eh: er, “ \ uch, } - 7 } William Healey Dall Division of Mollusks Sectional Library Hautdecke und Schale der GASTROPODEN / nebst einer Uebersicht der einheimischen Limacinen. Von tt Dr. F/Leydig in Bonn. Mit 8 Tafeln. APR 06 1088 LIBRARIED Berlin, Nicolaische Verlagsbuchhandlung. (Stricker.) 1876. N OHNE Ss dem Inhalts-Verzeichniss. Erster Abschnitt: Haut und Schale. U ERNEST ES RR RE DR a BLUE ER BERRL LEONE ENDEN 1. Hautlimmerung. nu Da EN A RR u 1a 2. Beschaffenheit der Zellen... ... RR 8. Hautkanale. 0.7.71 2.%...0% BIN he RR Sr ar ERBE len u net a aaa dan Ede Naeh REGINE. Sn Ve N le . Das Grundgewebe. Blutgefssse’ und Bluträume: |. „lau. lau als NER CI ve, al a Lean Re fa a Eau BISCHIEVHATUSERL UN .. eelealierh Tel an offer neue wunel ever Wem), (ou Sle rn un.s oo OTtP$PwD = DESEmentzellen. u a ea a ea lee iin Lee UN: Der Bau .derMundlappen. ... „ww... Beilage. Die verästigten Zellen im Epithel I REDET NEUESTE A AVETeNN ta) Vhana er ARE IV. Die Kalkschale der KR, ANA UNN. Kaal uklyehyel Are V. Die äussere Schale einheimischer Gastropoden. Zweiter Abschnitt: Die einheimischen Limaeinen. Barb-rund: Kalkdrüusen: 0% 6 2, Ha Ye nen RN Ar BE HA Ton, Ber. a ea a ne KB Kart tion lempirieorum, Ber: .. ah 2 Bit: SNrion subfuscus, ADTap, a nn ze Smart Azionkhortensis,.Mern m Mae. Wine 2 Art rom stenehus;. MU. u Ne le el ab ugte: max, D. Born, nen N rn Art: Bimax. carinatus, Lach... nr‘ wart Dumas wraeilis, „MOV. ’8pBee.. vor een. Art: Limax einereo-niger, Wolf. ... 2.2.2... Arb., Limgs einereuss Kasten Va nen, Veen Art: Limax: yarıegatas, Müll! 2... eat... aa lunazmontanne,Leyd.. ar. ut Berk» Dimax marginatun, Müll... ..% .u 4 20° Ann Bei Eumasaprertin, Lane ee N Na Se lımax-oinetus, Müll... ..,2.%.. 1. es“ a ee ee er end .. .o. RETBux brunnens, Drap, ...... 0 SEN N hen Erklärung der Abbildungen auf Tafel X—XVI. ... Y N 5 An en eg vr Ir A N Wenn man bedenkt, dass die Hautdecke der Schnecken bis zur Stunde den Untersuchern Schwierigkeiten bereitet, wird man sich nicht wundern, dass die älteren Zergliederer wenig über den Bau dieses Organes zu sagen wissen. So spricht z. B. Svammerdamm!) in der berühmten anatomischen Darstellung der Weinbergschnecke wiederholt von den „Drüsgen“ der Haut; doch bemerkt man leicht, dass er damit im Allgemeinen die Hauterhebungen oder Wärzchen meint. Näher bezeichnet er die „drüsigen Hübeln“ des Mantelrandes, bei ihm Lippe. Und einmal giebt er auch eine Uebersicht über die Schiehten der Haut, indem er sagt, es beständen die Säume des Leibes meistentheils aus drei Häuten, aus der „drüsigen Haut, als der ersten und obersten‘, dann „dem drüsigen Häutgen als dem mitt- leren“ und endlich „aus dem innersten glatten und schlüpf- rigen Häutgen‘. Auch Lister?) vermag blos anzugeben, dass die Run- 1) Bibel der Natur. Uebersetzung, Leipzig 1752. 2) Exereitatio anatomica, in qua de cochleis, maxime terre- stribus et limaeibus agitur, Londini 1694. 1 2 zeln der Haut dazu bestimmt seien, den Schleim zu enthalten, welcher die Thiere gegen die Luft und die Feinde schütze. Die fleischige Beschaffenheit des Fusses erkannten die beiden erwähnten Zootomen. Spätere Beobachter weisen auf die beträchtliche Dicke der Haut hin und dass sie aus dieht gewebten Fasern be- stehe, sowie reichliche Ablagerungen verschiedenen Pig- mentes enthalte. Zu äusserst sei eine dünne Oberhaut- schicht vorhanden. Selbst Blainville!), obschon er dem Bau der Haut der Weichthiere mehrere Blätter widmet, giebt kaum einige Andeutungen über das histologische Verhalten. Viel später erst ist es möglich geworden, eine be- stimmtere Einsicht in den Bau dieses Organsystems zu er- langen. Dass sich hierbei im Einzelnen jetzt noch ver- schiedene Ansichten begegnen, z. B. ob eine besondere Lederhaut vorhanden sei oder nicht, ob gewisse Drüsen von der Oberhaut oder der Lederhaut her sich bilden, liegt im Gange solcher Untersuchungen. Mein Wunsch ‘wäre es, durch das Folgende Einiges zur Aufklärung über streitige Punkte zu bringen und unsere Kenntnisse über die Zusammensetzung der Haut und ihre Beziehung zum ganzen Thier zu fördern. Im zweiten Abschnitt der gegenwärtigen Abhandlung werde ich eine zoologische Uebersicht der von mir bis jetzt beobachteten Arten der Nacktschnecken vorlegen, die neben- bei vielleicht Manchem als nicht unwillkommener Anhalt bei weiteren Forschungen zu dienen vermag. Erster Abschnitt: Haut und Schale. I. Epithel. 1. Hautflimmerung. Die Gastropoden des Wassers und jene des Landes verhalten sich bekanntlich recht verschieden bezüglich des Vorkommens der Wimpern auf ‚den Zellen der Oberhaut. 1) De l’organisation des animaux Tom I. Paris 1822. 3 Bei den ersteren wimpert die ganze Oberfläche des Körpers und nur wenige Stellen scheinen wimpernlos zu sein: So vermisste ich die Cilien seiner Zeit bei Paludina vivipara auf den augentragenden Fortsätzen, welche am Grunde der Fühler stehen). Bei den Landschnecken hat die nicht wimpernde Hautfläche eine solche Ausdehnung ‘ erreicht, dass die wimpernde ihr sehr nachsteht. Es hatte zwar ein Beobachter behauptet, auch bei Limax und Helix wimpere die ganze Haut; allein v. Siebold?) berichtigte dies dahin, dass bei den Landgastropoden nur die untere Fläche der Sohle und bei Arion ausserdem noch deren Seitenwände das flimmernde Epithel besitzen. Ich be- stätigte bald darauf dies für die genannten Gattungen und ausserdem noch für BDulimus radiatus und Carocolla lapi- cida?). Auch Semper überzeugte sich bei seinen Studien über die Pulmonaten von diesem Verhalten *) Uebrigens will es mir nach Untersuchungen an Limax agrestis scheinen, als ob keineswegs die ganze Fläche der Sohle wimpere, sondern dass die mit kurzen Wimperhaaren besetzten Epithelzellen in bestimmter Vertheilung sich über die Sohle ausbreiten und dazwischen eilienlose Striche ‘ Jiegen. Und andererseits ist zu erwähnen, dass die Be- wimperung des Canales im Fusse, vorne an der Ausmün- dung zwischen den Mundlappen, sich noch eine Strecke weit fortsetzt, so wie auch noch bei Limax marginatus Drap., Helix nemoralıs, H. thymorum am Rande des Athemloches eine aus echten kurzen Wimpern bestehende Zone um das- selbe herumzieht. Ja bei Limax variegatus Müll. erstreckt sich die Bewimperung am Schildrande weit nach vorn. 9. Beschaffenheit der Zellen. Es verdient hervorgehoben zu werden, dass bei den Landschnecken (Limacinen z.B.) das Epithel im Verhältniss 1) Zeitschrift für wissensch. Zoologie. Bd. I. S. 150. 2) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, 1848, S. 301. 3) a.2. O. S. 150, Anmerkg. 1. 4) Zeitschrift für wissensch. Zoologie Bd. VIII (Separataus- gabe S. 4). 4 zur Dicke der Lederhaut doch sehr dünn ist und nur aus einer einzigen Zellenlage besteht. Das Epithel ist im frischen Zustande meist glashell und ohne Pigment; so z. B. wohl tiber die ganze Haut hin bei Limax marginatus Drap. Dann treten gelblich ge- färbte Körner in den Zellen an gewissen Gegenden auf, z. B. bei grösseren Helieinen, oder die Zellen füllen sich mit dunklem Pigment, z.B. dort wo die Bänder der Schale entstehen sollen. Ein etwas selteneres Vorkommen ist es, dass die Zellen von einem blauen Pigment durchdrungen sind, was z. B. bei Limax variegatus Müll. geschieht. Die Gestalt der Zellen anbelangend, so sind sie im Allgemeinen cylindrisch und, indem sie noch beisammen liegen, nach unten sehr bestimmt streifig, was sich bei näherer Besichtigung dahin aufklärt, dass der Zellenleib in einen Büschel von Fasern sich auffranzt'), die wieder ge- theilt sein können. Bekanntlich wird diese vielfüssige Form auch bei anderen Epithelien niederer und höherer Thiere beobachtet. Ich habe schon an einem früheren Orte auf Wahr- nehmungen mich bezogen, welche errathen lassen, dass ge- wöhnliche oder geschlossene Epithelzellen zu geöffneten oder Becherzellen werden können ?2). Das Gleiche möchte auch in der Oberhaut der Weichthiere der Fall sein. An einzelnen Zellen, von oben gesehen, lässt sich deutlich eine Oeffnung erkennen, und solche Zellen von der Seite gemustert, zeigen einen gekörnten Fuss, in welchem der Kern liegt und im eigentlichen Körper der Zellen grenzt sich der nach aussen offene Seeretraum ab. Davon verschieden ist ein, obschon ähnliches Bild, welches Zellen deren Kern in Kalilauge stark gequollen ist, geben, insofern der Kern jetzt ein Secretbläschen vorspiegeln kann. Die grösseren einzelligen Schleimdrüsen sind in die Lederhaut eingesenkt, weshalb von ihnen nachher die Rede sein soll. Am freien Rande der Zellen, an den wimpernden Haut- 1) Vergl. Figur 40. 2) Zur Kenntniss der Sinnesorgane der Schlangen, Archiv f. mikrosk. Anatomie, Bd. 8, S. 340. 5 flächen, besteht allgemein eine cutieulare Schicht, doch ist dieselbe meist so zart, von der Art eines feinen hellen Saumes, dass sie zu fehlen scheint und erst durch Rea- gentien, wie Weingeist oder Kalilauge, deutlicher gemacht werden kann. Am stärksten ist die Cutieularschicht am Lippenrand, wo sie als dicke gestreifte Lage über den Zellen weg geht. Hier erscheint sie auch durchsetzt von senkrechten Kanälen, aus denen an Präparaten, welche mit Glycerin behandelt wurden, feine Stiftchen mit Kknopf- förmiger Anschwellung hervorragen !). 3. Hautkanäle. Ich habe vor langer Zeit die Beobachtung gemacht und veröffentlicht, dass bei Cyclas die Epithellage des Fusses von feinen Kanälen durchsetzt sei, durch welche die Bluträume mit der Aussenwelt in Verbindung stehen. Auch für die Anneliden ?2) habe ich das Vorkommen der gleichen Verhältnisse angezeigt. Wenn ich damals die Be- merkung beifügte, dass man es wohl mit einer allgemeiner verbreiteten Erscheinung zu thun haben möge, so hat sich solches bezüglich der Landgastropoden bestätigt. Bei den verschiedensten Arten von Limax, Helix und andern Gattungen erblickt man bei achtsamer Prüfung des frischen Epithels auf dessen Oberfläche zahlreiche Oeff- nungen, theils von rundlicher, theils von zackiger Form und dabei scharf gerandet; es sind die Enden von Durch- gängen oder Intercellularräumen, welche senkrecht das Epi- thel durchziehen. Diese hier gemeinten Oeffnungen lassen sich unschwer unterscheiden von den Mündungen der Schleim- drüsen, welche letzteren um vieles grösser sind. Zur Nachprüfung empfiehlt es sich, den Fussrand eines Thieres (etwa von Helix nemoralis) zu wählen, das man dureh Einlegen in Wasser, ungefähr zwölf Stunden lang, dem Erstickungstode nahe gebracht hat. Hier kommen die 1) Siehe Fig. 39. 2) Ueber Phreoryctes Menkeanus, Archiv f. mikrosk. Anat. Bd. 1. S. 282. 6 Intercellulargänge in der Seitenansicht sowohl, als auch ihre Oeffnungen auf der Oberfläche am besten zur Ansicht. An wirklich todten Thieren, obschon noch so sehr durch Wasser gequollen, ist bereits eine gewisse Trübung, welche hinderlich ist zur Erkenntniss dieser feinen Verhältnisse, eingetreten. Chromhaltige Reagentien und Osmiumsäure leisten hier nichts, indem nach Anwendung derselben die Epithelzellen etwas schrumpfen, so dass rings um sie Lücken entstehen, in denen die gedachten Poren untergegangen sind. Das Vorhandensein besagter Intercellulargänge wird von Andern angezweifelt und noch zuletzt hat ein jüngerer Beobachter, v. Ihering, die Ansicht ausgesprochen, dass ich bei Cyclas Falten für Intercellulargänge genommen habe. Ich meine, dass meine bildliche Darstellung diesen Verdacht von vorne herein ausschliessen musste. Vor Kurzem habe ich in der Abhandlung über die Hautdecke und die Hautsinnesorgane der Urodeden!) nochmals darauf hinge- wiesen, dass der von mir erörterte Bau der Hautdecke bei Mollusken und Anneliden keineswegs für sich allein dastehe, sondern an Verhältnisse anschliesst, wie sie bei Wirbel- thieren an gleichen Hautlagen bekannt geworden sind. Ich rechne hierher: 1) Die Intercellulargänge im Epithel des Bauchfells, welche bei Wirbelthieren ins Innere der Lymphräume führen. 2) Einen Theil der Intercellularräume in der Epidermis der Batrachier. 3) Die eigenthümlichen Canäle, wie sie jüngst aus dem Epithel der Schleimhaut der Nase von Säugethieren beschrieben wurden und sich von den Lymphräumen her mit Injeetionsmasse füllen lassen. Nur die Dunkelheit besteht noch für mich in gleicher Weise bei Mollusken, wie ich sie in letztgedachter Arbeit auch bezüglich der Batrachier nicht unerwähnt lassen konnte. Dort nämlich schien es, als ob ein Theil der Löcher in der Epidermis den Halsabschnitt kleiner flaschenförmiger Drüsen- zellen aufzunehmen hätten; bei den Mollusken kann der 1) Jahrbuch für Morphologie, Bd. II, 1876, 7 Inhalt der sog. Kalk- und Farbdrüsen durch diese Inter- cellulargänge nach Aussen gelangen. Es scheinen also auch hier entweder zweierlei Intercellulargänge zu bestehen, oder sie sind von einerlei Art und nach Umständen kann durch jeden der Lückenräume die Substanz der Kalk- und Farb- drüsen durch das Epithel hindurch abfliessen. U. Lederhaut. 1. Allgemeines. Die Dicke der Lederhaut scheint nach den einzelnen Gruppen bestimmte Verschiedenheiten einzuhalten: soweit meine Erfahrungen gehen, haben z. B. alle einheimischen Arten der Gattung Arion!) eine dickere Hautbedeckung als die Arten von Zimax. Nur Limax marginatus Drap., welche auch in anderen Dingen der Gattung Arion sich nähert, hat ebenfalls eine derbe Haut. Dann wechselt die Stärke des Coriums auch über den Körper des Einzelthieres hin: Am Kopf und Hals ist die Haut, welche bei Nacktschnecken vom unteren Rand des vorspringenden Schildes beginnt, um vieles dünner und zarter als jene des Schildes, Rückens und der Sohle. Die Oberfläche der Haut, mit Ausnahme der Sohle, erhebt sich in papilläre und leistenartige Hervorragungen, welche in einander übergehen, und auch jener die Mittel- linie des Rückens bei Limax auszeichnende Längskamm zählt hierher; aber auch die feine Körnelung, welche selbst auf den Fühlern nicht fehlt, ist von gleichem Wesen. Um noch auf einiges Andere hinzuweisen, so ist der Schild bei Arion empiricorum, wie herkömmlich, als „körnig“ zu bezeichnen; nimmt man es jedoch genauer, so erheben sich eigentlich nur am hinteren Umfang rundliche, für sich bleibende Papillen, während sie auf der übrigen Fläche des Schildes zusammenfliessen, sich ineinander schieben und 1) Vergl. hierzu meine Bemerkungen über Arion hortensis und Limax agrestis in den Beiträgen z. würtemb. Fauna, Jahreshefte d. Vereins für vaterländische Naturkunde, 1871, S. 215. 8 dadurch das Bild von Runzeln liefern. Am übrigen Rücken zeigt die einzelne papillare Erhebung einen schärferen oder schwächeren Längskamm ; nach den Seiten hin werden die Längswülste kürzer, und dort ruft, wenn die Haut sich in zusammengezogenem Zustande befindet, der Papillarbesatz im Ganzen die Zeichnung eines Epithels hervor. Bei Limax marginatus Drap. erscheint der Schild, welcher in der Ruhe hinten etwas gebuchtet ist, fein runzelig. Die Längsleisten des Rückens sind von Stelle zu Stelle seitlich eingeschnürt, und zerlegen sich gern wieder auf ihrer Kante durch Längsvertiefung in zwei Hälften. 2. Das Grundgewebe. Bindesubstanz ist auch hier -das Grundgewebe der Lederhaut, doch entstehen nirgends neben den weicheren Zügen jene derben Bindegewebslagen, welche in der Haut _ der Wirbelthiere auftreten und gewissermassen den Stock des Coriums erzeugen. Das Bindegewebe als Ganzes ist schwammartig angeordnet, und weil von zahlreichen Räumen durchbrochen, hat es wohl dadurch Veranlassung gegeben, dass andere Beobachter die Haut unserer Thiere als „zellig“ bezeichnen. Das Balkenwerk selbst enthält allerdings Gruppen wirk- licher Zellen mit Kern — Bindesubstanzzellen —, welche nach aussen Intercellularsubstanz abgeschieden haben. Da wo es sich um Herstellung von Begrenzungsflächen handelt, ziehen sich unter dem Cuticularsaum die Kerne mit um- gebendem Protoplasma als Zellenterritorien (Matrix) hin. Im Balkenwerk selbst sind nicht selten die Bindesubstanz- zellen zu Netzen vereinigt. Gegen die Oberfläche der Leder- haut zu gestaltet sich das Maschenwerk immer feiner, um zuletzt mit einem homogenen häutigen Grenzsaum abzu- schliessen !). Bei gewöhnlicher Untersuchung scheint es, als ob diese Grenze der Lederhaut gegen das diekere Epithel hin eine einfache glatte Fläche sei. An Hautstellen aber, welche in 1) Vergl. insbesondere Fig. 25 und Fig. 26. 9 schwacher Lösung von doppeltechromsaurem Kali macerirt wurden, lässt sich da und dort wahrnehmen, z. B. besonders sicher an den Mundlappen, dass Leisten auf der Oberfläche zugegen sind und sich netzartig verbinden. Im optischen Sehnitt nehmen sie sich auch als niedrige papillenartige Erhebungen aus). 3. Blutgefässe und Bluträume. ‘Das Bindegewebe der Lederhaut steht in näherer Be- ziehung zu den Blutgefässen. Die Zahl der arteriellen Ge- fässe im Corium ist gering, mir wenigstens gelang es ver- hältnissmässig nur selten ?), in den angefertigten Schnitten kleineren Arterien zu begegnen, welche alsdann innerhalb der Balken des bindegewebigen Schwammwerkes verliefen. Auch die noch mit besonderer Wand versehenen Capillar- gefässe, und überdies hin und wieder mit Blutkügelchen noch angefüllt, kommen nicht allzu häufig zu Gesicht, sind dann aber, wenn wir sie bis an ihr Ende zu verfolgen ver- mögen, sehr lehrreich, indem sie uns einen Einblick in die Art und Weise gestatten, wie sich histologisch Blutgefässe zu Bluträumen umbilden. Wir sehen nämlich, dass die Wand des Blutgefässes anfängt von rundlichen Oeffnungen durchbrochen zu werden, und die Oeffnungen führen in die Maschenräume des Binde- gewebes. Nach und nach wiederholen sich die Oeffnungen so rasch hintereinander und werden dabei so gross, dass die Wand des Gefässes nur in schmalen Streifen übrig bleibt, welehe dann mit dem Balkenwerk der Bindesubstanz eins geworden ist, wodurch nothwendig die Liehtung des Gefässes mit den Räumen des schwammigen Bindegewebes zusammenfällt?). 1) Fig. 41, bh. 2) Arterielle Gefässe sind jedoch an anderen Körperstellen auch bei Helicinen häufiger anzutreffen, als es wohl früher den Anschein gehabt hat. Bei Helix thymorum z. B. sieht man rechts und links auf der oberen Portion des Gehirns im Neurilemm hübsche Bäumchen von Blutgefässen. 3) Vergl. Fig. 25, f. 10 Die Bluträume oder Venen sind begrenzt von einem homogenen Saum, unter dem Kerne liegend !), theilweise noch umgeben von etwas feinkörnigem Protoplasma. Beide, homogene Haut und Kerne mit Zellsubstanz dahinter, ver- halten sich zu einander wie etwa an der äusseren Haut der Arthropoden die Matrix zum Panzer, an den Tracheen die sogen. Peritonealhülle zur Intima, am Neurilemm und Sarkolemm die homogenen Lagen zu den zelligen Elementen darunter, allwo eben überall die homogenen Lagen als Ab- scheidungsproducte zu gelten haben. Und wie bei Arthro- poden diese zelligen Ausbreitungen der Hautdecke, der Tracheen, zusammenhängen mit den Zellsträngen und Netzen des Fettkörpers, so gehen stellenweis auch hier in der Haut der Weichthiere die „Matrixzellen“ in jene Form des Binde- gewebes über, welches ich das „zellig-blasige“ seiner Zeit genannt habe. Durchschneiden wir einen in Weingeist gehärteten Arion empiricorum nach der Quere, so erscheinen in der Haut die Lichtungen einer Anzahl nach der Länge ver- laufender Blutgefässe: wenn wir von unten nach oben gehen, ein Gefäss rechts und links in der Fusssohle neben der Längsdrüse, dann weiter nach aussen in der Seitenwand, zugleich mit einem grösseren noch etwa drei kleinere Längsgefässe. Alle diese sind nicht arterieller, sondern venöser Natur, und münden nach vorne, gegen den Schild zu, in die Leibeshöhle. Andere venöse Gefässe heben sich sehr deutlich z. B. an Limax marginatus Drap. am Kopf, Hals und Seite ober- flächlich vom frischen Thier ab als helle pigmentlose Streifen, die schon durch die Art ihrer Zeichnung sich als Blut- bahnen ankündigen?). Auch auf dem Nacken von ZLimax cinereo-niger verlaufen zwei Längsgefässe nahe beisammen in der Mittellinie, welche Blutbahnen aus den Fühlern und der Seite vom Kopf und Hals aufnehmen und so lange gut zu verfolgen sind, als das schwärzliche Pigment die Umgebung färbt. 1) Fig. 26, d; Fig. 10, a, b, c. 2) In Figur 13 ist ein Theil des Verlaufes dieser oberfläch- licheren venösen Bahnen versinnlicht. ol Histologisch verhalten sich diese Gefässe nicht anders, wie die Bluträume im Schwammgewebe; sie sind begrenzt von einer homogenen Bindesubstanz oder.Cutieulargewebe, hinter welchem die Kerne liegen; und auf gleiche Weise geschieht die Abgrenzung der Lederhaut im Ganzen gegen die Leibeshöhle hin. Letztere stellt ja selber einen weiten venösen Blutraum dar und ist somit im Grossen und zusammenfassend das, was die venösen Längsräume und die kleinen Maschenräume im Einzelnen und in dichter Ausbreitung durch die Lederhaut sind. An Thieren von Limax marginatus Drap., welche in Kali biehrom. getödtet waren, einige Tage in dieser Flüssig- keit lagen und alsdann in Weingeist gesetzt wurden, liess sich die gegen die Leibeshöhle gerichtete Grenzschicht der Lederhaut, richtiger des Hautmuskelschlauches, welche sonst innig mit letzterem verbunden ist, als eine besondere Mem- bran, Serosa, abziehen und ausgebreitet für sich untersuchen. Auch jetzt zeigt sie sich zusammengesetzt 1) aus einer homo- genen Haut oder Intima, 2) aus einer körnigen Lage mit Kernen dahinter (Matrix), 3) aus Geflechten von Muskel- fasern. Endlich zeigt sich die frei ausgebreitete Fläche von kleineren und grösseren Löchern durchbrochen, den Mündungsstellen der aus der Lederhaut führenden und in den Leibesraum mündenden Bluträume !). 4. Muskeln. Was so eben über die innige Beziehung zwischen Bindegewebe und Bluträumen zu berichten war, schliesst an das an, ‚was ich vor Jahren über denselben Gegenstand bei Arthropoden beobachtet hatte?). Hingegen entfernen sich die Weichthiere entschieden von den Arthropoden durch das Verhältniss, in welches die Muskeln des Stammes zu der Hautdecke treten. Bei den Arthropoden erinnert das Verhalten der 1) Fig. 10. 2) Zum feineren Bau der Arthropoden, Archiv f. Anat. u, Physiol. 1855. S. 455. 12 Museulatur zur Haut schon einigermassen an die Wirbel- thiere, insofern die Hautdecke durch mächtige Entwickelung der euticularen Abscheidungen eine gewisse Selbständigkeit annimmt und die Musculatur des Stammes unter ihr liegt, nur von Stelle zu Stelle an die Segmente und inneren Vor- sprünge des Panzers sich ansetzend. Bei den Weichthieren ist noch wie bei den meisten anderen Wirbellosen die Hautdecke nicht selbständig, son- dern in unzertrennlichster Weise mit der Musculatur ver- webt, und dieser Umstand bedingt auch die so bedeutende Dicke der Lederhaut. Die Muskeln der Leibeswand halten zwei Haupt- richtungen ein: nach aussen oder oben liegen die Ring- muskeln, nach einwärts oder unten die Längszüge, beidemal wegen der Menge der Bluträume in Gruppen oder Bündel aufgelöst. Querschnitte durch kleinere weniger pigmentirte Arten wie z. B. von Limax arborum Bouch. geben hierüber gute Ansichten. Im übrigen sind die Muskelfasern noch in mannichfaltigster Weise verflochten und bilden einen guten Theil des Schwammwerkes, so dass dessen Balken oftmals nur einen dünnen bindegewebigen Saum besitzen und im Uebrigen rein muskulös sind. Es erstrecken sich die Muskelzüge durch die ganze Hautdecke, also auch nach oben um die nachher zu er- örternden Drüsen herum, bis unmittelbar unter den homo- genen häutigen Grenzsaum, dem das Epithel aufsitzt. Da die äussere Lage ringförmig verläuft, so können noch in ganz feinen Schnitten die Muskeln Bogenlinien erzeugen. Die Muskelelemente werden nach oben hin, gegen die Grenze der Lederhaut, schmaler. 5. Schleimdrüsen. Die hier gemeinten Drüsen sind zuerst von Semper!) näher untersucht und bestimmt worden. Bald nachher ge- denke ich derselben auch bezüglich des Ancylus?): „Ganz 1) a. a. O. Separatabdruck S. 7. 2) Histologie, S. 107. 13 kleine Individuen, welche man unverletzt auf den Rücken gelegt hat, lassen ringsum am Mantelsaum sehr deutlich retortenförmige Drüsen erkennen.“ Gegenwärtig habe ich sie bei verschiedenen Pulmo- naten vergleichend geprüft und möchte zunächst gegenüber von Semper, welcher „das Lumen der Drüsen mit sehr grossen Zellen angefüllt“ sein lässt, bemerken, dass es sich in unserem Falle nicht um mehrzellige, sondern unzweifel- haft nur um einzellige Drüsen handelt. Was ihre Verbreitung angeht, so sind sie bei den Nacktschnecken'!) allgemeiner über die Körperhaut ausge- streut, als bei den Gehäuseschnecken; denn sie fehlen bei den letzteren in den von der Schale bedeekten Stellen. Doch auch bei Nacktschnecken giebt es Gegenden, wo sie mangeln: so z. B. fehlen sie an der ganzen Strecke des „Halses“, welche unter dem frei und dachartig vorspringenden Rande des Schildes verborgen liegt (Limax cinereus List.); in der Haut des Kopfes schienen sie mir z. B. bei Limax margi- natus Drap. zu fehlen, jedoch bei Limax cinereus zeigten sie sich auch in der Haut der Fühler, wenngleich aller- dings hier von nur geringer Grösse. Ihr Umfang ist überhaupt ein sehr verschiedener: meist von Form kleiner gestielter Beutelchen, werden sie ein andermal zu grossen, sich in die Tiefe der Lederhaut 1) Dass ähnliche oder gleiche Drüsen auch bei Nacktschnecken des Meeres sehr verbreitet sind, ersieht man aus dem Werke: Semper: Reisen im Archipel der Philippinen. II. Theil. 2. Band (Malaeologische Untersuchungen von Rud. Bergh). Meist sind zwar die Drüsen nur im Umrisse gezeichnet, von Beutel-, Hauben- und Schlauchform ; aber im Heft IX auf Taf. XXXVII, Fig. 19 er- scheinen aus Bornella calcarata die Drüsen in histologischer Aus- führung sehr schön dargestellt, und zeigen ganz die gleiche Son- derung, wie ich sie bei unsern Nacktschnecken beobachte. Ob nicht auch bei den Mollusken des Meeres die so abweichenden und nachher zu erörternden ‚„Kalk- und Farbdrüsen‘ vorhanden sind, getraue ich mir leider aus den Angaben im gedachten Prachtwerke nicht zu be- stimmen. Immerhin bedünkt mich, als ob die ‚‚kalkweissen Drüsenlager“‘, von denen Bergh z. B. gelegentlich des Phyllobranchus prasinus spricht, dorthin gehören möchten, 14 erstreckenden Säcken!). Im Mantelrand von Helix nemo- ralis z. B. sah ich einzelne von solcher Grösse, dass sie für’s freie Auge als graue Punkte durchschimmerten. Die letzteren waren aufs Dichteste erfüllt mit den noch zu be- sprechenden speeifischen Körperchen. Der feinere Bau der Drüsen hat manches Beachtens- werthe. Man unterscheidet eine homogene Grenzhaut oder Tunica propria, welche an fertigen Thieren zwar von dem bindegewebigen Faserwerk der Lederhaut geliefert zu sein scheint. An Embryonen jedoch, bei welchen gedachte Drüsen bald auftreten, gewinnt man “die Ueberzeugung, dass die Haut gleich einer Zellenmembran ist, abgeschieden als Cu- ticula von dem Zellenleib. Das Protoplasma stellt sich entweder gleichmässig hell, oder in anderen Fällen fein granulär dar; oder man bemerkt in den ganz grossen Säcken eine Zerlegung in eine breite helle Randzone, welche zu- nächst unter der Tunica propria sich hinzieht und in eine körnige, die Hauptmasse vorstellende Mitte?). An der hellen Randzone glaube ich eine feine radiäre Streifung wahrzu- nehmen, ähnlich wie an der Zona radiata des Eierstocks- eies etwa der Reptilien?). 1) Man vergleiche z. B. Figur 44 und Figur 45. 2) Man vergleiche Fig. 28, Fig. 30, Fig. 43, Fig. 44, Fig. 45. 3) Ich habe vor Kurzem auf ähnliche von mir und Andern beobachtete Sonderungen des Protoplasma als einer allgemeineren Erscheinung hingedeutet. Den eigenen Beobachtungen könnte jetzt noch die weitere angefügt werden, dass an ganz jungen Eierstocks- eiern von Rana oxyrrhinus, welche zuerst mit Chromsäure, alsdann mit Glycerin behandelt worden waren, das Protoplasma oder der Dotter durch die Lagerung der Körnchen ein gewisses zart radiäres Streifensystem darbot. In übersichtlicher Zusammenfassung lassen sich meine Wahrnehmungen folgendermassen aufzählen: A. Concentrisch geschichtete oder schalige Sonderung. des Protoplasma: Ganglienkugeln bei Inseeten und Anneliden. (Vom Bau d. thier. Körpers, 1864, S. 85.) B. Streifige Sonderung: 1. Längsstreifige: Epithelzellen in den Malpighi’schen Gefässen der In- secten (Allgam. Bedeckgen. d. Amphibien, 1876, S. 110) k 15 - Häufig erscheint als Inhalt der Drüse eine Masse eigenartiger Gebilde, welche Semper!) zuerst beob- achtet und unterschieden hat. Es seien kleine, blasse, spindelförmige oder länglich runde, mitunter einem Schleif- stein ähnliche Körper. Der Entdecker war, indem er ihrer im Hautschleim ansichtig wurde, anfangs geneigt, sie für parasitische Bildungen zu halten. Aber die weitere Unter- suchung klärte auf, dass die Körperchen in den Schleim- drüsen der Cutis „als wahre Kerne“ wieder aufzufinden seien. Die Annahme, dass die Körper die Kerne seien, erklärt sich daraus, dass Semper die Drüse mit grossen Zellen angefüllt sein lässt. Ich habe diese specifischen Elemente bei den ver- schiedensten Arten der Gattung Arion, Limax und Helix als Inhalt der Schleimdrüsen kennen gelernt?), und sie Epidermiszellen von Hyla arborea. (Organe d. sechsten Sinnes, Nov. act. acad. Leop. Carol. Vol. XXXIV, 1868). 2. Querstreifige: Epithelzellen der Oberlippendrüse der Schlangen (Kopf- drüsen der einheimischen Ophidier, 1873); Daumen- drüse der Batrachier (Bau d. Zehen bei Batrachiern, 1876); Drüsen in den Mundlappen der Schnecken. (Gegenwärtige Abhandlg.) 3. Radiärstreifige: a. durch die ganze Zelle: Junge Eierstockseier von Rana oxyrrhinus (siehe oben). b. durch die Rindenschicht der Zelle: Eierstockseier der Reptilien (Die in Deutschland lebenden Arten d. Saurier, 1872); Hautdrüsen der Raupen (Farben d. Hautdecke etc. bei Insecten, 1876); Hautdrüsen der Schnecken, (Gegenwärtige Abhandlg.) Ü. Netzartige Sonderung des Protoplasma: Zellenkerne von Triton (Vom Bau d. thier. Körpers, 1864, 5.14), Schleimzellen von Anguis fragilis (Sinnes- organe d. Schlangen, 1872), Blutkörperchen von Triton, Epithelzellen der Kloakendrüse von Triton. (Allgem, Bedeckgen. d. Amphibien, 1876,) l) a.a. O. 2) Vergl, Fig. 28, Fig. 31, Fig. 33, Fig. 43, Fig. 45, e. 16 mögen bei fernerer Prüfung und sehr stark vergrössert auch nach den Arten Verschiedenheiten darbieten. So finde ich bereits, dass sie bei Limax agrestis L. kleiner sind, als bei Limax marginatus Drap., und in Limax variegatus Müll. nicht blos kleiner, als bei den eben genannten Thieren, sondern auch länglicher. Ja bei Embryen dieser Nackt- schnecke, mit noch grosser Schwanzblase, allwo die Drüsen sich schon sehr deutlich in der Haut abheben, nahmen sie sich mehr wie helle Stiftehen oder Stäbchen aus. Wenn ich an Limax marginatus Drap. sie sehr stark vergrössere, so gewahre ich an ihnen bei Syst. 10 Hartnack einige, aber immerhin sehr blasse Schichtungslinien, während sie bei Syst. 8 wie rein homogen sich ausnehmen. Ueber die Entstehung der eigenartigen Körperchen habe ich noch keine Kenntniss. Es verdient aber bemerkt zu werden, dass bei den Arten von Zimazx häufig die Drüsen anstatt der Spitzweckchen, wenn wir sie so nennen wollen, mit einer hellen, homogenen, das Licht stark brechenden Substanz gefüllt waren. Wenn in grösserer Menge vor- handen, steht diese Masse in Gestalt eines kurzen Pfropfes aus der Drüsenmündung hervor. Bei Betrachtung der frischen Haut von der Fläche, befeuchtet mit dem Blute des Thieres, macht sie sich in Form von hellen Flecken, welche scharf umschrieben und glänzend zwischen den Epithelzellen sich abheben, sehr bemerklich!). Dieses Bild gewährte z. B. die Haut von Limax cinereus und Limazx variegatus. Bei Zusatz von Essigsäure quillt die Substanz auf und die Oeffnung der Drüsen zwischen den Epithel- zellen erscheint jetzt viel grösser. Auch bei Helix thymorum ist der Inhalt der Drüsen eine helle Substanz, die nach hinten kuglig, nach vorne fadig sich auszieht und in dieser Form aus der Oeffnung der Drüse zwischen den Epithel- zellen hervorsteht. Ich meine zarte spiralige Linien an dem Innenkörper wahrzunehmen’). Es würde sich lohnen, alle die einheimischen Schnecken- gattungen und Arten auf den Inhalt der Drüsen zu durch- 1) Figur 32, a. 2) Figur 30, a. 17 mustern. Denn z.B. bei Hyalina eellaria, allwo sich schon in der Haut des Rückens für die Lupe und selbst für’s freie Auge aus dem dunklen bläulich schimmernden Haut- pigmente die Schleimdrüsen sehr scharf abheben, zeigen sie sich unter dem Mikroskop durch ihren Inhalt als höchst scharf gerandete, ovale, helle Körper. Und dieser Inhalt erscheint entweder als reine homogene Masse, oder er zerlegt sich in eylindrisch gekrümmte Züge und nach Einwirkung von Reagentien, etwa von chromsaurem Kali, nimmt sich die Masse aus wie ein langer Nesselfaden, oder ein zu einem Knäuel zusammengeschobener Byssusfaden. — Auch die vorhin- erwähnten feinen spiraligen Linien an der hellen Inhaltsmasse der Drüsen mögen wohl auf eine fadige Son- derung hindeuten. Im Grunde der Drüsenbeutelehen liegt ein grösserer rundlieher Kern, umgeben von feinkörniger Zellsubstanz, welche sich, wandständig und dabei dünner werdend, nach vorne ausdehnt, also gewissermassen die Becherform hat. Sie begrenzt den Raum, in welchem die spindelförmigen Körper, die helle stark lichtbrechende Substanz und ihre Abänderungen sich als Abscheidungsproducte zeigen. Endlich lässt sich oftmals — ich sah es bei mehreren Arten von Helix — wahrnehmen, dass an das blinde Ende der einzelligen Drüse sich der Streifen einer blasskörnigen Substanz ansetzt, der wohl nichts anderes als ein Nerv sein kann). Es wurde bereits erwähnt, dass die Schleimdrüsen an einem und demselben Thier und auch an der gleichen Haut- stelle von sehr verschiedener Grösse sein können. Jetzt wäre zu berichten, dass sie da und dort in grösseren Gruppen beisammen stehen, so z. B. am Mantelrand bei Heli, Bulimus und anderen Arten. Auch die sogenannte Schwanzdrüse der Nackt- schnecken gehört hierher. Sie ist kein eigenthümliches Organ, bewahrt auch keine Selbständigkeit gegenüber den 1) Fig. 29. Ich habe diese Thatsache schon anderwärts ge- meldet und durch eine Abbildung veranschaulicht. (Archiv f. mikrosk. Anat. Bd. XII, Taf. XXIII, Fig. 6. 2 18 Schleimdrüsen der Umgebung, sondern ist nur eine An- häufung sehr entwickelter Drüsen der gleichen Beschaffen- heit. Bei Limax marginatus Drap. sind sogar die Drüsen- säcke der Schwanzspitze nicht grösser und zahlreicher, als sonst am Rücken. Bei den Arten von Arion hingegen nimmt ihre Grösse und Zahl an der Schwanzspitze zu. Das Secret fliesst in eine dreieckige Furche der Oberfläche des Schwanzes, gewissermassen in einen Sammelraum, zu- sammen. Aus Beobachtungen, welche ich über die Ent- wickelung der Nacktschnecken anstellte, will es mir scheinen, als ob die Entstehung der dreieckigen Grube, in welche sich später das Seeret sammelt, mit der Zurückbildung und dem endlichen Schwund der Schwanzblase in- Be- ziehung stehe. Nach dem Voranstehenden zeigen die Schleimdrüsen mancherlei wichtige Verschiedenheiten in dem, was sie hervorbringen und in ihrer Beziehung zu Nerven. Man darf deshalb wohl annehmen, dass sie an der Bildung des Hautschleimes in verschiedener Weise sich. betheiligen, äbnlich wie der „Speichel“ bei Säugern und Reptilien aus wirklichen Speicheldrüsen und aus Schleimdrüsen herstammt, oder wie die Säckehen in der Haut der Batrachier nicht das gleiche Secret liefern, oder endlich wie die Spinndrüsen der Araneen unter sich nicht von gleicher Art sind. Sonach möchten auseinanderzuhalten sein: 1. Jene Drüsen, welche die spindelförmigen Körperchen erzeugen. 2. Die Drüsen, deren Inneres eine hell glänzende Rindensubstanz darbietet nebst körniger Mitte. 3. Solehe, welche den Byssusfäden ähnliche Massen erzeugen. 4. Endlich diejenigen, welche den Nervenendigungen aufsitzen. Die mehrfach erwähnten „schleifsteinähnlichen Kör- perchen“ sind wohl mit den stabförmigen Gebilden, wie sie bei zahlreichen Anneliden in Hautdrüsen bereitet werden, in Eine Gruppe von Elementen zusammenzustellen. 19 Ueber diese „corpuscules bacillaires“ der Ringelwürmer vergleiche man besonders die Angaben von Claparede, welcher sie von verschiedenen Gattungen abbildet!), und woraus man ersieht, dass sie ebenfalls Verschiedenheiten in Grösse und Form nach den einzelnen Gattungen und Arten an sich haben. Auch die Nesselkapseln der Zoophyten halte ich für verwandte Körper; ja man könnte sich beinahe geneigt fühlen, manche Formen jener Elemente, welche ich aus den Hautdrüsen der Batrachier beschrieben habe, hier anzureihen. Jedenfalls bilden auch sie einen Theil des Hautschleimes. Mit mehr Sicherheit als im Hinblick auf die Batrachier vergleiche ich die zusammengerollten Fäden in manchen dieser Drüsen den Fäden des von einer Drüse gelieferten Byssus bei den Muscheln. Selbst an ausgetretenem „Schleim“ lassen sich solche Fäden noch erkennen, beson- ders deutlich bei dm Draparnaud’schen Limax margi- natus. Im frischen Schleim heben sie sich zwar kaum ab, hingegen nach Einwirkung von Weingeist treten sie deutlich als helle homogene Fäden hervor, vielfach zusammengerollt und öfters in Verbindung mit einem kolbigen Endkörper, dessen Mitte sich noch kernartig abgrenzen kann?). Diese Fäden widerstehen lange der Kalilauge. — Im Schleim von Limax cinereus List. sind sie in gleicher Weise vor- handen. | Bedenkt man, dass nach Mittheilung Anderer?) die jungen Thiere von Limax sich an einem Schleimfaden von nicht zu bedeutender Höhe herunterzulassen vermögen, eine Fähigkeit, welche an ausgewachsenen auch während der Begattung zum Vorschein kommt, so darf man wohl auch von dieser Seite her die Schwanzdrüse, wie ich es gethan, der Byssusdrüse der Muscheln vergleichen. Vergegenwärtigen wir uns weiterhin, dass die Byssus- fäden der Muscheln den zu einem Körperchen aufgerollten 1) Clapar&de, Les Annelides chetopodes du Golf de Naples, Geneve et Bale, 1868. 2) Figur 42, 3) Kobelt, Fauna der Nassauischen Mollusken, Jahreshefte des Nassauischen Vereins für Naturkunde, 1871 u. 1872. 20 Fäden in den Schleimsäcken von Myzxine glutinosa ver- wandt sind, diese „Schleimsäcke“ aber in die Reihe jener Organe gehören, welche man als Sinneswerkzeuge zu deuten befugt ist, so werden wir unwillkürlich an jene Drüsen- formen !) in der Haut verschiedener anderer Wirbellosen erinnert, welche durch ihr Aufsitzen an Nervenenden neben der Secretion auch irgend eine Empfindung vermitteln. Und dass die „Schleimdrüsen“ der Gastropoden theilweise sich mit Nervenenden verbinden, wurde ausdrücklich er- wähnt. Die Frage, sollen die einzelligen Schleimdrüsen der Oberhaut zugerechnet und als Umbildung von Epithel- zellen angesehen werden, oder gehören sie der Leder- haut, auch ihrem Ursprunge nach an, wird in sehr ver- schiedener Weise beantwortet. Boll?) betrachtet sie als Becherzellen des Epithels, welche sich äusserst vergrössert haben, so dass der Zellen- körper seinen Platz in der Tiefe der bindegewebigen Cutis zu nehmen habe. Flemming?) hingegen spricht sich sehr entschieden dahin aus, dass die Drüse eine Zelle des Bindegewebes sei, „die durch Metamorphose ihres Leibes die Massen von Schleim produeirt*. Nach dem, was mich die Untersuchung der fertigen Thiere und des Embryo (von Limazx variegatus) gelehrt hat, muss ich die Ansicht, dass die Drüsen umgebildete, vergrösserte und nach einwärts gewachsene Epithelzellen sind, für die richtigere halten. Eine gute Darstellung des feineren Baues der Fuss- drüse hat Semper gegeben. Ich habe namentlich an Arion empiricorum mich dureh Querschnitte zu unterrichten 1) Vergl. m. Abhandlung: Organe des sechsten Sinnes. Anhang. 2) Beiträge zur vergl. Histologie des Molluskentypus. Arch. f. mikr. Anat. 1869. 3) Untersuchungen über Sinnesepithelien der Mollusken. Arch. f. mikr. Anat. 1870. 21 gesucht, wobei man sieht, dass in den hinteren Partien des Fusses die Drüsenmasse dieker wird und die Drüsenbälge den Canal, in den sie münden, stärker umgreifen. Nach vorne zu springt nur von unten her das Drüsenlager in den weiten Gang vor und die Bewimperung des letzteren beschränkt sich auf die Fläche, allwo die Einzeldrüsen aus- münden. Die Rückenwand des Canales ist ohne Flimmern !). Wir werden sehen, dass in den Mundlappen Drüsen verborgen sind von gleichem Bau, wie jene des Fusses und sie lassen sich als Ergänzungsstücke der Fussdrüse ansprechen, wie denn auch das Flimmerepithel des Fuss- canales, der hier erweitert ausmündet, sich erst gegen die Mundlappen hin verliert. Die Fussdrüse gehört zu den Organen, welche früh schon sich ausbilden. An Embryen von Limaz variegatus mit grosser Schwanzblase erstreckt sie sich bereits deutlich nach der Länge des Fusses hin. 6. Farb- und Kalkdrüsen. Die an sich ‚graue Lederhaut eines Arion empiricorum zeigt unter dem Epithel eine über den ganzen Körper sich erstreckende rothgelbe Pigmentzone. Das Grau kommt be- sonders auf Rechnung der in die Lederhaut eingewebten Museulatur des Stammes. Nach unten, also gegen die Leibeshöhle zu, erstreckt sich wieder eine weissliche, durch Kalk bedingte Zone über den Körper hin und fehlt nur am Kopf. Längsschnitte durch das in Weingeist erhärtete ganze Thier geben über gedachte Vertheilung der Schichten guten Aufschluss. 1) Schon früher war in einigen Schriften tadelnd bemerkt wor- den, dass ich die Fussdrüse für den Sitz des Geruchsinnes erklärt hätte, und vor Kurzem wird dasselbe zweimal in der Abhandlung Simroth’s: Die Sinneswerkzeuge der einheimischen Weichthiere, Zeitschrift f. wiss. Zoologie, 26. Bd. ebenfalls vorgebracht. Es darf daher wohl die Bemerkung am Platze sein, dass ich auf die Ehre dieser Deutung der Fussdrüse gar keinen Anspruch habe, da der amerikanische Zoologe Leidy es gewesen ist, nicht ich, der die an- geführte Ansicht ausgesprochen hat. (Annals of natur. hist. vol. 20.) 22 Wo ist nun das rothbraune Pigment von Arion em- piricorum enthalten? Es liegt in Zellen, welche dem Ge- webe zwischen den Schleimdrüsen angehören. In der frischen Haut und bei der Flächenansicht nehmen sich die Zellen wie scharf abgegrenzte Pigmentflecke aus, von rund- lich eckiger Form. Blickt man auf den umgeschlagenen Hautrand, so geht ein feiner pigmenterfüllter Halstheil durch das Epithel hindurch. Man hat anscheinend das Bild einer einzelligen Drüse. Grössere Farbdrüsen zeigen sich aber entschieden mehrzellig, indem die „Drüse“ buchtig sich ausbreitet und jede Ausweitung abermals einen Zellen- bezirk vorstellt. Bei Limax variegatus, dessen frische Haut etwas wachs- ähnlich Durchschimmerndes an sich hat, lassen sich die Farbdrüsen!) verhältnissmässig leicht untersuchen. Das eigenthümliche Graugelb, welches, wenn mehrere „Drüsen“ sich decken, zu einem Hochgelb gesteigert erscheint, ist ein diffuses Pigment und liegt in Netzen, welche aus Balken oder Strängen von Zellen bestehen. Nach einwärts stehen sie in Zusammenhang mit dem Balkenwerk der Lederhaut, nach aussen gehen feine Gänge durch das Epithel hindureh. Der gleiche Zusammenhang mit den Zügen des schwammigen Bindegewebes besteht bei den „Kalk- drüsen“, wie denn die letzteren von den Farbdrüsen im Wesentlichen nicht verschieden sind. Schon mit auffallen- dem Licht lässt sich an Hautstücken von Arion empiricorum - deutlich bestimmen, dass die gelbrothen Farbdrüsen in die weissen Kalkdrüsen übergehen. Beide können, nach dem Umfang, in welchem die Zellen mit gefärbtem oder unge- färbtem Kalk gefüllt sind, das Bild einer einzelligen oder mehrzelligen Drüse geben. Diese Verhältnisse wurden mir zuerst völlig klar an Limax marginatus Drap. Schnitte durch die ganze Haut belehren, dass eine Menge Kalk abgesetzt ist, und dass da- von das Grau der Grundfarbe herrührt?). Von innen nach auswärts treffen wir zuerst auf eine helle, weniger kalk- 1) Figur 31, c. 2) Figur 27. 23 reiche Muskelzone, dann folgt eine Mittelschicht, welche von kalkerfüllten Netzen aufs Dichteste durchzogen ist!); endlich am Rücken und zwar in den Leisten sind die Kalk- drüsen am zahlreichsten. Am Fusse, vom Seitenrand gegen die Mitte hin, verdünnen sie sich allmählich oder sind wenigstens so spärlich geworden, dass man nur einzelnen noch begegnet, während die Schleimdrüsen in unveränderter Menge über die ganze Fussscheibe weggehen?). In den „Kalkdrüsen“ ist der Kalk feinkörnig und hat einen leicht fleischrothen Farbenton, in den Kalknetzen der Mittelzone ist der Kalk ungefärbt und von grobkörniger Beschaffenheit. Schon an dieken Schnitten wird wahrscheinlich, dass ein unmittelbarer Zusammenhang der Kalkdrüsen mit den Kalknetzen vorhanden sei, besonders deutlich an Thieren, welche in Weingeist getödtet wurden, wodurch die Drüsen stark gegen das Epithel streben, das hintere Ende aber nicht kestimmt gegen die Umgebung sich abgrenzen will. Und dasselbe lässt sich an feinen Schnitten und an Zer- zupfungspräparaten mit Bestimmtheit erkennen®). Das zellige Balkenwerk zwischen der Musculatur der Mittelzone erscheint in verschiedenem Grade gefüllt mit den Kalkab- lagerungen; darauf bildet sich eine Brücke zu den „Kalk- drüsen“ hin, in welchen der Kalk bereits feinkörniger geworden ist; an der Drüse, welche gern die Form eines länglichen gebuchteten Säckchens hat, erscheint die Um- wandlung des Kalkes in eine feinkörnige Masse mit fleisch- rothem Farbenton. Die Drüse endigt nach aussen mittelst eines feinen Ganges in dem Epithel. Hat man sich von diesem Zusammenhang der „Kalk- drüsen“ mit den bindegewebigen Zellensträngen zwischen 1) Bei den Arten von Limax, z. B. L. agrestis, L. cinereo- niger, ist zwar immerhin auch viel Kalk in dieser Zone zugegen, doch weniger als bei Arion. Limax marginatus Drap. nähert sich aber bekanntlich in Vielem der Gattung Arion. 2) Ob bei allen Arten in gleicher Weise, ist mir freilich un- gewiss. Bei Limax agrestis z. B., in Weingeist getödtet, vermag man eine zusammenhängende Schleimhülle abzuheben. die aber am Fussrande aufhört, und die Sohle schien mir auch drüsenlos zu sein. 3) Figur 28. 24 den Zügen des Hautmuskelschlauches einmal überzeugt, so versteht man auch die Bilder, welche der Mantelrand der Gattung Helix darbietet. Bei H. nemoralis z. B. erscheinen die Kalkdrüsen an genanntem Orte von der Fläche gesehen als unregelmässig eckige, strahlige Körper, auch wohl von Netz- form, die einen gross, die andern klein, wieder andere ganz gross. Das netzartige Aussehen rührt nicht bloss davon her, dass sich die buchtig ausgezogenen „Einzeldrüsen“ übereinander wegschieben und decken, sondern es beruht auf wirklicher Verbindung mit den netzartig angeordneten Bindegewebszellen. Die Kalkdrüse besteht aus einer An- zahl von Bindesubstanzzellen, die mit Kalkkörperchen ge- füllt sind und sich nach aussen durch Intercellularräume des Epithels öffnen. Wenn die Kalkdrüsen weniger dicht stehen, so z. B. am Rande des Fusses (Helix thymorum), so nähert sich ihre Form mehr jener von echten Drüsensäcken, indem die mit feinkörnigem Kalk erfüllten Zellen sich nach verschie- denen Seiten stark vorwölben und überdies die Verbindung mit dem Zellennetz verdeckt sein kann. Aber man fertige gute Präparate an und es kommt zum Vorschein, dass doch seitwärts von dem scheinbar geschlossenen Drüsensäckehen ein Fortsatz abgeht, der von heller Beschaffenheit, jetzt sich vielleicht theilt, und mit dem einen Ausläufer unmittel- bar übergeht in das lockere, eine Schleimdrüse um- gebende Bindegewebe, und mit dem andern abwärts in das Zellennetz zwischen den Muskelzügen sich verliert. Bei den Helieinen (H. nemoralis) ist der Rand des Fusses, dann insbesondere der wulstige Mantelrand von vielen „Kalkdrüsen“ durchzogen und ich glaube auch bei den Limacinen noch den Rest dieses stark drüsigen Gürtels am Mantelrand wahrzunehmen. Man sieht nämlich z. B. an Limax carinatus Leach (L. marginatus Drap.) um das 'Athemloch !) herum einen weisslichen Ring, der von einer massigeren Entwickelung der Kalkdrüsen an dieser Stelle 1) In der Schrift von Goldfuss (Mollusken der Rheinprovinz) wird das Athemloch irrigerweise immer Athemhöhle genannt, während es doch nur die Oeffnung der Lunge nach aussen ist. 25 herrührt. Auch bei Limax agrestis und Limax cinereus lässt sich das Gleiche wahrnehmen. Die von Kalk er- füllten Zellstränge sind dergestalt sackig ausgeweitet, dass auch sie dem Bilde echter Drüsen nahe kommen. Das kalkführende Zellennetz zwischen der Haut- museulatur entspricht nach meiner Auffassung dem Fett- körper der Arthropoden. Und wie dort zumeist Fett in die Zellen abgelagert ist, auch in der Weise, dass drüsen- ähnliche Figuren entstehen, wie denn Dufour z.B. vor langen Jahren aus dem Fettkörper der Caraben drüsenartige Beutel beschrieben hat, so erzeugen hier bei den Weichthieren mit Kalk erfüllte Partien des Zellennetzes die drüsenähn- lichen Abgrenzungen. Die groben Körner in den Netzen zwischen den Muskeln sind in den „Kalkdrüsen“ zu weiterer Verwendung so fein gepulvert, dass die Kalkmoleküle in den frisch und ohne Druck untersuchten Zellen die leb- hafteste Molecularbewegung sehen lassen. Wo der Kalk nicht mehr nach aussen abgesetzt werden soll, wie an Ge- häuseschnecken unterhalb der Schale, mangeln auch die Gänge durchs Epithel; aber die mit Kalk erfüllten Zellen- stränge des Bindegewebes bestehen fort. Um von Letzterem sich zu überzeugen, prüfe man vergleichend von kleineren Schnecken, z.B. Helix thymorum, den Mantelrand und jenen Theil der Haut, weleher die hintersten Leberwindungen, im Wirbel des Gehäuses, umschliesst. Dort finden sich „Kalkdrüsen“, hier die entsprechenden kalkig erfüllten und sackartig aufgetriebenen Zellenbalken, hingegen fehlen die Gänge für den Durchtritt des Kalkes durch das Epithel. Weiterhin lehrt auch die Untersuchung des echten Limax cinereus List., dass die „Kalkdrüsen‘“ schon im frischen Zustande nirgends in der Haut vom Aussehen der Drüsen sind ; sie stellen sich vielmehr als kalkerfüllte Binde- substanzzellen dar, welche die Schleimdrüsen umgeben. Auch hat der Kalk hier keine grobkörnige Beschaffenheit; eine Verlängerung nach oben durch die Epithelzellen ist nicht wahrnehmbar. Selbst nach Anwendung von Kalilauge, wodurch bei anderen Arten der Kalk lebhaft zwischen den Epithelzellen vordringt und nach aussen quillt, kann man kaum etwas von solchen Gängen erblicken. 26 Dass „Farbdrüsen“ und „Kalkdrüsen“ von gleicher Natur sind, lässt sich an Zimax variegatus Müll. noch be- stimmter bekräftigen, indem dort die „Kalkdrüsen“ nicht mit Kalk, sondern nur mit diffusem gelben Pigment er- füllt sind. Eine Eigenthümlichkeit, welcher ich öfter ansichtig wurde, bestand darin, dass der Inhalt sowohl der Farb- wie Kalkdrüsen wie zerklüftet sich ausnahm und damit an ein gefurchtes Ei erinnern konnte. Nachdem wir die den Hautschleim absondernden Or- gane kennen gelernt, mag es passend erscheinen, auf die Zusammensetzung dieser Masse selbst einen Blick zu werfen. Der Hautscehleim ist nicht von gleicher Beschaffen- heit bei allen Arten, sondern zeigt Abänderungen, welche in den Eigenthümlichkeiten des Baues der Haut begründet sind, wie ich sie im Obigen dargelegt. So ist bei dem echten Zimazx cinereus List. das frische Hautseeret wasserhell, und die wenigen weisslichen Streifen, welche darin hinziehen, rühren von den aus den Schleim- drüsen abgegangenen Körperchen und etlichen Epithelzellen, sowie einer Spur von Kalk her. Auch bei Limax variegatus Müll. hat der Schleim etwas sehr helles und verhältniss- mässig flüssiges, und man wolle sich hierzu erinnern, dass die „Kalkdrüsen“ in gewissem Sinne bei dieser Art zu reinen „Pigmentdrüsen“ geworden sind. Das gelbe Pigment tritt erst aus und mischt sich dem Schleim bei, wenn das Thier recht unsanft behandelt wird. Ganz anders verhält sich Limax marginatus Drap. Eine weisse, zähe, fast firnissartige Materie wird vom Thiere abgeschieden. Die weisse Farbe derselben hängt zusammen mit der starken Entwiekelung der „Kalkdrüsen“, welche zahlreiche Kalkmoleküle dem Schleim beimischen, weshalb auch zugesetzte Essigsäure viele Luftblasen entwickelt. Das firnissartige Wesen ist bedingt durch die oben be- sprochenen, den Byssusfäden der Muscheln ähnlichen Ge- bilde. Indem man das Thier im Augenblick der Abson- derung des Schleimes näher betrachtet, zeigt sich, dass vom 27 Sehild weissliches und mehr flüssiges Secret abfliesst, hin- gegen das zähe firnissartige von den Seiten des Leibes und der Bauchfläche geliefert wird. Im Schleime von Arion empiricorum sind auch noch Kalkmolekule beigemischt, welche von gelbem oder bräun- lichem Farbstoff durchdrungen, wie Pigmentkörner sich ausnehmen. Endlich bilden sehr allgemein die „schleifsteinähnlichen“ Körperchen einen Bestandtheil des frischen Hautseeretes. Anmerkung 1. Die bedeutsame Thatsache, dass bei den Pulmonaten die Bindesubstanzzellen der Haut nicht bloss Kalk auf- nehmen, sondern denselben in molekularer Auflösung auch nach aussen wie ein Secret absetzen, bringt mir die Käfergattung Dytiscus und eine von jedem Entomologen beobachtete Erscheinung in die Erinnerung. Genannter Wasserkäfer lässt wie zur Vertheidigung aus der Vorderbrust eine milchige übelriechende Flüssigkeit hervor- quellen und ich habe früher mehr als einmal nach Drüsen gesucht, welche als Bereitungsstätte angesehen werden könnten. Doch immer vergeblich: ich sah nur die von mir näher beschriebenen einzelligen Hautdrüsen, und diese sind es schwerlich, welche die milchige Flüs- sigkeit bereiten. Sollten nicht — und der nächste Beobachter wird jetzt vielleicht Antwort zu geben vermögen — auch dort Abschnitte des Fettkörpers, dem physiologischen Sinne nach, zu Drüsen werden können? Anmerkung 2. Nach meiner Ansicht lässt sich die milch- farbige Feuchtigkeit aus der Haut der Batrachier mit dem Hautschleim der Gastropoden nicht nur, sondern auch mit dem Nesselsaft der Zoophyten schon auf morphologische Gründe hin zusammenstellen. Und die letztgenannte Thiergruppe anbelangend, so kann das physio- logische Verhalten zu Gunsten dieser Auffassung ebenfalls herange- zogen werden, was hier nebenbei bemerkt sein mag, indem ich zu- gleich auf die Versuche zurückweise, welche Spallanzani!) ange- stellt hat. Der Saft der Qualle reizt die empfindlicheren Theile der Haut in unangenehmer Art: auf der Spitze der Zunge erregt er die Empfindung eines brennenden Stechens, das über einen Tag anhielt; ein Tröpfehen dieser Flüssigkeit zufällig auf das Auge gefallen, ver- ursacht eine noch weit schmerzhaftere Empfindung; selbst in der flachen Hand blieb immer einige Empfindung davon, wenn die Thiere lange betrachtet worden waren. — Ich habe anderwärts an die Be- obachtungen Andrer erinnert, denen zufolge das Hautsecret einiger 1) Reisen in beiden Sicilien. Aus d. Italienischen, Leipzig 1796. 28 » exotischer Batrachier im Dunkeln phosphorescire.. Auch am Nessel- saft der Zoophyten kommt dasselbe vor, aber wieder nur beschränkt auf gewisse Arten. Spallanzani erzählt, dass er auf seinen natur- historischen Reisen Gelegenheit gehabt habe, viele lebende Medusen zu beobachten, im ligurischen und adriatischen Meer, im Archipelagus und in dem thracischen Bosphorus; er habe aber nicht eine einzige bemerkt, welche des Nachts geleuchtet hätte. Blos in der Meer- enge von Messina kamen ihm phosphoreseirende Medusen zu Gesicht und, indem er der Sache näher nachgeht, gewinnt er die Ueber- zeugung, dass das Leuchten seinen Sitz in der dicklichen und etwas klebrigen Feuchtigkeit habe, womit der Grund der Scheibe und namentlich die Fühlerfäden benetzt seien. Wenn Spallanzani den Hautsaft der Batrachier in ähnlich gründlicher Weise untersucht hätte, wie er es mit jenem der Medusen gethan, so hätte er gewise Vergleichungslinien zwischen den beiden Stoffen gezogen; aber aus der Weise wie er über den „stinkenden Schweiss“ der Salamander in der Vorrede zu seiner Uebersetzung von Bonnet’s Werk über die Natur!) redet, erhält man den Eindruck, dass seine Erfahrungen und Kenntnisse über den Hautsaft der Batrachier, dazumal wenigstens, noch sehr gering waren, weshalb er allerdings zu Versuchen auf- fordert und Vorschläge nach dieser Richtung macht. Der Gedanke, die scharfrandigen Körperchen im Hautsecret der Batrachier mit der ätzenden giftigen Wirkung dieses Stoffes be- traut sein zu lassen, ähnlich wie ein Zusammenhang zwischen den Nesselcapseln der Zoophyten und der brennenden Beschaffenheit ihres Hautschleimes ausser Zweifel steht, könnte auch eine Unterstützung in den Mittheilungen Bugnions?) über die Haut des Proteus finden. In den Hautdrüsen des genannten Amphibiums fehlen nämlich die Körperchen durchaus und vom Hautschleim meldet der genannte Be- obachter: „n’a aucune propriet& toxique, en peut en ıouiller la langue et la conjonctive, sans ressentir la moindre irritation.“ 7. Pigmentzellen. Das dunkle oder schwarze Pigment erscheint der- artig um einzelne helle Kernflecke gelagert, dass Pigment, Protoplasma und Kern zusammen die Bedeutung von Zellen 1) Ich habe nur die deutsche Uebersetzung von Titius, Leipzig 1772, vor mir. 2) Rech. sur les organes sensitifs, qui se trouvent dans l’epi- derme du Protee et de l’Axolotl. Bulletin N. 70 de la Societe vaudoise des sciences naturelles. 29 und zwar nach Beobachtungen am lebenden Thier!), von beweglichen Farbzellen oder Chromatophoren haben. Es können sich pigmenterfüllte Zellen von den äusseren Lagen der Haut nach einwärts erstrecken, wie denn z. B. bei Limax arborum Bouch. die Begrenzung des Leibesraumes schwärzlich gefärbt ist. Ausser dem dunklen Pigment, welches zu oberst liegt, kann noch ein bräunliches zu- gegen sein, welches dem metallisch glänzenden der Ba- trachier zu entsprechen scheint: ich sehe es z. B. in der vom lebenden Limax agrestis genommenen Haut des Schil- des; sehr verbreitet findet man es auch bei Limax margi- natus Drap. Die Anhäufungen der dunklen Pigmentzellen bilden gewisse Zeichnungen. Bei Limax cereus z. B., nachdem die von den „Farbdrüsen“ abgeschiedene wachsgelbe Schicht abgestreift ist, erscheinen am Schild deutlich drei dunkle Längslinien, wovon die seitlichen sich auch über den Rücken hin fortsetzen. Sehr zugenommen hat die Menge der Farb- zellen bei Limax cinereus, noch mehr bei Limax cinereo- niger, allwo es deshalb, bei Betrachtung der Haut von oben, die Oeffnungen der Schleimdrüsen dicht umgiebt. An Arion empiricorum fehlt hingegen das dunkle Pigment in den hellrothen Thieren (A. rufus) nahezu völlig; noch am ehesten erhält es sich in der Haut des Kopfes?). Gar manche der 1) Ich habe darüber vor Kurzem berichtet. Farben d. Haut- decke u. Nerven d. Drüsen bei Inseeten. Archiv f. mikrosk. Anat. 1876, Bd. XH. 2) Das Beharren des dunklen Pigmentes am Kopfe oder wenig- stens im Musculus retractor der Fühler ist bemerkenswerth und hängt wohl mit dem Bedürfniss des Auges für die Lichtempfindung zusammen. Es ist der Zurückzieher des oberen Fühlers oder Augen- trägers nicht selten ganz dunkel pigmentirt, bei sonstigem farblosen Körper, z. B. in Helix fruticum. (Nebenbei gesagt wird dieser dunkle, durch die Haut der Fühler schimmernde Streifen von Con- chyliologen in den faunistischen Verzeichnissen bis zur Stunde, ob- wohl den Fehler bereits Draparnaud gerügt hatte, häufig als „Augennerv“ bezeichnet. Der wirkliche Augennerv ist von diesem dunklen Muskel umschlossen und wird erst an Präparaten, nicht am lebenden Thier erkannt.) Es giebt auch Arten, bei denen in diesem 30 völlig hellgelben Exemplare lassen sich wegen dieses Mangels an dunklem Pigment den Albinos vergleichen. Andererseits kann das dunkle Pigment bei derselben Species so zu- nehmen, dass das ganze Thier, selbst die Sohle, überdunkelt ist. Es hängt dieser Wechsel, wie es scheint, bis zu einem gewissen Grade mit den Oertlichkeiten des Vorkommens zusammen, wovon unten gelegentlich der Aufzählung der Arten Einiges beizubringen sein wird. Auch bei Arion hortensis sind die Chromatephoren sehr zahlreich, so dass sie eine zusammenhängende Schicht bilden. Bei Limax cinereuo-niger kann die sattdunkle Färbung abermals in das Gegentheil umsehlagen, denn ich habe ganz pigment- freie, also wie weisse Exemplare kennen gelernt. Vergleichen wir bezüglich der Grösse die Chromato- phoren der Wirbelthiere mit den beweglichen Farbzellen der Limaeinen, so erscheinen letztere um vieles kleiner. Fürs freie Auge zwar glaubt man etwa an Limax margi- natus Drap. riesige Chromatophoren zu erblicken, aber bei mikroskopischer Prüfung lösen sie sich als Gruppen kleiner Farbzellen auf, welche sich zwischen die Drüsen und ihre Oeffnungen erstrecken. Noch verdient das Blau des Limax variegetus Müll. eine Erwähnung. Ich hatte früher ') angegeben, dass kein eigentlich blauer Farbstoff zugegen sei, sondern genannte Farbe werde dadurch erzeugt, dass das dunkle Pigment im Innern, namentlich am Musculus retractor, durch das „trübe Mittel“ der grauen Lederhaut durchschimmert. Diese Er- klärung bleibt in der Hauptsache und ganz besonders für die bezeichnete Stelle zwar bestehen, aber ich habe mich später bei erneuerten Untersuchungen überzeugt, dass denn doch die Pigmentkörner an sich einen wirklich blauen Ton haben, der zwar ins Dunkelviolette und selbst ins fast Schwarze übergehen kann, und sogar das Augenschwarz besitzt noch einen Stich ins Bläuliche. Muskel das Pigment fehlt, so z. B. bei Helix pulchella, wo alsdann die Augenpunkte mit dem Choroidealpigment besonders lebhaft von dem sonst hellen Thier abstechen. 1) Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Würtemberg 1871, S. 223 Anmerkung. PR e HB [2 31 Der Beachtung ist auch werth, dass sich gerne mit weissem unbebändertem Gehäus eine durch dunkle Pigment- zellen stark schwarz gefärbte Hautdecke verbindet. Ich verweise z. B. auf Helix thymorum, wo an Thieren der Würzburger ') Gegend nicht nur Fühler, Rücken und Mantel- saum dunkel sind, sondern für das Mikroskop sich die Chromatophoren über die ganze Haut weg erstrecken, aus- genommen die Sohle, deren Rand übrigens auch noch pig- mentirt ist. Aehnlich verhält sich Helix ericetorum. Recht bezeichnend ist auch die südeuropäische Helix candidissima, wo bei den auf der Insel Sardinien lebenden Thieren die tiefschwarze Hautfarbe zur kreideweissen Schale in selt- samem Gegensatz steht. Bei den Arten von Zonites ist die Schale ganz rein und farblos, die Thiere aber öfters sehr dunkel pigmentirt. Auch Helix arbustorum möchte ich er- wähnen. Die schwäbischen und fränkischen Exemplare sind in der Haut meist sehr stark dunkel gefärbt, welehe Pigmentirung sich auch auf die inneren Theile erstreckt; es können z. B. die Generationsorgane, das Nervensystem schwärzlich überlaufen sein. Dieselbe Schnecke ist aber z. B. bei Reutte in Tirol wenig pigmentirt, dafür aber prangt das Gehäuse in den lebhaftesten Farben, insbe- sondere treten die Bänder sehr deutlich hervor. III. Der Bau der Mundlappen. Hinter der kreisförmigen Lippe des Mundes, der Wurzel der kleinen Fühler zunächst, steht bei Limaeinen 1) Helix thymorum der Tübinger Gegend ist viel weniger pig- mentirt. — Von unseren drei Xerophilen hat H. ericetorum Müll. zwei lange gekrümmte Liebespfeile; die Basis derselben finde ich hohl, nach oben werden sie vierkantig. Helix thymorum Alt. hat einen einzigen, langen und dünnen Liebespfeil, dessen Oberfläche von etwas rauher Beschaffenheit ist. Helix costulata Ziegl. besitzt nach Angabe der Autoren zwei kurze Liebespfeile. In Thieren von der Waldhäuser Höhe bei Tübingen liess sich — es war Ende Oktober — nichts von den Liebespfeilen entdecken. Ich habe schon anderwärts bemerkt, dass auch die Schale in Grösse, Aus- prägung der Rippen und der Farbe von der echten Helix costulata, z.B. aus der Gegend von Mainz, nicht wenig abweicht. 32 und Helieinen jederseits ein rückwärts gerichteter Haut- zipfel, der an der todten Schnecke!) beinahe wie ein nach hinten gewandtes Fühlerpaar sich ausnimmt. Beim lebenden Thier, wie man besonders dann gut sieht, wenn die Schnecke unter Wasser am Glase heraufkriecht, sind sie in Leistenform gegeneinander gerichtet, stehen vor dem Vorderrand des Fusses und befinden sich in fortwährend tastender Bewegung. Die nähere Untersuchung lässt bald bemerken, dass man es mit Verhältnissen im Bau zu thun hat, welche nicht der ganzen Oberfläche des Thieres gemeinsam sind, sondern nur auf den Enden der Fühler wiederkehren, mit Hinzu- treten einer neuen Bildung. An Limax arborum Bouch., wo ich zuerst mich zu belehren suchte, ergab sich, dass im Innern der Lappen, abgesehen von einzelnen Blutcapillaren, ein weisslicher Ballen liege, vom Aussehen einer Drüse. Bei Zimax cinereo-niger überzeugte ich mich alsdann, dass die dick- liche weissliche Substanz wirklich eine Drüse sei und zwar von der gleichen Beschaffenheit, welche die Drüsen im Kanal des Fusses darbieten. Sie besteht aus länglichen Schläuchen mit sackigen Auftreibungen, gefüllt mit Zellen, und ohne eigentliche Lichtung. Die Schläuche gruppiren sich zu Lappen mit gemeinsamem Ausführungsgang, und indem eine Anzahl solcher Lappen sich wieder vereinigt, gehen etwa drei bis vier Drüsengänge aus dem einzelnen Mundlappen heraus. Die Drüsen sind umstrickt von der mit der Haut verwebten Musculatur. An den Zellen der Drüsenschläuche gewahrte ich da und dort eine sehr feine Querstrichelung, von der mir nicht klar wurde, ob sie der Membran oder der Zellsub- stanz angehört ?). Man wird sich aber nicht lange mit dem Gegenstand beschäftigen, ohne zu gewahren, dass ein starker Nerv dem einzelnen Mundlappen gewidmet ist. Er zweigt sich von dem unteren Fühlernerven ab und endet, ähnlich wie 1) Figur 35, d. 2) Figur 15, a, 33 der Fühlernerv selber, mit einem grösseren Ganglion. Kleine Thiere, wie z. B. Helix thymorum, werden zur übersicht- lichen Darstellung des Ganglions natürlich besser gebraucht als grosse Arten. Mit Rücksicht auf den feineren Bau meine ich gesehen zu haben, dass die Nervenfasern, welche theils einzeln, theils in Bündeln und Geflechten verlaufen, zunächst übergehen in grosse birnförmige Ganglienkugeln !), die wie wahre Terminalzellen sich ausnehmen. Allein es folgen noch kleinere, welehe verästigt sind und deren Ausläufer auch wohl feine Varieositäten an sich haben?). Diese strahligen Ganglienkugeln scheinen durch ihre Fortsätze nun einer- seits mit den erwähnten grossen birnförmigen Ganglien- kugeln sich zu verbinden und anderseits gehen fadige Ver- längerungen, welche ebenfalls wieder durch Besitz eines Kernes in der Anschwellung des Protoplasma für spindel- förmige Ganglienzellen erklärt werden können, gegen das Epithel zu?). Der untere freie Theil der Mundlappen‘) hebt sich bei den pigmentirten Arten (z. B. Limax cinereo-niger) durch helle Farbe und pigmentirten Grenzsaum, sowie durch eine Furche als eine besondere Partie ab. Diese Endfläche ist es auch, welche beim Tasten unmittelbar an die zu be- fühlenden Dinge angedrückt wird und sie entspricht dem helleren, weicheren Endabschnitt an den Palpen der In- seeten. Ueber die bezeichnete Fläche des Mundlappens geht ein Epithel weg, das aus Cylinderzellen besteht, deren Kopf einen ganz feinen Cutieularsaum trägt, während das hintere Ende in Fortsätze ausgefranzt ist. Zwischen die Epithelzellen und aus der Tiefe heraus treten die vorher erwähnten, fadig auslaufenden Zellen, welehe mit den zarten Ausläufern der kleinen Ganglienkugeln zusammenhängen. Unter Umständen — Maceriren in doppeltehromsaurem Kali — stehen nach Wegfall der Epithelzellen die fadigen 1) Figur 16. 2) Figur 47, ce. 3) Figur 47, b. 4) Vergl. Fig. 36 u. Fig. 37. 34 Gebilde frei aus der Lederhaut heraus. Man kann sich alsdann überzeugen, dass sie eigentlich von platter Gestalt sind und nur in der Profilansicht rein fadig sich ausnehmen. Das freie Ende ist scharf und quer abgesetzt. Ausdrücklich ist jedoch zu erwähnen, dass die fadigen Elemente zwar in besonderer Menge an gedachter Stelle der Mundlappen zugegen sind, doch keineswegs hier ausschliesslich; denn ich sah sie auch sonst noch da und dort an der Haut, z. B. auf der Fussfläche von Helix nemoralis, und sie mögen dort mit den oben erwähnten Ganglien in der Haut in derselben Beziehung stehen, wie hier am Mundlappen. Hierfür spricht auch, dass ich diese Ganglien am vorderen Ende?) immer nur verletzt sah, wie abgerissen von einem Endtheil. Gedachte Fäden sind zuerst von Flemming?) bemerkt und für „Endkölbehen der Nerven“ erklärt wor- den. Ich habe in der von Figur 38 umschlossenen Linear- zeichnung meine Beobachtungen zu dem Schema zusammen- sefasst, unter welchem ich mir den Zusammenhang der Elemente denke. Was die Deutung der Mundlappen als Ganzes betrifft, so stehen sie, physiologisch genommen, mit den Palpen der Inseeten auf gleicher Linie, eine Ansicht, welche durch Betrachtung des lebenden und tastenden Thieres unmittelbar gewonnen wird. Morphologisch hat man, wenn ich die Autoren recht verstehe, die Mundlappen für Theile ansehen wollen, welche den Segellappen, Velum, der andern Gastropoden ent- sprechen. Diese Auffassung bedarf für den, weleher auch nur einigermassen den Bau der betreffenden Bildung kennt, keiner Widerlegung; überdies hat v. Ihering in neuester Zeit ein rudimentäres Velum an den Embryonen der Land- pulmonaten beschrieben ®). Ich halte die Mundlappen auch im morphologischen Sinne für eine Art drittes Fühlerpaar. 1) Figur 41. a. 2) Figur 48. 3) a.a. 0. 4) Ueber d. Entwickelungsgeschichte von Helix. Jenaische Zeitschrift, Bd. IX, 1875. 35 Beilage. Die verästigten Zellen im Epithel und der Lederhaut. Es sind in neuerer Zeit die vorgenannten Gebilde zu wiederholten Malen Gegenstand besonderer Untersuchungen gewesen und man hat denselben nicht ohne Grund die Bedeutung von nervösen Theilen — multipolaren Ganglien- zellen — beigelegt. Ich gestatte mir ebenfalls eine Ansicht zu äussern und hier einzuschalten, da ich seit Langem in die Frage einschiagende Beobachtungen angestellt habe und dadurch im Stande zu sein glaube, die Sache noch von einer andern Seite her zu beleuchten. 1. Verästigte Zellen ohne Pigment kommen in gewissen Epithelien unter und zwischen den gewöhnlichen Formen der Zellen vor. In dem Lehrbuche der Histologie !), dort wo das Epi- thel der Nasenschleimhaut abgehandelt wird, mache ich zuerst auf die fraglichen Elemente aufmerksam und ver- sinnliche sie deutlich im Holzschnitt, und zwar aus der Nase von Lacerta agilis und Triton igneus. In der Er- klärung der Abbildung?) wird ausdrücklich darauf Bezug genommen: „Man sieht ausser den Flimmerzellen in der Tiefe noch verzweigte Zellen.‘ Dreizehn Jahre später sind von einem jüngeren Wiener Histologen ?) diese Elemente als ein „subepitheliales Netz- werk“ der Riechschleimhaut in ausführlicher und gründlicher Weise beschrieben worden. Aus der Epidermis der Haut von Mäusen sind „be- sondere sternförmige Körper, welche sternförmigen Zellen 1) S. 217. 2) Figur 118. 3) Untersuchungen üb. d. Riechschleimhaut d. Frosches. Sitzgsber. d. k. Akad. d. Wissensch. Jahrg. 1870, und: Weitere Studien üb. d. Struetur d. Riechschleimhaut bei Wirbelthieren, eben- daselbst 1872. 36 ähnlich sehen, doch ohne nachweisbaren Kern“, von Andern erwähnt worden. Ich rechne dieselben in die Gruppe der hier gemeinten Zellen. Vor Kurzem hat Wiedersheim in einer reichhaltigen Arbeit über die Kopfdrüsen der geschwänzten Amphibien?) ein ähnliches Lager verzweigter Zellen aus den Drüsen als ein „subepitheliales Gangliennetz“ angezeigt und im Ein- zelnen dargelegt. 2. Die verästigten Zellen können pigmenthaltig sein. Bereits in der Arbeit über Piscicola?), als man noch allgemein und ausschliesslich die Epidermis aus rund- lichen, eylindrischen und abgeplatteten Zellen bestehen liess, machte ich auf die Gegenwart von verzweigten Pig- mentzellen in der Oberhaut aufmerksam. Später fand ich die gleichen Bildungen in der Epi- dermis der Fische, Amphibien und Reptilien. Die Verwandtschaft oder vielmehr Gleichheit dieser verzweigten Pigmentzellen mit den nicht pigmentirten ver- ästelten Zellen in den untersten Lagen der Epithelien war mir schon dazumal klar geworden, und bei der Wichtigkeit der Sache bin ich deshalb sowohl in der vergleichenden Histologie®?), als auch in dem Buche: Vom Bau des thieri- schen Körpers‘) immer wieder darauf zurückgekommen, zuletzt noch einmal und in weiterer Ausführung in der Arbeit über Organe eines sechsten Sinnes?). Von Anfang an habe ich auch bezüglich der Methode, um sich die nicht- pigmentirten Elemente zur Ansicht zu bringen, hervorgehoben, dass Behandlung mit Chromsäure hierzu erforderlich sei. 3. Die verästigten Pigmentzellen der Epithelien sind contraetile Zellen oder Chromatophoren. Von Belang war fernerhin die Wahrnehmung, dass die ästigen Pigmentzellen beweglicher Natur seien. An ‘ 1) Zeitschrift f. wiss. Zoologie, 1876 (Bd. XXVIJ). 2) Zeitschrift f. wiss. Zoologie, 1849 (Bd. I). 3) Seite 97. 4) Seite 62. 5) Nov. act. acad. Leop. Carol. Vol. XXXIV, p. 23. 37 lebenden Larven von Triton und Salamandra konnte man sich verhältnissmässig leicht überzeugen, dass die dunkeln, mit ihren Ausläufern weit zwischen die gewöhnlichen Epi- dermiszellen sich verbreitenden Pigmentfiguren unter Um- ständen auf einen völlig strahlenlosen rundlichen Klumpen sich zusammenziehen !). Bei den verschiedensten Amphibien und Reptilien lässt sich dieselbe Beobachtung wiederholen. Dass auch bei Säugethieren die gleichen zelligen Ele- mente vorkommen, ergiebt sich aus späteren Mittheilungen, welche Andre?) über den Bau des Epithels der Schafzunge veröffentlicht haben. Auch dort finden sich in den tiefen Schichten des Epithels „zahlreiche schwarze grobkörnige Pigmentzellen mit langen Ausläufern.“ Die auf Schnitten sich darstellenden kleinen Fäden und Haufen von Pigment- körnehen zwischen den tiefsten Epithelzellen werden richtig auf abgelöste Zellenfortsätze gedeutet, indem eine Con- tractilität der farblosen Grundsubstanz der verästelten Zellen die Ursache zu dieser Lostrennung gegeben haben möge. Wie es längst von mir geschehen ist, sehe ich auch jetzt noch die pigmentlosen verzweigten Zellen — das sub- epitheliale Zellennetz — und die verzweigten Pigmentzellen — Chromatophoren —.für durchaus zusammengehörig an, halte sie für Eins und Dasselbe. Meine Gründe sind: die gleiche Art des Vorkommens und die gleiche morphologische Beschaffenheit. Beide haben ihren Sitz in den untern Lagen der Oberhaut und beide sind hüllenlose „Zellen“ oder Ballen von Protoplasma, weshalb ich mit gutem Bedacht von Anfang an bezüglich der pigmenthaltigen von „Pigment- figuren“ und nicht von „Pigmentzellen“ sprach. Das Ein- gebettetsein von Pigmentkörnern in die Zellsubstanz kann so wenig einen wesentlichen Unterschied bedingen, als bei den übrigen Epithelzellen, die ja auch namentlich bei Am- phibien und Reptilien pigmenthaltig oder pigmentfrei sein » können, ohne sonst verschieden zu sein, und selbst indivi- duell darnach abändern. 1) Archiv f. Naturgesch. 1867, S. 174; Nov. act. acad. Leop. Carol. Vol. XXXIV, p. 23. - 2) Archiv f. mikrosk. Anatomie, Bd. IV, 1868, S. 159. 38 Am lebenden Thier wird die Fähigkeit des Proto- plasma der pigmentirten Zellen sich in Fäden auszuziehen und alsdann wieder auf den früheren klumpigen Zustand zurückzukehren, erst durch die ins Protoplasma eingebette- ten Pigmentkörner wahrnehmbar und desshalb ist es er- laubt anzunehmen, dass die nicht pigmenthaltigen ebenfalls eontraetil sein werden. Es wird schwer halten am frischen Epithel die Bewegungen auch dieser Zellen unmittelbar zu beobachten, da man ja überhaupt zur Kenntniss der in Rede stehenden verzweigten Zellenformen nur durch An- wendung von Reagentien gelangt. 4. Die Chromatophoren im Epithel sind im Bau und Leben nicht verschieden von den Chrumam in der Lederhaut. Die morphologischen und physiologischen Verhältnisse der Chromatophoren der Lederhaut sind von mir früher sowohl als auch in der Gegenwart untersucht worden. Es hatte sich ergeben, dass die beweglichen Farbzellen hüllen- lose einen Kern umschliessende Ballen von Protoplasma seien, welche in dem unter dem Namen „Bindegewebs- körper“ bekannten Lückensystem ihre Lage haben. Und schon im Jahre 1857 machte ich daher den Vergleich, dass in den Räumen der Bindesubstanz sich die Chromatophoren ähnlich den Körpern der Amöben und Rhizopoden bewegen, mit dem ausdrücklichen Zusatz, dass die helle Grundsub- stanz es sei, welche in Fäden ausfliesse und sich wieder zusammenkugle. Es weichen also diese pigmenterfüllten verästigten Zellen der Lederhaut in nichts von jenen des Epithels ab, und während letztere zwischen die gewöhnlichen Epithel- zellen ihre Fortsätze ausschicken, treiben erstere die gleichen Ausläufer in die Lücken und Spalträume der Bindesubstanz. Und auch die pigmentlosen verästigten Zellen des Epithels haben ihr Gegenüber in der Lederhaut. Als ein Solches sehe ich die membranlosen feinkörnigen Zellen an, welche einstweilen aus den Bindegewebslücken der Hornhaut bekannt geworden sind und wahrscheinlich auch noch im Corium der allgemeinen ‚Hautdecke nachzuweisen sein 3 39 werden. An den Hornhautzellen ist die Contractilität be- obachtet worden, so dass ihre Zugehörigkeit zu den Chro- matophoren auch von dieser Seite nicht in Zweifel gezogen werden kann. 5. Die Chromatophoren stehen mit Nervenausläufern in Verbindung. Was zunächst die in Betracht kommenden Elemente » der Lederhaut anbelangt, so habe ich in der Schrift über die Eidechsen !) eine Beobachtung mitgetheilt. Eine Lacerta agilis war in verdünnter Salpetersäure längere Zeit er- weicht worden, so dass sich die äussere Haut wie von selbst in Epidermis, Pigmentschicht und eigentliche Leder- haut zerlegte. In dem gallertig aufgequollenen und durch- sichtig gewordenen Corium machte sich schon für die Lupe ein schönes Nervennetz sichtbar, welches polygonale Maschen bildete. Aus den Knotenpunkten erhoben sich grössere Büschel von Nervenfasern nach oben, feinere gingen noch da und dort ab. Indem die Fasern sich theilten und immer zarter wurden, entstand ein oberes Endnetz und aus diesem sah ich feine Ausläufer mit den Zacken der schwarzen Pigmentzellen oder Chromatophoren sich ver- binden. Auch in der Hautdecke der Schlangen konnte ich später diesen Zusammenhang der Chromatophoren mit Nervenfasern erkennen ?). Und was die „Chromatophoren ohne Pigment“ anbe- langt wie man die zelligen Elemente von blasskörnigem Aussehen nennen könnte, welche ferner in den Lücken des Bindegewebes liegen, so scheint dieselbe Verbindung mit Nervenfasern zu bestehen: wenigstens deuten Wahrneh- mungen von mir auf dieses Verhältniss hin?). Die andre Gruppe verzweigter Zellen, welche dem Epithel angehören — die subepithelialen Zellen — setzen 1) Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier. Tübingen 1872, S. 7, Taf. VII, Fig. 97, B. 2) Ueber die äusseren Bedeckungen der Reptilien und Am- phibien. Archiv f. mikrosk. Anatomie 1873, Bd. 9, S. 27. 3) Nov. act. acad. Leop. Carol. Vol. XXXIV. 40 sich nach den Mittheilungen Andrer ebenfalls mit Nerven- ausläufern in Verbindung. So wird solches berichtet über die Schleimhaut der Nasenhöhle!) und auch Wiedersheim nimmt bezüglich der Intermaxillardrüse der Batrachia anura dieses Verhalten an. Sollten die „Nervenendigungen“, welche v. Mojisisovics?) aus der Epidermis der Säuge- thiere vor Kurzem beschrieben hat, nicht ebenfalls mit den hier gemeinten verzweigten Zellen zusammenfallen, deren Verbindung mit Nerven dann auch in der Epidermis un- . zweifelhaft wäre. 6. Die contractilen zelligen Elemente in der Epidermis und der Lederhaut lassen sich als Neuromuskel- zellen bezeichnen. Aus voranstehender Zusammenstellung geht hervor, dass in den Lücken und Spalträumen des Bindegewebes so gut wie zwischen den Zellen des Epithels hüllenlose Zellen vorkommen, welche sich auszeichnen einmal durch ihren Zusammenhang mit Nerven, sodann durch das Vermögen sich zusammenzuziehen und in Ausläufer sich zu verlängern. Die pigmentfreien sind bisher beschrieben worden als subepitheliale Zellen oder als subepitheliale Ganglien- kugeln; jene welche Pigment in ihrem Protoplasma ent- halten, hiessen Chromatophoren. Das Zusammenfliessen von Nervensubstanz in das contractile Protoplasma erinnert an die den Leib der Pro- tozoen zusammensetzende Materie, welche ebenfalls sensibel und contraetil zugleich ist. Es empfiehlt sich desshalb vielleicht und im Anschluss an Verhältnisse wie sie an Zoophyten bekannt geworden sind, den Ausdruck ‚„Neuro- Muskelzellen“ für die besprochene Bildung zu gebrauchen. 1) Siehe die oben genannten Arbeiten aus den Sitzungsber. d. Wiener Akademie. 2) Sitzb. d. k. Akad. d. Wiss. zu Wien, 1875. nd ale / 41 IV. Die Kalkschale der Limacinen. Die Gattung Arion besitzt bekanntlich anstatt eines Kalkschälchens nur einen Haufen von Kalksteinchen. Letztere unterscheiden sich nicht nur durch ihre viel be- deutendere Grösse von den Kalkstückcehen, welche die Zellenbalken der Lederhaut erfüllen, sondern auch in der Form und Beschaffenheit der Oberfläche. Die Kalkcon- cremente in den Netzen zwischen der Hautmuseulatur sind kuglig und von ganz glatter, glänzender Oberfläche, die Kalksteinchen im Schild sind oval, spitzweckig, gern zu mehreren zusammengewachsen, stellen auch wohl‘ eckige Platten dar; ihre Oberfläche zeigt wegen der Zusammen- setzung des Steines aus kleinsten Theilchen, ein mattes Wesen. Die ganze Masse wiederholt in gewissem Sinne die Otolithen im Grossen und wie diese erscheinen sie auch zusammengehalten von einer blassen, feinkörnigen Substanz. Der Gattung Limax kommt ein Kalkschälchen zu, das nach den einzelnen Arten Unterschiede in der Form und auch wohl im Bau darbietet. Bei Limax agrestis!) hat es ungefähr die Gestalt eines flachen Schildchens mit nach unten und seitwärts ge- krümmtem Wirbel und nähert sich, wenn der Umriss zu- gleich einfach oval ist, etwa der Schale von Ancylus, öfters aber, wenn besonders gross und entwickelt, hat es einen dreiseitigen Umriss, wovon die eine Seite gerade, die an- dere gebogen ist, der Vorderrand abgerundet. In dieser Form ist es etwa der Schale von Tichogonia zu vergleichen. Anlangend den Bau, so ist die organische Grundlage eine homogene Substanz?), eine Art Cuticula, die am Rande als häutiger Saum vorragt. Die Linien, welche unter häufiger Krümmung die Haut durchsetzen, sind Furchen mit Faltungs- wellen®), vielleicht dadurch entstanden, dass das Schälchen in eingeschlossenem Raum entsteht und damit den Zu- sammenziehungen des Leibes unterworfen ist. In und auf 1) Fig. 1. 2) Fig. 1, a. 3) Fig. 3, a. 42 dieser organischen Grundlage ist der Kalk abgesetzt und zwar in doppelter Weise. Einmal in Form von kuglig- schaligen Massen !), welche besonders gegen den Umfang - der Schale sich ausbilden und den Kalkconerementen des Arion entsprechen; zweitens beginnt in der Nähe des Wirbels eine Kalkplatte?), welche mit strahliger Zerlegung etwa wie ein Gefässbaum gegen die Peripherie vorschreitet, und aus krystallinischen Plättchen besteht, die sich zu grösseren Tafeln zusammenlegen und wie ein Mauerwerk aneinanderschliessen, mit feinsten Lücken dazwischen. Schon die ersten oder feinsten Kalkablagerungen scheinen von krystallinischer Art zu sein (Rhomboeder) und nur zu grösseren Formen heranzuwachsen. Der Grad der Ver- kalkung wechselt, selbst ganz abgesehen von dem Alter des Thieres, und deshalb erscheint das Schildehen bald heller und bald weisser. | Ein sehr auffallendes Wesen bietet das Kalkschälchen von Limax marginatus Müll. (Z. arborum Bonch.) dar®). Es ist ein dieker Stein oder Porcellanklümpchen von kurz- kegeliger Form, nach oben gewölbt, nach unten nur an der Basis unregelmässig vertieft; sonst ausgefüllt, dieSeiten- ränder wellig, ausserdem mit concentrischer und radiärer Streifung. An dem in Weingeist getödteten Thier erzeugt das Schälchen, welches diesen Namen kaum mehr verdient, einen starken Buckel an der hinteren Partie des Schildes. Diese dieke Beschaffenheit der Schale, wodurch sich Limax marginatus Müll. von allen übrigen einhei- mischen Arten auszeichnet, ist entstanden durch massiges An- und Uebereinanderlagern der rhomboedrischen Kalk- plättehen. Letztere nehmen sich bei geringer Vergrösserung‘) und durchgehendem Licht wie mit äusserst feinen Strichel- chen durchzogen aus; stark vergrössert?) erscheint das einzelne Plättchen aus dieht zusammenliegenden kleinsten 1); Hie- Ni er. Rio, b. 2) Fig. 1, b; Fig. 9. 3) Vergl. Fig. 5 u. Fig. 6. 4) Fig. 7. 5) Fig. 8: 43 krystallinischen Theilchen gebildet. — Der Cuticula können sich noch die schaligen Kalkkugeln auflagern. Von den 'Faltungslinien sind jene, welche die Hauptlinien schneiden, besonders zahlreich, so dass die Zeichnung eine gitterige wird. Wie bei Limax agrestis und auch bei den noch fol- senden Arten, machen sich individuelle Unterschiede gel- tend, indem das Schälehen bald etwas dieker oder dünner ist, höher oder niedriger, mit wechselndem Umriss. Bei jüngeren Thieren steht noch ein ziemlich breiter Cutieular- saum vor, der bei älteren fast ganz geschwunden ist. — Ein Sehälchen über Nacht in stärkere Essigsäure gelegt, hatte sich unter lebhafter Gasentwickelung derart gelöst, dass ich von dem Häutchen keinen Rest mehr aufzufinden vermochte. Auch an Limax cinereo-niger lässt sich, bei gleicher Grösse der Thiere, ein gewisses Schwanken in der Menge des abgesetzten Kalkes bemerken. Bei manchen ist die ovale Schale verhältnissmässig dünn, hat Schichtungsstreifen, ist ungleich weissfleckig und nach unten schüsselig ausge- höhlt; am Wirbel, dessen Rand etwas übergreift, verdickt. Das Schälchen anderer Thiere ist in der Nähe des Wirbels von abgesetztem Kalk ausgefüllt und daher an dieser Partie bedeutend dicker. Das ungefähr dreiseitige, ausgehöhlte Schälchen !) von Limax cinctus Müll. (L. cereus Held) ist in der Form dem von Limax agrestis sehr ähnlich, dabei von zarter Be- schaffenheit. Der Cutieularsaum steht breit hervor, die Endzone ist glatt, ohne die Faltenlinien, welche über den übrigen Theil weggehen ?). Die Verkalkung ist gering, die Kalkplatten schieben sich zum Theil buchtig in einander und sehen, da die elementaren Plättchen inniger ineinander- gewachsen sind, heller aus. Auf der Cutieula lagern die schaligen Kalkkugeln und verschmelzen da und dort zu zusammenhängender. Lage von gelblichem Aussehen bei durchgehendem Licht. Sie können keine reinen Kalkeon- eremente sein, da sie vom längeren Liegen in Glycerin an- 1) Fig. 14. 2) Vergl. auch Fig. 4, b. 44 gegriffen werden: sie erscheinen alsdann wie vom Rande her angefressen oder spiessig, als ob eine Substanz sich löste und eine andere zurückbliebe. Auch die gelbliche Farbe deutet auf eine Verschiedenheit hin, denn die Kalk- platten sind rein weiss. — Wegen der dünnkalkigen Be- schaffenheit der Schale heben sich die Faltungs-Linien über das ganze Gebilde hin gut ab; die Hauptlinien verlaufen vom Wirbel strahlig zum Rand und die anderen querbogig, wobei jedoch die Einzellinie nie eine zusammenhängende oder fortlaufende, sondern eine immer wieder unterbrochene ist. Die Dünne der Schale lässt auch zu, dass man beim Betrachten derselben von unten die erwähnten Linien gut durchschimmern sieht. Das von Gestalt beinahe regelmässig ovale Schälchen des Limax carinatus Leach (L. marginatus Drap.)!) wölbt sich ziemlich stark, der Wirbel steht aber seitwärts (wie bei Ancylus). An jungen Thieren ist die Wirbelgegend unten noch völlig ausgehöhlt, mit dachigem Vorsprung, später erscheint der Raum mit Kalk ausgefüllt. Diese Kalk- lagen bestehen wieder aus mikroskopisch kleinen, Krystal- linischen Plättehen, so dass es sich nur um Wiederholung der makroskopischen Bilder handelt. Die Art der Ver- theilung der Kalklagen über das Schälchen hin ist bei jedem Individuum etwas anders und selbst sehr stark ver- schieden; die ästigen Züge?) sind immer dunkelrandige Kalkgebilde; für das freie Auge ist bei grösseren Thieren kein Cuticularsaum bemerkbar, aber unter dem Mikroskop nimmt man doch Spuren davon wahr?). Wie ist der Raum zu deuten, in welchem das Schäl- chen gebildet wird und seine Lage behält? Diese Frage habe ich mir bis jetzt nicht mit Sicher- heit zu beantworten gewusst. Nehmen wir z. B. einen grossen Limax cinereo-niger vor, so zeigt sich nach Ein- 1) Fig. 11, Fig. 12. 2) Fig. 11, b. 3) Fig. 11, a. 45 schneiden des Schildes das Schälchen in einem weiten Raum, den es nicht entfernt ausfüllt. Dort, wo es dem Boden aufsitzt, zieht ein leichter, nach hinten mehr entwickelter Falz herum, zur Aufnahme des Randes des Schälchens; am festesten haftet es noch am Wirbel. Histologisch be- steht das Dach der Höhle (Schild) aus dem äusseren Epi- thel und der Lederhaut sammt den drüsigen und museu- lösen Elementen und bezüglich der letzteren ergiebt ein feinerer Sehnitt, dass Längs-, Quer- und Schrägmuskelzüge vorhanden seien, wovon die Durchschnitte der Einzelfasern auch wohl ein Epithel vorspiegeln können. In Wirklichkeit fehlt aber ein eigentliches Epithel an der inneren Fläche. Nachdem das Schälchen abgehoben, schimmert durch den Boden des Raumes eine schwammige Partie, welche dem über die Niere sich wegerstreckenden Lungengewebe angehört und es erscheint gem eine für das freie Auge flockige Masse, welche mikroskopisch sich als eine ganz besondere Epithelform ausweist. Es besteht dieselbe aus Elementen, die auch bei starker Vergrösserung weniger wie Zellen aussehen, als vielmehr wie feine Stäbchen. Dazu kommt, dass stellenweise das Epithel mit langen Flimmer- eilien besetzt ist und solche Partien als einzelne Flimmer- polster sieh abheben!). Endlich ist wahrzunehmen, dass die Flimmerpolster eigentlich Oeffnungen umziehen, so dass das Bild als Ganzes mich an die „rosettenförmigen Organe“ der Anneliden erinnert. Letztere gehören bekanntlich als Endorgane den Nieren (Segmentalorganen) an und führen in die Leibeshöhle. Auch hier bei unserer Nacktschnecke wollte es mir vorkommen, als ob das Stäbchenepithel und die Flimmerpolster zur Niere Bezug hätten, aber es ist mir bei der Untersuchungs- - methode, welche ich dazumal?) nur in Anwendung bringen konnte — Zergliederung, des frischen Thieres und Anwen- ‘ dung der gewöhnlichen Reagentien — unmöglich gewesen, darüber ins Klare zu kommen. Man müsste nothwendig ganze Thiere einbetten, um gute durchgehende Schnitte 1) Vergl. Fig- 16. 2) Während der Ferien auf dern Lande. 46 erhalten zu können. Es hat mir geschienen, als ob die mit Flimmern umstellten Oeffnungen in den Raum, welcher das Schälchen birgt, münden, letzterer selber aber eine Aus- stülpung oder Tasche des Leibesraumes wäre. Ausser bei ZLimax cinereo-niger Wolf, sah ich das stäbehenartige Epithel auch bei Zimax arborum Bouch., L. marginatus Drap., L. cereus Held, während es mir bei Arion noch nicht aufgestossen ist. Mitunter hatte ich auch den Eindruck, als ob die bekannten grossen Nierenzellen mit den Harnsäure - Con- crementen gar nicht das eigentliche Epithel der Niere seien, sondern eher Bindesubstanzzellen, und dass die stäbchen- artigen Lagen das wirkliche Epithel vorstellten. Wenn auch diese Auffassung gewiss unrichtig ist und die grossen, runden Zellen mit den Concrementen, wie bisher als das eigentliche Epithel zu gelten haben, so glaube ich doch an der Niere (von Limax cinereo-niger) noch gewisse Sonde- rungen wahrzunehmen. Man unterscheidet eine äussere Partie, deren Epithel Harneconcremente hat und eine innere sehr faltige, ohne Harneoncremente; erstere umgiebt die letz- tere, welche nach einwärts und rechts liegt, wie schalenartig. Da Limax eimcetus Müll. zu den kleineren und beson- ders zarten Arten gehört, so habe ich durch Herausschneiden von Herz .und Niere zusammen versucht, mir weitere Ein- blicke in die fraglichen Verhältnisse zu schaffen, und ob- schon ich abermals nicht zum Abschluss kam, so sei doch das Gesehene erwähnt, indem ich vermuthe, dass man da- durch auf die rechte Bahn gelangen könne. Es zeigte sich nämlich, dass die Substanz der rundlich platten Niere ein Schwammgebilde sei, welches innerhalb eines Blutraumes liegt, dessen Begrenzung von einer Haut gebildet wird, welche mit dem Pericardium gleiche Structur hat. Nach‘ einwärts trägt diese Haut das stäbchenartige Epithel, aber keineswegs als vollständige Ueberkleidung, vielmehr be- schränkt es sich auf die Gegend, welche der Vorkammer des Herzens zunächst liegt, und es schien einen Weg an- zudeuten, welcher aus dem Raum um die Niere in den Herzbeutel führt. 47 Kehren wir nach dieser Abschweifung zurück zur Schale selber, indem wir nach der Entstehungsweise fragen. Man möchte in Anbetracht, dass im fertigen Zu- stande eine feine homogen-häutige Grundlage vorhanden ist, welcher die Kalkgebilde auf- und eingelagert sind, da- für halten, dass auch zuerst das homogene Häutchen sich unterscheiden lasse und dann der Kalk folge, was sich mir jedoch nicht bestätigt hat. Denn am Embryen von Limax variegatus‘), deren Schalenbildung begonnen hatte, war dies mit dem Auftreten der Kalkmasse geschehen, welche in der Form von etwa einem Dutzend grösserer und kleinerer Kalkstücke inner- halb eines hellen Raumes des Mantels lag. In einem wei- teren Stadium hatte die Zahl der Kalkstücke so zugenommen, dass sie als eine weissglitzernde Masse aus dem weichen graugallertigen Körper hervorschimmerte. Bei noch älteren Embryen erschienen die Kalkstücke bereits zu einem Schäl- chen‘ zusammengefiossen, aber auch jetzt war noch nichts von der häutigen Grundlage sichtbar; somit muss sich die- selbe erst später ausbilden. Die Kalkablagerung nimmt sich an derartigen noch ganz durchsichtigen Thieren aus, wie eine zum Schutze der Lungenhöhle bestimmte feste Decke. V. Die äussere Schale einheimischer Gastropoden. Nach geeigneter Behandlung erweist sich die Schale zusammengesetzt: 1) Der in Deutschland seltene Limax variegatus Müll. hatte mir Mitte Oktober eine Anzahl Eier gelegt, welche rein kuglig waren, durchscheinend, mit einem Stich ins Gelbliche bei Beleuchtung von unten. Die Eihülle ohne Spur von Kalkablagerung; um die etwas derbe Eischale zog eine weichere eiweissartige Hülle, die mit fadiger Verlängerung von einem Ei zum andern ging, so dass ein perlschnur- artiger Laich entstand. Das Eierstocksei (Dotter) war recht winzig gegenüber dem Eiweiss innerhalb des Chorions und schimmerte als ein graues Pünktchen hindurch. (Eier von Arion empiricorum, in der Gefangenschaft abgelegt, haben eine feinkörnige, kalkige Schale, wobei jedoch die Kalkkörner grösser sind als diejenigen, welche aus den „Kalkdrüsen* dem Schleim beigemischt werden.) 48 1) aus einer homogenen Cutiecula; 2) aus der Kalkschicht; 3) aus einer homogenen blättrigen Substanz. Es bleiben von der Schale, z. B. eines Bulimus radiatus, nachdem sie einige Tage in stärkerer Essigsäure gelegen, die jetzt horngelbe Cutieula zurück und ebenso die homogen- lamellöse Substanz, letztere von ganz farblosem, hellem Aus- sehen. Die Kalklage ist geschwunden. Selbstverständlich sind sowohl die Cuticula im engeren Sinne, als auch die eutieulare Schicht nach einwärts, kalkhaltig gewesen. War die Schale von genannter Schnecke bloss über Nacht starker Essigsäure ausgesetzt gewesen, so ist das glänzende Aussehen verloren gegangen, die Farbe in ein Kreideweiss umgewandelt und die ganze Schale ist brüchig geworden. Die Cutieula lässt sich deutlich abheben; die übrige Schalensubstanz, in diesem Zustande mikroskopisch untersucht, besteht aus Zügen von spiessigen Kalktheilen, die unter sich von Stelle zu Stelle zusammenfliessend, Zwischenräume übrig lassen. Das auf solche Weise ent- stehende Netz, im Längsdurchmesser mit spiraligem Zuge, ist dunkel und zeigt feinste Kalknadeln; die Zwischen- substanz ist hell und besteht aus grösseren, senkrecht ge- stellten Kalkkrystallen. Der theilweise rein krystallinische Bau der Sehale der Schnecken ist schon in früherer Zeit an Bruchstücken und Schliffen grösserer Arten erkannt und beschrieben worden; ich habe vielleicht zuerst darauf hingewiesen, dass man an den durchschimmernden und frisch untersuchten Schalen unserer Lymnäen, oder auch von Bullaea, die krystallinischen Zeichnungen, wenn auch etwas verwaschen, bereits zu sehen vermöge. Es lag ausserhalb meines Planes, die Verhältnisse in Weiterem zu verfolgen, obgleich sich für die einzelnen Arten manches Besondere schon aus der Ferne zeigt. Bei Helix thymorum z. B., wo sich zwei krystallinische Kalklager kreuzen, gesellt sich hierzu nach Aussen noch eine Kalk- substanz, welche aus feinen Körnchen besteht und der Schale das intensive Weiss verleiht. Mein Augenmerk ging zumeist auf eine feinere Seulptur, die wohl allen unseren ein- 49 heimischen Gastropoden zukommen mag, bisher aber kaum beachtet wurde. Bekanntlich erhebt sich die Oberfläche der Schale der verschiedensten Schnecken in mancherlei Leisten, Punkte, Höcker und Stacheln, schon für's freie Auge oder die Lupe deutlich; die Sprache des Systems unterscheidet sie als Rippen, Linien, Furchen, Gitter ete. und findet in diesen Sculpturen wichtige Merkmale zur Feststellung der Arten. Bei Anwendung stärkerer Vergrösserung lässt sich aber selbst an Arten, welche ganz glatt erscheinen, eine Seulptur nachweisen, in andern Fällen ausser der für die Lupe erreichbaren noch eine feinere Reliefbildung. Es seien hierzu folgende Beispiele vorgelegt. Die Schale von Hyalina cellaria Müll. hat doch für’s freie Auge ein ganz glattes, glänzendes Aussehen. Da sie sehr durchscheinend ist, so lassen sich im frischen Zu- stande leicht eine feinstreifige Schräglage der krystallini- schen Schicht unterscheiden und darunter eine grob-kry- stallinische, in der Quere des Gewindes verlaufende, innerste Schicht. Dazu kommt nun zu äusserst als Reliefbildung ein feines, blasses, schon von Anderen erwähntes Streifen- system, welches nach der Länge des Gewindes zieht, ausserdem aber auch noch eine eigenthümliche, auf den ersten Blick nicht gleich verständliche und, wie es scheint, noch von Niemanden erwähnte Seulptur an der Innenfläche. Man bemerkt bei der Betrachtung der Schale von aussen eigenthümliche kurze Streifen, überzeugt sich aber bei schärferem Zusehen, dass sie nicht der Aussenfläche ange- hören, sondern der Innenfläche und von kleinen, abge- stutzten Vorsprüngen herrühren. Manche Beschreiber der Helix personata Lam. geden- ken „unendlich feiner Höckerchen“ auf der Oberfläche der Schale. Unter starker Vergrösserung erscheinen sie als wellenförmig angeordnete Leistehen, die theils einzeln, theils verbunden sich schuppenartig erheben. Sie gehören in Uebereinstimmung mit den braunen Haaren der Cuti- cula an, durch welche die sich kreuzenden Schichten der Kalklage durchschimmern. Die hornbraune Cuticula der Helix obvoluta Müll. er- 4 50 hebt sich ausser den Haaren ebenfalls in dreieckige Leist- chen, die von der Fläche gesehen denen von Helix per- sonata ähnlich sind, also wie Schüppchen sich ausnehmen oder bei seitlicher Ansicht wie kurze Härchen'). Die merkwürdigste Sceulptur unter den Pulmonaten unseres Landes besitzt Helix incarnata Müll. Das frische Gehäuse sieht bekanntlich wie bereift aus, matt und glanz- los und die Ursache hiervon sind „winzige Schüppchen.“ Ich habe von der Form dieser Gebilde eine Abbildung?) bei stärkerer Vergrösserung gegeben, als es bisher z. B. von Moquin-Tandon geschehen ist und es ist hierbei zugleich ersichtlich, dass sich zwischen den „Schüppchen“ feine Leistehen hinziehen. Gewissermassen entsprechend dieser äusseren stark hervortretenden Seulptur ist auch die Innenfläche der Schale nicht rein glatt, sondern, wie ge- hörige Vergrösserung darthut, von einem feinen Runzel- und Höckerwesen überzogen). Auch das Gehäuse von Helix strigella Drap. muss etwas Verwandtes auf seiner Oberfläche besitzen. Für ge- wöhnlich nimmt sich die Schale „wenig glänzend“ aus, weil ein sehr feines zusammenhängendes Leistensystem über die Oberfläche hinzieht. Ich habe aber an ganz frisch aufgenommenen Thieren bemerkt, dass die Schale wie be- duftet aussah. Doch muss der Ueberzug sehr leicht zer- störbar sein, denn solche Exemplare, zu mehreren in einer Büchse mit Moos getragen, haben in Bälde den Duft ein- gebüsst. Auch Rossmässlert) spricht von einer „Be- 1) Der pergamentartige Deckel, den diese Schnecke auch in der guten Jahreszeit, bei trockener Witterung leicht bildet, besteht ähnlich den hinfälligen Deckelbildungen andrer Arten aus homo- gener organischer Grundsubstanz mit eingemengten kleinen Kalk- theilchen, welche dem Ganzen die weisse Farbe verleihen. 2) Figur 2a. 3) Bei dieser Schnecke, frisch in die Lösung von doppelchrom- saurem Kali geworfen, nahmen die Kalkkörper der Haut eine pur- purrothe Farbe an. Da nun die gleichen Gebilde bei den Arten von Limax, Arion und sonst von Helix farblos bleiben. so würde dies vielleicht aufeine Besonderheit der chemischen Beschaffenheit hindeuten. 4) Iconographie der Land- und Süsswassermollusken, Heft I, S. 62 f£. 51 haarung“, die aber sehr flüchtig und überaus leicht ver- gänglich sei. Die Härchen seien kurz und zurückgekrümmt und so leicht abzureiben, dass nur die wenigsten Exem- plare noch theilweise behaart gefunden werden. Die nächstverwandte Helix fruticum besitzt ebenfalls leicht zerstörbare, zusammengeflossene Schüppchen, welche beim ersten Anblick als blosse Streifen sich darstellen. Aehnliche äusserst feine schuppenartige Erhöhungen und von ebenfalls leicht abwischbarer Beschaffenheit finden sich auch bei Helix hispida Müll. Ihre Hauptrichtung geht in der Länge der Spirale, wobei da und dort etwas wirbel- artige Abbiegungen vorkommen. Die Schüppehen sind auch nicht alle von gleicher Gestalt, sondern die einen bald länger, bald kürzer. Die Haare stehen in Schräg- linien und sind nicht reine Cutieularbildungen, sondern Fortsetzung der eigentlichen Schalensubstanz (Kalkschicht), von welch letzterer die Streifung der Haare herrührt. Zu den Pulmonaten unserer Fauna mit stark ent- wickelter Sculptur gehört bekanntlich Helix lapieida L. Mit der Lupe sieht man eine „Körnelung“, deren Punkte in Reihen stehen. Unter dem Mikroskop löst sich die Körnelung in ein System von hohen Falten auf, die ge- krümmt und gebuchtet verlaufend, an Gebirgszüge erinnern können; sie mögen als Umbildungen der gewöhnlichen Leistchen zu betrachten sein. Bei Helix nemoralis L. kommt ebenfalls ausser den beiden gröberen Quer- und Längswülsten, die sich zum Theil so treffen, dass eine annähernd gitterige Bildung ent- steht, unter dem Mikroskop noch ein System von feinen Längsleisten zum Vorschein. (Auch für eine Steinheil’sche Lupe bei schräger Beleuchtung schon erkennbar.) Die längsziehenden Leistehen schieben sich zum Theil zick- zacklinig in einander, etwa wie die Sehnenstreifen in der Seitenmusculatur der Fische. Auf der Umschlagslamelle der Lippe ist noch eine besondere höckerig zackige, in unregel- mässigen Querlinien stehende Seulptur zugegen. Auch bei Helix pomatia L. ist ausser den von den Conchyliologen erwähnten ‚feinen Spirallinien“, welche unter dem Mikroskop sieh als deutliche Leisten ausnehmen, 52 noch in den Zwischenräumen eine äusserst feine, punktirt- netzförmige Reliefbildung zugegen. Die Schale unsrer Xerophilen scheint manches Eigen- artige an sich zu haben. Zwischen den stark hervortretenden Querrippen trifft man bei entsprechender Vergrösserung nicht nur auf eine feine Körnelung oder Punktirung, sondern noch auf feine rundliche Lüken, welche wie Poren sich ausnehmen. Wo die Schale weiss ist, finden sich Massen spiessiger Kalk- theile, welche an die von Bulimus radiatus erinnern, und die Schale ist durchschimmernd und hornbraun dort, wo die bei durchgehendem Licht dunklen aus Kalknadeln ge- bildeten Lagen fehlen. — Am Spindelsaum von Helix eri- cetorum erstreckt sich eine höckerige Sculptur weit nach innen. Das Gehäuse von Achatina acicula Müll. wird als „ganz glatt‘ beschrieben. Unter dem Mikroskop erscheint 1) die grobe Querstreifung (Zuwachsstreifen, Rippenbildung), 2) eine feine Längsstreifung (Spirallinien) nicht in ein- fachen Linien verlaufend, sondern in feinem Zickzack. 3) Am Spindelsaum tritt wieder eine Höckerbildung auf. Die ebenfalls sehr glatt erscheinende Schale von Olausilia laminata Mont. besitzt doch auch Relieflinien in Form von schmalen Leistehen, welche einzeln verlaufen oder zusammenfliessen. Bei Olausilia similis Charp. erblickt man zwischen den Rippen zahlreiche feine, doch etwas verschieden grosse Löcher; auf den Rippen selber vermehrt sich ihre Zahl, sie werden grösser, fliessen auch wohl zusammen. Die Räume scheinen lufthaltig werden zu können und in diesem Zustande die bekannten weissen Fleckehen hervor- zurufen. Suceinea Pfeifferi Rossm. besitzt ausser den groben für's freie Auge unterscheidbaren Querlinien noch mikros- kopisch feine (bei Syst. 7. Hartnack) erkennbare Spiral- oder Längslinien. Auch Physa fontinalis L. zeigt ausser den groben Streifen noch eine feine blasse, kurz querstreifige oder gitterige Zeichnung; dann an der Umschlagslamelle des — 53 Spindelrandes eine auffällige, scharfe gezacktrandige Schräg- seulptur !). Noch sei auf Paludina vivipara Müll. als ein letztes Beispiel hingewiesen, wie zusammengesetzt die Sculptur des Gehäuses sich gestalten kann. Ich beziehe mich auf die aus dem Uterus genommenen jungen Thiere. Man unterscheidet zunächst die Längsleisten, welche leicht bogig und weit auseinanderstehend verlaufen und einen zackigen freien Rand haben, zwischen je zwei ausgeprägten Leisten zieht noch die Spur eines dritten solchen Leistchens. Die Zacken des freien Randes der Leisten erheben sich in kurze Dornen oder in haarähnliche Bildungen von ver- schiedener Länge, oder in dreiseitige Blattgebilde, welche ebenfalls wie Haare sich ausnehmen können, aber nicht eigentlich spitz, sondern quer abgestutzt aufhören. Weiter- hin bemerkt man noch zarte Quererhebungen, die, indem sie sich an bestimmten Stellen verdieken, die gröberen Ringwülste erzeugen. Bei starker Vergrösserung ist er- sichtlich, dass jede der zarten Querleisten schon auf's zar- teste gekerbt ist. Ueber die haarähnlichen Blattgebilde geht die Quersculptur als feines Streifensystem weg. Die „Haare“ stehen in drei Linien, mit der Spirale verlaufend; sie sind am längsten nach der Mündung der Schale hin und verkürzen sich allmählich gegen den Gipfel?). 1) Figur 23. 2) In meiner Darstellung des anatomischen Baues der Palu- dina vivipara (Zeitschrift f. wiss. Zool. 1850) sagte ich bezüglich des Kiefers, welcher rechts und links im Munde liegt, dass derselbe aus „verhornten Zellen“ sich bilde. Von meinem gegenwärtigen Collegen Geh.-Rath Troschel ist Dies angezweifelt worden: ich sehe indessen bei der Nachprüfung, dass meine Angabe vollkommen richtig ist. Die Kiefer bestehen nicht aus homogenen cuticularen Schichten, sondern in ihrer ganzen Substanz, durch und durch aus „verhornten Zellen“. Letztere sind scharf berandet und tief- braun. Ueber diese verhornten oder chitinisirten Zellen weg geht, eine zarte Cuticula, die sich leicht abheben lässt. Es sind somit die Kiefer dieser Schnecke wie in ihrer seitlichen Lage, ‘ so auch im Bau verschieden von dem Kiefer der Helieinen und Limaeinen. Weiter nach hinten, rechts und links von der Zunge 54 Das Gehäuse der Kammkiemer entsteht als eine A b- scheidung des Hautepithels, in welcher Beziehung ich meine vor 26 Jahren an Paludina gemachten Beob- achtungen wörtlich anzuführen mir erlaube: „Am hinteren Leibesende wird der abgerundete Theil des Embryo von einer flachen muldenförmigen, eoncentrisch gestreiften, homo- genen Substanz überzogen, welche in dieser Weise die Schale in ihrem ersten Auftreten darstellt. Sie ist anfangs sehr zart, ganz farblos und nicht leicht zu erkennen, nach und nach aber nimmt sie einen Stich ins Gelbliche an. Rücksichtlich ihrer Genese erscheint die Schale nur als einfache Ausscheidung aus der Haut des Embryo, dessen Zellen unter der Schalenanlage eine polygonale Gestalt angenommen haben.“ Das Schälchen der Limaeinen 'hat eine andere Ent- stehung, denn es bildet sich in einer Spalte des Mantels und was zuerst auftritt, sind krystallinische Kalkplättchen. Ich wäre daher beinahe abgeneigt, die äussere Schale der Gastropoden und die innere Schale der Limacinen ohne weiteres zusammenzustellen, lägen nicht die Beobachtun- gen Gegenbaur’s!) über die Entwickelung von Clausilia vor, aus denen hervorgeht, dass auch bei diesem Weichthier die Bildung der Schale im Innern der Rückenplatte erfolgt und erst nach und nach durch Schwund und Zerreissen der Umhüllung zu einer äusseren Schale wird. Gegenüber dieser grossen Verschiedenheit in der ersten Anlage des Gehäuses einer Kiemenschnecke (Palu- dina) und einer Lungenschnecke (Clausilia) würde es sich wohl der Mühe lohnen die Entwiekelung sämmtlicher liegt ein Knorpelstück, im frischen Zustande von rosenrother Farbe und wie es scheint von Manchen als ‚‚Kiefer‘‘ genommen. — Bei dieser Gelegenheit mag erwähnt sein, dass schon in dem alten Werk: Hoocke, Micrographia, London 1667, observ. of the Teeth of a Snail, Schem. XXV. pag. 181 der Kiefer einer Schnecke in sehr vergrössertem Massstabe abgebildet ist, und zwar in sorgfältig aus- geführtem Kupferstich. 1) Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Landpulmonaten. Inaugurailabhandlung 1852. 55 zu unserer Fauna gehörigen Arten zu verfolgen, um sich diese Verhältnisse klarer machen zu können. Recht beachtenswerth ist mir auch geworden, ‘dass bei allen untersuchten Arten, deren Schale sich durch Seulptur der Oberfläche auszeichnet, die Embryonalschale, welche als Spitze des Gehäuses bleibt, ohne Seulptur ist, somit von glatter Beschaffenheit, und dadurch oftmals in einen scharfen Gegensatz zur übrigen Schale tritt. Ich nenne z. B. Clausilia similis, Pupa frumentum, Helic nemoralıs, Helix rotundate. Erwähnung verdient es vielleicht auch, dass, wozu oben Beispiele namhaft gemacht wurden, die Umschlagslamelle der Schale und auch die übrige Innenfläche eine höckerig- zahnige Sculptur besitzen kann, welche im allgemeineren Sinne an die höckerige Bildung der bedeckten Hautstellen bei Schlangen erinnert. In beiden Fällen möchte man daran denken, dass der bedeckte oder freie Zustand, in welchem sich die Oberfläche befindet, auf die Bildung der Reliefform einwirkt. Bei Wirbelthieren vermochte ich an gewissen Sculp- turen .der Cutieula eine Art Vorzeichnung in der Oberfläche der Epidermiszellen nachzuweisen, hier bei Weichthieren ist es mir bis jetzt nicht gelungen, an den Zellen des Mantels eine solche Beziehung zwischen dem Mutterboden und der Form der Seulptur wahrzunehmen. Und ich er- wähne, dass selbst bei Helix incarnata unter der doch so auffälligen Reliefbildung der Schale nur Epithelzellen von gewöhnlicher Art liegen; auch die Drüsenzellen mangeln, und die Pigmentflecken und Streifen gehören der Lederhaut an, ebenso die Kalkablagerungen, welche lebhaft weisse Flecken hervorrufen. Am Mantelrand befindet sich wohl die Hauptbildungsstätte für die Vergrösserung der Schale, was auch dadurch ausgedrückt wird, dass die Epithelzellen dieser Körpergegend dort, wo Bänder entstehen sollen, das bräunliche Pigment ausschliesslich enthalten. So z. B. an Helix nemoralis. Semper hat bereits die Ansicht ausgesprochen, dass die „Kalkdrüsen“ keinen erheblichen Antheil an der Bil- dung der Schale haben, sondern dass durch die Epithel- 56 zellen eine kalkhaltige Flüssigkeit schwitze, welche zur Bildung der Kalkschicht der Schale diene. Ich stimme dieser Auffassung zu und nehme selbst, wie oben ange- deutet, die mit Pigment erfüllten Epithelzellen für die Er- zeugung der Flecken und Bänder der Schale in Anspruch, während Semper die „Farbdrüsen“ hierbei betheiligt sein lässt. Es wurde oben gezeigt, dass „Kalkdrüsen‘“ und „Farbdrüsen‘ von einerlei Natur seien und dass es zu den Leistungen von beiden gehört, farblose und gefärbte Kalk- theilchen dem Schleim beizumischen; die ersteren mögen auch wohl den Kalk für den Winterdeckel liefern. Zweiter Abschnitt: Die einheimischen Limacinen. Vor mehreren Jahren habe ich eine Uebersicht der von mir bis jetzt in Süddeutschland beobachteten Nackt- schnecken veröffentlicht!). Indem ich gegenwärtig mit einer ähnlichen Zusammenstellung hervorzutreten mir er- laube, habe ich den Zweck, sowohl Nachträge zu den trüheren Mittheilungen zu liefern, insbesondere bezüglich des Verbreitungsbezirks, als auch um Gelegenheit zu finden, eine neue Art aufstellen und begründen zu können. Vielleicht geschieht auch durch den Hinweis auf leichter in die Augen fallende Merkmale denjenigen jüngern Fachgenossen ein Gefallen, welche dieser noch viel zu wenig untersuchten Thiergruppe ihre Aufmerksamkeit zu- zuwenden zwar Lust tragen, sich aber dabei durch Nicht- kenntniss der Arten einigermassen behindert fühlen. 1) Beiträge und Bemerkungen zur Würtembergischen Fauna, mit theilweisem Hinblick auf andere deutsche Gegenden. Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Würtemberg, 1871. 57 Gattung: Arion, Fer. Schild gekörnt; Athemloch vor der Mitte des Schildes, Rücken nach hinten nicht gekielt, am Schwanze eine dreieckige Schleimgrube, Sohle nicht in Felder geschieden. 1. Art: Arion empiricorum, Fer. Grösste Art, bis 5 Zoll lang, schwarz oder rothgelb, ohne Längsbinden. Die von mir gesammelten Thiere lassen sich nach der Farbe folgendermassen zusammenstellen: 1) Rückenseite ist einfarbig gelbroth und die Sohle farblos (grau); 2) es dunkelt die Rückenseite ins Braune; 3) Der Rücken ist schwärzlich bis schwarz, der Fuss- rand bleibt lebhaft roth, der Bauch hell. Solche ge- wissermassen dreifarbige Thiere nehmen sich besonders schön aus. 4) Das Schwarz des Rückens überdunkelt auch den rothen Fussrand bis zu dem Grade, dass nicht mehr die mindeste Spur davon zugegen ist und endlich auch die Sohle ganz dunkel sich überzieht. Schon in der angezogenen früheren Arbeit fand ich zu berichtigen, dass dieses allbekannte und häufige Thier, welches gewissen Angaben zufolge der Gegend um Rothen- burg an der Tauber fehlen sollte, auch diesem Landstrich keineswegs mangelt und jetzt habe ich das Gleiche bezüg- lich der Gegend um Kissingen zu bemerken. In der Schrift Balling’s über die Heilquellen und Bäder Kis- singen’s!), welche nebenbei die naturgeschichtlichen Ver- hältnisse bespricht, erscheinen auch die Weichthiere (nach Mittheilungen von Duft in Rudolstadt) aufgezählt und von Nacktschnecken genannt: „Limax sylvaticus,, hortensis, agrestis und mazimus.“ Wahrscheinlich steckt unter „Limax 1) Es liegt mir die „Sechste Auflage 1865“ vor. 58 mazimus“ zugleich mit dem Limazx cinereo-niger Wolf unsere Art. Als ich mich im Herbst 1872 einige Wochen an ge- nanntem Ort aufhielt, traf ich bald in einer feuchten Schlucht des Berges westlich von der Saline auf den Arion empiri- corum, wovon der eine schwarzbraun mit rothem Saum war, zwei andere dunkelbraun, ein dritter — es war der grösste — ganz schwarz und zwar nicht bloss am Rücken, sondern auch an der Sohle; nur das Gelb des Fussrandes hob sich noch spurweise ab. ° Weiterhin sah ich das Thier auch im Wald zunächst der Klosterruine Aura und bald auch an den verschiedensten Stellen, in den Wäldern längs der Saale hin, meist von hellgraubrauner, ins Kaffeebraun gehender Rückenfarbe, rothgelbem Rand und heller Sohle. Kein einziges Exemplar war von hellrother Farbe (A. rufus). Auch in der übrigen Rhön, so auf dem Kreuzberg, am Ebersberg, auf der Eube, Milseburg, habe ich das Thier gesammelt. Hierbei machte ich fortwährend die Beob- achtung, dass bei den an sehr feuchten Stellen lebenden Thieren das Kaffeebraun ins völlig Schwarze überging, und es färbte sich nicht bloss der röthliche Fussrand, sondern selbst die sonst helle Sohle mehr oder weniger dunkel. Dies musste wohl allmählich erworben sein, denn die Jüngeren Thiere, obschon der Rücken schon ganz schwarz sich gefärbt hatte, besassen doch noch den lebhaft rothen Fussrand und die helle Sohle. Exemplare dieser Färbung nehmen sich, da überdies der orangegelbe Leibessaum regel- mässig von dunklen Querstrichen durchsetzt ist, sehr zier- lich aus. Es wurde schon oben des Zusammenhanges, welcher zwischen dunkler Hautfarbe und Feuchtigkeit des Aufent- haltsortes zu bestehen scheint und wie ich solchen auch bei Amphibien und Reptilien beobachtet, gedacht. Gerade auf gegenwärtigen Arion halte ich mein Augenmerk in dieser Beziehung seit Längerem gerichtet. Undso fand sich, dass bei Würzburg an der Nordseite des Dürrbachthales, an sehr feuchter Stelle, ebenso an Waldgräben des Höch- berger Weihers, alle Thiere dunkel kaffeebraun bis schwarz waren, dabei der sonst rothe Saum überbräunt und die ” Bauchseite ganz dunkel'!). In der nächsten Umgebung von Tübingen ist unsere Schnecke rothgelb an den trockneren Halden z. B. des Spitzberges?); der Rücken bräunt sich 1) Das Braunroth scheint übrigens für den Arion empiricorum im Mainthal die vorherrschende Farbe zu sein: bis Karlstadt z. B. zeigte die Art immer dieses Aussehen. 2) Der „Spitzberg“ bei Tübingen, ein von Westen nach Osten ziehender Keuperhöhenzug, ist dem Naturfreund nicht blos lieb wegen der vielen schönen und interessanten landschaftlichen Bilder, sondern gerade für den Conchyliologen bietet er einen Reichthum von Weich- thieren, sowohl in Rücksicht der Arten als auch der Individuen dar, wozu mir hier am Niederrhein nicht entfernt ein ähnlicher Fund- ort bekannt werden will, weshalb ich mir an dieser Stelle einen kleinen Nachtrag zu den früheren faunistischen Mittheilungen auzu- merken gestatte. Die südlichen Abdachungen des genannten Berges mögen schon zur Zeit, als Leonhard Fuchs, der Anatom und Botaniker, in T. lebte und wirkte (von 1535 bis 1565), dem Weinbau überwiesen gewesen sein, aber die nördlichen Gehänge sind wahr- scheinlich damals grössentheils noch Wald gewesen, worauf nicht blos jetzt das Vorkommen mancher Pflanzenart deutet, sondern auch verschiedene der dort lebenden Mollusken. Man findet: Arion em- piricorum, A. subfuscus und A. hortensis, Limax gracilis, nov. sp., L. cinereo-niger, L. montanus, L. marginatus, (L. arborum,) L. einctus, L. agrestis, Vitrina pellucida, V. diaphana, Helix pomatia, H. nemo- ralis, H. hortensis, H. lapieida, H. fruticum, H. strigella, H. incar- nata, H. obvoluta, H. pulchella, H. hispida, H. rotundata, Olausilia similis, Cl. laminata, Achatina lubrica, einen Zonites, Succinea oblonga. Bezüglich der letztgenannten Schnecke, welche bekanntlich in der Diluvialzeit in grösster Menge lebte, während sie jetzt keineswegs zu den häufigen Thieren gehört, musste ich seiner Zeit gestehen, dass ich von dieser Schnecke bei Tübingen noch keine Spur angetroffen; um so bemerkenswerther ist es daher, dass ich in dem regnerischen April 1874 auf dem so oft von mir begangenen Rücken des Spitz- berges, gerade auf der Höhe zwischen Ammer- und Neckarthal, also sehr weit vom Wasser weg, unter Steinen, alte und jüngere Thiere gefunden habe. Sie scheinen demnach lange Zeit in der Erde zu leben, wovon auch wahrscheinlich der Kothüberzug — nicht Ex- cremente, sondern angeheftete Erde —, den auch diese Exem- plare an sich hatten, hindeutet. (Im Sommer des gleichen Jahres sammelte ich Suceinea oblonga auch an der Nordseite der Weilerburg an feuchtliegenden Rindenstücken.) Zu Beobachtungen über die Lebensweise der Schnecken bot der Spitzberg ebenfalls gute Gelegen- heit dar und ich erwähne, dass noch tief im Spätherbst, bis in die 60 hingegen stark an Thieren, welche in den feuchteren Schluchten z. B. des Viehweidberges und Oesterberges leben. Im ersten Frühjahr, bei noch sehr feuchter Beschaffenheit des Bodens und der Luft, erschienen an den Plätzen, wo später nur rothgelbe Exemplare gesehen wurden, alle die zahlreich herumkriechenden Thiere, alte und junge, von dunkelbrauner Farbe, mit rother Einfassung, und selbst die letztere konnte überschwärzt sein. Solches beobachtete ich namentlich in dem kühlen, regenreichen Mai 1873, und im Juni bei fortherrschender Kühle und starken Regengüssen waren alle Thiere in dem jetzt äusserst durchnässten Walde des Spitzberges tiefschwarz. Man muss hierbei fortwährend unwillkürlich an jene Käferarten denken, welche in den höheren regenreichen Alpen ihre bunten Färbungen in einfaches Schwarz umsetzen. Im waldigen Schönbuch !) bei Tübingen wollte es mir Mitte des Winters hinein unter Steinhaufen nicht, wenige der ge- nannten Arten als sehr wetterfeste Thiere sich auswiesen. So traf ich z. B. bei schon theilweiser Schneelandschaft in der Mitte No- vembers 1872 Limax gracilis, L. agrestis, junge Arion hortensis, Helix hispida, H.rotundata, Pupa muscorum, Clausila similis, ferner ganz junge Thiere von H. pomatia, endlich Vitrina. Noch am 31. Decbr. 1872, bei + 4° R. Nachm. waren verschiedene Arten zu finden, und selbst am 5. Jan. 1873, bei + 5° Nachm. lebte noch Limax agrestis, Arion tenellus, Helix hispida und Pupa muscorum, sowie Vitrina unter den Steinen. Die letzteren scheinen die Kälte am meisten vertragen zu können, wie mir denn auch Herr Clessin, der genaue Kenner vaterländischer Conchylien zwei lebende, im Januar 1872 in schneeigem Walde bei Dirkelscherben gesammelte Daudebardia zuzusenden die Freundlichkeit hatte. 1) Als einen weiteren Nachtrag zu den Mittheilungen über die Fauna des Schönbuchs erlaube ich mir eine Bemerkung über den Carabus irregularis Fabr. anzuschliessen. Es wurde seiner Zeit gemeldet, dass der kürzlich verstorbene beste Kenner der Coleop- teren Würtembergs, J. v. Steudel, Director des Gerichtshofes in Rottweil, vor vielen Jahren ein einziges Exemplar dort aufgefunden hat. Da Heer (Urwelt der Schweiz, Zürich 1865) diesen Käfer zu jenen alpinen oder hochnordischen Thieren rechnet, welche, wenn sie jetzt noch auf Hügeln oder Niederungen vorkommen, als „Remi- niscenzen an die ferne Gletscherzeit“ zu betrachten seien, so haben Steudel und ich auf unseren viele Jahre lang fortgesetzten Streife- 61 weniger gelingen, die hellgelbrothen, dann die sattgelb- rothen bis tiefbraunen Thiere auf bestimmte Oertlichkeiten zu vertheilen, obschon es auch hier öfters schien, als ob die feuchtesten Plätze die dunkleren Thiere beherbergten. Die braunen sind übrigens in genanntem Bezirk in der Mehrzahl vorhanden. Hingegen habe ich auf der wasserarmen Rauhen Alb oder dem schwäbischen Jura, dieser felsigen, zer- klüfteten, manchmal lebhaft in Form und Farbe an den Apennin erinnernden Landesplatte, an den vielen von mir besuchten Stellen, wo meist in Menge der Arion empiricorum zur Beobachtung kam, allgemein den „Arion rufus“ gesehen, und zwar vom schönsten Rothgelb, und nur von der Glemser Wiese habe ich mir angemerkt, dass dort die jüngeren Thiere ins Braune gingen). Auf mehreren Excursionen in reien durch den Schönbuch immer, jedoch vergeblich, uns nach dem, in den Alpen häufigen, in den übrigen deutschen Gebirgsgegenden wohl überall seltenen Käfer umgeschaut. Da besuche ich im aller- ersten Frühjahr, Mitte März 1874, von Neuem die alten Plätze und treffe am rechten Ufer des Goldersbaches, wo zu gleicher Zeit Leu- cojum veruum in schönster Blüthe stand, in einem vermodernden Erlenstrunke den Carabus irregularis in beiden Geschlechtern. (Ich habe sie der Tübinger Sammlung einverleibt.) Dieses zeitige Vor- kommen des Käfers, in einem Monate, dessen Temperatur und Luft- beschaffenheit doch stark an das Alpenklima erinnert, spricht sehr. für die Heer’sche Auffassung. Meine früheren Excursionen, in den an sich feuchten und kühlen Schönbuch, waren immer in eine spätere Zeit gefallen. 1) Auch die Gattung Arion scheint, wenn es sich gerade bietet, Fleischkost nicht ganz zu verschmähen. Ich beobachtete im Walde der Teck (rauhe Alb), wie mehrere A. empiricorum aufs eifrigste am feuchten Gewölle, das ein Raubvogel ausgeworfen, nagten; ebenso sah ich wiederholt, wie dieselbe Art ein zertretenes Thier von Helix pomatia anfrass. Eine solche Verbindung von Pflanzen- und Fleisch- kost kommt auch sonst wohl bei niederen Thieren vor. So haben schon Andere, z. B. Goldfuss in seiner Inauguralabhandlung über die Lautwerkzeuge der Heuschrecken, angegeben, dass Locusia viri- dissima fleischfressend sei, was ich nach einer Beobachtung im Freien bestätigen kann. Ich traf in der Dolde von Valeriana officinalis die genannte Laubheuschrecke damit beschäftigt, den grossen Perlmutter- vogel (Argynnis paphia) aufzuspeisen, wobei man sich die Frage 62 die Umgegend des schon dem Schwarzwald nahen Rott- weils sah ich nur die schwarze Form, die höchstens noch Spuren des rothgelben Randes an sich hatte. Hier am Niederrhein, wo ich jetzt in den Um- gebungen von Bonn diese Beobachtungen fortsetze, finde ich wieder an feuchten Plätzen, wie in der Nähe der Teiche, dann an den buschigen Uferrändern der Sieg die kaffeebraune Form, dann aber in den Berggegenden, wie im Siebengebirge, in den Bergen um Auel im Aggerthal neben bräunlichen Thieren den „A. rufus“ von einem mir neuen Farbenton, vom reinsten Feuerroth (Kopf und Fühler allein sind schwärzlich), dabei von sehr bedeutender Grösse. Das brennend Roth hat seinen Sitz in den leistenartigen Papillen der Haut und zwar da, wo ihre Fläche zur völlig freien wird, dazwischen bleibt die Haut schwach graugelb. Zur weiteren Unterstützung meiner Ansicht über das Dunkelwerden der Schnecken will ich auch anführen, dass an gleichen Oertlichkeiten auch andere Schnecken an dieser Veränderung theilnehmen. Ich konnte es doch unmöglich als einen Zufall ansehen, dass z. B. in äusserst feuchten Par- tien des Bachbettes vom Goldersbach im Schönbuch (bei Tübingen) nicht nur Arion empiricorum sich braun und schwärzlich färbt, sondern auch die an sich gern dunkeln Thiere von Helix arbustorum, Succinea Pfeifferi, Helix circinata alldort ihre Schwärze ganz entschieden steigern. An Thieren, welehe man in einer Lösung von doppel- chromsaurem Kali getödtet hat, und in Folge dessen sehr schlaff geworden sind, lässt sich deutlich sehen, dass der Sehild nicht bloss nach vorne den freien, weit dachig vor- springenden Rand hat, sondern dass er auch hinten und seitlich, also rings herum von der übrigen gefärbten und papillären Haut abgelöst ist, und so eine pigmentlose Furche zwischen beiden bleibt. vorlegen durfte, ob die Heuschrecke den Schmetterling selber erfasst, als er an der Blume saugte, oder ob sie nicht vielmehr die Beute einem Thomisus abgejagt, und vielleicht diesen selbst vorher ver- zehrt hatte. Andrerseits ist es bekanntlich nichts Seltenes, dass die Arten von Necrophorus, auch Silpha thoracica, also echte Aaskäfer, faulende Schwämme zu ihrer Nahrung wählen. 63 9. Art: Arion subfuseus, Drap. Mittelgross, Grundfarbe gelbroth oder bräunlich, seltener grau; mit einem helleren oder dunkleren Seiten- streifen längs des Schildes und Rückens; mitunter noch auf dem Schilde mit einem halbkreisförmigen, erloschenen Fleck. 6‘ Diese Art, welche in den Alpen sehr häufig ist, habe ich bei Tübingen ausser an den schon anderwärts ge- nannten Orten auch auf dem Spitzberge unter Steingerölle, im Mai bei sehr feuchter und doch milder Temperatur be- obachtet; ferner ebenfalls im Mai 1873 längs eines Wasser- grabens im Walde vor Kresbach, später im Schönbuch. Das Thier kommt auch vor in Oberschwaben, bei Wart- hausen, wie ich nach Zusendungen des um die Kenntniss der Fauna dieses Landstriches sehr verdienten Frhrn. v.König-Warthausen anzugeben vermag. Endlich fand ich ein einziges Exemplar im April 1873 im Walde am Höchberger Weiher bei Würzburg, und in der Rhön (Milseburg, Stellberg) drei Stück. Am Niederrhein habe ich bis jetzt ebenfalls drei Exemplare gesammelt und zwar im Gebiete des Siebengebirges (Umgegend der Löwenburg, Sommer 1875 und Fuss vom Drachenfels, April 1876). Man sieht, dass die Individuenzahl nicht gross ist und selbst bei Tübingen ging immer auf viele Exemplare von Arion empiricorum erst ein Exemplar von Arion subfuseus. Durch die späteren Funde hat sich herausgestellt, dass es nach der Farbe zwei Formen unserer Schnecke gebe und zwar: 1) eine mit roth- oder gelbbrauner Grundfarbe, welche die verhältnissmässig häufigere ist. 2) eine mit grauer Grundfarbe; bei dieser können die sonst schwärzlichen Seitenbinden umgekehrt als lichte Zeich- nung sich abheben; die beiden hellen Binden treffen über der Schwanzdrüse im Bogen zusammen. Der Leibessaum ist öfters ganz schwach gelblich. 64 3. Art: Arion hortensis, Fer. Eine der kleineren Arten, Grundfarbe des Rückens entweder vom Gelblichen bis ins Dunkelolivenbraune, eine schwärzliche Seitenbinde, Fussrand und Fuss- sohle gelblich; oder Grundfarbe ein lichteres oder dunkleres Grau und dann Mangel des Gelb an dem jetzt weisslichen Fussrand. Ein in Deutschland weit verbreitetes Thier und an vielen Stellen sehr häufig. Ich habe es beobachtet im Tauberthal (Rothenburg), Neckarthal (auch bei Heidelberg), Mainthal (Würzburg), Rhöngebirge (Kissingen, an der Saale hin), Milseburg, Kreuzberg (z. B. unter Holzstücken im Garten des Klosters), Ebersberg; allerorts im Rhöngebirge von sehr lichter Farbe und das Gelb des Fussrandes kaum zugegen. Siebengebirge: bei der Löwenburg gesammelte Exemplare von schönster blaugrauer Färbung. - Auch an dieser Art habe ich wiederholt beobachtet, dass an sehr feuchten Oertlichkeiten, wo Arion empiricorum ins Dunkle gefärbt erscheint, unser Thier ebenfalls von sehr dunkler bis zu fast schwarzer Farbe sich zeigte. Dann ist auch das Gelb des Fussrandes satter. Die ganz jungen Thierchen fand ich entweder von sehr lichter Farbe, fast ohne Zeichnung, oder die erst einige Linien langen.Schneckchen hatten schon ganz die Zeichnung der Alten. Es wird angegeben, dass Arion hortensis eine „unvollkommene“ Kalkschale habe. Insoweit ich dies unter- sucht, sehe ich Kalkstückchen von verschiedenster Grösse und die einzelnen von ähnlich schichtig-streifigem Wesen, wie es die Kalkplatten bei Limax sind, und in der That treten sie zu etwas grösseren Massen zusammen, als die Kalkkörner es bei Arion empiricorum thun. 4. Art: Arion tenellus, Müll. In der mehrfach angezogenen früheren Arbeit ward der Arion tenellus als eine wirkliche Art behandelt. Ich habe unterdessen das Thier oftmals und an verschiedenen 65 Orten beobachtet und glaube jetzt annehmen zu müssen, dass es nur Jugendzustände von Arion empiricorum ge- wesen sind, welehe man unrichtigerweise zum Range einer Species erhoben hat. Die ganz jungen Thiere von Arion empwricorum, von etwa 1 Cm. Länge, wie ich deren schon Anfangs April an Baumstümpfen, dann wieder gegen den Herbst hin sammelte, waren entweder ganz farblos, oder sie zeigten einen gelb- lichen Anflug, wieder andere hatten ein eigenthümliches Blassgrün. Letztgenannte Farbe kann sich steigern und dann bieten die Thiere ein sehr auffallendes Aussehen dar. So traf ich im September 1874 im Rhöngebirge (Waldberg und Thal zwischen Milseburg und Stellberg) unter Steinen den „Arion tenellus‘, dessen Rücken ganz eigenartig span- grün gefärbt war, der Seitenrand blassgelb, Kopf und Fühler schwarz. Es waren im Ganzen vier Stück und alle grösser als die bei Tübingen beobachteten Exemplare. Einige anatomische Nachforschungen haben mich auch belehrt, dass die Zwitterdrüse erst in der Anlage vorhanden ist und noch nichts von Eiern oder Samenelementen her- vorbringen kann, also in einem jugendlichen Zustand sich befindet. Gattung: Limax, L. Fer. Schild mit Ringfalten; Athemloch hinter der Mitte des Schildes; Rücken nach hinten ge- kielt; Sohle in drei Felder geschieden. 1. Art: Limax carinatus, Leach. L. marginatus, Drap. — Amalia marginata. Mogq.-Tand. Schild gekörnt; der Kiel erstreckt sich nach der ganzen Länge des Rückens; Oberseite rothgrau (blass fleischfarben), mit schwarzen Pünktchen und Strichel- chen; zu beiden Seiten des Schildes ein grösserer sch wärz- licher Strich; Kiel blassgelb, Sohle gelblich weiss. Verknüpft in gewissem Sinn Arion mit Limax, daher 5 66 Moquin-Tandou eine besondere Gattung, Amalia, daraus gemacht hat!). Seit meinen früheren Mittheilungen über diese „schöne Schnecke, die unter allen Nacktschnecken durch ihre feine, man möchte sagen vornehme Färbung auffällt“, habe ich das Thier in der Umgebung Würzburgs, wo es zuerst in Deutschland beobachtet wurde?), wiederholt aufgesucht. So traf ich es zahlreich Mitte April 1873 in der Umgebung des Schenkenschlosses, auf der Käsburg, im Guttenberger Walde, bei Zell am Main, meist unter Steinen, einmal auch frei kriechend auf feuchtem Moos, besonders in den Mulden der Oedungen oberhalb der Weinberge. Die Färbung dieser frei kriechenden Thiere war etwas matter, der röthliche oder Fleischton sehr gering, das Grau vorherrschend, der Fuss dagegen ziemlich gelblich. Auch bei Rotkenburg an der Tauber kam mir im gleichen Jahre das Thier wieder- holt zu Gesicht. Da ich früher, mit Anderen auf das eigenthümlich träge und stockige Wesen dieser Nacktschnecke hingewiesen, so möchte ich bemerken, dass ich ausser dem vorhin er- wähnten Fall noch Mitte Oktober, als die Wärme Mittags nicht mehr als + 10° R. betrug, die Thiere Abends an- traf, auf sehr durchnässtem Grase am Fusse von Mauern, wo sie munter und so zahlreich hinkrochen, dass in kür- zester Zeit über ein Dutzend zu sammeln waren. Sie er- schienen sehr lang ausgezogen und schmächtig. Dass sich bei dieser Art ein Farbenwechsel, bedingt durch Chromatophoren wahrnehmen lasse, ist ander- wärts von mir mitgetheilt worden. Und ich finde noch die Beobachtung beizufügen, dass schon im Freien an kalten Oktobertagen mir die Verfärbung der Thiere ins Dunkle auffiel, gerade so wie es bei Fröschen und Kröten unter gleichen Umständen eintritt. Unter zahlreichen Nacktschnecken, welche Baron König-Warthausen inOberschwaben gesammelt und an mich geschickt hatte, tauchte niemals gegenwärtige Art 1) Siehe Fig. 19, Fig. 20, Fig. 21. 2) Vergl. meine Bemerkungen z. Würtemb. Fauna, a. a. O. 67 auf. Auch im Rhöngebirge, wo ich fortwährend danach spähte, hat sich keine Spur gezeigt. Die Betrachtung des lebenden ZL. carinatus giebt den Anschein, als ob unsere Species mit der Gattung Arion im Mangel der die Sohle theilenden Felder übereinstimme. Allein Querschnitte durch das ganze, in Weingeist getödtete Thier lassen gut erkennen, dass auch hier durch Einfaltung der Haut an gleichen Stellen wie bei Limax zwei Längs- furchen entstehen, durch welche die Sohle dreifelderig wird. Und selbst bei Arion empiricorum sehe ich eine un- verkennbare Andeutung der dreifelderigen Beschaffenheit. Wenn daher der Systematiker sagt: Arion, Sohle nicht ge- feldert; ZLimax, Sohle gefeldert, so ist dies zwar etwas übertrieben, aber als Mittel zur Determinirung immerhin beizubehalten. In der Form eines Organsystemes, das für systema- tische Aufstellungen von jeher als wichtig galt, nähert sich unser Thier dem Genus Zimax mehr alsöder Gattung Arion. Ich meine den Nervenschlundring oder das Gehirn. Die Commissuren desselben sind kurz, doch so, dass sie einigermassen die Mitte halten zwischen den ganz kurzen Commissuren von Zimax und den weit längeren bei Arion. — Der Stiel der Gehörkapsel liess sich zur oberen Partie des Gehirns verfolgen. Die Grösse der Otolithen ging vom punktförmigen bis zu grossen ovalen Körpern von spitzer eckiger Gestalt. Das ruhende Thier biegt gern das Schwanzende etwas nach oben; im kriechenden und sehr ausgestreckten Zu- stande hebt sich am Schwanzende die Sohle und die Spitze des Rückens sehr scharf von einander ab. Der Fühlerknopf!) ist wie bei andern nicht ein- fach kuglich, sondern das einwärts gelagerte Ganglion des Fühlernerven springt aus einer Art Umwallung als helle Halbkugel vor. Das Auge liegt nach oben. Aehnlich wie bei andern Nacktscknecken ist jener Theil der Haut, welcher vom frei vorstehenden Rand des Schildes bedeckt wird, pigmentlos. 1) Figur 17. 68 Der schwarze Seitenstrich am Schild fällt mit der Grenzlinie des Kalkschälchens zusammen oder begleitet den Saum desselben eine Strecke weit; bei gewissen Be- wegungen hebt sich auch die vordere Grenze des Schälchens nach aussen stark ab, was von Anderen als „quere Ein- schnürung“ bezeichnet wird, selbstverständlich aber nur etwas Kommendes und Verschwindendes ist !). — Bei recht jungen Thieren ist der Seitenstrich des Schildes noch zu- sammengesetzt aus isolirten dunkeln Flecken. 2. Art: Limax gracilis, nov. spec. Schild gekörnt; der Kiel erstreckt sich nach der ganzen Länge desRückens; Oberseite schwärzlich bis Sehwarz; Schild ohne den Seitenstrich; Kiel schmutzig gelb, Sohle schwärzlich grau. Unter diesem Namen stelle ich als neue Art jene. Nacktschnecke auf, welche ieh früher?) für eine Abände- rung der vorausgegangenen Art genommen habe, aber da- bei doch bemerken musste, dass sie in Grösse und Farbe stark vom gewöhnlichen Limax carinatus abweiche. Es ist ferner dasselbe Thier, welches anhangsweise zu der nachgelassenen Schrift eines Conchyliologen ?) aufgeführt er- scheint. Ich habe unterdessen diese Nacktschnecke *) in einer ziemlichen Anzahl von Exemplaren gesammelt und mich überzeugt, dass es eine gute Species sei. Das Thier ist um vieles kleiner, als der nächstverwandte L. carinatus, in dahin kriechendem Zustande gegen 1'/;—2 Zoll lang, aber alsdann von äusserster Schlankheit. Die Oberseite geht vom schmutzigen Ockergelb (genauer graugelb mit schwärz- lichen Stricheln) ins ganz Dunkle, fast Schwarze über, an 1) Vergl. Fig. 21. 2) Beiträge zur würtemb. Fauna, Jahreshefte des Vereins f. Naturkunde in Würtemberg 1871. S. 218. 3) Lehmann, Die lebenden Schneeken und Muscheln der Um- gegend Stettins und Pommerns, Cassel 1873. 4) Figur 22. Be 69 den Seiten mit Spuren von Gelb; Fühler schwärzlich; Unterseite schwärzlich grau; Schild marmorirt, ohne dass die grossen Seitenflecken, welche bei L. carinatus vor- handen sind, entstehen. Der Kiel, über den ganzen Rücken gehend, ist gelblich. Der Hautschleim ist zähe, wie bei L. carinatus und hat einen- Stich ins Gelbliche. Das Schälchen ist länglich, sehr schmal und so gewissermassen im Einklange zur Tracht des Körpers. (Jenes von L. carinatus ist breiter, ovaler.) Der. braune Kiefer zeigt in der Mitte einen wenig vorspringenden, stumpfen Zahn. Der freie Rand des Zahnes sowie des Kiefers überhaupt erscheint unregelmässig kleinbuchtig. (Am Kiefer des nächstverwandten L. carinatus stellt der Zahn eine so schwache Wölbung vor, dass man sie fast übersehen könnte, wenn man nicht an dieser Stelle den Zahn suchen würde.) Ich habe gegenwärtiges Thier, welches, je öfter man dasselbe zu Gesicht bekommt, um so bestimmter den Ein- druck einer besonderen von Limaz carinatus verschiedenen Art macht, auch ohne dass man Kiefer und Schale unter- sucht hätte, bisher nur in der feuchten Kühle des Spät- herbstes und Frühlings angetroffen, und zwar entweder ruhend an der Unterseite sehr feucht liegender Steine, oder kriechend auf äusserst durchnässten Wegen. Der Haupt- fundort ist für mich die Umgebung des Schloss- und Spitz- berges, sowie des Steinberges bei Tübingen gewesen. Häufig ist die Schnecke keineswegs; ich habe im Laufe mehrerer Jahre nur gegen 20 Stück gesammelt, darunter Anfang April 1874, an einem sehr dumpf-feuchten Tag, am Steinberg fünf Stück auf einmal, welche unter einem Steine beisammensassen und wieder im April eines anderen Jahres sechs Stück, welche auf sehr feuchtem Thonboden dahin- krochen; alle übrigen der angegebenen Zahl vereinzelt. Zwei Exemplare fand ich auch im botanischen Garten in Würzburg, das eine Mitte Oktober 1872 und das andere Anfang März 1873. Obschon dem Limax carinatus sonst am meisten ver- wandt, entfernt sich Limax gracilis im Betragen entschieden von dieser Art, denn sie ist weit beweglicher. Während 70 demnach Limax carinatus in seinem trägen Wesen dem Arion näher steht, wird Limax gracilis den andern Arten von Limax Bbnlicher, 3. Art: Limax cinereo-niger, Wolt. Diese und die nachfolgende Art sind unsere grössten Nacktschnecken; Schild ungefleckt; die Seitenfelder der Bauchfläche schwarzgrau, das Mittelfeld weiss. Zu den Farbenabänderungen, welche ich am mehrfach erwähnten Orte namhaft machte, verdient jetzt noch gestellt zu werden eine weisse Form (Albinismus), wie ich ein solches Exemplar im Mai 1873 durch Herrn v. Biberstein aus Weil im Schönbuch eingeschickt erhielt. Es war ein prächtig grosses Thier und rein weiss, oben wie unten. Nachdem ich es einige Zeit lebend gehalten, wurde es der Tübinger Sammlung einverleibt. Zu den Fundorten, allwo ich die Schnecke sammelte, habe ich noch zu stellen: Brixlegg im Innthal (alle Thiere mit ganz dunklem Rücken); Staffelstein bei Bam- berg; Kissingen: auf der Bodenlaube!), Wald bei der Ruine Aura (Rückenseite schwarz mit Ausnahme des Kiels). Auch alle Exemplare, welche ich im Herbst 1873 im Tauberthal antraf, zeigten einen ganz schwarzen Rücken. Im Rhöngebirge sammelte ich das Thier häufig, so an der Milseburg, auch hier waren fast alle von ganz schwarzem Rücken; am Stellberg und am Wadberg traf ich auf schwärzlich graue mit weissem Kamm, dabei von sehr stattlicher Grösse. Unsere Art fehlt auch nicht unter den von Baron König-Warthausen in Oberschwaben gesammelten Landschnecken. Hier am Niederrhein bei Bonn, dann bei Auel im Aggerthal habe ich sie ebenfalls beobachtet, so dass sie eben wohl als eine der verbreitet- sten Nacktschnecken in Deutschland angesehen werden darf. 1) Unser Thier wird nicht erwähnt in dem oben angezogenen Verzeichniss über die Mollusken dieser Gegend. Da sie aber wegen ihrer Grösse nicht übersehen werden kann, ist sie wahrseheinlich sammt dem Arion empiricorum unter »Limax maximus« zu ver- muthen. 71 4 Art : Limax einereus, List. Schild gefleckt, Sohle einfach weiss; Rücken mit schwarzen Streifen oder Fleckenreihen. In der Grösse mit dem Limax cinereo-niger wetteifernd ist sie sonst eine von diesem durchaus verschiedene Art und keineswegs so allgemein verbreitet, wie erstere; ja in Süddeutschland ist sie in vielen Gegenden selten oder lebt wenigstens sehr versteckt. Ueber das mir dazumal bekannt gewordene Vor- kommen in Würtemberg habe ich in den „Beiträgen“ Mittheilungen gegeben; später im Juli 1872 erhielt ich auch mehrere Stücke aus der Gegend von Weinsberg. Ferner, wie ich jetzt angeben kann, gehört das Thier dem Mainthal an: im Höchbergerthal bei Würzburg!) fand ich im October 1873 an einem Regentage ein sehr grosses Exemplar (Schild mit etwa vier Reihen von Flecken, die vordern bogig zusammenhängend; über den Rücken hin zwei Reihen schwarzer Flecken, Sohle einfarbig weiss). Es gelang mir. übrigens nicht, trotz mehrtägigen Nach- suchens ein zweites Thier zu finden. Für die Gegend um Bonn hat bereits Goldfuss den Limax cinereus als „häufig“ bezeichnet. Mir war es im Sommer und Herbst 1875 nicht geglückt die Art zu finden und selbst im October bei sehr passendem Wetter suchte ich vergeblich die Stellen ab, wo das Thier zu vermuthen war, auch die langen Mauerstrecken der Stadt gegen den Rhein hin, es zeigten sich überall nur einzelne Limax agrestis und mehrere Arten von Helix. Dann brachte mir aber ein Studirender aus seiner Heimath in der Nähe von Bonn eine ganze Menge des Limax cinereus mit dem Be- merken, dass diese Schneckenart bei ihm zu Hause in den Kellern durch ihre Menge lästig würde. Später sammelte ich selbst zu wiederholten Malen diesen echten Limax cine- 1) Als Prof. Sandberger seine Arbeit über die »Conchylien- fauna der Gegend von Würzburg« veröffentlichte (Würzb. naturw. Zeitschrift 1867) war uns beiden das Vorkommen dieser Art noch nicht bekannt gewesen. 72 reus, und zwar bereits im Januar bei Regenwetter und + 3°R. in Gärten der Stadt, weiterhin im Frühling am Fusse des Drachenfels, dann bei Poppelsdorf, zum Theil sehr grosse, lebhaft gefärbte und gefleckte Exemplare, was Alles zur Bekräftigungder Gold fuss’schen Angabe bemerkt sein mag. In den „Beiträgen zur Württembergischen Fauna“ habe ich gelegentlich Heynemanns Aufsatz über die älteste Figur des Limax cinereus List. auf ein ebenfalls sehr altes Werk hingewiesen, welches nach einer Andeu- tung im „Naturforscher“ einen Zimax mazximus vorgestellt enthalte. Ich konnte damals noch keine Einsicht von dem Werke!) nehmen, später bekam ich es zu Gesicht und der Spannung, mit welcher ich die Platte aufschlug, folgte Ent- täuschung: denn die auf Limax mazximus von dem Bericht- erstatter im Naturforscher bezogene Figur kann unmöglich einen Limax bedeuten, sondern passt am ehesten noch auf eine sehr grosse, vielleicht exotische Insectenlarve. Und so behauptet die Lister’sche Abbildung ihren Platz als die älteste Figur. 5. Art: Limax variegatus, Müll. Gehört zwar zu den grossen Arten, erreicht jedoch nicht die Länge von Limax cinereus (die stärksten von mir beobachteten hatten 4 Zoll Länge). Grundfarbe des Schildes und Rückens ein Graugelb, darauf schwärzliche fast ins Grünliche spielende Flecken- bildung, auch der Schild gefleckt, der Kiel bleibt hell, die Sohle gleichmässig weisslich. Am kriechenden Thiere Nacken und Fühler schön bläulich. Limax variegatus ist mehr als ein Glied der südlichen Fauna zu betrachten und scheint in Deutschland eine noch geringere Verbreitung zu haben als Limax ceinereus. Das Thier wurde gefunden im Rheinthal bei Karlsruhe, im Mainthal bei Frankfurt und Würzburg, dann bei Kassel, bei Berlin und Königsberg (vorausgesetzt, dass bei den 1) Muscarum Scarabeorum Vermiumque varie figure et formae omnes primo ad vivum coloribus depictae et ex collectione Arun- delian a Wenceslao Hollar aqua forti aeri insculptae. Antwerpiae anno 1646. 73 letzten drei Orten die Bestimmung riehtig ist); hier bei Bonn habe ich die Art noch nicht getroffen. Das Vorkommen bei Würzburg nebst den näheren Umständen wurde von mir!) angezeigt und bis jetzt ist die dort erwähnte Oertlichkeit immer noch die einzige Fundstelle für mich geblieben. Im October 1873 konnte man abermals Exemplare erbeuten, nachdem sich die ersten Herbstregen eingestellt hatten, während des Sommers war die Schnecke völlig ausgeblieben. Die Grundfarbe war wieder ein Gelblich, genauer ein Graugelb’), am Schild Rücken und Kiel satter als am Kopf und den Seiten, darauf graue Fleekenbildung, am Schild netz- förmig, am Rücken mehr zusammenhängend, obere Fühler deutlich, die unteren nur spurweise bläulich. Sie frassen in der Gefangenschaft gern angefeuchtetes Schwarzbrod, wobei sich alsdann die Exeremente in so regelmässig ovale gleichgrosse Ballen formten, dass sie beisammen- liegend wie Eierhaufen sich ausnahmen. Die Thiere legten im October die bereits oben er- wähnten wirklichen Eier, in welchen gegen Ende December die jungen Schneckcehen fast zum Auskriechen fertig waren. Letztere hatten bereits die Färbung der Alten, nur die gelben und bläulichen Farbtöne waren noch blass und zart; der Schild stärker gefärbt als der übrige Rücken, am dunkelsten die Fühler. Ausser den Beobachtungen, welche oben schon eingefügt wurden, sei noch einiger andern, welche an den jüngern Stadien gemacht wurden, hier gedacht. Die heile contractile Schwanzblase erscheint nach hinten wie getheilt. An Schneckchen, welche dem Aus- kriechen nahe sind, ist der Rest der Schwanzblase noch in Form eines kleinen beuteligen Anhanges vorhanden. In der Haut des Schildes tritt das Pigment und auch 1) In den »Beiträgen zur württemb. Fauna« $. 222. 2) Andere Beobachter sprechen von einem »Hochgelb«, was bei den mir vorgekommenen Exemplaren nie der Fall war. Eigent- lich war am Rücken die gelbe Grundfarbe in Inseln oder Flecken aufgelöst; zahlreicher sind die gelben Stellen am Schild. 74 der Kalk am ehesten und zahlreichsten auf. Die Furchungs- linien und Höcker der Haut erscheinen schon sehr früh. Auch das Nervensystem zeigt sich bald und die untere Hirnpartie hat einen beträchtlichen Umfang. Die Linse des Auges mit körniger Mitte und heller Rinde, nach Kalilauge sich lösend und völlig verschwindend, ist birnförmig ausgezogen, auch ein Theil fast abgeschnürt und ich sah auch letzteren als kleines Stück zur Seite des grösseren liegen. Die zellige Retina ist sehr dick und und das wenige roth-violette Pigment nach einwärts vor der Retina liegend, zog sich gegen die Tiefe der Retina in Streifen aus. Die Hörblase ist anfänglich ohne Ötolithen und von birnförmiger Gestalt. Die „Urniere“ liegt mit dem Haupt- theil ihrer Schlinge zuerst in der Wölbung, ihr Ausführungs- gang im Stiel des Dottersackes. Die Secretbläschen der Nierenzellen, die sehr grossen Coneremente einschliessend, sind ebenfalls umfänglich und buchtig. Im Gang werden die Concremente kleiner, so wie sie etwa in der späteren Niere sind. In den zum Ausschlüpfen fast reifen Thier- chen ist die Urniere noch vorhanden und mit dem Dotter- sacke ins Innere getreten. 6. Art: Limax montanus, Leyd. Rücken mattgrau oder graubraun mit verwasche- nen dunklenFlecken und auch über den Schild gehen Wolken mit verflossenen Rändern. Sohle gleichmässig weiss. Ich habe in der mehrfach angezogenen Schrift die Art aufgestellt nach Tbieren, welche ich bis dahin bloss aus den Bergen von Südtirol (Razzes, Seiseralp) kennen gelernt hatte. Die Schnecke besitzt im ausgewachsenen Zustand nahezu, doch nicht ganz die Länge und Dicke von L. cinereo-niger, ungefähr 9—10 Cm. Sie unterscheidet sich auch sonst von der letzteren Art auf den ersten Blick durch die unpigmentirte Sohle, die ganz vom Aussehen ist, wie bei ZL. cinereus. Von eben genannter Species trennt den L. montanus aber wieder die Farbe des Rückens, denn die verwaschenen dunkleren Stellen am Schild können 75 nieht entfernt, mit der Fleckenbildung am Schild des ZL. cinereus List. verglichen werden. Bei jüngeren Thieren, die etwa erst 6—-7 Cm. Länge haben, spielt die graue Grundfarbe des Rückens mehr ins Fleischfarbene, am Man- tel sind die wolkigen Flecken schärfer und zur Seite des Rückens macht sich, wenn auch schwach, eine Längsbinde bemerklich. Das fleckige der Jugendfarbe tritt somit in späterer Zeit bis auf schwache Spuren zurück. Gegenwärtige Art kommt aber auch an der nörd- lichen Seite der Alpen vor, so z. B. in der Ramsau bei Berchtesgaden, dann auf der Insel Herrenchiemsee und jetzt möchte noch besonders mitzutheilen sein, dass sich die Schnecke auch in andern deutschen Gegenden vorfindet. Ich beobachtete das Thier bei Tübingen, wo ich im October 1872 zuerst auf dasselbe aufmerksam wurde und später namentlich im bergig-waldigen Schönbuch antraf doch nicht häufig: in der Zeit von mehreren Jahren habe ich bloss 9 Stück gesammelt. Die Farbe war oben bräun- lich grau mit je einer breiten verloschenen dunkleren Binde neben der lichten Kammlinie (die dunklere Färbung liegt nur in den Rändern der Hautleistechen); zur Seite noch eine schwächere, ebenfalls verloschene Binde; Bauch hell, farblos. ‘ Dann im Herbst 1873 begegnete mir die Art auch im Rhöngebirge (Milseburg, 3 Stück unter Baumstumpen); die Exemplare erreichten im Allgemeinen nicht die volle Grösse jener von Südtirol, indem sie kaum über 5—7 Cm. gingen, in der Farbe waren sie oben schwach graubraun unten rein weiss. Nur einmal im Walde der Südwestseite der Milseburg, als nach einem Gewitterregen die Schneeken- welt aus ihren Schlupfwinkeln zahlreich hervorkam, griff ich einen ZL. montanus auf, der beinahe die Länge des L. einereo-niger besass und auch sonst in der Farbe Eigen- thümlichkeiten darbot: Schild grau gesprenkelt, der übrige Rücken fast weiss, nur zwischen den Hautwarzen schwach- grau, diese selber wie der Kiel und die Sohle waren rein weiss. 76 7. Art: Limax marginatus, Müll. L. arborum, Bouch. L. sylvaticus, Drap. Eine der kleineren Arten. Im frischen unbehelligten Zustande von durehscheinendem prallen Aussehen, welches durch aufgenommenes Wasser bedingt ist, Farbe bald einfach blassgrau, bald mit schwarzen Tupfen, welche in Längsreihen gestellt sein können. Sohle einfarbig weissgrau. Ein weit verbreitetes Thier; denn ausser den von mir schon seiner Zeit erwähnten Gegenden, allwo ich es vor dem Jahre 1870 gesammelt, könnte jetzt noch namhaft ge- macht werden: der Eingang zum Ultenthal in Südtirol, ferner die Gegend um Kissingen, die Milseburg und Stell- berg. im Rhöngebirge (eine ganze Anzahl auf einmal unter Holzstücken). Das Tauberthal habe ich schon früher ge- nannt; im Herbst 1873 traf ich unseren Limax auch im Münsterthal, welches bei Creglingen ausmündet. Im Main- thal bei Würzburg sah ich. mich bisher vergeblich nach gegenwärtiger Art um, aber ich gehe schwerlich fehl, wenn ich dies Vermissen für zufällig halte. Das Schälchen scheint nach den Gegenden, in denen das Thier lebt — vorausgesetzt, dass die Bestimmung immer die richtige war — eine sehr verschiedene Ent- wickelung zu zeigen. Für die nassauischen Exemplare wird angegeben: „Die innere Schale ist ein Plättehen or- ganischen Gewebes, in welches nur hin und wieder Kalk eingelagert ist“. Für die des Niederrheines: „Das Schild ist durchscheinend, etwas gebogen und von nicht charak- teristischer Gestalt.“ Ich hatte hingegen oben nach Thieren, die ich aus Gegenden des Muschelkalkes untersuchte, mit- zutheilen, dass die Schale merkwürdig dick und kalkig seit). Selbst an ganz jungen Thierchen, von 4 Linien Länge, wie ich sie im Monat October vorfand, war das Schälehen, obschon jetzt nach unten noch völlig ausgehöhlt, doch bereits merklich dicker, als jenes von gleich grossen Individuen des Limax agrestıis. 1) Figur 5, Figur 6. 77 An den Fühlerknöpfen solcher jungen durchschei- nenden Thiere lässt sich bequem sehen, dass die Wölbung des Ganglions nach unten gerichtet und abgeschnürt ist, das Auge aber nach oben und aussen seinen Platz hat. Die Füllung der Kalknetze in der Haut besteht aus kleinen Körnern. 8. Art: Limax agrestis, L. Zu den kleineren Arten gehörig. Farbe vom Weisslichen, selbst Kreideweissen durchs Gelblichgraue und Dunkelfleckige bis ins Dunkelbräunliche; Sohle einfarbig grau. Die „gemeine Ackerschnecke* ist in der That die verbreitetste von allen und ich selber habe sie bis jetzt nirgends in den Gegenden, wo ich mich nach Limaeinen umsah, vermisst; auch dann nicht, wenn keine andern Arten sich entdecken lassen wollten. Es hängt diese allgemeine Verbreitung wohl mit einer grossen Lebenszähigkeit zu- sammen, denn ich wurde des Thieres noch unter Umstän- den ansichtig, welche höchst ungünstig für das Leben der wasserbedürftigen Schnecken sein mussten; so z. B. bei anhaltender, brennender Sonnenhitze auf weithin sich deh- nenden, höchst ausgetrockneten Sandfeldern, unter ebenso trocken liegenden Feldsteinen, während alles thierische Leben ringsherum erloschen schien. Eine Beziehung der Farbenverschiedenheiten auf die Oertlichkeiten nachzuweisen gelingt nicht, denn man trifft an einem und demselben Platz ganz einfarbig helle, dann dunkelfleckige und bis fast schwarze. — Das gelbliche Pigment ist, wie die mikroskopische Untersuchung lehrt, theilweise ein diffuses. Die Schnecke lebt häufig gesellschaftlich, in ganzen Haufen zusammen, was jedoch vielleicht ein allgemeiner Zug unsrer Thiergruppe ist. Denn es ist mir noch bei meh- reren Arten aufgefallen, dass sie, mit ihres Gleichen in Gefangenschaft gehalten, gerne dicht neben einander Platz nehmen, obschon der Behälter Ueberfluss an Raum bot. 78 9. Art: Limax einctus, Müll. L. cereus, Held. Eine der kleineren Arten von zierlicher Tracht, Rücken von durchscheinender wachsgelber Farbe. Sohle einfarbig grau. In alpinen Gegenden, wie ich anderwärts mittheilte, besonders zahlreich, scheint sich ihr Vorkommen aber doch auch sonst weit über Deutschland auszudehnen. Nicht nur habe ich sie schon früher bei Tübingen!) und Würz- burg aufgefunden, sondern später auch im waldreichen Münsterthal bei Creglingen, bei Rothenburg an der Tauber (Wald des Wachsenberges, die Thiere waren ohne das reine schöne Wachsgelb, vielmehr braungelb); dann bei Kissingen an der Nordseite der Berge abwärts von der Saale (ein Exemplar, dessen Wachsgelb ebenfalls nicht so rein war, als an jenen des Hochgebirges); im Rhön- gebirge, und zwar vier Stück an der Nordseite des Kreuzberges unter feucht liegenden Steinen, wovon zwei Thiere sehr gross und so lebhaft gefärbt waren, wie die alpinen; ferner am Abhang der Pferdskuppe (ein Stück, nicht rein wachsgelb, sondern mit einer verwaschenen dunkleren Seitenbinde, welche über den Schild und Rücken nach hinten zog); auch sammelte ich an der Milseburg zwei Stück, beide von ausgeprägter Farbe, im T'hiergarten am Wad- berg fünf Exemplare, davon zwei an Schwämmen, drei unter Baumrinde. Man sieht, dass das Rhöngebirge wohl wegen des rauhen feuchten Klimas die Entwickelung des Thieres begünstigt. Endlich sei noch erwähnt, dass auch aus Oberschwaben Baron König-Warthausen mir den in Rede stehenden Limax zugesendet hat. Hier am Niederrhein habe ich die Art noch nicht angetroffen, möchte jedoch in einem Zimax, den Goldfuss?) 1) Zu dem damals genannten Spitzberg und Schönbuch kommt jetzt noch die Alb, wo ich im Juli 1873 in dem Walde hinter dem Mädchenfels ein Exemplar fand, das kaum gelblich war, sondern nur grau durchscheinend mit leisestem Anflug von dem Wachsgelb. 2) a. a. O. Seite 67. ER DE RN, 719 aus einer Schlucht des Venusberges bei Bonn beschreibt, aber nicht benennt, da er über das Thier unsicher ge- blieben, gegenwärtige Art vermuthen. Was genannter Schriftsteller bezüglich der Gestalt, Farbe und Tracht auf- führt, passt alles gut auf den Limax cinetus. 10. Art: Limax brunneus, Drap. Die kleinste der einheimischen Nacktschnecken, Fühler sehr kurz; der Schild verhältnissmässig grösser als bei allen anderen Arten unsres Landes, weit nach hinten liegend, nicht wie sonst gewissermassen im Nacken, daher das Schwanzstück des Thieres kaum länger als das Halsstück. Farbe oben und unten ziemlich gleichmässig sehwärzlich, oder tief kaffebraun. Ich habe bereits über diese Art Einiges in den „Bei- trägen“ mitgetheilt. Das von Goldfuss herausgegebene Verzeichniss über die Mollusken der Rheinprovinz enthält unser Thier nicht und deshalb sei besonders erwähnt, dass ich im Siebengebirge ein Exemplar unter einem sehr feucht liegenden Holzstücke am Rande des kleinen Teiches zu- nächst des Fusses der Löwenburg im September dieses Jahres (1875) angetroffen habe. — Die beigegebene Abbil- dung!) mag vielleicht zum Wiedererkennen des Thieres beitragen. Schälehen und Kiefer habe ich nur von einem einzigen Exemplar untersucht. Das erstere ist verhältniss- mässig gross, die eine Seite gerade verlaufend, die andre gekrümmt, das Ganze von sehr hellem Aussehen. Der Kiefer erschien stark gebogen, der Zahn besass eine, wenn immer vorhanden, charakteristische mittlere - Einkerbung und bei starker Vergrösserung ging der Rand in mehrere unregelmässige Zacken aus. 1) Figur 18. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. ‚80 Erklärung der Abbildungen auf Tafel IX—XVI. 10. Tafel IX. Schälchen von Limax agrestis L., gering vergrössert, von oben. a Organische Grundlage, b Kalkplatte von baumartiger Form und krystallinischem Gefüge, ce Kalkconeremente von schaliger Form. Schälchen von Limax agrestis L., gering vergrössert, von unten Bezeichnung wie in Fig. 1. Stück von der organischen Grundlage (Cutieula) mit mehren der schaligen Kalkconcremente: a Furchen und Furchungswälle der Cuticula. b Kalkeoncremente. Ein Stück Schale von Limax cinctus Müll. a Furchen der Cutieula, b krystallinische Kalktafeln. Das Schälchen im Ganzen und gering vergrössert sehe man Fig. 14. Tafel X. Schälchen von Limax marginatus Müll. von oben und ge- ring vergrössert. Schälchen von Limax marginatus Müll. von unten und seitwärts, gering vergrössert. Ein Theil der Kalkplatten der Schale von Limax margi- natus Müll, mässig vergrössert. Das krystallinische Gefüge erscheint als feine Strichelung. Einige der Platten der vorigen Figur stark vergrössert, Der krystallinische Bau ist jetzt deutlich. Von der Schale des Limax agrestis L. eine gleiche Partie und ebenfalls stark vergrössert. Ein Stück der Haut, welche den Leibesraum auskleidet in abgezogenem Zustande von Limax carinatus Leach. mässig vergrössert. a die homogene Grenzschicht oder Cuticula, b die zellige, in gewissem Sinne epitheliale Lage oder Matrix darunter, an der Umschlagsstelle. e Kerne der Zellenbezirke über die Fläche weg, d Muskeln, e Oeffnungen, welche in die Bluträume führen. Fig: Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. PM, 12. 13. . 14. lo, s 16: 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. sl Tafel XI Schälchen von Limax carinatus Leach, gering vergrössert, von oben. a häutiger Rand, b ästige Züge dunkelrandiger Kalkgebilde, ce Wirbel des Schälchens. Schälchen von Limax carinatus Leach, von unten. a die krystallinischen Kalklagen. Vordertheil des ganzen Thieres von Limax carinatus Leach, um die Vertheilung der Blutbahnen in der Haut zu zeigen. Tafel XH. Schälchen von Limax carinatus Müll. a Cuticularsaum, b die Kalkplatten. Einige Drüsenbälge aus den Mundlappen von Limaz cinereo- niger Wolf. a Eigenthümliche Querstrichelung an der Zelle. Oeffnungen, durch welche die Niere mit dem Herzbeutel (?) in Verbindung steht. a die polsterartigen Hervorragungen mit dem Büschel grosser Wimpern. Das freie Ende eines der grossen Fühler, um die Lage der Theile zu zeigen, gering vergrössert. a die Wölbung des Ganglions, b Ringwulst, ce Auge. Limax brunneus Drap., mit der Lupe vergrössert. Limax carinatus Leach in natürlicher Grösse, nach einem todten Thier. Limax carinatus Leach, in natürlicher-Grösse und ruhen- dem Zustande. Limax carinatus Leach, in eingezogenem Zustande, zeigt die „quere Einschnürung des Schildes.‘“ Das Pigment der Seite ist weggelassen. Limax gracilis Leyd. nach dem Leben und in natürlicher Grösse. Tafel XIN. Seulptur der Schale von Physa fontinalis an der Umschlags- lamelle des Spindelrandes. Sculptur der Schale von Helix incarnata bei stärkerer Ver- grösserung. 6 82 Fig. 25. Von einem senkrechten Schnitte durch die Hautdecke von Fig. 26. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 27. 28. 31. 32. Arion empiricorum Fer., das obere Ende. a Epithel, b Schleimdrüsen, ce „Kalkdrüsen“, d Muskeln, e schwammiges Bindegewebe der Lederhaut, f Blutgefäss, von zahlreichen Löchern durchbrochen. Von einem senkrechten Schnitt durch die Hautdecke von Arion empiricorum Fer., das untere Ende. a Längsmuskeln, b Quer- und Schrägmuskeln, ce zellige Partie des Bindegewebes, d grösserer venöser Blutraum im Querschnitt, e Grenze nach dem Leibesraum hin. Tafel XIV. Schnitt durch die ganze Hautdecke eines im Weingeist ge- tödteten Thieres von Limax carinatus Leach, gering ver- grössert. a Chromatophoren in der Lederhaut, b Schleimdrüsen, ce „Kalkdrüsen“, d die kalkführenden Zellennetze. Aus dem vorigen Schnitt ein Theil bei starker Vergrösserung. a Epithel, b Chromatophoren, ce Schleimdrüsen, d „Kalkdrüsen‘“, e Kalkführende Zellennetze. . Schleimdrüse, an welche sich ein Nerv (a) ansetzt. 30. Schleimdrüse, deren Secret einem aufgerollten Byssusfaden (a) ähnelt, von Helix thymorum. Schnitt durch die Haut des Rückens von Limax varie- gatus Müll. a Epithel, b Chromatophoren der Lederhaut. c „Farb- oder Kalkdrüsen“, in die Kalknetze sich fort- setzend, d Schleimdrüsen. Freie Fläche des Epithels der Haut im frischen Zustande von Limax cinereus List. a die Oeffnungen der Schleimdrüsen, erfüllt mit einem Se- cretionspfropf. b Intercellulargänge. ig. 33. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 83 Optischer Flächenschnitt durch den oberen Theil der Leder- haut von demselben Thier. a Schleimdrüsen, b Kalkdrüsen. Chromatophoren aus der Haut von Arion empiricorum Fer. im zusammengezogenen und ausgestreckten Zustande. Tafel XV. Limax carinatus Leach, durch Erstickung getödtet, Kopf- stück, von unten, Lupenvergrösserung. a zum Theil vorgestülpte Mundmasse, mit Sichtbarwerden des Kiefers, b grosse Fühler, c kleine Fühler, d Mundlappen, in diesem Zustande wie ein drittes Fühlerpaar sich ausnehmend. Kopfstück von Limax cinereo-niger Wolf, Lupenvergrösse- rung, Mundmasse ganz eingezogen. a Mundöffnung, b grosse Fühler, c kleine Fühler, d Mundlappen. Kopfende von Limax agrestis L. im lebenden Zustande und so kriechend, dass er dem Beschauer die Bauchseite zu- kehrt; mit der Lupe vergrössert. a die Mundlappen in tastender Haltung. Nervenganglion aus den Mundlappen von Helix thymorum Alt. a Ganglion der Mundlappen, b Ganglion des unteren Fühlers. Die eingeschlossene Linearzeichnung versinnlicht das Schema, unter dem ich mir den Zusammenhang der nervösen Elemente vorstelle. Vom Lippensaum des Limax cinereo-niger Wolf. a Epithel, b Cuticula, durchsetzt von Fäden mit geknöpftem Ende. Epithelzellen der Haut in isolirtem Zustande von Limax carınatus Leach, um ihre vielfüssige Beschaffenheit zu zeigen. Vom Epithel entblösster freier Rand der Haut von Helix nemor.alis. a Fadige Bildungen, welche zwischen die Epithelzellen von der Lederhaut her eindringen, b Leisten der freien Fläche, am Rande als Zacken er- scheinend. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 42. 43. 44, 45. 46. 47. 48. 84 Aus dem Hautschleime von Limax carinatus Leach. a spindelförmige Körperchen, b Byssusfäden. Tafel XVI. Schnitt durch den Mantelsaum von Helix nemoralis, starke Vergrösserung. a Epithel, b Schleimdrüsen, ce „Kalkdrüsen‘., d Zellennetz, welches mit den „Kalkdrüsen‘“ in Verbin- dung steht. Aus der Haut von Arion empiricorum Fer. Starke Ver- grösserung. a Epithel, b ‚„Kalk- und Farbdrüsen‘“, ce Schleimdrüse, deren Zellsubstanz eine radiärstreifige Rand- zone besitzt. Eine einzelne Schleimdrüse. a Zellsubstanz, b Kern, c spindelförmige Inhaltskörperchen. Gruppe terminaler Ganglienkugeln aus den Mundlappen von Limax einereo-niger Wolf. Vom freien Rande der Mundlappen der letztgenannten Nackt- schnecke. a Epithelzellen, b fadig ausgezogene zellige Elemente, welche zwischen die Epithelzellen dringen und in Verbindung stehen mit c tiefer gelagerten mehrstrahligen Zellen. Ein Hautnerv von Arion empiricorum, der in ein Ganglion ausgeht. A I [ Kae Ay weite Kata Eu Ve Fl A RP Me FIG Kae BETA FRE " Aa u Tale “ A, a | f eit ' CK Schmid Gin TS Fi EAFAREN AFDE, S N & 3 RE S 2 A Zn ee a Y ar Pu! Kt Zr) Eier CF. Schmidt uch. Ne A, A Alu URS: Schmede Plh EM un Is 1 # h IR An CF. Schmidt üth, Vorl a RN [; MR! SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES ».... nl er. 2 ‘ , e x 2: 3 9088 00563 8960 4 2 } i 1 P iR ö > a gi \ & 14 ” £ 4 x & 4 HuNE :. Ns; he . . ; h D i Er k 4 x ;e { : in Be 4 SW z Ai „ \ > A J - + 3