierat Siebert, in richtiger Auffassung der hohen Bedeutung dieser Sache in weitestgehendem Maße entgegengekommen ist, hat sich durch diese Veranstaltung ein neues Verdienst um den Gartenbau erworben. »emu; seb au. Gärtnerische Streifzüge im Kriegsgebiet. Von Fr. Roll. Gemüsegärten, Gemüse und Verschiedenes. Der französische Gemüsegarten ist im allgemeinen sorten- reicher als der deutsche, oder es sind die einzelnen Gemüse- arten anders verteilt. Ueber den Geschmack eines Landes in bezug auf Gemüse belehrt uns rasch ein Einblick in einen größern Samenkatalog, der die Ursprungsnamen enthält. Auch über die Vorliebe eines Landes für diese oder jene Blumen- art kann sich jeder rasch in einem unserer größern Samen- kataloge unterrichten. Unsere deutschen Samengeschäfte geben in dieser Art so reiche Kataloge aus, daß man dazu keines ausländischen Kataloges bedarf, und die Ursprungs- namen sind meist nach dem ihnen vom Züchter eines jeden Landes gegebenen Namen so genau und freimütig angegeben, wie die Kataloge keines zweiten Landes es tun. Wir sind in Deutschland so reich an hervorragenden Züchtungen in jeder Art, daß wir getrost die fremdländischen als solche daneben setzen können, ohne uns schämen zu müssen. Die andern geben viel eher unsern guten Züchtungen, die sie natür- lich gerne annehmen, einen eigenen Namen und lassen sie als eigene erscheinen ; auch die Franzosen taufen unsere Sachen gerne um. Zu einer Zeit war Frankreich das Land, das die besten Züchtungen an Gemüsen hervorbrachte. Seit langem ist jedoch auch Deutschland erfolgreich hierin tätig gewesen, besonders in den Sorten, die dem deutschen Geschmacke zusagten ; es hat hierin auf dem Weltmarkte die französischen Sorten zum Teile verdrängt, da die deutschen Sorten bei gleicher Güte und Tragfähigkeit widerstandsfähiger gegen ungünstige Witterung sind. Selbst manche französischen Geschäfte wagten es, die Samen zur Empfehlung als deutsche zu bezeichnen. Die Oberkohlrabi, die verschieden zubereitet ein vorzügliches Gemüse geben und mit einer guten Tunke selbst dem Blumenkohl, dem höchstgeschätzten Kohlgemüse, nicht viel nachstehen, sind in den besten Sorten fast aus- schließlich deutsche Züchtungen ; ich rechne Oesterreich in diesem Falle mit. Ferner haben wir in Bohnen, den ver- schiedenen Erbsen, Salaten, Gurken, Kopfsellerie und natürlich auch Weiß-, Rotkraut und Wirsing so hervorragende Sorten erzielt, daß die französischen Samenhandlungen und Züchter sie wohl oder übel in ihrem eigenen Interesse in ihre Listen aufnehmen mußten. Selbst an die Züchtung von Blumen- kohl, Tomaten, und sogar Melonen, Gemüsen, die sonst mehr dem Süden angehörten, wagten sich unsere deutschen Züchter mit Erfolg heran. Der Erfurter Blumenkohl ist z. B., wie in andern Ländern, auch von den französischen Züchtern angenommen worden, und der echte Samen aus Erfurt wurde auch von ihnen höher bewertet als die Nachzüchtungen im eigenen Lande. Soll ich zum Schlüsse auch noch den Rettich in seinen verschiedensten Formen, als Monats-, Zweimonats-, Sommer- und Winterrettich, und einer Menge Sorten, die alle als Bierrettiche oder als Salat dem deutschen Geschmacke so zusagen, besonders als deutsche Züchtungen erwähnen ? Ihre Namen, Stuttgarter, Münchner, Würzburger, Erfurter und andere, belehren über ihre Herkunft. In Frankreich gehört der Rettich zu den am seltensten ge- pflanzten Gemüsearten, hat jedoch natürlich während des Krieges überall, wo deutsche Soldaten Zeit und Gelegenheit zum Gärtnern fanden, seinen Einzug in die Gärten gehalten, und vielleicht hat dabei auch mancher Franzmann sidi etwas an seinen Geschmack gewöhnt, so daß ihm auch später ein kleiner Platz im Garten bleiben wird. Im Kriege gewöhnt sich ja so mancher Gaumen an etwas, was ihm vorher ungewohnt war. In der Champagne, wo ich einige Zeit auch gärtnerte, mußten sich deutsche und französische Gemüsesorten gut nebeneinander vertragen, da wir mit den zurückgebliebenen Einwohnern, die noch etwas Samen aus früherer Zeit hatten, Samen und Setzlinge ein- und austauschten, zumal wir selbst an manchen Sachen oft Mangel hatten. Als gute Nachbarn halfen wir uns aus, so viel wir immer konnten. Unsere Gärten lagen neben- und auch zwischeneinander, da wir alle herrenlosen Gärten in Bebauung genommen hatten. Ein kurzer Blick hinein genügte meist, um festzustellen, ob es eine französische oder deutsche Bepflanzung war. Ich rede ijj hierbei nicht von der Sauberkeit in der Bepflanzung, sondern vom Sortenbestand. Wir hatten den Kohlgemüsen in allen Arten besonders viel Platz eingeräumt, während der Lauch nur in einzelnen Beeten angepflanzt wurde ; im französischen Garten stand dagegen der Lauch immer viel zahlreicher, meist in mehreren Beeten, auf Rechnung der Kohlgemüse. Bei uns wird der Lauch gewöhnlich nur als Zutat, zum Würzen, ver- wendet, während er in Frankreich in seinen gebleichten Stengeln, die zu diesem Zwecke im Herbste im Keller eingeschlagen werden, ein sehr beliebtes Gemüse ist. Durch die Bleichung verliert er seinen scharfen Geschmack. Trotzdem konnte ich mich nie recht mit ihm befreunden. Ich hatte vor Jahren im Waadtlande öfters Gelegenheit, ihn in vorzüglichster Zu- bereitung zu kosten, begnügte mich jedoch stets mit einem XX, 48 Die Gartenwelt. 569 kleinen Teile, während andere deutsche Gaumen ihm bald Geschmack abgewannen und ihm ebenso Ehre angedeihen , ließen, wie die Waadtländer (französische Schweiz) selbst, zu deren Nationalgerichten der Lauch ebenfalls gehört. Die Laucharten sind denn auch fast durchweg französische Züchtungen geblieben ; wir pflanzen in Deutschland ebenso die Sorten von Rouen, Nantes, Mezieres, wie man sie in Frankreich und anderswo pflanzt. Je dicker und länger der Stengel, desto wertvoller ist der Lauch als Gemüse ; bei ihm wird also in Frankreich nicht an Dünger gespart, besonders nicht an flüssigem. In den französischen Gärten stand dann auch noch der hohe Bindesalat, den wir kaum kennen. Die Züchtungen sind deshalb ebenfalls französische geblieben. Grüner und gelber Pariser und Ballon sind die meist angepflanzten Sorten. Der Bindesalat wird zum Bleichen meist zusammengebunden. Die Sorte Ballon hat es nicht gerade notwendig. Sie wird als Salat verwendet und noch mehr als Gemüse mit Fleischbrühe ganz gekocht und so oder mit einer Bratentunke gegessen ; sie schmeckt vorzüglich. Ich habe dem Bindesalat rasch Geschmack abgewonnen. Auch der gewöhnliche Kopfsalat kann so bereitet werden, hat jedoch einen weniger aus- geprägten Geschmack. Der Bindesalat schmeckt frisch etwas bitter, und die Bitterkeit verliert sich auch gekocht nicht ganz. Er verlangt einen sehr kräftigen Boden, um einen festen Blätterbüschel zu bilden. Die Cardy mit den großen Blättern, von denen im Winter die gebleichten Rippen ebenso wie Bleichsellerie zu- bereitet werden, gehören auch zu den französischen Gemüse- gärten bis in den Norden. Der Süden bringt sie allerdings meist auch für die Städte im Norden auf den Markt, da er sie im Freien in Stroh eingebunden mit weniger Umständen bleichen kann. Auch die Artischocken, die ebenfalls im Süden heimisch sind und dort viel angepflanzt werden, sind in Nordfrankreich viel häufiger als bei uns zu finden, wo sie allerdings auch in manchem Herrschaftsgarten in kleinem Maßstabe angebaut werden. Die Artischocke verlangt viel Wärme, viel Feuch- tigkeit, sehr reichen Boden und viel Raum, um üppige Blüten- stengel mit großen, fleischigen Knospen zu bilden. Im Süden wird der Fruchtboden vielfach auch grün mit etwas Pfeffer und Salz gegessen. Besser schmecken sie allerdings gekocht mit einer guten Bratentunke, in der sich auch das fleischige untere Ende der Hüllschuppen gut abbeißen läßt. Die Arti- schocken sind mehr Zuspeise ; sie wären bei uns auf jeden Fall ein teures Gemüse, da man eine ganze Menge davon verzehren müßte, um sich zu sättigen, der Anbau bei uns aber kostspielig ist. Unsere feldgrauen Kochkünstler, die etwas von der Zubereitung gehört hatten, aber nicht recht damit Bescheid wußten , mühten sich hie und da damit ab, verzichteten jedoch nach einem ersten mühevollen und doch nicht geratenen Versuche meist darauf, da sie die Bissen nicht der Mühe entsprechend^ groß fanden und trotz der verwendeten j Zutaten meist auch nicht auf ihre Ge- schmacksrichtung kamen. Ich selber habe die Artischocken immer sehr geschätzt, will allerdings beifügen, daß sie mir immer tadellos zubereitet auf den Tisch gebracht wurden. Dem französischeufGemüsebauer und Gärtner muß man übrigens lassen, daß er sein Geschäft versteht. Ich sah an manchen Orten so schöne Gemüsepflanzungen, daß auch unsere, an verschiedenen Orten eingerichteten großen Gemüsegärt- nereien, denen weder der Dünger noch die Arbeitskräfte mangelten, nichts besseres aufweisen konnten. Manchenorts wurde ebenfalls wie bei uns jetzt dem Gemüsebau vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt und manches Stückchen Land in frische Bebauung genommen. So sah ich noch diesen Sommer bei St. Quentin, das unten am Kanal ein reiches Gemüseland hat, manches Stückchen Gemüseland dem bisher unbenutzten, etwas feuchten Gelände abgewonnen. In heißen Sommern mit wenig Regen muß übrigens die richtige Bewirtschaftung der Gärten vielenorts schwierig sein, denn in Beziehung auf Wasserversorgung sind die meisten französischen Dörfer und auch kleineren Städte äußerst arm- selig daran, selbst in Gegenden, wo eine Wasserleitung mit nicht übermäßigen Kosten leicht hätte hergestellt werden können und bei uns schon längst hergestellt worden wäre. Manches große Dorf hat nur zwei, drei armselige Zieh- brunnen, die kaum das nötige Trink- und Kochwasser in einem halbwegs klaren Zustande, höchstenfalls dazu für das Vieh noch ein trübes Grundwasser liefern. Oft muß sich das Vieh mit einer elenden Pfütze begnügen. Man be- schäftigt sich darum nicht zu viel mit Gießen und wartet eher mit dem Verpflanzen ab, bis ein Regen das Angießen verspricht. Wir in der Champagne hatten immer bald kein Wasser mehr, trotzdem dort mehrere Brunnen waren. Die eine Hälfte war nämlich meist geschlossen, um etwas klares Trink- wasser zu haben, und die andere war nach ein paar Gieß- kannen völlig erschöpft. Ich las letzthin irgendwo in einer Statistik, daß Frankreich verhältnismäßig sehr wenig Seife verbraucht, und daß man nach dem Seifenverbrauch auf die Sauberkeit des Hauses schließt, also für Frankreich zu einem ungünstigen Schlüsse kommt. Die Rechnung mit der Seife muß richtig sein, denn der Verbrauch derselben richtet sich nach dem Verbrauche von Wasser. Wo man das Wasser spart oder sparen muß, leidet natürlich die Reinlichkeit ; dies mußten wir wohl oder übel an uns selbst zeitweise erfahren, mußten sogar die Seife sparen, weil das Wasser zum Benutzen derselben fehlte. Damit will ich nun kein schiefes Licht auf die Einwohner des von uns besetzten Gebietes werfen. Ich muß im Gegenteil sagen, daß ich auch sehr viele saubere Haushaltungen an- getroffen habe. Die Mädchen und Frauen, die gegen Ent- gelt in Abteilungen die Rübenfelder bearbeiteten, machten in ihrer Kleidung mit wenigen Ausnahmen sogar einen ganz günstigen Eindruck, wußten auch mit der Hacke oder dem Distelstecher, einem ganz praktischen Messer mit Haken an langem Stile, so daß man sich kaum bücken muß, gut umzugehen. Von der Römerstraße eines Champagnedorfes mit elenden Häusern und schmutzigen Kindern, wonach auch die Frauen zu beurteilen sind, ist mir allerdings ein sehr ungünstiger Eindruck geblieben, auch von anderwärts. Dem Waschen in den stellenweise äußerst schmutzigen Kanälen mit fast stehendem, fauligem Wasser, in das noch der ganze Dorfschmutz hineinfließt, sah ich ebenfalls oft mit gemischten Gefühlen zu. Darin bearbeitete Wäsche hätte mir gewiß keine Freude gemacht. Eine Eigentümlichkeit der Champagne sind die lebenden Hecken aus Rot- oder vielmehr Weißdorn, selbst zwischen den kleinsten Gärten, die unverhältnismäßig viel Platz be- anspruchen und durch die Bewurzelung und den Schatten Nachteil stiften. Im Norden kommen Hecken weniger, stellen- weise fast gar nicht vor, und wo sie vorhanden sind, sind sie meist wie Spalierformen äußerst schmal geschnitten ; sie erfüllen dabei doch ihren Zweck, da zwei, drei hindurch- 570 Die Oarteuwelt. XX, 48 gezogene Drähte, an denen die einzelnen Stämmchen fest- geheftet sind, ihnen den nötigen Halt geben. Besonders in Belgien, in der Gegend von Lüttich, fielen mir diese schmalen Hecken auch als Einfassungen von Weideplätzen auf. Es war durchweg Rotdorn dazu verwendet, da derselbe infolge seiner Dornen vom Vieh nicht befressen wird. Gegen die Rotdornhecken ist schon viel zu Felde gezogen worden, weil sie oft Raupenbrutstätten sind. Eine sauber gehaltene und geschnittene Rotdornhecke ist jedoch nicht unschön und wirkt besonders gut, wenn nach dem Sommerschnitte der junge, rote Austrieb über dem alten, grünen Laube erscheint. Ich bin kein Gegner von lebenden Hecken ; in dem Maße, wie ich sie in der Champagne traf, auch zwischen aller- kleinsten Gärtchen, kann ich mich aber nicht damit befreunden. Sie waren dort die reinsten Schneckennester, so daß in einiger Entfernung von den Hecken trotz täglichem Absuchen der Weichschnecken kaum eine Salatpflanze durchzubringen war und auch andere Gemüse bös zerfressen wurden. Für den Vogelschutz halte ich den Wert schmal ge- schnittener Gartenhecken für nicht groß. Eine breite Hecke allerdings, deren Sommerschnitt erst ausgeführt wird, wenn die junge Brut ausgeflogen ist, bietet vielen Vögeln sehr erwünschte Nistgelegenheit, noch mehr, wenn der Schnitt überhaupt unterbleibt. Dies konnte ich besonders auch in der Champagne sehen, wo viele Hecken nicht mehr ge- schnitten worden waren. Es herrschte da manchenorts ein äußerst reiches Vogelleben, ein Trillern, Singen und Pfeifen, wie ich es nicht oft gehört habe ; auch die Nachtigall fehlte nicht dabei. Der Süden Frankreichs ist allerdings sehr vogel- arm, da dort vielfach jedesj kleine Vögelchen als Jagdbeute heruntergeknallt wird. artig wachsen, wird noch erhöht durch die dichte, lebhaft grüne, feingefiederte Belaubung. Ganz besonders wird sich dieses prächtige Adonisröschen für leuchtende Gruppen, Beete und Einfassungen eignen, aber auch als Topfpflanze ist es verwendbar. Man säe ins Freie oder in kalten Mistbeetkasten, und zwar im zeitigen Frühjahr, denn der^Samen braucht 4 — 6 Wochen, bevor er keimt; die I~Ierbstsaat versagt. Sommerblumen. Adonis aleppica. Es ist erstaunlich, daß diese von Boissier beschriebene und in der asiatischen Türkei am Aleppo bis Aintab einhei- mische prächtige Pflanze noch nicht in unsere Gärten eingeführt wurde, ja sogar nur in einzelnen botanischen Werken verzeichnet ist. Die Pf lanze wädist 40 bis 50 cm hoch; sie bildet 16 bis 20 Hauptzweige, welche sich mehrmals in zwei gegenüberstehende Neben- zweige teilen, von denen jeder eine runde Blume von 7 cm Durchmesser, also 4 ma| so groß wie bei A. autumnalis, mit 8 Blumen- blättern hervorbringt. Die Farbe der Blumen ist ein glänzendes, tiefes Dunkel- blutrot von größter Leucht- kraft. Die Blütezeit erstreckt sich auf 2 Monate ; auch halten sich abgeschnittene Blumenstengel im Wasser lange Zeit frisch. Die Blumen erscheinen zahlreich, und die Wirkung vollblühender Pflanzen, welche pyramiden- Adonis aleppica. Neueinführung von E. Benary, Erfurt. Vogelschutz. Schädlichkeit der Vögel. Vogelschutz steht uns Deutschen gut an, und auch dieser Weltkrieg wird uns hoffentlich davor be- wahren, daß uns das Gemütvolle abhanden kommt. Ja, nicht nur das Gemüt kommt dabei zu seinem Rechte, Vogelschutz nützt uns auch. Aber was uns nützt, bringt uns anderseits auch oft Schaden, und so ist es mit den Vögeln. Eifrig habe ich seit meiner Kind- heit für Vogelschutz getan, was ich konnte, aber ich erntete auch vielfach „der Welt Lohn", nämlich Undank. Gewiß, die Vögel halten meine Obstbäume von Raupen rein, den Kohl aber^schon nicht, und Samen und Obst, wie auch junge Pflanzen usw. muß ich vor ihnen schützen, wie unsere Reichsbank das Gold vor den Feinden. Freut man sich im Frühling des erhebenden Gesanges, so ist man im Herzen willig, den lieben Frühlingsboten allen Schutz zu gewähren und der Freiheit, die sie meinen, möglichst Spielraum zu lassen, aber bald tritt die Reaktion ein, die Rechte des „Herrschers über die Vögel unter dem Himmel" treten in den Vordergrund. Zunächst sind es die Finken, denen man die Freiheit beschneidet, indem man ihnen die Samennutzung möglichst sperrt, Schreckmittel verbreitet und bei offenem Widerstand von der Schußwaffe Gebrauch macht. Wie schon ein Kollege in der „Gartenwelt", rechne auch ich Hühner, Enten, Puten, Pfauen usw. zu den schädlichen Vögeln im Garten, die absolut fernzuhalten sind. Pfauen fressen mir freilich die Kohlraupen, aber sie wollen dabei zu dem Fleisch auch Gemüse haben. Ein Leckerbissen scheint den Pfauen die Goldlackblume zu sein; denn hieraufsind sie versessen, ebenso auf Tropaeolum und Helio- tropblumen. Die Schäden, die das übrige Federvieh, nament- lich auch Tauben, verur- sachen, brauche ich wohl nicht aufzuzählen, sie sind bekannt. Der Schaden im Garten überwiegt oft den Nutzen des Geflügels. Sperlinge schaden mir am wenigsten, die fühlen sich auf dem Wirtschaftshof am heimischsten, vielleicht, weil sie bei dem Vogel- schießen im Garten von jeher immer „diejenigen, welche" waren. Der Sper- ling galt immer als der unausrottbare , ruppige Proletarier allgemein für „vogelfrei". Das macht sein Aeußeres. — Der Star wird geduldet, ja gehegt, aber er steht hinsichtlich der Schädlichkeit dem Sperling in nichts nach, doch muß sein Wesen für ihn einnehmen, wenn er XX, 48 Die G a r l e 11 w ü 1 1. 571 nicht gerade Kirschen stiehlt, oder mutwillig Pflänzchen ausreißt und Triebe abbricht. Vor allem muß ich mich über die Amsel oder Schwarzdrossel beklagen. Wird zeitig ein Samenbeet an- gelegt und bei trockner Luft begossen, so kommen hier die Regenwürmer hoch und die Amsel zerwühlt das ganze Beet nach ihnen. Ebenso macht sie es in den Mistbeeten, wenn man Luft gegeben hat. Einmal hat mir eine Amsel im Winter sogar die Schalen mit teuren Sämereien im Gewächshause durch- wühlt. Zaunkönige, Rotkehlchen, Meisen dulde ich jeden Winter im Gewächshause. Sie stellen den Blattläusen nach, doch konnte ich nicht feststellen, welcher der genannten Vögel mir einmal sämt- liche Cyclamenknospen und Samenpflänzchen abgebissen hat. — Das ist aber im Gewächshause zu verzeihen. Welchen Schaden die Amsel am Obst anrichtet, brauche ich nicht zu erzählen, aber schlimmer fast noch als sie ist ihre Base, die Wein- oder Grau- drossel; wo diese hinkommt, da ade Kirschen — Beeren usw. Die Goldamsel, Pirol, auch Vogel Bülow und Pfingstvogel genannt, sucht namentlich die Sauerkirsche heim. Dieser Vogel wird aber immer seltener, weshalb ich ein Wort für ihn einlegen will. Etwas seltener sollen eben die andern Schädiger durch Abschuß auch werden. Das nur ist mein Be- streben, vernichten möchte ich keinen. Krähen, Dohlen und Häher schaden allem Obst, ziehen auch gelegentlich junge Erbsen und andere Pflanzen aus. Der Häher frißt für sein Leben gern grüne Erbsen. Nie habe ich gesehen, daß die Elster im Garten irgendwie schadet. Woher ist dieser Vogel so besonders scheu, scheuer wie die drei vor ihm genannten rabenartigen Vögel, denen man doch gleich ihm eifrig nachstellt? Spechte schaden Obstbau. Wie ich mein Tafelobst verpacke. Vom Herausgeber. (Hierzu vier Abbildungen nach von Alice Matzdorff, Berlin, für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Der unmittelbare Absatz der Erwerbsobstzüchter an die PrivatabDehmer, der wohl für nicht allzugroße Pflanzungen das erstrebenswerteste Ziel bleiben dürfte, wird durch die immer und immer wieder gerügten Mängel der Verpackung, welche ein schlechtes Eintreffen der Sendungen zur Folge haben, sehr erschwert. Mit diesen Mängeln hatte auch ich zu kämpfen, solange ich mein Tafelobst in Fässer oder Kisten verpackte. Ich verwendete dazu zuletzt die von der Land- wirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg empfohlenen Obstkisten. Diese Kisten hatten zunächst den Nachteil, daß sie nicht das faßten, was sie fassen sollten. Die Kiste für 25 kg Inhalt faßt bei vollständiger Raumausnützung nur 20 — 21 kg, bei großfrüchtigen Sorten mit geringem Eigen- gewicht noch weniger. Die Abnehmer sind aber nicht geneigt, solchen Inhalt für 25 kg entgegenzunehmen, auch dann nicht, wenn die Verpackung unberechnet bleibt. Abgesehen von diesem Nachteil besteht ein weiterer der Kistenpackung darin, daß die Kisten auf der Bahn gestürzt und geworfen, richtiger geschmissen werden — die Fässer werden gerollt auch nicht, und nicht das Geringste wüßte ich der Nachtigall, der und gestürzt — , was selbst auf den sorgfältigst verpackten Schwalbe, der Bachstelze, ferner Zeisig, Stieglitz, Goldammer, Inhalt nicht ohne ungünstigen Einfluß bleiben kann. Ein Grauammer, Goldhähnchen, Grasmücke, Lerche, Fliegenschnäpper, Rotschwänzchen und wie sie sonst noch heißen, nachzusagen; sie erweisen sich alle als nützlich und herzerfreuend. Den Mönch ertappte ich gelegentlich beim Feigennaschen. Die Unarten der Dompfaffen oder Gimpel sind bekannt ; sie schaden ungeheuer durch das Auspicken der Knospen, besonders bei den Johannis- beeren. Die Meisen fressen Bienen, doch ist hier der Schaden lange nicht so groß, wie er von manchen Imkern gemacht wird ; man kann den Bienenstand gegen sie schützen. Auch ich bin Imker. Jedenfalls nützt die Meise sehr viel durch Vertilgung von allerlei Obstbaumschädlingen. Habicht , Sperber , Würger und Eulen schaden uns im Garten dadurch, daß sie recht oft die uns an- genehmen und nützlichen Singvögel wegfangen; die Federn an der Wahlstatt verraten es. Mir scheint, wir haben den Vogelschutz zu ein- seitig durch Nisthöhlen betrieben, wobei die Freibrütcr zu kurz kamen. Wir haben hier auch Nistkästen an- gebracht, aber sie sind zum Teil von Wespen und Hummeln bezogen, denn die Meisen brüten lieber in den Burgruinenlöchern. Diese gibt es allerdings nicht überall. Unsere Eulen und andere Raubvögel fangen aber wiederum so manche Maus, Ratte und manchen Maul- wurf, so daß es schwer wird, die richtige Grenze zwischen Nützlichkeit und Schädlichkeit zu ziehen. So viel ist aber sicher, wir Herren der Schöpfung müssen auch Herren im Hause bleiben und als solche jedes Uebermaß eindämmen ; die Phrase, daß jedes Ge- schöpf dieselbe Existenzberechtigung hätte wie der Mensch, ist doch wohl nicht ernst zu nehmen. Frei aus der Natur heraus, wie mirs beifiel, habe ich berichtet. Sollte ich den einen oder den andern Schädling vergessen haben, so bin ich dankbar, wenn ein anderer die Lücke ausfüllt. Die böse Kriegszeit hat in hervorragender Weise dazu beigetragen, daß der Selbsterhaltungstrieb sich schärfer regt; wir werden die vielen unliebsamen Mitesser nach Möglichkeit selber essen. F. Steinemann. Teil der so verpackten Früchte wird immer in verbeultem Zustand am Bestimmungsorte eintreffen. Diesem Uebel kann nur durch Packung in Henkelkörbe abgeholfen werden. Die gewöhnlichen Körbe des Handels sind zum Verpacken von Tafelobst ungeeignet, weil viel zu i schwachwandig. Da ich keine Möglichkeit sah, geeignete Körbe fertig; zu er- werben, ging ich dazu über, mir von einem zuverlässigen Wie die Tafeläpfel in Holzwolle gehüllt und lagenweise ringförmig in den Korb gepackt werden. Links meine Polizei- und Schäfer- hündin Asta, die treue Wächterin meiner Pflanzungen. 572 Die Garteuwelt. XX, 48 Korbmacher zur dauernden Verwen- dung brauchbare Obstkörbe nach meinen Angaben anfertigen zu lassen, und zwar in zwei Größen, die erste Größe für 25 —30 kg, die zweite für 1 2 '/.j — 1 5 kg Vollinhalt. Die großen Körbe haben von außen gemessen 45 cm, von innen 39 cm Höhe, der Bodendurchmesser beträgt von außen gemessen 47 cm, von innen 42 cm, der obere Durch- messer von außen 64 cm, von innen 58 cm. Die kleinen Körbe haben reichlich halbe Größe. Die angege- benen Maße lassen erkennen, daß die Körbe außerordentlich stark gearbeitet sind. Ich gebe diese Körbe meinen Ab- nehmern nur leihweise, berechne Ver- packung nicht, mache aber zur Bedin- gung, daß mir die Körbe einschließlich des Packstoffes und des wieder über- zunähenden Packleinens, das in dieser Kriegszeit gar nicht mehr zu beschaffen ist, fracht- bezw. postfrei zurückge- schickt werden. Wenn mein Packleinen, das jetzt noch jahre- lang aufbewahrte Säcke hergeben , durch Abnutzung aufgebraucht ist, dann werde ich zum Vernähen der Körbe ganz dünnes, engmaschiges, mit der Schere leicht zu schneidendes Draht- geflecht verwenden. Meine oben beschriebenen Körbe sind zum Teil schon 3 Jahre im Gebrauch ; jeder Korb macht in der Versandzeit durchschnittlich 6 — 10 oft sehr weite Reisen, aber von Ab- nutzung ist noch nichts zu merken. In Friedenszeit zahlte ich für den großen Korb 2,50 M, im Vorjahre 3, — M, in diesem Jahre 3,50 M; der kleine Korb kostet jetzt 2,20 M. Dadurch, daß ich Körbe und Packstoff zurückfordere, werden meine Unkosten für die Verpackung wesentlich herabgedrückt. .i^3äS^ Fertig mit Tafeläpfeln gepackter Korb, die oberste Lage unbedeckt (links) und zum Vernähen fertig mit Holzwolle bedeckter Korb (rechts). In diesem Jahre habe ich ungefähr 200 große Körbe und über 300 5 kg-Kartons verschickt und dazu alles in allem vier Ballen feiner Holzwolle verbraucht, denn die Holzwolle der Korbpackungen kommt zurück ; sie wird durchgezupft und dann immer wieder verwendet, in schlechterem Zustand nur noch zum Auffüllen und für Wirtschaftsobst. Die in Post- kartons verwendete Holzwolle ist natürlich verloren. Ich habe mir ein besonderes Verfahren der Korbpackung ausgedacht. Ich lege zunächst die Innenwandungen der Körbe sorgfältig mit Wellpappe aus (Abbildung unten), die glatte Seite nach innen. Fast alles, was ich zu diesem Zwecke an Wellpappe brauche, liefert mir die Pappverpackung der Karton- ballen, daneben beziehe ich Wellpappe in der erforderlichen Breite in Rollen. Eine vor drei Jahren bezogene Rolle von 100 Metern ist auch in diesem Jahre noch nicht aufgebraucht, da auch die Pappeinlage mit den leeren Körben von meinen Kunden zu- rückgesandt wird. Ist der Korb mit Wellpappe ausgelegt, so wird der Boden mit einer schwachen Lage Holzwolle belegt, die aber so stark sein muß, daß man ihn nicht mehr hart durchfühlt. Seit- dem die Papierpreise eine un- glaubliche Steigerung erfuhren, habe ich selbst das Einhüllen der Paradefrüchte in Seidenpapier eingestellt , soweit nicht Geschenk- kartons in Frage kommen. Ich lege aber Wert auf Verwendung allerbester, weichster Holzwolle, die ich in Berlin nicht erhalten kann und deshalb aus Magdeburg beziehe. Mit etwas dieser Holz- wolle wird jede Frucht ringförmig umwickelt (Abb. Seite 571). Dies Umwickeln machen meist zwei Fertig vernähter Korb (links). und richtig mit Wellpappe ausgelegter Korb (rechts) XX, 48 Die Gartenwelt. 573 Arbeiterinnen, während ich selbst packe. Es dürfen nicht 2 Früchte gegeneinanderstoßen ; sie werden durch die Holzwollringe getrennt und elastisch geschichtet. Es ist Wert darauf zu legen, daß jede Lage fest gepackt ist, ohne daß sich die Früchte drücken. Ich selbst halte bei mir und bei meinen Arbeiterinnen auf kurzgeschnittene Fingernägel, da sonst Verletzungen der Früchte unvermeidlich sind. Ist eine Lage gepackt, so wird sie derart mit gut durchgezupfter Holzwolle bedeckt, daß man mit flach aufgelegter Hand die Früchte der unteren Lage nicht mehr hart durchfühlt. Dies wird mit einer verhältnismäßigen geringen Schicht erreicht. So packt man Lage auf Lage, bis der Korb gefüllt ist. Zu beachten ist, das die um den Korb gelegte Wellpappe die Korbhöhe etwas überragt oder, falls dies nicht der Fall, daß oben ein starker Holzwollring um den Korb gelegt wird, der die äußeren Früchte der obersten Lage vor Druckschaden bewahrt. Ich lege die Früchte stets ringförmig in den Korb ein, mit dem äußeren Ring beginnend (Abb. S. 571). Ist dieser Ring gelegt, so rücke ich die Früchte vorsichtig etwas zu- sammen, wodurch für 1 — 2 weitere Früchte Raum gewonnen, und die notwendige feste Schichtung gewährleistet wird. Der fertig gepackte Korb bekommt oben noch eine starke Holz- wollauflage (Abb. Seite 572), so daß er eine gute Wölbung zeigt, dann wird er vernäht, wobei das Packleinen fest an- zuspannen ist. Daß die zu packenden Früchte tadellos, nicht feucht, und auch die zu verwendende Holzwolle lufttrocken A.M. "^ — TrtS Fertig gepackte 5 kg- papier gehüllte Pariser Postkarton postfertig verpackt, daneben leer und offen mit den seitlich eingelegten Verstärkungspappen, davor ein Karton wie er dem Ballen ent- nommen wird, rechts Veranschaulichung wie er zusammenzufügen ist. Postkartons. Links Geschenkpackung. Inhalt 16 in Seiden- Rambourrenetten, zusammen 5 ^/.j kg schwer, rechts einfache Packung (Ananasrenetten). sein muß, ist selbstverständlich. Der ganze Inhalt eines derart gepackten Obstkorbes ist so elastisch geschichtet, daß er jeden Stoß und jede Erschütterung unbeschädigt aushält. Tatsächlich kommen die so verpackten Früchte stets in musterhafter Verfassung an ihrem Bestimmungsorte an, auch in diesem Jahre, in welchem fast allerorts die Güterexpeditionen versagten, so daß selbst die innerhalb des Berliner Vorort- verkehrs für Berlin aufgegebenen Eilgutsendungen erst nach 10 bis 12 Tagen, in einigen Fällen erst nach 2 bis 3 Wochen bestellt wurden ! Ich hatte im Laufe der Jahre nur zwei Beschwerden, und bei diesen stellte es sich schließlidi her- aus, daß die betreffenden Spediteure nicht meine, sondern falsche Körbe geliefert hatten ; sie hatten sich in beiden Fällen ohne weiteres bereit erklärt, vollständigen Schadenersatz zu leisten. Von Früchten mit hohem Eigen- gewicht, z.B. Pariser Rambourrenetten, und von späten Birnen lassen sich in einen Korb der von mir verwendeten Größen auch leicht 15 bzw. 30 kg packen, wenn man etwas höher schichtet, was bei guter Auflage von Holzwolle unbedenklich ist. Für Postsendungen verwende ich die von der Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg empfohlenen 5 kg-Kartons der Wellpappfabrik Wil- helm Schlüter, Woltersdorf bei Lucken- walde. Diese Kartons werden flach- liegend in 50 Stück enthaltenden Ballen geliefert und dann leicht durch Umbrechen an den gestanzten Stellen (Abb. beistehend), sowie Ineinander- schieben hergestellt und seitlich, oben und unten durch zwei je zweimal zu brechende Wellpappstreifen verstärkt. Ein solcher Karton faßt von Aepfeln etwa 9 Pfund, von noch nicht weichen Birnen 10 bis 12 Pfund. Vor dem Kriege kosteten 100 dieser Kartons 574 Die Garten weit. XX, 48 16. — M, im Vorjahre wurde dann der Preis „im Ein- verständnis mit der Landwirtschaftskammer" auf 17. — M erhöht, und in diesem Jahre war er auf 38. — M (!) für das Hundert hinaufgeschraubt ! Und die teueren diesjährigen Kartons entpuppten sich als sogenannte Kriegsware von geringer Güte, auch waren sie vielfach schief zugeschnitten. Immerhin kenne ich noch keine brauchbareren Kartons für 5 kg- Postsendungen. Aepfel und Birnen packe ich in diese Kartons genau so wie in die Körbe. Bei Steinobst verstärke ich aber die Längsseiten durch zwei weitere Pappstreifen, die ich mir selbst zuschneide, um dem Ganzen mehr Festig- keit zu geben. Natürlich pflücke ich Steinobst zum Post- versand einige Tage vor der Reife, also noch im Zustand der Härte. Ich gebe für dieses Obst auf den Boden des Kartons eine Wenigkeit Holzwolle, über welche ich zwei Blatt Seidenpapier und darüber ein Blatt Cellulosewatte lege. Die Früchte werden zunächst einzeln in Seidenpapier, dann in die beregte Watte gehüllt und nunmehr eng zu- sammengelegt , die einzelnen Lagen durch Seidenpapier und Cellulosewatte getrennt. In solcher Packung faßt ein Karton gut 6 kg Pfirsiche oder Pflaumen. Ich habe in diesem Jahre Kartons mit solchen Früchten selbst auf große Ent- fernungen, z. B. nach Bayern und an den Rhein verschickt, aber die Verantwortung für gutes Eintreffen abgelehnt. Dies wäre nicht notwendig gewesen, denn in allen Fällen konnten mir die Empfänger mitteilen, daß die Früchte tadellos am Bestimmungsorte eingetroffen seien. NatürUch hatte ich die mit solchen Früchten gepackten Kartons mit dem Aufdruck „Vorsicht" versehen. Zeit- und Streitfragen. Vom Umgang mit Angestellten und Arbeitern. Vom Herausgeber. Ueber den Umgang mit Angestellten und Arbeitern sind, soviel ich weiß, bisher kaum nennenswerte Erörterungen ge- pflogen worden, und doch ist dieser Umgang und alles, was damit zusammenhängt, auch für Besitzer und Leiter gärt- nerischer Betriebe von höchster Wichtigkeit, Der Umgang mit Menschen im allgemeinen ist viel leichter und einfacher als derjenige mit Angestellten und Untergebenen im be- sonderen. Ueber den Umgang mit Menschen hat Knigge ein vielgenanntes Buch geschrieben, das ich übrigens, nebenbei bemerkt, nicht gelesen habe. Trotzdem glaube ich, mit Menschen jeden Standes einwandfrei verkehren bezw. umgehen zu können. Der Umgang mit Angestellten und Arbeitern wird in den verschiedensten Gärtnereibetrieben je nach dem Charakter der Besitzer und Leiter verschieden gehandhabt, teils richtig, teils falsch. Dementsprechend gestalten sich audi die Arbeiter- schwierigkeiten in den einzelnen Betrieben ganz verschieden- artig. Es gibt zum Glück Betriebe, die weder jetzt in schwerer Zeit, noch vor dem Kriege jemals mit irgendwelchen An- gestellten- oder Arbeiterschwierigkeiten zu kämpfen hatten, weil deren Besitzer in ihren Angestellten gleichberechtigte Mensdien sahen, denen sie menschenwürdige Behandlung bei angemessener Bezahlung und angemessener Arbeitszeit boten, ihnen in schwierigen Lebenslagen mit Rat und Tat zur Seite standen und es auch zur rechten Zeit an einer ver- dienten Anerkennung und Aufmunterung nicht fehlen ließen. Diesen wenigen Musterbetrieben, in welchen man oft zahlreiche Beamte und Arbeiter findet, die auf langjährige Dienstzeit zurückblicken können, die dementsprechend mit den Interessen des Geschäfts eng verwachsen sind und freudig ihr ganzes Wissen und ihre ganze Arbeitskraft für dieselben einsetzen, stehen aber weit zahlreichere Betriebe gegenüber, in denen es sozusagen wie in einem Taubenschlage ein- und ausgeht ; ein ständiger Stellenwechsel ist dort an der Tagesordnung, und über den Mangel an geeigneten Arbeitern wird hier selbst zu Zeiten großer Stellungslosigkeit geklagt. Was ist die Ursache davon? Sind unsere Gehilfen und Arbeiter wirklich so unzulänglich, daß es nicht möglich ist, einige brauchbare herauszufinden und dauernd an das Geschäft zu fesseln? Das ist keineswegs der Fall. Gewiß, es gibt nichtswürdige Menschen, Faulpelze, die jede Stunde, in der sie sich unbeobachtet glauben, benutzen, um sich von der Arbeit zu drücken, die jede Gelegenheit wahrnehmen, den Mann, dessen Brot sie essen, zu schädigen, aber diese bilden die Ausnahmen, von welchen man nicht auf die Allgemeinheit schließen darf. Viele Arbeitskräfte sind nur unzulänglich, weil sie der Arbeitgeber nicht in menschenwürdiger Weise zu behandeln versteht, weil er bei schlechtester Bezahlung, die zum Leben nicht ausreicht, Leistungen verlangt, die weit über das hinausgehen, was man von einem Gehilfen oder Arbeiter verlangen kann, dem man eine zum gesamten Lebens- unterhalt unzureichende Gegenleistung bietet. Ich habe in meiner langjährigen Gehilfen- und Obergärtner- praxis als mitleidender und beobachtender Mensch lehrreiche Erfahrungen in dieser Beziehung gesammelt, aus welchen ich später in meinem eigenen Betriebe und in meiner jetzigen Stellung die mir notwendig erscheinenden Nutzanwendungen ziehen konnte. Meine Gehilfenzeit fiel in jene Jahre, in denen eine Arbeitszeit, die im Sommer um 5 Uhr früh begann und frühestens um 8 Uhr abends ihr Ende erreichte, als normal galt. Im Auslande habe ich Stellungen als Gehilfe bekleidet, in welchen die Arbeitszeit früh um 4 Uhr begann und erst am späten Abend, wenn schon die Sterne am Himmel standen, ihr Ende erreichte. Ich habe damals, wie überall, meine Knochen zusammengenommen, um den unge- hörigen Anforderungen , die man an meine und meiner Kollegen Arbeitskraft stellte, nach Möglichkeit gerecht zu werden, kann aber nicht behaupten, daß ich mit besonderer Lust und Liebe in derartigen Betrieben tätig war, daß ich ein tieferes Interesse für dieselben empfunden hätte. Ungenügend ausgeruht, mit müden, zerschlagenen Knochen kam man in der Morgenfrühe zur Arbeit, und das, was man mit Auf- wendung aller Willenskraft leisten konnte, entsprach nicht ent- fernt der Leistung, die bei etwa 8 — lOstündiger, ausreichende Nachtruhe ermöglichender Arbeitszeit möglich gewesen wäre. Man fühlte sich als Lasttier, nicht als Mensch, und die sich meist in Abständen von 2 — 3 Wochen folgenden freien Sonntagnachmittage wurden verschlafen, ohne die notwendige Auffrischung zu bringen. Ich war unter solchen Verhältnissen stets darauf bedacht, die erste sich bietende Gelegenheit zu einem Stellenwechsel wahrzunehmen, was mir natürlich kein vernünftiger Mensch verübeln konnte. Unausstehlich wurden die Verhältnisse, wenn zur höchsten Ausbeutung menschlicher Arbeitskräfte auch noch eine rohe, unmenschliche Behandlung trat , bei Stellungen mit Wohnung und Kost noch ein unwürdiger Wohnraum und eine magere oder gar noch unappetitliche Ernährung. In Hinsicht auf Wohnung, Kost und Arbeitszeit, auch auf Entlohnung ist ja in den letzten Jahrzehnten manches besser gegen früher geworden, aber trotzdem gibt es doch noch Betriebe in nennenswerter Zahl, die gegenüber berechtigten Forderungen der Angestellten XX, 48 Die Garteawelt. 575 so gut wie alles zu wünschen übrig lassen. Namen zu nennen ist hier nicht meine Aufgabe, aber demjenigen, der sich für derartige Betriebe interessiert, empfehle ich das Studium der gelben Offertenblätter; er wird dort Firmen finden, deren Personalgesuchen vom Obergärtner bis herab zum Lehrling man jahraus jahrein immer und immer wieder begegnet, weil in diesen Betrieben ein ewiges Gehen und Kommen herrscht. Man sollte doch meinen, daß ein mit gesunden Sinnen aus- gestatteter Arbeitgeber aus dem Umstand, daß bei ihm weder Obergärtner, noch Gehilfe oder Lehrling eine längere Zeit auszuhalten vermag, die praktische Nutzanwendung ziehe, eine entsprechende Aenderung in seinem Verhalten seinen Arbeitnehmern gegenüber eintreten ließe. So mancher Arbeit- geber, der sich jetzt noch in der Rolle des Sklavenhalters gefällt, dessen Geschäftsbetrieb aber gerade deshalb alles zu wünschen übrig läßt, würde sich entschieden besser stehen, wenn er den berechtigten Anforderungen der Gegenwart entspräche. Ich habe im Laufe längerer Jahre die Erfahrung gemacht, daß das Interesse der Angestellten fjir das Geschäft und ihre tatsächlichen Arbeitsleistungen um so geringer sind, je länger die Arbeitszeit währt, und je unfreundlicher sie be- handelt werden. Es gibt freilich auch Menschen, bei denen ein freundliches Wort keine Stätte findet, Menschen, die auch bei geregelter Arbeitszeit die halben und ganzen Nächte durchschwärmen, die nichts für Körperpflege und Geistes- bildung tun ; mit ihnen sollte man sich nicht lange abgeben. In meinem eigenen Betriebe habe ich seit Jahren eine 8 stündige Arbeitszeit einschließlich 1 V» stündiger Ruhepausen eingeführt. Mehr verlange ich von meinen Arbeiterinnen nicht; sie arbeiten für mich von 8 — 5, behalten also Zeit zur Erledigung ihrer hauswirtschaftlichen Angelegenheiten. Ich selbst pflege oft 12 — 15 Stunden und länger aus besonderem Interesse für die „Gartenwelt", für meine Pflanzen und meinen eigenen Betrieb zu arbeiten, es fällt mir aber nicht im Traume ein, auch meinen Arbeiterinnen eine solche Arbeitsleistung zuzumuten. In der festgesetzten Arbeitszeit aber verlange ich gewissenhafte und fleißige Arbeit, die ich gut, und zwar weit über den ortsüblichen Tagelohn hinaus bezahle. Aber auch damit glaube ich noch nicht meine Schuldigkeit getan zu haben ; ich biete meinen fleißigen Arbeiterinnen auch einen Anteil am Ertrage meiner Pflanzungen, namentlich in der jetzt wirtschaftlich schweren Zeit. Vom Beginn der Ernte bis zur Beendigung derselben lasse ich sie kaum einmal mit leeren Handtaschen heimgehen. Es fällt in gärtnerischen Nutzkulturen so manches ab, was auf dem Markte nicht leicht zu verwerten ist, für die Wirtschaft des braven Arbeiters aber eine wesentliche Beihilfe darstellt. In wie vielen Betrieben verfault nicht manches schwer Verwertbare, wird nicht das Fallobst mit Füßen getreten, mit denen man den Arbeitern nützlich sein könnte? Durch solch kleine Beihilfen und durch menschenfreundliche Behandlung, welche die Leute nicht fühlen läßt, daß sie fremdes Brot essen, wird durch Arbeitgeber, die im ehrlichen, wenn auch schlichtesten Arbeiter einen gleichberech- tigten Menschen sehen, die Arbeitsfreudigkeit gutwilliger An- gestellten gestärkt, ihr Interesse für das Geschäft angeregt. Dadurch sichert man sich ihre dauernde Mitarbeit. Der ein- fache Arbeiter, der an seinem Platze seine Schuldigkeit tut, ist im Gesamtbetriebe des Staates so wichtig wie der Mann, der auf der Höhe der Menschheit wandelt. Wie mancher Straßenkehrer oder Müllkutscher hätte, mit guter Schul- und Allgemeinbildung ausgestattet, höchsten Aufgaben gerecht werden, Tausende jener Söhne vermögender Eltern beschämen können, die heute verächtlich auf ihn herabsehen! Nichts ist nachteiliger für den geregelten Gang eines gärtnerischen Betriebes, als der ständige Wechsel der An- gestellten. Idi habe als Obergärtner in Betrieben gearbeitet und Jahre hindurch ausgehalten, in denen es wie in Taubenschlägen herging. Ich fühlte menschlich mit meinen Gehilfen, von denen bei unzureichender Bezahlung Unmenschliches verlangt wurde, und konnte ihnen doch nicht helfen. In einem Falle war es mir gelungen, die Herabsetzung der noch immer viel zu langen Arbeitszeit um eine Stunde täglich zu erreichen. Kaum hatte ich aber meine Stellung verlassen, so wurde die frühere Arbeitszeit wieder eingeführt ! Ich kenne Betriebe, in welchen der ständige Stellungswechsel heute noch ebenso an der Tagesordnung ist, wie dies vor einem Vierteljahrhundert der Fall war! Eine gute, menschenwürdige Behandlung läßt den ehr- lichen Arbeiter oft über ganz unberechtigte Zumutungen hin- wegsehen ; wo aber mit unerhörter körperlicher Ausbeutung eine unmenschliche, rohe Behandlung, ein ewiges Schimpfen, das vielleicht noch Hand in Hand mit unberechtigten Lohn- abzügen geht, an der Tagesordnung ist, da ist eben kein Bleiben möglich. Ich habe immer den Standpunkt vertreten, daß das lange Verbleiben eines Angestellten in einer Stellung nicht nur ihn selbst, sondern auch in mindestens gleichem Maße den Arbeitgeber ehrt. Ich habe Betriebe kennen gelernt, in welchen Großvater, Vater und Sohn gleichzeitig als schlichte, aber vom Brotherrn geehrte Arbeiter nebeneinander tätig waren. Auch in der Verlags- buchhandlung von Paul Parey habe ich kennen gelernt, was durch lange Jahre in ihren Stellungen verbleibende Ange- stellte leisten können. Ein Stellenwechsel ist hier ein Ausnahmefall, ein Jubiläum dagegen eine oft jährlich mehrfach wiederkehrende Erscheinung. Von den Prokuristen bis herab zu den Markthelfern (Haus- dienern) sind die Angestellten zahlreich, die auf 25 — 40 und mehr Arbeitsjahre im Dienste unseres Verlags zurückblicken können. Etwa fünfzig Mitarbeiter, die jetzt für den Bestand des Vaterlandes mitkämpfen, meist Weib und Kind haben, konnten mit der Zusicherung ins Feld ziehen, daß ihnen ihre bisherigen Stellungen bis zur glücklichen Heimkehr, auf die ja alle rechneten, offen bleiben und daß bis dahin für Weib und Kind gesorgt sei. Aus meiner Gehilfenzeit im Berliner Königl. Botanischen Garten steht mir der vor etwa 30 Jahren verstorbene „alte Junker" noch in lebhafter Erinnerung ; er war ein schlichter Tagelöhner, der das Staudenrevier besorgte und dem Garten über 60 Jahre angehörte. Frühmorgens beim Appell nahm er seinen Ehrenplatz an der ersten Stelle der Reviergehilfen ein. — Wenn ich mit dem verstorbenen Landesökonomierat Späth gemeinschaftlich seinen riesigen Baumschulbetrieb durch- wanderte, berührte es mich immer angenehm, zu sehen, wie er höflich und freundlich lächelnd vor jedem ihn grüßenden Arbeiter seinen Hut zog. Gebeugt und trauernd sah ich später diese alten, ehrwürdigen Arbeiter ihren Brotherrn auf dem letzten Wege begleiten. — Wir leben jetzt in einer schweren Zeit. Die Blüte der Menschheit verblutet auf den Schlachtfeldern, der Ruf nach Arbeitskräften verstummt nicht. Viele Arbeitgeber sind in ihren Anforderungen an die Mitarbeiter schon weit bescheidener geworden. Man verlangt keine Photographie mehr, wenn k 576 Die G artenweit. XX, 48 man einen Gehilfen sucht, um zunächst erst festzustellen, ob er auch äußerlich einem Adonis gleicht, ob er, wie Josef in Aegypten, „schön von Ansehen und schön von Gestalt" sei, und man lehnt keinen Arbeiter mehr ab, weil er etwas krumm oder kurzsichsig ist, O- oder Xbeine hat, auch nicht weil er über 25 oder 30 Jahre alt, da man jetzt froh sein muß, einen 60jährigen oder einen Kriegsbeschädigten zu be- kommen. Ja auch nicht die Mitarbeit der Frau, selbst diejenige der früher verspotteten höheren Tochtergärtnerin wird jetzt nicht abgelehnt, auch nicht mehr von denjenigen, die früher die gesamte Frauengärtnerei verwünschten, weil, ja weil sie einmal mit einer Gärtnerin böse Erfahrungen gemacht hatten. Ich habe schon mit manchem Mitarbeiter, den ich förderte und mit Wohlwollen behandelte, mit manchem Arbeiter, der mich betrog, bestahl und schließlich noch verleumdete, böse Erfahrungen gemacht, ohne irre an der Menschheit zu werden. Die Liebe und Treue eines braven Gehilfen entschädigte mich reichlich für den Undank von zwanzig anderen. „Eine Hand wäscht die andre", sagt der Volksmund! Hand in Hand soll der Arbeitgeber mit denjenigen seiner Leute gehen, die des Vertrauens würdig sind, gewissenhafte und ehrliche Arbeit soll er anerkennen und den Zeitverhält- nissen entsprechend lohnen, die Arbeiterfrage wird dann für immer gelöst sein ! Manigf altiges. Verbot des Schiagens von Nußbäumen. Der Schweizerische Bundesrat hat, gestützt auf Art. 3 des Bundesbeschlusses vom 3. August 1914, betreffend Maßnahmen zum Schutze des Landes und zur Aufrechterhaltung der Neutralität, unterm 24. Oktober 1916 beschlossen : Art. 1. Das Schlagen von Nußbäumen ist auf dem gesamten Gebiete der Schweiz untersagt. Art. 2. Ausnahmen von diesem Verbote können nur mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Landesverteidigung, auf dringende Bedürfnisse des schweizerischen Gewerbes oder in dem Falle ge- stattet werden, wenn die Entfernung von Nußbäumen nötig wird, um die Erstellung von Bauten, Straßen und dgl. zu ermöglichen. Normal entwickelte, gutwüchsige jüngere und gesunde ältere Stämme sind ganz besonders zu schützen. Art. 3. Ueber die Bewilligung von Ausnahmen mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Landesverteidigung entscheidet, auf den Antrag des Militärdepartements, das schweizerische Departement des Innern. Art. 4. Gesuche um Bewilligung von Ausnahmen, die nicht die Bedürfnisse der Landesverteidigung betreffen, sind an die kantonale Regierung zu richten. Diese ist ermächtigt, über solche Gesuche von sich aus endgültig zu entscheiden. Sie hat über jede bewilligte Ausnahme einen genauen Bericht an das Departement des Innern zu richten. Art. 5. Kaufverträge, die über Holz von Nußbäumen, deren Schlag nicht bewilligt worden ist, abgeschlossen werden, sind nichtig. Art. 6 und 7 usw. Art. 8. Das Departement des Innern ist mit dem Vollzuge dieses Beschlusses beauftragt und erläßt die hierzu erforderlichen Ausführungsbestimmungen und Verfügungen. Die Kantone haben die Innehaltung der Bestimmungen dieses Beschlusses und der vom Departement des Innern erlassenen Vor- schriften zu überwachen. Art. 9. Dieser Beschluß tritt am 24. Oktober 1916 in Kraft. Kaufverträge über Nußbaumholz, die vor dem Inkrafttreten dieses Bundesratsbeschlusses abgeschlossen worden sind, sind aufgehoben, soweit das gekaufte Holz im Zeitpunkt des Inkrafttretens dieses Beschlusses nicht bereits gefällt ist. (Sdiweizerische Gesetzsammlung Nr. 51 vom 24. Oktober 1916.) Verkehrswesen. Dänemark. Handhabung des Ausfuhrverbots für Früchte. Vor einigen Monaten ist ein Verbot der Ausfuhr von Baumfrüchten und Beeren aller Art erlassen worden. Unter dem 10. November 1916 hat das Justizministerium allgemein Ausfuhrbewilligung für blaue Weintrauben, Pfirsiche, Nektarinen, Melonen und Schwarz- beeren im frischen Zustand erteilt; ebenso können frische Erd- beeren und Tomaten, ohne daß besondere Ausfuhrbewilligung ein- geholt wird, bis zum 15. Juni bezw. 1. August kommenden Jahres ausgeführt werden. (Nach Berlingske Tidende ) Niederlande. Ausfuhrbewilligung für Mohrrübensamen. Der Landwirtschaftsminister hat verfügt, daß Ausführer und Züchter von Gartensämereien, die bei der Staatskommission zur Aufsicht über die Vereinigung „Saatzentrale" eingetragen sind, Ausfuhr- bewilligungen für bestimmte Mengen Mohrrübensamen erhalten können. Die Sorten sind durch die Kommission näher zu bezeichnen. i (Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Amsterdam.) Tagesgeschichte. Dresden. In das hiesige Genossenschaftsregister wurde die 1 Genossenschaft Blumen-Zentrale Dresden, Großverkaufsstelle der Gartenbaubetriebe im Bezirk Dresden, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht mit dem Sitze in Dresden eingetragen. Gegenstand des Unternehmens ist die gemeinsame Verwertung der von den Mitgliedern entweder auf eigenem Grund und Boden erzeugten oder pachtweise geernteten Gärtnereierzeugnisse mittelst gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes. Die Haftsumme der Genossen beträgt einhundert Mark für jeden Geschäftsanteil. Die höchste Zahl der Geschäftsanteile, mit welchen sich ein Genosse beteiligen kann, beträgt fünfundzwanzig. Willenserklärungen und Zeich- nungen für die Genossenschaft erfolgen durch zwei Vorstands- mitglieder. Zu Mitgliedern des Vorstandes sind bestellt der Gärtnereibesitzer Carl Albert Max Ziegenbalg in Leuben, der Gärtnereibesitzer Carl Rudolph Reinhold Böhm in Gostritz, der Gärtnereibesitzer Carl Friedrich August Matthai in Ottendorf- Moritzdorf und der Gärtnereibesitzer Wilhelm Theodor Seyfert in Dresden. Personalnachrichten. Durch Verleihung des Eisernen Kreuzes wurden Grenadier Janßen, Dietrich, Gärtner in der Krupp von Bohlen und Halbachschen Gärtnerei in Hügel bei Essen und Großgärtner Oskar Lange, Tschirne, ausgezeichnet. Welchert, Paul, Leutnant der Reserse, welcher im Jahre 1911 als Lehrling in der Krupp von Bohlen und Halbachschen Gärtnerei in Hügel bei Essen sein Künstlereinjähriges machte, wurde zum Kompagnieführer ernannt. Der Verband der Privatgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seiner Mitglieder Georg Burger, Obergärtner in Würzburg und Adam Hamenon, Bayreuth, bekannt. * * * Becker, Richard, Gärtnereibesitzer in Leipzig-Gchlis, f am 18. November im 58. Lebensjahre. Binnewies, Gärtnereibesitzer und Bürgervorsteher in Alfeld, wurde dortselbst einstimmig zum Senator gewählt. Brenner, Friedr., Gärtnereibesitzer in Baden-Baden, f im Alter von 97 Jahren. Der Verstorbene war der älteste Einwohner Baden-Badens. Lenz, Fritz, Gärtnereibesitzer aus Danzig, f am 12. November im Alter von 58 Jahren in Dellbrück bei Köln, nach langem, schwerem Leiden. Der Verstorbene war der älteste Sohn des früheren Danziger Handelsgärtners A. Lenz und Stadtverordneter in seiner Vaterstadt. Mühlhäuser, Stadtobergärtner in Bonn, wurde die städtische Gartendirektorstelle in Hildesheim übertragen. Rust, Alb., Stadtgärtner in Solothurn (Schweiz), f am 13. Nov.; er war eine stadtbekannte, überall beliebte Persönlichkeit. Berlin SW. 11; Hedemaunstr. 10. Für die Eedaktion yerantwortl. Max HesdörfEer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buchdr. Gutenberg, G. Zichäus, Dessau. Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 8. Dezember 1916. Nr. 49. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Nadelhölzer. Säulenförmig' wachsende Nadelhölzer (Koniferen). (Hierzu acht Abbildungen nach vom Verfasser für die „Garten- welt" gefertigten Aufnahmen.) Von Emil Gienapp, Hamburg. Im gärtnerischen Pflanzenbilde sind die säulenwüch- sigen Nadelhölzer nicht nur wegen ihres streng gleich- mäßigen Aufbaues, sondern auch wegen ihres verschieden- artigen und verschiedenfarbigen Benadelungskleides und der dadurch hervorgerufenen Stimmungswirkungen des Ernsten, des Heiteren und des Fröhlichen ebenso notwendige als schmuck- voll wertvolle Pflanzungsmittel. Aber auch ihr winter- grüner Charakter macht sie für die Ausschmückung unserer Park- und Gartenanlagen besonders brauchbar, da sie grünendes Leben in die entlaubte Winderlandschaft bringen und dieser den Eindruck des Erstarrten und des Toten nehmen. Und diesen landschaftlichen Wesens- und Stimmungszweck erfüllen die säulenmäßig wachsenden Nadelhölzer in weit besserem Maße als alle sonstigen bei diesen vorhandenen verschiedenen Gliederungsformen, da sie einmal durch ihren massigeren, nadeldichteren und nadelvolleren Wuchs natur- gemäß augenfälliger hervortreten, dann aber auch in ihrem ganzen Aufbau von überlegener Formenwirkung sind. Selbst-' verständlich kann es sich hierbei aber immer nur um solche Koniferenarten handeln, die unsere normalen Winter ohne besondere Schutzdecke überstehen und die auch in ihren Kultur- und Existenzansprüchen keine besonderen Forderungen stellen, da Arten empfindlicher Natur sich in unseren klima- tischen Verhältnissen auch selbst unter einer winterlichen Schutzdecke doch nur selten zu der ihnen natureigenen Schön- heit des Heimatlandes entwickeln, andernfalls ziergärtnerisch aber schließlich mehr störend als förderlich sind. ^ Die meisten säulenwüchsigen Formen sind unter den gewöhnlichen Lebensbäumen (Thuya occidentalis), den Lebens- baumzypressen (Chamaecyparis) , den Taxus (Eiben) und den Rottannen (Picea excelsa), vertreten ; weniger finden sie sich bei den Weißtannen (Abies), den Kiefern (Pinus) und den Wacholdern (Juniperus), und bei allen übrigen Nadelholz- arten werden sie nur als gelegentliche Ausnahmeformen an- getroffen. So sind beispielsweise unter den vielen, an sich mit ihrem quirlständigen und sich gleichmäßig nach oben verjüngenden Astbau schmuckvoll und landschaftlich unver- gleichlich wirksamen Weißtannenarten (Abies) nur die klein- nadlige und dunkelfarbige Abies Fraseri (Fräsers Balsam- tanne) und die Formen columnaris, pyramidalis und brevi/oiia der Gartenwelt XX. glänzend dunkelgrün benadelten Tax- oder Edeltanne ^/16fes pectinata) als Säulenformen anzusprechen, da diese selbst auch in höherem Alter noch das Aussehen einer vollkommen geschlos- senen und gleichmäßig geformten Pyramide behalten, während alle übrigen Weißtannenarten mit den Jahren so breit und form- gewaltig ausladen, daß von einem geschlossenen Säulen- wuchse im Sinne dieser Abhandlung nicht mehr die Rede .s^m^x Chamaecyparis pisifera (ilifera gracilis. 49 578 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 49 sein kann. Dagegen sind unter den Lebensbaumzypressen (Chamaecyparis) eine ganze Anzahl besonders hübscher säulen- wüchsiger Formen, und namentlich ist es die vielformige Art der Lawsonzypresse, die mehrere hiervon aufzuweisen hat. Als die schönsten seien zunächst genannt : die breit- und verdicktzweigige, blaugrün und stahlblau gefärbte Alumi, die auch im Winter eine hübsche stahlblaue Farbe haltende und mit den Spitzen leicht überhängende Beissneriana, die hell- grün gefärbte und besonders feinzweigige und breitästige erecta viridis, die durch besonders straffen und gedrungenen Auf- bau, dicke Zweige und dui^kelblaue Zeichnung ausgezeichnete Fraseri und die sich streng geschlossen und mit straffer Be- zweigung aufbauende compacta glauca. Ferner sind noch nennenswert: die fadenförmig und ganz dicht bezweigte Form filiformis, die hänge- und verdicktzweigige pendula und pen- dula Vera, die eigenartig hellfarben gezeichnete und gleich- mäßig dichtgebaute Rosenthali, die durch etwas dickliche Beastung und steif aufrechte Haltung sich auszeichnende Taxus baccata, säulenförmig geschnitten. Taxus baccata fastigiata (natürliche Säulenform). Worlerei und die gedrungene Pyramiden bildende pyramidalis. Eine ebenmäßig ausgebuchtete und fast konisch ausgezogene Säulenform bildet die Varietät compacta pyramidalis des glänzend und breitbenadelten Nutkalebensbaumes (Chamae- cyparis nutkaensis), wogegen die Form aurea der Sonnen- zypresse oder Hinoki-Lebensbaumes (Chamaecyparis ohtusa), sowie die Formen pisifera aurea, pisifera plumosa und pisifera plumosa aurea der Erbsenfrüchtigen oder Sawara- Zypresse (Chamaecyparis pisifera) unten ziemlich breite und nach oben schlank auslaufende Pyramiden bilden. Von ganz ebenmäßigem Säulenaufbau ist dann weiter noch die Varietät Andelyensis der weißen Zeder oder Kugelzypresse (Chamae- cyparis sphaeroidea) mit aufrechten und fast zweiteiligen, kurz und zierlich gegliederten, flach zusammengedrückten und dunkelgrünen Zweigen. Leider ist diese wunderhübsche Säulenkonifere an ungeschützten Stellen und in rauhen Lagen nicht immer zuverlässig winterhart , so daß man sie vor- sichtiger Weise nur an gesdiützten Plätzen anpflanzen darf. Unter den frischgrünen und teils glatt, teils federartig scharf und abstehend belaubten Wacholdern und Sadebäumen XX, 49 Die Gai'lonwelt. 579 (Juniperus) bildet die männliche Pflanze des chinesischen Sade- baumes (Juniperus chinensis mascula) wohl die hübscheste frisch- und blaugrün belaubte Säulenform ; ein ähnliches gilt von ihren Abarten J. chin. pyramidalis und /. chin. Jacobiana. Bekannte Säulenwachölder sind dann ferner die Abarten cracovica, hibernica und suecica des Gemeinen Wa ch o 1 d e r s (Juniperus communis), die Formen pyramidalis und pyrami- dalis glauca des Stinkwacholders (Juniperus Sabina), sowie die Stammart und die Formen elegantissima, plumosa, plu- mosa alba var. und Chamberlaynii des Virginischen Wacholders (Juniperus virginiana). Bei den Rotfichten (Picea excelsa) bilden die Formen pyramidalis und die hier- von durch feinere Bezweigung unterschiedene pyramidalis elegans und gracilis eine mit zahlreichen, aufstrebenden Aesten dichtbesetzte Pyramide. Dasselbe gilt von Picea excelsa columnaris. Auch die feinzweigige und in der Beastung gleichmäßig horizontal gestellte orientalische Fichte (Picea Orientalis) schließt sich zu ebenmäßiger Pyramide zusammen. Alle übrigen Fichtenarten werden, mögen sie in den Jugendjahren auch noch einen säulenmäßigen Wuchs be- sitzen, mit dem zunehmen- den Alter ausnahmslos von breiter und hoher Gestal- tungsgliederung, so daß sie als Pflanzen hier in Rede stehender Nadelholzformen nicht in Betracht kommen. Von den Kiefern ist ledig- lich die in ihren Gliederungen überaus kennzeichnend auf- gebaute Zirbel- oder Zürbel- nußkiefer (Pinus Cembra) in der Stammart und Form nana als säulenwüchsige Konifere zu bezeichnen. In kräftig und gleichmäßig ge- wachsenen Exemplaren ist sie als Einzelpflanze auf Rasen oder zu kleinen Grup- pen von drei und fünf Stück vereinigt, pflanzungsbildne- risch von durchschlagender Wirkung. Außerdem besitzt sie die gute Eigenschaft, daß sie einen Schnitt gutwillig verträgt und sich dadurch ihr schon an und für sich geschlossener Wuchs noch weiter zusammenschließen läßt. Eine leider sehr selten in unseren Gärten angetrof- fene quirlästige Säulenkoni- fere verkörpert weiter die japanische Schirm- oder Tempeltanne (Sciadopitys verticillata) . Im Heimatlande 30 und mehr Meter hoch wachsend, ist sie jedoch in unserem Klima verhältnis- mäßig trägwüchsig, baut aber ihre schlanken und biegsamen, rundständig mit langen , leder- Juniperus communis suecica, schwedischer Säulenwacholder. artig festen und in der Mitte tief gefurchten, dunkelgrünen Nadelblättern besetzten Zweige zu einer schlankgliedrigen Pyramide zusammen, die in jedem Pflanzungsbilde sofort augenfällig hervortritt. Wenn auch keine wintergrüne, so doch eine hübsche sommer grüne säulenwüchsige Nadelholzpflanze ist die Eiben- und Sumpfzypresse, die nach Art der Laubhölzer mit dem Eintritt des Winters ihre Belaubung abwirft und dann völlig das Aussehen eines Laubbaumes hat. Sie trägt eine hellgrüne, zierliche Belaubung aus zumeist zweizeiligen Blättern und wirkt hiermit als Einzel- und Gruppenpflanze ebenso malerisch als auffallend. Zum kraftvollen Gedeihen verlangt sie einen etwas feuchten Standplatz in halbschattiger Lage. Sehr hübsche Säulenformen sind unter den Eibenbäumen (Taxus baccata) vertreten, ganz abgesehen davon, daß dies auch diejenige Nadelholzart ist, die sich willig einem solchen Formschnitte fügt. Die bekanntesten und pflanzungs- bildnerisch brauchbarsten darunter sind: Taxus baccata cus- pidata, mit schwarzgrünen, mit einer scharfen Spitze endenden, ziemlich großen Blättern; Taxus baccata erecta mit kleiner, graugrüner Belaubung an dün- ner, aufwärtsgestellter Bezwei- gung, Taxus baccata fastigiata (irische Eibe) mit besonders großerunddunkelgrüner,etwas zurückgebogener Benadelung an kräftig aufrechtwachsenden Aesten ; Taxus baccata impe- rialis mit dunkelgrüner Belau- bung und dichter Bezweigung an straf fgestreckfen Aesten und Taxus baccata pyramidalis mit breiten Blättern und gleich- mäßig angeordneter, von einem kräftigen Mittelstamm abzwei- gender Beastung. Auch die weiß- und goldbunten Formen Taxus baccata fastigiata albo- und aureo-variegata wachsen sich zu hübschen, wenn auch nur zierlichen Pyramiden aus. Eine eigenartige Säulen- form von oben breiterer und unten schmälerer Gestalt bildet die Form fastigiata der Kopf- eibe (Cephalotaxus peduncu- lata). Sie hat besonders große und dunkelgrüne, rings um den Zweig gestellte Nadeln und tritt in diesem Schmucke überall hervor, so daß sie als Einzelpflanze besonders brauchbar ist. Die am meisten für säulen- wüchsige Pflanzungsbilder ver- wendeten Nadelhölzer sind aber wohl die Thuya- oder Lebensbäume (Thuya occi- dentalis). Durch eine beson- ders hübsche Säulenform zeich- nen sich aus: Thuya occiden- 580 Die G a r t e n w e 1 1. XX, 49 talis Ohlendorffi mit hellgrüner, Vervaeneana mit gelblicher, Wagneri mit meergrüner, tatarica mit lebhaft dunkelgrüner, sowie die Abart atrovirens des breitblättrigen Riesenlebens- baumes (Thuya gigantea) mit glänzend liechtgrüner Färbung. Zu unten sehr breiten und nach oben spitz auslaufenden Pyramiden baut sich der in der sparrigen Zweigstellung ebenso charakteristische wie in der schuppenartigen oder dachziegeligen Beblätterung interessante Beilblättrige oder Hiba- Lebensbaum (Thuyopsis dolobrata) auf. Er ist außerdem art wie auch der nachgezüchteten Gartenform Hookeriana mit silberweißen Blättern als säulenmäßige Pflanzungsmittel das Wort geredet, die beide in ihrer rings um die zierlichen Zweiggliederungen gestellten krausen Benadelung einen hübschen Eindruck machen und das Pflanzungsbild um ein wertvolles Nadelholz bereichern. Leider sind sie etwas empfindlich und auch im Winter nicht immer einwandfrei widerstands- fähig, so daß sie nur in geschützten Lagen und in zu- sagenden Bodenverhältnissen angepflanzt werden sollten. Chamaecyparis Lawsoniana erecta viridis. eine unserer härtesten und kulturell genügsamsten Nadel- holzarten, weshalb er insbesondere als säulenmäßige Einzel- pflanze nicht warm genug empfohlen werden kann. Die in den Kulturen vorhandenen weiß- und goldbunten Abarten (Thuyopsis dolobrata albo- und aureo-variegata) besitzen die- selben wertvollen Eigenschaften, wenn sie im allgemeinen auch etwas schwachwüchsiger sein mögen. Schließlich sei dann noch Pattons Hemlockstaniie (Tsiiga Pattonia), und zwar sowohl der grünblättrigen Stamm- Thuya occidentalis Wagneri. Bei einigen der hier angeführten Nadelhölzer ist es zur Erzwingung und Erhaltung eines säulenmäßigen Wuchses not- wendig, diesen durch Anwendung eines gelegentlichen Schnittes zu unterstützen. Er soll sich aber lediglich darauf beschränken, aus der naturwüchsigen Form hervortretende Zweige herauszuschneiden, die Gipfeltriebe zu formen und breit- ausladende Astgliederungen formmäßig einzustutzen, ohne hierbei das naturwüchsige Aussehen irgendwie zu beein- trächtigen. XX, 49 Die Gai'tenwelt. 581 Pflanzenkrankheiten. Schleichende Uebel. Ein Beitrag zur Entstehung der Pflanzenkrankheiten. Von Arthur Eimler. Den Blütenpflanzen ergeht es nicht anders als den meisten von uns Menschen. Jede von ihnen muß Zeit ihres Daseins schwer arbeiten, um zu der Nahrung zu gelangen, womit sie ihren Körper erhalten und ausbauen soll. Hängt doch die Entwicklung jeder Pflanze von einer ganzen Reihe höchst wichtiger Ernährungs- fragen ab. Luft, Wärme, Art und Menge der Nährstoffe, Wasser- gehalt des Bodens und viele gleich wertvolle Lebensbedingungen müssen mit vereinten Kräften wirken, damit die Pflanze ein kräftiges und üppiges Gedeihen zeigen soll. Und hat sie sich wirklich mit Fleiß und Mühe aus ihrer Unscheinbarkeit zur Voll- reife eines Krautes, eines prächtigen Strauches oder Baumes empor- gewachsen, so muß sie fernerhin scharf in ihrer Umgebung auf Jagd nach Genießbarem gehen, muß sich die Stoffe, die sie von außen her aufnimmt, im Feuer eines vieltausendfältig verwickelten Verwandlungsprozesses zunutze machen. Sie muß aber auch darauf bedacht sein, alles Unverwertbare auszuscheiden und den nicht sofort verwendbaren Ueberschuß an Baustoffen in den Lager- räumen der plasmatischen Außenabteilungen ihres Körpers auf Vorrat zu tun. Nicht immer wirken die besten Lebenskräfte in gleich günstiger Weise zusammen, es wird fast stets Mangel oder auch oft ein allzu großer Ueberfluß an diesem oder jenem Nähr- stoff vorhanden sein, wodurch die Entwicklung der Pflanze nach dieser oder jener Richtung hin ziemlich stark beeinträchtigt wird. Dieser Umstand wäre an sich nicht von Belang, wenn nicht Gegenströmungen aufträten, die vielfach überhaupt jede gedeih- liche Entfaltung der für unser eigenes Leben so unsagbar wert- vollen Pflanzenwelt von vornherein zur Unmöglichkeit machen. Ueberall, wo die Menschen mit ihrer stark emporstrebenden In- dustrie hinkommen, werden wir einen Stillstand und damit einen Rückgang im Wachstum der Pflanzen beobachten müssen. Schleichende Uebel sind es, die sich in den Pflanzen- körper drängen, ihn langsam, aber mit unfehlbarer Sicherheit dem Tode preisgeben. Sie vergiften ihn förmlich. Der Mensch mit seinem reichen Wissen und Können steht oft ratlos vor seinen Schützlingen, deren kränkelndes Aussehen ihn beunruhigt. Er versucht die Anwendung der mannigfach angepriesenen Schutz- mittel gegen diese oder jene Pflanzenkrankheit. Der Erfolg ist in vielen Fällen zufriedenstellend ; wo es sich aber um größere Kultur- bestände handelt, deren Bearbeitung viel Umsicht, Mühe und Kosten erfordert, da will solch ein Mittel durchaus gar nicht helfen. Wenn wir Wunden heilen, Krankheiten' lindern wollen, so ist es notwendig, die Ursachen und deren Wirkung zu kennen. Mensch- liche Betriebsamkeit und aller Gewerbefleiß, die in der hoch- angesehenen Industrie zum Wohltäter für Landwirtschaft und Gärtnerei geworden sind, namentlich in Bezug auf Erschließung Chamaecyparis Lawsoniana Alumi, Chamaecyparis pisifera aurea. 582 Die Garteuwelt. XX, 4'J und Schaffunj; künstlicher Düngemittel, sind die Todfeinde der Pflanzenwelt, so widerspruchsvoll dies klingen mag. Wasser, Boden und Luft werden fortgesetzt vergiftet. Die Abwässer der Fabriken führen Säuren, Laugen, Metaüsalze ; ja, selbst starke Lösungen von Salzen, die sonst als vorzügliche Pflanzennährstoffe bezeichnet werden, sind gefährlich. Die Auslaugung der Lager- stätten fester Abfälle und Einverleibung derselben in das Grund- wasser, die Uebertragung staubiger Abfallmassen auf Nachbar- grundstücke durch Wind, endlich die vielen giftigen Dämpfe und Rauchgase aus den Industriestätten gestatten in deren weiteren Umgebung oft auf große Strecken hin keine erfolgreiche Pflanzen- kultur mehr. Der Rauch ist der bekannteste und verbreitetste Stoff, der wie Gift auf die Pflanzen wirkt. Täglich sehen wir ihn aus den Fabrikessen, aus Lokomotiven und Dampfschiffen emporsteigen, ganze Landstriche überziehend. Wodurch entsteht er? Aus der unvollkommenen Verbrennung von Stein- und Braunkohlen. Er enthält feste und gasförmige Bestandteile und ist chemisch ziemlich verzwickt zusammengesetzt. Neben Ruß als festen Bestandteil finden wir in ihm flüchtige, teerige Stoffe, Kohlensäure, Kohlen- oxyd und mineralische Säuren, vorwiegend schweflige und Salz- säure, je nach der Natur der Kohlen. Während Ruß, Kohlensäure und Kohlenoxyd sich als unschädlich erwiesen haben, sind Schwefel- und Salzsäure für die Pflanzen sehr schädlich. Wenn sie sich im Rauch auch nur in geringen Mengen vorfinden, so können sie doch durch die ununterbrochene Einwirkung großen Schaden hervor- rufen. Dies ist in ganz besonderem Maße in starkentwickelten Industriegegenden festzustellen, wo sich den aus den Kohlen stammenden Säuren noch schweflige Säuren aus verbrannten Erzen hinzugesellen. Die Fortschritte in Industrie und Technik haben es wohl vermocht, den Säureverlust auf ein Mindestmaß einzuschränken, doch dieses genügt vollkommen, um bei vorherrschender Wind- richtung d«n Pflanzenkulturen erheblichen Schaden zuzufügen. In Gegenden, wo die chemische Industrie große Niederlassungen be- sitzt, lassen sich dergleichen Beobachtungen am allerbesten an- stellen. Wie gewaltig die Zerstörungen durch schweflige Säuren sind, zeigt uns z. B. eine Eichenschonung in geringer Entfernung großer Hüttenwerke, wo sie zum niederen Gestrüpp von V2 m Höhe mit Mühe heranwächst. Unmittelbar um die Hütte ist der Boden fast gänzlich pflanzenlos, nur dürres Gras zeigt sich hier und dort. Die Bäume sterben allmählich vom Gipfel her ab. Die Krone wird von Jahr zu Jahr lichter, bis endlich überhaupt jede Blattbildung unmöglich ist. Buchen erweisen sich etwas widerstandsfähiger als Eichen. Merkwürdig ist auch das Zurückgehen der Fichten in diesen beräucherten Wäldern. Die Einwirkung auf Fichten, welche besonders empfindlich sind, macht sich durch den gelblichgrünen Farbton der Nadeln und durch den Verlust einer Anzahl Nadel- jahrgänge bemerkbar. Die schweflige Säure dringt wie Kohlen- säure als Gas durch die Spaltöffnungen in die Blätter ein, wo sie in alle Zellen gelangen kann, welche dann absterben. Die Tätigkeit der Chlorophyllkörner des Blattes wird stark durch den Schwefel- säuregehalt der Luft beeinflußt, ebenso wird die Nährstoffleituncr, welche die hier entstehenden organischen Stoffe nach allen Teilen des Pflanzenkörpers führt, unterbrochen. Die absterbenden Blatt- teile zeigen eine gelblichgrüne, bald bräunliche, bald rotbraune oder sogar weiße Färbung. Bei trockenem Wetter ist die Ein- wirkung der schwefligen Säure geringer als bei feuchtem, da die Spaltöffnungen der meisten Pflanzen die Fähigkeit besitzen, sich bei trockener Witterung zu verengern und bei feuchtem Wetter zu erweitern. Der Ruß selbst ist, wie gesagt, unschädlich ; ver- möge seiner großen Durchlässigkeit saugt er das schwefligsaare Gas auf, das natürlich dort am verderblichsten wirkt, wo sich dieser niederläßt. Aehnlich wirkt die Salzsäure, deren Bedeutung für die Städte mehr zurücktritt, wo vor allem die Hausfeuerunjen die Quellen der Säuren sind. Bei Beurteilung einer Fabrikanlage, welche schädliche Rauch- gase zu entwickeln geeignet oder hierzu gezwungen ist, wird es sich auch darum handeln, festzustellen, ob diese Anlage regel- mäBig solche Gase entweichen läßt, oder ob das nur in bestimmten Zeitabschnitten oder je nach Wetter und Jahreszeit der Fall ist. Feldziegeleien z. B. arbeiten periodisch, die Hauptwindrich- tung führt über freies Feld, und die Menge der Rauchgase ist bei mäßigem Betriebe nicht so groß, daß eine nennenswerte Schädigung der Nachbargebiete zu erwarten wäre. Immerhin ließen sich hier schon genug Beispiele von Schädigungen an Reben, Nußbäumen, Obstanlagen u. a. m. anführen. Anders liegen die Verhältnisse bei einer Ringofenziegelei. Ein Prozeß, der sich seinerzeit mit dieser Angelegenheit in Winkel im Rheingau beschäftigte, mag hier Er- wähnung finden. Es handelte sich um die Erteilung der Erlaubnis zum Betrieb einer Ringofenziegelei mit einer Erzeugung von täglich 8000 Ziegeln, und zwar am Hasensprung nahe dem Johannisberger Weg. Die Anlieger erhoben Einspruch. Der Anmelder brachte Bescheinigungen der Bürgermeister von Nierstein und Nieder- Ingelheim am Rhein bei, wonach dort Schädigungen der Weinberge durch die bestehenden Ziegelöfen nicht bekannt seien, ferner das Gutachten eines Chemikers, welches sich auf Versuche mit schwef- liger Säure an Pflanzenteilen im Laboratorium begründete. Den Ausführungen des Sachverständigen der Einsprecher sei folgendes entnommen. Bei Herstellung von täglich 8000 Ziegeln sind 12000 bis 15000 kg Kohle nötig. Der in diesen enthaltene Schwefel verbrennt zu etwa 32 kg wässerig konzentrierter schwefliger Säure, wozu noch diejenige Menge schwefliger Säure kommt, die aus dem Pyritgehalt des Lehmes stammt. Letztere wird bei hoher Tempe- ratur des Ofens aus ihrer Verbindung mit Kalk durch die Kiesel- säure frei gemacht. Diese Säuremengen wirken ständig auf die Umgebung ein und sind imstande, selbst die Güte des Weines in den bestrichenen Lagen empfindlich zu beeinflussen. Denn auch die Beeren und der hieraus erzielte Wein nehmen aus Rauchgasen einen Rauchgeschmack an. Außerdem aber wirkt die schweflige Säure der Rauchgase auf die Tätigkeit der Blätter auch in solcher Verdünnung, daß eine direkte Schädigung nicht wahrnehmbar ist, tatsächlich schädigend. Durch eine verminderte Atmungstätigkeit wird nun infolgedessen die Zufuhr der im Wasser gelösten Nähr- stoffe aus den Wurzeln in die oberen Pflanzenteile gehemmt, und damit die Aufnahme von Kohlensäure aus der Luft erschwert. Hierunter leiden wieder andere wichtige Aufgaben. Der Zucker- gehalt der Trauben, der hauptsächlich auf einer regen Tätigkeit der Blätter beruht, wird herabgesetzt, und somit die Güte des Mostes beeinträchtigt. Zur Herbeiführung dieser Wirkung genügt voll- ständig eine der geplanten Ringofenanlage entsprechende Industrie- stätfe, in der meist die billigste und daher am stärksten schwefel- haltige Kohle gebrannt wird. Schädigungen durch derartige Gase sind in einzelnen Fällen bis 20 km weit beobachtet worden. Der Kreisausschuß in Winkel gab den Ausführungen nach, und an- gesichts einer möglichen Entwertung eines hervorragend guten Weinstriches wurde die Erlaubnis für die Aufstellung eines Ring- ofens verweigert. Der im Boden zur richtigen Aufnahme der Nährstoffe in den Pflanzenkörper so notwendige Stoffwechsel verlangt ständig un- gehinderten Zutritt von Luft. Fester Boden oder zu reichlicher Wassergehalt, Asphalt- und Steinpflaster sind dem Gedeihen der Pflanzen nicht förderlich. Abwässer mit viel sauerstoffbedürftigen ausgeschiedenen Stoffen verschlammen oft einen Boden derart, daß die Wurzeln ersticken. Dies ist besonders bei Fabriken organischer Erzeugnisse in der Fett- und Zuckerindustrie nachgewiesen, die ihre Abwässer in die nahen Gräben, Wiesen und Felder laufen lassen. Selbst wenn diese Stoffe an sich wertvolle Pflanzennähr- stoffe darstellen, so können sie, weil im Uebermaß dem Boden zugeführt, wie Gift auftreten. Die Wasseraufnahme der Wurzeln kann nur vor sich gehen, wenn sich im Boden eine geringere Lösung vorfindet, als sie der Zellsaft der Wurzeln darstellt. Die laugigen Abwässer von Färbereien, Bleichereien usw. sind schon häufig Gegenstand von Klagen gewesen. Hier sind es Natron- salze, Soda und Kochsalzlösungen, die ein totbringendes Gift für die Pflanzen bilden. Ein weiteres schleichendes Uebel ersteht der Pflanzen- welt in den bei der Herstellung von Asphaltpflaster unver- meidlichen Asphaltdämpfen, die uns Menschen selbst nicht XX, 49 Die Gart .uwelt. 583 sonderlich zusagen, den Pflanzen aber direkt Schaden zuzu- fügen imstande sind. Professor Paul Sorauer, der verdienstvolle Fachmann auf dem Gebiete für Pflanzenkrankheiten, hat hierüber eingehende Untersuchungen angestellt. Pflanzen, die in unmittel- barer Nähe des schmelzenden Asphalts standen, zeigten nach einigen Stunden noch keinerlei sichtbare Beschädigungen. Erst nach ein bis zwei Tagen stellten sich bei Rosen, Erdbeeren und Roß- kastanien sehr auffallende Veränderungen ein, und zwar derart, daß sie von den durch andere Dämpfe oder Rauchgase verursachten Störungen im Wachstum wesentlich abwichen, und die genannten Pflanzen bei Beurteilung einer Beschädigung durch Gase den Aus- schlag geben können. Die Blätter der Rosen färben sich auf der Oberseite ganz schwarz oder bekommen je nach der Art dunkle Flecke, ebenso schwärzen sich ihre Kelchblätter, und die Knospen vertrocknen. Bei Kastanien sind die Farbveränderungen je nach dem Zustand der Blätter zur Zeit des Eintritts der Rauchwirkung verschieden. Bei geringem Einfluß werden sie braunstreifig oder gleichmäßig schwarz bis rotbraun, bei stärkerem dagegen in kurzer Zeit dürr und bröckelnd. Aehnlich wie Rosen verhalten sich Erd- beeren, und beim wilden Wein sind längere Zeit nach Wirkung von Dämpfen aus Asphaltkesseln die gleichen sehr auffallenden Erscheinungen wie bei Kastanien beobachtet worden. Die schwach erkrankten Blätter erschienen wohl noch grün, aber nicht mehr flach ausgebreitet, sondern am Rande muldenförmig in die Höhe gezogen und in der Fläche runzelig. Bei stärker erkrankten Blättern zeigten sich Stellen mit korkfarbiger Oberfläche, die teil- weise in dürrwerdende Brandflecke übergingen. Die Luftwurzeln waren zusammengeschrumpft, und die Blätter zerbröckelten im Winde. Auch andere Gewächse zeigten ähnliche Beschädigungen. Die Ausströmung des Asphaltpflasters (namentlich an heißen Sommer- tagen) benachteiligt den Pflanzenwuchs im allgemeinen nicht, da nach Prof. Sorauers Ansicht sich schädigende Stoffe im Pflaster nicht mehr vorfinden. Auch stirbt wohl von einer einmaligen Einwirkung ein Baum nicht gleich ab, durch die hervorgerufene gänzliche Entlaubung tritt aber besonders bei Wiederholungen eine sehr wesentliche Schwächung ein, die das langsame Ab- sterben herbeiführt. Noch ist über den schädlichen Einfluß der Straßentee- r ung, die in vielen Städten bei Holz- pflaster Anwendung findet, ein Wort zu sagen. Silber- linden bekamen Blattrand brand und erholten sich erst nach langer Zeit, einige starben ganz ab. In einer Straße wurde kurz nach der Blattentwicklung ge- teert, wodurch fast sämtliche Blätter ab- starben, ein Teil der Bäume sogar voll- ständig einging, ein anderer sich im Laufe des Sommers noch ziemlich erholen konnte. Es ist ja leicht erklärlich, daß auch durch die Tee- rung von Straßen- pflaster namentlich an jungem Laubwerk schwere Schädigungen eintreten, die den ganzen Pflanzenkörper in Mitleidenschaft ziehen. Kommt hingegen die Teerung im Spätsommer oder wenigstens, nachdem das Laub genügend abgehärtet ist, zur Ausführung,, so ist von einer Benachteiligung im allgemeinen nichts wahrzunehmen. Allerdings wird auch hier trockenes, heißes Wetter die schädigende Wirkung weit eher begünstigen als feuchtes und kühles. Die mannigfachen Versuche, unter Anwendung der verschiedensten Pflanzenschutzmittel all diesen schleichenden Uebeln energisch zu Leibe zu gehen, vermögen leider nur in geringem Maße einen befriedigenden Erfolg zu erzielen. In den meisten Fällen überläßt man die Pflanze im Vertrauen auf ihre natürliche Widerstandskraft und Ausdauer sich selbst. Gehölze. Erinacea pungens^Boiss. Der Igelginstär. (Hierzu eine Abbildung nach einer für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme.) Das große Blumenfest in meinem Steingarten hebt Ende März an; da finden sich die ersten Heben Gäste ein, weiße, gelbe, weinrote Steinbrecharten, die mit blauen Kuhschellen, leuchtend rosenroter Schneeheide und zartem Primelflor dem Lenze bunteste Willkommkränze winden ; täglich kommt neuer Besuch, bis Ende Mai der Blumenzauber Orgien feiert. Das sind die holdesten Tage im Jahre, wenn nach der kalten, tau- reichen Nacht die Sonne warm vom tiefblauen Himmel strahlt und sich in Tausenden bunter Blumenaugen widerspiegelt. Zu dieser Zeit erwacht auch der Igelginster, Erinacea pungens Boiss., aus seinem starren Traumdasein und wird ein freudestrahlendes Blumenkissen von seltenem Reiz. Das Erinacea pungens. 584 Die Gartenwelt. XX, 49 15 bis 20 Zentimeter hochragende Zwergsträuchlein bildet feste, sehr dichte nadelspilzige Polster aus dunkelgrünen, sehr fein gerieften, meist drei- oder auch mehrästigen Zweigen, die ebenso wie die spärlichen, meist einfachen, zuweilen auch dreiteiligen Laubblättchen sehr feinseidig behaart sind. Gleich einem eingerollten Igel baut es sich zu einem kugligen Borsten- besen auf, ein guter Schutz gegen allerlei tierische und Witterungsangriffe. Gegen die anfänglich weichen, später verhärtenden Enden der in eine scharfe Spitze auslaufenden Zweige hin zeigen sich schon im zeitigen Frühjahr verheißungs- volle Knorpel, die allmählich als Knöspchen erkennbar werden und sich schließlich in viktoriablaue, sehr kurz gestielte, einzeln, zu zweien oder dreien zusammenstehende Schmetterlings- blumen von knapp Zentimetergröße verwandeln. Die an den erwärmungsfähigen, porösen Quarzitsandstein ( — übrigens ein prächtiges, nach Art des Tuffsteins durch viele Runen und Poren für unsere Zwecke ausgezeichnet ge- eignetes, festes, hier zu findendes Gestein — ) angelehnten Knospen entfalten sich zuerst in allmählicher Folge, dann die andern, bis der ganze Busch dann in vollem Flor prangt. Zwei bis drei Wochen hält der liebliche Blütenschmuck an, ein fesselndes Blumenglück, das das Herz des Sonderfreundes seltener Gebirgspflanzen höher schlagen läßt. Von Tag zu Tag treten dann die blasig erweiterten, rahmenweißen, schwach behaarten Blütenkelche lebhafter hervor und erhöhen den Farbenreiz des allmählich ermattenden Blumenflors, bis nach einigen Tagen heißen Sonnenbrandes Lichtlein um Lichtlein verlischt, und nur noch die schimmernden Kelchkugeln an vergangene Pracht mahnen ; selbst bei künstlicher Bestäubung bergen sie bei mir kaum nennenswerten Fruchtansatz — sie fallen schließlich ab und die „Hoffnung auf Segen" ist dahin, — die Hinfälligkeit alles Irdischen und die unvollkommene Anpassung an unser feuchtkühles Küstenklima verratend. Denn unser Igelginster klimmt zwar bis zu einer Seehöhe von 2400 m hoch empor, ist aber doch ein Kind des Südens; seine Heimat sind die trockenheißen französischen Ostpyrenäen, die Gebirge Spaniens und Korsikas, — nach Camillo Karl Schneider auch Algier und Tunis. Eine sichere Fichtenzweig- hülie ist daher auch als Winterschutz notwendig. Nach der Blütenzeit scheint das dornige, unmerklich und nur langsam sich ausbreitende Felsenkind wieder in sein starres Traumdasein zu fallen, nichts verrät Leben und Wachs- tum ; das spärliche Laub verschwindet schon im Hochsommer und nur die dunkelgrünen rundlichen Zweige übernehmen seine Arbeit. An einem voll nach Süden gerichteten Fels- spalt hängt mein Igelginster und scheint sich hier im tief- gründigen lehmig- humus- kalkhaltigen Untergrunde fest ver- ankert zu haben. Ich bezog ihn 1904 von Otto Froebel in Zürich, der damals noch so manches seltene Pflänzchen aus der Boissier'schen Sammlung zu sich hinübergerettet hatte und sorgsam hütete. Nach seinem 1907 erfolgten Tode scheinen die alten Kulturtraditionen der auf den Sohn über- gegangenen Firma aufgegeben worden zu sein, man hört nichts mehr von jenen seltenen Schätzen. Zehn Jahre habe ich an meinem Igelginster sehnsüchtig, aber umsonst der Blüte geharrt; da erschien endlich 1914 eine einzelne Blume, 1915 eine größere Zahl, aber erst dies Jahr eine so ansehnliche Blumenfülle, daß die Aufnahme lohnte. Die Vermehrung ist infolge des Versagens des Frucht- ansatzes mühsam und schwierig ; am ehesten gelingt sorgsame Teilung oder Ablösung seitlicher Sprosse, doch dauert es Inage, bis ein ansehnliches, blühfähiges Sträuchlein daraus erwachsen ist. Heute ist das interessante Felsenkind, das Camillo Karl Schneider als nicht in Kultur annimmt, meines Wissens nur bei Franz Sündermann, dem verdienstvollen und unermüdlichen Einführer und Hüter edler Bergkinder in Lindau am Bodensee zu haben; denn H. Correvon-Genf, der es vielleicht noch besitzt, kann infolge seiner bekannten Gesinnung (siehe den Artikel „Gartenwelt" 1915, Seite 91, Henry Correvon, der „neutrale" Schweizer) für einen an- ständigen Deutschen als Bezugsquelle nicht mehr in Betracht kommen. Erich Wecke in Oiiva. Stauden. Eranthis hiemalis. Winterling. Wenn im Frühjahr der Schnee zu schmelzen beginnt, bereiten uns die ersten Blüten der Leber- blümchen, Schneeglöckchen und Crocus — alles einfache, hübsche Frühlingskinder — viel Freude. Einer der frühesten Verkünder des Lenzes ist aber der Winter- ling {Eranthis hiemalis), den man leider nicht so oft sieht, wie er es sicherlich verdient. Wenn er im Februar, in milden Wintern schon im Januar, in kleineren Trupps zwischen Felsspalten oder Gehölzgruppen versprengt seine rundlichen, sternförmigen Blüten, die auf ungefähr 15 cm hohen Stielen direkt über dem saftiggrünen Blatt sitzen, entfaltet und mit ihrem Goldgelb die kalte, tote Um- gebung belebt, wird er jedem, der ihn einmal sieht, lieb. Der Schneeglanz, wie Eranthis auch genannt wird, ist eine Ranunculaceae \ er hat 3 — 7 teilige, tiefgeschlitzte Blätter. Seine Heimat sind die Alpenwaldungen der Schweiz; er kommt jedoch auch verwildert in Süddeutschland vor. Hat sich Eranthis hiemalis an einem zusagenden Platze einmal angesiedelt, so ist sein Bleiben gesichert, da leicht Samenansatz erfolgt und der Samen an Ort und Stelle gerne aufgeht. H. Grupp, Eßlingen a. N. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Ein Unterrichtsgarten. Von E. Herrmann, Dresden. Die moderne Schule ist bestrebt, dem Schüler Liebe und Verständnis für die Natur durch fleißigen Umgang mit der Natur und zielbewußte Beobachtung derselben beizubringen. Landschulen und kleinere Städte, welche rings von lebendiger Natur umgeben sind, haben einen bedeutenden Vorteil vor den Großstädten. Darum machte sich hier immer mehr das Bedürfnis geltend, an Stelle der weit hinausgedrängten Fluren Gärten anzulegen, die möglichst reiches Anschauungs- und Beobachtungsmaterial bieten. So entstand seit zwei bis drei Jahrzehnten die Schulgartenbewegung. In Städten, und selbst bei Landschulen entstanden Unterrichtsgärten zur unmittel- baren Beobachtung für die Schüler. Ein Beispiel solcher Schulgärten ist der vom Verfasser seit Jahren geleitete an einer der größten Volksschulen Dresdens. Welche Aufgaben ein solch moderner Unterrichtsgarten hat, welche Einrichtung, und welchen Betrieb er aufweist, dürfte auch für weitere Kreise von Interesse sein. Der Garten umfaßt einen Flächenraum von ungefähr 1400 qm und zieht sich als Randgarten um das 10000 qm große Schulgrundstück. Der Garten ist nicht als Arbeits- garten, auch nicht als Lieferungsgarten, sondern als Unter- richtsgarten gedacht. Er soll ein möglichst vielseitiges An- schauungsmittel für den naturgeschichtlichen Unterricht sein. Darum berücksichtigt er außer der Pflanzenkunde auch Ge- steins-, Tier- und Wetterkunde, ja, selbst den Zeichenunterricht. Er hat nicht nur die Pflanzen für den Unterricht zu liefern, sondern ist in erster Linie dazu bestimmt, an Ort und Stelle XX, 49 t)ie Garten Welt. 585 unterrichtliche Betrachtungen und Beobachtungen zu ermöglichen. Darum werden die Schüler klassenweise zu den Abteilungen des Gartens geführt, um daselbst die Unterrichtsarbeit zu treiben. Dieser Unterricht hat jedenfalls den Vorzug vor der Pflanzenlieferung, daß die Schüler die gleichen Pflanzen immer wieder in ihren verschiedenen Entwicklungsstufen zu sehen bekommen und so mit dem Leben der Pflanze weit besser bekannt gemacht werden. Auch lassen sich in einem so großen und mit so reichem Pflanzenmaterial ausgestalteten Garten Pflanzenversuche mit Leichtigkeit ausführen. Der ganze Garten gliedert sich in zwei große Abteilungen. Die eine enthält die bekannten Pflanzengenossenschaften Feld, Wiese, Wald, Garten, Teich, als sogenannte Lebensgemein- schaften, der andere Teil ist mehr wissenschaftlicher Art und erfüllt in den pflanzenbiologischen Abteilungen höhere Unter- richtsansprüche, die selbstverständlich weit über das Bedürfnis einer Volksschule hinausgehen. Bei der Lebensgemeinschaft Feld sind möglichst viel Gesichtspunkte zur Darstellung gekommen. Die Pflanzen sind nach natürlichen Familien geordnet, innerhalb dieser wieder nach Nützlichkeitsrücksichten, wie Nährpflanzen für Menschen und Futterpflanzen. Ferner sind hier noch die drei Arten der Nutzpflanzen untergebracht : Oel-, Färb- und Gespinstpflanzen. Auf dem Felde haben auch die wichtigsten Unkräuter Platz gefunden, und zwar als Zwischenpflanzung bei den einzelnen Kulturpflanzen , aber auch mitten unter den Kulturen, um eine natürliche Gestaltung des Feldes zu erzielen. Die Wiese ist ebenfalls eine natürliche Nachbildung im kleinen (45 qm). Die wichtigsten Wiesenblumen sind teils hineingepflanzt , teils am Rande der Wiese untergebracht. Die Lebensgemeinschaft Wald ist durch eine Auswahl der wichtigsten Nadel- und Laubbäume angedeutet. Sträucher und Blumen des Waldes haben allenthalben darunter Platz gefunden. Bei den Bäumen ist der Zusammenhang mit dem Gestein angegeben. So ist neben der Kiefer ein Stück Sand- stein, neben der Tanne ein Granitstück und neben der Buche ein Basaltstück aufgestellt. Die Abteilung Garten umfaßt Obst-, Gemüse- und Blumengarten. Im Obstgarten sind in je einem Vertreter die wichtigsten Stein- und Kernobstarten vorhanden. Außer- dem sind auch unsere Beerensträucher berücksichtigt : weiße, rote und schwarze Johannisbeeren, Stachelbeeren, Erdbeeren, Brombeeren und Himbeeren. Im Gemüsegarten ist die An- ordnung ebenso wie beim Felde nach natürlichen Familien geschehen. So sind die Zwiebelarten zusammen genommen, ferner von Schirmblütlern Möhre, Sellerie, Petersilie ; von Kreuzblütlern Radieschen, Rettiche und die Kohlarten. Es wird hier Wert darauf gelegt, daß die Schüler nicht bloß die einjährige Entwicklung der Gemüsepflanzen sehen, sondern die ganze Entwicklung bis zum Blühen und Fruchttragen be- obachten können. Außer den jungen Kohlpflanzen sind dem- nach immer auch zweijährige vorhanden, welche die Blüten- und Fruchtbildung zeigen. Zum Gemüse stehen die Gewürz- pflanzen in innigem Zusammenhang. Diese haben nicht nur würzende Kraft, sondern lassen sich in den meisten Fällen auch als Heilkräuter verwenden. Darum ist hier eine be- sondere Abteilung unter der Bezeichnung „Arznei- und Ge- würzpflanzen" angefügt. Große Etiketten geben die Art der Krankheit an, gegen welche sie Anwendung finden, und auf kleinen Etiketten steht der Name der Arzneipflanze und in Abkürzung der Pflanzenteil, welcher arzneiliche Verwen- dung findet. Einige der Hauptpflanzengruppen sind hier Fieber- und Gichtmittel, zusammenziehende, magenstärkende, Wurm- und Wundmittel, Mittel gegen Durchfall usw. Diese Abteilung, erst neu angelegt, findet allgemeines Interesse, weil sie der volkstümlichen Neigung Rechnung trägt. Der Blumengarten findet eine Unterbrechung durch eine größere mit Kletterpflanzen bewachsene Laube. Links derselben sind ein- und zweijährige Blumen, rechts derselben Zwiebelgewächse und ausdauernde Stauden angebracht. Auch hier sind für die Anordnung mehrere Gesichtspunkte maßgebend gewesen, teils natürliche Zusammengehörigkeit nach Familien, teils Farbenharmonie, teils biologische Gesichtspunkte. An das Ende des Blumengartens ist in eine Ecke zwischen Garten und Berganlage ein Teich mit anschließendem Sumpf gelegt. In dem Teiche haben die wichtigsten Teichpflanzen Platz gefunden, wie Schwertlilie, Kalmus, Froschlöffel, Pfeil- kraut, Tannenwedel, Wasserhahnenfuß und Teichlinsen. Aus Torferde und untergelegtem Lehm ist ein kleiner Sumpf geschaffen worden. Hier können Orchis latifolia, Calla pa- lustris, Sumpfdotterblume, Sonnentau u. a. in ihrer Entwick- lung beobachtet werden. Fast noch reichhaltiger ist die wissenschaftliche Abteilung, wenigstens an Vielgestaltigkeit des Pflanzenmaterials und der hineingelegten Gesichtspunkte. Hier ist die ganze Blüten - biologie mit ungeschlechtlicher, geschlechtlicher Fortpflan- zung , den Schulzmitteln der Befruchtungswerkzeuge , den Anlockungsmitteln der Gäste, den Falter-, Immen-, Fliegen- und Schneckenblumen zur Darstellung gekommen. Außerdem sind hier die Verbreitungsmittel der Pflanzen, die Schutz- mittel gegen Tierfraß, einschließlich Giftpflanzen, die Trocken- landpflanzen, Kletterpflanzen, die Wasseraufnahme an zahl- reichen Beispielen vorgeführt. Von interessanten Abteilungen sind hier noch Schmarotzer- pflanzen, Reizbewegungen, Eiszeitpflanzen, und aus der Pflanzen- geographie die wichtigsten Vertreter der Mittelmeerflora zu erwähnen. Mehrere Berganlagen vereinigen Pflanzengeographie, bio- logische und geologische Gesichtspunkte. So ist ein Sand- steinberg aus dem Eibsandsteingebirge nachgebildet, und an seinem Abhang haben Pflanzen Platz gefunden, welche Schutzmittel gegen Verdunstung des Saftes aufweisen. Eine weitere Berganlage führt auf Pläner die kalkliebenden Pflanzen vor, und an einem anderen Berghange die wichtigsten Ver- treter des heimischen Berg- und Hügellandes mit besonderer Berücksichtigung der Erzgebirgsflora. Aus der persönlichen Liebe des Verfassers zur Alpenflora sind zwei größere alpine Anlagen hervorgegangen. Das größere Alpinum führt in drei Stufen die wichtigsten Ver- treter der Alpenflora vor. Die obere Stufe zeigt eine kleine Alpenwiese mit Poa alpina vivipara und den wichtigsten alpinen Blumen bepflanzt, daneben liegt ein kleines Geröll- feld, das namentlidi mit Saxifragen aus der Aizoongruppe besetzt ist. Im Schatten aber ist ein kleines Hochmoor mit niederen Weiden, mit Rhododendron ferrugineum, Rosa alpina, Soldanella alpina u. a. Die zweite Stufe ist vorzugsweise mit Saxifragen aus der rasenbildenden Gruppe der Stein- breche besetzt. Die untere Stufe aber enthält wichtige Ver- treter der Mittelgebirgsflora mit besonderer Berücksichtigung der Riesengebirgsflora, wie z. B. Knieholzkiefer, Gentiana asclepiadea, Homogyne alpina, Salvia glutinosa. Daß das gesamte Gebiet der Pflanzenkunde in den Kreis der Betrachtung gezogen ist, beweist eine kleine Berganlage, welche die widhtigsten Kryptogamen wie Farne, Moose und 586 Die Gartenwelt. XX, 4i) Flechten vereinigt. Eingegrabene Baumstümpfe sind mit Pilzen, wie Collybia velutipes, Hypholoma fasciculare und Armillaria mellea, besetzt. Auch der Gesteinskunde ist Rechnung getragen. In einer der Betrachtung leicht zugänglichen Ecke des großen Platzes sind die wichtigsten Gesteine und Erden vereinigt, welche den Boden des engeren Vaterlandes bilden. Desgleichen sind allenthalben auf den übrigen Berganlagen Proben einer Gesteinssammlung ausgelegt. Selbst der Wetterkunde ist gedacht. Zu diesen Be- obachtungen dienen eine Wetterfahne mit dem Richtungs- kreuz und ein Regenmesser. Es versteht sich von selbst, daß bei den Nistgelegenheiten in dem umfangreichen Garten und den Bestäubungseinrichtungen der Blumen durch Insekten auch mannigfache Gelegenheit zu Tierbeobachtungen ge- geben ist. Vorstehende Ausführungen dürften beweisen, daß ein derartiger Garten seinen Zweck sehr wohl erfüllt, ein viel- seitiges Anschauungsmittel für den naturgeschichtlichen Unter- richt zu sein. Verkehrswesen. Das Zolltarifsystem unserer neuen Wirtschaftspolitik. Von G. Gschwender, Zollverwalter, Tübingen. Die deutsche Handelspolitik, deren wichtigste Grundlagen im Friedensschlüsse nunmehr neu zu legen sind , steht vor einem vollständigen Chaos. Die wichtigsten Handelsverträge sind durch den Krieg aufgehoben, andere stehen vor ihrem Ablauf, die ewige Meistbegünstigung des Frankfurter Friedens ist beseitigt, Wirtschaftskriegpläne in den Ländern der Entente und „mittel- europäische" Zollvereinspläne in Deutschland und Oesterreich- Ungarn beherrschen die Diskussion. Und dazu kommt eine völlige Umwälzung aller Wirtschaftsbedingungen durch den revolutionierenden Einfluß des Krieges. Die Auffassungen darüber, welcher Weg für unsere Wirtschafts- politik in Zukunft der beste sein werde, gehen in wissenschaftlichen Kreisen auseinander. Handelsredakteur Artur Feiler in Frankfurt, welcher in seiner Sdirift „Handelspolitik und Krieg", Leipzig 1916, die Frage „Deutschlands Kriegsziel" zu beantworten sucht, geht von der Ansicht aus, daß zuerst und vor allem die Wiedergewinnung des deutschen Arbeiterweltreichs, wie wir es vor dem Kriege be- saßen, Meistbegünstigung, Gleichberechtigung und offene Tür das Ziel unserer Wirtschaftspolitik sein müsse. In- dem er von diesem Gesichtspunkt der deutschen Lebensnotwendig- keiten ausgeht, mißt er den Wirtschaftskriegsplänen unserer Feinde eine geringe Wahrscheinlichkeit bei. Eine andere Ansicht vertritt Professor Dr. H. Schumacher in Bonn in seiner Abhandlung „Meistbegünstigung und Zollunter- sdieidung", Hamburg 1916, indem er vor den Folgen der „ufer- losen Meistbegünstigung" warnt und von der Auffassung ausgeht, daß wir uns mit unseren Verbündeten und Freunden den feindlichen Wirtschaftsbündnissen gegenüber nur im Wege der „Zollbevorzugung" schützen können. Schumacher ist also zwar Anhänger der Meistbegünstigung, aber in beschränktem Sinne. Der Umfang der Meistbegünstigung ist außerordentlich weit. Ohne irgendwelche Beschränkung bedeutet sie „ganz allgemein", daß die Angehörigen eines fremden Staates in keiner Beziehung ungünstiger gestellt werden sollen als die eines anderen, mit anderen Worten: In der sogenannten „Meistbegünstigungsklausel" liegt eine Art generelle Abrede, wodurch sich zwei Staaten verpflichten, unverzüglich und ohne weiteres einander gegenseitig an jeder Be- günstigung, jedem Vorrecht und jeder Zollermäßigung teilnehmen 2u lassen, die der eine Kontrahent irgendeiner anderen Macht ein- geräumt hat oder einräumen wird. Da Deutschland nahezu mit allen Ländern Handelsverträge abgeschlossen hatte, so war der deutsche Ve r t r ags t a r i f räumlich beinahe für alle Länder giltig. Die Meistbegünstigung, welche im Frankfurter Friedensvertrag bekanntlich auch Frankreich zugestanden war, braucht, nachdem der Krieg diesen Vertrag aufgehoben, auch diesem Lande gegen- über nicht mehr gewährt zu werden. Damit ist der Weg zur Her- stellung einer Zollgemeinschaft mit unseren Verbündeten, die ja eben in der gegenseitigen Einräumung weitgehender Zoll- und handelspolitischer Begünstigungen unter Ausschluß anderer Staaten besteht, frei geworden, ein Weg, welcher zu dem sogenannten „Drei-Tarif-System" führt, wie solches bereits in Kanada besteht, und wie es voraussichtlich im englischen Mutterlande im Falle des Uebergangs zum Schutzzoll zweifellos eingeführt werden wird. Es ist dies ein System, welches gegenüber dem Doppeltarif- system mit dem einheitlich festgesetzten autonomen „General- tarif", der nur in langen Fristen geändert wird (12 Jahre), und dem beweglichen „V ert r ags tarif ", der sich aus den verein- barten niedrigsten Zollsätzen aller Tarifverträge zusammensetzt, wie solches seither in Deutschland bestanden hat, noch einen dritten Tarif, den sogenannten „Vorzugstarif" aufstellt. Nach Schumacher käme der „Generaltarif" — für Ver- tragsverhandlungen unter Umständen Zollkrieg — dann nach wie vor in den Ausnahmefällen zur Anwendung, wo die Beziehungen zwischen zwei Staaten so gespannt sind, daß eine Verständigung zwischen ihnen nicht gelingt. Der alte „Vertragstarif" bliebe für die Mittelgruppe jener Länder übrig, mit denen die Handelsbeziehung nicht über den Charakter eines kühlen und korrekten Geschäfts- verkehrs hinausgehen. Der neue „Vorzugstarif" dagegen bliebe einem kleinen, auserwählten Kreise poli- tischer Freunde vorbehalten, die sich auf Grund einer Verständigung von längerer Dauer zu einem handelspolitischen Bund, der wirtschaftlich nicht auf das Zollwesen beschränkt zu sein brauclit, die Hände reichen. Bedeutet die Anwendung des General- tarifs, wie heute, Zollkrieg, der freilich noch mancherlei Verschär- fungen fähig ist, so bilden den Kern für den Vorzugstarif unsere erprobten Bundesgenossen und den Kern für den Normaltarif unsere erwiesenen politischen Feinde. Es hängt in der Hauptsache von den Neutralen selbst ab, ob sie handelspolitisch der ersten oder der zweiten Gruppe sich einreihen. Der Weg von der zweiten zur ersten bleibt frei, kann sogar unseren heutigen Feinden geöffnet werden, wenn der Uebergangszustand, der aus dem Friedensschluß sich ergibt, abgelaufen oder sonstwie befriedigend beendet ist. Nach den Ausführungen Schumachers unterscheidet sich das „Drei-Tarif-System" vom Doppeltarifsystem in mehrfacher Beziehung. Während das letztere als autonomes System keinerlei Sicherheit für die Zukunft schafft, indem es die Zollsätze nicht bindet, so daß also dieselben jederzeit hinaufgesetzt werden können, diesem System also die für den Handel so wichtige Eigen- schaft der Stetigkeit fehlt, ist das D r e i -Tarif -Syst em ein Vertragssystem, welches als solches eine schmiegsame Entwicklungs- fähigkeit besitzt, im Gegensatz zu der Starrheit, die der Mindest- tarif nach der Absicht des Gesetzgebers ebenso besitzt wie der Höchsttarif oder der Generaltarif. Professor Schumacher erblickt in dem von ihm gedachten System eine außerordentliche Stärkung unserer handels- politischen Rüstung. Er sagt u. a. : „Es bietet wirksame Abwehrmittel, die uns bisher fehlten, schafft damit ein früher nicht vorhandenes Gleich- gewicht in den handelspolitischen Machtverhältnissen und eröffnet Ausblicke auf den handelspolitischen Frieden, wie sie in letzter Zeit ganz geschwunden waren. Im allgemeinen ist Deutschland besonders stark an der Zoll- begünstigung interessiert, weil sie ihm den Wettbewerb mit seinem wichtigsten Konkurrenten , England , erleichtert. Solange der Gegenbeweis nicht erbracht ist, darf man annehmen, daß sein XX, 49 Die Gartenwelt. 587 L Interesse das stärkere ist. Zu den Ausnahmen von dieser Regel gehört aber nachweisbar Oesterreich-Ungarn. Wegen des noch stark ausgeprägten agrarischen Charakters seiner Volkswirtschaft darf es im allgemeinen einen höheren Gewinn von einer Zoll- begünstigung erwarten als Deutschland. Die Ausdehnung auf andere mitteleuropäische Staaten wird Deutschland sich erkaufen müssen. Davon abgesehen, ist aber die Ausdehnungsmöglichkeit die denkbar weiteste. Sie ist nicht, wie die Zollunterscheidung nach der Grenze, von der geographischen Lage abhängig. Ein Gebietszusammenhang ist für sie keine Vor- aussetzung. Meere und weite Landstrecken können sie trennen, und doch können sich zwei Staaten mit dieser Zollbegünstigung die Hände reichen zum handelspolitischen Bund. Ist auf der Grundlage des Nachbarschaftsprinzips eine befriedigende Regelung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und den Balkan- staaten kaum denkbar, so ist sie hier ohne Schwierigkeiten. Wenn man daher- auch damit rechnen kann, daß durch solche Zoll- begünstigung zunächst nur ein handelspolitischer Bund zwischen den bisherigen politischen Bundesgenossen entstehen wird, so muß man doch annehmen und vom deutschen Standpunkt aus erhoffen, daß der Kreis sich bald erweitert. Je mehr Staaten aber in den Zollbund in der Form eines einfachen Vorzugszollvertrages Auf- nahme finden, umsomehr wandelt sich der Vorzugstarif zum Normal- tarif. Für ein Land, das mit seinen Lebensinteressen in so hohem Maße wie Deutschland auf den Weltmarkt angewiesen ist, ist das kein Nachteil. Die Erhaltung und Steigerung seiner Leistungs- fähigkeit ist auch, wie wir wissen, ein Hauptinteresse seiner poli- tischen Bundesgenossen. Zollbevorzugung allein bringt die er- wünschte Annäherung nicht , zur Förderung politischer Bundes- genossenschaft ist auch eine handelspolitische Betätigung erforderlich; dabei können die Interessengegensätze politisch wie wirtschaftlich weiter bestehen bleiben. Solche natürlichen Interessengegensätze, die kein Vertrag be- seitigen kann, liegen z. B. für Deutschland und Oesterreich-Ungarn bei ihren Handelsverträgen mit ihrem gemeinsamen östlichen Nach- barn Rußland, aber auch mit Rumänien vor. Es wäre ein sinn- loser und zweckloser Doktrinarismus, zu verlangen, daß beide Staaten, weil sie Bundesgenossen sind, mit diesen Ländern ge- meinsam verhandeln sollten. Dadurch würde nichts erreicht als eine Stärkung der taktischen Stellung der in ihrer Willenskraft nicht gelähmten Gegenpartei, ja vielleicht eine Beeinträchtigung der Wirkung des Bundes in anderen an sich geeigneten Fällen. Nur wo die Gemeinsamkeit der Interessen überwiegt, kann ge- meinsames Handeln sich nützlich erweisen. Den Vereinigten Staaten gegenüber tritt bei Deutschland und Oesterreich-Ungarn der Wider- streit der Interessen zurück ; hier könnte gemeinsames Auftreten die Stellung jedes einzeln verbessern. Ob auf der Doppelgrundlage der Zollbegünstigung und eines solchen handelspolitischen Schutzbündnisses eine wirkliche wirtschaft- liche Annäherung der Bundesstaaten sich vollziehen wird, hängt von anderen Maßnahmen ab als solchen des Zollwesens. Jeder Zoll- tarif soll an sich so gestaltet sein, daß er dem Wirtschaftsgebiet, für das er bestimmt ist, den erreichbaren größten Nutzen bringt. Dieses Ideal gilt für jedes Zollwesen im ganzen, soweit finanzielle Gesichtspunkte nicht den Ausschlag geben. Wie jedes Ideal, ist auch dieses nicht erreichbar, aber das Streben muß darauf ge- richtet sein. Dann schwindet aber die Möglichkeit, in diesem Rahmen Sondermaßnahmen zu treffen, die eine noch größere För- derung des Wirtschaftslebens bezwecken. Je vollkommener das für jedes Zollwesen gültige wirtschaftliche Ideal erreicht wird, um so mehr muß jede Abweichung eine gegenteilige Wirkung aus- üben. Nur wer im Zollwesen unter allen Umständen ein wirt- schaftliches Uebel erblickt, kann grundsätzlich annehmen, daß die Beseitigung oder Minderung des Zolles unter allen Umständen eine Förderung des Wirtschaftslebens bedeutet. Wer dagegen dem Zollwesen an sich eine fördernde Wirkung nicht abspricht, der muß ihm auch diese Wirkung einseitig für das Land zu- sprechen, in dem es und für das es geschaffen wurde. Ein Zoll- wesen, welches das Wirtschaftsleben eines fremden Landes fördert, ist ein Unding." Manigf altiges. Im Front-Soldatenheitn! Staubwolken, große graue Staub- wolken. Ab und zu ein paar Pferdeköpfe sichtbar, auch einmal eine hohe Reitergestalt, dann wieder nur Staubgewoge, das sich Mühe gibt, seine Erdheimat zu verleugnen und gen Himmel zu reisen. So zieht die Wagenkolonne durch den trockenen russischen Sand und wird mir zum symbolischen Führer, wie einst die Staub- säule dem Volke, das vor Jahrtausenden hinter der Wüste ein ge- lobtes Land suchte. Der Staub trog sie nicht; warum also sollte ich nicht auch vertrauen.'' Die Welt kann doch nicht nur aus Staub bestehen, auch die in Russisch-Polen nicht. Und richtig, die Wolkensäule steht, sie zergeht, die lange Fuhrparkkolonne hält, und ich finde mich vor dem Ziel meiner Wünsche. Aus zierlichen Birkenstämmen hat eine geübte Hand Buchstaben geformt, die mir freundlich entgegenleuchten: „Deutsches Soldatenheim". Damit ist kein monumentales Gebäude bezeichnet, wie es die Soldaten- heime in Wilna und Kowno und anderswo besitzen, nein, hier haben wir eins unserer „Frontheime" vor uns. Was hier erstand, das ist von Grund auf von feldgrauer Hand geschaffen. Holz war das Material, das einzige neben Dachpappe, das zur Ver- fügung stand, und wie schön hat man es verstanden, in dieser Beschränkung sich als Meister zu erweisen. In einer Länge von wohl 30 Meter zieht sich das Gebäude hin. Davor, von einem Birkengeländer eingefaßt, ein Vorgärtchen. In Sfraßenbreiten- abstand ein zweites Bauwerk, in dem u. a. auch die Wache eines Landsturmbataillons untergebracht ist. Auf dem von beiden Ge- bäuden gebildeten Hofe, den nach Westen noch eine besondere Kaffeeküche für durchreisende Truppen abschließt, entdecken wir die Wasserversorgung des Soldatenheims, bestehend aus einem kleinen artesischen Brunnen. Treten wir in eine der Türen des Hauptgebäudes ein, so haben wir den Unterhaltungsraum gefaßt, und sind nicht wenig überrascht, hier draußen, dicht vor dem Feinde, dessen Geschütze wir ab und zu auf die unseren antworten hören, soviel wirkliche Unterhaltsamkeit zu finden. Nicht auf roh- gezimmerten Bänken, nein, auf wirklichen Rohrstühlen und an bunt- gedeckten Tischen sitzen unsere Feldgrauen und haben sich in Zeitungen oder Unterhaltungsspiele vertieft. Auch mancher Brief nach Hause wird geschrieben. Rechts in der Ecke harren Flügel, Harmonium, Geige und Gitarre des Gebrauchs, und dicht an der Tür ist ein Stand, an dem man für wenige Pfennige ein gutes Buch und andere nütztiche Dinge erstehen kann. Für Offiziere sind durch Aufstellen von Wandschirmen behagliche Nischen ge- bildet. Durch die Glasscheiben einer seitlichen Tür blicken wir in eine überraschend große Küche, in welcher ein weißgekleideter Koch hurtig den Löffel schwingt. An den appetitlichen Düften ist zu merken, daß man hier von der Fleischkarte noch nichts weiß. Wir laufen einigen freundlichen Schwestern in die Arme und finden uns bald in einem kleinen Familienzimmerchen bei fröhlicher Unter- haltung über Freud und Leid einer Soldaten-Frontschwester. Auch den Leiter des Heims, einen liebenswürdigen Pfarrer vora Rhein, lernen wir kennen, und tauschen so in angenehmen Stunden man- ches Anregende über die segensreiche Arbeit aus. Ja, hier draußen, da lebt man mitten unter ihnen, denen man etwas sein will: unsern braven Kriegern. Teilt mit ihnen gute und böse Tage, schläft unter dem Gebrumm der Geschütze ein und erwacht unter derselben Musik, nur vielleicht bei verstärktem Orchester. Und kommen noch ab und zu die feindlichen Flieger darüber und mischen sich ins Konzert, dem die Abwehrkanonen dann den letzten, glättenden Vollklang geben, so läßt sich wirk- lich nicht ganz in Abrede stellen, daß man auch als Mitarbeiter im Soldatenheim Pulver zu riechen bekommen kann. Dort der neue Dachbalken über unsern Häuptern deutet es auch ein wenig an; den alten hat eine Granate zerschlagen, um dann im Zimmer selbst alles in Atome zu zersplittern. Uebrigens hat das Soldatenheim auch einen Unterstand, dicht beim Hause. Er ist aber nicht nur Zufluchtsstätte, wenn es Eisen hagelt, sondern auch ein will- kommener Kühlraum für Mineralwasser und die Bedürfnisse der Küche. Einen Steinwurf weit hinter der Kiifernschonung liegt der Gemüsegarten des Heims, und drüben, unter Kieferndeckung, der 588 Die Ct artenweit. XX, 49 im Blockhausstil errichtete niedliche — Schweinestall. Wandert man noch weiter in den Wald hinein, dann kommt man in einer Viertelstunde zu der von dem Soldatenheim Anfang Juni d. Js. errichteten Erholungsstätte, die etwa 30 Betten aufweist und erholungsbedürftigen Offizieren und Soldaten für je 14 Tage einen Ort der Ruhe und Stärkung bietet. Wunderhübsch liegt diese, aus Deutschland bezogene, transportable Baracke mit dem Rücken an den Wald gelehnt, mit der Front vor einem schier endlos langgedehnten grünen Wiesenteppich, dessen gegenüberliegende Seite wieder Wald, Tannen- und Laubwald, einsäumt. Ueberall erblickt man noch die ehemaligen feindlichen Stellungen und Russe:. - gräber. Im Soldatenheim wird es Abend. Das elektrische Licht flammt auf. Hungrige und durstige Urlauber kommen noch, die 2J, 30 Kilometer Fußmarsch hinter sich und den Zug in die Heimat nicht mehr erreicht haben. Für sie ist ein Uebernachtungsraum angebaut, wo sie die müden Glieder ausstrecken dürfen. Andere kommen, um für ihre Kompagnie in der Marketenderei des Heims Einkäufe zu machen. Unter den mancherlei feldgrauen Gestalten gewahre ich plötzlich einen Zwerg. Ach nein, das ist ja ein Kind, ein Knabe von höchstens 12 Jahren. Ich erfahre, daß er Fritz heißt, 10 Jahre zählt und aus Riga stammt von deutschen Eltern. Der Krieg hat sie ihm genommen. Er nimmt und gibt blindlings. Diesem Jungen mit den hellen, blauen Augen und den frischen Wangen gab er Vater und Mutter in der Kompagnie wieder, die ihn eines Tages aufnahm. Er ist der Dolmetscher einer Kraft- fahrkolonne und leistet ihr gute Dienste. So macht er den Krieg mit. Daß sie ihn gut halten, unsere Kraftfahrer, zeigt seine tadellos sitzende Uniform, an der auch richtige Fahrermütze und Kommißstiefel, in die er die Hosen gesteckt hat, nicht fehlen. Auf Fragen antwortet er bescheiden und doch frei, aber mit einer Stimme, die schon einigermaßen männlich klingt. Uebrigens ist er nicht mehr Gemeiner, sondern trägt am Kragen bereits die Gefreitenknöpfe. Ich habe meine Freude daran, zu sehen, wie der Soldat, mit dem er gekommen ist, sich mit einem gewissen Stolz umblickt: „Ja, ja, das ist unser Junge, so etwas habt ihr nicht!" — Um 10 Uhr ist alles ruhig im Soldatenheim. In der Ferne rollen noch vereinzelte Schüsse, und das Licht von Schein- werfern huscht ab und zu über das Firmament. Dort wohnt ein treues Wächterheer. Wilh. I .46^ Wir verweisen unsere Leser im Anschluß an vorstehenden Artikel auf die Prospektbeilage dieser Nummer, Spende für deutsche Soldatenheime betreffend. Zur Kriegsweihnacht 1916. Für unsere Märker! Wie bald, — da brennen Eure Lichterbäume, ^ Die weiße Kerze strahlt vom grünen Ast ; Durch helle Stuben weben deutsche Träume, Und Eure ferne Kindheit kommt zu Gast. j^ Wenn durch die heil'ge Nacht ins Land von allen Verschneiten Türmen klingt der Glocken Erz, Der Engelspruch : „Den Menschen Wohlgefallen, Friede auf Erden!" tönt durch Euer Herz. Noch i s t nicht Friede — Gottes Wunsch zum Hohne Rast's an der Grenzen Wälle, wild und laut ; Zerbrechen will das Deutschlands Kraft und Krone, Die unsrer Väter edles Blut betaut. Wir sind in Fleiß und Schweiß zu groß geworden, Zu stolz ragt unser Reichsbau in die Zeit, Drum mit Kosakenpack und Mohrenhorden Will das uns stoßen in die Hörigkeit. Doch, edler Schutz den Kindern und den Weibern, Granitnes Bollwerk, wo der Neider stürmt. Hat eine Mauer sich aus Heldenleibern An unsrer Grenze trutzig aufgetürmt. Und sicher brennt in ungestörter Flamme, Ob auch der Sturm den Wolken wild entquoll, Das Friedensgleichnis auf dem Fichtenstamme In jedem deutschen Haus, verheißungsvoll. Und jeder, den als Stein in dieser Mauer Das Blut der kecken Stürmer rot umfließt, Ist künft'gen Friedens tapferer Erbauer, Den, wie die Hirten einst, der Engel grüßt; Und jedem, der in Waffen ohne Wanken Getrotzt dem Feind, dem Tod und der Gefahr, Sollt Ihr am Tag der Friedensbotschaft danken, Da über Bethlehem ein Leuchten war. Gebt für die Helden, die im Felde stehen, Gebt für die Einsamen auf ferner Wacht; Für Brüder gebt, die keine Tanne sehen In Flittergold und weißer Kerzen Fracht. Gebt für die Tapfern, die des deutschen Schmiedes Erprobte Waffe schwingen, schwertgeübt, Bis in Erfüllung jenes Engelliedes Die Weisheit Gottes starken Frieden gibt ! ■ Rudolf Presber. Spenden für deutsche Soldatenheime an der Front sind an die Geschäftsstelle der Spende in Berlin W., Friedrichstraße 80 (Post- scheckkonto Berlin Nr. 1002) zu senden. Tagesgeschichte. Ein Heldenfriedhof in Bobern (Ostpreußen). Der Landes- kriegerverband zu Lübeck hat es sich zur ehrenvollen Aufgabe gestellt, den in den Kämpfen am 12. und 13. Februar 1915 bei Bobern im Kreise Lyck gefallenen Kämpfern der Res.-Inf.-Rgtr. 265 und 266, die zum größten Teil aus Lübecker Söhnen bestanden, einen Heldenfriedhof zu errichten. In nachahmenswerter Weise hat der Senat sowie die Bevölkerung Lübecks namhafte Mittel für die Verwirklichung einer von Harry Maaß-Lübeck entworfenen Begräbnisstätte bereitgestellt. Herr Maaß hat sich nach Bobern begeben, um die Umbettung der in der Feldmark ruhenden Krieger und die Arbeiten für den Ehrenfriedhof einzuleiten. Gärtnerisches Unterrichtswesen. Die staatliche Gartenmeisterprüfung an der Königlichen Lehranstalt für Obst- und Gartenbau zu Proskau, O.-S. bestanden Obstbaulehrer Rentsch zu Poppelau in „Obstbau" und „gärtnerische Pflanzenkulturen", und Gartentechniker Klein zu Königsberg i. Pr. in „Landschaftsgärtnerei". Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt den Helden- tod seiner Mitglieder C. Puttfarken, Hamburg, und Unteroffizier Herrn. Wiegand, Bremen, bekannt. Lorek, Willy, ehemaliger Proskauer, Obstbautechniker und Unteroffizier der Res., wurde auf dem westlichen Kriegsschauplatz mit dem Eisernen Kreuz IL Klasse ausgezeichnet. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands gibt die Ver- leihung des Eisernen Kreuzes an seine nachgenannten Mitglieder bekannt : Ernst Ebersberg, Nordhausen ; Alfred Koch, Unter- offizier, Kotzschbar bei Leipzig. * * * Langer, Abteilungsvorsteher und staatlich diplomierter Garten- meister an der Kgl. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau in Proskau, ist zum K gl. Garteninspektor ernannt worden. Was Langer in den Jahren seiner Tätigkeit in Proskau und darüber hinaus in der Provinz Schlesien durch sein vorbildliches Wirken geleistet hat, vermag nur der zu beurteilen, der Proskau nahe steht. Wir freuen uns über die Auszeichnung des tüchtigen und allseitig beliebten Fachmannes und wünschen ihm auch weiterhin guten Erfolg in seinem uneigennützigen Streben. Berlin SW. 11; Hedemannstr. 10. Für die Sedaktioa verantwortl. Max Hesdörffer. Verl. von Paul Parey. Drack : Anh. Buohdr. Gutenberg, G. Zichäus, Dessau. Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 15. Dezember 1916. Nr. 50. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitsdirift werden strafrechtlich verfolgt. Gemüsebau. Etwas über meine gärtnerische Betätigung- hinter dem Schützengraben. Von L. Kraus, Offizierstellvertreter in einem Inf.-Rgt. im Osten. (Mit einer vom Verfasser angefertigten Handskizze.) I. Als Gemüsegärtner. Etwa 200 m hinter unserm vordersten Schützengraben liegen die Ueberreste eines abgebrannten russischen Dorfes. An einem hellen Wintermorgen hielt es mich nicht mehr im engen Graben, und ich beschloß, einen kleinen Ausflug nach diesen Ruinen zu machen. Ich konnte mir diese Exkursion im ungedeckten Gelände heute erlauben, denn in den letzten Tagen war Rußki sehr artig gewesen und hatte uns mit seinen blauen Bohnen und Knallerbsen großen Kalibers ver- schont. Gleich einem Pompejiforscher durchsuchte ich die alten Grundstücke. Da sah ich allerlei altes Hausgerät, alte Kochtöpfe ohne Henkel, Schalen und Teller aus Stein- gut mit bunten litauischen Malereien, Teile von Spinnrädern, u. a. m. ; eine Brockensammlung wäre froh gewesen, diese Sachen zu bekommen, doch ich hatte keine Verwendung dafür. Ich verlor den Mut jedoch nicht und suchte weiter, und siehe, meine Ausdauer wurde belohnt; auf einem Schutthaufen fand ich Garten- geräte: eine hölzerne Harke mit abge- brochenem Stiel, 2 kleine eiserne Hacken, ebenfalls ohne Stiel, und einen ver- rosteten Spaten. Beim Anblick dieser Reliquien überkam mich eine tiefe Sehn- sucht nach meiner schönen Friedens- arbeit. Wie gerne hätte ich mein Schwert mit diesen Friedenswaffen vertauscht. Ich mußte sie mitnehmen, als wär's ein Stück von mir. Ich suchte jetzt nach den Gärten, und dabei vergaß ich völlig mein Kriegshandwerk. Abgeerntete Kohlbeete, Himbeeren, Johannis- und Stachelbeeren fand ich da, wenn auch nicht die neuesten Neuheiten, so doch kräftige Pflanzen. Da guckte etwas Grünes aus dem Schnee : eine Erdbeerpflanze — ich sah genauer Gartenwelt XX. nach und fand unter dem Schnee ein langes Beet großblättriger Erdbeeren. Rings um dieses Gartenland standen verschiedene Obstbäume (Aepfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen), an einzelnen von ihnen waren Samenstände von Rettichen zum Trocknen aufgehängt. Jetzt verstand ich den Wink des Schicksals, ich sollte also wieder Gärtner werden. Da jedoch der Meister meines jetzigen Handwerks meine Kündigung nicht annahm, so blieb mir nichts anderes übrig, als mein Gärtner- handwerk im „Nebenamt" zu betreiben. Am liebsten hätte ich mich gleich hier, unter diesen Trümmern, selbständig gemacht, aber die Russen hätten mich bei meiner friedlichen Arbeit auf die Länge der Zeit wohl doch nicht in Ruhe gelassen. — Und meine Vermutung war richtig: ein Storchenpaar, das mutiger war wie ich, bezog Rotdorn als Stra Nach einer ßenbaum in der Joachimstraße zu Bonn. (Text Seite 591.) von W. Berkowski für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahme. 50 ö9Ü Die üartenwelt. XX, 50 hier im Frühjahr wieder seine alte Wohnung. Nachdem es gebrütet hatte, wurde der Storchenvater durch Schrapnell- schuß verwundet. — Kurzum, ich zog es vor, mein Geschäft etwas weiter hinten zu eröffnen, und zwar in einem allem Anschein nach wohlhabenden litauischen Dorfe, in dem wir unsere Reservequartiere hatten. Ich suchte mir aus der Kompagnie einen geeigneten Gehilfen heraus ; er war Gärtner eines Berliner Kranken- hauses. Ich übertrug ihm die Instandsetzung der vorgefundenen Gartengeräte und die Anfertigung neuer. Ich selbst machte mich daran, ein für unsere Gärtnerei geeignetes Grundstück ausfindig zu machen. Da fand ich hinter einem Hause zwei russische Mistbeete, die in ihrem Aussehen einem Brunnen- schacht glichen ; daran schloß sich ein halber Morgen Gemüse- land an. Der Anfang war also gemacht. Ich ließ alte Fenster und Glasscheiben sammeln und schrieb an einen meiner früheren Meister, ihn um Samen bittend. Anfang März trafen die gewünschten Sämereien von der Firma Wilhelm Pfitzer, Stuttgart, ein. (Herr Pfitzer besaß die Freundlichkeit, mir dieselben als Liebesgaben zu überlassen.) Unterdessen hatte mein Gehilfe noch ein Mist- beet nach deutschem Muster angelegt. Wir begannen mit der Aussaat von Kopfsalat, Radieschen, Rettichen, Gurken, Zwiebeln, verschiedenen Gemüsepflanzen und Küchenkräutern. Ende März aßen wir in der Kompagnie den ersten Salat und die ersten Radieschen, — das waren Leckerbissen für uns, die wir fast ein Jahr lang kein frisches Gemüse mehr gesehen hatten ; besonders die Radieschen nahmen sidi mit ihrem frischen Rot und ihren zarten grünen Blättern reizend auf dem Frühstückstisch des Unterstandes aus, der sonst nur Brot und Konserven zu sehen bekam. Wir konnten nicht umhin, auch die zarten Herzblättchen mitzuessen. Noch nie in unserm Leben hatten wir frisches Gemüse so geschätzt, wie damals ; dazu kam noch, daß unsere Kompagnie die einzige vom Regiment war, die sich solchen „Luxus" leistete. Das sollte aber nicht lange so bleiben. Eines Tages besichtigte der Bataillonsführer meine Frühbeet- anlage. Tags darauf kam der Bataillonsbefehl heraus : „Die Kompagnien haben sich Gärtnereien anzulegen unter An- leitung des Offizierstellvertreters K." Ich war froh, in dem nun beginnenden Wettstreit für meine Kompagnie einen be- deutenden Vorsprung gehabt zu haben. Idi hatte jetzt vollauf zu tun; wenn die Kompagnie im Graben war, hatte ich mit der Führung meines Zuges zu tuD ; zum Glück hatte uns Iwan außer mit kleinen Patrouillen- gefechten nicht viel Arbeit gemacht ; war die Kompagnie in der Reservestellung, dann war ich mit der befohlenen An- lage der Gärtnereien beschäftigt. Ich ließ für jede Kompagnie ein Frühbeet anlegen und säte wieder Salat, Radieschen und Gurken aus. Zur Heranzucht von Gemüsepflänzchen für ein ganzes Bataillon waren natürlich meine Frühbeetanlagen zu klein, ganz davon abgesehen, daß es schon ziemlidi spät dazu war. Ich fuhr daher in den ersten Tagen des Mai nach Wilna und kaufte dort in einer großen Gärtnerei 20 000 Schock Gemüsepflanzen, in der Hauptsache nocli ver- schiedene Kohlarten sowie Kohlrüben, außerdem aber noch rote Rüben, Zwiebelpflanzen, Lauch, Sellerie, Tomaten, ver- schiedene Küchenkräuter, ja sogar Rhabarber, weil wir schon damals dachten, daß auch das Jahr 1917 noch ein Kriegsjahr sein werde. Schon vorher sorgte ich, daß das Gemüseland für alle Kompagnien gut vorbereitet wurde. Der großen Nässe wegen war das nidit allzu leicht, und die Drainage machte uns viel Arbeit. Außerdem machte uns der Erdfloh sehr zu schaffen. So fand ich bei der Rückkehr von meinem Einkauf das Land völlig bereit zur Aufnahme der Pflanzen. Die Pflanz- arbeit dauerte zwei Tage. Mittlerweile war die Zahl meiner Gärtnergehilfen auf vier gestiegen ; außer diesen hatte ich noch einige Gartenarbeiter. Außer den schon genannten Pflanzen hatte ich noch Erbsen, Bohnen, Gurken, Karotten, Spinat, Pflück- salat, Gartenkresse und Petersilie ausgesät. Auf das Quartier meiner Kompagnie hatte ich auch das Beerenobst aus dem früher genannten abgebrannten Dorf bringen lassen. Eben- dort fand ich auch noch verschiedene Meerettichstöcke, ja sogar einige Spargelpflanzen. Rußki wollte mir aber die Beute nicht gönnen, denn er schickte andauernd seine Sing- vögel zu mir herüber. Als ich eines Abends wieder einmal auf die Meerrettichjagd gehen wollte, platzte, als ich kaum den Graben verlassen hatte, ungefähr 20 m von mir entfernt ein Schrapnell, so daß mir die Kugeln vor der Nase vorbei flogen. Seitdem stellte ich meine botanischen Exkursionen völlig ein. Die gesamte für das Bataillon bepflanzte Fläche erreichte jetzt eine Größe von ungefähr 10 Morgen. Wohlgemerkt, Getreide und Kartoffeln nicht mit eingerechnet. Und wir waren alle stolz auf unser Besitztum, um das wir viel be- neidet wurden. Ich habe später Gelegenheit gehabt, mir die gärtnerischen Anlagen weit hinter der Front im Etappen- gebiet anzusehen, aber ich fand dort kaum den zehnten Teil von dem, was wir vorne, dicht hinter dem Schützengraben, hatten. Dabei wußten wir doch niemals am Abend, ob am anderen Tage nicht die Russen sich an unseren Kohlfeldern erfreuen würden. ' '^f- Was das Wachstum der Pflanzen betrifft, wäre noch folgendes zu sagen: Trotz des vielen Regens und der vielen kühlen Tage wuchsen die Pflanzen im allgemeinen sehr gut. Von den Kohlarten bildeten Weiß-, Wirsing- und Rotkohl große, feste Köpfe, auch der Grünkohl und der Rosenkohl versprechen gut zu werden. Nur der Blumenkohl scheint sich in Erfurt wohler zu fühlen wie in den Gefilden Russisch-Litauens. Auch den Gurken behagte das nasse Wetter nicht, sie blühten reichlich, setzten aber schlecht an. Sehr gut entwickelten sich die Kohlrüben, obwohl sie unge- düngten Boden hatten. Ich brachte sie absichtlich auf solchen Boden, da ich das Madigwerden befürchtete. Die Karotten, rote Rüben, der Salat und Spinat, sowie die Erbsen und Bohnen gediehen vortreff lidi ; die beiden letzten trugen be- sonders reich, desgleidien die Tomaten. Diese konnten im September abgenommen werden und reiften größtenteils gut aus. Die Sellerie bildete wohl auch des vielen Regens wegen keine Knolle. Die russischen Pflanzen : das Beerenobst, der Meerrettich und der Spargel gediehen in ihrer Heimat natürlich sehr gut. Letzterer gab eine gute Suppe ab, und von den ersteren trugen die Erdbeeren viele und große Früchte. Die 250 — 300 Mann starken Kompagnien erhielten aus ihrer Gärtnerei zwei- bis dreimal wöchentlich frisches Gemüse. (Kohl, Kohlrüben, Mohrrüben oder Salat.) Viele unserer Leute hörte ich sagen, daß ihnen das frische Gemüse besser wie Büchsenfleisch schmecke. So haben die immerhin guten Erfolge unserer An- pflanzungen gezeigt, daß man auch unter russischem Himmel und unter den denkbar einfadisten Verhältnissen in der Nutzgärtnerei etwas erreichen kann. XX, 50 Die G a r 1 0 u w e 1 1. 591 II. Als Landschaftsgärtner. Die reizende, schlichte Architektur der litauischen Bauern- häuser mit ihren einfachen und geschmackvollen Holzornamenten brachte mich auf die Idee, aus unserm Dorfe eine kleine „Gartenstadt" zu machen. Natürlich zwangen mich dabei öfter die Verhältnisse, meinen gartenkünstlerischen Leitmotiven untreu zu werden. Ich bildete mir eine neue Gartenkunst : die Kriegsgarlenkunst. Das Wesen derselben ist, mit den vorhandenen einfachen Mitteln in kurzer Zeit eine den klimatischen und Bodenverhältnissen entsprechende Garten- anlage zu schaffen, die das Auge des Kriegers erfreut, das sonst nur Schützengraben und Drahtverhaue zu sehen be- kommt. Also unser Auftraggeber ist durchaus nicht so ver- wöhnt wie etwa ein Berliner Rentner, der alljährlich an die Riviera fährt und sämtliche Blumenausstellungen besucht. Die nebenstehende Skizze zeigt Schmuckanlagen an unserm Offiziersquartier. An der Ostseite des Hauses war bereits ein kleines Bauerngärtchen ; wie in unsern deutschen Dörfern, so wuchsen auch hier u. a. Eisenhut, Rittersporn, Stock- rosen und Pfingstrosen. Ich setzte einige Sonnenblumen hinzu und ließ die Hauswand mit Feuerbohnen beranken. Das niedliche alte Holzzäunchen schmückte ich mit Wicken und Winden. Zu beiden Seiten dieses Gärtchens stehen einige Bäume und Sträucher (Weichsel, Eberesche und Flieder). An der Südseite, der Front des Hauses, legte ich ein etwa 2 m breites Vorgärtchen an. Auf einer nahen Wiese ließ ich Rasen stechen (Grassamen war für uns Vexierbild), be- legte mein Gärtchen damit, wobei ich unter der Dachtraufe einen kleinen Abflußgraben freilassen mußte, denn Dach- gossen haben die Strohdächer nicht. Ferner legte ich vier runde und zwei längliche Blumenbeete an. Erstere wurden bepflanzt mit Stiefmütterchen und weißen Tausendschön, auf letztere brachte ich an verschiedenen Ecken zusammengesuchte Federnelken und Phlox. Die Häuserwand ließ ich hier mit Wildrosen und Kapuzinerkresse beranken. Links und rechts vom Eingang pflanzte ich Hopfen, der mir im Gemüsegarten im Wege stand. An der Westseite unterbrach ich den Rasen durch vier Hanfpflanzen und einige Sonnenblumen. Das ganze Gärtchen wurde durch ein 50 cm hohes Birkenzäunchen eingefriedigt ; nur zu beiden Seiten des Eingangs errichtete ich eine ebenso hohe Feldsteinmauer, die ich mit Sedum und Arabis bepflanzte. Jenseits des Zugangsweges legte ich ebenfalls Rasen, doch nur 1 m breit, da der Platz zu dem anliegenden Stallgebäude gehörte. Erst hinter dessen Ein- gang konnte ich etwas Blumenschmuck anbringen. Trotz eines höheren Birkenzaunes an dieser Stelle sahen die vor- beilaufenden Pferde diese Pflanze"n für Futterpflanzen an. Auch der Rasen wurde von ihnen täglich „geschoren". An der Ostseite des Stalles hatte ich eine Laube errichtet, die ich mit Hopfen und Feuerbohnen beranken ließ; gegen das Stallgebäude zu pflanzte ich einige Schattensträucher aus dem nahen Walde. Vor und hinter der Laube ließ ich ebenfalls eine Waldformation erstehen : junge Fichten, Birken, Wacholder und als Bodendecke Vaccinium, Anemone und Fragaria. An heißen Sommertagen saß es sich ganz gut in dieser Laube, denn der Hopfen und die Bohnen spendeten bald tiefen Schatten. Wenn man durch den Ausgang der Laube über den Weg hinweg auf die Blumenbeete des Vor- gartens sah, konnte man meinen, in einer Sommerfrische zu sein. Wenn man allerdings durch den Fensterausschnitt in östlicher Richtung Schrapnellwolken erblickte, wußte man wieder, wo man war. Zuletzt gewöhnte man sich an beides: !>U ■^ ^ $ PI .^ Si :$ ^ ?> ^ r» ^■^ ^1 ^ N f* Ä j l.l.l.l.l.l^ll'l' M '1^ ti.l.lil.l.l.l.l.l.l.l.l.M.I 3r/iH5öC ^ an Blumenbeete und an Schrapnellwolken , es war eben „Kriegsgartenkunst". Aehnlich wie hier dieses Offiziersquartier umgab ich auch die übrigen Häuser mit Pflanzenschmuck. Zuletzt verbanden wir diese Schmuckplätze durch Kieswege, und die kleine Gartenstadt war fertig. Jetzt deckt bald der Winter seinen weißen Mantel über alles und gibt dem Dörfchen mit seinen strohgedeckten Häusern wieder sein altes typisch russisches Nationalkleid. Das Blütenkleid war doch nur ein fremdes, aus dem fernen Westen entliehenes. Gehölze. Straßenbepflanzungen. Alljährlich zur Blütezeit des Rotdorns gewährt die Joachimstraße in Bonn, siehe Abb. der Titelseite, einen ganz prachtvollen Anblick; ein Beispiel, wie Straßen von mäßiger Breite, die sich durch günstige Boden-, Luft- und Licht- verhältnisse auszeichnen, mit schwachwachsenden Bäumen, deren Laub oder Blüten aber von besonderer Schönheit sind, bepflanzt werden können. Berkowski, Hannover. Obstbau. Förderung der Obstzucht im Hausgarten. Herr Everhardt- Düsseldorf hat unter vorstehender „Schutzmarke" zu meinen Aus- führungen Stellung genommen. Durch die Wahl einer anderen Ueberschrift wie die meinige hat Herr Everhardt schon bis zu einem gewissen Grade gezeigt, daß er anders gesinnt ist. Das ist jedermanns Recht, und es ist dem Herausgeber der „Gartenwelt" besonders hoch anzurechnen, daß er in solchen Streitfragen objektiv beiden Seiten gegenübersteht. Bezüglich der Entgegnung des Herrn Everhardt ist es wohl erlaubt, nochmals einige Worte zu sagen; sollten diese nicht genügen, so stehe ich Herrn Everhardt zur weiteren Erörterung privatim stets zur Verfügung. Eine Uebereinstimmung wird sich, wenn nicht anders, auf diesem Wege sicher erzielen 592 Die Garten weit. XX, 50 lassen, da Herr Everhardt nicht, wie leider so viele Berufsg-enossen, seine geheimen Gedanken zurückhält, sondern offen bekennt, daß der Grund seiner Entg^egnung neben dem Patriotismus (vermutlich sogar in erster Linie) das eigene Geschäftsinteresse ist (vergl. „Gartenwelt" 1916, Seite 509, 2. Spalte, Zeile 4 bis 9). Herr Everhardt ist außerdem so bescheiden, die Bepflanzung der Hauswände zwecks Lösung der Bedürfnisfrage und der sozialen Frage zu den „kleinen Mitteln" zu rechnen. Ein größeres Mittel zur Versorgung von Arbeiter- und klein- bürgerlichen Kreisen mit Volksobst ist übrigens unschwer zu finden: Man verwende bezw. veredle Straßenpflanzungen nur noch mit reichtragenden Wirtschaftssorten. Schmecken sie auch nicht ganz "so gut wie das seither meist benutzte Tafelobst, das durch allzu frühe Ernte allenthalben stark an Wert verringert wird, so wird der Tagelöhner, der das Obst meist in verarbeitetem Zustand genießt, das teurere „Tafelobst" doch weniger schätzen wie ausgesprochenes Wirtschaftsobst, dem man mit Gewürzen, die man für 5 — 10 Pf. beim Krämer kauft, vorteilhaflerweise einen ganz guten Geschmack geben kann. Man verbinde mit solchen Anpflanzungen noch die amtliche Verfügung, daß solches Obst nur an Selbstverbraucher mit einer durch Vorlage des Steuerzettels zu beweisenden nicht zu überschreitenden jährlichen Höchsteinnahme abgegeben werden dyf. Daß die Herren von der Theorie, im besonderen auch der Deutsche Pomologenverein auf dies sehr einfache Auskunftsmittel nicht schon lange gekommen sind, läßt vermuten, daß gewichtigere Gründe dagegen sprechen ; da die Frage nun einmal angeschnitten ist, darf sicher erwartet werden, daß vom Deutschen Pomologen- verein alles getan wird, um sie restlos aufzuklären. Wenn Herr Everhardt nun in seinem Aufsatz von „konserva- tiven" Gärtnern schreibt, geht man wohl nicht fehl, wenn man diesem Fremdwort die Beimischung eines kleinen Vorwurfs in der Form von „rückständig" anmerkt, — dem Wort selbst ja nicht, nur den Gänsefüßchen. Es wird, wenn solche Angriffe aus dem Lager der Verbündeten laut werden, schließlich nicht zu vermeiden sein, daß man den durch Gründung der deutschen Erwerbsobstbaugesellschaft betonten Gegen- satz zu gewissen andern Gruppen unsres Berufs auch auf den eigentlichen Stand der Handelsgärtner überträgt. Seither waren wir gewohnt, als Begründung der Obstzucht an Häuserwänden in der Stadt als Hauptvorteil den Umstand nennen zu hören, daß durch die Gartenarbeit die von Aktenstaub oder sonstigen städtischen Uebeln heimgesuchte Lunge gereinigt, und so der Körper erfrischt werde. Wenn dieser Vorzug nun nicht dem Villenbesitzer, sondern einem zur Baumpflege extra bestellten Gärtner zuteil werden soll, der casus macht mich lachen. Nun wird man mir entgegenhalten, was einst der Kurdirektor von Wiesbaden meinte: „Wiesbaden liegt am Salzbachstrand, Am Rhein liegt Obetwesel, Zum Bessermachen gehört Verstand, Kritisieren kann jeder. . . ." Also: Wenn bei den oberen Zehntausend eine „platonische" Liebe zum Obstbau vorhanden ist, die sich dem Gegenstand ihrer An- betung nicht persönlich nähern will, dann ist in dem durch meine erste Arbeit angeregten Gedanken doch sicher der größte Spiel- raum zur Betätigung geboten. Wie ich auf mehrfache Anfragen zu hören Gelegenheit hatte, besieht bei Industriellen zum Teil schon jetzt Interesse für kapita- hstische Beteiligung an Unternehmungen dieser Art, gerade auch mit Rücksicht auf die spätere Verwendung Kriegsinvalider oder sonst kranker Arbeiter ihrer Betriebe. Von Herrn Hesdörffer wurde allerdings der jetzige Zeitpunkt zur Begründung solcher großen Unternehmungen für nicht günstig erachtet. Es sei mir daher gestattet, auf diese bei privatem Briefwechsel getane Aeußerung hier zurückzukommen. Das von mir vorgeschlagene Unternehmen wäre wie folgt ein- zurichten : In günstig gelegenen Obstbaugebieten, die ja bei ge- eigneter Sortenwahl in Deutschland zahlreich sind, wäre etwa je eine größere Spalierobstanlage zu begründen für einen dauernden Betrieb während mehrerer Jahrhunderte. Diese An- lage hätte als Kristallisationspunkt für die betreffende Gegend zu gelten. Eine Spalieranlage ist deshalb von besonderem Vorteil, weil Spalierobst die genaueste Bekanntschaft mit allen einschlägigen Arbeiten erfordert und infolgedessen der oder die Inhaber auf eine gewisse anerkannte Autorität Anspruch machen könnten. Von dieser Anlage, also von Praktikern aus hätten die nötigen Vorschriften betr. Sortierung, Verpackung, Preise etc. zu erfolgen. Derartige aus der Praxis hervorgegangene Vorschläge werden jedenfalls besser sich den Forderungen der Ab- nehmer und den berechtigten Wünsrhen der Züchter anpassen wie die seitherigen von Theoretikern oder bloßen Kauf- leuten gegebenen Vorschriften, die meist nur recht fragwürdigen wissenschaftlichen Wert besitzen (indem sie schematisch ohne Ein- gehung auf die Verhältnisse der Dinge ordnen), oder aber, soweit Kaufleute, d. h. die Angestellten von „Obstmärkten" in Frage kommen, weder dem Züchter noch dem Verbraucher von Nutzen sind. Nehmen wir nun noch hinzu, daß infolge des Kriegs zahlreiche nur „beschränkt Arbeitsfähige" zu versorgen sind, so erscheint, in Anlehnung an die beabsichtigte Schaffung von „Heimstätten", die Verbindung solcher Heimstätten mit den schon angedeuteten „immerwährenden Obstanlagen" eine geradezu ideale Lösung der vaterländischen Aufgabe. Den Inhabern der Heim- stätten steht übrigens nichts im Wege, wenn sie keinen andern Beruf treiben können, in den umliegenden Baumgütern als Baum- wärter und Feldpolizei gegen zwei- und mehrbeinige Obstschäd- linge ihr Einkommen zu finden, — insbesondere der Kampf mit gasförmigen Mitteln wäre ihnen als Erinnerung an die Schützen- grabenzeit ganz geeignet. Wie schon erwähnt, soll diese neuartige Anlage nicht das Einzige sein, sie soll vielmehr den Züchtern der Umgebung sozu- sagen das Rückgrat bilden ; an sie sollen sie mit den zum Teil aus eignen Mitteln ansässig gemachten Kriegern sich anlehnen. Mit den Anlagekosten von ca. 150 000 M könnten etwa 20 Personen für unbe- grenzte Zeit ihren Lebensunterhalt finden. Außerdem aber wäre durch weitere kleinere Beihilfen eine größere Zahl von Kriegsinvaliden instand zu setzen, mit kleinen Busch- oder Hochstammanlagen für ihren Unter- halt zu sorgen und zugleich das bisher vom Ausland zugeführte Obst durch heimisches zu ersetzen. Wenn hierbei gleichzeitig Kleintier- zucht, Gemüse- und Beerenobstbau zielbewußt in die rechten Bahnen geleitet würden, wäre zugleich auch die Produktion weiterer Nahrungsmittel gefördert. Durch leihweise Ueberlassung staatlicher Bauten in Badeorten zur Einrichtung von entsprechenden Geschäften für Nahrungsmittel- vertrieb könnte noch eine weitere Unterstützung von Kriegsinvaliden erreicht werden. Wenn wir nun noch bedenken, daß durch solche Ein- richtungen, die im Einzelfalle kaum über 200 000 M kosteten, Hun- derten von Kriegsteilnehmern eine Existenz geschaffen werden kann, • und daß solche Einrichtungen für Jahrhunderte bestehen bleiben, wenn wir ferner bedenken, daß durch solche Einrichtungen kein reeller Erwerbszweig geschädigt wird, werden wir uns langsam mit ihnen be- freunden. Wenn wir ferner bedenken, daß durch die Beschäftigung im Freien die Volksgesundheit gebessert wird, und daß viele Kranke in solchen Anlagen sich während ihrer Genesung nutzbringend beschäftigen können, werden wir sie als hygienische Maßnahmen schätzen. Wenn wir schließlich bedenken, daß durch teilweise finanzielle Beteiligung des Großkapitals an solchen Anlagen das Interesse an deutschen Produkten wächst, und daß hierdurch der Volkswohlstand gefördert wird, dann sollte wohl nichts uns ab- halten, diesen zielbewußten Plan mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu fördern. Mit einigen Millionen ist bei Einrichtungen dieser Art mehr zu erreichen wie mit den nicht aus dem Versuchs- stadium herausgekommenen Anläufen, die seither unternommen wurden. Qtto Dahlem, Ibersheim. XX, 50 Die Garteawelt. 593 Gartenausstattung. Kleinbauten aus Holz für den Jugendpark. Von Hans Gerlach, Gartenarchitekt. (Mit Abbildungen nach für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen und Zeichnungen.) Bereits früher hatte ich in der „Garten weit" darauf hin- gewiesen, daß die Schrebergärten vor den Toren unserer Städte wenig zur Verschönerung des äußeren Stadtbildes beitragen. Die Ursache dieses Uebels ist, daß diese Kleingärten sich hisher auf Bau- gelände befinden, also keine bleibende Stätte haben, außerdem wurden diese Gärten von den städtischen Garten- verwaltungen nicht gebührend beachtet, zudem fehlte jegliche Organisation, die, soll beim Zusammenlegen so vieler Kleingärten ein künstlerisch befriedigen- des Gesamtbild erzielt werden, unbe- dingt erforderlich ist. Zur Verunstaltung dieser Kleingartengelände trugen die ' unmöglichsten Kleinbauten, wie Lauben, Gartenhäuser, Kleinviehställe usw., bei. Gewiß wird bei den Kleingärten stets mit beschränkten Mitteln gearbeitet werden müssen, auch die nun sich bemerkbar machenden Jugendparkbestrebungen, die neben den Kleingärten, Sport- und Spielwiesen, überhaupt schmudc wirken ; es sollten sich deshalb die städtischen Garten- verwaltungen bei der Anlage und Ausgestaltung von Schreber- gärten, Sport- und Spielplätzen diese Holzbaukunst zunutze machen. Das Gartenhaus. Von P. Fehrenbach, zurzeit im Felde. In jeder größeren oder kleineren Gartenanlage ist man bemüht, nach Möglichkeit an geeigneter Stelle ein Garten- alles was unser öffentliches Gartenleben dem Volke zu seiner Ge- sundung bietet, in sich schließen, werden hieran nichts ändern. Es wird also in Zukunft bei den Kleinbauten von Schreber- gärten, Sport- und Spielwiesen eine billige und dabei doch praktische Bauweise anzuwenden sein. Die Werkstätten für Holzbauten, Architekt F. W. Loh- müller, Güsten in Anhalt, haben es sich zur Aufgabe gemacht, hier helfend einzugreifen. Eine eigens erdachte Kon- struktion, das Tafelsystem Loh- müller, ermöglicht ein Zerlegen und Befördern der Bauten, so daß diese Kleinbauten fabrik- mäßig hergestellt und folgedessen billig geliefert werden können. Die beigefügten Abbildungen und Zeichnungen veranschaulichen der- artige Holzhäuser , die durch schlichte, einfache Form äußerst Pförtnerhaus, Tafelsystem Lohmüller. bauschen oder Ruheplätzchen unterzubringen. In öffentlichen Anlagen und Parks werden diese Einrichtungen zur Benutzung der Allgemeinheit hergestellt; im Hausgarten dagegen sucht sich der Eigentümer einen nach seinem eigenen Empfinden möglichst behag- lichen und vor allem einen dem gewünschten Zweck entsprechenden Aufenthalt zu schaffen. Ueber die Art und Weise der Herstellung von Gartenhäuschen sind in den Fachzeit- schriften die verschiedensten An- regungen gegeben worden, die auch mich veranlassen, meine Stellungnahme zu dieser Frage hier zu veröffentlichen. Beim Bau eines Gartenhauses dürfte die Wahl des zu verwenden- den Materials in erster Linie durch die Lage und Umgebung und ferner durch die zur Verfügung stehenden Mittel bedungen werden. Ob nun zur Herstellung solcher Bauten unbedingt eine architektonische Kraft heran- zuziehen ist, geht ebenfalls aus den hier erwähnten Punkten hervor. In größeren gärtnerischen Anlagen, besonders in öffent- lichen Gärten und Parks, wird die Aufstellung eines massiven Baues in architektonischer Ausführung stets vorteilhafter und zweckmäßiger sein. Das Gar- tenhaus soll hier in den meisten Fällen für möglichst sehr viele Men- schen Raum bieten und dient auch gleichzeitig als Unterschlupf 594 Die Garteuwelt. XX, 50 i bei schlechter Witterung für Passanten. Auch für Bewohner von Stadtteilen, in welchen keine Hausgärten vorhanden, sind geräumige Gartenhäuser mit möglichst freiem Ausblick sehr willkommen. Um alle diese Bauten der gärtnerischen Anlage und den in der Umgebung vorhandenen Gebäuden sinngemäß anzu- passen, ist es zweifelsohne notwendig, einen Fachmann mit architektonischen Kenntnissen zu Rate zu ziehen. Es ist in dieser Hinsicht sehr viel gesündigt worden, deshalb muß den Ausführungen des Herrn Rasch in Nr. 42 der „Garten- welt" volle Anerkennung zuteil werden. Ich befürchte nur, daß sich diese Pläne und Vorschläge im Hausgarten, besonders wenn man mit dem Raum und den Mitteln etwas sparsam sein muß, schlecht ausführen lassen und größtenteils gar nicht in den Rahmen der Anlage passen. Die wenigen schönen Reste von Gartenhäusern und alten Gärten stammen aus einer Zeit, wo die Bürger der enggebauten Städte ihre Gärten außerhalb oder anlehnend an die Stadtmauer eingerichtet hatten. Von diesen Anlagen ist bei der Erweiterung der Städte wenig übrig geblieben, und es dürfte nur selten Gelegenheit vorhanden sein, diese alten Ueberreste wieder auszubauen. Die Erstellung neuer Gartenhäuser nach diesen alten Vorbildern verlangt selbst in größeren Privatgärten viel Geschmack und Kunstverständnis, wenn sie nicht ähnlich wie „künstliche Ruinen" wirken sollen. In einem kleinen abgeschlossenen Hausgarten soll doch vor allen Dingen dem Geschmack und Bedürfnis des Eigen- tümers Rechnung getragen werden. In erster Linie soll ihm selbst ein freies Entfalten und Ausarbeiten seiner Ideen er- möglicht werden. Der Eindruck des Ganzen darf natürlich - _, -_ fwMiiiif '!iiNiii|iiiiiiii!!!:iiiiiiiiiiiäiwiiiii!i»iiffliiiiiyiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii^ . . ~. ,b nicht darunter Not leiden. Gerade hier kann ich nicht ver- stehen, daß unsere Häuschen aus Natur- oder gearbeitetem Holz von Gartengestaltern der Neuzeit so verächtlich be- handelt werden; daß man ihre Herstellung gar als „Blödsinn" bezeichnet, ist sicher zu weit gegangen. Ich habe schon des öfteren Gelegenheit gehabt, mit großer Mühe und Sorgfalt hergestellte Holzhäuschen zu sehen, die ihrer Umgebung und ihrem Zwecke äußerst verständig angepaßt waren. Ein Steinbau wäre an ihrer Stelle alles andere nur keine Zierde gewesen. Was nun die Dauerhaftigkeit dieser Holzbauten anbelangt, so habe ich solche aus Naturholz gesehen, die nach 10 Jahren noch völlig gut erhalten waren; wenn man aber kyanisiertes Holz verwendet, stehen sie 20 Jahre und länger. Nach dieser Zeit erfährt auch der Garten in den meisten Fällen eine größere Neu- oder Umgestaltung, so daß sich hierbei das Gartenhaus ohne große Schwierigkeiten erneuern läßt. Fast nie werden derartige Bauten ohne Bepflanzung bleiben; haben wir doch eine reiche Auswahl an rasch- wachsenden immergrünen und schön blühenden Schlingpflanzen, so daß die äußere Konstruktion dieser Holzhäuschen bald völlig hinter der Bepflanzung verschwindet und somit dem Häuschen selbst nur die Aufgabe bleibt, seinen Zweck zu erfüllen. Und dazu werden im kleinen Hausgarten in den meisten Fällen die von mir angeführten Bauten genügen. Geschlossene, völlig wetterfeste Gartenhäuschen werden uns bei der neuzeitlichen Bauweise unserer Villen durch Winter- gärten oder Veranden ersetzt, so daß das wirkliche Garten- haus einzig und allein für kürzeren Aufenthalt bei günstiger Witterung übrig bleibt. Bei strömendem Regen in einem Gartenhaus zu sitzen, sei es auch noch so stabil, wird kein Gartenhaus, Tafelsystem Lohmüller. Grundriß und Ansicht Seite 595. XX, 50 Die Gar tenweit. 595 besonderes Vergnügen sein. Ich werde mich in diesem Falle in einer Wohnstube immer behaglicher fühlen. Ich nehme an, daß unter den Lesern der „Gartenwelt" viele Kleingartenbesitzer und Gärtner sind, die sich hoffentlich durch Artikel wie in Nr. 42 nicht allzusehr abschrecken lassen, ihren Garten nach ihrem eigenen Geschmack mit Garten- häuschen und Ruheplätzchen zu schmücken. Denn gerade bei ihnen ist schon manches Schöne entstanden, ohne große architektonische Kenntnisse. Pflanzenschädlinge. Wert des Fanggürtels. Auf dem Gebiete der Schädlings- bekämpfung stehen sich vielfach zwei Ansichten feindlich gegen- über. Die eine ist für ausschließliche Anwendung der Spritzmittel, die andere bevorzugt den Fanggürtel. Das richtige Verhältnis ist auch hier die goldene Mittelstraße. Wendet man beides neben- Gartenhaus, Tafelsystem Lohmüller. einander an, so wird der Nutzen für den Obstbau um so größer sein. Daß man den Fanggürtel nicht unterschätzen darf, darüber belehrt eine genaue Betrachtung desselben nach der Abnahme vom Baume. Interessant ist das Ergebnis, welches der Insektenbiologe Riedel, Dresden, bei sorgfältiger Durchmusterung erhalten hat. Es fanden sich auf der Innenseite der Wellpappe 40 Apfelwickler, 1 Apfelblütenstecher, 2 Raupenfliegen oder Tachinen und 3 Schlupf- wespen. Welche Bedeutung haben diese Zahlen für den Obstbau? Unter den 40 Apfelwicklern sind ungefähr 10 Männchen und 30 Weibchen. Ein jedes Weibchen legt im Durchschnitt 300 Eier, je eins an die Raupe des Apfelwicklers. Das macht bei 2 Tachinen- weibchen 600 Eier. Wenn auch nicht jede ausschlüpfende Larve den Raupenleib des Apfelwicklers erreicht, so bleibt doch noch ein bedeutender Nutzen übrig. Rechnet man 16**/o der Eier ab, welche während des Häutungsstadiums gelegt werden ; nimmt man ferner an. daß 25 "'o der Tachineneier auf Männchen kommen und weitere ]9''/o auf andere Weise zugrunde gehen, so bleiben immer noch 40''„, also 240 Eier übrig. Die ausschlüpfenden Tachinen sind imstande, einen erfolgreichen Vernichtungskampf unter den Raupen des Frostspanners zu führen. In ähnlicher Weise beteiligen sich an diesem Vernichtungswerke auch die Schlupfwespen. Würde man diese Parasiten des Apfelwicklers erhalten, so hätte man durch einen solchen Fanggürtel mehr als 2000 Früchte gerettet. Das bedeutet bei einem Handelswerte von 3 Pf. für die Frucht, einen Gewinn von mindestens 60 M. Allerdings kommt ihm diese Bedeutung nur dann zu, wenn man ihn nicht ohne weiteres nach dem Abnehmen verbrennt, sondern mindestens vorher die so nütz- lichen Tachinenpuppen vor der Vernichtung rettet, indem man sie sorgfältig abliest. Das ist nicht allzu schwer. Man beachte genau die Merkmale dieser Puppen. Es sind etwa 5 mm lange dunkel- braune, dicke Tönnchen, welche an dem einen Ende mit 2 Atem- röhren versehen sind. Man werfe diese Puppen nach dem Ablesen in den Garten, damit sie bei der Schädlingsbekämpfung ihren Zweck erfüllen können. E. Herrmann, Dresden. Friedhofskunst. Fürsorge für die Kriegergräber. Die Heeresverwaltung hat neben der sorgfältigen Feststellung der Gräber unserer gefallenen Helden die Ehrenpflicht übernommen, ihre letzte Ruhestätte in einfacher und würdiger Weise herzurichten. Im Einvernehmen mit dem Ministerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten und den bundesstaatlichen Ministerien sind hervorragende Künstler durch Gründung von Landesberatungsstellen für eine dauernde Mitarbeit gewonnen. Diese Landesberatungsstellen stehen den mit der Fürsorge für die Kriegergräber betrauten Stellen und den Angehörigen der gefallenen Krieger in künstlerischen Fragen mit ihrem Rat kostenlos zur Verfügung. Sie haben im Einvernehmen mit der Heeresverwaltung Vorbilder für Grabzeichen herausgegeben, ein Heft für einfache Holzkreuze und ein zweites für Grabzeichen aus Stein und Eisen. Bei der Auswahl war leitender Gedanke, daß Einfachheit die beste Gewähr für eine dem ernsten Zweck entsprechende Wirkung bietet, sowohl für das allein liegende Kriegergrab, als auch für den Kriegerfriedhof. Die Hefte sind allen mit der Gräberpflege betrauten Stellen zur Nachachtung zu- gegangen, damit wirksame Anregung für einen künstlerisch ein- wandfreien Grabschmuck gegeben ist. Sie werden demnächst auch im Buchhandel zu haben sein. Die Kosten für die Ausschmückung ^- Grundriß zu obenstehendem Gartenhaus. der Kriegergräber mit Grabzeichen in schlicht soldatisdier Form trägt die Heeresverwaltung. Wenn ungeachtet dieser fürsorglichen Tätigkeit für die Krieger- gräber Angehörige gefallener Krieger den Wunsch haben, selbst das Grab ihrer Lieben wenigstens mit einem besonderen Grab- denkstein zu schmücken, so möge ihnen die Inschrift eines in- mitten schlichter Holzkreuze aufgerichteten großen Findlingblockes auf einem Kriegerfriedhofe im Felde sagen, wie die Gefallenen darüber denken : 596 Die Gartenwelt. XX, 50 Wir liegen zusammen in Reih und Glied, Wir standen zusammen im Leben. Drum gleiches Kreuz und gleicher Schmuck Ward uns aufs Grab gegeben. Nun ruhen wir aus von dem heißen Streit Und harren getrost der Ewigkeit. Der Krieger ist im gemeinsamen Kampf gefallen, alle Ehrungen soll er auch gemeinsam mit seinen Kameraden empfangen. Sollten solche Gedanken dennoch den einen oder anderen nicht von der Aufstellung eines eigenen Gedenksteins abhalten, oder handelt es sich um ein Einzelgrab, so wird die vorherige Einholung des Rates einer der genannten Beratungsstellen dringend empfohlen. Auch auf dem heimatlichen Friedhof entsprechen Einfachheit und Einheit der Grabzeichen dem gesunden kameradschaftlichen Emp- finden, wie es in obigem Gedicht und der stimmungsvollen Schlicht- heit des Kriegerfriedhofes, auf dem es sich befindet, vorbildlich zum Ausdruck kommt. H. G. Manigf altiges. Bekämpfung der schädlichsten Feld- und Waldunkräuter. Im Vordergrunde aller Kulturbestrebungen steht heute die Hebung der Bodenproduktion. Nicht allein eine Ver- größerung der für die Volksernährung notwendigen Kultur- fläche ist anzustreben, sondern auch der schon vorhandene landwirtschaftliche Kulturboden bedarf einer intensiveren Be- wirtschaftung. Die bisherige starke und lästige Vermehrung derjenigen Gewächse, welche unsere Kulturpflanzen in der ersten Zeit ihrer Entwicklung durch rasches, bodenaussaugendes Wachstum oft hart bedrängen, ihre Weiterexistenz sogar dort ganz in Frage stellen, wo die Bodenverhältnisse den Kultur- pflanzen weniger passen, für die Wucherung bestimmter Unkräuter aber günstig sind, hat auf den Bodenertrag in Garten und Feld einen so großen Einfluß, daß kein Mittel unversudit bleiben darf, hier Besserung zu schaffen. Auf diesem Wege leuchtet uns zunächst eine allgemeinere Be- kämpfung des Unkrautes entgegen. In der schwierigsten Lage bei der Bekämpfung des Un- krautes ist der Garten- und Feldbau im Umkreise empor- Gartenhäuser. blühender Städte. Wenn auch der Krieg hier kräftig auf- geräumt hat mit bisher unkultiviertem, der Bauspekulation dienendem Ackerland, so finden wir doch auf alten Ziegel- flächen, Sand- und Kiesgruben, an Wege- und Eisenbahn- böschungen noch große Unkrautwüsteneien, um die sich kein Mensch kümmert, und von denen der Wind die leichtsamigen Unkrautgewächse in die Felder und Gärten der näheren und weiteren Umgebung verbreitet. Fleißige und saubere Garten- kultur wird gegen diese übelwollenden Geschenke des sonst so wohltätig auf den Pflanzenwuchs wirkenden Windes durch hohe Mauern und dichte lebende Hecken nicht geschützt. Eine einzige vernachlässigte Ackerparzelle genügt, um eine ganze Feldflür auf diese Weise zu verunkrauten. Wir finden so eine leicht begreifliche Erklärung für die rasche Begrünung der Gartenwege bei genügender Bodenfeuchtig- keit. Ungenütztes reifes Gras von Höhenrücken, Bergen, Wald, Feld und Flur sendet so durch die Luftbewegung seinen jahrelang keimkräftig bleibenden Samen über Täler und Höhen in die sauber gehaltenen Vorgärten der Stadt. Eine dankbarere Aufgabe für die Feldschutzbeamten gibt es nicht als den Schutz der Bodenkultur gegen das Unkraut. Es muß eine gesetzliche Handhabe geschaffen werden, das Heran- reifen des Samens der lästigsten Unkräuter, Ackersenf, Disteln, Quecken, Melde, Hahnen- fuß usw., in größerem Umfange zu ver- hindern. Zwar bestehen hier und da schon Polizeiverordnungen , die in Bezug auf Wucherung einzelner Unkräuter (Kleeseide, Disteln) dem Grundstücksbesitzer mit Strafe drohen, wenn er diese Unkräuter nicht zeitig von seinen Kulturflächen entfernt. Nur wenn die Behörden hier mit aller Strenge vorgehen und zeitig, bei nachlässiger Wirtschaft selbst auf Kosten der Säumigen, der Vermehrung der lästigen Unkräuter auf den Leib rücken , kann von einem allgemeinen, wirksamen Schutz gegen diese Plage gesprochen werden. Die Feldhüter haben regelmäßig Meldungen ein- zureichen. Ueber das Wesen der Garten- und Feld- unkräuter herrscht in breiten Volksschichten noch viel Unkenntnis. Erst in der heran- gereiften Praxis sieht der Wirtschafter ein, daß der Unkrautvermehrung auf dem XX, 50 Die Gartenwelt. 597 Kulturland nicht frühzeitig genug entgegengearbeitet werden kann. Die beste Beicämpfung besteht naturgemäß in der fleißigen Bodenbearbeitung zwischen den Kulturgewächsen vor dem Aufgehen des Unkrautsamens, der ungeahnt rasch durch günstige Wachstumsbedingungen die Unkräuter als gefährliche Konkurrenten der Kulturgewächse empor- schießen läßt. Vielfach muß aber die Frauen- und Kinder- hand zugreifen , Saaten und Pflanzungen unkrautrein zu machen. Der Gartenfreund empfindet es als eine große Wohltat, wenn die Kinder schon frühzeitig mit einem ge- wissen Stolz auf die Sauberkeit des Hausgartens hinweisen und einen praktischen Blick für die Reinhaltung der Hecken von Unkraut zeigen. Der Sinn für die Sauberkeit der Gärten und Felder muß so früh geweckt werden, daß die Mutter ohne besondere örtliche Anweisung, wie das beispielsweise in Bayerisch-Schwaben der Fall ist, ihre Kinder in der schul- freien Zeit in den Garten oder ins Feld schicken kann, dort Ordnung auf den Kulturflächen zu schaffen. Die Jugend in diese leichte und bequeme Aibeit einzuführen und dafür zu sorgen, daß sie mit Fleiß und Freude geschieht, ist Sache der ländlichen Volksschulen. In dem Lehrgang der Ernährungs- botanik verdient die Kenntnis der lästigen Unkräuter und ihre Bekämpfung weitgehende Beachtung. Die Bodenkultur erhält hierdurch eine wesentliche Stütze, speziell im Gemüse- bau der Städteumgebung. Anstatt mit Erzählungen der mannigfachsten Art und patriotischen Dingen, welche^für die Kinder doch meist böhmische Dörfer sind, sollte der Klassen- aufsatz in der Volksschule sich in erster Linie mit dem Wesen der unserer Bodenkultur so nachteiligen Unkräuter befassen. Die lästigsten Unkräuter wären zweckmäßig in kolorierten Tafeln als Wandzierde der Schulen zu benutzen. Neben der Abbildung der Kulturpflanzen gibt es eine zeitgemäßere Art der Wanddekoration für die Volksschulen wohl kaum. Mit den Abbildungen der Pilze in den Schulen werden die Kinderköpfe ohne Not verwirrt. Die Unterscheidung der ■■•■- ■'■fr ^fit^^rldaafr ':'-,-. ^ L ^M ^^. ^:: _J W^ L ^H wm HM i3"i 1 ^H ' ^^^^^8I.^^Hh^H.H^B im Mb ^y' Hp ..,*t.'"?"*i ■^ f<3?f^'' ■^"^W^ sV ■;: ii ■: f^^'-\Wlä.t :.-.—: , 1 Gartenhaus. Hühnerhaus Liliput. eßbaren und giftigen Pilze ist schon für Erwachsene schwer. Die jährlich zahlreich vorkommenden Pilzvergiftungen zeigen, daß wahrscheinlich noch für eßbar gehaltene Pilze nach der Art des Standortes oder in faulendem Zustande giftig auf den Menschen wirken können. Die Pilzesserei stiftet durch Sorge und Vergiftung mehr Unheil an, als sie durch den Nährwert Nutzen bringt. Zwar ist in den Pilzen ein ansehn- licher Prozentsatz Eiweiß nachgewiesen. Ob dieses häufig ohne jede direkte Sonnenbestrahlung produzierte Eiweiß vom menschlichen Körper aber günstig aufgenommen wird, das ist bis jetzt nicht einwandfrei bewiesen. Die Praxis bringt uns nur regelmäßige, zweifellos vom Pilzgenuß her- stammende Vergiftungen. Die Pilze ohne Zutaten sind fast geschmacklos. Sie sind ein überaus rasch emporschießendes und ebenso rasch übelriechendes Produkt irgendeines Fäulnis- prozesses, für viele Menschen wahrscheinlich ohne Zutaten vollständig unverdaulich, krankheitserregend. Wild und Vieh fressen keine Pilze. Auch ein beachtenswerter Fingerzeig. Die Bekämpfung der Waldunkräuter ist die schwierigste forstliche Maßregel, die die Waldwirtschaft kennt. Durch die fortschreitende Einführung des Kahlschlages sind die Hauptwaldunkräuter (Heide und Heidelbeere) auf deutschem Boden zu großer Herrschaft gelangt. Mit der wachsenden Nadelholzfläche, die zum großen Teil im höheren Alter im Halbschatten noch eine üppige Entwicklung der Preißel- und Heidelbeere gestattet, ist das Interesse an der Beerengewinnung bedeutend gewachsen. Wo der Forstmann die Laubholzwirt- schaft und die Naturverjüngung verlassen hat, da verursacht die Wucherung der Waldunkräuter bei der Neukultur der Bestände und beim späteren Freischneiden der Saaten und Pflanzen große Kosten, die Jugendentwicklung der Holz- gewächse leidet sehr. Eine wirksame Bekämpfung der Wald- unkräuter ist nur durch vollständige Aenderung der Wirt- schaft möglich. Die Ruhe der Wälder erleidet durch die Gewinnung der Waldbeeren eine empfindliche Störung. Für die Jagdpflege ist das recht ungünstig. So hat der Kunst- wald im Gegensatz zum Naturwald auch nach dieser Rich- tung hin nichts Gutes bringen können. Mit der zunehmenden Herrschaft der Waldunkräuter verlor der Wald mehr und 598 Die G u r te II w e 1 1. XX, 50 mehr seine Romantik. Das ist im Interesse der Wald- schönheit im forstlichen Sinne sehr bedauerlich. Heute aber, in Zeiten der Kriegsnot, soll die schätzens- werte Seite der Waldunkräuter als Streumittel für die Landwirtschaft und die Nutzung der Himbeeren, Preißel- und Heidelbeeren im Dienste der Volksernährung nicht unterschätzt werden. Es wird sogar richtig sein, die durch die veränderte Waldwirtschaft lohnender gewordene Beerennutzung so zu organisieren, daß auch die ärmere Stadtbevölkerung an diesen neuen Wohltaten des Waldes preiswürdig teilnehmen kann. Behörden und Gemeinden der Waldumgebung werden planmüßig vorzugehen haben, unter möglichster Schonung der Waldesruhe die Beerennutzung in die Hand zu nehmen. Esser. Zeit- und Streitfragen. Das stellvertretende Generalkommando in Danzig erläßt einen Aufruf an die Bewohner des Korpsbezirks. In diesem Aufrufe wird zunächst ausgeführt, daß die g-eerntelen Kartoffel- mengen hinter dem Durchschnitt früherer Jahre zurückgeblieben sind, daß starke Regenfälle nachteilig auf die Güte der Kartoffeln eingewirkt halten, wodurch deren Haltbarkeit teilweise in Frage gestellt sei. In engem Zusammenwirken müsse man versuchen, mit den geernteten Vorräten auszukommen. Es wird dann weiter ausgeführt, wie das zu geschehen habe. Dann heißt es wörtlich: „Vorsorge für größere Mengen von Frühkartoffeln möglichst schon im Winter 1916 und Frühjahr 1917. Verwendung der Gewächs- häuser und Mistbeete zur Aufzucht. Blumen und Zierpflanzen müssen bis nach dem Kriege zurückstehen, jetzt gilt es vor allem Nährstoffe zu beschaffen. Deshalb ist es geboten, Rasenflächen der Ziergärten in Kartoffel- und Gemüsebeete zu verwandeln. Magistrate und andere Behörden sollten mit gutem Beispiele vorangehen. Jede Mehrerzeugung von Nahrungsmitteln hilft den Krieg gewinnen. Kein Fleckchen nutzbaren Landes darf im Früh- jahr 1917 unbestellt sein. Alles das muß geschehen, auch wenn es Opfer an Arbeit und Geld kostet." Das liest sich sehr schön und sehr patriotisch, aber der Herr General, der diesen Aufruf erließ, besitzt sicherlich keinerlei gärt- nerische Kenntnisse und hat sich vor Veröffentlichung seines Auf- rufes auch kaum mit einem gärtnerischen Sachverständigen in Ver- bindung gesetzt, was man bedauern muß. Gewächshäuser sind zur Aufzucht von Frühkartoffeln ungeeignet, Mistbeete freilich zur frühen Erzeugung von Delikateßkartoffeln, wie sie nur für die hochherrschaftliche Tafel in Frage kommen, verwendbar. Der Vorschlag, die Rasenflächen der öffentlichen und privaten Park- anlagen in Kartoffel- und Gemüseäcker zu verwandeln, ist schon im zweiten Kriegsjahre gemacht worden, aber schon damals auf heftigen Widerspruch gestoßen. Wie überall, so herrscht auch in der Pflanzenwelt das Recht des Stärkern. Weite Wiesenflächen ohne jeden Baumbestand sind nur selten und ausnahmsweise in Parkanlagen zu finden. Wo sie vorhanden sind, können sie, wenn auch erst nach zeitraubenden und kostspieligen Vorarbeiten, d. h. durch gründliches Rigolen, dem Nutzgarlenbau dienstbar gemacht werden, nicht durch Umpflügen oder Umspaten, denn damit werden die ausdauernden Gräser nicht vernichtet, und ein totales Ver- unkrauten der Nutzkulturen würde die Folge sein. Aber die öffentlichen Parkanlagen der Städte sind die Lungen der Be- völkerung. Diese Lungen, deren Schaffung und Unterhaltung Hunderttausende, ja in vielen Fällen Millionen verschlungen haben, die Tausenden und Abertausenden von Großstadtmenschen, die oft von früh bis spät in schlechter Fabrik- und Werkstättenluft tätig sein müssen, jetzt auch verwundeten und kranken Soldaten die einzige Möglichkeit bieten, frische, reine Luft zu schöpfen, nun in Kartoffeläcker zu verwandeln, wäre ein Unrecht, das in Jahr- zehnten nicht wieder gut gemacht werden könnte. Denn um in Parkanlagen mit reichem Baum- und Gehölzbestand, der die freien Flächen mit seinem weitverzweigten Wurzelsystem beherrscht, mehr oder weniger auch beschattet, auch nur Kartoffeln erfolgreich anbauen zu können, müßten die stärkern Gewächse, also in unserm Falle die Bäume und Sträucher, zunächst mit Stumpf und Stiel ausgerodet werden, was der Herr General bei Erlaß seines Auf- rufes sicher nicht beachtet hat. Es ist freilich eine zwingende Notwendigkeit, die Erzeugung von Nahrungsmitteln auf alle mögliche Art und Weise zu fördern. Dafür ist die „Gartenwelt" und jeder einsichtige Gärtner von Anfang an mit Entschiedenheit eingetreten. Aber die staatlichen Behörden haben, meist ohne es zu wollen, dieser Förderung der Erzeugung auf alle mögliche Weise durch falsche Höchstpreis- festsetzungen, durch verunglückte Beschlagnahmen, durch Ausfuhr- verbote, die vielfach sogar dem bescheidensten Laubenkolonisten die Möglichkeit nahmen, die Kartoffeln, die er außerhalb auf ge- pachtetem Oedland erzeugte, in seine Stadtwohnung zu schaffen, dem anfänglichen Eifer weiter Bevölkerungskreise für die Land- bestellung einen gehörigen Dämpfer aufgesetzt. Nachdem durch alle möglichen unglücklichen Maßnahmen, wie ich dies hier schon früher eingehend ausgeführt habe, gewaltige Massen der allernotwendigsten Nahrungsmittel dem Verderben preisgegeben waren, nachdem durch die Ausschaltung des erfahrenen Großhandels die Versorgung der städtischen Bevölkerung alles zu wünschen übrig läßt, kommen nun die Behörden wieder mit guten Ermahnungen, die wohlfeil wie Brombeeren sind. Der Magistrat der Stadt Berlin macht erneut durch Anschläge bekannt, daß die Kartoffeln möglichst in der Schale zu kochen seien. Was bedeutet die hierdurch erzielte Verminderung des Abfalles gegenüber den gewaltigen Kartoffelmassen, die in den Rats- und Gemeindehäusern verfaulen, während die für die Kartoffellagerung geschaffenen Lagerräume des kaltgestellten Großhandels leerstehen ? Und ist es wirklich ein so großer Vorteil, Kartoffeln nur in der Schale zu kochen? Ich muß dies entschieden bezweifeln. Es gibt dünn- schalige Kartoffelsorten, die sich, als Pellkartoffeln behandelt, trotz peinlichster Sorgfalt nicht ohne Fleischverlust abhäuten lassen, und bei schorfigen Kartoffeln ist das Abhäuten überhaupt mit weit größerem Fleischverlust als das Schälen in ungekochtem Zustande verbunden. Man lasse dem Stadtbewohner seine öffentlichen Parkanlagen, seine Lungen, und vermeide es im übrigen möglichst, das ganze Volk zu bevormunden. Es ist über solche Bevormundung längst hinausgewachsen und wird sich schon zu helfen wissen, wenn die Behörden sich darauf beschränken, da einzugreifen, wo es not tut. Ein dankbares Arbeitsfeld dürfte den Behörden zunächst die rücksichtslose Fassung der Nahrungsmittelwucherer bieten. Man fordert jetzt 8'/4 M für das Pfund „kartenfreier" Auslandsbutter, 18 M für deis Pfund Gänseschmalz, eine Mark für einen geräucherten Hering, 50 Pf. für ein Hühnerei usw. Hier gilt es, rasch und fest zugreifen, wie in ein Wespennest. Das ganze Volk wird dankbar dafür sein. M. H. Rechtspflege. Die vorbehaltlose Bezahlung gelieferter Ware bedeutet die Annahme derselben, sollte daher nie vor erfolgter Prüfung geschehen. Die rechtliche Bedeutung der Annahme umschreibt § 363 B. G.-B., welcher lautet: Hat der Gläubiger eine ihm als Erfüllung angebotene Leistung als Erfüllung angenommen, so trifft ihn die Beweislast, wenn er die Leistung deshalb nicht als Er- füllung gelten lassen will, weil sie eine andere als die geschuldete Leistung oder weil sie unvollständig gewesen sei, d. h. der Gläubiger hat die etwaige Mangelhaftigkeit der Ware zu beweisen, während vor erfolgter Annahme der Schuldner den Nachweis vertragsmäßiger Lieferung führen muß. Dies kann für den Ausgang eines Rechts- streites von maßgebender Bedeutung sein, wie der folgende Fall lehrt: Die Firma A., Samengroßhandlung in Darmstadt, hatte von der Samenhandlung B. in Schwerin 200 Zentner besten Keim- samens gekauft. Zahlung sollte nach Ankunft und Richtigbefund erfolgen. Die Käuferin empfing die Ware und schickte Proben davon zwecks Prüfung der Keimfähigkeit nach einer Versuchsanstalt XX, 50 Die Garteuwelt. 599 in Zürich. Inzwischen bat die Firma B., da sie gerade größere Verpflichtungen zu regulieren hatte, um Bezahlung. Die Käuferin kam diesem Verlangen 16 Tage nach Empfang der Ware nach. Später stellte sich heraus, dafi der Samen nach Ansicht der Firma A. nicht vertragsmäßig war ; sie erhob deshalb Klage auf Wandlung. Während das Landgericht Darmstadt ihr Recht gab, kam das Oberlandesgericht Darmstadt zu dem entgegen- gesetzten Ergebnis, und zwar aus folgenden Gründen: Die Klägerin hat zweifellos die gelieferte Ware als Erfüllung angenommen. Sie hat sie auf Lager gelegt, Proben entnommen und sie drei Monate im Besitz behalten, ehe sie angebliche Mängel rügte. Vor allen Dingen aber hat die Klägerin 16 Tage nach Empfang der Ware vorbehaltlos Zahlung geleistet ; sie tat dies, während die Vertragsbestimmung „Kasse nach Ankunft und Richtig- befund" der Beklagten die Vermutung gestattete, daß sie hiermit zugebe, die Leistung richtig befunden zu haben. An dieser Auf- ■fassung wird auch dadurch nichts geändert, daß die Zahlung auf Bitten der Beklagten geschehen ist, mithin nach der Annahme der Klägerin einen Gefälligkeitsakt darstelle. Auch hierbei hätte sich die Klägerin die Prüfung des Samens vorbehalten müssen, wenn anders sie nach den Bestimmungen des Vertrages die An- nahme der Lieferung als Erfüllung vermeiden wollte. Da sie dies nicht tat, greift § 363 B. G.-B. Platz, wonach nunmehr die Käuferin die Mangelhaftigkeit der Ware zu beweisen hat. Da ein solcher Nachweis nicht geführt ist, war die Klage abzuweisen. Auf den gleichen Standpunkt stellte sich das Reichsgericht, welches sich mit dieser Sache zu befassen hatte. (Urteil des Reichsgerichts vom 17. November 1916.) Dr. jur. C. Klamroth. Der aufgeregte Marquis. Eine sehr unstandesgemäße Be- handlung ließ der 38jährige Marquis Barbare di San Giorgio, aus Rom gebürtig, auf seinem Landgut in Neu-Fahrland bei Potsdam dem bei ihm beschäftigten Gärtner Kuhlmann, einem 62jährigen Manne, zuteil werden, die vor dem Potsdamer Schöffengericht zu seiner Bestrafung führte. Der angeklagte Marquis bemängelte die auf der Erdbeerplantage bei den Gewächshäusern ausge- führte Arbeit des Gärtners. Der alte Mann , der schon ein- mal unter der Heftigkeit des aufgeregten Herrn zu leiden hatte, rechtfertigte sich, worauf der Marquis ihn anschrie : „Reizen Sie mich nicht, ich mache Sie kalt, ich schneide Ihnen den Hals ab!" Da der Angeklagte, der die Gepflogenheit haben soll, stets einen Dolch bei sich zu tragen, nach der Tasche griff, erhob der Gärtner den Spaten. Der Angeklagte riß ihm diesen aber aus der Hand und wollte damit auf den Gärtner losschlagen. Auf seine Hilfe- rufe eilte die Frau herbei und entwand dem Marquis den Spaten. Nun drückte dieser den Gärtner gegen einen Kirschbaum, versetzte ihm mit der Faust einen Schlag ins Gesicht und preßte ihm die Kehle zu, daß ihm die Sinne schwanden. Vor dem Schöffengericht berief sich der Angeklagte darauf, daß er durch den Widerspruch des Gärtners so in Erregung geraten sei. Das Gericlit verurteilte ihn aber wegen Körperverletzung zu 20 M. Geldstrafe. Es wurde berücksichtigt, daß der Angeklagte durch den Widerspruch des Gärtners gereizt worden war. Das Schöffengericht scheint mir mit dem Herrn „Italiano" sehr milde verfahren zu sein. Was bedeuten 20 M für einen italienischen Marquis? Eher wäre eine empfindliche Freiheitsstrafe am Platze gewesen. M. H. Mannigfaltiges. In der „Gartenwelt" vom 17. Nov. d. J. finde ich unter der Bezeichnung : „Bahndammbepflanzung" von F. Steinemann unter anderem auch den Vorschlag, Sonnenblumen in Verbindung mit Fichten anzupflanzen, und zwar in einem Zusammenhange, der an- nehmen läßt, daß Sonnenblumen mit dem sandigsten Boden vor- lieb nehmen. Wie die praktischen Erfahrungen in diesem Sommer an den Bahndämmen in der Umgebung Berlins — des Deutschen Reiches Sandstreubüchse — zur Genüge dem aufmerksamen Be- obachter gezeigt haben, dürfte der Anbau von Sonnenblumen auf händigen Böschungen nicht nur vergebliche Arbeit, sondern auch eine Vergeudung an kostbarem Samen sein, beides zusammen in heutiger Zeit ein Verbrechen, eine Verschwendung des nationalen Vermögens. Man hat doch in diesem Jahre mit reichlicher Feuchtigkeit auf Sandboden Sonnenblumen sehen können, die kaum Bleistiftstärke und 50 cm Höhe erreicht haben. Ganz abgesehen von dem Arbeitsaufwand, dürften noch nicht einmal die ausgelegten Samen zurückgewonnen sein ! Allerdings steht wohl häufig in Lehrbüchern : „kommt in jedem Boden, selbst in trockenem Sandboden fort"; es ist dies wohl dahin zu verstehen, verschwindet, wird kleiner anstatt größer ! — Um gute Erträge zu erzielen und zu gewährleisten, ist ein tiefgründiger, kalkhaltiger und milder Lehmboden in warmer Lage Bedingung und die Anpflanzung als ZwischenfruAt oder Feldeinfassung dem dichten Stande vorzuziehen ! Ich halte die Richtigstellung derartiger Veröffentlichungen für außerordentlich wichtig, da dadurch manchem Enttäuschungen er- spart bleiben und dadurch Saatgut, Geld, Zeit und Arbeit — Nationalvermögen — nicht unnütz verg^eudet werden. Walter Müller, Staatl. dipl. Gartenmeister. Nachschrift des Herausgebers. Gegen die Bahndamm- bepflanzung mit Sonnenblumen habe ich schon im vorigen Jahrgang Stellung genommen. Auch die diesjährigen Sonnenblumenkulturen an den Bahndämmen sind trotz der reichen Niederschläge voll- ständig verunglückt. Vielleicht ziehen die Eisenbahndirektionen aus den wiederholten Mißerfolgen im kommenden Jahre endlich die erforderliche Nutzanwendung. Ein Beitrag zu den Schrebergartenbestrebungen der Neuzeit. Nach Angaben des Herrn Franz Kriemer, Vorsitzenden des Verbandes der Laubenkolonisten von Berlin und Umgegend, zählte der Verband vor dem Kriege 2000 Mitglieder ; die Zahl derselben hat sich während des Krieges auf 14 000 erhöht, also versiebenfacht. Trotzdem ist zzt. die Zahl der Berliner Lauben- kolonisten bedeutend größer und mit 60 000 wohl nicht zu hoch ge- schätzt. Der Verband stellt sein ganzes über 300 Morgen umfassendes Land den Pächtern zum Preise von 10 bis 15 Pfg. für die Rute, in Fällen der Bedürftigkeit sogar unentgeltlich zur Verfügung. Neben dem Verbände der Laubenkolonisten hat auch das Rote Kreuz sich den Kleingartenbestrebungen zugewandt und an etwa 8000 Pächter, darunter ein großer Teil Kriegsverletzter, Klein- gärten verpachtet. Die Stadt Berlin selbst hat diese Bestrebungen tatkräftig unterstützt, indem sie den Dünger des Zentralviehhofes den Klein- gartenpächtern kostenfrei überließ. Um einen allgemeinen Ueberblick über den derzeitigen Stand der Schrebergartenentwicklung zu gewinnen, wäre es sehr wünschens- wert, wenn in der „Gartenwelt" das diesbezügliche Zahlenmaterial der verschiedenen Städte veröffentlicht würde. Ohne Zweifel hat die gewaltige Entwickelung der Schreber- gärten mancherlei neue Erfahrungen für die Praxis gebracht. Auch hierüber sollte in dieser geschätzten Zeitschrift berichtet werden, denn derartige Mitteilungen werden der hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lassenden durchgreifenden Organisation der Schrebergärten, welche bitter Not tut, manchen guten Dienst erweisen und derselben den Erfolg sichern. Wie groß das allgemeine Interesse für die Kleingartenbestrebungen ist, beweist ein im „Daheim" vor kurzer Zeit veröffentlichtes Ge- dicht, es lautet : Zwischen Gärten. Heut' hab ich tief ins deutsche Herz geseh'n. Auf einem schlichten Feldweg ist's gescheh'n. Der zog sich hügelan im Abendschein Mit grünen Bäumen zwischen Gartenreih'n. Drin mancher kleine Bürger aus der Stadt Ein Stückchen Heimatgrund zu eigen hat. Der neue Lenz hat jedes reich bedacht Mit lichtem Grün und duftiger Blütenpracht. • Und durch manch' Heckenpförtchen hab entzückt Ich in ein kleines Paradies geblickt. 600 Die Garteuwelt. XX, 50 Hier lag verschwiegen eins, ganz dicht umbusdit, Durch das verschlafen nur ein Vöglein huscht. Kein Mensch darin, die Wege bunt gesäumt, Von Frühlingsblumen schien es ganz verträumt. Als sann es nach vergangenem Glücksgescheh'n Als schmückt es sich und wartete auf wen? Dort Kinderjubel aus dem Grünen scholl. Wie spielts auf eigenem Grund sich wundervoll I Wie ist man auf die eigene Scholle stolz Und auf das Turngerät aus weißem Holzl Der Vater baut' es erst in diesem Jahr, Als er auf Urlaub in der Heimat war. Schaut er vielleicht auch jetzt zum Abendstern Und hört im Geist den Kinderjubel fern? — Im Nachbargärtchen zwischen Bach und Beet, Drauf hinterm Buxbaum dunkler Goldlack steht, Schritt langsam Arm in Arm ein greises Paar Und freute sich der schönen Zeit im Jahr. Das Tischlein stand gedeckt im Sommerhaus Nach Philemon und Baucis sah es aus. — Dort Mädchensingen aus den Büschen scholl, Das klang so innig und so sehnsuchtsvoll. Den Wohllaut trug der süße Blütenduft In reichen Wogen durch die Abendluft. — Und als ich auf des Weges Höhen stand. Bot sich ein Ausblick weit ins Sommerland Das fern der Berge blaue Kette säumt. Da saß auf einer Bank ein Weib und träumt. Gleich reifen Aehren lag der Flechtenkranz Rings um den Kopf im letzten Tagesglanz Und westwärts schweifte der umflorte Blick, Als bangt ein Frauenherr um all sein Glück. Hans Gerlach. Die Firma V. Grusenmeyer, Hagenau i. Eis., Landweg, bietet im Inseratenteile ihre Handnähahle „Motolux" an, mit der man den Steppstich so gut wie mit einer Maschine nähen kann. Alles kann man mit dieser Ahle flicken und ausbessern : Schuhe, Pferde- und Wagendecken, Sattelzeug, Riemen, Segeltuch, Filz, Fahrradmäntel, Zelte usw. Es ist» geradezu staunenswert, wie sinnreich diese Handnähahle konstruiert ist und wie leicht und einfach sie arbeitet. Da wird jeder Laie sofort zum fertigen Stepper. Der Preis von M 2,80 ist daher gering zu nennen. Nachdem die „Motolux" durch ihren unbestrittenen praktischen Wert allgemeine Verbreitung gefunden, tauchen nun neuerdings eine Anzahl Nachahmer auf und preisen in vielversprechenden Annoncen ihre minderwertigen Konkurrenzartikel an. Aber Nach- ahmung ist nicht Original ! Wir bitten daher unsere Leser, auf die Anzeige der Firma E. Schneider, die ja fortwährend in unserer Zeitung erscheint, besonders zu achten. Sämtliche Nachahmungen der „Motolux" lassen den Hauptwert der Erfindung vermissen, der darin besteht, daß der Faden sich von innen abwickelt. Das darf eben nicht nachgemacht werden. Die Firma V. Grusen- meyer kann nachweisen, daß unter Tausenden von Kunden, die schriftlidi den Vorzug der Handnähahle anerkennen, zahlreiche sind, weldie wertlose Nachahmungen zurückgewiesen haben. Im Felde ist nicht nur der Mann etwas wert, sondern auch ein gutes Buch. Wie tausende von Zuschriften aus dem Felde erkennen lassen, besteht ein Bedürfnis nach guten Büchern. Jedem Feldpaket sollte daher auch ein Buch beigefügt werden. Tagesgeschichte. Kriegswochenhilfe für Ehefrauen von Gartnereibesitzern, deren Einkommen während des Krieges stark herabgesetzt ist. Vielfadi ist die Ansicht verbreitet, daß Ehefrauen von selb- ständigen Gewerbetreibenden dann keinen Anspruch auf Wochen- hilfe hätten, wenn das Einkommen ihres zum Waffendienste ein- gezogenen Ehemannes vor dem Diensteintritte mehr als 2500 M betragen habe. Diese Ansicht ist im Hinblick auf die Vorsdiriften in S 2 Absatz 2 Ziffer 2 der Bekanntmachung des Reichskanzlers betreffend Ausdehnung der Wochenhilfe, vom 23. April 191 S (R.-G.-Bl. S. 257) irrig. Danach gilt eine Wöchnerin auch dann als minderbemittelt und unterstützungsberechtigt, wenn das ihr nach dem Diensteintritt des Ehemannes verbliebene Gesamtein- kommen höchstens 1500 M und für jedes schon vorhandene Kind unter 15 Jahren höchstens weitere 250 M beträgt. Wie der Minister des Innern in einem aus Anlaß der verschieden- artigen Auslegung der einschlägigen Vorschriften an die Re- gierungspräsidenten gerichteten Erlasse vom 30. Oktober 1916 1 c 928 ausführt, hat die betreffende Bestimmung vornehmlich die Fälle eines vor dem Kriege mehr als 2500 M betragenden Ein- kommens im Auge, das während des Krieges weggefallen oder stark herabgesetzt ist. Für Gärtnereibesitzer, deren Einnahmen durch ihre Einziehung zum Waffendienste wesentlich herabgesetzt sind, kann demnach unter Umständen die besprochene Bestimmung von erheblicher Bedeutung sein. Bekanntlich ist die Reichswochen- hilfe ziemlich umfangreich, d. h. einmaliger Betrag zu den Kosten der Entbindung von 25 M, Wochengeld von 1 M täglich für 8 Wochen, Beihilfe von 10 M für Hebeammendienste und ärztliche Behandlung, Stillgeld von ','2 M täglich für 12 Wochen. Es verdient daher an dieser Stelle darauf hingewiesen zu werden. W. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Johannes Feldten, Gärtner in Kossebade i. M., Inhaber des Eisernen Kreuzes, wurde das Meckl. Militärverdienstkreuz verliehen. Der Verband deutscher Privatgärtner gibt den Heldentod seiner Mitglieder Max Mieth und Wilh. Tscfaentscher, Schloßgärtner, beide Waidenburg, bekannt. * * Richter, Otto, Handelsg. in Dresden - Strehlen, "f am 27. Nov. Roth, Wilhelm, Gräfl. Arnim'sdier Parkdirektor in Muskau,^ Oberlausitz, starb am 10. November mitten in seinem herrlichen Schaffenskreis im fast vollendeten 73. Lebensjahre, infolge eines langwierigen Leidens. Gelegentlich seines 70. Geburtstages, welcher von seinen ehemaligen Schülern und Gehilfen in Muskau in festlicher Weise gefeiert wurde, erschienen in unseren deutschen Fachzeitschriften Abhandlungen über den fachlichen Lebensweg des Dahingeschiedenen. Viele Gärtner des In- und Auslandes sind es, welche unter der Leitung des Parkdirektors Roth tätig waren \ Viele Besucher, welche sich die herrlichen Schöpfungen unseres Altmeisters Fürsten Pückler ansahen, haben Herrn Roth kennen gelernt. Alle diese schätzten in ihm einen hervorragenden, tüch- tigen Fachmann von altem Schrot und Korn. Bescheiden und einfach, sich ganz und gar für seinen Beruf opfernd, zog sein Leben dahin. Wer könnte wohl jemals das Bild vergessen, wie unser lieber Vater Roth trotz seiner vielen Arbeit Zeit fand, seine besonderen Pfleglinge, die Orangenbäume, selbst zu gießen. Mit welcher Bedachtsamkeit und Vorsicht wurde diese Arbeit ausgeführt? Wie gab er sich Mühe, in den veralteten Gewächshäusern noch ersprießliches Leben in den tropischen Pflanzenschätzen Muskaus zu erhalten ! Jedermann mußte beim Besuch Muskaus, unter Führung des Herrn Roth, dessen hervorragende Pflanzenkenntnis auffallen. Mir liegen seine beiden letzten Briefe vom 30. August und 2. Oktober vor, in denen er mir ausführlich sein Kranksein schildert und gewissermaßen von der Welt Abschied nimmt. Es ist herz- ergreifend, den lieben alten Herrn aus diesen Zeilen sprechen zu hören. Aus jeder Zeile ist die Liebe zu seinem Beruf zu ersehen und Dankbarkeit gegen den Weltenlenker, der es ihm vergönnt hat, so lange Zeit einem so herrlichen Wirkungskreis wie Muskau vorstehen zu dürfen. Es ist wohl nicht zu viel gesagt, wenn wir, die wir Herrn Roth kannten, dessen gewiß sind, daß sein Name mit dem der Muskauer Parkanlagen für alle Zeiten verbunden bleiben wird; hat er doch daselbst ein Menschenalter zum Besten des Garten- baues und besonders auch der Gartenkunst gewirkt. Wir alle wollen diesem prächtigen Menschen für alle Zeiten ein dankbares Andenken bewahren. Stadt-Gartendirektor Koehler, Beuthen, O.-S. BcrlinSW. lI;Hedemaimstr. 10. FürdieBedalrtionTerantwortLMaxBesdörffer. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Bachdr. Gutenberg, G. Zichäns, Dessan. Illustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 22. Dezember 1916. Nr. 51. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafrechtlich verfolgt. Stauden. Brauchbare einheimische Campanulaceen. Von Obergärtner B. Voigtländer, Dresden. (Hierzu acht Abbildungen nach für die „Gartenwelt" gefertigten Aufnahmen.) Obwohl die Familie der Campanulaceen, der Glocken- blumengewächse, nicht gerade zu den gattungs- und arten- reichsten gehört (sie enthält nur ungefähr 20 Gattungen mit gegen 790 Arten, gegenüber der Familie der Compositen oder Korbblütler mit gegen 120 Gattungen und annähernd 6500 Arten), so stellt sie doch diese und noch manche andere größere und reichhaltigere in betreff Gebrauchsfähigkeit und Verwendungsmöglichkeit ihrer verschiedenen Gattungen und Arten weit in den Schatten, denn mit nur wenig Aus- nahmen sind fast alle ihre Arten nebst Varietäten und Formen zu irgend etwas zu verwenden. Z. B. als Sommer- blurae Specularia Speculum, als Staude Fentagonia, als Topf- pflanzen Campanula pyramidalis und Campanula Medium, zum Schnitt, zur Bepflanzung von Rabatten und Blumenbeeten, zur Ausschmückung von Felsenanlagen usw. Kurzum, es gibt nichts, wo nicht der Gärtner einen Vertreter dieser Familie verwenden kann oder gebrauchen könnte. Dies ist auch der Fall mit den meisten einheimischen Vertretern dieser Familie, welche bei uns nur 7 Gattungen mit ungefähr 40 Arten aufzuweisen hat, wobei die der Familie den Namen gebende Gattung Campanula allein mit gegen 30 Arten beteiligt ist und sogar zu den seltenen schönblühenden Schattenstauden Vertreter stellt, wie z. B. die imposante, bei passendem Standort fast mannshoch wachsende latifolia, die breitblättrige Glockenblume, die durch ganz Mittel- und Südeuropa bis hinauf nach Russisch- und Mittelasien fast bis zum Polarkreis beheimatet ist. Sie wächst in Mischlaub- und feuchten Gebirgswäldern und steigt gern an Fluß- und Bachufern bis in die Ebene herab, wie z. B. hier an der Weiseritz, wo sie bis in die Nähe Tharandts heruntergeht. Sie blüht von Anfang Juni bis Mitte Juli, braucht zur vollkommenen Entwicklung kräftigen Boden und feuchten, kühlen Standort und gehört zu den wenigen ein- heimischen Stauden, die unter diesen Bedingungen selbst in ziemlich dichtem Schatten noch reichlich blühen. Anspruchslos wie sie ist, eignet sie sich vorzüglich für jene großen Gärten und Parks, die nicht viel Pflege haben können, da sie sich auch durch Selbstaussaat reichlich vermehrt. Die großen Blumen, die fast so groß als die von C. Medium sind, wediseln in hell, violett bis dunkelblau und besetzen fast Gartenwelt XX. ein Drittel des straff aufrechtstehenden Stengels. Eine andere einheimische, fast ebenso stattliche Glocke ist die unten- stehend abgebildete filzige Campanula bononiensis. Sie wächst bei uns auf trockneren Wiesen, sonnigen Hügeln und Wald- rändern, hat nur einige seltenere Standorte (in Ostpreußen soll sie stellenweise häufig zu finden sein) und liebt kalk- haltigen, durchlässigen Boden. Sie macht keine Ausläufer, die hellblauen, im Juli und August erscheinenden Blumen sind auch kleiner als bei latifolia, stehen aber ganz dicht bei- sammen, fast die Hälfte der meterhohen Stengel einnehmend. Die dritte im Bunde der größeren und selteneren ein- Campanula bononiensis. 51 602 Die Gartenwelt. XX, 51 Campanula Cervicaria. heimischen Glockenblumen ist die Hirsch- oder borstige C. Cervicaria (Abbild, beistehend), mit in end- oder seitenständigen Köpfen stehenden mittelblauen Blumen. Sie ist nur zweijährig und wächst in Wäldern und lichten Gebüschen der mitteleuropäischen Gebirge. Ihrer Unbeständigkeit halber ist sie selten in Kultur, wo sie aber gedeiht, ist sie wirklich schön, und sie würde sich bei größerer Verwendung trotz dieses Fehlers sicher mehr Freunde verschaffen. Ihre beste Verwen- dungsart wird in größeren landschaftlichen Anlagen sein, wo sie sich selbst überlassen, von selbst aussäen und die ihr zusagenden Plätze selbst suchen kann. Eine der schönsten Campanula für Blumenschnitt, Ausschmückung von Rabatten und zur Vorpflanzung vor größeren Gehölzgruppen, so wie es untenstehende Abbildung zeigt, ist die himmelblaue, selten weiß zu findende pfirsichblättrige C. persicifolia, welche häufig auf Bergwiesen und in lichten Wäldern und an Ge- büschrändern wächst und von Juni bis September ab blüht, bei gutem, kräftigem Boden auch bis 1 m hoch wird. Die Stammart liebt sonnigen, trockneren Stand- ort, während ihre Formen, die ja alle ein hervorragend schönes Schnittmaterial liefern, kräftigen, gut gedüngten und bearbeiteten Boden verlangen, wenn sich ihr Anbau lohnen soll. Zur Ausschmückung natürlich gehaltener Anlagen ist die Stammart dieser reizenden Glockenblume jeden- falls eine der ansprechendsten einheimischen Stauden; ihre geringe Verwendung in der Landschaftsgärtnerei zeigt ausländischen mit Erfolg in Wettbewerb treten können, ge- so recht, Wie wenig Wert von den Gartenkünstlern auf ein- legt wird. Die Büschelglockenblume, C. glomerata (Abb. heimische schön blühende Stauden, die selbst mit vielen Seite 603), ist eine andere staudige, einheimische Art, welche auch bis 80 cm hoch werden kann und auf Hügeln, an Abhängen und in lichten Gebüschen gern auf Kalk wächst ; sie fehlt daher in ver- schiedenen Gegenden Deutschlands ganz. Am stärksten soll sie in Ostpreußen auftreten und bis Russisch-Asien hin zu finden sein. Ihre dunkelblauen, von Juni bis September er- scheinenden Blumen sind ziemlich groß ; sie sitzen in gedrängten Büscheln in den oberen Blattwinkeln. Sie ist sehr formenreich; es gibt von ihr eine ganz niedrige dunkelblaue (f. acaulis) wie auch eine ganz hohe Form (f. superba), und die Varietät dahurica zeigt, daß sie auch tatsächlich bis weit nach Ruß- land hinein zu finden ist ; sie wirkt in land- schaftlich gehaltenen kleineren Anlagen am schönsten als Vorpflanze größerer Trupps vor nicht zu massigen Gehölzgruppen, in welche sie sich bei längerem ungestörtem Stehenbleiben oft hineinflüchtet. Daß diese Pflanzenfamilie uns aber auch eine ganze Masse ihrer Vertreter zur Aus- schmückung von Felspartien in niederen Pflan- zen, wie pulla, barbata, Portenschlagiana u. a., wie auch für Blumenbeete (Wilsoniae) und selbst für Rabatteneinfassung (carpathica) zur Ver- fügung stellt, ist ja allbekannt, und ich möchte deshalb hier nur auf zwei Zwergarten hin- weisen, welche beide hervorragend schön und passend für Gesteinsanlagen sind, da sie Campanula persicifolia an einem Waldrande im böhmischen Mittelgebirge. sehr dauerhaft und zu den blühwilligsten ge- XX, 51 Bie Garteawelt. 608 hören. Es sind die auf Seite 604 gezeigte C. Scheuchzeri (oben) und pusilta (unten). Erstere wird bis 20 cm hoch. Ihre 2 cm großen, dunkelblauen Blumen erblühen im Juli und August. Sie steigt von den Triften der Alpen bis zu uns ins Riesengebirge, den Böhmer- und Schwarzwald her- unter und nähert sich im Charakter unserer als Unkraut vorkommenden rundblättrigen Glocke, C. rotundifolia, welche, wenn es auch nur eine einheimische Triftpflanze und Be- wohnerin trockner Wiesen, Feldraine und ähnlicher Stellen ist, die wegwerfende Bezeichnung Unkraut durchaus nicht verdient, denn sie ist schön mit ihren anmutigen, hellblauen, vom Frühjahr bis spät im Herbste erscheinenden Blumen, wozu zu ihrem Vorteil noch ihre Anspruchslosig-, sowie Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit spridit. Wie oft kann man in trocknen Sommern, wie dem Sommer von 1911 und dem vorjährigen, beobachten, daß diese Campanula auf ausgebrannten Plätzen, auf welchen grünes Gras und auch sonst alles Grün verschwunden war, lustig, ja man kann sagen mit besonderer Freude weiter blühte. Und im Gebirge steigt sie ziemlich hoch hinauf ; man kann sie auch dort, wo nicht mehr viel Blumen zu finden sind, überall reichblühend antreffen und geradezu lieb gewinnen, wenn über den Rändern und in den Ritzen der Felsblöcke in üppiger Fülle die Glöckchen läuten. Sie hat uns auch einige hübsche gefüllte Formen geliefert, welche recht ansprechend als Rabatten- pflanzen zu verwenden sind ; ein Freund des Natürlichen und Feind alles Aufdringlichen wird aber lieber die einfache Stammform verwenden, welche ein richtiger Halbkosmopolit ist, denn sie wird auf der ganzen nördlichen Halbkugel an- getroffen. Die andere, auf genannter Abbildung gezeigte Pflanze ist C. pusilla , die sogenannte Puselglocke (ganz ähnlich sind auch mit nur wenig Unterschieden caespitosa und gracilis), welche alle drei aus der Abteilung der Felsenpflanzen dieser Gattung die zierlichsten, reichblühendsten und auch dauerhaftesten sind. Bei pusilla sitzen die bell- bis dunkelblauen , selten weißen , länglichen Blümchen an kurzen, nicht viel über 10 cm langen Stengeln, welche so reich erscheinen, daß die bestandene Fläche zur Zeit der Blüte im Juli und August wie mit einem blauen Tuch belegt er- scheint. Landschaftsgärtner seien auf diese Campanula, ebenso auf die beiden anderen oben erwähnten, wenig abweichenden besonders auf- merksam gemacht. Wenn diese Arten schließlich auch nicht so schön wie pulla sind (was übrigens Geschmack- sache ist), so sind doch alle drei viel dauerhafter und wüchsiger als jene, vor allen Dingen auch ver- mehrungsfähiger, denn die feinen, zahl- reichen unterirdischen Triebe gehen fußweit, ehe sie an die Erdoberfläche kommen; eine einzige Pflanze breitet sich also bedeutend weiter aus als eine solche von pulla, welche Art außerdem sehr oft wieder eingeht und sich bei uns im Tiefland doch nur an ihr ganz zusagenden Plätzen längere Zeit hält. — Auch eine andere Gattung dieser Familie, die Gattung Phyteuma, welche nur halb so groß ist als die vorige, ist der Be- achtung der Gartengestalter wohl wert. Wenn sie auch keine Art enthält, welche sich zur Schnitt- oder Topf- kultur eignet, wie viele der Glockenblumen, so eignen sich doch alle, auch die zwergigen Arten, zur Gartenausschmückung, wo sie, wenn an den richtigen Platz gepflanzt, reizende Naturbilder schaffen können. Die größte ist die auf Seite 605 gezeigte ährige Teufelskralle, Phyteuma spicatum. Sie ist weit verbreitet über Mittel- und Südeuropa, geht nördlich bis Norwegen hinauf, und wächst in Laub- und Mischwäldern, bewaldeten Hängen, Gebüschen und Gebirgs- wiesen, selbst auf Triften. Die bis 80 cm hohen, steifen Stengel tragen am Ende eine walzenförmige Ähre gelblich- weißer Blumen ; die Blütezeit ist das Spätfrühjahr. Bei der Anspruchslosigkeit dieser Art ist ihr, wie auch ihrer schwarz- blauen Form, Ph. nigrum, mehr Bevorzugung im Garten wohl zu gönnen. Die zuletzt erwähnte Art wächst zerstreut in Mittel-, West- und Süddeutschland, vorzugsweise mehr in offenen Gebirgswiesen und -hängen als erstere. Beide vermehren sich durch Selbstaussaat rasch zu ansehnlichen Beständen ; die letztere hat dadurch mehrere offene Grasflächen des hiesigen „Großen Gartens" besiedelt. Wie schon erwähnt, eignen sich die zwergigen Arten dieser Gattung vorzüglich zur Belebung von Felsengärten, und da alle Arten langlebig sind (mit Ausnahme einiger hochalpiner Arten, wie hemisphaericum, pauciflorum und ähn- lichen), gehören sie dadurch zu denjenigen Pflanzen, deren Mehrbenützung bei Bepflanzung der eben erwähnten Anlagen angelegentlichst empfohlen sei. Ich zeige zum Beleg für Campanula glomerata. 604 Die Gartenwelt. XX, 51 das eben Gesagte den Lesern in Abbildung Seite 606 die bis zu uns ins Tiefland heruntersteigende rundköpfige Teufelskralle, Ph. orbiculare, welche auf gleichem Platz schon gegen 15 Jahre steht und jedes Jahr trotz ganz geringer Pflege freudig blüht. Sie wächst auf Weiden und Wiesen, zwischen Gebüschen und an vollsonnigen Stellen, besonders auf kalkhaltigem Boden, von Mitteldeutschland bis hinauf in die Alpen, und ihre mittelblauen Blumenköpfe erscheinen vom Juni bis in den August hinein. Auch die in diese Familie gehörige Schellenblume, Adeno- phora lUiifolia (Abbild. S. 607), von den älteren Botanikern überhaupt zur Gattung Campanula gerechnet, ist eine seltene, brauchbare Glockenblume un- serer Heimat ; sie verdiente mehr Beachtung der Land- schaftler. Sie ist sehr selten zu finden und wächst in lich- ten Menggebüschen von Süd- tirol durch Mitteldeutschland, durch Oberschlesien und Posen hin bis nach Sibirien. Sie ist eine haltbare Staude von 50-80 cm Höhe, welche im Juli und August reich mit wohlriechenden, blaßblauen Blumen blüht. Sie ist eine recht auffällige und ange- nehme Pflanze für landschaft- liche Gärten an halbschat- tigen bis sonnigen Stellen in leichtem, sandreichem und frischem Boden , wo die Feuch- tigkeit nicht stehen bleibt, und wo sie stets mit Erfolg wächst. Eine reizende zwergige einheimische Campanulaceae ist ferner die vom Kultur- gärtner ob ihrer Kleinheit wenig beachtete und des- halb wohl kaum bis jetzt in Kultur gehaltene Jasione montana, dasBergsandglöck- chen. Es ist , namentlich wenn es in Masse wächst, ein reizendes Pf länzchen, be- deckt mit runden Köpfchen hellblauer Blumen, und be- vorzugt die sonnigen Stellen der Mittelgebirge Deutsch- Campanula Sdieuchzeri (oben), lands bis zum Kaukasus. wächst aber auch auf trocknen Weiden, Sandplätzen, Heiden, ja selbst an Wegrändern so unauffällig und bescheiden wie das Veilchen. Sie ist zwar nur zweijährig, hält sich aber dort, wo es ihr gefällt, durch reiche Selbstaussaat jahrelang. Hier bei Dresden hat sie einen Hauptstandort im Spaargebirge bei Meißen, und kommt man im Juni bis August dorthin, erfreut sie den Naturfreund stets wieder durch williges, bescheidenes Blühen. Liebhaber kleinerer Pflanzen sollten sich deshalb ihrer mehr annehmen, sie lohnt etwas Pflege und Aufmerksamkeit ebenso willig wie manche teure, kurz- lebige Alpenpflanze. Eine ausdauernde Form, /. perennis, der ersteren ganz ähnlich, wächst zerstreut auf trocknen, sonnigen Waldtriften in der bayerischen Rheinpfalz , den Vogesen, im Schwarzwald und auf der schwäbischen Alp und dürfte von manchem, da sie ausdauernd, also beständiger ist, den Vorzug vor dem Bergsandglöckchen bekommen. Alpine Primulas und deren Hybriden. (Hierzu die Farbentafel.) Die Gattung Primula hat mit etwa 300 Arten ihre größte Verbreitung in der alten Welt, wovon ungefähr 70 im Himalayagebiet, 140 in China, 40 in Europa und Kleinasien, 14 in Japan, 19 in Amerika vorkommen, aber nur eine in Afrika , während Australien gar keinen Vertreter der Gat- tung aufweist. Die kaum ein Jahrzehnt alte Monographie von Pax ist durch die vielen Neueinführungen aus China schon wieder unvollständig ge- worden. Als letztes Hand- buch kann wohl der stattliche Bericht der letzten Primel- konferenz inLondon bezeichnet werden. Die Schwierigkeit im Bestimmen liegt bei allen Primeln in deren Veränderlich- keit und in der Leichtigkeit des Kreuzens mit Arten der- selben Sippe. Dieses tritt auch bei den meisten Arten der Sektion Aurica, mit denen ich mich nachstehend beson- ders befassen will, in die Erscheinung. Man findet die- selben ausschließlich in Europa. Die Einteilung geschieht nach Pax in 7 Gruppen : 1. Enauricula: Fleischige Blätter, ganzrandig oder ge- zähnt, Tragblätter kurz und breit, Kelchröhre kurz, Blüten gelb. Pr. Auricula L. selbst hat wieder einige Formen, wie monacensis, serrati/olia, ex- capa, Obristi, ciliata (syn. bel/unensis und Balbisi) und Viomerae. Heimat Kalkstein- gebiet der Alpen, Karpathen, Apennin etc. Pr. Palinuri Petagn. findet sich bei Neapel und ist eine blattreiche nicht winterharte Art mit kleinen Blüten. 2. Brevibracteatae. Diese Gruppe umfaßt 3 Arten mit kurzen Tragblättern, rundlichen, gezähnten Laubblättern und kurzem Kelch. Pr. marginata Curt ist in den südwestlichen Alpen heimisch und hat stark gesägte lanzettliche Blätter, deren Ränder gelb gepudert sind. Im Felsengarten pflanzt man sie an halbschattige Stellen, so daß die sich rasdi ver- längernden Rhizome über die Felsen hinunter wachsen können. In der Farbe wechselt diese leicht zu kultivierende Art vom Campanula pusilla (unten). XX, 51 Die Gartenwelt. 605 schmutzigen Weiß bis zu Violettblau. Pr. carniolica ist gärt- nerisch bedeutungslos, obgleich von gesundem Wuchs; sie kommt von den Südostalpen. Blüte lilablau. Pr. viscosa Allioni (syn. Pr. latifolia Lapeyrouse) wird fast immer mit Pr. hirsuta All. verwechselt und Floren neueren Datums führen selbst noch den falschen Namen, selbstverständlich auch alle Kataloge. Blätter breiter als bei hirsuta mit farblosen Drüsen, meistens nur an der Spitze gezähnt, sind gegen den Grund stark verengert. Blumenkrone trichterförmig, rosa bis tief violett, Blütenschlund mit Mehlstaub bestäubt. Verbreitet von den Westalpen bis zum Rhätikon. Pr. hirsuta All. hat hingegen rundliche Blätter mit roten Drüsen und ist stark klebrig und behaart. Blumenkrone flach, ohne Mehlstaub, aber heller im Schlund, Blätter mehr rundlich und ganzrandig. Diese Art ist, weil kalkmeidend, auf die Zentralalpen be- schränkt. Die echte Art kommt in drei Formen vor, nämlich pyrenaica von den östlichen Pyrenäen, cynoglossifolia von den Seealpen und graveolens, im Engadin heimisch. 3. Arthritica. Blätter glänzend lederarlig und ungezähnt, meistens spitzlanzettlich. Pflanzen in voller Sonne wachsend. Pr. spectabilis ist eine der schönsten Alpenprimeln und leicht an den Grübchen auf der Oberseite der Blätter zu erkennen. Blätter nach aus- wärts gerollt. Heimat Berga- masker Alpen, Monte Baldo. Pr. glaucescens stammt eben- falls aus den italienischen Alpen und ist mehr violett- rosa, Blätter einwärts gerollt, Pflanze armblütig. Pr. Wul- feniana ist kleinblättrig und armblütig, unbedeutend ; Hei- mat Oesterreich. Pr. Clusiana ist breitblätt- riger, Blätter oval und hell- grün mit gewimpertem Rand. Die Petalen der Blumenkrone sind gespalten und nicht ge- rändert wie bei den vorigen. Blütenfarbe lila. Heimat Nie- derösterreich, Steiermark. Pr. spectabilis ist unstreitig die beste Art aus dieser Gruppe. 4. Erythrosodorum. Flei- schige Blätter ohne Staub, aber beharte Drüsen mit rotem, klebrigem Extrakt tragend. Kurze Tragblätter. Alle Arten aus dieser Gruppe sind sich mehr oder weniger ähnlich und vielleicht nur geogra- phisdie Formen. Pr.pedemon- tana. Kottische Alpen. Pr. apennina. Apennin. Pr. oenen- sis(syn. daoensis), eine Zwerg- form aus Graubünden und Tirol. Pr. villosa aus den Ostalpen hat ovale Blätter und deren Form commutata findet sidi in Steiermark. Pr. cottia, aus den Cottisdien Phyteuma spicatum. Alpen, ist kaum von der vorigen zu untersdieiden. — Pr. hirsuta ist verbreitet über die Pyrenäen, den Apennin, die Zentralalpen und Dolomiten. Sie ist sehr anspruchslos und ein sicherer Blüher. Die Farbe der Blüten ändert von lilarosa und rot bis weiß ab. Pr. angustata und excapa sind Standortsformen. Ciliafa General, coccinea, purpurea Bal- fureana und nivea (nivalis) sind gärtnerische Züchtungen von hervorragendem Zierwert (Siehe Tafel). Die 5. Sektion Rhopsidium enthält keine besonders gute Arten; alle sind faule Blüher, selbst im wilden Zustand. Die Blätter haben keinen Staub und sind etwas glänzend und mit wenigen drüsigen Haaren besetzt, die farblose Flüssigkeit absondern. Pr. Kitaibeliana aus den Ostalpen und dem Balkan. Pr. tirolensis aus den Dolomiten, lilarosa. Pr. Allioni von den Seealpen (Riviera), wo sie an schattigen, überhängen- den Felsen gedeiht , wächst schwer , blüht auch fast gar nicht. Pr. integrifolia findet man häufig in den Alpen Graubündens auf moorigem Boden oder an Bachläufen in über 1800 m Höhe; sie bildet oft quadratmetergroße Polster. Blätter spitzlanzettlich, aus denen sich die lilarosaroten Blüten erheben. 6. Die Sektion Cyanopsis umfaßt nur zwei räumlich weit- getrennte Arten, deren Blüten tiefviolett sind. Die Blätter sind klebrig, glänzend, lanzett- lich, die Tragblätter lang. Pr. glutinöse findet man häufig in den Zentralalpen, namentlich im Engadin, wo mir in Hochmooren Polster begegnet sind, die mehr als 2000Quadratmeterbededcten. Aber in der Kultur blüht diese Art sehr faul. Sie wird kaum 5 cm hoch, während Pr. deorum kräftiger wächst, aber ebenso faul blüht. Letztere stammt aus den Hochmooren des östlichen Balkans und ist bedeutungslos für die Garten- kultur. 7. Die letzte Sektion Cha- inaecallis enthält nur die wohl- bekannte Pr. minima, eine zwerghafte, Rasen bildende Art aus den Alpen östlich vom Ortler, dem Riesengebirge und dem Balkan. Die Blätter sind 2 cm lang, fast breit- linear und an der Spitze ge- zähnt. Die im Verhältnis zu den Blättern äußerst großen Blüten sind rosarot, rosa oder weiß. Diese hübsche Art blüht etwas schwer in den Gärten. Die natürlichen Hy- briden. Wohl keine euro- päische Pflanzengattung weist so viele natürliche Hybriden auf, wie die Gattung Primula 606 Die Garteuwelt. XX, 51 und, was besonders wertvoll ist, die meisten blühen reicher und sind leichter als die echten Arten zu kultivieren. Ich habe es mir angelegen sein lassen, die Verbreitungsbezirke der Stammarten anzugeben, da man dadurch das^Hybridisieren leichter versteht. Obgleich viele dieser Hybriden ziemlich häufig vorkommen und mit anerkannten Namen belegt sind, gibt es wiederum andere, die sehr selten angetroffen werden. Hybriden ent- stehen dort, wo 2 Arten einander berühren, daher ist es leicht begreiflich, daß die am weitesten verbreiteten Arten die meisten Hybriden hervorbrachten. Es sind Pr. Auricula und minima, die sich am häufigsten mit fremdem Blut mischten. Pr. Auricula )< hirsuta ergab, wie schon Kerner nachwies, die altbekannte Pr. X pubescens, von der alle Gartenaurikeln abstammen. Natürlich sind diese im Laufe der Jahre schon durchgezüchtet worden, die ursprüngliche Hybride ging verloren. Die auf der farbigen Tafel dar- gestellten Pr. H. T. Wilson, violett, und General, rot, scheinen aber außer von pubescens noch Blut von viscosa zu haben, was man an den Blättern deutlich erkennen kann. Pr. Auricula \ integrifolia == Pr. X Escheri findet man in den Glarneralpen, namentlich am Glärnisch, während sich in der Ortlergruppe Pr. Auricula mit venensis zu Pr. X discolor vereinigt. Diese ist sehr reichblühend, Blüten von fleisch- rosa Farbe; sie geht auch unter dem Namen Pr. Portae. Bezüglich der Kreuzungen zwischen Pr. Auricula X hirsuta und Pr. Aur. X vinosa herrscht große Unklarheit, und Namen wie Pr. ciliata, arctotis, Kerneri, Göblii, rhaetica, alpina, helvetica müßten ausgeschaltet werden, denn sie bringen bloß Verwirrung und können weder der einen noch der andern Hybride zugeteilt werden. In den Ostalpen vermischt sich Pr. Auricula mit camiolica zu Pr. venusta (syn. Pr. Jelenkae). Diese ergab mit Pr. marginata die schöne Pr. X Marven von tief violetter Farbe. Max Kolb & Gusmus, Klagenfurt, führen noch viele andere Kreuzungen mit Auricula an, die aber bis heute noch nicht verbreitet sind. Aber die Kreuzungen von Pr. minima mit den übrigen Phyteuma orbiculare. Arten brachten ganz hervorragende Resultate, gekennzeichnet durch kleine Blätter und riesige Blüten. Um die Sache nicht zu weit zu führen, bringe ich nach- stehend eine Tabelle der bekanntesten Vertreter und lasse die Bewertung nachfolgen. Pr. minima X spectabilis = Pr. X Facchinii Pr. spectabilis X minima = Pr. X Dumodini Pr. minima X Wulfeniana = Pr. X serratifolia (serrata) Pr. Wulfeniana X minima = Pr. X vochinensis Pr. minima X Clusiana = Pr. X intermedia Pr. minima X tirslensis = Pr. X Juribella Pr. minima X villosa = Pr. X Sturi Pr. minima X oenensis = Pr. X pumila Pr. oenensis X minima = Pr. X Widmerae Pr. minima X hirsuta = Pr. X Forsieri (Steinii) Pr. hirsuta X minima = Pr. X Kellereri Pr. minima X glutinosa = Pr. X Huteri und Floerkeana, biflora, salisburgensis Pr. viscosa X integrifolia = Pr. X Dinyana Pr. viscosa X hirsuta = Pr. X Berninae Pr. viscosa X pedemontana = Pr, X Bowlesii Pr. hirsuta X integrifolia = Pr. X Heeri. Mit einer Ausnahme brachte ich während der beiden letzten Jahre alle erwähnten Hybriden zusammen, teils durdi Ankauf, Austausch oder durch Sammeln an ihren Standorten. Meine Prüfungen sind noch nicht abgeschlossen. Ich erkannte aber die folgenden als die reichsten Blüher : Pr. Facchinii, kaum 5 cm hoch, zwar mit wenigen Blumen in der Dolde, aber diese von 3 bis 4V2 cm Durchmesser und von kräftiger rosa Farbe. Ebensogut ist Pr. intermedia. Die Perle ist unstreitig Pr. X Forsteri aus dem Gschnitsch- tal in Tirol. Die Blätter sind kaum größer als bei Pr. minima. Auf 3 cm langen Stengeln entwickeln sich 2 bis 5 riesige Blüten von hochrosaroter Farbe. Diese Hybride ist äußerst selten, sowohl im wilden Zustand, als auch in den Gärten, glücklich darf sich deshalb der Besitzer schätzen; jedenfalls wird er von Staudenliebhabern wie der Besitzer der seltensten Orchideen beneidet. Leuchtend purpurn ist Pr. Floerkeana ; das ihr nachgesagte faule Blühen trifft nicht zu ; Pr. Berninae ist ebenso reichblühend, lilarosa in Farbe und mit 10 bis 25 Einzelblüten in der Dolde. Pr. Heeri ist eine niedrige, rot- blühende Hybride von kräftigem Wachstum. Was wir als Pr. nivalis hört, in Katalogen finden, ist eine besonders gute Form von Pr. hirsuta var. nivea oder alba. Pr. nivea dürfte der richtigste Name sein. (Siehe Farbentafel.) Zur erfolgreichen Kultur sind folgende Richt- punkte maßgebend : Gute, alte Rasenerde, halb- schattige Lage, mäßig feucht im Sommer, eher etwas trocken im Winter, alljährliches Ver- pflanzen im Juni und wenn möglich Teilen, oder man fülle im Frühling Erde auf und bedecke durch Frost gehobene Wurzeln. Zusammengefaßt haben Pr. H. 7. Wilson, General, nivea, Auricula und viscosa den größten Handelswert, während außer ihnen noch spectabilis, marginata, Facchinii, Forsteri, Floer- keana und Heeri für den Liebhaber in Betracht kommen. Die übrigen haben mehr oder weniger nur botanisches Interesse. E. Richlin. XX, 51 Die Gartenwelt. 607 Gehölze. Walnuß oder Schwarznuß? In Nummer 44 der „Garten- welt" wird, wie in einer Reihe weiterer Fachblätter, die Anpflanzung der Walnuß (Juglans regia) zwecks Gewinnung in späteren Zeiten des zu Gewehrkolben usw. so brauchbaren, sehr wertvollen Holzes neben der fast alljährlich zu gewinnenden Ernte der eßbaren Früchte empfohlen. Ebenso wird — mit Recht — der zu bevorzugenden Anpflanzung der SchwarznuB (Juglans nigra) das Wort gegeben, jedoch mit dem Bemerken, daß es nur dort geschehen möge, wo- selbst diese letztere, empfindlichere Art, geschützten Standort und besten Boden vorfinde. Alle drei letztangegebenen Annahmen beruhen aber auf falscher Berufung, welche allerdings weit verbreitet, aber ohne Kenntnis und genauer Beobachtung weitergesprochen wird. Walnuß wie Schwarznuß bevorzugt tiefgründigen, frischen, lockeren Boden, und beide Arten gedeihen in sehr schweren Böden nicht gut. Beide Arten sind in kalten Böden und in der Jugend winterempfindlich, aber die Schwarznuß ist nicht so empfindlich gegen Spätfröste wie die Walnuß, und dann ist auch ihr Wider- stand in späteren Jahren gegen Winterkälte ein größerer. Etwa bis zum dreißigsten Lebensjahr zeigt die Walnuß in sehr kalten Wintern oder in solchen mit plötzlichem Temperatur- sturz Beschädigungen nicht nur am Jungholz, sondern auch noch am Stammholz. Letzteres trifft bei der Schwarznuß weit seltener zu, zumal auch ihre Borke dann weit kräftiger geworden ist als bei der Walnuß. Nach diesen „Jugendzeiten" kann die Winterkälte Deutschlands nur in ihren Höchstgraden beiden Arten noch Schaden zufügen, immer aber wird die Schwarznuß weniger Beschädigung zeigen als die Walnuß. Letztere ist nun weit mehr und länger bei uns in Kultur, also bekannt, — sie ist eine Orientalin und seit Jahrhunderten bei uns allenthalben angepflanzt — während die Schwarznuß, vom mittleren Nordamerika, erst über hundert Jahre in Deutschland kultiviert wird, wenn sie auch vor dieser Zeit schon bekannt war. Jualans nigra wächst stärker als Juglans regia ; der Baum wird doppelt so hoch als letztere, und das Holz ist noch härter als jenes, also wertvoller. Schwarznußfrüchte sind größer als die Walnußfrüchte, rund, hartschaliger und weniger Kernfleisch enthaltend, auch nur im frischen Zustand genießbar, sehr ölreich, aber bald ranzig werdend. Riesige Bäume, leider meist nur ver- einzelt, beweisen in den kältesten Teilen Deutschlands die Ausdauer der Schwarz- nuß. Im engen Bestand, Forstbestand, bildet laglans nigra prachtvolle astreine Stämme. Inspektor Schelle, Tübingen. Kakteen und Fettpflanzen. Kleinia neriifolia. Anschließend an meine Schilderung der „Armleuchter- pflanze von Tenerife" in der „Garten- welt" 1916, Seite 305, wurde dieselbe als eine dem Geschlecht Senecio nahe- stehende stammsucculente Composite be- stimmt : als Kleinia neriifolia, und zwar brieflich durch den Garteninspektor Herrn Rettig (Jena) und in der „Gartenwelt" 1916, Seite 345, durch die dankens- wertea Ausführungen der Herren Ober- Adenophora liliifolia garteninspektor A. Berger und Dr. Roth (Bernburg). Im Sommer ins Freie gesetzt, pflegt mein Exemplar der Pflanze fast alle Blätter zu verlieren, doch pflegen bei Zimmerkultur wenigstens die obersten, d. h. die jüngsten Blätter der Pflanze länger zu bleiben, so daß die Pflanze im Zimmer nicht gänzlich kahl dasteht, wiewohl die älteren bzw. unteren Blätter vergilben und abfallen. Anfang April 1916 zeigte, wie seinerzeit er- wähnt, mein Stämmchen an der Spitze in 56 cm Höhe drei Vegetationspunkte, wohinzu später noch zwei weitere deutlich sichtbar wurden. Nach längerer Sommerruhe fingen Anfang Oktober 1916 diese Vegetationspunkte an zu der quirligen Ver- zweigung an der Stammspitze Anlaß zu geben. Zur Zeil (Ende November 1916) streben daselbst vier succulente Zweige von etwa 7 cm Länge aufwärts, während die fünfte Stelle, die eigent- lich nur Blätter bildete, bisher relativ rudimentär zu bleiben scheint. Die Pflanze ist insgesamt jetzt 73 cm hoch und wird das ganze Jahr durch in Zimmertemperatur gehalten und mäßig begossen. Sie gedeiht also auch ohne Roths Vorschrift, der sie zur Winterruhe zwingt, um sie sommergrün zu haben. Soviel lediglich als Einleitung zu einer mich sehr erfreuenden Zuschrift, die mich lebhaft au eine ärztliche Behauptung von der Duplizität der Fälle erinnerte. Der übrigens durch seine verdienstvollen Forschungen auf dem Gebiete der Vererbungslehre in Fachkreisen weitbekannte Psychiater an der Gießener Universität, Herr Ge- heimrat Prof. Dr. med. et phil. Robert Sommer und seine Frau Gemahlin hatten die Freundlichkeit, mir die folgenden Zeilen zur Veröffentlichung in der „Gartenwelt" zu überlassen : „Durch einen merkwürdigen Zufall haben wir ebenfalls im Spätherbst 1912 von Teneriffa eine derartige Pflanze wie die von Herrn Dr. Kanngießer in der „Gartenwelt" 1916, Nr. 26, beschriebene mitgebracht, die zudem in derselben Gegend, nämlich oberhalb der Stadt Santa Cruz, aus dem Basaltboden genommen war. Die Pflanze war damals ebenfalls ungefähr 12 cm lang. Um ihr möglichst gleiche Bodenbedin- gungen zu geben, nahmen wir Erde von dem Basaltboden am Schiffenberg bei Gießen mit etwas Sand und pflanzten den kleinen Stamm darin in einen Topf. Das Stämmchen zeigte bald am oberen Ende eine Art Schopf, der sich zu langen, schmalen Blättern unter Verlängerung des Stammes aus- wuchs. Die Blätter haben eine eigen- artige Stellung, indem sie in Längs- reihen am Stamm stehen, jedoch so, daß der Ansatzpunkt bei den Blättern der Nachbarreihen nicht direkt neben denen der nebenstehenden ist, sondern seitlich zwischen diesen. Wenn die schmalen Blätter abfallen, so bleiben an dem grünen, saftigen Stamm grau- braune, anscheinend verholzte kleine Stellen wie Maler zurück und er- scheinen wie die Schnittpunkte eines Netzwerkes. Unsere Pflanze ist jetzt (Mitte November 1916) 75 cm hoch und gleicht im Aussehen vollständig der von Herrn Dr. Kanngießer in der „Gartenwelt" beschriebenen und da- selbst photographisch wiedergegebenen Pflanze. An der Identität der Art kann kein Zweifel sein. An die äußere Aehnlichkeit mit den ebenfalls dort wachsenden Dracaenen hatten audi wir gedacht. Bemerkenswert bei unserem Exemplar sind periodische Erscheinun- gen des Wachstumes. Diese Perioden der Minderernährung machen sich bei unserem Exemplar deutlich an dem 608 Die Garteuwelt. XX, 51 Stamm durch Einschnürungen bemerklich, an denen die beschrie- benen Punkte enger stehen und zum Teil den Eindruck von ver- holzten Stellen machen. Es entsteht dadurch bei unserem Exemplar ein sonderbar unregelmäßiger Stamm, dessen Umfang in verschie- denen Höhen verschieden ist. Der Umfang betragt (zum Vergleich habe die Ziffern meines Exemplars rechts gesetzt : Kanngießer): (am Grund 6,9 cm, am stärk- in der Höhe von 1 — 11 cm 8 cm sten in 8 cm Höhe: nämlich „ , 20 „ 6 „ 8,6 cm. In 10 cm 8,2 cm. 25 „ 7 „ In 20 cm 7,8 cm. In 30 cm 36 „ 5 „ 6,8 cm. In 36 cm 6,6 cm. „ „ „ „ 59 „ 5'/, „ In 40 cm 6,8 cm. In 44 cm 6,2 cm. In 50 cm 6,4 cm). Zurzeit (Mitte November 1916) ist die Pflanze nach einer Periode fast völligen Stillstandes wieder in lebhaftem Wachstum und zeigt eine sehr schöne Krone. Ob diese Wachstumsänderungen durch äußere (exogene) Momente (z. B. zufällige Unterschiede des Begießens) oder durch innere (endogene) Ursachen bedingt sind, bleibt dahingestellt. Vorläufig neigen wir uns zu der ersten Auf- fassung und bringen diese Schwankungen mit Veränderung der Ernährung, z. B. bei mehrtägiger Abwesenheit, in Verbindung. Es könnten sich jedoch bei genauerer Beobachtung auch innere Ur- sachen (die ich als lediglich in Betracht kommend annehme K.) herausstellen." Sowohl Herrn und Frau Sommer wie mir macht die Aufzucht unserer beiden Teneriffapflanzen große Freude. Mögen unsere Zeilen dazu beitragen, die Kleinia nerii/olia als dankbare und anspruchslose Zimmerpflanze einzubürgern. Dr. med. et phil. Friederich Kanngießer, Braunfels. Landschaftsgärtnerei. Zur Vorgartengestaltung. Von Hans Gerlach, Gartenarchitekt. Karl Henrici, einer unserer größten Städtebaukünstler, sagt : Bei der Anlage von Straßen besteht die Kunst ebenso darin, Häßlichkeiten zu vermeiden, als absolute oder ideale Schönheiten zu erzeugen, denn ohne ihre Wandungen betrachtet, können Straßen überhaupt nur in geringem Maße auf absolute Schönheit Anspruch machen; sie verdienen erst dann ü\s künstlerisch gelungen bezeichnet zu werden, wenn sie keine auffallenden Unschönheiten enthalten, und wenn sie Gewähr bieten, daß alles, was sich in ihren Wan- dungen erheben soll, zur her Imöglichsten Geltung kommen kann. In welchem krassen Gegensatz stehen zu diesen Forderungen die Vorgärten in ihrer bisherigen Gestaltung! Hohes Gitterwerk, das die verschiedensten Schlinggewächse erklimmen, sowie un- sinnige Strauchpflanzungen hindern jeglichen Einblick des Straßen- passanten. Zudem hat noch jeder Vorgarten ein anderes Gitter, an dem zum Ueberfluß noch die verschiedensten schreienden Rfklamc- schilder prangen. In dieser Verfassung gehören die Vorgärten überhaupt nicht zur Straße, gereichen den Häusern nicht zur Zierde und sind für den Hausbesitzer ebenfalls wertlos. Die vielen unnötigen, nie benatzten schmalen Schlängelwege verzerren die durch sinnlose Strauchpflanzungen auf einen kleinen Bruchteil zu- sammengeschmolzenen Rasenflächen noch mehr und zeugen von einer dilettantenhaften Gartenkünstelei, die kaum noch zu über- bieten ist. Die Vorgartengestaltung bedarf also einer durchgreifenden Reform, und zwar so, daß die Vorgärten zum festen Bestandteil der Straße werden und sich harmonisch in die architektonische Lage einfügen. Vorgärten ohne Gittereinfriedigung, ohne Deck- pflanzungen, ohne Schlängelwege; dafür niedere Hecken, archi- tektonisch wirkende Einzelpflanzen, in der geometrischen Auf- teilung sich dem gesamten Straßenbilde anpassend, die also im ganzen architektonisch durchgebildet sind. So allein ist die Mög- lichkeit gesichert, daß die Vorgärten Schmuckstücke von Straße und Haus sind, mithin den Forderungen Karl Henricis entsprechen. In Berlin und in Frankfurt a. M. hat man mit dieser neuzeitlichen Vorgartengestaltung verschiedentlich praktisdie Versudie gemacht, die sich vortrefflich bewährt haben. Man sollte doch nun endlidi diese Vorgartenreform, wo irgend angängig, allgemein durchführen. Bei der Stadterweiterung, also bei der Anlage neuer Straßen, sollten zu beiden Seiten die Geländestreifen, welche für die Vor- gärten in Betracht kommen, der betr. städtischen Gartendirektion zur einheitlichen Ausgestaltung überwiesen werden. Am besten wäre es, wenn diese Vorgärten überhaupt Eigentum der Stadt wären, also zu den öffentlichen städtischen Anlagen gehörten, für deren Anlage und Unterhaltung die einzelnen Hausbesitzer all- jährlich eine entsprechende Zahlung an die Stadtgärtnerei zu leisten hätten. Diese Handhabung allein sichert für immer eine einwandfreie Durchgestaltung und Unterhaltung der Vorgärten. Vielleicht äußern sich auch andere Fachleute in der „Garten- welt" über die Vorgartengestaltung, denn bisher wurde gerade dies Gebiet der Gartenkunst von ihren berufenen Vertretern recht stiefmütterlich behandelt, obwohl sich ihnen hier ein äußerst dank- bares Arbeitsfeld bietet. Ausstellungsberichte. Pflanzen-, Blumen-, Obst- und Gemüse-Ausstellung des Württembergischen Gartenbauvereins. Am 18. und 19. November d. J. veranstaltete der Württem- bergische Gartenbauverein in den neuen Sälen des Stadtgartens in Stuttgart eine Pflanzen- und Blumenausstellung (ohne Wett- bewerb), verbunden mit einer kleinen Obst- und Gemüseschau. Die Ausstellung war trotz sich immer mehr fühlbarer machenden Leutemangels sehr reich beschickt, stand im Zeichen des Chry- santhemums und kam in den wie dazu geschaffenen Räumen voll zur Geltung. Die Aufstellung wurde in wirklich feinsinniger Weise von dem städtischen Gartendirektor, Herrn E h m a n n , geleitet. Schon der Aufgang und der große Vorraum waren von Herrn W. Bofinger in einen herrlichen Hain von Palmen und Blatt- pflanzen, denen reizende einfache Chrysanthemen, Astern und Bouvardien vorgelagert waren, umgewandelt. In dem kleinen Stadtgartensaale hatte das Blumenhaus Herr- mann (Inh. Fr. Herrmann) ein großes Mittelbeet mit sehr schönen, großblumigen Chrysanthemumpflanzen ausgestattet. Prächtige Chrysanthemumschaublumen hatte auch die Kgl. Wilhelmagärtnerei (Hofgärtner Klotz), ferner die Herren E. Ulrich, L. Schwing- hammer und Julius Fischer. Herr Wilhelm Pfitzer, Stuttgart-Fellbach, war außer mit neueren und älteren Chrysan- themumsorten noch mit reichblühenden Bouvardien, bunten Croton und Dracaenen und mit einer Begonienneuheit (Begonia hybr. Eleatior) vertreten. Kam man aus dem Saale heraus, in welchem außerdem noch Herr Carl Hausmann eine sehr schöne Palmen- und Farn- gruppe in prächtig gewachsenen Pflanzen aufgestellt hatte, so fiel der Blick auf eine herrliche Gruppe von blühenden Orchideen (Richard G r u p p -Eßlingen) ; es waren hier neben reichblühenden Cypripedien, farbenprädilige Cattleya labiata autumnalis vera, Oncidien wie bicallosum und ornithorhynchum, Vanda caerulea, auch das eigenartige Angraecum Ellisii vertreten. Zu erwähnen sind noch die wunderbaren Cyclamen und Be- gonia Gloire de Lorraine, aucli eine weißblühende Art war vertreten (Wilhelmagärtnerei, Fehrle-Gmünd, Fr. Spieth); üppige Erica hyemalis superba (Carl Hausmann, Julius Fischer); bunte Primeln (Ph. G. Gumpper, Karl Merz-Botnang, Paul Pick-Stutt- gart-Botnang); reichlich mit Beeren behangene Ilexstämmchen und -Büsche (Fr. Hang, Paul Grotz, Karl Lutz); dann noch ein voll- blühender Maihlumenkorb (C. Faiß - Feuerhach) und eine Gruppe Blattpflanzen für Zimmerkultur (W. Lorcher). Besonderen Beifall fanden die von der Vereinigung deutscher Nelkenzüchter, Abteilung Württemberg, ausgestellten herrlichen Nelkenblumen, welche in allen Tönen und Farbenschattierungen vorhanden waren und am Sonntag Abend zugunsten der Kriegs- XX, 51 Die Gartenwelt. 609 hilfe, der auch das Eintrittsgeld von 50 Pfg. zufloß, verkauft wurden. Die Obst- und Gemüseschau fand auch die gewünschte Be- aditung. Der Kg\. Küchengarten (Hofgärtner Müller), die Stadt. Gartendirektion Stuttgart (Gartendirektor Ehmann) und Herr Privatmann Ernst Leibfried hatten reichhaltige und schöne Sorti- mente zusammengestellt, und der Württembergische Obstbauverein, e. V., zeigte die württembergische Einheitspackung, Herddörren und Dörrprodukte. Die Herren E. HauBmann, W. Klemm und Paul Kurz, sämt- liche in Gablenberg, hatten eine Sammlung verschiedener Gemüse in appetitlicher Weise aufgestellt. Am Sonnabend, den 18. November, an dem auch König Wil- helm und Königin Charlotte von Württemberg die Ausstellung besichtigten, fanden abends im großen Stadtgartensaale Vorträge mit Lichtbildern statt, wo die Herren Professor Bonatz und Gartenarchitekt Lilienfein (zzt. Vizefeldwebel) über „Kriegerfried- höfe in der Heimat und im Feindesland" sprachen. Die Ausstellung war sehr gut besucht und stellte der Leistungs- fähigkeit der Gärtnereien Stuttgarts und Umgebung, die eine solche Pracht während des Krieges hervorzauberten, das beste Zeugnis aus. Hermann Grupp. Pilze. Etwas über Pilze. Vom Postassistenten Keilich in Saarau, Kreis Schweidnitz. Mit Interesse las ich in Nr. 45 der „Gartenwelt" den Artikel des Herrn Dr. Kanngießer über den Champignon (Psalliota campestris). Ganz unerklärlich ist mir darin die am Schlüsse ohne jeden einschränkenden Zusatz ausgesprochene Warnung : Eßt keine Pilze ! Allerdings ist ja gerade einer der beliebtesten und be- gehrtesten Pilze, eben der Champignon, auch sehr leicht mit dem sehr giftigen Knollenblätterpilz (Amanita bulbosa) zu verwechseln. Aber wie Herr Dr. Kanngießer selbst zugibt, ist das nur bei ganz jungen Exemplaren möglich. Dieser Gefahr der Verwechselung geht man beim Sammeln der Pilze aber doch aus dem Wege, wenn man junge, zweifel- hafte Exemplare eben ein für allemal aussondert. Ich bin als eifriger Pilzsammler und Freund eines schmackhaften Pilz- gerichtes selbstverständlich auch darauf bedacht, nur junge und frische Pilze nach Hause zu bringen, würde mich aber doch niemals verleiten lassen, einen Pilz mitzunehmen, an dessen Echtheit mir auch uur der leiseste Zweifel aufkommt. Das Vorhandensein des Anisgeruches allein genügt nicht, um einen weißen Blätterpilz als Champignon anzusprechen. Der Duft ist je nach dem Standorte ein mehr oder weniger starker. Der geübte Sammler wird allerdings schon an der vornehmen, matten oder ganz schwach seidenartig glänzenden Oberseite des Hutes seinen Liebling erkennen. Ein anderes Erkennungszeichen ist bei jungen Formen die zarte Rosa- färbung der Lamellen, deren Farbe wohl geriebener Schokolade ähnlich sieht. Bei älteren Formen geht die Farbe in ein ausgesprochenes Rosarot über, ja wird sogar später schwarz- braun. Feststehend ist jedenfalls, daß der Farbenton der Lamellen auch bei ganz jungen Formen ohne weiteres von dem Weiß des Hutes unterschieden werden kann. Man wird sich sofort klar sein, daß der Grundton ein anderer als weiß ist. Beim Knollenblätterpilz ist eine feine Abweichung von der Färbung des weißen Hutes wohl auch zu merken, man wird aber bei einiger Uebung doch sofort feststellen können, daß sie nur durch das feste Aneinanderliegen der bei älteren Formen doch getrennt stehenden Lamellen hervorgerufen wird. Normal entwickelter Farbensinn muß allerdings voraus- gesetzt werden. Außerdem finden sich beim Knollenblätterpilz auf der Oberseite des Hutes Rückstände einer Haut, von welcher der Pilz beim Hervorbrechen aus der Erde voll- ständig umgeben ist. Trotz dieser Unterscheidungszeichen will ich aber zugeben, daß dem weniger geübten Sammler doch noch Zweifel kommen können. Ein Verwechseln ist aber meiner Ansicht nach gänzlich ausgeschlossen, wenn man beim Champignon auf das Vorhandensein der beiden haupt- sächlichsten Merkmale achtet, nämlich auf den Anisgeruch und die Rosafärbung der Lamellen. Es dürfte wohl sehr selten der Fall sein, daß sich jemand auf ein Pilzbuch mit mehr oder weniger guten Abbildungen verlassen wird, um sich daraus seine Pilzkenntnis zu holen. Nur Anschauungsunterricht an Ort und Stelle unter Führung eines geübten Sammlers wird es ermöglichen, sich eine genaue Kenntnis der am häufigsten vorkommenden Arten zu ver- schaffen. Das in der Nähe meines Amtsortes gelegene bekannte, liebliche Schlesiertal ist ein Dorado für Pilzsammler. Hier ist fast jeder Pilz zu finden, von dem durch seine schein- bare Wertlosigkeit sprichwörtlich gewordenen Pfifferling (Cantharellus cibariusj bis zum auffallend großen Parasolpilz (Agaricus procerus) , vom würzigen Moosling oder Mousseron (Agaricus graveolens) bis zu Riesenexemplaren des Stein- pilzes (Boletus edulis) ; der wacholderduftende Blutreizker (Agaricus deliciosus), die farbenprächtige Rotkappe (Boletus rufusj und natürlich auch der viel gefürchtete und doch so begehrte Champignon. Die Bewohner und besonders die Jugend der umliegenden Dörfer haben eine recht gute Kenntnis der verschiedenen Arten, aber auch viele Ausflügler aus den benachbarten Städten benützen die Gelegenheit und holen sich dort ihr schmackhaftes Abendbrot. Wohl zentnerweise werden die Pilze zur Herbstzeit auf den Markt gebracht, und dennoch hört man hier nichts von Vergiftungen. Die Unzuverlässig- keit der Morcheln und der verschiedenen Ziegenbärte (Cia- varia crispa, Ciavaria flava und Ciavaria botrytis) ist hier übrigens genau bekannt. Vor dem Genuß größerer Mengen der vorgenannten Arten kann ich allerdings auch nur warnen, weil sie sehr leicht eine Magenverstimmung verursachen können. Wie ich schon sagte, ist für den weniger geübten Sammler gerade der Champignon und vielleicht auch mancher andere Blätterpilz nicht ganz ungefährlich, aber man kann sich doch an andere Arten halten. Es gibt sehr viele Röhrenpilze, die so ausgesprochene Unterscheidungszeichen haben, daß es wirklich schwer wird, sie mit einem anderen Pilze zu ver- wechseln. Ich nenne nur den Steinpilz, die Rotkappe, den Birken- oder Kapuzinerpilz (Boletus scaber), den Maronenpilz (Boletus badius) und den Schäl- oder Butterpilz (Boletus luteus) . All diese Pilze werden auch so häufig gesammelt und sind im frischen und getrockneten Zustande der Haus- frau so willkommen, daß wohl die meisten sehr ungern darauf verzichten würden. Wie schmackhaft ist ein Gericht frisch gesammelter und in Butter geschmorter Pilze, wie kostbar eine Kartoffelsuppe, der einige Scheiben getrockneter Pilze beigegeben sind! Zugegeben auch, daß der Nährwert der Pilze ein sehr geringer ist, so läßt sich doch nicht be- streiten, daß sie als Genußmittel im weiten Maße Verwendung finden. Wenn der Pilzsammler bei einigem Sinn für Natur Auf- merksamkeit und Sorgfalt anwendet, wird er jeder Gefahr ausweichen können, braucht sich nicht das Vergnügen beim 610 Die Garteuwelt. XX, 51 Sammela dieser würzig duftenden, farbenprächtigen und formenschönen Dingerchen rauben zu lassen und wird ohne Gruseln und jedenfalls mit großem Wohlbehagen sein Pilz- gericht verzehren können. Der Grund zu den vorkommenden Pilzvergiftungen ist meiner Ansicht nach weniger die schwere Unterscheidbarkeit der einzelnen Arten, sondern vielmehr grobe Fahrlässigkeit. Daher bilden Vergiftungen glücklicherweise große Ausnahme- fälle. Zu dem Aufsatz über den Champignon des Herrn Dr. F. Kann- gieBer habe Ich folgende Bemerkungen zu machen : Als Pilzsammler seit 20 Jahren und auch als ein hervorragen- der Freund von Pilzgerichten verfüge ich über eine reiche Er- fahrung hinsichtlich des Pilzsammeins. Wenn ich auch mit den Ausführungen des Herrn Dr. Kanngießer, besonders was die Schwierigkeit der Unterscheidung zwischen Egerling (Champignon) und dem Knollenblätterschwamm, aber nur in ihrem Jugend- zustand (!), anbelangt, beipflichte, so bin ich in zwei Punkten ■ mit ihm nicht einverstanden, nämlich mit seinem Schlußsatz: Also eßt keine Pilze I und zweitens mit der Bemerkung, daß der Nähr- wert der Pilze äußerst gering sei und sie nur als Magenfüller in Betracht kommen. Da der Knollenblätterschwamm nur im Walde vorkommt, so kann auch nur eine Verwechselung mit dem Wald-Egerling statt- finden, während auf der Wiese, wo die meisten Egerlinge wachsen, eine solche Verwechselung ganz und gar unmöglich ist. Also für ängstliche Gemüter ist es deshalb ratsam, im Walde keine Eger- linge zu sammeln. Wer diese Regel befolgt, wird nie die Gefahr laufen, sich durch einen Knollenblätterschwamm zu vergiften. Dagegen findet er im Walde eine Reihe der wohlschmeckendsten Pilze, bei denen bei einiger Aufmerksamkeit eine Verwechselung mit anderen, zumal giftigen Pilzen ganz und gar ausgeschlossen ist. Wir erinnern nur an den Pfifferling, den Steinpilz, den Birkenpilz, das Rothäuptehen, die Totentrompete, den Sandpilz und wie die eßbaren Pilze alle heißen mögen. In diesen schweren Zeiten, die hinsichtlich der Schwierigkeit der Lebensmittelbeschaffung in den Großstädten besonders hart empfunden werden, besorgten sich Hunderte von Familien durch Pilzsammeln während des Sommers jede Woche mehrere Mahl- zeiten. Merkwürdigerweise brachten die Zeitungen die allerwenigsten Nachrichten über Vergiftungen durch Pilze aus den Städten selbst, meist entstammten diese dem flachen Lande. Was die Pilzliteratur anbelangt, so gibt es unter den überaus zahlreich erschienenen Büchern sehr viel minderwertige, besonders hinsichtlich ihrer Abbildungen. Wir haben aber auch erstklassige Bücher mit hervorragend schönen, naturgetreuen Abbildungen, die es jedem denkenden Menschen möglich machen, die Pilze darnach kennen zu lernen. Ich selbst benütze schon seit vielen Jahren auf meinen Pilzausflügen das prächtige Werk von Edmund Michael, Führer für Pilzfreunde (Verlag von Förster & Borries in Zwickau) und verdanke ihm die Kenntnis vieler Pilze. Ueber den Nährwert der Pilze für den menschlichen Körper sind die Ansichten selbst unter hervorragenden Gelehrten sehr verschieden; das eine steht unter allen Umständen fest, daß sie einen sehr hohen Prozentsatz an Stickstoffverbindungen enthalten. Wie weit diese durch die Verdauung dem Körper erschlossen werden, vermag icli als Laie nicht zu beurteilen. Jedenfalls haben wir uns im Laufe des Sommers durch zahlreiche Pilzgerichte an vielen Tagen ernährt, und ich habe lür meine Person dazu bei- getragen, in diesen traurigen Zeiten durchzuhalten. Zum Schlüsse nur noch die eine Bemerkung, daß der Herr Verfasser mit seiner Aufforderung: Eßt keine Pilze! gerade den Interessen vieler Gärtner insofern entgegenarbeitet, als viele von ihnen aus dem Verkauf von Egerlingen, die ohne jegliche Pflege von selbst am Rande ihrer Mistbeete oder im Treibhause erscheinen und oft viele Jahre regelmäßig wiederkommen, eine hübsche Neben- einnahme erzielen. Also : Eßt recht viele und recht oft Pilze, besonders während der Kriegszeit, aber nur solche, die ihr kennt. B. Cronberger, Frankfurt a. M. „Eßt keine Pilze", rät Herr Dr. Kanngießer in Nr. 47. Das war mir aus der Seele gesprochen. Es freut mich, daß ein Ge- lehrter diesen Rat erteilt. Auch ich habe an anderer Stelle schon einmal schüchtern darauf hingewiesen, daß die Pilze wohl kaum ein die Gesundheit förderndes und die Kräfte vermehrendes Nahrungs- mittel seien. Die alljährlich wiederkehrenden Vergiftungsfälle mahnen zur Vorsicht beim Genuß. Schon die unheimlich schnelle Entwicklung der Pilze stößt mich ab. Man hielt mir dagegen das gleichfalls schnelle Emporschießen des Spargels vor, aber beides ist nicht gleichbedeutend. Die Spargelpfeifen sind nur Triebe eines mehrjährigen Wurzelstockes, der die Reservestoffe zu ihrer Entwicklung schon lange vorher ausgespeichert hatte. Die weit verbreitete Ansicht, Pilze hätten den Nährwert des Fleisches, ist eine durchaus irrige. Ich gebe zu, daß bei mir ein angeborenes Vorurteil gegen den Genuß von Pilzen mitspielt, denn schon als kleiner Junge empörte ich mich, als ich hörte, daß es Leute gibt, die Pilze und Schnecken essen, vor welchen ich Ekel empfand. F. Steinemann. Rechtspflege. Italienische Blumen auf Umwegen. Der Vorsteher der Wiener Blumenhändler, Bezirksrat Emil Magschitz, erhob gegen das Vorstandsmitglied der Ziergärtnergenossenschaft, Bezirksrat Wilhelm Hohm, die Ehrenbeleidigungsklage, die kürzlich vor dem Bezirks- gerichte Josefstadt verhandelt wurde. Nach den Angaben der Klage hatte der Beschuldigte in einer Versammlung der Wiener Blumenhändler über den Import italienischer Blumen eine längere Rede gehalten, in der er die Stellungnahme des Klägers zur Frage der Einfuhr italienischer Blumen sehr scharf und abfällig kritisierte. Herr Hohm soll hierbei behauptet haben, daß der Kläger als Vorsteher der Genossenschaft vor einiger Zeit mit einer Deputation beim Ackerbauminister war, wobei letzterer die Aeußerung machte, es sei Landesverrat, wenn die österreichischen Blumenhändler in so schwerer Zeit aus Feindesland Ware beziehen. „Ich erkläre", schloß Herr Hohm damals seine Rede, „daß dieser Magschitz heute selbst für seine Einkaufsgenossenschaft italienische Blumen bezieht und die Feinde, die uns in der infamsten Weise überfallen haben, so mit Geld unterstützt. Indem der Herr Ackerbauminister ein solches Vorgehen als Landesverrat bezeichnet hat, erkläre ich in diesem Sinne, daß der Vorsteher der Blumenbindergenossenschaft im vollsten Sinne des Wortes eines Landesverrates sich schuldig gemacht hat." Der Angeklagte Hohm hatte in der ersten Verhandlung einen umfangreichen Wahrheitsbeweis für die Richtigkeit der gegen den Kläger erhobenen Vorwürfe angeboten. Der Kläger, der kurz nach Ausbruch des Krieges mit Italien in scharfer Weise gegen die Einfuhr von Blumen aus Italien Stellung genommen hatte, habe dann eine Einkaufsgenossenschaft gegründet, welche Blumen aus Italien bezog. Der Präsident des Reichsverbandes der Gärtner Oesterreichs Johann Baumgartner bezeugte, daß er im Juli 1914 mit einer Deputation beim Ackerbauminister war, damit dieser die Einfuhr italienischer Blumen nach Oesterreich zu verhindern oder wesentlich einzuschränken trachte. Der Minister habe sich informiert, welche Herren Blumen auf Umwegen aus Italien beziehen und habe, als ihm einige Namen genannt wurden, wörtlich die Bemerkung gemacht: „Das wäre ja Landesverrat." Der Kläger bemerkte, er habe keine Einladung zur Audienz beim Ackerbauminister erhalten, er selbst habe auch nicht eine Blume direkt aus Italien bezogen. Die Genossenschaft habe jedoch, solange ein Einfuhrverbot bezüglich der italienischen Blumen nicht erlassen wurde, sich die Blumen doch beschaffen müssen, wo sich die anderen Blumenhändler, die Engrossisten, die Blumen beschafften. Bezüglich der Einkaufsgenossenschaft, die Blumen aus Italien be- XX, 51 Die Gartenwelt. 611 zogen haben soll, erklärte Herr Magschitz, daß die Gründung- einer solchen Einkaufsgenossenschaft projektiert wurde, um für den Be- darf an Blumen, die aus Italien nicht mehr importiert werden konnten, anderweitig zu sorgen. Diese Einkaufsstelle sei nur provisorisch von Herrn Anton Nemetz geleitet worden. Der Richter brachte die im Requisitionswege erfolgte Aussage des italienischen Blumenhändlers Josef Blanghari, der sich derzeit in Chiasso aufhält, zur Verlesung. Blanghari, der seine Aussage nicht beeiden wollte, hatte angegeben, daß im November 1915 ein Herr, der sich als Vorsteher der Blumenhändlergenossenschaft Wiens vorstellte, bei ihm war und ihn ersucht habe, eine Muster- sendung von Nelken und Rosen zusammenzustellen und daß diese Mustersendung dann an die Adresse des Einkaufshauses, welches Herr Nemetz leitete, geschickt wurde. Ob damals der Besteller wußte, daß es italienische Blumen waren, erklärte der Zeuge, nicht angeben zu können. Der Kläger bemerkte zu dieser Aussage, daß er tatsächlich bei Blanghari war und daß von dort eine Muster- sendung an das Einkaufshaus geschickt wurde. Ich habe, erklärte der Kläger, darin nichts schlechtes erblickt, sonst hätte ich dem Blanghari nicht gesagt, daß er die Blumen ans zukünftige Einkaufs- haus senden soll. Der Kläger bemerkte noch, daß er bei seiner Studienreise in der Schweiz noch andere Adressen von Blumen- lieferanten gesammelt habe, daß ihm aber die Adressen an der Grenze abgenommen wurden. Eine Reihe vom Kläger geführter Entlastungszeugen, darunter der Vorsteher-Stellvertreter der Blumenhändlergenossenschaft, gaben an, daß der Kläger anfänglich gegen die Einfuhr von Blumen aus Italien Stellung genommen hatte, daß jedoch dann Blumen aus Italien auf Umwegen besorgt wurden, weil alle anderen Händler, die Engrossisten, die Blumen aus Italien bezogen. Das Einkaufs - haus sei bis heute noch nicht von der Genossenschaft gegründet und es seien auch die Statuten noch nicht der Behörde vorgelegt worden, doch sei provisorisch das Einkaufshaus in dem von der Genossenschaft gemieteten Lokal untergebracht worden, es hätten von Nemetz, der es leitete, auch die Blumenhändler die bezogenen Blumen selbst vielfach bezogen. Nach dem Einrücken des Nemetz zum Militär sei das Einkaufshaus geschlossen worden. Der Vorsteher-Stellvertreter der Blumenhändler gab als Zeuge an, daß die Blumenhändler, die in der Einkaufs- genossenschaft von Nemetz Blumen kauften, ganz gut wußten, daß es sich um Blumen aus Italien handelte, was übrigens auch jeder Kunde gewußt habe. Na ch d ur chgef ü hrt em B e we i s ver f a hr en sprach der Richter gemäß dem Antrage des Verteidigers den Angeklagten von der Uebertretung der Ehren- beleidigung frei. Dem Kläger sei vom Angeklagten eine ganz bestimmte unehrenhafte Tathandlung, nämlich das Einkaufen italienischer Blumen durch das Einkaufshaus, zum Vorwurfe ge- macht worden, und der Angeklagte habe an dieser Tathandlung Kritik geübt. Diese Kritik — erklärte der Richter — war gerechtfertigt, denn es gehe nicht an, den Feind mit Geld zu unterstützen. Blumen sind keine unentbehrlichen Bedarfsartikel, vielmehr ein Luxusgegenstand, und es ist Pflicht eines jeden, Unter- stützungen des Feindes, wie sie hier durch den Einkauf italienischer Blumen erfolgt sind, zu vermeiden. Der Angeklagte habe den Wahrheitsbeweis vollkommen erbracht. Der Kläger wurde zur Tragung der Gerichtskosten verurteilt. Die vorstehende Gerichtsverhandlung ist in mehr als einer Hinsicht, auch für unsere besonderen deutschen Verhältnisse, interessant. Sie bestätigt erneut, daß es Vaterlandsverrat ist, in der gegenwärtigen schweren Kriegszeit einen entbehrlichen Luxus- artikel, wie es Schnittblumen nun einmal sind, wenn auch auf Um- wegen, aus dem feindlichen Ausland zu beziehen. Ich erinnere bei dieser Gelegenheit wieder an meinen Streitfall mit dem Ver- band der Blumengeschäftsinhaber, dessen Vorsitzender, Kaufmann Max Hübener, gegen mich wegen Beleidigung Strafantrag gestellt hatte, und zwar auf Grund eines von mir hier in Nr. 51 des vorigen Jahrgangs unter der Ueberschrift : Blumen aus Feindesland veröffentlichten Artikels. Wie vorauszusehen war, wurde der Verband mit seiner Klage kostenpflichtig abgewiesen, die von ihm gegen die Abweisung eingelegte Revision verworfen. Ich verweise diesbezüglich auf meine weiteren in Nr. 22 des laufenden Jahr- gangs gleichfalls unter der Spitzmarke : Blumen aus Feindesland veröffentlichten Ausführungen. Wie mir Herr Bezirksrat Wilh. Hohm, Wien, mit welchem ich in den Jahren 1881 — 83 zusammen als Gehilfe bei Hoflieferant Fleisch-Daum in Frankfurt am Main tätig war, brieflich mitteilte, haben meine Veröffentlichungen über die Blumeneinfuhr aus Feindesland dem dortigen Gericht vor- gelegen, was viel zu seiner Freisprechung beigetragen habe. Inzwischen haben wir in der Heimat gesehen, daß es auch ohne Blumen aus Feindesland geht. Wir haben im bisherigen Verlauf des Krieges auf so manches verzichten müssen, was weit wichtiger als Schnittblumen aus Feindesland ist. Wir werden, wie jetzt, so auch in späterer Friedenszeit alles aufbieten, um das schöne Geld, welches früher für Blumen und sonstige Luxusartikel nach Italien und Frankreich wanderte, im Lande zu behalten. M. H. Kunstdüngerfabrikation während des Krieges. Urteil des Sächsischen Oberlandesgerichts vom 7. Dezember 1916. Eine Bundesratsverordnung vom 11. Januar dieses Jahres bestimmt, daß Mischungen von Kunstdünger fabrikmäßig nur von solchen Betrieben hergestellt werden dürfen, die vor dem 1. August 1914 bereits fabrikmäßig die Herstellung von Kunstdünger betrieben haben. Die Düngermittel-Großhandlung von Arno Ditzmann in Reuth (Amtshauptmannschaft Plauen im Vogtland) bringt aus einer Mischung von schwefelsaurem Ammoniak und Superphosphat eine Kunstdüngermischung auf den Markt. Die Behörde sah die Firma als Handels- und nicht als Fabrikbetrieb an und stellte ihr ein Strafmandat wegen Vergehens gegen die oben erwähnte Bundes- ratsverordnung zu. Das Schöffengericht Plauen sprach den Angeklagten mit der Begründung frei, daß sich die Verordnung nicht auf Kleinbetriebe beziehe. Die Staatsanwaltschaft legte Be- rufung ein, worauf sich das Landgericht Plauen dem Frei- spruch anschloß, allerdings mit dem veränderten Rechtsstandpunkte, daß es den Dietzmann'schen Betrieb als Fabrikbetrieb, der bereits vor dem 1. August 1914 Kunstdünger fabriziert habe, ansah. Die Oberstaatsanwaltschaft wollte aber das Dietzmann'sche Geschäft qioht als Fabrik ansehen, und legte Revision ein. Es handele sich hier wohl um einen Großhandels- oder umfangreichen Betrieb, aber mangels des Fehlens jeglicher Maschinen keinesfalls um eine Fabrik. Das Oberlandesgericht Dresden verwarf die Revision und bestätigte den Freispruch. Die Verordnung bestimme nicht, daß Kunstdünger nur fabrikmäßig, sondern fabrikmäßig nur in solchen Betrieben hergestellt werden dürften, die schon vor dem 1. August 1914 fabriziert hätten. Das sei hier der Fall. Nachruf. Carl Günther Georgias f. Nach langem, schwerem Leiden starb im 70. Lebensjahre in Frankfurt a. M. der frühere Handelsgärtner Carl Günther Georgius. Der Verstorbene gründete in dem jetzt eingemeindeten Vorort Ginnheim eine kleine, aber sauber und praktisch eingerichtete Gärtnerei, die durch Umsicht und gesunde kaufmännische Führung ihren Mann ernährte. Durch langwierige Krankheit gezwungen, das Geschäft zu verkaufen, lebte Georgius seitdem als Privatmann, und das ist Beweis genug dafür, daß er es verstanden hat, ohne größere Geldeinlage durch den Betrieb selbst und durch den Verkauf seines allerdings nicht teuer erworbenen Grundstückes eine lebenslängliche Rente zu erzielen, die es ihm ermöglichte, bescheiden mit seiner Gattin, die ihn treu pflegte, zu leben. Was Georgius nicht selbst kultivierte, ergänzte er durch Ankauf und führte damit immer das Beste den Blumenläden der Stadt zu, unter deren Inhabern man ihn als einen gern gesehenen Geschäftsmann achtete. Bekannt war Georgius namentlich durch seine Maiblumentreiberei. Einen kleinen Teil zog er selbst, doch kaufte er immer die besten Keime, bezahlte dafür aber auch die Preise, die dem Werte der Ware 612 Die Garten weit. XX, 51 entsprachen. Entgegengesetzt Heß er sich seine getriebene Pracht- ware auch gut bezahlen. Und als durch die Konkurrenz im Laufe der Jahre die Preise so sehr sanken, daß ihm das Geschäft für seine ausgezeichnete Ware nicht mehr annehmbar zu sein schien, da gab er die Treiberei auf und führte andere, nutzbringendere Artikel ein. Er rechnete eben immer kaufmännisch, und dieser Grundsatz sollte im allgemeinen mehr Berücksichtigung im gärt- nerischen Geschäftsleben finden. Aus der Zeit, zu welcher der Herausgeber der „Gartenwelt", Herr Max Hesdörffer, hier Lehrling war, wird er sich des lebhaften, wackeren Mannes wohl noch recht gut erinnern. Mir persönlich war er ein treuer Freund ; ich achtete ihn als Ehrenmann und vorwärtsstrebenden Kollegen, der sein Fach durch und durch verstand und es beruflich auch als Mensch so zu verkörpern wußte, daß ich es oft bedauert habe, als es ihm versagt blieb, durch zunehmende Krankheit so zu wirken, wie er es seinem inneren Wollen entsprechend gern getan hätte. Möge er sanft ruhen. Siebert. Fragen und Antworten. Neue Frage Nr. 997. Beabsichtige einen Morgen Land zu pachten und '/a Morgen mit Stachelbeeren, Johannisbeeren, Erdbeeren, sowie Aepfel und Birnen, die andere Hälfte mit Rhabarber und Gemüse zu bepflanzen. Die Ernte soll zum größten Teil verkauft werden. Wie pflanze ich am vorteilhaftesten (Platzausnützung)? Was wird das Pflanzenmaterial kosten? Wieviel Bäume und Sträucher benötigt man auf '/ä Morgen? Wie teuer wird die Umzäunung eines Morgen Landes (einfacher Drahtzaun) ? Wie hoch wird der durchschnittliche Ertrag im Jahre sein? Neue Frage Nr. 998. Ich besitze 3 mannshohe Araucaria excelsa. Eine davon hat den Gipfeltrieb eingebüßt und stand Jahre hindurch ohne sich zu verlängern. Da ja allbekannt ist, daß Tannen, welche ihrer Spitze beraubt sind, Seitenäste als Stammverlängerung umbilden, suchte ich diesen Richtung und Form zu geben. Ich band daher den stärksten Zweig aus der oberen Etage nach oben, putzte die Fiedern bis Etagenhöhe ab, gab den nächsten 6 Fiedern um den Zweig Richtung als Etagenbildung, putzte dann weiter bis zur Spitze aus und erwartete nun, daß diese nun als Stammverlängerung weiter wachsen würde. Es scheint aber nicht zu gelingen.*) Denn die Spitze bog über Sommer immer wage- recht ab, besetzte ihren ganzen Trieb mit Fiedern, kurz, sie gab ihren Zweigcharakter nicht auf und tut es vielleicht auch nicht. Haben Kollegen Erfahrung in gleichem Fall gemacht? Aus den Vereinen. Tagesgeschichte. Die staatl. dipL Gartenmeisterin. Nach neuer Verordnung des Landwirtschaftsministers werden gebildete Damen, die bisher nur als Gasthörerinnen an den drei höheren preußischen Gärtner- lehranstalten zugelassen waren, für die Folge unter den für ihre männlichen Kollegen festgesetzten Bedingungen zum Gartenmeister- examen zugelassen und dementsprechend auch als Vollhörerinnen an den in Frage kommenden Lehranstalten zugelassen. Höchstpreise für Gemüsesamen. In einer am 28. November d. J. im Landwirtschaftsministerium abgehaltenen Sitzung sind von der offiziellen Preiskommission für Gemüsesamen Höchstpreise für den Verkauf von Gemüsesamen an die Verbraucher festgesetzt worden. Diese Höchstpreise verstehen sich für prompte Lieferung gegen Barzahlung für 100 kg, 10 kg, 1 kg, 100 g und 10 g ausschließlich Verpackung ab Lager des Verkäufers. Das 20 Quart- seiten umfassende Heft, welches sämtliche Höchstpreise enthält, kann von Interessenten gegen Einsendung von 50 Pf. von dem Schriftführer der Kommission, Herrn Dr. Th. Waage, Berlin SW. 11, Dessauer Straße 39 40, bezogen werden. Preußischer Beamtenverein zu Hannover, Lebens versicherungs- verein auf Gegenseitigkeit. Protektor: Seine Majestät der Kaiser. Geschäftsausweis Ende September 1916. Versichertes Kapital : Lebensversicherung 71 686 Versicherungen über 413 639 580 M, Kapitalversicherung 6 645 „ „ 16 027 510 „ Sterbegeldversicherung 15 261 „ „ 7 586 470 „ zusammen 93 492 Versicherungen über 437 253 560 M. ' Versicherte Renten 3297 Versicherungen über 1 258 483 M jähr- liche Rente. Kapitalvermögen Ende Dezember 1915 rund 183 970000 M. Einnahme an Prämien und Zinsen im Jahre 1915 rund 23 930 000 M. Seit Bestehen des Vereins geleistete Zahlungen aus Versicherungs- verträgen 145 954 609 M. Seit Bestehen des Vereins sind den Versicherten aus den Geschäfts- überschüssen 51 161 304 M an Jahresdividenden und Schluß- dividenden überwiesen. Personalnachrichten. Gärtner in Waffen. Stehr, Arthur, Vizefeldwebel, selbständiger Gartenarchitekt in Hamburg, seit Mai 1915 im Felde, ehemaliger Dahlemer, seit Ende September vermißt, starb in französischer Gefangenschaft. Der Verstorbene, den ich als prächtigen, strebsamen Menschen und fähigen Gartengestalter gleich hochschätzte, war ein treuer und gern gesehener Mitarbeiter der „Gartenwelt". Seinen letzten Beitrag: „Kriegerfriedhof Deutsches Ehrental" habe ich in Nr. 3 dieses Jahrganges veröffentlicht. M. H. Den Heldentod für das Vaterland starb Obergärtner August GlUsing, Unteroffizier und Inhaber des Eisernen Kreuzes, Wentorf bei Reinbeck in Holstein. Der Allgemeine Deutsche Gärtnerverein gibt den Heldentod seiner nachgenannten Mitglieder bekannt : Ernst Apelt, Leipzig ; E. Hillmann, Düsseldorf; W.Jensen und Franz Kaletta, Ham- burg; Karl Methner, Herne in Westfalen; Alex Ring, Hamburg; Rommiger, Frankfurt a. M. ; Fritz Schulz, Hamburg. Bellen, Heinr., früherer Gärtnereibesitzer in Ehrenfeld, "f am 10. d. M. im 71. Lebensjahre. Holtz, Ernst, Gärtnereibesitzer, Aachen - Steinbrück, "f am 3. d. M. im Alter von 76 Jahren. Karwatka, Stanislaus, bis Oktober d. J. im Kgl. Botanischen Garten in Dahlem tätig, "f am 30. v. M. im Elternhause in Kosten (Bezirk Posen) im Alter von 22^,4 Jahren. Alle, die diesen streb- samen, rechtschaffenen Menschen kannten, werden seinen frühen Tod aufrichtig bedauern. W. Ortgies, Ed., früherer langjähriger technischer Leiter des Botan. Gartens in Zürich, 'f. Der Verstorbene hat sich namentlich als Förderer des erfolgreichen Pflanzensammlers Rötzel und um die Einführung der von diesem gesammelten neuen Pflanzen große Verdienste erworben. Nachruf folgt. Sterk, H., Gärtnereibesitzer, kgl. bayr. Hoflieferant, Passau, ■f am 6. d. M. im Alter von 63 Jahren. *) Anmerkung der Schriftleitung. Es gelingt nie, einen hochgebundenen Seitentrieb als Stammverlängerung zur Ausbildung regelrechter, quirlförmiger Etagen zu veranlassen. Briefkasten der Schriftleitung. Im Aufsatz Erinacea pungens in Nr. 49, Seite 584, erste Spalte, 12. Zeile von oben, ist viktoriablau in wistarienblau (Blütenfarbe der Wistaria) zu verbessern. Berlin SW. llj Hedemannstr. 10. Pur die Bedaktion verantwortl. Max Hesd5ifier. Verl. von Paul Parey. Druck : Anh. Buchdr. Gutenberg, G. Zichäus, Dessau. ustrierte Wochenschrift für den gesamten Gartenbau. Jahrgang XX. 29. Dezember 1916. Nr. 52. Nachdruck und Nachbildung aus dem Inhalte dieser Zeitschrift werden strafreditlidi verfolgt. Dahlien. Neue Dahlien im Jahre 1916. An schönfarbigen, edlen Dahliensorten hat uns das nun- mehr zur Neige gehende Jahr manche wertvolle und reich- blühende Neuzüchtung gebracht, und wenn auch nicht jede Neueinführung, wie es eigentlich sein sollte, immer eine Ver- besserung des schon Bestehenden darstellt, so bringt uns doch jedes Jahr bei dieser Pflanzengattung wesentlich weiter und zeigt die nicht zu unterschätzenden Fortschritte unserer deutschen Züchter. Was vor 10 bis 15 Jahren in Dahlien noch als höchste Vollkommenheit erschien, würde bei den heutigen gesteigerten Ansprüchen kaum Beachtung finden, obgleich auch die alten Sorten mancherlei Vorzüge besaßen und damals viel Anerkennung bei den Dahlienfreunden ge- funden haben. Durch die Versuchsfelder der Deutschen Dahliengesellschaft Dryas octopetala (Text Seite 616). Nach einer für die „Gartenwell" gefertigten Aufnahme. Gartenwelt XX. ist die Verbreitung und Vorliebe für diese so dankbaren Herbstblüher in immer weitere Kreise getragen worden und wesentlich gestiegen, und es ist für den Dahlienfreund immer eine Genugtuung, dort beobachten zu können, welches In- teresse selbst das große Publikum jetzt dieser Blumenart zur Blütezeit entgegen bringt. Im allgemeinen haben auch in diesem Jahre die Versuchs- felder wieder ihren Zweck voll und ganz erfüllt. Das Ver- suchsfeld im Botanischen Garten in Dahlem hatte nur den einen Nachteil aufzuweisen, daß es nicht zusammenhängend, sondern an zwei ganz entfernt voneinander liegenden Stellen aufgepflanzt war, und daß die Pflanzen auf dem bedeutend ungünstiger gelegenen Teil fast gar nicht zum Blühen ge- kommen sind, was für die Züchter der dort untergebrachten Sorten wenig erfreulich war. Zwar war auch in Dahlem die Be- teiligung nicht so stark, wie auf dem Leipziger Felde, aber die dort blühenden Pflanzen waren fast durchweg von großer Altona - Othmarschen , hatte seine, che Rosettendahlienserie um drei hrungen bereichert, durch Kolibri, , und Zeisig, hellgelb, bereits in den Vorjahren hervor- enen Reichblütigkeit ein kurzer, ge- er Wuchs eigen, der diese Sorten enschmuckzwecke besonders wert- chen dürfte. Dasselbe trifft auch neue Zwergdahlie Herbst zu, die mit ihrer Fülle nur mittel- großer, mattroter Blumen von zierlicher Hybridform einen guten Eindruck machte. Wie schon 1915, so waren auch die diesjährigen Neu- züchtungen von Cu rt Engel- hardt, Leuben bei Dresden, von entzückender Schönheit. Es dürfte ziemlich schwierig sein, festzustellen, welcher von seinen vielen gutblühenden Neulingen im Jahre 1916 der schönste gewesen ist. In Dahlem hat mir, wohl auch der Mehrzahl der Besucher, 52 614 Die Garten weit. XX, 52 die hellorangefarbene Immelmann, eine überreich blühende Hybriddahlie, durch die Blumenfülle und seltene Farben- reinheit am besten gefallen. Die nächst schönsten waren Marketenderin, leuchtendrot; Waisenkind, prächtig lilafarbene Hybride ; Deutscher Wein, eine kleinblumige, apart lachsorange- farbige Edeldahlie von reicher Blüte ; Pfirsich, mit pfirsich- farbener, mittelgroßer, edler Blume, Modefarbe; Deutsche Frauen, eine Hybriddahlie von hellgelber Färbung mit weißen Spitzen; Brennende Liebe, brennend rot, von intensivster Leuchtkraft, langem, festem Stiel und lockerer Hybridform, und die reingelbe Skagerak, mit riesiger, schön geformter Blume, ein prächtiges Gegenstück zu Kalif darstellend. Weitere gute neue Schnitt- und wirksame Gartenschmuck- sorten vom selben Züchter sind Frau Musika, eine groß- blumige Hybride mit goldorangefarbenen Blumen; Edler Ritter, dunkelbraunrote, halbgefüllte Riesendahlie; Heimat, Edeldahlie von zartrosa Färbung mit lila Anflug; Sieger von Tannenberg, mattlilarosafarbene Hybride ; Trommelfeuer, nicht fest gefüllte Hybriddahlie von leuchtend schal lachroter Färbung; Himmelsgabe, sehr großblumig, von leicht abgeflachter Blumen- form und zartlila Farbe mit dunklerer Tönung ; Vor die Front, eine neue Edeldahlie von leuchtend scharlachroter Färbung, Freibeuterblut verratend; Edelrot, leuchtendrot, gute Edel- dahlienform, und Herold, dunkelgelb, orange bedeckt, sehr groß- blumig. Fast alle sind ebenso dankbare Schnitt- wie auch Gartenschmucksorten, denen, besonders in den leuchtenden Farbentönen, durch die außerordentlich große Bluraenmenge und Farbenreinheit eine vorzügliche Wirkung selbst auf größere Entfernungen eigen ist. Auch die bereits im Vorjahre an dieser Stelle empfohlenen schönen Einführungen von 1915, wie Samariterin, Deutsche Treue, Kamerad, Mein Mütterchen, Schöne Hamburgerin, Holde Gärtnersfrau, Vorwärts und Fackel waren auf dem diesjährigen Dahlemer Felde vertreten und haben durch ebenso reiche Blüte ihre Berechtigung als voll- wertige Handelssorten bewiesen. Goos & Koenemann, Niederwalluf a. Rhein, brachten zu der bereits auf dem vorjährigen Versuchsfelde durch niedrigen Wuchs, reiche Blüte und gute Farbenwirkung auf- fallenden niedrigen Gruppendahlie Rotkäppchen in der etwas dunkler blühenden, ebenso dankbaren Schwarz- rot- gold mit den gleichen guten Eigenschaften ein prächtiges Gegenstück. Schön waren weiter die zwei Edeldahlien Oesterreich, matt- rot, Rheinsprudel, zart rosafarben, und die Hybridformen 27/ 14, lilarosa, großblumig; 221 74, reinweiß, sehr reichblühend und langgestielt; 3008, schwarzbraun, großblumig; 3011, matt- lilarosa; 3004, hellgelbe, niedrige Hybride, reichblühend, und 23 14, eine eigenartig schöne und vor allem sehr reich- blühende dunkelbraune Halskrausendahlie mit weißer Krause. Eine schöne Neueinführung ist auch ISjll, die eine rein- gelbe, halbgefüllte Riesendahlie mit großer Blume vorstellt, während uns 13 14 eine orangegelbe Pompondahlie zeigte, deren Blumen aber etwas im Laubwerk versteckt saßen. Heinrich Junge, Hameln, welcher von den früheren Jahren her durch seine einfachen, großblumigen Riesendahlien- einführungen bekannt ist, halte für 1916 in Dahlem nur drei Neuzüchtungen ausgepflanzt, von welchen Generalfcld- marschall von Mackensen, orangerosa, und Nisch, gelblich- weiß, der Hybridklasse zugezählt werden können, während Kaisermantel eine dunkelbraune Halskrausendahlie mit heller Krause vorstellt, die aber nicht ganz beständig zu sein scheint, sondern eine ganze Anzahl einfacher Blumen hervorgebracht hatte, für die weniger Interesse zu bemerken war. Von der Firma Otto Mann, Leipzig, waren in Dahlem nur die schon im Vorjahre als gut empfohlenen Sorten Hamlet, Hubertus, Nordlicht, Tsingtau und U. 9 vertreten, die aber infolge des ungünstigen Standortes wenig Blumen zeigten und sehr zurück waren. Nur die beiden zuerst ge- nannten Sorten verrieten auch in diesem Jahre trotz des ungeeigneten Standortes den großen Wert, welcher ihnen als gute Schnitt- und Gartenschmucksorten beizumessen ist. Von einfachen und halbgefüllten neuen Riesendahlien, von denen besonders zwei Einführungen, welche die Nummer 2503 und 2504 trugen, auffielen, hatte Wilhelm Pfitzer, Stuttgart, für das Dahlemer Feld fünf Züchtungen beigesteuert. Nummer 2503 ist eine zartlilafarbene, großblumige Sorte mit straffem Stiel, 2504, fein altgoldfarben, Blume mehr der Hybridform zuneigend, Farbe äußerst apart; 2505, lachs- orangefarben ; 2493, halbgefüllt, sehr großblumig und gut gestielt, und 2497, goldorangefarben, von der gleichen Form mit edlen Blumen an langem, drahtigem Stiel. Als letzte Einsendung bleibt schließlich noch eine niedrige Zwergsorte von Gustav Wolf, Leipzig-Eutritzsch zu er- wähnen, die eine kleine orangegelbe Blume von Hybridform zeigte und ungemein reichblühend war. Wie alle andern schon im Handel befindlichen Zwergsorten dürfte auch 5 14, die später den bezeichnenden Namen Goldsprudel erhielt, der reichen und frühen Blüte wegen für ganze Beete, vielleicht auch für die Kultur im Topfe in Frage kommen und gut verwendbar sein. Eine bedeutend reichere Beschickung zeigte in allen seinen Teilen das zweite Versuchsfeld der Deutschen Dahliengesell- schaft im Palmengarten in Leipzig, wo nicht weniger als 140 verschiedene Sorten ausgepflanzt waren. Ich besuchte das Feld im unmittelbaren Anschluß an die vom 16. bis 18. September dort abgehaltene Dahlienneuheitenschau und fand zu dieser Zeit die meisten Sorten in voller Blüte. Die Verteilung der einzelnen Firmen war dort eine sehr geschickte, und der Gesamtüberblick dadurch wesentlich erleichtert. Verschiedene Sorten hatten zwar, wie die Pflanzen erkennen ließen, schon einzelne der schönsten Blumen zur Ergänzung für die Neuheitenschau hergeben müssen, aber die Gesamtwirkung hatte dadurch nicht im mindesten gelitten, alles war mit Blumen überreich bedeckt. Dort traf ich auch manche aparte Schönheit wieder, die mir schon von Dahlem her bekannt war und bei der ich in Leipzig eine noch vollkommenere Entwicklung feststellen konnte. Fritz Ansorge, Othmarschen, hatte auch hier die bereits erwähnten Sorten Herbst, Kolibri, Perle und Zeisig ausgepflanzt, die alle überreich mit Blumen bedeckt waren und ihren Wert für den Gartenschmuck dadurch erneut be- wiesen. Auch Georg Bornemann, Blankenburg a. Harz, war auf dem Leipziger Versuchsfelde mit neuen Hybriddahlien, die der Rosettenform nahe kommen, vertreten. Als die vier schönsten davon notierte ich 21; 14, leuchtend rubinrot, 38 14, dunkelaprikosenfarben, 15/14, dunkelpurpurfatben, und Mädchen für Alles, reinweiß. Eine leuchtend purpur- rote, großblumige Hybriddahlie führt den bezeichnenden Namen Kraft, während 25 14 eine hellgelbe, halbgefüllte Riesendahlie mit etwas dunklerem Grunde darstellt, die aber verhältnismäßig wenig Blumen zeigte. Nicht besser erging es den andern drei Neuheiten desselben Züchters, 30114, XX, 52 Die Gartenwelt. 615 Expreß und F. W. Fellowes, die in der Entwicklung sehr zurückgeblieben waren und noch gar nicht blühten. Außer den bereits im Dahlemer Bericht erwähnten Sorten hatte Curt Engelhardts, Leuben, in Leipzig noch Trotzkopf, eine riesige Edeldahlie von ziegelroter Färbung, orange bedeckt, und Blumensprudel, eine hellgelbe, reich- blühende halbgefüllte Riesendahlie, ausgepflanzt. Noch un- benannt waren die neuen Hybriddahlien 50/ 12, lila, karmin bedeckt ; 13, 13, dunkelbraunrote, etwas flache Blume ; 2/ 14, cremegelb mit dunklerer Mitte, von der gleichen Form, und die einfachen und halbgefüllten Riesen 72, 13, lilarosa ; 16! 13, dunkelblutrot, etwas im Laube steckend; lOjM, mattlilarosa, und 11,14, von derselben Tönung, Blumenfärbung aber etwas reiner. Bessere Entwicklung und reichere Blüte als in Dahlem zeigten die Goos & Koeneman nschen Züchtungen, von denen auch hier besonders die beiden niedrigen, einfach blühenden Sorten Rot- käppchen und Schwarz- rot-gold, wie auch Friede, Rheinsprudel und die schon erwähnte Hals- krausendahlie 25/ 14 als beste Blüher auffielen. Neu war lOj 14, eine hell- karminrosafarbene, fein- strahlige Edeldahlie mit helleren Spitzen, die sehr reich blühte, einen nur mittelhohen Wuchs zeigte und für Schnitt- wie auch Bindezwecke gut zu ver- wenden sein dürfte. Auch H e i n r i ch Junge, Hameln, hatte die bereits in Dahlem ge- nannten drei neuen Sorten in Leipzig ausgepflanzt ; es war dort besonders Generalfeldmarschall von Mackensen sehr vollblü- hend und von guter Wirkung. Von den Otto Man nschen Sorten fielen Hamlet und Nordlicht durch schöne, vollkommene Blumen und reiche Blüte besonders auf, doch waren auch Hubertus, Tsingtau und U. 9 nicht weniger wirkungsvoll und gut entwickelt. Eine dankbare und sehr großblumige neue Dahlienrasse, die sich vor allem auch durch einen kurzen, gedrungenen Wuchs und flache Blumenform auszeichnet, hat die Firma Pape & Bergmann, Quedlinburg, in den Sorten Carl Bergmann, zartlilarosa, Verdun, hellgelb, weiß getönt, und Wilna, dunkelbraunrot, als sogenannte Mammuthdahlien in den Handel gebracht, die in Leipzig voll blühten. Infolge dieser großen Reichblütigkeit und der guten Blumenhaltung werden diese Mammuthdahlien zum Gartenschmuck sicher bald sehr begehrt sein und reichliche Verwendung finden. Die schon genannten Pf itz ersehen Sorten waren auch in Leipzig zu finden, alle blühten gut; es ist zu den bereits gegebenen Ausführungen nichts wesentliches weiter hinzu- zufügen. Eine der reichhaltigsten Einsendungen im Leipziger Palmen- garten, die wohl durch die Nähe des Versuchsfeldes ihre Paeonia arborea. Nach einer für die ,, Garten Begründung findet, war die von Garl Schöne, Leipzig- Sellerhausen. Etwa 60 verschiedene neue Züchtungen, die zum Teil aus noch unbenannten Sämlingen bestanden, und nur mit Nummern bezeichnet waren, stammten aus seinen Kulturen. Auf alle hier einzeln einzugehen, würde zu weit führen, doch möchte ich außer den bereits mit Namen ver- sehenen Sorten auch einige dieser noch unbenannten Sämlinge, die ganz besonders schön waren und sicher in den Handel kommen werden, nicht unerwähnt lassen. Sind doch auch gerade bei diesem Züchter in den letzten Jahren verschiedene gute Sorten entstanden, wobei ich nur an Hubertus, Garten- direktor Brüning, Sonnengold, Nordlicht, 1913, Geh. Hof rat Thieme usw. erinnern möchte. Als neue und reichblühende Namensorten von ihm lernte ich August Brecht kennen, eine nur mittelhohe, orangerote Edeldahlie mit gutem Stiel und großer Blume, Primula, von der gleichen Form, hellkanarien- gelb, dankbare Schnittsorte; SacJisenkrone, zart catleyenlila- farbene prächtige Edel- dahlie, apart, zum Blu- menschnitt. Wertvoll waren ferner Möve, See- rosenform , mattkarmin- purpur, sehr reicher Blüher und kurzer Wachser, und Stadtrat Böhme, mittel- hoch , zartrosafarbene Edeldahlie mit weißem Anflug und von guter Form, feine Schnitt- und Bindesorte. Von den noch un- benannten Sämlingen S ch ö n e s fielen durch Reichblütigkeit , guteji Wuchs und straffe Blu- menhaltung mit Edel- dahlienform noch auf: Nr. 72, hellgelb mit lachsrosa Spitzen, groß^ Text Seite 616. blumig; Nr. 140, matt- welf gefertigten Aufnahme. karmoisinfarben , eigen- artig; Nr. 411, orangelachsfarben, großblumig; Nr. 5, orange- gelb mit altgoldfarben, und Nr. 10, leuchtend ziegelrot, breit- petalig, kurz und gedrungen im Wuchs. Besondere Schmuck- stücke waren die neuen, wohl von der Sorte Havel ab- stammenden Seerosendahlien Nr. 13, prächtig altgoldfarben mit dunklerer Mitte, frei über der Belaubung blühend, Blumen- haltung straff; Nr. 11, nankinggelb, Blume langgestielt, präch- tige Gartenschmucksorte, und Nr. 139, mattorangefarben, reichblühend. Auffallend war auch Nr. 401 , eine hellgelbe, großblumige Pompondahlie mit langem Stiel, Pflanze von niedrigem Wuchs und sehr reichblühend, als Gartenschmucksorte sicher sehr dankbar und gut verwendbar. Die große Anzahl der andern Sämlinge bedarf wohl zum größten Teil noch einer weiteren Durchprobung; wir werden ihnen sicher auf den Versuchs- feldern späterer Jahre wieder begegnen. Die schon im Dahlemer Bericht erwähnte orangegelbe Zwergdahlie Goldsprudel (5^14) von Gustav Wolf, Leipzig- Eutritzsch, war auch in Leipzig in gut entwickelten Pflanzen zu sehen und wurde auf der Neuheitenschau sogar als fertige Topfpflanze, kurz und gedrungen gewachsen, vorgeführt. Auf 616 Die Garteuwelt. XX, 52 der Neuheitenschau selbst, über die ja schon berichtet wurde, gab es von verschiedenen neuen Einführungen noch prächtige Blumen, von denen leider Pflanzen auf den Versuchsfeldern fehlten. Ich hätte manche schöne Neuzüchtung neben der abgeschnittenen Blume auch gerne direkt an der Pflanze sehen mögen, denn nur dann ist man imstande, etwas über den Wuchs, die Reichblütigkeit und vor allem die Blumen- haltung sagen zu können. Im allgemeinen war auch das diesjährige Ergebnis der Dahlienversuchsfelder, wie schon eingangs erwähnt, ein recht erfreuliches. Hoffentlich ist es uns vergönnt, die nächste Dahlienblüte unter einem ruhigeren und friedlicheren Zeichen sich entwickeln zu sehen. G. Schönborn, Potsdam. Gehölze. Die Baumpaeonie. Einer unserer schönsten Blütensträucher ist zweifellos die Baumpaeonie, Paeonia arborea. Obwohl dieses in der Blüte und Farbenwirkung so selten schöne Gehölz nicht ganz winterhart ist, verdient es doch weiteste Verbreitung. Selbst in unserem verhältnismäßig rauhen oberschlesischen Klima gelangt dieses Gehölz zu vollkommenster Entwicklung, wie die Abbildung Seite 615 aus dem Gleiwitzer Stadtpark zeigt. Ueber 200 Blumen von zart- bis karminrosa Farbe schmückten den Strauch. Der hier angewendete Winterschutz sei an dieser Stelle kurz beschrieben. Nach dem Laubabfall im Herbst wird zwischen die einzelnen Aeste trockenes Laub gefüllt, nachher der ganze Straucli mit Fichtenreisig umbunden. Die Wurzeln erhalten eine Decke von verrottetem Pferdedünger. Durch die warmen Märztage werden die Aeste sehr oft zu vorzeitigem Austreiben angeregt und die jungen Triebe erfrieren dann sehr leicht. Die Laubpackung wird deshalb Ende März entfernt, die Reisigdecke jedoch nochmals erneuert ; sie verbleibt, bis Fröste nicht mehr zu befürchten sind. Reichlich wird diese geringe Mühe durch die Blumen- pracht und die herrliche Farbenwirkung der Blüten belohnt. R. Riedel, Stadtobergärtner, Gleiwitz. Stauden. Dryas octopetala, die gemeine Silberwurz. Eine der besten polsterbildenden Pflanzen für Felsengärten ist die in der Ueber- schrift erwähnte. Sie wächst in der Schweiz und in Deutschland an Felsen und steinigen Rasenabhängen der Alpenkette, in Triften und Schluchten der Krummholzregion und steigt an den Flüssen bis in die bayerische Hochebene herab. Sie bildet mit ihren vom Juni bis August erscheinenden, großen, weißen, anemonenartigen Blumen eine Hauptzierde jeden Alpinums. Sie ist rasenbildend und ihre oberseils glänzend dunkelgrünen, unterseits schneeweiß flaumig behaarten, dichtstehenden Blätter, durch welche ein dickes, ge- schlossenes Polster gebildet wird, machen die Pflanze auch im nichtblühenden Zustande als gute Deckpflanze schätzenswert. Die auf der Titelseite abgebildete Pflanze, vor ungefähr 20 Jahren gesetzt, bedeckt jetzt eine Fläche von reichlich einem Quadrat- meter und ist in der Hauptblüte mit hunderten von Blumen ge- schmückt, die einzeln an kurzen, starkverzweigten, niedergestreckten oder kriechenden Stengeln auf bis 15 cm langen, aufrechten Stielen stehen. Auch die amerikanische gelbblühende Art Drummondii ist schön. Sie ist aber nicht so starkwüchsig als die gemeine Silber- wurz und liebt trocknere Standorte als diese, die sich auch in schwereren Böden gut macht. Hier ist aber dann in kalten, schneearmen und trockenen, oft windreichen Wintern, da die Triebe zu mastig wachsen und deshalb nicht ordentlich ausreifen können, mit dem so häßlichen, das ganze Polster verunzierenden Absterben ganzer Partien zu rechnen, was man allerdings an solchen windreichen und zugigen Stellen durch eine leichte Fichtenreisig- decke mildern kann. Deshalb ist es besser, man pflanzt Dryas octopetala auch trockener und sonnig und veranlaßt ein kräftiges Wachstum durch eine gute, nahrhafte Erdmischung und genügende Bewässerung, wenn letztere notwendig wird. Leider setzen diese beiden schönen Pflanzen selten und dann nur wenig Samen an, so daß die Vermehrung durch Teilung (vielleicht auch durch krautige Stecklinge) erfolgen muß. Beiden Pflanzen, namentlich der erstgenannten, ist eine größere Verbreitung zu wünschen. B. V. Verbascum phoeniceum. Da die Heimatsflora wenig Pflanzen mit blauen Blumen, die sich zur Gartenausschmückung eignen, auf- weist, so sind diese doppelt schätzenswert. Eine der schönsten ist unstreitig die violette Königskerze, Verbascum phoeniceum, die auch in Deutschland auf trockenen Hügeln und an Waldrändern sehr zerstreut und einzeln, am meisten noch im östlichen Gebiet wächst und im Juni, Juli blüht. Es ist eine recht angenehm wirkende Staude, die nicht nur für kleine und mittlere Gärten, sondern auch für große laedschaftlich angelegte zu empfehlen ist, wo sie gelegentlich einmal verwildern kann. Hier bildet sie dann durch Selbstaussaat mitunter größere Bestände, die doppelt schön wirken. Am besten sagt ihr ein durch- lässiger, trockener oder kalkhaltiger Boden zu, in welchem sie sich lange hält. Auf schwerem oder nassem Boden wächst sie wohl üppiger und höher, ist aber weniger beständig und verschwindet hier leicht wieder. Sie wird zwar nicht so hoch als die anderen einheimischen Königskerzen, auf natürlichem Standort wird sie selten viel über 1 m hoch, verdient aber ebenso wie diese als schöne einheimische Pflanze mehr Beachtung der Gartengestalter. Die Stammart blüht schön violettblau, seltener weiß, und in Sorti- mentsgärtnereien werden auch kupfer- bis rosenrote Formen ge- zogen, doch ist die violette Form die schönste. B. V. Orchideen. Angraecuiti Ellisii Williams. Eines der schönsten und be- achtenswertesten Angraecum ist wohl A. Ellisii, das von dem englischen Geistlichen W. Ellis aus Madagaskar eingeführt und nach demselben benannt wurde. Die wechselständig angeordneten, tiefgrünen Blätter sind un- gefähr 10 bis 12 cm lang und an der Spitze ungleich gelappt. Bemerkenswert sind die langen, spröden Luftwurzeln, die besonders beim Versand schwer unterzubringen sind. Die Pflanzen bringen im Herbste an langem, leicht über- geneigtem Blütenstiele bis zu 20, ja selbst 24 Einzelblüten (Ab- bildung etwa ''5 der natürlichen Größe) hervor. Die Blüten, deren Sepalen und Petalen zurückgekrümmt sind, sind von reinweißer Färbung und wohlriechend ; sie haben ein kakaduartiges Aussehen und einen etwa 16 cm langen, zart zimmtbraun gefärbten Sporn. Trotz der weißen Farbe und der langen Blütendauer hat diese Orchidee keinen großen Handelswert, eignet sich dagegen vorzüg- lich für Privat- und Botanische Gärten, in welchen Wert auf in- teressante Pflanzen gelegt wird. Angraecum Ellisii liebt einen hellen Platz im Warmhause und während der Sommermonate viel Luftfeuchtigkeit und Wärme. Bei heißer Witterung muß jedoch sehr sorgfältig beschattet werden, da die Blätter gegen direkte Sonnenstrahlen sehr empfindlich sind- Als Pflanzmaterial gibt man der auch in nichtblühendem Zustande schönen Pflanze am besten neben reingewaschenen Topfscherben, lebendes Sumpfmoos und etwas Polypodium oder Osmundafasern. H. Grupp, Eßlingen a. N. Zeit- und Streitfragen. Was treiben wir in unsern Mußestunden? Es ist vielleicht nicht ganz uninteressant zu erfahren, wie wir jungen Gärtner unsere Mußestunden verbringen, die Stunden, wo man nach gewissenhafter Pflichterfüllung von Tageslärm und Mühen sich auszuruhen pflegt und sich gern eine von der beruf- XX, 52 Die Gartenwelt. 617 liehen Tätigkeit verschiedene Art der Beschäftigung sucht. Die Zeit, die uns zu bewußter, freier Verfügung steht, ist ja bekanntlich so kurz und daher so kostbar, daß wir sie richtig einteilen und ausnutzen sollten ; haben wir doch an diesem schönen Gut keinen großen Ueberfluß ! Daß auch das zu einer ersprießlichen Tätigkeit gehört, daß man sich nach der Arbeit erholt, sich aufzuheitern und zu zerstreuen sucht, ist wohl klar, denn das stärkt und macht wieder tüchtig zur Erfüllung der Berufspflichten. Doch worin besteht bei den Gehilfen meist die Erholung, und wie sollte sie eigentlich geartet sein? Man merkt es ja nur zu genau an sich selbst. War die Erholung müßiggängerisch und zeitverschwenderisch, so ist man nachher ebenso schlaff oder gar noch schlaffer wie zuvor, war sie dagegen von rechter Art, so fühlt man sich geistig nnd körperlich gekräftigt und neu zur Arbeit aufgelegt. O, wieviel kostbare Zeit lassen wir oft unbenutzt entfliehen ! Wie mancher Gehilfe würde staunen, wenn man ihm einmal die Zeit, die Stunden zu- sammenrechnete, die er in Wirts- oder Kaffeehäusern oder wer weiß wo sonst zugebracht. Er würde gewiß erschrecken ob dieser Tatsache ! Oder haben wir von dem gewohnheits- mäßigen Wirtshaussitzen, dem Kartenspiel als Zeitvertreib oder dem regelmäßigen Kinobesuch irgend einen bleibenden Gewinn? Zehrt das nicht vielfach nur übriggebliebene Kräfte, statt daß neue gesammelt werden ? Kann man da am folgenden Tage fröhlich und frisch bei der Arbeit sein? Gewiß gebe ich ohne weiteres zu, daß ein schönes Karten- spiel hin und wieder sehr unterhaltend und^ anregend sein kann, und daß der Besuch eines Licht- spieltheaters durchaus nicht immer schä- digend wirkt, doch meistens wird dies alles in hohem Maße übertrieben. Ein hübsches, bezeichnendes Ge- dichtchen liegt mir gerade zur Hand, in dem die verschiedenartigsten außer- beruflichen Beschäftigungen der Gehilfen geschildert werden. Am Schlüsse heißt es da: „Doch kannte ich keinen, der abends, wenn Ruh', Sich ein belehrend Buch hätte zur Hand genommen, Den hatt' ich noch nicht, der muß erst noch kommen." Nun, hoffentlich hat sich inzwischen ein solcher gefunden, deren es doch glücklicherweise viele gibt. Da wir jungen Gärtner meist körper- lich mehr oder weniger angestrengt arbeiten müssen, sei es in freier Luft bei Sonnenschein und Regen, bei Hitze und Frost oder in der feuchtwarmen Luft der Gewächshäuser, so sollte für uns hauptsächlich die Erholung geistiger Art sein. Und da käme in erster Linie freilich die theoretische Weiter- bildung in Betracht, die mit der Praxis Hand in Hand geht. Wer schon in seiner Berufsbildung nicht gründlich und solid ist, dem fehlt die Grundlage, um die sich sein übriges Wissen legen kann, damit es sich zu einer in sich geschlossenen Einheit gestaltet. Ernste Angraecum EUisii. Nach einer für die „Gartenwell" gefertigten Zeichnung des Verfassers. Berufsarbeit gibt die tiefste und stärkste Bildung. Darum sollten wir nichts versäumen, was unserer beruflichen theoretischen Ausbildung irgendwie von Nutzen ist. Ein guter Wille überwindet alle Hindernisse und findet auch zu allem die rechte und notwendige Zeit. Ich weiß, daß man sich manch- mal dazu zwingen muß, sidi abends, nachdem man den ganzen lieben Tag mit Pflanzen zu tun gehabt hat, noch weiter damit zu befassen. Aber es ist eben unerläßlich und ver- schafft uns doch auch einen weiten Einblick in das inter- essante Leben der Pflanze, in die Oekonomie der Natur und in ihre geheimnisvolle Werkstatt. Selbst wenn wir nun auch viele freie Zeit der wissen- schaftlichen Seite unseres Berufes widmen, so bleiben uns doch noch manche Stunden übrig, in denen wir uns ander- weitig beschäftigen bezw. zerstreuen können. Ich meine, bei allem ehrlichen Streben genügt es doch schließlich nicht, daß wir „nur Gärtner" sind, nur das sehen und fühlen, was gerade für uns nützlich oder schädlich ist, was für uns gut oder schlimm ist auf der Welt, sondern, um nicht gar zu einseitig zu werden, müssen wir doch danach trachten, möglichst große Allgemeinbildung uns zu ver- schaffen und unser Sinnen und Denken, unser Wirken und Schaffen mit einer sittlich hohen und reinen Lebensanschauung in Einklang zu bringen. Daher müssen wir unsere freien Stunden auch nach der Richtung hin gründlich auskaufen, um tüchtiger, klüger und besser zu werden. Wehe uns, wenn uns die oft so mühsame berufliche Tätigkeit so weit abstumpft, daß wir die Empfänglichkeit für alles Schöne, Edle, Gute und Ideale in der Welt verlieren ; es bedeutet einen Verlust an Glück und Zufriedenheit ! Bildung macht frei ! Besonders aber dann, wenn sie nicht nur unser Allgemeinwissen bereichert, sondern auch den durchs Böse ge- bundenen Willen frei macht zu allem Guten und Tüchtigen. Wie sehr bildet schon das Lesen guter Bücher. Warum suchen aber so viele Unterhaltung und Erholung in solchen Schriften, die zerstreuend, schwächend und ermüdend wirken ! Es gibt doch so ungeheuer viel gute, Geist und Phantasie heil- sam anregende Bücher. Doch wie selten wird überhaupt ein Buch zur Hand ge- nommen. In erster Linie wären da natürlich unsere Klassiker zu nennen und auch die Lebensbeschreibungen großer Helden der Menschheit ; ebenso anregend sind auch gute Romane usw. Etwas, was ich stets außerordentlich wohltuend und erquickend empfand, war das Musizieren. Glücklich ist der zu preisen, der von Gott die Gabe dazu empfangen hat und Ge- legenheit findet, sie auszunutzen. Die edle Musika ist eine freundliche, ge- segnete Freudenspenderin. Ich ver- danke dieser schönen Kunst manche herrliche Feierabendstunde. „Musika ist der besten Künste eine ; sie ist eine Zuchtmeisterin, so die Leute ge- linder und sanftmütiger, sittsamer und vernünftiger macht" sagt Luther. Doch 618 Die Garten weit. XX, 52 auch in der Musik gehen allerlei Geister um, solche aus der Höhe und solche aus der Tiefe, die nur sinnliche Gefühle erregen. Vor letzteren wollen wir uns hüten ! Auch jede andere Kunst, im rechten Sinne mit richtiger Auswahl gebraucht, dient zur Ausspannung und Erfrischung des Gemütslebens. Wer Sinn dafür hat, der besuche auch, wenn Gelegenheit geboten, gute, besonders klassische Theaterstücke oder höre eine klassische Oper an. Letzteres war für mich stets ein ganz besonderer Kunstgenuß! Immerhin dürfte es kaum eine merkliche Lücke in unserer sittlichen, wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Bildung sein, wenn wir schließlich keinen Teil oder Lohengrin gesehen haben, auch nicht diese oder jene erheiternde Operette. Ebenso angenehm sind auch die Stunden jeder Art von Geselligkeit, die sich heraushebt aus dem Alltäglichen, die hineinhebt in die erfrischende Abwechslung anderer Lebensgebicte und so unsern geistigen Horizont erweitert und uns ein Gefühl innerer Befriedigung gibt. Auch das ist eine Gabe, die die Mußestunden uns bieten. Um nur ein Beispiel zu nennen, so hatte ich einen lieben Bekannten- kreis gefunden, in welchem Reuters herrliche Dichtungen vor- gelesen wurden. Gerade Reuter mit seiner herzhaften Volks- tümlichkeit, seinem gesund-derben Humor, seiner Unverwüst- lichkeit ist so recht geeignet, aufzuheitern. Man muß ihn allerdings in seiner Eigenart und auch in seinem Dialekt verstehen ! Auch will ich der schönen Stunden gedenken, wo wir mit unserem Lehrherrn zusammen Dramen mit ver- teilten Rollen lasen ; ein seltener Genuß ! Zu derartigen Sachen wird sich allerdings nur in den seltensten Fällen Gelegenheit bieten. Wo es angeht, mögen wir doch dazu beitragen ! Wer die Kraft dazu hat und vielleicht körperlich weniger angestrengt arbeitet, verschaffe sich Abwechslung durch Sport aller Art, Turnen, Wandern usw. Je größer die Anforderungen des Lebens an Zähigkeit und Ausdauer von Geist und Körper sind, desto notwendiger werden gerade diese Erholungen, die schließlich für jeden von uns eine Pflicht gegen uns selbst bedeuten. Wer es kann, sollte auch neben seiner Berufsarbeit irgend eine Erholungsarbeit betreiben. Nicht nur, weil diese Art der Beschäftigung eine ganz andere ist, als die beruf- liche, sondern weil sie auch eine schöne Uebung der schaffen- den Kräfte seines Geistes ist, wenn man sie eben als Liebhaberei betreibt, selbst wenn solche Beschäftigung eine ernste Arbeit sein soll. Ich denke hierbei namentlich auch an jede Beschäftigung mit der Natur, sei es ein fleißiges Sammeln von Naturalien oder ein Botanisieren usw. Be- freunden wir uns in unseren Mußestunden immer mehr mit der uns umgebenden Natur und verschaffen wir uns immer reichere Kenntniss ihrer Pflanzen und Tiere und ihrer Lebensverhältnisse, so wird unsere Wißbegierde sich von Interesse zu Interesse aufs Höchste steigern. Die ganze Natur bietet uns unzählige Gegenstände der Betrachtung. Wie anregend wirkt der Umgang mit der Natur auf Geist und Gemüt, wie wedct er uns den Sinn für das Schöne ! Zu dieser Arbeit bedarf es keiner großartigen Vorkenntnisse, das können wir alle, jeder in seiner Art, wenn wir nur ernstlich wollen. Mit wieviel freierem und weiterem Blick kehrt man darnach zu seiner Arbeit zurück, und wie weite Gebiete überschaut man da beim Wandern durch die Natur! Alle zerstreuenden, nervenzerreibenden Freuden des Amüse- ments brauchen wir dann nicht mehr. Wir haben mehr und bleibenderen Gewinn : „Wer der Natur zutraulich folgt, den drückt sie wie ein Kind an ihr Herz." Gern würde ich noch etwas über den Sonntag im besonderen sagen, der ja in ganz hervorragendem Maße ein Tag der Ruhe und Ausspannung sein sollte, schon deshalb, weil unser geistliches, christliches Leben einer inneren Samm- lung und Erfrischung angesichts aller der Erschwerungen im Laufe der Woche dringend bedarf. Doch es würde zu weit führen. Erwähnen möchte ich nur noch, daß leider die Wohnungs- frage oft viel zu wünschen übrig läßt. Und das ist doch schließlich die Hauptsache, daß man ein Stübchen sein eigen nennen kann, und sei es noch so klein, in dem man sich wohlfühlt. Zum mindesten sollte man ein Zimmer für sich allein haben und nicht, wie es vielfach der Fall ist, mit einer ganzen Anzahl in einem Räume untergebracht werden. Kein Wunder, wenn man sich dann lieber außer dem Hause herum- treibt und nur ungern daheim bleibt. F. Dunkmann. Verkehrswesen. Der empfehlenswerte Wasserweg zwischen Deutschland und Kurland bezw. Polen. Die zur Entlastung der Eisenbahnen durch Förderung der Binnenschiffahrt zu Tage getretenen Be- strebungen haben im Interesse der Güterbewegung in der letzten Zeit erfreuliche Fortschritte gemacht, und konnte besonders den Verkehrsbeteiligten von der amtlichen Handelsstelle in Kowno mit- geteilt werden, daß die dortige Verwaltung seit einiger Zeit bei allen sich bietenden Gelegenheiten auf die Benutzung des seit kurzem durch den Chef des Feldeisenbahnwesens organisierten Wassertransportes hinweist. Es wird dabei besonders hervorgehoben, die Annahme, daß die Eisenbahntransporte sich schleuniger vollziehen als die Wasser- transporte, sei irrig, angesichts der fortgesetzten Truppentransporte und dergleichen Maßnahmen. Außerdem stellten sich die Fracht- kosten bei den Wassertransporten um 25 bis 50 Prozent, je nach der Art des Gutes, niedriger. Da sowohl für Binnenwasser- als auch für Seetransporte ein regelmäßiger Dampferverkehr eingerichtet sei, käme ferner auch eine Warteliegezeit für Stückgut nicht in Frage. Für Massen- und Sperrgüter würde es auch bei der Rück- führung nach Deutschland an Schiffsraum nicht fehlen. Insbesondere wünsche die Verwaltung, daß für den Transport von Getreide, Holz und dergleichen, von Halb- und Fertigfabrikaten, ferner weiter von Rohstoffen aller Art die Wasserverbindung benutzt und dem Schienenwege vorgezogen würde. Der Feldeisenbahnchef hat im Interesse der weitesten Aus- nutzung der Wasserstraßen für das Verwaltungsgebiet Ober-Ost der Schiffahrtsgruppen-Nebenstellen und zwar Nr. 1 in Kowno für Binnenwasserstraßentransport, Nr. 2 in Libau und Nr. 3 in Windau für den Seetransport errichtet. Die Schiffahrtsgruppen unterstehen dem Chef der Eisenbahnabteilung des preußischen stellvertretenden Generalstabs der Armee und dieser wiederum dem Chef des Feldeisenbahnwesens. Die der Organisation eingefügte und ebenfalls derselben Stelle unterstehende Schiffahrtsgruppe Berlin unterhält bereits einen regelmäßig wöchentlich verkehrenden Eildampferdienst zwischen Berlin-Königsberg bezw. Königsberg-Berlin binnenwärts Bromberg. Die Fahrtdauer von Berlin nach Bromberg beträgt fünf bis sechs Tage, von Berlin nach Königsberg zehn bis zwölf Tage. Von Königsberg findet sich sofortige Anschlußgelegenheit nach Tilsit, Kowno (Dukschty und Wilna) und Zwischenstationen. Der Dampfer verkehrt in der Richtung Berlin-Königsberg : ab Berlin Sonntag früh, an Cüstrin Montag Vormittag, an Landsberg a. d. W. Montag Abend, ab Landsberg a. d. W. Dienstag früh, an Bromberg Donnerstag Abend, ab Bromberg Sonnabend früh, an Graudenz Sonnabend Abend, ab Graudenz Sonntag Morgen, an Königsberg Mittwoch Nachmittag. XX, 52 Die öarteuwelt. 619 In der Richtung Königsberg-Berlin : ab Königsberg Mittwoch früh, an Graudenz Sonnabend Abend, ab Graudenz Sonntag Mittag, an Bromberg Montag Abend, ab Bromberg Mittwoch früh, an Landsberg a. d. W. Freitag Mittag, ab Landsberg a. d. W. Sonn- abend Vormittag, an Cüstrin Sonnabend Nachmittag, an Berlin Sonntag Abend. Badertnann. Mannigfaltiges. Wegebesen und Wegekehrer. (Hierzu zwei Abbildungen, nach für die „Gartenwelt" gefertigten Zeichnungen des Verfassers.) Ein sehr einfaches und pral