irj-m *Tt> :^# 1-i(K: ■rt^ :»( l2 *»•*.«-] |i*f ".' .»♦»fe v^V- -^k) ^r I CD ; □ I üj ; o ' t-' [ CD = a ■ D~ : JT i Ln = ru = CD ' • OB > ^ ^T- 5^ V Die Klassen und Ordnungen der ARTHROPODEN wissenschaftlii-'li dargestellt in Wort und Bild. Von T>i*. J^. Grei-stMeelcei-, weiland Professor au der Universität zu Greifswakl. Nacli dessen Tode fortgesetzt vou I>i*. ^4.. E. Oi-tniaiiii, Curator of Invertebrate Palaeontology, University of Princeton, N. J. Mit aiif Stein gezeiclineteu Abbildungen. Fünfter Band. ZL Abtheilung. CRUSTACEA. (Zweite Hälfte: Malacostraea.) Mit 128 lithographirten Tafeln. Leipzig. C. F. Winter'sche Verlagsbandlung. 1901. k-^ Ji. Vorwort. Der Fortgang- des vorliegenden Theiles der „Klassen und Ordnungen des Thierreiches" wurde, nachdem die Lieferungen von 1881 bis 1895 in regelmässiger Keihenfolge erschienen waren, bedauerlicher Weise durch den Tod des Herrn Professor Gerstaecker unterbrochen. Auf Auf- fordernng der Verlagshandlung unternahm der Unterzeichnete die Fort- führung des Werkes von der 47. Lieferung an u»d war bestrebt, es durch- aus in einer Weise zu thun, die dem Geiste des bereits vorliegenden Theiles entsprach. Für die zunächst folgenden Lieferungen stand ihm noch ein kleiner Theil des Manuskriptes, das noch von dem Verstorbenen geliefert war, sowie eine Reihe von zerstreuten Notizen desselben zu Gebote: beides war ihm von der Verlagshandlung in zuvorkommender Weise überlassen worden. Dies Manuskript ist für Seite 1057—1070 in fast ungeänderter Form, und für Seite 107.3—1078 theilweis benutzt worden, während die zerstreuten Notizen in dem folgenden Theile vielfach am geeigneten Platze Verwendung finden konnten. Im Allgemeinen beginnt mit dem Kapitel über „Entwickelung" (p. 1078) die eigentliche Arbeit des Unterzeichneten. Die Thatsache, dass sich die Publikation des Werkes über fast 20 Jahre erstreckte, und dass die der Ordnung der Decapoden (beginnend in der 19. Lieferung 1888) allein sich über 12 Jahre ausdehnte, macht es begreiflich, dass manche der iu den früheren Theilen vorgetragenen Ansichten augenblicklich nicht mehr ganz auf der Höhe der Wissenschaft stehen. Wenn es sich meistens auch nur um specielle Einzelbeobachtungen handelt, die in neuerer Zeit über bestimmte Fragen ein besseres Licht verbreitet haben, so stellt sich jedoch in dem Kapitel über „Systematik" eine mehr durchgreifende Aenderung unserer Ansichten gegenüber den vor 10 — 12 Jahren herrschenden heraus. Das für die Umänderung der Systematik, besonders der Decapoden, grundlegende Werk von Boas war allerdings Herrn Professor Gerstaecker bekannt, indessen verhielt er sich den dort eingeführten Neuerungen gegenüber ablehnend. Aber gerade dieser Punkt ist es, in dem der Unterzeichnete es nicht über sich gewann, seine persönliche Ansicht zurücktreten zu lassen, um eine mehr einheit- liche Behandlung des Stoft'es zu erzielen. Gerade die Ansichten von- Boas — obgleich vielfach noch verbesserungsbedürftig — bedeuten, in des Unterzeichneten Meinung, einen ganz wesentlichen Fortschritt iu der IV Vorwort. Systematik der Decapoden, und dieser Fortschritt durfte nicht einer blossen Aeusserlichkeit zu Liehe ausser Aciit gelassen werden. Aus diesem Grunde ist es erklärlich, dass einige im früheren Theil des Werkes von Herrn Professor Gerstaecker gelegentlich angedeutete systematische Ansichten nicht in dem Kapitel über Systematik weiter berührt worden sind. Damit soll aber durchaus nicht gesagt sein, dass wir erstere für unrichtig halten: im Gegentheil, wir sind der Meinung, dass auch jetzt das Decapodensystem noch nicht zu einem endgültigen Abschluss gekommen ist. Wenn auch im Grossen und Ganzen die Be- ziehungen der grossen Gruppen zu einander festgelegt sein mögen, so ist doch im Einzelnen noch viel Unsicherheit geblieben: wissen wir doch zur Zeit noch nicht mit Sicherheit, wohin die Gattung Palicus zu stellen ist, ob zu den Oxystomata oder zu den catametopen Brachyuren. Auch im Uebrigen war der Verfasser bestrebt, in den von ihm be- arbeiteten Kapiteln die neuesten Resultate zu verwertheu: aber selbst in dem ihm ausschliesslich zufallenden Theil sind in den drei Jahren, die über die Publikation vergingen, manche neue Werke erschienen, die nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Es l)ezieht sich dies ja im Wesent- lichen nur auf Einzelheiten; indessen dürfte für den Specialisten, der sich über einen bestimmten Punkt in unserem Werk Kath holen will, dies bisweilen sich als ein fühll)arer Mangel erweisen. AVir bitten deshalb, derartige Unvollkommenheiten, die sich nicht immer nach dem Datum der Publikation des betreffenden Tlieiles ohne Weiteres beurtlieileu und erklaren lassen, mit Naclisicht zu behandeln. University of Princeton, N. J. Januar 1901. Dr. A. E. Ortin aun. Inhaltsverzeichniss. Seitis Malacostraca , Eiuleitun;,' 1 6. Ordnung: Isopoda 8 — 278 ^ I. Einleitung 8 — 18 Liteiatiu' 13 II. Organisation 18—112 1. Hautskelet 18 2. Nervensystem 44 8. Sinnesorgane 55 4. Verdauungsorgane 62 5. Excretionsorgane 75 6. Circulationsapparat 77 7. Eespirationsorgane 86 8. Fortptlanzungsorgane 99 in. EntWickelung 112-165 1. Eibildung 112 2. Embryonalentwickelung 113 3. Postembrj'onale Entwickelung 136 IV. Lebenserscheinungcn 165 — 186 1. Grösse 166 2. Färbung 167 3. Farbenwechsel 169 4. Aufenthalt 170 5. Bewegung 174 6. Nahrung 176 7. Bohrvormögen 178 8. Parasitismus 179 V. Systematik 186-240 VI. Räumliche Verbreitung 240—272 Verbreitung der Wasser -Isopoden 241 Tiefenverbreitung 241 Horizontale Verbreitung 248 Verbreitung der Land-Isopoden 270 VII. Zeitliche Verbreitung 272—278 7. Ordnung: Amphipoda 279 — 543 I. Einleitung 279—291 Literatur 285 II. Organisation 291—401 1. Hautskelet 291 2. Nervensystem 326 3. Sinnesorgane 341 4. Muskulatur 351 5. Verdauungsorgane 353 6. Besondere Excretionsorgane 367 7. Circulationsorgane 369 yj Inhaltsverzeichuiss. Seite 8. Athmungsorgaiio 3^6 9. Fortpflauzungsorgaao 394 III. EntWickelung 401—415 1. Eibildung 401 2. Embi^onal-Entwickelung 402 3. Postembryoaale Entwiokeluug 412 IV. Lebensersolieinungon 415 — 458 1. Grösse •il'5 2. Eärbung 416 3. Aufenthalt 418 4. Kunstfertigkeiten 429 6. Bohrvermögen 436 6. Ersoheiuungszeit 437 7. Bewegung 438 8. Nahi-ung 446 9. Einmicthung und Parasitismus 449 10 Nutzen und Schaden 454 11. Parasiten 455 V. Systematik 458—518 VI. Eäumliche Verbreitung 518 — 542 1. Horizontale Verbreitung 518 2. Veräkale Verbreitung . . 538 VII. Zeitliche Verbreitung 542—543 8. Ordnung: Deeapoda (Thoraoostraca) 544—1319 Einleitung 544—547 1. Unterordnung: Phyllocarida 548—563 I Einleitung 548—550 Literatur 550 II. Organisation 550—557 1. Hautskelet 550 2. Nervensystem und Sinnesorgane ........ 554 3. Darmcanal und Drüsenorgane 555 4. Circulationsorgano 556 5. Respirationsorgane 556 6. Fortpflanzungsorgane 557 III. EntWickelung 557-559 IV. Vorkommen und Lebensweise 559—560 V. Systematik 560-561 VI. Räumliche Verlireitung 561 Vn. Zeitliche Verbreitung 562—563 2. Unterordnung: Cumaoca 563 — 602 I. Einleitung 663—566 Literatiu- 565 II. Organisation 566—582 1. Hautskelet 566 2. Nervensystem und Sinnesorgane 573 3. Verdauungsorgane 576 4. Circulationsorgano 578 5. Athmungsorgane 579 fi. Fortpflanzimgsorgane 581 m. Entwickelung 582—586 IV. Lebenserscheinungen . 586 — 588 V. Systematik 588—594 luhaltsverzeicliniss. VlI Seite VI. Eäumliche Verbreitung 594—602 Vn. Zeitliche Verbreitung 602 3. Unterordnung: Schizopoda 602—686 I. Einleitung 602—606 Literatur 605 II. Organisation 606—643 1. Hautskelet 606 2. Nervensystem und Sinnesorgane . . 617 3. Ernäliruugsorgane 629 4. Excretionsorgane 631 5. Cü'Gulationsorgane 632 6. Respirationsorgaue 686 7. Fortpflauzuagsorgane 638 in. Entwiekelung 643—654 Entwickelimg der Thysanopodideu 644 Entwiokelung der Mysideen und Lophogastiiden . . . 649 IV. Lebeusersclieinungeu 654 — 659 1. Grösse 654 2. Aufenthalt, Häufigkeit 655 3. Bewegungen 656 4. NaliruDg 656 5. Fortpflanzung 657 6. Pai-asiten 657 7. Nutzen 658 V. Systematik 659—670 VI. Eäumliohe Verbreitung 670 — 683 1. Horizontale Verbreitung 670 2. Vertikale Verbreitung 677 vn. Zeitliche Verbreitung ß84_6Sf; 4. Unterordnung: Stomatopoda 686 — 751 I. Einleitung 686—690 Literatui- 689 n. Organisation 690—718 1. AUgemeines 690 2. Hautskelet 692 3. Nervensystem imd Sinnesorgane 700 4. Verdauungsorgane 705 5. Ciroulationsorganc 707 6. Athmungsorgauo 711 7. FortpHanzungsorgaue 712 III. Entwickelung 718 — 735 IV. Lebenserscheinungeu 735 — 740 1. Grösse 735 2. Fäi'bung 736 3. Aufenthalt, Häufigkeit 737 4. Bewegimgon 737 5. Nalirung 739 6. Fortpflanzung 739 7. Nutzen 74O 8. Parasiten 74O V. Systematik 740— 744 VI. Eäumlicho Verbreitung 744 — 748 VII. Zeitliche Verbreitung 748—751 yjjj Inhaltsverzeichniss. Seite 5. ITutcrorduung: Dccapoda 752—1319 I. Einleitung 752—821 Litoratnv 778 IL Organisation 821—1073 1. Allgemeine Körperforin 821 2. Hautskelet 824 8. Nervensystem 911 4. Sinnesorgane 928 5. Muskelsystera 944 6. Verdauungsorgane 950 7. Besondere Drüsen 982 8. Kreislaufsorgane 1010 9. Athmungsorgane 1026 10. Geschlechtsorgane 1042 III. Fortpflanzung . 1073—1078 IV. Entwiokelung . -. 1078—1105 Eier 1078 Brutpflege 1079 Embryonal -Entwiokelung 1081 Metamorphose 1084 V. Systematik 1106—1181 VI. Lebensweise und Lebenserscheinungen .... 1181 — 1262 1. Aufenthalt 1181 2. Häufigkeit 1203 3. Grösse, Lebensdauer, Widerstandsfähigkeit . . . 1206 4. Schutz- und Tiutzmittel 1215 5. Färbung 1226 6. Ruhepausen 1229 7. Ortsbewegung 1229 8. Nahi-ung 1233 9. Parasitische Lebensweise 1236 10. Geschlechtsiebon 1240 11. Stimmorgane 1245 12. Feinde 1249 13. Parasiten 1252 14. Symbiose 1254 15. Nutzen und Schaden 1256 Vn. Räumliche Verbreitung 1262—1294 A. Der litoralc Lebensbezirk 1204 B. Der pelagische Lebensbezirk 1281 C. Der abyssale Lebensbezirk 1283 D. Der fluviale Lebensbezirk 1285 E. Der continentale Lebensbezirk 1293 Vin. Zeitliche Verbreitung 1295-1310 A. Paläozoische Stammformen und Anaspides .... 1295 B. Mesozoische und Eäuozoische Zeit 1301 LX. Die Phylogenie derDecapoden 1310—1819 --«> >/ cc " •-t^+ l> Malacostraca. Die unter diesem Namen von der Meiirzahl der neueren Autoren — abweichend von Aristoteles, welclier seine Bezeichnung „/naXa-MarQaxa" nur tür die Ikcapodcn im heutigen Sinne anwandte — zusammengefassten drei letzten Ordnungen der Cmstacccn : Tsopoda, Äwphijwda (incl. Lacmodi- poda) und Becapoda (incl. Stomatopoda) zeigen so viel Gemeinsames und selbst wesentlich Uebereinstimmendes, dass ihrer speziellen Schilderung eine zusammeniassende Betrachtung nothwcndig vorauszugehen hat. Vor Allem ist als eine solche fundamentale Uebereinstimmung die Constantheit in der Zahl der Körpersegmente oder, was das- ■jclbc sagen will, der als Indices dieser auftretenden Gliedmassenpaare hervorzuheben. Eine solche Constantheit wurde unter den Branchiopoden ebenso wie unter den Trilobiten völlig vermisst, machte bei beiden viel- mehr einer völligen Ungebundenheit in der Ausbildung von Körper- segmenten Platz. Für die Cirripcdien beschränkte sie sich nur auf die höher organisirten Gruppen der Bnlanidcn und Lepudiden, während die Ahdoniinalia Darwin's sich in das für jene massgebende Schema nicht einfügen Hessen. Nur für die Copcpoden selbst mit Eiuschluss der schein- bar aberrantesten Formen (Leniarodra und Verwandte) vermochten die umfassenden , der Entwicklnngsgeschichte gewidmeten Untersuchungen Claus' eine einheitliche, allen gemeinsame Segmentirung, welche jedoch von derjenigen der Muhicostral-cn in wesentlichen Punkten verschieden war, nachzuweisen. Die bei den Isopoden zuerst auftretende Segmentzahl macht sich dagegen als eine von nun an unabänderlich festgehaltene oder wenigstens einer so überwiegenden Mehrzahl von Formen zukommende geltend, dass sie für die ganze Reihe der Malacostraca, selbst vereinzelt auftretenden Ausnahmen gegenüber, als typisch angesehen werden muss. Da bei allen Mcdncostmlccn in Uebereinstimmung mit den Branchio- podni und Copcpoden stets zwei präorale Gliedmassenpaare als Fühlhörner (des ersten und zweiten Paares) auftreten, so handelt es sich hier nur um die Zahl der 'den postoralen Gliedmassenpaaren entsprechenden Leibes- nnge, welche in grösster Mannigfaltigkeit bald als selbststäudige, bald m Verschmelzung mit mehr oder weniger zahlreichen anderen auftreten. Als die typische Zahl dieser Segmente ist die Zahl 18 nachweisbar und zwar in einer gleichfalls constanten (iliederung zu z>/ei Gruppen, von l'-ru]iu, Klassen des Thiei-Iieiclis. Y. i. i 2 ilalacüstraca. denen die vordere 11, die hintere 7 umfasst. Wiihreud die sieben Se- gmente der zweiten Gruppe, in ihrer Gemeinschaft als FostaMoincn {Plcoii) bezeichnet und von vegetativen Organen nur noch den Enddarm in sich Rchliessend, sämmtiich getrennt bleiben (Taf. I. Fig. 1, 2, 3), in nicht ■seltenen Fällen (Fig. 4, 5, 6, 7) ireilich auch in wechselndem Umfang mit einander verschmelzen können, ist eine durchgängige Selbstständig- keit der elf vorderen Segmente (Pi'reion) niemals zum Austrag gebracht. Im ausgedehntesten Maasse finden sich selbstständige (Einzel-) Segmente bei den meisten Isopoden und Ampln2)oden (Taf. I. Fig. 3, 4, G, 7), näm- lich sieben erhalten, während diesen dann ein aus vier postoralen (und zwei präoralen) Segmenten bestehender Segmentcomplex, welcher eine deutliche Formähnlichkeit mit dem Kopf der Insekten erkennen lässt, vorangeht. Durch engen Anschluss des ersten dieser sielten Segmente an den Kopftheil (Taf. I, Fig. 5 u. 8) kann jedoch, gleichfalls unter ho- jwdcn und Ampliipodcn, die Zahl der Einzelringe dieses vorderen Ab- schnittes schon auf sechs, durch die Aufnahme weiterer (Sqnilla: Taf. 1, Fig. 2) in den ,,Cephalothorax" sogar bis auf drei beschränkt werden, bis endlich bei der Mehrzahl der Bficnpndcn (Taf. I, Fig. 1) alle elf vor- deren Segmente dorsal völlig verschmelzen und, einen gemeinsamen Brustpanzer {Ccpludothorax) darstellend, nur noch bauchwärts durch die Einlenkung von elf Gliedmassenpaaren nachweisbar sind. Indem mithin die mannigfachsten Uebergänge zwischen einer annähernd homonomeu und einer auf engster Concentratiou beruhenden heteronomen Segmenti- rung, wie sie hochgradiger kaum gedacht werden kann, lepräsentirt und hierdurch die auffallendsten Verschiedenheiten in der gesammten äusseren Erscheinung bedingt sind, wird dabei die Zahl der diese viel- gestaltige Rnmpfbilduug bedingenden Einheiten (Ursegmente) in keiner Weise tangirt, so dass gerade in ihr der gemeinsame, einheitliche Bil- dungsplan den bleibenden Ausdruck erhält. Was von den Leibesringen, gilt noch in ausgesprochenerem Maasse von den sie bedingenden , resp. repräsentirenden Gliedmassen. Unter Aufrechterhaltung ihrer Zahl, in welcher nur ausnahmsweise (Taf. 1, Fig. 8) ein lokaler Ausfall oder ein Ersatz durch völlig oder relativ ab- weichende Bildungen eintritt, gehen sie an den der Keihenfolge nach I. II. III. IV. Mand, Mand. Mand. Mand. Mand. Mand. Mand. Mand. Mand. Ma.v. Max. Max. Max. Max. Max. Max. Max Max. ]. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. 1. Max. 2. Max. 2. Max. 2. Max. 2. Max. 2. Max. 2. Max. 2. Max. 2. Max: 2. Pes max. Pes max. Pes max. Fes max. Pes max. 1. Pes 1 Pes max. 1. Pes max. 1. Pes max. 1. Aega Gammariis Sipiilla Thysatwpoda. Paliniiriis Homants ... Carcinus Malacostraca. 3 glciL'liwerthigeu Körpersegnienten mit veriiudcrtcr Funktion die mannig- fachst verseliiedencn Formen und Grössenvei-liältnisse ein. Auch sie son- dern sich in zwei formell noch schärfer gesonderte Gruppen, als es an den Segmenten der Fall ist, indem die dem Postahdomeu angehörigen (Plcopoda) sehr allgemein denjenigen des vorderen Abschnittes an Grössen- entwicklung beträchtlich nachstehen (Taf. I, Fig. 1, 3, 5), ja bei Verküm- merung des Plcnn (Taf. I, Fig. 8) völlig oder bis auf unscheinbare Rudi- mente verschwinden können. Allen 3Iakicosfral-rii ist es ferner gemeinsam dass das siebente Segment des PostaMoiiwn, gleicli viel ob es als selbst- ständiges erhalten bleibt, oder mit dem vorletzten, resp. mit mehreren vorangeilenden verschmilzt, der Gliedmassen entbehrt, so wie, dass die der sechs vorderen, deren theilweiser Ausfall relativ selten ist, den Typus der Spaltbeine {Pcdcft /«.>;/ s. s^pHrii.) und zwar ebenso oft in sehr prä- gnanter (Taf. I, Fig. 1, 3), wie in mehr oder weniger modilicirter oder beeinträchtigter Form erkennen lassen. Dass das sechste Paar dieser Prdcs f^piirii von den fünf vorhergehenden formell und funktionell ver- schieden ist und sich in nähere Beziehung zu dem Endsegment des Post- abdomen setzt, ist wenigstens eine zwischen Ikcaimdcn und Tsopodcn bestehende Uebereinstimmung (Taf. I, Fig. 1, 2, (5, 9). Die noch viel grösseren Schwankungen, welche die elf Gliedmassen- paare des vorderen Abschnittes in ihren Form- und Grössenverhältnissen erkennen lassen , beruhen auf der Verwendung einer je nach den Ord- nungen, Familien u. s. w. mehrfach verschiedenen Zahl der vordersten zu Mundtheilen (Kiefern und Kieferfüssen). In demselben IMaasse, wie sich die zu Fresswerkzeugeu umgewandelten Gliedniassen vermehren, vermin- dert sich die Zahl der locomotorischen; auch ist ebenso oft eine scharfe Trennung beider Kategorien (Taf. I, Fig. 1, 3, 4) in Form und Grössen- entwicklung, wie ein sehr allmählicher Uebergang der einen in die andere durch die sogenannten Kieierfüsse {Pcdrs mn.i'dhn-ra)^ wie besonders bei den macruren Decapoden, nachweisbar. Ein Vergleich sämmtlicher in dieser Beziehung unter den Malaeostraken auitretenden Modificationen crgiebt, dass nur die vordersten und hintersten Gliedniassenpaare sich funktionell durchweg gleich verhalten, während alle dazwischen liegenden nach Ordnungen, Familien und selbst Gattungen schwanken: \. VI. vri. vni. IX. X. XI. Pe» 1. Pes 2. Pes .?. Pes 4. Pes ö. Pes G. Pes 7. Pe.'s 1. Pes 2. Pes 3. Pes 4. Pes :j. Pes G. Pes 7. Chcla Pes 1. Pes 2. Pes 3. Pes 4. Pes .5. Pes 6. Manns chcUf. Manus chelif. Pes 1. Pes 2. Pes 3. Pes 4. Pes .5. BracJi. rapt. Pes max. 2. Pes max. .?. Pes max, 4. Pes 1. Pes 2. Pes 3. Pes 2. Pes .?. Pes 4. Pes ö. Pes G. Pes 7. ]h'(inr]ttit Pen mri.r. 2. Pes ma.1', .V. Pes 1. Pes 2. Pes 3. Pes 4. ■ Pes .7. Pes mnx. 2. Pes inn.i\ .'i. CMa Pes 1. Pe« 2. Pes 3. Pes 4. Pen ina.i; 2. Pes mnx. .V. Chela Pes 7. Pes 2. Pes 3. Pes 4. 4 Malacostraca. So weit diese dem vorderen Abschnitt augeliörigen Gliedmassen als Beine fungiren, bestehen sie in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle im Gegensatz zu den Pcdes spiirii aus einer einzelnen Reihe von Gliedern, als deren typische, sich zuweilen auch auf die Pcdes maxüJares über- tragende Zahl sieben anzusehen ist. Nur die mit einer gegliederten An- hangsgeissel versehenen Beine der Schizopodoi und Stoniafoiwdcn lassen eine Annäherung an die Form der Spaltbeine des Postabdomen wahr- nehmen. Das als Klauenglied bezeichnete zugeschärtte Endglied, an den gewöhnlichen Schreitbeinen relativ klein und am vorletzten vim wenig ausgiebiger Beweglichkeit, kann in den verschiedenen Abtheilungen der ILdacostrara an einzelnen (seltener an allen) Beinpaareu durch Grösse und freie Bewegliclikeit zu einer Greifklaue oder einem Scheerentinger umgestaltet werden und hat in ersterem Fall (Taf. I, Fig. 3) ein dreieckig verbreitertes {Manus chdlfonnis), im letzteren (Taf. I, Fig. 5) ein in seiner Basalhälfte (Cni'pus) breites, an seinem Ende einseitig fingerförmig aus- gezogenes vorletztes Glied , mit welchem es eine Scheere (Chela) bildet, im Gefolge. Gleich den lokomotorischen Gliedmasseu nehmen auch die beiden Antennen paare im ganzen Bereiche der 3IaIacostraca eine ungleich ein- heitlicliere Gestaltung, als es in den früher behandelten Ordnungen der Fall war, au, und zwar betrifft dies mit ihrer Form zugleich ihre Funktion. Die bei den Cirrijicdicn, Copcpodai und Tirancliiopodcn mehrfach erwähnte Verwendung als Haft-, Klammer-, Fang- und Kuderorgane fehlt hier durchweg; sie scheinen hier ausschliesslich zur Orientiruug zu dienen und sind daher die Träger verschiedenartiger Sinnesorgane, von denen die- jenigen der Empfindung und des Geruchs am allgemeinsten verbreitet sind. Ganz allgemein zerfallen diese Fühlhörner in zwei formell ditferente Ab- schnitte, von denen der aus mehreren lirältigeren Gliedern bestehende basale als Schaft {Scapus), der aus zahlreichen, dicht aneinanderschliessen- deu, kleinen Gliedern bestehende terminale, welcher sich zuweilen (viele Decapoda iiiacrum) verdoppeln oder selbst verdreifachen kann, als End- geissel {Flacjcüum) bezeichnet wird. Letzterem Abschnitt sind ganz vor- wiegend die „Tasthaare" und „Riechkolben", ersterem in manchen Fällen ein Gehörorgan eigen. Von inneren Organen stehen in engstem Anschluss au die Körper- segmentirung diejenigen der Fortpflanzung. Bei aller Mannigfaltigkeit in der Form sowohl der eier- wie der samenbereitenden Drüsen, bei vielfach wechselnder Lage und Ausdehnung auf eine grössere oder geringere An- zahl von Leibesriugen, endlich auch bei beträchtlichen Verschiedenheiten in der Länge und dem Verlauf der AuslÜhrungsgänge, lassen die Ge- schlechtsorgane aller Malacostral-en doch dadurch eine constante und typische Beziehung zu dem Hautskelet erkennen, d^ss sie eine und die- selbe Stelle zur Ausmündung in dasselbe innehalten. Bei den männlichen Individuen ist es stets die Grenze der (zugleich durch die Gliedmassen bestimmten) beiden Hauptabschnitte des Rumpfes, an welche die Ge- Malacostraca. 5 schleclitsöffiiuugen verlegt sind, wäbreiid dieselben bei den Weibebeu um zwei Segmente weiter nacb vorn rücken. Leichte Moditiicationen dieses sich überall gleich bleibenden Verhaltens kommen nur dadurch zu Stande, dass die in der Regel zwischen oder hinter dem letzten, resp. drittletzten Extremitiitcupaare in der Bauchhaut gelegeneu Fori (jcnltalcs in einigen Gruppen der Dccapoden etwas weiter seitwärts rücken und sich auf den Hüftstücken jener Extremitäten selbst öffnen. Eine Umwandlung eines oder zweier Paare der den männlichen Gesclilechtsöflnungen zunächst liegenden Pedes spurii des Postabdomen zu accessorischen Begattungs- organen ist gleichfalls eine sehr allgemein unter den MahicostraJccn ver- breitete Erscheinung. Es lässt sich mithin beliauptcn, dass die Fort- pflanzungsorgane der Malacostraken einen ebenso direkt bestimmenden Einfluss auf die Conformation des Hautskeletes ausüben, wie dieses für die Copqiodcn nachweisbar war. Auch die Verdauuugsorgane entbehren einzelner, allen Malacostraken gemeinsamer Eigenthümlichkeiten keineswegs. Als solche sind einerseits der sich von dem Ilinterdarm deutlich absetzende und innerhalb mit Chitingerüsten (Reibeplatten) versehene Magen, welcher seine vollkom- menste Ausbildung allerdings erst bei den Bcmpodcn erhält, andererseits die sich vom Darmkanal stets als selbstständige Schläuche abhebenden Leberorgane zu erwähnen. Letztere, unter den Entoniostralr.n in dieser Form nur bei den Ostracodcn vorhanden, treten hier meist in grösserer Anzahl (zu vier oder mehr) auf und durchlaufen verschiedene Stufen der Ausbildung von langstreckigen, cylindrischeu , zuweilen schraubenartig gewundenen Schläuchen bis zu voluminösen, aus zahlreichen, quasten- oder büschelförmig vereinigten Canälchen bestehenden Drüsen. Ein die Muudöffnung nach hinten begrenzender und sich zwischen Mandibeln und Maxillen des ersten Paares nach aussen hervordrängender zweilappiger Fortsatz der hinteren Oesophaguswand (vielfach als ,, Unterlippe" bezeich- net) scheint den Malacostmlccn ganz allgemein zugekommen. Auf der anderen Seite sind der Circulationsapparat und das Nerven- system als diejenigen Organsysteme zu bezeichnen , denen trotz der un- gleich vollkommeneren Ausbildung, welche sie den Entoiiiosfralccn, nicht aber den Foccüopodcn gegenüber erkennen lassen , ein gemeinsamer und in Folge dessen für die 3Ialacostraca charakteristischer Typus abgeht, höchstens dass für ersteren ein stets zur Ausbildung gelangtes System paariger, von dem Herzen ausgehender Arterien hervorzuheben wäre. Lässt sich gleichwohl auch für diese beiden Orgausysteme ein sehr enger Anschluss an die Körpersegmentirung und an die Gliedmassen mit Leich- tigkeit nachweisen , so ergiebt sich ihre Conformation doch offenbar als in Abhängigkeit von beiden, anstatt auf dieselben bestimmend einzuwirken. Demgemäss erscheinen denn auch, der grossen Wandelbarkeit in der Segmentbildung und in der Form der Gliedmassen entsprechend, die Un- terschiede beider je nach den Ordnungen und Familien oft grösser als ihre Uebereinstimmungen , was ganz besonders für den noch durch die f) IMalacostraca. scliwaiikeiule Form und Lage der Atbmuiigsorg-ane stark beeinflussten und uioditicirteii Circulatiousapjjarat geltend zu machen ist. Unter den Sinnesorganen sind es die Augen, welche den Entomostraken gegenüber eine einheitlichere Bildung dadurch erkennen lassen, dass die bisher vielfach aul'treteuden unpaaren Stirnangeu höchstens noch als em- bryonale Organe nachweisbar sind, der ausgebildeten Form jedoch fehlen, während dagegen seitliche paarige Augen , welche mit verhältnissmässig wenigen Ausnahmen den Typus der zusammengesetzten oder Netzaugeu darbieten, etwas ganz allgemein Verbreitetes sind. In ihrer vollkommen- sten Ausbildung (Deccqyoda) können sich dieselben von dem vordersten, sinuestrageuden Abschnitt des Hautskeletes loslösen und ihren Platz an der Spitze beweglich eingelenkter, gliedmassenartiger Gebilde einnehmen. Bei dem einheitlichen Bauplan, welcher sich in den constanten Zahlen- verhältnissen der Malacostraca zu erkennen giebt, läge besonders nach der Analogie mit den Copepoden voller Grund zu der Vermuthung vor, dass auch die Entwicklung aller zu gegenwärtiger Abtheilung gehörender Crustucccn nach einem und demselben Schema verlaufen möchte. Merk- würdiger Weise ist aber das gerade Gegentheil der Fall: die aus der EihüUe hervorgehende Jugendform zeigt im Vergleich mit der entwickelten die auffallendsten Verschiedenheiten in ihrer Gesammterscheinung sowohl wie in der Ausbildung der einzelnen Ivörpertlieile. Bänden sich die Un- gleichheiten an natürliche Gruppen, wie sie besonders durch analoge Segmentirung des Rumpfes und eine ihr entsprechende Form der Glied- massen bestimmt werden, so würden sie kaum überraschen oder selbst als ganz in der Ordnung angesehen werden können. Dies ist aber nur bei den Isopoden und Anipliipodcn der Fall, welche, wie es scheint, durch- weg das Ei in einer mit dem ausgebildeten Thiere der Hauptsache nach übereinstimmenden Form verlassen. Unter den mit einander ebenso eng verketteten Dccapoden scheint dagegen in Bezug auf das morphologische Stadium der Jugendform eine grosse Ungebundenheit zu herrschen, da es sich wiederholt bei systematisch ganz nahe verwandten Gattungen als diametral verschieden , bei äusserlich sehr unähnlichen oft als sehr über- einstimmend erwiesen hat. Während der Flusskrebs fast in endgültiger Form das Ei verlässt, erscheint aus demjenigen des Hummers eine ihm selbst recht unähnliche Larve, welcher das Meiste von dem, was sie schliesslich errreichen soll, noch altgeht und Alles dies erst unter wieder- holten Häutungen und Neubildungen cutwickeln muss. Eine ähnlich ge- staltete Larve (Zoew-Form) geht aber auch aus dem Ei der Taschenkrebse und anderer Dccapodm hervor, welche im ausgebildeten Zustand wieder wenig Aehnlichkeit und keine nähere Verwandtschaft mit dem Hummer haben. Kurz es besteht hier ein bisher nicht gelöster Widerspruch zwi- schen der natürlichen Verwandtschaft und dem Entwicklungsmodus der Nachkommenschaft. Für die Systematik könnte nach den im Vorstehenden dargelegten engen morphologischen Beziehungen die Frage entstehen, ob nicht sämmt- Malacostraca. 7 liehe Malarostmca einer einzigen, deu Copepoden, limnchiopodai u. s. w. gleiclnvertliigen Abtheiluug (Ordniiug) zuzuertheilen seien. Unzweifelhai't bilden sie untereinander einen sehr viel natürlicheren Fonuenverband, als dies mit den „Entoniosfrakcit" der Fall ist, so dass eine Gegenüberstel- lung dieser beiden CTruppen als gleichwerthiger systematischer Grössen durchaus unzulässig erscheint. Andererseits repräscntiren aber die ein- zelnen Abtheiliingen der als 3lalacosfntca zusamniengefassten Crnsfacrcn in Bezug auf einzelne Organe oder Organs^steine so deutlich geschiedene Ausbildungsstufen, dass mit gleichzeitiger Berücksichtigung des grossen unter ilmen vorhandenen Formen -Reichthums die bisher angenommene Trennung in mehrere Ordnungen aufrecht zu erhalten räthlieh erscheint. Bei der Annahme von drei solchen würden die Isopoden und Aniphipoden nach der ausgesprochener homonomen Körpersegmentiriing, den nicht auf beweglichen Ausläufern des Hautskeletes sitzenden Augen, den einfach schlauchförmigen Leberorganen, den lamellösen Respirationsorganeu u. A in näherer verwandtscliaftlicher Beziehung untereinander als zu den Deca- poden stehen, ohne sich freilich letzteren in ihrer Vereinigung als eine gleichwerthige Gruppe gegenüberzustellen. Vielmehr erscheinen beide als besondere Fornienverbände, in welchen der — übrigens gleichfalls durch- aus nicht einheitliche — Typus der Decapodeii nach verschiedenen Rich- tungen hin angelegt und vorbereitet wird. Bei den Amphlpoden drückt sich die deutliche Annäherung an die Dccapodcn durch die seitliche Com- prcssion des Köipers (nach Art der Macruren) und den dadurch bedingten ,, Krebshabitus", ausserdem aber durch die Verlegung der Respirations- orgaue an die Gliedraassen des vorderen Körperabschnittes, wie sie unter den Dccapodcn nur den Stomatopodcn abgehen, aus. Sechste Ordutüifj. I s o p () (1 n. — Assel ii. Tafel I— XXIV. Serolis Gaudichaudi. I. Einleitung'. 1. Namen. Der von Latreille für gegenwärtige Ordnung eingeführte Name Isopoda ist auf die bei den meisten liierbcr geliörigen Omstacecn- Formen iiervortreteude wesentliche Uebereinstimnumg in der Form und Grösse der lokomotorischen Gliedmassen basirt, ohne freilich für alle in gleichem Maasse zuzutreffen oder einzelner selbst gegentheilig gebildeter Gattungen Rechnung zu tragen. Letztere würden, wie es von Seiten J. Dana's auch wirklich geschehen ist, sogar viel passender als Aniso- pocla zu bezeichnen sein. Als Vulgärname hat sich , freilich in ungleich beschränkterer Weise, für die Ordnung die Bezeichnung „Asseln" seit Alters her eingebürgert und zwar erweist sich dieselbe offenbar von Asdlus (Eselchen) hergeleitet, wiewohl die lateinischen Autoren dieses Wort nicht im übertragenen Sinne gebraucht zu haben scheinen. Viel- mehr wird von Plinius nur Oniscus, also die direkte Ableitung, resp. Uebersetzung von ovog (des Aristoteles) und dviaxoc gebraucht. Die ursprüngliche lateinische Benennung für die allbekannten Kellerasseln scheint Porcellio, offenbar ein Derivativ von porcdlus (Ferkel) und porciis gewesen und aus diesem auch das Französische i)orcelet (neben cloporfe und pctlt-ünc im Gebrauch) hervorgegangen zu sein. Es gehen mithin die Ansichten der Alten, falls ihre Benennungen auf eine Aehnlichkeit im Habitus oder in der Lebensweise hinweisen sollen , bei den schwachen Berührungspunkten, welche Esel und Schwein mit einander haben, weit Einleitung. 9 aiiseinaiidCT, MäbreiKl Latreille mit seinem Gattniig-siinmen ArnuidiUo eine iu der Tiiat augenrällige allgemeine Aelinliclikeit mit den Gürtcl- thiercn {Armadill) zum Ausdruck gebracht hat. Die Pediciili marini (des Aldrovandi) und ««/^(«Y/ci (Mo uf et' s) erweisen sich als direkte Ueber- tragnngen der (fünofi ihtkiMTioi des Aristoteles. Alle drei Ausdrücke sind mit Rücksiebt auf die Lebensweise der damit bezeichneten Asseln, welche Ektoparasiten von Fischen sind, jedenfalls passender als der völlig unverständliche Englische „icood-Iousc" für die Kellerasseln. 2. Geschichte. Da unter den Tsopoden die Landasseln zu den häufig- sten und verbreitetsten Thieren gehören, ist es kaum denkbar, dass sie dem Aristoteles unbekannt geblieben seien. Trotzdem giebt er nirgends von denselben eine sie kennzeichnende Beschreibung. Dass die Bezeich- nung „oi'oi. TTolvTToäeg" (Hisf. anlmal. V. cap. 31) — wenigstens neben den Mtjriopodcn — auf dieselben Bezug haben, kann indessen mit einiger Wahrseheiulichkeit aus dem Vergleich geschlossen werden, in welchen Aristoteles seine „(pl^tTgeg ü^aXXcnTioi", wovunt&v nur die auf der Haut von Fischen schmarotzenden Cymotlioklcn verstanden werden können, mit ihnen bringt. Er giebt nämlich an, dass letztere den „vielfüssigen Asseln" sehr gleichen, jedoch abweichend von ihnen „einen breiten Schwanz" besitzen. Auch von dem olaiQOQ der Thunfische, welcher dem Skorpion gleichen, aber nur die Grösse einer Spinne haben soll, ist es ungleich wahrscheinlicher, dass er den Tsopoden als den schmarotzenden Copepodcn angehört habe. Dass übrigens der Aristotelische Begriff „ovoi noXrnochg" ein ziemlich vager und auch durch die Tradition nicht näher fisirter war, er- giebt sich aus den Commentatoren der Aristotelischen Schriften sehr deutlich. Während Ulysses Aldrovandi (l(i02) in seinem Capitel: „De rindüpcdis et prinnini de Onhco sive AscUo" nur Myriopoden, dagegen keinen Oniscus bildlich darstellt, findet sich bei Moufet (1634) und Jons ton (1657) ein J^n««f?i7/o-artiger 0»(sc«?c> von der Rückseite und in zusammen- gekugelter Form unverkennbar abgebildet. Unter dem Namen Pediculus nuinnus (Aldrovandi und Jonston) imü. Fe diculus aquntieus (Moufet) stellen dagegen alle drei Autoren, und zwar A Idro van di mit dem Hin- weis auf Aristoteles Lib. V. cap. 31 ganz kenntlich ein ^er/a-artiges marines Isopod dar. Der Erste, welcher die Aristotelischen ovoi definitiv als Isopoden in Anspruch nahm und sie als „AscUi" aufführte, war John Ray (1710), Aviewohl auch er darunter nebenher noch Amphipodcn begriff. Er zählt dieselben noch den Insekten bei, von welchen er die übrigen Crustacecn ausschloss, und bezeichnet sie unter diesen als vierzehnfttssige {TsnaaQfc= •M570 unter Fuhrung des Kapitän K. Koldewey, II. Bd. (Leipzig 1874) p. 262 — 398, Taf 2. Vogl, C. von, Beitrag zur Kenntniss der Land-Isopoden (Yerhandl. d. zoolog. botan. Gesell- schaft in Wien 1875, p. 501—518, Taf. XII). Grube, E., Beitrag zur Kenntniss der Gattung Serolis und einer neaen Art derselben (Archiv f. Naturgeschichte XLl, p. 208—234, Taf. 5 u. 6) 1875. Uljanin, B., in: Fedschenko, Eeise nach Turkestan, Theil II, Abth. 3. Crustacea. 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Die Segmentirung des Rumpfskelets zeigt abgesehen von sekundären Modifikationen der Hauptsache nach eine grosse Beständigkeit. Als die am allgemeinsten verbreitete und -gewissermassen als typisch zu betrach- tende ergiebt sich diejenige, bei welcher auf einen die beiden Fühlerpaare und die Augen tragenden Kopftheil sieben grössere und im Anschluss an diese, eine zweite Gruppe bildend, ebenso viele kleinere Segmente folgen, von denen die beiden letzten allerdings fast durchweg mit ein- ander verschmolzen sind. Die Zahl der die vordere Gruppe (Mittel- leib, Prrcion) constituirenden Segmente wird in besonders auffallender Weise nur in der Familie der Änca'dae (Gattung Anccus, fem. Pranim) dadurch modificirt, dass das zunächst auf den Kopftheil folgende mit diesem . völlig verschmilzt — ein Verhältniss , welches mit Evidenz nur aus dem Verhalten der Gliedifiasseu hervorgeht — während dagegen das Organisation. 19 der Gliedmassen entbehrende siebente in Folge dessen nur rudimentär entwickelt ist und sich leicht der Aufmerksamkeit entzieht. Eine ungleich geringere Abweichung dieser sieben Mittelleibssegmeute tritt bei der Gat- tung Srrolis (Taf. V, Fig. 5) darin zu Tage, dass die beiden vordersten meist zu einem, welches dadurch eine entsprechend grössere Längsent- wicklung erhält, verschmelzen. Diese Verschmelzung ist indessen nur bei bestimmten Arten (Sei: hihemdata, oralis, latifrons) eine vollständige ge- worden, während bei anderen {Ser. Fahricii, Gaudicliaudi, Scliytliei, cornuta) eine die zwei ursprünglichen Segmente andeutende Treunungslinie noch deutlich erkennbar ist (Taf. V, Fig. 4). Ungleich häufiger als am Mittel- leib tritt dagegen eine Modifikation der Segmentirung am Hinterleib (Posfahdomen , Pleon) und zwar unter den mannigfachsten Abstufungen bis zu völliger Verschmelzung aller Segmente, auf. a) Der Köpft heil, welcher nur in vereinzelten Fällen (Gattung J.«- ceus, mas: Taf. XV, Fig. 1, 2) eine auffallende Grössenentwicklung, bei der indessen die oben erwähnte Verschmelzung mit dem vordersten Mittelleibsring in Betracht zu ziehen ist, eingeht, ist in der Regel breiter als lang, ebenso oft quer abgestutzt wie allmählich zu- oder breit abgerundet. Auf seiner Oberseite die Augen, an seinem Stirnrand die beiden Fühlerpaare tragend, lässt er unterhalb, die Mundöffnung von vorn oder oben her bedeckend, eine meist abgerundete und gewölbte Platte, die Oberlippe (Lahnini) in freier Einlenkung von sich entspringen. Nicht selten ist der Kopftheil zwischen die nach vorn ausgezogenen Seitenecken des vordersten Mittelleibsringes eingeschachtelt, während er bei manchen parasitisch lebenden Isopoden (Bojnjridar) durch Deformirung des ganzen Rumpfes auf die Unterseite herabgedräugt wird. b) Die Mittelleibs Segmente können auch dann, wenn es sich bei ihnen um Einzelsegmente handelt, in allerdings nur seltenen Fällen recht beträchtliche Längsunterschiede erkennen lassen, welche zuweilen sogar Arten einer und derselben Gattung betreffen. Während z. B. bei Ardurus Baffini (Taf. V, Fig. 3) an diesen sieben Segmenten kaum nennenswer- there Differenzen als bei der Mehrzahl der regulär gebildeten Isopoden hervortreten, ist bei Ard. longicornis und intermcdiun (Taf. V, Fig. 1) das vierte Segment beträchtlich länger sowohl als die drei vorhergehenden wie die drei folgenden zusammengenommen. Bei der weiblichen Form der Äumdm (Pmnlxa: Taf. XV, Fig. 3) sind es dagegen die drei vor- letzten Segmeute, welche die übrigen nicht nur an Länge, sondern auch au Breite sehr beträchtlich überwiegen, bei Munmpsis (Taf. IIL Fig. 5) das zweite bis vierte, welchen fast die dreifache Breite der darauffolgen- den zukommt. Geringere Grössen- und Formdifferenzen sind dagegen nach der Quer- wie nach der Längsrichtung etwas unter den Isopoden sehr allgemein Verbreitetes ; für dieselben ist ebensowohl die Gesammtform des Rumpfes wie die Beziehungen einzelner Segmente zu den benachbarten Körpertheilen bedingend. Es sind daher ganz besonders das erste und das siebente Mittelleibssegment, welche bei dem näheren Anschluss, 2* 20 Isopoda. welchen sie zu dem Kopftheil und dem Postabdomen eingehen, die von den übrigen in der Regel am meisten verschieden geformten. Eine unter den Isopodm weit verbreitete Eigeuthiimlichkeit der Mittel- leibssegmente besteht darin, dass ihre gewölbte Rückenhälfte die flache Bauchhälfte an Flächenentwicklung mehr oder weniger stark übertrifft, so dass besonders dann, wenn der Querdurchschnitt des Körpers eine flache Ellipse darstellt, erstere beiderseits viel weiter nach aussen reicht als letztere und, um mit dieser eine Verbindung eingehen zu können, sich nach unten umschlagen muss. Wenn sich nun gleich ein entsprechendes Verbalten vielfach auch an den Hinterleibssegmenten wiederfindet, so kommt doch für die sieben Mittelleibssegmente noch der Umstand hinzu, dass jene über die Abdominalplatte seitlich hinausragenden Theile der Rückenschienen gegen den Mittel- (Haupt) theil der letzteren durch mehr oder weniger tiefe längs- oder etwas schräg verlaufende Furchen deutlich abgegrenzt sind (Idothca: Taf. IV, Fig. 1) und dass die sich von der Mittellinie der Bauchseite weit entfernenden Beine ihrem Ansatz nach der Unterseite jener von Milne Edwards als Epbwra bezeichneten Seiten- platten entsprechen. Durch beide Umstände in Gemeinschaft wird offen- bar die Frage nahe gelegt, ob diese seitlich übergreifenden Abschnitte der Rückenschienen in der That als Theile der Segmente selbst zu be- trachten, oder ob sie nicht etwa den Gliedmassen (Beinen) zuzurechnen seien, als deren Basal-(Hüft-)Glieder sie eine feste Vereinigung mit jenen eingegangen sein könnten. Ein Entscheid hierüber nach der einen oder der anderen Seite hin würde sich auf entwicklungsgeschichtlichera Wege jedenfalls mit grösserer Sicherheit gewinnen lassen, als durch eine mor- phologische Vergleichung. c) Der als Hinterleib (Postabäomni , Flcon) zu bezeichnende dritte Hauptabschnitt des Körpers setzt sich durch die Breite und Länge der ihn constituirenden Segmente von dem Mittelleib Ijald sehr scharf, bald und noch häufiger relativ wenig in die Augen fallend ab. Bei manchen Äegiden, bei mehreren ScroKs - Arten (Ser. ovalis) u. A. gleichen die vor- deren Segmente des Postabdomen formell sogar entschieden mehr den Mittelleibsringen als dem auf sie folgenden Endtheil desselben Abschnittes. Im Gegensatz zu dem Mittelleib ist besonders bemerkenswerth, dass eine Erhaltung der ursprünglich vorhandenen sieben Ringe in deutlicher Tren- nung von einander am Hinterleib nur in ganz vereinzelten Ausnahmen (Paranthura) nachweisbar ist. Das bei weitem häufigste Verhalten besteht darin, dass die fünf ersten Ringe unter einander irei geblieben sind, der sechste dagegen mit dem siebenten zu einem sich oft durch ansehnliche Grösse und den vorhergehenden gegenüber besonders durch Länge aus- zeichnenden Schwanzschilde {Tdson) verschmolzen ist. Direkte Hinweise auf die ursprüngliche Selbstständigkeit beider sind selten, z. B. bei Coni- lera cyVmdrmca (Taf. I, Fig. 6), wo die Grenze durch eine Querfurche beiderseits bezeichnet ist : Andeutungen derselben häufiger, besonders unter den Onimhlrn (Oniscm, PnyeeUio), wo sich ein schmalerer Spitzentheil von (Ji'gaiiisalioii. 21 der breiten Basis seitlich scliarf absetzt (Taf. XllI, Fig. '2h). «onst ist für die Verschmelzung zweier ursprünglicher Segmeute ganz besonders der Umstand beweisend, dass das diesem Endabschnitt entsprechende Gliedmassenpaar stets von seiner Basis (welche das sechste Segment re- präsentirt), niemals seiner Spitze genähert entspringt. Sehr mannigfach und die allmählichsten Uebergänge erkennen lassend gestaltet .sich je nach Familien und Gattungen, ja sogar je nach den Arten einer und derselben Gattung die Verwachsung des Endsegmeuts (6 + 7) mit einem oder mehreren der vorangehenden. Bei den Serolis-AYtea bleiben stets die drei vordersten Segmente frei, so dass also der grosse Schwanz- schild deren vier in sich aufgenommen hat (Taf. V, Fig. 4 u. 5); doch ist die Verschmelzungsstelle des ersten dieser vier Ringe bei mehreren Arten durch eine Querfurche jederseits noch sehr deutlich zu erkennen. Auffallende Verschiedenheiten in der Zahl der frei gebliebenen vorderen Segmente zeigen besonders die einzelnen Idothea-AYten, Idothea entomoit (Taf. IV, Fig. 1) nämlich vier, Id. trkuspldata, rmayijinata, pawllda, linearis u. a. zwei, Id. Lalandii, liedica u. a. eins, während hei Id. appendicidata und acuminuta sämmtliche Segmente zu einer einzigen grossen Schwanz- platte verschmolzen sind, wenn dieselbe auch bei ersterer Art noch ba- sale seitliche Nähte erkennen lässt. Zwei freie vordere Segmente kommen ferner den Gattungen Spliucroma, Cymodocea, Campacopea, ÄseUits (Taf II, Fig. 1), Aräums (Taf V, Fig. 1 — 3) u. a. , ein einziges den Gattungen Monolistm (Taf. VI, Fig. 1) und Janim (Taf III, Fig. 1) zu, bis dann endlich bei Jacm (Taf III, Fig. 2), 3Iimna (Taf III, Fig. 3) u. Muhim- psis (Taf. III, Fig. 4) wieder sämmtliche Segmente zu einem einzelnen Schilde verwachsen. Unter den Gattungen, welche sich durch Verschmelzung mehrerer Segmente zu einem grösseren Endabschnitt auszeichnen, zieht besonders die Gattung Serolis dadurch die Aufmerksamkeit auf sich, dass der Ur- sprung des letzten Gliedmassenpaares je nach den einzelnen Arten ein auffallend verschiedener ist; derselbe entspricht bald der äussersten Basis des grossen Schildes {Serolis latifrons: Taf. V, Fig. 5 p^), bald der Mitte seines Seitenrandes, in noch anderen Fällen rückt er der Spitze desselben recht nahe {Ser. Orhiynyana, Serolis Schythei: Taf V, Fig. 4, p".). Es lässt sich dies offenbar nur daraus erklären, dass die drei resp. vier Ursegmente, welche in die Endplatte aufgenommen sind, sich jener An- satzstelle des letzten Gliedmassenpaares entsprechend, in sehr verschiede- ner Weise um einander gruppirt oder in einander geschachtelt haben, so dass das sechste Segment, welches immer jenes Gliedmassenpaar trägt, in dem einen Fall nur bis zur Basis des Seitenrandes reicht, in dem anderen diesen Seitenrand aber auf eine kürzere oder längere Strecke umsäumt, wie es sich z. B. für Serolis Orhignyima leicht feststellen lässt. B. Gliedmassen. Die Uebertragung der als Träger der Sinnesorgane und der zur Nahrungsaufnahme dienenden Gliedmassen auf einen beson- deren Körperabschnitt kann für die Isopoden den Dccapodcn gegenüber 22 Isojiotla. als ebenso charakteristisch gelten, wie sie sich als eine ihnen mit den Amplüpoden gemeinsame Anordnung darstellt. Der sich vom Rumpi' noch in freierer Weise als bei den Amphipodcn absetzende Kopftheil verleiht dadurch den Isojwdm eine nicht zu verkennende habituelle Aehnlichkeit mit den Insekten, welche um so mehr gesteigert wird, wenn, wie bei den Onisciden, das eine Fiihlerpaar verkümmert. Trotzdem kann der Kopf- theil der I^cumlcn nicht als ein dem Kopf der Insekten äquivalenter Seg- mentcomplex angesehen werden, da er stets ein ventrales Gliedmasseupaar mehr als letzterer umfasst. a) Fühlhörner. Die Ausbildung von zwei Paaren präoraler Gliedmassen, welche als Änfennae supcriores s. internac und Aidcnnae inferiores s. cxternuc bezeich- net werden können, ist bei den Isopodcn ebenso constant, als dass erstere den letzteren an Grössenentwicklung merklich, oft sogar recht beträcht- lich nachstehen. Allerdings bewegen sich die zwischen beiden Paaren bestehenden Grössendifferenzen innerhalb einer sehr beträchtlichen Breite. Sie sind relativ gering bei den Bopyridcn, mehreren Sphacroiiridoi-Grut- tungen {Canipecopm : Taf. VI, Fig. 10, Dyiuoiienc: Taf. VI, Fig. 16, Sphaeroma, Limnoria: Taf. VI, Fig. 17), bei Änthura und Anceus (Taf. XV, Fig. 2, 3), schon sehr viel merklicher bei den Aqiidvu und Cymothoidcn, recht bedeutend oder selbst in hohem Grade auffallend bei Eurydice (Taf. VII, Fig. 6), Ardunis (Taf. V, Fig. 1, 2, 3) und den AselUnen (Jaera: Taf. III, Fig. 2, Janira: Taf. III, Fig. 1, Ascllns: Taf. II, Fig. 1, 2, Munna: Taf. III, Fig. 3, Mnnnoptiis: Taf. III, Fig. 4), ausserdem auch bei einzelneu Idothciden; bis dann endlich bei den Onisciden das Ueber- gewicht der äusseren Fühler ein so l)cträchtlichcs wird, dass sie auf den ersten Blick die allein vorhandenen zu sein scheinen (Taf. XIII, Fig. 1, 2, 5, 12). Die inneren Fühler reduciren sich bei ihnen auf ganz unbedeu- tende und unter dem Stirnrande zwischen den äusseren verborgen liegende Stummel, an welchen sich nur zwei bis drei ganz kleine Glieder unter- scheiden lassen (Taf. XIII, Fig. 9 u. 13 an K). Auch in Betreff" der gegenseitigen Einleukung beider Paare fehlt es durchaus nicht an Modifikationen. Eine deutliehe Insertion derselben unter einander zeigt sich bei Arctnrus (Taf. V, Fig. 1), den Cyinotlioiden UüAßphaeromiden, während dagegen bei den Idothciden (Taf. IV, Fig. 1, 2) und AselUnen (Taf. II, Fig. 1 u. III, Fig. 1, 2) die kleinen oberen Fühler mehr zwischen als über den unteren ihren Ursprung nehmen. Betrachtet man unter den vielfach wechselnden Formen der Isopoden- Fühlhörner als die typische diejenige, bei welcher sich ein Schaft- von einem Geisseltheil deutlich absetzt, so würde diese durch die Spluierumiden, Cymothoiden, Idotheiden, Aselli^ien und Anceiden repräsentirt werden, wäh- rend dagegen bei den meisten Onisciden, unter welchen sich nur Ligvi den vorgenannten nahe anschliesst, ein Unterschied zwischen diesen beiden Abschnitten sehr undeutlich wird , oder selbst ganz verwischt ist. Die Zahl der am Schaft ausgebildeten Glieder schwankt au den oberen Ftth- (Jrgaiiisatioii. 23 lern je nach den Familien und Gattungen zwischen zwei und vier, au den unteren zwischen drei und sechs, während diejenige der Geissel- gliedcr sich noch innerhalb viel weiterer Grenzen bewegt. Der als Geissel- theil bezeichnete Abschnitt der Fühlhörner ist bei den Isopodcn übrigens stets, nur in der Einzahl (au jedem F'ühlhorn) vorhanden; die bei den Amph'umlen und besonders bei den Dccajwdcn auftretenden Neben- oder Anhangsgeissein sind also hier noch nicht zur Ausbildung gekommen. Im Verhältniss zur Körperlänge können die oberen Fühlhörner auch bei nicht rudimentärer Ausbildung durchweg als kurz bezeichnet vperden, während dagegen die unteren die mannigfachsten relativen Längsverhält- nisse eingehen. So schwanken sie unter den Äegklen zwischen V5 (^er/a) und '^U (Eurydicc) der Körperlänge, bei den Spluicromidcn zwischen Vs und 2/5, bei den Idothridcn zwischen V3 «ßd ''/i {Arcturus), bei den Ascl- lincn sogar zwischen ^j., und {Mimnopsh: Taf. III, Fig. 4 an'\) V^. Die bei den Larven der Bopyriden meistens V3 oder ^^ der Körperlänge mes- senden unteren Fühlhörner verkürzen sich bei den ausgebildeten Indivi- duen sehr beträchtlich und können bei den Weibchen stummeiförmig werden oder selbst ganz verschwinden. b) Mundgliedraassen. Von den als Mundtheile fungirenden Gliedmassen sind die zumeist nach vorn gelegenen Maudibeln bei vollständigster Ausbildung mit einem an ihrem Aussenrande (Rücken) entspringenden, relativ langen, dreigliederi- gen Taster (Taf. II, Fig. A,j), III, Fig. 7, fa, V, Fig. 6, VI, Fig. 3 und 15a, pa, VII, Fig. 2 u. l,p) versehen; doch sind durch das gänzliche Fehlen des letzteren die Familien der Bopyriden, Oniscidm{PorcdUo : Taf. XXII, Fig. 11,12), Idotheidcn {Idoihea: Taf. IV, Fig. 5, &,Ardiims) und Aiiceidcn ausgezeichnet. Die Mandibeln selbst erscheinen ihrer Bestimmung gemäss, als Haupt- oder eigentliche Kaukiefer zu fuugiren, in Form kräftiger, solider, quer drei- eckiger Haken mit breiter Basis imd einem die Schneide an Länge über- treffenden Rücken. In Bezug auf die Einzelheiten ihres einander zugewandten Innenrandes (Schneide) ergeben sich dieselben bei näherer Betrachtung sehr allgemein als^ unsymmetrisch gebildet (Taf. IV, Fig. 5, 6, XXII, Fig. 11, 12). So ist z. B. die am weitesten nach innen ausgezogene vordere Spitze der Mandibeln, welche sich durch ihre schwärzliche oder pech- braune Färbung als besonders stark chitiuisirt zu erkennen giebt und welche offenbar zum Abbeissen dient, linkerseits zwei-, rechterseits dagegen nur einästig, an jedem Ast übrigens wieder in zwei bis drei kräftige Zähne eingeschnitten (Idothca, ForccfUo) , oder es wird der hintere Spaltast rech- terseits durch einen mehrzähuigen Vorsprung von viel zarterem, mehr glasartig durchsichtigem Ansehn (Ligia) ersetzt. Ebenso ist ein weiter nach hinten aus dem Schneidenrand hervortretender flach messerförmiger Vorsprung (Taf. VI. Fig. 15 und 15 a, tr. VII, Fig. 2 u. 7, fr.), welcher dem Zermahlen der durch den Spitzentheil abgebissenen Nahrung dienen dürfte, rechterseits kürzer und breiter (spitz dreieckig oder quer abge- stutzt), linkerseits dagegen schmal und in die Länge gezogen (Idothea, 24 Isopoila. PorcelUo). Endlich lassen aber auch die gleichfalls nicht selten (Ligia, PorcelUo: Taf.XXII, Fig. ll,12,x) aus dem hinteren Theil der Schneide her- vortretenden, reihen- oder büschelförmig angeordneten Haargebilde, welche in anderen Fällen durch gewiraperte Lamellen (Taf. VI, Fig. 3 u. 15 a, l, VII, Fig. 7, la) ersetzt werden, an beiden Maudibelu mehr oder weniger auffallende Unterschiede wahrnehmen. Von den beiden Maxi 11 en- Paaren, welche im Gegensatz zu den Maudibeln bereits hinter der Mundöfifnung gelegen siud und von denselben durch einen als „Unterlippe" beschriebenen, zwei- oder viertheiligen Hautlappeu (Taf. III, Fig. 8, VI, Fig. 4, XIII, Fig. 13a) geschieden werden, siud diejenigen des ersten Paares nicht nur die grösseren, son- dern auch die resistenter gebildeten , welche sich an dem Kaugeschäft der Mandibeln offenbar in hervorragenderer Weise als die viel zarthäuti- geren des zweiten Paares betheiligen. Von letzteren weichen sie daher auch durch eine, trotz aller — je nach Familien und Gattungen auftretender — secundärer Modifikationen kenntlich bleibende, typische Gestaltung aus. Sie bestehen nämlich aus zwei langstreckigen, parallel neben einander herlaufenden Kauladen, welche einer sie am Grunde verbindenden, queren Angel [Cardo) aufsitzen und von denen die äussere länger, breiter und an ihrem abgestutzten Ende mit soliden, deutlich chitinisirten, kammartig gestellten Kauzähnen besetzt ist, während die schmächtigere und kürzere innere zwei- bis vier weichhäutige, fingerförmig gespreizte und am Rande zart befiederte Endauhänge erkennen lässt (Taf. IV, Fig. 7, VI, Fig. 5 u. 15c, XIII, Fig. 13b). Den Maxillen des zweiten Paares dagegen, so wesentliche Verschiedenheiten sie auch bei den einzelnen Familien darbieten, geht die charakteristische Zweitheiligkeit des ersten Paares stets ab, so wie sie auch stark chitinisirter Kauzähue durchweg ent- behren. Durchgehends von mehr weichhäutiger oder lederartiger Con- sistenz, im Verhältniss zu ihrer Länge auch breiter und gedrungener, zeigen sie in ihrer vollkommensten Ausbildung {Idotluu: Taf. IV, Fig. 8, Äsellm: Taf. II, Fig. 7 u. A.) vier einem gemeinsamen Stamm nach vorn und innen sich anschliessende breite und mit laugen Wimperhaaren gesäumte Laden, von welchen bald {Idothca) drei, bald (Asellns) nur zwei terminal gestellt siud. Von diesen Laden bleiben bei den Äcfiidcn (Clro- lana, Eurydke, Taf. VII, Fig. 9) und den Splmcromkhn (MonoUstra: Taf. VI, Fig. 6) nur drei ül)rig, deren eine ihrem Ansätze nach völlig oder wenig- stens annähernd dem Innenrande entspricht. Bei den OnlsckU'u. erleiden dagegen diese Maxillen des zweiten Paares eine eigenthümliche Rück- bildung, welche in dem Mangel frei beweglicher (wenigstens deutlich gegen einander verschiebbarer) Laden besteht. Am Endrande des Stammes lassen sich hier nur noch die Andeutungen zweier solcher, sehr kurzer und verwachsener Lappen, welche jedoch des Wimperbesatzes entbehren und von denen nur der eine stumpf abgerundete sich durch eine bürstenartige Befiizung seiner Fläche auszeichnet, erkennen (Ligidium: Taf. XIII, Fig. 13 c, PorcelUo: Taf. XXII, Fig. 14, la). Organisation. 25 Da vierte, die Uuterseite des Kopi'theiles uacli liiuteu abscliliesseade Mundgliedmasscupaar, welches als Kieferfüsse (Fudes maxiUares) be- zeichnet wird, gestaltet sich ebensowohl durch eine mediane Vereinigung an seiner Basis, wie durch einen engen Anschluss seiner Ladentheilc aneinander zu einer Art Unterlippe im Sinne der Insekten, für deren Deutung sie ebenso wichtige morphologische Aufschlüsse giebt, wie sie sich andererseits von derselben durch eigenthümliche accessorische Bil- dungen entfernt. Bis auf ein medianes unpaares Basalstück, welches als eine Art Modum die Eiulenkung des Ganzen am Kehlrande des Kopf- theiles vermittelt, besteht diese Unterlippe der Isopodm aus zwei unter einer geraden Mittellinie zusammenstossenden, durchaus symmetrischen Hälften, an denen sich 1) der nach vorn in einen Taster auslaufende eigentliche Stamm {Sfijw»), 2) die dem vorderen Theil des Stammes nach innen sich anfügende Lade {LcDitinn) und 3) eine an dem Grundgliede des Stammes in der Richtung nach aussen frei artikulirende Platte un- terscheiden lassen. Der Stamm in seiner ursprünglichsten Bildung zeigt sieben aufeinanderfolgende Abschnitte, von denen die beiden basalen, deren zweites viel grösser als das erste ist, den Stipes im engeren Sinne, die fünf terminalen dagegen den Taster (Paljms) bilden. Beispiele für diese Bildung sind Idothea (Taf. IV, Fig. 9), Ärdunts (Taf. V, Fig. 3 a), Jaera, Janim, Blunnapsis (Taf. III, Fig. 11), Conilera, Cirolmia u. A. In anderen Fällen, wie bei den Sphacromiden {Di/namcne, Cymodocea, Sphac- roma : Taf. VI, Fig. 14 b, Campccopea), bei Mumm, Ascllus (Taf. II, Fig. 8) u. A. wird dann durch Verschmelzung des ersten kurzen Tastergliedes mit dem grossen zweiten Gliede des Stipes die Zahl der freien Tasterglieder auf vier reducirt, ohne dass hierdurch jedoch der Grössenentwicklung des Tasters irgend welcher Abbruch geschähe. Letzteres ist dagegen in sehr auffallendem Maasse l^ei den Onisciden der Fall, wo dieser Taster beson- ders im Verhältuiss zu dem sehr umfangreichen Sflpcs geradezu verküm- mert erscheint und sich auch über die Lade nach vorn sehr wenig hinaus- erstreckt (LigkUum: Taf. XIII, Fig. 13 d). Bei Oniscus, Porcellio Taf. XXII, Fig. 15,/)«) imd ÄnixtdilUdlnm reducirt sich dieser Taster etwa auf den vier- ten Theil der St qxjs- hänge und besteht nur aus einem breit viereckigen Basal- und einem schmalen, klauenförmigen Endgliede, während bei Lujia (Taf. XXII, Fig. 17, ^*ft), wo er etwa schon dem dritten Theil der ß^(>?.s-Länge gleichkommt und stumpf eiförmig erscheint, noch eine angedeutete Ein- theilung in drei (vierV) freilich nicht von einander abgeschnürte Glieder wahrgenommen werden kann. Auch bei der Gattung Scrolis (Taf. V, Fig. 4 b) ist der Taster beträchtlich verkürzt, doch besteht er hier wenig- stens noch aus zwei sich sehr deutlich absetzenden Gliedern, von denen das erste gross und herzförmig, das zweite schmal und länglich ist. Die dem Sti2>cs sich nach vorn und innen anschliessende Lade stellt einen innerhalb gerade abgeschnittenen, vorn und aussen abgerundeten und am Rande gewimperten häutigen Lappen dar, welcher von dem nor- mal ausgebildeten Taster nach vorn weit überragt wird , dem rudimen- 26 Isopüda. tären der Oiüscklcn dagegen wenig an Lunge naclistclit, obwohl auch sie hier eine etwas geringere Grössenentwicklung zeigt. Eine sich an dieser Lade öfter vorfindende Eigenthümlichkcit ihres gerade abgeschnittenen Inuenrandcs besteht darin, dass aus demselben Klammer -Vorrichtungen zu einer festen Verbindung mit der anderseitigen Lade hervortreten. Bei IdotJwa enfomon (Taf. IV, Fig. 9, la und 9 a) ist jede Lade nur mit einer einzigen, relativ grossen, fingerförmigen Klammer versehen, welche sich mit ihrer eingekrümmten Spitze um eine wulstige Verdickung der gegen- überliegenden herumlegt. Bei Asellus dagegen existiren jederseits mehrere (bis sechs) solche Haftorgane (Taf. II, Fig. 9), welche bei ihrer dichten Aufeinanderfolge in einander eingreifen, während ausserdem noch Haut- säume, von denen derjenige der einen Lade mit langen Wimpern besetzt ist, auf eine innigere Verbindung hinzuwirken bestimmt scheinen. Auch für die Gattung Mmmoims hat M. Sars eine ähnliche Vorrichtung zur Keuntniss gebracht (Taf. III, Fig. 11 u. IIa). Die am Basalgliede des Stipes frei bewegliche Platte endlich, welche sich in rechtem Winkel gegen dasselbe aufrichten und somit sich gegen die .Seiten des Kopftheiles anschlagen kann, geht zuweilen {Idothea cnto- nioH : Taf. IV, Fig. 9, v) eine Gliederung in zwei Abschnitte ein, während sie sich in der Regel als ungetheilt darstellt. Bei Ä^cllns (Taf. II, Fig. 8,v) sich durch starke flügelartige Erweiterung nach aussen hin auszeichnend, ist sie bei Idothea stumpf oval abgerundet, um bei anderen Gatttungen (Ä)-cturus, Mumm, Mimnopsis: Taf. III, Fig. 11, v) schmaler, lanzettlich, bei noch anderen {Oiiiscus, Porcdlto: Taf. XXII, Fig. 15, v) weit nach vorn reichend und zugespitzt zu erscheinen, zugleich aber sieh an ihrer dem Stipes zugewandten b'eite löffelartig auszuhöhlen. Bei Lifiia trennt sie sich durch einen tiefen Schlitz in eine aussen breit abgerundete basale und eine langgestreckte, nach vorn verschmälerte terminale Hälfte, welche als dünne, durchscheinende Platte den Stipes nach aussen säumt. Die vorstehende Schilderung bezieht sich auf die Mundgliedmasseu derjenigen Tsopodcn, deren Nahrungsaufnahme mit einem Kaugeschäft verbunden ist, deren Mundtheile mithin als be issende zu bezeichnen sind. Die in mehreren Gruppen der Isojwden auftretenden saugenden Mundtheile, welche zur Ueberführuug des Nahrungssaftes ihrer Wirths- thiere, deren Parasiten sie sind, dienen, erweisen sich in manchen Fällen nur relativ von den kauenden abweichend, in anderen dagegen so auf- fallend verschieden, dass eine Zurückführung der einen auf die anderen theils unsicher, theils zur Zeit überhaupt nicht durchfuhrbar erscheint. Am meisten nähern sich nach Schioedte's mustergültigen Untersuchungen den kauenden Mundtheileu die saugenden der Cynwthoidoi au. So erinnern z. B. bei Aega die Mandibeln (Taf. VII, Fig. 16) durch das Vorhandensein eines schlanken dreigliederigen Tasters noch ganz an die kauenden, nur dass der Endtheil der Mandibel selbst in eine scharfe, klauenartige Spitze ausläuft und an der Innenseite löifelartig ausgehöhlt erscheint, während bei Anilocra (Taf. VII, Fig. 22) und Cymothoa mit der Veränderung der Orgaiüsation. 27 Maudibel selbst auch eine nierkliche Rctluktioii des Tasters, welcher kurz uud gedrungen erscheint, verbunden ist. Die Maxilleu des ersten Paares (Äqia: Taf. VII, Fig. 17 u. 17a, Anilocm: Taf. VII, Fig. 23, Cymothua) sollen nach Hchioedte's Darstellung zwar die Spaltung in zwei parallele Aeste aufgegeben habeu uud von den beiden ursprünglich vorhandenen soll nur der äussere und dieser in schlankerer, mehr stiletartiger Form übrig geblieben sein; doch hat wenigstens für Aviia eine nochmals hierauf ge- richtete Untersuchung auch die Anwesenheit einer Innenlade von allerdings rudimentärer /Ausbildung — dieselbe fügt sich der äusseren erst weit nach hinten an und stellt ein schmales, lanzettlich zugespitztes, am Ende nur eine einzelne Borste tragendes Blättchen dar — mit Sicherheit ergeben (Taf. VII, Fig. 17 b). Weniger erscheinen die Maxillen des zweiten Paares verändert, indem unter Aufrechterhaltung der terminalen Laden nur der diese säumende Wimperbesatz durch krumme und kräftige Haken ersetzt worden ist {Acga: Taf. VII, Fig. 18, Cymothoa: Taf. VIII, Fig. 18) oder ganz fehlt {Anilocm : Taf. VII, Fig. 24). Indem sich ihre Endtheile neben- einander der Oberlippe dicht anlegen, bilden sie in Gemeinschaft mit dieser den Saugmund im engern Sinne (Taf. VII, Fig. 24). Auch das vierte Gliedmassenpaar kann bei einzelneu hierhergehörigen Gattungen (Acga: Taf. VII, Fig. 10, 19 au. 20) dadurch eine auffallende Umgestaltung ein- gehen, dass unter Verkümmerung der Lade der Tastertheil eine beträcht- liche Grössen- und besonders Breiten-Entwicklung annimmt und dass die Eänder resp. die ganze Oberfläche einzelner Glieder mit scharfen raspel- artigen Zähnen besetzt sind, welche offenbar ein Einbohren in die Haut des Wirthsthieres zum Zweck haben. Ungleich abweichender, wenn auch noch in Vollzähligkeit vorhanden, sind die saugenden Mundtheile der Ame'idcu. Bei der als Pmniza be- schriebenen weiblichen Form haben nach A. D o h r n ' s Darstellung die Mandibeln sowohl wie die beiden Maxillen die Form langgestreckter dünner Stilets. Erstere, welche des Tasters ganz entbehren, sind am Innenraude auf eine längere Strecke hin gezähnt, die Maxillen des ersten Paares einfach säbelförmig, die des zweiten (Taf. XV, Fig. 5, inx) nur dicht vor der Spitze am Innenrande gezähnt. Die gleichfalls verschmälerten und langstreckigen Kieferfüsse (Taf. XV, Fig. 5, ^j»() haben an der Ausseu- seite der linearen Lade nur einen eingliederigen , schmal lanzettlichen Taster zu sitzen und die dem Kopftheil bei seiner Verschmelzung mit dem ersten Mittelleibssegmente zugewiesenen Kieferfüsse des zweiten Paares zeigen das Endglied ihres tasterartigen Abschnittes in einen kräf- tigen, stark gekrümmten Haken, zum Einsehlagen in die Unterlage, um- gewandelt (Taf. XV, Fig. 5, p^). Abermals verschieden und durch den Mangel des einen der beiden Maxilleupaare bemerkenswcrth sind die gleichfalls saugenden Mundtheile der Aidhuridn). Auf die aus einer grossen, nach vorn spitz zulaufenden Platte und einem viergliederigen Taster bestehenden Mandibeln folgt zu- nächst eine lang vierzipflige unpaare „Unterlippe", welche für ein ver- 28 liopoJa. wachsenes Maxillenpaar (mit Do hm) in Anspruch zu nehmen, gewiss iiein Grund vorliegt, sodann ein einzelnes Paar lauger und dünner, griiten- i'ormiger Maxillen. Die den Saugapparat nach hinten und unten ab- schliessenden Kieferfüsse bestehen aus einem grossen, rechtwinklig drei- eckigen Basal- und zwei freien, schmalen tasterartigen Endgliedern. Die rudimentärste Bildung endlich zeigen die saugenden Mundtheile der oft bis zu einer auffallenden Asymmetrie oder gänzlichen Deformation des Körpers herabsinkenden i)'ü^;yi«?c», so dass Rathke ihnen die Mund- werkzeuge sogar bis auf „eine die Muudöffuung verschliessende grosse Unterlippe" ganz absprach. Spätere Untersuchungen haben ergeben, dass auch hier auf die den Mund von vorn her begrenzende Oberlippe ein Paar kleiner, der Taster entbehrender, in eine löffelförmige Spitze aus- laufender Mandibeln, ein Paar kurzer, dreieckiger, in der Mittellinie mit einander verwachsener Maxillen (?) und drittens ein Paar sehr grosser deckelförniiger, vorn zweizackiger Kieferfüsse (eben jene „Unterlippe" Rathke's) folgen. Ob solche rudimentäre Mundtheile nicht auch denjenigen Bojii/riden-Fovmen, welchen sie {Cnjptumscus, Jlcniioniscus u. A.) bisher ab- gesprochen worden sind, zukommen, müssen fernere Untersuchungen lehren. c) G-liedmassen des Mittelleibs. Die den sieben Segmenten des zweiten Körperabschnittes {Porion) entsprechenden Gliedmassen sind, wenn sie sich im Allgemeinen auch ziemlich scharf von den Mundgliedmassen absetzen und sich daher diesen gegenüber leicht als eigene Gruppe zu erkennen geben, doch keineswegs durchweg, ja nicht einmal der Mehrzahl der Fälle nach so übereinstim- mend unter einander gebildet, als der für die gegenwärtige Ordnung gewählte Name Iso^mla es vermuthen lassen könnte. Vielmehr beschränkt sich diese der Hauptsache nach gleiche Bildung einerseits auf die mit Waudelbeiuen versehenen Formen , als welche besonders die Onisclden und Sphueronnden bezeichnet werden können, andererseits auf gewisse Gruppen der sesshaften Isopodm {Cijinotlioiden und Bopyridcn), bei welchen diese sämmtlichen sieben Gliedmassenpaare die Form von Klammerorganen angenommen haben. Alle übrigen Isojwden könnten nach der nicht tibereinstimnienden Bildung ihrer sieben Mittelleibs-Gliedmassenpaare mit grösserem Rechte Anisopoda (in einem von dem Dana 'sehen allerdings ganz verschiedenen Sinne) genannt werden, wobei freilich wieder sehr verschiedene Grade der Ungleichheit unter einer und derselben Bezeich- nung zusammengefasst würden. Zunächst macht sich ein solcher relativ noch geringer Unterschied in Grösse, Form und Richtung zwischen den drei vorderen Paaren einer- und den vier hinteren andererseits bei den Idothcidm (Taf. IV, Fig. 1 u. 2) und Acgidm (Taf VII, Fig. 10, 11, 12) bemerkbar, bei welchen er der verschiedenen Verwendung beider Extre- mitäten-Gruppen, der vorderen zum Fixiren, der hinteren zur Fortbewe- gung, genau entspricht. Schon beträchtlich auffallender ist der Form- Unterschied zwischen dem ersten, resp. den beiden vorderen Glied- massenpaaren allen folgenden gegenüber bei Janira (Taf III, Fig. 1), I h-oanisatioii. 29 Asellus und Scrolis (Taf. V, Fig. 4 a, j)' u. Fig 5 b), wo jene vorderen als Greifarme, die übrigen als Locomotoren fungiren. Endlich in aus- gesprochenster Weise ungleichwerthige Mitteileihsgliedmassen zeigen Formen wie 3lHnna (Taf. III, Fig. 3), Munnopsls (Taf. III, Fig. 4), ArdHru>< (Taf. V, Fig. 1, 2, 3) und Anams (Taf. XV, Fig. 1, 4, 5), bei welchen dieselben auffallender Weise theils von ähnlich gestalteten, theils von sehr verschieden geformten Körpersegmenten ihren Ursprung nehmen, während sie selbst bald zwei, bald sogar drei, auch ihrer Funktion nach heterogene Gruppen darstellen. Schon bei Älmina Wldteana macheu sich (nach der von Spence Bäte und West wo od gegebenen Abbildung: Taf. III,Fig. 3) und zwar im Gegensatz zu einer zweiten Art derselben Gattung {M.Kroyeri Goodsir), bei welcher wenigstens die sechs hinteren Beinpaare gleich gestaltet sind, drei solche Gruppen bemerkbar, indem das erste kurze Gliedmassenpaar ein Greiforgan darstellt, die drei folgenden sich aber von den drei hintersten durch beträchtliche Kürze ihrer sämmtlichen, sonst gleich gestalteten Glieder unterscheiden. Bei weitem den höchsten Grad von Ungleichwerthigkeit zeigt indessen die merkwürdige Gattung und Art Munnopsis typica Sars (Taf. III, Fig. 4), bei welcher die beiden ersten Gliedmassenpaare als verschieden kurze Greiforgane, die beiden folgenden als dünn fadenförmige und den Rumpf vielfach an Länge über- treffende Kletter('?)beine, die drei hintersten als sehr kurze, lamellöse Ruderorgane auftreten. Auch bei Ardurus (Taf. V, Fig. 2 n. 3) lassen sich drei verschiedene Formen unterscheiden, indem das vorderste Glied- massenpaar, wenn es sich auch in gleicher Weise wie die drei folgenden dem Munde zuwendet und als Hülfsorgan desselben zu fungiren scheint, von diesen durch sehr viel geringere Länge abweicht, während die drei hintersten die ganz verschiedene Form von derben Gangbeinen zeigen. Für die Anceiden ist eine andere Art der Ungleichwerthigkeit der Mittei- leihsgliedmassen bereits durch die Angabe, dass das vorderste Paar zu Kieferfüssen (Taf XV, Fig. 4 u. 5) umgewandelt ist, hervorgehoben worden. Ist hiernach die „gleichartige Bildung" der Mitteileihsgliedmassen bei den Isopodcn recht häufig einer ungleichartigen gewichen, so zeigt da- gegen die Zahl sieben eine fast ausnahmslose Constantheit. Nur bei den Anceiden hat die Verkümmerung des siebenten Mittelleibssegmentes (Taf XV, Fig. 1, vii), wie bereits oben erwähnt, ein völliges Eingehen des letzten Gliedmassenpaares im Gefolge. Ausserdem gehen zwar ge- wissen Bopyriden-¥ ovmen, wie Cryptoniscm, Entonlsms, Ifemioniscus und Verwandten während des durch den Parasitismus in auffallendster Weise deformirten Altersstadiums die sämmtlichen Mittelleibsgliedmassen ab ; dass hier jedoch der Mangel kein in der ursprünglichen Anlage begründeter ist, geht zur Genüge aus den Larvenzustäuden hervor, welchen die sieben Gliedmasseupaare in normaler Ausbildung zukommen (Taf IX, Fig. 3, 4, 5, X, Fig. 4, 6, 7, 15). Für die überwiegende Mehrzahl der hopoärn kann als charakteristisch einerseits der Ursprung der sieben Gliedmassenpaare des Mittelleibes 30 Isojioda. vom Rumpf, andererseits die von denselben eingehaltene Richtung gelten. Den vorwiegend der Quere nach entwickelten Leibesriugen entsprechend, entfernt sich der Ursprung der Gliedmassen weit von der Mittellinie und ist gegen die Seitenräuder der Sternalplatten hin verlegt, ja sogar dem unteren Umschlag der Dorsalplatten {Epimcra) übermittelt. Im Zusammen- hang mit diesem weiten Auseinanderrücken des Gliedmassenansatzes steht der ([uere Verlauf des ersten frei beweglichen, iu der Regel langstrecki- gen Gliedes iu der Richtung von aussen nach innen (Taf. II, Fig. 2, XIII, Fig. la, 3a), und hiermit wieder die entgegengesetzte Richtung, welche die darauffolgenden Glieder einschlagen. Bei dieser allen sieben Gliedmassenpaaren gemeinsamen Einrichtung besteht jedoch zwischen den drei vorderen einer- und den vier hinteren andererseits darin eine Ver- schiedenheit, dass die auf das nach innen gewandte erste folgenden Glieder sich an jenen schräg nach vorn, an diesen dagegen schräg nach hinten wenden, mithin eine Sondernng in zwei Gruppen hervorrufen (Taf. IV, Fig. 1, VI, Fig. 10, 16, VII, Fig. 1, 6, 10, 11, 12). Lässt nun dieses Verhalten unter den Isopodcn gleich eine so weite Verbreitung erkennen, dass man es sogar als einen Unterschied den Amplüpodcn gegenüber — bei welchen die vier vorderen Gliedmassen sich nach vorn, die drei letzten dagegen nach hinten wenden — hingestellt hat, so entbehrt es doch keineswegs der Ausnahmen. Bei Arcinrns (Taf. V, Fig. 3), Miinna und Munnopsis (Taf. III, Fig. 3 u. 4) tritt mit einer Verkürzung des ersten Beingliedes das umgekehrte, mit den Anqihipodcn übereinstimmende Verhalten ein, während dasselbe von der Hchmalheit der entsprechenden Leibesringe offenbar unabhängig ist. Bei den Antlmriden nämlich, welche in der linearen Form ihres Körpers die genannten Gattungen noch über- treffen, ist ebensowohl die Verlängerung des ersten Beingliedes, wie die den normalen Isopoden zukommende Richtung der Gliedmassen (drei nach vorn, vier nach hinten) eingehalten. Der wechselnden Form und Gruppirung der Mittelleibsgliedmassen entsprechen bei den hopoden bestimmte Verwendungen in der Oekonomie dieser Thiere; sie benutzen dieselben je nach ihrem Aufenthalt und ihren Bedürfnissen als Waudelbeine, Schwimm- oder Ruderbeine, Klammerhaken, Greifarme, Kieferfüsse u. s. w. Von allen diesen Formen sind die in ausgesprochenster Form bei den Landasseln (Onlsckku) auftretenden Waudelbeine (Taf. XIII) die am einfachsten gebildeten. An Länge wenig unter einander verschieden oder nur ganz allmählich iu der Richtung von vorn nach hinten zuneh- mend, haben sie im Ausehluss an das verlängerte Basalglied zunächst drei kürzere und breitere, sodann ein mehr lineares Glied aufzuweisen, welches gleich den beiden vorhergehenden unterhalb mit steifen, eine Sohle bildenden Borsten besetzt ist. Das kleine Endglied schärft sich iu eine einfache, spitze Klaue zu. Auch die Beine der Sphaeromidcn (Taf. VI) können im Allgemeinen noch als Wandelbeine bezeichnet werden, obwohl die Uebereinstimmung riru;anisation. 31 der sieben auf einander folgenden Paare nicht mehr l)ei allen hierher gehörigen Gattungen und Arten in gleichem Maasse aufrecht erhalten ist. Am meisten ist dies noch bei den Lint)ioria-, Dynanivnc- und manchen S2>hacro)Na-Avteu der Fall, während bei anderen Arten der letzten Gattung (S^iltacr. Pfideauxianwii), bei Nacsa und Cymodocca die drei vorderen Paare in mehr oder minder ausgesprochener Weise schon mehr die Form von Klammerbeinen annehmen. Auch kommen bei verschiedenen Splmcromhlni' Gattungen neben einlach zugespitzten Endklauen schon wiederholt solche vor, welche am Innenrande einen Zahn zeigen, während zwei selbst- ständige, neben einander entspringende Klauen an dem kurzen Endglied der Wandelbeiue mehrerer ylsf^^mc»- Gattungen {Janira, Jacra, Mnnna) vorhanden sind. Durch besondere Länge ausgezeichnet sind die auch in der Form etwas modificirten Wandelbeine von Scrolis (Taf. V, Fig. 4 a, pi — i'^"), welche wie bei Janira nur zu sechs Paaren auftreten und als solche auf ein einzelnes, zu Greifarmen umgestaltetes Extremitätenpaar folgen. Bei den Aegidvn zeigen nur die vier nach rückwärts gewendeten hintersten Beinpaare die Charaktere von AVandelbeinen. Schwimm- oder Ruderbeine treten in verschiedener Form und Zahl, stets aber in Gesellschaft von anders funktionirenden Mittelleibs- Gliedmassen auf; in allen Fällen bilden sie den Schluss der ganzen Reihe. Bei AscUits (Taf. II, Fig. 1, 2) zeichnen sich die als Ruder fun- girenden letzten Beinpaare durch stärkere Verlängerung und seitliche Compression ihrer drei Basalglieder in zunehmendem Maasse vor den vor- hergehenden aus, während bei Idothm (Taf. IV, Fig. 1, 2, 13) die vier hintersten Paare sich von den drei vorderen nicht nur durch bedeuten- dere Schlankheit unterscheiden, sondern sich auch durch die dichte und weiche Behaarung ihrer Innenseite leicht als Schwinimbeine zu erkennen geben. Als solche erweisen sich in noch ausgesprochenerem Maasse die drei letzten Paare der Gattung iI/H»«o^)s/s Sa rs: durch besondere Kürze (den vorangehenden gegenüber), durch lameUöse Verbreiterung und dichte Bewimperung ihrer einzelnen Glieder charakterisirt, weichen sie von an- deren Schwimmbeiuen besonders durch den Mangel des sechsten (Klauen-) Gliedes ab (Taf. III, Fig. 4 u. 1(3). Von besonders charakteristischer Form sind die in verschiedenen Fa- milien der Isopodcn auftretenden Klammerb eine. Im Verhältniss zu ihrer meist geringen Länge auffallend kräftig und gedrungen, zeichnen sie sich vor Allem durch die Grössenentwicklung und die starke, sichel- artige Krümmung ihres Klauengliedes aus. Treten sie zusammen mit Schreit- oder Schwimmbeinen auf, wie bei den Aetßdcn, Idotheiden (Taf. IV, Fig. 1 u. 2) und manchen Sphaemniden (Taf. VI, Fig. 10), so bilden sie stets den Anfang der ganzen Reihe und zeigen dann in der Regel noch einen geringeren Grad von Gedrungenheit. Letztere macht sich erst in voller Prägnanz bei den durch ihren Parasitismus an anderen Thieren völlig sesshaft gewordenen Jsojjocfcn-Familien der Cymothoidm (Taf. VIII, Fig. 2—6, 8-10, 12, 20, 24) und Bopyridni (Taf. IX, Fig. 1, 3, 7, X, 32 Isopoda. Fig. 2, 4, 7) geltend, bei welchen gleichzeitig alle sieben Paare von Mit- telleibs-Gliedmasseu die Form von Klammerorgaueu angenommen haben und entweder überhaupt keine oder nur relativ geringe Grössen- und Form- verschiedenheit unter einander darbieten. Eine merkwürdige Abweichung von diesem Verhalten zeigt bis jetzt nur die C>j»iot]ioi(kn-(}a,ttimg Artystonc Schioedte, bei welcher auf sechs Paare sehr vollkommen ausgebildeter Klanimerbeine (Taf. VIII, Fig. 15) ein einzelnes (siebentes) von gewöhn- lichen Gangbeinen folgt (Tai'. VIII, Fig. 16). Bei der Umwandlung zu Kieferfüssen, wie sie in vereinzelten Fällen das vorderste {Ancc'idcn) oder auch mehrere Paare (Ardums) der Mittelleibsgliedmassen eingehen, ist zwar stets ein näherer Anschluss an den Mund (der Richtung nach), nicht aber gleichzeitig das Aufgeben der ursprünglichen Beinform unter allen Umständen erforderlich: denn bei Anccus ist letztere mit Einschluss des hakenförmig gekrümmten Klauen- gliedes aufrechterhalten (Taf. XV, Fig. 4 u. 5). Dem gegenüber sind freilich bei Ardurus die vier dem Munde zugewandten vorderen Glied- massenpaare der Endklaue verlustig gegangen; das Endglied des ersten ist lamellen-, das der drei folgenden griffeiförmig geworden und der nach oben gerichtete Rand dieses sowohl wie der vorhergehenden Glieder hat eine Bekleidung mit langen und dichten Wimperhaaren erhalten (Taf. V, Fig. 2 und 3). d) Gliedmassen des Hinterleibs. Die Gliedmassen des hintersten Körperabschnittes CPIcopoilci) sind abgesehen von einigen Boj^yridni , bei welchen sie mitunter die sonder- barsten Gestaltungen annehmen, flächenhaft entwickelt, d. h. dünn, blatt- förmig; höchstens dass das letzte (sechste) Paar, welches zugleich mit seiner abweichenden Stellung überhaupt sehr häufig eine von den vorher- gehenden verschiedene Form annimmt, in manchen Fällen (Asellus, Janira, Munna, ]\Iuiuio];)Ai^, Lliinioria, Ligia, u. A.) griffeiförmig gestaltet erscheint. Mit Ausnahme dieses letzten Paares, welcbes in der Regel beiderseits vom Endsegment frei zu Tage tritt, sind die Ilinterleibsgliedmassen , ihrer ge- ringen Längsentwicklung und ihrer Form entsprechend, bei der Mehrzahl der Isopodvn zugleich vom Hinterleib, dessen unterer Fläche sie platt an- liegen, vollständig oder wenigstens dem grösseren Theile nach bedeckt. Doch kommen auch iu dieser Beziehung bei verschiedenen Bopyriäcn- Gattungen die auffallendsten Abweichungen vor. Die fünf vordersten Paare der Hinterleibsgliedmassen können ebensowohl von fast übereinstimmender Form und Grösse oder in beiden Beziehungen nur relativ wenig und unter allmählichen Uebergängen von einander verschieden sein , wie die auffallendsten Form - und Grössen- Unterschiede darbieten, ohne dass sich hierbei eine direkte Abhängigkeit von dem Verhalten der Hinterleibssegmente nachweisen liesse: denn über- einstimmend gebildete Gliedmassen können eben so wohl an getrennten, wie an verschmolzenen Hiuterleibssegmenten auftreten. Ersteres ist z. B. bei den Aqßden, Cymothoiden und Oniscidm, letzteres bei den Idothcidcn Organisation. 33 uud Sphaeromiilcn der Fall. Auffallend ungleich geformte Hinterleibs- gliedmassen der fünf vorderen Paare fallen allerdings, wie es scheint, stets mit theilweise verschmolzenen Hinterleibssegmenten zusammen (Asd- lini, Scrolis). Die ursprünglichste Form der Pcdcs spmil s. fissi, welche in einem uupaaren ßasalgliede und zwei am Endrande desselben neben einander entspringenden SpaUüstcn zu suchen ist, findet sich unter, den Isopoäen verhilltnissmässig selten und noch seltener an allen fünf vorderen Paaren der Hinterleibsgliedmassen gleichmässig erhalten vor. Letzteres ist z. B. bei der Gattung Amnts der Fall, bei welcher diese fünf Paare zugleich unter einander formell genau übereinstimmen (Taf. XV, Fig. 1) — ein Verhalten, welches um so bemerkenswerther ist, als es mit einer auffal- lend abnormen Disposition der Mittelleibsgliedmassen zusammentrifft. Auf eiue geringere Anzahl von Gliedmassenpaaren ist diese ursprüngliche Bil- dung beschränkt bei den Gattungen Llmnoria, Serolis, Munnopsis und Asdhts. Erstere beide Gattungen lassen dieselbe an den drei, Mnnnn- 2ms an den zwei vordersten Paaren erkennen, während bei der Gattung ÄsellHS nur das zweite Paar und zwar ausschliesslich beim Männchen die typische Form beibehalten hat. Eine um so weitere Ausbreitung zeigt unter den Isopoden diejenige Modification der Fcdes fissi, bei welcher die beiden Spaltäste nicht mehr neben, sondern übereinander liegend von dem Basalgliede entspringen, so dass also der eiue von dem anderen bedeckt wird. Ihre Ableitung aus der ursprünglichen Form wird durch allmähliche Uebergänge ver- mittelt, wie sie sich z. B. aus der Betrachtung der fünf vorderen Paare von Idothca cntomon (Taf. XIV, Fig. 1—5) ergeben. Hier nehmen die Spaltbeine vom ersten bis zum vierten Paare allmählich an Länge zu — das fünfte ist wieder etwas kürzer — während das uupaare Basalglied an Grössen- umfaug immer mehr schwindet, was am vierten und fünften Paare freiUch am meisten in die Augen fällt. An den drei ersten Paaren ist nun der Ursprung der beiden Spaltäste nebeneinander, entsprechend der Breite des Basalgliedes noch durchaus deutlich, wenn sich gleich auch bei ihnen schon der äussere Spaltast eine Strecke weit unter den Aussenrand des luuenastes hinunterschiebt: während dagegen an den beiden letzten Paaren, bei denen der Ursprung beider Spaltäste durch die geringe Grösse und besonders die Schmalheit des Basalgliedes fast in einen Punkt zusammen- fällt, der längere und durchscheinende äussere Spaltast sich ganz uud gar unter den kürzeren und milchig getrübten inneren legt, so dass bei der Betrachtung von der Bauchseite her der innere von dem äusseren gedeckt wird. Ganz ähnlich verhalten sich auch die fünf vorderen Hinter- leibsgliedmassenpaare von Spharroma scrraUiin (Taf. XIV, Fig. 7 — 11), nur dass hier an den drei ersten Paaren der innere Spaltast sich formell von dem äusseren noch weiter entfernt uud von letzterem, welcher kürzer, schmaler und am Eude breit abgestutzt ist, selbst bei ausgiebigster Ver- schiebung nie ganz bedeckt werden könnte: ein Verhältniss, welches sich r'.ionn, Klassen des Thiev-Reichs. V. 2, O 34 Isopoda. in modificirter Weise übrigens auch bei den beiden letzten Paaren wieder- holt. Die sich in diesen beiden (und anderen) Fällen Schritt für Schritt entwickelnde Verschiebung beider Spaltäste tritt nun bei einer grossen Anzahl anderer IsojJOfZcH- Gattungen als eine perfekt gewordene auf und zwar entweder wieder an allen fünf oder nur an einzelnen Gliedmassen- paareu. Ersteres ist der Fall bei den Cymothoiden {Änüocra, Ncrodla, C;p)iofhon: Taf. VIII, Fig. 25, 29, 30) und Aojklcn (Accia), bei welchen alle fünf Paare der Hauptsache nach gleich gestaltet sind und die kleinere innere Endlamelle von der grösseren und resistenteren äusseren von unten her bedeckt zeigen; letzteres an dem dritten bis fünften Paare von Ai^dhis (Taf. XIV, Fig. 15, Ui, 18) und der Oniscklen (Taf. XIV, Fig. 21 — 23), an dem vierten und fünften von Scrolis u. s. w. An einzelnen Paaren der Hiuterleibsgliedniassen kann ausnahmsweise auch der typische Charakter der Spaltl)eine ganz verloren gehen; ja selbst der gänzliche Ausfall eines solchen Paares kann eintreten. Für beide Fälle liefert die einheimische Wasserassel, AscUns aquaticus ein Beispiel. Bei dem Männchen derselben besteht das erste Paar der Pcdcs S2)iirii aus einem quadratischen und an seinem geradlinigen Innenrande mit Kamm- zähnen besetzten Basalgliede, an dessen äusserem Hinterwinkel nur eine einzelne, mit langgewimpertem Endrande versehene Lamelle ihren Ur- sprung nimmt (Taf. XIV, Fig. 13). Beim Weibchen dagegen ist dieses erste Paar überhaupt nur auf einzelnes, kurz ovales und am Hinterrand lang gewimpertes Blatt (Taf. XIV, Fig. 17) beschränkt, während ein zweites, d. h. ein dem zweiten Paare des Männchens entsprechendes überhaupt fehlt. Die Oiüscidcn lassen an ihren fünf vorderen Spaltbeinpaaren dreierlei verschiedene Abstufungen in der Ausbildung erkennen. Nur am dritten bis fünften sind sämmtliche iutegrirende Bestaudtheile des Pcs fissus nach- weisbar: ein kurzes, in der Querrichtung entwickeltes Basalglied und zwei Eudlamellen, von denen die kleine, weichhäutige innere durch die ungleich grössere äussere, welche ihr als solider Deckel dient, in situ verhüllt wird (Taf. XIV, Fig. 21 — 23). Das zweite Paar lässt dagegen bereits die innere Lamelle vermissen, zeigt dagegen neben der sehr ent- wickelten äusseren noch das Basalglied in deutlicher Ausbildung. Das vorderste Paar endlich (Taf. XIV, Fig. 19) reducirt sich — in ähnlicher Weise wie bei dem weiblichen AscUus w^uaticns — auf eine einzelne Platte, von welcher sich übrigens durch den Vergleich mit den folgenden Paaren feststellen lässt, dass sie den äusseren Spaltast repräsentirt; es ist mithin hier ausser der Innenlamelle auch das unpaare Basalglied ge- schwunden oder nur im Rudiment (h) vorhanden. Sehr eigenthümlich scheint auch nach der von M. Sars gegebenen Darstellung das erste Paar der Pcdes spiirii bei Mimnupsis fyinca, welches er offenbar unter der Bezeichnung „Opercidum nMominale" beschreibt und abbildet, gestaltet zu sein. Beim Weibchen stellt dasselbe, vermuthlich durch mediane Verschmelzung, eine unpaare kahnförmige, längs der Organisation. 35 Mittellinie gekielte Platte dar, an welcher keinerlei Gliederung zu erkennen ist und welche den folgenden , zweiästigen Paaren als deckende Hülle dient. Beim Männchen sind es verniuthlicli die als „Scgmcnta lateralia opcrcidl" bezeichneten Theile, welche die (hier getrennt gebliebenen) Pcdrs sjjiirü des ersten Paares repräsentiren und welche an ihrer Innenfläche einen eigenthümlichen, durch Muskelbündel beweglichen Anhang, dessen dem In- uenrande der Platten zugewandter Theil einen langen fadenförmigen Anhang iu der Richtung nach hinten aussendet, entspringen lassen (Taf.III,Fig. 19). Die bisher zur Sprache gebrachten fünf vorderen Spaltbeiupaare des /.so;)0(?f)?- Hinterleibes lassen in ihrer Gesammtanlage eine unverkennbare Aehnlichkeit mit den Pedcs fissi der Copepodcn und zwar ganz beson- ders mit denjenigen der parasitisch lebenden , deren Spaltäste gleichfalls lamellös gebildet sind, erkennen, so dass eine Invergleichstellung beider sich ganz von selbst aufdrängt. Zunächst scheint zwar ein recht augen- fälliger Unterschied zwischen beiden darin zu bestehen, dass die Spaltäste bei den Cojiepoäcn mehrgliedrig, bei den Isopodcn dagegen ungegliedert sind: ein näheres Eingehen auf einzelne, von beiden Seiten ausgehende Annäherungen ergiebt indessen, dass ein solcher Unterschied kaum existirt oder sich nur als ein ganz relativer und unbedeutender herausstellt. Der Häufigkeit nach würde allerdings die Dreigliedrigkeit der Spaltäste bei den Copcpodeu. als das ursprüngliche oder reguläre Verhalten anzusehen sein; doch fehlt es andererseits unter ihnen keineswegs an Gattungen, bei welchen (Bd. I. Taf. VHI, Fig. 14, 15. Taf. IX, Fig. 9 b, c) die Zahl dieser Glieder entweder am Innenast allein oder an beiden Aesten auf zwei redueirt wird, ja sogar nicht an solchen , bei welchen der luuenast die Gliederung ganz aufgiebt, während der äussere noch deutlich zwei- gliedrig verbleibt. Diese letztere Modifikation ist es nun aber gerade, welche, wenn auch in verschiedenen Graden der Prägnanz, an den Spalt- beinen der Isopodm gar nicht selten ist oder wenigstens von denselben deutlich angestrebt wird. Einen "völlig zweigliedrigen Aussenast zeigt das zweite Paar der Fcdcs spiini bei dem männlichen Ascihis aquatkiis (Taf. XIV, Fig. 14, e), welcher sich durch diese Bildung um so mehr aus- zeichnet, als dem Weibchen au entsprechender Stelle Gliedmassen über- haupt fehlen. Dem gegenüber lässt an dem dritten Gliedmassenpaar derselben Gattung bei beiden Geschlechtern in übereinstimmender Weise die in situ nach abwärts gerichtete Aussenlamelle eine schräg ver- laufende Quernaht erkennen, unter welcher die grössere, mehr quadratische Hiuterhälfte an der kleineren, aussen gerundeten vorderen eine Art von Beweglichkeit zeigt (Taf. XIV, Fig. 15 u. 18, r). Am vierten Paare fehlt zwar diese Naht, doch ist an der entsprechenden Stelle des Aussenrandes eine deutliche Einkerbung wahrnehmbar (welche am fünften Paar aller- dings auch ihrerseits versehwunden ist). Bei der Gattung Scfolti^ findet sich eine schräge, durchgehende Naht, ganz entsprechend derjenigen des dritten Gliedmassenpaares von Asellus, an der unterhalb gelegenen Aussen- lamelle des vierten Paares, während an derjenigen des fünften nur 3* 36 läopotla. vom Aussenraud her der Aufaug zu einer solchen sichtbar ist (Taf.XXI,Fig.4,5). Bei der Gattung Acjia zeigt die Aussenlanielle der beiden ersten Pcdcs sjmrii keine merliliche Eiuiierbung, eine um so deutlichere dagegen diejenige des dritten bis iünlteu Paares; dieselbe entspricht etwa der Mitte der Länge und setzt sich nach innen in eine dem dritten Theil der Breite gleich- kommende feine, aber tiefe Furche fort. Bei Sphaeroma serratum fehlt der Aussenlamelle des ersten bis dritten öpaltbeinpaares (Taf. XIV, Fig. 7, 8, 9, c) jede Andeutung einer Theiluug ; dagegen ist dieselbe durch eine die ganze Breite durchsetzende Furche, welche von einer tiefen Ein- kerbung des Aussenraudes ausgeht und ein kleineres Apicalfeld von einem sehr viel grosseren basalen abgrenzt, au dem vierten und fünften Paare (Taf. XIV, Fig. 10, 11, e) sehr deutlich zum Ausdruck gelangt. Bei An- tJmra (jracllis fehlt der grossen Aussenlanielle des ersten Spaltbeinpaares (Taf. XIV, Fig. 29, c) jede Andeutung einer Theiluug, während sie an der ungleich kleineren der folgenden Paare theils durch eine Querlinie (Fig. 27, e), theils durch eine Einkerbung des Bandes (Fig. 28, c) ange- deutet ist. Bei Jdofhca riitoniO)i endlich fällt im Gegensatz zu den beiden vordersten Gliedmassenpaaren au der Aussenlamelle des dritten bis fünften eine sehr deutliche Einkerbung des Innen- wie des Aussenraudes auf, welche, durch eine Linie mit einander verbunden gedacht, gleichfalls eine Zweitheilung des äusseren Spaltastes ergeben würde (Tat. XIV, Fig. 3, 4, 5, e). Unzweifelhaft werden weiter ausgedehnte Untersuchungen die Zahl der hier erwähnten Fälle noch beträchtlich vermehren. Unter allen Umständen bekunden schon die vorstehend aufgeführten die an den Iso- j90cZe«-Spaltbeineu hervortretende Tendenz, den Aussenast eine Gliederung eingehen zu lassen, während der innere eine solche stets vermissen lässt, zur Genüge. Ob diese Gliederung als eine bei den Isopodcn erst begin- nende oder im Vergleich mit derjenigen der CojjejJOffe» - Spaltbeine als eine in allmählichem Verschwinden begriffene anzusehen ist, mag dahin- gestellt bleiben. Ist somit für eine an dem Aussenast der isopo&w-Spaltbeine wieder- holt auftretende Formeigenthümlichkeit eine befriedigende morphologische Erklärung gewonnen, so findet seine dem Innenast gegenüber modificirte Lage ebenso leicht eine physiologische. In allen Fällen, wo der Inneu- ast über dem Aussenast gelegen ist, also nach unten durch denselben eine Deckung erfährt, fungirt er bei den Isopodcu als Respirations- organ (Kieme) und zeigt dann jenem gegenüber eine ungleich zartere Textur. Dieser Kieme dient dann der ungleich resistentere Aussenast als Schutzdeckel {Ojxrcuhou) und als solcher nimmt er eine um so festere Be- schaffenheit an, wenn er, wie an dem dritten Gliedmassenpaar von Asellus oder an dem vierten von Serolis, nicht durch anderweitige Vorrichtungen geschützt ist, sondern seinerseits frei zu Tage liegt. Ist dagegen, wie bei Mothca und A)xtunts, das sechste Gliedmassenpaar zu einem alle vorher- gehenden nach aussen abschliessendem, festen Deckel umgestaltet, so er- scheint der Aussenast der fünf vorderen Paare kaum von festerem Gefüge, (JrgaiusatioM. 37 wenngleich immer nocli von anderem Auselien als der Iimenast. Bei Sphacrunia, welcher Gattung ein solcher Schlussdeckcl fehlt, ist dies i'reilich au den drei vorderen Gliedmassenpaaren in entsprechender Weise der Fall ; bei der Einkugelungsfähigkeit des Körpers und der muldenförmigen unteren Aushöhlung des Postabdomen mag hier jedoch ein hinreichender Schutz für die Kiemen vorhanden sein. Eine fernere specifiscb physiologische Verwendung findet wenigstens eines der fünf vorderen Spaltbeinpaare der Isopodcn, nämlich das zweite bei der Fortpflanzung. Die Folge davon ist eine eigenthümliche Umge- staltung des Innenastes bei den männlichen Individuen oder bei solchen, welche Ovarien und Hoden zeitweise in sich vereinigen. Bei diesen trennt sich nämlich vom Innenrande des inneren Spaltastes, und zwar gleichviel ob dieser als Kieme fungirt oder nicht, ein mehr oder weniger langer und dünner Griffelfortsatz, welcher wenigstens in manchen Fällen {Spltue- roma) rinnenartig ausgehöhlt erscheint, los, um als Hülfsorgan bei der Be- gattung verwendet zu werden. Während derselbe in der Regel {Scrolis: Taf. V, Fig. 8, sf, Oniscus, Porcdlio: Taf. XIV, Fig. 20, x, Lkjklium: Taf. XIII, Fig. 15, x,'Sphaeroma: Taf. XIV, Fig. 8 x, Idothea: Taf. I, Fig. 13 u. A.) direkt die Richtung nach hinten einschlägt und sich dem- jenigen der anderen Seite in der Mittellinie des Bauches dicht anlegt, wendet er sich bei Asdlus, wo er relativ kurz und kräftig erscheint, unter leichter Krümmung schräg nach innen und vorn (Taf. XIV, Fig. 14, X). Eine gesonderte Betrachtung erfordert das sich den fünf vorher- gehenden Spaltbein-Paaren zwar nicht durchweg formell, stets aber der Funktion und mit wenigen Ausnahmen auch der Lage nach scharf gegen- überstellende sechste. Nur bei den Idofheideii {fdofhru, Ärditnis) und bei der Gattung Tijlos Latr. die ventrale Lage der übrigen beibehaltend, vertauscht es dieselbe sonst mit einer lateralen oder in vereinzelten Fällen {A»:Uiis, Janira, Jaera u. A.) selbst mit einer terminalen, welche letztere allerdings nur eine scheinbare und dadurch hervorgerufen ist, dass ausser den beiden letzten Abdominalringen sich noch mehrere der vorhergehen- den zu einem gemeinsamen Schwanzschilde vereinigen. Bei der in den meisten Fällen vorhandenen Beschränkung des Telson auf das sechste und siebente Abdominalsegment tritt das sechste Paar der Pedcs spurii nahe der Basis desselben beiderseits frei hervor und gewinnt dadurch das Ansehen einer mehr dorsalen Stellung. Auch an diesem letzten Paar ist die typische Bildung der Pcdrs spnrii häufig genug völlig intakt geblieben, d. h. die beiden Spaltäste sind neben einander am Endrande des unpaaren Basalgliedes beweglich ein- gelenkt. Es kann sich dabei das Basalglied dem Tdson dadurch enger anfügen, dass es nicht cpier abgestutzt, sondern an der Innenseite lang ausgezogen ist, wie in den Familien der Serolidcn, Acgiden und Cymo- thoklcii] oder es kann sich auch von demselben frei abheben, wie bei manchen Asellineu {Asdlus, Janim, Jcwm Nordmanni) und Oniscklen gg IsoiJoda. (Ligia, Philoscia ii. A.). Nicht uiiuder hiiulig als dieses uoriiiale Verlialten ist jedoch auch ein nach verschiedeueu Richtuugen hiu abweichendes. So kann zunächst unter Aufiechterhaltuug sämnitlicher integrireuder Be- standtheile eine Verschmelzung des einen der beiden Spaltäste mit dem Basalgliede eintreten. Es ist dies eine in der Familie der Spluicfoiinden viellach wiederkehrende Erscheinung und zwar in der Weise, dass bald (Cymodocea: Taf. VI, Fig. 13, Nmsa: Taf. VI, Fig. 11, Sphae- roma: Taf. VI, Fig. 14, Cassidina: Taf. VI, Fig. 12, Aiiii)horuidt's) der innere, bald (Limnoria: Taf. VI, Fig. 17 u. 17 f) der äussere Spaltast mit dem Basalgliede eine feste Vereinigung eingeht. Die ursprüngliche Trennung, welche u. A. bei Dynwnaic aufrecht erhalten ist, erscheint dann häufig noch durch eine Naht oder Einfurchung angedeutet. Die hierauf zunächst folgende Abweichung besteht in dem Verkümmern oder gänzlichen Schwinden des einen der beiden Spaltäste. Eine Verkümme- rung des inneren Spaltastes bis auf ein ganz kleines, lanzettliches, unter dem äusseren verborgen liegendes Blättchen ist bei Jduthm (cnfunion Liu.) mit einer enormen Vergrösseruug des unpaaren Basalgliedes, welches die Form einer gewölbten Flügelthür annimmt, verbunden (Taf. XIV, Fig. 6). Da der äussere Spaltast (c), welcher im Vergleich mit dem Basalglied auch nur eine geringe Grösse (etwa nur ein Viertheil seiner Länge) zeigt, an seiner Basis genau so breit wie der Hinterraud jenes ist, muss der innere (i) hier eine gleiche Verschiebung in eine zweite Ebene erfahren, wie es bei der als Kieme fungirendeu Innenlade der vorhergehenden Spaltbeiu- paare der Fall ist. Unter den durch das völlige Schwinden charakteri- sirtcn Sphaeromidcn-Giattimgen stimmen Munolistra (Taf. VI, Fig. 1) und Canipccopca (Taf. VI, Fig. 10) dadurch überein, dass der übrig gebliebene Spaltast mit dem kurzen Basalgliede in derselben Flucht liegt, so dass sich nicht mit Sicherheit entscheiden lässt, ob der innere oder äussere eingegangen ist, während bei Änciiiiis die Art der Einlenkung deutlich darauf hinweist, dass der allein erhalten gebliebene dem äusseren ent- spricht. Unter den ÄselUncn ist diese Modifikation des sechsten Spaltbein- paares durch die Gattimg Slimiiojisis vertreten, bei welcher nach M. Sars auf ein griffeiförmiges Basalglied ein einzelnes borstenförniiges Endglied folgt (Taf. III, Fig. 5, p''). Aber auch diese Umgestaltung kann noch eine weitere Eeduktion dadurch erfahren, dass der allein übrig gebliebene Spaltast zugleich mit einer auffallenden Verkleinerung eine feste Verbin- dung mit dem Basalglied, von dem er nur noch durch eine Naht getrennt erscheint, eingeht, wie es an dem zu einem zweiklappigen Deckel um- gestalteten sechsten Spaltbeinpaar von Tylos der Fall ist. Endlich kann eine Gliederung völlig fehlen und das sechste Paar der Pedes spurü in Folge dessen in Form sehr unscheinbarer kleiner Stummel (wie bei Lr2d- aspidia und Jacra alhifrons) auftreten. Auf der anderen Seite kann dieses sechste Paar aber auch in ähn- licher Weise, wie es von den fünf vorhergehenden erwähnt worden ist, eine progressive Entwicklung in der Weise zeigen, dass der äussere i.Irguiiisaüüi]. 39 Spaltast eine Tlieiluuj;- iu zwei .selbststäudige Glieder eingeht. Weuigstcus scheint nur diese AuDahme eine Erklärung für die eigenthünüiche Bildung zu geben, welche an den hintersten Spaltbeincn mehrerer Ouiscklcn- Gattungeu {Oniscus, ForcvUlo, FlaUjarthrus, Aniudlillidiuiii u. A.) hervortritt. Die beiden Spaltäste erscheinen hier nicht nur von sehr verschiedener Form, indem der äussere breit, lamellös, der innere dagegen schmal und grififellormig ist, sondern auch zugleich iu einem sehr abweichenden Lageruugsverhältüiss zu den benachbarten Kumpfsegmeuten : Der äussere, beiderseits vom Telson freiliegende, füllt die zwischen diesem und dem fünften Hinterleibssegment verbleibende Lücke aus; der innere dagegen ist von oben her überhaupt nicht sichtbar, sondern legt sich der unteren Fläche des Telson an. Gegen die nach der Analogie sich zunächst dar- bietende Auffassung, dass der äussere Spaltast auch hier nur eingliedrig sei, spricht nun sehr wesentlich der Umstand, dass derselbe dann an der Spitze des Basalgliedes, der griftelförmige Innenast dagegen an der äusser- sten Basis jenes artikuliren würde {ForcclUo: Taf. XIV, Fig. 24). Bei näherer Betrachtung dieses sogenannten Basalgliedes ergiebt sich aber leicht, dass es oifeubar aus der Verschmelzung zweier ursprünglicher Glieder hervorgegangen ist, deren Grenze der Einlenkungsstelle des griffei- förmigen Innenastes genau entspricht. Das reguläre Verhalten der Spalt- äste zu dem unpaaren Basalglied wird für die genannten Oniscidcn- Gattungen also wieder hergestellt, wenn man den Aussenast als zwei- gliedrig mit der Modifikation ansieht, dass sein -erstes Glied eine feste Verbindung mit dem unpaaren Basalglied des Vcs fissas eingegangen ist. — Dass übrigens der Aussenast dieses sechsten Spaltbeinpaares aucli bei freier Einlenkung am Basalgliede eine deutliche Auflösung in zwei be- sondere Glieder eingehen kann, erweist die Gattung Anthura zur Genüge. Bei dieser zeigt sich nämlich (Taf. XIV, Fig. 26) im Anschluss an ein kleines Basalglied {h) ein grosser, fast ovaler Innen- (i) und ein noch längerer, aber beträchtlich schmalerer Aussenast ((■), dessen Euddrittheil ein besonderes, schief abgestutztes und gewimpertes Glied darstellt. Diese beiden Spaltäste legen sich zugleich iu sehr eigenthümlicher Weise dem Endsegmeut des Postabdomen an, indem (Taf. XIV, Fig. 25) der Innen- ast sich der Eückenfläche desselben seitlich autlegt, und zwar so, dass er an der Basis den entsprechenden der anderen Seite zu einem kleinen Theile bedeckt, während dagegen der Aussenast sich jederseits unter die Ventralseite herunterschiebt, um dieselbe nach hinten beträchtlich zu überragen. Mit der nach Familien und Gattungen vielfach wechselnden Grösse, Form und Lage des letzten Spaltbeinpaares geht selbstverständlich auch eine verschiedene Verwendung desselben Hand in Hand. Eine mehr dorsale Einfügung desselben zu beiden Seiten des Tdsun in Verbindung mit einer ansehnlichen Längsentwicklung und einer lamellösen Verbrei- terung seiner Spaltäste, wie sie bei den Anthuriden, Anceiden, Cymothol- den, Aegiden und den meisten Splioeronüden zu Tage tritt, wird mit ^Q IsopoJa. Sicliciheit auf seine Funktiou als Riulerorgau beim Schwimmen schliessen lassen. Indem sieb die beiden Eudlamellen jederseits dem Tclson seitlich anfügen, stellen sie in Gemeinschaft mit diesem eine ganz ähnliche filnf- theilige Schwanzflosse dar, wie sie die Mucrurcn unter den Dccapoclni charakterisirt. Bei dem Schwinden der einen Endlamelle (Andniis, Mo- nolistra, Campecopea) dürfte diese Funktiou kaum wesentlich beeinträch- tigt sein, da sich bei den genannten Gattungen die übriggebliebene als besonders lang und schaufelformig darstellt, auch eines engen Anschlusses an das Telson keineswegs entbehrt. Ungleich schwieriger ist die Verwendung des je nach den einzelnen Gattungen in grösster Formverschiedeuheit auftretenden letzten Spaltbeiu- paares bei den Onisciden und Asdlinen zu beurtheilen. Da dasselbe bei den mit einem vollständigen Einkugeluugsvermögen versehenen Gattungen Armadillo, ArmadiUkl'mm (Taf. XIII, Fig. 3 a, 3 d) Sphatroniacm (Tai'. XIII, Fig. 5 u. 5d) u. A. die zwischen den Epimeren des fünften Hinterleibs- segmentes und dem abgestumpft dreieckigen Tclson bestehende Lücke durch seinen breiten Aussenast ausfüllt, und da ferner das Endglied des letzteren in ganz übereinstimmender Weise mit dem Aussenrand der drei ihm vorangehenden Hinterleibssegmente quer, d. h. rechtwinkelig abge- stutzt erscheint, so liegt die Annahme nahe, dass es hier keinem andern Zweck als die ihm beuach])arten Leibesringe dient, nämlich einen völligen Abschluss des sich einkugelnden Körpers nach Aussen zu bewirken. Eine wesentlich andere Bestimmung rauss es dagegen bei den Gattungen Ouiscus (Taf, XIII, Fig. 2 u. 2 b), J'orcdüo (Taf. XIII, Fig. 1 u. Ic), Flatijarthms und Verwandten haben, da bei ihnen das lanzettlich zugespitzte Endglied des Aussenastes ebensowohl die zahnförniig vorspringenden Epimeren des dritten bis fünften lliuterleibsringes wie die Spitze des scharf dreieckig oder selbst dolchförmig ausgezogenen Telson beträchtlich überragt, in dem zwischen beiden freibleibenden Ausschnitt aber gleichzeitig einen deut- lichen Spielraum besitzt. Ob es diesen Gattungen als Stemmapparat beim Klettern oder zum Umwenden des Körpers aus der Kücken- in die Bauch- lage dient, mag dahin gestellt bleiben; zum Mindesten dürfte es sich nach seiner Form und der Art seiner Einlenkung hierzu noch am meisten eignen. Auch bei den Gattungen Philoscia und Philotigria, deren Hinter- leibsspitze es noch in viel stärkerem Maasse überragt und wo es noch eine beträchtlich freiere Einlenkung erkennen lässt, könnte es sehr wohl diesem Zweck dienen, während dies für Ligidium und Ligia mindestens zweifelbaft ist. Bei ersterer Gattung (Taf. XIII, Fig. 16) zeichnet sich das länglich viereckige Basalgiied durch eine fingerförmige Verlängerung seines Innenrandes aus, während an der Spitze seines Aussenrandes ein beweglicher Dorn entspringt. Von den beiden griffeiförmigen Spaltästen ist der äussere länger, kräftiger und an den Rändern gedörnelt, der kürzere und dünnere innere dagegen mit zwei langen Endborsten besetzt. Sehr beträchtlichen Form- und Längsverschiedenheiten ist dieses letzte Spaltbeinpaar bei den einzelnen Ligla-Arten unterworfen : bei Ligia occanica I l]'i;aiiis;itiuM. ^]^ z. B. kaum der Hiiiterlcibslänge gleicbkouinieud und aus eineui breiten Basalglied, an weiclicni zwei griftelfürmigc Spaltäste entspringen, bestehend (Taf. XIII, Fig. 10), zeigt es bei Li(jiii Italica ein sehr langgestrecktes, lineares und leicht nach aussen gekrümmtes Basalglied und als Repräsen- tanten der Spaltäste zwei äusserst lange Borsten, von denen die innere gegen die Basis hin stärker verdickt erscheint und etwa -75 der gesammten Körperlänge gleichkommt (Taf. XIII, Fig. 11). Unter den AscUhmi zeigen die Gattungen Janim (Tat'. III, Fig. 1) und ÄscUus (Taf. II, Fig. 1 u. 2) durch die schlanke Griflfelform des letzten Spaltbeinpaares die meiste Aehnlichkeit mit Ligki oceanica. Die eigentbümlichste Form und Verwendung erhält das sechste Bein- paar des Hinterleibs bei den Lhthcklai. Die fünf vorhergehenden Paare an Länge sowohl wie an Breite sehr bedeutend übertreffend, erstreckt es sich in der Richtung nach vorn weit über die Basis des ersten, nach hinten ebenso weit über den Eudrand des fünften hinaus, während es dem gesammten Hinterleib an Länge gleichkommt. Vorn im stumpfen Bogen abgerundet, nach hinten in entsprechender Weise wie das Tchon verjüngt und zugespitzt, hier abgeflacht, dort ansehnlich gewölbt, in der Mittellinie mit dem der anderen Seite unter einer geraden Naht zusam- meustossend, stellen diese Spaltbeine des sechsten Paares zwei mächtige Laden dar, welche die Unterseite des Hinterleibes wie die Flügelthüren eines Schrankes verschlicssen und, am Aussenrand jenes beweglich ein- gelenkt, sich öffnen können (hlothm: Taf. IV, Fig. 12, ^j«, Ardurus: Taf. V, Fig. 3 b u. 3c, p"). Als Schutzdeckel für die an ihrer Oberseite gelegenen Kiemenfüsse dienend, mögen sie bei ihrem abwechselnden Auf- und Zuschlagen gleichzeitig die Schwimmbewegung fördern. C. Struktnr der Körperhaut. Die Chitinhaut der Jsopodcn er- scheint nur in seltenen Fällen von zarter, viel häufiger von derber, mehr lederartiger Consistenz , während sie endlich in einzelnen Familien und Gattungen einen ansehnlichen Grad von Härte und Brüchigkeit annimmt. Letzteres ist besonders bei den Oniscidcn, bei manchen SpliKiromtdm und Äsellinm, ferner auch bei der Gattung Serolis der Fall. Die Starrheit, welche der Hautpanzer der erstgenannten Formen angenommen hat, beruht auf einer grösseren oder geringeren Menge von Kalksalzen, welche sich in die Chitinsubstanz eingelagert haben und deren Anwesenheit bei der Behandlung mit Essigsäure leicht erkannt wird. Den bei weitem grössten Procentsatz an solchen anorganischen Substanzen besitzen die Onisciden, bei welchen die Anwendung von Essigsäure eine ebenso inten- sive wie andauernde Zersetzung des Kalks hervorruft; einen ungleich geringeren fand Leydig in der Haut von Asellus aqiudicus und Sj^hnc- roma serratum, bei welcher letzteren Form sie dünn, hell und glasartig brüchig erscheint. Dass eine auf die Gattung Serolis ausgedehnte Prüfung für das Hautskelet derselben gleichfalls Kalkeinlagerungen ergeben wird, kann bei der Sprödigkeit derselben, welche diejenige des Owisci&w-Pan- zers fast noch übertrifft, kaum zweifelhaft sein. Färbungen der Haut, 42 IsopoJa. wie sie theils ciutöuig und matt, theils (viele OnixidcH) lebiialter und gescheckt oder fleckig auitreteu, beruhen auf körnigeu Pigmenten, welche sich unterhalb der kalkl'ührenden Schicht oder — beim Mangel anorga- nischer Einlagerungen ■— unter der starreu Chitinlage in der als Matrix fungirenden, weichen Zellschicht vortiuden. Die als Cuticula zu bezeichnende .Schicht der Chitinhaut lässt theils {Asdlus) eine polygonale Felderung, welche bei manchen Oniscidoi das Ansehen von schuppenähulichen Wülsten {PorccUio: Taf. XXI, Fig. 12) an- nimmt, erkennen, theils (S^^liacronia) erscheint sie durchaus homogen. Ihre Durchsetzung von senkrechteuCanälen, welche sich nach ihrer verschiedenen Weite scharf in zwei Kategorien sondern, scheint bei den Isojwdcn ebenso allgemein, wie in der Haut der Insekten vorzukommen. Während die Flächen- ausmtiudung der feineren sich in Form dunkler Pünktchen darstellt, machen sich die weiteren, deren Querdurchmesser bei den Onisciden etwa 0,002 Lin. beträgt, durch ihr helles Ansehen und durch ihre ampuUeuartige Erweite- rung ander Basis eines ihnen entsprechenden Haargebildes leicht bemerkbar. Bei Sj'haeroma fand Leydig in der unter dieser Cuticula liegenden dünnen, verkalkten Schicht eigenthümliche Bildungen, welche den Knochenkörper- chen der Wirbelthiere auf ein Haar ähnelten. Eine nähere Untersuchung ergab, dass sie ihren Ursprung aus einer verkalkten epithelialen Zellenlage genommen hatten und sich nur als die übrig gebliebenen Lücken der in grösserer oder geringerer Ausdehnung verkalkten Zellen darstellten. Zu- gleich mit diesen Bildungen traf derselbe Forscher seltsame, nach der Fläche verästelte Hohlräume mit zahlreichen, blind endigenden Ausläufern, durch weite Abstände von einander getrennt, an. Die bei der Mehrzahl der hopodai wahrnehmbare Glätte der Haut- überfläche weicht in anderen Fällen einer mehr oder minder ausgeprägten Skulptur, welche seltener (die grösseren Idothcu-kxiQn) in Form grösserer, symmetrisch geordneter Wülste, häufiger {Onisciden, Cymodocea cnumjinata, Sphao'ODia najicanda, Arcturus longicornis , mehrere Scrolis-ÄxitTH. u. A.) in weitläufiger oder gedrängter stehenden, zuweilen in regelmässige Reihen geordneten Höckern auftritt. Unter den einheimischen Onisciden sind es besonders PoirelUo scahcr, dilatafus (Taf. XIII, Fig. 1) und xnctus, welche diese Höcker in grosser Anzahl und scharfer Ausprägung zeigen, während sie bei Onisciis )niirayiiis, PorevUio lacvis, spinifroits u. A. flacher und mehr zu Längsschwielen zusammenfliessend erscheinen. Diese schon in der Matrix des Hautpanzers deutlich hervortretenden Buckel werden in gleicher Weise wie die zwischen ihnen liegenden Vertiefungen von der schuppig gefelderten und von Porencanälen durchsetzten Cuticula überzogen, welche bei Porcellio scaher nach Leydig hier und da an Stelle einer solchen „Schuppe" eine ihr in Form und Grösse entsprechende Aushöhlung (Taf.XXI, Fig. 12, a) erkennen lässt. Bemerkenswerth ist auch, dass den zwischen den Schuppenfeldern hin und wieder hervortretenden Börstchen je zwei gegen einander convergirende Porencanäle entsprechen (Taf. XXI, Fig. 12, b). I irgauisatioii. 43 Eine UDgenieiue Maiiuii;faltigkeit in Anordnung- und Form lassen die Anliangsgebilde der Haut am Kuiupl'e sowolil wie besonders au den ver- schiedenen Kategorieen von Gliedmassen der Isopoden erkennen. Tlieil- weise und zwar in geringerer Anzahl treten dieselben in nähere Beziehungen mit specifischen Nerven -Endigungen und vermitteln dann aller Wahr- scheinlichkeit nach besondere Sinneswahrnehmungen (vgl. Sinnesorgane). Der überwiegenden Mehrzahl nach stehen sie otlenbar in engem Zu- sammenhang mit den allgemeineren Lebensbedingungen der betretKenden Thiere und besonders mit der speziellen Verwendung der Gliedmasseu zur Ortsbewegung, zum Anklammern, zur Nahrungsaufnahme, zur Respi- ration u. s. w. So sind z. B. besonders häufig an den Maxillen des zweiten Paares (Tat". II, Fig. 7, IV, Fig. 8, VI, Fig. 6 u. 14 a) die einzelneu Laden oder an den Mundgliedmassen überhaupt (Taf. XV, Fig. 6, 7, 8) die tasterartig gegliederten Theile mit dicht kammzahnartig aneinander ge- reihten und oft gefiederten Borsten besetzt, welche für die Zuführung fein zertheilter Nahruugsstofle zum Munde besonders geeignet sind. An Beinen, welche die Scbwimmbeweguug zu vermitteln bestimmt siud [Muii- Hopsis: Taf. III, Fig. 16) oder welche neben der Schwimmbewegung zu- gleich die Athmung vermitteln {SeroUs: Taf. V, Fig. 4c u. 8, Cijinodocea: Taf. VI, Fig. 13a, Linuioriu: Taf. VI, Fig. 17 e, hhthm: Taf. XIV, Fig. 1-3, Sphucronia: Taf. XIV, Fig. 7—9, Änthura: Taf. XIV, Fig. 29) werden diese gleichfalls sehr langen und dicht stehenden Borsten sich offenbar als sehr geeignet erweisen, die das Wasser peitschende Fläche zu vergrösseru. Die als Fang- oder Greifapparate verwendeten Extremi- täten {SeroUs: Tafel V, Fig. 5 b, c, 7 u. 9) werden diese Bestimmung um so vollkommener erfüllen, wenn ihr vorletztes Glied, gegen welches die Endklaue eingeschlagen wird, mit knopfartigen Vorsprüngen (Fig. 5b) oder mit langen Kammzähnen (Fig. 7 a u. 9 a) reihenweise besetzt ist u.s.w. Zu den bekanntesten Asseln, welche im Besitz solcher, einer spe- ciellen Verwendung dienenden Hautanhänge sind, gehören auch die Land- asseln, von denen besonders die Gattungen Oiüscus und Forcdlio mit Leichtigkeit und Sicherheit an senkrechten Wänden (Mauern, Flanken u.s.w.) hinaufklettern. Diejenigen Glieder ihrer Mittelleibsbeine, auf welchen diese Fähigkeit beruht, sind mit bUrstenartig aneinandergereihten Haut- gebilden von eigenthümlicher Form und mit besonderen, die einzelnen Arten charakterisirenden Unterschieden versehen. Die gemeinsame Bildung dieser sich senkrecht aus der Sohleufläche erhebenden Hautanhänge besteht darin, dass, während sie im Uebrigen die Form eines bald kürzeren, bald längeren Cylinders darbieten, ihre Spitze eine fingerartige Zerschlitzung ein- geht, zwischen den fingerartigen Zipfeln aber noch eine feine Borste hervor- treten lässt (Taf. XXII,Fig.8 — 10). Bei OwiscMS murarius sind diese Anhänge alle von gleicher Form und Länge, am Ende mit vier spitzen Zipfeln ver- sehen, bei Forcdlio pidus und armadilloides von ungleicher Länge, die kürzeren zwei- die längeren vierzipflig; bei einer anderen PorceWio-Art ist der basale cyliudrische Theil kurz, der terminale sehr gross, ange- 44 Isopoila. schwollen, fast tulpeut'önnig. L ey d i g hebt von diesen Gebilden hervor, dass sie nicht au allen Beinpaaren gleich entwickelt sind. Am dichtesten stehen sie am dritten nnd vierten Gliede der beiden vorderen Paare, sehr viel dünner an den folgenden; auch zeigen sie sich bei den männlichen Individuen stärker entwickelt als bei den Weibchen, so dass sie mög- licher Weise auch für die Fixirung bei der Begattung in Betracht kommen. 2. Nervensystem. A. Der centrale Nervenstrang der Jsopoden zeigt in der Zahl und Anordnung der Ganglien eine sehr genaue Anpassung au die Seg- mentirung des Mautskelets und sj)iegelt die Grössenverhältnisse der Körper- ringe der Hauptsache nach wieder. Bei normaler Ausbildung von sieben deutlich geschiedenen Mittelleibssegmenten, wie sie sich als die Kegel ergeben hat, finden sich sieben ihnen entsprechende Ganglienpaare von ansehnlicher und annähernd gleicher Grösse, welche durch fast gleich lange Comniissuren mit einander verbunden sind, während bei auffallenden Grösseuunterschieden und tlieilweiser Verschmelzung dieser Segmente unter sich oder mit dem Kopftheile {Anccidcn, Scrolis) entsprechende Ver- schmelzungen, Ungleichheiten und Dislokationen auch an diesen Ganglien hervortreten. In dem einen wie in dem anderen Falle gehen diesen Mittel- leibsganglien die beiden au der Bildung des Schlundringes betheiligten Gehirnganglien, von denen das hintere in den Darstellungen früherer Autoren zuweilen übersehen worden ist, voran, während der Schluss der ganzen Kette theiis durch kleinere, von einander deutlich getrennte Gang- lien , theiis durch eine aus der Verschmelzung solcher hervorgegangene ungegliederte Nervenmasse gebildet wird. Im Gegensatz zu den Mittel- leibsganglien steht dieser hinterste, dem Postabdomen entsprechende Abschnitt des Bauchmarkes nicht immer in nachweisbarer Abhängigkeit von der Zahl und dem Grössenverhältniss der ausgebildeten Hinterleibs- segmente. Unter den bis jetzt auf ihr Nervensystem untersuchten, mit einer normalen Körpersegnientirung versehenen Isopodcn lässt die Gattung Tdothca {cntomon Lin.) nach Rathke's Darstellung die gestreckteste Form und die regulärste Ausbildung (Taf. XX, Fig. 6) erkennen. Die in weitem Längenabstand von einander liegenden beiden Gehirnganglien, von denen das kleine (iaixjUon Inf mocsopluKjvunt der Aufmerksamkeit Rathke's entgangen ist, sind durch einen Schlundring («) mit einander verbunden, welcher die zwischen den beiden vordersten Mittelleibsganglien befindliche Commissur mindestens um die Hälfte an Länge üliertrifft. Vom zweiten Mittelleibsganglion an nehmen die Comniissuren an Längsausdehnuug be- trächtlich zn, vom sechsten an dagegen wieder merklich ab, doch zeigen auch die zwischen dem siebenten Mittelleibs- (;/ ') und dem ersten Hinter- leibsganglion (1) liegenden so wie diejenigen, welche die vier freien Hinter- leibsganglien (1 — 4) mit einander verbinden, noch immer eine «ehr an- Organisation. 45 sehnlicbe Längsontwicklung, welche selbst im hintersten Theil der ganzen Kette diejenige der Gcauglieu selbst etwa um das Dreifache iibertreft'eu. Im nächsten Anschluss hieran würde nach der Darstellung von Milne Edwards der Nervenstrang von Cymothoa (Taf. XX, Fig. 8) stehen. Die zwischen den gleich grossen Mittelleibsgauglieu liegenden Commissuren nehmen bis zum vierten etwas an Länge zu, während die folgenden bis zum siebenten sich fast gleich bleiben. Dagegen tritt im Gegensatz zu JdofJica an den Conunissuren der in der Sechszahl vorhandenen Hinter- leibsganglien plötzlich eine sehr auffallende Verkürzung ein, so dass letz- tere, wenn gleich noch scharf von einander geschieden, doch ganz dicht auf einander folgen. Auch die das letzte Mittelleibs- (g ') und das erste Hinterleibsganglien (1) verbindende Commissur kommt schon nur dem dritten Theil der Länge der vorangehenden gleich. Bei Ligidiwii Pi'rsooiil (Taf. XX, Fig. 7) verkürzen sich nach Lerc- boullet die Commissuren der Mittelleibsgauglien im Vergleich mit den beiden vorgenannten Gattungen schon merklich, während am Hiuterleibs- abschnitt des Nervenstranges noch fünf auf einander folgende Ganglien (1^5) getrennt bleiben. Eine solche Trennung der Hinterleibsganglien geht nun aber bei den Gattungen Aega, Äsdlus, PorccUio u. Onisms immer mehr verloren. Bei Aega fand Ratbke ,, nicht mehr besondere, neben ein- ander liegende Stränge und von einander geschiedene Ganglienpaare", sondern eine einzige, längliche und ziemlich dicke Nervenmasse, welche sich zwar nur durch die drei vorderen Ringel des Hinterleibs erstreckte, aber „deutlich fünf längliche, in einer Reihe aufeinander folgende An- schwellungen erkennen liess". In Form einer länglich dreieckigen, mit der abgestutzten Spitze nach hinten gewendeten Nervenmasse, welche sich dem siebenten Mittelleibsganglion direkt, d. h. ohne zwischenliegende Commissuren anschliesst und durch leichte seitliche Einkerbungen in drei sich allmählich verjüngende Abschnitte zerfällt, fand 0. Sars den Hinter- leibsabschnitt des Nervenstranges bei Asdlas uqnaticus (Taf. XX, Fig. l,ga). Bei PorccUio scaher (nach Leydig) und Oniscus murarms (nach Brandt und Lereboullet) endlich reducirt sich die gesammte dem Hinterleib zukommende centrale Nervenmasse auf einen sich vom siebenten Mittel- leibsganglion absetzenden, kurz ovalen Vorsprung {PorccUio: Taf. XX, Fig. 2, r/«), an welchem seitliche Einkerbungen oder sonstige Andeutungen einer Verschmelzung aus einzelnen Ganglien vollständig wegfallen. Das specielle Lagerungsverhältniss der einzelnen Theile des centralen Nervenstranges zu den Abschnitten des Hautskeletes ist bis jetzt nur von Brandt für Oniscus, von Leydig für PorccUio und von 0. Sars für AscUns durch Einzeichnung des erstereu in den Contour des letzteren in's Auge gefasst worden. Ein Vergleich der von letzteren beiden Autoren gegebenen exakteren Figuren lässt in dieser Beziehung nun nicht un- wesentliche Verschiedenheiten wahrnehmen. Während bei PorccUio das Ganglion infraocsophageum (Taf. XX, Fig. 2, gi) fast in die Mitte des ersten Mittelleibsringes fällt, entspricht es bei AsrUus (Taf. XX, Fig. 1, gi) 46 Isoporla. seiner Lage nach fast genau dem Hinterrande des Kopftheiles : und wäh- rend bei l'orccUio die sechs vorderen Mittelleibsganglien (Taf. XX, Fig. 2, g^ — (/') mit ihrem Ilinterrand auf denjenigen der entsprechenden Leibes- segmente treffen oder letzteren sogar noch ein wenig nach hinten über- ragen, sind sie bei Asvllns (Taf. XX, Fig. 1, ^w*;i-Gattungen in Betreff der Deutung seiner einzelnen Abschnitte verschiedene Meinungen hervorgerufen hat, liegt sehr nahe. Lereboullet, welcher alle vier Ganglien als dem Ge- hirn selbst angehörend betrachtet, redet demgemäss von „GamjUons su- perieurs et inferienrs". Leydig dagegen glaubt nur die beiden kleineren unteren Ganglien als eigentliche Gehirn-Hemisphären, die oberen und vor- deren dagegen als aussergewöhnlieh entwickelte und selbstständig gewor- dene Sehgauglien ansprechen zu müssen. Da Sehganglien an dem Gehirn der Arihropodni indessen stets als integrirende Tbeile des Ganglion stqyra- ovRophmjfum auftreten, so kann letzterer Ansicht kaum eine grössere ob- jective Berechtigung zuerkannt werden, zumal nach Leydig's eigener Angabe aus seinen „primären Hirnanschwellungen" seitlich gleichfalls Sinnesnerven, wenn auch in weniger direkter AVeise hervorgehen. Uebrigens lässt sich zur Zeit durchaus nicht übersehen, eine wie weite Verbreitung diese Auflösung des Ganglion suxiraoesophagnm in vier Einzelganglien unter den Isopoäm besitzt. Bei Asdlus aquaticas scheint sie nach O. Sars' Darstellung gleichfalls noch deutlich zum Ausdruck gelangt zu sein, doch hat es nach seiner Zeichnung (Taf. XX, Fig. 1, gs) fast den Anschein, als hätte dasjenige Paar, welches den Augennerven zum Ausgang dient, gerade die entgegengesetzte Lage als bei ForccUio, da die Fühlernerven aus zwei kleineren Anschwellungen hervorgehen, welche im vorderen Anschluss an die mit den Augen communicirenden zu liegen kommen. Das von Rathke bildlich dargestellte Nervensystem der Idotliea entomon ist gerade für das Ganglion supraoesophageum (Taf. XX, Fig. 6, gs) so unvollkommen ausgefallen, dass aus der Abbildung für Ent- Bvouii, Klassen ili:s Thiei-Hoichs. V. '. ^ 50 Tsopoda. Scheidung dieses Punktes absolut nichts zu entnehmen ist, während die anscheinend correkter ausgeführte Abbildung des Gehirnes von Aega (Taf. XX, Fig. 9) zwar ein ähnliches grosses, seitlich in die dicken Seh- nerven auslaufendes Ganglienpaar wie bei Porcellio, nicht aber ein klei- neres, dahinter und darunter liegendes erkennen lässt. Noch viel weniger lässt sich ein klares Bild aus der Beschreibung und Abbildung gewinnen, welche A. Dohrn von dem Gehirn der Änce'iden (Praniza) gegeben hat. Ausser den in der Mitte mit einander verbundenen „grossen Hemisphären" und den sich seitlich anschliessenden .Seliganglieu sollen zwischen beiden noch „mannigfache Lappen" an demselben vorhanden sein. B. Peripherisches Nervensj'Stem. Aus dem Gehirnganglion nehmen ausser den Augennerven (Taf. XX, Fig. 1,2, 3, 9, no), welche eine seitliche Eichtung einschlagen, jeder- seits zwei , nach vorn verlaufende Antennen - Nerven (tia) ihren Ur- sprung. Die bei den verschiedenen Untersuchern über dieselben herr- schenden Widersprüche scheinen mehr auf die Schwierigkeiten, diese FUhlernerven frei zu legen und in ihrem Verlaufe zu verfolgen, als auf wirklich vorhandene wesentliche Unterschiede in ihrem Ursprung hinzu- deuten. Bei Äscllus MjHaticus fand 0. Sars aus der vor den Sehgang- lien liegenden Gehirnmasse jederseits zwei, von Anfang an getrennte Fühlernerven (Taf. XX, Fig. 1, na) von ungleicher Länge und Dicke, der Verschiedenheit beider Fühlerpaare entsprechend, hervorgehen. Dagegen giebt Rathke für fdoflim sowohl wie für Acfia (Fig. 9, na) jederseits zunächst nur einen aus der betreffenden Gehirnhemisphäre hervorgehenden Nervenstamm an, welcher sich erst seinerseits zu einem dünnen inneren und stärkeren äusseren Ast für die kleinen oberen und grossen unteren Fühlhörner gabelt. (Lässt sich für Äcga dieses Verhalten nicht von vorn herein zurückweisen, so ist für Idothca zum mindesten die Angabe falsch, dass ein und derselbe vom Gehirn ausgehende Nerv sich erst nach län- gerem Verlauf in fünf divergirende Aeste für innere und äussere Fühler, Augen und Mundtheile spalten soll.) In ganz auffallender Weise ausein- andergehend sind die Angaben über den Urs])rung der Fühlernerven bei den Oniscidcn. Nach der gegenseitigen Lage des grossen Fühlerpaares zu den Augen sollte man es eigentlich für selbstverständlich halten, dass die für jenes bestimmten Nerven vor und zwischen den Augennerveu vom Gehirngauglion abgingen, gerade wie es von Brandt für Oiiiscus {Fig.3, na) beschrieben und abgebildet worden ist. Trotzdem wird dies durch Le re- boullet sowohl wie von Leydig in Abrede gestellt, nur dass beide unter einander wieder darin von einander abweichen, dass ersterer die von den beiden kleineren hinteren Gehirnganglien seitlich abgehenden grossen Nervenstämme als Fühlernerven, Leydig dagegen als eigenthümliche Sinnesnerven in Anspruch nimmt. Bei Serolis würde nach der von Stu- der gegebenen Skizze das Lagerungsverhältniss der Fühler- zu den Augennerven ein gleiches sein, wie nach Brandt bei Onlsais. Organisation. 51 Sehr viel zuverlässigere und für die darauf uutersucbteu Gattungen im Wesentlicheu übereiustiuimeude Angaben liegen über diejenigen paa- rigen Nervenstänime vor, welcbe einerseits vom Scblundringe, andererseits von dem bereits ventral gelegenen kleinen Ganißioii iiifmoesuplimjcuni ihren Ursprung nehmen. Bei Oniscus und ForceUio geht aus dem unpaareu Nervenstrang, welcher aus der Vereinigung der beiden Schenkel des Schlundriuges hergestellt wird, etwa auf der Grenze vom Kopftheil zum ersten Mittelleibsringe jederseits ein einzelner, für die Mundtheile bestimmter Nerveustamra hervor, ein zweiter stärkerer und sich in mehrere Zweige theilender aus der vorderen Hälfte des unteren Schluudganglions selbst (Taf. XX, Fig. 2). Für läothca zeichnet Kathke (Taf. XX, Fig. 6) zwei aus den sich von einander entfernenden Schenkeln des Schlund- ringes hinter einander entspringende und sich verzweigende Nervenstämm- chen, welche er gleichfalls als für die Mundtheile bestimmt ansieht, (dem von ihm übersehenen unteren Schlundganglion werden solche vermuthlich gleichfalls nicht fehlen); für Aega wird die Anzahl der gleichfalls aus dem Schlundringe entspringenden, sich an die Fresswerkzeuge begebenden Nerven nicht näher bezeichnet. Bei Asellus aquaticus fallen nach 0. Sars (Taf. XX, Fig. 1) auf diese Partie des Bauchmarkes sogar fünf aufeinander folgende, an die Mundtheile verlaufende Nervenpaare, nämlich drei, welche aus dem hinteren Theile der Schlundringsschenkel und zwei, welche aus den Seiten des unteren Schlundganglions ihren Ursprung nehmen. Der vorderste dieser fünf Nervenstämme jeder Seite, welcher der längste ist, giebt in der Richtung nach aussen zwei Seitenzweige ab. Eine noch grössere ßegelmässigkeit lassen in Zahl und Anordnung die von den Mittelleibsganglien und von den sie verbindenden Commis- suren entspringenden Nervenstämme erkennen. Dieselben gehen nämlich — bei Ausbildung sämmtlicher sieben Ganglienpaare — zu sieben stär- keren Paaren aus den Seiten der Ganglien selbst und in gleicher Zahl, aber von ungleich schwächerem Caliber von den ihnen vorangehenden Commissuren aus. Dieses Verhalten erweist sich bei Oniscus, Porcellio, A'irUiis, Idüthm und Aega als durchaus übereinstimmend, höchstens mit der Modification, dass die Commissuralnerven bald {0)i:iscas) fast in der Mitte zwischen zwei' Ganglien, bald {Asdlus, Jdotheu, Aega) in näherem Anschluss an diese, sei es vor, sei es hinter denselben ihren Ab- gang nehmen. AVas zunächst die sehr starken aus den Ganglien hervor- gehenden Nervenstämme betrifft, so können dieselben bei stark in die Quere verlängerten Ganglien {Porcellio) sich als allmähliche seitliche Aus- läufer derselben darstellen (Taf. XX, Fig. 2, ng, ng), bei mehr kuglig abgerundeter Form {AsilUis, Idothea: Taf. XX, Fig. 1 u. 6, ng, ng) sich schärfer von denselben absetzen. In beiden Fällen rechtwinklig gegen das Bauchmark auslaufend, gabeln sie sich bald früher, bald später in zwei Hauptäste, von denen dann jeder eine weitere Verzweigung eingeht. Etwas verschiedener je nach den Gattungen verhalten sich die aus den Commissuren hervorgehenden Nerven. Bei Porcellio (Taf. XX, Fig. 2, 52 Isopoda. iiCf.nc) verlaufen sie schräg nach hinten und aussen, so dass sie auf den vorderen Gabelast der aus den Ganglien entspringenden Nervenstämme treffen, um mit diesem zu verschmelzen; vor dieser Vereinigung senden sie indessen einen wieder nach aussen und vorn gerichteten Ast ab, welcher sich gabelt. Mit dieser Darstellung Leydig's trifft auch die von Brandt i'ür Oniscus mnrarhts gegebene Zeichnung zusammen, wäh- rend an der Lereboullet'schen von dem Bauchstrang derselben Gattung diese Communication und Verästelung nicht ersichtlich ist. Auch bei AseUiis (iißiatleiis (nach 0. Sars) und bei IdotJu-a und Avga (nach Rathke) fehlt eine Vereinigung der mit den sieben Hauptnervenstämmen mehr pa- rallel laufenden Commissuralnerven (Taf. XX, Fig. 1 u. 6 nc, nc) durch einen schräg gegen jene hin verlaufenden Ast, während ihre Endver- zweigungen noch reichlicher als bei Porccllio erscheinen. Bei den Anceiden iTwnisa) wird die Zahl der aus den Ganglien hervorgehenden dicken Nervenstämme auf fünf reducirt; die hier verhältnissmässig noch feineren Commissural-Nerven, welche aus den verschmolzenen Commissuren zwi- schen dem dritten und vierten und zwischen dem vierten und fünften Mittelleibsganglion jederseits entspringen, gehen zwar gleichfalls mehr- fache Verzweigungen ein, scheinen aber nach A. Dohrn's Zeichnung keinen Ast direkt an die Gauglien-Nervenstämme zu senden. Die physiologische Bedeutung dieser aus der Mittelleibspartie des Bauchmarkes entspringenden Nervenstämme betreifend, so sind die nahen Beziehungen der aus den Ganglien hervorgehenden zu den Beinmuskeln schon nach ihrem dem Ursprung der sieben, resp. fünf Beinpaare ent- sprechenden Verlauf von vorn herein klar. In der That hat auch ßathke bei Jdothea entonion den hinteren Gabelast jedes solchen Ganglien-Nerven- stammes in das entsprechende Beinpaar eintreten und sich in demselben verlieren gesehen, während der grössere vordere mit mehreren Zweigen an die Muskeln trat, welche in der Ecke der einzelnen Leibesringe ge- legen und zur Bewegung der Beine bestimmt sind. Die Commissural- nerven konnte er bei derselben Gattung auf der Bauchseite der ent- sprechenden Leibesringe unterhalb der langen Bauchmuskeln sich in geschlängeltem Verlauf, aber ungetheilt nach aussen wenden sehen, wäh- rend die hier aus denselben hervorgehenden Verzweigungen sich theils gleichfalls an die Beinmuskeln, theils und zwar der Mehrzahl nach an die Eingeweide begaben. Rathke glaubt wahrgenommen zu haben, dass einige ihrer Zweige an die Bauchmuskeln und au die denselben auf- liegenden Theile der Fortptlanzungsorgane, andere zuerst an die seitlich liegenden Beinmuskeln, sodann am Kücken entlang nach innen zu den langen Eückenmuskeln und erst von diesen aus zu dem darunter liegenden Darm und dem Herzen verliefen. Jedenfalls erhalten letztere beiden Organe nicht auf direktem Wege ansehnlichere Nerveufäden. Bei Acya verhalten sich die Ganglieu-Nervenstämme ganz ähnlich wie bei Idotliea; doch senden einige derselben ausserdem noch einen kleinen Zweig ab, der für die Mus- keln der Bauchwand bestimmt zu sein scheint. Die Commissuralnerven Organisation. 53 verlaufen hier etwas schräg nach liiuten und aussen, gelangen in den nächstfolgenden Leibesring hinein und versorgen ausser den Muskeln der Bauchwaud wahrscheinlich auch diejenigen der Rückenseite mit Zweigen. Der Ursprung und Verlauf der dem letzten (im Postabdomen ge- legenen Abschnitt des Bauchmarkes) angehörigen peripherischen Nerven verhält sich je nach der Configuration des letzteren mehrfach verschie- den. Bei Idofhca (Taf. XX, Fig. 6), wo die vier Ganglien dieses Ab- schnittes deutlich getrennt bleiben und durch relativ lange Commissuren mit einander in Verbindung gesetzt sind, stimmen die aus ihm hervor- gehenden Nerven ganz mit denjenigen des Mittelleibes überein, d. h. es alterniren regelmässig solche, welche aus den Ganglien, mit solchen, welche von den Commissuren ihren Ursprung nehmen. Nachdem sich dies dreimal beiderseits wiederholt hat, giebt das vierte (End-)Ganglion ausser dem gewöhnlichen, im rechten Winkel abgehenden Nervenstamm noch einen zweiten stärkeren und schräg nach hinten verlaufenden ab, welcher sich am Ende verästelt. Während die Gangliennerven nach Rathke an die Pcdes spitrii und deren Muskulatur verlaufen, sind die Commissuralnerven vorwiegend für das Herz und den Enddarm bestimmt. Mit der Verschmelzung der Hinterleibsganglien zu einem nur noch andeutungsweise gegliederten Nervenstrange oder einer völlig ungeglie- derten kurzen Nervenmasse geht auch der Unterschied von Ganglien- und Commissuralnerven immer mehr verloren. Bei Aega giebt diese noch ziemlich langgestreckte Hinterleibs- Nervenmasse zunächst jederseits fünf zu den Muskeln der Pcdes spKrii verlaufende Nervenstämme ab; sodann gabelt sie sich zu zwei ziemlich stark divergirenden Aesten, welche gegen das Ende des Postabdomen hin verlaufen, um sich hier auch ihrerseits zu theilen. Der schwächere innere Gabelast verfolgt den Enddarm, der stärkere äussere dagegen die Muskeln des letzten Spaltbeinpaares. — Auch aus der kürzeren , gleichschenklig dreieckigen und seitlich dreimal eingekerbten Hinterleibsnervenmasse von Ascllus aqiiaticus (Taf. XX, Fig. 1) gehen nach 0. Sars zunächst jederseits fünf schräg nach hinten und aussen verlaufende Nervenstämme — offenbar für die entsprechenden Paare der Fcdcs spurii — hervor. Zwei sich aus der Spitze des Bauch- stranges entwickelnde, ungleich stärkere Nervenstämme (Fig. 1, nt) ver- laufen divergirend gegen den Hinterrand des grossen Afterschildes, um hier in die griflfelförmigen Fedes sjmrii. des sechsten Paares einzutreten, schliessen ausserdem aber zwischen sich noch einen dünneren, unpaaren Nerven ein, dessen Endverzweigungen augenscheinlich wieder für den Hinterdarm bestimmt sind. — Aus der ganz kurz ovalen Hinterleibs- Nervenmasse von PorcdUo (Taf. XX, Fig. 2) und Oniscus endlich gehen nach Lej^dig und Lereboullet nur sechs radiär nach hinten ausstrahlende Nervenstämme (Brandt zeichnet deren bei Oniscus acht) aus, welche sich jedoch in ihrem ferneren Verlauf sämmtlich gabeln, die beiden vorderen {(ja) jederseits einmal, das letzte, fast gerade nach hinten gerichtete Paar (Fig. 2 nt) dagegen zweimal, so dass dieses also dreiästig 54 Isopoda. erscheint. Nach Le yd ig 's bildlicher Darstellung wäre übrigens der mittlere (zweite) Nervenstanmi jederseits beträchtlich dünner als der erste und dritte. Soviel sich aus der Studer 'sehen Skizze des Nervensystems von Serolis ersehen lässt, würden bei dieser Gattung aus den beiden vor- deren freien Hinterleibsganglien je ein quer verlautender, aus der queren Endnerveumasse fünf radiär ausstrahlende Nervenstämme hervorgehen. Commissuralnerven sind hier weder im Bereich des Mittelleibs- noch des Hinterleibs-Bauchstranges augegeben. C. Sympathisches Nervensystem. Zwischen den Commis- suren, welche die sieben Mittelleibsganglien mit einander verbinden, tindet sich, wie zuerst Rathke im Jahre 1820 für Jdothea entomon hervorge- hoben hat, ein von Ganglion zu Ganglion verlaufender unpaarer Längs- nerv (Taf. XX, Fig. 6, n,s, ns) , welcher etwa nur dem vierten Theil der Dicke der Commissuren gleichkommt und nicht nur aus diesem Grunde, sondern auch , weil er in eine Vertiefung zwischen den beiden Commis- suren eingesenkt und durch Fettmasse verhüllt ist, erst bei eingehenderer Untersuchung zur Wahrnehmung kommt. Wiewohl desselben von Rathke bei der später von ihm untersuchten Gattung Anja keine Erwähnung ge- schieht und Brandt sowohl wie Lereboullet die Existenz eines solchen für Oniscus sogar in Abrede stellen, scheint ihm dennoch eine weitere, wenn nicht allgemeine Verbreitung unter den I^ojwdcn zuzukommen. We- nigstens fand ihn Leydig nicht nur bei Oniscus, PorcelUo (Taf. XX, Fig. 1, ns, ns) und ArinadiUidium , sondern auch bei Asellus aquaficus, wo er von 0. Sars offenbar nur übersehen worden ist. Eine genauere Untersuchung über sein Verhalten zu den Ganglien ergiebt, dass er über diese, d. h. über die mediane Verschmelzungsstelle von je zwei neben einander liegenden Ganglien nie hinweggeht, sondern am vorderen Ende derselben aufhört, um am hinteren von Neuem zu beginnen. Von seinen Endpunkten lassen sich jedesmal Faserzüge in die Längscommissuren hinein und aus diesen in die Commissuralnerven eintretend verfolgen; diese letzteren erweisen sich mithin als gemischte Nerven, welche neben den breiteren, aus den Commissuren stammenden Fasern auch sehr viel feinere, sympathische in sich vereinigen. Für Oniscus wird von Brandt ausserdem ein Eingeweide-Nervensystem beschrieben und abgebildet, welches sich im nahen hinteren Anschluss an das Ganglion supraacsoplicujeum finden soll. Dasselbe besteht nach ihm aus zwei nebeneinanderliegenden kugeligen Ganglien, welche mit divergirenden stielförmigen Verengungen dem Hinterrande des Gehirnganglion ansitzen und aus ihrem hinteren Contour je zwei Nervenfäden, welche an den Darmkanal verlaufen, hervorgehen lassen (Taf. XX, Fig. 3, t'). Leydig ist es nicht gelungen, dieses „Eingeweide-Nervensystem" bei der genann- ten Gattung aufzufinden ; dagegen konnte er an der entsprechenden Stelle einige kleine, dem Kaumagen angehörige Drüsen nachweisen, in welchen er die Brandt'schen „Ganglien" wieder zu erkennen glaubt. Er selbst will dagegen bei PorcelUo ein sympathisches Gamjlion frontale bemerkt ( li'i;anisatiün. 55 haben, welches vor dein (iaiKjlion siiymorsoiilnuinnii und zwar in dem Einschnitte, welcher sich zwischen den beiden vorderen (Seh-)Hemisphären findet, gelegen ist. Derselbe würde nach Leydig's Zeichnung (Taf. XX, Fig. 2, iif) ein sternförmiges Ansehen haben und sich mit zwei nach hinten gerichteten Ausläufern den vorderen Ganglienanschwellungen des Gehirns anlegen. 3. Sinnesorgane. A. Augen. Sie treten bei den Isopoden — wie bei den Malacostraken überhaupt — nur als paarige, seitliche Organe auf, Avährend dagegen das unter den Entomostraken weit verbreitete unpaare Wtirnauge ihnen durch- weg abgeht. So wenig es zweifelhaft sein kann, dass die vieli'achen und oft sehr beträchtlichen Verschiedenheiten, welchen der Grössenumfang dieser seitlichen Augen je nach den einzelnen Familien und Gattungen der hopadcn unterworfen ist, in naher Beziehung zu der Lebensweise, dem Aufenthalt u. s. w. derselben stehen, so hat sich ein exakter Nach- weis hierfür doch bis jetzt in den wenigsten Fällen führen lassen. Nur das scheint keinem Zweifel zu unterliegen, dass ein den Lichtstrahlen unzugänglicher Aufenthaltsort eine Verkümmerung oder selbst ein völliges Eingehen der Augen bei den Isopoden in gleicher Weise zur Folge hat, wie dies von Thieren der verschiedensten Klassen bekannt ist. Der in Höhlenge wässern vorkommende Asellus cavaticus Schioedte (Sieholdi Rougem,.), welcher der Augen völlig entbehrt, ist dem im Freien lebenden AscUus uquaticHS Liu. im Uebrigen so nahe stehend, dass man den ihn charakterisirenden Mangel der Sehorgane sogar als einen allmählich er- worbenen und auf Anpassung beruhenden anzusehen sich sehr wohl ver- anlasst fühlen könnte, während für zwei andere Höhlenbewohner: Tita- .ncfhcs albus Schioedte und MonoUstra coeca Gerst., welche keine gleich nahe, mit Augen versehene Verwandte aufzuweisen haben, wenigstens der Mangel der Augen mit dem ausschliesslichen Vorkommen in völlig dunkelen unterh-dischen Grotten zusammentrifft. Von drei anderen der Augen entbehrenden Gattungen \s,i Leptaspidia brcvqies H]). Bäte marinen Vorkommens und im Schlamme, Mtmnopsis typica Sars (Taf. HI, Fig. 4) in einer Tiefe von 100 bis 120 Faden gefunden worden, Platyarthnis Eoff'mannseggi Brandt (Itea crasskornis Koch = Typhlomscus Steiiii Sc höhl) als unterirdisch lebender Ameisengast gleichfalls der Einwirkung der Lichtstrahlen entzogen. Bei einer anderen, unter ähnlichen Verhält- nissen lebenden Landassel, der durch ihre zierliche Körperskulptur aus- gezeichneten Itca Mrmjcl Zadd. {Haphphthalmns dcgans Schöbl) sind die bei den nächsten Verwandten ansehnlich entwickelten, mit etwa zwanzig Facetten versehenen Augen wenigstens ganz rudimentär geworden, nämlich nur auf ein Einzelauge jederseits reducirt. Handelt es sich in allen diesen Fällen offenbar um ein durch äussere Einflüsse bedingtes Schwinden sonst constant vorhandener Organe, so ist es viel schwerer einzusehen, weshalb bei der dem Lichte in mindestens 56 Isopoda. gleichem Maasse, wie zalilreiche andere W asser- Iso2iodcn exponirten Süss- wasser-Assel : ÄscUiis aquaticus die Augen auf einer sehr niedrigen Ent- wicklungsstufe, nämlich in Form von vier kleinen Punktaugen jederseits, stehen geblieben sind. Es ist dies um so weniger verständlich, als z. B. bei der durch ihre Schädlichkeit bekannten Limnoria licjnorum White {terebrans Leach), welche nach Art holzbohrender Insektenlarven sich tief in das Innere von Nutzholz einfrisst und mithin fast vom Lichte ab- geschlossen lebt, Augen wenn auch von relativ geringer Grösse, so doch aus einer grösseren Anzahl Facetten (etwa zehn?) bestehend, nachweisbar sind. Dieselben nehmen hier einen etwa gleich grossen Raum der Kopf- oberfläche ein, wie bei Idoilwa (Taf. IV, Fig. 1 u. 13), Jacra (Taf. III, Fig. 2) und Faranthurn (Taf. XIX, Fig. 12 oc), bei welchen frei im Meere lebenden Gattungen sie gleichfalls nur geringe Dimensionen erkennen lassen. Schon beträchtlich grössere Augen finden sich bei den Gattungen Ärcturus (Taf. V, Fig. 1 u. 2), Janira (Taf. III, Fig. 1), Mimua (Taf. III, Fig. 3), bei den Onisciden (Taf. XIX, Fig. 1, 2, 3, 5, 12) und Sphaero- midcn (Taf. VI, Fig. 10, 11, 14 u. 16), solche von beträchtlichen Dimen- sionen endlich bei Cijmodocm (Taf. VI, Fig. 13) und bei den meisten Aegiden (Taf. VII, Fig. 10, 11, 12, 13, 14), unter welchen letzteren sogar einige Arten existiren, bei welchen diese Organe sich in der Mittellinie des Kopfes berühren {Artia fridcna) oder selbst den grössten Theil der Kopfoberfläche bedecken (Aepa monopWialma). Durch eine sehr auffal- lende Grössendifferenz der Augen bei Männchen und Weibchen, welche freilich mit einer gleich scharf ausgeprägten Formveischiedenheit des Kopfes und Mittelleibes zusammenfällt, ist die Gattung Anceus (Taf. XV, Fig. 2, 3, 4 oc) ausgezeichnet; dem weiblichen Geschlecht sind hier die sehr viel umfangreicheren und im Verhältniss zum Kopf selbst sehr grossen Augen eigen. Auch die Lage der Augen am Kopftheil erleidet Schwankungen, welche zwar gegen diejenigen in der Grösse zurückstehen, aber immerhin beträchtlich genug sind, um nebenher erwähnt zu werden. Das bei wei- tem häufigste Verhalten besteht darin , dass der Aussenrand der Augen mit demjenigen des Kopfabschnittes zusammenfällt und dass erstere je nach ihrer Grösse sich von hier aus mehr oder weniger weit gegen die Mittellinie der Oberseite hin ausdehnen. Als Repräsentanten dieser Dis- position sind die Spliacroniidcn, Acgidcn, Ci/moflioidcn und Onisciden anzu- führen. Eine Modification nach der einen Richtung tritt nun dahin ein, dass die Augen , indem sie ihre seitliche Lage beibehalten , über den Aussenrand hinaus auf die Unterseite übergreifen, wie es ausser bei Anceus (Taf. XV, Fig. 4, oc) n. A. auch bei 3Imina (Taf. III, Fig. 3) der Fall ist, bei welcher Gattung sie zugleich deutlich aus dem Seitenrand des Kopfes heraustreten oder selbst auf kegelförmigen Vorsprüngen des- selben gelagert sind. Im entgegengesetzten Sinne entfernen sie sich vom Seitenrande, um völlig auf die Oberseite des Kopftheiles zu rücken , wie bei Janira und Jacra (Taf. III, Fig. 1 u. 2), Tdoihea (Taf. IV, Fig. 1 Organisation. 57 u. 13), Lhnnoria (Tat". VI, Fig. 17) und Sirolls (Taf. V, Fig. 4 u. 5), bei welcher letzteren Gattung sie zugleich eine sehr deutliche Nierentbrm zeigen und dicht vor dem Hinterrande auf hohen ovalen Wülsten ge- legen sind. Ungleich wichtiger sind die Unterschiede, welche sich in der Bil- dung der Augen bemerkbar machen. Zunächst treten sie und zwar nur in vereinzelten Fällen als einfache (Punkt-)Augen, theils (HaplojMJinhiius) zu einem einzelnen , theils (Äsellns aquaficHfi : Taf. II , Fig. 1 ) zu vier jederseits auf. Bei letzte: er Gattung erscheinen die Zwischenräume, durch welche diese Ocellen getrennt sind, beträchtlich kleiner als ihr eigener Durchmesser: drei dieser Ocellen liegen in den Winkeln eines gleich- seitigen Dreiecks, der vierte nach vorn und innen von dem vordersten jener (Taf. II, Fig. 12). In den übrigen Fällen handelt es sich zwar stets um zusammengesetzte Augen ; doch sondern sich auch diese wieder in solche, auf deren Oberfläche isolirte Corneen, zwischen welche sich die gewöhnliche Chitinhaut in Form trennender Septen hineindrängt, auftreten und zweitens in solche, welche das Ansehen eines gewöhnlich facettirten Insektenauges, dessen regulär sechsseitige Felder nur durch feine Furchen- linien geschieden werden, darbieten. Die erstere Moditication tritt unter den Oniscinen bei Onisciis, PorcelUo. ArmadilUdium und Verwandten, in etwas undeutlicherer Weise auch bei Idothea {cntomoii), unter starker Er- hebung grosser, kreisförmiger Facetten aus einem flachen Grunde da- gegen bei Anilocra (iiwdifcrranca) auf; vermuthlich sind aber auch die Augen von A^weus {Pmnim), Anthura und Linnioria dieser Kategorie bei- zuzählen. Regulär sechsseitig gefelderte Augen finden sich bei Ligidium (fujUc), Sphaeroma, Ar(ja, Serolis u. A., während dagegen bei Cymoihoa eine Facettiruug der Oberfläche nicht wahrzunehmen ist. Bei dem Auftreten selbstständiger, isolirter Corneen ist die Zahl derselben je nach den Gat- tungen eine sehr verschiedene: bei Limnoria nur etwa 10, bei Idothea entomon 16, bei Oniscus, PorcelUo und ArmadiUidkim 20, bei Anilocra un- gefähr 80, nämlich je zu 8 bis 10 in neun Längsreihen. Durchschnittlich hoch ist die Zahl der unmittelbar aneinandergrenzenden , sechsseitigen Facetten. Für LujidUim agile lässt sich dieselbe — der Angabe von Leydig (60) und Lereboullet (120) entgegen - bei je acht in zehn schrägen Querreihen auf etwa 80, bei Sphacroma je nach den Arten auf 70 bis 100, bei Aega {spcc?) auf etwa 420 (je 25 in 17 Querreihen), bei Serolis Orbignijana auf fast 450 (je 32 in 14 Querreihen) schätzen. Die vier einfachen Augen jederseits bei Asellus fügen sich nach 0. Sars' Untersuchung dem Sehnerven in der Weise an, dass die drei im Triangel gelegenen gemeinsam einer kegelförmigen Enderweiterung desselben aufsitzen, während zu dem vierten sich ein besonderer kurzer Ast abzweigt (Taf. II, Fig. 12). Jedem Auge entspricht eine kreisrunde, aussen flach gewölbte, innerhalb plane Cornea (Taf II, Fig. 13 a). In- nerhalb der becherförmigen, von einer Pigmentscheide (e) umgebenen Betiimla sind in beträchtlicher Entfernung von der Innenwand der Cornea 58 Isopoda. neben einander zwei nierenförmige, stark licbtbrechende Krystallkörper (Fig. 13, c) gelagert, von denen sieb der eine au dem seitwärts gelegenen Ocellus wieder in zwei theilt; in dem vor diesen Krystallkörpern ge- legeneu Raum sind Semper'scbe Kerne (Fig. 13, h) zu erkennen, wäb- reud sich ibrem hinteren Ende der von Sars nicht näher untersuchte, nach seiuer Angabe querrietig erscheinende Nervenstab (Fig. 13, d) auscbliesst. Derselbe doppelte Krystallkörper kommt auch den einzelnen Augen- systenien innerhalb der zusammengesetzten lao^wchn-Augeü zu, und zwar gleichviel ob dieselben das Ansehen von facettirten lusekteuaugen {Llgi- (lium, Cymothoa) oder von zusammengesetzten Augeu (Ontsciis, Porcellio) darbieten. Für das Auge von Cymotlioa ist er bereits von Job. Müller hervorgehoben worden, während er bei Ligidiuni von Leydig, für Oniseus (Taf. XX, Fig. 4, /, 1) und Pom-Ilio von Lereboullet, Leydig und Grenacher genauer beschrieben und dargestellt wird. Die beiden Hälften desselben werden von Leydig bei Ligidiuni als zwei „gegen einander gekehrte, von der Seite betrachtet birnförmige Körper, bei Oniseus als „zwei in der Quere liegende Kugeln" bezeichnet, welche nach der Art, das Licht zu brechen und weil sie nach einem Druck Sprünge bekommen, vermuthlich kalkhaltig seien und, mit Essigsäure be- handelt, zu zwei hellen dicht zusammenliegenden Blasen aufquellen. Grenacher dagegen weist diesen supponirten Kalkgehalt für den dop- pelten Krystallkörper wenigstens von Porcellio seaher zurück und stellt auch die Bildung desselben wesentlich verschieden dar. Xach seiner Unter- suchung ist derselbe kugelförmig, von vorn nach hinten etwas abgeplattet und besteht aus zwei deutlich zu erkennenden Halbkugeln, deren Berührungs- fläche senkrecht auf der Ebene der Corneafacette steht (Taf. XXII, Fig. 1, er); er ist in frischem Zustande sowohl wie auch nach Conservirung in Alkohol vollkommen durchsichtig und von starkem Lichtbrechungsvermögen. Die ausserhalb stark gewölbten Corneen an den scheinbar „zusam- mengehäuften" Augen der Gattungen Porcellio, Oniseus und Arnutdillidium, welche bei ihrer vöüigeu Isolirung von den benachbarten, von der Fläche gesehen sich als regulär kreisförmig ergeben, sind nicht, wie Leydig wahrgenommen zu haben glaubt, auf der Innenseite concav, sondern stellen bieonvexe Brechungslinsen dar; ihre gewölbte Innenseite entspricht genau den vorn concaven Weichtheilen des inneren Auges, welche hier durch zwei grosse halbkreisförmige und mit einem deutlichen Nucleus versebene, im Bereich ihrer Peripherie pigmentirte Zellen — gewissermassen einen inneren Ueberzug der Cornea, welcher diese von dem Krystall- körper scheidet — dargestellt werden. Die zwischen den einzelnen Cor- neen befindlichen Einsenkungen der Kopfhaut lassen auf der Aussenfläche borstentragende Grübchen erkennen und diesen entsprechen an der Innen- fläche ])igraeutiite und mit einem Nuelcus versebene Hypodermiszellen, welche sich in mehreren Reihen zwischen die oben erwähnte innere Aus- kleidung der Cornealinsen einlagern. Organisation. 59 In Betreff der den Krystallkörper becliertovniig umschliessenden und auch hier vou einer dichten Pigmenthtille umgebenen Rdiniila ist für die Onisckien nach den neuesten Untersuchungen Grenacher's als Er- gänzung zu den Sars'schen Angaben noch hervorzuheben, dass der im hinteren AuscMuss au den Krystallkörper liegende compakteTheil derselben (Nervenstab) sich in sieben longitndinale und nach vorn sich verbreiternde Stäbchen (Taf. XXII, Fig. 1, rin) auflöst, denen ebenso viele Retinula-Zellen (n) entsprechen. Ein Querdurchschnitt dieses von Grenacber als Ehahdom bezeichneten Gebildes ergiebt das Bild einer siebentheiligen Rosette (Taf. XXII, Fig. 2). Von Leydig ist diese Bildung an den Augen von Oniscus (Taf. XX, Fig. 4, h, k) gleichfalls schon dargestellt, aber nicht in ihrem Zusammenhang mit der becherförmigen Retinula-Kapsel erkannt VForden. B. Geruchsorgane. In gleicher Weise, wie an den Fühlhörnern der Copcpodm (Bd. I, S. 654) und der Branclüopoäcn (Bd. I, S. 915) treten auch an denjenigen der Jsojjodcu vielfach eigenthümliche, zart und blass contourirte Anhänge von Cylinder-, Kegel- oder Flaschenform auf, in deren Inneres besondere, Ganglien bildende Nervenausläufer hineinragen und für vFclche daher die Annahme einer specifischen Sinneswahrnehmung kaum zweifelhaft sein kann. Indem auch wir sie als „Geruchszapfen" bezeichnen, schliessen wir uns der allgemein acceptirten Deutung an, für welche allerdings nur Wahrscheinlichkeitsgründe beigebracht werden können. Am genauesten sind dieselben durch die Untersuchungen Ley- dig's an Ascilns uquatkus und den Landasseln bekannt, fehlen aber den marinen Isopodm keineswegs. Bei ersterer Gattung finden sie sich an den vier vorletzten Gliedern der kürzeren oberen Fühler (Taf. II, Fig. 1, ct>) je zu einem, und zwar am Endrande jedes dieser Fühler- glieder nach innen von einem gewöhnlichen Borstenhaar (Taf. II, Fig. 10, x, x) ; so ist es wenigstens bei ausgebildeten Individuen, während sie bei ganz jungen nur zu einem (am vorletzten Gliede) existiren, um erst bei weiterem Wachsthum auch an den vorhergehenden allmählich hervorzu- sprossen. An ihrer dünneren griffelförmigeu Basis sind sie (Fig. 10 a) gleich gewöhnlichen Haaren scharf (dunkel) contourirt, von ihrer darauf folgenden, leicht fiaschenförmigen Erweiterung an bis zum Ende dagegen sehr blass. Aus ihrer abgestutzten Spitze ragen meist sehr kurze und zarte Fädchen hervor. Der Fühlernerv giebt an jeden dieser Zapfen einen besonderen Zweig ab, um welchen sich, bevor er in das Innere derselben eintritt, sehr kleine Ganglienzellen herumlagern, während das ganz durchsichtige Innere des Zapfens selbst eine feinblasige Struktur erkennen lässt. Liißdlnni agile lässt ähnliche Gebilde an der Spitze beider Fühlerpaare erkennen. Zur Seite des länglich eiförmigen End- gliedes der kurzen oberen Fühler findet sich ein sehr langgestreckter, durch eine mittlere Einkerbung zweigliederig erscheinender und sich all- mählich verjüngender Zapfen mit spitz zweizinkigem Ende, welcher zwischen beiden Zinken noch eine geknöpfte Endborste trägt (Taf. XXII, Fig. 3 u. 3 a). An den unteren längeren Fühlern weicht das abgestutzt kegelförmige End- 60 Isopoda. glied von den vorhergehenden durch sehr viel grössere Zartheit und Durch- sichtigkeit ab und trägt an der Spitze einen Büschel äusserst langerj blasser, am Ende in einen länglichen Kolben auslaufender Haare (Taf. XXII, Fig. 4, a, a), welche an ihrer Basis einen Haufen rundlicher Zellen (m) zwi- schen sich fassen. Das in dieses letzte Glied eintretende Ende des Fiihler- nerven schwillt zuerst zu einem kleinen kugeligen, dann nochmals zu einem grösseren, mehr quadratischen Ganglion (Fig. 4, r/a) an. Bei den Gattungen Oniscus und PorccJlio lässt gleichfalls das Endglied (8. bei Oniscus, 7. bei PorccWio) der langstreckigen äusseren (unteren) Fühlhörner einen seiner Spitze aufsitzenden, zart contourirten Zapfen er- kennen, welcher je nach den einzelnen Arten von verschiedener Länge und Form — bei Oniscus murarius z. B. langgestreckt und im Bereich der Spitzenhälfte nur halb so breit als an der Basis, von deren Endrand eine lange, zarte Borste zur Seite abbiegt, bei PorccUio scaher beträchtlich kürzer und mehr cylindiisch — doch darin eine Uebereinstimmung zeigt, dass sich das abgestutzte Ende in feine dicht aneinanderliegende Fila- mente (Taf. XXII, Fig. 5 u. 7, a) auflöst und dass in die hohle Basis derselben ein Ganglion hineinragt, welches sich als eine Endanschwellung des FUhlernerven zu erkennen giebt und sich zuweilen selbst in zwei von einander abgeschnürte Ganglienzellen-Haufen (Fig. 5 u. 6, (/«) zerlegt. Die marinen Isopoden sind auf derartige Bildungen bis jetzt wenig untersucht, dürften derselben jedoch gleichfalls in ausgedehnterem Maasse theilbaftig sein. Durch zwei solche Riechkolben von ganz aussergewöhn- licher Grösse sind die oberen Fühler der Ilunna Whifcana Sp. Bäte (Taf. III, Fig. 3, an} u. Fig. 3a, x, x) ausgezeichnet; sie sitzen hier dem Endrande des sehr langstreckigen fünften Giedes auf, welches an seinem Aussenwinkel noch drei sehr kleine, in Form eines Tasteranhanges auftretende Endglieder eingelenkt zeigt und überragen letztere sehr weit in der Richtung nach vorn als direkte Ausläufer des fünften Gliedes. Dieselben sind um so bemerkenswerther, als sie ebensowohl an den oberen Fühlern der Mimna Kroijcri Goods. , wie an denjenigen der nahe ver- wandten Gattung Munnopsis (Taf. III, Fig. 4, 5, 6) fehlen. Ob die von Schioedte an den oberen Fühlern von Barijhrotus Indus (mas) abge- bildeten blassen Stäbchen, welche in grösserer Anzahl der Aussenseite der kurzen Endglieder ansitzen, gleichfalls in diese Kategorie zu ver- weisen sind, mag dahin gestellt bleiben. Noch fraglicher seiner Natur nach muss schon in Betreff des abweichenden Sitzes ein langgestreckter blasser Fortsatz sein, welcher von A. Dohrn an dem Kieferfusspaar von Pranim (Taf. XV, Fig. 5, jwh) aufgefunden worden ist. Da indessen bei dieser Gattung die beiden Fühlerpaare der Riechkolben ganz zu entbehren scheinen, der betreffende Anhang der Kieferiüsse seinem ganzen Ansehn nach aber unzweifelhaft nervöser Natur ist, so wäre eine L'ebertragung jener Organe auf ein für ihre Verwendung sehr wohl geeignetes Mund- gliedmasseupaar immerhin denkbar. C. Tastorgaue in Form zart contourirter und mit Nervenendi- Organisation. 61 gungen in Verbindung stehender Borsten von sclir mannigfachem An- sehen scheinen unter den hopodcn gleichfalls eine ziemlich weite Ver- breitung zu haben und sich ausser an den Fühlhörnern auch an ander- weitigen Gliedmassen vorzufinden. Bei Ar^ellus uquaticus treten sie an den beiden Fühlerpaaren neben einander in zweifacher Bildung auf: erstens als langgestreckte, sich allmählich verjüngende, an Basis und Spitze gegliederte und an letzterer sich in einen Büschel feiner divergi- render Haare auflö.seude Gritfei (Taf. II, Fig. lU b), wie sie sich zu einem einzelnen am Endglied der oberen Fühler (Taf. II, Fig. 10, g), in Mehr- zahl dagegen an der Spitze des letzten Scbaftgliedes der unteren Fühler zeigen, zweitens aber in Form dünner nadelartiger Gebilde mit deutlich abgesetzter, fein zugeschärfter Spitze, je zu vieren nebeneinander an den vorletzten Geisseigliedern desselben (unteren) Fühlerpaares (Taf. II, Fig. 11 u. 11 a). Die OiiiscKt;- und Forcdliu-Arten besitzen eine oder zwei solcher zarten ganz einfachen Borsten an dem oben erwähnten Geruchszapfen der langen unteren Fühler (Taf. XXII, Fig. 5 u. 7), dagegen mehrere kurze und stumpfe, mehr fingerförmig gestaltete (Fig. 6, a, c) an der Spitze des Endgliedes der kurzen oberen(inneren). Etwas längere und am Ende leicht geknöpfte finden sich auch am Endgliede der kurzen Fühler von Ligidinin mjilc (Fig. 3, «), während der Geruehszapfen an der Spitze der äusseren Fühler ähnliche, aber noch länger gezogene (Fig. 4, h, h) von seiner Oberfläche entspringen lässt. Sehr zarte und im Bereich ihrer Spitzenhälfte doppelt gefiederte Tastborsten finden sich nach Schioedte's Darstellung zu fünfen an dem Scheukelglied der hinteren Mittelleibsbeine von Bocinela Dammonicnsis Leacb, zahlreiche an der Spitze gegabelte oder dreizackige an den vorletzten Gliedern der hinteren Mittelleibsbeine von Cofullana hasalis, einfach zugespitzte und gefiederte an gleicher Stelle bei Tachaea crassipes. Der in den unterirdischen Höhlen Krains lebende und der Augen entbehrende Tifancfhus albus besitzt nach Schioedte's Zeichnungen zwar keine Tastborsten an der vielgliedrigen Endgeissel der langen äusseren Antennen, dagegen aber eine sehr aus- gezeichnete derartige Bildung am letzten, die Endklaue tragenden Gliede der Mittelleibsbeine. Es entspringt nämlich von der Oberfläche desselben zwischen gewöhnlichen starren Borsten ein blasser fadenförmiger Anbang, dessen dünne Spaltäste sich an ihrem freien Ende verflachen, bandförmig ausbreiten und sich in eine grosse Anzahl fingerförmig ausgespreizter Stäbchen auflösen. Dieses verhältnissmässig grosse Tastorgan tritt rück- wärts von der Endklaue sehr frei aus der Oberfläche des Beines heraus und kann dadurch seiner Bestimmung offenbar um so besser genügen. Unzweifelhaft werden weiter ausgedehnte Untersuchungen derartige Tast- borsten noch für viele andere Gattungen zur Kenntniss bringen. Wenn dieselben übrigens von 0. Sars abweichend von Leydig als Gehörorgane in Anspruch genommen werden, so ist darüber zu bemerken, dass hierfür weder ihre Form, noch nach Rabl-Rückhardt's Beobachtungen ihr Verbalten beim lebenden Thier irgend welchen Anhalt bietet. Bei ihrer 62 Isopoda. sehr frei beweglichen Einlenkung zeigen sie nämlich auf Anlass der ge- ringsten Erschütterung des Wassers sehr ausgiebige passive Bewegungen, was mit den Anforderungen an ein Gehörorgan schwer vereinbar ist. D. Ein Sinnesorgan unbekannter Natur ist von Leydig noch bei Oniscus mtoririus im Anscbluss au den aus der hinteren Gehirnau- schwellung seitlich hervortretenden Nerven (Taf. XX , Fig. 4, g^) aufge- funden und bildlich dargestellt worden. Der betreifende Nerv (Fig. 5, n) löst sich nämlich in mehrere Fasern auf, dereu jede an eine zarte , durch- sichtige kugelrunde Kapsel (Fig. 5, a, b, c) herantritt. Den Inhalt dieser Kapseln bilden vier bis sechs grosse, mit einem Kern versehene Zellen, welche rosettenförmig um den Mittelpunkt gelagert sind und sich zum Theil einander decken. Ueber die Lagerungsbeziehung dieses Organes zum Kopf-Integument hat Leydig keine Angaben gemacht. 4. Verdauungsorgane. A. Der Darmkanal der Iso-poden verläuft, wie bei der überwiegenden Mehrzahl der Crmfucccn, ohne Windungen zu beschreiben, auf direktem Wege vom Munde zum After und kommt somit der Körperlänge etwa gleich. Demjenigen der meisten Entomostraken gegenüber erweist er sich als auf einer höheren Stufe der Ausbildung stehend dadurch, dass — wie bei den Amphipodcn und I), Ligidium: Taf. XIX, Fig. 1, /( und Lajia) sind sie regelmässig zu zwei*) Paaren vor- handen, w'ährend sich bei Paranthiira, Pranisa, Gyge, Hemioniscus, Orypto- niscus u. A. ihre Zahl auf ein einzelnes Paar reducirt. Die Angabe Rathke's von sieben Paaren traubenförmiger Leberorgane bei Boinjrus und Phryxus, beruht, wie aus Cornalia's Darstellung hervorgeht, auf einer Verwechselung der Ovarien mit denselben. Auch dürfte es angesichts ihrer Form und ihrer Einmündungssteile in den Darnikanal noch fraglich sein, ob die drei Paar drüsiger Organe, welche Rathke bei Aegu hi- caiinafa (Taf. XVIII, Fig. 4, rß) als „Fettkörper oder Lebern" bezeichnet, in der That diesen Namen verdienen oder wenigstens als homologe Or- gane der eigentlichen Leberschläuche angesehen werden können. Zwar zeigen dieselben ganz ähnliche quere Einschnürungen, wie sie den Leber- schläuchen der Oniscinm eigen sind, erreichen aber einerseits nur das Ende des ersten Vierttheils der Körperläuge, wie sie andererseits mit einem *) Milne Edwards bildet zwar (Hist. nat. d. Crust. pl. 4, Fig. 3) von Ligia oceanica drei Paare dunner Leberschläuche ab, von denen zwei bis nahe zum hinteren Ende des Darmes, das dritte nur etwas über die Mitte seiner Länge reichen; doch steht dem die bestimmte Aufabe von Lereboullet entgegen, wonach bei Lüjia ebenso wie yi&i Ligidium, Porcellio und Oniscus niemals mehr als zwei Paare von ihm aufgefunden worden sind. 74 Isopoda. kurzen gemeinschaftlichen Ansfiihrungsgangjederseits schon auf der Grenze von Oesophagus und Magen sich einsenlien. Die gewöhnliche Eiumündungsstelle der Leberschläuche in den Darm- kanal ist diejenige, wo das Intestinum sich gegen den Magen abschnürt (Taf. XV^III, Fig. 5, 6, 8 u. 10, hc). Sie schlagen von hier aus die Richtung nach hinten ein und laufen mitbin — bei der Ausbildung von zwei Paaren — entweder zu den Seiten des Intestinum entlang oder legen sich, das eine Paar der oberen, das andere der unteren Darrawand auf: letzteres Verhalten zeigt z. B. die Gattung Ligidiuni, bei welcher jedoch das hin- terste Ende aller vier Schläuche sich oberhalb des Darmes zu einem Knäuel vereinigt (Taf. XIX, Fig. 1, h). Bald dem Darmkanal selbst an Länge gleichkommend {Äsdlus: Taf. XVII, Fig. 1, AnnadiUidiwn: Taf. XVIII, Fig. 6), bald hinter derselben beträchtlich zurückstehend {Idothea, PorcrUio: Taf. XVIII, Fig. 5), lassen sie auch ihrem Volumen wie der Beschaffenheit ihrer Oberfläche nach mehrfache Verscliiedenheiten wahrnehmen. Es kann nämlich ihr Contour entweder {Asellus: Taf. XVII, Fig. 1) nur sehr kleine wellige Einkerbungen, der Grösse der ihre Wan- dungen besetzenden secernirenden Drüsen entsprechend, darbieten, oder derselbe kann tief und auf beiden Seiten alternirend eingeschnitten {Ar- madiUidium: Taf. XVIII, Fig. 6) erscheinen. Im letzteren Falle bieten diese Schläuche, was in besonders ausgesprochenem Maasse bei Oniscus und Porcellio der Fall ist, das Bild dar, als seien sie in Windungen um ihre Axe gedreht. Während die Leberschläuche bei der Sechs- und Vierzahl dem Darm- kanal im Allgemeinen an Volumen nachstehen, nehmen sie, auf ein ein- zelnes Paar reducirt, an Weite oft sehr beträchtlich zu. Schon bei Pa- ranthura erreichen sie bald nach ihrer Einmündung in das hintere Ende des Magens, bei welcher sie sich retorteuiörmig abschnüren, völlig die Weite des Intestinum, während sie bei den parasitisch lebenden Formen diese, wie es scheint, durchweg selbst sehr beträchtlich übertreffen. Bei Gyge finden sie sich als zwei sehr voluminöse und unregelmässig gewun- dene, cylindrische, parallel neben einander herlaufende Schläuche ventral- seits von dem Darmkanal, den sie wohl fünf- bis sechsmal im Quer- durchmesser übertreffen, vor, indem sie vielleicht auch hier schon ihre ursprüngliche Funktion als galle-absondernde Drüsen aufgegeben haben und die in den Magen gelangende flüssige Nahrung in sich aufzunehmen bestimmt sind. Mit Sicherheit beobachtet ist diese ihre Betheiligung an der Aufnahme der Nahrung bei den parasitisch lebenden Weibchen von Anceiis (Pranim), Hcmioniscus, Cruptoniscus und Verwandten, bei welchen, wie bereits oben bemerkt, auf ihre Kosten der eigentliche Darm verküm- mert oder selbst ganz schwindet, während sie selbst die Form von sehr voluminösen, ja sogar den grössten Theil der Leibeshöhle einnehmenden Säcken {Hcmioniscus: Taf. X, Fig. 13 u. 14, in) annehmen. Die Struktur der Leberschläuche anlangend, so bestehen dieselben aus einer zarten, strukturlosen Aussenmembran, welcher sich eine Schicht Or^nnisation, 75 dicht aneinander gedrängter, einzelliger, gegen das Lumen halbkiiglig hervorspringender Drüsen (Asilhts: Taf. XVII, Fig. 1, 2, ArmadilMium : Taf. XIX, Fig. 3) in der Richtung nach innen anschliesst. Dass diese Drüsenschicht an ihrer Oberfläche wieder von einer zarten Cuticula beklei- det wird, ist, obwohl es von Lereboullet für die Oniscinen direkt in Ab- rede gestellt wird, nach der Analogie zu vermutben. Das im Lumen der Leberschläucbe enthaltene braungelbe Secret dieser Drüsen lässt zahlreiche zellenförmige Körperchen in sich suspendirt wahrnehmen, welche Lere- boullet zu der Ansicht veranlassten, es handele sich bei denselben um Drüsenzellen, welche sich von der Schicht abgelöst hätten und welche ununterbrochen durch neu gebildete ersetzt würden. Dieses als Galle zu betrachtende flüssige Contentum wird durch einen kurzen Ausführungsgang, unter welchem sich die beiden Leberschläuche derselben Seite vereinigen, in den Darmkanal entleert; in diesen münden die beiden Ausführungs- gänge dicht bei einander auf der Mitte seiner oberen Wand. Mit der Um- wandlung der nur zu einem Paar vorhandenen Leberschläuche in weite Verdauungssäcke, wie sie den parasitischen Isopodcn zukommen, scheinen die secernirenden Drüsen zu schwinden; wenigstens geschieht ihrer in solchen Fällen keine Erwähnung. Im Gegensatz zu den, wie es scheint constant vorhandenen Leber- schläuchen treten anderweitige, mit dem Darmkanal in näherer Beziehung stehende Drüsen nur bei einzelnen /soj^odm-Gattungen auf. Als solche sind z. B. zwei sehr umfangreiche Drüsengruppen zu erwähnen , welche sich seitlich dem erweiterten vorderen Darmabschnitt der Gattung Gygv. (Taf. XVIII, Fig. 1, 2, (ß) anlegen und sich auch noch auf eine kleine Strecke des darauf folgenden cylindrischen Theiles fortsetzen. Dieselben bestehen ans einer grossen Anzahl niaulbeerförmig aneinander gelagerter kugliger Acini mit granulirter Oberfläche und werden von Cornalia als „Speicheldrüsen" in Anspruch genommen. Ob ihnen indessen eine der- artige Bedeutung zugesprochen werden kann, muss schon mit Rücksicht auf ihre Lage sehr fraglich erscheinen, welche fast eher auf einen Zu- sammenbang mit den Zellen des erweiterten Darmabschnittes hindeuten möchte. Eher könnten vielleicht auf den Namen von Speicheldrüsen An- spruch machen kleinere Drüsen, welche von Dohrn zu den Seiten des Oesophagus von Franim (Taf. XV, Fig. 11 u. 12) zu drei und von Paranfhnm zu zwei Paaren aufgefunden worden sind und deren Aus- führungsgänge ihm in den Oesophagus auszumünden schienen. 5. Excretionsorgane. Für Asellus aquaticiis ist zuerst von Zenker auf ein eigenthümliches Organ hingewiesen worden, welches sich in beiden Geschlechtern und in besonderer Auffälligkeit bei jugendlichen Individuen zu beiden Seiten des Darmkanales vorfindet und sich vom drittletzten Mittelleibssegment bis gegen das Ende des Postabdomen hin erstreckt (Taf. XVII, Fig. 7, gl). Junge Individuen lassen, in zwei Parallelreihen angeordnet, je sechs grosse 76 Isopoila, weissg'länzeude Flecke erkenueD, von denen die drei vorderen je einem der drei letzten Mittelleibsringe zukommen, die drei hinteren dagegen auf den grossen Schwanzscliild fallen. Bei anderen Individuen können sich diese grossen Flecke, wie es unsere von 0. Sars entlehnte Figur zeigt, auch je in drei bis vier kleinere, hinter einander liegende auflösen, wäh- rend sie sich bei volhvüchsigen Thieren mit einander zu einer fortlaufen- den Röhre vereinigen, welche zu beträchtlicher Stärke anschwillt und auf ihrer Wandung verästelte dunkele Streifen erkennen lässt. Von diesen mithin zuletzt schlauchförmigen und eine weisse Masse beherbergenden Organen lässt sich eine aus ihrer Mitte entspringende kurze Röhre gegen die Geschlechtsöffnungen hin verfolgen ; doch blieb es zweifelhaft , ob letztere daselbst ausmündet. Der weisse Inhalt besteht aus äusserst kleinen, durchsichtigen, farblosen und stark lichtbrechenden Körnchen, welche sich jedoch bei Anwendung der bekannten Reagentien (Salpeter- säure, Ammoniak u. s. w.) nicht als Harnsäure erweisen. Es scheint demnach die Deutung als Harnorgane ausgeschlossen , während anderer- seits eine Beziehung zu den Fortpflanzungsorganen gleichfalls nicht nach- weisbar ist. Während das seiner Natur nach zur Zeit zweifelhafte Organ bei anderen Isojmdcn bis jetzt nicht aufgefunden worden ist, tritt es nach 0. Sars in wesentlich übereinstimmender Form und Lage bei den Cuma- ceen auf, vielleicht aber auch, wie aus einer " Andeutung von Mi Ine Edwards geschlossen werden kann, bei verschiedenen höheren Drccqwdin- Formen. Leydig, welcher die aus der Bruttasche entnommenen Em- brj'onen des AsrU.us darauf untersuchte, fand dieselben weissen Körnchen, welche sich bei weiter vorgeschrittenen Individuen zu grösseren Massen vereinigen, hier noch in den Zellen des den Darmkanal umgebenden Fett- körpers abgelagert, woraus für die Bedeutung der dieselben später ein- schliessenden Behälter allerdings kaum mehr gewonnen wird, als dass sie nicht als Drüsen angesprochen werden können. An einer fast entsprechenden Stelle der Leibeshöhle kommen übri- gens bei den Oniscincn wirkliche Drüsen, welche von N. Wagner mit den kreideweisseu Organen des Ascihis aqiiaficus — offenbar aber mit Unrecht — verglichen worden sind, vor. Dieselben werden von dem genannten Beobachter nur nebenher bei Beschreibung des Herzens und der aus dem hinteren Theil desselben hervorgehenden Gefässe erwähnt und liegen nach seiner von uns reproducirten Figur (Taf. XIX, Fig. 5, (ß) in grosser Anzahl beiderseits am hinteren Ende des Darmkanals im ganzen Bereich des Postabdomen. Ueber ihre Struktur und Bedeutung müssen detaillirtere Untersuchungen Aufschluss geben. Dass sie mit den im Folgenden zu erwähnenden Spinndrüsen^der Oniseinen identisch sind, kann nach den von Lereboullet über letztere gemachten Angaben kaum angenommen werden. Es ist bekannt, dass die Porcellio- Arten beim Ergriffen werden aus der Spitze ihres letzten als Appimliccs candnlcs bezeichneten Spaltbein- paares eine klebrige Masse hervortreten lassen , welche die Form eines Organisation. 7 7 oft 2 bis 3 cm langen Fadens nach Art des Spinnenfadens auniuinit. Nach Lereboullet's Untersuchungen ist dieselbe das Produkt von Drüsen, welche ihren Sitz beim Ursprung des Basalgliedes jenes Glied- raassenpaares im allerbintersten Theile des Postabdoraeus beiderseits vom Mastdarm haben. Diese Drüsen, welche man aus der Höhlung des Basal- gliedes mit einer Nadel leicht herausziehen kann, sind zu vier bis sechs jederseits vorhanden, halten im Durchmesser ungefähr 0,30 mm und be- stehen je aus etwa zwanzig durchsichtigen Bläschen von uuregelmässig konischer Form, deren Spitzen sich zur Herstellung einer Rosette in einem gemeinsamen Centrum vereinigen. In ihrer Grösse schwankend, messen sie an ihrer Basis bis zu 0,075 mm. Aus einem solchen Knäuel Hess sich verschiedene Male ein feiner cylindrischer Kanal hervortretend wahr- nehmen, der weitere Verlauf desselben im Innern der Gliedmassen jedoch nicht feststellen. Ausser bei Forccilio fanden sich diese Drüsen auch bei Oniscus und ArmadUlkUuni, welche Gattungen dadurch in eine gewisse Analogie mit den Arancinni treten; ihre Falfs spurii des letzten Paares würden die Rolle der Spinnwarzen jener, wenngleich in viel unvollkom- menerer Weise, übernommen haben. 6. Cirkulationsapparat. Mehr oder weniger eingebende Untersuchungen über den Cirkiüations- apparat der Jsopoden sind bisher von Rathke an Idoflica und Äcga, von Brandt, Lereboullet und N.Wagner an PorcdUo, von Lereboul- let an Ligidium, von Kowalevsky an Idothea, von 0. Sars an ÄscUus und Jdcm, von van Beneden und A. Dohrn an Anccits (Praniza) und von Dohrn an Paranthnm angestellt worden. Die von diesen Autoren gemachten Angaben, unter denen die von Kowalevsky herrührenden für die folgende Darstellung nicht verwertbet werden konnten, weichen indessen so vielfach und in so wesentlichen Punkten von einander ab, dass es zur Zeit schwer hält, sich nur ein einigermassen einheitliches Bild von diesem Organsystem zu construiren. Als allen bisher unter- suchten Gattungen gemeinsam ergiebt sich im Grunde nur ein in der hin- teren Körperhälfte liegender länglicher Herzschlauch, aus dessen vorderem Ende ein die Richtung gegen den Kopftheil einschlagendes Gefäss (Aorta) hervorgeht. A. Das Herz hat die Form eines bald schlankeren, bald gedrunge- neren spindelförmigen Schlauches {Ligidium : Taf. XIX, Fig. 4, c), welcher hinterwärts blind endigt und dessen deutlich muskulöse Wandungen so- wohl Längs- wie Ringfasern erkennen lassen. Während es sich durchweg auf den Hinterleib und die letzten Ringe des Mittelleibs, in deren Mittel- linie es dicht unter den Rückenschienen gelagert ist, beschränkt, bietet es in Betreff seiner Längserstreckung doch je nach den einzelnen Gat- tungen nicht unwesentliche Differenzen dar. Bei den Oniscinen (Ligidium, PorccUlo: Taf. XIX, Fig. 5, c) reicht es vom vorletzten Segment des Hinterleibs bis in das vierte des Mittelleibes hinein und kommt somit 78 liopoda. last der Laiben Körperlänge gleich. Kürzer wird es schon bei Jdothea, wo es nach Rathke mir den Hinterrand des fünften Mittelleibsringes erreicht und noch kürzer bei Aeya, wo es nur wenig in den Mittelleib nach vorn hineinragt. Bei Asellus beginnt es nach 0. Sars' bildlicher Darstellung (Taf. XVII, Fig. 7, co) erst im vordersten Theil des grossen Endsegmentes des Hinterleibs, während seine vordere Grenze — bei der ganz allmählichen Entwicklung der Aorta aus demselben — nicht genau festzustellen ist. Sollte es bei Jacra, wie 0. Sars mit Sicherheit be- obachtet haben will, sich wirklich bis zum Vorderrand des zweiten Mittel- leibsringes erstrecken, so würde es hier eine ganz ausnahmsweise, bei keinem anderen Isojmlen bis jetzt beobachtete Längsausdehnung besitzen und dadurch in einen besonders auffallenden Gegensatz zu demjenigen von Praniza und Pdmntlmra treten. Bei der ersteren dieser Gattungen (Taf XIX, Fig. 11, c) reicht das in seiner vorderen Hälfte ziemlich stark erweiterte Herz nämlich nur von der Mitte des drittletzten Hinterleibs- ringes bis in die Basis des vorletzten (letzten grossen) Mittelleibsabschnittes hinein, so dass es noch bei weitem nicht dem vierten Theil der Körper- länge gleichkommt, während es bei Paranthura (Taf. XIX, Fig. 12, c), wo es im drittletzten Hinterleibssegment breit beginnt und, schmaler wer- dend, in der Mitte des sechsten Mittelleibsringes schon wieder endigt, nicht mehr als den sechsten Theil der Gesammtlänge erreicht. In ganz auffallendem Maasse verkürzt erscheint das Herz endlich nach F. Müller- bei Cassidina, wo es, von zugespitzt ovalem Umris-s, sich auf die beiden letzten Mittelleibs- und den ersten Hinterleibsring beschränkt, ferner bei Entoniscus Porcdlauac und Cancronim , wo es, von kugliger Form, beim Weibchen im ersten, beim Männchen im dritten Hinterleibsringe ge- legen ist. Die Umhüllung des Herzens durch zartes, grossmaschiges Binde- gewebe, durch welches dasselbe zugleich an die benachbarten Theile an- geheftet ist, wird für verschiedene der genannten Gattungen hervorgehoben. Die gleichzeitig gemachte Beobachtung, dass in den Hohlräumen dieser Bindegewebshülle Blut circulirt, legt die Annahme nahe, dass dieselbe zu dem Herzen selbst in dem Verhältniss eines Pericardialsinus stehe. Neben den später zu erwähnenden, aus den Wandungen des Herzeus entspringenden paarigen Gefässen sind au demselben bei verschiedenen Gattungen Spaltöffnungen nachgewiesen worden, durch welche vermuthlich das in den Kiemen arteriell gewordene Blut wieder in das Herz zurück- tritt. Die Angaben über diese Spaltöffnungen lauten indessen zum Theil sehr unbestimmt und verschieden. Bei Paranthura soll der innerhalb des Hinterleibs gelegene Theil des Herzens deren zwei, „eine tiefer gelegene rechts, die andere etwas höher links" besitzen und zwei andere vtnöse Spalten sollen dem in den Mittelleib hineinragenden Abschnitt zukommen. Dem Herzen von Praniza (Taf. XIX, Fig. 11, ov), werden „vier seitliche Spalten, in jedem Hinterleibssegment eine" zugeschrieben. Bei Porcdlio spricht N. Wagner das eine Mal in höchst unbestimmter AVeise davon. Organisation. 79 dass drei der sechs vorhandenen „Herzkammern" von „den mit Klappen versehenen halbmondförmigen Oeffuungen" durchbohrt seien und erwähnt derselben später noch einmal als „seitliche Oeffnungen", durch welche das im Hinterleib cirkulirendc Blut in das Herz zurücktrete. Bei Asclhis (Taf. XVII, Fig. 7, os) vermuthet 0. Sars paarige seitliche Spalt- öffnungen in jedem der vom Herzschlauch durchlaufenen Körpersegmente, wenngleich er solche nur zu drei Paaren, und zwar den drei hinteren Mittelleibssegmenten entsprechend, direkt wahrzunehmen vermocht hat. Das sich durch die ganze Länge des Hinterleibes erstreckende Herz von Anilocm besitzt nach F. Jlüller vier (oder fünf?), abwechselnd rechts und links liegende Spaltöffnungen, dasjenige von Cassidina deren zwei Paare, von Entoniscus sogar nur ein einziges Spaltcnpaar. Bei Crijpto- niscus hat Fraisse dagegen wieder zwei Paare beobachtet. B. Die Aorta ist ein feines, cylindrisches Gefäss, welches ungleich zartere Wandungen als das Herz besitzt und aus dem vorderen Ende dieses entweder unter ganz allmählicher Verjüngung (PorcelUo, Ligidium, Asellus : Taf. XVII, Fig. 7, ao, XIX, Fig. 4, 5, ao) oder in scharfer Ab- schnürung (Praniza, Pamnfhum: Taf. XIX, Fig. 11, 12, ao) hervorgeht. Bei Jaera, Paranthum und Praniza kann sich das Herz durch eine dop- pelte innere Klappe gegen die Aorta hin abscliliessen. Abweichend von allen vorstehend erwälinten Gattungen, bei welchen die Aorta als einzel- ner Gefässstamm die gerade Richtung gegen den Kopftheil hin einschlägt, soll dieselbe bei Tdofhca nach Rathke's Angabe sich schon nach kurzem Verlauf gabeln und es sollen die beiden aus ihr hervorgehenden Aeste, nur wenig divergirend, auch ihrerseits in den Kopftheil eindringen. Bei Acga würden nach demselben Beobachter zwei solche neben einander her laufende Gefässstämme sogar gleich von vorn herein getrennt (?) aus dem Herzen entspringen, um denselben Weg gegen den Kopftheil hin einzuschlagen. Das Verhalten der unpaaren Aorta hat sich bei den darauf näher untersuchten Gattungen als ein sehr verschiedenes herausgestellt. Bei Praniza (Taf. XIX, Fig. 11, ao) giebt sie wäbrend ihres langen Verlaufes vom Herzen bis zum oberen Gehirngauglion keinerlei Zweige ab und ver- liert, bei der Oberlippe angelangt, ihre Wandungen, um das aus ihrer vorderen Oeffnung hervortretende Blut von nun an zwei divergirenden Strömungen mitzutheilen. Bei Paranihura (Taf. XIX, Fig. 12, ao) zeichnet sie sich dagegen schon im Bereich der Mittelleibssegmente durch wieder- holte Abgabe von Seitenästen aus, welche sich jedoch eigenthUmlicher Weise auf die vier vordersten concentriren ; im ersten und vierten Mittel- leibssegment ist es je ein, im zweiten und dritten dagegen sind es je zwei Paare von Arterien (Fig. 12, p), welche in rechtem Winkel von der Aorta abgehen, um sich nach kurzem Verlauf in mehrere Zweige aufzulösen. In welcher Weise sich das in den Kopftheil eintretende vorderste Ende der Aorta verhält, ist bis jetzt nicht näher festgestellt worden. 80 Isopoda. Das bei weitem complicirteste Verhalten bietet nach der Darstellung N. Wagner' s die Aorta bei der Gattung PorcelUo dar. Schon während ihres Verlaufs durch die vorderen Mittelleibsringe sich verzweigend, giebt sie beioi Eintritt in den Kopftheil jederseits einen kleinen Ast zum Magen ab. Sodann gegen das Kopfdach hin aufsteigend, sendet sie zwei starke Arterien an das Ganglion supraoesopliageum , welche sich auf diesem ver- zweigen, bis sie, am Vorderrand angelangt, sich gabelt und den Oesopha- gus mit ihren Endästen umfasst. Letztere verbinden sich an der Unter- seite des Kopftheiles wieder zu einer Schlinge, aus welcher mehrei-e Paare von Arterien zu den Fühlern, Augen, Mundtheilen und zum Gang- lion infraocso/iJiageuni hervorgehen; ausserdem und zwar aus dem untersten und hintersten Theil der Schlinge auch eine unpaare Arterie, welche, in den Mittelleib eintretend, ihre Zweige an die Leberorgane abgiebt. In der Vierzahl vorhanden, laufen diese Zweige an der Innenseite der vier Leberschläuche der ganzen Lauge nach herab (Taf. XIX, Fig. 6). C. Gefässsystem. Im nächsten Auschluss an die Aorta gehen aus dem vorderen Theil des Herzens bei verschiedenen /so/)0(?cy«-Gattungen zwei oder {Fnniiza} selbst vier Arterienstänime hervor, welche der Aorta an Stärke nur wenig nachgeben. Bei Pranim entspringen diese vier Ar- terien mit der Aorta fast gemeinsam aus einer und derselben Stelle, schlagen indessen sofort eine verschiedene Richtung ein, indem die beiden vorderen (Taf XIX, Fig. 11, la) sich der Aorta dicht anlegen und sie auf mehr als die Hälfte ihrer Länge nach vorn hin begleiten, während die hinteren (Fig. 11, n^j) sich im spitzen Winkel schräg nach aussen und vorn wenden. Erstere beide biegen bald hinter der vorderen Grenze des erweiterten Körperabschnittes von Fmniza nach aussen und vorn ab, um sich in zwei Gabeläste zu spalten; letztere bleiben überhaupt unver- ästelt und ergiessen aus ihrem freien Ende — in gleicher Weise wie jene aus ihren Spaltästeu — ihr Blut frei in die Leibeshöhle. Da das gesammte Gefässsystem von Praniza sich auf diese beiden Arterienpaare beschränkt, so erscheint es in höchst einfacher Weise angelegt und stellt sich hier- durch in einen auffallenden Gegensatz zu demjenigen von PamnfliHra, welches mit ihm den mit der Aorta gemeinsamen Ursprung von Arterien- Stämmen aus dem vorderen Theil des Herzens theilt. Hier sind jedoch diese sich der Aorta dicht anlegenden und sie in ihrem Verlauf nach vorn bis zum Vorderrande des zweiten Mittelleibssegmentes begleitenden Haupt- Arterienstämme nur zu einem Paare (Taf. XIX, Fig. 12, la, la) vorhan- den, während zwei andere, den beiden letzten Mittelleibsringen entspre- chende Paare hinter ihnen aus den Seitenwandungen des Herzens hervor- gehen und sich, die Richtung nach rechts imd links einschlagend, im Bereich der betreffenden Leibesabschnitte mehrfach verästeln. Die aus den beiden Haupt-Längsarterienstämmen entspringenden Seitenäste (Taf XIX, Fig. 12, r, r) sind zu vier Paaren vorhanden und stehen gewissermassen in einem vikariirenden Verhältniss zu den sich von der Aorta abzweigen- den: im fünften Mittelleibssegment nämlich, wo letztere fehlen, sind sie Urganisatioii. g]^ stärker und verästeln sie sich mehrfach, im zweiten, dritten und vierten dagegen, wo jene vorhanden sind, erscheinen sie schwächer und unverästelt. Erst nahe dem Vorderi-ande des zweiten Mittelleibssegmeutes, unmittelbar nach Abgabe ihrer vordersten Seitenäste, enti'eruen sich die beiden Längs- Arterienstämme von der Aorta, um schräg nach aussen und vorn gegen die Seitenränder des ersten Mittelleibssegnientes zu verlaufen. In geringer Entfernung hinter der Aorta nehmen ferner nach Rathke auch bei Idothea jederseits nahe bei einander zwei Gefässe ihren Ursprung, welche nach vorn und aussen verlaufen und bis in die Seiteneckeu des zweiten Mittelleibssegments verfolgt werden konnten; hier sollen sie seiilingenförmig in einander übergehen (?) und Gefässe für die naheliegenden Muskeln und Eingeweide abgeben. Dass bei den Oniscinen {Porcellio, LujkUam) ein einzelnes Paar grösserer Gefässe (Taf. XIX, Fig. 5, ir) dicht hinter dem Ursprung der Aorta aus der Herzwaudung hervorgeht, um die Richtung nach vorn und aussen einzuschlagen, ist bereits von Brandt und LerebouUet fest- gestellt worden; doch war es erst den auf Injektionen fussenden Unter- suchungen N. Wagner 's vorbehalten, das Verhalten derselben im Ein- zelnen genauer zu ermitteln. Dieselben geben zunächst während ihres Verlaufes nach vorn im rechten Winkel vier starke Seiteuäste zu den vier vordersten Beinpaaren ab, sodann in der Richtung nach innen, und zwar an derselben Stelle, wo die Arterie des ersten Beinpaares sich nach aussen abzweigt, einen starken Ast an die Fortpflanzungsorgane, welcher sich beim Weibchen gabelt und beide Zweige längs der Aussenseite der Ovarien herablaufen lässt. Das vorderste Ende dieser beiden Längsstämme löst sich endlich innerhalb der Seitentheile des vordersten Mittelleibsringes in mehrere Arterienzweige für die dort liegenden Muskelpartien auf, scheint aber ausserdem feine Verzweigungen an die untere Hautschicht (Hj'podermis) abzugeben (?). Dass sich, wie Brandt beobachtet haben will, von der Innenseite der Längsstämme auch Arterienzweige an den Vorder- und Hinterdarm begeben, wird von N. Wagner nicht erwähnt. Ueber den Ursprung paariger Arterien aus den Wandungen der hin- teren Herzpartie hat zuerst Rathke für Idothea und Aega,, später Brandt und LerebouUet für die Oniscinen {Porcellio, Ligidinin) Nachricht ge- geben. Bei Idothea konnte Rathke die Zahl derselben nicht genau ermitteln, doch glaubt er deren mindestens fünf Paare erkannt zu haben, welche er an die Muskeln der hinteren Beinpaare und der ,, Kiemen" gehen sah. Bei Aega spricht derselbe nur von „mehreren", gleichfalls zu den Kiemen verlaufenden Gelassen. LerebouUet fand solcher paa- rigen Gefässe bei Ligidinin fünf, bei Porcellio vier, während Brandt bei letzterer Gattung deren nur drei darstellt; dieselben sind auch nach diesen beiden Beobachtern für die „Kiemen" bestimmt, obwohl wenigstens in der LerebouUet 'sehen Zeichnung von Porcellio ihr Verlauf innerhalb der drei letzten Mittelleibsringe einer solchen Annahme direkt widerspricht Nach den neueren Untersuchungen N. Wagner' s über den Circulations- Bronn, Klassen des Tliiev-Keirlis. \'. 2. (3 82 Isopoda. apparat von PorceJlio stellt sich nun auch in der That, wie zu erwarten war, heraus, dass drei vordere starke, in anniihernd gleichen Abständen von einander aus den Seitenwandungen des Herzeus abgehende Arterien- paare sich direkt in die drei hinteren Beinpaare hineinbegeben, während erst sehr viel weiter nach hinten im Bereich des Postabdomen zwei Paar kleinere Gelasse entspringen, welche für die dort liegenden Muskeln und eigenthiimlichen Drüsengruppen bestimmt sind. Diesen folgt sodann nach N. Wagner am hintersten Ende des Herzschlauches noch ein drittes Paar, welches um den Mastdarm herum auf die Bauchseite gelangt, um an dieser in paralleler Richtung nach vorn bis an die Basis des ersten Paares der Pedcs S2>nrn zu verlaufen und sich hier schlingenförmig zu vereinigen. In diese als „Kiemenarterien" bezeichneten Gefässe münden die in den Respirationsorganen circulirenden Blutströme ein. So verschieden nun die Angaben über den Ursprung der Arterien bei den vorgenannten Gattungen lauten und so wenig daran zu zweifeln ist, dass erneuete Untersuchungen noch manche in denselben hervortretende Lücken und Widersprüche beseitigen werden, so stimmen sie, von Paran- thtim abgesehen, wenigstens darin mit einander überein, dass alle grösseren Stämme nur direkt aus dem Herzen hervorgehen und sich mithin auf die hin- tere Körperhälfte concentriren. Dem gegenüber muss es Bedenken erregen, wenn 0. Sars sich für Aselbis der Ansicht zuneigt, dass bei dieser Gat- tung innerhalb jedes der sieben Mittelleibssegmente ein Arterienpaar aus dem Centralorgan des Gefässsystems seinen Ursprung nehme, um sich auf direktem Wege in das ihm entsprechende Beinpaar hineinzubegeben ; denn es könnte dies nur in der Weise gedacht werden, dass die vorder- sten dieser Arterienstämme nicht mehr aus dem Herzen sondern ans der Aorta hervorgingen. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden genauere Untersuchungen auch für Äsellus ergeben, dass nur die drei hinteren Beinpaare ihre Gefässe direkt aus dem Herzen, die vorderen dagegen aus zwei grösseren Arterienstämmeu empfangen, welche wie bei Porcdlio u. A. in der Nähe des Aorten-Ursprunges sich abzweigen. Auch das könnte u. A. zweifelhaft erscheinen, dass, da bei den Oiüscinen geschlos- sene Arterien in die Fühlhörner eintreten, dieselben bei Äsdlns nur durch lacunäre Blutströme ersetzt sein sollen. Andererseits dürfte es freilich immerhin gerechtfertigt erscheinen, die Frage aufzuwerfen, ob die von N. Wagner durch Injektionen von Carminlösung gewonnenen Bilder von dem Gefässsystem der Gattung Porccil'to in der That zu dem Schhiss berechtigen, dass überall da, wohin jener Farbstoff eingedrungen, es sich um mit Wandungen versehene Gefässverzweigungen handele. Unter allen Umständen ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass gleichwie die Blutflüssigkeit zuletzt aus geschlossenen Gelassen sich in Hohlräume er- giesst, so auch die Carminlösung aus der terminalen Oeflfnung jener aus- getreten sein könne. Wenn es nun aber auch einerseits nicht gerade wahrscheinlich ist, dass so ähnlich gestaltete und nach den verschiedensten Richtungen hin I Organisation. g3 gleich vollkommen organisirte Jsojwden-Formen , wie die jhcUinen und üiiisclncn, so aiit'falleude Verscliiedeulieiteu iu deu Kreislanfsorgauen, wie die eben angedeuteten, besitzen sollten, so können doch andererseits be- trächtliche Abstufungen in der Ausbildung eines Gefässsystems ebenso wenig bei systematisch sich ferner stehenden Gruppen, wie je nach dem Altersstadium der Individuen irgendwie in Frage kommen. Bei dem zweiten Entwickhingsstadium von Crypfontscm pwßiri, an welchem schon ein beträchtlicher Grad der ritckschreitenden Metamorphose in die Augen fällt, konnte Fraisse im Anschluss an den mit zwei Spaltpaaren ver- sehenen und schnell pulsirenden Herzschlauch arterielle Gefässe überhaupt nicht wahrnehmen, und ebenso wenig werden solche von F. Mililer für das kurze, kuglige Herz der Gattung Entonisciis erwähnt. Ob solche in einem früheren Entwicklungsstadium vorhanden sind , ist bis jetzt nicht festgestellt, während dagegen an dem noch weiter degradirten dritten Stadium nicht einmal das Herz selbst noch zu erkennen war — ein Um- stand, dessen auch von Buchholz für das spätere Entwicklungsstadium der Gattung Henüoniscus Erwähnung geschieht. Während bei diesen schmarotzenden Asseln also otFenbar das Gefässsystem in gleicher Weise wie die Körpersegmentirung und die Gliedmassen mit zunehmendem Alter in der Rückbildung begriffen ist, wird es durch andere Beobachtungen ausser Zweifel gestellt, dass bei jugendlichen Individuen verschiedener freileben- der Isopoden die Ausbildung arterieller, aus den Herzwandungen hervor- gehender Gefässe noch nicht vor sich gegangen ist. Lereboullet, welcher dies zuerst für die Landasseln festgestellt hat, giebt an, dass au dem Herzschlauch eines jung ausgeschlüpften Porcellio (Taf. XIX, Fig. 8, c) sich nur eine nach den Individuen schwankende Zahl von Spaltöffnungen {ov), welche durch Klappen verschliessbar und meist nicht einmal sym- metrisch angeordnet waren, dagegen keine Andeutung von Arterien er- kennen Hess und dass an der vorderen Grenze des Herzens, von welcher später zu den Seiten der Aorta die grossen Längsgefässe abgehen, sich auch nicht einmal Spaltöffnungen vorfanden. Ebenso wenig erwähnt auch F. Müller an dem von ihm dargestellten Herzschlauch einer jungen Cassi(li)ia und gleichfalls jungen Aiülocm irgend welcher Gefässstämuie, sondern nur der auch hier sehr deutlichen Spaltöffnungen. D. Kreislauf. Der an seinem hinteren Ende geschlossene Herz- schlauch in Verbindung mit den seine Wandungen durchsetzenden venösen Ostien und mit den aus denselben weiter nach vorn abgehenden arteriellen Gefässen lässt den Kreislauf der Isopoden nur in der Weise denkbar er- scheinen, dass das Blut durch die Contraktion der Herzwandungeu in der Richtung nach vorn und peripherisch in den Körper getrieben wird und dass es, auf denselben Wegen nach hinten zurückkehrend und nachdem es im Be- reich des Hinterleibes durch Contakt mit den Athmungsorganen chemisch ver- ändert worden ist, durch die venösen Ostien wieder in das Herz zurücktritt. Sind ausser der Aorta geschlossene Gefässe überhaupt nicht vorhanden oder fehlt, wie es nach den bisherigen Angaben über verschiedene Bopyriden G* g4 IsopoJa. scheint, selbst diese, so bleibt nur die Annahme übrig, dass von den allein vorhandenen, durch Klappen verschliessbaren Spaltötfnungen die einen dem Ausstossen, die anderen dem Wiedereintritt der Blutflüssigkeit dienen. Dass direkte Beobachtungen über den Blutlauf in sehr geringer Anzahl und in keineswegs erschöpfender Weise vorliegen, erklilrt sich aus der meist sehr undurchsichtigen Beschatfenheit des Integunients wenigstens bei der Mehrzahl der ausgewachsenen Tsopoden zur Genüge. Bei Asdhis aqiiaficus würde nach der Darstellung von 0. Sars die Hauptmenge des in die Aorta getriebenen Blutes, nachdem Läufe desselben in die Fühlhörner eingetreten sind, sich bauchwärts wenden, um in zwei Strömen beiderseits von der Mittellinie des Körpers die Richtung nach hinten einzuschlagen. Diese, durch die aus den Beinen zurückkehrenden Blutläufe beträchtlich verstärkt, würden sodanu durch Oefifnungen(?), welche in die KiemenfUsse führen, in letztere eintreten, nachdem sie zuvor noch einen Lauf an das Endsegment des Hinterleibs und an die Endgritfel ab- gegeben haben. Nachdem das Blut im Innern der lamellösen Kiemen einen sehr lebhaften Rundlauf durch das ganze sehr reiche Kanalnetz derselben ausgeführt hat, tritt es aus denselben fast an derselben Stelle in die Leibeshöhle zurück, um aus dieser durch die venösen Osticn wie- der aufgenommen zu werden. Am deutlichsten ist die Circulation der Blutzellen wahrzunehmen in den Fühlern, Beinen, dem grossen End- segment des Hinterleibs und in der äusseren Lamelle des ersten Paares der Kiemenfüsse. An der Basis der beiden crsteren häufen sich die grossen ßlutzellen an, um längs der RUckenseite bis zur äussersten Spitze einzudringen und von da längs der entgegengesetzten Seite wieder zurück- zukehren. Linerhalb der Ausseulanielle des ersten Kiemenfusspaares be- schreiben sie regelmässig grössere und kleinere Bögen. An den Oniscincn lässt sich der Blutlauf, wenigstens bei erwachsenen Individuen, wegen der Undurchsichtigkeit des Integuments in seiner To- talität nicht beobachten; höchstens dass er bei Individuen, welche man in der Rückenlage unter Wasser fixirt (Lereboullet), im Bereich der Pedes spurü verfolgt werden kann. Für den übrigen Körper wird er also nur aus der Vertheilung der vom Herzen abgehenden Gefässe geschlossen werden können und aus dieser auch nur dann, wenn es festgestellt ist, ob dieselben sämmtlich als arterielle, oder theilweise als venöse zu be- trachten sind. Letzteres ist wahrscheinlich für die hinter den Beinarterien in das Herz einmündenden Gefässe, welche das Blut aus den Respirations- organen dem Herzen wieder zuzuführen scheinen und in diesem Fall nicht (nach N. Wagner) als ^4rfc>-('«e brandiiales, sondern, wie es Lere- boullet thut, als Vcmie hranehialcs {Taissecmx hmncltio-cayilinqucs) zu bezeichnen wären. Für die Bedeutung dieser letzteren kommt aber wieder der Umstand in Betracht, ob neben ihnen noch Spaltöffnungen im hinteren Theil des Herzens vorhanden sind, wie es von N. Wagner angegeben wird, oder ob solche den ausgewachsenen Individuen — im Gegensatz zu den ganz jugendlichen — nach Lereboullet fehlen. Beide Autoren Organisation. 85 nehmen im Hinterleib zwei seitlieh vom Herzen liegende wauduugslose Blutläute au, welche das aus dem Vorderkörper zurückkehrende Blut in sich ansammeln ; doch gehen ihre Ansichten darüber auseinander, wie sieh dieses Blut zu den Athmungsorganen verhält. Nach Lereboullet würde nämlich die gesammte sich hier ansammelnde Blutmenge durch die Re- spirationsorgane hiudurchgetrieben, um aus diesen durch die allein mit dem Herzen commuuicirenden Venae limncJiicdcs arteriell wieder in das- selbe zurückzutreten. N^. Wagner dagegen glaubt, dass von den beiden grossen abdominalen Blutläuf'eu sich nur Abzweigungen in die lamellösen Pedrs siiKrii — und zwar zunächst in die zur Luftrespiration dienenden Kiemendeckel , dann erst in die darunter liegenden Kiemen — begeben, dass dagegen die Hauptmasse des Blutes nicht oxydirt, also direkt durch die seitlichen Spaltöffnungen in das Herz wieder eintritt. Es würde nach ihm also eine Vermischung des durch die Vcnac hmncliiaJcs zurück- geführten Kiemenblutes mit dem — ofltenbar quantitativ überwiegenden — Körperblut vor sich gehen ('?). Leichter ist es, sich eine Einsicht iu die Blutcirculation an den zart- häutigen, aus der Bruttasche des Weibchens entnommenen Jungen der Forceümwn oder an den noch in der Eihülle steckenden Embryonen zu verschaffen. Bei letzteren ist nach Lereboullet's Beobachtungen noch keine deutliche Scheidung von Aorta und Herzschlauch wahrzunehmen und das zu dieser Zeit noch einfach spindelförmige Gefäss hinten ge- öffnet. Mit dem bei den ausgeschlüpften Jungen erfolgenden Schluss des hinteren Endes bilden sich die bereits oben erwähnten seitlichen Spaltöffnungen (Taf. XIX, Fig. 8, or), deren lippenförmige Ränder an- geschwollen und mit einem an der .\ussenwand liegenden kugligen Vor- sprung (Taf. XIX, Fig. 9, v) versehen sind, ausserdem eine doppelte innere Klappe (Taf. XIX, Fig. 8, v) auf der Grenze von Herzschlauch und Aorta; von Gelassen ist zu dieser Zeit noch keine Spur wahrzunehmen. Zu beiden Seiten des Herzschlauches lässt sich nun deutlich eine lakunäre Blutbahn erkennen, in welcher die Blutkörperchen die Richtung von vorn nach hinten einschlagen. Beim Embryo treten dieselben durch die Oeff- nuug am hinteren Ende des Herzens oder zugleich durch die schon im Entstehen begriffenen seitlichen Spaltöffnungen in den Herzschlauch ein; beim ausgeschlüpften Jungen dagegen sind es die jetzt schon in grösserer Anzahl ausgebildeten letzteren allein, welche ihnen den Durchtritt gestatten. Bei der Systole scbliessen sich die beiden Lippen der Spaltöffnungen fest aneinander und sperren das Herz gegen den Blutraum ab ; bei der Diastole öffnen sie sich und lassen Blut eintreten. Die Aortenklappe öffnet sich in der Richtung von hinten nach vorn, um Blut aus dem Herzschlauch in die Aorta eintreten zu lassen; ihr darauf folgender Schluss verhindert seinen Rücktritt. Die Pulsationen des Herzschlauches und der Aorta, an welcher sie bis zum Kopftheil verfolgt werden können, sind isochronisch und er- folgen in der Minute zu mehr als zweihundert; durch dieselben werden die Blutkörperchen in der Richtung nach vorn geschleudert. Nur bei Ver- gg, Isopoda. langsamung der Herzthätigkeit werden sie abwechselnd nach vorn und hinten geschoben, während andere beim Eintritt in die Spaltöffnungen einige Zeit lang zwischen den Klappen sitzen bleiben. — Die Blutkörper- chen sind an Form und Grösse verschieden. Bei erwachsenen Keller- asseln (Taf. XIX, Fig. 10) messen die grössten 0,03 mm im Durchmes- ser; sie sind kuglig und besitzen theilweise ein gleichmässig granulirtes Ansehn, theils eine hellere Peripherie oder ein dieser anliegendes licht- brechendes Bläschen. Neben ihnen finden sich sehr kleine, welche oft nur den Körnchen jener grossen gleichkommen, ein durchsichtiges An- sebn und eine unregelmässige Form besitzen ; bei jungen Individuen und Embryonen ist letztere Form die allein vorkommende. In Betreif der Frequenz der Herzpulsationen ist noch die Angabe von Fraisse erwähnenswerth , nach welcher bei Cryptoniscus dieselbe auf 160 in der Minute festgestellt worden ist. Sehr auffallend muss rücksichtlich der Circulation die Angabe A. Dohrn's erscheinen, dass bei ParantJmra die aus dem Herzen und der Aorta seitlich hervorgehenden und sich mehrfach verästelnden Arterien einen Zweig abgeben, welcher sich in das Innere je eines von den Gang- lien zu den Beinen verlaufenden Nervenstammes hineinsenken und inner- halb dieses parallel mit den Fasern des Nerven verlaufen soll. Jeder solcher Arterienzweig soll sich ferner, bei dem Ganglion selbst anlangend, in zwei bis drei Aeste spalten und diese sollen dann ihrerseits sich in dem Ganglion nach verschiedenen Richtungen hin biegen, dasselbe durch- setzen und ihre Blutflüssigkeit in lakunäre Räume, welche sich in dem zwischen Gauglienkette und Bauchwand liegenden Binde- und Fettgewebe vorfinden, ergiessen. 7. Respirationsorgane. Um das durch Zufuhr von Sauerstoff erneuerte Blut dem Herzen auf direktestem Wege wieder zuzuführen, sind die bei allen Isopoden in Form von Kiemen (Braneliiai), bei den Landasseln aber nebenher auch als eine Art von „Lungen" auftretenden Respirationsorgane in seiner unmittelbaren Nähe, nämlich an der Bauchseite des Postabdomen gelegen und werden durch die vorderen Paare der Pedcs ^pnrii oder (in manchen Fällen) we- nigstens durch einige derselben gebildet. Der Mangel solcher respiriren- der Spaltbeine des Postabdomen, mit welchem dann auch stets eine ver- änderte Lage des Herzens verbunden ist, spricht gegen die Zugehörigkeit zu den Isopoden, von welchen z. B. die Scheerenasseln {Tanaidae) trotz mancher anderweitiger Analogien ausgeschlossen werden müssen. Von den sechs am Postabdomen entspringenden Paaren der Fedes spurii betheiligt sich das letzte wenigstens niemals aktiv am Respirations- process, während es in vereinzelten Fällen (Idothm, Archirus, Anfhura) durch abwechselnde Zu- und Abfuhr von Wasser wenigstens passiv dabei mitwirken kann. Wiewohl an den vorhergehenden Paaren die für die I irgauisiitiuM. 87 Ordnung cbarakteristische lamellöse Form der Öpaltäste sowohl wie des unpaaren Basalgliedes die Extremität in ihrem ganzen Umfang für die Athmuug geeignet erscheinen lassen könnte, vollzieht sich der Umtausch der Gase in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle doch nur im Bereich eines bestimmten Theiles, nämlich innerhalb des inneren der beiden Spalt- äste, welcher sich durch seine sehr zarthäutige Beschaffenheit als beson- ders hierzu geeignet erweist. In diesem Fall dient der äussere Spaltast, welcher stärker chitinisirt und dadurch resistenter erscheint, dem äusseren oder in situ: oberen (BrancMa) als ein sich ihm von unten her auflegen- der Schutzdeckel {Opcmdiim). Dieses bei ausschliesslicher AVasserathmung als normal anzusehende Verhalten erweist sich nur danu einigermassen modificirt, wenn durch das in ein Operculum umgestaltete sechste Paar der l'cdcs sjnirii (hJofhea, Ärcturus) ein hinreichender Schutz für die vorangehenden respirirenden Spaltbeinpaare bewerkstelligt wird: unter diesen Umständen scheint der Aussenast der vorderen Pcdes spurii bei seiner gleichfalls zarthäutigen Beschaffenheit nicht immer ganz von der Athmung ausgeschlossen zu sein. In ganz eigenthümlicher Weise findet eine solche Betheiligung des inneren Spaltastes {Operculum) dann statt, wenn neben der Wasserathmung gleichzeitig eine Luftathmuug existirt: bei den als „Landasseln" bezeichneten Onisdnm fungiren nämlich die Aussenäste {Operciäa) als Lungen, die Innenäste dagegen als Kiemen. A. Wasser-Athmuugsorgane. Die normale Fünfzahl der respi- rirenden Spaltbeiupaare, wie sie bei den Idothekkn, Sphucrowidm, Aegidcn, Üymotiioiden , Ancckkn u. A. repräsentirt ist, kann sich ausnahmsweise durch Ausfall oder anderweitige Verwendung einzelner Paare vermindern. Als die bekanntesten Repräsentanten eines derartigen Verhaltens sind besonders die Gattungen Äsdlus und Serolis zu erwähnen, von denen erstere nur drei respirirende Pedes spurii (3. 4. 5.) jederseits , letztere sogar deren nur zwei (4. u. 5.) aufzuweisen hat. Bei Asdlus treten auch die beiden vorhergehenden Paare (Taf. XIV, Fig. 13 u. 14. vom Männchen), von denen beim Weibchen das eine überdies ganz wegfällt, bei ihrer Kleinheit und Umgestaltung, selbst als Hülfsorgane offenbar ausser aller Beziehung zur Athmung, während man von den drei ersten Paaren der Gattung Serolis (Taf. V, Fig. 4a, p^ und Fig. 8) bei der freien Einlenkung ihres verlängerten Basalgliedes und der sehr langen und dichten, kammartigen Randbefiederung der Spaltäste wenigstens mit gutem Grunde vermuthen könnte, dass sie durch ihre Schwingungen für die ununterbrochene Zufuhr neuen Wassers Sorge tragen. Uebrigens zeigen die mit der Athmung betrauten Beinpaare beider Gattungen neben man- chen Uebereinstimmungen auch wesentliche Verschiedenheiten. Zu erste- ren würde ihre sehr ansehnliche Flächenentwicklung, die Theilung des Opjcrc'uhim am vordersten freiliegenden Paar durch eine schrägverlaufende Naht und die vollständige Ueberdachung der hinteren Paare durch dieses Operculum zu rechnen sein. Als Abweichungen dagegen würden sich ergeben, dass bei Serolis die innere (obere) respirirende Lamelle des vorderen 88 Isopoda. Paares dem Opirciäuni an Grösse wenig nachsteht, am hinteren (5.) Paar aber beide Lamellen gleich gross, gleich gestaltet und gleich zarthäutig erscheinen, so dass sie vermuthlich beide ftir die Athmung verwandt wer- den: während bei ÄscUiis die respirirende Inneulamelle des vordersten (3.) Paares beträchtlich kleiner als das Operculum (Taf. XIV, Fig. 15: Männchen, Fig. 18: Weibchen) ist, au den beiden hinteren Paaren (Taf. XIV, Fig. 16) die als Kiemen fungirende lunenlanielle aber uicht nur beträcht- lich kleiner als das Opcrculwn, sondern auch in ihrer Textur wesentlich verschieden von diesem (Fig. 16, i) erscheint. Wird die Respiration von allen fünf vorderen Spaltbeinpaaren in Ge- meinschaft bewirkt, so verhält sich die Ausbildung der Kiemen ungleich seltener au den einzelnen nahezu oder völlig gleich, als dass die Kiemen der vorderen und der hinteren erheblich von einander in Grösse, Form und Struktur abweichen. Ersteres scheint bei den Ance'iden der Fall zu sein, wo das Freiliegen der beiden Spaltäste nebeneinander (Taf. XV, Fig. 1, j)') zugleich eine Betheiligung beider an der Athmung nahe legt. Letzteres — die Ungleichheit — tritt in verschiedenen Abstufungen auf. Bei den Idotheiden ist es neben relativen Formverschiedenheiten ganz beson- ders die Grösse der Kieme, welche in der Richtung vom 1. bis zum 5. Spalt- beinpaare progressiv zunimmt, wenn auch, wenigstens bei Idothea (Taf XIV, Fig. 1 — 5,i)der Grössenunterschied zwischen derjenigen des 5. und 4. Paares ein relativ geringerer ist, als an den vorhergehenden. Ausserdem zeigt sich eine deutliche Differenz darin, dass die Kiemen der drei hinteren Paare der Randwimpern, welche den beiden ersten zukommen, vollständig entbehren: während dagegen die Aussenlade an den drei vorderen Paaren (Fig. 1 — 3, e) bewimpert, an den beiden hinteren wimperlos erscheint. Ein viel auffälligerer Unterschied tritt aber zwischen der Innen- und Aussenlamelle der einzelnen Beinpaare bei Idothea darin hervor, dass letztere am 3. bis 5. Paare (Fig. 3 — 5, e) im scharfen Gegensatz zu der milchartig getrübten inneren (/) glashell und durchscheinend, am 1. und 2. Paare dagegen fast ebenso undurchsichtig (Fig. 1 u. 2, e) wie die innere ist. Es scheinen demnach an den beiden vorderen Spaltbeinpaaren beide Lamellen, an den drei hinteren nur die innere als Kiemen zu fungiren, so dass nur letzteren eine Art Opercidum zukommt. Es erscheint dieses Verhalten, welches demjenigen von Scrolis gerade entgegengesetzt ist, um so eigenthümlicher, als abgesehen von dem Schutz, welcher sämmt- lichen kiementragenden Spaltbeinen durch die grossen flügelthürartigen Klappen (Taf. IV, Fig. 12, j/') verliehen wird, die hinteren Kiemen schon durch die ihnen dachziegelartig aufliegenden vorderen gedeckt sind, der 0])ercida also um so eher entbehren könnten. Wesentlich anders als bei Idothea gestaltet sich das Verhältniss der Aussen- zur Innenlamelle an den fünf Spaltbeinpaaren von Sphacroma (Taf. XIV, Fig. 7 — 11). Während dort eine allmähliche Umformung in der Richtung von vorn nach hinten stattfand, setzen sich hier die beiden letzten Spaltbeiupaare (4. u. 5.) in einen scharfen Gegensatz zu den drei Organisation. g9 vorderen. Bei diesen erscheint die Aussenlade .schmal dreiecliig, lang gewimpert, weniger umfangreich als die Innenlade und diese daher nur zu einem geringen Theile deckend. Am vierten und fünften Paar da- gegen ist die Aussenlade (Fig. 10 u. 11, e) mehr oval, durch eine Quer- naht zweifeldrig, kurz gewimpert und die kleinere Innenlade verhüllend. Diese, an den drei vorderen Paaren sich in ihrer Textur nicht besonders auffallend von der Aussenlade unterscheidend, zeigt am vierten und fünften ein weiches, schwammiges Ansehn und lässt auf ihrer Oberfläche eine grössere Anzahl schräg und parallel verlaufender Wülste, welche durch Furchen von einander getrennt sind, erkennen; sie gleicht mithin einer zarthäutigeu, collabirten Blase, deren Wandungen sich abwechselnd be- rühren und von einander entfernen. — Auch bei Anthura macht sich eine auffallende Ungleichheit wenigstens des ersten den folgenden Paaren der Spaltbeine gegenüber geltend. Am ersten Paar fällt die Grösse des Operciilum (Taf. XIV, Fig. 29, e) nicht nur im Vergleich mit der ihm angehörigen Kieme (?) , sondern auch mit den darauf folgenden Paaren (Fig. 27, 28), welche darunter verborgen liegen, auf; auch ist es durch •eine sehr lange Wimperung des Hinterrandes ausgezeichnet. Während nun die schmale Kieme des ersten Paares einfach laraellös und gleich- massig milchig getrübt ist, erscheinen die relativ grösseren und besonders auch breiteren der folgenden Paare (Fig. 27 u. 28, i) längs ihres Innen- randes durch stärkere Chitinisirung resistenter, im Uebrigen aber von weichem, mehr schwammigen Ansehen und mit zahlreichen, leicht erha- benen Querfalten versehen. Ein sehr viel geringerer formeller Unterschied zwischen den vorderen und hinteren Spaltbeinpaaren macht sich bei den Aciiidcii und Cymothoiden bemerkbar und zwar tritt er am wenigsten an den OpcrciiJis hervor, während die Kiemen auch hier in der Richtung nach hinten sich oft voll- kommener gestalten. Jedoch auch letztere können sich in manchen Fällen an allen fünf Paaren noch ganz gleich, in Form von einfachen, zarthäuti- gen Platten verhalten. So ist es z. B. hei Rocinela Deshaysiana M. Edw., bei welcher die Spaltbeiue in der Richtung von vorn nach hinten allmäh- lich an Breite und Länge zunehmen, während dagegen die Opcrcula, deren Aussenrand einwärts gekrümmt und durch eine leistenartige Ver- dickung verstärkt ist, nach hinten hin an Resistenz verlieren; die Kiemen sind hier den Opcradis an Form und Grösse vollkommen gleich und werden durch sie ganz bedeckt. Aefja hicarinata unterscheidet sich hier- von nur dadurch, dass an den beiden vorderen Paaren die Kieme sehr schmal ist und fast frei liegt, während an den drei hinteren Paaren das- selbe Verhalten wie bei Rocinda wiederkehrt. Die Kiemen der letzten Paare, welche keine Randwimperu besitzen, zeigen sich zuweilen etwas blasig aufgeschwollen. Bei Anilocra mcdltcrranca erscheint das bisherige Verhalten zunächst darin moditicirt, dass das vorderste ßeinpaar sich be- trächtlich vergrössert und dadurch die vier folgenden nur in geringer Ausdehnung hinter sich hervortreten lässt. Die Opcmdu sind oval, nicht 90 Isopoda. gewiuipert, beträchtlich resisteuter als die vou ihnen bedeckten Kiemen, die hinteren jedoch bereits blasenartig anschwellbar. Die Kiemen haben fast denselben Umfang wie die Opcrcida ; die erste derselben ist durchaus platt, die folgenden dagegen in zunehmendem Maasse blasig aufgetrieben. Besonders lässt die fünfte starke Höhlungen in Form von Längsfalten über ihre ganze Ausdehnung hin erkennen und verlängert sich an ihrer Basis zu einem gleichfalls gefalteten Zipfel, welcher nach innen und vorn aus dem Opercuhim hervortritt. An den beiden vorhergehenden Kiemen sind diese Eigenthümlichkeiten ungleich schwächer ausgeprägt, resp. nur angedeutet. Abermals um einen .Schritt weiter geht die Entwicklung dieser Organe hei Ncrocila Uvitfafa M. Edw. (Taf. VIII, Fig. 2G, 29, 30, 31). Das Operculum des ersten Spaltbeinpaares hat eine derartige Grössen- entwicklung erreicht, dass es alle folgenden Paare von unten her bedeckt ; dasselbe ist von ovaler Form, entbehrt der Randwimpern und ist resisten- ter als die folgenden, welche blasenartig aufschwellen können und die unter ihnen liegenden kleineren Kiemen vollständig bedecken. Von den fünf Kiemen jederseits erscheint die erste (Taf. VIII, Fig. 29, i) ganz einfach, lamellös, während die zweite bereits einige sehr feine und un- regelmässige Falten erkennen lässt. Die drei letzten dagegen sind in zunehmendem Maasse (die fünfte: Taf. VIII, Fig. 31, i) in Form unregel- mässiger, schräg verlaufender und theils neben-, theils aufeinanderliegen- der, blasiger Wülste aufgetrieben, jedoch in der Weise, dass diese Auf- treibungen besonders stark an der Basis der Kieme erscheinen, während der freie Rand sich wieder mehr blattartig dünn gestaltet. Auch an diesen Kiemen tritt ein nach vorn und innen gerichteter, auf seiner Fläche gefalteter Appendix frei über den Rand des Opcmduni hervor. — Im Vergleich hiermit gestalten sich die Kiemen von (Jymothoa (ovstnmi Lin.) wieder sehr viel einfacher. Die Spaltbeine drängen sich hier auf einen kleinen Raum zusammen und sind von dem erhärteten Ojiercidum des ersten Paares jederseits ganz bedeckt. Die Opcrcida der folgenden Paare sind zarthäutig und vou den Kiemen, welche sich freilich durch geringere Breite (Taf. VIII, Fig. 25, /) unterscheiden, in ihrer Consistenz wenig unterschieden. Letztere scheinen durchweg blasenartig anschwellen zu können, innerlich jedoch von einem Netz feiner Kanäle durchsetzt zu sein. In ebenso mannigfachen wie zum Theil höchst auffallenden Formen treten die Kiemen bei den einzelnen Gattungen der Bopyrinen, deren schmarotzende Lebensweise zu ihrer Umgestaltung offenbar wesentlich beiträgt, auf Bei den ausgewachsenen Weibchen von Bopi/rns und (j^z/qc (Taf. X, Fig. b) finden sie sich als einfache, quere, von dem Aussen- rand her gegen die Bauchseite eingeschlagene Lamellen, welchen eine Gliederung ganz abgeht vor, so dass auf ihre morphologische Aequivalenz mit dem Innenast der normalen Spaltbeiue nur nach der Funktion ge- schlossen werden kann. Bei jüngeren Weibchen dagegen, welche erst auf dem Wege der Rückbildung begriffen sind (Taf. X, Fig. 3 u. 4), haben sie noch mehr die Form von schmaleren nach hinten zugespitzten Org'aiiisation. 91 Blättcheu, an welchen auch eine Zweitheihing noeli andeutungsweise zu eAennen ist und welche, wie die normalen Pcdcs s^mrii, die Richtung von vorn nach hinte« einschlagen. Setzt sich, wie bei den Gattungen Phrijxus, Ci'pon, Jone u. A. das Postabdomen durch seine Schmalheit deutlich gegen den Mittelleib ab, so erscheinen die als Kiemen fungiren- den Teäes spurii als frei aus dem seitlichen Contour hervortretende An- hänge, welche in diesem Fall jedoch eine sehr verschiedene Form an- nehmen können. Bei Ccpon stellen sie lange und schmale, lanzettlich zugespitzte Blättchen dar, bei Phryxus Uppolytes (Taf. IX, Fig. 1, 2) läng- liche, pralle Blasen, mit eingeschnürter Basis. Phri/.ms pnfjHri (Taf. IX, Fig. 7, 8) zeigt an diesen Anhängen darin eine Rückkehr zu den ur- sprünglichen Spaltbeinen, dass auf einem dünnen Stiel, welcher aus jeder Seite eines Hinterleibssegmentes hervorgeht, neben- oder vor einander zwei beerenförmige Blasen folgen, während bei Jone ein jeder dieser stielartigeu Ausläufer durch Spaltung in zahlreiche sich wieder verästelnde Nebenzweige ein wurzelartiges Ansehen erhält. Von dem hierdurch höchst sonderbar gestalteten Weibchen weicht allerdings das sehr viel kleinere Männchen durch ganz einfache, lang und schmal geisseiförmige Anhänge der Hinterleibssegmente ab. Während so bei den Bopijrinen die Kiemen ihr ursprüngliches mor- phologisches Verhalten als integrirenden Theil der Pedes spurii immer mehr einbüssen und zu direkten strangförmigen Ausläufern der Segmente des Abdomen herabsinken, gehen sie endlich bei den am tiefsten degra- dirten schmarotzenden IsopocJen-Fonaen Cnjptoniscus, Enfoniscus, Hemio- niscus u. A. zugleich mit der verschwindenden Körpersegmentirung völlig verloren. Dass auch den mit Luftathmungsorganen versehenen und daher als „Landasseln" bezeichneten Oniscincn nebenher noch Kiemen zukommen, ist bereits oben erwähnt worden. Auch hier werden sie durch den inneren Spaltast der Pedes sj)iirii hergestellt, sind jedoch nur am dritten bis fünften Paare derselben zur Ausbildung gelaugt; an den beiden vorderen fehlen sie in der Regel ganz oder (Ligia) sind nur noch als geringe Rudimente nachweisbar. Diese Kiemen des dritten bis fünften Paares kommen seltener (Ligidium) den sie bedeckenden Opereidis fast an Grösse gleich, während sie in der Regel beträchtlich kleiner als diese sind; doch machen sich hierin, z. B. je nach den einzelnen Arten der Gattung Porcellio, nicht un- beträchtliche Schwankungen bemerkbar. Sie zeigen auch ihrerseits die Form von zarthäutigen, coUabirten Blasen, deren Wandungen entweder in ihrer ganzen Ausdehnung einander anliegen oder (Ligia, Po)xeUio) sich stellenweise in Form unregelmässiger Längsfalten von einander entfernen. B. Luft-Athmungsorgane. Als solche sind bereits im Jahre 1814 von Latreille die vordersten Paare der Pedes spurii bei den Keller- asseln in Anspruch genommen worden, während sich aus den späteren Untersuchungen von Duvernoy und Lereboullet ergiebt, dass für die 92 Isopoda. Luftathmung der Landasseln im Allgemeinen die Aussenlamellen (Oper- cula) der Hinterleibsbeine überbanpt in Betracht kommen. Was zunächst die Grössen- und Formverhältnisse dieser Opercula be- trifft, so lassen dieselben je nach den einzelnen Gattungen und selbst Arten mehrfache Verschiedenheiten erkennen. Bei Lhjia (oceanica) nehmen dieselben vom ersten bis zum dritten Paare an Grösse allmählich zu, während die beiden hinteren deutlich kleiner sind; das erste Paar ist herzförmig, die folgenden sind rhomboidal mit abgerundetem Aussen- und geradlinigem Innenraude, das letzte erscheint durch den ausgezogenen Hinterwinkel fast dreieckig. Bei Liijhlituii (afiiJc) sind die Opemda des ersten Paares stumpf dreieckig, die des zweiten quer viereckig, mehr denn doppelt so breit als laug, sehr dünn und durchscheinend, die folgen- den mehr rhomboidal. Bei Onlsruf (itnirarhiii) decken sich die aufeinander- folgenden fünf Paare der Opemda dachziegelartig und sind in verschie- denem Maasse der Abstumpfung und Längsstreckung dreieckig (Taf. XIV, Fig. 10—23, r); durch besonders auffallende, messerförmige Verlängerung zeichnet sich das zweite Paar (Fig. 20) der männlichen Individuen aus. Alle erweitern sich an der Aussenseite ihrer Basis in Form eines abge- rundeten Lappens, welcher am ersten Paar (Fig. 19) eine besondere Grösse erreicht und sich hier vor dem stumpf dreieckigen Innentheil, dem er an Umfang wenig nachsteht, durch eine Einfurchung der Fläche scharf absetzt. Eine grosse Zartheit und Durchsichtigkeit zeichnet diese Opcr- cula von Onisens aus, und zwar im besonderen Gegensatz zu denjenigen der Gattungen PorccUio und AnnV(L,L '"w 6 Qrsanisation. der Basis der Kieme, die beiden andern dagegen bcsclireiben zwei pa- rallele Curven im Mittelfelde derselben. E. Athnuing'Sprozcss. Bei der sehr freien Einlcnkung, welche beide Lamellen der respirirenden .Spaltbeine an dem Basalgliede erkennen lassen und bei den Muskeln, welche von diesem in die Basis der beiden Spaltäste sich hineiuerstreckeu, liegen die mit der Wasser-Respiration ver- bundenen Bewegungen auf der Hand. Die hin und her schwingenden, sich abwechselnd hebenden und senkenden Opcrcuhi werden den Kiemen selbst ununterbrochen neues Wasser zuführen und das bereits respirirtc entfernen. Bei einem Verschluss der Kiemenhöhle durch die flügelthür- artigen Pcdcs spurii des sechsten Paares (fdoflicd, ArvfuntA) wird der gleiche Prozess offenbar durch letztere bewirkt werden. In den Kiemen selbst vollzieht sich der respiratorische Prozess auf diosmotischem Wege; die sehr weiche, schwammige Beschaffenheit ihrer beiden Lamellen, zwi- schen welchen das Blut bald (bei glatten Wandungen) in gleichmässiger Vertheilung, bald (bei ialtiger Beschaffenheit) in bestimmten Bahnen cir- culirt, bietet dazu die ausgiebigste Gelegenheit. Die durch ihre doppelte Athmung besonders interessanten Oiüscincn haben nach LerebouUet's Beobachtung zwischen ihren sich daehziegel» artig deckenden Fcd's sjtiirii stets eine Schicht Wasser angesammelt, welche zur Befeuchtung der an den drei hinteren Paaren entwickelten Kiemen (Innenlamelle) und zur Imprägnation derselben mit .Sauerstoff dienen. Wiewohl letztere somit unzweifelhaft die Wasserathnuiug bei diesen Thieren vermitteln, lässt sich nach Lereboullet in ihnen niemals eine Blutcirculation, so lebhaft dieselbe auch in den Opoxidls ist, erken- nen; nur bei ihrer Loslösung stellen sich ihre Hohlräume als mit Blut- zellen gefüllt heraus. Ebenso wenig, ja sogar noch weniger zweifelhait kann die Funktion der Opoxida als Luftathmungsorgane bei sämmtlichen Oniiwn///'o- Exemplaren wurden die vier hinteren Heine (die beiden letzten Paare) nahe bei der Htifte abgeschnitten, drei anderen sogar die acht hinteren (die vier letzten Paare); an noch drei anderen wurdeu gleichzeitig die vier „weissen Körper" entfernt. Während die letzteren nach achtzehn Stunden todt waren, befanden sich die sechs ersteren zu dieser Zeit noch vollkommen kräftig. Achtundzwanzig Stunden nach der Operation starben zwar auch zwei von denjenigen, welchen acht Beine abgetragen worden waren ; da gegen lebten die drei leichter Verstümmelten, welchen nur vier Beine fehlten, noch am vierten Tage, während sie doch mindestens denselben Blutverlust hatten erleiden müssen, wie die der Decklamellen beraubten. In einem anderen Fall wurden drei Porcrff/o-Exemplaren sogar die fünf hinteren Paare von Beinen amputirt, so dass sie von vierzehn nur vier Beine behielten. Drei andere Exemplare wurden wieder gleichzeitig der vier mit Luftkammern versehenen Pedrs spurli beraubt. Letztere waren nach Verlauf von neun Stunden todt, erstere dagegen ganz munter und sogar beweglich; am vierten Tage nach der Operation war noch keine Veränderung an ihnen zu bemerken. Allerdings hätten diese Versuche noch dahin vervollständigt werden müssen, dass unter Belassung der mit Luftkammern versebenen Deck- platten die Kiemen der drei hinteren Paare abgetragen worden wären, um festzustellen, in welcher Weise letztere für die Respiration nöthig oder eutbehrlich seien. Jedenfalls erweisen aber schon die vorliegenden Ver- suche so viel, dass die Kiemen keinen Ersatz für die „weissen Körper" abgeben können und dass letztere mithin, wie dies auch schon aus dem Aufenthalt der Thiere an der Luft hervorgeht, sogar die wichtigeren Ath- mungsorgaue sind. Ein dunkler Punkt liegt freilich noch in dem Um- stände, dass dem Oniscus murariiis, obwohl er sich in seinem Aufenthalt nicht von den gewöhnlichen Kellerasseln (z. B. Porrrllio i^cahn , ilila- fatuü und pictuf<) unterscheidet, die „weissen Körper" ganz fehlen und es ist daher, wie gesagt, zu bedauern, dass sich auf ihn die Versuche mit dem Abtragen der Decklamellen nicht erstreckt haben. 8. Fortpflanzungsorgane. Die im Mittelleib zu den Seiten des Darmkanales gelegenen Fort- pflanzungsorgane setzen sich auch bei den hnpodni aus paarigen abson- dernden Drüsen und gleichfalls paarigen ableitenden Kanälen zusammen. Die Ausniündungsstelle der letzteren fällt bei den männlichen Lidividuen mit der hinteren Grenze des Mittelleibes zusammen, während sie bei den 7* 100 Iso]iorutlamellen aufzufinden ^•ermochte, annehmen zu dürfen. Orjraniäation. 109 dass sie ihre Eier einfach in das Wasser gleiten iiessen. Die neueren Beobachtungen von Hesse (hs73) haben jedoch auch hier das Gegen- theil «rwiesen. Wahrend der nach seinen Angaben in die Monate April bis August fallenden Zeit der Eiablage bilden sich nämlich auch au den Mittelleibsringen der Sy^//acroH(a- Weibchen sehr zarte, in der Mittellinie des Hauches sich deckende Brutlamellen, welche zur Aufnahme der Eier, jedoch nur während der ersten auf ihren Austritt folgenden Zeit, bestimmt sind. Bald nachher entfernen sich dieselben wieder von einander und erscheinen, während die Nachkommenschaft noch in der Entwicklung be- griffen ist, schon aut einen schmalen seitlichen Kand reducirt. Sollten sich diese Angaben Hesse 's bestätigen,*) so würde das abweichende Verhalten vielleicht in dem Kugelungsvermögeu der ISjtlianviiiiiJn), welches eiue Fixirung der Brut in der Höhlung der Bauchseite denkbar erscheinen lassen könnte, eine Erklärung linden. Andererseits ist indessen das Hervorsprossen von Brutlamellen zur Aufnahme der Eier keineswegs ein allen ho^wdin-WcihchcTi zukommendes. Bei Pranizn z. B. gleiten nach A. Dohrn's Angal)en die reifen Eier aus den Ovarien in einen sich zwischen der Cuticula und der darunter liegen- den Jlatrix bildeuden Hohlraum, dehnen denselben auf der Bauchseite stark aus und drängen dadurch die Leibeshöhle mit ihren übrigen Organen zur Seite und au die Rückenwand der Cuticula. Bei fortschreitender Ent- wickeiung der Eier und dem Wachsthum der sich in ihnen bildenden Embryonen wird schliesslich auch die untere Cuticula-Wandung zu eng und spaltet sich in ebenso viele Schuppenpaare, als ursprüngliche Seg- mente in ihrer Bildung eingegangen sind, um der Brut Ausgang zu ver- schaft'eu. Bei den zu unförmlichen Massen degradirten trächtigen Weib- ehen von CryptoniscHS und Hemioniscus kommt es gleichfalls nicht zur Bildung von Brutlamellen. Die sich innerhalb eines weiten, zarthäutigen Schlauches aus den Eiern entwickelnden Larven verlassen den mütterlichen Körper nach Zerreissung seiner Wandungen. Dagegen treten Brutlamellen, und zwar von ganz abenteuerlicher Form und Grösse bei den gleichfalls völlig deformirteu Weibchen der Gattung Enfoiiisciis Müll. (Taf. XI, Fig. 11, hl, la) auf, um auch hier die sich aus den Eiern entwickelnden Larven zwischen sich aufzunehmen. C. Hermaphroditische Bildung der Geschlechtsorgane. Als eine in hohem Grade überraschende und auffallende Thatsache muss die neuerdings (1876) von F. Bullar entdeckte und von P. Mayer be- stätigte hermaphroditische Bildung der Geschlechtsorgane bei den Gat- tungen Ci/mofhoa, Äiiilocni und Ncrocihi angesehen werden, zumal von *) Mit wie grosser Vorsicht die Angaben dieses produktiven Forschers aufgenommen werden müssen, crgiebt der gleichzeitig von demselben versuchte Nachweis, die Gattiing Sphacroma gehöre als weibliche Form zu Cymodoaa , welche nur auf Mannchen begründet sei. Unter allen Umständen muss derselbe für Sphnci-mno scmilum Fab. als verfehlt gelten; denn von dieser Art cxistircn, wie das zweite Paar der Vides npnrii (Taf. XIV, Fig. 8) er- kennen lässt, unzweifelhafte Männchen und zwar in grosser Häufigkeit. 1 10 ~ Isoiioda. deuselbeu auf den ersteu Blick uüimiliche und weibliche Individuen - - nach der Ausmüuduugsstelle am Hinterraude des fünften uud siebeuten Jlittelleibsseg-mentes zu urtheilen — vorhandeu zu sein scheiuen und zu- vor auch stets als solche angesprochen worden sind. Noch um Vieles merkwürdiger gestaltet sich dieses Verhältniss aber dadurch, dass ein und dasselbe Individuum , bei welchem von vornherein nebeneinander Ovarien und Hoden zur Ausbildung gelangen, während einer jüngeren Lebensperiode als Männchen, im ausgewachsenen Zustande dagegen als Weibchen functionirt, während eine Selbstbefruchtung offenbar nicht statt- findet. Bei jüngeren uud wegen ihrer geringeren Grösse bisher als Männchen angesehenen Individuen lassen nändich die am Hinterrand des siebeuten Mittelleibsringes frei ausmündenden ]'am äcferentla das in den. Hoden producirte Sperma durch die beiden Pcncs nach aussen hervor- treten, und die Pcdrs spurü des zweiten Paares sind zu dieser Zeit mit den bekannten griffeiförmigen Copulatiousorganen (Taf. XVI, Fig. 10, sf) versehen; dagegen ist die Ausmündungsstelle der aus den Ovarien her- vorgehenden Ovidukte noch völlig geschlossen. Eine auf dieses Stadium folgende Häutung des Thieres hat sodann auch einen Verschluss der männlichen Geschlechtsöffnungen und ein beginnendes Schwinden der gritfelförmigen Anhänge (Fig. II n.l2, st) im Gefolge, während die weiblichen Vulvae auch jetzt noch undurchgängig erscheinen. Nach einer abermaligen Häutung öffnen sich endlich die Ovidukte und lassen die reifen Eier in die in- zwischen gebildete Bruttasche aus sieh hervortreten, während der männ- liche Geschlechtsapparat in dem unthätigen Zustande des vorangehenden Stadiums verharrt. Ueber die allmähliche Ausbildung dieses hertoaphroditischen Ge- schlechtsapparates hat die an verschiedenaltrigen Individuen der drei genannten Gattungen angestellte Untersuchung Folgendes ergeben: Bei ganz jugendlichen, noch mit sechs Paaren von Mittelleibsbeinen versehenen Individuen von Ci/iitotlioa ocstroides, aus der Bruthöhle eines trächtigen Weibchens entnommen, Hessen die beiden Geschlechtsdrüsen noch keine Differenzirung in Sperma- und Eier-producirende Schläuche erkennen, wiewohl sich die Aulagen der Hoden bereits als drei Aussackungen des Aussenraudes bemerkbar machten. Aus -dem hinteren Ende jeder Drüse gingen dicht nebeneinander zwei Ausführungsgänge hervor, welche jedoch noch nicht nach aussen mündeten. Weitei' entwickelte Individuen mit sieben ausgebildeten Beinpaaren, bereits an Fische angeklammert, Hessen äusserHch schon die beiden Pmcs, an den Geschlechtsdrüsen die drei Hodenschläuche im Verhältniss zum Ovarium sehr gross wahrnehmen ; die in den Hodenblasen enthaltenen Zellen erschienen bereits viel kleiner als die Eizellen, waren aber noch nicht zur Spermabildung vorgeschritten. Seine allseitige Ausbildung erhielt der männliche Genitalapparat erst bei Individuen von 8—14 Mill. Länge (Taf. XVI, Fig. 14). Die Hoden- schläuche (Fig. 14, t, t,) erscheinen jetzt als drei relativ kleine, spindel- förmige vordere Anhängsel der Ovarien (or), um deren Aussenwand sich I ii'o'anisatioii. 111 (las !'">: dvfi n ii>i benimlegt, bis es aus dem hinteren Ende der gesammten Geschlechtsdrüse als selbständiger, von Si)erma strotzender Kanal {vd) hervorgeht. In dem Ovarialtheil (('/), aus dessen Vorderseite nahe dem unteren Ende der Eileiter seitlich abbiegt, finden sich Eier der ver- schiedensten Ausbildungsstadieu, die reifsten der Innenseite zugewandt. Dass bei dieser Couformatiou der Geschlechtsdrüsen das Thier in das Stadium des zeugungsfähigen Männchens getreten ist, ergiebt sich nicht nur aus der völligen Ausbildung der den hinteren Theil der Ynsn drfr- rentia füllenden Spermatozocn, sondern auch aus der Durchgängigkeit der beiden Fmrs (Fig. 14, p. p), aus deren Ocffnung die Sameumasse durch Druck entleert werden kann. Zwar lassen sich jene auch noch bei fort- gesetztem Wachsthum des Thieres an der hinteren Grenze des Mittelleibs wahrnehmen, ohne jedoch noch eine Oeftuung zu besitzen; auch .sind gleichzeitig die Hoden merklich zurückgegangen und die Vasa deferenfia schliessen nur noch geringe Mengen von Sperma ein. Um so stärker sind dagegen die Ovarien durch die sich in immer grösserer Anzahl ausbil- denden und an Umfang zunehmenden Eier geschwollen, bis schliesslich mit eintretender Reife derselben sich die Ovidukte nach aussen öffnen. Mit dieser Umwandlung des Individuums in ein Weibchen ist der männ- liche Gcschlechtsapparat bis auf Rudimente geschwunden; insbesondere lassen sich die Vasa dcfcrentia, wenn sie gleich noch Sperma enthalten können, nur noch liis zur Hautdecke, innerhalb dieser aber blind endi- gend erkennen. Die gleichen Umwandlungen wie bei CymoUioa lassen sich auch an den Geschlechtsdrusen von Anüocra und Ncrocila nach- weisen ; an älteren, mit Brutiamellen versehenen Individuen, also schein- baren Weibehen sind die Ovarien der überwiegende Theil der Fortpfian- zungsorgane (Taf. XVI, Fig. 7 u. 13, ov), die Hoden (te) dagegen in der Rückbildung begriften, die Vasa dcfcrcntia collabirt und hinterwärts ge- schlossen. Dass unter diesen Umständen eine Selbstbefruchtung durch Copulation ausgeschlossen ist, liegt auf der Hand: selbst wenn eine Annäherung der beiderseitigen Geschlechtsringe an einander denkbar wäre, würde die Unzugänglichkeit der Ovidukte während desjenigen Häutungsstadiums, welches mit dem doppelten Penis und freier Ausmündung der sperma- strotzeuden Vasa dcfondia ausgestattet ist, dieselbe verhindern müssen. Es bliebe mithin, da eine partheuogenetische Fortpflanzung nicht wohl angenommen werden kann, nur die Möglichkeit einer Befruchtung der Eier innerhalb der Geschlechtsdrüse oder einer gegenseitigen Begattung durch zwei in verschiedenen Altersstadien befindliche Individuen übrig. Gegen erstere spricht von vorn herein die Ansammlung grosser Sperma- Vorräthe in dem hinter dem Ovarium liegenden Theil der l'asa drfv- rcntlu und das Hervortreten der ersteren aus der Mündung der letzteren, ferner aber jeder Mangel einer inneren Coramunikation zwischen Hoden- und Eierschläueben. Der sich somit als nothwendig ergebenden Begat- tung zweier Individuen stellen sich zwar gleichfalls Schwierigkeiten durch 112 • Iso|jo(la. den Umstand entgegen, dass die weiblichen Vtdnir. sich erst dann ütTneti, wenn die sie bedeckenden Bnitlamellen vollständig entwickelt sind: und aus diesem Grunde sowohl, wie aus der Erfahrung, dass gewöhnlich nu« ein einzelnes Individuum auf der Haut eines Fisches angetrofifen wird, weist Bullar sie sogar von vorn herein zurück. Trotzdem findet sie*" aber unzweifelhaft statt, wie der von P. Mayer geführte Nachweis von . dem Vorkommen von Hperma- Massen im Ovarium älterer Individuen (Taf. XVI, Fig. 8, t^p) und zwar in Ilöhluugen, welche nur mit dem Ei- leiter communiciren, ergiebt. Es werden sich daher vermuthlich jüngere (d. h. zur Zeit männliche) Individuen, welchen noch eine sehr ausgiebige Schwimmfähigkeit zukommt, älteren und bereits sesshaft gewordenen zu- " gesellen, möglicher Weise selbst unter die Brutlamellen dieser hineiu- schlüpfen, um ihnen auf diese Art ihre Spermatophoren zu appliciren, während diese selbigen Individuen in einer späteren Lebeusperiode auch ihrerseits eine Befruchtung an sich vollziehen lassen. III. Entwicklung-. 1. Eibildung. Ueber die Entstehung der Eier innerhalb der Ovarien der Bopodm geben die von Ed. van Beneden an Aftellus aquafkus angestellten Be- obachtungen interessante Aufschlüsse. Im Inneren der zur Ausbildung gelaugten Ovarien lassen sich zwei wesentlich verschiedene Kegionen unterscheiden : ein Keimlager und ein Dotterlager. Die Keime bilden sich auf Kosten einer mit Kernen verseheneu protoplasmatischen Flüssigkeit längs des Ober- und Aussenrandes jedes Ovariums und alle jüngeren Eier finden sich daher in dieser Gegend zu einem Längsstreifen vereinigt. Dieselben stellen zuerst einfache Protoplasma-Zellen ohne Wand dar und . bewegen sich in querer Richtung gegen die Innenwand des Ovariums hin, um sich dort mit Nähr-Elementen zu versehen; diese Innenwand ist mithin das Dotterlager, welches mit einer Lage epithelialer Zellen aus- gekleidet ist. In den Ovarien der in der Begattung befindlichen AsrUiix- Weibchen zeigen siöh daher die im Dotterfach befindlichen jungen Eier von einer Lage epithelialer Zellen, welche sich gegen die Eizelle selbst sehr deutlich abgrenzen, umgeben. Letztere sind sofort durch einen scharf contourirten und mit körnigem Inhalt versehenen Nucleus keuntlich, wäh- rend derjenige der Keime durchsichtig und zart contourirt erscheint. Diese Ovarialeicr sind übrigens so dicht aneinander gelagert, dass sie sich gegenseitig abplatten; während ihr Dotter einen abgestumpft eiförmigen oder unregelmässig viereckigen Umriss erkennen lässt, nimmt der epi- theliale Ueberzug die Form von pflastersteinartig aneinander gefügten Fünf- oder Sechsecken an, in deren Grenzlinien sich die äussere Ovarial- hülle bis zu einer bestimmten Tiefe einstülpt. Ein aus dem Eierstocke isolirtes Ei lässt auf der Grenze von Dotter und Epithel eine sich als feiner Contour zeigende Hülle (Taf. XXHI, Fig. G, ch) erkennen, welche Entwicklang. 113 vermuthlich als Ausscheidung der äusseren epitbelialeu Lage und als Choriou anzusehen ist. Dieselbe liegt dem aus stark liehtbrecheudeu Kugeln von rothgelber oder giiinlich gelber Färbung bestehenden Dotter unmittelbar an und ist von so geringer Resistenz, dass ein isolirtes und in Wasser gebrachtes Ei sich auf seiner Unterlage durch sein eigenes Gewicht sofort abplattet. In wie weit mit dieser für Ascllus festgestellten Eibilduug diejenige der übrigen Isoiwdcn übereinstimmt, muss ferneren Beobachtungen vor- behalten bleiben. Dass von derselben Abweichungen vorkommen, würde wenigstens aus der von Buchholz für Hoiiionlscm gemachten Angabe hervorgehen, wonach bei dieser Gattung die aus den Ovarien hervortreten- den Eier einer Hülle noch vollständig entbehren, eine solche vielmehr erst später in einem zu ihrer Aufnahme bestimmten sackartigen Behälter (Uterus, vielleicht richtiger als Bruttasche zu bezeichnen) erhalten. Ueber den Ort, an welchem die aus den Ovarien hervortretenden Eier der Isopodcn mit dem Sperma in Contakt kommen, ob im Bereich des weiblichen GeschlecBtsapparates oder erst innerhalb der Bruthöhle, ist zur Zeit ebenso wenig etwas mit Sicherheit bekannt, als welches die unmittelbare Einwirkung der Spermatozoen auf die Veränderung der Form und des Inhaltes der Eier ist. Für die in die Bruttasche eintretenden Eier von Asellm kann es indessen nach den Angaben von Ed. van Beneden als gesichert gelten, dass sie abgesehen von dem Mangel des epithelialen Ueberzuges in Nichts von den reifen Ovarial- Eiern ver- schieden sind. Der Anschluss des Chorions an den Dotter ist auch zu dieser Zeit noch ein ganz unmittelbarer und eine zweite innere Hülle (Dotterhaut), welche solchen Eiern von 0. Sars und A. Dohrn zu- geschrieben worden ist, thatsächlich nicht vorhanden. Erst längere Zeit nach dem Eintritt der Eier in den Brutraum hebt sich von dem jetzt eine regelmässige Kugel darstellenden Dotter das Chorion in ungleichen Abständen deutlich ab (Taf. XXIII, Fig. 2) und zwar ist es von demselben durch eine völlig durchsichtige albuminöse Flüssigkeit geschieden. Die auch jetzt noch fortbestehende Zartheit des Chorion drückt sich in seinem sehr wechseln- den Umriss, welcher bald regelmässig oval, bald an einem Ende in ver- schiedenem Grade verbreitert und abgestumpft erscheint, zur Genüge aus. 2. Embryonalentwicklung. Dieselbe zeigt bei den bisjetzt darauf untersuchten /.s^o^wrf''»- Gattungen neben zahlreichen Uebereinstimmungen auch nicht unwesentliche Ver- schiedenheiten und Eigenthttmlichkeiten und muss im Folgenden schon aus dem Grunde für die einzelnen Gattungen besonders geschildert werden, weil von den betreffenden Untersuchern die Vorgänge von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet worden sind. a) Ascllus aquaticHs. An den in den Brutraum gelangten Eiern lässt der Dotter längere Zeit hindurch keine sichtbaren Veränderungen erkennen. Erst nach und nach treten an demselben hellere, von einem trüben Hof Rvonu, Ivlasseu tlps Thipr-Kf iolis. V. "J. ^ 114 Isopoda. umgebene Punkte, zuerst zwei, dann vier, zuletzt acht auf jeder Hälfte (Taf. XXIII, Fig. 3) auf, von denen dunkele, furchenartige Linien stern- förmig ausstrahlen. Sind deren im Ganzen sechszehn zur Ausbildung gekommen und haben sie sich au ihren Grenzen wulstartig von ein- ander abgehoben, so lässt sich eine von der Oberfläche des Dotters sich abhebende zarte Membran, welche jedoch vom Chorion durch einen weiten Zwischenraum getrennt ist, wahrnehmen (Taf. XXIII, Fig. 4, l). Dieselbe kann nicht als eine Dotterhaut angesehen werden, sondern ist vielmehr nach Ed. van Beneden als eine, wenngleich vorzeitige embryonale Bildung in Anspruch zu nehmen, welche der Bildung der Keimhaut selbst gewissermasseu vorangeht. In so fern wird sie von van Beneden auch als Keimhaut- Cuticula {cutkulc Wasfoäermiqm) bezeichnet. Die Bildung der Keimhaut folgt dieser Cuticula übrigens unmittelbar auf dem Fuss, und zwar indem mit dem Dotter folgende Veränderungen vorgehen. Die zuerst oberflächliche Klüftung desselben in sechszehn Ballen wird allmählich tiefer, reicht jedoch bei weitem nicht bis zum Centrum; vielmehr bleibt, wie ein dm-ch die Mitte des Dotters geführter Schnitt (Taf. XXIII, Fig. 4) zeigt, ein dem halben Durchmesser desselben fast gleichkommender Kern, dessen Inhalt grossblasig erscheint, von derselben ausgeschlossen. Es hat sich mithin ein sehr ansehnlicher Theil des Nahrungsdotters nach innen zurückgezogen. Bald darauf geht jedoch auch die peripherische Klüftung eine Rückbildung ein: die Trennung der sechszehn Ballen verwischt sich immer mehr, bis die Ober- fläche des Dotters fast wieder das gleichförmige Ansehn des ersten Stadiums angenommen hat. Eine abermals eintretende Klüftung bringt jetzt zwei und dreissig Ballen (Taf. XXIII, Fig. 5) zu Wege, welche jetzt einen noch umfangreicheren centralen Dotter, der sich durch grössere Undurchsichtigkeit und das bedeutendere Volumen seiner Zellen aus- zeichnet, umkleiden. Derselbe abwechselnde Vorgang einer Verwischung der Furchen und einer abermaligen Zerklüftung der Oberfläche wieder- holt sich sodann noch zweimal unter weiterer Zunahme des centralen Ernährungsdotters, zugleich aber mit der Modifikation, dass der licht- brechende Inhalt der peripherischen Klttftungsballen sich immer mehr aus diesen gegen das Centrum hin zurückzieht, so dass von ihnen schliesslich nur noch helle, gekernte Protoplasmazellen, welche dem Nahrungsdotter peripherisch aufliegen, übrig bleiben (Taf. XXIII, Fig. 6). Die Absetzung dieser Zellen ist übrigens keineswegs an allen Theilen der Peripherie eine gleich deutliche ; vielmehr umsäumen sie den Nahrungsdotter an der späteren Bauchseite des Embr3'o in ansehnlicher Breite und grosser Klar- heit, während sie an der Rückenseite, an welcher sie zugleich später auftreten, schmal und spindelförmig erscheinen, so dass sie leicht über- sehen werden können. Die auf diese Art gebildete Keimhaut fehlt mithin der künftigen Rückenseite des Embryos keineswegs. Der die ventrale Hälfte des Dotters umgebende, aus grossen kubischen Zellen (Taf. XXIII, Fig. 6) bestehende Theil des Blastoderms bildet sich Entwicklung. 115 allmüblicli zum Keimstreit'eu um. Vorn in der Gegend, wo sich später die Kopflappen bilden, breiter, versclimälert er sieb allmählich in der Kichtung nach hinten. Die ihn constitnirenden Zellen vermehren sich fortwährend durch Theilung und verkleinern sich dabei. Bevor es an dem vorderen Theil dieses Keimstreifens zur Abgrenzung der Kopflappen kommt, treten die ersten Aulagen zweier, bereits vonRathke als „blatt- förmige Anhänge" bezeichneter embryonaler Bildungen in Form von warzenförmigen Zellenhaufen (Taf. XXIII, Fig. 11, 12, ap) auf, welche den Nahrungsdotter unter sich zurück-, dagegen die Keimhaut- Cuticula vor sieh herdrängen. Den Zellen des Keimstreifens ihren Ursprung ver- dankend, heben sie sich doch mit ihrem angeschwollenen und sich später in drei Lappen theileudeu unteren Ende (Taf. XXIII, Fig. 13—15, (tp) allmählich sehr frei von letzterem ab, so dass dieser zwischen ihnen und dem Nahrungsdotter nur in Form einer einzelnen Zellenreihe sichtbar ist. Bevor sie ihre vollständige Ausbildung erreichen, ist der vor ihnen liegende Theil des Keimstreifens durch Vermehrung seiner Zellen beträcht- lich angeschwollen, um zur Bildung der „Kopflappen" zu sehreiten. Durch zwei leichte Furchen geschieden, machen sich alsbald zwei auf einander folgende Anschwellungen (Fig. 13 und 14, an'^ und aif-) als die ersten Anlagen der beiden Fliblerpaare — nicht der Mandibeln und Maxillen, wie A. Dohrn beobachtet zu haben glaubte — bemerkbar, die vordere schon während dieser Periode beträchtlich kürzer als die hintere. Ihnen folgt zunächst eine quere Furche an der ventralen Seite des Keimstreifens als erste Andeutung der späteren Muudöffnung (Fig. 13 u. 14), mit deren Bildung der Embryo gewissermassen in das NaupVms -iiia.Ah\m getreten ist. Bevor die Anlage weiterer Gliedmassen zu Tage tritt, erzeugt der Embryo auf seiner Oberfläche eine neue, ihm dicht anliegende Hülle (Fig. 15 u. 16, na), die Nauplius -'Rawi, in welcher nicht nur die beiden Fühleranlagen, sondern auch die Anlagen der blattförmigen Anhänge stecken. Zugleich mit ihrer Bildung hebt sich die Keimhaut- Cuticula jetzt in gleicher Weise, wie dies früher mit dem Chorion der Fall war, sehr viel weiter von der Oberfläche des Embryo, der mithin nunmehr in einer dreifachen Hülle steckt, ab (Fig. 15 u. 16, ua, l cl>). Inzwischen sind die beiden seitlichen „blattförmigen Anhänge" sehr wesentliche Veränderungen, zunächst in ihrer Form, eingegangen. An dem sie zuerst einleitenden runden Zellenhaufen (Fig. 11, aji) tritt etwa gleichzeitig mit der Anlage der Kopflappen und der sich von ihnen abgrenzenden Fühlerwülste einerseits eine Verlängerung, andererseits eine Dreitheilung auf. Letztere macht sich zunächst dadurch bemerkbar, dass sich innerhalb des länglich ovalen Zellenhaufens central ein kurzer ovaler abhebt (Fig. 12, ap), bis dann schliesslich bei freierem Hervortreten aus der Körperwand des Embryo eine deutlich dreilappige Bildung (Fig 14, ap) mit kürzerem und stumpferen Mittel- und zwei längeren und spitzeren Seitenzipfeln zu Wege kommt. Bei dem ersten Auftreten dieser drei- lappigen Form lassen diese Organe übrigens noch eine gleichmässig zellige 116 Isopoda. Struktur erkeuueu (Fig. 14, aj)); uacli und uacb bilden sich jedoch in jedem der drei Lappen zuerst kleine und von einander isolirte, allmählich aber grösser werdende und in einander fliessende Hohlräume, bis dann schliesslich die drei den einzelnen Lappen entsprechenden Kammern zu einer gemeinsamen, gleichfalls dreitheiligen Höhlung vereinigt werden (Fig. 18). Letztere steht mit dem centralen Nabrungsdottcr des Eies in direktem Zusammenhang und schliesst tbeils stark Uchtbrechende Kugeln, theils freie spindelförmige Zellen mit deutlichem Nucleus ein. Die ur- sprünglich das ganze Organ ausfüllenden Zellen haben sich auf die Wandungen derselben zurückgezogen und die Form eines regelmässigen Pflasterepitheles, welches im Bereich der Seitenlappen aus einer einfachen, im Mittellappeu dagegen aus einer doppelten Reihe besteht, angenommen. Die unmittelbare Continuität dieser Zellwandung mit der Zellschicht der Seitenwäude des Embryo ist in Fig. 16 ersichtlich. Nach Herstellung dieser ihrer endgültigen Form verändern die „blattförmigen Anhänge" ausserdem aber auch ihr bisheriges Verhältniss zu den Embryohüllen. Indem sie von innen her auf die Keimhaut- Cuticula und durch diese auf das Chorion einen immer stärker werdenden Druck ausüben, s])rengen sie end- lich beide und treten aus denselben bis zu ihrer verengten Basis, an welche sich diese beiden Häute anlegen, heraus (Fig. 16, «j>). Endlich nach Abstreifung des Chorions sowohl wie der Keimhaut- Cuticula durch den frei werdenden Embryo wird dann auch der nur noch von der NaHjdius- Haut überzogene armartige Stiel der blattförmigen Anhänge frei (Fig. 17, o;;). Am Embryo selbst schreitet nach Abhebung der NaiqdMS-Ua.üt von der Oberfläche die Bildung der Bauchwand und der ihr zukommenden Glied massen allmählich in der Kiehtung von vorn nach hinten vor. Zu beiden Seiten der sich im hinteren Anschluss an die Mundspalte aus- bildenden medianen Bauchfurche sprossen die paarigen Wülste, aus denen die Mandibeln, Maxillen, KieferfUsse und Beine hergestellt werden, hervor. Da letztere nur zu sechs Paaren angelegt werden, beträgt die Zahl der zu postoralen Gliedraasseu sich ausbildenden Anlagen zu dieser Zeit im Ganzen zehn jederseits, von denen sich die vier vorderen, welche zu den Mandibeln, den beiden Maxillenpaaren und den Kieferfüssen auswachsen, übrigens schon verhältnissmässig früh von den sechs hinteren formell unterscheiden, indem sie von vorn herein länger (in der Richtung von vorn nach hinten) erscheinen, sich auch bald an ihrem der medianen Bauchfurche zugewandten Rand einkerben (Fig. 16, nid, ))ix,p). Erst wenn alle diese den späteren Kopf- und Mittelleibsgliedmassen entsprechenden Wulstpaare bereits eine sehr deutliche Ausbildung erfahren haben, beginnt sich der noch übrige Theil des Keimstreifens zur Bauchwand des späteren Postabdomen zu formiren. Der bis dahin an jener Stelle noch bis nahe an die Keimhaut- Cuticula herantretende Dotter zieht sich, wie die Betrachtung des Eies im Profil ergiebt, jetzt auch hier weiter in das Innere zurück und lässt dadurch den Rest des Keimstreifens in der noch zwischen dem liinteren P^nde des Mittelleibes und den Kopflappen ver- EntwicUung. 117 bliebenen Lücke immer deutlicher hervortreten. An seinem hintersten, die Kopflappen berührenden Ende zeigt sich dann gleichzeitig mit seiner Freilegung eine zuerst leichte, allmählich aber immer tiefer werdende und schliesslich bis gegen das Centrum des Eies hin reichende Einbuchtung, deren beide einander zugewandte Contoure die Rückeuwand einerseits des Kopftheiles, andererseits des Postabdomen darstellen. Indessen schon lange bevor diese Trennung des vorderen und hinteren Körperendes im Bereich der Rückenseite eine tiefer in den Dotter einschneidende wird, beginnen an der den EihüUen zugewendeten Ventralseite des neu ange- legten Postabdomens wieder paarige Wülste hervorzusprossen. Es zeigen sich deren im hinteren Anschluss an die Beinwülste des Mittelleibes zunächst vier Paare in kurzer, quer viereckiger Form als erste Anlagen der Fcdcs spHi-ii Tritt die spätere zweilappige Form dieser dadurch an ihnen deutlicher hervor, dass sieh ihr breiter gewordener Hinterrand in der Mitte tief einbuchtet, so bildet sich auf der Grenze zwischen dem ersten Paare dieser Wülste und dem letzten der Mittelleibsbeine noch ein fünftes, oder der Reihe nach: erstes Paar aus, welches in seiner kurzen, queren Gestalt mehr den Wülsten der Mittelleibsbeine gleicht, aber mehr nach aussen gedrängt und daher weiter von der Mittellinie entfernt ist. In dieselbe Zeit mit diesem Hervorsprossen der Gliedmassen -Anlagen fällt eine weitere Ausbildung der Mund- und die erste Anlage der After- öffnung. Die erste Andeutung der späteren Mundöffnung zeigt sich, wie oben erwähnt, in einer hinter den Fühlerwülsten auftretenden Querspalte. Während diese den Ort andeutet, an welchem sich bei späterem Verlauf die obere Schlundwandung bildet, tritt später in der Mitte der Bauchfurche zwischen den Mandibularwülsten eine mediane Falte auf, welche zu zwei dicht neben einander liegenden, mit ihrem freien Ende nach vorn gerich- teten, also der Mundspalte gegenüberliegenden Vorsprüngen auswächst. A. Dohrn zählt diese Bildung mit zu den Gliedmassenanlagen, wiewohl er selbst zugiebt, dass sie sich von letzteren „vollständig unterscheidet". In Wirklichkeit hat sie schon ihrem Ursprung nach ebenso wenig mit Gliedmassen etwas zu thun, wie die sich aus ihr hervorbildende, fälschlich so genannte „Unterlippe", welche sich nur als ein nach aussen hervor- tretender Fortsatz der unteren Schlundwandung darstellt und später auf der Grenze von Mandibeln und Maxillen des ersten Paares zu liegen kommt. Es stellt sich mithin die erwähnte Bildung als die erste Anlage der hinteren Mundgrenze oder mit anderen Worten als diejenige der unteren Schlundwandung dar. Während diese bald nach dem Hervorsprossen der Mandibularwülste zur Ansicht kommt, bildet sich die Afteröffnung etwas später, nämlich erst nach vollständiger Ausbildung der fünf Paare von Gliedmassenwülsteu des Postabdomen. Nach A. Dohrn 's Zeichnungen ist von derselben noch nichts zu bemerken, wenn aus der Ventralwand des Postabdomen erst die vier Paare quadratischer AVülste hervorgetreten sind. Erst wenn diese sieh hinterwärts eingekerbt haben und an ihrer vorderen Grenze das fünfte (erste) schmale Paar zum Vorschein gekommen ist, 118 Isopoda. lässt der hiutere abgeruudete Contour des Postabdomen zwei uach ein- wärts verlauteude parallele Längslinieu wahrnehmen. In einem etwas späteren Stadium erscheinen dieselben um das Dreifache verlängert und zugleich näher aneinandergerückt; der von ihnen eingeschlossene Raum . stellt den beginnenden Hinterdarm dar, welcher sich später an der Spitze des Abdomen in den After öffnet, während sein gegen die Leibeshöhle gerichtetes Ende zuerst noch in den Dotter ausmündet. Das fortgesetzte Wachsthum der Gliedmassenwülste, welches bei den vom Kopftheil und Mittelleib entspringenden mit einem immer deutlicheren Gegeneinanderwachsen gegen die MittelHnie der Bauchwand verbunden ist, hat eine stete Verdickung des Keimstreifens und dem entsprechend eine immer mehr zunehmende Zurückdrängung des Dotters auf das Cen- trum des Eies zur Folge. Ist die oben erwähnte Scheidung der Kopfwülste gegen das Postabdomeu durch die bis zum Mittelpunkt des Eies vor- dringende Einstülpung der Leibeswand vor sich gegangen, so erscheint der Dotter bei der Profilansicht des Eies nur noch von der Form eines Hufeisens, dessen einer Schenkel in den Kopftheil und dessen anderer in das Postabdomeu hineinragt. Der sich jetzt mit starker Wölbung über den vorderen Dotterschenkel erhebende Kopftheil, dessen Contour in der Profilansicht bisher bis gegen die Mundspalte hin eine flache Bogeulinie darstellte, beginnt durch einen zuerst flachen, allmählich aber immer tiefer werdenden Einschnitt in zwei Abschnitte zu zerfallen, deren erster (vor- derer) sehr viel grösser ist als der zweite. Jeder derselben wölbt sich nun stärker hervor und zwar wird der vordere grössere zum Kopflappen im engeren Sinne, der hintere dagegen zur Oberlippe; der die letztere repräsenlircnde Hügel entspricht seiner Lage nach dem Ursprung des hinteren Anteunenwulstes und die an seiner hinteren Grenze liegende, die Mundöfifnung bezeichnende Einbuchtung dem Ursprung des Mandibular- wulstes. Ein hinter letzterer sich erhebender zweiter Hügel (gleichfalls in der Profilausicht) ist die bereits früher angelegte sogenannte „Unterlippe" oder, wie bereits bemerkt, richtiger der hinter den Mandibeln nach aussen hervortretende untere Mundrand. Es findet mithin während dieser Periode eine Art Segmentirung an dem vorderen Kopftheil statt, welche indessen später nicht fortschreitet, sondern eher wieder rückgängig wird. Dasselbe ist in gleicher Weise auch mit den drei leichten bogenförmigen Erhebungen, welche sich im hinteren Anschluss an den „Unterlippen "-Hügel, den beiden Maxillen- und den Kieferfusswülsten ihrer Lage nach entsprechend, an dem sich zunächst anschliessenden Theil des Keimstreifens bald darauf wahrnehmen lassen. Im Gegensatz dazu bildet sich eine Segmentirung an dem weiter nach hinten folgenden Theil des Keimstreifens oder der aus demselben hervorgegangenen Leibeswand Schritt für Schritt deutlich aus, und zwar um im Bereich des Mittelleibes, von der Bauchwandung her beginnend, sich gegen die Rückeuwand hin fortzusetzen. Von den am Bauchcontour gleich von vorn herein stark ausgebuchteten sieben durch- gehenden Mittelleibssegmenten entsprechen die sechs vorderen den bereits Eutwicklmis. 119 vorher gebildeten sechs Beinwulst-Paaren; die wieder ungleich schwächeren Ausbuchtungen der postabdominalen Bauchwand bilden sich gleichfalls in der Zahl der Gliedmassenwülste aus. Uebrigens ändert sich diese Segmen- tirung und besonders auch das Grössenverhältniss der einzelnen Körper- abschnitte im weiteren Verlauf der Embryo -Entwicklung nicht unwesentlich. Nach dem Abwerfen der NaiqyUns -Hsint liegen nämlich zwischen dem zu dieser Zeit noch sehr grossen, später aber im Wachsthum merklich zurück- bleibenden Kopfabschnitt einer- und dem Postabdomen andererseits im Ganzen neun Segmente, von denen das zunächst auf den Kopfabschnitt folgende sehr kurz ist, die „blattförmigen Anhänge" trägt und nach deren Rückbildung mit dem Kopftheil verschmilzt. Au jedem der sechs folgenden entspringt je ein Beinpaar, während die beiden kürzeren letzten solcher ent- behren ; an dem vorderen derselben bildet sich indessen während der postem- bryonalen Entwicklung noch das bis dahin fehlende siebente Beinpaar aus. Die dem ausgebildeten Embryo nach der Abstreifung der Nauplms- Haut und auch der im Brutraum lagernden Larve noch längere Zeit verbleibenden „blattförmigen Anhänge" sterben erst nach Herstellung einer resistenteren Körperhaiit in der Weise ab, dass der mit dem Inneren des Körpers communicirende Hohlraum ihres Stieles sich allmählich schliesst. Ihre Bedeutung für die Existenz des Embryo's ist bis jetzt völlig dunkel. Wenn Rathke, der erste Entdecker derselben, sie mit embryonalen Kiemen verglichen hat, wobei er etwa an die ähnlich angebrachten Organe der Amphibienlarven gedacht haben mag, so liegt diesem Vergleich jeden- falls keine Beobachtung über eine entsprechende Verwendung zu Grunde. Ebenso wenig kann eine solche für die morphologische Parallelisirung dieser Organe mit den Segmentalorganen der Annelklcn und mit der grünen Drüse von Astacus, der Schaleudrüse der Bmnclüopodcn etc., wie sie Ley- dig versucht hat, geltend gemacht werden, wenngleich die dagegen erhobenen Einwände von Fr. Müller schon deshalb nicht stichhaltig erscheinen können, weil er diese paarigen und von den Flauken des Körpers ausgehenden Anhänge als ,,ein unpaares, in der Mittellinie des Rückens entspringendes Gebilde" bezeichnet. Am meisten Wahrscheinlich- keit hat offenbar die Annahme für sich, dass diese Organe zum Nutzen der noch längere Zeit im Brutraum verharrenden und sich innerhalb dieses weiter entwickelnden Larve gebildet werden. Dieser auf diosmotischem Wege Nahrungsstoff, welcher als eiweissartige Masse im Brutraum vor- handen ist, zuzuführen, dürften sie am ersten geeignet erscheinen. Es würde damit auch ihr spätes, fast mit der Vollendung des Larvenkörpers zusammenfallendes Absterben in Einklang stehen. Die Darstellung der embryonalen Entwicklung von Asellus aquaUcns auch auf die inneren Organe nach den von A. Dohrn darüber gemachten Mittheiluugen auszudehnen, glauben wir deshalb unterlassen zu können, weil dieselben in den Hauptpunkten zuverlässiger Feststellungen entbehren und jedenfalls durch die im Folgenden dargestellten Beobachtungen Bobretzky's an Oniscus murarius weit überholt sind. 1 20 Iso]]0(la. b) Oitiscus iiimai-iits. Ueber die Eibilduug iuucrhalb der Ovarien und die Beschaffenheit der Eier vor ihrem Eintritt in die Bruthöhle liegen keine Beobachtungen vor. Innerhalb der letzteren zeigen die Eier nach Rathke und Bobretzky durch gegenseitigen Druck verschiedenartige Umrisse. Die jüngsten von letzterem Beobachter aus der Bruthöhle entnommenen Hessen bereits zwei Häute erkennen: eine äussere lose anliegende und mancherlei Falten bildende (Chorion) und eine innere, den Dotter umgebende und sich nur an einzelnen Stellen von demselben abhebende, welche Bobretzky als Dotterhaut ansieht, während sie von Ed. van Beneden oftenbar gleichfalls als Keimhaut-Cuticula in Anspruch genom- men werden würde. Der gelbbraune Dotter der Oniscus-Eier besteht aus grossen, stark lichtbrechenden Kugeln, welche sich nebst kleinen Bläschen in einer geringen Menge Flüssigkeit suspendirt finden. Das erste zur Beobachtung gelangte Stadiuni des bereits in der Ent- wicklung begriffenen Eies war dadurch bemerkenswertb, dass dem einen Pole des ovalen Eies entsprechend ein abgeflacht kugliger Haufen kleiner heller Bläschen der Dottermasse auf- und theilweise zugleich eingelagert war. Es hatte sich hier (Taf. XXIV, Fig. 1,) bereits ein Bildungsdotter (U) von dem Nahrungsdotter (vi) sowohl dem Uniriss wie dem Gehalt nach deutlich gesondert; von der in Form eines abgesetzten Pfropfs dem Dotter aufsitzenden Bildungsscheibe hob sich die Keimhaut-Cuticula (l) beiderseits sehr viel weiter ab, während sie dem Nahrungsdotter wenigstens zu beiden Seiten unmittelbar dicht auflag. Die Eier der zunächst sich anschliessenden Entwicklungsstufe zeigten bereits eine wesentliche Ver- änderung. Die Jetzt sehr viel breiter gewordene, uhrglasförmige Bildungs- scheibe bestand beim Durchschnitt des Eies (Fig. 2) aus einer Lage grosser Furchuugskugeln, welche je mit einem grossen, ein bis zwei Nucleoli führenden Kern versehen und im Uebrigen mit einem Protoplasma gefüllt waren, dessen Ansehn am oberen freien Rande gleichmässig und hell, gegen den Nahrungsdotter bin trübe und körnig war. Letzterer erwies sich beim Durchschnitt als homogen feinblasig, aber von zahl- reichen, verschieden grossen, rundlichen Höhlungen (Fig. 2, va) durchsetzt. Uebrigens ist die Lage der Bildungsscheibe bei den einzelnen Eiern schwankend; dieselbe kann ebenso wohl dem einen Pole auf-, als auch neben ihm oder selbst an der Längsseite sitzen. Indem sie unter Ver- mehrung der sie bildenden Zellen wächst, breitet sie sich allmählich weiter auf der Oberfläche des Dotters aus (Fig. 3); auch jetzt bilden die Zellen nur eine einzelne Schicht und nehmen vom Centrum gegen die Peripherie der Scheibe hin allmählich an Grösse ab. Bald darauf bildet sich jedoch im Centrum dadurch eine Verdickung gegen den Nahrungsdotter hin oder vielmehr in eine Vertiefung dieses hinein, dass sich unterhalb der hier lagernden grossen Zellen ein Häufchen kleinerer, welche oftenbar das Produkt jener sind, bildet; auch lässt sich in der Regel wahrnehmen, dass jene im Centrum liegenden Zellen der Aussenschicht, denen die darunter liegenden kleinen durch Vermehrung entstammen, sich den benachbarten Entwicklung. J21 gegenüber etwas tiefer einsenkeu. Der weitere Verlauf der Eiitwicklung ergiebt, dass jener als Keimhügel zu bezeichnende Haufen kleiner Zellen sieh als die erste Anlage des mittleren und unteren Keimblattes herausstellt, während die peripherische Zellschicht das obere Keimblatt aus sich hervor- gehen lässt. Während sich nämlich die Keimscheibe weiter über die Ober- fläche des Eies ausbreitet, vermehren sich auch die Zellen des Keimhügels zunächst in Form eines sich in den Dotter einsenkenden Haufens, um sich jedoch bald darauf nach allen Seiten unterhalb der Keimscheibe aus- zubreiten. Hierbei ditferenziren sie sich zugleich in der Weise, dass die einen (Fig. 4, m) auf der Oberfläche des Dotters verbleiben und sich der äusseren Schicht dicht anlegen, während dagegen andere (Fig. 4, m) sich in den Nahrungsdotter einsenken und diesen in sich aufsaugen. Letztere erweisen sich als die erste Anlage des Entoderm, während erstere dem Mesoderm als Ursprung dienen. Die Entodermzellen beginnen nun bald nach ihrer Sonderung vom Keimhügel sich im Dotter auszubreiten, so dass zu der Zeit, wo die ganze Oberfläche des Eies von Zellen überwachsen und also eine Keimhaut zu Stande gekommen ist, grosse, mit Dotter- körncheu gefüllte Zellen zuerst peripherisch, allmählich aber auch mehr im Innern des Dotters überall nachzuweisen sind. Gleichzeitig beginnt dann auch der zuvor homogene Dotter in rundliche oder polygonale Felder, die sogenannten Dotterballen zu zerfallen. Mit der fortschreitenden Ausbreitung der Keimscheibe auf der Ober- fläche des Eies werden die den gesammten Nahrnngsdotter umwachsenden peripherischen Zellen platt, während die mittleren an Höhe immer mehr zunehmen; indem letztere zugleich immer schmaler werden und sich in Form hoher Cylinder aneinanderreihen, bilden sie den die Bauchseite des Embryo markirenden Keim streifen (Fig. 5, hl). Bevor dieser aber in voller Entwicklung auftritt, häufen sich auf der Rückenseite, welche sich bis dahin durch sehr platte Zellen auszeichnete, grosse kugelförmige' Embryonalzelleu kugelförmig an (Fig. 5, cp); da dieselben indessen bald wieder spurlos verschwinden, sind sie für die weitere Entwicklung ohne besonderen Belang. Nahe der Oberfläche des in Ballen zerklüfteten Dotters (Fig. 5, vi) zeigen sich jetzt schon überall die grossen Darm- drüsenzellen, welche sich unterhalb des Keimstreifens in grösseren Mengen ansammeln, um von hier aus sieh alsbald in das Innere des Dotters gleichmässig auszubreiten. Zunächst findet sich nach dieser ihrer Ver- theilung noch zwischen ihnen freier Nahrungsdotter und in diesem auch noch eine Anzahl der bereits oben erwähnten Hohlräume vor; nach und nach wird jedoch dieser Nahrnngsdotter ganz von den grossen Drüsenzellen eingesogen, wobei letztere zum Darmdrüsenblatt werden. Das sie um- gebende Mesoderm besteht zu dieser Zeit in Form kleiner ovaler Zellen, welche, durch Zwischenräume von einander getrennt, mit ihrem Längs- durchmesser der Oberfläche des Eies parallel liegeu. Das diesen wieder nach aussen anliegende Ektoderm endlich, aus gekernten, hohen cylin- drischen Zellen in dichtem Anschluss aneinander bestehend, bildet an dem 122 Isopoda. hinteren Ende des Keinistreifens bereits eine ausebnlicli tiefe Einstülpung als erste Anlage des Hinterdarms, während an dem entgegengesetzten Ende eine Mundeinsttiljiuug zur Zeit noch fehlt. Bei der gleichzeitig auf- tretenden ersten Anlage der Gliedmassen bildet sich auch hier — wie bei Asellus — zwischen dem Keimstreifen und der Keimhaut- Cuticula (Dotterhaut nach der Bezeichnung Bobretzky's) eine zarte, den be- ginnenden Embryo einscbliesseude Hülle, die l^uupVms-Yiwii, welche sich auf der Bauchseite deutlich von dem Keimstreifen abhebt, der Rückenseite dagegen fest anliegt. Unter den inneren Organen, welche dem Darmdrüsenblatt ihre Entstehung verdanken, sind als die ersten der Reihenfolge nach die Leberschläuche zu erwähnen. Wenn aus dem Keimstreifen bereits die Anlagen sämmtlicher Gliedmassen, deren Entstehung nach den überein- stimmenden Angaben Rathke's und Bobretzky's bei Oniscus eine fast gleichzeitige ist, deutlich hervortreten (Fig. 6) und die Dotterballen bei Betrachtung des Eies im Profil noch ein durchaus gleichmässig dichtes und dunkles Aussehen (Fig. 6, vi) haben, bemerkt man bei einem durch das Ei geführten Querschnitt eine deutliche Difterenziruug in den grossen Darmdrüsenzellen. Während dieselben nämlich im Innern des Eies noch ihre frühere Form beibehalten haben, findet sich beiderseits, im oberen Anschluss an die Extremitäten-Anlagen, und zwar dicht unter den platten Zellen des Blastoderms, eine Reihe grosser, fast würfelförmiger und mit einem dunklen Kern versehener Zellen, welche sich nach oben und unten allmählich in die Darmdrüsenzellen verliert. Dass diese sich allmählich zu dem Epithel der Leberschläuche umbildenden Pflasterzellen aus einem Theil der Darmdrüsenzellen hervorgegangen sind, ergiebt sich nicht nur aus dem allmählichen Uebergang in letztere, sondern auch daraus, dass sich unmittelbar unter ihnen nur homogener, flüssiger Nahrungsdotter (d. h. aufgelöste Darnidrüsenzellen) vorfindet. In einem etwas späteren Stadium, während dessen die Leberanlagen bereits bei der Betrachtung des Eies von aussen in Form zweier heller rundlicher Scheiben (Fig. 7, /«•), welche sich in der Nähe des vorderen Keimstreifen- Endes von dem sonst dunkelen Nahrungsdotter deutlich absetzen, erkennbar sind, lässt ein Querschnitt eine Veränderung des Eies dahin wahrnehmen, dass der Streif pflasterartiger Zellen (Leber-Epithel) jederseits nicht nur viel weiter nach oben hinaufreicht, sondern auch einen oberen und unteren, einwärts gekrümmten Schenkel abgiebt, welche ihm die Form eines C oder eines an der Innenseite nicht völlig geschlossenen Ovales verleiht (Fig. 9, //r). Der von diesem Epithel jederseits begrenzte Raum communicirt zwar noch in weiter Ausdehnung mit den grossen central gelegenen Darmdrüsenzellen (Ernährungsdotter), enthält selbst deren aber nur noch vereinzelte kleinere, während er der Hauptsache nach schon von einem hell gefärbten Proto- plasma, in welchem grünliche Körnchen suspendirt sind, angefüllt wird. Als die den Leberorganen sich zunächst in ihrer Anlage anschliessen- den Theile sind die Mundöffnung mit dem Vorderdarm und die Ganglien- EutwicUuiiä'. 123 kette hervorzuheben. Doch ist zuvor uoch der Bildung der Zcllhaut, welche sich bei dem Embryo von Oniscus durch einen eigenthümlichen Strang mit seiner Rückseite in Verbindung setzt, Erwähnung zu thun. Die Entstehung derselben datirt aus der Zeit, zu welcher sich die Nau- pUus-Esmt von dem Keimstreit'en abhebt und wird dadurch bewirkt, dass an letzterer einige kleine Zellen haften bleiben, welche in die den Rücken des Embryo bedeckenden Zellen unmittelbar übergehen und den Rändern der sich bildenden Zellhaut entsprechen. Die in ihrer ganzen Ausdehnung gleichzeitig auftretenden Ränder der Zellhaut umfassen beinahe den ganzen ausserhalb des Keimstreifeus liegenden Theil der Oberfläche des Eies (Fig. 6, sh), welcher nur von den platten Zellen des Blastoderms bedeckt ist. Ihre Abtrennung von dem Embryo geht schnell von der Peripherie gegen die Mitte hin vor sich; hier bleibt sie uoch lange Zeit mit dem Rücken desselben durch eine senkrechte Wand von geringer Höhe ver- bunden und erscheint bei der Ansicht des Embryo im Protil als [ein kegel- förmiger Strang (Fig. 7, /'), dessen Contouren die Anheftung an beiden Seiten des Embryo -Rückens zum Ausdruck bringen. Besonders deutlich treten die Beziehungen dieses Stranges einerseits zu dem Embryo, andererseits zu der Zellhaut an dem Längsschnitt eines Eies (Fig. 8, /") in das Auge; die seine Wandungen bildenden Zellen bilden direkte Fort- setzungen derjenigen, welche die Rückenwand selbst wie die Zellhaut formiren. Bei weiterer Ausbildung des Embryo (Fig. 10, f) wird jeuer Strang allmählich länger und dünner, um sich zuletzt von der Zellhaut abzutrennen und nur noch als kleine spitze Erhebung auf dem Embryo- Rücken zurückzubleiben. Haben die Leberorgane die vorher geschilderte Entwicklung erreicht und hat sich gleichzeitig das Ektoderm am hinteren Ende des Keim- streifeus sehr viel tiefer und in Form eines breiten Schlitzes zum Hinter- darm eingestülpt (Fig. 8, a), so tritt auch am entgegengesetzten Ende eine ähnliche Einstülpung des Ektoderms zur Anlage des Vorderdarmes (Fig. 8, o) auf. Als die auffallendste in dieses Entwicklungsstadium fallende Umänderung ergiebt sich jedoch die sehr starke Verdickung des Ektoderms an der Bauchseite des Keimstreifens, welche durch mehrere auf einander liegende Schichten rundlicher Zellen (Fig. 8, gv) bewirkt wird. Diese gleich unter der Mundöffnuug beginnende, dagegen ziemlich weit vor dem hintereu Ende des Keimstreifens endigende Verdickung erweist sich als die erste Anlage der Banchganglienkette. Aber auch oberhalb der Stelle, wo sich das Ektoderm zum Vorderdarm einstülpt, ist gleichzeitig eine ganz entsprechende Verdickung desselben durch mehrfach aufeinander geschichtete Zellen wahrzunehmen; in ihr ist die erste Anlage des Gehirnganglions (Fig. 8, gg), zu erkennen. Bei dieser Verdickung des Ektoderms ist die das Mesoderm darstellende Lage iso- lirter ovaler Zellen übrigens der Hauptsache nach unverändert geblieben (Fig. 8, vi). Eine Ausnahme hiervon machen nur die Höhlungen der Gliedmassen- Anlagen, welche durch Ausstülpungen des Ektoderms hervor- 124 Isopoda. gerufen werden, so wie die in leichteren Ausbuchtungen des letzteren bestehenden ersten Andeutungen der seitlichen Segmentränder. Innerhalb dieser haben sich die Mesodermzellen vermehrt und sind zu dichteren Häufchen vereinigt (Fig. 9, ni); gleich den vereinzelten, sich der Wand des Hinterdarms dicht anlegenden, werden sie zur Herstellung der Mus- kulatur verwendet. Unter immer stärker abnehmendem Umfang des Nahrungsdotters vergrössern sich nun allmählich entsprechend die Leberorgane und die bereits vorgebildeten beiden Darmabschnitte. Während erstere in dem vorstehend beschriebenen Stadium bei der Protilansicht des Eies nur einen verhältnissmässig kleinen Theil der Dotterballen verdrängt hatten, kommen sie ihm jetzt (Fig. 10, he) in Form grosser, rundlich ovaler Scheiben an Ausdehnung fast gleich, um ihn abermals später, wo sie den Umriss von länglich nierenförmigen Schläuchen angenommen haben, schon merklich zu übertreffen. Der in der Richtung von hinten nach vorn allmählich schwindende Nahrungsdotter zeigt jetzt zugleich merklich kleinere Zellen (Fig. 11, cn). Rückwärts unmittelbar unter den die Embryo- nalwaudung bildenden platten Zellen liegend, steht er nach unten noch in weiter offener Communikation mit der Leberhöhle, welche von flüssigem, homogenem Dotter angefüllt ist (Fig. 11, lic). Nur hinten sind die Leber- schläuche sowohl von dem Nahrungsdotter wie auch (in der Mittellinie) von einander getrennt und reichen mit ihrem zugespitzten Ende eine kurze Strecke unter den Hinterdarm hin. Das mit feinen grünlichen Körnchen gefüllte Piasterepithel ihrer Wandungen geht nach oben ganz allmählich in den Nahrungsdotter über und erscheint an der hinteren Wand des Vorderdarnies (später zum Magen werdend) sehr dünn. Dieser sowohl wie der Hinterdarm haben sich unter gleichzeitiger Streckung und Verschmälerung des Embryokörpers sehr viel tiefer nach innen ein- gestülpt uud überdies, im Vergleich mit früher, stark erweitert. Der Vorderdarm (Fig. 11, o) zerfällt, im Längsschnitt betrachtet, jetzt schon deutlich in einen engen Oesophageal- und einen weiten, nach unten tief und spitz dreieckig herabtretenden IMagenabschnitt, dessen hintere, dem Nahrungsdotter und den Leberschläuchon anliegende Wand beträchtlich dünner als die mehr dem Oesophagus zugekehrte ist, während dagegen seine obere Wand stark kegelförmig verdickt in das Lumen vorspringt (Fig. 11, rv), um später die Reibe])latten aus sich hervorzubilden. Ober- halb der Mundöffnung und im vorderen Anschluss an das Gehirnganglion tritt eine kuppenförmige Wölbung als die Anlage der späteren Oberlippe (Fig. 11, Ib) hervor. Der bis fast auf ein Dritttheil der Gesammtlänge in das Innere des Embryokörpers einspringende Hinterdarm (Fig. 11, In) ist jetzt nach oben und unten überhaupt nicht mehr, sondern nur noch an seinem vordersten erweiterten und geradlinig abgestutzten Ende mit dem NahruDgsdotter in Contakt; auch ist diese Vorderwand im Gegensatz zu der dicken, aus hohem Plasterepithel gebildeten oberen und unteren sehr dünn uud in der Mitte fast durchbrochen, so dass sein Lumen hier mit Enlfricklung'. 125 dem Nahrangsdotter iu direkte Berührung tritt. Die das Mesoderm darstellenden Zellen hahen sich an verschiedeneu Körperstellen, besonders im Inneren der Oberlippen -Anlage, rückwärts von der oberen Wand des Hinterdarms und zwischen Lebersäcken und dem vorderen Theil des Keimstreit'ens (Ektoderm) vermehrt und zu Häufchen angeordnet. End- lich hat eine besonders wichtige und auffallende Veränderung das Ekto- derm (Fig. 11, gr) dadurch erfahren, dass es unter abermaliger bedeuten- der Dickenzunahme im Bereich seiner zwei vorderen Dritttheile durch senkrecht gegen seine Längsaxe gerichtete feine Einschnitte, den Körper- segmenteu entsprechend, in eine grössere Anzahl von Würfeln zerfallen ist, deren Abgrenzung nach hinten allerdings immer undeutlicher wird. In diesem Zerfall des Ektoderm zeigt sich die erste Anlage zur Her- stellung der paarigen Baucbganglieu, deren vorderstem die sich in den Mund einstülpende Epithellage noch unmittelbar aufliegt. In gleicher Weise setzt sich auch das die Oberlippe überziehende Epithel noch ganz direkt in den hinter ihr liegenden, grossen und eine starke AVölbung zeigenden Zelleuhaufen , welcher das Gehirngaugliou (Fig. 11, gs) reprä- sentirt, fort. Die weiteren Veränderungen, welche sich an dem in das vor- beschriebene Stadium getretenen Embryo vollziehen, betreffen in erster Linie die vollständige Resorption des noch vorhandenen Dotterrestes und die wenigstens auf einer theilweisen Verwendung desselben beruhende Bildung des Mitteldarms; ferner die auf Kosten des Mesoderms vor sich gehende Entwicklung der Muskulatur und mit ihr auch des Herzens; endlich um nur die Hauptsachen zusammenzufassen, die Sonderung des Ektoderms in Nervensystem und Körperwandung. In welcher Weise bei dem Onlscus-Emhryo der Mitteldarm zur Aus- bildung gelangt, lässt .sich auch ohne direkte Beobachtung aus dem Vergleich des vorhergehenden Stadiums mit einem folgenden, in welchem derselbe bereits fertig vorliegt, während dagegen die Darmdrüsenzelleu (Nahrungsdotter) vollständig verschwunden sind (Fig. 12), mit Sicherheit scbliessen. Hat sich der durch Einstülpung des Ektoderm gebildete Hinterdarm an seiner den Grund der Einstülpung bildenden Wand durch Resorption der letzteren geöffnet und ist er auf diese Weise mit den angrenzenden Darmdrüsenzellen in direkte Verbindung getreten, wie dies bereits im vorhergehenden Stadium (Fig. 11, in) angebahnt war, so wird als direkte Fortsetzung des Hinterdarm -Epithels dasjenige des Mittel- darmes durch Umformung der Darmdrüsenzellen und zwar unter all- mählichem Fortschreiten iu der Richtung nach vorn gebildet. Allerdings wird dazu nur ein relativ geringer Theil des noch übriggebliebenen „Nahrungsdotters" verwendet, während der überwiegend grössere auch jetzt noch den Lebersehläuchen zu ihrer vollständigen Ausbildung zu Gute kommt. Im Grunde wird also nur der Hinterdarm, wenngleich auf Kosten eines verschiedeneu Substrates, ununterbrochen nach vorn hin verlängert, bis derselbe (Fig. 12, n?) die Hiuterwand des Vorder- 126 Isopoda. darmes erreicht. Gleicbzeitig mit diesem fortgesetzten Hineinwachsen in die vor ihm liegenden Darmdrtisenzellen verschmälert sich übrigens der ursprünglich als Einstülpung angelegte Hinterdarm sehr beträchtlich (Fig. 12, in), und schliesst sich an seinem hinteren Ende zum After zusammen. Inzwischen ist aber auch der Vorderdarm im Vergleich mit dem früheren Verhalten eine bedeutende Verengung (Fig. 12, oc) ein- gegangen und zwar betrifft dieselbe nicht nur den Oesoi)hageal- Abschnitt, bei dessen Ausmiinduug sich der Oberlippe (Fig. 12, Ib) gegenüber unter- halb ein zipfelartiger Vorsprung, die Anlage der sogenannten „Unterlippe", hervorgestülpt hat, sondern auch den Magentbeil, in dessen Lumen jetzt ausser dem oberen auch ein unterer kegelförmiger Vorsprung hineinragt (Fig. 12, ve). Die im Innern des letzteren unterhalb des Epitheles an- gehäuften Mesoderm- Zellen lassen die Muskelbüudel, welche später zur Bewegung des Magengerüstes dienen, aus sich hervorgehen. Sonst findet sich übrigens während dieser Periode dem Epithel des Vorder- wie des Hinter- (incl. Mittel-) darmes auch schon eine zweite, aus länglichen, kettenartig mit einander verbundenen Zellen bestehende Hülle nach aussen hin aufliegend (Fig. 12 u. 13). Der im Querschnitt (Fig. 13, re) deutlich von oben her abgeplattete Darm ist vollständig leer, die gleichfalls im Querschnitt (Fig. 13, he) rundlich erscheinenden Leberschläuche enthalten dagegen noch immer flüssigen Dotter. Letztere sind jetzt vollständig von einander abgegrenzt, d. h. auch in der Mittellinie gewandet (Fig. 13, hc). Die Epithelzelleu ihrer Wandungen sind sehr auffallend von denjenigen des Darmrobres verschieden , nämlich breiter als hoch und von mehr ovalem Umriss; nach aussen liegen ihnen gleichfalls kleinere Zellen, welche jedoch durch weite Zwischenräume getrennt sind, an. Die Ein- mündung der Leberschläuche in das Darmrohr entspricht der hinteren Seite der Scheidewand, welche zu dieser Zeit noch zwischen dem Magen und dem Mitteldarm, wenngleich von grosser Zartheit, besteht. Das Herz des Oh(sc!(s- Embryo ist in seiner ersten Anlage zwar nicht von Bobretzky beobachtet worden; doch kann es bei dem Ver- gleich der beiden Diirchscbnittsfiguren 11 und 12 nicht dem mindesten Zweifel unterliegen, dass sich dasselbe aus derjenigen Gruppe von Mesoderm -Zellen hervorbilde, welche in dem vorhergehenden Stadium zwischen der Kückenwand des Embryo und dem Dache des Hinterdarmes (Fig. 11) gelagert waren. Genau an derselben Stelle erscheint dasselbe auf dem Längsschnitt des gegenwärtigen Entwicklungsstadiums (Fig. 12, ro) in Form eines länglichen Säckchens, welches sich nach vorn allmählich in die dort liegenden zerstreuten ovalen Zellen verliert. Auf dem Quer- schnitt (Fig. 13, CO) zeigt es sich noch in stärkerem Grade als das Darm- rohr von oben her abgeplattet und zugleich von diesem durch eine aus länglichen Zellen gebildete Scheidewand getrennt. Die Wand des Herzens ist aus verschmolzenen Zellen mit ganz verwischten Grenzen zusammen- gesetzt; doch markireu sich die diesen Zellen zukommenden grossen Kerne in dem hellen Protoplasma sehr deutlich. Die obere Wand des Entwicklung. 1^7 Herzeus liegt der Hypodermis des Elickens dicht au; au seiuen Seiten- wänden heften sich verlängerte Zellen, welche später zu Muskeln werden , an. Das im vorhergehenden Stadium noch völlig homogene Ektoderm hat sich inzwischen in die CTanglieumasse (Fig. 12, (jv) und die sich von derselben frei abhebende Hypodermis (Fig. 12, hp) scharf gesondert; auch hat sich von dem vordersten Ende der ersteren die den Oesophagus auskleidende Epithelschicht deutlich abgehoben und ist durch angehäufte Mesodermzellen geschieden. Die den Segmenten entsprechenden einzelnen Ganglien sind besonders im mittleren Theil der Kette durch winklige untere Einbuchtungen scharf von einander geschieden , während sie in der Richtung nach hinten in ihrer Abgrenzung verwischt erscheinen. Die an der Bauchganglienkette beginnende Bilateralität macht sich besonders an Querschuitten (Fig. 13, gr) durch eine ventrale Ausbuchtung der Nervensubstanz bemerkbar; eine helle, zweibuchtige Stelle, welche der oberen Seite entspricht (Fig. 13), dient der späteren Fasermasse als Ausgang. Bei Ansicht des Bauchstranges von der Rückenseitc (Fig. 14) tritt die grosse Flächenausdehnung dieser hellen Substanz, welche von der Zellenmasse nur seitlich umsäumt wird, hervor. Innerhalb des einen stark gewölbten Hügel darstellenden Gehirnganglions (Fig. 12, gs), von welchem sich die Hypodermis gleichfalls deutlich abgehoben hat, ist übrigens jene Substanz nicht minder in grossen, symmetrischen Anhäufungen nachweisbar; von denselben geht die Verbindung zu dem unterhalb des Oesophagus liegenden Ganglion aus. Die mit diesem Entwicklungsstadium abschliessenden Beobachtungen Bobretzky's über die Embryologie des Oniscns murar'ms vervollständigen wir noch durch einige Angaben, welche den aus d. J. 1833 stammenden classischen Untersuchungen H. Rathke's über dasselbe Thier entlehnt sind. Bis zu dem zuletzt geschilderten Zeitpunkt ist der Embryo derart in der EihüUe gelagert, dass die convexe Bauchseite der letzteren sich eng anlegt, während die Rückenseite sich von dem gegenüberliegenden Coutour frei abhebt (Taf. XXVI, Fig. 6). Mit dem Schwinden des Dotters und der fortschreitenden Ausbildung der Gliedmassen ändert sich jedoch dieses Verhältniss dahin, dass unter immer stärker werdender Einkrümmung der Bauchseite der Rücken sieh herauswölbt und nun seinerseits — wie zuvor die Bauchwand — der Eihülle sich unmittelbar anschmiegt. Bei der Nach- giebigkeit der EihUUe übt diese veränderte Lage des Embryo auch einen sehr merklichen Einfluss auf den Umriss des Eies, welches jetzt mehr die Form einer Niere annimmt, aus (Taf. XXVI, Fig. 5). Von dem Zeitpunkt dieser Umdrehung an lässt sich an dem Embryo auch eine willkürliche Bewegung der Gliedmassen sowohl wie des Rumpfes wahrnehmen. Rathke konnte Embryonen dieses Alters eine halbe Stunde lang Beine und Fühlhörner zwar langsam aber ununterbrochen bewegen, gleichzeitig aber auch den Rumpf abwechselnd strecken und krümmen sehen, obwohl noch nirgends eine Spur von Muskelfasern wahrzunehmen war. Gleich letzteren, an 128 Isopoda. deren Stelle nur ein durchscheinender, aus Zellen bestehender Inhalt vor- handen war, fehlte auch jede Andeutung von Blutgefässen. Nur das Herz erschien als ein äusserst zarthäutiger, massig VFeiter, cylindrischer und an beiden Enden abgestumpfter Schlauch, welcher vom hinteren Ende des Postabdomen bis in das vierte Mittelleibssegment hineinragte. Die Augen entstehen wahrscheinlich schon in einem früheren Embryo- nalstadium, sind aber, weil sich erst spät Pigment in ihnen ablagert und weil sie nicht auffallend hervorragen, erst zu der Zeit sichtbar, wenn der Embryo seine Lage verändert und den Rücken nach aussen gekrümmt hat. Kurz vor Sprengung der Eihülle tritt nämlich die Pigmentablagerung zu beiden Seiten des Kopftheiles in Form kleiner, äusserst dicht bei einander stehender Punkte von dunkelbrauner Färbung hervor. Die erste Anlage der späteren Köpersegmente zeigt sich bt nach dem Hervorsprossen der Gliedmassenwülste aus dem Kei durch kleine plattenförmige Verdickungen, welche zuerst an der Aussen- scite der Beinwülste, darauf an derjenigen der späteren Pedes spurii zum Vorschein kommen. Allmählich wachsen dieselben unter schärferer Trennung gegen einander in der Richtung nach oben, und zwar sondert sich zunächst in besonderer Deutlichkeit das vordere, die Fühler tragende Kopfsegment, während die den Mundgliedmassen entsprechenden nur schwach augedeutet bleiben. Sehr scharf und ziemlich weit in der Richtung gegen den Rücken hin schneiden die den Beinen und Pcdcs spurii entsprechenden Segmente den Keimstreifen ein, und zwar bilden sich deren zwei mehr, als Gliedmassenpaare angelegt sind. Auf der Grenze zwischen den sechs Beinpaaren und den Pedes spurii entstehen nämlich (Taf. XXVI, Fig. 6) zwei Segment -Andeutungen, welche nicht nur sehr viel kürzer als die vorangehenden Mittelleibsringe sind, sondern auch den Segmenten des Postabdomen an Länge merklich nachstehen. Dieses Stadium der Segmentirung ist bereits erreicht, bevor der Embryo seine Bauchseite einkrümmt und sie besteht auch noch eine Zeit lang fort, nachdem dieses geschehen ist (Taf. XXVI, Fig. 5). Die zu dieser Zeit zunächst noch deutliche Segmentirung der Kiefergegend geht jedoch bald darauf wieder ein, während dagegen die dem Mittel- und Hinterleib entsprechenden Segmente jetzt um so schneller gegen die RUckenliuie hin wachsen, um sich schliesslich, zunächst im Bereich des Mittelleibes, an dieser zu vereinigen. Während dieses Wachsthum selbst durch die un- unterbrochene nach oben hin fortschreitende Verdickung der Leibes- wandung bewirkt wird, spielt bei dem Schluss der Segmente in der Mittellinie des Rückens auch das Schwinden des Dotters, welches eine Abflachung zu Wege bringt, eine wesentliche Rolle. Wo der Rückentheil der beintragenden Segmente mit dem entsprechenden. Bauchtheil zusammen- trifft, wächst ersterer seitwärts ziemlich stark hinaus und legt dadurch den ersten Grund zu den lamellenförmigen Ausbreitungen der beiden Seiten, welche ihre volle Ausbildung übrigens erst nach dem Ausschlüpfen des Embrvns ans dem Eie erhalten. Entwicklung. 129 c) Idothca Bastoi. Die von Rathke unteisuclite Embryonal -Ent- wicklung dieser Art ist im Aligemeinen derjenigen der Oniscincn sehr ilhnlich. Die selten zu hundert, meistens in sehr viel geringerer Zahl in die Bruthühle des Weibchens eintretenden Eier messen Vc; bis '/& Lin. im Durchmesser; ihre Form ist länger oder kürzer oval, zuweilen an- nähernd kuglig. Der Dotter nimmt den bei weitem grössten Theil des Eies ein und zeigt bald eine goldgelbe, bald eine heller oder dunkler grüne Farbe. Ob derselbe von einer besonderen Dotterhaut umgeben ist, Hess sich nicht mit Sicherheit feststellen. Die den Dotter rings um- wachsende Keimhaut schlägt sich, nachdem sie die entsjjrechende Breite erreicht hat, auch hier in Form einer bis zum Mittelpunkt des Eies ein- schneidenden Falte in den Dotter ein und theilt denselben an seiner Rückenseite in ein dickeres, breiter abgerundetes Kopf- und ein schmäleres Schwänzende (Taf. XXV, Fig. 5). Nachdem sodann der an der Bauch- seite des Dotters gelegene Theil der Keimhaut sich immer mehr verdickt hat und so zum Keimstreiten geworden ist, machen sich an demselben paarige Wülste als erste Anlagen der künftigen Gliedmassen bemerkbar. Dieselben sprossen, wie bei Oniscus, zuerst am v.ordereu Ende des Keim- streifens, um hier Fühlhörner und Mundtheile aus sich entstehen zu lassen, hervor, während die Anlagen der Beine und der P(Y/r.s sj/urii erst später, und zwar genau in der Reihenfolge von vorn nach hinten zur Erscheinung kommen. Eine Bildung von seitlichen blattförmigen Anhängen (nach der Art von Aselhis) kommt bei Jdothm nicht zu Stande. Als auffallend wird von Rathke hervorgehoben, dass der Dotter des auf dieser Stufe der Ausbildung angelangten Embryo's nicht nur nicht kleiner, sondern eher grösser als an dem eben in die Bruthöhle getretenen Eie erscheint, wie denn auch die Dotterballen jetzt grösser und lockerer aneinanderliegend als früher zu erkennen sind. Der bis dahin innerhalb der EihUlle stark gekrümmt liegende, sich mit Kopf- und Schwanztheil berührende Embryo (Taf. XXV, Fig. 6) beginnt sich nun allmählich zu strecken, wobei allerdings der Rücken immer noch eine starke Concavität, der Bauch eine schwächere Convexität beibehält (Taf. XXV, Fig. 7); da hierbei eine merkliche Grössenzunahme stattfindet, müssen die den Embryo einschliessenden und ihm noch immer knapp anliegenden Hüllen eine Dehnung erfahren. Nicht selten kommt es vor, dass der Embryo schon während dieses noch wenig vorgeschrittenen Entwicklungsstadiums (Taf. XXV, Fig. 8), in welchem er den Dotter noch in seiner früheren Grösse erkennen lässt und kurze Zeit, nachdem die Anlagen der Pedes spurii sich von dem Keimstreifen abgehoben haben, die Eihäute abstreift und auf diese Art frei in dem Brutraum der Mutter zu liegen kommt. An- dererseits lassen sieh aber auch häufig Embryonen noch von den EihüUen umschlossen finden „ deren Ausbildung bereits eine sehr viel weiter vor- geschrittene ist, bei denen der Körper sich sehr viel gerader gestreckt, der Dotter auf die Hälfte der Grösse vermindert hat und deren Kopf- abschnitt schon deutliche Augenflecke erkennen lässt. Da indessen 130 Ibopoda. auch bei solchen ludividueu die Körpersegmentiruug noch kaum im Entstehen begriffen und die Ausbildung der inneren Organe noch weit im Rückstände ist, verlässt der Embryo von Idotlica das Ei in ebenso vorzeitiger Form wie derjenige von AscIIns und muss zu seiner weiteren Ausbildung noch längere Zeit in der Bruthöhle der Mutter verharren. d) Jaeridina Nordmanni. Die gleichfalls von Rathke herrühren- den, übrigens ziemlich aphoristischen Angaben über die Embryonal -Ent- wicklung dieser Art lassen Idofhm gegenüber keine irgendwie wesent- lichen Abweichungen erkennen. Die sich innerhalb des Brutraumes nur in geringer Anzahl (10 bis 12) findenden Eier sind ganz oder annähernd kugelrund, messen \i(, Lin. im Durchmesser; der fast das ganze Ei aus- füllende Dotter ist smaragdgrün und grobkörnig. Nachdem derselbe, durch die sich einschlagende Falte der Keimhaat getheilt, die Hufeisen- form angenommen hat, und nachdem am Keimstreifen die Gliedniassen- anlagen hervorgesprossen sind, wird theils durch schnelle Grössenzunahme des zweiten Fühlerpaares, theils durch starke Hervorwölbung des Stirn- theiles das Ei aus der Kugelform in eine unregelmässig ovale, ja fast in die Birnform umgeändert (Taf. XXV, Fig. 10 u. 11). Nach weiterem Längswachsthum und freierer Absetzung der Gliedmassen vom Rumpfe wird dann die Eihülle gesprengt und der sich aus derselben freimachende Embryo schlägt jetzt seinen Schwanztheil vom Kopftheile zurück, um zunächst jedoch noch die Sichelform — unter fast halbkreisförmig ein- gebogenem Rücken — beizubehalten (Taf. XXV, Fig. 12). Seine Aus- bildung ist zu dieser Zeit schon merklich weiter gediehen, als diejenige von Idothcd. e) Lujia Brandti. Die in den Brutraum gelangten Eier sind nach Rathke nicht ganz regelmässig kuglig, ihr Dotter goldgelb und massig grobkörnig, durch keinen Zwischenraum vom Chorion getrennt. Nach Einschlag der Keimhaut in den Dotter und nach dem Hervorsprossen der Gliedmassenanlagen klappt sich der Embryo sammt dem von ihm ein- geschlossenen Dotter so auseinander, dass er unter Dehnung der Eihaut eine lauggestreckte und mit dem hinteren spitzen Ende etwas aufgebogene Birnform annimmt (Taf. XXV, Fig. 14). Indem der Umriss allmählich noch gestreckter und zugespitzter wird, nimmt unter starker Verlängerung der hinteren Fühleranlageu der Kopftheil einen ansehnlichen Umfang an, lässt auch bereits die Andeutungen der Augen hervortreten (Taf. XXV, Fig. 15). Die Anlage der Gliedmassen schreitet, wie gewöhnlich, in der Richtung von vorn nach hinten vor und ^-streckt sich auch auf das sechste Paar der Pedes S2)nrii, welche, indem sie das Chorion vor sich herdrängen, an der Spitze des Körpers senkrecht gegen den Rücken kegelförmig auf- steigen. Indem allmählich auch die Segmentirung der Leibeswandungen deutlicher in die Augen tritt, bildet sich auf der Grenze von Kopftheil und Mittelleib ein tiefer Rückenausschnitt, hinter welchem der Rumpf jäh gegen die Eihaut hin aufsteigt, um in Form eines Zapfens (Fig. 15, m) mit derselben in Verbindung zu treten. Innerhalb der ihm nicht überall Entwicklung. 131 dicht anliegenden Eihaut vermag sich der Embryo jetzt schon leicht zusammenziehend auszudehnen. In demselben Maasse, als dies Vermögen immer stärker wird, tritt nicht nur eine grössere Läiigsstreckung seines Körpers, sondern auch eine immer deutlicher werdende, zipfelartige Ver- längerung seines hinteren Körperendes, welches jetzt seine bisherige Krümmung nach oben in die entgegengesetzte umwandelt und seine hakenförmig gekrümmte Spitze nach vorn wendet, ein (Taf. XXV, Fig. 16). Während hierbei der Embryo noch an Grösse zugenommen, das Chorion sich aber nicht in entsprechender Weise ausgedehnt hat, liegt letzteres ihm jetzt so eng an, dass die dicht an den Rumpf angepressten Glied- masseu nur undeutlich, zum Theil überhaupt nicht mehr zu erkennen sind. Die ersten Spuren der Augen treten gleichzeitig mit der Segnien- tirung der Leibeswand, die Abgrenzung der Leberscbläiiche vom Dotter schon früher auf; indem letztere sich beiderseits vom Dotter immer mehr in die Länge strecken, reichen sie bereits vor der Umkrümmung des Embryo bis in den Hinterleib hinein. Zur Zeit der Sprengung des Chorion durch den Embryo hat das Ei fast das Doppelte seiner ursprünglichen Grösse erreicht und gleicht um diese Zeit fast einer Insektenpuppe. Von dem Dotter ist nur noch ein geringer Theil zwischen den beiden gelb- gefüllten Leberschläuchen übrig. Das letzte Paar der Pcdcs sjnirii des Embryo's zeigt bereits die Gabelform. f) Bopijrus squillarum. Die in die Bruthöhle gelangenden Eier, welche in der Regel eine kugelrunde Form haben, messen nur Vu» Lin. im Durchmesser. Gleichzeitig zu mehreren Hunderten vorhanden und vielfach über einander gepackt, lassen sie zwischen sich eine dickliche, eiweiss- artige Flüssigkeit erkennen. Die dem graugrünen oder ochergelben Dotter dicht anliegende Haut ist sehr dünn und durchsichtig. Bei beginnender Embryonalentwicklung zeigt sich an einer Stelle des Dotters eine kleine farblose Stelle, welche — bei einer sich gleichzeitig bemerklich machenden leichten Streckung des Eies — der einen Längsseite desselben entspricht (Taf. XXVI, Fig. 12). Schon bei dem ersten Auftreten dieser hellen Stelle zieht sich der Dotter mit einer flachen Einbuchtung von derselben zurück. Später, nachdem sich die Keimhaut bereits in ansehnlicher Breite rings um den Dotter herum ausgebildet hat (Taf. XXVI, Fig. 13), schlägt sie sich, jener Stelle entsprechend, in Form einer Falte gegen den Dotter hin ein und verändert die bis dahin stumpf ovale Form desselben (bei der Seitenansicht) in diejenige einer gekrümmten Retorte, deren vorderes Ende fast die dreifache Breitp des hinteren hat (Taf. XXVI, Fig. 14). Nähme nun die Entwicklung des Embryo aus der in den Dotter sich ein- schlagenden Keimhaut denselben Verlauf, wie bei allen zuvor erörterten Isopoden, so würde der die convexe Seite des Dotters umgebende Theil der Keimhaut sich zum Keimstreifen umgestalten und aus diesem würden die Gliedmasseu -Anlagen hervorsprossen, während dagegen die in den Dotter einschneidende Falte später zur Rückenwand auswaehsen müsste. Nach den — von Cornalia für ^'//;/r hraurhldli^ bestätigten — Beobach- 9 * 132 Isopoda. tungeu Kathke's ist dies aber bei Bopyrus squillarum uiclit der Fall; vielmehr bildet sich hier die der Eihaut zugewendete couvexe Seite der Keimhaut zur Rückeuwaud, dagegen der faltenartig in den Dotter einschneidende Theil derselben, an welchem die Anlagen der Gliedmasseu zum Vorschein kommen, zur Bauch- wand aus. Allerdings ist es Rathke nicht gelungen, an den in der Entwicklung begritienen Eiern die Anlage der Gliedmassenwülste im Bereich der Eiuschlagst'alte festzustellen Dass sie aber trotzdem hier stattfinden müsse, ergab sich ihm nicht nur daraus, dass ihr Auftreten niemals au dem der Eihaut zugewendeten convexeu Theil der Keimhaut erfolgte, während dasselbe doch an den Eiern aller übrigen von ihm untersuchten Isupudcu sehr leicht zu coustatireu war, sondern besonders auch daraus, dass die so eben aus der Eihülle hervorgehenden Embryonen die mit Gliedmassen versehene Bauchseite noch in gleich starker Ein- krUmmuug wie innerhalb des Eies wahrnehmen Hessen (Taf. XXVI, Fig. 11). Mit der allmählichen Dickenzuuahme der Keimhaut, welche an dem breiteren Theile des Dotters (dem späteren Kopfende des Embryo's) eine sehr viel beträchtlichere ist, und mit der gleichzeitig vor sich gehenden Verminderung der Dottermasse ändert übrigens das ISo^i/rus -Ei seine ursprünglich kuglige in eine mehr längliche, beiderseits abgestumpft ovale Form um. An Eiern dieses Stadiums treten nach Rathke 's Beobachtung zwei Streifen von gelblich brauner Farbe, welche sich durch einen grossen Theil jeder Seite des Embryo's hindurcherstrecken und mit der Axe des Dotters parallel laufen, auf. Während sie auf den ersten Blick der Ober- fläche des Dotters selbst anzugehören scheinen, erweisen sie sich bei näherer Betrachtung als in der Leibesvvand des Embryo's gelegen und sind als die ersten Anfänge zu einer Färbung dieser zu betrachten. Mit zunehmen- der Ausbildung des Embryo immer breiter und dunkler werdend, erscheinen sie beim Ausschlüpfen des letzteren aus der Eihülle sogar dunkelbraun. Etwas später als der Beginn der bräunlichen Färbung machen sich zu beiten Seiten des späteren Kopfendes des Embryo zwei röthliche Punkte bemerkbar, welche sich allmählich zu kleinen, länglichen und karmoisin- rothen Flecken, den Anlagen der Augen, ausbilden. Bis zu dieser Zeit hat das Ei, offenbar durch Resorption einer in der Bruthöhle betindlichen Flüssigkeit merklich an Umfang zugenommen; auch machte es auf Rathke den Eindruck, als beträfe diese Grössenzunahme zugleich den Dotter, dessen Ballen während der Dickeuzunahme des Embryo's sich deutlich lockern und vergrössern. Einer besonderen Erwähnung ist die sich an dem Embryo von Bopyrus entwickelnde Zahl der Gliedmassen werth. Wie bereits erwähnt, ist es Rathke nicht gelungen, die erste Anlage derselben an der sich in den Dotter einschlagenden Falte der Keimhaut direkt zu beobachten; doch lässt schon der aus der Eihülle befreite Embryo keinen Zweifel darüber, dass die Zahl der sich ausbiklenden Gliedmassen gegen die bei den Entwicklung. 133 übrigen auf ilire Entwicklung geprüften Tsopoihn zurücksteht. Am Kopf- theiie konnte Kathke nur zwei Fühlerpaare, dagegen keine Mundtheile wahrnehmen. Aber selbst angenommen, es seien letztere von ihm nicht erkannt worden, so würde schon eine wesentliche Abweichung von dem gewöhnlichen Verhalten darin bestehen, dass von den sieben auf den Kopftheil folgenden Ringen nur die vier vorderen mit je einem Bein- paar versehen sind, während ein fünftes und sechstes fehlen*). In sehr nahem Anschluss an diese vier Beinpaare, wenngleich durch ihre nach hinten gerichtete- Lage in einer Art Gegensatz zu ihnen stehend, finden sich fünf Paare sehr entwickelter Fcdcs simril von übereinstimmender Form und Grösse; hinter diesen endlich noch ein sechstes Hinterleibs- gliedmassenpaar von der Form zweier grosser, gekrümmter und stumpf endigender Zangen (Taf. XXVI, Fig. 10 und 11). g) Gyiir braiicIiiaUs. Die Ei- und Embryonal- Entwicklung dieser mit BoinjfHs sehr nahe verwandten, ja nicht einmal streng generisch ver- schiedenen Form zeigt nach Cornalia's Beobachtungen in allen wesent- lichen Punkten eine fast völlige Uebereinstimmung mit der vorhergehenden Gattung, wenigstens wenn man von den in mehrfacher Hinsicht auf- fallenden Angaben des Verf's über die Bestandtheile des unbefruchteten sowohl wie des bereits in der Entwicklung begriffenen Eies absieht. Schon bei dem Austritt desselben aus dem Ovarium will Cornalia an demselben ein Chorion, eine innerhalb desselben liegende Eiweisszone, ■ eine auf diese folgende Dotterhaut, einen aus weissen Kugeln zusammen- gesetzten Nahrungsdotter, eine von diesem eingeschlossene abermalige Membran und endlich einen centralen gelben Bildungsdotter unterscheiden. Bei beginnender Entwicklung tritt die Keimhaut zuerst einseitig am Dotter in Moudsichelform auf, um sich allmählich immer weiter um denselben herumzulegen. Umgiebt sie denselben in ansehnlicher Breite bereits als vollständiger Ring, so zeigt sich dem Schluss der beiden einander ent- gegengewachsenen Enden entsprechend eine Falte, welche nach der Cornalia'schen Zeichnung indessen nur bis zur Peripherie des völlig kuglig verbliebenen Dotters reicht, denselben aber nicht einschneidet. Indem unter bedeutender Grössenabnabme des letzteren die Keimhaut sich entsprechend verdickt, tritt bald darauf an dieser die erste Andeutung der Segmentirung, und zwar vom vorderen gegen das hintere Körperende des Embryo's fortschreitend, auf, indem sich ersteres gleichzeitig merklich verdickt. Nachdem das bis dahin kuglige Ei unter deutlicher Grössen- zunahme eine mehr längliche, stumpf ovale Form angenommen hat, machen sich an der dem Dotterrest zugewandten, centralwärts ein- gekrümmten Leibeswand des Embryo's fast gleichzeitig die Anlagen von zwei Fühlerpaaren, vier Beinpaaren und sechs Paaren von Pedes sptirii *) Dieser Angabe Rathke's stellt diejenige von Fr. Müller („Für Darwin", S. 47 f.) entgegen, wonach die von iliifl selbst beobachteten Bop>/rHs-La.v\ei\ das Ei mit sechs Paaren von Mittelleibsbcinen verlassen. Auch schreibt derselbe dem Embryo der „Bopyridcn" die gewöhn- liche Lage im Ei mit eingelirümmtem Kücken zu. 134 Isopoda. bemerkbar. Mit diesen Gliedmassen ausgerüstet verlässt der zunächst noch' bauchwärts eingekrümmte Embryo, wie bei Bopynis, die Eihiille. h) Phryxus hippolytes. Die aus den Ovarien in die Bruthöhle tretenden Eier haben nach Rathke gleichfalls eine kugelrunde Form, messen aber nur V;;o Liu. im Durchmesser. Während ihres Verweilens in der Brutliöhle nehmen sie unter gleichzeitiger Grössenzunahme eine mehr längliehe und — bei schwacher Ausbuchtung der einen .Seite — auch eine etwas nierenförmige Gestalt an. Letztere wird durch die Lagerung des sich ausbildenden Embr^'o, dessen Kopf- -und Schwanzende sich berühren, bedingt. Abweichend von Bojiynis und Gy(jc, dagegen in Uebereiustimmung mit der Mehrzahl der Isopodai zeigt der Embryo den Rücken ein-, die Bauchwand ausgekrümmt, so dass die letzterer entsprechenden Gliedmassen den Eihäuten zugewendet sind. Diese von Rathke mit voller Sicherheit sowohl au frischen wie an solchen Eiern, welche in Weingeist gelegt worden waren, erkannte Lagerung des Phryxus- Erabryo veranlasste den Beobachter, seine früheren, für Bopyyus squiUantm gemachten, gegentheiligen Angaben selbst nachträglich wieder in Zweifel zu ziehen, was mit Rücksicht auf die grosse Bestimmtheit, in welcher sie für Bopyrus ursprünglich von ihm hingestellt waren, ebenso "bedenklich erscheinen dürfte wie die Vermuthung, dass auch die Larve des Bopyrus stßiiUanuH , für welche er zuerst nur vier Mittelleibs-Beinpaare angegeben hatte, gleich derjenigen von Phryxus hippolyics von vornherein sechs solche aus dem Ei mitbringen möchte. •) C rypfoniscus und Entoniscns. Nach den Beobachtungen Frais se's an Cryptoniscus pcujuri und Entoniscns Cavolinü geht die Embryonalentwicklung nicht wie bei Bopyrm und Gyye (nach Rathke und Cornalia), sondern wie bei Asellus, Idotlica, Jaerkllna u. s. w. vor sich, indem der Keimstreifen mit den Gliedmassen -Anlagen sich an der convexen, der Peripherie des Eies zugewandten Seite des Erabryo's aus- bildet und die innerhalb des Eies zur Entwicklung gelangenden Mittel- leibsbeine die gewöhnliche Zahl sechs betragen. Im immittelbaren hinteren Anschluss an diese Wülste der Mittelleibsbeine sprossen auch die Anlagen der — von ihnen übrigens schon frühzeitig formell abweichen- den — Pedes spurli hervor. Der sich an den Larven beider Gattungen bemerkbar machende Unterschied in der Form des sechsten Mittelleibs- Beinpaares, welches bei Entoniscns den vorhergehenden gleichgestaltet, bei CryptoniscHS dagegen jenen gegenüber stark verlängert ist, tritt auch bereits am Embryo in seinem späteren Entwicklungsstadium deutlich her- vor (Taf. XXV, Fig. 17 — 21, p. vi). k) Änceus. Aus den sich auf die späteren Embryonalstadien beschränkenden Angaben A. Dohrn's ergiebt sich, dass bei dieser Gattung die Keimhaut den Dotter nicht vollständig umwächst, sondern die Rückenseite desselben in ansehnlicher Ausdehnung freilässt. In Folge dessen kommt es auch nicht zur Bildung einer in den Dotter einschneiden- den Rückenfalte. Vielmehr sind selbst bei Embryonen, deren Glied- Entwicklung. 135 massen nicht nur in vollständiger Zahl augelegt, sondern selbst schon zu ansehnlicher Längsausdehnung entwickelt sind, der Kopftheil und die Spitze des Postabdonien durch den voluminösen und grossballigen Dotter weit von einander getrennt. An dem etwa vier Fünt'thcileu der Eiperipherie gleich kommenden, convexen Keimstreifen bilden sich die Anlagen zu zwei präoralen und sechszehn postoralen Gliedmassenpaaren aus. Die Anlage des ersten der postoralen Gliedmassenpaare, aus welchem die Maudibeln hervorgehen, gleicht in ihrem mehr nach oben (aussen) ver- legten Ursprünge mehr derjenigen der beiden präoralen (späteren Fühl- hörner) als der beiden nach hinten auf sie folgenden (Maxillen des ersten und zweiten Paares), welche sich jedoch gleich bei ihrem ersten Entstehen von allen übrigen formell sowohl, wie in ihrer Richtung deutlich unter- scheiden. Während sie selbst nämlich als zwei kurze und breit abge- rundete Wülste, welche fast rechtwinklig aus dem Keimstreifen hervortreten, augelegt werden, liegen die sieben folgenden, zuerst unter einander fast gleich gebildeten mehr in der Axe des Keimstreifens, schlagen also die Richtung nach hinten ein. Bei weiter fortschreitender Ausbildung machen sich jedoch auch unter ihnen deutliche Unterschiede bemerkbar. Das Wachs- thum der fünf letzten unter diesen sieben Gliedmassenpaaren, aus welchen die fünf Beinpaare der AnceidcH hervorgehen, ist nämlich ein stärkeres und längere Zeit fortgesetztes, während dasjenige der beiden vordersten langsamer von Statten geht. Dabei wendet sich das erste, aus welchem die accessorischen Kiefer oder die Kieferfüsse des ersten Paares hervorgehen, auch schon ziemlich frühzeitig mehr den beiden Maxillenpaaren zu, während das zweite vor der Hand noch die Richtung nach hinten, wie die späteren Schreitbeine beibehält und diese selbst dann noch erkennen lässt, wenn der Embryo die Eihaut durchbricht. Die unter sich gleich- gestalteten Anlagen der sechs letzten Gliedmassenpaare (der späteren Fedes spiir'd) unterscheiden sich von den vorangehenden, von welchen sie übrigens durch einen deutliehen Zwischenraum — ein späteres gliedmassenloses Segment — getrennt sind, formell nur wenig, höchstens dass sie jenen gegenüber etwas schmächtiger erscheinen. Eine eigenthümliche Bildung lassen bereits zur Zeit der ersten Glied- massen-Anlage die Kopfplatten erkennen. Hinterwärts durch einen con- vexen Rand scharf von der daran stossenden Dottermasse abgegrenzt, zerfallen sie je in drei nebeneinander liegende, ovale Abschnitte, deren innerster (vorderster) mit demjenigen der anderen Seite verschmilzt. Während sieh in diesem später die Gehirnmasse ausbildet, treten an dem zunächst nach aussen (hinten) gelegenen Abschnitt die Gesichtsorgane hervor. Die ersten Anfänge der Darmbilduug machen sich in dem schon frühzeitig auftretenden After, welcher an der Bauchseite des letzten Hinterleibssegmentes sichtbar wird, geltend; beträchtlich später sind der Hinter- und der Vorderdarm, dieser nur undeutlich zu erkennen. Eine Mundöffnung konnte überhaupt nicht wahrgenommen werden; doch lässt sich ihre Lage aus der Oberlippe entnehmen, welche als ein unpaarer, 136 Isoijoda. zugespitzter, beweglicher Fortsatz an demjeuigeu Tlieile des Kopfes entspringt, welcher in Form einer Halbröhre die Mundtheile von oben her bedeckt. Die Leberorgaue gehen wie gewöhnlich aus dem vorderen ventralen Tlieil des Dotters jederseits in Form eines eiförmigen, an Umfang schnell zunehmenden Sackes hervor, um bei dem das Ei ver- lassenden Embryo bereits die sehr voluminösen Mittelleibssegmente 3. bis 5. fast ganz auszufüllen. Das Bauchmark legt sich in sechszehn aufeinander folgenden Ganglien an, von denen die drei vordersten, den Muudtheilen entsprecheuden kurz, die sechs folgenden beträchtlich länger sind; die sechs Abdominalganglien, deren beide letzte nur durch eine leichte Einschnürung getrennt sind, verbinden sich mit den vorangehenden durch ein sehr kurzes, dem verkümmerten letzten Mittelleibssegment entsprechendes. 3. Postembryonale Entwicklung. Aus dem Vorstehenden ergiebt sich, dass die Embryonen der Jsopodcn die Eihüllen zwar in einer von dem erwachsenen Thier nicht wesentlich verschiedenen Form verlassen, von demselben aber mindestens durch den Mangel eines, bei einigen Bopyndcn (Bopyrua und G)j(j(: nach Kathke undCornalia) selbst dreier Gliedmassenpaare des Mittelleibes abweichen. Auch sind Abstufungen in der Ausbildung der äusseren Körperform wie der inneren Orgaue Je nach den einzelnen auf ihre Entwicklung unter- suchten Gattungen nicht wohl zu verkennen, wiewohl es den Anschein hat, als würden dergleichen Verschiedenheiten während der auf das Aus- schlüpfen aus der Eihaut folgenden nächsten Zeit, welche das junge Thier noch in dem Brutraum der Mutter zubringt, der Hauptsache nach aus- geglichen. a) Unter allen bis jetzt zur Kenntniss gekommenen Tsopoilm- Embryonen verlässt keiner die Eihüllen in einer so unfertigen Form als derjenige des Äsdltis aquatkus. Derselbe entbehrt zu dieser Zeit noch jeder Spur einer willkürlichen Bewegung und nimmt während seines lange andauernden Aufcuthaltes in , der Bruthöhle, in welcher er von einer eiweisshelleu, klaren Flüssigkeit umgeben ist, an Grösse um das Achtfache des Ei- Volumens zu. Die ersten Veränderungen, welche sich nach dem Abstreifen der (sich im Brutraum allmählich auflösenden) Ei- hüllen bemerkbar machen, bestehen in dem Abheben der Gliedmassen von der Leibeswanduug, zu welcher sie bis dahin nur in dem Verhältniss von wulstartigeu Erhebungen standen (Taf. XXV. Fig. 2). Diese Los- lösung findet in der Richtung von vorn nach hinten statt und beginnt mit den Fühlhörnern, an denen sie von ihrem Spitzen -Ende gegen die Basis hin vorschreitet. Nach Vollendung derselben erscheinen die Fühl- hörner als fast gleich breite, etwas abgeplattete und zuerst völlig ungegliederte Schläuche. In relativ geringerer Ausdehnung erfolgt die Ablösung der Mandibeln und Maxillen, und zwar in gerade entgegen- gesetzter Richtung von innen nach aussen, indem bei gleichzeitiger Entwicklung:. 137 Abplattung des Rumpl'cs uud der dadurch bewirkten Verbreiterung der Baucbfläche auch eine Entfernung der Gliedmassen von der Mittellinie stattfindet und ihre zuerst quere Richtung in eine mehr schräge (von aussen und vorn nach iiiuen und hinten) umgeändert wird. Ganz besonders deutlich tritt dies an den sechs unter einander völlig gleichen Mittelleibs -Beiupaaren hervor, welche sich gleichfalls in der Richtung von innen nach aussen immer freier abheben uud alsbald nur noch dem 8eiteu- raud der Bauchseite anhaftend erscheinen; von diesem aus schlagen sie zunächst eine quere Richtung nach innen, dann aber unter einer winkligen Einknickung eine schräge nach rückwärts ein. Nachdem sich ferner zuvor schon die Oberlippe in Form einer Platte frei abgehoben und sich in einen rechten AVinkel zur Bauchwand gestellt hat, nachdem auch die weiter von der Mittellinie sich zurückziehenden Mandibeln an ihrer Aussen- seite einen Fortsatz, aus welchem später der Taster her\orgeht, getrieben haben, entwickeln sich schliesslich die das Ende der Gliedmassenreihe bilden den AVülste in immer deutlicherer Weise zu Prilrs .s^/h//7. Indem sie sich von der Baucbtiäche abheben, stellen sie sich zu dieser fast in einem rechten Winkel und platten sich zugleich merklich ab; nachdem an ihrem freien Rande zuerst eine Einkerbung aufgetreten ist, welche allmählich tiefer eingreift, findet eine Theilung in zwei zuerst neben-, später hinter einander liegende Lamellen statt. Der zuerst stark aufgekrümmte Rumpf des Embryo streckt sich während dieser fortschreitenden Ausbildung der Gliedmassen immer mehr gerade und hat diese Streckung bereits lange Zeit, bevor er den Brutraum verlässt, vollendet. Mit der Zunahme in der Streckung geht eine Abnahme in der Durchsichtigkeit der Körperwandung Hand in Hand, und zwar ist es besonders die Bauchseite, welche an Dickenzunahme der Rückenwand sichtlich vorauseilt. Eine sich an diese Verdickung bindende anderweitige Veränderung ist die immer deutlicher hervortretende Segmentirung des Rumpfes, welche acht auf einander folgende Abschnitte, von denen der vorderste jedoch 5 mal, der letzte nicht ganz 4 mal so lang als jeder der sechs dazwischen liegenden ist, zu Wege bringt (Taf. XXV, Fig. 1). Die im schroffen Gegensatz zu der ausgebildeten Assel so auffallende Grösse des vordersten Abschnittes (späteren Kopftheiles), welche während der ersten Zeit zugleich mit einer starken, kappenförniigen Wölbung desselben verbunden ist, wird übrigens mit fortschreitender Entwicklung eine allmäh- lich geringere, und zwar ist es zunächst besonders der Längsdurchmesser, welcher eine bedeutende relative Herabminderung erfährt; denn es beträgt dieser bei der jungen Assel während der letzten Zeit ihres Aufenthalts in der Bruthöhle nur noch etwa die 2^1.2 fache Länge der folgenden Leibesringe, welche ihrerseits freilich inzwischen relativ länger geworden sind. Auch diese verlieren bei ihrer weiteren Ausbildung sehr beträchtlich an Wölbung, lassen dagegen aus ihren Seitenwänden zuerst leicht angedeutete, später immer schärfer sich ausbildende Seitenlappen, welche durch tiefe Einkerbungen getrennt werden, hervorsprossen (Tal'. XXV, Fig. 3). Der 138 Isopoda. hinterste, verhältnissmässig lange Abschnitt ist ursprünglich vorn am breitesten und verschmälert sich von da aus ganz allmählich nach hinten ; auch ist er vorn am höchsten und nach hinten kegelförmig verjüngt. Später verändert er seine Form dahin, dass er sich etvea beim ersten Drittheil seiner Länge durch eine jederseitige Ausbuchtung tief einschnürt, hinter dieser sich aber wieder gerundet ervpeitert; gleichzeitig büsst er aber auch merklich an seiner ursprünglichen Wölbung ein. Gleichzeitig mit dem ersten Auftreten der acht Segmente erscheinen auf der Oberseite des vordersten im weiten Abstand von einander zwei schwarze Pigmentpunkte, welche, indem sie allmählich näher aneinander rücken, an Grösse zunehmen (Taf. XXV, Fig. X u. 3). Es sind dies die ersten Anlagen der bei der ausgebildeten Assel wenig in die Augen fallenden Gesichtsorgane. Die noch während ihres Erscheinens an den Seiten des zweiten (des ersten kurzen) Körpersegmentes in der früheren dreilappigen Form vorhandenen blattförmigen Anhänge (Taf. XXV. Fig. 1, 2, (q)) beginnen mit der Herstellung der Seitenlappen an den sechs mittleren Leibesringen sich zu verändern. Die beiden zugespitzten seitlichen Blätter des Dreizacks sind verschwunden und es verbleibt mithin zuvörderst nur noch ein klöppeiförmiger Anhang jederseits (Fig. 3, (q>), welcher jedoch gleichfalls bald darauf abgeworfen wird. Schon bevor dieses geschieht, hat die junge Assel eine zarte, Rumpf und Gliedmassen gemeinsam umhüllende Haut abgestreift. Die Folge dieser ersten, mithin schon im Brutraum stattfindenden Häutung ist eine stärkere Längsentwicklung der Gliedmassen. Bald nach derselben beginnen die Fühler des zweiten Paares fast bis zur halben Körperlänge auszuwachsen, indem sie dabei aber auch jetzt noch die Form ungegliederter, fast gleich breiter Schläuche beibehalten; die Fühler des ersten Paares dagegen erscheinen zu dieser Zeit noch als kurze Stränge, welche nur mit ihrer Basis in Form knopfförmiger Wülste am Vorderrand des Kopftheiles hervortreten. Von den übrigen Gliedmassen sind es besonders die sechs Paare von Mittelleibsbeinen, welche durch eine sehr beträchtliche Längsstreckung und die gleichzeitige Andeutung einer Gliederung in sechs aufeinanderfolgende Abschnitte eine bedeutende Aenderuug eingegangen sind. Erst gegen das Ende des Zeitraumes, während dessen die junge Wasser- assel in dem mütterlichen Brutraume verweilt, und nachdem bereits die Reste der blattförmigen Anhänge abgestossen sind, beginnen die Fühlhörner des zweiten Paares bei fortschreitendem Wachsthum in der Längsrichtung ihr bisheriges Verhalten nach doppelter Richtung hin zu ändern. Einerseits nehmen sie von der Basis gegen die Spitze hin zwar allmählich, aber sehr beträchtlich an Dicke ab; andererseits theilen sie sich in fünf deutlich von einander geschiedene Glieder, von denen die vier dickeren basalen zusammengenommen dem dünneren Eudgliede an Länge gleichkommen (Taf. XXV, Fig. 4, an-). Letzteres zerfällt erst kurz vor dem Verlassen der Bruthöhle seitens der jungen Assel in die zahlreichen kleinen, späteren Geisselglieder. Die zwischen diesen langen Fühlhörnern hervortretenden Entwicklung. 139 kurzen des ersten Paares (Taf. XXV, Fig. 4, iw\} lassen zu derselben Zeit eine Gliederung noch völlig vermissen; auch an ihnen zeigt sich eine solche erst kurz vor dem Ausschlüpfen aus dem Brutraum. Durch die noch ungefärbte und halb durchsichtige Rückenwand des Rumpfes schimmern au Stelle des zuvor vorhandenen grossblasigen und grün gefärbten Dotters ziemlich deutlich jederseits zwei gelb gefärbte Schläuche, deren längeres Paar von dem Hinterrande des Kopfabschnittes bis in das sechste Mittelleibssegment hineinragt und welche, zu beiden Seiten des Darmes gelegen, die Leberorgane darstellen, hindurch. In diesem Stadium der Ausbildung lassen sich an der jungen Assel die ersten deutlichen Bewegungen, besonders im Bereich der Gliedmassen erkennen. Indem dieselben sich alsbald öfter wiederholen und allmählich kräftiger werden, haben sie schliesslich die Entfernung der Brutlamellen von einander zur Folge. Die aus der Bruthöhle hervorgehende junge Assel unterscheidet sich abgesehen von dem auch jetzt noch unverhältnissmässig grossen Kopf- segment und der eingeschnürten, länglichen Form des Postabdomen, von der ausgewachsenen besonders durch den Mangel eines siebenten Mittel- leibssegmentes und des demselben entsprechenden Beinpaares. Ersteres entsteht nach Rathke's Angabe in der Weise, dass sich noch vor der ersten Häutung des jungen Tbieres der Schwanzgürtel in zwei Theile auflöst, deren vorderer durch starke Vergrösserung zu einem Mittelleibs- ringe auswächst. Letzteres, vermuthlich schon unter der Haut des ent- sprechenden Theiles des Postabdomen angelegt, ist bereits in einer den vorhergehenden sechs Beinpaaren entsprechenden Grösse vorhanden, wenn die junge Wasserassel die Länge von einer Linie kaum überschritten hat. b) Auch der die Eihülleu verlassende Embryo von Idoflwa (Taf. XXV, Fig. 9) ist nach den von Rathke an Idothea Bastcri angestellten Unter- suchungen noch in einem wenig vorgeschrittenen Stadium der Ausbildung. Mit der Streckung des Körpers und der Abnahme des Dotters beginnt der Rumpf schmäler und niedriger zu werden, zugleich aber eine Seg- mentirung seiner Wandungen einzugehen. Ausser einem verhältnissmässig sehr grossen, fast einem FUnftheil der Körperläuge gleichkommenden Kopftheil werden gleichzeitig zehn Rumpfsegmente ausgebildet, von denen die sechs vorderen zwar an Länge sowohl wie an Breite allmählich abnehmen, aber merklich grösser als die vier folgenden, von denen das erste, schmäler als die übrigen erscheint, sind. Auf diese kurzen Segmente folgt dann noch ein langgestrecktes Schwanzschild. Indem sich bei weiterer Ausbildung auf der Grenze von Rücken- und Rauchwand zuerst der sechs vorderen, dann auch der folgenden Leibesringe eine leistenartige Erhebung bemerkbar macht, geht von dieser aus die Entwicklung der späteren Epimeren von Statten. Von den Gliedmassen gehen die Fühl- hörner zuerst eine relative schnelle Ausbildung ein, während sich später ihr Wachsthum verlangsamt. Dasselbe betrifft auch die Mundgliedmassen, deren letztes Paar (Kieferfüsse) bei der kurz vor dem Ausschlüpfen aus 140 Isopoda. dem Brutraum .steheudeii Larve dem vordersten Beinpaar nur wenig au Länge nachgiebt. Obwohl gleich von vorn herein sieben Mittelleibsriuge bei der Larve angelegt werden, von denen das siebente freilich an Grösse bedeutend zurücktritt, sind doch auch hier nur sechs Beinpaare vorhanden. Unter Freilassung des siebenten sprossen an dem achten und den folgenden Leibesringen die fünf Paare der zweispaltigen Pechs spurn hervor, welche während dieser Periode frei aus der Bauchfläche hervortreten. Das später in Form der grossen Flügelthüren erscheinende sechste Paar (Taf. XXV, Fig. 9, j<") ist selbst noch gegen das Ende der Larvenperiode von sehr geringer Grössenentwicklung; es tritt zuerst in Form zweier kleiner tafel- förmiger Vorsprünge an den Seitenrändern der Scbwanzplatte nahe deren vorderem Ende auf, bleibt in seinem Wachsthum lange Zeit beträchtlich hinter den Kiemenfusspaaren zurück und hängt auch bei weiterer Aus- bildung noch senkrecht vom Postabdomen herab. Die ältesten in der Bruthöhle sich findenden Jungen sind nur doppelt so gross als die noch keinen Embryo enthaltenden Eier; bevor sie aus jener hervorgehen, sind ihre Leberschläuche zu zwei Paaren ausgebildet, das eine Paar jedoch nur von der halben Länge des anderen. c) In einem ungleich weiter vorgeschrittenen Stadium der Entwicklung durchbricht der Embryo des Onlscus nmrarhiA seine Eihülle (Taf. XXVI, Fig. 5), verharrt aber trotzdem noch während eines ansehnlichen Zeit- raums — von etwa vierzehn Tagen — im Innern des mütterlichen Brut- raumes, in welchem er gleichfalls von einer eiweissartigen Flüssigkeit umhüllt wird. Beim Verlassen des Eies bis auf den Mangel des siebenten Mittelleibs- Beinpaares schon im Besitz aller seiner späteren Körpertheile (Taf. XXVI, Fig. 4), erscheint er mit Ausnahme der Augen noch fast völlig farblos. Nur bei mikroskopischer Betrachtung lassen sich die ersten Anfänge von Pigment- Ablagerungen in Form bräunlicher Striche oder sternförmiger Figuren besonders am Kopf und an den Seitentheilen der Leibessegmente wahrnehmen. Diese vermehren sich während des Verweilens im Brutraume indessen so wenig, dass auch zur Zeit des Hervorgehens aus diesem die weissliche Körperfarbe kaum getrübt erscheint. Während dieses Zeitraums wird übrigens der aus dem Ei mitgebrachte Dotterrest vollkommen aufgezehrt und es seheint daher der Darmkanal des sich sogleich nach seinem Hervorschlüpfen von Pflanzeutheilen ernährenden jungen Thieres als dunkeler Strang durch die zarten, halb durchsichtigen Körperwaudungen deutlich hindurch. Wenn nun der selbstständig gewordenen jungen Kellerassel in der ersten Zeit ihres Lebens gleich noch das letzte der sieben Beinpaare abgeht, so fehlt ihr doch keineswegs, wie de Geer und Treviranus anfuhren, das demselben entsprechende Leibessegment. Bei näherer Betrachtung ergiebt sich nämlich, dass auf die sehr breiteren, sich formell als Mittelleibssegmeute darstellenden Ringe noch sieben kürzere und schmälere, scheinbar dem Hinterleib angehörige folgen, während dieser letzte Abschnitt beim ausgebildeten Thiere deren bekanntlich nur sechs Entwicklung. 141 umfasst. Es ist mitbiu der vorderste dieser sieben scheinbaren Hinter- leibsringe bereits ein in der ersten Anlage begriffener Mittelleibsring. In der Tbat nimmt derselbe nun alsbald an Breite sowohl wie an Länge beträchtlich mehr als die sechs folgenden zu und lässt im Verlauf einiger Wochen auch die Seitenlamellen aus sich bervorsprossen. Wenn letztere bereits in der Anlage begriffen sind, lässt sich etwa drei Wochen, nach- dem die junge Assel aus der Brutböhle der Mutter hervorgeschlüpft ist, an ihrer Unterseite ein kleiner zapfenartiger Vorsprung (Taf. XXVI, Fig. 7) erkennen, welcher, indem er sich allmählich verlängert, im Ver- lauf weiterer vier Wochen zu einem den vorhergehenden gleichgestalteteu Beine auswächst. Die von Rathke eingehend geschilderte Ausbildung dieses siebenten Beinpaares ist durch die während seines Wachsthums eintretenden Lagerungsveränderungen bemerkenswerth. Während das- selbe nämlich bei seinem ersten Hervorsprossen sein freies, zugespitztes Ende nach aussen wendet (Taf. XXVI, Fig. 7), kehrt es dasselbe bei zunehmender Längsstreckung und bei gleichzeitig eintretender Gliederung der Mittellinie des tSegmeules zu, bis es hier mit demjenigen der anderen Seite zusammentrifft (Taf. XXVI, Fig. 8). Wachsen beide über die Mittel- linie hinaus, so legen sie sich mit dem übergreifenden Theil zunächst aneinander, um sich sodann allmählich nach hinten zu biegen und sich dabei mit ihren aufeinander liegenden Endabschnitteu zu kreuzen (Taf. XXVI, Fig. 9). Während dieser ganzen Zeit ihres noch unfertigen Zustandes betheiligen sie sich selbstverständlich noch nicht an der Orts- bewegung. Bereits einige Tage nach dem Hervorschlüpfeu der jungen Assel wird das in ihre Körperhaut eingelagerte Pigment dunkelbraun und dehnt sich durch neu entstehendes allmählich mehr aus; besonders wird aber die Färbung der Eückenseite dadurch verändert, dass sich die Haut auch abgesehen von den Figmenteinlagerungen gleichmässig bräunt und dabei das Ansehen von polirter Hornsubstanz annimmt. Die erste Häutung tritt zwischen dem vierzehnten und sechszehnten Tage ein; die dabei abgestreifte Cuticula ist äusserst zart und farblos, die darunter neu gebildete zeigt nach einigen Tagen wieder Pigmentablagerungen, bräunt sich zwischen denselben jetzt noch intensiver und wird zugleich derber und undurchsichtiger. Erst in der vierten Woche treten die gelben Flecke der ausgebildeten Assel in ihrer ersten Anlage hervor. Bei dem Verlassen des Eies lassen sich durch die dünnen Hautdecken der jungen Assel hindurch deutlich zwei voluminöse, bis in die Basis des Hinterleibes hineinreichende Leberschläuche, seitlich vom Darm gelagert, erkennen (Taf. XXVI, Fig. 4). Dieselben schrumpfen im Verlauf der ersten vierzehn Tage bis auf ein Paar ganz dünne, weisse Fäden zusammen, welche nur an ihrem hinter.sten, keulenförmig angeschwollenen Ende von einer dasselbe ausfüllenden Flüssigkeit gelb gefärbt erscheinen. Abermals eine Woche später haben sie wieder an Dicke etwas zugenommen und sind durchgängig mit einem gelben Inhalt gefüllt. Bei vier- bis fünf- 142 Isopofla. wöchentlichen Jungen sind zu diesem ersten Paar noch zwei andere, unterhalb des Darmes gelegene Leberschläuche gekommen, welche in- dessen nur die Hälfte der Länge jener, also nur den vierten oder fünften Mittelleibsring erreichen. Wieder in etwas weniger ausgebildetem Zustande als bei Oniscus und daher in einer sich von dem Erwachsenen mehr entfernenden Form gehen die Jungen von Jacridinn (J. Nordmcmni) und Lhiijru:<, Gi/ge, Phrijxus und Tone verstehen, ist die postembryonale Entwicklung gleichfalls noch zu keiner sicheren und lückenlosen Kenntniss gediehen. Selbst über den Körperbau der die Eihülle verlassenden Larve gehen, wie bereits oben bemerkt, die Ansichten der Forscher und selbst eines und desselben Beobachters (Rathke) zu verschiedenen Zeiten auseinander. An dem J50 Isopoda. Rumpf der Larve von Bopyms sißnllarum (Taf. XXVI, Fig. 10 und 11) unterscheidet Rathke ausser dem grossen Kopftheil sieben nur leicht angedeutete, jedenfalls aber nicht scharf geschiedene kurze Leibesringe, auf welche schliesslich ein grösserer dreieckiger Hinterleibsabschnitt folgt. Nur die vier vorderen Leibesringe tragen je ein, den Seitencontour deutlich überragendes Beinpaar, dessen vorletztes Glied gross und angeschwollen erscheint, während das letzte eine kleine Endklaue darstellt; die folgenden Ringe, vom fünften au tragen bereits l'vdcs .s^((n/(. Er schliesst daraus, dass letztere bereits dem Postabdomen angehören und dass, da dem ausgebildeten Bopyrns sieben Mittelleibssegmente mit ebenso vielen Bein- paaren zukommen, die drei fehlenden sich (gleich einigen Hinterleibsringen) erst nachträglich bilden müssen. Bei der Larve von Phri/xns hippohjtes findet Rathke dagegen hinter dem grossen Kopftheil nur noch „vier bis fünf" (die Abbildung zeigt fünf) schwache ringförmige Einschnürungen, auf deren hinterste auch hier ein grosser dreieckiger Abschnitt (Postab- domen) folgt. Die Zahl der Beinpaare fand er bei den aus der Bruthöhle verschiedener Weibchen entnommenen Larven in wechselnder Zahl, nämlich KU sechs, fünf und vier. In allen Fällen treten nur vier und zwar die vordersten weit über den Seitencontour des Rumpfes heraus (Taf. IX, Fig. 4), während bei Anwesenheit mehrerer das, resp. die beiden letzten unter den Bauch zurückgeschlagen und nach hinten gerichtet waren (Taf. IX, Fig. 5). Auf Grund dieser Feststellung wird Rathke über die Genauigkeit seiner für Bopijms gemachten Angabe wieder irre und stellt es dahin, ob nicht auch hier die sonst den Isopodm-h&wtn zukommende Zahl von sechs Beinpaaren nachweisbar sei. Für die aus dem Ei schlüpfende Larve der Crygc hmmliMls endlich giebt Cornalia gleichfalls nur vier Paare von Mittelleibsbeinen an. Da die von Rathke für Bupyrus sq/dllurmii gegebene Darstellung keinen Anlass zur Annahme eines dabei begangenen Irrthums giebt, da mit derselben l'erncr die Cornalia'sche Beobachtung für (ryne völlig übereinstimmt, da endlich aber auch unter den von Rathke untersuchten Phryxus-L&rveu einige gleichfalls nur mit vier Beinpaaren versehen waren, so hat es in der That einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit für sich, dass die Zahl vier die von den Larven jener drei Gattungen mit aus dem Ei gebrachte ist und dass die mit fünf imd sechs Beinpaaren versehenen PA /v/a^HS- Larven schon ältere waren, welche möglicher Weise bereits eine oder zwei Häutungen durchgemacht hatten. Für letztere Annahme würde jedenfalls der Umstand sprechen, dass das, resp. die beiden überzähligen hinteren Paare in ihrer Richtung, das sechste aber auch durch seine viel geringere Grösse (Taf. IX, Fig. 5) von den vier vorderen wesentlich abwichen, sich in beider Beziehung also ebenso verhielten, wie das nachwachsende siebente Paar der normalen Jsopfoiiisats-W eihdien seinem Wirthsthiere ununterbrochen entzieht — bei welchem Vorgang nicht selten sogar letzteres {Pdüxjasfn- oder Saeculi na) völlig zerstört wird — bringt alsbald eine höchst auffallende Umgestaltung seines Körpers zu Wege, welche je nach den einzelnen Arten allerdings eine sehr verschiedene sein kann. Bei Cryptonisms curvatns krümmt sich der in dem vorbeschriebenen Stadium gerade gestreckte schlauchförmige Theil des Körpers halbkreisförmig zusammen (Taf XI, Fig. 12) und zwar so, dass die Bauchseite eingekrümmt, die Eückeuseite dagegen peripherisch wird. Dabei behält die Mundöffnung ihre ursprüngliche Lage an dem einen Ende des gekrümmten Schlauches bei oder verlegt dieselbe nur sehr wenig gegen die Concavität hin. Bei Cn/pfoiiiscus 2'nguri Fraisse und Crypt. planarioidcsM.^xWQX ändert dagegen der Körper mit zunehmen- der Grösse seine ursprüngliche Längsstreckung in eine quere Form um, so dass das den Mund führende Vorderende allmählich zur Bauchseite, das frühere Afterende aber zur Rückenseite wird. Mit dieser Umformung ist eine mehr oder weniger weite Verschiebung der Mundöffuung verbunden, so dass dieselbe schliesslich in oder nahe der Mitte der einen (ventralen) Längsseite des auch jetzt noch schlauch- oder wurstförmigen Körpers zu liegen kommt. Der während dieser Periode sehr rapide an Umfang zunehmende Körper — derselbe erreicht bei Cnjptonlscus pacjuri (Taf. XII, Fig. 7 — 10) eine Länge von 8 — 17 mill. — erfordert nun einerseits zur Stütze der an sich sehr schlaffen Haut, andererseits zum Schutz der von dem Hautschlauch umschlossenen Organe einen festen Halt. Ein solcher wird ihm durch ein sich aus der oben erwähnten Zellenlage hervor- bildendes Chitingerüst, welches sich ebensowohl längs der Rücken- (Fig. 10), wie auf der Bauchseite (Fig. 9), und zwar an jener in Form zweier parallel laufender, durch quere Bügel verbundener Längsbalken, an dieser in zwei Reihen von der Mittellinie gegen die Seitenränder hin verlaufender Bogen, vorfindet, gewährt. Dasselbe verleiht ihm von Neuem eine Art von Segmentirung, welche zuvor schon durch die Ausbildung querer Muskelbtindel eingeleitet war und bald {Crypf. curvatns) fast regelmässig, bald {Cryx^t. paguri) ungleichwerthig auftreten kann: bei erstgenannter Art werden durch dasselbe sechs fast gleich grosse Rumpf- abschnitte abgegrenzt, während bei letzterer drei mittleren von gleicher Grösse und Form ein dreilappiger vorangeht und ein sehr viel grösserer fünfter folgt. Das der Bauchseite entsprechende Chitingerttst betheiligt sich aber im Bereich seines mittleren Läugsstranges (Fig. 8 u. 9) ausser- dem noch an der Herstellung fester Stützen für drei mit der Leibeshöhle communicirende Oeffnungen, als welche ausser der Mundöffiiung besonders zwei in der Mittellinie gelegene Athmungsötfuungen (Fig. 8, d), welche durch eine Längsrinne (Fig. 8, /?) mit einander verbunden sind, erwähnt KritwicUuiijj. Iß3 ZU werden verdienen. Als innere Organe machen sich jetzt durch die durchscheinende Körperhaut hindurch einerseits die sehr umfangreichen und sich durch seitliche Ausläufer der Körpersegmentirung anschliessenden Leberorgane (Fig. 7 u. 9, in), innerhalb welcher ein rothbrauner, dem Wirthsthier entzogener, feinkörniger Inhalt circulirt, andererseits und zwar jeuen dorsal aufliegend, die gleichfalls sehr voluminösen und vielfach gelappten Ovarien (Fig. 7, ov), welche bald milchweiss, bald intensiv gelb gefärbt sind, kenntlich. Dagegen ist weder von dem Herzen noch von dem Darmkaual, mit Ausnahme des von der Mundöffnung bis zu den Leberschläuchen reichenden Theiles des letzteren, etwas zu erkennen. Die letzten Veränderungen des so umgestalteten Parasiten bestehen darin, dass die Leberorgane bis auf kleine verästelte Rudimente, welche sich noch beiderseits im inneren Anschluss an die Mundöffnung vorfinden, eingehen, dass die Wandungen der Ovarien platzen und dass der Lihalt derselben, welcher sich inzwischen zu Embryonen entwickelt hat, nun frei in die Leibeshöhle eintritt, um diese ganz auszufüllen, sie noch weiter auszudehnen und ihr eine rosenrothe Färbung zu verleihen. Endlich, wenn alle das Thier bis dahin ernährenden Organe sich aufgelöst haben und dasselbe nur noch einen die Nachkommenschaft bergenden Haut- schlauch darstellt, platzt letzterer im Verlauf der ventralen Längsrinne, um die Larven sich in das Wasser ergiessen zu lassen. Der ehemalige Parasit haftet dann seinem Wirthsthier nur noch als eine collabirte, leere Hülse an. Die Gattung Entoniscus Müller unterscheidet sich von der vor- hergehenden zunächst schon durch mehrere Merkmale der die Bruthöhle des Weibchens verlassenden Larve, deren Kopftheil mit deutlichen Augen- fleckeu versehen ist und deren Pcdes spurii nur den äusseren Spaltast entwickelt haben, während an Stelle des inneren sich höchstens einige Borsten finden. Die relativ langen und in kräftige Greifbände endigenden Mittelleibsbeine sind entweder zu allen sechs Paaren von übereinstimmender Form und Grösse (Enton. Cavolinü: Taf. XXVI, Fig. 15) oder das sechste Paar weicht von den unter einander gleich gebildeten fünf vorderen mehr oder weniger auffallend ab; besonders ausgezeichnet erscheint dasselbe bei der Larve des Enton. camrormn Müller (Taf. XI, Fig. 7, i)\i), wo es durch die starke Verlängerung der drei Basalglieder armartig gebildet erscheint. Es wäre indessen wohl denkbar, dass diese Unterschiede nicht specifische sind, sondern wie Kossmann anzunehmen geneigt ist, auf verschiedenen Entwicklungsstufen der Larve beruhen; es würde in diesem Fall die Larve mit abweichend gebildetem sechsten Beinpaar, da ihr zugleich ein deutlich abgegrenztes siebentes Mittelleibssegment zukommt, die in der Entwicklung weiter vorgeschrittene sein. Ob diese nur 0,2 mill. in der Länge messenden frei umherschwimmenden Larven, bevor sie sich in den Wirthsthiereu der geschlechtlich entwickelten Form {hrachyurc BemxMden) einnisten, noch Formveränderungen eingehen, ist unbekannt, da man ausser ihnen bis jetzt nur geschlechtlich entwickelte Männchen und 11* 164 Isopoda. Weibchen kennen gelernt hat. Von diesen behält mir das Männchen die Asselform, wenngleich auch seinerseits in nicht unwesentlicher Modifikation bei, während dagegen das zwischen den Eingeweideu seines Wirthes tief eingedrungene Weibchen die abenteuerlichsten Umgestaltungen erleidet. Auch das Grüssenverhältniss ist ein sehr eigenthümliches: bei Entonlsciis porcdlanm Müller übertrifft das begattungsfähige Männchen die Larve nur um das Drei- bis Vierfache au Länge (0,8 mill.), das Weibchen dagegen (10 bis 15 mill.) um das Vielfache. Für das Männchen ist vor Allem charakteristisch, dass es in der Zahl sechs der Mittelleibs -Beinpaare auf dem Larvenzustand verharrt. Dieselben sind bei Entoniscus porcellanav (Taf. XI, Fig. 10) auf ungegliederte rundliche Wülste reducirt, während sie bei dem durch Kos smann neuerdings bekannt gewordenen Männchen des Entoniscus Cavolinü aus vier deutlichen Gliedern bestehen und auch keineswegs besonders kurz sind. Der verhältnissmässig grosse, trapezoidale Kopf der ersteren Art trägt an seiner Unterseite nur noch ein Paar platter, viereckiger und ungegliederter Fühler, an deren Endrand einige Sinnes- borsteu entspringen. Wenn Augenpunkte an demselben oberhalb noch zu erkennen sind, so rücken sie (Fig. 10, oc) weit nach hinten auf das mit dem Kopf verschmolzene erste Mittelleibssegment. Auf das siebente beinlose Segment folgt ein langgestreckter, sich nach hinten allmählich verjüngender, sechsringeliger Hinterleib, welcher der Gliedmassen gleich- falls völlig entbehrt und sein rundes Endsegmeut mit Börstchen besetzt zeigt. (Bei Enton. Cavolinü sind die beiden vorderen Hinterleibssegmente bauchwärts hakenförmig ausgezogen, das sechste gabiig gespalten). Die weiblichen Individuen sind nur im Stadium völliger Deformation, welches bereits längere Zeit vor der Fortpflanzungsperiode einzutreten scheint, zur Kenntniss gekommen, während ihre allmähliche Hervorbildung aus der frei gegliederten Larveuform noch der Erforschung harrt. Das von Frais se abgebildete jüngste Weibchen von Entoniscus Cavolinü (Taf. XXV, Fig. 22), welches übrigens bereits die Länge von 10 mill. (nach der für die Abbildung angegebenen Vergrösserung allerdings nur 5 mill.) erreicht hatte, erinnert einigermassen an gewisse Lcnuieen- Formen und entbehrt der Gliedmassen mit Einschluss der Fühler vollständig. Der lang wurmförmige, parallelseitige und zu dieser Zeit noch gerade gestreckte Rumpf zerfällt in zwei fast gleich lange Abschnitte, welche sich nur dadurch gegen einander absetzen, dass der hintere mit vier Paaren umfangreicher, nach hinten übrigens allmählich an Breite zunehmender, unregelmässig ausgezackter Lappen (Fig. 22, hr) besetzt ist, von denen an dem vorderen jede Spur fehlt. Eine Segmentirung ist an der vorderen wie an der hinteren Hälfte noch leicht angedeutet und zwar fallen auf jede derselben fünf Abschnitte, von denen der letzte der hinteren Hälfte der Anhänge entbehrt. Der erste Abschnitt der vorderen Hälfte erscheint an seinem Ende in schräger Richtung gegabelt und lässt au dem einen dieser Spaltäste, welcher danach als Kopftheil zu deuten ist, die Mund- öfl'nuug (Fig. 22, o) erkennen. — Der hiernach wenigstens der Hauptsache Entwicklung. 165 nach symnietriscb gestaltete Körper ändert nun bei fortgesetztem Waebs- thuni seine Form in auffallendster Weise zunäcbst in der Weise um,2das8 sich Vorder- und Hinterleib zu einander in einen scharfen (spitzen) Winkel stellen. Denkt man sich ersteren horizontal gelegen, so verläuft letzterer an dem hinteren Ende jenes in der Richtung nach oben und vorn wieder zurück. Beide Abschnitte erscheinen jetzt ferner völlig ungegliedert und cylindrisch. Der bedeutend länger gewordene vordere lässt vier grosse, kegel- oder zapfenförmige Auswüchse aus sich hervortreten, von- denen zwei paarige dicht neben einander an der Rückenseite in nicht allzugrosser Entfernung hinter dem stark angeschwollenen Kopftbeil, zwei noch länger ausgezogene unpaare in der Mittellinie der Bauchseite gelagert sind. Der besonders grosse hintere ventrale Auswuchs, dessen Spitze sich hakenförmig aufkriimmt, verlängert sich weit über den Ursprung des schräg nach vorn aufsteigenden Hinterleibs hinaus. Ausserdem ist aber dieser vordere Abschnitt des Körpers mit zwei Paar sehr grossen krausen- förmigen Brutblättern von schleierartiger Zartheit, jedoch von einem blattrippenartigen System chitinisirter Adern durchsetzt, ausgestattet. Beide entspringen an der Bauchseite dicht hinter der Kopfanschwellung; doch wendet sich das vordere Paar, welches sich halbkreisförmig auf- krümmt, direkt nach vorn, so dass es sich den Seiten des Kopftheiles anlegt, das zweite dagegen nach hinten, um die mit den ventralen Aus- wüchsen versehene Partie des Körpers zwischen sich zu nehmen. Die an dem hinteren Körperabschnitt entspringenden zerschlitzten Lappen sind auch jetzt noch vorhanden, haben aber die frühere symmetrische Anordnung mit einer mehr unregelmässigen vertauscht. Von dieser in allem Wesentlichen auch bei Enfoniscus caiKrornm vorkommenden Bildung weicht das fortpflanzungsfähige Weibchen des Entonisciis porceUanae Müller*) Taf. XI, Fig. 11) zunächst durch die Bildung des Hinterleibes ab. Derselbe ist sehr laug und dünn, stark S-förmig gekrümmt und scharf segmentirt; die beiden ersten, besonders verlängerten Segmente erscheinen wurmförmig geringelt, die vier folgenden kaum um die Hälfte länger als dick, derber und glatt. Vom Hinterrand der fünf vorderen dieser Segmente entspringen bauchwärts je zwei lang zugespitzte Dornen, welche das dritte und vierte Segment an Länge sehr beträchtlich, fast um die Hälfte über- treffen. Sodann sind aber die an der Bauchseite entspringenden, hier in der reichsten Weise baumartig zerschlitzten Brutblätter nicht zu zwei, sondern zu sechs Paaren vorhanden (Fig. 11, la, la), von denen sich das eine und zwar das am meisten in die Länge entwickelte über den Rücken des Thieres aufschlägt. *) Auf diese Art beschränkt neuerdings Kossmann die Gattung Entoniseus Müller, während er für Union, cancroruni Müller und für Enton. CavoUnii Fraisse, von welcher Enton. itf(/niV;j Giard wohl schwerlich specifisch verschieden ist, eine besondere Gattung untelr dem N'amen Entione creirt. 166 Isopoda. IV. Lebenserscheiuiiiigen. 1. Grösse. Die Isopoden sind Crustaceen von geringen bis mittelgrossen Dimen- sionen; die überwiegende Mehrzahl derselben bewegt sich zwischen Längenmaassen von 5 — 40 mill. Ueber letzteres Maass hinausgehende Formen, wie CymotJwa BanksiLeach (63 mill.), E2)kMhys gigantcHsEerk].: Taf. VIII, Fig. 1 (86 mill.), Idothea (Glijptonotus) antarctka Eights: Taf. IV, Fig. 13 (84 mill.) gehören schon zu den vereinzelten Ausnahmen und konnten gleich der während der Challenger- Expedition im antarktischen Meere aufgefundenen Serolis Bromleyana Willemoes-Suhm, welche im männlichen Geschlechte eine Rumpf länge von 59, einschliesslich der Stacheln jedoch, in welche die Mittelleibsringe ausgezogen sind, von fast 100 mill. erreicht, bis vor Kurzem in der That als besonders hervorragende Erscheinungen gelten. In neuester Zeit sind indessen auch sie voll- kommen in den Schatten gestellt worden durch die Auffindung einer marinen Assel -Gattung von wahrhaft riesigen Dimensionen, des Bathynoinns (jiganteus M. Edw., welcher von Alex. Agassiz nordöstlich von der Bank von Yucatan in einer Tiefe von 955 Faden gedredgt, die geradezu abenteuerlichen Maasse von 230 mill. in der Länge und von 100 mill. in der Breite aufweist.*) Diesen Giganten der Ordnung stellen sich als wahre Pygmäen die gleichfalls erst während der letzten Decennien durch die Tiefseeforschungen von Mich, und 0. S a r s bekannt gewordenen Munnopsidac gegenüber, welche sich der Mehrzahl nach auf die geringe Länge von 2 mill. beschränken, wiewohl sich auch ihnen in neuester Zeit eine in der Nähe der Azoren aus der enormen Tiefe von 2175 Faden heraufgezogene Art von 40 mill. Länge zugesellt hat. Im Allgemeinen sind Männchen und Weibchen nicht wesentlich an Grösse verschieden oder ersteres selbst etwas grösser {AsvUiis, Serolis u. A.); doch ändert sich dieses Verhältniss bei manchen parasitisch lebenden Formen dahin, dass die Weibchen bei lang fortgesetztem Wachs- thum eine ansehnliche Grösse erlangen, während die von dem Parasitismus ausgeschlossenen Männchen zeitlebens klein, ja fast mikroskopisch bleiben. *) Dieser als ein wahres Phänomen zu betrachtende Isopode gehört nach den vorläufigen Mittheilnngen Alph. Milne Edwards' zu der Grupjje der vagabondirenden Cymotho'ithn, unter welchen er den Mundtheilen nach sich zunächst au C'irolnna, durch die Beine mehr an Aega anschliesst. Vor Allem ist derselbe bemerkenswerth durch eine unter den Isopoden sonst nicht beobachtete (und oben bei Gelegenheit der Athmungsorgane auch noch nicht erwähnte) Form von Kiemen, welche nach den kurzen bisjetzt darüber gemachten Angaben denjenigen der Squilkn zu gleichen scheinen. Die gewöhnlich bei den Isopoden als Kiemen fungirenden Spaltbeine versehen nämlich hier nur die Funktion von Kiemendeckeln und haben die büschel- oder quastenförmigen Kiemen, welche sich durch vielfach wiederholte Spaltung «ines zarthäntigen, röhrenförmigen Schlauches gebildet zu erkennen geben, unter sich zu liegen. Ob diese anscheinend sehr complicirten Athmungsorgane nur einen durch AnssackTing gebildeten Anhang und daher integrireuden Xheil der gewöhnlich bei den Isopoden als Kieme fungirenden Linenlamelle der Pcrfcs spurii darstellen, muss einer specielleren Untersuchung vorbehalten bleiben. Lebonserscheinungen. '167 Unter den Bopynden z. B. erreichen die Männchen meist nur eine Länge von 1 miil., während die Weibchen im Alterszustande jene um das 15 bis 17 fache im Längsdurchmesser übertreffen. 2. Färbung. Die überwiegende Mehrzahl der das Wasser bewohnenden Isopoden lässt eine unscheinbare, trübe, graugrüne oder grünlich -braune Färbung, welche zuweilen auch (Aselhis) durch partielle Einlagerung dunklereu Pigmentes eine undeutliche fleckenartige Zeichnung zeigt, erkennen. Inteusive und zugleich schöne Färbungen scheinen in dieser Ordnung nur sehr vereinzelt vorzukommen: Stimpson erwähnt z. B. eine solche von der au der Küste von Massachusetts aufgefundenen Idothea rohusta, welche unter der silberglänzenden Körperbehaarung tief blau erscheint. Als gleichfalls schön blau, im Bereich der Rückenwölbung dagegen fleischroth gefärbt bezeichnet ferner von Willeme es-Su hm die bei Kerguelens-Land in einer Tiefe von 1975 Faden lebende Scrolis Broni- h'yana, welche demnach neben ihrer aussergewöhulichen Grösse und Form auch durch ihr Colorit in die Augen fällt. Durch besonders dunkele, schwärzlich- oder pechbraune Körperfärbung machen sich u. A. die übrigen SVro?«.s - Arten , ferner z. B. Anilocm meditermnea bemerkbar, während andererseits die der Einwirkung der Lichtstrahlen entzogenen Bewohner unterirdischer Gewässer, wie Monolistra coeca Gerst., Titandhes albus Schioedte und Aseüus SichohU Rougem. fast völlig farblos erscheinen. In verhältnissmässig seltenen Fällen tritt an Stelle des unscheinbaren gleichmässigen Colorits auch bei den im Wasser lebenden Jsojwdcn eine scharf markirte Färbung und Zeichnung, welche in viel grösserer Allgemeinheit den Landasseln eigen ist. Durch eine sehr regel- mässige und zierliche dunkele Färbung auf lichtem Grunde zeichnet sich z. B. die in der Nordsee einheimische Eimjdkc pulclira Leach (Slabhcriim agatu Bened.): Taf. VII, Fig. 6 aus, welche dadurch bei'cits die Auf- merksamkeit des alten Slabber, bei welchem sie imter der Benennung „A(jaf 2»ssdiet" figurirt, auf sich lenkte. Von ihrem licht grauen Grund- colorit heben sich auf jedem Körpersegment acht bis zehn schwarze Tupfen, welche durch feine, von einem gemeinsamen Mittelpunkte radiär ausstrahlende Linien gebildet werden und in regelmässige Querreihen angeordnet sind, ab. Während sich diese auf den Mittelleibsringen in übereinstimmender Weise wiederholen, erscheinen auf den verkürzten Segmenten des Hinterleibes je zwei in die Quere gezogene Flecke, welche auch ihrerseits durch dicht aneinander gerückte, feine schwarze Linien gebildet werden. Anders gestaltet sich eine deutlich markirte Farben- vertheilung bei einzelnen Acijidcn und fdofJicidrn, deren Rückenseite alter- nirende helle und dunkle Längsbinden hervortreten lässt. Die häufig an der Haut von Mittelmeer -Fischen, z. B. Lahrus-Artcn angeklammert gefundene Kerocda hmttata Risso (Taf. VIII, Fig. 26) ist längs der Mittellinie und zu beiden Seiten satt braun, dazwischen bandartig licht Ißg Isopoda. gelbbraun gefärbt, lässt kleinere gelbe Flecke aber aucb noch aul' den Seitenwinkeln der einzelnen Leibessegmente wahrnehmen, Idofhca linearis Latr. zeigt nach Milne Edwards im Leben auf lichtbraunem Grunde eine sich über sämmtliche Mittelleibsringe erstreckende schwarzbraune mittlere Längsbinde, während auf dem Hinterleib sich durch eine gelbe Mittellinie getrennt zwei schwarze Längsbänder markiren. Auch die in der Färbung sehr variirende Tdofhea trirj($2yiäafa Desm. lässt häufig auf lichtem Grunde scharf abgegrenzte und tief purpurschwarze Längsbinden wahrnehmen, während bei anderen Exemplaren die schmutzig graugrüne Körperfärbung nur längs der Mitte des Rückens von einem blassen Streifen unterbrochen oder jederseits von einem solchen eingefasst wird. Neben diesen kommen übrigens auch solche Individuen vor, bei welchen über die graugrüne Grundfarbe blassgelbe oder orangefarbene Flecke unregel- niässig vertheilt sind. Spence Bäte und Westwood glauben bemerkt zu haben, dass diese verschiedene Färbung der Idofhca triciisjndata in Abhängigkeit von derjenigen der Algen, auf welchen die Individuen angetroffen worden, stehe, so dass letztere also dunkel purpurn gefärbt sind auf schwarzem Fucus, hell dagegen auf grünen Algen. Zugleich wird diese Abhängigkeit in der Färbung durch die Annahme begründet, dass diese Meeresalgen die specifische Nahrung der Idofhca bilden. Moebius dagegen bestreitet den Zusammenhang der Färbung mit der Nahrung auf Grund seiner entgegenstehenden Resultate bei Untersuchung des Darminhaltes und zugleich durch die Erfahrung, dass die verschieden- sten Farbenvarietäten in Gesellschaft gefangen werden. Auch die das Land bewohnenden Isopodcn zeigen der Mehrzahl nach, ihrem versteckten Aufenthalt entsprechend, nur düstere und unscheinbare Färbungen, so z. B. eine schiefer- oder bräunlichgraue bei PorcelUo scahcr, dilatatus u. A. In anderen Fällen wird jedoch dieses dunkele und ein- farbige Colorit durch eingesprengte hellere Tupfen mehr belebt, wie dies z. B. bei den Ligia-Arten und bei Lkjidium agile Pers. der Fall ist. Diesen schliessen sich dann als abermals lebhafter geiärbte und zugleich regel- mässig gefleckte Formen der Cijlisficus convcxus de Geer (splnifrons Latr.) und der sich der Einwirkung der Lichtstrahlen mehr exponirende Oniscus murarius an. Bei ersterem finden sich auf licht olivenbraunem Grunde in regelmässigen Längsreihen angeordnete blassgelbe Flecke, welche durch feine zusammenfliessende Linien gebildet werden, während bei der Mauer- assel auf satter braunem Grunde rein elfenbeinfarbige Flecke jederseits zu zwei Reihen, dem Aussen- und Innenrande der sogenannten Epimeren entsprechend, auftreten und an den Seiten des ersten Mittelleibsringes uud der vorderen Hinterleibsringe die dunkele Grundfarbe selbst ganz ver- drängen. Als die am lebhaftesten gefärbte unter den einheimischen Asseln ist der Forcdlio picius Brandt zu erwähnen, dessen hellere Farben- varietäten der Hauptsache nach ledergelb oder selbst licht ziegelroth erscheinen, während in auffallendem Gegensatz dazu der Kopf in der Regel tief schwarz gefärbt ist. Die bei den hell gefärbten Individuen Lebenserscheinungen. Igi) nur kleiuen uud zerstreut auCtretenden schwarzen Tupfen der Kuuipl- Oberseite können indessen bei anderen auch an Grösse betiächtlich zunehmen und durch Zusamnienfliessen ein dunkelscheckiges Colorit her- vorrufen. In einem auffallenden Gegensatz zu ihrer verborgenen Lebens- weise (unter Baumrinde, Moos, Steinen u. s. w.) steht das häutig sehr elegante und theilweise selbst recht lebhafte Colorit der Kugelasseln (ArmadiUulium, ArmadiUo, Cnharis, Spliacroniscus w. A.). Bei verschiedenen hierher gehörigen, z. Th. auch den kälteren Klimaten angehörigen Arten {ArmadiUidium ruhjarc, imlchdlum) heben sich von einem unscheinbar gefärbten, z. B. bleigrauen oder bräunlichen Grunde zwei oder drei Längsreihen kreisrunder Flecke von lichtgelber, goldgelber oder selbst mennigrother Färbung sehr wirksam ab, und es kann kaum einem Zweifel unterliegen, dass die sehr viel grösseren Verwandten, welche aus dem Süden uud aus den Tropengegenden in ausgeblassten, getrockneten Exemplaren zu uns gelangen, während des Lebens noch in ungleich lebhafterem Farbenkleide prangen werden. Ein besonderes Interesse bietet diese charakteristische Livree der Kugelasseln übrigens auch insofern dar, als sie sich in geradezu überraschender Uebereinstimuuing bei den habituell so ähnlichen Glomcris- Ar{e,n wiederfindet. — Im vollen Gegensatz zu diesen mehr oder minder intensiv gefärbten Arten fehlt es auch unter den Landasseln nicht an einzelnen Formen, welchen eine Pigmentirung der Haut völlig abgeht. Als eine solche fast mehlweiss aussehende oder nur einen leichten Stich in das Gelbliche zeigende einheimische Assel ist der in Gesellschaft von Ameisen lebende Plafyarfhrus Ilo/f'mannscggl Brandt zu erwähnen. 3. Farbenwechsel. Nach Versuchen P. Mayer's sind einige der intensiver geiärbten marinen Tsopoden im Stande, willkürlich ihre Farbe zu wechseln und sich ihrer Unterlage anzupassen. Bringt mau von zwei gleich intensiv braun gefärbten Idothca-lndmdwen das eine in ein schwarzes, das andere in ein weisses Gefäss, so ist oft schon nach einer halben Stunde der Färbungsunterschied beider ganz beträchtlich und wird schliesslich so stark, dass sich das hell gewordene Exemplar nur noch wenig von dem weissen Grunde abhebt, während das braun gefärbte auch seinerseits ganz dunkel geworden ist. In gleich kurzer Zeit kehren sich beim Ver- tauschen der Gefässe die Farben in das Gegentheil um. Bei Anilocra nicdifermnca, welche sich im Bezug auf die Vertheilung der Chromato- phoren in der Haut nicht von Idofhm unterscheidet, Hess sich ein gleich rascher Farbenwechsel nicht wahrnehmen; da jedoch ihre Färbung mit derjenigen der von ihr bewohnten Fische meist ziemlich harmonirt, so scheint sie sich, wenn auch vielleicht langsamer, der Unterlage gleichfalls anpassen zu können. Auch die Zerstörung der Augen übt, wie bei ver- schiedenen Becapodcn (nach Pouchet und Jourdain) ihren Ein fluss auf die Färbung der genannten Isopoden aus; dieselben behalten nach vor- 170 Isopoda. genommener Operation, welche sich indessen auf beide Augen erstrecken muss, stets diejenige Färbung, welche sie behufs Uebereinstimmung mit ihrer Unterlage angenommen hatten, bei, ohne sie bei Vertauschung der letzteren von jetzt an ändern zu können, 4. Aufenthalt. Die Isopoden sind nicht, wie die übrigen Crustaceen- Ordnungen aus- schliesslich Wasserbewohner, sondern es hat eine, wenn auch relativ geringe Anzahl derselben den Aufenthalt im flüssigen Element mit dem- jenigen an der Luft vertauscht {hund - Tsojwdcn, Onisclden). Unter den Wasserbewohnern hat auch hier die bei weitem über- , wiegende Mehrzahl ihren Aufenthalt im Meere; nur wenige Gattungen und Arten sind theils ausschliesslich, theils vorwiegend auf das süsse Wasser angewiesen. Die das Meer bevölkernden Isopoden scheinen, so weit sie nicht als Ektoparasiten von Fischen {Aeißdae, Ci/mothoidae) durch diese in die offene See geführt werden, vorwiegend Küstenbewohner zu sein, ohne sich freilich in allen Fällen ganz eng an die Küste zu binden und auf geringe Meerestiefen zu beschränken. Selbst eine und dieselbe Art lässt in Bezug hierauf zuweilen ansehnliche Schwankungen erkennen, wie z. B. Ardums longicornis zwar vielfach in der Nähe der Küsten, zuweilen aber auch in offener See und iü beträchtlichen Tiefen gefunden worden ist. Dasselbe ist auch mit anderen Idotlieidm (Idothea entomon, trkuspidata), mit Änthiim grmtUs und mit einzelnen Asellinen (Janira marim Fab. = J. alhifrons Leach) der Fall, welche sich häutig an Seegras, Florideen und Fucus anklammern, nebenher freilich auch aus nacktem Schlick und Sand heraufgezogen werden. Auf sandigem Meeresgrund halten sich nach Studer die Scrolis- Arten auf, nach Spence Bäte ferner die Cirolanci- Arten, welche sich in den Schlamm einzugraben pflegen. Auf felsigem Grund finden sich vorwiegend Jaera Nordnuinni, Janira maculosa, Munrm Kroyeri und fast sämmtliche SpMeromiden , welche die ausgewaschenen Höhlungen der Klippen, die Schlupfwinkel der Korallenstöcke, die leeren Gehäuse von Balamn, ausgehöhlte Äscidlen u. s. w. aufsuchen und sich hier häufig zu zahlreichen Individuen ansammeln. Ganz besonders scheinen die Balanen -GehMse mit Vorliebe von den Splmeromiden auf- gesucht zu werden, da Spence Bäte Sphacroma curtum und Cymodocm rniarginata. Hesse Nesaea Udentata und Dynamem Montagui (beide viel- leicht als Männchen und Weibchen derselben Art anzusehen) ganz regel- mässig in solchen eingenistet antraf. Dass selbst lebende Thiere, wenn ihre Körperbeschaffenheit einen passenden Anhalt und geeignete Schlupf- winkel darbietet, von den marinen Isopoden zum Aufenthalt gewählt werden, ergiebt die Beobachtung von Spence Bäte, wonach sich zahl- reiche junge Exemplare des Arctnnis longicornis an den Stacheln eines Echinus angeklammert fanden. Auch von der Fluth ist das Vorkommen mancher Arten abhängig; in den durch sie bedingten Wasserbecken auf Lebenserscheinungen. 171 der Oberfläche ausgewaschener Klippen tummelt sich Eurydice jmkhru zu- weilen lebhaft schwimmend umher und Campecopea hirsuta findet sich bei Torquay nicht selten zwischen kleinem trockenen Fucus, welchen die Wellen auf die frei hervorstehenden Grate der Felsen geworfen haben (Spence Bäte). Die das süsse Wasser bewohnenden Isopodm gehören bisjetzt nur wenigen Gattungen an, deren Arten tbeils (AseUns, 3IonoUstra, CliaefiUu), ausschliesslich auf dieses beschränkt, theils (Sphaeroma, Idothea, Alitropus, Iclithjoxcnos und Cymoihoa) vorwiegend auf das Meer angewiesen sind. Als die bekannteste Süsswasser- Gattung ist Asdlus Geoffr. zu nennen, deren bereits Linn6 bekannte Art (OniscHS aquaUcus Lin.) sich überall in Europa besonders in Wassergräben und Tümpeln, ausserdem aber auch am Ufer von Flüssen und Seen vorfindet und dort an Wasserpflanzen herumklettert. Ihr gleichzeitiges Uebergehen in das schwach salzige Wasser der Ostsee ist zuerst von Zaddach, welcher sie im Putziger Wyck in grosser Menge auffand, mit der Bemerkung hervorgehoben worden, dass die im Seewasser lebenden Exemplare sich durch schwärz- lichere Färbung und ausgeprägtere Zeichnung vor den im Süsswasser vorkommenden auszeichneten. Später ist die Art auch im Greifswalder Bodden gefunden worden. Lange Zeit hindurch als der einzige europäische Repräsentant der Gattung, welche in Nord -Amerika durch die beiden Süsswasser -Arten Asdlus communis Say von Philadelphia und Asdlus lineatus Say aus den Wäldern von Carolina, ausserdem auch auf Madeira durch eine nicht näher beschriebene (vielleicht von Asdlus aquaticus nicht verschiedene) Art vertreten ist, geltend, hat sie nachträglich in dem neuerdings viel besprochenen Asellus Sieholdii Rougem. (cavaücus S chioedte i. lit., Leydig) einen durch sein Vorkommen interessanten Genossen erhalten. Zuerst von Fuhlrott in einem Brunnen zu Elberfeld entdeckt, hat derselbe sich später als ein Bewohner unterirdischer Gewässer der Falkensteiner Höhle im Schwäbischen Jura und der Hohlestein- Höhle bei Hilgershausen in Hessen herausgestellt, ist aber ausserdem auch in einem Münchener Brunnen und von Forel in der Tiefe des Genfer See's aufgefunden worden. Die als unterscheidende Artmerkmale hervorgehobene, um ein Dritttheil geringere Grösse (nur 8 mill), das pigmentlose, im Leben weisslich durchscheinende Integument, der Mangel der Augen und die reichlicher entwickelten Sinnesborsten der Fühlhörner lassen sich sehr wohl als im Verlauf der Zeit aufgetretene Rückwirkungen des Aufenthaltes dieser Assel und des durch diesen bedingten Lichtmangels in Anspruch nehmen, so dass die Möglichkeit, es läge hier nur eine verkümmerte Form des Asellus aquaticus vor, keineswegs ausgeschlossen erscheint. Gleichfalls bisher nur als Süsswasserform bekannt ist die Gattung Chaefilia Dana, welche von ihrem Entdecker sogar einer besonderen, sich von den im Meere lebenden Idotheklen durch die sehr langen, borsten- förmigen und vielgliedrigen Beine des sechsten Paares unterscheidenden Familie zuertheilt wird. Die einzige Art: Cliaetiüa ovata Dana stammt ■[72 Isopoda. aus dem Rio Negro in Patagouieu und wurde im Magen eines Silurus angetroffen. Die dritte den Sj^haeroniklen angehörige Gattung 3IoHolistra Ger St., welche im männlichen Geschlecht durch das lange und schmal sichelförmige sechste Paar der Pedcs simrii (dem Weibchen nach Heller fehlend) charakterisirt ist und der Augen vollständig entbehrt, ist auf eine einzelne farblose Art: Monolistra coeca G erst (Taf. VI, Fig. 1) begründet, welche sich in der Tiefe der Krainer Höhle bei Podpec, im Wasser an Steinen sitzend, findet. Aus den in zahlreichen marinen Arten auftretenden Gattungen Idothea, !ub- tcrranca (Mittelmeer). lonc corniUu 8p. Bäte auf Culliunu»sa loncfiniaiui. (Vancouver- Island). Aiyem jmgettensisDsiTia, an den Kiemen von Crangon munitus (Westküste Nord-Amerika's). Anicia paupcrnfaStim\Mi. in der Kiemenhöhle von Crangon Franciscomm (San Francisco). Bopyrus palaamonis Risso unter dem Cephalothorax von Alphcas spec. (Nizza). Zeuxoalphci in die Mundgegend von Aljilicn» spec. eingebohrt (Philippinen). Bopyrus sqiiillanuii Lati\ an der Aussenwand der Kiemenhöhle von P«to- mon squilla hin. und serratus P enn., welche dadiuch beulenartig auf- getrieben wird, stets nur zu einem Exemplar angeheftet. Die befallenen Exemplare sind nach Eathke's Untersuchungen stets Weihchen. Hunderte von männlichen auf die Anwesenheit der Parasiten unter- suchte Individuen waren durchweg frei. (Nordsee, Ostsee). Fhnjxus uhdominaUs Kroyer (Phnjx. hq^pohjtes Rathke) an der Bauch- seite des Postabdomens von Hippohjh Gaimardi und Hippolyte turgüh, (nach Kroyer), an der Bauchseite des Postabdomens von Hipjwlyte BarJcci und PaiuMus anntäkomis (nach Sp. Bäte), unter den beiden ersten Hinterleibssegmenten von Tandalus ammlkoniis (nachLillje- borg), an den Hinterleibsringen \on Ilipipolyte Icntujinosa und polaris (nach Kroyer), unter dem Hinterleib von Hippolyte Gaiwardi Kr. und Crangon Älmanni (nach Meinert), unter dem Cephalothorax von Hippolyte spec. (nach Rathke), am Hinterleib von Virhius und Hix^po- hjte (nach Walz). — Nordsee, Grönland, Spitzbergen, Adriatisches Meer. Gyge hippolytes Sp. Bäte (Bopyrus Uppolytes Kroyer) an HipjMlyte polaris Kr. (England, Grönland). Bopyroides Mutimarginatus Stimps. in der Kiemenhöhle von Hippolyte brevirostris (Fuget -Sund). Bopyrus ocellatus Czerniavski auf Virhius gracilis (Schwarzes Meer). Bopyrina virhii Walz auf Tirlius viridis Otto (Triest und Neapel). Mit dem vorhergehenden identisch (nach Czerniavski). Bajus mysidis Kroyer auf 3Iysis spec. (Nordsee). Leptophryxus mysidis Buchholz auf Mysis ocidata (Sabine-Insel). Bopyrus mysiduni Packard axii Mysis spec. (Labrador). IV. Parasiten von Isopoden. Cahira lernaeodiscoides Kossmann auf Bopnjrus spec. schmarotzend (Philippinen). 186 Isopoda. V. Parasiten von Copepoden. Microniscus ftiscuf F. Müller auf dem Rückeu eines nicht naher bestimm- ten Copepoden angeklammert gefunden (Desterro). VI. Parasiten von Cirripedien. Cryptofhir minutum'D&yia. innerhalb der Kalkschale und des Mantels von Crensia spec. (Fidschi- Inseln). Hemioniscus balnni Buchholz (ßaJanns hahnokJrs nias Goodsir) im Mantel von Baianus laJanoidcs (Norwegen, England). Cnjptomscus pygmams {Liriope pijijmaca Rathke, Lilljeb.) an Pelto- fjastcr paguri Rathke (auf Pagurus puhesccns K r o y e r) angesogen (Norwegen). Cfyptoniscus paguri Fraisse an J'cÜogaster Rodrigtiezl (auf CUbanarms nmanihropns Rossi) angesogen (Balearen). Cfyptoniscus monopMJialmus Fraisse an Pcltogaster curvattis (auf Eupa- gurus Pridcauxl und angidatus) angesogen (Neapel). Cryptoniscus curvatusYx&'xssQ &n Sacculijia Scnedeni (auf Jnac/ms scorpio) angesogen (Neapel). Cryptoniscus planarioidcs F. Müller an Saccidina purpurea Müll, (auf Pagurus spec.) angesogen (Desterro). E'Mwte^or ?iVtoj»V?cs Kos smann in der Mantelhöhle von Saccidina pisiformis Kossmann (Philippinen). V. Systematik. Als der Ausgangspunkt für das moderne .System der Isopodcn kann die von Milne Edwards im dritten Theil seiner Histoire naturelle des Crustaces (1840) aufgestellte Eintheilung, nach welcher die Ordnung zunächst in drei Abtheilungen (Sections) ersten Ranges zerfallen soll, an- gesehen werden. Es sind diese drei Hauptgruppen, welche als schreitende, schwimmende und sesshafte Asseln (Isojjodes marcheurs, nagcurs und scdcnfaircs) bezeichnet werden, weder nach der ihnen zugeschriebenen Art der Fortbewegung, resp. nach dem Mangel einer solchen, noch nach den für ihre Trennung verwertheten Merkmalen mit irgend welcher Sicherheit zu unterscheiden. Mit gleichem Recht wie die den Jsopodcs si'dentaircs für sich allein zuertheilten Bopyriden können auch die unter die Isopodes iuigeurs aufgenommenen Cymothoidcn ihrem Vorkommen nach als sess- hafte bezeichnet werden und würden, da auch ihnen „ein mehr zum Saugen als zum Kauen geeigneter Mund" zukommt, wenigstens nach dieser Richtung hin gerade der für die Isopodes sedentaires aufgestellten Charakteristik besser entsprechen als der auf die Isopodes nagcurs bezüg- lichen. Betreffs der Unterscheidung dieser letzteren von den Isopodes marcheurs nach der Betheiligung der Pedes spurü des sechsten Paares zur Herstellung einer das letzte Hinterleibssegmcut in sich begreifenden „Schwanzflosse", so ist eine solche bei manchen Serolis-Krt^n. (Taf. V, Systematik. 187 Fig. 5) imd verscbiedeucn /S/>/(«(:/w« /(/'•« GaUiiugen (Tal'. VI, Fig. 1, 1(), 11), welche zu den fso2)odes mqicnrs gerechnet werden, keineswegs zu einem deutlicheren Ausdruck gediehen, als z. B. bei der den Isopodcs marcheurs untergeordneten Gattung lAmnoria (Taf. VI, Fig. 17), welche in Wirklich- keit allerdings den ^.srf/mcw (Milne Edwards') ganz fremd ist, sondern den Spliacromidcn angehört. Es wird demnach die Scheidung der Isopodcn in drei solche, auf keinerlei gegensätzlichen Merkmalen beruhende Haupt- gruppeu einfach aufzugeben sein, und zwar um so mehr, als .sich die beiden ersten aus ganz heterogenen Elementen bestehend erweisen. Es zerfallen nämlich die Iso2>odcs marcheurs nach Milne Edwards iu folgende drei Familien und jede derselben wieder in zwei Tribus: Fam. 1. Idoiheidac. Die Pcdes spurii des sechsten Paares zu grossen Klappen umgewandelt, welche ganz auf die Unter- seite des Hinterleibs gerückt sind und die fünf ersten Paare der Pedcs sjmi'ii unter sich bergen. Tribus 1. Arcfuriduc (Idofh. arpenteurs). Nur die drei hinteren Beinpaare mit Endklauen versehen. Gattung Arcturus. Tribus 2. Idothc'idac genuihae. Alle sieben Beinpaare mit Endklauen versehen. Gatt. Idotlim, Anthura. Fam. 2. Asciiin a. Die Pedes spurii des sechsten Paares gritfelförmig und den Hinterrand des Hinterleibes überragend; letztes Hinterleibssegment sehr gross, schildförmig. Tribus 1. AscUlna heteropoda. Erstes Beinpaar in eine zweifingerige Scheere endigend. Gatt. Apscmles, Rho'e, Tanais. Tribus 2. Asclllnahoniojioda. Erstes Beinpaar mit den folgenden gleich gestaltet oder nur in eine kleine Scheerenhand endigend. Gatt. Limnoria, Aselhis, Jaera, Jaeridina, Oniscoda. Fam. 3. Oniscodea (Cloporfides). Die Pedcs sjMrii des sechsten Paares gritfelförmig oder lamellös, seitlich von dem kleinen Endsegment des Hinterleibes frei her- vortretend. Die inneren Fühler verkümmert. Tribus 1. Oniscodea maritima. Basalglied der Pedcs spurii des sechsten Paares lang und dünn. Gatt. Ligia, Ligidimn. Tribus 2. Oniscodea fcrresfria. Basalglied der Pedes spurii des sechsten Paares verkürzt. Gatt. Deto, Porccllio, Trichoniscus, Platyarthrus, Arma- . dülidium, Armadillo, Diploexochus, Txjlos. 138 Isnpoda. Vou diesen Familien sind die erste und dritte ohne Weiteres als in der Natur begründete Gruppen anzuerkennen, die dritte der 0)iisciMh'a durch die Verkümmerung der inneren Fühler in Verbindung mit den der Luftathmung dienenden Pedes spuiii sogar als die am schärfsten ab- gegrenzte der ganzen Ordnung. Dagegen ergiebt sich die zweite der Asellina als eine durchaus künstliche Vereinigung ganz heterogener ürganisationstypen. Die als Asellina heteropodti bezeichneten Scheeren- asseln {Tanaidac), wiewohl von sänimtlichen Autoren bisher den Isopodnt, zuertheilt, entbehren der für diese Ordnung charakteristischen Merkmale trotz einiger habitueller Aehnlichkeit völlig und müssen aus derselben entfernt und den Anqihijxxlvn überwiesen werden*). Es bleiben mithin von dieser Familie nur die Asellina lioinopodu als wirkliche Isojmlcn übrig; doch muss, um sie zu einer natürlichen Familie abzugrenzen, die zu den Sphaeromidcii gehörige Gattung Liniiioria von ihnen ausgeschieden werden. Seine zweite Sektion "der Isopodcs Mujeurs theilt Mi Ine Edwards gleichfalls in drei FaHiilien: Pranizidac, Siihacroinidae und Ci/molhoidnc. Die erste derselben stellt er den beiden letzten durch die nur in der Fünfzahl ausgebildeten selbstständigen Mittelleibsringe mit einer gleichen Zahl von Beiupaaren gegenüber. Die Sphucromulvii unterscheidet er durch „tasterförmige" Kieferfüsse, verkürzte und meist verschmolzene fünf vordere Hinterleibsringe, durch unbeweglichen (oder fehlenden) Innenast der Spalt])eine des sechsten Paares, grossen und queren Kopf und einfache Gangbeine von den CyMuthoidai, welchen „deckeliormige" Kieferfüsse , deutlich entwickelte und fast niemals verschmolzene fünf vordere Hinterleibsringe, zwei frei bewegliche Spaltäste der I'cdes sj/nril des letzten Paares, kleiner Kopf und drei oder selbst sieben Paare klammcr- förmiger Beine zugeschrieben werden. Die Eintheilung der Pranisidae in die beiden Tribus der Pranizidae ()cimituu: und Ancädiw ist durch den später geführten Nachweis der nur sexuellen Verschiedenheit der beiden Gattungen Pranmi und Anceus hin- fällig geworden, so dass die Familie sich überhaupt nur auf eine einzige, aber in der That von allen übrigen Isopoden durch eine weite Kluft getrennte Gattung beschränkt. Die Familie der Sphaeromidae zerfällt nach M i 1 n e Edwards in die beiden : Tribus 1. Sphaeromidae unguictilatae. Alle Beine mit kleiner Endklaue, Gangbeine. *) Durch üeberweisiing der Tana'iden an den ihnen gebührenden systematischen Platz trägt man am einfachsten den unzweifelhaften Thatsachen Rechnung, dass das Herz derselben im Mittelleib gelegen ist und dass die Pedes simrii keine AthmungsoTgane sondern (ilied- massen sind, welche der Ortsbewegung dienen. Nach beiden Merkmalen sind die Tana'iden eben einfach keine Asseln und in sofern liegt auch kein verständlicher Grund vor, dieselben mit Fr. Müller (Für Darwin, p. 29) auf Grund ihrer Herzlage als „der Urassel besonders nahestehend" anzusehen. Systematik. ISit Gatt. Sphaeroma, Cymodocm, Ccrcns, Nesaea, Campecopea, Cassidina, Amplioro'idca. Tribus 2. Sphae.romidac chdife.rae. Die zwei vorderen Bein- paare in eine Greif hand endigend. Gatt. Aiwinii:i. Die Familie der Cymothoülae sondert er dagegen in drei Tribus: Tribus 1. Cymotlio'idac rapaccfi {farl^xcnrA). Fühler mit frei- liegender Basis, Vorderbeine mit Greifhand. Gatt. Scroli^. Tribus 2. Cyniotho'idae vagahundac [e.rrans). Fühler mit freiliegender Basis; alle Beine gleich, Gang- oder Greif beine. Gatt. Ciroluna, Eurydke, Aega, Bocincld, Pterelas, Conücva, AJitropus. Tribus 3. Cymoflioldae parasitär. Fühlerbasis unter dem Stirnrand verborgen. Gatt. NcrociJa, Anüocra, Livoneca, OleiKira, CymotJioa, Urozmctes. Von diesen beiden Familien erweist sieh diejenige der Spliaemmiden als ein natürlicher Verband nahe mit einander verwandter Formen, denen sieb, wie bereits oben erwähnt, noch Lininoria unmittelbar anschliesst. Dagegen enthält die zweite Familie der ('yiiuithoidcH in der Gattung Serolis wieder ein ihr völlig fremdes Element, welches nach den lang- streckigen Gangbeinen sowohl wie nach der Bildung der Pedes simrii in nahe Verwandtschaft mit den Asdlhwn tritt und correkter Weise den Iso2)odcs )ii(irchcurs hätte zugewiesen werden müssen. Es würden sich demnach aus der Milne Edwards 'sehen Eintheilung als natürliche Gattungsverbände (Familien) folgende ergeben: Idotheidar, Asdllna (excl. Tandiduc u. Limnortu), Scrolidac, Oniscodm, Splmeromidw (incl. Limnoria) , Cymothoidae (excl. Scrolls), Bopytidae und (sich weiter entfernend) Pnmixidae. Für ein vor mehr als vierzig Jahren aufgestelltes System, welches sich seiner Zeit auf ein noch relativ geringes und bezüglich seiner mor- phologischen Verbältnisse und besonders seiner Entwicklung wenig gekanntes Material gründete, muss dem Milne Ed wards'schen un- zweifelhaft die vollste Anerkennung gezollt werden. Denn im Grunde ist demselben nur ein einziger wirklicher Missgriff, die Aufnahme der Tnndiden unter die Ordnung der Isopodu und besonders die enge Ver- kettung derselben mit den völlig heterogenen AselUncn vorzuwerfen, während einige andere Vereinigungen, resp. Trennungen höchstens als nicht besonders glücklich und zutreffend zu bezeichnen wären. Unter allen Umständen werden aber diese numerisch geringfügigen Mängel durch die mit richtigem Takt erfassten Grenzen der meisten Gruppen bei weitem überwogen. 190 Isopoila. Die Aufgabe der folgenden Systematiker hätte nun, richtig erfasst, unzweifelhaft darin bestehen müssen, an die von Milne Edwards auf- gestellte Eintheilung und Anordnung im Speciellen die bessernde Hand anzulegen, Heterogenes aus dem System auszuscheiden und unnatürlich Getrenntes in nähere Beziehung zu einander zu setzen. Trotzdem ist, wie bereits in der historischen Einleitung angedeutet worden, zunächst gerade der entgegengesetzte Weg eingeschlagen und fast die ganze Milne Edwards 'sehe Eintheilnng wieder auf den Kopf gestellt worden. Ein solcher als völlig verfehlt zu bezeichnender systematischer Ent- wurf, welcher eine nur recht oberflächliche Bekanntschaft mit den hier in Rede stehenden Crustaceen erkennen lässt und den Charakter einer über- aus unreifen Amerikanischen Produktion zur Schau trägt, rührt von .1. Dana (1852) her. Indem derselbe auf die bereits von Leach betonten und durch den Collektivnamen Edriophtlialma gekennzeichneten nahen Beziehungen zwischen lsopod<^n und Amphipoden zurückgreift und für beide in Gemeinschaft zum üeberfluss eine neue Bezeichnung Choristo- poda einführt, glaubt er diese als eine gemeinsame Ordnung aufgefassten Krebsthiere nicht wie bis dahin in zwei, sondern in drei einander gleichwerthige und gegensätzliche „Tribus": Isopoda, Anhopoda und Anifhipoda eintheilen zu müssen. Indem er nämlich die Amphipoden dahin feststellt, dass bei ihnen die v i e r ersten Beinpaare nach vorn, die drei letzten nach hinten gerichtet, die Athmungsorgane dem Mittelleib angefügt und von den Pvdcs spurü die drei letzten Paare griffelformig gestaltet sind, die Isopoden dagegen durch drei nach vorn und vier nach hinten gerichtete Beinpaare sowie durch die als Athmungsorgane fungiren- den fünf vorderen Paare der Pcdcs spurii charakterisirt, will er diejenigen Formen, welche nach seiner Ansicht (aber nicht in Wirklichkeit) in keines dieser beiden Schemata hineinpassen, zu einer besonderen dritten Tribus: Anisopoda vereinigen. Diese Anisopoda Dana's werden nun in folgender bunter, an Un- natürlichkeit nichts zu wünschen übriglassender Anordnung vorgeführt: Subtribus I. Serolidcu vel Aniso^joda Cymothoku. Fam. 1. Serolidae. (Gatt. Serolis) Fam. 2. Pramzidm. Subfam. 1. Prankhuw. (Gatt. Pranim). Subfam. 2. Ancchmr. (Gatt. Aiiceus). Subtribus II. Arcturidea vel Anisopoda Idotaeica. Fam. 1. Arduridae. Subfam. 1. Arduriiiae. (Gatt. Ardurus, Lenchia). Subfam. 2. Antlmrinae. (Gatt. Anthura). Subtribus III . Tanaidca vd Anisopoda Oniscica. Fam. 1. Tanuidac Subfam. 1. Tanmnae. (Ga,tt.Tandis,Paratanais,Lqjto- rhdia, Apseudes, PJiom). Systematik. 191 Öubfara. 2. Lirio])'mm. (Gatt. Liriopc, Cryptofhir). Subfani. 3. Crossurimc. (Gatt. Crossurus). Fam. 2. Bopyridae. Subfam. 1. Bopyrime. (Gatt. Bopijrus, Phry.rm, Cepon, Da jus). Subfam. 2. loninar. (Gatt. lone, Argda). Eine Prüfung des Inhaltes dieser Tribus Anisopoda und der sie con- stituirenden drei Subtribus ergiebt nun Folgendes: Wenn die erste der- selben die Benennung Anisopoda CymofJwica erhalten hat, so ist ein Grund für dieselbe in so fern nicht ausfindig zu machen, als keine der dar- unter vereinigten Gattungen auch nur eine entfernte habituelle Aehnlichkeit, geschweige denn eine nähere morphologische Verwandtschaft mit einer Cyniothoa erkennen lässt. Ebenso wenig lässt sich irgend welcher Grund für die Vereinigung der ScroJidcn und Franisldm unter einer und der- selben Subtribus geltend machen, da kaum zwei Familien nachweisbar sind, welche sich ihrer ganzen Körperbildung nach so diametral gegen- über ständen, wie gerade die genannten. Auf der anderen Seite kann es aber nach der Bildung der Pcdes spiirn beider keinen Augenblick zweifelhaft sein, dass sie Isopodcn im eigentlichen Sinne sind, wozu für Scrolis noch der asselartige Habitus in prägnantesten Ausdruck kommt. Dass bei Scrolis nicht, wie gewöhnlich, die drei, sondern nur die zwei ersten Beinpaare die Richtung nach vorn einschlagen, kann unmöglich, als ganz unwesentlich, einen Grund abgeben, diese Gattung aus den Isopodcn auszuscheiden. Dass die TraniMac recht abweichend gebildete und systematisch isolirt stehende Isopodcn sind, hat sich bereits bei der Erörterung ihrer morphologischen Eigenthümlichkeiten ergeben; dass ihre Abweichungen indessen irgend welche Hinneigung zur AmpJdiwdm- Organisation bekunden, wird gewiss Niemand behaupten wollen. Der zweiten Subtribus ist — im Gegensatz zu der ersten — mit vollem Recht die Benennung Anisopoda Idotacica beigelegt worden, da sie sich in der That nach allen Charakteren als Idofhe'idcn, mithin frei- lich auch als wirkliche Isopioden ergeben. Auf Grund der — wenigstens bei Arctums — mit Idothca übereinstimmenden eigenthümlichen Um- formung des sechsten Spaltbeinpaares hat sie bereits Mi Ine Edwards' mit vollem Recht in nächste verwandtschaftliche Beziehung zu dieser Gattung gesetzt. Dem gegenüber kann die von Dana für Ardurus geltend 'gemachte Richtung der vier ersten Beinpaare nach vorn keinen Grund zu einer Annäherung dieser Gattung an die Amplüpodcn abgeben, während das gleiche für Anthura hervorgehobene Verhalten nicht einmal zutreffend ist; denn bei den als Gattung Pumnfhum abgesonderten Arten finden sich in grosser Deutlichkeit nur die drei ersten Beinpaare ganz normal nach vorn gestreckt. Als die bei weitem bedenklichste und wohl kaum ernst zu nehmende systematische Vereinigung ergiebt sich jedoch die 3. Subtribus der Tmw- 192 Isopoda. nlca vel Anisopoda Oniscica, auch weun man yon der durchaus unpassenden Benennung — eine Tanais ist einem Oniscus ebenso unähnlich, wie ein Bopyrus einer Tanais — ganz absehen wollte. Für einen Theil dieser Subtribus, nämlich für die Familie Tcuiaidac — selbstverständlich mit Ausschluss der Liriojünac, welche Bopijriden sind — treffen in der That die von Dana hervorgehobenen Abweichungen von den hopodcn, nämlich die vier nach vorn gerichteten ersten Beinpaare, die auf den Vorderleib verlegten Athmungsorgane und die nicht der Athmung dienenden .Spaltbeine des Hinterleibs zu. Indessen kann hierin selbstverständlich kein Grund für die Creirung einer besonderen Tribus, sondern nur ein solcher für die Zuweisung dieser Tandidai. zu den Ai)i])liipodrn gefunden werden. Hätte Dana dieselben also von den Isopoden im Sinne Milne Edwards' ausgeschieden, so hätte er eine wirkliche, in der That aber auch die einzige Verbesserung an dem System seines Vorgängers vollzogen. Als wie kritiklos sich übrigens diese Dana 'sehe Familie der Tanaklae ihrem Inhalt und ihrer Eintheilung nach ergiebt, geht daraus hervor, dass die dritte Uuterfamilie Crossttriiiae auf eine rein nominelle Gattung, welche mit Tanais identisch ist, begründet worden ist, während die in die Mitte genommene Unterfamilie Liriopinac Schmarotzer-Asseln enthält. Dass endlich die zweite zur Subtribus Tanaidca gebrachte Familie der Bopyridcn der Ordnung der Isopoden angehört, kann nach der oben dargelegten Körper- bildung und nach dem Entwicklungsgang als unzweifelhaft gelten, ebenso dass die von Dana als ^l«/j)///JK>(?(H-ßildungen angesprochenen „Kiemenanhäuge" an den Mittelleibsbeineu von lone solche in der That nicht darstellen. Auf ihren wissenschaftlichen Werth geprüft, ergiebt sich demnach die Dana'sche Tribus Anisopoda einfach als eine literarische Curiosität von nicht einmal ephemerer Bedeutung. Unter Betonung ihrer Natur- widrigkeit ist sie daher auch schon in dem vorwiegend faunistischen Werk von Spence Bäte und Westwood zurückgewiesen worden. Das in letzterem (1868) aufgestellte System der Isopodcn kann zwar bei seiner Einschränkung auf die relativ spärlichen nordeuropäischen Gattungen keine allgemeine Bedeutung für sich in Anspruch nehmen, verdient aber trotzdem als eines der wenigen überhaupt publicirten hier gleichfalls in Kurzem berücksichtigt zu werden. In der von Spence Bäte entworfenen Uebersichtstabelle der Subordines, Divisiones, Tribus und Familiae, gegen deren Anordnung sich West wo od, als seinen eigenen Ansichten mehrfach widersprechend, ausdrücklich verwahrt, sind übrigens nur Namen oder (tbeilweise) Unterschiede in der Lebensweise, dagegen keine unterscheidenden Charaktere angeführt, so dass man sich über den Werth der einzelnen Abtheilungen nur aus den ihnen zuertheilten Gattungen ein ürtheil bilden kann. Subordo I. Isopoda abcrranfia. Tribus 1. Vayaiiiia. Fam. 1. Tanaidai' (Gatt. Tanais, Leptochelia, Faratandis, Apscudes). A. H-L+ L Systematik. 193 Fam. 2. Antkurklae Tribus 2. Suhparasitka. Fani. 3. Ance'khie Subordo II. Isopoda normaVia. Divis. A. Aqiiaxpirantia. Tribus 1. Pamsifka. Farn. 1. Bojnjrklrie Fam. 2. Fam. 3. Cymofhoidm AcifuJar Tiibus 2. Liberatica. Fam. 1. AselUdac (Gatt. Anthtira, ParantJmm). (Gatt, ^«ems = Pninim). (Gatt. /«HC, Bopijms, (Ußjr, Pltnjmn, Llrkipr etc.). (Gatt. Cymollioa, Anilocra etc.). (Gatt. ylc(7rt, Eurijdke, ClroJana, (Joni- lera, Rocinela etc.). Fam. 2. Munnopsidae Fam. 3. Arcfurklar Fam. 4. Tdotr'idae Fam. 5. Spliaeivmidae (Gatt. AscUtiA, Limnoria, Jaera, Mumm etc.). (Gatt, Munnopsis). (Gatt. .4rc^MrMs). (Gatt. 7(fo/m). (Gatt. Sphacroma, Ncsaea, Dynamrnr, Campecopea etc.). Divis. B. Ai'-roapirantia. Ti-ibus 3. (Fam.) Oniscklm. (Gatt. Zi^k, Ligklium, Philoscki, 0»/s- ««s, Porccllio, Armadillklium etc.). An dieser Spence Bate'schen Anordnung der Itiopodm ist im Grunde nur die Unterordnung der Isopoda ahcrrantki als eine künstliche Vereinigung heterogener Formen zu rügen. Auch hier sind die zu den AwpJupodm zu verweisenden Tavaldcn mit unzweifelhaften JRopodni in eine nicht in der Natur begründete verwandtschaftliche Beziehung gesetzt und zwar gehören diese letzteren wieder zwei Gruppen an, welche einander durchaus fern stehen. Die Antlnirkkn hätten ihren nächsten Verwandten, den Arcturkkn und Jdo- thrnkn genähert werden müssen, wodurch die allein übrig bleibenden Aiu-ddrn [Pranisklen) als wirkliche Isopoda abcrrantin die ihnen gebührende isolirfe Stellung den anderen hopodm gegenüber eingenommen hätten. Ob die unter den [sopoda nonmlki abgegrenzten Familien als einander gleichwerthig anzusehen sind und ob die Reihenfolge, in welcher sie aufgeführt werden, den natürlichen Verwandtschaften am besten entspricht, könnte unzweifeihalt Meinungsverschiedenheiten hervorrufen. Doch mag von einer Erörteruno- dieser Verhältnisse hier schon deshalb Abstand genommen werden, weil de° P:ntwurf des Systems sich nur als ein skizzenhafter und lediglich als dem Zweck einer faunistischen Uebersicht entsprechend ergiebt. Mehrere Jahre zuvor (1864) hatte übi-igens schon W. LiUjeborg bei Gelegenheit einer monographischen Bearbeitung der skandinavischen 7'rt»wi:s- Arten*), welche er auch seinerseits den /«>;w*w unterordnet, eine *) Biflrag tili läiuipdomen oni de inoin Sverige och Norrige förekommaiide Crustaceor of Isopodernas und,rürd»ing; och Tanaidi-rnas tamilj , Upsala lS(i4. 4" lUpsalu Unimsitets Arsskrift, I •H'<',). r, . : Bvonn, Klassen lies Thier-Eewbs. V. 2. i ■ j 294 Isopoda. neue Anordnung und Abgrenzung der zu letzteren gehörenden Familien vorgenommen, welche als eine in mehrfacher Hinsicht naturgemässere offenbar den Vorzug vor der Spence Bäte 'sehen verdient. Die elf von ihm adoptirten /sojwi/fH- Familien werden in folgender Weise analytisch charakterisirt: I. Die Pedes spurii des sechsten Paares keine Schwanzflosse bildend A. Dieselben klein, seitlich frei hervortretend a. Letztes Ilinterleibssegment kleiner als die vorhergelienden, nicht schildförmig F-iui. 1. Omst-uhu b. Letztes Hinterleibssegment in Form eines grossen Schildes t Pedes spurii der vorderen Paare theilweise Kiemenfüsse * Mittelleibsbeine nicht als Ruderorgane gestaltet Farn. 2. An-llidne ** Die drei hinteren Paare derselben in Ruderforn Fam. 3. Mminopsidae •(■ Pedes spurii der vorderen Paare nicht der Athmiing dienend l''am. 4. Tannidae B. Pedes spurii des sechsten Paares an der Unterseite des Hinter- leibes grosse Opercnla bildend a. Die vier vorderen Beinpaare ohne Endklaue Fam. 5. Arcturidae b. Alle sieben Beinpaare mit Endldaue Fam. 6. Idoihi'idae IL Die Pedes spurii des sechsten Paares mit dem Endsegment des Hinterleibs eine Schwanzflosse bildend. A. Ihre Endlamellen unter einander geschoben Fam. 7. Avthiiridae B. Ihre Endlamellen neben einander liegend a. Sieben Beinpaare ausgebildet t Nur ein Spaltast der hintersten Pedes spurii frei beweglich Fam. S. Sphaeromidae ff Beide SpaltUste der hintersten Pedes spurii frei beweglich * Männchen und Weibchen einander ähnlich Fam. 9. Cymolhuahte ** Männchen und Weibchen auffallend verschieden V&ra.lO. -Bopi/ridae b. Nur fünf Beinpaare ausgebildet Fam. 1 1 . Jvcadae. Wären in diese Uebersicht nicht gleichfalls die sich zwischen den übrigen Familien durchaus fremd ausnehmenden Tanaidcn mit aufgenommen, so würde sie die verwandtschaftlichen Beziehungen der Isopodru in sehr naturgemässer Weise versinnlichen. Mit Kecht sind die sich von den anderen Familien am meisten entfernenden Ance'iden (Pranisükn) an das eine Ende der ganzen Reihe verwiesen und ihre bei Spence Bäte völlig unmotivirte Vereinigung mit den Anthuridcn ist aufgehoben. Letztere werden durchaus correkt ihren nächsten Verwandten, den Idothciden und Arcturidcn unmittelbar angereiht. Die in dieser Uebersichtstabelle nicht berücksichtigten Scrolidcn würden sich am passendsten zwischen den Oniscidcn und Aselliden einschalten lassen. Während den vorerwähnten systematischen Anordnungen mehr die in der Gesammtorganisation hervortretenden Unterschiede zur Grundlage gedient hatten, glaubte J. C. Schioedte (1866) für die Systematik der Tsopodm die in der That sehr verschiedenartige Bildung der Mundtheile bei den einzelnen Familien verwerthen zu müssen. Er stellt zunächst die zur Aufnahme fester und flüssiger Nahrung dienenden Mundtheile, also beissende und saugende einander gegenüber und unterscheidet erstere wieder in ein Os mmiduratorium, sicdoniim und mor^orinni.. Systematik. 195 Das Os manducatorium wird folgendertnassen charakterisirt : 3Iala exterior mandibularum niola interiore instructa striata, mucromdata spinosave. Mala exterior mandibularum ramosa, digitafe spinosa, prensoria. Maxillae priores malis hinis, extcriore suhrecta, apice spimdosa. Dasselbe ist eigen den Onisciden, Aselllncn, Idothe'iden und Sphaeromidcn. Das Os srctorium: Mandihulae mola carentes. Mala exterior mandi- hularum depressa, epiadrata, maryine interiore acutissimo, valide dentato. Maxillae priores malis hinis, exteriore incurva, muUispinosa. Dasselbe beschränkt sich auf die Gruppe der Cirolanen. Das Os morsorium: Mandilndae mola carentes. Mala exterior mandi- Imlarum erassa, fornicata, margine crasso, ohtuso, edentuh. Maxillae priores mala, uniea, apiee spinulosa. Dasselbe ist ausschliesslich den Seroliden eigen. Das an Aega, Anüocra und Cymotlwa erörterte Os suctorium. wird sodann den oben erwähnten Modificationen des Beissmundes gegenüber durch eine einzige klauenförmige und innen löffelartig ausgehöhlte Lade der Mandibeln, durch sehr schmächtige, stiletförmige Maxillen des ersten, breite und längs der Mittellinie fest aneinanderschliessende Maxillen des zweiten Paares, so wie durch die mit schwach entwickelter Kaulade, aber kurzem und breit abgerundetem, raspelartig gezähneltem Taster versehenen KieferfUsse charakterisirt. Zu diesen paarigen Mundtheilen kommt noch eine kappenförniig gewölbte, halbkreisförmige Oberlippe mit gezähneltem Endrand, welche einen dichten Anschluss an die zum Einbobren an ihrer Unterlage dienenden Organe bildet und den Saugapparat vervollständigen hilft. Was nun die Verwerthung dieser für die nähere Kenntniss der Mund- theile ungemein wichtigen und erfolgreichen Untersuchungen für die Systematik der Isopoden betrifft, so würde die ausschliessliche Berück- sichtigung der genannten Organe für die Abgrenzung und Anordnung der Familien unzweifelhaft zu einseitigen und künstlichen Resultaten führen. Auch die Anceiden und Anthuriden besitzen saugende Mundtheile, welche bei letzterer Familie sogar theilweise denjenigen der Aegiden recht ähnlich gebildet sind. Eine Vereinigung dieser beiden Familien mit den sangenden Aegiden, Cymothonlen und Bopnjriden zu einer besonderen Gruppe der Isopoden würde aber der sonstige ganz differente Körperbau als geradezu undenkbar erscheinen lassen. Für die Onisciden, Asellinen, TdotJienlen und Splmeroiniden bestätigt die übrigens schon vor Schioedte genügend bekannte Bildung der Mundtheile ihre auch nach anderen Richtungen hin sich deutlich dokumentirende nähere Verwandt- schaft, welche zwischen den drei erstgenannten Familien eine allerdings noch engere als den Sphaeromiden gegenüber ist. Dass ferner die durch das Os morsorium charakterisirten Seroliden mit den Cymotho'iden, zu welchen sie Mi Ine Edwards in nähere Beziehung setzte, nichts zu thun haben, lässt auch abgesehen von der Mundbildung ihr Gesammtbau deutlich 13* \Qg Isopoda. erkennen und nach diesem würden sie sogar zwischen die durch ein Os manducatormm vereinigten Familien einzuschalten sein. In Betrett der mit Cirolana verwandten Formen (Eurydicc u. A.) einer- und der sich um Aega gruppirenden Gattungen andererseits könnte es aber in der That in Frage kommen, ob die Verschiedenheit der Mundtheile zu einer Trennung oder nicht vielmehr die sonstige Organisations-Ueberein- stimmung dazu veranlassen dürfte, sie nach dem Vorgang der früheren Systematiker mit einander vereint zu lassen. Denn es wird kaum zu verkennen sein, dass nach ihrer ganzen Rumpf- und Beinbildimg die Acqidni mit ihren saugenden Mundtheilen den durch das Os sedoriniii abweichenden Cirolanidcn sehr viel näher stehen, als den gleichfalls mit einem Saugmund versehenen sesshaften Cymothoidcn (Cymothoa, Anilon-a, Epichfh/s, UnizcHcfcs), bei welchen der bereits deutlich deformirte Rumpf mit kurzen und kräftigen Klammerbeinen versehen ist. — Uebrigens ist zu bemerken, dass die von Schioedte erörterte Mundbildung der Isojwdrn zunächst morphologische Gesichtspunkte bezweckt und dass der Verfasser auf die von ihm dargelegten Unterschiede keine eigentliche und streng durchgeführte systematische Eintheilung der Ordnung basirt. Der neueste systematische Versuch von Kossmann (1880) sucht den von den früheren Systematikern verwertheten Unterschieden in der Rumpf- und Gliedmaassenbildung und den von Schioedte betonten Modifikationen der Mundtheile gleichzeitig Rechnung zu tragen und gelangt dabei für die eigentlichen Isopodcn {Euisopoda), welchen die Aiircidvu in Verbindung mit den Tana'iden als besondere Unterordnung Anisopoda gegenübergestellt werden, zu folgender Gruppirung: 1. Reihe. Ein Os manducatorium. Körpersegmentirung' crbalteii. Schwanzflosse in (irilfi/l iiuigebiMet. a. Alle Pleopoilen als Kiemen fungireml Faui. 1. AsrlHdnf. b. Die vorderen Pleopoden zur Luftathuiung «ingebiklet Faui. 2. Oniscitlae. i. Reihe. Ein Os nianducatorinm. Segmentining des Pleon im Rücligang begriffen , Uuibildiing der Schwanzflosse in Platten. a. Verschmelzungen im Pleon; die eine Lamelle der Schwanzflosse unbeweglich Farn. .'i. Sphaeromiilai. b. Letztes Paar der Pleopoden deckeiförmig Kam. 4. IJothi'iilar. c. Völlige Verschmelzung des Pleon zu einem Stück Fam. 5. MimtiopsitTae. 3. Keibe. Der Mund zu einem Os sectorium umgebildet Fam. 6. Cirolamdae. ÜDterreihe A. Umwandlung des Os sectorium in ein Os morsoriuni I'aui. 7. Seroliilae. ünterreihe B. Umbildung des Os morsorium in ein (js haustellatuui a. Mundtheile und Segmentivung vollständig Fam. S. Cyiiiolhoiilni'. b. Mundtheile und Pleoiioden durch Rückbildung verkümmert Fam. II. Bopyridae. c. Mundtheilen. Körpersegmentirung geschwunden Fam. 10. Vryptoniscülae. Dass diese Gruppirung den früheren gegenüber an Natürlichkeit gewonnen habe, lässt sich weniger nachweisen, als dass sie der Lillje- Systematik. 197 borg'scheu Auoi'dnuug sogar entschieden nachsteht. Denn in letzterer waren wenigstens die Ancc'idcn als wirkliche Isojmkn anerkannt, während sie von Kossmanu wieder nach dem Beispiele SpenccBate's in eine ganz unnatürliche Verbindung mit den gänzlich auszuscheidenden Tanaidcn gebracht werden. Wenn die AscWtnen den Sphacromklcn gegenüber durch eine Erhaltung der Segnieutirung des Pleon cbarakterisirt werden, so widerspricht diese Angabe einfach dem thatsäcblichen Verhalten. Flir die Umwandlung des O.v scdorium in ein Os moraorium lässt sich ebenso wenig ein Nachweis führen als für die mit gleichem Recht anzunehmende Herleitung des erstereu aus dem letzteren; höchstens würden sich beide als parallellaufende Bildungen aus dem Os mandamtorium- entwickeln lassen. Es lag demnach auch kein Grund vor, den natürlichen Anschluss der CyinvthoidcH an die Cirolaiwii durch die zwischen beide eingeschobenen, aber in keiner verwandtschaftlichen Beziehung zu einer von beiden stehen- den Scwliden zu durchbrechen. Dagegen kann die Aufeinanderfolge von Cijmothdidm und Bopyridiu nach dem Vorgang von Milne Edwards und Lilljeborg und im Gegensatz zu F. Müller, welcher (1871) in den Bopundra die nächsten Verwandten der Oniscid^n nachzuweisen versuchte, gewiss nur gebilligt werden. Soll die Ordnung der Isopoden, wie es unbedingt nothwendig ist, den nahe verwandten Amphijxxlett gegenüber durch dilterentielle Charaktere geschieden werden, so können bei der beiden der Hauptsache nach tiber- einstimmeuden Körpersegmeutiruug und Gliedmassenbildung im Bereich des Kopftheiles und Mittelleibs nur zwei Merkmale in Anwendung gebracht werden, welche in unmittelbarer physiologischer Beziehung zu einander stehen: 1) Das im Bereich des Hinterleibs gelegene Herz und 2) die als Athmungsorgane fungirenden Pcdes spurii, welche demgemäss — mit Aus- nahme des letzten Paares — lamellös sind. Alle sonst noch als unter- schiedlich für beide Ordnungen hervorgehobenen Merkmale, von welchen die meisten überdies nur habituell sind, haben sich mit zunehmender Kenntniss der Einzelformen im Verlauf der Zeit als unhaltbar erwiesen. FUr die Isopoden ist ebenso wenig eine Depression des Körpers, wie für die Awphipodcn eine Compression desselben ausschliesslich charakteristisch; wenn auch die Mehrzahl beider an einer solchen Gestaltung mehr oder weniger deutlich festhält, so fehlt es doch an langstreckigen und an- nähernd cylindrischen Formen, welche kaum noch zu trennen sind, bei beiden keineswegs. Dasselbe ist mit der Richtung und der Gestaltung der Mittelleibsbeine der Fall, deren Umformung zu Greif händen innerhalb beider Ordnungen den freiesten .Spielraum erkennen lässt. Auch in der Bildung der Fühlhörner und der Mundtheile, in der hin und wieder auf- tretenden Verschmelzung des Kopftheiles mit dem ersten Mittelleibsringe u. s. w. lassen sich durchgreifende Unterschiede nicht nachweisen. Defi- nirt man mithin die 198 Isopoda. Ordiinii^ Isopoda, Asseln als annähernd homonom segmentirte Malacostraca, deren Rumpf sich in der Regel aus einem mit zwei Paaren von Fühlern ver- sehenen Kopftheil und vierzehn in zwei Gruppen zerfallenden Körperringen zusammensetzt, bei welchen das Herz auf die hintere Gruppe der Körperringe (Hinterleib) beschränkt ist und deren Pedes spurii der Mehrzahl nach lamellös verbreitert und der Athmung gewidmet sind, so können unter allen Umständen die bisher darunter begriffenen „Scheerenasseln" (Tanäidae) nicht bei denselben belassen, sondern müssen vielmehr den Amplüpodcn überwiesen werden, und zwar um so mehr, als ihnen weder ein wesentliches, die letzteren charakterisirendes Merkmal abgeht, noch Eigenthümlichkeiten anhaften, welche mit den Charakteren der AmplilimJcH im Widerspruch ständen. Die auf diese Weise in ihrer natürlichen Abgrenzung festgestellte Ordnung der Isopoden ist zunächst nach der Gliederung des Rumpfes und der dadurch bedingten Zahl der Mittelleibsgliedmassen in zwei numerisch sehr ungleiche Sektionen, von denen die erste sich auf eine einzelne Familie beschränkt, während die zweite alle übrigen umfasst, zu zerlegen: Sectio I. Isopoda anomala. Der erste Mitteileibsring mit dem Kopftheil verschmolzen, der siebente verkümmert, gliedmassenlos. In Folge dessen nur fünf der Ortsbewegung dienende Beinpaare vorhanden. (Einzige Familie: Anceidae). Sectio 11. Isopoda grenuiua. Der erste Mittelleibsring nicht mit dem Kopftheil verschmolzen, der siebente normal entwickelt und gliedmassentragend. Stets sieben Paare von Mittelleibsgliedmassen vorhanden. Uebersichtstabelle der Familien. Fühler des ersten Paares rudimentär. Aussenladen (Opercula) der vorderen Pedes spurii mit Luftkammern Farn. 1. Ouiseodea. Fühler des ersten Paares normal entwickelt Die Spaltbeine des Hinterleil)s regelmässig ausgebildet Sechstes Paar der Spaltbeiue mit dem letzten Hinterleibs- segment keine Schwanzflosse bildend Dasselbe seitlich vom Schwanzschilde frei hervortretend Farn. 2. Scmliiiea. Dasselbe an der Spitze des Schwanzschildes hervor- tretend. Mandiheln meist m i t Taster Die drei hinteren Beinpaare nicht verkürzt, linear Fam. 'i. A seil in a. Die drei hinteren Beinpaare verkürzt, meist lamellös Fam. 4. Munnopsidae. Dasselbe an der Unterseite des Hinterleibs verborgen, deckeiförmig. Mandibeln ohne Taster Fam. 5. Idothe'idne. Sechstes Paar der Spaltbeinc mit dem letzten Hinterleibs- segment eine Schwanzflosse bildend Körper linear. Sechstes Paar der Spaltbeine mit seinen Endlamellen das letzte Hinterleibssegment einschachtelnd Fam. 6. Anihuridae. Systemaük. 199 Körjier oval. Sechstes Paar der Spaltbeiiie neben dem Endsegment des Hinterleibes freiliegend Innenlainclle des letzten Spaltbeinpaarcs unbeweg- lich uder fehlend. Körper mit Kugelungsrermögcn Kam. 7. Sphaeromidae. Inuenlanielle des letzten Spaltbeinpaares frei beweg- lich. Körper ohne Kugelungsvermögen Die vier hinteren Beinpaare schlank, verlängert Farn. 8. Avgidac. Alle sieben Beinpaare verkürzt, als Klauuner- organe dienend fam. '.». Cymolhoidae. Die Spaltbeine des Hinterleibs verkümmert oder ganz fehlend Körper des Weibchens abgeflacht, asseiförmig, deutlich segmentirt Kam. 10. Bopyridne. Körper des Weibchens bauchig, schlauch- oder sack- förmig, mit geschwundener Segmentirung Farn. 11. Cryplouiscidae. Charaktere der Isopoden-Familien. Fam. 1. Oniscoäea, Landasseln. Körper oval, mit gewölbter Rückenfläche. Innere Fühler rudimentär, an der Unterseite des Kopfes versteckt; äussere Fühler lang, hervor- gestreckt. Augen seitlich. Mandibeln tasterlos, quer dreieckig, mit stumpf gezähnter Kauspitze und messerförmiger Innenlade. Maxillen des ersten Paares mit zwei schmalen, parallelen, an der Spitze gezähnten Kauladen versehen, diejenigen des zweiten Paares ungetheilt, in eine breit ab- gerundete Raspel endigend. Kieferfüsse mit grossem, langstreckigem Stipes und kleiner Lade, ihre Taster kurz und gedrungen, die Lade nach vorn nur wenig überragend, die seitlichen Valvulae schmal, länglich. Erster Mittelleibsring den Kopftheil meist seitlich umfassend, der siebente hinterwärts tief ausgebuchtet. Die sieben Beinpaare gleich gebildet, Wandelbeine. Sämmtliche Hinterleibsringe frei, der letzte klein und von dem vorhergehenden seitlich umfasst. Die Pedes spurii der fünf vorderen Paare sich dachziegelartig deckend, mit verhornter Aussen- und zart- häutiger Innenlamelle; erstere an den vorderen Paaren mit Luftkammern. Das sechste Paar der Pedes spurii zwischen dem fünften und sechsten Segment frei hervortretend, griffel- oder blattförmig. (Sämmtlich Land- bewohner). Fam. 2. Serolidea. Körper auffallend breit, stumpf oval oder rundlich, flachgedrückt. Innere Fühler nur wenig kürzer als die äusseren, beide unmittelbar über einander von dem Stirnrand entspringend und freiliegend, der Geissel- theil beträchtlich kürzer als der aus verlängerten und platten Gliedern bestehende Schaft. Augen dem Hinterrand des Kopfes genähert, zur Seite gerückt. Mandibeln mit schlankem Taster, in der Längsrichtung entwickelt, mit ungezähnter Kauspitze, einer Inuenlade entbehrend. Die beiden Maxillenpaare mit einfacher (?), an der Spitze gezähnter Kaulade, welcher sich am zweiten Paare noch ein kleiner Aussenlappen auschliesst. Kieferfüsse sehr kurz und breit, mit grosser Doppellade und kurzem, 200 Isopoda. gedrungenem , dreigliedrigem Taster. Erster Mittelleibsriug den Kopf seitlich vollkommen umfassend, mit dem zweiten oberhalb mehr oder weniger vollständig verschmolzen; der siebente hinterwärts tief aus- gebuchtet. Erstes Beiupaar oder auch (Männchen) das zweite in eiue Greil'hand endigend, die folgenden sehr lang und schlank, Wandelbeine. Am Hinterleib nur die drei vordersten Segmente frei, die übrigen zu einem grossen Schwanzschilde verschmolzen. Die drei ersten Paare der Pedes spurii in Form zweispaltiger, lang gewimperter Kuderbeine, das vierte und fünfte gross, deckeiförmig, der Athmung dienend, das sechste schmal, beiderseits vom Schwanzschilde frei hervortretend. (Meeres- bewohner). Farn. 3. Äsellina. Körper abgeflacht, oval oder parallel, innere Fühler beträchtlich kürzer als die äusseren, beide Paare hervorgestreckt, mit langem Geissel- theil. Mandil)elu schmal, gekrümmt, mit gezähnter Kauspitze, verlängerter Innenladc und dreigliedrigem Taster. Maxillen des ersten Paares mit zwei getrennten, linearen, die des zweiten mit mehreren breiten, lamellösen, sich deckenden und gewimperten Kauladen. Kieferfüsse mit grossen und breiten Valvulae, verklammerten Laden und grossem, diese weit über- ragendem, fünfgliedrigem Taster. Kopf aus dem ersten Mittelleibsringe frei hervortretend. Von den sieben schlanken Beinpaaren das oder die beiden ersten in eine Greifhand endigend. Die Hinterleibssegmente entweder sämmtlich oder bis auf die stark verkürzten vordersten zu einem grossen und breiten Schwanzschilde verschmolzen. Die beiden ersten Paare der Pedes spurii klein, die drei folgenden gross, platten- förmig, als Athmungsorgane dienend, das sechste über den Hinterrand des Schwauzschildes hervortretend, griflel- oder blattförmig. (Meeres- und Süsswasserbewohner). Fam. 4. 3Innno2'-'itdae. Körper gestreckt, in seinem vorderen Theil verbreitert. Innere Fühler beträchtlich kürzer als die äusseren, oberhalb dieser entspringend. Augen fehlen. Mandibeln länglich dreieckig, mit schlankem (zuweilen verkümmertem) Taster. Maxillen des ersten Paares mit zwei lanzettlichen, die des zweiten Paares mit drei linearen Laden. Kieferfüsse mit läng- lichen, zugespitzten Valvulae, verklammerten Laden und diese über- ragenden, verbreiterten und an der Spitze scheerenförmigeu Tastern. Die vier vorderen Mittelleibsringe breit, die drei hinteren plötzlich verschmälert, crstere mit linearen Klammer-, letztere mit lamellösen Euderbeinen. Hinterleib ungegliedert, schildförmig. An seiner Unterseite drei Paar zarthäutige, der Athmung dienende Pedes spurii, unter einem unpaaren Deckel gelegen. Letztes Paar der Pedes spurii dünn, gritfel- förmig, über den Hinterrand des Schwanzschildes frei hervortretend. Systematik. 201 Farn. 5. Idothculac. Körper gestreckt oder liuear. luuere Fühler kürzer als die äusseren. Augen klein, seitlich. Mandibeln wenig länger als breit, tasterlos, mit scharf gezähnter Kauspitze und niesserförniiger lunenlade. Maxillen des ersten Paares mit zwei schmalen, au der Spitze gezähnten, die des zweiten mit mehreren breiten, lang gewimperten Kauladen. Kieleriusse mit ovalen Valvulae, geklammerten Laden und breiten, diese weit über- ragenden Tastern. Hinterleibssegmentc sämmtlich oder mit Ausnahme der stark \erkürzten vordersten zu einem länglichen .Scbwauzschilde ver- schmolzen. Die fünf vorderen Paare der Pedes spurii zarthäutig, zur Athniung dienend, das sechste (durch besondere Grössenausdebuuug seines Basalgliedes) zu zwei die Bauchseite des Hinterleibes deckenden Klappen umgestaltet. Subfam. 1. ArctnriHu. Aeussere Fühler stark verlängert. Die vier ersten, nach vorn gerichteten Bein- paare mit gewimperteni , der Endklaue entbehrendem Spitzengliede. Subfam. 2. Idotheinu. Aeussere Fühler nicht stark verlängert. Die vier vorderen Beinpaare mit grosser Eudklaue. Farn. 6. Anthuridae. Körper linear, fast cylindrisch. Beide Fühlerpaare kurz, wenig an Länge verschieden. Augen klein, auf der Oberseite des Kopfes. Mund- theile zum Saugen. Mandibeln schmal, langgezogen, mit klauen- förmiger Spitze und dreigliedrigem Taster. Maxillen des ersten Paares stiletförmig, an der Spitze des lunenrandes gesägt. Kieferfüsse schmal, mit zugespitzter und gewimperter Lade, ohne Taster und Valvulae. Beine gedrungen. Endsegment des Hinterleibs verlängert. Pedes spurii der vorderen Paare lamellös, zur Athmung dienend, die grosse verhornte Aussenlade des ersten den folgenden als Deckel dienend. Pedes spurii des sechsten Paares das Endsegment des Hinterleibs derartig um- schliessend, dass die Innenlamelle seiner Rücken-, die Aussenlamelle seiner Bauchseite sieh auflegt, letztere deutlich zweigliedrig. Fam. 7. Spltacroniidae. Körper länglich oval, hoch gewölbt, zum Zusammenkugeln. Kopf stark in die Quere entwickelt, die beiden Fühlerpaare an Form und Grösse wenig verschieden. Mandibeln mit doppelter, scharf gezähnter Kauspitze, einer Mahlfläche an der Innenlade und schlankem Taster. Maxillen des ersten Paares mit zwei linearen, die des zweiten Paares mit drei sich deckenden, blattförmigen Laden. Kieferfüsse mit länglichem Stipes, breiter Lade und grossem, dieselbe weit überragendem, fünfgliedrigem Taster. Die sieben Beinpaare entweder sämmtlich Wandelbeine oder die vorderen in eine Greifhand endigend. Die Hinterleibsringe seltener sämmtlich frei 202 Isopoda. als in verschiedener Zahl mit einander verschmolzen, das letzte oder die vereinigten hinteren einen grossen, breiten Schwanzschild bildend. Die vorderen Paare der Pedes spurii lamellös, zarthäutig (zuweilen fehlend), das letzte Paar seitlich am Schwanzschilde frei hervortretend, hornig, mit verschmolzenem oder ganz fehlendem Innenast. Fam. 8. Aegidae. Körper oval oder gestreckt, flach gewölbt, nicht zum Zusammenkugeln. Kopf abgerundet, Augen in der Regel gross. Innere Fühler beträchtlich kürzer als die äusseren. Beine schlank, die vier hinteren Paare länger als die drei ersten nach vorn gerichteten. Hinterleibsringe sämnitlich frei, der letzte gross, schildförmig, nach hinten verjüngt. Die fünf vorderen Paare der Pedes spurii breit, lamellös, der Athmung dienend, das sechste Paar zu den Seiten des Endsegmentes frei liegend und mit ihm eine fächerförmige Schwanzflosse bildend; beide Spaltäste desselben frei beweglich. Subfam. 1. Cirolanina. Mundtbeile beissend. Mandibeln mit mehr- theiliger, scharfer Schneide. Maxillen des ersten Paares mit zwei an der Spitze lang gezähnten, die des zweiten mit drei lamel- lösen und gewimperten Laden. Kieferfüsse mit kleinem Schaft und grossem, breitem Taster. Subfam. 2, Äegina. Mundtbeile saugend. Mandibeln schmal, gekrümmt, mit klauentormiger Lade und schlankem Taster. Maxillen des ersten Paares stiletförmig, mit ver- kümmerter Innenlade, die des zweiten breit, vorn abgerundet. Kieferfüsse deckeiförmig, gross, mit kurzem, raspeiförmigem Taster. Fam. 9. Cymotho'idae. Körper oval oder gestreckt, flach gewölbt. Kopf klein. Beide Fühler- paare wenig an Länge verschieden, kurz. Mundtbeile saugend. Mandibeln gerade, mit klauenförmiger Lade und dickem, gedrungenem Taster. Maxillen des ersten Paares linear, stiletförmig, die des zweiten Paares plump, am Ende stumpf abgerundet, längs der Mittellinie dicht aneinander schliessend. Kieferfüsse mit grossem Stipes und kurzem zweigliedrigem Taster, ohne Lade. Alle sieben Beinpaare kurz und gedrungen, als Klammerorgane dienend. Die fünf vorderen Hinterleibsringe stark ver- kürzt, zuweilen verschmolzen, der sechste gross, schildförmig. Die fünf vorderen Paare der Pedes spurii breit, lamellös, der Athmung dienend, das sechste seitlich vom Endsegment frei liegend, mit zwei schmalen, frei beweglichen Spaltästen. Systematik. 203 Farn. 10. Bopyridac. Beide Geschlechter iu Grösse und Form ani'fallend verschieden. Männchen pygniäenhaft, gestreckt, fast parallel, symmetrisch, mit lose gegliedertem Mittelleib. Weibchen gross, meist gedrungen und in ver- schiedenem Grade unsymmetrisch, zuweilen selbst difform, mit eng an- einander schliessenden Mittelleibsringen. Beide Flihlerpaare kurz, bei den Weibchen selbst stummeiförmig; die Augen der letzteren eingegangen, beim Männchen punktförmig. Mandibeln gestreckt, an der Spitze verjüngt und mit einem Stilet oder Bohrapparat versehen. Beide Maxilleupaare verkümmert, nur als kleine warzenförmige Stummel erkennbar. Kiefer- füsse theils nur wenig grösser, theils ladenförmig und zweigliedrig. Alle sieben Beinpaare kurz und gedrungen; als Klammerorgane dienend. Pedes spurii zu Stummeln reducirt oder ganz eingegangen. Fam. 11. Cryptoniscidae. Beide Geschlechter in Grösse und Form auffallend verschieden. Männchen pygmäenhaft, gestreckt, regelmässig segmentirt, theils mit deutlich ausgebildeten, theils mit verkümmerten Fühlern; von ihren Mittelleibsbeinen zuweilen das letzte (siebente) Paar fehlend, ihre Mund- theile nur in tasterlosen, stiletförmigen Mandibeln bestehend. Weibchen relativ gross, schlauch- oder sackförmig, meist ohne alle Segnientirung, völlig diflform und der Gliedmassen entbehrend. Eine Bruthöhle theils innerhalb des Körperschlauches, theils durch äussere Brutlamellen gebildet. Charaktere der Gattungen, Familie Ance'idae. Gatt. Anccus Risso (fem. Franisa Leach). Taf. XV, Fig. 1—4, XXVI, Fig. 16 — 19. Kopf mit dem ersten Mittelleibssegment verschmolzen, beim Männchen sehr gross, quadratisch, am abgestutzten Vorderrand mit hervorgestreckten, zangenförmigen Mandibeln, beim Weibchen klein, oval. Fühler des ersten Paares kürzer als diejenigen des zweiten. Augen des Männchens verkleinert Mundtheile saugend. Die Gliedmassen des ersten (verschmolzenen) Mittel- leibsringes dem Munde als zweites Kieferfusspaar angefügt. Nur der zweite imd dritte Mittelleibsring deutlich abgeschnürt, die drei folgenden (4 bis 6) verschmolzen und beim Weibchen sackförmig angeschwollen ; der siebente Mittelleibsring verkümmert. Nur fünf Gangbeinpaare, dem zweiten bis sechsten Mittelleibsring entsprechend, ausgebildet. Hinterleib scharf ab- gesetzt, schmal und gestreckt, frei gegliedert; das vereinigte sechste und siebente Segment dreieckig. Die Spaltäste an allen sechs Paaren der Pedes spurii frei nebeneinander liegend, lamellös, gewimpert, das sechste Paar seitlich vom Endsegment des Hinterleibs frei liegend und mit diesem 204 Isojjoda. eine Schwanzflosse bildeud. Mäunchen mit uupaareni Begattuugsorgan an der Bauchseite des verkünmiciten letzten Mittelleibsiiuges. Weibchen ohne Biutlaniellen, die Eier und Embryonen innerhalb der Leibeshöhle tragend. Fao). Oniscodea. Uebersichtstabelle der Gattungen. A. Pedes sinirii des sechste» Paares hinter oder neben dem letzten Hinterleibsseguieiit frei licrvortrctend Beide Siialtäste dieser Pedes spurii freiliegend (Liyiiiia) Fiihlergoissel vielgliodrig Die beiden Spaltäste der Pedes spurii des sechsten Paares gleich gebildet (symmetrisch) Ligin Fab. Dieselbon ungleich gebildet, der innere kürzer und dunner Augen fehlend, Beine verlängert, sehr schlank Titaiielhcs Schioedte Augen vorhanden, Beine nicht verlängert Basalglied der hinteren Pedes spurii an der Innen- seite fingerförmig ausgezogen LiijtdiHiii Brandt Basalglied der hinteren Pedes spurii symmetrisch gestaltet Slyioniscm Dana I'uhlcrgeissel weniggliedrig l''Uhlcrgoissel vier- bis füufgliedrig Trichoniscus Brandt l'iihlergeissel dreigliedrig Thiloscia Latr. Nur der Aussenflieil der Pedes spurii des sechsten Paares freiliegend, der Innenast unter dem letzten Hinterleibs- segment ganz oder grösstentheils verborgen (Oniscitm) Die Endlamelle des Aussentlieiles zugespitzt, lanzettlich Kilhlergeissel viergliedrig, sehr kurz Ijriu (iufer. Fiddergeissel dreigliedrig, Luftkammer der Opercula dillus Uni sc HS Latr. l'iihlergeissel zweigliedrig, Luftkammer der Opercula scharf begrenzt Körper flach gewölbt, ohne Kugelungsvermögcn rnrcclliv Latr. Körper stark gewölbt, mit Kugelungsvermögen Ci/Usticus Schnilzl. Fühlergeissel eingliedrig, Augen fehlend rintyarlhrns Brandt Die Endlamelle des Aussentheiles der hinteren Pedes spurii lireit abgestutzt, grösser als das Basalglied ArmiidillidiHm Brandt Die Endlamelle des Aussentheiles der hinteren Pedes sjfurii rudimentär, viel kleiner als das Basalglied Die Endlamelle am Kande desBasulgliedcs entspringend Augen fehlend. Stirn dreilappig Fse k da >■ madillo Sauss, Augen vorhanden, Stirn nicht gelappt Die Endlamelle am Innenwinkel des Basalgliedes entspringend i^phneroui^c» s (ierst. Die Eudlamelle am Ilinterrande des Basalgliedes entspringend Pcrisci/phis (ierst. Die Endlamelle auf der Aussenfläche des Basalgliedes entspringend, als feines Dörnchen erscheinend ArmadiUo Latr. B. Pedes spurii des sechsten Paares ujiter dem letzten llinter- leibssegmcnt verborgen, ladenförmig {Ti/linu) Systematik. 205 Die fünf vorderen Hinterleibsringe frei, Fühlergeissel' vierglieJrig T>ilos I,atr, Die fünf vorderen Hinterleibsringc mit einander ver- schmolzen, FUlilcrgeissel dreigliedrig S//:ipnsliix ftudde 1. Gatt. L i ij ?■ « F a b. Taf. XIII. Fig. 10 u. 11. Aenssere Fühler von halber bis mehr als Körperlänge, die Fühler- geissel vielgliedrig, borstenförniig. Innere Fühler dreigliedrig. Mandibelu am Innenrand mit pinselförmigen Anhängen. Kieferfüsse mit breit ovalem, iindentlich gegliedertem Taster. Körper flach gewölbt, oval, nach hinten deutlich verschmälert. Beine schlank, nach hinten an Länge allmählich zunehmend. Hinterleibsringe nicht eingeschachtelt, der letzte quer, zwischen dem Ursprung der hinteren Pedes spurii nicht spitzenartig ausgezogen. Pedes spurii des sechsten Paares mit länglichem oder verlängertem Basal- glied und gleich gebildeten, griffel- oder borsteuförmigen Spaltästen. — Zahlreiche Arten aller Erdtheile, Bewohner der Meeresküsten. 2. Gatt. Titanethcs Schioedte {Phcnisa Koch). Aenssere Fühler von weniger als halber Körperlänge, die vielgliedrige Geissei kürzer als das schlanke vierte und tiintte Glied des Schal'tes. Augen fehlen. Mandibeln am Innenrand hinter der Schneide mit drei geisseiförmigen, befiederten Anhängen. Kieferfüsse mit länglichem, deut- lich dreigliedrigem Taster und einem gefiederten Blättchen an der Spitze der Lade. Körper flach gewölbt, länglich, die hinteren Mittelleibsringe mit verlängerten und rückwärts gewendeten Epimeren. Beine schlank und dünn, nach hinten allmählich länger werdend. Hinterleibsringe nicht eingeschachtelt, der dritte zuweilen beiderseits zahnartig ausgezogen, der letzte (|uer und abgestumpft dreieckig. Der Aussentheil der hintersten Pedes spurii von mehr als Ilinterleibslänge, der Innenast dünn, borsten- förniig. — Vereinzelte Europäische Arten, zum Theil Höhlenbewohner. 3. Gatt. Ligidium Brandt {^Ziu Koch). Taf. Xni. Fig. 12. Aeus.sere Fühler von zwei Drittheilen der Körperlänge, die vielgliedrige Geissei fast so lang als das verlängerte vierte und fünfte Glied des Schaftes zusammengenommen. Innere Fühler zweigliedrig, mit Anhang. Augen deutlich. Rechte Mandibel am Innenrande mit drei, linke mit fünf pinsel- förmigen Anhängen. Kieferfüsse mit pfriemförmigem, fünfgliedrigeni Taster und quer abgestutzter Lade. Körper länglich oval, nach hinten stärker verschmälert. Hinterleibsringe nicht eingeschachtelt, der letzte quer und stumpf dreieckig. Pedes spurii des sechsten Paares mit läng- lichem, au der Innenseite fingerförmig ausgezogenem Basalgliede und ungleichen Spaltästen ; der äussere langgestreckt lanzettlich, mit gesägtem Rande, der innere kürzer, dünn griftelfiirmig, an der Spitze borsteu- tragend. — Drei Europäische Arten. 20G Isopoda. 4. Gatt. Stylonisciis Dana. Der vorhergebendeii Gattung nahe verwandt, aber durch das kurze und innen nicht fingerförmig ausgezogene Basalglied und den an der Spitze nicht beborsteten inneren Spaltast der hinteren Pedes spurii unter- schieden. — Einige Amerikanische und Südsee - Arten. 5. Gatt. Trichoniscus Brandt. {Itea Koch, Pldlougria Kinahan, Haploplithcdmus Schöbl.*) Geissei der äusseren Fühler länger als das schlanke fünfte Schaftglied, mehrgliedrig; innere Fühler sehr klein, dreigliedrig. Augen facettirt oder nur punktförmig. Rechte Mandibel mit einem, linke mit zwei pinsel- förmigen Anhängen des Innenrandes. Kieferfüsse mit zweigliedrigem, kegelförmigem Taster und gepinselter Lade. Mittelleib oval, Hinterleib deutlich abgesetzt schmäler, seine Ringe nicht eingeschachtelt, der letzte kurz und ((uer. Basalglied der hinteren Pedes spurii am Hinterrand leicht gegabelt, die Spaltäste schmal, lanzettlich, der innere etwas kürzer und schmächtiger als der äussere. — Einige Europäische Arten. 6. Gatt. Philo sc ia Latr. {Scijpliax Dana?) Aenssere Fühler schlank mit dreigliedriger Geissei, welche das schlanke fünfte Glied des Schaftes an Länge übertrifft. Innere Fühler sehr klein, dreigliedrig. Augen facettirt. Kieferfüsse mit zweigliedrigem Taster und kurzer Lade. Kopf nicht vom ersten Mittelleibsring umfasst, der siebeute Mittelleibsring die Basis des Hinterleibs leicht einschachtelnd. Hinterleib abgesetzt schmäler, der dritte bis fünfte Ring seitlich spitz ausgezogen, der sechste quer und spitz dreieckig. Pedes spurii des sechsten Paares mit querem, hinten abgestutztem Basalglied und schmal lanzettlichen Spaltästen, von denen der innere beträchtlich kürzer als der äussere ist. — Arten beider Hemisphären. 7. Gatt. Beto Guer. Aeussere Fühler von halber Körperlänge, mit ganz kurzer viergliedriger, nur ein Drittheil der Länge des fünften Schaftgliedes betragender Geissei. Stirn dreilappig. Der Kopf vom ersten, die Hinterleibsbasis vom siebenten Körperringe seitlich umfasst. Endsegment des Hinterleibs gleichseitig drei- eckig. Der Aussentheil der hintersten Pedes spurii sehr verlängert, schmal lanzettlich, der Innenast viel kürzer und schmäler, aber das letzte Hinter- leibssegmeut weit überragend. Körperumriss und Habitus wie bei Porcdlio, die Rückenfiäche mit Höckern und Dornen besetzt. — Wenige aus- ländische Arten. *) Vielleirlit sind aiirli die ganz ungenügend begründeten Gattungen Aclmcia Dana und Acloniseiis Harger hierlier zu ziehen. Systematik. 207 8. Gatt. Oniücus Latr. (AUoniscus Daua?, Rhinoryctes Stnxherg). Taf. XIII. Fig. 2. Aeussere Fühler kaum von halber Körperlänge, mit dreigliedriger, dem fünften Schaftgliede etwa gleichkommender Geissei. Muudtheile wie bei Porcdlio. Stirn dreilappig. Körperform oval, nach hinten etwas spitzer als nach vorn zugerundet. Kopf vom ersten, Hinterleibsbasis vom .siebenten Körperring seitlich «mfasst. Dritter bis fünfter Hinterleibsriug mit langen, rückwärts gerichteten Seitenzipfeln. Endsegment des Hinterleibs mit quer dreieckiger Basis und schmalem, lauzettlichem Endtheil. Operculiim des ersten Paares der Pedes spurii mit diffuser Luftkammer. An den Pedes spurii des sechsten Paares das Basalglied und die Aussenlamelle fast gleich lang, letztere lanzettlich und die Spitze des letzten Hiuterleibsringes beträchtlich überragend; die Innenlamelle grififelförmig und mir mit der Spitze freiliegend. — Arten beider Hemisphären. 9. Gatt. Porcellio Latr. Taf. Xin. Fig. 1. Aeussere Fühler kaum von halber Körperlänge, mit zweigliedriger, dem fünften Schaftgliede an Länge nachstehender Geissei. Mandibeln der beiden Seiten mit verschieden geformten Innenlappen und pinsel- förmigen Anhängen. Unterkiefer des ersten Paares mit fünfzähniger Aussenlade und an der Spitze zwei gefiederte Lamellen führender Innen- lade. Kieferfüsse mit grossem, länglich viereckigem Stipes, verlängerter und vorn verschmälerter Valvida, kurzer und am abgestutzten Endrande beborsteter Lade und kurzem, zweigliedrigem, ein schmales, klauen- förmiges Endglied führendem Taster. Stirn dreilappig. Körperform wie bei OniscHS, auch die Mittel- und Hinterleibsringe wie bei dieser Gattung geformt. Meist nur die Opercula der beiden vordersten Spaltbeinpaare mit scharf begrenzter Luftkammer. Das letzte Paar der Pedes spurii wie bei Oniscus geformt. Körper flach gewölbt, ohne Kugelungsvermögen. — , Zahlreiche Arten beider Hemisphären. 10. Gatt. Cylisticus Schnitzler. Aeussere Fühler von halber Körperlänge, mit zweigliedriger, dem fünften Schaftgliede an Länge nachstehender Geissei. Mundtheile wie bei Porcdlio. Stirn gelappt. Körperform gestreckt, vorn stumpfer als hinten zugerundet, stark gewölbt, mit Kugelungsvermögen. Seitenlappen des dritten bis fünften Hinterleibsringes schwächer nach hinten ausgezogen, gleich denjenigen der Mittelleibsringe stark abwärts gebogen. Die Opercula der fünf vorderen Spaltbeinpaare mit scharf begrenzter Luftkammer. Pedes spurii des sechsten Paares wie bei Oniscus und PorceUio. — Einzelne Europäische Art. 208 . IsopoJa. 11. Gatt. Platyartlirus Brandt - (Ifea Koch, TypMonisais Schöbl.). \ Aeussere Fühler kaum dem dritten Theil der Körperlänge gleich kommend, die ersten vier Glieder kurz und dick, das grosse i'Uufte comprimirt, verbreitert, die Geissei eingliedrig, lanzettlich. Augen fehlend. Kopf kurz und breit, die Stirn in der Mitte breit gerundet, beiderseits gelappt. Mundtheiie und Körperform wie bei PoredUo; letztes Hinterleibs- segment jedoch sehr klein, spitz dreieckig. Pedes spurii des letzten Paares den Hinterleib weit überragend; Basalglied gross, länglich viereckig, Aussenast breit, lanzettlich, Innenast griffelförmig. Kein Kugelungs- vermögen. — Einzelne Europäische Art. 12. Gatt. ÄrmadiJlidinm Brandt {Armadilh Koch). Taf. XHI. Fig. 3. Körper oblong, fast parallel, vorn etwas breiter und stumpfer abgerundet als nach hinten, hoch gewölbt, mit vollständigem Kugelnngsvermögen. Kopf ohne Seiteulappen, in der Mitte mit aufgebogenem Stirnrand. Aeussere Fühler ganz auf der Unterseite entspringend, nur von '/a der Körperlänge, die zweigliedrige Geissei kürzer als das fünfte Schaftglied. Augen klein, i'acettirt. Mundtheiie wie bei Porcdlio. Seitenlappen des zweiten bis fünften Mittelleibsringes verschmälert, des sechsten und siebenten breit, fast rechtwinklig, ebenso diejenigen des dritten bis fünften Hinterleibs- ringes. Endsegment des Hinterleibs fast gleichseitig dreieckig, mit stumpf abgerundeter Spitze. Die Opercula der beiden ersten Spaltbeinpaare mit scharf begrenzter Luftkammer. Das sechste Paar die Lücke zwischen dem fünften und sechsten Hinferleibsring ausfüllend, mit grosser, quer abgestutzter Endlamelle. — Zahlreiche Europäische und Mittelmeer -Arten. 13. Gatt. Fseudarmadillo Sauss. Kopf mit einem breiten mittleren und zwei schmäleren seitlichen, sämmtlich abgestutzten Lajjpen. Augen fehlend. Aeussere Fühler? Seitenlappen der beiden hinti-ren Mittelleibs- und des dritten bis fünften Hinterleibsringes wie bei ArniudiUidmm viereckig abgestutzt. Letztes Hinterleibssegment viel grösser, quer dreieckig mit scharf abgesetztem, viereckigem Endzipfel. Spaltbeine des sechsten Paares die Lücke zwischen dem fünften und dem Endsegnient des Hinterleibs ganz ausfüllend; ihr Basalglied sehr gross, quer, die Endlamelle ganz klein, am Innenwinkel seines Endrandes eingefügt. — Einzelne Art aus Mittel-Amerika. 14. Gatt. Sphaeronlscus Ger st. Taf. XIII. Fig. 5. Körperform wie bei Arniridillidium; vollständiges Kugelungsvermögen. Aeussere Fühler mit viergliedriger, dem langstreckigen fünften Geisselglied an Länge gleichkommender Geissei. Innere Fühler aus einem länglichen Systematik. 009 Schattglied und einer geringelten Geissei bestehend. Augen klein, iacettirt. Kopf mit durchgehendem, hoch aufgebogenem Stirnrand. Erster Mittel- leibsring sehr gross, fast halbkreisförmig, mit stark aufgebogenem Seiten- rand, die drei folgenden mit verschmälerten, die drei letzten mit recht- winklig abgestutzten Seitenlappen. Auch die Fortsätze des dritten bis fünften Hinterleibsringes quadratisch. Endsegment des Hinterleibs iiuer dreieckig. Die Lücke zwischen diesem und dem fünften Segment durch die hinteren Spaltbeine und zwar durch das grosse Basalglied derselben ganz ausgefüllt. Die kleine Endlamelle desselben am Innenwinkel seines Endrandes ents])ringend. — Einzelne Art aus Süd -Amerika. 15. Gatt. Pcrisci/ßh ifi Gerst. Körperform wie bei Aniuulillo; vollständiges Kugelungsvermögen. Aeussere Fühler mit zweigliedriger, dem fünften Schaftgliede" mindestens an Länge gleichkommender Geissei, welche an der Spitze eine Borste trägt. Augen deutlich. Kopf ohne aufgeworfenen Stirnrand, nur mit einer in der Mitte breit unterbrocheneu, niedrigen Querleiste am inneren Augenrande. Erster Mittelleibsring seitlich nur \orn schmal geraudet. Letztes Hinterleibs- segment mit scharf abgesetztem, länglich dreieckigem und zugespitztem Endzipfel. Die Lücke zwischen ihm und dem fünften Segment durch das grosse Basalglied des letzten Spaltbeinpaares ausgefüllt; das ganz kleine Endglied in einem Ausschnitt desselben nahe dem Innenwinkel eingelenkt. — Einzelne ostafrikanische Art. 16. Gatt. Armadillo Latr. (Ariimlilh, Cuharis, Dijilorxochus Brandt, Pcnthrns Koch, Sjihn-illo Dana, Orthomifi Miers). Taf. Xni, Fig. 4. Körper oblong, vorn und hinten abgerundet, hochgewölbt, mit voll- ständigem Kugelungsvermögen. Kopf mit durchgehendem aufgebogenem Stirnrand. Aeussere Fühler mit verlängertem vierten und fünften Schaft- glied und dünnerer, zweigliedriger, griffeiförmiger Geissei. Augen deut- lich. Die hinteren Mittelleibs- und Hinterleibsringe 3. bis 5. mit recht- winklig abgestutzten Seitenlappen. Endsegment des Hinterleibs bald quer, bald länglich, stets mit deutlich abgesetztem und hinten quer ab- gestutztem Endzipfel. Die Opercula der beiden vordersten Spaltbeinpaare mit scharf abgegrenzten Luftkammern. Sechstes Paar die Lücke zwischen dem fünften und dem Endsegment des Hinterleibs durch das grosse Basalglied vollständig ausfüllend; der äussere Spaltast auf ein feines Spitzchen reducirt, welches von der Aussenfläche des Basalgliedes, seinem Innenrand genähert, entspringt. — Zahlreiche Arten aller Erdtheile. 17. Gatt. Ty//os Latr. (Rhacodes Koch). Körper länglich oval, hochgewölbt, mit vollständigem Kugelungsver- mögen. Kopf oberhalb gewölbt, mit dreieckigem mittleren und gerundeten lli'inn , Klnssfii rl..s Tlii,'rHfi.-ti-. V.J. i. 210 Isopoila. seitlicheu Stirnlappen. Aeussere Fühler kaum einem Dritttlieil der Körper- länge gleichkommend, mit viergliedriger Geissei, innere Fühler deutlich. Augen facettirt. Die Seitenlappen des zweiten bis siebenten Mittelleibsringes durch eine Furche abgesetzt. Die fünf vorderen Hinterleibsringe an ein- ander frei beweglich, der letzte beiderseits im unmittelbaren Auschluss an den fünften, kuppenförmig, hinten bogig abgerundet. Die Opercula des zweiten bis fünften Spaltbeinpaares mit grosser, sich über ihre ganze Breite erstreckender Luftkanmiet- Das letzte Spaltbeinpaar in Form zweier, der Bauchseite des Endsegmentes aufliegender, flügclthürähniicher Laden. — Arten beider Hemisphären. 18. Gatt. Si/gpasfiix Budde-Lund {llrllnia Ebner). Körper länglich oval, hochgewölbt, mit vollständigem Kugekmgs- vermöo-en. Kopf mit ausgeschweiftem mittleren Stirurand und sehr kleinen Seitenlappen. Aeussere Fühler in tiefen Ausrandungen der Stirn ober- halb entsi)ringend, nur dem ersten Mittelleibsring an Länge gleich- kommend; ihre Geissei von der Länge des fünften Schaftgliedes, aus einem grossen lanzettlichen Basal- und zwei ganz kleineu Spitzengliedern bestehend. Innere Fühler nicht zu erkennen. Augen facettirt. Mund- theile mit denjenigen von PumUfi und AniKuUllidhtiii im Wesentlichen übereinstimmend. Seitenlappen der sechs hinteren Mittelleibsringe durch eine Furche abgesetzt. Die fünf vorderen Uintcrleibsringe fest mit ein- ander verschmolzen; nur seitlich noch die Grenzlinien des dritten bis fünften erhalten. Endsegment seitlich im unmittelbaren Anschluss an die vorhergehenden, hinten abgerundet. Erstes Spaltbeinpaar verkümmert, die Opercula des zweiten bis fünften mit scharf begrenzten Luftkammern. Sechstes Paar in Form zweier flügelthürähulicher Laden der Bauchseite des Endsegmentes aufliegend, aus einem sehr grossen Basal- und einem ganz rudimentären, der Spitze jenes angefügtem Endglied bestehend. — Einzelne europäische Art. Als fernere innerhalb der Familie Oniscodea aufgestellte Gattungen sind noch zu erwähnen: Armadilloniscus Uljanin zwischen Trichonis- CMS und PZff^yarf/intö Brandt eingeschaltet (in russischer Sprache charak- terisirt), Pijrgoniscus, Acanthonncus, Onraehacrus und Lacaf:ius Kinahan, letztere auf PorcdUo myrmecophüus Lucas aus Algerien beo-ründet, alle vier in näherer Verwandtschaft mit PorcdUo stehend, aber nicht eingehender unterschieden, Euph'doscia Packard, von PJuloma durch grössere Augen, grössere innere und mit 15 gliedriger Geissei ver- sehene äussere Fühler unterschieden. Systematik. 211 Farn. Srrolidca. Einzige Gattung: Scrolis Leacb. (Ciiaraktere der Familie) Taf. V, Fig. 4u. 5. Fam. Asclllna. Uebersichtstabelle der Gattungen. Augen fehlend Die vier vorderen Leibesringe seitlich spitz auslaufend rieurogoni ii m Sars Die vier vorderen Leibesringe seitlich breit abgerundet Lcptaspidia Sp. Bäte Augen deutlich, auf der Oberseite des Kopfes gelegen Spaltbeinc des letzten Paares rudimcntiir, in Form sehr kleiner Plättchen am Hinterrande des Schwanzschildes eingelenkt Spaltbeine des ersten Paares getrennt; Körper breit, platt, gewimpert Joeridiiia M. Ed«'. Spaltbeine des ersten Paares zu einer grossen, uii- paaren Platte verschmolzen; Körper schmal Jacra Leacli Spaltbeine des letzten Paares gestreckt, griffelfürmig Geissei der inneren Fühler länger als der Schaft; Beine mit zwei kleinen Endklauen Janirn Leach Geissei der inneren Fühler kürzer als der Schaft; Beine mit einer grossen Endklaue Asellus (ieoffr. Augen aus den Seiten des Kopfes stark hervortretend oder selbst auf stielförmigen Verlängerungen desselben sitzend Aeussere Fühler viel länger als der Köi'per; zweites bis siebentes Beinpaar sehr verlängert Miinnn Kroyer Aeussere Fühler kurz; zweites bis siebentes Beinpaar nicht verlängert Pnraviunna Sars 1. Gatt. Leptaspidia Sp. Bäte. Körper birnförmig, abgeflacht, seitlich gewimpert. Kopf auffallend gross, halbkreisruud, in der Mitte des Vorderrandes eingeschnitten. Augen fehlen. Innere Fühler nur ein Dritttheil so lang als die äusseren, diese etwa zwei Dritttheilen der Körperlänge gleichkommend; die Geissei beider aus wenigen und langgestreckten Gliedern bestehend. Beine kurz, schlank, in eine grosse Klaue endigend, erstes Paar im Endtheil verdickt, zum Greifen. Hinterleib deutlich abgesetzt, oval, ungegliedert, vor der Spitze jederseits ausgeschnitten. Spaltbeine des ersten Paares in Form grosser Deckelplatten, die des letzten in Form kleiner ungegliederter Stummel, im seitlichen Ausschnitt des Hinterleibs hervortretend. — Einzelne europäische Art. 2. Gatt. Jaeridina M. Edw. {Jacra Rathke). Taf. III, Fig. 2. Körper verkehrt eiförmig, abgeflacht, seitlich gewimpert. Kopf gross, trapezoidal, mit dreilappigem Stirnrand. Augen deutlich, dem Hinterraud näher als dem Seitenrand gelegen. Innere Fühler kurz, stummelförmig, vier- (yjgliedrig; äussere von halber Körperlänge, mit schlankem letzten (vierten) Schaftglied und den Schaft an Länge über- 14* 212 IsO]iOiIa. treffender, vielgliedriger Geissei. Die nacli liiutcu allniälilicli au Breite zuuehmendeu Mittelleibsringe mit sehr stark entwickelten, tief ein- schneidenden Seitenlappen und schmaler, gewölbter Axe. Beine nicht verlängert, dicht behaart, mit zwei kleinen Endklauen. Hinterleib von der Breite des letzten Mittelleibsringes, ungegliedert, hinten breit bogig abgerundet. In einem mittleren Ausschnitt des Hinterrandes das sehr kleine sechste Spaltbeinpaar eingelenkt, an welchem das Basalglied wie die beiden .Spaltäste lamellüs gebildet sind. ~ Europäische Meere. 3. Gatt. Jacra Leach. Körper länglich oval oder gestreckt, abgeflacht, seitlich gerandet. Kopf quer oval, die Stiin in der Mitte hervortretend. Augen deutlich. Innere Fühler kurz, fiinfgliedrig, äussere von gleicher Bildung wie bei Jacridina. Mittelleibsringe bis zum dritten an Breite zunehmend, ihre Seitenlappen nur von schwacher Entwickhmg. Beine nach hinten an Länge etwas zunehmend, mit zwei kleinen Endklauen. Hinterleib ungegliedert, quer oval, von der Breite des letzten Mittelleibsringes. In der Mitte seines Hinterrandes das rudimentäre, nur aus einem einzelnen Blättchen bestehende letzte Spaltbeinpaar entspringend. - Einzelne europäische Arten. 4. Gatt. JfniiiK Leach (Onlsi-oila Latr., Hrnojmiiiis Kro\er). Taf III, Fig. 1. Körper gestreckt, bis über die Länge hinaus allmählich breiter werdend. Kopf quer eiförmig, Augen faeettirt. Innere Fühler nur dem sechsten Theil der Länge der äusseren gleichkommend, diese die Körper- länge übertretfend, fast zur Hälfte durch die vielgliedrige Geissei gebildet, welcher zwei verlängerte Schaftglieder vorangehen. Erstes Beinpaar als Greifarm fungirend, die folgenden schlank, mit doj)i)elter Endklaue. Hinterleibsringc zu einem grossen, quer ovalen Schwanzschilde ver- schmolzen, dessen Hinterrand von dem lang griffeiförmigen letzten Spalt- beinpaar überragt wird. — Europäische Arten. 5. Gatt. Af'clhi'i Geoffr. (AiicIlopiilK et Muiu:a»rViis Harger). Taf. II, Fig. 1 u. •>. Körper gestreckt, nach hinten allmählich breiter werdend, flach. Kopf klein, quer, die Augen nur durch Einzel -Ocellen gebildet. Innere Fühler nur dem vierten Theil der Länge der äusseren gleichkommend, diese wenig länger als der Körper, zu mehr als diei Fünftheilen von einer vielgliedrigen Geissei gebildet. Beine schlank, mit einfacher grosser Endklaue, die beiden vorderen Paare beim Männchen als Greif band fungirend. Hinterleibsringe bis auf die zwei stark verkürzten vordersten zu einem grossen, abgerundet viereckigen Schwanzschilde verwachsen. Die beiden vorderen Paare der Pedes spurii klein, das dritte mit grossem Operculum. Das sechste Paar lang, griffeiförmig, seine beiden Spaltäste länger als das Basalglied und beborstet. — Süsswasser- Arten beider Hemisphären. Systematik. 213 6. Gatt. Mnnita Kroyer. Tat'. III, Fig. 3. Körper des Mäuiichens länglich, schmal, des Weibchens breit, oval. Kopf sehr breit und an Länge dem fünften bis vierten Theil des Körpers gleichkommend. Augen facettirt, aus den Seiten des Hinterkopfes stark hervortretend oder selbst auf stielförmigen Hervorragungen desselben sitzend. Innere Fiihler etwa von Kopf-, äussere von mehr als Körper- läuge, an letzteren der Geisseltheil etwas kürzer als der Schaft, dessen viertes und fünftes Glied stark verlängert sind. Beine mit doppelten Eiidklauen, das erste Paar in Form kurzer und kräftiger Greifarme, die sechs folgenden sehr lang und schlank, entweder allmählich an Länge zunehmend oder die drei letzten Paare beträchtlich länger als die drei vorhergehenden. Hinterleib länglich viereckig, schmäler als der Mittel- leib, ohne sichtbare Segmentirung. Erstes Paar der Spaltbeine zu einem nnpaareu Operculum verschmolzen, sechstes Paar in Form ganz kurzer Stummel oder eingegangen. — Einige europäische Arten. 7. Gatt. P(i yamutiiia Sars. Körper oval, kaum doppelt so lang als breit. Kopf durch einen mitt- leren Einschnitt in zwei abgestutzte und leicht divergirende Lappen getheilt. Augen facettirt, seitlich stark hervortretend oder gestielt. Fühler kurz, die inneren etwas kürzer als die äusseren. Die vier vonleren Jlittelleibsringe gross, die drei hinteren schmal, mit zuges])it'zteu Seiten läppen. Beine kurz und mit Ausnahme des ersten verdickten und greifarmförmigen einander gleich, mit einfacher, kräftiger Endklaue. Hinterleib gerundet, so lang wie breit, an den Seitenrändern stark gezähnt, mit verschmolzeneu Segmeuten. Spaltbeiue des sechsten Paares sehr kurz, einfach, zweigliedrig, das Basal- glied ausserhalb in einen kurzen Fortsatz ausgezogen. — Europäische Art. 8. Gatt. PliK rogo n i it iH ö. Sars. (PlriiracuutlKc Sars antea). Vorderkörjier stark verbreitert und abgeflacht. Kopf klein, fast fünf- eckig, vorn spitz ausgezogen. Augen fehlen. Fühler mittellang, beide Paare fast gleich gross, die inneren mit zwei-, die äusseren mit siebeu- gliedrigem Schaft. Die vier ersten Mittelleibsringe seitlich spitz, dorn- artig auslaufend, die drei hinteren stumpf und rückwärts gebogen. Beine mit Ausnahme des vordersten zu kräftigen Greifarmen umgestalteten Paares imter einander gleich, mit einfacher, kräftiger Endklaue. Hinterleib ungegliedert, an der Basis eingeschnürt, hinten stumpf zugespitzt. Erstes Spaltbeinpaar zu einem grossen, spitz ausgezogenen Operculum umgestaltet, das letzte sehr kurz, nur wenig über den Band des Hinterleibs hervortretend, zweiästig, seine Spaltäste ungleich. — Europäische Arten. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehören dieser Familie noch au als: 9. Gatt. NannoiiiscHS Sars. Körper länglich, niedergedrückt, geschlossen segracntirt. Kopf ziem- lich gross, nach vorn in einen leicht gabiigen Fortsatz a'.ujlaufend. Augen 214 Isopoda. febleud. Innere Fühler sehr kurz, dreigliedrig, das letzte Glied mit grosser Geruchspapille ; äussere Fühler von mehr als halber Körperlänge, Diit füufgliedrigem Schaft und zwöfgliedriger Geissei, das zweite Schaft- glied mit starkem Aussendoru, die beiden letzten verlängert. Mandibular- taster kurz, dreigliedrig. Erster Mittelleibsriug kurz, die vier folgenden fast doppelt so gross, die beiden hinteren wieder kürzer. Die sieben Beinpaare von gleicher Form und Grösse, Wandelbeine, das letzte Glied mit zwei ungleichen Endklaueu verseben. Hinterleibsringe zu einem grossen, fast dreieckigen, an der Spitze abgerundeten Schwanzschilde ver- schmolzen. Ein uupaares Operculum von eiförmigem Umriss, nur einen kleinen Theil der Hinterleibs -Bauchseite bedeckend; drei Paare von Kiemenfüssen. Sechstes Paar der Spaltbeine kaum über den Hinterrand des Schwanzschildes hervortretend, zweiästig, der Inuenast länger. — Ein- zelne europäische Art. 10. Gatt. T>(}idrofiun Sars. Körper niedergedrückt, vorn erweitert, hinten schmal, mit tief ein- schneidender Segmentiruug. Kopf klein, viereckig, vorn zweispaltig. Augen fehlend. Innere Fühler länger als der halbe Körper, ihr erstes Glied länger als die beiden folgenden zusammengenommen, das zweite sehr kurz, das letzte des Schaftes sehr dünn, die Geissei neungliedrig, an den drei Endgliedern mit langen Geruchspapillen versehen. (Aeussere Fühler defekt). Die vier vorderen Mittelleibsringe allmählich breiter werdend und jedeiseits mit einem langen und dünnen Dorn bewehrt, die drei folgenden plötzlich viel schmäler und in lange, schmale Seitenfort- sätze auslaufend. Erstes Beiupaar etwas kürzer als die folgenden, mit Greif band, die folgenden sechs schmal und verlängert, etwa von Mittel- leibslänge, mit einfacher, kräftiger Endklaue. Hinterleibsringe zu einem lanzettlichen, an der Basis eingeschnürten, seitlich mit vier kleinen Zähnchen bewehrten Schilde verschmolzen. Spaltbeine des sechsten Paares ganz fehlend. — Einzelne europäische Art. Fam. Munnopsidae. 1 Uebersichtstabelle der Gattungen. Die sechs hinteren Beiiijjaare von gleicher Forin, sehr lang und dünn I^chnosontn Sars Die sechs hinteren Beinjiaare von verschiedener Form Von den vier vorderen Beinpaaren keines verlängert Fünftes bis siebentes Beinpaar lamellös erweitert iJcsmosonia Sars Fünftes bis siebentes Boinpaar schmal Macrostijlis Sars Von den vier vorderen Beinpaaren einige sehr verlängert Nur das dritte und vierte Beinpaar sehr lang und dünn Das fünfte bis siebente Beinpaar lamellös erweitert Munnopsis JI. Sars Das fünfte und sechste Beinpaar lamellös erweitert llyarachna Sars Ausser dem dritten und vierten auch das zweite Bein- paar sehr lang und dünn Euri/vopc Sars Systematik. 215 1. Gatt. Isrit ikjsoiiki Sars. Körper sehr langgestreckt und scbmal. Kopf klein, gerundet. Innere Fühler sechsgliedrig, ihr zweites Glied verlängert. Aeussere Fühler länger als der Körper, mit 19gliedriger, dem Schaft an Länge gleichkommender Geissei. Mandibulartaster fehlend. Erstes Mittelleibsseguient am breitesten, beiderseits mit starkem Dorn, die folgenden unbewehit, das vierte und fünfte verschmolzen und zusammen die halbe Körperläuge ausmachend. Beine des ersten Paares sehr kurz und kräftig, in Form von Greif händen; die sechs folgenden verlängert und sehr schlank, unter einander gleich, mit langer Endklaue. Hinterleib viel länger als breit, an der Basis eingeschnürt, hinten stumpf abgerundet. Letztes 8paltbeinpaar ein- fach, zweigliedrig, kaum halb so lang als der Hinterleib. — Einzelne europäische Art. 2. Gatt. Macrostylls Sars. Körper schmal, nach hinten verjüngt. Kopf gross, der Stirnrand zwischen den Fühlern hervortretend. lunere Fühler sehr kurz, äussere lang, ihre Geissei kürzer als der Schaft. Mandibulartaster fehlend. Die beiden ersten Mittelleibssegmente kurz, die beiden folgenden, besonders aber das dritte viel grösser, das vierte mit zugespitzten Seitenfortsätzen versehen; das fünfte bis siebente gleich gross, tief abgeschnürt und mit zugespitzten Seitenfortsätzen versehen. Die beiden ersten Beinpaare kurz, mit starker Endklaue, das dritte viel grösser, sehr kräftig, mit erweiterten und lang gestachelten Gliedern, das vierte wieder klein und schwach; das fünfte bis siebente kaum erweitert, allmählich an Länge zunehmend. Hinterleib gross, in der Mitte aufgeschwollen, hinten stumpf zugespitzt. Letztes Spaltbeinpaar sehr lang und dünn, einfach, zweigliedrig, das Endglied kurz. — Einzelne europäische Art. 3. Gatt. DesMOSuiiia Sars. Körper lang und schmal. Kopf klein mit leicht zwischen den Fühlern hervortretendem Stirnrand. Fühler seitlich am Kopf entspringend, die inneren klein, mit zwei längeren Basalgliedern, die äusseren viel kürzer als der Körper, beim Männchen sehr kräftig und an den verdickten Geisseigliedern büschelförmig beborstet. Mandibulartaster meist aus- gebildet. Die vier vorderen Mittelleibssegmente kurz und oberhalb kaum ausgehöhlt, unter einander fast gleich, die drei hinteren meist gross. Erstes Beinpaar kaum kürzer als die folgenden, aber kräftiger und mit grosser Eudklaue, die drei folgenden an den beiden vorletzten Gliedern zweireihig gedornt, das fünfte bis siebente länger als die vorhergehenden, mit grossem und dickem Basal- und zusammengedrückten zwei vorletzten Gliedern. Hinterleib klein, mit stumpfer Spitze. Operculum gross, un- gekielt. Sechstes Paar der Spaltbeine einfach, zweigliedrig, das Endglied grösser. — Einige europäische Arten. 216 Isopoda. 4. Gatt. JIii,n nopain M. Sars. Taf. III, Fig. 4. Körper langgestreckt, im Bereich der vorderen Hafte fast dreimal so breit als hinten. Kopf quer oval. Innere Fühler fast von halber Körper- länge, mit viergliedrigem Schaft, dessen Basalglied laniellös verbreitert ist, und langer, vielgliedriger, gewimperter Geissei. Aeiissere Fühler SVa mal so lang als der Körper; die drei ersten Glieder des Schaftes kurz und gedrungen, das vierte und fünfte äusserst lang, griflfelförmig, die noch längere Geissei borstenförmig. Mandibulartaster lang, mit klauenförmigem Endgliede. Erster Mittelleibsring kürzer und schmäler als die folgenden, den Kopf seitlich umfassend, der dritte am breitesten und gleich dem zweiten und vierten beiderseits aufgewulstet; die drei hinteren schmal, cylindrisch. Die beiden ersten Beiupaare in Form von Greifarmen, kurz, das zweite jedoch merklich schlanker als das erste; das dritte und vierte mehr denn dreimal so lang als der Körper und ebenso dünn wie die äusseren Fühler, das fünfte bis siebente kurz, im Bereich der beiden Endglieder lamellös und lang gewimpert. Hinterleib von gleicher Breite wie die drei letzten Mittelleibsringe, oval, mit zwei laugen Endborsten. Spaltbeine des sechsten Paares einfach, dünn gritfelförmig, aus zwei gleich langen Gliedern bestehend. — Arten aller Meere. 5. Gatt. Ihjaruchtia Sars {Mvsostenus Sars autea). Körper birnförmig. Kopf gross, vorn breit abgestutzt. Innere Fühler kurz, mit weniggliedriger Geissei; äussere Fühler länger als der Körper, mit vielgliedriger Geissei. Mandibulartaster klein oder ganz eingegangen. Die vier vorderen Mittelleibsringe kurz, oberhalb ausgehöhlt, mit nach vorn gerichteten Seitenfortsätzen; die drei hinteren gross, oberhalb gewölbt, ohne Fortsätze, das vorletzte kaum schmäler als die vorderen und hinten tief ausgerandet. Erstes Beinpaar kurz, schmal, mit kurzer und dicker Endklaue, das zweite kräftiger, das dritte und vierte einander gleich, sehr verlängert, das fünfte und sechste lamellös erweitert und gewimpert, das siebente wieder lang und schmal mit sehr langer und gekrümmter Endklaue. Hinterleib schmal dreieckig, zugespitzt. Operculum gross, gekielt. Spaltbeiue des sechsten Paares dem Hinterleib angedrückt, einfach, zweigliedrig, das erste Glied gross, lamellös, mit gefiederten Borsten besetzt. — Einige europäische Arten. 6. Gatt. Eurycopc Sars. Körper niedergedrückt, oval. Kopf massig gross, zwischen den Fühlern hervortretend. Aeussere Fühler drei- bis viermal so lang als der Körper, sehr dünn, die Geissei länger als der Schaft. Mandibular- taster dreigliedrig, mit klauenförmigem Endglied. Die vier vorderen Mittelleibsringe einander gleich, kurz, oberhalb ausgehöhlt, die drei Systematik.. 217 m hinteren gross, gewölbt, nicht verschmälert. Erstes Beinpaar kurz, schmal, mit dicker Eudklaue, zweites bis viertes unter einander gleich, sehr verlängert, die drei letzten in Form von Rudern, mit stark ver- breiterten und gewimperteu zwei vorletzten Gliedern. Hinterleib breiter als lang, stumpf abgerundet. Operculum abgerundet pentagonal, viel kleiner als der Hinterleib. Spaltbeine des sechsten Paares kurz, zwei- ästig. — Einige europäische Arten. Fam. Idotlic'idac. Sublam. 1. Ärcturinu. Einzige Gattung: Ärdurns Latr. (Lmchiu John st., AstaciHa Fleming). (Charaktere der Unterfamilie). Taf. V, Fig. 1—3. yubfam. 2. I dothe'ina. f Uebersichtstabelle der Gattungen. Das sechste und siebeute Beinpaar ohne Eiidklauc, das sechste sehr verlängert, geisseiförmig; Hinterleib mit sechs freien Segmenten VhuetHid Dana Das sechste and siebente Beinpaar gleich den vorhergehenden mit Eodklaue Aenssere Fühler kaum länger als die inneren, Hinterleib ungegliedert Edoiia Gucr. Aeussere Fühler beträchtlich länger als die inneren Hinterleib ohne alle Segmentirung Mittelleib oval, mit tief abgeschnürten Segmenten Erichsonia Dana Mittelleib linear, ohne abgeschnürte Segmente Aeussere Fühler mit vielgliedriger. dünner Geissei fHoiosomc Lcacli Aeussere Fühler mit dreigliedriger (ieissel, zu (ireif- organen umgestaltet Areturides Studer Hinterleib an der Basis mit freien oder durch Furchen an- gedeuteten Segmenten Körper linear, parallel, Kopf au Grösse und Breite dem ersten iHttelleibssegment fast gleichkommend Geissei der äusseren Fühler ungegliedert, kurz Cleantis Dana Geissei der äusseren Fühler vielgliedrig, verlängert Idothea Fab. Körper länglich oval, Kopf vorn gelappt, von dem breiteren ersten ilittelleibssegment seitlich umfasst Glyptuiiotus Eights 1. Gatt. Chaetiliu Dana. Körper von birnförmigem Umriss, mit breit ovalem Mittel- und deutlich abgesetztem, schmäleren Hinterleib. Kopf vom ersten Mittelleibsring seitlich umfasst. Augen punktförmig. Innere Fühler etwas länger als die äusseren, mit zwei kurzen, dicken Basal- und drei langstreckigen, linearen End- gliedern. Aeussere Fühler unter jenen entspringend, aus drei lang- streckigen Basalgliedern und einer vielgliedrigeu Geissei bestehend. Nur die fünf vorderen Beinpaare mit Endklaue, das sechste zweimal so lang als der ganze Körper, in eine vielgliedrige, borstenförmige Geissei endigend, das siebeute von gleicher Bildung, aber ganz kurz. Hinterleib mit fünf I 218 Isopoda. tVeien verkürzten Basalgliedeni uud läuglich kegeltorraigem, an der Spitze dicht gewiniperteni Endglied. — Einzelne südamerikanische Art. 2. Gatt. Edotia Guer. {Epdy>^ Dana, Dcsmarcstia Nie., Synidotm Harger). Körper o\al, die Mittelleibsringe bis zum \ierten stark an Breite zunehmend, der Hinterleib durch verengte Basis deutlich vom Mittelleib abgesetzt. Kopf ganz frei aus dem schmalen ersten Mittelleibsring her- vortretend, mit mittlerem Stirnvorsprung. Augen sehr klein, punktförmig. Beide Fühlerpaare kurz, wenig au Länge verschieden, die äusseren seitlich von den inneren entspringend ; diese aus vier ungleichen Giedern bestehend, den Schaft der äusseren an Länge überragend. Aeussere Fühler mit einer Geissei, deren erstes Glied fast so laug uud dick wie das letzte (vierte) Schaftglied ist, während die drei Endglieder sehr kurz und dünn sind. Die sieben Beinpaare normal gebildet, mit Eudklaue. Hinterleib ohne jede Andeutung einer Segmentirung, zugespitzt herzförmig, stark gewölbt. — Arten beider Hemisphären. 3. Gatt. Erlchsonid Dana'-'). Körper gestreckt oval, die Mittelleibsringe bis zum vierten allmählich au Breite zunehmend, durch tiefe Einschnitte geschieden, der erste und zweite beiderseits spitzwinklig ausgezogen; der Hinterleib schmäler als der siebente Mittelleibsring und von diesem deutlich abgesetzt. Kopf ganz frei aus dem ersten Mittelleibsring hervortretend, am Stirnrand breiter als an der Basis, die Augen aus dem Seitenraud hervortretend, kuglig. Aeussere Fühler fast viermal so lang, als die inneren, sechsgliedrig die drei Endglieder verlängert, das letzte längs der Spitzenhälfte gewimpert. Hinterleib ganz ungegliedert, doppelt so lang als breit, bis zur Mitte der Länge parallel, dann nach leichter Erweiterung kurz und stumpf dreieckig verjüngt. — Einzelne südamerikanische Art. 4. Gatt. Stenosoma Leaeh {Leptosom« Risso, Crahyzos Sp. Bäte). Körper linear, ohne Einschnürungen zwischen den Segmenten, der Mittelleib von vorn nach hinten allmählich verschmälert, der Hinterleib nicht abgesetzt. Kopf ganz frei aus dem ersten Mittelleibssegment her- vortretend, am Stirnraud breiter als an der Basis, die Augen kuglig, aus dem Seitenrand heraustretend. Innere Fühler kurz, viergliedrig , die äusseren fast von halber Körperläuge, mit fUnfgliedrigem Schaft und ebenso langer, vielgliedriger Geissei. Beine mit doppelter Endklane. Hinterleib ohne alle Segmentirung, viermal so lang als breit, stumpf .spindelförmig. — Arten beider Hemisphären. *) Der Name ist in demselben Jalire (IS49) aucli von Westwood an eine Vcimiih/riile»- • iaftuns veru-ebeii wonlen. Systeuiatik. 219 5. Gatt. Arcluridis .Stiuler*)! Körper liuear, cylindrisch, Segmente „ohne Epinieren" (?> Aeussere Fühler lang, l'ünt'gliedrig, mit dreigliedriger Geissei, in Form von Greif- orgauen, welche nur in der Kichtuug nach unten beweglich sind. Die vier vorderen Beinpaare kurz, mit Klauen versehen, ihr zugeschärfter Innenrand mit einer Reihe kurzer, steifer Borsten besetzt. Die drei hinteren Paare in Form längerer Öchreitbeine. Hinterleib ohne Segmen- tirung, eine uugetheilte, grosse Schwanzplatte darstellend. — Eine einzelne antarktische Art. 6. Gatt. Girant is Dana. Körper linear, parallel, ohne Einschnürungen zwischen den Seg- menten, der Hinterleib nicht abgesetzt. Kopf ganz frei aus dem ersten Mittelleibssegment hervortretend und von gleicher Länge und Breite mit diesem. Augen auf der Oberseite des Kopfes, innerhalb des Seitenrandes gelegen. Aeussere Fühler mindestens dreimal so lang als die inneren, ihr Schaft fünfgliedrig, die etwas dünnere Geissei ungegliedert oder mit klauenförmigem Endglied. Beine mit einzelner Endklaue. Hinterleib bis auf das stumpf abgerundete Ende parallel, mit einigen sehr kurzen, freien Basalringeu. — Arten beider Hemisphären. 7. Gatt. Idothca Fab. {Armida et Zenohiu Rossi). Körper langstreckig oder linear, Kopf frei aus dem schmalen ersten Mittelleibsring hervortretend, vorn und seitlich nicht gelappt. Augen am Seitenrand. Aeussere Fühler sehr viel länger als die inneren, mit deutlich abgesetzter, vielgliedriger Geissei. Die drei vorderen Beinpaare mit den folgenden gleichgebildet, nicht zu Greifbeineu umgestaltet. Hinterleib vor dem grossen Schwanzschilde mit kurzen Basairingen in verschiedener Zahl, häutig aber nur seitlich getrennt oder angedeutet. — Zahlreiche Arten aller Meere. 8. Gatt. GlyptonotHS Eights. {Idotlim auct, CMrldotm Harger, Idotdaja Lockingtou, Suussureana Hall er). Taf. IV, Fig. 1, 2 u. 13. Körper länglich oval, im vorderen Theil seitlich gerundet. Kopf schmäler als der Mittelleib, von dem erweiterten ersten Ringe dieses seitlich umfasst, vorn und seitlich lappeuartig verbreitert, die Augen auf seiner Oberseite gelegen. Aeussere Fühler viel länger als die inneren, mit deutlich abgesetzter, vielgliedriger Geissei. Die drei vorderen Bein- paare durch Erweiterung des vorletzten Gliedes in eine Greifhand endigend. Hinterleib vor dem grossen Schwanzschilde mit freien kurzen Basahingen. — Arten beider Hemisphären. *) Sitzungsbericlile d. (jesellsch. iiaturf. [''reundc iu Bciliii I8S2, S. ö". 220 Isopoda. Fam. AiiJhur iiJae. Uebersicbtstabelle der Gattungen. Die Basairinge des Hiuterleihs frei Fitrantliuin Sp. Bäte Uit: Basalringu des Hinterleibs verschmolzen Geissei der inneren Fühler viorgliedrig . nur an der Sjiitze beborstet A ntlni r tn i d a c. Uebersichtstabelle der Gattungen. Hinterleib mit sechs freien Segmenten; beide Fuhlerpaare kurz, an der Spitze gepinselt i durch keinen Stirnfortsatz getrennt {Limnorinfi) Limnuria Learli Hinterleib mit verschmolzenen Segmenten , deren vordere Inirzc höchstens durch (^luerfurchen angedeutet sind. Fühler gestreckt, nicht gepinselt, durch einen Stirnfortsatz getrennt ('S'p h nvro m in u ) Die beiden vorderen Beinpaare von den folgenden nicht ver- schieden Sechstes Paar der Pedes spurii mit annähernd gleich grossen Spaltästen Köi7)er mit vollkommenem Kugelungsvcrmögen Sphacr oma Latr. Körper mit unvollkommenem Kugi-liuigs\ermögen Fühler des ersten Paares mit auffallend grossem, plattcn- fürmigeni Basalglied A mplioroidea il. Edw. Systematik. 22 1 l-'üblcr lies ersten Paares mit iiiilit vergrössertem Basalglied Stirn nicht über die Kulilerbasis hinaus verlängert i'y moifnieu Leai-Ii Stirn über die Filhlerbasis hinaus verlängert ('erci'is ]\l. Eihv. Sechstes Paar der Pedes spurii mit auffallend ungleichen Spahästen Der Aussenast viel Meiner als der innere l'assidina JI. Edw. Der Aussenast viel grösser als der innere Neartea Leach Der Aussenast der allein entwickelte Cnmpecnpra Leacji Die Ijeiden vorderen Beinpaare oder nur das zweite in eine (iroifhand endigend, die folgenden einfach. fSechstes Paar der Pedes spurii nur mit einem Spaltast) Kopf klein, Augen fehlend, Hinterleib breit abgestutzt Monolisira Gerst. Kopf gross, Augen vorhanden. Hinterleib gleichseitig dreieckig .Uicinus M. Edw. 1. Gatt. Lhnnoria Leach. Taf. VI, Fig. 17. Kopf viel schmäler als der Mittelleib. Augen klein, vom Seitenrand entfernt, rundlich. Innere Fühler vier-, äussere flinfgliedrig, beide kurz, wenig über den .Seitencoutour des Kopfes hinausragend, an ihrer Basis zusamnienstossend. Kumpf gleich breit, 2Vä mal so lang als breit, der erste Mittelleibsring beträchtlich länger als die folgenden, nach vorn gerundet, verschmälert; diese mit deutlichen Epimeren. Die vier ersten Hinterleibsringe ganz kurz, aber von gleicher Breite wie die Mittelleibs- riuge, der fünfte doppelt so lang, der letzte einen grossen, halbkreisförmig abgerundeten Schwanzschild bildend. Die sieben Beinpaare gleich gestaltet, einfach. Das sechste Paar der Pedes spurii mit hakenförmig ausgezogenem Basal- und einem einzelnen, gritfelförmigen und an der Spitze beborsteten Endgliede. — Einzelne europäische Arten. 2. Gatt, tiphucvoxia Latr. (Zaz'ira Leach, Isocladus Miers, Cijdura Stebbing). Taf. VI, Fig. 14. Kopf sehr breit und kurz, Augen gross, ganz seitlich gelegen. Fühler an der Basis getrennt, die oberen mit drei-, die unteren mit viergliedrigem Schaft, beide mit deutlich abgesetzter, schlanker, vielgliedriger Geissei; das untere (äussere) Paar merklich länger. Erstes Mittelleibssegment länger, siebentes kürzer und schmäler als die übrigen. Vor dem grossen Schwanzschilde drei bis vier, durch seitliche Furchen angedeutete, ver- schmolzene, kurze Hinterleibsringe. Alle sieben Beinpaare von gleicher Bildung, einfach. Aussenast der hinteren Pedes spurii unter den Innenast einschlagbar. — Zahlreiche Arten aller Erdtheile. 3. Gatt. C'i/)iio(locr(i Leach (Bynamew Leach). Taf. VI, Fig. 13 u. 16. Kopf sehr breit und kurz, von oben her halbmondförmig erscheinend, die Augen gross, ganz seitlich und rückwärts gelegen. An den kürzeren oberen (inneren) Fühlern meist das erste oder die beiden ersten Schaft- glieder verbreitert. Das erste Mittelleibssegment länger, das siebente 222 Isopoda. nicht merklich schmäler als die übrigen. Vor dem grossen Schwanzschilde zwei bis drei kurze Hinterleibssegmente durch Querfurchen angedeutet; jenes in der Mitte des Hinterrandes mit tiefem Ausschnitt oder durch zwei Ausbuchtungen dreilappig. Mittelleibsbeine unter einander gleich. Spalt- äste der Pedes spurii des sechsten Paares oval, der äussere etwas kleiner als der innere. Kugelungsvermögen des Körpers weniger vollständig als bei Sphncfouia, unter Ausschluss der hinteren Spaltbeine. — Arten beider Hemisjjhären. 4. Gatt. CerccU M. Edw. Kopf fast so lang wie breit, vorn abgerundet dreieckig, mit der Stirn über den Ursprung der Fühler hervortretend. Augen seitlich, nach aussen gerichtet. Erstes Schaftglied der inneren Fühler gross, zweimal so lang als breit, zweites oval und in eine Ausrandung des ersten aufgenommen, drittes sehr kurz und wenig von den Geisseigliedern unterschieden. Aeussere Fühler wie bei Spliaeroma. Kumpf mehr verlängert als bei den vorhergehenden Gattungen, Hinterleib von gleicher Bildung wie bei Cymodocm. Mittelleibsbeine gleichgestaltet. Kugeluugsvermögen unvoll- kommen. — Einige australische Arten. 5. Gatt. A)niilioroidrn M. Edw. Körper länglich oval, nach vorn und hinten verschmälert. Kopi' gross, quer quadratisch, die Augen aus der Mitte seines Seitenrandes hervortretend. Das Basalglied der inneren Fühler eine grosse, quere, sich vor den Stirnrand legende und mit derjenigen der anderen Seite zusammenstossende Lamelle darstellend; das zweite Glied in einem Aus- schnitt seines hinteren Aussenwinkels entspringend. Aeussere Fühler beträchtlich länger, ihre dünne, vielgliedrige Geissei kaum so lang wie der fünfgliedrige Schaft. Die hinteren Mittelleibsringe beiderseits rück- wärts gewandt, der siebente den ersten freien Hinterleibsring seitlich umfassend. Endsegment des Hinterleibs quer dreieckig, an der Spitze ausgeschnitten. Aussenast der hinteren Pedes spurii spitzwinklig, weiter nach hinten als der Innenast reichend. — Vereinzelte südamerikanische und australische Arten. 6. Gatt. Cassidina M. Edw. Taf. VI, Fig. 12. Körper kurz und breit oval, hochgewölbt, die Mittelleibsringe weit über den Ursprung der Beine hinaus verbreitert. Kopf sehr breit und kurz, halbmondförmig; Augen oberhalb nahe den Hinterecken gelegen. Fühler von oben her frei, neben einem schmalen Stirnvorsprung eingefügt, von gewöhnlicher Bildung, die äusseren um * ^ länger als die inneren. Alle Mittelleibsringe mit ausgeschweiftem Hinterrand, der siebente die Basis des Hinterleibs seitlich umfassend. Hinterleib mit drei durch Quer- furchen angedeuteten Basairingen und grossem, quer dreieclugem Sehwanz- schild. Die sieben Beinpaare von gleicher Bildung, auffallend zart und Systcmotili. 223 sclilank. Pecles spurii des seelisteii Paares mit sehr verläiigerteiii, schmal siehollömiigen Innen- mul kaum einem Dritttheil seiner Länge gleichkommen- dem, lanzettlichen Ausseuast. — Vereinzelte Arten beider Hemisphären. 7. Gatt. Nesara Leach (et Cilicaca Leach). Taf. VI, Fig. 11. Körper länglich, fast parallel. Kopf sehr breit, aber weniger verkürzt als bei Sjihacroma und Ci/iitodocca; Augen die Hintereckeu desselben ein- nehmend. Innere Fühler mit verlängertem Basalglied, kürzer als die äusseren. Sechster Mittelleibsring in seinem Mitteltheil weit nach hinten ausgezogen und den verkürzten siebenten grösstentheils bedeckend. Basal- segmente des Hinterleibs nur ganz seitlich angedeutet. Die Mittelleibs- beine unter einander gleich, einfach. Aussenast der hinteren Pedes spurii lang, stumpf lanzettlich, gerade, Innenast klein, dem Schwanzschilde anliegend. — Arten beider Hemisphären. 8. Gatt. Campecopea Leach. Taf. VI, Fig. 10. Körper oval. Kopf um die Hälfte breiter als laug, abgerundet drei- eckig; Augen gross, die Hinterecken einnehmend. Fühler schlank, einfach. Mittelleibsringe bis zum vierten allmählich an Breite zunehmend, der sechste einfach oder in seinem Mitteltheil weit nach hinten ausgezogen und den verkürzten siebenten grösstentheils bedeckend. Hinterleib ver- kürzt, eiförmig abgerundet, nur mit einem einzelnen Basairinge. Mittel- leibsbeine unter einander gleich, einfach. Pedes spurii des sechsten Paares gross, schaufelförniig, nur der Ausseuast entwickelt. — Einzelne europäische Arten. 9. Gatt. Monolistra Gerst. Taf. VI, Fig. 1. Körper länglich, gleich breit, mit vollkommenem Kugelungsvermögen. Kopf (luer, viel schmäler als der erste Mittelleibsring. Augen fehlen. Fühler schlank, einfach. Erster Mittelleibsring länger und schmäler als die folgenden. Hinterleib gross, an der Basis breiter als der siebente Mittelleibsring, vor dem ({uer abgestutzten Schwanzschilde mit einem Basalsegment. Die beiden vordersten Paare der Mittelleibsbeine kürzer als die folgenden, das zweite in eine breite Greifhand endigend. Sechstes Paar der Pedes spurii beim Männchen mit langem, schmalen, sichelförmigen Aussenast, beim Weibchen fehlend. — Einzelne europäische Art. 10. Gatt. Ancimis M. Edw. Körper länglich, fast gleich breit, hinten verjüngt, flach. Kopf sehr gross, quer dreieckig, mit schmalem Stirnvorsprung, zu dessen Seiten die Fühler entspringen. Innere Fühler mit vergrössertem ersten Schaftglied, ihre vielgliedrige Endgeissel diejenige der äusseren Fühler an Länge übertreffend. Augen auf der Überseite des Kopfes, weit vor und nach 224 Isopoila. innen von den Hinterecken gelegen. Die sieben Mittelleibsringe l'iist von gleicher Länge und Breite, die vorderen mit ausgeschweiftem, die hinteren mit gerundetem Hinterrand. Hinterleib aus zwei kurzen, nur seitlich frei liegenden Basairingen und einem grossen, gleichseitig dreieckigen Schw'anz- schilde bestehend. Die beiden vorderen Paare der Mittelleibsbeine in eine grosse Greif band endigend, die folgenden einfach, Gangbeine. Letztes Paar der Pedes spurii nur mit langem, lanzettlichen, fast geraden Aussen- ast. — Einzelne Art unbekannter Herkunft. Farn. A cgi dar. Unterfam. L Cirolanina. Uebersichtstabelle der Gattungen. Siebenter Jlittelleibsring nicht verkürzt, ganz freiliegend Körper linear, jjarallel, fast sechs mal so lang als breit Co n Hera Learli Körper kurzer oder gestreckter oval Innere Fühler an der Spitze gepinselt, die äusseren mit sehr langer Geissei, drei Viertheilen der Körperliinge gleich- kommend linrydice IjCach Innere Fühler an der Spitze nicht gepinselt, die äusseren von halber oder weniger als halber Körperlänge Siebenter Mittelleibiring am Hinterrande nicht aus- gebuchtet, so dass der erste Hinterleibsring ganz freiliegt Cirolntm L rmli Siebenter Mittelleiljsring am Ilinterrande tief ansgebuchtot, so dass der erste Hinterleilisring nur in der Mitte frei hervortritt Die drei vorderen Beinpaare sehr kräftig, mit grosser Endklaue und stark erweitertem vorhergehenden Gliede Tnchaea S c h i o e d t e Die drei vorderen Beinpaare zart, mit kleiner Endklauo und nicht erweitertem vorhergehenden Gliede Comllima Dana Siebenter Mittelleibsring verkürzt . zum Theil vom sechsten bedeckt; Augen sehr gross Bnryhrotes Schioedte 1. Gatt. Conilera Leach. Taf. I, Fig. 6. Körper langgestreckt, fast cylindrisch, Mittel- und Hinterleib gleich breit. Kopf halb eiförmig, vorn abgerundet, hinten leicht von den Vorder- ecken des ersten Mittelleibsringes umfasst. Fühler durch eine schmale Stirnlamelle getrennt, beide Paare au der Spitze gepinselt, die inneren (oberen) kaum von Kopflänge, die äusseren doppelt so lang. Augen klein, oberhalb gelegen. Erstes Mittelleibssegment fast doppelt so lang als das zweite, die folgenden bis zum siebenten ein wenig an Länge zunehmend. Am Hinterleib die vier ersten kurzen Ringe von gleicher Breite, der fünfte etwas länger aber schmäler, der länglich herzförmige Schwanzschild an der Basis mit der Andeutung eines sechsten Ringes. Die drei vorderen Beinpaare etwas gedrungener als die an Länge all- niäblich zunehmenden folgenden. Sechstes Paar der Pedes spurii mit kleinerer lanzettlicher Aussen- und ausserhalb schräg abgestutzter Inuen- lamelle. — Einzelne europäische Art. Systciiiatili. 225 2. Gatt. Eurydice Leach (Slahberiiia v. Ben ed.). Taf. VII, Fig. 6. .Körper länglich oval, nach hinten stark verjüngt. Kopf halhkreis- fürmig, Augen klein, die Ilinterecken einnehmend. Innere Fühler kaum von Kopflänge, an der Spitze gepin.selt; die äusseren mit sehr langer, fast bis zum Öchwnnzschilde reichender, vielgliedriger Geissei. Mittel- leibsringe fast gleich lang, bis zum vierten an Breite zunehmend, mit scharf geschiedenen Epimeren. Von den fünf freien Hinterleibsringen der erste verkürzt und schmäler als die folgenden; der .Schwanzschild so laug wie breit, stumpf abgerundet. Die drei vorderen Beinpaare wenig kräftiger als die bewimperten hinteren. Pede.s spurii des sechsten Paares klein, nicht bewimpert, die Innenlamelle breiter als die äussere. — Einzelne Arten beider Hemisphären. 3. Gatt. Cirolana Leach {Kdociru Leach). \ Taf. VII, Fig. L Körper länglich oval. Kopf halbkreisförmig oder abgerundet dreieckig, mit Randfurche. Augen klein, an den Hinterecken gelegen. Fühler durch eine Stiiulamelle getrennt, die inneren kurz, die äusseren von weniger als halber Körperlänge. Erster Mittelleibsring etwas länger als die übrigen, welche bis zum vierten allmählich breiter werden ; Epimeren durch tiefe Furchen geschieden. Von den fünf freien Hinterleibsringen der erste etwas verkürzt, der fünfte verschmälert; der Schwauzschild zugespitzt herzförmig. Die drei vorderen Beinpaare beträchtlich kräftiger als die bewimperten hinteren. Pedes spurii des sechsten Paares grösser als bei Ennjdice, gleich dem Schwauzschild lang gewimpert, die äussere Lamelle lanzettlich, die innere länglich oval. — Arten aller Meere. 4. Gatt. Tachaea Schioedte. Körper gedrungen, fast gleich breit. Kopf gross, (juer dreieckig. Augen rund, den llintereeken entsprechend. Innere (obere) Fühler etwas länger als der Kopf, mit lamcllös erweitertem und nach vorn heraus- tretendem Basalglied, durch eine kleine Stirnlamelle getrennt. Aeussere Fühler reichlich von halber Körperlänge, mit nicht sehr zahlreichen, läng- hchen Geisselgliedern. Erster Mittelleibsring mindestens doppelt so lang als die folgenden, welche sich am Hinterrand allmählich tiefer ausbuchten. Am Hinterleib vier freie Basairinge sichtbar, der grosse, stumpf herzförmige, hinten breit abgerundete Schwanzschild an der Basis mit der Andeutung eines fünften Ringes. Die drei vorderen Beinpaare in Form sehr ge- drungener und kräftiger Klammerbeine, ihre grossen Endklauen an einem stark verbreitet ten vorletzten Glied entspringend; die vier hinteren Bein- paare gleichfalls kräftig, aber gestreckt. Pedes spurii des sechsten Paares gross, gleich dem Schwanzschild lang gewimpert, die äussere Lamelle lanzettlich, die grössere innere am Ende breit rechtwinklig abgestutzt. — Einzelne indische Art. Uli. 1111, Kl.is8t..i ilos Tlui;.i-l!ci.'1.s. V.J. 1.5 220 Isopoila. 5. Gatt. Corallaiiii Dana. Taf. VII, Fig. 10, 11. Körper gestreckt oder länglich oval. Kopf klein, lialbkreisi'örmig, Augen oval, ziemlich weit nach vorn reichend. Innere Fühler aneinauder- stossend, ihr Basalglied beim Männchen erweitert und hervorsjiringend. Aeussere Fühler durch eine .Stirnlamelle getrennt, mit, feiner, vielgliedriger Geissei, beträchtlich kürzer als der halbe Körper. Mittelleibsringe gleich lang, mit grossen, durch tiefe Furchen geschiedenen Epimeren, der siebeute mit ausgebuchtetem Hinterrand. Erster Hinterleibsring verkürzt oder bedeckt; Schwauzschild herzförmig. Die drei vorderen Ileinpaare schwach, verkürzt, die vier hinteren schlank. Sechstes Paar der Pedes spurii gleich dem Schwanzschilde gewimpert, die Aussenlamellc verlängert, schmal lanzettlich, die innere breit, schräg abgestutzt. — Arten des Indischen und Stillen Oceans. . Körper des Weibchens einen ungegliederten, geraden oder gekrümmten Schlauch darstellend, an welchem Gliedmassen vollständig fehlen. Jlund in Form eines mit li])penähulichen Vorsprüngen versehenen Wulstes. Keine Brutlamellen. — Männchen gestreckt, spindelförmig, vollständig segmentirt, mit deutlichen Augeniiunkten, kurzen, an der Spitze lang gebüschelten inneren und schlanken äusseren Fühlern und sieben Paar mit Endklauen versehener Beine, deren beide vorderste verkürzt und kräftiger sind. Hinterleib mit sechs Paar lang beborsteteu Spaltbeinen. — Arten beider Hemisjjhären. Ausserdem gehören dieser Familie an die bisjetzt unvollständig charakterisirten Gattungen Eumcfor Kossmann und Microniscus F. Müller, letztere nur auf ein männliches Individuum begründet. Arten zahl. Dem Versuch einer numerischen Schätzung der gegen- wärtig bekannten lebenden Jmpoäcii stellen sich dadurch die grössten Schwierigkeiten entgegen, dass nur für die wenigsten Familien und Gattungen monographische, auf eine kritische Sichtung der beschriebenen Arten gerichtete Bearbeitungen vorliegen, während für die umfangreichsten, wie z. B. die Onisciflen. die Annahme begründet ist, dass die Zahl der nominellen Arten diejenige der wirklich existirendon oder wenigstens der 240 l»oiHnla. zur Zeit bekannt gewordenen beträchtlich übersteigt. Unter Mitberlick- sichtigung dieser in ihrer Selbstständigkeit nicht näher begründeten, also zweifelhaften Arten dürfte sich die Gesammtzahl auf etwa 815 stellen, von welchen weit ülier ein Drittheil auf die Landasseln fallen würde. Die Vertheilung dieser Artenzahl auf die einzelnen Familien stellt sich nämlich in folgender Weise dar: Fani. (hiiseoiha 298 Arten Ci/mot]i.o'idac 108 A. SphacromUlav !16 A. - Jdotlindar 88 A. Acgülae Gl A. AseUina 35 A. Bopyridae 34 A. Minniopsidac 27 A. Cryptoniscidac 20 A. ScroKdac 17 A. Ancc'idae 1(3 A. Aiifhiirldw 15 A. Der während der letzten beiden Decennien besonders durch die Tiefsee -Forschungen erwachsene sehr beträchtliche Zuwachs von unzweifel- haft neuen und dem grossen Theile nach selbst sehr ausgezeichneten Formen kauu indessen kaum einen Zweifel darüber aufkommen lassen, dass der Abgang an doppelt beschriebenen Arten, wie er sich bei näherem Studium unzweifelhaft als ein recht ansehnlicher ergeben wird, in nicht allzu ferner Zeit reichlich aufgewogen werden dürfte, zumal auch den Land- und Süsswasserformen der aussereuropäischen Erdtheile und be- sonders der Tropenländer sich die Aufmerksamkeit bi.-iher nur in sehr beschränktem Maasse zugewendet hat. VI. ItiiiiiiiliclK' \ ei'bi'dtuiig'. Eine übersichtliche Darstellung der geographischen Verbreitung der Isopodcn macht es von vornherein uothwendig, die auf dem Lande leben- den Oiiiscidcn, deren Lebensbedingungen mehr denjenigen der tiacheaten Arthropoden gleichen, von den übrigen Familien getrennt zu behandeln. Da- gegen wird es sich empfehlen, dieSüsswasser-ArtenmitdenMeeresbewohuern einer gemeinsamen Befrachtung zu unterziehen, einerseits, weil die Zahl der ersteren eine relativ geringe ist und weil Süsswasser- und Meeres- bewohner nicht selten denselben Gattungen angehören, andererseits weil einzelne Arten (Idothnt, Ascllu^j sich nicht streng an das eine oder andere Element binden. Käumliclie Vcrljrcituiig. 241 A. Verbreitung der Wasser-Isopoden. 1. Tiefenverbreitung. Die in bedeutenderen Meerestiefen aufgefundenen Isopoden gehören besonders den Familien der Anccidcn, Scrolidcn, AsdUncn, ]\[unnopsiäcn, Idothc'ukn und Anfhuridcn an, während die vorwiegend an die Küsten gebundeneu S2)hacromidcn, Acgidm und Bopyridcn bisjetzt nur vereinzelte Tiefsee- Bewohner gestellt haben, lieber die Tiefen- Verbreituug der Cymoihoidcn liegen zur Zeit überhaupt keine näheren Angaben vor. Wir glauben die einzelnen Arten, über deren Vorkommen in verschiedenen Tiefen bisjetzt Ermittelungen vorliegen, zunächst am zweckmässigsten nach den Familien, welchen sie angehören, zusamnieustellen zu müssen. Fam. Anceulae. Ancms maxillarisMont lOOFaden: Storeggen, SOOFaden: Lofoten(O.Sars). — dcniattis Sars 30—50 Faden: Hardanger Fjord fO. Sars). — oxyitrums Lilljeb. 40 — 60 Faden: Christiania-Fjord, 30 — 50 Faden: Hardanger -Fjord, 250 Faden: Norwegische Küste (0. Sars). — alnjssorum Sars 200 Faden: Hardanger-Fjord (0. Sars). — {(hmthta) cci-hms Stimps. 10—220 Faden: Ostküste Nordamerika's (Karger). — spec. 70 Faden: Teneriffa (v. Willemocs-Snhni). • — spec. 40 — 120 Faden: Kerguelen (v. Willemocs-Suhm). Anmerkung. Die Mehrzahl der EuropiUschen A«eim-AHen sind Küsten- oder Flach- vasser - Bewoliner. Fam. Scrolidac. Srrnlis spec. (kleine Art) in flachem Wasser bei Prince Edwards -Insel (v. Willeraocs-Snhni). — ovalis Stud. 1 Faden tief, in der Florideen -Region: Kerguelen (Studer). — latifrons White 1 — 3 Faden: Kerguelen, Küste (Studer). — mehrere verschiedene Arten 40 Faden tief: Kerguelen (v. Willemoes- Suhm). — spec. 40—120 Faden: Kerguelen (v. Willemoes-Suhm). — Schytlici LUtk. 45 — 60 Faden: Patagonien (Lütken). — cornufa Stud. 60 Faden: Kerguelen, 100 Faden: Crozet- Islands (Studer). — spec. (kleine Art) 210 Faden: Crozet- Islands (v. Willemoes-Suhm). — spec. 100 Faden : Brasilianische Küste zwischen Pernambnco und Bahia, 1375 und 1600 Faden: zwischen Prince Edwards- und Crozet- Islands (v. Willemoes-Suhm). — BromJeyana Willem. 410 Faden: Australisches Meer, östlich von Sidney, 700 und 1100 Faden: Ostküste Neu-Seelands, 1975 Faden: südlich von Kerguelen, an der Eisgrenze (62" südl. Br.). v. Wille- moes-Suhm. Rvonn, Klasson Jes ThicM-liuklis. V. 2. Jg 242 IsopoJa. Farn. Asellina. A.tdlus aquaficua Lin. 2 — 3 F.aden: Ostsee (Moebius). Im Süsswasser Europa's häufig. — ForcU Blanc (wohl von Äsdliis Sieboldl Roug. ^ carafews Seh ioe dt e nicht specifisch verschieden) 30 — 300 Meter tief im Geufer-See (Forel). Janira iiiucidosa Leach (TIciuqtoniii.i iiiufioiri Kroyer) 30—40 Faden: Christiania-Fjord, 80-100 Faden: Hardanger Fjord, 80— 150 Faden: Storeggen, 250 Faden: Norwegische Küste (0. Sars). — lacininta Öars (400 Faden: Storeggen (ü. Sars). — alta Stinips. bis 190 Faden: Ostkiiste Nord - Amerilca's (Harger). Jarra marimi Fab. ((dhlfrons Leach) 0 — 18^.^ FaAen: Ostsee (Moebius). Mumm Jinikola Sars 30 — 50 Faden: Drobak-Bucht, 250 Faden: Nor- wegische Küste (0. Sars). — Bocclä Kroyer 80 — 100 Faden: Storeggen (0. Sars). — Fabricü Kroyer bis 150 Faden: Ostküste Nord-Amerika's (Harger). Nannoniscus ohlongus Sars 120 — 250 Faden: Lofoten (0. Sars). Varamunna hilohata Sars 6 — 12 Faden: Christiania-Sund ((). Sars). Plenmioniiim Hj^inosissiiimm Sars 50 Faden: Drobak-Bucht (0. Sars). — riihicHndum iin.vs\0 — 15 Faden: Christiania-Sund, 40 bis 50 Faden: Langesund (0. Sars). Dnidrotion spinosum Sars 80 — 100 Faden: flardanger-Fjord (0. Sars). Fam. Mnnnopxidac. ]\[nnno2ifiis typica Sars 400 Faden: Storeggen, 250 Faden: Ijot'oten, 200 bis 230 Faden: Christiania-Fjord, 100 — 120 Faden: Drobak-Sund,- 50 — 60 Faden: Christiania-Sund (0. Sars),. bis (!0 Faden: Ostküste Nord-Amerika's (Harger). — spec. 345 Faden: Küste von Japan (v. Willeraoes-Suhm). — spec. 700 und 1100 Faden: Ostküste Neu Seelands (v. Willenioes- Suhm). — spec. 1100 — 2500 Faden: zwischen Neu Guinea und Japan(v. Wille- moes-Suhm). — 2 spec. div. 1375 und 1600 Faden: zwischen Prince Edwards- und Crozet-Isiands (v. Wiliemoes-Suhm). — spec. 1G75 Faden: südlich von Kerguelen, an der Eisgrenze, 62" südl. Br. (v. Willemoes-Suhm). — spec. 2175 Faden: westlich von den Azoren, 38" n. Br., 3t)" w. L. (v. Willemoes-Suhm). Enn/copc furcata Sars 120 — 250 Faden: Lofoten (0. Sar.s). — pjjijmara Sars 120 Faden: Lofoten (0. Sars). — mcgalura Sars 80 — 100 Faden: Hardanger- Fjord (0. Sars). — producta Sars 50 Faden: Drobak-Sund, 2.50 Faden: Norwegische Küste (0. Sars). — pludmußum Sars 30 Faden: Christiania-Bucht, 40—60 Faden: Diobak- Bucht, 300 Faden: Norwegische Küste (0. Sars.) Räumliche Verbreitung. 243 Eurycopc mutka Sars 30 Faden: Christiania-Bucht, 40 — (30 Faden: Drobak- Bucht, 50 Faden: Chiistiania- Fjord (0. Sars). Etiri/cope cornuta Sars 50-60 Faden: Drobak-Snnd, 100 — 300 Faden: Lototen, 150 — 500 Faden: Hardanger-Fjord, 400 Faden: Storeggen (0. Sars). Euri/co})*; robiisfaUav gev hiii220 Faden: Ostkiiste Nord -Anierika's(H arger). Jh/aruchna liirtlccpis Sars 120 — 300 Faden: Lototen (0. Sars). — coronata Sars 120 — 300 Faden: Lofoten (0. Sars). — dypcida Sars 120 — 250 Faden: Lofoten (0. Sars). — hir^ufu Sars 30 Faden: Christiania-Bucht (0. Sars). — loiigironiis Sars 30 — 50 Faden: Christiania-Bucht, 50 Faden: Drobak- Sund, bis 200 Faden: Christiania-Fjord, 300—400 Faden: Har- danger-Fjord (0. Sars). DcfiniosoDia foiuinnomiii Sars 50 Faden: Langesund (0. Sars). — armatum Sars 30 Faden: Christiania-Bucht (0. Sars). — aruImftuH Sars 15 — 20 Faden: Christiania-Bucht, 250 Faden: Nor- wegische Küste (0. Sars). — lineare Sars 30 — 50 Faden: Christiania-Bucht, 60 — 80 Faden: Christiania-Fjord, 250 Faden: Norwegische Küste (0. Sars). fschno^oma hisjnnosnm Sars 50 Faden: Drobak-Sund, 230 Faden: Chri- stiania-Fjord, 300 Faden: Lofoten (0. Sars^ 250 Faden: Norwegische Küste (M. Sars). ]\[acrosfi/Us Riilnifera Sars 15 — 20 Faden: Christiania-Bucht, 40—50 Faden: Drobak-Sund, 230 Faden: Christiania-Fjord, 250 Faden: Norwegische Küste (0. Sars). Farn. Idotheidac. Cihji}tonotiis entonion Lin. 0 — 60 Faden: Ostsee (Moebius). Idothen trieuspldutn Desm. 0 — 23V,j Faden: Ostsee (Moebius). ISynidofm nodidosa H a r ge r 16 — 1 90 Fad. : Ostküste Nord- Amerika's ( H a r g e r). Epelys nionfosiis Harger bis 40 Faden: Ostküste Nord-Anierika's (Karger). Aretunis longirornis Sowerby 20 Faden: Hardanger-Fjord, 40 — 50 Faden: Christiania-Fjord, 80 — 100 Faden: Storeggen (0. Sars). — imsiUns Sars 80 — 100 Faden: Storeggen, 120 Faden: Lofoten (0. Sars). — affinis Sars 250—300 Faden: Lofoten (0. Sars). — furecdm Stud. 60 Faden: Kerguelen (Studer). — spec. (stachlig) 100 — 150 Faden: Kerguelen (Studer). — spec. bis 40 Faden: Kerguelen (v. WillemoesSuhni). — spec. 150 Faden: zwischen Kerguelen- und Macdonalds- Inseln (v. Willemoes-Suhm). — spec. (stachlig) 1375 und 1600 Faden: im antarktischen Meer, zwisclien Prince Edwards- und Crozet- Islands (v. Willenioes-Suhm). — spec. (gross) 500 Faden: bei den Meangis- Inseln, südöstlich von Mindanao (v. Willemoes-Suhm). ArcturidrA cornufns Stud. 115 Faden: Kerguelen (Studer). 16* 244 Isopoda. Fam. Anfhuridac. Anthura (jracRts Mont. 1 — 5 Faden: Ostsee (Moebius). — spec. 5 — 10 Faden: Kergiielen (f. Willemoes-Suhm). Paranthura tcnms Sars 150 — 200 Faden: Insel Hvitingsoe (0. Sars). — norreykn Sars 150 — 200 Faden: Insel Hvitingsoe, 400 Faden: Storeggen (0. Sars). — bmcliiafa Harger 27 — 115 Faden: Ostküste Nord-Amerika's (Karger). Fam. Sphacromidac. Sphaeroma (jigas Leach 1 — 3 Faden: Kergueleu (Studer). — spec. bis 40 Faden: Kerguelen (v. Willemoes-Suhm). — calcarca Dana 50 Faden: Feuerland (Dana). — spec. 75 Faden: Macdonalds -Inseln (v. Willemoes-Subni). Fam Aegidae. Cirolana Crancltü Mont. 50 — 60 Faden: Mebotten (0. Sars). — horcalis Lilljeb. {spinipcft Sp. Bäte) 100 Faden: Christiansund (0. Sars). Acga psora h'iu. 100— 150 Faden: Hardanger Fjord, 250 Faden: Norwegi- sche Küste (0. Sars). Arga Strocinii Kroyer 100—150 Faden: Hardanger Fjord (0. Sars). Buthynomus gigantcusM. Edw. 955 Faden: Antillen -Meer, nordöstlich von der Yucatan-Bank (Agassiz). Fam. Bopyridar. Bopyrus squiUartim Latr. 50 — 60 Faden: Mebotten (0. Sars). Cnjptonisois (Liriojye) spec. 250 Faden: Norwegische Küste (M. Sars). Die vorstehende Uebersicht lässt auf den ersten Blick erkennen, dass das Vorkommen in geringen, mittleren, bedeutenden und aussergewöhu- lichen Tiefen sich weder an bestimmte Familien und Gattungen , noch auch — wenigstens keineswegs allgemein — an die Arten bindet. Sämmt- liche Familien, welchen Bewohner grosser Tiefen zukommen, haben neben diesen auch solche aus geringen oder selbst Flachwasser-Bewohner aufzuweisen, so dass sich zwischen einzelnen Mitgliedern derselben wieder- holt Tiefen - Unterschiede von 400 (Asdlimi, Anthuridw) , 900 (Aegidae), 1600 {Idothcidae), fast 2000 {Serolldac), ja selbst 2485 Faden {3Itmno2)- ftidae) bemerkbar machen. Man könnte nun freilich zuerst geneigt sein, diese Differenzen daraus erklären zu wollen, dass die zu einer und der- selben Familie vereinigten Gattungen wiederholt (Asciiina, Muntiopsidae, Idothe'idac) unter einander sehr heterogen gestaltet sind, wiewohl sich dies in ihrer äusseren Erscheinung oft viel schärfer ausprägt als in ihrer inneren Organisation. Von dieser Annahme wird man indessen sehr bald Abstand nehmen müssen, wenn man erwägt, dass für die mit einander in engster verwandtschaftlicher Beziehung stehenden Mitglieder einer und derselben Räumlirhe Verln'eitung. 245 Gattung kaum geringere Schwaukuugen in ilirer Tieleuverbreituug bestehen. Es bewohnen nämlich u. A. die verschiedenen Arten der Gattung AiKriis: .... Tiefen von 10— 300 Faden, Unterschied: 200 F. Anflnim (incl. Paranthiira): - ■ 1—400 - - 300 - Ihjamchna: .... - - 30—400 - - 370 - Ennicopc: .... - - 30-500 - - 470 - ■ Archmis: .... - - 20—1600 - - 1580 - Serolis: - - 1-1975 - - 1974 - Muiniopsh: .... - - 50-2500 - - 2450 - Vollends nuiss aber die Voraussetzung eines bestimmten Zusammen- hanges zwischen der Organisation und dem Tiefen -Vorkommen angesichts des Umstandes schwinden, dass die verschiedeneu Individuen einer und derselben Art wiederholt in den verschiedensten Tiefen augetroffen worden sind, wie z. B. von NannoniscHS ohlongus: 120—250 Faden, Unterschied: 130 F. Eunjcope furcata: 120—250 - - 130 - Ihjamchna clypeata: 120—250 - - 130 - Acga psora: . . . 100—250 - - 150 - Synidotea nodulosa: 16 — 190 - - 174 - Jlyarachna coro)iata: 120—300 - - 180 - — hirticeps: 120-300 - . - 180 - Anchis maxiUaris: 100—300 - - 200 - Eurycopc producta: 50-250 - - 200 - A^icms oxyurams: 40 — 250 - - 210 - — cerinus: 10-220 - - . 210 - Janira maculosa: ■ 30 — 250 - - 220 - Munna limicola: 30—250 - - 220 - Dcsmosoina lineare: 30 — 250 - - 220 - Arcturus spec. 1375-1600 - - 225 - Munnopsis spec. 1375—1600 - - 225 - Desmosoma actdeutuin: 15 — 250 - - 235 - Macrostylis spinifera: 15—250 - - 235 - Faranthura norvegica: 150 — 400 - - 250 - Ischnosonia hispinosuni : 50 — 300 - - 250 - Eurycope pltalamfium: 30 — 300 - - 270 - Munnopsis typica: 50 — 400 - - 350 - Jlyarachna lon(jicornis : 30 — 400 - - 370 3Innnopsis spec: 700—1100 - - 400 - Eunjcope cornuta: 50—500 - - 450 - Munnopsis spec. : 1100—2500 - - 1400 - Serolis spec.: 100—1600 - - 1500 - — Bromleyana: 410—1975 - - 1565 - (Im Vorstehenden sind nur diejenigen Arten aufgeführt, bei welchen die Unterschiede in der Tiefenverbreitung als sehr beträchtliche, resp. 246 IsopoJa. als höchst auftauende zu bezeichnen sind. Die Zahl derselben würde sich wesentlich (um 22) erhöhen, woUte man ihnen noch diejenigen hin- zuliigen, für welche Unterschiede in dem Tiefenvorkommen zwischen 20 und 88 Fäden festgestellt worden sind.) Es kann hiernach keinem Zweifel unterliegen, dass eine immerhin ansehnliche Zahl von Meeres -Isopoden einen hohen Grad von Indifferenz eegen die Tiefe ihres Aufenthaltes erkennen lässt und dass bei einzelnen selbst ein Unterschied von 9000 Fuss und darüber V^lg Meile) für ihre Existenz nicht in Betracht kommt. Allerdings beziehen sich nun die Unterschiede in dem Tiefen -Vorkommen der aufgeführten Arten nicht durchweg auf denselben Fundort, sondern sind zum Theil verschiedenen Breitegraden entlehnt. Indessen erleiden diese Tiefen -Differenzen auch dann nur einen geringen Abbruch — nur diejenigen von über 1400 Faden kommen in Wegfall — , wenn man nur eine engere, demselben Breite- grade entsprechende Lokalität in Betracht zieht, wie dies z. B. an fol- genden 26 Arten ersichtlich ist: Ärdunis affinis (LoMen): .... 250-300 F., Unterschied: 50 F. — spec. (Kerguelen): 100—150 - - 50 - Paranthura tenuis (Hvitingsoe): . . . 150—200 - - 50 - — norvegica (ebenda): 150—200 - - 50 • Äega psora (Hardanger Fjord): . . . 100—150 - - 50 - — S^roewi (ebenda) : 100-150 - - 50- Ghjptonotus cntomon (Ostsee): . . . 0—60 - - 60 - Janira maculosa (Storeggen): . . . 80—150 - - 70 - Äncms spec. (Kerguelen): .... 40 — 120 - - 80 - Scrolis spec. (Kerguelen): 40—120 - - 80 - Paranthura hrachiata (Nord- Amerika): 27 — 115 - - 88 - Ili/arachna longicornis {Hardnüger V)ord): 300 — 400 - - 100 - — hirticcps (Lofoten) : ..... 120—250 - - 130 - — hrachiata (Lofoten): 120—250 - - 130 - Eurycope furcata (Lofoten): .... 120—250 - - 130 - Nannoniscus oblongus (Lofoten): . . . 120—250 - - 130 - Synidotea noclulosa (Nord -Amerika): 16- — 190 - - 174 - Ihjarachna coronata (Lofoten): . . . 120 — 300 - - 180 - Anc'eus cerinus (Nord- Amerika): . . 10—220 - - 210 - ÄTofe spec. (Pr. Edwards- Insel): 1375-1600 - - 225- JiMKHojjs/s spec. (Pr. Edwards -Insel): 1375—1600 - - 225- ^rdMms spec. (Pr. Edwards Insel): 1375—1600 - - 225- Eurycojje coriiufa (Hardanger Fjord): 150 — 500 - - 350 - Scrolis Bromhyana iAimtralku): . . 700-1100 - - 400- Munnopsis spec. (Neu- Seeland): . . 700 — 1100 - - 400 - — spec. (Neu -Guinea): .... 1100—2500 - - 1400 - Die Zahl dieser in ihrem Tiefen -Vorkommen so beträchtliche Schwankungen zeigenden Arten erweist sich zur Zeit sogar viel beträcht- licher als diejenige der nur in bestimmten und zugleich bedeutenden Kaiimliclie Vorljreituiig'. 247 Tiden aurgcfimdeiieu , von welchen wir liier uur diejeuigen aufübreu wollen, welche bisher nicht über 200 Faden angetrotten worden sind. Es sind dies nämlich uur iblgende zehn: Aiiccus abyssorum: 200, Scrolif! spec: 210, Eurycopc robusta: 220, Cryptoniscus spec. : 250, Mmi- nojisi^ a\)ec.: 345, Jaiüra Inciniafti: 400, Arcf urus s\)ec.: 500, Bathijnonms (jKjaidrn»: 955, Munnopsis spec: 1G75 und ilnjDioiit'h spec: 2175 Faden. Freilich ist von letzteren mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass fort- gesetzte Untersuchungen auch für sie mehr oder weniger ausgiebige Differenzen in ihrem Tiefen -Vorkommen ergeben werden. Die bedeutendste bis jetzt für einen Isopoden festgestellte Meeres- tiefe beträgt 2500 Faden (15,000 Fuss = ■% Meile), nächstdem 2175 (= 1,3,050 Fuss , über Va Meile). Beide beziehen sich auf Arten der Gattung il/HKW(yjsis, welche überhaupt als eine specifische Tiefsee -Gattung zu gelten hätte, wenn nicht die am längsten bekannte nordeuropäische Art 3Iunnopsi>! typka Sars die oben erwähnten ansehnlichen Schwan- kungen in ihrem Vorkommen zwischen 400 und 50 Faden Tiefe erkennen Hesse. Nächst Mminopsis würde die Gattung Arciurns in einzelneu Arten (1600 und 500 Faden) und Bnthjnonms (jujantms (955 Faden) als die beträchtlichsten Meerestiefen bewohnend hervorzuheben sein. Für mehrere derjenigen Arten , welche bei ihrer Verbreitung über ausgedehnte Meeresstrecken an den einzelnen Lokalitäten, für welche sie nachgewiesen worden sind, in verschiedenen Tiefen vorkommen, hat sich herausgestellt, dass sie äquatorialwärts ungleich weniger tief als polar- wärts auftreten. Am schärfsten ist dies in die Aiigen fallend bei zwei &>ü//»- Arten, von denen die eine zugleich an der Brasilianischen Küste zwischen Pernambuco und Bahia (10° südl. Br.) und zwischen den Prinee Edwards- und Crozet-Inseln (zwischen 47 und 46" südl. Br.), die andere (Scivlis lJruiiilci/an(() einerseits zwischen Australien und Neu-Seeland (34" südl. Br.), andererseits südlich von Kerguelen, an der Eisgrenze (62" südl. Br.) angetroffen worden ist. Während erstere an der Brasi- lianischen Küste nur eine Tiefe von 100 Faden innehält, steigt sie in der antarktischen Zone bis zu 1375 und 1600 Faden Tiefe herab. In nahezu entsprechender Weise hat sich für Serolis Brontlvyana zwischen Sidney und Neu-Öeeland ein Vorkommen in 410, an der Ostküste Neu- seelands in 700 und 1100, an der Eisgrenze der antarktischen Zone in 1975 Faden Tiefe ergeben. Dass diesen gegen den Pol hin constant zunehmenden Tiefen bestimmte, massgebende Faktoren zu Grunde liegen, kann trotz ihrer vorläufig geringen Zahl kaum einem Zweifel unterliegen; sie aber aus einem einzelnen, z. B. der sich möglicher Weise gleich ver- hahenden Meerestemperatur herleiten zu wollen, möchte wohl jeden- falls so lange als voreilig erscheinen, als diese für die einzelnen Tiefen nicht sicher festgestellt worden ist. Man wird mit derartigen Annahmen um so vorsichtiger sein müssen, als die von M. und 0. Sars an der Norwegischen Küste in weiterem Umfang ausgeführten Tiefsee- Unter- suchungen für einige Arten zu gerade umgekehrten Resultaten geführt 248 Isopoda. haben. Zwar finden sich auch hier einige Arten (Ancihis mnxUlaris, Ischnosoiiia hispinostiiii, Arctiinis 2^itsillns) ausserhalb des Polarlireises, z. B. bei Storeggen (etwa 62" n. Br.) in geringeren Tieien (50 bis lüÜ Faden) als im arktischen Meer bei den Lofoten (68«— TO« n. Br.), wo sie erst bei 300 Faden (Anc'cus muxiUaris und Isclnwsoma hispinosiim) resp. bei 120 Faden (Arcturus pusillus) angetroffen worden sind. Diesen stehen jedoch schnurstracks zwei andere Arten entgegen, nämlich Mun- nopsis typka und Ennjcopc coniufa, für welche bei Storeggen (62'*) ein Tiefenvorkommen von 400, bei den Lofoten (68" — 70") dagegen von nur 250 resp. 100 bis 300 Faden festgestellt worden ist. Ein besonderes Interesse bieten nach 0. Hars' Untersuchungen die Tiefsee- Bewohner der in die Norwegische Küste tief einschneidenden Fjorde, z. B. des von ihm auf ihre Crustaceen näher untersuchten Chri- stiania- und Hardanger- Fjord dadurch dar, dass sie in ihren grössten Tiefen, welche für den erstercn 200 bis 230, für letzteren selbst 300 bis 500 Faden betragen, Arten beherbergen, welche einen hoch nordischen Charakter an sich trngen und zum Theil auch schon im Polarmeer, z. B. in der Nähe der Lofoten aufgefunden worden sind. Bis jetzt beschränkt sich die Zahl dieser letzteren Arten freilich nur auf drei: Eurycopti cornuta: Christiania- Fjord: 200—230, Hardanger -Fjord: 150 bis 500, Lofoten: 100—300 Faden, Munnopsis typka: Christiania -Fjord: 200—230, Lofoten: 250 Faden, IscJmosoma Uspinosum : Christiania-Fjord: 200 — 230, Lofoten: 300 Faden, während 7h/((mc]i)ia lougkoniis (im Christiania-Fjord: bis 200, im Har- danger-Fjord: 300 — 400 Faden), Macroatylis i^innifcm (im Christiania- Fjord: 230 Faden) und ^«cms abyssonim (Hardanger- Fjord: 200 Faden) für das Polarmeer noch nicht haben nachgewiesen werden können. Dieses eigenthümliche Verhältniss glaubt 0. Sars nur daraus erklären zu können, dass die Tiefenbewohner dieser Fjorde, deren Grund von den Meeresströmungen nicht berührt wird und für welche sich der geognostische Nachweis fuhren lässt, dass sie sich während der Eiszeit bei weitem tiefer — der Christiania-Fjord z. B. zwanzig Meilen weiter — in das Land hinein erstreckt haben, sich seit der Eisperiode unverändert in denselben erhalten haben. 2. Horizontale Verbreitung. Die Meeres -Isopoden sind — otfen])ar wegen der unscheinbaren Grösse und Färbung der meisten — bis jetzt in viel zu geringem Umfang Gegenstand der Feststellung in Bezug auf ihr Vorkommen gewesen, haben ausserdem aber wegen ihrer Variabilität in Grösse, Form und Färbung bei verschiedenen Gattungen (Idothea, SpJiaeroma u. A.) zu so divergirenden Ansichten über die Artbegrenzung Anlass gegeben, als dass aus den bis- her vorliegenden Daten irgend wie sichere allgemeinere Schlüsse über ihre geographische Verbreitung gezogen werden könnten. So viel stellt sieb indessen schon aus den gegenwärtig verbürgten Thatsachen heraus, dass liäiimliche Vcibreituiii;-. 249 sie gleicli den meisten übrig-cn Meei-esl)e\voiinern der verschiedensten Thierklassen tlieils auf engere Bezirke bescliräukt, theils über umlang- reiche Binnenmeere (Mittelmeer) oder weite, offene Meeresbuchten (Nord- see, Behrings -Meer, Antillen -Meer) allgemein verbreitet sind, ohne sich an diese übrigens in allen Fällen streng zu binden, theils endlich in nicht seltenen Fällen an weit von einander entfernten Punkten der grossen Oceane oder selbst an den verschiedensten Punkten des gesammten Weltmeeres angetroffen werden. Was zunächst diese veeit verbreiteten Arten betrifft, so hält es für dieselben nicht schwer, sich über die Art und Weise ihrer allmählichen Weiterbeiörderuug befriedigende Rechenschaft zu geben. Dieselben ge- hören nändicb fast ausschliesslich den Familien der hhthcidrn einer- und der Acgidcn und Ci/wothoidm andererseits an. Die Mitglieder der ersten Familie werden ausser auf dem Meeresgründe sehr allgemein zwischen den auf der Meeres -Oberfläche treibenden Massen von Tang und See- gras angetroff'en, während diejenigen der beiden anderen theils andauernd, theils zeitweise parasitisch auf Fischen leben. Bei der oft sehr aus- gedehnten Verbreitung vieler Fische über grosse Strecken des Oceans, z. B. vom rothen Meer und der Ostküste Afrika's durch das Indische bis in das Australische Meer und den stillen Ocean hinein, erklärt sich aber eine ähnliche Verbreitung ihrer Epizoen von selbst, während für die sich an schwimmende Tangmassen anklammernden Idotlmden es die Meeres- strömungen sind, welche ein zuweilen selbst kosmopolitisches Vorkommen zu Wege bringen. Welche Dimensionen dasselbe unter Umständen an- nehmen kann, zeigen u. A. folgende Beispiele: Idothca mai-hia Lin. {laUicn Fall., pdagka Leach, triciisindata Desm., irrorata Say, hrcrimnda Dana, Basten Aud., variegata Roux): Ostsee, Nordsee (bis Island), Canal, Atlantischer Ocean an der West- küste Europa's, Mittelmeer, Schwarzes und Caspisches Meer — At- lantischer Ocean an der Ostküste Nord-Amerika's, Desterro, Rio de Janeiro, Neu -Seeland, Australien, Java und Rothes Meer. Idothca mrtaUkd Bosc (atrata Costa, rugosa M. Edw., peloponnesiaca Roux, rohnsta Kroyer, compacfa\N]i\iG, cdglrica huc, hrevicomis Rathke): Grönland, Kü.ste Norwegens, Lesina, Griechenland, Algier, Teneriffa , Atlantischer Ocean 55 " n. Br., 16 " westl. L., 20 " n. Br., 22« westl. L., 31» n. Br., 23» westl. L., Küste von AVest -Afrika, St. Helena, Atiantiseher Ocean 34" südl. Br., 4" westl. L., 35" südl. Br., 35" westl. L., Massachusetts, Montevideo bis Maghellan-Strasse, Neu - Süd -Wales , Port Jackson, Borneo, Sumatra, Indischer Ocean, Cap der guten Hoffnung. Idothca nngidafa Fall. (Lalandl et affniis M. Edw., Edwardsi Guer., nitida Hell.): Süd -Australien, Tasmania, Neu-Seeland, Flinders- Land, Aucklands- Inseln, Cap der guten Hoffnung, Chile, Falklands- Inseln, Rio de Janeiro. 250 Isoi)oda. Idothea Per Olli M.. Edw. {dldimtadwGW): Austialieu, Tasiuauia, Fliuders- Land, Cap der guten Iloft'nuug. — linearis Lin. (tridenfata Latr., hinuinjinata Risso, sexlineata Kr.): Nordsee (an allen Küsten), Mittelmeer, Canarische Inseln, Java. — hcctica {viridissiina Risso?, viridida Costa): Mittelmeer, Atlan- tischer Ocean, Bourbon. Änilocra Capensis M. Edw. : Teneriffa, Cap der guten lloftnung, Java. Livoncm lonyisti/Jis Dana: Rio de Janeiro, Saudwichs -Inseln. Ae(ja scrri2)es M. Edw.: Australisches Meer und Japan. — (Pterelas) Wehhi Guer. : Küste von Portugal und Cap der guten Hoffnung. Cijiiiothua tri})olytcs Sp. Bäte, Phryxus ahdomincdis und Da jus mysidis Kroyer, letztere Art jedoch nicht südlich von Labrador vorkommend. (Das Vorkommen der drei letzten, au Dvcapoden parasitirendeu Arten ist wohl nur aus einer gleichen Verbreitung der letzteren zu erklären.) Unter den auf ein enger al)gegreuztes Gebiet beschränkten Arten stellen wir zunächst diejenigen zusammen, welche als circumpolare be- zeichnet werden können : K:iiuiiliclic Vi'rhivituiitf. 251 1. 11 0 dl 110 1(1 i seil c (arktische) Arten, a) bis jetzt nur im Polarnieer gefunden: Aiiä'us doixjatiis Kroyer (Grönland). Pmiiisa Rcinhardi Kroyer (Grönland). Jacra nivalis Kroyer (Grönland). Janira {Hcnopomiis) fricornis Kroyer (Grönland). Mumm Fahricü Kroyer (Grönland). Nannoniscus oblongus Sars (Lofoten). Euri/cope furcata Sars (Lofoten). — pygmani Sars (Lofoten). Ili/arachna hirticeps Sars (Lofoten). Ili/ariicltna coronafa Sars (Lofoten). Ihjanwhna chjpcata Sars (Lofoten). Idotlica Sahini Kroyer (Grönland). Idofhea rugidosa Buch holz (Spitzbergen). Si/iiidothca incisa Sars (Spitzbergen). Edotia nodtdosa Kroyer (Grönland, arktisches Nord -Amerika, Spitzbergen). Ardurus affinis Sars (Lofoten). — jMsillus Sars (Lofoten). — Baffini Sabine (Baffins-Bay). Aiitliura carinata Kroyer (Grönland). Faranthura arctica Heller (Nördliches Eismeer). Aega arctica Lütken (Grönland, Lsland, Finmarken). Leptojfliryxus mysidis Buch holz (Sabine- Insel). b) sich zugleich weiter nach Süden, in die Nordsee ausbreitend. Anccus maxillaris Mont. (Lofoten) bis England. Munna Boechi Kroyer (Grönland) bis siidl. Norwegen. Munnoims tyjnca Sars (Lofoten) bis siidl. Norwegen. Eurycope cornuta Sars (Lofoten) bis siidl. Norwegen. Ischnosoma hispinosuni Sars (Lofoten) bis siidl. Norwegen. Acga crmidata Lütken (Grönland, Island, Finmarken, Bergen, Chri- stiania, Faröer). Aega psoru Lin. (ei)iarginata Lea^ch, affuiis 'M. Edw.) (Grönland, Island, Lappland, Nordcap, Hammerfest, Spitzbergen, Jütland, Kattegat, Schottland, Neu -Fundland, Labrador, Massachusetts). Gyge hippoJyks Kroyer (Grönland) bis England u. s. w. Phryxus alduminalis Kroyer (hip2Joh/fvs Rat hkc) Grönland, Spitzbergen (auch Nordsee, Adriatisches Meer u. s. w.). 2. Antarktische Arten. Ameus spec. (v. Willemöes) Kerguelen. SeroUs Broinlcyana Willem., südliches Eismeer (bis Australien und Neu- seeland). 252 Isopoda. Scrolis hUifruiis White (^Kergueleu , Aucklaiuls- Inseln). — cornuta ytiuler (Kergueleu). — ovalis St u der (Keiguelen). — sepfemcarlnutu Miers (Crozets- Inseln). — semicariiuäa Miers (Kerguelen). Mnmwpfiis 3 spee. div. (v. Willem öes) antarktisch. Glyptomtus aidarrtinis Eights (New South Slietlands Islands). Idofhea domjata Miers (Aucklands- Inseln). Arcturkles cornuhis Studer (Kerguelen). Äräurus furcatus Studer (Kerguelen). — 4 spec. div. (v. Willem öes, Studer) Kerguelen, Crozets -Inseln. Änfhum spec Studer (Kerguelen). Bijnammc Ecdoni Miers (Kerguelen). Aega senücarinata Miers (Kerguelen). 3. Arten der Nordsee. Anc'eus dcntatus Sars (Norwegen). — abyssornm Sars (Norwegen). — oxi/iiraiiis Lilljeb. (Schonen). — maxilJuris Mont. (England). — Halidayi Sp. Bäte (England). Pranisa cocndcata Mont. (Schonen). — furcata Sp. Bäte (England). ■ — macidata Sp. Bäte (England). — Edwards} Sp. Bäte (England). — Cotü hubali Hesse (Frankreich). — surmideli Hesse (Frankreich). — scombri Hesse (Frankreich). Jcmira laciniata Sars (Norwegen). — maculosa Leach (England, Norwegen, Dänemark). Jaera iiiarina Fab. (alhifrons Leach) (England, Schonen, Norwegen, Dänemark). Jaeridina Xordnumni Rathke (England). Leptaspidla hrnnjKS Sp. Bäte (England). Mtinna BorcJci Kroyer (Norwegen, Dänemark). — limkola Sars (Norwegen). — palmtihi Lilljeb. (Norwegen). — Kfoi/eri Goodsir (England). — Whitcana Sp. Bäte (England). Paramunna hdohata Sars (Norwegen). Pleurogonium ruhicnndnm Sars (Norwegen). — sjnnosissiiiuuii Sars (Norwegen, Dänemark). Dendrotioii spinosum Sars (Norwegen). Munnopsis typica Sars (Norwegen). Eurycopc mcgcdum Sars (Norwegen). P Eäumliclie Verljroitung. 253 Eurycopc coniufa Sars (Norwegeu). — phalamiium Sars (Norwegen). — mufica Sars (Norwegen). — produchi Sars (Norwegeu). IJyaracJma longicornis Sars (Norwegen). — hirsufa Sars (Norwegen). DcsmosoDia lineare Sars (Norwegen). — annatum Sars (Norwegen). — actdeatum Sars (Norwegen). — tcmdmanuni Sars (Norwegen). Macrosfi/lis sphüferu Sars (Norwegen). Jschnosonia hispinosum Sars (Norwegen). Idotlmi marlna Lin. (pclmjica Leach, trkusp'ulda Desm.) Norwegen, England u. s. w. Idothea linearis Lin. (trideidata Latr.), England, Norwegen, Dänemark. — gmnidosa Rathke (Norwegen). — iiictaUica Bosc {hrcviconiis Katbke) Norwegen. — jvismatica Risso (parallda Sp. Bäte) England. — cnumiinafa Fab. (England, Helgoland, Scandiuavien, Dänemark). — acnminata Leach {appendiciduta Risso) England. CJiiridothea megaJura Sars (Norwegen). Arrtiims longicornis Sowerby (England, Schonen, Dänemark). — intcrmcdius Goodsir (England). — gracilis Goodsir (England). — Danmonlcnsis Steh hing (England). Anfhura gracilis Montagu (England). — carinata Kroyer (Dänemark). Parantkura Costana Sp. Bäte (England). — norvegica Sars (Norwegen). — tenuis Sars (Norwegen). Lininoria lignorum Rathke (England, Dänemark). Sphem-oma serrcda Fab. (England). — rugicauda Leach (England, Dänemark). — Hookeri Leach (England). — curta Leach (England). — Prideauxiana Leach (England). Dynanienc rubra Leach {viridis Leach), England. — Monfagui Leach (England). Cymodocca truncata Leach (England). — cmarginata Leach (England). Nesaca hidcntata Leach (England). Campecopea hirsida Mont. (England). • — Cranchii Leach (England). Eurydice pidclira Leach (Slahberina agata Ben ed.), England, Belgien, Sylt, Dänemark. 254 Isopoda. Cirölana Cranclui Leacli (England). — spinipes Sp. Bäte (England). — horcalis Lilljeb. (Norwegen, Dänemark). Conilera cyllndracea Mont. (England). Bocinela Damnoniensis Leacb {Aclii-nixin votHudicctuda Lilljeb.) Eng- land, Norwegen, Dänemark. Acga vcntrom Sars (Norwegen). ^— Stroenii Ltitk. {hiairhiatu Leacb) Norwegen, Faröer, England. — tridcns Leacb (Norwegen, England). — 2)Som Lin. {cmanjinida Leacb), Norwegen, England, Dänemark). — monojildludma Jobnston (England, Shetland- Inseln, Island, Nor- wegen, Dänemark). — crenuluta Liitkeu (Dänemark). Bopyrus sqmlhirum Latr. (England, Dänemark). Gyge galathmc Sp. Bäte (England). — Mppofyks K royer (England). — Phryxits (ihdonilnalis Kroycr {hippohiicn Ratbke), England, Nor- wegen, Dänemark, Schonen. — pcujuri Ratbke (Norwegen, England, Dänemark). — hernhanll Kroyer (Dänemark). — Hynämanni Sp. Bäte (England, Dänemark). — fudkdudidiis Sp. Rate (England). — lotHjdndnchkdus Sp. Bäte (England). — (jahdheae Hesse (England, Frankreich). Atlichjes lofifcr Hesse (Frankieicb). — intcrmedins Hesse (Frankreich). — cladophorus Hesse (Frankreich). Prostetlnis cancdkididufi Plesse (Frankreich). lonc thoracica Mont. (England). Bnjus mysidis Kroyer (Nordsee). IIcmioniscHS Ixdani B neb holz (Norwegen, England). Cryptoniscus (Liriopc) pygmacus Ratbke (Norwegen, England). 4. Arten der Ostsee. Ascllus nquaticus Lin. (Greifswald, Gotland, Ostpreussen). Jacra marina Fab. (aJhifrons Leacb, Kroycri M. Edw.), Kiel, Mecklen- burg, Greifswald, Rügen, Ostpreussen. GlyptonoiHi^ cutomon Lin. (von Iliddensöe ab östlich überall). Auch im Caspischen Meer (Grimm), in der Bebring -Strasse {Idiitiirtjit (da^^hmsis Lockington) und bei Labrador. Idothm »lariiin Lin. {tncnsplduta Desm.). Von Kiel bis KJinig.sberg hänfig. Paranthuid Cosfcnia Sp. Bäte (Greifswald). AntJmra gracilis Mont. (Kiel, Wismar nach Moebius). Limnoria lignorum Ratbke (Iladersleben). Sphncnnim rugicaiuhi Leacb [halt im Schioedte), Kiel, Rülk, Greifswald. Räninlirho Verbreitung. 255 5. Arten des Sehwarzen Meeres. Axrnis spec. Jaerklina Nordmaniii Rathke Idotlica marhui Liu. (fricuspidata Desni., Bnsferi Rathke) — (icHiiiiiiiitK Leach {capito Rathke, appcndicuhifn rf lanrcolata Risso) Ci/modocm {Caitipecopea) rcrskoUr Rathke Nesam {Canipccopca) hkolor Rathke — hldrntaUi Leach Enrydke? (Ilclleria) pontka Czerniavski Bopyrit^ ^(piilliinini Latr. Bopiirliia ocdlata Czeru. {rirhil Walz) Cn/ptonisctis {Liriope) pygmacus Rathke 6. Arten des Adriatischen Meeres. Anccns vortix Lucas Jarra Kroyiii M. Edw. — lonjikornifi Lucas — fdkornis Grube Jdotlipu niarina Lin. {trkuspklnta Desni.). — hrdica Fall. — mvUdJka Bosc {algirim Luc). — prismatka Risso (chelipcs Costa). — acummata LQa,ch (mi)/fo Rathke, appcndkidcda rf Jniircohda Risso) Anfhnrn nigropnncfata Luc. — Ltturcntiana Grube Limnoria nnciiuda Heller .Sphacronm scrnän Fab. — Jurinei Aud. (? enmrghuda Grube) — Rissol Heller — gmmdafa M. Edw. (ndirojiiiiirhitn Grube) — trulcntida Grube — gdihosa M. Edw. — Savignyi M. Edw. Cymodocca pihsa M. E d w. Ni'snca hklentafa Leach Cirolana huiipes M. Edw. Nerocda «drkdkd Schioedte, Meinert — macidata (et affinis) M. Edw. — hivittcda Risso riocinda {Achcruski) Dumcrdi Luc. (romphuuda Grube) Arga rosacea Risso (hkarinafa Leach) — {Rocinda) Deshaycsiana M. Edw. — {Rocinda) opldludnika M. Edw. Andocra physodcs Lin. {mrdHcrrmuu Leach) 256 IsopoJa. AnilocraT frontalis M. Edw. Cymotlioa ocstrum Fab. — oestroidcs Kisso — Audouini M. Edw. — parallela Otto Bopyrus squlllarum Latr. Bopyrina ocdlata Czeru. (^virhii Walz) Fhryxus abdominalis Kvoyer Gyße hranchialis Com. lone thoracica Latr. 7. Arteu des Jlittelmeeres. Ancctis forficularis Risso (Nizza). — vorax Luc. (Algier). Praniza »umritanica Luc. (Algier). — ohcsa Luc. (Algier). — ventricosa Risso (Nizza). — plmnosa Risso (Nizza). — mcsosoma Risso (Nizza). — hranchialis Otto Jucra lon()icornis Latr. (Algier). Idothea niarina Lin. {tricuspidata Desm.) — hectica Fall, {viridissima Risse?, viridula Costa) — emargincäa Fab. — linearis Lin. (tridcniuta Latr., himanfnifda Risso) — aeumincUa Leach {lanciformis, lanccohda et appriidicid/da Risso, amjustcdu Lucas) — nietcdlica Bosc {tdgirica Luc, afrafa Costa, pcloponncsiaca Roux) — prisniatica Risso {chdipcs Costa) — carinatu Luc. (Algier). Arctiirus Dcshaycsi Luc. (Algier). Anthura ßiformis Luc. (Algier). — nigropunctata Luc. (Algier). Spliarroiiia scrrata Fab. — tricjona Risso (Nizza). — Jurinci Aud. (Egypteu). ^ Savigni/i Aud. (Egypten). — Walckeiiacri Aud. (Egypten). Nesaea Edwardsi Luc. (Algier). Cpmodocea pilosa M. Edw. — Lamarclä Leach (Sicilien). — Lesumri Risso (Nizza). Eurydice Stvainsoni Leach (Sicilien). Nerocila maculata {et affinis) M. Edw. (Genua, Rom, Neapel). — neapolitiina Schdte., Mein. (Neapel). Räumliclie Verbreitung'. 257 Ncrocila (Ichtlnjophihis) Orhhßiyi Gu6r. (Genua, Neapel, Griechenland). — hivitiatd Risso (Nizza). Rocinela (Achrnisi/i) DumcriU Luc. (Algier, Sicilien). Acga rosacca Risso (bicarinafit Leach) Nizza. — hirsufa Schdte., Mein. (Nizza). — {Rocinela) Desliaycsimm M. Edw. — {Rocinela) ophthaJunca M. Edw. (Sicilien). — iitcisa Schdte., Mein. Anilocra frontalis M. Edw. (Nizza, Messina, Oran). — phtjsodcs (et asilas) Lin. (Ciivieri et ineditermnca Leach, OlympiK vulgaris Risso, Catiolini alhicornis Guer.). Von Malaga bis Griechenland. — ritt ata Luc. (Algier). Lirnneca sinuata Kölbel (Öicilieu). Cymothoa ocstroides Risso (Nizza). — paraUela Otto — Audouini M. Edw. Bopyrus squillarum Latr. {palaemonis Risso) Nizza. liopyrina ocellata Czern. (rirhii Walz) Neapel. Gyge hranchialis Corn. Cepon portuni Kossni. (Neapel). 7owe thoracica Mont. Pseudione ccüliamissae K o s s m. Entoniscm Cavolinii Frais se — Moniczi Giard (Neapel). Crypfoniscus pagiiri Frais se (Balearen). — monophthahitus Fraisse (Neapel). — curvatiis Fraisse (Neapel). Ein Vergleich der diesen fünf Europäischen Meeren zukommenden lsopodrn-A\t&\\ ergiebt eine auffallende Ungleichheit in der Zahl der- selben. Die bei weitem grösste kommt der Nordsee (100 A.), die geringste der Ostsee (7 A.) und dem Schwarzen Meere (11 A.) zu; auch das Mittelmeer mit seinen 58 und die Adria mit ihren 40 Arten stehen weit hinter der Nordsee zurück. Letztere besitzt eine ganze Reihe von Gattungen, welche den vier übrigen Meeren ganz fehlen : Janira, Leptas- pidia, Munna, Paramunna, Plnirogoiiiuiu, Iktidrotion, Munnopsis, Eury- cope, Ilyarachna, Desmosoma, Ilacrostylis, Ischnosoma, Chiridothea, Dyna- menc, Camprcopca, Conilcra, Afhelges, Prostetims, Bajus und Hemioniscus, während die Ostsee nur zwei (AsrllHs, Glyptoiiotus), das Schwarze Meer und die Adria keine, das Mittelländische Meer vier ihm zwar nicht eigenthiimliche, aber den anderen Europäischen Meeren fehlende Gattungen (Lironeea, Cepon, Pseudione, Entoiiiscus) besitzt. Nur das Mittelmeer und die Adria haben, wie dies von vornherein nahe liegt, eine verhältnissmässig grosse Anzahl von Arten (26) mit einander gemeinsam; die Nordsee mit dem Mittel- nieer nur 9, mit dem Schwarzen Meer 6, dieses mit der Adria 5, mit dem Br..iiii, Klassen des Tliicr - Rcii-Iis. V, 2. ■• j 258 Isopoda. Mittelmeer 4, die Nord- mit der Ostsee 5. Nur eine einzige Art ist über alle fünf Meere ausgedehnt: Jdotlmi marlna Lin., zwei: Idntlmi aciimi- nafa Leach und Bopijrus sqniUcirum Latr. über vier derselben (nur in der Ostsee fehlend). Der Nordsee, Adria'und dem Mittelmeer sind ge- meinsam: LJutlica prisinatka Risso, metaUka Bosc, Sphaeroma scrrafa Fab. und lonc thoracka Latr., der Nordsee, dem Schwarzen Meer und der Adria: Nrsam hiäcntutii Leach, der Adria, dem Schwarzen und Mittelmeer: Bopiirina ocdJata Czeru. Nur in der Nord- und Ostsee finden sich: Jacra nutrina Fab., Pamnthura Costana Sp. Bäte und Limnorkt Uniioruin Rathke, nur in der Nordsee und dem Schwarzen Meer: Jacridina Nurdnidimi Rathke. In der Ostsee und dem Schwarzen Meer steht die Zahl der ihnen eigenthümlichen Arten gegen die auch anderweitig vorkouimendeu bedeutend zurück , während in der Nordsee und im Mittelmeer die hier ausschliesslich auftretenden Arten bei weitem überwiegen. 8. Arten des Rothen Meeres. Anceus rhvnobatis K o s s m. Idothcn iu((fiu(i Lin. Ncsaea Latrcilkl Leach Cirolana arahka Kossm. Corüana crythram Kossm. Ccpon messoris K o s s m. Zeuxo longkoUis Kossm. 9. Arten Ost- Afrika' s. Idothva hcctku Fall, (ßourbon). SpJiticronui hd>cmilnto-cyhntn Hilgdf. (Mosambik). Ncrocila trkhiuni White (Mauritius). Anüocra coxalis Schdte., Mein. (Sansibar). — acuminata Hall er (Bonrbon). Livoneca pkujidopliom Ha 11 er (Mauritius). Oi/motJioa carUiata Bianconi (Mosambik). — rofundifrons Haller (Mauritius). — Blathaci Leach, M. Edw. (Seychellen). Crratüthoa hdlcnuda, M. Edw. (Mosambik). Ccpon typus Duvernoy (Mauritius). Gkjantwnc Mochü Kossm. (Mauritius). 10. Arten von der Insel Sau Faul. Idotltca nitida H a 1 1 e r Clmnfis granidosa Hall er Sjihnrromn 2>0'forafa M. Edw. Cirokma ru(jicanda 11 a 1 1 e r liruniili.lic Vorbreiduig-. 259 11. Arten Slid-Af rika's. Idofhc'i hirtijKS M. Edw. (Cap). — Lichknsteini Krauss (Tal'elbay). — LatreiJlei Gu6r. (Cap). — mdallka Bosc (Cap). — unnulata Fall. {Lahimli d affinis M. Edw., Edwardsi Guer.), Cap. — Peroni M. Edw. (distincta Giier.), Cap. Ardurns cornujcr Stebbing — lineatus Stebbing Anthura pimctata Htimps. (Cap). — catemda Stimps. (Cap). — laevigata Stimps. (Cap). Sphucroma mmrocephala Krauss (Port Natal). — Stimpsoni Heller (Cap). — scuhrkula Heller (Cap). — Ahjohisis Stebbing (Delagoa-Bay). — Smignyi M. Edw. (Port Natal). Cirolam hbiipcs M. Edw. (Cap). Nerocila cejjlialotcs Schdte., Mein. (Cap). Acga (Pterelas) Wchli Guer. (Cap). Anilocra Capensis M. Edw. (Cap). Lironcm Baißiaudi M. Edw. (Cap). Cymothoa Banksi Leacli, M. Edw. (Cap). 12. Arten des Atlantiseben Oceans. Anchts spec. (v. Willem ö es), Teneriffa. Ilunnoi^sis spec. (v. WiHemöes), Azoren. Idothca marina Lin. (tricuspidata Desm.). _ nidallica Bosc (St. Helena, Teneriffa). — hedica Pall. — linearis Lin. (Canarien). ? Scrolis Fabricü Leach (Senegal?). Spharroma micramnfha Trist. (Poitou). — Trisknsis Leach, M. Edw. (Tristan d'Acunba). Aega Dcsliayesiana M. Edw. (Azoren). — {Pterdas) WdM Gu6r. (Portugal). Bocimla (Acliemsia) DumcriU Luc. (36»,4(5 n. Br., 14°,7 westl. L.). Nerocila macidata {et affinis) M. Edw. (Gascogne). — rhnhdota Kölbel (Senegambien). — aphalotes Schdte., Mein. (Gabon). Anilocra atlantica Schdte., Mein. — ca2^cnsis M. Edw. (Teneriffa). Ceratoihoa Steindachncri Kölbel (Lissabon). 17* 260 Isüpoda. Ceratothoa exocoeti. Cunningh. (Cap Verdiscbe luselu). Entoniscus Moniesi Giard (Bretagne). Pleurocryx)tus porcellanae Hesse (Brest). 13. Arten Ostindiens, des Sunda-, Philippinen- und M 0 1 u k k e u - A r c b i ]) e 1 s. Llothca mar'ma Lin. (? Java). — mctdUim Bosc (nujosa M. Edw.), ßorueo, Sumatra. — linearis Lin. (Java). — Lulica M. Edw. (Malabar). Ärcturus (Leachia) midosiis Dana (nördl. von Borneo). Sphueroma mientalis D a n a (Singajjore). — Jaeriuscula Hell. (Java). — tristis Hell. (Nicobaren). — vastator S p. Bäte (Madras). Cirolana oricnhdis Dana (Suhl -See). — elonguta M. Edw. (Ganges). — sculpia M. Edw. (Malabar). — latistylis Dana (nördl. von Borneo). Tachaea crasslpcs Schdte, Mein. (Singapore). Corallana hasaJis Hell. (Nicobaren). — collaris Schdte., Mein. (Philippinen). — hrevipcs Schdte., Mein. (Philippinen). — nodosa Schdte., Mein. (Philippinen). — hirsuta Schdte., Mein. (Philippinen). — Mrficauda Dana (Philippinen). — (Äcga) uiaoxmrma Bleek. (Batavia). Baryhrotes Indus Seh., Mein. (Bengalen). — (([l'dis Schdte., Mein. (Java, Gaspari). Afga multidiydafa Dana (nördl. von Borneo). — spongiophda Sem per (Philippinen). AVdropKS typus M. Edw. {Aeol'da Harger (Neu -England). Aeg((, psora Lin. — Harfordl Lock. (St. Rosa - Insel). ElUimlichc Vorljreituiii;. 267 Äiya Ähisknisis Lock. (Alaska). Sysccnus iiifdix Karger (Neu -England). Rociiuia Amcrkana Schdte, Mein. (Ireston). Actjaihoa Mlgwm Harger (New-Havcu). Oltnch-a pmriju>^tator Latrobe {Luiiiuirki Leacb). Ncrocila acumimda Schdte., Mein. (Carolina, Louisiana). — munda Harger (Neu -England). Livoiuva ovalis White — Dcsmaresti Leach Anilocm oralis Say — latkauda M. Edw. (Maryland, Massachusetts). Cijmothoa immcrsa Say — laiicrolata Say — frik)b<(, de Kay (New- York). — olivacva de Kay (New -York). Boijynis myftiduiii Pack. (Labrador). Gyge hippolytcs Sp. Bäte (Neu -England). Phryxus abdomincdis Kroyer (Neu -England). Dajiis hiysidis Kroyer (Labrador). Lcidya {dpon) distorfa Leidy Der Vergleich des Inhaltes vorstehender Faunengebiete ergiebt für die geographische Verbreitung der (umfangreicheren) Familien folgende Resultate : Die ScroUdcii. für welche man vor 40 Jahren ein fast ausschliesslich antarktisches Vorkommen hätte vermuthen können, haben sich durch fortgesetzte Forschungen als ungleich weiter verbreitet herausgestellt. Zwar dominiren sie auch gegenwärtig noch im antarktischen Meer and an der Küste Patagoniens, wo sie in übereinstimmender Weise 29 proc. sämmtlicher bekannter Isopodcu repräsentiren. Der Nachweis einzelner Arten bei San Diego in Californien (33" n. Br.) und zwischen Pernambuco und Bahia (10" s. Br.) lässt jedoch in Verbindung mit einer an den Küsten Chile's vorkommenden Art {Ser. Gaudkhmuü M. Edw.) ebensowohl eine ausgedehnte Verbreitung längs der Küste Amerika's er- kennen, wie das Auftreten anderer Arten in der Bass- Strasse und in dem Meere zwischen dem Australischen Festlande und Neu -Seeland ein weites Vordringen von dem Antarktischen Meere aus gegen Polynesien hin bekundet. Freilich bleiben auch jetzt noch die Küsten Nord -Amerika's imd der gesammten alten Welt von der Verbreitung ausgeschlossen; denn das von Leach für die Patagonische Scrolis pamdoxa Fab. {I'uhrkii Leach) erwähnte Wiederauftreten an der Westküste Afrika's (Sene- gambien) entbehrt bis jetzt der Bestätigung. Die einander nahe verwandten Asdlincn und Mimnoimdmi lassen zur Zeit eine sehr ungleichmässige Vertheilung über die einzelnen Meere 268 Isopoda. erkemieii. Ueberhaupt iiocli nicht nachgewiesen sind sie im Rothen Meer, an der Küste von Ost und Süd -Afrika, im Ostiudischen Meer, sowie an den Küsten Australiens und Süd -Amerikas mit Ausnahme einer einzelnen im Patagonischen Meer aufgefundenen Art. Auch im Schwarzen, im Mittel- meer, im Atlantischen Ocean und au der Westküste Nord-Amerika's (Vancouver) sind sie nur je durch eine Art repräsentirt. Dagegen treten sie in relativ grosser Dichtigkeit in verschiedenen nordischen Meeren auf. Im arktischen Meer repräseutiren sie 42 proc. sämmtlicher Isopodcn (13 unter 31), in der Nordsee 28 proc. (28 unter 100), an der Ostküste Nord-Amerika's 21 Vi proc. (12 unter 56), im Chinesischen und Japanischen Meer 16-/3 proc. (2 unter 12 Arten). In einem dem letzteren fast gleichen Procentsatz (16 proc.) treten sie auch im antarktischen Meere (3 unter 19 Arten) wieder auf, in einem beträchtlich schwächeren (10 proc.) in Polynesien (3 unter 32). Dass das Vorkommen von IdofJii'idni für das Eothe, Chinesische und Antillen -Meer noch nicht festgestellt worden ist, scheint bei der pelagischen Verbreitung vieler hierher gehörigen Arten nur auf Zufall zu beruhen. Im Uebrigen lässt gerade diese Familie eine ebenso allgemeine Aus- dehnung wie fast gleichmässige Vertheilung ülier die verschiedensten Meere erkennen. Die Procentsätze der ihnen angehörigen Arten zu den übrigen Imjiodoi unterliegen zwar auch für die einzelnen Lokalitäten merklichen Schwankungen und stellen sich z. B. für San Paul, das ant- arktische Meer, Süd- Afrika, Australien und das westliche Mittel- Amerika ansehnlich höher als für die übrigen. Dennoch erweisen sich die Unter- schiede keineswegs als so beträchtliche, um darauf haltbare Schlüsse für eine deutliche Ab- oder Zunahme nach einer bestimmten Richtung hin zu basiren. Die Sjiliarrotiiidci) sind dadurch bemerkenswerth, dass sie ebensowohl im arktischen und antarktischen, wie in den Tropenmeeren an Artenzahl sehr zurücktreten, resp. ganz fehlen. Letzteres ist nach den bisherigen Erfahrungen im Antillen-, Chinesischen und im arktischen Meere der Fall, ersteres im Antarktischen Meere (1 unter 21 Arten, also 5 proc), an der Brasilianischen Küste (2 unter 37, also ÖV-. proc.) und im Ostindischen Archipel (4 unter 67 Arten, also 6 proc.). Auch an der West- und Ost- küste Nord-Amerika's treten sie noch relativ spärlich auf: an ersterer (San Francisco) nur zu 2 unter 2.3 Arten (8 proc), an letzterer zu 5 unter 56 (9 proc). Dagegen erreichen sie ihre grösste Dichtigkeit an der Chilenischen Küste (zu 7 unter 15 daselbst aufgefundenen Isopodcn, daher 47 proc.) und in Australien (zu 12 unter 28 Arten: 43 proc). In recht beträchtlichem Abstand folgen dann erst das Schwarze Meer mit 27 proc. (3 unter 11), die Ostsee (2 unter 8), die Adria (10 unter 40), Polynesien (8 unter 32), und San Paul (1 unter 4) mit 25 proc, Süd- Afrika (5 unter 22) mit 23 proc. und Patagonien (5 unter 24) mit 21 proc, während das Mittelmeer (9 unter 58 j mit 15'/2 proc, das Rothe Meer (1 unter 7) mit 14 proc. und die Nordsee (13 unter 100) mit 13 proc. abermals weiter zurückstehen. Käumliche Verbreitung'. 269 Flir die Familien der Ai>pliorold('a (Australien und Chile). Unter den Acgiden und CymotJididen sind weitverbreitete Gattungen : Clrolann, Aega, Ncrocila, Anihrrn und CywofJioa- dagegen lokale: Eunjdke (Europa), Corallana (Ostindien und Polynesien), Balliynomus (Yucatan), Aegathon (Süd- Amerika), Biwid und Lathraena (Brasilien), Asotaiia (Peru), Des- marcst'w (Chile), Artiintonr (La Plata), SyAcmiis (Nord -Amerika), Plotor, Bossa, Baryhrofus, Tachaea und AUfrojms (Ostindischer Archipel), Uro- zeuctes (Australien). B. Verbreitung der Land- Isopoden. Das Wiederauftreten einer Anzahl von Arten an mehr oder weniger weit von einander entfernten Punkten der Erdoberfläche, welches auch für die Familie der Landasseln hervorgehoben zu werden verdient, beruht Kaumliclie Verbreitung. 271 hier auf weseutlicli audercu Faktoren als bei den Meeresbewohnern. Waren es bei diesen theils die Meeresströmungen , theils lebende Orga- nismen (Fische), weiche auf die weite Verbreitung verschiedener Isopoden hinwirlvten, so kann bei den Landasseln nur eine künstliche Verschleppung durch Waareutiansporte, vor Allem aber durch den Öcliitisverkehr zwischen den einzelnen Erdtheiien als bedingendes Moment angesehen werden. Die Möglichkeit einer solchen liegt aber bei den sich unter Rinde, zwischen Pflanzenwurzeln, in Waarenlagern, Kellerräumen, überhaupt an dunkelen und feuchten Orten aufhaltenden Oniscincn ebenso nahe, wie für manche Insekten aus den Ordnungen der Coleoptcra {Dcrmcstcs, Ptiims, Sitojihihit^ u. A.) und (hihopUtcm (Blufta, Furiplnncta, Forficida), für 3fy- riopodün {Scolo^n-ndra) und Arachnidcn (Scorpio), von denen bekanntlich eine ansehnliche Zahl durch den Schiffsverkehr allmählich weit, z. Th. selbst kosmopolitisch verbreitet worden ist: nur dass bei den Oiiiscinen nicht ausländische Arten nach Europa, sondern, wie es scheint, nur Europäische Arten nach dem Auslande hin verschleppt worden sind. Als solche sind bi^jetzt folgende bekannt geworden: Lußdium ufiile Pers. (Persooni Brandt), ausser in Europa auch in San Francisco und am Niagara gefunden (Stuxberg). Trkhonisciis piisülus Brandt. Europa und am Niagara (Stuxberg). Phdoscia muscorum Scop. Europa und Egypten (Ehrenberg). Exem- plare von letzterer Lokalität als PInl. »inntwrafa Brandt beschrieben. Oniscus murarius Fab. findet sich auch in Pennsylvanien (Zimmermann). Porcdlio scaber Latr. Ueber Syrien (Ehrenberg), Egypten (Ehren- berg), Pennsylvanien (Zimmermann), Neu-Fundland, Niagara und San Francisco (Stuxberg) und Vandiemensland (Schayer) verbreitet. Porcdlio laevis Latr. Von Europa aus nach Egyten (Ehrenberg: Pore. cucerus Brandt), Turkestan (Uljaniu), Carolina (Zimmermann, Cabanis), Nord-Ameiika ohne nähere Bezeichnung (Pore, dnhius Brandt), Rio de Janeiro (v. Martens) und Montevideo (Sello: Pore, eincrasccns Brandt) übertragen. PorcelKo pictus Brandt: Egypten (Ehrenberg), Carolina (Zimmer- mann) und Niagara (Stuxberg). Porcdlio maeulicorms Koch auch in San Francisco (Stuxberg) gefunden. Porcdlio pruiuoms Brandt auch aus Egypten (Ehrenberg) und Bra- silien (v. Ol fers) bekannt. Porcdlio trilincafns Koch, vom Niagara (Stuxberg). Porcdlio Patldcci Brandt, auch in Egypten (Ehrenberg) einheimisch. Cylisticus convexus de Geer (sjnnifrous Latr.), von Brussa (Thirk), Nord -Amerika (Zimmermann), Niagara (Stuxberg) vorliegend. Armadillidiiim vuhjarc Latr. Kosmopolitisch verbreitet (Budde-Lund). Armadillidium Pallasi Brandt, auch in Nord -Afrika (Budde-Lund). Armadillidium (jranuhdum Brandt, auch in Nord-Afrika (Budde-Lund). Armndilli diain anlcntum M. Edw., auch in Nord -Afrika (B udde-Lnn d). 272 IsopoJa. Ärmadillidkim depressum Brandt, auch in Klein -Asien (Budde-Lund). Armadillo officinalis Desni. Süd -Europa, Nord -Afrika und Klein -Asien (Budde-Lund). Tylos Latreilh'i Aud. Spanien, Sud- Italien und Egypten. Die geographische Verbreitung der Gattungen lässt sich wegen der Unsicherheit, welche in Betreff der Abgrenzung vieler derselben noch herrscht, zur Zeit sciiwer fibersehen. Unter den artenreicheren lassen nur Lkfta, ArmadlUo und riiiloscia eine annähernd gleiche Ausdehnung über sämnitliche Erdtheile erkennen, während AiDiadiJlkHum fast ganz auf Europa mit Einschhiss der angrenzenden Mittelnieerküsten beschränkt, ForwJUo ebenda wenigstens ganz vorwiegend repräsentirt ist, Oniscus ausser Europa auch in Amerika auftritt. Als eine nur wenige Arten umfassende, aber über vier Erdtheile (ausser Australien) verbreitete Gattung ist Ti/lox Latr. hervorzuheben. Ausschliesslich Europäisch (incl. Mittelnieerküsten) sind bisjetzt Titanetlics, Ligidmm, Trichoniscus , Platy- arflints mu\ Si/Sjiiisfns, auf Amerika beschränkt: Acatdlioiiiscus, Actoniscuf!, PsciidaniiadiUo. S2>]i(icToiiincHS und Stymphalns, auf Afrika: Pcriseyphis, auf Neu -Seeland: Scyphax, Adoccia und CylJmna. VII. /eitliclie Verbreitung. Die Zahl der den früheren Erdepochen angehörenden Jao^wdnt, welche bisjetzt zur Kenntniss gekommen sind, stellt sich den lebenden gegenüber als eine ungemein geringe dar: und diese wenigen — im Ganzen etwa zwanzig*) — repräsentiren einen noch viel engeren Kreis von Gattungen. Ein überzeugender Grund für dieses spärliche Auftreten, welches mit vereinzelten Ausnahmen auch die Individuen betrifft, lässt sich schwer ausfindig machen. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich weder um besonders kleine und daher leicht übersehbare, noch um solche Formen, welche der Beschaffenheit ihres Integumentes nach des- jenigen Grades von Widerstandsfähigkeit entbehrten, dessen es zu ihrer kenntlichen Erhaltung bedarf. Auch kann die relativ geringere Individuen- zahl, in welcher überdies nur die Arten einzelner Familien in der Jetzt- zeit auftreten, schwer dafür geltend gemacht werden. Es dürfte daher kaum die Annahme zu umgehen sein, dass die Ordnung ehedem über- haupt nur eine sehr untergeordnete Rolle gespielt habe. Unter allen Umständen scheinen die bisherigen Funde so viel er- kennen zu lassen, dass das Alter der Isopodcn kein besonders hohes ist. Für ihre Existenz während der paläozoischen Periode spricht bisjetzt Nichts mit irgend welcher Wahrscheinlichkeit: weder der von Wood- *) Eine übersichtliche Zusammenstellung; der bisjetzt als Isopodcn in Anspruch ge- nommenen Fossilien hat neuerdings L. v. Ammon in seinem „Beitrag zur Kenntniss der fossilen Asseln" (Sitzungsbericht d. matli.-physik. Classe der Baierischen AKad. d. Wissensch., Heft IV. 1S82) gegeben. Zi'iilichc Verbreitung. 273 ward als Pramrr.funifi fiiiid^^ beschriebene Eest aus dem Old red sand- stone (Devon) von Hert'ordshire, noch die Onisciiia ornafa Goldenberg [Chonio)iofHA litlianthyach Jordan) aus der Steiukoblent'orniation, welch' letztere aller Wahrscheinlichkeit nach den Euryptcridvn angehört, können der Ordnung der Isopodvn zugewiesen werden. Ebenso wenig ist ein solcher Nachweis für den in der Zechstein -Gruppe Thüringens vor- kommenden Prosojwnixciis })roh]cii!afir II fi Kirkby {Trilohitvs proUi'niatieus Schloth.) geglückt, kaum überzeugender freilich der von Spence Bäte gemachte Versuch, ihn den Ampliipoden zuzuweisen. Erst mit der Secundärformation heben theils unzweifelhafte Isopoäcn, theiis wenigstens mit einiger Wahrscheinlichkeit als solche in Anspruch zu nehmende Einschlüsse au, um von da an sich durch die Tertiär- schichten bindurchzuerstrecken. Die älteste Gruppe der mesozoischen Gebilde, die Trias, erscheint an solchen Einschlüssen noch sehr arm: man kennt aus derselben nur eine einzelne, im Keuper Thüringens be- obachtete Form, für welche Picard die Benennung »S/i/^t/rro;»« fr/rts/y;»«« eingeführt hat. Nach der davon gegebenen Abbildung zeigt das Thier bei 13 mill. Länge und kaum 4 niill. Breite eine für die Familie der Sphdcroniidcii ungewöhnliche Langstreckung, verbunden mit einer starken Verjüngung nach beiden Enden bin, woraus eine ungleich grössere habi- tuelle Aelinlichkeit mit den Aegidcn resultirt. Es lässt sich indessen (ür die Zugehörigkeit zu diesen ebenso wenig etwas mit Bestimmtheit geltend machen, wie für die Spliacvomldoi, für welche weder die Wölbung des Rückens noch die Form des Schwanzschildes allein Ausschlag gebend sein kann. Sollte der den beiden Fühlerpaaren zum Ausgang dienende vorderste trapezoidale und auffallend grosse Abschnitt in der That, wie Picard es annimmt, der Kopf des Thieres sein, so wäre mindestens der Mangel an Augen auffallend; aber auch sonst stimmt er in seiner Form mit dem bei den Hpliaeromidcn fast durchweg (Cawpccopca aus- genommen) sehr kurzen und queren Kopf so wenig wie möglich, und man hat gewiss ungleich mehr Grund anzunehmen, dass es sich bei demselben dem grösseren Theile nach um den ersten Mittelleibsring han- delt. In diesem Fall würden von den sieben darauf folgenden Segmenten nur die sechs ersten auf den Mittelleib, das siebente dagegen auf den Hinterleib kommen. Auch die beiden Fühlerpaare, obwohl sie schwerlich richtig wiedergegeben sind, würden ihrem Längsverhältniss nach eher an diejenigen von Aegidcn als von Sphaeromidm erinnern , während die fadenförmig dünnen Spaltbeine des letzten Paares, welche in der Ab- bildung überdies aus der Mitte des Schwanzschildes hervorgehen, weder mit den entsprechenden Bildungen der einen noch der anderen der beiden Familien übereinstimmen. Kurz, das bisjetzt über dieses Sphac- ronia triusiiiiiiii Beigebrachte ist in keiner Weise geeignet, einen Aufschluss über seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu den lebenden Isopodcn zu geben ; vielmehr würde hierzu eine wiederholte und viel eingehendere Untersuchung des Fossiles erforderlich sein. BionO, Klassen <1>7S Tbier- Koichs. V. 1. Ig 274 Isopüila. Die ziinäcbst in der Richtung nach oben folgenden Einschlüsse ge- hören bereits der Üolith- Gruppe an und stammen aus dem weissen Jura von Solenhofeu. Der eine, von Kuuth den Cyniotho'idcn beigezählt, aber VFciter nicht benannt (durch v. Ammou ist derselbe nachträglich als Acijitlws Kuidhi bezeichnet worden), scheint nach Körperumriss, .Seg- mentirung und Form der hinteren l'edes spurii in der That der bezeich- neten Gruppe anzugehören und sich den lebenden Formen eng anzu- schliessen. Anders verhält es sich mit einer zweiten, in vieler Beziehung sehr auffallenden Gattung, welche vom Grafen Münster unter den beiden Namen UnJa und Itediir beschrieben, von Kunth dagegen unter ersterem Gattungsnamen zusanimengefasst worden ist. Nach des Letz- teren Darstellung sollen an dem langstreckigen und parallelseitigen Körper ein auffallend grosser, quer viereckiger Kopftheil mit langgestreckten, die ganzen Seitenräuder desselben einnehmenden Augen, einer frei- liegenden Oberlippe, zwei zu ihren Seiten hervortretenden, langen und hakenförmigen Mandibeln und mit zwei kurzen, dünneu Füiderpaaren, so wie zwölf auf denselben folgende Segmente nachweisbar sein. Von letzteren sind die beiden, sich zunächst dem Kopf anschliessenden ganz kurz, die drei darauf folgenden und unter einander gleichen mehr denn doppelt so lang, das sechste bis elfte noch kürzer als die beiden ersten, das zwölfte von der Form eines grossen, quadratischen und hinten stumpf abgerundeten Schwanzschildes, welches den sechs vorhergehenden zu- sammengenommen an Länge wenig nachsteht. Zu den Seiten des letzteren tritt, seiner Basis entsprechend, ein breites, lamellöses Spaltbeinpaar hervor. Die beiden von Kunth angenommenen Arten dieser Gattung: Urda rosimta Münst. {U. dccondu, dncta et domjuta Münst., liccknr affinis Meyer) und Urda punctata Münst. (llcdnr piiiwMns Münst.) messen erstere 36 — 42 mill. in der Länge und 8 — 10 niill. in der Breite, letztere sogar 52 (lang) und 15 (breit) niill. Nach diesen Angaben würde es sich um eine Form handeln, welcher von lebenden Isopodm, nichts unmittelbar an die Seite zu setzen ist, daher sie auch von Kunth einer besonderen (ausgestorbenen) Familie: Urdaidar zugewiesen wird, für welche er andrerseits aber wieder Aualogieen mit den lebenden Äncciden geltend zu machen versucht. Die letzteren sind indessen in hohem Grade zweifelhaft. Selbst für den Fall, dass die Zahl und das Grössenverhält- niss der Segmente sich in der That so verhält, wie Kunth sie gesehen zu haben glaubt, ist — bei dem Mangel an MittcUeibsgliedmassen — kein Beweis dafür beizubringen, dass die fünf auf den „Kopf" folgenden Segmente den in gleicher Zahl ausgebildeten Mittelleibsringeu von Aureus gleichwerthig sind, und zwar um so weniger, als bei Urda zwischen diesen und dem Schwanzschilde sich sechs, bei Äiicnis dagegen nur fünf Ilinterleibsringe vorfinden. Auch dass der präsumirte Hinterleib, dessen vordere Grenze bei den Isujwdcii jjekanntlich niemals nach der Form der Segmente, sondern stets nur nach der Beschaifenheit seiner Gliedmassen bestimmt werden kann, in seiner dem Mittelleib gleich- Zeitlirlic Vcrbroining-. 275 komniendeu Breite viel eher gegen als für eine Verwandtschaft mit den Anccidvu spricht, ist ebenso unzweifelhaft, als dass weder die Augen noch die Form und Grösse des Schwauzschildes bei Urda einen Vergleich mit den entsprechenden Bildungen von Äiiceus zulassen. Dem allgemeinen Habitus nach würde man auch bei der hier in Rede stehenden Gattung noch bei weitem eher darauf verfallen, sie mit den ÄvfjUkii in Beziehungen zu bringen, nur dass hiervon wieder mit Rücksicht auf die Augen- und Kiefer (?) -Bildung abgesehen werden miisste. Bei diesen den lebenden Formen gegenüber sich geltend machenden Widersprüchen erscheint aber keineswegs der Zweifel darüber ausgeschlossen, ob diese Urduidcu in der That hopodrn gewesen sind: auch durch die Kunth'sche Darstellung ihrer muthmasslichen Körperbildung können diese Zweifel in keiner Weise als erledigt angesehen werden. Aus der obersten Jurassischen Schicht, dem Englischen Wealden, ist sodann eine von Brodie im Wardour-Thal entdeckte Isopoden-Form bekannt geworden, für welche Milnc-Edwards die Gattung Archac- oniscm errichtet hat und welche von ihm als ein Verbindungsglied zwischen den Cymothmkn und Serolidcn geltend gemacht wird. Für die von Mi Ine Edwards untersuchten Exemplare wird eine Länge von 12 und eine Breite von i) mill.*) angegeben; doch hat Brodie selbst sehr viel grössere in seinem Besitz gehabt. Der Körper ist sehr ab- geflacht und besteht aus einem Kopftheil, zwölf unter sich kaum in der Länge difterirenden Ringen und einem fast halbkreisförmigen «chwanz- schilde, welches in der Mitte seines vorderen Theiles einen aufgetriebenen Wulst nach Art mancher Sphacromidm erkennen lässt. Am Kopftheil sind die Augen der Mittellinie genähert, von Fühlern nur unkenntliche Spuren vorhanden. An den freien Leibesseguienten ist die relative Grösse der Seitentheile (Epimeren) bemerkenswerth ; Beine sind nicht zur Beobachtung gekommen, selbst Anhänge zu den Seiten des Schwauzschildes nicht mit Bestimmtheit nachweisbar. So weit das von Milue Edwards hervor- gehobene Thatsächliche. Die von ihm daran geknüpften Schlussfolge- rungen laufen darauf hinaus, dass Archaconiscus der Familie der Cymo- thoidni (im Mi Ine Edwards'schen Sinne) zuzuweisen sei, in seinen Merkmalen aber zwischen den „Cymothoadims crrans^' (d. h. den Aeijiden) und den Serolidcn — welche, wie oben nachgewiesen, mit den Cymo- thoidrn nähere verwandtschaftliche Beziehungen jedoch überhaupt nicht erkennen lassen — gewissermassen die Mitte halte. Die Aehnlichkeiten mit den Serolidcn glaubt Milne Edwards in dem relativ kurzen und breiten Körperuniriss , in der beträchtlichen Breitenentwicklung der so- genannten Epimeren der Mittel- und Hinterleibsriuge, in der Bildung des Schwanzschildes und sonderbarer Weise darin zu finden, dass die Augen der Mittellinie des Kopfes genähert sind, was thatsächlich bei Serolis *) Milne Edwards lAiinal. d. scienc. nat. 2. ser. T. XX, Zool. p. 327) giebt die Länge aus Versellen auf 12 Cent im. an. 18* 276 Isopoda. (Taf. V, Fig. 4 uud 5) niemals der Fall ist. Dagegen würden nach ihm für die Ac(jiden die nicbt verkürzten und frei aneinander beweglichen Hinterleibsringe sprechen, während die aus der Beschaflfenlieit der Epi- uieren gefolgerte Fähigkeit, den Kürjter nach Art der Siiliacromulru un- vollständig eiukugeln zu können, belianntlich weder den Aajiden noch den Seroliden zukommt. Hält man sich einzig und allein an das von Milne Edwards bei dem in Rede stehenden Fossil thatsächlich Vor- gefundene, so versteht man in der That nicht recht, worauf er selbst vor vierzig Jahren die vorausgesetzten Uebereinstimmungen mit SrroJis basiren konnte, oder es müsste denn eben einzig und allein die von ihm betonte auffallende Breite der Epimeren sein. Im Uebrigen stimmt weder die Zahl noch besonder.? die Form der zwischen Kopf und Schwanzschild vorhandenen Segmente, weder die Bieite des Kopfes noch die der Mittel- linie genäherten Augen irgend wie mit ScroUi: überein; schliesslich trifft auf die damals bekannten Scrolis- Arten aber auch nicht einmal das Längs- zu dem Breitenverhältniss des Körpers zu. Unter allen Um- ständen kann nach dem heutigen Standpunkt der 7soj)0(^c«-Kcuntniss die Familie der Scrolidcii für die Abwägung der verwandtschaftlichen Be- ziehungen von Archiivoiiisfus überhaupt garnieht mehr in Betracht kommen. Was sich mit einiger Wahrscheinlichkeit über letztere sagen lässt ist das, dass die der Mittellinie genäherten Augen in Verbindung mit zwölf an- nähernd gleich langen, zwischen Koj^f und Schwanzschild gelagerten Segmenten nur eine Hinneigung zu der Familie der Aegidm bekunden können. Aus der obersten Schicht der Secundärformation, der Kreide, sind bisjetzt gleichfalls nur zwei Is(yw(/r« - Formen zur Keuntniss gekommen: aus dem Englischen Greensand (Cambridge) ein von Bell beschriebener Bopyrkle, welcher unter dem Brustpanzer eines Dccapodm {Falaorcorysks Stoch'si) sitzend erkannt wurde, aus der oberen Kreide (England, Däne- mark) eine sich bis in die Tertiärschichten fortsetzende Gattung Palacfia Woodward. Letztere ist bei weitem am vollständigsten durch eine dem unteren Tertiär entstammende Art: Bdaciju scrohicidata v. Ammon aus unteroligocänen Mergelschichten von Haering bei Kufsteiu in Tirol be- kannt geworden. Dieselbe zeigt auffallend grosse Körperverbältnisse (130 mill. lang und 42 mili. breit), lässt aber sonst ganz die Charaktere der lebenden Aaildcn in ausgesprochenstem Maasse und in voller Ueber- einstimmung erkennen. Auf den abgestumpft dreieckigen, mit grossen seitlichen Netzaugen versehenen Kopf folgen sieben an Breite allmählich zunehmende, dagegen an Länge wenig unter sich verschiedene Mittel- leibs- xind diesen fünf freie, fast nur halb so lange und allmählich schmäler werdende Hinterleibssegmente; den Schluss bildet ein grosses, längsgekieltes uud am Ilinterrande zahnartig eingeschnittenes Schwanz- schild, zu dessen Seiten ein lamellöses Spaltbeinpaar hervortritt. In den unteren Tertiärschichten gesellt sich dieser Gattung P(»/ffr(/rt eine zweite, zuerst von Milne Edwards als Palueoniscus beschriebene, Zeitliche Verbreitung. . 277 später aber von Wo od ward mit dem Namen Eosphncroiiin belegte hinzu. Die älteste bekannt gewordene, aus den mitteloligocänen Schichten des Montmartre stammende und daselbst sehr häufig auftretende Art — nach Milne Edwards finden sich zuweilen über hundert Individuen auf einem Quadratfuss — , das Eosphacroiim (Fcdaronisats) lirongniaiii M. Edw. ist 12 mill.^-) lang und 7—8 mill. breit, regelmässig oval und nach Art von Ancinini flachgedrückt. Der Kopf ist mittelgross, lässt die Fühl- hörner von einem kleinen .Stirnfortsatz entspringen und besitzt kleine, seitliche Augen. Die sieben Mittelleibsringe sind mit viereckigen und sich deckenden Epimeren eiugefasst. Der sich ihnen anschliessende Hinterleib setzt sich aus einem halbovalen Schwanzschild und einem ihm vorangehenden Segment, welches den Mittelleibsringen in Form und Grösse ähnlich ist, aber Quernähte wahrnehmen lässt, zusammen. Seitlich vom Schwanzschilde endlich treten lameilöse, sicheiförmige Spaltbeine von ähnlicher Form wie l)ei Sphacronia hervor. Nach diesen auf die Splwieromklcn zutreffenden Angaben kann in der That, trotz des augen- scheinlich sehr flachen Körpers, kaum ein Zweifel darüber bestehen, dass das Fossil der genannten Familie zuzuweisen sei. Aus den oberen Tertiärschichten von Oeningen ist schliesslich nur ein einziger, der Gattung Armadillo zuzurechnender Land- Jsopoih durch Heer zur Kenntniss gebracht worden. Auf diese wenigen Gattungen beschränken sich die bisher bekannt gewordenen, im eigentlichen Sinne fossilen Iso2W(hn, welche nach den vorstehenden Erörterungen, mit einziger Ausnahme der in ihrer Zugehörig- keit noch nicht genügend aufgeklärten Gattung Urda Münst., den lebenden gegenüber im Allgemeinen wenig auffallende Eigenthünüich- keiten darbieten und sich demzufolge als ziemlich direkte Ahnen der recenten in Anspruch nehmen lassen. Ihnen gesellen sich endlich, im Preussischen Bernstein eingeschlossen, drei Gattungen von Land- Isopodcii hinzu, welche mit Bestimmtheit als auf lebende Arten begründete erkannt werden können, nämlich Ontsms, PorcelUo und Trichoniscus. Die wenigen bisjetzt bekannt gewordenen Arten derselben, welche nur in vereinzelten Exemplaren zur Kenntniss gekommen sind, schliessen sich denjenigen der Jetztwelt unmittelbar an; ihre relativ geringe Grösse — zwischen 3 und 6 mill. in der Länge schwankend — dürfte wenigstens theilweise auf die Annahme eines Einschlusses jugendlicher Individuen zurück- zuführen sein. Die bisjetzt als selbstständige Arten aufgestellten fossilen Isopoden würden (mit Ausschluss der dieser Crttshtcjxn-Oxdnwn^ sicherlich nicht an- gehörenden), nach dem Alter ihres Erscheinens angeordnet, folgende sein : a) T r i a s. 1) hopodihü f riasicus y. A.mmon (Sphacronia fiiasiiiion Picard). Familie durchaus zweifelhaft. Fundort: Keuper Thüringens. *) Gleichfalls aus Versehen von Milne Edwards auf 12 Cent im. Länge angegeben. 278 Isojiorla. b) Jura. 2) ürda rast rata Münst. 3) Unla, inmdata Münst Beide vielleiebt nur individuell , nicht spezifisch verschieden. Ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu den lebenden Jsojiodn durchaus zweifelhaft; vielleicht der Ordnung überhaupt nicht an- gehörig. Fundort: Solenhofen. 4) Äegites Kmithl v. Amnion {Aeija^ spec. Kunth). Familie: Argldar. Fundort: Solenhofen. 5) ÄrclmeoniscHS Brodici Milne Edw. 6) Arclmconiscus Ediranlsl Westw. Beide wohl kaum spezifisch verschieden. Die Gattung scheint den lebenden Ärgiden näher verwandt als irgend einer anderen Familie. Fundort: Unterer Purbeck Englands (Wardour-Thal). c) Kreide. 7) Boj)ynis spec, von Bell unter dem Biustpanzer von Palmoconjstcs Sfoch'si nachgewiesen. Fundort: Greensand, Cambridge. 8) Falaega Cartcri Woodw. Familie: Acgidac. Fundort: Obere Kreide Englands (Dover, Cambridge). 9) Falaega spec. (Römer). Familie: Aegidac. Fundort: Obere Kreide Dänemarks (Aalborg). d) Tertiärschichten. 10) Palaega scrohkulafa v. Ammon. Familie: Acgidac. Fundort: Unter- oligocäue Schichten von Häring (bei Kufstein) in Tirol. 11) Falaega (iastaldü (Spharroina (hiHtaldli Sismonda). Familie: Acgidac. Fundort: Miocäne Schichten von Turin. 12) Eosplawroma, Brungiiiarti [FaJavonigrm Broitgiiiarfi M. Edw.j. Familie: Siihacroinidac. Fundort: Mitteloligocäne Schichten des Montmartre bei Paris. 13) Eosplmcroma flnviafilc Woodw. und: 14) Eospliacronia Sniithi Woodw., beide gleichfalls der Familie Splutcrn- midac angehörig und aus dem Ober-Eocän der Bembridge- Schichten der Insel Wight stammend. 15) Eosphucroma ohfasnm {Falaconiscns ohfiifuis H. v. Meyer). Familie: Sphacronridac. Fundort: Braunkohle von Sieblos in der Rhön (mittel- oligocän). 16) ArmadiUo inolassicns Heer. Familie: Oiiisciiia. Fundort: Oeningen, Schweiz (obermiocän). 17) Oniscus convcxus Koch. Familie: Onisvina. Fundort: Bernstein. 18) PorcclUo notatus Koch. ebenso, ebenso. 19) Porcellio granulatus Menge. ebenso, ebenso. 20) Porcellio cycloccphalus Menge, ebenso, ebenso. 21) Trichoniscus asper Menge. ebenso, ebenso. siebente Ordnung. A m p li i p o d a. - Flohkrebse. Taf. XXVII ff. Orcliestia litoroa. I. Eiiileitnii«'. 1. Namen. Der von Latreille (1806) zuerst für gegenwärtige Crustaceen- Ordnung aufgestellte (Familien-) Name Gannnanna ist später (1817) durch die bis auf den heutigen Tag allgemein adoptirte Benennung Amphipodu ersetzt worden und letztere hat nur zeitweise durch die gleich- falls von Latreille (1829) herrührende, für eine besonilere Gruppe der- selben gewählte Benennung Lacwodipoda (KehlfOssler) eine Einschränkung erfahren. Der Deutsche Vulgärname: Flohkrebse beruht offenbar ebensowohl auf der habituellen Aehnlichkeit der bekanntesten hierher gehörigen Krebscheu mit dem Floh, an welchen sie nicht nur durch die seitliche Compression, sondern auch durch die Segmentirung des Rumpfes sehr deutlich erinnern, als auf der Fähigkeit mancher, sich sprungweise fortzubewegen. Die französische Bezeichnung „CirrcUcs" scheint nur nachträglich oder nebenher auf einzelne der hier in Rede stehenden Crustaceen- Formen übertragen worden zu sein, da sie ausserdem und hauptsächlich für die kleineren, seitlich comprimirten macruren Dccajwdm {Garidar, besonders Pnlarmon) in Gebrauch ist. Für die Arten einer einzelneu, sehr eigenthümlich gestalteten Gattung (Ci/amns) ist wegen ihres constanteu Vorkommens auf Walthieren der Name: AValfi sch- lau s (WIi(de-loHSc, SquiUc de lu hdmir, Fediculus ceti) sehr allgemein in Gebrauch gekommen. 2. Geschichte. Es lässt sich kein bestimmter Anhalt dafür linden, dass man im Alterthum irgend einer Ämpihiiwden- Form nähere Aufmerk- samkeit gezollt habe, wiewohl sich ebenso wenig behaupten lässt, dass die eine oder andere der häufigsten Arten dem Scharfblick des Aristo- 280 Ampliipotla. teles gauz entgangen wäre. Da es im entgegengesetzten Fall kaum einem Zweifel unterliegen kann, dass der Stagirit einen Gammams nach seiner habituellen Aehnlichkeit mit einem Caridcn seinen „tta?.ay.üoTQciy.a" zugerechnet haben würde, so wäre es immerhin nicht ganz undenkbar, dass die Stelle in der Historia animaliiim IV. 2 (16): „rcjj/ ^itv y.afjiöoiv ai TS y.iHfai xai a'i xoayyöri^ xcn to fiixyuv yivog — civrai yttg ov yivovTcti taiCov^ — " SO weit sie von dem „kleinen Geschlecht der Cariden, welches überhaupt nicht grösser wird" handelt, auf einen Ann)liipoden, wie etwa Gammarus locusta, Bezug habe. Indessen lässt sich bei dem Mangel näherer Angaben selbstverständlich ein sicherer Entscheid weder zu Gunsten eines grösseren Flohkrebses noch einer kleinen Garneele führen. Dass auch L i n n e noch unter dem Eindruck der habituellen Aehn- lichkeit zwischen einem Ampliipodcn und den langschwänzigen Dvcupodini gestanden habe, geht mit Sicherheit daraus hervor, dass während er (1767) die mit der gleichen Zahl von Beinen versehenen Asseln als be- sondere Gattung Oniscus absonderte, er die wenigen ihm bekannten Ämphipodcn (Talitrus locusfa, Gaiiniianis xndcx, Corophmm ijrossqKS und Caprella linearis) noch unter seiner Gattung Cancer beliess. Ebenso nahe liegend ist es, dass er den von diesen habituell ganz verschiedenen und in der That mehr an eine Assel erinnernden Cijannis aii bei Oniscus unterbrachte. Fabricius in seiner Entomologia systematica (1793) schloss sich zwar in Betreff der letzterwähnten Gattung der Linne' sehen Anschauung noch an, sah sich indessen veranlasst, die übrigen zu seiner Kenntuiss gekommenen AmpJüpoden aus der Gattung Caneer Lin. zu eliminiren und für dieselbe eine besondere unter dem Namen GanuiiarHS aufzustellen. Die von ihm unter derselben aufgeführten 14 Arten gehören übrigens zum kleineren Theil ((Tamni. scdinus, sfagnaJis) den PhyJlopodcn an, be- greifen dagegen correeter Weise die Caprclla linearis in sich. Im direkten Anschluss au Fabricius thnt Latreille (1806) einen weiteren, die Abgrenzung der Ordnung wesentlich fördernden Schritt da- durch, dass er sämmtliche zu seiner Zeit bekannten Aiiipliijiodeii-Formen zu einer selbstständigen Familie Ganunarina, welche er in seinen Genera Crustaceorum et Insectorum in Gemeinschaft mit den Stpiillinen der Ord- nung Brancliiojiastra (innerhalb seiner Legio secunda: Malacostraca) ein- reihte, vereinigte. Da diese Familie die sechs Gattungen Fhronima Latr., Talitrus Bosc, Gammarus Fab., Corojihium Latr., Caprclla Lam. und Cyamas Latr. umfasst, so entspricht sie der Hauptsache nach ganz der Ordnung in ihrer heutigen Begrenzung und deckt sich mit derselben selbst viel genauer, als dies mit der i. J. 1817 von Latreille errichteten selbstständigen Ordnung Amphipoda der Fall ist. Aus dieser schloss Latreille nämlich in der ersten Ausgabe von Cuvier's Regne animal seine Gattung Ci/ainns wieder aus, um sie nach dem Vorgang Linne 's und Fabricius' irriger Weise seiner (vierten) Ordnung Isopoda einzu- verleiben. Später (1829) erkannte er zwar die nahe Verwandtschaft Einleitung. 281 dieser Gattung mit der unter den Amithipodcn belassenen Gattung Caji>rlla Lam. au; anstatt aber derselben einen systematischen Ausdruck dadurch zu verleihen, dass er die Gattung Cyamus wieder, wie 180(5, an die Amplii- poiJrii zurückgab, sondeite er sie jetzt im \'erein mit Ccqmiki zu einer eigenen (4.) Orduuug LttcmoiJ'qtoda , welche er zwischen Aii/jiJüjiodcii und hopoden einschob, ab. Latreille hat mithin für die richtige Auffassung der Ainphipodcn in seinen aufeinander folgenden Werken ausnahmsweise Rückschritte gemacht. Genau auf demselben Standpunkt wie Latreille steht auch noch Milne Edwards (1840), welcher iu seiner Histoire naturelle des Crustaces die Lannodipodvn als eine von den Aiiijihlpodcn getrennte Ord- nung behandelt, wenn er auch ihre ungleich näheren Beziehungen zu letzteren als zu den hopoden zugesteht. Mit Berücksichtigung der zahl- reichen inzwischen durch Leach (1815), Risse (1816 — 1827), Latreille (1817), Thomas Say (1817), Milne Edwards (1830), Guerin (1828— 183(i), Templeton (1835), Kroyer (l>'-38) u. A. bekannt ge- machten Gattungen und Arten der Amphipoden hat er übrigens eine sehr werthvolle, systematisch gegliederte Zusammenstellung des aus dieser Abtheilung damals bekannten Materials und damit eine erste sichere Grundlage für dön weiteren Ausbau ihres Systems gegeben. Die von ihm aus eigener Anschauung beschriebenen Arten erreichen bereits die ansehnliche Zahl von 121 und vertheilen sich bereits auf 34 Gattungen, welche ihrerseits wieder in zwei Gruppen: (ramwarina (mit 19) und Hyprrina (mit 15 Gattungen) zerlegt werden. Von Lunuodipodni gesellen sich denselben noch vier weitere Gattungen hinzu. Der erste Schritt, die Ordnung der Aniphipodrii in ihrer ursprünglich von Latreille ihr gegebeneu natürlichen Abgrenzung wiederherzustellen, wurde von Kroyer (1843) dadurch gethan, dass er die Larmodipoden Latreille's und Milne Edwards', welche er nur als einseitige Modi- fikation des Ordnungstypus nachwies, einzog und als aberrirende Gruppe wieder mit den Amphipoden vereinigte. Diesem Vorgehen schloss sich auch bald naher (1845) Erichson unbedingt an, nachdem er noch (1840) in seinen Entomographieen die Larmodipoden als den Isopoden zunächst verwandt in Anspruch genommen und sie in einer seltsamen Verkennung des Sachverhaltes zwischen lAopodcn und Miiriopodcn (!) hatte einschalten wollen. Bei v. Siebold dagegen (1848) finden sich die Larmodipoden noch als besondere (sechste) Ordnung der Crustacecn zwischen die Voecilopoden und Isopoden eingereiht, mithin von ihren unmittelbaren Verwandten, den als achte Ordnung aufgeführten Amphipoden, ganz ge- trennt. Mit dieser vereinzelten Ausnahme hat sich die Kroyer' sehe Auffassung über die verwandtschaftlichen Beziehungen der Laemodipoden zu den Am/)]iipodrii sehr bald und ganz allgemein als durchaus natur- gemäss Eingang zu verschaffen gewusst und ist selbst von Dana (1852) in seiner völlig hinfälligen Sonderung von Isopoda, Aiiisopoda und Amphi- poda beibehalten worden, nur dass derselbe seine Tribus Ampihipoda in 282 Amiiliipuila. drei gleicliwertbige Subtiibus; CuprcUhlm, Gammarldca und Hypcrkka sondern, d. h. also die IVübereu Lacmodipodcn niclit den Aiiiphqwdcn im engeren Sinne gegenüberstellen zu müssen glaubte. Indessen auch mit diesem ihnen durch Einfügung der Lacmodipodcn erwachsenen Zugang konnten die Amjilirpodvn besonders den Isopodni gegenüber noch nicht als natürlich abgegrenzt angesehen werden; viel- mehr stellte sich die Nothweudigkeit heraus, sie noch um die mit Äpscudcs Leach und Tdua'is M. Edw. verwandten Formen zu bereichern. Auch die systematische Stellung dieser in mehrfacher Hinsicht sehr eigenthündich organisirten Familie der heutigen Scheerenasseln (Tanmdae) ist merkwürdiger Weise von ihren ersten Beschreibern instinktiv viel . richtiger erkannt worden, als von den späteren ungleich gewiegteren Systematikern. Montagu (1808) nannte die erste aus derselben zur Kenntniss kommende Art (hnumfinia faJpa und Audouin brachte in der Expedition de l'Egypte eine zweite {Tuna'is Dtdoinji) gleichfalls bei dieser Gattung unter. Ihnen schloss sich auch noch (1825) Latreille an, welcher in den Familles naturelles du regne animal die Gattung Apsmdes seiner Ordnung der Amphlpudcn und zwar einer besonderen (4.) Familie: „Heteropa'- zuertheilte. Später hat die aus Tanäis und den verwandten Gattungen gebildete Familie die mannigfachste Beurtheilung bezüglich ihrer Stellung im System erfahren. Milne Edwards, welcher in einer seiner früheren carcinologischen Arbeiten (1828) die den Tatuüden an- gehörige Gattung liiiocu noch ohne irgend welche Bedenken den Amphi- podcti zuertheilt hatte, brachte sie später (1840) in der Histoire naturelle des Crustaces bei den Isopoden unter und hier in nächste Beziehung zu den Asellinen, unter welchen er sie als „Asellotes Mteropodes" den „Ascl- lofi's hoiiiojmdfs" gegenüberstellte, ohne dass sie indessen mit letzteren irgend welche Aehnlichkeit, geschweige denn eine wirkliche Verwandt- schaft erkennen lassen. Dana (1852), die Unzulässigkeit dieser Ver- einigung richtig erkennend, reihte sie seiner zwischen Ifiopodcu und Aw- pliipodcii die Mitte haltenden 2. Tribus: „Anisojioda" ein, brachte sie hier aber wieder in die denkbar unglücklichste Verbindung mit Liriope und Cnjptotliir, also mit den schmarotzenden Criiptonkcidcn. Während ferner F. Müller (1864) in ihnen seltsamer Weise die „Urassel" aus dem Grunde erblicken zu müssen glaubte, weil bei ihnen abweichend von allen übrigen hopudcn das Herz im Mittelleib gelegen und die Pedes spurii bei der Athmung nicht betheiligt seien, brachte Spence Bäte (1868) sie mit Anthimden und Ancndcn zusammen in seine Abtheilung der „Isopoda cdjcrmiitia'-, welche er den ,,Tsopodj). 43 pag. 8". Gerstfeld, Ueber einige zum Theil neue Arten von (Platoden, Anneliden, Myriapoden und) Crustaceen Sibiriens (.Mcmoires des savants etrangers de l'acad. d. scienc. de St. Peters- bourg VIII.). 1858. Bruzelius R., Bidrag til kännedomen om Skandinaviens .imphipoda (iauimaridea (Vetensk. Akad. Uandlingar III, n" 1) Lund , 1859. gr. 4». 104 pag.. 4 Taf. Boeek, A. , Bcmaerkninger ang;iaende de ved de norske Kyster forekommendo Amphipoder (Forhandl. ved de Skandinav. 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Zwar ist der Körper der Amplüpodi-n im Allgemeinen gestreckter als derjenige der I^:iijiodni und abweichend von diesem bei geringerer Breiten -Ent- wickeluug von ansehnlicherem Höhendurchmesser, so dass er nicht selten sogar seitlich zusammengedrückt, anstatt dorso- ventral abgeplattet er- scheint. Indessen fehlen in der gegenwärtigen Ordnung breite und ge- drungene, asselartige Formen {Ci/ai)iiis, JerkÜHin, Icdliits) ebenso wenig wie in der vorhergehenden der IsojmJen lineare {Anthura, Arcturus), wenngleich letztere dort ungleich vereinzelter und niemals in gleicher Excessivität wie bei manchen Awpliipodcfi {CaprHIa, lUiabdosomn) auf- 292 Aiiiiiliii.oihi. treten. luimeilün bilden diese sich t'orniell an die vorhergcliende Ordnung anlehnenden Amphqiodcn eine verschwindende Minorität, während die überwiegende Mehrzahl sich trotz des Mangels eines aui' der Verschmelzung der Vorderleibsscgniente beruhenden Hrustpanzers (Cephaiothorax) den langschwänzigen BecupocJcn habituell ungleich näher anschliesst als den Asseln. Der den letzteren vollständig abgehende „krebsartige" Habitus, welcher nicht nur bei deutlicher seitlicher Conipression des Rumpfes [Gammarus und Verwandte), sondern auch bei birnt'orniigem Umriss, wie ihn z. B. Hyptr'm und andere Gattungen bei der Eücken- ansicht erkennen lassen, deutlich hervortritt, beruht vor Allem auf der ungleich beträchtlicheren Läugsentwicklung des Hinteileibs, welcher übrigens auch in seiner Gesannntbildung ungleich mehr an denjenigen der Macrarcn als der meisten Iso/iodcn erinnert. Die Segmeutirung des Aiiipliiiiodvii- Köipers schliesst sich ihrer Norm wie .ihren Abweichungen nach durchaus derjenigen des Isopodcn- Kumpfes an. Auch hier folgen der Regel nach auf einen mit Augen, Fuhlhlirnern und IMundgliedmassen versehenen Kopftheil in der Richtung nach hinten vierzelm Einzelsegmente, welche mehr nach den an ihnen entspringenden Gliedniassenpaaren als nach ihrer — vielfachen Schwan- kungen unterliegenden -- eigenen Form und Grösse wieder in zwei (iruppen zu je sieben geschieden werden können: Mittelleib (Pereion) und Hinterleib (Postabdomen s. Pleon : Taf. I, Fig. 3). Die eine Ab- weichung von diesem tyi)ischen Verhalten betrifft die Veiininderung der sieben Mittelleibssegmente um das mit dem Kopftheil verschmelzende vorderste (Taf. I, Fig. 5 u. 8), eine Moditikation, welche für die Ab- tiieilungen der Scheerenasseln {Tanuidav) und der Kehlfüssler {Lacmodi- ■poda) charakteristisch ist, sich innerhalb beider übrigens noch in ihrer schrittweisen Herstellung verfolgen lässt. Während sie nämlich bei Tanalx, LcptüclwJhi (Taf. I, Fig. 5), CijainnA und bei manchen ('(ijurUa-AxiQü (Taf. I, Fig. S) sich als zu endgültigem Austrag gebracht darstellt, giebt sie sich in anderen Fällen, wie z.B. bei der Tanäidcn-Gia,i\\mg Aj^scndrfi Moni. (JUtuea M. Edw.), bei einzelnen Profo-, Protdla- und Caprdhi- Arten — bei letzleren zuweilen je nach dem Sexus in verschiedenem Grade der Deutlichkeit — noch in ihren Uebergängen zu der typischen Bildung zu erkennen. Das erste Mittelleibssegment erscheint hier zwar bereits stark in der Grösse reducirt und dichter an den Kopftheil heran- gerückt, aber in seiner ursprünglichen Abgrenzung gegen diesen noch durchaus deutlich. Eine zweite, ungleich vereinzelter auftretende Reduktion in der Zahl der Mittelleibssegmente besteht darin, dass das erste derselben nicht mit dem Kopftheil, sondern mit dem zweiten Mittelleibssegraent eine innige Verschmel/ung eingeht. Eine solche ist bei vereinzelten Gattungen und Arten der Hi/pcridrti , wie bei FJirosum sciiiilnnata und yiätoisis — hei Phrosina longispina stellt vSpence Bäte dagegen beide Ringe als getrennt dar — , ferner bei Cystosoma Nepfmü und Am'liylomcni anfijiodo zur Wahrnehmung gekommen und stellt sich hier als eine so vollständige Orir:uiisitioii. 293 heraus, dass nur der gemeinsame Ursprung der beiden vordersten Beiu- paare einen deutlielien Hinweis auf ein Doppelsegment abgiebt. — In Betreff der Segmentirung des Hinterleibes ergiebt sich i'Ur die Aiiiplii- pmkii als die Norm, dass sämmtliche sieben Segmente als selbstständige erhalten bleiben, wahrend die für die Isopoden charakteristische Ver- schmelzung der beiden letzten nur ausnahmsweise bei den Gattungen Chrlura. Anrhylonirra, Paratana'is und Leptoclwiia. auftritt. Gleichfalls nur auf einzelne Fälle beschränkt, nämlich für die Ihji>cndhitho'e, Foduccrus, Dnxoflior und Ccrnpits. welche neben Arten mit deutlich ab- gesetzten drei vorderen Segmenten auch solche enthalten, bei welchen das vierte Segment in der Grösse zwischen dem dritten und fünften die Mitte hält und beide Grupiicn mithin allmählich in einander überführt. Dasselbe ist auch bei der weiblichen Iljjprria (jalba Mont. der Fall, bei welcher der Hinteileib — in der Rückenansicht — sich bei seiner un- gleich geringeren Breite sehr scharf vom Mittelleib absetzt, sich mithin auch in dieser Hinsicht gerade umgekehrt als bei Fliro)iiiiiH verhält. — In besonderer Form und Mannigfaltigkeit tritt an dem Hinterleib der Gammarkk-n und Hypvrklin das der Gliedmassen entbehrende (siebente) Endsegment auf. Ungemein langgestreckt und linear bei Ehubdosoina, spitzer oder stumijfer lanzettlich bei AntatJm, Cu}lwp)i>, Phrrusa, Thcmidu, OxyaphalHS, Dulkhia, Proiioi u. A., herzförmig bei Talitriis und Orclicstia, länglich viereckig mit abgestutzter Spitze bei Amphitlionotns und Ocdktru», wird es auffallend kurz und quer bei Pldkis und Atdono'r, beginnt es sich durch einen flacheren oder tieferen Ausschnitt seiner Spitze allmählich deutlicher zu gabeln bei Lepidactylis {Sukafor). Acanthonutu» , Erhqik, Macm, Lysimuc^sa . Paramph'dhor . Anomjx, Atylus, Syrrhov, Eusirns ümA Ampclisca, wobei es in einzelnen Fällen (TJcxanihir) au der Spitze jedes Gabelastes noch einen besonderen, beweglich eiugelcnkten Gritfei zeigen kann: bis es sich dann schliesslich bei (ianimani», Phaxus, Mclita, Phaedru, Buthyporcia, Urothoe u. A. in zwei völlig getrennte Hälften, welche die Form von kegelförmigen Zapfen annehmen Oigaiiij^itinii. 297 und mit griffel- oder borstenfürmigeu Anhängen besetzt sein iiönnen, auflöst. Von dem Hinterleib der genuinen Ainphijioden unterscheidet sich derjenige der Tnmädcii nicht unwesentlich dadurch, dass die unter- einander übereinstimmenden vorderen Segmente beträchtlich kürzer als diejenigen des Mittelleibes sind, so wie dass das vorletzte Segment, gleichviel ob es als selbstständiges {Apscudcs) oder in Verschmelzung mit dem siebenten (Lrpfochdia, Pandana'is) auftritt, den vorhergehenden gegenüber mehr oder weniger stark vergrössert ist. Es ist dies eines der wenigen Merkmale, durch welche die Taiianlcn in eine Art Analogie mit vielen Isopodcn treten, ohne hierin jedoch eine nähere Ueberein- stimmung, geschweige denn eine wirkliche Verwandtschaft mit denselben zu bekunden. Eine bis zu völligem Verschwinden sich steigernde Ver- kümmerung des Hinterleibs ist charakteristisch für die den Tnndidcn sich sonst in vieler Beziehung eng anschliessenden Lacmodlpodcu. B. Gliedmassen. Ihre Zahl und Vertheilung auf die drei Ab- schnitte des Rumpfes schliesst sich in jeder Beziehung derjenigen der Isopodtn an. Dem Kopftheil kommen ausser den beiden Fühlerpaaren vier Paare von Mundgliedmassen, jedem der sieben Mittelleibs- und den sechs vorderen der Hinterleibsringe wenigstens der Regel nach je ein lokomotorisches Gliedmassenpaar zu. Bei der Verschmelzung des ersten Mittelleibsringes mit dem Kopftheil rückt das dem ersteren angehörende Gliedmassenpaar an letzteren so dicht heran, dass es scheinbar von diesem seinen Ursprung nimmt, indem es bei dieser seiner veränderten Lage regelmässig die Form von Greiforganen eingeht {Turnus, Ajiscudcs, Proto, L'aprdla, Cyamus). a) Fühlhörner. Die bei den Isopodrn noch mehrfachen Schwan- kungen unterliegende gegenseitige Stellung der beiden Fühlerpaare (bald zwischen, bald über einander) hat bei den Amphipodcn eine grössere Beständigkeit dahin angenommen, dass sie sieb stets deutlich als obere und untere (Antennae superiores et inferiores) zu erkennen geben. Eine in vereinzelten Fällen aultretende Verkümmerung des einen Paares be- trifft hier nicht, wie bei den Tsojmlci), die oberen (inneren), sondern die unteren Fühler (manche weibliche Biz/irridcn-Formeü). So wenig sich auch in der Form ein durchgreifender Unterschied zwischen den Füblern der Isopodcn und Am/ilujmden nachweisen lässt, so ist doch an denjenigen der gegenwärtigen Ordnung in ungleich grösserer Allgemeinheit eine deutliche Sonderung in Schaft (Scapus) und Geissei (Funiculus) zum Austrag gebracht. Es tritt hierin eine zweite habituelle Aehnlichkeit wenigstens zwischen den genuinen Ainplüpodm und den macruren Decapodcn auf, welche sich darin noch zu einer wirk- lichen Affinität steigert, dass an den oberen Fühlern der Ampihipodrn die Geissei nicht mehr, wie bei sämmtlichen hojiodcn, stets nur in der Ein- zahl auftritt, sondern sich in weiter Verbreitung verdoppelt. Vom letzten Schaftgliedc nimmt dann ausser der Hauptgeissel (Funiculus principalis) 298 Amplüpocla. iiocli eine zweite, in der Regel beträchtlich kürzere Nebengeissel (Fnni- cnlus accessorius) und zwar dorsal von jener gestellt, ihren Ursprung (Taf. XXVIII, Fig. 3, 4, 4a, Taf. XXVli, Fig. 4, Taf. XXIX, Fig. 6). Allerdings ist eine solche Verdoppelung der Geissei keineswegs allgemein, sondern theils nur bestimmten Gattungen eigen , theils sogar innerhalb dieser auf gewisse Arten beschränkt; indessen schon ihre Wiederkehr in systematisch weit von einander entfernten Familien und die mannigfachsten Abstufungen in ihrer Grösscncntwicklung können ihre morphologische Be- deutung keinen Augenblick zweifelhaft erscheinen lassen. Nur bei den Laemodqiodcn und bei der den Caprdlinen in vieler Beziehung nahestehen- ilen Gattung DnHiltiit fehlt diese Nebengeissel constant. Vereinzelt tritt sie unter i\c\\ T(ui(i'iihn bei der Gattung .ljy.sr(((/r.s Mont. (7i7tom M. Edw.), unter den Ifi/peridcii bei Plioiruf; und Aiiipliij}ronoe, unter den Coro2}hiidi'n l)ei einzelnen Dcrrofito'r- und J^odorrnt^- Arten auf. Dagegen ist sie ausser bei Chditm in grosser Allgemeinheit unter den (iiüiintaridcn zur Ent- wickelung gelangt, insbesondere bei Stegoccphalus, Lysianassa: Taf. XX VIII, Fig. 3, Anonyx: Taf XXVIII , Fig. 4 und 4a, Pontoporcia: Taf. XXIX, Fig. 2 und 2a, CaVisoma, Plioxus, Synojiia, Lepidactylis [Sidcator), Urotltoc, Ldljchonjui , riiaedm. Aora, Stimpsonia, 3Iicrodeutopus , Protomedia: Taf. XXVII, Fig. 4, Btdhyporela, Mdita, JMarva: Taf. XXIX, Fig. 1, Eiirystheus, Amathia, PuUmm, dammaracanthus , (kunmavus, Nicippe: Taf XXIX, Fig. 6, Niphanjus und Mcgamaera. In seltenen Fällen {Lepi- dactylis) steht diese Nebengeissel der Hauptgeissel an Länge kaum nach oder übertrifft sie selbst noch an Länge und Stärke der sie zusammen- setzenden Glieder. Häutiger schon und zwar besonders dann, wenn auch die Hauptgeissel nur eine massige Längsentwickelung erkennen lässt (Phoxas, Vrotlwr , Lysianassa: Taf. XXVIII, Fig. 3, Auomjx: Taf. XXVIll, Fig. 4a u. A.) ist sie im Verhältniss zu dieser noch ansehnlich lang, gewöhnlich dagegen jener gegenüber kurz und schwach, vielfach selbst nur im Kudiment vorhanden. Bei den Arten einer und derselben Gattung kann die Nebengeissel den auffallendsten Schwankungen in ],änge und Zahl der einzelnen Glieder unterworfen sein oder auch bald fehlen, bald ausgebildet sein. Ersteres ist z. B. bei (himnianis, Gam- tiiaracauthus und Verwandten der Fall, bei welchen Dybowski sie an den zahlreichen Arten des Baikal-See's zwischen 1 und ^0 Glieder um- i'assend fand; letzteres u. A. bei der Gattung M&iamacra. Der Umstand, dass sie bei manchen Gattungen (Atyhis) nur in der Jugend als einglied- riger Stummel vorhanden ist, bei den ausgewachsenen Individuen dagegen fehlt, könnte der Annahme Vorschub leisten, dass sie ursprünglich über- haupt im Plane der oberen (i ainmayiden -Vü\\\tY gelegen Labe, in manchen Gattungen (TalJfnis, Oirhrstia, AUorehestcs u. A.) aber constant eingegangen sei. An den unteren Fühlern fehlt eine Nebengeissel durchweg. Höchstens könnte als eine solche ein verhältuissmässig grosser, ungegliederter, blatt- artii;er Anhang angesehen werden, welcher (nach der Abbildung von Spence Bäte) neben dem Ursprung der langen gegliederten Geissei- Or^'iiiiis.ition. 20!' an dem Schaft der unteren Fühler von Äj^snidrs falpa Mont. — dagegen nicht bei Ithora Latrcillri M. Edw. — liervortritt. Während an der Geissei beider Fühler die Zahl, Form und Grösse der sie zusammensetzenden Glieder den mannigfachsten Schwankungen unterliegt- bei den (idiiniKini.'i-ÄYtcn des Haikal-See's fand Dybowsky die Zahl der Glieder an den oberen Fühlern zwischen S und 3.50, an den unteren zwischen 3 und 110 vor: bei Coloiiidsti.r ( Taf. XXVII, Fig. 6) ist die nur aus wenigen Gliedern bestehende Geisscl an beiden Fühlern selbst beträchtlich kürzer als das letzte Scbaftglied — lässt sich für die Zahl der Schaftglieder wenigstens bei den (iauniKiridcn und Corojiliiitlvn eine gewisse Constanz nachweisen. An den obeicn Fühlern dieser ist der Schaft, wie es scheint, sogar ausnahmslos dreigliedrig, nur dass bei envie\üeü Ai)i2)lnfho'r- Arten {Amph. Ufforiim, (lammaroides, lacertosa, DeAiiin- irstl u. A.) das -" sonst gleich den beiden vorhergehenden langgestreckte — dritte Glied sich so stark verkürzt und zugleich verdünnt, dass es ganz das Ansehn eines Geisselgliedes annimmt. Am Schalt der unteren Fühler treten gleichfalls niemals weniger als drei Glieder frei ans dem Kopfe hervor; doch gehen denselben bei einer Anzahl von Gattungen — nach Spence Bäte 's Angabe sogar regelmässig — noch zwei verkürzte voran, deren zweites unterhalb häutig nach vorn fingerförmig ausgezogenes dann den Vorderrand des Kopfes deutlich überragt, während das erste (ob überhaupt überall nachweisbar V) unter diesem verborgen ist. Be- sonders deutlich ist das den drei gewöhnlichen Gliedern vorangehende ausgebildet bei 3LTita, Macnc Taf. XXIX, Fig. 1, GamnKircUa, Ganniiarm, Ipliiiiialia: Taf. XXX, Fig. 4 und 4a, und Ämplutlio'r: Taf. XXX, Fig. 3, während es bei Podoccnis, Sijihonoecetus , Ccrapus und Cm-opUmn sogar eine recht ansehnliche Grösse erreicht. Ungleich beträchtlicheren Schwankungen ist die Zahl der Schal't- glieder an den beiden Fühlerpaaren der Hyperidcn, welche in ihrer Form und Grössenentwickelung überhaupt die mannigfachsten Abstufungen von normaler bis zu völlig rudimentärer Bildung durchlaufen, unterworfen und zwar ist dies besonders bei den weiblichen Individuen der Fall, deren Fühler die Grenze von Schaft und Geissei bei weitem weniger scharf ausgeprägt zeigen als dies im Allgemeinen bei den Männchen — wenig- stens der normalen Hijpcrklcn — der Fall ist. Während bei letzteren in manchen Gattungen (Thciiiisfo, Fhronunopsk u. A. gleichfalls noch die Dreizahl der Glieder am Schaft beider Fühlerpaare aufrecht erhalten oder {Tlypcrla, Faraphroniina) an demjenigen der oberen auf vier ver- mehrt ist, unterliegt sie bei den Weibchen Je nach den Gattungen den mannigfachsten Modifikationen. So ist sie z. B. an dem Schaft der oberen Fühler in manchen Fällen (Ili/pcria, Thcinisto) auf vier gesteigert und dann entweder beträchtlicher als an denjenigen der unteren Fühler, wo sie nur drei beträgt oder (Pnrnphi-<»uiiKi) mit letzteren in der Zahl über- einstimmend; in anderen dagegen [l'liroiiiina Flirouiiiioiisig) an den oberen auf zwei reducirt. 300 Amiiliipoda. Unter den LaciniKlI/iodcii lassen nur die CdprclUncn eine ähnliche .Sonderling der Fühler in .Schaft und Geissei wie die genuinen Aniplü- podcn erkennen, während eine solche bei den Cyamiäcn wegfällt. In- dessen auch bei ersteren tritt diese Sonderung in verschiedenen Ab- stufungen der Deutlichkeit auf, am schärfßten bei der Gattung Proto, wo an den oberen Fühlern drei, an den unteren vier Schaftglieder (die beiden ersten hier, wie auch bei Cuprdlu, verkürzt) einer aus zahlreichen kurzen Gliedern bestehenden Geissei vorangehen. Bei FroMla und Capnlla ist dies Verhalten nur noch an den oberen Fühlern ein deutlich ausgeprägtes — wiewohl sich auch hier schon bei einzelnen Arten (CajyreUa taherculnta, mas) von dem Grunde der Geissei ein langstreckiges Glied, welches da- durch gewissermassen die Form eines vierten Schaftgliedes annimmt, ablöst — ; während an den unteren Fühlern diese Auflösung der Geissei in wenige langgestreckte und von den vorangehenden .Schaftgliedern for- mell wenig abweichende Glieder zur Regel wird. Bei der den Capirdlhirn sich in vieler Beziehung nahe anschliessenden, wenngleich durch die reguläre Entwicklung des Hinterleibes abweichenden Gattung Didichia zeigt sich eine solche Auflösung der Geissei in wenige langstreckige Glieder sogar an beiden Fühlerpaaren in sehr übereinstimmender Weise. — Für die vieigliedrigen beiden Fühlerpaare der Ci/aiiiidcn — nur bei Ci/jtli'ipoden-Fi\h\\u)rnev an sich. Hehr viel unscheinbarer aber werden sie noch bei den sich um Phronimu g-ruppirenden Gattungen, deren obere Fidiler nur auf den Schaft beschränkt sind und dann meist (Phro- niiiia, Vamplironhiia) dem Durchmesser des Kopftheiles gegenüber an Länge weit zurücUstehen, gleichviel ob sie, wie bei Phronima , auf zwei Glieder reducirt sind oder deren, wie bei PurnpJirojiiiiia, noch vier erkennen lassen — während die unteren sich in doppelter Weise verhalten können. Diese können nämlich entweder (Parcqjhnniiiiia) noch gleich den oberen deutlich gegliedert sein und ihnen wenigstens an Länge noch annäiiernd gleich kommen, oder (Plmiuiii/a , PlifuninioiiAh) die Form gegliederter Anhänge überhaupt aufgegeben haben und nur noch als gerundeter Wulst oder kegelförmiger V'orsprung, M'elcher sich höchstens als Rest eines Ba- salgliedes in Anspruch nehmen lässt, übrig bleiben. Noch ungleich auf- fallender gestalten sich diese Gegensätze in der Ausbildung der unteren Fühler je nach den einzelnen systematischen Grn])pen in der Abtheilung der abnorm gebildeten llypcrincn ( Phifi/saiidac). Hier stehen sich die Gruppen der Li/cnridoi und Oxyccphcdidcn einer- und der 7 i/p]iidcn, Sciiidcn und Pronoidcn andererseits schroff gegenüber: Ijei ersteren beiden sind die unteren Fühler vollständig oder bis auf das Basalglied eingegangen, bei letzteren in gleicher Gliederzahl ausgebildet wie bei den Männchen, ])ei welchen sie freilich eine ebenso ungewöhnliche Form wie Grösse — ihre fünf langgestreckten Glieder legen sich drei- bis viermal zickzack- förmig aneinander — im Gegensatz zu den Weibchen darbieten. b) M u n d g 1 i e d m a s s e n. Das erste Paar derselben, die Mandibeln, denjenigen der 7wyw/r» sehr ähnlich gebildet, erscheinen bei fester Consisteuz kuiz und gedrungen und zeigen die mannigfachsten Uebergäuge von einem viereckigen, in manchen Fällen selbst (|ueren zu einem stumpf dreieckigen Umriss. Die an ihrer einander zugewandten Innenseite (Schneide) existirendeu, auf die Zerkleinerung der Nahrung bezüglichen Vorrichtungen sind auch hier zweierlei Art: einerseits ein die Spitze selbst einnehmender oder dieser genäherter, scharf zahnartig eingeschnittener Vorsprung, welcher sich unter Umständen auch diu-ch einen tiefen mittleren Einschnitt verdoppeln kann und oft'enbar vorwiegend zum Abbeissen oder zur Zerkleinerung gröberer Nahrungsbestandtheile dient; sodann eine weiter nach hinten und mehr einwärts gelegene ovale oder lineare, mit feinen Querriefen versehene Mahl- oder Ras])elfläche, welcher eine feinere Trituration der in den Mund gelangenden Theile obliegt. Zwischen beiden ist der lunen- rand nicht selten (TulifrKfi, Orclicsfia: Taf. XXVII, Fig. la, (iamnun-m. Syrrhoc, Autonor, Eriopns, Ampidisca, AiiqihifJiov: Taf. XXX, Fig .3a, Par- (inipililtlioc u. A.) mit beweglich eingelenkten, zuweilen getiederten und der Zahl nach wechselnden Borsten besetzt. Ungleich seltener sind einzelne griffet- {ihrhrsfia: Taf. XXVII, Fig. la) oder borstenförmige (Aidonoc) Anhanssn-obilde auch auf der Fläche der Mandibeln, und zwar mehr dem o Org'aiiisation. 3Q3 Rucken derselben genjilieit, vorhanden. Der Aiissenrand trägt nahe seinem vorderen Ende uoruialer Weise einen dreigliedrigen Mandibular- Taster eingelenkt, welcher jedoch in gleicher Weise, wie bei deu Iso- podni, einzelnen Familien und Gattungen völlig abgeht. Als solche sind besonders die Orchcstiidm und SiciioccplKdidrii — letztere jedoch mit Aus- nahme der Gattung Pkustcs — , ferner Dexaiiiiiic, (.'(qnrUn und CiiunniA hervorzuheben. Im Allgemeinen ist der Mandibulartaster der Aiiqihijiodcii gestreckt und schlank, besonders im Hereich der beiden Endglieder. Doch kann sich ausnahmsweise (iVofomec?e/a|)//!o»<: Tat'. XXVII, Fig. 4a) aucli das erste Glied verlängern und in diesem Fall {Thcniistn, Hiiiirrkt) selbst noch einem besonderen Vorsprung des Mandibelrückeus autsitzen, eben^io wie sich in vereinzelten Fällen auch das dritte Glied stark ver- kürzen, selbst knoptfürmig werden kann (Si/rrlio'r). Ein schmal sichelförmi- ges, scharf zugespitztes und im rechten Winkel gegen das vorhergehende zweite gestelltes Endglied zeichnet den Mandibulartaster von Themisto und Ili/pcria, ein ovales End- und ein innerhalb bauchig erweitertes zweites Glied denjenigen von Crniuiomjx (Taf. XX\'II, Fig. 3a) aus. Selten {Lmcothov, Themisto, Hi/pcria) ist der Mandibulartaster völlig nackt, gewöhnlich spärlicher oder dichter beborstet, und zwar kann sich diese Bekleidung ebensowohl auf das Endglied {Amphifhor, Frofonicdcia: Taf. XXVII, Fig. 4a) beschränken, wie auf das zweite ausdehnen {Cmngonyx: Taf. XXVIl, Fig. 3a, Amphithonotus : Taf. XXX, Fig. la). Auch kann sich diese Behaarung in Form eines Büschels (Amprlkca, Parampilüthor. Aufondr, Syrrho'v) oder einer Bürste ((iKimi/m-iis, AnipliiilionotuA, Lißiumissn: Taf. XXX, Fig. 5a) verdichten. Die beiden Maxi II en -Paare zeigen normaler Weise zwei aus der Innenseite des Stammes (Stipes) hervorgehende Kauladen, das erste ausser- dem einen der Aussenseite jenes aufsitzenden zweigliedrigen Taster. Letzterer geht indessen mehreren derjenigen Gattungen ab, welchen auch der Mandibulartaster fehlt (Otrhrsfin -. Taf XXVII, Fig. Ib, Taldnis), ferner auch den Hypcrincn {ThoiiiMo, Ilypcria, l'hronima). Bei 2\icea (Taf. XXVIII, Fig. 2) scheint er durch einen schmal lanzettlichen Geissel- anhang ersetzt zu werden; bei J'oidojxjiria pilosu (Taf. XXVIl, Fig. 4b) ist er nach Grube ungegliedert, aber dabei lang, bei Laphystais ganz kurz, stummeiförmig. Mannigfachen Verschiedenheiten unterliegt an den einzelnen Spaltästen des vorderen Maxilleupaares die Bekleidung des Endraudes, welche bald (Anipdisca: Taf. XXIX, Fig. 5a, Nirijjpe: Taf. XXIX, Fig. Ob) am Taster und an der Aussenlade durch feste Dornen, bald {Awphdhoi-: Taf. XXX, Fig. 3 c, Lysianassa: Taf. XXX, Fig. 5b) nur an ersterem durch solche, an letzterer dagegen durch Borsten bewirkt wird, während in noch anderen Fällen {Profomedeia: Taf. XXVII, Fig. 4b) Taster und Aussenlade in dem Borstenbesatz übereinstimmen, ein Ver- halten, welches in den meisten Fällen (Oirhcsfia: Taf. XXVII, Fig. Ic, Ampdisca: Taf. XXIX, Fig. 5b, Lysianassa: Taf. XXX, Fig. 5c) auch die beiden Laden des zweiten Maxillenpaarcs erkennen lassen. Während 304 Ainpliifioda. diese in der Regel au Grösse nielit M^esentlicb von einander verschieden sind, ist au dem vorderen Maxilleupaar eine Verkür/,ung und Ver- schmälerung der Inneniade etwas sehr Allgemeines {Orchcstia: Taf. XXVII, Fig. 16, Protoiimlcia: Fig. 4b, Amprlisca: Tat'. XXIX, Fig. 5a). Es kann aber auch eine fast völlige Verkümmerung dieser Lade ein- treten, so dass sie sich dann nur noch als ein unscheiubarer, mit 1 bis 3 Borsten besetzter Vorsprung des Stipes zu erkennen giebt {Iclnmpiis, l'aniwphithor, Amphithov : Taf. XXX, Fig. 3e, Nkippc: Taf. XXIX, Fig. 6b). Die an ihrer Basis zu einer den Mund nach hinten abschliessenden Unterlippe verwachsenen Kieferfiisse setzen sich in ihrer ursprüng- lichen Bildung {Nicm: Taf. XXVIII, Fig. 2a, Anonyx: Fig. 4 b, Ampe- Ihac Taf. XIX, Fig. 5 c, Amjjkitho'c: Taf. XXX, Fig. 3d) aus sieben auf einander folgenden Gliedern zusammen und stimmen in dieser Beziehung mit den Beinen des Mittelleibes übereiii. Das erste dieser Glieder ver- schmilzt mit demjenigen der anderen .Seite median zu einer nnpaaren Kinnplatle, die beiden folgenden sind am Innenrande in der Richtung nach vorn tinger- oder lappeuartig ausgezogen und bilden dadurch die paarigen Kauladen; die vier letzten endlich, welche derartiger Ausläufer entbehren, stellen den Taster der Unterlippe dar. Die vom dritten Gliede ausgehenden vorderen Laden sind im Allgemeinen die bei weitem grösseren {A)ioinjx: Taf. XXVIII, Fig. 4b, Ocdiceros : Taf XXX, Fig. 2a, Ampluthor: Fig. od) und nehmen die kleineren des zweiten Gliedes theils zwischen sich, theils legen sie sicli ihnen (in situ gesehen) auf, so dass letztere (die hinteren Laden) nach oben hin dem zweiten Maxilleupaar zugewandt sind. Sowohl die einen wie die anderen sind auf ihrer Fläche, an ihrem freien Ende oder besonders die kleinen hinteren — an ihrem Innen- rande mit Borsten oder Wimpern in mannigfacher Form, Zahl und An- ordnung besetzt und erscheinen dadurch geeignet, bei der Ueberführung der Nahrung zum Munde eine wesentliche Rolle zu spielen. — Diese ur- sprüngliche, z. B. bei Ofiiiniud'K.t, McJifa, Calliopc , Anonyx, Lysinunssa, Paramphithor, Amphlfhor vorkommende Bildung kann indessen verschieden- gradige Modifikationen durch Verschmelzung oder Verkümmerung einzelner Abschnitte eingehen. So lassen z. B. die Orrhet^tiidcn {Ofclic^tia: Taf XXVII, Fig. Id, Talitrux), bei welchen zugleich die hinteren Laden kaum kleiner als die vorderen sind, nur sechs auf einander folgende Abschnitte an ihren Kieferfüssen wahrnehmen, wobei ein Vergleich mit der normalen Bildung ein Eingehen des Endgliedes erkennen lässt. Handelt es sich hier also um eine Reduktion des Tastertheiles der Kieferfüsse auf drei Glieder, so sind umgekehrt bei AnipJiithonofus (Taf XXX, Fig. Ib) die vier den Taster darstellenden Endglieder regulär entwickelt, dagegen nach der Goes'scheu Abbildung die beiden vorhergehenden, mit Laden versehenen, nicht nur unter sich, sondern auch mit dem Basalglied ver- schmolzen. Ungleich autfallendere Moditikationen lassen die Kieferfüsse der Caprellincn und Hypcrinen wahrnehmen. Von den fünf bei Caprdla erhaltenen Gliedern kommen nur zwei auf den Taster, die drei anderen Orsaiüsatioii. 305 auf den Basaltheil, dessen erstes, in der Mittelliuie mit demjenigen der anderen Seite verwachsenes Glied eine kurze und am Ende abgestutzte Kaulade trägt, während dem zweiten eine gestrecktere und abgerundete ■ zukommt. Da indessen dem Taster terminal noch eine grosse , scharf zugespitzte Klaue angefügt ist, so kann er mit Einschluss dieser auch als drei-, und wenn man ihm ferner das an der Aussenseite der zweiten Kaulade befindliche breite und kurze Glied zurechnet, selbst als vier- giiedrig angesprochen werden, so dass sich dann auch für Caprdla als die Gesammtzahl der Glieder sechs ergeben würde (Tafel XXXVII, Fig. 7e). Zu dieser Auffassung würde um so mehr Grund vorliegen, als nach Schioedte's Darstellung auch bei Cyanius die Gesammtzahl der Kieferfuss-Glieder sechs beträgt, von denen freilich nur das erste — auch hier median verschmolzene — sich in der Eichtuug nach vorn stark ladenartig erweitert, während die fünf übrigen zusammen einen Taster darstellen. Ergeben sich hiernach die Abweichungen in der Bildung der Kiefer- fttsse bei den Laemodipoden nur als relative, so tritt das ihnen aequi- valente Gliedmassenpaar der Hi/perinen {Hyperia: Taf. XXXIII, Fig. 4b und 4i, Phronima: Taf. XXXV, Fig. 10, Themisto: Taf. XXXV, Fig. Id) in einer nicht nur auf den ersten Blick, sondern auch bei näherem Ver- gleich völlig abweichenden Gestalt auf, welche eine ungleich grössere Aehnlichkeit mit einem Insekten -Labium als mit beinartigen Gebilden, wie es in der Regel die Crustaceen-Kieferfüsse sind, darbietet. Den Haupt- bestandtheil bildet eine länglich viereckige, bei llypciia sich nach vorn verschmälernde unpaare Platte, welche mit ihrer Basis an dem Kehlrand des Kopftheils eingelenkt ist und welche gegen ihr freies Ende hin aus ihrer Fläche eine polsterförniige, mit zwei Borstenreihen versehene Er- bebimg hervortreten lässt. Da, wo dieses unpaare Gebilde sich mit seiner Basis von der Kinnplatte abhebt, nehmen, mehr der entgegengesetzten Fläche der letzteren entsprechend, neben einander zwei lanzettliche, am Rande eingezackte oder beborstete Lamellen ihren Ursprung, welche sich mit ihrem Ende unter einem spitzen Winkel von einander entfernen und über den Vorderrand der unpaaren Platte frei hinausragen. Eine Zurück- führung dieses eigenartigen Gebildes auf die gewöhnliche Kieferfuss- Unterlippe der übrigen Amphipoden (und auch der wesentlich überein- stimmenden Isopoden) ist bei dem bisherigen Mangel vermittelnder Zwi- schenformen in überzeugender Weise kaum ausführbar. Insbesondere lässt sich zur Zeit nicht nachweisen, in wie weit die bei normaler Bildung vorwiegend paarig vorhandenen Theile (Kauladen und Taster) bei den Hypermen eine mediane Verschmelzung eingegangen oder verkümmert sind. Nur so viel dürfte sich als unzweifelhaft ergeben, dass die paarigen terminalen Blätter der Ilyprrincn einem Thcil der Taster bei den genuinen Amphipoden und Laemodipoden gleichwerthig sind ; dagegen muss es dahin gestellt bleiben, ob das unpaare polster- oder zungenförmige Gebilde aus einer Verschmelzung von Kauladen hervorgegangen ist. Bronn, Klaeeeu ilea Tliier - Reichs. V. 1. 20 ö 306 Amphipoda. In ähulicher Weise wie sicli die Hyperinen durch die Bildung der Kieferfiisse , entfernen sich die Tanniden von den übrigen Amphipoden durch die Verliümmerung ihrer Unterkiefer. Letztere erscheint um so bemerkeusvverther , als Mandibeln und Kieferfiisse bei ihnen der Haupt- sache nach ganz nach dem gewöhnlichen Amphipoden -Typus gebaut sind. Die Mandibeln haben bei Apseiides (Blioea) den schlanken drei- gliedrigen Taster, wie er unter den Caprellinen auch den Gattungen Profo und Frotella zukommt, während derselbe bei Tunais und Lqttochiia (wie bei Caprella) fehlt. An den Kieferfüssen stellen die drei (vier?) End- glieder jederseits einen freien Taster dar, während die beiden ver- schmolzenen Grundglieder mit je einer Kaulade ausgestattet sind. Zwischen Mandibeln und Kieferfüssen gelegen macht sich zunächst überhaupt nur ein Maxillenpaar und zwar von sehr einfacher Gestalt bemerkbar. Sehr schmal und stark in die Länge gezogen, besteht es an seinem vorderen Theil überhaupt nur aus einer einzigen, am freien Ende abgestutzten und zahnartig eingeschnittenen Kaulade, hinterwärts aus einem ebenso schlan- ken Stipes mit einigen fadenförmigen Anhängseln (Taf. XLV, Fig. 7). Ein selbständiges zweites Maxillenpaar fehlt; doch kann mit einiger Wahr- scheinlichkeit als Aecpiivalent desselben eine kurze, abgerundete Platte jederseits gedeutet werden, welche dem Basalstück der ersten Maxille ^ von der Innenseite her angefügt ist. f c) Mittelleibs-Gliedmassen. Sie sind normaler Weise, den Mittelleibssegmenten entsprechend, zu sieben Paaren vorhanden, von denen jedoch bei den Laemodipoden- Gattungen Cyarnns (Taf. XXXVIII, Fig. 4-6), Caprella (Taf. I, Fig. 8, XXXVIII, Fig. 1) und ProfeUa — im Gegensatz zu Profo (Taf. XXXVII, Fig_ 1) _ das dritte und vierte Paar eingehen und nur noch durch ihre Attribute (Kiemen, Brutlamellen der Weibchen) repräsentirt werden. Diese sieben Gliedmasseupaare , welche entweder, wenn .sie annähernd gleich gestaltet sind, sämmtlich der Ortsbewegung oder theilweise nebenher auch anderen Funktionen, wie besonders dem Ergreifen fremder Gegenstände, dienen können, sondern sich bei den Amphipoden ganz allgemein in zwei Gruppen, von welchen die vordere vier, die hintere drei umfasst. Eine Ausnahme hiervon scheint nur die Gattung Proto zu machen, bei welcher auf die vordere Gruppe fünf, auf die hintere zwei kommen. Diese beiden Gruppen werden dadurch bestimmt, dass die auf einander folgenden Glieder der vorderen Beinpaare einen nach hinten, diejenigen der hinteren einen nach vorn geöffneten Winkel beschreiben, so dass also {Ampliithor: Taf. XXX, Fig. 3, Lyslanassa: Fig. 4, Mucm: Taf. XXIX, Fig. 1, Nklppc: Fig. 6) vordere und hintere Gliedmassen als Ganzes ihre Concavität ein- ander zuwenden. Sowohl anbetrachts dieser gegensätzlichen Stellung wie des Umstandes, dass diese beiden Gruppen von Mittelleibsgliedmassen bei ganzen Abtheiluugen von Amphipoden sehr charakteristische Form- Unterschiede in einzelnen ihrer Abschnitte erkennen lassen, erscheint es durchaus unzulässig, nach dem Vorgange von Spence Bäte eine Grup- Organisation. 307 piruog in der Weise vorzunehmeu, dass die beiden vordersten Paare als Gnatbopoda deu fünf biutereu als Pereiopoda gegenübergestellt werden, besonders auch deshalb, weil erstere in zahlreichen Fällen durchaus keine Beziehungen zur Nahrnngsaut'nahme erkennen lassen, mithin nur morpho- logisch, nicht funktionell den beiden letzten Gnathopoden- Paaren {Pedrs maxiUares) der Decapoden gleichgesetzt werden können. Als die ursprüngliche, an diesen Mittelleibs -Gliedmassen zur Aus- bildung gelangte Zahl von Gliedern ist einschliesslich des oft sebr kleinen, spitz klauenförmigen Endgliedes die Zahl sieben anzusehen. Indessen kann dieselbe durch Verschmelzung oder durch Verkümmerung eines oder mehrerer Glieder auch in verschiedenem Umfange Reduktionen erleiden. Zu dem charakteristischen Gepräge der Ampbipoden- Beine, welches freilich ebenso zahlreiche Modifikationen als Abschwächungeu erleidet, tragen ganz besonders die basalen und die terminalen Glieder bei, erstere, indem sie sich lamellös erweitern und dabei oft einen sehr ansehnlichen oder selbst auffallenden Umfang annehmen, letztere, indem sie sich häufig an einzelnen oder mehreren Paaren zur Herstellung von Greifvorrichtungen umgestalten. Die Erweiterung der basalen Glieder betreifend, so tritt dieselbe in besonders augenfäUiger Weise unter den genuinen Ampbipoden auf und trägt bei verschiedenen Familien derselben auch ihrerseits zu einer besonderen Gestaltung der den beiden vorerwähnten Gruppen angehörenden Gliedmassen wesentlich bei. An den vier vorderen Paaren ist nämlich {Amphifho?: Taf. I, Fig. 3, Orchcstia: Taf. XXVII, Fig. 1, Vrotomcdeia: Fig. 4, IiMmedia: Fig. 5, Wicca: Taf. XXVIII, Fig. 1, Anonyx: Fig. 4) nur das erste (Hüft-), au den drei hinteren dagegen ausserdem auch das zweite (Schenkel-) Glied , und zwar in letzterem Falle beide entweder gleich stark (Taf. XXVII, Fig. 5, XXVHI, Fig. 1) oder das zweite in beträchtlich grösserem Umfang (Taf. I, Fig. 3, XXVII, Fig. 2 u. 4) la- mellös erweitert. Vor allem sind es die Stcgoccplialiden (Nicea, Montaguu, Plfiistes), ferner die Gattungen Lysianassa, Anonyx, AmpcUsca, Phoxus, LepidacfyJb (Sidcator), PJdias und Iphimedia,' \)&i welchen die lamellösen Hüftglieder aller oder einiger Vorder- und die lamellösen Schenkelglieder der Hinterbeine eine ungewöhnliche oder {Monhujua monoculoides, Aldcri, lomjimana, Anonyx Edwardsi, Lepidactylis arenaria, Iphiniedia ohesa, Ehlanac u. A.) selbst geradezu abenteuerliche Grösse erreichen, so dass selbst ein grosser Theil des übrigen Beines oder auch mehrere der benachbarten dadurch zum grossen Theil überdacht werden. In anderen Fällen da- gegen (Xkipjie, Antono?, iMctmatophdus, manche G (w nnarus - Aritn) wird dieser formelle Unterschied zwischen den vier vorderen und den drei hinteren Beinen allmählich bis zu völligem Schwinden herabgemindert, indem entweder an allen sieben Paaren nur die Httftglieder — und auch diese nur in geringerem Grade — lamellös erweitert erscheinen Laetmatophdus) oder die Schenkelglieder an Vorder- und Hinterbeinen wenigstens in keinem auffallenden Breitengegensatz zu einander stehen 20* 308 Ampliiiioda. {Nicippc: Tal'. XXIX, Fig. 6, Autono'i'). Noch imgleich stärker ist die für die genuinen Amphipodeu charakteristische Hüftbildung bei den Hypcrimn im Rückgang begriffen. Bei Hyperia, Tlmnisto, Phrosina (Taf. XXXIII, Fig. 4 u- 5, XXXV, Fig. 1), Anchylomcm, Bracliyscdus, Oxijcqihalus (Taf. XXXV, Fig. 6), Rhahdosoma u. A. linden sieh indessen lamellöse Hüft- glieder noch in deutlicher Abgrenzung gegen Leibesring und Scheukel- glied wenigstens als quere Platten, wenngleich von relativ geringem Um- fang vor. Bei Phronima, Paraphrouima, PhroithneUa, CystoiiOhHi, Prinmo, Pronoe (Taf. XXXIV, Fig. 1, 3 u. 5, XXXV, Fig. 3 u. 5) u. A. dagegen ist das Hüftglied als selbständiger Abschnitt völlig geschwunden und in Folge dessen die Zahl der deutlich von einander abgesetzten Beinglieder auf sechs herabgemindert. Letztere Gliederzahl ist ferner auch bei den Lncmoäiiiodcn und Tanaklcu die heri-schende und hier gleichfalls durch den Schwund des Hüftgliedes bedingt. Die terminalen Glieder einzelner Mittelleibsgliedmassen zur Her- stellung von Greiforganen zu verwenden, ist eine unter den Amphiijoden in grosser Allgemeinheit bestehende Tendenz, welche sie mit den Deca- poden gemein haben, während eine solche den Isopoden mit vereinzelten Ausnahmen {Scrolis, manche Asellincn) abgeht. Die hier in Betracht kom- menden Bildungen lassen sich, ohne dass selbstverständlich allmähliche Uebergänge fehlen, unter zwei Kategorien vertheilen: 1) eigentliche Scheerenbildung (Chela), welche in einer einseitigen, fingerartigen Ver- längerung des vor- oder drittletzten (Digitus fixus) und in der Umwand- lung des oder der beiden letzten Glieder zu dem beweglichen Scheeren- finger (Digitus mobilis) besteht und 2) Greifhand (Manns cheliformis), bei welcher nur ein Einschlagen des oder der beiden klauenförmigen End- glieder an dem dreieckig erweiterten und schräg abgestutzten vor-, resp. drittletzten Gliede eintritt. Ist bei letzterer Bildung das drittletzte Glied zum Carpus erweitert, so sind die beiden sich an seine .Stützfläche ein- schlagenden Endglieder innig mit einander verschmolzen; stellt dagegen das vorletzte Glied den Carpus dar, so schlägt sich nur das (siebente) Klauenglied gegen denselben ein. Von diesen beiden Modifikationen ist die (bei den Decapoden all- gemein zum Austrag gekommene) eigentliche Scheerenbildung unter den Amphipodeu die ungleich seltenere, indem sie sich auf die Tanaidcn und einzelne Gattungen der Hyjrrinvn beschränkt. Bei ersteren findet sie sich nur am vordersten Paar der Mittelleibsgliedmassen vor, welches sich zugleich durch eine sehr kräftige Entwicklung auszeichnet (Taf. I, Fig. 5, XXXVI, Fig. 4) und daher zu allen folgenden in dasselbe Ver- hältniss tritt, wie bei den Brachyurcn das Scheereupaar zu den vier Gang- beiupaaren. Unter den Hypcrinen lassen solche Scheerenbildungen von un- gleich geringeren Dimensionen die beiden vorderen Mittelieil).sgliedmassen der Typhiden, Scrlidcn und Oxyaphalidm (Taf. XXXY, Fig. 6, XXXVI, Fig. 1), so wie ferner der Gattungen Thamyris und Lycaea erkennen, und zwar wird bei ihnen der Carpus mit dem Digitus fixus durch das Organisation. 309 drittletzte Glied, der bewegliche Finger durch das sechste und siebente in Gemeinschaft gebildet. Unter den Vhroniniideti zeichnet sich die Gat- tung PhroiÜDia durch eine sehr ansehnliche Scheercnbildung an dem stark verlängerten fünften Mitfelleibs-15einpaar aus; hier ist das vorletzte Glied zum Carpus ausgebildet und der bewegliche Finger wie bei den Deca- poden allein durch die stark verlängerte Endklaue hergestellt (Taf. XXXIV, Fig. 1). Die merkwürdige Gattung PhroniDtopfiis dagegen zeigt eine zwei- üngrige Scheere an dem zwar nicht verlängerten, aber die folgenden an Robustheit beträchtlich übertreffenden zweiten Beinpaar. Die unter den Amphipoden sehr viel allgemeiner zur Ausbildung ge- langte Greifhand, aus welcher sich die zweifingrige Scheere erst all- mählich durch Vervollkommnung entwickelt hat, geht auch ihrerseits Schritt für Schritt unmerklich aus der einfachen Beinbildung, wie sie noch einer ganzen Anzahl von Gattungen der genuinen Amphipoden sowohl (Proto- medein: Taf. XXVII, Fig. 4, Ammjx und Icridmm: Taf. XXVIII, Fig. 4 u. 7, ParampMthoe und Ampelisca: Taf. XXIX, Fig. 4 u. 5, Iphimedia: Taf. XXX, Fig. 4) wie der IJypcrinen {ILjpcria, Vihüia, CyUoims, Cysto- sonia, ParapJironiiiia u. A.) ausschliesslich eigen ist, hervor, indem sich zunächst nur eine sehr leichte Erweiterung des vorletzten Gliedes einzelner Beinpaare (Pontoporeia und Montagua: Taf. XXIX, Fig. 2 u. 3, Ocdiccros und Lysianassa: Taf. XXX, Fig. 2 u. 5) zu erkennen giebt. Nachdem diese Erweiterung sodann bei anderen Gattungen immer ansehnlichere Dimensionen eingegangen ist [Crangonyx: Taf. XXVII, Fig. 3, Maera und Nklppc: Taf. XXIX, Fig. 1 u. 6, AmphUhonofns und Amplutlioc: Taf. XXX, Fig. 1 u. 3), gelangt sie schliesslich zur vollsten Prägnanz in Form und Grösse bei Gattungen, wie OrcJiestia und Allorchcstcs (Taf. XXVII, Fig. 1, le, 2, 2a), Eusims (Taf. XXVIII, Fig. 6) u. A., deren männ- liche Individuen es überdies hierin den weiblichen noch sehr bedeutend zuvorthun. Mit der immer mächtiger werdenden Greifhand ist dann in der Regel auch eine mehr oder weniger auffallende Verkürzung der drei dem Carpalglied vorangehenden Glieder {Ordirsthi, und Allorchcstcs: Taf. XXVII, Fig. 1 e, 2 a) verbunden, wiewohl sich in dieser Beziehung die mannigfachsten Modifikationen (Nicca und Ensinis: Taf. XXVIII, Fig. la, 6) zu erkennen geben. Auch diese Greifhand kann bald an einem einzelnen, bald an meh- reren Paaren der Mittelleibsgliedmassen, und zwar an den einzelnen in sehr verschiedenen Graden der Prägnanz und Grösse auftreten; ausser am siebenten Paare kann sie an allen übrigen zur Ausbildung gelangen, ein Umstand, welcher auch seinerseits eine Gegenüberstellung von Gnatho- poda und Pereiopoda (nach Spence Bäte) als unzulässig erkennen lässt. Bei den genuinen .Amphipoden und den Laemodipoden (Taf. XXXVIII, Fig. 1, 3, 5 u. 6) — bei letzteren constant — sind es zwar immer nur die beiden vorderen Beinpaare, welche in eine Greifhand endigen. Unter den Hyperincn tritt indessen hierin eine ungleich grössere Freiheit auf und zwar selbst in der Weise, dass bei der Ausbildung einer Greif- 310 Ampliipoda. band an eleu weiter nach hinten gelegenen Beinen die beiden vorderen einer solchen entbehren. Bei Ancliylonieya und Priiiiito ist das fünfte, bei Phorcus das sechste, bei Themisto (Taf. XXXV, Fig. 1) das zweite bis vierte, bei Phroshm (Dacfi/locem: Taf. XXXIII, Fig. 5) das dritte bis sechste Paar mit einer solchen versehen. Bei den männlichen AnchyJomvm (Gattung Hkracomjx Gucr.) gestalten sich auch die Endglieder des dritten und vierten Paares zu einer Greifhand um, welche indessen derjenigen, auch dem Weibchen zukommenden , des fünften Paares an Umfang be- deutend nachsteht. An diesen Greifhänden der Hyperinen sind in gleicher Weise wie an den oben erwähnten Scheerenbildungen die drei letzten Glieder betheiligt, so dass also der Carpus auf das drittletzte fällt, die einschlagbare Endklauc aber von dem sechsten und siebenten in Gemein- schaft abgegeben wird. Schon aus diesen zahlreichen Modifikationen der basalen und termi- nalen Abschnitte der Mittelleibsbeine allein würde sich für die Amphi- poden eine Mannigfaltigkeit in der Form dieser Gliedmassengruppe er- geben, wie sie den Isopodeu auch nicht annähernd zukommt, höchstens ausnahmsweise bei einzelnen Gattungen derselben in die Erscheinung tritt. Als weitere complicirende Faktoren gesellen sich ihnen nun aber noch alle nur denkbaren Verschiedenheiten in dem Längsverhältniss der ein- zelneu Paare zu einander, die grösste Variabilität in der Gesammtform einzelner sowohl wie mehrerer derselben, eine auffallende Vergrösserung, resp. Verkümmerung des einen Paares im Gegensatz zu anderen u. s. w. hinzu, um auf diese Art die ursprüngliche Zahl von zwei sich formell gegenüberstellenden Beingruppen auf drei, vier oder noch mehr steigen zu lassen. So sondern sich z. B. bei Eusirns (Taf. XXVIII, Fig. ö) und Amjihitho'e (Taf. XXX, Fig. 3) bereits drei Gruppen (zu 2, 2 und 3 Paaren) sehr deutlich gegen einander ab, während bei Ampliithonotus und Ocdiccros (Taf. XXX, Fig. 1 u. 2), Niclppe (Taf. XXIX, Fig. 6) und AllorcJwstes (Taf. XXVII, Fig. 2) die Zahl dieser Gruppen bereits auf vier (in den verschiedenen Anordnungen zu 2, 2, 2 und 1, zu 2, 2, 1 und 2, zu 1, 1, 2, 3 Paaren) gediehen ist, bis dann schliesslich unter den Ifypc- rincn z. B. die Gattung Primno Guer. überhaupt nur noch das dritte und vierte Beinpaar von übereinstimmender Bildung, alle übrigen in Länge und Form auffallend von einander verschieden darbietet. Indessen fehlt es auch hier nicht au Gattungen, au welchen sich vier {Tlinmym, Phro- sina) und fünf {Ancliyloiiirra) differente Beingruppen erkennen lassen, von denen die eine oder andere durch ihre auffallende Form und Grösse ganz besonders dazu beiträgt, diesen ITyparinen ein höchst bizarres und gro- teskes Ansehn zu verleihen. Fast noch in höherem Masse als durch die sich mehrfach wiederholenden plumpen und abenteuerlich gestalteten Greif- hände geschieht dies u. A. durch die für die Gruppe der TypJiidoi cha- rakteristische Umbildung, welche das Schenkelglied des fünften und sechsten Beinpaares in grosse flügel- oder ladenartige Platten eingeht. Dieselben schlagen sich in der Längsrichtung gegen die Bauchseite des OrfA'anisatioii. 311 Mittelleibes au (Taf. XXXVI, Fig. 1 u. Ib) iiuil lassen auf ihrer luneu- fläclie verborgen die linearen und mehr oder weniger verkürzten End- glieder des Beines erkennen (Fig. 1 d und 1 e). Im Gegensatz zu solchen extravaganten Vergrösseriuigen und Umformungen einzelner Beinpaare macht sich übrigens bei den llijpcrincn zugleich die Tendenz geltend, andere Paare Schritt für Schritt verkümmern zu lassen, und zwar sind dies in diesen Fällen stets die am Anfang und am Ende der ganzen Reihe gelegenen. Schon bei manchen llyperia-, Vihilia-, Duirina-, Thc- misto- und Fhrosina- Arten zeigen sich die beiden ersten Paare der Mittel- leibsbeine den folgenden gegenüber auffallend verkürzt, um schliesslich bei Cystosoma Xcjjfitni zu kleinen Sturamelcheu herabzusinken. In ähn- licher Weise verkümmert bei Phorctts, Pi-onoc (Taf. XXXV, Fig. 5), Am- l)hipronoc, Tliamyris, Eidyphis {Trjplils Risso, 17*7/ rojjjts Dana, Platyscelus Sp. Bäte), Fhrosina (Taf. XXXIII, Fig. 5) und Ehahdosoma das siebente Paar wenigstens im Bereich seines Endtheiles, so dass ausser dem kleinen Hüftglied nur noch das Schenkelglied zur vollen Ausbildung gelangt ist. Eine sehr viel allgemeinere Verbreitung hat diese Verkümmerung einzelner oder mehrerer Mittelleibs -Beinpaare bei den Laemodipoden an- genommen, indem nur die Gattung Proto Leach {Leptomera Latr., Nau- 2>rcilia M. Edw. : Taf. XXXVII, Fig. 1) noch die sämmtlichen sieben Paare in regulärer Grösse, und Ausbildung beibehalten hat. Zwar lassen sich auch bei Protdla (Taf. XXXVII, Fig. 2) noch sieben Paare nachweisen: doch sind das dritte und vierte so rudimentär geworden, dass ihre beiden allein zurückgebliebenen kleinen Basalglieder gegen die ihrer Innenseite anhängenden Kiemensäcke fast ganz verschwinden. Bei Caprella . {T&i. XXXVIII, Fig. 1) sind sodann dieselben beiden Paare auch nicht mehr im Rudiment vorhanden, bis endlich bei PotMiring Kr oy er zu dem gleichen Verhalten noch ein Schwund des fünften Paares, welches sich nur noch als ein kleiner, zweigliedriger Stummel jederseits zu erkennen giebt, hin- zutritt (Taf. XXXVII, Fig. 3). Es beschränken sich demnach hier die regulär ausgebildeten Mittelleibsbeine auf die beiden vordersten und die beiden hintersten Paare. Die Gattung Cyamus (Taf. XXXVIII, Fig. 4 bis 6) verhält sich in dem constanten Eingehen des dritten und vierten Paares und dem Ersatz derselben durch ihre Attribute, die Kiemeusäcke, genau wie Caprella. d) Hinterleibs-Gliedmassen. Dieselben sind bei normal entwickeltem Hinterleib regelmässig zu sechs Paaren vorhanden und nehmen von den sechs vorderen Segmenten desselben ihren Ursprung. Gleich den homologen Gliedmassen der Iso- podeu stellen sie Spaltbeine (Pedes fissi s. spurii, Pleopoda) dar, d. h. sie bestehen aus einem unpaaren Basalglied, aus dessen Spitze zwei neben- einander liegende Spaltäste hervorgehen. Bei den genuinen Amphipoden und Hyperineu vertheilen sich auch diese Spaltbeine auf zwei scharf geschiedene Gruppen, von denen jede drei Paare umfasst (Allorchestes : Taf. XXVII, Fig. 2, Monkigun, Param- 312 Ampliiiioda. pliitlioe: Taf. XXIX, Fig. 3 u. 4, AmphiÜwnotus, Ämphithoc : Taf. XXX, Fig. 1 und .3). Diese beiden Grupfien stehen unter einander jedoch nicht im Gegensatz durch die von ihnen eingeschlagene Richtung, welche viel- mehr an allen sechs Paaren eine übereinstimmende nach unten und hinten verlaufende ist, sondern durch die ihrer verschiedenen Verwendung ent- sprechende Form und Festigkeit. An den drei vorderen, beim Schwimmen als Ruder dienenden Paaren sind die Spaltäste von zarter Consistenz, mehr oder minder deutlich kurz geisselartig gegliedert und daher in sich biegsam, dicht mit langen Haaren gewimpert und — mit relativ wenigen Ausnahmen (Amphltkoe: Tat'. XXX, Fig. 3) -- sehr beträchtlich länger als das unpaare Basalglied. An den drei hinteren dagegen, welche als Hebelarme zum Anstemmen auf einer festen Unterlage Verwendung finden (Uropoda, Caudalgriffel), erscheinen die Spaltäste steif, griflfelförmig, meist völlig ungegliedert oder höchstens mit einem einzelnen, von der Basis abgesetzten Terminalgliede versehen, in der Regel auch nicht gewimpert, sondern {Crangotujx , Iphimcdia: Taf. XX VH, Fig. -3d und 5b, Param- pMtliov: Taf. XXIX, Fig. 4a, Anq)liithonotus, Lijsianassa: Taf. XXX, Fig. 1 d u. 6) mit kurzen und kräftigen Dornen bewehrt. Letztere können indessen in nmncheu Fällen {Ocdkerus, Tliemisto, Pronoe, Fhronimklac u. A.) auch völlig fehlen , während die Spaltäste dabei ebensowohl die Griffel- form beibehalten, wie sich in breitere, lauzettliche Blätter umgestalten können. Von diesen sechs Spaltbeinpaaren sind die drei vorderen ungleich geringeren Schwankungen in ihren relativen Grössenverhältnissen und ihrer Form unterworfen als die drei hinteren. Die Unterschiede, welche erstere je nach Gattungen und Familien darbieten, beschränken sich fast ausschliesslich auf ihr Längsverhältniss untereinander sowohl wie im Vergleich mit den drei nachfolgenden Paaren. Sie erscheinen eben so oft untereinander von gleicher Länge {Allorrhcstcs, Protomcdcia : Taf. XXVH, Fig 2 und 4, Eusirus: Taf XXVHI, Fig. 6, Montaijm: Taf. XXLX, Fig. 3, Pontoporcia: Taf. XXIX, Fig. 2, Anqjhithonotus, Ocdkeros, Am- p)]nthoe, IpMmedia: Taf. XXX, Fig. 1 — 4), wie in der Richtung von vorn nach hinten allmählich kürzer werdend {Crangonyx : Taf. XXVH, Fig. 3, Pammphlthor, Nkip}>c : Taf. XXIX, Fig. 4 und 6), bald beträchtlich länger als die drei letzten Paare {AUo)-chcsfcs , Protomedeia: Taf. XXVII, Fig. 2 und 4, Li/skmassa : Taf. XXX, Fig. 5), bald diesen an Länge merklich nachstehend (Aniplütlioc : Taf. XXX, Fig. 3, Tallfrus, Orchcstia, Sfciiothoi'; Anonyx, Atylus, Bathyporcia, Cheltira u. A., auch die meisten IJypcrinen, bei welchen sich das Basaiglied zugleich häufig durch breiten, fast ovalen Umriss auszeichnet). An den drei hinteren Paaren zeigt sich nun schon dieses Längs- verhältniss ungleich mannigfaltiger. Während bei TaVdrus, OrcJusiia {Tat XXVII, Fig. 1), AJUrchcdes (Taf. XXVII, Fig. 2), Montwjua (Taf. XXIX, Fig. 3), Pleustes, Ocdkeros (Taf. XXX, Fig. 2), Danaüi, Lyskmassa (Taf. XXX, Fig. 5), Macra, Podoccrus, Dercothoe, Siphonoecchis , Coropli'mm, Organisation. 313 Amhijlumcra, Thamyiis u. A. eiuc allniähliclic Vcrküi-zuug in der Richluiig vom vierten bis zum sechsten Paare ersichtlich ist, tritt bei llijpcria gerade das umgekehrte Verhältniss, nämlich eine Verlängerung bis zum sechsten Paare ein. Im Gegensatz zu Chelura, deren fünftes Paar wenigstens beim Männchen dfem vierten und sechsten gegenüber colossal vergrössert er- scheint, steht dasselbe Paar bei Tliciiiisfo gegen das vierte und sechste merklich an Länge zurück, während es bei Plironimdla cJoiujdta selbst auf einen kurzen Stummel zurücksinkt. Bei Urothoi't ist das sechste Paar ungleich grösser als die beiden vorhergehenden, bei vielen Arten der Gattungen Änonyx, Ampelisca (Taf. XXIX, Fig. 5), Atylus, FaramphiÜm (Taf. XXIX, Fig. 4, 4a), CaUiope, Bathypotria, Ntphanius, Eriojus, Mdita. Gammarns, AmphWw'c, Prono'c, OxycepJialus u. A. wenigstens beträchtlich länger als das fünfte, wenn auch zuweilen nicht ebenso lang wie das vierte. Gleich grossen Schwankungen ist das Längsverhältniss des unpaaren Basalgliedes zu den Spaltästen unterworfen, und zwar kann dasselbe an allen drei Paaren ebensowohl annähernd gleich, wie an jedem derselben verschieden sein. So erreichen z. B. bei Nicippe tamida (Taf. XXIX, Fig. 6) die Spaltäste des sechsten Paares die dreifache, diejenigen des vierten dagegen nicht mehr als die einfache Länge des Basalgliedes. Der sich ähnlich verhaltenden Faramp>hitlioc Sinitfl (Taf. XXIX, Fig. 4) gegenüber sind bei Pontoptorcia furdgera imd Montagua Brusdii {TslLXXIX, Fig. 2 und 3) au allen drei Paaren die Spaltäste wenigstens annähernd dem Basalgliede an Länge gleich. Es würde zu weit führen, aller dieser die mannigfachsten üebergänge und Com))inationen repräsentirenden Modi- fikationen im Einzelnen zu erwähnen. Dagegen ist einer sich unter ein- zelneu 7/?//>er/Mcu- Gruppen geltend machenden Tendenz Erwähnung zu thun, die Spaltäste bis zu völligem Schwunde allmählich verkümmern zu lassen. Eine auffallende Verkleinerung derselben im Gegensatz zu dem stark verlängerten Basalgliede macht sich zunächst bei den Phroni- H»'(Zc;i- Gattungen Phronima, Phronhndla und Piinq^hronuna bemerkbar; doch sind sie hier als schmale, lanzettliche Blättchen noch deutlich gegen das dünn griffeiförmige Basalglied abgesetzt. Bei den Gattungen Prbnno, Andiylomcra (mas : Hieraconyx) und Plirosimt, {Dadyloccra) dagegen sind sie völlig eingegangen und die drei hinteren Paare der Pedes spurii daher nur auf das breite, lamellöse Grundglied reducirt. Eine andere auf theilweiser Verkümmerung beruhende Fornmiodi- fikation macht sich unter den genuinen Amphipoden in weiterer Ausdeh- nung an dem letzten (sechsten) Paar der Pedes spurii für sich allein geltend. Bei normaler Ausbildung sind an demselben in Uebereinstim- mung mit den beiden vorhergehenden Paaren beide Spaltäste von gleicher {Para»n)]iithor, Nidppe: Taf. XXIX, Fig. 4, 4a und b) oder (Lysianassa : Taf. XXX, Fig. 6) wenigstens von unbedeutend verschiedener Längsent- wicklung. Dies Verhältniss wird zunächst bei vielen Arten der Gattungen Gammarus^ Megamoera, Mdita {Md. palmafa Za,dd., Coranmi Hell.) u. A. 314 Amphipoiia. dahin abgeändert, dass nur der Aussenast noch vollständig ausgebildet ist, während der innere auf ein sehr viel geringeres Längs- und Breiten- maass reducirt wird oder selbst nur als ganz unscheinbares Rudiment nachweisbar ist. Indessen selbst dieses kann schliesslich völlig schwinden, und es verbleibt dann bei den Gattungen Stenothor, Danaia, Cniiujoni/x (Taf. XXVII, Fig. 3), Gammardla, Montcujtm (Taf. XXIX, Fig. 3), Ci/iiopliiuni , Talifnis, Orrltestia und ÄUorcliestcs (Taf. XXVII, Fig. 1 und 2) überhaupt nur der eine (äussere) Spaltast bestehen. Andererseits kann an den Spaltästen aller drei oder des letzten Paares der Pedes spurii eine höhere Ausbildung dadurch erzielt werden, dass, während sie normaler Weise ungegliedert auftreten, sich eine Auf- lösung in zwei aufeinanderfolgende Glieder vollzieht. Am vierten bis sechsten Paare ist dies bei den Gattungen Dexaiiiinc und Podocrriis der Fall, und zwar am Aussen- und Inuenast in übereinstimmender Weise. Auf den Aussenast des sechsten Paares ist dagegen diese Zweigliedrig- keit beschränkt bei den Gattungen Li/sianassa (Taf. XXX, Fig. 6), Steno- tho'6, Mont(ujuu (Taf. XXIX, Fig. 3) und bei verschiedenen Arten der 0>-c/(i';sf//rff«- Gattungen Talifrus, Orchestia und Ällorchesfcs (Taf. XXVII, Fig. 1 und 2). So scharf übrigens im Allgemeinen bei den genuinen Amphipoden der formelle Unterschied zwischen den drei vorderen und den drei hin- teren Paaren der Pedes spurii in die Erscheinung tritt, so wenig fehlt es an Beispielen, welche diese Differenz schon wesentlich herabgemindert erkennen lassen und bei welchen besonders die beiden vorletzten Paare (4. und 5.) eine deutliche Anlehnung an die drei vorderen zur Schau tragen. Besonders sind es die Arten der Gattungen Ensinis (Taf. XXVIII, Fig. 6), 3Iacm (Taf. XXIX, Fig. 1), Ordkcnis und Ampliithor (Taf. XXX, Fig. 2 und 3), bei welchen die Spaltäste der fünf vorderen Paare fast in über- einstimmender Weise geformt und dicht gewimpert erscheinen und sich auch in ihrer Resistenz wenig von einander unterscheiden, so dass hier abweichend von dem gewöhnlichen Verhalten die fünf vorderen Paare in einen mehr oder weniger ausgeprägten Gegensatz zu dem letzten (sechsten) treten. Ein solcher Formunterschied zwischen den fünf vorderen Paaren einer- und dem sechsten andererseits ist zu noch schärferem Austrag ge- diehen bei den Tanaidcn, deren Pedes spurii des ersten bis fünften Paares von den drei vorderen der genuinen Amphipoden sich nur dadurch unter- scheiden, dass die Spaltäste nicht die Geisseiform, sondern die Gestalt von breiten, ovalen, an ihren Rändern dicht gewimperten Lamellen (Taf. XXXVI, Fig. 3, 4a und 4d) angenommen haben und hierin gewisser- massen eine Annäherung an die Pedes spurii mancher Isopoden- Formen bekunden , von denen sie sich indessen schon dadurch unterscheiden, dass sie ohne sich zu decken, frei nebeneinander am Basalgliede ent- springen und nicht der Athmuug, sondern lediglich der Schwimmbewegung dienen. In wie weit die für Tandis vlttatus (Crossurus Rathke) gemachte I Orgauisatioii. 315 Angabe, wonach diese l'ÜDf Paare von Si)altfiisseii hier auf drei (Tai'. XXXVI, Fig. 4a) reducirt sein sollen, begründet ist, oder durch den eveutuellen Nachweis von der Verkümmerung zweier Paare mit dem normalen Ver- halten in Einklang gebracht werden kann, mag vorläufig dahin gestellt bleiben.*) Unter allen Umständen treten auch diese drei Paare von Öpalt- fflssen zu dem vom sechsten Segment entspringenden in einen gleich scharten formellen Gegensatz, wie ihn die regulär ausgebildeten fünf vor- deren Paare der Gattungen I'amtandis, Lq^tocheU.a und Ajitirtidrti zu dem auf sie folgenden sechsten erkennen lassen. Von mehr griftelförmiger Bildung, tritt dieses sechste Paar bei Tanäin (Taf. XXXVI, Fig. 4e) und Lejyfochclia nur in einer einzelnen Reihe von Gliedern auf, während es bei Fnratamns und Apscndcs (XXXVI, Fig. 3) wieder die Form von Öpalt- beinen darbietet. In beiden Fällen ist der äussere Spaltast der ungleich kürzere, nur dass bei Pr(W«- Individuen festgestellte Verhalten erweist sieh jedoch nach den Untersuchungen Hoek's als ein vorübergehendes. Bei ausgewachsenen CaprrUcn finden sich nämlich im sechsten Segment uur zwei dicht an- einanderschliesseude grosse, je ein Nervenpaar für das sechste und siebeute Beinpaar abgebende und, auf die Rückenseite des zweiten herauf- gerückt, zwei sehr viel kleinere und besonders schmälere Ganglien vor*), aus welchen in der Richtung nach hinten zwei Paare dünnerer Nerven für das Postabdomen hervorgehen (Taf. XL, Fig. 7, ga). Es würde sich demnach der Mangel eines dem siebenten Mittelleibsring zukommenden Ganglions dem normalen Sachverhalt gegenüber dahin erledigen, dass bei Ccq)yella dieses siebente Ganglion mit in das sechste Segment hinauf- gerückt ist und sich dem vorhergehenden (sechsten) unmittelbar anschliesst, während bei Cyamus beide noch weiter nach vorn, nämlich auf die Grenze von Segment 5. und 6. verlegt sind. Mit der Zurückziehung des siebenten Mittelleibsganglions von Caprdla in das vorletzte Segment steht dann auch die Transplantation der Hinterleibsganglien — als welche die beiden kleineu, auf die Oberseite jenes gerückten Gauglien notbwendig gedeutet werden müssen — im direkten Zusammenhang, und es möchte kaum einem Zweifel unterliegen, dass solche bei wiederholter genauer Untersuchung auch an dem lauggestreckten Endganglion der Cyaniklcn nachzuweisen *) Von Gamroth koiiateii ausser den dicht aneinandergerückten beiden grossen Ganglien (6. und 7.) des sechsten Segments keine weiteren , im hinteren AnscHluss an dieselben vor- handenen kleinen bei Caprdla wahrgenommen werden, während Haller sogar fünf solche vorgefunden haben wUl. Seine Mittheilungen über dieselben lassen aber ebenso wenig einen klaren Einblick in ihre Lage gewinnen, wie die zur Illustration gegebenen Zeichnungen. Oiraiüsation. 329 sein werden. In diesem Fall würde, wie es schon jetzt für die Crcllinen tritt mit einem röhrenförmigen, unten offenen Fortsatz in den Anfang des Mitteldarmes ein. Letzterer bildet sowohl bei seinem Beginn wie auf der Grenze gegen den Enddarm dorsal- wärts zwei kurze öhrchenförmige Divertikeln, von denen das hintere Paar indessen nur bei den ftyj«/?«- Arten gut entwickelt ist, bei den Gattungen Proto, Profdla und Podalirius dagegen fehlt. Die oberhalb des Proventriculus nach vorn zurücklaufenden Divertikeln (Taf. XLIII, Fig. 5 und 6, di) zeichnen sich durch sehr hohe Cylinderzellen ihres Epithels im Gegensatz zu den mit niedrigem Cylinderepithel versehenen Wandungen des relativ dünnen und cylindrischen, mit Ringmuskelu, einer Tunica propria und einer zarten, nicht chitinisirten Intima versehenen eigentlichen Chylus-« Organisation. 359 ■ mageus aus. Der kurze liinterdarm (Kectum) eudlich ist in verscliiedenem ' Maasse verkürzt, am stärksten bei Protella, am wenigsten bei Fodtdbim, wo er schon im vorderen ürittlieil des seclisten Mittelleibsringes seinen Anfang nimmt, während er sonst auf das siebente beschränkt ist. Auch an ihm zeigt die Cuticula sowohl wie der Muskelbelag seiner Wandungen eine mächtige Entwicklung. Von der Körperwandung aus treten an sein vorderes Ende seitliche Muskelbündel heran, welche die Mittellinie dorsal und ventral frei lassen ; zuerst schräg verlaufend, schlagen sie all- mählich eine quere Richtung ein und liegen den nach innen folgenden, bündelweise angeordneten Längsmuskeln auf. Der Darmkanal der Hypciincn unterscheidet sich nach den bis jetzt vorliegenden Untersuchungen von S t r a u s - D ii r c k h e i m für llijpvna {Hicila) und von Pagenstecher und Claus für I'hronhnu von demjenigen der Gammannen und Laeniodipodm durch die deutliche Sonderung des IMittel- darmes in einen weiten, sackförmigen Magenabschnitt und einen „Dünn- darm". Die Angaben, welche der sonst so genaue Straus über den Darmkanal der ersteren Gattung macht, sind sehr aphoristisch und we- nigstens zum Theil ohne Frage einer Revision bedürftig : so u. A. die- jenige von dem Fehlen eines Proveutriculus. Der Oesophagus von Hi/pcria ist nach ihm kurz und dünn (in seiner Abbildung freilich ansehnlich lang), steigt vom Mund aus gerade nach aufwärts, biegt sich sodann leicht nach hinten und geht vor der hinteren Grenze des Kopfes in den Magen über. Die starke magenartige Verbreiterung des Mitteldarnies, welche oberhalb abgeflacht erscheint, erstreckt sich durch die vier ersten Mittelleibsringe hindurch; der Uebergang dieses Abschnittes in den Dünndarm ist ein ganz allmählicher. Letzterer ist vollkommen cylindrisch, verhäUnissmässig dick und soll gleich dem Magen stark muskulöse Wandungen haben. Im siebenten Mittelleibsring wird er jederseits durch ein „breites, fibröses Band" an die Seitenwanduugen des Integuments befestigt. Um so eingehender sind in morphologischer wie histiologischer Hin- sicht die Untersuchungen, welche Claus über den Tractus intestinalis von Fluvuiinu und verwandten Gattungen veröffentlicht hat. Derselbe beginnt mit einer durch Höhe und Weite ausgezeichneten Mundhöhle, welche an ihrer oberen, in einen zapfenförmigen Muskelvorsprung auslaufenden Wand durch zwei breite, schräg aufsteigende Muskelmasseu befestigt ist und durch einen complicirteu Muskelapparat hervor- und zurmkgezogen, er- weitert und verengt werden kann (Taf. XLIV, Fig. 2, mu, mu^). Im An- schluss an dieselbe findet sich ein mit ringförmigen Muskelfasern ver- sehener iSchlundkopf von vierseitiger Form, dessen obere und untere Wand indessen schmal bleiben und seitlich vorspringende Kanten zur Insertion von Muskeln bilden. Der als Fortsetzung desselben auftretende Oesophagus (Taf. XLIV, Fig. 3, oe) bleibt bis über seinen Durchtritt durch den engen Schlundring hinaus muskelfrei ; erst jenseits desselben treten quer verlaufende Diktatoren an seine Seitenwände heran und hinter seiner Uebergangsstelle in den Proveutriculus spannt sich an der N'entral- 360 Ämphipoda. Seite ein langgestrecliter Quermuskel aus. Den auf den Oesophagus fol genden Proventriculus betreffend, so tritt derselbe äusserlich als be sonderer, zwischen jenem und dem Cbylusmageu eingeschalteter Abschnitt bei Pkronima überhaupt nicht hervor — daher ihn vermuthlich auch Straus- Dürckheim für Ilypcria in Abrede stellt — , sondern stülpt sich seiner ganzen Länge nach (Taf. XLIV, Fig. 3, pr) in das Innere des Magen- sackes ein, dessen dorsaler Wand er sich anlagert. Die in sein Lumen hineinspringenden Chitinbildungen scheinen hier weniger der Zerkleinerung der Nahrung zu dienen als einen Reusenapparat darzustellen , durch welchen einerseits der Rücktritt der aufgenommenen Nahrung in die Speiseröhre, andererseits der allzuschnelle Uebergang derselben in den Chylusmagen gehindert wird. Dieselben bestehen einerseits in zwei nahe dem vorderen Ende des Proventriculus ventral neben einander gelegenen taschenartigen Vertiefungen, deren weite Oeifnung nach oben gekehrt ist und welche in eine schräg nach oben und vorn aufsteigende, dicht be- borstete Leiste (Taf. XLIV, Fig. 4) von Bogenform auslaufen: anderer- seits aus einer löffelartig gebogenen, ungleich grösseren, unpaaren Dorsal- falte, welche mit ihrer erweiterten Basis zwischen die Ränder der beiden ventralen Taschen von oben her hineinragt. Die Verschiebung dieser Apparate gegen einander wird neben dem bereits erwähnten Quermuskel durch drei bis vier mehr longitudinal verlaufende Muskelpaare bewirkt. Der den Proventriculus mit seinen Tascheubildungen umschliessende Magen- darm (Chj'lusmagcn), in dessen vorderes Ende der Oesophagus direkt einzumünden scheint, bildet einen ziemlich weiten, durch den Kopf und die beiden ersten Mittelieibsringe schräg aufsteigenden Sack (Taf XXXIV, Fig. 1 und 3, ve, XLIV, Fig. 3), dessen vorderes Ende kurze dorsale und ventrale Ausstülpungen in der Richtung nach vorn gegen den Kopf- raum hin entsendet, eine Eigenthümlichkeit, durch welche sich die Phro- iimiäcn von anderen ITyjxrincn -Formen auffallend unterscheiden. An seinem Pylorustheil verengt sich der Chylusmagen und erscheint durch eine doppelte Einschnürung buibusartig abgesetzt. Histiologisch zeichnet er sich gleich den schlauchartigen Ausstülpungen durch die hoben Cylinder- zellen seines Epithels, welche an ihrer freien Oberfläche einen dicken, feinstreifigen Saum zeigen, aus. Nach aussen folgt auf das Cylind erepithel eine Tunica propria welche in fester Verbindung mit der ihr aufliegenden Muskelschicht steht (Taf. XLIV, Fig. 3, c und e). Letztere besteht aus schmal bandförmigen Ringmuskelbündeln in weitem Abstand von einander und aus longitudiualen MuskelzUgen, welche an der Dorsal- und ^'entral- wand nahe der Mittellinie entlang laufen. Erstere verdichten sich an dem Endabschnitt des Magens zu einem geschlossenen Muskelbelage, um beim Beginn des Dünndarmes sich wieder in gesonderte Reifen auf- zulösen. Letzterer stellt ein zuerst etwas weiteres, von seinem Eintritt in das Postabdomen an sich aber allmählich mehr verdünnendes cylindri- sches Rohr (Taf XXXIV, Fig. 1 und 3, in, XLIV, Fig. 3, in) dar und lässt innerhalb ein aus grossen, sechseckigen Zellen bestehendes Epithel, Organisation. 361 welchem eine zarte, mit Muskelringen vcrseliene Tunica propria folgt, erkenDen. Longitudinale oder schräge Muskelfaserziige sind vereinzelt, nur von kurzer Erstreckung und mit ihrem Ende in circuläre übergehend. Sehr kurz erscheint der Enddarm (Rectum) der Plironimidcii, welcher erst im sechsten Postabdomiualringe beginnt. Zahlreiche als Diktatoren wirkende Muskelbündel befestigen seine Wandung an die Innenseite des Integuments. Der Darmkanal der Tmididcn hat zur Zeit noch keine eingehendere Schilderung erfahren. Die über denselben vorliegenden dürftigen Angaben constatiren nur die gleichen Abschnitte wie an dem Tractus intestinalis der übrigen Amphipoden, von welchen der Proventriculus als besonders com- plicirt hervorgehoben wird. Bei den männlichen TnH«7s- Individuen fand F. Müller den Magen stets leer. B. Speicheldrüsen, welche bis vor Kurzem den Amphipoden in gleicher Weise wie den Isopoden u. s. w. abgesprochen worden sind , hat zuerst Claus für die Pln-oniiiildcii zur Kenntniss gebracht. Bei Fkroni- niella sind sie von geringerem Umfang und liegen seitlich oberhalb der den Schlund erweiternden Muskeln; bei Phroninia dagegen zeigen sie eine ungleich mächtigere Entwickelung und erstrecken sich über und zu beiden Seiten des mittleren Schlundabschnittes bis dicht vor die Gehirn- lappen. In ihrer Form stimmen sie ganz mit den oben erörterten Drüsen der Beine und Kiefer überein, indem sich wie bei diesen vier grössere Drüsenzellen rosettenfiirmig um eine kleine, mit dem Ausführungsgang versehene centrale herumgruppiren. Die langen und zarten aus ihnen hervortretenden Canäle wenden sich sämmtlich der Mundötfnung zu; die Oeffnungen einiger wurden an der Oberlippe ])emerkt, es ist indessen wahrscheinlich, dass auch andere benachbarte Theile mit solchen ver- sehen sind Sicher ist, dass ein ansehnlicher Theil der Drüsengänge in die Maxiilen des ersten Paares eintritt. Der Nachweis solcher Drüsen ist in sofern besonders belangreich, als sonst im ganzen Verlauf des Tractus intestinalis absondernde Drüsen bei den Phrommidcn überhaupt nicht auf- treten. Ein die Verdauung beförderndes Sekret scheint daher hier gleich der in den Mund eintretenden Nahrung beigemengt zu werden. Im Anschluss an diese Claus 'sehe Entdeckung ist es neuerdings P. Mayer geglückt, auch bei den Cdprrlliiwn entsprechende Drüsen im Inneren des Kopftheiles und der Mundgliedniassen, wenigstens in der Basis der KieferfUsse, in den Mandibeln, Maxiilen und dem Ilypopharynx nach- zuweisen, so dass ihre Auffindung bei den CuuiuiKtrincn vermuthlich gleich- falls nur eine Frage der Zeit ist. In der Oberlippe fehlen sie; dagegen finden sie sich in Menge zwischen der Einlenkung der Mandibeln, reichen bis an die Ventralseite des Oesophagus heran und stehen sämmtlich durch Bindegewebe mit einander im Zusammenhang. Die Mündung ihrer Aus- führungsgänge Hess sich nicht ermitteln; nur so viel konnte festgestellt werden, dass dieselbe nicht in den Oesophagus erfolgt. C. Leberschläuche finden sich in Verbindung mit dem Tractus 362 Amplüpoda. , intestinalis bei den Gammariuen fast durchweg zu zwei Paaren, bei den Laemoäipodcn , Tunuiäcn und IhjjKvia dagegen nur zu einem vor. Ein einzelnes Paar besitzt unter den Gammarinen nach P. Mayer ausnahms- weise auch die Gattung Lrurothoc, welche in dieser Beziehung das Ver- halten jugendlicher Individuen, denen gleichfalls nur ein Paar Leber- schläuche zukommt, bewahrt hat. Durch den Mangel eigentlicher Leber- schläuche sind die P/rrrtH/MH"(?n« ausgezeichnet; ein niorphologiscber Ersatz für dieselben findet sich indessen bei ihnen in den oben erwähnten kurzen Aussackungen des Chylusmagens (Taf. XLIV, Fig. 3, di, di). Die Leberscliläuche stellen sich durchweg wie bei den Isopoden als langgestreckte, mehr oder weniger cylindrische, gegen ihr hinteres blindes Ende hin jedoch deutlich verjüngte und selbst zugespitzte Schläuche dar, welche, wo sie zu zwei Paaren entwickelt sind, übereinander gelagert die .Seitenwände des Tractus intestinalis mehr oder weniger vollständig be- decken (Taf. XXXIX, Fig. 1, he), während sie, nur zu einem Paare vor- handen, sich dem Darmkanal mehr ventralwärts anlegen und den oberen Theil des letzteren daher frei lassen. Im hinteren Anschluss an den Proventriculus in das Darmrohr einmündend oder, wenn man will, aus diesem hervorgehend, erstrecken sie sich bei den Gammarinen in geradem Verlauf nach hinten je nach Familien und Gattungen verschieden weit " in das Postabdomen hinein, zumal die beiden Leberschläuche jeder Seite in der Regel auch unter einander deutliche Längsunterschiede in der Weise erkennen lassen, dass der obere früher als der untere endigt {Orchcstia: Taf. XXXIX, Fig. 1, he). Bei Gammants locusta und Aniplü- tho'e podoceroides reichen sie nach Bruzelius etwa bis zum Beginn des dritten, bei Gannuurus ncißvdus nach 0. Sars (Taf. XLIII, Fig. 1, he) fast bis zum Ende des zweiten Postabdominalsegmentes, während bei OrcJiestia cavimana nach Nebeski der spitzendigende obere Schlauch bis zur Mitte des dritten, der mehr gerundet abgestumpfte untere dagegen bis in die Basis des vierten Hinterleibsringes hineinragt. Bei llypvria (Hk'lla) (jalba würde nach Straus-Dürckheim's Angabe der jeder- seitige Lebei"schlaucli das Darmrohr bis in das siebente Mittelleibssegment hinein begleiten, bei den CdprcUincii nach P. Mayer ein Längsuuterschied je nach den Gattungen bemerkbar sein, indem bei CajyreUa und Proto die Mitte oder das Ende des fünften, bei Podalirius die Mitte des sechsten, bei ProfcUa sogar das siebente Mittelleibssegment sich als die hintere Grenze, wenn auch bei der beträchtlichen Contraktionsfähigkeit des Organs nur annähernd ergiebt. Während in allen vorgenannten Fällen die Leber- schläuche dem Darmrohr eng anliegen und daher dem von ihnen be- gleiteten Theil desselben an Länge genau entsprechen, tritt hiervon nach der Schilderung Rons sei de Vauzeme's bei Cyamus eine bemerkens- werthe Abweichung auf. Die beiden im Vergleich zum Darmrohr dünnen Leberschläuche dieser Gattung (Taf XL, Fig. 5, he), an welchen schon der weiter nach hinten verlegte Hervorgang aus letzterem auffällig ist, legen sich den Seiten des Tractus intestinalis nur bis zum Ende des ersten Orgaiüsatimi. 3g3 freien (zweiten) Leibesringes in gewöhulicher Weise eng an, entfernen sich dann aber unter Besehreibung dreier stariier schlangenartiger Win- dungen starli nach aussen hin, um sich erst wieder bei dem Anfang des fünften freien (sechsten) Leibesringes den Seiten und weiter nach hinten unter starker Verdünnung ihres Lumens der Rückenseite des Darmes auf- zulegen. Ihr hinteres Ende würde hier etwa der Bütte der Länge des schmalen Endsegmentes entsprechen (Taf. XL, Fig. 5, he). In Bezug auf die Einmündung dieser Leberschläuche in das Darm- rohr ist hervorzuheben, dass bei der Anwesenheit von zwei Paaren {Gammioini) das vordere Ende der beiden jederseits über einander lie- genden sich zu einem kurzen gemeinsamen Ausführungsgang vereinigt, welcher sich in die Ventralseite der vorderen Grenze des Chylusmagens einsenkt (Taf. XLIII, Fig. 2, he). Die nur zu einem Paar vorhandenen Leberschläuche scheinen sich in Bezug auf ihre Einmündung je nach den Familien verschieden zu verhalten. Bei den CapreUinen mündet jeder derselben isolirt und zwar gleichfalls in die ventrale Wand des Darmrohres, aber mit weiter Oeffnung ein (Taf. XLIII, Fig. 5, he). Bei Jli/pcria da- gegen würden nach Straus-Dürckheim die beiden Leberschläuche sich mit ihrem verschmälerten Vorderende der dorsalen Fläche des Darni- rohres auflegen und sich auf dieser, wie er sich ausdrückt, zu einem Einge (oder Halbringe?) vereinigen. Ein abermals anderes Verhalten würden nach Roussel de Vauzeme die beiden Leberschläuche von Cyamm erkennen lasseu: dieselben sollen sich an ihrem vorderen Ende tingerartig zerschlitzen und würden sich nach der davon gegebenen Abbildung gleich- falls in die dorsale Wand des Darmrohres, in beträchtlicher Entfernung von dem hinteren Ende des Proventriculus einsenken (Taf. XL, Fig. 5, he). In wie weit die verschiedene Beschaffenheit der Aussenwand dieser Leberschläuche, welche bald {Oirhvstia, Cijaums) als glatt, bald {Gamma- rus, nach der Abbildung von 8a rs: Taf. XLIII, Fig. 1 , he) als fein quergeringelt, in noch anderen Fällen endlich [Ihjpcria nach ötraus) tief ringförmig eingeschnürt oder spiralig gedreht (nach Art der Oniscinen) dargestellt und beschrieben wird, als wesentliche Modifikation aufzufassen ist, mag in so fern dahin gestellt bleiben, als nach direkter Beobachtung an lebencfen Thieren sich eine ununterbrochene Zusammenziehung und Ausdehnung, welche dieses wechselnde Aussehen wenigstens bis zu einem gewissen Grade hervorzurufen im Stande ist, zu erkennen gegeben hat. In allen Fällen dürfte die Querringelung, resp. ein gröberer welliger Contour ihrer Wandungen auf ringförmige Muskelbänder, welche der Tunica propria auch an den Leberschläuchen der Amphipoden aufliegen, zugleich übrigens durch mehr zerstreute und schwächere Longitudinalfasern verbunden werden, zurückzuführen sein. Die Öekretionszclien dieser Schläuche anlangend, so scheinen sie zuweilen selbst bei näher mit einander verwandten Formen nicht unbeträchtliche Verschiedenheiten dar- zubieten. Bei Gammnnis uegkdus fand 0. Sars — und ein übereinstim- mendes Verhalten konnte Wrzesniowski für Pallasca cancdlus coustatiren 364 Amphipoda. — auifalleud grosse Zellen mit dazwischen eingestreuten sehr kleinen in drei fast regelmässig bandförmigen Längsrciheu angeordnet, während dagegen bei Goplana polonka nach letztgenanntem Autor sich ein gleich- massig hohes Leberepithel vorfindet. Die Zellen im blinden Ende jedes Leberscblauches sind cylindrisch, hell, feinkörnig und mit deutlichem Nucleus versehen; weiter aufwärts bis zur Einmündung in das Darmrohr nehmen sie eine mehr abgerundete Form an und werden zugleich niedriger. Zwischen diesen Leberzellen finden sich relativ grosse, durchsichtige und kernlose Blasen, welche jedoch gleichfalls nur als modificirte Leberzellen angesehen werden können, da sich zwischen ihnen und der gewöhnlichen Form die allmählichsten Uebergänge in Grösse und Inhalt nachweisen lassen. Zuweilen finden sich diese grösseren Blasen von ihrer Unterlage, der Tunica propria vollständig abgelöst und daher frei im Lumen des Schlau- ches vor. Falls letztere, wie es scheint, mit den „Fermentzellen" Web er 's identisch sind, würde die von Letzterem betonte Unterscheidung von „Fer- ment" und eigentlichen „Leberzellen" sich nicht als stichhaltig erweisen, während andererseits am einer Uebereinstimmung dieser „durchsichtigen Blasen" bei iToplana mit den grossen bandförmig angeordneten Zellen von Gammarus kaum ein Zweifel obwalten kann. Auch die sehr ein- gehenden Untersuchungen, welche in neuester Zeit P. Mayer an den in den Leberschläuchen der Capirllincn auftretenden beiden Formen von Zellen angestellt hat,- haben diesem als Resultat ergeben, dass dieselben nicht wesentlich von einander verschieden sind. Auch bei CapniUi, findet sich im hinteren Ende der beiden Leberschläuche nur sehr kleines und gleichmässiges Epithel vor. Weiter nach vorn treten dann fast in allen Zellen feine Fettkörnchen und Fetttröpfchen auf, und solchen gesellen sich alsbald andere Zellen mit ungleich zahlreicheren und grösseren Fett- tröpfchen bei. Sodann folgt eine Region, in welcher die grossen soge- nannten „Fermentzellen" aufzutreten beginnen , um welche sich die mit grossen Fetttropfen versehenen „Leberzellen" gruppiren. Erstere fehlen dann schliesslich wieder im vordersten Bereich der Leberschläuche, deren erstes Drittheil (zuweilen bis zur Hälfte ihrer Länge ausgedehnt) nur „Leberzellen" umschliesst. Uebrigens lässt auch der Inhalt der „Ferment- zellen" je nach den Gattungen der CcqrrclUnen Unterschiede wahrnehmen: bei CaprcMa ist derselbe nur wenig, bei ProfcUa dagegen stark gefärbt und nicht flüssig. D. Ein Fettkörper (Corpus adiposum) ganz nach Art desjenigen der Insekten füllt die Leibeshöhle der Gammarinen und Tandiden in ansehnlichem Umfang, wenn auch in unregelmässiger Vertheilung aus, scheint dagegen bei den Hijperlwn, und Lacmodipodcn zu fehlen und bei diesen nur durch ein maschiges, aber der Fetttropfen entbehrendes Binde- gewebe ersetzt zu werden. Bei den Gammarinen zerfällt er in ähnlicher Weise wie bei den Insekten in einen parietalen und in einen visceralen Theil (Taf. XLIV, Fig. 5, ad), d. h. einerseits in Stränge und Maschen, welche eine innere Ausfütterung des Integuments darstellen, andererseits Organisation. 365 in solcbe, welche von bier zu den veischiedenen Organen verlaufen und auch diese untereinander in ^'erbindu^g setzen. In besonderer Reichhal- tigkeit und zu zwei ziemlich soliden Längssträngen verdichtet findet er sich längs des Darmrohres vor, an dessen Wandungen er sich anheftet, während er von hier aus sowohl in der Richtung nach oben gegen das Herz, wie nach unten gegen das Bauchniark und gegen die Kiemen hin Fortsätze entsendet. Seine spärlichere oder reichere Füllung mit intensiv rotbgelben Fetttropfen unterliegt übrigens je nach dem Alter und der Beschaffenheit der Kost wesentlichen Schwankungen. Im Allgemeinen sind jugendliche Individuen an Fett -Ablagerungen ungleich reicher als ältere und der Fortpflanzung obliegende und bei den ausgewachsenen Männehen von Tdna'is sollen sie nach Blanc selbst ganz fehlen. Neben den Fetttropfen finden sich übrigens in dem Corpus adiposum der Gamma- rinm und Tanaidcn in ansehnlicher Zahl scharf contourirte und körnig erscheinende, bei auffallendem Licht eine weisse Färbung erkennen lassende Einlagerungen, welche sich bei der Probe auf Murexid als harnsaure Concremente ergeben. Bei Tana'is sind sie fast allgemein durch den Fettkörper verbreitet, während sie bei (Utminarm nach 0. Sars in besonderer Fülle beiderseits von der hinteren Hälfte des Darmrohres auftreten. E. Als Harndrüsen sind von Nebeski, als Rectaldrüsen von Wrzesniowski zwei meist langstreckige cylindrische Schläuche bezeichnet worden , welche bei den Ganimarinoi in das hintere Ende des Mittel- darnies, unmittelbar vor dem Beginn des Enddarmes (Rectum) einmünden und dieser Abtheilung der Amphipoden ausschliesslich zukommen, während sie den Ilypoinen, Lacnioälpodcn und Tanaidcn fehlen. Von dem paar- weisen Auftreten dieser Schläuche macht nach den bisher vorliegenden Untersuchungen allein die Gattung Mclita eine Ausnahme, bei welcher sich nur einseitig eine ganz rudimentäre, breit abgerundete und vom Darmrohr selbst kaum abgesetzte, blindsackartige Ausstülpung vorfindet, nur scheinbar ausserdem die Gattung (roplana, da bei dieser erst im Verlauf der Entwicklung der rechte Schlauch eine Rückbildung erfährt, die ursprüngliche Anlage aber eine symmetrische ist. Uebrigens bildet diese Gattung Mclita mit ihrer ganz kurzen, einseitigen Darmausstülpung (Taf. XLIII, Fig. 7, re) den Ausgangspunkt für eine grössere Reihe Schritt für Schritt auseinander hervorgehender Grössen- und Form- Modifikationen, in welchen diese Schläuche je nach den einzelnen Familien und Gattungen der Gammarinen zur Ausbildung gelangt sind. Auch bei den Coropliiidcn sind dieselben noch sehr kurz und haben das Ansehn von zwei sich nach oben wendenden und mit ihrem breit und stumpf abgerundeten Ende etwas nach vorn eingekrümmten Oehrchen (Taf. XLIII, Fig. 8, re). Bei Macra, wo sie gleichfalls vom Darmrohr aus senkrecht nach oben steigen, zeigen sie bereits eine deutlichere Längsstreckung und sind an ihrem nach vorn gekrümmten Ende stark verjüngt, selbst zugespitzt (Taf. XLIII, Fig. 9, re), während sie bei der Mehrzahl der 366 Amphipoda. eigentlichen Gammariden {Gammarus, PaUasea, Dexamine u. A.) sich den Seiteuwändeu des Darmi-ohres longitudinal anlegen, die Richtung nach vorn einschlagen und beim ausgewachsenen Thiere meist bis in das erste Postabdominalsegment hineinragen. Gerade den entgegensetzten Verlauf lassen diese Schläuche bei der Gattung Ctirtoplihun (Taf. XLIII, Fig. 10, re) erkennen, wo sie etwa bei der Mitte des dritten Postabdominairinges aus dem Darm hervorgehend, sich im Bogen rückwärts wenden und bei ver- hältnissmässig dünner Cylinderform bis in den Anfang des fünften Ringes hineinragen. Auch bei Nicea (Taf. XLIII, Fig. 11, re) schlagen sie bei ihrem Ursprung auf der Grenze vom dritten uud vierten Segment zunächst die Richtung nach hinten ein , wenden sich dann aber bei der Mitte der Länge des vierten Segments wieder schlingeuartig nach vorn um. Eine von allen übrigen Formen sehr abweichende Längsentwickelung und Lage lassen sie endlich bei der Gattung OrcheMia (Taf. XXXIX, Fig. 1, ur) darin erkennen, dass sie hier bereits im Bereich des siebenten Mittel- leibsringes aus dem Darmrohr hervorgehen , an den Seiten des Rectums nach hinten bis gegen das Ende des vierten Postabdominairinges ver- laufen und hier, oberhalb des Mastdarmes gelegen, schlingeuartig nach oben umbiegen, um wieder die Richtung nach vorn einzuschlagen und am Hinterrande des dritten Ringes blind zu endigen. Bei allen diesen Modifikationen in Form, Länge uud Verlauf erweisen sich diese Schläuche ihrer Struktur nach constant als Ausstülpungen des Mitteldarmes, dessen histiologisches Verhalten sie in deutlichem Gegensatz zu demjenigen des Rectum erkennen lassen. In Uebereinstimmung mit jenem zeigen sie die äussere Bindegewebshülle, die darauf folgende Muscularis uud das Epithel mit der dasselbe innen auskleidenden Cuticula; als charakteristischer Unterschied ergiebt sich die deutlich entwickelte Drüsenschicht, welche schon bei Mdita aus hohen cylindrischen Zellen im Gegensatz zu den flachen Epithelzellen des Mitteldarmes besteht. Besonders eigenthümlich gestaltet sich die Ausbildung der einzelnen histiologischen Elemente bei stärkerer Längsentwickelung der Schläuche, daher vor Allem bei Orchcstia (Taf. XXXIX, Fig. 5). Hier zeichnet sich die Bindegewebshülle durch grosse ovale Kerne und feine Längsstreifung aus. Die der Tunica propria nach aussen aufliegende Muskelschicht lässt getrennte circuläre Muskel- bänder und darunter unregelmässig vertheilte longitudinale Fasern erkennen. Die nach innen folgende DrUsenzellschicht besteht aus einer einfachen Lage schmal cylindrischer, körnerreicher Zellen, welche gegen das Lumen hin eine stärker lichtbrechende Aussenschicht zeigen und bei ihrer sehr verschiedenen Höhe besondere Gruppen von wallartig einspringenden Erhebungen bilden. Die Ausscheidungsprodukte dieser Drüsenschläuche anlangend, so enthalten sie bei weisslichem äusseren Ansehn nach 0. Sars (wenigstens bei Gammanfs nnjlcctus) ein undurchsichtiges Contentum , welches aus rundlichen mit einem feinkörnigen Inhalt versehenen Zellen besteht; letztere gleichen in auffallender Weise den Einlagerungen der hinteren Org-anisation. 367 Fettkörperpartie und dürften daher wnlil gleichfalls barnsanre Concre- meute sein. Von Nebeski wird dem gegenüber freilich der Maugel einer festen Substanz in den Harnschläuchen der von ihm untersuchten Gamma- rinrii hervorgehoben und auch Wrzesniowski bezeichnet für Goplaua ihren Inhalt als eine wasserhelle Flüssigkeit. Bei Orclivstia dagegen bergen die beiden langen Schläuche regelmässig sehr voluminöse, ballen- artig angeordnete Massen in ihrem durch dieselben stark erweiterten Lumen und lassen an den betreffenden Stelleu den Drüsenbelag ihrer Wandungen stark reducirt, stellenweise sogar geschwunden erkennen. Als Bestandtheile der Ballen ergeben sich rundliche und deutlich geschich- tete Coucremente (Taf. XLIII, Fig. 12), welche zuerst als kleine Körner im Inneren der Drüsenzellen ihren Ursprung nehmen, später bei sehr beträchtlicher Grössenzunahme auch innerhalb ihrer concentrischeu Schichten mehr oder weniger umfangreiche Partieen von körniger Beschaffenheit beherbergen. Dieselben sollen nach Nebeski der Hauptsache nach aus kohlensaurem Kalk bestehen. F. Eine unpaare Afterdrüse (Glandula analis) ist von Wrzes- niowski im Inneren des letzten (siebenten) Postabdomiualsegmentes von Goplaua polonica aufgefunden und mit einer runden Oeftnung in den Endtheil des Rectum, dicht vor dem After einmündend beobachtet worden. Dieselbe ist mit einer ziemlich dicken Tunica propria und einem aus granulirten, deutlich gekernten Zellen bestehenden Ejjithel versehen. Letzteres ist an der vorderen Wand der Drüse ungleich niedriger als an der hinteren, im Ausfuhrungsgang dagegen gleichmässig hoch; das Lumen dieses Ausführungsganges ist viel enger als dasjenige der Drüse selbst. i- 6. Besondere Exeretionsorgane. A. Die Antenuendrüse. Eine zuerst von Leydig in dem Basal- glied der unteren Fühler von GummarHS aufgefundene und als das Homo- logon der „grünen Drüse" der Mdlacostraca in Anspruch genommene schlauchförmige Drüse (Taf. XLIII, Fig. 13, XLIV, Fig. 1) scheint nach den gegenwärtig vorliegenden Untersuchungen ein Gemeingut der Gamma- rinen, Hyperinen und CapirUinni zu sein; dagegen ist sie bei Ci/amus noch nicht nachgewiesen und wird für Tanais neuerdings von Blanc direkt in Abrede gestellt. Bei regulär ausgebildeten unteren Fühlern ist diese meist in Windungen oder Schleifen zusammengelegte Drüse in die Höhlung des mehr oder weniger angeschwollenen Basalgliedes eingelagert und mündet mit ihrem Ausführnngsgang auf der Si)itze eines nach abwärts gerichteten kegelförmigen Vorsprunges dieses selbigen oder des nächstfolgenden (zweiten) verkürzten Gliedes aus. Die von manchen Autoren für diesen Vorsprung (Taf. XLIII, Fig. 14) gewählte Bezeichnung als „Riechkegel" ist demnach als unpassend zu verwerfen. Bei Verküm- merung der unteren Fühler, wie sie die weiblichen Phronimiikn cha- rakterisirt und bei welchen an Stelle derselben nur ein kurzer, stumpf abge- 368 Amphipoda. ruudeter Stirnvorspning verblieben ist, füllt eine der Füblerdrüse ent- sprechende Drüse die Höhlung des letzteren vollständig aus und mündet an der Oberfiäcbe desselben gleichfalls aus. Je nach Familien und Gattungen, zugleich aber auch nach dem ver- schiedenen Alter der Individuen scheint die Form und Grösse dieser Drüse mehrfache Modifikationen einzugehen. Bei jungen, nur 2 mill. langen Individuen der Goplana polonka beginnt dieselbe nach der Darstellung Wrzesniowski's mit ihrem blinden Ende neben der vorderen und unteren Ecke des ersten Fühlergliedes, verläuft sodann an dem Unterrand des- selben nach hinten, steigt am Hinterrand nach oben, legt sich von hier aus dem oberen Rande an und bildet etwa bei der Mitte von dessen Länge eine knieförmige Biegung und sodann eine nach unten gerundete Schlinge. Neben der oberen und vorderen Ecke des FUblergliedes macht der DrUsenschlauch eine abermalige Biegung und geht in den Ausführungs- gang, welcher in der Axe des kegelförmigen Fortsatzes liegt, über. Bei fortschreitendem Wachsthum des Thieres werden die Windungen des Drüsenschlauches immer dichter und bilden schliesslich einen complicirten Knäuel, wie er sich auch bei ausgewachsenen Exemplaren von Gannnaras pidcx und pidmmts nach Leydig's Abbildung (Taf. XLIV, Fig. 1) und Darstellung vorfindet; in letzterer wird das blinde Ende des Drüsen- schlauches zugleich als beuteiförmig erweitert augegeben. Bei (rnnniiarus mayinuii unterscheidet Grobben nur ein in dem aufgetriebenen Basal- gliede liegendes „Endsäckchen" und einen Ausführungsgang („Harn- kanälchen"), welcher vom Hintcrende des Säckchens ausgeht und unter einigen Biegungen in den vorspringenden Kegel ausmündet. Ein ähn- liches Verhalten hat auch P. Mayer bei den Caprellinen gefunden, unter welchen sich C'cqmlhi durch einen sehr kurzen Ausführungsgang von I'rofo, I'rotcll/t und l'odalirius unterscheidet. Der bei seiner Ausmündung enge Gang erweitert sich bald und macht dabei einige schwache Win- dungen von sehr verschiedenem Durchmesser. Nahe dem Grunde öifnet sich seitlich in ihn durch einen engen Spalt das Endsäckchen, welches durch zahlreiche Bindegewebsstränge an das Integument des Fühler- gliedes angeheftet ist. Ausserdem ist demselben Beobachter jedoch ein knäuelartig zusammengelegter DrUsenschlauch aufgestossen , dessen Zu- sammenhang mit dem Ausführungsgang ihm in hohem Grade wahr- scheinlich ist und welcher eine Uebereinstimmung mit dem von Leydig für Gummnruf: dargestellten Verhalten herbeiführen würde. Letzteres ist um so wahrscheinlicher, als bei den in Bezug auf ihre Fühlerbildung ungleich mehr abweichenden Hypcrhien der in Windungen zusammen- gelegte Drüsenschlauch im Zusammenhang mit dem feinen Ausführungs- gang in ganz ähnlicher Weise beibehalten ist. Bei l'lironima und PJtroni- mclJa beschreibt nach Claus der weite Drüsengang der gedrungenen Form der Fühlerwarze entsprechend nur zwei ganz kurze, scharf gebogene Windungen, welche grosseutheils von dem schlauchförmigen Eudblindsack überlagert werden. Dieser hält fast die longitudinale Richtung ein und Organisation. 3GSI endet am Vorderrande, während seine Umbieg-ung (Taf. XLIIf, Fig. 13 gl) in den zweiten unteren Schenkel der ersten Schleife der Scheitelfläche zugewendet liegt. Die zweite Unibieguug liegt an der Aussenseite der Fühlerwarze und führt in den schräg einwärts nach vorn gerichteten Endtheil des Ganges, aus welchem in winkliger Umbiegung das enge und kurze Ausführungsröhrclien hervorgeht (Fig. 13, d). Die histiologische Struktur dieser Antennendriise lässt keine besonderen Eigentbümlichkeiten erkennen. Der Tunica propria des Driisenschlauches, welche durch zarte ßindegewehsstränge an die Innenwand des ersten Fühlergliedes angeheftet ist, folgt nach innen ein Epithel, dessen Zellen einen feinkörnigen Inhalt zeigen. In das Ende des feineu Ausführuugs- ganges stülpt sich die äussere Cuticula nebst ihren Matrixzelleu ein. Das Sekret der Drüse stellt sich als eine undurchsichtige körnige Masse dar, welche durch Druck aus der Oeffnung des Zapfeuvorspruugs in Form eines dünneu Pfropfes entleert werden kann. B. Als Stirndrüsen haben sich durch die Untersuchungen P. Mayer's zwei im vorderen Kopfraum der CaprvUincn gelegene Bildungen erwiesen, welche zuerst von Gamroth aufgefunden und wegen ihres scheinbaren Zusammenhanges mit dem Ganglion supraoesophageum als besonderes Sinnesorgan („Frontalorgan") angesehen worden sind. Oberhalb des Ur Sprunges der oberen Fühler und vor dem Gehirnganglion, zuweilen dicht neben einander gelegen, bestehen dieselben aus einem in seiner Weite wechselnden, von einer Cuticula ausgekleideten und mit gezackter Oeffnung nach aussen mündenden Ausführungsgang und aus einem länglichen und abgestumpft dreieckigen, oft in zwei seitliche Zipfel auslaufenden Drüsen- kürper, aus dessen Hinterrand sich ein dünner, von einer deutlichen Scheide umgebener Faden zum Gehirnganglion begiebt. In der Richtung nach vorn liegt der Drüse ein in keiner näheren Beziehung zu ihr stellender Zellhaufen auf. Dieselbe ist bei jugendlichen Individuen relativ grösser als bei erwachsenen und hat sich in gleicher Lage auch bei Cijainuf: und verschiedenen Gammarincn , dagegen nicht bei den darauf unter- suchten llijpcrhicn auffinden lassen. 7. Cireulationsorgane. Die recht auffallenden Unterschiede, welche der Circulationsapparat der Amphipoden demjenigen der ihnen in der Körpersegmentirung so nahe verwandten Isopoden gegenüber in seiner Gesammtanlage erkennen lässt, sind in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Athmungs- organe ihren bei letzteren dem Postabdomen überwiesenen Sitz aufgegeben und sich dem Mittelleib zugewandt haben, zuweilen (Tanaidae) selbst auf den vordersten Abschnitt dieses beschränkt sind. Mit ihrer nach vorn verschobenen Lage ist auch der von der hinteren Körperhälfte der Iso- poden aufgenommene Herzschlauch weiter nach vorn gerückt und reicht bei den Amphipoden, bei welchen er zugleich eine sehr viel beträchtlichere Längsstreekung erfährt, selbst bis nahe an die vordere Grenze des Mittel- Ilronn, Klassen des Thier-Roicbs. V. 2. 24 370 Amphipoda. leibs heran. Aus dieser Verschiebung ergiebt sich aber wieder als un- mittelbare Folge, dass nicht nur aus seinem vorderen Ende, wie bei den Isopodeu, sondern auch aus seinem hinteren ein unpaarer medianer oder sieh (Tanaiilac) gleich bei seinem Beginn gabelnder Gefässstamm hervor- geht, welcher sich wie jener dem Kopf, so dieser dem Postabdomen zu- wendet. Auch der diesen Herzschlauch seiner ganzen Längsausdehnung iiach einschliessende Pericardialsinus nebst den in denselben von beiden Seiten her einmündenden Blutbahneu zeichnet deu Circulationsapparat der gegenwärtigen Ordnung der vorhergehenden gegenüber sehr wesentlich aus und lässt ihn als einen ungleich vervolllvoramneteren erkennen. A. Das Herz der Aniphipoden tritt durchweg in Form eines läng- lichen, meist sogar langgestreckten und trotz mancher Modifikatiouen im Einzelnen, der Hauptsache nach cylindrischen Schlauches auf, welcher, oberhalb des Darmes verlaufend, der Innenseite des lutegumentes und zwar längs der Mittellinie des Rückens zunächst anliegt uud au diese durch Bindegewebsstränge befestigt ist. In seiner ursprünglichsten Form und ansehnlichsten Längsentwicklung findet es sich bei den mit normaler Körpersegmeutiruug, d. h. mit sieben freien Mittelleibsringen versehenen Aniphipoden, also bei den Gamrnarinen und der Mehrzahl der llypcrhien vor. Sein vorderes Ende entspricht hier {On-lwsfia: Taf. XXXIX, Fig. 1, co, Talitrus: Taf. XLV, Fig. 1, co, Gdiiiiiiarus, Lhiiluna, Fallasca, Coi'ophlum: Taf. XLV, Fig. 2, co, Jlypcria, Fhronima: Taf. XXXIV, Fig. 1 und 3, co) dem Beginn des ersten Mittelleibsringes, von welchem es sich in der Regel bis zur Jlitte des sechsten, seltener {Pallasea cwnccUus) nur bis zum Hinterrande des fünften Mittelleibsringes erstreckt. Unter den Hyperincn fehlt es indessen nicht an Fällen, wo eine Verkürzung des Herzschlauches in der Richtung nach vorn Platz greift uud wo er schon, wie bei den Oxycephaliden und Platysceliden {Tyjthiden), im Bereich des zweiten Mittel- leibsringes sein vorderes Ende erreicht. Die aberranten Amphipoden- Formen, bei welchen das erste Mittelleibssegment mit dem Kopfabschnitt verschmilzt, verhalten sich in Bezug auf die Erstreckung des Herz- schlauches nach beiden Richtungen hin verschieden. Bei Tundis beginnt derselbe am Vorderrande des ersten freien (2.) Mittelleibsringes und ragt bis in den Anfang des sechsten freien (7.) hinein (Taf. XLV, Fig. 3, co). Bei Cnprpüa und verwandten Gattungen dagegen dringt er noch in das hintere Ende des Cephalothorax (im Bereich des ersten verwachsenen Mittelleibsringes) hinein und erstreckt sich durch die vier ersten freien Mittelleibsringe hindurch, um am hinteren Ende des vierten (5.) aufzu- hören (Taf. XLVI, Fig. 1, co). Bis zu einem gewissen Grade steht in Abhängigkeit von dieser Er- streckung des Herzschlauches besonders in der Richtung nach vorn die Zahl der sich in seinen Seitenwanduugen findenden Spaltölltnungen {Ostia rciiosa), durch welche das von deu Athmungsorganen zurückkehrende Blut in das Herz zurücktritt. Bei der überwiegenden Mehrzahl der auf letztere näher untersuchten Amphipoden {Talitrus, Orclicstia, Gammarus, Goplann, Organisation. 371 Hypcria, Phroiiiuia, CaprcUa) bat sich als die ZaLl dieser Ostien-Faarc drei (Taf. XXXIV, Fig. 1 und 3, XXXIX, Fig. 1, XLV, Fig. 1, ost) er- geben, welcbe ihrer Lage nach etwa der Mitte (der Lauge) des zweiten bis vierten Mittelieibssegnientes entsprechen. Diese als die ursprüngliche zu betrachtende Zahl kann indessen, theils durch die Verkürzung des Herzens nach vorn bedingt, theils ohne eine solche, wiederholt eine Reduktion bis auf zwei oder selbst bis auf ein Paar erfahren. Bei Fliro- niiiia, deren Herzschlauch im weiblichen Geschlecht drei Paar Ostieu be- sitzt, kann nach Claus das Männchen deren nur zwei aufweisen. Letztere Zahl tritt sodann als constaut bei l'anqihroniiita, bei den Oxyccphalidcn, PlatijscvUden {Typhiikn) und Thamyris {BmchyaccJus) auf, bei welchen das vorderste Paar eingegangen ist und die übrig gebliebenen also dem dritten und vierten Mittelleibssegnient entsprechen. Bei den Tamüden scheint die Zahl dieser Ostien ganz besonderen Schwankungen zu unter- liegen: denn während F. Müller für Tanais dithius deren drei Paare, ihrer Lage nach dem ersten bis dritten freien Segment entsprechend an- giebt, hat De läge he'i Taua'/s (Parafaimis) Savujiiyi (Taf. XLV, Fig. 3, o) deren stets nur zwei (im zweiten und dritten freien Ringe) und bei Tanais vittatus Lilljeb. selbst nur ein einziges Paar (im dritten freien Ringe) auflinden können. Als besonders auffallend ist auch das Schwinden der Ostien bis auf ein einzelnes, im vierten Mittelleibssegment gelegenes Paar nach der Feststellung Delage's für die Gattung Corophlum (Taf. XLV, Fig. 2, o) hervorzuheben. Letztere Gattung stimmt mit Tanais auch darin überein, dass das rechte und linke Ostium nicht genau symmetrisch gelegen, sondern eines von beiden etwas mehr nach vorn verschoben ist, ein Verhalten, welches übrigens auch bei den Cupfdlinrn wiederkehrt, während bei den Gammarinen die beiden einander gegenüberliegenden Ostien in ihrem Verlauf eine entgegengesetzte Richtung einschlagen. Die einzelnen Ostienpaare können ferner entweder, wie es bei den Amphipoden die Regel zu sein seheint, von gleicher Grösse sein oder hierin unter- schiede erkennen lassen. Letzteres ist bei den CaprcUincn der Fall, bei welchen das dritte Paar sich als ungleich grösser erweist; auch an Pam- phwnima zeigt sich in der Darstellung von Claus das hintere (zweite) Paar sehr viel umfangreicher als das vordere. Die den Herzschlaueh in seiner Lage fixirenden und von der Innen- seite des Integuments an seine Wandungen verlaufenden zarten Faser- bündel, welche nicht muskulöser Natur zu sein scheinen, sind der Mehr- zahl nach paarig und wiederholen sich in gleicher oder nahezu überein- stimmender Weise in den einzelnen auf einander folgenden Segmenten. Sie erstrecken sich theils in der Richtung nach oben, theils nach rechts und links und sind hier oft von regelmässig dreieckiger Form. Bei den Phroiiimidrn heftet sich nach Claus ausserdem noch ein transversales Septum der Bauchwand des Herzens an (Taf. XLVI, Fig. 7). Auf die Gestaltung des Herzschlauches wirken von diesen Aufhängebändern ganz besonders die von seiner Rückenwand nach oben bin aufsteigenden und 24* 372 Amphipoda. in ihrer Aubeüung jedesaial der Längsraitte eines Segmentes entsprechen- den ein. Wählend uiluilich der Herzschlauch bei der Ansicht von oben, wie bereits erwähnt, im Grossen und Ganzen cylindrisch erscbeint, lässt er bei der ,Seitenansiclit einen deutlich welligen oberen Contour (Tai". XLV, Fig. la, XLVI, Fig. 1) wahrnehmen, au welchem muldenförmige Aus- bucbtuugen mit mebr oder weniger spitzen, zipt'elförmigen Vorsprüngen regelmässig abwechseln. Letztere, welche in besonderer Deutlichkeit an dem Herzschlauch der Ganunarincn (Talttms: Taf. XLV, Fig. la, Ofchci^tki: Tai'. XXXIX, Fig. 1, eo) und der Caprellinen hervortreten, an demjenigen der Plmmhnidvn (Taf. XXXIV, Fig. 1 und 3, co) sich dagegen mehr ab- runden, sind es, an welche sich die oberen Authängebänder inseriren; diese erweitern mithin das Lumen des Herzschlauches vertikal in der Mitte jedes Segments, während auf der Grenze von je zwei Segmenten eine dorso -ventrale Abplattung desselben eintritt. Im Allgemeinen corre- spondiren auch diesen weiteren, dem Herzschlauch ein äusserlich ge- kammertes Ansehen verleihenden Stellen die venösen Ostien in ihrer Ver- theilung: doch machen in dieser Beziehung die Tlatißcrlidcu, deren nach vorn verkürzter Herzschlauch gerade im Bereich des fünften und sechsten Mittelleibsringes, wo venöse Ostien fehlen, stark kammerartig erweitert erscheint, eine Ausnabme. An seinem vorderen und hinteren Ende tritt der Herzschlauch mit den aus ihm hervorgehenden arteriellen Geiässstämmeu (Aorta anterior et posterior) gleichfalls durch je ein Ostium (Ostia arteriosa) in Communi- kation, welches gleich den seitlichen venösen Spalten durch eine Klappen- vorrichtung geschlossen werden kann. Vielleicht sind es diese terminalen inneren Spaltöftuungen, welche frühere Autoren, wie Frey und Leuckart, 0. Sars u. A. zur Annahme einer weit grösseren Anzahl venöser Ostien, als sie in Wirklichkeit vorhanden sind, nämlich theils von sieben, theils von sechs Paaren veranlasst haben , wiewohl die specielle Angabe von Sars, dass diese seitlichen Spaltöffnungen gerade der Längsmitte der sechs vorderen Mittelleibssegmente entsprechen sollen, hiermit nicht in Ein- klang zu bringen wäre. Während nun jedes dieser arteriellen Ostien bei Gammarinrn und Lcmnodipndcn unpaar auftritt, findet es sich an dem Herzschlauch von Phroninia (Taf. XLVI, Fig. 5, v) und daher auch wahr- scheinlich der übrigen Jlypcrincn nach den Beobachtungen von Claus doppelt vor, so dass also am vorderen sowohl wie am hinteren Ende eine besondere rechte und linke , je durch eine besondere Klappe ver- scbliessbare Oeffnung in die entsprechende Aorta hineinführt. Dieses mehr primitive Verhalten würde auf eine morphologische Gleichwerthigkeit der arteriellen uud venösen Ostien hinweisen und zu der Annahme berech- tigen , dass auch unpaare arterielle Ostien nur durch eine mediane Ver- schmelzung terminal gelegener venöser entstanden sind. Den V^erschluss dieser beiderlei Formen von Ostien betreffend, so er- folgt derselbe an den paarigen venösen in der Weise, dass ein vorderer und ■ hinterer sichelförmiger Randsaum der schlitzförmigen Herzspalte Organisation. 373 während der »Systole lippenartig in das Lumcu, wenngleich bei Flironima nur in geiingeni Umfang einspringt. Diese lipiienförniigcn Klappen (Tat'. XLVI, Fig. 6 und 5, o) zeigen genau die Struktur der Herzwand selbst und ent- hnlten einen bis zwei Kerne. An den Ostien- Klappen der (l/iiiniiarincii lassen sich äussere und innere Lippen unterscheiden, welche je mit einem besonderen Schliessrauskel versehen sind. Ungleich complicirter stellt sich der Klappenverschluss an den arteriellen Ostien dar. Bei den Gniniuarincn ist in dem unpaaren vorderen und hinteren Ostium ein zarthäutiges Dia- phragma mit einfacher mittlerer Spalte ausgespannt, deren Eänder mit einem sphincterartigen Muskel versehen sind. Von den Rändern des Diaphragma geht jederseits nach oben eine muskulöse Membran, welche sich an der dorsalen Herzwand anheftet. Während der Systole contra- hiren sich diese beiden Membranen und erweitern daher die Diaphragma- Spalte; bei der Diastole dagegen ziehen sich die Muskelfasern der letzteren zusammen und verschliessen dieselbe. An den doppelten Ostien der Fhro- nimukn (Taf. XLVI, Fig. 5, v) findet der Verschluss durch Taschenklappen statt, welche während der Systole ihre Höhlung dem Lumen der Aorta zuwenden und mit einem raudständigen ovalen und einem zweiten rund- lichen (dem Muskelbelag angehörenden) Kern versehen sind. Die beiden am hinteren Ende des Herzens gelegenen arteriellen Ostien divergiren baucbwärts stark, stossen dagegen mit ihren dorsalen Enden fast aneinander. Als hi.stiologische Elemente für den Herzschlauch der Amphipodcn ergeben sich eine denselben innerhalb auskleidende glashelle Bindegewebs- membrau mit langgestreckten Kernen, eine diese umgebende Lage von Muskelfasern und endlich eine wieder auf diese nach aussen folgende strukturlose und gleichfalls sehr zarte Hülle, an welche sich die zur Be- festigung des Herzens dienenden Bindegewebsstränge inseriren (Taf. XLVI, Fig. 5). Die den Herzcontraktionen als Ausgang dienende Muskelschicht ist der Hauptsache nach durch quergestreifte Muskelfasern von circuläreni Verlauf, welche jederseits aus einer einfachen Lage von Muskelzellen be- stehen, hergestellt. Je zwei bis vier dicht aneinanderschliessende Muskel- fibrillen vereinigen sich dabei zu Bündeln, welche durch Intervalle von feinkörnigem Protoplasma getrennt werden. Hin und wieder treten jedoch auch schräg verlaufende Fasern aus dem einen in das andere Bündel über. Eine Unterbrechung der Ringfasern wird in der Mittellinie derBauch- und Rückenseite durch einen schmalen sehnigen Streifen, welcher auf die Entstehung des Herzschlauches aus zwei seitlichen Hälften hinweist, her- vorgerufen. Von diesem aus nehmen die an den beiden Enden des Herz- schlauches befindlichen Muskelfasern einen mehr schrägen und selbst longitudinalen Verlauf und befördern auf diese Art den Verschluss der arteriellen Ostien. Durch die seitlichen venösen Spaltöifnungen wird der Verlauf der Ringfasern in der Weise modificirt, dass letztere an den beiden Enden des Schlitzes bündeiförmig convergiren, um von hier aus wieder in schräger oder longitudinaler Richtung auseinanderzustrahlen , während 374 Amiiliipoda. andererseits auch Faserbiindel den Spaltrand bogenförmig umsäumen (Taf. XLVI, Fig. 6). Das durch die venösen Ostien in den Herzschlauch eintretende, aus dem Körper zurückkehrende Blut wird ihm aus letzterem nicht direct zu- geführt, sondern sammelt sich von allen Seiten her zunächst in einem Hohlraum an, welcher das Herz nach Art eines in sich abgeschlossenen Mantels oder Futterales umgiebt und den Umriss des letzteren in ver- grössertem Maassstabe wiederholt. Dieser als Pericardium oder Peri- cardialsinus bezeichnete Hohlraum (Taf. XLV, Fig. 1, 2, 3, 6, XLVI, Fig. 1, 2 und 7, pe) wird durch eine zarte Bindegewebshülle umgrenzt, welche sich zwischen den benachbarten Theilen des lutegumentes, also dem oberen Dach und den Seitenwänden der Rückenschienen einerseits und der unteren Herzwand andererseits ausspannt. Die Erstreckung dieses Pericar- dialsinus, welcher das aus den Athmungsorganen zurückkehrende Blut vor seiner Abgabe an das Herz, zunächst in sich aufnimmt, ist nach den auf Injektionsversuchen basirenden Darstellungen von Delagebei den einzelnen Gruppen der Amphipoden der Längsrichtung nach eine schwankende. Während derselbe in allen Fällen zugleich mit dem vorderen Ende des Herzens beginnt, also die Aorta anterior nicht mehr einhüllt, begleitet er die Aorta posterior bei den Ganimanncn im engeren Sinne (T«?(Y)-h.s: Taf XLV, Fig. 1 und la, pe, Gammarus u. A.) fast bis an ihr hinteres, weit in das Postabdomen hineinreichendes Ende, hört dagegen bei Coroplihim (Taf. XLV, Fig. 2, pe) schon mit der hinteren Grenze des Mittelleibes auf und lässt daher hier die hintere grössere Hälfte der Aorta posterior frei. Bei den CcqyrdJinni (Taf. XLVI, Fig. 1, pe) schliesst er in der Kichtung nach hinten zugleich mit dem Herzschlauch im vorletzten Mittelleibssegmeut ab, ver- längert sich dagegen bei den Tannidcn (Taf. XLV, Fig. 3, pe) weit über den Herzschlauch, zu dessen beiden Seiten er sich in sehr grosser Weite zeigt, hinaus weit in das Postabdomen hinein, um erst beim Beginn des vergrössertcn Endsegmentes stumpf abgerundet zu endigen, ohne hier in- dessen die sich gleich bei ihrem Ui'sprung gabelnde Aorta posterior zu umhüllen. B. Gefässe. Der Herzschlauch aller bisjetzt untersuchten Amphi- poden lässt grössere (arterielle) Gefässstämme nur aus seinem vorderen und hinteren Ende hervorgehen, während seitlich in seinem Verlauf sich abzweigende nach Art der Isopoden stets fehlen; wo, wie bei den Phroni- niidcii ausserdem noch vom Herzen abgehende Arterien vorkommen, zeigen sie ein geringes Lumen und einen ventralen Ursprung. Die als die vordere Fortsetzung des Herzschlauches auftretende Aorta anterior s. cephalica setzt sich bei den mit regulärer Körpersegmentirung versehenen Amphi- poden auf der Grenze vom Kopfabschnitt zum ersten Mittelleibssegment, bei den mit einem Cephalothorax versehenen Lacmoäipoden und Tanaidm dagegen ain Hinterrande dieses durch eine deutliche Einschnürung oder plötzliche Verengung von der Herzwand ab. Im ersteren Fall, wie z. B. Organisation. 375 bei Talitnis (Taf. XLV, Fig. 1 und 1 a, ao), kaun sie vor der Eiuschnü- riiug sieb wieder spindelförmig erweitern, bevor sie die sonst von vorn berein auftretende C3'linderforni annimmt. Im Kopfabscbnitt, resp. Cephalo- tborax zunäcbst die gerade Ricbtung nach vorn einschlagend , senkt sie sich in der Sfirngegend nach abwärts und bildet, sich in zwei vor einan- der verlaufende Aeste spaltend, eine ringförmige Schlinge, welche sich in vertikaler Richtung um das Gehirnganglion berundegt, indem sich an der Unterseite des letzteren die beiden Aeste wieder vereinigen (Taf. XLV, Fig. 1 a, XLVI, Fig. 1, x). Während dieses Verhalten bei den Ganima- rincn (TalitrHs), Coyoph'üdcn und CdjirdJ'nicn genau dasselbe ist, zeigt die vordere Aorta bei erstgenannter Gattung nach Belage noch die beson- dere Eigenthümlichkeit, dass sie unterhalb des Gehirngauglions noch einen zweiten, ganz ähnlich geformten Ring, welcher sich um die Basis der (hier weit in den Kopf hineinreichenden) Antennendrüse herumschlingt (Taf. XLV, Fig. 1 a, x), bildet. Im letzteren Fall gebt die Aorta aus dem unteren Ende dieses zweiten, im ersten aus demjenigen des sich um das Gehirn herumbiegenden Ringes als uupaarer Stamm hervor, um nach kurzem Verlauf in der Oberlippe zu endigen (Taf. XLV, Fig. la, y). Die sich von ihr abzweigenden Arterien sind mit Ausnahme einer au die Gehirnhemisphären verlaufenden kleinen paarig, und zwar sind die beiden obersten Paare für die Antennen bestimmt, innerhalb deren sie längs des Innen- und Vorderrandes bis zur Spitze verlaufen. Als bei weitem am stärksten stellt sich das am weitesten nach abwärts sich abzweigende Paar, welches sich um den Oesophagus, an dessen Unterseite es sich ver- einigt, in Form eines Ringes herumlegt, dar; die aus seiner unteren Ver- einigung entspringenden sekundären Zweige erstrecken sich in das Innere der Mandibeln, der beiden Maxillenpaare und der Kieferfüsse (Unterlippe) hinein. So ist wenigstens das Verhalten bei Tnlifnis und Coyophlum, während bei den CujuTJUncn (Taf. XLVI, Fig. 1) nach Delage der den Oesophagus umfassende Gefässring fehlt. Als Seitenzweige der vorderen Aorta sind ferner die beiden grossen Arterienstämme anzusehen, welche bei Tnlifnis fast au derselben Stelle, wo sich die Aorta selbst vom vor- deren Ende des Herzens abschnürt, aus ihren Seitenwänden, nicht, wie Delage angiebt, beiderseits von derselben aus dem Herzschlauch selbst hervorgehen. Diese von Delage als Arteriae faciales bezeichneten Stämme, welche bei fast geradem Verlauf nach vorn sich in reichhaltiger Weise verzweigen und der die Mundtheile bewegenden Muskulatur Blut zuführen, werden für die Corophädcn und CajirdUncn nicht erwähnt. In mehrfacher Beziehung abweichend erweist sich die Aorta anterior bei den Tandiden (Taf. XLV, Fig. 3, ao). Bei ihrem Ursprung aus dem Herzschlauch cylindrisch, erweitert sie sich gegen die Mitte des Cephalo- thorax hin allmählich spindelförmig und weiter nach vorn oberhalb des Gehirnganglions zum zweiten Male stark in die Quere, also fast anker- förmig (Fig. 3, g). Aus dem spindelförmig erweiterten Theil nehmen drei Paare, in rechtem Winkel abgehende Arterienstämme ihren Ursprung, um 376 Amiiliipoda. sich gegen die .scliwiugemle Athimiugspiattc hin in einen gitterartig durch- brochenen Bhitsiuus aufzulösen. Aus den vorderen aukerförniigen Erwei- terungen gehen gleichfalls drei Paar Arterien hervor, von denen das mediane vorderste sich zu einem das Gehirngauglion umschliessendeu Ring (Taf. XLV, Fig. 4, x) vereinigt, welcher indessen aus seinem oberen Verlauf Zweige an die beiden Fühlerpaare abgiebt. Von den beiden seit- lich entspringenden biegt sich die jederseitige Arterie des vorderen Paares zuerst stark abwärts und vereinigt sich, indem sie sich bogenföimig nach hinten krümmt mit dem vorher erwähnten, gitterartigen Blutsinus (Fig. 3, e und Fig. 5). Die des zweiten (hinteren) Paares dagegen, von allen die stärkste, steigt an der Seitenwand des Oesophagus abwärts und umschliesst diesen ringförmig (Taf. XLV, Fig. 4, ca), indem sie sich an seiner unteren Seite mit derjenigen der anderen Seite vereinigt. Aus diesem Ringe gehen die Arterien für sämmtliche Mundgliedmasseu hervor. Die Aorta posterior s. caudalis (Taf. XLV, Fig. I — 3, ap) geht die geringste Längsentwicklung bei den mit rudimentär entwickeltem Postab- domen verseheneu Liiciuodipodeii ein. Sie beginnt bei Cuprrlla als direkte Fortsetzung des Ilerzschlanches am Vorderrand des fünften freien (6.) Mittelleibsringes und reicht nur bis in den Anfang des sechsten (7.) hinein, um hier plötzlich ihre Wandung zu verlieren (Taf. XLVI, Fig. 1, ap). Zuvor lässt sie indessen am Ende des vorletzten Ringes zwei kurze Seiteu- äste aus sich hervorgehen, welche das Darmrohr umfassen und in den unterhalb desselben liegenden Sinus ventralis ausmünden. 15ei den Hyjn- riiien, wenigstens bei Plirouhini und Verwandten, geht sie in der hinteren Hälfte des sechsten Mittelleibsringes aus dem Herzschlauch hervor und reicht, sich dem Darmrohr nach oben auflegend und ohne irgend welche Seitenäste abzugeben, bis zur hinteren Grenze des dritten Postabdominal Segmentes. Bei Corophiuii). (Taf. XLV, Fig. 2, ap) verliert sie, bis dahin gleichfalls unverästelt, ihre Wandung bereits beim Beginn des dritten Hinterleibsringes, wo der aus ihr hervortretende Blutstrom sich radiär nach beiden Seiten bin und zugleich nach hinten zerstreut. Die bei weitem beträchtlichste Längserstreckung erreicht sie bei den Gammarinen {(iamniarns, Talitnis: Taf. XLV, Fig. 1 und la, ap, Oirhesfia u. A.), bei welchen sie sich vom hinteren Herzende aus sofort schräg absenkt, so dass sie der unteren Wand des Pericardialsinus und zugleich der Dorsal- wand des Darmrohres aufzuliegen kommt, und wo sie als umwandetes Gefäss bis in die Basis des vierten (TuUtrus) oder selbst des sechsten (Gammarus) Hinterleibsringes, in welchem sie sich unter starker Erweite- rung (Taf. XLV, Fig. 1, m, n) allaiählich auflöst, hineinragt. Während sie bei ihrem Verlauf durch die letzten Mittelleibs- und durch die vorderen Hinterleibsringe seitlicher Abzweigungen gleichfalls ermangelt, sendet sie an der hinteren Grenze des dritten (TaUfntsj oder fünften Ringes (Gam- DKirus) ein Paar kurze und dicke Seitenäste ab, aus deren Endötfuung das Blut direkt in den Sinns ventralis ergossen wird; in letzteren mündet übrigens der Hauptstamm gleichfalls ein. Ors-anisalioii. 377 Auch diese Aoita posterior lässt bei den Dinaidni ein von den iilirigeu Anipliipoden abweichendes und eigeuthümliches Verhalten erkennen. An ytelle der unpaaren, median verlaufenden sind hier zwei selbstständige hintere Aortenstämme vorhanden , welche dicht neben einander aus dem iiinteren Herzende hervorgehend und durch besondere arterielle Ostien mit demselben communicirend, gleich von ihrem Ursprung aus unter einem spitzen Winkel (in Form eines ^\) divergiren und in diesem schrägen Ver- lauf bis an den Hinterrand des letzten Mittelleibsrings heranreichen (Taf. XLV, Fig. 3, ap). Von hier ab verändern sie ihre Richtung durch die fünf ver- kürzten vorderen Hinterleibsringe hindurch in eine gerade, so dass also jetzt beide parallel mit einander und in ansehnlichem Abstand von dem zwischen ihnen liegenden Pericardialsinus verlaufen. Nachdem sie auf diesem Wege jedem der fünf Segmeute entsprechend in der Richtung nach aussen einen kurzen Seitenast abgegeben haben, verlieren sie beim Eintritt in das grosse Endsegment des Hinterleibs ihre Wandungen und senden das ans ihrer Endötfnung hervortretende Blut dem ventralen Sinus zu, während das aus ihren Seitenästen sich ergiessende in die Pedes spurii eintritt. Zu diesen beiden aus den entgegengesetzten Enden des Herzschlauches hervortretenden grossen Gefässstämmen gesellen sich abweichend von den übrigen Amphipoden — bei denen sie wenigstens bisher nicht nach- gewiesen werden konnten — in der Abtheilung der Ili/jicrincii nach den Beobachtungen von Claus noch dünnere paarige Arterien, welche je nach den Gattungen in verschiedener Zahl aus der unteren Herzwaud und zwar in der Gegend der venösen Ostien ihren Ursprung nehmen, hinzu. Bei Phronima von ihrem Entdecker zuerst als zarte, solide Auf- hängebänder angesehen, haben sie sich nachträglieh durch die Beobach- tung lebender Individuen als hohle und sich vielfach verzweigende Ge- fässe herausgestellt, welche gegen das Herz hin durch besondere Klappen- vorrichtungen abgeschlossen werden können und in welche von diesem aus Blut einströmt. Bei Phnmima (Taf. XLVl, Fig. 5, arj und Phroni- »loj^sis zu zwei Paaren, welche im Bereich des dritten und vierten Mittel- leibsriuges entspringen, vorhanden, vermehren sie sich bei Parcqilironima, Plirosiiia, O.njccphahis, Hypcrla, TihiUa und den Phdyscvlklm um ein im fünften Segment hinzutretendes drittes, dessen Verzweigungen sich an dem Darmrohr und den Leberschläuchen ausbreiten und schliesslich in zarte Bindegewebsstränge, welche blutführende Hohlräume umschliessen, aus- laufen. — Auch für die Tanaidcn werden neuerdings von Blane zwei (von Belage nicht erwähnte) grosse Arterienstämme hervorgehoben, welche einander gegenüber aus der Ventralseite des Herzschlauches unmittelbar unterhalb des zweiten Ostienpaares entspringen und sich gegen das erste Beinpaar hin wenden sollen. Ob ausser in diesen, direkt aus dem Herzen entspringenden Arterien das Blut der Amphipoden noch in anderweitigen geschlossenen Röhren, welche als mit Wandungen versehene Gefässe in Anspruch genommen werden können, circulirt, erscheint als eine zur Zeit nicht endgiltig er- 378 Aiiipliipoda. ledigte Frage, über welche selbst die neuesten und auf sehr eingehenden Beobachtungen und Untersuchungen fusseuden Autoren getheilter und selbst entgegengesetzter Ansicht sind. Während De läge auf Grund seiner offenbar sehr subtilen und sorgsamen Injektionen zu der Annahme „unzweifelhaft mit Wandungen versehener", also wirklicher Blutgefässe, welche z. B. aus einem durch die beiden Aorten gespeisten ventralen Blutraum in die einzelnen Gliedmassen und ihre Anhänge eintreten und bis zu deren Spitze verlaufen, wie sie ferner als „Pericardialgefässe" das aus dem Körper zurückkehrende Blut dem Pericardialsinus übermitteln sollen, gelangt, stellen Fr. Müller, 0. Sars, Wrzesniowski, P. Mayer u. A. die Existenz solcher mit Entschiedenheit in Abrede und nehmen an ihrer Stelle nur lacunnre Blutbahnen an. Eine zwischen beiden An- sichten vermittelnde Stelhing endlich nimmt Claus ein, welcher speciell für die Phnminiläcn betont, dass der Kreislauf des Blutes sich nicht in wandungslosen Lacunen, sondern in wohlbegrenzten Kanälen vollziehe, in welche die Leibeshöhle durch Bindegewebshäute geschieden wird und dass durch Löcher der bindegewebigen Scheidewände das Blut ans dem einen Canalbczirk an bestinimteü Stellen in den anderen übertrete. Letztere Auffassung lässt sich offenbar mit den von Delage gewonnenen lujektions- resultaten ohne Zwang in Einklang bringen, da bei einer Einrichtung, welche entschieden die Mitte zwischen Blutbahnen und gewandeten Gefässen hält, zur Herstellung letzterer jedenfalls einen bedeutenden Anlauf genommen hat, nichts gegen die Möglichkeit spricht, dass eine vom Herzen aus in- jicirte gefärbte Flüssigkeit auch bis in diese fest begrenzten Hohlräume eindringt und sie als Gefässe erscheinen lässt. Damit musste aber zu- gleich zugestanden werden, dass solche zu einem hohen Grade von Stabi- lität gelangten Blutbahnen functionell einen nennenswerthen Unterschied von Gefässen kaum mehr darbieten, so dass sich die Divergenz der Auf- fassungen im Grunde weniger um ihre Bedeutung für den Organismus als um die ihnen beizulegende Benennung dreht. Ausser feineren, in ihrer Enge deutlich au Gefässe erinnernden Blutbahuen handelt es sich übrigens in der Leibeshöhle der Amphipoden zugleich um blutführende Hohlräume von sehr ansehnlichen Dimensionen, welche ancli ihrerseits nur durch zarte, an die benachbarten Organe angeheftete oder von denselben aus- gehende Bindegewebsmembranen rings umschlossen werden, sich aber hier und da durch zum Theil regelmässig vertheilte feine Oeflfnungen mit engeren Blutbahnen und durch diese wieder mit anderen grösseren Hohl- räumen in Verbindung setzen. Als einer dieser umfangreichen ,, Blut- sinus" ist bereits das den Herzschlauch mantelartig umhüllende, ober- halb des Darmrohrs liegende Pericardium erwähnt worden. Als ein zweiter, jenem an Weite nur wenig nachstehender, ihn an Längsausdeh- nung dagegen noch beträchtlich überragender, nämlich sich vom Kopf l)is in das Ende des Postabdomen erstreckender ist der zwischen der unteren Darrawand und der ventralen Wandung des Litegumentes liegende Sinus ventralis (Taf XLV, Fig. la und b, XLVI, Fig. 1, 2 und 7, 5v) nrjrainsatiüii. 379 hervor/.iilicbeii , in welchen die \or(lerc und hintere Aorta das aus dem Herzschlauch bei seinen Contraktionen ausgestossenc Blut von den ent- gegengesetzten Körperenden her hinein ergiessen und welcher auf seinem der Medianlinie entsprechenden Grunde das ßauchmark zu liegen hat. Diesem schlicsst sich aber wieder in der Richtung nach oben ein dritter, zwischen ihm und dem Pericardialsinus mitteninue liegender Blutraum, der Mittel- Sinus an, auf dessen Grunde längs der Mittellinie der Darm zu liegen kommt, welcher sich aber oberhalb des letzteren bis au die ventrale Wand des Pericardialsinus erhebt (Taf. XLVI, Fig. 7, sm). Der- selbe ist von ungleich geringerem Höhendurchmesser als die beiden an- deren und erstreckt sich auch am wenigsten weit in der Längsrichtung, indem er beim Beginn der sich dem Darm dicht auflegenden Aorta poste- rior auf die beiden seitlich vom Darmrohr liegenden Räume eingeengt wird und auf der Grenze von Mittel- und Hinterleib seinen hinteren Ab- sc'hluss findet. C. Die Blutcirculation der Amphipodeu stellt sich bei den bis- jetzt auf dieselbe untersuchten Repräsentanten der systematischen Haupt- gruppen im Grossen und Ganzen als sehr übereinstimmend dar, ohne in- dessen im Einzelnen mehr oder weniger auffallender Modifikationen zu entbehren. Die von derselben entworfenen .Schilderungen der einzelnen Beobachter differiren übrigens zum Theil gleichfalls dadurch von einander, dass der Eine geschlossene Gefässe vor sich zu haben glaubt, wo für den Anderen nur Blutbahnen existiren. Bei den (iaiHnKiriucn ((Tammarus piäex, Goplana polonlca) gestaltet sich nach der Schilderung von Wrzesniowski der Blutlauf in folgender Weise: Das aus der vorderen Aorta hervortretende Blut bewegt sich innerhalb des Kopfes von vorn nach hinten, geht aus diesem nach oben ansteigend in den Mittelleib — dicht unter dem Magen — über und bewegt sich jederseits vom Darmrohr über die Leberschläuche hinweg. Unterwegs lässt dieser vordere Blutstrom Seitenbahnen zu den Mundtheilen und den vier ersten Beinpaaren aus sich hervorgehen, hört jedoch mit dem vierten Mittelleibssegment auf. Aus der hinteren Aorta gehen jederseits zwei Blutströme hervor, ein vorderer aus dem kurzen Seitenast, ein hinterer aus der einen Hälfte der Endgabel. Indem beide Ströme jeder Körper- seite ventralwärts verlaufen, vereinigen sie sich auf der Grenze vom fünften und sechsten Paar der Pedes spurii zu einem medianen unpaaren, welcher, die Richtung nach vorn einschlagend , sich jedoch sehr bald wieder (in der Gegend der vierten Paares der Pedes spurii) in zwei einander parallele Ströme theilt. Der eine derselben zieht neben dem Darm dicht unter der hinteren Aorta, der andere, etwas tiefer gelegene die Leberschläuche ent- lang. Diese von hinten nach vorn verlaufenden Strömungen lassen Seiten- bahnen an die Pedes spurii und die vier hinteren Paare der Mittelleibs- beine aus sich hervorgehen, so dass auch für sie wieder das vierte Mittel- leibssegment die vordere Grenze bildet. In den drei vorderen, zum Schwimmen dienenden Paaren der Pedes spurii steigt der arterielle Strom 380 Amphiiioda. an der vorderen, in den drei hinteren Paaren an der Rückseite lierab. In jedes Mittelleibsbein treten zwei arterielle Ströme ein, dagegen geht nur ein venöser wieder ans demselben hervor; für jeden dieser .Ströme sind besondere Oeffnungen in den Gelenkverbindungen zwischen dem Hüftglied und dem Seitentbeil des entsprechenden Segments vorhanden. Jedem Bein kommt ein besonderer, zwischen Streck- und Beugemuskeln der Basis gelegener venöser Sinus zu, in welchem alles aus demselben und der ihm anhängenden Kieme zurückkehrende Blut sich ansammelt. Die sämmtlichen aus den Gliedmassen hervorgehenden venösen Ströme wenden sich dorsalwärts, um in den Pericardialsinus einzumünden. Inner- halb des letzteren ist eine vordere und eine hintere Strömung zu erkennen; letztere fliesst vom hinteren Körperende bis zum dritten Mittelleibssegment, wo sie der vorderen begegnet. In die hintere Strömung sind die Aus- flüsse des Fostabdomeus und der fünf hinteren Mittelleibsringe, in die vor- dere diejenigen des Kopfes und der zwei vorderen Mittelleibsringe ein- begriffen. Bei der Diastole tritt das in dem Pericardialsinus vorhandene Blut durch die venösen Ostien in den Herzschlauch über, wobei ein auf die Wandungen des ersteren ausgeübter Druck mitwirkt, während das Herz selbst als Saugpumpe fungirt. Durch das vordere Ostium tritt aus- schliesslich das von vorn, durch das hintere allein das von hinten her strömende Blut ein, während das mittlere den Rest beider vereinigt in sich aufnimmt. Nach Delage, welcher nicht nur in sämmtlichen Gliedmassen ge- schlossene Gefässe festgestellt haben will, sondern auch das aus dem Körper zurückkebiende Blut durch die „vaisseaux pericardiques" in den Pericardialsinus eintreten lässt, würde die Biutcirculation zunächst bei TaVdriis in folgender Weise vor sich gehen: In den bis in den Kopf hineinreichenden Sinus ventralis (Taf. XLX, 1 a, sv) strömt von vorn her nicht nur alles Blut ein, welches aus dem freien Ende der vorderen Aorta und ihren Seitenzweigen ergossen wird, sondern auch dasjenige, welches aus den Fühlern und Mundtheileu, nachdem es bis in das Ende dieser Gliedmassen vorgedrungen ist und aus den von den Arteriae faciales ver- sorgten Organen zurückkehrt. Es vermischt sich mithin im vorderen Theil des Sinus ventralis mit rein arteriellem auch venöses Blut, während in den hinteren Tbeil desselben aus der Endöffnung und den beiden kurzen Seiten- ästen der Aorta posterior (Fig. la, ap) nur arterielles eintritt. Diese einander begegnenden Blutströme vermengen sich mit einander, so dass bei ihrem Zusammentreffen das Blut keine bestimmte Richtung erkennen lässt. Aus diesem im Sinus ventralis vorhandenen Blut werden sämnit- liche aus den einzelnen Mittel- und Hinterleibssegmenten in die ihnen angehörenden Gliedmassen eintretenden zuführenden Gefässe (Vasa affe- rentia) gespeist; ebenso gehen aus dem Sinus zuführende Gefässe in die mit einem besonderen Blutlauf versehenen Hüftglieder (Epimeren) hinein. Diese ^'asa att'erentia verhalten sich in den Gliedmassen des Postabdomen am einfachsten, indem sie hier uugetheilt längs der Innenseite bis zur Organisation. 381 Spitze verlaufen; ungleich complicirter dagegen im Bereich des Mittelleibs, wo ausser den Beinen noch deren Anhänge, also die Kiemen (Fig. 1 a, br) des zweiten bis sechsten Paares, ferner auch bei den weiblichen Indivi- duen die Brutlamellen mit Blut zu versorgen sind. Das jedesmalige aus dem Sinus ventralis hervortretende Vas aflferens spaltet sich daher bei den Männchen in drei, bei den AVeibchen in vier Aeste. Von diesen ist der in die Brutlamelle der Weibchen eintretende sehr fein und von dem aus- führenden Gefäss vielleicht nicht scharf getrennt. Das für die Kieme be- stimmte Gefäss läuft an der nach innen liegenden, d. h. der Bauchwand zugewendeten Lamelle dieses Organs bis zum geschlosseneu Ende herab, indem es auf diesem Wege sich in zahlreiche Maschenräume, welche mit solchen des ausführenden Gefässes commuuiciren, auflöst. In den beiden Gruppen der Mittelleibsbeine verhalten sich die zuführenden Gefässe dem verschiedenen Oetfuungswinkel jener entsprechend ihrem Verlaufe nach entgegengesetzt; innerhalb der drei hinteren Paare liegen sie dem Vorder- rande, in den drei vorderen dem Hinterrande an. Uebrigens treten aus be- stimmten Oetfnungen ihrer „unzweifelhaften Wandungen", wieDelage hier nochmals ausdrücklich hervorhebt, mehrfach Blutkörperchen hervor, um ohne den Umlauf durch die ganze Länge des Beines hindurch ausgeführt zu haben, in das auf der gegenüberliegenden Seite des Beines verlaufende ausführende Gefäss einzutreten. Der vierte, speciell für die Hüftglieder bestimmte Ast der zuführenden Gefässe tritt in die Mitte ihrer Basis ein und verläuft von dort geraden Wegs gegen die Mitte des Unterrandes, wo er sich gabelt. Von den beiden in entgegengesetzter Richtung längs des Unterrandes verlaufenden Spaltästen steigt der eine am Vorder-, der andere am Hinterraud wieder nach aufwärts und indem beide, jetzt be- reits als ausfuhrende Gefässe, an der Basis des Hüftgliedes wieder gegen einander couvergiren, vereinigen sie sich zu einem unpaaren Vas efferens, welches die Richtung gegen den Pericardialsiuus hin einschlägt. Auch aus diesen „Gefässeu" treten zahlreiche Blutkörperchen in das maschige Gewebe, welches den Mittelraum der Hüftglieder anfüllt, ohne den regulären Kreislauf zu vollziehen, aus. In gleicher Weise nun, wie sich die aus dem Sinus ventralis hervorgehenden zuführenden Beingefässe in drei, resp. in vier Aeste gespalten haben, vereinigen sich die in gleicher Zahl vor- handenen abfuhrenden Aeste (Vasa efferentia) bei ihrem Austritt aus der Basis der Gliedmassen auch ihrerseits wieder zu einem gemeinsamen Stamm. Solcher von Delage als Pericardialgefässe bezeichneten Stämme (Taf. XLV, Fig. 1, vp) sind nun in gleicher Zahl wie Mittelleibs- und Hinterleibsgliedmassen zusammen, nämlich je dreizehn jederseits vorhan- den. Indem dieselben von dem Ansatz der Beine aus ganz oberflächlich unter der Seitenwand der Leibessegmente nach oben hin aufsteigen, senken sie sich nicht in die Seitenränder, sondern in die Rückenwand des Peri- cardialsiuus ein. Das Blut, welches sie dem Pericardium und mittelbar dem Herzschlauch zuführen, ist gleichfalls aus venösem und arteriellem gemischt; letzteres würde aus den Kiemen und aus den in ähnlicher 382 Amphipoda. Weise fuDgireudeu lamellösen Hasalabscbnitteu der Mittelleibsbeine, ersteres aus den übrigen Tbeilen der Gliedmassen, in welche es aus dem Sinus ventralis bereits eintritt, berstammeu. Bei Coropltlum weicht die Blutcirculatiou nach Delage darin ab, dass die Aorta posterior nicht direkt in den Hinus ventralis ihr Blut er- giesst, sondern bei ihrer sehr viel weiter nach voin erfolgenden Auflösung in die Hobhäume der fünf letzten Postabdominalringe ausmündet (Taf. XLV, Fig. 2, n). Aus diesen erbalten auch die drei letzten Paare der Pedes spurii ihre Blutzufubr und erst die aus letzteren zurückkehrenden Blut- ströme (uacb Delage gleicbfalls „vaisseaux effereuts,,) münden in den Sinus ventralis ein. In letzterem begegnen sich übrigens der vordere und hintere Blutstrom in ähnlicber Weise, wie bei den Gammarincn etwa in der Mitte seiner Länge, und durch seinen Inhalt werden aucb bei Coro- pliiuDi die zuführenden Gefässe der drei vorderen Spaltbeiupaare so wie sämmtliche Mittelleibsbeine gespeist. Von letzteren haben diejenigen der beiden ersten und des letzten Paares nur ein einfaches Vas efierens, da ihnen Kiemen fehlen, während sich dasselbe am zweiten bis sechsten Paare wieder in einen Bein- und Kiemeuast theilt, zu welchem bei den Weibchen dann wieder noch ein dritter für die Brutlamelle hinzutritt. Das zuführende Gefäss verläuft innerhalb der Beine der vier vorderen Paare längs des Hinterrandes, im fünften fast median, im sechsten schon mehr dem Vorderrande genähert, im siebenten diesem dicht anliegend. Der Hauptunterscbied den Gdumiurinen gegenüber besteht aber bei Coro- plikun darin, dass die aus den Ilinterleibsgliedmassen zurückkehrenden Gefässe ihr Blut nicht dem Pericardium, sondern wieder dem Sinus ven- tralis, aus welchem es wenigstens die drei vorderen Paare der Pedes spurii erhalten haben, zuführen. Es beruht dies darauf, dass die Peri- cardialgefässe hier nur zu sieben Paaren im Bereich des Mittelleibes vor- banden sind (Fig. 2, vp). Dieselben verbalten sich gleich den Vasa effe- rentia an den einzelnen Mittelleibsbeinpaaren in so fein verschieden, als sie theils als einfache Stämme aus diesen hervorgehen, theils durch die Vereinigung der Bein-, Kiemen- und Briitlamelleuäste hergestellt werden. Endlich ist aucb die Ueberführung des Blutes aus dem Pericardialsinus in den Herzschlauch durch die bei Coro^ilimm nur zu einem Paar vor- handenen und unsymmetrisch gelegenen venösen Ostien (Fig. 2, o) modi- ficirt. Da das Herz sich in der Gegend dieser Ostien deutlich einknickt, so dass es rechts nach oben und links nach unten gewandt ist, wird das Pericardium an dieser Stelle auf der einen Seite stark verengt, auf der gegenüberliegenden dagegen in entsprechendem Maasse erweitert. Dem- zufolge wendet sich das durch die beiderseitigen Pericardialgefässe ein- tretende Blut alternirend der einen und der anderen erweiterten Stelle des Pericardiums zu, um aus dieser durch das jederseitige Ostium in den Herzschlauch einzuschiessen. Der Kreislauf der Phronimülen bietet nach der Schilderung von Claus besonders folgende Eigenthündichkeiten dar: Das aus der Aorta jiosterior Organisation. 383 hervortretende Blut bewegt sich theils nach der Bauchseite bis zum hiu- tereu Ende des Postabdomeu fort und steigt dann, nachdem aus dem Sinus veutralis Blutläufe in die Pedes spurii abgegeben worden sind, von jenem aus in der Richtung gegen den Rücken, theils wendet es sich direkt dem Pericardialsinus zu, um aus diesem durch die hinteren venösen Ostieu wieder in das Herz einzutreten. Das durch die Aorta anterior nach vorn geförderte Blut bewegt sich in der Umgebung des Gehirngang- lions nach dem oberen, sonst nach den Seiten und dem unteren Theil des Kopfes hin. Ersteres kehrt direkt nach dem vordersten Paar der venösen Ostien zurück; alles übrige, durch die aus den unteren paarigen Herzarterien ergossene Blutmenge verstärkt, steigt ventral in der Umgebung der Gang- lienkette und seitlich vom Magen und Darm im Mittelleib herab, um sich dem grösseren Theil nach bereits innerhalb des vierten bis sechsten Mittel- leibsringes wieder dorsalwärts zu wenden und in den Herzschlauch wie- der zurückzukehren. Die noch weiter nach hinten gelangenden Blutkör- perchen wenden sich im Bereich des ersten Hinterleibsringes bogenförmig nach aufwärts und folgen dem dorsalwärts aufsteigenden Strom. Aus allen in den Mittelleib absteigenden Blutbahnen zweigen sich regelmässige schlingenförmige Nebenläufe für die Beinpaare und Kiemen ab, um direkt gegen den Herzschlaucb bin umzubiegen. In den vier vorderen Bein- paaren so wie in sämmtlichen Kiemen steigt die Blutbahn wie bei den (lammannm an der hinteren Seite herab, an der vorderen wieder hinauf; in den drei hinteren Beinpaaren ist das Verhalten gerade umgekehrt. Von keiner Amphipodenform ist der Kreislauf in gleicher Häufigkeit beobachtet und geschildert worden, wie von der sich durch die Zartheit ihres Integumentes hierzu besonders eignenden Gattung Cuiirclla. Nach Wiegmann, Goodsir, Frey und Leuckart während einer früheren Periode haben sich in neuerer Zeit mit demselben ausser Claparede besonders Gamroth, Delage und P. Mayer beschäftigt. Während letzterer das Blut nur in Bahnen circuliren lässt, sieht sich Delage auch für die Ccqjrdlnieii zur Annahme geschlossener Gelasse veranlasst. Nach letzterem Beobachter erhält die vordere Hälfte des Sinus ventialis ihr Blut theils direkt aus der freien vorderen Oeffnung der Aorta anterior (Taf. XLVI, Fig. 1, ao), theils das aus den Fühlern und den Hohlräumen des Cephalo- thorax zurückkehrende. In beide Fühlerpaare wird arterielles Blut durch die beiden Antennen-Arterien bis in die Spitze hineingetrieben und kehrt auf der entgegengesetzten (oberen) Seite aus denselben zurück. Das aus dem oberen Fühlerpaar zurückfliessende tritt in einen weiten, hinter der Aorta cephalica gelegenen Blutraum, welchen es in der Richtung von vorn nach hinten durchzieht, bespült sodann die Seitenwände und die Unter- seite des Magens und tritt endlich bei der Insertion des ersten Beinpaares in den Sinus veutralis ein; das aus dem unteren Fühlerpaar zurückkehrende dagegen vermischt sich mit dem aus der Endöffnung der Aorta hervor- tretenden, umkreist den Oesophagus und strömt von hier aus dem Sinus veutralis (Fig. 1, sv) zu. In den hinteren Theil des letzteren gelangt 384 Amphipoda. Blut theils direkt aus den beiden .Seitenästen der Aorta posterior (Fig. 1, ap), theiis auf dem Umwege durch das letzte Beinpaar hindurch, welchem es die Aorta inferior zuaächst zuführt. Die beiden einander zugekehrten Ktrömungen treffen innerhalb des Sinus ventralis in der Mitte zwischen den beiden Kiemenpaaren (Fig. 1, br) auf einander, um sich hier zu mischen und einen Wirbel zu erzeugen. Die daraus hervorgehenden zu- führenden Gefässe der Segmentanhänge liegen in den beiden vorderen, scheerentragenden Beiupaaren dem Hinterraude, in den beiden Paaren von Kiemensäcken und den beiden vorletzten Paaren der Mittelleibsbeine dem Vorderrande an. Pericardialgefässe im Sinne derjenigen der Gaiiiwa- rincn sind nicht vorhanden , sondern es treten die aus den Segmentan- hängen zurückkehrenden Gelasse direkt in das Pericardium, welches bei ihrer Einmündung beiderseits zipfelartig ausgezogen ist (Fig. 1, pe), zu- rück. Höchstens, dass die dem Pericardium aus den beiden vorderen scheerentragenden Beinpaaren zugehenden Vasa efferentia ihrer grösseren Längsstreckung nach mit Pericardialgefässen in Vergleich gebracht wer- den können. Uebrigeus wird das zurückkehrende Blut nur aus den sechs vorderen Segmentanhängeu dem Pericardium direkt übermittelt, innerhalb dessen es sich in zwei entgegengesetzten Strömungen bewegt und in dem das zweite Kiemenpaar tragenden Segment zusammentrifft. Durch das hier gelegene, sehr viel grössere dritte Paar der venösen Ostien tritt alles Blut, welches dem Pericardium aus den hinteren Beinpaaren und dem zweiten Kiemenpaar zugeführt wird, ausserdem aber auch ein Theil des aus dem vorderen Kiemen])aar stammenden in den Herzschlauch ein. Dem mittleren Ostienpaar wird der übrige Theil des vorderen Kiemen- blutes, dem vordersten dasjenige der beiden Scheerenbeinpaare zugeführt. Die venösen Ostien stehen bei der Diastole weit often und schiiessen sich bei der Systole, während sich bei letzterer die arteriellen Klappen öffnen. — Die von Delage über die Bewegungen des aus den Gliedraassen zu- rückkehrenden Blutes gemachten Angaben sind übrigens nach den Beob- achtungen F. May er 's theils zu berichtigen, theils zu ergänzen. Letz- teren zufolge strömt u. A. das aus der grossen Greifhand zurückkehrende Blut theilvveise in der Tiefe wieder dem Ventralsiuus zu, theils aber ober- flächlich schräg über das dritte und vierte Segment nach hinten, um dort mit dem aus der Kieme des dritten Segmentes hervortretenden zusammen- zufliessen. Auch aus der kleinen Greifhand wird ein Theil des zurück- kehrenden Blutes dem Ventralsiuus, ein anderer Theil direkt dem ersten Paar der venösen Ostien zugeführt. Endlich gelangt das aus dem letzten Miltelleibsbein zurückfliessende Blut theils in das vorletzte Bein, theils dorsalwärts in den Rumpf zurück, vereinigt sich hier mit demjenigen der beiden vorletzten Beinpaare und strömt nun theils im Pericardialsinus gegen das letzte Ostienpaar hin, theils in den Sinus ventralis hinein. Es werden mithin dem Herzen nicht unbeträchtliche Mengen venösen Blutes zugeführt. Organisation. 385 Bei den Tanauhn emptängt nach der Darstellung- Delage's der Sinus veutralis von der vorderen Richtung her arterielles Blut aus dem freien Endo der Aorta anterior, venöses aus den Kiet'erfüssen; da indessen dieser vorn in den »Sinus eintretende Blutstrom ein sehr reichhaltiger und leb- hafter ist, so scheint es, als hätte derselbe noch andere Quellen als die genannten. Bei seinem Verlauf durch den Mittelleib giebt der Sinus ven- tralis an sännntliche Beinpaare ein Vas afferens ab, welches innerhalb der vier vorderen dem Hinterrande, innerhalb der drei hinteren dem Vorder- rande genähert verläuit Im Bereich des Postabdomen geht in gleicher Weise aus ihm je ein Vas afterens in die einzelnen Pedes spurii hinein, bis er selbst bei seinem Eintritt in das grosse Endsegment die ihn von hinten her mit Blut speisenden beiden Aortae posteriores (Taf. XLV, Fig. 3, ap) aufnimmt. Die in die Pedes spurii eintretenden Vasa affe- rentia gehen hier eine Anastomose mit den Nebeuverzweigungen der bei- den Aortae posteriores ein; doch reichen beide nur bis in das Grundglied, lasseii also keine Blutkörperchen in die lamellösen Spaltäste eintreten. Dem langgestreckten sechsten Paar der Spaltbeine fehlen Blutläufe über- haupt. Die Zuriickführung des peripherischen Körperblutes in den Peri- cardialsinus wird durch Pericardialgefässe in grosser Anzahl bewirkt. Im Bereich des Cephalothorax existireu deren zwei Paare, deren eines von der Kieme, das andere aus der grossen Greifhand zurückkehrt; letzteres mündet in die Unterseite des Pericardium erst im Bereich des ersten freien Mittelleibsringes ein. Diesen folgen sodann sechs Paare, welche das Blut aus den Mittelleibsbeinen zurückführen, ausserdem aber noch solche, meist gleichfalls zu sechs jederseits, welche direkt vom Sinus ven- tralis in den Pericardialsinus einmünden (Fig. 3, vp). Je weiter nach hinten gelegen, um so länger werden diese Pericardialgefässe des Mittel- leibes, da sich das Pericardium im letzten Segment stark verschmälert. Endlich führen auch fünf Paare von Pericardialgefässen das aus den Pedes spurii zurückkehrende Blut dem Pericardialsinus (Fig. 3, pe) wie- der zu. Das aus letzterem durch die venösen Ostien in den Herzschlauch eintretende Blut wird bei dessen Contraktion zugleich nach vorn und nach hinten getrieben. Von beiden Strömungen nimmt die ungleich complicirtere vordere, da sie zu dem Respirationsorgan in sehr nahe und ausgedehnte Beziehung tritt, vor allem die Aufmerksamkeit in Anspruch. Dem letzteren, jederseits in einem Hohlraum des Cephalothorax gelegen, wird zunächst direkt aus dem Herzen stammendes, arterielles Blut durch drei recht- winklig von der Aorta anterior sich abzweigende Arterien (Taf. XLV, Fig. 5, ao) zugeführt. Indessen der bei weitem grössere Theil dieses Herzblutes wird durch die weiter nach vorn aus der Aorta sich abzwei- genden und ungleich stärkeren Arterien (Fig. 4, ca) um das Gehirngang- lion herum und in die Höhlung der beiden Fühlerpaare und sänimtlicher Mundgliedmassen hineingetrieben. Aus beiden sieht man es in umgekehrter Richtung wieder zurücküiessen, bei seinem Austritt .sich aber nicht dem vorderen Ende des Sinus ventralis zuwenden, sondern von vorn und unten B II. Uli, Klassen lies Tbier-Keir'lis. V. J. 25 386 Amiiliipoda. her in das jederseitige Athimuigsorgan eintreten, innerhalb dessen es sich mit dem Aorta- Bhit vermischt (Fig. 5, br). Eine Ausnahme von diesem Verhalten macht nur ein Theil des aus den Kieferfüssen zurUckfliesseuden venösen Blutes, welches in seitlicher Abzweigung dem Sinus ventralis zu- fliesst. Das während seiner lebhaften Cirkulation innerhalb der Athmungs- organe arteriell gewordene Blut kehrt aus dem nach oben und hinten gerichteten Ende dieser wieder in den l'ericardialsinus, dicht vor dem Beginn des Herzschlauches, zurück. In diesem zwischen die Blutströ- mungen des Kopftheiles und den Sinus ventralis eingeschobenen Athmungs- kreislaui würde der hauptsächlichste Unterschied zwischen der Blutcircu- lation der Tandiden und der übrigen Amphijjoden zu suchen sein. Die Blutflüssigkeit der Amphipoden ist farblos und enthält bei Gummarus nach Bruzelius nicht besonders zahlreiche, bei den Caprvl- Vmen dagegen nach P. Mayer ungemein viele Blutkörperchen. Dieselben sind durchschnittlich 0,016 Mill. lang und in der Form sehr schwankend, bald oval, bald spindelförmig oder auch halbmondförmig gekrümmt. Eine solche Veränderlichkeit in der Form tritt besonders bei solchen Blutkör- perchen in die Augen, welche sich während des Kreislaufs durch enge Bindegewebslücken hindurchdrängen. In frischem Zustand lassen sie keinen deutlichen Kern erkennen. Bei stockender Circulation heften sie sich häufig mit dem einen Ende an der Herz- oder Gefässwand fest, wo- bei sie hin und her geschaukelt werden. Durch Plasmafäden, welche aus ihuen hervortreten, werden sie zuweilen netzartig mit einander verbunden. 8. Athmungsorgane. Der respiratorische Gasaustausch vollzieht sich bei den Amphipoden mit Ausnahme der Tandiden in paarigen zarthäutigen Anhängen der Mittel- leibsringe, welche frei im Wasser tlottiren und als Kiemen (BrancMae) bezeichnet werden können. Letztere weichen daher von denjenigen der Isopoden nicht nur dadurch ab, dass sie, der Lage des Herzens ent- sprechend, weiter in der Richtung nach vorn verschoben sind, sondern auch darin, dass sie nicht mehr als integrirende Theile der Gliedmassen aultreten. Die Zahl, in welcher diese theils lamellösen, theils schlauch- oder sackförmigen Gebilde im Anschluss an die Mittelleibsbeine oder — bei dem Fehlen solcher — an deren Stelle auftreten, ist je nach den syste- matischen Gruppen der Amphipoden eine wechselnde : nur das dürfte sich als durchgreifend herausstellen, dass sie hinter der Zahl der Mittelleibs- segmeute stets zurückbleibt. Die ansehnlichste Zahl von Kiemenpaaren, welche sich bei der Mehrzahl der Gummarhicn-Gf&iiün^QXi vorfindet, be- trägt nämlich sechs, und zwar wird durch den Mangel derselben in diesem Fall das vorderste Beinpaar betroffen. Zu diesem gesellt sich sodann bei Orchestia, bei welcher nur fünf Paare von Kiemen (Taf. XXXIX, Fig. 1, br) zur Ausbildung gekommen sind, auch das zweite hinzu. Unter den llyj'i- rincn scheint zwar die höchste Zahl von sechs Kiemenpaaren nicht völlig Organisation. 387 ZU l'ehleu — nach der Abbildiiug vou Marion würde sie z. ß. der Gat- tung Vibilia, dem zweiten bis siebenten Mitteileibs-Beinpaar entsprechend, noch zukommen — indessen zu den Ausnalimen zu gehören. Denn Hypciia selbst besitzt nach Htraus-Dürckheim nur fünf (am zweiten bis sechsten Beinpaare), Pamphroninia nach Claus (Taf. XXXIV, Fig. 5) nur vier Paare (am dritten bis sechsten BeinpaareJ, während bei Phro- nima (Taf. XXXIV, Fig. 1 u. 3, br), PhrouinnUa und Phrnniniojisis ihre Zahl sogar auf drei Paare (im hinteren Ansehluss au das vierte bis sechste ßeinpaar) reducirt erscheint. Letztere Zahl kehrt dann auch noch bei einzelnen CapnJJ I neu -Gnünngeü (Profo: Taf. XXXVII, Fig. 1, Ccrcops), deren Mehrzahl indessen nur noch zwei Paare — am zweiten und dritten freien (3. und 4.) Mittelleibsring aufgehängt, besitzt (Taf. XXXVII, Fig. 2 und 3, XXXVIII, Fig. 1 und 3) wieder. Auch bei den Cyumiäai (Taf. XXXVIII, Fig. 4—6) sind nur der zweite und dritte freie (3. und 4.) beinlose Mittelleibsring mit schlauchförmigen Kiemensäcken ausgestattet. Jlorphologisch sind diese Amphipodenkiemen (Taf. XLIV, Fig. 7, br und 8, br) als lokale Aussackungen der ventralen Wand des Körperinte- guments in gleicher Weise wie die bei den weiblichen Individuen dicht neben ihnen entspringenden Brutlamellen (Fig. 8, la) anzusehen, mit welchen sie zugleich in der Zartheit ihrer Wandungen übereinstimmen. Dass sie in der Mehrzahl der Fälle eine engere Lagerungsbeziehuug zu den Mittelleibsbeinen, deren Hüftglied sie sich in der Richtung nach innen dicht anschmiegen, eingehen, ist dabei etwas durchaus Nebensächliches, was .schon daraus hervorgeht, dass ein solcher naher Ansehluss keines- wegs allgemein durchgeführt ist. Mit dem Schwinden des Hüftgliedes, wie es u. A. die Phronimldm auszeichnet, gewinnen diese Kiemen eine theils annähernde {Pamphroninia: Taf. XXXIV, Fig. 5), theils vollständige {Phronimdla, Phyonima: Taf. XXXIV, Fig. 1 und 3, br) Unabhängigkeit von den Beinen, so dass sie im letzteren Fall selbst in der Mitte zwischen zwei auf einanderfolgenden Paaren aus der Bauchhaut hervortreten. Bei den Laemodipoden {Caprella: Taf. XLVI, Fig. 1, br, Protdlu, Podalirhis: Taf. XXXVII, Fig. 2 und 3, XXXVIII, Fig. 1, Cyamus: Taf. XXXVIII, Fig. 4—6) erweisen sie sich aber um so mehr als selbstständige ventrale Ausstülpungen, als hier Beine an den betreffenden Segmenten überhaupt fehlen oder höchstens als ganz kleine, gegen die Kiemen an Grösse stark zurücktretende Stummel auftreten. In ihrer Form und Struktur lassen die Kiemen der Amphipoden mehrfache Jloditikationen erkennen. Bei den Gammanden in Form umfang- reicher und dünner, zusammengedrückter Lamellen auftretend, lassen sie schon bei schwacher Vergrösserung zahlreiche parallellaufende, theils längere, theils kürzere dunkle Streifen (Taf. XLIV. Fig. 8, br) wahr nehmen, welche von netzartig verbundenen helleren Partien durchsetzt werden. Ein Querschnitt duich eine solche Kiemeuplatte ergiebt, dass die dunklen Streifen auf dem stärkeren Einspringen der jederseitigen Hi/podrniils in das Lumen und zwar bis zur Theilung derselben in 25* 388 Amphiljoda. selbststänclige neben einander liegende HoblriUinie, beruben. \Yäbreud letztere für die allseitige Circulation des Blutes in manuigfacbster Weise mit einander commuuiciren, dienen die von beiden Seiten her aui'einander- stosseuden inneren Vorsprünge dazu, die nicbt verdickten Tbeile der Wandungen in der uöthigeu Entfernung von einander zu halten. Alle diese inneren Vorsprünge (Verdickungsleisten) lassen auf dem Querschnitte einen grossen dunkeleu Kern erkenuen , während solche den nicbt verdickten Stellen wenigstens im Bereich der ganzen Mitte fehlen. Nur an der Peripherie, wo sich ungleich weitere Räume zum Eintritt des Haupt-Blutstromes erkennen lassen, zeigen auch die nicbt vorspringenden Partien der beiden Lamellen solche Kerne. Von diesem für die Kiemen der Gattung GainiiKiiKs festgestellten Verhalten weichen diejenigen anderer den genuinen Amphipodeu angebörigen Familien nur relativ und zwar besonders durch die Zahl der für die Blutcirculation dienenden, anastomo- sirpnden Querkanäle im Mittelfelde der Kiemen ab. Bei (\>fopluam z. B., wo nach Nebeski die beiden Hypodermislamellen an jener Stelle fast in ihrer ganzen Ausdehnung aufeinanderstossen, finden sich solcher Quercanäle nur in sehr geringer Zahl so wie von bedeutender Enge und Unregelmässigkeit vor. In ungleich auifallenderem Maasse abweichend gestalten sich schon die Kiemen der — ^ nicht unmittelbar im AVa.sser, sondern nur an mit Wasser getränkten Stellen lebenden — Gattungen Orchrsfia und Tulitrus. Sie stellen kleine, relativ derbe Plättcheu dar, welche besonders am zweiten bis vierten Beinpaare (Taf. XXXIX Fig. 1, br; XLV, Fig. la, br) schmal und gestreckt, zugleich aber schraubenartig gedreht und der Bauchwand angedrückt erscheinen, während diejenigen der beiden letzten Paare sich mehr dem gewöhnlichen Verhalten nähern. An diesen Orchci^tia- Kiemen sind die beiden Lamellen ungleich weiter von einander abgehoben und schliessen daher einen beträchtlicheren Hohlraum ein. Die Hypoder- miszellen sind hier der Mehrzahl nach breit, ([uadratiscb oder oblong, mit je einem grossen dunkelen Kern versehen. An bestimmten Stellen ziehen sich aber diese Zellen so in die Länge, dass sie das ganze Lumen bis zur gegenüberliegenden Wand durchsetzen, und zwar findet dies von beiden Lamellen aus in übereinstimmender Weise statt, so dass beide zur Herstellung von Stützpfeilern ineinander greifen. In den durch letztere abgegrenzten Hohlräumen spannt sich nach allen Richtungen hin ein grosslöcheriges, maschiges Bindegewebe aus, dessen Zwischenräume als Blutbahnen dienen, welches indessen an der Peripherie der Kiemes wieder fehlt. Die in Bezug auf ihre Struktur bisjetzt nicht näher erörterten Kiemen der Hypcrinm lassen je nach den Gattungen Form- und Grössenver- sehiedenheiten von untergeordneter Bedeutung erkennen. Verhältniss- mässig breit und kurz bei Vihilia und PJironinicqi^is , strecken sie sich zu einem länglichen Oval bei Taraphronhna (Taf. XXXIV, Fig. 5) und nehmen bei VliyuniiiKi die Hestalt von weiten, blasenförmigen Säcken an. Oruanisatio]!. 380 welclie sich Uli ihrer Basis stieliirtig- verjiingeii (Tal. XXXIV, Fig'. 1 und 3, br). Diejenigen der Gattung Fhruniiiicllu sind schmal und lauzettlieh. In ähnlicher Weise Y^^nireu auch die schlauchförmigen Kiemen der CaprrUincn, welche bald {Proto: Tat'. XXXVII, Fig. 4) schmal und cylindrisch, bald {ProtcUa: Taf. XXXVII, Fig. 2, FoduUrim: Fig. 3, Cdj'irlla: Taf. XXXVIII, Fig. 1) oval oder fast kuglig angeschwollen erscheinen, wobei ihr Querschnitt sich entweder kreisrund oder quer elliptisch darstellt. Meist gerade gestreckt, biegen sie sich in einzelneu Fällen [ProtcUa phasma) mit ihrer Endhälfte winklig nach vorn. Der Verlauf der beiden Kiemen eines und desselben Paares ist nicht parallel, sondern in der Kichtuug nach vorn convergirend; auch lassen sie eine Drehung um ihre Axe in der Weise erkennen, dass ihre an der Basis nach innen gewandte Fläche gegen das Ende hin allmählich zur vorderen wird. Ihre Struktur anlangend, so stellen die Kiemen bei jugendlichen Individuen eine dickwandige Blase mit medianer bindgewebiger Längs- scheidewand dar, welche das Innere in zwei gleiche, am Ende mit einander comraunicirende Hälften theilt. In die eine dieser Kammern tritt der Blutstrom von der Basis her ein, um an der Spitze in die zweite überzugehen und diese wieder an ihrem Grunde zu verlassen. Dieses ursprüngliche einfache Verhalten zeigen die Kiemen bei Proto (Taf. XLVI, Fig. 4) und PodaUrius auch noch im erwachsenen Zustande, nachdem sie eine mehr gestreckte und cylindrische Schlauehform ange- nommen haben. Bei den übrigen Capri'lliiicn-Ga.thmseü dagegen, bei welchen sie mehr seitlich coniprimirt erscheinen, schliessen sie sich ungleich enger an diejenigen der (iammarincn an, indem die Innenseite ihrer beiden Lamellen auch hier gegen einander vorspringt und sich zu mehr oder weniger parallelen Scheidewänden, welche eine grosse Anzahl maschenarfig mit einander eommunicirender Hohlräume herstellen, vereinigt (Taf. XLVI, Fig 3, 3 a). In alle diese Hohlräume drängt sieh das nur am Rande der Kieme continuirlich einströmende Blut hinein, um an den gegenüberliegenden Blutlauf wieder abgegeben zu werden. Durch ihre aussergewöhnliche Grösse, Form und Lage haben von jeher die Kiemen der Cijamiiicii die Aufmerksamkeit der Beobachter auf sich gelenkt und in der That sind sie durch diese Besonderheiten dazu angethau, ihren schon au und für sich höchst abenteuerlieh gestalteten Trägern ein um so barockeres Aussehen zu verleihen. Von den Seiten derselben Mittelleibsringe, wie bei den CaprdJhiai, ihren Ursprung nehmend, schlagen sie abweichend von den Kiemen dieser nicht die Richtung nach unten, sondern nach vorn ein, so dass sie in der Horizontalebene des Rumpfes zu liegen kommen, bei ihrer sehr freien Einleukung übrigens ebensowohl schräg nach aussen wie nach innen gewandt werden können. Im letzteren Fall würden sie dem Rücken des Thieres anliegen und bei besonderer Längsstreckung sich über diesem sogar kreuzen. Ihre Form ist stets diejenige eines cylindrischen Sehlauches, welcher in der Regel (Cijanw^ miistlMi: Taf. XXXVIII, Fig. .5, 6) am Ende stumpf abgerundet, 390 Auiiiliiijoda. zuweilen indessen aiicli ( Cijamus ooalis: Tat'. XXXVIII, Fig. 4) deutlich verjüngt ist. Ibie Lauge ist nicht nur je nach den Arten, sondern auch bei den beiden Geschlechtern oft auffallend \erschieden. Bei den männ- lichen Individuen, welchen zwar nicht immer (Ci/aiuMS iiionodoiitis), aber in der Regel die ungleich längeren Kiemenschläuche zukommen {Cyamtis nn/sficeti: Taf. XXXVIII, Fig. 5 mas, 6 fem.) erreichen dieselben in manchen Fällen (Cijaums crratkus und ^mclficus) selbst die Länge des gesammten Rumpfes oder gehen über diese sogar noch hinaus, während diesen Arten dann freilich auch andere gegenüberstehen, bei welchen sie kaum der halben Rumpflänge {Cijanms nodosiis, gracilis) oder auch nur einem Dritttheil derselben (Ci/amus glohicipifis) gleichkommen. Bei einer durch Lütken bekannt gemachten besonderen Gattung und Art: FJatycyanms Thompson') übertrelfen sie sogar die Kiemen der CaprdJinvn kaum mehr merklich au Grösse und erscheinen hier zugleich etwas abweichend geformt, nämlich langgestreckt oval oder biruförmig. Ueberhaupt nehmen diese Kiemenschläuche der Ci/tiitiiilni durclischnittlich in demselben Maasse an Dicke zu, wie sie an Länge einbüsseu, während die besonders lang- gestreckten von Cyamus erraticus und pacifiais fast als linear oder faden- förmig bezeichnet werden können. Eine der am längsten bekannten und zu den häutigsten zählenden Arten, Ciiamits ovaJls (Taf. XXXVIII, Fig. 4) weicht von allen übrigen in sehr auffallender Weise dadurch ab, dass die — hier gleichfalls langstreckigeu — Kiemenschläuche nicht als einfache, sondern als doppelte an jeder Seite des zweiten und dritten freien Leibesringes auftreten. Diese Abweichung ergiebt sich indessen bei näherer Betrachtung lediglich dadurch hervorgerufen, dass der an der Basis einfache, wenngleich hier relativ weite Schlauch sich bald nach seinem Ursprung gabelt, so dass sich im weiteren Verlauf zwei Tlieilschläuche dicht aneinander legen, von denen der vordere (innere) dem hinteren (äusseren) in beiden Geschlechtern an Länge merklich voransteht. Au ihrer Basis werden diese Kiemenschläuche der Cyamiden durch einen besondern, mit den Seitentheilen der betretfcnden Leibesringe beweglich verbundenen Apparat getragen, welcher bald in Form einer zwcizinkigen Gabel, bald {Cyuiints inygfieetr. Taf. XXXVIII, Fig. 5) mehr hufeisenförmig, indessen mit ungleich langen Schenkeln versehen, auftritt und bei jeder Art eine besondere, für sie charakteristische Gestalt erkennen lässt, jedoch bei den männlichen Individuen einen ungleich höheren Grad der Ausbildung als bei den Weibchen eingeht. Bei letzteren reducirt er sich meistens sogar auf einen kurzen Kegel, an welchen sich zuweilen [Cyanuis niystiail, fem.: Taf. XXXVIII, Fig. 6j noch ein lanzett- liches Blättchen auschliesst. Nach dem Lagerungsverhältniss, welches dieser Apparat zu dem ihm entsprechenden Kicmenschlauch von unten her einhält, kann es kaum einem Zweifel unterliegen, dass er letzterem einerseits als Stütz-, anderseits als Beweguugsvorrichtung dient. Die rudimentäre Ausbildung desselben bei den weiblichen Cyamiden dürfte wohl eine genügende Erklärung durch den grossen Undang der den Organisation. 391 letzteren znkommendeu Brutlamellen tinden, welche bei ihrem eugen Anschhiss an die Kiemenschlänche diesen ohnehin einen festen .Stütz- punkt gewähren. Dass diese Stützapparate nicht, wie Treviranus meinte — und dasselbe nahm derselbe irriger Weise zugleich von den IJrutlamellen der Weibchen an — der Kespiration dienen können, geht, wie schon Eoussel de Vauzeme mit Recht hervorhob, daraus hervor, dass sie nichts weniger als zarthäutig, sondern ebenso derb chitinisirt sind wie die Rumpt'haut: während dagegen die Kiemenschläucbe auch bei den (.'i/aiiuilni dieselbe zarthäutige Struktur wie l)ei den ül)rigen Amphipoden und speciell bei den Caprcllinen darbieten und am lebenden Thier einen lebhaften, sich durch ihre ganze Länge hindurch erstreckenden Blutstrom wahrnehmen lassen. Durch die Ausbildung spezifischer, der Respiiation dienender Organe, als welche die vorstehend geschilderten Kiemen der genuinen Amphipoden, der Hijperhicn und Lacmodipoden unzweifelhaft zu gelten haben, wird es nicht ausgeschlossen, dass auch hier und da noch anderweitige Korper- theile, für welche die Beobachtung eine besonders lebhafte und reich verzweigte ßlutcirculation ergeben hat, sich an dem Gasaustausch betheiligen. Als solche sind von 0. Sars und Wrzesniowski für die Gammarinvn die lamellösen Hüftglieder der Mittelleibsbeine, von P. Mayer für ein- zelne CaprdUncn -¥orm&n die Basis des oberen Fühlerpaares festgestellt worden. Die Hüftplatten der Gammdrhwn {TalitrHs: Taf. XLVI, Fig. 8) erscheinen in ähnlicher Weise wie die Kiemen durch Einspringen der Hypodermis gegen ihren Binnenraum hin in zahlreiche mit einander cummunicirende Hohlräume getheilt, von welchen besonders drei am unteren Rande in einander übergehende Längskanäle in die Augen fallen. In den beiden vorderen dieser Längskanäle fliesst das von der Basis her eintretende Blut abwärts, in dem^ hinteren dagegen aufwärts; aus dem mittleren fliesst das Blut aber theilweise in die Kieme hinein, zum anderen Theil freilich in das eigentliche Bein und in die Brutlaraelle (der Weibchen). In die Kieme selbst tritt das Blut von der Basis des Hinterrandes her ein und wird von diesem aus durch die Queranastomosen hindurch gegen den Vorderraud getrieben, von welchem es, ohne sich an der Blutversorgung des Beines zu betheiligen, direkt gegen den Pericardialsinus aufsteigt. — Bei den älteren Männchen von Caprella ucufif'roiis und in geringerem Maasse auch bei denjenigen von Caj'rcUa ccccßiilibra zeigt das deutlich aufgetriebene zweite Glied der oberen Fühler im Inneren gegen die Unterseite hin mehrere hintereinander gelegene Hohlräume, welche mit dem ventralen Blutsinus der Fühler commuuiciren. Das in die innere und dorsale Seite des Fühlers einströmende Blut windet sich nach rechts oder links durch seine Hohlräume hindurch nach unten. Bei den weiblichen Individuen fehlt zwar das jene Hohl- räume trennende Balkengeflecht; doch treten auch bei ihnen die Blut- körperchen aus der arteriellen Seite des Fühlers {(uer in die venöse hmüber. 392 Amphipoda. Dass die Kespiratioii bei den Tumüdni in einer von den iibri!;en Amphipoden zwar nicht wesentlich abweichenden Weise, aber au einer ganz verschiedenen Htelle vollzogen wird, könnte um so mehr auffallen, als der Circulatiousapparat bei beiden in allen Hauptsachen überein- stimmend angelegt ist. Besondere Kiemen im inneren Anschluss an die Mittelleibsbeine fehlen den „Scheerenasseln" vollständig, da einzelne hierauf bezügliche Angaben (von Spence Bäte) sich nicht bestätigt haben, sondern auf eine Verwechselung mit Brutlamellen zurückgeführt worden sind. Ebenso wenig betbeiligeu sich aber die lamellosen Spaltäste der Pedes spurii, deren au diejenige der Isopodcn erinnernde Form wohl der alleinige Grund gewesen ist die Tanu'idcn dieser Ordnung zuzuweisen, irgend wie an dem Athmungsprozess. Fr. Müller uud De läge heben in voller Uebereinstimmung ausdrücklich hervor, dass sie bei wiederholter Beobachtung des Kreislaufs niemals auch nur ein einziges der grossen Blutköipercheu aus dem Basalglied in die zarthäutigeu, bei dem lebenden Thicr in fortwährenden Schwingungen befindlichen Lamellen übertreten gesehen haben, was nach einer neueren Mittheilung von Blanc*) allerdings der Fall sein soll. Wie dem auch sei, so ist unter allen Umständen der Hauptsitz des Respirationsprozesses in die Seitentheile des Cephalothorax verlegt, in welchen eine ausserordentlich lebhafte und reich verzweigte Blutcircnilation stattfindet (Taf XLV, Fig. 5, br). Dieser Cephalothorax der Tanäidm steht nur im Bereich seiner Kückenwand in direktem Anschluss an die von ihm eingeschlossenen Organe, während sich seine Seitentheile frei abheben, um reclits und links eine Höhlung herzustellen, welche mithin ihrer Lage nach ganz derjenigen der Deca- l)oden gleicht. Diese seitlich abgeflachte, aber in der Längsrichtung ge- streckte Höhle jederseits wird nach aussen von dem Cephalothorax, nach innen von der Leibeswand, nach hinten durch eine Membran abgegrenzt, welche von letzterer aus gegen den Rand des Cephalothorax hin verläuft und diesen mit einer Duplicatur nmfasst. Nach unten wird sie durch die Insertion der Mundglieduiassen uud Scheerenfüsse geschlossen , lässt je- doch auf ihrer Grenze gegen die letzteren hin zwei kleine Spaltöffnungen erkennen, von denen die eine mehr nach vorn und abwärts, die andere weiter nach hinten und oben gelegen ist. Letztere dient zum Eintritt des Wassers in die Athemhöhle von hinten her, während dasselbe durch die vordere und untere wieder abfliesst. Zur Unterhaltung und BeförderuDg dieses Wasserstromes dienen zwei innerhalb der Athemhöhle hin und her schwingende Geisselu, von denen wenigstens die eine als ein Appendix von Gliedmassen, in ähnlicher AVeisc wie bei den Deeapoden, auftritt. Es findet sich nämlich in direktem Anschluss an die Basis der Maxille des ersten Paares eiu schmaler, zarthäutiger La^ipen, dessen freies Ende *) „Die Atlimuiig vollzieht sich nicht bkis in den Kiemenhöhleii , sondern auch in den , Beinpaaren des Hinterleibs, in deren Innerem ich stets Blutkörperchen beobachten konnte." | (Blanc in Zoologischer Anzeiger VI, \h^'A. p G.^B). ™ Organisation. 3!)."^ in mehrere , lingeiförniig nebcneinandergelagerte Fäden zerschlitzt ist (Taf. XLV, Fig. 7). Von der zweiten, ungleich breiteren und mehr sichelförmig gekrümmten Platte steht nur so viel unbedingt fest, dass sie nicht, wie SpenceBate behauptet hat, der Basis der grossen .Scheeren- beine anhaftet. Dagegen sind die Ansichten noch dariil)er getheilt, ob sie in entsprechender AVeise wie die vordere Geissei der Maxille, so diese der Basis der Kiefeifüsse angeheftet, oder ganz unabhängig von letzteren, an der Wand der Atheinhöhle selbst befestigt ist. Erstere von Belage vertretene Meinung würde nicht nur durch die Analogie mit dem bei den Decapoden allgemeinen Verhalten, sondern auch dadurch eine Stütze er- halten, dass, wenn man die Kieferfüsse bei ihrer Insertion loslöst, in der Regel eine, zuweilen aber auch beide Platten noch lose mit der Basis der- selben verbunden sind. Jedenfalls müsste, wenn die von Do hm gemachte Angabe, dass die säbelförmige „Branchialj)latte" der Innenwand der Kicnien- höhle angewachsen sei, richtig ist, diese Ansatzstelle fast genau mit der- jenigen der Kieferfüsse zusammenfallen. Die Funktion dieser beiden Geissein besteht nun nach den von Delage an lebenden 'Dtmüdvn ange- stellten Beobachtungen darin, dass die letztgenannte sichelförmige, welche in der Nähe der Ausgangsötfnung der Kiemenhöhle angeheftet erscheint, ununterbrochen hin und her schwingt und hierbei mit ihrem freien Ende gegen die Eingangsöft'nung anschlägt, während dagegen die weiter nach vorn entspringende und Aveniger weit nach hinten reichende Maxillen- geissel mit ihren Endfäden die Oberfläche der sichelförmigen peitscht und zur Reinerhaltung dieser beizutragen scheint. Die Bewegungen beider sind durchaus regelmässig und wiederholen sich fünfzig bis sechzigmal in der Minute. Bringt man lebende Thiere in eine Carminlösung, so sieht man, dass die durch die Schwingungen der Pedes spurii nach vorn gestossenen Färbestotif- Partikeln nur in dem Moment in die Eingangsöff- nung der Kiemenböhle eintreten, in welchem sich das Ende der sichel- förmigen Geissei von dieser in der Richtung nach innen abhebt, während ihr Austritt zur vorderen Oeflfnung von der Aktion der Geissein überhaupt unabhängig ist. Zugleich giebt aber diese Beobachtung einen sicheren Anhalt dafür, dass es sich auch bei der sichelförmigen Geissei um nichts weniger als um eine „Kieme" handelt, sondern dass sie lediglich als Ventilationsapparat fungirt. Die wahre Kieme der Taiimilm wird viel- mehr durch die Seitenwand des Cephalothorax selbst gebildet, zugleich aber von einer zarten Membran, welche die ganze Innenfläche der Kiemen- höhle auskleidete und mit der Aussenwand des Cephalothorax durch zahl- reiche feine Stützpfeiler, welche ebenso viele, maschenartig mit einander zusammenhangende Hohlräume zvyischen sich frei lassen, in Verbindung tritt (Taf. XLV, Fig. 5, br). In alle diese Lacunen tritt das der Kieme von vorn her aus den Fühlern, Mundtheilen u. s. w. zugeführte Blut ein, um in der Richtung nach hinten gegen den Sinus ventralis abzufliessen. Es sind also gewissermasscn die den Mittelleibsbeinen der Gammarinen angefügten lamellösen Kiemen hier auf die Cephalothorax -Seitenwände 394 Amplüpoda. übertragen, so dass sich der Atlimuiigsapparat der Taxuläcn morpbologiscli demjenigen der übrigen Anipbipoden ungieicb näher anschliesst als dem- jenigen der Decapoden, mit welchem er nur eine oberflächliche Analogie seiner Lage nach aufweisen kann. Am weitesten entfernt er sich freilich von demjenigen der Isopodcn, mit welchen die Tanuidcn überhaupt keine nähere Verwandtschaft darbieten. 9. Fortpflanzungsorgane. Sie erweisen sich unter allen Organen der Amphipoden als die am gleichmässigsten gebildeten und zeigen zugleich bei den beiden Geschlech- tern eine grosse Uebereinstimmung in der Gesanimtanlage, nur dass ihre Ausmündungsstellen, wie bei den Isopoden und Decapoden, auf verschie- dene Körperstelleu, beim Männchen auf den siel)enten, beim Weibchen auf den fünften Mittelleibsring verlegt sind. Aus dem hinteren Ende der dem Mitteldarm auf- oder seitlich anliegenden, schlauchförmigen Geschlechts- drüsen gehen einfache, höchstens stellenweise erweiterte Ausführungsgänge hervor, welche sich auf direktestem Wege den Geschlechtsöft'nungen zu- wenden. Letztere sind bei den männlichen Individuen auf papillenartigen Vorsprüngen, von einander getrennt, gelegen (Taf. XLIV, Fig. 7, p). Eine Umformung der vorderen Paare der Pedes spurii zu Ilülfsorganen der Begattung, wie sie den Isopoden und Decapoden in weiter Verbrei- tung zukommt, geht den Amphipoden vollständig ab. Den weiblichen Individuen kommen Brutlamellen zur Herstellung einer Eiertaschc in ent- sprechender Weise wie den Isopoden zu. A. Männliche Organe. Die beiden, sie darstellenden Schläuche lassen drei in der Längsrichtung aufeinander folgende, nicht immer in gleicher Deutlichkeit sich absetzende Theile erkennen, von denen der vor- derste sich als Sperma erzeugende Drüse (Trsfis), der mittlere als ein zur Aufbewahrung der fertigen Samenmasse dienender Behälter ( Vcsicula semi- nalis), der dritte als ein zur Ausführung der letzteren dienender Kanal (Vas (l(fcir)is) zu erkennen giebt. Der zweite Abschnitt stellt sich dem- nach als in ungleich näherer funktioneller Beziehung zum dritten, als dessen in der Regel spindelförmig erweiterter vorderer Theil er zu be- trachten ist, als zum ersten stehend heraus und man würde daher mit fast grösserem Recht nur Testes und Vasa deferentia als gegensätzliche Bestandtheile der männlichen Geschlechtsorgane zu unterscheiden Anlass haben. In relativen Form- und Grössenverhältnissen lassen alle drei Ab- schnitte, in ihrer mehr nach oben oder unten verschobenen Lage beson- ders die Hoden je nach Familien, zuweilen aber auch bei näher mit einan- der verwandten Gattungen leichte Unterschiede wahrnehmen. Bei den CTaDDiiariiicn erstrecken sich die Hoden nach vorn bis in das zweite Mittel- leibssegment hinein und liegen der Darmwand, an welcher sie durch reich- haltiges und mehr oder weniger Fett enthaltendes Bindegewebe befestigt sind, melir dorsal auf. Bei (üiiniiitinis iiv(jjciins sind sie nach 0. Sars (Taf. XLVI, Fig. 10) lang und schm;il cylindrisch mit spitzer, zipfelartiger Organisation. 395 Veijüiignng an ihrem vurdcreu Ende, gegen die Vcsicula scininiilis hin nur leicht und aHniählich verengt. Bei Gammarus locusta stellt sie Bruze- lius als breitere Cylinder mit stumpf aligerundetem Vorderende und stärkerer Verengung nach hinten dar, während sie bei AnqihitJioc podo- crroidrs nach demselben Beobachter im Bereich ihres mittleren Theiles stark spindelförmig angeschwollen, vorn und hinten dagegen sehr schmal cylindrisch, fast linear erscheinen. Bei Ordicsfla cariiiiaiia, wo sie fast die vordere Grenze des zweiten Mittelleibsringes erreichen, endigen sie nach Neheski vorn gleichfalls spitz, schwellen dagegen an ihrem hinteren Ende recht merklich an und setzen sich daher von dem vorderen ver- jüngten Ende der Vcsicula seniinalis, welches zugleich etwas von der Seite her in sie einmündet, nur um so schärfer ab (Taf. XXXIX, Fig. ], te). Bei letztgenannter Gattung steht die Vcsicula seminalis, welche von der vorderen Grenze des iiinften Mittellcibsringes beginnt, dem Hoden nur wenig an Länge nach, während sie bei den erwähnten Gammarus- Arten und bei Aiirplittlto'i' noch nicht einmal der halben Länge (zwischen V2 und V;i tue Mitte haltend) derselben gleichkommt. Das innerhalb des siebenten Mittelleibsringes bogenförmig abwärts steigende Vas deferens (Taf. XXXLX, Fig. 1, de, XLIV, Fig. 7, de) stellt sich durchweg als der kürzeste Atischuitt und als ein enger, cylindrischer Kanal dar, welcher die Bauchwand des Mittelleibs an ihrer hinteren Grenze jederseits in Form eines die Richtung nach unten und innen einschlagenden zapfen- oder fingerförmigen Fortsatzes ausstülpt, um auf dem freien Ende der- selben auszumünden (Taf. XLIV, Fig. 7, p). Bei PJtronima liegen nach Claus die gleichfalls bis in das zweite Mittelleibssegment hineinragenden männlichen Genitalschläuche ungleich weiter nach abwärts, etwa auf halber Höhe zwischen Darmkanal und Bauchmark (Taf. XXXIV, Fig. 1, te). Der vorn erweiterte und stumpf abgerundete Hode ist hier von geringer Längsausdehnung, um so gestreckter dagegen der sich in seinem Verlauf zweimal spindelförmig erweiternde mittlere Abschnitt, welcher auch hier zur Anhäufung der bereits ausge- bildeten Samenfäden dient (Taf. XLVI, Fig. 12 und L3, sp). Das kurze Vas deferens biegt von diesem der Längsrichtung folgenden mittleren Theil fast rechtwinklig nach innen ab, um sich mit demjenigen der anderen Seite in einem kurzen papillenförmigen, unpaaren, am hinteren Ende der Bauchwand des siebenten Mittelleibsringes gelegenen Vorsprung zu begegnen, auf dessen Endfläche die beiden Geschlechtsöffnungen dicht neben einan- der gelegen sind (Taf. XLVI, Fig. 13, vd und or). Die Hoden der Ccqmiliiwn sind als länglich spindelförmige Schläuche theils {('aprdki und FrotcUa) im hinteren Theile des vierten freien (5.), theils {l'roto, PodaUrius) erst in der hinteren Hälfte oder bei der Mitte des fünften freien (6.) Mittelleibssegmentes gelegen und werden hier durch zwei lange und dünne, bindegewebige Aufhängebänder in ihrer Lage fixirt. Die aus ihrem hinteren Ende hervorgehenden Vasa deferentia stellen zuerst dünne cylindrische Kanäle vor, welche erst weit nach hinten, beim 396 AniphipoJa. Beginn des letzten Mittelleihsscgnientes zu einer spindelförmigen Vesicula semiualis anschwellen, um aus dieser in gleich dünner cylindrischer Form, wie vorher, wieder hervorzugehen. Während bis zum Ende der Vesiculae seniinales beide Genitalschläuche parallel in weiterem Abstände von einan- der verlauten, findet am Endabschnitt der Vasa deferentia eine Convergenz beider statt. Bei ihrer Ausmüudung iu das Integuraent stülpen die Vasa deferentia dieses gleichfalls zu zwei am Hinterrande des letzten Mittelleibs- ringes nahe der Mittellinie gelegene kleine zapfenförmige Vorsprüuge aus, treten dagegen nicht, wie Dohrn und Gainroth beobachtet zu haben glaubten, in irgend welche Beziehung zu den stummelformigen Fedes spurii des Postabdomen. — Bei Cyantui^ erstrecken sich nach Koussel de Vauzeme die zu den Seiten des Darmes liegenden männlichen Geni- talschläuche von der Mitte des dritten bis zum Ende des letzten Mittel leibsringes als lange und schmale, an ihrem vorderen Ende fadenartig verdünnte und in ihrem etwas welligen Verlauf dreimal leicht si)indel- förmig angeschwollene Gefässe. Die vorderste dieser Anschwellungen scheint dem die .Spermazellen producirenden Hoden, die beiden folgenden den (hier in doppelter Zahl vorhandenen) Vesiculae seminales zu entsprechen. In der vorderen Hälfte des schmalen siebenten Leibesringes machen die Vasa deferentia unter abermaliger Anschwellung eine starke schlingen- förmige Biegung nach innen gegen die Darmwand hin und treten, diese eine Strecke weit begleitend in zwei längliche, kegelförmig zugespitzte Ausstülpungen der Bauchwand ein, um an der Spitze dieser auszumünden. Von diesen in allen Hauptsachen sich übereinstimmend verhaltenden Genitalschiäuclien der männlichen Amphipoden und Laemodipoden würden nach den — übrigens sehr aphoristisch gehaltenen — Angaben Fr. Müller 's undBlanc's diejenigen der TatHndoi in einem l'unkt nicht unwesentlich al)weiehen. Die beiderseits vom Darm und zwar mehr dorsal gelegenen Plodenschläuche, welche im dritten Mittelleibssegment beginnen, sollen nämlich hinterwärts iu eine grosse, quer ovale unpaare Blase einmünden, welche im letzten Mittelleibsiing unterhalb des Darmes gelegen ist. lieber etwaige, aus dieser hervorgehende Vasa deferentia wird von F. Müller nichts erwähnt, während dieselben von Blanc angegeben werden. Die Geschlechtsöifnungeu werden als auf der Spitze zweier kurzer, warzen- förmiger Vorsprünge liegend bezeichnet, welche die gewöhnliche Lage an der Bauchseite des letzten Mittelleibsringes zeigen. In Bezug auf die feinere Struktur ihrer Wandungen stimmen die beiden vorderen Abschnitte der Genitalschläuche darin überein, dass sie des den letzten (Vas deferens s. Ductus ejaculatorius) charakterisirenden Muskelbelages entbehren, trotzdem übrigens am lebenden Thier leichte An- und Abschwellungen erkennen lassen. Das der Tunica propria nach innen anliegende, mit grossen dunkelen Kernen versehene Epithel zeigt innerhalb der die Spermazellen producirenden Hoden den Charakter eines Cylinderepithels, während es in dem zweiten Abschnitt mehr das Ansehen von grossen, mit grobkörnigem Plasma gefüllten, seeernirenden Organisation. 397 Diüsen darbietet, welche in der Tliat auch eine zur Einhüllung der fer- tigen Spermatozoeu dienende ziihe Masse produciren. Das die Wandung des Endabschuittes bekleidende, bald zartere, bald kräftigere Muskelnetz iässt neben Riugmuskelfasern auch schräg sich kreuzende und selbst lon- gitudinale erkennen. 8 p e r lu a 1 0 z 0 c n. Das nach vorn gerichtete, blinde Ende der Hoden- schläuche, welches sich als die Bildung.sstätte der Samenelenieute ergiebt, zeigt sich mit regelmässig mosaikartig aneinandergefügten, gekernten Zellen von 0,012 Mill. Durchmesser (bei den Gammarincn) dicht erfüllt und er- hält durch diese ein blasseres, halb durchsichtiges Aussehen. Weiter nach hinten erscheinen diese Zellen loser und unregelmässiger aneinandergefügt und haben ihre Form in der Weise verändert, dass sie sich nach der einen Seite hin in einen kegelförmig zugespitzten, an seinem Ende zu- weilen knopfartig angeschwollenen oder abgeschnürten Fortsatz ver- längern. Dieser Fortsatz nimmt dann bei weiterer Umbildung zunächst die Gestalt eines dünnen cylindrischen Griffels an, um bei weiterer Längsstreckung ganz dünn und baarförmig zu werden (Taf. XLVI, Fig. 11). Mit seiner Verlängerung verändert auch der aus der rund- lichen Zelle hervorgegangene vordere, blasig angeschwollene Theil seine ursprünglich kuglige Form in eine nach hinten zugespitzt ovale, liegt aber dabei zunächst noch in der Längsachse des fadenförmigen Fortsatzes. Bei weiter zunehmender Streckung, welche ihm einen mehr spindelförmigen Umriss verleiht, stellt er sich dagegen zu diesem in einen stumpfen Winkel, welcher sich immer mehr dem rechten nähert. Endlich klappt sich dieser zum vorderen keulenförmigen Anhang des langen Fadens ge- wordene Theil gegen letzteren spitzwinklig zurück und zieht sich dabei laug und schmal spindelförmig aus, so dass er das Ansehen eines am vorderen Ende des Fadens aufgehängten feinen Wimpels hat. Die so gestalteten Samenfäden einreichen eine Länge von 0,24 Mill., haben sich theilweise auch des vorderen Anhanges entledigt und erweisen sich als vollkommen starr, bewegungslos. Indem sie sich in dieser ihrer endgül- tigen Form longitudinal dicht aneinanderlegen, gelangen sie in demselben Maasse in das hintere Ende des Hodens und aus diesem in das vordere des Vas defereas, als sich vor ihnen wieder neue Gruppen von Sperma- zellen durch Ablösung von der Epithelschicht bilden. Zu umfangreichen spindelförmigen Bündeln, deren sich im hinteren Anschlu.ss aneinander zuweilen zwei von verschiedener Grösse vorfinden, vereinigt, scheinen sie dann innerhalb des vorderen Theiles der Vasa deferentia durch das von dem Drüsenbelag dieser abgesonderte zähe Sekret regelmässig in eine kapselartige Hülle (Spermatophore) eingeschlossen zu werden, obwohl der direkte Nachweis einer solchen bisher nur für Phronima durch Claus und für OirluMtn durch Nebeski geführt worden ist. Solclie sehr an- sehnliche Samenmassen sind es dann eben, welche bei längcrem Ver- li.irren innerhalb der Vasa deferentia, einen bestimmten Abschnitt der letzteren zu den oben erwähnten Vesiculae seniinales auftreiben und diesen 398 Ampbipoda. ein undurchsichtiges, milchweisses Ansehen verleihen (Taf. XLVI, Fig. 12 und 13, sp). Es liann Icaum einem Zweifel unterliegen, dass bei der Begattung der ganze in einer Vesicula seniinalis augehäufte Samenvorrath in den weiblichen Genitalapparat übergeführt wird. Von der bekannten Fadenform weichen die Sperniatozocn der Gattung Tanais nach F. Müller sehr auffallend ab. Es sind Kügelcheu von etwa 0,004 Hill. Durchmesser, ohne Kern und strahlenförmige Fortsätze, dagegen an einer Stelle mit einem winzigen knopfformigen Vorsprung. Als eine sehr bemerkeuswerthe Abweichung von dem normalen Ver- halten der männlichen Genitalschläuche bei den Amphipoden verdient her- vorgehoben zu werden, dass sich nach den Beobachtungen von N e b e s k i bei Orclicfitia nur in dem hinteren, stärker angeschwollenen Theile der Hoden Spermazellen, dagegen in dem verschmä- lerten vorderen Abschnitte derselben regelmässig Eikeime ausbilden (Taf. XXXIX, Fig. 1, ov). Da letztere indessen niemals eine reguläre Entwickelung zu legereifen Eiern eingehen, auch nicht durch die Vasa deferentia nach aussen abgeführt zu werden scheinen, so handelt es sich hier keineswegs um eine Zwitterdrüse nach Art der Ci/iiiotlwidcii, sondern lediglich um eine abortive Bildung weiblicher Geschlechtsprodukte in einer funktionell ausschliesslich männlichen Genitaldrüse. Dies geht schon daraus hervor, dass die an der gleichen Stelle mit den Sperma- zellen, nämlich in dem Keimlager producirten Eikeime nicht gleich jenen bei ihrer weiteren Ausbildung gegen die Ausführungsgänge hin vorrücken, sondern den entgegengesetzten Weg gegen das vordere blinde Ende der Genitalschläuche hin einschlagen. Innerhalb der letzteren sind die zu ihrer endgültigen Grösse gelangten Eikeime meist in einer einfachen Reihe, nur stellenweise zu zweien neben oder zwischen einander eingeschoben, abgelagert, erscheinen theils abgerundet quadratisch, theils dreieckig ab- geplattet und werden durch feine, als Fortsetzungen des Epithels auf- tretende Zellplatten von einander abgeschieden. Um ihren grossen, blasen- förmigen Kern herum ist eine Dottermasse abgelagert, welche durch eine Dotterhaut abgeschlossen ist; indessen unterscheiden sie sich von den in den weiblichen Ovarien producirten Eiern durch den Mangel deutlich aus- gebildeter Dütterkugeln und zahlreicher Eiweisspartikel. B. Weibliche Organe. Sie bestehen aus den keimbereitenden Schläuchen (Ovaria) und den zur Ableitung der Eier dienenden Ausfüh- ruugsgängen, den Eileitern (Oviductus), welche beide auch ihrerseits sekuudäre Modifikationen in dem gegenseitigen Längsverhältniss, in Form und Lage darbieten können. Bei den Oammarinen zeigen die den Seiten des Darmkanals dorsalwärts anliegenden Eierstöcke (Taf. XLIII, Fig. 1, ov) eine ansehnliche Längsstreckung, indem {GaiiiDXd'Hs) ihr vorderes blindes Ende fast der hinteren Grenze des Proventriculus entspricht, während sie mit dem hinteren bis tief in das siebente Mittellcibssegment hineinragen. Ihre beiden stumpf abgerundeten Enden laufen in einen Bindegewebsfaden aus, welcher zur Fixirung ihrer Lage dient (Taf. XLVI, Fig. 9). Ihre I Organisation. 39!l P^)nii ist diejenige eiues diclceu, last legelmässigen Cyiinders. Hinter der Mitte ihrer Länge geht caus ihrer unteren Wand der kurze und relativ weite Eileiter hervor (Taf. XLVI, Fig. 9, ovd), um auf geradem Wege /u der au der Basis der dem fünften Mittelleibsringe entsprechenden Brut- lamelle gelegenen Geschlechtsüffniing zu verlaufen. Von ungleicli geringerer (Grösse erscheinen die Ovarien bei den Phronimidn) , indem sie bei Fhro- iiiiiKi nur von der vorderen Grenze des ersten bis zur Mitte des dritten (Taf. XXXIV, Fig. 3, ov), bei Famphronbud von der Mitte des dritten l)is in den Anfang des sechsten Mittelleibsringes reichen. Auch haben sie hier durch starke Verjüngung ihrer beiden Enden mehr den Umriss einer Spindel, welche bei Fhronima übrigens bei der Mitte ihrer Länge eine starke winklige Knickung erkennen lässt. Ihre Befestigung an der oberen Fläche des sackförmigen Magens wird gleichfalls durch ßindegewebsfäden iiires vorderen Endes bewirkt. Der Ursprung des Eileiters verhält sich bei beiden Gattungen, der abweichenden Erstreckung des Eierstockes in der Richtung nach hinten entsprechend, verschieden. Während er bei Phroi'iiiiu die direkte hintere Fortsetzung des Ovariums darstellt und, um zur Geschlechtsöffnung zu gelangen, eine ansehnliche Längseutvvickeluug eingehen muss, nimmt er bei Pamphronima in mehr an die Gammarinen erinnernder Weise aus der Unterseite, und zwar in ansehnlicher Entfernung von dem hinteren Ende, seinen Ursprung und verläuft hier etwas schräg von oben und hinten nach vorn und unten. Zur Fixirung des relativ langen Eileiters, welcher schräg bis zum vorletzten Mittelleibssegment herabsteigt, dient ein sich von seiner Wandung an letzteres verlaufendes bindegewebiges Suspensorium. Bei dem Abgang des letzteren biegt sieb der Eileiter unter einem spitzen Winkel nach vorn und unten und er- weitert sich vor seiner Ausmündung in das Integument ziemlich stark blasenartig. Die weibliche Geschlechtsöffnung jederseits findet sich auch hier au der Innenseite der dem fünften Beinpnar angehörenden Brutlamelle. Von den Laemodipoden besitzen die Caprdliiicii gleichfalls beiderseits zugespitzte, lang spindelförmige, aber dabei leicht wellig geschwungene Ovarien, welche, im Bereich der die Kiemensäcke tragenden beiden Leibes- segmente gelegen, sich durch einen langen und dünnen, aus ihrem vor- deren Ende hervorgehenden Bindegewebsfaden sich der Wand des Peri- cardialsinus anheften. Zu beiden Seiten des Darmes verlaufend, setzen sie sich mit ihrem hinteren verjüngten Ende ganz direkt in die Eileiter fort, welche bis gegen das Ende des fünften Leibesringes hin allmählich divergiren, sodann aber unter einem scharfen Winkel" nach innen um- Ijiegen, um an der Bauchwand nahe der Mittellinie dicht neben einander auszumünden. Beträchtlich umfangreichere Eierstöcke besitzen nach ßoussel de Vauzeme's Zeichnung die Cyamiden, bei welchen sie, dem Darm beiderseits eng anliegend und diesen an Breite fast um das Doppelte übertreffend, von der Mitte des ersten freien (2.) bis zur Mitte des vierten freien (5.) Mittelleibsringes reichen (Taf. XL, Fig. 5, ov). Die aus ihrem hinteren Ende hervorgehenden Eileiter sind ganz kurz, da sie schon vor 400 Ampliipoila. dem hinteren Ende dieses selben Ringes in zwei an der Bauchseite des- selben, weit von einander entfernt liegende, runde Oert'nungen ausmünden (Fig. 5, vu). Bei den Tanaiden endlich stellen die Ovarien einfache, bis in das fünfte Mittelleibssegment reichende .Schläuche dar, deren kurze Oviducte nach Blanc am Hiuterrand des fünften Segments in zwei dicht neben einander liegende Spaltöffnungen ausmünden, während nach der Angabe Fr. Müller 's „eine unpaare Gescblechtsöffnung am Hiuterrande des vorletzten (V) Brustringes" vorhanden sein soll. Der strukturlosen Wand der Ovarien liegt nach innen ein Epithel auf, dessen Zellen abgeflacht und undeutlich geschieden, aber mit sehr scharf begrenztem, dunkelem Kern versehen sind. Das den Eiern als Ur- sprung dienende Keimlager zieht sich entweder, wie bei den Gammarinen und CuprdUnen längs der ganzen, dem Darmrohr zugewandten Innenseite hin, oder es beschränkt sich, wie bei den l'ItyonimkJi'n, nach Claus auf eine bestimmte, der winkligen Einknickuug des Eierschlauches entsprechende Stelle, an welcher sich die als kleine bläschenförmige Zellen auftretenden Eikeime ebenso scharf gegen die Epithelzellen der Wandung wie gegen die bereits herangewachsenen Eizellen abgrenzen. Die in der ganzen Ausdehnung der Ovarien gleich grossen Eizellen sind häufig bei iiamntn- riih'ii und Caprcllincn nur in einer einzigen, seltener in zwei bis drei Längsreiheu angeordnet und platten sich gegenseitig ab. In relativ grosser Zahl treten sie dagegen in den Eierschläuchen von riiroinma auf, wo sie an den weiteren Stellen nach Claus selbst bis zu sechs und sieben in der Querrichtung neben einander liegen, aber auch hier nur einer einzigen Ebene entsprechen. Gleichfalls strukturlos und mit einem Epithel ausgekleidet zeigt sich die Wandung der Eileiter, welcher auffallender AVeise ein Muskelbelag vollständig fehlt. In dem erweiterten Endtheil der Ovidukte von Phrmima hat Claus eine helle, stark lichtbrechende Substanz vorgefunden, welche er als das Absonderungsprodukt der Epithelzellen ansieht und von welcher er vermuthet, dass sie zur Umhüllung der weichen Eidotter mit einer dicken Schale dienen. Mit einer solchen sind wenigstens die in den Brutraum gelangten Eier der Plifonimidcii versehen, während sie derselben vor dem Eintritt in den Ovidukt entbebren. Auch in den nicht erweiter- ten Eileitern der Caprdlinen findet sich nahe ihrer Ausmündnng nach P. Mayer ein derartiger farbloser Pfropf vor, während dagegen Sperma sich weder hier noch in den Geuitalklappen nachweisen Hess, die An- nahme eines Receptaculum seminis daher unzulässig erscheint. Zur Bergung der aus den Geschlechtsöffnungen hervortretenden Eier besitzen die weiblichen Amphipoden in entsprechender Weise wie die Isopoden paarige Brutlamellen, welche in ihrer Gemeinschaft ein unter den Mittelleibsringen liegendes Marsupium herstellen. Gleich den Kiemen als lamellöse Duplikaturen der Bauchhaut zu betrachten, kommen .sie an der Innenseite der letzteren zu liegen und können gleich den Kiemen als Entwicklung'. 401 - Auhäiigsel der Beine erscheinen (Taf. XLIV, Fig. 8, la), aber auch im hinteren Anschluss an diese oder auch an Segmente auftreten, wo Beine ganz fehlen (Laemodipoden, I'odalirius: Taf. XXXVIII, Fig. 3). Ab- weichend von den Kiemen, welche senkrecht herabhängen, schlagen sich die Brutlamellen horizontal gegen die Bauehwand an und greifen mit ihren entgegenstrebenden Rändern übereinander. Ihre Zahl ist in der gegenwärtigen Ordnung geringeren Schwankungen als bei den Isopoden unterworfen, indem sie bei den (hotimarinm , Ui/pcmwn und Tanaidcn stets zu vier, bei den Laemodipoden dagegen nur zu zwei Paaren auf- treten {Cyamus: Taf. XXXVIII, Fig. 6). Im ersteren Fall entsprechen sie dem zweiten bis fünften, im letzteren dem dritten und vierten Mittel- leibsringe, welche bei den Laemodipoden — mit Ausnahme der Gattung Proio — der Beine entbehren. Damit bei diesen der Ausfall in der Zahl einen Ersatz erhalte, zeigen sie hier eine relativ viel bedeutendere Grösse (Taf. XXXVIII, Fig. 3 und 6) als bei den genuinen Amphipoden, bei welchen übrigens die beiden hinteren Paare und ganz besonders das letzte ungleich kleiner erscheinen, als die beiden vorderen. Bei (ranimarus und Verwandten sind diese Brutlamellen an ihren Rändern mit steifen, ge- spreizten und bogig gekrümmten Borsten besetzt (Taf. XLIV, Fig. 8, la). Bei den Phrotüniidin liegen sie gleich den Kiemen nicht mehr der Innen- seite des zweiten und fünften Beinpaares an, sondern rücken an die Hinter- seite derselben; die gleiche Lage nehmen sie auch bei den Tanaidcn an (Taf. XXXVI, Fig. 4 a). III, Entwicklun«'. 1. Eibildung. In den Ovarien von (rammarns finden sich nach La Valette zu allen Jahreszeiten Eier in den verschiedensten Entwicklungsstadien dicht gedrängt neben einander vor. Die kleinsten derselben von 0,042 Mill. Durchmesser, welche meist dem Epithel des Ovariums anliegen, haben das Ansehen kugliger Zellen, deren zarte Membran einen feinkörnigen Inhalt und im Centrum dieses ein 0,026 Mill. messendes Keimbläschen mit mehreren Nucleis von 0,003 bis 0,009 Mill. Durchmesser einschliesst (Taf. XLVIII, Fig. 1). Bei ihrem ersten Auftreten erscheinen diese Ei- zellen völlig farblos. Wenn sie jedoch die Grösse von 0,05 bis 0,06 Mill. erreicht haben, treten in dem Protoplasma (Bildungsdotter) violette Tropfen in Form kleiner, das Licht stark brechender Kugeln auf, welche ununter- brochen an Zahl zunehmend, schliesslich das ganze Ei (als Nahrungs- dotter) peripherisch anfüllen und das Keimbläschen unter sich verschwin- den lassen. Beim Zersprengen des Eies ist letzteres jedoch auch nach Bildung des Nahruugsdotters noch nachweisbar, nur dass die Zahl seiner Xuclei eine geringere geworden ist. Das Verhältniss des gefärbten Dotters zu der Eizelle fasst La Valette so auf, dass ersterer sich innerhalb der Zellmembran entwickelt. Letztere platzt übrigens beim geringsten Drucke, Broun, Klassen des Thier- Kelchs. V. 2. 26 402 Auiplüpücla. SO dass oft der ganze Eierstock mit den violetten Dotterkugeln erfüllt erscheint. Die Existenz einer Dotterhaut während der frühesten Entwick- lungsstadien des (rammarus -'Eies glaubt La Valette mit Bestimmtheit bejahen zu können. Bei dem Austritt aus dem Ovarium zeigt da.s Ei bald eine unregehnässige, bald eine regulär ovale Form und misst 0,()5 bis 0,78 Mill. in der Länge bei 0,52 bis 0,62 in der Breite. Innerhalb der Brnttasche w'ird das Ei noch von einer zweiten, völlig homogenen Eihaut, dem Chorion, umhüllt. Von dieser Darstellung weiclit die um acht Jahre spätere von Ed. van ß e n e d e n und B e s s e 1 s in mehreren Punkten wesentlich ab. Sie stimmen zw-ar der Auffassung des (ia)nnia)ns-'E\en bei seiner ersten An- lage als Epithelzelle bei, sprechen derselben aber die Zellmembran ah. Ferner unterscheiden sie in dem das Keimbläschen umgebenden Dotter zwei besondere, wenn auch nicht räumlich geschiedene Elemente, nämlich ein feinkörniges Protoplasma und in diesem suspendirt eine grosse Zahl von Dottertheilen. An dem fertigen Ei ist der Dotter nur von einer Hülle, dem sehr resistenten Chorion umgeben; eine Dotterhaut fehlt, wie dies auch Uli an in bestätigt, vollständig. 2. Embryonal -Entwicklung. Unter den Schilderungen, welche sich auf die Entwicklungsvorgänge an dem in die Bruttasche eingetretenen Amphipoden-Ei beziehen, steht die von Ulianin für OrcJicdui. gelieferte als die neueste und eingehendste oben an (Taf. XLVII). Die mit dunkel-violettem Nahrungsdotter versehe- nen Eier dieser Gattung sind bei stumpf- ovalem Umriss vollkommen un- durchsichtig und lassen daher ein Keimbläschen nicht wahrnehmen. Bald nach ihrem Eintritt in die Bruttasche theilcn sie sich durch eine tiefe, quer gegen die Längsachse verlaufende Ringfurche in zwei Hälften. Nach- dem diese Furche etwas seichter geworden ist, tritt eine zweite, sie kreuzende hinzu, welche jede der beiden Hälften abermals theilt, so dass im Ganzen vier Klüftungsabschnitte vorhanden sind, von denen jeder als- bald im Innern eine grosse, blasser gefärbte, ovale, mit radiären Aus- läufern versehene (amöboide) Zelle erkennen lässt (Taf. XLVII, Fig. 1). Nachdem diese vier Zellen sich aus dem Innern allmählich an die Ober- fläche des Eies, also aus dem Bildungsdotter in den Nahrungsdotter hinein erhoben haben, theilt sich jede derselben in zwei sehr ungleiche Hälften, welche zuerst noch biscuitförniig zusammenhangen, sich allmählich aber weiter von einander entfernen. Ist die Trennung vollständig geworden, so folgt auch eine Theilung der bisherigen vier Furchungsabschnitte in zwei ungleich grosse Felder, von denen dann jedes eine der acht amö- boiden Zellen, vier je eine grosse, die anderen vier je eine kleine in sich fasst (Taf. XLVII, Fig. 2). Die Anordnung dieser acht Felder ist die, dass die vier kleineren sich um das Centrum gruppiren, die vier grossen dagegen nach aussen von ihnen zu liegen kommen: dieselbe ist in so fern von Wichtigkeit, als die Anlage der sj)äteren Keimhaut dem Centrum KiitwirlJiiii;;'. 403 der vier kleineu Zeilen entspricht und also den unteren Eipol, welchem der zukünftige Bauchtheil des Embryo anliegt, darstellt. Der Theilung in acht Felder und Zellen folgt dann später eine solche in sechszehn, von denen abermals acht je eine kleine, die anderen acht je eine grosse Zelle eiuschliessen. Schliesslich entstehen bei abermaliger Theilung im Ganzen zwei und dreissig Felder mit sechszehn kleinen und ebenso vielen grossen Zellen, welche concentrisch um einander gelagert sind (Taf. XLVII, Fig. 3). Von diesen Zellen gehen zunächst die den innersten Kreis um den unteren Eipol herum beschreibenden kleinen eine auffallende Verände- rung ein, indem sie sich einerseits einander nähern, andererseits ihre Aus- läufer einbüssen und zusammenfliessen. Sie werden allmählich zu ruhenden Zellen von polygonaler Form und hellerem Ansehen und bilden als solche den Ausgangspunkt für die Keinihaut (IMastoderm), welche zuerst aus sechs, acht oder zehn solcher veränderter Zellen bestehen kann (Taf. XLVII, Fig. 4). An diese schiessen nun von aussen her immer neue an, indem zunächst die acht kleinen Zellen des zweiten concentrischen Kreises gleich- falls ihre strahlenförmigen Ausläufer abwerfen und sich nach voranf- gegangener Einschnürung mehrfach theilen (Taf. XLVII, Fig. 5), während später auch die grossen Zellen der beiden äusseren concentrischen Kreise diesem Vorgang in gleicher Weise folgen. Auf diese Art entsteht aus sehr zahlreicheo, sich mosaikartig dicht aneinander legenden polygonalen Zellen allmählich eine sehr umfangreiche Keimscheibe (Taf. XLVII, Fig. 6), welche bei ihrer Vollendung zwei Dritttheile der Eioberfläche einnimmt, an ihrem freien Rande jedoch tiefe wellenförmige Einbuchtungen erkennen lässt. Die zwischen letzteren hervortretenden, stumpf abgerundeten Vor- sprünge, welche in der Achtzahl vorhanden sind, entsprechen denjenigen der früheren grossen amöboiden Zellen, welche den äussersteu, zuletzt in das Blastoderm eintretenden Kreis darstellten (Taf. XLVII, Fig. 7). Schon bevor letztere mit in die Bildung der Keimhaut hineingezogen werden, beginnt das Centrum der letzteren undurchsichtig zu werden. Diese Ver- änderung beruht, wie ein Schnitt durch ein diesem Stadium angehörendes Ei ergiebt, auf der Herstellung von zwei übereinanderliegenden Zellschichten, von denen die untere, die erste Anlage des Mesoderms darstellende, durch Theilung der Keinihautzellen in vertikaler Richtung entstanden ist (Taf. XLVII, Fig. 10). Eine solche Theilung des Blastoderms in Ectoderm und Mesoderm setzt sieh vom Centrum aus allmählich weiter peripherisch fort und ist seiner ganzen Ausdehnung nach durchgeführt, wenn sämmt- liche amöboide Zellen an der Herstellung der Keimscheibe participirt haben. Auch Avird bald nach dem Abscbluss dieser, also bereits in einer sehr frühen Zeit der Embryonalentwickluug der erste Anlauf zur Herstel- lung eines eigentbümlichen embryonalen Organs, welches von Meissner bei seiner ersten Auffindung als „Mikropyle" gedeutet worden ist, später aber die indiflerente Bezeichnung des „kugellormigen Organs" erhalten hat, genommen. Dasselbe giebt sich zuerst als ein .streifenförmiger Aus- wuchs des Ectoderms, welcher von dem freien Rande der Keimscheibe 404 Aiiipliiiiüda. ausgehend, gegen den oberen Eipol hin gerichtet ist, zu erkennen und nimmt unter fortwährender Neubildung von Ectodermzellen allmählich die Form einer gerundeten Scheibe, welche mit einem breiten Stiel dem Rande der Keimsebeibe aufsitzt, au (Taf. XLVII, Fig. 7). Im Centrum dieser Scheibe macht sich zuerst eine seichte, allmählich aber stärker werdende Vertiefung bemerkbar, welche von langgezogenen und mit einem fein- körnigen Protoplasma erfüllten Zellen begrenzt wird. In dieser Form, welche das kugelförmige Organ während der nächsten Zeit unverändert festhält, verändert es alsbald auffallend seine Lage, indem es allmählich gegen den oberen — dem Rücken des späteren Embryo entsprechenden — Eipol hin verschoben wird. Dort augelangt, bildet es sich nach und nach aus der flachen Scheiben- in die Kugelform um, wobei zugleich die anfangs dellenförmige Vertiefung durch Einstülpung des Ectoderms röhren- förmig und die in diesen Canal führende Oeft'nung immer enger wird (Taf. XLVII, Fig. 9). Nach dieser Umformung wird von der Oberfläche des kugelförmigen Organs sowohl wie von derjenigen des übrigen Ecto- derms eine feine, strukturlose Cnticula ausgeschieden, welche zuerst der sie absondernden Zellschicht dicht anliegt, alsbald aber durch eine sich unter ihr bildende Flüssigkeit abgehoben wird; nur im Inneren des kugel- förmigen Organs wird ihre Verbindung mit den Ectodermzellen aufrecht erhalten. Die zuerst völlig klare und ungefärbte Flüssigkeit, welche bei weiterer Entwicklung des Embryo an Masse sehr bedeutend zunimmt, färbt sich allmählich durch eine in ihr entstehende feinköruige Substanz mehr oder weniger intensiv braungelb. Mit ihrem Auftreten platzt übrigens in der Regel das Choriou, so dass das Ei dann nur durch die Cuticula abgegrenzt ist. Erst in diesem Stadium, also nachdem das Ectoderm be- reits um die ganze Oberfläche des Eies herumgewachsen ist, das kugel- förmige Organ seine definitive Lage am Rücken des Embryo eingenommen hat und letzterer von der Cuticula umhüllt ist, beginnt die Anlage des Entoderms. Dieselbe wird dadurch eingeleitet, dass der gefärbte Nahrungs- dotter sich in Dotterschollen von verschiedener Grösse und Form theilt; doch erhalten sich dieselben nur kurze Zeit und werden bald wieder un- sichtbar. Schnitte, welche w'ährend dieser Zeit durch das Ei geführt werden, ergeben, dass auch hier das Zerfallen des Nahrungsdotters durch Eindringen von Zellen in den Dotter bedingt wird, und zwar beginnt die Herstellung von Dotterscholleu in der Nähe des kugelförmigen Organs, um sich von hier aus durch den ganzen Nahrungsdotter auszubreiten. Es liegt daher die Wahrscheinlichkeit vor, dass die in die Dottermasse ein- dringenden Zellen denjenigen des kugelförmigen Organs entstammen und dass diese Zellen auch für den Aufbau des Mitteldarmes Verwendung finden, was mit der Natur des kugelförmigen Organes als einer unzweifel- haft vererbten und provisorischen Bildung durchaus im Einklang stehen würde. Die im Vorstehenden für OrclufitiH geschilderte Bildung der Keim- haut hat übrigens im Einzelnen keineswegs eine Gültigkeit für die Amphi- Eiitwiclvluiig. 405 podeu im Allgemeiueu. Vicluiclir liissen die von La Valette, E. van Beneden und B esseis an den Eiern verschiedener Gamniarns- Arten (Ct. jniJcx, fluviaülis und locusta) angestellten Beobachtungen nicht nur zwischen dieser Gattung und On-hvstia, sondern auch zwischen den ein- zelnen ( Hiiiiniayns-»k\tQrL selbst mehr oder weniger auffallende Verschieden- und Besonderheiten erkennen. An den Eiern der im Süsswasser lebenden ^'(o;;;wc7r«,s-Arten geht die Bildung der Keinihaut ohne irgend eine Spur von üotterkliiftung vor sich; auch treten aus dem Bildungsdotter an Stelle der vier grossen amöboiden Zellen, welche sich durch Theilung allmählich vermehren, bei Gumma rus pulcr gleichzeitig zahlreiche, sich als Theihmgs- produkte des Keimbläschens und der Dottermasse selbst darstellende Zellen an die Oberfläche des Nahrungsdotters, um direkt sich als Keimhautzellen zu constituiren. Diese die Keimhaut bildenden Zellen sind bei ihrem Erscheinen an der Oberfläche einander völlig gleich, so dass eine früh- zeitige Erkennung des dorsalen Eipoles unmöglich ist. Die Eier von Gamviams fhiriatilis unterscheiden sich bei ihrer Entwicklung nur darin, dass der Bildungsdotter nicht auf einmal aus dem Innern an die Ober- fläche tritt, sondern nach und nach aufsteigt, auch nicht zur Herstellung neuer, sondern nur zur Vergrösserung der bereits gebildeten Keimhaut- zellen verwandt wird (Taf. XLVJII, Fig. 2 und 3). Wesentlich anders gestaltet sich der Vorgang bei Gainmarns locasta Lin., dessen Ei bei der Entwicklung einer totalen Furchung unterliegt und welches schon beim Beginn dieser Furchung, wenn zwei ungleiche Hälften hergestellt sind, den der Bauchfläche des späteren Embryo entsprechenden Bildungspol unterscheiden lässt. Die Keimhaut bildet sich auch hier durch Scheidung der den Dotter zusammensetzenden Elemente, so dass beim Ende der Klüftung sich im Centrum des Eies eine nicht organisirte Dottermasse und au der Peripherie desselben eine Menge gleich grosser Kugeln vor- findet. Letztere scheiden sich in zwei Elemente, von welchen die der Ernährung dienenden dem Centrum des Eies zustreben, während das den Kern der Furchungskugeln einschliessende Protoplasma an der Peripherie bleibt. AVährend letztere zunächst eine der Eioberfläche zugewandte con- vexe Oberfläche erkennen lassen, geht diese allmählich verloren, bis ihre gegenseitige Abgrenzung kaum mehr zu erkennen ist und sie schliesslich nur einen den Dotter umgebenden durchsichtigen und mit Kernen ver- sehenen Gürtel bilden. Nach dieser Scheidung des Protoplasma von den Dotter- Elementen verlieren auch letztere ihren Zusammenhang, so dass die Dotterkugeln schwinden. Jedoch bald darauf theilt sich die Dotter- masse von Neuem in unregelmässige Massen von sehr verschiedenem Um- fang, sie geht die sogenannte Klültung ein. Dabei bildet sich auf der ganzen Oberfläche des Eies eine von den Zellen der Keimhaut producirte Haut, welche sich alsbald von dieser abhebt. Die ursprunglichen Zellen der Keimhaut vermehren sich nun durch Theilung, welche sich mehrfach, bis zur Herstellung von Zellen vierter X)rdnung wiederholen kann. Aber diese Vermehrung vollzieht sich nicht gleichzeitig auf der ganzen Ober- 406 Amphipoda. fläche des Eies, vielmehr nimmt sie einen schnelleren Verlauf an der- jenigen .Stelle, welche der Bauchseite des späteren Embryo entspricht, während an der Riickenseite die ursprünglicben Zellen längere Zeit be- stehen bleiben und hier auch keine scharte Trennung von dem Nahrungs- dotter erkennen lassen. An einer Stelle des letzteren bleibt die sich sonst überall abhebende Larvenhaut mit der Keinihaut im Zusammenhang; die- selbe entspricht derjenigen, wo sich im weiteren Verlauf das kugelförmige Organ ausbildet. Während die Feststellung dieser specielleu, auf die Bildung der Keini- haut bezüglichen Vorgänge erst den beiden jüngst verflossenen Decennien vorbehalten war, ist die Weitet entwicklung derselben zum Embryo bereits in den dreissiger Jahren von H. Eathkc und zwar in besonders ein- gehender Weise an Amplüthor pirta geschildert worden: nur dass dieser sorgsame und für alle Zeiten mustergültige Beobachter merkwürdiger Weise dabei des so leicht in die Augen fallenden kugellörmigen Organs mit keiner Silbe gedenkt. Nach seinen, später durch 0. Sars für ^/«»t- marus negledus bestätigten und theilweise ergänzten Beobachtungen würde die lIervorl)ildung des Embryo aus der Keimhant sich in folgender Weise vollziehen. Nachdem letztere allseitig um den Dotter hcrumgewachsen ist, hat das Ei seine ursprünglich kuglige in eine stumpf ovale Form verändert, welcher alsbald eine wesentliche Umgestaltung des Dotters auf dem Fasse folgt. Derselbe senkt sich von der späteren Bauchseite des Embryo her und zwar etwas hinter der Mitte seiner Länge zuerst schwach, allmählich aber immer tiefer ein, so dass schliesslich ein bis auf zwei Drittheile des Querdurchraessers gegen die Rückenseite hin aufsteigender Einschnitt eine grössere vordere von einer kleineren hinteren Dotterhälfte, welche beide nur noch dorsal durch eine Brücke zusammenhangen, scheidet (Taf. XLVIII, Fig. 14 und 15). Da die Keimhaut dem Dotter überall direkt aufliegt, so muss sie dem Einschnitt des letzteren nothwendig folgen, oder, wie der Vorgang wohl richtiger aufzufassen ist: das Hinein- wachsen der Keimhaut in den Dotter bringt die Einkerbung desselben und die schliessliche Zweitheilung desselben unmittelbar zu Wege. Diese ihre Einstülpung, welcher ununterbrochen eine Verdickung an dieser Stelle folgt, bildet den Ausgangspunkt für die Anlage der Eauchwand des künf- tigen Embryo, welche in starker Einkrümmung den dickeren Kopftheil vor, den dünneren Schwanztheil hinter sich zu liegen hat. Während im Bereich des letzteren die Keimhaut zunächst keine besondere Zunahme in der Dicke erkennen lässt, macht sich eine solche am vorderen Theil des Eies alsbald bemerkbar, so dass bei der Kückenansicht der Dotter gegen das Kopfende hin durch eine jederseitige Ausbuchtung verschmälert erscheint. Indessen diese vordere Verdickung erscheint immer noch ge- ring gegen diejenige, welche der von der Bauchseite her eingestülpte Theil schon in nächster Zeit erfährt und welche zur Folge hat, dass der hintere Theil des Dotters unter beträchtlicher Abnahme seines Umfangs durch einen immer breiter werdenden Zwischenraum von dem im Kopf- Eiitffirkluiin-. 407 theil gelegenen getrennt wird. Nachdem au diesem zwischen die beiden Dotterhällten einspringenden Theil der Keimhaut die (bei der Seitenan- sicht des Eies deutlich hervortretende) mediane Einturchung immer tiefer geworden ist, beginnen die sich gegeuüberliegendeu Ränder der Falte ein- zukerben, um aus diesen allmählich tiefer einschneidenden Kerben nach und nach in immer grösserer Deutlichkeit die späteren Glicdmasseu her- vorgehen zu lassen. Es lässt dabei der vordere Theil der Eiufaltuug aus seinem nach hinten gerichteten freien Rande die Anlagen der Fühler, Mundtheile und Mittelleibsbeine, der hintere aus seinem nach vorn o-e- wandten Rande dagegen diejenigen der Hinterleibsgliedmasseu hervor- gehen, so dass zwei Hauptgruppen von Extremitäten in der Richtung gegen die Trennungsfurche hin einander entgegenwachsen (Taf. XLVIII Fig. 16). Erst nachdem diese der Bauchfalte entstammenden paarigen Anhänge eine ansehnliche Grösse und Ausbildung erlangt haben, lassen sich die ersten Anlagen der Rumpfsegmentirung erkennen und zwar zu- erst in Form schwacher Einkerbungen, welche an den Seiten der Leibes- wandung, fast in gleicher Entfernung von der Rücken- und Bauch- Mittellinie auftreten (Taf. XLVIII, Fig. 18). Zuvörderst in dei- Gegend der späteren Mittelleibssegmente sichtbar, schreiten sie allmählich weiter nach hinten vor; auch geht von ihnen die zuletzt erfolgende Consolidiruno- der Rücken wand aus. Bei fortgesetzter Vergrösserung der Glied massen rücken die beiden einander zugewandten Platten der Bauchfaite zwar immer weiter auseinander; doch bleibt der Embryo, bis er die Eihaut abstreift, andauernd -^ am Bauche stark zusammengekrümmt, so dass sich das Kopf- und Schwanzende berühren. Uebrigeus nimmt der Embryo während seiner ^ Ausbildung in ungleich stärkerem Maasse an Umfang zu, als sich der noch in seinem Innern befindliche Dotter vermindert. Da er ganz besonders an Länge gewinnt, dehnt er die ihn umgebende Eihaut sehr bedeutend aus, so dass das Ei schliesslich etwa die doppelte Grösse zeigt als zu der Zeit, in welcher es in die Brut- höhle eintrat. Auch seine ursprüngliche Form hat es sehr auffallend in der Weise verändert, dass es — wenigstens in der Profilansicht — an dem Kopfende des Embryo niedrig, an dem entgegengesetzten, unter welchem die Wölbung des Mittel- und Hinterleibs gelegen ist, dagegen mehr denn doppelt so hoch, also stark bauchig aufgetrieben erscheint. Während dieser Zeit erscheint das Postabdomen des Embryo bereits an- sehnlich gestreckt und zugespitzt, während der Kopftheil noch seine breite, rundliche Form beibehält. An den Seiten des letzteren machen sich jetzt auch zuerst die Anlagen der Augen in Form zweier aus kleinen rothen Punkten bestehender Flecken bemerkbar. Die bereits zu längeren Schläuchen herangewachsenen Fühleranlagen haben von der Bauchfalte aus die Richtung nach aufwärts eingeschlagen und liegen hinter dem 408 Amphiiioda. jederseitigen Augenfleck den Seiten des Kopftlieiles dicht au. Von den ventralen Gliedmassen fallen vviilirend dieser l'eriode besonders die drei ersten Paare der Pedes spurii durch ihre relative Länge und zugleich da- durch auf, dass sie von hinten her die Richtung gegen den Kopf hin ein- halten und dabei die Mittelleibsbeine zwischen sich nehmen, d. h. von aussen her zum grossen Theil bedecken. In ihrem hinteren Anschluss sind auch bereits die — allerdings sehr viel kürzeren — Anlagen der drei letzten tipaltbeinpaare zu erkennen (Taf. XLVIII, Fig. 17). Mit der Hervorbilduug der Gliedmassen und der Leibeswand gehen gleichzeitig auch wesentliche Veräudeiungen der von letzterer umwachsenen Dottermasse vor sich. Um dieselbe herum scheidet sich als erste Anlage des Mitteldarms eine zarte Membran aus, welche sich dem Dotter so eng anschmiegt, dass sie allen mit letzterem eintretenden Volumenveränderungeu folgt. Von den beiden durch das Einschlagen der Bauchfalte hergestellten Dotterahschnitten geht zunächst der hintere wesentliche Formmoditikationen ein. Indem er zugleich mit dem Hinterkörper des Embryo stark in die Länge auswächst, verliert er sehr beträchtlich an Dicke (Höhe sowohl wie Breite) und erscheint mit der Zeit als ein cylindrischer oder wurst- förmiger Strang, welcher eine gleiche Krümmung wie der Hinterleib, der ihn einschliesst, beschreibt und sich weit in diesen hineinerstreckt. Eine geringere Veränderung in der Form und zugleich eine geringere Abnahme in ihrem Umfang lässt dagegen während der früheren Zeit der Embryonal- cntwicklung die vordere Dotterpartie erkennen. Vermindert sich gleich ihr Höheudurchmesser um ein Merkliches, so behält sie doch zunächst uocb (bis zur Mitte des Embryonallebens) ihre frühere Breite unverändert bei, während sie an Länge selbst noch etwas zunimmt (Taf. XLVIII, Fig. 16). Zu der Zeit jedoch, in welcher die Bauchfalte sich zur Anlage der Gliedmassen einzukerben beginnt, ändert sich auch das Ansehen dieses vorderen Dotterabschnittes wesentlich. Die ihn umgebende Hülle beginnt sich nämlich zu beiden Seiten auszusacken und bewirkt hierdurch eine immer deutlicher werdende Dreitheilung des Dotters selbst. Der uupaare mittlere Abschnitt, welcher jetzt als direkte Fortsetzung der wurstförmigen liiuteren Dotterhälfte erscheint, nimmt auch seinerseits eine schmälere, cylindrische Form an und bildet sich, wie jene zum Därmkanal, seiner- seits zum Magen um. Die beiden seitlichen Partieen dagegen nehmen, indem ihre Wandungen immer umfangreicher und weiter werden, die Form von Kugelabschnitten an, welche sich mit ihrer abgeflachten Innen- seite dem mittleren Strang dicht andrücken. Auch behält der in die seit- lichen Aussackungen eingetretene Theil des Dotters noch längere Zeit seine dunkele, violett-braune Farbe bei, während der in dem Mittelschlauch enthaltene gleich der hinteren Dotterpartie jetzt sehr viel lichter, mehr rothgelb erscheint, ununterbrochen an Dicke abnimmt und später auch in der Längsrichtung immer mehr zu schwinden beginnt. Auch an dem In- halt der beiden seitlichen Aussackungen gehen allmählich Veränderungen in der Weise vor sich, dass im Centrum desselben sich ein lichter gelber Eiitwiikluner. 409 Hof bildet, dessen Zellen sehr viel kleiner erscheinen als die peripheri- schen dunkelbraunen, welche an Unifanjj sogar beträchtlich zunehmen. Zugleich verlängern sich die Aussackungen zu cylindrischen Schläuchen, welche beiderseits vom Darmkanal und unter gleicher Krümmung wie dieser, bis in den Anfang des Hinterleibs hineinragen; sie haben sich mithin zu den Leberschläuchen ausgebildet (Taf. XLVHI, Fig. 17 und 18). Gleichzeitig mit dieser Ausbildung des Darmkanals und seiner Anhänge legt sich oberhalb desselben auch das Herz an, dessen schwache Pulsa- tionen in dem vorderen Körperabschnitt des seiner Keife entgegengehen- den Embryo's bemerkbar werden. Wenn dieser die Eihülle abstreift, ist er bereits mit der vollen Zahl der Körpersegmente und Gliedmassen, u. A. also mit sieben Paaren von MittcUeibs- und allen sechs Paaren von Spaltbeinen versehen. Auch das bereits oben seiner ersten Anlage nach erwähnte „kugel- förmige Organ" bringt der aus der Eihülle hervorgehende Embryo der genninen Aniphipoden und der Laemodipoden noch mit, um sich freilich desselben bald nachher zu entledigen. Die weite Verbreitung desselben bei den Gaminarinen und Comphiidcn — ausser für Gammarus und Or- chc'gfia ist sein Vorkommen von F. Müller für die Gattungen Orchestoidea, Allorclii'stes , MonfiKjwi , Batca, Aniphiloclms, Atylus, Mkrodcufopus, Lcuco- thoi', Mdlta, Aiiiphifhüc, Ccrapus, Cyrtophmm, Coroplüiuii und Dulidüa, unter den CaprelUncn für die Gattungen Frotella und Caprclla, bei welcher letzteren es von Gamroth in seiner Darstellung der Embryonalentwick- lung auffallender Weise nicht erwähnt wird, festgestellt worden — setzt seine Wichtigkeit für das Embryonalleben der genannten Gruppen ausser allen Zweifel und dürfte alsbald zu einer Untersuchung darüber anregen, ob es sich auch in den Eiern der Ilypcnnm und Cyamidni nachweisen lässt. Der völlige Mangel desselben bei den so nahe verwandten Isopo- den und ebenso den Decapoden hat denn selbstverständlich auch nicht verfehlen können, die Frage nach seiner physiologischen und morpho- logischen Bedeutung anzuregen, ohne dass dieselbe jedoch bisjetzt zu einem befriedigenden Abschluss gelangt wäre. Die weitere Entwicklung und die örtlichen Beziehungen desselben zu dem ausgebildeten Embryo betreffend, so ist hervorzuheben, dass bei letzterem das „kugelförmige Organ" nach Schluss der Kückenwand der Mittellinie des dritten Mittel- leibsringes aufsitzt (Taf. XLVHI, Fig. 4^7) und mit der Larvenhaut in Continuität geblieben ist, so dass der das Chorion sprengende Embryo die Beste des letzteren noch an der bezeichneten Stelle seines Rückens wahrnehmen lässt. Nach Loslösung der letzteren zeigt das genannte Organ bei der Flächenansicht die Form einer kreisrunden, sehr zierlich radiär gestreiften Scheibe, aus deren Centrum, von kleinen Körnern um- geben, ein von zwei feinen Oeffnungen durchsetzter Zapfen hervorragt (Taf. XLVHI, Fig. S). Letzterer ist bei 0,009 Mill. Länge 0,00(i Mill. breit, also von ziemlich ovalem Umriss; die beiden durch eine schmale 4i0 Amiiliifioda. Brücke getrennten Oetifnungen haben einen Längc^cUirchmesser von 0,003 Mill. Im inneren Anschluss an diese der Riiciienhaut des Embryo aufsitzende Scheibe, welcher man ursprünglich die Bedeutung eines Mikropyl -Appa- rates beizulegen geneigt war, findet sich nun, wie aus der Profilansicht hervorgeht, ein in die ICörperhöhle, dagegen nicht, wie I^a Valette zu- erst angegeben hatte, bis in den Herzschlauch hineinragender Kugelab- schnitt vor, welcher seine abgeplattete Seite der Innenfläche der Scheibe zuwendet und bei seiner Zarthäutigkeit einen feinkörnigen, zu bläschen- artigen Gebilden zusammengeballten Inhalt erkennen lässt (Taf. XLVIII, Fig. 9). Während La Valette seinerzeit, sich auf den — später nicht bestätigten — Zusammenhang mit dem Herzen stützend, in dieser Bildung einen embryonalen respiratorischen Apparat vermuthen zu dürfen glaubte, neigt sich 0. Sars mehr der Ansicht zu, dass es sich dabei um eine Vor- richtung handele, welche dem Embryo eine zwischen der Larvenhaut und dem Chorion angesaumielte und in fortwährender Zunahme ])efindlichc albuminöse Flüssigkeit, also Nährelemente zuzuführen bestimmt sei und glaubt die Bildung einerseits mit dem unpaaren Nackenzapfen der jungen Cladoccfcn, anderseits mit den paarigen kleeblattfürmigen Fortsätzen des Äsellus-Embryo in Vergleich bringen zu können. Nachdem sich dann Bessels und Dohrn zu der abenteuerlichen Hypothese von der mor- phologischen Identität des „kugelförmigen Organs" mit dem Rückenstaehel der Decapoden -Larven (Zorn) verstiegen hatten, von welchem es seiner Lage und der Zeit seines Entstehens nach in gleich weitem Maasse ver- schieden ist, hat in neuester Zeit endlich Ulianin den Versuch gemacht, dasselbe morphologisch mit der Schalengrube der Jlollusken in näheren Vergleich zu bringen und es selbst als einen Hinweis auf die gemeinsame Abstammung des Weich- und Gliederthiertypus geltend zu machen. Während die Em'bryonalentwicklung bei (rdiiimarinoi und Cdprdliucn, den beiden bisher allein auf dieselbe näher untersuchten Gruppen, in allen Hauptsachen eine völlige Uebereinstimmung hat erkennen lassen — bei letzteren würden sich die Unterschiede lediglich auf die Verkümmerung des Postabdomen beschränken (Taf. XLVIII, Fig. 10 — 13) — , haben sich für die Tundidcn oder wenigstens für die Gattung Tumüs selbst mehrfache und theilweise scheinbar wesentliche Abweichungen herausgestellt, welche theils die erste Anlage des Embryo, theils die Form, in welcher derselbe die EihüUe verlässt, betreffen. Schon F. Müller hat über die „Scheereu- asseln" die Angabe gemacht, dass die Entwicklung derselben im Ei un- gleich mehr an diejenige der Isopoden erinnere und sie selbst als identisch mit letzteren hinzustellen versucht. Dass letzteres indessen keineswegs der Fall ist, hat die eingehendere Untersuchung A. Dohrn's zur Genüge dargethan. Nach letzterem gehen die befruchteten Tunais-YÄQV eine wenn- gleich nicht regelmässige Furchung ein und sind schon während dieser von zwei Häuten, ausser dem Chorion also noch \o\\ einer Dotterhaut umgeben. Als die frühesten in der Embryonalentwickluug begriiTenen EiUwicUuiig. 411 Eier kamen solche zur Beobachtung, bei welchen der Keinistreit'en bereits seit längerer Zeit ausgebildet und die Gliedmassen in der Anlage begriffen waren. Der Dotter war bis auf eine Stelle von dem Keimstreiten in ziem- lich gleicher Dicke umgeben; die Stelle, wo letzterer tiefer in den Dotter einschnitt, ergab sich als der Kückenseite des Embryu's entsprechend und Hess den Kopf- und Schwanztheil nach oben gegeneinander gekrümmt erkennen. Doch schlugen die Gliedmassenanlagen, zu dieser Zeit noch in Form aufgewulsteter Platten, nicht, wie bei den Isopoden, die Richtung gegen die Mittellinie der Bauchseite hin, sondern nach oben gegen den Rücken zu ein. Sie beschränkten sich zu dieser Zeit im Ganzen auf zwölf: zwei Fühlerpaare, drei Kieferpaare, ein Kieferfusspaar und die vorderen sechs Paare von Mittelleibsbeinen. Die zu dieser Zeit bereits ausgebildete Larvenhaut lässt bei der Rückenansicht des Embryo jederseits einen scheiben- förniigcu Wulst, welcher seiner Lage nach etwa der Mitte der Eilänge ent- spricht, wahrnehmen, ohne dass über die erste Entstehung desselben etwas ermittelt werden konnte. Gegen diese beiden in der Seitenansicht des Eies central gelegenen Scheiben hin steigen nun die in der Weiterentwicklung begritt'enen Gliedmas.senanlagen immer weiter in dorsaler Richtung auf; wenigstens ist dies mit den beiden an ihrer vorderen Grenze gelegenen Fiihlci- und den sie von unten und hinten her radiär umgebenden Kiefer- fuss- und Mittelleibsbeinpaaren (zusammen sieben) der Fall, während da- gegen die drei Kieferpaare sich mehr au die Ventralseite halten. Zugleich mit der Bildung der Oberlippe und des Mundes macht sich jetzt auch am hintersten, dem Kopftheil eutgegengekrümmten Theil des Keimstreifens die erste Anlage des letzten (sechsten) Spaltbeinpaares bemerkbar, wäh- rend zwischen ihm und dem sechsten Mittelleibsbeiu sich keinerlei Glied- massenwulste zu erkennen geben. Dagegen grenzen sich bald nach dem Hervorsprossen jenes Afferbeinpaares die ihm voraugehcnden Segmente des Postabdomen so wie auch das eines Gliedmassenpaares noch ent- behrende siebente des Mittelleibs deutlich ab. Nach ihrer Herstellung verschwinden die bis dahin deutlichen, mit der Larvenhaut zusammen- hangenden seitlichen Scheibenwulste, während am Kopftheil sich jetzt zu- erst die Augen als zwei kleine rothe Pigmentanhäufungen kenntlich machen. Der die Eihaut sprengende Embryo ist demnach abweichend von dem- jenigen der genuinen Amphipoden nur mit sechs Paaren von Mittelleibs- beinen und einem einzelnen (letzten) Paar von Spaltbeinen versehen. In ersterer Hinsicht mit demjenigen der Isopoden übereinstimmend, weicht er in letzterer von diesem noch auffallender ab, lässt hierin aber wieder eine überraschende Aehnlichkeit mit demjenigen der CHiiiucccn, mit welchem seine Ausbildung nach A. D o h r n auch nach anderen Richtungen hin manches Gemeinsame darbietet, erkennen. Uebrigeus sind es keineswegs nur die Tanuidai, welche bei ihrem Ausschlüpfen aus dem Eie der Pedes spurii entbehren, sondern ein Gleiches betrifft nach F. Müller auch die von ihm der Bruttasche entnommeneu Jungen von Ilypcr'ui. Wie weit sich dies auf die umfangreichen Gruppen der Hyperincn überhaupt erstreckt, 412 ■ AiBpluiioda. bleibt noch näher zu untersuchen; in der Ausbildang alier sieben Paare von Mittelleibsbeinen stimmen ihre Embryonen mit denjenigen der genuinen Ampbipoden überein. 3. Postembryonale Entwicklung. Gleich der Bruttasche der Isopoden dient auch diejenige der Amphi- poden nicht ausschliesslich der Embryoualentwicklung der Eier, sondern auch dazu, die ausgeschlüpften Jungen noch längere Zeit hindurch in sich zu bergen. Letztere finden sich daher in derselben von verschiedenen Grössenverhältnissen und Ausbildungsstadien vor. Die zunächst eintreten den Veränderungen bei den Jungen der genuinen Ampbipoden bestehen in der Streckung des zuvor bauchveärts eingekrümmten Rumpfes, welcher jetzt in allen Hauptsachen demjenigen des ausgebildeten Thieres gleicht, höchstens mit dem Unterschiede, dass der Kopf mit seinen Gliedmassen noch relativ grösser erscheint. Der Darmkanal zeigt eine farl)lose und halbdurchsichtige Substanz in seinem Inneren, welche vermuthlich eine aus der Bruthöhle stammende und von den Jungen verschluckte Flüssig- keit ist. Die Leberschläucbe enthalten keinen Dotter mehr, sind dünn und mit Fetttröpfchen gefüllt, aber auch bei den grössten in der Brut- tasche vorhandenen Individuen immer noch in der Zweizahl vorhanden. Die Veränderungen, welche sich an den aus der Bruttasche hervor- gegangenen Jungen vollziehen, sind relativ geringe und sehr allmähliche. Sie beschränken sich auf die Ausgestaltung der zuerst plumpereu Formen der Rumpftheile, auf die Vergrösserung der Augen, die Veimehrung der Gliederzahl an den Fühlhörnern, die Ausbildung der Cuticularanhängeu. s. w. Von Zaddach sind diese Veränderungen und Vervollkommnungen im De- tail an GaDininruf: Jocnstd verfolgt worden. Die später nierenförmigen Augen sind bei den Jungen kreisrund, zuerst nur mit fünf Krystallkegeln versehen (gegen 57 der Erwachsenen) und in gleichem Abstand von dem Ursprung der oberen und unteren Fühler gelegen. Ihre Grössenzunahme erfolgt mithin in der Richtung nach oben. Bei den kleinsten zur Beob- achtung gelangten Individuen betrug ferner die Zahl der Glieder an der Geissei der oberen Fühler nur vier, an der accessorischen Geissei zwei, an der Geissei der unteren Fühler drei. Die Nebengeissel verbleibt noch zweigliedrig, während sich die Gliederzabi der Hauptgeissel bis auf sechs und sieben vermehrt; erst bei der Achtzahl der letzteren tritt an jener ein drittes Glied hinzu, bei der Zahl von vierzehn Gliedern jener ein viertes u. s. w. Die Hervorbildung neuer Glieder scheint von der Basis der Fühlergeissel auszugehen und sich auf die vier ersten Glieder, welche sich bei der Mitte ihrer Länge leicht einschnüren, zu beschränken; die gegen die Spitze hin vorgeschobenen und neu gebildeten Glieder wachsen dann aber noch ansehnlich in die Länge. Unter den ventralen Glied- massen erwies sich besonders das sechste Paar der Pedcs spurii bei den Jungen sehr abweichend: der innere Spaltast kam kaum der IläKte der Entwiclluiii'. 413 Länge des äusseren gleich, war ptVieiiilörmig und ungevvimpert, der äussere zweigliedrig- und nur vereinzelt beborstet. Unter den Laemodipoden zeigen die Caprellincn nach P. Mayer gleichfalls schon bei ihrem Ausschlüpfen aus dem Ei nahezu die Körper- formen der Erwachsenen, so dass die allmählich eintretenden Verände- rungen nur relative und geringfügige sind. Das Auge zeigt hier schon bei den noch in der Bruttasche befindlichen Individuen sieben Krystall- kegel — eine Zahl, welche sich übrigens auch bei jungen Gamninrhien wiederfindet. Die Kiemen sind zuerst fast kugelrunde .Säckcheu, welche sich erst später zu den je nach Gattungen und Arten verschiedenen Formen umbilden. Die Geissei der oberen Fühler besteht bei den jungen, eben dem Ei entschlüpften Individuen nur aus zwei Gliedern; eine fortwährende Vermehrung derselben (bis zu 26) geht von der Spitze des ersten dieser Glieder aus. Die ursprüngliche Zahl von gleichfalls zwei Gliedern an der Geissei der unteren Fühler bei Froto vermehrt sich mit der Zeit bis auf fünf. Von den ventralen Gliedmassen geht die auffallendsten Ver- änderungen das zweite Paar ein, dessen Greifhand bei jungen Individuen noch derjenigen des ersten Paares sehr ähnelt, später aber besonders bei den Männchen die ausgeprägtesten Form- und Grössenverhältnisse erkennen lässt. Die Rumpfsegmente sind bei den Jungen beider Geschlechter durch- aus übereinstimmend gestaltet ; ihre später bei den Männchen oft so präg- nanten Eigenthümlichkeiteu bilden sich erst während der aufeinander folgenden Häutungen aus, während sie bei den Weibchen der Hauptsache nach die jugendliche Form beibehalten. Ueber die verhältuissmässig recht eingreifenden Umformungen, welche die jungen Hypcrincn im Verlauf ihres Wachsthums erleiden, giebt inter- essante Aufschlüsse die Schilderung, welche Pagenstecher von der aus den Gehäusen der Flnvniina ^nkufdriu Forsk. entnommenen Nachkommen- schaft entworfen hat, zumal dieselbe sich auf zwei verschiedene Alters- stufen erstreckt, deren jüngste übrigens gleichfalls schon die Bruttasche verlassen hatte. Für letztere ist zunächst als besonders charakteristisch die sehr geringe Ausbildung des Postabdomen hervorzuheben. Dasselbe überragt die Ansatzstelle des siebenten Mittelleibs-Beinpaares nur als ein kurzer, wenngleich schon gegliederter Stummel und besitzt nur die drei vorderen Paare der Pedes spurii entwickelt, während die drei hinteren erst als kleine Höckerchen angedeutet sind. Indessen auch die drei be- reits vorhandenen Paare sind besonders in Bezug auf ihr unpaares Basal- glied, welches ganz kurz erscheint, noch weit in der Ausbildung zurück und oflenbar noch nicht zur Schwimmbewegung befähigt. Diese noch sehr rudimentäre Beschaffenheit des Postabdomen bei Jungen, welche sich bereits frei in dem tonnenförmigen Gehäuse der MnüeYriinnnina vorfan- den, lässt mit ziemlicher Sicherheit darauf zurückschliessen, dass die PhfoniiiKi-Jimgeu in gleicher Weise, wie es F. Müller für lliipcriii con- statirt hat, bei ihrem Ausschlüi)fen aus dem Ei überhaupt noch keine Pedes spurii mitbringen und dass die hier geschilderte Entwicklungsform 4.14 Ampliipoiln, bereits aus einer iViiheren durch Häutung lier?orgegaugeu ist. Zur Her- stellung einer weiteren Entwicklungspliase des Hinterleibs, wie sie Pageu- stecher gleichfalls beschreibt, wird vermuthlich abermals eine Häutung vorangeben müssen. Bei etwas grösseren Individuen zeigt nämlich das Postabdonien schon mehr die Form der Erwachsenen, nur ist es noch relativ kürzer. An demselben sind alle sechs Paare von Spaltbeinen vor- handen, das Grundglied der drei vorderen Paare ist bereits gestreckt, aber noch relativ schmal, mehr demjenigen der hinteren Paare ähnlich. Auch die Fühler des jüngsten PhronimaStaämms sind dadurch bemerkenswerth, dass sie nicht, wie später, nach vorn, sondern fast gerade aufwärts ge- richtet sind und aus drei eng aneinander scbliessenden Abschnitten be- stehen. Die allmählich in grösserer Anzahl auftretenden Geruchscylinder sind zuerst nur zu einem bis dreien, später zu vier bis sechs vorhanden und sämmtlich nahe der Spitze entspringend. Als eine dritte wesent- liche Differenz der Jungen ist der Mangel der grossen Scheereuhand am fünften Beinpaar hervorzuheben. Die fünf vorderen Mittelleibsbeine sind während dieser Entwicklungsperiode unter einander noch wesentlich gleich gestaltet, nur mit dem Unterschiede, dass die beiden ersten eine grössere, zum Anklammern geeignete Endklaue besitzen. Bei dem durch eine Häu- tung eingeleiteten ersten Auftreten der Scheerenhand am fünften Bein- paare erscheint der Carpus auffallend kurz und breit und mit einem noch wenig ausgebildeten Digitus fixus versehen. Endlich fällt bei der jüngsten Plirnnima -Form der sackförmige Magen durch seine der halben Körper- länge gleichkommende Ausdehnung — derselbe reicht bis tief in den fünften Mittelleibsring hinein und hat dabei einen breit ovalen Umriss — sehr auf. Der" Umfang desselben nimmt bereits mit der nächsten Häutung beträchtlich ab, so dass er bei dem folgenden Entwicklungsstadium nur noch bis an die hintere Grenze des dritten Mittelleibsringes reicht; auch ist er während dieses bereits mehr dreieckig geworden und hat den grösseren Durchmesser in der Richtung von oben nach unten angenommen. Eine Ergänzung haben diese Angaben Pagenstecher's über die Jugendformen von l'hronima später noch durch die Beobachtungen von Claus über die allmähliche Ausbildung der sexuellen Unterschiede bei der zuerst völlig übereinstimmenden Brut erhalten. Dass diese Unter- schiede in besonders prägnanter Weise an den Fühlern hervortreten , ist früher erwähnt und zugleich darauf hingewiesen worden, dass die unteren Fühler des Weibchens nur in Form kleiner warzenförmiger Vorsprünge (Taf. XXXIV, Fig. 3, an-) angedeutet sind. Bei den jüngsten Individuen beider Geschlechter fehlen diese unteren Fühler auch der Anlage nach vollständig. Die erste sexuelle Differenz tritt bei Individuen von 4 Mill. Länge an dem oberen Fühlerpaar auf, dessen zweites Glied bei den spä- teren Männchen bauchig aufgetrieben erseheint und an seiner Spitze einen kleinen Fortsatz mit blassen Cuticular-Anhängen trägt (Taf. XXXV, Fig. 12). An etwas weiter vorgeschrittenen männlichen Individuen bildet sich dann unter diesem oberen Fühlerpaar eine Auftreibung der Kopfbaut jederseits Leliiinsersflii'iiHiiig-oii. A 15 aus, um allmälilieli zu einem kleinen bornavtigen Vorsprung, der ersten Anlage des unteren Fiihlerpaares, auszuwaclisen. Bei 5 bis ß Mill. langen Männchen ist aus dem angeschwollenen Endglied der oberen Fühler, welchem jetzt zwei kurze vorangehen, bereits die Anlage einer geglieder- ten Geissei hervorgesprnsst (Tat". XXXV, Fig. 11), während die zuvor ganz ungegliederten unteren Fühler sich inzwischen gleichfalls in einen kurzen dreigliedrigen Schaft und eine langstreckige, in der Gliederung begriffene Geissei gesondert haben. Im Gegensatz zu dieser mit zunehmen- dem Waclisthum immer weiter fortsclireiteuden Vervollkommnung der männ- lichen Fühler tritt bei den weiblichen Individuen schon während einer verbältnissmässig frühen Periode ein Stillstand in der weiteren Ausbildung der oberen Fühler ein, während die unteren das erwähnte Stadium der ersten Anlage in Form kleiner Auftreibungen des Unterkopfes überhaupt nicht überschreiten. Von den Untei-schieden, welche die jungen 7^/^)r;7Vf- Individuen den ausgewachsenen gegenüber erkennen lassen, hebt Fr. Müller besonders solche an den Beinen hervor. An dem ersten Entwicklungsstadium, welchem die Spaltbeine des Hinterleil)es noch abgehen, erscheinen die Mittelleibsgliedmassen noch in sehr einfacher und unter sich übereinstim- mender Form. Alsbald nehmen sie jedoch die Gestalt von dicht bezahn- ten und kräftigen Greifbeinen, welche je nach den einzelnen auf einander folgenden Paaren deutliche Unterschiede erkennen lassen — nur die drei hintersten Paare sind unter sich übereinstimmend gebildet — an und be- 4)alten dieselbe längere Zeit bei, während zugleich die Hinterleibsanhänge zu Ruderorganeu und die Augen zu grossen Halbkugeln auswachsen. Bei dem Uebergaug zu der endgültigen Form erleiden dann ganz beson- ders die drei letzten Mittelleibsbeiue durch Längsstreckung noch eine be- trächtliche Formveränderung. Bei den Tanaiden endlich verändern sich die mit unvollzähligen Glied- massen aus der EihUlle hervorgehenden Jungen, abgesehen von der in gewöhnlicher Weise stattfindenden progressiven Ausbildung der Fühler und der von vorn herein vorhandenen ventralen Gliedmassen, in der Weise, dass nach einer Häutung auch das siebeute Beinpaar des Mittel- leibs und die fünf vorderen Paare der Spaltbeine aus den bereits vorge- bildeten Segmenten gleichzeitig hervorsprossen. Bei Tanai's forcipntus be- schränkt sich indessen nach Lilljeborg die Ausbildung der fünf vorderen Spaltbeinpaare auf den Hinterleib der männlichen Individuen, während die weiblichen derselben zeitlebens entbehren. IV. liebeiisorscheiniiiiffeii. 1. Grösse. Die Amphipoden sind Crustaceen von ganz entsprechenden Grössen- verhältnissen wie die Isojioden, indem die überwiegende Mehrzahl sich zwischen 5 und 20 Mill. Körperlänge bewegt. Ein Herabsinken bis auf 416 AmiiliipoJa. 2 Mill. kommt nur bei vereiuzclten Gattungen und Arten vor, wahrend ansehulicliere Dimensionen gerade nicht zu den Ausnahmen gehören. Zwischen 25 und 40 Jliil. Länge bewegt sich eine ganze Anzahl von Arten der Gattungen (Tininiianis (G. locitsta, culcdrafns, fusctts, ahrncus, ver- nicosus, lividus, tiolaccus, Sarniatus, Vssolzevü, Sophianosü, ürubei, Kesshri, Brandti, Loveni), Ampelisca {Ä.irujens), ViUUa {V.pela/s$orum aus einer Tiefe von 700 bis 1000 Meter. I 422 Ampliiiioda. (Titiiimurns stoiophtliahmis. Dyb. ebeuda, 200 Meter tief. — schamanensis Dyb. ebenda, 200 Meter tief. — cyanms Dyb. ebenda, am Ufer unter Steinen sehr häufig. — Czeyskii Dyb. ebeuda, am Ufer, 5 bis S Meter tief. — viridis Dyb. am Ufer des Baikal- Sees unter Steinen und im Fhisse Angara, mit den var. cauus und oliniccn^. — sappliirlmis Dyb. im Bailial-See, 300 Meter tief. — capellus Dyb. ebenda, 100 Meter tief. — Sojjl/kinosii Dyb. mit var. sciiic.f ;in sandigen l'fei'u des Baikal-Sees bis zur Tiefe von 50 Meter. — Ufasciatus Dyb. ebenda, am Ufer unter Steinen. — 2>ictHS Dyb. mit zwei Varietäten, ebenda, in einer Tiefe von 50 bis ', 100 Meter. j — orchesfcs Dyb. ebeuda, 150 Meter tief. ■ — talifrns Dyb. ebenda, 100 bis 200 Meter tief. — arancolus Dyb. mit den beiden var. quinqurfdscKitiis iiud e/ilnji/imtuf:, im Baikal-See häufig in einer Tiefe von 10 bis 50 Meter. Gersfacckcri Dyb. häufig auf mergeligem ISoden des Baikal -Sees in einer Tiefe von 20 bis 100 Meter. — ignotus Dyb. im Baikal-See, 800 Meter tief. - brancldalis Dyb. im Baikal-See, in der Bruthöhle von Gannii. C^cr:ikii, Borowfikii und KirfU.jiskil gefunden. — Stramin Dyb. ebenda, 20 bis 100 Meter tief. — Carpenteri Dyb. ebenda, 50 bis 300 Meter tief — cituutniowcm Dyb. ebendn, f)0 bis 100 Meter tief. — rliodopliIhdlniiiA Dyb. ebenda, 10 bis 100 Meter tief, mit var. micro- 2)hf]iaJiii,ns bis 50 Meter Tiefe. - pukhelJns Dyb. ebenda, 100 bis 700 Meter tief. - ScijdlM Dyb. ebenda, 50 bis 100 Meter tief. — Wmjii Dyb. ebenda, 70 bis 150 Meter tief. — Cahnnisi Dyb. ebenda, 200 bis 700 Jlcter tief. — Ziciikoiviczn Dyb. ebenda, 300 bis 700 Meter tief. — Bcissiieri Dyb. ebenda, 1300 Meter tief. — Gruhri Dyb. ebenda, bei 10 bis 20 Meter Tiefe häufig. — Kcssleri Dyb. ebeudn, in gleicher Tiefe, mit var. eumpacus (Kessler) aus dem Onega-See. -— Brandti Dyb. im Baikal-See, 10 bis 50 Meter tief. — Lovcni Dyb. ebenda in gleicher Tiefe. — Boroivskii Dyb. mit var. dichroux und abi/sffiilif: , ebenda, 100 bis 600 Meter tief. — Lagowskü Dyb. ebenda, 800 bis 1300 Meter tief. — Puzyllü Dyb. ebenda, 50 bis 500 Meter tief. — Godlcwskii Dyb. ebenda, 10 bis 150 Meter tief, mit var. Vicfori am südlichen Ufer, 10 Meter tief. — anuufiifi Dyb. ebenda, 10 Meter tiel. Lelii;iisursi.-lic,'ii]UM)rL'n. 423 (iammants panisidcHs Dyb. ebenda, &i\i\Spoii(ii(i haicah' nsis odei- in der Nähe derselben. — Radoszl,-on'skii Dyb. ebenda, 100 bis 200 Meter tief. — GrewlvißU Dyb. ebenda, 100 bis 1000 Meter tief. — Eeichcrfi Dyb. ebenda, 200 bis 500 Meter tief. — Solsl-yi D y b. ebenda. — Csi/niHuni/cii Dyb. ebenda, 10 Meter tief. — asprr Dyb. ebenda. — Taczanowdii Dyb. ebenda, 10 bis 50 Meter tief. -- latior Dyb. am Ufer des Baikal -Sees. — latus Dyb. ebenda, 2 bis 20 Meter tief. — tuk'rciiliitus Dyb. gleichfalls am Ufer des Baikal -Sees. — Momwihi Dyb. ebenda, 20 Meter tief. — g)ii< Grimm — fasciatus Say in Flüssen bei Philadelphia. — mums Say in Bächen unter Steinen, Massaciiusetts. — limnacHS Smith in einem DOUO Fuss hoch gelegenen See bei Long's Peak, Colorado -Territory. — *) rohisfns Smith aus den Wabsatch- Mountains, Utah. im Kaspi-See, 108 Faden tief. ') Niflit näher bestimmte SUsswasier- (?awni«/v(4- werden ferner von v. Martens aus Madcra (aiu Ufer von Bächen) und von A. Brandt aus dem 6340 Fuss hoch gele-encn Gebirgs- see Golifschiii in Armenien erwälmt. In lefzlerem fand sicli eine dem (ruiminiras pule.r. sehr ähnliche Art uiassenliaft am Ufer; andere wurden aus .'iiier Tiefe vorj :i 1 Kaden lierauf^jezogen. 424 Amphii-ioda. Constantia BranicJcii Dyb. mit var. AJt'xaiulri Dj'b. aus dem Baikal-See. PüUnseu cancdlus Fall, in den Flüssen «Sibiriens (Angara bei Irkutsli) und im Baikal-See; hier theils am Ufer, theils (var. Gerstfeldfi Dyb.) in einer Tieie von 20 bis 50 Meter vorkommend. - cancdloidcs Gerstf. häutig im Mjösen und dem Fluss Vormen (Nor- wegen), im Venen und Vettern (Schweden), im Ladoga-See, in der Angara bei Irkuisk und am Ufer des Baikal -Sees. (TainmaracnntltHs loricatus Sah. im Vettern-See und im Mjösen Norwegens. — casj'iius Grimm im Kaspi-See, 108 Faden tief. XiphanjHS piitemms Koch (stygius Schioedte, ForcJi Humb.) in Brunnen bei Bonn, Regensburg, Würzburg, Poitiers, Venedig, auf Helgoland und Sylt, in England, im Genfer und in anderen Schweizer Seen, in den Höhlen des Karstes, in der Falkensteiner Hölile u. s. w. — aquilea: Schioedte | — fontcmus Sp. Bäte '■ aus England in alten Brunnenkesseln. — KocJiianus Sp. Bäte ) — caspius Grimm im Kaspi-See, 35 bis 90 Faden tief. Pandora coeca Grimm i fphigencia uhyssorum Grimm l im KaspiSee, 108 Faden tief Aiiudhilhiella crisfafa Grimm ) Oncsinnis casjniis Grimm, im Kaspi-See, 75 bis 250 Faden tief. — pomposus Grimm, ebenda, 180 Faden tief. — platyurm Grimm, ebenda, 10 bis 48 Faden tief. Pontoporeia nücyophthahna Grimm, ebenda, 40 bis 48 Faden tief. — femorata Kr. {affinis Lindstr.) im Venen, Vettern und anderen Seen Schwedens, in zwei kleinen Seen bei Christianin. Protomedeia pdosa Zadd. (ausser im Meere auch) im Geserich See bei Deutsch Eylau. Amphitho'e dentata Say in Süsswasser- Teichen von Süd -Carolina. Cnropliuim Jongkornc Fab. (ausser im Meere auch) im Geserich -See bei Deutsch Eylau. Nur vereinzelte dieser zahlreichen Süsswasser-Arten sind gleichzeitig aus dem Meere bekannt oder richtiger gesagt in diesem ursprünglich heimisch. Als solche sind zu nennen der im arktischen Meere weit ver- breitete Ganniiaracanthus lorkataa Sab., dessen Vorkommen in den grossen Seen Schwedens und Norwegens auf einen früheren Zusammenhang der- selben mit dem ]\Ieere hinweist, ferner die in der benachbarten Ostsee auftretenden Pontoporcht fpmorQ ist bisjetzt nur eine ver- einzelte Art: Pherusa fucicola Leacb als ein Bewohner des von der See ausgeworfenen Tanges beobachtet worden. Direkt an den Meeresstrand gebunden, wenngleich auch ihrerseits dem eigentlichen Bereich des Wassers entrückt, sind die Talif ms- Arteu, welche sich als sehr geschickte Gräber zu erkennen geben. Ihr Wohnort ist die sogenannte Schälung, d. h. diejenige Strandregion, welche dem abwechselnden Spiel der Wellen je nach der geringeren oder stärkeren Einwirkung des Seewindes in verschiedener Ausdehnung preisgegeben ist, am Ocean also noch der Ebbemarke angehört und während der Fluth völlig unter Wasser gesetzt wird. Der den weichen Ufersand der euro- 426 Ami>hiiio(la, päischen Küsten (Daiiziger Biubt, Saniländev Strand, Hiddensoe, Biarritz) bewohnende T'ilitnis lociiMa Lin. {:^iilfator Mont.) verleibt diesem bei massenbaftem Auftreten ein sehr cbaralaeristisehes Ausseben, indem er ihn sieb- oder reibeisenartii;- dureliiöeliert ersdieineu lässt. Auf dem Grunde jeder einzelnen, drei bis vier Zoll tief senkrecbt in den Ufersand gegrabenen Röhre findet sicii ein Individuum, mitunter auch ein Paar des Flohkrebses, mit dem Kopfe nach unten gerichtet, vor. Durch einen Spatenstich an die Oberfläche befordert, sucht der Krebs, sich sprung- weise fortschneilend, alsbald von Neuem sich in den Sand einzubohren, um einerseits sich seinem Verfolger zu entziehen, andererseits den ihm willkommenen feuchten Aufenthalt wieder zu gewinnen. Letzterer wird indessen von den Thieren unter Umständen auch auf längere Zeit frei- willig verlassen. Während man den grössten Theil des Tages über und besonders bei warmem Sonnenschein auf dem mit massenhaften Bohr- löchern versehenen Strande nicht ein einziges Individuum ausserhalb der- selben antrifft, sieht man sie gegen Abend in grossen Scbaareu aus ihren Verstecken hervorkommen und sich unter den lebhaftesten Sprüngen auf dem Ufersande herumtummelu. In gleicher Weise wie dies von Zaddach für den Samländischen Strand erwähnt wird, geben es auch White und Swain für die englischen Küsten au und ich selbst kann es' ans eigener Beobachtung für den weichsandigen Strand von Biarritz bestätigen. Auch von verschiedenen Amphipoden anderer Gattungen wird der Ufersand mit Vorliebe zum Aufenthalt gewählt, aber in abweichender Weise zu Schlupfwinkeln verwertbet. Lcpidacfi/Ii» (inninfid. Sp. Bäte 'Sulcator), welche gleichfalls im Bereich der Fluthmarke lebt, kommt au die Obeifläcbe des Ufersandes, sobald dieser von dem zurückweichenden Wasser frei ist und gräbt in denselben Furchen von etwa einem Fuss Länge. Am Ende der Furche findet sich der Krebs etwa einen Zoll tief unter der ObcrHäcbe. Auch Kroycra arenaria Sp. Bäte zieht nach den Beobachtungen Ilancock^s eigenthümliche Furchen in den Meeressand. Dieselben sind schmal keilförmig, etwa "..Zollbreit, ihre Ränder zuweilen etwas erhaben. Sie beschreiben sehr eigenthümliche, unregelmässig ge- rundete Windungen, welche häufig plötzlich gewinkelt sind und zuweilen eine beträchtliche Strecke lang fein und regelmässig zickzackartig ver- laufen. Solche Furchen finden sich oft in unmittelbarer Nähe der sehr viel breiteren der Lipkkwfi/lis arenaria vor. Die durch ihre ungemein kräftig entwickelten unteren Fühler ausgezeichneten Corophinm-Arten leben nach d'Orbigny gleichfalls in Löchern, welche sie in den Schlamm graben und spüren die ihnen als Nahrung dienenden Anneliden in der Weise auf, dass sie mit ihren Fühlern den Schlamm nach allen Richtungen hin durchwühlen. Abweichend von den übrigen CaprdUnai ist auch Podalirius Kroi/rri Hall, ein Bewohner von reinem Sand oder von Sand- scblamm, in welchen er sich mit den weit ausgespreizten vier Hinterbeineu aufrecht hinstellt, um mit den ausgestreckten Greifbänden seine Beute zu erhaschen. Uebiigens weicht der Aufenthalt der beiden letztgenannten LebeiiscrsclK'iiuingen. 427 Gattungen von den zuvor eiwälniten dadurch ab, dass sie bereits voll- ständig unter Wasser leben. Der Aufenthalt der ausschliesslich oder vorwiegend ;in das flüssige Element gebundenen Ainphipoden ist in der Hauptsache durch die Tiefe des Wassers und den mit derselben im Zusammenhiuig stehenden Pflanzen- wuchs, das Vorkommen anderweitiger thierischer Organismen, die Be- schafüeuheit des Grundes u. s. w. bedingt. Gleich den in Gräben, Bächen, am Kande von Flüssen und Landseen lebenden, den Gattungen (iriwwanis und (iopJana angehörenden Süsswasserformen halten sich auch zahlreiche Mecres-Amphipoden zwischen dem im Bereich der Strandzone in grossem üeichthum auftretenden Pflanzenwuchs, hier besonders in Algen, Heetang, Zosteia u. s. w. bestehend, auf. Derselbe dient ihnen, so weit sie eines hoch entwickelten und andauernden Schwimmvermögens entbehren, eines- theils als eine willkommene Ruhestätte, andererseits gewährt er ihnen Schutz gegen ihre Feinde, sowie Gelegenheit, sich von zahlreichen dort lebenden kleineren Thieren zu ernähren. Gleich den Wasserpflanzen entsprechen aber allen diesen Zwecken in gleichem Maasse auch ver- schiedene in derselben Strandregion häufig auftretende Thierstöcke, unter welchen ganz besonders die Hydromedusen (Sciiidaria , l\üiipaiinliiri(i. Ttihtihirla, FcniKiria , EndnuJi-iain u. A.) und Bryozoen zu nennen sind. Auch Spongien, Asteriden, zusammengesetzte und einfache Ascidien so wie verschiedene andere der Uferfauna angeliörende wirbellose Thiere, unter ihnen auch Bivalven, sind auf ihrer Oberfläche nicht selten von Amphipoden besetzt oder bieten, wenn sie wie manche der letzteren {Jli/filns) in grossen Mengen dicht bei einander angeheftet sind, denselben zwischen sich willkommene Schlupfwinkel dar. Als solche Einmiether in Mytilus-Colonieu sind z. B. in der Kieler Bucht CaUiope lacviuscula Kr. (ÄiiiphitJiot: norvegica Rathke) und Ilicrodeutupiis (jrylloMpu Costa be- obachtet werden, während an den Verzweigungen der Hydroid- Polypen ausser den Vertretern einzelner Gammariden- Gattungen, wie Ffoholium Costa {Montagua Sp. Bäte), Westivoodilla hyalina Sp. Bäte u. A. be- sonders die meisten Caprellinen (Profo rcnfricosa. Caprdia linearis, aequi- lihra u. A.) und bestimmte Podocerinen {Püdoeenin falcatm Mont. auf Tubularia und Eudendrium, Podoc. capillahis Rathke auf Plumularia) sich angeklammert finden. Auch Ajisendes falpa Mont. ist von Spence Bäte mehrfach zwischen Sertularien — ausserdem auch auf Pecten maxi- mus — angetroffen wi." Alle Exemplare, welche er fand, besassen ein Haus und waren sämmtlich AVeibchen. „Im Hanse aber sah man in dicht ge- drängten Gruppen die in verschiedenen Entwicklungsstadien befindliche junge Brut ansitzend. So scheint es allerdings, dass das Haus nur dem Brutgeschäft dient." — Wiederholt ist sodann der Lösung der Frage nach der Herkunft des P/*m«'wa-Gehäuses Claus näher getreten und zwar mit dem Endresultat, dass dasselbe vermuthlich in allen Fällen einem aus- Lcbensei'Si'lii^iniiriSOii 431 gefressenen Pijrumna eufstaninic. Aul' diese J'unicaten-Gntlunn- wurde er ziiuäclist (1863) durch das Aulliudeu einer sehr kleinen Phroniina in Messina geführt, deren nur einige Linien in der Länge messendes Ge- häuse innerhalb ausgefressen, an der Aussenfiäche aber noch von fünf- eckigen, schaifkanfig aneinanderstossenden Feldern begrenzt war, ganz wie sie auch die mantelartige Hülle der Pyrosoma-V.mh\yo\-im erkennen lässt. Auch die histinlogische ßeschatifenheit erwies sich bei beiden sehr ähnlieh, nur dass an dem Phrun'ma-T6\\nc\\Q\\ die Zellen kürzere und schwächere Ausläufer besasseu, was jedoch sehr wohl aus dem Jlaugcl einer genügenden Ernährung in dem Mantel des getödteten Thieres er- klärt werden kann. Claus schloss hieraus, dass unter den grossen Gehäusen die - allerdings seifen vorkommenden — in lange Papillen auslaufenden (DoJIoliuii papillosum delle Chiaje) die für Fyrosonm cha- rakteristische Beschaffenheit der Oberfläche bewahrt hätten, während die scheinbar glatten, von gewölbten Feldern begrenzten gleich den mit regel- mässigen -Längsrippen versehenen vermuthlich durch Einwirkung des Krebses verändert worden. Demnach seien aller Wahi'scheinlichkeit nach die Phrouimen Parasiten von Pyrosomeu. Vermuthlich dürfte sich eine Junge Phrotiima nach Verlassen des Brutlagers ein junges Pijrosomu auf- suchen, um sich durch Ausfressen desselben Nahrung und AVohnung zu verschaffen; biete dieses dem heranwachsenden Krebs keinen Nahrungs- stoff und Piaum mehr, so würde es mit einem grösseren vertauscht und in diesem das Brutgescbärt begonnen. Freilicli sei, um alle Zweifel zu beseitigen, noch der Nachweis von Einzelthieren an der von einer Phro- ii'nna in Beschlag genommenen Pyrosoma-mxWa zu führen. In der That glückte es auch Claus später (1872), unter einer grossen Anzahl von P/»o«//y/«-Gehäusen drei Exemplare und zwar neben zwei kleinen auch em grösseres aufzufinden, welche gewissermassen die ersten Anfänge des von der Phnminui verübten Zerstörungswerkes repräsentirten, indem sich ihre Wandungen zum Theil noch in unversehrtem Zustand befänden. Der enge Hohlraum war von dem Vorderkörper des -/)y;osö/>/«-Käubers {„Na- pollfaiw" der Fischer von Messina) angefüllt, während die Anssenfläche der Tonne theils schon zerstörte, theils besonders gegen das ge schlossene Ende hin - noch vollkommen intakte Einzelindividuen der Pi/rosoimi -Cohme erkennen Hess. In der Nähe der letzteren war die Mantelsul)stanz noch dicker und fester, im Bereich der zerstörten durch Ausfressen dünn und dehnbar, so dass kein Zweifel darüber bestehen konnte, dass die Ausweitung der Mantelsubstanz zu dem tonnenförmigen Gallertgehäuse mit dem Ausfressen des Inhalts vollendet wird und schliess- lich nur noch die Erhebungen der Oberfläche auf den Ursprung hinweisen. Indessen auch diese gehen schliesslich noch verloren und es kommt zu- weden selbst zum Durchbruch der ausgefressenen und auch ausserhalb völlig glatten Wandung. Dem etwa zu erhebenden Einwand, dass einzelne P/(»Oi?//;^«-Tönnchen zwar von Pyrosonia abstanjmen, der grössere Theil aber auch von anderen Thierformen entlehnt sein möchte, glaubt Claus -132 AmiiliipoHs. durch die Versicherung begegnen zu Ivönnen, dass sänimtliche von ihui untersuchten Gehäuse durch Struktur und Habitus ihren unzweifelhaften Ursprung von ausgefressenen Pyrosomen beliundet hätten. Die nochmalige Innngriffnnlinie dieses Gegenstandes durch P. Mayer (1878; hat diesem als Resultat ergeben, dass die Claus 'sehen Schluss- folgerungen zwar für die Mehrzahl der Fälle zutreffen, dass aber dennoch Pyrosoma keineswegs immer der PJiroiiinia scdcntaria als Wohnthier dient, sondern dass in Ermangelung von Pyrosomen auch andere Tunicaten und selbst Siphonophorcn hierzu benutzt werden. Das Gehäuse eines in der Zoologischen Station zu Neapel zur Beobachtung gekommenen, ziemlich erwachsenen P/(ro«/«^«-\Veibchens Hess sich nach seinen dünnen, weichen Wandungen, einem langen, spitz kegelförmigen Fortsatz oberhalb der einen Oeffnung und einem sich in die Basis des letzteren hineinerstrecken- den, rotbgefärbten Nucleus nur auf eine Salpe, nicht auf ein Pyrosoma beziehen. Ein anderes Weibchen hafte sogar von der mit D'^j/**/« nahe verwandten Siphonophoren- Gattung Äbyla {Ab. lyentagona Lscb.) Besitz genommen. Durch diese Funde sah sich P. Mayer veranlasst. Versuche mit lebenden P/ao/u;««- Weibchen und anderen, ihnen zugesetzten Thiereu anzustellen. So nahm er z. B. ein mit Brut versehenes Exemplar aus seinem Pz/roso/^/rt-Tön neben heraus und brachte es in einem geräumigen Glase mit einer AhyJa pentagona zusammen. Alsbald hatte sich die Phro- iiima an letztere angeklammert und ihr nach zehn Minuten das Velum abgefressen ; nach Verlauf einer weiteren Viertelstunde hatte sie sich voll- ständig in ihrer neuen Wohnung eingerichtet und schwamm in gewohnter Weise mit ihr herum. Am nächsten Morgen waren von der Ahyla-Colome die Polypen verschwunden (abgefressen?) und nur noch die Schwimm- glocke übrig, von dieser aber ein ansehnliches Stück des spitzen Endes abgenagt worden, so dass das Tönnchen nun seine endgültige. Gestalt mit zwei Oettuungeu erhalten hatte. Dieselbe Phronima, aus der Ahyla wieder entfernt, wurde Tags darauf mit einer Saljxi fiisifoniiis zusammen- gebracht. Letztere wurde sofort von ihr ergriffen, zuerst eine Zeit lang herumgeschleppt, dann aber in weniger als einer halben Stunde zur Wohnung hergerichtet. Merkwürdiger Weise drang die Phronima nicht zur Athemöffnung ein, sondern frass sich dicht neben dem Nucleus ein. Letzterer sowohl wie auch die Fortsätze der Salpa waren am nächsten Morgen verschwunden, vermuthlich also während der Nacht verzehrt worden. Aus der SaljM wieder herausgenommen , kehrte die PItronima wieder in das ihr gereichte ursprüngliche P//»-oso/)Zrt-6ehäuse zurück. Ent- sprechende Versuche mit Heteropoden (Pfcrofrachea) missglückten. Auch ergab die chemische Untersuchung aller grösseren, ihrer Textur halber zweifelhaften Phronima -Tönnchen, dass sie von Tunicaten entnommen waren. Die von männlichen Phronima — obwohl sehr selten — bewohn ten Gehäuse erwiesen sich gleichfalls als Pyrosomen. Als nicht von Tunicaten herrührend, hat P. Mayer die Wohnung der weiblichen PhronimoUa eJongaki, welche Claus überhaupt nur frei- Lebeiiserächeiiuin^uM. 433 scbwimmeud augetroffeu hatte, eikaünt. Dieses Gehäuse ist äusserst dünnwandig, so dass es in Allcohol zur UukenutlicLkeit zusammen- schrumpft; die chemische Untersuchung ergab den Mangel von Cellulose, die miliroskopisclie keinen näheren Anhalt. Männliche PhronimeUa wurden nur Ircischwimmend, ohne Gehäuse angetroft'eu. b) Wobnungen der Podocerinen. Sie sind besonders durch die Beobachtungen englischer und nordamerikanischer Forscher von einzelnen oder mehreren Arten der Gattungen Ampluthoc, Podoccrus, Siphonoecetes, Mkrodeutopus und Ceraims zur Kenntniss gekommen: Antphithoc rubricafa Mont. verwendet zur Herstellung ihres Nestes, welches gewöhnlich an den Wurzeln von Laminarien und anderen Meeres- pflanzen, zuweilen au der Unterseite von Steinen, welche in wenigen Faden Tiefe auf dem Meeresgrande liegen, befestigt ist, zahlreiche kleine abgenagte Stücke einer grünen Uiva, welche durch äusserst feine, vom Thieie producirte Fäden mit einander verkittet werden. Amphitho'i litto- riiiu Sp. Bäte rollt ein Blattstück von abgestorbenem Seegras zu einer an dem einen Ende oÖeneu Röhre zusammen und verklebt die Ränder derselben mit einander. Diese Röhren sind nach Johnston 1 bis 2 Zoll laug, ihre Innenseite ist mit einem glatten, zähen Ueberzug versehen. Man tindet sie an der Unterseile von Steinen oder zwischen einem Gewirr von Fucus befestigt. In jeder Röhre wohnt ein Pärchen des Thieres, welches, wenn herausgenöthigt, wieder iu dieselbe zurückkehrt. Podoccnts jiulchelbis, varieiiafiis-imdpcliKjicns Leach, welche Nebeski als männliche und weibliche Formen von Fodocerus falcatm Mont. iu Anspruch nimmt, verfertigen nach Speuce Bäte dennoch verschieden gestaltete und angebrachte Nester. Dasjenige des Potfoc. iw/c/«/?«« Leach tindet sich zwischen den Verästelungen von Eudendrium, ist birnförmig, mit dem breiten Ende nach oben gewendet, die Eingaugsöffnung seitwärts, nahe der Spitze gelegen. Fodocerus variegatus Leach befestigt sein röhrenförmiges Nest, öfter iu grosser Anzahl, an Tubularia gracilis. Dasjenige des Podocems pelagiciis Leach hat die Form einer kuizen, meist etwas gekrümmten Röhre mit weiter, nach oben gerichteter Oeffnung. Es scheint nur aus Schlamm hergestellt zu sein; wenigstens fehlt die in den Nestern der übrigen Arten massenhaft vorhandene filzige Masse au ihm ganz. Die Nester dieser Art finden sich haufenweise an den Stöcken von Tubularia und auf der Blattfläche von Ulven angeheftet. Fodocerus capillatus Rathke befestigt sein Nest in Mehrzahl an Stöcken von Plumu- laria und von Corailina officinalis. Dasselbe hat eine unregeluiässig ovale Form, die Eingangsöffnung am oberen verjüngten Ende; es besteht aus einem feinen, stark verfilzten, fadenförmigen Stoff. Siphonoecetes hjpicus Kroyer verfertigt ein sehr charakteristisch aus- sehendes Nest aus zusammeugekitteten kleinen Steinchen; die Oelfuung desselben entspricht dem nach oben gerichteten Ende. Die dem Siphonoe- cetes Whifei Gosse angehörenden Gehäuse, welche in der Springfluth- Region an Büscheln von Chondrus ciispus angeheftet sind, stellen kegei- Brunn. Klasieu Jes Thier - Eeichs. V. i. •>« 434 Amphipoda. förmige Röliren \on '/j,; I)is ',8 '^o" I^äuge dai- und bestehen aus eiuer zähen, ledeiartigen Substanz von rauher Oberfläche und dunkler Färbung. Sie finden sich auf ihrer Unterlage ohne Ordnung angeheftet, bald nieder- liegend, bald aufgerichtet, theils gesellig, theils vereinzelt. Die kleinen cylindrischen, au den Verzweigungen von Antennularia angehefteten Röhren des Siphonoecetes crassicornis Sp. Bäte sind aus Schlamm angefertigt. Die Wohnung der von ihm als Cerapvs abditus benannten Art be- schreibt Templeton als eine lange, schmale, häutige Röhre von Vf, Zoll Länge. Auch Cerapus ruhrkornis lebt nach Stimpson in biegsamen, der Grösse des Thieres entsprechenden Röhren, welche aus feinem Schlamm und eiuer ihn verkittenden Masse hergestellt sind. Dieselben sind in der Regel etwa bis auf die Hälfte ihrer Länge an anderen Gegenständen, zuweilen auch aneinander, zu umfangreichen Gruppen vereinigt, angeheftet und an ihrem unteren Ende geschlossen. Ihre Bewohner sind sehr ge- schäftig, mit ihren Fühlern in beständiger Bewegung auf der Suche nach Nahrung, auch ihren Körper häufig hervorstreckend und wieder zurück- ziehend. — Am eigenthUmlichsten erscheint nach den neuerdings von Smith bestätigten Angaben Thom. Say's die völlig freie und von ihrem Bewohner mit sich geschleppte, an beiden Enden offene Röhre des nordanieriknnischen Cerapus iubularls Say, dem also gewissermaassen die Fhryganiden Larven als Vorbild gedient haben. Die grö.ssten, 4 bis 41/2 Mill. langen Individuen bewohnen Röhren von 5',', bis 7 Mill. Länge. Dieselben sind dünn, cylindrisch, meist an einem oder an beiden Enden ein wenig erweitert, ausserhalb schwärzlich und aus zahlreichen kleinen länglichen Krümeln, welche dicht aneinander gedrängt quer gegen die Längsaihse angeordnet sind , zusammengesetzt. Es handelt sich hierbei offenbar um die durch eine cementartige Masse verbundenen Excremente des Thieres, welchen indessen auch noch andere Stoffe, wie kleine Fra- gmente von Algen, Hydroiden u. s. w. beigemengt sein können. Niemals sind diese Gehäuse festgeheftet gefunden worden. Ihre sehr beweglichen Bewohner sind im Stande, sich innerhalb derselben umzuwenden, so dass sie die Fühler bald aus der vorderen, bald aus der hinteren Oeffnung hervorstrecken können. Auch im 3Iicrodeutopus grandimanus hat Smith die Verwendung von dessen eigenen Exerementen zum äusseren Belag des röhrenförmigen Gehäuses durch Beobachtung direkt festgestellt und zugleich nähere An- gaben über die Herstellung eines solchen Gebildes gemacht. Das Thier beginnt damit, die Zweige fein verästelter Algen mit den Fühlern und Scheerenfingern einander zu nähern und sie durch den aus den beiden folgenden Beinpaaren abgesonderten Klebstoff mit einander zu vereinigen, bis' allmählich ein feines und dichtes Netzwerk in Form der herzustellen- den Röhre von Zweig zu Zweig geht. Zunäch.st ist dasselbe noch völlig durchsichtig. Alsbald beginnt aber der Krebs damit, sowohl abgebissene Algen-Partikelchen wie feine mit den Mundtheileu gepackte und zerriebene Excremente in die Lücken des Netzwerkes einzufügen , so dass er sich LeljcnserscIiL'inunscMi. 435 immer mehr dem Anblick entzieht. Die Ausbildung der Innenwände der Röhre mit Spinnstoff wird in der Weise bewirkt, dass sich der Krebs an der Unterseite mit dem zweiten Paar der Scheeren und den griffeiförmigen Spaltbeinen des Hinterleibs, au der Oberseite mit den über den Elicken geschlagenen drei letzten Paaren der Mittelleibsbeine festhält und in dieser Stellung nun die den Spinnstoff absondernden Beine nach allen Richtungen hin in Bewegung setzt. In einem Fall der Beohachtnng wurde ein der- artiges Gehäuse in wenig mehr als einer halben Stunde hergestellt. c) Wohnungen der Tauaiden. Fr. Müller hebt für Tanais duhius Kr. (?) hervor, dass er sich bei Desterro in Brasilien zwischen dicht verßlzten Wasserfäden, welche einen etwa zolldicken Ueberzug auf Steinen in der Nähe des Ufers bilden, vorfinde. Bringe man eine Hand^ voll dieses grünen Filzes in ein Glas mit reinem Seewasser, so sehe man alsbald die Wände desselben sich mit Hunderten, ja mit Tausenden dieser kleinen plumpen „Asseln" bedecken. Auf ein ähnliches Verhalten weist offenbar die Angabe von Spence Bäte hin, welcher von Tanais {Cros- surus) vlüafiis Rathke bemerkt, dass er schaarenweise unterhalb der Hochwassermarke an felsigen Küsten Englands vorkomme und sich hier tief in den Spalten der Felsen unter einer gemeinsamen Decke von leder- artiger Consisteuz verborgen halte. Unabhängig von beiden Beobachtern und gleichzeitig mit dem letztgenannten kommt endlich auch Hesse ge- legentlich der Lebensweise der (von ihm als Limnoria xyloplmga noch- mals beschriebenen) CMura terebrans Phil, auf das Vorkommen einer, nicht näher bezeichneten Tanais-Art zu sprechen, welche zusammen mit letzterer häufig da anzutreffen sei, wo die von der Chelura abgenagten Holztheilchen, zu einem Gewebe verfilzt, die Oberfläche der befallenen Pfähle überzögen. Die Untersuchung eines solchen in sich selbst fest zusammenhangenden Ueberzuges hat ihm nun ergeben, dass die ihn bil- denden Nngespähne durch feine Fäden in Form von langen und ab- geplatteten Bändern (bei mikroskopischer Betrachtung), welche wie Längs- streifen parallel nebeneinander von einem Ende bis zum andern verlaufen, in Verbindung gesetzt sind. Dass diese Fäden das Produkt jener Tanats- Art sind, hat Hesse wiederholt direkt zu beobachten Gelegenheit gehabt. Dieselbe ist ununterbrochen damit beschäftigt, zu ihrem Schutz allerhand Stoffe, welche sie durch einen aus ihrem Körper abgesonderten Kittstoff mit einander verwebt, herbeizuschaffen. Letzterer ist bei seiner Abson- derung ebenso dehnbar wie klebrig, denn er haftet unmittelbar und mit der grössten Festigkeit selbst an völlig glatten Flächen, wie Glas oder Porzellan. Wie zur Verkittung kleiner Partikelchen untereinander wird er von der Tanais-Art auch als Ueberzug über die bereits gesponnene Hülle verwendet. Hesse ist über die Stelle des Körpers, aus welcher der Klebstoff' hervortritt, nicht genau iu's Klare gekommen, glaubt aber, dass es die Mundgegend ('?) sei. Auch will er bemerkt haben, dass der Krebs seine grossen Scheerenbeine dazu verwendet, die zu Fäden er- starrende Masse nach allen Richtungen bin zu vertheilen. .— Naehdem 28* ^36 Ampbipocla. es mit diesen drei aphoiisfiseben Angaben Ijingeie Zeit hindurch sein Bewenden gehabt hatte, sind sie in neuester Zeit von Blanc*) durch seine wiederholten Untersuchungen von Tancris Oerstedi Kr. nicht nur vollauf bestätigt, sondern auch zugleich der Nachweis über den Ursprung der zur Herstellung jener Gewebe dienenden Kittsubstanz geführt worden. Unter den Seitenwandungen jedes der drei ersten freien Mittelleibsringe findet sich eine Gruppe von Drüsen, welche in ihrer Form genau den von Nebeski für die Podocerinen nachgewieseneu entsprechen und mit diesen auch darin übereinstimmen, dass ihr gemeinsamer Ausführungsgang die ganze Länge der betreffenden Beinpaare durchläuft, um an der Spitze des Klauengliedes aus/umünden. Hiernach wäre es nicht die Mundgegend wie Hesse vermuthete, sondern die drei auf das Scheereuliein folgenden Mittelleibsbeine jeder Seite, welche den Kittstofif hervortreten lassen, um die — von Blanc übrigens als „retraites tubuleuses" bezeichneten — schützenden Hüllen herzustellen. 5. Bohrvermögen. Gleich verschiedenen Isopodeu ist auch ein durch seine Körperbildung und zwar besonders durch die auffallende Grösse und Form der unteren Fühler und der letzten Hinterleibsglicdmassen sehr ausgezeichneter Amphi- pode, die zuerst von Philippi (1839) bekannt gemachte Cheho-a terehrans {Limmria xylophaga Uesae) befähigt, unter Meerwasser befindliches Nutz- holz anzugreifen und zu zersti3ren. Gewöhnlich in Gesellschaft von Lim- mria Ugnonm auftretend und gleich dieser weit über die Hafenplätze Europa's und Amerika's verbreitet, steht sie ihr an Schädlichkeit nur dadurch nach, dass sie sich weniger stark vermehrt. Dagegen sind die von ihr angefertigten Bohrgänge ihrer ansehnlicheren Körpergrüsse ent- sprechend grösser und werden ungleich schneller hergestellt, so dass Holzpfähle von dreizehn Zoll im Geviert in weniger als zehn Jahren von ihr zerstört werden. Sie bohrt das Baubolz nur so weit es frei im Wasser steht, also von der Oberfläche des Meeresgrundes bis zur Ebbemarke au und geht dabei den Astknoten aus dem Wege; im Uebrigen wird es nach allen Richtungen hin von Gängen durchsetzt und lässt das Wasser in dieselben eindringen. So wenig es zweifelhaft sein kann, dass das von Wasser getränkte Holz dem Thier zur Nahrung dient, so ist doch die Art und Weise des Eindringens in dasselbe aus der Organisation seines Schädigers nicht recht erklärlich. Man sollte glauben, dass die auffallend grossen, weit über die Mundöftnung nach vorn hinwegragenden unteren Fühler bei dem Angriff auf das Holz durch die Mandibeln dem Thiere ungemein hinderlich sein mUssten ; doch könnten sie vielleicht bei ihrem langen und dichten Haarbesatz dazu verwendet werden, um die abgenagten Holztheile aus den Gängen berauszufegen. Jedenfalls stehen auch die *•) Contributions ä fhistoire naturelle des Asellotes hfetiropodes (Kecueil zoologique Suisse I, 2. GinJve 1884. S°V Lebenserscheinungen. 4$7 eigenthiimlichen Dorn- uud Säge-Fortsätze des Hinterleibs so wie die ge- waltigen, mit gesägtem Rande versehenen Endlamelleu des letzten Spalt- beinpaares mit der Anlage der Bohrgänge oder mit den Bewegungen der Chelnm innerhalb derselben in näherer Beziehung, und zwar um so mehr, als die sieben Paare der Mittelleibsbeiue denjenigen der freilebenden Araphipoden gegenüber keine auffallenden Unterschiede oder Auszeich- nungen wabruehmen lassen. Von Hesse wird übrigens hervorgehoben, dass die von Chelura terehyans (seiner Limnoria xi/lophaga) abgenagten Holztheilchen sich bei näherer Untersuchung als durch feine Fäden mit- einander verbunden ergeben und in Gemeinschaft mit diesen eine ziemlich zähe, schwer zerreissbare Masse darstellen. Wiewohl Hesse nicht ganz sicher ist, dass diese bei mikroskopischer Betrachtung in Form von platten Bändern erscheinenden Fäden von der Chelura — in gleicher Weise wie von einer mit ihr zusammen vorkommenden Tanais-Art — erzeugt werden, so ist dies doch keineswegs unwahrscheinlich uud würde als sicher gelten können, falls sich auch hier in den Beinen Kittdrüsen nachweisen Hessen. 6. Erscheinungszeit. Gleich zahlreichen anderen im Wasser lebenden .Arthropoden scheinen die Amphipoden im Allgemeinen von der Temperatur der Jahreszeiten in geringer .Abhängigkeit zu stehen und sich daher den grössten Theil des Jahres über an den vnn ihnen bewohnten Orten, wenn auch nicht immer in gleicher Häufigkeit vorzufinden. Es ist dies zunächst allerdings nur von den sich der Beobachtung am leichtesten darbietenden Süsswasser- formen, unter denen sich der weit verbreitete Gammanis pidex vom ersten Frühling bis spät in den Herbst hinein in Gräben , Teichen und am Rande von Seen häufig genug vorfindet, zu entnehmen, wird sich ver- luuthlich aber auch auf die Mehrzahl der marinen .Arten beziehen lassen. Von der genannten Süsswasserart kann es auch keinem Zweifel unter- liegen, dass sie sowohl in ausgewachsenen wie jüngeren Exemplaren, vermuthlich in den Schlamm eingegraben, überwintert, da sich solche sofort nach der Befreiung stehender Gewässer vom Eise, noch vor Beginn des Frühlings, und zwar sogar in recht ansehnlichen Individuenmengen vorfinden. Von dieser Zeit bis zum Beginn der Sommerwärme nimmt diese Art dann allerdings an Häufigkeit beträchtlich zu. Mit dieser an Gammarus pulex gewonnenen Erfahrung stimmt der Hauptsache nach überein, was P. Mayer für die Erscheinungszeit der Caprellinen im Golf von Neapel festgestellt hat. Caprella aequilibra war mit Ausnahme des Januar während aller Monate anzutreffen, besonders häufig im Februar und August, am seltensten mit Beginn des Sommers und gegen Ende des Jahres. Offenbar drückt sich hierin der Einfluss der entgegengesetzten Temperaturgrade aus; doch müssen sich demselben manche Individuen auch entziehen künncn, da schon Mitle Februar und nochmals Ende August wieder grosse Mengen in allen Entwicklungs- stadien voihanden waren. Die im Allgemeinen tiefer lebende Proto pedata 438 Amphipoda. erschien im März und April so wie vom November bis Januar, Protella vom Februar bis April und August bis September, Podalirms im März bis Mai und August bis September. Von einzelnen Arten wird ein periodisches Masseuaui'treten, verbunden mit einer mehr oder weniger ausgiebigen Ortsveräuderuug (Wanderung) erwähnt. So berichtet u. A. Dybowski, dass der im Baikal -See be- sonders in der Nähe der Flussmündungen häufige Gammams zehn sich während des Sommers schaareuweise in die Flüsse selbst hineinbegiebt und hier an manchen Stelleu massenhaft angetroffen wird. Ebenso war nach Leydig Gammams index in der Umgegend Tübingens beim Ab- dämmen eines Baches in unglaublichen Individueumeugeu vorhanden. Vermuthlich spielt in diesen und ähnlichen Fällen die in Fülle vorhandene Nahrung einen Hauptanlass des Massenauftretens und der dasselbe zu Wege bringenden Ortsverändcruug. Am deutlichsten giebt sich dies unter den Meeres- Amphipoden bei Corophmn longicorne Fab. zu erkennen. Diese Art trifft nach Lucas und Quatrefages Jahr für Jahr regel- mässig Ende April aus der hohen See an der Küste der Normaudie (Saintonge) zu Myriaden ein, um gegen die im Ufersande wühlenden Nereiis und Arcnicola einen Vernichtungskrieg zu führen. Sind diese auf- gezehrt, so nähren sich die Krebse den Sommer über von todteu Fischen und Weichthieren, um schliesslich Ende October während einer einzigen Nacht bis zur Wiederkehr im folgenden Jahre zu verschwinden. Auch das periodische Massenauftreten anderer mariner Amphipoden , wie z. B. der Lysianassa lagena Kr. bei Spitsbergen zwischen Algen (nach Goes), der TJiemisto lihellula Mandt im grönländischen Eismeer (nach Buchholz und Goes), der Hyperia oUivia Kr. au der englischen Küste (nach Edward), scheint auf Befriedigung des NahrungsbedUrfnisses zurück- geführt werden zu können. 7. Bewegung. a) Gammarina. Nach Milne Edwards' Angabe schwimmen die mit seitlich comprimirtem Körper versehenen Gammarinen {Saideins) nicht vertikal, sondern auf der Seite liegend; ausserhalb des Wassers schreiten sie nur sehr unbeholfen , springen und hüpfen dagegen mit ungewöhnlicher Kraft und Lebhaftigkeit. Nach Spence Bäte ist die gewöhnliche Be- wegung der Gammarinen (Natatoria) eine schwimmende. Sie wird aus- geführt durch das ununterbrochene Spiel der mit Fiederhaaren versehenen drei vorderen Paare von Hinterleibsbeinen und befördert die Thiere ziem- lich schnell vorwärts. Auf das Trockene gebracht, besitzen sie weder das Vermögen zu gehen noch zu springen, daher sie sich, auf der Seite liegend, hin und her krümmen. Nach Zaddach bewegen sich die zur Familie Gammarina gehörigen Flohkrebse vermöge ihrer kräftig aus- gebildeten Schwimmbeine schwimmend im Wasser oder kriechen auf dem Grunde desselben umher. Auf das Trockene versetzt, schieben sie sich, auf der Seite liegend, durch abwechselndes Krümmen und Strecken des Lebenserscheinungen. '439 Körpers fort. Gleich Milne Edwards schreibt auch Fr. Müller ge- legentlich der Beschreibung seines Gammarns (Goplana) amhulans, für welchen er den „aufrechten Gang" hervorhebt, den beiden anderen im süssen AVasser lebenden eiuheimischen Arten : Ganimarus pidex und fluvia- UUs „ein sprungweises .Schwimuien auf der Seite" zu. Am ausführlichsteu äussert sich Dybowski über die Bewegung der Gammarinen, welche er als eine sehr luaonigfaltige bezeichnet. „Auf dem Boden bewegen sie sich entweder gehend, den Rücken nach oben gekehrt oder kriechend, indem sie auf der Seite liegen. Gehend bewegen sich fast alle Arten, bei denen die Stiele der oberen Fühler länger sind als die der unteren, deren Körper breit, asseiförmig ist, deren Augen gewölbt sind; ferner fast alle Alten, deren Nebengeissel eingliedrig ist (ausgenommen Gamm. vortex). Auf der Seite liegend, bewegen sich alle Arten mit flachen Augen, schmalem und schhinkem Körper, bei denen die Stiele der unteren Fühler länger sind als die der oberen. Ausser dem Gehen und Kriechen springen die Thiere, meistens aber nur in den Fällen, wo sie beunruhigt werden. Ferner sind fast alle Arten des Baikal-Sees gute Schwimmer. Sie schwim- men entweder stossweise, indem sie sich mit dem ganzen Kraftaufwande des Schwauztheiles emporschnellen, oder iodera sie bei steifer Haltung des Körpers nur die Schwimmbeine in Bewegung setzen; beim Schwimmen halten sie sich immer in der Nähe des Bodens." Die in diesen Angaben theilweise hervortretenden Widersprüche so "wie ihre manches Wesentliche unberührt lassende Kürze haben mir Anlass gegeben, den Bewegungen der gewöhnlichsten Süsswasserart Ganimarus pulex an vollwüchsigen und völlig lebenskräftigen , in einem mit Regen- wasser und Wasserpflanzen gefüllten Glashafen gehaltenen Exemplaren nähere Aufmerksamkeit zu widmen. Es hat sich dabei herausgestellt, dass dieser Flohkrebs in Wasser von einigen Zoll Höhe niemals auf der Seite, sondern gerade wie ein Fisch mit dem Rücken nach oben und mit völlig gestrecktem Körper, zuweilen sehr schnell, stossweise und stets vorwärts schwimmt. Bei dieser Schwimmbewegung werden die drei hintersten Paare der Mittelleibslieiue stets nach oben gegen den Rücken hin auf- geschlagen getragen, ohne Bewegungen auszuführen, während sich am Rudern nicht nur die drei vorderen Paare der Pedes spurii, welche sehr schnell hin und her pendeln, sondern in sehr lebhafter Weise auch die beiden ersten Paare der nicht scheerentragendeu Mittelleibsbeine (das 3. und 4. der ganzen Reihe) betheiligen. Die beiden Fühlerpaare führen während des Schwimiueus meistens wippende Bewegungen aus, die beiden mit Greifhänden versehenen Beinpaare dagegen veihalten sich angezogen völlig ruhend. Während des schnellen, scbiesseuden Schwimmens, zu dem sich der Krebs vorher einen Stoss gegeben hat, wendet er sich nicht selten plötzlich mit dem Rücken nach unten, kehrt aber nach kurzer Zeit (von wenigen Sekunden) wiedei' in die Bauchlage zurück. Nur, wenn er in flaches Wasser (z. B. in eine Schale) gebracht wird, schwimmt er auf der Seiti"; auch hierbei rudern das 3. und 4. Paar der Mittelleibsbeine "440 Aipphipoda. und die drei gefiederten Paare der Pedes sj)urii, während sieh die drei nach oben geschlagenen letzten Mittelleibsbeine der dem Boden zugewen- deten Seite gegen die Unterlage anstemmen. Ihre eigentliche Verwendung finden diese drei langen hinteren Beinpaare Jedoch erst, wenn der Krebs an Wasserpflanzen herumklettert oder sich, um vom Schwimmen auszu- ruhen, an denselben vor Anker legt. In beiden Fällen treten sie von sämmtlichen Gliedmassen allein in Funktion, indem sie sich mit ihren Endklauen um den Rand z. R. der schmalen Blätter \ou Myriü])hyllum und Ceuatophyllum herumschlagen, was übrigens häufig nur von den Beinen der einen Seite geschieht. Nieraals werden zum Klettern oder zum Ausruhen die Greifhände oder die Fühler benutzt, welche übrigens in letzterer Position gewöhnlich vibrirende Bewegungen ausführen und zwar im Gegensatz zu dem 3. und 4. Beinpaare, welche ruhig gehalten werden. Auch während des Ausruhens pendeln die drei vorderen Paare der Pedes spurii, offenbar um den Kiemen Wasser zuzuführen, lebhaft hin und her; die hintere Hälfte des Postahdomen wird dabei gegen den Miftelleib hin eingekrÜQimt. Aus dem Wasser herausgenommen, schiebt sich Gammarm pulox auf fester Unterlage, ja selbst auf deu glatten Wänden einer Porzellanschale, wenn gleich hier mit sichtlicher Anstrengung, theils auf der Seite liegend, theils den Rücken nach oben gewendet, haupt- sächlich durch abwechselnde Streckung und Einkrümmung des Po.stabdomen fort. Es werden dabei die drei hinteren, griffelförmigen Paare der Pedes spurii ausgespreizt auf deu Boden gestemmt, während nicht nur die unteren Fühler, sondern auch die Mittelleibsbeine des 3., 4., 6. und 7. Paares — das fünfte wird auch bei dieser Art der Ortsbewegung gegen den Rücken hin aufgeschlagen getragen ~ das Heraufkliumien kräftig unterstützen. Die Beobachtung dieser verschiedenartigen Bewegungen eines Gammarus ist dadurch von Interesse, weil sich bei derselben erst die ganz verschiedene Verwendung einzelner, sehr ähnlich gestalteter Gliedmassen herausstellt. Aus dem Vorstehenden ergiebt sich zugleich, dass die kriechende Bewegung des Gammarus (Goplana) amhdans von derjenigen des Gamma- rus pidex keineswegs so auffallend verschieden ist, wie Fr. Müller das hervorhebt. Immerhin würde der aufrechte Gang der ersteren Art sich dadurch auszeichnen, dass die drei kurzen und zu einem Stück ver- schmolzenen letzten Hinterleibssegniente so untergeschlagen werden, dass ihre Rückenfläche auf dem Boden wagrecht aufliegt, so wie ferner da- durch, dass die drei letzten Mittelleibsbeinpaare seitlich weit hervortreten, während die vier vorderen fast immer unter dem Rumpf verborgen bleiben. Dies ist auch die gewöhnliche Stellung des ruhenden Thieres. Nur selten, besonders wenn es gestört und verfolgt wird, schwimmt es nach Art des Gammarus piiUx oder ruht auf der Seite, die letzten Beinpaare gegen den Rücken hin aufgeschlagen. — Von einer derselben Gattung angehö- renden zweiten Art: Goplana polonka giebt Wrzesniowski an, dass sie sich gewöhnlich gehend in aufrechter Stellung bewegt und sogar die Lebenserächeinuiigon. 441 glatten Wände eines Glasbafens crkliturat. Sic schwimmt schwerfällig, die Bauchflächc nach oben kehrend, hüpft aber am Wassergrunde recht hebende umher. Unter den marinen GanuiKo-HS-Artcii seiitiesst sieh Ganun. locusta Lin. in seinen 8ehwiinmbewcgiiugen der oben erörterten Stisswasserart in allem Wesentlichen an; ausserhalb des Wassers liegt er auf der Seite und ist bcnililit; sieh durch Eiukriimniung und Streckung seines Hinterleibes fovt- zust'issen, entbehrt dagegen des Sprungvermögeus. Als eine Eigenthtini- liehkcit des Gammarus marimts Leach führt Spence Bäte au, dass er, in ein Aquarium ge?et/.t, sogleich auf den Grund taucht und sich da- selb>t zwischen Steine eingräbt. Legt mau jedoch ein Stück Kork auf das Wasser, so kommen alle Exemplare wieder an die Oberfläche und klammern sich an die in's Wasser getauchte Seite des Korkes an. Als sehr gewandte und schnelle Schwimmer werden unter den ma- rinen Gammarinen von Nebeski die Gattungen Dcxamine, Atylus, Phe- riisa und Calliopc hervorgehoben ; ihrer hochentwickelten Schwimmfertig- keit entspricht die ansehnliche Grössenentwicklung der drei vorderen Hintorleibssegmente, mit welcher die Ausbildung einer sehr kräftigen .Muskulatur für die drei gefiederten Paare der Pedes spurii im Zusammen- hang steht. Yoü Afylus bisimwsus S\). Bäte erwähnt Blanc noch speeiell die Lebhaftigkeit seiner BeAveguugen und dass er meist auf dem Rücken schwimmt, während die gleichfalls sehr gewandte Fontoporeia furcigera Bruz. auf der Seite liegend rudert. Durch ihr Vermögen, ihren Körper vollständig zusammenzukugeln, sind nach Spence Bäte die beiden Gattungen Probolimn Costa = Mon- fagua Sp. Bäte {Moni, monoculoides, marina, Alderi u. A.) und CaUisoma (Cr??/. cn?»«to Sp. Bäte) benierkenswerth. Bei ersterer Gattung bilden die zu einer colossalen Grösse entwickelten Hüften des zweiten bis vierten Jlitteileibsbeinpaares jcderseits einen umfangreichen Panzer, zwischen welchen sich der schlanke Hinterleib völlig einschlagen kann. Einen höchst merkwürdigen Anblick bietet auch bei eingeschlagenen Beinen die durch ihre Fähigkeit, im Ufersande Furchen zu graben, bemerkensweithe LepkladijUs (Siikafor) arenaria Sp. Bäte dar; ihre in allen Theilen, von der Hüfte bis zum Klauengliede, breit flächenhaft entwickelten Mittelleibs- beinc legen sich so eng an- und zum Theil übereinander, dass das Thier aus lauter grossen, sich dachziegelartig deckenden Schuppen zu bestehen scheint. Unzweifelhaft muss die Schwimmbevvegung dieser Gattung eine besonders eigenthümliche sein. b) Orcliestiidae. Bei ihnen entspricht der Verkleinerung der drei vorderen Paare der Pedes spurii das Unvermögen, sich schwimmend fort- zubewegen, daher sie auch, in Wasser gesetzt, dieses sofort wieder zu verlassen bei^-trebt sind. Dagegen ist allen dieser Familie angehörenden Formen ein sehr ausgebildetes Springvermögen, den TaJitrus-Aitea ausser- dem die Fähigkeit, sich senkrecht in den Ufersand einzugraben, eigen. Wühlt man an der Ostseeküste (Rügen, Greifswalder Oie, Greifswalder 442 Amphipoda. Bodden) den stellenweise massenhaft vom Meere ausgeworfenen Seetang auf, so erheben sich die zu Millionen von Individuen dazwischen ver- borgenen Orchestia litorea Mont. (EiichoreUlWl) ununterbrochen sprung- weise bis zur Höhe von mehreren Zollen, ganz nach Art der Poduren, um sich auf diese Art der Nachstellung zu entziehen. Noch höhere Sprünge führen, wie bereits oben erwähnt, die besonders gegen Abend aus ihren Bohrlöchern im Ufersande herauskommenden Talitms saUator Mont. {locasta Lin.) und zwar ganz besonders die ungleich kräftiger entwickelten und grösseren männlichen Individuen aus, welche in der Art, sich in die Luft emporzuschnellen, mehr den kleinen Acridiern gleichen. Die an den drei verkürzten letzten Hinterleibsringen entspringenden griffei- förmigen und bedoruten Pedes spurii nehmen in der Richtung nach hinten stark an Länge ab, so dass das nur eiuästige dritte Paar bei weitem das kürzeste ist. Wird der Hinterleib gegen den Bauch hin eingekrümmt, so bilden diese drei letzten Gliedmassenpaare, dicht aneinander gelegt, in Gemeinschaft eine Art Schemel oder Bank von horizontaler Lage, aut welcher der Vorderkörper in hockender Stellung ruht. Der Sprung wird dadurch bewirkt, dass während des Anstemmens des Sehwanzendes gegen den Boden der Vorderkörper plötzlich gestreckt wird. Die specielle Art und Weise, in welcher sich Tnlitrus saUafor seine Erdlöcher gräbt — eine Fähigkeit, welche den Ürcliestia- Arten abgeht — scheint bisher nicht näher beobachtet worden zu sein. Der Mangel einer Greif band, wie sie den nicht grabenden Orrhcsf in- Alien durchweg zukommt, verbunden mit einer raspelartigen Beborstung der Aussenfläche und einer schneidenartigen Er- weiterung am unteren Kande des die kleine, eingeschlagene Endklaue bedeckenden vorletzten Gliedes des zweiten r<(?iYr((S-Beinpaares könnte viel- leicht auf die Vermuthung führen, dass gerade ihm das Grabgeschait obliege; seine geringe Grösse und die Zartheit seines Integuments scheinen dieser Annahme indessen nicht besonders das Wort zu reden. c) Corophiidae. Die durch ihren Nestbau auf eine stationäre Lebensweise angewiesenen Podocerinen sind im Allgemeinen schlechte Schwimmer - als ein recht fertiger wird indessen ausnahmsweise Ämphi- fhoe podoceroides Kathke bezeichnet -, sind dafür aber befähigt, mittels ihrer mächtig entwickelten unteren Fühler an Algen und Hydroidpolypen geschickt herumzuklettern. Bei den Gattungen Podocerus, AmphitUe, Mkrodeutopus und Mkroprotopus ist das siebente Hinterleibssegment mit zwei mehr oder minder ausgebildeten Zähnchen oder aufgerichteten Häk- chen besetzt, ebenso der Aussenast der griffelförmigeu Pedes spuru mit kräftigen, nach vorn gekrümmten Haken bewehrt. Spence Bäte — und in Uebereinstimmung mit ihm Blanc - glaubt, dass die Thiere diesen Apparat zum schnellen Zurückzug in ihre Röhren benutzen, wah- rend Nebeski ihn als Anker in Anspruch nimmt. Letzterer stutzt sich dabei auf die Thatsache, dass die Thiere, wenn sie ungestört aut ihren Röhren sit/.en. so fest mit den Haken des Abdomen auf diesen verankert .ind diiss ein seihst starker Wasserstrom sie nicht losznreisscn veruiag. LebenserscheinungeD. 443 Auch beim Kletteru an Algen und IJydruiden benutzen sie die Haken als Fixiruugsapparat, ohne hierbei die Beine in Anwendung zu bringen. An den sich stets zwischen Ulven aufhaltenden und durch schöne grüne Fär- bung ausgezeichneten Ampliithoe lomficurnis, lanjlmanu und pcniciUahi fallt ihren nächsten Verwandten gegenüber die Länge der — dem Körper gleich- kommenden — Fühler auf. Diese Fühler lassen sie, wenn sie am Ein- gang oder in der Nähe ihrer Röhren sitzen, im Wasser ununterbrochen herumspielen, vielleicht, um andere Thiere mit denselben anzulocken und sie sich als Nahrung zu verschaffen. Nach Say benutzt der in cylin- drischen und an beiden Enden ollenen, selbstverfertigten Röhren lebende Ci'irqnis fitbuhiris Say seine Fühler dazu, um sich von der Stelle zu be- wegen, während sich die Beine hieran nicht betheiiigen. Diese merk- würdige Ortsbewegung so wie das von Spence Bäte und Stimpson liczwcifelte Mitschleppen der nach Art vieler Phryganideu völlig freien, d. h. nicht an anderen Gegenständen befestigten Röhren wird von Smith voll- auf bestätigt und zugleich hinzugefügt, dass das ruhende, mit dem Kopf aus der einen Oeffuung seiner Röhre hervorragende Thier die oberen Fühler in einem rechten Winkel divergirend nach vorn richtet, während die unteren jederseits im rechten Winkel an die Röhre gelegt weiden. Gleich Say beobachtete auch Smith, dass Ccraptts tuhidaris im Stande ist, sich innerhalb seiner Röhre umzudrehen, so dass er nach Belieben den Kopf aus jeder der beiden Oeffnungen hervorstreeken kann. Beim l'mdrehen werden die letzten Hinterleibssegmente unter die vorderen geschoben und der Mittelleib sodann über dieselben zurückgekrümmt, wobei die sich mit ihren Haken gegen die Wand der Röhre stemmenden grififelförmigeu Spaltbeine gute Dienste leisten. Die Corophiinen sind abweichend von den Podocerinen durch den Bau ihrer Beine zum Laufen befähigt, bedienen sich übrigens auch ihrer grossen unteren Fühler zur Ortsbewegung. Wenn Coyo]}hium longiconie Fab. aus dem kühlen Seegruude durch das Netz plötzlich an die warme Luft versetzt wird, sucht es sich durch allerhand drohende Stellungen zu wehren (Zaddach). Namentlich sieht man die Männchen halb auf- gerichtet ihre grossen und kräftigen unteren Fühler möglichst weit sperren, als wären sie eine zum Zermalmen des Verfolgers bestimmte Zange. Erst, wenn sie sich allmählich in die Situation gefunden haben, suchen sie ihr Heil in der Flucht. Nach Blanc ist übrigens diese abenteuerliche Amphi- poden-Art durch die breiten Schwimmbeine und deren kräftig entwickelte Muskulatur auch sehr gut zum Schwimmen beiähigt; sie verlässt indessen, um an der Oberfläche des Meeres zu schwimmen, den Schlamm und Sand, in welchem sie meistens verborgen lebt, nur bei Nacht oder bei trübem Wetter. Die sich den Corophiinen zunächst anschlies.sende, merkwürdige Che- lura terebrans Phil, bewegt sich, aus ihren Bohrgängen in das Wasser versetzt, in diesem sehr behende durch Rückenschwimmen. Ausserhalb des Wassers ist sie nach Allman's Beobachtungen mit ausgiebigem Sprung- vermögen versehen, welches, wie es scheint, auf der Wirkung der mächtig 444 Amphipoda. entwickelten Pedes spuiii des letzten Paares (nach Art der Springgabel der Poduriden) beruht. d) Hyperina. Dass dieselben ganz allgemein sehr gewandte Schwim- mer sind, geht schon aus ihrem pelagischen Vorkommen hervor und wird von allen Beobachtern in übereinstimmender Weise, meist aber ohne näheres Eingehen auf die Art der Bewegung, hervorgehoben. Nur Marion erwähnt von der im Meerbusen von Marseille an Salpen gebundenen Vi- bilia JeangerarcliLnc, dass sie, in einem Glashafen beobachtet, zuweilen aus der Athemhöhle ihres Weichthieres hervorkommt, um äusserst schnell und Spiralen beschreibend auf der Seite zu schwimmen, aber ohne jemals die unmittelbare Nähe der Tunicate zu verlassen. Die ebenda vorkom- mende Li/caea 2»iJe->' schwimmt dagegen, indem sie die Spaltbeine des Hinterleibs als Ruder verwendet, auf dem Rücken und hält dabei das lange fünfte Beinpaar, welches ihr sonst zum Festhalten an Salpen dient, gegen den Rücken hin aufgeschlagen. Die gleichfalls als sehr fertige Schwimmer bezeichneten Typte- Arten schlagen nach Risso bei nahen- der Gefahr den Hinterleib gegen die Bauchseite des Mittelleibs ein, legen die grossen, tlügelartigen Beinplatten aneinander, rollen sich kuglig zusammen und lassen sich auf den Meeresgrund fallen. In welcher Weise die merkwiiidig gestalteten Tliemisto- und Phronima- Arten, deren Körper- und Beiuform auf eigenthumliche Bewegungen schlies- sen lassen, sich freischwimmend im Meereswasser bewegen, wird von den verschiedenen Beobachtern dieser Thiere auffallender Weise nicht an- gegeben. Dagegen ist von Pagenstecher die Art und Weise geschildert worden, in welcher die weibliche Phronima sedentaria Forsk. ihr aus ausgefressenen Tunicaten (meist Pyrosoma) hergestelltes tounenartiges Gehäuse, in dessen Hohlraum sie ihre Nachkommenschaft auffüttert, gleich einem Nachen durch das Meer steuert. Sie steckt hierbei in der Höhlung der Tonne nur mit dem „Vorderkörper" oder genauer ausgedrückt mit Kopf und Mittelleib, während das ausgestreckte Postabdomen aus der hinteren Oeffnung heraushangt. Mit den fünf vorderen Paaren der Mittel- leibsbeine hält sie sich an der Innenwand der Tonne fest, schlägt da- gegen die beiden hinteren Paare nach oben und gegen den Rücken hin auf, um die Eudklauen sich an den Rand der hinteren Oefluung an- klammern zu lassen. Das Vorwärtstreiben der Tonne wird durch ab- wechselnde Streckung und Einkrümmung des Hinterleibs, wobei sich die Gliedmassen desselben einmal spreizen und darauf wieder aneinandcrlegeu, bewirkt. Stört man den in einen Glashafen gesetzten Krebs, so zieht er sich auch wühl ganz in sein Haus zurück oder schlüpft durch dasselbe hindurch, indes.seu nur, um es alsbald wieder zu ergreifen. Da dieses bei der Schwimmbewegung der Phronima stets in der Richtung nach vorn getrieben wird, so wird durch die ^ ordere Oeffnung uuuuteibrocheu neues Wasser eingeführt, welches cinej-seits die an die Wände angeklammerte Nachkommenschaft bespült, andererseits dieser sowohl wie der Jlutter mancherlei Nahrung zuführt. Gleichzeitig dient aber der von vorn ein- Lebensei'ächeiniingen. 445 . dringende ötiom der Athiuung sowohl wie der gehörigen Entfaltung der am Hinterleib eingelenkten Rnderbeine. e) Caprellina. Mit Ausnahme der Gattung Fodalirius, welche sich mit den vier ausgespreizten Hinterbeinen senkrecht in den Sand stellt, klammern sich die Caprellinen nach P. Mayer mit den drei hinteren Beiu- paaren ganz allgemein an Algen, Bryozoen, Hydroidpolypen u. s. w. an, um ihren Körper eine Zeit lang bewegungslos auszustrecken und sich auf diese Art unkenntlich zu machen. Auch um ihre Beute zu ergreifen oder sich vor Angritfeu zu schützen, nehmen sie diese Stellung ein, indem sie dabei die Greifhände offen vor sich ausstrecken. Ihre Ortsbewegung be- steht in der Regel in einem sehr behenden Kriechen, nach Art der Spannerraupen, wie bereits 0. F. Mtiller treffend hervorhob; nach Ne- beski werden hierzu hesonders die unteren Fühler — wie bei Podocerus — verwendet. Sehr viel seltener — so dass es von Goodsir, Frey und Leuckart sogar in Abrede gestellt worden ist — schwimmen sie und zwar unter abwechselnder S förmiger Krümmung und Streckung des Leibes, im Ganzen jedoch recht unbeholfen (nach Blaue dagegen gut, Proto ventricosa sogar „vortrefflich"). Auch die Bewegungen der einzelnen Gliedmassen sind charakteristisch. Mit den Fühlern sind sie in fort- währender Bewegung, da sie dieselben, besonders die mit einem dichten Wimperbesatz versehenen unteren, mit zum Herbeischaffen ihrer Beute verwenden. Während ihnen die Kieferfilsse und das erste Beinpaar dazu dienen, die sich in dem Reusenapparat der unteren Fühler fangenden kleinen Thiere dem Munde zuzuführen, packen und zerschneiden sie mit den grossen Greifhänden, ganz nach Art der Mantiden, was von ansehn- licheren Geschöpfen, ihres Gleichen nicht ausgenommen, in ihren Bereich gelangt. f) Tann i da e. Fr. Müller sah Tandis duhliis Kr oy er an den Wän- den eines mit Seewas.ser gefüllten Glases, in welches er die von ihnen bewohnte filzige Masse gebracht hatte, zu Hunderten herumkriechen. Tanms {Crossurus) citfatnü Rathke springt nach Loughrin's Beobach- tung, beunruhigt auf ansehnliche Entfernung, vermuthlich durch Annähe- rung des Kopfes und Schwanzes und darauf folgendes plötzliches Aus einanderschnellen. Tana'is Oerstedi Kr. wird nach Blanc's Angaben, wenn man das ihn beherbergende Wasser in starke Bewegung versetzt, aus seinen Verstecken herausgelockt und vermag dann sehr schnell zu schwimmen. Seine Schwimmbewegung erfolgt wie auch sein Gang in kleinen Sprüngen. Zuweilen gelangen einzelne Exemplare beim Schwimmen an die Oberfläche des Wassers, an welcher sie, der Luft ausgesetzt, sogar mehrere Stunden verharren können und wo sie sich dann hin und her- wälzen, um wieder unter Wasser zu gelangen. Auch bei anhaltend be- wegter See wird diese Art ausserhalli ihrer Verstecke in grosser Individuen- zahl auf der Oberfläche des Wassers angetrofl"en. Das Weibchen von A2)seudes Latreülei M. Edw. kugelt sich nach Claus' Angaben, wenn es beunruhigt wird, durch Anschlagen des Hinterleibes an die Bauchfläche 446 AmpliilioJa. des vorderen Körperabschnittes unvollkommen zusammen , während das Männchen bei gleicher Behandlung seine Gliedmassen in drohender Hal- tung ausstreckt und unagekehrt gerade den RUeken etwas aufkrümmt, so dass die ventralen Stacheln nach aussen vorstehen. 8. Nahrung. Die Amphipoden ernähren sich, wie es scheint, durchgängig vor- wiegend oder selbst ausschliesslich von animalischen Substanzen, welche sie theils in frischem, theils in zersetztem Zustande zu sich nehmen. Aus dem gewöhnlichen massenhaften Vorkommen einzelner Arten an oder zwischen Wasserpflanzen auf eine vegetabilische Kost schliessen zu wollen, wie dies Zaddach z. B. für Gammarm locusfa Lin. thut, ist gewiss nicht zu rechtfertigen, da sich gerade an krautreichen Stellen im süssen wie im Seewasser andere kleine Thiere in .Menge aufhalten. Auch würde dadurch die genannte Art sich von ihren sich gleichfalls mit Vorliebe an Wasserpflanzen anklammernden nächsten Verwandten: Gammarus pulex und fl'uviatilis, welche lebende sowohl wie abgestorbene Thiere keineswegs verschmähen, sehr auffallend unterscheiden. Uebrigens versteht es sich von selbst, dass der animalischen Kost je nach Umständen vegetabilische und zwar besonders von abgestorbenen Pflanzentheilen beigegeben sein wird, da viele der hier in Rede stehenden Thiere keineswegs wählerisch, die meisten derselben aber sehr gefrässig sind. Die Beobachtung des Gammarus pulex in der Gefangenschaft ergiebt, dass derselbe sich häufig an abgestorbene oder im Verenden begriffene Exemplare seiner eigenen Art oder des Asellns aquaticus, verschiedener Insektenlarven und Würmer macht, um dieselben zu zernagen, dass er aber eben.so häufig, an Wasser- pflanzen angeklammert, kleine an ihm vorbeischwimmende Thiere mit den Scheerenbeinen erfasst und zum Munde führt. Teberhaupt sind verschie- dene, in grossen Individuenzahleu bei einander auftretende Amphipoden in ihrer Nahrung zum Theil auf ihres Gleichen angewiesen, wobei dann meist die kleineren oder die nicht mehr ganz lebenskräftigen Individuen den stärkeren zum Opfer fallen. Ein derartiger Cannibalismus ist be- sonders häutig an den zu Tausenden vereinigten Strandbewohnern, wie bei den Orchesfia- und TalU rus- Alten , zu beobachten. Ueberall wo es am Strande von Talitrus saltator wimmelt, sieht man mehrere Individuen um den oft noch zuckenden Körper eines Genossen versammelt, um ihn mit Gier zu verspeisen. Andere zerren auch wohl an Regenwürmern, an verschiedenen Appendiculaten, an ausgeworfeneu Resten von Medusen, Weicbthieren u. A. herum, noch andere sammeln sich an weggeworfenen Theilen, z. B. Köpfen von Fischen, welche sie schnell und sauber ske- letiren. Dass manche Flohkrebse sieh auf die Verfolgung bestimmter Thierarten verlegen und, um sich von denselben zu mästen, periodisch regelmässig an deren Wohnorten eintreffen, ist bereits oben von Coroplmm longicorne als iVVcüs -Räuber erwähnt worden. Gleich ihm sind auch als specifische Räuber anderer lebender Thiere die Caprellinen erkannt worden. Lcbensersclieiiumgen. 447 bei welchen iibrigeus schon die mächtige (Jreifhaud des zweiten Beinpaaie.s auf eine solche Rolle hinweist. Nach P. Mayer' s Beohachtiuigen sind es aussei- kleinen Würmern und Hydroidpoh-pen ganz besonders ander- weitige Crustaceen, wie Copepoden, Amphipoden, ja selbst junge Indi- viduen ihrer eigenen Gattung und Art, welche diesen stets auf Beute lauernden Kehlfiisslern zum Opfer fallen, während sich ihm dagegen die von Gamroth und Haller geraachte Angabe, dass ihre Nahrung haupt- sächlich in Bryozoen bestände, als irrig ergeben hat. Auch die frei im Meere schwimmenden Hyperien, obwohl ihr Körperbau am wenigsten räuberische Gelüste vermuthen lä.s.st, greifen nach Edward andere, ge- sellschaftlich mit ihnen vorkommende pelagische Crustaceen , wie z. B. Mijsis-Arten, an, um sie zu verspeisen. In Bezug auf die Liebhaberei, welche bestimmte Gattungen und Arten von Amphipoden theils für bestimmte lebende, theils für todte Thiere ver- schiedener Kategorien erkennen lassen, mag noch erwähnt werden, dass dieselbe mehrfach als Mittel benutzt worden ist, sich solche besonders in bedeutenderen Tiefen lebende Arten in Menge zu verschaffen. 80 er- wähnt z. B. Dybowski, dass er der zum Theil schwer zu erlangenden Gammarinen des Baikal -Sees durch ausgeworfene Köder in beliebigen Individuenzahlen habhaft geworden sei und Go es erhielt durch Versenken von Robben- und Vogelcadavern die diesen nachgehende Lijsianassa lagenn Kroyer bei Spitsbergen in unglaublichen Mengen. Als höch.st eigenthümlich muss das Verhältniss angesehen werden, in welches sich eine grössere Anzahl von Gattungen und Arten der Hype- rinen zu solchen lebenden Thieren setzt, welche sie zunäch.st gewisser- massen nur aus Bequcmlicbkeits- oder Zweckraiissigkeits-Rücksichten auf- suchen und in Beschlag nehmen — um sich z. B. auf oder in ihnen vom Meere fortführen zu lassen, durch dieselben Nahrung zugeführt zu er- halten u. s. w., welchen sie diesen Dienst aber schliesslich dadurch lohnen, dass sie dieselben ganz oder theilweise verzehren. In einzelneu Fällen vollziehen sich diese Vorgänge freilich auch in umgekehrter Reihenfolge, da l'hronima sedcnfariu, wie oben ausführlich erörtert, zuerst ein Pyrosoma ausfrisst, um sieh erst nachher in der Hülle desselben häuslich einzurichten und diese als Nachen zu verwenden. Man könnte sich daher in letzterem Fall veranlasst sehen, das Nabrungsbedürfniss des Thieres als das primäre Motiv für sein Vorgehen, die weitere Ausnutzung seines Opfers als nur aus dem Gesetze der Trägheit entspringend anzusehen, während man andeierseits das öftere, keineswegs aber constante Vorkommen von man- chen Hyperia-, Thamyris-, EutypJiis- Arien in der Leibeshöhle von Me- dusen, ferner von ribilm-, Lycaea-Artcn u. A. in Snlpen zunächst nur auf das Bestreben, ein Unterkommen zu finden, zurückführen und spätere Eingriöe in den Organismus des als Vehikel benutzten Thieres als mehr gelegentliche und zufällige ansprechen möchte. Allerdings sind die Be- ziehungen der sich in Medusen einnistenden Hyperinen zu ihren Wirthen bis jetzt keineswegs genau genug bekannt, um sie nach dieser Richtung 448 Ampbifoila. bin sicher beurtheiien zu können; vielmehr hat man sich in den meisten Fällen darauf beschränkt, aus den während einer Seefahrt aufgetischten Quallen die Hyperinen- Familie oder -Gesellschaft herauszusammeln , um sie einfach als aus dieser oder jener Meduse stammend zu bezeichnen und aufzubewahren. Nur wenige Angaben beziehen sich direkt auf die seitens der Eiumietber vollzogenen Eingrilife und lauten überdies, wie die- jenige von Risse, dass sich die Tirphis - Arten besonders von Medusen ernähren und eine noch weniger direkte von Straus, welcher von seiner Hiella Orhiißuji {Hyperia galha Moni.) erwähnt, dass „die Thiere bei la Rochellc in den Ovarien einer Rhkostoma- Avt angetroffen worden seien", durchaus aphoristisch. Nur Claus lässf sich, unzweifelhaft auf Grund eigener Wahrnehmungen, hierüber etwas ausführlicher in folgender Weise aus: „Bekanntlich leben Hyperinen auch an Medusen, z. B. an der Pelayia noctiluca. Diese begnügen sich auch keineswegs damit, unter der Scheibe oder im Magen Schutz und ein Asyl zur selbständigen Ernährung zu suchen; sie leben von dem Quallenleib, fressen ihm die Geschlechts- organe, den Mundstiel, die Arme weg und treiben unter dem Obdache der zerstörten Meduse, bewegt von dürftigen Coutractiouen der erhaltenen Muskeltheile ihres Wirthes, im Meere umher." So wenig nach dieser sehr bestimmt lautenden Angabe ein räuberisches \'orgehen der Insassen gegen ihren Wirth irgendwie zweifelhaft sein kann, bleibt doch immer noch die Frage offen, ob ein derartiges Verhalten, wenngleich keinesfalls als ein reguläres — nach Art von Phronima in Bezug auf Pi/rosoma so doch wenigstens als ein häufig wiederkehrendes angesehen werden darf. Selbst letzteres scheint zur Zeit verneint werden zu müssen: man sollte meinen, dass wenn so auffällige Zerstörungen, wie sie Claus kennzeichnet, mit der Anwesenheit von Hyperinen in Medusen gewöhnlich Hand in Hand gingen, sie sich der wiederholten Beobachtung und Bekanntmachung schwerlich entzogen haben würden. Derartige Angaben liegen aber, wie gesagt, trotz der sehr zahlreichen Fälle, welche sich in der Literatur über das Vorkommen von Hyperinen in Medusen verzeichnet linden, nicht nur nicht weiter vor, sondern es wird selbst von verschiedenen Seiten das überhaupt schon als relativ selten bezeichnete Einnisten der Krebse geradezu als ein für die Medusen durchaus harmloses bezeichnet. Edward, welcher sich ganz direkt gegen den sogenannten „Parasitismus" der Hyperien wendet, hat alle fünf von ihm an den englischen Küsten beobachteten Arten in der überwiegenden Mehrzaid der Fälle frei im Meere schwimnieud gefunden, dagegen überhaupt nur eine einzige weibliche Form {Hyp. galba Mont.)und ebenso nur eine m'inmWdiQ {Lestrigomis Kimtliuni 8p. Ba,te) mitunter in Medusen angetroffen. Nahm er solche Eiumietber vou den Medusen ab und setzte er erstere mit letzteren zusammen in einen Wasser- behälter, so gingen die Hyperien nicht auf die Medusen zurück, küm- merten sich vielmehr um diese gar nicht. Auch Blanc erwähnt, dass Hyperia galba Mont. in der Kieler Bucht nur im Spätsommer als „Schma- rotzer" in Aurelia aurita und Cyanea capillata lebe, sich im Winter LebenscrscheinUDgeii. 449 dagegen gewöbnlich frei auf dem Seegninde vorfinde. Nach alledem scheinen die Hypeiinen nichts weniger als speciell oder auch nur vor- wiegend in ihrer Ernäliruug auf die Medusen angewiesen zu sein und selbst im Falle der Einnistung sie nur gelegentlich zu zerstören, jedenfalls aber nicbt bevor ihre zahlreiche NacliUommenschalt, mit welcher sie, wie es scheint, ganz allgemein in den Medusen angetroifeu werden, zu einer selbststäudigen Existenz herangereift ist. Auch die im Inneren von Snlpeu lebenden Hyperinen verfahren mit diesen keineswegs durchweg so kategorisch, wie dies von der sie gierig . verzehrenden Phronima sedentariu feststeht. Lycaca piilex und Vibilia Jeanijcrardi leben, und zwar erslere in beiden Geschlechtern, andauernd in lebenden Salpeu, junge Exemplare der letztgenannten Art z. B. nicht selten in der zierlichen Salpa democratka. Das Vorkommeu der Vibilia ist nach Marion sogar stricte an das Auftreten der Proles gregaria von Salpen im Meerbusen von Murseille gebunden, und letztere werden von ihren Bewohnern niemals freiwillig verlassen. Die Nahrung des Einmiethers scheint in dem von der Salpe abgesonderten phosphorescirendeu Schleim zu bestehen ; erst wenn letztere abstirbt und sich auflöst, fällt sie der Vi- bilia, welche in der todten Materie ruhig sitzen bleibt, als Nahrung anheim. Die Nahrung der sicli stets auf der Haut von Cetaceen fest angekrallt findenden C^hh^s- Arten, der sogenannten „Walfischlause"*) besteht un- zweifelhaft in kleinen, von ihnen abgenagten Partikelchen der Haut dieser Thiere, in welche sie sogar grubenartige Vertiefungen fressen zu können scheinen. Manche Arten, wie z. B. Cyamus ovalis Vauz., finden sich wenigstens regelmä^sig in solcLen Gruben, welche sie mit ihrem Körper ausfüllen, fest angedrückt vor. Auch lässt bei aller Kleinheit des Kopf- theiles die scharfe und kräftige Bezahnung von Ober- und Unterkiefern eine solche nagende Thütigkeit sehr wohl denkbar erscheinen. Im Gegen- sat/, zu manchen anderen, gewiss mit Unrecht auf Grund ihres Vorkommens auf oder in anderen Thieren als ,, Parasiten" angesprochenen Amphipoden verdienen daher die Cyamus - Arten diese Bezeichnung oder specieller die- jenige von Epizoen mit vollstem Kecht. 9. Einmiethung und Parasitismus. I Ausser den bereits im Vorstehenden erwähnten Fällen ist noch eine ' ansehnliche Zahl anderer bekannt geworden, in welchen sich Amphipoden fast aller grösserer systemaiischer Gruppen in unmittelbare örtliche Be- ^ Ziehung zu andeien Thieren, welche auch ihrerseits den verschiedensten Klassen und Ordnungen angehören können, setzen, sei es, dass sie letztere nur zu einem gelegentlichen und vorüberziehenden Aufenthalt wählen, sei j es, dass sie sich ungleich enger an dieselben binden, um andauernd Woh- *) Hat doch der Walfisch seine Laus. Muss ich auch meine haben. Goethe, Zahme -Xenien, Biünn, Klasseu des Tbiei-Eeichä. V. 2. 29 450 Anipliipoda. nupg und Nahrung theils auf ihrer Oberfläche, theils in ihrem Inneren zu be/.iehen. In vielen dieser Fälle ist das speciellere Verhalten der Be- wohner zu ihren Wirthsthieren noch nicht näher festgestellt, in manchen auch die Grenze von Commeiisalismus und Parasitismus zweifelhaft. Es wird xich daher der Uebersichtlichkeit halber empfehlen, bei der Auf- zählung dieser An- und Einsiedler von dem Verhältniss zu ihren Wohn- und Wirthsthieren abzusehen und sie unter diesen in systematischer Reihen- folge angeordneten aufzuführen. a) Bewohner von Spongien. Gammarus pnrasitkus Dyb. findet sich nach Dybowsky im Baikal-See stets in der Nähe der Spongia baicalensis oder direkt auf den Stöcken derselben „schmarotzend" vor. Die Farbe des Thicres scheint von dem Pigment des grünen Baikalschuammes abzuhängen. — violaceus Dyb. kommt zuweilen ,, schmarotzend" auf demselben Schwämme vor und ist dann nicht dunkel violettroth, sondern gleich- falls grün gefärbt. Atylus cjihhosus Sp. Bäte wurde von Stebbiug ausschliessHch in Schwäm- men angetroifen, ebenso: — (Dexamine) antarcticus Stebb., welcher nach Carter sich stets auf Suherites antarcticus unter dem 77» s. Br. in 300 Faden Tiefe vor- findet. Der Krebs macht sich auf der Oberfläche des Schwammes kleine ovale Vertiefungen, in welchen er zusammengekrümmt liegt. Seine dunkelbraune Färbung harmonirt ganz mit derjenigen des Schwammes. Exunguia stilipes Norm, (vermuthlich mit Cratippus tcnuipes Sp. Bäte identisch) von Stebb ing gleichfalls als ausschliesslicher Schwamm- bewohner angeführt. Leucothoe denticulata Costa im Caualsystem von Spongien, besonders von Cacospomßa in der Adria vorkommend (Nebeski). — artmilosa Leach wurde von Stebb ing einmal zu mehreren Indi- viduen in einem an die Küste ausgeworfenen Schwamm gefunden. Jjysiamssa {Anoiiyx) tumida Kr oy er kommt nach Goes bei Spitsbergen und Grönland häufig auf Spongien vor. Norman fand die Art gleichfalls ,,in Schwämme eingenistet". Microdcutopiis gryllotalpa Costa wurde von Stewart bei Plymouth in einem Schwamm gefunden. Podocerus pelagicus Leach in zahlreichen Exemplaren bei Torquay in Halichondria panicea von Steh hing angetroffen. CapreUa linearis Lin. kommt nach Norman häufig, Ca}»: Idbata Müll. seltener zwischen Schwämmen (und Tubularia indivisa) vor. b) Bewohner von Hydrozoen. Hyperia Martinezi Fr. Müll, an der Küste Brasiliens auf Ctenophoreu, besonders auf Bero'e gilva Es eh. l,el)onBei'3c.lieiiuingon. 451 Natalius candidissimtis Costa und Carcinornis acutirosfris und inflaticeps Costa bei Neapel auf Beroiden paiasitirend. (Die systematische Verwandtschaft beider Gattungen, welche auf Jugendfornien begründet zu sein scheinen, ist aus den Dingnosen nicht zu entiiUbseln.) Hyperia galha M o n t. (mas : Lestrigonus exulans K r.) in den europäischen JIi eren der häufigste Einniiether in Aurelia aurita, Cyanea capiJlata, Chrysaora spec. Rhizostoma Cuvieri, ausnahmsweise (nach Blanc) auch in Aoqnoriden { Sfomobrachium octocostum). Zuweilen findet sich in den Kammern der Leibeshöhle („Magensäcken") nur ein einzelnes ausgewachsenes Weibchen mit seiner zahlreichen Naclikommenschaft, in anderen Fällen nur Männchen, in noch anderen beide Sexus neben- einander. — (lletoecits) medusarum Kroyer in Aurelia aurifa (Goes). — {Lestrigonus) Kinahani Sp. Bäte in „Medusen" (nach Edward). — — mediterranea Costa auf einer Meduse im Golf von Neapel. — spec. in Pelagia noctiluca (Claus). — niacrocephala Dana in Medum spec. Thamyris rapax Claus von Buchholz im Atlantischen Ocean an der Westküste Afrika's in Felagia spec. gesammelt. Dairinia debilis Dana auf „Medusen" angeklammert gefunden. Iphimedia Ehlanae Sp. Bäte von Kinnhan einmal zu mehreren Exem- plaren in den Atherahöhleu von Rkizustonia Cuvieri gefunden. Anonyx-, Dexamine- und ^;;/?i(s-Arten finden sich nach Edward gelegent- lich an ,, Medusen". Bipliyicola ruhens Costa in knopfartigen Anschwellungen der Nessel- organe von Diphyes quadrivalvis Gegbr. {Epibiüia aurantiaca Vogt) im Golf von Neapel gefunden. Die lebhaft roth gefärbten „Embryo- nen" (?) lagen in der Hülle zusammengekrümmt, mit angezogenen Mittelleibsbeinen und waren mit den Pedes spurii in fortwährende!' Bewegung; sie glichen im Allgemeinen der Gattung Phrosina, ohne sich indessen auf eine ausgebildete Form beziehen zu lassen. Ueber die Art, wie das Ei in die Nesselorgane gelangt, konnte nichts er- mittelt werden. Phroniim sedenfaria Forsk. in der Schwimmglocke von Abyla pentagona Esch. (durch Zusetzen im Aquarium, P. Mayer). c) Bewohner von Echino der men. Podalirius typicus Kroyer auf Asteracanthion nibens von Kroyer ge- funden. ßaprella linearis (?) Lin. in zahlreichen jungen Exemplaren von Gosse auf Solaster papp>ostis angetroffen. Melita proxitnaSyt. Hate (mas: Megamaera Alderi Sp. Bäte) kommt nach Metzger bei den ostfriesischen Inseln sehr häufig auf „Seesternen" in 8 bis 12 Faden Tiefe vor. 29* 452 Ampliipoda. Callisoma Uopei Costa bei Neapel häufig auf der Oberfläche von Spa- tangus- Arten. Amphitho'e parasitica Sars findet sich nach Mich. Sars an der norwegi- schen Küste (Bergen) in einer Tiefe von 40 bis 100 Faden auf der Haut von Holothuria tremula Gunn. (elegans Müll.) angeklammert. d) BevFohner von Tunicaten. Caprella aequilibra Say findet sich nicht selten auf Äscidia intestinalis meist in der Nähe der zur Athemhöhle führenden Oeflfnung. Anonyx (Aristias) tumidus Kroyer bei Spitsbergen und Grönland häufig im Kiemensack von Ascidien angetroffen (Goes). Stegocephalus (Andania) pectinatus Sars bei Spitsbergen und Grönland im Kieniensack von Phalhisia mentula und spec. lebend (Aurivillius). Leucotho'e denticidnta Costa in der Athemliöhle von PhaUusia mammillata. Fhrosina macropJitJiahna Risso an Pyrosoma elegans im Mittelmeer von Risso gefunden. Phronima sedentaria Forsk. gewöhnlich in Pyrosoma-Avten (Claus), zu- weilen in Salpeu (P. Mayer) eingefressen. Hyperia agilis Dana im stillen Ocean in Salpen angetroffen. Lycaea ochracea Dana an der Küste Neu-Seelands in Salpen. — pidex Mar. im Golf von Marseille nach Marion zu beiden Geschlech- tern in der Athemhöhle von Salpen. Vihilia Jeangerardi Luc. ebenda in der Proles gregaria von Salpen, junge Exemplare in Salpa democratica. e) Bewohner von Mollusken. Naenia riniapalma Sp. Bäte wurde von Robertson regelmässig in BwccmMm- Exemplaren, welche von Pagurus besetzt waren, als Ein- niifther angetroffen. Gammarus spec. von Sem per als Einwohner von Meleagrina im Philippi- nischen Meere angetroffen. Tanais (Crossurus) vittatus Rathke an der Küste Norwegens (Molde) von Rathke auf Austern gefunden. Tanais iomentosus Kroyer von Oersted an der norwegisclien Küste auf Austern, von Kroyer auf Mytilus cdulis gefunden. f) Bewohner von Crustaeeen. Gammarus branchialis Dybowskj' findet sich im Baikal-See ausschliess- lich in der Kiemen- oder Biuthnhle anderer grösserer Gammarus- Arten, wie Gamm. Czerslm, Boroivskii, Kietlinski, und zwar sowohl von weiblichen wie von männlichen Exemplaren, vor. Diese beher- bergen in der Regel nur ein einzelnes Individuum oder, wenn zwei bis drei, ganz jugendliche. Sie sitzen stets bewegungslos zusauimen- gerollt. Ob ihr ,,Paiasitismus" ein lebenslänglicher oder temporärer ist, hat nicht ermittelt werden können. LebonsersoheiHUngen. 453 Isaea Montagid M. Edw. lebt nach Spence Bäte auf dem Rilckeu und in diT Kiemenhöhle von Ilaja squinado und klammert sich im ersten Fall mit ihren Greifhänden an den die Oberfläche bekleidenden steifen Haaren fest. g) Bewohner von Fischen. Laphystius shirionis Kr. lebt nach Kroyer gesellig unter den Brustflossen des gemeinen Stürs (Acqienser stiirio Lin.), seltener an Squalus galeus. Lilljeborg traf dieselbe Art auch auf Gadus morrhua. Die von Schioedte als zum Saugen eingerichtet nachgewiesenen Mundtheile dieser Art deuten in Verbindung mit ihrem Vorkommen wühl un- zweifelliaft auf eine ektopaiasitische Lebensweise hin. Darivinia compressa Sp. Bäte (identisch mit Laphystius sturionis Kr.) findet sich nnch Loughrin entweder im Schlünde des Kabeljau (Gadus morrhua Lin.) oder auf der Haut des Doinhai's {Squalus acanthias Lin.). Giminia Nicaeensis Hope wird als auf „Fischen" an der Kliste Neapels gefunden angeführt. Caprella aaUifrons Latr. wurde von van Beneden — zusammen mit Dinetnatura elongata — auf Scymnus glacialis angetrofifen. h) Bewohner von Reptilien. Caprella acutifrons Latr. gleichfalls von van Beneden auf einer „Schild- kriite'', vus, Amphitho'e, Gammarus, Ischy- rocerus, Letwothoe. b) Wandelnde (Marcheurs). Rumpf nicht oder wenig com- primirt, Epimeren klein und nicht die Basis der Beine be- deckend. Die drei letzten Paare der Spaltbeine in kleine Ruderlamellen endigend, kein Springorgan bildend. I Galt.: ÜHciola, Dexamine, CoropMum, Podocerus, Cerapus, EricJitJwmus, Cerapodlna, Atyliis.*) Die zweite „Familie" Hyperina zerfällt dagegen in drei „Tribus": a) Hypcr. Gammaroidca. Rumpf zusammengedrückt, Kopf klein, Kieferfiisse noch mit rudimentären Tastern ; obere Fühler abgestumpft. Gatt.: Vihilia. b) Hypcr. genuina („ordinaires"). Untere Fühler griffeiförmig, nicht zusammenschlagbar. Rumpf geschwollen, Kopf sehr dick. Kieferfiihler ohne Spuren von Tastern. Gatt. ; Metoecus, Hyperia, Tyro, Phorcus, Lestrujonus, Ihemisto, Daira, Primno, PJirosiua, Anchyhmera, Phronima. c) Hyper. anomala {„anormales''). Untere Fühler sich in drei bis vier Knickungen zusammenschlagend. Gatt. : Prono'e, TypMs, Oxycephalus. Seine „Ordnung" Laemodipoda theilt Milne Edwards (nach La- treille) gleichfalls in zwei „Familien": 1. Caprellina (Laemod. filiformes). Gatt.: Caprella, Naiipridia, Leptomera. 2. Cyamina (Laemod. ovalaires). Gatt. : Cyamus. Dieses in seinen Hauptgruppen den natürlichen Verwandtschaften gebührend Rechnung tragende, in seinen „Tribus" — besonders der *) Die Gattaiig Atylus Leach, welche \i. 67 charakterisirt wird, fehlt in der Uebersichts- tabelle (p. 10), während die in letzterer aufgeführte Gattung Dexamine Lcach im Text (p. 25) fraglich zur Gattung Acanthonotus {Sauteurs) gebracht wird. 460 Ampbipoda. Familie Hyperina — dagegen mehrtach verbesserungsbedürftige System von Milne Edwards erfuhr schon drei Jahre nach seiner Aufstellung durch H. Kroyer (1843) eine — wenngleich nur i'ormeile — Modifikation dadurch, dass die als selbstständige Ordnung hingestellten Laemodipoäa ein- gezogen und als eine aberrante Gruppe des Amphipoden- Typus nach- gewiesen, demgemäss also mit den genuinen Amphipoden zu einer und derselben Ordnung vereinigt wurden. In diesem weiteren Umfang wurden die Amphipoden von nun an ziemlich allgemein, u. A. auch von dem zunächst auf Milne Edwards als umfassender Systematiker folgenden J.Dana in seiner „Classificaiion of the Crustacea Choristopoda" (1852) angenommen, freilicli mit dem Unterschied, dass während man vor ihm die Laemoäipoda den Aniphipoda genuina als gleich weithige Hauptgruppe gegenübergestellt hatte, sie jetzt der Ordnung dadurch völlig einverleibt wurden, dass sie den Giimmarinen und Hyperiden im Milne Edwards'schen Sinne als, eine dritte ,,Siib- tribus" CaprclUdea coordiuirt wurden. Da, wie bereits in der Einleitung zu den Isopoden (S. 11) hervorgehoben worden ist, Dana diese letzteren mit den Amphipoden zu einer den Decapoden gleichwertliigen einzigen Ordnung Choristopoda s. Tetradecapoda vereinigte, innerhalb dieser aber wieder drei nach seiner Auffassung gleichwerthige Gruppen (Isopoda, Anisopoda und Aniphipoda) unterschied, so verlieb er jeder derselben nur den Rang einer ,,Tribus". Abgesehen von dieser im Ganzen unwesent- lichen und mehr formellen Abweichung steht Dana übrigens in den Haupt- zügen seines Systems durch;ius auf den Schultern von Milne Edwards, dessen Gruppirung er zwar hin und wieder ~ und zum Theil nicht ein- mil zum Voi theil — modificirt, dessen Irrtbtimer er aber nicht nur nicht verbessert, sondern, wie z. B. in der Abtheiiung der Hyperinen, selbst noch vermehrt. Andererseits ist aber an seinem System dem Milne Edwards'schen gegenüber insofern ein bemerkensweriher Foitschritt zu constatiren, als er, ndt ungleich reicherem Material von Arten und Gattungs- repräsentanten operirend, eine sehr viel mehr in das Detail gehende syste- matische Gliederung vorzunehmen in der Lage war und Veranlassung fand. Bei seiner hierin liegenden unzweifelhaften Bedeutung dürfte eine Wiedergabe desselben in seinen Hauptumrissen von Interesse sein. Tribus III. Aniphipoda. Subtribus I. Caprellidea (= Laemodipoda M. Edw.). Fam. 1. Caprellidae (= M. Edw.) 5 Gattungen. Fam. 2. Cyamidae (= M. Edw.) 1 Gattung. Subtribus II. Gammaridea {= Crevettines M. Edw.). Fam. 1. D ul ichidae Da,Xia.. Gressoriae, habitu Cnprelloideae. Corpus lineare, epimeris obsoletis. Pi des posteriores longi, subprchensiles. Abdomen 5-articuIatuin. Gatt. : Didichia K r. I Systematik. 4ü 1 Fani. 2. Cheluridae Dana. Corpus feie cylindricuiu, epi- nieris modiocribus. Abdomen segmentis 4. et 5. coa- litis et oblongis, stylis inter se valde diss-imilibus. Gatt. : Chelura Phil. Fam. 3. Corophidae Dsina,(= MarcheursM.Edw.). Gressoriae, pedibus partim lateraliter poirectis. Corpus plus miniisve depressiim, saepe latum, epimeris peibrevibus, interdum obsoletis. Abdomen forma appendicibu.sque normale. Antennae saepe pediformes. Subfam. 1. Clydoninae. Styli caudales sex simplices, siibulati. Gatt.: Clydonia Dana. Subfam. 2. Corojjhinae. Antennae plus minusve pediformes. Styli caudales 1 et 2. biramei. Gatt.: CoiopJihon ha tr., SipJionoecetes Kr., Plato- phium Dana, Cyrtophitim Dana, ünciola Say, Podocertis Leach, Cratoplimm Dana, Cerapus^&Y, Cerapodina M. Edw., Erich- ilionius M. Edw. Subfam. 3. Icilinae. Antennae non pediformes, flagellis sat longis basique sat bre^^ instructae. Styli caudales ut in Corophinis. Gatt.: Icilius Dana, Pfenjgocera Latr. Fam. 4. Orchestidae Dana (= Orchestia und Talitriis M. Edw.). Gatt.: Orchestia, Talitrus und Allorchestes Dana. Fam. 5. Gammaridae Dana {= Sautetirs M. Edw., excl. Or- chestia und Talitrus). Subfam. 1. Stegocephalinue. Antennae breves, superiores basi crassae. Mandibulae acie dentieulata instructae, palpo brevi, uniarticulato, intus deiitato. Epimerae permagnae. Giitt. : Stegocephalus K r. Subfam. 2. Lysianassinae. Antennae breves, superiores basi crassae. Mandibulae apice parce dentatae, apice vix instructae, palpo 2 — Sarticulato. Maxillipedes la- meliis intcrnis grandibus. Epimerae permagnae. Gatt. : Lysianassa M. E d \v., Phlias G u ö r. , Ojr/s K r , Uristes Dana, Aiwnyx Kr., ürotJio'e Daaa. Subfam. 3. Leucotho'inae. Antennae superiores basi plus minusve graciles. Maxillipedes elongati, angusti, articulo longo unguiforrai confecti, laniellis internis perbrevibus. Mandibulae processu molari carentes, palpo intcidum nullo. Epimerae magnae. Gatt.: Stenotho'e Dana, Leiicotlw'e Leach. 462 Ampliipodn. Siibfam. 4. Gammnrinac. Anteunae superioi-es basi graciles. Maxillipedes sat lati, lamellis interüis snt eloiigatis. Mandibulae acie dcnticiilata iustiuctae et altera acces- soiia quoque processu molari et palpo Sarticulato. Pedes 10 postici iion subprehensiles. Gatt.: Acantlimiotits Owen, Älibrotus M. Edw., Leptockirus Zadd., Ijuliimedia Rathke, Oediceros Kr., Amphithoe Leach, Gamma- rus Fab., Photis Kr., Melita Leach, 3Iaera L e a c b , Df reo//) oe D a n a , Pyctihts D a n a , (? ) Pardalisca Kr., Atylus Leach und Ischyro- ceriis Kr. Subfam. 5. Ponfoporeinae. Pedes 3. et 4. paris phis miiuisve preheiis^iles, sex postici doii prehensiles. Gatt.: Lepidactylis Say, Pontoporeia Kr., Ämpe- lisca Kr., Protomedeia Kr., Aora Kr. und Phoxus Kr. Subfam. 6. Isaeinae. Pedes quatuor vel sex postici sub- prehensiles. M Gatt.: Jsaea M. Edw. und Anisoptis Tempi. " Subtribus IIL Hyperidea {= Hyperina M. Edw.). Farn. 1. Hypcridae. Aniennae inferiores exsertae. Abdomen in ventrem se nou flecteus. Pedes 5., 6., 7. forma longitu- diueque mediocres (5. et 6. nee percrassi, nee prehensiles). Subfam. 1. Vibilinae. Corpus fere gammaroideuni. Caput oculique mediocres. Maxillipedes palpo parvulo in- structi. Palpiis maudibularis tenuis. Gatt.: Vibilia M. Edw. Subfam. 2. Hyperinae. Caput tumidum, oculi pergrandes. j Palpus maudibularis tenuis. Gatt.: Lestrigonus M. Edw., Tyro M. Edw., Hy- peria Latr., 3fctorci(S Kr., Tauria Dana, Daira M. E d av. , Cystisoma G u e r. Subfam. 3. Synopinae. Corpus gracilius. Palpus mandibularis sat brevis, latissimus. Oculi grande.s. Gatt. : Synopia Dana. Fam. 2. Phronimidae. Antennae inferiores exsertae. Abdomen iu ventrem se non flectcns. Pedes 5. et 6. sive crassi sive elongati, saepius prehensiles : quoque 3. et 4. saepe prehensiles. Subfam. 1. Phroniminae. Abdomen versus basin ,sat gracile. Pedes 5. paris manu magna di- vel monodactyla in- structi, 3. et 4. graciles, non prehensiles. Antennae breves. Gatt.: Phronima Latr. und Prinino Gu^r. I Systematik. 46i'i Subt'ani. 2. Phrosininac. Abdomen versus basin sat crassum. Pedes f). paris prehensiles, monodact}'!!, 3. et 4. quo- que piehensiles. Antennae sat breves. Gatt.: Anchjlomcm M. Edw. , Phrosina Risso, Tliemisto Giiör. Subfani. 3. Phorcinae. Pedes 5. et 6. paris valde elongati et crassi, mann milla. Gatt. : Phorcus M. E d w. Fam. 3. Typhidae. Antennae inferiores sub capite thoraceque celatae et saepius replicatae. Abdomen in ventrem saepe se fiectens. Pedes sex postici interdum abbieviati, arti- culo primo operculifornii, interdum longitudine mediocres. Subfam. 1. Typhinae. Abdomen in ventrem se fiectens. Gatt. : Typlils Risso, Difhynts und Thyropus Dana. Subfam. 2. Prono'inae. Abdomen in ventrem se non flectena. Caput non oblongum, anteunis frontalibus. Gatt.: Prono'e Gu^r. , Lycaea Dana. Subfam. 3. Oxycephalinae. Abdomen in ventrem se non fie- ctens. Caput oblongum, antennis superioribus infra insertis. Gatt.: Oxycepihalus M. Edw., Ehabdosonia White. Der Dana'sclien Eintheiiung folgte zunächst die von SpenceBate (1856-57) auf die englischen Amphipodeu begründete sj'stematische An- ordnung, welche sich von derjenigen seines Vorgängers in mehrfacher Beziehung vortbeilhaft unterscheidet: einerseits dadurch, dass die Laemodi- poden Latreiile's allen übrigen Flohkrebsen (Amphipoda normalia) als systematisch gleichwerthige Hauptgruppe unter dem Namen : Amphipoda aberranüa gegenitbergestellt werden, andererseits durch schärfere Abgren- zung der Familien gegeneinander, unter denen z. B. diejenige der Coro- phiidae mit der von Milne Edwards und Dana irriger Weise den Gammaiiden zugewiesenen Gattung Amphithoe Leach bereichert wird. Spence Bate's System iässt sich fojgendermassen skizziren : Ordo Amphipoda. Subordo I. Amphipoda normalia. Divisio I. Gammarina. Subdiv. I. Vagantia (Freilebende). Tribus 1. SaUatoria. Fam. 1. Orchestidae (wie bei Dana). Tribus 2. Natatoria. Fam. 2. Gammaridae. Subfam. 1. Stegocephalidae (Gatt. Montagua und Danaia Sp. B.). 464 AmiJhipoila. Subt'ani. 2. Lysianassidae (Gatt. LysianassaM. Edw., Scope- loclieirus Sp. B., Anonyx Kr.). Subfam. 3. Tetrommatidae (Gatt. Tetrommatus Sp. B.). Subtam. 4. Ponfojyoreidae (Galt. Westivoodia und Kroyera Sp. B., Phoxus Kr., Sulcator S p. B.). Subfam. 5. Gammaridae (Gatt. Darwinia Sp. B., Iphimedia Rathke, J.ca«achter, ,,que uous avons dounc dans nos descriptions une place ä part aux Edrio- phthalmes de la famille des Tanaides, pour bien montrer que nous les considerons comme tres diftcreuts des Isopodes ordinaires. Ils en difförent selon nous autaut et plus que les Laemodipodes des Amphipodes et meritent uue place tres distincte dans les classi- iications." Ferner nach dem Ausspruch: ,,Le coeur des Tanaides est absoluraeut celui d'un Ampbipode': „En presence de ces faits il nous senible difficile de ne pas reconnaitre, que les Aseliotes heteropodes sont plus ,\raphipodes qu'Isopodes. (Ils u'appartiennent complete- ment k aucun de ces groupes et se rattachent aux Podophthalmes par les Cumaces, aux Amphipodes par les Cnrophiens et aux Isopodes pro- bablenieut par la ramilie des Antiuirides.)" Die sehr wesentlichen und im Grunde sogar gegeusätzliehen Differenzen zwischen dem Ciiknlations- apparat der Isopoden und Amjihipoden sind nach Delage's Unter- suchungen nun tolgende: 1) Der Herzschlaiich der er.^teren ist im Hinter- leib (mit verschiedeiifiradiger Krstrei kung in den Mittelleib), derjenige der letzteren stets und n nr im Mittelleib gelegen 2) Der Herzschlauch der Isopoden endigt hinten stets blind („tou.jours termine en cul de sac"), während derjenige der Arnphipoden aus seinem hinteren Ende in gleicher Weise eine .Aorta abdominalis (selbst den Laemodipoden mit ver- kümmertem Hinterleib zukommend) aussendet, wie aus seinem vorderen Ende eine Aorta cephalica hervorgeht. 3) Aus dem Herzsehlaueh der Isopoden gehen stets Arterienstämme hervor, welche das Herzblut direkt den Beinen (resp. dem Hintprleih) zufiihren, während bei allen Arnphi- poden solche an die Mittelleibsbeine verlaufenden Arterienstämme durch- weg fehlen. 4) Im Gegensatz dazu wird dem Herzschlauch der Amphi- poden das aus den Mittelleihsbeinen (resp. Kiemen) zurückkehrende Blut durch be.>ächlither Unter- schied den Gammarinen und Corophiinen gef;euiilier, während die Diffe- renz dem blind endigenden Herzschlauch der Isopoden gegenüber, aus wel'hem eine Hinterleibsarteiie (im Sinne der Amphipoden) überhaupt nicht hervorgeht, ganz dieselbe bleibt.*) Auch ist es nicht zutreffend, wenn Delage in der allgemeinen Körperform und in den unter sich gleich geformten liinf vorderen Spaltbeinpa^iren der Tanaiden eine üeber- einstimmung mit den Isopoden (mit welchen? wird nicht angegeben) findet: denn wählend erstere ungleich mehr an den Habitus der Amphipoden erinnert, geht eine Uebeieinstimmuug in der Form der fünf vorderen Hinterleibsbeinpaare gerade der Mehr/.ahl der Isnpodenfamilien völlig ab und findet sich in annähernd gleicher Weise eigemlich nur bei den ab- erranten Anceiden vor. Delage hätte daher in seiner graphischen Dar- stellung der verwandtschaftlichen Beziehungen der Tanaiden zu anderen Crustaceenformen : Podo2)hthalmes Isopodes Ampliipodes Laemodipodes \ \ I Cmnaces Anthurides Coropldens Apsendes \ \ ; Tanaides in welcher ihrer Verwandtschaft mit den Corophiinen einerseits und ihrer mehrfachen Analogien mit den Cumaceen andererseits gebührend Rechnung getragen wird, jedenfalls besser gethan, in der Richtung gegen die Iso- poden hin anstatt der Anthuriden die Anceiden einzuschalten. Mit diesen würden die Tanaiden wenigstens in der Ausbildung eines „Cephalothorax" und in den fünf gleichartig gebildeten vorderen Spaltbeinpaareu über- einstimmen, während die Anthuriden durch ihre unter einander sehr ab- weichend gebildeten Hinterleibsbeiue des 1. bis 5. Paares, das sich an *) Es ist daher auch völlig unrichtig, wenn Boas (a. a. 0. S. 557) zwischen Tana'is und den „echten" Isopoden eine Debereinstimmung ,.ia den paarigen Schwanzarterien" — welche in diesem terminalen Ursprung l;ein Isopode besitzt — findet. Ebenso wenig kommt es für die behauptete Verwandtschaft beider irgendwie iu Betracht, dass sich bei Aselliis der Herzschlauch etwas weiter als bei anderen Asseln in den Mittclleib hineinerstreckt; deiin aus diesem Herzschlauch gehen in gleicher Weise, wie bei allen übrigen bisjetzt untersuchten Isopoden, die den Mittelleibsbeinen das Blut direkt zuführenden Arterienstämme herpor. Systematik. 477 der Bildung einer „Schwanzflosse" betheiligende sechste Paar, das selbst ständige und sehr grosse siebente Hinterleilissegment (bei Paranthura), den freigebliebenen Kopftheil u. s. w. von den Tanaiden gerade so weit wie möglich entfeinen. Uebrigens verwahrt sieb Delage bei diesem seinem Hinweis auf die verwandtschaftlichen Be/,iehungen der Tanaiden zu anderen Crustaceen- gruppen ausdiiicldich davor, durch denselben der Genealogie dieser Edrio phthalmen-Familie irgend welchen Ausdruck verleihen zu wollen, betrachtet letztere vielmehr vorsichtiger Weise als eine völlig offene Frage. Ungleich weniger reservirt haben vor wie nach ihm andere Forscher dieselbe in Allgriff nehmen zu dürfen geglaubt, sind aber dabei, wie dies in der Natur derartiger Spekulationen begründet ist und von vornherein nahe liegt, zu gerade entgegengesetzten Resultaten oder, richtiger gesagt, sub- jektiven Ansichten gelangt. Fr. Müller, welcher (1864) das Amphipoden- herz „unbedenklich" (?) als Urform des Edriophthalmenherzens, das bei den Scheerenasseln bestehende Verhältniss als Urform der Athmungsweise ansehen zu dürfen glaubt, für den es ferner gar keinem Zweifel unterliegt, dass bei den wirklichen Isopoden , der Lage der Kiemen folgend, das Herz aus dem Mittel- in den Hinterleib geiückt sei, erblickt dem ent sprechend in der „Urassel" Tanäis auf Grund der noch deutlich erhaltenen Zorä-Athmung mit voller Zuversicht den „Urahnen" der Amphipoden, Isopoden und Podophthalmen oder neigt sich, wie er an einer anderen Stelle sagt, der Ansicht zu, dass „unter allen Asseln der Gegenwart die Scheerenasseln mit ihien bewegliclien Augen und ihrer Zom-Athmung der Urassel am nächsten stehen, die vielleicht noch, wie der Urvater aller Malacostraca, eine durch Nau2}lius- und Zorn Formen hindurchgehende Verwandlung zu bestehen hatte". Boas (1«81), nicht ganz so kühuen Gedankenfiuges wie sein geistreicher Vorgänger, bescheidet sich schon damit, dass „wobl soviel mit einiger Sicherheit ausgesprochen werden dürfe, dass die Isopoden und Amphipoden von einer gemein- samen Stammform abstammen, welche dem Apseudes ziemlich nahe verwandt war.*) Claus endlich (1885), welcher Fr. Müller gegenüber den gewiss sehr begründeten Einwand erhebt, dass die An- nahme, ein ursprünglich auf die Brustregion beschränktes Herz könne zum grossen Theil oder vollständig in das Abdomen rücken, jeder mor- *) Eine feste Ansiclit über die systematische Verwandtschaft der Tanaiden scheint sich Boas freilich nicht gebildet zu haben. Zwar sind sie nach ihm „keine recht typischen Iso- poden", stehen aber dennoch „dea echten Isopoden, namentlich den Aselliden (!) nahe". Trotz der Feinheit, welche Verf. in der Vereinigung der Tanaiden mit den „Asellotes" bei Milne Edwards findet, möchte er „doch natürlich nicht ihre Vereinigung mit den Aselliden in einer Familie befürworten", ja, man „könnte (nach ihm sogar), wie es 0. Sars gethan hat, eine be- sondere Isopoden-Tribus für sie errichten". Dann ist es für ihn wieder „nicht ganz leicht zu entscheiden, welche Amphipoden-Gruppe A&r A2Jseudes-ahn\\c^iKa Stammform am nächsten kommt", während zuvor doch Apseudes als Isopoden-Form hingestellt worden ist. Endlich bilden bei der Charakteristik der Isopoden (S. 571) fast für jedes ihrer wesentlichen Merk- male die Tanaiden eine Ausnahme. Was sind sie denn nun eigentlich ? 478 Ampliipodn. phologisdien Basis entbehre, gelangt zu der Ansicht: „Offenbar hnben sich ilie Tanaiilen von den noch mit Schalendupliciitur und Spaltt'üssen versehenen Ediinphtbalmeu-Ahnen, welche an ihrer hinteren Antenne einen Nebenast und an ihrer vorderen Maxille einen nach hinten gerichteten Taster trugen, in vielen Charakteren am wenigsten entfernt, repräsentiren aber immerhin einen besonderen, den Isop den zunächst stehenden Zweig und können nicht etwa als Urahnen dieser, beziehungsveeise zugleich als .Stammeltern der Amphipoden betrachtet oder gar mit diesen letzieren in engerem Verbände vereinigt werden."*) Man sieht, dass WAS dem Einen ganz unbedenklich, dem Zweiten wenigstens einigermassen sicher ist, dem Dritten als völlig undenkbar erseheint, der Auffassung und dem Gedankengang Jedes entsprechend. Da selbstverständlich auf dem Wege derartiger völlig unfruchtbarer Spekulationen ein positives Resultat niemals zu gewinnen ist, so haben wir uns dem Plane dieses Werkes entsijrechend, nur damit zu befasseu, die durch Untersuclaung gewonnenen Thatsachen in Bezug auf ihre syste- matische Verwerthnng gegen einander abzuwägen und gelangen dabei für die Tanaideu zu folgenden Schlüssen : 1) Die Fülller der Tanaideu treten nicht als ein inneres (oft mehr oder weniger verkümraeites) und äusseres Paar nach Art der Isi>pnden auf und schlagen auch, dieser Einlenkung entsprechend, nicht eine vor- wiegend seitliche Richtung ein, sondern sie nehmen als oberes und unteres Paar ganz die nach vorn und abwärts gerichtete Stellung der Aniphipodeu- FUhler au. Die neben der Hauptgeissel mit einer — sämmtlichcn Isopoden fehlenden — Nebeugeissel versehenen oberen Fühler von ApscHärs sind erst vollends typische Amiibipodenfühier. 2) Die Augen, wiewohl ihrem Sitz und ihrer Bildung nach sich eigen- thUmlich verhaltend, treien durch das Uusserlich glatte, nicht facet- tirte Integument in nähere Beziehung zu denjenigen der Amphipoden. (Die an der Innenseite der ,, Cornea" mancher Tanaiden-Mänui hen, z. B. von Lcptochdia Edwardsi Kroyer auftretenden Piervorwölbungen können mit der äusseren Facettiiung der Isopoilen-Augen um so weniger verglichen werden, als sie den weililiehen Individuen fehlen.) 3) Die Vers(dmielzung des Kopftheilcs mit dem ersten Mittelleibsring, welche den normalen Isopoden überhaupt fremd ist, stimmt in der mich deutlich erkennbaren Grenze beider Abschnitte durch ins mit der gleichen Bildung bei den Laemodipodeu, nicht aber mit derjenigen der Ancelden Uberein. Die relativ bedeutende Grösse dieses ,,Cephalothorax' demjenigen der Laeniodipoden gegenüber ist zunächst nur durch die mächtige ICnt- wicklung des ersten sclieerentrageuden Beinpaares bedingt. 4) Dei- Hinterleib ist in seinem Giössenverhältniss zum Mittelleib, wie seiner Liingsstreekung und freien Gliederung nach unuleicli mehr derjenige eines (normalen) Amphipoden als der eines Isopoden. Auf *) Neue Beiträge zur Morphologie der Oni-itun^'T! fWieii 18S5). S. 99. Systematik. IT'J Grund der Verschmelzinig von Segment 6. und 7. kann er uiclit als nach dem Ty|ins der l,so))nden geliildet angesehen werden, da aneh unter diesen ein/.ehie Gattungen njit vidlig selbstständigem siebenten Segment (Piiraiitliuia) vnrkoiinnen. 5) Die Mittellribsiiciiic sind mit Ausnahme des ersten Paares, welches in der bei Tanais vorhandenen Form weder unter den Isopoden noch unter den Amphipoden*) anderweitig nultritt, wesentlich Amphipodenbeine, u. A. schon (liircli die Rirhtung der drei hinteren Pawre nach vorn. Auch in dem Grossenverhältniss ihrer einzelnen Glieder, besonders in der Ver- kümmerung des ersten (Hüft-) und der Längsstreckiing des zweiten (Siiienkel) Gliedes schliessen sie sich ganz eng den Beinen der Cnro- phiiilen und Hyperiiien an. Auch das Auftreten von Cementdrüsen in einzelnen Paaren dieser Mittelleibsbeine steht in Uebereinstimmuug mit den Corophiiden. 6) Die Pedes spurii lassen zwar nicht die bei der Mehrzahl der Amphipoden deutliche Sondeiung in zwei Gruppen (Piuder- und Stelzbeine) erkennen, stimmen aber dafür mit den Sp;dtl)einen dieser — uml gleich- zeitig vieler Decapoden — darin überein, dass ihre beiden Spaltäste ihrer Funktion als Ruder entsprechend frei nebeneinander vom Schaft ent- springen, niclit, wie bei den Isopnden, übereinander geschoben sind. Auch die Uebereinstimmung der vordersten Paare bei beiden Geschlechtern ist (im Gegensatz zu der Umbildung in Copulationsorgane bei den männ- lichen Isopoden) eine entschiedene Amphipodeu-Eigenschaft. 7) Der Cirkulationsapparat der Tanaiden ist in jeder Beziehung derjenige der Amphipoden, in keinem Merkmal derjenige eines Iso- poden. Diesen zahlreichen und wesentlichen Amphipoden-Charakteren gegen- über zeigen die Tanaiden überhaupt nur zwei an einzelne Isopoden- Gruppen erinnernde Kigenthümlichkeiteu: 1) die Bildung der Unterkiefer und der eine Unterlippe bildenden Kieferfusse, 2) den Furmgegensatz, in welchen das sechste Paar der Pedes spurii zu den fünf vorderen tritt. Während die Mandibeln (bald mit, bald nhne Ta>ter) kein für Isopoden oder Amphipoden Ausschlag gebendes Moment darbieten, gleichen die (n.ch Claus he\ Apseudes, nach Delage bei Tanais) nur mit einer**) *) Bei AxKCuilcs [Jihoeo) näljort sich d;igegon die au dem ersten Beinpaare uiigleicli schwacher ausgebildete Scheerenhaud schon unverkennbar einer Bildung, welche unter den Hvperinen verschiedene Platysceliden-GaUungen d. B. Evjironoe, Lycaea) aufzuweisen haben, üeberliaupt erweist sich die formelle Abweichung der beiden ersten Beiupaare den folgenden gegenüber als ein Verhalten, welches bei den Amphipoden eine sehr weite Verbreitung hat, dagegen den Isopoden völlig abgeht. **) In der Zeichnung, welche Blanc, a. a. 0. Fig. 4ü. von den r(;?!o;«-Mundtheilen giebt, erscheinen die Kieferlusse freilich gau/. nach Art der Amphipoden mit zwei Laden und ohne Haftapparat, auch an der Basis zu einer unpaaren Kinnplatte verjchuiulzcn. Nach Dohrn (Jenaische Zeitschr. f. Mediz. u. Naturwiss. V, Taf. XIIl wurden die Kieferfusse von Tanais vitlalus mit einer, von Tanais üacignyi mit zwei Laden, beide ohne Haftapparat, ver- sehen sein. 480 Amphipoda. Lade und dem dieser zukommenden Hat'tapparat versehenen Kieferfüsse ungleich mehr der bei Asellinen, Mnnnopsiden und Motheiden voriiommen- den Bildung als den mit zwei Laden verseheneu KieCert'üssen der Gamma- rinen, vpiewohi nicht ausser Acht gelassen werden darf, dass sich inner- halb der Ordnung der Ampbipoden ungleich grössere Unterschiede in der Kieferfussbildung — bei Gammarinen und Hyperinen — geltend machen. Jedenfalls dürfte es nur mit Rücksicht auf diese beiden Punkte eiuiger- massen gerechtfertigt erscheinen, den Tanaiden „eine in absonderlicher Weise auftretende Vereinigung von Asseln- und Ampbipoden -Merkmalen" zuzuschreiben*), sie aber nicht als „durch die Lage des Herzeus und die Gestaltung des Abdomen amphipodenähnliche Asseln"**) zu bezeichuen. Sie stellen sich vielmehr nach der iiberwiejienden Mehrzahl der Charaktere als Ampbipoden dar, welche noch vereinzelte Merkmale gewisser Isopodeu- formen heiliehalten haben. Auf der anderen Seite kann es aber, worauf zuerst v. Benedeu mit vollem Recht hingewiesen hat, keinen Augenblick verkannt werden, dass die Tanaiden mehrere Eigentlitimlichkeiten darbieten, welche an die Decapoden erinnern: eine Thatsacbe, welche übrigens an einer Ampbi- podeuform deshalb nicht besonders überraschen kann, weil die Mitglieder dieser Ordnung sich den Decapoden ja überhaupt in ihrem ganzen Habitus ungleich mehr nähern, als dies bei den Isopoden der Fall ist. Als eine soh he Decapoden-Kigenthümlichkeit ist in erster Reihe die in die Seiten- räume des Cephalotborax verlegte Athmung und die mit derselben im engen Zusammenhang stehende Ausbildung gegliedeiter gcisselartiger An- hänge an der Ansseuseite der Basis des ersten Maxillcn- und des Kiefer- fusspaares geltend zu machen, wie sie allen übrigen Anipliipoden abgeht (und den Isopoden mit ihrer abdominalen Athmung selbstverständlich V'llig l'renid sein muss). Diese weiter nach vorn vei legre Athmung hat ein vri(le:i. Der erste .M iltelleibsring mit dem Kopftheil zu einem Cepha- lothorax verschmolzen. Hinteuleib normal ausgebildet. Die Pedes spurii der fitnf vorderen Paare gleich gebildet Keine Kiemen im Anschluss au die Mittelleibsb.eine. Die Seiteutheile lies Cephalothorax zu Athemhöhlen umgebildet. Systematische Uebersieht der Fandlien und (Tattnngeu. Subordo I. Aniphipodii uenuiiiu. Divisio 1. Hyperina. Kopftheil auffallend gross, gewöhnlich plump und mehr oder weniger kugelig gewölbt, zuweilen verlängert und spitz ausgezogen. .Augep in Brtiuu, Kl:iv-if-ii des 'l'liit-r - Reichs. V. ?. 31 482 Ani|rlii|iO'l;i. (1er Regel selir iimfangreicli, meist den grösseien Theil der Kopf Oberfläche einnehmend. Fiihloi- je nnoh den Geschlechtern von verschiedener Form und Länge, Ijei den Weibchen verkürzt oder (die unteren) selbst rudi- mentär. Kiet'erlusse zu einer mit zwei terminalen, lanzettlichen Blätteben (Taster?) versehenen Kinnplafte (Tal'. XXXIII, Fig. 4h, i, XXXV, Fig. 1 d, 10) verschmolzen. Mittelleibsbeine mit kleinem oder geschwundenem Basal- (Hüft-)gliede, oi't unter einander die auffallendsten Form- und Grössen- unterschiede darbietend, sehr allgemein mit subcutanen Drüsen versehen. — Vorkommen : iiclngisch. Tribus I. Hypr.vina anouiahi M. Edw. (Pkifijsrdidac Claus). Beide Fühlerpaare in Verliefungen an der Unterseite des Kopftheiles eingeschlagen; die oberen beim Männchen mit aufgetriebenem, buschig Jaehaartem Schaft und rudimentärer Geissei, die unteren beim Männchen sehr lang und dünn, fünl'gliedrig, meist zickzackförmig zusammengeschlagen, beim Weibchen kurz und gerade. Das fünfte und sechste Paar der Mittel- leibsbeine mit lamelbis erweiteitem zweiten (Schenkel) Gliede, das siebente auffallend verkleinert oder rudimentär. Fam. 1. Typhidae Claus. Kopl plump, kugelig gewölbt. Oberlippe helmartig gewölbt, Man- dibeln dick und kräftig. Untere Fühler beim Weibchen dünn, stabförmig. Jlittelleib breit und gedrungen, walzig, etwas niedergedrückt. Hinterleib viel schmäler, verkürzt, gegen den Mittelleib vollkommen einschlagbar. Die Schenkelplatten des fünften und sechsten Beinpaares stark flUgelartig verbreitert, sich an die Unterseite der Brust einschlagend und diese ganz bedeckend. Siebentes Beinpaar auf die säbelförmig gekrümmte Schenkel- platte reducirt oder nur mit rudimentärem, bläschenförmigem Anhang. 1. Gatt. Eatyphit^ Claus (Ti/phi.-^ Risso, Thyropua und Bithyrus Dana, Pkiiyscelua Sp. Bäte). Kopf querwalzig mit kurzem Schnabel. Obere Fühler sechs- bis siebengliedrig, die unteren beim Männchen mit kurzen Endgliedern. ]\Iandibulartaster beim Männchen dreigliedrig, beim Weibchen fehlend. Mittelleib stark verbreitert. Die beiden ersten Bein- paare in eine grosse, zusammengesetzte Scheere endigend , die Schenkel- glieder des fünften und sechsten grosse, flügeiförmige Platten darstellend, diejenige des sechsten besonders umfangreich und mit einer Läugsspalte über dem Unterrande versehen. Im Schenkel der vier vorderen und in der Schiene des dritten und vierten Beinpnares Drüsen eingelagert. Hinter- leib stark verjüngt, das fünfte bis siebente Segment mit einander ver- schmolzen. .Die drei hinteren Spaltbeinpaare flossenförmig verbreitert. CArten im Mittelmeer, Indischen und Atlantischen Ocean.) Taf. XXXVI, Fig. 1. 2. Gatt. Hinnitypliifi Claus. Körjjerform und Sclieerenbildung der beiden vorderen Beinpaare wie bei EitUjphis, aber die i)eiden Endglieder der unteren männlichen Fühler verlängert. Drüsen nur im Schenkel der Systematik. 48:5 beiden ersten und in der .Schiene des dritten und vierten Beinpaares. Schenkeipiatte des sechsten Beinpaares nur mit kleiner Grube über dem Unterrande. (Arten aus dem Atlanfisclien und Indischen Ocean.) ;j. Gatt. Parafijplii^ (Maus. Körpertbrni und untere männliche Fühler wie bei Hemttypltlx. Erstes Beinpaar ohne, zweites nur mit kurzem Scheerenfortsatz des Carpus; eine Drüse in Tibia und Carpus des dritten und vierten Beinpaares. Schenkelplatte des ftinften gestreckt, des sechsten Beinpaares mit grosser, taschenförmiger Grube über dem Unterrande. (Eine Art ans dem Atlantischen Ocean.) 4. Gatt. 'J'cfrafhyriis Claus. Körperform wie bei Enfyphis, untere mannliche Fühler wie bei Iletnl- und Faratyph'is. Oberlippe helmförmig und seitlich umgebogen, Mandibeln kurz und gerade. Die beiden vorderen Beinpaare mit kleiner, einfacher Zange endigend, das dritte und vierte mit einer Schienendrüse. Schenkeipiatte des sechsten Beinpaares ohne spaltförmige Grnbe, das siebente auf die langgestreckte Schenkelplatte reducirt. (Eine Art aus dem Atlantischen Ocean.) ö. Gatt. Amphithyrns (l\ü\\ü. Köri)erform wie bei Eufyphis, untere männliche Fühler wie bei letrathyrus. Mandibeln kurz und gedrungen. Die beiden vorderen Beinpaare mit zusammengesetzter Zange endigend, das dritte und vierte mit Schenkel- und SchieneudrOse. Schenkeipiatte des füufteu Beinpaares länglich eiförmig, des sechsten kurz und hoch, mit taschenfOrmiger Grube an der Aussenfläehe. (Arten im Mittelmeer und Atlantischen Ocean.) Farn. 2. Scelidac Claus. Kopf nnd Mittelleib der Typhidac, die Bauchseite Jedoch stärker ab- geflacht. Mundtheile schnabelförmig ausgezogen, M.indibeln schmal und gestreckt. Hinterleib gleichfalls einschhigbar, aber merklich gestreckter. Schenkelplatte des fünften und sechsten Beinpaares gegen die Brust hin eingeschlagen, diejenige des fünften oval, des sechsten länglicher. Siebentes Beinpaar schmächtig, aber meist vollzählig gegliedert. 1. Gatt. Taiiyscclus Claus. Kopf spitz ausgezogen, Endglied der unteren männlichen Fühler nur halb so lang als das vorletzte (vierte) ; Mandibeln verlängert, mit schmalem Kaustück. Rumpf breit und gestreckt. Die beiden vorderen Beinpaare in eine einfache Klaue endigend, von den folgenden nur durch kürzere Form abweichend. Schenkelplatte' des sechsten Beiupaares sehr gestreckt und verschmälert, mit taschenförmiger Grube ; das siebente fast vollständig ausgebildet. (Eine Art aus dem Indischen Ocean.) 2. Gatt. Parascvlits Claus. Am Kopf sind Seheitel- und Seitenauge vereinigt, die Mandibeln schmal, stiletförmig ausgezogen. Beine sehr schlank mit langem Scheukelglied, die beiden ersten Paare in eine Klaue endigend, aber mit kleinem Höcker am Carpalgliedc. Zwei Drüsenzelleu im Carpus des dritten und vierten Heinpaares. Schenkeipiatte des fünften 31* 484 Aiii|ilii|ioil.i, knr/. oval, des sechsten gestreckt, vorn versclimiUcrt, ohne taschenförniige Grube. Siebentes Beinpaar vollständig entwickelt, (.\rten im Mittelmeer nnd Atlantischen Ocean.j .'1 Gatt. Schi sosfcl HS Claus. Körper breit nnd gewölbl, im Hinter- leib dünn und gestreckt. Die beiden Endglieder der unteren männlichen Fühler ebenso lang wie die vorhergehenden. Erstes Beinpaar in eine K-Iaue, zweites in eine zusammengesetzte Seheere endigend. Drllsen im Schenkelgliede des dritten und vierten lieinpaarcs. Die Schenlielplatte des sechsten P.eiiijjaares mit langem, halbsichelförraigem Schlitz, die End- glieder fast am vorderen Ende der Platte entspringend. Siebentes Bein- paar vollständig. Spaltäste der drei hinteren Schwanzbeiue flossenförmig verbreitert, tier lunenast des vorletzten vergi'össert. (Eine Art im Atlan tischen Ocean ) ■4. Gatt. EusccIhs Clans. Augen anITallend kurz, hoch, oval. Mundthcile nnd (TÜedmas.sen ähnlich wie bei Srhi.rogrehis, Kupf gestreckt mit tief ausgehöhlter Stirngrube. Obere männliche Fühler mit dreigliedriger Geissei. Mandibeln stiletl'örmig, \-orn hakenförmig gekrümmt. Die beiden vorderen Beinpaare mit zusammengesetzter Seheere endigend, das dritte und vierte mit Schenkeldrilsen. Schcnkelplatte des fünften Beinpaares kurz oval, des sechsten langgestreckt nnd vorn verschmälert; siebentes Paar vollständig gegliedeit. An den beiden vorletzten Spaltbeinpaareu der breite, lilaltenlornuge Innenast mit dem Basalgüede verschmolzen, der .\HSsenast lanzettlich. (Eine Art aus dem Indischen Ocean.) Farn. '-i. .Pio)K)'i(lar Claus. Kopf kugelig gewölbt, SliiiisLluiabel kurz; beide Fühlerpaarc des Weibchens ausgebildet, Maxillen kräftig entwickelt. Knmpf gestreckt, leicht coraprimirt, Hinterleib gross, halb eins(dilagbar. Die Scheukelplatten des lünften und sechsten l)ein|)aares die Brust nur unvollständig deckend, die des liinlteu \icl weniger erweitert ;(ls des seclisten. Siebentes Bein- ]iaar riidinieiitär. 1. (latt. l'roiioi' Gucr. Körper gestreckt, stark compiimiit, Kopf gross, nach vorn stark dreieckig \erjiingt. Obere mänrdiche Fühler mit kolbigem Schaft und zweigliedriger Geissei, untere n ich t zickzackförmig, mit kurzem Mittelglied. Die Iteiden vorderen Beinpaare einlingrig endigend, das l'iinfte selir kräifig und lang, das sechste dünn und schmächtig mit hoher, nnregelmässig ausgedehnter Schenkelplatte, das siebente auf die hohe Schenkelplatte und einen warzenförmigen Aniiaug reducirt. End- seguient des Hinterleibs \erkiimmert. (Eine Art, über alle Meere ver- breitet.) Taf. XXXV, Fig. f>. 2. Gatt. Enpi-onor Claus. Körijer weniger comin-imirt, Kopf kürzer gewölbt. Obere männliche Fühler sieben-, vveililiebe, seehsgliedrig ; untere männliche Fühler zickzackförmig, mit sehr langem Basal- und kurzem, fast klauenförmigem Endgliede, weibliche schinächtig, viergliedrig. Erstes Systematik. ■ 485 Beiupaai- in cim' zusammeügesetzte Greifhaud , zweites in eine Scheere eüdigend, drittes liis fünftes mit grosser Drüse im Carpus. Schenkelplatte des langen und kräftigen fünften Reinpaares gross un,l gestreckt oval, des sechsten höher und breiter, nacli vorn dreieckig verjüngt, des siebenten dreieckig zugespitzt, mit bläschenfönuigem Anhang. Basalglied des letzten Spaltbeinpaares sehr kurz, die .\cste der beiden letzten Paare sehr lang, dünnhäutig, flossenförmig, die Schwanzplatte weit überragend. (Arten des Atlantis(dien, Indischen und Stillen Oceans.) '6. Gatt. Po raprono'i' Claus ("? Amphipronoi' S ]). Bäte). Von Eupronoc durch seitlich zusammengedrückten Körpei', gestrecktere Mund- theile, das in eine einlache Klaue endigende erste Beinpaar, das kleinere Scheukelglied des siebenten mit ein- bis zweigliedrigem Anhang, den mit seinem Ende nach vorn umgekrümmteu Hinterleib, dessen verschmolzenes fünftes und sech.stcs Segment langgestreckt sind, und hartes Integumenl unterschieden, (.\rten des Atlantischen und Indischen (!)ceans.) 1. Gatt. Fhorcit^ M. Edw. Kopf weit nach unten ausgezogen, so dass sein Hühcudurchmesser denjenigen des Mittellcibs weit übertrifft; die beiden vorderen Beiupaarc gleich dem dritten und vierten in eine einfache Endklaue endigend, aber nur von halber Länge dieser, das fünfte bis auf das schmale Scheukelglied fadenförmig dünn , das sechste mit stark erweitertem Schenkel- und Schiencnglicd , überhaupt kräftig, das siebente rudimentär. (Arten des Atlantischen und Indischen Oceans.) Fani. 4. Li/C(t(;i(l(ic Claus. Untere Fühler beim Weibchen meist verkümmert, Maxilleu schwach entwickelt. Zwei Otolithenblaseu. Körper Hyperia- ähnlich, beim Weib- chen gedrungen. Scheukelplatten des fünften und sechsten Beiupaares wenig vergrössert, einander ähnlich, die Brustfläche nur unvollständig deckend. Siebentes Beinpaar vollzählig gegliedeit. 1. Ciatt. Thumyris Sp. Bäte (Brachyscdm Sp. Bäte, SchiieJmgenio Claus). Körper Gammarideu- ähnlich, Kopf dick, vorn gerundet, der langgestreckte Hinterleib schmäler als der Mittelleib. Untere Fühler beim Männchen mit langem Schaft, beim Weil)chen stummeiförmig. Die beiden vorderen Beinpaare mit zusammengesetzter, gezackter Scheere, die drei mittleren mit Schenkel-, Schienen- und Cavpaldrüsen. Schenkelplatten des fünften und sechsten Paares klein, dreieckig, das siebente ihnen ähnlich, aber schmäler. Die drei vorderen Paare der Spaltbeine mit langen, viel- gliedrigeu Aesten, diese am letzten Paar flossenartig verbreitert. (Arten des Atlantischen Oceans.) 2. Gatt. Lycuca Dana. Körjier i/iy^xrw- ähnlich. Kopf gross und dick. Obere Fühler beim Männchen mit dickem, langem Schaft und drei- gliedriger Geissei, beim Weibchen fünfgliedrig; untere beim Männchen sehr lang, zickzackförmig, mit sehr langem vierten und stark verkürztem fünften Gliede. Die beiden vorderen Beinpaare in eine zusammengesetzte 486 Amphipoda. Zauge endigend, das dritte Ijis fünfte mit Tibialdrlise. Schenkelplatten des fünften und sechsten Paares gestreckt ; ersteres stark verlängert, letz- teres beträchtlich kürzer. Siebentes Paar mit hoher Schenkelplatte. Spalt- äste der drei hinteren Abdomiualbeine lauzettlich, am letzten der innere mit dem Basalgliede verschraülzeu. Siebentes Hinterleibssegment lang- gestreckt. (Arten des Mittelmeers, Atlantisehen und Indischen Oceans.) 3. Gatt. Paralycaea Claus. Körperform zwischen Lijcaea und Eujpronoe die Mitte haltend. Die oberen männlichen Fühler wie bei Lycam, die unteren mit kurzem und dickem Basal- und sehr langem Endgliede. Die beiden vorderen Beinpaare langgestreckt, mit einfacher Endklaiie, das fünfte verlängert, das sechste stark verkürzt, das siebente mit schmaler, gekrümmter Scheukelplatte. Vorletztes Paar der Spaltbeine mit verwach- senem blattförmigem lunenast. (Eine Art unbekannten Fundorts.) 4. Gatt. Pseudolycaea Claus. Augen die ganze Kopfobertläche ein- nehmend, untere Fühler beim Weibchen eingegangen. Mittelleibsbeine kurz und gedrungen, die beiden vorderen mit einfacher Endklaue, die drei mittleren mit Schenkeldrüse, das fünfte und sechste fast gleich laug, das siebente nur wenig kleiner. (Eine Art aus dem Mittelmeer und In- dischen Ocean.) 5. Gatt. Lycaeopsis Claus. Körperform Lycaea-ähnlich, Kopf sehr dick. Obere Fühler beim Weibchen fünfgliedrig, untere bei beiden Ge- schlechtern gleich, kurz und hakig gebogen. Augen die ganze Kopf- oberfläche einnehmend. Die beiden vorderen Beinpaare mit hakenförmigem Endgliede, wie die beiden folgenden mit Schenkeldrüse. Sechstes Beinpaar kräftig und fast doppelt so lang als das fünfte, die Schenkelplatten beider gestreckt, Carpus und Metacarpus mit gezähntem Kand. Siebentes Bein- paar langgestreckt. (Eine Art aus dem Mittelmeer.) 6. Gatt. Simorhynchus Claus. Kopf breit, unterhalb sciiaufel- förmig ausgehöhlt; Schnabel kurz und breit, schräg abfallend. Obere Fühler mit dreigliedriger Geissei, untere beim Männchen sehr laug, fünf- gliedrig, mit stark gekrümmtem Basalgliede. Mandibulartaster kurz, Ma- xillen verkümmert. Erstes Beiupaar ohne Scheere, zweites halbscheeren- förmig endigend, die drei mittleren mit Schenkeldrüse, fünftes und sechstes mit grossen, breiten Schenkelplatteu, siebentes klein. Kiemen in Form grosser Schläuche. Hinterleib dick, seine Endhälfte kurz und gedrungen. Die beiden letzten Paare der Hinterleibsbeine scheerenförmig, mit ver- wachsenem Innen- und beweglichem, tingerförmigem Aussenast. (Eine Art ans dem Indischen Ocean.) Farn. 5. Oxycephalidae Claus. Körper seitlich comprimirt, langstreckig, Kopf schnabelartig aus- gezogen, untere Fühler des Weibchens verkümmert. ZmcI Otoiiihenblaseu. Die beiden vorderen Beiuijaare mit zusammengesetzter Scbeerc, das fünfte und sechste mit niedriger und sehmächtiger Schenkelplatte, siebentes dünn. Systematik. 487 aber vollzählig gegliedert. Hinterleib gross, die hinteren Paare der Spall- beine griffeltormig. I.Gatt. OxycephalusM. Edw. {i' Nakdms Costa). Kopf länglich dreieckig, zugespitzt, unterhalb zum Einlegen der zickzackförmigeu unteren Fühler des Männchens rinuenartig vertieft. Obere Fühler des Männchens stark aufgetrieben, buschig behaart, untere beim Weibchen eingegangen. Mandibeln am Rande der wulstig vorspringenden Oberlippe eingelenkt, beim Weibchen tasterlos; Maxillen eingegangen. Die beiden vorderen Beinpaare kurz, mit zusammengesetzter öcheere endigend, das dritte bis fünfte und das siebeute mit Schieneudrttse ; fünftes und sechstes Paar mit grosser Schenkelplatte, das siebente vollzählig gegliedert. Aeste des letzten Paares der Spaltbeine lauzettlich, siebentes Äbdominalsegment dreieckig. (Arten aus dem Mittelmeer, Indischen und Stillen Oceau.) Taf. XXXV, Fig. 6. 2. Gatt. Rhahdosoma White {Oxijcephalus li. Kdw., Wlacroceplialus Sp. Bäte). Kopf länger als der Rumpf, sehr dünn gritfelförmig, dir Augen auf einer spindelförmigen Anschwellung des Griffels gelegen. Obere Fühler des Weibchens im Bereich des Schaftes bauchig aufgetrieben und mit zahlreichen Ricchfäden versehen, die unteren wie bei Oxijcephalus, luit sehr kleinem Endgliede. :\Iäunliche Kiefertaster dreigliedrig, stab- förmi"- verlängert. Fünftes und sechstes Beinpaar mit stabförmigem, siebentes mit hohem, birnfürmigem Scbenkclglied. Beim Männchen nur das fünfte und sechste Paar mit Kiemenschläuchen versehen, beim Weib- chen auch die vorhergehenden. Die drei vorderen llinterleibsringe min- destens von Mittelleibslängc, ihre Spaltbeine beim Männchen mit kräftigem, beim Weibchen mit zartem Basalgliede. (Eine Art im Atlantischen und Stillen Ocean.) Tribiis II. liyi)erlnu iioniiidia M. Edw. Beide Fühlerpaarc frei von der Stirutläehe des Kopfes entspringend, die unteren beim ^Männchen nicht eiuschlagbar, beim Weibchen oft ver- kümmert oder bis auf einen warzenförmigen Vorsprung eingegangen. Fünftes und sechstes Beinpaar in relativer Grösse und Form sehr mannigfach. Farn. 1. FIi rouiiHiduc Dana. Kopf gross, oft schnauzeuartig ausgezogen, Augen getheilt, über den grössten Theil der Kopfoberfläche ausgedehnt. Obere Fühler beim Männ- chen lang, mit vielgliedriger Geissei, beim Weibchen kurz und der Geissei entbehrend; untere Fühler beim Männchen den obereu ähnlich, beim Weibchen eingegangen. Leberschläuche ru(]inientär, nur als kleine Blind- säcke auftretend. 1. Gruppe. Köriier gedrungen, die drei hinteren Paare der Spaltbeine breit, fiossenförmig (Phrosininae). 1. Gatt. Anchylontetu M. Edw. (mas: Hivraconi/x Guer.). Kopf äusserst plump, oval abgerundet, weiter nach unten als der Mittelleib herab- 488 Amphipoda. reichend. Au diesem die beiden vordersteu Segmente stark \erkiirzt oder selbst verschmolzen, das fünfte am längsten, die beiden letzten nach unten und hinten ausgezogen. Die beiden vorderen Beinpaare verkürzt, mit scharfer Endklaue, das dritte und vierte verlängert, mit erweitertem und finger- förmig ausgezogenem drittletzten Gliede, das fünfte mit grossem, schild- förmigem Schenkelgliede (unter welchem das sechste Paar theilweise ver- steckt liegt) und sehr breiter, am Inneuraudc gezähnter Greifhand, gegen welche sich die, zweigliedrige Endklauc in der Richtung nach vorn bin einschlägt. Auch das sechste und siebente Paar mit schildförmigem Schenkelgliede, aber ohne Greifhand. Am Hinterleib die vier Endsegmente stark verkürzt, zusammen kaum länger als jedes der drei grossen Basal- segmente. (Arten aus den verschiedensten Meeren.) Tal'. XXXV, Fig. 4. 2. Gatt. Phrosina Risso (Daäylocera Latr.). Kopf oberhalb spitz ausgezogen, nach unten und hinten schräg oder gerundet abfallend. Die beiden ersten Mittelleibssegmente gleichfalls stark verkürzt oder mit ein- ander verschmolzen, die folgenden länger. Die beiden ersten Beinpaare verkürzt und dünn, mit kleiner Endklaue, die vier folgenden gross und sehr kräftig, in eine mit starker, gekrümmter Greif klaue und dreieckig verbreitertem, am Inneurande gesägtem Carpalgliede versehene Hand endigend, das fünfte am längsten. Siebeutes Beinpaar auf Hüft- und Schenkelglied beschränkt. Die drei vorderen Hinterleibsringe gleichfalls stark vergrössert, mit stark ausgeschweiftem Hiuterrand. (Arten des Mittelmeers und Atlantischen Oceans.) Taf. XXXHl, Eig. 5. 3. Gatt. Frinnio Guer. Kopf oberhalb stumpf abgerundet, nach unten und hinten zurückweichend und schuauzeuförmig verjüngt. Nur das erste Mittelleibssegment verkürzt, das selbstständige zweite und die folgenden länger. Das erste, dritte und vierte Beinpaar mit linearem, die übrigen vnit lamellös erweitertem Schenkelgliede, dieses an dem besonders stark verlängerten fünften Beinpaar auffallend weit herabreichend und schräg abgestutzt, am zweiten und sechsten unterhalb biruförmig erweitert und abgerundet. Au den vier vorderen Paaren das sechste Glied schmal, fingerförmig, die Endklaue klein, am fünften und sechsten das drittletzte (ilied mit gezähntem Vorderrand, die Endklaue lang, aufgebogen, am fünften das vorletzte Glied sehr laug und dünn. Die drei vorderen Hinter- leibssegmente gross, die drei letzten Paare der Spaltbeine ungegliedert, llossenförmig. (Einzelne Art des Indischen und Stillen Oceans.) Taf XXXV, Fig. 3. 2. Gruppe. Körper gestreckter, mit verlängertem letztem Mittelleibs- segment; die drei hinteren Paare der Spaltbeine mit schmalen, lanzettlichen Aesten (Plironhiiinac). 4. Gatt. Phronima Latr. Kopf kurz, nach unten lang ausgezogen. Beide Fühlerpaare des Männchens verlängert, die oberen mit langem, dicht buschigem Endglied des Schaftes ; beim Weibchen die oberen kurz, zweigliedrig, die unteren nur als Höcker angedeutet. Kiefertaster beiden Geschlechtern fehlend. Die beiden ersten Mittelleibssegmente stark ver- Systematik. 489 kürzt, aber liüi, das verlängerte siebente iiacL Ijintcu stark \erjUugt. Die beiden vorderen Bcini)aaie verkürzt, in eine sehwache Greit'hand endigend, das armt'öriuig verlängerte l'üntte mit ujUchtig entwickelter Seheerenhand. Drei Paare von Kiemenschläiichen am vierten bis sechsten Mittelleibsringe. Die Spaltbeine der drei grossen vorderen llinlerleibsringc mit sehr breitem lamellöseni Schal'tgliede ; auch die gritfeltormigen Spaltbeiue zu drei Paaren ausgebildet. (Einzelne, über alle Meere ausgebreitete Art.i Tat'. XXXIV, Fig. 1-4. 5. Gatt. Fhroithiiclld Claus. Kopf lang ausgezogen, mit hoch gewölbtem Scheitel. Iviefcrtaster beiden Geschlechtern fehlend. Die beiden ersten Mittelieibsriuge fest mit einander verschmolzen, ihre Beinpaare dünn, mit schwacher Greif band ; viertes Beinpaar stark verlängert, das fünfte in eine laugstreckige Greifhaud endigend. Kiemenscliläuche wie bei Phronimu. Von den grift'elförmigen Hinterleibsbeinen nur zwei Paare ausgebildet. (Einzelne Art aus dem Mitteluieer und Atlantischen Oceau.) 6. Gatt. Ph r Olli III ojjüis Cluus. Kopf kurz und hoch; obere weih liehe Fühler lang.streckig, zweigliedrig, untere mit langem Stachel. Kiefer- taster beim Männchen dreigliedrig. Mittelleib kurz und gedrungen, bucklig gewölbt, die beiden ersten Segmeute verschmolzen. Erstes Beinpaar kurz, mit gepinselter Endklaue, zweites kräftiger, mit zweitingriger Scheere, die fünf folgenden lang und dünn, in eine schwache Greif band endigend. Hinterleib schmal, so laug wie der Vorderkörper; die hinteren griffei- förmigen Spaltbeine zu drei Paaren ausgebildet, ihre Aeste fast so lang wie der Stamm. (Einzelne Art aus dem Mittelmeer.) 7. Gatt. Paraphroninia Claus. Kopf gross, abgerundet würfel- förmig; obere weibliche Fühler viergliedrig, untere griffeiförmig. Kiefer- taster beiden Geschlechtern fehlend. Mittelleib seitlich zusammengedrückt, mit sieben freien Segmenten, von denen das letzte nur wenig verlängert ist. Vier Paare von Kiemenschläuchen am dritten bis sechsten Ringe. Die beiden vorderen Beinpaare kurz, gleich den folgenden dünn, das erste mit schwach entwickelter, fast uur angedeuteter Greif band, die fünf letzten von gleicher Form und Länge, mit langer, gekrümmter Endklaue. Die drei letzten Paare der Spaltbeiue mit sehr verlängertem Schaft und ganz kurzen Spaltästeu. (Zwei Arten aus dem Mittelraeer und Atlantischen Ocean.) Taf. XXXIV, Fig. 5. Vermuthlich ist der Familie Phroniinklac ausserdem noch beizuzählen : 8. Gatt. Tnjphuiw Boeck. Kopf sehr gross, vorn abgestumpft. Obere Fühler dreigliedrig, untere sehr kleiu. (Augen?) Oberkiefer ohne Taster, Unterkiefer verkümmert. Mittelleib aus sieben freien, aber sehr kurzen Ringen bestehend. Die beiden vorderen Beiupaare klein, mit nicht erweitertem fünften Giiede, das dritte und \ icite Paar von gleicher Form und Grösse, das füuftc bis sieheute an Grösse nach hinten stark ab- nehmend, so dass das fünfte mehr denn doppelt so gross als das siebente 490 <^mphi|inda. ist. Die drei vorderen HiDterleibssegnieute auffallend gross, die Spaltäste der drei letzten Beinpaare lamellös. (Eine Art aus der Nordsee.) Faiu. 2. Hyptiictac Dana. Kopf gross, kuglig gewölbt, Augen meist über den grössten Theil seiner Oberfläche ausgedehnt. Beide Fühlerpaarc bei beiden Geschlechtern mit mehrgliedrigem Schaft, beim Männchen mit langer, vielgliedriger, beim Weibchen mit kurzer oder rudimentärer Geissei. Leberschläuche normal ausgebildet. 1. Gatt. Themistu Guer. (Famthemisto Boeck). Körper schlank, cöüjprimirt, Kopf nicht auffallend vergrössert, beide Fühlerpaare beim Jfännchen mit sehr langer und dilnner, beim Weibchen mit kurzer, derber und enggegliederter Geissei. Kiefertaster mit schmal sichelförmigem End- gliede. Mittelleibssegmeute sämmtlich frei, nach hinten allmählich länger werdend. Beine mit deutlich abgesetztem Hüftgliede, die beiden vorderen Paare beträchtlich kürzer als das dritte und vierte, das fünfte oder die drei letzten stark verlängert; das zweite Paar in eine Scheerenhand, die übrigen in eine einfache Endklaue endigend. Die drei vorderen Hinter- leibsringe anfallend hoch, viel tiefer herabgezogen als die Mittelleibsringe. Die drei vorderen Paare der Spaltbeine mit kurzem Schaft und langen, geisselförmigeu Aesten, die drei hinteren mit ungleich langem Innen- und Aussenast, der innere der beiden letzten Paare lauzettlich, des ersten grifl'elförmig. (Arten des arktischen und antarktischen Meeres.") Taf. XXXV, Fig. 1, 2. 2. Gatt. Cyllopas Dana. Körper und Kopf Thtinido-'ixXiüWiih, obere Fühler weiter hinaufgerückt, beim Weibchen nur mit eingliedriger Geissei, untere dicht über dem Munde entspringend, ihre dünne Geissei gegliedert. Alle sieben Miltelleibssegmente frei. Beine mit deutlich abgesetztem Hüft- gliede, die sechs vorderen Paare mit einfacher Endklaue, die beiden ersten kurz, das fünfte und sechste stark verlängert, das siebente bis auf das breit lamellöse Schenkelglied (im Eudtheil) rudimentär. Die drei vorderen Hinterleibsringe hoch, weit herabgezogen, iiire Spaltbeine schmächtig. (Arten des antarktischen Meeres.) 3. Gatt. Cystosomu Guer. ( Tfuiuniops Willemoes). Kopf vou enormer Grösse, von der Seite gesehen sphärisch dreieckig, Fühler nur zu einem (?) Paar vorhanden, fadenförmig dünn, zweigliedrig. Mittelleibs- ringe von vorn nach hinten stark an Höhe abnehmend , die beiden vor- dersten völlig mit einander verschmolzen. Beine ohne deutlich abgesetzte Hüftglieder, die beiden vorderen Paare ganz kurz, stummeiförmig, die fünf folgenden lang und dünn, am stärksten das fünfte verlängert, nächst diesem das sechste, alle mit langem und dünnem sechsten und scharf zugespitztem Klauengliede, das fünfte und das Schenkelglied mit ge- sägtem Rande. Die drei vorderen Hinterleibsriuge stark an Höhe und Länge abnehmend, das fünfte und sechste \erschuiolzen und nur mit zwei Systematik. 491 Paareu ^ou ytelzbeiucii vuisuhcu, deren fetmnui laug uud platt ist und kurze Eudlamellen fragt. Einzige Art: Cyst. 'Septuni Guer. {Thmimops jtdlmldu Willem.) von 84 mill. Länge, aus versebiedenen Meeren. 4. Gatt. Tyvo M. Edw. Körper ////^;t';/ffl- förmig, der Kopf aber vorn abgestutzt. Obere Fühler länger als der Körper, nur aus einem kurzen Basal- und einem sehr langen und dicken, griti'elförmigeu Endglied bestehend ; die unteren sehr kurz. Sämmtliche Heiupaare ohne Greifhand, von sehr ungleicher Länge, das fünfte l'aar bei weitem das längste, sehr kräftig, aber die beiden Endglieder fadenförmig dünn. Siebentes Bein- paar sehr klein und dünn. Hinterlcil) 77^^x7/«-ähnlieb, aber die drei letzten Paare der Spaltbeine sehr dünn und ohne deutliche Spaltäsfe. (Eine Art des Atlantischen Oceans.) 5. Gatt. Hijpcriii Latr. (///c//« Straus, mas: 7^m///(/o»?(.s M. Edw., fem.: Metoecus Kroyei-, TtfMm Dana). Kopf plump, kuglig gewölbt oder vorn abgeflacht. Männliche Fühler mit sehr langer, fadenförmiger, weibliche mit kurzer, euggliedriger Geissei. Kiefertaster mit schmal sichelförmigem Endgliede. Sieben freie und an Länge wenig verschiedene Mittelleibsringe. Beine mit deutlieh abgesetztem llüftgliede, bald nicht von auffallend ver- schiedener Länge, bald die beiden vorderen Paare beträchtlich kürzer und die drei hinteren ansehnlich länger als das dritte und vierte. Die beiden ersten Paare entweder gleich allen folgenden mit einfacher Endklaue oder mit schwach ausgebildeter Greifhand. Die Spaltbeine der drei vergrösserteu vorderen Hinterleibsringe mit laugen, geisselförmigeu Aesteu. Weibchen sehr viel plumper und besonders im Bereich des Mittelleibs bauchiger als die Männchen. (Arten der verschiedensten Meere.) Taf. XXX III, Fig. 4. 6. Gatt. Dana M. Edw. {Dairinhi DanaJ soll mit Hyperia sehr nahe verwandt sein, sich aber durch nur ein (?) Füblerpaar (dem unteren von Hyperia gleichend), durch sehr kurzen ersten, unter dem zweiten fast verborgenen Mittelleibsring und dadurch unterscheiden, dass das zweite Beinpaar in eine Art zweitingriger Scheerenhand endigt, deren beweglicher Finger den festen etwas an Länge übertrifft und an der Spitze mit einer beweglichen Endklaue versehen ist. (Arten des Indischen und Stillen Oceans.) 7. Gatt. Mimonectes Bovallius.*) Augen auf acht bis zehn punkt- förmige Ocellen jederseits am untersten Ende des grossen, vorn abgerun- deten Kopfes reducirt. Obere Fühler gestreckt, dünn grifielförmig, aus einem dicken würfelförmigen Basal-, einem sehr kurzen zweiten, stark verlängerten und allmählich verjüngten dritten Gliedc und einer kurzen, dreigliedrigen Geissei bestehend. Untere Fühler kurz, stummeiförmig, vier- gliedrig. Oberkiefer ohne Taster; die durch die Kieferfüsse gebildete *) Mimonectes, a remarkable geuus of Amphipoda Htjpo-iiia. 4", with 3 plates, Upsala 1SS5 (Nova Acta reg. societ. scieut. üpsalensis, ser. III). — Bovallius sieht sich veranlasst, auf diese von ihm bekannt gemachte Gattung eine eigene Familie 3Iimoncctidae zü begritnden . was bei ihrer sonstigen wesentlichen Ueboreinstimmung mit den Hyperiden häohstens durch die rudimentäre Bildung der Augen motivirt werden könnte. 492 Amphipoda. Unterlippe jederseits mit zwei Laden. Der Kupl' iu Gemeinschaft mit den (fünf vorderen bis allen sieben) Mittelleibsringen einen kuglig gewölbten Vürderkörper darstellend, dessen Querdurclnnesser kreisrund ist. Die sieben Beinpaare von annähernd gkicher Form, mit geschwundenem Basal- (Hlift ) Gliede und einfacher Eudklaue; die !)ei(ien vordersten und das siebente kürzer als die vier mittleren. Hinterleib sehr klein , zusammen- gedrückt, nur mit fUnf freien Ringen. Alle sechs Paare von Spaltbeinen regulär zweiästig ausgebildet, aber klein ; die Spaltäste der drei hinteren Paare schmal lanzettlich. (Arten des Atlantischen Oceans.) Hierher ferner: Gatt. Lanceol" Say. Fatu. 8. Vibiliduc Dana (Hijperum (rfduiiiaroidra M. Edw.). Kopf nicht vergrössert, \ürn abgestutzt, Augen nur einen kleinen Theil seiner Oberfläche einnehmend. Beide Filhkrpaare ausgebildet, die oberen um \ieles dicker als die unteren. Körperform Gammariden-ähnlicb. Gatt. Vihilia M. Edw. Obere Fühler aus einigen sehr kurzen eng aneinanderschliesseudeu Basalgliedern und einem sehr grossen geschwol- lenen Endglied zusammengesetzt, einer Gcisscl entbehrend ; untere Fühler dünn und kurz, geisseiförmig, fünf- bis sechsgliedrig. Jlittclleibsringe von annähernd gleicher Form und Grösse, Hüftglieder kurz und (pier. Die beiden vorderen Beinpaare den folgenden gegenüber verkürzt, das zweite durch Erweiterung und einseitige fingerförmige \'erlängcrung des fünften Gliedes mit einer deutlicheren Greifhand als das erste versehen ; die fol- genden schlank, von verschiedener Länge, mit einfacher Endklaue, das siebente in verschiedenem Grade verkürzt. Hinterleib mit drei grösseren Vorderringen und sehr kurzem fünften Segment; die drei hinteren Paare der iSpaltbeine mit lanzettlichen Aesteu. (Arten des Mittelmcers und In- dischen Oceans.) Divisio IL Gamma ri na- Kopftheil klein, cubiseh, abgestutzt oder schnabelförmig ausgezogen. Augen meist von geringer, selten von ansehnlicher Grösse, stets einen verhältnissmässig kleinen Theil der Koiifoberflächc einnehmend. Fühler je nach den Geschlechtern überhaupt nicht oder nur relativ verschieden, im Schaft- und Geisseltheil regulär ausgebildet. Kieferfüsse normal ent- wickelt, mit zwei freien Kauladen und viergliedrigem Taster (Taf. XXX, Fig. 1 b, 2 a, 3 d, 5 d). Mittelleibsbeine mit deutlich abgesetztem, häutig stark vergrössertem ersten (Hüft-) Gliede, bis auf die beiden \ordereu, sehr allgemein zu Greifenorganen umgestalteten Paare von annähernd gleicher Bildung, die drei hinteren Paare meist mit lamellös erweitertem Schenkelgliede. Tribus I. Corophiiua {Marchams M. Ed\v.). Körper niedrig, halbcylindrisch, nicht comprimirt. Maudibeln mit aus- gebildetem Taster. Hüftglieder der Mittellcibsbeine kurz, und quer. Fühler .Systom;itil>. 49.^ im Veihältniss /iiin Körper (lurclisehiiittlich derb, besonders im Bereich des (meist sel)r vcrliinj^erten) Scbültcs Ivriiftii;- entwickelt. Fani. 1. Chil II lidac A]lnt. Obere Fühler mit Nebeugcissel, kürzer und schwäcber als die unteren, deren Geissei durch ein "Tosses, lanzettliclies, lanp; und dicht gewimpertes Glied reprüsentirt wird. Alle sieben Mittelleibsringc frei, von annähernd j;leicher Form und Grösse. Beine kurz und gedrungen, die beiden vor- dersten Paare in eine zweitingvige Greifliand endigend. .\m Hinterleib das vierte, fünfte und sechste Segment mit einander verschmolzen, das siebente gleich den drei vorderen frei. Die drei hinteren Paare der SpaJt- beine von auffallender Grösse und Form, das vierte und fttnfte mit paariger, das sechste mit unpaarer Endlamclle. (Holzbohrer.) Gatt. Cheliirn Phil, {^cmedei^ White, Limnonn Hesse). Obere Ftihler kaum länger als der Schaft der unteren, mit sechsgliedriger Haupt- uud viergliedriger Xebengeissel ; an den unteren die blattförmige Geissei so laug wie die Scbaftglieder zusammengenommen. Augen klein. Die drei hinteren Beippaare mit verkürztem Hüft- und dreieckig erweitertem vierten Glicde Drittes flinterleibssegment mit sehr grossem und kräftigem, nach oben und hinten gerichtetem Dornfortsatz bewehrt. Viertes Paar der Spaltbeine mit sehr langem, griftelfiirmigem, fünftes mit bieit abgerun- detem, lamellüsem, seitlich über die Spaltäste hinaus verlängertem Schaft gliede, sechstes mit kurzem Basal- und sehr grossem lanzettlichem End glied. (Art: Chelura teirhmi/s Phil. = IJmnnria wf/JopIinfin Hesse, aus den europäischen Meeren.) Fam. -2. Ihiliilnilai' Dana (Di/opedidnc Sp. Bäte). Heide Fühlerpaare mit stark verlängertem Schaft und kurzer Geissei. Knpf gestreckt, vorn schräg abgestutzt. Erster Mittelleibsring kürzer als die folgenden, der sechste und siebente meist völlig mit einander ver- schmolzen. Erstes, drittes und viertes ßeinpaar kürzer, die drei hinteren verlängert und schlank; die beiden vorderen in eine Greifhand endigend. Das vierte und fünfte Hinterleibssegment mit einander verschmolzen ; von den drei hinteren gritifelförmigen Spaltbeiupaaren eines fehlend. 1. Gatt. DiilirlnaKrnyerdh/ojicihisHp.Bnte, ParcuhtlicliM Boeck). Obere Fühler länger und kräftiger als die unteren, mit rudimentärer Neben- geissel. Erstes Beinpaar viel kleiner als das zweite, letzteres in eine sehr j kräftige Greifliand endigend. Die beiden hinteren griffeiförmigen Spalt- beinpaare vollständig ausgebildet, die Spalfäste des vorderen länger als diejenigen des hinteren. (Arten der nordischen Meere.) 2. Gatt. LarfmafophUuK Bruz. Beide FUhlerpaare gleich laug und kräftig, die oberen ohne Nebengeissel. Die beiden vorderen Beinpaare au Länge wenig verschieden, die Greif band des zweiten jedoch kräftiger; die fünf hinteren Paare langstreckig, mit grosser sichelförmiger Endklaue. Von den beiden gritfelförniigen Spaltbeinpaaren nur das vordere voll- 4S)4 Al]iplli|lnil;i, ständig ausgebildet, das hintere ani' einen wnivonfoimigen Hneker redurirt. (Arten der Nordsee.) 3. Gatt. Xiniodicc Boecli. Beide FiiUlcrpaare von annähernd gleicher Länge, mit vielgliedriger Geissel, die oberen mit einer Ncitengeissel. Die beiden vorderen ßeinpaare von gleicher Form und Grösse, mit kleiner Scheerenhand, das dritte und vierte gleich lang, die drei letzten von zu- nehmender Länge, fadenförmig. Beide Paare der stelzenförmigen Spalt- beine vollständig entwickelt, zweiästig. (Eine Art der Nordsee.) 4. Gatt. Ctp-fophitiiii Dana (Plnfopliinni- Dana). Untere Fühler viel länger und kräftiger als die oberen , das dritte Schaftglied und die Geissei dicht gewinipert. Die beiden letzten Mittelleibsringe nicht mit einander verschmolzen. Eistes Beinpaar kurz, mit kleiner, zweites mit sehr grosser, kräftiger Greifhand. Beide Faare der stelzenförmigen .Spalt- heine mit ungleich langen, beborsteten, an der Spitze gestachelten Aesteu. (Arten der europäischen Meere, des Atlantiseben und Indischen Oceans.) Fam. 3. Corophiulac Dana. Beide FUhlerpaare mit verlängerten Schaftglicdcrn , im Allgemeiuen derb und häufig unterhalb lang und dicht gewinipert. Alle sieben Mittel- ieibsringe frei, ebenso die llinterleibsringe. Drittes und viertes Paar der .Mittelleibsbeine mit einzelligen Drüsen. .Meist die drei hinteren Paare der Spaltbeine an ihren Aesten, zuweilen auch das letzte Hinterleibssegnient mit Ilaftapparaten in Form von Dornen oder aufgekrümmten Haken be- wehrt. (Die meisten in selbstverfertigten Gehäusen oder Gängen lebend.) 1. Gruppe. Das vierte und fünfte Paar der Spaltbeine mit doppeltem, das sechste nur mit einzelnem Endast. \. Gatt. Corophinm Latr. Obere Fühler mit vielgliedriger Geissei (ohne Nebengeissel), viel kürzer und schwächer als die auffallend langen und kräftigen unteren, deren kurze Geissei klauenartig einschlagbar ist. Die vier vorderen Beinpaare mit verlängertem, schmalem, die drei hinteren mit kürzerem und verbreitertem Schenkelglicd , alle sieben mit einfacher Endklauc. Das vierte Paar der Spaltbeine mit länglichem, die beiden letzten mit sehr kurzem Schaft; die Endlaniellen klein, lanzettlicb, ohne Haftapparate. (Arten aller Meere.) Tat. XXXHI, Fig. 1. 2. Gatt. Siplionoecele^ Kroyer. Fühler wie bei Corophatm, die oberen jedoch relativ länger, bald mit vielgliedriger, bald mit kurzer, klauenförmiger (Teissel. Mittelleibsbeinc kürzer und derber. Endlamellen des vierten Paares der Spaltbeine mit scharfem Enddorn, die einzelne des sechsten mit anfgekrümmtem Endhaken. Auch das siebente Hinterleibs- segment mit reihenweise gestellten Dornen bewehrt. (Arten der Nordsee.) '6. Gatt. (,'era2)Hf< Say {ErieJithon'mfi und Crnipödmi M. Edw., Fy- ctilus Dana). Beide Fühlerpaare von annähernd gleicher Länge und Stärke, mit einfacher, vielgliedriger Geissei. Das erste Beinpaar mit kleinerer, das zweite mit grösserer und kräftigerer Greifhand, beide mit I Systematik. 49Ö lilngliclieiu , die tlini tolgeuden mit kurzem uiul l)i-eitera Scbenkelgliede. Die Endlamellen des vierten und tiinften Hpaltbeinpaarcs gedornt, die einzelne des sechsten mit klauenfürmigen Endliaken bewehrt. Siebeutes Hintcrleil)ssegment siigeartig eingeschnitten, (.'\rten aller Meere.) Taf. XXXIII, Fi^. 2. 4. Gatt. Dcrcothor Dana (? Cerajnis Say lern.) scheint nur dnicli die dichte Wimpcrung beider Filhlerpaare, deren oberes auch eine kleine Nebeugeissel führen soll , von der vorhergehenden Gattung abzuweichen. Endsegment des Hinterleibs mit gezähnter Oberseite und zwei gekrümmten Hafthaken. (Arten aller Meere. i f). Gatt. Viiciola Say (Glaitconomr Kroyer). Obere Fühler wenig länger als die unteren, mit vielgliedriger Haupt- und kleiner Nebengeissel, die unteren (beim Männchen kräftiger) am letzten Geisselgliede mit zwei gekrtlmmten Dornen bewehrt. Die beiden vorderen Beinpaare in eine Greif band endigend, das erste viel kräftiger als das zweite. Sechstes Paar der Spaltbeine mit innerhalb erweitertem Basalgliede. (Arten des arktischen Meeres und der Nordsee.) Pi. Gatt. Hehl Boeck. Von der vorhergehenden Gattung durch die mit drei starken Zähnen bewehrte Greifhand und die lange gekrümmte Endklaue des ersten Beinpaares, so wie dadurch unterschieden, dass die Endlamelle des sechsten Paares der Spaltbeine länger als der Schaft i.st. (Fühler?) (Eine Art der Nordsee.) 2. Gruppe. Das vierte bis sechste Paar der Spaltbeine mit doppeltem Endaste versehen. 7. Gatt. Podocerus Leach (./fl.s^'jr^ Leach, /srhyrom-HS Kroyer, Cratoplmm Dana, Elasmopn» Costa). Obere Fühler schwächer und kürzer als die unteren, mit viel- oder mehrgliedriger Haupt- und kleiner Nebengeissel; Geissei der unteren Fühler mit dichten Borstenbüschelu oder Hafthaken besetzt. Hiiftglieder des dritten bis fünften Beinpaares vergrössert, Schenkelglieder der drei hinteren Paare verbreitert; erstes Beinpaar mit kleiner, zweites mit sehr kräftiger Greif band. Die drei letzten Paare der Spaltbeine mit verlängertem Schaft und allmählich kürzer werdenden Spaltästen; letztere mit gezähntem Hinterrand und haken- förmigen Endklauen. (Arten verschiedener Oceane und der Nordsee.) Taf. XXXIII, Fig. 3. 8. Gatt. Gantmn ropsis Lilljeb. {Eurystheua Sp. Bäte). Beide Fühlerpaare schlank und mit mehrgliedriger Geissei, die oberen mit an- sehnlicher Nebengeissel. Erstes Beinpaar mit kleiner, zweites mit kräf- tiger Greifhand, die drei letzten mit stark verbreitertem Scbenkelgliede. Die drei letzten Paare der Spaltbeine mit hinterwärts gedornten, grififel- förmigen Aesten. Letztes Hinterleibssegment mit Endstachel. (Einzelne Art der Nordsee.) . 9. Gatt. A 0 ra K r o }• e r i^Mkrodeutopus Costa, Autonoi- ß r u z ., Lembos et LoncJiomems Sp. Bäte, LaJaria Nicol.l Beide Filhlerpaare schlank. 49fi Ainpliipod:!. die oberen mit klirzereui Öchatt, aber sehr viel längerer (vielgliedriger) Hauptgeissel als die unteren, diese daher weit überragend; Nebengeissel mehrgliedrig. Die Iliiftglieder der vier vorderen IJoinpaare last doppelt so lang als die verkürzten und queren der drei hinteren. Erstes Beinpaar mit grosser, kräftiger, zweites mit kleiner oder kaum ausgeprägter Greif- hand; die drei letzten Panre mit erweitertem Schenkelglied. Viertes und fünftes Paar der Spaltbeine mit verlängerten, grift'elförmigen , am Hinter- rnnde gedornten, sechstes mit kürzeren, lanzettliehen Endlamelleu. (Arten des nordeuropäisohen und des Mittelmeeres, aueh des Stillen Oeeans.) Verwandte Gattung: Xi-norlii'i y/i Mas well. 10. Gatt. Stinipariiilfi Sp. Bäte. Von der vorhergehenden Gattung ilurcii langstreckigere, die oberen überragende untere Fühler und dadurch unterschieden, dass an der grossen Greifhand des ersten Beinpaares das drittletzte Glied nnterhall) stark fingerförmig verlängert und nn der kleineu Greifhand des zweiten das vorletzte Glied stark verbreitert und tinger- ffirmig ausgezogen ist. i Einzelne Art der Nordsee.) 11. Gatt. Diyojir Sp. Bäte. Heide Fiihlerpaare von annähernd gleicher Länge und Stärke, mit vielgliedriger Geisse], die iil)eren ohne Nebengeissel. ITüf'tgliedor aller sieben Bpin|)anre auffallend kurz und quer. Erstes Beinpaar mit krältiger, zweites mit sehr \ iel kleinerer Greif- hnml, die drei letzten l^aare veilängert, mit eiweitertem Sehcnkelglied. Die drei letzten Paare der Spaltbeine an Liinge sein- stark abiiehmemi, am vierten und fünften der äussere Spaltast viel länger als der innere, beide an ihren .Vnssenrändern gedornt und mit kräftiger Endklaue. (Arten der Nordsee.) 12. (latt. ('rafi/ipits^p. Hate ( ColoiiinsfiA: Grui)e, Exituiinia Norm.). Beide Fühlerpaare kurz und derb, mit ganz kurzer, nur drei- bis viel- gliedriger Geissei, die oberen ohne Nebengeissel. llültglieder aller sieben Beiniiaare kurz und r|uer. Erstes Beinpanr dünn und gestreckt, anstatt der Endklane in einen Borstcnlilischel, zweites in eine kleine Greilliaud endigend, alle folgenden schlank, mit linearem Schenkelgliede. An den drei letzten Paaren der Spaltbeine die Endlamellen viel kürzer als der Schaft, (unbewehrt?!. iVrten der Nordsee, des Mittelmeeres nnil Stillen t)ceans.) Taf. XXVIi, Fig. ti. {("olomastix.) K5. Gatt. Poihiii iDpsis Boeck (Naoiia Sp. Bäte). Beide FUhler- paare laug und schlank, mit vielgliedriger Geissei, die oberen ohne Nebengeissel. ITüftglieder der \icr vorderen Beinpaare doppelt so lang als die kurzen und queren der drei hinteren. Erstes Beinpaar mit schwacher oder kaum angedeuteter, zweites mit kräftiger Greifhand; die drei letzten mit eiförmig erweitertem Schenkelgliede. Endlamellen der drei hinteren S])altbeinpaare gestreckt, grift'elförmig, hinterwärts gedornt (ider (das sechste) lang beborstet. (Arten der Nordsee.) 14. Gatt. Amphitlioe Leach {Animpus Templet., PIfotiexes Sp. Bäte). Beide Fühlerpaare schlank, mit vielgliedriger Geissei, die oberen ohne Nebengeissel. Hiiftglieder der fünf vorderen oder sämmtlicher SyatouKitili. 497 Beiupaare gross, geriiudet quadratisch, die beiden vordereu Beiiipaare mit Greifband, die drei bintcren mit einem lioistcnbiiscliel hinter der Endlilaue. Die Eudlaniclien der diei letzten Siialtbeinpaare an Länge abnehmend, griffelförmig, hinterwärts gedornt oder an der Spitze mit aufgekriimmten Hafthalien bewehrt. Endsegment des Hinterleibs stumpf dreieckig. (Arten aller Meere.) Tat. XXX, Fig. 3. 15. Gatt. S)/nam2>hit]io'e White. Von der vorhergehenden Gattung durch das am Ende erweiterte vorletzte Glied der drei hinteren Beinpaare und das mit einem Endbaken versehene siebente Hinterleibssegment unter- schieden. (Arten der Nordsee.) 16. Gatt. Frotomcde.iu Kroyer {Leptocheirus Zadd., Ptilocheirus Stimps.). Fühlerschaft beider Paare weniger verlängert als bei den vorhergehenden Gattungen, die Geissei der oberen länger als diejenige der unteren und von einer Nebengeissel begleitet. Die Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare stark verlängert und breit abgerundet, die beiden ersten Paare am kräftigsten, das erste mit kleiner Greifhand, das zweite vorn lang und dicht behaart, das dritte und vierte mit verlängerter End- klaue. Drittes Hinterleibssegment fast so lang wie die beiden ersten zusammengenommen. Die drei vorderen Spaltbein paare mit äusserst langen Schwimmgeissein, an den drei hinteren die Spaltäste länger als der Schaft, griffelförmig, hinterwärts gedornt. (Arten der Nordsee, des Mittelmeeres und des Atlantischen Oceans.) Taf. XXVII, Fig. 4. Fernere hierher gehörige Gattungen sind: Mkropyotopus Norm., Gosse« S p. B a t e , Gocsi« Boeck, XcHocte« Bo eck, iffy*/ot7if »« H a s w e 1 1 und Amplütlmdes Kossm. Fam. 4. Icilinae Dana. Körper breit, niedergedrückt, Kopf quer, nach vorn verbreitert, die Augen seitlich über den Coutour desselben heraustretend, die oberen Fühler ohne Nebengeissel. Die beiden vorderen Beinpaare von den folgenden nicht formell abweichend, mit schmalem vorletzten und kleinem, klaueu- förmigem Endgliede. 1. Gatt. Icilius Dana. Kopf kurz, zugespitzt dreieckig, breiter als die vorderen Mittelleibsringe. Obere Fühler kürzer und schwächer als die unteren, letztere mit sehr langer Geissei und den Körper an Länge übertreffend. Die beiden vorderen Mittelleibsringe verkürzt, der siebente länger, aber schmäler als die vorhergehenden. Hinterleib mit sieben freien Segmeuten, die drei vorderen mit zweibuchtigem Hinterrand. Alle sechs Paare von Spaltbeinen ausgebildet, die drei hinteren Paare von ähnlicher Bildung, das fünfte länger als das vierte. (Zwei Arten aus dem Sunda- und dem australischen Meer.) 2. Gatt. Icridium Grube {Fcrelonotus Sp. Bäte). Kopf nicht breiter als das vordere Ende des Mittelleibs; obere Fühler viel kräftiger als die unteren, diese nur wenig länger als der Kopf, beide ohne Geissei, nur mit einigen Endborsten besetzt. Die Mittelleibsringe stumpf gekielt, Brunn, Klaiseu de» Thioi-Kei.'li^. V. .:. 32 498 Ainpliipodu. bis zum vierten au Länge alluülliiicli zu-, sodaun wieder abnelimend. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaai-e vergrössert, quadratisch. Am Hinterleib nur fünf freie Segmente ausgebildet. Spaltbeine gleichfalls nur zu fünf Paaren vorhanden, das erste von den beiden folgenden formell sehr verschieden, gegen die Brust zurückgeschlagen, mit äusserst langen, linearen Endlamellen; die beiden hinteren Paare stelzenförmig, ohne Haft- apparate, das letzte nur mit einzelner Endlamelle. (Einzelne Arten der Nordsee und des Adriatischen Meeres.) Taf. XXVHI, Fig. 7. 3. Gatt. Fhllas Guer. Kopf klein, grösstentheils im ersten Mittel- leibsring eingeschlossen. Obere Fühler wie bei Icridium, die unteren jedoch mit kurzer, gegliederter Geissei. Alle sechs Paare von Spaltbeinen ausgebildet, auch das letzte mit zwei (kurzen und breiten, blattförmigen) Endlamellen ; diejenigen des vierten schmal lanzettlich, gefiedert. (Arten des Mittelmeers und Indischen Oceans.) Fam. 5. Clydoninae Dana. Körper laiigstreckig, schmal, bis auf die Endsegmente des Hinterleibs parallel. Augen klein. Nur ein (?) Paar langer, linearer, gerade vor- gestreckter Fühler ausgebildet. Beine mit geschwundenem Hüftglied, auf- fallend schlank und dünn, die vier vorderen Paare mit sehr kleiner, die drei hinteren mit deutlicher Endklaue; fünftes Paar sehr verlängert, von Paare der Spaltlänge. Hinterleib vollzählig gegliedert; die drei letzten mehr als Rumpfbeine linear, auf das Basalglied reducirt (?). Gatt. Clydonia Dana, bisjetzt nur sehr unzureichend beschrieben und abgebildet. (Arten des Atlantischen und Stillen Oceans.) Tribus 11. Ganimarina genulna {Saukurs M. Edw.). Körper höher gewölbt, theils seitlich comprimirt, theils (im Bereich des Mittelleibes) mit breiter gerundetem Rücken. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare im Allgemeinen stark, nicht selten sogar auffallend vergrössert. Fiihler im Verhältnis« zum Körper weniger kräftig entwickelt, theils verkürzt, theils lang und schlank. Fam. 6. Gammaridae. Charaktere der Tribus. (Kiemen bei Subfani. 1.— 5. normal aus- gebildet.) Subfam. 1. Lysianassinn (et Stegoceplialina) Dana. Kopf klein, niedrig, vorn abgestutzt oder bei der Einlenkung der oberen Fühler ausgebuchtet. Obere Fühler mit verdicktem Schaft, dessen beide Endglieder stark verkürzt und mit Nebengeissel. Geissei der unteren Fühler bei den Männchen zuweilen peitschenförmig verlängert. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare schildförmig vergrössert, übereinander geschoben; das erste und zweite Beinpaar mit schwacher oder verkümmerter Greifhand. (Schlammbewohner.) Systematik. 499 a) Mandibeln mit vi 'lig oder fast zahnloser Schneide. 1. Gatt. Lysianassa 'M. Edw. (Ichtwpns Costa, Ambasia et So- canies Boeck). Maxillen des ersten Paares mit Taster. Erstes Beinpaar dicker und kürzer als das zweite, mit Endklaue, aber keine Greifhand bildend; die drei letzten Paare schlank, verlängert. Von den Spaltbeinen die drei vorderen Paare kurz und schmächtig, die drei hinteren kräftig, an Länge allmählich abnehmend, mit lanzettlichen Endlamellen. (Arten aller Meere.) Taf. XXVIII, Fig. 3. 2. Gatt. Euryteiics Lilljeb. Von der vorhergehenden Gattung durch das in eine kleine Greifhand endigende erste Beinpaar, von der folgenden durch das grosse, angeschwollene, aus dem Kopf deutlich hervor- tretende Basalglied der unteren Fühler unterschieden. Die drei hinteren Beinpaare mit dreieckig erweitertem vierten Glied, ungleich kürzer und gedrungener als bei Lysianassn. (Einzelne, auffallend grosse Art des ar- ktischen und antarktischen Meeres.) 3. Gatt. Anonyx Kroyer {Hippomedon, Aristias, Onisiimis, Meni- grates, Orchomcne et Tryphosa Boeck). Erstes Beinpaar gleichfalls in eine kleine Greifhand endigend, aber das erste Schaftglied der unteren Fühler verborgen, nicht aus dem Kopf hervortretend. Die drei hinteren Beinpaare gestreckter. (Arten der nordischen Meere.) Taf. XXVIII, Fig. 4 u. 5 und XXX, Fig. 5 u. 6 (Lysiannssa). 4. Gatt. Opis Kroyer (Normania Boeck). Von der vorhergehenden Gattung durch sehr kurzes, grnsstentheils vom Hiiftgliede verdecktes erstes Beinpaar, dessen vorletztes Glied sehr gross und breit, stark sichelförmig gekrümmt ist und mit der kräftigen Endklaue eine Scheerenhand bildet, unterschieden. An den drei hinteren Beinpaaren das Hüft- und das Schenkeiglied blattartig verbreitert, die folgenden schmächtig. (Arten der nordischen Meere.) 5. Gatt. Calllsoma Costa (Scopelochcirus Sp. Bäte). Erstes Bein- paar nicht dicker und länger als das zweite, mit undeutlicher Endklaue. Obere Fühler mit sehr kurzer, untere mit langstreckiger Geissei. Zweites und drittes Hinterleibssegment mit ausgeschweiftem Hinterrand und unter- halb ausgezogen. (Arten der Nordsee und des Mittelmeers.) 6. Gatt. Acidostoma Lilljeb. Maxillen des ersten Paares ohne Taster. Beide Fühlerpaare kurz, die unteren mit dünnem Schaft. Erstes Beinpaar kurz, mit kräftiger, einschlagbarer Endklaue, zweites gestreckt, mit gepinseltem fünften und sechsten Glied, klauenlos. Die drei letzten i Beinpaare kurz und gedrungen, ihre Glieder bis auf das sechste und die Endklaue erweitert. (Einzelne Art der Nordsee.) Verwandte Gattungen : Cyphocaris Boeck, Egidia Costa, und (Mycera Hasw. b) Mandibeln mit gezähnter Schneide. 7. Gatt. Stegocephalus Kroyer {Andania Boeck). Mandibeln mit verkümmertem (eingliedrigem?) Taster. Zweites Beinpaar mit Endklaue, 32* 500 Ainpliipoda. , aber gleich dem ersten in keine deutliche ' Ireil'hand endigend, beide ungleich kräftiger und gedrungener als das dritte und vierte. Hüt'tglied des vierten Beiupaares auffallend gross, das fünfte schildförmig deckend. ZvFeites und drittes Hiuterleibssegment mit ausgeschnittenem und unterhalb ausgezogenem Hinterrand. Die drei vorderen Spaltbeinpaare klein, das vierte mit langgestrecktem Stamm und kleinen lanzettlichen Endlamellen. (Arten des arktischen Meeres, der Nordsee und Australiens.) 8. Gatt. Fontoporeia Kroyer (Friacilla et Aigissu Boeck). Man- dibeln mit vollständig entwickeltem, dreigliedrigem Taster. Zweites Bein- paar in eine kleine Greif band endigend, länger und schlanker als das erste. Hüftglied des vierten Beiupaares nicht schildförmig über das fünfte hinUbertretend. Schenkelglied des siebenten Beinpaares nach hinten stark lamellös erweitert. Die drei vorderen Paare der Spaltbeine länger als die Stelzbeine. (Arten der nordischen Meere.) Taf. XXIX, Fig. 2. 9. Gatt. Bathyporciu Lindstr. {Thcrsiks Sp. Bäte). Mandibeln mit dreigliedrigem Taster. Beine des ersten Paares klein, mit undeutlicher Greif band, des zweiten Paares langstreckig, dicht buschig behaart, ohne Endklaue. Obere Fühler mit sehr grossem, geschwollenem erstem Schaft- gliede, die unteren mit i)eitschenförmiger Geissei. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare nur schwach vergrössert. Die drei vorderen Spaltbein- paare kurz und dünn, die drei hinteren kräftig uud meist mit stark ver- längerten Endlamellen. (Arten der Nordsee.) Verwandte Gattungen: Amaryllis und Cyproidea Hasvv. Subfam. 2. Fhoxina Sp. Bäte. Kopf niedrig, schnabelförmig aus- gezogen, den Ursprung der oberen Fühler kappenförmig überdachend. Die beiden letzten Schaftglieder der obeieu Fühler nicht verkürzt, in der Regel länger als breit. Hüft- glieder der vier vorderen Beiupaare meist vergrössert. (Sehlanimbewohuer.) a) Obere Fühler mit ansehnlicher Nebengeissel. 10. Gatt. Lrpidacfijlls Hay {Ptcrygoccm Latr., /SM^m/o/- Sp. Bäte, BcUla Sp. Bäte antea). Drittes Schaftglied der oberen Fühler viel schmäler als die vorhergehenden, die Nebengeissel wenig kürzer als die Hauptgeissel, mit zwei langstreckigen Basalgliedern. Vorletztes Schaft- glied der unteren Fühler bauchwärts stark lamellös erweitert und dicht gefiedert. Hüftglied des vierten Beinpaares besonders stark schildförmig vergrössert und sich weit über dasjenige des dritten Linüberschiebend; die vier vorderen Beinpaare im Uebrigen auffallend kurz und sehwach, die drei hinteren bis auf das Endglied in allen Theileu stark lamellös erweitert, au Stelle der Endklaue mit einem Borstenbüschel. Fünftes Paar der Spaltbeine kaum halb so lang als das vierte, das sechste wieder ge- streckter. (Arten der Nordsee uud des nördlich- atlantischen Oceans.) 11. Gatt. Fhoxus Kroyer (Ilarjiina Boeck). Kopf besonders laug schnabelförmig und beide Fühlerpaarc überdachend, das vorletzte Schaft- Systomalik. 501 glicd dci' unteren einfach, cylindiiscb. Hüften der vier vorderen licin- paare gross, schildförmig, die beiden ersten Paare mit kräitigcr Greithaud, stärker und länger als die beiden folgenden. Die drei hinteren Beinpaare mit lamellös erweitertem Schenkelglied, das sechste im Bereich der fol- "■cndcn Glieder verlängert und besonders viel gestreckter als das siebente. Die drei letzten Paare der Spaltbeine mit fast gleich langen Eudlamellen ; siebentes Hinterleibsscgment gegabelt. (Arten verschiedener Meere.) 12. Gatt. Urothor Dan a. Kopf nur kurz schnabelförmig ausgezogen. Nebengeissel der oberen Fühler viel kürzer als die Ilauptgeissel, die Geissei der unteren mehr oder weniger verlängert (Männchen?). Hüften der vier vorderen Beiupaarc weniger stark vergrössert, letztere sämmtlich in eine schwache Greifhand endigend. Die drei hinteren Beinpaare mit lamellös erweitertem Schenkelglied, das sechste nicht merklieh verlängert. Viertes und fünftes Paar der Spaltbeine mit kleinen, sechstes mit auf- fallend grossen und lang gefiederten, lanzettlichen Endlamellen. Siebeutes Hinterleibssegment gespalten. (Arten der nordischen und tropischen Meere.) 13. Gatt. Lilljclorgia Sp. Bäte {Mkroplax Lilljeb., Chcirocratus Norm., läuiia Boeck). Kopf und Fühler ähnlich wie ))ei ürothoe ge- staltet, auch die Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare nur massig gross. Die beiden ersten Beinpaare jedoch mit auffallend kräftiger Greifhand, die beiden folgenden einfach und sehr dünn und schlank. Scbenkelglied der drei hinteren Beinpaare mit gesägtem Hinterrand. Endlamellen des sechsten Paares der Spaltbeinc zwar viel kräftiger und breiter als die- jenigen des fünften, aber kürzer als diejenigen des stark verlängerten vierten. Siebentes Hinterleibssegment gespalten. (Arten der Nordsee.) 14. Gatt. Phaedra Sp. Bäte. Kopf gleichfalls nur schwach schnabel- förmig ausgezogen, die Nebengeissel der oberen Fühler kurz. Mittelleibs- segmente auffallend kurz, besonders im Vergleich zu dem mächtig ent- wickelten Hinterleib. Alle sieben Paare der Mittelleibsbeine lang, die beiden ersten in eine sehr starke Greifhand endigend, die fünf folgenden einfach, schmächtig. Sechstes Paar der Spaltbeine mit viel längeren und kräftigeren lanzettiichen Endlamellen als die beiden vorhergehenden. Siebentes Hinterleibssegment lanzettlich, ungetbeilt. (Arten der Nordsee.) 15. Gatt. Tiron Lilljeb. (Syrrhoc Goes, Tcssarops Norm.) wird Urothor gegenüber durch das nicht in eine Greifhand endigende erste und zweite Beinpaar unterschieden. Augen genähert oder vereinigt, nach Norman jederseits in ein grosses oberes und punktförmiges unteres ge- trennt. Nebengeissel der oberen Fühler relativ lang, fünfgliedrig. Die drei vorderen Hinterleibsringe gross, mit gesägtem Eudrand; siebentes Hinterleibssegment gespalten. (Art der Nordsee.) Verwandte Gattung: Brnsdhi Boeck. b) Obere Fühler ohne Nebengeissel. 16. Gatt. Wcstwoodilla '^\).'&2iiQ. Kopf stark schnabelförmig ver- längert, Augen in der Mittellinie zusammenstossend. Beide Fühlerpaare 502 Amphipoda. von annäbeind gleicher Länge. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare gross, die beiden ersten Paare in eine Greif band endigend, das siebente stelzenförmig verlängert. (Arten der Nordsee.) 17. Gatt. 3IonoC'ulodcs Stimps. (Wcstwoodia Sp. Bäte, Halimcdon Boeck). Kopf au der Unterseite der schnabelförmigen Verlängerung tief ausgeschnitten, Augen in der Mittellinie vereinigt. Untere Fühler bedeutend länger als die oberen, besonders das Endglied des Schaftes sehr lang- gestreckt. Hüftglieder der vier bis fünf vorderen Beinpaare stark ver- grössert, das erste Paar in eine Greif-, das zweite durch fiogerförmige Verlängerung des drittletzten Gliedes in eine Scheerenband endigend. Siebentes Beinpaar wie bei der vorhergehenden Gattung, jedoch noch ungleich auffallender stelzenförmig verlängert und uadelförmig zugespitzt, fast doppelt so lang als die beiden vorat)gehenden. (Nordische Arten.) 18. Gatt. Z'roi/era Sp. Bäte (Pow^ocrafes Boeck). \ on Monocidodes verschieden durch weit getrennte, seitliche Augen, weniger verlängertes Endglied am Schaft der unteren Fühler, erweitertes viertes Glied der drei hinteren Beinpaare und kürzere Hüftglieder der vier vorderen. Viertes bis sechstes Paar der Spaltbeine an Länge abnehmend. (Art der Nordsee.) 19. Gatt. Amx^hilochus Sp. Bäte. Kopf wie bei den beiden vor- hergehenden Gattungen gestaltet, Augen getrennt, seitlich. Obere Fühler etwas länger als die unteren. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare vergrössert, das erste mit schwächerer, das zweite mit sehr grosser, gleich- schenklig dreieckiger Greifhand und fingerförmig ausgezogenem dritt- letzten Gliede. Die fünf folgenden Beinpaare lang und dünn, die drei letzten mit stark lamellös erweitertem Schenkelglied, annähernd gleich lang. Die drei vorderen Hinterleibsringe sehr gross, besonders im Gegen- satz zu den kurzen Mittelleibsringen. (Art der Nordsee.) 20. Gatt. Critana Boeck. Von AmpliUoclius durch die kleinen, kaum scheerenförmigen Greifhände der beiden vorderen Beinpaare und nur eingliedrigen Taster am ersten Maxillenpaar unterschieden. (Arten der Nordsee.) 21. Gatt. Astyra Boeck. Die beiden vorderen Beinpaare gleich- falls kaum scheerenhandförmig endigend. Schenkelglied der drei hinteren Paare wenig erweitert. Fühler kurz, die oberen kürzer als die unteren. Siebentes Hinterleibssegmeut kurz, eingekerbt. (Art der Nordsee.) 22. Gatt. Grai/ia Sp. Bäte. Kopf länger ausgezogen, Augen seit- lich. Obere Fühler wenig länger als die unteren. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare gleich denjenigen der folgenden verkürzt. Erstes und zweites Beinpaar in eine kräftige Greifhand endigend, die drei letzten gleich lang, mit lamellös erweitertem Schenkelgliede. Die drei vorderen Hinterleibssegmente von auffallender Grösse, besonders tief abwärts steigend, mit ausgebuchtetem Hinterrand. Basalglied der drei hinteren Spaltbein- paare stark verlängert, die hnizettliehen Endlamellen beträchtlich kürzer. (Arten der nördlichen Meere.) Systematik. 503 23. Gatt. LajjhT/ st ins Kroy eY{J)anvi)üa S\i. Bäte). Stirnschuabel massig lang, Augen seitlich, ganz nach unten gerückt, gross, rund. Obere Fühler derber und länger als die unteren, die Geissei beider kaum länger als der Schaft und nur sechs- bis siebengliedrig. Oberkiefer schmal, mit dreiklauiger Nebenlade, erstes Maxillenpaar mit stummelförmigem, Kiefer- tüsse mit schmalem, zweigliedrigem Taster. Mittelleib breit, niedergedrückt, iliiftglieder der vorderen Beine mittelgross, dasjenige des vierten Paares unterhalb spitz ausgezogen. Die beiden vorderen Beinpaare mit schwacher Greifhand, das zweite beträchtlich kürzer und kräftiger als das erste, die fünf übrigen fast gleich lang, gleichfalls kräftig. Die drei hinteren Paare der Spaltbeine schwach, mit schmal lanzettlichen Endlamellen. Siebentes Hinterleibssegment schuppenformig, nicht eingeschnitten. (Einzelne Art der uordeuropäischen Meere.) 24. Gatt. Ocdicerus Kroyer {Acanflwsiephcia Boeck). Kopf wie bei Monoculodcs gestaltet, auch die Augen in der Mittellinie zusammen- stossend und die unteren Fühler stärker verlängert als die oberen. Die Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare jedoch nur leicht vergrössert und die beiden ersten Paare nicht in eine Scheerenhand, sondern in eine Greif band endigend, welche überdies am zweiten Paar nur leicht an- gedeutet ist. Siebentes Beinpaar stark stelzenförmig verlängert, mit linea- ren Endgliedern. Endlamellen der drei hinteren Spaltbeinpaare lang und schmal lanzettlich, unter einander fast gleich. (Arten verschiedener Meere.) Taf. XXX, Fig. 1 {Ampliühomtus) und Fig. 2. 25. Gatt. Ocdkeropsis Lilljeb. Kopf schwächer schnabelförmig ausgezogen, obere Fühler viel kürzer als die starken, fast beinförmigen unteren, Augen seitlich, getrennt. Die beiden ersten Beinpaare gleichfalls mit kleiner, ovaler Greifhand, das dritte und vierte klein und dünn, das siebente weniger verlängert, nur um die Hälfte länger als das sechste. Hintere Spaltbeine wie bei Oedkerus, siebentes Hinterleibssegmeut klein, schuppenformig, nicht eingeschnitten. (Eine Art der Nordsee.) 26. Gatt. Halicreion Boeck. Von der vorhergehenden Gattung durch die abermals geringere Länge des siebenten Beinpaares, welche diejenige des fünften und sechsten nur ^venig übertrifft, unterschieden. Sechstes Paar der Spaltbeine verlängert. (Einzelne Art der Nordsee.) 27. Gatt. Pleustcs Sp. Bäte {Amplüthonotus Gos,i&). Kopf in einen längeren oder kürzeren Schnabel ausgezogen, Augen seitlich. Obere Fühler beträchtlich länger als die unteren. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare stark schildförmig vergrössert, die beiden ersten Paare in eine kräftige Greifhand endigend, das dritte und vierte schmächtig, einfach, das fünfte bis siebente mit lamellös erweitertem Scheukelglied, annähernd gleich lang. Die drei ersten Hinterleibssegmente allmählich an Grösse zunehmend. Die drei vorderen Paare der Spaltbeine schwach, die drei hinteren mit langen, schmal lanzettlichen Endlamellen. (Arktische und Mittelmeer-Arten.) 504 Ainiibipoda. 28. Hatt. Iphnitcdia Rathke {Mki'ochclrs Kroycr). Körper buck- lig, mit breitem, gerundetem Rücken, nach hinten spindelförmig verjüngt. Kopf gross, mit langem Stirnschnabel, Augen seitlich; beide Fühler in dem seitlichen Einschnitt des Kopfes entspringend. Mittelleibsringe nach hinten allmählich länger werdend, der letzte gleich den grossen vorderen Hinterleibsringen am Hinterrande gezähnt. Hüftglieder der vier vorderen Beiupaare schildförmig vergrössert, die beiden ersten Paare in eine kleine, zuweilen nur angedeutete Greifhand endigend, die drei hinteren kräftig, fast gleich gross, mit lamellös erweitertem Scbenkelglied. An den drei hinteren Paaren der .Spaltbeine die Endlamellen schmal lanzettlich , die Basalglieder an Länge stark nach hinten abnehmend. Siebentes Hinter- leibssegment eingeschnitten. (Arten verschiedener Meere.) Taf. XXX, Fig. 4 u. 4 a, XXVII, Fig. 5. 29. Gatt. Odins Lilljeb. (Of?(s Sp. Bäte). Körper gleichfalls buck- lig, aber viel gedrungener als bei der voihergehendcn Gattung, der Kopf herabgezogen und nach unten gerichtet. Fühler sehr kurz und gedrungen, wenig länger als der Kopf, an den oberen das Basalglied verlängert. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare schildförmig vergrössert, die beiden ersten Paare sehr kurz, das zweite derber und mit kräftigerer Greifhand als das erste versehen, die drei letzten kräftig und gedrungen, mit lamellös erweitertem Schenkel- und Schiencngliedc. Eudlamelleu der drei hinteren Spaltbeinpaare lanzeftlich, ungleich lang, das Basalglied des vierten lang, der beiden letzten allmählich kürzer. Siebentes Hinterleibssegment ganz- randig. (Einzelne Art der Nordsee.) 30. Gatt. Ac((,nthonotus Owen (Vcrtumnus White). Kopf mit stark abwärts gebogenem Schnabel, Augen seitlich. Obere Fühler derber und länger als die unteren , beide mit vielgliedriger Gcissel. Mittelleibs- ringc nach hinten an Länge allmählich zunehmend, alle am Hinterrand seitlich, die letzten ausserdem gleich den drei grossen vorderen Hinter- leibsringen in der .Mittellinie des Rückens zahnartig ausgezogen. Hüft- glieder der drei ersten Beiupaare verlängert, sichelförmig gekrümmt und zugespitzt, diejenigen der folgenden noch bedeutend grösser, breiter und nach hinten spitz ausgezogen.» Die beiden ersten Beinpaare in eine schwache Greifhand endigend, die drei letzten mit erweitertem Schenkel- glied, von gleicher Form und Grösse. Die drei letzten Paare der Spalt- beine mit allmählich an Länge abnehmendem Basalglied und Endlamelleu. Siebentes Hiuterleibssegment an der Spitze eingeschnitten. (Arten der nordischen Meere beider Hemisphären.) Verwandte (?) Gattung: Epimeria Costa. Subfam. 3. Frosfomafac'Qct&ck. Kopf in einen dicken und breiten, vorn abgerundeten Stirnschnabel ausgezogen. Obere Füh- ler kurz, mit Nebengeissel. Mundtbcile in Form eines dreispaltigen, röhrenförmigen Fortsatzes staik aus dem Kopf hervortretend. Augen sehr gross. Hüftglieder breit. Systcmalik. 5(l5 .Tl. Gatt. Tiini:lii:asfomfi Boeck. OlicM-lippc sein- laiij;' und scbnuil, Maiulibeln giitHellTn-niig-, zugespitzt, mit langem, tlreigliedrigcni Taster, Kietcrfüsse mit schmaleT Innen- und Ivurzer, breiter Aussenlade, ihr Taster mit langem, nicht lilauenförniigem Endgliede. Hiiftglied des ersten Beir- paares Idein, von dem sehr grossen des zweiten theilweisc bedeckt. Erstes Beinpaar in eine sehr grosse, angeschwollene Greiihand, deren Endklaue am hinteren AVinkel eingelenkt und nach vorn gerichtet ist, endigend, das zweite lang und dünn, mit kleiner Greifbaud, das vierte mit stark er- weitertem dritten Gliede. Endlamellen der drei hinteren Spaltbeinpaarc breit. (Einzelne Art der Nordsee.) yubt'am. 4. Am2)eliscinaS]). Bäte. Kopf gestreckt, niedrig; anstatt der zusammengesetzten Augen nur ein bis zwei l'unktaugen "^ jederseits. Fühler mit langer Gcissel, die oberen ohne Nebengeissel. Ilüftglieder der vier vorderen Beinpaarc vergrössert, gewimpeit. Viertes und fünftes Ilinterlcibs- segment verschmolzen. 32. Gatt. Änipelisca Kroyer (Tetrommahis Sp. Bäte, Annwoiis. Costa, Psf Hrfo/;//i/(a?/» MS Stirn ps.). Jederseits zwei Punktaugen am vor- deren Kopfende: die beiden Basalglieder der unteren Fühler unter dem Kopfrand verborgen. Mittelleibssegmente von vorn nach hinten an Länge und Höhe stark wachsend. Die beiden vorderen Beiupaare kurz und dünn, mit kaum angedeuteter Greifhand, das dritte und vierte ungleich kräftiger, mit vergrüssertem dritten Glied und lauger, sichelförmiger End- klaue, die drei letzten mit stark lamellös erweitertem Schenkcigliede. Endlamellcn des fünlten Spaltbeiupaares viel kürzer als diejenigen des vierten und sechsten, gleich diesen gezähnt, gesägt oder gefiedert. Sieben- tes Hinterleibssegment stumpf huizettlich, tief gespalten. (Arten verschie- dener, besonders der nordischen Meere.) Tai". XXIX, Fig. 5. 33. Gatt. HnploopslAW'ieh. Jederseits nur ein Punktauge; untere Fühler wie bei Anipdlsca. Am siebeuten Beinpaar das dritte und vierte Glied lang und breit, das fünfte linear. Siebentes Hinterleibssegment sehr kurz, fast bis zur Basis gespalten. (Arten der Nordsee.) 34. Gatt. JJyhUs Boeck. Jederseits zwei Punktaugen; die beiden Basalgiieder der unteren Fühler frei aus dem Kopfrand hervortretend. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare wenig vergrössert. Am siebenten Beinpaar das dritte Glied kurz, das vierte und fünfte verlängert. Sechstes Paar der Spaltbeiue sehr kurz. Siebentes Hinterleibssegment kurz und breit, kaum gespalten. (Einzelne Art der nordischen Meere.) Subfani. 5. Üammarina. Kopf hoch, vorn abgestutzt. Augen zu- sammengesetzt. Fühler schlank, die oberen oft mit Neben- geissel. Oberkiefer fast durchweg mit ausgebildetem Taster. Hinterleibssegmente frei. Sechstes Paar der Spalt- beine theils mit doppelter, thcils mit einzelner Endlamcllc. 506 Ampliii)üd;i. 35. Gatt. Photis Kroyer (Eisclaäus Sp. Bäte). Rumpf hoch, zu- sammengedriickt. Kopf gestreckt, die kleinen Augen ganz an den Vorder- rand gerückt. Beide Fülilerpaare mit sehr verlängertem, die Geissei über- trefteudem Schaft, die oberen ohne Nebengeisscl, länger und derber als die unteren. Mittelleil)sriuge nacli hinten stark an Länge zünebniend, die Hliftglieder der fünf vorderen Beinpaare gross, unten breit abgerundet, diejenigen des fünften Paares hinten ausgeschnitten. Die beiden vorderen Beinpaare kurz, in eine deutliche Greif band endigend, die folgenden ge- streckt, die drei letzten mit grossem, laniellös erweitertem Schenkelglied. Das vierte bis sechste Hiuterleibssegment nicht verkürzt, das siebeote schuppenförmig. Die drei hinteren Spaltbeiupaare vollkonuneu glatt, sehr gestreckt, fast gleich lang, das vierte und fünfte mit sehr lang zugesehärften Endlamellen von gleicher Länge, am sechsten der innere Spaltast ver- kümmert, auf ein kurzes, lanzettliches Blättchen reducirt, der äussere sehr lang, gritfelföimig und noch mit einem besonderen, kurzen Endglied ver- sehen. (Arten des arktischen Meeres und der Nordsee.) 36. Gatt. Leucothoü Leach (Li/ccstu Sav., VSt'k« Costa). Fühler gleichfalls mit sehr verlängertem Schaft, die oberen ohne Nebengeisscl. Augen klein, vom Vorderrand des Kopfes etwas entfernt. Kieferfüsse mit sehr kleinen Kauladen. Mittelleibsringe von annähernd gleicher Grösse und Form, die Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare wenig vergrössert, diejenigen der drei hinteren kurz und quer. Die beiden ersten Beinpaare lang und kräftig, in eine grosse Greifhand endigend, ihr drittletztes Glied stark fingerförmig ausgezogen; die fünf folgenden schlank, die drei letzten mit lamellös erweitertem Schenkelglied. Das vierte bis sechste Hinterleibs- segment verkürzt, das siebente lauzettlich zugespitzt. Viertes Paar der Spaltbeine mit verlängertem, die beiden letzten mit viel kürzerem Schaft- gliede, die Endlamellen an allen dreien lanzettlich, gleich gross, glatt. (Arten verschiedener Meere.) 37. Gatt. Stenotho'e D a,na {ProhoUuiii Costa, Montagiia Si^. B Ate, Mctopa et Cirssa Boeck). Kopf, Fühler und Augen von ähnlicher Bil- dung wie bei Lcncothor, auch die Kieferfüsse mit verkümmerten Laden. Mittelleibsringe fast gleich lang, aber nach hinten allmählich höher werdend. Hüftglieder des zweiten bis vierten Beinpaares enorm vergrössert, jeder- seits vom Körper einen schildförmigen Panzer darstellend, welcher die Basis der fünf vorderen Beinpaare in weiter Ausdehnung überdacht. Erstes Beinpaar in eine schwächere, zweites in eine kräftige Greif band endigend, die folgenden schlank, die drei letzten mit lamellös erweitertem Schenkelgliede. Die drei letzten Spaltbeinpaare von vorn nach hinten stark an Länge abnehmend, glatt oder gedornt, das vierte und fünfte mit doppelter, das sechste mit einzelner Endlamelle. Siebentes Hinterleibs- segment einfach, ungetheilt. (Zahlreiche Arten verschiedener Meere.) Taf. XXIX, Fig. 3. Verwandte Gattungen : Aspidoplwre'm H a s w. und Feltocoxa C a 1 1 a. Systematik. 507 38. Gatt. Danula Sp. Bäte. Zwischen obere Uütl untere Fühler eine spitze Verlängerung des Kopfes eingeschohen, die oberen mit längerer Geissei, aber ohne Nebengeissel. Mittelleibsringe nach hinten an Länge und Höhe zunehmend. HUftglieder des zweiten bis vierten Beinpaares stark vergrijssert, am Uuterrande gesägt. Das erste kurze Beinpaar mit grosser Endklaue, aber keine eigentliche Greifhaud wie das derbere und^ längere zweite bildend. Fünftes und sechstes Beinpaar mit stark in die Quere verbreiterten und hinten hakenförmig abwärts gekrümmten HUft- gliedern, ihre Schenkel erweitert. Die drei letzten Spaltbeinpaare an Länge abnehmend, gedrungen, die Endlanielien des vierten und fünften von ungleicher Länge, an der Spitze gedornt, das sechste nur mit ein- zelner Endlamelle. (Einzelne Art der Nordsee.) Verwandte (V) Gattung: Callimcrus Steh hing. 39. Gatt. Phcnisa Leach {ParanqilMor Briiz., A))H)lnthoiJsis Boeck). Drittes Schaftglied der oberen Fühler verkürzt, wenig länger als das erste Geisselglied ; Nebengeissel fehlend. Kopf über den Ursprung der oberen Fühler hinweg mehr oder weniger spitzig ausgezogen. Mittelleibsringe nach hinten an Länge und Höhe allmählich wachsend, Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare nicht vergiössert. Die beiden ersten Beinpaare in eine kleine Greif band endigend, die folgenden schlank, einfach, an den drei letzten das Schenkelglied erweitert. Die drei hinteren Paare der SpaHbeine mit doppelten und gleich langen Endlamellen, diejenigen des sechsten am längsten. Siebentes Hinterleibssegment länglich, stumpf lan- zettlich. (Arten verschiedener Meere.) 40. Gatt. Calliope Le&ch (CalKopinsLWljeh.). Drittes Schaftglied der oberen Fühler deutlich von der Geissei abgesetzt, Nebengeissel fehlend. Mittelleibsringe nach hinten nicht merklich grösser werdend, vordere Hüft- glieder leicht vergrössert. Erstes und zweites Beinpaar mit grösserer, ovaler Greifhand, überhaupt kräftig, mit verbreiterten Gliedern. Die drei letzten Paare der Spaltbeine mit doppelten, am sechsten kräftigeren End- lamellen von annähernd gleicher Länge. Siebentes Hinterleibssegment lanzettlich, nicht gespalten. (Arten der nordischen Meere.) 4L Gatt. Atylus Leach {Epidcsura, Pontorjeneia et Haliraijcs Boeck, Nototropis Costa). Drittes Schaftglied der oberen Fühler klein, von der Geissei nicht deutlich abgesetzt, Nebengeissel fehlend. Mandibeln (wie bei den vorhergehenden Gattungen) mit ausgebildetem Taster. Mittelleibs- ringe nach hinten allmählich an Grösse zunehmend, vordere Hüftglieder nicht merklich vergrössert. Die beiden ersten Beiupaare mit schwacher, zuweilen kaum ausgeprägter Greif band, die drei hinteren mit mehr oder weniger deutlich verbreitertem Schenkelgliede. Endiamellen der drei letzten Spaltbeinpaare doppelt, gleich lang. Eudsegment des Hinterleibs eingekerbt oder gespalten. (Arten verschiedener Meere.) Taf. XXIX, Fig. 4 (Panun- pliitho'c). 42. Gatt. Helleria Norm. Obere Fühler nur halb so lang als die unteren, ohne Nebengeissel, ihr drittes Schaftglied klein, nicht von der l 508 Am]iliiiinila. fieissel deutlich aligesetzt. Augen seitlich, ruud. Die heiden vorderen Beinpaaie in eine kleine Greifhand endigend ; an den drei letzten das Schenkelglied stark laniellös erweitert, das dritt- und viertletzte breit und dicht mit gefiederten Borsten bekleidet. Fünftes und sechstes Hinterleibs- segnient mit einander verschmolzen. Doppelte Endlamellen an den drei hinteren Spaltbeinpaaren. (Einzelne Art der Nordsee.) 43. Gatt. Doxam ine Leach (Lampra Boeck). Obere Fühler mit zwei sehr verlängerten Basal- und ganz kleinem, wenig unterscheidbarem dritten Gliede; Nebengeissel fehlend. Augen relativ gross, nierenförmig. Mandibeln ohne entwickelten Taster. Mittelleibsringe nach hinten an Höhe allmählich zunehmend, vordere Hüftglieder nicht vergrössert, breit abgerundet. Erstes und zweites Beinpaar durch dreieckige Erweiterung des vorletzten Gliedes eine schwache Greifhand bildend, die drei letzten verlängert, mit erweitertem Schenkelgliede. Die drei vorderen Hinter- leibsringe sehr gross, in der Mittellinie des Rückens und beiderseits haken- förmig ausgezogen, Endsegmente klein, das siebente gespalten. End- lamellen der drei letzten Spaltbeinpaare doppelt, gleich lang. (Arten ver- schiedener Meere.) 44. Gatt. Bafca Fr. Müll. Beide Fühlerpaare fast von Körper- länge, mit sehr langer Geissei, das obere ohne Nebengeissel, sein drittes Schaftglied klein , wenig deutlich von der Geissei abgesetzt. Kopf ober- halb der Fühler schnabelförmig ausgezogen, mit grossen, quadratischen, seitlichen Augen. Mittelleibsringe nach hinten allmählich höher werdend, das siebente zugleich beträchtlich länger als die vorhergehenden. Erstes Beinpaar rudimentär, nur auf das Hüft- und das zweite Glied reduöirf, zweites in eine kleine Greifhand endigend, drittes und viertes mit grossem, breit abgerundetem Hüftgliede, sechstes und siebentes beträchtlich länger als das fünfte. Die drei vorderen Hinterleibsringc noch viel grösser als der letzte Mittelleibsring, tief herabreichend, der siebente gespalten. End- lamellen der drei letzten Spaltbeinpaare doppelt, spitz lanzettlich. (Ein- zelne Art der brasilianischen Küste.) 45. Gatt. Brandt} a Sp. Bäte. Fühler kaum einem Dritttheil der Rumpflängc gleichkommend, die oberen ohne Nebengeissel, mit verlängertem dritten Scbaftgliede. Kopf abgestutzt, oberhalb mit zahnförmigen Leisten oder Höckern; auch die annähernd gleich grossen Mittelleibsringe mit gekielten Rücken- und Seitenfortsätzen. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare vergrössert, tief herabreichend. Erstes und zweites Beinpaar in eine Greif band endigend, die fünf folgenden von annähernd gleicher Länge, die drei letzten mit breitem Schenkelgliede. Die drei vorderen Hinterleibsringc sehr hoch, tief herabreichend, mit ausgeschweiftem End- rande. Doppelte, lanzettliche Endlamellen an den drei letzten Spaltbein- paaren. Endsegment des Hinterleibs eingeschnitten. (Einzelne Art des Asiatischen Eismeeres.) 46. Gatt. Pardalisca Kroyer {Ilalicc. Boeck). Kopf dick, auf- getrieben, Fühler lang und dünn, die oberen mit Nebengeissel, ihr Schaft ö Systein.ilik. ÖUl* mit verliiirzteiii dritten Olieilu und etwa nur halb so lang als derjeuige der unteren. Kielerfiisse mit l)reiter uud kurzer Aussen- und verkümmerter Inneulade. Mittellcibsringe last gleich laug und hoch, llültglieder alier sieben Beiniiaare kurz und (juer. Erstes und zweites Beiupaar in eine schwache Greifhaud mit breiter Endklaue endigend, drittes und viertes mit kurzem und breitem vierten Gliede, die drei letzten Paare lang uud schlank. Das Scheukelglied aller sieben Beinpaare langgestreckt, fast parallel. Die ersten drei Hiuterleibsringe allmählich länger werdend, ihre Spaltbeine mit stark verlängerten Schwinmigeisseln. Hintere Spaltbeinpaare sämmtlich mit doppelten Endlamellen. Siebentes Ilinterleibssegment ver- längert, gespalten. (Arten der Nordsee.) 47. Gatt. Nicippc Bruz. Kopf uud Fühler wie hex Fanlalisca, die oberen viel länger als die unteren. Kieferfüsse mit kleiner Aussen- uud Innenlade, letztere mit getiederter Endborste. Erstes und zweites Beiu- paar in eine kräftige ovale Greifhaud endigend, ihr drittletztes Glied drei- eckig erweitert, drittes und viertes mit schmalem vierten Gliede, die beiden letzten viel stärker verlängert als das fünfte. Mittel- und Hiuterleibsringe wie bei FanMiscu , die Endlamellen des seclisten Spaltbeinpaares viel länger als diejenigen des vierten und ftinl'teu. (Einzelne Art der Nord- see.) Taf. XXIX, Fig. 6. 48. Gatt. Eusirus Kroyer. Obere Fühler länger als die unteren, mit sehr kleinem dritten Schaftgliede und rudimentärer Nebeugeissel; au den unteren die dicht gegliederte Geissei beträchtlich kürzer als der Schaft. Beide Laden der Kieferfüsse sehr klein, gezähnt. Mittelleibsringe fast gleich hoch uud lang; Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare länger als breit, nach unten verschmälert, diejenigen der drei hinteren kürzer, quer. Die beiden vorderen Beinpaare mit dünner Basis, aber grosser Greifhand, das die letztere tragende drittletzte Glied dünu griffelförmig mit erweiterter Basis ; die fünf folgenden Paare schlank, fast von gleicher Länge, die Scheukelglieder der drei letzten laniellös erweitert. Die drei vorderen Hiuterleibssegmente viel länger und mehr denn doppelt so hoch als diejenigen des Mittelleibs, mit ausgeschweiftem Endrand; ihre Schwimm- beine kürzer. Die drei hinteren Spaltbeiupaare mit langen und schmalen Endlamelleu. Siebentes Ilinterleibssegment lauggestreckt, nicht gespalten. (Arten der Nordsee, des Mittelmeeres uud der Südsee.) Taf. XXVHI, Fig. (J. 49. Gatt, fsaea M. Edw. Obere Fühler wenig länger als die unteren, mit deutlicher dreigliedriger Nebeugeissel und verlängertem dritten Schaft- gliede. Kieferfüsse mit grosser Aussen- und lunenlade. Mittelleibsringe fast gleich lang, nach hinten aber allmählich höher werdend. Hüftglieder der fünf vorderen Beinpaare verlängert, diejenigen des fünften zugleich au der Basis hinterwärts verbreitert. Erstes Beini)aar mit kleiner, unvoll- kommener, zweites mit grosser, kräftiger, am Ende quer abgestutzter Greif band; die folgenden fünf Paare mit erweitertem und schräg ab- gestutztem sechsten Glied und kräftiger Endklaue. Zweites und drittes 510 AtupliipoiJa. Hinterleibsseginent viel tiefer heiabreicbend als das erste; ihre Schwimai- beine lang. Die doppelten Endlamellen des vierten und sechsten Paares der Spaltbeine länger als diejenigen des fünften. Endsegment des Hinter- leibs cylindrisch, ungetheilt. (Einzelne Art der Nordsee und des Mittel- meeres.) Verwandte Gattungen: Madcayia und Polycherla Hasw. f)0. Gatt. Mclita Leacb [Ccradocns Costa). Obere Fühler beträcht- lich länger als die unteren, mit dreigliedriger Nebengeissel und verlänger- tem dritten Scbaftgliede. Kieferfiisse mit entwickelten Kauladen. Mittel- leibsringe wenig an Länge nach hinten zunehmend. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare verlängert, der drei hinteren kurz und quer. Erstes Beinpaar mit kleiner, unvollkommener, zweites besonders beim Männchen mit mächtiger, am Ende schräg abgestutzter Greif band, deren Endklaue gewöhnlich stumpf und breit sichelförmig ist. Schenkelghed der drei hinteren Beinpaare iamellös erweitert. Die drei ersten Hinterleibssegmente grösser und seitlich viel tiefer herabreichend als die Mittelleibsringe. Sechstes Paar der Spaltbeine stärker verlängert als die beiden vorher- gehenden, ihre Innenlamelle stark verkürzt, die äussere langgestreckt. Siebentes Hinterleibssegmeut bis auf den Grund gespalten. (Arten der verschiedensten Meere.) 51. Gatt. Mncrn Leach {Leptothoe Stimps., Megamaera Sp. Bäte, Elasmopns Costa). Obere Fühler beträchtlich länger als die unteren, mit niehrgliedriger Nebengeissel und länglichem oder langgestrecktem dritten Scbaftgliede. Kieferfüsse und ölittelleibsringe wie bei Mdita. Hüft- glieder der vier vorderen Beinpaare nicht verlängert, etwa von gleicher Höhe wie die Mittelleibsiinge. Greifhände der beiden vorderen Beinpaare von ähnlichen Grössen- und Formverhältnissen, wie bei Melita, ebenso die drei hinteren Beinpaare. Letztes Paar der Spaltbeine mit Endlaraellen von gleicher Form und Lätige. Siebentes Hinterleibssegment zweitheilig. (Arten der verscbiedensten Meere.) Taf. XXIX, Fig. 1. 52. Gatt. Crnngonyx Sp. Bäte. Obere Fühler mit kurzer, zwei- gliedriger Nebengeissel, ihr erstes Schaftglied verdickt und länger als das zweite und dritte. Mittelleibssegmente niedrig, an Länge nach hinten deutlich zunehmend, die drei vorderen Hinterleibssegmente sehr gross und tief herabreichend. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare wenig ver- grössert. Erstes Beinpaar in eine kleine, aber deutlich ausgeprägte Greif- hand endigend, zweites mit einer gleichen oder wenigstens mit derberem vorletztem Gliede als die beiden folgenden. Die drei hinteren Beinpaare mit erweitertem und hinterwärts beborstetem Schenkelgliede. Das vierte Paar der Spaltbeine lang und schlank, das sechste nur mit einzelner, lanzettlicher Endlamelle. Siebentes Hinterleibssegraent einfach, lanzettlich. (Süsswasser- und Meeresarten.) Taf. XXVII, Fig. 3. 53. Gatt. Gamniarella Sp. Bäte. Augen undeutlich. Obere Fühler mit drei- bis viergliedriger Nebengeissel, ihr drittes Schaftglied viel kürzer als die beiden lang.streckigen ersten. Mittelleibssegmente niedrig, an Länge Systematik. 511 uach hinten zuuehmcud, die drei ersten Hinterleibssegmente gross, tief herabgezogen. Hüftgiieder der vier vorderen Beinpaare ansehnlich ver- grössert. Erstes Beiupaar kurz und schwach, mit kaum angedeuteter, zweites mit deutlicher oder selbst sehr grosser Greif hand ; die drei letzten Paare sehr kräftig, mit grossem, lamellös erweitertem Scbenkelgliede. Viertes Paar der Spaltbeinc gedrungen, sechstes nur mit einzelner, lanzett- licher Endlamelle. Siebentes Hinterleibssegment fast bis zur Basis ge- spalten, jeder Ast mit einem Enddorn. (Arten der Nordsee.) 54. Gatt. Niphargus Schioedte (iJnopis Bruz.). Augen fehlend. Obere Fühler mit kurzer, zweigliedriger Nebengeissel, ihr erstes Schaft- glied länger als die beiden folgenden. Mittelleibssegmeute niedrig, von annähernd gleicher Länge, die vorderen Hinterleibssegmente tiefer herab- gezogen. Hüftglieder der vier vorderen Beinpaare etwas länger als die Mittelleibsringe hoch. Die beiden ersten Beinpaare annähernd gleich gross, mit kräftiger, geschwollener, ovaler Greifhand, die drei letzten schlank, mit lamellös erweitertem, aber annähernd parallelem Scbenkelgliede. Viertes Paar der Spaltbeine schlank, sechstes gleich den beiden vorher- gehenden mit doppelter Endlamelle, die innere jedoch ganz kurz, rudi- mentär, die äussere dagegen sehr stark verlängert und deutlich zwei- gliedrig. Siebentes Hinterleibssegment bis zur Mitte seiner Länge ge- spalten. (Süsswasser- und Meeresarten.) Taf. XXXI, Fig. 1. 55. Gatt. Garn mar US Fab. {Goplana Wrzesn.). Augen deutlich. Obere Fühler mit deutlicher, ein- bis mehr-, oder selbst vielgliedriger Nebengeissel, ihr erstes Schaftglied kräftiger als die beiden folgenden. Mittelleibssegmente viel niedriger als die grossen und tief herabreichenden vorderen Ringe des Hinterleibs. Erstes und zweites Beinpaar in eine Greif hand endigend, die drei letzten mit lamellös erweitertem Scheukel- glied. Hinterleibsrücken heborstet oder mit Dörnchen bewehrt. Viertes und fünftes Paar der Spaltbeine mit gleich langen, sechstes mit ungleichen Endlamellen, die äussere länger als die innere, aber nicht gegliedert. Siebentes Hinterleibssegment bis auf den Grund gespalten. (Sehr zahl- reiche Süsswasser- und Meeresarten.) Taf. XXXI, Fig. 2 — 4, Taf. XXXII, Fig. 1—6. 56. Gatt. Pallnsea Sp. Bäte. Augen deutlich. Obere Fühler mit kurzer Nebengeissel, ihr erstes Schaftglied länger und kräftiger als die beiden folgenden. Mittel- und Hinterleibssegmenle beiderseits mit er- habenen Leisten versehen, letztere mit gedorntem Endrand. Hüftgiieder der vier vorderen Beinpaare verlängert. Die beiden ersten Beinpaare in eine Greifhand endigend, die drei letzten mit oval erweitertem Scbenkel- gliede. Sechstes Paar der Spaltbeine mit kürzerer innerer und längerer Aussenlamelle. Siebentes Hinterleibssegment mit tiefem Ausschnitt. (Nor- dische Süsswasserart.) Taf. XXXII, Fig. 7—9. 57. Gatt. Constantia Dybowsky. Obere Fühler ohne Neben- geissel, ihr Schaft sehr verlängert, seine drei Glieder von der Basis aus 512 Auipliipoila. an Lauge stark zunehiuend. Mittclleibssegmeute klein und uiediig, llinter- leihsringe autfallend gross und besonders hoch. Ilüftglieder aller sieben Beinpaare autTallend kurz, unter einander last gleich. Erstes und zweites Beinpaar verlängert, in eine schwache Greifhaud endigend, fünftes stark verkürzt, sechstes auffallend verlängert. Am vierten und fünften Paar der Spaltbeine die äussere Endlamelle kurz, die innere stark verlängert, am sechsten beide gleich lang und dicht gefiedert. Siebeutes Hinterleibs- segnient lang, zweitheilig. (Einzelne Art des Baikal-Sees.) 58. Gatt. Mdphidixyxnt Boeck. Obere Fühler mit kurzem Schaft und sehr lauger Haupt-, kleiner aber deutlicher Nebengeissel; Schaft der unteren Fühler stark verlängert. Mittelleibssegmente kurz und relativ hoch, Hinterleibssegnieute sehr gross, mit zahnartig eingeschnittenem End- rande. Hüftglieder aller sieben Beinpaare kurz und quer. Erstes und zweites Beinpaar in eine schwache Greif band endigend, ihr dritt- und viertletztes Glied etwas erweitert; die fünf folgenden Paare lang und dünn, das Schenkelglied der drei letzten schwach erweitert, parallel. Die drei letzten Spaltbeinpaare schlank, die Eudlamellen des fünften ungleich, des ■ sechsten fast gleich laug. Siebeutes Hiuterleibssegmeut gespalteu. (Arten der Nordsee.) 59. Gatt. Amnthia llathke {AniathiUa Sp. Bäte). Kopf iu einen Stirnschnabel ausgezogen, Augen gross, nierenförmig, beide Fuhlerpaare derb, die oberen mit mehrgliedriger Nebengeissel. Mitteileibsriuge nach hinten an Länge und Höhe allmählich zunehmend und sich den Hinter- leibsringen iu Form und Grösse nähernd, gleich diesen auch mit dornartig ausgezogenem lUickeukiel. Uüftglieder der vier vorderen Beiupaare an- sehnlich gross. Erstes und zweites Beinpaar in eine schwache Greifhand endigend, die drei letzten mit breit ovalem Scbenkelgliede. Die drei letzten Spaltbeinpaare nach hinten an Länge abnehmend, alle drei mit gleich langen, am sechsten breiter lanzettlichen Endlamelleu. Siebentes Hinterleibssegment nur an der Spitze leicht ausgerandet. (Arten ver- schiedener Meere.) 60. Gatt, (rannnaracanfhiis Sp. Bäte. Kojjf abgestutzt oder in einen Stiruschuabel ausgezogen, Augen deutlich. Obere Fühler mit mehr- oder vielgliedriger Nebengeissel. Mittel- und Hiuterleibssegmente mit scharfem Dorn oder Kiel iu der Mittellinie des Paickeus, letztere auch unterhalb doruartig ausgezogen. Hüftglieder der vier vorderen Beiupaare verlängert, zuweilen gleichfalls gedornt. Die beiden ersten Beinpaare mit länglicher und kräftiger Greifhaud, die drei letzten ansebulich oder selbst stark verlängert. Eudlamellen der drei hinteren Spaltbeinpaare annähernd gleich lang. Siebentes Hinterleibssegment völlig gespalten. (Arten des arktischen Meeres, des Atlantischen Oeeans und des Baikal -Sees.) Taf. XXXI, Fig. 5. Verwandte Gattungen: Wcyprcclitia Stuxberg und Amcähillopsis Heller. Systeiniitik. 513 Subfani. (3. Orchesfii na. Kopf gross, kubisch, mit senivi'eclit ab- t'alleiuler Stirn. Augen weit nach oben geriicitt. Man- dibclu tasterios. 01)eie Fühler ohne Nebengeissel. Kiemen des zweiten bis vierten Beinpaares verkürzt und schrauben- artig gewunden. Die drei letzten Paare der Spaltbeine kurz und kräftig, das sechste mit einzelner Endlaraelle. Siebentes Hinterleibssegment kurz und dick. Gl. Gatt. Talit rus Lcitv. Obere Fühler auffallend kurz und schwach, untere sehr lang und derb, peitschenförraig, ihre kurzen Basalglieder tief in die Stirn eingesenkt. Taster der Kieferfüsse ohne Endklaue. Erstes Heinpaar mit verlängertem drittletzten Gliede, gleich dem zweiten keine deutliche Greif band bildend; dieses mit lamellösem vorletzten Gliede und sehr schwacher Endklaue. Hüftglied des fünften Beinpaares gross, zwei- lappig. Siebentes Hinterleibssegment abgestumpft. (Küstenbewohuer ver- schiedener Meere.) 62. Gatt. Orchestia Leacb (Mcgahrcliestia Brandt, Orchestoidea Nicol.. lalifroiiKA et Talorchesfia Dana). In der Füblerbildung, dem ver- längerten drittletzten Glied des ersten und dem zweilappigen Hüftglied des fünften Beinpaares, dem klauenlosen Taster der Kieferfüsse u. s. w. mit lalifnts übereinstimmend, aber dadurch abweichend, dass das erste Heinpaar in eine mehr oder weniger deutliche kleine, das zweite in eine besonders beim Männchen sehr kräftige und grosse Greifband endigt. (Uferbewohner der verschiedensten Meere, einzelne Arten auch terrestrisch.) Taf. XXVII, Fig. 1. 63. Gatt. Hi/nle Rathke (Nicm Nicol., ^4//orc/tesfes Dana, Galanthü Sp. Bäte, Hyalella Smith). Obere Fühler den unteren nicht auffallend an Länge und Derbheit nachstehend, diese mit frei hervortretenden Basal- gliedern. Taster der Kieferfüsse mit scharfer Endklaue. Erstes Beinpaar mit verkürztem drittletzten Gliede, gleich dem zweiten in eine Greifhand endigend. Hüftglied des fünften Beinpaares nicht vergrössert. unterhalb höchstens ausgebucbtet. Siebentes Hinterleibssegment stumpf, eingekerbt oder gespalten. (Bewohner der Meeresküsten sowie der Ufer von Binnen- seen und Flüssen.) Taf. XXVII, Fig. 2, Taf. XXVIII, Fig. 1 n. 2. Als systematisch zweifelhafte Gattungen sind ferner noch zu erwähnen : 64. Gatt. Uristcs Dana. Körper seitlich comprimiit, habituell an Lysianassa und Verwandte erinnernd, an den oberen Fühlern aber das dritte Schaftglied verlängert; untere Fühler etwas länger und dünner als die oberen. Kopf klein, abgestutzt. Miüelleibssegmente nach hinten all- mählich an Länge und Höhe zunehmend, ebenso die vergrösserten Hüft- glieder der vier vorderen Beinpaare. Von diesen die beiden ersten lang, das vorderste in eine sehwache Greifhand, das zweite in ein klauenloses Griffelglied endigend, das dritte und vierte äusserst kurz und zart. Bronn, Klassen des Thier - Reichs, Y. i. 33 514 Ampliipoda. Die drei hiuteren Beiiipaare mit sehr grossem und stark erweitertem Schenkelgliede. Siebentes Hinterleibssegment anscheinend stark verlängert. (Einzelne Art des antarktischen Meeres.) 65. Gatt. Guerinia llope. Körper bucklig, Kopf dreieckig ab- gestutzt mit stark vergrösserten Augen. Obere Fühler doppelt so lang als die kurzen unteren. Die vier vorderen Mittelleibsringe gross, nach hinten an Höhe zunehmend, die drei letzten kürzer und niedriger werdend. Müttglieder aller sieben Beinpaare kurz, dasjenige des zweiten stark in die Quere und über das erste hinweg gezogen. Erstes Beinpaar in eine sehr grosse Greifhand mit stark dreieckig verbreitertem sechsten Glied und grosser, sichelförmig gekrümmter Endklaue auslaufend, das zweite besonders dünn und langstreckig, sein dreieckig erweitertes (kleines) sechstes Glied an Stelle der P2ndklaue mit dichter Haarfranse bekleidet. Die drei letzten Paare der Spaltbeine mit kurzen ianzettlichen , auch am sechsten paarigen Endlamellen. Siebentes Hinterleibssegmeut kurz, ab- gerundet dreieckig. (Einzelne Art des Mittelmeeres.) 66. Gatt. Synopia Dana. Kopf mit stark nach unten und hinten zurückweichender Stirn und nach vorn hervortretendem Scheitel, dalier im Profil gesehen dreieckig. Augen gross, nach oben gerückt, einander genähert. Obere Fühler viel kürzer als die mit verlängertem Schaft und fadenförmiger Geissei versehenen unteren, mit Nebengeissel (?), beide Paare weit nach hinten, gegen den Mund hin gerückt. Maudibulartaster kurz, mit kuglig aufgeschwollenem zweiten Gliede. Mittelleibsringe hoch und kurz, nach hinten allmählich länger werdend, Hiiftglieder verkümmerte?). Die vier vorderen Beinpaare verkürzt, die drei hinteren langstreckig, mit stark lamellös erweitertem Schenkelglied; das erste, dritte und vierte Paar mit kräftiger, einschlagbarcr Endklaue und erweitertem vorletzten Glied, das zweite ungleich dünner, mit langen Endborsten. Viertes bis sechstes Hinterleibssegment relativ gross, siebentes lang kegelförmig. End- lamellen der hinteren Spaltbeiupaare schmal lauzettlich. (Pelagische Arten des Atlantischen und Stillen Oceans.) Subordo II. Laoiiiodipodii. Farn. 1. Caprell Ina Latr. Körper langstreckig oder linear, drehrund, Ceplialothorax parallel oder nach hinten verschmälert. Beide Fühlerpaare regulär entwickelt, schlank, hervorgestreckt, die oberen beträchtlich länger als die unteren und mit langer, vielgliedriger Geissei versehen, die unteren mehr oder weniger dicht gewimpert. Mandibulartaster meist ausgebildet. Maxillen des ersten Paares mit zweigliedrigem Taster. Maxillen des zweiten Paares frei mit gleich gebildeter Innen- und Aussenlade. Kieferfüsse mit deutlich ausgebildeter innerer und äusserer Kaulade, der viergliedrige Taster mit Systenintili, 51,0 klaueutorniigem Endgliede. Das zweite iu eine klüftige (Jreifhaiid endigciule Beinpaar gleicli dem ersten gestielt, d. h. mit dünnen Basalgliedern ver- sehen. Drittes und viertes Beinpaar bald ganz fehlend, bald rudimentär oder vollständig entwickelt, die drei letzten in Form von schlanken oder wenigstens verlängerten Klanuuerbeinen. Kiemen ausser am zweiten und dritten zuweilen auch am ersten freien Mittelleibsringe ausgebildet, in Form von Blasen oder kurzen, dünnen Schläuchen frei heiabhangend. Hinterleib fünf- bis eingliedrig; die stummelfiirmigen Spaltbeine zu zwei bis drei Paaren ausgebildet. (Freilebende Meeresbewohner.) 1. Gatt. Proto Leach {Leptomera Latr., Nanpredia Latr., Nuupridia M. Edw.). Alle sieben Paare von Mittelleibsbeinen ausgebildet, das fünfte indessen den vorhergehenden und folgenden gegenüber verkürzt und dünn. Untere P^ühler nur kurz und spärlich beborstet. Oberkiefer mit Taster. Ein Paar kleiner Kiemensäcke am ersten, je ein Paar längerer am zweiten luiil dritten freien Mittelleibssegment. Vorletztes Glied des dritten und vierten ßeinpaares gleich dem entsprechenden der beiden letzten leiclit angeschwollen. Hinterleib länglich zapfenförmig, ungegliedert; zwei Paare langgestreckte, zweigliedrige, grirtelfiirmige Beinstnnnnel an der Unterseite desselben entspringend. (Arten verschiedener Meere.) Taf XXXVII, Fig. 1. 2. Gatt. Caprellina Thoms. Gleichfalls drei Paare von Kienien- sacken am ersten, zweiten und dritten freien Mittelleibssegment. Ober- kiefer mit Taster. Hinterleib mit zwei Paaren von griffeiförmigen Beinstummeln. Von Proto durch den gänzlichen Mangel des dritten und vierten und die Verkümmerung des fünften Beinpaares bis auf einen kurzen Stummel unterschieden. (Einzelne Art von Chile und Neu- seeland.) 3. Gatt. Profella Dana. Nur zwei Paare von Kiemensäcken am zweiten und dritten freien Mittelleibssegment. Oberkiefer mit Taster. Untere Fühler nur spärlich beborstet, mit kurzer, zweigliedriger Geissei. Drittes und viertes Paar der Miltelleibsbeine auf ganz kurze, zwei- bis eingliedrige Stummel reducirt, die drei letzten Paare kräftig, an Länge nach hinten zunehmend. Hinterleib zweigliedrig. (Arten verschiedener Meere.) Taf. XXXVII, Fig. 2. 4. Gatt. Aerjinn Kroyer {Acyindia Boeck). Nur zwei Paare von Kiemensäcken am zweiten und dritten freien Mittelleibssegment. Ober- kiefer mit Taster. Drittes und viertes Beinpnar ganz fehlend, die drei letzten nach hinten an Länge zunehmend. Untere Fühler nur mit zwei- gliedriger Geissei. Hinterleib ungegliedert mit zwei Paaren von Bein- stummeln. (Arten der nordischen Meere.) 5. Gatt. Ca2>ri-'lla Lam. Nur zwei Paare von Kiemensäcken am zweiten und dritten freien Mittelleibssegmeut. Oberkiefer ohne Taster. Drittes und viertes Beinpaar ganz fehlend, die drei letzten mehr oder weniger gedrungen, das siebente länger als die beiden vorhergehenden. Untere Fühler mit zweigliedriger Geissei, bald sparsam beborstet, bald 33* 51() Ainjiliipoda. laug uud dicht gefiedert. Hinterleib ungegliedert, beim Männchen mit einem Paar von Beinstummeln, beim Weibchen ohne solche. (Zahlreiche Arten verschiedener Meere.) Taf. XXXVIII, Fig. 1, 2. 6. Gatt. Podalirius Kroyer. Nur zwei Paare von KiemensUcken am zweiten und dritten freien Mittelleibssegment. Oberkiefer ohne Taster. Ausser den beiden ersten nur das sechste und siebente Beinpaar regulär ausgebildet, heide sehr schlank oder selbst fadenförmig dünn, das dritt- letzte auf ganz kurze, ungegliederte Stummel reducirt. Untere Fühler beborstet, mit zweigliedriger Geissei. Hinterleib ungegliedert, beim Männ- chen mit einem Paar von Beiustummeln, beim Weibehen ohne solche. (Arten der Nordsee und des Mittelmeeres.) Taf. XXXVII, Fig. 3, Taf. XXXVIII, Fig. 3. 7. Gatt, ücrcojts Kroyer. Drei Paare von Kiemensäcken am ersten bis dritten freien Mittelleibssegment. Oberkiefer mit Taster. Ausser den beiden ersten auch das fünfte his siebente Beinpaar regulär ausgebildet. Untere Fühler mit zweigliedriger Geissei. Hinterleib ausnahmsweise an- sehnlich entwickelt, aus fünf freien Segmenten zusammengesetzt, mit drei Paaren von Beinstunimeln, von denen das erste kuiz, böckerförmig, die beiden hinteren lang griffelförinig und zweigliedrig sind. (Einzelne Art des arktischen Meeres.') Fam. 2. Cyamina Latr. Körper kurz, gedrungen, dorso-ventral abgeplattet, nach vorn und hinten verschmälert; Cephalotborax hinterwärts bauchig erweitert. Nur die oberen Fühler regulär entwickelt, hervorgestreckt, mit langem Schait und kurzer, stummclförmiger, ungegliederter Geissei ; die unteren rudi- mentär, unter den oberen versteckt, viergliedrig. Mandibeln ohne Taster. Maxillen des ersten Paares mit kurzem, stummeiförmigem, ungegliedertem Taster. Maxillen des zweiten Paares median verschmolzen, mit verklei- nerter, griffelförraiger Innenlade. Kieferfüsse nur mit einer Kaulade und fünfgliedrigem Taster, dessen Endglied kegelförmig ist. Das erste kleine 15einpaar dünn gestielt, das zweite grosse sitzend, d. h. mit sehr dicken und breiten Basalgliedern. Drittes und viertes Beinpaar stets fehlend, das fünfte bis siebeute in Form von sehr kräftigen und gedrungenen Klammerbeinen. Kiemen nur am zweiten und dritten freien Mittelleibs- ring, lang schlauchförmig, cylindrisch, einfach oder gegabelt, gerade nach vorn oder über den Rücken aufgerichtet. Hinterleib warzenförmig, un- gegliedert, mit der Andeutung eines höckerförmigen Gliedmassenpaares. (Ektoparasiten von Cetaceeu). 1. Gatt. Cyamnsh^iiY. Charaktere der Familie. (Arten aller Meere.) Taf. XXXVIII, Fig. 4—6. 2. Gatt. Platycijamns Lütk. Der mit dem Kopf verschmolzene erste Mittelleibsring von diesem durch scharfe seitliche Einschnitte deut- lich abgesetzt, relativ gross. Das an demselben entspringende erste Bein- SystciiMitik. 517 paar nicht, wie ijci Ci/aiiiHS, seliiiiäcbtig und verborgen, sondern fast ebenso kräftig entwickelt und frei iiervortrctcnd w^ie das zweite. Beide Ftiiiler- paare fast gleich dick, die unteren reichlich von halber Länge der oberen. Kiemen kürzer und gegen das Ende mehr kegelförmig verjüngt, als bei Cyamus. (Kinzelue Art der nordischen Meere). Subordo III. Taiiaitk'n. Einzige Familie: Tanaidae Sp. Bäte. Körper langstreckig, parallel, dorso-ventral abgeplattet. Cephalothorax zur Herstellung seitlicher Athemhöhlen mit ventralen Hautduplikaturen versehen. Augen klein, beiderseits von den oberen Fühlern an den Vorder- rand des Cephalothorax herangerückt. Maxillen des ersten Paares mit rückwärts gewandtem, zweigliedrigem Tasterauhaug an der Basis der Aussenlade. Kieferlüsse mit lTaft;ipparat an der Kaulade; ihr kurzes Basalglied ausserhalb einen weichhäutigen, geisseiförmigen Anhang (Kieme;') tragend. Erstes Beinpaar in eine kräftige Scheereuhand endigend, viel plumper als die mit dünner Endkhuie versehenen folgenden. Die Spalt- beinc der fünf freien vorderen Hinterleibsringe mit abgeplatteten, unge- gliederten, langborstigen, gleich grossen Endlamellen; diejenigen des sechsten Paares jederseits am Hinterraud des verschmolzenen sechsten und siebenten Hinterleibssegmentes entspringend, mit ungleich langen, linearen, gegliederten Spaltästen. 1. Gatt. Tunais M. Edw. (Zcuxo Templet., Crossurus Rathke, Änisocheinis Westw., LeptocMia et Paratam'is Dana). Cephalothorax mit abgerundetem Stirntheil, hinten beiderseits aufgewulstet; erster Mittel- leibsring kürzer als die folgenden, unterhalb frei. Beide Fühlerpaare mit einfacher Gliederreihe, die oberen im Bereich der Geissei mit Riechfäden beim Männchen. Augen mit iunen einspringenden Cornea-Faeetten beim Männchen, beim Weibchen glatt. Mandibeln ohne Taster. Kieferfüsse mit gleich breiten Tastergliederu. Die beiden ersten Beinpaare ohne ge- ghederten Basalanhaug, das erste mit kurzer und plumper (Weibchen) oder längerer imd schlanker (Männchen) Scheereuhand, das zweite von den folgenden nur durch längere Endklaue abweichend. Mittel- und Hinterleibssegmente seitlich abgerundet. Sechstes Spaltbeinpaar kurz, mit mehrgliedrigem Innen- und rudimentärem, oft ungegliedertem (zu- weilen fehlendem) Aussenast. (Arten der verschiedensten Meeresküsten, welche von 0. Sars*) nach habituellen Merkmalen unter mehrere Unter- gattungen: Hderoiandis, IijriMotanais, Leptocjnuthia, Fseudotanms, Cnjpfo- cope, Haplocopa, Sfrongylam und Anarihrura vertheilt worden sind.) Tat. I, Fig 5 und Taf. XXXVI, Fig. 4. 4a. *) Revision af gruppen Isopoda cliclifera med Charakteristik af nyc herheii hörende slaegter og arter. i,Arch. f. Mathem. og NatiirviUensk. VII. ISSI.) 518 Ampliipoda. 2. Gatt. Apseudes Leacli (Rhoea M. Edvv., Eiqihens Risso). C'ephalothorax zwischen den Fühlern in einen Htiinstachel ausgezogen, erster i^eibesring nicht verkürzt, ventral mit dem Ceplialothorax ver- schmolzen. Obere Fühler mit achtgliedriger Haupt- uiul langer, vier- gliedriger Nebengeissel; untere Fühler nnt dreieckig erweiterten t!icbatt- gliedern, deren zweites neben der Geissei eine langborstige, schuppeu- förmige Platte trägt. Augen mit glatter Cornea. Mandibeln mit drei- gliedrigem Taster. Kiefertüsse mit verschmälerten Endgliedern und stark erweitertem drittletzten Glied der Taster. Die beiden ersten Beinpaare an der Aussenseite ihrer Basis mit kleinem, zweigliedrigem, iu die Atheni- höhle hineinragendem Taster- Anhang; das erste in eine kleine Scheeren- liand endigend, das zweite ungleich kräftiger und gegen das Ende stärker verbreitert als die folgenden. Letztes Spaltbeinpaar mit sehr langem, viel- gliedrigem Innen- und dreigliedrigem Aussenast. Mittel- und Hinterleibs- segmente beiderseits dornartig ausgezogen; das verschmolzene sechste und siebente Hiiiterleibssegment länger als breit, schmäler als die vorher- gehenden, bei der Mitte seitlich tief eingeschnitten. (Arten verschiedener Meere). Taf. XXXVI, Fig. 3. Verwandte Gattungen: Farapsendcs Sars und Siilii/nipits Sars. VI. Räninliche Veibieitmig. 1. Horizontale Verbreitung. A. Verbreitung der Arten. Unter den marinen Amphipoden ist eine, wenngleich nur relativ geringe Zahl von Arten zur Kenntniss ge- kommen, welche iu ähnlicher Weise wie viele Echinodermen, Mollusken (besonders Cephalophoren), Fische und Decapoden eine weit ausgedehnte Verbreitung über verschiedene Oceane erkennen lassen, bezüglich au möglichst weit von einander entfernten Kostenpunkten der einzelnen Erd- theile aufgefunden worden sind. Als solche sind besonders folgende zu nennen : 1. Phronima scdentaria Forsk.: Küste von England, selten (Sp. Bäte), Mittelmeer in weiterer Verbreitung: Nizza (Pagenstecher), Neapel (Buchholz, Claus) u. s. w., Atlantischer Ocean: au der Küste Spaniens (v. Willemoes), 17" s. Er., 36" w. L. bei Porto AUegre (Mus. Gryph.), ohne nähere Angabe (Claus, Mus. Godeffroy), Indischer Ocean (ohne nähere Angabe: Claus und Salm in iu Mus. Gryph.), Stiller Ocean (ohne nähere Angabe: Salmiu in Mus. Gryph.), zwischen der Nords|)itze Neu Guinea's uncLYokohama, auf der Fahrt über die Carolinen und Mariannen (v. Willemoes), zwischen Kergnelen und Neu-Süd- Wales, 48" s. Br., 130" östl. L., im Nordost-Strom, 820 Meilen südwestlich von Cap Otway (v. Willemocs). I Raümlicliii ViTbreiluns. 51;) 2 J-Jifypina armnfiis Clans: Atl;nilisclicr Ocoaii: 15" s. Br., 34" w. L. hei Babia (Mus. Grypli.), Atlautisclier und Indischer Ocean (Claus), Küste von Sansibar und Chile (Claus). .H. Eiifyphk serndKS Claus: Mittelineer, Küste von Sansibar, Indischer Ot'ean (Claus). 4. Hemityphis tenuimanus Claus: Atlautischer Occan und Cap der guten Hoftnung- (Claus). 5. Pumtyphls maculatus Claus: ebenso (Claus). * (). Tcfraihyrus forcipatus Claus: ebenso (Claus). 7. Tlunnyris ra^xtx Claus: Atlantiseber Ocean, 12" n. Br., 21" w. L., südöstlicb von den Cap Verden (Buchbolz in Mus. Grypb.) und Cap der guten Hoffnung (Claus). <"<. Pronoe cupito Guer. : Atlantiseber Ocean 15" s. Br., 34" w. L. bei Babia (Mus. Grypb.), Küste von Sansibiir, Indischer Occan, Molukken und Küste von Chile (Claus). i*. Etqirono'e annata Claus {? Fronoe brunnea Dana): Atlantischer Ocean 4" s. Br., 21" w. L., mitten zwischen Süd -Amerika und Cap Palmas (Dana), Atlantischer Ocean, Küste von Sansibar und Molukken (Claus). 10. Parapronoc crustidum Claus: Atlautischer Occan 15" s. Br., 34" vv. L., bei Babia (Mus. Grypb.), Atlantischer Ocean, Lagos und Küste von Sansibar (Claus), Stiller Occan (Mus. Godeffroy in Mus. Grypb.). 11. Tanyscelus sphaeromu Claus: Sansibar und Molukken (Claus). 12. Priiinio tiuwropa Guer.: Chile (Gucrin), auf der Fahrt vom Cap der guten Hoffnung über die C'rozets Inseln und Kerguelen nach Australien, im antarktischen Meer überall auf der Oberfläche (v. Willemoes). 13. Cystvsoma Kcpduni Guer. [Thauniops pdJtwida Willem.) Atlantischer Ocean, südwestlich von Gibraltar (v. Willemoes), zwischen den Aru-Inseln und Philippinen (v. Willemoes), Indischer Ocean (Guerin), zwischen der Nordspitze Neu Guineas und Yokoliama auf der Fahrt über die Carolinen und Mariannen (v. Willemoes)*). 14. Oxyccpluäus piscator M. Edw. (oceanicus Guer.): Atlantischer und Indischer Ocean (Claus), zwischen der Nordspitze Neu-Guinea's und Vokoharaa, auf der Fahrt über die Carolinen und Mariannen (v. Willemoes). *) Neuerdings hat C. Bovallius, Kemarls on the genus Ci/steosoma or Thaumataps (Stockholm 1SS6, Bihaiig tili Svenska Vetensk. Akad. Haudlingar X[. Nr. 9) allerdings geltend gemacht, dass nur die von \Villemoc5s-Suhm beschriebenen männlichen Individuen seiner Thaumops pcUucida mit Cystisoina Neptuni Guer. identisch seien, das \\'eibchen dagegen einer besonderen Art angehöre. Im Anschhiss hieran maclit er noch zwei neue Arten der Gattung; Thauniatops Loveni aus dem Indischen Ocean und Tliavm. lovgipes von der West- küste Australiens bekannt. Den Guerin'schen Gattungsnamen Cijstisoma will er, „als früher bereits von WestwooJ an eine Coleopteren-Gattung vergeben", durch Thaumatops (anstatt Thaumops) ersetzt wissen. Es ist indessen zu bemerken, dass die Publikation des Guerin'schen Ctjstisoma NeplunimiA der W'estwood'schen Cystosoma Hamidersi (letztere keine Coleopteren-, sondern eine australische Cicaden-Gattung) in dasselbe Jahr (1S42I lallt. 520 Amphipocla. 15. Bhahäosoma arnialum M. Edw. (mas: Bhabclos. Wliitci >Sp. Bäte): zwischen Amboiua und \'andieinensland (Quoy und Gaimard), Stiller Ocean (Wesscl in Mus. Gryph.), Ölidsee und südl. Atlantischer Ocean (Claus), Südl. Antlantischer Ocean (Capt. Bei eher), zwischen Neue Ilebriden und Cap York (v. Willemoes), zwischen der Nord- spitze Neu Guinea's und Japan (v. Willenioes). l(i. Li/siaii(isscdlida Üp. B&te {hrcvi- Vrotomcdcia hirsutimana Sp. Bäte. coruis Bruz.). 524 Auii)ln]iOfla. l'hudes (Atuphifhomtlns) 3I(iri(inis Costa. Iphmadia obesa K a t li k e {Mkro- chcJrs aritidta Kr.). — Ehlanac Sp. Bäte ('iiitilü- aj^inis Grube). Äcanthonotus cornigcr S|). Bäte {Epinieria tricristuta Costa). Ampelisca Gaimardi Kr. (Araneops diadema Costa). Laucothoc. für Ina Sav. StenotJioc{3fontagiia)niarinaS\^.B a te. Pherusa bispinosa Sp. Bäte. — fucicola Leach {tiiicrnra Costa). — degans Bruz. CaUiope firandoculis Sp. ßatc. Dexamim apinosa L c a c b. Isaea Montagul M. E d w. Melita palmafa M o n t. — gladiosu Sp. Bäte. Maera grossimana Mont. hrcvicaudcda Sp. Bäte. — (■rythrophthahiuc Sp. Bat e. Gammarella hrevicaudata M. E d w. Gnmmarus lociista Fab. Gunimarus marinus Leacb. — tenuininnns Sp. Batc. Talitrm mltator M n n t. (locusfa L i u. ). Orchestia Deshayesi M. Edw. — mediterranea Costa (Idcris Sp. Bäte). — litorea Leach (Endtore Müll.). Profo ventricosa Müll. FrofeUd pliasma Mont. Caprdla acantiüfera Leacb. — acquilibra Say. — acutifrons D e s m. Pudoiirins fijpicHS Kr. — miHutus Mayer. Cyamus ceti Lani. Tanais Dulongl M. Edw. — (Leptodu'lia) Savigmji K r. — (Paratancds) Bafei Sars (for- cipatus Sp. Bäte). — {Leptognatltia) hrcvtmnna Lilljeb. — (Leptognathid) IdHcaudotn S a r s. Apseudes talpa Moni. Latmlld M. Ed\v. Nordsee nut dem arktiseben Meere gemeinsamen Arten be- von den nocb näher festzustellenden Tdiucidcn zur sich abgesehen Die der Ziffern Zeit auf 66, nämlich : Hyperia gtdbu M o n t. — medusarmn K r. — ahyssorimi Bocck. Tryphand, Mdmi B o e c k. Themisto lihdhda M a n d t. Parathcmisto cdryssorum iioeck. Siphonocoeks typicus Kr. — palliäus Sars. Cerapus ahditus Tempi. Unciolu (Gkmconomc) Jmcopis Kr. Podocerus anguipes K r. (gebra Rthk.) Gammarop$tö mdanops S a r s. Aora {Aufonoe) macronyx Lilljeb Profomedeia fasckda Kr. Lyfiianassa crispatd Gocs. Lysianassa produdn Gocs. — (Socarnes) Vahli Kr. — {Socarnes) biderdkidatus Sp. Bäte. Aiionyx lagena Kr. (rmf/aa; Phipps). — Holbodli Kr. — minutus Kr. — serratus Boeck. gulosus Kr. — Edtvardsi K r. — plaut'us K r. — (Aristias) tmnidus Kr. — {Onisimm) Utoralis Kr. — ( OreJiomene) iKdinatus S a )■ s. Skgocephalus uiujMlla Phipps. I liäuinlirlio Vinbivitiini!-. 525 Sti'xjoccphahiü clypcatua Ivr. Pontoporeia fcmorata K r. (furcigera Biuz). Bathyporeia pilosa L i ii d s t r. PhoxHS plumosus Kr. Holboelli Kr. LilJjchor(jia paUlda Sp. B. (Ijmicnrniü Bruz.). Tiron acaiithurus Lilljeb. Ocdicerus brevlcalcar G o e s. — (Aceros) phylJomjx Sar.s (obfiisiis Bruz.). PJensfes panoplus Kr. {tuherculafus Sp. B.). — ißaber Boeck. Oälus carinaim Sp. Bäte. Acantlionotus ( VertuiiriiKf:) rristafus Owen. — Serratns Fab. . 1 mptdlscu Eschrichti K r. Byblis Gaimardi Kr. Haploops tuhicola Lilljeb. Photis Reinlmrdi Kr. (A)iipliitli. pygmaea Lilljeb.). SfenotJiolJ {Montagua) Alderi Sp. B a t e. — {3Ietopa) r ubr 0 vüf ata ünrii. — {Metopa) borealis Sars. Calliope laeviuscula Kr. — {Haliragcs) incrniis Sars. Tritropis Helleri Boeck. Pheriisa bkuspis Kr. — pidchdla Kr. Pardalisca ciispidata Kr. Eusirus cuspidatus Kr. GammaniH Loveni Bruz. — locusta Li 11. Maera dentata Kr. Aiiiafhüh Sabinei Leach. Gaininaracauthus loricaiiifi S a h. Aegina longicornis Kr. — ccMnata Boeck. Cuprdla. linearis Lin. — ■ sententiioMdis Kr. Von den zablreicben , die Nordsee bevölkernden Arten gehen nur folgende 22 zugleich in die 0.stsee über: Hyperia galba Mont. Corophium longicorne L a t r. Podocerus falcatus Mont. Microdeutopus gryUotalpa C o s t. AnipMthoe podoceroides Rthk. Pontoporeia femorata Kr. - furcigera Bruz. Bailiyporcia pilosa Lindstr. Calliope laeviuscula Kr. Atylus bispinosus Sp. B. Dexaminc s^nnosn M o n t. Miiita pahnata Leach. Gammarus locusta Lin. Chcirocratus brcvicornis Hoek. AmafliiUa Sabinei Leach. Talitrus locusta Lin., Orrhrsfia litoren Mont. {Euchorc Müll.). DesJiayesi-Hav. {(.iri/plius Müll.). Caprella linearis Lin. Proto ventricosa Müll, (pedi-ta Abildg.). Tanais Ocrstedi Kr. — Dulongi Aud. (bnlfictis et rhjncliites Müll.). Doch gesellt sieh denselben noch eine bisher in der Nordsee nicht — wohl aber in der Adria — aufgefundene Art : Protomcdcia pilosa Zadd. hinzu. Von diesen 23 der Ostsee zukommenden Arten sehwindet indessen gegen Osten hin eine nach der anderen , so dass- die an der Preussischen Küste vorkommenden Amphi^ioden nach Zadd ach sich nur auf acht Arten beschränken ; nämlich : 526 Amphipoda. Corophiaiii longkornv Latr. CalUopc lacvmscnla Kr. Profomedeia pilosa Zadd. Melita palmaia Leacb. Pontoporeia femorafa. Kr. Gammarus loctista Uii. Bathyporeia pilosa Lindstr. Talitrns locnstn Liu. Auch die sich vom Mitteliiieer-Beckeu schärfer abzweigenden Gebiete der Adria und des Schwarzen Meeres lassen jenem gegenüber eine deut- liche Abnahme der Artenzahl, wenngleich in sehr verschiedenem Maasse erkennen. Die Forsclmngen von Heller, Grube und Nebeski haben für die Adria die immerbin noch recht ansehnliche Zahl von 111 Arten ergeben, welche bei 228 des gesammten Mittelmeeres etwa der halben Artenzahl dieses gleichkommt. Von diesen Adriatischen Anqyhipodcit. sind 43 mit solchen der Nordsee identisch, eine relativ grosse Zahl im übrigen .Mittelmeer bisher nicht constatirt, während andererseits von den 26 diesem zukommenden Hi/per inen -Arten keine bisher in der Adria angetroffen worden ist. Letztere Amp]ii2W(lcn-Gn\mie geht auch dem .Schwarzen Meere ab, für welches bisjetzt nur 35 Arten festgestellt worden sind. Von diesen sind 9 mit solchen der Nordsee identisch, 18 andere — mithin mehr als die Hälfte — von Rathke und Czerniavsky als besondere, dem Pontus eigenthümliche angesprochen worden, jedoch wohl mit den Mittel- nieer-Arten noch in näheren Vergleich zu bringen. Ein besonderes geographisches Interesse knüpft sich an die Amphi- poden des arktischen Meeres, einerseits wegen der grossen Zahl von Gattungen und Arten, in welchen sie dort auftreten, andererseits mit Rücksicht auf die vielen .'Vrten zukommende weit ausgedehnte, z. Tb. fast circumpolare Verbreitung. Dieselbe hat ausser in den bereits angeführten Arbeiten von Kroyer, Lilljeborg, Goes, Bruzelius, Boeck, Buchholz u. A. besonders auch in neuester Zeit durch verschiedene Publikationen von 0 Sars'*), Stuxberg**), Hansen***) und Boval- liusf) eine eingehendere Erörterung erfahren. i j *) Orersigt af Nurges Crustacecr med foro!0bige Bemaerkiniiger over de nye eller inindre bekjendte Arter. Med G uutogr. Plancbcr (Vcrhandl. Vidensk.-Selskab. i Cliristiania, aar 1SS2). Christiania 18S3. 124 pag. 8". **) Evertebratfannan i Sibiriens Ishaf. Förelöpaiide Meddelaiideii (Voga-Expeditionens Veteiisk. Jagttagelser Bd. I. Stockliolm 1882). p. G79 — 810. — Faunaii pä och kring Novaja Semlja (ibid. Bd. Y. Stockholm 18S71 239 pag. in 8°. ***) Orersigt over de paa Dijmplina-Togtet indsamlede Krebsdyr. Med 5 Tavl. Kjyben- havn 1SS6. S''. t) Arctic and antarctio Hyperids. With s plates. ( Vega-Expeditionens Vctonsk. Jakttagel- ser Bd. IV.) Stockholm ISST. S°. Käiiiiiliclii; Vorbrcitiüii;'. 527 1 1 13 a c ^ « ~£ ü 1 •" nland land 03 03 tn a o - es B S ^ :isohci meer isches erika ^ 5 " o 11 r>0 1 2 S ^ ü 1 Sibii Eis Aikt Am '^. ta_i L__ Tfivo (Chjdoniä) lornnUx Sars — ■ C/ausi Bov. * Lnnceola Clmisi Bov. * * — Loveni Bov. » * — scrrata Bov. * * Vihüia Kroyeri Bov. * * Mimonectes Stceiistnipi Bov. * * Ni/peria mcdutiarnm. 0. K. Müll. * * * * * ' — Lalreillei M. Edw. * * — ijalha Mont. * * * * — {Hypei-oche) Kroi/cri Bot. * * * — — abyssoruni Boecl * * — — Lütkcni Bov. * * * Iliipcriopsü Voeringi Sars * * rin-tiUiriiiisto o.hyssorum Boftok * * * * — compressa (ioi'S * * — ohlieia Kr. * EiilhciniKlo liheUida Man dt. * ■ * * * * * — hi.ipiiiosa Boeck * : * — Nofdenshioeldi Bov. * * Triiphnna Malmt Boeck * * — Nordenslioeldi Bov. * J)idir]iia spinosissima Kr. * * Pnradidiciua spec. Sfuvli, * * Sijjlioitorcetes typicus Kr. + * — pnllidtis Sars * * Cirapus abditus Tempi. * * * (Erichtlioniiis di.fformi.s M. Edw. i Unciola irrorata S a y * * * * * * {Glmiconome hvcopin Ivr.) ' Podocenis anrpiipeis Kr. (jcJi-rt Ratlik ei * ^ ^: * -S * * * * * — laüpcs K r. * — Laachi Kr. * ■1; — hrevicornis Sars * * Gammaropsis melanopis Sars * * ^lo/Y( (^'Itttoioe) macrony.f Lilljeb. * * * * ■ — de.pressa GoBs * — Innyipes Lilljeb. * * Microdeutopus arctkvs Hans. * Aiiipliitlioc carinata Kr. * ^ — seo-a Kr. * ; * Protoiiicdeia fasciata K r. * * * * * GoKsia d-cpressa Gocs 1 * Eurytenes rjryllun Mand t (nKKicllinmciis ;f: * * Lilljeb.) 1 Lysianassa cymha Goes • * — producta Gocs * * — crmpata. G o ij s * * j — (ßocarncs) Vahli Kr. * * * * * — ( — ) hidctUifidalux * * * * Sp. B. Anonyj- lagena Kr. {mirjn.r Pliipps) * * * * * * — Marteiisi' Goes * — rjnlosus Kr. * * * * * — pmmiliis Lilljeb. * * * * — hidentatus Stuxb. * — [Hippomedon] HoUioelU K r. :(: * * * * * — ( — ) abyss) Goes * ! — (Aristias) tumidvs Kr. * * * * * — [Cyphocaris) anony.r Lutk. :|: 528 Amphipofla. Q 5 TS J2 o 1 'S — c — •2 a 5-' ■ vjS* ^ _^_ o yi Anony.r [Onisimiin) Edipardsi Kr. * * * * * — ( — ) plaulus Kr. * * * i * — ( — ) litoralis Kr. * * * * * — ( — ) caricus Hans. ! * * — (— ) brevicavdatiiKHäua. * * — (—1 affinis Hans. ;i' ^;: — (—1 rorax Stuxb. -<' ( — ) ahyssicola S t u x b. ^ ! — ) aebra St uxh. * — iOfclioiiicne) minuhis Kr. * * * * * — ( — ) piiiguis Boeck * . * — ^ — ) serratus Boecl; * * * * — ( — ) pectinalHS Sars * « * — t — 1 '/nnho fioi's * * Oj/is Kschrichti K r. * * * — typica Kr. * * Ste(jOCP.phnln>< wnpnlla Phipps * * t * * — {mflatUK K r.'i 1 Kc-isleri Stuxb. * •if — {Andania)pcclinafiis S a rs * * * Poutoporeia femorata Kr. * * * * ^- — affinin L i n d s t r. ■i- — setosa Stu.xb. * Bathyporeia pilosa L i n d s t r. HC * 1 Trischizostoma Jinschi Boeck * * * Phoxus Holboelli Kr. * * * * i — (Harpina) jüumos^is Kr. * * * * * * * * Lüljehorqia pallida Sp. B. {/jreiw'cornü * * Briiz.) — ßssicorni',- Sars t TiroH acnnt/mrus L i 1 1 j e b. * * * — (Syrrhoe) cremdata (ioüs * * * * — ( — ) bicuspis (ioös * * Moiioculodi'.s norrcijiciiis B o c c k * * * — hoi-piilis Boeck * * * * • — lou(jli'ot>trifi Gocs * * — Idtlmamt,.^ Goes * * * — (/lfilr/j/f'dt)rf) bi'cvü'fdrar (i ot-s * * » — ) incyalop.i Sars * Aniphilocliiis iiH'riiils Sar.-; * Stcgopla^r longiroxtris Sars * Oediccriis xaginnhi.i Kr. * * * * * * — lynceu« Sars * * * * * * — horealis Boeck * * * * — jjrojnnquus Boeck * * * — "ffinis Bniz. * * * — microps Sars * Acanlhontepheia Malingreni (ioüs =1= — p^ilchra Mcars * Accros pliylloayx Sars yOcdicei-tin nh- * * * * tumis Bruz.) Aceropsis chimonophild Stii.vli. * * Brvzelia tuberculaki Sars * Ilalicreion lalipcs Sars * Pleustes panophis K r. ■J;. * * * * — pvlchdlii.1 K r. •<• * * * * — blcuspis Kr. * * * * * * — mediiis Goüs * KTiiimlirlii' \'orlireitiinir. <-29 l'Unxlex critjniis (ioi-s — ijlaber B o e c k l'ornpleiislea f)ltifilin Huclili. Trtlrop/s arnlrtitit Lcpocli. , — frar/ilis- Goi-s I — Heller! Bocck — nvirosiris Sars — infloln Sars Oiliiis ertriiinrim Sp. B. Aeaiit/i()iiofii.s {\'ertiimn7i.i) xerratiix Fab. — ( — ) criKttifii" ()«'(Mi — ( — ) tiijliilii.f Kr. — ( — ) nlncialin Stiixli. Arrmilio-nnc cus-pidata Lepei'Ii. {hij sirix Kr.) Aiiipeliiica Ksclirirhti Kr. — macroceplitilii Lilljeli — picta Stu.\b. ISi/lilis (iaininrili Kr. Iliiploops ti(hicola Lilljeb. — laevix Hoek — selüsii Boeck — linenta S t u x b. Phiitis lieinlutrt/i K r. {pi/i/maen I.i 11 j ■■ b.l — temiicovnln Sar.s liteiint/iur iMrtojm) (ßacialis Kr. — ( — ) clj/peata Kr. — ■ ?i[oattf(i)iii\ Ahleri Sp. B. — (Mrtop(i) Brii::eUi Goi'S — ( — ) •li'jc-'' S t u X b. — ( — ) riibroriltiila Sars — ( — ) hneealis Sars rill' nisiii. Uli pliUh(tpsij<)loii(jiriuinfi\\o(icA — hirilfipts K r. — piilehella Kr. (C/eippitles) trie.uspis Kr. — ( — ) trldp.ntata Bruz. — ( — ) (pintlricuspis Hell Paniiiiiili/'tlioe brcricornh Sars — me,(inlops Buclih. — fiilroclnrtn Sars — \Aiylus) iiicniti.i Kr. CalUope liieviiiseiila Kr. Attjlns rarinatifs Fab. — Siiiilli Goijs — {Ifitliriif/ex) megalops Sars — — iiiermis Sars — — maciilalii.1 Stuxb. Purdalhfd ciispidntn K r. Eiisinis eiispidniiif! K r. — Ilolmii Hans. Melita dentnta Kr. ■ — renn sin Stuxb. — diadciitn S t u .x b. — (Ivi-si. Hans. Maera Loren! Bruz. — Torelli Goijs Melph!d!ppn npinosa Goi-s Gammariis locusta Lin. Bronn, Klassen des Thier-Eeichs. V. 2. e) arctica Hans. * * Die vorstehend verzeichneten UU Arten stehen zu den von 0. Sars für die Norvregische Küste aufgezählten 321 etwa in dem Verhältniss wie 3 zu 5. Bemerkenswerth für dieselben ist das völlige Fehlen aller der Familie Orcliestiiwi angehörenden Strandbewohner, während sonst alle Hauptgruppen der Aniphipoden mehr oder weniger zahlreiche Repräsen- tanten aufzuweisen haben. In ungleich geringerer Arteuzahl (42) sind die Amphipoden aus nahe- liegenden Gründen im antarktischen Meere vertreten und zwar mit dem Unterschiede, dass hier auch die Orchcsfiinen keineswegs fehlen. Folgende Arten sind von dorther bisjetzt angegeben worden: Ti/ro Tullhcnji B o v., Cap Hörn. CijUojins magellianicHX Dana, Feuerland bis 37" s. Br., 7" w. L. — Liicasi Sp. B., Bowel Islands. — Danae Sp. B.. Bowel Islands. — armatns B o v., Staaten Islands. Tauriu ntacrocepliala Dana, (iG" s. Br., 157" w. L. IlijperkUa anfarctka B o v. , Cap Hörn. Paratlicnilsto trigona Dana, Cap Hörn. Eiithemisto Gaudichaudi G u e r., Falklands-Inselu. — antareficu Dana, 68" s. Br. , 94" w. L. , Magelhan - Strasse (Cunningham). Anchylomera abbrcviata G u e r., zwischen Falklands-Inseln und Port Jackson. — anfijiodes Sp. B., 58" s. Br., 172" w. L. Tliamyris antlpodes Sp. B., 58" s. Br., 172" w. L. Riiiiinlirlii^ Vorbrfitung'. ggj ]'i>(locrn(s ormtlns Miers, Kci'guelen. Aii//ihifl/r/(es///«ry^- Gattungen angehörenden Arten, welche sich mit Ausnahme der arktischen au sänimtlichcn Meeresküsten vorfinden, lassen Ränmlii.'he Verbreitung;. 533 eine ganz allgemeine Verbieitung dieser Gattungen wenigstens in nicii- dianer Kiclitmig als vollkommen gesichert erscheinen. Sonst mag als aui' Gattungen mit besonders ausgedehnter Verbreitung noch auf folgende hin- gewiesen werden : Oxycepltalus : Mittelmeer, Atlantischer und Indischer Occan, Guinea, San- sibar, Siidsee. Lijcaai: Mittelmeei', Guinea, Sansibar, Bengalen. EuproHoi: Atlantischer Ocean, Sansibar, Molrkkcn, Südsec. Eiityphis: Mittelmeer, Atlantischer Ocean, Sansibar, Indischer Ocean, Chile. Lysianassa: Arktisches Meer, Mittelmeer, Rio de Janeiro, Magelhan-Strasse, Tasmanien, Cap der guten Hoffnung. Afijlus: Mittelmeer, Nordsee, arktisches und antarktisches Meer, Australien, Ca]) der guten Hoffnung. Jlacni: Mittelmeer, Nordsee, Sulu-Mecr, Neu-Guiuea, Viti Inseln, Neusee- land, Australien, Peru, Vancouver-Island. Ilefiamaera : Nordsee, arktisches Meer, Borneo, Sulu-Mcer, Tongatabu, Peru. Garnmarus: Mittelmeer, Nordsee, arktisches Meer, Nord Amerika, Kio de Janeiro, Japan, Austialien. 2. Vertikale Verbreitung. Ueber das Tiefen - Vorkommen der Amphipoden liegen besonders für die nordischen Meere recht umfassende Untersuchungen vor. Die auf den- selben beruhenden Angaben stellen wir hier mit Ausschluss der auf ganz gelinge Tiefen bezüglichen zunächst für die einzelnen, in systematischer Reihenfolge aufgeführten Arten zusammen: Tyro {Chjäoiua) horealis Sars 2U0 bis 300 Faden (Lofoten). Ci/stosoDia Xcjjfidti Gucr. (Thaaiimps pdlnrUla \\''\\\qi\\.) 5U — 100 Faden (zwischen Aru-Iuselu und Philippinen), lO'JO Faden (35" nördl. I5r., 8,23" w. L.). Hyinriopsis Vovriiujl Sars (lOO Faden (nördl. atlantischer Ocean, 64" n. 13r.), 1280 Faden (71" n. Br. aus dem Magen von liltucUchtlii/s rajina). Hyperia (jnlba Mont. 5 — 25 Faden (Dänemark). Thcmisto Vibdhda Man dt 225 Faden (Grönland), 253 F. (Nowaja Semlja). Bulklua i/vnrcta Sp. B. 2 — 25 Faden (Nordsee). — iiwnacaiitha Metzg. GV-. — 115 Faden (Nordsee). — spec. 250 Faden (Norwegen, S a r s). — spmosissiiud Kr. 30 Faden (Spitzbergen). — spec. 10 — 50 Faden (Nowaja Semlja). PamduHdua spec. 50 Faden (Nowaja Semlja). Ladmutüphihis tubermlutus Bruz. 80 — 320 Faden (Nordsee). Siplionoccdcs Ujpkus Kr. l(i — 20 Faden (Grönland). — ctispidatus Metzg. 15—16 Faden (Nordsee). 534 Ampliipofla. Corophium grossijjes Lin. 10 — 15 Fad. (Ostsee bei Danzig), 5 — 14 Faden (Dänemark). — crassicorne Bruz. 2 — 5 Faden (Shetland Inseln) , 2—24 Faden (Dänemark). — affiue Bruz. 4 — 14 Faden (Dänemark). — JSonelJii M. Edw. 2—5 Faden (Sbetland-Inseln). JJnciola {Glauconome) lencopis Kr. 16 — 22 Faden (Nowaja Semlja), 60 bis 100 Faden (Finmarken), 30 Faden (Ost-Grönland), 50—64 Faden (Kariscbes Meer), 20—60 Faden (Spitzbergen). — (Glauconome) Sfccnstnipi Boeck 4 — 14 Fadeu (Nordsee). Cerapus ahditus Tempi. (Erirhfhonhif: di/f'or>ins M. Edw.) 4 Faden (Irland), 5 — 52 Faden (Dänemark). — lomjhnanus Boeck IV2 — 23 Faden (Dänemark). Focloccrus umjmjx-s Kr. 1 — ^25 Faden (Dänemark), 10 — 110 Faden (Sabine- Insel), 2—90 Faden (Nowaja Semlja). — hrcvkornis Sars 7it Faden (Karisches Meer). — capillatus Ratbke 2—5, auch 40 Faden (Shetland-lnselu). — Lcavlü Kr. 10—20 Faden (Spitzbergen). Eurystheus cnjthrophthalmm Lilljeb. 4 Faden (Irland), 5 — 16 Faden (Dänemark). Aom (jmciUs Sp. B. 4 Faden (Irland), 7—41) Faden (Dänemark). 3Iicrodeutopiis anomulus Ratbke 4 Faden (Irland). — vcrsiculatus Sp. B. 4 Faden (Irland). — fjri/llotulpa Costa 70 bis 90 Faden (Sbetland-Inseln), 1 bis 20 Faden (Dänemark). — Wcbsteri Sp. B. 4 Faden (Bressy-Sound). — arcüciis Hans. 20—51 Faden (Kariscbes Meer). Mkroprotopm mucnlatus Norm. 1 — 25 F;idcn (Dänemark). Aidonoe lomjipcs Lilljeb. 4—16 Fad. (Dänem.), 50 Fad. (Karisches Meer). — macromjx Lilljeb. 20—40 Faden (Spitzbergen). — dcprcssa Gocs 5 Faden (Spitzbergen). Vudijcrropsis Sophiac Boeck 5 — 16 Faden (Dänemark). Nucuta excanda Sp. B. 2—ii Faden (Dänemark). — rimapalDudu Sp. B. 5 — 9 Faden (Dänemark). Sijnamphithoc hanmlus Sp. B. 2-5 Faden (Shetland-Inscin). Protomedeia p'dosd. Zadd. 10 — 15 Faden (Danzig). — fasciuta Kr. 4 — 25 Faden (Dänemark). — lomjimana Boeck 2',., — 14 Faden (Dänemark). Eiirijtcnes (jryÜHi^ Man dt {mivjdhunkus Lilljeb.) 300 — 400 Faden (Nor- wegen). Li/skcn^ssa ci/mba Gocs 5 Faden (Spitzbergen). crispata Goes 20 Faden (Spitzbergen). producta Goes 2 — 25 Faden (Spitzbergen). — (Socarncs) VahU Kr. 4 — 60 Faden (Spitzbergen), 12 Faden; Karisches Meer). I Räumliche Veilireitung. 535 Li/siaiiassa {Socarncs) hidciiticulata öp. 15. 44— Ul Facleu (Karisclies Meer), 5 Faden (Nowaja Semlja). Anomjx lagena Kr. (iiugax Phipps) 3 — 60 Faden (Spitzbergen), 5 bis 70 Faden (Nowaja Semlja), 50 Faden (76" n. Br.), 10—72 Faden (82—83" n. Br.), 5—20 Faden (Sabine-Insel), 24 Faden (Jaciison- Insel), 44 — 92 Faden (Karisches Meer). — Martensi Goes 20 Faden (Spitzbergen). gulosHS Kr. 5—10 Faden (Spitzbergen), 11 Faden (82" n. Br.). longipes Sp. B. 15 — 60 Faden (Norwegen), 49 Faden (Däne- mark). - pumUus Lilljeb. 40 — 50 Faden (Norwegen), 5 — 70 Faden (Nowaja Semlja). — hrachycercm Lilljeb. 20 — 30 Faden (Norwegen). — (Hippomcdon) HoJhocUi Kr. 12 — 50 Faden (Norwegen), 4 — 25 Faden (Dänemark), 8—15 Faden (Nowaja Semlja), 20 Faden (Spitz- bergen. — [Hippomedon) aln/ssi Goes 250—280 Faden (Grönland). — {Aristias) tumidus Kr. 15—40 Faden (Spitzbergen). — {Oiiisimus) Edwardsi Kr. 3 — 20 Faden (Spitzbergen), SVo bis 10 Faden (Eismeer 81" 44' n. Br.), 4—30 Faden (Nowaja Semlja). — (Oiiisimus) litoralis Kr. 3 — 5 Faden (Ost-Grönland), 5 — 20 Faden (Spitzbergen), 1 Faden (Nowaja Semlja). — (Osininms) plcmhis Kr. 3 — 10 Faden (Spitzbergen), 3 — 10 Faden (Sabine-Insel). — (Onisimus) carims Hans. 50 Faden (Karisches Meer). — (Onisimus) hrericandatus Hans. 50 Faden (Karisches Meer). — (Onisi)niis) affniis Hans. 20 Faden (Karisches Meer). — {Tnjpliosa) nanus Kr. IV2 — 7 Faden (Dänemark). ■ — (Orclwmcnc) minufus Kr. 2 — 10 Faden (Spitzbergen), 10 — 60 Faden (Nowaja Semlja). — (Orchomene) umho Goes 20 Faden (Spitzbergen). — (Orchomene) serratus Boeck 20 — 30 Faden (Norwegen), 100 Faden (Nowaja Semlja). — nanoidcs Lilljeb. 4 Faden (Irland). Opis fi/pica Kr. 70 Faden (Finmarken). Stcgucqihalus aiiipnUa Phipps 250 Faden (Norwegen), 40—100 Faden (Karisches Meer), 15 — 50 Faden (Nowaja Semlja). — Christ iancnsis Boeck 100 Faden (Christiansund). Äcidosfoma obcsum Sp. B. 30 — 40 Faden (Norwegen). Pontoporeia fem&rafa Kr. 10 — 15 Faden (Danzig), 10 — 17 Faden (Däne- mark), 6—20 Faden (Spitzbergen), . 250 Faden (Grönland), 3 — 20 Faden (Nowaja Semlja). — furcigcra Bruz. 2 — 17 Faden (Nordsee). Bafhi/poniu pilosa Lindstr. 10 — 15 Faden (Danzig), 1 — 25 Faden (Nord- see), 18-20 Faden (Wisby). 536 Auifilüpoila. Harpinia plumosa Kr. 11 — 20 Faden (Nordsee), 50 Faden (Karisches Meer), 26—70 Faden (Nowaja .Semlja), 20— GO Faden ( .Spitzbergen). Phoxiis Holboelli Kr. 1 — 24 Faden (Norvlsee), 4 Faden (Irland). Urothoe mariiui öp. B. 4 Faden (Irland). Lilljrhor(jia shcf/anilim Öp. B. 2 — 5 und 40 Faden (Slietland-luseln). — fissicornis Sars 20 Faden (Nowaja 8emlja). Tiron aamtlinnts Lilljeb. 49 Faden (Nordsee). - (Sijrrlioc) crcmilata Goes 20-80 Faden (Spitzbergen). — {Stjrrlioe) bicuspis Goes 30—40 Faden (Grönland), 5 — 10 Faden (Sabine-Insel). Monoculodes uffuiis Briiz. 15 Faden (Nordsee). — Grubei Boeck 4 — 11 Faden (Nordsee). — borecdis Boeck. 3—16 Faden (Nowaja Semlja), 10 Faden (Sabine-Insel). — (HaUmedon) Molleri Boeck 37—49 Faden (Dänemark). Aceropsis cliimoiwphiln Stuxb. 5—70 Faden (Nowaja Semlja). Ponfocrates norvegkus Boeck 7 — 13 Faden (Dänemark). Aiiqthihchus manudens Sp. B. 3—4 Faden (Schottland). — cuncinnus St ebb. 5—12 Faden (Dänemark). Gitaiia Sarsi Boeck 1 — 24 Faden (Dänemark). Oedicerits panimanus Sp. B. 70 — 90 Faden (Shetlandlnselu). — Ji/ncvus Sars {propiivpMS Goes) 60 — 70 Faden (Finmarkcn), 3 Faden (Ost-Grönland), 10 Faden (Sabine-Insel), 3 -10 Faden (Nowaja Semlja), 3—30 Faden (Spitzbergen). — obtusus Bruz. 250 Faden (Norwegen), 110 Faden (uördl. Eis- meer), 55—60 Faden (Karische.s Meer), (50—123 Faden (Nowaja Semlja). — longirosfris Goes 5 — 20 Faden (Spitzbergen). — affinis Bruz. 20—30 Faden (Spitzbergen). — brevicalmr Goes 60 Faden (Island). — microps Sars 51 — 60 Faden (Karisches Meer). — sag'nuttus Kr. 5—20 Faden (Nowaja Sendja). — bijiridis Boeck 55 Faden (Nowaja Semlja). Äcanthosk'phi'ia MahiKiiriii, Goes 91 Faden (nördliches Eismeer), 3 bis 102 Faden (Nowaja Semlja), 46—100 Faden (Karisches Meer), 5 bis 20 Faden (Si)itzbergcn). Halicrcion latipes Sars 75 Faden (Karisches Meer). Plenstes panoplns K r. 20 — HO Faden (Sabine-Insel), 5 — 60 Faden (Nowiija Semlja), 10-40 Faden (Finmarken), 3 — 30 Faden (Spitzbergen). Faraplmstes (jlacilis Buchh. 10 Faden (Sabine-Insel), 5—10 Faden (Nowaja Semlja). Tr'dropis actdcafa Lcp. 15 Faden (Spitzbergen), 50 Faden (nördl. Eis- meer, 76"), 10—25 Faden (Arktisches Meer), 3 Faden (Ost-Grönland), 30 Faden (Nord-Shannon), 125 Faden (Shannon Bank), 5—36 Faden (Nowaja Semlja). Räumliclie Verbreitung-. 537 Tritiupig fnujilis Goös 5— 10 Faden (Si)it/,bergcn), 3 — 10 Faden (Sabine- Insel), 64 Faden (Karisebes Meer), 3—30 Faden (Nowaja Semlja). — Hellcri Boeck 50—65 Faden (Karisches Meer), 60 Faden (Nowaja Semija), 320 Faden (Nordsee). — Iiiflata Öars 44 Faden (Karisches Meer). l)>him(:dia obesa Rathke 20 Faden (Belfast), 12- 14 Faden (Dänemark). Odiu^ ('(irinafits Sp. B. 70—80 Faden (Sbetland Inseln), 20 Faden (Spitz- bergen). Aiviithonudis (Vertumnus) serratus Fab. 20 Faden (Spitzbergen), 30 Faden (Nord-Shannon), 44^59 Faden (Karisches Meer), 5—10 Faden (Nowaja Semlja). — cristutas Owen 60 Faden (Spitzbergen), 49 Faden (Karisches Meer), 40—50 Faden (Finniarken). — hiflafiis Kr. 5 — 30 Faden (Spitzbergen), 20-91 Faden (Karisches Meer), 5—50 Faden (Nownja Semlja). — Oiccii Sp. B. 15—30 Faden (Dublin-Bay). AcantJwzoiie cnsphlaia Lep. (hi/strix Owen) 30 Faden (Nord -Shannon), 49—91 Faden (Karisches Meer), 5—15 Faden (Nowaja Semlja), 13—15 Faden (Arktisches Meer), 7—60 Faden (Spitzbergen). EjLihncria cornigem Fab. 49 Faden (Dänemark). Ampeliscu Eschrichti Kr. 10 Faden (Sabine-Insel), 20-60 Faden (Spitz- bergen), 44— 60 Faden (Karisches Meer), 4 -70 Faden (Nowaja Semlja). macroccphalu Lilljcb. 5—52 Faden (Dänemark), 250 Faden (Norwegen), 6 Faden (Karisches Meer). — rotnndata Kr. 35 Faden (Norwegen). carinafa Bruz. 50—60 Faden (Norwegen). — teimkornis Lilljeb. 26 Faden (Dänemark). — lacvigafa Lilljeb. 3 — 15 Faden (Dänemark). — ti/2}ica Sp. B. 9—26 Faden (Dänemark). Haploops tttbicoJu Lilljeb. 10-80 Faden (Dänemark), 14— 200 Faden (S()itzbcrgeu), 5—70 Faden (Nowaja Semlja). — svium Boeck 12 Faden (Nowaja Semlja). — liucata Stuxb. 60 Faden (Nowaja Semlja). Bijhlis GahminU Kr. 2—4 Faden (England), 52 Faden (Dänemark), 40-60 Faden (Norwegen), 4 — 70 Faden (Nowaja Semlja). Fhoüs Eeinhardti Kr. 6—52 Faden (Dänemark). — longicnudafu Sp. B. 2—5 Faden (Shetland-Inseln), 26 Faden (Däne- mark). — Lätkeni Boeck 16 Faden (Dänemark). Leucothoe spinicarpus Abildg. 16 Faden (Dänemark). — plujllomjx Sars 30—50 Faden (Finmarken). — urticulosa Leach 250 Faden (Norwegen). Stcnothoc {Mdopa) Alderi Sp. B. 2—18 Faden (Dänemark), 10—15 Faden (Nowaja Semlja), .30 Fadeu (Spitzbergen). 538 AmpLipoda. Stenothoe (Montagua) Brusdii Goes 25 Faden (Spitzbergen), 30—40 Faden (Grönland). — glnckilis Kr. 20 — GO Faden (Spitzbergen), 250 Faden (Grön- land). FrohuUum nionoculoides Sp. B. 4 Faden (Irland). Pherusa bicuspis Kr. 6—10 Faden (Belfast), 4—24 Faden (Dänemark), 3 — 20 Faden (Spitzbergen). — {Clei2)pidcs) qwuJykuspis Hell. 80 — 132 Faden (Spitzbergen), 40 — 125 Faden (Nowaja Senilja). Param2>hithoe glabra Boeck 1 — 25 Faden (Dänemark). — incrmls Kr. 3 Faden (O.st-Grönland), 10—120 Faden (Sabine- Insel). mcgalops Buchh. 10 Faden (Sabine-Insel). — fragilis Goes 250 Faden (Norwegen). — exigita Goes 2 — 20 Faden (Spitzbergen). — media Goes 20 Faden (Spitzbergen). — pulchfiMa Goes 30—50 Faden (Spitzbergen). — (V) serra K r. 30—50 Faden (Finraarken). — (?) parasitica Sars 40 — 100 Faden (Finraarken). — (?) lati^Jcs Sars 30 - tiO Faden (Finmarken). — (?) serruticornis Sars 30—40 Faden (Finmarken). — (?) »lacrocephala Sars 20 — 30 Faden (Finmarken). CaJliope laeviusaüa Kr. 2 — 17 Faden (Danzig), 2'/^, — 16 Faden (Däne- mark). — norvegica Ilthk. 2 Faden (Dänemark). Atylus gihhosus Sp. B. 70—90 Faden (Shetland-Inseln). — fahatus Metzg. 22 Faden (Helgoland). — Stvammerdaiui M. Edw. 2V2— 15 Faden (Dänemark). — carinahis Fab. 3 — 20 Faden (Spitzbergen), 5\.j — 25 Faden (Arktisches Meer), 10-110 Faden (Sabine-Insel), 3—60 Faden nNowaja Semlja). — Smüti Goes 30 Faden (Nord-Shannon), 49—79 Faden (Karisches Meer), 20—62 Faden (Nowaja Semlja), 6—15 Faden (Spitzbergen). — {H(diragcs) fulcocinctiis H nr s 1—10 Faden (Finmarken), 2—20 Faden (Spitzbergen), 4—110 Faden (Sabine-Insel), 25 Faden (Arktisches Meer), 75 Faden (Karisches Meer), 3—15 Faden (Nowaja Semlja). — {Hidiragcs hispinosas Sp. B. 1—24 Faden (Dänemark), 4 Faden (Irland). Dcxamine spiiwsa Mont. 2—15 Faden (Dänemark). — tenuicornis Rthk. 4 Faden (Irland). Fardalisca cuspidata Kr. 20—40 Faden (Spitzbergen), 10—70 Faden (No- waja Semlja), 30 Faden (Nord Shannon). Eimrus cuspidatus Kr. 20 — 110 Faden (Sabine- Insel), 13 — 15 Faden (Arktisches Meer), 10—30 Faden (Spitzbergen). — Holmii Hans. 91— 93^. Faden (Karisches Meer). i I I Räumliclie V'crbreitiing;. 539 Mclifu ilnifafn Kr. 3—20 Fnden (Dänemark), 40- 60 Faden (Norwegen), 20 — 40 Faden (Spitzbergen), 10—12 Faden (Karisehes Meer), 10 — 14 Faden (Nowaja Seinlja). — jjroxiiiiH Sp. B. 8 — 12 Faden (Nordsee). — Gocsi II ans. 10—12 Faden (Karisches Meer). — vetiHsfa Stnxb. 30 — 70 Faden (Nowaja Senilja. — (Vadcma Stnxb. 12 Faden (Nowaja Sendja). — ohfusafd, Mont. 2—37 Faden (Däuenuirk), 4 Faden (Irland). — pahnnta Mont. V3 — 8 Faden (Dänemark), 10—15 F'adeu (Danzig), l'/a— 2 Faden (Pntziger Wyk). MclphkJippa spinom Goes 5 — 30 F. (Spitzbergen), 50 F. (Karisches Meer). Miicra Lovcni Rrnz. 40- 60 Faden (Norwegen). — Jaevis Bruz. 40—60 Faden (Norwegen). — scmisrrrafa Sp. B. 4 Faden (Irland). Eriopis clovfinfa Bruz. 40 — 60 Faden (Norwegen), 250 Faden (Norwegen). GaDiiiKint^ hiiiida Lin. 3 — 16 Faden (Dänemark), 35 Faden (Norwegen), 10—20 Faden (Sabine-Insel), 3 Faden (Ost-Grönland), 10 Faden (nördl. Eismeer, 82"), 78—83 Faden (Karisclie.s Meer), 3 bis 70 Faden (Nowaja Semija). — paUklm Sp. B,- 5 Faden (Spitzbergen). — fissicornis Sars 20 — SO Faden (F'inmarken). Aniath'tUa Sahntet Leach 1 — 24 Faden (Dänemark), 10 — 110 Faden (Sabine-Insel), 60 Faden (Grönland), 3—20 Faden (Nowaja Semija). — jnngtiis Kr. 2 — 12 Faden (Spitzbergen), 3 — 30 Faden (Ost- GWinland), 10 Faden (nilrdl. Eismeer, 82"), 3—20 Faden (No- waja Semija). Aiiiafhillopsis s^mügcra Hell. 120 Faden (Spitzbergen), 50—135 Faden (Nowaja Semija). Gdiittitnrdcanthits lorkaftts Sab. 10 Faden (Arktisches Meer), 5 Faden (Karisches Meer), 5 — 36 Faden (Nowaja Sendja). — spcc. 150 Faden (zwischen Kergnelen inul Macdonaid- Inseln, unterhalb 50" s. Br.). Gantii/it rille zwcilclbartcr Gattung, vermuthlicb mit Ipltbitediu, verwandt, 60 null, lang und 35 niill. hoch, 1375 und 1600 Faden tief (zwischen Prinz Edwards- und Crozets-Inseln, 46" s. Br., v. Willemoes). Faihma euncclluidcs Ger st f. 2 Faden (Dänemark). Gmninardla Normani Sp. B. 10 Faden (Englische Küste). CJmrocmttis SttndcfaUi Rthk. S'/g- 12 Faden (Dänemark). Profo rentricosa Müll. 2 — 80 Faden (Dänemark). — hmnneovittata Hall. 72 Faden (Messina). Äcginu lomjispina Kr. 20 Faden (Dobrak). — spiiiosissitita S t i m p s. 20—30 Faden (Arktisches Meer), 5—70 Faden (Nowaja Sendja), 20—100 Faden (Spitzbergen). Cajmlla linearis Lin. 1 — 115 Faden (Dänemark). 540 Ampliiiioda. CH) Hyperivps'is Vummji, bis 1600 Faden — die grösste bis jetzt bekannt gewordene Tiefe — ein einzelner, nicht näher be- stimmter Gammaride. Daraus ergiebt sich, dass einerseits die Zahl der Tiefsee- Bewohner unter den Amphipoden eine ungleich geringere als unter den Lso- poden (vgl. S. 241 ß".) ist und dass die unter letzteren vertretene bedeutendste Tiefe von 2500 F. von keinem Amphipoden auch nur annähernd erreicht wird. Räumliche Verbreitung'. 541 In ähnlicher Weise, wie für zahlreiche Isnpoden-Arten, liisst sich auch für eine ganze Reihe von Amphipoden ein recht ansehnlicher, z. Th. so- gar ein betiächtlicher Unterschied in ihrem Tiefen-Vorkommen erkennen. Für nicht weniger als -^2 der vorstehend aufgelUhrten Arten stellt sich ein solcher auf 50 his nahe an 100 Faden, für 13 auf 100 und darüber, für folgende noch weit darüber hinaus: Tinia'is fUiformis 150 F. Pontoporciii femomta 247 F. H((]iJoopfi tuhkola UtO F. Lacfi)iafop]iih(s fiiliciTnlih!/r(q}iis anoiiiaJits 3(!0 F. Sfritotlioi- (jldciiilis 230 F. Tanaif; tcniiiiiiuiuts 450 F. Stegoceplirdus ampidla 235 F. Hyperiopsis Voeringi 680 F. AmpcUscd manocrphala 245 F. Ctji^tosomn Nepfuni 1040 F. Es ergeben sich also für vorstehende Meeres-Amphipoden ganz ähn- liche Tiefenuuterschicde, wie sie bei einer früheren Gelegenheit (vgl. S. 421) für eine Reihe von Gammarus-Arten des Baikal-Sees (250, 300, 425, 450, 500 und 600 Faden) hervorgehoben worden sind: Beweis genug dafür, dass die bctrefit'enden Arten eine grosse IndÜYerenz gegenüber dem Druck der auf ihnen lastenden Wasser.säule bekunden. Ganz cntspreciiende Unterschiede in ihrem Tiefen-Vorkommen lassen auch vielfach verschiedene Arten einer und derselben oder mehrerer, in unmittelbarer Verwandtschaft zu einander stehender Gattungen erkennen. Auch hierin lehnen sich die mariuen Amphipoden ganz den Gammarus- Arten des Baikal-Sees, für welche Tiefen-Unterschiede bis zu ()50 Faden (1300 met.) festgestellt werden konnten, an : die Gattung Tmuiis z. B. begreift Arten in sich, w^elche in der Höhe der Fluthmarke leben, neben solchen, welche {Tanuis triiitiuiaiuts) bis zu einer Tiefe von 500 Faden gefunden Worden sind. Wie auffallende Unterschiede endlich verschiedene Mitglieder einer und derselben Familie in Betreff ihres Tiefenvorkommens wahrnehmen lassen, ergiebt sich z. B. aus dem Umstände, dass unter den der Mehr- zahl nach pelagischen Hyperinen auch Formen auftreten, welche, wie Tijro horecdis (200—300 Faden), CijMosoma Neptuni (bis 1090 Faden) und Hyperiopsis Voeringi (bis 1280 Faden) geradezu den Tiefsee-Arteu beizu- zählen wären*). Die bei weitem grösste Uebereinstimmung und zwar in Betreff eines relativ geringen Tiefen -Aufenthaltes zeigen noch die bisher näher festgestellten Mitglieder der Corophiiden-Familie, indem die über- wiegende Mehrzahl derselben zwischen 1 und 25 Faden Tiefe, nur ver- einzelte, wie Unciola leiicopis (bis 100 F.), Podocerus anguipes (bis 110 F.), Podocrnis brcvicornis (7Ü F.) und Microdexfopus gryUotcdpa (bis 90 F.) in bedeutenderer Tiefe gefunden worden sind; unter allen Umständen schliesst die Familie keine einzige TiefseeForm in sich. *) Yergl. die nachträgliche Bemeiiiing .luf S. .J42. 542 Ampliiiiüda. Nachträglicher Zusatz. Durch die vor Kurzem veröffentlichten Tiefsee-Untersuchungen Chun's*), in welchen u. A. auch die Crustaceen des Golfes von Neapel und 8aIeruo eine eingehende Berücksichtigung er- fahren, werden die iu der vorstehenden Aul'zilhlung nur spärlich vertretenen Hypcriinu nicht nur um verscliiedene, in beträchtlichen Meerestiefen an- getroffene Arten bereichert, sondern auch gleichzeitig als pelaglsche Thier- formen nachgewiesen, für welche ein schaarenweises Auftreten an der Obeitläche des Meeres keineswegs als charakteristisch zu gelten hat, sondern sich offenbar nur a!s ein gelegentliches und durch nicht näher bekannte Umstände bedingtes d;n stellt, wie dies schon durch das ab- weichende Vorkommen der drei umstehend erwähnten Gattungen und Arten nahe gelegt wurde. Die neu hinzukommenden , theils durch an- sehnliches, theils durch sehr schwankendes Tiefenvorkommen ausgezeich- neten Mittelmeer Arten sind folgende: Vihilia Jeangerardi Luc. 600 met. (Nachts, einzelnes Exemplar). Hypnia 3 spec. div. , in Tiefen von 600 (Salerno), ilOO (Ischia) und 1300 met. (Capri) häutig vorkommend. PhrommeJla elomjata Claus zwischen Tiefen von 100 bis 1300 met. schwankend, bei 800 met. häutig; einzelne Exemplare auch Nachts auf der Oberfläche. Phronima scdnitaria Forsk. häufig zwischen der Oberfläche und 1000 met. Tiefe. Phronimopsis S2)'mifcm Claus in 600, 900, 1000 und 1200 met. Tiefe all- gemein verbreitet, dagegen nur selten an der Obertiäche erscheinend. Paraphronima crassipes Claus meist zwischen 800 und 1300 met. Tiefe; einmal im Januar bei 40 met. Tiefe gefangen. AncJitjlonicni, spec. in Tiefen von 600 und 1000 met. (Capri). Oxyceplialiis latirosfris Claus, 1200 met. tief. Thann/ris spec. Ein F2xeniplar in 800 met. Tiefe; sonst in den Manfcl- lappen von Pvlina an der Oberfläche treibend. Eutijphis ovoides Risso, 300 met. tief (zwei Exemplare, im Januar). Vn. Zeitliche Yerlbreituiis*-. Musstc schon für die Isopodcn (vgl. S. 272) auf die auffallend geringe Zahl von Resten, welche sich aus den Faunen früherer Erdepochen er- halten halben und bisher zu unserer Kenntniss gelaugt sind, hingewiesen werden, so ist dies in noch ungleich höherem Maasse für die Amphi])0(len der Fall, und zwar in dem Maasse, dass bis vor fünfundzwanzig Jahren überhaupt kein unzweifelhaftes Mitglied dieser Ordnung im fossilen Zu- | Stande bekannt geworden war. Um so interessanter war die zu Anfang der seehsziger Jahre erfolgte Entdeckung einer im Samländischen Bern- stein eingeschlossenen Amphipoden-Form von völlig klaren Umrissen *) C. Cliun, Die pelagisclic Tliiorwclt in grüsscren Moorestiefeii und ilne Rozii-luingoii zu der Oberliächeiil'auiia ^Bibliotlieca zoologica 1. lieft). Cassel, ISSS. 4". Eiiumliclic Vc'rtjreitung:. 543 durch V. Duisbuig luul Zaddacb. Bis jetzt nur in einem einzelnen Exemplare von 6 mill. Länge in der Rückenkriimmung (nur 3,S niill. in gerader Linie gemessen) vorliegend, lässt das betreffende Tbierchen die nächste Verwandtschalt mit den Gattungen Gcninnanc^ und Fonioponla — wohl weniger, wie Zaddacb hinzulngt, zugleich mit TaJitrus — erkennen, besitzt verhältuissmässig kurze obere nnd untere Fühler von annähernd gleicher ■Länge, deren obere mit einer kurzen Nebengeissel verseben sind, tief herabreichendc lliit'tstücke der vier vorderen Paare von Jlittelleibs- lieinen, breit ovale Scheukelglieder der drei hinteren Paare, in scharfe untere Ecken ausgezogene, tief berabreichende und überhaupt ansehnlich grosse drei vordere Postabdominalriuge und sägeartig eingekerbte, ziem- lich lange Pedes spurii des sechsten Paares. Da eine bis in's Einzelne gehende Uebereinstimmung niit einer der lebenden Gattungen nicht fest- gestellt werden konnte, hat sich Zaddacb veranlasst gesehen, diesen Bernstein-Amphipoden zu einer besonderen Gattung Palaeogammariis ab- zusondern und die Art als Bd. sanihtensis benannt. Somit läge wenigstens ein authentischer tertiärer Ampbipode aus dem unteren Oligocän (nach Bc,yricb) oder dem unteren Miocän (nach Lyell) vor. Ob vor dieser Erdepoche Amphipoden überhaupt schon existirt haben, ist zur Zeit durchaus fiaglich, und zwar um so mehr, als in keiner Schicht der Sekundärformatiou bisjetzt irgend welche Reste aufgefunden worden sind. Solche sind nun zwar, wenngleich in sehr gerin»er Zahl, aus den oberen Formationen der paläozoischen Periode zur Kenntniss gebracht und als Amphipoden in Anspruch genommen worden, wie es scheint je- doch ohne hinreichende Begründung. Es ist dies ebensowohl mit dem in der Steinkohlenibrmation von Saarbrücken bäufigen und auch in Böhmen wieder aufgefundenen Gampsonyclms fimljrudiis Joid. , welcher nacii Herrn, v. Meyer ein „Ampbipode mit Decapoden-Charakter" sein sollte, von Burmeister aber als eine mit den Schizopoden näher verwandte Decapoden-Form nachgewiesen worden ist, wie mit dem rrosojwiiiscns proUnmaticHS Kirkby {TriloUks prohlematicus Schloth.) aus der Zech- steinformation Thüringens und dem Magnesian Limestone von Durham der Fall. Nach dem von Spence Bäte abgebildeten, der letzteren Lokalität entstammenden Exemplar, auf Grund dessen die fossile Gattung in nächste Verwandtschaft zu der lebenden Phacdra Sp. B. gesetzt wird, liegt ein Rumpffragment mit einem Fühlerpaar vor, an welchem auf einen relativ grossen und besonders nach unten tief herabsteigenden und scharf zu- gespitzten Kopftheil nicht, wie sonst bei den Amphipoden sieben, sondern acht kurze Mittelleibsringe, sodann zwei auffallend grosse und tief herab- steigende Postabdominalsegmente folgen. Selbstverständlich lässt sich dieses Fragment durch Ergänzung der fehlenden Tbeile und besonders durch die Ausstattung mit Gammariden -Giiedmaasseu, wie es Spence Bäte gethan hat, zu einem Amphipoden-ßilde vervollständigen. Ob das- selbe jedoch einem wirklichen Amphipoden angehört hat, niuss durchaus dahingestellt bleiben. AcJde Ordnung. De ca 1)0 da (Tlioraeostvaca). — Zelmfüssler. l'lalycarcinus iiagiinis. ; Den Isopodefi und Amphipoden gegenüber sind für die gegenwärtige, die hiicliste Organisationsstulc der Crustac-een repi-äsentirende Ordnung schon seit Beginn des Jalirliunderts zwei äusserlicli liervoitretende Meriv- male als besonders charaiiteristi^icli hervorgehoben worden: erstens die auf beweglichen Stielen sitzenden Augen und zweitens die Ausbildung eines den vorderen Knmpfiheil überwölbenden ßrustpanzers(Cephaloth(irax). Auf erstere Eigenthümlichkeit wies bereits (1801) de Larnarck durch die Bezeichnung „Pediocles" hin und fand darin in Lcach, welcher (1815) die unter gegenwärtiger Ordnung vereinigten Formen als Pod- ophtliuhna den beiden vorhergehenden, als FAlriophthnlma bezeichneten gegen- überstellte, einen Nachfolger. Zwar hatte inzwischen Latreille (1806) seiner ersten Ordnung der 3Ialacostram , für welche er die Bezeichnung Decapoda einführte, in so fern einen beschränkteren Umfang gegeben, als er die mit gleich gebildeten Augen versehenen Gattungen SqiüUa und Mysis von ihnen ausschloss und sie mit den Amphipoden als Bninchio- gastra in nähere Beziehung setzte. Indessen gab auch er schon i. J. 1817 diese Vereinigung wieder auf, um Mysis jetzt mit den Deca|)oden zu ver- einigen, SqiiiUu und Verwandte dagegen zu einer besonderen Ordnung Stonuitopoda zu erheben. Dem zweiten, ebenso charakteristischen Merk- mal der Piumpfbildung gab eist Burmeister (1843) durch die Bezeich- nung Ihomcostrara im Gegensatz zu den als Aiilirosfrttca vereinigten Iso- poden und Amphipoden einen tretlenden Ausdruck. So sehr nun die durch diese beiden Merkmale vereinigten Crustaceen- I Formen sich auch in Betreff ihrer anderweitigen Organisation als ein I Einlfiitiinic. 545 natiiiliclier Veibaiul ergeben haben, welchem das sich in jenen aus- (Iniciiende habituelle Gepräge im Grossen und Ganzen entsprach, so haben sich doch im Verlauf der Zeit beide Eigcntliümlichkeiten in ihrem Neben- einandergehen nicht als unabänderlich herausgestellt. Vielmehr sind der überwiegenden Mehrzahl gegenüber allerdings nur vereinzelte Formen zur Kcnntniss gekommen, welche bei sonstiger wesentlicher Uebereinstinimung bald das eine, bald das andere jener beiden Merkmale eingebüsst hatten oder es wenigstens in wesentlich modificirter Ausprägung erkennen Hessen. Wie es unter den Edrioijhtluilmcn nicht an vereinzelten Gattungen und Gruppen fehlte, welche, wie Scrolis (S. 199), Anceus (S. 203), die Laemo- dipoden (S. 4SI), durch Verschmelzung des Kopfilieiles mit dem ersten Mittclleibsiinge den ersten Anlauf zu der Herstellung eines „Cephalo- tliorax" nahmen, oder, wie die Tanaiden (8. 4SI) einen solchen bereits in recht ausgeprägter Form und ansehnlichem Umfang erkennen Hessen, so ergab sich auch für die den Podophthalmen angehörenden Formen der sie charakterisirende Cephalothorax in seiner relativen Grösse und in der Zahl der von ihm überwölbten Körpersegmente immerhin als recht wan- delbar, ndthin mehr als ein formell ähnlicher, als seinem Inhalt nach in allen Fällen gleichwerthiger Körperabschnitt. Bei Asfams bis zum Be- ginn des Postabdomen ausgedehnt, endigt er bei Mijsis und Verwandten stdion um zwei Leibessegmente früher und lässt bei SqiciUa solcher vor der Basis des Posfabdomen liegenden «egmente selbst fünf unbedeckt. In allen diesen Fällen an Augen gebunden, welche auf frei beweglichen .Stielen sitzen, tritt er plötzlich bei Ciuiia (Diusfylis), wo er sich in der Richtung nach hinten gleich weit wie bei SquiUa erstreckt, ohne Beglei- tung solcher gestielten Augen auf. Er muss mithin zu einem Entscheid der Frage hindrängen, ob ihm auch für sich allein die gleiche sjstematische Bedeutung wie bei dem gleichzeitigen Auftreten von Stielaugen zuges])rochen werden kann; was, wie sich später ergeben wird, angesichts der ander- weitigen, mit der Ausbildung eines Cephalothorax Hand in Hand gehenden Organisations-Verhältnissc in der That der Fall ist. In ungleich weiterem Maasse als diese Cumaeeen, welche sich mit Evidenz als der Stielaugen verlustig gegangene Decapoden (in weiterem Sinne) darstellen, entfernt sich von allen übrigen unter dieser Ordnung vereinigten Formen die Gat- tung Nr1,ulin, trotzdem bei ihr die Stielaugen gerade in vollkommenster Deutlichkeit ausgebildet sind. Nicht nur dass hier an Stelle eines dem Vorderkörper eng anschliessenden Cephalothorax sich ein mehr zwei- klappiger und dem Rumpf lose aufliegender Rückenschild vorfindet, welcher ausser der Basis des Postabdomen auch den grösseren Theil der j Güedniaassen in sich einschliesst, so treten bei ihr ausserdem Abweichungen j von der für alle übrigen Malacostrma typischen Segmentzahl auf, denen I eine tiefer greifende Bedeutung nicht wohl abgesprochen werden kann. j Immerhin wird auch sie sich nach ihrer Gesammtorganisation als den Decapoden ungleich näher als irgend einer der übrigen Crustaceeu Ord- i nungen verwandt nachweisen lassen. Uruiin, Kl:i-s,.ii .Its Thi.-i-Kuirli9. V.J. 35 54G Decapoda. Mit Rücksicht anl' diese sich imierlialij der Decapoden-Ordiiung kund- gebenden, zum Theil tief einschneidenden Organisations- Unterschiede, gleichzeitig aber in Anbetracht des wenigstens bei den Decapoden im engeren Sinne auftretenden, ungewöhnlichen Formen-Reichthums empfiehlt es sich, von einer Gesammtdarstelluug der Ordnung in der bisher durch- geführten Weise abzusehen, vielmehr die innerhalb derselben abzugrenzen- den , als Unterordnungen zu bezeichnenden natürlichen Formen-Verbände für sich besonders einer Befrachtung zu unterziehen. Solcher Unterord- nungen sind fünf anzunehmen und vorläufig in folgender Weise zu charakterisiren : I. Unterordnung: Fliyllocarida. Augen gestielt, unter einem beweglichen Stirnschnabel entspringend. Zweites Fühlerpaar beim Männchen mit verlängerter Geissei. An Stelle des Cephalothorax ein den Vorderkörper, die IJasis des Postabdomen und die Mehrzahl der Gliedmaassen nur lose umschliessender, zweiklappiger Rückenschild. Mandibcln mit Taster. Auf zwei Maxillenpaare, deren erstes mit langem, geissclartigen Taster versehen ist, folgen unmittelbar acht gleichartig gestaltete Paare lamellöser Ruderbeine. Postabdomen aus acht Segmenten und einem langstreckigeu Gabelanhang bestehend: die vier vorderen Segmente mit ausgebildeten, die beiden folgenden mit rudimentären Spaltbeineu versehen. Drei Paare schlauchförmiger Leber- ora-ane. AVeibchen ohne Brutlamellen. ■o" II. Unterordnung: Cumncra. Keine Stielaugen. Erstes Fühlerpaar kurz, das zweite beim Männchen mit verlängerter Geissei. Cephalothorax den Vorderleib eng umschliessend, verkürzt, die fünf hinteren Segmente freilassend; seinem vorderen Ende häufig Punktaugen aufsitzend. Mandibeln tasterlos, langstreckig. Von den beiden Maxillenpaaren das erste mit herabhängendem Tasteranhang. Von den acht folgenden Gliedmaassenpaaren die beiden ersten als Kiefcr- beiue fungirend, die übrigen in wechselnder Zahl mit einem tasterförmigeu Aussenast versehen (Spaltbeine). Nur ein einzelnes, von den vorderen Pedes maxillares entspringendes, innerhalb des Cephalothorax liegendes Kiemenpaar. Postabdomen mit normaler Segmentzahl, das siebente Seg- ment häufig rudimentär. Nur das sechste Paar der Spaltbeine constant ausgebildet, lauggestreckt, grififelförmig; beim Männchen solche ausserdem an den beiden ersten Segmenten. Drei Paare kurzer, schlauchförmiger Leherorgaue. Weibchen mit Brutlamellen. III. Unterordnung: Scliisopoäa. Bewegliche Stielaugen. Zweites Fühlerpaar mit grosser Schuppe. Cephalothorax den Vorderleib eng umschliessend, aber dorsal nicht bis zur Basis des Postabdomen ausgedehnt. Mandibeln und Maxillen des I Kinloitnnj;'. 547 zweiten Paares mit Taster. Die folgeiuleii aclit Gliedmaassenpaaie in Form von Hpaitbcinen , d. ii. mit tastcrartig geglietlcrtcm Aussenast ver- sehen ; die an einem oder mehreren Paaren entspringenden Kiemen frei an der Bauchseite liegend. Postabdomen mit normaler .Segmentzahl. Das sechste Paar der Pedes spurii mit dem siebenten Segment eine Schwanz- flosse bildend , die vorhergehenden beim Weibchen rudimentär. Die schlanchförmigen Leiierorgane aiil' zwei Gruppen verthcilt. Weibchen mit Brutlamellen. IV. Unterordnung: Stomatopodn. Die Stielaugen und die Fühler des ersten Paares an selbstständigen Segmenten entspringend, Fühler des zweiten Paares mit Schuppe. Cephalothorax klein , die vier bis fünf hinteren Segmente nicht über- wölbend. Mandibeln mit Taster. Von den acht Gliedmaassenpaaren des Vorderleibes die fünf vorderen :y\i accessorische Mnndgliedmansscn , die (bei hinteren als Ruderbeine fungirend, letztere in Form von Spaltbeinen. Postabdomen sehr kräftig entwickelt; das sechste Paar der Pedes spurii mit dem siebenten Segment eine fächerförmige Schwanzflosse bildend, die iünf vorderen Paare mit ((uastenförmigen Kiemen versehen. Weibchen ohne ürutlamellen. V. Unterordnung: Brcapodn. Die Stielaugen und Fühler des ersten Paares nicht von selbst- ständigen Segmenten entspringend. Cephalothorax meist bis zum Beginn des Postabdomen reichend. Mandibeln mit Taster. Die drei ersten auf die Jraxillen folgenden Gliedmaassenpaare in Form accessorischcr Muud- theile (Pedes maxillares), die füuf hinteren als (einästige) Wandel-, resp. Greifbeine fungirend. Die an den Gliedmaassen des Vorderleibes ent- springenden Kiemen nach oben aufgekrümmt und in den Cephalothorax eingeschlossen. Sechstes Paar der Pedes spurii bei langstreckigem Postab- domen mit dem siebenten Segment eine Schwanzflosse bildend. Weib- chen ohne Brutlamellen , die Eier an den vorderen Paaren der Pedes spurii tragend. Die verwandtschaftlichen Beziehungen dieser iünf Unterordnungen betreffend, so steht die erste derselben den vier übrigen ungleich ferner als diese untereinander; doch drängt sich auch die vierte {Stomcdopod(i) als ein vieler Beziehung fremdes Element zwischen die sich ungleich näher aneinander schliessenden Schizopoden und Decapoden s. str. ein, welche von den Cumaceen aus eine fast conlinuirliche Reihe bilden. 35' 548 Docapoda. 1. Uutcrorduiiug: l'lij/llorarida. I, Eiiileitmi»'. 1. Geschichte. Als Otho Fabricins in der Fauna groeulaudica (1780) die erste dieser Unterordnung augeliörige Art zur Keuntniss l)raclite, fiilirtc er sie unter dem Namen Cancer hipcs in unmittelbarem Anscbluss an seinen Cancer flexuoms {Mysis) auf, tbeilte sie mitbin derjenigen Linne'scben Gattung, welcbe vorwiegend die beutigen Decapoden in sieb begriff, zu. Dieser Auflassung scbloss sieb aucb um secbszebn Jabre später Herbst (179G) in seiner Naturgcscbicbte der Krabben und Krebse an, indem er dieselbe Art, mit einer kenutlicben Aljbildung verseben, als „Cancer • {Gainmarellus) hipcs" zwiscben C4arneelen und Mj'sis einreibte. Erst Montagu (1813) fublte sieb veranlasst, derselben von ibm bescbriebenen und abgebildeten Art, in vi'elcber er dieFabricius'scbe nicbt wiedererkannt zu babeu scbeint, die Benennung Mnnoculus rodratus beizulegen, fieilicb in direktem Widersprucb mit seiner Bescbreibung, in welcber er die „eyes two, large, pedunculate and reticulated" ausdriickiicb bervorbebt. Dass seiner mitbin ganz wiilküi-lich gebraucbten Gattungsbezcicbnung übrigens durcbaus kein Gewicbt beigelegt wurde, gebt scbou daraus bervor, dass sein näcbster Nacbfolger Leacb nocb in demselben (XI.) Bande der Transactious of tbe Linnean society die von ibm auf jene Art begründete Gattung Nebalia im Jabre 1815 seiner Abtbeilung FodopUthahiKh 3Iacroura, in Gemeinscbaft mit Mysis, Pagurus u. s. w. zuertbeilte und bierin in Latreille (1817) einen Nacbabmer fand. Der erste, welcber die Zugebörigkeit der Gattung zu den Decapoden auf Grund der au lirancMpus erinnernden „pattes branchiales" in Frage stellte, war Milne- Edwards (1828), ebne sie jedocb zunäcbst aus dieser Abtbeilung direkt zu entfernen. Dies gescbab erst von Seiten Latreille's, welcber sie in der zweiten Ausgabe von Cuvier's Regne animal (1829) seinen Fnfa- mostraca Brancliiopoda einverleibte, sie bier aber nicbt zu den Pbyllopoden, sondern zu den Lopbyropodeu (zusammen mit Zoca, CyeJops und Cyprit<} bracbte. Nacbdem inzwiscben (1830) J. V. Tbompson der sonderbaren Vermutlmng, die Gattung Nehalia möcbte nur ein Entwickelungsstadium von Cirripedien repräsentiren, Raum gegeben liatte, gelangte Milne- Edwards (183.5) durch erneuete Untersucbung von Nebalicu zu dem Resultat, dass trotz der unverkennbaren Uebereinstimmung der Mund- tbeile mit denjenigen der Decapoden in der Gattung ein dcutlicbes Ver- bindungsglied zwiscben 3Iysis und Apits vorliege, bis er sieb scbliesslicb (1840) in seiner Histoire naturelle des Crustaees, allerdings mit dem gleichen Vorbelialt der Decapoden -Verwandtschaft, bewogen fühlte, die- selbe bei seinen Pbyllopoden unterzubringen. Unter diesen, nämlich im Anscbluss au Apus (jlacialis, führt sie aller- dings aucb II. Kroyer (1847) auf, hebt aber nach eingebender Schilderung Einleitung. 549 ilu'cs iiusscren Küi'|)cibaiics besonders hervor, dassdie von ihm beobachteten tr;k'litii,^en Weibeben sich von A2111S schon dadurch ganz verschieden verhielten, dass sie, wie dies bereits 0. Fabricius bekannt vear, ihre Eier unter dem Bauch zwischen den blattartig- erweiterten Beinen trügen und dass niilhin von einer Eutwickelungst'orm der Ciiripedien (V. Thomp- son) bei ihnen keine Rede sein könne. Anch darin entferne sich Ndialid weit von den Phyllopoden, dass die Eier sich noch unter dem Bauche des Weibchens zu Embryoneu entwickeln, so wie dass diese — von ihm bereits in dem Gaimard' scheu Werk über die Crustaceen von Spitzbergen dargestellte — Eutwickehiug eine unverkennbare Aehnlichkeit mit derjenigen der Decapoden darbiete. Trotz dieser von Kroyer noch srhäil'er als von Milne-Edwards betonten Decapoden-Verwandtsehai't nahmen Baird (1850) und Dana (1853) keinen Austand, die Gattung NchuUa direkt den Phyllopoden zuzuweisen, ersterer, indem er auf die Gattung eine besondere, zwischen Apodiden nnd Branchipodiden ein- geschaltete Familie Nchaliadac begründete, letzterer, indem er diese Familie seinen Artemioiden einverleibte. Ein aus der Organisation ent- lehnter Nachweis für diese Stellung im System wurde freilich von keinem der beiden genannten Autoren beigebracht. Dagegen konnte der von Kroyer gegebene, die Entwickelung des Embryo betreffende Finger- zeig anf die Dauer nicht unbeachtet bleiben. Metschuikoff, welcher (1865—1868) die Entwickelung von Nehalia eingehender verfolgte, fand auch seinerseits, dass dieselbe im Wesentlichen derjenigen der Malacostmcu und zwar besonders der Mysideen gleiche und glaubte nicht nur auf Grund uiesei-, sondern auch unter Berücksichtigung einzelner Organisations- verhältuisse des ausgebildeten Thieres die Gattung Nchalia als „phyllo- podenähnlichen Decapoden" in Anspruch nehmen zu können. Im An- schluss an seine Darlegungen hat später (1872 — 1876) C. Claus einer- seits durch Bukanutmachung der — sich durch die Fühlerbildung an Ciuim anlehnenden — männlichen Form, andererseits durch eingehendere Erörterung der inneren Organisation den Nachweis erbracht, dass die von den ältesten Autoren vertreteneu verwandtschaftlichen Beziehungen der Gattung 'Nehalia zu den Thoracostraken (Decapoden) die ungleich schwer- wiegenderen seien, gegen welche die au die Phyllopoden erinnernden Merkmale unzweifelhaft zurücktreten müssen. Letztere erwiesen sieh überdies nur an den beiden zuerst zur Keuntniss gelangten (Nch. hq)es und Geoff'royi) und einer nachträglich (1869) von 0. Sars bei den Lofoten entdeckten Art (Nch. typhlops) als besonders in die Augen springend, während sie dagegen bei einer vierten, von Willemoes-Suhm (1875) bei den Bermudas entdeckten {Neb. louyipcs) sich als wesentlich herabgemindert ergaben. Letztgenannter Autor glaubte daher auch kein Bedenken tragen zu müssen, die Gattung Nehalia (als besondere Familie) direkt den Schizopodeu einzuverleiben. Immerhin blieben aber für Nehalia den eigentlichen Thoracostraken gegenüber so tief einschneidende Unterschiede nnd Eigenthümlichkciteu bestehen, dass Packard (1879) 550 UccaiMcla. sich veranlasst sah, sie diesen als besondere Ordnung Flryllocuiida gegen- überzustellen, während Claus (LSiSO) ihren Abweiehungen durch die lle- uennung Leptostraca einen Ausdruck zn verleihen bestrebt war. 2. Literatur, Fabrioius, Otlio, Fauna üroenlandica, p. 240 (I7S0). Herbst, J., VcrsucL einer Naturgescliiclite der Krabben und Krebse, Bd. 11. p. 111 (ITilll). Montagu, G., Descriptions of several new and rare animals discovcred on tlie soutbcoast of Dcvonshire (Transact. of tbe Linncan Society XI, Pt. I, p. M, pl. 2, üs. 5 (181.S). Leaeh, W., Naturalist's miscellany. I, p. 9!t (IMI). 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XLIX, Fig. 1, und L, Fig. 1) zeigt besonders im Bereicb seiner vorderen Hälfte eine deutliche Conipression, so dass er von der Seite gesehen höher als bei der Ivuekcnansicbt breit erscheint. In seinem vordersten, mit Fühlern und Mundtheilen ausge- statteten Theil einer Segraentiiung entbehrend, lässt er eine solche vom Beginn der Beine an deutlich erkennen. Die im Ganzen zu secbszehn vorhandenen Segmente bilden zwei, zwar nicht durchweg in der Höhe, wobl aber in der Länge deutlicb von einander geschiedene Gruppen: die ersten aclit Segmente sind ganz kurz und untereinander völlig gleich Loch, die acht letzten dagegen gleich vom ersten an beträchtlich länger und in demselben Maasse an Länge wachsend, als sie an Höbe abnehmen. An dem Ende des kegelförmig verjüngten letzten (sechszehnten) Segmentes l Orgaiiibatiüii. 551 uclmicu zwei lauge und zugespitzte, comprimirte Griffel neben einander ihren Ursprung. Man könnte deninacli an dem Rumpf dici Regionen: einen Kopitlieil (ohne .Segmentiruug), einen Mittelleib und einen Hinter- leib (Postabdomen) unterscheiden wollen; doch würde sieb mit Rücksicht auf den Mangel einer deutlichen Scheidung zwischen den beiden ersteren eine alleinige Gegenüberstellung von Vorder- und Hinterleib fast noch mehr emilfehlen, zumal diese beiden Körper-Regionen auf Grund der von ihnen eingeschlossenen inneren Organe genau dem Cephalothorax und dem Postabdomen der Decapoden im engeren Sinne correspondiren. Der ganze Vorderleib ist gleich der Basis des Postabdomen von einer grossen schildförmigen Hautduplicatur, welche in ähnlicher Weise wie bei Ä2nis mit dem vorderen Rücken- (Nacken -)Theil des Rumpfes in Verbindung steht, sich sonst aber — beiderseits und hinterwärts — frei abhebt, in der Art eingeschlossen, dass aus dem nach vorn gewendeten freien Rand nur die Augen und die beiden Fühlerpaare, aus dem hinteren Theil des Seitenrandes die vier ersten Beinpaare des Postabdoraen hervor- treten, während dagegen die acht Beinpaare des Vorderleibes nebst den ihnen vorangehenden Mundgliedmaassen von derselben verhüllt werden. Es handelt sich mithin nicht um einen dem Rumpf von obeuher auf- liegenden unpaaren Rückenschild nach der Art von Apus, sondern viel- mehr um eine Bildung, welche zwischen der „zweiklappigen Schale" der Daphniiden und Limuadiiden einer- und dem Cephalothorax der Deca- poden andererseits die Mitte hält, von letzterem sich besonders dadurch unterscheidet, dass der jederseitige Unterrand vollständig frei geblieben ist, mit jeuer dagegen in der beiderseitigen linsenförmigen Wölbung über- einstimmt. An dem Vorderraud dieser, wenngleich nicht zarthäutigen, so doch durchaus lederartig biegsamen Hautduplicatur ist ein lanzett- licher, sich über die Basis der Stielaugen fortsetzender „Stirnschnabel" beweglich angefügt. Dagegen ist sie in der Mitte ihres Hinterrandes tief ausgeschnitten, so dass die Segmente des Postabdomen an ihrer Rücken- seite in weiterer Ausdehnung — bei Nchalia Upes Fabr. von Grönland (Taf. L, Fig. 1) sogar alle bis auf das erste — freiliegen, als au den Seiten. Durch diesen Einschluss des Vorderleibes in einen, seinen Flauken allerdings nur lose aufliegenden „Cephalothorax", aus dessen hinterem Rande das Postabdomen dem überwiegenden Theile nach frei hervorragt, erhält der Rumpf der Nebalicn eine deutliche habituelle Aehnlichkeit einerseits mit demjenigen der macruren Decapoden, anderer- seits und noch in ausgeprägterer Weise mit demjenigen der Diastyliden (Cumaceen) und mancher Schizopoden. Dass diese habituelle Aehnlichkeit übrigens keineswegs eine rein äusserliche ist und etwa als eine zufällige Analogie aufgefasst werden kann, sondern in einer wesentlichen Uebereinstimmung mit der Rumpf- bildung der Thoracostraca begründet ist, kann nicht dem mindesten Zweifel begegnen. Die volle Gewähr dafür würde schon allein die überein- stimmende Zahl von elf postoralen Gliedmaassenpaaren (drei Kiefer- und 552 Decapoda. aclit Beinpaare) bis zur Vürdcreii Grenze des Postabdonien, wie sie für sänimtliclie Ilalacostraca chavakteristiscli ist, darbieten. Nur iu der iiin Eins crliöliten Zahl der Postabdoniinal-Segnieute weicht NcIikHu von allen übrij^cn Tboracostrakeu-Furmen iu allerdings sehr auf't'allcnder Weise ab. In der Tbat hat die Zahl von acht deutlich getrennten, also völlig selbst- stäudigen Hinterleibsringen um so mehr etwas Ueberraschendes, als, wie gesagt, die Gesamnitbilduug des Postabdonien derjenigen der Üeca- poden ungemein ähnlich ist, ja selbst im Einzelnen ungleich mehr dieser als derjenigen der unbcschildeten Phyllopodcu {Btrmclilpuii) gleicht. Trotzdem wird iu den beiden, au der Hpitze dieses überzähligen achten Segmentes entspringenden Furcal-Lamellen eine Keminisccnz an Bruncliipus nicht unterdrückt werden können. Von den an diesem Rumpf entspringenden Gliedmaassen sind zu- nächst die iu der gewöhuliciien Zahl von zwei Paaren vorliaudcneu Fühler zu erwähnen. Das erste Paar derselben (Taf. XLIX, Fig. 1, an', Fig. 2) nimmt unmittcll)ar unter den gestielten Augen, das zweite (Fig- 1, an^) dicht hinter demselben und nur wenig meiir nach aussen von dem vordersten, unsegmentirten (Kopf-)Thcil des Vorderleibes seinen Ursprung. Beide bestehen aus einem kräftigen, gekuieten dreigliedrigen Schalt, dessen drittes Glied an dem oberen Paar den Anlauf zu einer Zwei- theilung nimmt, und aus einer ungleich schlankeren, meist viclgliedrigen Geisse! , deren Basalgiied den i'olgenden gegenüber ansehnlich verlängert ist. Als accessorisches Gebilde tritt zu dieser Geissei au den oberen Fühlern noch eine ovale, mit dichtem Borstenbesatz versehene Lamelle, welche vor derselben aus der abgestutzten Endfläche des letzten Schaft- gliedes ihren Ursprung nimmt und zugleich etwas innerhalb der Geissei zu liegen kommt. Die hinteren Fühler zeigen die Geissei schon beim Weibchen beträchtlich derber und länger als die vorderen, besonders aber bei den männlichen Individuen je nach den Arten in veischiedenem Maassc verlängert (bei Nch. hipcs, Taf. L, Fig. 1, reicht dieselbe bis über das dritte Minterleibs-Beinpaar, bei Nah. Gmffroiji nach Claus sogar bis über die Spitze des Postabdomen hinaus) und zugleich in abweichender Weise gegliedert. Abgesehen davon, dass die Zahl der Glieder etwa um das Fünffache vermehrt, ist auch die Mehrzahl derselben nicht, wie beim Weibchen, gestreckt, sondern ganz kurz. Es scheinen indessen sowohl hierin, als auch in Bezug auf die Gesammtlorm der Fühlergeissel, wie aus der Abbildung der Nvhalla loiiglpff: Willem, hervorgeht, recht be- trächtliche, für die Arten charakteristische Unterschiede vorzukommen. Unter den Muudtheilen zeichneu sich die Mandibelu (Taf. XLIX, Fig. 3) durch eine rechtwinklig vom Grundgliede abgehende einzelne Kaulade und einen jenes um das Vierfache au Länge übertrefTenden Taster (pa) aus; von den drei Gliedern desselben ist das zweite basal- wärts lapjng erweitert, das letzte längs seines Aussenraudes und im Bereich der abgerundeten Spitze kammförmig beborstet. An den Maxillcn des ersten Paares (Taf. XLIX, Fig. 4) ist die Kaulade (la) durch einen Orgaiiisatioij. 553 tieleii Schlitz in zwei am Rande dicht bchorstete Lappen gctheilt, der dorsal nnd apikal cingelenktc Taster (pa) von abentcnerlicher Länge, aus einem dicken, mondsichclt'örmig gekiiinimteu Basal- und einem dünneu, geissellöindgen, einseitig mit laugen und sperrigen Borsten besetzten Endgliedc bestehend, lu situ nach oben und rückwärts gegen die Wölbung des Kückenschildes hin (Tai". XLIX, Fig. 1, pa) aufsteigend, seheint dieser merkwürdig geformte Taster nach Art des Putzfusscs der Cypridcn zu fungireu. Au den Maxillen des zweiten Paares (Taf. XLIX, Fig. 5) folgt auf einen längereu und schmäleren, am luuenrande drciiappigcn Kautheil ein gerade gestreckter, zweigliedriger Taster, welchem sich nach aussen, parallel mit ihm verlaufend, eine lineare, ungegliederte, aber strahlig beborstctc Nebeulameilc anfügt. Als von besonders eigenthündiclier und für die rhyllocariden chara- kteristischer Bildung stellen sich die auf die Rlundtlieile unmitlelbar folgenden , den acht kurzen Vorderleibssegnicutcu entsprechenden Bein- paare (Taf. XLIX, Fig. (i) dar. Als ihr Stamm oder Haupttheil ist ein aus sieben aufeinander folgenden, gegen die Sjiitze hin allmäldich kürzer und dünuer werdenden Gliedern bestehender Strang (pej anzu- sehen, welcher in der Form mehr einem Taster als einem Bein gleicht und au einen solchen auch besonders durch die sehr langen, sperrigen Borsten seiner Endglieder — an der Innenseite der drei läugeren Basal- glieder erscheinen diese Borsten kürzer nnd mehr wimperartig — erinnert. Den beiden breitereu Basalgliederu dieses Stammes fügt sich nun in der Kichtuug nach aussen je eine dünnhäutige Lamelle (Fig. 6, br) an, von denen die dem ersten Gliede eutsi)reeheude die bei weitem umfang- reichere ist nnd durch eine Einkerbung ihres Aussenrandes stumpf zwei- lappig — im Ganzen etwa nierenförmig — erscheint, während die aus dem zweiten Gliede hervorgehende kleinere zwischen ihr und dem taster- förmigen Endabschnitt des Stammes eingeschaltet ist. Aus dieser Con- forniation resultirt eine oberflächliche Aehnlichkeit mit einem Phyllopodeu-, besonders Ajim-Ue'm, mit dessen lamellöseu Anhängen diejenigen der Nehalia-Bdüe. übrigens darin übereiustimmeu, dass sie starke Blutströme behufs der Respiration in ihr Lumen eintreten lassen. Eine derartige, stark flächenhafte Entwickelung der acht Vorderleibs -Beinpaare, au welchen der accessoiische Kiemenauhang den bei weitem überwiegenden Theil darstellt, kommt übrigens keineswegs allen Mitgliedern der Phyllo- cariden zu; denn nach der von Willcmocs-Suhm gegebeneu, freilich sehr primitiven Darstellung von den Beinen der (generiseh unzweifelhaft verschiedenen) ISchdia loinilpc» zeigt diese ganz abweichend gebildete acht Beinpaare. Auf die beiden grossen Basalglieder des Ilauptstamuies folgt nur ein einfacher, sehr langgestreckter, völlig ungegliederter, au der Innenseite dicht gewimperter Grittcl; in einen ähnlichen, aber sehr viel kleineren setzt sich in der Richtung nach aussen das zweite Basalglied fort, während das erste hier nur einen ganz winzigen lamellöseu Kiemen- anhang trägt. Auf diese Art gewinnen diese Beine der Nchalia Iviußpes 554 Decaiioda. eine ungleich grössere Formähulicbkeit mit Öpaltbeincn als mit Pliyilo- podcu-Beinen. Die Glied iiiaassen des Postabdomen sind in der bei den Malacostraken Uürnialen Zalil von sechs Paaren zur Ausbildung gelangt, treten aber iu zwei formell verschiedenen Gruppen auf. Die vier vorderen Paare (Tai'. XLIX, Fig. 7, 8 und Fig. 1, pe'), dem ersten bis vierten Segment entsprechend, zeigen die Form der Pedes fissi nach Art derjenigen der Amphipoden. An der Spitze des ungemein kräftig entwickelten Basal- gliedes nehmen nebeneinander zwei an ihrem einander zugewendeten Innenrande gesägte Endlamellen von ungleicher Länge und Breite, rings- herum mit Schwimmborsten gcwinipert, ihren Ursprung. An dem sehr kleinen Grundgliedc der inneren, beträchtlich schmäleren iindet sich ein gekrümmter, schräg nach hinten und innen gerichteter Fortsatz, welcher mit seinem gezähnelten Endrande iu einen gleichen des Zwillingsbeines eingreift und auf diese Art ein Zusammenhaften beider bewirkt. Ungleich rudimentärer sind die dem fünften und sechsten Postaljdominalringe ent- sprechenden Gliedmaassenpaare (Taf. XLIX, Fig. 0) geljildct. Beide sind einästige Stummel; doch ist derjenige des fünften Paares noch zwei- gliedrig, des sechsten dagegen ungegliedert, aber mit stärkeren, dorn- artigeu Pjorstcn bewehrt (Fig. 1 , pe''). 2. Nervensystem und Sinnesorgane. Der centrale Nervenstrang besteht nach den Angaben von Metsch- nikoff und Claus aus einem grossen zweilappigcn Ganglion supra- oesophagcum und einer sieh bis in das sechste Postabdoniinal- Segment erstreckenden Bauchganglienkette, welche aus siebenzehn Paaren von An- schwellungen besteht. Die elf ersten derselben, welche auf den Vorder- leib entfallen, folgen den iu gleicher Zahl vorhandenen Gliedniaassen- paaren entsprechend sehr dicht gedrängt aufeinander und bieten mehr das Ansehen von paarigen, innerhalb der Commissuren liegenden Ganglien- kerneu dar. Dagegen sind die sechs im Postabdonien gelegenen hinteren Paare durch längere Commissuren getrennt, die beiden letzten derselben, dem verkümmerten fünften und sechsten Paare der Pedes spurii ent- sprechend, nur von geringer Grösse. Nichts erinnert an dieser Bauch- gaiiglienkette an die durch Quercommissurcn strickleiterartig erscheinende der Pljyllojjoden. Auch die aus den einzelnen Ganglien entspringenden doppelten Nervenstämme, welche den Muskeln der Gliedmaasseu und der Rumpfsegmente entsprechen, zeigen ganz das Verhalten, wie bei den übrigen Malacostraken. Sinnesorgane sind einerseits in Form von Spürhaaren, andererseits als Augen vorhanden. Erstere finden sich an dem oberen Fühlerpaar (Taf. XLIX, Fig. 2) bei beiden Geschlechtern, beim Männchen jedoch in ungleich grösserer Reichhaltigkeit vor, während letzteres sie ausserdem auch an dem zweiten verlängerten Fühlerpaar im Bereich der Gcissel- glieder aufzuweisen hat. Die beiderseits unter der Basis des Stirnschnabels Oi'gaiiisatiüii. 555 eiitspriu^ciidcn Augen (Fig. 1, oc) criiuicni tliuüli iliic kurze und etwas i schräge liirni'orin an diejenigen der Brachyuren-Larvcn und der Mysidcen. üer relativ geringen Zalil der Integument-Facetteu und der ilinen cnt- sprechcndeu viertheiligen l\rystallkegel entspriciit die ansehnlichere Grösse beider. Ein unpaarcs titiruauge wird in gleicher Weise wie die sogc- nannlrn Frontalorganc der l'hyiloi)odcn vcrmisst. 3. Darmkanal und Drüsenorgane. I Auf den von der Muudötinung in gewöhnlicher Weise nach oben autsteigenden Oesophagus folgt ein aus zwei Abschnitten bestehender Vor- oder Kaumageu (Taf. XLIX, Fig. 1, ve) von ähnlicher Form wie bei den Aniphipoden. Diucli paarige Muskeln an das Integument ange- heftet, lässt derselbe innerhalb einen aus mehrfachen Chitinplatten be- stehenden Tritur;itionsapparat erkennen, welcher in seiner Zusammen- setzung sehr an denjenigen mancher Isopodeu erinnert. Der auf diesen Kaumagen folgende Chylusdarni (Fig. 1, in), an der vorderen Grenze des segnientirten Leihesabschnittes beginnend, verläuft auf geradem Wege bis zum Anfang des letzten Postabdominal-Segmentes , indem er sich in der liichtung nach hinten deutlich, aber sehr allmählich erweitert. Das sich demselben anschliessende kurze, wieder durch Muskeln an die Körperhaut befestigte Eectum, welches unter rhythmischen Contractionen Wasser einsaugt und ausstösst, mündet mit dem zwischen zwei kleinen Klappen des Endsegmentes liegenden After nach aussen. Von drüsigen Organen stehen mit dem Darmkanal zunächst drei Paare von Leberschlänchen in Verbindung. Das eine derselben ist kurz und schlägt von seiner Einmündung in den Anfang des Chylusdarmes aus die liichtung nach vorn, gegen den Ursprung der Fühler hin ein; die beiden anderen dagegen , durch Fettgewebe an die Darmwand an- geheftet, erstrecken sich nach hinten bis weit in das Postabdomen hinein. Dieselben secerniren aus ihrem Zellenbehtg die bekannte fettreiche gelbe Flüssigkeit, durch welche sie zwischen den weit von einander entfernten lüngmuskeln wulstig aufgetrieben erscheinen. Ein derartiger Inhalt fehlt dagegen zwei in den hinteren Theil des Darmes einmündenden und den- selben in der Richtung nach vorn begleitenden Schläuchen, wie sie bereits für die Gammariden unter den Ampbipoden erwähnt worden sind und welche gleich diesen vermuthlich als Ilarnorgane anzusprechen sein dürften. Von anderweitigen grösseren Drüsen macht sich bei Kvlialia besonders eine schleifenförmige im Inneren des Basalgliedes des zweiten Füliler- paarcs bemerkbar. Sehr viel unscheinbarer ist ein zweiter, innerhalb des Rückeuschildes, vor dem die beiden Hälften desselben verbindenden starken Schliessmuskel gelegener Drüsenschlauch, welcher sich mit einem engeren Ausführungskanal der Kiefergegend zuwendet. 556 Decapoda. 4. Circulationsorgane. Das Herz erstreckt sich in Furiu eines länglich spiudeltorniigen, völlig continuirlichen , d. li. nicht segmentirteu .SchUuichcs unterhalb der Rückenwandung und oberhalb des Scliliessniiiskcls, schon vor dem Beginn der Körpcrsegmentirung anhebend, bis in die Witte des vierten Postali- doniiualringes hinein. Vor der Mitte seiner Länge die grösste Weite erreichend, verjüngt es sich in der lüchtnng nach vorn ungleich schneller als hinterwärts, wo es mit einer unpaareu Ocllnuug plötzlich abschneidet. Seine Seitenwandungen lassen zwei Paare von Spaltöfinungen erkennen, deren grösseres hinteres auf das sec])Ste der kurzen vorderen Körper- segmente, das ungleich kleinere vordere auf den vor der Segnientirung liegenden Abschnitt entfällt. Bei ausgewachsenen Individuen gesellt sich diesen beiden noch ein drittes, dem vorderen mehr genähertes Paar hinzu. Ausser diesen seitlichen Ostien linden sich aber noch vier Paare sehr kleiner dorsal gelegener, dem zweiten bis tünften kurzen Leibessegment entsprechend, vor. Von abgehenden Gelassen hat Claus eine vordere Aorta, eine Aorta abdominalis, welche sich weit in das Postabdomen hinein verfolgen lässt, und endlich noch zwei seitliche hintere Arterien con- statiren können, jedoch weitere Verzweigungen derselben verniisst, so dass peripherisch eine lacunäre Blutströmung wahrscheinlich ist. Letztere macht sich in besonderer Reichhaltigkeit in den Hohlräumen der Schalen- duplicatur bemerkbar, aus deren mittlerem das Blnt wieder durch das vordere seitliche Ostienpaar in das llcrz zurücktritt: während dagegen die hinteren seitlichen Ostien dem zurückkehrenden Körperbhit den Vl^iedereintritt gewähren. Im Uebrigen ist als ein wichtiger Theil des Circulationsnpparates noch ein paariger Hlulsinus zu erwähnen, in welchen die zwischen den beiden paarigen !>eberschläucheu, oljcrhalh des Kau- magens verlaufende Aoita cephalica das Blut hinein ergiesst und in welchem sich dicht hinter der Fühler und Augen-Basis schwingende Klappen zur Regulirung der Blutzul'ubr vorfinden. 5. Bespirationsorgane. Als solche fungiren einerseits der den Vorderkörper einsehliessende zweiklappige Rückenschild, andererseits die acht Paare von Ruderbeinen im Bereich ihres lamellöscn Aussentheiles (Taf. XLLX, Fig. (i, br). Beide stimmen darin mit einander überein, dass sie nach Art der iiachen Iso- poden- und Amphipoden-Kiemen zwischen ihren beiden, mittels marginalen Umschlages in einander ül)ergehenden Lamellen ansehnliche kanalartige Hohlräume für den Eintritt von Blutströmeu besitzen, während im Uebrigen das zwischen jenen befindliche Lumen von einer grossen Anzahl netz- artig mit einander communicircnder, zarter Stützwände senkrecht durch- setzt wird. Auf letzteren l)eruht das spongiöse und besonders an den Beinanhängen deutlich getüpfelte Ansehen beider Bildungen. Am Rticken- schilde treten die grösseren Hohlräume in Form dreier Längskanäle auf, von denen der unpaare medinn und dorsal, die paarigen nahe dem unteren Entwickolung. 557 Seitcnraiidc vcilaulcn. An den lanicllöscn Anhängen der Uiiderbeiuc da- gegen findet sich ein von der Wurzel in h)ngitiulinaler, beziehentlich ([uerer Richtung gegen den freien Kiuul hin verlaufender Kanal, welcher hier in einen die ganze Peripherie undcreisenden Rand üljergeht. Aus letzterem können sich ausserdem noch sekundäre Hohlräume in das spon- giösc Maschenvverk hineinerstrecken oder eine radiäre Verbindung zwischen dem Marginal- und den Median -Kanal herstellen. Dem Rückenschild wird ein Theil des in der Richtung nach vorn aus der Aorta hcrvor- gestossenen Blutes durch seine beiden Seitenkanälc übermittelt. Aus diesen gelangt es theils direkt (marginal), theils durch das die .Seiten- kanäle mit dem dorsalen Hohlraum verbindende Maschenwerk in den letzteren, aus dessen vorderer Oeffnung es oberhalb des kleinen vorderen Ostienpaares wieder in den Pericardialsinus zurücktritt. In ähnlicher Weise durchdringt das den acht Paaren von Ruderbeinen zugefiihrte Blut sämmtliche innerhalb der lamellösen Anhänge befindliche Hohlräume und niuss innerhalb derselben um so intensiver mit Sauerstoff gemengt werden, als durch das stete Hin- und Herschwiugen der Beine ununterbrochen neues Wasser zur Bespülung der Oberfläche herbeigeschafft wird. 6. Fortpflanzungsorgane. Die Hoden sowohl wie die Ovarien treten in Form von langstreckigen, ])aarigcn Schläuchen, welche der Rückenseite des Darmkanales neben einander angelagert sind, auf. Erstere erscheinen schmäler, vollkommen cylindrisch und reichen nach vorn bis in die Gegend des Proventriculus, nach hinten bis in den Anfang des sechsten Postabdominal -Segmentes hinein; letztere voluminöser, vorn und hinten mehr verjüngt, daher länglich .spindelförmig und nach hinten weiter verlängert, so dass sie sich fast bis zum Endrande des siebenten Postabdominal -Segmentes erstrecken. Das aus den Hoden hervorgehende und bauchwärts verlaufende Vas deferens mündet, wie bei allen übrigen Malacostraken , an der vorderen Grenze des Postabdomen, hier also hinter dem achten Paar der Ruder- beine nach aussen. Die weibliche Geschlechtsöffnung scheint bisher von Claus nicht ermittelt zu sein; doch dürfte sie aller Wahrscheinlichkeit nach gleichfalls die gewöhnliche Eage, um zwei Segmente weiter nach vorn , einhalten und durch sehr kurze Ovidukte mit den Ovarien in Ver- bindung gesetzt sein. Letztere umschliessen nur eine einzelne Picihe relativ sehr grosser Eier, welche sich von einer seitlieh gelegenen Rhachis, also nach Art derjenigen der Isopoden, ablösen. III. Giitniclirlunn'. Trächtige Nchdia-Wdhchen , wie sie unter einer grösseren Anzahl eingefangener Individuen bald mehr, bald weniger zahlreich zur Be- obachtung kommen, tragen die aus der Gcscblechts'iffnung hervorgetretenen Eier lose unter den Seiteutheilen des Rückenschildes und zwischen den 558 Deeapoda. Riulerbeiiien. Die Leichtigkeit, mit der sie vdii diesen ahgestreii't werden können, lässt darauf sehliessen, dass sie nicht durch eine Kittsnbstanz angeheftet werden. Die farljlosen (weissliehcn) Eier sind niakrnsknpiscli, von der Grösse feiner Sandköruchen und kugehaind: eine Form, welche sie nach Metschnikoff's Darstellung freilich erst im Verlauf ihrer Ent- wickelung — aus einem ursprünglich stampf ovalen Umriss — annehmen. Die Ausbildung des Embryo erfolgt gleich demjenigen der Isopoden und Ami)hipoden innerhalb der Eihülle und lässt eine besonders nahe Ucber- einstimmung mit demjenigen von Mi/sis erkennen. Die frühesten zur Beobachtung gelangten Eier (Taf. L, Fig. 2) zeigten ihren Inhalt bereits in einen grossblasigeu Nahrungsdotter (b) und in einen Bildungsdotter (a) gesondert. Letzterer nahm den einen Pol des Eies in Form zweier grosser, sich gegenseitig abplattender, gekernter Ballen ein. Weiter in der Entwickelung vorgeschrittene Eier (Taf. L, Fig. 3) Hessen den letzteren schon in zwei Querreihen gerundeter Pdastoderm-Zellen, als erste Anlage des Keimstreifens, zerfallen erkennen. Bei der Sonderung des Keimstreifens in einen Runii)f- und Schwanz- theil (Fig. 4, ])a), treten an der Bauchseite des ersteren zunächst nur die Anlagen von drei Gliedinaassenpaaren, welche den späteren Antennen des eisten und zweiten Paares (an', an-) und den Mandibeln (md) ent- sprechen, auf, so dass man wenigstens figürlich von einem Nauplius- sladium innerhalb des Eies reden kann. Gleichzeitig mit dem weiteren Auswachsen dieser Gliedmaassen-Anlagen (Fig. 5) treten aber auch schon die ihnen zunächst folgenden , nändich die beiden Maxillen (mx) und der beiden vorderen Beinpaare auf, während am Postabdomen (pa) sich der noch mit Dotter gefüllte Darm deutlich von der Leibeswandung abhebt und auch die Afterött'nung erkennbar ist. Ein weiter vorgeschiittenes Stadium (Fig. 6) lässt eine schärfere Abgrenzung der Kopflappen und der giossen, sich den Fühleranlagen vorlagernden Oberlippe, im hinteren Anschluss an die bisherigen Gliedmaassen-Anlagen diejenige eines dritten Beinpaares erkennen. Der aus der Eihülle hervorgehende, noch von der Larvenhaut umgebene Embryo (Fig. 7) ist bereits mit den Anlagen sämmt- lichcr Rumpfgliedniaassen, u. A. mit denjenigen aller acht Ileiniiaare (pi — p*) versehen. Die beiden Fühlerstummel sind stark in die Länge gewachsen, diejenigen des ersten Paares (an') bereits zweiästig. Der durch das stark aufgekrümmte Postabdomeu eoncav erscheinenden Rücken- seite des Rumpfes lagert sich der noch ansehnliche, aber von der Leibes- wandung völlig umwachsene Nalu'ungsdotter fast in Kreisform auf Am Postabdoraen ist mit der Segrnentirung der Bauchseite auch schon der Anlauf zur Bildung der Pedes spurii gegeben. Der zuvor schon als stumpfkegeliger Vorsprung angelegte Schwanzanhang beginnt sich an der Spitze gabelig einzukerben. Eine schon ungleich vorgeschrittenere, der Larvenhaut entledigte Jugeudform von Nchaliu (Taf. L, Fig. 8) lässt bereits eine sehr aus- gesprochene formelle Annäherung an die ausgebiUlete erkennen. Der I Vorkoiiuiu^n iiiul I.elionswcasc. 559 iniicrball) der Larvculiaut iiocli kaum angedeutete Riickeuseliild ist jct/,t der llauptsaclie uacli ausgebildet und in einen gerade nach vorn gerichteten Schnabel (Fig. 8, r) ausgezogen; doch treten aus seinem ünterrande noch die Mundtheile und Beine, über seine hintere Grenze noch die vier letzten Mittclleibs- und sämmtliche Segmente des Postabdomen frei heraus. Auch der dicke Kopfwulst mit der ersten Anlage des beiderseitigen Augen- ])igments (Fig. S, o) liegt nebst den aus seinem Unterrande hervortretenden beiden Fühlerpaaren noch völlig frei zwischen dem Vorderrande des Kückenschildes und seinem schnabelförmigen vorderen Fortsatz. Auch jetzt ist noch ein ansehnlicher Dotterrest innerhalb des Vorderkörpers verblieben ; doch ist derselbe sehr viel niedriger geworden nnd hat mehr die Spindelform angenommen. Das noch immer stark aufgekiümmtc Postabdomen ist voUzälilig segmentirt, an seinen drei vordersten Segmeuten mit langen, schlauchförmigen Gliedmaassen- Anlagen versehen und trägt am Endsegment die bereits langstreckigen Furcal-Anhänge. Von den Gliedmaassen des Vorderleibes sind die beiden Füblerpaare eine deutliche Gliederung eingegangen, an dem ersten dersell)cn ist der vordere Spaltast (Schuppe) an Länge hinter dem anderen zurückgeblieben. Endlieh lassen die Anlagen der acht Reinpaarc eine deutliche S])altnng in einen llanpt- und Kebenast wahrnehmen. Die dem geschlechtlichen Stadium vorausgehende junge Nehalia (Taf. L, Fig. 9) stimmt mit diesem bis auf geringe Differenzen überein. Der Rückenschikl umschliesst jetzt nach unten völlig die acht Beinpaare, nach hinten die vorderen (höheren) Segmente des Postabdomen, hat sich auch über die Basis der beiden Fühlerpaare ausgebreitet. Zwischen seinem Vorderrande und den abwärts gekrümmten Stiruschnabel (Fig. 9, r) liegt das gestielte Auge (oc) nur noch in geringer Ausdehnung frei. An den weiter ausgebildeten Fühlern des ersten Paares (a^) ist der hintere Ast (Geissei) stärker verlängert. Von den Pedes spurii sind jedoch nur die drei vorderen Paare in die Länge gewachsen und an der Spitze be- iiorstet, das vierte noch ganz kurz, stummeiförmig. Das fünfte und sechste — auch später rudimentär bleibende — Paar liegt noch von der Segmenthaut eingekapselt. Auch zu dieser Zeit ist im Inneren des Vorder- leihes noch ein kleiner Dotterrest zurückgeblieben. IV. Vorkonimen und Lebensweise. Von der Nvhalia hiprfi giebt Otho Fabricius an, dass sie sich an den sandigen Küsten Grönlands besonders in der Nähe von Flussmündungen, wiewohl spärlich vorfinde. Leach traf dieselbe Art (Nehalia Hcristi) an der Westküste Englands unter Steinen, welche zwischen Felsen in den Meeresschlamm eingesenkt waren, an. Bei der Schwimmbewegung werden, wie schon 0. Fabricius hervorhebt, die vier kräftigen, in der Mittel- linie zusamniengekoppelten Spaltbeinpaare des Postabdomen zu einem ruekweisen Vorwärtsschnellen verwendet; nach Moutagu sind dabei 560 * Decapoda. ebensowohl die oberen Fühler wie die Ruderbeinc in nuunterbrochener wippender Bewegung, während dagegen die unteren Fühler unter den Leib geschlagen und ruhig gehalten werden. Die Weil)chen tragen nach 0. Fabricius ihre Eier den ganzen Winter hindurch unter der Schale; die Jungen beginnen aus denselben im April auszuschlüpfen, sind sehr lebhaft und klammern sich häufig an den zu dieser Zeit schon halb leb- losen Körper der Mutter an. In ihren Nahruugs- und Existenzbedürf- nissen erweisen sich die Nebalien als seiir bescheiden und leljenszähe. Exemplare der Nehalia Groffroyi, welche Claus von Triest bezogen hatte, hielten sich in ganz kleinen , mit Secwnsser gefüllten Gefässen bei sehr si)ärlicher Nahrung und unter wiederholtem Scluilenwechsel den ganzen Winter hindurch am Leben. Von der durch verkümmerte Augen be- nierkenswerthcn Nehalia ii/jihJoj»< iSars hebt Haller hervor, dass sie sich boi Villafranca in grosser Individnenzahl und in den versciiicdensten Eut- wiekelungsstadien als Einmiether in einem Kieselschwamm vorfand. V. Systematik. Die Zugehörigkeit der l^hylloraiida (Leidostram) zur Abtheilung der Malaeostraea kann nicht dem geringsten Zweifel unterliegen , ebenso wenig, dass sie nach der Ausbildung eines umfangreichen Cephalothorax und den gestielten und beweglichen Augen unter diesen den ThoracoMraca s. FodejjMJialniia zugewiesen werden müssen. >Schon allein die sämmt- licheu Malacostraken gemeinsame Zahl der Körpersegmente und Glied- maasscnpaare, welche bis zur Ansniiindung des männlichen (ieschlechts- apparates dreizehn beträgt (zwei präorale Gliedmaassenpaare in Form von Fühlern, elf postoralc in Form von Kiefern und Beinen), bietet hier- für die vollste Gewähr. Dass die acht Paar von Ruderbeinen unter ein- ander gleichartig gebildet und blattarfig erweitert sind — ein überdies, wie Nehalia IcDKiipes zeigt, nicht einmal coustantes Merkmal — , kann gegen diese Zugehörigkeit ebenso wenig in Betracht kommen, wie das in der That etwas abweichend gebildete Postabdomen, welches sich dem gewöhnlichen Verhalten übrigens durch die Ausbildung von sechs Paaren von .Spaltbeinen wieder völlig anschliesst. Die um eins vermehrte Z.ihl der sclbstständigon Segmente so wie die dem letzten zukonimenden Fnrcal- Laniellen entbehren zwar gleich dem zur Hiüle des Vordeikörpers dienen- den, ihm nur lose aufliegenden Riickenschild durchaus nicht einer ge- wissen Aehnlichkeit ndt einzelnen Phyllopoden-Fornicn, werden aber der Malacostraken-artigen Gesannntorganisation gegenüber nur als Anahigieen, nicht als Affinität aufgefasst werden können. Natürlich bleibt es dem Belieben jedes Einzelnen überlassen, in diesen „Phylloi)oden-Charakteren„ etwas von einer supponirtcn Stammform „Ererbtes" oder, wenn dieses den fingirten Stammbaum besser zu stützen geeignet erscheinen sollte, etwas „neu Erworbenes" zu erkennen. Nur wird man, da weder mit dem Einen noch mit dem Anderen irgend eine präcise Vorstellung K.'Uimliclii! ViTbi-eitung-. ,')(;i ZU verbinden ist, davon Abstand zu nehmen baben, damit die ab- weichende Bildung irgendwie erklären zu wollen. Dieselbe ergiebt sich oft'enbar nur als eine den Lebensbedürfnissen der Pbyllocaridcn zweckentsprechende. Die wenigen bis jetzt bekannt gewordenen, der gegenwärtigen Unter- ordnung angehörenden lebenden Arten sind von geringer Grösse, näm- lich nur 4 bis 12 Millimeter lang und lassen mit einer Ausnahme eine fast vollständige Uebereinstimmung in ihrem Körperbau erkennen. Es genügt daher, sie in zwei Gattungen zu sondern : 1. Gatt. N ('ha IIa Leaeh. Stielaugen am Ende verbreitert, stumpf bimförmig. Geissei beider Fühlerpaare dünn, vielgliedrig, diejenige des hinteren beim Männchen stark verlängert, fadenförmig. Ruderbeine mit tasterartig gegliedertem Innenast und sehr umfangreichen lamellösen Kiemenanhängen an der Aussenseite. Typus: Ncli. hl^^fs Fab. (llcrhuiU Leaeh.). 2. Gatt. Paranchalia Claus. Stielaugen länglicher und schmäler eiförmig. Geissei der hinteren Fühler bei beiden Geschlechtern gleich, sägeartig eingekerbt, aber nicht gegliedert, diejenige der vorderen beim Männchen blasig aufgetrieben, ungegliedert, beim Weibchen aus einem stark verlängerten Basal- und drei kurzen Endgliedern bestehend. Innenast der Ruderbeine lang gritlfelförmig, ungetbeilt, von den beiden Ausseu- laniellen die vordere linear, die hintere rudimentär. Typus: Neb. longipes Willem. VI. Riiiuiilicbe Verlireltiinn'. Die Gattung Nehalin ist weit über die Erdoberfläche verbreitet, da Repräsentanten derselben in den europäischen Meeren, bei Neu -Seeland (Nch.lon(jkornis'T\\om\)S.) und an der Ost- und Westküste Nordamerikas (V'ancouver-Island) angetroffen sind. Die Gattung Paranchalin beschränkt sich zur Zeit auf einen vereinzelten Fundort: die Bermudas -Inseln. — Die Verbreitung der Arten betreffend, so ist die zuerst bekannt gemachte Nehalia hipcs ein Bewohner der Küsten Grönlands, Englands und Labra- dors, NcJ). Gcoff'royi an der Nordküste Frankreichs, bei Neapel und Triest, au letzteren beiden Lokalitäten häutig augetroffen worden. Da übrigens die specifische Verschiedenheit beider Arten keineswegs sicher gestellt erscheint, so könnte sich möglicher Weise für N(;h. Vipca eine weit aus- gedehnte Verbreitung über die europäischen Küsten ergeben. Auch ihr Tiefenvorkommen ist ein wechselndes: für die Küsten von Grön- land und England werden flache Küsten, für die Shetlands- Inseln beträchtliche Meerestiefen , für Labrador vier l)is acht Faden Tiefe an- gegeben. Die durch ihre verkümmerten Augen bemerkenswerthe Nehalin tijjihhyji^ Sars fand sich bei den Lnfotcn in einer Tiefe von 120 bis 200 Faden vor. Bruun, Klassen des Thier - Keiclia. V. '1. 3G 562 Decapoda. VII. Zeitliche Verbreituiiff. Es liegt bis jetzt niclit der mindeste sacldicbe Anhalt dafür vor, dass Phyllocariden oder auch nur ihnen nahe verwandte Crusfaceen- Formen während früherer Erdperiodeu existirt haben. Zwar bat es seitens der Paläontologen nicht au Versuchen gefehlt, verschiedene den ältesten Erd- schichten angehörige Crustaceen auf eine oberflächliche Formäbulichkeit hin gerade mit Nchalia in verwandtschaftliche Beziehung zu bringen und — der früheren Auffassung dieser Gattung gemäss — als Phyllopoden geltend zu machen. So unzweifelhaft aber diese paläozoischen Crustaceen- Gattuugen, von denen hier Itesonders Dithyrocaris Seoul, au.s der Stein- kohlenformation, Didyocaris Salt, aus dem Devon, Ccratiocaris M'Coy, PeHocaris und llymoiocaris Salt, ans dem oberen und unteren Silur er- wähnt zu werden verdienen, nichts weniger als Phyllopoden gewesen .sind (vgl. 15and V, 1. S. 1068), so wenig lässt sich auch ein stichhaltiger oder nur annähernd überzeugender Grund für ihre Verwandtschaft mit Nehalia beibringen. vMlerdings lässt die — etwa 30 Centimeter lange — Gattung Dithyrocans und in gleicher Weise auch Ccratiocaris einen aller Wahrscheinlichkeit nach zweiklappigen, den Vorderkörper deckenden Rückenschild und in einem Einschnitt seines Vorderrandes einen freien lanzettlichen Stirnschnabel erkennen. Darin besteht aber auch die einzige, einigermaassen awf Nehalia hinweisende Aehnlichkeit: denn bei Ditltyroc.aris folgt auf diesen grossen Rückenseliiid ein völlig ungegliederter, kurzer und hoch gekielter Hinterkörjjer, welcher au seinem llinterraud drei lauge dolchförmige Fortsätze, deren mittlerer gleichfalls gekielt erscheint, eingelenkt trägt. Ccratiocaris lässt zwar einen aus dem Iliuterrand des Kückeuscbildes hervortretenden schlanken, mit sieben freien Segmenten versehenen Hinterkörper erkennen ; jedoch entspringen auch hier von dem Endsegment wieder drei spitze, dolchartige Gebilde, deren mittleres dem Hinterleib selbst an Länge gleichkommt. Die mit gleichfalls gegliedertem Hinterkörper versehenen Gattungen Ilymcnocuris und Pclfocaris zeigen sogar sechs, beziehentlich vier solcher dolchförmiger Ausläufer, gleichen aber überdies wieder in der Form des Riickenschildes durchaus nicht den Nebalien. Es lässt sich mithin nicht einmal das wenige, an diesen paläozoischen Crustaceen überhaupt Erkennbare auf Phyllocariden deuten, ja sich sogar direkt gegen solche geltend machen und zugleich den Schluss gerechtfertigt erscheinen, dass die für die Verwandtschaft be- sonders maassgcbiichen, völlig unbekannten Gliedmaassen mindestens ebenso grosse Verschiedenheiten erkennen lasseu dürften. Erst dem Nachweis dieser Gliedmaassen bleibt es vorbehalten, die verwandtscbafllichen Be- ziehungen jener Meeresbewohner der Urzeit zu den lebenden Crustaceen festzustellen, ja sogar die Frage zu entscheiden, ob sie überhaupt dieser Classe angehört haben. Unter diesen Umständen schwebt das ,,Ahuenregister" der Phyllo- cariden völlig im Dunkeln. Ihre Organisation bietet aber nach keiner Einleitiiiio-. 563 Kicbtuiig hin mehr Anhalt liir die Annahme dar, dass sie als „letztes iiherlebeudes Glied einer uralten Crnstaceengruppc den Kampf um das Dasein", welchen sie durchzumachen wohl am wenigsten geeignet er- scheinen dürften, „siegreich überwunden" hätten, als dass sie, was ungleich näher liegt, erst während der jüngsten Erdepoche aufgetreten seien. 2. Unterordnung: Cumacca. I. Einleitun«-, 1. Geschichte. Den Ausgangspunkt für die Kenntniss der Cumaceen bildet der lange Zeit hindurch unbeachtet geblieliene, bereits i. J. 1780 von Lepechin durchaus kenntlich beschriebene und abgebildete Oniscus srorpioides*) vun den Küsten des Weissen Meeres, nicht, wie gewöhnlich angegeben wird, der von Montagu (1808) an der englischen Küste aufgefundene und mit dem gleichen Artnamen Cancer scorpioidcs belegte kleine Krebs, welchen dieser Forscher merkwürdiger Weise für einen „verstümmelten" Decapoden ansprach. Anders beurtheilte eine ähnliche, um neun .lahre später (1817) an der Küste Nordamerikas aufgefundene Art Tb om. Say, welcher in derselben den Itepräsentantcn einer bisher uubekannten Gat- tung Dimfi/Iiü erkannte. Mit beiden Fnnden unbekannt, beschrieben abermals um zwölf Jahre später fast gleichzeitig Milne Edwards (1828) und Latreille (1829) die Montagu'sche oder eine ihr sehr nahe ver- wandte Art, ersterer unter dem Namen Cnma Aiidotiini, letzterer als ComhjJin-d, d'Orhiriiiifi. Wiewohl die Verschiedenheit seiner fehlerhal't charakterisirten Gattung dnna von der Latreille'schen noch i. J. 1840 festhaltend, glaubte Milne Edwards jetzt beide wieder einziehen zu müssen, da er in ihnen aus nicht näher dargelegten Gründen nnchträglich Decapoden -Larven (Jugendformen) erkannt zu haben glaubte. Die Irrig- keit dieser Ansicht wurde indessen fast unmittelbar darauf durch Kroyer (1841) und Goodsir (184.3), welche beide den überzeugenden Nachweis für die Existenz eiertragender Weibehen erbrachten, dargethan; auch wurde von Kroyer alsbald (1846) auf den auffallenden Unterschied, welchen die nachträglich von ihm aufgefundenen Männchen in der i^ildung der Fühler und Hinterleibsgliedmaassen erkennen Messen, in eingehender und durch Abbildungen unterstützter Weise hingewiesen. Wie wenig indessen während des nächstfolgenden Decenniums diese beiderseitigen, gleich leicht zu constatirenden Angaben beachtet wurden, ergiebt sich daraus, dass einerseits Spence Bäte noch i. J. 1856 die Charaktere der Männchen als Galtungsmerkmale (Gatt. Vendia, später in Cyrkinafisa *) „Oniscus tliorace globoso, ovato, glabro , caiula clongata, aitiiulala, spiiiis se(is(Hie liitidis teruiinala. Long, lü liii. Ail riims maris allji coiiiosus." 36* 5fi4 Decapoda. umgetauft) vorwcrthete , andererseits L. Agassiz (1852) und Milne Edwards (bis 1858) von Neuem die Larvennatur der Cumaceen geltend zu maclien versuelitcn. filaubte doch Ersterer sogar ununivi'unden be- haupten zu dürfen, er habe „Ciiniac" durch Zucht aus den Eiern von Cramjon septcmspinosus, Palacmon vulgaris uud lUppolytc aciäeata erhalten : ein angesichts der totalen Verschiedenheit dieser Larven geradezu un- hegreiflicher Irrtbum, welcher aber trotzdem auch bei Dana (LS53) Glaul)eu fand, bis er dann endlich durch P. van Beneden (LSfil) und 0. Sars (1864) ftir immer beseitigt wurde. Zu einer ähnlichen, sieb längere Zeit hinziehenden Meinungsverschiedenheit gaben auch die Augen der Cumaceen Anlass, zumal die Beschaffenheit derselben für die ße- urtheilung der systematischen Stellung dieser Krebsgruppe von Belang sein musste. Nachdem Milne Edwards (1828) zwei relativ grosse Seitenaugen i'ür den „gewöll)tcn und verlängerten Kopf" von Cmuu an- gegeben und abgebildet hatte, stellte Kroj'er (1841) die Anwesenheit derartiger Organe überhaupt in Abrede und verharrte bei dieser Ansicht selbst noch i. J. 1846, nachdem Goodsir (1843) unterhall) des Brust- schildes zwar kleine, alicr deutlich gestielte Augen wahrgenommen haben wollte. Beiden Angaben trat dann (1856) Spence Bäte durch den Nachweis eines einzelnen kleinen Punktauges, welches ausserhalb auf dem vorderen Tlieil des Eückenschildes gelegen, aber nicht bei allen Gattungen zur Ausbildung gekommen sei, entgegen: eine Ermittelung, welche, wenngleich mit einiger Modification, durch 0. Sars (1864) be- stätigt werden konnte. Auch für die vielfach hin und her schwankenden und sich zum Theil in Gegensätzen bewegenden Ansichten über die systematische Verwandtschaft der Cumaceen ist die Beschaffenheit ihres Gesichtsorganes mit herangezogen worden, hat aber, wie es bei der unberechtigten Hervorkehrung eines einzelnen Organes in der Regel der Fall ist, gerade die augenscheinlichsten Fehlgriffe gezeitigt. Nach dieser Kichtung hin ist gewiss der Umstand bemerkenswerth, dass gerade die- jenigen, welche die Existenz von Augen leugneten oder sie unberück- sichtigt Hessen, wie Kroyer und Erichson, offenbar die verwandt- schaftlichen Beziehungen der Grui)pe am richtigsten benrtbeilt oder ihr wenigstens — und noch dazu in älterer Zeit — den offenbar natur- gemässestcn Platz im System angewiesen haben. Erichson (1842) nahm die Cumaceen als eigenthümlich mnditicirte Decapoden in Anspruch, ging aber allerdings darin zu weit, dass er sie direkt den Cariden zuertbeilte. Kroyer (1846) suchte eine nähere Verwandtschaft mit den Schizojjoden geltend zu machen, wollte sie aber als eine ihnen gleichwcrthigc, selbst- ständige Gruppe angesehen wissen. Zu der gleichen Ansicht bekannte sich vorübergehend (1864) 0. Sars, während er einige .Jahre später (1867) die Cumacea als dritte Unterordnung der Burmeister 'sehen Tliomcosfraca — neben Decapoden und Stomatopodcn — aufführte. Als ein Verbindungs- glied zwischen Copepoden und Cariden galten sie vorübergehend für Claus, der sie später (1871) i'reilicli als Arthrosfracu und als zunächst Einleitung. 565 verwandt mit den Isopodcn (nach A. Dulini, iy7U) auscLcn zu niüsseii glaubte, bis er i. .1. 1876 zu der Kroycr-EricLsou'sehen Auffassung von der Püdoiihthalüieu- Verwandtschaft — trotz des Jlangels von Stielaugen — zurückkehrte: gewiss ein beredtes Zeugniss dafür, wie sehr die mit so grosser Zuversichtliclikeit dargelegten Stammbäume jeder Realität ent- bcliien und sich nur als die Frucht rein subjektiven Ermessens ergeben. Dass die Cumaceen nur als Thomcosirma angesprochen werden können und mit den Artbrostraken keine anderen als allgemeine Jlalacostraken- Merkmale gemein haben, konnte schon nach der von Kroyer (18-46) gegebenen eingehenden .Schilderung der Köri)ersegmentirung und der Gliedmaasscn ^ trotz der Unvollkommenhcit der sie begleitenden Abbil- dungen — , weniger allerdings aus seinen durchaus aphoristischen Angaben über die innere Organisation entnommen werden. Ein nach dieser llichtung hin irgend wie bestehender Zweifel musste aber vollends durch die eingehende Darstellung der äusseren und inneren Anatomie, welche von 0. Sars (1^64—1871) gegeben wurde, schwinden, da sicli aus dieser zur Evidenz ergab, dass die Cumaceen zu den Schizoiioden in einem ähn- lichen Verwandtscliaftsverhältniss, wie diese zu den Decapoden stünden, sich nämlich als einfacherer, die höhere Organisation gewissermaassen an- bahnender Typus, in welchem einzelne, jene beiden Abtheilungen trennende EigenthUmlichkciten, wie z. B. die innerhalb des Cephalothorax gelegenen Athmuugsorgane neben den Spaltbeinen, noch vereinigt sind, darstellten. Dieser ihrer Gesammtorganisation gegenüber, welche sich von derjenigen der Aiihrostraca und besonders der Isopoden als völlig verschieden und bis zu einem gewissen Grade selbst als gegensätzlich zu erkennen gab, konnte auch der von A. Dohrn (1870) geführte Nachweis, dass die Anlage des Embryo während einer bestimmten Periode an diejenige der Isopoden erinnere, durchaus nicht in das Gewicht fallen, sondern höchstens zu einer — ebenso schnell wieder verlassenen — unnatürlichen Vereinigung mit jenen Anregung geben. Neben diesen auf die Organisation und die Entwickelung bezüglichen Untersuchungen haben sich übrigens die den Cumaceen gewidmeten Arbeiten ganz vorwiegend der Arten- und Gattungs- Charakteristik zu- gewendet. Ausser den bereits erwähnten früheren Autoren (Kroyer und Goodsir) haben sich an der Bekanntmachung neuer Formen besonders Spence Bäte (seit 1856), Lilljeborg (1855), P. van Beneden (1861), Hesse (1868), Norman (1867—1879), Meinert (1877), vor Allen aber 0. Sars (186-1—1879), welchem zugleich die eingehendsten Untersuchungen über die horizontale und vertikale Verbreitung der Arten zu danken sind, betheiligt. 2. Literatur. Lepechln, J., Trcs Oniscoruin species (Acta academ. scicnt. Petropolitan. pro anno 1778, pai-= prior p. 247 f.. tab. VIII, Hg. 1—3). Petropoli, 17SÜ. Montagu, G-., Descriptioii of scveral marine animals found on the south coast of Devonshire vTrausact. of the Linnean sociely IX. p. Sl — 114. c. tab. 7). ISO^. 566 Dfcapotla. Milne Edwards, H., Jicjmoire »ur iiuelijucs Crustaccs nouveaux (Aniial. d. scieiic. natur. Xm. p. 292—295, pl. 13 B). 1828. , Histoire imturollc des Crustaccs III. p. 553. (1840.) Kroyer, H., Fire iiye Arter of slaegten Cuma Edw. (Natuiiiist. Tidsaluift III. p. .i03— 532, Taf. V u. VI). 1S41. , Um Kuniaerncs Familie (Naturhist. Tidsskriff 2. Kaek, II. p. I2.'i — 21it, Tal". I u II). 184fi. Goodsii", H., Uoscriptiou of tlir goiius Cuma and of two iicw guiicra allicd to it (Edinburgh new pbilosopb. Journal. Vol. 34, p. 119 — 130, c. tab. 3j. 1843. Spence Bäte, C, On tbe Britisb Dlastylidae (Annais of nat. bistory, 2. ser. XVII. ji, 1 19- 41)5, pl. XIII— XV). 185(i. , On soine liritisb Diastylidae (ibidem 3. ser. 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Förliandlingar 1871. p. 797—802). , Beskrivelso of fire Vestindiskc Cumaceer opdagedc afl)r. A.Goes(ibidem ls7l, p. 803 — 81 1). , Nya arter af Cnmacea samlade under Korretteii Josephines Expedition i Atlantiska Oceauen ar 1869 (ibidem 1871, p. 71—81). , Om Cumaceer fra de storc IJybder i Nordishafret. Med 4 Tavl. (Koiigl. Svenska A^etensk.-Akadcm. Handling.ir XI. no. 6). Stockholm 1873. , Undersogelscr over Christiaiiiafjordens Dybvandsfauna (Christiaiiia 1869. s"). p. 38 If. , Beretuing om en i Sommeren 1865 foretageu zoologisk Keise ved Kystome af Christianias Stifter (Christiania 1866. 8"). p. 23 if. , Beskrivelso af de paa Fregatten Josephines Expedition fundiie Cumaceer. Med 20 Tafl. Stockholm 1871. 4°. 57 pag. (Kongl. Svenska Vetensk.-Akadem. Handlingar IX, 13.) , Beskrivelso af syv nye Cumaceer fra Vcstindien og det Syd-Atlantiske Ocean. Med 6 Tavl. 4". 28 pag. Stockholm lh73 (ibidem XE, 5). , Nye Bidrag til Kundskaben om Middelhavets Invertebratfauna. II. Middelhavcts Cuma- ceer (Archiv f. Matlicm. og Naturvidcnsk. III. og IV. Bind.) Med 60 Plancher. Chri- stiania 1879. , Oversigt af Norges Crustacecr med forelobige Bemaerkninger over de nye eller mindre bekjendtc Arter, p. 11 If. ii. p. 55 If.. tab. 1 (Forhandl. Vidensk.-Selskab. i Christiania, Aar 1882). Christiania 1883. Dohrn, A., Ueber den Bau und die Entwickelung der Cumaceeu (Untersuchungen über den Bau und die Entwickelung der Arthropoden. I. p. 1 — 27, Taf. II u. III, in: Jenaische Zeitschr. f. Mcdiz. u. Naturwissensch. V. Bd.). Leipzig 1870. Noi'man, A. M., Crustacea Cumacea of the „Lightniug", „Porcupine" and ,,Valorous'" Expeditioiis (Annais of nat. history, 5. ser. III. p. 54 — 73). 1§79. Smitli, S., The stalk-eyed Crustaceans of the Atlantic coast of North America north of Cape Cod. With 5 pl. (Transact. of the Connecticut academy. V. p. 27 — 136). 1880. Burmester, J., Beitrage zur Anatomie und Histologie von Cuma Rathhci )\\. (Inaug.-I)iss.l Kiel 1883. II. Organisation. 1. Hautskelet. Das Körper- Integument der Ciitnaceen ist nicht wie dasjenige der Phyllocarideu lederartig biegsam, sondern fest, spröde und brüebig, zwar Organisation. 5()7 in verschiedenem Grade, im Ganzen aber wenig diULlisiclitif;-. Der Rumpf (Taf. L, Fig. 14, Taf. LI, Fig. 1, 2, Tat'. HI, Fig. 10—12) zerfällt in einen relativ kleinen Cephalothorax (Hrnstpanzcr), fünf in engerem An- schhis.s an denselben befindliche und an Breite zwar allmählich, aber stark abnehmende Mittelleibssegmcnte, endlich in ein durch Hchmalhcit und ansehnliche Längsstreckung ausgezeichnetes rostabdomeii, welches die bei den Malacostraken normale Zahl von sieben Segmenten darbietet. Es entspricht demnach die deutlich hcteronome .Segmentirung des Rumpi- skeletes bis auf das ungleich schmächtigere Postabdomen der Hauptsache nach demjenigen der Sfoiiuifopoda. Der erste der genannten Hauptabschnitte, der Cephalothorax, stellt nicht mehr, wie bei den Phyllocariden, einen dem Kopfbriisttheil des Rumpfes lose aufliegenden und unterhall) klaffenden Rückenschild dar, sondern umschliesst denselben in Form eines Panzers eng nach Art der Decapoden, so dass zwischen den unteren Seitenrändern desselben die ihm entsprechenden Glied maassenpaare mit ihren Basalgliederu fest ein- geklemmt liegen. Lii Allgemeinen von mehr oder weniger kurzer und abgestutzter Eiform, bietet er seltener eine annähernd gleichmässig ge- wölbte (Taf. LH, Fig. 11), ungleich häufiger eine durch schräg ver- laufende Furchen, kantenartige Erhebungen oder derartige Vorspränge unebene Oberfläche dar. An seinem vorderen Ende kann er entweder {Diastylis: Taf. LI, Fig. 1, 2; Leimn u. A.) in einen schnabelförmigen Vorsprung auslaufen oder {Eudorella: Taf. LII, Fig. 10) in verschiedenem Grade, bald mehr gerundet, bald fast rechtwinklig abgestutzt erscheinen, in welch' letzterem Fall der Stutzrand häufig sägeartig eingeschnitten oder unterhalb selbst tief ausgebuchtet erscheint. Die ersterwähnte schnabel- förmige Verlängerung des Vorderrandes lässt bei der Betrachtung von der Rückenseite die Eigenthümlichkeit erkennen, dass sie sich von dem dahinter liegenden Haupttheil des Cephalothorax durch eine tiefe, quere Einfurchung scharf absetzt und zugleich ihrerseits der Länge nach ge- spalten erscheint, gerade als wenn sie aus zwei, in der Mittellinie dicht aneinander schhessenden Hälften bestände (Taf. LI, Fig. 1, 2), In der That ist nun auch die Verschmelzung dieser beiden Schnabelbälften mit dem übrigen Rückenschilde nur eine lose, so dass sie an letzterem eine Art beschränkter Beweglichkeit besitzen, ja sich in manchen Fällen {Diastylis Ilatlikcl Kr.) von diesem sowohl wie unter einander durch einen offenen Spalt trennen können. Uebrigens lassen sich auch bei vorn ab- gestutztem Cephalothorax {Eudorella: Taf LII, Fig. 10) die Aequivalcnte dieser beiden Schnabelhälften in zwei breiten und stumpfen, im vorderen Anschluss an die auch hier ausgeprägte Querfurche findenden Lappen erkennen, welche hier indessen durch eine zwischen ihnen liegende breite Vertiefung getrennt sind und daher weit klaffen. Hinter der erwähnten Querfurche lässt die Oberfläche des Cumaceen- Cephalothorax, wenngleich je nach Gattungen und Arten in verschieden scharfer Ausprägung, eine der Länge nach verlaufende mediane Vertiefung, von welcher sich die 5(j8 l)ecai}oila. beiden .Seitentheilc mit Ktiiikerer Wölltung abheben, erkennen. Letztere ents|)rechen der unter ihnen liegenden jederseitigen Kieme, erstere dem darunter verlaufenden vorderen Abschnitt des Darmrohres, so dass man auch an dem Brustpanzer der Cumaccen von paarigen Regiones brauchiales und einer medianen Kegio gastrica reden konnte. Die fünf zunächst auf den Cephalothorax folgenden selbstständigen Segmente (Taf. LI, Fig. 1, 2, Taf. LH, Fig. 10—12), von denen jedes ein Gliedmaassenpaar trägt, vervollständigen bei ilirer in der IJichtung nach hinteil sehr deutlich abnehmenden Breite ein durch jenen zur Hälfte gebildetes längliches Oval. In ihren Längs- und Querdimensionen je nach Gattungen und Arten sekundäre Ai)weichungeu darbietend, stimmen sie doch darin überein, dass das fünfte den vorangehenden gegenüber deut- lich schmäler ist uud nicht selten sogar einen deutlicheren formellen Anschluss an das Fostabdomen erkennen lässt: so wie ferner auch darin, dass sie im Bereich ihrer etwas flügelartig aufgebogenen , nach unten herabsteigenden Seitentheilc (Pleurae) sich ungleich stärker verbreitern, als dies in der Mitte des Bückens der Fall ist. Der das Postabdonien ilarstellende dritte llumpftheil endlich (Taf. L, Fig. 14, Taf. LI, Fig. 1, 2) erinnert durch seine dem Cephalothorax gegenüber besonders auffallende Dünnheit, so wie durch die Vierkantig- keit uud die scharfe Abschnürung der einzelneu Segmente von einander in lebhafter Weise an den Schwanz der Skor))iouc: eine Aehnlichkeit, welcher Lepechin und Montagu durch ihre Benennungen Oiüscns und Cancer scorpioidcs einen durchaus treffenden Ausdruck verliehen haben. Von den sieben ihn zusammensetzenden Ringen nehmen die fünf \ orderen entweder allmählich oder unter markirterer Streckung des fünften an Länge zu, während der sechste sich in der Regel schon wieder etwas verkürzt, dagegen nach hinten, der Anfügung eines relativ kräftig ent- wickelten Gliedmaassenpaares entsprechend, eine deutliche Verbreiterung erkennen lässt. Dass an dieses nicht mehr lose angegliederte, sondern mit ihm unter fester Naht verbundene Endsegment kann in sehr ver- schiedener Längsstreckung und Form auftreten, indem es z. B. bei 7)/«- i^hjlls (Taf. L, Fig. 14, Tal'. LI, Fig. 1, 2) stark verlängert und grittel- förmig ausgezogen, I)ei Lcticun kuiz und stumpf abgerundet ist, bei Eiiilorcllii (Taf. LH, Fig. 10) kaum aus dem Hinterrande des sechsten heraustritt, bei Lcptocuiun, Btcplidnomina (Taf. LH, Fig. 12) uud Canipii- laspis aber überhaupt nicht mehr zur Ausbildung gekommen zu sein scheint. Von der vorstehenden, auf die überwiegende Mehrzahl der bekannten Cumaceen- Formen begründeten Schilderung ihres Rumpfes zeigen ver- einzelte Gattungen mehr oder weniger bemerkenswerthe Abweichungen. So lässt z. B. der stark bauchige und kurz ovale Cephalothorax der merkwürdigen Gattung Caminjlaspis Sars (Taf. LH, Fig. 11) bei der liückenansicht nur drei sehr kurze freie Segmente hervortreten und kommt für sich allein fast der halben Länge des Rum])fes gleich, während im Gegensatz dazu bei LepioslyUs die fünf auf den Cephalothorax folgenden k rjr^aiiisatioii. 5()lt Jegmeute so stark cxponii-t cischeiiicn, dnss sie ziisiimmcu Jenem l'ast an äng-e gleielik(niiiiieu, ziiglcicli auch dadiirc-li aiiffallen, dass das dritte 1111(1 vierte nieLt nur bcträciitlieli länger, sondern auch ung-leich breiter als die beiden vorderen sind. Als die habituell sitdi von dem gewöhn- lichen Typus am meisten entlernende Gattung stellt sich Lq)tucain(i dar, welche in der Rüekenansicht lebhaft an einen Amphipoden erinnert: bei ihr ist der Cejjhalothorax auffallend klein, stark compriinirt und von den auf ihn folgenden freien «egmeuten sind die vier hinteren so gestreckt und zugleich so schmal, dass sie sich von den Segmenten des Post- abdomen in keiner Weise absetzen, sondern ganz allmählich in dieselben übergehen. Von Glied maasseu ist bis zur vorderen Grenze des Postabdonien auch bei den Cumaceen die bei den Malaeostraken constantc Zahl von dreizehn Paaren zur Ausbildung gelangt. Dieselben folgen so continuir- lich, d. ii. in so engem Anschluss aneinander, dass selbst die beiden als Fühler auftretenden präoralen Paare von den eigentlichen Bauchglied- maassen nur durch einen unmerklichen Abstand geschieden sind. Letztere sondern sich in drei Kiefer- und in acht IJeinpaare, welche ihreiseits jedoeh wieder in drei formell differente Gruppen zerfallen. Die oberen Fühler (Antcunae superiores s. internae) nebmen in dichtem medianen Anschluss aneinander mit ihrer Basis unter dem Stirn- schnabel, beziehentlich unter dem abgestutzten Vorderrand des Cephalo- thorax ihren Ursprung (Taf. LI, Fig. 1 — 3) und zeigen im Vergleich zu diesem nur eine geringe Länge und Stärke. Bei weitem am kräftigsten ist das in situ verdeckte Basalglied ihres dreigliedrigen Schaftes, welches das näehstfolgeude selbst um das Dreifache an Dicke übertreffen kann, entwickelt. An dem Endrande des am meisten verjüngten dritten Schaft- gliedes entspringen neben einander zwei ungleich lange, nur aus einer geringen Zahl schmächtiger Glieder bestehende Geissein, von denen die längere und stärkere in der Flucht des Schaftes gelegen ist, während die schwächere (Nebengeissel) etwas zur Seite abbiegt. Sowohl Schaft- wie Geisseiglieder sind mit einer je nach Gattungen und Arten schwankenden Zahl von bald nackten, bald getiedertcn Borsten besetzt; die vom End- glied der Hauptgeissel entspringenden können selbst (Diasfi/Us) eine feine Gliederung wahrnehmen lassen. Deutlich in die Augen fallende Unter- schiede scheinen diese oberen Fühler bei den männlichen und weiblichen Individuen bis auf die bei ersteren reichlicher vorhandenen Borsten nicht darzubieten. Die unteren Fühler (Antennae inferiores s. externae) nehmen dicht an der Aussenseite und etwas tiefer als diejenigen des ersten Paares ihren Ursprung. Im vollsten Gegensatz zu diesen gehen sie je nach den beiden Geschleehtern einen sehr verschiedeneu Grad der Ausbildung ein. Bei den weiblichen Cumaceen überhaupt nicht aus dem vorderen Contour des Cephalothorax hervortretend, können sie zwar in manchen Fällen noch eine deutliche Gliederung — bei Diastylis Rathkd: Taf. LI, Fig. 4, 570 Decapoda, iiud smlpta t'iiiil'gliedrig, wenngleich keine .Sonderling in Schaft und Geissei mehr erkennen lassen: iu anderen dagegen {EudorcUa: Tat'. LH, Fig. 8, 9) i'elilt eine solche vollständig, so dass sie nur die Form eines winklig gekrümmten Stummels darbieten. Auch erreichen sie stets nur einen relativ geringen Theil der Länge des oberen Paares. Bei den männlichen Individuen erreichen dagegen diese unteren Fühler eine sehr vollkommene Ausbildung. Sie zerfallen hier (Taf. LI, Fig. 1) deutlich in einen kräf- tigen, zweigliedrigen *") Schaft, an welchem besonders das zweite Glied durch seine Längsstreckuug licrAortiitt, und in eine vielglicdrige Geissei, welche bei jüngeren Männchen noch relativ kurz und derb, bei aus- gewachsenen dagegen sehr lang und dünn, am Ende selbst fein borsten- förmig ist und selbst über die Spitze des Postabdomens beträchtlich hinausragen kann. Auch zeichnen sich diese ausgebildeten männlichen Fühler des zweiten Paares sowohl im Uercich des verlängerten Schaft- gliedes wie der Geissei durch einen sehr reichen Pesatz mit Spürborsten aus, während au den rudimentären weiblichen nur vereinzelte lange Wimperhaare ihren Ursprung nehmen. Die p o s 1 0 r a 1 e n G 1 i e d m a a s s e n p a ar e werden iu der Riclit ung nach vorn auch hier durch eine der Blundöffnung aufliegende Oberlippe abgegrenzt. Auf diese folgt zunächst ein Paar resistenter Kau- oder Oberkiefer (Mandibulae) von schmaler, langstreckiger Form, welches gleich demjenigen vieler Isopoden eines Tastcraubanges vollständig er- mangelt (Taf. LH, Fig. 2) und mit diesem auch darin übereinstimmt, dass der Stamm aus seiner Innenseite fast unter einem rechten Winkel einen gleichbrciten und an seinem freien Ende schräg abgestutzten Molar- fortsatz von ansehnlicher Länge entsendet. Der zwischen ihm und der terminalen, mit Kerbzähnen bewehrten und zweitheiligen Kaulade gelegene Theil des Innenrandes ist mit langen und steifen, kammzabnaitig an- geordneten Borsten besetzt. Zwischen diese Oberkiefer und das erste Paar der Maxillen schiebt sich, wie gewöhnlich bei den IMalacostraken, eine relativ grosse, als „Unterlippe" bezeichnete Ilautduplicatur ein, welche bei ihrer tiefen medianen Spaltung in zwei seitliche, breit abgerundete Lappen um .so mehr den Eindruck von kieferartigen Gliedmaasseu (Para- gnathen) macht, als jeder dieser Lappen auf der Grenze von Innen- und Vorderrand spitzenartig ausgezogen und an beiden nüt Wimperhaaren besetzt ist (Taf. LH, Fig. 1). Von den beiden zarthäutigcu Unterkicfer- paareu (Maxillae) ist das erste (Taf LI, Fig. 5) — nicht, wie A. Dohru irrig angiebt, das zweite — mit einem Tasterauhang (pa) versehen, welcher indessen nicht aufgerichtet, sondern nach aussen und hinten umgeschlagen ist, an der Basis des Kiefers mithin herabhängt. Ohne eine Gliederung erkennen zu lassen, ist er an seinem verjüngten Ende mit zwei langen, *) Nach Ü. Sars würde bei dem erwarhseiieii Jlanncbcii von Dlasti/lis sculpta das erste Scliaftgiied, von welchem das langstrecldge zweite im Knie abbiegt, seinerseits wieder in drei wenigstens angedeutete, kleinere Glieder zerfallen. Organisation. Ö71 geisscli'(iimij;cii Aiiliängen versehen. lu seinem .Staninitlicil Itcsteht dieses erste Unteri^icleipaai- gleicii dem zweiten tasteilosen (Tat'. IJI, Fig'. 3) aus zwei sich theilweisc declceuden und an ihrem Endrande mit langen und scharfen Stachehi besetzten Kauladeu. Die acht auf diese Kiefer folgenden Gliedmaassenpaarc tragen ihrer Conforaiatlou nach den Charakter von Beinen an sich; doch deutet die geringere Längserstrcckuug verbunden mit einer verminderten Gliederzahl und anderen sekundären Abweichungen für die beiden vordersten Paare (Taf. LI, Fig. 6, 7) darauf hin, dass sie sich mit an der Nahrungs- aufnahme betheiligeu und dass sie mithin als Pedes maxillares an- gesprochen werden können. Von den sechs sie zusammensetzenden Gliedern ist das auf das ganz kurze und undeutlich abgegrenzte Basal- glied folgende das bei weitem am kräftigsten entwickelte und den folgen- den gegenüber mehr oder weniger stark verlängert, das Endglied ab- weichend von den vorhergehenden plötzlich sehr schmal, grilfelförmig. Auch lässt an dem ersten Paar dieser Kieferbeine das verlängerte zweite Glied noch einen sich an die Vorder- und Innenseife des folgenden anlehnenden, mit Borsten besetzten Ladeufortsatz, wenngleich von geringer Grössenentwickelung erkennen. Die zweite sich ihnen anschliessende Gruppe von Beinen (Taf. LI, Fig. 8—10) hat bei zum Theil recht wesent- lichen formellen Verschiedenheiten der einzelnen unter einander doch das mit einander gemein, dass an ihnen der Charakter der Spaltbeine in sehr scharfer Weise zur Ausprägung gekommen ist. Es fügt sich nämlich der Basis des kräftigen und langgestreckten Grundgliedes dieser Beine in der Richtung nach aussen unter sehr freier Beweglichkeit eine zweite Glieder- reihe (Fig. 8 — 10, pa) an, welche zu dem Hauptstrang des Beines in dem gleichen Verhältniss steht, wie ein Taster zu einem Kiefer. Dieser als Exopodit bezeichnete Nebenast eines solchen Beines setzt sich aus einem kräitigen, etwas gesehwollen erscheinenden Basal- und einem ungleich schmächtigeren Terminalglied zusammen ; doch zerfällt letzteres wieder in eine grössere Anzahl (7 bis '.•) entweder nur durch Einkerbungen an- gedeuteter oder wirklieh abgeschnürter kleinerer Glieder, welche, ohne eine freie Beweglichkeit aneinander zu besitzen, mit sehr langen und steifen, zweizeilig angeordneten Fiederborsteu besetzt sind. Constant steht dieser Aussenast des Beines, wiewohl in wechselndem Maasse, gegen den Ilauptast an Länge zurück. Letzterer setzt sich aus sieben aufeinander folgenden und frei aneinander beweglichen Gliedern, welche in ihrer relativen Länge und Breite je nach den einzelneu Paaren mehr oder weniger auffallende Unterschiede erkennen lassen, von denen aber das letzte sowohl durch seine Schmalbeit wie durch seinen mit dem vorher- gehenden einen stärkeren Winkel bildenden Verlauf gewöhnlich das Aa- sehen einer End- oder Greifklaue darbietet, zusammen. Solche Spaltbeine können übrigens im Anschluss an die Pedes maxillares je nach den Gattungen und dem Sexus der Cumaeeen in wechselnder Anzahl auf- treten: während sich z. B. bei den weiblichen Diasii/lis deren nur drei 572 Decapoiia. Paare vorfinden, besitzt EtidoirUa ihrer vier und eine nucb grössere Anzahl ist den männlichen Individuen der meisten Gattungen eigen. In entsprechend wechselnder Zahl sind dann selbstverständlich die den Schluss der postoralen Gliedmaasscnrcihe bildenden Beinpaare, welche des tasterförniigen Aussenastes entbehren (Taf. LI, Fig. 11), bei ungleich geringerer Längsstreckung aber gleichfalls sieben aufeinander folgende Glieder besitzen, nämlich (bei den Weibchen) zu dreien oder nur zu zweien vorhanden. Da die fünf hintersten Beinpaare an selbstständigen, vom Cephalothorax abgelösten Segmenten entspringen, so stellt sich ihre Bildung, ob Spalt- oder einfache Beine, als völlig unabhängig von ihrer Einlenkung dar. Dass die beiden vordersten, als Pedes maxillares bezeichneten Bein- l)aare mit eigenthümlichen, der Respiration dienenden Anhangsgebilden ausgestattet sind, wird bei den Athinungsorganen näher zu erörtern sein. Während sich, wie die vorstehende Darstellung ergiebt, die dem Vorderkörper der Cumaceen entsprechenden Gliedmaassenpaare vollzählig ausgebildet vorfinden, ist dies mit den dem Postabdomeu zukommenden ungleich seltener der Fall. Vielmehr ist hier als die Regel anzusehen, dass nur eine partielle Ausbildung derselben Platz greift, und dass sie sich bei den weiblichen Individuen ganz constaut nur auf ein einzelnes Paar beschränken. Dieses bei beiden Geschlechtern in bemerkenswerther Lauge und charakteristischer Form ausgebildete Paar von Hinterleibs- beinen nimmt stets von dem Hinterrand des vorletzten (sechsten) Segments des Postabdomen seinen Ursprung (Taf. L, Fig. 14, Taf. LI, Fig. 1, 2, Fig. LH, Fig. 10-12) und lässt den (gewöhnlichen) Charakter von Spalt- beineu (Pedes fissi) der Malacostraken erkennen. Ein unpaares griffel- fürmiges ßasalglied, welches bald sehr lang und dünn, bald relativ kurz und stämmig sein kann, trägt an seiner Spitze zwei mehr über- als neben- einander entspringende Spaltäste, welche sich aus je zwei verschieden langen, abgeplatteten Gliedern zusammensetzen, von denen das eine in- dessen auch undeutlich werden oder schwinden kann. Diesem constaut ausgebildeten sechsten Paar der Pedes fissi, welches in der relativen Länge und der Bestachelniig seiner einzelnen Glieder je nach den beiden Sexus mehr oder weniger auffallende Verschiedenheiteu darbieten kann, gesellen sich nun bei den männlichen Individuen mehrerer Gattungen weitere Paare von ungleich geringerer Länge an den vorderen Segmenten des Püstabdonien hinzu. Doch ist hierin keineswegs ein coustauter L'nter- schied gegenüber den weiblichen Individuen zu erkennen, da z. B. die Gattungen CioncUa und Ck iiqji/lasjils Üars auch im männlichen Geschlecht einzig und allein das verlängerte sechste Paar ausgebildet besitzen. Die hinzukommenden Paare können sich entweder {Diastylis, Leiicon, Eudorella) auf die beiden ersten Segmente des männliclien Postabdomen beschränken (Taf. LH, Fig. 6), ja selbst nur am zweiten (Fstudocuma) entwickelt sein, oder sie können sich an den drei (Lamprops) bis fünf vorderen {Cyclasxns) ausgebildet finden Bei normaler Ausbildung bestehen sie aus einem lang- Oi'ganisatioii. 573 streckigen, derben Basalglied und zwei sehr kurzen, lamellösen mit langen, gespreizten Fiederborsten besetzten Spaltästcn, von denen der äussere zweigliedrig, der innere ungegliedert erscheint. So ist es z. R. bei den Lemon-, FudoirUn-, Larnjirops- und mebreren Diasfylis -Avton (J). scnlpta uud bixiiinosti), während bei anderen Arten der letztgenannten Gattung beide Spaltästc entweder zwei- (i). ludfera) oder nur eingliedrig (7). hi- plkaia) sein, auch je nach den beiden Paaren der Pedes spurii hierin wechseln {1). hnifimaun) können. Eine Verschmelzung der beiden Spalt- äste zur Herstellung eines einzelnen Terminalgliedes ist für die Männchen von Diastijlis scrmta, ihr gänzliches Eingeben für diejenigen von Pf^cttdo- rnma charakteristisch. Schon von Kroyer ist u. A. für die Männchen seiner Cunin cüHjnhfa {DidSiyJis Batlihei) und Eudorellopsis (Lmcon) dcformis darauf hingewiesen worden, dass an der Bauchseite des dritten und vierten Postabdominal- segmentes und zwar dicht vor dem Ilinterrande derselben vier paarweise genäherte lange und steife, mit Wimperhaaren besetzte Borsten iliren Ursprung nehmen, welche er für erstere Art direkt als „Pedes abdomi- nales" in Anspruch nimmt. Ihrer Ansatzstelle entsprechen diese Borsten in derThat den Spaltbein paaren der beiden vorderen Segmente, welchen sie möglicher Weise auch funktionell, nämlich als Hebel Vorrichtungen zur Bewegung des Hinterleibes gegen eine feste Unterlage, nahe kommen dürften. ludessen sie als paarige Gliedmaassen aufzufassen, hindert einer- seits ihre Zahl, andererseits der völlige Mangel einer Gliederung in sich. Uebrigens beschränken sich solche Stemmborsten durchaus nicht auf die der Pedes spurii entbehrenden Postabdominalsegmente der Männchen, sondern sie treten auch wiederholt an denjenigen verschiedener weiblicher Cumaceen-Formeu auf. Nach Sars besitzt sie das Weibchen \on Lepto- cuma Khihenß an den drei ersten, dasjenige der Diastijlis ahhrcviata am zweiten Hinterleibssegment: und in besonderer Deutlichkeit sind sie am zweiten bis vierten bei den Weibchen der DiasUßis PuifliJcci entwickelt, wo sich ausserdem noch sehr viel kürzere am fünften erkennen lassen. Diese den weibliehen Individuen (wenigstens der letztgenannten Art) eigenthümlicheu Stenimborsten unterscheiden sich von den durch Kroj'er dargestellten männlichen durch den Mangel der zahlreichen Wimpern im Bereich ihrer Basis ; sie besitzen solche nur in geringer Zahl und von grosser Zartheit an ihrer äussersten, in Form eines dünneu Griffels ab- gesetzten Spitze. 2. Nervensystem und Sinnesorgane. Kroyer hat in einer, allerdings sehr primitiven Skizze des Nerven- systems für Cunia Edwaräsi Kr. ausser einem oberen und unteren Sehlundganglion drei grosse, rundliche und durch lange, getrennte Com- missuren nut einander verbundene Cephalotliorax- Ganglien, so wie in weiterer Entfernung vom letzten derselben einige enger aneinander ge- rückte Ilintcrleii)s(?)-Ganglien zur Kenntniss gebracht. Wesentlich ab- 1^74 Decapoda. weichend hiervon ist die Beschreibung,- und bildliche Darstellung, welche 0. Sars von dem centralen Nervensystem der Jiiastylis sculpta (Taf. LH, Fig. 7 ga) bekannt gemacht hnt. Dieselbe lässt sich kurz dahin zusammen- fassen, dass im Bereich des Cephalothorax ausser dem oberhalb des Oesophagus gelegenen Gehirngauglion noch fünf selbstständige Bauch- ganglien gelegen sind, so wie dass jedem der auf den Cephalothorax folgenden freien Segmente des Vorderleibes und ebenso jedem Segmente des Postabdomen ein besonderes Ganglion eigen ist, welches sich mit dem ihm vorangehenden durch relativ lauge Commissuren in Verbindung setzt. Diese sehr ausgesprochene Homonomität in der Gliederung der Bauchganglienkette, welche für das langstreckige und sehr frei gegliederte Postabdomen von vorn herein zu erwarten ist und auch für die ihm vorangehenden freien Segmente wenigstens nichts Auffälliges darbietet, hat für die innerhalb des Cephalothorax gelegenen Ganglien etwas un- zweifelhaft Ueberraschendes, da sich darin ebensowohl eine vollständige Unabhängigkeit des centralen Nervensystems von der Segmentirung des llautskeletes, wie auf der anderen Seite ein jMangel an Uebereinstimmung in der Zahl der Ganglien und Gliedmaassenpaare zu erkennen giebt. Eine Correspondenz stellt sich nämlich nur für die acht hinteren Ganglien und Gliedmaassenpaare des Vorderleibes (zwei Paar Pedes maxillares und sechs Paar Beine) heraus, während im Vorangehenden nur zwei Ganglien auf drei Gliedmaassenpaare (Kiefer) entfallen. Von den einzelnen Ganglien fällt besonders das untere Schlundganglion nicht nur dem — wie ge- wöhnlich — voluminösen Gehirnganglion, sondern auch den zunächst auf jenes folgenden gegenüber durch seine Schmächtigkeit auf. Von letzteren erscheint erwähuenswcrth, dass sie naclr-der Sars' scheu Abbildung bis zum achten (also dem im drittletzten freien Leibesring gelegenen) an Grössenumfang allmählich zu-, von da an wieder etwas abnehmen, bis sich dann an den llinterleibsganglicn wieder die gleiche Schmalheit wie am Ganglion infraoesophageuni geltend macht. Aus den einzelnen Ganglien gehen divergirend zahlreichere, aus den sie verbindenden, langstreckigen Commissuren je ein Paar von Nervenstämmen hervor, lieber das Ver- halten der aus dem Gnnglion supraocsophageum hervorgehenden Augen- und Fühlcrnerven giebt die Idldliche Darstellung keinen nähereu Auf- schluss ; ebenso scheint die durch die beiden ersten ventralen Ganglien bewirkte Innervirung noch näheren Ermittelungen vorbehalten zu sein. Unter den Sinnesorganen der Cumaceen stellen sich die Augen als sehr kümmerliche, ofl'enbar im Bückgang begriffene Organe dar, für welche die Annahme einer „Vererbung" seitens der mit einem unpaaren Stirnauge versehenen Entomostraken jedes Anhaltes entbehrt. Auch die Znrückführung ihrer rudimentären, bis zu gänzlichem Verschwinden berab- gedrückten Ausbildung auf den Aufenthalt dieser Crustaceeu im Meeres- schlamm niuss sich in sofern als hinfällig erweisen, als zahlreiche, mit wohlentwickelten Augen versehene Mitglieder der zunächst verwandten Ordnungen eine gleiche Lebensweise führen, unter den Cumaceen selbst Organisation. 575 aber oft die Arten einer mul derselben Gattung in dem Besitz von Augen ditferiren. So sind dieselben z. B. bei Diasfijliii Bathkci, liicifrnt, his2)inos^(t und ttimidd zur Ausbildung gelangt, vvälirend sie bei B. serrata, liiplicafa, lomjiniana und ampiülacca vermisst werden. Letzteres Verhalten erweist sich ferner als constant für die Gattungen LcptoMylii^ . Lcucon, FAuhrcUa, Cydaspls und Petalomera (FdaJojnts Sars antea), während PscudociDiKi und Leptocnma nur Andeutungen von Augen, denen licht- brechende Linsen noch fehlen, besitzen. In fast allen Fällen ihrer Aus- bildung tindeu sich die Augen an der Basis des zweitheiligen Rostrum, in der Mitte des zwischen seine beiden Lappen eindringenden Vorder- randes des Cephalothorax in Form einer unpaaren Pigmentanhäufung mit zwei, vier oder mehr in dieselbe eingesenkten, meist sehr kleinen licht- lirechenden Linsen vor. Meist ist der Pigmenthiigel von geringem Umfang und schwärzlicher Färbung, in einzelnen Fällen (Cdnqiylaspis: Taf. LII, Fig. 11, Cumdla, Hcmlkviiprops) von ansehnlicher Grösse und — bei letztgenannter Gattung — intensiv mennigroth (ingirt, zugleich auf seiner Oberseite mit mehreren, die Linsen überwölbenden, glänzenden Corneen ausgestattet. Als recht abweichend stellt sich die Gattung }\nunastacnfi Sp. Bäte dadurch hin, dass bei ihr der stark verbreiterte Mittellappen zwei weit getrennte, seitliche Einzelaugeu trägt. Die bei weitem auf- fallendste Augenbildung hat 0. Sars indessen für die aus dem Antillen- Meere stammende, auch durch die zierliche Skulptur ihres Hautpanzers ausgezeichnete Gattung BtcphanonDna (Art: Stq'^i. Goi-si Sars) nach- gewiesen. Bei dieser ist der stumpf kegelförmig vorspringende Stirn- fortsatz des Cephalothorax auf der Oberseite seines senkrechten Absturzes mit einem förmlichen Kranz selbstständiger Punktaugen, welche, zehn an Zahl, ein grösseres, in der Mitte gelegenes umringen, besetzt und zwar sind von den zehn peripherisch gelegenen die drei hinteren jederseits beträchtlich grösser als die vier den Vorderrand säumenden und zugleich von länglich ovalem Thnriss (Taf. LII, Fig. 12). Dieses letztere Ver- halten lässt noch in ungleich schärferer Weise als es bei dem kleinen Mittelauge von Diasfi/Ii!^ und den zunächst verwandten Gattungen der Fall ist, die völlige Verschiedenheit des Cumnceen-Auges von dem Stirn- auge der Enfoiiwiitwr-a hervortreten, während von einer Aehnlichkeit mit den paarigen „sitzenden" Augen der Tsopodcn und Amphipoden selbst- verständlich überhaupt keine Rede sein kann. Anderweitigen Sinneswahrnehmungen dürften bei den Cumaccen dreierlei charakteristische Formen von Cuticular- Anhängen dienen, deren erste eine weite Verbreitung über die Gliedmaassen erkennen lässt, während die beiden anderen mehr lokal auftreten. Auffallend lange, geissclförmige, gegen das Ende fein zugespitzte und mit sperrigen Fiederhaareu besetzte Borsten, welche vermuthlich nur eine allgemeine Tastempfindung zu ver- mitteln bestimmt sind, finden sich (in der Einzahl) am Ende des Basal- gliedes der oberen, (in Mehrzahl) an den unteren Antennen des Weibchens (Taf. LI, Fig. 3, 4), an der Spitze der einzelnen Glieder der I'edcs 576 Decapoda. maxillares und der verscliiedenen Ijeinpaare (Tat'. LI, Fig. tl— 10), ferner in grosser Anzabl und kanimzabni'örmiger Anordnung an der Innenseite des langgestreckten Basalgliedes der mit einem äusseren Tasteranhang versehenen und auch einzelner eines solchen entbehrender Beine vor; endlich bekleiden sie auch in regelmässig zweizäbliger vVnordnung den ganzen gegliederten Endtbeil der tasterförmigen Beinanbänge, an welchem sie neben einer ansehnlicheren Länge auch einen höheren Grad von Steil- heit erkennen lassen, .le nach den einzelnen Uliedmaassen und je nach den Ursprungsstellen an diesen in ihren Längsverhältnissen vielfachen Verschiedenheiten unterliegend, überragen sie den Contour der Glied- maasseu dennoch durchweg bei weitem stärker, als dies bei den beiden anderen Categorien von Sinnesborsteu der Fall ist. Von diesen kann die eine ihrer eigenthümlichen Form nach als Fin selb ersten (Taf. LH, Fig. 4) bezeichnet werden. Dem Ende eines keulenförmig angeschwollenen, säulchenförmigen Griffels sitzt ein zweites, ungleich dünneres Glied be- weglich angefügt auf, von dessen Spitze ein ganzes Bündel langer und feiner Haare nach allen Richtungen bin ausstrahlt. Diese relativ sehr kleinen und zarten Pinselborsten finden sich vereinzelt oder zu einigen bei einander an der Spitze mehrerer Schaft- sowohl als Gcissciglicder der oberen Antennen bei beiden Geschlechtern, ausserdem auffallender Weise aber auch an dem Endglied der hinteren (tasterlosen) Mittelleibsbeine so wie an dem ungegliederten Spaltaste der Pedes spurii der niänidichen Individuen vor; bei letzteren fehlen sie auch nicht ganz im Bereich des Schaftes der langstreckigen Fühler des zweiten Paares. Die dritte Cate- gorie endlich scheint nur den Männchen eigen zu sein und sich auf die Fühler dieser zu beschränken, so dass sie als Spur- oder Riechborsten in Anspruch genommen werden kann. In Form von langen, gleich- breiten, an der Spitze abgestumpften, fast schlauchförmigen Ilaargebilden auftretend und in grösserer Zahl zu Büscheln vereinigt (Tat. LH, Fig. 5), können sie auffallende Unterschiede in der Grösse darbieten. So kommen z. B. diejenigen, welche bei Diastylis snäpta von der Spitze des Schaftes an den oberen männlichen Fühlern in grösserer Anzahl dicht bei einander ihren Ursprung nehmen, der fünfgliedrigen Hauptgeissel fast an Länge gleich, während die das zweite Schaft- und die Geisselglicdcr der langen unteren Fühler längs der Oberseite in sehr znhlieichen Büscheln besetzt haltenden sehr viel kürzer sind und die Piuselborsten nur wenig an Länge übertreffen. Auch sind letztere leicht gekrümmt, jene langen dagegen gerade gestreckt. 3. Verdauungsorgane. Der Tractus intestinalis zerfällt formell in einen vom Munde auf- steigenden, sehr kurzen Oesophagus, einen sich durch den grösseien Theil des Cephalothorax hindurch erstreckenden , weiten und länglich sack- förmigen Magenabschnitt und einen dünnen, cylindrischen , die freien Mittelleibs- und Postabdoniinalsegmente auf geradem AVege passirenden Organisation. 577 Darm (Taf. LH, Fig. 7). Mit Rücksicht auf die BcschatTenheit seiner Wandnngeii luul seiner Funktion besteht jedoch der umi^ingreiche Magen (Fig. 7, ve) aus zwei wesentlich verschiedenen, wiewohl äusserlich nicht deutlich von einander geschiedenen Theilen, nämlich aus einem Proven- triculus und einem Chylusniagen, welcher letzterer indessen nur den sack- lörniig erweiterten vorderen Theil des Chylusdarnies repräsentiren dürfte. Einen Kaumagen hat zwar K royer direkt in Abrede gestellt, dagegen 0. Sars mit Bestimmtheit nachweisen können. Unter dem Jlittellappen des Ceplialothorax gelegen und gleich diesem vorn bogig abgerundet, zeigt er etwa den Umriss einer Glocke. Mit stark muskulösen Wandungen und verschiedenen, in sein Lumen vorspringenden und borstentragenden Leisten, auf seinem Grunde ferner mit einem complicirten Triturationsapparat ver- sehen, dient er gleich dem Magen der Decapoden zunächst zum Zer- reiben der in ihn hinein gelangenden Nahrung. In welcher Weise sich derselbe innerhalb gegen den sich ihm äusserlich unmittelbar anschliessen- den Chylusmagen absetzt, bleibt noch näher zu ermitteln. Letzterer gabelt sich bald nach seinem Hervorgehen aus dem Froventriculus in zwei über- einander liegende Schenkel, von denen der sehr viel engere und ganz kurze untere zur Einmündung der jederseitigen Leberschläucbe (Mittel- darm-Drüsen) dient und im Grunde nur einen Divertikel der unteren Magenwand darstellt: während der vom Froventriculus etwas nach oben aufsteigende Haupttheil durch Muskelbündel (Fig. 7, m) an die Rücken- wand des Cephalothorax befestigt ist und "von da ab eine 8 förmige Kiümmung zum Uebergang in den dünneren Theil des Chylusdarnies (Fig. 7, in) beschreibt. Letzterer mündet au der Unterseite der Basis des siebenten Postabdominalsegmentes mit einer durch einen Sphincter ver- schlie.ssbaren Längsspalte aus. Die Leberschläuche (Fig. 7, he), jederseits zu dreien sich in den unteren und vorderen Theil des Chjdusmagens einsenkend, erscheinen in ähnlicher Weise wie diejenigen der Isopoden ahernirend eingeschnürt und aufgetrieben, gleichen ihnen auch durch die ochergelbe Färbung ihres luhnltes, des von den Drüsen ihrer Wandung abgeschiedenen Sekretes. In eine Art Gegensatz zu jenen treten sie indessen, abgesehen von der vermehrten Zahl, durch ihre ungleich geringere Länge, welche in ersicht- licher Abhängigkeit von der heteronomen Segnientirung des Hautskeletes steht. Sie beschränken sich nämlich auf die Cephalothorax-Region, inner- halb welcher sie ihre zipfelartig verdünnte Spitze nach oben krümmen. Uebrigens sind sie nicht, wie hei Diashjlis, durchweg von gleicher Länge; vielmehr übertrifft bei Lcucon der mittlere Leberschlauch jederseits die beiden anderen um da.s Doppelte an Ausdehnung. Während die beiden aussen entspringenden sich den Seiteuwandungen des Chylusniagens an- legen, schlägt sich der innere jederseits über die Rückenwaud desselben nach aufwärts. Ob sich ausser diesen Leberschläuchen noch anderweitige, als Excre- tionsorgane fungirende Drüseuschläuche in den Darmkaual der Cumaceen Bronn, Klassen des Thior- Reichs. V. 2. 37 578 Decapoda. einsenken, ist zur Zeit nicbt bekannt. Dagegen liat 0. Sars ein bei allen von ihm untersuchten Gattungen aufgefundenes paariges schlauch- förmiges Organ , welches jederseits dem Pericardium lose angeheftet ist, als Excretionsorgan in Ansi)ruch genommen. Dasselbe (Fig. 7, gl) er- scheint durch regelmässige Einschnürungen perlscbnurförmig, von gelblich- weisser Färbung, halb durchscheinend und von einem feinkörnigen Inhalt (Kalk-Concremente?) angefüllt. Die Ansmündungsstelle seines spitz zipfel- förmigen hinteren Endes ist unbekannt geblieben. 4. Cireulationsorgane. Das Herz der Cuniaeeen (Taf. LH, Fig. 7, c) erinnert durch seinen s])iudelförniigen Umriss und durch die scharfe Abgrenzung gegen die aus ihm hervorgehenden Gefässstämme lebhaft an dasjenige der Decapoden, mit welchem es mutatis mutandis auch die Lage gemein hat. Jlit dem vorderen Dritttheil seiner Länge in die hintere Region des Cephalothorax hineinragend, ist es im Uebrigen unter der Kücken wandung der beiden ersten, auf jenen folgenden freien Segmente gelegen. Im Profil betrachtet, lässt es an seiner oberen Wand drei durch spitzige Erhebungen gesonderte Einsattelungen erkennen, was den Eindruck hervorruft, als ob es mit jenen drei hervortretenden Zipfeln an der Rückenwand befestigt sei. Wie ge- wöhnlich, wird es von einem zarthäutigen Pericardium eingehiillt. Aus seinem zugespitzten vorderen Ende geben dicht neben einander drei Arterien hervor, von denen die beträchtlich stärkere unpaare einer Aorta cephalica entspricht. Seine Seitenwandungen lassen bei der Rüeken- ansicht drei unter gleichen Abständen liegende tiefe Einkerbungen er- kennen, welche auf drei Paare venöser Ostien hinzuweisen scheinen, wie- wohl von 0. Sars nur ein einzelnes Paar solcher zugestanden wird. Sein zugespitztes hinteres Ende entsendet median eine Aorta posterior, jeder- seits von derselben einen bauchwärts herabsteigenden schwächeren Arterienstamm, welcher nach den Ermittelungen A. Dohrn's sich alsbald in mehrere Aeste spaltet. Zwei derselben schlagen, dem ersten und zweiten Dritttheil der Körperhöhe entsprechend, die Richtung nach hinten ein; der dritte dagegen, seiner Stärke nach der Hauptast, wendet sich von dem unteren Ende des abwärts steigenden Stammes aus in fast rechtem Winkel nach vorn und theilt sich auf der Grenze vom Ce]iha]o- thorax und ersten freien Segment abermals in zwei Aeste, von denen sich der eine gegen die Bauchseite des Cephalothorax hin herabbiegt, der andere, in der Richtung nach vorn weiter verlaufend, secuudär verästelte Gefäss- zweige gegen die Kiemengegend hin entsendet. Die Verzweigungen dieses oberen sowohl wie des unteren Vorderastes sollen in die Hohlräume des Cephalothorax eintreten und im Inneren derselben ein reiches und weit ausgebreitetes Gefässnetz zu Wege bringen. Sonst liegt über die Ver- zweigung der aus dem Herzen hervorgehenden Gefässstämme nur die Angabe vor, dass die Aorta sich oberhalb des Magens theilt, Verzweigungen an das Gehirnganglion und die Fühler abgiebt, mit ihrem Hauptstroni Organisation. 57«) al)cr gleichfalls in das Innere des Cepbalothorax eintritt, um denselben auch von vorn her mit Blutläufen zu verseben. Das innerhalb des feinen, im Rückeuscbild hetindlicbeu Masebenwerkes circulirende Blut wird einem weiten Randkanal zugeführt, aus welchem es direkt dem Pericardialsinus und durch diesen wieder dem Herzen zugeführt wird. Aus den vor- stehenden Daten erhellt, dass mit etwaiger Ausnahme der zur Athmung in nähere Beziehung tretenden Gefässe der Circulationsapparat der Cuma- ceeu zur Zeit nur sehr lückenhaft bekannt und einer eingehenden Er- forschung im hohen Grade bedürftig ist. 5. Athmungsorgane. Neben dem an der Decarbonisirung des Blutes unzweifelhaft be- theiligten Cepbalothorax fungirt als spezifisches Atbnuingsorgau bei den Cumaceen ein den vorderen l'edes masillares angefügtes, ebenso umfang- reiches wie complicirt gebautes Kiemenpaar (Taf. LI, Fig. 6, br), während als Strudelorgane zur Zufuhr neuen Wassers einerseits der Tasteranhang des ersten Maxillenpaares, andererseits eine an der Basis der hinteren Pedes raaxillares befindliche, mit langen, gespreizten Borsten besetzte Platte (Taf. LI, Fig. 7, la) in Funktion treten. Das durch seinen ge- drungenen Bau ausgezeichnete erste Paar der Pedes maxillares artikulirt mit seinem länglich viereckigen Stammtheil an einer grossen, queren Sternalplatte, welche sich mit einer kegelförmig zugespitzten medianen Verlängerung weit zwischen die beiden Grundglieder hineinschiebt. Mit der Aussenseite dieses grossen Stammtbeiles ist unter frei beweglicher Einlenkung eine sehr umfangreiche, zarthäntige Platte (Fig. 6, la) iu Verbindung gesetzt, welche, sich weit in der Richtung nach hinten ver- längernd, nicht flach ausgebreitet ist, sondern sich muschel- oder taschen- förmig zusammenklappt, so dass ihre nach innen gerichteten freien Ränder zwischen sich eine Höhlung bergen. An der Innenseite ihres nach vorn gerichteten, stumpf abgerundeten Endes verlängert sich diese jederseitige Platte in einen ungleich resistenteren (verhornten), schmalen und zangen- artig gebogenen Fortsatz (Fig. 6, f), welcher, zuerst stark ausgeschweift, die Endglieder des Pes maxillaris umkreist, um alsdann vor denselben sich mit dem der anderen Seite median unter gerader Linie auf eine längere Strecke hin zu berühren. Dabei erweitert und verdünnt sich das vordere Ende beider Zangenarme, welche im Bereich ihrer Basis dick und kantig sind, blattartig und setzt sich ausserdem noch in eine äusserst zarte, völlig hyaline Platte von grossem Umfang und halblanzettlichem Contour fort. Diese beiden an die Blätter einer Scheere erinnernden, aber nicht auf-, sondern nebeneinander liegenden Platten, welche mithin weit nacli vorn über die Pedes maxillares und zugleich auch über die kürzeren, ihnen aufliegenden Kieferpaare hinausreiehen, kommen in situ in der unteren Aushöhlung des gleichfalls aus zwei Hälften bestehenden Stirnschnabcls zu liegen und sind in dieser verschiebbar. Bei diesem ganzen, bisher beschriebenen complicirten Apparat handelt es sich nur 37* 580 Docapoda. um den Träger der jederseitigen Kieme, welche mit der oben erwähnten, tasehenförmig eingeklappten , grossen Hautplatte allerdings in unmittel- barem Zusammenhang steht, ja sich sogar nur als ein direkter Umschlag derselben (Fig. 6, br) darstellt. Um das Lagerungsverhältniss dieser Kieme innerhalb der entsprechenden Cei)halnthoraxhälfte klarzustellen, ist es nothwendig hervorzuheben , dass die durch die grosse häutige Platte gebildete Tasche sich der jederseitigen vorderen Zangenhälfte ventral- wäits anlegt und ihre Oetfnung nach oben und zugleich nach innen (gegen den Chylusmagen hin) kehrt, während ihr geschlossener Boden der Aussen- und Unterseite des Cephalothorax zugewendet ist. Es ist nun der nach unten und innen liegende freie Rand der Tasche, welcher sich in die Höhlung derselben nach oben und aussen einschlägt und eine an ihrem oberen freien Rande zu zahlreichen (zu 14 bis 20 und darüber), kamm- zahnartig aneinander gereihten Blättchen eingeschnittene Kiemenplatte bildet. Diese Kieme, deren Randblättchen in der Richtung von vorn nach hinten allmählich kürzer werden , ist mithin dem entsprechenden Seiten- theil der oberen Wölbung des Cephalothorax zugewendet und kann gegen diese hin- und herschwingen. Wenn die Bedeutung dieses Organes als Kieme von A. Do hm in Zweifel gezogen und auf die Möglichkeit hin- gewiesen worden ist, es könne nur als eine der Wasserzufuhr dienende schwingende Platte fungiren, so ist dem entgegen zu halten, dass seine Struktur ganz unzweifelhaft die — auch von 0. Sars vertretene — Kiemennatur bekundet. Nicht nur, dass in das Innere sämratlicher, sich aus dem freien Rande erhebender fingerförmiger Schläuche sich maschen- förmige Hohlräume, welche offenbar von Blut durchströmt werden, hiucin- erstrecken, so zeigt auch der nicht zerschlitzte Theil der in die taschen- förmige Höhlung eingeschlagenen Kiemenlamelle, ja sogar der grösste Theil der Taschenwandung selbst das von den Amphipoden- Kiemen bekannte Verhalten, nämlich das sich bei Betrachtung der Fläche als dichte Tüpfelung (in fast regelmässigen Parallelreihen) darstellende Durch- setztseiu des flachen Lumens von maschenartig angeordneten Pfeilern. Ja es liegt hier offenbar eine ungleich höher ausgebildete Kiemenform als bei den Amphipoden vor, welche durch die fingerförmige Zerschlitzung ihres Randes sich ziemlich direkt den Kiemenbildungen der Schizopoden und Stomatopoden annähert. Für eine einfach schwingende Platte müsste eine derartige Struktur sich ebensowohl als nutzlos wie als unzweckmässig erweisen; dicht gestellte steife und gefiederte Randborsten würden einer solchen ungleich bessere Dienste erweisen. Derartig gestaltete Strudel- organe sind aber überdies in unmittelbarer Nähe der Kieme, wie bereits erwähnt, zwiefach vertreten: einerseits in dem nach hinten umgeschlagenen geisseiförmigen Taster des ersten Maxillenpaares (Taf. LI, Fig. 5, pa), andererseits in der mit radiär gespreitzten Fiederborsten besetzten Platte an der Basis des zweiten Paares der Pedes maxillares (Fig. 7, la). Uebrigens beruht auf der Aktion beider keinesw'egs allein der für die Athmung benöthigte Wasserwechsel; in erster Linie wird derselbe dadurch Organisation. 581 bewirkt, dass der g-esaiiiinte mit dem ersten Paar der Pedes luaxillarcs y,Lisaiiiuieiiliaiiji,Liide Kiciiiciiträger- Apparat rlij Ihniiscli nacli vorn gestossen uud zurückgezogen wird, wobei in demsclljcn Maasse, als vorn beim Hcrvortreteu der Zangenblätter aus der Höhlung des Koslrum Wasser abfliesst, von der entgegengesetzten Weite her wieder neues in die Kiemen- höhle eintritt. Bei dieser von den Bewegungen der Pedes maxillares abhängigen Verschiebung der Kiemen kann auch von einer „Befestigung derselben an der Leibeswand" durch einen besonderen Strang, wie sie Dohrn angiebt, wohl keine Rede sein. Wenn es nach der vorstehenden Darstellung keinem Zweifel unter- liegen kann, dass das durch seine Form und die Art seiner Befestigung sehr ausgezeichnete Kiemenpaar der Cumaceen das eigentliche oder wenigstens hauptsächlichste Athmungsorgan dieser Crustaceen darstellt, so ist damit nicht ausgeschlossen, dass sich nebenher auch der Cephalo- thorax, welcher diese Kiemen überwölbt, an der Blutverbesserung betheiligt. Es weist darauf die sehr ausgedehnte Durchdringung des zwischen seinen beiden Lamellen befindlichen Hohlraumes, welcher von zahlreichen Bälk- chen maschenartig durchsetzt wird, durch ansehnliche, zum Herzen zurück- kehrende Blutströme hin. Indessen schon die feste Consistenz und Sprödig- keit seiner Wandungen erweist sich als wenig geeignet, ihn zum all- einigen oder vorwiegenden Vermittler des Athmungsprozesses nach Art der Tanaidcn und Phyllocarideu zu befähigen. Ganz vorwiegend versieht er offenbar die Rolle eines „Brustpanzers" nach Art desjenigen der Deca- poden, welcher dem Schutz und der Fixirung der von ihm eingeschlossenen Organe dient. Zu diesen gehören auch die Kiemen, welche mit denjenigen der Decapoden wenigstens darin übereinstimmen , dass sie als Anhänge eines Extremitätenpaares in eine besondere, sie von den übrigen Orgauen trennende Höhlung eingelagert sind. 6. Fortpflanzungsorgane. Die Geschlechtsöffnungen halten auch hei den Cumaceen die bei den Malacostiakeu gewöhnliche Lage ein: die getrennten männlichen, auf zwei kleinen kegelförmigen Hervorragungen gelegen, finden sich auf der Bauch- seite des fünften auf den Cephalothorax folgenden freien Segmentes nahe der Mittellinie, die (uupaareV) weibliche dagegen auf der Unterseite des drittletzten Segmentes vor. Die beiderseitigen Geschlechtsdrüsen liegen dem dünneren, cylin- drischeu Theil des Chylusdarmes beiderseits und ihn zugleich nach oben überragend an und erstrecken sich auf denjenigen Theil der Leibeshöhle, welcher den vier vorderen, auf den Cephalothorax folgenden freien Segmenten entspricht. Die Hoden, als längliche, cylindrische, an ihrem vorderen Ende zuweilen in mehrere Zipfel auslaufende Schläuche, durch Bindegewebsstränge an den Darm angeheftet, sind bei geschlechtsreifen Individuen mit Samenelementen in den verschiedensten Stadien der Ent- wickelung prall angefüllt. Die den sehr kurzen Ausfuhrungsgängen 582 Decapoda. zunächst gelegenen zeigen die langgestreckte Fadeuform und sind zu Bliudelu vereinigt. Die ungleich grösseren und besonders lunfangreichercii Ovarien (Tat'. LH, Fig. 7, ov) nehmen in einem weiter vorgeschrittenen Stadium der Ausbildung durch die ansehnliche Grösse der in ihnen ent- haltenen Eier eine gelappte Form an und gleichen daher zwei gross- beerigen Trauben, welche mit ihrem Vorderende sogar bis in den hinteren Theil des Cephalothorax hineinragen können. Die innerhalb des Ovarial Schlauches dicht zusammengepackten legereifen Eier ])latten sich gegen- seitig ab und sind gleichzeitig in sehr wechselnder Zahl anzutreffen: bei Diastylis etwa zu dreissig, bei Leucon nasicus Kr. nur zu sieben. Die zur Abführung derselben dienenden Ovidukte haben bis jetzt nicht nach- gewiesen werden können. Bei den geschlechtsreifen Weibchen bilden sich während der Fort- pflanzungszeit an der Bauchseite der drei ersten fielen Leibesringe, so wie an der hinteren Grenze des Cephalothorax paarige Brutlamellen aus, welche, wenn sie ihre endgültige Grösse erreicht haben, durch Ueber- einanderschlagen ein umfangreiches Marsupium behufs Aufnahme der sich zu Embryonen ausbildenden Eier herstellen (Taf. LH, Fig. 10). Die Ab- hebung dieser Duplikaturen von der Bauchwand beginnt nahe der Mittel- linie der ventralen llalbringe, während sie bei zunehmendem Längs- und Breiten -Wachsthum immer mehr nach aussen bis an den Seitenrand ge- drängt werden. Bei der ersten Anlage sind die Brutlaniellcn des dritten Segmentes sehr viel kleiner als diejenigen der vorhergehenden. Durch das mit Embryonen angefüllte Marsupium, welches sich unter dem vorderen Körperabscbuitt stark halbkuglig hervorwölbt, gleichen die trächtigen Cumaceeu-Weibchen in auffallender Weise den Mysideen, bei welchen die Brutlamellen allerdings von vornherein als lamellüse Anhänge der Beine zu entstehen scheinen. Bei den J)(ßs/y/? stellt: Diaslißis PuifMd K r. Euäordla emarginafa K r. — lacvis Norm. ('HumUla Lillj.). — truncatula Sp. Bäte {inrniiis CdmpyluRpis ruhmimln L i 1 1 j . — affln'iS Sars — rostata Sars — unrlata Sars — sulcata Sars — verrucosa Sars — liorrida Sars — Itteifcra K r. Lcptosfijlis imqiHllarcii Lill.j- C/imia scor^noides Mout. Psciidocnma cercaria Bened. Mein.). Eudordlopsis deform is Kr. {hdia Mein.). Leucon nasiea. K r. — mimcoides (!) Li Hj. Ijiliiiioi' (jnieilif; Sp. Bäte. Heiiiildiiqiropfi fasc'uda Sars Von den in der Nordsee vertretenen Arten gehen auch unter den Cuniaceen nur ganz vereinzelte in die Ostsee über. Bis auf die neueste Zeit war deren überhaupt nur eine einzige: DuiMtills l{(dlikel Kr. in weiter meridianer Ansdehnung, nändich von Kiel über die Küsten Mecklen- burgs, Rügens, l)oruholms, Pommerns und Freussens (Danzig, Memel) bis zur Ostküste Ootlands und bis an den Eingang zum Finnischen Meerbusen, bekannt geworden. Doch hat sich derselben noch als zweite die in der Kieler Bucht aufgefundene Biusiylis spinosa Norm, {himarfiinafa Sp. Bnte) hinzugesellt. Der Eintritt der DiashjJis Ileälihi in die Ostsee steht übrigens ndt der sehr ausgedehnten Verbreitung dieser Art in den Nordischen Meeren — wälirend sie im Mittelmeer schon fehlt — im nahen Zusammen- hang: dieselbe findet sich durch die ganze Nordsee hindurch bis in das arktische Meer («Sl" n. Br.) hinein vor und erstreckt sich von dort aus nach Osten bis an die Küsten von Nowaja Sendja, nach Westen bis Labrador und Grünland. Als Cumaceen des arktischen Meeres sind folgende veizeichnet worden : Dinstylls Pedhkei Kr. (Grönland, Spitzbergen, Nowaja Senilja, Labrador, Lofoten). — scorpioidcs Lepech. (Weisses Meer, Nowaja Senilja). — rcs'mia Kr. (Grönland, Nowaja Sendja). — polaris Sars (80" n. Br.). — stygia Sars (78" d. Br.). — ludfera Kr. (horealls Sp. Bäte) 72» n. Br., 94" w. L. — S2>iuiihiS(( Hell. (Spitzbergen, Nowaja Seinlja). — Gemdsiri Bell (Spitzbergen, Nowaja Sendja), liiiuuiliclic Verbreitung. 597 Diastylis echinaUi Sp. Bäte (Lot'dtcn). — svrmla Sars (I^Dtotcii). — blplkata -Sars (Lofuten). Lfptost ijlis Hiacriim Sars (Lofoten). IhniiliMiiiirops rosca Norm. (Lot'otcii). — cristata Sars (Lofoten). — uniplicafa Sars (Lofüten). — ftimüa Sars (Lofoten, Nowaja Semlja). — fdsciata Sars (Lofoten). l'l((fil(i^pi'i tijpica Sars (Lofoten). Caiiipi/htspis affinis Sars (Lofoten). — sidcata Sars (Lofoten). — hovrida Sars (Lofoten). — uiiduta Sars (Lofoten). — ruhkunda Lillj. (Spitzbergen, T.d'/o")- Lmcon pallidus Sars (Lofoten, Spitzbergen, 7(5"). — fidvus Sars (Lofoten). — naswus Kr. (Grönland, Nowaja Semlja). CiDiia (V) hrevirostris Kr. (Grönland). Cijchi^pis longwandata Sars (Lofoten). Pgciiducnniu hidrkäa Sars (Lofoten). Pckdomera declivis Sars (Lofoten). Emhrilla gracilis Sars (Spitzbergen). — cmdi-ijinata Kr. (Nowaja Semlja). EiidoixUopsis dcformis Kr. (Grönland, Nord-Amerika). Nord-Amerika bat mit Europa die Gattungen Diastylis, Luptostylis, Ikmdantprops , Ccuiqnjkispis, Lmcon, Eudordla und Endordlopsis gemein, die Gattung Dkistylopsis vor ibm voraus. Im Antillen-Meer sind die europäischen Gattungen Diastylis, Campylaspis und Leucoii mit je einer Art vertreten; die durch ihre zalilreichen Einzelaugen ausgezeichnete Gattung Shplianomma Sars ist bis jetzt allein aus ibm bekannt. Im südlichen Atlantischen Oeean (La Plata-Mündiing) treten die europäischen Gattungen Diastylis, Lcptostylis und Lcptocuina gleichfalls auf; im Eothen Meer sind Cyclaspis und Naimasfacus durch je eine Art repräseutirt. Von sännntlichen Ciimaceen- Gattungen ist Diustylis als die bei weitem arten- reichste zugleich am allgemeinsten verbreitet. Von europäischen Arten sind zugleich an der Ostküste Nord-Amerikas (von Massachusetts bis zum St. Lawrence -Golf) folgende neun, welche nicht einmal sämmtlich dem arktischen Gebiet angehören, aufgefunden worden : Diastylis Bathhci, lucifera, Lcptostylis loruftiimna, ampidkicca, Lciicon nasicus, nasicoidcs, Eudorcüa cmarginata, Eudorcllopsis dcfonnis und Ccttnpy- luspis ruhicimda (41" — 50" n. Br.). In Betreff ihrer Tiefen-Verbreitung bewegen sich die Cumaceen innerhalb sehr weiter Grenzen, nämlich zwischen der Fluthmarke und 598 Decapoda. einer Meerestiefe von 2600 Faden. Ueber das Tiefen -Vorkommen der einzelnen Arten liegen nach den Untersuchungen von 0. Sars, Nor- man, Meinert, Smith, Stuxberg u. A. folgende Angaben vor: BiastyUs sti/cjia Sars 2600 Faden (78" n. Br.), 725 Faden (48" n. Br.). — Uplkata Sars 1630 Faden (53" n. Br.), 1230 Faden (54" n. Br.), 808 Faden (51" n. Br.), 20—100 Faden (Lofoten), 183 Faden (84« n. Br.), 60 Faden (Christiania), 20—40 Faden (Hardanger-Fjord), einige Faden (Durhani). — laevis Norm. 1630, 183 und 90 Faden (52-54« n. Br.). — Calvm Norm. 1630 Faden (53" n. Br.). — armata Norm. 1750 Faden (Davis-Strasse, 59"). — Mspinosa Stimps. 1476 Faden (55" u. Br., 12" w. L.) und 15 Faden — 30—100 Faden (Christiania), 50—150 Faden (Hardanger-Fjord). — iMlaris Sars 950 Faden (80" n. Br.), 229 Faden (60" n. Br.). — Josephinae Sars 725 Faden (48" n. Br.), 750 Faden (Portugal), 542 Faden (59" n. Br.), 500 Faden (67» u. Br.), 458 Faden (59" n. Br.), 344 Faden (60" n. Br.). — Imujipcs Sars 550 Faden (38" n. Br.), 510 Faden (60" n. Br.), 458 Faden (59" n. Br.). — insyiüfs Sars 550 Faden (Portugal, 38"), 250 Faden (Shetland-Inscln). — ccJiinata Sp. Bäte 550 Faden (60" n. Br, 5" w. L.), 300 Faden (Lofoten), 200 Faden (Christiania), 100-150 Faden (Hardanger- Fjord). — tnmida Lilljeb. 500 Faden (Hardanger-Fjoid), 30-40 Faden (ibidem), 30 Faden (Christiania). ■ — scrrafa Sars 500 Faden (Hardanger-Fjord), 300 Faden (Lofoten), 20—30 Faden (Christiania). — Rathkci Kr. 540 Faden (81" n. Br.), 229 Faden (60" n. Br.), 60 Faden (Davis-Strasse), 14— 20 Faden (Christiania), 8-12 Faden (Lofoten), 4 — 70 Faden (Karisches Meer), S'/j— 16 Faden (Dänemark), 5 bis 49 Faden (Ostsee, hier meist zwischen 5 und 15 Faden), 20 — 52 Faden (Halifax). — ÄnfiUcnsis Sars 200—300 Faden (Antillen -Meer). — polita Smith 0—190 Faden (Halifax). — lucifcm Kr. 150 Faden (Ilardangcr Fjord), 14—30 Faden (Christiania), 8—115 Faden (Dänemark), 60—77 Faden (Fuudy-Bai). — spinulosa Hell. 100 Faden (Varanger-Fjord), 5— 70 Faden (Karisches Meer). — spiiiosa Norm, (blmarginata Sp. Bäte) 183 Faden (54" n. Br.), 90 Faden (52" n. Br.). — Edivardsi Kr. 57 Faden (66" n. Br.). — neapolitana Sars 50 Faden (Neapel). — Bradyi Norm. 15 Faden. — str'ujosa Norm. 15 Faden. — sculpta Sars 18 Faden (Nord -Amerika), 0—190 Faden (Halifax). Käuiiiliclio Verliri'ituiig. 599 l>l(i!^fi/li.^ (jiimliisjjinusa Sars 18—35 Fadeu (Nord-Amerika), 2 — 11)0 Faileu (Neu- Schottland). — nltbrcriafd Sars 30—35 Faden (Nord -Amerika), 17 — 35 Faden (Neu- ychottland). — riujosa Sars 10-50 Fadeu (Norwegen), 10— 20 Faden (Mitteln) eer). — liicvis Norm. 5 — 10 Faden (DäneraarU). — Goodsiri Bell 5 — 70 Fadeu (Karisclics Jleer). LciMstijlls producta Norm. 458 Faden (5!)" n. Br.). — »lacrura Sars 40 — 250 Fadeu (Lofoten). — loiujimana Sars 200 Faden und 20 — 30 Faden (Cliristiania). — (Diqndldcm Lilljeb. 20 — 30 Fadeu (Dobrak), 8 — 1(J Fadeu (Däne- mark), 52 — 90 Fadeu (Casco-Bai). — rilbm Sars 80 — 100 Faden (llardanger- Fjord), 50 — 60 Faden (Cliristiania). — manca Sars 52 Faden (La Plata- Mündung). Diiisli/Iojjsiii Dairsoni Smith 111 Fadeu (V'aneouver). CJuduroslylis d&jans Norm. 109 Faden. Hemilamprops cristata Sars 630 Faden (56" n. Br.), 120-300 Faden (Lofoten), 80-100 Faden (Hardanger- Fjord). — itiüpUcuta Sars 80-100 Faden (llardauger-Fjord, Loioteu). — rosea Norm. 120 Fadeu (Lofoten), 30-40 Faden (Hardanger-Fjord), 15-20 Faden (Dobrak). — assinidis Sars 30 — 50 Fadeu (Fiuinarkeu). — fasciata Sars 12 — 20 Faden (Norwegen), 9—24 Faden (Dänemark). — fuscata Sars 6 — 12 Faden (Lofoten). — quadriplkata Smith 0 — 10 Faden (Casco-Bai). Plufyaspis fypica Sars 120 — 250 Faden (Lofoten). Campylaqns ruhimnda Lilljeb. 1050 Fadeu (Spitzbergen, 75V2"), ^7 Fadeu (Grönland, 66»), 30—50 Faden (Hardanger-Fjord), 12—40 Faden (Christiania), 35 Faden (Massachusetts). — costata Sars 80 — 100 Faden (Hardanger-Fjord), 20—30 Faden (Christiania). — affinis Sars 200—250 Faden (Lofoten). — sulcata Sars 150—250 Faden (Lofoten). — horrido, Sars 120—300 Faden (Lofoten). — verrucosa Sars 50 Faden (Dobrak). — pulchella Sars 200—300 Faden (Antillen). fjluhra Sars 20 Faden (Messiua). — macropldJiahna Sars 20 Faden (Messina). Leucon longirostris Sars 1750 Faden (Davis -Strasse), 550 Faden (Portugal). — scrratus Norm. 1750 Faden (Davis- Strasse). — pallidus Sars 1400 Faden (76" u. Br.), 300—400 Faden (Hardanger- Fjord), 300 Faden (Lofoten), 200—300 Faden (Christiania), 50 bis 60 Faden (Dobrak). — anonudus Sars 200—300 Faden (Antillen). 600 Decapoda. Leucon nasicus Kr. 200 Faden (Cliiistiaiiia), 150 Fatlen (Ilardanger- Fjord), 9—320 Faden (Däueniark), 10—50 Faden (Karisubes Meer), 50 bis 70 Faden (St. Lawrence- Golf). — ucutirostris .Sars 200 Faden und 30 — 60 Faden (Cliristiania). — hrcnirostris Norm. 109 Faden (5G" n. Br.). — naskoides Lilljeb. 30 — 40 Faden (Christiania, Hardanger- Fjord), 7 — 16 Faden (Däneiuark). — fulvus »Sars 6 — 12 Faden (Lofoten). — cristatus Sars 10-20 Faden (Messina). — mcditrrrancHS Sars 20 — 30 Faden (Spezzia). Leptocunia Kinhcnji Sars 50 Faden (La Plata- Mündung). Heterociima Sarsi Miers 40 — 50 Faden (Japan). Spcncehutea abyssicola Norn]. 1360 Faden (DonegaLBai, 54" n: Br.). Cama scorpiokles Hont. 2V2 — 24 Faden (Däueniark). — Edtmrdsi Goods. 5—10 Faden (MitteliDcer). — pidchdla Sars 2—5 Faden (Mittelnieer). Cijclas2>is loitgicaudata Sars 1450 Faden (56" n. Br.), 150 Faden (Lol'oten), 100—150 Faden (Hardanger- Fjord), 539 Faden (48" n. Br.). — cornigera Sars 5 — 10 Faden (Mittelmeer). Iplilnoc uraciUs S p. Bäte 2—5 Faden (Mittelmeer), 6—17 Faden (Däne- mark). — fcnclla und inermis Sars einige Faden (Mittelmeer). — scrrata Norm. 1443 Faden (55" n. Br.). Pseudocuiiui hisiriata Sars 6 — 12 Faden (Lotbten). — ccrcaria Ben ed. 12 Faden (Däuenjark). Cumclla pijijin, Frey und Leuckart (1847), P. van Beneden (1861) und am eingehendsten und umfassendsten von 0. Sars (1867). Der merkwürdigen Form und Lage des Gehörorganes (bei Mysis und verwandten Gattungen au der Basis der Pedes spurii des sechsten Paares) haben zuerst Frey und Leuckart (1847) ihre Aufmerksandicit zugewendet. Auf das Vorkommen eigenthündicher ])unktförmigcr Sinnesorgane an der Bauchseite des Postabdomen einer „Thysanopoda inermis" wies schon Eiiili'iiuno-. 00') II. Kroyer (1859) gelegentlich hin, ohne jedoch die Natur derselben näher cnnittein zu können. NMchdcui Senipcr (1801) dieselben Organe auch an der Bauchseite des Ceplialothorax eines „Tlii/s^mwjxis" des Pliilippinen- Meeres aufgefunden und als mit einer Krystalllinse versehene Eiuzelaugen eikaunt hafte, wurden sie von Claus (1863) für Euphausia ihrer Struktur nach eingehender erörtert. Die Kiemen von Lophoijaster unterzog Mich. Sars (18()2), diejenigen von Euphausia und Siriella Claus (1863 und 1868) einer näheren Darstellung; auch stellte Letzterer crneuete rntersuchungcn über den schon von Frey und Leuckart, van IJeneden und 0. Sars an Mysis beobaebteteu Blutlauf und den Circulationsapparat verschiedener Schizopoden-Gattungen an, nachdem derselbe kurz zuvor (1883) auch in De läge einen Beoi)achter gefunden hatte. Für die Entwickeluugsgeschichte der Schizopoden hat P. van Beneden (1861) in der Embryologie \on Mi/sis eine grundlegende Arbeit veröffent- licht, welche in Betreff der frühesten Entwickeluugsstadien eiue Ergänzung durch die Untersuchungen Ed. van Beneden's (1869) erfuhr. Nachdem die Darstellung des Ersteren kurz darauf (1862) auch durch die Be- obachtungen Mich. Sars' an Lophogaster fypicits eine vollkommene Be- stätigung dahin erfahren hatte, dass der Embryo die EihüUe mit voll- zähliger Rumpfgliederung und der Anlage sämmtlicher Gliedmaasseu ver- lUsst, musste die von E. Metschnikoff (1869 und 1871) gemachte Entdeckung, dass aus den Eiern von Exphnnsia ein mit der Nauplius- Forni der Copepoden übcreinstinniiender Embryo hervorgehe, nothwendig um so grösseies Aufsehen erregen, wiewohl der zuvor von Claus (1863) geführte Nachweis, dass die jüngeren Eutwickelungsstadieu von Euphausia, als welche er die Daua'schen Gattungen Cyrtopia, Fiircilia und Calyptopsis erkannt hatte, in der gcsammten Körperform so wie in der weit geringeren Zahl ausgebildeter Gliedmaasseu sich von der Geschlechtsform aulfallend entfernten, mit Nothwendigkeit auf einen wesentlich verschiedenen Ent- wickelungsmodus schliessen lassen musste. 2. Literatur. Thompson, J. V., Zoological researches and illustratioiis, or natural liistoiy oi' non descript Ol- iniiicrlVctly known animals. Vol. I. Cork 1S28 — 'i\. Milne Edwards, H., Memoire siir uno disposition iiarticuÜLTe Je l'appareil branolual clicz .(ueliines Cnistacc-s (Annal. d. scienc. natur. 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[Mysis oculata, rar. rclictenföriiiige siebente kann die verschiedensten Form- und Längsverhältnisse von kurzer, gleichseitiger Dreiecks- (Eri/tlirojis) bis langer, schmaler Spatel- oder Lanzettform (Lopliogasfer, Pcfalojikthahmis , Gnathoxihausia) eingehen und an seinem Ende in mannigfachster Weise mit Borsten, Dornen und Stacheln bewehrt sein. .Je nach Form und Länge bildet es in Gemeinschaft mit den lamelliis erweiterten Spaltbeinen des sechsten Paares eine in ver- schiedenem Maasse geschlossene Schwanztiosse (Taf. LI 11, Fig. 12, Taf. LIV, Fig. 4 u. 7, Taf. LV, Fig. 9 u. 13). b) Von den Gliedmaassen treten die Fühler des ersten Paares (Autennae supcriores s. intcrnae) unmittelbar unter dem Vorderrand des Cephalothornx, in der Mittellinie einander dicht genähert, hervor. Ihr dreigliedriger Schaft kann in dem Läugsverhältniss der einzelnen Glieder mannigfache Verschiedenheiten darbieten. Während z.B. bei Jf«/s/s(Taf LIV, Fig. 7), Mijxkhpsis (Taf. LIV, Fig. 4), En/ilirops «. A. das Basalglied gestreckt und beträchtlich länger als das verkürzte zweite ist, sind bei Lopliogastcr (Taf. LV, Fig. 13), Amhli/oj^s (Taf. LIII, Fig. 14) und Pscu- domma die beiden Grundglieder so kurz, dnss sie zusammengenommen dem plumpen dritten Gliede noch au Länge nachstehen. Andererseits zeichnen sich die oberen Fühler von StrieUa (Taf. LIII, Fig. 1 u. 2) durch starke Verlängerung des ersten und dritten, diejenigen von PdalDphthalmus im männlichen (lesclilecht durch eine noch beträchtlichere des zweiten und dritten Schaftgiiedes aus. An dem abgestutzten Ende des dritten Gliedes nehmen nebeneinander zwei vielgliedrige Geisscln ihren Ursprung, von denen die innere durchweg küizcr und dünner als die äussere ist; letztere kann unter Umständen {Lopliogastcr nias: Taf. LV, Fig. 13) selbst die gesammte Körperlänge beträchtlich übertreffen. Durch auffallende Kürze, starke basale Anschweliiuig und dichte Wimperung der Unterseite sind die Geissein bei dem Weibchen des Fdaloplithalmus ariniger ausgezeichnet, während dieselben bein) Männchen die gewöhnliche Bildung beibehalten haben. Bei den männlichen Schi/.opoden gesellt sich diesen beiden End- geisseln am Ende des dritten Schaftgliedes und zwar mehr unterhalb ent- springend, ein kegelförmiger Zapfen von verschiedener Länge — bei Lophogaster und PetalopJifliahiiiis kurz, warzenförmig, bei Mt/sis, M//sido2)sis (Taf. LIV, Fig. 2), Enjthrops u. A. sehr viel gestreckter — hinzu, welcher bald nackt (Mißig, Lophogaskr), bald nach allen Richtungen hin lang und dicht behaart (Mijsldopisis , Eriithropfi, Psciulomnia, Amlilyops: Taf. LIV, Fig. 1) erscheint und welcher sich bei Siriella derart längs der ganzen Unterseite des dritten Schaftgiiedes herabzieht, dass dieses doppelt so Organisatioii. 609 dick als beim Weibchen und unterhalb mit einer dichten Haarbürste (Tai'. LIII, Fig. 1 u. 3) bekleidet. Die nach aussen und unten von den vorhergehenden entspringenden Fühler des zweiten Paares (Anteunae inferiores s. externae) zeigen an einem massigen und quer eingeschnürten Basaltheil mehr nach oben und aussen eine flache, lamellöse Schuppe (Squama), nach unten und innen dagegen einen cylindrischeu und gegliederten Endtheil beweglich eingelenkt. Erstere, am Rande oft sägeartig gezähnt, ist theils (Mysis, Mi/sidoijsis : Taf. LIV, Fig. 7 u. 4) ringsherum, theils {Amhlyops: Taf. LIII, Fig. 14, Siriella: Taf. LIII, Fig. 4, Erytlirops, Fseudomma, Lopliogaster : Taf. LV, Fig. 13) nur am Vorder- und Innenrande mit radiär ausstrahlenden, steifen und oft flederhaarigeu Borsten dicht besetzt, seltener {Siriella, AmUyops: Taf. LIII, Fig. 4 u. 14) am Ende abgestutzt, als (Mysis, Mysido2)sis: Taf. LIV, Fig. 7 u. 4, Lopliogaster: Taf. LV, Fig. 13) lan- zettlich zugespitzt, meistens aber von ansehnlicher Grösse. Eine höchst merkwürdige Umgestaltung zu einer völlig haarlosen, schmalen Sichel mit beilförmig erweitertem Ende zeigt dieselbe bei Ccratolepis hamata Sars. Der in situ von dieser Schuppe bedeckte Schaft des eigentlichen Fühlers ist auch hier dreigliedrig, seine vielgliedrige Geissei jedoch stets nur in der Einzahl vorhanden. Während letztere je nach den Gattungen bald kürzer und dünner, bald eben so lang und kräftig wie diejenigen der oberen Fühler auftritt, kann an dem Schaft bald (Siriella: Taf LIII, Fig. 4) nur das zweite, bald (Erythrops : Taf. LIV, Fig. 6) auch das dritte Glied eine bedeutende Längsstreckung eingehen. Als nach verschiedenen Richtungen hin höchst excessive Fühler- biklungen sind diejenigen zu bezeichnen, welche den männlichen Individuen der beiden Gattungen Äraehnomysis Chun und Stylocheiron Sars zukommen. Erstere zeichnet sich durch geradezu abenteuerliche Länge der Fühler- ■geisselu, welche an beiden Paaren die 4V2 bis 5 fache des Rumpfes er- reichen, aus. Bei letzterer (Sfyloch. niastigophonnu Chun) übertrifft der dreigliedrige Schaft der oberen Fühler den Cephalothorax um die Hälfte der Länge; auch ist er gleich den relativ kurzen Geissein mit auffallend grossen, gefiederten SpUrborsten besetzt. An den unteren Fühlern über- trifft die Schuppe den Cephalothorax gleichfalls beträchtlich an Länge, der 2^2 mal so lange, äusserst dünn griftelförmige Schaft kommt sogar der gesammten Rumpflänge fast gleich und trägt an seiner Spitze eine abermals längere, mit vereinzelten Spürhaaren besetzte Geissei. Von den Mundgliedmaassen sind die durch eine zuweilen gedornte Oberlippe (Siriella: Taf. LIII, Fig. 5, 1, Lopliogaster: Taf. LV, Fig. 16) bedeckten Mandibeln (md) mit einem relativ grossen, dreigliedrigen Taster (pa), dessen Basalglied wenigstens bei den Mysideen ganz kurz und dessen zweites Glied am kräftigsten ausgebildet ist, versehen. Je nach den Gattungen bald (Lopliogaster) stärker der Quere nach entwickelt, bald (Siriella) gedrungener und winklig geknieet, zeigen sie betreffs der ihrer Innenseite entsprechenden Schneide mehrfache Modifieationen. Bei Ei-oiin, Klassen des Thier -Reichs. V. 2. 39 (5 XO Dccapoda. den Mysideeu eischeint dieselbe meistens durch einen tiefen Einsebuitt in zwei Aeste gespalten, deren vorderer in scharfe Zähne eingeschnitten, der hintere (iMolarfortsatz) dagegen quer abgestutzt und fein gerieft ist; auch zeigt sich die zwischen beiden liegende Lücke gewöhnlich mit Stacheln oder Fiederborsten besetzt (SirirUa: Taf. LIIl, Fig. 5 a). Bei einzelnen Gattungen (il/^.s»Zoj)s/.s, Hyskldki) ist diese Bildung jedoch dahin niodificirt, dass der Molarfortsatz kaum noch zur Ausbildung gekommen oder selbst ganz eingegangen ist. Bei den Lopbogastriden (Taf. LV, Fig. 1(5) und Thysanopodidcn {Etq^liattsia: Taf. LV, Fig. 2) sind zwar beide Fortsätze entwickelt, jedoch in so engem Anschluss aneinander, dass der sie trennende Einschnitt keine Lücke mehr erkennen lässt: ein irgend wie wesentlicher Unterschied, wie ihn Boas zwischen den Man- dibeln der Mysideeu und Thysanopodiden gefunden haben will, ist dem- nach in keiner Weise vorhanden. Die im hinteren Anschluss au die Mandibeln hervortretenden Para- gnathen lassen zwar je nach den Gattungen in ihrer Form und in ihrem bald engeren, bald loseren Anschluss aneinander recht merkliche Ver- schiedenheiten erkennen, schliessen sich aber im Allgemeinen dem für die Malacostraken gültigen Typus so wesentlich an, dass ein näheres Ein- gehen auf dieselben nicht erforderlich scheint. Von den Maxillen zeigen diejenigen des er.sten Paares die einfachste Bildung bei den Mysideen (Süiella: Taf. LIIl, Fig. 6, Amhb/ops: Taf. LIII, Fig. 15) und bei Lopho- (jaster (Taf. LV, Fig. 17) darin, dass sie nur aus zwei hintereinander liegenden und an ihrem lunenrand dicht beborsteten Laden bestehen. Bei Grudhopliaima compliciren sie sich dadurch, dass sich der Basis der Aussenlade ein nach rückwärts gerichteter, aus zwei kurzen Gliedern bestehender Taster, welcher au seiner Spitze einen Schweif langer Fieder- haare trägt, anfügt. Ungleich complicirter gestaltet sich dieses erste Maxilienpaar bei den Thysanopodiden, bei welchen {EupJmusia: Taf. LV, Fig. 3) nicht nur zu den beiden ursprünglichen Laden eine dritte, sondern im äusseren Anschluss an die mittlere auch noch ein zarthäutiger lamellöser Anhang hinzukommt, welcher bald nackt, bald in verschiedener Ausdehnung bewimpert erscheint. — Die Maxillen des zweiten Paares übertreffen diejenigen des ersten, wie gewöhnlich, nicht nur an Grössenumfang, sondern auch an reicherer Entfaltung ihrer einzelnen Theile. Bei den Mysideen {Siriella, AmUyops: Taf. LIII, Fig. 7 n. 16) reiht sich den in erhöhter Zahl auftretenden Laden des Innenrandes ein sie nach vorn überragender lamellöser, zweigliedriger Taster an, und das demselben zur Einlenkuug dienende Basalstück trägt an seiner Aussenseite gleichfalls eine zarthäutige, gewimperte Lamelle. Bei den Thj'sanopodiden {Fi2)i(( Dana {('hahirns2>if< Willem.) dadurch an, dass auch hier die zwischen den (sieben hinteren, allein zur Kenntnis« gekommenen) Mittcl- leibsganglien liegenden Comniissuren noch relativ kurz und median nicht durchbrochen sind. Doch ist die Duplicität derselben bereits in einer tiefen longitudiualen Einl'urchung zu erkennen. Ausserdem ist die Ab- grenzung der hier uupaar erscheinenden Ganglien gegen die Comniissuren eine ungleich schäri'ere, auch eine Grössenzunahme der aufeinander fol- genden nicht bemerkbar. — Bei der Gattung Boreomysis Sars, deren im Cephalothorax gelegener Nervenstrang beträchtlich schmäler und lang- streckiger als bei Mijsis erscheint, ist zwar eine formelle .Sonderung von Ganglien und Commissuren in der Längsrichtung noch weniger als dort bemerkbar, dagegen durch mediane Längsschlitze die Duplicität der letzteren (Commissuren) deutlich zum Ausdruck gekommen. Dasselbe ist auch bei Euphausia der Fall, deren Nervensystem sich durch einen besonders lang- streckigen Schlundring, dagegen durch eine relativ sehr verkürzte Ganglien- masse des Cephalothorax auszeichnet. Indessen beschränkt sich hier die Duplicität auf die sieben vorderen, zugleich kurzen und dicken Commissuren, während die zwischen dem achten und neunten Ganglion befindlichen sehr verlängerten median wieder verschmolzen sind. Die acht vorderen Ganglien sind deutlich paarig, die beiden dicht aneinander gerückten letzten da- gegen unpaar, fast kugelig. — Bei weitem am abweichendsten stellt sich der Nervenstrang der Gattimg GH(Mophausia^Y illem. dar. An dem auf den Cephalothorax fallenden Theil hat 0. Sars anstatt der sonst vor- handenen zehn nur neun Ganglien aufgefunden, von denen die drei vordersten fast zu einer gemeinsamen, nur auf der Grenze vom zweiten zum dritten leicht unterbrochenen Masse verschmolzen sind, während sich die sechs hinteren als selbstständige, durch lange Doppelcommissuren verbundene Nervencentra darstellen. Im Gegensatz zu diesen getrennten Commissuren der Mittelleibsgnnglien sind die besonders verlängerten des Postabdomen — in Uebereinstimmung mit Euphausia — median ver- schmolzen. Durch das Verhalten der hinteren Cephalothoraxganglien und der sie verbindenden Commissuren tritt das Nervensystem von Gnatho plumsia in eine sehr nahe formelle Uebereinstimmung mit demjenigen der Amphipoden, was um so auffallender ist, als sich die Gattung durch die Bildung des Cephalothorax unter allen Schizopoden am engsten den raacruren Decapoden anschliesst. Histiologisches. üeber die feinere Structur des Gehirns und Bauch- marks von Mysis flexuosa liegen neuerdings veröffentlichte Untersuchungen von R.Köhler*) vor. Gehirn und Bauchmark sind von einer zarten und zahlreiche Pigmentzellen einschliessenden Bindegewebshülle umgeben. Aus dem Vergleich einer Reihe von Transversal und Sagittalschnitten *) Recherclies sur la structure du i-erveau de la Mysis flexuosa MnW. (Annal. d. scienc. nalur. 7. s^r. U, Zoologie, p. 159— 1S.5, pl. X et XIV 1887. t)20 Dccapoda. crgiebt sich, dass die lilMÜläie 8ul)stauz des frcliinis \o\\ einer Kinden- scbicht kleiner, dunkler, ein körniges Ansehen darbietender Nervenzellen in wechselnder Mächtigkeit umlagert wird und dass von dieser aus regel- mässig angeordnete Fortsetzungen sieb in das Innere bineinerstrecken. Am stärksten sind diese Nervenzellen auf der Oberseite des Gehirns, wo sie eine Art Kappe bilden, angehäuft. Von hier aus ziehen sie sich in einer dünneren .Schicht um die Vorder- und Unterseite herum, treten je- doch von diesen aus unter allmählich stärkerer Anhäufung zweimal in die fibriiläre Substanz tiefer hinein : von vorn her zwischen die obere Gehirnmasse und die darunter liegenden Faserziige der oberen Antennen- nerven, von unten her gegen die Wurzel der Schlundringscommissuren. Verhältnissmässig spärlich ist die sogenannte Punktsubstanz zwischen den sich in mannigfachster Weise kreuzenden Ncrventibrillen der Gehirn- masse vertreten. Von letzteren existiren ausser den longitudinal ver- laufenden mehrere Grupjjen transversaler, welche im Querschnitt gesehen theilweise starke Krümmungen in der Richtung \on oben nach unten be- schreiben ; ausser ihnen linden sich auch senkrecht und schräg von oben und aussen gegen das Ceutrum hin verlaufende. Zwischen transversalen und verticalen Fibrillen findet vielfach eine Kreuzung, stellenweise ein allmählicher Uebergang der einen in die anderen statt; auch fehlt es nicht au Umbiegungen von longitudinalen in transversale. Die beiden Schenkel des Schlundringes bestehen der Hauptsache nach aus Längsfibrillen, welche stellenweise Mascheugefiechte mit sparsam eingelagerten Nervenzellen herstellen. Das aus ihrer Vereinigung hervor- gehende Ganglion infraoesophageum setzt sich aus zwei übereinander ge- lagerten Gruppen von Fibrillen zusammen. Diejenigen der dorsalen Hälfte verlaufen der Länge nach, diejenigen der ventralen dagegen quer. Beiden lagern sich wieder rechts und links Nervenzellen auf, welche nach unten hin dichtere Gruppen bilden, aber nicht bis zur Mittellinie reichen. Auch an den nächstfolgenden Ganglien ist die gleiche Structur nachweisbar; doch wird allmählich die Querfaserung der unteren Hälfte undeutlicher, bis sie an den Hinterleibsganglien ganz verschwindet. b) Sinnesorgane. Die Augen der Schizopoden sind in Uebereinstimniung mit denjenigen der Phyllocariden und Decapoden auf bewegliehen, unter dem Vorderrand des Cephalnthorax ihren Ursprung nehmenden Stielen angebracht und bei normaler Ausbildung von ansehnlichem Umfang und kugliger Wölbung. In der Regel sind die ihnen als Träger dienenden Pedunculi kurz und dick (Siriella : Taf. LIII, Fig. 1 u. 2, Mysis, Mysidopsis, Erythrops : Taf. LIV, Fig. 2 — 8, EiiplMusiu: Taf. LV, Fig. 1), so dass sie mit Einschluss des Sehfeldes die Birnform darbieten. Dieselben schlagen übrigens mehr die Richtung nach aussen als nach vorn ein, können auch ausnahmsweise [Lophogasfer : Taf. LV, Fig. 13 u. 14) von dem nach vorn stärker aus- gezogenen Cephalothorax fast ganz überdacht werden. Durch düuuere und längere Griffelform zeichnen sie sich bei den Gattungen Gnathopliausia, Organisation. 621 PdaloplithnlwHs uud Arachiomysi^, vor allen aber bei Podopais Thomps. aus, so (lass bei der kugligen Anschwellung des Sehfeldes hier mehr klöppelförniige Stielaugen auftreten. Als besonders bemerkenswerth ist die bei mehreren Schizopoden- Gattungeu eingetretene Verkümmerung der zusammengesetzten Augen hervorzuheben, welche ebensowohl unter Erhaltung der Pedunculi {Peta- JojMudmns) wie mit gleichzeitigem Eingehen dieser zu Staude kommen kann. Bei PcfalojMialimis sitzen nach Willemocs-Suhm den in weiterer Ausdehnung aus dem Cephalothorax hervortretenden griffelförmigen Augen- stielen grosse, 3 mm im Durchmesser haltende sphärische Anschwellungen auf, Avelche jedoch trichterförmig ausgehöhlt sind und jeder Spur eines optischen Apparates entbehren, sodass sie sich — in ähnlicher Weise auch bei Boreomysis scyphops — als einfache Hautduplicaturen darstellen. Anders verhält sich die Sache bei den Gattungen Amblyops (Taf. LIII, Fig. 13 u. 14, oc, LIV, Fig. 1, oc) und Pamdomma Sars (Taf. LVIII, Fig. 2 u. 3). Hier finden sich an Stelle der Augenstiele im Anschluss an den Vorderrand des Cephalothorax, sowie den Schaft der oberen Fühler theilweise bedeckend, zwei flache Platten vor, welche entweder ('Amhlyops) in der Mittellinie noch getrennt, oder (Pseudomma) vollständig miteinander verschmolzen sind. Dieselben enthalten bei ersterer Gattung noch rothes, nach verschiedenen Richtungen hin ausstrahlendes Pigment, dagegen keine Spur von optischen Elementen; der Gattung Pseudomma (Taf. LVIII, Fig. 2, oc u. Fig. 3) fehlt dagegen beides, obwohl nicht nur die Augennerven (no), sondern auch ein grosses, sich ihnen anschliessendes Ganglion (ga) mit zahlreichen nervösen Ausläufern ausgebildet sind. Auch die Gattung Mysidella Sars enthält neben einer Art mit ausgebildeten {3Iys. typk(i) auch eine solche mit ganz verkümmerten Augen {Mys. fyphlops), während in noch anderen Füllen {Pscudom?jsis ahyssi, Bentheupliausia am- Uyops und Emopia australis fem.) die Augen nur eine sehr rudimentäre Ausbildung erlangt haben. Die Structur der normalen Schizopoden -Augen ist nach den älteren Darstellungen von Frey und 0. Sars besonders durch Grenacher*) für die Gattung Mysis in sehr eingehender Weise erörtert und durch voll- endete Abbildungen illustrirt worden. Der aus dem Lobus opticus des Gehiruganglions jederseits hervorgehende Augennerv bildet innerhalb des Pedunculus vier dicht aneinander gereihte, aber durch tiefe Einschnürungen gesonderte Ganglien (Taf. LVIII, Fig. 4, g'— g'), welche in eine sie von der Chitinhülle trennende umfangreiche, feinkörnige und mehrfach von Muskelzügen (mu) durchsetzte Masse eingebettet sind. Von diesen vier Ganglien sind die drei basalen (g'— g-') massig uud zwar besonders das zweite und dritte sich der Kugelform nähernd, das terminale (g^) dagegen mehr flächenhaft entwickelt und mit seiner vorderen Convexität papillen- *) üntei-sucliungen uljur tlas Sehorgan der ArthroiJOilcn. Mit 11 Taf. Göttingen 1879. gr. 4». 622 Dccaijoila. förmig in die Basis des eigentliclien Auges einspringend. Im Inneren des ersten und in dem basalen Vierttheil des zweiten Ganglion sind die Fasern des Nervus opticus (n) deutlich erkennbar ; eine partielle Kreuzung derselben nimmt bei dem Eintritt in das zweite Ganglion ihren Anfang. In dem überwiegend grösseren mittleren Theil des zweiten und dritten Ganglion verschwinden die Nervenfasern vollständig, werden aber auf der Grenze beider, wo sie sieh nach den verschiedensten Richtungen hin kreuzen, wieder sichtbar. In besonders umfangreicher Weise ist dies auch bei dem Uebertritt des Nerven aus dem dritten in den hinteren Hohlraum des vierten Ganglion der Fall, innerhalb welches sich ein mitt- leres Bündel nach vorn divergirender Fasern und zwei breitere, mehr (juer verlaufende (n-') erkennen lassen. Alle diese Fasern verschwinden wieder bei ihrem Eintritt in die Kuppe des vierten Ganglion, aus welcher hervorgehend sie einen doppelten Gürtel von Zellkernen passiren, um so- dann (u'j, sehr viel stärker gew-orden, radiär gegen die hintere, sich um die Rhabdonie herumlagernde Pigmeutschieht auszuspreizen. Im rechten Winkel gegen diese terminalen Nervenfasern verlaufen mehrfach bogen- förmige (Japillargefässe. Die Oberfläche des sich um diese Nervenausbreitung herumlagernden zusammengesetzten Auges gleicht im Durclisclmitt (Taf LVIII, Fig. 4) der grösseren Hälfte einer stumpfen Ellipse, welche sich auf der unteren Fläche (Taf. LIV, Fig. 8) weiter herabzieht als oberhalb. Die Cornea (Fig. 4, c und Fig. 5) ist leicht facettirt; ihre Facetten sind rund, ausser- halb leicht convex, nach innen etwas eoncav. Zwischen dieselben tritt die Cornea in Form kleiner, spitzer Kegel (Fig. 5, d und G, g) stärker nach innen hervor. Die im inneren Anschluss an die Facetten liegenden .Semper'schen Kerne sind in zwei Ebenen (Fig. (5, n) augeordnet, so dass zwei sich gegenüberliegende die Innenfläche der Cornea fast berühren, während die beiden anderen näher an den Crystallkegel herangerückt sind. Die in ihrer Form an eine gestürzte, schuialhalsige Flasche er- innernden Crystallkegel (Fig. 4 und G, er) sind in frischem Zustand ziemlich weich und lassen gleich denjenigen der Isopoden und Amphipoden eine Entstehung aus zwei Segmenten erkennen; indessen ist im ausgebildeten Zustand die Trennungslinie ungemein zart. Die Crystallkegel werden von einer zarten Hülle bekleidet, welche sich über ihr verjüngtes hinteres Ende in einen dünnen Strang (Fig. G, p) fortsetzt; derselbe erstreckt sich, von den Zellen der RetiniUa umgeben, bis zu den Rbabdonien, in deren verjüngtes vorderes Ende er sich continuirlich fortsetzt (Fig. 7, p). Mit ihrem hinteren Ende sind die Crystallkegel in eine dünne Zone dunkeln Pigments (Fig. 4, pi) eingesenkt, welches von ihren Spitzen gegen die Kerne der Retinula hin durchsetzt wird. Letztere (Fig. 4, re) zeichnet sich durch eine auffallende Längsentwickelung, besonders im Vergleich zum Rhabdom (rb) aus. Ihre blassen, zarten, cylindrischen Zellen (Fig. 7, re) sind an ihrem vorderen Ende, gegen die Crystallkegel hin, von grossen länglichen Kernen umlagert, welche in ihrer Gesammtheit eine etwas Organisation. G23 dunklere Zone darstellen (Fig. 4, v). Ilir hinteres Ende steckt in einem zweiten, breitereu Piguieutgürtel, welcher durch Um.schlag direct in den vorderen übergeht. Die den hintersten Thcil des optischen Apparates bildenden Khahdonie endlich (Fig. 4 und 7, rb) stellen kurze und relativ derbe, abgerundet vierseitige Pyramiden mit deutlicher Plattenstructur und starker Lichtbrechung dar, welche sich aus vier Segmenten zusammen- setzen und eine rothe Färbung erkennen lassen. Das die Färbung der Augen bedingende Pigment ist je nach Gattungen und Arten verschieden: in der Regel schwärzlich, jedoch auch purpur- oder carminroth (Erythrops, Stylocheiron , Arachnomysis), gelbbraun (Pa- rcrt/tln-ops) u. s. w. Zuweilen erscheint auch die hinter dem Auge liegende Ganglienmasse des Sehnerven intensiv gelb pigmentirt (Stylocheiron masti- ijophorum). Nach 0. Sars ist das intensiv rothe Pigment der Augen i'on Erythrops in Weingeist löslich, das gelbbraune von I'arcrythrops und das schwarze von Mysis und Verwandten dagegen nicht. I Ueber die Entwickelung der Facetten-Augen liegen Beobachtungen von Clans an Euphausia vor. Nach diesen treten bei jüngeren Larven- formen von 3 mm Länge die kugligen Augen noch nicht über den Stirn- rand des Cephalothorax hervor und haben zwischen sich ein medianes Stirnauge zu liegen. Während ihnen das Pigment, die Crystallkegel und die Cornea-Facetten noch vollständig abgehen, enthalten sie ein quer gegen die Längsaxe gelegenes Bündel dicht aneinander gelagerter, glänzender Stäbchen, welches sich auch noch in dem weiter vorgeschrittenen Auge eines späteren Entwickelungsstadiums (Tat'. LVIII, Fig. S, 1) vorfindet und sich als die Anlage eines Leuchtorganes zu erkennen gegeben hat. Auch an diesem, den etwa 5 mm in der Länge messenden Larven zu- kommenden ist das Stirnauge (o^) noch deutlich erkennbar; die paarigen Stielaugen ragen jetzt schon vollständig über den Stirnrand hinaus und lassen die lichtbrechenden Medien (er), die Cornea-Facetten und die Pigment- zone fpi) in wesentlich vorgeschrittener Ausbildung erkennen. Das sehr viel schärfer coutourirte Stäbchenbündel (f), welches mit seinem breit ab- gestutzten Ende abwärts gekehrt ist, steckt mit seiner verjüngten Basis in einem Rahmen und ist ausserdem in orangegelbes Pigment eingebettet. Die Bedeutung dieser an dem fertigen Euplicmsia-Auge nicht mehr er- kennbaren Bildung ist zwar zur Zeit nicht sicher gestellt; doch dürfte sie mit dem Leuchten der Stielungen bei dieser Gattung um so wahr- scheinlicher im Zusammenhang stehen, als sie eiuerseits mit dem in den Bauchaugen nachgewiesenen Apparat eine grosse Uebereinstiramung zeigt, andererseits den zusammengesetzten Augen der Mysideeu vollständig zu fehlen scheint. Als accessorische Augen sind wenigstens im morphologischen Sinne mit einem gewissen Recht eigenthttmliche, im Leben ein phosphore- scirendes Licht ausstrahlende Sinnesorgane in Anspruch genommen worden, welche sich bei den Thysanopodiden- Gattungen an der Bauchseite des Körpers in wechselnder Zahl und Vertheilung vorfinden. Bei Ihysanopoda, 624 Decapoda. Thi/sanoessa , Eujiliuuskt (Taf. LV, Fig. 1), Ni/cfqßianes und NcmatosceJis (Sars) finden sich deren zwei paarige je an der Basis des zweiten und siebenten Ceplialotborax- Beinpaares und vier unpaare in der Mittellinie der Bauchseite der vier vorderen Postabdominal-Segmente, wo sie zwischen dem Ursprung der entsprechenden .Spaltbeine gelegen sind, vor. Bei Stylocheiron (Hars) dagegen beschränken sie sich auf ein paariges an der Basis des siebenten Cephalothorax- Beinpaares (Taf. LVII, Fig. 11, lu) und ein unpaares an der Bauchseite des ersten Postabdominal-Segmentes. (Bei Gnailwpliausia glaubte Willemocs-Suhm gleichfalls ein einzelnes Paar an der Basis der zweiten Maxillen, und zwar der Aussenseite der- selben aufsitzend, gefunden zu haben; doch scheint dasselbe, wie auch 0. iSars annimmt, lediglich in einer Pignientanhäiifung zu bestehen.) Nach den eingehenden Untersuchungen von Claus und Patten*) liegen diese als roth pigmentiite, glänzende Kugeln erscheinenden Organe innerhalb blasiger Auftieibungen des Integuments, an deren Wände sie durch zarte, fadenartige Stränge befestigt sind (Taf. LV, Fig. 11). Durch mehrere Muskelbüudel, welche sich an ihre, durch eine glashelle Cuticula gebildete Hülle inseriren, können sie innerhalb ihrer Kapseln rotirt werden. Als Inhalt der Hülle lässt sich (Taf. LV, Fig. 12) vorn, d. h. der ex- ponirten Seite des Organs entsprechend, ein breiter, linsenförmig gewölbter Glaskörper erkennen, welcher hinterwärts von einem glänzenden Ringe umgeben ist und mit diesem einen sehr viel schmäleren, kurzen und stark lichtbrechenden Kegel einschliesst. Auf diesen folgt, etwa dem Centrum der Kugel entsprechend, ein glänzender, aus eng aneinander schliessenden Stäbchen bestehender Körper von dunklem Ansehen und gürtelförmigem Umriss, welcher in einen grossen, gallertigen, auf seiner Oberfläche zellig erscheinenden, kugligen Ballen eingebettet ist. Letzterer endlich wird im Bereich seiner hinteren Hälfte wieder von einer sich vorn becherartig öffnenden, derben und nach Art eines Tapetum pigmentirten Faserhaut umfasst, welche sich mit ihrer convexen Basis dem Grunde der kugligen Hülle anpasst. In wie weit der centrale Stäbchenbündel etwa der Retinula oder dem Rhabdom eines Facetten Auges entspricht, muss dahingestellt bleiben, da sein näheres Verhalten zu dem aus den Bauchgauglien an die kugligen Organe herantretenden Nerven nicht ermittelt werden konnte. Dass diese aber überhaupt ' accessorische Sehorgane darstellen, scheint aus den ihnen zukommenden lichtbrecheuden Apparaten ebensowohl wie aus der zum Sammeln der Lichtstrahlen dienenden Vorrichtung an ihrer Basis mit Wahrscheinlichkeit hervorzugehen. Auch würde dafür die nach den verschiedensten Richtungen orientirte Axe der einzelnen Kugelorgane sprechen. Es sind nämlich die paarigen nach rechts und links, von den unpaaren das erste nach vorn, das zweite und dritte nach unten, das vierte endlich nach hinten gewendet. Letzteres ist ausserdem noch mit *) Eyes of Molluscs and Arthropods (MitlUeilungeii aus der zoologischen Station zu Neapel, YI. Bd. S. 542—756, Taf. XXVIII— XXXID. Bauchaugen von Eiqihausia: S. 685 ff. Orgaiiisalioii. (525 einer besonderen, (Uuch die Cuticula gebildeten und gleichfalls nach rück- wärts gerichteten Linse versehen. Von 0. Sars ist allerdings die Deutung dieser Organe als accesso- rische Augen wegen ihrer nach seiner Ansicht wesentlich abweichenden Structur und auf Grund der Beobachtung, dass sie beim lebenden Thier intensiv leuchten, bestritten worden. Letztere Thatsache kann nun auch nach einer von P. Mayer und Gies brecht in Neapel gemachten ße- obaclituug nicht dem mindesten Zweil'el unterliegen. Bei einer in der Kückenlage mit Ammoniaklösung gereizten Euphaiisia erschienen nämlich sofort sämmtliche acht Organe als leuchtende Funkte auf dem sonst dunkel bleibenden Körper und behielten ihr intensives Licht etwa eine halbe Minute lang bei, während die Basis der Stielaugen nur schwach leuchtete. Auch die isolirten und unter dem Deckglas zerquetschten Organe von der 15asis der Cephalothorax-Beine leuchteten stark, und zwar schien das Licht von dem .Stäbcheubiindel auszugehen. Wenn nach dieser Beobachtung- letzterer die eigentliche Lichtquelle ist, so würde das Organ sich in der That als eine vollendete Blendlaterne darstellen, aus welcher das Licht durch das beeherlörmige Tapetum reflectirt und durch die vorn gelegene Brechungslinse verstärkt werden müsste. Indessen wäre hierdurch die optische Eigenschaft und \'erwendung desselben noch keineswegs aus- geschlossen, und zwar um so weniger, als auch den unzweiielhafte Ge- sichtsorgane repräsentirenden Stielaugen eine Leuchtkraft innewohnt, welche auch hier von dem schon im jugendlichen Auge angelegten Stäbchenbüudel ausgeht. Wie dem auch sei, so handelt es sich bei diesen ,, Bauchaugen" unter allen Umständen um Organe, welche ihrem Bau nach mit einfachen Augen in nahe Verwandtschaft treten und schon ihrer Innervirung nach als Sinnesorgane in Anspruch genommen werden müssen. Ein specitisches Gehörorgan ist bis jetzt nur für die Familie der Mysidac nachgewiesen worden, während es bei den Tliysanopodiäae und LophocfastrkJac völlig vermisst wird. In seinem Bau wesentlich mit dem- jenigen mancher Deeapoden übereinstimmend, überrascht es vor Allem durch seinen Sitz. Anstatt, wie bei jenen, in das Basalglied der inneren Fühler eingelagert zu sein, findet es sich bei den meisten Mysideen- Gattungeu am Grunde des inneren Spaltastes des sechsten Paares der Pedes spurii, welches mit dem siebenten Postabdominalsegnient den Schwauzfächer bildet, vor {Sirkila: Taf. LIII, Fig. 12, 3Ii/sis: Taf. LIV, Fig. 8, LVIII, Fig. U, 10), ist indessen bei Boreomysis nach 0. Sars nur rudimentär ausgebildet und fehlt bei PetalojMJuihiinx Willem., 3Iijto und Z>!/)»rtS Kroyer ganz. Zuerst von Frey und Leuckart an Mysis ficxttosa nachgewiesen und näher erörtert, ist es seitdem auch von Kroyer, van Beneden, Claus und 0. Sars für verschiedene Gattungen und Arten constatirt, bei weitem am eingehendsten aber von V. Hensen*) untersucht *) Studien über das Geliürorgan der Deeapoden (.Zeitschrift f. wissenscliaftl. Zoologie. XIII. Bd. S. 31 ;)— 412, Taf. XIX— XXII). IbÜÜ. Bi-uuu, Klasseu des Thiev-Keiubs. V. J. 'l^ 626 Decapoda. und erläutert worden. Nach Letzterem sind au diesem Gehörorgan 1) eine Ohrliöhle (Cavum auris), 2) eiu grosser Gehürsteiu (Otolitb) und 3) die mit dem Gehörnerven in unmittelbarer Verbindung stehenden Hörhaare (Otolitheuhaare) zu unterscheiden. Die Ohrhüble (Hörblase) von Mysis ist gleich der an der Fühler- basis vou Astums und Crangon gelegeneu als eine Einstülpung der Chitin- haut anzusehen, an welcher jedoch — wie bei ITqypolyk — der ursprüng- liche Eingangsschlitz bis auf eine Kinne verstrichen ist, so dass sie einen vollkommen in sich abgeschlossenen Hohlraum darstellt. Von der Fläche gesehen {Mysis: Tat'. LVHI, Fig. 10, a) zeigt sie einen länglich ovalen Umriss mit deutlicher Verschmälerung in der Richtuug nach hinten und verläuft daher in der Längsachse des Gliedmaasseuastes. Von der Seite betrachtet (Taf. LIX, Fig. 1, ca) erscheint sie oberhalb halbkugelig ge- wölbt, unterhalb durch eine in ihr Lumen einspringende hiigelartige Er- hebung, den sogenannten Haarbuckel, abgeflacht. Ihre Wandungen sind glasartig durchsichtig und unmessbar fein, nur über dem Haarbuckel etwas verdickt. Als Inhalt der Gehörblase geben Frey und Leuckart eine wasserhclle Flüssigkeit an, in welcher der Otolith flottirt. Dieser — der Otolith (Taf. LVHI, Fig. 10, ot, Fig. 11) — ist rund- lich oder oval, unterhalb abgeplattet oder selbst leicht ausgehöhlt, ober- halb gewölbt und in der Mitte der Wölbung mit einem sich deutlich ab- hebenden kuppeiförmigen Aufsatz (Taf. LIX, Fig. 1, 1) — von Frey und Leuckart als „nabeiförmige Hervorragnng" bezeichnet — versehen. Seine Grösse ist je nach dem Alter nicht unbeträchtlichen Schwankungen unterworfen, bei Mysis spinulosa nach Henseu zwischen 0,21 und 0,08 mm, aber auch bei gleich grossen Individuen zwischen 0,1 und 0,19 mm wechselnd. Bedingend hierfür ist einerseits sein relativ schnelles Wachs- thum, andererseits der merkwürdige Umstand, dass die Gehörblase sammt Otolitheu in bestimmten Zeitabständeu abgeworfen und erneuert wird. Die relativ durchsichtigen Otolithen lassen einerseits eine radiäre, anderer- seits eine concentrische Streifung erkennen. Von concentrischen Linien willHensen drei Arten unterscheiden, welche er als Trcnuungs-, Schich- tungs- und Keflexliuieu bezeichnet. Erstere stellen sich als scharfe, duukle Linien dar, welche coustant zu zweien vorhanden und in regelmässigem Abstand von einander erkennbar sind. Die äussere derselben (Taf. LIX, Fig. 2, x) deutet den Beginn eines langsameren Wachsthums des Steines, welches auf Schichtung beruht, au und bezeichnet die Grenze, bis ^u welcher die Hörhaare in die Substanz desselben eindringen. Die innere Trennungslinie (Fig. 2, x') umgrenzt eine unregelmässige, zuweilen Vacuolen einschliessende Kernniasse und ist von der äusseren doppelt so weit entfernt, als diese vom Umkreis. Die Schichtungslinieu sind dicht aufeinander folgende helle Streifen, welche mit dunkleren alterniren und in zweifacher Anordnung auftreten: einerseits grosse, rings um den Stein herunilautcnde, wie sie besonders zwischen der Peripherie und der äusseren Trennungs- linie deutlich hervortreten (Taf. LIX, Fig. 2, z), andererseits sehr viel Organisation. 627 kleinere, sieb couceutrisch um die eiuzelueu Gruppeu der Haarlückcii heriiudegende (Fig. 2, y.o). Die Reflexiiuieu eudlieh sind breite, iiicLt scliarf begrenzte Linien, welche von der Einbuchtung, aus weicher die Kuppel entspringt, und zugleich von der Wölbung dieser bcrriihreu. Schon diese Structur des Otolitheu lässt darauf schliessen, dass die Bildung des- selben durch einen Niederschlag um die Spitzen der Hörbaare bewirkt werde. Auch spricht hierfür seine chemische Beschaifeuheit, deren Prüfung jedweden Mangel organischer Substanz (dem von Frey und Lcuekart gemuthnmassteu Chitin) ergab. Mit Natronlauge oder selbst mit concentrirten Säuren gekocht, wird er nändich nicht gelöst, was dagegen geschieht, wenn man ihn einen Tag lang in einer grösseren Menge von Miueral- säuren liegen lässt. Sein Verhalten beim Glühen und in der Löthrobr- llamme weist auf Kalk, nicht auf Kieselsäure oder Thonerde hin; ver- schiedeue auf ihn angewandte Reactiouen macheu es wahrscheinlich, dass er aus Fluorcalcium besteht. Die Hörhaare, auch als Otolithenhaare bezeichnet, sind feine und blasse Haargebilde, welche auf dem in die Gehörblase hineinragenden ilaarwulst in einer fast -/a eines Kreises beschreibenden Bogenlinie ent- springen und sich mit ihrem Ende tief in die Substanz des Otolithen ein Itohren, so dass sie diesen ganz frei innerhalb der Ohrhöhle tragen. Diese ilörhaare sind in grosser, wenn auch je nach Gattungen und Arten wechselnder Zahl vorhanden: während Frey und Leuekart für Mysis fh'XHOsa 44 bis 45 angeben, zählt Heusen bei 31ysls i^pinulosa deren 57. Durchweg scheinen sie ihrer Grösse und Stellung nach in zwei Gruppen zu zerfallen, von denen die eine nur fünf besonders grosse. (Taf. LIX, Fig. 2, p), die andere, durch einen weiteren Abstand von jeuer getrennt, alle übrigen, sehr viel kürzeren Haare (Fig. 2, pi) umfasst. Letztere reichen, allmählich an Länge abnehmend, in ununterbrochener Reihe bis zum Ende des Kreises, dessen Oeffnung gegenüber sie sich auch ver- doppeln und selbst verdreifachen können: vermuthlich um dem völligen Maugel von Haaren an der entgegengesetzten Seite des Steines ein Gegen- gewicht zu bieten. Während diese kürzeren Hörhaare sich auf geradem Wege in die ihnen entsprechenden Höhlungen des Steines (Fig. 2, tr) hineiubegebeu, beschreiben die zu einer besonderen Gruppe abgesonderten langen von ihrer Ursprungsstelle aus zunächst eine starke knieförmige Biegung (Taf. LIX, Fig. 2, p). Alle entsprechen je einem Porenkanal der Haarbuckelfläche, an dessen Ausmündung sie mit einer Anschwellung („Haarkugel" nach Farre) beginnen; alsdann bilden sie die sogenannte Lingula, welche an ihrem Ende noch einen besonders blasswandigen Aufsatz von trichterförmig erweitertem Umriss trägt. Fiedern, wie sie an den Hörhaaren mancher Decapoden vorkommen, fehlen denjenigen von 3Iysis vollständig. Die lunervirung dieser Otolithenhaare geschieht in der Weise, dass der aus dem grossen letzten Hinterleibsganglion jeder- seits abgehende Nervus acusticus sich beim Eintritt in den Innenast der Pedes spurii des sechsten Paares in zahlreiche divergirende Nervenfasern 40* 628 Decapoda. auflöst (Taf. LVIII, Fig. 9 und 10, ua) und dass diese sodann unter dem Haarbuckel der Gebörblase (Tat'. LIX, Fig. 1, m) zu Eudganglieu an- scbwellen, aus welchen die einzelnen Cbordae zu den Lingulae der Hör- haare, um in diesen sich allmählich zu verlieren, gelangen. Ausser diesen den ütolithen tragenden Hörhaaren nimmt Hensen für Mysis auch noch Ilaargebilde der Körperoberfläcbe als accessorische Hörorgane in Anspruch. Er sieht als solche lilnfzehn Haare an der Basis der inneren (Taf. LVIII, Flg. 12 u. 13) und elf an derjenigen der äusseren Fühler au, ferner an dem die Gebörblase einschliessenden Spaltast des Schwanzfächers deren noch weitere 55. Von diesen nehmen 14 die Kante ein (Taf. LVIII, Fig. 10, c, c), die übrigen dagegen bilden auf der oberen Fläche zwei Anhäufungen zu 35 (nahe der Schwanzwurzel) und zu ö (lateral). Es würde danach die Gesammtzahl der Hörhaare am Schwanz von Mysls jederseits 112, am ganzen Körper 276 betragen. Diese llör- haare der Oberfläche unterscheiden sich von den Otolithenhaareu durch ihre Verjüngung gegen die Spitze hin und durch einen reichen Fieder- besatz, stimmen dagegen in der Anschwellung ihrer Basis (Taf. LVIII, Fig. 13) mit jenen überein. Ihre Inucrvirung wird am Scliwauzfächer durch Abzweigungen des Nervus acusticus (Taf. LVIII, Fig. 10, na), an den Fühlern durch besondere Fasern des Nervus auteunalis bewirkt. Als Geruchs Organe können mit einiger Wahrscheinlichkeit blass coutourirte, schlauchförmige Cnticulargebilde in Anspruch genommen werden, welche sich am Grunde der Aussengeissel der oberen Fühler, und zwar bei beiden Sexus der Schizopoden vorfinden. Dieselben können entweder {Mtjsh: Taf. LIX, Fig. 3, ol und Fig. 4) kannnzabnartig augeordnet die Richtung gegen die lunengeissel hin einschlagen oder {Euplumsia: Taf. LIX, Fig. 5, ol) auf eine kürzere Strecke ihrem Ursprung nach beschränkt^ büschelförmig nach vorn, aussen und innen auseinanderspreizen, auch in der relativen Länge und Dicke sowie in der Zahl je nach Gattungen und Arten Verschiedenheiten darbieten. In das Innere jedes dieser zarten Schläuche begiebt sich eine besondere Faser des Fühlernerven hinein. Der Gefüblssinn endlich wird durch sogenannte Tast- oder Spür- borsten, wie sie sich ausser an den Tastern der Kiefer ganz besonders im Bereich der Antennen vorfinden, vermittelt. Dieselben zeigen sich über die Mehrzahl der kurzen Geisselglieder der Mysideen verbreitet, be- sonders aber an den Endgliedern in grösserer Zahl vereinigt (Älysis: Taf. LIX, Fig. 6) und zeichnen sich im Bereich ihrer Basis durch einen scharfen (dunkeln), im weitereu Verlauf durch einen sehr zarten (blassen) Contour und feine, umgekrümmte Spitze aus. Von besonders auffalleudcr Form und Länge treten sie an den beiden Fühlerpaaren des männlichen StyJochciron masfiiiophornm Chun auf und beschränken sich hier nicht auf die Geissein, sondern übertragen sich an den oberen Fühlern auch auf die Schaftglieder. Während sie hier einseitig lang gefiedert sind und besonders auf dem ersten Scliaftgliede zu mehreren (sechs) dicht aul- einander folgen, stellen sie sich an der Geissei der unteren Fühler als Organisation. 629 in weiten Ahständcu voneinander entspringende, änsserst dünne und schlatilc Fäden dar. — Ob aiicli die bereits crwäiintcn feinen Haare, welche zu Bürsten oder Büscheln vereinigt von dem kegelförmigen Vor- sprung des dritten Schaftgliedcs der oberen Fühler ilircn Ursprung nehmen und nur den männlichen Individuen der Mysideen zukommen (SiricUa: Taf. LIII, Fig. 3, AmUi/ops, Mysidopsis: Taf. LIV, Fig. 1 u. 2, Tscudomnui: Taf. LVIII, Fig. 2, an'), als Spürhaare fungiren oder einem besonderen Zweck dienen, muss noch näheren Ermittelungen vorbehalten bleiben. 3. Ernähxungsorgane. Der Darmkanal der Schizopoden lässt eine wesentliche Ueberein- stimmung mit demjenigen der Decapoden im engeren Sinne erkennen und sondert sich deutlich in einen Oesophagus, einen Kaumagen und ein In- testinum. Der Oesophagus (Taf. LVI, Fig. 11, oe), wie gewöhnlich schräg von hinten und unten nach vorn und oben aufsteigend und von relativ geringer Länge, ist bei seiner Einmündung in die untere Wand des Kanmagens mit einem stark entwickelten Ringmuskclapparat, welcher als eine Art von Cardia angesehen werden kann, versehen. Der Kan- magen (Fig. 11, ve), durch einige zarte, nach oben und unten verlaufende Muskelstränge an die Innenseite des Integuments angeheftet, zerfällt durch eine tiefe, bei zwei Dritttheilen seiner Länge gelegene Einschnürung in einen grossen, kappenförmig gewölbten, bei seitlicher Ansicht fast kug- ligen vorderen und einen sehr viel kleineren und besonders ungleich engereu hinteren Abschnitt (Fig. 11, di); ersterer entspricht seiner Er- streckung nach dem vorderen Abschnitt (Kopfregion) des Cephalothorax, während letzterer mit den in die untere Wand seines hinteren Endes 'einmündenden Leberschläuchen auf den längeren zweiten Abschnitt ent- fällt. Beide zeichnen sich durch eine sehr mächtige Entwickelung der ihr Lumen auskleidenden Cuticula aus, welche besonders in dem grossen cardialen Abschnitt einen sehr complicirten Triturations- und Reusen- apparat darstellt. Schon bei äusserlicher Betrachtung desselben (Taf. LVI, Fig. 11 u. 13, ve) lassen sich durch die dünnen Wandungen hindurch drei solidere Leisten erkennen, von denen die unpaare breitere sich als eine mediane Verdickung der Bauchwand darstellt, während die beiden henkclartig mit ihr verbundenen schmäleren und bogig geschweiften sich höher an den Seitenwänden hinaufziehen. Erstere zeigt sich bei der Be- trachtung der Innenseite (Taf. LVI, Fig. 12) mit einer medianen Längs- leiste versehen, von welcher beiderseits dichte, nach rückwärts gerichtete Borsten entspringen. Zwei zur Seite dieser Leiste verlaufende, bläulich schimmernde Rinnen sind mit zahlreichen Häufchen sehr kurzer Härchen besetzt, welche der Oberfläche derselben auf den ersten Blick ein drüsiges Ansehen verleihen; dieselben werden nach aussen abermals durch zwei Leisten begrenzt, deren längere, kamrazahnartig gestellte Borsten im rechten Winkel der Mittelleiste zugewandt sind. Von den henkelartig gebogenen Leisten der Seitenwände gehen zwei in das Lumen einspringende, stumpf dreieckige Platten aus, welche längs ihres Vorderrandes und ebenso g30 Deoapotla. bei dem Uebergaug dieser in den Aussenrand mit zabheichcn langen nnd gespreizten Dornen, deren Spitze abgestutzt und fein gestacbclt erscheint, dicht besetzt sind, weiter rückwärts aber mehrere, einem gerundeten Vor- sprung aufsitzende, kräftige und gekrümmte Stacheln führen, welche sich gleich ähnlichen, jederseits von der Rückenwand entspringenden dem Eingang zu dem hinteren Magenabschnitt vorlegen. Diesem Chitinbelag der unteren und der beiden Seitenwände des Cardialtbeils gesellt sich noch eine (|uer herzförmige und mit steifen Borsten besetzte ChitinpliUte an dem hintersten Theil der Rückenwand hinzu, so dass die in diesen Magenabschnitt gelangende Nahrung von allen Seiten her eng umklammert wird. Auch der kleine und enge Pylorusthcil des Magens lässt an seiner Innenwand mehrere mit Borsten besetzte Längsfalten wahrnehmen, ist aber besonders durch einen seiner ventralen Seite ansitzenden Divertikel, welcher von 0. Sars als Appendix campaniformis bezeichnet wird, be- merkenswerth (Taf. LVI, Fig. 11, di, Taf. LIX, Fig. 8). Derselbe lässt in der Richtung nach vorn und unten eine dicke, polsterartig gewölbte Hervorragting von zarter Consisteuz erkennen und läuft nach hinten in zwei an der Spitze verschmälerte und mit Ilaaren gewimpcrte, zi|)fel- förmige Fortsätze aus. Seine mit dem Lumen der Pars pylorica com- municirende Innenfläche trägt jederseits zwei parallele, mit dicht gestellten Kammborsten versehene Längsleisten (Taf. LIX, Fig. 9). Da bei der lebenden 3Ii/sls sich in diesen Divertikel trotz seiner oft energischen Be- wegungen niemals Magencontenta hineindrängen, so möchte Sars ihn für einen drüsigen Apparat, dem Pancreas vergleichl)ar, ansprechen. Ihm gegenüber, also gegen die Rückenwand des Cephalothorax hin, lässt der Pylorustheil des Magens einen hol 31ysis: nikta auffallend grossen (Taf. LVI, Fig. 11, ap) und dickwandigen, bei anderen Arten der Gattung sehr viel un- scheinbareren, nach rückwärts verlaufenden Blindsack aus sich hervorgehen, um sich bald nachher in den Chylusdarm fortzusetzen. Dieser (Taf LIV, Fig. 8, LVll, Fig. 1, in) erscheint gleich bei seinem Beginn als auffallend dünnes cylindrisches Rohr, welches zuerst mehr ventral gelagert ist, aber schon am Ende des Cephalothorax aufwärts steigt, um sodnnn im Bereich des Postabdomen der Rückeuseite genähert zu verlaufen. Innerhalb des sechsten Segmentes erweitert er sich zu einem spindelförmigen, mit stark muskulösen Wandungen versehenen Mastdarm (Taf. LVII, Fig. 1, re), welcher, mit einem Sphincter versehen, an d«r Basis des siebenten Post- abdominaliinges veutralwärts ausmündet (Taf. LVII, Fig. 1, a). Der mit einer äusseren Muscularis und einem inneren Zellenbelag versehene Darm ist beim lebenden Thier in beständigen lebhaften Contractionen und Expansionen begriffen und nimmt während der ersteren ein stark gekräuseltes Ansehen an. In wie weit diese von Blijsis entlehnte Schilderung des Tractus in- testinalis auf die übrigen Ordnungen der Scbizopoden zutrifft, rauss weitereu Untersuchungen vorbehalten bleiben. Dass es bei diesen an mehr oder weniger bemerkenswerthen Abweichungen nicht fehlen wird, dürfte schon Organisation. 631 aus (lern gleich zu crwähiieudcu vcrscliicdcncu Vcrlialtcu der Lcbci- schläuchc (MitleldaimdrüscJ zu vermutben sein. Die in die ventrale Wand des hinteren (Pylorus-)Magenabschuittes, kurz, vor Beginn des eigentliclieu Intestinums jederseits einmündende Leber tritt unter den Schizopodeu in zweifacher Form-Modification aut. Die ungleich eintaeliere, welche die Mysideen (Taf. LVI, Fig. 13, he) cbarakterisirt, steht in sehr nahem Anschluss an diejenige der Cumaceen und Amphipoden, während die den Euphausiden (Tai'. LV, Fig. 1) zu- kommende complicirtere an diejenige der Dccapoden herantritt. Bei Mysis (Taf. LVI, Fig. 13) setzt sich die jederseitige Leber aus fünf Schläuchen zusammen, welche bei ihrem Zusammentreffen einen sehr kurzen, gemein Samen Ausfuhrungsgang bilden. Von diesen fünf Schläuchen steigen zwei von geringerer Länge und Weite nach vorn und oben an der Aussenseite" des vorderen Magenabschnittes auf, während die drei übrigen die Richtung nach hinten einschlagen und also zur Seite des Intestinums zu liegen kommen. Letztere sind die ungleich voluminöseren, wiewohl unter sich wieder von verschiedener Längsausdehnung. Ihre gegenseitige Anordnung ist die, dass die beiden übereinander liegenden längeren, welche fast bis zum hinteren Ende des Cephalothorax reichen, den kaum halb so langen dritten zum Theil zwischen sich nehmen, doch so, dass er sie mit seinem Aussencontour seitlich überragt. Bei Siriclla Dana (Oi/nthia Thomps.) sind sie jederseits auf einen kurzen, nach vorn, und zwei lange, nach hinten gerichtete beschränkt. Die intensiv gelbe Färbung dieser Leber- schläuche, welche sie durch das durchscheinende Integument hindurch in ihrer Lage und Form deutlich erkennen lässt, rührt von dem fettigen Inhalt her, mit welchem die grossen, kugligen, nach aussen von einer zarten Membran umschlossenen Secretionszellen angefüllt sind. Durch einen äusseren Muskelbelag ihrer Wandungen sind die Leberschläuche befähigt, sich wellig zu contrahiren und auszudehnen. — An Stelle dieser wenigen, aber massigen Schläuche tritt bei Euphamia (Taf. LV, Fig. 1) eine sehr beträchtliche Anzahl selir viel dünnerer auf, über deren speciellere Anordnung von Claus und 0. Sars indessen keine weiteren Angaben gemacht werden. Diese Complication in der Leberbildung kommt jedoch nur den geschlechtlich entwickelten Individuen zu, während es in den früheren Larvenstadien noch bei den wenigen dickeren Schläuchen der Mysideen sein Bewenden hat (Taf. LXI, Fig. 2 — 5, 7 u. 8). 4. Excretionsorgane. Für die Gattung Mysis erwähnt 0. Sars eine jederseits im vorderen Theil des Cephalothorax, unmittelbar unter dem Integument gelegene rundliche Drüse, welche einen gewundenen Ausführuugsgang in die Basis der äusseren Fühler hinein entsendet. Derselbe scheint an der Innenseite des dritten Schaftgliedes nach aussen zu münden. Das Secret dieser Drüse, welche der sogenannten grünen Drüse der Dccapoden zu ent- sprechen seheint, ist bei Mysis vollkommen farblos. — Haruabsondernde g32 Decapnda Schläuche, welche nach Ait der Amphipoden in den Ilinteidarni cin- miinden, sind bisher bei den Scbizopoden nicht nachgewiesen worden. 5. Cireulationsorgane. Wiewohl das Herz nebst den von ihm ausgehenden Gefässen und in gleicher Weise auch der Blutkreislauf an den durchsichtigen Arten der Gattung 31>/sis bereits von V. Thompson und nach ihm wiederholt durch Frey und Leuckart, P. van Beueden und 0. Sars zum Gegenstand einer mehr oder weniger eingehenden Erörterung gemacht worden ist, sind doch erst durch die neueren Untersuchungen von Claus die darauf bezüglichen Verhältnisse in befriedigender Weise ermittelt worden. Die Angaben des Letzteren erstrecken sich auf die Cireulationsorgane ver- schiedener Mysideen- Gattungen (Siriclhi, Mijsis, Mi/sidopsis, Lcptomi/sis) sowohl wie auf Etq)Jiausin und weisen für jede dieser beiden Gruppen einen besonderen Typus nach. Der durch Euplmus'm repräsentirte höhere bahnt unmittelbar die Herzbildung der Decapoden an, während der bei den Mysideen bestehende einfachere wieder jenem als Ausgangspunkt dient. ' Der Herzschlauch der Mysideen, an dessen zarten Wandungen be- sonders die Ringmuskelfasern sehr deutlich in die Augen fallen, ist, von einem Peiicardialsinus umhüllt, unmittelbar unter der Rückenhaut gelegen und zeichnet sich durch eine ansehnliche, wenn auch je nach den Gattungen abgestufte Längsstreekung aus. Bei Smella (Taf. LVII, Fig. 2, c) beginnt derselbe schmal innerhalb des zweiten Abschnittes des Cephalothorax, in dessen Bereich er sich bauchig erweitert, und reicht, sich allmählich wieder verjüngend, bis in die Basis des achten Mittelleibssegmentcs hinein. Bei Mysis dagegen (Taf. LIX, Fig. 11), wo er vorn ungleich stumpfer und weiter beginnt, ist er hinterwärts sehr viel stärker verkürzt, so dass er nur wenig über die Basis des siebenten Segmentes hinausragt; auch ist seine Verjüngung hierselbst eine sehr viel stärkere und plötzlichere. In dem einen wie in dem anderen Fall ist die jederseitige Herzwand von zwei grossen spaltförmigen, venösen Ostien (Taf. LVII, Fig. 2 u. Taf. LIX, Fig. 11, 0, o), von denen das eine mehr dorsal, das andere ventral orien- tirt ist, in der Weise durchsetzt, dass beide sich mit ihren zugewandten Enden fast berühren. Die verschiedene Länge der hinteren Ilerzhälfte bei den genannten Gattungen bedingt es, dass diese Ostien l)ei Slrklki (Taf. LVII, Fig. 2) weit vor, bei Mysis (Taf. LIX, Fig. 11) dagegen beträchtlich hinter der Mitte der Länge gelegen sind. Bei Eiipliausia dagegen, wo das Herz innerhalb des zweiten Ab- schnittes des Cephalothorax sehr viel weiter rückwärts gelegen ist (Taf. LV, Fig. 1), lässt es eine breite und kurze Spindel- oder Biruform erkennen (Taf. LIX, Fig. 10) und ist jederseits von drei Ostien (Fig. 10, o'— o^) durch- setzt, welche eine sehr abweichende gegenseitige Lage bekunden. Das vorderste dieser Ostien liegt nämlich dem vorderen Herzende genähert ventral, das zweite in weitem Abstände, hinter der Mitte der Länge dorsal, das dritte endlich diesem schräg gegenüber wieder nahezu ventral. Orsanisatinn. ÖSS Die aus dem Hcrzschhuicli der Mysiilccu dircct heivorgelicndcii arteriellen Gcrilssstänime sind im Wescntliciien dieselben, wie sie sieb auch bei den Decapoden vorfinden. Aus dem vorderen Herzende ent- springt median die starke Aorta cephalica (Tat'. LIX, Fig. 10 n. 11, LVII, Fig. 2, ac), jederseits die schwächeren Arteriae laterales (Fig. 2, 10 u. 11, al). Aus der ventralen Herzwand gehen in weiterem Abstand voneinander vor den venösen Ostien meist zwei unpaare Eingeweide -Arterien (av), weit hinter denselben, bei 3Ii/sls (Tat'. LIX, Fig. 11, ad) sogar fast dem Ende des Herzeus entsprechend, die gleichfalls unpaare, aber ungleich stärkere Arteria descendens s. ventralis hervor. Als hintere Fortsetzung des Herzens endlich stellt sich die unpnare Aorta posterior s. caudalis (Tat. LIX, Fig. 10 u. 11, Taf LVII, Fig. 2, ap) dar, neben welcher fast aus demselben Punkt bei Sificlhi die schwächeren und paarigen hinteren Seitenarterien (Tat. LVII, Fig. 2, alp) ihren Ursprung nehmen. Die grosse Kopfarterie (Aorta cephalica s. anterior), welche gegen das vordere Herzende hin durch zwei Valvulae abgeschieden wird, kann entweder, wie bei 3Ti/sis (Taf. LIX, Fig. 11, ac) gleich dem Herzen dicht unter der Rücken haut nach vorn verlaufen oder, wie bei Slridla (Taf. LVII, Fig. 2, ac) zunächst gegen den Kaumagen hin herabsteigen, um sich nachher an der Riickenwand desselben emporzubiegen. An der hinteren Wand des Kaumagens entsendet die Aorta cephalica unter trichterförmiger Erweiterung einen Ast gegen die Mundtheile hin, ist in ihrem weiteren Verlauf nach vorn durch Muskelstränge an die Rückenhaut angeheftet und spaltet sich nach Abgabe eines medianen, an das Gehirngangliou verlaufenden Zweiges in ihre beiden Endäste, die in die Augenstiele ein- tretenden Arteriae ophthalmicae. Letztere stehen zu der Mehrzahl der Arterien in einem auifallenden Gegensatz durch die zahlreichen Rami- tieationen, welche sie bei ihrem Verlauf längs der oberen Wand der Pedunculi in der Richtung nach unten gegen die gangliösen Anschwellungen des Nervus opticus hin abgeben. Jeder der drei aus ihnen hervorgehenden Aeste löst sich nämlich nach kurzem Verlauf in zahlreiche Capillaren auf, welche schlingeuförmig in einander übergehend, die drei Ganglien des Sehnerven nach allen Richtungen hin durchsetzen. Die vorderen Seitenarterien (Arteriae laterales s. antennariae), welche jederseits unterhalb der Aorta die Richtung nach vorn einschlagen (Taf. LVII, Fig. 2, LIX, Fig. 10 u. 11, al), ziehen sich zuerst zwischen den beiden vorderen Paaren der Leberschläuche hindurch und gabeln sich in zwei Aeste, von denen der ventral herabsteigende stärkere dem Darm und den ventralen Leberscliläuchen Blut zuführt, während der obere, nachdem er einen Ast an den mittleren der hinteren Leberschläuche abgegeben hat, nach 0. Sars lue Richtung gegen die Antennen einschlägt, um mit seinen Gabelungen in diese einzutreten. Die unpaaren Eingeweide Arterien (Taf. LIX, Fig. 11 und Taf. LVII, Fig. 2, av), welche aus der ventralen Herzwand vor den venösen Ostien ihren Ursprung nehmen, drängen sich zwischen die beiden Hoden, he- 634 Decapuda. ziclicntlich Ovarien Inndnrcli iiiul gelangen, schräg nacli vorn und unten licrabstcigend, an den vorderen Abschnitt des Darmes, welchen sie gleich den hinteren Leberschläuchen mit Zweigen versehen. Die gleiclif'alls unpaare Arteria dcscendcns (Taf. LIX, Fig. 10 und 11, Tat'. LVII, Fig. 2, ad), welche bald rechts, bald links aus dem hinteren Herzende in der Richtung gegen den Bauch hervorgeht, schlingt sich um den Darm herum und spaltet sich zwischen ihm und dem Bauchmark in drei nach vorn, unten und hinten gewendete Aeste, welche sich zwischen die Commissuren des fünften, sechsten und siebenten Beinpaares hindurch- drängen. Während die beiden hinteren Aesle hauptsächlich .Seitenzweige in die entsprechenden Beinpaare abgeben und mit einem kurzen medianen Fortsatz endigen, entwickelt sich der vordere zu einer starken, nach vorn verlaufenden »Sternalarteric, welche paarige 8eitenzweige an die vorderen Beinpaare, die Kieferbeine und das zweite Maxillenpaar aus sich hervor- gehen lässt. Von den drei terminalen, aus dem Herzen hervorgehenden Gefäss- sfämmen reichen die schwachen paarigen Arteriae laterales posteriores (Taf. LVH, Fig. 2, alp) nicht weit über das letzte Mittelleihssegment hinaus, indem sie sich an den Darm und an Muskeln verzweigen. Die starke unpaare Aorta posterior s. caudalis (Fig. 2, aj)) dagegen verläuft, der Dorsalwaud genähert, durch das ganze Postabdonien hindurch und giebt im Bereich der fünf vorderen Segmente nahe dem Hinterrande derselben je paarige Seiteuarterien an die Muskeln mit Abzweigungen an die Darni- wand ab. Zuerst unter den Rückenmuskelu verlaufend, treten diese Seiten- arterien in ihrem weiteren Verlauf beiderseits frei hervor; während sie bei den weiblichen Individuen schon vor dem Ursprung der (hier rudi- mentären) Spaltbeine endigen, setzen sie sich bei den männlichen in das Innere dieser fort. Im sechsten Postabdomiualsegment spaltet sich nach 0. Sars die Aorta posterior in zwei gegen die- Bauchseite herabsteigende Aeste, während nach Claus nur ein einzelnes ventralwärts gerichtetes Gefäss vorhanden ist, welches den beiden Spaltästcn des Schwanzfächers das Blut zuführt. In Form eines stark verdünnten, terminalen Ausläufers setzt sich übrigens die Aorta posterior oberhalb jenes Bauchastes noch in das Innere des Eudsegmentes (Telson) fort. Eupliausia zeigt betreffs der aus dem Herzen hervorgehenden grossen Gefässstämme den Mj'sideen gegenüber hauptsächlich darin ein abwei- chendes Verhalten, dass die aus der unteren Herzwand entspringenden un- paaren Visceralarterien durch eine paarige Leberarterie (Taf. LIX, Fig. 10, ah) ersetzt werden. Letzteres Verhalten vervollständigt die schon in den drei Osticupaarcn liegende Uebereinstimmung mit dem Herzen der Decapoden im engeren Sinne. Die peri|)herische Verzweigung der Arterienäste ist bei den Schizo- poden im Ganzen eine spärliche und beschränkt sich an den meisten Stellen auf frei in den Leibesraum mündende, dünne Gefässe. Nur um die Nervencentren herum bildet sich in entsprechender Weise, wie dies Orffanisatioii. 6H5 bereits für die Gaiiglieu des Nervus optieus Iicrvori;cli()l)cii wurde, ein reiches, durcli schlingcui'önuig ineinander übergelnhrte Capiilaren ge- bildetes Gel'ässuetz aus. Das aus den feinsten Arterienzweigen hervor- tretende Blut ergicsst sich in dem einen wie in dem anderen Fall bei dem Mangel riickfiihreuder Gefässe (Venen) in Hohlräume des Körpers, welche stellenweise das Ansehen regelmässiger Kanäle darbieten. Die Circulation des farblosen Blutes ist bei der Durchsichtigkeit der Körperwandungen an 3Ii/sts vcrhältnissmässig leicht durch Verfolgung der Bahnen, welche die Blutzellcn einschlagen, festzustellen. Das bei der Diastole aus dem Pericardialsinus durch die seitlichen Osticn in den llerz- schlauch eintretende Blut wird bei der Systole des letzteren, welche sich in weiterer Ausdehnung auf die Arterienstämme fortsetzt, in diese gleich- zeitig nach den verschiedenen Richtungen hin hineingetrieben. Das aus den Endverzweigungen dieser in lacunäre Bahnen eintretende Blut be- schreibt sodann hauptsächlich folgende, zum Theil mit der Respiration in Beziehung stehende Wege: Aus dem Gehirnganglion, den Augenstielen und den oberen Fühlern strömt es bauchwärts zu beiden Seiten des Pro- ventriculus gegen die vorderen Leherschläuclie und zwischen diesen gegen die Herzgegend hin und bildet vor der Insertion der Magenmuskeln zwei Scitenströme, welche in die Duplicatur des Rückcnschildes eintreten. Ebenso tritt das aus den unteren Fühlern und den Mundtheilen zurück- fiiessende Blut durch einen weiten Spalt in die Seitentheile des Rücken- schildes ein, um zwischen den beiden Lamellen desselben durch die sie verbindenden Stützbalken hindurch nach aufwärts und hinten zu strömen und aus diesem wieder dem mittleren Theil des Pericardialsinus zugeführt zu werden. Aus letzterem tritt es dann durch das dorsale Ostienpaar in das Herz zurück. Einen eigenthümlichen Verlauf gegen das Herz hin schlägt das aus den Mittelleibsbeinen zurückkehrende Blut ein, indem es an der Innenseite der von dem Rückenschild bedeckten Leibeswand in kaualartigen Hohlräumen, welche sich zwischen vier (SiricUa) bis sechs (Mysis : Taf. LVH, Fig. 3, 1, 1), der Längsachse der Beine entsi)rechenden Aufwulstungen Bahn brechen, gegen den Pericardialsinus und zwar be- sonders gegen das hintere Ende desselben emporsteigt. In dieses tritt ausserdem auch ein grosser Theil des aus dem Postabdomen zurück- kehrenden Blutes, nämlich derjenige, welcher einen dorsalen Strom bildet, ein. Letzterer beginnt im siebenten, den Mitteltheil des Schwanzfächers bildenden Segment, verläuft oberhalb der Streckmuskeln, wo er durch seitliche, dem Ilinterrand der einzelnen Segmente entsprechend aufsteigende Nebenströme verstärkt wird und tritt aus dem Postabdomen in das letzte Mittelleibssegment, innerhalb dessen sich in ihn gleichfalls noch von unten her aufsteigende Nebenströme ergiessen. Ein demselben an der Bauch- seite des Postabdomen entsprechend verlaufender zweiter Strom beginnt gleichfalls am hinteren Ende, wo er zunächst sein Blut aus dem Ende der Aorta posterior und dem letzten Paar der Pedes spurii (Seitentheile des Schwanzfäcbers) bezieht, verstärkt sich sodann durch die ihm aus ()36 Decajjuda. den fünf vorderen Hpaltbcinpaarcn zngefiihrtc Blutmenge und mündet durch zwei innerhalb des letzten Mitfelleibsringes aufsteigende Seitcnläufe in den dorsalen Strom ein. Abzweigungen desselben im Bereich des Post- abdomen verstärken übrigens auch einen bis zu dem hinteren Ende der Leberschläuehe veri'olgbaren Blutstrom zu beiden Seiten des Darmkanales. 6. Respirationsorgane. Specifische, der Atbmung dienende Organe in Form von Kiemen können den Schizopoden entweder, wie bei der Mehrzahl der Mysidecn, überhaupt fehlen oder bei einzelnen Gattungen derselben (Sirtdla) nur auf das männliche Geschlecht beschränkt und dann an den Spaltbeinen des Postabdomen angebracht sein (Taf. LIII, Fig. 1, 10 u. 11); oder sie können innerhalb einer zweiten grossen Gruppe, welche durch die Gattungen Thymnopoda , Euplumsia, (ruaiJiopliausia, Emopia, Lophogaaicr u. A. re- präsentirt wird, nach Art der Decapoden als basale Anhängsel der Mittel- Icibsbeine auftreten. Im letzteren Fall können sie ebensowohl, wie bei Lophogastcr (Taf. LV, Fig. 14, 15), GnatJiophausia und Eucopiia von dem ventralen Rande des Rückenschildes verdeckt werden und nur an der Bauchseite frei liegen, wie andererseits nach Art von Tlnjsanopodu , En- pliausia (Taf. LV, Fig. 1), NijcUphaws , Stylochciron u. A. beiderseits frei unter dem Rückenscbiid hervortreten. Die im Bereicli des Mittelleibes auftretenden Kiemen können in ihrer Zahl je nach den Gattungen leichte Schwankungen darbieten, stimmen aber darin miteinander überein, dass sie dem ersten, gewöhnlich als Pedes maxillares bezeichneten Gliedmaassenpaare regelmässig fehlen und erst mit dem zweiten beginnen. Von diesem aus reichen sie dann, meistens allmählich an Grössenumfang zunehmend, gewöhnlich bis zum letzten (achten), bei Lophoijasti'r und Eucoptia {Clialaraspis) nur bis zum vorletzten (siebenten) Paare. Beide Modificationen werden durch GnathopjJiaiisia in der Weise vermittelt, dass das achte Gliedmaassenpaar einer Kieme zwar nicht ganz entbehrt, dass diese aber den vorangehenden gegenüber nur sehr rudimentär entwickelt ist. Die allmähliche Grössenzunahme der auf- einander folgenden Kiemen charakterisirt besonders die Gattungen Thy- sanopoda (Taf. LVJl, Fig. 4 — 10), TJiysanoessa, Benthettphuima und Nydi- plmncs (Taf. LVII, Fig. 11), während bei Euphansia die vier ersten Paare den drei letzten, bei Stylocheiron die sechs ersten dem siebenten gegenüber sehr viel merklicher an Umfang zurückstehen. Bei LopJiogaster, Ehcojjm und Gnatliophamla endlich erscheinen die dem zweiten bis siebenten Glied- maassenpaar nngefügten Kiemen von annähörnd gleicher Grösse. Von den in der Richtung nach hinten allmählich an Umfang zu- nehmenden Kiemen sind die vordersten stets die am einfachsten gebildeten und können in seltneren Fällen {Stylochciron: Taf. LVII, Fig. 11) scll)st nur in Form eines kleinen, sich gabelig theilendcu Läppchens auftreten (die zunächst auf sie folgenden entsenden dann allmählich mehrere, z. B. vier, sechs u. s. w. ungleich längere, fingerförmige Ausläufer aus ihrer dünnen Basis); häufiger ist gleich die erste Kieme in eine grössere An- Organisation. 637 zahl {Euphausia, TJiiisanoi>oda 7, Ni/diphaurs. Bcntlimpliansia 9, Nema- toscdl^i sogar 16) solcher schmaler, kanirazahnartig angeordneter oder radiär auseinander spreizender Stränge aufgelöst. Die darauf folgenden können {Ni/diphaiics) noch dieselbe einfache Form, höchstens durch eine allmählich wachsende Zahl fingerförmiger Fortsätze modificirt, beibehalten; oder es kann sich schon von der ersten, zweiten oder dritten ab dem primären Kienienstrang ein zweiter seitlieh anfügen, welcher dann gleich- falls tingerförmige Verlängerungen in wechselnder Zahl und Anordnung entsendet {Thysanopoda: Taf. LVII, Fig. 4—10, a). Dieser Seiteustrang erscheint bei mehreren Gattungen, \y\& Euplumsia, ThysanopoiU und Bcntheu- iihausid ganz besonders au der oder den beiden letzten Kiemen zu einer ansehnlichen Länge und iu reichlicher Seitenverästelung entwickelt, so (lass er au diesen den primären Strang durch die grosse Zahl seiner tiugerförniigen Ausläufer sogar bedeutend iibcrtreftcu kann. Doch fehlt es auch nicht an Fällen, wo wenigstens am letzten Kiemenpaar der pri- märe Strang sich gleichfalls in Seitenzweige auflöst. Dass bei Thißano- 2W(la (Taf. L\'1I, Fig. 10, p) und Eupltaiisla diese reichhaltige Entfaltung der hinteren Kiemen mit einem Schwund des, beziehentlich der beiden letzten Hiuterleibsgliedmaassen in Beziehung tritt, ist bereits oben erwähnt worden. Eine ungleich reichhaltiger entwickelte respiratorische Oberfläche lassen die annähernd gleich umfangreichen Kiemen an dem zweiten bis siebenten Gliedmaassenpaar von Lojihoyaster (Taf. EVI, Fig. 2—8), Gnatho- phmma und Eucopia erkennen. Dieselben sind hier je nach den einzelnen Beiupaaren zwei- bis drei-, bei Gnathophuusia sogar theilweise vierlappig, und zwar entspringen diese nach verschiedenen Richtungen hiu gewendeten Lappen aus einem und demselben Funkt dicht bei einander, dabei bald mehr {Lophogaster), bald weniger {Gnuthophausla) in Form und Länge von einander abweicheud. Jeder dieser Lappen gleicht (Taf. EVI, Fig. 7 u. 8) einem sehr reichhaltig doppelt gefiederten Blatt, indem der Hauptstrang, welcher in seiner Mittellinie der Länge uach verläuft, zahlreiche, sich gegenüberstehende Seitenzweige entsendet, an welchen iu entsprechender Anordnung die auch ihrerseits gefiedert erseheinenden Kiemenblättchen ihren Ursprung nehmen. An letzteren ist es übrigens nur ihr tief ein- gekerbter Scitenrand, welcher ihnen ein fiederartiges Ansehen verleiht. Den mit so umfänglichen specifischen Respirationsorganen versehenen Thysanopodiden und Euphausiden stellen sich die derselben entbehrenden Mysideen scheinbar ganz unvermittelt gegenüber. Der Mangel besonderer, frei an ihren Beinen aufgehängter Kiemen hat daher auch lange Zeit hindurch die Annahme veranlasst, die Athmung werde bei ihnen aus- schliesslich durch die zarte Körperhaut und besonders durch die mit einem reichhaltigen Blutstrom versehene Duplicatur des Rückenschildes bewirkt. Dass dieses jedoch keineswegs der Fall ist, geht ebensowohl aus der Existenz einer besonderen, im oberen Ansehluss au die Basis der Mittel- Icibsgliedmaassen befindlichen Athemhrdde, wie auch daraus hervor, dass 038 Decapoiia. in dem vordersten Theil derselben ein an dem Gnindgliede des ersten Paares (Kieferfuss) seineu Ursprung uebmeuder laniellöscr Anhang (Fla- gelluiu), welcher in seiner Htructur au eine Aniphipoden- oder Isopoden- Kieme erinnert (Taf. LVII, Fig. 3, br), bei dem lebenden Thier sich in ununterbrochen schwingender Bewegung wahrnebnien lässt, um auf diese Art eine stete Zufuhr neuen Wassers in der Richtung nach hinten zu be- wirken. Hier, im Bereich ihres hinteren Tbeiles, zeigt nun die Leibes- wandung jederseits an ihrer Innenseite eine Keibe von Aufwulstungen, welche von der Basis der mittleren Beinpaare aufsteigend, unter allmäh- licher Verschniäleruug gegen das Pericardium hin couvergiren (Taf. LVII, Fig. 3, I, 1) und zwischen sich die aus den Beinen gegen das Herz bin zurückkehlenden Blutströnie eingelagert zeigen. Würden sie hiernach gleich nicht mehr als wirklich functionirende Kiemen iu Anspruch ge- nommen werden können, so würde nach ihren localen Beziehungen zu den Mittcllcibsgliedmaassen immerhin nichts im Wege stehen, sie als morphologische Aequivalente und als Rückbildungen solcher aufzufassen. Bei den männlichen Individuen vcrscbiedener Mysidceu- Galtungen erfährt der Mangel eigentlicher Cephalothorax-Kiemen eine Art .Ausgleich durch eine die Pedes spurii des Postabdomen auszeichnende Anbangs- bilduug in Form zarthäutiger Lamellen, welche ihrer Structur nach sehr wohl als Kiemen fuugiren könnten, in diesem Fall jedoch nur einen sehr localen Einlluss auf die Bluterneuerung ausüben würden. Diese Anliangs- gebilde können entweder, wie am ersten Paar der Pedes spurii von ,EriithropA und Siridla (Taf. LIII, Fig. 10), an .Stelle des inneren Spalt- astes, oder wie bei A)nblyops (Taf. LIII, Fig. 17, 1:i C\a\\s, Cynfliia inermis Kr oy er , ? Froiiiyftis (kdailum' Kr.): Nördlicliei- und südlicher Atlantischer Ocean, Australisches Meer, nördlicher und süd- licher Stiller Ocean. — gracüis Dana: Philippinen, Ncu-Gninea, nördlicher und tropischer Stiller Ocean. Ancliiahis typicus Kr oy er {Irimcains Sars): Atlantischer Ocean (14* N.), Cap (34° S.). So weit diese Arten pelagisch sind, was für die den Thysanopodiden und den Gattungen SirieUa und Anclikilns angehörenden festgestellt worden ist, dürften für die weit ausgedehnte Verbreitung derselben in gleicher Weise, wie dies früher für die Hyperinen unter den Amphipoden hervor- gehoben worden ist, die Meeresströmungen einen sehr fördernden Eintluss ausüben. Ungleich schwieriger lässt sich die weite Verbreitung der meist in bedeutenden Tieien lebenden und mit Ausschluss von Eucopia hart- Räumliche Verlireilun;)'. 677 schaligen Lophogastrideu, besonders der , microp» und tenella, Sfylocheiron carinatum, longicornc, Suhnl und domjafiun, Euphausia splcn- dctis, mmronafa und ^phiifori. Ausserdem können denselben auch Podo2ms Slahheri (0—1 Faden) und Mysis Spiritus (O—o Faden) zugerechnet werden. Man wird indessen aus diesen Beobachtungen nicht schliessen dürfen, dass dieselben Arten nicht unter Umständen auch tiefer vorkommen können, wenigstens so lange nicht, wie auf das Gegentheil gerichtete Untersuchungen fehlen. Offenbar hat man sich an den auf der Oberfläche schwimmenden und daher in der leichtesten Weise einfangbaren Individuen genügen lassen, ohne die Probe auf ihr weiteres Herabgehen anzustellen. Wo dies geschehen ist, hat man solche pelagisch auftretenden Arten ausserdem auch in mehr oder weniger bedeutenden Tiefen, wie Mysis flexuosa in 0 bis 15, Mysis vuhjaris in 0 — 25, Mysis incrnüs in 0 -23, Euphausia inerniis in 0 — 220, Euphausia p>cllucida in 0—400, Nydiphancs norvajicus in 0—430, Styhcheiron abbreviatum in 0—600 Faden Tiefe angetroffen und damit den offenbaren Beweis erhalten, dass das verschiedene Vorkommen solcher Arten auf willkürlichem Auf und Niedersteigen beruht, mag dasselbe nun durch Tages- und Jahreszeiten, durch Witterungs- und Temperaturverhält- üisse, oder auch durch Nahrungsverhältnisse u. s. w. veranlasst und be- einflusst werden. Auf Grund derartiger Erfahrungen wird man auch nicht Vorsicht genug darin üben können, Arten, welche abweichend von ihren übrigen, pelagisch auftretenden Gattungsverwandten nach einmaligen Be- obachtungen in ansehnlichen Tiefen angetroffen worden sind, wie Thysano- poda iicyleda (250 Faden), Enphaiisia similis (600 Faden), Nematoscelis Sarsi (650 Faden), Sfylocheiron mastigophorum (150—450 Faden), Thysanopoda cristata (2050 Faden), sofort als specifiscbe Tiefseebewohner anzusprechen, da fortgesetzte Nachforschungen für dieselben leicht ähnliche Wechsel- verhältnisse, wie sie für jene festgestellt sind, ergeben könnten. Höchstens würde eine solche Annahme für die letztgenannte Art, deren Tiefen- vorkommen unter den Tbysanopodiden als ein ebenso vereinzeltes wie phänomenales dasteht, eine sachliche Berechtigung haben. Ergiebt sich hiernach die Definition der ,,pelagischen" Schizopoden als eine höchst vage, so liegt ungleich mehr Grund für die Annahme vor, dass die einschliesslich der Thysanopoda cristata in 20 Arten zur Kenntniss gekommeneu Tiefsee-Schizopoden diese Bezeichnung mit Kecht verdienen. 682 Dccaiioda. Während mehrere derselben, wie Pscu(lo)in/!iis ah/ssl (1110 Faden), Pcfa- lüiihthalmus rmiiiger (250U Faden), Chalaraspls data (1800 Faden), Eu- copia australis (1000 — 1975 Faden) und Benfheiiphausla amUyops (1000 bis 1800 Faden), zwar die alleinigen Repräsentanten ihrer Gattungen sind, aber durchweg sehr bedeutende und zum Theil durch eine Reihe von Lothungen gewährleistete Tiefen einhalten, gehören die übrigen solchen Gattungen an, welche entweder, wie Gnathophausia , fast ausschliesslich aus Tiefseearten bestehen oder, wie Arnblyops, Psnuhmma und Borconujsls, ausser ihnen nur solche enthalten, welche den oberen Meeresschichten gänzlich abgehen. Amhhjops Grosdi (1600 J"'aden) hat nur eine, in 150 bis 300 Faden Tiefe gefundene, Pseudomma Sarsi (1675 Faden) vier zwischen 33 und 450 Faden vorkommende Arten neben sich. Borromysis scypliops (1110—1950 Faden), oUusafa (345 und 2740 Faden) und mkrops (1250 Faden) sind die nächsten Verwandten von vier anderen Arten, welche durchweg Tiefen von 80—459 Faden einhalten. Von den 9 Gnatlio- pliausia- Arten stammt überhaupt nur eine {Gnafh. longispina) aus der re- lativ geringen Tiefe von 250 Fnden, wälnend alle übrigen 500, 600, 800 u. s. w. bis 2200 Faden tief gefunden worden sind. Eine besondere Erörterung verdient die Frage, in welchem Verhältniss zu ilirem Tiefenvorkommen die Ausl)ildung der Augen bei den Schizopoden je nach Gattungen und Arten steht, um so mehr, als gerade diese Organe die auffallendsten Grössenverschiedenheiten darbieten und eine ganze An- zahl von Tiefseebewohnern theils recht kleine, theils völlig verkünimeite Augen besitzt. Besteht hier die viel gepriesene Anpassungstheorie zu Recht, so müssten die bei Oberflächeubewohnern in hervorragender Grösse entwickelten Gesichtsorgane in demselben Maasse abnehmen und eingehen, als bei zunehmender Tiefe die Lichtfülle herabgedrückt wird. Ein solcher Nachweis lässt sich indessen für die Schizopodeu in keiner Weise er- bringen, so sehr auch auf den ersten Blick eine Reihe von Thafsachen jener Annahme günstig und sie zu stützen geeignet erscheinen könnte. In keiner Grui)pe der Hchizopoden erreiclit die Gesichtsfläche der Augen- stielc durchschnittlich einen so bedeutenden Grössenumfang, theils in Kugel-, theils in Nierenform, wie bei den vorwiegend pelagisch auftretenden Thysauopodiden, und zwar sind es ganz besonders die Gattungen Nydi- jjJianes, Thysano'essa, NematosceUs, Stylochciron und Tlujsanopoda, deren Arten der Mein-zahl nach in der Grösse der Gesichtsorganc miteinander wetteifern. Kommt nun eine ihnen angehörende Art, wie Tliymuopoda cristata, abweichend von dem gewöhnlichen Verhalten in sehr bedeutenden Meerestiefen (2050 Faden) vor, so würde es der Anpassungstheorie durch- aus entsprechen und daher nicht überraschen können, bei derselben die Augenstiele stark verkürzt und die Ausdehnung der Sehfiäche beträchtlich reducirt zu finden. Ungleich auffallender ist aber der Umstand, dass bei der Thysanopoda nikropWicäma, welche gleich der sehr grossäugigen Thysanopoda fricifqndata auf der Oberfläche des Meeres treibt, die Augen in Länge des Stieles und Ausdehnung der Sehfläche genau ebenso stark Käumliolir. 'W-'rlircitiin;;-. (5^3 rediicirt sind, wie l)ei jeucr Ticf'seenrt. G.anz analoge Fälle weist die Gattung Borcomi/sis auf, welche eine einzelne Art: Tiorcom. iiirtjulops (80 bis 200 Faden) mit kolossal entwickelten, kugligen Augen, mehrere aus 200—400 Faden Tiefe stammende, wie Boreom. ardka und tridnis, mit solchen von normaler Grösse enthält. Was Wunder also, dass die in ungleich bedeutenderen Meerestiefen auftretende Boreomysis sc>iphops (1110 Faden tief im arktischen, 1600 — 1950 Faden im antarktischen MeerJ die Augen völlig eingebüsst und nur noch durch abgeplattete La- mellen ersetzt zeigt. Anstatt diesem Beispiel aber zu folgen, besitzt die in noch ungleich tieferen Regionen lebende Boycomysis obtnsafa (2740! neben 345 Faden) ganz ebenso normal entwickelte Augen wie die in Tiefen \on 200 — 400 Faden vorkommenden Boreom. ardka und tridens, zugleich aber ungleich vollkommener ausgebildete als die um 700 Faden weniger tief lebende Thisanopoda cristata. Die beiden bekannten Arten der Gattung Amhlyops, von denen die eine: A. Croseti IGOO Faden, die andere : Ä. abbreviata nur 100 — 300 Faden tief angetroffen wird, besitzen in gleicher Weise verktimmerte Augen wie die Pseudoninia- Arten, von denen Ps. Sarsl in 1675 Faden Tiefe, Ps. roseum und (iffnic zwischen 100 und 500 Faden, Ps. australc nur in 33 Faden Tiefe gefunden worden sind. Im Gegensatz dazu besitzt von den beiden nordischen Mysiddla- Arten die in 80—200 Faden Tiefe lebende 31. fypica auffallend grosse Augen, die in gleicher Tiefe (200 Faden) aufgefundene M. typlüops da- gegen ganz abgei)lattete und aller lichtbrechenden Apparate entbehrende Lamellen. Hcmimysis alyssicoki, in Tiefen von 150—200 Faden lebend, besitzt nicht nur relativ grosse, sondern selbst sehr viel grössere Augen als verschiedene, nahe der Oberfläche lebende il///s/.s-Arten. Pseudomysis uhyssi in 1110 Faden und Benfhciipliausia aiiiUyojis in 1000 — 1800 Faden Tiefe mit ganz rudimentären Augen sind dem Einfallen der Lichtstrahlen in ungleich geringerem Maasse entzogen, als die mit normalen Augen versehene Borvoniysis oUnsafa, welche um 1600, beziehentb'ch 040 Faden tiefer angetroffen wird. Letzterer Art stellt sich der völlig blinde Pda- lophflialnms armkjer in seinem Tiefenvorkommen (2500 Faden) zur Seite, durch das Eingehen der Augen aber scharf gegenüber. Die Tiefseeform Eucopia ausfralis (1000 — 1975 Faden) hat nur im weiblichen Geschlecht verkümmerte, im männlichen dagegen vollkommen ausgebildete Augen. Die Cliduruspis- (1800 Faden) und Gnaihophimiu-kxi&w (zwischen 250 und 2200 Faden Tiefe vorkommend) endlich haben zwar durchweg Augen, welche im Vergleich mit ihrer Körpergrösse und mit den Augen der Thy- sanopodiden als winzig zu bezeichnen sind, die optischen Apparate da- gegen in vollkommen normaler Ausbildung besitzen. Es stellt sich mithin die Ausbildung der Schizopoden -Augen als vollkommen unabhängig von dem Tiefenvorkommen der Gattungen sowohl wie der einzelnen ihnen angehörenden Arten dar, gerade wie es auch unter den Tiefsee- Fischen neben Formen mit kleinen auch solche mit auffallend grossen Augen {Macrurus, Malacosteus) giebt. (384 Decapoiia. VII. Zeitliche Verbleit uiig-. Unzweifelhafte ychizupodcu sind aus deu friiiiereu Erdepochen bis jetzt nicht zur Kenntniss gekommen; doch hat es nicht an dem Versuch gefehlt, eine den paläozoischen Schichten angehörende Malacostraken- Form als dieser Unterordnung an gehörig oder wenigstens nahe verwandt hinzustellen. In der Stcinkohlenforniation von Saarbrücken und Böhmen finden sich steilenweise iriasseuh:ift die Abdrücke eines 30 mm langen Krebschens vor, welches zuerst von Jordan sin Gampsoiiyx fmibriahis bezeichnet und in seinen Merkmalen durch Bronn, Herrn, v. Meyer und Burmeister*) spccieller erörtert worden ist. In seinem Gesammthabitus und besonders durch die Kumpfbildung unwillkürlich an einen Amphipoden erinnernd, zeigt dasselbe in Uebereiustimmung mit diesen einen selbstständigen Kopf- theil und im Anschliiss daran völlig freie Mittel- und Hintcrleibsringe, l)cide von annähernd gleicher Länge und auch darin denjenigen der Amphipoden gleichend, dass die fünf vorderen Segmente des Postabdomen bedeutend tiei'er herabsteigen als diejenigen des Mittclleibes. An Stelle der typischen Siebenzahl treten jedoch am Mittelleib acht selbstständige Segmeute, von denen das zunächst auf den Kopftheil folgende sehr kurz ist, deutlich hervor. Jener entbehrt der Stielnugen gänzlich; doch lassen sich auch sitzende nicht mit Bestimmtheit wahrnehmen. Die beiden sehr deutlich erkennbaren Fühlerpaare bestehen je aus einem schlanken, drei- gliedrigen Schaft, welchem sich an den oberen zwei Geissein von an- nähernd gleicher und ansehnlicher Länge, an den unteren eine einzelne, ungleich kräftigere und dem Körper an Länge gleichkommende anschliesst. Ueberdies trägt der Schaft dieser unteren Fühler eine grosse, breit ovale Schuppe. Von den ventralen Gliedmaassen sind nur diejenigen der sieben letzten Mitteüeibsringe und des Tostabdomen zur sicheren Kenntniss ge- kommen. Erstere bilden zwei formell scharf geschiedene Gruppen. Die direkt nach vorn gerichteten beiden ersten Paare sind ungleich derber als die nach unten und hinten herabhangenden fünf hinteren, das erste fast doppelt so lang und beträchtlich kräftiger als das zweite und, da es in eine schmale Klaue endigt und an der Unterseite des drittletzten Gliedes mit kräftigen Dornen bewehrt ist, augenscheinlich mehr zum '■■) Jordan in; Verliandlungen des naturhistorischeii Vereins der ]ircussischcn Khcinlande und \\V,sti)liaIens. IV. Bd., S. 89, Taf. 2. Bronn, H. G., Gmnpsomjx fimhriatuH Jord. aus der Steinliohlciiformatiou von Saar- brücken und dem Murgthal (Neues Jahrbuch für Mincralop:ic 1850, S. 575 — 583). Meyer, Herrn, v., in: PaläontönTaiiliica, herausg. von Dunker und v. Meyer, Bd. IV, S, 1 tf., Taf. I. Burmeister, H., Leber Gaiiiit.iomjclms ßmliriatuis Jord. (.Abhandl. d. naturrorsch. (iesellschaft isu HaUe. Bd. II, S. 191—200, Taf. X). Zeitlictio V.Tl)r(Mtiiiig. 685 Graben als zum Packen befähigt. Die lliiil' hinteren Paare entbehren epimerenartig erweiterter Hüflglieder nnd bestehen gleich den vorderen nur aus einer Gliederreihe, sind mithin keine Spaltbeine. An ihrer Basis scheinen, dem verwaschenen Aussehen der betreffenden Stelle der Abdrücke nach, Kiemen befestigt gewesen zu sein. Von den Pedes spuiii des Postabdomeu sind die fünf ersten Paare übereinstimmend gebildet, ihre beiden Spaltästc aber sehr ungleich, der äussere nämlich langgestreckt und zweigliedrig, der innere kurz und dünn, mehr geisseiförmig. Das sechste Paar bildet im Verein mit dem lanzettlichen Endsegment des Post- abdomen einen SdiwoD/fächer nach Art der Schizopoden und macruren Decapoden. Nach diesen Merkmalen steht es zunächst ausser Zweifel, dass Gamp- somjx kein Schizopode gewesen sein, nnd dass er sich auch nicht ein- mal, wie Burmeister seiner Zeit behaupten zu dürfen glaubte, „diesen am meisten genähert haben" kann. Er stimmt mit denselben lediglich in der Bildung der Fühler und des Scbwanzfächers, nach welcher er aber mit gleichem Recht auch als macrurer Deca|)ode in Anspruch genommen werden könnte, übercin; in allen übrigen Verhältnissen ist er durchaus von ihnen verschieden. Der Mangel der Stielaugen, eines Cephalothorax und eines Exopoditen an sämmtlichen Mittelleibsgliedmaassen würden ihn von den Schizopoden schon allein ausschliesseu, auch wenn auf das ganz abweichende Grössenverhältniss von Mittel- und Hinterleib, auf die völlig verschiedene Form der Postabdominalsegmente und auf die auffallende Differenz in der Bildung der sieben Beinpaare kein besonderes Gewicht gelegt werden sollte. Höchstens, dass die Gestaltung der fünf vorderen Paare der Pedes spurii einem Schizopoden nicht geradezu widers]irechen würde. Aber auch mit den Amphipoden hat Gumpsoni/x nur tbeilweise Ucbereiustimmungen aufzuweisen: die freie Eumpfsegmentiiung, — an vyelcher das überzählige erste Mittelleibssegment übrioens am wenigsten ins Gewicht fiele — , das Grössen- und Formvcrhältniss des Postabdomen, sowie die allgemeinen Bildungsverhältnisse der Mittelleibsbeine. Dagegen entfernt er sich von denselben vollständig durch die FühJerbildung, die Gleichartigkeit der fünf vorderen Paare der Pedes spurii und durch den Schwanzfächer. Da sich ein näherer Vergleich mit Isopoden und Sto- matopodcn von selbst verbietet, so ergiebt sich, dass Gampsonyx den für die Scheidung der Arthrosfraca und Thoracosfraca verwertheten Merkmalen sich nicht nur in keiner Weise fügt, sondern sogar die für beide cha- rakteristisclien zu fast gleichen Theilen in sich vereinigt. Wenn daher H. V. Meyer ihn als ,,die früheste Form der Malacosfmm, welche sich als ein Amphipode mit Charakteren von Decapoden, insbesondere der Macruren darstelle", bezeichnet, so ist damit dem erkennbaren Sachverhalt offenbar der Hauptsache nach Rechnung getragen, oder man müsste es denn vorziehen, von einer Decapodenform mit Amphipoden-Merkmalen reden zu wollen. Den Gampsonyx als den gemeinsamen „Stammvater" der Adhrostrma und Thoracostraca hinzustellen, ist selbstverständlich eine (J8f, Decapuda. auf völlig unklaren Vorstelluugen beiuheude uud iu der Luft schwebende Hypothese, welche bei nächster Gelegenheit durch eine andere, gleich haltlose ersetzt zu werden alle Aussicht hat. 4. Unterordnung: Stomatopoda. I. Einleitung. 1. Geschichte. Dass eine so auffallende Crustaceeu-Form, wie der im Mittelmeer häufige lleuschreckeiikrebs ((SVjr«('W((), der Beachtung des Aristoteles nicht entgangen sein werde, lag vorauszusetzen von vornherein nahe, uud schon aus diesem Grunde hat die Annahme G. Cu vier 's, dass die unter den Malacostracis als ij xQayyun' (llist. aniuial. IV. 19 u. 20) bezeichnete Art sich auf Squilla nianils beziehe, einen hohen Grad von Wahrscheinlich- keit für sich. Freilich wird man bei dieser Deutung von einer irgend wie scharfen Gegenüberstellung dieser charakteristischen Form, welche von Aristoteles im Verein mit den sich ungleich näher stehenden Gattungen Uomarna, Paliunrits uud Palacmon besprochen wird, abzusehen haben. Indem er das bei weitem auffallendste Merkmal derselben, die mächtigen sichelförmigen Raubbeine, mit Stillschweigen übergeht, beschränkt er sich darauf, den Formunterscliied der „drei dünnen hinteren Beine" gegenüber den „vier vorderen" hervorzuheben und als unterschied von den Garneelen den „breiten dornigen Mitteltheil" des Schwanzfächers nam- haft zu machen. Bei dieser oberflächlichen Charakteristik seiner xQctjyojv kann es kaum Wunder nehmen, dass die Commentatoren des Aristoteles derselben keine Beachtung gezollt haben, sondern dass der Heuschrecken- krebs des Mittelmeeres bei Rondelet (1555) unter dem neuen Namen S(/iüUa auftritt, welcher, von Aldrovandi, Rumph, Seba U.A. adoptirt, durch Fabricius (1793) zur Gattungsbenennuug verwendet wurde, nach- dem Linne und Herbst die dahin gehörigen Arten noch bei Cancer untergebracht halten. Von Fabricius (Entom. syst. II.) in seiner Ord- nung Ayonafit sonderbarer Weise zwischen Cymothoa und Gammarus placiri; und von den übrigen Thoracostmca durch Limuliis und Monoculus getrennt, wurde die Gattung SqiiiUa demnächst von Latreille (1806) seiner zweiten, als Branchioyastra bezeichneten Ordnung der Malacostraca einverleibt, in welcher sie zusammen mit Mysis die erste Familie „Squil- lares" bildet. Aus dieser künstlichen, auf die freie Lage der Athmungs- organe begründeten Verbindung löste indessen Latreille später (1817) die Gattung SijiiiUa wieder und begründete auf dieselbe mit vollem Recht eine selbstständige, als „Stomajwda" bezeichnete Ordnung, welche er als zweite zwischen Deca))oden und Amphipoden einschaltete. Da dieselbe ihrem Inhalt nach {S(ßiilJ<(. Erichthus) durchaus den Stomatopoden im heutigen Sinne entspricht, so wäre der Umfang uud die systematische Stellung der letzteren bereits i. J. 1817 zum Abschluss gebracht gewesen, Einleitung'. (587 weun dieselben nicht naclitiäglich wieder durch unuaUirliche Veränderungeu iiud Vereiuigungeu iu Frage gestellt worden wären. Schon Latreille selbst (1829) modiflcirte die ursprünglichen Grenzen seiner Stomapoda in nicht eben glücklicher Weise dadurch, dass er ausser den „Unicui)xisses" (Sqtülla, Gonoiladylus , Erichthiis, Alima) denselben noch eine zweite, auf Macrurcn-Larven (FJii/Uosoitia) begründete Familie .,Bicuirassi's"- einverleibte. Noch ungleich mehr aber gab Milue-Edwards (1^534) die durch Latreille erzielte Verbesserung dadurch wieder preis, dass er die von Letzterem schon i. J. 1817 ausgeschlossenen Schizopoden von Neuem mit den Maul- füsslern vereinigte und mithin zu der längst aufgegebenen Anschauung Latreille's v.J. 1806 zurUckkehite. Indem er bald darauf (1837) seinen Stomapodeu noch weitere fremde Elemente, wie Lcucifcr und Amplnon hin- zufügte, schuf er erst vollends einen durchaus künstlichen Formenverband, welcher aber trotzdem Nachahmer, wie z. B. Dana (1850) fand: bis er sich i. J. 1852 selbst von der Unhahbarkeit desselben überzeugte und zu der Latreille'schen Abgrenzung vom Jahre 1817 zurückkehrte. Obwohl sich die Stomatopodeu auch gegenwärtig noch auf eine re- lativ geringe Anzahl in nächster Verwandtschaft mit einander stehender Formen beschränken, hat die frühere Eintheilung derselben doch den An- schein eines ungleich grösseren Eeichthums an Gattungen erweckt. Nach- dem Latreille zuerst (1806) nur die Gattung Squilla gekannt, derselben siiäter (1817) eine zweite: Erkldlivs hinzugefügt hatte, thcilte er erstere (1825) in die drei Gattungen Squilla, Coyo)m, (louoilacfylus, während er neben die letztere noch die Gattung J.Z(W(« Leach (1818) stellte. Milne- Edwards (1837) sonderte diese Gattungen in zwei Tribus, welche er als „Friclttliiciis" und „SiiiiilUens" bezeichnete, und fügte der erstereu ausser Aliiitd und EricJitliHS noch eine dritte: SquiUcrichtlms hinzu. Später hat sich herausgestellt, dass sämnitliche der Erichthinen -Gruppe zuertbeihe Formen geschlechtlich noch unentwickelt seien und als Jugendformen dem Kreis der Squillinen angehören. Fallen mithin die auf solche begründeten Gattungen überhaupt fort, so steht es mit den auf einzelne etwas ab- weichende Arten und Gruppen der ausgebildeten Heuschreckenkrebse er- richteten, wie LyslosquUla (^ Coro7ils Latr.) und Fsciidonqiüllu D a.n sl {lSb2), welchen Mi ers (1880) noch einige weitere hinzugefügt hat, kaum besser. Die Unterschiede derselben sind ebenso unAvesentlich, wie relativ und er- heben sich kaum ül)er den Werth von Gruppenmerknmlen. Den 20 von Milne-Edwards i. J. 1837 aufgezählten Arten ist seit- dem die doppelte Zahl durch Brülle, Gibbes, de Kay, Berthold, White, llerklots, de Haan, Giebel, Hess, Dana, Alph. Milne- Edwards u. A. hinzugefügt und eine übersichtliche ZusammeustelluDg derselben unter Sichtung der Synonymie durch Micrs (1880) geliefert worden. Weitere seitdem entdeckte Arten haben Brooks (1886) und de Man (1887) bekannt gemacht. Die Morphologie des Hautskelets und besonders der Gliedmaassen haben u. A. Savigny (1816), Milne-Edwards (1837 u. 1852), Erichsou Ogg Derapocia. (1840) einer eingebeudereu und vergleiclienden Darstellung unterzogen. Von inneren Organen hat vor Allem derCirculatiousapparat durch Audonin (1827), Milne-Edwards (1827 u. 1834), Duvernoy (1837) und Claus (1880 u. 1883) eine wiederholte und besonders seitens des Letzteren sehr eingebende Darstellung erfahren, während die Verdauungsorgane durch Duvernoy (1836 u. 1837), die Geschlechtsorgane durch Grobben (1876), das centrale Nervensystem durch Bellonci (1878) specieller untersucht worden sind. Von ganz hervorragender Wichtigkeit in der geschichtlichen Ent- wickelung der Stoniatopoden-Kenntniss erseheint die Erforschung ihrer Larven und deren allmähliche Ausbildung schon aus dem Grunde, weil sie eine ganze ehemalige System Gruppe, nämlich diejenige der Erichthinen, zu Falle gebracht hat. Nachdem sich gegen die Auffassung der letzteren als ausgebildeter Podophthalmeu schon von verschiedenen Seiten Zweifel erhoben hatten, wurden zuerst durch Fr. Müller in kurzen Zwischen- räumen (1862 — 1864) zwei unter sich wesentlich verschiedene Entwickelungs- Stadien einer Sqnüln von der Brasilianischen Küste und im Ansehluss daran auch ein den ausgebildeten Embryo einschliessendes Ei zur Kenutniss gebracht. Während sich auf letzteres unsere Kenutniss von der Em- bryonal-Entwickelung der Stomatopoden auch gegenwärtig noch beschränkt und die aus der Eihülle hervorgehende Larvenform selbst völlig unbekannt geblieben ist, hat Claus (1871) auf Grund eines sehr reichhaltigen, durch jjelagische Fischereien gewonnenen Materials von Stomatopoden- Larven wenigstens die postembryouale Eutwickelung durch grössere Reihen sich eng aneinander schliessender Jugendfornien hindurch verfolgen und iu ihren Hauptphasen feststellen können. Es hat sich dabei als ein höchst bemerkeuswerther Umstand ergeben, dass in vollstem Gegensatz zu den recht einförmig erscheinenden ausgewachsenen Stomatopoden, deren Gattungen sich als äusserst nahestehend und selbst als künstliche dar- stellen, die Larven eine um so grössere Mannigfaltigkeit in ihrem Ge- sanimthabitus, von der dünnsten, linearen bis zu der breitesten und ge- drungensten Form erkennen lassen, trotz derselben freilich in Zahl, Form und Aufeinanderfolge der Gliedmaassen wesentlich mit einander überein- stimmen. Später (1878) hat auch Brooks für eine Amerikanische Art (Squilhi cmjntsa Say) die Larvenstadien zur Kenntniss gebracht und (1885) die auf der Challenger- Expedition gesammelten Stomatopoden -Larven einer Erihleiung unterzogen. Ueber die unzweifelhaft sehr interessanten und eines eingehenden Studiums werthen Lebensäusserungen der Stomatopoden liegen bis jetzt nur vereinzelte und nicht besonders eingehende Angaben von Annesley (1866) uud Clark (1869) vor. Einige fossile Formen endlich haben Graf Münster (1842) und Woodward (1879) bekannt gemacht, llilgen- (lorf (1885) auch auf das Vorkommen von Resten fossiler Larvenstadien hingewiesen. Einleitung. (jyi) 2. Literatur. Audouin, V., et Milne Edwards , H., Reclicrclies anatomiques et pliysiologiques sur la circulation ilans les Grustaccs (Annal. d. scienc. natur. XI. p. 283—314 u. p. 352—393, avec 9 planches) 1827. (üebersetzt in Heusinger's Zeitschr. f. organische Physik I. S. 732— 75S\ Duvernoy, G. L. , Du foie des animau.x Sans vertehres, en grniral et particuliurement sur celui de plusieurs Crustaces (Ajinal. d. scienc. natur. 2. ser. VI. p. 243—25], pl. 15) 1836. — , Keclierches sur (juelques points d'organisation concernant les appareils d'alimentation et de circulation et l'ovaire des Squilles (ibidem 2. sir. VIII. p. 41 — 50, pl. 2) 1837. ■ Yarrel, W., On the occurrence of Squilla Desmaresti on the British shores (Loudon's nuigaz. of nat. hist. VI. p. 230 f.) 1832. 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Indessen hierauf beschränkt sich in der That ihre Uebereinstimmung auch mit diesen, während sie nach Jeder anderen Richtung hin fehlt. Im auffallenden Gegensatz zu beiden — wie auch zu den Decapoden im engeren Sinne — ist bei ihnen der Schwerpunkt der Gesammtorganisation in das Postabdomen und in die sich diesem formell eng anschliessenden freien Mittelleibssegmente verlegt, während dagegen der durch den „Cephalothorax" repräsentirte, d. h. durch einen Eückenschild überdachte vordere Körperschnitt an Umfang sehr auffallend zurücktritt. Diesem schon äusserlich hervortretenden Verhalten entspricht aber genau eine Verschiebung der meisten, besonders der vegetativen Organe in der Rich- tung nach hinten , so dass die Körperform sich als ein deutlicher Aus- druck der Gesammtorganisation zu erkennen giebt. Der Cephalothorax der Stomatopoden hat im Vergleich mit dem „Brustpanzer" der Decapoden nicht nur in der Richtung nach hinten eine Organisation. ß91 beträcbtliche Kednctiou durch Ablösung selbstständiger Segmente erlähren, sondern er erscheint auch an seiner vorderen Grenze dadurch wesentlich uiodificirt, dass die oberen Fühler sowohl wie die Stielaugen nicht mehr von ihm selbst, sondern von kleinen, frei abgelösten Segmenten ihren Ursprung nehmen (Taf. LXIV, Fig. 1 n. IS). Auf diese Art ist ihm selbst nur der Ursprung des zweiten Fühlerpaares und von postoralen Gliedniaassen derjenige der drei eigentlichen Kiefer- und von drei Paaren von Kieferfüssen veiblieben , so dass er nur sechs eng mit einander ver- schmolzene ventrale Segmente umfasst. Zu dieser räumlichen Reduction des „Cephalothorax" stellen sich übrigens die zwischen dem Munde und der Basis des Postabdomeu entspringenden Gliedniaassen in eine Art Gegensatz, oder bewahren wenigstens einen gewissen Grad von Unab- hängigkeit. Wie bei allen übrigen Malakostraken in der typischen Zahl von elf Paaren vorhanden und drei formell und funktionell differente Gruppen bildend, treten sie nicht nach Art der Decapoden zu 3 + 3 + 5, sondern zu 3 + 5 + 3 auf, d. h. es folgen auf die drei eigentlichen Kiefer- zunächst fünf Paare von Hülfsorganen für die Nabruiigszufuhr und nur die drei letzten Paare sind für die Ortsbewegung reservirt. Von den wenigstens in allem Wesentlichen übereinstimmenden Paaren der Pedes maxillares entspringen aber die drei vorderen von fest verschmol- zenen, die beiden hinteren dagegen von frei abgelösten Segmenten, während andererseits die gleichfalls an selbstständigen Körperringen eingelenkten, der Ortsbewegung dienenden drei Beinpaare von ihren un- mittelbaren Vorgängern formell ganz und gar verschieden gebildet sind. Eher Hesse sich als im Zusammenhang mit der formellen Annäherung der drei letzten freien Mittelleibssegmente an diejenigen des Postabdomen stehend die Uebereinstimmnng ansprechen, welche die drei Beinpaare des Mittelleibs mit den Spaltbeinen des Postabdomen wenigstens in gewissen Punkten erkennen lassen. Unter allen Umständen würden sie trotz der auffallenden Differenz in ihrer Gesammterscheinung den Postabdominal- Gliedmaassen sich ungleich näher anschliessen als den völlig abweichend gebildeten Pedes maxillares. So eigenthümlich und für die Stomatopoden charakteristisch indessen auch die Gruppenbilduug ihrer Mittelleibs-Gliedmaassen ist, so würde derselben, angesichts der hierin je nach den einzelnen Unterordnungen der Thoracostraca obwaltenden Schwankungen, an und für sich noch keine besondere Bedeutung beizumessen sein, wenn dieselbe nicht mit der gesammten übrigen Körperbildung und mit der Lebensweise der hier in Rede stehenden Crustaceen in engster und unmittelbarster Beziehung stände. Dass dieses aber der Fall ist, kann keinen Augenblick zweifel- haft sein. Durch den engeren Anschluss der drei letzten Mittelleibs- segmente an das ohnehin schon sehr voluminöse Postabdomen wird die feste Stütze, welche letzteres dem kleineu, nur etwa einem Vierttheil der Gesanimtlihige gleichkommenden und sehr frei beweglichen Cephalothorax bei der llandhal)ung seiner Gliedmaassen , vor Allem des zu mächtigen } 1 * 692 Deoapoda. Raubavnien umgestalteteu zweiten , auf die Kiefer folgenden Paares , ge- währen soll, offenbar um ein Beträchtliches vermehrt, mithin die Aktivität dieses vorderen Körperabschnittes wesentlich gefördert. Hierzu wird ferner nicht nur die Ablösung des Fühler- und Augensegmentes, sondern auch die Entlastung von allen denjenigen Organen, welche seine Muskelaktion beeinträchtigen würden, sich als vortheilhaft erweisen müssen. Dem ent- sprechend schliesst er nur den vorderen Theil des Magens und Her/.eus in sich ein; dagegen ist der bei weitem grösste Theil des letzteren, sind die gesamraten Respirationsorgane, die Auhangsdrüsen des Darmkanales (Leberorgane) sowie besonders die zu einer sehr bedeutenden Länge ent- wickelten Fortpflanzungsorgane — letztere beide ganz abweichend von ihrer gewöhnlichen Lagerung — bis weit in das Postabdoraen hinein zurückgedrängt. Die Massenentwickelung dieses Abschnittes ist mithin durch ein Zusammentreffen der mannigfachsten Organisationsverhältnisse, keineswegs allein durch seine Funktion als Schwimmwerkzeug, an dessen Aussenfläche zugleich die umfangreichen Kiemen angebracht sind, bedingt. Die folgende Darstellung wird übrigens ergeben, dass hiermit die Eigen- thümlichkeiten der Stomatopodeu und ihre auffallenden Abweichungen von den übrigen Tboracostraken keineswegs erschöpft sind und dass sie sich in mehr als einer Hinsicht von diesen sogar weiter entfernen als die Artlirostmca. Unter letzteren sind es die Isopoden, welche mit den Maul- füsslern mehrfache in die Augen sjjringende Analogieen aufzuweisen haben, so wesentlich sie auch in ihrer Gesammtorganisation von ihnen abweichen. 2. Hautskelet. a) Der langstreckige Rumpf der Stomatopodeu (Taf. LXIV, Fig. 1) ist im Bereich seines vorderen Theilcs dorso -ventral abgeplattet, wölbt sich dagegen in der Richtung nach hinten auf der Rückenseite in dem- selben Maasse, als er sich hier allmählich verbreitert. Der Hinterleib zeigt daher im Profil die Form eines Halbc\ linders (Taf. LXV, Fig. 5), welcher sich an seinem Ende erst wieder abplattet. Von der Eückenseite betrachtet, erscheint der Körper bald (Gonodadißus) mehr ])arallel, bald (Squilla, Coronig) in deutlicher Breitenzunahme nach hinten, auch je nach dem Umriss des Cephalothorax und den Längs- und Breitenverhältnissen der auf ihn folgenden freien Mittelleibsringe im Bereich der letzteren mehr oder weniger deutlich eingeschnürt. Als charakteristisch und den Habitus wesentlich bedingend kann die relativ geringe Grösse des Cephalothorax, welcher kaum dem vierten Theil der Gesammtlänge gleichkommt, gelten, nicht minder aber auch seine eigenthümliche Bildung. Unabhängig davon, ob derselbe unter fast geradlinigen Seitenrändern die Form eines Oblonges (Gonodadylns) oder bei theils gerundeten (Coronis: Taf LXIV, Fig. 18), theils ausgeschweiften Seiten {Sfßtilla: Taf LXIV, Fig. 1) einen verkehrt und vorn abgestutzt herzförmigen Umriss darbietet, entspricht nur sein mittleres, jederseits durch eine Längsfurche abgegrenztes Rücken-Drittheil L Organisation. 693 der Köipeih()hle, während die beiden seitlichen sich als unterhalb aus- gehöhlte und mit scharfem Seiteurande endigende flügelartige Haut- duplikaturen darstellen, welche sich dem Hüft- und dem mächtigen Schenkelgliede der Eaubbeine von oben her auflegen (Taf LXIV, Fig. 2). Im vollsten Gegensatze zu ihnen springt das mittlere Drittheil, welches oberhalb zuweilen (Gonodadylus chiragm, Sgnilla Desniarcsti) nur unmerk- lich gewölbt ist, ventral in Form eines sich nach hinten stark verbrei- ternden und verdickenden Kegels von prismatischem Durchschnitt hervor, dessen beide gegen einander couvcrgirende Flächen von den Seitenflügeln her scharf nach unten abfallen. Die Basis dieses Kegels, mit welcher die Mundöftnuug zusammenfällt, entspricht etwa dem Beginn des letzten Dritthcils der Cephalothoraxlänge, während seine abfallenden Seitenwände bauchwärts durch ein median gelegenes Epistom (Taf. LXIV, Fig. 6, ep) gelenkig verbunden werden. Wie die Verbindung dieses Epistom mit den Flanken der unteren Cephalotboraxwaud eine weichere, mehr häutige ist, so setzt es sich auch in der Richtung nach hinten durch eine biegsame Stelle mit der seine directe Fortsetzung bildenden grossen Oberlippe (Fig. 6, l) in Verbindung. Letztere, beiderseits rechtwinklig abgestutzt, legt sich als eine grosse, an ihrem Hinterrande median zipfelförmig aus- gezogene Kappe den Mandibeln derartig auf, dass sie bis auf ihre Aussen- basis fast vollständig von derselben bedeckt werden. Mit dem Vorderrand des mittleren Cephalothoraxfeldes, welches nach dem unter ihm gelagerten Magen als eine Regio gastrica bezeichnet werden kann, setzt sich unter einem leicht beweglichen Charniergeleuk eine Platte (Rostrum) in Veibindung, welche bald (Squilla mantis, Dcsmarcsü: Taf LXIV, Fig. 1) breit viereckig mit abgerundetem Vorderrand, bald [Gonodudylus chirngra: Fig. 20, Coronis euschia: Fig. 18) mit einem scharfen, sich zwischen die Stielaugen einschiebenden, medianen Dorn bewehrt sein kann. Bei einer Art der Untergattung Protosquilla ist dieser aus einem ankerförmigen Rostrum hervorgehende Mitteldorn selbst spiess- artig verlängert, so dass er das Vorderende der Stielaugen noch etwas überragt. Zu diesem Rostrum treten in eine nähere örtliche Beziehung zwei dem sinuestragendeu Kopftheil angehörende Segmente, welche sich gleichfalls von dem vorderen Ende des Cephalothorax abgelöst und als selbstständige, au ihm und unter sich frei bewegliche constituirt haben. Das die oberen Fühler tragende Antenneusegment wird bei vorn breit abgerundetem Rostrum (SquiUa mantis, Desniarcsti: Fig. 1) durch dieses bis zu seinem Vorderrande überdacht, tritt aber, da es ungleich breiter ist, jederseits spitzig hervor und zeigt die Form einer nach vorn geöffneten Mondsichel. Das an seinem Vorderrand wieder beweglich eingelenkte Augensegment dagegen liegt frei vor dem Rostrum, ist nur halb so breit als jenes und vor seinem Ende jederseits für den Ansatz der Stielaugen ausgeschnitten. Die in der Richtung nach hinten vom Cephalothorax unbedeckt bleibenden Mittelleibssegmente schwanken je nach den Gattungen zwischen (i;)4 Decapoda. vier (Gonodadylus, Coroiüs: Fig. 18) und fünf (Scpiilla: Fig. 1); doch ist im letzteren Fall das erste derselben stark verkürzt und auf seiner Rückeu- seite nur partiell erhärtet, unterhalb überhaupt uicht von den vorangehenden geschieden. Auch das zweite Segment ist im Vergleich mit den drei letzten kurz und von ihnen darin abweichend, dass seine zugespitzten Seitenzipfel hakenförmig nach vorn gekrümmt sind. Der formelle An- schluss der drei Endsegmente an diejenigen des Postabdomen wird besonders durch ibre grössere Länge bedingt und tritt bei Gonodadylus ungleich deutlicher als bei Squüla, am prägnantesten aber bei Coronts (Cor. eusehia Risso: Fig. 18) hervor; andererseits wird er dadurch etwas abgeschwächt, dass erstere mit ihren Seitenrändern ungleich weniger weit herabgezogen sind als letztere. Von den sieben Segmenten des Postabdomen sind die fünf- vorderen an Länge nicht wesentlich von einander verschieden, dagegen das sechste stets verkürzt, das siebente von allen am meisten verlängert, überhaupt am umfangreichsten, schildförmig. Als charakteristisch für das erste Post- abdominal-Segment kann gelten, dass seine abwärts gebogenen Seiten einen plattenförmigen Fortsatz (Taf. LXIV, Fig. 2 und 18, 2"') i" der Richtung nach vorn entsenden, um die zwischen ihm und dem letzten Mittelleibssegment bestehende seitliche Lücke auszufüllen, mithin das Post- abdomen in einen allseitigen engen Anschluss an jenes zu setzen. An Breite und Wölbung nehmen gleichfalls nur die fünf vorderen Segmente allmählich zu ; mit dem sechsten tritt in beiderlei Beziehung eine Abnahme ein. Zur Charakteristik der Gattungen sowohl wie der Arten trägt auch in nicht geringem Grade die Skulptur des Postabdomeu wie der ihm vorangehenden Segmente bei. Dieselben sind mit Ausnahme des siebenten Postabdominalsegmentes sämmtlich glattwandig bei den C'o/-o)i«s- Arten, während bei Gonodacti/lus sich schon das sechste durch scharfe Längs- kiele seiner Rückeuseite dem letzten ungleich näher anschliesst. Bei den eigentlichen SqniHa- Arten endlich (Taf. LXIV, Fig. 1 u. 2) setzen sich solche scharfe Kiele theils nur beiderseits, theils auch in der Mitte des Rückens vom sechsten aus nach vorn auf alle Postabdominalsegmente und von diesen aus auch auf die drei letzten Mittelleibssegmente fort. Eine besondere Mannigfaltigkeit in Bezug auf die Skulptur seiner Ober- fläche und die Auszackung seines Hinterraudes bietet das Endsegment des Postabdomen dar, welches z. B. bei dem merkwürdigen, von den Fidji-Inseln stammenden Gonodadylus Guerini White in Erinaceus- oder Hystrix-ähnMchev Weise dicht mit zahlreichen, langen und aufgerichteten Stacheln bewehrt erscheint. b) Von den Gliedmaassen sind die präoralen Antennen bei den Stomatopoden stets von relativ geringer Längsentwickelung, durchschnitt- lich etvya dem Cephalothorax gleichkommend oder selbst hinter der Länge desselben zurückstehend, höchstens ihn um das Dopi)elte übertreffend. Die an dem frei beweglichen Antennensegment eingeleukten Fühler des ersten Paares bestehen aus einem in der Regel schlanken (Fig. 1, an^), Organisation. 61)5 seltener (Coro>iif;: Fig. 18, «/»') gedrungenen dreigliedrigen Schaft, dessen einzelne Glieder allmählich dünner werden — und aus drei, an der Spitze des Endgliedes entspringenden vielgliedrigen, dtinnen Geisselo. Von diesen sind die beiden nach aussen gelegenen auf eine Strecke hin mit einander in der Weise verbunden, dass sie von dem Ende eines gemeinsamen, ungegliederten Griifels auszugehen scheinen (Taf. LXIV, Fig. 3), während die innere an ihrer Basis gleichfalls der Gliederung entbehrt, üebrigens unterscheidet sich die Ausseugeissel trotz ihres mit der mittleren gemein- samen Ursprungs von den beiden anderen nicht nur durch geringere Lauge, sondern auch durch etwas breitere und plattgedrückte Form. — Die beträchtlich weiter nach hinten und aussen, nämlich beiderseits vom Kostrum in dem Ausschnitt des vorderen Cephalothoraxrandes eingelenkten Fühler des zweiten Paares (Fig. 1 u. 18, an-) stehen denjenigen des ersten an Länge noch beträchtlich zurück, zeichnen sich aber durch ihre Zweiästigkeit aus. Der gemeinsame Schaft wird durch zwei kurze und dicke, eng aneinander schliesseude Glieder gebildet, deren zweites iu einer Ausbuchtung seines Innenrandes den eigentlichen Fühler ein- gelenkt zeigt, in gerader Flucht dagegen die Schuppe (Squama) trägt (Taf. LXIV, Fig. 5). Ersterer besteht aus zwei länglichen Griftelgliedern und einer vielgliedrigen Geissei von geringer Länge ; letztere setzt sich mit dem zweiten Schaftgliede durch ein kurzes und schmales Artikulations- glied in Verbindung und zeigt einen bald längeren, bald kürzeren, stumpf lanzettlichen Umriss. Im Bereich der Basis verhornt, erscheint sie längs der grösseren Endhälfte mehr lederartig biegsam oder selbst zarthäutig und mit langen Wimpern dicht besetzt (Fig. 5, sq). Unter den in weitem Abstand von den Fühlern eingelenkten Mund- tb eilen zeigen offenbar die bei weitem auffallendste Eigenthümlichkeit die Mandibeln (Taf. LXIV, Fig. 7 u. 7a). Durch die grosse Oberlippe in situ fast ganz bedeckt, zeichnen sie sich zunächst durch ein stark in die Quere entwickeltes, fast gleich breites, in seiner oberen Höhlung die Muskeln aufnehmendes Basalstück aus, bekunden mithin eine besonders kräftige Aktion. Aus diesem Basalstück geht in der Richtung nach innen und zugleich schräg nach hinten der mit einer Reihe kräftiger und scharf eingeschnittener Zähne versehene, ungleich schmälere Kaufortsatz, in der Richtung nach vorn und fast in rechtem Winkel gegen das Basalstück aber ein mehr klauenförmig zugespitzter Fortsatz (Fig. 7 u. 7a, m) aus, welcher an seineu beiden fast parallel nebeneinander verlaufenden Innen- kanten eine grössere Anzahl (acht bis elf) von stumpfen Kerbzähnen wahrnehmen lässt. Dieser letztere ist nicht, wie der Kaufortsatz, frei unter der Oberlippe gelegen, sondern dringt durch den kurzen Oesophagus bis in den vor diesem gelegenen Theil des Magens ein und dient offenbar zum weitereu Zerreiben der in letzteren eingeführten Nahrung. Nach aussen von demselben, dem Vorderrand des Basalstückes genähert, ent- springt ein schlanker, aus drei linearen Gliedern bestehender und an seiner Innenseite lang gewimperter Taster (Fig. 7 u. 7 a, pa). (i;)(i Decapoda. Die auf die staric klaffenden Paragnathen folgenden Maxilleu des ersten Paares (Taf. LXIV, Fig. 8) sind relativ klein, besonders kurz und bestellen aus einer scharf klauenförmigen und stark verboruten Aussen- und aus einer zweigliedrigen, lederartig biegsamen lunenlade. An letzterer ist das mit dichtem ^^'imperbesatz versebene, von der haken- fijruiigen Klaue der Aussenlade überragte Endglied breit beilförmig abgestutzt. Ungleich grösser und besonders langstreckiger sind die Maxillen des zweiten Paares (Taf. LXIV, Fig. 9), welche sich insofern mehr der Beinform nähern, als ihrem Innenrand entsprechend, durch deutliche Einkerbungen von einander getrennt, fünf breite, lappen- artige Glieder von lederartiger Consistenz aufeinander folgen. Diesen gegen die Spitze hin länger und schmäler werdenden Gliedern fügt sich unter zarthäutiger Verbindung in der Richtung nach aussen eine zweite Parallelreihe von drei Gliedern an, welche die innere nach vorn etwas überragt und sich zu dieser gewisserniaassen als Taster verhält. Beide Gliederreihen sind an ihren freien Rändern ausserordentlich lang und dicht gewimpert. In unmittelbarem Anschluss an diese drei Kieferpaare sowohl wie untereinander folgen fünf dem Munde als Hülfsorgane angeschlossene Glied- maassenpaare, welche demnach als Pedes maxillares bezeichnet zu werden verdienen. Der Ursprung derselben an der Unterseite des Cepbalothorax zeigt die EigenthUmlichkeit, dass derjenige des vorderen Paares am weitesten nach aussen, des fünften dagegen ganz nach innen verlegt ist, so dass sich die Hüftglieder des letzten in der Mittellinie berühren und diejenigen aller fünf in Gemeinschaft eine Carve beschreiben. Indem sich jedes der drei hinteren dem vorhergehenden, resp. dem ersten von unten her horizontal auflegt, schlagen sie sämnitlich die Richtung nach vorn, das stark vergrösserte zweite, welches die übrigen flankirt, allerdings zugleich nach aussen ein. Auch zeigen alle fünf Paare zunächst darin eine Uebereinstimmung, dass sie an der Aussenseite ihres Basalgliedes einen zarthäutigen gerundeten Lappen (Kiemenlamelle: Fig. 10 u. 11, br) als Anhang tragen. Bei entsprechender Gliederzahl sind das erste und die drei letzten Paare auch formell einander sehr ähnlich, das zweite dagegen wenigstens scheinbar auffallend abweichend gebildet und die übrigen zusammengenommen an Massenentwickelung bedeutend über- treffend. Von den vier im Wesentlichen übereinstimmend gebildeten Paaren (1., 3., 4. und 5.) ist das erste (Taf. LXIV, Fig. lü) bei weitem am längsten und dünnsten, in gerader Streckung bis an die Spitze des ersten Schaftgliedes der oberen Fühler reichend, besonders auch durch die grosse Länge und starke bogenförmige Krümmung seines auf die beiden eng verbundeneu Basal-(Hüft-)Glieder folgenden dritten ausgezeichnet. Die durch die beiden Endglieder (6. und 7.) gebildete Manns cheliformis ist sehr klein, das ihr vorangehende Glied (5.) dagegen gestreckt. An den ungleich kürzeren und gedrungeneren drei hinteren Paaren (Taf. LXIV, Fig. 11), welche auch unter sich allmählich an Länge abnehmen, wird Organisation. 697 einerseits das dritte Glied in seiner Strecliung und Krünmiung immer mehr reducirt, andererseits schliesst sicli das drittletzte (5.) der sehr viel kräftiger entwickelten Greifhand ungleich enger an, indem es die Foj'm eines kurz dreieckigen Stützgliedes annimmt; die starke sichelförmige Endklaue (7. Glied) schlägt sich gegen den dicht bewimperten und ein- gebuchteten Innen-(Vorder-Jraiid des halbmondförmig erweiterten sechsten ein. Auch das für den Habitus der Stomatopoden so charakteristische, in Form gewaltiger Raubarme auftretende zweite Paar erweist sich bei näherer Betrachtung nur als eine allerdings sehr extravagante Modifikation der urstirünglichen, u. A. in der Zahl der Glieder durchaus festgehaltenen Bildung. Mindestens um das Dreifache länger als die folgenden, ist es im Gegensatz zu denselben durch die starke Verkürzung des dritten Gliedes, welches sich in engere Stütz Verbindung mit dem massigen vier- kantigen und an seiner Unterseite ausgehöhlten vierten setzt, ausgezeichnet. Das an der Spitze dieses, gewisserniaassen einen mächtigen Oberarm dar- stellenden Gliedes sehr frei eingelenkte fünfte ist in ähnlicher Weise wie an den drei hinteren Paaren verkürzt, etwa becher- oder kelchförmig und wieder in engere Verbindung mit dem sechsten gesetzt, welches seinerseits stark verlängert und seitlich comprimirt, sich mit seinem Hinterrand in die vordere (untere) Aushöhlung des grossen Armgliedes einlegen kann. Sowohl dieses vorletzte wie das mit ihm in enger funktioneller Beziehung stehende Endglied lässt je nach den Gattungen nicht unwesentliche Bildungsunterschiede erkennen. Bei SqitiUa und Coronis, deren Endglied die Form einer schmalen, seitlich comprimirten und an ihrem Innenrande mit langen und scharfen Zähnen bewehrten Sichel (Taf. LXIV, Fig. 1, 2 u. 18) zeigt, erhebt sich der Aussenrand des vorletzten Gliedes zu einer hohen, fein gezähnelten Schneide, an deren Innenseite sich eine Reihe tief eingesenkter Gruben bemerkbar macht. Letztere, in einer den Zähnen der Endsichel genau entsprechenden Zahl vorhanden, dienen diesen beim Einschlagen zur Aufnahme; auch ist die für den langen Endzahn bestimmte tiefste Grube zuweilen (Squilla) an ihrer Innenseite noch von drei kräf- tigen Zähnen umstellt. Hat dagegen, wie bei Gonodadylus (Taf. LXIV, Fig. 21) das Endglied die Form eines an seiner Basis dick angeschwollenen Fingers, dessen Spitze nur mit einer kleinen Kuppe versehen ist, während der Innenrand der Fangzähue entbehrt, so sind am vorletzten Gliede Aussen- und Innenrand fast gleich hoch und abgestumpft. Die zwischen beiden befindliche Rinne ist gegen das Ende des Gliedes hin stark drei- eckig erweitert und daselbst mit ähnlichen Querriefen versehen, wie sie an gleicher Stelle auch die Innenseite des angeschwollenen Endfingers wahrnehmen lässt Auf diese Art trägt dieses grosse zweite Glied- maassenpaar der Stomatopoden gleich den Vorderbeinen der Orthopteren- Gattung Mantis , welchen es habituell in überraschender Weise gleicht, alle Eigenschaften eines ungemein kräftigen Greifapparates und zugleich einer gefährlichen , taschenmesserartig wirkenden Waflfe an sich. 6yS DecaiJuila. Ihreu hinteren Abscbliiss erhält die Gliedmaassenreihe des Mittelleibes durch drei Beiu paare, welche im Gegensatz zu den vorangehenden von dem Seiten ran de der drei letzten freien und, wie bereits erwähnt, in näherem formellen Anschluss an das Postabdomen stehenden Segmente ihren Ursprung nehmen (Taf. LXIV, Fig. 1 u. 2). Dieselben sehlagen nicht mehr die Richtung nach vorn, sondern nach unten und aussen ein. Bis auf ihr Endglied von schmaler Griffelform , zeigen sie den Charakter von eigentliümlich modificirten Spaltbeinen, an welchen die Gliederzahl eine Reduktion auf fünf dadurch erfahren hat, dass das Hüftglied unge- theilt und die Eudklaue eingegangen ist. Sowohl das auf das kurze Hüft- glied folgende zweite wie das nach Einschaltung eines abermaligen kurzen Gelenkgliedes sich absetzende vierte sind langgestreckt und annähernd cylindrisch, das ungleich kürzere fünfte dagegen compriniirt, lanzettlich und längs seines bngigen Vorderrandes dicht gewimpert. Das die beiden langstreckigeu Glieder verbindende kurze Schaltglied ist in der Richtung nach aussen ein wenig tiugerartig ausgezogen und trägt einen beweglich eingelenkten Seitenast, welcher sich der Aussen- und Hinterseite des vierten Gliedes parallel anlegt. Derselbe kann ebensowohl (Squilla: Fig. 12, sf, Gonodudijlas) lang und dünn griffeiförmig sein und dem vierten Gliede des Hauptastes an Länge fast gleichkommen, als (Coronis) die Form einer ovalen oder lanzettlichen, lang gefiederten Lamelle annehmen, an deren Grunde sich noch ein besonderes kurzes Glied abschnürt (Fig. 19, st). Bei Sqiülla erscheint die frei liegende Seite des griö'el- förniigen Seitenastes feilenartig rauh. Von diesen drei in der Richtung nach hinten ein wenig länger werdenden Beinpaaren ist das letzte bei den männlichen Stomatopoden durch einen von der Innenseite des Hüft- gliedes entspringenden langen und dünn griftelförmigen Fortsatz (Taf. LXIV, Fig. 13, ]m;), welcher als Copulationsorgan Verwendung findet, charakterisirt. Die an den sechs vorderen Segmenten des Postabdomen eingelenkten Pedes spurii vereinigen mit dem gemeinsamen Charakter der Spaltbeine die den Isopoden eigenthümliche Form breiter und — mit Ausnahme des letzten Paares — zarthäutiger, lamellöser Platten. Dieselben sondern sich in zwei formell und tunktionell verschiedene Gruppen, von welchen die vordere fünf Paare (Taf. LXIV, Fig. 14— Ki) als Kiementräger umfasst, während die hintere sich auf das zum Schwanzfächer umgestaltete letzte beschränkt. Die unter sich wesentlich übereinstimmend gebildeten, höch- stens in der Richtung nach hinten etwas umfänglicher werdenden fünf vor- deren Paare, welche bei glasartiger Durchsichtigkeit trotzdem einen ansehn- lichen Grad von Resistenz bekunden, sitzen den betreffenden Segmenten mit breiter Basis, welche fast der Hälfte ihres Querdurchmessers gleich- kommt, an: d. h. ihr unpaares BasalstUck ist stark in die Quere ent- wickelt, mehr denn doppelt so breit als lang, aussen abgestutzt, innen gerundet und etwas verjüngt. Die an seinem Hinterrand in deutlicher Trennung und mit verschmälerter Basis entspringenden Spaltäste, deren Urgaiiisatioii. liDil äusserer ilcu inuereu au Länge übertrifl't, sind zwar nicht frei gegliedert, aber durch eine Einkerbung ihres freien Randes in einen vorderen und hinteren Lappen gesondert, mit sehr langen Raudwiuipcrn diclit besetzt. Da ihre gemeinschaftliche Breite diejenige des Basalgliedes bedeutend übertrifft, so legt sich der an der Basis seiner Vorderseite die büschel- förmige Kieme tragende Aussenast mit seinem Innenrande der Aiissenseite des Innenastes partiell auf. Durch eine besondere — auch den Phyllo- cariden zukommende — Vorrichtung kann das rechte und linke Spaltbein dieser fünf vorderen Paare median miteinander verankert werden; es dient dazu ein solider, fingerförmiger Fortsatz (Retinaculum), welchen der innere Öpaltast vor der Mitte seines Innenrandes schräg nach einwärts und hinten entsendet und dessen abgestutztes Ende fein kammartig gezähnelt ist (Fig. 16, r). Bei den weiblichen Individuen au sämmtlicheu fünf kiementragenden Spaltbeinpaaren in übereinstimmender Form und Lage ausgebildet, beschränkt er sich bei den mäunlicheu auf die vier hintereu, wird dagegen am ersten durch einen ungleich complicirteren Apparat ersetzt. Hier ist nämlich das Retinaculum (Fig. 14 u. 15, r) mit dem Innenast durch ein weites Charniergelenk verbunden, nach hinten in einen langen, gekrümmten und scharf zugespitzten Dorn (Fig. 15, /') aus- gezogen und im Bereich seines vorderen Theiles, der Mittellinie ent- sprechend, laug und gerade abgestutzt, so dass es mit demjenigen der anderen Seite auf eine weite Strecke hin und besonders fest verankert wird. Au der Aussenseite der dornförmigen Verlängerung findet sich — unter freilich beschränkter Beweglichkeit — ein zweiter, in entgegen- gesetztem Sinne gekrümmter und mit kurz gegabelter Spitze versehener Zangenarm (Fig. 15) eingelenkt, welcher der Vorderseite des lamellösen und wie gewöhnlich lang gewimperten Endlappens des Innenastes auf- liegt, während der Inneudoru nur dem Rande desselben eng angeschlossen ist. Dieser gesammte Apparat ist abweichend von dem übrigen Spaltbein stark chitinisirt und daher verdickt. Zuerst von Heller (1865) für die männlichen Individuen der FseudoS(ßülla oculata Brülle hervorgehoben, später auch von Grobben (1876) an Squilla mantis eingehender beschrieben und abgebildet, findet sich derselbe in nahe übereinstimmender Form auch bei den männlichen Gonodadylus ckinajra Latr. vor, scheint also sämmtlicheu Stomatopoden- Männchen zuzukommen. Ob und in welcher Weise derselbe etwa bei der Begattung Verwendung findet, muss dahingestellt bleiben. Das sich dem grossen, schildförmigen Endsegment des Postabdomen seitlich anlegende und in Gemeinschaft mit ihm den Schwanzfächer bildecde Spaltbeinpaar des sechsten Ringes (Taf. LXIV, Fig. 17) weicht von den vorhergehenden uicht nur durch seine Erhärtung, sondern auch in der Form sehr auffallend ab. Seine Einlenkung ist auf die Seiten des sechsten Segmentes beschränkt und das dieselbe bewirkende unpaare Basalstück (Fig. 17, h), abgesehen von einem platten, gegabelten und sich zwischen den Ursprung der beiden Spaltäste weit hindurchdrängenden 700 Docapoda. Fortsatz, sehr massiv luid fast (luadratiscli. Au der luueuseite dieses Basalstiickes ist eine langstreckige, fast parallele, nur am Ende stumpf abgerundete und überall lang gewimperte Lamelle (Fig. 17, i), an der Ausseuseite dagegen ein ungleich breiterer und aus zwei aneinander be- weglichen Gliedern bestehender Spaltast eingelenkt. Letzterer (Fig. 17, e) kann sich auf die Oberseite des Gabelfnrtsatzes hinüberschieben, ohne jedoch dabei bis an die Innenlamelle heranzureichen. Sein langstreckiges, fast paralleles Basalglied ist am Ende des Aussenrandes scharf säge- zähnig, das ungleich kürzere, ovale Endglied rings herum lang gewimpert. Die scharfe Bewehrung, welche dieses hintere Gliedmaasseupaar in Ueber- einstimnuing mit dem schildförmigen Endsegment des Postabdomen dar- bietet, wird offenbar weniger der Schwimmbewegung .seines Besitzers zu Gute kommen, als ihn zu einem kräftigen Wühlen auf fester Unterlage, vielleicht auch zur Abwehr von Angriffen ))efiihigen. An demselben machen sieh übrigens mehrfache, für die Gattungen charakteristische Formverschiedenheiten bemerkbar: so ist z. ß. an dem langen Gabel- fortsatz des Basalgliedes die Aussenzinke bei Äj^/ffa (Taf. LXIV, Fig. 17) kürzer, bei (io)W(lii-/c/;^7»(s-Stadiiini entsprechenden, vollendeteren Form aufweisen zu können, wird es unzweifel- haft nach der einen oder anderen Häutung bedürfen. Ob die von Leach einer besonderen Gattung Alinui, zuertheilten Stomatopoden-Larveu (Taf. LXVI, Fig. 10, LXVIII, Fig. 4), welche sich von EricMhus durch auffallend schlanken Körper, relativ grossen, läng- lich viereckigen und besonders sehr flachen , sowie an seinem ganz schmalen unteren Umschlag sägezähnigeu llückcuschild, frei aus dem Vorderraud desselben hervortretenden, die vorderen Fühler und Augen tragenden Kopftheil, besonders weit nach hinten gerückten Mund und das an der Basis mit einigen grösseren Zähnen bewehrte vorletzte Glied der Raubarme unterscheiden, den ersten oder zweiten Entwickelungsmodus eingehen, ist zur Zeit unbekannt, da die jüngsten bisher beobachteten ^?(>««-Larven bereits alle fünf Kieferbeinpaare in einer der endgültigen Form sich annähernden Ausbildung besitzen und auch an den drei letzten Mittelleibsringen die Griffelbeine im Hervorsprossen erkennen lassen. Immerhin dürfte es nach der sehr schlanken, ungleich mehr an die SquiUoul-La.rveü erinnernden Körperform nicht ganz unwahrscheinlich sein, dass bei ihnen die Bildung der Gliedmaassen in gleicher Weise wie bei letzteren vor sich geht. Weiter in der Entwickelung vorgeschrittene ^/MHft-Larven , bei welchen auch die drei Gritfelbeinpaare zu vollstän- digerer Ausbildung gelangt sind, stellen sich übrigens dem Erichthus- tjtadium morphologisch genau an die Seite und repräseutiren nach Ent- wickelung der Kiemenbüschel an dem Aussenast der Pedes spurii (Taf. LXVni, Fig. 5) auch dessen spätere Squillerichthus- Form nach allen Richtungen hin. Wenn hiernach auffallender Weise auf verschiedenem Wege ein und dasselbe Resultat, nämlich ein mit sämmtlichen endgültig vorhandenen Gliedmaassen ausgestattetes Entwickelungsstadium erzielt wird, so muss es noch bei weitem mehr überraschen, diese den ausgebildeten Stomato- poden-Leib anbahnende Larvenform in einer wahren Fülle der mannig- fachsten und habituell von einander abweichendsten Gestalten auftreten zu sehen: ein Umstand, welcher der auffallenden Monotonie gegenüber, welche die wenigen Gattungen und die nichts weniger als zahlreichen Arten der gegenwärtigen Unterordnung in ihrer Gesammterscheinung dar- bieten, geradezu räthselhaft erseheinen könnte, zum Mindesten aber in keiner Weise aus der Lebensweise und dem Vorkommen dieser Larven, da diese als übereinstimmend pelagisch nachgewiesen worden sind, seine Erklärung findet. Abgesehen von den sich der Hauptsache nach gleich verhaltenden Augen und Gliedmaassen, unter denen höchstens das grosse Raubarm-Paar und die Seitentheile des Schwanzfächers, wenngleich nicht tief einschneidende, so doch immerhin bemerkbare Formdifferenzen dar- bieten, sind es fast sämmtliche Körpertheile , welche die ausgiebigsten Veränderungen eingehen und sich , wenn auch durch zahlreiche Ueber- 728 Deci.i'LHla. gänge vermittelt, innerhalb der grössten nur denkbaren Extreme bewegen. Bald ist der Eumpf bis zur linearen Form verlängert, etwa zehnmal so lang als breit (Taf. LXVI, Fig. 8 u. 8 a), bald äusserst kurz und breit, nur von dreifacher Länge des Querdurchmessers (SqiiiUericldhus spec. aus dem Atlantischen Ocean). Wenn sich in diesen beiden Fällen der Stirn- stachel der Körpertbrm deutlich anpasst, nämlich im ersten (Taf. LXVI, Fig. 8) die Rnmpflänge noch beträchtlich iibertrift't, im letzten auf einen kurzen Dolch reducirt erscheint, so ist er in zahlreichen anderen bei langem Eumpf kurz, bei gedrungenem .stark verlängert. Vor Allem ist nichts variabler als der Umriss, die Bewehrung und das Grössenverhält- niss des Riickenschildes zum eigentlichen Körper. Langgestreckt und parallelseitig (Taf. LXVI, Fig. 8), kann er nur die Mittelleibsringe über- dachen, dagegen das Postabdomen vollständig frei hervortreten lassen; gleichfalls langstreckig, aber nach vorn etwas breiter werdend, kann er entweder das erste Segment des Postabdomen noch mit verhüllen {Ericli- thus Latreillei Guer.), oder ausser dem ganzen Postabdomen auch noch die hinteren Mittelleibssegmente frei hervortreten lassen {Alima gmcilis M. Edw., Taf. LXVI, Fig. 10). Bei einem derartigen Verhalten zuweilen (Srßiilloid-LarvG von Pseudosquilla?) noch nicht dem vierten Theil der gesammten Körperläugc gleichkommend, kann er im entgegengesetzten, wo er nur die beiden Eudsegmente des Postabdomen unbedeckt lässt, an Längsausdehnung wenig hinter dem Rumpf zurückbleiben. Sich bald dem Rumpf knapp und theilweise selbst eng anlegend {Erkldhus Latreillei Guer.), kann er in anderen Fällen {SquülerkMlms triamiularis M. Edw. und Erichthus armafus Leach) sich um den schmächtigen Rumpf wie ein weiter, hinterwärts bauchig aufgeblähter Mantel ganz lose herum- schlagen und dabei annähernd die Form eines abgestumpften gleich- seitigen Dreiecks annehmen. In dieser Gestalt einen äusserst breiten Umschlag nach unten bildend, wie dies in etwas weniger auffäUiger Weise auch bei Enclitlins Guenni Eyd., Soul, und Eäwardsi Eyd., Soul. (Taf. LXVII, Fig. 6j der Fall ist, biegt er sich bei gestreckterer Form (Alima gracilis M. Edw.: Taf. LXVI, Fig. 10, Alima emarginata Claus: Taf. LXVIII, Fig. 4) nur zu einem ganz linearen, fein sägezähnigen Saume um. Zu dieser fast unbegrenzten Wandelbarkeit in seinem Um- riss, in dem Grad seiner Wölbung u. s. w. gesellt sich eine fast gleich grosse Mannigfaltigkeit in seiner Bewehrung. Vordere und hintere Dornen sind zwar regelmässig, seinen beiderseitigen Ecken entsprechend, aus- gebildet, aber in Länge und Richtung wieder vielfach schwankend, so z. B. die im Allgemeinen stark verlängerten hinteren bald schräg anstei- gend, bald horizontal, hier parallel verlaufend, dort mehr oder weniger stark divergirend. Weniger constant sind ein unpaarer, in der Mitte des Rückens nahe dem Endrand entspringender, bald sehr langer (Erichthus triangulär is M. Edw.), bald nur rudimentärer (EricMhus Guerini Eyd., Soul.) Dorn und kleinere, theils aus dem umgeschlageneu Rande heraus- tretende, theils sich den hinteren Seitendorneu beigesellende. Alle diese Entwidvcluiig. 729 Modifikationen bedingen, wie gesagt, einen ungemeinen Keicbthuni an zum Theil höclist auffälligen und bizarren, zum Tbeil sehr zierlichen Formen, deren Dilfereuzen sich dem Auge ebenso leicht einprägen, wie sie schwer durch Worte kenntlich zu machen sind. Auch bezüglich der Grösse, in welcher die Stomatopnden-Larven das durch den Besitz von ausgebildeten Griftel-Spaltbeiuen charakterisirte, fertige ErlcMlvus- und ^?/)««-Stadium erreichen, lassen sich recht beträcht- liche, zum Theil vielleicht an die daraus hervorgehenden Arten gebundene Verschiedenheiten erkennen. Die zierliche Alima yracilis M. Edw. (Taf. LXVI, Fig. 10) erreicht erst bei einer Gesammtlänge von 40 niill. ihre volle Ausbildung, während Individuen von 25 bis 31 mili. Länge die Griftelbeiue noch in knospenförmiger Anlage besitzen. Dagegen ist Älima lidens Claus schon bei einer Länge von 26 mill. nicht nur mit lang- streckigen und gegabelten Griffelbeinen, sondern auch an den Pedes spurii bereits mit recht ansehnlich entwickelten Kiemenquasten versehen (Taf. LXVIII, Fig. 5). Noch beträchtlichere Grössen unterschiede machen sich bei den einzelnen Ericlithus-Formen bemerkbar. AVährend Erichtims Gucrini Ejd., Soul, erst bei 3-3 mill. Länge in den vollständigen Besitz seiner Gliedmaasseu gelangt, ist dies hei Erichthus Edirardsi E yd., Soul, schon bei einer Gesammtlänge von 22 mill. (Exemplare von 16 mill. zeigen bei ihm die drei Grittelbeinpaare noch in Form kurzer Stummel), bei Erklitlms triancßdaris M. Edw. gar schon au 15 mill. langen Exem- plaren der Fall. Ja, es liegt mir ein von der Guinea-Küste stammender Ericlithns*-) vor, welcher schon bei 8 mill. Eumpflänge (10 mill. ein- schliesslich des Stirnstachels) sämmtliche Gliedmaasseu in ausgebildeter Form besitzt. Auch unter den von Claus zur Kenntniss gebrachten Sqt(dloid-Larven, welche durch bestimmte charakteristische Eigenthünilich- keiten auf die Gattungen Gonodadylus und Psendosqudla hinweisen, zeigen die einen bereits bei 30, die anderen erst bei 47 mill. Länge vollständig entwickelte Griflfelbeine. Der scharfe Gegensatz, durch welchen die so mannigfach gestalteten Erklitlms-, SquiJloid- und J.?«)»a-Formeu zu den einander sehr ähnliehen und nur in untergeordneten Merkmalen von einander abweichenden *) Dieser 7011 Buchliolz unter 4" n. Br., 13° w. L. aufgefischte Erichlliua besitzt einen Ijis zum Ende des zweiten Postaljdominalsegmentes reichenden, länglich viereckigen Eüokenschild, dessen Seitenränder erst im Bereich ihrer hinteren Hälfte sich nach unten massig breit um- schlagen und dessen hoch aufgerichteter Eiickendorn nur um ein Drittheil kürzer ist als die sehr langen hinteren Seitenstacheln. Durch seine kräftigen und gedrungenen K:iubarme gleicht derselbe am meisten der von Claus in Fig. 12 abgebildeten Form, zeigt aber beim Beginn des am Innenrande gleichfalls sägezähnigen Handgliedes derselben nur einen grösseren Zahn und die glattrandige Endsichel kräftiger entwickelt. Die Scliwanzplatte des Post- abdomen ist auffallend breit und kurz, nach Art von Fig. 14. An den Seitentheilen des Schwanzfächers hat der Gabelfortsatz des Basalgliedes, welcher sicli zwischen die beiden Spaltäste hindurchdrängt, eine stark verlängerte Aussenzinke, welche die kurze innere weit überragt. Eine kammartige Zähnelung an dem freien Rande der Aussenlamelle ist noch niclit erkennbar. 730 Decapoda. gescblechtlich entwickelten Stomatnpodeu treten, nicht minder aber auch der grosse Reichthum an erstereu gegenüber der relativ geringen Gattungs- und Artenzahl der letzteren weist von vorn herein auf die grossen Schwierigkeiten hin, welche sich einem Versuch, Larven und Geechleehts- thiere auf einander zurückzuführen, entgegenstellen. Dieselben werden ferner durch den Umstand gesteigert, dass gerade die späteren Ent- wickelungsstadien, welche den alhuäblichen Uebergang zwischen beiden vermitteln, ebenso selten zur Beobachtung gelangen, wie die auf der Oberfläche des Meeres treibenden Larven oft in beliebiger Anzahl zu haben sind. Bei der Öpäilichkeit dieser die Geschlechtsformen einleitenden Uebergangsstadien und bei den bisher meist missglückten, übrigens auch nur in vereinzelten Fällen angestellten Züchtungsversuchen, welche allein einen sicheien Aufschluss über viele hier noch zu lösende Rätbsel zu liefern geeignet wären, liegt daher für die Entwickelung der Stomato- podeu zur Zeit noch eine weit klaffende, nur durch zahlreiche fernere Untersuchungen zu überbrückende Lücke vor. Immerhin ist es dem Scharfsinn Claus' gelungen, an einem reichhaltigen, in Weingeist con- servirten Material pelagischer Stomatopoden- Larven wenigstens gewisse, im EricJithus- und AUma-Ütudiam bereits angebahnte Merkmale, welche für die Gattungen der sexuell ausgebildeten Formen als charakteristisch gelten können, aufzutinden und damit wenigstens einen vorläutigen Finger- zeig über die Zusammengehörigkeit beider zu geben. Als solche Merk- male, welche um so deutlicher hervortreten, je weiter die betreffenden Larvenformen in ihrer Entwickelung vorgeschritten sind, haben sich be- sonders die Bewehrung, beziehentlich der Mangel einer solchen {Gono- dadylus) au den beiden Endgliedern der grossen Raubarme, die Form und Bezahnung des Schwanzschildes, vor Allem aber die Form- und Be- dornungs- Verschiedenheiten des schaufelartigen sechsten Paares der Pedes spurii (Seitentheile des Schwauzfächers) herausgestellt. Verbleibt also z. B. die Endsichel der Raubarme auch bei weiter vorgeschrittenen Larven völlig glatt, so ist damit ein Hinweis auf Gonoäadylus, nimmt sie dagegen au ihrem Innenrande einen Anlauf zur Zahubildung, so ist ein solcher auf Squüla, Corouts und V^erwandte gegeben. Entstehen ferner am Hinter- rande des Schwanzschildes einer Larve beweglich eingelenkte Zähne, so wird man dieselbe nur mit Pseudosqailla, der einzigen durch dieses Merk- mal charakterisirten Gattung, in Zusammenhang bringen können. Eine grössere Reihe von Kammzähnen am Aussenast der seitlichen Schwanz- lacher deutet auf Gonodactylus oder Psendosquüla, eine geringe, auf das Ende des Basalgliedes beschränkte Anzahl solcher dagegen auf Squilla oder Coronis hin. Ist an dem sich zwischen die beiden Lamellen des- selben sechsten Paares der Pedes spurii hindurchdrängenden Gabelast des Basalgliedes der Aussenzahu der längere, so sind dadurch die Gattungen Gonodactylus und Pseudosquilla, ist es dagegen der Innenzahn, entweder Squüla oder Coronis gekennzeichnet, u. s. w. In dem einen oder anderen zweifelhaften Fall wird natürlich die Combinalion des einen mit dem Elitwickelung. 731 anderen Merkmal in Betracht gezogen werden nilissen. Freilich ergiebt sich nnn bei Berücksichtigung dieser auf die Geschlechtstbrmen hin- weisenden Merkmale das überraschende Resultat, dass innerhalb einer und derselben, im Habitus sowohl wie in ihrem Entwickelungsgang über- einstimmenden Larvengruppe, wie z. B. Erichtims, die eine Art auf diese, die andere Art auf jene Stomatopoden-Gattung hinweisen und ebenso, dass wesentlich von einander abweichenden Larvengruppen, wie z. B. Aliiiia und Erichthns, angehörende Formen als Vorläufer-Stadien einer und derselben Gattung figuriren würden. Letzteres scheint sogar für Larveu- formen mit verschiedenem Entwickelungsgang {Erkhfhoidlna- und Squillokl- Typus) zu gelten ; wenigstens werden Repräsentanten beider als Jugend- formen derselben Gattung SqiiiUa in Anspruch genommen. Sollte sich letzteres Verhalten auf Grund direkter Züchtungsversuche als thatsächlich bewahrheiten, so würde der zweifache Entwickelungsmodus nur in einem um so wunderbareren Lichte erscheinen. Gleich befremdlich muss frei- lich die von Claus gezogene Schlussfolgerung wirken, dass so grund- verschiedene Larvenformen, wie es einerseits Erichtlitis triangularis und aniiaftis, andererseits Alinia gracüis und hidens sind, schliesslich sich zu so übereinstimmenden Arten, wie diejenigen der Gattung Squilla (im engeren Sinne) umgestalten sollen. Unter allen Umständen liegt hier noch ein wahres Chaos vor, welches zu entwirren und zu lichten der Zukunft vorbehalten bleibt ; denn es fehlt keineswegs an Beispielen, welche die als Erkennungszeichen der späteren Gattungen hingestellten Merkmale als unsichere und selbst als zweifelhafte erscheinen lassen. Unter den bekanntesten und häufigsten EricJitlms-Fornien zeichnen sich die beiden einander nahestehenden Erichthus triangularis M. Edw. und armatus Leach sofort durch den breit dreieckigen, einem weiten und bauchigen Mantel gleichenden Rückenschild und den zu einer an- sehnlichen Länge ausgebildeten unpaaren Rückenstachel desselben aus. Die bereits deutlich erkennbare Bezahnung des Innenrandes der Greit- klaue, die Form der Schwauzplatte sowie die Bedornuug an dem Aussenast der Seitentheile des Schwauzfächers würden sich in der That auf Squilla und Coronis {LysiosquiUa) beziehen lassen ; doch widerspricht dem wieder andererseits der Schaufelfortsatz des Basalgliedes, dessen Aussenzinke beträchtlich länger als die innere ist und welcher hierdurch den Charakter von Gonodadylus und Pseudosquilla erkennen lässt. Von diesen beiden Gattungen wird aber erstere durch die gezähnte Fangsichel der Raub- arme, letztere durch den Mangel der beweglichen Enddornen an der Schwanzplatte ausgeschlossen , der abweichenden Bezahnung au der Aussenlade der seitlichen Scliwanzfächer gar nicht zu gedenken. Es er- scheint demnach die Zugehörigkeit dieser beiden Erichthus zu Squilla nicht nur nicht verbürgt, sondern durchaus zweifelhaft und zwar um so mehr, als bei den habituell von ihnen abweichenden Erichthus Guerini Eyd., Soul, und Latreillci Guer. sich mit der gezähnten Fangsichel die für Squilla charakteristische Schaufel am Basalgliede des sechsten Spalt- 732 Decapodn. beinpaares (Inuenzinke verlängert) combinirt, während dies bei jenen nicht der Fall ist. So wahrscheinlich es ist, dass sich Ericlitltus Guerini zu einer SquUla, EricJtthus Latrclllci wegen der zahlreichen an der Fang- sichel augedeuteten Zähne zu einer Coronis entwickeln wird, so wenig glaubhaft inuss , wenn die Form der .Schaufel am seitliehen Schwanz- iächer als maassgeblich angesehen werden soll, die Zugehörigkeit der beiden ersterwähnten Larven zu Squüla im engeren Sinne erscheinen. Dazu kommt noch, dass, während diese unter den Erichthus-F oimen auch durch ihre übrigen Merkmale am meisten abseits stehen, die mit der charakteristischen Squilla-SclianM am sechsten Spaltbeinjiaar versehenen EricMlius Guerini und Lafn-ilki durch eine von Claus als Älimcrichthus bezeichnete Larve von 16 bis 18 mill. Länge, wenngleich nicht direkt in die auch ihrerseits mit Squilla -Cha,ra.kteren versehenen AUma-Fovmeü übergeführt, so doch denselben schon ungleich näher gebracht werden. Endlich aber hat Fax ton aus einer dem Claus'schen AlimericMJms äusserst ähnlichen, wenn nicht gar damit identischen Larve von 17 mill. Länge (Fig. 2 auf pl. VIII der Selectious of enibryological monographs) durch Häutung direkt die ausgebildete junge Squilla cmqmsa Say (der Europäischen Squilla »lantis so nahe stehend, dass ihre spezifische Ver- schiedenheit sogar zweifelhaft erscheinen könnte) in einer Länge von 19 mill. hervoigchen gesehen. Diese mithin unzweifelhafte, einen AIrm- crichtliHS darstellende SquiUa-Lavve entwickelt sich nach Fax ton aber auch nicht gleich den Erichthus-Formeu aus der Gruppe des Er. triangu- Inris und armaliis nach dem Erichthoidina-Typiib*), sondern sie bildet sich durch wiederholte Häutungen aus der schlanken F. Müller'schen Squilloid-Larve, welcher die provisorischen Spaltbeine abgehen, hervor, so dass also letztere von ihrem Entdecker gleich von vorn herein richtig als Squilki-Larve. angesprochen worden ist. Wie sich die immerhin noch bedeutende formelle Verschiedenheit der eigentlichen AUma-F ormen von Älimerichtlms erklärt, falls erstere in der That gleichfalls eigentliche SquiUa-Arten aus sich hervorgehen lassen, muss vorläufig dahingestellt bleiben. Jedenfalls treten an Ali um bidcns Claus die Squilla-Charnkteire in mindestens ebenso prägnanter Weise wie an Älimcrichthus hervor. Mit grösserer Sicherheit als die Formen der S^/u/Ww-Gruppe scheinen sich nach den Ermittelungen Claus' diejenigen der Gonodactylus-Gnipiie, also die beiden Gattungen Gonodactylus und Pseiuloscjuüla , an weiter in der Entwickelung vorgeschrittenen Larven erkennen zu lassen ; doch wird für letztere Gattung, welche auch Arten mit glatter (ungezähnter) End- sichel an den Raubarraen umtasst, hauptsächlich die Anlage beweglicher Enddornen im Inneren der Schwanzplatte als maassgebend zu gelten haben. Sonst sind die Larven beider Gattungen schon in einem verhältnissmässig *) Allerdings ist für die beiden genannten Sric/il/uis-Formen dieser Entwickelungsmodus von Claus nicht direkt nachgewiesen, sondern nur nach der Analogie mit Erichlhus Hdwardsi gefolgert worden. Entwirlcchmg. 733 fiiilien Stadium an der lang ausgezogenen Aussen/änke des Stammgliedes der seitlichen Sohwanzfaclier, in einem späteren überdies an dem lang ausgedehnten Zahnkamm der Aussenlamelle eharakteiisirt. Aeltere, nahe vor der Verwandlung in die endgültige Form stehende Larven (Pseudo- ^qulUa: Taf. LXVI, Fig. 9) von 42 mill. Länge mit bereits ausgebildeten Griftelbeinen nähern sich jener schon durch gestreckteres Postabdomen und relativ kleineren Rückenschild, wie sie denn überhaujit eine im Ver- gleich mit den meisten ErkMhus-FoxmQn schlanke Gestalt zeigen. Da- gegen besitzen sehr viel jüngere Larven von nur 8 mill. Länge (Taf. LXVIII, Fig. 2), welche von Claus gewiss mit Recht in den Entwicke- hingsgaug der (?OKOf/«c/(/?MS-Gruppe hineingezogen werden, bei einem noch ansehnlich grossen Rückensehild nicht nur die drei Gritfeibeinpaare, son- dern auch die drei hinteren Paare der Pedes maxillares noch im Knospen- znstand begritfen. Es kann danach also keinem Zweifel unterliegen, dass die Jugendlarve der Gonodactyliden sich nicht nach dem Erich- flioidiiia-, sondern nach dem SquiUokl-TyTßns entwickelt. Letzterer kommt ihr indessen keineswegs ausschliesslich zu, sondern sie theilt sich in den- selben, wie der von Brooks und Faxton dargelegte Entwickelungsgang von SqiülJa empusa Say beweist, mit letztgenannter Gattung bis in die Einzelheiten, nur dass, je mehr sich die beiderseitigen Larven der end- gültigen Form nähern, sie um so verschiedenere Gestalten annehmen. An der von Fax ton pl. VIII, Fig. 1 abgebildeten, bereits mit ausgebildeten Griffelbeinen versehenen Sgn/Zfe-Larve ist der Hauptast des sechsten Spalt- beinpaares schon ebenso deutlich nach dem SquiUa-Typws gebaut, wie er an den von Claus bekannt gemachten Entwickelungsstadien von Pseudo- squiUa den Gonodacfyhis-Typm erkennen lässt. Bei der ungleich grösseren Aehnliehkeit, welche die jüngeren Larven beider Gattungen erkennen lassen, kann auch mit Sicherheit vermuthet werden, dass die bis jetzt unbekannte erste Larveni'orm von Gonodadißufi (Pf^eudosqmUa) der F. Müller'schen Sqmlla-La.rve (Taf. LXVII, Fig. 7) in allem Wesentlichen gleichen werde. Wenn aber schon diese beiden, im ausgewachsenen Zu- stande sich am weitesten von einander entfernenden Gattungen aus einer identischen Jugendlarve hervorgehen, so erscheint gewiss um so mehr die Frage berechtigt, ob dies nicht auch bei den Arten einer und derselben Gattung, also z. B. bei Squilla und Coronis der Fall ist. Wie bereits er- wähnt, weisen unter den schmäleren EricMJms-FovmQü Er. Guerini und LatrciUci durch die Form ihres sechsten Spaltbeinpaares mit Evidenz auf SquilJa hin. Beide sind aber bis jetzt nur im fertigen Erkhthiis-Htadinm, d. h. also im Besitz ihrer sämmtlicheu Gliedmaassen zur Kenntniss ge- kommen, während die Art und Weise, in welcher sich diese Gliedmaassen gebildet haben, noch zu erforschen bleibt. So lange aber der Nachweis eines E)ic]i.thoidina-Siadinms in ihrer Entwickelung fehlt, bleibt selbst- redend nicht nur die Möglichkeit, dass auch ihnen eine SquiUoid-L&Y\e zum Ausgangspunkt dient, bestehen, sondern es gewinnt diese Art der Ausbildung nach der an Sqnilla nnpusa gemachten Erfahrung sogar sehr 734 Decapoda. an Wahrscheinlichkeit. Auf welche StomatopodenGattung sich dann die Erichthoidina- 3agenA\avve beschränken würde, lässt sieh zur Zeit nicht beantworten. Schliesslich bedarf noch der Uebergang der älteren Larvenstadien in die endgültige Stoniatopoden-Form deshalb einer Erwähnung, weil der- selbe anscheinend in verschiedener Weise vollzogen wird. Nach Faxton's Darstellung (pl. VIII, Fig. 2 u. 3) geht die junge Squilla cmpusa in der Länge von 19 niill. aus einer Larvenform hervor, welche bei 17 mill. Länge ganz den Habitus eines AUmericMhus an sich trägt. Die Form- veischiedenheit der ersteren ist daher eine sehr auffallende. Die zuvor lang und dünn gestielten Augen sind kurz und dick birnförmig geworden. An Stelle des grossen, hinterwärts flügelartig ausgezogenen Rückenschildes mit seinem langen Stirnstachel ist der relativ kleine, länglich trapezoidale und vorn abgestutzte /SV^iu^/a-Cephalothorax getreten. Im Gegensatz zu der Verlängerung der beiden Fühlerpaare erscheint das zuvor sehr lang- streckige Raubaim-Paar jetzt kurz und gedrungen, während andererseits die drei Griffelbeinpaare neben ihrer Vollendung in der Form zu einer ganz auffallenden Länge ausgewachsen sind. Am geringfügigsten er- scheinen die Formveränderungeu am Postabdomen, nur dass dasselbe an Umfang merklich zugenommen hat und auch dadurch relativ grösser erscheint, dass die jetzt frei hinter dem Cephalothorax hervortretenden letzten Mittelleibssegmente sich ihm enger angeschlossen haben. Wesentlich anders vollzieht sich nach den Ermittelungen Claus' die Ausbildung von PscnihmßiiUa , für welche allerdings nicht eine direkte Beobachtung des Hervorgehens der endgültigen Form aus dem letzten Larvenstadium vorliegt, welche indessen durch den Vergleich einer eng geschlossenen Entwickelungsreihe als durchaus verbürgt angesehen werden darf. Larven von 34 mill. Länge zeigen den Rückenschild bereits deut- lich verkürzt, so dass das letzte Mittelleibssegmeut nur theilweise oder überhaupt nicht mehr bedeckt ist. Der Stirnstachel zeichnet sich durch seitliche Compression und durch einen scharfen, nach vorn gerichteten Zahn seiner unteren Kante aus; er überragt die Augen fast um das Doppelte ihrer Länge. An den Raubarmen zeichnen sich die beiden End- glieder durch sehr dünne und lineare Form sowie durch jeden Mangel einer Bewehrung aus. Die Grififelbeine sind zwar bereits verlängert und gegabelt, im Einzelnen aber noch uuausgel)ildet. An den iünf vorderen Spaltbeinpaaren erscheinen die Kiemenbüschel noch rudimentär, während am sechsten alle Gonodacfi/lus-Merkma\e bereits scharf ausgeprägt sind. Im Inneren der Schwanzplatte sind die späteren beweglichen Enddornen schon in der Anlage erkennbar. — An 36 bis 42 mill. langen Exemplaren (Taf. LXVI, Fig. 9) sind letztere entweder im Inneren der Schwanzplatte vollständig ausgebildet, oder sie treten, nach vollzogener Häutung, am Hinterrande derselben schon frei hervor. Die Endsichel der immer noch sehr dünnen Raubarme zeigt jetzt die erste Andeutung von zwei Inneu- randszähneu. Griftel- und Spaltbeine haben bis auf die vollständiger ^ Lebenserscheinungen. 735 ausgebildeten Kiemenbüschel der letzteren keine wesentlichen Verände- rungen erfahren und auch am Riickenschild ist nur eine leichte Verkürzung nach rückwärts, welche sich an dem Freiliegeu von zwei Miltelleibsringen zu erkennen giebt, bemerkbar. — Während sich nun an diesen auf ein- ander folgenden Larvenformen eine continuirliche Längenzunahme con- statireu lässt, macht sich auffallender Weise mit dem Uebergang in die Pseiidosquüla-F orm ein deutlicher Rückgang in der Grösse bemerkbar. Individuen von 34 mill. Länge, welche die fertige PsmdosquIUa mit der 42 mill. langen ausgewachsenen Larve vermitteln, haben letzterer gegen- über eine merklich gedrungenere Form und zeichnen sich vor Allem durch die Veränderungen des Rückenschildes, welcher jetzt schon wesentlich einem Cephalothorax gleicht, aus. An Stelle des langen Stirustachels ist eine kaum der Augenlänge gleichkommende Stirnplatte getreten und mit dem Verlust der hinteren Seitendornen hat sich der Cephalothorax aber- mals beträchtlich verkürzt, so dass jetzt alle drei mit langstreckigen Griftelbeinen versehenen Mittelleibsringe vollständig frei hervortreten. Die in allen Theilen ungleich kürzer und gedrungener erscheinenden Raub- arme besitzen jetzt unter der Haut der Endsichel die beiden scharfen Innenrandszähne fertig ausgebildet und das vorangehende Handglied in einen scharfen Enddorn ausgezogen. Auch die Fühler haben dem letzten Larvenstadium gegenüber an Länge und deutlicherer Gliederung gewonnen. Augenscheinlich wird es nur einer einzelnen Häutung bedürfen, um aus dieser Uebergangsform die junge Fseudosqmlla hervorgehen zu lassen. Dieselbe erscheint abermals gedrungener und dem entsprechend auch in der geringeren Länge von nur 2ti mill. Cephalothorax und Postabdomen haben sich weiter verkürzt; die Stirnplatte des ersteren kommt kaum noch der halben Augenlänge gleich. An den im Bereich des Schenkel- gliedes stark angeschwollenen Raubarmen treten die beiden Innenrands- zähne der Endsichel frei hervor. — Im Gegensatz zu Squilla wird mithin die endgültige Form hier unter allmählicheren Veränderungen und zugleich unter deutlicher Grössen-Einbusse hergestellt. IV. Lebensersclieinungeii. 1. Grösse. Die lebenden Stomatopoden sind Crustaceen von mittleren bis recht ansehnlichen Dimensionen, welche sich etwa in gleichen Längsverhältnissen wie die macruren Decapoden bewegen. Sie gehen einerseits bis auf 50 (PseudosqiüUa armata) und selbst 38 mill. {CWori- della microjyhfhcdma) Länge herah, erheben sich aber andererseits {Coronis maculcda Fab.) bis auf 0,34 met. Die bekannte südeuropäische SquUla mantis Rond. gehört mit 0,18 met. Länge schon zu den ansehnlicheren Formen, während sich die gleichfalls im Mittelmeer einheimische Coronis etiseUa Risso von 60 bis 63 mill. den kleineren beigesellt. Coronis ma- cidnfa steht in ihrer den Pal i nur us- Arten nahekommenden Grösse bis jetzt 73f) Dorapmla. ganz isoliit da. Nach den in den Sammlungen vorhandenen Exemplaren zu urtheilen, scheinen die männlichen Individuen den Mciblicheu an Grösse überlegen zu sein. 2. Färbung. Während die im getrockneten Zustand aufbewahrten Exemplare in der Regel völlig farblos , die in Weingeist conservirteu wenigstens der Mehrzahl nach unansehnlich gefärbt sind, scheinen verschiedene Stomatopoden während des Lebens in lebhaften und selbst herrlichen Farben zu prangen. Zu den ansehnlichsten gehört auch in dieser Beziehung die riesige Coronis maculafa, welche selbst bei der Auf- bewahrung in Weingeist die satt violettbrauneu Querbänder auf der ßückenseite des Cephalothorax, der Mittel- und Hinterleibsringe, an den Fangarmen und den seitlichen Schwanzfächern in scharfer Abgrenzung gegen die graugelbe Gruudfarl)e erkennen lässt. Auch die bekannte Squilla mantis muss nach der Schilderung, welche Johnson von einem 18 cent. langen, bei Madeira erbeuteten männlichen Individuum entwirft, wenigstens unter Umständen in prächtigem Farbenkleide auftreten. Die lebhaft purpurrothe Schwanzplatte war braun gcrandet, längs des Mittel- kieles gelb; ein — auch an Weingeist-Exemplaren noch deutlich erkenn- barer — grosser runder Augenfleck, welcher jederseits vom Mittelkiel gegen die Basis hin gelegen ist, tiefer purpnrroth und vorn schwarz ge- säumt. Der übrige Hinterleib erschien verwaschen blassroth und unrein weisslich gescheckt; die Augen waren grün. Heller dagegen bezeichnet die Mittelmeer-Exeniplare derselben Art als gelblich grau mit zwei schwarzen runden Flecken an der Basis der Schwauzflüsse. Psetidosqn'dki ciliata Fab. (sti/Kfera Lam.) von Mauritius ist nach G. Clark je nach den Sexus verschieden gefärbt: das Männchen schön blaugrüu mit kirsch- rothen Fühlein, Kieferbeiiieu, Bauchflossen und Kiemen, das Weibchen Schild plattartig braun und grau gescheckt, mit ungleich blasser rothen Gliedmaassen ; die Jungen zuerst zart gelbgrüu, später grauscheckig mit erbsengrUnen Beinen und Bauchflossen. Pseudosqmlla Ccrisyi aus dem Mittelmeer ist von grünlicher oder gelblicher Grundfarbe, die Fühler rosenroth, der Endrand der Hinterleibsringe sowie die beiden Endsegmente in ganzer Ausdehnung ziegelroth (nach ßoux). Von ungleich unansehn- licherer Färbung sind die im Mittelmeer einheimischen Squilla Besmaresti und Fcrussaci sowie Coronis eusebia. Letztere in gut erhaltenen Wein- geist-Exemplaren licht kastanienbraun, im Bereich des Hinterleibes glatt und glänzend, mit schwärzlichen Mittel- und Seitenflecken; die Mitte des Cephalothorax mit dunkleren Längsstriemeu , die Seitenfelder licht grau durchscheinend. Squilla Besmaresti auf graugelbem Grunde regelmässig schwarzbraun gefleckt, die Flecke in der Mitte des Hinterrandes der Rückensegmeute weisslich eingefasst (Taf. LXIV, Fig. 1) ; Squilla Ferussaci. nach Heller im Leben ,. grünlich, iu's Rothe übergehend". — In wie weit die farbenprächtige Abbildung des Gonodacfylus scyllarus, welche Milne Edwards in der illustriiten Ausgabe von Cuvier's Regne animal, pl.55 gegeben hat (meergrün mit purpurfarbener Scheckung, die Endsichel Lebensersclieinuneen. 737 der Raubarme korallenroth) der Natur entspricht, mag dahin gestellt bleiben. Der weit verbreitete GonodacUßus chiragrn ist nach Annesley im Leben bräunlich gelb gefärbt. 3. Aufenthalt, Häufigkeit. Die Stomatopoden scheinen im aus- gebildeten Zustande vorwiegend Kdstenbewohner zu sein und sich gern in Verstecken auf dem Meeresgrunde aufzuhalten. Clark, welcher der Lebensweise der Protosquilla ciliata auf Mauritius eingehende Beachtung gewidmet hat, giebt an, dass jugendliche Individuen sich an seichten Stellen in Höhlungen des Meersandes aufhalten , während die aus- gewachsenen an solchen Orten niemals angetroffen werden, sondern die über die Untiefen zerstreuten Korallenriffe bewohnen, welche ihnen die willkommenen Schlupfwinkel in reichem Maasse darbieten. Stets haben diese zwei Eingänge, welche seitens der erwachsenen Individuen regel- mässig mit einem Pfropf feineu Seegrases verstopft werden. Clark glaubt, dass sie sich zur Herstellung dieser Höhlungen ihrer Raubarme bedienen, da diese an den Gelenken häufig abgenutzt erscheinen. Es dürfte jedoch mehr Wahrscheinlichkeit für sich haben, dass hierzu ganz vorwiegend der mit ungemein kräftiger Muskulatur versebene Hinterleib verwendet wird, an welchem die scharf bedornte Schwanzplatte und das mit einer langen Schaufel versehene Basalglied des sechsten Spaltbein- paares zum Graben besonders geeignet erscheint. Auch würde einer der- artigen Verwendung des Hinterleibsendes die sehr ausgiebige Einkrüm- mungsfähigkeit dieses Körperabschnittes sehr zu Statten kommen. Im Gegensatz zu den ausgebildeten Stomatopoden sind die unter besonderen Gattungsnamen beschriebenen , durch die Zartheit und glas- artige Durchsichtigkeit ihres Integumentes ausgezeichneten Larvenzustände während aller ihrer Entwickelungsstadien Bewohner des offenen Meeres, an dessen Oberfläche sie zuweilen in grossen Schaaren und oft in Ge- meinschaft mit pelagischen Hyperiinen und Pteropoden treiben. Dass sie bei diesem exponirten Auftreten leicht massenhaft ihren Verfolgern, zu denen besonders Wanderfische, Wale u. s. w. gehören dürften, zum Opfer fallen, leuchtet von selbst ein und es würde sich hieraus wieder zur Ge- nüge erklären, dass ausgewachsene Individuen nur einem relativ geringen Procentsatz jener Larvenschaaren gleich kommen. Uebrigens können auch letztere immerhin den häufigeren Crustaceen beigezählt werden, welche sich nur ihres verborgenen Aufenthaltes wegen den Verfolgungen leichter als freilebende entziehen. Insbesondere ist dies mit den weib- lichen Individuen der Fall, welche sich in allen Sammlungen ungleich vereinzelter als die Männchen vorzufinden scheinen. 4. Bewegungen. Dass die zarten Larven der Stomatopoden ein sehr ausgebildetes Schwimmvermögen besitzen müssen, ist bei ihrem pelagischen Auftreten selbstverständlich. Die Schwimmbewegung wird bei ihnen unzweifelhaft durch das Pendeln der Spaltbeine oder falls diese, wie bei der jungen ErichtJioidina-Laive am Hinterleib noch fehlen, durch die sie ersetzenden des Mittelleibs bewirkt. Auch mag der meist stark Ki-uiiii. Klassen des Thiev-Reidis. V. 2. IT 738 Decapoila. flächeuhaft entwickelte, glasartig dnrchscbeiDeude Rückenschild zur Auf- reebterhaltung des Gleichgewichts wesentlich beitragen. Die ausgebildeten Stomatopoden schwimmen bei genügend tiefem Wasser zwar mit Leicbtig- keit, aber nicht gerade schnell herum ; auch bei ihnen geben sich die in stetem Hin- und Herschwingeu begritfenen lünf vorderen lamellösen Spalt- beinpaare als die eigentlichen Kuder zu erkennen, während das sechste Paar sich durch Ausbreiten in Gemeinschaft mit der Schwan zplatte zu einem breiten Fächer formirt. Die Fühler des ersten Paares werden beim Schwimmen nach vorn und oben gestreckt, während die grosse, lang gefiederte Schuppe des zweiten eine seitliche Richtung einschlägt; die an ihrem Ende gleichfalls eine gefiederte Flosse tragenden Grififel- beine stellen sich dabei senkrecht gegen die Körperachse. In flachem Wasser bewegen sie sich nicht durch Schwimmen, sondern mit Hülfe der grossen Raubarme, welche sie aufstemmen, stossweise fort. Es wird dabei das lange vorletzte Glied derselben schriig von vorn und oben n:ich hinten und unten gerichtet, so dass sein ellenbogenartig geformtes Ende den Boden berührt, während die an die Vorderseite desselben einschlagende Endsicbel nach oben gestreckt wird. Die mit Hülfe dieser grossen , als Hebel dienenden Raubarme vollzogenen Bewegungen sollen einigermaassen an diejenigen der Raupen erinnern, weshalb die Heuschreckenkrebse auch wohl den Namen „Meeresraupen" erhalten haben. Diese Verwendung der Raubarme ist indessen offenbar nur eine nebenher laufende. Ihre Hauptbestimmung ist einerseits diejenige der Abwehr gegen Angriffe, andererseits des Ergreifens und Tödtens anderer ihnen als Nahrung dienender Thiere. Dazu erscheinen diese gewaltigen Gliedmaassen nicht nur durch ihre ungemein kräftige Muskulatur und die Taschenmesserform ihrer beiden langstreckigen Endglieder, sondern auch durch die Fähigkeit, sich fast in einen rechten Winkel gegen den Vorder- körper zu stellen und sich überhaupt in grosser Ausgiebigkeit zu entiälten und zu bewegen, in ganz hervorragendem Maasse geeignet. Die Beobach- tung hat nun auch gelehrt, dass sie nach beiden Richtungen hin ihre Verwendung finden. Annesley berichtet, dass ein von ihm in einem Glashafen gehaltener Gonodacfylus chiragra auf einen in das Wasser ein- getauchten und zufällig in die Nähe des Krebses geführten Pinsel sofort losstürzte und denselben mit seinen Fingern so fest packte, dass er ihm denselben fast aus der Hand gerissen hätte. Derselbe Vorgang wieder- holte sich regelmässig bei weiteren Versuchen, den Krebs durch Annähe- rung des Pinsels zu reizen. Auch schien er ein besonderes Vergnügen daran zu finden, den in demselben Behälter vorhandenen Ophiuren, sobald sie ihn unabsichtlich mit ihren langen Armen berührten, diese sofort mit seinen Fingern abzukneipen. Ein mit ihm zusammen in ein kleineres Gefäss gesetzter Schlaugenstern wurde von ihm binnen Kurzem sogar in eine grosse Anzahl kleiner Stücke zerschnitten, ohne dass diese etwa von ihm verzehrt wurden. Dass eine Squüla Demjenigen , welcher sie unvorsichtiger Weise mit der Hand ergreift, das Endglied des Fingers I Lebenserscheiaungen. 739 mittels ihrer scharfzahnigen Greifklaue zerfleischen kann, wie dies Clark selbst gesehen zu haben versichert, wird gewiss Niemanden überraschen, der an sich selbst erfahren hat, mit welcher Leichtigkeit die um so Vieles kleinere und schlankere Manüs religiosa mittels ihrer Fangarme blutige Wunden zu schlagen iüi Stande ist. 5. Nahrung. Keine andere Krebsfonn trägt in ihrer Gesammt- lihysiognomie den Charakter eines äusserst gewandten Raubthieres in gleichem Maasse ausgeprägt an sich, wie eine Squilla, deren habituelle Aehnlichkeit mit einer Fangheuschrecke (Mantis) überhaupt eine frappante ist. Mit letzterer theilt sie auch durchaus die Lebhaftigkeit und Gewandt- heit in ihren Bewegungen, welche besonders auf der freien Gelenkigkeit ihres Vorderkörpers und der an demselben entsjjringendeu Fangarme beruht. Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass die Stomato- poden im Meere dieselbe Eolle spielen, wie die Mantiden auf dem Lande, nämlich andere Thiere abzuschlachten und zu verzehren beschäftigt sind. Auch die eigenthUmliche Bildung ihrer Mandibeln mit dem in den Magen eindringenden Vorderast dürfte auf eine carnivore Lebensweise mit Be- stimmtheit hinweisen. Annesley hat direkt beobachtet, dass Gonoda- dylus clüragra in der Gefangenschaft mit Gier Actiuien und ähnliche weiche Thiere verzehrte, dann aber auch Tage laug fasten konnte. Clark fand als Mageninhalt von Pseudosqnüla sfylifcra regelmässig Reste kleiner Crustaceen, dagegen niemals vegetabilische Substanzen. Während mit ersteren der Magen der untersuchten Exemplare in der Regel prall an- gefüllt war, zeigte sich bei den mit der Eiablage beschäftigten Weibchen das Gegentheil. Ihr leerer Magen deutete auf eine Fastenzeit während dieses Zustandes hin. 6. Fortpflanzung. Ueber die gewiss sehr eigeuthümliche Be- gattung der Stomatopoden ist leider absolut Nichts bekannt geworden; aller Wahrscheinlichkeit nach wird sie in den von diesen Krebsen bewohnten und der Beobachtung unzugänglichen Schlupfwinkeln und Höhlungen, möglicher Weise auch des Nachts vollzogen. Dass die lebend erbeuteten Weibchen ebenso wenig wie die in den Sammlungen auf- bewahrten jemals mit Eiern behaftet sind, ist schon von Cuvier bemerkt worden und gab zu der Vermuthung Anlass, dass sie sich ihrer Eier zugleich mit deren Austreten entledigen möchten. Von Fr. Müller wird dies sogar direkt behauptet: sie sollen nach ihm ihren Laich „in Gestalt dünner, runder, dottergelber Platten in die von ihnen bewohnten unter- irdischen Gänge absetzen" und denselben durch einen lebhaften Strom frischen Wassers, welchen sie behufs ihrer eigenen Athmuug durch ihre Höhle hindurchtreiben, entwickelungsfähig erhalten. Dass jedoch der Absatz, der Eier keineswegs in dieser Weise vor sich geht, ergiebt einer- seits eine direkte Beobachtung Clark's an PsOTcfos^wi^^a s^y?//era, anderer- seits eine Andeutung P. Mayer' s, welcher von der Grösse des ,, Eier- haufens" der Squilla mantis redet. Ersterer giebt über die Weibchen während der Incubationsperiode folgende Auskunft : „Der Laich von Squilla 740 Decajjoda. ist sehr merkwürdig dadurch, dass er sich über die ganze Länge des Körpers ausdehnt. Wenn die Eier zuerst hervortreten, bilden sie eine compakte Masse, welche das Weibchen zwischen deu drei Kieferbein- paaren festhält. Indem sich diese Masse ausdehnt, bildet sie eine Art lockeren Gewebes, welches einem wollenen Vliesse gleicht. Nach und nach, in demselben Maasse, als die Eier au Grösse zunehmen, wird die Textur der Masse lockerer, bis schliesslich die Larven aus derselben hervorschlüpfen, um nun für sich selbst zu sorgen. Mit anderen Worten: das Weibchen hält während der ersten Zeit die so eben gewonnenen Eier möglichst fest, während es dieselben bei vorgeschrittenem Wachsthum allmählich fallen lässt, wobei ihr Zusammenhang sieh immer mehr lockert." Aus dieser freilich etwas dilettantischen Darstellung geht jedenfalls so viel hervor, dass die Eier bei ihrem Hervortreten aus den Vulvae in eine Schleimmasse eingebettet werden, welche sie zu einem Klumpen vereinigt, und es dürfte wohl keinem Zweifel unterliegen, dass diese sich allmählich ausdehnende und verdünnende Hülle das Produkt der von G robben nachgewiesenen Kittdrüsen ist. Freilich bleibt dabei unklar, was Clark mit dem Ausdehnen des Laiches „über die ganze Länge des Körpers" sagen will; denn in diese würden, auch wenn nur die Bauchseite gemeint sein sollte, doch immer die Spaltbeine des Postabdnmeu, deren Frei- bleiben behufs der Athmung er vorher als nothwendig betont, einbegriffen sein müssen. 7. Nutzen. Nach Fabricius (Entom. syst. IL, p. 512) ist Squüla mantis bei den Italienern eine beliebte Speise („Italis esculentus"), was bei der ausehuliclien Grösse des Thieres sowie bei der massigen Muskel- entwickelung im Bereich des ganzen Hinterkörpers und der Raubarme durchaus verständlich ist. Wenn das Fleisch, wie Clark von der Mau- ritius-631«?/« hervorhebt, „vortreftlich" ist, so dürften die Heuschrecken- krebse es in jeder Beziehung mit den Ästacus-, Homarus- und Palinunis- Arteu als Delikatesse aufnehmen können. Dass die pelagisch auftretenden Schwärme ihrer Larven gelegentlich den Fischen als willkommene Nahrung dienen, geht z. B. daraus hervor, dass mir ein wohl erhaltenes Exemplar des Erklithus Lutreillei vorliegt, welches dem Magen eines im Indischen Ocean erbeuteten Scomher (Hiynnus) 2)elaniys hin. entnommen worden ist. 8. Parasiten von Stomatopoden scheinen bis jetzt nicht zur Beob- achtung gekommen zu sein, dürften ihnen indessen schwerlich fehlen. V. Systematik. Wenngleich die Stomatopoden durch die Höhe ihrer Organisation und in deu darauf beruhenden Lebensäusserungeu den Decapoden unzweifel- haft näher stehen als alle übrigen Ihoracostruca , so entfernen sie sich von denselben morphologisch doch ungleich mehr, als dies vor Allem mit den Schizopodeu, aber auch selbst mit deu Cumaceen der Fall ist, mit I Systematik. 741 welchen sie äusserlich wenigstens durch die relativ geringe Grössenent- wickelinig des Cephalothorax und das dadurch bedingte Freiliegen der letzten Mittelieibsringe eine formelle Aehnlichkeit darbieten. Es kann nicht einen Augenblick verkannt werden, dass sie die nahen und selbst unmittelbaren verwandtschaftlichen Beziehungen, welche sich zwischen den Schizopodeu und den niedriger stehenden macruren Decapoden zu erkennen geben, nach den verschiedensten Richtungen hin und in auffallendstem Maasse durchbrechen. Dies ist indessen selbst den beiden Ordnungen der Arthrostaca, welchen sie an Vollkommenheit der Organisation weit voran- stehen, gegenüber fast in demselben Grade der Fall, da auch diese, wenn- gleich nicht in der Gliederung ihres Hautskeletes, so doch in der Bildung ihrer vegetativen Organe (Darmkanal, Leberschläuche, Fortpflanzungs- organe u. s. w.) sich den übrigen TJwmcostraca ungleich enger anschliessen, als dies mit den Stomatopoden der Fall ist. Letztere würden daher ihrer inneren Organisation nach unter den Malacostraca überhaupt eine recht isolirte Stellung einnehmen, während sie andererseits wieder durch ihre Entwickelung in demselben Maasse eine deutliche Anlehnung an die Sehizopoden und Decapoden bekunden, wie diese sich schon in ihrer äusseren Erscheinung zu erkennen giebt. Mit ersteren sowohl wie mit den macruren Formen der letzteren theilen sie die charakteristische Augen-, Fühler- und Hinterleibsbildung (besonders Schwanzfächer) und zwar im Gegensatz zu den Cumaceen ebensowohl wie zu den Phyllocariden. Da- gegen sind sie unter den gesammten Malacostraca die einzigen, welchen das vom Kopftheil abgelöste Fühler- und Augensegment sowie die Son- derung der vierzehn auf die Kiefer folgenden Gliedmaassenpaare in drei funktionell und dem entsprechend auch formell differente Grappen zu- kommt. Lässt die Bildung der fünf vorderen Paare ihrer Postabdominal- gliedmaas.sen eine deutliche Anlehnung an diejenige der Isopoden, bei welchen sie gleichfalls Kiementräger sind, gewiss nicht verkennen, so verbleibt ihnen doch die völlig heteronome Bildung ihrer acht Paare von Mittelleibsgliedmaassen, von denen die drei letzten trotz ihrer dünnen Griffelform durch Einlenkung und Gabelung sich näher an diejenigen des Postabilomen anschliessen, als etwas durchaus Eigenthümliches. Diesen äusserlich hervortretenden Besonderheiten gesellen sich aber, wie die vorstehende Darstellung ergeben hat, noch ungleich auffallendere in der Bildung solcher inneren Organsysteme hinzu, welche bei allen übrigen Malacostraken trotz mannigfacher Modifikationen im Einzelnen dennoch eine gewissermaassen typisch gewordene Constanz zur Schau tragen. Der sich von den Ärthrostaken an durch die Phyllocariden, Cimiaceen und Schizopoden hindurch bis zu den Decapoden wesentlich gleich verhaltende, wenn sich auch allmählich complicirter gestaltende Triturationsapparat des Kaumagens ist bei den Stomatopoden auf ein- fache Stützleisten reducirt und eigenthümlichen Mandibularfortsätzen ge- wichen. An Stelle der allen jenen Ordnungen zukommenden, sich frei vom Darm abhebenden Leberschläuche, welche zuerst in einfacher Form 742 Dccapüda. und geringer Zahl erscheinen, um allmählich sich immer reicher zu ent- falten, tritt wieder das ungleich primitivere, an die Branchiopoden erinnernde Verhalten einer engeren Verbindung der Leberdrüsen mit der Darmwand, allerdings durch eine sich der Körpersegmentirnng anschliessende Lappen- bildung in eigenthlimlicher Weise modificirt, auf. Lu Gegensatz zu dem sich bei den übrigen Thoracostraken allmählich vollkommener gestaltenden und besonders gegen die beiden Aorten in Form eines erweiterten, kurzen Schlauches scharf absetzenden Herzen, sinkt dieses Organ bei den Sto- matopoden wieder auf die primitivere Gestalt eines langstreckigeu, cylin- drischen Rückengefässes , welches nur an seinem vordersten Ende eine kleine zwiebeiförmige Erweiterung erkennen lässt, zurück. Endlich erfahren auch die schon bei den Amphipoden den Mittelleibsgliedmaassen angefügten Kiemen , welche sich bei den Cuniaceen an einem einzelnen, bei den Thysanopodiden au der Mehrzahl der Paare zu reicher ver- zweigten, quastenförmigen Orgauen ausbilden, um in ähnlicher Form bei den Decapoden zu culminireu , bei den Stomatopoden wieder eine starke Re- duktion zu unscheinbaren, nur bei den Larven vielleicht noch respira- torisch fungirenden Blättchen ; während die eigentlichen Respirationsorgane wieder nach Art der Isopoden den Spaltbeineu des Postabdomen über- wiesen werden, an welchen sie freilich eine ungleich complicirtere Form als bei jenen annehmen. Auf diese Art sich den übrigen Ordnungen der Malacostraca in ein- zelnen Beziehungen mehr oder weniger eng anschliessend, in anderen sich dagegen aufiallend von ihnen entfernend, stellen sich die Stomatopoden denselben fast schärfer als diese unter einander gegenüber. Erscheint es hiernach unmöglich, ihnen in der Reihe der Malacostraca überhaupt, oder der Thoracostraca im Speziellen einen Platz anzuweisen, welcher ihren vielseitigen Atfinitäten nur einigermaassen gebührende Rechnung trüge, so stellen sie sich um so mehr als eiae vollkommen abgeschlossene und in sich homogene Unterordnung, welche nicht einmal eine Eintheilung in sekundäre Gruppen zulässt, dar. Sie beschränken sich daher auf die: Einzige Familie: Sguillina, deren wenige Gattungen sich nur durch Merkmale von sekundärer Wichtig- keit unterscheiden. 1. Gatt. SquiUa Rond. Stielaugen herzförmig. Rostralplatte kurz und breit, die Basis der Augen freilassend. Cephalothorax abgeplattet, nach vorn verjüngt, mit ausgeschweiften Seitenrändern , scharfen Vorder- und breit abgerundeten Hinterecken ; die beiden Rückenfurcben tief, die Basis winkelig ausgeschnitten. Von den fünf freiliegenden Mittelleibs- ringen der erste stark verkürzt und schmal, der zweite beiderseits dorn- artig ausgezogen, die drei letzten an Länge und Breite allmählich zunehmend und gleich den eng aneinander schliessenden Postabdominal- segmenten mit Längskielen versehen; Schwanzplatte mit scharfen, un- Systematik. 743 beweglichen Randzähnen. Au den Raubarmen die scbmale, comprimirte Endsicliel mit drei bis acht scharfen Innenraudszähnen bewehrt, welche in tiefe Gruben an der Innenseite einer hohen, fein gesägten Schneide des vorletzten Gliedes einschlagen. Der Nebenast der Griffel- beine dünn stabförmig, an seiner Aussenseite feilenartig rauh. An den Spaltbeinen des sechsten Paares der Schaufelfortsatz des Basalgliedes mit verlängerter Inuenzinke, die Aussenlanielle nur im Bereich der Endhälfte ihres freien Randes kammzahnartig eingeschnitten. (Taf. LXIV, Fig. 1 bis 17.) — 21 Arten. 2. Gatt. Coronis Latr. (Li/$iosquiIla Dann, Miers). Stielaugen bald herz-, bald birnförmig. Rostralplatte breit, die Basis der Augen declcend, häufig in einen dieselben trennenden Stachel endigend. Cephalothorax leicht gewölbt, nach vorn verjüngt, mit gerundeten oder geradlinigen Seiteuränderu, stumpfen Vorder - und breit abgerundeten Hinterecken ; die Rückenfurchen seicht, die Basis bogig ausgeschnitten. Von den vier frei- liegenden Mittelleibsringen der erste verkürzt, schmal, die drei hinteren allmählich länger und breiter werdend, gleich den Postabdominalsegmenteu lose aneinander schliessend und der Längskiele entbehrend. Schwanz- platte mit unbeweglichen Randdornen. An den Raubarmeu die schmale, comprimirte Endsichel mit zahlreichen, scharfen, in Gruben des vorletzten Gliedes einschlagenden Zähnen bewehrt. Der Nebenast der Griffelbeine bald dünn stabförmig, bald in Form einer ovalen, lang gewimperten Platte. An den Spaltbeinen des sechsten Paares der Schaufelfortsatz des Basalgliedes tief gegabelt, die Ausseulamelle nur am Ende ihres freien Randes kammzahnartig eingeschnitten. (Taf. LXIV, Fig. 18, 19, LXV, Fig. 12.) — 11 Arten. 3. Gatt. Chloridella Miers {CMoriäa Eyd., Soul.). Stielaugen eiförmig, gegen das Ende hin verjüngt, mit sehr kleiner, terminaler Cornea. Rostralplatte halboval, noch nicht die Augenbasis erreichend. Cephalothorax klein, nach vorn stark verjüngt, mit geradlinigen Seiten- rändern und schwachen Rückenfurchen. Die drei (?) frei hervortretenden Mittelleibsringe gleich den Postabdominalsegmenten ohne Längskiele. An den kurzen, gedrungenen Raubarmen die Endsichel nur mit wenigen Innenrandszähnen. Nebenast der Griffelbeine kurz und verbreitert. An den Spaltbeinen des sechsten Paares die Schaufel des Basalgliedes mit verlängerter Innenzinke, die Aussenlamelle nur am Ende kammzahnartig eingeschnitten, die Innenlamelle linear. — 4 Arten. 4. Gatt. Leptosqmlla Alph. M. Edw. Stielaugen äusserst lang und dünn, zusammengedrückt, auf einem die Rostralplatte um die Hälfte seiner Länge überragenden Augensegment entspringend. Cephalothorax sehr kurz und schmal, mit dornartig ausgezogenen Vorderecken. Postabdominal- segmente mit verstricheneu Rückenkielen. Endsichel der Raubarme mit verdickter Basis und sechs Innenrandszähnen. Griffelbeiue mit linearem Nebenast. Sechstes Spaltbeinpaar auffallend klein. — Einzelne Art. 744 Decapoda. j 5. Gatt Pseudosquilla Dana. Stielaugen kurz oval oder binitormig, von der grossen, halbkreisförmig abgerundeten Rostralplatte au ihrer Basis bedeckt. Cephalothorax langstreckig, unter geraden Seiteiiränderu nach vorn allmählich verjüngt, mit quer abgestutztem Vorderrand und aus- gerandeter Basis. Von den vier freien Mittelleibsringen der erste stark verkürzt, die drei übrigen an Länge allmählich zunehmend und sich den fest geschlossenen, stark gewölbten und kiellosen Postabdominalsegmenten eng anpassend. Schwanzflosse mit zwei beweglichen Enddornen. An den kurzen und gedrungenen Raubarmen die comprimirte Endsichel meist mit zwei Innenraudszähnen bewehrt, seltener glatt. Nebenast der Griifel- beine dünn. An den Spaltbeineu des sechsten Paares die Endschaufel des Basalgliedes mit verlängerter Aussenzinke, die Aussenlamelle fast bis zur Basis ihres freien Randes kammzahnartig eingeschnitten. — 8 Arten. 6. Gatt. Gonodadylus Latr. (Protosquüla Brooks). Stielaugen kurz und dick cylindrisch. Rostralplatte kurz und breit, in einen nach vorn gerichteten Dornfortsatz auslaufend. Cephalothorax abgeflacht, länglich viereckig, mit abgerundeten Vorder- und Hinterecken und deutlichen Rückeufurchen. Von den vier freiliegenden Mittelleibsringen der erste nur wenig verkürzt, die drei folgenden in engem Anschluss an die fest gefügten, gewölbten und kiellosen Postabdominalsegmente. Schwanzplatte ohne bewegliche Enddornen. Die Endsichel der äusserst massigen Raub- arme fingerförmig, an der Basis stark blasig aufgeschwollen, ohne Innen- randszähne, das vorletzte Glied mit fast gleich hohem und stumpfem Aussen- und Innenrand, gegen die verbreiterte Spitze hin querriefig. Nebenast der Grifitelbeine dünn stabförmig. An den Spaltbeinen des sechsten Paares der Schaufelfortsatz des Basalgliedes mit verlängerter Aussenzinke, die Aussenlamelle fast bis zur Basis ihres freien Randes kammzahnartig eingeschnitten. (Taf. LXIV, Fig. 20—22, LXV, Fig. 11.) — 18 Arten. Artenzahl. Die Zahl der von den Autoren mit besonderen Namen belegten Einzelformen , von welchen die auf Larvenzustände begründeten hier ausser Betracht bleiben, mag sich auf achtzig bis neunzig belaufen. Nachdem sich eine grössere Anzahl derselben als synonym mit früher beschriebenen oder als auf Varietäten solcher begründet ergeben hat, dürften die gegenwärtig bekannten Stomatopoden- Arten kaum an 65 heranreichen. VI. Räumliclie Verbreitung. Die Stomatopoden sind ohne Ausnahme Meeresbewohner, fehlen aber allen sich den Polen nähernden Regionen der Oceane vollständig. Sie erstrecken sich gegen Norden hin an der Westküste Europas in ver- einzelten Arten (Squilla mantis und Desmaresti) nur bis zum 51. , an der Atlantischen Küste Amerikas in einer einzigen {Squilla empusa) selbst nur I Räumliche Ver'ireitnng. 745 bis zum 42. Breitengrad, sich hierbei augenscheinlich ziemlich streng an die warmen Meeresstrümungeu bindend. Unter letzterem Breitengrad erreichen sie auch ihre nördliche Grenze an der Ostküste Asiens (Japan), unter dem 40. bis 50. ihre südliche au der Küste Chiles, bei Neu-Seeland und Auckland {Squilla armata M.-Edw.). Innerhalb dieses weiten Ge- bietes sind sie über alle Oceane vertheilt, zeigen aber eine sehr deutliche Artenzunahme gegen den Aequator hin. Indem sie sich hiernach vor- wiegend als Bewohner der Tropenmeere darstellen und der Hauptsaciie nach die Breitengrade der Palmen und Bananen , der Papageien und Affen einhalten , erstrecken sie sich doch in einzelnen Ausläutern weiter als diese polwärts. Von den sechs erwähnten Gattungen haben nur Leptusquilla uud Chloridella eiue beschränkte, die übrigen vier eine weit ausgedehnte Ver- breitung. Die nur durch eine einzelne Art vertretene Gattung Leptosquilla kommt dem Stillen Ocean (Samoa-Inseln) zu, während die sich auf vier Arten ausdehnende Gattung ChlorideUa dem Indo-Austialischen Meer eigen ist. Bemerkenswerth ist, dass sämmtliche vier weit verbreitete Gattungen auch in den Europäischen Meeren tbeils mehrere (Squilla 3 Arten), theils einzelne {Coronis, Fscudosqmlla , Gomdactylus je 1 Art) Kepräsentanten aufzuweisen haben. Unter den sechs den Europäischen Meeren angehörenden Arten gehen nur zwei auffallend weit gegen Norden: Squilla mantis Rond. und Des- maresti Risso, welche beide, wie wohl selten, noch im La Manche, so wie an der Süd Westküste Englands angetroffen werden. Ihren eigent- lichen Wohnsitz haben sie indessen gleich den übrigen: Squilla Fe russacl Roux, Coronis eusehia Risso, Pscudosr^uilla Cerisyi Risso und Gonodac- ti/lus chiragra Latr. im Mittelmeer, wo sie sogar zu den häufigeren Cru- staceen gehören. Es könnte daher scheinen, dass sie aus ihrem eigent- lichen, bei Squilla mantis übrigens recht ausgedehntem Gebiet nur zufällig und gelegentlich gegen Norden hin verschlagen worden seien, was bei der pelagischen Lebensweise ihrer Larven sogar sehr nahe liegt. Dass kein Stomatopode bis in die Ostsee vordringt, braucht bei deren Armuth an grösseren Crustaceen kaum erwähnt zu werden ; aber auch das Schwarze Meer entbehrt nach Czerniawski derselben gänzlich, was um so be- merkenswerther erscheint, als mehrere Mittelmeer -Arten (Squilla mantis und Desmaresti, Pseudosquilla Cerisyi) nach BruUc und Guerin sich bis an die Küste Moreas und in den Griechischen Archipel hinein verbreiten. Unter den sechs im Mittelmeer einheimischen Stomatopoden ist der sonst über fast sämmtliche wärmere Meere verbreitete Gonodactylus cldraijra der bei weitem seltenste und lokal beschränkteste; wenigstens liegt bis jetzt für denselben keine andere authentische Fundstelle als die Adria- Küste der Romagna (Nardo) vor. Die gleichfalls seltene Coronis eusehia war längere Zeit hindurch nur in vereinzelten Exemplaren aus der Bucht von Neapel (Hope, Costa, Kessler, Buchholz) bekannt, ist jedoch von Nardo nachträglich gleichfalls in der Adria angetroffen worden; 746 Decapoda. dagegeu ist ihr Vorkommen bei Nizza (Rissoj keineswegs verbürgt. Die dritte mehr lokal auftretende Art ist SquiUa Fernssaci, welche bis vor Kurzem nur von der Küste Siciliens bekannt war, neuerdings aber durch Haller auch für Nizza nachgewiesen worden ist. Unter den drei weit verbreiteten Arten scheint SqulUa Dcsmaresti nur dem südwestlichen Theil des Mittelmeeres abzugehen; ihre bisherigen Fundorte sind die Riviera (Marseille, Nizza, Genua), der Golf von Tarent (Costa), der grösste Theil der Adria (Venedig, Triest, Küste von Istrien und Dalmatien, hier überall häufig) und die Westküste Griechenlands (Calamata). Eine fast allgemeine Erstreckung von West nach Ost sowohl wie von Süd nach Nord lassen endlich die häufige SquiUa mantis und die ungleich seltenere Pseudosquilla Cerisyi erkennen. Für erstere sind als spezielle Fundorte Algier, Oran, Gibraltar, Mallorca, Marseille, Nizza, Genua, die Golfe von Neapel und Tarent, der nördliche Theil der Adria (Venedig, Triest, Finme) und der Griechische Archipel, für letztere Algier, Corsika, Toulon, Nizza, der Golf von Neapel, Messina und Morea angegeben (so dass für sie wieder die Adria in Wegfall kommen würde). In rebereinstimmung mit den Schizopoden finden sich auch unter den Stomatopoden mehrere auffallend weit verbreitete Arten vor; als solche sind besonders folgende hervorzuheben: 1) Gonodactylus chlragra Latr. : Adria, Golf von Suez, Rothes Meer, Sansibar, Mozambi(iue, Port Natal, Reunion, Rodriguez. — ■ ludisches Meer, Borneo, Philippinen, Japan, Amboiua, Pulo Edani. — West-, Süd- und Nord -Australien, Fidji-Inseln. — Bermudas, Panama, St. Thomas, Florida, Bahia. 2) Pseudosquilla ciliata Fab. (shjUfcra Lani.): Rothes Meer, Seychellen, Mauritius. — Indischer Ocean , Philippinen, Sulu-Meer, Amboina. — Australien, Fidji-, Salomon- und Sandwichs -Inseln. — Cuba, St. Thomas. 3) Coronis macidata Fab.: Seychellen (Rodatz in Mus. Gryph.), Rodri- guez. — Indisches Meer, Borneo, Philippinen, Amboina. — Duke of York, Fidji- und Sandwichs-Inseln, Samoa. 4) Gonodactylus scyllarus Lin.: Sansibar, Madagascar, Seychellen, Mauri- tius. — Amboina, Samoa. 5) Coronis scabricauda La, m. {Hoeveni Uerkh): Süd-Carolina, Westindien, Cayenne, Brasilien. — West-Afrika (Boutry). 6) SquiUa inantis Rond. {^^ = empusa Say): EngHsche Küste, Mittelmeer, Portugal, Madeira, Senegambien, Gabon, Mozambique (?). — Rhode- Island, Florida, Süd- Carolina, Jamaica, Süd -Brasilien. (Bei der wesentlichen Uebereinstimmung der Nordamerikanischen Exemplare mit den Europäischen scheint eine spezifische Differenz beider nicht vorzuliegen. Auch die bei Desterro an der Südbrasilianischen Küste vorkommende SquiUa bezeichnet F. Müller als wenig oder nicht verschieden von Squ. mantis.) i RiUimlicIio Verhroitung'. 747 7) SqidUa nepa Latr. : Sansibar. — Indischer Ocean, China (Amoy, Chefoo, Shanghai), Japan, Ceylon, Madras, Singapore, Java, Banka, Philippinen, Amboina, Sidney, Tahiti, Aucklaud. — Chile. Von diesen sieben Arten würden nach den schon jetzt verzeichneten Lokalitäten Squilla mantis und Coronis scubricauda eine weit ausgedehnte atlantische, Squilla nepa, Coronis maculata und (Jonodactylus scyllartis eine noch ungleich umfangreichere indo-pacifische Verbreitung erkennen lassen, während Cronodadylus chiragra und l'scuäosijiiilla cilhda überhaupt den grösseren Tbeil des Weltmeeres nach der geographischen Länge um- spannen würden. Bei dem Versuch, ein so ausgedehntes Vorkommen auf seine Ursachen zurückzuführen, ist ebensowohl von einer kün.stlichen Ver- schleppung wie von einer spontanen Wanderung seitens der ausgewachsenen Stomatopoden von vornherein abzusehen. Weder ihre Lebensweise noch ihr Naturell würden sie zu einer solchen befähigen und nichts würde der- selben weniger förderlich sein, als ihr Körpergewicht verbunden mit einem nur massig ausgebildeten Schwimmvermögen. Was ihnen selbst aber abgeht, um mit Leichtigkeit weite Meeresstrecken zu durchmessen, be- sitzen in um so vollkommenerem Maasse ihre ungemein zarten und spezifisch leichten Larven, deren pelagiscbes Auftreten wohl weniger auf audaueruder Schwimmthätigkeit als auf ihrem geringen Gewicht und zugleich auf passiver, durch Meeresströmungen bewirkter Fortbewegung beruht. Lägen für alle die zahlreichen, unter besonderen Gattuugs- und Artnamen beschriebenen Squiilinen-Larven, welche auf offenem Meere auf- gefischt worden sind, genaue Grad- und Zeitangaben vor, so würde ihre Wanderung von Ort zu Ort gewiss in überzeugendster Weise dargethan werden können. Aber auch ohne diese bisher leider versäumten Daten lassen schon die allgemeineren Fundortsangaben , welche für eine und dieselbe Art vorliegen, leicht erkennen, dass ihr Vorkommen oft ein sehr ausgedehntes ist. So ist u. A. Ericldhus friangularis M. Edw. im „In- dischen Meer" (M. Edwards, Claus), an der Küste Sansibars (Claus) und im Atlandischen Ocean 17" S., 36" W. (Schilling), EricMhus Edwardsi Eyd. , Soul, im Indischen sowohl wie Atlantischen Ocean, Ericldhus armatus Leach im La Manche, im Atlantischen und Indischen Ocean (Claus) und „an der Küste Afrikas" (M. Edwards), EricMlms Guerini Eyd., Soul, im Atlantischen Ocean sowohl 4" N. , 13" W. (Buchholz) wie 17" S., 36" W. (Schilling), Squillerichthus typus M. Edw. im Indischen (M. Edwards) und Stillen Ocean (Wessel), Alima gracilis M. Edw. in weiter Verbreitung über den Indischen und Stillen Ocean angetroften worden. So wenig es nun bisher gelungen ist, eine dieser genannten und auch verschiedener anderer, an weiter von einander entfernten Punkten des Weltmeeres aufgefischten Larven auch nur mit annähernder Sicherheit auf eine bestimmte Stomatopoden -Art zurückzuführen, so liegt doch unzweifelhaft die Wahrscheinlichkeit vor, dass gerade unter ihnen jene sehr weit und zum Theil allgemein ver- breiteten Arten versteckt sein werden. 748 I)eca))Ofla. Tiefen- Vorkoni m en. Dasselbe ist mit Ausnahme einiger An- gaben, welche über mehrere während der Challeuger-Expedition gesam- melten Arten in neuester Zeit gemacht worden sind, bisher so gut wie unbeachtet geblieben , vielleicht weil man die als Kiistenbewobner er- kannten Stomatopoden als durchweg im Flachwasser lebend gemuthmaasst hat. In der That scheinen sie diesem auch entschieden den Vorzug zu geben, wenigstens nicht unter massige Tiefen herabzugeheo : Pseudosqiiüla ciliata Fab.: St. Thoraas, 2 Faden. Coronis (Lysiosquilla) Brasieri Miers: 3 Faden. Squilla ncpa Latr. : Japan, 5 bis 50 Faden. Gonodactylus graphurus White: Cap York, 8 Faden. Squilla fasciata de Haan: Japan, 15 Faden. Squilla chlorida Brooks: Amboina, 15 Faden. Squilla quinqucdenfata Brooks: Arafura-See, 28 Faden. Squilla lata Brooks: Neu-Guinea, 49 Faden. Squilla leptosquilla Brooks; Philippinen -Meer, 115 Faden. VII. Zeitliche Verbreitung. Fossile Stomatopoden lassen sich von den unteren Tertiärschichten (Eocaen) an durch die Kreide hindurch bis in die Juraformation hinein verfolgen, gehören indessen bis jetzt den sehr vereinzelt auftretenden Crustaceen- Resten an. Während diejenigen des Eocaen (unteres Oligo- caen Be3'rich's) und der oberen Kreide sich den lebenden Formen ganz nahe und selbst unmittelbar anschliessen, entfernen sich diejenigen der Juraformation von denselben schon ungleich merklicher. Unter den jüngsten, aus den Tertiärschichten stammenden Sto- matopoden ist zunächst die gleichzeitig am längsten bekannte Squilla antiqua des Grafen Münster vom Monte Bolca bei Verona — auch in Pictet's Traite de paleontologie pl. XLIII, Fig. 9 in halber Grösse ab- gebildet — zu erwähnen. Dieselbe hat bei ausgestrecktem Körper eine Länge von etwa 10 cm und ist bis auf die Augen und Fühler sehr voll- ständig erhalten, auch in allen charakteristischen Theilen deutlich erkenn- bar. Die über dem Kücken des Cephalothorax zusammengeschlagenen Raubarme besitzen eine mit schwachen luneurandszähnen bewehrte Fang- sichel. Von den vier freiliegenden Mittelleibsringen tragen die beiden letzten rechterseits noch die ausgestreckten Griifelbeine. Die lose an- einander gefügten Postabdominalsegmente entbehren jeder Spur von Längskielen. An der hinten halbkreisförmig abgerundeten Schwanzplatte ist auffallender Weise gleichfalls keinerlei Skulptur bemerkbar. Die Spalt- beine des sechsten Paares, wiewohl beiderseits der Schwanzplatte aus- gestreckt, sind in ihrer spezielleren Configuration nicht deutlich zu er- kennen. — Nach allen diesen Merkmalen scheint die Squilla antiqua den lebenden Cwowis-Arteu, welchen sie auch habituell sehr gleicht, ungleich näher als den eigentlichen Squillen verwandt gewesen zu sein. Zeitliche Verbreitung. 749 Eine zweite, derselben Formation angehörende Art: SquiUa Wetherelli Wo od ward ans dem London Clay von Higligate ist im Gegensatz zu der vorigen nur ganz fragmentarisch erhalten, da von derselben im Zu- sammenhang überhaupt nur ftinf Leibesringe in der Gesammtlänge von 27 mill., ausserdem zerstreute Stückchen des Cephalothorax, der Raub- arme, GritHelbeine und der Seitentheiie des Schwanzt'ächers vorliegen. Nach der von Woodward versuchten Keconstruktion würde der Eumpf derselben etwa 75 mill. in der Länge messen, im Verhältniss zu dieser aber ungewöhnlich robust erscheinen. Da die erhaltenen Segmente, welche, wie es scheint, mit Recht als letzter Mittelleibs- und die vier vorderen Hinterleibsringe in Ansprnch genommen werden, fest geschlossen und mit seitlichen Längskielen versehen sind, so dürfte es sich hier um eine eigentliche SquiUa handeln. Der Kreideformation gehören zwei Arten an, von welchen die eine {SquiUa crcfacea Schlüter) aus Westphalen, die andere {SquiUa Lewisi Wood ward) von Häkel im Libanon stammt. Letztere fand sich in einem compakten, feinkörnigen, rahmfarbenen Kalkstein, welcher zugleich zahl- reiche Reste von Clupea hrevissima, Clnpea Bottac und anderer Fische ent- hielt, eingebettet vor und liegt halb auf der linken Seite bogig zusammen- gekrümmt. Sie ist 40 mill. lang und bis auf die Schwanzplatte in allen Tlieilen, selbst Fühler und Augen nicht ausgenommen, sehr vollständig und kenntlich erhalten. Die Raubarme zeigen eine kräftige, mit scharfen lunenrandszähnen bewehrte Endsichel. Die hinter dem Cephalothorax freiliegenden vier Mittelleibs- und die sechs Hinterleibsringe entbehren völlig der Längskiele. An den Spaltbeinen des sechsten Paares ist die auflallend lange Aussenlamelle mit vierzehn grossen, fast rechtwinklig abstehenden Kammzähnen besetzt, der Schaufelfortsatz des Basalgiiedes mit stark verlängerter Inneuzinke versehen. Hiernach scheint sich die Art den Charakteren keiner der lebenden Gattungen genau anzupassen, sondern zwischen der SquiUa- und Gonodacfi/Jus- Gruppe die Mitte zu halten. Dieselbe gewinnt übrigens dadurch noch an Interesse, dass an einer zweiten Stelle des Libanon, bei Sahel Alma, wo in der oberen Kreide thonige Kalkschiefer auftreten, von Noetling in grosser Menge blatt- artige Abdrücke gefunden worden sind, in welchen Plilgendorf die mit Stirn- und Rückenstachelu bewehrten mantelartigen Hüllen von Sto- matopoden-Larven (ErichtJms-Form) mit Sicherheit ermitteln konnte. Die betreffenden I'^reideschichten würden demnach Alters- und Jugendstadien von Stomatopoden neben einander beherbergen. Jurasische Stomatopoden sind bis jetzt nur aus den lithogra- phischen Schiefern von Solnhofen und Eichstädt zur Kenntniss gekommen. Diese Zeitgenossen der Fterodadylus und ArcJmcoptcyijx sind vom Grafen Münster mit Recht einer besonderen Gattung Sciüda (Scidda et EecJciir Münst., Buria Giebel) zuertheilt worden, da sie sich von den leben- den Formen schon habituell durch ungleich gedrungeneren Körper und eine eigenthümliche Skulptur ihres Integumentes unterscheiden. Drei von 750 Dccapoda. Kunth unterschiedene Arteu, als deren bekannteste Sculda pennata Müust. gelten kann, zeigen nur die geringen Dimensionen von 20—30 mill. Rumpf- länge. Au denselben fällt zunächst die grosse Kürze der mehr in die Querrichtung entwickelten Augen, welche jedoch anscheinend gleichfalls einem vom Cephalothorax abgelösten Segment aufgesessen haben, auf, und zwar im Gegensatz zu den Fühlern, welche wenigstens nach den sehr deutlich ausgeprägten des zweiten Paares zu urtheilen, ganz den Typus der lebenden Stomatopoden erkennen lassen. Am Cephalothorax scheinen, falls die Abdrücke nicht trügen, die lamellösen Seitentheile kaum halb so breit als die rückwärts verbreiterte Regio gastrica gewesen zu sein, mit der sie übrigens eine sehr charakteristische, in starken Längs- rippen bestehende Skulptur gemein haben, lieber die Bildung der grossen Raubarme lässt sich nichts mit Sicherheit ermitteln, da sie bisher nur an Exemplaren, welche die Rückenlage einhalten, als in die ausgehöhlten Flanken des Cephalothoiax eingeschlagen mehr vermuthet als wirklich erkannt worden sind. Von Griff'elbeiuen ist zur Zeit überhaupt nichts, von Spaltbeiuen nur das sechste Paar, welches neben der Schwanzplatte vollkommen ausgebreitet freiliegt, bekannt; doch würde letzteres bei seiner charakteristischen Bildung schon für sich allein die Stomatopoden-Natur ausser Zweifel stellen, wiewohl es eine EigenthUmlichkeit darin besitzt, dass der Endtheil der Aussenlamelle nicht blatt-, sondern dornförmig er- scheint. Als sehr auffallend muss an den die Bauchseite nach oben kehrenden Exemplaren der breite Umschlag der fünf ersten Hinterleibs - Segmente, welcher allen lebenden Stomatopoden abgeht, hervorgehoben werden; ihn aus dem auf das Integument ausgeübten Druck erklären zu wollen, verbietet offenbar die grosse Regelmässigkeit der Bildung. Die Rückenseite der drei freiliegenden Mittelleibsringe und des Hinterleibs einschliesslich der an ihrem gerundeten Endrande mit langen Kammzähnen bewehrten Schwauzplatte erscheint nicht gekielt, sondern in einfachen oder doppelten Querreihen bald dichter, bald loser bedornt. Auf die vorstehend erwähnten Formen beschränkt sich die gegen- wärtige Kenntniss fossiler Stomatopoden ; über die Juraformation hinaus liegt thatsäcblich Nichts vor, was auf solche auch nur mit annäheinder Wahrscheinlichkeit gedeutet werden könnte. Ein von Wood ward aus der Steinkohlenformation Englands (Cossal) bekannt gemachtes und mit dem Namen Necroscilla Wüsoni bezeichnetes Hinterleibsfragment bietet nicht den mindesten Anhalt dafür dar, dasselbe auf einen Stomatopoden zu deuten, da sowohl der Schwanzplatte wie dem sie begleitenden Spalt- beinpaar alle für einen solchen charakteristischen Merkmale abgehen. Das- selbe ist noch in höherem Maasse mit dem von Salter aus der Kohlenformation des Britischen Nord -Amerika beschriebenen und abgebildeten Biplostylus Daivsoni der Fall, dessen Schwanzplatte in Ausschnitten des Seiten- und Hinterrandes jederseits zwei einfache, ovale Platten erkennen lässt. Wenn demnach die paläontologischen Befunde nicht auf ein besonders hohes Alter der Stomatopoden hinweisen, so sind dieselben auch keines- Zeitliclie Verbreitung. 751 wegs der lediglich auf die mainiigfachen morphologischen Eigenthümlich- keiten dieser UnterordnuDg basirteu Annahme iiirer sehr frühen „Ab- zweigung" von den theoretisch constniirten „Ur-Malacostraken" günstig, deren „jüngere Deseendenten" zum Theil (Decapoden) ein ungleich höheres Alter bekunden, nämlich bis in die Steinkohlenformation und selbst in den Devon herabreichen. Wenngleich es natürlich nicht ausgeschlossen er- scheint, dass auch für diese älteren Schichten in Zukunft noch Stomato- poden nachgewiesen werden können, so wird für das bisherige Fehlen der- selben unter allen Umständen weder eine relativ geringe Individuenzahl noch die von Woodward hervorgehobene Zartheit des Iiitegumentes geltend gemacht werden dürfen, da in beiden Beziehungen zahlreicheu fossilen DecMpoden gegenüber durchaus kein Unterschied besteht. Haben sich die äusserst zarten Eückenschilder des JE^r«c/(^/«MS-Stadiums kenntlich er- halten, so würden die massiven und brüchigen Raubarme gleich der sehr resistenten Schwanzflosse von Squilla- und Gonodacti/lm-ü\mlichen Formen gewiss um so weniger dem Druck des Gesteins erlegen sein. 5. Unterordnung: Becapoda. I. Einleitung'. 1. Geschichte. Die frühzeitige Bekanntschaft der Culturvöiker des Alterthuius mit einzehien der gegenwärtigen Unterordnung angehörenden Formen drückt sich am sichersten in der Rolle aus, welche der „Krebs" ebensowohl in der ursprünglich Aegyptischen Astronomie wie auch in der Griechischen Mytho- logie spielt. Letztere lässt ihn bald durch die .Juno, bald durch den Jupiter zum Lohn für geleistete Liebesdienste unter die .Sterne versetzt werden. Da derartige Mythen sich stets auf Thiere beziehen, welche seit undenk- lichen Zeiten in dem allgemeinen Volksbewusstsein eingebürgert waren, so kann es auch keinem Zweifel unterliegen, dass gleich zahlreichen anderen essbaren auch verschiedene krebsartige Thiere schon in prä- historischen Zeiten die Aufmerksamkeit und Begierde des Menschen er- weckt haben. Den Strandbewohnern ebenso leicht zugänglich wie die in den nordischen Muscheldämraen massenhaft aufgespeicherten Austern, Mies- und Herzmusclieln, zwischen welchen Hnmmerscheeren oder ähnliche restistente Krebsreste bisher freilieb nicht nachgewiesen worden sind, werden sie von diesen schon ihrer ansehnlichen Grösse und Schmackhattigkeit wegen gewiss nicht unbeachtet gelassen worden sein. Einleitung. 753 Ihre w i SS enscbaftli che Beachtung und Erörterung hebt dagegen, wie im Thierreich überhaupt, erst mit dem Aristoteles an. Seine zum Theil eingehenden Angaben über eine ganze Reihe im Südosten Europas einheimischer Krebsthiere finden sich theils im 4., 5. und 8. Buch der Historia animalium, theils an zerstreuten Stellen seiner Schrift: De par- tibus animalium. Dieselben bekunden seine Bekanntschaft nicht nur mit den durch Grösse, Form und Färbung hervorragenden Arten, wie dem Hummer (fVoT«xoc), der Languste (xägaßoc), den Einsiedlerkrebsen (xuq- xivior) und verschiedenen Krabben oder Taschenkrebsen (xaQxivog), unter welchen er speciell den Cancer pagurus (xuQxivoi 'HQaxXswrixol) , die Spinnenkrabben (/.laTai), die Ocy^wäc Cursor Q'nnog), die Telphma fluvia- tilis (xitQxivoi noTciiiioi) u. A. namhaft macht, sondern auch mit den un- scheinbaren Garneelen (xagidsc, xvtpai), unter welchen vermuthlich Palae- mon, Crangou und verwandte Gattungen zu verstehen sind, oder mit klei- neren, aber durch ihr Vorkommen bemerkenswerthen Formen , wie deni in den Steckmuscheln {Pinna) lebenden nivvori^Qrig und dem vielleicht als Pontania zu deutenden nirt'o(pvkcx§, zur Genüge. Einzelne derselben werden sogar recht treffend charakterisirt und unterschieden. So werden z. B. dem Hummer ein glatter Rumpf, grosse, ungleiche Scheeren, zwei- fingrige Beine des 2. und 3. Paares, dünne Fühler und kleine Augen, der Languste dagegen ein unebener Rumpf, dicke und stachlige Fühler, der Mangel an Scheeren und grosse Augen zugeschrieben. Von beiden werden die Kiefer, die sich vor dem Munde gegen einander bewegenden Pedes maxillares und der in einen fünftheiligen Fächer endigende lange Schwanz erwähnt und letzterer als eine Eigenthümlichkeit gegenüber den mit „rundem Leib" versehenen Krabben hervorgehoben; doch wird an letzteren keineswegs der „Schwanz decke!" {iTTimvyi^ia) , welcher bei den Weibchen breiter und haariger sei und gleich dem Schwanz der Languste zum Aufhängen der Eier diene, übersehen. Die gleichfalls durchaus kenntlich beschriebenen Einsiedlerkrebse (Pagurus) werden zwar bei Gelegenheit der hartschaligeu Muscheln (oaTQaxodigna) erwähnt, aber ihre nahe Verwandtschaft mit den Langusten hervorgehoben und von dem weichhäutigen Schwanz wird ausdrücklich bemerkt, dass er nicht mit der Schale (der Muschel) verwachsen sei. Aber nicht nur ihren äusseren Merkmalen, sondern auch ihrem anatomischen Verhalten nach waren diese Krebsformen dem Aristoteles aus eigener Anschauung bekannt. Er kennt ganz wohl den Zutritt des Wassers zu den Kiemen, die Form und den Verlauf des Darmrohres, die mehr oder weniger umfangreichen Leberschläuche (/.ivTig ^ fi-^xwr), endlich auch die beiderseitigen Fort- pllanzungsorgane , deren Form und Lagerungsverhältniss zum Darm er ziemlich treffend schildert. Auch hat er es nicht versäumt, diese Thiere im Leben zu beobachten und ihre Eigenthümlichkeiten und Gewohnheiten zu schildern. Er weiss, dass sich die Langusten mittels der langen Fühler gegenseitig bekämpfen, unter Umständen rückwärts gehen, dass sie andere weichbäutige Thiere angreifen und verzehren ; er beschreibt Bronn, Klassen des Tliier-Eeicha. V. 2. 48 754 Decapoda. die Begattung der beiden Gesclilechter , die Art, wie die Weibchen ihre Eier hervortreten lassen und an den Spaltbeinen des Hinterleibes be- festigen, wie sich an die Fortpflanzung die Erneuerung der Schale knüpft und wie diese eine längere Ruheperiode eribrdert. Seiue Kenntnisse er- weisen sich demnach nicht nur als vielseitige, sondern tbeilweise auch als recht eingehende, gegen welche die seinen Angaben beigemengten Irrthümer unter allen Umständen zurücktreten. In sehr aphoristischer Weise behandelt Plinius (Nat. bist. IX. 30—31) die wenigen von ihm erwähnten Krebsformen, welche er unter seinen „Aquatilia" zwischen die Cephalopoden {Polypi) und Acephalen einschaltet. Abweichend von Aristoteles, dessen Angaben er der Haupt- sache nach, wenngleich unverstanden, reproducirt, ist im Grunde nur die Gegenüberstellung der durch eine „crusta IVagilis" cliarakterisirten „Lo- custae" — also vcrmuthlich SquiUa — zu den „Cancri", welchen er ausser den Aristotelischen Gattungen auch die nur namentlich aufgeführten ,,leones" beizählt*). Eine Verwechselung begeht er mit den sich „in leere Muschelgehäuse einnistenden" Paguren, auf welche er die Aristotelische Benennung Pinothcras (sie!) anwendet. Erst nach einem Zeitraum von neunzehn Jahrhunderten fand Ari- stoteles für die selbstständige Beobachtung und Schilderung einheimi- scher Decapoden Nachfolger in den französischen Forschern Belon und Rondelet, welche in ihren fast gleichzeitig (1553—1555) erschienenen umfangreichen Fischwerken eine grössere Anzahl aus dem Mittelmeer stammender Arten durch kenntliche, zum Theil selbst charakteristische Holzschnitte illustrirteu und mit diesen, welche die meist nichtssagenden Beschreibungen völlig vergessen lassen, den ersten, sehr gewichtigen Grund für die moderne Artenkenntuiss legten. Besonders ist in dieser Beziehung Rondelet bahnbrechend gewesen, da unter den 26 von ihm abgebildeten Arten neben bereits bekannten Formen, wie Hummer, Languste, Bären- krebs, Maja u. A. sich auch verschiedene ausgezeichnete, ganz neue, wie besonders Honiola, Iticwlms, Galathca, Penaeus caraniote vorfanden. Dass diese Abbildungen in die später erschienenen Sammelwerke von Conrad Gessner (1604) und Ulysses Aldrovandi (1606) Aufnahme fanden, mag hier nur nebenher erwähnt werden. Immerhin blieben indessen diese Versuche, sich von der einheimischen Krebsfauna Kenntniss zu verschaffen, auf längere Zeit hin durchaus ver- einzelt und es trat sogar, wenn auch abermals erst um hundert Jahre später, zunächst eine grössere Neigung zu Tage, sich in den Besitz von ausländischen Formen zu bringen. Hierzu bot eine i. J. 1637 von Holland aus unternommene Expedition nach Brasilien, welcher sich zwei Aerzte: Wilb. Biso und Georg Mar cgrav anschlössen, eine erste erwünschte Gelegenheit. Die von Letzterem während eines mehrjährigen Aufenthaltes *) An einer späteren Stelle (XXXII. 11) heisst es zwar von den „leones": „quorum bratliia cancris siuiilia sunt, reliqua pars locustae"; doch bleiben sie damit gleich rUthselhaft. Einleitung. 755 in der neuen Welt gesammelten und beobachteten Naturalien bildeten den Gegenstand einer Publikation, welche erst vier Jahre nach seinem Tode durch Job. de Lact (1648) zur Kenntniss gebracht wurde und als die erste fauuistische Arbeit, welche sich auf einen fremden Welttheil bezog — eine um vierzig Jahre frühere von Hernandez über Mexiko kommt für den vorliegenden Gegenstand nicht in Betracht — als besonders epochemachend angesehen werden darf. Dieselbe enthält nicht nur eine ansehnliche Zahl brasilianischer Decapoden in bildlicher Dar- stellung, sondern macht uns auch zuerst mit der interessanten Lebens- weise verschiedener, als „Landkrabben" bezeichneter Arten näher be- kannt. Mit dem Beginn des achtzehnten Jahrhunderts schlössen sich diesem Werk sodann ähnliche von Petiver (1702—1711) und Sloane (1707—1727) über die Decapoden der Antillen, von Gates by (1731) über diejenigen von Süd -Carolina und von Rumph (1705) über solche von den Sunda-Inseln und Molukken an. Können die in letzterem Werk enthaltenen bildlichen Darstellungen von etwa dreissig zuvor unbekannten Krebsformeu der Mehrzahl nach als durchaus kenntlich, die Catesby'- schen sogar als treffend bezeichnet werden, so treten beide dennoch be trächtlich zurück gegen die geradezu künstlerisch vollendeten Tafeln, welche der holländische Apotheker Seba über seine mit grossem Kosten- aufwand zusammengebrachten Naturaliensammlungen in vier Bänden (1734 — 1765) veröffentlicht hat und von denen die auf Crustaceen bezüg- lichen im dritten Bande enthalten sind. Neben diesen faunistischen und Sammelwerken, welche die Kenntniss der vielfach durch Grösse, Färbung und abenteuerliche Formen ausge- zeichneten tropischen Decapoden alsbald in umfassender Weise förderten, laufen übrigens schon vereinzelte in das Ende des siebenzehnten und die erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts fallende Versuche, die anato- mischen Verhältnisse der bekannteren einheimischen Krebsformen zu er- gründen, her. Der englische Physiolog Thom. Willis veröffentlichte in seiner Schrift über die Seele der Thiere (1672) Untersuchungen über das Gefäss- und Nervensystem des Flusskrebses, durch welche in gleicher Weise wie durch Joh. Swammerdam's, erst lange Zeit nach seinem Tode durch Boerhave (1737) veröffentlichte Abhandlung über die Ana- tomie der „Krebs - oder Seeschneeke" (Pagurus hernhardns) die bisherige Ansicht von der Blutlosigkeit der Gliederthiere eine Widerlegung fand. Letztere im 12. Capitel der „Bibel der Natur" befindliche und durch Tafel XI. illustrirte Darstellung behandelt übrigens die Anatomie des sehr naturgetreu dargestellten Eremitenkrebses der Nordsee ziemlich allseitig und liefert besonders gute Abbildungen von dem männlichen Geschlechts- apparat und dem centralen Nervensystem, lieber die Fortpflanzungsorgane des Astaciis fhiuiatilis hatte auch zuvor schon (1687) Luc. Portius von Abbildungen begleitete Untersuchungen veröffentlicht. Eine besondere Berühmtheit hat aber die für ihre Zeit auch künstlerisch vollendete bild- liche Darstellung erlangt, welche der treffliche Nürnberger Maler und 48* 756 Deeapoda. Kupferstecher Joli. Eoesel im dritten Bande seiner „Monatlichen Inselcten- belustigiing" (1755) von der Anatomie des Flusskvebses veröffentlicht hat und welche in der That als eine mustergültige bezeichnet werden kann. Die mit dem Jahre 1735 beginnenden Versuche einer systematischen Gliederung des Thierreichs haben während der ersten vier Decenuien die Decapoden so gut wie gar nicht berührt. Denn selbst in der zwölften Ausgabe seines Sj'stema naturae (1766) vereinigte L in ne sämmtliche ihm bekannte Arten, welche er selbst (1754 — 1764) um eine beträchtliche An- zahl neuer vermehrt hatte, unter seiner Gattung Cancer, welche überdies noch einige .Stomatopodeu und Ampiiipoden umfasste. Erst Christ. Fabricius war es, welcher in seinem Systema Entomologiae (1775) zu- nächst vier Gattungen als Cancer, Pagurns, Scyllarns und Astacus unter- schied, um denselben später in der Entomologia systematica (1793) noch zwei weitere : Galathca und Hippa hinzuzufügen. In beiden Werken bil- den diese Gattungen, allerdings in wechselnder Vereinigung mit anderen, seine Insekten-Ordnung Agonata. Sie umfassen bei ihm bereits 154 Arten, von welchen die überwiegende Mehrzahl (102) auf die Gattung Cancer entfällt. Bei dieser seiner Eintheilung konnte Fabricius, welcher demnach zuerst die während des folgenden Jahrhunderts zu einem überwältigenden Umfang angewachsene Systematik der Decapoden angebahnt hat, nur dem kleineren Theile nach ein Sammelwerk berücksichtigen, welches auf längere Zeit hin zu einer der wichtigsten Quellen für die Arfenkenntniss geworden ist und den Berliner Pastor Fried r. Wilh. Herbst zum Verfasser hatte. Wenn dieses während der Jahre 1782—1804 veröffentlichte, in drei Quart- bänden Text und einem Atlas von 62 colorirten Tafeln bestehende Werk als „Versuch einer Naturgeschichte der Krabben und Krebse" be- zeichnet wird, so widerspricht dem sein Inhalt auf das Entschiedenste. Denselben bildet vielmehr nur eine überdies ziemlich dilettantische, wenn- gleich fleissige Beschreibung einer für jene Zeit ansehnlichen Zahl theiis bereits bekannter, theiis neuer, meist den Decapoden angehörender Arten, welcher ein wissenschaftlicher Werth eigentlich nur durch die sie beglei- tenden Tafeln beigelegt worden ist. Allerdings sind auch letztere nur zum Theil für eine sichere Artenbestimmung brauchbar, so weit sie näm- lich (von Taf. 37 an) von einem nicht ungeschickten Zeichner nach den Original -Exemplaren der Herb st 'sehen Sammlung angefertigt sind und nicht, wie die Mehrzahl der vorangehenden, schlechte Copieen aus früheren Werken enthalten. Immerhin hat unter den älteren iconographischen Sammelwerken das Herbst'sche schon durch die Fülle des darin ent- haltenen Materials die hervorragendste Stelle zu beanspruchen, wenn es auch dem gleichzeitigen Bloch 'sehen Werk über die Fische seinem Werth nach nicht an die Seite gestellt werden kann. Schon vor dem Erscheinen dieses auf todtes Sammlungsmaterial be- gründeten und vorwiegend die ausländischen Formen berücksichtigenden Bilderwerkes hatte sich übrigens von verschiedenen Seiten her das Be- I Einleitung. 757 streben kimclgegebeu , die seit Rondelct iiist gauz veruaehlässigte Cnistaceeuf'auua der Europa zunächst gelegenen Meere zu erforsehen. Nach dieser Richtung hin waren besonders Job Baster (1759) für die Nordsee, Penuant (1777) für die Küsten Englands, 0. F. Müller (1777 — 1784) für Norwegen und Dänemark, Phipps (1774) für das arktische Meer, Otho Fabricius (1780) für die Küste Grönlands, Pet. Pallas (1772) für Vorderasien, Pet. Forskäl (1775) für das Mittelnieer, Aegypten und Syrien, endlich Olivi (1792) für die Adria in erfolgreicher Weise thätig. Auch erwiesen sich die Ermittelungen der erstgenannten Forscher dadurch als besonders belangreich, dass sie neben den sich durch Grösse auszeichnenden Krebsformen auch die in den nor- dischen Meeren zahlreich auftretenden kleineren und unansehnlicheren in Betracht zogen und dieselben zum Theil nach lebend beobachteten Indi- viduen schilderten. Dass ein so ansehnlicher Zuwachs an neu entdeckten Formen der bereits in regem Autschwung befindlichen Systematik zu einem weitereu Ausbau Anlass geben musste, liegt auf der Hand. Zunächst war es der damalige Hauptvertreter dieser Richtung, Christ. Fabricius, welcher schon fünf Jahre nach dem Erscheinen seiner Entomologia systematica sich veranlasst sah, der fortgeschrittenen Kenntniss durch ein umfang- reiches Supplement (1798) Rechnung zu tragen. Indem er seine bei den Insekten begonnenen Untersuchungen der Mundtheile jetzt auch auf die Crustaceeu übertrug, gelangte er zu einer sehr wesentlichen Vermehrung der wenigen von ihm zuvor angenommenen Decapoden -Gattungen. Be- sonders war es die umfangreiche Gattung Cancer, unter welcher er bis dahin alle bekannten Kurzschwänze (Krabben) zusammengefasst hatte, auf deren Kosten er jetzt die Gattungen Calax^pu, Ocypode, Leucosia, Par- thenope, Inachus, Dromia, Borippe, Orithyia, Fortunus und Matuta abson- derte, während er die Langschwänze mit den gleichfalls neuen Gattungen Älhuneu, Palinurus, Palaemon, Alplmis, Penaeus, Crangon und Posydon bereicherte. Unter Aufhebung der früheren Ordnung Agonata fasste er jetzt die erstgenannten Gattungen als Kleistcujnatha, die langschwänzigen als Exochnata zusammen, beide noch immer als Ordnungen der Insekten betrachtend. Nach Fabricius war es vor Allen Latreille, welcher fast drei Decennieu hindurch dem Ausbau des Decapoden -Systems mit ebenso grossem Eifer wie Scharfsinn oblag und für dasselbe die noch heut zu Tage gültigen Grundlagen schuf. Auch war er zugleich der erste, welcher ebensowohl im Anschluss an die anatomischen Untersuchungen Georg Cu vier 's (1798) die Crustaceen als eine besondere, von den Insekten verschiedene Classe acceptirte, wie für die gegenwärtige Abtheilung die Benennung Dccapoda einführte. Dieselbe findet sich bereits im 5. und 6. Bande seiner Histoire naturelle des Crustaces et des Insectes (an XI., 1802) vor, ebenso die Bezeichnungen Brachyiira und Macmra für kurz, uud langschwänzige Krebse, welche übrigens auf fünf Familien: Canceri- 758 Decapoda. des, Oxyrrhynchi, Pagurini, Palinurini und Astacini vertheilt werden. Den beiden ersteren weiden gleichzeitig acht neue, bei Fabricius noch fehlende Gattungen hinzugefügt, welche gleich zahlreichen bereits be- kannten in colorirten , aber meistens nicht besonders gerathenen Abbil- dungen versinnlicht werden. Auch in dem ersten Bande der Genera Crustaceorum et Insectorum (1806), dem Meisterwerke Latreille's, ist diese Eintheilung der Hauptsache nach, wenn auch in weiter ausgeführter Gliederung beibehalten und die Zahl der Decapoden - Gattungen bereits auf 46 gesteigert, während in den Considerations generales (1810) für Decapoda die Aristotelische Bezeichnung Malacostraca in Gebrauch ge- nommen wird. Letztere ist auch von Leach (1815) im weiteren Sinne verwendet worden, während die Decapoden im Latreille'schen Sinne als Fodoplithalniia bezeichnet, aber gleichfalls in Brachyura und Macrura gesondert werden. Von ersteren verzeichnet Leach 33, von letzteren 22 Gattungen, welche sich freilich nach Ausschluss von 3Iysis und Nchalin auf 20 reduciren. Dass Latreille in seinen späteren Bearbeitungen der Crustaceen (Regne animal, 1817 und 1829) die frühere Bezeichnung Deca- poda wieder restituirte, dabei aber unter die Macruren die zuvor (1806) als Bmneliiogastm abgesonderten Schizopoden {Mysis) aufnahm, ist be- reits in der Geschichte der vorhergehenden Unterordnungen erwähnt worden; ebenso dass verschiedene, später als Decapoden-Larven nach- gewiesene Formen {Zoe, Phyllosonia u. A.) in seinem System von dieser Ordnung ausgeschlossen blieben. Neben diesen auf die Vervollkommenung des Decapoden-Systemes ge- richteten Bestrebungen fehlte es während der ersten drei Decennien des gegenwärtigen Jahrhunderts auch nicht an Forschungen, welche die Er- mittelung des Artenbestandes verschiedener Meere und zwar auch jetzt noch besonders der Europa zunächstgelegenen in immer ausgedehnterem Maasse zum Ziele hatten. Wie die Decapodenfauna der englischen Küsten in Montagu (1803—1813) und Will. Leach (1817—1821) eifrige Be- arbeiter aufzuweisen hatte und Desni arest (1825) diejenige von Frank- reich in seinen Considerations generales sur la classe des Grustaces über- sichtlich behandelte, machten sich um die weitere Erforschung der Mittel- meerfauna besonders Risso (1816—1827), Otto (1828) und Roux (1829 — 1830), um diejenige des Rothen Meeres neben Savigny auch Ed. Rüppell (1830) verdient. Von aussereuropäischen Ländern wurde während dieser Periode zuerst Nord -Amerika durch Thomas Say (1817—1818) auf die seine Küsten bevölkernden Decapoden erforscht, während anderweitiges neues Material, welches die um einige Jahre später beginnenden Weltumsegelungen unter Frey ein et und Duperrey zur Stelle schafften, in Quoy und Gaimard (1824), Guerin (1829) u. A. Bearbeiter fand. Die anatomische Kenntniss der Decapoden wurde im Anschluss an Swammerdam und Rösel zunächst durch Cavolini (1787) in seiner Memoria suUa generazione dei (pesci e dei) granchi und Georg Cuvier Einleimng. 759 iu der ersten Ausgabe seiner Le^ons d'anatomie comparee (1803) in all- gemeinerer Weise gefördert. Speciell war es der Flusskrebs, mit dessen Organisation sich fast gleichzeitig Geseke (1817) und der Entdecker der „grünen Drüse" F. W. Suckow (1813—1818), später (1833) in be- sonders eingehender und umfassender Weise J. F. Brandt (Medicinische Zoologie) beschäftigten. Dem von Letzterem in meisterhafter Weise unter- suchten Nervensystem hatten zuvor schon Audouin und H. Milne Edwards (1828) ihre Aufmerksamkeit zugewendet, während Krohn undNewport in direktem Anscbluss an Brandt (1834) den sympathischen Nerven weiter verfolgten. Auf das in den Fühlern der Decapoden gelegene Gehörorgan wurde zuerst (1811) von Rosenthal hingewiesen, die Struktur und Physiologie ihrer Augen von Job. Müller (1826—29) dargelegt. Die Blutcirculation der Decapoden wurde besonders eingehend von Audouin und H. Milne Edwards (1827) mit Hülfe des Experimentes festgestellt und zugleich die sie vermittelnden Organe (Herz, Gefässe, Kiemen) einer ausfüiirlichen Darstellung unterzogen. In gleicher Weise haben sich auch C. G. Garns (1824), P. Lund und A. W. Schultz (1829-30) mit der Untersuchung des Blutlaufes beschäftigt. Im Gegensatz zu diesen sowohl der Zahl wie dem Inhalt nach recht ansehnlichen Forschungen über die Organisation der Decapoden war ihre in der Folge eine ungemein reichhaltige Literatur zu Tage fördernde Entwickelungsgeschichte während der ersten Decennien dieses Jahrhunderts noch in den ersten Anfängen begriffen. Ausser Slabber (1769) und Cavoliui (1787) waren es nur Heinr. Rathke (1825—29) und V. Thompson (1828—35), welche, der erstere durch seine Darstellung von der Entwickelung des Embryos im Ei des Flusskrebses, der letztere durch die Bekanntmachung verschiedener jugendlicher, dem Ei ent- schlüpfender Decapoden-Larven ein Untersuchungsgebiet eröffneten, welches sich später als eines der ergiebigsten an mannigfachen und interessanten Thatsachen herausstellen sollte. Dies war ungefähr der Standpunkt der Decapoden -Kenntniss, als H. Milne Edwards i. J. 1834 mit der Veröffentlichung seiner Histoire naturelle des Crustaces begann, um zunächst die iu den beiden ersten Bänden (1834—37) abgehandelten Decapoden einer theils zusammen- fassenden, theils modificirten und vielfach erweiterten Darstellung zu unter- ziehen. In den systematischen Neuerungen Latreille gegenüber nicht durchweg glücklich, am wenigsten durch die meist sehr aphoristische Arten -Charakteristik befriedigend, kann das Werk im ganzen Grossen dennoch für seine Zeit als epochemachend und als der Ausgangspunkt für ungemein zahl- und erfolgreiche Untersuchungen gelten, welche es offenbar gerade durch seine Lücken angeregt hat. Die in dem früheren und zugleich correkteren Latreille'schen Sinne v. J. 1806 abgegrenzten Decapoden sondert Milne Edwards nicht mehr in zwei, sondern in drei nach seiner Ansicht gleichwerthige Gruppen, indem er zwischen die Latreille'schen Brachyura und Macrura seine „Änomura" einschaltet, 760 Decapoda. unter welchen er diejenigen Gattungen zusammenfasst, welche sich in die für jene beiden aufgestellten Grenzen nicht recht fügen wollen. Auch vermehrt er die Latreille'schen Brachyuren - Familien um zwei weitere: CatomdoiM und Oxystomata , diejenigen der Macruren um die beiden der Thalassinideu und Cariden {Salkoques). Dass er bei der damals noch in den ersten Anfängen befindlichen Kenntniss von den Entwickelungsvor- gängen die Larveuformen der Decapoden theils {3Iegalopa, Monolc})is) bei seinen Anomuren, theils {Zoea, Cerataspis) im Anschluss an die Macruren aufführt, kann ebenso wenig Wunder nehmen, als dass er so abweichende Typen, wie sie sich in Phyllosoma und Amphion unter den Entwickelungs- stadien oder in Leucifor {Lucifcr! Thompson) unter den Geschlechtsformen darstellten, von der Ordnung der Decapoden überhaupt ganz ausschloss. Fast noch vor dem Abschluss seines Decapodensystems erstand für M i 1 n e Edwards ein gewichtiger Concurrent in W. d e H a a n , welcher gelegentlich seiner Bearbeitung der Crustaceen (1833 — 1850) in v. Sie- bold 's Fauna Japonica gerade die ihm in besonderer Reichhaltigkeit zugänglichen Decapoden in Bezug auf ihren äusseren Körperbau einer ebenso umfassenden wie eingehenden Untersuchung unterzog. Unter Zurückweisung der Mi lue Edwards 'sehen Anomuren kehrte derselbe zu der Zweitheilung Latr eil! e 's zurück, schied die Brachyuren zunächst in zwei als Brachygnatha und Oxystomata bezeichnete Hauptgruppeu und theilte der ersteren die Familien Cancroidea, Majacea, Dromiacea und Trichidea, der letzteren die Dorq>pidea, Calappidea, Matutoldea, Leucosidea und Baninoidea zu. Unter den Macruren gelangt er zu den drei Haupt- gruppen der Ästacina, Carides und Anomala, welche er nach dem Ver- halten des Epistoms zu den Eegiones pterygostomiae gegen einander ab- grenzt. Erstere begreifen die Familien der Eryonidca, Scyllaroidca, Fali- nuridea, Astacoidea nwA. Mcijalopidea in sich (die Mi Ine Edwards 'sehen TJialassinidea werden nicht als selbstständige Familie anerkannt, sondern mit den Astacoiden vereinigt); letztere umfassen die Galatheidca, Porcel- lanidea, Hippidea, Paguridea und Lithodeacea. Rücksichtlich der Grenzen seiner Decapoden gegenüber den Stomatopoden noch von denselben irrigen Anschauungen wie Milne Edwards befangen, hat de Haan das System derselben dennoch in hervorragender Weise gefördert und unter allen Umständen auf sehr viel gründlichere Untersuchungen, welche besonders die verwandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Gruppen unter ein- ander klar zu legen bestrebt waren, basirt. Vor Allem sind es seine um- fassenden, .sechszehn grosse Tafeln ausfüllenden Analysen der Mundglied- maassen aller von ihm berücksichtigter Gattungen, welche seinem Werke einen besonderen und bleibenden Werth verleihen. Einen solchen hat dasselbe ferner nicht nur in faunistischer Beziehung durch die Bekannt- machung einer grossen Anzahl neuer und bemerkenswerther Formen, sondern auch durch die ungemein sorgsame Charakteristik der Familien, Gattungen und Arten, so wie durch die unübertroffen naturgetreue und plastische bildliche Darstellung der letzteren zu beanspruchen. Einleitung. 761 Im vollsten Gegensatz zu diesem für die Systematilc der Decapoden in ungleich höherem Maasse als das Milue Edwards'sche grundlegend gewordenen de Haan 'sehen Werke ist das bald nach seinem Abschluss publicirte J. Dana 'sehe (1851—52), welches allerdings vorwiegend der Bekanntmachung eines reichhaltigen neuen, auf einer Weltumsegelung erbeuteten Materials gewidmet ist, nach der systematischen Seite hin von durchaus untergeordneter Bedeutung; höchstens, dass es durch die Ein- ordnung zahlreicher neuer Gattungen in die bereits vorhandenen Formen- verbände, in welchen der amerikanische Autor vorwiegend Mi Ine Ed- wards folgt, mehrfach eine speciellere Gliederung dieser zu Wege bringt. In der allgemeinen Systematik sich gleichfalls an diesen anlehnend, kehrt Dana zu der Dreitheilung in Bmchyura, Anomura und Macrura, im Be- reich der ersteren auch zu den nur leicht modificirten Milne Edwards'- schen Familien zurück, während er die letzteren {Macrum) allerdings besonders im Gegensatz zu de Haan, aber nichts weniger als glücklich, systematisch umzugestalten unternimmt. Die drei von ihm unter denselben errichteten Hauptgruppen sind die Thalassinidea {Macrura Pacjuro-Scßälli dica!), die Ästacidca (Macrura supcriora), welche die Scyliariden, Paliuu- riden, Eryoniden und Astaciden in sich vereinigen, und die Caridea (in dem bisherigen Umfang). Die einer Reform am meisten bedürftigen Stomatopodeu seiner beiden Vorgänger hat auch Dana unangetastet ge- lassen, d. h. die darin enthaltenen Decapodenformen nicht an ihren rich- tigen Platz verpflanzt, andererseits aber einzelne, den Decapoden fremde Gattungen {Encopia) ihnen einverleibt, manche ihnen als Jugendzustäude angehörende Formen (illej/atoj^rfea) nach de Haan 's Vorgang als selbst- ständige Familie behandelt. So wenig übrigens in einer nur die allgemeineren systematischen Versuche berücksichtigenden historischen Uebersicht auf die zahlreichen, im Verlauf der folgenden Decennien vorgenommenen specielleren Modi- fikationen des Decapoden-Systems eingegangen werden soll, mag dennoch nicht unerwähnt bleiben, dass ein Ausgleich der sich entgegenstehenden Auslebten Milne Edwards' und deHaan's keineswegs ohne Weiteres erzielt worden ist. Wenigstens bat ersterer noch sechszehn Jahre nach der Publikation seines Systems in einer Monographie der Ocypodiden (1852—53) consequent an seiner Eintheilung festgehalten und ebensowohl die de Haan 'sehe Vereinigung der Catometopen mit den Caneroiden zu einer und derselben Familie wie die Uebernahme der Telphusiden in die letztgenannte Gruppe, welcher sich auch Dana zugeneigt hatte, mit Ent- schiedenheit von sich abgewiesen. Gab sich nun bei allen ihren, zum Theil recht wesentlichen Ab- weichungen von einander, in den Systemen Milne Edwards' und de Haan 's dennoch in übereinstimmender Weise das Bestreben kund, den natürlichen Verwandtschaften der Gattungen, Familien und Gruppen höheren Ranges nach Möglichkeit gebührend Rechnung zu tragen, so lässt sich von einem systematischen Versuche C. Strahl's (1861) trotz 762 Decapoda. ^ der ihm als Grundlage dieneudeu sehr eingehenden Untersuchungen nur das gerade Gegentheil behaupten. Indem Verf. dem sogenannten Habitus, welcher von vereinzelten Ausnahmen abgesehen doch unzweifelhaft auf einer wesentlichen Uebereinstimmung in der Gesammtorganisation beruht, jede systematische Bedeutung abspricht, will er für die Eintheilung der Decapoden lediglich das Verhalten der äusseren Fühler in Betracht ge- zogen wissen. Er glaubt damit, „indem nur ein Prinzip zur Geltung gebracht wird, eine allen Anforderungen entsprechende Eintheilung zu gewinnen", ist aber freilich den Beweis dafür schuldig geblieben, dass die Verschiedenheiten jenes einzelnen, aus dem Zusammenhange heraus- gerissenen Körpertheiles von irgend welcher fundamentalen Bedeutung seien. Wie wenig dies der Fall ist, ergiebt sich wohl am besten aus dem Inhalt der auf diesem Wege gewonnenen Gruppen, welchen jeder natur- gemässe Verband abgeht. Seine Brachyura Uhcrata vereinigen in sich neben der Mehrzahl der Catometopen auch die Gattung Macrocheira, die , Br, incimmia ausser den Cancroiden , Corystoiden und Leucosiden auch ' die Grapsoiden und Parthenopiden , während die Br. pcrfusa auf die 3Iajacea und Macropodiäa incl. Gatt. Eurynome und Eimcdonus beschränkt .' werden und die Br. orhata, welche durch die Reduktion der äusseren Fühler auf das verschmolzene Basalglied charakterisirt sind, überhaupt nur die drei Gattungen Acanthocydus , Bellia und Corystoides umfassen. In weiterer Verfolgung dieser die Aussenfühler betreffenden Differenzen gelangt Strahl aber — abgesehen von der Vereinigung der Calappiden und Matutoiden mit den Parthenopiden — zu dem überraschenden Resul- tat, dass die Gattung Grapsus (s. strict.) überhaupt nicht zu den Brach yuren gehöre, da ihren Fühlern das sonst vorhandene Oper- culum fehle, sondern dass sie wegen des Besitzes eines Tuberculum mit den Macruren und Anomuren vereinigt werden müsse. Es sondern sieh dem entsprechend für ihn die Decapoden in die Opemdaria (alle Bra- chyureu excl. Grapsus) und die Tubercularia (Macntra, Anomura und Grapsus), ein Resultat, weiches selbstredend jeder rationellen Systematik in das Gesicht schlägt. Zwar nicht in gleichem Maasse sich selbst wider- legend, aber auch ihrerseits als keineswegs glücklich stellen sich die auf ganz sekundäre und relative Differenzen der Aussenfühler begründeten StrahTscheu Gruppen der Macruren, von denen die „Externa" die Fa- gtirini, Astaciui und Thalassini, die „Interna" dagegen die Galatheidae, Accjlidae und Caridac umfassen sollen, dar. In Folge dieser seiner Un- baltbarkeit in sich selbst hat denn auch dieses neue System, welches bald nach seiner Aufstellung von W. Stimpson (1863) als ein durchaus künstliches und unannehmbares gekennzeichnet worden ist, eine weitere Berücksichtigung kaum gefunden. Als noch weniger glücklich stellt sich die Eintheilung der Decapoden von Boas (1880) in zwei Unterordnungen: „Natantia" und „Bc2^tantia", von denen die erstere die Cariden, die letz- tere alle übrigen Gruppen der Macruren im Verein mit den Anomuren und Brachyuren umfassen soll, schon in so fern dar, als sich bekanntlich Einleitung. 763 auch unter letzteren luehr oder weuiger gewandte .Schwimmer vorfinden. Im Uebrigen bat derselbe gleich Brooks (1884) den Versuch gemacht, die verwandtschaftlichen Beziehungen der einzelnen Familien, so wie innerhalb derselben diejenigen der bekanntesten Gattungen zu einander specieller zu erörtern. Letzteres hat zugleich in der monographischen Bearbeitung der verschiedensten Familien und Gruppen, wie sie besonders J. F. Brandt (1849—50), J. Dana (1851), H. Milne Edwards (1852 bis 1853), Tb. Bell (1855), W. Stimpson (1857—60), Alpb. Milne Edwards (1861 — 69), Miers (1877 — 85), Spence Bäte (1878), Kingsley (1880) u. A. zu danken sind, stattgefunden. In ungleich ausgedehnterem Maasse als die allgemeine Systematik hat die ihr als Grundlage dienende Morphologie der Decapoden wäh- rend der fünf auf Milne Edwards folgenden Decenuien die Thätigkeit der Carcinologen in Anspruch genommen. Zum geringeren Theil er- strecken sich die hierher gehörigen Untersuchungen auf die Gesaramt- organisation verschiedener (v. Siebold 1848, Leydig 1857, Lyttkens 1867 — 69) oder einzelner Gattungen, wie Astams (Neuwyler 1841, Th. Huxley 1879), iMcifer (Semper 1861—72, Ant. Dohrn 1871), Phyllosoma (Gegenbaur 1858), Lihinia (Andrews 1884) u. A. Die bei weitem überwiegende Mehrzahl beschränkt sich auf einzelne Organ- systeme und Organe, um diese dann aber desto eindringlicher und er- schöpfender zu erörtern. So haben sich um die Kenntniss des Haut- skeletes, theilweise mit Einschluss seiner Histiologie und Genese, nach und nach besonders Hasse (1833), Valentin (1837), H. Milne Ed- wards (1851, verbunden mit einer durchgreifenden Terminologie der einzelnen Theile), Dana (1851), Spence Bäte (1855), E. Haeckel (1857), Morgan (1858), Williamson (1859), Strahl (1861), Stimpson (1863), Mc Intosh (1863), Garrod (1871), M. Braun (1875), Vitzou (1882) und Claus (1885) verdient gemacht, lokale Bil- dungen desselben in Form von Stridulationsorganen Moebius (1867), Hilgendorf (1868) und Parker (1878) oder von Spur- (Geruchs?) Borsten Queckett (1849), Spence Bäte (1855), F. Müller (1862) und Jourdain (1881) näher erläutert. Besonders zahlreiche und gründ- liche Untersucher hat auch das Nervensystem mit besonderer Berücksich- tigung der Gebirnstruktur in Ofsjannikoff (1861 — 63), Clouston (1863), Lemoine (1868), Dietl (1876), Berger (1876), Krieger (1878—80), Yung (1878—79), Freud (1882), Garbini (1882), Moc- quard (1883), Viallanes (1884— 85), Biedermann (1887) und Bou- vier (1889) aufzuweisen. Unter den Sinnesorganen hat das zuerst von Rosenthal entdeckte Gehörorgan eine ungleich eingehendere und um- fassendere Erforschung durch Farre (1843), Th. Huxley (1851), Rud. Leuckart (1853—59) und vor Allem durch V. Hensen (1863) erfahren, während die zusammengesetzten Augen nach Job. Müller besonders durch Brants (1838-1845), Gottsche (1852), Leydig (1857), Max Schultze (1867 — 68), Newton (1873), Grenacher (1874 — 79), 7(54 Decapoda. 0. Schmidt (1878), Bellonci (1880), Chatiu (1881) und Carriere (1889) nach verschiedenen Richtungen hin untersucht und erörtert worden sind. Dem Verhalten der Muskulatur widmeten Lemoine (1868) und Asper (1877), den verschiedenen Modifikationen der Athrauugsorgane nach Ansatz, Form und Zahl H. Mi lue Edwards (1839), Duvernoy (1840—41), Williams (1854), Kroy er (1859), Jobert (1876), Semper (1878), Claus (1885) und Buchanan (1889) ihre Aufmerksamkeit. Ueber das Herz der ausgebildeten Decapoden wurden von Dogiel (1876—77) und Deszö (1878) ergänzende Mittheilungen gemacht, der gesammte Circulationsapparat mit besonderer Berücksichtigung seiner Ausblildung während der Larvenstadien von Gerbe (1866) und in be- sonders eingehender Weise von Claus (1884) geschildert, während Bou - vier (1888) ihn an einer Reihe von Brachyuren- und Macruren-Gattungen nach seinen sekundären Unterschieden zur Sprache brachte. Der schon den älteren Forschern vom Flusskrebs und Hummer her wohlbekannte Kaumagen gab K. E. von Baer (1834), Oesterlen (1840) und Parker (1877) zu ergänzenden Mittheilungen Anlass und gelangte fast gleichzeitig durch Nauck (1880), Mocquard (1882-83) und Albert (1884) in seinen zahlreichen Modifikationen bei einer grossen Anzahl Gattungen der verschiedensten Decapodeu-Gruppeu zur nähereu Kenntniss. Ebenso wurde der Chylusdarm durch Frenzel (1885) und Cattaneo (1888) in seiner feineren Struktur erläutert. Die in denselben einmündenden Leberschläuche (Mitteldarmdrüse) bildeten den Gegenstand eingehender Untersuchungen von Seiten Schlemm's (1844), H. Karsten's (1845), M. Webcr's (1880) und Frenzel's (1883). Dem Studium der übrigen Drüsen wid- meten sich ferner Lemoine (1868), M. Braun (1877), Wassiliew (1878), Scigethy (1886), Rawitz (1887—88) und Grobben (1880 bis 1887). Endlich haben die beiderseitigen Forti)flanzungsorgane nebst ihren Produkten und Abnoiniitäteu in Kölliker (1843), H. Rathke (1844), Lavalle (1847), Desmarest (1848), Duvernoy (1850), Le- reboullet (1860), Hagen (1870), Hallez (1874), Brocchi (1874-75), Zincone (1877), Grobben (1878), Rougemont (1879), Herrmann (1883), Sabatier (1885) und Bergendal (1888) ihre Bearbeiter ge- funden. Erst nachdem die morphologischen Untersuchungen bereits wesent- lich an Ausdehnung gewonnen und unter gleichzeitiger Berücksichtigung der histiologischen Verhältnisse eine wesentliche Vertiefung erfahren hatten, ist man auch einer eingehenderen chemischen und physio- logischen Untersuchung der Decapoden und ihrer einzelnen Organ- systeme näher getreten. Für erstere hat, abgesehen von den vereinzelten früheren Arbeiten von Dulk (1835) über Krebssteine und von H. Karsten (1845) über die Leberausscheidung, J. Seh lossb erger (1856) durch seine umfassenden Untersuchungen eine breite und bleibende Grundlage geschaffen, welcher in der Folge besonders H. Dohrn (1861), Chan trän (1874) und Kirch (1886) neue Entdeckungen angeschlossen haben. Einleitung. 7ß5 Unter den physiologischen Prozessen hat besonders derjenige der Häutung die Aut'merksamlieit zahh-eicher Beobachter, wie J. Couch (1837)) Rymer Jones (1839), Dalyell (1850), Gosse (1852), J. Salter (1859), Hyatt (1881), Mocquard (1883), Packard (1885) u. A. in Anspruch genommen, ebenso der damit im Zusammenhang stehende Pro- zess der Neubildung verlorener Gliedmaassen , über welchen schon von Reaumur (1712—18) Angaben gemacht worden waren, denen später Goodsir (1868), Chantran (1873) und Brook (1887) neue hinzu- fügten. Die Physiologie des Nervensystems und der Muskeln wurde durch Experimente von Pouch et (1876), Riebet, Ward und Yung (1879), Fredericq und Vandevelde (1880), Plateau (1884), Mar. shall (1886), Petit (1888) erläutert, die Einwirkung verschiedener Gifte, Alkalien und Säuren auf das Leben durch Yung (1879) und Riebet (1880) erprobt. Ueber die Vorgänge bei der Verdauung han- delten Krukenberg (1879), Marchai (1887) und Stamati (1888), über den Prozess der Athmung Williams (1854), F. Müller (1863), Parfitt (1866) und Sem per (1878), über die Funktion des Herzens A. Brandt (1865) und Plateau (1880), über die Cirkulation Bouvier (1889), über die Beschaffenheit des Blutes Fredericq (1879), From- mann (1881), Pouchet (1883), Halliburton (1885), Howell (1886), Cattaneo (1888). Den Funktionen der Sinneswerkzeuge wendeten Robertson (1864), Jourdain (1880), Chatin (1881), May (1887) und Gull and (1887), der Hervorbringung von Lauten Moebius (1867), Wortley und Wood-Mason (1878), Goode (1879) ihre Aufmerksam- keit zu. Beobachtungen über die Begattung, Fortpflanzung und die da- mit in Zusammenhang stehenden Prozesse, wie Spermatogenese u. s. w. wurden von Lafresnaye (1848), Coste und Valenciennes (1858), Hallez (1874), Wood-Mason (1876), Herrmann (1883) und Saba- tier (1885) beigebracht, über eine eigenthümliche, durch Parasiten be- wirkte Castration besonders durch Giard (1886—88) Licht verbreitet. Von biologischen Erscheinungen und Prozessen haben besonders der Farbenwechsel verschiedener Decapoden und das Vermögen, ihre Gliedmaassen spontan abzuwerfen, eine umfangreiche Literatur veranlasst. Vom Flusskrebs wurden theils Albinos, theils rothe und blaue Varietäten durch Lereboullet und Valenciennes (1851), Khevenhüller (1857), Heller (1858), Lunel (1870), Pouchet (1874), H. Landois (1886) u. A. besprochen, ein Albino auch von einer Krabbe durch Garner (1863) bekannt gemacht. Diesen Mittheilungen schlössen sich andere über einen Farbenwechsel für Krabben und Garneelen von F. Müller (1881) und hei Niki von Jourdain (1878), über die Farbe der Tiefseekrabben, Paguren u. A. von Haacke (1885) an, während über die Ursachen solcher Farbenveränderungen Versuche von Pouchet (1872 — 73) und Huet (1881) angestellt wurden. Das auf Reflexbewegungen beruliende Abwerfen von Gliedmaassen gab Fredericq (1882—86), Dewitz (1884), 766 Decapoda. Hadfield (1885), Parize, Variguy und Hallez (188(3) zu Erörte- lUDgen und Versuchen Anlass. Unter den zahlreichen Beobachtungen über eigenthUmliche Lebens- gewohnheiten, Instinkte, Schlupfwinkel, Wanderungen u. s. w. einer grösseren Anzahl besonders ausländischer Decapoden mögen hier beson- ders diejenigen über die Pagnren von Broderip (1828), J. E. Gray (1858), Wortley (1863), Alex. Agassiz (1875) und Terne (1878), über den die Cocos-Palmen erkletternden iJw-^/tts von Guppy (1883), über die wandernden Landkrabben von Barclay (1829), Freminville (1835), Duchassaing (1851), Weinland (1863), Drew (1876), Greeff (1882) und über die Maskirung der Oxyrrhynchen und Woll- krabben (Dromia) von Graeffe (1882), Sluiter (1883) und Haacke (1885) Erwähnung linden. Betreffs der Entwickelung der Decapoden war man während des ersten Drittheils dieses Jahrhunderts in der Ansicht befangen , dieselbe verlaufe in ähnlicher Weise wie bei den Arachniden ohne jedwede Meta- morphose: lediglich auf Grund der Erfahrung, dass die von einigen der häufigsten Arten gelegentlich zur Kenntniss gekommenen jugendlichen Individuen bei sehr geringer Grösse ganz die Form der Erwachsenen er- kennen Hessen. Freilich war dabei übersehen worden, dass Cavolini bereits i. J. 1787 aus dem Laich einer Mittelmeer-Krabbe {Facliyyrapsus) eine lebhaft umherschwimmende Larve gewonnen hatte, welche mit ihrer Erzeugerin nicht die geringste Aehnlichkeit darbot, so wie dass noch früher (1769) S lab her eine als ,,Zee-Watervloo" (Monoculus taurus) be- zeichnete, im Meerwasser aufgefischte, ähnliche Larve zur Kenntniss ge- bracht hatte, aus welcher mittels einer Häutung eine andere, mehr gar- neelenartige Larveuform hervorging. In Unkenntniss dieser beiden Beob- achtungen glaubte später (1802) Bosc auf eine der Cavolini'schen ähn- liche Larve, welche er während einer Fahrt über den Atlantischen Ocean auf hoher See aufgefischt hatte, eine selbstständige Gattung Zoü (Zoea M. Edw.) begründen und die ihr angehörende Art (Zot- ^Jcto/wa) — offen- bar auf Grund ihrer geringen Grösse, ihres zarten Integumentes und ihrer ungestielten Augen — am schicklichsten den Branchiopoden anreihen zu dürfen. Bei diesen, wenngleich mit Zweifel, auch von Latreille be- lassen, wurde dieselbe augenscheinlich in Folge einer seitens des Letzteren angedeuteten verwandtschaftlichen Beziehung zu den Schizopoden i. J. 1817 von Leach passender im Anschluss an seine Podophthalmen und zwar zusammen mit Nehalia aufgeführt. Die epochemachende Entdeckung, dass diese Zot'-Form nichts Anderes als die aus dem Eie schlüpfende Jugendlarve von Decapoden sei, gebührt J. V. Thompson, welcher seine hierauf bezüglichen, zum Theil schon aus d. J. 1823 stammenden Beobachtungen in dem ersten Heft seiner Zoological researches and illustrations (1828) zur Kenntniss brachte. Die hier zunächst festgestellten Thatsachen lauteten dahin, dass 1) die aus Einleitung. 767 den Eiern des grossen Taschenkrebses {Cancer pagums Lin.) hervor- »■ehende Nachkommenschaft der S 1 ab b er 'sehen Zoe {Momculus) taiirus ganz ähnlich sehe und dass 2) aus der Zoe -Brut, sobald sie eine be- stimmte Grösse erreicht habe, mittels Häutung eine zweite, sehr abweichende Form hervorgehe, welche mit Stielaugen und t'iint ungespaltenen Bein- paaren, deren erstes in eine Scheere endige, versehen sei {Megalopa Leach). Aus diesen seinen Beobachtungen glaubte Thompson den Scbluss ziehen zu dürfen, dass die Decapoden durchweg eine Metamor- phose eingingen und während ihres ersten Entwickelungsstadiums auf eine Schwimmthätigkeit angewiesen seien. So sicher diese auf direkter Beobachtung fussenden Angaben Thompson 's jeden Irrthum ausschlössen und so überzeugend sie dem- nach hätten wirken müssen, stiessen sie dennoch während der ersten Zeit fast allseitig auf Zweifel. Während Milne Edwards (1830) und Latreille (1831) überhaupt nicht daran glauben wollten, konnte Vigors sowohl bei der ersten Anzeige der Thompson 'sehen Entdeckung (1829), wie besonders (1830) bei Besprechung von Rathke's Untersuchungen über die Entwickelung des Flusskrebses, durch welche wenigstens für diese Art der Mangel jedweder Metamorphose festgestellt wurde, zum Mindesten seine Bedenken gegen die Allgemeingültigkeit der Thompson'- schen Behauptung nicht unterdrücken. Indessen schon unmittelbar darauf (1831) war Thompson in der Lage, für die Richtigkeit seiner Ansicht eine ganze Reihe neuer Beobachtungen geltend zu machen. Nicht nur, dass er die Zoe- Form inzwischen für die Gattungen Cancer, Carcinus, Portunus, Eripliia, Gecarcinus, TelpJmsa (?), Pinnothercs und Inaclms durch Züchtung aus Eiern constatirt hatte, so konnte er eine Metamorphose auch für eiue Reihe von Macruren- Gattungen, wie Pagurus, PorceUana, Galathea, Crangon, Palaemon, Homarus und „Astacus" feststellen, wenn- gleich er dieselbe für den „Astacus marinus" — also den Hummer — als eine relativ geringe, nämlich als nur in der „Umformung eines scheerentragenden Schizopoden in einen Decapoden" bestehend, zugeben musste. So sehr war er von der durchgärrgigen Existenz einer Metamor- phose durchdrungen, dass er der für den Flusskrebs entgegenstehenden Angabe Rathke's, dessen Werk übrigens noch nicht zu seiner Kenntniss gelangt war, nun seinerseits Zweifel entgegensetzte und auch für diese Art die Existenz von ursprünglichen Spaltbeinen annehmen zu dürfen glaubte. Aber, sonderbar genug, auch diese erneueten und ein umfassendes Beweismaterial darbietenden Angaben Thompson 's waren nicht im Stande, das tief eingewurzelte Vorurtheil seiner Zeitgenossen zu beseitigen. Noch i. J. 1834 wurden sie von Milne Edwards ohne Weiteres als nicht überzeugend abgethan und J. 0. Westwood (1835) unternahm es sogar, sie in einer umfangreichen Abhandlung mit einem ganzen Ap- parat von Gründen und Thatsachen auf das Entschiedenste zu bekämpfen. Indem er sich einerseits auf die Rat hke 'sehen Untersuchungen über den 768 Decapoda. Flusskrebs berief, andererseits für die Eier einer „Landl;rabbe" {Gecar- cinus) eine mit Asiacns übereinstimmende direkte Entwickelung zur Bracbyuren-Form darzutbun in der Lage war, glaubte er gegen die Tbompson 'scbe Behauptung einer Zoe - Metamorphose besonders auch den Umstand geltend machen zu können, dass manche Zoe- Exemplare die kleinsten Brachyuren - Formen an Grösse bedeutend überträfen, sich also nicht in solche verwandeln könnten. Seine Beweisführung gipfelt in dem Resultat, dass die Zoc-Fovm überhaupt nicht dem Entwickelungs- kreise der Decapoden angehöre und dass, wenn sie wirklich aus Bra- chyuren-Laich erzogen worden sei, es sich bei derselben nur um einen Parasiten von Decapoden - Eiern handeln könne. Beiden Widersachern gesellte sich übrigens alsbald eine ungleich gewichtigere Autorität in H. Rathke bei. Derselbe hatte im Anschluss an seine classischen Unter- suchungen über die Embryonal-Entwickelung des Flusskrebses (1825 — 29) auch solche an den Eiern verschiedener mariner Decapoden vorgenommen, ohne dieselben allerdings bis zum Ausschlüpfen der Brut fortzusetzen. Trotzdem glaubte er sich (1836—37) zu dem Ausspruch berechtigt, dass die Decapoden in endgültiger Form das Ei verliessen und dass bei den gegentheiligen Angaben Thompson 's „mindestens eine allzu lebhafte Phantasie im Spiel gewesen sei". Indessen nur allzubald sollte er diese Verurtheilung schwer bereuen und rückhaltslos anerkennen, dass er dem englischen Forscher Unrecht gethan. Gleichzeitig mit Rathke hatte schon Milne Edwards (1837) seinen früheren Widerstand aufgeben und die Zoe als Decapoden-Larve anerkennen müssen, wenn er auch unbegreif- licher Weise noch immer fortfuhr, sie für die Brachyuren in Abrede zu stellen und sie nur — gleich der als selbstständige Gattung festgehaltenen Megalopa Leacb — für die Anomuren gelten lassen wollte. Diesem nur bedingten Zugeständniss gegenüber konnte Rathke, welcher während eines Aufenthaltes an der norwegischen Küste der Nachkommenschaft mariner Decapoden speciell seine Aufmerksamkeit zugewandt hatte, als- bald (1840) für Homarus, Pagiinis, GalafJica und Hyas alles dasjenige nur einfach bestätigen, was von •Thompson bereits neun Jahre früher für eine ungleich grössere Zahl von Gattungen und der Hauptsache nach auch schon i. J. 1828 angegeben worden war, während eine speciellere Dar- legung der bei der Metamorphose von Cancer maenas, Pinnotercs, Por- cellam, 31acropodm, Palaemon u. A. eintretenden Vorgänge den Gegen- stand mehrerer von ihm während d. J. 1835—36 publicirter Abhandlungen gebildet hatte. Gleichzeitig mit Rathke hatte übrigens auch Philippi (1840) in Palermo Gelegenheit, für Pmjums die Zoe als erste Larvenform durch Zucht aus den Eiern zu bestätigen, während du Cane (1839), ohne von den Thompson'schen Entdeckungen Kenntniss zu haben, durch Beobachtung der Jugendstadien von Carcinus und Palaemon zu übereinstimmenden Resultaten betreffs ihrer Metamorphose gelangte. So hatte sieh denn endlich nach einem Zeitraum von zwölf Jahren die viel- bestrittene und eine ganz neue Perspektive eröffnende Thompson 'sehe I Einleitung. 769 Entdeckung von der Metamorphose der Decapodeu allgemeine Anerkennung verscbati't und es musste von nun an' der Mangel einer solchen nicht mehr als die Regel, sondern vielmehr als eine nur in vereinzelten Fällen auf- tretende Ausnahme angesehen werden. Allerdings blieben einige Thompson 'sehe Beobachtungen noch auf längere Zeit hin unbeachtet, um später als neue Entdeckungen wieder aufzutauchen : so besonders die Zoe-Form der Porcellanen, welche von Philippi (1857) als angeblich neue StomatopodenGattung Eucwanthis beschrieben und abgebildet wurde, bis schliesslich Fr. Müller (1862) ohne Berücksichtigung seiner Vor- gänger sie wieder als das hinstellte, was bereits Thompson (1835) be- kannt und nach ihm von Couch und Dujardin (1843) bestätigt worden war. Das lebhafte Interesse an der Thompson 'sehen Entdeckung be- kundete sich alsbald in dem Eifer, mit welchem mau sich von nun au der weiteren Erforschung der Decapoden-Entwickelung zuwandte. Kroyer machte (1842) ausser der schon von Brightwell (1835) beschriebenen Larvenform des Hummers auch diejenige von Hippolytc und Cymopolia, Joly (1843) die Entwickelung einer Süsswasser-Garneele {Caridina Des- maresti) vom Ei ab bekannt und hob für die erste Larvenform derselben den von der Zoi' abweichenden Besitz von drei Spaltbeinpaaren hervor. Besonders aber war es Couch in England, welcher sich (1843—44) be- hufs Bestätigung der Thompson 'sehen Befunde der direkten Larven- züchtung aus dem Laich aller ihm zugänglichen Decapodeu widmete. Betreffs der hierbei gewonnenen Resultate muss es auffallen, auch die Gattung Palinunis unter denjenigen Gattungen aufgeführt zu finden, deren Nachkommenschaft in der Zoe-Form aus dem Ei schlüpfen soll, während sich später herausstellte, dass dies keineswegs der Fall sei. Als nämlich Couch erst dreizehn Jahre später (1857) den zum Verlassen der Eihülle reifen Embryo von Palinunis abbildete, musste an demselben ebenso wohl eine höchst auffallende Verschiedenheit von der mit dem Namen Zoe be- legten Larvenform, von der er sich schon durch die um vier Paare grössere Gliedmaassen-Zahl entfernte, wie andererseits eine nicht zu ver- kennende Aehnlichkeit mit der schon seit Forster (1782) bekannten und mit dem Gattungsnamen Fhrjllosoma bezeichneten Decapodeu -Larve die Aufmerksamkeit erregen (Gerstaecker). Auch Coste, welchem es in Verbindung mit Gerbe bald darauf (1858) geglückt war, dieselbe Larvenform aus den Eiern von Palinunts zu züchten, scheint unter dem Eindruck dieser Aehnlichkeit gestanden zu haben, da er die Nachkommen- schaft der Langusten direkt als Phyllosomen in Anspruch nahm, zugleich darauf hinweisend, dass letztere auch in ihren vorgeschritteneren Aus- bildungsstadien stets der Fortpflanzungsorgane entbehrten. Gleich der früheren Thompson'schen hat sich indessen auch diese glänzende Ent- deckung, welche über eine der merkwürdigsten und räthselhaftesten Deca- podeu-Larven Licht verbreiten sollte, keineswegs von Anfang an der Zustimmung selbst der berufensten Forscher zu erfreuen gehabt. Vielmehr Bronn, Klassen des Thier - Keichs. V. 2. 49 770 Decapoda. kam Claus (1863) auf Grund eines eingehenden morpbologischeu Ver- gleichs zwischen dem Fcdimmis-EinhYyo und den jüngsten, nur 2 mm langen Phyllosomeu zu dem Kesultat, dass ein Hervorgehen der letzteren aus ersterem höchst unwahrscheinlich sei, und fand hierin bei Spence Bäte noch i. J. 1865 Zustimmung. Erst A. Do hm (1870) gluckte es, für die Kichtigkeit der C es te 'sehen Annahme, welche von vorn herein einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit für sich hatte, den vollgültigen Beweis, und zwar gleichzeitig für die beiden Gattungen Sci/llarns und Palinurus zu liefern. Die Zweifel, auf welche Claus gestossen war, konnte er einfach durch den Nachweis erledigen, dass dieser einen Pali- nurus-Emhrjo mit einem Scyllariis-Phyllosoma in Vergleich gestellt hatte. Uebrigens war die schon aus Gegenbau r 's (1858) Darstellung sich er- gebende Larvennatur der Gattung Phyllosoma durch Claus dadurch ein- gehender bekräftigt worden, dass er die von Milne Edwards, Guörin u. A. bis dahin als besondere Arten angesprochenen Formen durch die allmählichsten Zwischenstufen in einander überführte, worin ihm später (1873) Richters unter Verwerthung eines reichhaltigeren Materials folgte. Den Untersuchungen des Letzteren war es zugleich vorbehalten, die älteren Phyllosomen-Formen in überzeugender Weise bis zu ihrem Uebergang in die jungen Langusten zu verfolgen. Im Vergleich mit der primitivsten bis dahin zur Kenntniss gelangten Decapodenlarve, als welche sich die Zoe-Form ergeben hatte, konnte die Palinurus -hsiYve bei allen ihren Eigenthümlichkeiten schon wegen der Vollzähligkeit der Leibesringe und der ansehnlichen Zahl von Gliedmaassen- Anlagen, deren drei letzte Paare den späteren Mittelleibsbeinen entsprechen, nur als ein morphologisch ungleich weiter vorgeschrittenes Entwickelungs- stadium angesprochen werden, welches sich der Schizopoden-Form {IIo- marus) augenscheinlich mehr näherte als jener. Mit ihrem Bekanntwerden sollte aber die Reihe der aus dem Ei hervorgehenden jüngsten Decapodeu- Larven noch keineswegs abgeschlossen sein , vielmehr alsbald (1863) um eine weitere bereichert werden, welche die Zot-Form noch um ein Bedeu- tendes an Ursprünglichkeit übertraf. Fr. Müller in Desterro war es, welcher in diesem Jahre die Mittheilung machte, dass eine Penaeus-SLiiige Garneele in einer Form das Ei verlasse, welche in dem völlig ungeglieder- ten, birnförmigen Rumpf und in dem Besitz von nur drei Gliedmaassen- paaren sowie eines unpaaren Stirnauges die vollkommenste Ueberein- stimmung mit dem iVfm^iMts-Stadium der Copepoden darböte. Zwar war diese Larve nicht aus dem Laich der betreffenden Garneele gezüchtet worden, doch konnte ihre Zugehörigkeit zu derselben durch den Vergleich mit weiter vorgeschrittenen Entwickelungsstadien (Zoä- und x%SiS-Stadium) Schritt für Schritt in so überzeugender AVeise dargethan werden, dass für den Beobachter der lebenden Thiere ein Zweifel überhaupt nicht auf- kommen konnte. Ein solcher würde auch von anderer Seite kaum au der Richtigkeit der Thatsache erhoben worden sein, wenn damals schon die Metschniko ff 'sehe Entdeckung von dev Nauplius-Brut der Thysano- Einleitung. 771 podiden (1869) bekannt gewesen wäre. Aber auch nachdem diese durch Züchtung aus dem Ei längst völlig sicher gestellt war, glaubte Spence Bäte noch i. J. 1878 die Müller 'sehe Entdeckung als keineswegs über- zeugend bezeichnen zu dürfen, indem er auf die Möglichkeit einer Ver- wechselung der Penaeus-La,rvQ mit einem Cirripedien- oder Schizopoden- Natiplius hinwies. Freilich Hess sich Müller hierdurch, unter Zurück- weisung jener von dem seinigen wesentlich verschiedenen Nauplien, in der Zuverlässigkeit seiner Beobachtung durchaus nicht beirren und konnte schon nach Verlauf einiger Jahre die Genugthuung erfahren, dass Brooks (1880—82) die Eutwickelung aus der Nauplius-Fovm noch für eine zweite, freilich sehr abnormale Garneelen-Gattung, nämlich iüv Lucif er T ho nnps. zur Kenntniss brachte. Von dem Müller 'sehen Penaeus-Nauplius wich derjenige der letztgenannten Gattung interessanter Weise dadurch ab, dass er in etwas vorgeschrittenerer Eutwickelung, nämlich schon mit drei Gliedmaassen - Wülsten hinter den Spaltbeinen versehen, die EihüUe ver- lässt, sonst übrigens eine sehr analoge Umbildung in die Zoe-Form u. s. w., wie derjenige von Penaeus eingeht. Der somit erbrachte Nachweis eines auch dem Entwickelungsgang der Decapoden nicht fremden Naiqüius- Sta,äinms, welchen F. Müller gleichzeitig in phantasievoller Weise zur Stütze der Descendenz-Hypothese zu verwerthen suchte, konnte der weiteren Erforschung ihrer Larven nur einen neuen und um so berechtigteren Anstoss verleihen. Man fuhr jetzt nicht nur mit um so grösserem Eifer fort, aus den Eiern der mannig- fachsten, auf ihre Entwickelung noch nicht untersuchten Gattungen die Brut zu züchten, sondern war auch vor Allem bestrebt, die durch pela- gische Fischerei gewonnenen freischwimmenden Larvenformen der ver- schiedensten Entwickelungsstadien einerseits zur Kenntniss zu bringen, andererseits auf ihre Zusammengehörigheit und auf ihre genetischen Be- ziehungen zu bestimmten Gattungen und Gruppen zu prüfen. Im Inlande haben sich zunächst im Anschluss an F. Müller ebensowohl A. Dohrn (1870—71) wie ganz besonders Claus (1861—1876) um die Bekannt- machung uud nähere Erforschung einer ansehnlichen Zahl z. Th. höchst merkwürdiger Decapoden -Larven verdient gemacht, während die Kennt- niss einzelner Formen durch Stuxberg (1874), 0. Sars (1874 — 1884), V. Willemoes-Suhm (1876), Hesse (1876), P.Mayer (1877—1881), F. Müller (1880), Mercanti (1886) u. A. gefördert wurde. Alsbald bemühten sich indessen auch nordamerikanische Forscher, wie besonders Sidn. Smith (1872—1880), W. Faxon (1879—1882), W. Brooks (1880-82), Packard (1881), Birge (1882), Gönn (1883), Ryder (1885), Kings ley (1886) und Herr ick (1887—88) das ihnen zugäng- liche, z. Th. besonders interessante Material nach der bezeichneten Rich- tung hin zu verwerthen, und selbst Japan hat in letzter Zeit durch Ishi- kawa(1884) an dem Wettstreit, die Kenntniss der Decapoden-Entwickelung zu erweitern, Theil genommen. Erweist sich das auf diese Art gewonnene Larven - Material auch 49* 772 Decapoda. gegenwärtig noch als ein im Vergleich zu dem grossen Reicbthum an Decapoden- Gattungen verschwindend geringfügiges, so gewährt es doch andererseits bereits wichtige Einblicke in den allgemeinen, sich freilich in zahlreichen Moditikationen bewegenden Entwickelungsgang der hier in Rede stehenden Crustaceen-Orduung. Auch hat die besonders Claus zu dankende, ebenso eingehende wie umfassende morphologische Erforschung nnd Sichtung desselben es ermöglicht, wenigstens eine Reihe von Larven- formen, welche seitens früherer Autoreu zum Theil als selbstständige Gattungen angesprochen worden sind, auf ihren Ursprung zurückzuführen. Es mag hier genügen anzuführen, dass ausser den bereits genannten die Gattung Gkmcothoe M. E d w. sich als Jugendform von Pagurus, Eupliemia M. Edw. als solche von Pcnaeus, EtiacantJms Phil, von Porcellana, Loncho-phoms E seh seh. (Plutcocaris Claus) von Brachyuren, Mastujopus Leuck. im Verein mit Elapliocoris Dohrn aud Acanthosoma Claus von Sergestes ergeben hat, während andere schon seit den ersten Decennien des Jahrhunderts bekannte Larven, wie Cerafaspis Gray (= Cnjpioxms Latr. == Y Ophthalmcryon Sp. Bäte), Ampliion M. Edw. u. A. noch immer einer definitiven Erledigung harren. Neben der Erforschung der Larven und ihrer allmählichen Entwicke- lung zur geschlechtsreifen Form hat auch die Embryonal- Entwickelung und die dieselbe einleitenden, im befruchteten Ei vor sich gehenden Ver- änderungen, in einzelnen Fälleu auch die EibiUiung selbst die Aufmerk- samkeit zahlreicher Forscher in Anspruch genommen. Vor Allem war es der Flusskrebs, dessen Ei- und Embryonal-Entwickelung nach Rathke's inaugirenden Arbeiten (1829) wiederholt den Gegenstand der Untersuchung gebildet hat, besonders für Lereboullet (1854), Bobret zky (1875), Reiehenbach (1877) und Schimkewitsch (1885). An den Eiern von Palaemon ist dieselbe durch Rathke (1837) und Bobretzky (1875), von Homarus durch Erdl (1843), von Eriplüa durch Rathke (1837), \on Porttinus, Scyllarus, Paliminis und Pandalus von A. Dohrn (1870—71), von Crangon durch E. van Beneden (1870), von Penaeus durch Haeckel (1876), von Pagurus durch P.Mayer (1877) theils in weiterem Umfang, theils für einzelne Zeitabschnitte erforscht und erläutert worden. Der bei weitem umfänglichste Theil der seit Milne Edwards er- schienenen Decapoden - Literatur ist der faunistischen und Artenkenntniss so wie der damit in unmittelbarer Beziehung stehenden speciellen Syste- matik gewidmet. Zunächst ist ein reiches Material an neuen, vorwiegend exotischen Formen den besonders durch Frankreich, England und Nord- Amerika, aber auch seitens Oesterreichs und Italiens ins Werk gesetzten Erdumsegelungen zu verdanken. Den bereits erwähnten Fr eye in et' und Duperrey'schen Expeditionen folgten die von Dumont d' Urville geleiteten Fahrten des Astrolabe und der Zelee (1834—1853), deren Crustaceen- Ausbeute in Quoy und Gaimard, so wie in Jacquinot und Lucas ihre Bearbeiter fand, ferner diejenige der Bonite (1841) unter Vaillant (Crustaceen von Eydoux und Souleyet), des Samarang Einleitung. 773 (1848) unter Beleb er (Bearbeiter: Adams und White). Alle bis- herigen an Reichthiim der Ausbeute weit iibertrcflfend waren die von den Vereinigten Staaten unter Ch. Wilkes (1852 — 53) und unter Ringgold und Rodgers (1857 — 1860) raisgerüsteten Expeditionen, deren Material an Decapoden die Werke von J. Dana und W. Stimpson veranlasste. Den von C. Heller (1861 — 65) bearbeiteten, auf der österreichischen Fregatte Novara gesammelten Arten schliessen sich dann endlich die ebenso reichhaltigen, wie besonders durch höchst autTallende Tiei'seeformen bemerkenswerthen Funde der unter Wyville Thompson unternom- menen mehrjährigen Challenger- Fahrt an, weiche (1874 — 1889) durch Willemoes-Suhm, Miers, Henderson und Spence Bäte zur Kenntniss gebracht wurden. Unter den verschiedenen Faunengebieten ist dasjenige der Ostsee nach Z ad dach (1844) durch Moebius (1873), der Nordsee besonders durch Kroyer (1841—45), Lilljeborg (1851-55), Loven (1852), P. van Beneden (1861), Mich. .Sars (1861—68), Boeck (1864—72), Esmark (1866), 0. Sars (1866—82), Metzger (1875), Meinert (1877) und Hoek (1888) durchforscht und erörtert worden. Mit beson- derem Eifer haben die Engländer im Anschluss an Leach der Fest- stellung der Decapodenfauna Grossbritannieus und Irlands bis in die neueste Zeit hinein obgelegen, wie dies die zahlreichen Mittheilungen und Werke von W. Thompson (1842-53), Bell (1844—53), White (1850—57), Spence Bäte (1851-68), J. und R. Couch (1861—64), Norman (1861— 68), K in ah an (1862— 64), Cornish (1866 -69), Sim (1871), Andrews (1878), Carrington und Lovett (1881 — 87), d'Urban (1884), Skuse (1886) und Henderson (1887) bekunden. Die Küsten Frankreichs haben nach Desmarest neuerdings besonders P. Fischer (1872—73), Clement (1873), Hesse (1876), Barrois (1880), Bonuier (1887—88) und Gourret (1887—89), diejenigen von Spanien und Portugal Brito Capello (1873—79), Alph. Milne Ed- wards (1881) und Buen (1888) auf ihre Decapoden untersucht. Wie schon vor dem Erscheinen des Milne Edward 'sehen Werkes hat auch bis auf die neueste Zeit die Fauna des Mittelmeeres und der Adria die Aufmerksamkeit der Carcinologen in ganz besonderem Maasse in Anspruch genommen. An die Roux' und Risso'schen Forschungen schlössen sich diejenigen von Cocco (1833), Prestandrea (1833), Guerin (1835- 1855), Rizza (1839), Or. Costa (seit 1844), Lucas (1846—53), Hope (1851), Heller (1856-63), Grube (1864), Nardo (1868), Barcelöy Com bis (1875), Stalio (1876— 77), Hall er (1879), Alex. Brandt (1880), Jolier (1882) und Stossich (1882) an und V. Carus (1885) unternahm die sehr dankenswerthe systematische Zu- sammenstellung aller bis dahin aus dem Mittelmeerbecken zur Kennt- niss gebrachten Arten. Für das Schwarze Meer kommen ausserdem die Arbeiten von H. Rathke (1836), Marcusen (1867) imd Czerniavsky (1868—1884) in Betracht. 774 Decaijoda. Mit den Decapoden des Rothen Meeres beschäftigten sich im Anschluss an Savigny und Rüppell in besonders eingehender und umfassender Weise Heller (1861), Paulson (1875) und de Man (1880—81), wäh- rend Miers (1878) und Kossmann (1880) noch kleinere Nachlesen lieferten. Ebenso ist die Küstenfauua des übrigen Afrika einschliesslich Madagascars durch eine ganze Reihe mehr oder weniger umfangreicher Arbeiten von Krauss (1843), Herklots (1851), Bianconi (1851— 69), Alph. Milne Edwards (1862—78), Brito Capello (1865), v. Mar- tens und Hilgendorf (1869—78), Miers (1881—85), Lenz und Richters (1882), Studer (1883), Osorio (1887— 88), Barrois (1888) und G. Pfeffer (1889) in ausgiebiger Weise zur Kenntniss gebracht worden. Für die Kenntniss der ostasiatischen Decapoden bildet das de Haan'- sche Prachtwerk über die Fauna Japonica (1833—42) den Ausgangs- punkt; wichtige Ergänzungen zu demselben lieferten später Berthold (1845), V. Martens (1868), Miers (1879) und Pocock (1890). Der schon seit ungleich längerer Zeit in ziemlichem Umfang bekannten Deca- poden-Fauna Ostindiens und der Hunda- Inseln, Philippinen u. s. w. er- wuchsen namhafte Bereicherungen durch die faunistischen Arbeiten von White (1847), Bleeker (1857), Alph. Milne Edwards (1868), Wood-Mason (1871-85), Miers (1880), de Man (1880-89), Sluiter (1881), Lucas (1882), Walker (1887) und (für Ceylon) F. Müller (1887). Nachdem die Decapoden -Fauna Australiens und Polynesiens in wei- terem Umfange zuerst durch Dumont d'Urville's Reise (1853) er- schlossen worden war und durch Kinahan (1858), Spence Bäte (1863), Montrouzier (1865) u. A. Bereicherungen erhalten hatte, ist sie besonders im Verlauf der beiden letzten Decennien in grösserer Allge- meinheit, vor Allem aber für die englischen Colonien (Festland Australiens, Neu-Seelaud) erforscht und bearbeitet worden. Es beschäftigen sich da- mit die zahlreichen Publikationen von Hess (1865), v. Martens (1868 bis 1870), Gould (1870), Alph. Milne Edwards (1872—76), Miers (1875—77), Hutton (1875—82), Hector (1877), Kirk (1878—79), G. Thomson (1879—85), Ha s well (1879—82), Chilton (1882), Filhol (1884—85) und Zietz (1887). Eine fast ebenso reichhaltige Literatur haben auch die Decapoden Mittel- und Süd-Amerikas veranlasst. An derselben haben sich besonders betheiligt Th. Bell (18S5— 41), Poeppig (1836), Wiegmann (1836), H. Milne Edwards und Lucas (1843), Nicolet in Gay's Fauna Chilena (1849), H. de Öaussure (1853 — 58), Ramon de la Sagra (1856), Kinahan (1858), Sidn. Smith (1«69— 71), v. Martens (1869—72), Cunningham (1870), Streets (1871—72), Miers (1877 bis 1881), Alph. Milne Edwards (1881), Goeldi (1884-86), Pfeffer (1887) und Pocock (1889). Mit regem Eifer hat man sich nach dem Erscheinen des Milne Edwards'schen Werkes in Nord-Amerika der Erforschung der dortigen Einleitnng. 775 Decapodcn-Fauua wieder zugewandt, nachdem seit dem Erscheinen der Say 'sehen Arbeiten eine etwa 25jährige Ruhepause eingetreten war. Einen neuen Anstoss gab de Kay 's Fauna von New-Yorli (1844), welcher dann nach und nach die Arbeiten von Girard (1852), Dana (1854), Lc Conte (1855), Stimpson (1857—74), Spence Bäte (1864), Hagen (1870), Sidn. Smith (1869—85), Locliington (1875—79), Putnam (1875), Leidy (1878), Kingsley (1878—80), Faxon (1884 bis 1886) und Herricii (1888) folgten. Die Küsten der arktischen Länder endlich sind in ihrem westlichen Theil besonders durch H. Kroyer (1838-45), M. Sars (1858), 0. Sars (1869-86), Buchholz (1874), Heller (1875), Miers (1877—81) und Hansen (1887), in ihrem östlichen Theil (Weisses Meer, Sibirien, Behrings- Strasse) durch Brandt (1850—51), Jarschinsky (1870), Stuxberg (1882-86), Richters (1884), Murdoch (1885) und Hansen (1885-86) auf ihre Decapoden erforscht worden. Monographische Bearbeitungen theils ganzer Familien, theils einzelner Gruppen und Gattungen haben H. Milne Edwards (1836—53), Kroyer (1842-59), Ericbson(1846), Brandt (1849— 50), Dana (1851), Bell (1855), Girard (1859), Alph. Milne E d wards (1861— 79), Ordway (1863), Miers (1877— 85), Norman (1878— 79), Spence Bate(1878— 81), Pfeffer (1880), Kingsley (1880) und de Man (1881) geliefert, mehr oder weniger umfangreiche Beiträge zur Gattungs- und Artenkenntniss Guerin (1828—55), H. Milne Edwards (1833—54), Desjardins (1835), Th. Bell (1835— 58), Kroyer (1837— 45), Philippi (1838-60), Lucas (1839—82), Duvernoy (1840), Newport (1847), White (1847-61), Reinhardt (1849), Desmarest (1849), Brandt (1849-53), Peters (1852), Stimpson (1852—59), Dormitzer (1853), Dana (1854), Le Conte (1855), Gerstaecker (1856), Esmark (1856), Her- klots (1857), de Saussure (1857), v. Martens (1857—68), Lere- boullet(1858), Gerstfeldt (1859), Spence Bäte (1859— 83), Strahl (1861—62), Johnson (1861—67), Lütken (1861-65), Heller (1862), Gill (1862), Giebel (1863—75), Alph. Milne Edwards (1865—79), Klunzinger (1866—82), Hilgendorf (1868-88), Streets (1870), Brito Capello (1871—78), Hutton (1873), Tapparone (1873), Kessler (1874-76), Wo od-Mason (1875-85), F. Müller (1876— 81), Miers (1876— 77), Bovallius (1876— 81), Lockington (1876), Gosse (1877), Kossmann (1878), Boas (1879-82), de Man (1879-82), Haswell(1879), Sidn. Smith (1880-85), Kirk (1880— 87), Winkler (1881), Parker (1887), Riggio (1888) u. A. Ueber die geographische und Tiefen- Verbreitung der Decapoden han- delten im Anschluss an H. Milne-Edwards (1838) u. A. Dana (1853—56), Heller (1869), P. Fischer (1872), Catta (1876), Huxley (1878), Holdsworth (1880), Kingsley und Sidn. Smith (1880), Alph. Milne Edwards (1881), Spence Bäte (1885) und Barrois (1887). 776 Decapoda. Auf die Existenz fossiler Decapoden ist bereits in der vor-Linne'- schen Zeit, als die Petrefakten noch ziemlich allgemein als „Naturspiele" angesprochen wurden, hingewiesen und neben einigen Brachyuren-Formen durch Rumph (1705) auch eine Eryoniden - Art durch J. Bai er (1708) zur Kenntniss gebracht worden. Blieben derartige Bekanntmachungen, wie sie auch von Besler (1716), A. Moro (1740), Hebenstreit (1743), Knorr(1755), Walch(1773) U.A. ausgingen, während des achtzehnten Jahrhunderts immer noch vereinzelt, so traten sie in v. Schlotheim's Petrefaktenkunde (1820 — 23) schon in grösserer Reichhaltigkeit auf, bis fast gleichzeitig (1822) AI. Bronguiart im Verein mit Des mar est die erste methodische und kritische Zusammenstellung der bis dahin be- kannt gewordenen Gattungen und Arten unternahm und auf diese Art der wissenschaftlichen Erforschung der vorweltlichea Decapoden den Weg bahnte. Neben Sowerby (1826) in England, Roux (1829), La Joye (1834), Deslongchamps (1835), Lucas (1839) in Frankreich, de Koninck (1841) in Belgien, Pusch (1838), Geinitz (1840) u. A. in Deutschland, waren es während der nächstfolgenden Decennien vor Allem Herrn, v. Meyer (1833—62), Graf Münster (1839—46) und A. Reuss (1845 — 59), welche in ihren zahlreichen und mehr oder weniger umfassen- den Publikationen ein ungemein reichhaltiges und mannigfaches Material aus der Trias, dem Jura, der Kreide und den Tertiärschichten der ver- schiedensten Lokalitäten Deutschlands (Taunus, Württemberg, Solnbofen, Böhmen, Oberschlesien, Mähren, Raibl, Oeningen u. s. w.) zur Kenntniss brachten und die verwandtschaftlichen Beziehungen der untergegangenen zu den lebenden Formen zu ermitteln bestrebt waien. Unter den durch H. V. Meyer bekannt gemachten Formen sind besonders die merkwür- digen Brachyuren-artigen Maskenkrebse {Frosopon und Verwandte), unter den vom Grafen Münster erwähnten sein Plialamjitcs jJnscus (Paljn^ies priscus Roth, v. Meyer) deshalb als interessant hervorzuheben, weil derselbe nicht, wie sein Entdecker glaubte, einen 0^»7io-artigen Arachniden darstellte, sondern schliesslich (Gerstaecker, 1864) als Phijllosoma nach- gewiesen werden konnte, mithin also die Existenz dieser auffallenden Loricaten - Larven schon für die Periode des weissen Jura sicherstellte. Auch den bis dahin nur in spärlichen Resten bekannt gewordenen Ma- cruren fügten beide Forscher einen überraschenden Reichthum an zum Theil sehr auffallenden und in trefflichem Erhaltungszustand befindlichen Formen, welche neben der Trias und der Kreideformation vor Allem die unerschöpflichen lithographischen Schiefer von Eicbstädt und Solnbofen geliefert hatten, hinzu. Die reichen Funde, welche durch die Arbeiten der genannten drei Forscher für die deutschen Formationen aufgedeckt wurden, veranlassten nunmehr auch die Engländer, den fossilen Decapoden ihres Landes nähere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Neben M'Coy (1849— 54) undCb. Gould (1857) war es ganz besonders Thom. Bell, welcher (1857—62) zuerst die Malacostraken des Loudon-Thons, später diejenigen der Kreide (Gault Einleitung. 777 iiud Greeiisand) nionographisch bearbeitete, hierdurch aber zugleich deu Austoss zu weiteren Forschungen gab, welche unsere Kenntniss von der zeitlichen Verbreitung der Decajioden wesentlich bereichern sollten. Wäh- rend nämlich bis dahin die Existenz solcher nur bis in die Trias hinein verfolgt worden war, kamen jetzt durch Huxley (1857 — 62) und Salter (1861^63) auch vereinzelte Decapoden-Formen aus der Steinkohlen-Periode zur Kenntniss, welchen später Peach (1880-82) noch weitere hinzu- fügte. Freilich sollte auch hiermit noch nicht die unterste Grenze in dem Auftreten dieser Crustaceen-Ordnung erreicht sein, sondern alsbald in den oberen Devon verlegt werden. Nachdem Etheridge (1877—79) eine Gattung Anthrapalaemon aus dem Old Red Sandstone Englands zur Kennt- niss gebracht hatte, wurde bald darauf (1880) von Whitfield noch eine zweite Macruren-Form (Palaeopalaemon) in dem oberen Devon von Ohio aufgefunden. Waren bis zu den Zeiten H. v. Meyer 's und des Grafen Münster fast ausschliesslich aus dem Inlande fossile Decapoden zur Kenntniss ge- kommen, so wurden von jetzt an auch die den übrigen Erdtheilen eigen- thiiralichen, wenngleich nur gelegentlich und vereinzelt, in Angriff ge- nommen. So machte u. A. Bell (1845) eine Tlmlassina aus Neii-Holland, v. Meyer (1847) und Noetling (1885) tertiäre Brachyuren aus Aegypteu, Stoliczka (1871) aus Ostindien, Woodward (1876) eine solche von Neu-Seeland, v. Fritsch (1878) Decapoden -Reste aus dem Eocaen von Borneo bekannt. Für die Bekanntmachung nordamerikanischer Funde waren besonders W. Stimpson (1863), Cope (1869), Whitfield (1880), Packard (1880—87) und Claypole (1884) thätig. Auch aus Peru wurde von Packard (1889) ein fossiler Macrure erwähnt. Den bei weitem grössten Umfang in der während der letzten vier Decennien publicirten Literatur über fossile Decapoden nimmt die Be- arbeitung der in den einzelnen Erdschichten und au bestimmten Lokali- täten aufgefundenen Gattungen und Arten ein. Den tiiasischen Decapoden von Raibl wandten besonders Reuss (1858) und Bronn (1858) ihre Aufmerksamkeit zu, den jurasischen in Deutschland Quenstedt (1850), Reuss (1858) und Oppel (18G2), in England Gould (1857), Wood- ward (1863) und Carter (1886), in Frankreich Berville (1857), Etallon (1859—61), Moriere (1863) und de Ferry (1864). Für die Erforschung der cretaeeischen Formen waren für Böhmen Reuss (1845), Eric (1868) und besonders Fritsch und Kafka (1887), für Westphalen von der Marck (1863) und Schlüter (1862—79), für die Niederlande Binkhorst (1857), Noetling (1881) und Pelseneer (1886), für Frankreich Robineau-Desvoidy (1849) und Alph. MilneEdwards (1860—62), für England M'Coy (1854), für den Faxoe-Kalk Fischer- Ben zon (1866) thätig. Ueber tertiäre Decapoden endlich handelten Schlüter (1879) und Noetling (1881-87) für norddeutsche Fundorte, Catullo (1854) und vor Allem Bittner (1875—87) für Verona und Vicenza, Sismonda (1849) für Piemont, Fontannes (1886) für Por- 778 Decapoda. tugal, Woodward (1870—72) für p:nglaiid, Packard (1880—81) für Nord-Amerika. Auch an vereinzelten monographischen, vorwiegend die Systematik berücksichtigenden Arbeiten hat es nicht gefehlt. Den Reu ss 'sehen Beiträgen zur Kenntniss fossiler Krabben (1858—59) folgte die umfassende Bearbeitung der fossilen Brachyuren von Alph. Milne Edwards (1861 — 65), in welcher ihre verwandtschaftHchen Beziehungen zu den lebenden Formen einer näheren Erörterung unterzogen werden; ferner eine Monographie der fossilen Thalassinen (1860) desselben Verfassers, eine Erörterung der fossilen jRawma- Arten von Brocchi (1877) u. A. 2. Literatxir. 1. (Jeschiehte. Cuvier, G. , Dissertatiou critique sur les especes d'ecrevisses connucs des anciens et sur Ics noms qu'ils leur ont donnis (Annal. d. Museum d'hist. nat. IL p. S6H — 384) 1S03. , Uissertatioiis snr une espece d'ecrevisses connue des auciens. Avec .^ pl. (Mcmoires poiir servir a l'histoire et ä I'anatomie des MoUusques, No. 22) Paris, 1S17. Sclineider, J. G., Uebcr die von Aristoteles beschriebenen Gattungeji und Arten von Krebsen (M;igaz. d. üesellsch. natnrforsch. Freunde zu Berlin I. S. 163 — 185) 1807. Meyer, J. B., Aristoteles' Thierkunde. Ein Beitrag zur Geschichte der Zoologie, Physiologie und alten Philosophie (Berlin, 1855) S. 240 fl'. 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Dip nahen verwandtschaftlichen Beziehungen, welche, wie bereits S. 5-17 hervorgehoben worden, die Decapoden im engeren Sinne mit der Unterordnung der Schizopoden darbieten, finden bei einer nicht unbe- trächtlichen Zahl ihrer Mitglieder einen entsprechenden Ausdruck schon in ihrer Gesammterschoinung. Die gewölmlich als Langschwänze (Ma- crura), Krebse. Garneelon (Caridae) etc. bezeichneten Formen (Taf. LXIX, Fig. 3, u. 9, LXX, Fig. 1, 19 u. 20, LXXI, Fig. 1, LXXIII, Fig. 1, 2 u. 4) schliossen sich den Schizopoden, wie diu'cli iiu-e Lebensweise, so auch durch ihren Halütus sehr eng und selbst unmittelbar an. Der lang- streckige, mit einem relativ stark entwickelten Postabdomeu ausgestattete Rumpf in Verbindung mit den dünnen, in lange Geissein auslaufenden Fühlern, den meist schlanken und dünnen Beinen, der fächerförmigen Schwanzflosse u. s. w, bedingt bei beiden eine nicht geringe und selbst durch die thatsächlichen Difterenzen kaum beeinträchtigte Formähnlich- 822 Decaiioda. keit. Während es indessen unter den Schiznjjoden bei dieser gewisser- maassen ursprünglichen Gestaltung trotz mannigfacher Modifieationen im Einzelnen sein Bewenden hat. macht sieh bei den allerdings in einer unendlich grösseren Artenfülle auftretenden Decapoden das gerade Gegen- theil geltend. Bei ihnen bildet jene langstreckige Garneelenform gewisser- maassen nur den Ausgangspunkt zur Entfaltung einer schier unbegrenzten Mannigfaltigkeit von Erscheinungen, welche oft an Bizarrheit und A)ien- teuerlichkeit ihres Gleichen suchend, in ihren extremsten Ausläufern jene urspi-üugliche Form in das gerade Gegentheil umgewandelt erkennen lassen. Es sind kaum schärfer ausgesprochene Gegensätze in der Ge- sammterscheinung denkbar, als sie sich z.B. in aimr Pasiphaea (Taf.LXIX, Fig. 9) und einem Penaeus (Taf. LXX, Fig. 19) einer- und in einer mit halbkugligem oder selbst quercylindrischem Rumpf versehenen Mijiv uiul Ixa (Taf. LXXVI, Fig. 3 u. 1) andererseits darstellen. Dass ein so völlig veränderter und eigenartiger Habitus, wie er bei den sogenannten Taschenkrebsen (Kurzschwänze, Brachijura) durchgehend zu Tage tritt, sicli aber freilich aus jener ursprüngliclien (Jarneelenform erst Schritt für Schritt, d. h. durch Vermittelung der allmählichsten und mannigfachsten Zwischenformeu hervorbildet, nur unter der eingreifendsten Form-Modification der meisten und wichtigsten Theile des Hautskelets zu Stande kommen kann, liegt auf der Hand. Rumpf und Gliedmaassen spielen dabei eine gleich wichtige Rolle und gehen in ihren Umgestal- tungen der Hauptsache nach sogar Hand in Hand. Den ganz linearen Formen {Pasiphaea u. a.) schliessen sich zunächst solche an, bei welclien {Crangon: Taf. LXX. Fig. 1, Pohjchdes: Taf. LXXI, Fig. 1) bereits eine deutliche Verbreiterung des einen oder beider Rumpf -Abschnitte auf Kosten ihrer Länge zum Austrag kommt, zuweilen unter gleichzeitiger Verkürzung und Formveränderung der Fühler (Sci/llanis: Taf. LXXI, Fig 2). Diese Verkürzung und Verbreiterung beider Rumpftheile geht abermals einen Schritt weiter bei Galathm (Taf. LXXI, Fig. 5), l)ei welcher zu- gleich die Innenfflhler und das fünfte Beiupaar rudimentär werden, wäh- rend die fächerförmige Schwanzflosse trotz ihrer gleichfalls schon starken Verkürzung noch die ursprünglich typische Gestaltung festgehalten hat. üeberwiegt hier das Postabdomen mit der Schwanzflosse, welche vom lebenden Krebs bal)> gesti-eckt getragen werden können, den Cephalothorax noch immer etwas an Länge, so wird derselbe bei der sieb gleiclifalls durch verkümmerte Lmenfühler und Hinterbeine auszeichnenden Gattung Porcellana (Taf. LXXII, Fig. 5) sclion fast ganz unter die Bauchseite des noch viel stärker verkürzten Cephalothorax eingeschlagen, olnie jedoch vorläufig noch die fünffächerige Scliwanztlosse (^Fig. 5 b) einzubüsseii. Diese erleidet dann schon trotz des z. Tb. noch recht umfänglichen Postabdomens eine sehr viel stärkere Modification. bez. Reduction in ihren Seitentheilen (Pes spmius 6.) l)ei Aegica (Taf. LXXIV, Fig. 1), den Ptcrygura {Hippa, Bemipes, Albunea) (Taf. LXXII, Fig. 1—3) und Pa- (jnridca (Taf. LXXI, Fig. 3 c, 4, 4 a). um die bei den weiter sicli an- Organisation. 823 sfliliessendoii Formen (niitn-toiide gänzlirlio Auflösung- der Schwanzflosse vorläufig an7.ubahnen. Bei" den durch letzteres Merkmal cluirakterisirten, in mwr wahren Fülle der wandelbarsten Formen auftretenden eigentlichen Taschenkrebsen iiat dann endlich der oft stark in die Quere entwickelte Cephalothorax (Taf. LXXV, Fig. 2. u. 4, LXXVL Fig. In. 2) ein derartiges Ueber- uewicht erreicht^ dass das besonders bei den männlichen Individuen kümmerlich ausgebildete Postabdomen bei Betrachtung der Kückenseite entweder überhaupt nicht mehr oder nur im Bereich seiner äussersten Basis frei hervortritt. Der Bauchseite des Cephalothorax deckeiförmig aufliegend (Taf. LXXII, Fig. 8d, LXXVI, Fig. 4a) oder, wie bei den niännÜchen Individuen {Macrophthahms: Taf. LXXV, Fig. 4a, Maja: Taf. LXXVI, Fig. 4 b) in eine rinnenförmige Vertiefung des Stemum fest .«ingeschlagen, stellt es sich besonders bei letzteren, wo es nicht nur häutig seine normale Gliederung, sondern im Bereich der vier hin- teren Segmente stets auch die Spaltbeine einbüsst, gewissermaassen nur noch als" der letzte Rest eines ursprünglich sehr dominirenden Köi-per- abschnittes dar. Diesen höchst auffallenden Modificationen in der Form und relativen Grösse der beiden Rumpf-Abschnitte schliessen sich ganz ähnliche auch an den für den Gesammthabitus charakteristischen Gliedmaassen an. AVährend bei den langschwänzigen Decapoden mit vereinzelt dastehenden Ausnahmen (Scyllanis) Taf. LXXI, Fig. 2) beide Fühlerpaare (Taf. LXIX, Fig. 1 u. 9, LXX, Fig. 1, 17, 19, 20, LXXI, Fig. 1, LXXIII, Fig. 1, 2, i,b) in mehr oder weniger lange, nicht selten sogar den ganzen Rumpf an Länge überragende Geissein auslaufen, mit ihrem basalen Schaft auch frei aus" dem Kopftheil des Cephalothorax hervortreten, macht sich bereits hei verschiedenen, zu den Brachynren hinneigenden Formen (Galathea: Taf. LXXI. Fig. 5. ForcdJana: LXXII, Fig. 5, Hippn: LXXII, Fig. 1, Uomola: LXXII, Fig. 6, Acijlm: LXXIV, Fig. la) eine starke Verkürzung der Innenfühler bemerkbar. Bei den Taschenkrebsen überträgt sich nun diese Verkürzung mit vereinzelten Ausnahmen (Corystcs: Taf. LXXV, Fig. 1) auch auf die Aussenfühler, welche zwar in der Regel (Gelasimus: Tal LXXV, Fig. 5 u. 6, Ltipa: Taf. LXXV, Fig. 2, 2 a) noch eine mehr- gliedrige Geissei tragen, trotzdem aber aus dem Vorderrand des Cephalo- thorax "nur wenig ßlaja: Taf. LXXVI, Fig. 4) heraustreten. Sie können aber in einzelnen Gruppen der Brachyuren (Ixa: Taf. LXXVI, Fig. 1, la, Mym: Taf. LXXVI, Fig. 3) gleich den Innenfühlern selbst so kurz werden und unter der hervortretenden Stirn so tief versteckt liegen, dass sie von obenher überhaupt nicht wahrzunehmen sind. In Ausnahmefällen (Äcan- thocyclus: Taf. LXXVI, Fig. 6) verschwinden sie sogar vollständig. Nicht ohne Beziehung zu dieser Grössenreduction besonders der Aussenfühler steht auch bei "der überwiegenden Zahl der Taschenkrobse das Verhalten der Augenstiele, welche in manchen YäMm (Macrophtlialmus: Taf. LXXV, Fig. 4, Gonoplax, Gelasimus, Podophfhalmus u. A.) zwar noch langstreckiger 824 Decapoda. als bei den Macrureii ausfallen können, in diesem Fall auch nahe der Mittellinie der Stirn ihren Ursprung nehmen und eine sehr freie Einleukung beibehalten, in der Eegel jedoch stark verkürzt \uid in enge Aushöhlungen des Stirnrandes (Lupa: Taf. LXXV, Fig. 2, Lambrus, Myra: Taf. LXxVl, Fig. 2 u. 3) tief eingesenkt erscheinen, wodurch sie sowohl in ihrer Grösse wie in ihrer Beweglichkeit stark beeinträchtigt werden. Von den ventralen Gliedmaassen sind es einerseits die äusseren Kieferfüsse (Pes maxillaris 3.), andererseits die fünf ßeinpaare, welche, erstere besonders in ihrer Form, letztere zugleich in ihrer Einleukung durch die Umgestaltung des Rumpfes stark beeinflusst werden. Während erstere bei den Macruren {Scyllarus: Taf. LXXI. Fig. 2 a, Stenopus: Taf. LXXIII, Fig. 1 b, Palaemon: Taf. LXXIV, Fig. 2 h)" und den Ueber- gangsformen (Porcellana: Taf. LXXIV, Fig. 3^ Aeglca: Taf. LXXIV, Fig. Ic, Galathca: Taf. LXXI, Fig. 5a, Pagunis: Taf. LXXI, Fig. 4b, Birgits: Taf. LXXL Fig. 3 b, Homola: Taf. LXXIl, Fig. 6 b. Lifhodes: Taf. LXXII, Fig. 81)) in nalie übereinstimmender Weise beinförniig er- sclieinen und eine mein' verticale Richtung einhalten, liegen sie bei den Brachyuren durchaus horizontal, verbreitern sicii in mehr oder weniger auffallender Weise und verdecken so in Form von Laden (Taf. LXXVI, Fig. 1 a, 2 b, 4, 5, 6, 7 a) die vorangehenden Paare. Durcli diese ihre Verbreiterung bewirken sie aber wieder eine Verdrängung des ersten Beinpaares in der Richtung nach aussen gegen den Seitenrand des Ce- phalothorax hin {Mncrophthalmus: Taf. LXXV, Fig. 4 u. 4 a, p') und. da diesem die übrigen ßeinpaare folgen, mittelbar zugleich eine mehr oder weniger starke Verbreiterung des Sternum (Taf. LXXV, Fig. 4 a, st), wie sie in ähnlicher Weise sich freilich auch schon bei Oalathea (Taf. LXXI, Fig. 5b) vorfindet. Es ist aber nicht nur diese, der veränderten Form des Cephalothorax angepasste Einleukung, welche die Beine der Bra- chyuren scharf charakterisirt : sondern es gesellt sich dazu auch noch bei aller Mannigfaltigkeit in der relativen Länge, der specielleren Gestal- tung u. s. w. eine gewisse T']inlieitliehkeit in dem Verhalten iiu-er End- abschnitte. Während letztere unter den Macruren dahin wechseln, dass sie bald (Lucifer: Taf. LXIX, Fig. 1. Scyllarus: Taf. LXXI. Fig. 2, Pa- linunis u. A.) eine einfache Endklaue darstellen, l)ald (Taf. LXX, Fig. 1, 17, 19, 20, LXXI, Fig. 1, LXXIII, Fig. 1—5) an mehreren oder selbst allen Paaren eine Scheere liilden, regulirt sicli dieses Verhalten unter Ver- mittelung einer Anzahl von Uebergangsformen, wie Galathea (Taf. LXXI, Fig. 5), Aexjlca (Taf. LXXIV, Fig. 1), Porcellana, Homola, Lühodes (Taf. LXXII, Fig. 5, 6, 8) u. A. bei den Taschenkrebsen dahin, dass das den übrigen an kräftiger Ausbildung in der Regel beträclitlich voran- stehende erste das allein scheerentragende ist und dadurch allen folgenden gegenüber zum Greiforgan oder zur Waffe gestempelt wird. 2. Hautskelet. Dasselbe durchläuft bei den Decapoden die denkbar verschiedensten Grade der Consistenz, ohne dass dieselben an eine bestimmte Grösse Organisation. 825 ncltiindeii waren. Allerdings kommt den kleinsten liberliinipt bekannten Formen (Lucifcr: Tat. LXIX, Fig. 1) die zarteste, vollkommen glasartig dnrclisichtigo, den gvössteu (Flatycarcinus, Maja, Homarm, Palinurus u. A.) die dickste, panzerartig erhärtete nnd Imicliigste Haut, welclie in diesem Fall ein äusserst resistentes Ausseiiskelet bildet, zu. Die zwischen beiden Grössen-Extremeu die Mitte haltenden Formen lassen jedoch in Bezug auf die Consolidiruug ihrer Haut die grösste Ungebundenheit erkennen, derart, ilass z. B. die etwa 20 cm lange westafrikanische Callimiassa Turnerana White die Rumpf haut nur derb lederartig, zahlreiche nur 2 cm lange Taschenkrebse dieselbe dagegen brüchig hart zeigen. Während ferner in vielen Fällen das Hautskelet an allen Körpertheilen eine gleiche Dicke und Resistenz besitzt, wie z. B. bei zahlreichen (iattungen der Braehyuren- Faniilie Oxyrrhynchn {Lamhrus: Taf. LXXVI, Fig. 2), bei Lithodes (Taf. LXXII, Fig. 8), Banma (Taf LXXI, Fig. 6), Galathea (Taf. LXXI, Fig. 5), Crangon (Taf. LXX, Fig, 1), Scyllarus (Taf LXXI, Fig. 2) u. A., kann in gewissen Gruppen {Pagurus: Taf LXXI. Fig. 4) der Cephalo- thorax eine lederartige, das Postabdomen sogar eine weichhäutige Con- sistenz annehmen, während die drei vorderen Beinpaare brettartig erhärtet erscheinen. Ein ähnlicher Gegensatz zwischen den besonders kräftig entwickelten, scheerentragenden Beinpaaren, welche dm-ch starke Ver- kalkung erhärtet und schwer geworden sind, zu dem nur mit einer hornig biegsamen Haut versehenen Rumpf zeigt sich auch recht allgemein bei den Macruren-Gruppen der Cariden und Thalassiniden (Alpheus: Taf. LXX, Fig. 17, Fontonia, Stenopus, Gebia, CalUanassa: Taf LXXIII, Fig. 1, 3, 4 u. b). Dass am Rumpf der Macruren die Bauchhaut ungliech zarter und weniger erhärtet ist, als die Rückenhaut, ist vom Flusskrebs vmd Hummer allgemein bekannt; im Gegensatz zu ihnen hat bei den Taschen- krebsen die Bauchseite wenigstens im Bereich des Cephalothorax die gleiche Solidität wie die Rückenseite angenommen. C e p h a 1 0 1 h o r a x. Der gewöluilich als ,, Brustpanzer" oder „Rückenschild" bezeichnete vordere Abschnitt des Decapoden-Rumpfes zeigt in seiner ursprünglichen Form, wie sie unter den Macruren liei den Cariden, Thalassiniden und Astacinen auftritt, in allem Wesentlichen eine grosse Uebereinstimmung mit demjenigen der Schizopoden, besonders der Gattungen LopJiogaster, Eucopia, GnatJiophausia und Verwandten, bei welchen er die Mittelleibs- segmente bis auf einen kleinen Rest von oben lier bedeckt. Für die Decapoden muss es als die Regel gelten, dass er mit seinem Hinten-ande die Basis des Postabdomen erreicht oder sich derselben selbst auflegt, mithin also sämmtliche Mittelleibssegmente unter sich birgt (Sergestes: Taf. LXIX, Fig. 3, Palaemon: Taf. LXX, Fig. 20). Trotzdem fehlt es in dieser Beziehung an ziemlich directen Uebergängen zu den genannten g26 Dccapoda. Schizopodeu-Gattungon keineswegs. Ist sein Hinterniiid nicht gerade abgeschnitten, sondern bogig ausgeschweift {Pasiphtea: Taf. LXIX, Fig. 9, AVplieiis und Pcnams: Taf. LXX. Fig. 17 u. 19, Crangon: Taf. LXX, Fig. 1, Stenopus und Pontonia: Taf. LXXIII, Fig. 1 u. o), wie es ausser den genannten Gattungen auch hei Tupton und Fandalus der Fall ist, so tritt zwischen ihm und dem ersten Hinterleibssegment noch ein Theil des letzten Mittelleibsringes frei liervor. Bei Stenopus und Fandalus macht sich ausserdem auch darin eiiu^ Anlidmung an die Schizopoden geltend, dass unter dem weniger tief als gewöluüich heraligezogenen Seitenrand ihres Cephalothorax die Ivicnicn mit ihrer Basis hervorlugen. Ungieicli auffallender als bei (h'n )iezeichneten Macruren-Gattuugen ist jedoch diese Verkürzung des Cephalothorax und die dadurch )iedingte Freilegung von einem oder zwei Mittelleibssegmenten bei einer Anzalil von Decapoden- Formen, welche theils zu den Brachyuren hinneigen, theils diesen direct angehören. Als solche sind besonders hervorzuheben : Eanatra (Taf. LXXI, Fig. 6), Notopns und Lyreidus de Haan. Latreillea (Taf. LXXI, Fig. 7), Porcellana, Homola und Borippe (Taf. LXXll, Fig. 5—7), Bromia, Hiimia, Oncinopus mid Achams, bei welchen mindestens das fünfte, meistens sogar die beiden letzten Beinpaare nebst den ihnen entsprechenden Segmenten vom Cephalothorax nicht mehr überdacht werden. Es wiederholt sich mithin dieses Schizopoden-artige Verhalten des ßückenschildes auch selbst noch bei Decapoden-Formen, welche sich von jener Unterordnung habituell sowohl wie biologisch weit entfernen. Anderweitige rebereiustinimungen des Macruren -Brustpanzers mit demjenigen der SchizoiiO(h'u liegen einerseits in seinem länglichen-, mehr oder weniger ovalen Umriss und der relativ geringen Längsentwickelung im Vergleich zum Postabdomen, andererseits darin, dass, ganz abgesehen von seiner mehr cylindrischen {Stmopus, Crangon, Alphcus, Pontonia, Astacus, Homams u. A.) oder seitlich comprimirten Form {Penmus, Pa- Inemon, Hippohjfc, Nika, Sicijonia, Pandahis, Atya u. s. w.). welclu^ sehr unmerklich in einander übergehen, sich der Rücken ganz allmählich, d. h. ohne deutliche Grenze in die Seitenwände (Pleurae) fortsetzt, mithin im Querschnitt zusammen mit ihnen ein kurzes Oval oder eine bald brei- tere, bald schmälere Längs-Ellipse darstellt. Dass er dabei selbst in den als Ausnahmen hervorgeliobenen Gattungen Stenopus und Pandalus tiefer o-eo'en die Kieferfüsse und Beine liin abwärts reicht und diese enger umscliliesst, als es bei den Schizopoden in der Regel der Fall ist, darf nicht unerwähnt bleiben. In ungleich allgemeinerer V\^eise als bei diesen erscheint sein Stirnrand ddni- odm- schwertförmig ausgezogen und, drängt sich dann als ..Rostrunv mehr oder weniger weit zwischen die Stiel- augen hindurcli. Zunächst ist es ein einfacher, scharf zugespitzter, kegel- förmiger Dorn, welcher dieses Rostrum u. A. bei den Gattungen Pasipliaea (Taf. LXIX. Fig. 9). Crangon (Taf. LXX. Fig. 1 u. 2, Athanas, Nika, Pon- tonia (Taf. LXXIII. Fig. o). Ti/pton, Alpheus (Taf. LXX, Fig. 17). Axius, Stenopus (Taf. LXXIII, Fig. 1), Thalassina und Gchia (Taf. LXXIII, Organisation. 827 Fig. 4), Pulinurus mul nir(jiis (Tat". LXXI. Fig. 3) diirstclU. Di^-sor Dorn modificirt sich sodaim durcli starke seitliclio Compression /.u einer scliwerttormigen. mit ihrer Spitze aufgebogenen luid entweih-r nm- olierhalh nder beiderseits gesägten, resp. stark gezähnten Lamelle, welche ott sehr weit über die Stielaugen hinausragt und sich mitunter nach rückwärts als eine Crista dorsalis mediana fortsetzt (Sergcstes: Taf. LXIX, Fig. 3, PviuicHS und Fdacmon: (Taf. LXX, Fig. 19 u. 20, Pahcmonetcs, Anchistia, Uippi'hjte, Gnathoplii/Ihun, Lysmata, Sicyonia, Pandalus: Taf. LXXIII, Fig. 2 u. A.). Durch eine freie Beweglichkeit an der Stirn zeichnet sich dieses schwertförmige Eostrum bei der Gattung Bhijncliocinetes M. Edw. aus. In anderen Fällen verbreitert sich dasselbe bei geringerer Länge zur Schnallelform, wobei es entweder {Aeglea: Taf. LXXIV, Fig. 1) ganz- randig und gekielt oder (Asfacus, Gchia) mit gezähnten und aufgebogenen, sicli auf den Rücken kielförmig fortsetzenden Seitenrändern versehen sein kann. Eine abermalige Verbreiterung, verbunden mit einer starken, drei-, fünf- oder mehrfachen Bezahnung tritt sodann bei Gnlnthca (Taf. LXXI, Fio-. 5) ein, um schliesslich zu einer auffallend breiten, quer abgestutzten Stirnbildung, wie bei SajUarus (Taf. LXXI. Fig. 2). Ihacus und Thenus, wo sie mit einer eigenthflmlichen ümgestaltimg der Aussenfühler im Znsammenhang steht, auszuarten. Während sich die Bewehrung des Stirnrandes bei manchen Macruren- Formen (Asfacus, Nephro])S, NiM, Alpheus, Atija, Skyonin u. A.) auf das llosti-um beschränkt, treten häufig zu beiden Seiten des letzteren noch längere oder kürzere, meist scharf zugespitzte Dornen in verschiedener Zahl auf. welche in ein bestimmtes Lagernngsverhältniss zu den Augen- stielen mul den Aussenfühlern treten und hiernach als Spina intraocularis, Sp. supraanteunalis und Sp. infraantennalis bezeichnet werden können. Selten sind alle drei nelien einander zur Ausbildung gelangt, wie z. B. bei der hociunirdischen Hippolyte mulcata Fab.. wo die Spina infraan- tennalis der Seitenecke des Cephalothorax entspricht: sehr viel häufiger nur der ober- und der unterliall> des Aussenfühlers entspringende, wie bei Crangon (Taf. LXX. Fig. 1). Pandalus nanval (Taf. LXXIII, Fig. 2), Lysmata setkauda, Palaemondcs varians, Homanis vulgaris u. A. oder selbst nur der Supraantennal-Dorn, wie bei Penaeus caramote, Palacmon carcinus, squiUa, xiphias (Taf. LXX, Fig. 20), Gnafhophyllum dcgans, Pontonia tyrrltciia. Typttm spongkola, Gchia Utoralis u. A. Diesen aus dem Stirn- rande des Cephalothorax selbst hervortretenden Dornen gesellen sich in manchen Fällen noch solche hinzu, welche in geringerer oder weiterer Entfernung vom Stirnrande von der Oberfläche ihren Ursprung nehmen und welche, je nachdem sie dem Seiten- (Aussen-) Rande genähert oder weiter hinauf gerückt sind, als Spina brauchiostegalis luid Sp. hepaticalis bezeichnet worden sind. Auch diese können ebensowohl neben einander (Penaeus mcmhmnaceus: Taf. LXX, Fig. 19) als für sicii allein auftreten. So l)esitzen z. B. Penaeus caramote, Sicyonia sculpta, Palacmon carcinus u. A. nur einen Hepatical-, Ne2)hro2)S nonvegicus, Palaemon squillu und xiphias 828 Decapoda. (Taf. LXX, Fig. 20) nur einen Braachiostegal-Dorn. Diese auf einer localen Verdickung des Rückenschildes berulieuden Einzeldornen, welche von den sich in einzelnen Fällen {Stenopus spinosus und hispklus: Taf. LXXIII, Fig. 1) in grosser Anzahl fast gleichmässig über die ganze Oberfläche des Cephalothorax vertheilten wohl zu unterscheiden sind, scheinen stets durch muskulöse oder sehnige Stränge, welche der Befestigung des Vorderdarmes dienen, bedingt zu sein. Die Oberfläche des Cephalothorax kann bei den Macruren abgesehen von dem sich zuweilen als hintere Fortsetzung des Rostrum darstellenden Mittelkiel {Pasiphaea: Taf. LXIX, Fig. 9 u. 9a, ^Fenaeus: Taf. LXX, Fig. 19) oder verschiedenen gezähnten Längsleisten (Skyonia, Crangon: Taf. LXX, Fig. 1 u. 2) elienso wohl gleicinnässig gewölbt als mehr oder weniger " deutlich von Furchen durchzogen und in letzterem Fall durch diese in eine Anzahl von Feldern abgetheilt sein. Letztere sind schon von Des- marest nach den ihnen ungefähr ihrer Lage nach entsprechenden inneren Organen als Regio gastrica und Regiones hepaticae (im Bereich der vor- deren) luid als Regio cardiaca und Regiones branchiales (im Bereich der grösseren hinteren Hälfte gelegen) bezeichnet worden (Aeglea: Taf. LXXIV, Fig. 1), während H. Milne Edwards die beiden, durch den ,,Sulcus cervicalis" getrennten, auf einander folgenden Hauptfelder — nicht gerade glücklich — als Portio cephalica inid Portio scapularis unterscheiden will. Ein Vergleich verschiedener Macruren-Formen mit deutlich ausgeprägten Furchen ergibt übrigens, dass die meisten derselben in ihrem Verlauf nicht unbeträchtlichen Modificationen unterliegen: höchstens, dass der auf der Rückenhöhe quer verlaufende Sulcus cervicalis mit seinen nach vorn und unten gerichteten seitlichen Fortsetzungen in den Seitenrand constant hinter der Basis der Aussenfühler mündet. Hiervon abgesehen kann derselbe die Rückentiäche ebenso wohl (PaUnnrns, Astacas, Homarus, Äeglea: (Taf. LXXIV, Fig. 1) ziemlich bei der Mitte der Länge, wie deutlich (Pagurns, Cocnobita) oder selbst weit vor derselben {Stenopus, Penaeiis) durchqueren, in letzterem Fall auch wohl (Penaciis) durch den medianen Längskiel breit unterbrochen sein. Selbst unter Mitgliedern einer und derselben engeren Familie ist der Verlauf dieses Sulc\is cervi- calis zuweilen ein auffallend verschiedener, indem er z. B. bei Thalassina nnomala Herbst weit vor, bei CalUanassa Turner ana W hite weit hinter der halben Rückenlänge zu liegen kommt,' so dass die Regio gastrica im ersten Fall viel kürzer, im zweiten reichlich doppelt so lang als die. Regio cardiaca ist. Von mindestens gleicher Wandelbarkeit ist auch der Verlauf der Läugsfurchen, von welchen die beiden vor dem Sulcus cervi- calis liegenden von H. Milne E d w a r d s als Sulci gastro-hepatici, die auf ihn folgenden als Sulci branchio-cardiaci bezeichnet worden sind. Erstere, bei den Thalassiniden besonders stark ausgeprägt imd hier, in weiter Entfernung von einander, mehr oder weniger parallel verlaufend, finden sich bei anderen ({attungen {Nephrops, Homarus) kaum angedeutet oder werden (Äsf.acus, Palinurus) durch Leisten oder reihenweise gestellte Organisation. 829 Ziilnip prsptzt: letztorc, ))oi Callianassa, Gehia u. A. weit von pinaiuler i'utfemt und hinterwärts divergirend, bei Thahssina innander genäliert und stark convergirend , in beiden Fällen aber tief eingesenkt und den Hinterrand des Ceiihalntliorax erreicliend. verflachen sieh bei Aatacus und Homams, um zugleirli weit vor dem Hinterraud abzubreclien, verschwinden fast ganz bei Palinurm und werden bei Ncphropi^ din-ch Längskiele. welchen sich noch ein dritter zugesellt, ersetzt. Die Betrachtung des von seiner Unterlage abgehobenen und los- gelösten Cephalothorax an seiner ausgehöhlten Innenfläciui lässt leicht erkennen, dass hier den äusseren Einsenkungen gleich stark ausgeprägte ripiienartige Anfwulstungen entsprechen, von Avelclien chitinöse, die Leibes- liiUilf theils in senkrechter, tlieils in sclu'äger Kiclitung durchsetzende Membranen ihren Ausgang nolimen (Palinurus, Ästaciis). Letztere können mithin als das V)edingende Moment für die Einfurcluuig angesehen werden. Im Allgemeinen nudir an Maeruren-Formen von ansehnlicher Grösse, wenn aucli nicht durchweg von derberer, auf Verkalkung beruhender Con- sistenz geliunden, gehen diese Furchen und die von ihnen abgegrenzten Felder der überwiegenden Mehrzahl der kleineren und zarteren Formen (Caridae) entweder ganz ali oder finden sich bei solchen nur zum Theil in leichter Andeutung vor, so dass sie als mehr secundäre Bildungen angesehen werden können. Ihre allmähliche, wenngleich nicht in gerader Linie deutlicher hervortretende Ausprägung wird daher ihren Ausgangs- punkt von solcben Formen zu nehmen haben, denen sie, wie Lucifer, Sergcstcs (Taf LXIX, Fig. 1 u. 3), Atya, NiJca, Hippohjfc, Lysmcda u. A., ganz f(dilen. An diese schliessen sich zunächst solche Gattungen an, bei welchen, wie bei Onailwphyllum , Typton, Ponfonia (Taf. LXXXIII, Fig. 3), Paslphaca (Taf LXIX. Fig. 9 a), Skyonia, den kleineren Palaemon- Arten {P. sqiüUa, xipluas: Taf. LXX, Fig. 20) zunächst nur eine seichte, mehr oder weniger geschwungene Längsfnrche jederseits, welche, da sie oberhalb der Kiemen verläuft, als Sulcus epibranchialis oder branchioste- galis bezeichnet werden kann, wahrnehmbar ist. Bei Stmopus luul Pandalus winklig gebrochen, ist sie bei letzterer Gattung von einer leistenförmigen Erliei)ung begleitet. Diesen seitlichen Längsfurchen gesellt sich sodann bei den grösseren Alphms-kxi&w (Taf. LXX, Fig. 17) eine seichte, wenn- gleich hinterwärts noch nicht geschlossene Cervicalfurche hinzu; bei den gi-ossen Pa/fw'/HOM- Arten dagegen (Pal. carcimis). welchen eine Cervical- furclie fehlt, treten im hinteren und oberen Anschluss an die Bran- chiostegalfurchen zwei parallele, die Regio cardiaca begrenzende Längs- furchen (Sulci branchio-cardiaci) auf, so dass gewissermaassen Schritt für Schritt, wenngleich bald nach dieser, bald nach jener Eichtung hin die vollendetere Furcliung und Felderung des Macruren-Cephalothorax angebahnt wird. Letztere geht übrigens bei einigen, auch in anderer Beziehung eigen- thümlichen Maeruren-Formen noch besonders charakteristische Modifi- cationen ein. Bei Thuhsmia anomala Rex-hat {scorpionoides Lair). zer- 830 Dccapoda. fällt die von auffallend tief eingesenkten und daher an Nähte erinnernden Furchen begrenzte Regio cardiaca durch zwei gleichfalls tiefe Querfurchen wieder in drei — vielleicht aneinander bewegliche — Abschnitte, von denen der kürzeste und stark verjüngte letzte die Form eines stumpfen Dornes oder Zäpfchens angenommen hat (Taf. LXXVIII, Fig. 17). Da zugleich die seiir umfangreiclien Eegiones branchiales mittels der Sulci branchio-cardiaci mit der Regio cardiaca und diese mittels des Sulcus cervicalis wieder mit der Regio gastrica leicht beweglich verbunden sind, so liegt hier gewisseimaasseu der Fall einer Auflösung des ursprünglich einheitlichen Cephalothorax in nn?hrere. scheinbar sidbständige Platten, welche sich indessen leicht auf eine unterbrochene Verkalkung zurück- führen lässt, vor. Von dieser tur Thalassina charakteristischen Bildung unterscheidet sich die auf den ersten Blick fast noch auffallendere von Pagunis, CoenoUta und Birgus (Taf. LXXI, Fig. 3 u. 4) nur ganz relativ. Die freie Beweglichkeit der vorderen, seitlich comprimirten und hinteren dorso - ventral allgeplatteten Cepbalothoraxhälfte aneinander l)eruht bei diesen Einsiedler-Krebsen darauf, dass au Stelle des sonst festen Sulcus cervicalis ol)erhall) eine zarthäutige Einsenkung getreten ist, welche durch eine schwache örtliche Chitinisirung und durch den Mangel an Verkal- kung bewirkt wird und zuweilen eine ansehnliche Ausdehnung in der Längsrichtung ainiehmen kann. Bei Pagurns zeigt sicli im Gegensatz zu CoenoUta und Birgus überhaupt nur der Vorderabschnitt (Pars cephalica M. Edw.) stark chilinisirt, rcsp. verkalkt, während der ganze Hinter- absehnitt, also die Regio cardiaca sowohl wie die Reg. In'anchiales nn:'ist weichhäutig bleiben : bei Birgus dagegen setzt sich die V^'eichhäntigkeit des Sulcus cervicalis nur auf die beiden Sulci branchio-cardiaci fort, so dass die breit ovalen Regiones branchiales, von deren Vorderrand sich wieder, durch Nähte getrennt, besondere Platten abheben, an iler ein- gesenkten, schmal sanduhrförmigen und auch hier in zwei selliständige Theile aufgelösten Regio cardiaca verschoben werden können. Dass diese Auflösung des Cephalothorax in zwei beweglich mit einander verbundene Abschnitte keine Stütze für die von H. Milne Edwards (1851) hin- geworfene Ansicht, dass der Ceplialothorax der Decapoden sich aus der Duplicatur eines Antennal- und ^Mandiliular- Segmentes zusammensetzen solle, abgeben kann, liegt auf der Hand. Dieselbe wird el)enso wohl durch die morphologische Betrachtung wie (hn-ch die Entwickehnig dieses Rumpf-Al)sciniittes zur Genüge widerlegt. Auch von dem liei den Macruren gewöhnlichen Verhalten, dass der Rücken des Cephalothorax ohne ünterlirechung in die Pleuren übergeht, finden sich einige bemerkenswerthe Ausnahmen vor und zwar liei den Scyllarini'u (Taf. LXXI, Fig. 2) einer- uinl ilen Galatheiden (Taf. LXXI, Fig. 5) andererseits. Bei beiden zeigt der unter mehr oder weniger starker Depression erweiterte Cephalothorax im Querschnitt die Form einer flachen, liegenden Ellipse, deren oberer untl unterer Rand beider- seits unter einer stumpfen (Gnlutlica , Scyllanis) oder scharfen Kante \ Organisation. 831 (IhacMS, Thcnns) zusammonstossen. Durch diese Seitenkaiitc werden mm die auf die Tuterseite verlegten und schräg gegen den Ursprung der ventralen Gliedmaassen (Mundtheile und Beine) herabsteigenden Pleuren schart' gegen das Nntum abgesetzt und treten dadurch zu letzterem in ein gleiches Verhalten, wie es bei den Bracliyuren die Kegel ist. Be- sonders kommt dadurch auch eine grössere Flächenentwickelung des Vordertheiles dieser Pleiu-en. welcher sich dem Ursprung der Miuulglied- maasseu anlegt und liei den Brachyuren als Kegio pterygostomica jeder- seits bezeichnet wird, zu Stande. In dieser Beziehung wesentlich mit einander ül)ereinstimmend, weichen übrigens die beiden genannten Ma- cruren-Gruppen nach einer anderen Richtung hin auch wieder wesentlich von einander ab. Bei den Scyllarineu, deren Cephalothorax auf der Rücken- seite deutlich ausgeprägter Furchen und Regionen entbehrt, finden sich nämlich Notuni und Pleuren in vollständiger Coutinuität, d. h. weder durch eine Furche noch durch eine Naht von einander geschieden. Bei den Galatheiden dagegen verläuft dicht unterhalb des gezähnten Seiten- randes eine offene und hinterwärts selbst klaffende Naht, welche die Pleuren als selbstständige Skeletstücke von dem mit deutliciu'n Furchen iiml Regionen versehenen Notum abtrennt. Letzteres ist auch bei den fast allseitig abnorm gebildeten, als Sclilammgrälier bekannt gewordenen Pteryguren der Fall, aber je nach den lii'idcu ihiu'u angehörigen Gruppen in verschiedener Weise zum Aus- trag geliracht. Bei Tlijipa und Bcmipes (Taf. LXXII, Fig. 1 u. 2) steigt der ovale Cephalothorax, welcher auf seiner Oberseite die erwäiinten Furchen und Regionen vermissen lässt, seitlich ungleich weniger weit aliwärts als bei den normal gebildeten Macruren und klaft't daher unter- halb mit seinen die gedrungenen Grabheine umfassenden Seitenrändern in weiter Ausdehnung. Das auch hei Uippa nur schwach entwickelte Rostrum, welches hier zwischen der Basis der Innenfühler — nicht der nach aussen gedrängten Augenstiele — hervortritt, ist gleich dem scharfen Supraantennal-Dorn hei Rennpfs eingegangen. Bei beiden Gattungen sind nun die vom Notum durch eine Naht scharf abgesetzten Pleuren nur im Bereich der Vorderhälfte des Cephalothorax und zwar in geringer Breite ausgebildet. AVährend sie mit ihrem Vorderrand die Basis der Aussen- füliler von imteu her umfassen, legen sich ihrem freien Inuenrande die breit blattförmigen Pedes maxillares des dritten Paares an, zu welchen sie bei ihrer horizontalen Lage in das Verhältniss von schmalen Regiones pterygostomicae treten. — In der zweiten, durch die Gattung Albunea (Taf. LXXll, Fig. 3) repräsentirten :(jitlUa Lin. liesitzt das Männchen zwi- schen den Hüften des fünfttni Beininiares einen Kegelvorsprung, das Weib- chen dagegen einen dieselben in ungleich bedeutenderer Breite trennenden bogigen Querwulst. Nimmt der Cephalotliorax dagegen eine mehr cylin- drische Form an, so können Sternalbildungen in weiterer Ausdehnung und in ungleich grösserer Prägnanz zur Erscheinung gelangen. Noch relativ unbedeutend sind sie bei Alpheus (Taf. LXX, Fig. 18), wo vor den Hüften des vierten Beinpaares zwei stumpfe Höcker, vor denjenigen des fünften eine zweiflüglige, quere Platte liervortreten, sclion ungleich auffallender bei Stenopus spinosus Risse, wo sich zwisclum die stark divergirenden drei letzten Beinpaare drei quere Sternalplatten einschielieii, von denen die letzte den dreifaclien Querdurchmesser der ersten iiat. Diese Bildung erscheint bei der weiblichen Sicyonia sculpta M. Edw. dahin moditicirt. dass eine zwischen die Hflftglieder des fünften Beiii- paares eingeschobene breite, quer viereckige Sternalplatte aus dem mitt- leren Theil ihrer Fläclie einen zuerst zungenförmigen, sodann dolchförmig zugespitzten Fortsatz hervorgehen lässt. welciier bis zwischen die Hflft- glieder des zweiten Beinpaares vordringt. Die höchst entwickelte Sternal- bildung tritt aber unter den Cariden bei den Crangon-kxien (Taf. LXX, Fig. 15 u. 16) auf und zeichnet sich liier, bei aller Verschiedenheit iin Einzelnen je nach den Untergattungen und Arten, durch eine Verschmel- zung der auf einander folgenden Segmente, deren Grenzen nur nocli angedeutet sind, aus. Die citirten Abbildungen lassen erkennen, dass es dabei zur Herstellung auffallender, der Mittellinie entsprechender Ge- bilde von Dolchform. Zackenkäianien u. s. w. kommt. Unter den Asta- cien mit ilirmi gleichfalls cylindriselien Cephalothorax zeigen die Ster- nalbildungen je nach (hm Gattungen oft wesentliche Verscliiedenheiten. Organisation. 833 WälinMiil z. B. bei Astacus flnriafilis zwiselieii den Hüfln'liedern des ersten bis vierten Beinpaares sieb ein continuirlicbcs, auf VerscbmelzAing der betreffenden Segmeute in longitudiualer Kicbtung borubendes, dolch- l'önniges , im Bereicb des fünften Paares dagegen ein isolirtes , quer In'üclcenförmiges Stermun vorfindet, bietet TAatesma anomala Herbst nur zwei, zvviscbeu den Hüften des dritten vmd vierten Beiupaares liegende kleinere Platten so wie zwei ungleicb grössere, median verscbmolzene zwiscbeu den weit von einander entfernten Beinen des vierten und fünften Paares dar. Dem Hummer der Nordsee {Homnrns ndgaris) verbleibt • — und zwar bei beiden Gescblechteru in übereinstimmender Weise — sogar luu- eine einzige, zwiscben den Hüftgliedern der beiden letzten Beinpaare gelegene mediane Sterualplatte. Wobl entwickelte, durcligebende Sterna kommen ferner den Pagurineu {Coenobitci: Taf. LXXI, Fig. 8), Loricaten (Palinurus, Sci/llams: Taf. LXXI, Fig. 2 b) und vor Allen den Galatheiden {Oalaflica: Taf. LXXI, Fig. 5 b) in allerdings sehr wechselnder Form und relativer Breite zu. Auf beides scheint die Grössen- und Kraftentwicke- lung der Beine nur einen sein- bedingten Einfluss auszuülien, da z. B. dem die folgenden an Derbheit übertrefi'endeu ersten Paar bei Scyllarus (Taf. LXXI, Fig. 2b) ein kräftiger, gegabelter, bei Palirmrus nur ein schmal dolcbförmiger Sternalabschnitt entspricht, ferner die Beine des fünften Paares durch das breit dreieckige Sternum von Scyllarus und Thenus am weitesten zur Seite gedrängt, bei Palinurus und Ibacus da- gegen, wo dasselbe schon an ihrer vorderen Grenze seine grösste Breite erreicht, der Mittellinie ungleich näher eingelenkt sind. Auch zeig-t sich im Gegensatz zu den getrennten Sternalriugen bei Scyllarus ein auf longitudiualer Verschmelzung beruhendes continuirliches Stenmm bei älteren Pa?mi<)'MS-Individuen, während jüngere allerdings die einzelnen Segmeute sogar in mehrere Stücke aufgelöst erkennen lassen (Taf. LXXIX, Fig. 7). Die bei weitem grösste formelle Annäherung an das Sternum der Braciiyuren zeigt dasjeuige von GaJathca (Taf. LXXI, Fig. 5 b), welches sich höchstens durch die starke Verjüngiuig seines Vorderendes, welche der genäherten Einlenkung der scheerentragenden Vorderbeine entspricht, unterscheidet. Denu die aus der Verkümmerung des fünften Beinpaares resultirende Keduetion des letzten Stenialsegmentes wiederholt sich in ganz analoger Weise auch l)ei den Notopodeu. Um den in seiner (iesammterscheinung meist völlig modificirten Cephalothorax der Brach y uren*) auf denjenigen der Macruren zurück- zuführen, wird man füglich von solchen Formen auszugehen haben, bei welchen die den auffallendsten Umwandelungen unterliegenden Theile sich noch in ihrem ursprünglichen oder diesem wenigstens nahe kom- *) Dnter dieser Bezeitlmung weiden hier vorläufig alle Docapoderi mit verliilrztcm und unterhalb eingeschlagenem, einer Schwanzflosse entbehrendem Hinterleib begriffen. Bionn, Klasaeu des Thier-Reichs. V. 2. ^ß 834 Uecapoda. menden Verhalten darstellen. Es handelt sich hier vor Allem um den Stirnrand und die seine Gestaltung wesentlich bedingenden beiden Ptthler- paare und Augenstiele, in zweiter Keihe aber auch um die äusseren Kieferfüsse und die von ihnen abhängige Form der Mundgegend. Zu den solche deutliche Macruren- Charaktere au sich tragenden Gattungen ge- hört trotz ihres ganz abweichenden Habitus vor Allem Homola (Taf. LXXIl, Fig. 6). Die Mitte des Stirnrandes tritt in Form eines stachelförmigen Kostrum zwischen den sehr frei eingelenkten, cylindrischen Augenstielen hervor; über letztere legt sich jederseits ein langer Supraocular-Dorn, während die Aussenfühler von kürzeren Supra- und Infraantennal-Dornen eingefasst werden (Fig. 6 a). Die Pedes maxillares des dritten Paares (Flg. 6 b) zeigen noch ganz die bei den Macruren gewöhnliche Beinform. Der länglich kubische Cephalothorax geht unter abgestumpften Seiten- rändern ganz direct in die fast senkrecht abfallenden Pleuren, welclie mit ihrem unteren Band die Gliedmaassen nach Art der Macruren eng umschliessen, über. Irgend wie wesentliche Abweichungen sind mithin letzteren gegenüber nicht nachweisbar. Mindestens ebenso ursprüngliche Verhältnisse finden sich nach den Abbildimgen de Ha an 's an dem läng- lich birnförmigen Cephalothorax der Gattung LatreiUea K o u x (Taf. LXXI, Fig. 7), welche von Milne Edwards irriger Weise imter den Spitz- krabbeu (Oa;^«7(2/)ic/(«) aufgeführt wird, während sie de Haan richtig als Homola nahe stehend erkannt hat, vor. Beiderseits von dem nadeiförmigen ßostrum sind die langen und dünnen Augenstiele, gerade unter ihnen die vorgestreckten Innenfühler eingelenkt. Die mehr seitwärts und weiter nach hinten entspringenden Aussenfühler werden von einem auffallend langen und scharf zugespitzten Siipraantennal-Dorn, welcher sich zu- gleich den langen Augenstielen auflegt, überragt. Mithin eine durchaus den Macruren entsprechende Anordnung mit ebenso deutlicher Brachyuren- Gestaltung. Audi bei der Gattung Lithodcs (Taf. LXXII, Fig. 8) über- wiegen die Uebereinstimmungeu offenbar noch wesentlich die Abwei- chimgen. Das schnabelförmige, oberhalb mit zwei Dornenpaaren bewehrte Kostrum trennt hier nicht, sondern üljerdeckt mehr die freilich kurzen und dicht bei einander entspringenden Augenstiele ; die Aussenfühler werden gleichfalls von einem stärkeren Supra- und einem schwächereu Infi-aautennal-Doru eingefasst. Der hier verkehrt herzförmige oder sphä- risch dreieckige Cephalothorax, welcher oberhalb deutliche Furchen und Kegioneu erkennen lässt, geht zwar gleichfalls direct unter stumpf ab- gerundeten Seitem'ändern in die senkrecht abfallenden Plem'en über; doch sind letztere, we che nur vorn tiefer herabsteigen, über dem dritten und vierten Beiupaar dagegen auffallend niedrig bleiben, unterhalb des abgerundeten Seiteuraudes durch eine feine, aber tief eingesenkte Naht abgeschieden und werden auch ilirerseits wieder durch Querfurchen in mehrere Abschnitte gesondert (Taf. LXXIX, Fig. 4, pl.). Da die Längs- naht vorn unterhalb der Aussenfühler mündet, so fällt der Infraantennal- Dorn bereits den Pleuren zu. Der Unterrand der letzteren umschliesst Ors-anisaMmi. ,«535 die gleiclifalls beinfönnigeii Podcs maxillarcs (Fig 8 b) mich liior nar-li Art der Macrureu. Unter den mit breiten, deckeiförmigen Kieferfüssen verseheneu Kurz- schwänzen im engeren Sinne lehnen sich durch ihre Stirnbildung die- jenigen Gattungen den Macrureu am meisten an, bei welchen die Stiel- augen nicht in enge, rings geschlossene Höhlungen (Orbitae) eingesenkt sind, sondern sich in halbcylindrische, nach vorn und unten geöffnete Binnen, welche von oben her durch den hervorgezogenen, scharfen Stirn- rand, unterhalb durch eine vor den Eegiones pterygostomicae verlaufende, jenem parallele Kante begrenzt werden, einschlagen können, dabei eine sehr freie Einlenkung und oft (PoäojMlialmus, Macropldhalnius, Gdasimus, Gomplax u. A.) eine aussergowöhnliche Längsstreckung erkennen lassen. Freilich nuiss bei diesem Vergleich nicht nur vou der Gesammtform des Cepiialotliorax und den oben erwähnten Augenrinuen, sondern auch von einem .,Kostrum" im Sinne der Macrureu ganz abgesehen werden: denn der diesem entsprechende, die Einlenkung der Stielaugen trennende Mitteltheil der Stirn tritt hier nicht mehr über den Rand derselben frei heraus , sondern schlägt sich — je nach den Gattungen in sehr wech- selnder Breite — nach unten um. Sieht man hiervon ab, so findet man bei dem durch seine kolossal verlängerten Augenstiele merkwürdigen Podophthahmis vigil Lam. (Taf LXXVIII, Fig. 10) genau dasselbe geg'en- seitige Lagerungsverhältniss zwischen Stielaugen und beiden Fühler- paaren, wie es für die Macruren als charakteristisch gelten kann, nämlich die Innenfühler gerade unterhalb der Augenstiele, die Aussenfuhler weiter seitwärts eingelenkt.*) Bei den beiden durch die Form der Augenrinneu und die grosse Schmalheit des abwärts gebogenen Rostrum sehr nahe stehenden Gattungen Gehsimus (Taf LXXX, Fig. 3) und MacyoiMialmus (Taf. LXXV, Fig. 4) ist dieses ursprüngliche Verhalten bereits dahin modificirt, dass die langen Augeustiele nicht mehr oberhalb der Innen-, sondern weiter seitwärts über den Ausseufühlem entspringen, gerade wie es auch bei Gomplax mit seinem viel breiteren, bereits einem Vierttheil der gesammten Stirnbreite gleiclikommeuden Rostrum und seinen dem entsprecheud kürzereu Augeustieleu der Fall ist. Aber auch bei den Gattungen Ocypoäe, Cardisoma und TJca (Taf LXXX, Fig. 1) bleibt diese Stiru])ildung in allem Wesentlichen aufrecht erhalten, denn die stärkere Verkürzung der sonst übereinstimmend geformten Augenrinneu ist ledig- lich durch die ungleich dickeren "imd gedrungeneren Stielaugen bedingl Bei den durch besonders stark in die Quere entwickeltes, oft mehr als der halben Stirnbreite gleichkommendes Rostrum charakterisirten Grap- sinen, bei welchen der untere Rand desselben eine ausgedehnte mediane Verschmelzung mit dem vorderen Mundrand (Epistom) eingeht, tritt den *) Sclion aus diesen Merkmalen geht hervor, dass die Gattung rodophtlwlmus mit den Porhmidcn , zu welchen sie von Milne Edwards nnd do Haan nach Latreille's Vor- gang nur auf Grund der lamolliis erweiterten Hintcrtarsen gestellt wird, keine nähere morpho- logische Verwandtschaft besitzt. 53* 83ß Decapoda. vorgenannten Gattungen gegenüber eine leichte Modifieation dahin ein, dass auch die Inuenfühler mehr seitwärts verschoben werden, während die Aussenfühler bald (F«rM?m, Utica) noch nnter, hali {Gra2-)sns, Ildojw- grapsus, Heiice, Sesarma u. A.) schon nach innen von den Augenstielen ihren Ursprung nehmen, eine Dislocation, welche im Gegensatz zu den Macruren sich für die grosse Mehrzahl der Brachyuren als die Regel herausstellt. Die auch bei den Grapsinen der Form der Stielaugen ent- sprechend sehr verkürzten Augen rinnen erhalten nur dadurch ein etwas verändertes und an Augenhöhleu erinnerndes Ansehen, dass sie durch einen, übrigens auch bei Gonoplax vorhandenen, scharfen Vorderzahn des Seitenrandes nach aussen begrenzt werden. Einen ungleich deutlicheren Anlauf zur Herstellung von Augen- höhlen (Orbitae) nehmen schon die Spitz- oder Dreieckskrabben (Oa;?/r- rhyncha) und zwar durch Einbezielnuig der in eigenthüniliclier Weise modificirton Aussenfühler. Ihr zuweilen {Leptopoäid) zu einer abenteuer- lichen Länge entwickeltes, in der Kegel horizontal vorgestrecktes, seltener {Miclppe) fast rechtwinklig nach unten abstürzendes Kostrum erscheint ungleich häufiger mehr oder weniger tief gegabelt (Doclea, Libinia, Ama- thia, Pisa, Stcmcinops: Taf. LXXVII, Fig. 6, Periccra, 3Iaja, Halinms, Hyas u. A.) als lanzenförmig zugespitzt {Leptopodia, Pactolus, Stenorhyn- chus, Hmnia u. A.) oder abgestutzt {Inachtts: Taf. LXXVII, Fig. 1, Achacus). In allen Fällen birgt dasselbe an der Basis seiner Unterseite, in zwei tiefen, durch einen nach hinten gerichteten, medianen Dorn ge- trennten grubenartigen Einseukungen entspringend, die Innenfühler, um welche sich mithin gewissermaassen die Aussenränder des Kostrum nach unten herumgeschlagen haben. Die bald (Stenocinops: Taf. LXXVII, Fig. 6 oc, Micippe, Maja, Pisa u. A.) schräg nach vorn und aussen, bald {Pericera, Stenorhynchus, Inachus: Taf. LXXX, Fig. 6 und LXXVII, Fig. 7, oc, Achaeus n. A.) quer nach rechts und links gericJiteten Augen- stiele nehmen zwar thatsächlich oberhalb und etwas vor den Inneufühleni iln-en Ursprung, treten aber meist nur mit dem kleineren Theil ihrer Länge frei aus den Seiten des Rostrum hervor. Wie sie nun von ol)enher im Bereich ihrer Basis durch letzteres bedeckt werden, so werden sie von unten her durch das stark vergrösserte, platteuförmige und mit dem J]pistom fest verschmolzene Basalglied der Aussenfühler in der Weise festgelegt, dass sie nur noch eine beschränkte Bewegung in horizontaler Richtung auszuführen im Stande sind. Trotzdem sind aber die auf diese Art hergestellten Orbitae, wie sie sich z. B. bei Hyas, Cariiposäa, Aclmcus, Eurypodius, Stenorhynchus, Pactolus, Lej)topodia n. A. finden, noch relativ unvollkommene, welche nur ein Dach und einen (unteren) Boden besitzen. Eine weitere Vervollständigung können sie einerseits durch den an ihr hinteres Ende nahe heranrückenden Vorderdorn des Seitenrandes {Libinia, Inachus), andererseits durch einen sich über sie von oben her herülier- schiebendeu Dorn des Stirnrandes, welcher dem Infraantennal-Dorn der Macruren entsprechen dürfte, hier aber passender als Snpraocular-Doni Organisation. 837 zu bozeiclniPii wäre {Amnihonyx, 3Ilthntx, Stoiocinops), cvlaiigon, währeml ihre allseitige enge BegTonziiiig erst durch die ueben einander erfolgende Ausbildung dos einen wie des anderen (Pisa, Hdliiiius, Perkera, 3Iaja, Mkippe, Dodea u. s. w.) erfolgt. Bei den Gattungen Parthenope, Lamhrus (Taf. LXXVI, Fig. 2), Mcwrochdra und Onclnopus, welche von den übrigen OxyiThynchen dadiu-ch abweichen, dass das Basalglied der Aussenfühler weder stark vergrössert noch mit dem Epistom fest verschmolzen ist, l)leibt in Folge dessen die Augenhöhle unterhall) weiter geöffnet. Mit meist engen und mehr oder weniger in sich abgeschlossenen Orbitae sind, der Kürze iiu'er Augenstiele entsprechend, die meisten Euud- (Ci/domctopa) und von den Viereckskrabben (Catomctopa) diejenigen ver- sehen, welche nicht, wie die oben genannten Gattungen, Augenrinnen liesitzen. An dem Schlnss dieser Augenhöhlen nach iunen und unten kann sich das vergrösserte Basalglied der Aussenfühler in umfangreicher Weise betheiligen (piatycarcinus pacjurus: Taf. LXXIX, Fig. 1, an^ Thalamita, Portimus u. A.) oder auch ganz davon ausgeschlossen sein (Äimjatis, Gecar- cinus u. A.), wie denn überhaupt hier eine grosse Mannigfaltigkeit in der Bil- dung der einzelnen Augenhöhlenränder zu Tage tritt. Uebrigens stellen sich diese Augenhöhlen (im engeren Sinne) bei den genannten Brachyuren- (iruppen keineswegs als eine den Augenrinnen gegensätzliche Bildung dar, sondern können vielmehr durch die mannigfachsten Zwischenstufen allmählich in dieselben übergeführt oder aus denselben hergeleitet werden. Gleich den Augenrinnen erweisen sie sich als eine Einsenkuug des Stirn- randes, nur mit dem Unterschiede, dass sie nicht wie jene gegen den Seitenrand des Cephalothorax ganz {MacropMialmus, PodopJithalnms) oder wenigstens theihveise {Gonoplax) offen bleiben, sondern hier geschlossen sind. Es muss hier des besseren Verständnisses halber vorläufig bemerkt Averden, dass der die Augeurinnen miterhalb abgrenzende scharfe Rand nicht, wie es in manchen Fällen (Gelasimus, Podophtlialnms) auf den ersten Blick scheinen könnte, mit der vorderen Grenze der Regiones pterygosto- micae (welche ihrerseits den ganz venti-al gelegenen Pleuren angehören) zusammenfällt, sondern von diesen durch die später zu erwähnende Pleural- naht (Taf. LXXIX, Fig. 1 u. 2, sp.), welche allerdings ausser bei den genannten Gattungen auch bei Cardisoma, üca, Gecarcinus u. A. ziemlich verstrichen ist, während sie z. B. bei Gonoplax deutlich in die Augen fällt, abgegrenzt wird. Wenn mithin der ganze vor der Pleuralnaht liegende Theil des Brachyuren-Cephalothorax im Bereich der Mitte noch dem nach unten umgeschlagenen Stirnrande angehört — gleichwie die rechts und links von der Pleuralnaht liegenden Theile (Taf. LXXIX, Fig. 1 u. 2, la) die umgeschlagenen Seitenräuder repräsentiren — , so stellen sich die noch in seineu Bereich fallenden Augenrinnen gleich- falls als integrirende Bestandtheile desselben dar. Die doppelten, sie nach oben und unten einfassenden scharfen Kanteu, welche dem oberen luid unteren Orbitalrand eutsprechen, lassen sich ihrem Ursprung nach zwar nicht aus dem einfachen und abwärts gebogenen Mitteltheil des 838 Decapoda. Stiriiraudes (Rostrum) , dessen unmittelbare Fortsetzung nur die obere Kaute bildet, herleiten, dagegen sehr wohl als eine Spaltung seines Aussenendes, da wo es aus dem Seitenrand des Gephalothorax hervor- geht, auffassen. Den augenscheinlichen Beweis hierfür liefert allerdings das Verhalten der sich gegen den Seitenraud hin verflachenden Augen- rinne n ungleich weniger als dasjenige der Augenhöhlen, deren Ober- iind Unterrand aus einem und demselben Punkt durch Divergenz hervor- gehen und welche hierin sich viel gleichmassiger erweisen als in dem den mannigfachsten Abwechselungen unterliegenden Schluss ihres Innen- winkels. Verhältnissmässig nocli weite und hierdurch sowohl wie durcli die ihnen entsprechend grossen und frei eingelenkten Augenstiele zu- meist sicli an Augen rinnen anlehnende Orbitae kommen u. A. den Gattungen Potamia Latr. {BosciaM.. Edw.), Tclphma, Tricliodndyhis und Mdla zu, an welchen die von der Aussenecke lier erfolgende Dehisceuz des Stirnrandes in einen oberen und unteren Augenhöhlenrand (Margo orbitalis superior et inferior) deutlich in die Augen fällt. Diesel))en stimmen zugleich auch darin mit einander überein, dass der untere Augen- höhlenrand bereits einen deutlichen und meistens durch eine Einkerbung abgesetzten Vorsprung gegen den Aussenfühlcr der betreft'enden Seite hin entsendet, um diesen von dem sonst ofi'enen Innenwinkel der Orbita auszuschliesseu. Schon ungleich engere und fester in sich abgeschlossene, zugleich aber gegen die Eückenseite hin verschobene Augenhöhlen finden sich z. B. bei Gccarcinus vor, wo sich vom unteren Augenhöhlenrand gleichfalls ein, hier aber beträchtlich breiterer Innenlappeu durch einen Kerb absetzt. Der allseitige Abschluss zu einer stumpf ovalen Grube wird hier dadurch bewirkt, dass jener Innenlappen eine feste Nahtverbin- dung mit dem Seitenrand des nacli abwärts ge))ogenen mittleren Stirn- lappens (Rostrum) eingeht. Durch den Mangel eines solchen Innenlappeus, mithin dureli einen continuirlichen unteren Augenhöhlenrand sind die auf- fallend kleinen, aber gleiclifalls nach aufwärts gerückten, quer ovalen Orbitae der Muschelwächter (Pinnoteres) ausgezeichnet. Weisen mithin die von Milne Edwards zu seiner Gruppe der Catometopa vereinigten Brachyuron eine besonders reiche Auswahl der differentesten Augenhöhlen-Bildungen nach, so gestalten sich letztere bei den Eundkrabbeu {Cydometopu) trotz mannigfacher Modifieationeu in Einzelheiten ungleich einheitlicher. An recht eigeuthümlichen und isolirt stehenden Ausnahmebilduugen fehlt es freilich auch hier nicht. Eine solche repräseutirt z. B. die Gattung Thia, deren weit nacli oben gerückte, ungemein kurze Augenstiele mehr in enge Spalten des Stirnrandes, welche sich mithin von der gewöhnliehen Augenhöhlenbildung recht wesentlich entfernen, eingesenkt erscheinen. Als charakteristisch für dieselben kann gelten, dass der untere Augenhöhlenrand mit seinem den Ausseufühleru zugewendeten Ende ungleich stärker hervorgezogen worden ist als der obere, welcher gleich ihm der Einkerbvmgen völlig entbehrt Auch die auf einer sehr auffallenden Verbreiterung des Stiruraudes beruhende Organisation. 339 Vcrscliii'bung der Urliitao ganz nach aussoii, wie sie die Uattimg Thala- mita im Gegensatz /u der nalie verwandten Lupa auszeichnet, ist diesen vereinzelt dastehenden Abweichungen zuzurechnen und Icann als die extremste Dislocation der Stielaugen gegenüber den beiden Fühlerpaaren angeführt werden. Im Uebrigen fehlt es auch unter den Rundkrahben, wiewohl ihnen vorwiegend enge Orbitae zukommen, keineswegs an wei- teren und unvollständig geschlossenen {FolyVius, Tlatyonychus, Thalamita, Lupa, Atdccijclus, Pilumniis, Matida u. A.). Das einfachere oder compli- cirtere Verhalten der beiden Augenhölilenräuder, welche, wie erwähnt, ans einer Spaltung des Stirnrandes bei seinem Zusammentreffen mit dem Seitenrand des Cephalothorax hervorgehen, steht in deutlicher Abhängig- keit von der Beschaffenheit dieser beiden Ränder. Ist, wie bei Atergatis und CarpiUus, der Seiteiu'and vollkommen glatt (ungezähnt) oder, wie bei Polyhius und EripMa, an seinem Vorderende niu' mit einem kurzen und stumpfen Zahn bewehrt, so entbehrt der obere Augenhöhlenraud (Margo orbitalis superior) jeder Einkorbung; der untere Augenhölilenrand (Marge orbitalis inferior) kann dabei gleichfalls völlig continuirlich {Ater- gatis, CarpiUus) oder (Eriphia) mit einem leichten Kerb an der Innen- seite des Seitenrandzahnes versehen sein. Ist dagegen der Seitenrand tief eingekerbt (Platycarcinus : Taf. LXXIX, Fig. 1) oder scharf gezähnt {Lupa: Taf. LXXV, Fig. 2, Thalamita, Portimus, Platyonychus) , so setzt sich diese Einkerbung von ihm aus gewissermaassen auch auf die Augen- hölilein-änder fort und sie erscheinen dann in „Lappen" getheilt, welche, da sie vielfach für die Charakteristik der Gattungen verwerthet worden sind, auch besondere Namen erhalten haben. Am oberen Augenrand finden sich dann allgemein zwei Einkerbungen, welche den Lobus acces- sorius (M. Edw.) zwischen sich fassen, während nach aussen von der einen der Lobus externus (durch den Vorderzahn des Seitenrandes gebildet), nach innen von der anderen der Lobus superciliaris (durch den Aussen- zahn des mittleren Stirm-andes repräsentirt) zu liegen kommt. Dem unteren Augenhöhlenrand ist dagegen nur eine solche Einkerbung eigen, welche den Lobus exteriuis (Vorderzahn des Soitenrandes) von dem Lobus internus (Fortsetzung des von Milne Edwards als Lobus subhepaticus bezeich- neten unteren Stirntheiles) trennt. Bei Matuta {victor) mit gleichfalls scharfem Endzahn des Seitenraudes sind die beiden Einkerbungen des oberen Augenhöhlein-andes sehr kurz und seicht, so dass der Lobus acces- sorius ganz rudimentär erscheint, die Einkerbung des unteren Randes sogar ganz geschwunden. Von dem zwischen den Augenhöhleu gelegenen mittleren Tlieil des Stirnrandes mag noch erwähnt werden, dass er bei den Rundkrabben ebenso gi-ossen Wandelungen in der Breite wie in seiner specielleren Gestaltung unterworfen ist. Doch lässt sich in letzterer Beziehung ein deutliches Anlehnen an die Beschaffenheit des Seitenrandes gleichfalls nicht verkennen. Bei Thia (Taf. LXXX, Fig. 5) z. B. schliesst er sich in seiner bogigen Rundung der sehr übereinstimmenden des Seitenrandes 840 Decapoda. an, uud wenn er bei Atergatis von diesem dnrcli deutlichere quere Ab- stutzung mit medianer Eiuliorbung, bei Carpilius durch stärltere Neigung nach abwärts und die Andeutung von vier stumpfen Lappen abweicht, so handelt es sich doch immer nur um relativ leichte, dem Uesammt- charakter des Seitenraudes nicht widersprechende Modificationen. Be- sonders deutlich tritt aber das übereinstimmende Verhalten zwischen dem mittleren Stirn- imd den Seitenrändern dadurch hervor, dass wenn letz- tere tief zahnartig eingekerbt (Plafycarcmus) oder scharf gezähnt {Lupa: Taf. LXXV, Fig. 2, Thalamita, Portimus, Platyonychus : Taf. LXXIX, Fig. 8, Pirimela, Atelecijdus u. A.) erscheinen, sich diese Schärfe und Bezahnung in ähnlicher Weise auch auf den Stirnrand überträgt. Wäh- rend die Zahl dieser Zähne je nach den Gattungen und Arten zwischen vier, fünf, sechs oder mein' schwankt, bleibt ihr Verhalten zu den Augen- höhlen doch darin constant, dass es stets der Aussenzahn jederseits ist, welcher diese nach innen abgrenzt und auf diese Ai"t den sogenannten Lobus superciliaris abgiebt. Es würde zu weit führen, die scliier unendlichen Modificationen, welche der Stirnrand der Brachyuren einschliesslich der Augenhöhlen- bilduug eingeht, hier bis in die Einzelheiten hinein zu verfolgen. Es muss vielmehr genügen, die den Macruren gegenüber auf den ersten Blick sehr auffallenden Abweichungen, in welchen das ursprüngliche Verhalten kaum wieder zu erkennen ist, auf eine sehr allmählich, wenngleich nach verschiedenen, sicli kreuzenden Kichtungen hin erfolgende Umgestaltung des letzteren dargelegt imd wenigstens in allgemeinen Zügen erörtert zu haben. Nur das mag zum Verständniss des Folgenden noch einmal be- tont werden, dass der Stirnraud der Brachyuren, mag er aucli eine noch so abenteuerliche Ausdehnung in der Querrichtung, wie bei PodopMlialmus, eingehen, stets als bis zum äusseren Ende der Augenstiele oder, was dasselbe sagt: der Augenhöhlen, beziehentlicli Aiigenrinnen reicliend augesehen werden muss und dass erst an diesem Punkt der Seiteiu'and mit ihm zusammentrifft. Für die richtige Auffassung der Seitonränder in ihren gleichfalls recht mannigfaltigen und nicht imwesentlichen Modificationen ist es zunächst uothwendig, hervorzuheben, dass sie, wie sie sich bei der Betrachtung des Brachyuren-Cephalothorax von oben her dem Auge als seitliche Ab- grenzungen seiner Eückenüäche darstellen, als solche keineswegs im morphologischen Sinne angesprochen werden dürfen. Vielmehr ergibt eine nähere Betrachtung, dass die wirkliche Grenze zwischen dem Notum und den Pleurae (Epimeren nach Milne Edwards) in denjenigen Fällen, in welchen sie an dem Brachyuren-Cephalothorax zum deutlichen Ausdruck gelangt ist, weit unterhalb der Seitenränder, mithin auf der Bauchseite selbst verläuft. Diese in Form einer mehr oder weniger tief eingerissenen, festen Naht erscheinende und am besten als Pleural- naht zu bezeichnende Grenze (Taf. LXXIX, Fig. 1 u. 2, sp.) nimmt ihren Ausgang von der vorderen Ecke der Mundöffnung, verläuft von Organisation. 341 (lii'scv aus, in aiisoliiiliclior Eiitfnrimng von dorn vonleren Soitoiirand, bald last gerade, ))ald deutlich gescliwungoii zunächst nach aussen, um sodann nach hinten umzubiegen, allmählicii gegen die Kückeiifläch(^ hin aufzu- steigen und liior an der Aussenseite des fünften Beinpaares in den Hinter- rand des Cephalothorax auszumünden. Alles was nach aussen von dieser Pleimilnaht zu liegen kommt, kann nur als der nach unten umgesclilageno Seiteiu'and des Notum, welclies demnach weit auf die Unterseite über- greift, angesehen werden; die an ihrer Innenseite gelegene Flüche stellt dagegen die jederseitige, den Gliedmaassen benachbarte Pleura, deren vorderer, an die Mundöffnung grenzender Abschnitt als Regio ptorygosto- mica liezeichnet worden ist, dar. Dass eine derartige Trennung von Notum und Pleura tmter den Macruren im Allgemeinen fehlt nnd nur bei den Galatheiden und Pteryguren angetroffen Avird, ist bereits erwähnt worden und es erscheint schwer verständlich, wie Mi Ine Edwards seiner Zeit (1834) die ganze Hinterhälfte des Cephalothorax von Asfacus den Epi- meren der Brachyuren gleichstellen konnte. Audi dass sie unter den mit beinfömiigen Pedes maxillares versehenen Brachyuren der Gattung Ilomola fehlt, bei Lithodes dagegen deutlich ausgeprägt ist, mag noch- mals wiederholt werden. Unter den Brachyuren mit deckeiförmigen Pedos maxillares sind es besonders die Crjclometopa {Carpilius, CMorodius, Ater- (jaüs, Plati/carcinus, Pseudocarcinus, Xantho, Galcne, Eriphia, Aüieci/clus, Thahunita, Corystes u. A.) und Catometopa (Potamia, Telphusa, Grapsus, Gonoplax, Ocupode, Uca, Cardisoma, Gecarciims), liei welchen sie ihrer ganzen Länge nach deutlich ausgeprägt ist, wenngleich sie z. B. bei den letztgenannten Gattungen im Bereich ihres hinteren geschwungenen Theiles bereits so fein ist, dass es zu ihrer genauen Erkeiniung schon der Lupe l)edarf. Andererseits felilt es a))or auch in beiden Gruppen nicht an Gattungen, bei welchen die Pleuralnaht entweder (Podophthd- mus) in iln-em mittleren Verlauf oder {Portunns, Cardniis, Sesarma, Gela- 'simus, Düocarcinus u. A.) sclion hald nach ihrem Hervorgehen aus der Seite der Mundöfiuung verstrichen und liöchstens noch dmch eine fmchen- artige Einsenkung angedeutet erscheint. Letzteres Verlialten scheint bei den Oxystomen sogar das gewöhnliche zu sein — bei Myra und llia z. B. verschwindet die von ihrem Beginn an sehr feine Furche bereits vor der Insertion des Scheeronbeinpaares — oder mit einem gänzlichen Fehlen (Lmcosia) abzuwechseln. Unter den Oxyrrhyuchen, wo ihrer sicheren Ermittehmg übrigens durch die filzige Bekleidung der Unterseite nicht geringe Schwierigkeiten erwachsen, sclieint die Furche bei Pericera, Mi- cippu und Hcrhstia nur im Bereich ihres vordersten Theiles zu existiren, bei Bodea üljerhaupt zu fehlen. Da sie bei jüngeren Exemplaren von Epialtus (dentatus M. Edw.) in ihrem ganzen Verlauf deutlich erkennbar, bei drei- bis viermal so grossen aber völlig verschwunden ist, dürfte die Annahme ihres Verstreichens im Verlauf des Wachsthums für die Oxyr- rhyuchen im Allgemeinen niclit ungerechtfertigt erscheinen. Alle diese verschiedenen Moditicatioiu'u der Pleuralnaht mit der Cephalothorax- 842 Derapoda, Bildimg ihvov Kepräsentauten in Vorgloich gostollt, so ergibt sich, dass sie durcliscliuittlich um so vollständiger in ihrem ganzen Verlauf und um so schärfer ausgeprägt erscheint, als der Cephalothorax eine dorso-ventrale, Abplattung erfahren und in Abhängigkeit davon die Bauchfläche einen grossen Umfang gewonnen hat. Was nun den Verlauf dieser mithin weit oberhalb der Pleuralnalit gelegenen Seitenränder, welclier selbstverständlich auf die (Tesammt- form des Cephalothorax einen wesentlich bestimnu^iiden Einttuss ausübt, betrifft, so lassen sich zunächst contiuuirliche den „gebrochenen" gegen- überstellen. Tm ersteren Fall besehreibt der einfach als Margo lateralis zu bezeichnende Seitenrand eine entweder gerade oder geljogene Linie, welche keine merkliche Unterbrechung erfährt und sich gegen den Stirn- uud Hinterrand des Cephalothorax unter einem mehr oder minder scharfen Winkel absetzt {Corystes, MacropMhahnus : Taf. LXXV, Fig. 1 u. 4, Lambrus, Myra: Taf. LXXVI, Fig. 2 u. 3). Im zweiten Fall dagegen {Lupa: Taf. LXXV, Fig. 2, Ixa: ""Taf. LXXVI, Fig. 1) ist er bei, vor oder hinter der Mitte seiner Länge derartig winkelig gebrochen, dass er in zwei Abschnitte zerfällt, von denen der vordere (Margo lateralis an- terior) gegen den Stirnrand, der hintere (Margo lateralis posterior) gegen den Hinterrand hin verläuft. Ist der einfach gebogene Soitenrand bei ansehnlicher Länge nur leicht gerundet, so resultirt daraus ein länglicher, stumpf ovaler Cephalotliorax {Corystes), welcher demjenigen vieler Ma- cruren ziemlich nahe kommt; ist er dagegen bei geringer Länge stark gerundet, so wird sich daraus ein nahezu kreisförmiger Cephalothorax {Ilia, Philyra, Arcania u. A.) ergeben, welcher durch eine leichte hin- tere Einbuchtung jederseits auch zu einem stumpf herzförmigen {Tina: Taf. LXXX, Fig. 5, Gecarciniis, Cardisonia) modificirt werden kann. Geradlinige, in einem rechten Winkel vom Stirnrande abgehende Seiten- ränder stellen einen aiuiähernd quer viereckigen {Ocypode, Sesarma, Mdascsanna, Euchirogmjjsiis), gleichfalls geradlinige, gegen den Hinter- rand hin aber convergirende einen trapezoidalen Cephalothorax {Metopo- (jrcqjsus, GonopJax, GcJasinms, Todojihthalmus, Macroptlitludnms) her. Bei gebroclienem Seitenrand ist der vordere Abschnitt (Margo lateralis anterior) ganz allgemein mehr oder weniger stark bogig gerundet, besonders stark z. B. bei Etisus, CarjnUns, Plafycarcinus, Zozymus und Afergatis, der hintere dagegen (Margo lateralis posterior) bald geradlinig {AtcrgaUs, Xantho, Pilumnus, Eriphia, Carpilius), bald ausgeschweift {Pirimela, Zo- synms, Etisus, Portunus. Lupa, Thalamita, Polyhiiis, Plafyonychus, 3Iursia, Hepatus). Nur relativ selten ist l)ci derartig gebrochenen Seitenräudern der Cephalothorax nicht breiter als lang und zugleich stumpf herzförmig {Platyonyclms : Taf. LXXIX, Fig. 8), gewöhnlich mehr oder weniger stark in der Querrichtung entwickelt, zuweilen bis zu dem Grade, dass sein grösster Querdvu-chmesser die Länge um mehr als das Doppelte übertrifft {Lupu: Taf. LXXV, Fig. 2). Organisation. 843 Nicht iiiiiuler mannigfaltig ist die Bes('liat'f(Mi lici t dor ScitcMi- räuder. Besonders stumpf, sogar bauchig ahgernndet (in (h'r Richtung von oben nach unten) stellen sie sich bei IJca: Taf. LXXX, Fig. 1), Cardisoma, Gecarcinus unter den Catometopcn sowie bei einer grösseren Anzalil von Oxystomeu-Gattungen {Arcania, Fhilyra, Leucosia, Myru, Uta, im Grunde aber auch Ixn der durch ihre cylindrischen Seitenfortsätze ausgezeichneten Gattung fxa: Taf. LXXVI, Fig. 1) und vielen Oxyrrhyn- chen dar. Mindestens ebenso häufig erscheinen sie aber auch stumpf- und scharfkantig. Unter den mit scharfkantigen Seitonrändem versebenen Formen zeichnen sich besonders Oci/pode und Gelasimus (Taf. LXXX, Fig. 3) (hidurch aus, dass von der Vordecke nicht, wie gewöhnlich, eine, sondern zwei Seitenkanten ausgehen, welche nach hinten in der Weise stark divergiren, dass die innere auf der Kückenfläciie, die äussere auf der abgeschräg-ten Seitenwand entlang läuft. Existirt dieser scharfe Seiten- rand, wie gewöhnlich, nur in der Einzahl, so ist er sehr häufig mehr oder weniger tief zahnartig eingeschnitten und zwar variirt die Zahl der dadurch entstandenen Kandzähne je nach den Gattungen und Arten zwischen eins und sechs. Arten mit ein- bis dreizähnigem Seitenrande enthält z. B. die Gattung Sesarma, mit zweizähnigem Grapsus, mit drei- zähnigem Mdagrapsus , Eajilax und Macrophthalmus , mit vierzähnigem Euchirograpsus, Eriocheir , Prionoplux und Sylviocarcinus , mit fünf- bis sechszähnigem Düocarcinus. Noch mannigfacheren Abänderungen ist bei gebrochenem Seitenrande der Marge lateralis anterior unterworfeu. Zu- nächst kann er völlig ungezähnt und dabei ebensowohl stumpf abgerundet {Curpilius) wie deutlich gQX&nA^i {Atergatis, Hepatus) erscheinen; in letz- terem Fall ist er bereits mit sehr zahlreichen und stumpfen Kerbzähnen versehen und stellt dadurch den Uebergang zu einer weiteren Modifi- cation dar, welche in der regelmässigen Einkerbung zu stumpfen, alier in der Zahl bereits beschränkten Zähnen (Phdi/carcinns und Mursia: zehn, Atdecyclus: elf) besteht. Werden diese Zähne am vorderen Seitenrande scharf, so treten sie am häufigsten in der Fünfzahl auf: PolyUus, Platy- onychus: Taf. LXXIX, Fig. 8, Carcinus, Portimus, Pirimda, Xanfho, Pi- lumnus, Chlorodius, Etisus, Eri]}hia u. A. Doch kann in dieser Fünfzahl keineswegs etwas Typisches, wie Dana will, gefunden werden, da weder eine Vermehrung auf sechs (Thalamifa, Anisop-us, Ckaryhdis), sieben (Potamocarcinus) oder neun {Lupa: Taf. LXXV, Fig. 2, Amphüritc, Nep- tunus, Tridioccra), noch eine Verminderung auf vier (Paratdphusa, Plagusia, Eiicrate, Tridtodndylus, Matuta), drei (Curtonotus, Cliasmagnathus, Pseudo- rhowhüa) oder selbst zwei (Galene) irgendwie zu den Ausnahmen gehört. Durch eine besonders starke, spiessförmige Verlängerung des hintersten Zahnes am Margo lateralis anterior sind ausser den Lupeiden auch die Gattungen Matuta und Muisla ausgezeichnet und an diesen gerade die Sonderung des Seitenrandes in zwei Abschnitte prägnanter als irgendwo sonst markirt. 844 Decapoda. Als eine mit der Beschaffeulieit der Seitenränder in unmittelbarer Bozieliung stehende eigenthümliche Ceplialothorax-Bildung mag noch die- jenige der Calappiden und der Gattung Äethra Leach erwälmt werden. Es handelt sich hier in gleicher Weise wie bei den Stomatopoden um einen „Cephalothorax alatus", dessen Seiteuränder hinterwärts nicht den Grenzen der Leibeshöhle entsprechen, sondern in Form umfangreicher Hautduplicaturen dieselbe weit überragen, um auf diese Weise die — relativ kurzen — Beine dem gTösseren Theile nach zu überdachen. Bei den Calappiden, wo dieses Dach die Form einer hohen Wölbung an- genommen hat, — in besonderer Prägnanz z. B. bei der Ostiudischeu Calappa tuberculata Fab. — wird es seinem Seitencontour nach durch den Margo lateralis anterior hergestellt, während der Margo lateralis posterior in einer Flucht mit dem Hinterrand des Cephalothorax zu liegen kommt. An der Baucliseite des letzteren ist eine Pleuralnaht nicht zu erkennen. Die bei den Macruren bereits hervorgehobenen . den miter ihnen liegenden inneren Organen annähernd entsprechenden Kegionen sind auf der Kückenseite des Braehyuren - Cephalothorax ungleich allgemeiner als bei jenen ausgeprägt und selbst in denjenigen Fällen, wo sie undeutlich Averden, wenigstens noch tiieilweiso zu erkennen. Am wenigsten — bis zu völligem Verschwinden — ist dies der Fall 1)ei Ranina, Thia, Car- pilius, Triclioiladylus, Äcanfhonyx, Lcmosia, lUa, 3Iyru, Arcania, Philyra n. A., also ebensowohl bei ganz abgeflachten wie bei kuglig gewölliteu Formen. Bis auf die deutlich begTenzte Regio cardiaca verstriclien er- scheinen sie u. 7\.. bei Flatycarcinus und Ätergatis, allseitig scharf aus- geprägt und z. Th. mit verkleinerten, vor der Eegio gastrica zusammen- stossenden Kegionos hepaticao bei Gecarcinus, Uca (Taf. LXXX, Fig. 1, ga, he), Canlisoma, Graj}sus, Ocypode, Gelasimus u. A., mithin vorwiegend bei Formen mit glatter Oberseite. Ist letztere dagegen rauh und uneben, wie bei den meisten Oxyi'rhynchen {Eurypodms, Hyas, Camposcia, Steno- cinops, Pericera, Maja, Lambrus, Parthcnopie) , ferner bei Acthra, Dromia und unter den Cyclometopen liei FAisus, Chloroäius, Zosymus, Xantlio, Pihumitis, Pirimda, Eriphia, Atelccyclus u. A., so kann eine derartige Zerklüftung der Regionen in sicli eintreten, dass letztere selbst nur noch schwach ausgeprägi erscheinen oder dem Auge fast verschwinden. In mehr vereinzelten Fällen macheu sich bestimmte Regionen an der Bauchseite des Cephalothorax durch charakteristische Sculpturen oder Haarbekleidungen bemerkliar. Vor allen sind in dieser Beziehung' die Gattungen Sesanna und Metagrapsus dadurch bemerkeuswerth, dass nicht nur die der Miuidöflhung benachbarten, sondern die gesammten, bis zum scharfen Seitenrand hinaufreichenden Wanduugen durch zahlreiche, fein eingerissene und sich in rechtem Winkel kreuzende Furchen raspolartig ranh erscheinen. Bei Canlisoma zeigen nur die Regiones pterygostomicae und in Uebereinstimmung damit der vor der Pleuralnaht liegende Theil des nach unten umgeschlagenen mittleren Stirnrandes eine rauhe Sculptur Organisation. 845 und eine diesell^e vercleckendo, dichte Filzhekleidung (Taf. LXXIX, Fig. 2, pt), wälirend der übrige Tlieil der Pleuren gleicli den umge- schlagenen Seitenrändern glatt und nackt verbleibt. Bei Calappa scheint die dichte und weiche Sammetbekleidung der Eegioues pterygostomicao eine leiclitere Verschiebung des Schenkelgliedes der sehr auffallend ge- bildeten und sich nach Art eines Visires vor den Stirnrand lagernden Scheerenbeiue zu vermitteln. Steruum. Dasselbe stellt sich, abweichend von dem der meisten Ma- crureu, in Form einer continuirlichen Platte, deren vorderes, meist dreieckig verjüngies oder selbst spitz ausgezogenes Endo sich in eine zwischen der Basis der äusseren Kieferfüsse befindliche Lücke hinein vorschiebt und deren Hauptabschnitt durch mehr oder weniger deutlich eingegrabene Querfurchen noch den Hinweis auf eine Verschmelzung aus sieben, den Kiefer- und Gangbeinen entsprechenden Segmenten (Ventral-Halbringen) abgibt, dar {Carcinus: Taf. LXXVII, Fig. 5). Je nachdem der Ursprung der Beine sich mehr- der Mittellinie des Körpers nähert oder weit nach aussen verschoben ist, kann es die verschiedensten Breitenstufen ein- gehen. Ganz auffallend schmal, nämlich mehr denn fünf mal so lang als breit und dabei fast parallelseitig erscheint es bei der Gattung Thia (Taf. LXXX, Fig. 5 a, st), und zwar selbst bei den weiblichen Individuen, welchen im Allgemeinen ein breiteres Sternum als den männlichen zu- kommt. Im vollsten Gegensatz dazu erreicht es eine ungewöhnliche Breite bei solchen Gattungen, deren Cephalothorax, wie bei Macro- phthalmus (Taf. LXXV, Fig. 4 u. 4 a, st) stark in der Qiierrielitung ent- wickelt ist und deren Beine nahe dem Aussenrande desselben eingelenkt sind. Die allmählichen Zwischenstufen zwischen beiden Extremen würden — in der Keihenfolge vom schmäleren zum breiteren Sternum — z. B. die Gattungen Calapim, Cardisoma, Flatyonychus , Eriphia, Portunus, Grapsics imd Lupa repräsentiren, von denen die letztgenannte durch den sehr verkürzten und fast abgerundeten Vorderzipfel schon ein nahezu kreisrundes Sternum aufzuweisen hat. Unabhängig von der Breite ist dem Brachyinen-Sterniim ein winkliger Ausschnitt seines Endrandes um! ein Aufsteigen seiner der Hauptsache nach horizontalen Fläche nach oben nahe seiner hinteren Grenze eigen: beides Verhältnisse, welche in un- mittellmrem Zusammenhange mit der Einlenkuug des nach unten ein- sclilagbaren, verkürzten Postabdomen stehen. Dass es aucli durch die verschiedene Gestaltung, welche letzteres einerseits je nach den beiden Sexus, andererseits je nach Gattungen, Gruppen u. s. w. eingeht, in seiner Bildung wesentlich heeinflusst wird, lässt die zwischen lieideu Theilen bestehende Anpassung leicht erkennen. So wird z. B. das bei Liqxi sehr schmale männliche Postabdomen auf dem breiten und fast kreisrunden Sternum zu seiner Einklappung nur einer linearen und flachen mittleren Längsrinne bedürfen , während das breit und stumpf lanzettliche von Cardisoma in Verbindung mit seinen voluminösen Euthen nicht nur eine viel weitere, sondern auch eine besonders tief greifende Ausiiöhlung (S4(i Decaijoda. erfordert. lu ülmlicher Weise steht dem fast flachen, nur in der Mitte leicht vertieften Sternum von Porkinus, EripUa, Flatycarcinus, Gmpsiis u. A. das gleich von seinen Seitenrändern aus gegen die tief eingesenkte Mittellinie hin schräg abfallende von Calappa schroff gegenüber. Als secundäre Modificationen sind ferner der bald mehr quere {Lxipa, Cardi- soma, Ocypode, Macrophthalmus, Calappa), bald mehr radiäre {Portunus, Flafyonychus, Erlphia, Grapsus) Verlauf der Segment-Einfurehungen, von denen die letzte nicht selten undeutlich oder abgekürzt erscheint, anzu- führen, ebenso dass der zwischen die Basis der Kieferfüsse eindringende Fortsatz sich bald {Strnorhynclms) überhaupt niclit, liald {Calappa, Lupa, EripUa, Platyonychus) durch einen Eindruclv deutlich von dem darauf ] folgenden Haiipttheil absetzt. Am meisten modificirt erscheint die Sternal- | bildung bei solclien Brachyureu, deren beide letzte Beinpaare vpeit nach aufwärts gerückt sind, wi(^ Homola, Borippe, Dromia, Pianina u. A. Unter diesen zeichnet sich Homola dadurch aus, dass das Sternum, Avelches hier auffallend sclunal, mindestens doppelt so lang als breit ist, gleich vom Beginn an schräg nach oben ansteigt und auf der Grenze vom zweiten zum dritten Beinpaar durch eine Querleiste in zwei Abschnitte getheilt wird, von denen der hintere beträchtlicli stärker concav als der vordere ist. Die Segmentgrenzen sind nur beiderseits deutlich eingefurcht, in der Mitte ganz verstrichen ; das fünfte, stark nach oben gerückte Segment erscheint noch deutlich abgegrenzt. Die drei anderen genannten Gat- tungen stimmen zwar darin miteinander überein, dass sie ein horizontal liegendes und imgleich breiteres Sternum besitzen, gehen aber in der Form desselben wesentlich auseinander. Bei Borippe (lanata Fab.) er- scheint dasselbe bis auf das leicht dreieckig zugespitzte Vorderende fast kreisrund und lässt nur die den drei vorderen Beinpaaren entsprechenden Segmente deutlich ausgebildet erkennen, währeiul die nach aufwärts ge- rückten beiden letzten verkümmert sind. An dem mehr länglichen von Dronüa (Taf. LXXVIII, Fig. 13, st) fällt ein tiefer Einschnitt zwischen dem vorderen, den Kieferfüssen und dem dicken Scheerenbeinpaar zur Einlenkung dienenden, kleeblattförmigen Theil und dem folgenden mehr parallelen auf; die gegen die Mittellinie hin stark abgekürzten Segment- furchen verlaufen am hinteren Ende stark nach rückwärts. Das ganz eigenthümlich gestaltete und sich von allem sonst Bekannten weit ent- fernende Sternum von Pumina (Taf. LXXVIII, Fig. 16, st) endlich er- scheint im Grunde nur auf den vorderen Abschnitt (der normalen Bildung) reducirt, hinterwärts dagegen durch schmale, den Ursprung der Beine trennende Leisten repräsentirt zu werden. Im vollen Gegensatz zu dem letzteren, mithin verkümmerten Theil ist der vordere aber um so umfang- reicher ausgefallen, indem er eine breite, vorn und hinten zweiflügiige Platte, welche die stark nach hinten verschobene Basis der Scheerenbeine zugleich weit nach aussen drängi und in der Richtung nach hinten einen medianen Schwertfortsatz entsendet, darstellt. 4 Organisation. ,S47 Eine bomerkenswortlie Ausscliiiiückiing boi sonst normaler Form ist an dem Sternum der miinnliclien Individuen von Inachus thoracicus Boux 7.nr Kenntniss gekomnien. Vor der zur Einlagerung des Postabdomen dienenden Vertiefung wölbt sicli eine stumpf ovale Sclieibe hervor, welche in der Richtung nach vorn eine kleinere lanzettliche, jederseits dagegen eine grosse, im Kreisbogen abgemndete und Ins zu den Hüftgliedern der vier hinteren Beinpaare reichende Platte entsendet. Den weiblichen Indi- viduen geht diese Auszeichnung ebenso völlig ab, wie den männlichen des nahe verwandten Inachus scorpio Fab. Dass das normal gebildete Sternum der Brachyuren aus der Ver- schmelzung von mindestens sieben ursprünglichem Ventralhalbringen her- vorgegangen ist, lässt sich in manchen Fällen und zwar bei jugendlichen Individuen ungleich deutlicher als bei älteren, leicht erkennen. Von diesen Segmenten fallen die beiden dreieckig verjüngten vorderen auf den Ansatz der Pedes maxillares, die fünf hinteren auf denjenigen der Scheeren- inul Wandelbeine. Bei dem Männchen von Carcinus maenas Penn. (Taf. LXXVII, Fig. 5) z. B. sind alle sieben durch Querfurchen deut- lich von einander geschieden, bei Potamia {BosciaM. Edw.), Taf. LXXIX, Fig. G und Tdphusa das zweite und dritte Segment zwar mit einander versclnnolzen, in ihren Grenzen jedoch noch durcli Rand -Einkerbungen angedeutet. lUA Platt/carcinns pmjurus Lin. und Mafuta victor Fab. vei"- scinnelzen die drei ersten Segmente zu einer gemeinsamen Platte, doch finden sich auf der Grenze vom zweiten zum dritten gleichfalls noch Randeinschnitte vor. In noch anderen Fällen (Gelasinms, Oci/pode: Taf. LXXX, Fig. 3 a u. 4) verschwinden auch diese und die aus der Verschmelzung von Segment 1. bis 3. hervorgegangene Vorderplatte dient dann dem gemeinsamen Ursprung von Kiefer- und Scheerenbeinen. Bei allen diesen Modificationen stimmen die drei vorderen Segmente jedoch darin überein, dass sie seitlicher accessorischer Platten, wie sie den vier hinteren sehr allgemein zukommen, stets entbehren. Letztere, als Epi- sterna bezeichnet, können sich in ihrer Form sowohl wie in ihrer Lage zu den entsprechenden Sterualplatten verschieden verhalten, von letzteren auch ebenso wohl durch Furchen scharf abgesetzt sein, wie beim Ver- streichen dieser wieder mit ihnen verschmelzen. Als deutlich abgetrennte, selbstständige Platten von rhombischem oder bogig abgerundetem Umriss, welche in deutlichen Abständen von einander liegen, zeigen sie sich z. B. bei PoJyhius, Fortunus, Flatycurcinus, Carcinus (Taf. LXXVII, Fig. 5, es), Cardisonia, Gelasimus (Taf. LXXX, Fig. 3 a, es), wo sie die zwischen zwei aufeinander folgenden Segmenten befindlichen Einbuchtungen ausfüllen und den Hüitgliedern des vor ihnen entspringenden Beinpaares gemsser- maassen als innere und zugleich hintere Stütze dienen. Dieses Verhalten ist bei Platyonijchiis, Grapsus, CaJappa, Matuta (Taf. LXXVIII, Fig. 2 n. 3, es) u. A. dahin modificirt, dass sie bei grösserer Läugsstreckung eine continuirliche Reihe in longitudinaler Richtung bilden, wobei mitunter {Calappa) nur die drei vorderen jederseits ausgebildet sind, das vierte 848 Deoapoda. dagegen eingeht. Noch mehr wird das Ansehen dieser Episterna ver- ändert, wenn sie, wie bei Pofamia (Taf. LXXIX, Fig. 6), Tdphusa, Eri- iMa 11. A. mit den ihnen vorangelienden Sternalplatteu fest verschmelzen. Sie machen dann den Eindruck, als seien sie seitliche, nach hinten ge- krümmte Ausläufer der dritten bis sechsten Sternalplatte selbst, als welche sie übrigens bei geringer Grösse, wie bei Ocijpodc (Taf. LXXX, Fig. 4) dem Auge fast entschwinden können. Hinterleib (P o s t a b d o m o n). Bei den typischen Macruren behält dieser zweite Hauptabschnitt des Decapoden-Eumpfes, mit der gleichen Segmentzahl im Ganzen auch das gleiche Grössenverhältniss zum Cephalothorax wie bei den Schizopoden bei. Ancli schliesst er sich diesem bald in der seitlichen Compression (die Mehrzahl der Caridac), bald in der mehr cylindrischen Gestaltung {Astacina, Tlialassinidae, Falinurus, Steno^nis, Crangon, Fagurus u. A.), bald endlich in seiner dorso-ventralen Abplattung {Scyllarina, Galafhca, Birgus) mehr oder weniger eng an. Dass er dabei durch stärkere Ver- jüngung seiner Basis gegen den Cephalothorax deutlich abgeschnürt er- scheint, wie besonders bei Callianassa und Thalassina, gehört zu den seltenen Ausnahmen ; als Kegel kann das Gegentheil, die Contiiuiität mit jenem in Höhe und Breite gelten. Der mannigfachen Schwankungen in dem Läugsverhältniss der sechs vorderen, Gliedmaasson tragenden Seg- mente mag hier nur beiläufig erwähnt wa>rden. Besonders ist es das erste und sechste, welche nach dieser Eiclitung hin eine grössere Un- beständigkeit erkennen lassen. Ersteres kann ebensowohl {Lucifcr und Sergestes: Taf. LXIX, Fig. 1 u. 3, Stenoims: Taf. LXXIII, Fig. 1, Penaeus: Taf. LXX, Fig. 19), Sicyonia u. A. von gleicher Länge oder selbst etwas länger wie das zweite sein, als {Astacina, viele Caridac) diesem gegenüber deutlich zurückstehen; letzteres geht in manchen Fällen {Ltwifer nnd Sergestes: Taf. LXIX, Fig. 1 u. 3, Crangon: Taf. LXX, Fig. 1) allen vorhergehenden gegenüber eine ansehnliche Sti-eckung ein. Eine un- gleich grössere Beachtung verdient das zwiefache Verhalten des zweiten Hinterleibssegraents , welches bei den Penaeiden {Lucifcr und Sergestes: Taf. LXIX, Fig. 1 u. 3, Sfcnoptis: Taf. LXXIII, Fig. 1, Pemeus: Taf. LXX, Fig. 19, Sicyonia, Pasijihaca), den Thalassiniden {Thalassina, Gehia und Callianassa: Taf. LXXIII, Fig. 4 u. 5, Seytoleptus, Calocaris u. A.), Scyl- lariden, Palinuriden und Galatheiden (Taf. LXXl, Fig. 2 u. 5) mit dem ersten und dritten formell übereinstimmt, liei den Astaciden {Astacus, Nephrops, Homarus, Pohjehcles: Taf. LXXI, Fig. 1) und der Mehrzahl der Cariden {Pcdacnwn: Taf. LXX, Fig. 20, Hippolyte, Gnatho2)hyllnin, Athanas, Nika, Lysmata, Pandalus: Taf. LXXIII, Fig. 2, Atya, Alpheus, Pontoma, Typton, Crangon u. A.) dagegen beiderseits nacli vorn uml hinten liügelartig Oiganisatiüu. 849 ausgebreitet erscheint und darturcli über den Hinterrand des ersten und den Vorderrand des dritten hinübergreift. An der Ausgiebigkeit, den Hinterleib baiichwärts einzuschlagen, dürfte dadurch denjenigen Formen gegenüber, welche wie Palinurns, Galathca u.A. die seitlichen Ausläufer der Dorsal-Hall)riuge nach unten verjüng! oder selbst zugespitzt zeigen, kaum etwas beeinträchtigt werden. Denn diese beruht in erster Linie auf der \uigleich geringeren Flächenausdehnung und der Alti^lattung der Ventral- luilbringe gegenüber den mehr oder weniger hoch gewölbten dorsalen, sodann aber auch darauf, dass erstere bei ilu-er oft sehr ausgedehnten zarthäutigen Consistenz in demselben Maasse zusammengedrängt werden können, wie die auf Clleittlächeu an einander verschiebbaren Dorsalhalb- ringe sich ihrer ganzen Länge nach ausstülpen. Sind letztere, wie bei der Mehrzahl der Cariden (Palaemon, Penaeiis, Pandalus, Nika u. A.) ihrer seitlichen Compression gemäss hoch gewölbt, so erscheinen die Ventralhalliringe neben ihrer geringen Breitenentwickelung fast in ihrer ganzen Ausdehnung zarthäutig, höchstens dass der dem Ursprung der Ruderbeine entsprechende Hiuterrand eines jeden etwas aufgewulstet ist. Nimmt dagegen der Hinterleib, wie bei Stenopus, den Astaciden, Palinu- riden und Scyllariden, eine mekr halbcyliudrische oder abgeplattete Form an, so sind auch die Ventralhalbringe ungleich melrr nach der Quemch- tung entwickelt und zeigen dann bei sonst zarthäutiger Beschaffenheit den HinteiTand in Form einer Querspange verkalkt, mithin resistent. Dabei kann entweder (Palinurus) die Querspange des ersten Halbringes allein, oder {Homarus, Scyllarus, Ibacus) der beiden ersten beti'äehtlich kräftiger als die der folgenden ausgebildet, diejenige des zweiten bis fünften unter Umständen (Homarus) auch mit einem kräftigen Mitteldorn bewehrt sein. Am meisten reducirt erscheint der vordere weichhäutige Abschnitt der Ventralhalbringe bei manchen Thalassiniden , bei Callia- nassa Turnerana White z. B. je nach den Segmenten bis auf die Hälfte oder ein Drittheil der Länge, bei Thalassina anomala Herbst selbst bis auf einen mehr oder weniger breiten Halbmond, welcher dem imgleich umfangreicheren, stark verkalkten Endabschnitt vorangeht. In letzteren Fällen muss das Einkrümmungs -Vermögen des Hinterleibes uaturgemäss schon wesentlich beschränkt sein. Das an seiner Bauchseite die Afteröffnuug tragende Endsegment, welches bald verlängert und zugespitzt {Lucifer, Sergestcs, Pasiphaca: Taf. LXIX, Fig. 1, 3 u. 9, Grangon, Älpheus, Penaeus, Palacmon: Taf. LXX, Fig. 1, 17, 19 u. 20, PolycMes: Taf. LXXI, Fig. 1, Stenopus, Pandalus, Pontonia: Taf. LXXIII, Fig. 1 — 3), bald kürzer vmd breit abgerundet oder selbst abgestutzt {Scijllarus, Galathea: Taf. LXXI, Fig. 2 u. 5, Gebia, Callianassa: Taf. LXXIII, Fig. 4 u. 5, Äeglea: Taf. LXXIV, Fig. Ib, Tlicnus, Ibacus, Palinurus, Ästacus, Homarus u. A.) erscheint, bei den letztgenannten Gattungen auch im Bereich seiner hinteren Hälfte oder darüber hinaus bei einer nur lederartigen Consistenz biegsam wird, setzt sich, gleichfalls in Uebereinstimmung mit den Schizopoden (und auch Bronn, Klassen des Thier - Eeicha. V. 2. 54 850 Üecapoda. den Stomatopoden) in nähere Beziehung zu dem lamellös verbreiterten sechsten Paare der Spaltbeine, um im Verein mit demselben die fünf- fächerige Schwanzflosse zu bilden. Letztere hat mit als charakteristisch für das Postabdomen der typischen Macruren zu gelten, während sie bei den aben-auten Formen bereits modificirt erscheint oder selbst im Schwinden begriffen ist. Ersteres ist bei Parcellana, Äeglea und Galathea, letzteres bei den Pteryguren und Pagurinen der Fall. Bei der ihrem Gosammthabitus nach schon ganz an die Brachyuren erinnernden Gattung J'orccUmia (Taf. LXXII, Fig. 5 u. 5 b) ist das bauchwärts eingeschlagene Postabdomen einerseits stark verkürzt, andererseits abgeplattet. Von den vollzähligen sieben Segmenten sind das zweite ))is fünfte sehr breit, quer bandförmig, das die lamellös erweiterten Spaltbeine tragende sechste und das siebente dagegen ungleich schmäler: dadiu'ch dass letzteres nicht mehr in gleich engem Anschluss an jene steht, ist die einheitliche Schwanzflosse bereits preisgegeben. Formell ganz geschwunden, wiewohl in ihren Elementen noch vor- handen, zeigt sie sich in der Familie der Pterygum. Bei Älbunea (Taf. LXXII, Fig. 3) kommt das gleichfalls bauchwärts eingeschlagene Postabdomen dem Cephalothorax an Länge nahezu gleich und besitzt die volle Zahl von sieben Segmenten. Von den fünf kürzereu vorderen sind das zweite bis vierte beiderseits stark flügelartig erweitert; das etwas längere sechste trägt zwar flossenartig erweiterte Spaltbeine, doch stellen diese nach rechts und links frei ab und lassen das stumpf lanzettliehe siebente an seinen Seiten vollkommen frei. Dasselbe ist bei Hippa und Eemipes (Taf. LXXII, Fig. 1, Ib, 2 u. 2a) der Fall, nur dass hier das Endsegment bei langstreckig gleichschenkliger Dreiecksform alle vorher- gehenden zusammen an Länge übertrifft und daher, gegen den Bauch hin eingeschlagen, bis zwischen die äusseren Kieferfüsse hinein vordringt Die höchst eigenthümliche Hinterleibsbildung der Einsiedlerkrebse (Pagmina), welche wenigstens bei Pagurus und Coenohita sich mit ihrem Wohnen in Schneckengehäusen, welche sie übrigens zeitweise verlassen, in Einklang bringen lässt, besteht bei den genannten beiden Gattungen einerseits in einer stark ausgeprägien Asymmetrie und Achsendrehuug, andererseits in einem Schwinden der Segmentirung und der dieselbe be- dingenden Weichhäntigkeit des Integuments, welches nur noch an ver- einzelten Stellen der Kückenseite seine urspiüugliche feste Consistenz beibehalten hat. Bei Pagurus (Taf. LXXI, Fig. 4 u. 4 a) und Coenohita zeigen nur die beiden Eudsegmente, welche den sackartig aufgeschwollenen vorangehenden gegenüber bauchwärts eingekrümmt erscheinen, auf ihrer Eückenseite eine contiuuirliche, auf starker Chitinisirung und Verkalkung beruhende Stan-heit und diese überträg-t sich zugleich auf die unsymme- trisch (links grösser als rechts) ausgebildeten Spaltbeine des sechsten Segmentes, welche von diesem flflgelartig abstehen und demnach auch hier keine Schwanzflosse mehr mit dem siebenten Segment bilden. Auf Organisation. S51 (lipso Eudsegmente bescliräiikt sieli nun dio scharf aiis^-epnioin Hintcr- IcibssegintMitiniiig der beiden geiuinnten Gattungen, wälirond sie an dem umfangreichen basalen Theil verwischt und nur noch andeutungsweise diu-ch lokale, platten- oder spaugeuförmige Erstarrungen, welche liei Pagiiriis und Coenobifa in verschiedener Vertheihmg auftreten, zu erkennen ist. Für erstere Gattung, in welcher diese resistenten Platten der Rücken- seite — die Bauchseite ist stets in ihrer ganzen Ausdehnung weiehhäutig und zugleich dicht querfaltig — je nach den Arten in Zahl, Form und Grösse mannigfache Verschiedenheiten darbieten, mag auf die Abbilduno- des bekannten Parjurus bernhardics Liu. (Taf. LXXI, Fig. 4) verwiesen werden, aus welcher sich die weite Entfernung einer medianen hinteren von drei zum Theil paarigen, welche der Basis genähert sind und hier ziemlicli dicht aufeinander folgen, ergibt. Bei CoemUta (Diogenes Catesby) finden sich an Stelle dieser Platten ganz kurze, quer über den Kücken verlaufende, brückenartige Spangen, welche zu dreien vor- liaudeu sind und bei den Weibchen einseitig (links) entwickelte Spaltbeine von ansehnlicher Länge tragen. Da das relativ kurze erste Hinterleibs- segment durch seitliche Kerte sich, wenn auch undeutlich, von dem an- geschwollenen folgenden Theil altsetzt und die drei Querspangen, wie der Ansatz der linksseitigen Spaltbeine ergibt, dem HinteiTande des zweiten bis vierten Segmentes entsprechen, so würde der gTössere Theil des sackartig angeschwollenen Hinterleibes auf einer Vergrösserung des fünften und sechsten Segmentes, von welchen letzteres in überwiegender Ausdehnung noch dünnhäutig geblieben ist, beruhen. Bei Birgiis (latro Herbst), welcher sich nicht in Schueckengehäuse einnistet, ist unter Beibehaltung der Asymmetrie in der Ausbildung der weiblichen Spaltbeine (Taf. LXXI, Fig. 3 c) und der Verkümmerung der Eudsegmente ein mehr m-spi-üngliches Verhalten des Hinterleibes wieder hergestellt. Kurz und breit, nahezu kreisrund, ist er nicht nur im ganzen Bereich seiner dorsalen, sondern beiderseits — in Form scliarf aligogrenzter Platten — auch seiner ventralen Halbriuge stark chitinisirt," während letztere sonst allerdings vollkommen verschmolzen, häutig und warzio- erscheinen. Von den Rückensegmenten sind die fünf vorderen bis auf das stark verkürzte erste umfangi-eich, vor allem das quer elliptische zweite, das sechste und siebente dagegen stark verkleinert und ganz auf die Bauchseite gerückt, ja sogar durch einen breiten häutigen Raum vom fünften getrennt. Die zu beiden Seiten des sechsten Segments ent- springenden Spaltbeine sind sehr klein, stummeiförmig. Sind hiernach bei den Pagurini wenigstens noch die letzten Reste der für die genuinen Macruren charakteristischen Schwanzflosse nach- weisbar, so fehlen dieselben bei dem gänzlichen Mangel eines sechsten Spaltlteinpaares den Brachyuren völlig: das Postabdomen derselben läuft durchweg in zwei einfache, d. h. der Gliedmaassen entbehrende Seg- mente aus. Bevor indessen diese typische Hinterieil)sl)ildung der Taschen- krebse einer näheren Erörterung unterzogen werden soll, ist zuvor nocli 54* qkO Decapoila. (1er merkwürdigen Gattung Lähodes 7.u gedenken, welche trotz ihres sehr deutlich ausgesprochenen OxjTrhynchen-, besonders Majaceen-Hahitus (Taf. LXXII, Fig. 8) in mehrfacher Beziehung zwischen den Brachyuren und Pagurinen, und zwar gerade in Bezug auf die Hinterleil)sbildung die Mitte hält. Während sie mit ersteren durch das bauchwärts ein- o-eschlagene und abgeplattete Postabdomen so wie durch das glied- maassenlose vorletzte Segment übereinstimmt, nähert sie sich den letz- teren durch die wenigstens beim weiblichen Geschlecht im auffallendsten Maasse ausgesprochene Asymmetrie, ohne dabei aber noch weiterer, sehr prägnanter Eigenthümlichkeiteu zu entbehren. Solche lassen schon die beiden Basalsegmente gegenüber den eigentlichen Brachyuren erkennen: das erste, welches in der Ausdehnung des Cephalothorax - Hinten-andes sehr stark, fast saumartig verkürzt erscheint, erweitert sich beiderseits in der Eichtung nach hinten stark flügelartig und umfasst mit diesen Fort- sätzen das grosse, fast halbkreisförmige und zugleich senkrecht abstürzende zweite. An dem beim Männchen (Taf. LXXII, Fig. 8d) symmetrisch bleibenden und vom dritten Segment an regulär dreieckigen Hinterleib muss nun schon das Verhalten des dritten bis fünften Segmentes, welche in der Mittellinie breit unterbrochen sind und nicht quer, sondern in iliren verkürzten Hälften schräg nach hinten und aussen verlaufen, so wie auch die Einschachtelung des schmalen sechsten Segmentes zwischen die beiden Platten des fünften auffallen. Diese Modificationen erscheinen indessen nur geringfügig gegenüber der Deformation, von welcher das weibliche Postabdomen betroffen wird. Hier vergrösseru sich die links- seitigen Platten von Segment 3. bis 5. derartig, dass sie die rechtsseitigen um den vierfachen Umfang (wenigstens bei Lithodes antardka Hombr. , Jacq. und hrcvipes M. Edw.) übertreffen und in Folge dessen die beiden schmalen Eudsegmeute stark aus ihrer ursprünglichen Lage heraus und nach der rechten Seite hinül)erdrängen (Taf. LXXIX, Fig. 5). Letztere kommen, bei einem quer- und stumpf ovalen Umriss der vier vorletzten Segmente, in der Richtung gegen das rechte zweite Bein hin zu liegen und gehen eine ziemlich feste Verwachsung mit den drei ihnen voran- gehenden der rechten Seite ein, wäiu'end dagegen die drei stark ver- grösserten Platten der linken Seite, welche selbst die Hüftglieder der entsprechenden Beine gTOSsentheils bedecken, eine wenn auch beschi-änkte Beweglichkeit unter einander bewahren. In Uebereinstimmung mit den Pagminen steht auch die einseitige Ausbildung von Spaltbeinen bei den weiblichen Individuen : dieselben finden sich l)ei Lithodes am zweiten bis fünften Segment der vergrössei-ten linken Seite vor. Als charakteristisch für die Hinterleibsbildung der eigentlichen Taschen krebse ist neben seiner relativ geringen Länge und dem Mangel der Schwanzflosse einerseits die in der Eegel stark ausgeprägte Breiten- dift'erenz je nach den beiden Sexus, andererseits das feste Einschlagen gegen das Sternum, welches zu diesem Zweck eine starke mediane Ver- tiefung oder selbst Aushöhlung erkennen lässt, hervorzuheben. Die bei den Organisation. 853 Miienircii gan/, felilendo Fonnverscliiedoiilieit ist bei dun Uracliyureii derart ausgebildet, dass das woiblicbe l'ostal)(loineii nicht nur die doppelte, son- dern selbst die drei- und vierfache Breite des männlichen en-eiclien kann, letzteres auch sehr allgemein an Lange übertrifft. Beides steht im Zu- sammeuhang mit der Ausbildung einer grösseren Anzahl von (vier) Spalt- beinpaaren und mit der Bergung der an diesen aufgehängten zahlreichen Eier, welciu:' es zugleich bedingen, dass das Postabdomen auch bei niclit tragenden Weibchen sich dem Sternum niemals so eng anpasst, wie das- jenige der Männchen, welches in die schmale und enge Furche fest ein- gepferciit erscheint und aus derselben wolil nur bei der Defäcirung und besonders behufs der Begattung herausgehoben wird. Immerhin ist der Breiten-Entwickelung des weiblichen Hinterleibes ein sehr weiter Spiel- raum gelassen, so dass er in einzelnen Fällen (Calajrpa) kaum breiter oder {Tina: Taf. LXXX, Fig. 5) selbst schmäler als bei manchen anderen Gattungen {Cardisoma) der männliche erscheint. Der Gattung Thia, wo er fast parallel und S'/j mal so lang als breit ist, würden sich zunächst Gattungen mit schmäler oder breiter lanzettlichem (Calappa, Homola, Onjpodc). diesen wieder solche mit spitzer oder stumpfer ovalem Hinter- leib {Telphnsa, Pofamia, Cardisoma, Atergatis, Flatijcardnus , Xantho, Carcinus u. A.) anschliessen, bis er dann endlich bei Lupa, Gelasimus, Gecarcinus, Sesarma, Dorippc u. s. w. durch Annäherung an die Kreis- form das Maximum seiner Breite erreicht. Bei den männlichen Individuen, wo seine Breite sich innerhalb etwas engerer Grenzen bewegt, ist dagegen sein Unn-iss um so schwankender. Er kann ebenso wohl lauggestreckt und parallel mit lanzettlicher oder dreieckiger Verjüngung seines End- segments, wie bei Calappa, Atelecyduf;, Gelasimus, gleichseitig dreieckig, wie bei Gonoplax, Grapsus, Cardisoma, Todopldhalmus, Tclphusa, Pirimela, Dorippc, ferner lanzettlich, \vie bei Homola, Gecarcinus, Ocypode, Car- jdlius, Atergatis, als wie endlich im Bereich seiner Basis sehr breit, in ■ seinem Endtheil dagegen plötzlich ganz linear erscheinen, wie bei Licpa. Der schon an und für sich geringen Grössentwickelung des Hinter- leibes entspricht es, dass in zahlreichen Fällen durch Verwachsung von zwei oder drei Segmenten unter einander eine weitere Reduction eintritt, wenngleich die ursprüngliche Siebenzahl anscheinend in überwiegendem Maasse bei beiden Geschlechtern aufrecht erhalten ist. Vorwiegend ist es das männliche Geschlecht, welches von einer Verminderung der ur- spi-üuglichen Segmentzahl betroffen wird, wiewohl es in dieser Beziehung an Ausnahmen nicht fehlt, so z. B. bei Latrcillea, deren Weibchen das nerte bis sechste Segment zu einer gemeinsamen gTOSsen Platte ver- schmolzen zeig-t, während beim Männchen alle sieben Segmente frei bleiben. Bei beiden Geschlechtern tritt eine Eeduction durch Verschmel- zung von Segment 6. und 7. bei Inachiis, Egeria, Stenorhynchus und Aclmeus, dagegen von Segment 4. und 5. bei Acanthonyx ein : nur beim Männchen durch Verschmelzung von Segment 3. und 4. bei Eriphia und Carpilius auf sechs, durch eine gleiche von Segment 3., 4. und 5. bei Carcinus, 854 Decapoda. Poh/lins, Xmtflio, Afcrfiafis, Pirimda, Corystcs, Matuta, Mursia, Lujm, PodopJdhalmus, Ehalia, Ilia, Lanibnis u. A. auf fünf. Dass in eiuzclueii Fällen sich eine solche Verschmelzung indessen nicht an die Gattung bindet, sondern nach den Arten verschieden ist, zeigt sich z. B. bei Calappa, wo das Männchen der Cal. cristata sieben freie Segmente, das- jenige der Cal. tuhcrculata Segment 3. bis 5. verschmolzen erkennen lässt. Stellt sich liiornacli das Postabdomen der Brachyureu im Allgemeinen zu demjenigen der Macruren in einen ziemlich scharfen formellen Gegen- satz, so fehlt es doch andererseits auch hier nicht an vermittelnden Ueber- gängen. Wie bei den Macruren in einzelnen Fällen eine Verkürzung, so tritt unter den Brachyuren hier und da auch eine deutlichere Streckung des Hinterleibes auf und zwar ist dies besonders bei den mit verkürzten und gegen die Rückenseito hinaufgerückten hinteren Beinpaaren versehenen Formen, welche Latreille-- als Notopoda zusammengefasst hat, der Fall. Bei Homola (Taf. LXXII, Fig. 6), Dorippc (Taf. LXXII, Fig. 7) und Dromia schlägt sich nämlich das Postabdomen nicht gleieli von seinem Ursprung an bauchwärts ein, sondern lässt seiiu' Basalsegmente, welche hier zugleich weniger verkürzt erscheinen, frei hinter dem Cephalothorax hervortreten. In noch viel auffallenderem Maasse ist dies aber bei der auch nach anderen Richtungen hin sehr eigenthümlich gebildeten Gattung Banina (Taf. LXXI, Fig. 6) der Fall, bei welcher der Hinterleib fast in seiner ganzen Ausdehnung oxponirt ist und gleich von der Basis an normal ausgebildete Segmente aufz\iweisen hat. I n n e n - S k e 1 e t. Das den Rumpf äusserlich abschliessende Hautskelet geht, wie bei den Arthropoden im Allgemeinen, so auch bei den Decapoden bauch- wärts Einstülpungen gegen die Leibeshohle hin ein, welclie einerseits der complicirten Gliedmaassen- und Rumpfmuskulatur als Stützpunkte dienen, andererseits aber auch in enge Beziehungen zu dem centralen Nerven- system und den Athmungsorganeu (Kiemen) treten. Geht ein solches Inuenskelet selbstverständlich auch den kleineren Decapoden-Formen mit biegsamem, wenig verkalktem Integument keineswegs ab und ist es bei diesen mu" wegen seiner Zartheit und ünscheinbarkeit bisher kaum be- achtet worden, so hat es bei der Solidität und Complicirtheit, in welcher es bei allen kräftigeren, mit stark verkalkter Haut versehenen Decapoden, also bei den Astaciden, Paliiuniden, Brachyuren u. s. w. ausgebildet ist, um so mehr die Aufmerksamkeit auf sich lenken müssen. Im Bereich des Postabdomen, der geringen Grösse seiner Gliedmaassen entsprechend, ganz zurücktretend, gestaltet es sich innerhalb des vorderen Rumpf- abschnittes, wo es von dem Brustpanzer überwölbt wird, zu einem um so reicheren Gerüst sehr mannigfach in einander gTeifender Pfeiler, Wände und Gewölbe aus. Gleich dem Aussenskelet zeigi es auch seinerseits bei den Macruren die luigleich ursprünglichere, sich in der deutlich erhaltenen Organisation. 855 Sogmoutinuig bokuiuleude Gestaltung, während es bei den Bnxcliyuren we- nigstens nach einzelnen Kichtungen hin schon wesentlich moditicirt auftritt. Will man nach H. Mi Ine Edwards an dem Cephalothorax der Decapoden einen Kopf- imd einen Brustabschnitt unterscheiden, so wenig dies auch weder in der Entwickelung noch in der Morphologie des aus- gebildeten Individuums eine sichere Stütze findet, so wird man für letz- teren niciit sieben, wie der berühmte französische Carcinologe (welcher dafür die nicht in Gebrauch gekommenen Ausdrücke: Proto, Deuto- u. s. w. bis Hebdosomit vorgeschlagen hat) es thnt, sondern deren mit mehr Recht acht ursprüngliche Segmente, welche ebenso vielen Gliedmaassenpaaren entsprechen, in Anspruch zu nehmen haben. Wenigstens lässt ein in seine einzelnen Theile zerlegter PaUnurus erkennen, dass niciit nur dem iiusserlich hervortretenden, zwischen den Kieferfüsseu ganz linearen und stark nach oben aufsteigenden Sternum, sondern auch dem von diesem sich gegen die Leibeshöhle hin erhebenden Innenskelet sich ausser den fünf Paaren der Gangbeine auch alle drei — nicht nur die zwei hin- teren — Kieferfusspaare anfügen, während die voraufgehende Maxille des zweiten Paares einem besonderen, formell abweichenden Ventralhalbringe angefügt ist. Während nun das äusserlich frei liegende Sternum im Bereich seiner drei vordersten, den Pedes maxillares entsprechenden Seg- mente durchaus linear verbleibt, nimmt es vom ersten Gangbeinpaar an nach hinten allmählich, aber stark an Breite zu und zerfällt dabei, wenig- stens bei jugendliehen Pa^m^n^s - Individuen in drei Längsreihen von Platten (Taf. LXXIX, Fig. 7), welche durch Einsenkungen von einander getreinit sind und von denen die impaare mediane (st) den seit- lichen beträchtlich an Breite nachsteht, während von den seitlichen die dem zweiten bis vierten Beinpaar entsprechenden Platten (es) abermals in einen gTösseren inneren und einen kleineren äusseren Abschnitt zer- fallen. (Bei älteren Individuen verschmelzen diese beiden Abschnitte miteinander und die longitudinale Dreitheilung des Sternum erscheint nur noch angedeutet). Diesen drei Längsreihen, von denen die mittlere sich als die Fortsetzung des vorderen linearen Sterual-Abschnittes ergibt, entsprechen nun am Innenskelet des Cephalothorax zunächst gleichfalls drei HauptgTuppen physiologisch gesonderter Gebilde, der mittleren näm- lich der zum Einschluss des Bauchmarks dienende Neuralkanal, den beiden seitlichen die Endopl euren. Ersterer kann bei weiterer Ver- vollkommnung (Uomarus: Taf. LXXVII, Fig. 2 u. 3, \r) den einzelnen Segmenten des Innenskeletes entsprechend, deutlich von einander abge- grenzte und besonders gegen die Leibeshöhle hin stärker hervorspringende Wirbelbildungen (Endosterna, Mesophragmes M. Edw.) zum Austrag bringen (bei PaUnurus sind dieselben kaum angedeutet), entsendet aber stets gegen die Endopleuren hin, also nach rechts und links quer ver- laufende Verbindungsbrücken, W'olche alternirend von seiner oberen und un- teren Wand ihren Ursprung nehmen (Arcus superiores et inferiores, Endo- pleuraux posterieurs et inferieui's M. E d w., Taf. LXXVII, Fig. 2 u. 3, as u. ai). 856 Decapoila. Vo]] der in der Kiclitimn' nach ausson ovfolgciulcii Veroinigiuio- dieser Querbögen steigen senkrecht wandaiiige Pfeiler (Branclie arthrodialo M. Edw. : Taf. LXXVII, Fig. 4, ar) empor, welclie, au ihrem oberen Ende von rundlichen Oeffnuugen durchsetzt, zwischen sich grosse, fach- aiiige Hohlräume zur Aufnahme der für die Beine bestimmten Muskeln fassen (Taf. LXXVII, Fig. 3 u. 4, p', p^ p^'), zugleich aber au ihren Aussenränderu die Geleukhäute jener entspringen lassen. Diese Wände dienen dann wieder anderen, gewissermaassen ein zweites Stockwerk dar- stellenden Wandungen zur Unterlage, welche aber nicht in gleicher Flucht, sondern in einem Winkel zu den unteren schräg naeli aufwärts und innen gerichtet sind und die Träger eines sie überwölbenden Daches, der sogen. Epimeren (Taf. LXXVII, Fig. 3 u. 4, ep) bilden. Letztere, zur Auf- lagerung der Kiemen an ihrer Aussenseite dienend, lassen an dieser fünf etwas radiär verlaufende, tief furelieuartige Einsenkungeu (Taf. LXXVII, Fig. 4, s, s), welche den sie von unten und iuiu.ni her stützenden Wänden entsprechen, mehrere von ihnen auch grosse, rundliche Oeffnuugen (Fig. 4, or) wahrnehmen. Die einzelnen, durch die Furchen geschiedenen (sechs) Epimeren sind mehr oder weniger gewölbt und von verschiedener Breite, welche sich jedesmal nach der Stärke der entsprechenden Beine richtet; die den Pedes maxillares entsprechende vorderste, gleichfalls durch besondere Breite ausgezeichnet, erweist sich durch feine, ihrem Vorder- rand genäherte Furchen als ein auf Verschmelzung dreier beruhendes Compositum. Morphologisch betrachtet, können übrigens diese Epimeren nicht mehr, wie die Endosterna und Eudopleuren dem ventralen Theil des Cephalothorax zugerechnet werden, sondern repräsentiren als beider- seitige Grenze der Bauchhöhle bereits das Notum, welches hier nur eines medianen Sclilusses entbehrt. Bei den Brachyuren bring-t der mehr nach der Quenichtung entwickelte Cephalothorax, verbunden mit der dorso- ventralen Abplattung und der grösseren Breitenentwickelung des Steruum, nicht unwesentliche Modificationen in der Ausbildung des Innenskelets mit sich. Im Gegensatz zu den Macruren, bei welchen das Endosternum (Neuralkaual, Mesophragma M. Edw.) um so solider ausgebildet ist, je mehr das Aussensternum rudimentär bleibt {Eomanis), entspricht dem sehr resistenten und durch feste Verschmelzung seiner Segmente charak- terisirteu Sternum der Taschenkrebse ein wesentlich vereinfachtes, ja selbst rudimentäres Endosternum. Oft {Lupa: Taf. LXXXI, Fig. 22, Matutu, Ocypode: Taf. LXXVIII, Fig. 1 u. 11, ms) ist dasselbe auf einen medianen Läugskiel (Mesosternal M. E d w.) und einige von demselben ausgehende paarige Querrippen, welche den Arcus inferiores der Macruren entsprechen, beschränkt; in anderen Fällen {Dromia: Taf. LXXVIII, Fig. 12) fehlen selbst diese Auszeichnungen. Im Zusammenhang hiermit steht der Mangel eines geschlossenen Neuralkanals, welcher freilich in erster Linie durcli die eigenthümliche Gestaltung des centralen Nervensystems ausgeschlossen wird: letzteres liegt seinem Haupttheil nach dem Endosterniun frei auf und ist nur im Bereich seiner hintereu Ausläufer in einer später zu Organisation. 857 pTörtonuleii Woisp überbrückt. Die den äusseren Sternall'inTlien in ihrem mehr oder weniger radiären Verlanf entspreeiienden Endopleuren, welclie die für den Ansatz der Beinmuskoln dienenden Holilräume von einander trennen, steigen nicht, wie bei den Macruren senkrecht auf, sondern nelimon eine stark geneigt(>, der horizontalen genäherte Kichtung an, welche sicli zugleich auf die seiir niedrigen Träger des Epimeron- Gewölbes Übertrag!. Tu Folge dessen haben auch die Epiineren selbst {Mafufa, Ocyiwdc, Dromia.-^Tal LXXVIII, Fig. 1, 11 u. 12, ep, ep), welche übrigens auf ihrer den Kiemen zugewendeten Oberseite die glei- chen radiär gerichteten Einfurchungen darbieten, ihre bei den Macruren vorwiegend verticale Kichtung mit einer annährend horizontalen oder nur leicht geneigten vertauscht. Ungleich eigenthümlicher als diese mehr relativen Abweichungen erscheint die bei den Braehyuren als Sella turcica bezeichnete Bildung des lunenskelets {Lupa: Taf. LXXXI, Fig. 22, Ocy- podc, Dromia: Taf. LXXVIII, Fig. 11 u. 12, t). Von den, wie früher erwähnt, schräg nach hinten gerichteten Hälften des siebenten Sternal- segmentes erhebt sich nach innen, ihrem Hinterrand entsprechend, eine sich mit derjenigen der anderen Seite in der Mittellinie vereinigende Wand, welche sich oberhalb in zwei divergirende Aeste spaltet. Von diesen vereinig! sich der kürzere hintere direct mit dem entsprechenden Theil der letzten Epimere, um auf diese Art den Hinterrand der Gelenk- hölile für das letzte Beinpaar zu bilden. Der ungleich längere vordere dagegen, in der Mittellinie mit dem andersseitigen verschmolzen, bildet eine als Türkensattel bezeichnete quere Brücke, welche sich über die aus dem grossen Bauchganglion nach hinten ausstrahlenden Beinnerven hin ausspannt und daher etwa als der Rest eines Neuralkanals angesprochen werden kann. Der median gelegene, eigentliche Sattel, auf dessen Ober- seite der in den Hinterleib eindringende Endstrang des Bauchmarks ver- läuft, lässt aus seinem VordeiTande zwei divergirende, schräg nach vorn und aussen vorlaufende Schenkel hervorgehen, welche, wenn sie unge- theilt bleiben, sich mit den Endopleuren des sechsten Sternalsegments verbinden, wenn sie aber, wie z. B. bei Dromia (Taf. LXXVIII, Fig. 12) eine weitere, mehr sternartige Verästelung eingehen, auch die Endopleuren der vorangehenden Sternalhalbringe mit in ihren Bereich ziehen können. Den recht erheblichen Modificationen , welchen die Cephalothorax- Bildung bei einzelnen Brachyiu'en - Gattungen unterworfen ist, entspricht es übrigens, dass auch das Innenskelet ebensowohl Complicationen wie Vereinfachungen unterliegt. Ersteres ist ganz besonders bei der Gattung Ranina (Taf. LXXV, Fig. 7) mit ihrem ausnahmsweise gesti'eckten Ce- plialothorax und ihren dem entsprechend in der Längsrichtung entwickelten Epimeren (Fig. 7, pl) der Fall. Auf das in reicher Entfaltung ausgebil- dete, nämlich mit verzweigten Seitenausläufern versehene Endosternum (Mesosternal M. Edw.) folgt auch hier eine Sella turcica, deren vordere Hörner jedoch sehr schmal sind und mit den Seitenrändern der zwischen den Endosternen des siebenten Sterualsegmeutes liegenden medianen 858 Decapoda. Oeft'miiig vorschmelzen. Letztore, nachdem sie sich jedorseits mit dem vorderen Ende der Endopleiu'en des vorhergehenden (sechsten) Sternai- ringes vereinigt haben, theilen sich in zwei Aeste, welche sicli zur Her- stellung eines oberen Sternalkanals zuerst von einander entfernen, sodann aber wieder in der Mittellinie vereinigen, um auf diese Art gewisser- maassen zum zweiten Male eine (vordere) Sella turcica herzustellen, deren Hörner eine Verbindung mit den Endosternen des vierten Ringes ein- gehen. Im vollsten Gegensatz zu Baniita lässt Lifhodes eine starke Ke- duction des Inneuskelets erkennen. Das Fehlen einer Sella turcica beruht auf einer Verkümmerung des siebenten Sternalsogmentes, welches den zu schwaclien Pinseln \nngewandelton Hinterbeinen entsprocliend nur in Form einer dünnen, von den vorhergehenden abgelösten Querspange mit rückwärts gekrümmten Soitenschenkeln zur Ausl)ildung gelangt ist. Ausser ihr fehlt aber auch der longitudinale Mittelkiel mit seinen Quer- ästen, so dass nur die Trennungswiinde der Beinmuskel-Fächer und die Träger der Epimeren in einer an Palinnnts erinnernden Form übrig bleiben. Letztere sind nur in der Vierzahl vorhanden; erstere werden durch breite, sich mit den Endopleuren des vorhergehenden Segments verbindende Paraphragmalen und dünne, lineare Arthrodialen (M. Edw.) hergestellt. Schliesslich mag noch als charakteristiscli für das Innenskelet der Brachyuren der vollständigeren Ausliildung desjenigen Abschnittes er- wähnt werden, welcher der Einfügung der Mundgliedniaassen und dem Ansatz der sie bewegenden Muskeln dient. Im vorderen und zugleich aufwärts gerichteten Ausläufer des Sternum gelegen {Matuta, Dromia, Ranina: Taf. LXXVIII, Fig. 1, 12, 13 n. 16, gn)" stellt es sich als ein in der Querrichtung entwickeltes Chitingerüst dar, welches von paarigen Spaltöffnungen durchbroclien ist. P a a r ig e G 1 i c d m a a s s e n. Dieselben sind, wie bei den Arthropoden im Allgemeinen, ihrer Innervirung und ihrer Lage zur Mundöfluung nach in die beiden Haupt- gruppen der präoralen und postoralen zu sondern : doch müssen ersteren bei den Decapoden niclit nur die beiden Fühlerpaare, sondern auch — und zwar der Reihenfolge nach als erstes — die beweglichen Augeustiele (Pedunculi oculorum) zugerechnet werden, da sie nicht als Sinnesorgane selbst, sondern nur als Träger solcher, gleich den Fühlern angesproclien werden können mid mit dem Basalabschnitt (Schaft) dieser nicht nur die freie Einlenkung, sondern oft auch {Fodopldlmlmus, Homola, Hippa u. A., von Larvenformen z. B. Fhyllosoma) eine sehr übereinstimmende Gliede- rung erkennen lassen. Von den postoralen bilden die elf vorderen zwar eine continuirliche Reihe, sondern sich aber functiouell in masticatorische (sechs) und locomotorische (fünf), so weit von letzteren nicht das eine oder andere Paar als Greiforgan oder Waffe Verwendung findet. Von 1 Organisation. 859 don mastioatovisclieii sondert sich das erste (Maudiliulae) ronuell am scliiiiisteii ab, während das zweite bis vierte nnter einander näher über- einstimmen als mit (k^ii fünften und sechsten, welche schon eine deut- liche Hinneigung zu den locomotorischou Gliedmaassen bekunden. JJie in weiterem Alistand von diesen dem Postabdomen überwiesenen sechs hintersten Paare, ursprünglich gleichfalls locomotorischer Natur, sondern sich bei vollzäliliger Ausliildung abermals in zwei Gruppen, von denen die erste fünf, die zweite nur ein Paar (Schwanzflosse) unifasst. P r ä 0 r a 1 e G 1 i e d m a a s s e n. Die ilnien entsprechenden drei Kopfsegmente sind abweicluMul von den Stomatopoden nicht mehr als solche erkennbar oder nur theilweise, wie dasjenige des zweiten Fühlerpaars, noch als verschmolzener unterer Halbring angedeutet. Die gegenseitige Lage der drei Paare ist bei den Decapoden ursprünglich dieselbe wie bei den Stomatopoden uiul Schizo- podeu : zumeist nach vorn uiul oben die Augenstiele, unmittelbar unter ihnen die Innenfühler (Antennen des ersten Paares, Antennulae), endlich abermals weiter nach unten und zugleich mehr nach aussen gerückt die Aussenfühler (Antennen des zweiten Paares). Diese bei den Macruren allgemein festgehaltene Stellung verbleibt indessen nur einer relativ ge- ringen Anzahl überdies meist abeiTanter Brachyuren, wie Lithodes, La- treülca, Homola, Podoplithalmus, während sie bei der grossen Mehrzahl eine mehr oder weniger auffallende Verschiebung in der Weise erfährt, dass Innen- mid Aussenfühler nicht mehr unter-, sondern direct neben- einander, letztere aber an der Innenseite der Augenstiele zu liegen kommen. Da diese Verhältnisse in ihren wesentlichsten Modilicationen bereits bei Gelegenheit des Cephalothorax („Stirntheil") Ijerührt worden sind, genügi es, hier auf sie hinzuweisen. a) Die Augenstiele, welche die ausgiebigsten Schwankungen in Länge und Dicke eingehen, unterliegen, wenngleich nicht ohne Aus- nahmen {Homarus, Astacus) sehr allgemein einer mehr oder weniger deut- lich ausgeprägten Gliederung, welche sich selbst in denjenigen Fällen, wo sie die sich am häufigsten wiederholende kurze und gedrungene Birn- form darl)ieten {Penaeus, Galathea, Mimida, Scrgestes u. A.) in der Ab- schnürung eines kleinen, queren Basalgliedes (Basophthalmite M. Edw.) von dem die Cornea tragenden , umfangreicheren Endabschnitte (Podo- phthalmite M. E dw.) zu erkennen gibt. Es bleibt indessen dann die Be- weglichkeit des zweiten Gliedes am ersten, der Kürze der beide verbin- denden Gelenkhaut entsprechend, sehr beschränkt. Ungleich schärfer tritt diese Gliederung bei gleichfalls noch kurzen und dicken Augen- stielen dann hervor, wenn, wie bei PaUnurus und Lithodes, die beiden aufeinander folgenden Abschnitte sich an der Stelle ihrer Aneinander- fügung formell diflferenziren, der zweite also im Gegensatz zu dem dünn giiffelförmigen ersten an seiner Basis aufgetrieben oder wulstig verdickt 860 Decapoila. erscheint. In diesem Fall hat das mit umfangreicherer Gelenkhaut ver- sehene Basalgiicd die freiere, das zweite die beschränktere Beweglichkeit. Es kann indessen aucli, wie z. B. an den schon ziemlich langstreckigen Augenstielen der Pagurinen, das umgekehrte Verhalten eintreten, nämlich das — von H. Milne Edwards als ,,deux petits prolongemeuts en forme d'ecailles" (des Augen Segmentes) in Anspruch genommene — bei Pa- (jurns herzförmige, bei Coenohita sclnnal und spitz dreieckige Basalglied nur leicht, das verlängerte Endglied mit seiner luigleich grösseren Ge- lenkhaut sehr viel freier beweglich sein. Die deutlichste Gliederung und mit ihr die ausgiebigste Beweglichkeit zeigen indessen unter den zwei- gliedrigen Augenstielen diejenigen, welche den mit Augen rinnen ver- sehenen Brachyuren aus der Gruppe der CatometojM zukommen. Unter diesen haben Telphusa, Uca (Taf. LXXX, Fig. 1), Cardlsoma, Ocypode (Taf. LXXVI, Fig. 5) ii. A. ein längliches luid dünner cylindrisches Basal- und ein durch weite Gelenkhaut mit ihm verbundenes, ungleich massigeres und am Ende angeschwollenes Terminalgiied, während bei Gonoplax, MacropMJialmus (Taf. LXXV, Fig. 4) und Gelasimus (Taf. LXXV, Fig. 3) sich einem ganz kurzen ersten unter freier Beweglichkeit ein oft 10 bis 12 mill. langes, dünn cylindrisches zweites anschliesst. In allen diesen Fällen ist das erste Glied dem zweiten gegenüber stark ver- kürzt; dagegen nimmt es bei der merkwürdigen Gattung FodopMhalmus (Taf. LXXVIII, Fig. 10, oe), deren Augenstiele die colossale Länge von 33 (mas) bis 56 mill. (fem.) erreichen, eine ganz anssergewöhnliche Streckung an, indem es die Länge des an seiner Spitze frei beweglichen, dick klöppeiförmigen Cornealringes um mehr als das Sechsfache übertrifft. Mit dieser Zweigliedrigkeit der Augenstiele hat es jedoch unter den Decapoden noch nicht sein Bewenden; vielmehr kommen, wenngleich nur vereinzelte Gattungen vor, bei welchen sich ihr Basaltheil abermals glie- dert. Bei mppa emerifa (Taf. LXXII, Fig. 1, LXXXII, Fig. 23) geht dem ungemein schlanken, dünn griffeiförmigen Cornealgliede ein nur halb so langes und derber cylindrisches zweites voran und dieses entspringt wieder im rechten Winkel von einem breiten, lamellösen Basalgliede. Bei Homola (Taf. LXXII, Fig. 6) fügt sich das dicke, zu zwei fast glei- chen Hälften tief eingeschnürte Cornealglied, welches im Bereich seiner Basis lang filzig behaart erscheint, in freier Beweglichkeit einem lang- streckigen Cylinderglied an, welches sich seinerseits wieder durch eine Naht mit einem noch dünneren und glatten Basalglied in Verbindung setzt. Bekundet nun schon diese Gliederung eine deutliche Uebereinstim- mung mit Fühlern, so wird diese noch weseutlicli erhöht durch den Um- stand, dass in nicht gerade seltenen Fällen eines oder mehrere dieser Glieder mit Borsten oder Haaren, welche nach ihrer Form und ihrem Sitz als Tastorgane in Anspruch zu nehmen sind, besetzt erscheinen. Bei Coenohita Diogenes fiiulen sich solche Borsten in Mehrzahl au der Spitze des langstreckigen, seitlich comprimirten Endgliedes der Augen- stiele nach innen von der auf die Aussenseite verlegnen Cornea vor, Organisation. Sfil wälivoml l)oi Paguruf: strlafus (Latr.) iiiiiit mir das herzförmige Basal- oliod an seinem Innenrande, sondern auch das kolbig cylindrisclie zweite (llied naiie seiner Spitze und zwar auf einem tiefen Aussclinitt der hier allseitig ausgedehnten Cornea eine steife Tastborste trägt, dreier kürzerer am Innenrande desselben Gliedes uur nebenher zu gedenken. Auch die Gelasimus- Arten füln-en eine einzelne steife Tastborste auf der Oberseite ihres verlängerten zweiten Augenstielgliedes und zwar auf der nahe seiner Spitze befindlichen Ausrandung des Sehfeldes. Letztere setzt sich bei Ocijpode Cursor Lin. {hippeus Oliv.) in einen die Cornea üben-agenden Zapfen fort, welcher an seinem Ende einen dicliten Haarpinsel fast von der Länge des zweiten Augenstielgliedes trägt, während bei anderen Arten derselben Gattung {Ocijp. ceratopMhalma Pall. und aegyptiaca Gerst.) dieser Haarpinsel zwar fehlt, dafür aber der Zapfen sich zu einem 12 mill. langen Griffel, welcher die Aussenecke der Augenrinne weit ül)erragt, verlängert (Taf. LXXVI, Fig. 5, oc). Auch bei manchen Gelasimus-Artm kommt nach Bell ein derartiger die Cornea übeiTageuder Griffel, und zwar an dem Augenstiel derjenigen Körperseite vor, an wel- chem die zu einer colossalen Grösse entwickelte Scheere der männlichen Li- dividuen gelegen ist. Mit diesen und ähnlichen normalen Bildungen, in wel- chen gewissermaassen der Endtheil der Augenstiele zum Fühler umgestaltet ist, stehen in geradezu überzeugendem Einklang vereinzelt vorkommende Missbildungen, wie sie u. A. von Alph. Milne Edwards*) an einem Pa/mi«rMS-Exeniplar beobachtet worden sind. Dasselbe zeigte bei beider- seits normal gebildeten Fühlern und regulär entwickeltem rechten Augen- stiel denjenigen der linken Seite in der Weise ausgebildet, dass aus dem Ende des mit einer rudimentären Cornea verseheneu zweiten Gliedes eine 40 mill. lange, fein gegliederte und mit Haaren gewimperte Fühlergeissel hervorging, spiegelte mithin jene vorher erwähnten Modificationen der Augenstiele in allem Wesentlichen wieder. Die in mannigfachster Weise modifieirte Gesammtform der Augen- stiele ergibt sich z. Th. schon aus den für die Gliedenmg beigebrachten Beispielen. Auffallend kurze und überhaupt kleine sind für die meisten Brachyuren der Gruppe Oxystomata, ferner für die Gattungen Pmnotcres, Hymenosoma, Thia u. A. charakteristisch. Ihnen schliessen sich unter den Macruren zunächst die Thalassiniden, unter den Brachyuren die Lam- broiden imd die meisten Cancrhia {Cyclomdopa M. E d w.) an. Vor- wiegend längliche und annähernd cylindrische Augenstiele sind der Mehr- zahl der Oxyrrhyncha, in besonders ausgeprägter Form den Gattungen Maja, Mkippe und Camposcia (Taf. LXXIX, Fig. 9, oc), vor allem aber der Gattung Stenocinops (Taf. LXXVII, Fig. 6, oc) eigen. Durch stark geklöppelte Augenstiele sind nicht nm- die bereits erwähnten Gattungen Homola und Poäophtlialmus, sondern auch Latreillea (Taf. LXXI, Fig. 7) *) Snr un cas de transformation do pudoacule oculaire en une antenne. observe chez une Langouste (Compt. rend. d. l'acad. d. soienc. LIX. 1S64. p. 700 f.). 862 Decapoda. und Myctiris longicarpis Latr. , unter den Macruren Lucifer (Taf. LXTX, Fig. 1) ausgezeichnet. Ganz isolirt steht die Pteryguren-Gattung Alhunca (Taf. LXXII, Fig. 3) dadurch da, dass das die Cornea tragende Endglied der Augenstiele nicht, wie hei Hipixi, Ecmipes und AJhunliippa M. Edw. {Ahrote P h i 1.) dünn griflelförmig, sondern lang und schmal gleichschenklig dreieckig, zugleich aber dünn blattförmig gestaltet ist. Endlich mag noch der Macruren- Gattung Alplieus als einer solchen gedacht werden, bei welcher die Augenstiele nicht frei hervortreten, sondern durch den Vorderrand des Cephalothorax kappenförmig überwölbt werden. b) Die Fühler dos ersten Paares (Innenfühlcr, Antennulae) setzen sich gleich den Aussenfühlern aus einem Schaft- (Scapus) und einem Geisseltheil (Funiculus) zusammen, unterscheiden sich von letzteren aber sofort dadurch, dass die Endgeissel nicht, wie bei diesen, in der Einzahl, sondern in der Zwei-, oder durch Spaltung der einen selbst in der Drei zahl vorhanden ist. Eine vereinzelt dastehende Ausnahme von der Kegel bildet die Gattung Albunea (Taf. LXXII, Fig. 3), bei wel- cher nur die auffallend lange und kräftige Aussengeissel zur Entwickelung gekommen ist, während die bei Hippa, Remipcs und Alhiinhqwi (Abrofc) ausgebildete Innongeissel — hei letztgenannter Gattung niu- rudimentär entwickelt — vollständig fehlt. Sind, wie gewöhnlich, zwei Geissein ausgebildet, so nehmen sie von der Spitze des dritten Schaftgliedes in der Weise neben einander iln-en Ursprung, dass die äussere etwas mehr nach oben, die in der Eegel breitere und mit Sinneshaaren besetzte innere ein wenig weiter nach unten eingesetzt ist. Bei drei Geissein, wie sie ausnahmsweise den Macruren- Gattungen Palaemon (incl. Leander: Taf. LXX, Fig. 20, an'), Lysmata und Athanas zukommen, entspringt die äussere für sich allein, die beiden inneren dagegen von einem dem dritten Schaftgliede aufsitzenden, gemeinsamen Grilfel, so dass also im Grunde die in-sprflngliclie Innengeissel sich hier erst in ihrem Verlauf in zwei spaltet {Palaemon: Taf. LXXIV, Fig. 2a). Auch in diesem Fall ist der innere Spaltast wieder der breitere und mit Sinneshaaren besetzte, mithin die Innengeissel im eigentlichen Sinne, während der mehr der Aussengeissel gleichende äussere Spaltast sich gewissermaassen nur als eine Abzweigung jener darstellt. Der als Scapus bezeichnete basale Abschnitt der Innenfühler ist durchweg dreigliedrig, kann aber in der Form und dem Grössenverhält- niss der einzelnen Glieder zu einander eine grosse Mannichfaltigkeit ein- gehen. Bei Lucifer (Taf LXIX, Fig. 2, an') ist er ungemein lang und dünn, sein erstes Glied mehr denn dreimal so lang als die beiden folgenden zusammengenommen; bei den Cariden ungleich gedrungener und hier das gleichfalls umfangreichere Basalglied häufig {Sergestes: Taf. LXIX, Fig. 6, Crangon: Taf ^LXX. Fig. 4 u. 5, 1, Ahja: Taf LXXIII, Fig. 6 a, 1, Palaemon: Taf LXXIV, Fig. 2 a, 1) mit einem zugespitzten lamellösen Anhang seines Innenrandes ausgestattet. Letzterer fehlt an dem sonst ähnlich gebildeten ersten Schaftglied der Astaciuen {Astacus, Organisation. 863 IIo)inint. AVäii- rend bei den Thalassinideii {Gchia, Callianassa: Taf. LXXXII, Fig. 10 u. 24) nur das dritte Schaftglied — bei bogenförmiger Krümmung — stark verlängert ist, zeichnen sich die Paguriden {Pagurus, Cocnobita, Binjtis), die Palinuriden und Scyllariden (ßcyUarus, Ibacus, Theniis) durch eine bedeutende Längsstreckuug des gesammten Schaftes, welcher den- jenigen der Ausseufühler beträchtlich überragt, aus, und zwar sind es bei den Paguriden {Coenohita, Pagurus: Taf. LXXXII, Fig. 1 u. 2) die beiden letzten, bei den Palinuriden und Scyllariden alle drei Glieder, welche dem entsprechend eine sehr schlanke Griffelform eingegangen sind. Unter den Brachyureii schliessen sich LatreUlea (Taf. LXXI, Fig. 7), Homola und Lithodcs (Taf. LXXII, Fig. 6, 6 a, an' u. Fig. 8) mit ihren noch frei unter dem Stirnrand, beziehentlich Rostrum eingelenkten Lmenfühlern auch in Betreff der Form ihres Basalgliedes den Macruren noch nahe an. Dagegen ändert sich mit der festen Einklemmung und tiefen Einsenkung des Basalgliedes zwischen dem nach unten eingeschlagenen Stirnrand einer- \uid den sich mit diesem in Verbindung setzenden Vorderrand der Mundöffmuig (Epistom) andererseits, wie sie der überwiegenden Mehrzahl der Brachyureu eigen ist {Lupa: Taf. LXXV, Fig. 2 a, an^, Lambrus und Maja: Taf. LXXVI, Fig. 2a u. 4, an'), auch die Form desselben dahin, dass es auffallend massiv und plump, bald walzig, bald annährend cubisch wird (Gelasimus, Telphusa: Taf. LXXV, Fig. 5a u. 6a, Platyonychus: Taf LXXIX, Fig. 8 a). In diesem Fall sind es nvn- die beiden mehr oder weniger verlängerten und cylindrischeu Endglieder des Fühler- schaftes, welche frei unter dem Stirnrande hervoiireten , während das besonders bei den Ocypodinen, Gecarciniden und Verwandten in eine fast verschlossene Höhlung eingelagerte Basalglied erst durch Sprengung der dasselbe umscliliessenden Wandungen ausgehoben werden kann. Die Geissein der Inuenfühler sind bei den Macruren häufig sehr lang und können in manchen Fällen (Lysmafa, Palaemon: Taf. LXX, Fig. 20, Pohjchdcs: Taf. LXXI, Fig. 1, Stmopus, Pandalus: Taf. LXXIII, Fig. 1 u. 2) selbst denjenigen der Aussenfühler nahezu gleich kommen, während sie in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle {Penaeus: Taf. LXX, Fig. 19, Paslpham: Taf LXIX, Fig. 9, Crangon: Taf LXX, Fig. 1, HipjiO- lyte, Gnathophyllum, NiJca, Alpheus: Taf. LXX, Fig. 17) allerdings mehr oder weniger an Länge hinter ihnen zurückbleiben. Bei vielen Macruren ist dies sogar in auffallendem Maasse der Fall, so z. B. beim Flusskrebs, wo die etwas längere Aussengeissel kaum dem vierten Theile der Aussen- fflhler-Geissel gleichkommt; ferner auch bei Homarus, Arglca, Palhmrus, Galathea, Pagurus, Birgus (Taf. LXXI, Fig. 3 — 5), Porcellana (Taf. LXXII, Fig. 5), Hippa (Taf. LXXII, Fig. 1) und vielen anderen. Die Gattungen Alhunca und Albunhippa (Ahrote) stehen darin vereinzelt da, dass bei 864 Decapoda. ihnen die — im ersteren Fall nur in der Einzahl ausgebildete — End- geissel der Inuenfüliler diejenige der äusseren an Länge sehr bedeutend übertrifft. Bemerkenswert!! sind ferner die beiden Gattungen Hymenoccra Latr. und Sergestes Kroyer durch die auffallende Umbildung, welche die eine ihrer beiden Endgeissein eingeht. Bei erstgenannter Gattung ist es die breitere Innengeissel, welche sich einseitig — und zwar in Gemeinscliaft mit dem äusseren Kiefer- und dem Scheerenbeinpaar — zu einer dünnen, segeiförmigen Lamelle erweitert. Bei Sergestes (Taf. LXIX, Fig. 6 u. 8) dagegen bildet sich die in beiden Geschlechtern stark ver- kürzte Aussengeissel, welche im weiblichen Geschlechte sonst normal geformt ist, bei den männlichen Individuen zu einem complicirten, übri- gens je nach den Arten variirenden Greifapparat um, welcher möglicher Weise bei der Fixirung des Weibchens in Verwendung tritt. Bei den Brachyuren ist mit der durchgängigen starken Verkürzung der beiden Fülilergeisseln, welche in der Kegel sogar dem dritten Schaft- glied noch merklich an Länge nachstehen {Lupa: LXXV, Fig. 2 a, an'), auch eine starke Keduction in der Zahl der Geisselglieder verbunden {Telphusa: Taf. LXXV, Fig. 6a); ja es fehlt selbst nicht an Formen {Gelasimus: Taf. LXXV, Fig. 5 a), bei welchen eine Gliederung der noch stärker verkürzten, stummel- oder scheibenförmig gewordenen Geissein völlig verloren gegangen ist. c) Die Fühler des zweiten Paares (Aussenfühler, Antennae) setzen sicli auch ihrerseits aus Schaft und Geissei zusammen und können daher abgesehen davon, dass letztere stets nur in der Einzahl auftritt, ihrer Gesammtbildung nach durchaus den Linenfühlern gleichen, beson- ders in denjenigen Fällen, wo ihr Schaft nicht weitere Complicationen eingeht, sondern die jenen durchweg zukommende Dreizahl der Glieder bewahrt hat. Freilich ist diese Zahl der Schaftglieder an den Aussenfühlern der Decapoden wiederholt ein Gegenstend der Controverse gewesen und besonders hat H. Milne Edwards bei seinem diu-chaus verfehlten Ver- such, die Gliederung des Schaftes mit derjenigen der Beine in Einklang zu bringen, deren durchweg fünf annehmen zu müssen geglaubt, für welche er die gegenwärtig als obsolet zu bezeichnenden Benennungen: Coxocerite, Basicerite, Ischiocerite, Merocerite imd Carpocerite — für die Fühlerschuppe ausserdem noch: Scaphocerite — in Vorschlag gebracht hat. Von fünf wirklichen Gliedern kann indessen, wie schon Strahl überzeugend nachgewiesen hat, in keinem Fall die Eede sein und es würde sich also nur um die Frage handeln : besteht der Schaft der Aussenfühler in Uebereinstimmung mit demjenigen des ersten Paares um- aus drei Gliedern, oder ist diesen noch ein viertes (basales) hinzu- ziu-echnen. Die Beantwortung dieser Frage erweist sich nicht nur als schwierig, sondern selbst als arbiträr und entbehrt auch beim Zurück- greifen auf die Entwickelung eines sicheren Anhalts. Denn bei solchen Decapoden, welche, wie der Hummer, das Ei schon in einem sehr vor- gescluittenen Stadium der Ausbildung verlassen und die Fühler bereits Organisation. 865 in ihrer tlofinitiven, nicht in der provisorischen, zum Rudorn dienenden Gestalt mitbringen, ist (nach 0. Sars) der Schaft der Ausseniiihler üher- iianpt noch niclit deutlich in Glieder geschieden, wenngleich sich ein schmälerer Endtheil von dem breiten, die Schuppe tragenden Basaltheil schon ziemlich scharf absetzt. Vielmehr sondern sich erst nach einer zweimal wiederholten Häutung die beiden der Geissei vorangehenden Glieder unter einander sowohl wie von dem die Schuppe tragenden dickeren Basaltheil deutlich ab, während letzterer zwar eine Querfurchung, nicht aber eine eigentliche Gliederung in zwei Abschnitte erkennen lässt. Da letzteres Verhalten sich nun auch bei einer nicht unbeträchtlichen Anzahl ausgi'l.uldeter Decapoden {Brachyiira oxyrrhi/ncha) als bleibend erweist, während in noch zahlreicheren Fällen {Macrura und andere Bracliyum) ein Zerfall des Basaltheiles in zwei selbstäiulige Glieder eintritt, von denen das untere die Antennendrüse („grüne Drüse") in sich ausmünden lässt, auch nicht selten eine feste Verschmelzung mit dem benachbarten Stirntheil eingeht {Palinurus, Scyllarus u. A.), so dass es in diesem Fall überhaupt nicht mehr als selbständiges Glied auftritt, so muss in der That die Annahme von drei, beziehentlich vier Schaftgliedern dem sub- jectiven Ermessen vorbehalten bleiben. Da unter allen Umständen die drei der Geissei vorangehenden Glieder, das basale allerdings mit Aus- schluss des mit dem Tuberculum versehenen Theiles, dem Schaft der Innenfühler als gleichwerthig anzusprechen sein dürften, so hat es seine Berechtigung, das dem ersten derselben als theils feste, theils beweg- liche Stütze dienende überzählige Glied als ein nur dem Schaft der Aussenfflhler eigenthümliches und daher accessorisches zu betrachten und ihm die besondere Benennung: Fulcrum oder nach Strahl: Intercalare zuzuertheilen. Die drei dem Schaft im engereu Sinne zukommenden Glieder können unter den Macrureu nun zunächst, wie z. B. bei Palinurus, Galathca, Munkla u. a. (Taf. LXXXII, Fig. 7 u. 9) durchaus normal gebildet und gleich frei aneinander beweglich sein, so dass in diesem Fall über ihre Zahl nicht der mindeste Zweifel obwalten kann. Wesentlich anders ge- staltet sich jedoch die Sache, wenn zu diesem Schaft accessorische Gebilde, wie das unter dem Namen der Fühlerschuppe (Squama) bekannte hinzu- kommen. Da diese sich stets als ein Anbang des ersten Schaftgliedes in der Eicbtung nach oben und aussen erweist und als solcher eine selbst- ständige, von dem übrigen Fühler unabhängige Beweglichkeit beansprucht, so spaltet sich im Innern des ersten Schaftgliedes, an dessen Innenseite zugleich in der Richtung nach vorn das zweite Schaftglied seinen Ur- sprung nimmt, die Musculatur in zwei divergirende Gruppen, welche ihrerseits auch seiner Aussenseite ein charakteristisches Gepräge ver- leihen. Es spaltet sich nämlich (Homarus, Ästacus, Pagurus, Comobita: Taf. LXXXII, Fig. 1 bis 5) auch dieses erste Schaftglied selbst an seiner Unter-, beziehentlich Aussenseite der Länge nach in zwei nebeneinander liegende und zuweilen leicht gegeneinander verschiebbare Theile von Bioiin, Klassen des Thier-ReicUs. V. 2. r.i\ 866 Decapoda. ungleicher Form und Grosso (1 u. 1*), von denen der nach aussen liegende hreitere (Armiger Strahl) der Fühlerschuppe als Träger dient, während zwischen ihm und dem schmäleren inneren das zweite Schaftglied (2.) seinen Ursprung nimmt, d. h. au beiden gleichzeitig artiliulirt. Auch dieses zweite Schaftgiied kann in manchen Fällen {Fagurus: Fig. 2, 2) mehr- oder weniger deutlich eingeschnürt sein oder selbst {Astacus: Fig. 3, 2) in zwei scheinbar selbständige Absclnütte zerfallen, während das dritte von derartigen Oomplicationen, welche dem Fühlerschaft eine erhöhte und möglichst vielseitige Beweglichkeit in sicii selbst verleihen müssen, stets frei bleibt. Uebrigens lässt nicht nur das gegenseitige Form- verhältuiss der beiden Spalttheile des ersten Schaftgiiedes , sondern auch dasjenige der beiden folgenden (das zweite Glied z. B. im Vergleich mit dem dritten sehr verkürzt) je nach den Gattungen eine grosse Wandel- barkeit erkennen, wie dies schon der enge Zusammenhang mit der sehr bedeutenden Verschiedenheit in der Grössenentwickelung der Schuppe vermuthen lässt (Palaemon und Ätya: Taf. LXXIV, Fig. 2b u. 4). Sind OS nun lediglich diese complicirten Formen des Fühlerschaftes, auf welche die Milne Edward 'sehe Annahme von fünf Gliedern (bei Mitzählung des mit dem Tuberculum versehenen Fulcrum) begründet ist, so kann docii nicht unerwähnt bleiben, dass in vereinzelten Fällen, nämlich bei einigen Thalassinideu - Gattungen {GcUa, CalUanassa: Taf. LXXXII, Fig. 11), welchen die Fühlerschuppe abgeht, trotzdem ein scheinbar überzähliges, zwischen dem ersten und zweiten seitlich eingeschaltetes Glied auftritt. Ein Vergleich dieser Bildimg mit derjenigen der oben erwähnten Gattungen ergibt, dass es sich hier zwar gleichfalls um eine Theilung des ersten Gliedes handelt, dass die beiden Theile aber nicht mehr nebeneinander liegen und von annähernd gleicher Länge sind, sondern sich dahin modificirt haben, dass der aussen liegende (Armiger), welcher für sich allein am Fulcrum (Intercalare) artikulirt, sich in die Länge gestreckt hat und den nach innen gerichteten stark verkürzten erst nahe seiner Spitze aufnimmt. Das dem ersten Schaftgiiede zur Einlenkung dienende Fulcrum ist bei den Macruron in der Eegel ein an dem Stirntheil nur besclu-änkt beweglicher Fühlerabschnitt von geringer Längsausdehnung, welcher in seinem Breitenverhältniss zum Fühlerschaft selbst leichte Modificationen orkomien lässt und bei vielen Cariden sich selbst wenig scharf von diesem absetzt. Der dasselbe charakterisirende papillen- oder knollenförmige, von einer feinen Oeffnuug durchsetzte Fortsatz, das Tuberculiun, kann bald mehr nach innen {Caridae: Taf. LXXIV, Fig. 2b u. 4, tb), bald an der Unterseite (Äshicus, Homarus: Taf. LXXXII, Fig. 3 u. 4) gelegen sein, ausnahmsweise aber auch {Gebia, CalUanassa: Taf. LXXXII, Fig. 11 u. 25) an die Aussenseite rücken. Bei den Gattungen Palinurus (Taf. LXXXVII, Fig. 9), Sctßlarus, Thenus (Taf. LXXI, Fig. 9, tb), Jbacus und Verwandten ist das Fulcrum durch mediane Verschmelzxmg mit demjenigen der anderen Seite zu einer umfangreichen, den unteren Organisalion. 867 Stirnrand einiielimeiuleii Platte umgestaltpt, welche jederseits von einer mittleren Liingsfiu-clie das kleine Tuberculnni zu liegen hat und, von letzterem al)gesehen, das Ansehen eines durchaus selbständigen, dem Füiiler fremden Gebildes darbietet. Bei den Brachyuren ist, von einigen aberrirenden Formen {Eo- mola, Lithodcs: Taf. LXXII, Fig. 6, 6 a u. 8) abgesehen, der Schaft der Aussenfühler sehr allgemein von geringer Längsentwickelung, nicht selten sogar so stark verkürzt, dass er nur wenig aus den umgebenden Theilen (Stirnrand und Augenhöhlen) frei hervortritt. Auch zeigt abweichend von den meisten Macruren keines seiner drei Glieder, von denen in der Eegel nm- das erste mehr oder weniger stark verbreitert, in manchen Fällen {Sesarma, Calappa u. A.) selbst ungewöhnlich massig erscheint, eine Thei- lung in besondere Abschnitte: vielmehr verhalten sie sich, der offenbar serinoen functionellen Bedeutung des in seiner Gesammtheit stark redu- cirten Organes entsprechend, durchaus einfach. Aber nicht nur in der geringen Grössenentwickelung des gesammten Aussenfühlers, sondern auch in der sehr häufig beschränkten oder selbst völlig aufgehobenen Beweg- lichkeit seines ersten Schaftgliedes gibt sich diese Reduction zu erkennen. Allerdings fehlt es in allen Hauptgruppen der Brachyuren keineswegs an Gattungen, bei welchen dieses erste Schaftglied noch seine völlig freie Beweglichkeit auf dem Fulcrum bewahrt hat, so in der Gruppe der Camrina bei Polybius, Plafijonychus, Corystes, in derjenigen der Catome- topa bei Tclphusa, Ocypodc, Gelasimus, Uca, Gom^iax, ^lacropldhalmus^ Podophthalmus , Sesarma, Hymenosoma u. A. , ferner bei Ilia, Calappa, Droniia, Leptopodia. Dagegen wird die Beweglichkeit desselben durch enge Einklemmung zwischen Stirnrand und Orbita schon sehr beschränkt bei CardisoDia, Eriphia, Lamhrus, Parthenope, ganz aufgeholjen bei Ltipa, Poiiunus, Carpilitis, Etisus, Ätergatis, Carcinus, Platycarcinus (Taf. LXXIX, Fig. 1, anä), Chloroditis, Pilumnus, Xantho u. A., von denen die Mehrzahl zugleich durch kurz griffeiförmiges zweites und drittes Schaftglied charak- terisirt wird. In allen diesen Fällen bleibt indessen trotz der aufge- hobenen Beweglichkeit noch immer eine deutliche, durch tiefe Einfur- chuugen bewirkte Abgrenzung des ersten Schaftgliedes ebensowohl gegen das (mit einem Operculum versehene) Fulcrum wie gegen den Stirn- und Orbitalrand hin erkennbar. Schliesslich kann jedoch auch diese verloren gehen und es findet sich dann entweder, wie bei Acantliocydus (Taf. LXXVI, Fig. 6, an^), wo mit dem gänzlichen Schwinden der beiden letzten Schaft- glieder und der Geissei eine Verschmelzung des ersten Schaftgliedes mit dem Fulcrum verbunden ist, jederseits nur ein mit dem Operculum (tb) versehener Wulst vor, oder es bleiben, wie in der Gruppe der Oxyr- rhyncha {Maja: Taf. LXXVI, Fig. 4, an^ Stenocinops und Stemrhynclms : Taf. LXXVII, Fig. 6 u. 7, an^, Camposcia: Taf. LXXIX, Fig. 9, an^, Inachus: Taf. LXXX, Fig. 8, an«) überhaupt nur die beiden letzten Schaft- glieder als frei bewegliche Theile des Aussenfühlers übrig, während das erste Glied und das Fulcrum mit der unteren Fläche der Stirn und dem 55* 868 Decapoda. benachbarten Seitenrand ohne Unterljreehung zu einem compacten Ganzen verljüuden werden, höchstens, dass die Opercula (tb) etwa noch annähernd die ursprüngliche vordere Grenze des jederseitigeu Fulcrum andeuten. Letztere sind dann übrigens in gleicher Weise wie die Basalglieder der beiden Fülilerschai'te auch median verschmolzen und zeigen demnach ein ähnliches, wenngleich weitergreifendes Verhalten wie die Fulcra von Palinurus. Auch wo das Pulcrum am Ausseufühler der Brachyuren als selb- ständiges Element bestehen bleibt, kann es sich in mehrfacher Kich- tuug verschieden verhalten. Bei den sich den Macruren noch näher an- schliessenden Gattungen Lithodes und Homola (Taf. LXXII, Fig. 6 a, an^ u. tb) ist es nach Art jener mit einem Tuberculum nahe seinem Innen- raude versehen, bei letzterer Gattung relativ klein und an seiner Um- gebung leicht beweglich, bei Lithodes dagegen gross, kubisch und fest verwachsen. Auch bei Grapsus findet sich an Stelle des sonst gewöhn- lichen flachen Deckels (Operculum) ein halbkuglig gewölbter und mit einer spaltförmigen Oeft'nung versehener Wulst, welcher von Strahl als Tulierculum in Ansprucli genommen wird. Der sonst bei den Brachyuren am VordeiTande des Fulcrum befindliche oder in anderen Fällen den grösseren Theil seiner Oberfiäche einnehmende, leicht bewegliche Deckel (Operculum), welcher sich der Ausmündung der Fühlerdrüse auflegt, hat in der Regel eine quer ovale Form um! meist eine ansehnliche Grösse, so z. B. fast durchgeheiuls in der (ii'uppe Catomdopa, wo er zuweilen (Gonoplax) selbst dem ersten Schaftgliede wenig an Umfang nachgibt. Doch kommen in dieser Beziehiuig selbst bei den zunächst verwandten Gattungen nicht selten beträchtliche Unterschiede vor. So ist z. B. bei Flatycarcinus pagunis Lin. das kleine Operculum kaum halb so breit als die Basis des ersten Schaftgliedes, bei Carclnus, Carjjilius, Atergatis das ungleich grössere dagegen reichlich von dessen Breite. Das hinter dem- selben liegende eigentliche Fulcrum ist in manchen Fällen (Eripliia, Ocypode, Gelasimus) gegen den Mundrand hin deutlich abgegrenzt, in anderen dagegen {Gonopilax, CarpiUus, Akrgatis) in diesen seihst ein- greifend, d. h. ihn zum Theil bildend. Die Geis sei der Ausseufühler geht die denkbar grössten Ver- schiedenheiten in der Längsentwickelung und in der Zahl der sie zu- sammensetzenden Glieder ein, während sie durchgehends sich gegen die Spitze iiin verjüngt. Wie allbekannt, kommt den Macruren sehr all- gemein eine lange und dünne, den Brachyuren durchschnittlich eine ver- kürzte Fühlergeissel zu, ohne dass es übrigens in beiden Fällen an Aus- nahmen fehlte. Von ganz ausserordentlicher, den Rumpf mein' oder weniger übertrefl'ender Länge ist sie z. B. bei Pasiphaea (Taf. LXIX, Fig. 9, PmaPHS und Palacmon (Taf. LXX, Fig. 19 u. 20), Stcnojms und Pandalus (Taf. LXXIII, Fig. 1 u. 2), Lysmafa, Niha, Homarus, Palinurus, Galathea, Forcellana (Taf. LXXII, Fig. 5), schon ungleich küi'zer bei Ätya, Pontonia (Taf. LXXIII, Fig. 3), Hippolytc , den meisten C'ranf/o» - Arten , Astacus, Organisation. 869 Äeglca (Taf.LXXIV, Fig. 1), Thahssina, Gchia und CaVianassa (Taf LXXIII, Fig. 4 11. 5), CoemUta u. s. w. Unter den Brachyuren sind mit ausnalims- weise langer Gpissel der Aussenfühler versehen Homola (Taf. LXXII, Fig. 6) und Corystes (Taf. LXXV, Fig. 1), bei welclien sie etwa der Länge des Cephalotliorax gleichkommt, bei letzterer Gattung zugleich durch Derbheit und Behaarung ausgezeichnet; sonst auch Atelecyclus , Thia, Maja, Eurypoäius, Halimus, Lithodes u. a., wo sie wenigstens das gewöhn- liche Maass überschreitet. Bei Gonoplax kommt sie abweichend von den meisten Catometopen-Gattungen, welche eine kurze Fiihlergeissel besitzen, fast der Länge der Augenstiele gleich. Bei Carcinus maenas Lin. misst sie nur noch Vo- l^ei CaJapjm marmorata'Fih. sogar nur Vso der Cephalo- thorax-Länge, nämlich 3 mill. Ueberhaupt gehört sie hei den Oxystomen {Ilia, Ehalia u. A.) mit zu den verkümmertsten, da sie hier das dritte Schaftglied kaum an Länge übertrifft: als Gattungen, denen sie gänzlich und zwar zusammen mit den Endgliedern des Schaftes fehlt, werden von Strahl ausser AcanthocycUs auch Bdlia und Gonjstoides angefühii. Die Geisselglieder an den Aussenfflhlern der Brachyuren sind abweichend von denjenigen der Macruren nicht verkürzt, sondern länglich und in einer, wenngleich vielfach schwankenden, so doch meist nicht hohen Zahl vor- hande^u: Flatyonydms U, Carcinus 12, Gelasimus 11, Telplmsa nur 4 (Taf. LXXV, Fig. 5 b u. 6 b). Das Endglied ist nicht selten mit einer oder mehreren Fiederborsten besetzt. Eine eigenthümliche Ausnahme in Bezug auf die Haltung ihrer Aussenfühler zeigt die zu den Schlammgräbern gehörige Gattung Hippa (Taf. LXXII, Fig. 1) darin, dass sie die lange und derbe, fast ranken- förmige und dicht behaarte Geissei nicht, wie gewöhnlich, frei nach vorn streckt, sondern zusammengerollt unter die deckeiförmigen äusseren Kiefer- füsse einschlägt, was nur durch eine ungemein freie Einlenkung des dritten Schaftgliedes am zweiten zu ermöglichen ist. Getödtete Exemplare werden stets mit solcherart eingeschlagenen Aussenfühlern angetroffen. Schliesslich ist noch der höchst auffallenden Umbildung zu ge- denken, welche die Aussenfühler der Scyllariden eingegangen sind und welche die Vermuthuug nahe legt, dass diese Organe unter Aufgeben ihrer ursprünglichen Bestimmung als Grabschaufeln verwendet werden, wozu sie sicii unter allen Umständen diu-ch ihre Form und Kesistenz vorzüglich eignen wmden. Bei Scißlarus (Taf. LXXI, Fig. 2), Thenus (Fig.O, an^), Ibacns, Pseudibaeus und Verwandten ist nämlich die gewöhn- licire cylindrische Form des Sciiaftes, von welchem sich, wie schon früher erwähnt, das Fulcrum ganz nach innen zurückgezogen hat, mit einer breit und flach blattförmigen vertauscht worden und letzterer hat sich auch die Öeissel, welche hier" nur auf ein einzelnes Glied beschränkt ist, angepasst. Die Betrachtung eines solchen Fühlers vou der Unterseite ergibt, dass von den drei den Schaft zusammensetzenden Gliedern das erste und dritte zwar gleichfalls stark in der Querrichtung entwickelt, trotzdem aber sehr viel weniger blattartig ausgebreitet sind, als das zwischen ihnen ent- 870 Decapoda. springende, aber sie weit nach aussen überragende zweite, welclies gleicli dem durch die Geissei gebildeten vierten au seiueni freien Eande scharf zahnartig eingeschnitten oder {ScijUanis) stumpf und breit eingekerbt ist. Es bilden diese breit schaufeiförmigen Ausseufühler, welche zusammen den vorn quer abgestutzten Cephalothorax au Breite uoch ftl)ertrefteu oder {Ihacus) ihm mindestens gleichkommen imd wenigstens bei Scyllarus und Thenus, durch eine rippenartige Verdickung auf der Oberseite ihres zweiten Schaftgiiedes einen besonders hohen Grad von Widerstandsfähigkeit er- halten, ein sehr auffallendes Gegengewicht gegen die verhältnissmässig schwach entwickelten und niu' zum Anklammern befähigten Beine, deren locomotorische Function sie wenigstens zum Theil gewiss übernommen haben. Mundtheile. Die Mundöft'nung der Decapoden wird in Uebereinstimmung mit den vorhergehenden Ordnungen von vorn her durch eine bewegliche, meist kappenförmige Oberlippe (Labrum) und hinterwärts durch eine zweilappige, theüs weichhäutige, theils leicht verhornte Platte (Labium, Paraguathae: Calapjpa: Taf. LXXXI, Fig. 12) begrenzt; zwischen beiden schliessen die Mandibeln mit ihrem Kaurand aneinander. Während sowohl letztere wie die auf die Paragnathen folgenden kleinen Maxillen des ersten Paares den friiher erörterten Malacostraken gegenüber keine charakteristischen Unterschiede zur Schau ti'ageu, ist dies bei den vier folgenden Glied- maassenpaaren vun so mehr der Fall: sie stehen durch einen ihrer Basis in der Kichtung nach aussen angefügten Geisselanhang (Flagellum) in unmittelbarer Beziehung zu den den Decapoden eigenthümlichen , inner- halb des Körperraumes gelagerten, nämlich von den Seiten des Cephalo- thorax überwölbten Athmuugsorganen und können durch diese ihre Bil- dmig daher für die gegenwärtige Unterordnung als charakteristisch gelten. Nur bei dem Mangel von Kiemen, wodurch die Gattung Lucifer Thomps. isolirt dasteht, fohlt auch der für die Wasserzufuhr dienende Apparat. a) Die Oberkiefer (Mandibulae), welche auch bei den Decapoden als die eigentlichen Kaukiefer fungiren, sind dem entsprechend dm'cliweg von robustem Bau und von beträchtlicher, auf Verkalkung bemhender Resistenz. Bei den grössten Macruren, wie z. B. bei den PaUnurus-Arten, können sie — bei einer Cephalotliorax -Länge von 0,2 met. — die an- sehnliche Dimension von 55 mill. in der Länge und 20 mill. in der Breite (Höhe) «Teichen und müssen hei einer entsprechenden Dicke ungemein kräftig agiren. In dieser Ahtheilung gehen sie übrigens ungleich grössere Form-Modificationen je nach den einzelnen, äusserlich oft sehr ähnlichen Gattungen ein, als dies bei den Brachyuren der Fall ist. In manchen Vmen\Cra7i(jon: Taf. LXX, Fig. 6 u. 6a, Lymata: Taf. LXXIII, Fig. 7, Nika, Gnathophyllum) sind sie auffallend laug und schmal, parallel, scharf- winklig gekniet und entbehren zugleich des Tasters vollständig; in Organisation. g71 anderen (Sergestes : Taf. LXIX, Fig. 4 a, Fontonia: Taf. LXXIII, Fig. 3 a, Äfya: Taf. LXXIII, Fig. 6 b, Fandalus: Taf. LXXIII, Fig. 2 a, Palaemon: LXXIV, Fig. 2 c, Penaeus, Stenopiis, Hiiypolyte, Afhanas, Alpheus, Cari- dirui u. A.) ungleich gedrungener, fast gerade und gegen die Spitze hin in zwei divergirende Aeste gegabelt, von denen der vordere am Ende bald stumpf, bald gezähnelt, der hintere meist breiter und mit scharfer Schneide vorsehen ist. Ist in diesem Fall der Taster ausgebildet, so kann er entweder (Fandalus) an der Basis des vorderen Astes oder (Palinurus) zwischen dem Ursprung beider Aeste eingelenkt sein; in letzterem Fall ist er auf die Unterseite der Mandibel gerückt, deren Vorderast schmal fingerförmig gestaltet ist und mit seiner stumpfen Spitze in eine seitliclie Vertiefung des zweizackig hervortretenden Mundrandes (Epistom) ein- schlägt. Bei den Astaciden (Astacus, Eomarus), Thalassiniden (CalU- aiuissa: Taf. LXXIV, Fig. 6), Paguriden und Porcellaniden (Porcellana : Taf. LXXIV, Fig. 3 a) gleichen die Mandibeln durch den Mangel eines besonderen Vorderastes und die löfl'elartige Verbreiterung und Abrundung der Schneide in allem Wesentlichen denjenigen der Brachyuren, bei wel- chen mit vereinzelten Ausnahmen (Homola, Ranina, Macrochira) die Basis der Mandibeln gTittelartig verdünnt erscheint und der dreigliedrige Taster auf einem höckerartigen Vorsprmig ihres Vorderrandes, auf der Grenze zwischen Griifel und Schneide, seinen Usrprung nimmt {Calappa, Telphusa: Taf. LXXXI, Fig. 6 u. 13). Wäiu-end dieser Taster (Palpus mandibularis) bei den Brachyuren niemals vermisst wird und sich auch in der Form wesentlich gleich bleibt, geht er bei den Macruren nicht selten — und zwar unabhängig von der Gestalt der Mandibel — ganz ein oder er zeigt, wenngleich nur ausnalimsweise, eigenthümliche Gestaltungen. Als Cariden- Gattuugen — denn nur um solche handelt es sich unter den Macruren — , welchen der Taster fehlt, sind bisher bekannt geworden: Pasiphaea, Lys- mata, Crangon, Nilca, GnafJiopliyllnm, Atya, Caridina und Fontonia. Durch besondere Länge im Verhältniss zur Mandibel zeichnet sich derselbe bei Scrgestes (Taf. LXIX, Fig. 4 a), durch Kürze und Dünnheit bei Palaemon (Taf. LXXIV, Fig. 2 c), durch Keduction auf zwei, aber auffallend breite und lang gefranste Glieder, von denen das terminale zugleich besonders voluminös und seitlich ausgeschweift erscheint, bei den Fcnaeus-Arten. Bei der Gattimg Sicyonia ist der gleichfalls nur zweigliedrige Taster etwas länger als die Mandibel selbst und gerade nach vorn gerichtet, so dass das grosse lamellöse Endglied sich dem Schaft der Aussenfühler nach Art eines Deckels von unten her auflegt (Taf. LXXXI, Fig. 21). b) Die vorderen Maxillen (Maxillae primi paris) sind im Ver- gleich mit den Oberkiefern von sehr geringer Grösse und zugleich von zarter, häutiger Consisteuz, höchstens dass die beiden, der Innenseite entsprechenden Kauladen eine etwas derbere, mehr lederartige Beschaffen- heit annehmen. Von diesen (Lucifcr, Sergcstcs: Taf. LXIX, Fig. Ib u. 4b, Crangon: Taf. LXX, Fig. 7, Palaemon, Porcellana: Taf. LXXIV, Fig. 2d u. 3b) ist die vordere (äussere) Lade in der Kegel beträchtlich breiter, 872 Decapoda. bei Hippa (Taf. LXXXII, Fig. 21) aiisuahmsweise viel länger und schmäler als die hintere (innere) und gleich dieser am Innenrand dicht mit Borsten gefranst. Der am Vorderrand nahe der Basis entspringende Taster (pa) ist in manchen Fällen (Lmifcr, Sergestes) klein, stummeiförmig, bei Hippa, Falaemon, PorceUana u. A. zwar ansehnlich gTOSs, aber ungegliedert, bei den Astaciden und Brach3'uren dagegen zweigliedrig und zwar das erste Glied breit, das zweite nach aussen gewandte dagegen dünn, geissei- förmig zugespitzt. c) Die hinteren Maxillen (Maxillae secundi paris) unterscheiden sich von den vorgenannten, abgesehen von der etwas ansehnlicheren Grösse, einerseits durch die Vervielfältigung ihrer Laden, andererseits und besonders durch den Hinzutritt eines grossen Flagellum (Epipodit) an ihrer Aussenseite. Erstere ist zwar nicht durchweg zum Austrag ge- kommen, wie z. B. bei Hipim (Taf. LXXXII, Fig. 20), wo die ungetheilt gebliebenen Laden der zweiten Maxille fast ganz denen der ersten gleichen; doch kann eine mehr oder weniger tiefe Spaltung sowohl der Aussen- als der Innenlade und mithin die Herstellung von deren vier im Ganzen als die Kegel gelten {PorceUana: Taf. LXXIX, Fig. 3 c, Calappa, TeJphusa: Taf. LXXXI, Fig. 4 u. 10, Ilomarus: Taf. LXXXII, Fig. 15, Smjonia: Taf. LXXXI, Fig. 19). Dabei können die Spaltäste der Aussen- und Inneulade in Form und Grösse ebensowohl {Eomarus, PorceUana) annähernd gleich, wie in beiden Beziehungen {Skyonia, Tdphiisa) sehr von einander verschieden sein; auch brauchen beide nicht immer genau in derselben Ebene zu liegen, vielmehr können diejenigen der Innen- (Hinter-) Lade etwas tiefer als die der Vorderlade herabrücken. Von diesem als typisch zu betrachtenden Verhalten der auch hier mit einer dichten Borstenfranse an ihrem Innenrande besetzten Kauladen kommen indessen nach ver- schiedenen Eichtungen hin mehr oder minder auffallende Abweichungen vor. So sind z. B. bei Palaemon (Taf. LXXIX, Fig. 2 a) die beiden Lappen der Vorderlade sehr tief gespalten und lauggestreckt, diejenigen der Hinter- lade dagegen verkümmert; bei Crangon (Taf. LXX, Fig. 8) werden alle vier Laden überhaupt nur durch einen einzigen, lang beborsteten Vor- sprung repräsentirti, bei Liicifer und Sergestes (Taf. LXIX, Fig. lau. 4c) fällt wenigstens eine der vier Laden aus, u. s. w. Auch der an der Aussenseite der Vorderlade entspringende, zwischen ihr und dem Flagellum (Epipodit) oft eng eingeklemmte Taster (pa), welcher meist von ungleich geringerer Grössenentwickelimg als an der vorderen MaxiUe ist, kann ausnahmsweise (Liwifer) ganz fehlen, während er bei Verkümmerung der Laden (Crangon) eine ansehnliche Längsstreckung eingeht. Derselbe ent- behrt durchweg einer deutlichen Gliederung und ist bald (Sergestes, Pa- laemon, Homarus u. A.) schmal und spitz lanzettlich, bald (PorceUana) ladenähnlich oder (Skyonia) am Ende schmal abgestutzt, in noch anderen Fällen (Hippa, Calappa, Tclphusa u. A) dornartig ausgezogen. Seine im Ganzen kümmerliche Ausbildung lässt sich offenbar auf den ihn von aussen her umfassenden, voluminösen Epipoditen zurilckführen , welcher Organisation. g73 lilnveiolipiid von dem an den drei folgenden Gliedmaasseupaaren vor- kommeiulen und hier als Flagellum (ti) bezeichneten homologen Anhang, nicht in Form einer langen und schmalen, nach hinten gerichteten Peitsche, sondern einer sich um den Unterkiefer lierumlegenden schmäleren oder breiteren, an ihrem freien Rand dicht gewiraperten, segeiförmigen Lamelle auftritt. Bei Lucifer (Taf. LXIX, Fig. la) ausnahnisweiso schmal und kleiner als die Maxille selbst, bei Palaemon (Taf. LXXIV, Fig. 2 a) mehr l)eilförmig und vorwiegend in der Richtung nach vorn entwickelt, nimmt er bei den meisten übrigen Cariden (Sergestes, Crangon, Sicymia u. A.), ferner auch bei Hippa (Taf. LXXXII, Fig. 20) die Form einer breiten Mondsichel oder einer Ohrmuschel an. welche den Unterkiefer selltst nach vorn und hinten etwa in gleicher Ausdehnung überragt. Eine starke Verkürzung erfährt er bereits bei Porcellana (Taf. LXXIX, Fig. 3 c) durch breite Abstutzung seines vorderen Zipfels, um sicii scliliesslich bei den Astaciden {Homarm: Taf. LXXXII, Fig. 15) und Brachyuren {Telphusa, Caluppa: Taf. LXXXI, Fig. 4 u. 10) zu einem unregelmässigen, zuweilen (Hommus) liegenden Quadranten, welcher in gleicher Linie mit der Basis der Maxille quer abgeschnitten erscheint, umzugestalten und dann auch seine Randbewimperung ganz oder dem grössten Theil nach einzubüssen. Dieser segeiförmige Epipodit erstreckt sich von allen Theilen sämmt- liclier Mundgliedmaassen am weitesten in der Richtung nach aussen und ist in einen zur Ausstossung des in die Athemhöhle gelangten Wassers dienenden Kanal eingelagert. Während er zugleich mit der Action der Maxille in Bewegung gesetzt, d. h. abwechselnd nach vorn und hinten geschoben wird, scheint er sich an dieser auch selbständig heben und senken zu können: wenigstens deuten hierauf verschiedene, von dem Aussenrande der Maxille radiär ausstrahlende und in seine dadurch wulstig aufgetriebene Basis eintretende Muskeln hin. Von den an den vier hin- teren Paaren der Mundgliedmaassen entspringenden Epipoditen scheint er der einzige constant ausgebildete zu sein. d) Die inneren Kieferfüsse (Pedes maxillares primi paris) stimmen mit den beiden Maxillen noch in der Ausbildung von Kauladen, welche den lieiden folgenden Paaren abgehen, überein, stellen sich aber sonst als eine beide Gruppen vermittelnde üebergangsbildung dar. Be- sonders ist es der an der Aussenseite der Laden entspringende Taster (Exopodit). welcher durch die Langstreekigkeit seines Basalgliedes (Stammes) und die freie Beweglichkeit seines geisseiförmigen Endtheiles in vielen Fällen schon ganz an den homologen Theil des zweiten Kiefer- fusspaares erinnert. Durch mannigfache, bis zu gänzlichem Schwund gesteigerte Reduction einzelner Theile sind übrigens diese Kieferfüsse des ersten Paares einer ungleich weiter gehenden Schwankung in ihrer Gesammtform unterworfen, als dies bei den übrigen Mundgliedmaassen der Fall ist: und zwar betreffen diese Modificationen nicht nur den Laden- und Tastertheil, sondern auch den Epipoditen (Flagellum). Bei voll- ständiger und gewissermaassen ursprünglicher Ausbilduna- des ersteren sind 874 Decapoda. {Ilomnrus: Taf. LXXXII, Fig. 14, Sicyonia: Taf. LXXXI, Fig. 18, Stenopus: Taf. LXXIII, Fig. la, Calappa: Taf. LXXXI, Fig. 9), wie bei den hinteren Maxillen, vier Laden vorlianden, von denen jedoch nm noch die beiden inneren (hinteren) einen in der früheren Weise behorsteten Schneidenrand besitzen und als Kauwerkzeuge in Verwendung Icommen, während dagegen die sich dem Taster eng anschliessenden und theilweise mit ihm ver- wachsenden äusseren (vorderen) nicht nur räumlich von jenen abgetrennt sind, sondern sich auch mehr oder weniger stark in der Kielitung nach vorn verlängern und sich dann mehr als zwei aufeinander folgende Glieder darstellen. Bei besonders stark verlängertem Endglied, wie es den Oxy- stomata, den Gattungen Calappd, Dorippe u. A. eigen ist und wo es theils zugespitzt, theils {Cahtppa: Taf. LXXXI, Fig. 9) beilförmig er- weitert erscheint, legen sich diese Aussenladen der röhrenförmig aus- gezogenen Mundötfnung dicht an, um auf diese Art die liöhre zu ver- vollständigen. Eine Eeduction kann nun ebensowohl an der Aussen- wie an der Innenlade in der Weise vor sich gehen, dass die ursprüngliclie Spaltung in zwei Lappen verschwindet {Crangon: Taf. LXX, Fig. 9, Tdplmsa: Taf. LXXXI, Fig. 3). Bei letzterer Gattung, wo die Innenlade noch normal gebildet ist, erscheint die äussere in Form eines lang- streckigen, an seinem freien Endo reclitwinklig gebrochenen und zungen- förmig gerundeten, aber ungetheilton Astes. Bei ForccUann und Palaciiion (Taf. LXXIV, Fig. 3d u. 2 f.) entbehren sogar beide Laden einer Spal- tung. — Der Taster (Palpus, Exopodit) zeichnet sich bei vielen Cariden dadurch aus, dass er an der Basis seiner Aussonseite zu einer umfang- reichen lamellösen Platte mit lang gefranstem Eande erweitert ist, an welcher in manchen Fällen (Pcdacmtm: Taf LXXIV, Fig. 2f) er selbst nur als ein geisseiförmiger A\isläufer erscheinen kann. Er entbehrt in diesem Fall, wie auch bei Älpheus, Hippolyte, NiJca, Pontonia, üari- dintt u. A. noch völlig der Gliederung, welche er dagegen bei Sergestes (Taf. LXIX, Fig. 4d), Crangon (Taf. LXX, Fig. 9) V sehr deutlicher Weise erkennen lässt. Bei Sicyonia (Taf. LXXXI, Fig. 18) besteht der Taster m\\ in einer lanzettlichen Lamelle, ohne dass sich eine Geissei von derselben abhebt, bei Stenopus (Taf LXXIII, Fig. 1 a) dagegen nur aus der letzteren. AUen diesen schwankenden Modificationen gegenüber kommt die endgültige, oben bereits gekennzeichnete Bildung bei den höheren Macruren {Homarus: Taf LXXXII, Fig. 14) und den Brachyiu-en (Calappa: Taf LXXXI, Fig. 9, Tdplmsa: Taf. LXXXI, Fig. 3) zum' Aus- trag, höchstens mit dem Unterschied, dass die Endgeissel bald einfacii, bald zweigliedrig auftritt. Die Umwandlung in ein grosses, beilförmiges Eiulglied bei Hlppa (Taf LXXXII, Fig. 19) und Älhunca steht als ver- einzelte Ausnahme da. Auch der sich der Oberseite der Kit für nianclie besonders charakteristische Bil- diuig die Erfahrung einen liestinunten Anhalt. Diejenigen Brachyuren, welciie, wie Matiitd, Or'dhyia, Poh/bius, J'latyomjclius (Taf. LXXIX, Fig. 8), Portunus, Podophtlmlmus, Thalamita, Lupa (Taf. LXXV, Fig. 2) u. A. die l)eiden Endglieder des fünften Beinpaares lamellös flachgedrückt und er- weitert haben, sind als gewandte und ausdauernde Schwimmer bekannt, während dies für die mit cylindrischen Beinen versehenen Oxystomen und Oxyrrhynchen von vorn herein ausgeschlossen ist. Als Schlamm- gräber sind einerseits die mit flachen, sichelförmig endigenden Beinen versehenen Pteryguren, unter welchen Albunea ausserdem noch eine Manns subcheliformis am ersten Paar besitzt, andererseits die mit letzterer aus- gestatteten Thalassiniden {Thalassina, Gehia u. A.) bekannt geworden, wiewohl andere mit grosser Scheerenhand versehene (CaUianassa, CaUia- iiiäa) dieser Fähigkeit nicht entbehren. Nach der Analogie mit den Pteryguren wird man für Eanina (Taf. LXXI, Fig. 6), welche Grabbeine in prägnantester Form imd zwar nur solche besitzt, gewiss ohne fehl zu gTeifen, auf dieselbe Lebensweise schliessen düi'fen.*) b) Die sechs auf das Postabdomen fallenden und durch ungleich geringere Grösse abweichenden Beinpaare (Pedes spmii s. fissi, Pleopoda) zeigen bei den Decapoden ganz das typische Verhalten der Schizopoden und Stomatopoden, sowohl durch ihren Ursprung von den sechs vorderen Segmenten dieses Rumpfabschnittes und in ihrer Zusammensetzung aus einem unpaaren, zweigliedrigen Stamm und zwei sich dem Ende dieses nebeneinader anfügenden Aesten, wie besonders auch darin, dass das sechste Paar unter wesentlich modificirter Form in eine enge Beziehung zu dem siebenten Segment tritt und in Gemeinschaft mit ihm eine fächer- förmige Schwanzflosse darstellt. Dieses ursprüngliche Verhalten erleidet jedoch je nach Familien und Gattungen sowohl wie nach den beiden Sexus ungemein zahlreiche secuudäre Modificationen, welche sich einer- seits in einer Beschränkung der Zahl, andererseits in einer Umgestaltung einzelner oder mehrerer Paare behufs besonderer Verwendung kundgeben. Naturgemäss bindet sich die Vollzähligkeit der Gliedmaassen durch- schnittlich mehr an ein langstreckiges, ihre Verminderung an ein redvi- cirtes Postabdomen. Die normalsten Verhältnisse, besonders auch bezüglich der Voll- zähligkeit bieten unter den Macruren die Cariden dar; von keiner ihrer zahlreichen Gattungen ist der Ausfall eines Pleopodenpaares bekannt *) Die von H. Miliiu Edwards und F. Müller dem alten Ruuiph zugeschriebene Angabe, dass Rnnina dcntdta an das Land gehen und selbst die Dächer der Häuser er- klimmen solle, entbehrt oUenbar jeder Glaubwürdigkeit. Aller Wahrscheinlichkeit nach liegt hier eine Verwechslung mit dem durch sein Klettern berühmt gewordenen Birgus latro vor, dessen Beine im vollsten Gegensatz zu Baniiia für derarlige Evolutionen sehr geeignet erscheinen. 890 Dccapoda. geworden. Das zweite Glied ihres Stammes ist stets oblong (Penaeus, Stenopus, Atya, Gnathopltyllum), meist sogar lauggestreckt, nur bei Acetes an den hinteren Paaren kurz und dick. Von den beiden Spaltästen schwindet an sämmtlichen Paaren der innere völlig nur bei Sicyonia, dagegen ist er nicht selten (Sergestes, Penaeus, Pandalus, Ancldstia) merklich schmäler und kürzer als der äussere. Abweichend vom zweiten bis fünften Paar kann der lunenast des ersten entweder rudimentär werden (Pandahis, Pulacmon, Crangon) oder selbst ganz eingehen (Scrgcsfes, Pc- naeus, Stenopus, Pasipham). In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sind die Spaltäste lang mid sehmal, zugespitzt und dicht bewimpert; doch kommen auch (Pimtonia, Typton, Athaiwis, HippoJyte) lanzettliche oder {Atya, Gnathopliyllnm) selbst länglich ovale vor. Eine Umfornuuig männlicher Spaltbeine zu Copulationsorganen ist unter den Cariden nicht zur Kenntniss gekommen. Doch ist beim Männchen von Pandahis nurival Fab. der verkürzte luuenast des ersten Spaltbeiupaares länger und mehr blattförmig als beim Weibchen. Schon mit den Astaeiden beginnen tiefer in die ursprüngliche Bil- dung einschneidende Modificationen. Dieselben betreffen bei den weib- lichen Individuen zunächst das erste Spaltbeinpaar, welches im Gegensatz zu den folgenden in verschiedenem Grade rudimentär wird und dadurch den ersten Anlauf zu seinem vollständigen Eingehen bei den Palinuriden und Scyllariden nimmt. Bei Homarus sowohl wie bei Astacus hat es die typische Form dadurch eingebüsst, dass von den beiden Aesten der eine verloren gegangen ist; auch hat es seineu Ursprung näher gegen die Mittellinie hin verlegt. Während es bei ersterer Gattung trotz seiner Schmächtigkeit im Vergleich mit den folgenden Paaren immerhin noch ein ansehnlich langes und deutlich gewimpertes Endglied aufzuweisen hat, ist es bei Asfacus auf einen für das unbewaifnete Auge kaum mehr bemerkbaren, zweigliedrigen Stummel herabgesunken. Die normal aus- gebildeten weiblichen Spaltbeine des zweiten bis fünften Paares stimmen bei beiden Gattungen in der etwas geringeren Länge und Derbheit des Aussenastes überein. während bei Nephro2}S beide Spaltäste von gleicher (lanzettlicher) Form und Grösse erscheinen. Bei Astacus mehr von un- deutlich gegliederter Geissei-, bei Homarus von länglicher, schmaler Blattform, unterscheiden sie sich untereinander dadurch, dass der Aussenast continuirlich, der Inueuast deutlich zweitheilig erscheint, nämlich in einen basalen imd terminalen Abschnitt zerlegt ist. Bei den mänuliclien Indi- viduen behalten uur das dritte bis fünfte Paar die normale Bildung bei; am ersten werden die Spaltäste durch eine lange und steife, entweder {Astacus) cylindrische oder {Nephroms) fein zugespitzte Ruthe ersetzt, während am zweiten eine solche neben den Spaltästen zur Ausbildung gelaugt ist. Letzteres Verhalten gibt sich besonders deutlich bei Ne- phrops zu erkennen, wo in Uebereinstimmnug mit den drei folgenden Paaren noch beide (lanzettliche) Spaltäste bestehen geblieben sind, nur dass der innere verschmälert erscheint und an seinem Inuenrand mit der Organisation. 891 accessorischeii (kleineren) Eutlie besetzt ist: uugleicli alterirtev ist es schon l)ei Asf(icu:<, l>ei welchem die accessorische llutlie an Grösse so überwiegt, dass der innere Spaltast sellist nur noch als ein kleiner, sie überragender Zipfel restirt, wäln-eiid der Aussenast die Form eines schmalen, geraden Stabes angenommen hat. Homarus verhält sich be- treffs des Innenastes wie Astacus, bezüglich des Aiissenastes wie NejjJirops. Nahezu übereinstimmend mit denjenigen der Astaciden verhalten sieh die Spaltbeiue der Thalassinideu, bei welchen die männlichen des ersten imd zweiten Paares gleichfalls in Ruthen umgewandelt erscheinen, die weiblichen des ersten Paares die Zweiästigkeit aufgegeben haben und zu Stummeln herabgesunken sind. Modificatiouen im Einzelnen fehlen allerdings nicht. So sind z. B. beim Männchen von Callianassa Turnerana White die Stammglieder der beiden ersten Paare langstreckig — am zweiten ausserdem hinterwärts lamellös erweitert — am dritten bis fünften dagegen stark verkürzt, quer; die lamellösen und lanzettlichen Spaltäste dieser drei letzteren Paare so umfangreich, dass sie, gegen die Mittellinie liin eingeschlagen, diejenigen der anderen Seite in weiter Ausdehnung decken. Bei dem Weibchen von TJialassina anomala Herbst folgen auf das stark verkürzte, griffeiförmige und zweigliedrige erste Paar vier in Grösse und Form durchaus übereinstimmende, an welchen der Stamm lang gTiffelförmig, die beiden Spaltäste düiui luid geisseiförmig gegliedert erscheinen; von letzteren ist jedoch der innere beträchtlich länger und von dem äusseren dadurch unterschieden, dass er in ein griffeiförmiges Basal- und ein geisseiförmiges Endglied aufgelöst ist. Wesentlich anders ge- staltet sind das zweite bis fünfte Paar bei dem Weibchen von Gebia litomlis, dessen erstes sich dagegen wie oben verhält; an das oblonge Stammglied scbliesst sich ein grosser, lanzettlicher und lamellöser Aussen- und ein kurzer, quer verlaufender, innen abgestutzter und mit demjenigen der anderen Seite verankerter Innenast an. Noch imgleich abweichender verhält sich das Weibchen der Callianassa subterranca Leach dadurch, dass nicht nur das erste, sondern auch das zweite Paar den folgenden gegenüber sich als rückgebildet darstellt, wenn es gleich trotz seiner Zartheit und geringen Grösse*) die typische Spaltbeinform noch bewahrt hat. Von den drei folgenden grossen Paaren, welche aus einem kurzen, queren Stamm und breiten, blattförmigen Spaltästen be- stehen, weicht es durch die Griffelform des ersteren und die Dünnheit und geisselartige Gliederung der letzteren, welche mit langen, gespreizten Haaren besetzt sind, durchaus ab. Von den beiden vorgenannten Familien weichen die Palinuriden und *) Bei eiertragenden Weibchen sind diese beiden ersten rudimentären Spaltbeinpaare mit grossen, kugligun Eieiilumpcn besetzt; melir abgeplattete finden sich an der Hinterseite dos dritten und vierten Paares angeheftet. Bei eierlosen Weibchen fehlt zuweilen vom ersten Paar jede Spur, während das zweite auf einen ganz dünnen, fadeuföruügea Anhängsel reducirt ist. g92 Decapnda. Scyllarideu , deren Männchen der Copulationsorgane entbehren, zunächst dadurch ab, dass das erste Pleopoden-Paar bei beiden Geschlechtern stets eingegangen ist. Die folgenden vier Paare (2. bis 5.) bieten je naeli Gattungen und dem Sexus mehrfache Formniodificationen dar. In der Gattung Falinwus zeigen sie bei den weiblichen Individuen eine voll- ständigere Ausbildung als bei den männlichen: bei Palinurus guttatus Latr. z. B. sind die weiblichen Spaltbeine des zweiten Paares mit zwei breit ovalen, blattförmigen Spaltästen versehen, während an den drei folgenden nur der Aussenast diese Form beibehalten hat, der innere da- gegen bei ungleich derberer Beschaffenheit am Ende tief gegabelt er- scheint und an der kürzeren Gabelzinke einen beweglich eingelenkten Endgriffel trägt. Bei den männlichen Individuen kann je nach den Arten der innere Spaltast entweder (P«fe?ifrMS iaZaM(?i Latr.) ganz eingegangen sein, so dass am zweiten bis fünften Paar in übereinstimmender Weise nur der gTOSse ovale, blatt- oder flossenförmige äussere bestehen geblielien ist : oder er bleibt an allen vier Paaren erhalten, unterscheidet sich dann aber von dem äusseren nicht nur durch geringere Grösse, sondern auch durch die an die weibliche Gabelbildung erinnernde Form (Palinurus japowiCMS d e H a a n : drittes bis fünftes Paar). Endlich kann dieser innere, mehr griffelförmige Spaltast auch luir an einem einzelnen der vier Paare erhalten sein, wie bei dem männlichen Falinurus vulgaris Latr. Aehn- liche Unterschiede machen sich auch bei den männlichen Scyllariden bemerkbar: während bei Ihacus anfarcticus Fab. am zweiten und dritten Paar beide Spaltäste dünn und breit blattförmig gestaltet sind, ist dies bei Scyllarus ardus Lin. nur am zweiten Paar der Falk Aber auch der Innenast verhält sich bei beiden Gattungen verschieden, denn er ist bei Ihacus am vierten und fünften Paar kurz klauenförmig, bei Scyllarus am dritten bis fünften Paar mehr denn doppelt so lang als der lauzettliche äussere und abweichend von diesem zweigliedrig, au der Basis griffel-, am Ende geisseiförmig. Die den Palinurideu in vieler Beziehung nahe verwandten Galatheiden [Galathea, Munida, Griinothea) bieten bezüglich der Spaltbeiue dennoch Eigenthümlichkeiten dar. Zunächst sind bei den Mämichen in Ueber- einstimunuig mit den Astacideu sämmtliche sechs Paare zur Ausbildung gelangt und die beiden ersten haben die Form von Copulationsorganen angenommen; abweichend von ihnen und wieder mehr denjenigen der Palinurideu gleichend sind die des (hitten bis fünften Paares, bei welchen auf den kurzen, queren Stamm nur ein ovaler, blattförmiger und lang gewimperter Aussenast folgt. Bei den weiblichen Individuen ist zwar in üebereinstimmung mit den Palinurideu das erste Paar eiugegaugen, die vier folgenden sind jedoch langgestielt und nur mit einem einzelnen dünnen und rankenförmigen Spaltast versehen. Letzteres ist unter den Pteryguren auch bei llippa (Taf. LXXII, Fig. Ib, pf-) der Fall, nur dass hier ausser dem ersten auch das fünfte Paar eingegangen ist, wähi-end die Endgeissel des zweiten bis Ui^anisation. 893 vierten, welche als Eierträger fungiren, eine besonders diciite Bewim- perung trägt.*) Höchst merkwürdig verhalten sich in Bezug auf ihre Spaltbeine die Pagurideu, deren männliche Individuen sie bis auf diejenigen des sechsten Paares (Taf. LXXl, Fig. 4 u. 4 a) entweder ganz eingebüsst haben oder sie nur noch in Form rudimentärer geisseiförmiger Anhängsel besitzen, während die weiblichen die ilnien verbliebenen mit Ausnahme des letzten Paares nur einseitig, und zwar linkerseits ausgebildet besitzen. Diese vorderen Pleopoden, welche dem zweiten bis fünften Hinterleibssegment entsprechen, zeichnen sich bei den mit weichhäutigem und um seine Achse gedrehten, laug schlauchförmigen Hinterleib versehenen Gattungen Coenöbita und Pagurus zunächst dadurch aus, dass ihr Ansatz auffallend weit nach oben, gegen die Rückseite hin verlegt ist, sodann aber auch darin, dass sie ihrerseits gleichfalls eine Achsendi'ehung vollzogen haben und daher quer gegen den Hinterleib zu liegen kommen, wobei der äussere Spaltast zum vorderen, der innere zum hinteren wird. Bei Fagurus [striatus Latr.) nehmen au dem zweiten bis vierten linksseitigen Spalt- bein von dem gedrungenen und am Ende verbreiterten Stammgliede die beiden Spaltäste in der Weise ihren Ursprung, dass der äussere (vordere) in rechtem Winkel von jenem abgebt, der hinter ihm gelagerte innere sich gleich an seiner Basis gabelt mid die längere vordere Zinke dem Aussenast parallel, die fast rechtwinklig abbiegende, beträchtlich küi-zere und am Ende verbreiterte hintere dagegen nach rückwärts entsendet. Diese mithin scheinbar zu dreien vorhandenen Spaltäste sind zum Tragen der Eier sämmtlich mit langen Haaren besetzt. Bei Coenohita {Diogenes Latr.) dagegen entspringt von der Spitze des Stammgliedes zunächst nur der innere (hintere) Spaltast, welcher zuerst die Richtung nach hinten einschlägt, um sich erst später im rechten Winkel nach aussen zu krümmen; au einer erweiterten Stelle nahe seiner Basis ist dann erst der gleich- falls quer gerichtete Aussen- (Vorder-) Ast beweglich eingelenkt. Im Gegensatz zu diesen drei noch vollständig ausgebildeten Spaltbeinen ist bei beiden Gattungen das fünfte bereits stark verkümmert, indem es bei Pagurus als schmale und dünne, zweigliedrige Geissei, bei Coenöbita selbst nur als ein borstentragendes Blättchen erscheint. Bei ersterer Gattung ist diese rudimentäre Geisseiform auch allen vier männlichen linksseitigen Spaltbeinen (2. bis 5.) verblieben, während letztere bei Coenohita ganz eingegangen sind und nur noch durch Borstenbüschel angedeutet werden. Dass indessen diese abnorme Ausbildung der Pleo- poden unter den Pagurideu nicht unvermittelt dasteht, zeigen die Arten der Untergattung Faguristes Dana. Bei Fagiir. maculafus Risse, wel- cher sonst ganz den Habitus eines gewöhnlichen Pagurus bewahrt hat, besitzt nämlich das Märmchen das erste und zweite, das Weibchen wenig- *) In der citirten Figur ist die vorderste Gliedmaasse aus Versehen mit pf bezeichnet worden ; als fünftes Terkümmertes Cephalothorax - Beinpaar muss sie die Bezeichnung p'' erhalten. 894 Decapoda. stens das erste Pleopodeii - Paar in normaler Weise, d. h. symmetrisch entwiclcelt, und erst vom dritten (Männchen), beziehentlich zweiten (Weib- chen) an beginnt die ausscliliesslich linksseitige Ausbildung nacli Art des Pagnrus striatus. Bei den männlichen Paguristcs ist die symmetrische Entwickelung der beiden ersten Spaltbeine an eine Ruthenbildung ge- knüpft, welche den übrigen Paguriden abgeht. An dem fast kreisrunden und mit soliden Rückenschienen versehenen Hinterleib von Birgus (Taf. LXXI, Fig. 3 c) nehmen die drei, mit gleichen, geisseiförmig gegliederten Spaltästen versehenen linksseitigen Pleopoden des Weibchens in mehr normaler Weise wieder von der Bauchfläche ihren Ursprung. In der asymmetrischen Ausbildung der weibliehen Spaltbeine stimmt mit den Paguriden auch die Gattung Lithodes (Taf. LXXII, Fig. 8) ülierein; doch tritt hier zu den bei Birgus vom zweiten bis vierten Hinterleibssegment entspringenden noch ein viertes (dem fünften ent- sprechend) hinzu. Es sind die linksseitig stark vergrösserten Halbseg- mente 2. bis 5. (Taf LXXIX, Fig. 5), von welchen diese übrigens stummeiförmig gebildeten Gliedmaassen ihren Ursprung nehmen. Die- selben haben nicht mehr die Form von Spaltbeinen, sondern bestehen aus drei einreihig an einander gefügten Gliedern, deren erstes kurz kegel- förmig, die beiden folgenden gestreckt, cylindrisch, das dritte an der Spitze gepinselt ist. Lassen hiernach bei den Macruren die fünf vorderen Spaltbeinpaare des Hinterleibes die grösste nur denkbare Wandelbarkeit in Form und Vollzähligkeit erkennen, so tritt bei den Brachyuren eine um so grössere Constantheit in der Zahl derselben und mit dieser eine scharf ausgeprägte Verschiedenlieit in Form und Function je nach den beiden Sexus ein. Bei jenen in der Regel als Ruder oder als Schaufeln zur Zufuhr neuen Wassers dienend, übernehmen sie bei diesen fast ausschliesslich ge- schlechtliche Functionen, indem sie l)eim Männchen zu Begattungsorganen umgewandelt, beim AVeibchen zum Tragen der Eier bestimmt sind. Bei ersteren sind stets nur das erste und zweite, bei letzteren das zweite bis fünfte Paar zur Ausbildung gelangt. Als Organe, welchen die Ueber- tragung des Sperma in die Vulvae des Weibchens oblieg-t, haben die beiden dem Männchen verbliebenen Paare den Charakter der Spaltbeine aufgegeben und die Form sehr mannigfaltig gestalteter, solider Griffel {Litpa, Ranim: Taf. LXXV, Fig. 2 b, 2 c. Fig. 7 a, a, b, Maja: Taf. LXXVI, Fig. 4 b, c, d, Matuta: Taf. LXXVIII, Fig. 8 u. 9, Dromia: Taf. LXXVIII, Fig. 14, pi u. p-) angenommen, wobei diejenigen des ersten Paares in der Regel die ungleich kräftiger ausgebildeten sind, welchen sich die des zweiten gewissermaassen anpassen. Im vollen Gegensatz dazu haben die vier den Weibchen zukommenden Paare die typische Spaltbeinform um so schärfer aufrecht erhalten, höchstens mit der Modification, dass der uupaare Stamm stark verkürzt, quer erscheint, die Spaltäste da- gegen eine sehr beträchtliche Verlängerung eingegangen sind {Carcinus: Taf LXXV, Fig. 3, 3faja: Taf. LXXVI, Fig. 4 a). Zwischen letzteren Organisation. 895 bejitelit ein formeller Uuterscliieil sehr allgemein darin, dass der breitere und flachgedrückte Aussenast iingegliedeii und beiderseits dicht gefranst, der ungleich dünnere und deutlich zweigliedrige in der Kegel zugleich gekniete Innenast nur mit sperrigen, langen Haaren besetzt ist: doch fehlt es auch nicht an Fällen (z. B. Tdphisa), wo das stark verlängerte Endglied dieses Innenastes sich an der Spitze gleichfalls lanzettlich er- weitert und abflacht. Secundäre Modificationeii geben sich an diesen Spaltbeineu darin zu erkennen, dass alle vier Paare bald {Maja u. a.) von gleicher Länge sind, bald {Calapjxi) in der Richtung von vorn nach hinten sich stark verkürzen, bald endlich {Tclphusa) gegen das vierte hin beträclitlich an Länge zuneiunen. Einen deutlichen Einfluss auf das Verhalten des Ausseuastes ül)t ferner die Eorm des weiblichen Hinter- leibes aus. Ist letzterer, wie bei Üalappa, auffallend schmal und parallel, so erscheint der Aussenast gleich dem inneren gerade gestreckt und direct nach hinten gerichtet; ist er dagegen, wie bei Maja, fast kreis- rund, so beschreibt der Aussenast, dem Seitenrand des Hinterleibes sich anpassend, einen fast halbkreisförmigen Bogen, welcher bei breit ovalem Hinterleib {Tclpkum) entsprechend minder stark gerundet erscheint. In den letzteren beiden Fällen ist der Aussenast länger, bei Calappa da- gegen merklich kürzer als der Innenast. Die von den genuinen Brachyureu vielfach abweichende Gattung Homola unterscheidet sich von diesen auch dadurch, dass zu den gewöhn- lichen vier Spaltbeinpaaren (2. bis 5.) noch ein weiteres, vom^ ersten Segment entspringendes hinzukommt, welches, wie bei verschiedenen Macruren- Familien, von den folgenden in Grösse und Form abweicht. Dasselbe ist im Vergleich mit diesen kurz, nicht gespalten, zweigliedrig, das Basalglied grifl:elförmig , das zweite comprimirt und lang gewimpei-t. Die vier "übrigen zeigen ganz die Bildung der Brachyureu -Pleopoden, doch ist das letzte beträchtlich kürzer als die vorhergehenden. Das von den fünf vorderen Spaltbeinpaaren formell sich weit ent- fernende sechste, welches bei den typischeu Macruren im Verein mit dem siebenten Segment des Postabdomen die für diese charakteristische füufblättrige Schwanzflosse bildet, geht auch seinerseits die mannig- fachsten Modiflcationen besonders in Bezug auf die Längs- uud Breiten- verhältnisse seiner lamellösen*) Spaltäste ein. Letztere können in ver- einzelten Fällen {Lucifer, Pasiphaea: Taf. LXIX, Fig. 1 u. 9) das letzte Hinterleibssegmeut beträchtlich an Länge übeiTagen, während sie in der Regel ihm darin etwa gleichkommen (Sergesks: Taf. LXIX, Fig. 3, Al- pheus, Palaemon: Taf. LXX, Fig. 17 u. 20, Sfenopus, Pandalus, Pontonia: Taf LXXIII, Fig. 1—3), seltener {Cmngon: Taf. LXX, Fig. 1) dahinter zurückbleiben. Charakteristisch für die Loricaten {Palinurus, Scyllarus: *) Eine vereinzelte Ausnahme stellt Thalassina anomala Herljst (scorpioides Latr.) dar, bei welcher die Spaltäste des sechsten Pleopoden-Paarcs die Form schmaler, nach hinten scharf zugespitzter Grifiel zeigen. Durch diese tritt sie zugleich in einen scharfen Gegensatz zu allen Übrigen, gerade mit einem besonders breiten Schwanzfächer versehenen Thalassinidcn. 896 Dccapoda. Taf. LXXI, Fig. 2, Ibacus, Tlicnus und Verwandte) ist der Umstand, dass die sehr breiten Spaltäste des sechsten Pleopoden-Paares mir im Bereich ihrer Basis durch Verlialkung erhärtet, dagegen ilirem grösseren Theil nach häutig und biegsam sind : ein Verhalten, welches sich in ganz über- einstimmender Weise auch auf das zwischen ilmen liegende Endsegment des Hinterleibes überträgt. In anderer Weise sind die Astaciden {Ästacus, Homarus, Nei^hrojis) dadurch ausgezeichnet, dass der über den inneren etwas hinaus verlängerte äussere Spaltast sich in zwei aneinander leicht bewegliche Abschnitte gliedert: eine Eigenthümlichkeit , welche an den vorhergehenden Spaltbeinen stets nur den Innenast betrifft. Unter den aberranten Macruren- Formen schliossen sich die Gala- theiden und Porcellauiden durch ihren Schwanzfächer den Paliniu-iden und Astaciden noch ziemlich nahe an, wenngleich er durch seine auf- fallende Kürze und Breite, bei Galathca (Taf. LXXI, Fig. 5) zugleich durch die lange und dichte Befrausuug ein eigenthümliches Gepräge erhält. Für PorccUana (Taf. LXXII, Fig. 5 b) isl; die Ausbildung des- selben um so henierkenswerther, als die vorangehenden Spaltbeine den- jenigen der Bracliyuren ungleich ähnlicher sind. Ganz abweichend hiervon verhalten sich die Familien der Pferycßira und Paguridea, bei welchen trotz des Fortbestehens der ihn zusammensetzenden Elemente ein Schwanz- fächer als solcher wegfällt. Bei ersteren {Hippa, Rcmijxs, AUmnea: Taf. LXXII, Fig. 1, Ib, 2, 2 a u. 3) wird das Zustandekommen desselben schon durch die ungewöhnliche Längsstreckung und Form des letzten Hinterleibssegmentes, sodann aber auch durch die Bildung und Einlenkuug des sechsten Pleopoden-Paares verhindert. An diesem sind zwar die Spaltäste nocli blattförmig coniprimirt, länglich oval oder lanzettlicli, das zweite Stammglied jedoch nicht verkürzt, sondern reichlich von der Länge jener und in Uebereinstimmung mit ihnen lamellös. Anders bei den Paguriden, deren sechstes Spaltbeinpaar neben seiner in wechselndem Maasse ausgeprägten Asymmetrie — linkerseits merklich grösser — ge- wissermaassen als verkrüppelt bezeichnet werden kann. Wie bei den Pteryguren im rechten Winkel gegen die Längsachse des Hinterleibes gestellt {Pagurus: Taf. LXXI, Fig. 4, 4 a), erscheint es sowohl im Be- reich seines Stammes wie seiner Spaltäste verdickt und unförmlich, der äussere (vordere) Spaltast beti'ächtlich länger als der innere (hintere), beide am Ende ihrer Oberseite mit einer ähnlichen Easpel versehen, wie sie auch dem vorletzten Gliede des vierten und fünften Beinpaares eigen ist. Diesem bei Pagurus, Paguristes und Cocnobita im Allgemeinen über- einstimmenden Verhalten gegenüber sinkt das sechste Spaltbeinpaar bei Birgus (Taf. LXXI, Fig. 3c) auf das Niveau eines ganz kleinen, un- scheinbaren Stummels zu beiden Seiten des vorletzten Hinterleibsseg- ments herab, welcher beim Weibchen noch zweiästig verbleibt, beim Männchen sich dagegen auf zwei einreihige Glieder beschränkt. Mit den Paguriden hat die Ausbildung eines sechsten Spaltbeinpaares überhaupt ihren Abschluss erreicht. AVeder bei Lithodcs und Homola, noch in der Organisation. 8!;)7 grossen Reihe der genuinen ßrachyuren ist von deniseibeu bei beiden Geaclilechteiu auch nur ein Rest nachweisbar. Nicht selten finden sich unter den Jlucruren einzelne oder mehrere Pleopoden-Paare mit theils einfachen, tbeils sehr complicirten Anhängseln versehen, welche eine mediane Verankerung des rechten mit dem linken Schwininibein zum Zweck haben und ebensowohl auf das männliche Geschlecht beschränkt seiji, wie beiden zukommen können. Schon Kroyer hat (4859) auf solche merkwürdige Haftapparate, welche sich an dem ersten Pleopoden-Paar bei den männlichen Individuen von Senjcstcs vor- finden und je nach den Arten sehr verschiedenartig gestaltet sind, hin- gewiesen und dieselben durch Abbildungen versinnlicht. Dieselben nehmen von der Innenseite des Stnmragliedes, welches hier nur einen einzelnen Spaltast trägt, und zwar nahe der Basis des ersteren ihren Ursprung, zeigen einen queren Verlauf und zerschlitzen sich, indem sie schmal, zuweilen gestielt beginnen, in mehrere, theils nach vorn, tlieiis nach hinten ber\orragende, häutige Lappen, von denen der zumeist nach innen gelegene sich mit demjenigen der anderen Seite in Verbindung setzt (Taf. LXXXIII, Fig. 4 u. 5). Ein ähnliches Verhalten findet sich an dem ersten männlichen Pleopoden-Paar von Penams cammofe Pvond. (Taf. LXXXIII, Fig. 6). Hier ist der Innenrand des Stammgliedes tief eingeschnitten und lässt bei der Mitte seiner Länge einen comprimirten, fast blattartigen Fortsatz hervorgehen, welcher nach vorn und innen gerichtet, sich im Bereich seiner Endhäifte mit demjenigen der anderen Seite median verbindet. Von den gewöhnlichen beiden Spaltästen (der folgenden -Paare) ist gleichfalls nur der eine ausgebildet. Dagegen stimmen die männlichen Individuen von Penueus membranaceus Risso und Sicyonia sculptaM. Edw. darin mit einander übereiu, dass nicht nur das eiste, sondern auch das zweite Pleopoden-Paar einen solchen inneren Anhang trägt, ohne dass derselbe indessen an letzterem eine mediane Ver ankerung zu bewirken scheint. Bei Penaeus membranaceus (Taf. LXXXIII, Fig. 7) nimmt am ersten Pleopoden-Paar hinter der Mitte des tief aus- geschnittenen und ausgehöhlten Innenrandes des nur mit einem Spalt- ast versehenen Stammgliedes ein bis zum Hüftglied des dritten Beinpaares reichender, schräg nach vorn und innen gerichteter, unterhalb riuneuartig vertiefter und an der Aussenseite seines Vorderendes stark erweiterter Griffel seinen Ausgang, welcher ein von einem ankerförmigen Fortsatz überragtes, beweglieb eingelenktes, polsterartiges Gebilde trägt. Diese beiderseitigen Griffel haften mit dem Vordertheil ihres Innenrandes median fest aneinander. Das zweite, mit doppeltem Spaltast versehene Pleopoden-Paar trägt an der Spitze seines StammglieJes ausserdem noch einen zweigliedrigen Anhang, dessen erstes Glied oblong und innerhalb rinuenartig vertieit ist, während das kaum halb so lange zweite convexer und verkehrt herzförmig erscheint. Bei Sicyonia sculpiu, wo die füni' vorderen Pleopoden-Paare in beiden Geschlechtern nur mit einem einzelnen, derb giiffelförmigcn Spaltast versehen sind, trägt beim Männchen das Bruun, Klassen des TIiier-Reichs. V. 2. 57 898 l)cc:ipofk. Stammgliod des ersten an seinem Innenrande eine läuglicbe, schräg nach vorn und innen gerichtete Lamelle, welche sich mit ihrer vorderen Hälfte derjenigen der anderen Seite median fest anheftet, vor dieser Verbindung aber ausser zwei seitlichen Zipfeln noch einen knopfförmigen Wulst hervortreten lässt, der aucii seinerseits eine mediane Vereinigung bewirkt. Ein am zweiten Paar vom Innenrand des dicken Stammgliedes ent- springender, ungleich schmälerer Anhang verläuft dagegen mit dem der anderen Seite parallel nach vorn und unten; er ist seitlich comprimiit, oblong und nahe seinem Ende in einen spitzen Aussenzipfel und einen sterapelförmigeu, mit trichterartig vertiefter Endscheibe versehenen Innen- ast gespalten. Dass übrigens derartige, besonders dem ersten männ- lichen Pleopoden- Paare zukommende mediane Haftapparate (Petasma) in den Gruppen der Sergestideu und Peuaeiden etwas häufig Wieder- kehrendes sind, ergiebt sich aus den während der Chalieuger Expedition gesammelten und von Sp. Bäte abgebildeten Gcnnadas parvus, Äristeus armatus, Haliporus neptumis und aequalis, Ärtcmcsia longinasis, PJälonicus 3Iülleri und pedinaiMS, Penaeus monodon, pMippinensis , serratus u. A. Abweichend von den vorgenannten Gattungen ist es in anderen Fällen nicht das Stammglied, sondern der innere Spaltast, welcher mit besonderen Haftapparaten versehen ist. Auf eine einfachere Form .solcher hat M. Sars (1868) für verschiedene, von ihm näher untersuchte Crangon-Aiten, z. B. Crangon {Pontopliilus) norvegiciis und echimdatus Sars hingewiesen, bei welchen theils das zweite Pleopoden -Paar allein, theils auch das fünfte bei den Männchen (Taf. LXX, Fig. 12) zwei, bei den Weibchen nur einen einzelnen, vom inneren Spaltast ausgehenden, stäbchenförmigen Anhang trägt, der an seinem lunenrand mit feineu Häkchen (Cincinnuli) besetzt ist. Besonders eigenthünilich verhalten sich ferner bei ver- schiedenen Thalassiniden- Gattungen (Callimiassa, Gehia) die drei, bez. vier vorletzten Pleopoden -Paare, welche bei den weiblichen Individuen durch starke blattartige Erweiterung ihrer beiden Spaltäste und durch mediane Cohärcnz der inneren gewissermaassen grosse, schaufelförniige Platten zur Trennung der zwischen ihnen befindlichen Eierklurapen dar- stellen. Bei CalKanassa suhtcrranca ist der innere, fast sichelförmige Spaltast des dritten bis fünften Paares am Ende des ersten Dritttheils seines fast geradlinigen Inuenrandes eingekerbt und mit einem leicht beweglichen, fast mcssci förmigen Fortsatz ausgestattet, der an seiner Schneide feine Hafthäkchen trägt; ausserdem sind aber die folgenden, haarlosen zwei Drittheile sehr zierlich kammzahnartig eingekerbt (Taf LXXXIII, Fig. 8). Am zweiten bis füuften Pleopoden -Paar von Gehia liforalis, wo der innere Spaltast viel kürzer und stumpfer lanzettlich als der äussere und riugsherum mit langen Fiederborsten besetzt ist, scheint die mediane Vereinigung nur auf dem Ineinandergreifen dieser zu beruhen, da specifische Haftappaiate fehlen. Wie sich die anscheinend sehr seltenen Männchen beider Gattungen in Bezug auf letztere verhalten, bleibt noch näher zu ermitteln. Organisation. «SSIlt Endlich miig als eiue bis jetzt vereinzelt dastebeude Modifikation der vier mittleren Pleopoden- Paare diejenige erwähnt werden, durch welche sich die seltene Tbalassiniden-Gattung Canianidra M. Edw. aus- zeichnet, ohne freilich genügenden Grund dafür abzugeben, dass diese Gattuii"- allen übrigen als eine besondere Gruppe (Fhancrobrancludcs) gegeniiber gestellt werde. Die beiden schmal lanzettlichen Spaltästc des zweiten bis vierten Paares sind nämlich hier nicht mit den gewöhnlichen langen und dichten Schwimmhaaren besetzt, sondern tragen ringsherum eine dichte Franse znrthäutiger Stränge, von denen sich jeder wiedciholt dichotomisch vervielfältigt, so dass also auf den ersten zwei, dann vier, acht u. s. w. Spaltäste folgen. Dass es sich bei diesen Pleopoden um accessorische Kiemen nach Art derjenigen der Stomatopoden handele, hat nach der Form und der zarten Struktur ihres Besatzes immerhin eine Art Wahrscheinlichkeit für sich. llistiologie und Chemie des Hautskelets, Häutungsprocess. AViewohl der histiologischeu und chemischen Beschaffenheit des Deca- poden-Panzers bereits bei einer früheren Gelegenheit (Bd. V, 1, S. 49 bis 55) Erwähnung geschehen ist, erfordern es doch nicht nur die sie betreffenden neueren Forschungen, sondern auch verschiedene der gegen- wärtigen Ordnung eigenthümliche Verhältnisse, auf dieselbe nochmals aus- führlicher einzugehen. Von v. Nathusius*) abgesehen, welcher den Decapoden- Panzer noch im Jahre 1877 als aus „Bindegewebe im weiteren Sinne" bestehen lässt und ihm ein selbstständiges, nicht auf einer unter ihm liegenden zelligen Matrix beruhendes Wachsthum zuschreibt, stimmen alle neueren Autoren dem zuerst von C. Schmidt (1845) geführten Nachweis zu, wonach der Decapoden -Panzer bei allen verschiedenen Graden der Mächtigkeit stets als das Ausscheidungsprodukt eines zelligen Epithels (Matrix, Hypoderrais, Chitinogen-Membran) zu gelten habe, zu letzterem also in einem ganz analogen Verhältniss stehe, wie das Stratum corneum der Wirbelthier- Epidermis zum Stratum mucosum (Rete Malpighi). An einem durch den Panzer eines Decapoden [Astacus, Homarus, Cancer, Portimus u. A.) geführten Querschnitte, gleichviel ob derselbe durch verdünnte Essigsäure entkalkt ist oder nicht, unterscheiden M. Braun (1875), Tullberg(1881) und Vitzou (1882) in übereinstimmender Weise vier aufeinander gelagerte Schichten, welche zum Theil übrigens schon von Lavalle (1847) und von Williamson (1860) erkannt worden sind. Die oberste, als Cuticula bezeichnete Lage (couche epidermique Lavalle, pellicular layer Williamson) ist äusserst dünn, mehr oder weniger gelblich und strukturlos, von dem Durchtritt von Haaren abgesehen, voll- *) Untersuchungen über nici.t celluläre Orsanismen, namcntlicli (;rubta<-..cni,anzcr. Molluskonsclialeu und EiliiiUen. Berlin, 1&77. 57"- j)()0 Decapoda. kommen continuiilich. Bei ihrem grossen Widerstand gegen die Ein- wirkung von Säuren hat sie offenbar die Bedeutung einer Schutzdecke (Taf. LXXXIV, Fig. 1-8, a). Die zweite darunter liegende Schicht (6) ist ungleich dicker und wird durch eine grosse Anzahl übereinander geschichteter, der Oberfläche paralleler Lamellen von grosser Dünnheit gebildet. Im rechten Winkel gegen diese Lamellen verlaufen zahlreiche, sehr feine Linien, welche von Lavalle als Fasern (Fibres) angesprochen worden sind, in Wirklichkeit aber Porenkanäle darstellen. Charakteristisch für diese Schicht ist das ihr allein zukommende Pigment, neben welchem sie übrigens auch Kalksalze enthält. An der frischen Schale des Hummers erscheint sie tief blau, Säuren und kochendes Wasser färben sie scbarlach- roth (couche pigmentaire Lavalle, areolativ layer Williamson). Die dritte Schicht (couche dermique Lavalle, calcified corium Williamson) ist die bei weitem mächtigste, drei- bis sechsmal so dick als die zweite, farblos und gleichfalls durch parallel übereinander geschichtete Lamellen gebildet, deren Zahl mit dem Alter zunimmt und sowohl hiernach als nach den einzelnen Körperstellen vielfache Verschiedenheiten aufweist (Taf. LXXXIV, Fig. 1 u. 2, c). Auch die an diesen Lamellen deuthch hervortretende, dichte und feine, senkrechte Streifung rührt von Poren- kauälen her, welche sich als direkte Fortsetzungen der in der Pigment- schicht befindlichen ergeben, sich von diesen aber zuweilen (Hummer) durch wellige Biegung und alternirendes An- und Abschwellen (Taf. LXXXIV, Fig. 3) auszeichnen. Ausserdem wird diese dritte, besonders reich mit Kalksalzen impräguirte Schicht in grösseren Abständen von weiteren, auch die Pigmentschicht durchsetzenden Kanälen, deren Aus- mündung je ein Haar entspricht, unterbrochen (Taf. LXXXIV, Fig. 1 u. 5, 2>)- I-*ie vierte Schicht endlich (uncalcified corium Williamson), welche der Kalksalze sowohl wie der Porenkanäle fast ganz entbehrt, ist von geringer Dicke, farblos und aus sehr zarten Lamellen gebildet; von der darüber liegenden lässt sie sich ablösen (Taf. LXXXIV, Fig. 1, d). Unterhalb dieser vier, in ihrer Gemeinschaft den Chitinpanzer bildenden Schichten liegt die ihnen als Ausgangspunkt dienende Matrix in Form eines zelligen Epithels. Die mit einem grossen , elliptischen Nucleus versehenen Zellen sind bald (Hummer) cyliudrisch und nach abwärts konisch verjüngt, bald (Flusskrebs) kürzer, mehr kubisch und sitzen mit ihrem unteren Ende einer sie gewissermaassen stützenden Membran (Basalmembran) auf (Taf. LXXXIV, Fig. 2, 6, 7 u. 8, ep). Letztere gehört bereits dem an der Innenseite des Chitinpanzers gelegenen Bindegewebe, dessen grosse Zellen sich zur Herstellung derselben ver- dichten, an (Fig. 2, t). Dieses zellige Bindegewebe (Zellgewebe Haeckel's) selbst enthält ausser zarten Blutgefässen und Nerven- endigungen die zur Färbung des Chitinpanzers beitragenden Pigraente, welche nach Leydig und M. Braun beim Flusskrebs 1) in gelb gefärbten, sternförmigen Zellen mit blassem Kern, 2) in rothen, stark verästelten Zellen mit blassem Kern, deren Farbstoff leicht in Form von Oeltropfen Organisation. 901 ausfliesst und 3) in quadratischen oder oblongen Kiystailcn von himmel- blauer Farbe, welche in kleinen Gruppen zusammenliegen, bestehen, beim Hummer dagegen nach Vitzou sich auf rothe Körnchen und Sternzelleu beschranken, welche beim Oeftuen lebender Exemplare auf der Hand rothe, nur durch Waschen mit Alkohol verschwindende Flecke erzeugen. (Das Pigment löst sich in 90 "/o Alkohol und verschwindet nach 24 bis 48 Stunden au Weingeist- Präparaten fast ganz.) Eine eigenthüniliche Modifikation erfährt die Chitinogen-Membran an denjenigen Körperstelien, wo die Haut, wie z. B. an den Blättern der Schwanzflosse, an den sogenannten Epimeren, an dem die Kiemen über- wölbenden Panzerdach u. s. w. Duplikaturen bildet. liier alterniren auf dem Durchschnitt in ziemlich regehiiässiger Anordnung fünf bis sechs Chitinogenzellen von der gewöhnlichen cylindrischen Form mit ebenso vielen von auffallender Längss(reckung, welche durch Zusammenfluss mit den gleichgebildeten der gegenüber liegenden Hautdecke die Herstellung von sanduhrförmigen Slützlialken zu Wege bringen (Taf. LXXXIV, Fig. 4 u. 5, cp). Während Braun diese Balken dem Bindegewebe zurechnet, hat Vitzou den Nachweis geführt, dass es sich bei Bildung derselben lediglich um Verschmelzung stark verlängerter und an ihrer Berührungs- stelle sehr verschmälerter Chitinogenzellen handelt. Geringere Form- verschiedenheiten zeigen letztere an denjenigen Stellen, wo sich der Innenseite des Panzers unmittelbar Muskelfasern inseriren: die lang cylindrischen, an ihrem oberen Ende ' fein längsstreifigen Zellen ent- sprechen zu fünf bis sieben einer sich ihrem unteren Ende anfügenden Muskelfaser, an der Scheere von Portumis dagegen nach Vitzou nur zu zweien. Für die Beurtheilung der an dem fertigen Decapoden-Panzer erkenn- baren Struktur ist besonders lehrreich der Vergleich mit derjenigen, welche der erst in der Ausbildung begriffene neue darbietet. Untersucht man einen vor der Häutung stehenden, mit Krebssteinen im Magen verseheneu Flusskrebs, so besteht der den Körper noch in unverändertem Ansehen umschliessende Panzer nur aus den vier oben erwähnten Schichten, entbehrt dagegen des Chitinogen- Epithels, von dem er sich mithin ab- gehoben hat. Der unter ihm liegende, noch unfertige neue besteht da- gegen 1) aus der Cuticula, 2) aus der Pigmentschicht, 3) aus dem Chitinogen -Epithel und 4) aus dem sich nach unten anschliessenden grossmaschigen Bindegewebe (Taf. LXXXIV, Fig. 6 — 8, «, b, ep, t). Die Pigmentschicht sondert sich bereits deutlich in zwei Lagen, von denen die obere fertig, die untere dagegen noch in der Ausbildung begriffen ist, und zwar in der Weise, dass die horizontale Schichtung zwar schon deutlich hervortritt, aber in regelmässigen Abständen von senkrechten Linien durchsetzt wird. Letztere entsprechen genau den Grenzen der darunter liegenden, auffallend grossen Chitinogenzellen, welche au ihrem Grunde den grossen Nucleus, darüber einen dichten, körnigen Inhalt erkennen lassen. Es stellt sich mithin die untere Lage der Pigmentschicht als 902 Derapoila, eine soeben erfolgte Ausscheidung aus dem oberen Ende der Chitinogen- zellen, deren Grenzen innerhalb derselben noch erkennbar sind, dar. Auch das unter dem Epithel liegende Bindegewebe ist während dieser Periode mit zahlreichen grossen, stumpf ovalen Zeilen erfüllt, deren Inhalt körnig erscheint (Taf. LXXXIV, Fig. 8, (ß). Mit Jodtinktur be- handelt, färbt sich dieser körnige Inhalt weinroth und ergiebt sich hier- nach als Glycogen, welches sich nach der von Vitzou bestätigten Entdeckung Cl. Bernard's*) bei allen Decapoden während der Iläutungs- periode reichhaltig abgelagert findet, um zur Ernährung der Cbitiuogen- zellen verwendet zu werden. Cl. Beruard, welcher das Glycogen bei den Decapoden bald ganz vermisste, bald in geringerer oder grösserer Quantität nachweisen konnte, brachte nämlich dieses wechselnde Ver- halten mit den Waehsthumsverhällnissen und dem dieselben einleitenden Häutungsprocess in Zusammenhang und konnte auch in der Tliat als- bald feststellen, da.ss während der langen, zwischen zwei Häutungen liegenden Periode kein Glycogen nachweisbar sei, während es dagegen vor der Häutung zuerst in der Leber producirt wird und von dieser aus sich an der Innenseite des in der Ausbildung begriffenen neuen Panzers in grossen, eine nutritive Schiebt bildenden Zellen ablagert. Für den Flusskrebs speciell wurde ermittelt, dass unter Vergrösserung der Leber die Glycogenbildung 20 bis 25 Tage vor der Häutung beginne, gleichen Schritt mit der Vergrösserung der Krebssteine halte und gleich diesen mit der Ausbildung des neuen Panzers allmählich wieder verschwinde. Allerdings haben nun Vitzou und Kirch (1886) nachgewiesen, dass diese Angaben Cl. Bernard's in so fern nur bedingt richtig sind, als sich zu jeder Jahreszeit Glycogen in den Geweben des Flusskrebses auf- finden lässt und nur dann verschwindet, wenn ihm längere Zeit hindurch (37 Tage) jede Nahrungszufuhr abgescimitten wird. Der Hauptsache nach trifft sie indessen vollkommen zu: denn, während vier Monate nach der Häutung der Glycogengehalt nur 0,079 "/o des ganzen Körpergewichts betrug, stieg derselbe kurz vor der Häutung auf 0,304 "/o , bei dieser selbst sogar auf 0,82 "It,- In einem bereits etwas vorgeschritteneren Stadium der Ausbildung befindet sich der neue Panzer zu der Zeit, in welchem er aus dem ab- geworfenen alten hervortritt und zu welcher er von Vitzou an Hmnarns vulgaris, Carcinus macnas, Cancer iimjurus, Forhmiis puhcr und Maja squinado näher untersucht worden ist. Auch jetzt sind an demselben nur erst die Cuticula und die darauf folgende Pigmentschiebt nachweisbai-, während die Kalkschicht noch der Entwicklung harrt (Taf. LXXXIV, Fig. 7 u. 8): aber die Absetzung der Pigmentschicht von den darunter liegenden, bei den genannten Gattungen sehr viel längeren und schmäleren Chitinogenzelleu ist dadurch eine ungleich schärfere geworden, dass die *) Lecjons sur los pliOiiomciics de la vie conimiins aux animaux et atix vu-ävtaiix (raris, ]^i'.\), II. p. iiom Organisation. 903 Grenzen der Zellen sich nicht melir iu den unteren Theil jener hinein- erstreeken. Es hat mithin die Pigmentschicht bereits ganz das Ansehen wie an dem l'ertigen Panzer gewonnen. Erst mehrere Tage nach der Häutung, heim Hummer z. B. am achten, hat sich zwischen den jetzt etwas kürzer erscheinenden Chitinogenzelien und der Pigmentschicht die erste Anlage der Kalkschicht in Form zweier, gleich von vornherein höherer und von Porenkinälen durchsetzten Lagen, denen später weitere folgen, herausgebildet (Taf. LXXXIV, Fig. 2, c). Während es hiernach als festgestellt gelten kann, dass die Kalkschicht am spätesten von dem Chitinogen-Epithel abgeschieden wird und dass ihre Bildung die Erhärtung des neuen Panzers einleitet, sind die Ansichten über die Ausscheidung der geschichteten Chitiniagen, deren Feststellung selbstverständlich nur an dem sich von dem abzuwerfenden Panzer loslösenden Epithel selbst erfolgen kann, noch getheilt. Nach M. ßraun's am Fhisskrebs an- gestellten Untersuchungen sprossen aus dem nach oben gerichteten, ab- gerundeten Ende jeder einzelnen Ghitinogeuzelle zwei bis fünf sehr feine senkrecht stehende haarförmige Gebilde („kleine Borsten oder Härchen") von 0,0049 mm Länge hervor, welciie nach seiner Ansicht rein mechanisch wirken, nämlich zur Abhebung des alten Panzers dienen sollen. Ueber ihre erste Anlage innerhalb der Zellen selbst konnte nichts ermittelt werden: nach ihrem Hervorsprossen beginnen die Zellen selbst auf ihrer freien Fläche Chitin in horizontalen Lamellen übereinander geschichtet abzusondern. Gleichzeitig scheinen sich jene haarförmigen Gebilde nieder- zulegen; wenigstens treten sie alsbald in den mosaikartigen Cuticula- Feldern als ebenso viele erhabene (schon von Meckel erwähnte) Leistchen hervor. Schon vor Braun und abweichend von ihm war Lereboullet (18fi2) zu dem Resultat gelaugt, dass der Chitinpanzer durch die Ab- jjlattimg und Verschmelzung der zu oberst gelagerten Epithelzellen (conclie moyenne, membrane generatrice des Verf.) zu Stande komme, wobei er sich offenbar auf Präparate des in der Neubildung begriffenen Panzers stützt, an welchen noch das Eindringen der Zellwandungen in die untere Lage der Pigmentschicht zu erkennen ist. Vitzou endlich, welcher die aus den Chitinogenzelien hervortretenden Braun 'sehen Fädchen nicht selbst beobachtet hat, verwirft sowohl die Lereboullet'sche Ansieht wie die Annahme einer Cbitinausscheidung aus dem Epithel, sondern glaubt nachweisen zu können, dass die Bildung der Chitinschichten durch eine fortgesetzte Verdickung der oberen Zellwand zu Stande komme. Er stützt sich dabei einerseits auf die während der Neubildung des Panzers au den vordersten Lagen der Pigmentschicht noch deutlich erkennbaren Zeligrenzen, welche ausser bei Ästacus auch bei Carcintis maenas und Gahdhea strigosa iu Form regelmässiger Prismen auftreten, andererseits auf die Thatsache, dass die ursprünglich sehr laug.streckigen Chitinogen- zelien mit der Zunahme der Chitinschichteu allmählich kürzer werden. Dass diese Läugeuabuahme nicht im gleichen Verhältniss zu dem Ilölien- wachsthum des Chitinpnnzcrs stehe, rühre einfach daher, dass die C)Q^ Decapoda. Cliitiuogenzellcn während dieser Periode ununterbrochen aus den darunter liegenden Ernährungsreservoirs mit Glycogen gespeist würden und also für ihren Verlust nach oben einen entsprechenden Ersatz von unten her erhielten. Die auf der Oberfläche des Chitinpanzers entspringenden und an derselben beweglich eingelenkten Haare, Borsten und verwandte Gebilde zeigen sich auch bei den Decnpoden stets im Anschluss an einen die gesammten Chitinschichteu senkrecht durchsetzenden, zuweilen etwas gekrümmten Kanal, welcher einen aus Chitinogenzellen gebildeten Fort- satz in seine untere Oeffnung eintreten lässt (Taf. LXXXIV, Fig. 1 u. 2, p). Die Haare selbst sind hohl, nur durch die Cuticula gebildet, der ölehr- Ziihl nach gefiedert und können ebensowohl mit dem ihnen entsprechenden Kanal direkt communicircn, als gegen denselben abgeschlossen sein. Ihre erste Anlage erfolgt an dem sich neu bildenden Panzer sehr frühzeitig und zwar im Inneren von tlaschen- und retorteniormigen Eiuseiikungen (Zeilentuben), deren Wandungen durch eigenthümlich modificirte Chiti- nogenzellen gebildet werden. Die durch Ausscheidung dieser in das Innere der Tube hergestellte Haarjjapille zeigt zuerst ein feinkörniges Ansehen, schwindet aber in demselben Maasse, als die sie scheidenartig umgebende Haarwand zur Ausbildung gelangt. Ist letztere später mit Fiedern besetzt, so bilden sich diese schon bevor das Haar aus seiner Tube hervortritt, und sind innerhalb dieser nach hinten gerichtet. Der wie bei allen Arthropoden durch die Grössenzunahme des In- dividuums bedingte Hau tungsprocess zeigt bei den Decapoden eine ganze Reihe bemerkenswerther Eigeuthümlichkeiteu. Zunächst ist hervor- zuheben, dass das Wachsthum nicht, wie man früher allgemein an- genommen, erst nach dem Abwerfen der alten Haut, sondern, wie Vitzou durch genaue Messungen nachgewiesen, scbon vor demselben stattfindet und zu dieser Zeit auch der Hauptsache nach bereits beendigt ist. Während der abgeworfene Panzer eines Hummers im Bereich des Cephalothorax 119, des Postabdonien 116 mm maass, zeigte der neue im Moment dis Ausschlüpfens Längsverhältnisse von 130 und 124 mm. Es war also innerhalb der alten Haut der Cephalothorax um 11, das Post- abdomen um 8 mm gewachsen, ein Verhältniss, welches sich auch noch 17 Stunden nach der Häutung als unverändert erwies. In entsprechender Weise Hessen sich für mehrere Biachyuren folgende Grössenzunahmcn in der Länge und Breite des Cephalothorax unmittelbar nach der Häutung constatiren: Alter Panzer Neuer Panzer Grössenzunahme Long. Lat. Long. Lat. Long. Lal. 1. Carcinusmaenas 25 mm 33 mm 30 mm 3« mm 5 mm 5 2. - - 31 - 40 - 35 - 45 - 4 - 5 3. Cancer pagurm 19 - 28 - 23 - 35 - 4-7 4. - - 39 - 53 - 43 - 70 - 4-13 5. - - 36 - 56 - 4G - 74 - 10-18 mm Organisation. 905 Alter Panzer Neuer Panzer Grössonzunahme oug-, Lat. Long. Lat. Long-, Lat. mm 105 niui 78 nun 128 nnu 14 mm 23 mm 77 - 57 - 90,5 - il 13,5 - 22 - 17 - 24 - 1 2 - - 23 - 18,5 - 26,5 - 2,5 - 3,5 - 30 - 24 - U - 3 - 4 - 7. - - 48 8. Xantho spee. 1 6 9. - - 16 10. - - 21 Die — seit Reaumnr (1712) au Macruren sowohl wie an Bracliyuren wiederholt beobachtete und geschilderte — Häutung selbst wird stets durch eine Dickenabnahme des alten Panzers, AYclche auf Resorption der darin abgelagerten Kalksalze beruht, eingeleitet. Im F^inzelnen lässt sie jedoch für jede dieser beiden Gruppen wenigstens im Bereich des Cephalo- thorax bemerkeuswertbe Unterschiede erkennen. Bei den Macruren {Astacus, Hoiiiarus, PaUnunts) beginnt der Process mit dem Zerreissen der den Cephalothorax mit dem Hinterleib verbindenden Gelcnkhaut. Der Krebs erscheint dabei unruhig und wirft sich in einem geeigneten Schlupf- winkel alsbald auf die Seite. Unter fortdauernden, von zusammenziehenden Bewegungen der Gliedmaassen begleiteten Krümmungen des Rumpfes wird der nur noch in der Jlundgegeud festharteude alte Cephalothorax nach aufwärts und vorn gehoben und der neue tiitt unter Herausziehung des Kopftheiles nebst Augen, Fühlern und Muudgliedmaassen aus dem- selben hervor. Der Austritt der Beine aus ihren Hüllen erfolgt auf beiden Seiten gleichzeitig; der Durchtritt der dicken Scheerenendglieder durch die viel dünneren vorangehenden soll zwar nach Vitzou durch die Klasticität, welche die Haut der letzteren besitzt, ermöglicht werden können, scheint aber in der That, wie es Eeaumur und verschiedene seiner Nachfolger angeben, mit einem Längsriss der alten Scheerenhant verbunden zu sein. Nachdem so die ganze vordere Körperhälfte aus der jetzt senkrecht aufgerichteten alten Hülle befreit ist, macht der Krebs einen plötzlichen Sprung nach vorn, streckt seinen Hinterleib gerade und reisst ihn aus dem umgebenden Hautfutteral heraus. Der abgeworfene Panzer bietet abgesehen von der zerrissenen Verbindungshaut äusserlich eine vollständige Coutiuuität dar; dagegen ist die des Innenskelets, zu welchem nach Bau r 's Ermittelung auch die an ihrem Ende zerschlitzte, sogenannte Oberkiefersehne gehört, der Angabe Vitzou 's entgegen nur eine scheinbare. Denn wie Moccjuard (1883) überzeugend nachgewiesen hat, bedarf es zur Heraushebung der bei den Macruren theilweise in den Sfernalkanal eingelagerten Ganglienketle einer medianen Sprengung der sie überwölbenden, durch die Mesophragmen und Eudosternen gebildeten Arkaden, wie sie sich auch in der That an jedem abgeworfenen Hummer- oder Langusten-Panzer nachwei.^en lässt. Eigenthümiicii ist eine dünne Lage einer gelatinösen Substanz, welche nach Art einer zarten, durch- sichtigen Membran der Innenseite eines solchen abgeworfenen Macruren- Panzers anhaftet. S)0() Dtcapoda. Abweichend hiervon begiunt bei deu Bi-achynren die Häutung mit der Trennung des Notuni von den Pleuren, so dass durch die klaliCcndc Pleurennaht hindurch die neue weiche Hülle zu erkennen ist. Einige 'l'age nach dieser Loslösung beginnt die in horizontaler Stellung ver- bleibende Krabbe (Carcintis maenas, Cancer ■prujiirus, Xantho floriäus, Fortunus puber, Maja squinado) mit den Beinen angestrengte Bevvegungeu auszuführen, welche ein Hervortreten der beiden ersten neugebildeten Hinterleibssegmente auf der Grenze von Cephalothorax und Postabdomen zur Folge haben. Nach zwanzig Minuten wahrenden Anstrengungen erscheint die Krabbe stark aufgeschwollen, bis das Notum sich aufrichtet und Hinterleib wie Beine aus ihren Hidlen herausgezogen sind. Unter Piückkehr in die horizontale Lage treten dann schliesslich auch die Scheeren aus ihrem Futteral hervor. Grössere Arten, wie Cancer pagimis, gebrauchen zur Häutung mindestens eine Stunde. Alle siud nach dem Ausschlüpfen vollkommen weich; erst nach 24 Stunden beginnt ihre Haut mehr Consi^rtenz anzunehmen, docli bedarf es zur völligen Erhärtung bei niittelgrossvn 72 bis 80, bei grossen (C jjrt(y»v«s) noch eine weit grössere Anzahl von Stunden. Da, wie oben erwähnt, der neugcbildetc Chitin- panzer ausser dem Ghitinogen-Epithel nur die Cuticula und die Pigment- scliicht, nicht aber die darunter liegende Kalkscbicht ausgebildet zeigt, so muss die Formation der letztcjen sich erst während der zunächst auf die Häutung folgenden Peiiode vollziehen und zwar durch Einlagerung von Kalksalzen, welche, falls sie nicht in Form eines speciell diesem Zwecke dienenden Depots voi banden sind, aus dem Blut ausgeschieden werden müssen. Dass letzteres solche während dieser Periode in reich- licher Menge enthalten wird, kann schon nach der vorangegangenen Resorption aus dem alten Panzer als sehr wahrscheinlich gelten. Vom Flusskrebs ist es nun seit langer Zeit bekannt, dass etwa 40 Tage vor der Häutung durch die Innenwand des Magens in zwei eigenthümliche taschenförmige Einsenkungen hinein ebenso viele kreisrunde und ab- geplattete Kalkconcremeute, als Krebssteine oder Krebsaugen bezeichnet, abgeschieden werden, welche nach Abwerfung des alten Panzers inner- halb des gehäuteten Magens im Verlauf von Iß bis 30 Stunden wieder der Auflösung anheimfallen. Nichts lag daher näher, als die zeitliche Coincidenz dieser Gebilde mit der Ausbildung des neuen Panzers in ursächliche Beziehung zu der Erhärtung des letzteren beim ,, Butterkrebs" zu setzen (v. Baer), wenngleich Geoffroy, Oesterlen, Brandt, H. Dohrn u. A. dieser Annahme widersprachen. Unter allen Umständen würde das geringe Gewicht dieser Krebssteine (höchstens 0,35 gr) zu dem jenigen des erhärteten Panzers (15 gr) in einem auffallenden Miss- verhältniss stehen und zu der Annahme zwingen, dass nach ihrer Resor- ption noch anderweitig ausgeschiedene Kalksalze dem Chitin des Panzers zugeführt werden müssen. Dass diese Krebssteine jedenfalls nicht als unerlässliches Erforderniss für die Kalk-Imprägnation des weichen Panzers angesehen werden dürfen, geht schon daraus hervor, dass sie im Magen Orgaiiisatinii. 907 der obengenannten einlieiraisc-hen Brachyiucu nach den speciell darauf gerichteten Untersuchungen Vitzou's nicht gebildet werden. Beim Hummer finden sich zwar vor der Häutung gleichfalls zwei Concretionen vor, doch bestehen sie aus einer grösseren Anzahl in losem Zusammen- hang mit einander stehender, abgestutzter Kalkstäbchen, welche nach der Häutung frei im Magen gefunden werden. Die Häutungen der Decapoden wiederholen sich je nach dem Alter der Individuen in sehr verschiedenen Zeiträumen. Beim Flusskrebs erfolgt nach Chautrau die erste Häutung des jungen Thieres 10 Tage nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei, die zweite bis fünfte in Zwischen- räumen von 20 bis 25 Tagen während der Zeit vom Juli bis September, die sechste bis achte im Mai, Juni und Juli des folgenden Jahres. Diesen acht im Verlauf des ersten Lebensjahres erfolgenden Häutungen stehen während des zweiten nur fünf, während des dritten selbst nur zwei gegenüber. Die fünf des zweiten Jahres lallen in den August, September, Mai, Juni und Juli, die beiden des dritten in den Juli und Sejitember. Vom vierten Lebensjahre an erfolgen zwei Häutungen bei den männlichen, nur eine bei den weiblichen Individuen: jene fallen zwischen Juni und Juli einer- und August und September andererseits, diese auf die letztgenannte Periode. — Für Caridlna Desmaresti hat Joly die Zwischenräume der Häutungen auf acht bis zehn, iür PaJaemoii >:n crcmita, Acglea laevis, Pudophthalmus vigil, Tdphusa fhiviafilis, Thia polita, Gdasimus vocans, Ocypode ccratophthalma, Stenorhyndius piudangium, Porcdlann platydieles, schwärzlich olivengrün Cardnus niaenas und Astacns ftuvintilis — letzterer zuweilen auch ultramarinblau voi kommend — , fast schwarz aber stellen- weise rothscheckig Homarus vidgaris. Diesen theils unscheinbaren, theils düsteren Färbungen stehen in anderen Fällen lebhafte und durchaus reine gegenüber, so z. B. eine hell grasgrüne h^iVirbrns viridis, Gehia litoralis, Pirimela denticulata, Acanthonyx Immlatus, Leucosia urania, eine korallen- i-othe bei Alplieus ruber und lacvimamis — letzterer mit lauchgrünen Beinen — , Lysmafa seficauda, Atergafis integer rinius, Lissa diiragra und Ilerhstia condyliata, ziegelroth bei Galathea strigosa (mit indigoblauen Furchen), PaUnurus vtdgaris, LitJiodes maja, vielen Pagurus-AiiQU, purpur- Organisation. 900 violett bei Gccarcinm nirkolx ii. s. w. In aufl'alleuder Weise auf licht- ■•elbem Grunde purpun-otb gefleckt sind Carpilms mamlatus und Ijupa sanguinolenta, auf rotheni Grunde gelb gesprenkelt GraimiS varms, pictns u. a., in verschiedenen lebhaften Farben (blau, violett, grün, gelb) prangend PaliiiHrus fasciatus und Liqia pdagica. Das am Rumpf auf chocolat- brnuueui Grunde weiss getüpfelte Gnathopliyllum elegans zeichnet sich in hervoriasender Weise durcli hell violette Beine ans, der licht roscnrothe Xcphrops normjiciis durch weisses Rostruni und Schecrentinger, dagegen durch blutrothe Gelenke iler letzteren. Unter den zarthäutigen und oft unscheinbar gefärbten Cariden kommen wiederholt solche vor, welche auf lichterem Grunde durch zahlreiche schwärzliche oder braune Chromatophoren von sternförmigem Ansehen gesprenkelt sind, so z. B. Palacmon (Leander) squiUa Lin. und Crangon vulgaris Fab., von denen ersterer dadurch im Ganzen röthlich braun, letzterer mehr graugrün erscheint. Die Umwandlung verschiedener dieser Färbungen unter der Ein- wirkung siedenden Wassers in Scharlachroth („Krebsroth") ist ebenso bekannt wie auffallend. Mit dem Hummer, dem Flusskrebs, der Ostsee- krabbe {Palaemon sqiiüla) stimmen in dieser Beziehung auch verschiedene Brachyuren, nach Haacke*) z. B. die sehr buntfarbige Ltqxi X)elagka überein, während in anderen Fällen {Crangon vulgaris) die Röthung mehr beeinträchtigt wird oder selbst ausbleibt. Palaemon squilla färbt sich auch in Weingeist sehr bald scharlachroth und behält diese Färbung einige Tage hindurch bei, um sodann allmählich in wachsgelb ab- zubleichen. Letzteres Colorit ist von den Weiugeistpräparaten der meisten Cariden und zahlreicher anderer Decapoden bekannt, indessen nicht ohne Ausnahme, wie z. B. selbst vom Flusskrebs sehr grosse Exemplare noch Reste ihrer ursprünglichen Färbung erkennen lassen, andere Arten, wie viele l'aguren, die Scyllarus- und Palinurus-hnen, Gecarcinus ruricola, Grapsiis pictus, Carpilius maculatus u. s. w. kaum eine Einbusse au der- selben erleiden. Es handelt sich mithin um theils lösbare, theils resi- stente Farbstoffe, für welche der Untersuchung noch ein weites Feld offen steht. Dass diese Farbstoffe theils in der unter der Cuticula liegenden Pigmentschicht, theils in dem sich an das Chitinogeu- Epithel an- schliessenden Bindegewebe abgelagert sind, ist bereits bei einer früheren Gelegenheit erwähnt worden. Erstere scheinen mehr diffuser Natur zu sein und das Chitin gleichmässig zu durchtränken, während diejenigen der Bindegewebsschicht theils in körnigem Pigment, theils in Krystallen bestehen. Letztere, beim Fiusskrebs von Frismenform und von blauer Färbung, werden nach Focillon durch Säuren und Hitze zerstört, in *) Der Cnriosität halber mag angeführt werden, dass Haacke aus der Scharlachfarbe der Tiefseckrabhen und dem Kothwerden der Krebse beim Kochen den Schluss zieht, ursprünglich seien alle Decapoden scharlachroth gewesen und hätten sich ihre jetzigen .,Schutzfarben" erst im Verlauf der Zeit angeeignet (!). 910 Düca|jü(la. Alkohol laugsam aufgelöst und verschwindeu uachLeydig auib in K-.ili- lösuug scLnell, so dass die in siedendem Wasser unverändert Ijleibenden rothen Pigmentkörner dann allein die Färbung bedingen. Von besonderem Interesse ist es, dass diese blauen Krystalle beim lebenden Flusskrebs zuweilen in aussergewöhnlicber Reichhaltigkeit auftreten, gelegentlich aber auch abnormer Weise fehlen können. Während sich aus ihrer Ver- mehrung offenbar die im Ganzen selten vorkommenden ullramarinblau gefärbten Individuen erklären lassen , treten für ihren Mangel solche Exemplare ein, welche genau der Mittellinie des Körpers entsprechend auf der einen Seite normal, d. h. dunkel olivengrün, auf der andern dagegen licht fleischrotb gefärbt sind, eine vereinzelt auftretende Anomalie, bei welcher offenbar eine fehlerhafte Innervirung der Haut betheiligt ist. Nach Goebel's Untersuchungen wäre das ,, Krebsroth" ein Kohle- hydrat von der Zusammensetzung: C 68,18. H 9,24. 0 21,58. Nach Krukenberg (1880) bestehen die rothen Farbstotfe der Decapoden theils aus Haemocyanin, einem meist kupfer-, bisweilen auch eisenhaltigen Aibuminate, welches durch Kochen, wie duich Alkohol coagulirt, bei Sauerstoff-Entziehung in ein farbloses Chromogen (Haemocyanogeu) über- geht, theils aus Fettfarbstotfen (Lipochromen), als deren verbreitetster das Rhodophan Kühne's (Crustaceorubrin Moseley's) anzusehen ist. Zu letzteren gehört auch der grüne Farbstoff' der zwischen Tangen lebenden Virhius - Arten , welcher von Chlorophyll ganz verschieden und eben so leicht zersetzbar ist wie das Grün der Locustinen und vieler Raupen. Abweichend davon treten jedoch bei einzelnen Decapoden theils grüne {Palinurus argus und spongipes), theils violette {Polin, argus) Farben- töne auf, welche durch Alkohol nicht angegriffen werden. Die in das Bindegewebe des Flusskrebs- und Humraerpanzers eingelagerten blauen Krystalle sind von Kruken berg als Cyanokrystallin und als unlöslich in reinem Wasser und in verschieden starken Salzlösungen nachgewiesen worden. Je nach Gattungen und Arien, zugleich aber auch je nach den einzelnen Körperstellen ist die Ablagerung von Kalksalzen in der dritten Schicht des Panzers eine sehr wechselnde: relativ gering bei den meisten Caridcn, deren Haut dadurch oft zart, durchscheinend, mehr hornig erscheint, nur massig an dem zwar brüchigen, aber relativ dünnen Ccphalothorax vieler Ocypodiden, Grapsiden und verwandter Brachyureu, ungemein stark an dem Rrustpanzer vieler Cancrinen {Platycarcvnus, Atergatis, Carpüius u. s. w.). Vor allem ist es das Scheerenbeinpaar der meisten Biachyuren und der grösseren Macruren (Homarus, Ne^^hroi':^. ^istaciis, Birgus, Fagxrus u. a.), an welchem, seinem Kraftaufwand ent- sprechend, die Kalkschicht eine sehr bedeutende Mächtigkeit bis auf mehrere Millimeter Dicke und zwar besonders im Rereich der drei End- glieder erreicht, bei ersteren und auch bei den Thalassinideu selbst dann, wenn die Rumpftheile nur schwach verkalkt erscheinen. Aber auch das Rostrum, die Epimeren der Abdominalsegmente, der Basaltheil des sechsten Organisation. 911 Pleopodcu - Taares u. s. w. können unter Umständen sehr ansehnliche Kiilkeinlagerungeu erkennen lassen. Letztere bestehen nadi den bis- herigen Untersuchungen überwiegend in kohlen-, zu weit geringerer Menge in phosphorsauiem Kalk, welche beide in Gemeinschait das Chitin proceutisch meist weit hinter sich zurückstehen lassen: Kohleiis. Kalk Phosphors. Kalk Chitin Astacus (Guillot) 60 1^ ^8 (C. Schmidt) .... 53,27 46,73 Homarus (Guillot) 40 U ,28 (Chevreul) .... 49.26 3,32 44,76 Schcere (C. Schmidt) 77,06 22,94 Bigurus (Chevreul) .... 62,80 6 28,60 (Goebel) 68,50 14,68 16,50 Das aus Hummerscheeren und Hummerpanzern gewonnene Chitin, welches bis dahin als ein nicht zerlegbarer Proteinkörper galt, konnte von G. Ledderhose*) durch Kochen mit concentrirter Salzsäure in „salzsaures Glycosamin" und in Essigsäure gespalten werden. Das in grossen Mengen ans der Lösung auskrystailisirende salzsaure Glycosamin betrug 91 "/i, Gewichtsmenge des angewandten Chitin. Durch coucentrirte Schwefelsäure wird das Chitin in schwefelsaures Glycosamin und in Essigsäure gespalten. Die freie Giycosaminbase konnte nur aus dem schwefelsauren Glycosamin durch Behandlung mit Baryumhydroxyd dargestellt werden: aus alkoholischer Lösung krystallisirte sie vollständig in grossen Nadeln. Die Darstellung von gäbrungsfäbigem Zucker aus einer jener Verbindungen gelaug bisher nicht. 3. Nervensystem. Die Configuration des centralen Nervensystems lässt bei den Decapoden gleich grosse Differenzen wie ihr Körpenimriss erkennen und schliesst sich in ihren Extremen letzterem sehr eng an. Bei den lang- streckigen Formen durch locale Trennung aller oder wenigstens der Hauptganglien charakterisirt, schliesst sie bei den stark verkürzten Braehyuren mit einer Verschmelzung aller hinter dem Gehirnganglion ge- legenen zu einer gemeinsamen Masse ab. Mannigfache, graduell abgestuite Modifikationen des ersteren als das ursprünglichere zu betrachtenden Verhaltens lassen sich theils bei wirklichen Macruren, theils bei solchen Formen, welche zwischen diesen und den Bracliynren habituell die Mitte halten, nachweisen: nichts desto weniger stellt sich die für letztere charakteristische starke Concentration des gesammten Bauchmarkes als eine typische, gegen alle übrigen Formen hin kaum direct vermittelte dar. *) üeber Chitin uiul seine Spaltungsproductc (Zeitschrift für physiologische Chemie U. IbTS. S. 21:-}— 227). '), welcher sich weiter nach aussen auch an den hinteren Ballen der Seitenlappen anlehnt, zeigt die Birnform, welche ihr verjüngtes Ende nach aussen wendet; aus letzterem geht der Nerv der Aussenfühler (Fig. 1, na) hervor, während aus dem stumpf ab- gerundeten Innenende ein FaserbUndel (Fig. 1, y) auf geradem Wege nach vorn verläuft, um sich mit der zwischen den beiden Hinterballen der Seiten- anschwelluDgen verlaufenden Quercommissur zu verbinden. Auch die beiden kleinen ovalen Ballen der Vordergiuppe vereinigen sich unter einer faserigen Quercommissur und lassen nahe ihrem hinteren Pol ein aus 922 Decapoda. starken Fasern bestehendes Bündel entspringen, welches an der Bildung des für die Innenfühler bestimmten Nerven participirt. Sowohl der vor- deren Ballengruppe wie jedem der beiden hinteren Ballen entspricht ein besonderes Ganglienzelleu-Lager. Dasjenige der beiden letzteren (Fig. 1, g*) von Zapt'enform , ist zwischen dem Austritt des Aussenfühlernerven und der Schlundrings-Commissur gelegen, greift aber mit seinem Vordereude auf die Oberfläche des Ballens über. Die dasselbe zusammensetzenden Zellen schwanken zwischen 0,027 und 0,055 mm im Durchmesser. Das der vorderen Gruppe entsprechende Zellenlager (Fig. 1, g"), an der Basis des Gehirns liegend, ist 0,5 mm lang und 0,7 mm lang, zeigt die innereren nierenförmigen Ballen an seiner Oberfläche gelagert und zieht, indem es sich hinterwärts gabelt, sich längs des stumpfen Endes der hinteren grossen Ballen noch eine Strecke weit herab. In demselben finden sich neben Zellen von 0,02 bis 0,03 mm auch einzelne grössere vor. Die Ausläufer derselben begeben sich aus dem vorderen Theil des Lagers zu den Ballen für die Integumentnerven, aus dem hinteren dagegen in wenigen starken Bündeln an die Oberfläche des Gehirns, um sich dem Ballen für die groben Fasern der Innenfühler-Nerven zuzuwenden. Das Verhältniss der Punktsubstanz zu den Ganglienzellen-Lagern im Bereich des Bauchmarkes tritt an den fünf Cephalot ho rax -Ganglien in ungleich einfacherer und klarerer Weise zu Tage als an dem compli- cirten unteren Schlundganglion, dessen Verständniss sich erst aus der Betrachtung jener ergiebt. Ohne secundärer Unterschiede in Grösse und Umriss zu ermangeln, stimmen diese füuf Ganglien in ihrer Gesammt- bildung doch durchaus mit einander überein und lassen zugleich in der Topographie ihrer Elemente eine augenfällige Analogie mit dem hintersten (dritten) Gehirnabschnitt erkennen. Letztere bekundet sich vor Allem durch die regelmässige Wiederholung des für jenen charakteristischen grossen und quer gelagerten Paares von Punktsubstanz-Ballen (Taf. LXXXVII, Fig. 2 u. 3, p), welches nur am fünften eine mehr longitudinale Kichtung angenommen hat. Abweichend ist, dass diese beiden grossen Ballen durchweg mittels einer faserigen Quercommissur (Taf. LXXXVII, Fig. 2 u. 3, X, x) mit einander verbunden werden und dass sie an den drei vorderen Ganglien mit ihrem inneren verschmälerten Ende in der Mittel- linie zusammecstossen. In der Richtung nach vorn und nach hinten werden diese beiden Ballen von je einem in der Querrichtung entwickelten Ganglien- zellen-Lager umfasst, von denen das vordere (Fig. 2 u. 3, g"^) sich unter Umständen, wie am dritten und vierten Ganglion, in drei selbststäudige Gruppen auflösen kann, während das hintere (Fig. 2 u. 3, g"-) eine noch vollständigere Trennung am zweiten erfährt. In mehr oder weniger aus- geprägtem Maasse legen sich auch entweder beide oder eines dieser Ganglienzellen-Lager mit ihren aufgebogenen und angeschwollenen seitlichen Ausläufern der Oberfläche der Punktsubstanz -Ballen kappenförmig auf. Nur am zweiten Ganglion siud das vordere und hintere Ganglienzellen- Lager vollständig von einander getrennnt, bei den übrigen durch eine Organisation. 1)23 lougitudinale Brücke, welche entweder (erstes Ganglion) ganz linear oder mehr weniger breit ist und theils zwischen, theils unter den Punktsubstanz- Ballen bindurchtritt, mit einander in Verbindung gesetzt (Fig. 3, V, g^ u. rj-). Die Ausläufer der diese Lager bildenden, meist 0,06 mm im Durchmesser haltenden Zellen schlagen je nach dem Sitz der letzteren verschiedene Richtungen ein: von dem äusseren Theil der beiden Lager aus wenden sie sich der oberen Fläche des ihnen entsprechenden Punktsubstauz-Ballens zu, von dem mittleren Theil des vorderen Lagers aus direkt nach aussen, um sieh im Innern des Ballens aufzulösen. Die aus dem mittleren Theil des hinteren Lagers hervortretenden Zellenausläufer steigen, zu mehreren Bündeln vereinigt, senkrecht oder bogig nach aussen gekrümmt in die Höhe, wenden sich bei den Längscommissuren nach innen, treten zwischen letzteren, wagerecht verlaufend, hindurch und lösen sich endlich in der Punktsubstanz des derselben Seite entsprechenden Ballens auf. Dabei bilden die auf die andere Seite übertretenden Ganglienzellen -Ausläufer innerhalb der Längscommissuren durch AufkrUmmen drei übereinander liegende Etagen. Der jederseitige aus den Cephalothorax-Ganglien hervortretende Bein- nerv (Fig. 2 u. 3, ri})) schliesst sich dem Aussenende des entsprechenden Funktsubstanz-Ballens an, bezieht aber seine Fasern nicht allein aus diesem, sondern zugleich aus der vorangehenden Längscommissur. Diese Fasern sind zu getrennten Btiudeln vereinigt, welche innerhall) der Punktsubstanz mit besonderen, theils pinselförmig ausstrahlenden, theils dendritisch ver- ästelten Wurzeln an verschiedenen Stellen ihren Ursprung nehmen (Fig. 3, 3 u. 4) und sich erst beim Austritt des Nerven vereinigen. An derselben Stelle tretfen dann auch die aus der Längscommissur stammenden Bündel (Fig. 3, ] u. 2), welche ihren zuerst longitudinalen Verlauf durch knie- artige Biegung mit einem mehr queren vertauschen, mit ihnen scblingen- artig zusammen. Ausser dem Hauptnerven nimmt noch ein zweiter, sehr viel schwächerer (Fig. 3, r, r) von der Oberfläche der Ganglien und zwar hinter der Pnnktsubstanz- Brücke nahe der Mittellinie seinen Ursprung; derselbe besteht aus weniger starken Fasern von 0,07 mm Durchmesser, welche dem Ganglion durch die Längscommissuren zugeführt werden. Das langstreckige untere Schlundganglion stellt sich gewisser- maassen als ein Compositum von verkleinerten und dicht aneinander ge- drängten Thoraxganglien dar, welche in ihrer freien Ausbildung eine Art Hemmniss erfahren haben. Seinen Grundstock bilden acht Paare von Punktsubstanz -Ballen, von denen die sechs grösseren in einer und der- selben (unteren) Ebene, die beiden ungleich kleineren übrigen mehr ober- halb gelegen sind. Erstere sind von elliptischem Umriss, schräg von innen und hinten nach aussen und vorn gerichtet und mit Ausnahme des ersten und sechsten so dicht hinter einander gelagert, dass sie sich mit ihren Contnuren berühren; während der erste mit dem zweiten durch eine schmale Brücke verbunden ist, liegt der sechste in weiterem Abstände durchaus isolirt. Die mediane Verbindung der einzelnen Paare wird durch eine 924 Decapoda. Brücke vou Piinktsubstanz gebildet, welche am zweiten auffallend lang und breit, mehr plattenförmig erscheint. Während aus diesen grossen unteren Ballenpaaren die schräg nach vorn und aussen gerichteten Haupt- nerven der sechs Mundgliedmaassen-Paare hervorgehen, liefert das hintere der beiden kleinen oberen die Nerven für die Flagella. Das erste der- selben, von 0,15 mm Durchmesser und rundlichem Urariss, liegt in dem Zwischenraum zwischen dem ersten und zweiten unteren Ballenpaare und ist median durch einen gleich grossen Abstand wie von der oberen Grenze der Längscommissuren geschieden. In die Vorderseite jedes dieser Ballen tritt ein aus der Schlundcomraissur stammendes Faserbündel ein, um sich im Inneren aufzulösen, während ein Streifen von Punktsubstanz seine hintere Verbindung mit dem zweiten oberen (Doppel-)Ballen bewirkt. Die zahlreichen, im unteren Schlundganglion befindlichen Ganglien- zellen-Lager zerfallen zunächst in solche mit protoplasma- armen und in solche mit protoplasma-haltigen Zellen versehene, letztere wieder in seitliche, untere und obere. Die beiden aus protoplasma-armen Zellen bestehenden Lager finden sich an der Unterseite des Ganglion vor der Brücke des zweiten Bnllenpaares; ihre Ausläufer vereinigen sich zu einem Bündel, welches in diese Brücke eindringt. Von den übrigen Zellenlagern füllen die sieben unteren die zwischen den sechs grossen unteren Ballenpaaren befindliche mediane Rinne, wenngleich nicht ohne Unterbrechung, aus, indem nur das zweite bis vierte in Continuität, die übrigen durch Ein- senkungen, oder, wie das erste und siebente, durch weitere Abstände geschieden sind. Mit Ausnahme des zweiten stehen diese unteren Zellen- lager mit den paarigen seitlichen in directer Verbindung. Diese, zu acht Paaren vorhanden, umfassen mit Ausschluss des ersten, welches von stumpfer Keilform sich schräg nach vorn den Schlundrings -Commissuren zuwendet, indem sie nach oben aufgekrümmt sind, die grossen Punkt- substanz- Ballen von der Aussenseite her, zeigen übrigens dabei, je nach den einzelnen Paaren, wechselnde Grössen- und Formenverhältnisse, zum Theil, wie die des zweiten und dritten, eine völlige Verschmelzung in der Längsrichtung. Während die Seitenlager des vierten und fünften Paares von dem entsprechenden unteren aus sich stark hakenförmig nach rück- wärts krümmen und voluminös erscheinen, verlaufen diejenigen der beiden folgenden Paare fast im rechten Winkel und verbleiben schmal; am meisten reducirt sind diejenigen des achten Paares, welche in Gemeinschaft mit dem letzten unteren Lager eine vierzipHige, hinter dem sechsten Ballenpaar gelagerte Masse darstellen. Die oberen Zellenlager endlich sind nur in der Fünfzahl vorhanden und liegen in Form kleiner, theils (1 und 2) kugliger, theils länglich-eiförmiger Anschwellungen dem zweiten bis sechsten unteren Lager längs deren Mittellinie auf. Die diese Zellenlager des unteren Schlundgauglions zusammensetzenden Zellen zeigen die gleichen Grössenuuterschiede wie in den Cephalothorax- Ganglien, doch sind grosse Zellen im Allgemeinen selten, nur in dem ersten Seitenlager zahlreich vorhanden; auch mischen sich die aus letzterem Ursanisation. 925 hervorgehenden Ausläufer, abweichend von den übrigen, den Läugs- commissuren bei. Alle übrigen wenden sieb, zu stärkeren Bündeln ver- einigt, den Punktsubstanz-Ballen zu und lösen sieh darin auf; doch sind es in der Kegel nicht die unmittelbar benachbaiten, sondern die Ballen der gegenüberliegenden Seite, welche diese Zellenausläufer empfangen. Nur aus den mit dem ersten Punktsubstauz- Ballenpaar zusammenhängenden Lagern treten die Zellenausläufer zunächst in den Ballen derselben Seite ein, um sich sodann durch die Punktsubstanz- Brücke hindurch in den der entgegengesetzten einzubohren; seitens der übrigen geschieht dies unter Umgehung der Brücke. Aus der hinteren Seite des zweiten bis fünften so wie aus dem siebenten seitlichen Lager entspringt je ein Bündel für eine der fünf letzten unteren Punktsubstanz- Ballen. Das aus dem zweiten entspringende zieht unterhalb der Längscommissuren quer durch das Ganglion und gelangt so zur Vorderseite des zweiten unteren Ballenpaares, während die der vier anderen zunächst zwar gleichfalls nach innen verlaufen, dann aber, bei der Medianebene des Ganglion an- gelangt, rechtwinklig umbiegen und senkrecht zwischen den Längs- commissuren aufsteigen. Die vorderen Partien des dritten bis sechsten und des achten Seitenlagers entsenden für die fünf letzten unteren Punkt- substanz-Ballen Faserbiindel, welche wagerecht auf geradem Wege unter den Längscommissuren nach der entgegengesetzten Seite hinziehen; sie bilden mit die Grundlage für die untere Etage der Längscommissuren. Ein zweites Hauptbündel von Fasern gebt etwas weiter hinter aus dem unteren Ganglienzellen-Lager hervor; dort treten aucb Fasern aus dem vierten bis sechsten und aus dem achten Seitenlager zu einem Bündel zusammen, welches zwischen der mittleren und unteren Etage dem entgegengesetzten Punktsubstanz-Ballen zustrebt. Betreffs der oberen Zellenlager hat sich bisher nur ein senkrechtes Herabsteigen ihrer ZellenausUlufer feststellen lassen. Von den aus den unteren sechs Ballenpaaren hervorgehenden Nerveu- stämmen werden die dem ersten und zweiten Paar entsprechenden nicht durch deutliche Faserbündel, sondern durch Einzelfasern gebildet, welche aus der Punktsubstanz sich gesammelt und mit anderen aus den Längs- commissuren stammenden dieselbe Richtung eingeschlagen haben. Für die Nervenstämme der vier hinteren Paare dagegen lässt sich ein Hervor- gehen aus denselben Faserbündeln, aus welchen sich diejenigen der Cephalothorax-Ganglien zusammensetzen, nachweisen. Nur ist das Ver- halten derjenigen FaserbUndel, welche in die dem dritten Balleupaar entsprechenden Nervenstämme eintreten, in der Weise modificirt, dass die beiden von vorn her über die Punktsubstanz- Brücke des zweiten Ballen- paares hinwegziehenden sich bei der Mitte derselben zu einem Chiasma vereinigen und, indem sie aus diesem divergirend wieder hervortreten, zwei andere aus den Seiten der Punktsubstanz -Brücke hervorgehende Faserbündel in sich aufnehmen. Von den vier oberhalb entspringenden Nervenpaaren sammelt das durch Stärke ausgezeichnete erste seine Fasern theils aus dem Hintertheil des zweiten oberen Ballenpaares, theils aus 926 Decapoda. den Schlundcommissureu, aus welchen sie nach aussen hin abbiegen; die drei dtinnen hinteren setzen sich aus wenigen starken, den Längs- commissureu entstammenden Fasern zusammen. Unter den sechs Abdominalganglien sind die fünf vorderen (Taf. LXXXVII, Fig. 4) von durchaus übereinstimmender Grösse, Form und Zusammensetzung. Ihren Kern bilden zwei Paare von Punktsubstanz- Ballen, von denen das grössere vordere (Fig. 4, p^) elliptisch, median getrennt, hier aber durch eine quere Fasercommissur (x) überbrückt, das kleine mehr kuglige hintere (Fig. 4, ^/-) durch eine Brücke verbunden ist. Unterhalb dieses Kernes befindet sich ein einziges, fast kreisrundes, in- dessen seitlich ausgeschweiftes und hicterwärls abgestumpftes Ganglien- zellen-Lager (Fig. 4, g), welches in seinem vorderen Theile nur kleinere Zellen von 0,02 bis 0,04 mm Durchmesser, weiter rückwärts auch grössere und unterhalb der Punktsubstanz-Ballen selbst solche von 0,17 mm Durch- messer enthält. Die Ausläufer dieser Zellen im mittleren und unteren Theil des Lagers steigen senkrecht in die Höhe, biegen innerhalb der Längscommissureu nach innen um und gelangen, sich nach unten wendend, zu einem der Punktsubstanz -Ballen, in welchem sie sich auflösen. Bei ihrem Uebertritt auf die andere Seite zerspalten sie die Längscommissureu, wie an den Thoraxganglien, in verschiedene Etagen. Ausser den Ganglienzellen -Ausläufern lösen sich in den Punktsubstanz -Ballen auch noch Fasern aus den Längscommissuren auf. Von den beiden aus jedem Abdominalganglion hervorgehenden Nervenpaaren setzt sich das vordere (Fig. 4 »') aus zwei den Längscommissuren entstammenden und sich im Bogen seitwärts krümmenden Faserbündeln und den aus der Aussenseite des vorderen Ballen paares hervortretenden Nervenfasern zusammen, während in dem hinteren (Fig. 4, h^) nur ein aus den Längscommissuren entspringendes Bündel sich den Fasern des zweiten Ballenpaares hinzugesellt. Das in weiterer Entfernung hinter jedem Abdominalganglion aus den Längscommissuren entspringende dritte Nervenpaar besteht nur aus wenigen 0,05 mm dicken Fasern, welche von vorn kommen und beim Austritt des Nerven neben und unter der „colossalen Nervenfaser" herlaufen. Das ungleich grössere sechste Abdominal- oder Schwan zganglion (Taf. LXXXVII, Fig. 5) zeigt zunächst einen grossen herzförmigen, aus Punkt- substanz bestehenden Kern, welcher sich aus drei Ballen zusammensetzt: zwei neben einander liegenden und durch eine Brücke verbundenen vorderen, abgestutzt ovalen (Fig. 5, j)^), über welche drei faserige Quercommissuren {x) hinwegziehen, und einem zwischen ihre hintere Hälfte eingelagerten un- paaren von pentagonalem Umriss (Fig. 5, j)''). Dieser Kern wird von unten her durch ein grosses, rundliches, hinterwärts etwas herzförmig verjüngtes Ganglienzellen-Lager (Fig. 5, ;/') gestützt, welches besonders seitlich und rückwärts weit über den Contour desselben hinausragt. Von ihm setzt sich ein zweites, mehr oberhalb gelagertes kleines Ganglienzellen-Lager (Fig. 5, ;/-) von quer elliptischem Umriss ab, welches im Bereich seines vorderen Theils von dem unpaaren Punktsubstanz - Ballen bedeckt wird. Organisation. 92 ( Die C4rösse der in dem Hauptlager enthaltenen Zellen wechselt zwischen 0,02 und 0,1 mm Durchmesser und zwar sind die grösseren Zellen die ungleich stärker vertretenen. Die etwa zu zwanzig in dem kleinen Lager vorhandenen Zellen haben einen Durchmesser von 0,05 mm. Die Ausläufer der Zellen des grossen Lagers steigen zu schwächeren Bündeln vereinigt zwischen den Ballen und seitwärts von ihnen in die Höhe, ein stärkeres Bündel durchbohrt die unpaaren in seinem Centrum; dem hinteren Theil dieses letzteren streben auch die Ausläufer des kleinen oberen Ganglien- zellen-Lagers zu. Betreffs der aus dem Endganglion hervorgehenden Nerveustämme ist zu erwähnen, dass die drei äusseren Paare sich aus Conimissural- und Punktsubstanz -Bündeln zusammensetzen. Es sondern sich nämlich die Fasern der Commissuren dicht vor ihrem Eintritt in das Ganglion zunächst in ein oberes und unteres, letzteres wieder in drei Bündel. Diese verlaufen leicht geschwungen über die Oberfläche der vorderen paarigen Ballen hinweg und nehmen sodann drei aus dem Hinter- rand derselben hervortretende Faserbündel in sich auf (Fig. 5, n^-n^). Von den fünf dazwischen liegenden Nervenstämmen beziehen zwei ihre Fasern aus der Vorderhälfte, drei aus der Spitze des unpaaren hinteren Ballens. Es erübrigt noch des Baues der Commissuial Ganglien des Schlund- ringes (Taf. LXXXVn, Fig. 6) zu gedenken. Die Schlundcommissuren selbst setzen sich aus Fasern zusammen, welche den Punktsubstauz Ballen des Vorder- und Hinterhirns, nicht aber den Seitenanschwelluugen ent- stammen; vielleicht treten auch Zellenausläufer aus dem vorderen Lager in dieselben ein. Ausser den gewöhnlichen, zwischen 0,002 und 0,03 mm im Durchmesser haltenden Fasern finden sich in jeder Commissur zwei „colossale Fasern", von denen die äussere 0,075, die innere 0,04 mm dick ist; beide lassen sich bis in das Gehirn zurückverfolgen, wo sie aus mehreren schwächeren Fasern hervorgehen. Etwa in einer Ent- fernung von 8 mm hinter dem Gehirn liegt an der Unterseite der Com- missur ein halbovales Ganglion von 1 mm Länge und 0,5 mm Breite, aus welchem mehrere Nerven hervorgehen. Dasselbe wird der Hauptsache nach durch einen stumpf kegelförmigen Puuktsubstanzballen (Fig. 6, i?) von 0,7 mm Länge gebildet, welchem in der Richtung nach vorn und aussen ein Ganglienzellen -Lager (Fig. 6, g) von Kappenform aufsitzt. In diesem hinterwärts zipfelartig ausgezogenen Lager finden sich Zellen von 0,01.') bis 0,06 mm Durchmesser, deren Ausläufer in den Ballen behufs Auflösung in Punktsubstanz eindringen. Aus diesen geben dann wieder drei Nervenstämme hervor, von denen der erste vorn und innen, der zweite unterhalb, der dritte aussen vom Ganglion schon aus der Com- missur selbst seinen Ursprung hat (Fig. 6, j?'-«^). Der erste und dritte dieser Nerven lässt stärkere Fasern als der zweite erkennen. Ausser diesen drei Nerven geht aus der hinteren Spitze des Punktsubstanz-Ballens noch ein Faserbündel hervor, welches der jederseitigcn Commissur dicht aufliegend, mit dieser nach hinten zieht und vermuthlich zur Herstellung der Eingangs erwähnten Quercommissur Verwendung findet (Fig. 6, t). 928 Decapoda. 4. Sinnesorgane. Ausser den in weiterer Ausdehnung über die Körperoberfläcbe ver- breiteten Tastorgauen, als welche besonders die an exponirten Stellen, wie Fühler, Mundtheile, Beine, Schwanzflosse u. s. w., inserirten Haare angesprochen werden dürfen, kommen den Decapoden als specifische Sinnesorgane Gesichts-, 'Gebor- und Geruchswerkzeuge zu. Während erstere besonderen, beweglich eingelenkten Griffeln*) übertragen sind, finden sich die beiden letzteren au den lunenfühlern vor. Augen. Das Auftreten hoch ausgebildeter Gesichtsorgane ist unter den Deca- poden ein so allgemeines, dass gegentbeiiige Vorkommnisse nur als ver- einzelte Ausnahmefälle angesehen werden können. Eine wiederholt ein- tretende, bis zu gänzlichem Schwund gesteigerte Verkümmerung lässt sich wenigstens in gewissen Fällen aus einer besonderen Art des Aufent- halts, wie sebr bedeutende Meerestiefen, unterirdische Höhlen, Einmiethung bei anderen Organismen u. s. w. erklären, wenngleich anderweitige Fälle einer solchen Annahme zu widersprechen scheinen. Unter den durcb den „Challenger" bekannt gemachten Tiefseeformen entbehrt der merkwürdige ThaumastocJicles zaleucus Willem, mit den Augen auch der Augenstiele völlig, während die Folychdcs- (Pentacheics-) uud Willenwesia- Arten zwar noch verkümmerte, schuppenförmige, in tiefe, hinter den Aussenfüblern liegende Stirnschlitze eingesenkte Pedunculi besitzen, aber auf diesen nichts an ein Auge Erinnerndes erkennen lassen. Bei der Tbalassiniden- Gattuug Cheramus ist die Reduction der Pedunculi schon weniger weit gediehen; sie treten bereits über den Stirnrand hervor, sind scharf zu- gespitzt dreieckig und tragen etwa in der Mitte ihrer Oberfläche ein punktgrosses Auge, wie es in ähnlicher Weise auch den schuppen- förmigen Pedunculi der Alhunea-A.xi&n eigen ist. Dass der zu den Homa- riden gehörende Phoberus tcmiimanus Bäte nur ganz winzige, median verschmolzene, unter dem Seitenrand des Rostrum kaum hervorlugende, übrigens mit regelrechter Cornea versehene Pedunculi besitzt, ist um so bemerk enswerther, als den Arten der unmittelbar verwandten Gattung *) Bezügiicli der S. SGÜ erwähnten Gliederung dieser Augenstiele ist nachträglich noch auf die Gattung Ranina zu verweisen, bei welcher mit ihrer Auflösung in drei selbst- ständige Glieder noch eine ganz vereinzelt dastehende rechtwinkelige Knickung verbunden ist. Die drei sehr frei aneinander beweglichen Glieder nehmen vom ersten gegen das dritte hin so beträchtlich an Länge zu, dass letzteres die beiden ersten zusammengenommen hierin merklich übertrifft. Das klöppelförmig angeschwollene erste schlägt zusammen mit dem gritfelförmigen zweiten die Richtung nach aussen , letzteres zugleich etwas nach abwärts ein. Beide sind in eine tiefe Kinne eingesenkt, welche oberhalb durch den dachförmig hervorgezogenen Vorder- rand des Cephalothorax, unterhalb durch die stark blattförmig erweiterten Aussenfühler ge- bildet wird. Bei dem Anssenende dieser Einne tritt dann das lange dritte, mit der Cornea versehene Glied in der Eichtung nach vorn frei hervor. Organisation. 1129 Xrphropa Leacli ein aiit't'allcnd umfangreiches, in der Richtung nach vorn und unten entwickeltes Gesichtsfeld zukommt. Von den beiden Süsswasser- Gattungen Caridina {Troglocaris Dorm.) und Ästacus {Cam- barus) haben einzelne in den unterirdischen Höhlen des Karstes (Carid. Schmidti) und Nordamerikas {Astacus pcUucidus, setosus und hamulatus) lebende Arten dadurch Anspruch auf Beachtung, dass sie bei völliger generiscber Uebereinstimmung mit ihren in Flüssen lebenden Verwandten zwar verkümmerte, d. h. mehr stummeiförmige Pedunculi, au der Spitze dieser aber keinerlei optische Elemente besitzen, mitbin als blind be- zeichnet werden können. Ob die auffallend kleinen und versteckten Augen von Pinnotercs pisum, der Finnixa-kxieu und Verwandter auf ihre Einnistung in die Schalen der Steckmuschel (Pinna) zurückgeführt werden dürfen, erscheint wohl um so zweifelhafter, als die eine gleiche Lebens- weise führenden Pontonia-(Concliodytes-) Arten mit sehr ausgebildeten Augen versehen sind, gleich verkümmerte und versteckte Augen wie bei Pinnotcres sieh aber auch mehrfach bei freilebenden Brachyuren, wie 27««, Ebcdia, Phihjra, Leucosia, Uta, Myra u. a. vorfinden. Auch unter den Schlammgräbern, wie sie die Familien der Pterygura und Thalussi- nidae darbieten, finden sich neben Gattungen mit verkümmerten auch solche mit ungleich vollkommener ausgebildeten Augen, während anderer- seits unter den frei schwimmenden Cariden die Gattungen Älpheus und Synalpheus mit ihren vom Cephalotborax überwölbten Augen durchaus isolirt dastehen. Die normal ausgebildeten Augen der Decapoden lassen betreffs der Grössenausdehnuug und der Form ihres durch die Cornea repräsentirten Gesichtsfeldes die mannigfachsten Modifikationen erkennen, von denen diejenige, welche den Gattungen Astacus, Homarus, Galathm, Stcnopus, Palaemon u. s. w., ferner auch der überwiegenden Mehrzahl der Brachyuren zukommt und sich als eine annähernd regelmässige, hinterwärts ab- gestutzte Kugelform darstellt, die am weitesten verbreitete ist. Diese gewissermaassen als typisch zu betrachtende Form kann dadurch wesent- lich beeinträchtigt werden, dass der Augenstiel mit seiner oberen Fläche mehr oder weniger weit in das Gesichtsfeld vorspringt und dieses daher auf die Vorder- und Unterseite zurückdrängt, wie dies in besonders prägnanter Weise bei den Brachyuren -Gattungen Ocypode, Cardisoma, Vca u. a. , ferner bei Pagurus und Birgiis hervortritt, in anderen Fällen, wie bei Nephrops, Pcnaeus, Sicyonia, Plesionka, Oodeopus, Sergestes u. a., auch mit einer ansehnlichen Vergrösserung und Hervorwölbung dieses nach unten verschobeneu Gesichtsfeldes, nach Art der Mysideen-Gattungen, verbunden ist. Die über das Auge hinwegziehende, im Bereich des Gesichtsfeldes durchscheinende und daher hier als Cornea bezeichnete Chitinhaut ist bei den Decapoden, wie es scheint, durchweg regelmässig facettirt. Die meist planen, zuweilen (Palaemon) leicht doppelt convexen Facetten sind theils quadratisch, theils hexagonal. Letztere Form (Taf. LXXXVHI, Bvonn, Klassen des Thier - Keicbs. V. 2. 59 ggQ Decaiioda. Fig. 12^ hat. sich nach G H. Parker (1891) bei allen bisher unter- suchten Brachyuren (Portunus, Cancer, Carpilitis, Cardisoma, Gelasimus, Maja, Herhstia, Lambrus, Uta, Borippc, Droniia) als durchaus konstant erwiesen, ist aber ausserdem auch den Gattungen Pagunis und Hipini, sowie den Thalassiuiden {Gclia und CaUianassa) eigen. Bei den übrigen Macruren {Astuctis, Homariis, Palimirus, Scyllarus, Pakiemon, Palaemonetes, Penaeiis) tritt die tetragonale Form (Taf. LXXXVIII, Fig. 10 u. 11) ein, welche von Will auch für Galathca strigosa angegeben wird, während Patten für diese Gattung hexagonale Facetten geltend macht. Auch Typton würde nach Chatin die letztere Form besitzen. Betrefl's des in diesen Angaben liegenden Widerspruchs ist indessen hervorzuheben, dass bei Asta£ns (nach Will.) und bei Homarus die ausgesprochen tetragonalen Facetten an der Peripherie des Auges häufig unregelmässig hexagonal werden und dass die mit deutlich tetragonalen versehenen Augen von Palinunis und Scyllarus im Larvenstadium (Phjllosoma) hexagonale be- sitzen. Jeder einzelneu Facette entsprechen zwei ihrer Innenseite anliegende hypodermale Zeilen (Sem per 'sehe Kerne), welchen sie ihren Ursprung verdankt (Fig. 2, Iqj); auf letzteren weist noch eine feine Trennunglinie, welche bei quadratischen Facetten theils diagonal {Homarus), theils rechtwinklig {Palaemonetes) verläuft, bei hexagonalen {Cancer) zwei gegenüber liegende Kanten halbirt, hin (Taf. LXXXVIII, Fig. 10 u. 12). Die hinter den Facetten liegenden Krystallkegel sind {Astacus: Taf. LXXXVIII, Fig. 1, er, Palaemon) im Vergleich mit denjenigen von Mysis auffallend langgestreckt, vorn entweder stumpf abgerundet oder quer abgestutzt, im Bereich der hinteren Hälfte ihrer Länge plötzlich stark kegelförmig verjüngt und tein zugespitzt. Ihre Viertheiligkeit in der Längsrichtung, welche im Querschnitt vier an den Ecken abgestumpfte Quadranten (Taf. LXXXVIII, Fig. 5 u. 6) oder neben zwei geradhnig zusammeustossendeu Trapezen zwei die seitliehen Lücken ausfüllende, kleinere Kreisabschnitte {Cancer, Carcinus: Taf. LXXXIII, Fig. 8 u. 9) erkennen lässt, bleibt sich bei allen bisher untersuchten Decapoden gleich und beruht auf der Anlage aus ebenso vielen urspiünglicheu Zellen. Im frischen Zustand sehr weich und glasartig durchsichtig, bietet dieser Krystallkegel im erhärteten Zustande je nach seinen einzelneu Theilen ein wesentlich verschiedenes Ansehen dar, wie es nach Greuacher's Untersuchungen besonders deutlich bei Palaemon squilla in die Augen tritt. In die dicht und fein grauulirte Gesammtmasse des Kegels sind nämlich an zwei Stelleu besondere Abschnitte von ungleich stärkerem Lichtbrechungsvermögen eingelagert, von denen wenigstens der grössere hintere den Eindruck einer mehr selbstständigen Bildung macht. Zunächst im hinteren Anschluss an die Semper'scheu Kerne finden sich nämlich vier abgeplattete Würfel in einer und derselben Ebene liegend und oft sich gegenseitig kaum berührend (Taf. LXXXVIII, Fig. 2, «), in weiterem Abstand von ihnen eine oblonge, hinterwärts breit abgestutzte, vierseitige Organisation. 931 Pyramide (Fii;. 2, l und Fig. 3), auch ihrerseits viertheilig und bei weitem stäriier als jeue lichtbrechend, vor. Letztere scheint für sich allein dem Krystallkegel im engeren Sinne, seine langgestreckte schlauchförmige Hülle dagegen mehr einer Matrix desselben zu entsprechen. Diese tritt mit ihrem veijüngten hinteren Tbeil (Fig. 2, er) zunächst durch eine cyliudrische Hülle schwarzen Pigmentes (Fig. 2, j)/) hindurch, um sich darauf in die Retinula (Fig. 2, rc) einzusenken. Diese ist prismatisch, nach hinten leicht verjüngt und etwas kantig, besonders in ihrer Peripherie pigmentirt; eine ähnliche Pigmen- tirung lässt auch das in ihrer Achse verlaufende Rbabdom (Fig. 2, rh) erkennen. Ein durch die einzelnen ßetinulae gelegter Querschnitt (Taf. LXXXVni, Fig. 4) erweist, dass das central gelegene Rhabdom (rh) quadratisch und viertheilig ist, während die dasselbe allseitig umgebenden Retinula-Zellen (rc) in der Weise angeordnet sind, dass dreien der Quadratseiten je zwei kleinere pentagouale, der vierten dagegen eine doppelt so grosse einzelne entspricht. Nach hinten gleicht sich übrigens diese Grössen- und Formdiffereuz der sieben Retinula-Zellen allmählich mehr aus, wie es z. B. bei Carcinus maenas (Taf. LXXXVHI, Fig. 7) selbst im ganzen Verlauf der Fall ist. An dem Rhabdom ist die charakte- ristische Plättchenstruktur sehr deutlich und in der Weise angeordnet, dass ein dunkles Piättchen des einen Segmentes stets einem hellen des benachbarten gegenüberliegt. Mit den an die Retinulae herantretenden Sehnervenfasern dringt aus dem hinteren Theil des Auges zugleich dunkeles Pigment ein, welches sich theils um das hintere Ende der Retinulae ausbreitet, theils zwischen die Krystallkegel bis zur Hälfte ihrer Länge sich entlang zieht. Für die Bilderzeugung des dioptrisch wirkenden Decapoden -Auges sind diese schon den älteren Untersuchern zur Kenntniss gekommeneu beiden Zonen dunkelen, körnigen Pigmentes von besonderer Wichtigkeit, von denen die vordere (,,Iris- Pigment") die Zwischenräume der Krystall- kegel in der Weise ausfüllt, dass nur ihr der Cornea zugewendetes Ende frei aus der Hülle hervorragt (Taf. LXXXViH, Fig. 1, pi), die im weiteren Abstände davon liegende hintere („Retina -Pigment") dagegen die Basis der Retinulae bei ihrem Hervorgehen aus dem Ganglion opticum umhüllt. Aus den epochemachenden neuesten Untersuchungen S. Exner's (1891) geht nun hervor, dass diese beiden Pigmentzonen keine fixirte Lage ein- halten, sondern dass sie unter mechanischer Einwirkung des Lichtes dieselbe in der Weise verändern können, dass sie bei abgeschwächtem Licht („Dunkel-Auge") in der vorher angegebenen Weise weit auseinander weichen, bei direkt einfallendem („Licht-Auge") dagegen sich durch Ver- schieben einander nähern*). Das „Iris-Pigment" rückt in letzterem Fall *) Für eine grössere Keihe von Insekten Tersohiedener Ordnungen nnd für Phalaiujimn opilio ist der gleiche Nachweis kurz zuvor (1S90) geführt worden vonMichcline Stofanowska, La disposition histologique du pigment dans les yeux des Arthropodes sous l'influcnce dela lumiere directe et de Tobscuriti complite (Eecaeil zoologique Suisse, V, 2, p. 1.51—200, pl. VIII et IX). 5ü* J)32 Decapoda. von dem vorderen Theil der Krystallkegel au die Basis derselben (Taf. LXXXVIII, Fig. 2, 2>i), das „Retina -Pigmeut" dagegen von der Basis der ßetimilae um ein ansehnliches Stück nach vorn. Eine derartige Ver- schiebung konnte an Individuen, welche theils im Dunkelen, theils in lichferfüllten Räumen längere Zeit hindurch gehalten und in diesen auch getödtet wurden, besonders prägnant für die Gattungen Palaemon, Nika {edulis), Sicyonia {scnlj)ta), Galathea, Fagiirus, Dromia, Ilaja und Fisa nachgewiesen werden, während die Gattungen Palinuriis, Scyllams, Fenaeus und Portunus überhaupt keine merkliche, Astacus nur eine partielle Verschiebung erkennen Hessen. Einen weiteren Aufschluss geben die Untersuchungen Esner's über das Vorkommen eines Licht reflectirenden hellen, zuweilen goldglänzeuden Tapetuni im Decapoden-Auge, wie es bereits Leydig (1857) an Astacus erkaniit, aber nur als „halbwegs zwischen dem Ende des Krystailkegels und der spindelförmigen An- schwellung des Kervenstabes gelegen, bei durchfallendem Lichte als schmutziggelb, bei auffallendem als weiss mit Metallglanz sich aus- nehmend" erwähnt hat. Exner konnte nun ein solches Tapetum bei Crangon, Palaemon, Nika, Penaeus, Astacus, Palinuriis, Galathea, Dromia und Carcinus (maenas) nachweisen, vermisste es dagegen bei Scyllarus, Pagurus, Maja und Portunus. In allen Fällen bildet dasselbe eine relativ mächtige Schicht gelber Körnchen auf dem unteren Ende der Retinulae und auf der sich ihnen zunächst anschliessenden Partie des Ganglion opticum, wobei es zuweilen (Pcdacmon) zwischen die einzelnen Retinulae hindurch strangförmig weiter nach vorn geschoben werden kann. Dieses sogenannte „Retina- Tapetum" ist unterhalb des Retina- Pigmentes gelegen, so dass bei der Verschiebung dieses in der Richtung nach vorn sein vorderer Abschnitt dadurch bedeckt und dem Anblick entzogen wird. Neben demselben kann aber in gewissen Fällen {Palaemon, Nika, Penaeus, Sicyonia) noch ein „Iris-Tapetum" von ungleich geringereu Dimensionen auftreten, nämlich in Form einer sehr dünnen Schicht gelber Körnchen, welche der vorderen Grenze des Iris-Pigmentes aufgelagert ist. Bezüglich des Sehvermögens der Decapoden drückt Exner die Ansicht aus, dass den Augen derselben ein Akkomodations-Vermögen abgehe, dass dieselben weniger ein Erkennen von Formen als vielmehr von Veränderungen (z. B. Bewegungen) der Gegenstände vermitteln und dass ein binoculäres Sehen schon mit Rücksicht auf die von einander unabhängigen , auf und ab pendelnden Bewegungen der Augenstiele undenkbar sei. Da letztere indessen schwerlich zwecklos seien, so hält er es nicht für unmöglich, dass dabei Wahrnehmungen von Tiefen- dimensionen in Betracht kommen. Das von dem optischen Apparat durch die Cuticula geschiedene Sehganglion der Decapoden ist nach Berger (1878) auch durch Vi all an es (1884) an Pcäinurus vulgaris einer detaillirten, auf Längs- schnitten basirten Schilderung unterworfen worden. Nach derselben bilden die den optischen Elementen entsprechenden Nervenfasern, nach- Organisation. 933 dem sie die Cutieiila durchsetzt haben, eine gemeinsame Schicht, welclie als die der postretiuuläreu Fasern bezeichnet wird. Auf diese folgt die einen gleichen Kreisabschnitt wie die Augenoberfläche beschreibende Platte (lame ganglionnaire), welche in drei aus Punktsubstauz bestehenden Schichten besteht: der Kernschicht, der molekularen Schicht und der Ganglienzellen -Schicht. Letztere enthält beim Flusskrebs (Berger) sehr zahlreiche, bei der Languste dagegen nur sehr wenige und zerstreute grosse Ganglienzellen. Dieser untersten Schicht schliesst sich sodann das durch vielfach sich kreuzende Nervenfasern gebildete Chiasma externum an, dessen Elemente in die Oberfläche der äusseren Mark- masse (masse meduJlaire externe) eindringen. Doch hat eine besondere Gruppe dieser Chiasmafasern die Bestimmung, in je eine grosse unipolare Ganglienzelle auszulaufen, um auf diese Art einen aus zahlreichen solchen Zellen bestehenden Lappen, welcher der äusseren Markmasse nach vorn aufsitzt, zu bilden. Ueber den hinteren Theil des Cbiasma zieht sich ein schmaler, nnregelmässig gezackter Kranz dunkler unipolarer Zellen (Couronne ganglionnaire) hinweg. Die einen beiderseits verjüngten, hinterwärts ausgeschweiften Halbring darstellende äussere Markmasse wird wieder ganz durch Punktsubstanz gebildet, empfängt aber zugleich die Ausläufer der die Couronne ganglionnaire bildenden Zellen. Nach hinten folgt auf die äussere Maikmasse ein zweites Stratum sich kreuzender Nervenfasern, jedoch nur von halber Längsausdehnung des vorderen und zugleich von ungleich geringerem Querdurchmesser, welches als Chiasma internum bezeichnet wird. Ihm schliesst sich dann die innere Markmasse (masse medullaire interne), der äusseren in der Ringform gleichend, aber sehr viel weniger breit, an. Dieselbe wird durch einen eingeschnürten Stiel mit der unifangreicbsten, zumeist nach hinten gelegenen Markmasse (masse medullaire terminale) verbunden, welche ihrerseits durch eine Querfurche in zwei Ballen gesondert wird, von denen der untere noch eine besondere, auf ihn beschränkte Furchung aufweist. Beide Ballen werden durch Punktsubstauz gebildet, welche in dem oberen jedoch lockerer ist; ihre gegenseitige Verbindung wird durch zahlreiche Faserbündel bewirkt. Die Rinde dieser hinteren Mark- masse, welche augenscheinlich den drei aufeinander folgenden Ganglien Grenacher's (bei Mtjsis) entspricht, besteht aus unipolaren Ganglien, welche in zahlreiche Gruppen gesondert sind und je nach diesen Faser- biindel in die Markmasse sowohl des oberen, wie des unteren Ballen hineinsenden. Der Sehnerv tritt als Ganzes zunächst in den oberen Ballen ein und verliert sich mit den groben Fasern seines Hauptbündels in der Punktsubstanz desselben; sein feineres Faserbündel bleibt dabei zunächst selbstständig, biegt sich dann nach abwärts und löst sich schliesslich in dem unteren Ballen auf. Für die verkümmerten Augen des rordamerikanischen Höhlenkrebses, Astacus peümidus Tellk., hatte Newport (1855) zuerst die von vorn- herein unwahrscheinliche Angabe gemacht, dass trotz der Abwesenheit 934 Decapoda. jeglichen Pigmentes im Bereich des Retinal- Abschnittes die Cornea eine regelmässige Facettirung erkennen lasse. Letztere wurde jedoch schon bald darauf*) vom Verfasser dieses Werkes mit Bestimmtheit in Abrede gestellt und ebenso die Abwesenheit optischer Elemente, welche durch eine indifferente zellige Masse ersetzt seien, konstatirt. Unabhängig davon haben auch Leydig (1883) und Packard (1888) an derselben Art jed- wede Cornea-Facettirung vermisst und Parker (1890) dasselbe Verhalten auch für die beiden verwandten Arten: Äst. havmlatus und setosus fest- gestellt. Letzterer fand unter der homogenen Cuticula die gewöhnlichen Ilypodermiszellen, welche bei uist. pelkicidus sehr niedrig, bei Ast. setosus dagegen um so mächtiger entwickelt wai'en, und konnte das Auslaufen der Fasern eines höchst rudimentären Sehnerven in einen Zelihaufen, welcher sich als eine direkte Fortsetzung der Hypodermis zu erkennen gab, zugleich aber eigenthümlich gestaltete grössere Zellen in geringer Anzahl enthielt, ermitteln. Gehörorgane. Der Sitz derselben, soweit sie bei den Decapoden bisher über- haupt nachgewiesen worden sind, ist stets das Basalglied der Innenfühler, in welchem sie zuerst (1811) von Roseuthal aufgefunden, freilich aber als Geruchsorgane in Anspruch genommen wurden. Eine eingehendere Dar- legung ihrer Struktur verbunden mit einer richtigen Deutung ihrer Funktion datirt jedoch erst seit Farre's (1843) Untersuchungen, denen dann weitere von Huxley (1851), E. Leuckart (1853), Kroyer (1856-59) und vor Allen von Mensen (1863) folgten. Aus des Letzteren Angaben ergiebt sieh übrigens, dass unter den von ihm untersuchten Gattungen einzelne, wie PancMus und Hij^polyte, eines specifischen Gehörorgans entbeiiren, sowie, dass es bei den damit versehenen in mehrfacher, nicht unwesentlich von einander verschiedener Form auftreten kann. Es kann nämlich die Hör- blase entweder nur einen einzelnen Otolitheu (Lncifer, Sergcstes, VirUus) oder deren eine grosse Anzahl {Astacus, Homarus, Nephrops, Palinurus, Gehia, Crangon, Falacmon, Penaeus, Pasipliaea, Pagurus, Litliodes) ent- halten, oder endlich die nach aussen geschlossene Hörblase entbehrt der Otolithen ganz {Hippa, Porcellana, Gnlathea, I/upa, Platycarcinus, Püumnus, Chhrodius, Tmpezia, Portunus, Carcinus, Gelusimus, Ocypode, Grapsiis, Nautilograptsus, Sesarma, Finnoteres, Mycfiris, Calappa, Hyas, Pcrkcra). Weitere und besonders zahlreiche Modifikationen ergaben sich aus der Form, Zahl und Anordnung der sowohl innerhalb als ausserhalb der Gehörblase befindlichen Hörhaare. a) Der Gehörsack (Gehörblase) stellt sich durchweg als eine Ein- stülpung der Chitinhaut des Basalgliedes der Innenfühler in dessen Innen- *) Gerstaecker, Ueljer ilas Auge von Astacus pellucidus (Sitzungsbor. tl. Gescllscli. natiirf. Freunde zu Berlin, necember lSü(i). Organisation. 935 räum dar, gleichviel ob die ui-,si)riinglieh liicrdurch bewirkte Oeffniiug als solche peisislirt und durch dichten Schluss der Einstlilpuugsränder ver- strichen ist. Erstere Modifikation charakterisirt im Allgemeinen die Ma- cruren, letztere vorwiegend die Brachyuren. Um von dem zuerst durch Farre untersuchten Hummer {Homarus nihiaris), welcher in vieler Beziehung als ursprünglicher' Typus angesehen werden kann, auszugehen, so lässt die Oberseite des genannten Fiihler- gliedes (Taf. LXXXVIII, Fig. 13) im Bereich der erweiterten Basis die Chitinhaut nachgiebiger, d. h. schwächer verkalkt als im Uebrigen er- kennen. Am Innen- und Vorderrand dieser nachgiebigen und von einem laugen Haarschopf begrenzten Stelle findet sich eine rundliche Üeffnung, in welche mit Leichtigkeit eine Borste eingeführt werden kann und die sich ohne Mühe zu einem queren Schlitz erweitern lässt. Eine Eröffnung des Basalgliedes und eine Entfernung der darin befindlichen Muskeln u. s. w. ergiebt als übrig bleibenden Theil den Gehörsack (Taf. LXXXVHI, Fig. 14, s), welcher durch einen Stiel mit der Aussenöffnung verbunden und an dieser gewissermaassen aufgehängt ist. Sein Umriss gleicht sonst in der Hauptsache demjenigen der ihn einschliessenden Kapsel, nur dass sein unteres Ende etwas zipfelförmig ausgezogen ist; seine Wandungen sind zart und halb durchscheinend, hinterwärts mehr knorpelig, seine Mündung mit Haaren gewimpert. Von diesem Verhalten des Gehörsackes lieim Hummer zeigt derjenige des Astacus flimatilis darin eine Abweichung, dass zunächst die Oberseite des ersten Fühlergliedes einer abgegrenzten dünnhäutigen Stelle (Fenestra ovalis Farre) entbehrt, sowie dass der von diesem eingeschlossene Gebörsack selbst (Taf. LXXXVIII, Fig. 16 — 18) von mehr halbkugeliger Form ist und seine gerundete Seite nach oben wendet. Ungleich verkümmerter tritt dasselbe Gebilde bei der Languste {Palinurus vulgaris: Taf. LXXXVIII, Fig. 23 u. 24) auf. Die Oberseite des Fühlergliedes lässt hier eine fast rechtwinklig geknickte Schwiele und eine dahinter liegende grubenförmige Einsenkung, zwischen welchen die Eingangsöffnung gelegen ist, wahrnehmen. Im Gegensatz zu letzterer, welche relativ weit ist, erscheint der Gebörsack nur als ein kleiner haken- förmiger, kaum dem dritten Tbeil der Fühlerhöhlung gleichkommender Vorsprung (Fig.. 24, s) von lederartiger Consistenz und undurchsichtiger Wandung. Der Gehörsack von Tacjurus (Fig. 19 u. 20, s) füllt zAvar gleichfalls nur einen kleineren Tbeil des queren Basalgliedes aus, gleicht aber durch seine zipfelförmige Verjüngung nach hinten mehr demjenigen des Hummers. Durch seine weite, dicht mit langen Fiederhaaren besetzte Oeffming und seine flach cylindrisehe, nur von aussen her eingeengte Form charakterisirt sich als eine einfache Einstülpung der Chitinhaut der Gehör- sack von Crangon (Taf. LXXXIX , Fig. 2) um so deutlicher, als sein Eingang von einem verdickten Saum der letzteren umgrenzt wird. Etwas complicirter gestaltet sich nach Leuckart derjenige von Palaemon da- durch, dass der in der Mitte des Gehörsackes liegende, die obere Wand des Basalgliedes durchbrechende Querspalt nicht frei zu Tage tritt, sondern 936 Decapoda. von einer klappenförmigen Querleiste bedeckt wird, welclie ihren freien Rand nach vorn kehrt und sich unmittelbar in den Seitendorn des Basal- gliedes fortsetzt. Für die Brachyureu kann der durch Hensen's Schilderung näher bekannt gewordene Gehörsack von Carcinus maenas als typisch gelten. Er unterscheidet sich von demjenigen der Macrureu zunächst dadurch, dass er einer freien Mündung nach aussen entbehrt, was dadurch bewirkt wird , dass die an dem auffallend grossen und queren Basalglied der Innenfühler (Taf. LXXXIX, Fig. 3) deutlich raarkirten Spaltränder unter einer Naht fest aneinander schliessen. An diese Naht fügen sich, durch die Einstülpung hervorgerufen, Falten an, welche besonders an der lateralen Ecke (Fig. 3, t) stark ausgeprägt sind und zwischen sich wulstige Aultreibungcn zu liegen haben, die zum Theil auch in das Innere des Gehör- sackes vorspringen. Der Aussenuaht selbst entspricht an der Innenwand des Fühlergliedes eine scharfe Leiste (Fig. 6, l), an welcher der Gehör- sack (Fig. ß, s, s) mit seinen nach verschiedeneu Richtungen hin diver- girenden Wandungen aufgehängt ist. Die ursprüngliche Blasenform dieses Gehörsackes wird dadurch stark beeinträchtigt, dass ein starker kugel- förmiger, von Hensen als ,, Hammer" bezeichneter Fortsatz (Fig. 4—6, m) der Seitenwand des Fühlergliedes von unten her in denselben einspringt und ihn dadurch zu der Form eines rechtwinklig geknickten Schlauches (Fig. 6, s, s) umgestaltet. Von den beiden Schenkeln dieses Schlauches verläuft der eine schmälere vertikal, der andere, an seinem Ende erweiterte horizontal; die Verbindung beider ist jedoch bis auf Haardünne eingeengt. An der tiefsten Stelle des Gehörsacks, an welcher bei Macruren die Oto- lithen gelegen sind, finden sich auch hier die den letzteren entsprechenden Porenkanäle vor. In allem Wesentlichen übereinstimmend mit dem Gehör- sack von Carcinus ist derjenige von Cancer (Platycarcinus) pagurus, Chlo- rodius, Trapesia, Lupa pelagica und Calappa; bei C. pag^irus ist er relativ klein, bei Lupa pelagica der „Hammer" durch eine mehr gleichförmig verdickte Leiste der Wand ersetzt. b) Die Otolithen (Taf. LXXXVIII, Fig. 15 u. 18; LXXXIX, Fig. 1 u. 2, ot) sind, wenn sie wie beim Hummer, Flusskrebs u. s. w. in grösserer Anzahl vorhanden sind, von wechselnder Form, Grösse und Farbe. Die Mehrzahl hat das Ansehen von weissem Sand, also von Quarztheilchen, andere .sind schwarz, grau, blau, roth, violett, besonders znhlreiche un- durchsichtig weiss, wie Kalk. Es erscheint demnach die Ansicht von Farre durchaus begründet, dass es sich bei diesen Otolithen nicht um eine dem Thier angehörige Bildung, sondern um fremde Körper handelt, welche von aussen her durch den Spalt in den Gehörsack hineingelangt sind. Bei Zusatz von Salzsäure entwickelt ein Haufen solcher Otolithen zahlreiche Luftblasen, ähnlich wie der Seesand, doch ist bei Palaeinon die Blasenentwicklung reichlicher. Bei letzterem bleiben jedoch die wie Quarz aussehenden Partikel unverändert, auch wenn sie mit den stärksten Mineralsäuren gekocht oder (Hummer) vor dem Löthrohr geglüht werden. Organisation. 937 Zwischen Glasplatten zerquetscht, zerbrechen sie leicht in feine Splitter und ritzen das Glas in gleicher Weise wie Qnarzsand. Dass bei Falaemoti squilla, wie Leuckart angiebt, nur ein Einzel -Otolith vorhanden sei, welcher seiner Grösse halber nicht von aussen in den Gehörgang hinein- gelangen könne, hat sich nach Mensen nicht bestätigt; vielmehr sind auch hier zahlreiche Saudpartikel nachweisbar, welche nur durch Ver- klebung zu einer kompakten Masse vereinigt sind. Den absolut sicheren Ausschlag für den Ursprung solcher Otolithen ergiebt die Beobachtung über ihr Verhalten bei der Häutung. Bei dieser werden sie zusammen mit der Gehörblase abgeworfen und letztere zeigt unmittelbar nach der Häutung keine Spur von Steinen, während diese sich schon einige Stunden nachher wieder vorfinden ; letzteres aber nur dann , wenn die Thiere mit Sand in Beiührnng kommen, nicht, wenn sie in filtrirtes Seewasser gesetzt werden. An Palaemonen Hess sich sogar direkt die Zufuhr von Sandkörnern mittels der Scheeren an die Gehörblase beobachten. Die Farre'sche Bezeichnung: HUlfsotolithen hat mithin ihre volle Berechtigung. Noch verdient die Anordnung der Otolithen innerhalb des Gehörsacks eine nähere Beachtung. Bei den grösseren Macruren, wie Asfacus, Uo- marus (Taf. LXXXIX, Fig. 1, ot), Palinurus, breitet sich der Gehörsand über eine grössere Fläche innerhalb des Kranzes der Hörhaare aus. Bei Crangoii {Ta(. LXXXIX, Fig. 2,ot) und besonders bei Pato'»«o» (Taf. LXXXIX, Fig. 7) dagegen bildet er einen fast regelmässig begrenzten kugeligen Ballen. Bei Homarus, Ästacus und Crangoii berühren die Steine an einzelnen Stellen die Wand des Gehörsackes, bei Palaemon werden sie durch Haare davon entfernt gehalten (Taf. LXXXIX, Fig. 7). Worauf bei letzterer Gattung die regelmässige Form der Steine beruht, ist noch nicht ermittelt; eine Ordnung der eingeführten Fartikelchen durch die Scheeren ist bei der bedeckten Oeffnung ausgeschlossen, ein durch die convergirenden Hörbaare gebildeter Trichter als alleiniger Regulator wohl kaum hin- reichend; es dürfte daher ein zur Verklebung dienendes Sekret erforder- lich sein , welches möglicherweise aus den im Gehörsack vorhandenen Poren herstammen könnte. Wesentlich verschieden von diesen durch den Spalt des Gehörsackes eindringenden Otolithen verhalten sich diejenigen, welche nur je zu einem von einer völlig geschlossenen, gleichfalls am Basalgliede der Innenfühler befindlichen Gebörblase umhüllt sind und welche den Gattungen I.«c//) und beim Flusskrebs (Taf. LXXXVIII, Fig. 18, jj) in einem weiten mit seiner Oeifnung der Mündung des Sackes zugewandten Bogen angeordnet und wenden ihre Spitzen den vor ihnen liegenden Otolithen zu, zwischen welche diese sich einsenken. Sie bilden zwei (Ästacus) bis vier {Homarus) Querreihen, von denen eine die bei weitem stärksten und dicht kammzahnartig aneinander gerückten Haare enthält, während den übrigen kürzere, schwächere und mehr vereinzelt stehende zukommen. Beim Hummer treten die der hintersten Querreihe angehörenden mit den Otolithen nicht mehr in direkte Berührung. Im Gegensatz zu diesen beiden Arten, deren Otolithen -Haare in grosser Anzahl vorhanden sind, finden sich in dem Gehörsack von Crangon vulgaris (Taf. LXXXIX, Fig. 8 2>) deren nur sieben bis acht, welche auf einem leistenartigen Vorsprung eine einzelne Reihe bilden, übrigens die gleiche gerade gestreckte Form wie in den vorhergehenden Fällen zeigen. Abweichend hiervon sind die Otolithenhaare des Falaenion antennarius (Taf. LXXXIX, Fig. 7 p und 7a) stark winklig geknickt, etwa zu vierzig vorhanden und stehen in einem nach rückwärts oÖeuen Halboval in einfacher Reihe, so dass sie in Gemeinschalt und durch ihre abwärts gerichteten und in einander greifenden Spitzen gewissermaassen einen vertieften Teller darstellen, welcher den Otolithenballen trägt. Solche sehr charakteristische „Haken- haare" finden sich in ganz übereinstimmender Form, jedoch von ansehn- licherer Grösse auch bei der Gattung Alpliem, wo sie auch in annähernd gleicher Zahl ähnlich gestellt sind und zum Tragen der Otolithen dienen; doch gesellen sich ihnen in der vorderen, keine Otolithen enthaltenden Abtheilung des weiten, ovaleu Gehörsackes noch gerade Fiederhaare hinzu. Bei Lucifer wird der Otolith von langen, winklig gebrochenen Haaren in geringer Zahl in der Weise getragen, dass sie sich mit ihren Spitzen in denselben einsenken. Abweichend hiervon ist die Zahl der Otolithenhaare bei Scrgestes ailanticus M. Edw. eine grosse, an sechszig heranreichend; dieselben sind in zwei Längs- und in drei diese durch- kreuzenden Querreihen angeordnet und verschieden gross. An den Otolithen -Haaren lassen sich als drei deutlich von einander gesonderte Abschnitte: 1) der aus der Hauttläche heraustretende Poren- kanal, 2) die Haarkugel (Farre) und 3) der Haarschaft unterscheiden. Der Porenkanal bildet einen kurzen, queren Ring (Taf. LXXXIX, Fig. d,nn), von dessen beiden Seiten sich je ein Fortsatz zur Bildung der Kugel nach vorn erstreckt; der eine abgerundete („Zahn", Fig. 9, d) ist solide, der andere länger ausgedehnte zarthäutig {w). Ersterer (der Zahn) reicht Organisation. 939 bis ZU dem der Kugel aufsitzenden Schaft heran, in dessen Inneres eine schon in der Kugel beginnende Platte (Lingula Hensen) eintritt, um sich an der einen Seite desselben entlang zu ziehen (Fig. 9, /). Während diese Liugulaseite des Schaftes stets der Fiedern entbehrt, ist die gegen- überliegende dicht mit solchen besetzt (Fig. 9, c). Gegen die Basis der Lingula hin zieht die aus dem Porenkanal hervortretende Chorda (Fig. 9, ch). Von diesen gerade gestreckten Otolithenhaaren (Homarus) unterscheiden sich die Hakenhaare (Palaemon) einerseits durch den liiugeren und schmäleren Porenkanal (Fig. 7a, ff) andererseits durch den Zerfall des Schaftes in zwei Abschnitte, nämlich den eigentlichen Schaft (c) und die Endhaken (d); die Fiedern beschränken sich hier auf den Endhaken, während der Schaft glatt und nackt ist. d) Freie Haare des Gehörsackes. Im Innern des Gehörsackes der Brachyureu finden sich trotz der Abwesenheit von Otoiithen eigen- tliiimlich gebildete, frei in das Wasser hineinragende Haare in grosser Anzahl — bei Carcinus maenas z. B. etwa 300 — vor, weiche sich von den Otolitiienhaaren dadurch unterscheiden, dass der Porenkanal nicht frei aus der Chitinhaut hervortritt, übrigens je nach den einzelnen Stellen, welche sie bekleiden, verschieden geformt sind. Theils sind es Hakeu- haare (Taf. LXXXX, Fig. 12j, welche sich auf dem sogenannten Oto- lithenpiatz im Halbkreis gestellt vorfinden und von dort auf eine durch Leisten begrenzte Fläche übergehen; sie gleichen der Hauptsache nach denjenigen von Palaemon, sind aber bereits vor dem Beginn des Hakens gefiedert. Von ihnen auffallend verschieden sind die „Fadenhaare", durch ganz auffallende Länge und Schraalheit, sowie durch eine kurze Spaltung ihrer gefiederten Spitze ausgezeichnet. Sie finden sieh auf dem Buckel des Gehörsackes in einfacher Reihe stehend vor und bilden einen Wall, der den perpeudikuläreu Abschnitt des Sackes in zwei Hälften theilt (Fig. 14, 2)). Endlich die sogenannten Gruppenhaare (Taf. LXXXIX, Fig. 11) finden sich in grosser Anzahl zusammengedrängt in der äussersten Ecke des Sackes dicht am Kopfe des Hammers; sie sitzen einem weiten Porenkanal auf, entbehren der Kugel, sind glatt, mit feinkörnigem Inhalt versehen und lanzettlich abgestumpft. e) Hörhaare der K örperoberfläche sind von Hensen besonders für die Cariclea nachgewiesen worden und zwar vertheüen sich dieselben auf den Schaft beider Fühlcrpaare und auf die Seitentheile der Schwanz- flosse (Spaltbeine des sechsten Paares). Sie sind stets in sehr ansehnlicher, wenn auch je nach Gattungen imd Arten wechselnder Zahl vorhanden. So zählte Hensen z. B. bei Palaemon antennarius au den Inneufühlern 105, an den Aussenfühlern 18, am medialen Spaltast der Schwanzflosse 73, am lateralen 63, im Ganzen jederseits 259 (bei jüngeren Individuen nur 247) freie Hörhaare, welche zusammen mit Otolithenhaaren die Summe von 598 ergeben würden. Bei Crangon vulgaris ist die Zahl ungleich geringer: Innenfühler 37, Aussenfühler 8, äusserer Schwanzanhang 31, innerer 40, Gesammtzahl incl. Otolithenhaaren: 246. Die Bildung dieser äusseren 940 Decapoda. Hörbaare ist der Hauptsache nach die gleiche wie die der geraden Otolithenhaare (Taf. LXXXIX, Fig. 13). An den Fühlern stehen sie z. Th. in regelmässigen Querreihen und fehlen auch dem Seitendorn nicht; mit vereinzelten Ausnahmen sind sie nur auf der olieren Fläche entwickelt. Dagegen ünden sie sich an den Schwanzanhängen in grösserer Zahl auch auf der Unterfläcbe. f) Gehörnerv. Nach He nsen 's Untersuchungen an Palaemon theilt sich der an die Innenfühler verlaufende Nerv bei seinem Eintritt in dieselben in vier Aeste, von denen jedoch nur zwei in Beziehung zu den Gehörorganen treten und daher als speeifische Gehörnerven angesehen werden können, während die beiden anderen zu den Fühlergeissein und den Geruchscylindern verlaufen. Von den beiden Gehörnerven liegt der eine medial, der andere lateral. Der grosse mediale, mit recht breiten Nervenfasern versehene Stamm läuft uugetbeilt durch das Basalglied der Innenfühler hindurch, um sich sodann mit seinen Theiliingsprodiikten an die Gehörbaaie der beiilen Endglieder zu begeben. Der laterale Gehörnerv theilt sich dagegen sehr bald in drei Aeste. Der äusserste derselben schlägt die Richtung nach den Aussenfühlern ein und entsendet möglicher Weise seine Chorden an die von diesen entspringenden Gehör- haare. Ein zweiter wendet sich dem Seitendorn zu, bildet eine Anzahl Ganglien und versorgt die Gehörhaare dieses Dornes; von seiner Con- vexität geht in der Richtung nach vorn und in die Tiefe hinab der die Otolithenhaare mit seinen Chorden versehende Nerv. Der dritte endlich entsendet eine grosse Anzahl sehr langer, zunächst verbundener, dann aber büschelförmig auseinander spreizender Chorden an die in einer Querreihe am Endrande des Basalgliedes stehenden Gehörhaare. Die aus den Nervenstämmen terminal hervorgehenden Nervenfasern bilden nach längerem oder kürzerem Verlauf eine mit einem rundlichen Kern versehene Anschwellung und spitzen sich darauf zu einem feinen rundlichen Faden zu. Dieser von Hensen als Chorda bezeichnete Faden läuft eine Strecke weit bis zu einem Hörhaare fort, dringt durch die Mitte des Porenkanals und der Haarkugel hindurch und strebt sodann der im Haarschaft liegenden Lingula zu, an welcher er sich anheftet (Taf. LXXXIX, Fig. 9, ch). Bei ihrem Hervorgehen aus der Nerven- faser-Anschwellung ist die Chorda von einem wasserklaren, homogenen Bnnde umgeben, welches sie bis in den Porenkanal hinein begleitet; ihr Ansatz an die Lingula erfolgt mittels eines kleinen Knötchens und ist so fest, dass sie beim Abbrechen eines Hörhaares mit diesem verbunden bleibt und aus der Basis desselben als langer Faden hervorragt. Dass die Decapoden auf Töne reagiren, hat Hensen durch Ver- suche, hei welchen anderweitige Einwirkungen ausgeschlossen waren, festgestellt. Jüngere F'.xemplare von Pahiemon antcnnarhis, frisch ein- gefangen in ein Aquarium gesetzt, schleudern sich auf jeden Ton, der vom Fussboden oder von den Wandungen des Gefässes aus erzeugt wird, Ürgaiiisaliou. 941 sofort mit einem lebhaften Satz über das Wasser hinaus, während eine Erscbütteniug der Wände ohne Schiill sie ruhig lässt. Wird ein auf dem Wasser schwimmendes Brettchen hörbar geklopft, so springen sie; wird es dagegen lautlos von der Stelle bewegt, so bleibt die Reaktion aus. Schwieriger ist ein überzeugender Nachweis für die Brachyuren, bei denen das Resultat mehr passiv ausfällt. Individuen von Carduus maenas, welche des Nachts halb über Wasser geräuschvoll athmeten oder im Zimmer rasselnd spazieren gingen, pausirten eine Zeit lang auf einen lauten Anruf oder ein sonstiges Geräusch. Geruchsorgane. Die schon bei den vorhergehenden Ordnungen der Malacostraca wiederholt erwähnten zart contourirten Geruchscyliuder (Geruchszapfen, Riechhaare) finden sich bei den Decapoden stets an der Aussengeissel der Innenfühler*) oder, wenn diese gegabelt erscheint, an dem kürzeren der beiden Gabeläste {Palaemon, Lt/smata) in verschiedener Zahl und Vertheilung vor. Während sie sich bei Astams vom neunten Gliede an auf alle Glieder der Aussengeissel erstrecken, beschränken sie sich bei Uomarus und Palinurus auf die terminalen 2/5 der letzteren, bei CalUa- nassa (Taf. XC, Fig. 6) auf die neun vorletzten, nach innen und ab- wärts merklich erweiterten Glieder, bei Crawjon cataphr actus sogar nur auf die sieben vorletzten (der hier stummelartig verkürzten Aussengeissel). Abweichend hiervon zeigen Penaeus (caramote und mcinbrunaccus) und Niha {exhdis) die Geruchsglieder nur im Bereich des angeschwollenen Basaltheiles — l^ila selbst nur an den letzten ^/g desselben — während der fadenförmige Endtheil der Aussengeissel ihrer entbehrt, Stenopus (s2nnosns) dagegen solche etwa bis zum 20. Glied von der Basis aus, also — bei der enormen Länge der Geissei — nur auf eine relativ kurze Strecke hin. An dem kurzen Spaltast der Aussengeissel von Palaemon (Leander) sqniUa fehlen die Geruchscylinder an den 7 bis 8 dünnen End- gliedern, kommen dagegen den 28 bis 30 breiteren vorangehenden zu. In gleicher Weise wie die Vertheilung über die Aussengeissel selbst schwankt auch die Zahl und Anordnung der Geruchscylinder an den einzelnen Gliedern derselben. Während bei Askicus (Taf. LXXXVI, Fig. 4, ol) jedes einzelne Glied fewei Bündel von je vier bis fünf solcher Gebilde, das eine nahe seinem Ende, das andere vor seiner Basis trägt (das neunte und zehnte Glied deren jedoch nur drei bis vier am Ende), entspringen sie bei Eomarus nur vom Endrande, hier aber in zwei Parallelreihen, bei Palaemon squilla in Büscheln zu fünf bis sechs bei der Mitte und vom Endrande, bei Crangon cutaphradus von der ganzen *) Die S. 862 gegebene Unterscheidung von Innen- und Aussengeissel ist dahin zu berichtigen, dass die am Schaft meist mehr oberhalb entspringende und mit Sinneshaaren versehene, zuweilen {Palaewon) gespaltene, als die Aussen-, die etwas tiefer liegende als Innengeissel zu betrachten ist. J)42 Dccaiiofla. Lauge der sieben vorletzten Glieder in Mehrzahl, bei Calüamissa suh- terranea von jedem Gliede zu zweien u. s. w. In manchen Fällen (Äsfacus) den Geisselgliedern an Länge nachstehend, können sie in anderen {Falacmon, CaUkinassa) die doppelte Länge dieser erreichen oder übertreffen, nicht selten (Crangon) auch über die dreifache noch hinaus- gehen. Bei alledem behalten sie jedoch die Form eines bald kürzeren und breiteren, bald längeren und schmäleren cylindrischen Schlauches, welcher sich an seinem Ende plötzlich zu einem feinem Knöpfchen ab- schnürt, bei und verlaufen von der unteren Seite der Glieder schräg nach vorn und abwärts, zuweilen (Falaemon, Nilca) sich dabei deutlich nach aussen wendend. Nicht unwesentlich modificirt ist das Verhalten der Geruchscylinder durch die starke Verkürzung der Aussengeissel, wie sie ausser bei den Brachyuren (Carcinus, Lupa: Taf. LXXV, Fig. 2a, an^, Plafi/onycJiiis: Taf. LXXIX, Fig. 8a, an', Pisa u. A.) auch bei Porcdlana: Tai. LXXIV, Galathea: Taf LXXXII, Fig. 7, ol), Pagums: Taf. LXXXII, Fig. 2, ol, Taf. LXXXX, Fig. 5 u. a. vorkommt. Hier sind alle zwischen den grossen und dicken Basal- und den verdünnten Endgliedern (bei Carcinus z. B. vier, bei Galathea und Pagums zehn u. s. w.) gelegene, kurz und breit ringförmige Glieder an ihrer Innenseite mit einer sehr dichten, aus langen haarförmigen Schläuchen gebildeten Franse besetzt, welche dadurch, dass die von jedem einzelnen Gliede in Mehrzahl entspringenden und in eine feine kegelförmige Spitze auslaufenden Gebilde dicht aneinander schliessen , das Bild einer Fahne hervorruft. Bei solchen Brachyuren indessen, deren Inneufühler unter dem Stirnvorsprung tief eingesenkt und ganz verborgen liegen, wie bei Cardisoma, Ocypode, Gelasimus u. a., und bei welchen die Endgeissein mehr oder weniger verkümmern, redu- ciren sich auch die Geruchszapfen auf eine geringe Anzahl stumnielförmiger Schläuche (Gelasimus: Taf. LXXV, Fig. 5a). Die Geruchscylinder sind auf ihrer Unterlage ungleich weniger frei beweglich eingelenkt, als die Gehörhaare, mit welchen sie übrigens nicht nur darin, dass sie im Bereich ihrer Basalhälfte schärfer, jenseits der- selben sehr zart contoiirirt sind, sondern auch betreffs ihrer Innervirung im Wesentlichen übereinstimmen. Letztere ist vor Kurzem durch vom Rath an den Geruchscylindern von Ästacus eingehend geprüft und ungleich complicirter gefunden worden, als sie Hensen seiner Zeit für die Gehörhaare zu ermitteln im Stande war. Der an den einzelnen Geruchszapfen verlaufende Nerv tritt nämlich nach ihm nicht durch die an der Basis des ersteren liegende Zellengruppe („Ganglion" der Autoren) hindurch, sondern löst sich schon am Grunde derselben in einzelne Fasern auf, welche nun ihrerseits je an eine „Siuneszelle" herantreten. Die aus dem vorderen Theil dieser Sinnes- oder sensiblen Epithelzellen (Taf. LXXXVI, Fig. 5, g) hervortretenden protoplasmatischen Ausläufer legen sich sodann zu einem feinstreifigen Bündel, dem sogenannten Terniinalstrang (Fig. 5, t) — welche Bezeichnung v. Rath an Stelle Uiganisatioii. 943 der H e US en 'sclieu Chorda einführt — zusammen, um als solcher in das Innere des Geruchscylinders einzutreten und oit bis zur Spitze desselben erkennbar zu bleiben. Uebrigens wird das Lumen des letzteren keines- wegs durch den Terminalstrang allein ausgefüllt; vielmehr senden auch Hypodermiszelien deutliche Fortsätze in die Höhlung hinein. Die Zahl der an der Basis eines Ricchhaares von Astacus liegenden Sinneszellen (Fig. 5, (j) ist eine beträcbtiichc; von den Hypodermiszcllen (Fig. 5, hp) lassen sie sieb durch den runden Nucleus, helleres Ausehen und grössere Breite leicht unterscheiden. Liegen sie, wie bei den Cariden und Braehyuren, von der Basis des Geruchscylinders weit entfernt, so erreicht der Terminalstrang eine ansehnliche Länge. Letzterer sowohl wie jede Gruppe der ihm zum Ursprung dienenden Sinneszellen wird von einer zelligen Hülle, der direkten Fortsetzung des Neurilemms, umkleidet. T a s 1 0 r g a n e. Als solche sind alle diejenigen Haargebilde der Decapoden in An- spruch zu nehmen, welche, ohne einem specilischen (Gehörs- oder Geruchs-) Sinne zu dienen, sich durch die Anwesenheit von Sinneszellen und eines aus diesen hervorgehenden Termiualstranges, welcher in ihr Inneres ein- tritt, auszeichnen und sich hierdurch von indififerenten Haaren unter- scheiden. Ihre Verbreitung über die Körperoberfläche ist eine sehr aus- gedehnte, da sie sich nicht nur an den beiden Fühlerpaaren, sondern auch an sämmtlichen Mundtheilen einschliesslich der Kiefeifüsse, an den Wandel- und Schwimmbeinen, ferner auch besonders an den fünf die Schwanzflosse (der Macruren) zusammensetzenden Lamellen vorfinden. Selbst den dorsalen Halbringen des Rumpfes gehen sie nicht ab, wenn sie hier auch nur sporadisch auftreten. An den Innenfühlern treten solche Tasthaare nicht selten vereinzelt in unmittelbarer Nähe von Geruchs- cylindern {Astacus: Taf. LXXXVI, Fig. 4, p), an den Aussenftthlern in weiterer Verbreitung sowohl an den Geisselgliedern wie an den Rändern der Schuppe auf. So besitzt z. B. Palaemmi (Leander) sqiiiUa doppel- fiedrige Tasthaare an der Schuppe, glatte und scharf zugespitzte an der Spitze des letzten Schaftgliedes und an einigen basalen Geisseigliedern der Aussenfühler. An der luuengeissel der Innenfühler ist jedes zweite bis dritte Glied an seinem Ende mit einem einzelnen glatten, anfangs breiten, sodann lang und scharf zugespitzten Tasthaar versehen. Bei Astacus trägt die entsprechende Geissei der Innenfühler am Ende ihrer einzelnen Glieder innen zwei bis drei, aussen ein eiczelnes glattes und zugespitzes Tasthnar, während die Spitze des Endgliedes deren sieben bis acht auf sich vereinigt. An den Mandibeln ist es die Spitze des Tasters, welche eine grössere Anzahl von Tasthaaren dicht bei einander wahrnehmen lässt (Astacus u. A.), an den Maxillen und Kieferfusspaaren vertheilen sie sich auf den Exo- und Endopoditen in gleicher Weise wie auf die Laden. In ihrem Aussehen können diese Tasthaare ganz ähnliche 944 Dccapoila. Modifikationen wie gewöhnliche Haare eingehen, indem sie bald glatt, bald gefiedert oder halb gefiedert erscheinen, im ersteren Fall auch sowohl schlank und scharf zugespitzt als kürzer und abgestumpft sein können. 5. Muskelsystem. In Uebereinstiramung mit allen übrigen Arthropoden sondern sich die Muskeln der Decapoden am Rumpf sowohl wie an den Gliedmaassen in Flexoren (Adduktoren) und Extensoren (Abduktoren), von denen erstere die massig ungleich überwiegenderen sind. Während sich die Gliedmaasen- muskeln der allgemein gültigen Norm anschliessen oder einer besonderen Specialisirung höchstens mit Rücksicht auf die sehr mannigfache Ver- wendung und die damit verbundene Gestaltung der einzelnen Extremitäten unterworfen sind, lässt die Rumpfmuskulatur eine ganze Reihe specifischer und für die Decapoden charakteristischer Eigenthümlichkeiten in enger Anpassung an die Besonderheit ihres Hautskeletes erkennen. Der mehr oder weniger fest in sich gefügte Vorderkörper (Cephalothorax) fuugirt dem frei beweglichen Hinterkörper (Postabdomen) gegenüber im Betreff der Rumpfmuskeln der Hauptsache nach als fester Hebelarm, während seine Beweglichkeit in sich auf ein geringes Maass von Hebung und Senkung des Rückenschildes beschränkt ist. Die auffallenden Verschieden- heiten, welchen das Volumen des Hinterleibes im Vergleich zum Cephalo- thorax bei Macruren und Brachyuren unterworfen ist und welchen gleich grosse Differenzen in der Leistungsfähigkeit dieses Körperabschnittes ent- sprechen, müssen selbstverständlich ihren adäquaten Ausdruck in einer den ersteren entsprechenden sehr hoch ausgebildeten, dagegen bei letzteren in einer kümmerlichen Entwicklung der Muskulatur finden. Die eingehenden Untersuchungen, weiche V. Audouin und H. Mi Ine Edwards der Rumpfmuskulatur des Hummers (Taf. XC, Fig. 2 — 4) ge- widmet haben, können ein für das Verhalten derselben zutreffendes Bild bei den normal gebildeten Macruren überhaupt abgeben. Nach denselben sind diejenigen Muskeln, welche den Hinterleib in toto am Cephalothorax bewegen , innerhalb des letzteren gelegen. Die der Rückenseite zu- gewandten Extensoren (Fig. 2, ex u. ex^) nehmen von der Innenseite der Cephalothoraxwölbiing ihren Ursprung und fassen den Darm und das Herz zwischen sich, was speciell für die lauggestreckten und nach hinten stark couvergirenden (Fig. 2, ex) gilt. Während diese sich in der Mitte des ersten Abdominal -Halbringes und zwar nahe seinem Vorderrande inseriren, findet die Anbeftung der ungleich kürzeren seitlichen (Fig. 2, ex^) nach auswärts von jenen statt. Beide liegen übrigens nicht genau in der- selben Ebene, die mittleren vielmehr etwas über den seitlichen. Die ungleich mächtiger entwickelten Flexoren (Fig. 2 u. 3, fl), welche unter- halb des Darmes gelegen, zu mehreren Paaren von den Endosternen und Endopleuren ihren Ursprung nehmen, erscheinen in der Weise abgestuft, Organisation. 945 dass die sich iu der Mittellinie berüliienileu die längsten, d. h. die am weitesten nach vorn reichenden sind, während die sich ihnen nach aussen anschliessenden Schritt für Schritt kürzer werden. Auch sie bilden eine dünne obere und eine sehr dicke untere Schicht; an letzterer lassen sich jederseits ein Central - Muskel (Fig. 4, d), ein Musculus rectus (r), ein iMiiseulus obliquus (oh) und zwei Musculi laterales ([) unterscheiden, welche sich sämnitlich am Vorderrand des unteren Halbbogens des ersten Hinter- leibsringes inseriren. Jlit dem Beginn des Hinterleibs hebt, den Grössen- und Formenver- hältnissen seiner Segmente entsprechend, ein etwas verändertes Verhalten der Muskulatur an. Die Exteusoren, welche je vom Hinterrand des einen Segmentes zum Voiderrand des nächstfolgenden verlaufen und von ge- ringer Dicke, mithin abgeplattet sind, bilden zwei übereinander geschichtete Lagen. Die unmittelbar unter der Riickenhaut verlaufenden (Fig. 2, sj?) sind jederseits zu einem geraden, zunächst der Mittellinie gelegenen und zu einem äusseren schrägen, beträchtlich breiteren vorhanden; die von diesen bedeckten unteren (Fig. 2, ip schlagen zu dreien jederseits, von denen der median verlaufende der breiteste, die gerade Richtung von vorn nach hinten ein. Von den gleichfalls zu zwei Lagen vorhandenen Flexoren sind die oberflächlich, d. h. der Bauchhaut zunächst gelegenen sehr sehwach entwickelt und nur durch einige von Segment zu Segment verlaufende Längsfasern repräsentirt. Dieselben entspringen von der weichen Geleukhaut mibe dem Hinterrand eines Ventialhalbringes und inseriren sich am Hinterrand des zunächst folgenden. Ein um so mäch- tigeres Fleischpolster bilden dagegen die inneren, d. h. tiefer gelegenen Flexoren (Taf XC, Fig. 1, fl; Fig. 3, fi u. fi*}, an welchen man bei der Betrachtung von oben (Fig. 3) schräge seitliche und von diesen grössten- theils bedeckte quer verlaufende mediane Bündel unterscheiden zu können glaubt. Ein genauerer Verfolg derselben, der sich besonders bei Trennung der Bündel von der Bauchseite her erzielen lässt (Fig. 4), ergiebt indessen, dass jedes Querband (fr) nur die unmittelbare Fortsetzung eines Schräg- büudels (//-, //■'j ist und dadurch zu Stande kommt, das^s sich letzteres schliiigenförmig nach der entgegengesetzten Seite hinüberwendet: ein Vorgang, der sich innerhalb der vier vorderen Hinterleibssegmente fast übereinstimmend in der Weise wiederholt, dass der Ansatz eines Schräg- muskeis je um ein Segment weiter nach hinten verlegt ist, als dasjenige, in welchem seine Querschlinge verläuft. Letztere ist zugleich in einer anderen , nämlich mehr der Rückenseite zugewendeten Ebene als der seitliche Ansatz des Schrägmuskels gelegen (Fig. 3 u. 4, tr), indem letzterer nach Bildung der Schlinge sich abwärts senkt. Während der vom zweiten Segment entspringende schräge Beugemuskel (Fig. 4, fl^), dessen quere Fortsetzung (fr'^) dem Hinterrande des ersten Segmentes entspricht, sich um den aus dem Cephalothorax kommenden jederseitigen Centralmuskel herumschlingt, ändert sich dies Verhältniss bei den ent- sprechenden Schrägmuskeln der folgenden Segmente in der Weise, dass Uro im. Klassen des Thier- Keichs. V. 2. (30 946 Decapoda. jedesmal au der Stelle, wo der Queriuuskel nach aussen und vorn um- biegt, ein neuer, nach hinten verlaufender Längsrauskel — dem Central- muskel entsprechend — seinen Ursprung nimmt, um sich dann seinerseits in gleicher Weise von dem Schrägmuskel des folgenden Segments um- schlingen zu lassen. Im fünften Segment nehmen abweichend von den vorhergehenden die Querbündel (Fig. 3, fi) aut der Rückenseite der Flexoren einen sehr ansehnlichen Umfang an und gehen beiderseits ganz unmerklich in die Schrägniuskeln über; vom sechsten Segment an brechen sie dagegen plötzlich ab. Die an ihrer Unterseite entspringenden und sich in das Endsegmeut hineinerstreckenden Längs- und Schrägmuskelu (Fig. 3, fi'^) sind hier von den stark entwickelten Muskeln der seitlichen Schwanzfächer überlagert und schliesen den After (ä) zwischen sich. Eine eigenthümliche Modifikation geht die Rumpfmuskulatur bei den mit zwar stark entwickeltem, aber weichhäutigem und entweder um seine Axe gedrehtem oder spiralig aufgerolltem Hinterleib versehenen Paguriden ein. Die mehr oder weniger starke ventrale Einkrümmung ihres Hinter- leibes wird durch eine starke und dauernd gewordene Contraktiou der Flexoren hervorgerufen, welche eine beträchtliche Zerrung und Erschlaffung der Extensoren im Gefolge hat. Dem verkürzten und abgeplatteten Hinterleib der Brachyuren entspricht eine nur kümmerlich entwickelte Muskulatur im Bereich seiner hinteren Segmente, während diejenige des Cephalothorax und der sich ihm zunächst anschliessenden Postabdominalriuge sich bis auf die stärkere Verkürzung derjenigen der Macruren in der Hauptsache nähert. So sind z. B. bei dem Weibchen von Cancer (Platycarcinus) pagurus die Extensoren der vier vordersten Hinterleibssegmeute noch ansehnlich hoch, fast polster- förmig entwickelt, flachen sich aber bereits im fünften merklich ab, um schliesslich im sechsten und siebenten nur noch als eine ganz dünne Lamelle übrig zu bleiben. Jede Segmentgruppe dieser Streckmuskeln heftet sich mit ihrem hinteren Ende auch nicht an den verdickten Vorderrand des folgenden Ringes, sondern an eine horizontal verlaufende Chitinplatte an, welche, der Mittellinie entsprechend, aus der Verbindungshaut zweier aufeinander folgender Segmente ihren Ursprung nimmt und in der Richtung nach hinten allmählich kürzer und schmäler wird, so dass sie auf der Grenze vom sechsten und siebenten Segment kaum von einem Drittheil der Breite derjenigen ist, welche zwischen dem zweiten und dritten hervor- tritt. Eine Vereinfachung der Hinterleibsmuskeln wird nicht nur in den- jenigen Fällen, in welchen eine Verschmelzung mehrerer aufeinander folgender Segmente stattgefunden hat, sondern sehr allgemein auch dadurch bewirkt, dass sich die Muskulatur aus den erweiterten und abgeflachten Seiten der Segmente zurückzieht und auf einen medianen, die nächste Umgebung des Darmes bildenden Strang beschränkt. In besonders auffälliger Weise tritt dies bei solchen Brachyuren in die Augen, deren Weibchen sich durch einen breit ovalen oder nahezu kreisförmigen Hinterleib auszeichnen, wie z. B. bei Tclpliusa. Nach Mi Ine Edwards wären am Hinterleib der i Organisation. 947 Biacliyuren von den Flexoren überhaupt nur die obci flächlichen 7Air Aus- bildung gelangt; trotzdem erscheinen sie den Extensoreu gegenüber als die ungleich stärker entwickelten. Unter den Gliedmaassenmuskeln haben diejenigen der ungemein kräftigen Maudibeln von jeher die Aufmerksamkeit der Beobachter in hervorragendem Maasse auf sich gelenkt. Der die Oeffnung der Ober- kiefer bewirkende Abductor mandibulae nimmt seinen Ursprung von einem der Innenseile der seitlichen Cervikalfurche entsprechenden leisfenartigen Vorsprang und füllt die Höhlung des nach oben und aussen gerichteten BasalstUckes, an dessen Wandungen er sich anheftet, aus. Der ungemein massige, den Schluss bewirkende Adductor mandibulae (Taf. XC, Fig. 1 u. 2, mcl) entspringt dagegen mit breiter Basis an der seitlichen Rücken- wand der Regio gastrica und steigt, sich kegelförmig verjüngend, schräg nach vorn und innen abwärts, um in einen cylindrisclien, oberhalb pinsel- artig zerschlitzten Chitinstrang, die sogenannte ,,Hehne" des Kiefermuskels (Taf. LXXXIII, Fig. 11), auszulaufen. Letzterer inserirt sich unter freiem Gelenk an den hinteren Rand des Oberkiefers, da wo gegenüber dem Taster- Ursprung das Basalstück an die Schneide anstösst (Taf XC, Fig. 3, md'). Auch für den Ansatz der Beuge- und Streckmuskeln, welche die einzelnen Glieder der Beine aneinander bewegen, finden sich bei allen kräftigeren Decapoden Chitinplatten vor, welche von der Basis eines Gliedes entspringend, weit iu die Höhlung des vorangehenden frei hinein- ragen. Solche in der Regel schmal lanzettliche Platten können eine sehr beträchtliche Länge erreichen und derjenigen des Gliedes, als dessen Anhang sie sich darstellen, wenig nachstehen. So erreicht z. B. die- jenige, welche dem 22 mm langen Klauengliede von Cardisoma Guan- humi ansitzt, die Länge von 16 mm und eine vom drittletzten (fünften) Gliede in die Höhlung des Feraur hineinragende sogar eine solche von 28 mm. Am bekanntesten sind diese Chitinplatten aus den gewaltigen Scbeeren des Hummers, des Flusskrebses und der grossen Taschenkrebse, wo sie an der Basis des Digitus mobilis nicht zu einer, sondern zu zweien, und zwar nebeneinander ihren Ursprung nehmen. Die eine der- selben, welche dem Aussenrand des siebenten Gliedes entspricht, ist gleichfalls schmal und dient dem Musculus abductor cheiae zum Ansatz (Taf. LXXXIII, Fig. 10, ab); die andere dagegen, länglich und ab- gerundet viereckig, ist von mehr als halber Breite der weiten Höhlung des sechsten Gliedes und nimmt den massigen Musculus adductor auf, welcher den Schluss der Scheere bewerkstelligt (Fig. 10, ad). Bei dieser Gelegenheit mag der vielen mit grossen Scheeren aus- gerüsteten Decapoden zukommenden Fähigkeit gedacht werden, sieh dieser Scheeren spontan durch At)brechen an ihrer Basis zu entledigen. Man hat wiederholt beobachten wollen, dass Taschenkrebse, welche bei einer ihrer grossen Scheeren ergriffen wurden, dieselbe plötzlich in der Hand ihres Verfolgers zurückliessen, um sich ohne dieselbe aus dem Staube zu machen. Das Gleiche berichtet Huxley auch vom Flusskrebs, 60* 948 Decapoda. bei welchem das Abwerfen ebenfalls schon in Folge des Festhaltens der Scheere erfolgen soll. Letzteres wird indessen sowohl für diesen wie für die Taschenkrebse von Fredericq bestritten; vielmehr soll nach ihm das Abwerfen unabhängig von dem Willen des Tbieres vor sieh gehen und auf einer Reflexbewegung bestimmter Muskeln beruhen. Letztere lässt sich leicht durch verschiedene Reizmittel, wie starken Druck, Durchschneiden des Gliedes, elektrischen Strom, scharfe Chemi- kalien, Hitze u. s. w. hervorbringen. Von Dewitz ist dies experimentell bestätigt worden: Flusskrebse, welche behufs Tödtung in heisses Wasser gehalten wurden, entledigten sich — wenn auch nicht in allen Fällen — plötzlich ihrer Scheeren. Letzteres tritt regelmässig ein, wenn man die Spitze der Scheere in eine Spiritusflamme hält oder wenn bei Fixirung des drittletzten Gliedes (Carpus) das sechste (Digitus fixus) durchschnitten wird. Der Krebs verfällt nach dem Durchschneiden in Zuckungen, lässt die verletzte Scheere fahren und stürzt ohne sie zu Boden. Auch ein auf dem Tische kriechender Krebs wirft die Scheere ab, wenn man dieselbe nach dem Durchschneiden fixirt. Die Abtrennung findet • — nach Fred6ricq auch beim Hummer — stets auf der Grenze von Coxa und den beiden darauffolgenden, fest mit einander verbundenen Gliedern statt. Von den Hinterleibs-Gliedraaassen sind die normal gebildeten und mehr oder weniger schmächtigen fünf vorderen Paare nur mit schmalen und dünneren, dagegen die an der Herstellung der Schwanzflosse be- theiligten des sechsten Paares mit um so massiger entwickelten Flexoren und Extensoren ausgestattet (Honiarus: Taf. XC, Fig. 3 u. 4). Bei den Brachyuren fallen letztere mit dem Mangel der Schwanzflosse ganz fort und diejenigen der vorhergehenden Segmente sind nur so weit ent- wickelt, als letztere Spaltbeine tragen. Sie lassen sich daher bei den weiblichen Individuen vom zweiten bis in das fünfte Segment verfolgen, während sie bei den männlichen schon von dem dritten an zu schwinden beginnen. Eine einseitige Entwicklung der für die Hinterleibs -Glied- maassen bestimmten Muskeln charakterisirt die Paguriden und Litbo- dideu; doch zeigen erstere sie wieder an den Spaltbeinen des sechsten Paares beiderseits, wenn auch nicht ganz symmetrisch ausgebildet. Histiologische Struktur. Die farblosen, glashellen und derben Körpermuskeln der Decapoilen sind wiederholt der Gegenstand eingehender Untersuchungen von Will, Reichert, Leydig, Haeckel u. A., übereinstimmend am Flusskrebs angestellt, gewesen. Ihre leicht isolirbaren Primitivfasern lassen in einem strukturlosen, cyliudrischen Schlauch eingeschlossen die quergestreifte Inhaltsmasse und zwischen beiden zerstreute Kerne leicht erkennen. Ersterer, das Sarkolemma, erscheint vollkommen glashell, trotz seiner Dünnheit fest und elastisch. Die seiner Innenseite anliegenden Kerne Organisation. 949 sind unregelmässig vertbeilt, länglich oval, zuweilen paarweise genähert oder in der Längstheilung begriffen. Die contraktile, quergestreifte Jnhaltsmasse des Sarkolemiuas, das sogenannte Fibrillenbündel, lässt die Bowm an 'sehen „primitive particles" oder „sarcous elements" besonders nach Behandlung mit verdünnter Salzsäure sehr deutlich als den wirk- lichen Grund der „Querstreilung", welche daher nicht (nach Will) durch eine zickzackartige Biegung der Fibrille hervorgerufen wird, erkennen. Je nach dem Grade der Contraktion erscheinen die dunkleren und fein längsgestreiften Scheiben (discs) und die mit ihnen alternireuden hellen Zwischenscheiben von verschiedener relativer Länge, so dass beide bald das Bild gleich grosser, aneinander gereihter Quadrate, bald von queren, hellen Bändern, welche durch dunkelere Linien getrennt sind, darbieten. Das von Leydig nachgewiesene feine „Lückensystem" ist beim Fluss- krebs auch an ganz frischen Muskeln sehr deutlich zu erkennen. Bei Betrachtung des Primitivbiindels von der Fläche erscheinen die Lücken als sehr feine spindelförmige, selten sternförmige Hohlräume, deren End- ausläufer sich zwischen den Fibrillen verlieren, während sie sich auf dem Querschnitt theils als rundliche, theils als mehrspitzige Figuren zwischen kleineu Fibrillengruppen zu erkennen geben. Chemische Beschaffenheit. Abweichend von Staedeler, welcher den aus dem Muskelfleisch von Astacus gewonnenen Extrakfivstoff als Tyrosin in Anspruch nahm, hat H.Do hm (1861) denselben als einen, wenn auch nahe verwandten, so doch besonderen Körper unter dem Namen Astacin nachgewiesen. Mit diesem in den Muskeln nur in geringen Quantitäten vorhandenen Stoff ist übrigens auch das im Sekret der Antennen- (grünen) Drüse von Will und Gorup-Besanez vermeintlich aufgefundene „Guanin" und das für die Krebsleber angegebene und hier reichlich vorhandene „Tyrosin" identisch. Zum Nachweis des Astacin wurde das Schwanz- und Scheerenfleisch des Flusskrebses, fein zerschnitten, mit Wasser extrahirt, der so gewonnene Saft im Wasserbade erhitzt, bis das Eiweiss und das damit verbundene Pigment coagulirt waren, und sodann filtrirt. Nach Fällung des Pigmentrestes mit Baryt zeigte das Filtrat eine gold- gelbe Färbung. Acht Tage lang der Kälte ausgesetzt, Hess dasselbe auf dem Filtrum das Astacin, zuerst mit einem Schleim vermengt und nach Beseitigung dieses, rein zurück. In diesem Zustand stellt das Astacin ein weissliches Pulver ohne irgend welche Krystallbildung dar, welches in Aether und Alkohol überhaupt nicht, in kaltem AVasser sehr schwer, in heissem leichter löslich ist. Seine quantitäre Analyse ergab, ab- weichend von Tyrosin: C 58,9. H 6,3. N 8,5. 0 26,3. In Schwefelsäure wird es nicht, wie Tyrosin, mit tief rother, sondern mit mehr gelber Färbung gelöst. 950 Decapoda. Im Uebiigen ist als Eigenthümlichkeit des aus den Krebsmnskeln gewonuenen Fleischsaftes zu erwähnen, dass er keinerlei sauere Reaktion erkennen lässt und dass er an Stelle der phosphorsauren Salze (Verte- braten und Mollusken) bedeutende Mengen von Chlornatrium enthält. Ausser Eiweiss und Astacin lässt sich von organischen Substanzen darin in ansehnlicher Quantität eine klebrige Masse nachweisen. Kirch (1886) fand in den Muskeln des Flusskrebses einen je nach der Jahreszeit, der Krnährung u. s. w. schwankenden Gehalt von Glycogen, der zwischen 0,052 und 0,143 "/o berechnet wurde. Dasselbe findet sich in den Muskelfibrillen stets diffus vertheilt; entweder sind diese selbst davon durchtränkt, wie z. B. in der besonders glycogenhaltigen Musku- latur des Darmes, oder die sie vereinigende Bindesubstanz. Die Ver- breitung durch einen und denselben Muskel i!is zum vorderen Ende des Ganglion infraoesophageum verläuft, um sieh hier in zwei Aeste zu spalten; diese begleiten alsdann den Oesophagus, geben einen Seitenzweig an die Mandibularmuskelu ab und endigen vor diesen in der Mundgegend. Unter den in die Gliedmaassen 1016 Dccaiiocia. eintretenden Seitenästen der Arteria sternalis sind naturgemäss die für das grosse Scheerenbeinpaar bestimmten die bei weitem stärksten (Taf. C, Fig. 4, jj^; CI, Fig. 1, ap). Die aufgebrochene Scheere eines injicirten Krebses zeigt den Haupt-Arterieustnnim in fast gerader Riclitung bis zum Ende des fünften Gliedes verlaufend; innerhalb des angeschwollenen Theiles des sechsten beschreibt er dagegen einen starken, seine Rundung nach innen richtenden B(.geu und gabelt sich an der Basis des Digitus mobilis in zwei Aeste, von denen der eine in das Innere dieses, der andere unter starker Krümmung nach aussen in den Digitus fixus eintritt. Sowohl der Hauptstamm wie die beiden Gabeläste entsenden zahlreiche, vielfach ramifioirte Heitenzweige. Von diesem Verhalten des arteriellen Gefässsystemes, welches, da es von Audouin und Milne Edwards in übereinstimmender Weise auch für den Hummer geschildert wird, wenigstens für die höheren Macruren als allgemeingültig wird angesprochen werden können, lassen die wenigen bis vor Kurzem darauf untersuchten Brachyuren verschiedene, wenngleich sekundäre Abweichungen erkennen. Der grösseren Breite des Herzens und dem in transversalem Sinne entwickelten Cephalothorax der Cancrina entsprechend, nehmen die Arteriae laterales in weiterer Entfernung von der Aorta cephalica ihren Ursprung und schlagen, abgesehen von den au die Magenwand gelangenden Zweigen, mehr einen seitlichen als einen schräg nach vorn gerichteten \^erlauf ein; auch entsenden sie an die hier ungleich derbere, den dicken Kalkpanzer auskleidende Matrix besonders zahlreiche und starke Seitenäste {Cancer: Taf. XCIX, Fig. 1, al). Für ilaja, wo die beiden Leberhälften median verschmelzen, hebt Milne Edwards als charakteristisch ein complicirtes Anastomosiren zwischen den beiden Leber- arterien hervor, und seiner Abbildung von dem Gefässsystem zufolge würde bei derselben Gattung die Aorta posterior nach ihrem Eintritt in das Post- abdonien nicht einfach bleiben, sondern sich schon an der Basis desselben in zwei Aeste gabeln, welche rechts und links vom Hinterdarm verlaufend, nun ihrerseits die an die Segmentmuskeln verlaufenden Seitenzweige ab- geben. Der Kürze und Breite des Sternums entsprechend ist ferner die Arteria sternalis der Brachyuren von ungleich gedrungenerer Form und lehnt sich nicht nur hierdurch, sondern auch darin, dass sie auf dem Grunde der Leibeshöhle frei liegt, d. h. des Einschlusses in einen Sternal- kanal entbehrt, der über ihr gelegenen gemeinsamen Ganglienmasse er- sichtlich au. Ihren Ursprung nimmt sie ferner nicht mehr direkt aus dem Herzen, sondern aus der Basis der Aorta posterior. Letzteres ist wenigstens die Angabe von Claus (1884) für die von ihm untersuchten Brachyuren, während Bouvier (1891) gerade zu dem entgegengesetzten Resultat gelangt ist. Nach ihm zeichnen sich die Brachyuren durchweg gerade dadurch aus, dass die Aorta posterior und die Arteria descendens s. sternalis getrennt aus dem hinteren Herzende hervorgehen, während bei den Macruren (Palinurns u. A.) nur ein einzelner Arterienstamm existiren soll, welcher sich erst nachträglich in der Weise Organisation. 1017 spaltet, dass die Arteria descendens als eine Abzweigung der Aorta posterior anzusehen ist. Dass letzteres indessen wenigstens für den Fluss- krebs nicht zutrifft, gebt aus der oben gegebenen Schilderung seines injicirten Arterieusystemes hers'or. Da die bisherigen Angaben über das Arteriensysteni der Decapoden nur auf der Untersuchung vereinzelter Macruren- und Brachyuren-Forraen basirten und es von vornherein zu erwarten stand, dass bei der Einbeziehung zahlreicherer und möglichst verschiedenen Gruppen angehöriger Gattungen sich mehr oder weniger bedeutende Modifikationen in dem Verhalten der grösseren Arterienstämnie zu den von ihnen versorgten Organen heraus- stellen würden, hat Bouvier (1891) behufs einer mehr vergleichenden Darstellung des Arteriensystems die von jeher angewandten Injectionen desselben vom Herzen aus auf eine grössere Anzahl bisher nicht nnter- suchter Gattungen ausgeführt, unter welchen die Brachyuren allerdings ziemlich reichhaltig, die sogen. Anomuren aber nur durch Porceüann und Paguriis vertreten sind, so dass eine Reihe typischer Formen, wie Dromia, Lithodcs, Galathea n. A. noch keine Berücksichtigung erfahren haben. Immerhin sind seine Untersuchungen nicht unergiebig für die Keuntniss des Arteriensystems geblieben und haben verschiedene in derselben ge- bliebene Lücken ausgefüllt; als die wichtigsten Resultate derselben mögen folgende hier Erwähnung finden: Die Arteria descendens tritt bei den Macruren zwischen dieCommissuren vom dritten zum vierten Beinganglion hindurch, um sich erst nnterhalb der Ganglienkette in die Arteria sternalis und ventralis zu spalten. Bei Porcellana und unter den Brachyuren bei den Gattungen Calcq^pa, Atelecydus, Corystes, Grapsus und den Cydometopa mit Ausnahme von Eriplüa passirt sie nahe der grossen Bauchganglienmasse gleichfalls die Commissuren und theilt sich daher auch hier erst an der Ventralseite des Bauchmarkes. Abweichend verhalten sich dagegen Eriplün und die Oxyrrhyncha {Maja, Pisa, InacJws, Stcnorliynclms), bei welchen die Arteria descendens nur bis in die Nähe des Bauchmarkes herabgeht, um sich schon oberhalb desselben zu spalten. Bei Paguriis Bernhardtis fehlt es zwar am unteren Ende der Arteria descendens nicht an einem die Richtung nach vorn und nach hinten einschlagenden Ast; doch reicht letzterer nur bis zur hinteren Grenze der 6ang(Cephalothorax-)Beine, dringt also nicht als Arteria ventralis (nach Art der Macruren) in den Hinterleib ein. Sehr mannigfach stellt sich nach Bouvier's Ermittelungen das Ver- halten der Aorta posterior und ihre Beziehung zu der gegenüber verlaufenden Arteria ventralis heraus. Bei allen von ihm untersuchten Decapoden Hessen sich mit voller Bestimmtheit Communicationen zwischen beiden durch sekundäre Arterienzweige feststellen, freilich mit der Modifikation, dass sie sich bei den Macruren auf die hinteren Partieen beider in der Nähe des Mastdarmes beschränken , während sie bei den Brachyuren schon im vorderen Abschnitt des Hinterleibes beginnen und sieh weiter rückwärts mehrfach wiederholen. Das bei den Macruren constante Ver- 1018 Uccapoda. hilltniss beider, dass die xVoita posterior das liei weitem stärliere, die Arteria ventralis das iiDgleich schwächere Getass ist, wird auch bei Poreellana und unter den Brachyuren bei Corystes, Atelecyclm, Portimtis, Carcinus, Caneer, EripJäa und Grapsus (Tat. XCIX, Fig. 2) aufrecht er- halten, dagegen bei Maja (Taf. C, Fig. 7) und Stenorhynchus in das Gegentheil umgekehrt, während bei Pisa beide uugelahr von gleichem Kaliber sind. Den \'erlaut' der Aorta posterior innerhalb des Hinterleibes und ihr Lageriingsverhiiltniss zum Darm betreffend, so weicht sie gleich von An- fang an von der Medianlinie ab und begleitet den Darm daher seitlich bei Maja (Tnf. C, Fig. 7, ap), Grapsus (Taf. XCIX, Fig. 2, ap), Carcinus Portimus, Cancer und Atelecyclus, um sich nach längerem oder kürzerem Verlauf meist in unsymmetrischer Weise in zwei Gabeiäste zu spalten. Während diese Gabelung bei Grapsus (fem.) schon im Bereich des dritten Hinterleibssegmentes eintritt, erfolgt sie — Maja ausgenommen — bei den übrigen genannten Gattungen erst im fünften uud zwar derartig, dass die beiden öpaltäste dann den Darm zwischen sich lassen. In geringem Grade von der Medianlinie abweichend ist der Verlauf wenigstens im Beginn des Hinterleibes bei Eripltia, bis zur Mitte des fünften Segmentes, wo wieder die Gabelung eintritt, bei Corystes. Sehr merklich weicht die Aorta posterior den Macruren wie Brachyuren gegenüber bei Porcellana dadurch ab, dass sie sich gleich nach ihrem Eintritt in den Hinterleib gabelt und dass ihre gleich von Anfang an stark divergirenden Aeste bis in das Endsegment, also in den Mittehheil der Schwanzflosse hinein- reichen; ein beim Beginn des sechsten Segmentes von ihnen abgehender Aussenast spaltet sich in zwei Zweige, welche den beiden SeitenlamcUen der Schwanzflosse Bliit zuführen. Ein ganz eigenthümliches Verhalten würde, wenn sich die Angaben Bon vier 's bestätigen, die Arteria ventralis von Maja darin zeigen, dass sie gewissermaassen ihre Rolle mit der Aorta posterior vertauscht, so dass sie von Milne Edwards als solche angesprochen worden ist. Von gleicher Stärke, wie sonst die Aorta posterior, gleicht sie dieser zugleich fast ganz in ihrem Verlauf und in der Art ihrer Gabelung, welche übrigens bei den beiden Sexus nicht unwesentliche Verschiedenheiten darbietet. Beim Männchen (Taf. C, Fig. 7, av) tritt sie median in die Hinterleibs- basis ein, gabelt sich noch im Bereich des ersten Segmentes, um durch spätere Wiedervereinigung ihrer parallel verlaufenden Aeste au der Basis des vierten eine Schleife zu bilden und verläuft sodann an der Seite des Darmes, dessen Eudabschnitt sie wieder mit einem Seitenast umfasst. Beim Weibchen dagegen macht der stärkere der beiden Gabeläste eine Krümmung, welche ihn wieder in die Medianlinie zurückführt; eine von dieser abermals ausgehende symmetrische Gabelung entspricht dem V^erlauf des Enddarmes. Die kaum halb so starke Aorta posterior (Fig. 7, aj}) ist dagegen von sehr unregelmässigem Verlauf und spaltet sich wiederholt in Aeste, welche mit der Arteria ventralis anastomosiren. Orgaiiis;Uion. 10 111 üie bei weitem anffalieudsten Abweiebiingen in dem Veriiallcii des Aiteriensysteines hat Bouvier für die Einsiedler- Krebse, spcciell für Eupagiinis Bernhanlm nachweisen können. Die Arteriae hepaticae, obwohl in gewöhnlicher Weise aus dem vorderen Ende des Herzens an dessen Unterseite entspringend, verzweigen sich hier nicht an die (aus dem Cephalothorax eliminirten) Lebern, sondern nur an die Seitenwände des Magens. Gewissermaasseu als Compensation für ihre geringe .Ausbildung und zugleich für die überhaupt eingegangene Arteria ventralis nimmt nun die Aorta posterior eine um so ansehnlichere Dimension, verbunden mit einer besonders ausgedehnten Verzweigung an. Nach Abgabe einiger 8eiteuäste im Bereich der hinteren Hälfte des Cephalothorax gabelt sie sich bei ihrem Eintritt in den Hinterleib (Taf. C, Fig. 6, ap) in zwei allmählich stärker diveigirende Hauptäste, welche den Daruikanal zwischen sich nehmend, die Richtung nach hinten einhalten. Von dem linksseitigen (Fig. 6, rs), welclier etwa bei der Mitte der Hinterleibsläuge sein Ende erreicht, gehen in annähernd gleichen Abständen alternirend nach rechts und links je vier sich wieder vielfach verzweigende Seitenäste im rechten Winkel aus, welche neben den Geschlechtsdrüsen besonders den beiden voluminösen Lebern Blut zuführen. Dns hintere Ende der letzteren wird ausserdem durch die beiden grossen und stark auseinanderspreizenden Endverzweigungen, in welche der linke Hauptast sich au seinem Ende spaltet, mit arteriellem Blut gespeist. Der rechte Hauptast (Fig. 6, rd), welcher im Bereich der ersten Zvveidritttheile der Hinterleibslänge gleich dem linken dorsal verläuft und hier zahlreiche Seitenzweige sowohl an die oberflächlichen Muskellagen wie an die Lebern abgiebt, gabelt sich alsdann in zwei Aeste, von denen der schwächere in so fern als die directe Fortsetzung jenes betrachtet werden kann, als er gleich ihm an der Rückenseite verbleibt, während der ungleich stärkere zweite in die Tiefe dringt, um als Ersatz für die mangelnde Arteria ventralis einen dieser entsprechenden Verlauf einzuschlagen. Beim letzten Abdominal- ganglion angelangt, krümmt sich dieser ventrale Ast wieder nach aufwärts und vorn, so dass er mit seinen Endverzweigungen noch die hinteren Leberpartieen versorgt; im Uebrigen führt er den Bauchmuskeln, den Muskeln der flossenartigen hinteren Spaltbeine, dem Integument, der Ganglienkette und dem Enddarm durch ein ungemein reich verzweigtes Gefässsystem Blut zu. Eine partielle Vereinfachung der aus dem Herzen hervorgehenden Arterienstämme bietet nach den an lebenden Exemplaren angestellten Be- obachtungen Semper's (1872) die Gattung Lucifcr Thomps. dar (Taf. CH, Fig. 1 und 2). Als übereinstimmend mit Astacus erweist sich nnr die Aorta posterior (Fig. 1, ap), welche sich erst im sechsten Hinterleibssegment gabelt und in jedes der fünf vorangehenden so wie in das hintere Ende des Cephalothorax zwei Seitenäste entsendet. Eines zweiten aus dem hinteren Herzende entspringenden und gegen die Mitte der Bauchseite herabsteigenden Arterienstammes geschieht wenigstens keine Erwähnung. 1020 Decapoda. Aus dem vorderen Hei/.ende würden nach Semper überhaupt nur zwei Arterien hervorgehen, welche sich noch am besten mit den Arteriae laterales in Vergleich stellen Hessen. Gleich von Anfang an divergirend, verlaufen sie nämlich rechts und links von dem vorderen Magenbliudsack, also innerhalb des griffeltormigen Cephalothoras -Abschnittes nach vorn bis nahe an die Fühlerbasis heran und spalten sich hier in drei Aeste. Die beiden stärkeren derselben (Fig. 2, ao) gabeln sich abermals, um mit ihren Theilungsprodiicten — der innere in die Augenstiele und Inuenfühler, der äussere in die Aussenlühler (Fig. 2, an) und deren Schuppenanhang einzutreten. Der ungleich schwächere dritte wendet sich bald nach seinem UisprUDg mehr seitwärts und bildet innerhalb der entsprechenden Gehirn- hälfte (Fig. 2, ga) einen aus mehreren Schlingen bestehenden Gefässknäuel (Fig. 2, ac). Es scheinen demnach diese beiden Arterien zugleich mit die Stelle der Aorta cephalica übernommen zu haben. So instructiv sich die von grösseren Deeapoden hergestellten Injections- präparate für den Verlauf der aus dem Herzen hervorgehenden Arterien- stämme und für die Verbreitung der aus ihnen entspringenden Verzwei- gungen an die Hauptorgane auch erweisen, geben sie doch keineswegs ein nur annähernd getreues Bild von der ungemein reichhaltigen Entfaltung des Arteriensystemes an seiner Peripherie. Es liegt dies augenscheinlich daran, dass die gefärbte Injectionsmasse für ihr Eindringen in die feinsten Endverzweigungen einem Hindeiniss begegnet. Um das Verhalten der letzteren zu ermitteln, ist es daher erforderlich, Beobachtungen über den Blutlauf an lebenden Individuen anzustellen, wie dies von Claus (1884) an verschiedenen sich hierzu durch ihre Durchsichtigkeit besonders eignenden Deeapoden-Larven, wie PhyUosoma, Crangon, Virbins u. A., mit besonderem Erfolg geschehen ist. Für die unter ersterem Gattungsnamen bekannten Palinuriden-Larven hat sich dabei ergeben, dass es vor allem die Central- theiie des Nervensystemes sind, auf welche sich ein ungemein reiches und complicirtes Capillargefässnetz concentrirt. Am Gehirnganglion, welches von einem solchen auf seiner Ober- und Unterseite gleich dicht umsponnen wird, betheiligeu sich an der Herstellung desselben gemeinschaftlich die vorderen Verzweigungen der Aorta cephalica und der Arteriae laterales (s. antennales), und zAvar in der Weise, dnss ein aus der Oberseite der ersteren entspringender und sich nach rechts und links hin gabelnder Zweig sich an der dorsalen Fläche des Gehirnes zu einem Wundernetz ausbreitet, während zu einem gleichen, an der Ventralseite befindlichen sich einige aus den Arterien der Innenfühler hervorgehende, vor allem eine quer über den Vorderrand verlaufende Anastomosen-Brücke zusammen- thun. Was an diesem Capillargefässnetz aber vor allem hervorgehoben zu werden verdient, ist, dass sich nicht nur im Verlauf seiner Schlingen zahlreiche zum Austritt arteriellen Blutes dienende, relativ weite Oeifuuugen finden, sondern dass auch vielfach frei aus dem Netz hervortretende Capillaren in solche endigen. Aehnliche, wenn auch ungleich einfachere capillare Gefässknäuel breiten sich auf den Ganglien des Baucbmarkes Organisation. 1021 aus; die feinen Aiterienzweigc, welche ihnen zum Ausgang dienen, nehmen ihren Ursprung aus der Arteria sternalis, bez. ventralis. Die histiologische Struktur der Arterien betreffend, so lassen sich die Wandungen derselben nach Haeckel als aus drei Häuten be- stehend nachweisen. Die zu iunerst befindliche Tunica intinaa it-t elastisch, völlig homogen, stark licbtbrechend und zeigt einen doppelten dunklen Contour; ihre Dicke beträgt nicht mehr als 0,002 mm. Die mittlere Ring- faserhaut ist in gleichen Abständen regelmässig quer geringelt, doch können diese in der Regel sehr deutlichen Ringe stellenweise an einer und derselben Arterie auch ganz oder fast ganz verschwinden. Aus diesem Uiustande und daraus, dass man sie durch Druck beseitigen kann, würde zu folgern sein, dass sie als Einfaltungen einer elastischen Membran, nicht aber als Muskelfasern, von denen sie sich schon durch den Mangel der Querstreifung unterscheiden, in Anspruch genommen werden müssen. Die äussere, mit regelmässig ovalen, fein punktirten und in regelmässigen Abständen von einander entfernten Kernen versehene Bindegewebshaut ist in ihrer Mächtigkeit sehr beträchtlichen Schwankungen unterworfen, so dass sie bald, besonders au den grössten Arterien äusserst zart, bald, wie an mittelstarken, so dick erscheint, dass sie selbst dem Lumen der- selben gleichkommt oder dieses gar noch übertrifft. Dieser an ihrer Ausseuseite oft wellig eingefalteten Membran liegt dann noch gewisser- maassen als Gefässscheide ein durchsichtiges, mit Kernen versehenes Zell- gewebe auf, ohne indessen allen Arterien regelmässig zuzukommen. Je feiner letztere bei ihrer Verzweigung werden, desto undeutlicher lassen sich die genannten Membranen von einander unterscheiden, so dass also der Uebergaiig in Capillaren ein ganz allmählicher ist. Die Wand dieser ist strukturlos und lässt bei 40ü maliger Vergrösserung einen feinen doppelten Contour erkennen, der in regelmässigen Abständen von blassen, spindelförmigen Kernen (0,024 mm lang) unterbrochen wird. Ihr Lumen ist an vielen Stellen so eng, dass die Blutkörperchen nur spindelförmig ausgezogen sich durch dasselbe hindurchdrängen können. c) Das laeunäre Venensystem. Obwohl Haeckel nach dem Vorgang von Joh. Müller für die Decapoden ein vollständig in sich abgeschlossenes Gefässsystem nach Art der Wirbelthiere behauptet, erscheint der überzeugende Nachweis des- selben doch in keiner Weise erbracht; vielmehr dürfte die Existenz eines solchen schon durch die Beobachtung widerlegt sein, dass aus den Oeff- nungen der oben erwähnten arteriellen Wundernetze Blut austritt und sich in freie Hohlräume ergiesst. Das Capillargefässnetz der Decapoden würde hiernach offenbar nicht mit demjenigen der Vertebraten in einen näheren Vergleich zu bringen sein, da es sich nicht als eine Uebergangsform zwischen Aiterien und Venen, sondern vielmehr als eine specifisch arterielle Endbildung darstellt. Uebrigens gesteht Haeckel selbst ein, dass weder 1022 Decapoda. ciipillare noch grössere Venen auatoiuisch darstellbar seien, dass vielmehr das zum Herzen zurückkehrende Blut nur innerhalb bindegewebiger Räume cirkulire, welche mit dem umhüllenden Bindegewebe benachbarter Organe (Muskeln, Nerven u. s. w.) auf das Innigste zusammenhangen und nicht von demselben zu trennen seien. Der durchaus regelmässige, d. h. un- veränderliche Verlauf dieser venösen Blutbahuen selbst im Anschluss an die feinsten Arterien -Verzweigungen kann dabei selbstverständlich weder für die Existenz selbstständiger Venen, noch gegen die Circulation in interstitiellen Laeunen geltend gemacht werden. Dass übrigens letztere bei dem von allen Seiten der Peripherie her zurückkehrenden venösen Blut in centripetaler Richtung ununterbrociien bedeutendere Dimensionen an- nehmen, liegt in der Natur der Sache. Sie erreichen ihre grösste Weite und bilden auf diese Art sogenannte Blutsinus an denjenigen Stellen, wo die umgebenden Organe nur lose aneinanderstossen, daher vor Allem an der Ventralseite des Rumpfes, wo zwei solcher langgestreckter Sinus ventrales die Baucbganglienkette der Macruren rechts und links begleiten, liier sind dieselben u. A. schon von Treviranus (1831) bei Crangon nachgewiesen, aber freilich als Venenstämme bezeichnet worden. Dieselben vereinigen sich sodann beim Eintritt des Bauchinnrkes in den Sternalkanal zu einem unpaaren Sinus mediamis {Homarns: Taf. CI, Fig. 2, sv), welcher von beiden Seiten her die aus den Cephalothorax-Gliedmaassen und aus der Leibeshöhle zurückkehrenden Blutströme in sich aufnimmt, zugleich aber mit zwei seitlich von ihm gelegenen, die Kieaien umgebenden Bhit- behältern (Branchial- Sinus) in Verbindung gesetzt ist {Maja: Taf. CI, Fig. 4, sü). Bei den Brachyuren {Maja nach Audouin und Milne Edwards) tritt dem abweichenden Aufbau ihres Endoskelets entsprechend eine nicht unwesentliche Modifikation dieser ventral gelegenen venösen Sinus dahin ein, dass bei dem Mangel eines Sternalkanales auch der Sinus medianus in Wegfall kommt. Es werden hier durch den Zusammen- Huss aller aus der jederseitigen Hälfte des Cephalothorax und Postabdonien zurückkehrenden Blutströme nur zwei Sinus laterales hergestellt, welche in die unterhalb der Epimeren (Taf. LXXVIII, Fig. 1, 11 und 12, cp) ge- legenen, durch Arkaden geschiedenen Hohlräume eingelagert sind und sich aus einer den letzteren entsprechenden Zahl von theils miteinander zusammenfliesseuden , theils mehr selbstständigen Abschnitten zusammen- setzen. Der Zusammenfluss des gesammten Körperblutes in diese auch ihrer- seits nur durch eine zarte, an den umgebendeu Theilen haftende Binde- gewebslage begrenzten voluminösen Sinus bezweckt die direkte Zufuhr desselben zu den Athmungsorganen behufs seiner Regeneration durch Sauerstoff. Dass das aus den Sinus branchiales an die Kiemen tretende Blut in geschlossenen Gefässen (Veuae branchiales s. Vasa afferentia) circulire, wird sowohl von Audouin und Milne Edwards als von Krohn angenommen und hat in der That einige Wahrscheinlichkeit für sich; denn bei der Injektion von Carminlösung in die Kiemen von den Organisation. ] 023 Sinus aus erscheint der Mittelst ran j;,- der ersteren in ebenso scliarf'er Alt- grenzung von der Injektionsnmsse erfüllt wie die Körperarterien, während die Fiederlameilen der Kiemen eine ungleich blassere und diffusere Färbung darbieten. Während diese Vasa afferentia (il/wj«: Tat'. Cl, Fig. 3-5, ra) ihrem Verlauf nach der nach aussen gewendeten Mittellinie jeder einzelnen Kieme entsprechen, ziehen die das in den Kiemenblättcben arteriell ge- wordene Blut aufnehmenden Vasa efferentia (Taf. CI, Fig. 3—5, rc) in entsprechender Weise an der Innenseite entlang, und erst wenn sie wieder an der Basis der Kieme angelangt sind, biegen sie sich nach vorn und oben auf, um von nun an als selbstständige Vasa branchio-cardiaca sich dem Herzen zuzuwenden, in dessen Pericaidialsinus sie von beiden .Seiten her einmünden (Taf. CI, Fig. 5, co). Die Zahl dieser Vasa branchio- cardiaca zeigt übrigens mehrfache Schwankungen, indem sie einerseits von derjenigen der Kiemen, andererseits davon abhängig ist, ob die Vasa efferentia selbststäudig bleiben oder sich paarweise oder zu mehreren vereinigen. Bei Ilaja z. B. lassen nach Audouin und Milne Edwards die jederseits zu sieben vorhandenen (oberen) Kiemen nur vier Vasa branchio-cardiaca in den Pericardialsinus einmünden (Taf. CI, Fig. 3, co). Von Huxley ist auf die Möglichkeit hingewiesen worden, von Claus es sogar als unzweifelhaft hingestellt, dass nicht alles in den Pericardial- sinus eintretende Blut die Kiemen passirt habe, sondern dass neben dem letzteren auch das aus der Matrix der Cephalothorax-Wandung zurück- kehrende sich, ohne decarbonisirt worden zu sein, in denselben ergiesse. Selbst wenn dies der Fall wäre, würde dem Herzen der Decapoden kaum die Bezeichnung eines arteriellen vorenthalten werden können. Es liegt aber, so lange nicht der direkte Nachweis dafür geführt ist, kein Grund zu der Annahme vor, dass das aus dem Brustpanzer zurückkehrende Blut nicht ebenso gut wie das aller übrigen von demselben eingeschlossenen Organe zuerst nach abwärts zu den Rranchialsinus gelangen solle, um von hier aus die Kiemen zu durchströmen. Zum mindesten dürfte der Beruf auf die Palinuriden- Larve FhjUosoma, bei welcher das aus dem Cephalothorax in zahlreichen Strömen zurücktiiessende Blut sich direkt dem Pericardialsinus zuwendet, aus dem Grunde nicht stichhaltig sein, weil letzteres hier offenbar nicht mehr venöser, sondern arterieller Natur ist, da bei dem Mangel spezifischer Athmungsorgane der überaus zart- häutige Rückenscbild den Contakt desselben mit Sauerstoff vermittelt haben muss. d) Das Blut. H. Dobrn (1861) fand im Blut von AstacuR (September) Homarus (Oktober) an Wasser 90,83 93,89 organischen Substanzen 7,751 3,47 anorganischen Substanzen 1,419 2,(i4 1Q24 Dccapoda. teiner im Blutplasma: an Wasser 92,412 organischen Substanzen 6,257 anorganischen Substanzen 1,331. Die organischen Substanzen besteben voi wiegend, nämlich zu 6,098 aus Eiweiss; die anorganischen lionnten zu 89,288" ^ in Wasser, zu 10,712"/^ in Salpetersäure gelöst werden. Sie betragen abweichend von Wittitig nach H. Dohrn NaCl 50,10 86,877 NaO 4,48 2,090 KO 12,21 1,149 CaO 16,70 4,079 Fe,0, CuO 1,99 2,49 1,268 0,767 MgO PO, 2,25 5,48 0,099 1,814 SO3 SiOa 3,73 050 1,734 0,123 99,93 100 Mit dieser Analyse stimmen im Wesentlichen die Angaben Fredericks' (1879) und Pouchet's (1882) überein, wonach das Blut des Hummers und der grösseren Mt-eies-Decapoden überhaupt sich durch seinen Gehalt an Salzen demjenigen des Seewassers nähere und diese Salze selbst der Hauptsache nach mit denjenigen des Seewassers identisch seien. Als besonders charakteristisch für das Blut der marinen Decapoden kann ferner nach den genannten beiden Autoren seine euergisciie Gerinnung unmittelbar nach dem Ausfluss aus dem Körper (Carcinus, Homarus) gelten ; dieselbe tritt selbst dann ein, wenn ihm ein Drittheil Meereswasser beigemengt oder wenn es beim Heiauströpfelu geschlagen wird (Palinurus). Es bildet sich bei der Gerinnung ein Niederschlag von weisslichen Flocken oder grauweissen Klümpchen, welche nach mikroskopischer Untersuchung von den zahlreichen darin vorhandenen Blutzellen (Leucocyten) ihren Ausgang nehmen. Besonders reichlich fliesst das Blut nach Durch- schneidung der Beine ab: aus einem Palinurus von 30 cm Rumpflänge konnte Pouchet auf diese Art 9 bis 11 ccm gewinnen. Eine ganze Reihe von Beobachtungen bestätigt übereinstimmend, dass das Blut der grösseren Decapoden nicht farblos, sondern mehr oder weniger intensiv, und zwar recht mannigfach gefärbt ist, sowie dass es seine Färbung an der Luft verändert. Nach Haeckel's und H. Dohrn's .Angaben ist das Blut des Flusskrebses seltener klar und farblos als opalisirend oder rötlilich, wird aber nach längerer Berührung mit der Luft beträchtlich dunkeler und zwar (nach Dohrn) in der Weise, dass es zuerst in das Schwärzliche, nachher in Fleischroth übergeht. Ebenso wird das hell bläuliche Blut des Hummers im Verlauf mehrerer Stunden dunkel violett, das ursprünglich faiblose von Homola Cuvkri nach acht Organisation. ]02.'i bis zehn Stunden allmählich gniii und zuletzt intensiv schwarz (Haeckel). Nach Jolyet und Regnard (1877) ändert das Blut von Carcinus maenas! durch Entziehung des Sauerstotfcs seine ursprünglich bläuliche oder bräunliche Färbung in eine blass gelblich rotbe um, während es durch abermalige Zufuhr von Sauerstoff' die erstere wieder annimmt. Hiernach mdsse im Blut ein blauer und ein rother Farbstoff vorhanden sein; ersterer sei an Eiweiss gebunden, da dieses, durch Alkohol coagulirt, eine sehr deutliche blaue Färbung zeige, letzterer dagegen bleibe im alko- holischen Filtrat gelöst. Nach Fredericq enthält auch das Blutplasma des Hummers zwei Farbstoffe: der blassrothe, welcher sich besonders bei durchfallendem Licht bemerkbar macht, gerinnt weder durch Hitze noch durch Alkohol, in welchem er sich vielmehr auflöst, enthält keine metallischen Stoffe, verändert durch Sauerstoff seine Farbe nicht und ist nicht constant vorhanden (manche Hummer enthalten nur den blauen Farbstoff in ihrem Blut); letzterer besteht aus Hämocyanin, gerinnt durch Hitze und Alkohol, indem er bläuliche KlUmpcben bildet und gehört den Albuminoiden an. Mit Sauerstoff geht er eine Sauerstoifverbindung von schönem Blau ein und enthält Kupfer. Nach Krukenberg's Untersuchungen (1880) wäre dagegen im Blut der Decapoden oft nur der rothe, in anderen Fällen nur der blaue Farbstoff vorhanden, während beide vereinigt wohl die Regel bilden: Hämocyanin fand er z. B. im Blut von Eriphia, dagegen nicht in dem von Astacus. Nach Pouch et endlich ist das Blut von Porfumis puher grünlich gefärbt, dasjenige von Palinurus beim Heraus- tröpfeln orangefarben, wird aber alsbald an der Oberfläche bläulich. Unter gleichen Verhältnissen lebend erhaltene Hummer zeigten ebenso oft bläuliches wie orangefarbenes Blut, welches aber nachträglich an der Oberfläche violet erschien; seine Gerinnung ist so stark, dass es sieh wie Gallerte schneiden lässt. Für das Blut-Coagulum von Palinunis ist die lebhaft orange Färbung und das gallertartige Durchscheinen charakteristisch. Die besonders hei Astacus wiederholt studirten Blutzellen der Deca- poden sind in relativ geringer Anzahl vorhanden, von einer äusserst zarten und dehnbaren Membran umgeben, welche in Folge dessen die wechselndsten Umrisse besonders in Form langer, pseudopodienaitiger Ausläufer annehmen kann, und mit einem im Centrum ihres flüssigen Inhalts liegenden rund- lichen oder elliptischen Kern von U,010 bis 0,024 mm Länge versehen. Derselbe wird stets von einem Haufen kleiner runder Körnchen von fettigem Glanz umgeben oder selbst verdeckt; letztere verleihen den Blut- zellen ein starkes Lichtbrecbungs- Vermögen. Die Blntzellen verändern ihre Form durch Ausstrecken und Einziehen der pseudopodienartigen Fortsätze nicht nur fortwährend innerhalb des cirkulirenden Blutes, sondern auch noch in einem aufgefangenen Tropfen, der von der Berührung mit der Luft abgeschnitten wird. Ebenso sind die den Nucleus umgebenden glänzenden Körnchen in fortwährendem Lagerungswechsel begriffen und ermögHchen es dadurch den Blutzellen, sich spindelförmig zu strecken und die feinsten Hohlräume zu passiren. Bi'onn, Klasseu des Thier-Reichs. V. 2, (Jg 1026 Decapoda. Nach Geddes (1880) enthält übrigens das Blut ron Cancer, Carcinus und Pagurus zweierlei Arten von Blutzellen. Die grobkörnigen unter ihnen senden, aus dem Kreislauf entfernt, nur stumpfe Pseudopodien aus, die feinkörnigen dagegen nur fadeniormige. Bei der Coagulation des Blutes wird das Plasma nur durch die feinkörnigen gebildet. 9. Athmungsorgane. Spezifische, der Athmung dienende Organe in Form von Kiemen gehen unter sämmtlichen zur Zeit bekannten Decapoden allein der Gattung Lucifc er Thomps. ab, welche auch nach ver.schiedenen anderen Richtungen hin sich als sehr isoiirt dasteiiend ergeben hat. Das ungemein zarte und glasartig durchscheinende Körper-Integument derselben scheint besondere Athmungsorgane entbehrlich zu maciien. In allen tibrigen Fällen lassen die Decapoden-Kiemen einen ganz unmittelbaren Anschluss an diejenigen der Schizopoden erkennen, indem sie sich wenigstens ursprünglich als äussere basale Anhängsel (Epipoditen) der acht am Cephalothorax entspringenden Gliedmaassen, vom Pes maxillaris 1. an gerechnet, auffassen las.sen, ohne freilich an jeder dieser Gliedmaassen ausgebildet sein zu müssen. Während indessen die Kiemen der Schizopoden durch ihren steten Ursprung am Basnlgliede der ent- sprechenden Gliedmaassen ein sich gleich bleibendes Verhalten bekunden, gehen diejenigen der Decapoden in noch weiterem Maasse, als dies schon für die Amphipoden (Hi/jx'rina) hervorgehoben wurde, eine ungleich grössere Mannigfaltigkeit in Bezug auf ihren Ansatz ein, so dass Huxley sich ver- anlasst sah, sie als Podo-, Arthro- und Pleurobranchiae zu unterscheiden. Erstere, die Podobranchien (Taf. LXXIV, Fig. 2g und 2h, /»•; LXXVI, Fig. 4e, hr; LXXXI, Fig. 8, 16 und 17, hr), welche wie bei den Schizopodeu dem Basalgliede der Kieferfüsse oder Schreitbeine angefügt sind, reprä- sentiren gewissermaassen das normale oder ursprünglichere Verhalten, ßückt die Kieme etwas weiter nach oben, d. h. rumpfwärts, so dass sie bereits an der Gelenkhaut, durch welche die Gliedmaasse in den Hohlräumen des Innenskelets (Taf. LXXVII, Fig. 4, ii'mdp^; LXXVllI, Fig. 16, p^—p') befestigt ist, ihren Ursprung nimmt, so wird sie zur Arthrobranchie: und überschreitet sie endlich auch diese Gelenkverbindung weiter nach aufwärts, so dass sie auf die Oberfläche der Epimeren (Pleuren) gerückt ist, so stellt sie eine Pleurobranchie dar, für deren Einfügung dann besondere lochförmige Durchbohrungen (Taf. LXXVII, Fig. 4; LXXVIII, Fig. 1, 11 und 12, LXXXI, Fig. 22 or) eintreten. Bei der völligen mor- phologischen sowohl wie physiologischen Uebereinstimmung, welche diese drei Kategorieen von Kiemen erkennen lassen, wird ihren, überdies durch Uebergänge vermittelten Unterschieden in der Anheftung eine wesentliche Be- deutung um so weniger zugemessen werden können, als sie sich während des Larvenstadiums {Penaeus: Taf. CII, Fig. 3) als durchaus gleichwerthige Knospenbildungen darstellen. Organisation. 1027 Als besonders eharakteristiscli für die Decapoden -Kiemen wird ge- wöhnlich ihr Einschluss in eine besondere, einerseits durch die Epinieren als Basis, andererseits durch die Seitentheile des Cepbalothorax als decken- artiges Gewölbe gebildete „Kiemenhöhle" angegeben. So zutreffend indessen dieses Verhalten auch für die überwiegende Mehrzahl der Fälle, vor Allem freilich für die Brachyuren ist, so fehlt es doch an Uebergängen gegen die Schizopoden hin keineswegs. Bei solchen Macruren, wo die Seitentheile des Cephalnthorax sich wenig gegen die Bauchseite hin um- schlagen, sondern sich dem Ursprung der Beine nur lose anlegen, wie z. B. bei verschiedenen Cariden {Fandalus, Fontonia, Stcnopus u. A.), bei den Einsiedlerkrebsen {Pagiirus und Coenohifa) und einigen Thalassiniden- Formen, ragen besonders die nach rückwärts gelagerten Kiemen mit ihrem unteren Ende fast ebenso frei in das Wasser hinein, wie bei den Schizo- poden. Dagegen ist im Zusammenhang mit dem ungleich vollkommener ausgebildeten Innenskelete der Decapoden, dessen E|iimeren (Pleuren) bei den Macruren fast senkrecht aufgerichtet, bei den Brachyuren von aussen nach innen schräg ansteigend sind, die Anordnung ihrer Kiemen eine wesentlich andere. Indem dieselben von unten nach oben aufsteigen und sich der Aussen- bez. Oberseite der Pleuren anlegen, convergiren sie zugleich mit ihren verjüngten oberen Enden; höchstens dass die kleinen vordersten, von den Kieferfüssen entspringenden hiervon ausgenommen sind (Taf. LXXVIII, Fig. 11; LXXXV, Fig. 10, br). Ueber diese mithin flächeuhaft ausgebreiteten Kiemen spannt sich eine zwar glasartig durch- scheinende, dünne, dabei aber ziemlich resistente Chitinmembran aus, welche von der Innenseite des Cepbalothorax nahe seinem unteren Rande ausgeht und sich an den freien oberen Rand der Epimeren, weiter rück- wärts an die Rückwand dieser anheftet (Taf. LXXXVI, Fig. 1). Als „Kiemendach" bezeichnet, hüllt sie die Kiemen in eine besondere, von den übrigen Eingeweiden gesonderte Kammer ein, welche, wie sich später ergeben wird, besondere Zugänge von aussen her hat. Nicht unwesentliche Ver.schiedenheiten bietet die Gesammtform und der Aulbau der Decapoden-Kiemen im Einzelnen dar. Die bei weitem grösste Verbreitung zeigt diejenige Gestaltung, welche von Huxley als Phyllobranchie bezeichnet worden ist, da sie ausser zahlreichen Cariden [Palaemon, Nika, Crangon, Fandalus, Alpheus, Hippolyfe, Atya, Fasiphaexi u. A.) auch den Gattungen CaUianassa, Alhnnea, Fafiurus, Lithodes, Homola. Dromin und sämmtlichen Brachyuren zukommt. Der zur Blutzufuhr dienende mediane Schaft der Kieme entsendet nach Art einer Vogel- Schwungfeder beiderseits sehr zahlreiche dünne Lamellen, welche wie die Blätter eines Buches dicht aufeinander liegen und entweder nach einer oder nach beiden Richtungen hin an Grösse ganz allmählich abnehmen, bis sie vor der als solider Kegel verbleibenden Spitze ganz aufhören {llyas). Im ersteren Falle kommt es zur Bildung pyramidenförmiger Kiemen welche sich, wie diejenigen der Brachyuren, nur in der Richtung nach innen und oben verjüngen (Taf. LXXXV, Fig. 10, hr)\ im zweiten ()5* 1028 Decapoda. resultiren daraus mehr spindelförmige, wie bei Fasipluiea (Taf. CHI, Fig. 4), Bronvia, Fmjiims, welche übrigens unter Umständen auch neben pyramiden- förmigen (z. B. bei Lithodes die beiden hinteren Arthro- und die zwischen ihnen liegende Pleurobranchie) auftreten können. Modifikationen dieser Phyllobranchieuform zeigen nach Claus die Cariden Gattungen Stenopus (Taf. CII, Fig. 5) und Penaeus (Taf. CIV, Fig. 5). Bei ersterer Gattung bleiben die seitlichen Lamellen noch einfach, verlängern sich aber faden- förmig und erhalten einen Zuwachs durch kürzere, aus der Dorsalseite des Schaftes hervorwachsende Schläuche, welche die Zweizeiligkeit weniger streng einhalten. Bei Penaeus dagegen spalten sich die regulär zweizeilig angeordneten primären Lamellen an der dem Körper zugewendeten Seite in seeundäre; während erstere sich an der vom Körper abgeweudeten Seite derart gegeneinander krümmen, dass zwischen ihnen ein kanalartiger Hohlraum entsteht, erheben sich letztere au der Aussenfläche jener gegen die Kiemenbasis hiu in einer einzigen Reihe, spalten sich aber wieder in zwei Schläuche, deren gemeinsames Stück mit der Annäherung an den Stamm sich mehr uud mehr verkürzt. Auch bei Skyonia. (Taf. CH, Fig. 4) krümmen sich die Seitenlamelleu vom Schaft aus stark nach aufwärts und schliessen einen kanalförmigen Hohlraum ein. Die zweite, von Huxley als Trichobranchien bezeichnete Kiemenform, welche die Astaclna {Äsfacus, Homarus, Nephrops) und die Loricata (Palinurus, Scyllarus) kennzeichnet, besteht darin, dass sich von dem Schaft entweder nach allen Richtungen hiu wirteiförmig (Parastacus) oder wenigstens nach vorn, oben und unten, so dass die Hinterseite des Schaftes freibleibt (Astacus, Homarus), äusserst zahlreiche, theils kürzere {Homarus, Parastacus), theils ansehnlich lange (Astacus) und dünne Schläuche erheben, welche der Oberfläche der Kieme ein dicht zottiges Ansehen verleihen. Gleichviel ob derartig gestaltete Kiemen von dem Basalgliede der Pedes maxillares oder der Gelenkhaut der Wandelbeine ihren Ursprung nehmen, also Podo- oder Arthobranchien darstellen, treten sie in eine eigenthümiiche Beziehung zu dem gleichfalls von dort ausgehenden, in der Regel aber nicht der Athmung dienenden Epipoditen im engeren Sinne, indem sie nämlich mit diesem basal verschmelzen. Ein gemeinsamer vom Hüftgliede der betreffenden Giiedmaasse entspringender Stiel trägt in der Richtung nach vorn die zottige Trichobranchie (als „Feder" bezeichnet), nach hinten den leicht schraubenartig gedrehten und am Ende fahnenartig erweiterten eigentlichen Epipoditen (Lamina), so dass die Podobranchie in diesem Fall zur ,,Epipodialkieme" geworden ist. In manchen Fällen (Parastacus) kann dabei übrigens der die Kieme tragende Epipodit so kurz werden, dass er diese nur an ihrer Basis kelchartig umgreift. Die von Trichobranchien sowohl wie von Phyllobranchien auf den ersten Blick recht abweichenden Kiemen von Senjcstes (Taf. CHI, Fig. 6) variiren auch unter sich, indem diejenigen des dritten Kieferfusses und der beiden vorderen Beine nach oben aufgerollte, die übrigen dagegen mehr flach ausgebreitete Seiteulamellen des Schaftes darbieten. Da diese Ürganisation. 1029 Lamellen einseitig lang gefiedert sind, so weichen sie von denjenigen eigentlicher Pliyllobranchien durch ihre Gespreiztheit, d. h. durch Maugel gegenseitiger Deckung ab; immerhin würden sie durch ihr Verhalten zum Schaft auf eigenthümlich moditicirte Phyllobranchien hinweisen. Als direkte Fortsetzungen der chitinisirten Körperhaut können die Decapoden- Kiemen trotz ihres complicirten Baues nur als sackartige Ausstülpungen derselben, welche aber wieder zahlreiche Einfaltungen erlitten haben, in Anspruch genommen werden. Die beiderseitigen Lamellen der Phyllobranchien erweisen sich in gleicher Weise wie die einfach laniellösen Kiemen der Arthrostraca als Doppelblätter, welche an ihrem freien Rande durch Umschlag in einander übergehen und aus den beiden im Schaft nebeneinander verlaufenden Kanälen, mit denen sie innerlich communiciren, ihren Ursprung nehmen. Das obere und untere Blatt jeder einzelnen Lamelle wird bis auf den durchsichtig bleibenden Rand durch ein maschenartiges Netzwerk, welches zahlreiche Lücken zum Cirkuliren der Blutzellen zwischen sich lässt, mit einander verbunden. Für die cylindrischen Schläuche der Trichobranchien, welche sich als hohle Ab- zweigungen der beiden Sehaftkanäle ergeben, hat Leydig (1857) eine innere Längstheilung durch eine zarte mittlere Scheidewand, dem ein- tretenden und zurückkehrenden Blutstrom entsprechend, hervorgehoben, zugleich aber darauf hingewiesen, dass auch die auf diese Art hergestellten beiden Röhren nicht continuirlich hohl sind, sondern von eintretenden Zellen und Strängen durchsetzt werden, so dass sie eine für die Decar- bonisirung des Blutes besonders geeignete, fein cavernöse Struktur aufweisen. Ein sehr eigenthümliches Verhalten gehen diese cylindrischen Kiemen- schUiuche bei Ästacus dadurch ein, dass sie nicht durchweg selbstständig bleiben, sondern einerseits an dem freien Ende der Kieme selbst, anderer- seits auch im Bereich des erweiterten Terminaltheiles des Epipoditen durch dazwischen eingeschobenen Hautstreifen zu einer fahnenartigen Platte vereinigt werden (Taf. CV, Fig. lü). An dieser erscheinen sie schon dem un- bewafl'neten Auge als verdickte Längsstreifen von kreideweisser Färbung, während sie sich bei mikroskopischer Betrachtung als von völlig überein- stimmender Struktur mit den freien Kiemenschläuchen erweisen. Dass sie mit diesen auch morphologisch gleichwerthig sind, ergiebt sich daraus, dass sie an der eigentlichen Kieme („Feder") aus dem Schaft in ganz überein- stimmender Weise abzweigen, wie jene; wo die längsten freien Kiemen- schläuche aufhören, aus demselben hervorzugehen, beginnen die zur Fahne verbundenen von ihm auszustrahlen. Es kann daher keinem Zweifel unterliegen, dass diese Epipodial-Kiemen ihrer ganzen Ausdehnung nach, d. h. mit Einschluss des Epipoditen eine respiratorische Thätigkeit ausüben. Eine noch ungleich grössere Mannigfaltigkeit als die Form und der Ansatz bietet die Zahl der Decapoden-Kiemen, welche nach den bisherigen Ermittelungen von Milne Edwards, Huxley und Claus zwischen drei {Pmnoteres) und einundzwanzig (Palinurus) schwankt, dar. In der 1030 Decapoda. folgendeu Zusanimeiistelliuig bedeutet die erste Zitier die Gesauimtzahl*), die in Klammem eingesclilosseuen der Eeihenfolge uaeh die Zahlen der Podo-, bez. Epipodialbranchien, der vorderen und hinteren Arthrobranchien und der Pleurobrancbien. Sergestes 12 (1. Ü. 6. 5.) Claus (Taf. CHI, Fig. G). Stenoims lü (1. 5. 7. 6.) Claus (Taf. CIJ, Fig. 5). Penaeus 18 (1.4.7.6.) Claus (Taf. CIV, Fig. 5). 20. (0.7.6.7.) Huxlcy. Siajonia 13 (1. 4. 6. 2.) Claus (Taf CII, Fig. 4). PaJacmon 8 (1. 1. 0. 6.) Claus (Taf. CHI, Fig. 1). 8 (1. 1. 1.5) Huxley. Lysmata 8 (1. 1. 0. 6.) Claus (Taf CHI, Fig. 3). Crangon 6 (0. 1.0. 5.) Claus (Taf. LXX, Fig. 13 und ]4). Nika 6 (0. 1. ü. 5) Claus. Al2}heus 7 (0 1. 0. 6.) Claus. Caridina 8 (0. 1. 0. 7.) Claus. Ahja 9 (1.2.0. 6.) Claus. Virhms 5 (0. 0.0. 5.) Claus. Pasipham 8 (0. 3. 0. 5.) Claus (Taf. CHI, Fig. 4). Pandalus 12 (1. 5. 0. 6.) Claus (Taf CIV, Fig. 4). Bhynchocinetus 12 (1. 5. 0. 6.) Claus. Astacus 18 (6. 6. 5. 1.) Huxley. Astacoides 12 (6. 5. 0. 1.) Huxley. Astacopsis 21 (6. 6. 5 4.) Huxley. Homarus 20 (6. 5. 5. 4) Huxley. Axius 18 (5. 5. 5. 3 ) Huxley. Calliaxis 18 (5. 7. 6. 0.) Claus. (Mocaris 15 (5. 5. 5. 0.) Claus. Ccdlianassa 11 (0. 6. 5.0.) Claus (Taf. CHI, Fig. 2). GeUa 10 (0. 5. 5, 0.) Claus. Timlassina 15 (4. 6. 5. 0.) Claus (Taf. CHI, Fig. 5). Pulinurus 21 (6. 6. 5. 4.) Huxley. SnjUarus 21 (6. 6. 5. 4.) Milne Edwards. GalatJiea 14 (0. 5. 5. 4.) Claus (Taf. CIV, Fig. 1). Porcellana 14 (0. 5. 5. 4.) Claus. Pagiirus 14 (0. 5. 5. 4.) Claus. Eupagiirus 11 (0. 5. 5. 1.) Claus. Paguristes 13 (0. 5. 5. 3.) Claus. CoemUta 10 (0. 3. 3. 4.) Claus. Birgus 14 (0. 5. 5.4.) Claus (Taf. CIV, Fig. 3). Lithodes 12 (0. 6. 5. 1.) Ger st. Albunea 11 (0. 5. 5. 1.) Claus (Taf. CIV, Fig. 2). *) Die Gesammtzahl der Kiemen lautet bei den einzelnen Autoren nicht selten verschieden. So zählt z. B. Milne Edwards (1834) abweichend von den hier gemachton Angaben bei Homarus 22, bei Palinurus und Seyllarvs 18, bei Sicyonia 11, bei Callianassa 10, bei Gebia 15, bei Sergestes, Hippoli/te und Crangon 7 Kiemen. Organisation 1031 Banim 9 {2. 2 3. 2 j Claus. Eoniola 14 (l. 5. 5. 3.) Claus (Taf. CV, Fig. 1). Dromia 14 (1. 5. 4. 4.) Claus. Cancer 9 (2 3. 2. 2.) Huxley. Caicinns 9 (2. 3. 2. 2.) Geist (Taf. LXXXV, Fig. lOi. Maja 9 (2. 3. 2. 2.) Milne Edwards. Hi/as 8 (2. 2. 2. 2.) Gerst. Don^pc 8 (1. 2. 3. 2.) Claus (Taf. CV, Fig. 3'. Ethusa 7 (1. 2 2. 2.) Claus. Ocypoclc 7 (2. 2. 2. 1.) Claus (Taf. LXXVIII, Fig. 11, CV, Fig. 5). Gdasiiuus 7 (2. 2. 2. 1.) Milne Edwards. Uca 1 (2. 2. 2. 1.) Milne Edwards. Cardlsoma 7 (2. 2. 2. 1.) Gerst. 9 Milne Edwards. Gmpsus 9 (2 3. 2. 2.) Milne Edwards (Taf. CV, Fig. 7). Telphusa 9 (2. 3. 2. 2.) Milne Edwards. Pofamia 9 (2. 3 2. 2.) Milne Edwards. Pinnoteres 3 (0. 1. 2. 0.) Claus. Hymenosoma 4 (0. 1. 2. 1 ) Claus. Myctiris 4 (0. 1. 2. 1.) Claus. Uta 6 ((). 2. 2. 2.) Claus (Taf. CV, Fig. 2). Hiernach sind last sämmtliche zwischen drei uud einundzwanzig liegende Zahlen mit Ausnahme von siebenzehn, sechszehu und fünf unter den Decapoden- Kiemen vertreten. Diese Zahlen binden sich keineswegs an natürliche systematische Gruppen, denn sie schwanken z. B. bei den Gattungen der Ästacina zwischen 12 (Ästacoides) und 21 (Astacopsis), in der Familie der Carida zwischen 5 ( Virhius) und 12 {Pandalus, Rhynchocinetus), bei den Penaeiden zwischen 13 (Sict/onia) und 19 {Sfeno2ms), bei den Thalassiuiden zwischen 10 (Gehia) und 18 (CaUiaxis), bei den Paguriden zwischen 10 (Coenohita) und 14 {Pagurtis), bei den sogenannten Brachyuren zwischen 3 {Phuiofcres) und 9 {Cancer, Ilaja). Eher lassen sich bestimmte Beziehungen zwischen natürlichen Decapoden -Gruppen und gewissen Kiemen-Kategorieen erkennen. So fehlen z. B. allen bisher untersuchten Cariden-Gattnngen (Palaemon, Crangon, Niku, Lysmata, Äl^jJteus, Virbius, Caridina, Atyu, Pasipliaea, Pandalus, Bhynchocinctus) konstant die hinteren Arthrobranchien, allen Galatheiden, Porcellaniden, Paguriden und Litho- diden die Podobranchieu, allen Thalassiniden die Pleurobranchien; letztere sind dagegen mit alleiniger Ausnahme von Pinnoteres allen Brachyuren eigen, welche zugleich die beiden letzten Beinpaare durchweg kiemenlos zeigen, Uebrigens sind auf Grund der an mehr oder weniger zahlreichen Gattungen gewisser Gruppen gemachten Befunde hin und wieder Verall- gemeinerungen geübt worden, welche sich nicht bestätigen. Gleich den Cancrinen {Cyclomctopa) werden z. B. auch den Oxyrrhynchen {Majucea) durchweg neun Kiemen, von denen sieben den Pleuren aufliegen, zu- geschrieben, und doch finden sich bei Hyas aranea Lin. (nach Unter- 1032 Decapoda. suchuDg mehrerer Exemplare beiderlei Gescblechts) constant deren nur acht, von denen sechs auf den Pleuren liegen, die beiden vorangehenden der Kieferfüsse Podobranchien sind. Auch die bisher für Lifhodes an- gegebene Kiemenzahl von elf jederseits bestätigt sich an Litiiodes maja Lin. {arctica Leach) nicht, sondern muss auf zwölf normirt werden. Ausser den acht Arthrobranchien, welche zu je zweien oberhalb des ersten bis vierten Beiupaares entspringen, und der einzelnen Pleurobranchie, welche oberhalb und zwischen den Arthrobranchien des vierten Beinpaares ihren Ausgang hat, finden sich noch drei rudimentäre und nach vorn an Grösse stark abnehmende Arthrobranchien (den Kieferfuss-Segmenten ent- sprechend) vor, von denen die dritte für sich allein, die beiden vorderen gemeinsam auf einem Stielchen entspringen, die erste nur aus wenigen übereinander liegenden Blättchen besteht. Da die Kiemen der meisten Decapodeu lediglich oder wenigstens vorwiegend der Wasserathmung dienen, so müssen sie mit dem umgebenden Medium entweder direct in Coutakt gesetzt oder es muss letzteres ihnen auf Umwegen zugeführt werden. Ersteres ist nicht nur bei denjenigen Macruren der Fall, deren Kiemenhöhle durch Abstehen des unteren Cephalo- thorax-Randes von den Hüften dem AYasser wenigstens im Bereich ihrer hinteren Hälfte freien Zutritt gestattet, sondern auch in denjenigen Fällen, wo der Cephalothorax die Hüftstücke sämmtlicher Gliedmaassen scheinbar eng umfasst. Auch bei solchen wird er durch Heben gelüftet und zwar scheint dies unter Mitwirkung derjenigen Längsmuskeln, welche die Ver- bindung zwischen seinem Innenskelet und der Hinterleibsbasis vermitteln, zu geschehen. Schlägt sich, wie bei ScyUuras, der untere Rand des Cephalothorax in horizontaler Richtung gegen die Eiulenkung der Beine hin um, so findet sich am Vorderrande jedes der fünf Hüftenpaare eine quere Spaltöffnung, in deren Grunde man die Basis der Kiemen frei liegend sieht, unter den mehr aberrirenden, als Änomura bezeichneten Formen schliesst sich Lithodes (Taf. LXXH, Fig. 8; LXXIX, Fig. 4) durch das Verhalten des Cephalothorax den Macruren sehr eng au: während derselbe sich den beiden vorderen Beinpaaren mit seinem unteren Rande knapp anlegt, hebt er sich von dem dritten schon merklich, von dem vierten dagegen auf ansehnliche Entfernung frei ab, so dass dadurch ein klaffender Spalt zum Eintritt des Wassers entsteht. Die ForceUana- Arten sind im Stande, den Cephalothorax beiderseits von dem Ansatz des Hinterleibes für den Eintritt des Wassers dadurch zu heben, dass sie die kleinen Beine des fünften Paares unter ihn einschieben. Ungleich abweichender und durchaus eigenthünüicb verhält sieh dagegen Ranina (Taf. LXXI, Fig. 6), welcher irrthümlich eine Luftathniung angedichtet worden ist, während sie thatsächlich in bedeutenden Meerestiefen lebt und aus den- selben heraufgezogen, sehr bald stirbt. Eine Spaltöffnung nach Art der Brachyuren zwischen dem äusseren Kieferfuss und dem ersten Beinpaar geht dieser Gattung vollständig ab; auch ist bei der festen Verschmelzung des Tergum mit den schräg nach oben und aussen auisteigenden Steruiten Organisation. 1033 des zweiten bis vierten Beinpaares eine von Claus angeuouiuieue Hebung des hinteren Cephaiotborax-Theiles ausgeschlossen. Die einzige Stelle, an welcher das Wasser in die Kiemenhöhle eindringen könnte, ist an- scheinend eine Spaltöffnung, welche schräg nach oben und aussen zwischen den Hültgliedern des vierten und des dorsal verschobeneu fünften Bein- paares zu liegen kommt, deren Durchgängigkeit aber freilich erst an frischen Exemplaren festzustellen wäre. Die gleichfalls zu den Anomuren gestellten Gattungen Dromia und Homolu (Taf. LXXII, Fig. 6) schliessen sich dagegen betreös der Zu- leitung des Wassers zu der Kiemenhöhle durchaus den Brachyuren an. Da bei diesen die äusseren (unteren) Pleuren des Cephalothorax eine feste Verbindung mit dem Sternum in der Weise eingehen, dass die Hüften der fünf Beinpaare zwischen beiden eingekeilt sind und mithin eine nach unten völlig geschlossene Kiemenhöble herstellen, kann das zur Athmung benöthigte Wasser dieser nur von vorn her durch eine Spaltöffnung zu- geführt werden. In diesen am Vorderrand der Hüften des Scheerenbein- paares gelegenen queren Spalt schlägt sich der Epipodit der äusseren Kieferfüsse mit seinem Basalgliede wie ein von vorn nach hinten zu- sammengedrucktes Prisma oder Keil ein, um durch seine Hebung oder Senkung die Oeffnung desselben zu schliessen, beziehentlich zugängig zu machen. Bald ist dieser Spalt sehr schmal (Cancer, Carcinus, Fortunus. Hyas, Pisa, Herhstia u. A.), bald innerhalb merklich weiter als aussen [Ocypode), bald endlich in der Mitte verbreitert und nach beiden Seiten hin vei'jiingt, also etwa mondsichelförmig (LiqM, Podophthalmus, Gonoplajc, Curtonotus u. A. , ferner auch Dromia und Homola). Im letzteren Fall, besonders deutlich bei PodopUlialnms , Gonoplax und Curtonotus, ist die Spaltötfnung an ihrem Vorder- und Hinterrande mit einer aufgerichteten, dichten Haarbürste besetzt, welcher eine ähnliche an dem Basaltheil des einschlagenden Epipoditen von Pes maxillaris 3. entspricht, so dass beide in Gemeinschaft einen festen Verschluss bewirken. Auch wird der Spalt, welcher in einer Einsenkung gelegen, nach vorn hin durch eine wall- artige Erhebung der Regiones pterygostomicae begrenzt. Eine bemerkens- werthe Lageverschiebung erfährt diese Eingangsöflnung in die Kiemen- höhle hei der Gattung Borippe, wo sie auch durch anderweitige Eigen- thümlicbkeiten sofort in die Augen fällt. Sie hat hier nämlich abweichend von der nahe verwandten Gattung Ethusa nicht einen queren Veilauf, sondern ist schräg von hinten und innen nach vorn und aussen gerichtet und ihr aufgerichteter Aussenrand ist mit einer dichten Franse langer und steifer Borsten bekleidet; nach innen schliesst sich dem Spalt eine tiefe, grubenförmige Einsenkung an (Taf. CV, Fig. 8, ap). Der eigenthümliche Verlauf desselben steht im Zusammenhang mit dem stark nach vorn ge- krümmten Basalstück des dritten Kieferfuss-Epipoditen, welcher auch hier als Deckel fungirt und zum festeren Verschluss mit zwei dichten und parallel verlaufenden Haarfransen auf seiner oberen Fläche besetzt ist (Taf. CV, Fig. 9, cp). 1034 Decapoda. Im ZusamineuhaDg mit dieser der Mehrzalil der Bachyuren, u. A. auch den von Milne Edwards zu seiner Abtbeilung der Oxystomen ge- stellten Calappiden und Corystideu zukommenden Spaltöffnung steht die Ausbildung der den drei Kiet'ert'usspaaren eigenen Epipoditen zu einem langen und schmalen, stark abgeplatteten und mit gespreizten Haaren gewimperten Wedel (Flagellum), welcher sonst nur noch den Gattungen Dromia und Homola zukommt, den übrigen Decapoden aber in dieser Form fehlt {3Iaja: Taf. LXXVI, Fig. 4e, /l; Matuta: Tat". LXXVIIl, Fig. 5 und 6; Calappa: Taf. LXXXI, Fig. 7, 8 und y, fl.). Diese drei Flagella reichen, augenscheinlich um das einströmende Wasser über die Oberfläche der Kiemen zu vertbeilen, was durch die in steter Bewegung betinillichen drei Kieferfusspaare bewirkt wird, bis tief in die Kiemenhöhle hinein und verthcilen sich innerhalb derselben in der Weise, dass diejenigen der beiden hinteren Paare {Ocypode: Taf. LXXVIIl, Fig. 11, /'^ und f^) sich an die Unterseite der Kiemen, zwischen diese und die Epimeren lagern, während da.sjenige des ersten Kieferfusses (0c^>/2J0ffe: Taf. LXXVIIl, Fig. 11, f; Curcbms: Taf. LXXXV, Fig. lü, //; Cancer: Taf. XCIX, Fig. 1, /"'j sich ihrer Oberseite auflegt, indem es bei fast vertikaler Stellung ihre nach aussen gerichtete Basis umgreift. Die einzige Familie der Brachyureu, welche der erwähnten, vor den Hüften des Scheerenbeinpaares gelegenen Spaltöffnung entbehrt, ist die auch in anderen Beziehungen abweichende der Leucosiiden (Ixa und Mym: Taf. LXXVI, Fig 1 und 3), welche die Gruppe Oxystohiata für sich allein zu repräsentiren hätte. Die Zufuhr des Wassers zur Kiemenhöhle ge- schieht bei ihr, wie Milne Edwards offenbar mit Recht annimmt, vom vorderen Ende der Mundöffnung her und zwar durch eine am äusseren Muudrahmen gelegene tiefe Rinne, welche durch Auflegen des Exopoditen von Pes maxillaris 3. zu einer Röhre geschlossen wird; denn eine von Claus für Ilia zwischen die Hüften des ersten und zweiten Beinpaares verlegte Spaltöffnung ist weder für diese noch für die verwandten Gattungen Ärcania, PMlyra, Leucosia und Ebalia nachweisbar*). Dem Mangel der Spaltöffnung entsprechend ist nun auch bei den Leucosiiden nicht nur am dritten, sondern auch am zweiten Maxilhufuss der Epipodit sehr verkümmert, bildet also kein Flagellum, während derjenige des ersten Paares eine ganz besondere Länge — bei lUu fast der Rumptlänge gleich- kommend — und Scbmalheit erreicht und in gleicher Weise wie bei den normalen Brachyiiren an der Oberseite der Kiemen sich nach aussen hin um dieselben herumschlägt (Taf. CV, Fig 4, //^). Zu der Kiemenhöhle sämmtlicher Decapoden tritt, unabhängig von der Lage der Eingangsöffnuug, ferner in sehr nahe Beziehung die um- *) Von dem Ort und der Art der Wasscraufualime bei den Leucosiiden kann mau sich an Ilia nucleus leicht dircl) vereinfacht sich die gleiche Bildung dadurch etwas, dass der aus dem Hoden (fc) hervorgehende Ziiführungsabschnitt (cd) bei geringer Länge nur eine leichte Krümmung beschreibt und dass auf die aus neunzehn Um- gängen bestehende, sehr zierliche Spirale (sj)') ein zwar gleichfalls zu mehreren Knäueln aufgewundener, aber seinem Lumen nach mehr ein- heitlicher Drüsenabschnitt (rd^) folgt, Eiqimjufus Prideauxl weicht von beiden vorgenannten Formen dadurch ab, dass die Spirale sich zweimal wiederholt oder mit anderen Worten durch einen nicht aufgerollten Kanal in zwei Abtheilungen zerlegt wird, welche übrigens beide nur aus einer geringen Anzahl von Umgängen bestehen; der Hauptunterschied liegt aber darin, dass der die Spirale bildende Theil des Kanales nicht besonders dünn, sondern im Bereich der zweiten sogar beträchtlich weiter ist als der darauf folgende eigentliche Drüsenabschnitt. Auch bei PorceUmvi ist die Spirale im Lumen nicht auffallend von dem vorangehenden und folgenden Abschnitt des Vas deferens verschieden und wird nur durch eine geringe Zahl von Umgängen, nämlich fünf, gebildet. Bei den Brachyuren und in wesentlicher Uebereinstimmung damit auch bei Droniia (Taf CVl, Fig. 7) fehlt zwar die Spirale, diigegen ist der auf den dünnen Zuleitungsabschnitt folgende, aber nicht immer scharf von ihm geschiedene ganz allgemein in zwei, zuweilen ( CnrcmMS »wamas) selbst in drei ihrem Ansehen nach auffallend verschiedene Abschnitte gesondert, von denen der dem Ductus ejaculatorius vorangehende letzte zuweilen {3Iaja, Careinus) besonders voluminös ist und durch die zottige oder drüsige Beschaffenheit seiner Oberfläche äusserlich fast mehr dem Hoden als einem Ausführuugsgange gleicht. Dronda würde sich, abgesehen von dem Mangel der Spirale, noch am meisten an Galathea anschliessen, indem der aus zahlreichen feinen und sich eng aneinanderlegenden Win- dungen bestehende Zuleitungsabschnitt (Fig. 7, rd) äusserlich noch fast ganz dem Hoden gleicht, während die beiden Abschnitte des Drüsentheiles {vd'- und vd'-') sich durch das verschiedene Lumen ihres Kauales deutlich unterscheiden und in entsprechender Weise wie dort zwei hintereinander folgende Knäuel darstellen; nur der in das männliche Begattungsorgau (j5e) eingesenkte Ductus ejaculatorius (de) ist beträchtlich kürzer. Bei Careinus (Taf. CVH, Fig. 5) schliesst sich dem Zuleitungsabschnitt (cd) zunächst ein allmählich an Lumen zunehmender und zu einem Knäuel zusammengeballter engerer, sodanu ein auffallend weiter, drei Schlingen bildender darmförmiger Kanal an , und erst auf diesen folgt der dem Organisation. 1049 Ductus ejaeulatorius (de) vorangehende dritte Abselinilt (vd-), dessen kürzeie Windungen die erwälinte, drüsig gelappte Oberfläche darbieten. Erijihia spinifrons (Taf. CVIl, Fig. 6) weicht hiervon bei wesentlicher Uebereinstinimung des Zuleitungs- {vd) und des darauffolgenden engeren Abschnittes (crf^) dadurch ab, dass der übrige Theil des Vas deferens {vd'') das Ansehen eines dicken, mehrfach gekrümmten und an seiner ganzen Oberfläche mit zahlreichen, nach hinten immer kleiner werdenden Blind- därmcheu besetzten Schlauches darbietet. Während hier jedoch der Ver- lauf des Hauptkanales in seineu Windungen noch deutlich zu Tage tritt, entzieht er sich bei 2Iai(i dem Auge vollständig dadurch, dass die schon am Ende des vorderen Abschnittes deutlich und in wachsender Zahl auf- tretenden blinddarmfürmigen Aussackungen ihn vollständig überwuchern, dabei zugleich so klein, zahlreich und dicht aneinander gedrängt auftreten, dass sie ihm das Ansehen einer massigen und compakten Drüse, welche nur noch am Aussenrande stumpf gelappt erscheint, verleihen. Nur der hintere, seitliche Austritt des Ductus ejaculatorius aus dieser Masse deutet auf ihr wahres Verhalten hin. Das beiderseitige \as deferens wird in Uebereinstimmung mit dem- jenigen Theil des Hodeurohres, welches ausserhalb des Keimstranges ge- legen ist, au seiner Innenfläche von einem secernirenden und einer Cuticula entbehrenden, gekernten Cylinder- oder Pflasterepithel ausgekleidet, welches sich von seinem Beginn bis zu seiner Ausmündung erstreckt. Bei äusser- lich wenig differenzirten Abschnitten der Samenleiter, wie sie den meisten Cariden zukommen, verhält sich dasselbe fast überall gleiehmässig oder zeigt in Höhe und Breite der Zellen unmerkliche Uebergänge; je deutlicher sich jene indessen in ihrer Weite und Oberflächenheschaffenheit von ein- ander unterscheiden, desto schärfere Differenzen machen sich auch in den Epithelzellen geltend. So besteht z. B. im Drüsenabschnitt des Vas de- ferens von Astams fhiviatilis das Cylinderepithel aus Zellen, welche etwa dreimal so hoch als breit und mit einem sehr grossen, länglich ovalen und äusserst grobkörnigen Nucleus versehen sind, während dasjenige des Ductus ejaculatorius aus viermal so langen und kaum halb so breiten, mithin dünn schlauchförmigen Zellen zusammengesetzt wird, deren ovale Kerne sie an Breite beträchtlich übertreffen und sich in Folge dessen übereinander schichten. Bei Homanis und Paünurus kommt dem Zuleitungs- Abschnitt niederes, den beiden folgenden hohes, bezüglich sehr hohes Cylinderepithel zu, bei Galathea und Paguristes dem ersten Pflaster-, der Spirale dagegen hohes Cylinderepithel, während in dem darauf folgenden Abschnitte beide in einander übergehen. Bei den Brachyuren ist es be- sonders der drüsig erscheinende Abschnitt des Vas deferens, dessen Epithel sich durch auffallend grosse Epithelzellen und durch voluminöse, .grobkörnige Nuclei auszeichnet (Carcinus: Taf. CVIII, Fig. 15, ep). Auf der Oberfläche aller Epithelzellen wird ein Sekret abgeschieden, welches ihrem freien Ende entweder noch in Form eines Bläschens anhaftet oder 1050 Decapoda. sich als freie krümliche Masse darstellt; je nach der Stelle des Vas deferens kanu es in Färbung und Glanz verschieden sein. Das dem Epithel nach aussen aufliegende Bindegewebe erscheiut besonders au denjenigen Stelleu des Vas deferens sehr locker, welche zeitweise einer starken Ausdehnung ausgesetzt sind, so z. B. im Drüsen- abschnitt von Homarus und Palinurus, im Ductus ejaculatorius derselben beiden Gattungen und von Ästacus. Die auf das Bindegewebe zunächst folgende Längs- und die diese umhüllende Riugmuskulalur (Carcinus: Taf. CVIII, Fig. 15, mu) sind oft wenig scharf geschieden, wie im Drüsen- abschnitt von Asfacus, schärfer bei Ilomarus und Palinurus; besonders beim Hummer bilden die Längsmuskcln eine in das Lumen eintretende starke Falte. Am schwächsten ist die Muskulatur im Zuleitungs-Abschnitt, bei weitem am mächtigsten im Ductus ejaculatorius entwickelt; auch schwillt sie oft plötzlich an auf der Grenze zweier Abschnitte, wo sie eine Art Sphincter bildet. Die männliche Geschlechtsöffnung, in welche der Ductus eja- culatorius ausmündet, ist bei sämmtlicheu Macruren und ebenso auch bei den Anomuren Milne Edwards' an der Unter-, beziehentlich der Innen- seite des Hüftgliedes des fünften Beinpaares gelegen, wo sie bei allen grösseren Arten, wie Uomams, Nepliroxis, Astacus (Taf. CVI, Fig. 3, or), Falinurus (Taf. LXXIX, Fig. 7, or, CVI, Fig. 1, or), Scißlarus, Thenus u. A. sofort in die Augen fällt, besonders da sie bei den letztgenannten Gattungen durch einen deckelartigeu Vorsprung ausgezeichnet ist. Dieses Verhalteu erleidet auch dann keine Aenderung, wenn das fünfte Bein- paar, wie bei Galathea, Porcellana, Lithodes, Birgus u. A. zu kleinen und dünnen Putzpfoten verkümmert oder, wie bei Pagurus und Cocnobita ander- weitig reducirt ist; bei letzterer Gattung ist die an der Spitze der grossen, senkrecht gestellten Hüfte des fünften Paares gelegene Geschlechtsötfnuug von einem dichten Borstenkranz umgeben. Modifikationen, wie sie bei einzelnen der kleineren Cariden- Formen vorkommen, sind durchaus se- kundärer Natur: bei Pcdaemon squilla Lin. z. B., dessen Männchen be- trächtlich kleiner als das Weibchen ist, tritt an der Innenseite der fünften Coxa ein dicker zapfenförmiger Wulst hervor, welcher von demjenigen der entgegengesetzten Seite nur durch einen schmalen medianen Kegel- vorsprung getrennt — eine innerhalb gelegene, von zwei Lippen ein- gefasste Spaltöffnung erkennen lässt. Dem gegenüber erleidet die Lage der männlichen Geschlechtsöflfnung unter den Brachyuren gewisse Schwankungen, indem sie bei den so- genannten Catometopen Milne Edwards', von denen allerdings die Gattungen Tel^ulmsa, Potamia (Boscia) und Trichodadylus auszuschliessen sind, von dem Hüftglied des fünften Beinpaares mehr oder weniger weit einwärts auf den demselben entsprechenden (siebenten) Sterniten hinrückt. Indessen wie wenig constant diese von Milne Edwards als systematisch wichtig angesehenen sternalen Geschlechtsöffnungen ihrer Lage nach sind, ergiebt sich leicht daraus, dass sie bei Grapsus und Plagusia schon Organisation. 1051 ziemlich nalie au den Innenrand des fiinfteu Hiiftenpaarcs herangeiückt sind, wäbreud sie bei Gunoplax, Macrophthahnus , Ocijpvdc. (Taf. LXXX, Fig. 4, or), Gelasimus (Taf. LXXX, Fig. 3 a, or) u. A. an den Seiten der zum Einschlagen des schmalen männlichen Hinterleibes dienenden medianen \ertielung hervortreten. Aber auch unter denjenigen Brachyuren, welchen „coxale Geschlechtsöifnungen" zugeschrieben werden, entbehrt die Lage der letzteren keineswegs gewisser Modifikationen und Verschiebuugen, wie z. B. bei Ilia nudeus der Perus genitalis nicht mehr der Hüfte selbst anheimfällt, sondern an der Unterseite eines halbkugligen Vorsprunges gelegen ist, welcher die Grenze zwischen der Hüfte und dem ihr ent- sprechenden Sterniteu einnimmt. Fehlt es demnach keineswegs an den allmählichsten Uebergängen zwischen coxalen und sternalen männlichen Geschlechtsöft'nungen, so kommt für die Beurtheilung dieser schwankenden Lage überdies noch ein anderer Umstand in Betracht, welcher sie erst vollends als unwesentlich erscheinen lässt. Die männliche Geschlechtsöfiuung der Brachyuren zeigt nämlich ab- weichend von derjenigen der Macrureu*) und den meisten Anomuren (Dromia ausgenommen) die Besonderheit, dass sie sich, ursprünglich von der Hüfte des fünften Beinpaares aus, in eine weichhäutige, schlatfe Röhre von geringer Länge und Dicke fortsetzt, welche von Milne Edwards in der Meinung, dass sie direkt zur Begattung verwendet werde, als Ruthe (verge) bezeichnet worden ist. Diese weichhäutige Röhre, welche der Hüfte gegenüber das Ansehen eines aus derselben ausgestülpten Anhängsels darbietet, sich in Wirklichkeit aber als eine direkte, wenngleich in Form und Consistenz wesentlich veränderte Verlängerung des Hüft-Integumentes ergiebt, kann in Gestalt und Länge mehrfache Blodifikationen eingehen. Bei Hyas aranca ganz kurz und dick, fast papillenförmig, tritt sie aus dem Innenwinkel der fünften Coxa fast senkrecht oder mit leichter Neigung nach innen und rückwärts hervor, wobei sie in situ von dem ersten Pleopoden bedeckt wird. Bei Lanibrus angidifrons etwa 3 mm lang, zeigt sie die Form einer Zipfelmütze, welche mit ihrer stark verjüngten Spitze nach rückwärts gerichtet und unter die Basis des ersten Pleopoden eingeschlagen ist; noch kürzer, kaum über 1 mm lang und zugleich dick bei Lissa cliiragm u. s. w. Bei mittelgrossen Cyclometopen, wie Carcinus maenas, Portunus depurator und corrugatus, Lupa tranquebarica , Telplmsa, Iricho- dactylus (Taf. CVII, Fig. 9, ik) und ähnlichen, etwa 5 bis 6 mm laug und von gestreckter, cylindrischer Form, ist diese sogenannte Ruthe in der Regel schräg nach innen und vorn gerichtet und dabei dem Sternum horizontal aufgelagert, so dass sie in situ von dem ersten Pleopoden über- deckt wird; zuweilen jedoch auch ■ — vielleicht bei brünstigen Männchen — rückwärts gewandt und so fest in die Basis der Vorderseite des ersten Pleopoden eingeklemmt, dass sie daraus nicht entfernt werden kann. Ob *) Von Grobbeu wird freilich auch für Penaeus affinis ein „Penis" erwähnt, der demjenigen der Erachynreu entsprechen soll und nach seiner Ansicht von den Schizopoden „vererbt"" ist. Jedenfalls würde diese „Vererbung'" recht vereinzelt dastehen. 1052 Decapoda. bei Ilia nucleiis, wo eiue weicbhäutige Röhre im Anschluss an die Ge- scLlechtsöfiuuDg wenigstens nicht festzustellen war, dieselbe ganz fehlt, mag hier unentschieden bleiben. Einen Uebergang von diesem iirsprüDglichen Verhalten, wie es den Oxyrrhynchen und Cyclonietopen eigen ist, zu der sternalen Geschlechts- öifnung bietet der merkwürdige Podopldhalmus vigil Latr. , welcher nicht zu den Portuniden (Mi Ine Edwards) gestellt werden kann, sondern in die nächste Verwandtschaft \on Gunoxüax und jSlacrophthalmus gehört, dar. Bei diesem ist die gleichfalls langgestreckte und cylindrische, aus der Inneuspitze der lang dreieckigen fünften Hüfte hervorgehende weiche Röhre in eine Rinne eingebettet, welche an der hinteren Grenze des sieben- ten Sterniten schräg von hinten und aussen nach vorn und innen verläuft; sie wird von unten her durch den an seiner Basis stark lamellös verbreiterten ersten Pleopoden bedeckt. Von dieser Bildung bis zu derjenigen von Gonoplux hidentatus und rhomboides F'ab. mit ihrer weit nach innen gerückten, schmal spaltförmigen sterualen Geschlechtsöö'unng ist nur ein Schritt: man braucht sich über die in der Rinne liegende Röhre von Podojjlitlialmus nur die Sternal- haut geschlossen zu denken, so ist das gleiche Verbalten wie bei Gonoplax hergestellt. Denn dass hier die häutige Röhre von der Hüfte her bis zu der weit von ihr entfernten sterualen Spaltöffnung dicht unter der Chitinhaut verläuft, zeigt eine genau diese Richtung einhaltende, durch die Haut hindurchscheinende kreideweisse Linie an. Während nun aber bei Gonoplax die in der Sternalhaut steckende weichhäutige Röhre bei der Spaltöffnung zu endigen scheint — wenigstens lässt sich nichts aus dieser Hervor- tretendes bemerken — ist bei Ocypode cursor Lin. das Gegentheil der Fall. Bei dieser tritt aus der au gleicher Stelle gelegenen, aber beträcht- lich weiteren Oeffnung (Taf LXXX, Fig. 4, or) eine 3 mm lange schlaff- waudige Röhre hervor, welche in horizontaler Lage gerade nach vorn gerichtet ist und von dem sehr langen, cylindrischen ersten Pleopoden nicht bedeckt wird, sondern an dessen Aussenseite frei liegt. Ein näherer Vergleich aller dieser scheinbar verschiedenen Bildungen ergiebt mithin als Resultat, dass in dem einen wie in dem anderen Fall die häutige Röhre von der Innenseite der fünften Hüfte ihren Ausgang nimmt, nur dass sie dem Sternum bald frei aufliegt, bald in eine Rinne desselben aufgenommen oder ganz von ihm eingeschlossen wird. Zugleich geht aber aus diesem wechselnden Verhalten mit Evidenz hervor, dass bei der erwähnten scblaffhäutigen Röhre von einem zur Einsenkung in die weib- liche Vulva bestimmten Begattungsorgan („Peuis"), dem Grobben sogar eine auf Eindringen von Blut beruhende Erektion zuschreiben zu dürfen glaubt, auch nicht im Entferntesten die Rede sein kann. Bei der in die Sternalhaut der Catometopen eingesenkten Röhre fällt eine solche Ver- wendung von selbst fort; aber auch bei freiliegender ist sie ebensowohl wegen ihrer nach aussen und hinten gerückten Lage — gegenüber der median und weit nach vorn verschobenen der Vulvae — wie wegen ihrer geringen Länge ebenso undenkbar, wie hierzu die — thatsächlich als Organisation. 1053 Ruthen fungirenden — Pleopoden des ersten Paares als nach Lage, Länge, und Consistenz als besonders geeignet erseheinen müssen. Letzteren wird die Samenmasse seitens der beiden häutigen Röhren eben nur durch Einschlagen an ihre Innenseite übermittelt; für ihre Uebertragung haben sie selbst einzutreten. Eine von den ßrachyuren abweichende und, wie es scheint, isolirt dastehende Bildung lässt sich für die Gattung Dromia constatiren. Bei ausgewachsenen Männchen der Dromia vulgaris von 8 cm Rumpf länge entsendet der Innenrand der fünften Hüfte aus seinem Vorderwinkel ein 17 mm langes und fast 3 mm dickes Rohr von durchaus steifer, fast knorpeliger Consistenz (Taf. CVI, Fig. 7, pe) und cylindrischer Form, welches erst an seinem Ende leicht verjüngt und zugerundet ist. An der Innenseite von Coxa 4. und 3. die Richtung nach vorn und aufwärts einschlagend und mit demjenigen der gegeniiberliegendeii Seite leicht convergirend, verläuft dieses den Ductus ejaculatorius (Fig. 7, de) in sich bergende Rohr frei an der Aussenseite des coniplicirt gestalteten Pleopoden des ersten Paares, von dem es mithin nicht verdeckt wird. c) Die männlichen Geschlechtsprodukte der Decapoden zer- fallen einerseits, wie gewöhnlich, in Samenzellen (Samenkörper), anderer- seits in Spermutophoren; erstere sind das Absonderungsprodnkt des als Keimstrang bezeichneten Theiles des Hodenrohres, letztere des Vas deferens. Die zelligen Samcnelemente (Spermatozoen) der Decapoden haben durch ihre auffallende Form schon seit Beginn des zweiten Drittheils des Jahrhunderts die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gelenkt und zwar waren es naturgemäss zunächst diejenigen des Flusskrebses und Hummers, welche durch Henle, v. Siebold und Valentin zur Kenntniss gebracht wurden. Im Anschluss hieran war es besonders Kölliker, welcher diese zum Theil sehr auffallenden und mannigfach verschiedenen Gebilde bei einer grösseren Reihe von Decapoden verschiedener Abtbeilungen unter- suchte, während neben ihm v. Siebold, Leydigu. A. dieselben wenigstens für einzelne Gattungen näher feststellten. Den späteren, ebenso ein- gehenden wie umfassenden Forschungen Grobbens (1878)ist es zu danken, dass die Spermatozoen der Decapoden gegenwärtig mit zu den bestge- kannten gezählt werden dürfen. Vergleicht man die von letzterem Autor von einer grossen Anzahl von Gattungen dargestellten Samenzellen mit einander, so fällt es zunächst auf, dass abgesehen von den Cariden, bei denen sie ein annäbernd über- einstimmendes Ansehen haben, ihre Gestaltung bei den zunächst verwandten Gattungen oft ebenso diametral verschieden ist, wie sie sich bei systematisch weit entfernt stehenden sehr nahe kommt. Ersteres gilt z. B. für Asiacus, Honiarus und Palinurus, letzteres für AsfacH>< mit Eriiiliia, l'acliijfirniniii», Pinnoteres, Inaclms und Sfenorhynclms. Man würde mithin aus der Form der Spermatozoen auf die Verwandtschaft ihrer Besitzer nicht annähernd schliessen können. 1054 Decapoda. Als die eiiifacbste Samenzellen -Form kann diejenige der Cariden {Palaenwn: Taf. CVllI, Fig. 14 und 15; AJplmis: Fig. 2; Athanas: Fig. 3; Virhius, Crangon u. A.), welche in der Profilansicht nageliörmig, in der Flächenansicht kreisrund erscheint, augesehen werden. An den queren, verschiedengradig flachen, napf- oder schalenförmigen Körper schliesst sich, dem Centrum seiner Unterseite entsprechend, ein einzelner, stiftartig zugespitzter Strahl von verschiedener Länge an. Ein ungleich weiter verbreitetes Vorkommen zeigen die radiär gestalteten Samenzellen, von deren meist kreisförmiger, seltener (Stenorhynclms : Taf. CVIII, Fig. 6) polygonaler Scheibe in annähernd gleicher Entfernung von einander Strahlen in wechselnder Zahl ihren Ausgang nehmen. Die Profilansicht derselben lässt erkennen, dass der Körper (Kopf) derselben nicht platt, sondern mehr oder weniger stark linsenförmig, ja selbst halbkuglig oder darüber hinaus gewölbt ist (PnUnurus: Tal'. CVII, Fig. 12; Astacus: Taf. CVIII, Fig. 4 m). Die von demselben ausgehenden Strahlen können in manchen Fällen {GcUa, Calliaxis, Lamhrus) nur zu dreien vorhanden und dabei kurz, nicht länger als die Scheibe sein, oder (Püummts: Taf. CVIII, Fig. 8) letztere an Länge sehr bedeutend übertreffen, in dem einen wie in dem anderen Falle aber aus dieser mit erweiterter Basis hervor- gehen, während die gleichfalls zu dreien vorhandenen von PaUnnrns (Taf. CVI, Fig. Ib) in ihrer ganzen Ausdehnung fein haarförmig erscheinen. In anderen Fällen (Maja, Eunjnome: Taf. CVIII, Fig. 11) steigert sich die Zahl der Strahlen auf fünf oder auf sieben {Sfenorhjnclms: Taf. CVIII, Fig. 6), bis dann endlich bei Eriplda (Taf. CVI, Fig. 8), Pinnoteres, Tnaclms (Taf. CVIII, Fig. 9), Pachygrapsus (Taf. CVIII, Fig. 10), Astacus (Taf. CVIII, Fig. 4 1) u. a. vielstrahlige Samenzellen zu Stande kommen, deren Stralilenzahl zuweilen nicht unbeträchtlichen Schwankungen, bei Asta- cus z. ß. zwischen neun und achtzehn, unterliegen kann. Auch bei diesen ist das Längsverhältniss der Strahlen zu dem Durchmesser des Körpers ein vielfach wechselndes; am längsten sind sie unter den bisher unter- suchten Decapoden bei Astacus, wo einzelne die vierfache Länge des Scheibendurchmessers erreichen. Zu den eigenthümlichsten Samenzellen der Decapoden gehören die- jenigen, bei welchen von dem Körper (Kopf) drei sehr lange, fadenförmige Strahlen einseitig, z. B. von seiner Basis (Ilia: Taf. CVII, Fig. 13) aus- gehen oder wo sie auf der Grenze zweier besonderen, durch eine Ein- schnürung getrennter Abschnitte, von denen der hintere von G robben als Mittclzapfen bezeichnet wird, ihren Ursprung nehmen. Zu diesen gehören u. A. die von denjenigen von Astacus ganz verschiedeneu des Hummers (Taf. CVIII, Fig. 5), an denen der Körper (Kopf) die Form eines hoben abgestumpften Kegels, der Mittelzapfen (z) dagegen die einer haibkugligen Blase zeigt. Bei Galafhca (Taf. CVI, Fig. 10) ist das Veihältniss ein umgekehrtes, indem hier der Kopf kürzer und beträchtlich schmäler als der Mittelzapfen (z) ist, während bei Paguristes (Taf. CVI, Fig. 6 b und o c) der letztere (z) sogar die Form eines nach hinten verjüngten Schwanz- Organisation. 1055 anhaiiges annimmt. Bei ForcdJana (Taf. CVIII, Fig. 7) endlich, wo ein schmaler, lörteltTnmiger Kopf dem Mittelzapfen mit einem dlinoeu, gritl'el- förmigen Halse aufsitzt, nehmen die drei äusserst langen, fadenförmigen Strahlen erst von der hinteren Grenze des Mittelzapfens ihren Ausgang. Die Spermatozoon der Decapoden zeichnen sich allgemein durch ihre Starrheit und ihre auffallend geringe Grösse aus. An den als protoplas- matische Ausläufer der Samenzelle zu betrachtenden Strahlen — als solche stellen sie sich in besonders auffälliger Weise bei Astacus (Taf. CVIII, Fig. 41) dar — lassen sich schwingende Bewegungen überhaupt nicht, Ver- längerungen und Verkürzungen nur selten und in kaum merklichem Maasse wahrnehmen. Ihre Grösse steht durchaus nicht immer in gleichem Ver- hältniss mit derjenigen ihrer Träger, denn diejenigen von Astacus, welcher Gattung überhaupt die grössteu bis jetzt bekannt gewordenen eigen sind, messen im Durchmesser etwa dreimal so viel als diejenigen von Palinurus, Maja und Eriplua und sind auch sehr viel grösser als diejenigen von Uomarus, von denen sie freilich in der Form diametral abweichen. Nach Grobben haben im Allgemeinen die Macruren relativ grössere Spermatozoeu als die Brachyuren; bei ausschliesslicher Messung des Körpers (Kopfes) ergaben sich für PaJaemon rectirostris 12 bis 14, Alpheus ruber 10 bis 11, Virhius viridis 7, Athanas nifescens 5 bis 5,5,«, dagegen iüv EripMa spini- frons 4, Carcinus maenas 2,14, Pihimnus hirfcUus 2,5 bis 3, 3Iaja sqitinado 4 bis 5, Lambrus angulifrons 2,7, Inachus thoracicus 4fi als Durchmesser. Die Entwickelung der Spermatozoeu, welche schon in den Unter- suchungen Kölliker's, wiewohl nur gelegentlich Beachtung gefunden hat, ist von Grobben für verschiedene Gattungen, wie Palaemon (Taf. CVIII, Fig. la bis lg), Astacus (Taf. CVIII, Fig. 4a —4m), Pagurus, Paguristcs (Taf. CVI, Fig. 6 a— 6c), Galathea imd Er ipliia (Taf. CVI, Fig. 8, 8a, 8 b) methodisch durch alle Stadien hindurch verfolgt und näher erörtert worden. Die aus der Theilung der grossen Hodenzellen von Palaemon rectirostris hervorgehenden Samenzellen (Taf. CVIII, Fig. la) sind von rundlicher Form und mit einem grossen, von zahlreichen Kern- körperchen erfüllten Nucleus versehen, der von einer geringen Menge Protoplasma umgeben wird. Beim Beginn der Entwickelung zieht sich die Kernsubstanz gegen denjenigen Pol der Zelle zusammen, au welchem später der Körper (Kopf) des ausgebildeten Spermatozoon zu liegen kommt, und bildet jetzt einen vom Protoplasma umgebenen Halbkreis (Fig. Ib). Indem letzterer sich allmählich verbreitert und zugleich niedriger (flacher) wird, giebt zugleich die Zelle ihre Kreisform auf und erweitert sich in der Querrichtung (Fig. Ic). Diese nimmt weiter überhand, wobei das den leeren Kern noch umgebende Protoplasma immer mehr schwindet; zugleich sprosst aus dem Centrum der flach napfförmig gewordenen, dunkelen Kernsubstanz der oben erwähnte Stift hervor, der sich immer mehr in die Länge zieht (Fig. 1 d und 1 e). Endlich schwindet der letzte leere Kernrest, welcher der flachen Schale noch von oben her aufsitzt, wodurch das nageiförmige Spermatozoon (Fig. If) seinen Abschluss erreicht hat. 1056 Decapoda. Die grosseu Hodenzellen (Spermntoblasten) von Asfacus (Taf. CVIII, Fig. 4 a und 13, sj^b) zeichnen sich gleich denjenigen von Eupagurus durch die scharf gestrichelte Kerusubstanz des grosseu kreisrunden Nuclens und durch einen in das blasse Protoplasma eingelagerten kleinen halbkugligeu Körper von mattem Glänze, wie er auch denjenigen von Eupagurus und Eriphia zukommt, aus. Bei der Theilung der S|)ermatoblasten, welche häufig die bekannten grossen Kernspindeln (Taf. CVIII, Fig. 4b) wahr- nehmen lässt, bilden sich Zellen von 0,022 mm Durchmesser. Diese siud zunächst kreisrund und besitzen einen dunkel punktirten, excentrisch ge- legenen Kern (Fig. 4 c, n) von betr.'lchtlicher Grösse, welcher neben einer Vacuole gelegen ist. Unter leichter Veränderung des Zellumrisses (Fig. 4d und 4e) entfernt sich die Vacuole mit zunehmendem Wachsthum immer mehr von dem Kern und rückt fast ganz an die ihm gegenüberliegende Wand der Zelle, wobei der Kern (w) selbst jedoch gleichfalls von einem hellen Raum umgeben ist. Das dem ganzen Zellcontour anliegende Protoplasma sendet dabei zwischen den Nucleus und die Vacuole einen beide trennenden Fortsatz, in dessen Mitte sich ein an Grösse allmälilieh zunehmendes Eiweisklümpchen entwickelt. Dasselbe breitet sich zunächst (Fig. 4 c) über die vordere Grenze der Vacuole, später (Fig. 4f und 4 g) und zwar in zunehmender Breite auch auf ihre beiden Seitenränder aus. Nachdem auf diese Art der Samenkopf gebildet worden, schwindet der zuvor (Fig. 4e, n) noch vorhandene Kern vollständig; seine Stelle wird (Fig. 4f, 4g, 4h) durch eine Protoplasma-Anhäufung ersetzt, aus welcher zuerst (Fig. 4i) ganz kurze, später (Fig. 4k) allmählich länger werdende strahlenförmige Ausläufer hervorgehen. Einen hiervon etwas abweichenden Verlauf nimmt die Entwickeluug ■ der Spermatozoen bei Galathea, Eupagurus, Paguristes und Eriphia. Die durch die Theilung der Spermatoblasten von Paguristes entstandenen Samenzellen von 0,011 mm Durchmesser besitzen zunächst nur einen in dem blassen Protoplasma befindlichen grossen , mit zahlreichen Kern- körperchen versehenen Nucleus. Bald darauf tritt neben letzterem das bereits erwähnte, von einem hellen King umgebene, glänzende Körperchen, zuerst von kurz ovaler Form auf; zugleich verliert der Nucleus seine Kernkörperohen. Nachdem die sich zwischen beide hindurchziehende Protoplasmaschicht sich verdunkelt hat, nimmt das oberhalb des Nucleus liegende Körperchen, welches alsbald seinen Glanz einbüsst, unter all- mählicher Verkleinerung jenes beträchtlich an Umfang zu, nimmt erst die Form eines Kreisabschnittes, dann die einer Kappe an und sitzt als solche dem etwas kleineren und hell erscheinenden Nucleus nach vorn hin auf Nachdem sich beide durch eine seitliche Einbuchtung ihres Contours gegen einander abgeschnürt und mithin die Biscuitform an- genommen haben, sprossen auf ihrer Grenze die fadenförmigen Strahlen (Taf. CVI, Fig. C) a) hervor. Der ursprüngliche Nucleus hat sich zu dem sogenannten Mittelzapfen (Fig. Ga, 6b, 6c, ,?), das vor ihm liegende Körperchen dagegen zum Samenleib (Kopf) ausgewachsen. Die an beiden Orgauisatiou. 1057 nocli vorgoluMulcii wesentlichen Forniverändeningen sind ans den citirton Figuren ersiclitlicii. Spevinatophoren. Im Widerspruch mit Coste, nach welchem (1858) Asfaciis (= Homarns) und Palimirns ilir Sperma frei gegen das Sternum der Weihchen entleeren sollen, während Crangon nnd Paktcmon dasselbe in Spermatophoreii eingeschlossen an die Basis der weihlichen Beine anlieften, hat Grobben bei sämmtlichen von ihm untersuchten Decapoden Spermatophoren . allerdings in verschiedenen Formen und Modificationen, nachweisen können. Eine derselben, welche den En- cyphiden {Falaemon, Crangon), sowie den Gattungen Pofaniohius, Astacus, Palinurus und Dromla eigen ist, besteht darin, dass die gesammte zur Befruchtung verwendete Samenmasse jeder Seite in eine gemeinsame, matt glänzende Hülle, welciie sich als ein Sekret des Vas deferens er- weist, eingeschlossen nach aussen entleert wird. Bei Potaiiwliiis zeigt diese schon von Roesel an begatteten Krebsweibclien wahrgenommene und als „weislichte kalchartige Materie" bezeichnete Samenhülle die Eigen- thümlichkeit, dass sie bei der Berührung mit dem Wasser zu einer kreideweissen, brüchigen Masse erstarrt, während beim Hummer {Astacus) eine den Spermatophor umhüllende Masse im Wasser aufquillt. Ab- weichend von dem in beiden Fällen in gerader Streckung den Ductus ejacnlatorius passirenden Spermatophor findet sich derjenige von Palinurus innerhalb des erweiterten Drüsen -Abschnittes der Vasa deferentia auf- geknäuelt vor und bildet so eine Art Uebergang zu der folgenden Modification. Bei dieser vertheilt sicii die Samenmasse jeder Seite auf mehrere kleinere Spermatophoren von wechselnder Form , welche aber einer ge- meinsamen Unterlage (Eupagurus: Taf. CVl, Fig. 9, Porcellana: Taf. CVll, Fig. 10) aufsitzen. Dieselben können bald [Pagurisfes) dünn gestielt und an ihrem freien Ende retorten- oder ballonförmig erweitert, bald (ßcyUarns) .stumpf kegelförmig und an ihrer Basis verbreitert und quer abgestutzt, endlich auch {Porcellana: Taf. CVll, Fig. 10) beiderseits verjüngt und an ihrem freien Ende selbst spitz ausgezogen, also elliptisch oder eiförmig, gestaltet sein. Zuweilen findet sich {Eupagurus : Taf. CVl , Fig. 9) un- mittelbar neben einem grossen, gestreckt-fiaschenförmigen Spermatophor noch ein ganz kleiner vor. Denjenigen de!- letzteren Gattung gleichen aucli die Spermatophoren von Galathea, nur dass sie noch länger und schmäler sind. Ihre Länge beträgt hei Paguristes maculatus 0,18, bei Porcellana plahjcheles 0,024 bis 0,028 , bei Eupagurus metieulosus 0,39, bei Eupagurus prideauxi 0,418 mm , steht also nicht immer im gleichen Verhältniss zur Grösse der Arten. Auch die gemeinsame Unterlage der Spermatophoren wechselt in der Form nicht unbeträchtlich, indem sie bei Eupagurus dick, bei Scyllurus und Porcellana schmal bandförmig ist. Eine dritte Modification der Spermatophoren charakterisirt die Brachyuren. Sie sitzen nicht mehr einer gemeinsamen Unterlage auf, sondern sind völlig isolirt; aucli wechseln sie liei einer und derselben Rroiin. Kla^spu ilos 'riiier-EpiL-li«. V. 2. (JY 1058 Decapoda. Art häutig in Form und Grösse, sodass neben recht grossen sehr kleine, unter kugelrunden auch elliptische vorkommen: doch fand Grobben bei Grapsus und Pinnotheres fast nur ellipsoidische. Die kleinen Sperma- tophoren der Brachyuren umschliessen häufig nur ein bis zehn Samen- zellen. Für die Bildung der beiden letzten Kategorien von Spermatophoren kommt nach den Fjrmittelungen Grobben's die Ausbildung oder der Mangel einer Spirale am Vas deferens in Betracht. Ist eine solche vor- handen, so entstehen gleichgrosse und miteinander verbundene, fehlt sie, so bilden sich freie Spermatophoren von sehr wechselnder Grösse, wie bei den Brachyuren. Im ersteren Falle gelangt die aus dem Hoden hervortretende Samenmasse bereits von einem hnllenartigen Sekret ein- geschlossen in die Spirale , wo sie zu gleich gTOssen Spermatophoren abgeschnürt, und diese mit einer bandartigen Unterlage versehen werden. Während sie in dieser zu einer einzigen Reihe angeordnet und weiter geschoben werden, legen sie sich innerhalb des folgenden erweiterten Abschnittes mehrfach aneinander und werden dabei abgeplattet. Ihre Basis entspricht stets der convexen Seite des gekrümmten Vas deferens, wobei sich das sie einreihig tragende Band zickzackartig zusammen- legt; bevor sie aus dem Ductus ejaculatorius hervortreten, werden sie noch einmal durch ein dem hinteren Theil des Vas deferens entstammen- des Sekret in ein gemeinsames Kohr eingeschlossen. Dieser Vorgang findet übereinstimmend bei Galathea und Paguristes statt, während bei Eupagurns die Spermatophoren-Bildung sich in der zweiten Spirale voll- zieht; in der ersten wird die Spermamasse nur von einem hellen Sekret umhüllt, welches dann erst innerhalb jener zu einzelnen Partieen abge- schnürt wird. Durch eine von allen übrigen Decapoden ganz abweichende Sperma- tophoren-Bildung zeichnet sich die Gattung Lucifer aus. Die gesammte Samenmasse wird hier in einen einzigen grossen Schlauch von lang- gestreckter Retortenform, welcher im Vas deferens gel)ildet wird (Taf. CVII, Fig. 3, sj)), eingeschlossen. Nach der Lage, die dieser Spermatophor innerhalb des männlichen Geschlechtsapparates einhält, muss er mit seinem stumpfen Ende aus demselben austreten , wäin'end er mit dem verjüngten in die weibliche Vulva eingeführt wird (Taf. CVII, Fig. 4, sp). d) Copulations-Organe. Als solche fungiren, wenn sie überhaupt zur Ausbildung gelangt sind, die den männliciien Geschlechtsöftnungen zunächst gelegenen Hinterleibs- Gliedmaassen (Pleopoden), nämlich ent- weder diejenigen des ersten Paares für sich allein, oder, was das ungleicii Häufigere ist, diese in Gemeinschaft mit denen des zweiten. Dass dabei die betreffenden Pleopoden eine dieser Verwendung entsprechende, wesent- liche Umgestaltung eingehen, ist bereits an einer früheren Stelle (S. 890 ff.) gelegentlich der morphologischen Erörterung dieser Gliedmaassengruppe hervorgeiioben worden. Hier mögen noch einmal diejenigen Eigen- Organisation. ] 05!t tliiimliclikt'iti'ii derselben ziisammeiigefasst werden, welche speeiell an die Uebertragung des Sperma auf den weiblichen Körper Bezug haben. Bei einer Keihe von Decapoden fehlen Copulationsorgane ganz , da dem ersten Hinterleibssegment Gliedmaassen überhaupt abgehen, die- jenigen des folgenden aber normal gebildet sind. So fehlen sie in der ganzen grossen Gruppe der luiei/pliidca, während sie bei den Penacidm vorhanden sind. Sie fehlen ferner allen Loricatcn, unter den Ncphropridca nur der einen Familie der Farastacidac (Flusskrebse der südlichen Halb- kugel), bei den TJudassinidta sind sie bald vorhanden, bald werden sie vermisst. Bei den Paijuridca fehlen sie gewöhnlich, liei den Hippidm stets: in allen übrigen der grösseren Hauptgruppeii {Galathvidra, Dromüdea, Oxi/stoinnfa, Bracliyuni) sind sie dagegen regelmässig vorhanden. Wo Copulationsorgane vorhanden sind, zeigen sie recht mannigfache Gestaltungsverhältnisse. An dem ersten Pleopodenpaare des Hummers {Astacus) ist das vorwiegend cylindrisch gestaltete, nur vorn und innen deutlich abgeplattete Basalglied an seiner Innenseite lang fingerförmig ausgezogen und auf der Innenkante der fingerförmigen Verlängerung- dicht mit Borstenhaaren gefranzt, vorn zugleich löft'elförmig erweitert. Das demselben mithin schräg angefügte Endglied ist seinerseits wieder an der Aussen- und Hinterseite seiner Basis fingerförmig ausgezogen, seitlich comprimirt und zwischen seinen aufgebogenen Innenrändern tief muldenförmig ausgehölilt, offenbar also dazu geeignet, die austretende Samenmasse nach einer bestimmten Richtung hin weiter zu befördern. Im Ganzen analog, im Einzelnen jedoch nicht unwesentlich al)weicliend sind die Copulationsorgane von Nephrojjs norvegicus gestaltet. Hier ist das prismatische, mit stumpfer Hinterkante versehene Basalglied vorn und aussen fingerförmig verlängert, das ihm schräg angefügte Endglied in entsprechender Kichtung an der Basis verkürzt, seine frei heraus- tretende Endhälfte lanzettlich verjüngt und an der Innenseite zu einer In-eiten, bis zur Spitze reichenden Einne ausgehöhlt. Nej}kro2)S jcqwnicus weicht von der nordeuropäischen Art dadurch sehr auffallend ab , dass das Basalglied an der Spitze und das Endglied an der Basis einer finger- förmigen Verlängerung entbehrt, und dass letzteres an seiner Vorderseite eine lange, dünnwandige Blase mit grosser terminaler Oett'nung trägt. Au dem ersten Pleopodenpaar des europäischen Flusskrebses {Potamohkin aatams) folgt auf das kurze und dicke Basalglied ein langer cylindrischer Griffel, welcher solide beginnt, darauf an seiner Innenseite tief und breit rinnenförmig ausgehöhlt ist, im Bereich seines Spitzendritttheils aber sich aus dieser Einne allmählich zu einer Eöhre schliesst, welche am Ende mit einer Spaltöffnung ausmündet. Auch an dem zweiten Pleopodenpaar von Potamohius ist, und zwar in ungleich schärfer ausgeprägter Weise als bei Astacus und Nejjhrops, ein accessorisches Copulationsorgan zur Ausbildung gelangt, welches gewissermaassen den inneren Spaltast re- präsentirt; dasselbe ist, abweichend von dem schlaffen, schmal-blattförmigen Aussenast, länger, steif und cylindrisch, am Ende mit einem weichhäutigen 67* lOGO Deoapoda. Aufsatz versehen. Dass die soeben für einige verhältuissmässig nalie miteinander verwandte Formen geschilderte Bildung der Copulationsorgane durchaus nicht als Muster oder Typus aufzufassen ist, geht schon daraus hervor, dass die nordamerikanisehen Flusskrebse {Cambarus) nach den schönen Untersuchungen von Hagen (1870) und Faxen (1885) gerade in Bezug auf diese Organe eine ungemeine Wandelbarkeit und Mannig- faltigkeit zeigen, selbst in den scheinbar wichtigsten Punkten, sodass die Bildung der Copulationsorgane mit Erfolg zur systematischen Unter- scheidung der Arten benutzt worden ist. So läuft z. B. das Endglied des ersten Pleopodenpaares bei einer ganzen Eeihe von Arten (Gruppe des C. affinis) in zwei lange und dünne, zangen- oder fingerförmige Fortsätze aus, welche theils einander gespreizt gegenüberstehen, theils sich gegenseitig umschlingen; in anderen Fällen (Gruppe des C. hartoni) endigt das Copulationsorgan in zwei dicke, hakenförmig zurflckgekrümmte Zähne, während es in noch anderen (Gruppe des C. hlandimji und advcna) an der Spitze abgestutzt und verschiedenartig gezähnt ist. Für die zahl- reichen nordamerikanischen Cambarus - krieu ist es übrigens, wie bei dieser Gelegenheit erwähnt werden mag, eine interessante Erscheinung, dass regelmässig in jeder Art zwei verschiedene Formen des Männchens gefunden werden, die sich ganz besonders durch die Bildung der Copu- lationsorgane unterscheiden. Die eine Form, von Hagen die „erste" genannt, zeigt die Copulationsorgane schön und kräftig entwickelt, während diese bei der ., zweiten" Form schwach ausgebildet und von jugendlichem Typus sind, ohne dass die Köiiiergrösse der betreffenden Exemplare diesem Verhalten entspräche. Hagen glaubt, dass hier eine Art von Dimorphismus der Männclien vorläge, und vermuthete, dass die Männchen der zweiten Form steril seien. Dieses etwas schwer ver- ständliche Verhältniss ist aber dann von Faxen endgültig aufgeklärt worden, nämlich durch die Beobachtung, dass die Männchen der ersten Form nach der Begattung sicli häuten und zur zweiten Form zurück- kehren können. Somit sind diese beiden Formen wahrscheinlich im Leben des Individuums abwechselnde Zustände, und zwar wird die erste Form zur Zeit der Paarung angenommen, die zweite in der Zwischenzeit zwischen den Paarungszeiten. Die zweite Form ist offenbar die impotente, die erste die potente. In Betreff" der übrigen Macruren-Gruppen mag es genügen, auf die bereits früher (S. 890 ff".) erwähnten Umbildungen der beiden vorderen Pleopodenpaare zu verweisen, doch dürfen die eigenthümlichen, complicirt gestalteten Anhangsgebilde, welche bei den männlichen Penacidea die mediane Verankerung der beiden vorderen Pleopodenpaare (Taf. LXXXIII, Fig. 4 — 7) vermittebi, nicht unerwähnt bleiben, da sie offenbar ebenfalls bei der Copulation betheiligt sind. Spence Bäte bezeichnet diese Gebilde mit einem besonderen Namen, Petasma, doch sind dieselben noch wenig eingehend studirt worden. Orgauisation. 1061 AVenden wir uns den Copulationsorgaucn der Det-apoden vom kur/- scliwiiiizigon Typus zu, so zeigt sich bei priinitiveron Fornicu noch ein recht mannigfaches Verhalten. Homala sjnnifrons hat an beiden Paaren, von denen besonders das erste relativ gross ist, ein sein* frei bewegliches Basalglied, was besonders Dromia gegenüber hervorgehoben zu werden verdient. Das sich ihm anschliessende Endglied des ersten Paares ist von vorn nach hinten zusammengedrückt, parallel und so langgestreckt, dass es mit seiner zipfelartig verlängerten Aussenspitze bis an die Coxalglieder des ersten (Scheeren-) Beinpaares heranreicht , wo zugleich seinem Ende jederseits eine tiefe, in der Sternalfurche gelegene, scharf abgegrenzte Grube entspricht. Seine Vorderseite ist gegen die Spitze hin riunen- förmig ausgehöhlt. Die Pleopoden des zweiten Paares sind um die Hälfte kürzer und bis auf das kelchförmig erweiterte und quer abgestutzte Ende vollkommen cj'lindriseh ; gleich den ersten nach vorn gerichtet, schlagen sie sich zwischen diese ein , ohne aber mit ihnen irgend welche engere Verbindung (nach Art der typischen Brachyuren) einzugehen. Bei Dromia vulgaris zeichnen sich beide Paare von Copulationsorganen zunächst da- durch aus, dass ihr dickes und kurzes Basalglied nicht mehr an dem entsprechenden Ventral-Halbringe frei beweglich ist. Der sich demselben anschliessende Endtheil besteht am ersten Paare (Taf. LXXVIII, Fig. 14, pc') aus zwei gegeneinander frei beweglichen Gliedern, welche bei ausgewachsenen Männchen zusammen die ansehnliche Länge von 22 mm haben. Das erste dieser Glieder ist von vorn nach hinten stark zusammengedrückt, breit, an seiner Aussen- und Hinterseite sehr laug zottig behaart und innerhalb in einen langen, fingerförmigen Fortsatz aus- gezogen. Das zur Seite desselben entspringende zweite Glied ist an seinem Ende etwas löffelartig verbreitert, hier hinterwärts dicht und lang schopfartig behaart, vorn dagegen glatt und glänzend und durch eine tief eingesenkte mittlere Längsfurche zweilippig erscheinend. Dieses erste auffallend grosse Pleopodenpaar schlägt sich nach innen von den beiden früher erwähnten, aus den Hinterhüften entspringenden steifen Ruthen gegen die Sternalfurche ein. Das von dem lang und zottig be- haarten Basalgliede des zweiten Paares (Fig. 14, pe-) entspringende Endglied ist bis auf eine Länge von 8 mm gleich breit, von vorn nach hinten zu- sammengedrückt und mit langen Haaren gefranzt, dann aber au seinem Innenrande mit einem 18 mm langen, leicht beweglichen, an der Basis dreieckig erweiterten, sodann fein borstenförmig zugespitzten und bieg- samen (federnden) Enddorn bewehrt. Während sich nun die beiden erweiterten Glieder dieses zweiten Pleopodenpaares in situ der Hinter- seite der ersten auflegen, lehnt sich der Enddorn der Innenseite des Endgliedes (des ersten) frei an. Stellt sich schon dieser Copulations- apparat von Dromia als ein ungemein umfangreicher und zugleich derb ausgebildeter dar, so wird er an Grösse doch noch sehr bedeutend durch denjenigen von Banina serrata (Taf. LXXV, Fig. 7 a) übertroffen, welcher, wenn zurückgelegt, selbst die Spitze des — überdies zu ansehnlicher 1062 Pccayinda. Länge eiiUvickelteu — Aljilomeiis noch überragt. Die sich an seiner Herstellung betheiligeuden Pleopoden des ersten (Fig. 7 a, a) und zweiten (Fig. 7a, h) Paares scheinen nach der von Milne-Edwards gegebenen bildlichen Darstellung in ungleich engere Beziehung zueinander zu treten, als es bei Homula sowohl wie bei Dromia der Fall ist; wenigstens greifen sie in der Profilansicht derart eng ineinander, dass sie vom Ende der Basalglieder an einen gemeinsamen, gegen die Spitze hin allmählich verjüngten Tubus darstellen. Auch hier erscheinen die beiderseitigen Endabschnitte deutlich gegliedert, und zAvar belauft sich die Zahl ihrer Glieder am ersten Pleopoden auf drei , am zweiten mindestens auf zwei. Im Gegensatz zu ihrer grossen Waudelbarkeit bei Macrureu und Anomuren verhalten sich die Copulationsorgane der echten Brachyureu durchaus uniform , höchstens dass iin-e Zahl durch Eingehen des zweiten Paares zuweilen eine Keduction erfährt, oder ihr gegenseitiges Grösseu- verhältniss und ihre Gestaltung secundäre Modificationen darbieten. In der bei weitem überwiegenden Mehrzahl der Fälle zeigt das Endglied des ersten Pleopodenpaares eine schmale Säbelform , deren Convexität der Innenseite entspricht, und welche gegen die Basis hin eine mehr oder minder auffallende dreieckige Erweiterung erfährt {Maja: Taf. LXXYI, Fig. 4b und 4c; Lupa: Taf. LXXV, Fig. 2b; Fohjhius: Taf. CIX, Fig. 11, p': Mafuta: Taf. LXXVIII, Fig. 8). Bei dieser Säbolform kann das betreffende Endglied ebensowolil relativ kurz, wie äusserst lang und schmal sein , und dementsprechend , in die Sternalfnrche eingeschlagen, verschieden weit nach vorn reiclien, nicht selten ungleich weiter als wo beim Weibciien die Vulvae gelegen sind. Während es z. B. bei Porfunus äcpurator mw wenig über den HinteiTand des dem vierten Beinpaar ent- sprechenden Sterniten hinausreicht, erstreckt es sich bei Eriplüu spinifrons bis fast an den Vorderrand des Sterniten des dritten Beinpaares , bei Carcinus maenag deutlich über diesen hinaus und bei Gonoplax rliohihoides selbst bis über den Hinterrand des Sterniten des Scheerenbeiupaares. In der Regel seiner ganzen Ausdehnung nach völlig erhärtet {Carcinus, Portunus, Matuta), kann es bei besonders feiner Zuspitzung im Bereich seines Endes {Gonoplax) oder selbst durchgängig (Uta nucleus) biegsam oder fast schlaff werden. An seiner Innenseite ist es theils {EnpJiia, Portunus u. a.) mit einer sich gegen das Ende hin allmählich verflachenden Längsrinne oder (Carcinus) mit einer taschenaiiigen Aushöhlung zum Einschlagen des zweiten Pleopoden versehen, während die dreieckig er- weiterte Basis an ihrer Vorderseite gewöhnlich eine Queninne besitzt. Den so gestalteten Copulationsorganen des ersten Paares entspricht in der Regel ein zweites von sehr viel geringerer Länge {Lupa : Taf. LXXV, Fig. 2c: 3Iaja: Taf. LXXVI, Fig. 4d). das im Bereich seines Eudtheils bald griffeiförmig, bald borstenartig gestaltet ist. Doch fehlt es auch nicht an Fällen, in welchen das zweite Paar dem ersten wenig an Länge nachsteht oder es darin selbst übertrifft. Dabei kann sein Endabscimitt sich auch gliedern, wie z. 1>. Inn Eripliia und Mafuta (Taf. LXXVIII, Organisation. 1063 Fig. it). wo das orsto (iliod griÜ'ol-, das zweite düini liortskufünnig er- scheint. Bei Gonoplax rliomboulcs reicht der in die Innenrinne des ersten Paares eingeschlagene, borstenförraige und ungegliederte Endthoil des zweiten über das Ende jenes nicht unbeträciitlich hinaus: ungleich weiter freilich noch derjenige von Calappa granidata, welcher reichlich um ein Viertheil länger als derjenige des ersten Pleopoden, sich auf eine an- sehnliche Strecke nach innen und vorn schloifenartig umkrümmt. Ab- weichend hiervon ist bei den Grapsidac, Gecarcinulac und Ocypodidae das erste Paar der Copulationsorgane auffallend gi-oss, stämmig und weder 7MX Seite gebogen noch gegen die Spitze hin verjüngt. Bei Graimis grupsus nicht ganz bis zum Vorderrand des Sterniten des dritten Bein- paares reichend, besitzt dasselbe ein Endglied von 16 mm Länge, von fast geradem Verlauf und annähernd prismatischer Form; aussen kaum merklich ausgeschweift, innen nahe seiner Spitze leicht erweitert, ist es an seiner Vorderseite mit einer Längskante versehen, welche allmählich in eine schräge terminale und ausserhalb zweiziukige, abgestutzte Fläche ausläuft, während es am Ende seiner Hinterfläche einen dichten und kurzen Haarpiusel trägt. Eine tascbenförmige Einstülpung au der Basis seiner Innenseite dient zur Aufnahme des grift'elförmigen Endgliedes des kleinen zweiten Pleopoden, welches wie ein Finger in dieselbe hinein- greift. Aehnlich sind die Copulationsorgane von Cardisoma, während sich die von Oajpodc und Gelasimus nicht inierheblicli davon unterscheiden, Luid diese Gattungen sind zugleich dadurch bemerkenswerth , dass ihnen ein zweites Pleopodenpaar überhaupt ganz abgeht. Bei Ocypoda hippeiis, wo das auffallend lange erste Paar, in die tiefe Sternalrinne gerade nach vorn eingeschlagen, bis an den Vorderrand des Sterniten des zweiten Beinpaares reicht, ist das 15 mm lange Endglied in seiner ganzen Aus- dehnung gleich breit, annähernd cylindrisch, aber in der Weise stark bogig gekrümmt, dass seine vordere Concavität sich der Wölbung des Sternum in der Richtung von vorn nach hinten genau anpasst. An seiner Innenseite leicht rinnenartig vertieft, schwillt es an seiner äussersten Spitze schwach zwiebelartig au, ist daselbst hakenförmig eingekrümmt und mit einem Haarkamm bekleidet. Gelasimus tangieri verhält sich hier- mit durchaus übereinstimmend. Schon die im Vorstehenden getroffene Auswahl der prägnantesten Formen, noch mehr aber die von Brocchi (Annal. Sei. nat. Zool. 6. ser. II) gelieferte bildliche Darstellung von den etwa neunzig verschiedenen Pecapoden aller Gruppen angehörenden Copulationsorganen lässt einer- seits ihre gTosse Mannigfaltigkeit, andererseits den sehr auffälligen Um- stand erkennen, dass dieselben bei systematisch einander fern stehenden Gattungen ebenso oft sehr übereinstimmen, wie bei näher verwandten gTundverschieden sind. Selbst bei verschiedenen Arten derselben Gattung weisen sie oft sehr differirende Gestaltuugsverhältnisse auf, sodass es möglich ist, die von den Copulationsorganen gelieferten Charaktere syste- matisch zur Artunterscheidung zu verwenden, was denn aucliin verschiedenen 1064 Deoapoda. Gattungen, wie bei Camharus iluicii Faxon, so neuerdings bei Pota- mocarcinus und Callincdes durch Miss Kathbun erfolgreich durchgeführt worden ist. Noch auffälliger ist es aber, dass gewisse Formen der Copu- lationsorgane gänzlich entbehren, die anderen systematisch nahe stehen, die solche besitzen (vgl. die Parastacidac und PotamoUidne). Derartige Verhältnisse müssen sich aber zur Zeit um so mehr dem Verständniss entziehen, als, wie wir weiter unten sehen werden, z. B. solche Macruren, deren Copulationsorgane eine fast ebenso vollkommene und complicirte Ausbildung wie diejenigen der Brachyuren besitzen sie durchaus nicht, wie letztere, zu einer directen Uebertragung der Samenmasse in die weiblichen Vulvae, sondern nur zu einer ganz äusserlichen Application an den Körper des Weibchens verwenden, wie solches in gleicher Weise auch von solchen Männchen geschieht, die der Copulationsorgane über- haupt ermangeln. b) Weiblicher Geschlechtsapparat. a) Die als Vulvae zu bezeichnenden Ausmündungen der weiblichen Geschlechtsorgane auf der Oberfläche des Chitinskelettes sind theils coxal, theils sternal, fallen aber stets auf dasjenige Segment, welches dem dritten Beinpaare entspricht. Wie beim Männchen ist die coxale Lage als die ursprüngliche, die sternale als die secundäre oder abgeleitete zu betrachten ; erstere kommt constant allen primitiveren Formen, den sogenannten Macruren und Anomuren zu, die letztere findet sich bei den Brachyuren. Bei den Oxystoniaten finden sich beide Lagen vertreten. Die sternale Lage wird durch eigenthümliche Modification der Ausführungsgänge (Oviducte), welche an iin'em Ende mit tascheuförmigen Anhangsgebilden versehen sind, bedingt. Die coxalen Vulvae können in Bezug auf Lage, Form und Grösse mannigfache Modificationen eingehen. Bei vielen Natantia (Palaenion, Crangon, Sfcnopiis u. a.) entziehen sie sich dadurch leicht dem Blick, dass sie auf die Innenseite der dritten Coxa, etwa bei der Mitte ihrer Länge, verlegt sind, und zuweilen {Leander squilla) einer halbringförmigen p]inschnürung derselben entsprechen. In anderen Fällen, wie bei den grossen Süsswasser-Palaemonen und Ijei Stenopus sjnnosus, gehören sie einem mit Haaren gefransten Wulst au , der sich der Coxa nach innen anfügt. Bei der Mehrzahl der langschwäuzigen Formen liegen sie jedoch frei an der Unterseite der dritten Coxen, so z. B. bei Penaeus caramote und mcmhranncvus in Form von schmaleren oder ])reiteren Längsschlitzen auf einem spitz kegelförmigen hinteren Vorsprung, bei Palinurus und Nephrojis nahe dem Hinterwinkel als kreisrunde, horizontale Oeffnungeu, welche, wie bei Neplu-ops, an der Innenseite mit einem wallartig auf- geworfenen Bande versehen sein können. Bei Arctus ardus liegt zwar die kreisförmige Oetfnung gleichfalls nahe am hinteren Innenwinkel der Coxa, ist aber nicht horizontal, sondern nach innen gerichtet, und wird zum Theil von einem dreieckigen Lappen des entsprechenden Sterniteu Orgauisation. 1065 ubtM'daclit. (idUitliva driijimi und Muiüda rinjum stiiiiiiii'n in der hori- zontalen Lag(^ der Vuhao mit IM'murns überein, doch sind letztere hier relativ Ivleiner, von einem wallartigen Ring eingefasst und weiter nach vorn . fast in gleichem Alistand vom Vorder- und Hinterrand , gelegen. Durch besonders umlangreiche Vulvae zeichnen sich die Weibchen solcher Macruren aus, welche, wie PotarnoUus und Ncphrops, ungewöhnlich grosse Eier mit sich herumtragen. Unter den sogenannten Anomuren schliessen sich Huinola, Dromid, Pagimis und Coenohita durch kleine, rundliche, frei auf der Unterseite der dritten Coxa liegende Vulvae zunächst an die Galatheiden an. Während die von einem hinterwärts unterbrochenen, wallartigen Eing umgebenen der beiden erstgenannten Gattungen fast in gleicher Ent- fernung vom Innen- und vojn Hinterraude der Coxa gelegen sind, entfernen sich diejenigen von Pagurus und Coenohita von ersterem beträchtlich weiter als von letzterem. Die mehr elliptischen und von Kaudborsten I)edeckten Vulvae von Lithodes maja, welche, der Grösse der Eier ent- sprechend, ülier 2 mm lang sind, liegen nahe dem lunenrande der quadratischen dritten Coxa, von ihrem Vorderrande fast doppelt so weit wie von ihrem HinteiTande entfernt. Die sternalen Vulvae finden sich regelmässig nahe dem Vorder- rande des dem dritten Beinpaare entsprechenden Sterniten, zwar in wechselndem medianem Abstand voneinander, stets aber der Mittellinie beträchtlich mehr genähert als der Basis der Coxen {Portunus: Taf. CIX, Fig. 10, vu): sie entsprechen demnach ganz dem Verlauf der nach vorn gerichteten männlichen Copulationsorgane. Auch sie variiren in Grösse und Form je nach den einzelnen Gruppen und Gattungen nicht un- beträchtlich : doch sind besonders umfangreiche hier nicht auf Weibchen mit auffallend grossen Eiern (z. B. Potanion) beschränkt. Bei aus- gewachsenen Weibchen des grossen Taschenkrebses der Nordsee {Cancer pagurus), deren Laich etwa nur '/s ™ Durchmesser hat, sind es z.B. kreisrunde Oeftiiungeu von 10 mm Durchmesser (im Kalkskelett des Sternums), welche allerdings von einem breiten häutigen Ring umsäumt werden und einen medianen Abstand von 6 mm darbieten. Im Gegensatz dazu haben sie die Form von schmalen, schräg verlaufenden und dicht an die Mittellinie gerichteten Schlitzen bei Thla imlita, Calappa, Um (= t. Uoii sich in Jiezug auf ihre mediane Verschmelzung am abweichendsten verhaltenden Ovarien sind endlich die von Koesel trefflich abgebildeten von Pofn- iiiohins astacus beizuzählen, welche nicht nur hierin, sondern auch formell ein fiist getreues Abbild der Hoden widerspiegeln: gleich diesen kurz, gedrungen und dreilappig, werden sie einerseits durch paarige, wenngleich median eng aneinanderschliessende Vorder-, andererseits durch einen sich iluieu anfügenden unpaaren Hiuterlappen, welcher als aus einer Vereinigung zweier ursprünglich gleichfalls selbständigen hervorgegangen gedacht werden kann, hergestellt (Taf. CIX, Fig. 9). Nach Cano würde die Gattung Pandahts eine hiermit nahe übereinstimmende Ovarialbildung aufweisen. Die eben erwähnte meist einfache Schlauchform der Ovarien, welche bei starker Verkürzung allerdings schon beträchtlich modificirt erscheint, kann in vereinzelten Fällen mit einer ungleich compliciiieren vertauscht werden. Unter den von Cano freilich nur in leichten Umrissen skizzirten Ovarien fallen aus der Brachyuren- Gruppe besonders diejenigen von CalapiM dadurch auf, dass die sehr langgestreckten und dünn schlauch- förmigen Vorderlappen bis zu ihrer brückenförmigen Verbindung eine grössere Anzahl fingerförmiger Fortsätze , von denen besonders sechs in der Richtung nach aussen und vorn ausstrahlende sich durch grössere Länge und abermalige Zerschlitzung auszeichnen, entsenden, während die hinteren, abgesehen von einer spitzwinkeligen Knickung beim Ab- gang der Oviducte, einfach verbleiben. Im Gegensatz zu den einfach schlauchförmigen Ovarien der bisher auf dieselben untersuchten Oxy- rhynchen {Maja, Tnachiis, Pisa, Hyas), welche u. a. auch darin miteinander übereinstimmen, dass sich ihre Vorderlappen nach einer Aussenwendung stark rückwärts krümmen {Maja: Taf. CIX, Fig. 4; Lavibnis: Fig. 3j, erscheinen bei manchen mit stark in die Quere entwickeltem Cephalothorax versehenen Einidkrabben {Cydometopa) die voluminösen Vorderlappen nicht nur stark abgeplattet und breit -flächenhaft entwickelt, sondern an ihren Eändern auch vielfach eingekerbt. In dieser Form werden sie von Cano für Paragalene longicrura dargestellt, so zeigen sie sich vor allem auch bei Cancer 2Mgurus. Unter den Macruren besitzt nach Cano auch Alphcus ruher (Taf. CIX, Fig. 6) al)geplattete Ovarien mit mehrfachen Kand -Einkerbungen am Vorder- und Hinterlappen. Ganz besonders zeichnet sich aber Penacus memhranaceus durch eine höchst auffallende Gestaltung der Eierstöcke aus (Taf. CIX, Fig. 7). Die sich im Bereich des Cephalothoras zweimal median vereinigenden Vorderlappen entsenden zur Seite einer sie trennen- den langgestreckt -elliptischen Lücke sieben nach aussen gerichtete fingerförmige Blindschläuche (zwischen deren fünften und sechsten die Oviducte abzweigen) , welche aber ungleich kürzer und schmäler als die schlauchförmigen Vorderenden erscheinen ; die beträchtlich breiteren und mehr als doppelt so langen Hinterlappen, welche, wie oben erwähnt, sich 1068 Decapoda. durch die ganzo Länge dos Abdomen Inndurcherstrockoii , legen sich, liamllel und grade verlaufend, in der Mittellinie dicht aneinander, um schliesslich miteinander zu verschmelzen und in einen schmäleren, scharf abgeschnürten Zipfel auszulaufen. Je nach der Jahreszeit bieten die Eierstöcke der Decapoden ein sehr verschiedenes Ansehen in Bezug auf Grösse und Oberflächen-Beschaffen- heit dar. Ein Krebsweibchen, welches im Mai seine grossen Eier bereits unter dem Schwänze trägt, zeigt die Ovarien bis auf ein Geringes zu- sammengeschrumpft, sodass, bei 9 cm Eumpflänge, diese nur etwa 12 mm in der Längsrichtung messen. Dabei zeigen die beiden vorderen Lappen jenseits der Mitte ihrer Länge eine deutliche, der unpaare hintere sogar eine sehr starke Einschnürung; ihre Oberfläche erscheint völlig glatt und lässt keine Eikeime hindurchschimmern. Während der Wiutermonate dagegen, nacli vollzogener Befruchtung, beginnen die Ovarien bedeutend zu turgesciren: unter ansehnlicher Zunahme ihres Längs- und Quer- durchmessers treten unter der zarten Bindegewebshülle die bläschen- förmigen Eikeime deutlich hervor und lassen die Oberfläche granulös erscheinen. Haben endlich mit beginnendem Erühling die Eier ihre volle Ausbildung und Grösse erreicht, so zeigt die Oberfläche der umfangreichen Ovarien das aus der Roesel'schen Abbildung bekannte, charakteristische traubenförmige Ansehen (Taf. CIX, Eig. 9, ov). c) Die Eileiter (Oviducte) lassen je nach den beiden Typen der Macruren und Brachyuren ein zweifaches Verhalten erkennen. Beim ersteren (z. B. bei Alpheus: Taf. CIX, Fig. G) stellen sie einfache cylin- drische Köhren von geringer Länge und geradem Verlauf dar, der sich bei thoracal gelegenen Ovarien von deren Aussenseite direct nach abwärts, bei solchen, welche in das Abdomen zurückgedrängt sind (z. B. Paguridac, Tludassinidca) , aus deren Vorderende von hinten nach vorn richtet. Im ersteren Fall entspricht die Stelle ihres Hervorgehens aus den horizontal verlaufenden Ovarien in der Regel der Grenze von Vorder- und Hinter- lappen, deren Inhalte sie als gemeinsame Abieiter den Vulven an den Coxen des dritten Beiupaares zuführen. Sehr abweichend von allen übrigen Macruren verhält sich auch in Bezug auf die Oviducte wieder die Gattung Lucifcr. Als directe Fort- sätze der zarten OvarialhüUe schlagen sie vom vorderen Ende der mit ihrer Spitze in den Cephalothorax hineinragenden Eierstöcke aus eine rückläuflge und zugleich abwärts gewandte Richtung ein, und schwellen dann zu zwei grossen seitlichen Taschen (Taf. CVII, Fig. 4), welche einen unpaaren, mit brauner, krümeliger Masse angefüllten, drüsigen Sack um- fassen, an. Die aus der Vereinigung dieser drei Säcke hervorgehende, kanalförmige (ob unpaare V) Scheide, deren Ausmündung Semper hinter das dritte Beinpaar verlegt, dient zur Aufnahme des oben erwähnten Spermatophoren (Taf. CVII, Fig. 4, sp). Bei den Brachyuren und den sich ihnen formoll anschliessenden sogen. Anomureu {Homola, Dromia) wird der Oviduct jederseits durch Organisation. 1O60 einen mehr oder weniger aufgetriebenen Sacic von Ivetorten-, Kogel-, Nieren- oder Eiform gebildet, welcher ebenfalls in der Regel auf der Grenze von vorderen und hinteren Ovariallappen seinen Ausgang nimmt, l)ei dem Mangel der letzteren (Inaclms: Taf. CIX, ¥ig. 2; Pisa: Homola: Fig. 5) sich aber dem Kndo der Vorderlappen anschliesst. In seiner ein- fachsten Form, wie er z. B. bei den Gattungen Lanihrus, Pisa, llia und Ilomola auftritt, verjüngi sich derselbe gegen die Vulva hin allmählicli wieder zu einem cylindrischen, dem Oviducte der Macruren gleichenden Kanal und repräsentirt bei diesem Verhalten gewissermaassen nur eine partielle und relativ leichte Modification des letzteren. Erheblich grösser wird der formelle Abstand, wenn, wie z. B. bei Maja: Taf. CIX, Fig. 4, od; /nachus: Fig. 2; Parugalenv, Cuhqtjia u.a. der Endkanal nicht die directe hintere Fortsetzung des Sackes bildet, sondern sich von der Innenseite desselben als selbständig erscheinender Abschnitt scliarf abschnürt, oder wenn er sogar, wie bei Poiiunus (Taf. CIX, Fig. 1) zwischen zwei als seine Anhängsel erscheinende Säcke hindurchpassirt. In solchen Fällen hat man den erweiterten Sack theils als hursa cojmhfrix, theils als rcccp- tacidmn seminis (Taf. CIX , Fig. 1 — 3 , rs), den Endkanal dagegen als Vagina (Fig. 1 — 3, va) bezeichnet, ohne dass jedoch damit die Beziehung des ersteren als eines einfachen Divertikels zu letzterem in Frage gestellt werden kann. Sehr allgemein hat der Sack eine im Verhältniss zu den Ovarien sehr ansehnliche Grösse und nicht selten eine die ihrige über- treffende Weite. Eine sehr eigenthümliche Modification dieser weiblichen Ausführungsgänge lässt sich bei Ilyas aranca nachweisen. Der oben er- wähnte knopfförmige , an der Aussenseite der spalten förmigen Vulvae befindliche Vorsprung stellt sich als der Ausläufer eines 4 mm langen, cylindrischen, mit dem Endosternum fest verschmolzenen und völlig ver- kalkten Kanales dar, welcher zwischen den nach innen leistenartig hervor- springenden Grenzlinien des dem dritten Beinpaare entsprechenden Sterniten allmählich aufsteigend nach aussen verläuft. An die hier liegende Aus- mündung dieses Kanales, welcher nur als die erhärtete Vagina gedeutet werden kann, schliesst sich jederseits vom mittleren Leibesraum ein 12 mm langer und im Mittel 5 mm weiter häutiger Sack von stumpfer Kegelform an, welcher, sich seitlich an die I]pimeren anlehnend, nach oben und vorn aufsteigt, um sich mit seinem oberen Ende an die Ovarien anzuschliessen. Der hier bewirkte Einschluss des Endtheiles der Oviducte (Vagina) in einen dem Chitinskelett angehörenden Kanal — derselbe fehlt selbstverständlich am Endosternum der männlichen Individuen voll- ständig — ist dadurch von Interesse, dass er ein Analogen zu der früher erwähnten Einsenkung der „Ruthen" mancher Catametopen in die Haut- bedeckung des Sternum bildet. Je nach diesem verschiedenen Verhalten der Brachyuren- Oviducte wird die Uebertragung des männlichen Spermas in dieselben mehrfache Modificationen erleiden müssen. Bildet der sackartig erweiterte vordere Abschnitt die geradlinige Fortsetzung der verengten „Vagina", so ist eine 1070 Deaaiiuda. directe Absotzung der Spermatoplioreii in jenen sehr wohl denkbar, und er würde dann mit gleichem Kechte als hnrsa copidatrix wie als reccp- taculum semmis bezeichnet werden können, wenngleich — nach der Analogie mit den Insektenweibchen — der erstereu Benennung offenbar der Vorzug gebühren würde. Fügt sich dagegen die sackförmige Er- weiterung der Vagina ganz seitlich als ein nach aussen gelegenes Divertikel an, so würde das Copulationsorgan sicli nur in jene einsenken können, und das in sie abgesetzte Sperma würde erst nachträglich den Weg in den als rcccptaculmn seminis zu bezeichnenden seitlichen Behälter einzusehlagen haben. Bei verkalkter und rechtwinklig von der Vulva abbiegender Vagina {Hyas) endlich erscheint ein Eindringen des männlichen Oopulationsorgans selbst in diese ausgeschlossen oder wenigstens sehr unwahrscheinlich: hier wird es sich vielleicht nur um einen Contact zwischen der .Spitze des letzteren und der spaltenförmigen Vulva handeln. d) Copulationsorgane. Als weibliche Copulationsorgane dürften gewisse, dem äusseren Ohitinskelett angehörende Gebilde zu bezeichnen sein, die sich aussciiliesslich bei einer einzigen, auch sonst sich in vielen Beziehungen eigenthümlich verhaltenden Grupiie finden, nämlich bei den Penaeidea. Wie schon oben erwähnt, zeichnet sich auch das Männchen der Penaeidcn durch eigenthümliche , von. denen der übrigen Deeapoden abweichende Copulationsorgane aus, die aber im p]inzelnen eine sehr mannigfache Gestaltung aufweisen. Diesem männlichen Organ entspricht beim Weibchen ein von Sp. Bäte „Thelycum" genanntes Gebilde. Das- selbe befindet sich am hinteren Ende des Sternum, zwischen den Insertionen der beiden hintersten Beinpaare, und zwar nimmt zunächst der letzte, dem fünften Beinpaar entsprechende Sternit an seiner Bildung Theil, und vor demselben, sich nach vorn erstreckend, aber nicht die Höhe des dritten Beinpaares erreichend, befindet sich ein eigenthümliches, platten-, Schild- oder auch taschenförmiges Gebilde von verschiedenartiger Gestalt und Skulptur, welches letztere für die einzelnen Arten charakteristisch zu sein scheint. Die Bedeutung, die diesem „Thelycum" zuzuschreiben ist, ist noch sehr unklar : doch dürfte es sich vielleicht nachweisen lassen, dass die Bildung des Tiielycum bei den einzelnen Arten in directer Be- ziehung zu der ebenfalls mannigfaltigen Ausliildungdes männlichen Organs (Petasma) steht, und dass beide bei der Copulation benutzt werden. Nimmt man nämlich an, dass beide Organe, das männliche und das weibliche, sich Ijei der Copulation vereinigen oder aufeinanderlegen, so kommt dadurch die männliciie Geschlechtsöffnung ziemlich genau der weiblichen gegenüber zu liegen, eine gegenseitige Stellung, die für die llebertragung des Spennas auf die weiblichen Theile nur von Vortheil sein kann. Bei allen ü))rigen Decapodengruppen sind Organe , die diesen „weibliciien Copulationsorganen-' analog wären, durchaus unlielcannt. Ort,'anisation. 1071 c) H (M'iiiupliroditis luus uiul uiidero sexuelle Anoiniilien. Tu der ganzen grossen Gruppe der Decapoden ist bis jetzt nur ein einziger Fall von echtem Hermapin-oditismus bekannt geworden. Es ist dies der vonNiciioUs schon vor langer Zeit (Philosophical Transactions, vol. 36, no. 413, 1730) beschriebene und in instructiven Abbildungen dargestellte Hummer {Astacus gamiiiarus). Derselbe war äusserlich und innerlich ein genau median getheilter, rechts weiblicher, links männlicher Hermaphrodit: die weibliche Hälfte mit der Vulva in der Coxa des dritten Beines und weiblich geformten Pleopoden, die männliche mit der Aus- gangsöifnung des Vas deferens in der Coxa des fünften Beines und dem zum Copulationsorgan umgeformten Pleopoden des ersten Paares. Inner- lich fand sich, der weiblichen Seite entsprechend, ein langgestrecktes, bis in das zweite Abdomensegment hineinreichendes, in normaler Weise mit Eiern gefülltes Ovarium, aus dem der Oviduct zur rechten Vulva verlief; links ein vollständig ausgebildeter Hoden mit regulärem in der fünften Coxa ausmündendem Vas deferens. Hieran schliessen sich einige weniger ausgesprochen entwickelte Fälle. So erwähnen z.B. G. Herffnianii (1890) und La Valette (1892) im Hoden des Hummers resp. des Fluss- krebses grosse runde oder ovale Zellen, die sie als Eier ansprechen, und Grobben (1878) fand zuweilen bei Weibchen des Flusskrebses das erste Pleopodenpaar männlich gebildet: in einigen Fällen war es halbrinnen- förmig, in anderen vollkommen ebenso gerollt, wie beim Männchen, immer jedoch besass es eine geringere Länge als beim letzteren. Da die Ovarien in diesen Fällen indessen normal waren, und Weibchen mit solchen männlichen Pleopoden auch Eier ablegten, so möchte ich diese letzteren Vorkommnisse einfach als eine Uebertragung männlicher Charaktere auf weibliche Individuen ansehen, wie sie häufig genug im Thierreich vor- kommt. Ganz analoge Fälle erwähnt Faxon(1885) l)ei Camharus-Arten und Boas bei Tlialasshia anomala. Bei den Flusskrebsen der südlichen Halbkugel {Parastacidae) findet sich, und wie es scheint bei einigen Formen regelmässig, die eigen- thümliche Erscheinung, dass bei anscheinend männlichen Individuen, mit in normaler Weise vorhandenen Genitalöffnungen in den fünften Coxen, zugleich weibliche Vulven in den dritten Coxen vorhanden sind. Zuerst war es v. Martens (1870), der an Exemplaren einer australischen Cheraps- Art und solchen von Parastacus pilunanus und hrasiliensis beide Oeffnungen nachwies, und später wurde durch v. Jheriug (1892) fest- gestellt, dass sämmtliche ihm zu Gesicht gekommene Exemplare von Parastacus dieses Verhalten aufweisen, dass überhaupt bisher noch keine Weibchen mit normalen Geschlechtsöffnungen bekannt geworden seien. Obgleich das Material nicht günstig war, glaubte v. Martens feststellen zu können, dass die inneren Genitalorgane bei seiner australischen Form männlich gebaut waren: es wurden unzweifelhafte Vasa deferentia ge- funden, dagegen keine Oviilucte. Dasselbe Ergebniss erhielt v. Jhering 2072 Dcoapoda. bei Parastucus. Wälireiid ul)ur hn Chcmps diese doppeltini (ieschlechts- öfl'iiungen nicht regelmiissig vorliaiuleii zu sein scheinen — v. Martens fand sie nur bei drei unter sieben Exemplaren — ist bei Parasfactis dieses Zusammenvorkoninien von männlichen und weiblichen Orificien zum mindesten sehr liäutig, wenn nicht allgemein, sodass sich v. Jhering mit Eecht die Frage vorlegte : wenn diese äusserlicli scheinbaren Herma- phroditen sich alle als Männchen erweisen: wo sind dann die Weibchen? So unklar, wie diese Erscheiimng zur Zeit noch ist, so dürfen wir doch nicht unerwähnt lassen, dass ein Fall bekannt ist, wo das Männchen regelmässig weibliche Orificien besitzt, wo aber neben diesen Männchen vollkommen normal gebaute Weibchen ohne männliche Orilicien und mit Abdominalanhängen von weiblichem Typus regelmässig vorkommen. Auf diesen Fall, bei Pcifinnis dcformis, wurde zuerst von Hilgendorf (1878) aufmerksam gemacht, und das Vorkommen der weiblichen Orificien bei den Männchen dieser Art ist dann von späteren Beobachtern so allgemein bestätigt worden, dass es geradezu als Artcharakter zu bezeichnen ist. Eine Untersuchung der inneren Genitalien hat bei dieser Pmjiiriis- Art noch nicht stattgefunden, doch können wir wohl annehmen, dass es sich nicht um Hermaphroditismus hier handelt, da typische, unzweifelhafte Weibchen hier bekannt sind und auch gar nicht selten zur Beobachtung oelanaen. Wie indessen das Verhalten bei Parastacus zu deuten ist, wo Weibchen bisher noch nicht beobachtet wurden, das entzieht sich zur Zeit bei der mangelhaften Kenntniss, die wir überhaupt über diese Gattung besitzen, der Beurtheiluug. Selbstverständlich finden sich bei Decapoden auch zuweilen Monstro- sitäten im Bau des Geschlechtsapparates. So berichtet Dosmarest (ßev. Zoolog. 1848, p. 355 f.) über einen weiblichen Flusskrebs, der nicht nur auf den dritten, sondern auch auf den vierten Coxen Vulvae trug. Die Section ergab die Ovarien in normaler Form und Lage, auch der Abgang der Oviducte lag an der gewöhnlichen Stelle. Jeder dieser Oviducte gabelte sich aber in seinem Verlauf nach abwärts und entsandte dann sowohl zu den Vulvae der dritten wie der vierten Beine einen in dieselben mündenden Kanal. Der Schluss, den Des märest aus diesem Fall, der nach seiner Angabe schon früher zweimal zur Beobachtung gekommen ist, zieht, dass die weiblichen Vulvae nicht ausschliesslich an den dritten Hüften gelegen sind, ist natürlich hinfällig. Eine eigenthümliche Ersciieinung bei vielen Brachyuren ist das Vor- kommen sogenannter steriler Weibchen {feminae sptiriae). Dieselben finden sich bei gewissen Gruppen ganz besonders häufig, wie z. B. bei den Lcucosiidac und den Schwimmkrabben {PortuHinca), dodi aucli ver- einzelt bei anderen {Matuta, Macropidhalmus , Heike, EriocMr, Grapns). Diese abnormen Weibchen waren schon de Haan bekannt, und sie zeichnen sich von den normalen Weibchen dadurch aus, dass das Abdomen auf- fallend schmaler ist, und somit in der Breite die Mitte, hält zwischen normalem Weibciicii und Männchen. Die Abdominalfüsse sind durchaus Fortpflanzung. lO?" nacli doin wnildichiMi Typus ^'ebildot, aber viel zarter um! die Beliaaruug ist scliwiiclier oder feblt ganz. Ausserdem tragen diese „sterilen Weibeben", wie scbon die Bezeicbnung aussagt, niemals Eier unter dem Abdomen. Dass es sieb niebt etwa um junge, noch nicht gesclilecbtsreife Weibchen handelt, obgleich die Bildung des Abdomen derjenigen bei jugendlichen Exemplaren ähnelt, geht daraus iiervor, dass diese sterilen Weibchen oft eine weit bedeutendere Körpergrösse als eiertragende, also voll entwickelte, Weibchen besitzen. Schon de Haan sagt Non Philyra pisum m\A Lcucosiu lomjlfrons, das Männclien und sterile Weibchen von einem Parasiten (Bopyrus) bewohnt und durch ihn an ihrem Cepbalothorax knollenartig aufgetrieben werden, dass sicii dagegen dieser Bopijrm luid die Auftreibung niemals an normalen Weibclien findet. Diese Beobachtung legt den Gedanken nahe, dass jener Parasit bei dieser eigenthümlichen Umwandlung der W\^ibclH'n eine Rolle spielt, und in der That liaben Giard und Bonnier*) nachgewiesen, dass parasitische Crustaceen aus verschiedenen Gruppen {Entoniscinae , Bhigocepliala) eine „parasitäre Kastration" ihrer Wirthe verursachen, eine Ansicht, der sich Hansen (The Chonio- stomatidae, 1897, p. 73) anschliesst, wenigstens insoweit es Fälle betrifft, wo der Parasit im Marsupium des Wirthes (z. B. eines Schizopoden) lebt: er hält die Frage aber noch für unentscbiedeu, ob ein Parasit, der in der Kiemenhüble des Wirthes lebt, z. B. unter den Decapoden in der von Hippohjk , im Stande sei, „parasitäre Kastration" hervorzurufen. Die eben erwähnte Beobachtung de Haan's dürfte geeignet sein, die sterilen Weibchen der Brachyuren als Fälle solcher „parisitäron Kastration" er- scheinen zu lassen, indessen müssen wir dabei hervorheben, dass solche sterilen Brachyuren- Weibchen in zahlreichen Fällen äusserlich keine Anzeichen von parasitärer Infection in Form von knollenartigen Auf- treibungen des Cephalothorax erkennen lassen, und wenngleich es möglich ist, dass dann eine Infection durch andere Parasiten, die nicht solche . äusseren auffallenden Anzeichen ihrer Anwesenheit verursachen, vorliegen mag, so ist doch bis jetzt dieser Nachweis nicht geliefert. UI. Fortpflanzung. Der Befruchtungsact der Decapoden muss noch gegenwärtig als einer der dunkelsten Punkte in ihrer Naturgeschichte gelten. Die Ver- borgenheit ihres Aufenthaltes überhaupt und während iin'er Fortpflanzungs- periode insbesondere machte in früheren Zeiten eine directe Beobachtung desselben geradezu zur Unmöglichkeit; aber auch die seit Decennien in den verschiedenen Meeresstationen eingerichteten Aquarien haben nach dieser Richtung ungleich weniger ausgiebige Resultate gezeitigt, als man vielleicht erwarten durfte. Am frühesten hat man sich selbstverständlich bemüht, die Fortpflanzung des europäischen Flusskrebses (PotamoUus astacus) zu ergi'ünden, und auch hier war es wieder der unermüdliclie *) Ygl. Bull. Soient. France et Belgiijue, t. 24, 1895, p. 471. Brunn, IvL-isson des Tliier-Keichs V. 2. (J§ 1074 Deoapoda. Job. Roesel, welcher (1755) wenigstens einen ersten erfolgreichen Schritt that. Nach eingehender Schilderung der äusseren sexuellen Unterschiede fährt er fort: „Denn oh ich wolil völlig versichert )nn, dass der Same hey den Männlein, und die Eyer bey den Weiblein aus angezeigten Orten herfür kommen, so habe ich doch ihre Paarung, wie ich bereits in dieser Beschreibung gemeldet, niemalen gesehen. Die Lage der zur Befruchtung nöthigen Oeffnungen aber lässt mich vermuthlieli schliessen, dass die beiden Krebse bey dieser Verrichtung die Unterfläche ihres Leibes zu- sammenbringen; gleichwie auch einige Spinnenarten zu thun pflegen; ol) sie sich aber so paaren, dass die Brust des einen Krebses auf der Brust des anderen zu liegen komme, oder ob der eine die Brust des anderen mit seinem Schwänze decke, mögen diejenigen uns lehren, die solches geseheu haben. Dieses aber kann ich doch nicht mit Stillschweigen vor- beygehen, dass ich in denjenigen Monaten, da sich die Krebse zu paaren pflegen, wahrgenommen habe, wie sich an der untern Fläche der Weiblein, zwischen den drey hintersten Paaren der langen Füsse, eine weislichte, kalchartige Materie liefinde, welelie man zu anderer Zeit daselbst niciit wahrnimmt, und die sich bis au die Oeffnungen der mittleren Füsse, aus welchen die Eyer kommen, erstreckt, auch an der äusseren Fläche des Krebses veste anhanget. Da nun aber eben dergleichen Materie zur Paarungszeit in den Samengefässen der Männlein enthalten ist, so trage ich kein Bedenken, solche den Samen zu nennen, und wie selbige aussehe, wenn sie gedachter massen zwischen den Füssen der Weiblein an der äusseren Fläche hanget, habe ich in der 6. Figur der LVIl. Tabelle an- gezeiget." Ueber die Art, wie diese weisse Kniste zu Stande kommt, hat Chantran (1871) auf Grund directer Beobachtung Auskunft gegel)en. BU der vom November bis in den Januar hinein erfolgenden Begattung ergreift das Männchen sein Weibchen mit den Scheeren, drelit es um, sodass es auf den Kücken zu liegen kommt, und legt sich seiner Bauch- seite derart auf, dass es zunächst einen Theil seiner Spermamasse auf die beiden Aussenlamellen der Schwanzflosse des Weibciiens ergiessen Iwinn. Nach diesem ersten, einige Minuten dauernden Act drängt es das Weilichen plötzlich unter seinen Hinterleib nach rückwärts, um luui einen zweiten Samenerguss auf die Umgegend der Vulvae zu bewirken. Specieller wird der Befruchtungsact, gleichfalls nach eigenen Beobachtungen, von Schillinger (Allgemeine Fischerei -Zeitung, No. 1, München, 14. Jan. 1893, p. 4 ff) in folgender Weise geschildert: Kurz nach der Herbsthäutuug des Männchens, von Mitte September bis Mitte October, schreitet dasselbe zur Begattung. Die iiire Verstecke verlassenden Weibchen werden von den Männchen aufgesucht; nach vorausgehenden Kämpfen mit anderen ergreift das siegreiche Männchen das sich furchtsam sträubende Weibchen mit den Scheeren, wirft es auf den Rücken, klammert sich mit seinen Scheeren fest an dasselbe an und ergiesst seine Samenflüssigkeit auf den Bauch (V Brust!) des Weibchens, genau an die Stelle zwischen dem dritten und fünften Schreitfusspaare. Die Samenflüssigkeit, in Avelcher Tortpflanzung. 1075 die mikroskopisch kleinen, völlig unbeweglichen Sainentliierchen enthalten sind, besteht der Hauptmasse nach aus einer weissen, klebrigen Masse von Rahmconsistenz, welche nach kurzer Zeit im Wasser erhärtet. Diese Samenmasse ergiesst sich nun in das nach vorne über die Geschlechts- öffnung gelegte , röhrenförmig gestaltete erste Schwanzfusspaar und wird aus demsell)eu durch das zweite griffeiförmig gestaltete Fusspaar, welches genau in die Riuiu' des ersten passt, nach vorne geschoben, sodass die Sameumasse in Gestalt kleiner, etwa '/a — 1 cm langer Würstchen aus dem ersten Beinpaar lieraustritt und in dieser Form an der Bauchwaud des Weibchens anklebt. Oft findet man auch am Ende des Schwanzes derartige Samenstflckchen, häufiig in Form von Würstchen angeklebt. Die- selben sind aber hier nicht besonders vom Männchen angeheftet, sondern nur dadurch hierhergekommen, dass das Weibchen noch vor Erhärtung der Samenflüssigkeit den Schwanz fest gegen den Bauch presste, sodass zufällig etwas Samen daran hängen bleiben konnte, welcher nun hier am Schwanz erhärtete. (Diese offenbar Chantran gegenüber gemachte letzte Angabe scheint in der That viel für sich zu haben, da für einen theil- weisen Erguss auf den Schwanzfächer schwerlich ein plausibler Grund geltend zu machen ist.) Zugleich glaubt Schillinger (1. c. No. 8, 13. April 1893, p. 114) sicher gestellt zu haben, dass ein und dasselbe Männchen mehrere Weibchen hintereinander begatte. In einen ge- schlossenen Quellweiher der Fischzuchtaustalt zu Starnberg, welcher unter genauer Controlle stand , wurden im September 120 Männchen und 300 Weibchen eingesetzt. Bis zu der im März des folgenden Jahres vor- genommenen Abfischung zeigte sich ein Abgang von 18 Männchen und 26 Wei))riien. Von den überlebenden Weibchen waren mit befruchteten Eiern verseilen 258; besamt, aber ohne Eier abgesetzt zu haben, 11; unbesamt geblieben waren 5. Es hatten somit 102 Männchen 269 Weibchen befrachtet. Ueber die Befruchtung einiger mariner Macruren hat Coste (1858) nach Beobaclitungen in den Seewasserbehältern von Concarneau Mit- theilungen gemacht: Leander serratus beginnt sein Weibchen, kurz nachdem sich dieses gehäutet hat, ununterbrochen zu verfolgen, wirft sich auf seinen Bücken, wo es sich festklammert, macht aber, solange das Weibchen herumschwimmt, keine Anstalt zur Begattung; macht letzteres aber Halt, so gleitet das Männchen sofort von der rechten Seite her unter seinen Bauch, setzt innerhalli weniger Secunden zwei Spermatophoren an das weibliche Stenuim ab und nimmt dann wieder die früliere Stellung auf dem Rücken ein. Derselbe Vorgang wird nacii kurzer Zeit wiederholt. Auch seitens der Cranjfon- Männchen werden die Spermatophoren an das Stevnum des Weil)chens oder an die Basis seiner Beine angeheftet. Beim Hummer (Astacuf^) und bei der Languste {Palimirus), obwohl das Männchen der ersteren Gattung mit Copulationsorganen versehen ist, der letzteren ihrer entbehrt, wird die Spermamasse in übereinstimmender Weise über das Sternum in der Nähe der Vulvae ergossen und l)ildet dort unregel- 68* 1076 Decapoda. massige Krusten (also wie bei Putamolnus). Geschlechtsreife Weibchen des amerikanischen Hummers pHaazen sich nach Herrick (1890) nicht jährlich fort. Für die Paguridea liegt schon eine kurze Angabe von Oavolini (1787) dahin vor, dass er eines Tages zwei iV/f/;(;-«s-Individuen (vermuthlich Faijuristes macidatiis) in der Lage überraschte , dass das Weibchen von dem Männchen, welches seine biegsamen Ruthen in dessen Vulvae eingesenkt hatte, festgehalten wurde. Dies kann aber nicht bei den übrigen Pagiiridea die Art der Begattung sein, da diesen Gopulations- organe fehlen. Die Befruchtung von Eupagurus pridmuxi hat P. Mayer (1877) zwar nicht direct beobachtet; doch glaubt er aus dem Umstände, dass eiertragende Weibchen zwischen ihren Eiermassen fast immer Spermatophoren, und zwar neben bereits entleerten auch noch gefüllte beherbergen, schliessen zu dürfen, dass die Application derselben seitens des Männchens während der Incubationsperiode erfolge. Die Entfernung der leeren Spermatophoren wird kurz nach dem Ausschlüpfen der Larven zusammen mit dem Abwerfen der Eihüllen bewirkt, und das Austreten neuer Eier aus den Vulvae findet ohne vorausgegangene neue Befruchtung statt. Uelter die Begattung der Bracliyuren hat zuerst (LS48) eine interessante Beobachtung von Lafresnaye Aufschluss gegeben luid zugleicli die frühere Milne- Edward'sche Ansicht, wonach dieselbe nicht durch die Copulationsorgane, sondern durch die aus den fünften Coxen hervortretenden, schlaffhäutigen „Ruthen" bewirkt werden sollte, endgültig widerlegt. Auf dem Meeresstrande von Caen fanden sich die ausgewachsenen Individuen von Carcinus niacnas abweichend von den zahlreichen jungen, welche frei auf dem Sande herumliefen , ganz regelmässig auf dem Grunde zurück- gebliebener Wassertümpel unter Steinen, und zwar stets in Begattung, vor. Das Mäinichen sitzt dabei oben, Bauch an Bauch mit dem in den weichen Sand eingebetteten und auf dem Rücken liegenden Weibchen, welches es mit seinen Beinen umklammert. Das Abdomen l)eider Geschlechter ist dabei zurückgeschlagen, sodass dasjenige des Männchens dem hinteren Sternaltheil des Weibchens aufliegt. Die steifen männlichen Copulationsorgane sind von beiden Seiten her zurückgeschlagen und tief in die sternalen Vulvae des Weib- chens eingesenkt. Die Weibchen sämmtlicher in Gattung angetroffener Paare waren in dem gesammteu Bereich ihrer Chitinhülle noch ganz weich, wie nach soeben absolvirter Häutung, die Männchen dagegen durchweg vollkommen erhärtet, letztere auch beträchtlich grösser als die Weibchen, welche sich zum Theil selbst als auffallend klein erwiesen. Fanden sich erhärtete Männchen und Weibehen zusammen in demselben Wassertümpel, so waren sie niemals in Begattung. Daraus geht zur Evidenz hervor, dass wenigstens bei der genannten Art das Weibchen nur bei noch weichem Hautskelett der Begattung zugänglich ist. Später (1858) hat Coste diese Beobachtung an zahlreichen, im Seeaquarium zu Concarneau gehaltenen Individuen vollkommen bestätigt und noch erweitert. Nach iiun schleppt das Männchen sein Weibchen, welches es mit den Scheeren festhält, schon mehrere Tage vor der Begattung fortwährend mit sicli Fortpflanzung. 1077 lienim; sobald letzteres seineu alten Panzer abgeworfen hat, geht die Begattung sofort vor sich, luid zwar dauert dieselbe einen bis drei Tage an. Aus den in die Vulvae eingebrachten Oopulationsorganeu gelangt ilio Spernuuiiasse in (lic den Oviducten anhängenden paarigen Taschen, in welclien sie etwa viorzeiui Tage lang eine wachsartige Consisteuz bei- liehält, um sodann allmählich in flüssiger Form zu den Ovarien aufzusteigen. I'^ntsprechende Beobachtungen hat Cos te auch am Cancer 2>agurus, Xantht tliiriäus. Porfunus rondcJdi und muDHorcus, sowie an Maja sqnlnado uuichcn können. Für letztere Art wurde zugleich eine zweimalige Eiablage nach derselben Häutung festgestellt, sodass eine Begattung zw ei Befruchtungen bewirkt: zwölf in einem Isolirbassin gehaltene l/ry« - Weibchen legten, ohiu> wieder begattet worden zu sein, zum zweiten Male Eier ab, nachdem die Brut der ersten Eierklumpen ausgeschlüpft war. Doch nicht immer stimmt der Begattungsvorgang in allen Einzelheiten mit obigem Beispiel überein, und es finden sich bei nahe verwandten Formen oft nicht unbeträchtliche Unterschiede. Wie eben erwähnt, schliessen sich zwei Portunus - Arten an Carcinus an: aber von dem systematisch nahe stehenden CaUinccfcs snpidus, der essbaren Krabbe der atlantischen Küste Xord- Amerikas, giebt neuerdings Miss Rathbun, nach .John 1). Mitchell in Texas, einen etwas anderen Bericht*). Bei dieser Art werden die Weibchen im dritten Sommer ihres Lebens, die Männchen im vierten geschlechtsreif. Das Männchen näiiert sich, auf den Spitzen der Gehfüsse stelzend, mit ausgebreiteten Scheeren dem Weibchen, iiim den Hof machend. Das Weibchen nimmt dasselbe zu jeder beliebigen Zeit in seinem dritten Sommer an, und da es während derselben sich zweimal häutet, findet das Männchen es oft im weichhäutigen Zustand. (Also nicht stets, wie bei Carcinus u. a.)**). Bei der Begattung, die drei bis seclis Stunden währt, umschlingt das Männchen das Weibchen von hinten, indem es die Scheerenfüsse auf jeder Seite „um die Schwimmfüsse und Beine des Weibchens" herumleg-t (d. h. wohl , um die Basen der Beine , also zwischen Beinen imd den seitlich ausgezogenen Ecken des Cephalothorax), und das letztere somit gerade vor sich briugt. üeber die Einzelheiten des Begattungsactes selbst wird nichts berichtet. Da- gegen erfahren wir weiter die interessante Thatsache, dass eine einzige Begattung für das ganze Leben des Weibchens ausreicht, und die ersten Eier in seinem vierten Sommer, d. h. etwa ein Jahr nach der Begattung gelegt werden. Da die Copulationsorgane der Brachyuren. gleiciiviel ob sie abge- plattet und an der Basis verbreitert oder mehr cylindrisch gestaltet sind, niemals eine geschlossene Röhre darstellen, sondern höchstens an ihrer *) Proceed. U. S. Nation. Mus., vol. 18, 1896, p. 368 if. **) Herr Ulric Dalgren in Princeton theilt mir mit, dass copulireudc AVeibchen dieser Art stets von ilim -weichhäutig gefunden wui-don, während unter zahli'eiolien , in Copulation begriifenen Weibchen der Schwimmki-abbe des Sai-gassumkrautos (A'eptunus «uj/i), die er im Sommer 1897 erbeutete, kein einziges weichhäutiges war. 1078 Douapoda. Iiiiienseite lin neu artig vertieft erscheinen, können sie l)ei ihrer Einsenkung in die weiblichen Vulvae nur als Leituugsapparate der Spermamasse fungiren, und letztere muss ihnen erst durch die schlaffhäutigen „Ruthen", welche das hintere Ende der Vasa deferentia in sich aufnehmen, über- mittelt worden. Treten diese „Ruthen" unmittelbar, d. h. frei aus der Coxa des fünften Beinpaares hervor, so kann die Spermazufuhr in der Weise bewirkt werden, dass sie sich in die Basis der Vorderseite der ersten Pleopoden einschlagen, in welcher Lage man sie bei manchen Brachyuren- Männchen in der Tliat, und zwar fest eingeklemmt, antrifft. Vorlaufen dagegen die sogenannten Ruthen unter der sternalen Chitin- haut fort und münden erst an dieser mit einer von den Coxae mehr oder woniger weit entfernten Oeffnung aus, so können die Pleopoden des ersten Paares nur durch Anlegen an diese die daraus hervoiiretende Sperma- masse weiter befördern. Die specielle Art und VV^eise, wie dieses geschieht, hat sich bisher aus naheliegenden Gründen der Wahrnehmung entzogen; insbesondere fehlt jeder Anhalt dafür, ob, wie man fast voraussetzen sollte, die zahlreichen kleinen Einzel -Spermatophoren in einer abfliessendeu Flüssigkeit suspendirt, den Copulationsorgauen übermittelt werden. Schon die lange Zeitdauer, auf welche sich der Begattungsact erstreckt, scheint auf besondere, hier obwaltende Nebenumständo hinzuweisen luul schliesst jode mit einer Ejaculation vergleichbare Uebertragung aus. Auf einen besonders eigenthümlichen Begattungsact scheinen auch tlie ebenso mächtigen wie complicirten Copulationsorgane von Dromia und Ilanina hinzuweisen: ihre specielle Verwendung auszufindon, bleibt indessen späteren Beobachtungen vorbehalten. IV. Entwickluug. a) Die Eier der Decapoden scheinen sich während des Begattungs- actes je nach den Gattungen, Familien etc. in einem sehr wechselnden Reifezustand zu befinden, denn der Hervortritt . Vigilcs: Oci/podc, Grajjsns, Pluffiisia, Phmotlicrcs. Fam. 2. Oxyrliynci. Leucosia, Maja, Macropus (Jnachus), LHIkhJca, Coryfitcii, ]\[ictyrl>;, T)orip2>i', Orithyia, Matufa, Puiuina. Trib. II. Macrouri. Fam. 3. Pagurii. Albimca, P\,emipcs, Hippa, Pa(ßirus. Fam. 4. Palinurini. Scyllarus, Palinurus, Porccllana, Galaflica. Fam. 5. Astacini. Astac'us, ThaJassina, AJphrm, Pcnacus, Palcwmon, Crarujon. Diese besonders im Bereich der Brachyuren recht künstlich er- scheinende Eintheilung ersetzte Latreille später (Familles naturelles du regne animal, 1825, p. 267—281) durch eine in vielen Punkten ver- l)esserte nnd ungleich eingehendere Gliederung mit folgenden Gruppen- bezeichnungen : Fam. I. Brachyura. Trib. 1. Quadrilateru: Ocypodr, Gclasimus, Micfyris, l'i)mot]icrcs, Gccarcinus, Caräisoma, Uca, Playtisia, Grapsus, Macrophtludmus, Gonoplax, Trapesia, Mclia, Trichodactylus , Thclphufta, Eriphia. Trib. 2. Arcuata: a) Pilmmms, Cancer, Pirimcla, Atelccyclus. b) Podophthfdmns, Lupa, Chcirayonx.f {':>), Portmms, Thia, PJafyo- nycliHS, Polyhius. Trib. 3. Orhicidata: a) Matuta, Orithyia. b) Corystcs, Leucosia, Hepatuii, Mnrsia. Tril). 4. Cryptopoda: Ccdappa, Acthra. Trib. 5. Trigoim. A. a) Parthcnopc, Eurynoine, Mtilirax, Ilymenosoma, Pisa, Steno- cionops, Micippc, Maja, Stcnops, Ilyas, Halinms. b) Camposcia, InacJms, Stenorhynclms , Le])topodia, PactoJus. B. Lithodrs. Syi3tematilv-. ]107 Trib. 6. Notopoäa. a) Droiiufi . Ih/iiomaic, Ilomola, Dorippc. b) linnina. Farn. II. Mucroum. A. Änomala. Trib. 1. Hippides: Älhmmi, llippd , Hemipes. Trib. 2. Fwjurii: Birgus, Cocriohifa, Pcujurus, Fropln/lax. B. Finnicauclcs. Tril). .'). Palinurini: FaVmurus. Trib. 4. Scijllarides: Scyllarus, Thenus. Trib. 5. Gcdafhinae: Galatliea, Forcdiana. Trib. 6. Astacinae: a) Thalassina, Gebia, Äxiiis, Calliunassa. b) Ne2}hro2}s, Homanis, Astacus. Trib. 7. Carides {Salicoqitcs) : Fcnacus, Stenopus, Ati/a, Cmncion, Alphcus, Hippolyte, Fandalus, Falaeinon, Nilca, Lijsmata etc. Auch in der zweiten Ausgabe von Cuvier's Kegne animal (1820) hat Latroille dieses Sj^stem der Hauptsache nach beibehalten, nur dass er die Hippides und Fagurii unter der Benennung Anoiiiala , sowie die Palinurini und Scyllaridcs als „Locustae" vereinigte. Auf diese den verwandtschaftlichen Beziehungen nur in den alier- gröbsten Zügen Rechnung tragende Eintheilung fusste H. Milne-Edwards, als er in den beiden ersten Bänden seiner Histoire naturelle des Criistaces (1834 — 1837) die Decapoden unter einem etwas veränderten Gesichtspunkt an/Aiordnen unternahm. Er glaubte, an Stelle der bisherigen Zwei- eine Dreitheilung in der Weise vornehmen zu sollen , dass er zwischen die Brachyuren und Macruren Latreille's diejenigen Gruppen und Gattungen unter der Bezeichnung Anomura absonderte und einschaltete, welche, mit den Macruren in der Lage der weiblichen Geschlechtsöffnung über- einstimmend, eine nach beiden Eichtungen hin schwankende Bildung und Grössenentwicklung des Hinterleibes erkennen lassen, und in dieser Be- ziehung gewissermaassen ein Verbindungsglied zwischen Brachyuren uiul Macruren im engeren Sinne abgeben. Sein System ist demnach folgendes : Sectio I. Brachijura. Fam. 1. Oxyrrhyncha. Trib. 1. Macropodii. Stcnorliynckus, Lafreillia, Camposcia, Lepfopodia, Aeliaeus, Inacluis, Amathia, Eurypodius, Ecjeriu, Dociea. Trib. 2. Majacea. Lihinia, Hcrhstia, Naxia, Cliorinus, Pisa, Lissa, Hyas, Fara- mithrax, Mitlirax, Maja, Micippe, Paraiuicippe , Criocarcinns, Stenocinops, Pericera, Menaethiiis, Halimus, Acanfhonyx, Epialtus, Leucippe. Trib. 3. Purthenopina. Eumedon, Eurynonie, Landiriis, Farthcnope, Cryptopodia. 70* 11 OS Decapoda. Farn. 2. Cyclomdopa. Trib. 1. Caiicrlna. n) Cryptopoda: Acthra. 1)) Ärcuafa: Cancrr, Carpilius, Zo.zymns, Xrmtho, Panopnif;, Chlorodius, Oslus, Fscudoeurcinus , Pilitmnns, Ldiiofioiiiii!^, Etisus, Flatycardnus , Biippdlia, Pirinirla. o) Quaärilatcra: Eriphia, Trupc.ziu, Melia. Tri)}. 2. Porfunidac. Cdrcinus, Plafyotiychus, Polyhius, Portniiii^:, Lupa, Tli(ihniiilenaeus dies verbieten würde : Amalopenaeus ist unzweifelhaft mit Bmthcsici/mus nahe verwandt, indessen besitzt er keine Podobranchien auf den Pereiopoden inid schliesst sich hier- durch an die anderen, noch nicht erwähnten Penaeiden an. Ein genaueres Studium der betreffenden Gattungen dürfte aber diese Gegenüberstellung rechtfertigen und Merkmale aus Tagesliciit fördern, die eine scharfe Trennung der bisher genannten Formen von den noch zu nennenden ermöglichen. Alle übrigen Penaeiden haben keine Podobranchien auf Pereiopoden. Wood-Mason und Alcock unterscheiden die Unterfamilien: Solenocerina, Parapcnaeina und Pcnacina, denen aber jedenfalls noch eine weitere zur Seite zu stellen ist (von Sicyonia gebildet), vorausgesetzt, dass dieser Eintheilung die Ausbildung des Kiemenapparates zu Grunde liegt. Die erste Unterfamilie {Solenocerina) charakterisirt sich durch die Geissein der inneren Antennen, von denen der eine Faden den anderen umhüllt: allerdings stellen Wood-Mason und Alcock auch die Gattung llalipiorus Bäte hierher, die diesen Charakter nicht zeigt. In der Kiemen- formel stimmen die Solenocerina mit den Faraprmicina flberein; beide liesitzen Podobranchien nur auf dem zw'eiten Maxillarfuss {Haliporus hat allerdings noch rudimentäre Podobranchien auf dem dritten Maxillarfuss und .ersten Pereiopoden), die Arthrobrancliien sind mindestens bis zu den dritten Pereiopoden in der Zweizahl vorhanden, meist auch auf den vierten Pereio- poden , und die Pleurobranchien sind auf dem ersten bis vierten (oder ersten bis fünften) Pereiopodensegment gut entwickelt. Ihnen gegenülier stehen die Fcnacina, wo auch auf dem zweiten Maxillarfuss die Podo- branchie fehlt, und ferner die Gattung Sicyonia, wo ebenfalls diese Podobranchie vermisst wird, und wo dann ferner auf allen Gliedmaasseu, die solche tragen, nur je eine einzige Arthrobranchie vorhanden ist, also auf dem zweiten und dritten Maxillarfuss und auf dem ersten bis vierten Pereiopoden, wobei die hinterste noch rudimentär ist. Hierdurch würde Sicyonia zu den übrigen Penaeiden in Gegensatz treten, und müsste eine besondere Unterfamilie bilden. Benutzen wir diese Darstellung der allmählichen Umbildung des Kiemenapparates — und es ist nicht zu bezweifeln, dass dieselbe einen bestimmt gerichteten morpiiologischen Fortscliritt repräsentirt und somit als Grundlage zu einer initürlichen Eintheilung dienen kann — so würden 1120 Decapoda. wir etwa zu folgemlor skizzonhailou Eiutlieiliing gelangen, die indessen erst durch weitere Untersuchungen Ijestätigt, und deshall) noch als provi- sorisch angesi'lien werden niuss. aj Ceidialothorax den Körper nnd die Extremitäten einhülknul. Exo- poditen der l'ereiopoik'u gut cntwiclcelt. Unterfamilie : Ceratafipmae. Gattung: Cerataspis Gr. (Taf. CXIV, Fig. 1). (Pelagisch.) a^ Ceplialotliorax nur das Pereion umhüllend, die Beine sind frei. Exopoditen der Pereiopoden nur in seltenen Fällen schwach ent- wickelt, meist fehlen sie. h, Auf Pereiopoden sind gut entwickelte Podohranchien vorhanden. (Ausnahme : Amalopenanis.') Untorfamilio : Benthesici/minae (= BcntJicsici/mina -\- Aridcina W.-M. et Ale.) (iattungen: Bcntlicskynim Bäte, Amalopomms Smith. {Gm- naäas Bäte V) ; Arlstcns Duvernoy (Taf. CXIIl, Fig. 1), Aridacopsis W.-M. et A., Aristaeomorpha W.-M. et A., IlemipenacMS Bäte, Hepomadus Bäte. (Durcliweg Tiefseefonnen.) ]j. Auf Pereiopoden sind niemals gut entwickelte Podohranchien vorhanden. (Bei Ilaliporus auf den ersten Pereiopoden eine rudimentäre.) c. Zum mindesten die ersten his dritten Pereiopoden je mit zwei Arthrohranchien. dl Eine Podolnanchie auf dem zweiten Maxillarfuss vorhanden. Unterfamilie : Parapenaeinae {= Solcnocerina + Barapmaeina W.-M. et A.) Gattungen: t^olcnocem Lncas, Parasolcnoccm W.-M. et A., Hi/mmopenaeMS Smith, Ilaliporus ]jate,J.rfej)/i'.s(aBate,P«m^jr)««c«.'!SmitIi, ]\Tcf((pcnacus W.-M. et A. , nnd wohl auch : Plnlonkus Bäte. (Theils Litoral, tlieils Tiefsee.) do Podobranchie auf dem zweiten Maxillarfuss feiilend. Unterfamilie: Penaeituic. Gattungen: Penaeus Fahr. (Taf. LXX, Fig. 19 und Taf CXIIT, Fig. 2), Pcmropsis Bäte. (Vorwiegend litoral.) c„ Auf dein zweiten und dritten Maxillarfuss und den ersten liis dritten PereiopddiMi je eine Artln'olu'aiicliie, auf den Systematik. 1121 vierten Poreiopoden eine rudiniontflre Avtlivobrancliie. Podobranciiie auf dem zweiten Maxillaifuss fohlend. Unterfamilie : SIcyoninae. Gattung: Sicyonia M.-E. (litoral). Die einzelnen Gattungen sind z. T. ausserordontlicli artenreich (so z. 15. Arixtciis, Pt-nncuf:): zur Zeit ist es jedoch noch nicht möglich, eine Schätzung der Formenmannigfaltigkeit dieser Familie vorzunehmen. Die Arten sind durchweg marin, nur einige Formen von Penacus finden sich mehr oder weniger regelmässig in Aestuarien. Die litoralen Arten be- vorzugen entschieden die Tropen, ohne dass indessen die gcmässig-ten Meere gemieden werden. Das kalte Litoral ermangelt der Penaeiden. dagegen finden sie sich wieder zahlreich in der Tiefsee. Die Cerataspinac sind pelagisch-tropisch. Farn. Sergostidae Dana. Scheerenbildung mehr oder weniger reducirt: am ersten und zweiten Pereiopodenpaar meist ganz unterdrückt, ist am dritten Paar die Scheere winzig oder fohlt auch da ganz. Podo- brauehien und Mastigobranchien auf den Pereiopoden stets fehlend: bisweilen sind alle Kiemen reducirt. Diese scharf begrenzte Familie, die sich n (oper- culareu) unteren Gliedern*. Innere An- tennen mit der Tendenz , drei Fäden zu entwickeln. Pontonüdae. l. Dritter Maxillarfuss beinförmig (nicht oper- cular). Innere Antennen mit drei deutlichen Eiidfäden. Pulacmonidar. dg Mandil)el in Folge der Reduction des oberen Theilastes (Psalistom) einfach. (Taf. CXVI, Fig. 7: Taf. CXVII, Fig. 4). 61 Epipoditen auf Pereiopoden vorhanden. Scheeren ziemlich gleich. Carpus des zweiten Paares gegliedert. Latmdidac. i\. Keine Epipoditen auf Pereiopoden, Scheeren meist (itwas ungleich, fi Carpus des zweiten Pereiopoden gegliedert. Processidac. f, Carpus der zweiten Pereiopoden ungegliedert, g, Erstes Scheerenpaar kräftig, subcjielat; zweites klein, oft ohne Scheere, bisweilen ganz reducirt. Crnngonidar. Ö3 Systomaük. 11 25 Boido Schoorenpaaro mit iKirmalcii Sclieeren, das orsto scinvaclicr, das zweite kralliger. Drittes Glied dov dritten Maxillartusso verbreitert. GnathoijliijHuhic. 1. Farn. Piisiphaoidao Bäte. Maudibel iingetlieilt (Tat. CXIV, Fig. 8). Innerer Lappen der ersten Maxille (Taf. CXIV, Fig. 9) stnmpf oder spitz, aber nicht gekrümmt. Die l)eiden inneren Lappen der zweiten Maxille meist fast ganz redueirt. Erster Maxillarfuss fast ganz, bis auf den Pkopoditen, redueirt. Zweiter Maxillarfuss mit primitiv gebildeten Endgliedern, d. li. das siebente Glied sitzt, wie sonst, am distalen Ende des sechsten (Fig. 12). Die beiden vorderen Pereiopodenpaare mit massigen, ziemlich gleichen Scheeren, ihr Carpus ist ungegliedert. Mastigobranchien auf Pereiopoden fehlend. Exo- poditen auf allen Pereiopoden vorhanden. Die drei hinteren Pereiopoden- paare sind im Vergleich zu den beiden vorderen kurz und schwach, liostrum nur schwach entwickelt. Etwa ein halbes Dutzend Gattungen sind liekannt, die vorwiegend die Tiefsee bewohnen. Im nordischen Litoral steigen ein ))is zwei Arten \on Parijjliaca ins Litoral auf, und die Arten der Gattung Lcptochcla sind alle tropisch-litoral. Zwei Gruppen lassen sich unter den Gattungen unterscheiden. A. Luiere Theile der zweiten Maxille gut entwickelt (Taf. CXIV, Fig. 10). Mandibel mit Palpus (Fig. 8). Pmfhi/rocaris Wood.-Mas. (Taf. CXIV, Fig. 7—13). Die primitivste Form; Mandibel mit zweigliedrigem Palpus. Die drei hinteren Pereio- poden sind sehr dünn, aber kaum erheblich an Länge redueirt. Ihre Exopoditen sind ausserordentlich lang, ebenso die Pleopoden. Vier Arten im Indischen Ocean, in 172—900 Faden Tiefe. LcptocMa Bäte. Mandibel mit eingliedrigem Palpus. Hintere Pereio- poden verkürzt. Exopoditen massig. Etwa vier oder fünf Arten im Litoral von Japan, China, Südaustralien und West-Indien. B. Innere Theile der zweiten Maxille redueirt. Mandibel ohne Palpus. Pasiphaca Savigny (Taf. LXIX, Fig. 9). Cephalothorax kaum in ein liostrum vorgezogen, aber mit einem kammartigen Kiel im vorderen Theil, der zahnartig vorspringt. — Viele Arten in der Tiefsee, wenige im nordischen Litoral. Hierher gehören ferner : Panquisiphae Smith. , Orpliauia Bäte , und Phyc W.-Mas. et Ale, deren Arten der Tiefsee angehören. 2. Farn. Aeaiitlicphyridac Bäte, emend. Ortm. Mandibel nur undeutlich getheilt, mit Palpus (Taf. CXV, Fig. 2). Innerer Lappen der ersten Maxille stumpf, nicht gekrümmt (Fig. 3). Zweite Maxille und erster Maxillarfuss normal, zweiter Maxillarfuss mit seitlich am vorletzten Glied angefüg-tem Endglied (Fig. 6). Die beiden 112(3 Decapoda. vorderen Pereiopodenpaaro mit ziemlich gleichen Scheeren; ihr Oarpus ungegliedert. Epipoditeii auf den Pereiopoden vorhanden. Alle Pereio- poden mit Exopoditen. Kostrum meist kräftig, comprimirt, gesägt. Charakteristische Tiefseefamilio, die eine ganze Reihe von Gattungen zerfällt, deren gegenseitige Begrenzung aber noch ziemlich unsicher ist. Einige Gattungen, die von Sp. Bäte in besondere Familien gestellt wurden (Tropiocnridac und Neiiiafoc(imnidac) , unterscheiden sich in iin-cn charakteristischen Merkmalen durchaus nicht von den typischen Gliedern dieser Familie, und dürften besser als ünterfamilien aufzufassen sein. Es wäre demnach zu unterscheiden: 1. Unterfamilie: AcantliepJiyrinac. Ceplialothorax seitlich gleichmässig und mittelmässig stark comprimirt. Pereiopoden nicht auffällig verlängert. Hierher die Gattungen: Bcnthcocarls Bäte (zwei Arteii, in Tiefen von ca. 2000 Faden), AcmMcphjm A. M.-E. (Taf. CXV, Fig. 1—3), mit 15 — 20 Arten, Systdlaspk Bäte (zwei Arten), Iloplojiliorus M.-E. (Taf. CXV, Fig. 4 — 6) (ca. fünf Arten). — Alle in der Tiefsee. 2. Unterfamilie : Nofosfominae (= Trojnocaridae Bäte). Cephalothorax nur im dorsalen Theil comprimirt, sodass ein scharfer, hoch erhabener Mediankiel gebildet wird. Pereiopoden nicht auffällig verlängert. — Hierher die Gattungen: Nofosfomus A. M.-E. (Taf. CXV, Fig. 7), Eiihy- rina Smith (= Trojnocimeren des zweiten bedeckt: es ist aber etwas schwächer entwickelt als das letztere. Die Kiemen sind Trichobranchien (Taf. CXVIII , Fig. 4), d. h. sie bestehen aus einem Stamm, von dem zahlreiclie cylindrische Fäden abgehen. Die Zahl der Kiemen ist gross , und der Kiemenapparat ist durchaus primitiv gebildet. — Enthält nur eine Familie, die ebenfalls nicht sein- fornienreich ist. Farn. Stonopidac Bäte. Cephalotiiorax mit comprimirtem llostrum. Antennenseliuiipe vor- lianden. l'odobranchien nur auf dem zweiten Maxillarfuss vorhanden; Mastigobranchien Ins zum vierten Pereiopoden anwesend; Arthro- branchien vom zweiten Maxillarfuss bis zum vierten Pereiopoden; Pleuro- branchien vom dritten Maxillarfuss bis zum fünften Pereiopoden, die hinterste die grösste. Exopoditen auf den Pereiopoden fehlend. Stnwiniü Latr. (Taf. LXXIII, Fig. 1). Exopodit des dritten Maxillar- fiisses dünn , schlank , ungegliedert. Auf dem zweiten Maxillarfuss eine Arthrobranchie, sonst deren zwei: zusammen sechs Pleurobranchien, 11 Arthrobranchien, eine Podobranchie == 18 Kiemen. Körper mehr oder weniger stachelig. — Mehrere Arten im Indo-Pacifischen Gebiet, im Mittelmeer und Westindien ; litoral. Spongkola d. H. (Taf. CXVIl, Fig. 8—10; Taf. CXVIII, Fig. 1-4). Exopodit des dritten Maxillarfusses sehr kurz und rudimentär, aber ge- gliedert. Auf dem zweite'n Maxillarfuss zwei Arthrobranchien, zusammen also 19 Kiemen. Körper unbestachelt. — Nur eine Art, Japan, China Philippinen. Lebt im Inneren von Hexactinelliden (Fiiji/rctclla u. a.). Eine weitere Gattung ist Engijstenopus W.-Mas. u. Ale. Indem wir hiermit die Hauptabtheilung der Nafnntia verlassen, wenden wir uns derjenigen der licpUmfid zu (vgl. p. 111 (i). Dieselbe setzt sich, wie l)ereits gesagt, aus zehn Abtheilungen zusammen, die wir des leichteren Ueberblicks wegen hier tabellarisch zusammenstellen wollen. Uebersicht der AlitiKÜlungen der Reptantia. a, Die drei ersten Pereiopodenpaare besitzen Scheeren. Abdomen gut entwickelt. b, Cephalotiiorax flacii. Alle Pereiojioden sielienglieilrig. Augen reducirt. Auch die liintcren Pcrcinpodcu mit Sclieeren. En/oni(-l('(i. Systematik. 11.35 b^, Ct'pliulutliorax cyliiulriscli. Euiiu onstou PereiopoJonpaar ver- wachsen Basis und Ischiuni , es ist also seclisgliodrig. Augen meist gut entwickelt. Die liintcveu I'ereiopoden ohne reguläre Scheeren. Ncphropsidea. a^, Das dritte Pereiopodenpaar besitzt niemals eine Scheere. An allen Pereiopoden sind Basis luid Tschium verwachsen , daher sind alle sechsgliedrig. bi Schwanzflosse gut entwickelt, im hinteren Tlieil weichhäutig. Pereiopoden alle ohne echte Scheeren. Mastigobranchien gut entwickelt auf den Pereiopoden. Aeussere Antennen stark umgebildet. Loricnta. ho Scjiwanzflosse niemals weichhäutig, oft aber fehlt sie. Erstes, oder erstes und zweites Pereiopodenpaar mit Scheeren, letztere nur selten ganz fehlend. Mastigol)ranchien , wenn auf Pereio- poden vorhanden, nur als Epipoditen entwickelt, c, Cephalothorax vorn nicht mit dem Epistom verbunden, keine gut begrenzten Sinneshöhlen bildend. d. Fünfte Pereiopoden nicht auffallig umgestaltet. Schwanz- flosse vorhanden. Abdomen symmetrisch. Aeussere Antennen mit fünfgliedrigem Stiel. Ein oder zwei Scheerenpaare. Thulassinidm. da Fünfte (oft auch vierte) Pereiopoden auffällig umgestaltet, klein. e, Mastigobranchien der Maxillarfüsse gut entwickelt. Das erste Pereiopodenpaar mit Scheeren. f, Abdomen unsymmetrisch (selten symmetrisch, dann sind aber die vierten und fünften Pereiopoden um- gebildet). Pagundca. fa Abdomen stets symmetrisch. Nur die fünften Pereiopoden umgebildet. Galathrlden. Oj Mastigobranchien des dritten Maxillarfusses fehlend, oft auch die des zweiten und ersten. Fünfte Pereio- poden umgestaltet. Ein Scheerenpaar oder gar keine Scheeren. Ilipindra. Ca Cephalothorax median mit dem Epistom verbunden, und ausserdem jederseits unterhall) der äusseren Antennen, sodass jederseits eine Sinneshöhle sich bildet. Nur die ersten Pereiopoden mit Scheeren. Abdomen reducirt, unterge- schlagen, Uropoden selten rudimentär noch vorhanden, meist ganz fehlend. dl Vorderrand des Mundfeldes nach vorn verlängert und rinnenartig vorgezogen. Weil)liche Genital Öffnung meist auf dem Sternum, selten noch coxal. Oxißtcmxda. d., MunilfVld viereckig, Vordcnand lireit. 1136 Deoapoda. Fünfte, oder fünfte und vierte Pereiopoden umgestaltet und dorsal gerückt. Weibliclie Genitalöttninigen coxal gelegen. Dromiidca. Hintere Pereiopoden meist nicht umgestaltet, ähnlicli den vorhergehenden (äusserst selten reducirt oder mori)liologisch verändert). Weibliche Genitalöfifnungen stets sternal gelegen. Brachyurn. Alttlieilung: Iilryoiiidea de Haan. Körper meist al)getlaeht (selir selten aufgel)lasen-kugolig). Cepha- lotliorax mit einer deutlichen, meist gezähnten Seitenkante, die Stirntheile nicht mit den ventralen Theilen des Skeletts verbunden, ßostrum von dem breiten Stimrand gebildet, der das Augensegment bedeckt. Die Augen sind (bei den recenten Formen) reducirt, nur in Gestalt eines Höckers vorhanden. Aeussere Antennen massig, ihr Stiel fünfgliedrig, mit massiger Schuppe. Dritte Maxillarfüsse beinförmig. Pereiopoden siebengliedrig; vier bis fünf Scheerenpaare sind vorhanden, das erste stets bedeutend kräftiger als die übrigen. Die Scheere der fünften Pereio- poden kann fehlen, ist unvollkommen, oder nur beim ¥ vorhaiulen. Pb>opoden mit ziemlich langem Stiel. Sexualanliänge beim s vorhanden. Die Kiemen sind Triciiobranchien, ihre Zahl ist ziemlich gross (ca. IG). Mastigobranchien auf den Pereiopoden gut entwickelt und functioniriMnl, oder mehr oder weniger reducirt, oft zu einem winzigen Anliang an der Podobranchie rückgebildet. Genitalöffnungen bei s und + coxargelegen. Besteht aus der einzigen Familie Eryouidiic Dana, innerhalb der drei Gattungen untersciiieden worden. Wilkniocsia Grote. Ceplialothorax abgeflaclit. Augenliöcker in einer seichten Ausrandung des Vorderrandes des Ceplialothorax gelegen, ohne seitlichen Fortsatz. — Drei Arten, Tiefsee. PohjcMvs Hell. (= PaifacMcs und Stcrcomastis Bäte, Taf. LXXI, Fig. 1 und Taf. CXVIII, Fig. 5). Wie vorige, aber Augenhöcker in tiefen Einschnitten des Cephalothorax liegend, mit einem Fortsatz unter die vordere Seitenecke des Cephalothorax. — 18 Arten, vorwiegend in der Tiefsee, selten ins tiefere Litoral aufsteigend. Ertjoncicus Bäte. Wie Pohjchcks, aber der Cephalotliorax kugelig aufgeblasen. — Zwei Arten, in der Tiefsee, vielleicht aber auch ]Mdagisch und in geringerer Tiefe. Abtheilung: Lorioata Hell. Körper cylindroidisch oder a.l)gefiacht, mit gut entwickeltem Abdomen. Aeussere Antennen eigentluimlicli umgebildi^t: das erste Stielglied ^■er- wäclist mit dem Epistom. Aiitennenschuppo fehlend. Das Segment (b'r inneren Antennen luid das Epistom gehen eigentliümliche Verwachsungen Systcmnfik. 1137 mit dem Ccplialotlionix ein. Dritter Maxillad'uss beinförmig. Pereiopoden sämmtlieh sechsgliedrig , ohne echte Scheeren, aber meist besitzt das fünfte Paar beim $ eine unvollkommene Scheere. Sexualanhänge fehlen. Pleopoden beim $ mit Stylamblys. Telson und Uropoden im hinteren Tlieile woichhäutig. Die Kiemen sind Trichobranchien, in grosser Anzahl vorhanden. Mastigobranchien auf den Pereiopoden gut entwickelt. Genital- öffnungen coxal gelegen. Fast ausschliesslich litoral. Zwei Familien. 1. Fam. PaliiuiridiU' Gr. Coplialotliorax cylindroidisch, selten mit Längskanten, nie aber mit einer deutlich eine Ober- und Unterfläche scheidenden Seitenkante. Augen in einer unvollkommenen Augenhöhle gelegen , die durch seitliche Ver- einigung des Cephalothoras mit dem Segment der inneren Antennen gebildet wird. Bisweilen ist die Augenhöhle durch eine mediane Verbindung des Stirnrandes mit dem Segment der inneren Antennen getheilt. Aeussere Antennen mit langer, cylindrischer, gegliederter Geissei. FalhmrcJIns G. Mart. (= Synaxcs Bäte = Araeostcrnus d. M.). Kostrum gut entwickelt, dreieckig, nach unten mit dem Segment der inneren An- tennen sich vereinigend. Augenhörner fehlend. Epistom mit Längs- furche. — Nur eine Ali, in Westiudien und bei Sumatra, wahrscheinlich in der Tiefsee. Jasus Park. Rostrum kurz, sich herabbiegond und sich mit dem Segment der inneren Antennen vereinigend. Am Vorderrand des Cepba- lothorax stehen hinter den Augen zwei kräftige Augenhörner. Epistom mit Längsfurche. — Zwei Arten, im antarctischeu Litoral (Capland, Süd- spitze Amerikas, Neu-Seeland, Südaustralieu). Linuparus Gr. Eostrum fehlend. Augenhörner flach, deprirairt, dreieckig. Stirnrand nicht mit dem Segment der inneren Antennen ver- bunden. Epistom mit Längsfurche. Cephalothorax mit drei Läugskanten. — Nur eine Art, in Japan. Palinurus Fabr. Wie vorige Gattung, aber Rostrum sehr klein. Augenhörner aufrecht, comprimirt, sichelförmig. Cephalothorax ohne Längskanten. — Hierher die europäische Languste (P. dcplms Hbst.) und eine zweite westindische Art. Nahe verwandt ist Palinustus A. M -E., nur stehen hier die Augen- hörner am Rande von zwei viereckigen, vom Stirnrand vorspringenden Platten. — Eine Art, in 297 m Tiefe in Westindien. PanuUrus Gr. Wie vorige Gattung, aber Eostrum fehlend. Epistom ohne Längsfurche. — Etwa acht Arten, tropisch - litoral , zum Theil (P. polypliuyus Fabr.) eine Grösse von ^/^ m erreichend. Hiervon ist die Gattung Fucrulits Ortm. abgetrennt worden : es fragt sich aber, ob dieselbe auf erwachsene Exemplare gegründet ist. 2. Fam. Scyllaridae Gr. Cephalothorax deprimirt, mit Seitenkante. Augen in Augenhöhlen gelegen, die vom Stiiuirand des Cephalothorax geljildet werden. Aeussere Broflu, KL'tsseu des Thier-Keichs. V. 2, 72 ]^]^38 Pccapodn. Autemieu kurz , ihre Geissel ungegliedert und in ein flaches, rundliches, schuppenförniiges Glied umgewandelt. Seyllaridcs Gill (= Scyllams Dan.). Augen näher den vorderen Seitenecken des Oephalothorax als der Mittellinie gelegen. Seiten- ränder ohne Fissur. Exopodit des dritten Maxillarfusses mit Geissei. — Hierher der grosse Bärenkrebs des Mittelmeers {Sc. hhis Latr.) und etwa vier weitere Arten in den tropischen und subtropischen Meeren. ScyUnnis Fabr. (= Ärctns Dan.). Wie vorige Gattung, aber Exopodit des dritten Maxillarfusses ohne Geissei. — Hierher der kleine Bären- krebs des Mittelmeers (S. ardus L. Taf. LXXI, Fig. 2), nebst etwa zehn weiteren Arten, in den tropischen und subtropischen Meeren. Evibacus Smith. Augen etwa gleichweit von der Mittellinie und den vorderen Seitenecken entfernt. Seitenränder mit einer tiefen, aber ge- schlossenen Fissur, und kurzen, dornartigen Zähnen. — Eine Art, an der Küste von Niedercalifornien. Aehnlich ist Pseudihacus Guer., doch durfte diese Gattung nicht auf erwachsene Formen gegründet sein. IhacHS Leach. Augen näher der Mittellinie gelegen. Seitenränder mit kräftigen Sägezähnen und einer tief eingeschnittenen, oftenen Fissur. Cephalothorax ohne Schuppensculptur. — Fünf Arten, von sehr zerstreutem Vorkommen (Chile, Australien, China, .Japan, Cap Verde-Inseln), in tieferem Wasser, ca. 50 — 100 Faden, lebend. Farrihacus Dana. Wie vorige Gattung, aber Augen etwa gleichweit von der Mittellinie und den äusseren Vorderecken entfernt, und Oberfläche des Cephalothorax schuppig sculptirt. — Eine Art im Indo-Pacific und Westindien. TJicnus Leach. (Taf. LXXI, Fig. i)). Augen an den vorderen Seiten- ecken des Cephalothorax gelegen, der hier am breitesten ist. — Eine Art in der Indo-Pacifischen Kegion. Abtheilung: Xephropsidea Grtm. Körper cylindroidisch , mit gut entwickeltem Abdomen. Frontaltheil des Cephalothorax nicht mit dem Epistom verbunden. Aeussere Antennen mit fünfgliedrigera Stiel, mit grösserer oder kleinerer Schuppe, die selten ganz fehlt. Dritte Maxillarfüsse beinförmig. Erste Pereiopoden sechs- gliedrig, die übrigen siebengliedrig. Die drei ersten Paare tragen Scheeren, die des ersten Paares stets viel kräftiger als die übrigen, die zweiten und dritten bisweilen subcheliform. Sexualauhänge des g vorhanden oder fehlend. Pleopoden ohne Stylamblys. Distaler Theil der Uropodeu, bis- weilen auch des Telson, durch eine Naht abgegliedei-t. Die Kiemen sind Trichobranchien , meist in grosser Anzahl vorhanden, doch iverden die Pleurobranchieu oft reducirt. Mastigobranchien auf den Pereiopoden gut entwickelt, oft mit den Podo))raiU'liien verwachsen. Genitalöft'nungen coxal gelegen. Systematik. 1139 Die Angoliörigpii dieser Abtheilung finden sich theils im Litoral, theils in der Tiefsee, theils im Süsswasser; sie vertlieileii sich auf drei Familien. 1. Fam. Ncpliropsidae Stebbing. (= HoiiiaridtK; Bäte.) Podobranchicn nicht mit deu Mastigobranchien verwachsen. Stets sind vier Pleurohranchien vorhanden. Fünftes Segment des Fereion un- beweglich. Sexualanhänge beim cj vorhanden. Ästaciis Fabr. emend. Samouelle*). Augen gut entwickelt, rundlicii. Cephalothorax cyliudroidisch , ohne Kanten und Stacheln. Alle Scheeron gut entwickelt, die des ersten Paares im Umriss oval und deutlich de- primirt. — Zwei Alten, der europäische und amerikanische Hummer (A. (jammarus L. und americanus M.-E.) , ersterer an den europäischen Küsten vom Mittelmeer bis Norwegen, der andere an der atlantischen Küste Amerikas von New Jersey bis Labrador. Neplirops Leach. Augen gut entwickelt, nierenförmig. Cephalothorax meist mit Längskanten, aber ohne mediane Stachelreihe. Alle Scheeren gut entwickelt, die des ersten Paares langgestreckt, cylindrisch oder prismatisch. — Fünf Arten, im arctischeu Litoral und in der Tiefsee. Hierher der norwegische Hummer (iV. norvcgicus L.). EnopJomdopus A. M.-E. Augen gut entwickelt, rundlich. Ein mediane Stachelreihe auf dem Cephalothorax. Scheeren der ersten Pereiopoden länglich-oval, comprimirt, die des zweiten und dritten Paares subchelat: der Dactylus ist länger als der Fortsatz des Propodus. ■ — Drei Arten im tropischen Litoral, des atlantischen und indo-pacifischen Gebietes. Plioherus A. M.-E. Augen klein und rediicirt. Cephalothorax und Abdomen dicht bestachelt. Antenuenschuppe gross und wohl entwickelt, ohne Dornen am Innenrande. Scheerenfinger der ersten Pereiopoden etwa so lang wie die Palma. — Eine Art in der Tiefsee, Westindien, Indischer Ocean und bei Neu-Guinea. Hierher dürfte Thmimastoclieles Wood-Masou gehören. Augen ganz fehlend. Körper nicht bestachelt. Antennenschuppe massig, am Inuen- rande dornig eingeschnitten. Scheerenfinger der ersten Pereiopoden auf der einen Seite ganz enorm verlängert und auf den Schneiden mit zahl- reichen, schlanken Dornen besetzt. — Eine Art (T. salcuca Will.-Suhm., Taf CXVIII, Fig. 6) aas Westindien, 450 Fad. Neplu'opsis W.-Mas. Durch Fehlen der Antennenschuppe und Eeduction der Augen ausgezeichnet. — Ausschliesslich in der Tiefsee, sieben Arten. 2. Fam. Parastacidae Huxl. Podobrancliien mit den Mastigobranchien verwachsen, letztere schmal, reducirt, oder auf einer Seite in eine „ala" verbreitert, nicht gefältelt, aber mit branchialen Filamenten besetzt, die an der Spitze ein Häkchen tragen. Meist sind vier Pleurohranchien vorhanden, selten mu- eine. Uebei- die Nomeiiclatur vgl. olien p. Hol, Aiimerk. 72^1= 1140 ' Decapoda. Letztes Segment des Pereion beweglich. Sexualanhänge beim ,} fehlend. Leben im Süsswasser oder in Erdlöcliern luid sind auf die gemässigten Gegenden der südlichen Halbkugel beschränkt. CJieraj^s Erichs. Vier Pleurol:)ranchien sind vorhanden, sechs vordere und fünf hintere Arthrobranchien , und sechs Podobranchien. Mastigo- branchien in eine .,ala" verbreitert, die auf beiden Flächen mit Filamenteu besetzt ist; nur an den vierten Peroiopodeu ist die „ala" schmal, Kostrum und Antennenschuppe gut entwickelt. — Etwa vier, noch wenig ))ekannte Arten in den Flüssen Australiens. AxfncojKis Huxl. Wie vorige Gattung, aber Mastigobranchien schmal, nicht in eine „ala" verbreitert, mit Filamenten besetzt. — Drei bis vier Arten in Australien, eine davon, der ,,Murray-Huminer" aus dem Murray- fluss, erreicht die respectable Grösse von 50 cm. Engaeus Erichs. Vier Pleurobranchien, sechs vordere und vier hintere Arthrobranchien, sechs Podobranchien: die Arthrobranchien, besonders die hinteren, sind klein. Mastigobranchien reducirt, nur die vorderste (am zweiten Maxillarfuss) mit einer schmalen „ala". Rostrum sehr kurz, An- tennenschuppe sehr klein. — Zwei Arten in Tasmanien, leben in Erdlöcheru. Farancplirops White Vier Pleurobranchien, sechs vordere und vier hintere gut entwickelte Arthrobranchien, ausserdem eine rudimentäre hintere Arthrobranchie (auf den vierten Pereiopoden), und sechs Podobranchien. Mastigobranchien nicht in eine ,,ala" verbreitert, reducirt. — Drei Arten in den Flüssen Neu-Seelands. Farastacus Huxl. Wie vorige Gattung, aber Mastigobranchien in eine „ala" verbreitert, diese ist oben abgestutzt und nur dort mit kiu'zen Filamenten besetzt. Die Mastigobranchie der vierten Pereiopoden ist nur in ihrem basalen Theil entwickelt. — Acht Arten in Südbrasilien, Uruguay und Chile, in Bächen uiul selbstgegrabenen Erdlöcheru. — Eine Art wird aus Mexico angegeben. Ästacoides Guör. Nur eine Pleurobranchie vorhanden , ferner fünf gut entwickelte vordere Arthrobranchien, und fünf rudimentäre (die vordere auf den zweiten Maxillarfüssen , und die hinteren auf den vier ersten Pereiopoden) ; sechs Podobranchien. Mastigobranchien eine sehr schmale „ala" bildend, dicht mit Filamenten besetzt. — Eine Art in Madagascar. 3. Fam. Potaiuolbiidae Huxl. Podobranchien mit den Mastigobranchien verwachsen , letztere oben verbreitert, aus zwei Lappen bestehend, die auf der Fläche gefaltet und mit kleinen Häkchen besetzt sind, die aber nicht am Ende von Filamenten stehen. Nur eine oder gar keine Pleurobranchie vorhanden. Letztes Segment des Pereion beweglich. Sexualanhänge beim S vorhanden. Nur auf der nördlichen Hemisphäre , in Süsswasser. Fotnmohhis Samouelle*) {Astacus M.-E. u. der Autoren). Fünftes Thoracalsegment mit einer Pleurobranchie. Vierte Pereiopoden mit einer *) Vgl. die Aniiierkungei) auf p. IKil und \<. llo9. Systematik. 1141 Mastigobranchic. — 15 Arten, in Europa, Ostsibiricii (Amurgebiet), Korea, Norcljapau und au der Westseite von Nordamerika (westlich vou den Felsengebirgen). Hierher der europäische Flusskrebs (Edel- krebs), Potamobius astacus (L.). — Die vier Arten des Amurgebietes, Koreas und Japans bilden die Untergattung öunhdroidrs Fax. Cambants Erichs. Pleurobranchien gänzlich f(dilend. Vierte Pereio- poden ohne Mastigobranchie. — 63 Arten in Nordamerika, östlich von den Felsengel)irgon, vom südliclien Canada l)is zum Golf von Mexico, in Cuba und in Mexico. Abthoiluug: Tbalassinidcii Dana. Körper meist cylindroidisch, mit gut entwickeltem und hiugem Ab- domen. Frontaltheile des Cephalothorax nicht mit dem Epistoni verbunden. Antennen mit fünfgliodrigem Stiel , mit oder ohne Schuppe. Dritte Maxillarfüsse beinförmig, bisweilen sind aber die unteren Glieder etwas verbreitert. Pereiopoden sechsgliedrig ; drittes Paar niemals mit Scheeren, aber die beiden ersten oder nur das erste mit solchen ; manchmal sind die Scheeren subchelat. Fünftes Thoraxsegment beweglich. Abdomeu- segmente mit schwach entwickelten Epimeren. Die Kiemen sind Tricho- branciiien, bisweilen jedoch (Thalassina , Taf. CXVIII, Fig. 7) sind sie theilweise eigenthümlich verbreitert, und bei den extremsten Formen (gewissen Qdlinnassidac) zeigen sich Anfänge des Phyllobranchientypus. Die Zahl der Kiemen ist geringer als bei den Nephropsidea, stets weniger als 17, sonst aber variabel. Die Pleurobranchien fehlen fast immer, die Mastigobranchien sind auf den Pereiopoden massig entwickelt, oder nur als Epipoditen vorhanden, oder fehlen auf ihnen ganz. Genitalöffnungen in den Coxopoditen der dritten resp. der fünften Pereiopoden. Marine Formen, theils litoral, theils in der Tiefsee. Die Lebensweise ist gewöhnlich grabend, in Schlamm und Sand, bisweilen leben sie aber auch im Innern von Spongien u. dgl. Drei Familien dürften sich unter- scheiden lassen: indessen bedarf die Systematik dieser Abtheilung einer gründlichen Revision. 1. Fam. Axiidae Bäte. Rostrum meist flach, dreieckig. Erste und zweite Pereiopoden -mit Scheeren, sehr selten die zweiten ohne solche. Podobranchien und Mastigo- branchien auf den vier ersten Pereiopoden stets vorhanden. Die Kiemen sind Trichobranchien. Die beiden Aeste der Pleopoden sind schmal; Stylamblys vorhanden oder fehlend. Epimeren der Abdomensegmente ziemlich gut entwickelt. (Hierher dürfte die Fam. Calocaridae Ortm. zu stellen sein). Axiiis Leach. Rostrum dreieckig, Augen klein, mit Facetten. An- tennen am zweiten Stielglied mit einer dornförmigen Schuppe ; aber ohne imbewegliclien Stachelfortsatz (Stylocerit). Erste Pereiopoden mit kräftigen Scheeren, zweite mit kleinen Scheeren. — Etwa 10 Arten, in allen Meeren, litoral. 1142 Decapoda. Hiervon luiterscheidot sich Ekond.rins Bäte eigentlich nur durcli bhisses Pigment der Augen und die Entwicklung eines Styloceriteu am zweiten Stielglied der Antennen. Die typischen (etwa 6) Arten von Ekonaxhis finden sich im tiefen Litoral und der Tiefsee, oft leben sie im Innern von Spougien (Hesactinelliden). Doch sind auch litorale Arten hierher gerechnet worden, wahrscheinlich aber mit Unrecht. — Nahe ver- wandt scheint CaUiaxis Hell, zu sein. Calastacus Fax. Wie Eicotiaxiiis , aber Augen ohne Pigment und Facetten. — Zwei Arten in der Tiefsee. Calocaris Bell. Wie Calastacus, aber Schuppe der Antennen fehlend. — Eine Art im nordischen tieferen Litoral und vielleicht kosmopolitisch in der Tiefsee. Die nur je durch eine Art repräsentirten Gattungen: Faraxius Bäte, Scytolcptns Gorst, und LaonieJia d. H. sind nur unvollkommen bekannt. 2. Fam. Thalassinidae Dana. Kostrum flach, kurz-dreieckig. Erste Pereiopoden mit Scheeren, deren Dactylus länger ist als der Pollex. Die übrigen Pereiopoden ohne Scheeren. Antennenschuppo fehlend. Pleurobranchien fehlend, Mastigobrauchien als Epipoditeu auf den vier ersten Pereiopoden vorhanden. Die Kiemen sind sehr eigenthflmlich gebildet (Taf. CXVIII, Fig. 7) : an der Basis bestehen sie aus cylindrischen Fäden ^ während der distale Theil sich verbreitert, und flache, gelappte Blätter bildet. Pleopodeu schmal. Epimeren der Abdomensegmente schwach. Moutype Familie, die nur von einer Gattung gebildet wird, die höchst wahrscheinlich auch nur eine Art enthält {Thalassina anomala Hbst., Taf. LXXVIII, Fig. 17): dieselbe findet sich im Indo-Pacifischeu Gebiet, wo sie vornehmlich im Schlamm der Mangrovcsümpfe sich aufhält. 3. Fam. Calliauassidae Bäte. Eostrum flach, dreieckig, abgestutzt, oder rudimentär. Erste, oder erste und zweite Pereiopoden mit Scheeren, oft das erste Paar subchelat. Antennenschuppe fehlend. Podobranchien fehlen stets auf den Pereio- poden, ebenso meist die Mastigobrauchien. Die Kiemen sind Tricho- l)ranchien, manchmal verbreitern sich aber die Fäden zu Blättchen, und bilden so Phyllobrauchien. Aeste der Pleopoden zum Theil stark ver- breitert. Epimeren der Abdomensegmente sehr schwach entwickelt oder fehlend. CaUianussa Leach. (Taf. LXXIII, Fig. 5). Augeustiele schuppen- förmig, meist länglich, mit Pigmentfleck. Zwei Scheerenpaare: das erste sehr ungleich, auf der einen Seite sind Carpus und Hand gegenüber den basalen Gliedern auffällig verbreitert und comprimirt, und der Carpus ist dabei gewöhnlich ebenso breit wie die Palma. Scheerenflnger normal (nicht subchelat). Eostrum mehr weniger reducirt. Pleopoden des zweiten Segmentes mit schmalen, die des dritten bis fünften Segmentes mit rundlich- blattförmigen Aesten. Mastigobrauchien fehlen auf Pereiopoden. — Etwa 20 Arten in allen Meeren, litoral, in Schlamm und Saud. Systematik. 11 43 Hiervon luiterscheidet sich Trijpaca Dana nur durch die auffallend kurzen Geissein der inneren Antennen. Sadlasis Bäte besitzt kugelige Augen. Stärker verschieden ist: CaUianidea M.-E. (= Isaea Guer. = Callianism M.-E. =^ Callism Dan.). Wie CaUiaimssa, aber Mastigobranchieu auf Pereiopoden als Epi- poditeu vorhanden. Erste Pleopodeu einfach, schmal, zweite bis fünfte mit breiten, ovalen Aesten, die am Eande in cylindrische Faden zer- schlitzt sind. — Nur eine Art im Pacifischeji Ocean. U2)ogchia Leach. (= Gebia Leach). (Taf. LXXIII, Fig. 4.) liostrum dreieckig, stumpf oder abgestutzt, oben flach und mit Körnern oder Dörn- chen besetzt. Erste Pereiopoden subchelat: Dactylus bedeutend länger als der Fortsatz des Propodus; Carpus und Hand nicht auffällig verbreitert. Pleopoden des zweiten Abdomensegmentes wie die der folgenden Segmente mit verbreiterten, rundlichen Aesten. Vorderrand des Cephalothorax an den Seiten (nahe der Basis der Antennen) mit einem Zahn. — Circa 10 Arten, in allen Meeren, mit Ausnahme der polaren; litoral. Hiervon unterscheidet sich Gcliopsis A. M.-E. nur durch das Fehlen des Zahnes am Vorderrande des Cephalothorax , und die nicht so stark subchelaten Scheeren. — Vier Arten, Indo- Pacific und West- Afrika. Abtheilung: Paguridea Hendersou. Körper verschieden gestaltet, mit gut entwickeltem, aber meist ganz eigenthümlich umgestaltetem Abdomen, oder mit unter das Sternum ge- schlagenem, brachyuren- ähnlichem Abdomen. Im ersteren Falle ist es meist weich, mit schwach entwickelten dorsalen Schildern. Sehr selten ist das Abdomen symmetrisch, meist unsymmetrisch, wie auch seine An- hänge. Cephalothorax vorn nicht mit dem Epistom verbunden, mehr oder weniger cylindroidisch, ohne scharfe Seitenkanten, oder brachyiu-en- älnilich verbreitert und mit Seitenkanten. Schwanzflosse (Uropoden) vor- handen oder fehlend. Aeussere Antennen mit fünfgliedrigem Stiel, meist mit stachelförmiger Schuppe. Der äussere (distale) Abschnitt des ersten Maxillarfusses ist klein und hinter dem Exopoditen versteckt. Die Geissein der Exopoditen des zweiten luid dritten Maxillarfusses sind (wenn vor- handen) gekniet (Taf. LXXI, Fig. 4 b); der dritte Maxillarfuss ist meist deutlich siebengliedrig, beinförmig. Die Pereiopoden sind alle sechs- gliedrig, nur das erste Paar trägt Scheeren. Die beiden letzten Paare, oder nur das letzte Paar sind eigenthümlich umgebildet, klein, mehr oder weniger subchelat, sehr oft mit eigeuthümlichen Warzenfeldern versehen, bisweilen ist das letzte Paar in der Iviemenhöhlo versteckt. Die Kiemen sind bei einigen niederen Formen Trichobrancliien, sonst aber Phyllo- branchieu. Epipoditen fehlen auf den Pereiopoden. Die Zahl der Kiemen beträgt höchstens 14. Genitalöffnungen coxal gelegen. Sexualanhänge selten beim s vorhanden, meist fehlend. 1144 Decapoda. Die überwiegende Mehrzalil der hierher gehörigen Formen zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihren Wohnsitz in Schneckenschalcn auf- schlagen, und durch diese Gewohnheit ist die sonderbare Uusymmetrie des Körpers veranlasst. Die niederen, symmetrischen Formen bewohnen indessen vorzugsweise Höhlungen in Steinen, Wurmröhren, Spongien u. dgl. Einige hochentwickelte Formen (Biiyns, Lithodidae) haben die Lebensweise, sich in Schnecken zu verstecken, wieder aufgegeben, aber trotzdem die ererbte Unsynimetrie des Körpers beibehalten. Die Gruppe ist vorwiegend marin, und zwar im Litoral und in der Tiefsee vertreten. Süsswasserformen fehlen; die Cocnobitidac sind Land- bewohner, und haben unter allen Decapoden den höchsten Grad der An- passung ans Landleben erreicht. Das System der Paguriden ist zur Zeit nur in einzelnen Theilen ausgearbeitet: wenn auch der Verfasser schon früher (1892)*) versucht hat, einige Ordnung in die grosse Masse der Formen zu bringen, und fernerhin Bouvier**), z.T. in Verbindung mit A. Milne -Edwards***), einzelne Gruppen dieser Abtheilung eingehender behandelt hat, so herrscht doch noch in Bezug auf die systematischen Beziehungen anderer Gruppen noch grosse Unsicherheit. Die niedersten Formen der Paguridea zeichnen sich durch völlig symmetrisches Abdomen aus, dessen dorsale Schilder noch normal ent- wickelt sind. Obgleich diese Formen zu gewissen unsymmetrischen in engster Beziehung stehen, und z. B. Bouvier geneigt ist, dieselben von den typischen Formen der Abtheilung nicht abzutrennen, so dürfte es sich doch wohl empfehlen, diese symmetrischen Formen eben wegen dieses durchaus abweichenden Charakters als besondere Familie aufzu- fassen. Die hierher gehörigen Gattungen zeichnen sich ausserdem durch primitive Kiemenbilduug — den Besitz von Trichobranchien — aus, und dieses Merkmal veranlasste S. J. Smith, die Familie der Parapaguridae aufzustellen. Da aber die Gattung Parapagunis selbst ein unsymmetrisches Abdomen besitzt, somit sich hierin den echten Paguriden anschliesst, so muss für diese primitiven symmetrischen Formen eine neue Familien- bezeichnung gefunden werden. Farn. Pylocliclidae nov. fam. Abdomen symmetrisch, seine dorsalen Schilder normal. Die Kiemen sind Trichobranchien. Die beiden hinteren Pereiopodenpaare sind umge- bildet. (Im Uebrigen wie die Paijaridae.) Hierher die Gattungen PyJodieles A. M.-E. und BlixtojMgurus A. M.-E. et Bouv. (Taf. CXVIII, Fig. 8), und ferner CJiiroxüaka Sp. Bäte. Letztere unterscheidet sich von Pylocliclcs wesentlich nur durch die Blindheit: die Augenstiele sind vorhanden, die Cornea fehlt jedoch. — Tiefsee. *) Zool. Jahrb. Abt. f. Syst vol. 6. **) BuU. Soo. Philom. (8) v. 2. 1890; Feiiille des Jeun. Natur. 1896. **) Ann. Soc. Nat. Zool. (7j t. 13. 1892; Mem. Mus. Comii. Zool. v. U. 1893. Systematik. 1145 Farn. Paguridao Dana. ßostnim klein oder fehleiid. Augeiiseginent mehr oder weniger frei- liegend. Cephalotliorax im hinteren Theile weich. Abdomen unsymmetrisch, weich, die harten Dorsaltheile mehr oder weniger reducirt. Die beiden hinteren Pereiopodenpaare sind umgebildet, mit Warzenfeldern zum Fest- halten in dem Wohngehäuse; ähnliche Warzenfelder auf den Uropoden (Taf. LXXI, Fig. 4 a). Antennen mit gut entwickelter, dornförmiger Schuppe (Taf. LXXXII, Fig. 2). Die Kiemen sind selten Trieliobranchien, meist Phyllobranchien, ihre Zalil beträgt 11 — 14. Nacli Bouvier (1. c. 1896) zerfällt die Familie in zwei Sectionen, die als Unterfamilien zu bezeichnen sind. 1. llnterfamilie : Eupagurinne Ortm. (= Eiqxiguriens Bouv.). Dritte Maxillarfüsse an der Basis entfernt von einander. Keclite Scbeere ge- wöluilich stärker als die linke. — Folgendes sind die wichtigeren Gattungen. Farapagurus S. J. Smith. Die Kiemen sind Trichobranchien , ihre Fäden stehen in vier Reihen und sind von ziemlich gleiclier Länge in jeder Reihe. Dactylus der Scbeere in schiefer Richtung articulirend. Beim r^ springt das Vas defereus der Coxen nicht vor. — Tiefsee. Sympagnrus S. J. Smith. Fäden der Kiemen vierreihig, die der seitlichen Reihen kürzer; oder nur zweireihig. Sonst wie vorige Gattung. — Tiefsee. Eupagiims Brandt. (Taf. LXXI, Fig. 4.) Vas deferens des $ nicht vorspringend. Dactylus der Scbeere vertical beweglich. Die Kiemen sind Phyllobranchien. — Zaiilreicbe Arten (Stimpson führt bereits 1858 deren 51 auf, die sich zur Zeit verdoppelt haben werden) , vorwiegend litoral, in allen Meeren, besonders zahlreich aber in den gemässigten und kalten der nördlichen Halbkugel. Die folgenden Gattungen zeichnen sich dadurch aus, dass beim $ das Vas deferens an einer oder beiden Genitalöffnungen in den Coxen der fünften Pereiopoden röhrenförmig nach Aussen sich verlängert. Nematopagiirus A. M.-E. et Bouv. Erstes Abdomensegment des $ mit Anhängen. Vas deferens links kurz, rechts lang und am Ende faden- förmig. — Tiefsee. Spiropagurus Stps. Keine Anhänge am ersten Abdomensegmente des 5. Nur das linke Vas deferens entwickelt, dieses lang, spiral ein- gerollt. — Wenige Arten, litoral, aber mit Neigung in die Tiefe zu gehen; in Japan, Ost- und West-Indien, Europa. Anapagurus Hend. Wie vorige Gattung, aber Vas deferens einfach gelvrümmt. — Wenige Arten, von sehr zerstreutem Vorkommen, das tiefere Litoral bevorzugend. 2. Unterfamilie: Pagurinae Ortm. (erweitert) (^ 3Iixtopaguriens Bonv.). Dritte Maxillarfüsse an der Basis sich berührend. Scheeren der ersten Pereiopoden ziemlich gleich stark, oder die linke (sehr selten die rechte) ist grösser. X14() Deoapoda. Füditrus Fabr. Daetylus der Scheere iu einer schiefen Richtnng zur Symmetrieebene des Körpers artikulirend. Linke Scheere gewöhnlich bedeutend grösser als die rechte, Scheerenfinger mit hornigen Spitzen. Keine Sexualanhänge lieim cj, keine Eierfalten am Abdomen des $. — Litoral, viele Arten (Stimpson zählt im Jahre 1858 deren 26 auf), in allen Meeren mit Ausnahme der kalten. Petrochirus Stps. Wie vorige, aber die rechte Scheere ist die grössere. — Eine Art in West -Indien. Calcinus Dana. Wie Pagurus, aber Spitzen der Scheerenfinger kalkig. — Etwa ein Dutzend Arten, litoral, in den tropischen Meeren. Clibanarkis Dana. Wie Pagurus, aber Scheerenfinger in senkrechter Richtung zur Symmetrieebene des Körpers artikulirend. Scheeren ziemlich gleich stark. — Viele Arten (28 bei Stimpson), tropische und sub- tropische Meere, litoral. Diogenes Dana. (Taf. CXVIII, Fig. 9.) Wie Pagurus, unterscheidet sieh aber durch einen spitzen, medianen, beweglichen Dorn auf dem Augensegment zwischen den basalen Schuppen der Augenstiele. — Etwa ein Dutzend Arten, tropisch und subtropisch, litoral. Paguristes Dana. Unterscheidet sich durch das Vorhandensein von zwei Paar Sexualanhängen am Abdomen des S i und von einer Eierfalte an der linken Seite dos Abdomen beim ?. — Circa 20 Arten, vorwiegend tropisch -litoral. Die Aufzählung der Gattungen ist unvollständig, doch erscheint es überflüssig, auf die übrigen publicirten Gattungen näher einzugehen, da theils ihre Stellung noch unsicher ist (z. B. CanceMus M.-E., mit sym- metrischem, aber erweichtem Abdomen und Pagurineu-ähnlichen Maxillar- füssen), theils da sie wegen ihrer geringen Artenzahl unwichtig sind. Ausserdem sind durch Bon vi er neuerdings eine Anzahl neuer Gesichts- punkte für die Classification eröffnet Vi^orden, so dass sich eine Reihe älterer Gattungen, auf die Bouvier nicht näher eingeht, nur nach er- neuter Untersuchung richtig einreihen lassen. Indessen sollen hier wenigstens die Namen erwähnt werden: Aniculus Dan., JsocJieles Stps., Tjjlas2)is Hend., Pagurodes Hend., Paguropsis Hend., Ostraconotus A. M.-E., Catapagufiis A. M.-E., Caüqxignroidcs A. M.-E. et Bouv. Farn. Coeiioliitldac Dana. Stehen den Paguridae sehr nahe, unterscheiden sich aber durch die inneren Antennen, von denen die Stielglieder, besonders das erste, ver- längert sind, und deren dickere Geissei keulenförmig ist und der langen Sinneshaarc entbehrt. Schuppe der äusseren Antennen reducirt (Taf. LXXXII, Fig. 1). Die Angehörigen dieser Familie zeichnen sich durch terrestrische Lebensweise aus. Zwei Gattungen. Coenohita Latr. Abdomen unsymmetrisch, weich, erstes bis fünftes Segment mit schmalen dorsalen Platten. — Wohnen in Schnecken- gehäusen, und halten sich auf dem trocknen Lande, aber in der Nähe Systemafilc. 1147 der Küsten, auf. Etwa sechs Arten, in West-Indien uml im Indu-Taci- fisclien Gebiet. Binjus Leaeb. Abdomen rundlicli, zweites bis fünftes Segment jo mit einer grossen dorsalen Platte nnd kleinen lateralen Platten, Unter- seite weich. Kiemenhöhlen weit, mit respiratorischen Wncherungen ansser den Kiemen. — Wohnen nicht in Scbneclcenschalen, sondern in Erd- löchern, auf den Inseln des pacifischen Oceans. Eine Art {B. latro [Hbst.] Taf. LXXI, Eig. 3). Farn. Litbodidac Dana*). Stirn breit, oder schmal, mit dornförmigem Eostrum, das Augen- segment verdeckend. Ceplialothorax meist hart. Nur die fünften Pereio- poden sind umgebildet, klein, die vierten Pereiopoden ähneln in Grösse und Gestalt den beiden vorhergehenden Paaren. Abdomen niclit in einer Schueckensehale versteckt, aber unsymmetrisch (Taf. LXXIX, Fig. 5), kurz und breit (rundlich), unter das Sternum geschlagen (Brachyuren- Typus), ventral weich, dorsal aber mehr oder weniger vollständig von einer variablen Zahl von Platten bedeckt, die zur ursprünglichen Seg- mentation des Abdomen z. T. keine Beziehung mehr zeigen. Uropoden völlig fehlend. Die Kiemen sind Phyllobranchien. Eine sehr eigenthümliche Familie, die oifenbar aus Paguriden hervorge- gangen ist, die die Gewohnheit, in Schneckenschalen zu leben, aufgegeben haben. Die Asymmetrie des Abdomen hat sicli jedoch erhalten, und die dorsale Fläche des Abdomen ist durch secundäre Plattenbildung wieder z. T. erhärtet. 1. Unterfamilie: Hapdlogastrinae (^ Hapalogastrica Brandt). Stirn- rand breit, dreieckig. Zweites Abdomensegment dorsal mit einem Paar Marginal- und einem Paar Lateral -Platten, zwischen denen sich ein medianes Stück oder calciticirte Körner befinden können. Die drei folgen- den Segmente dorsal weich, oder mit kleineu, verhärteten Körnchen be- setzt. — Litoral, im Nord- Pacific. Hapalogastcr Brandt. Beine und Cephalotliorax deprimirt. Panzer dünn, auf den Branchialgegenden mit einem Netzwerk niciit calcificirter Linien. Seitenrand mit Dornen oder Zähnen. — Vier Arten, Nord-Pacific. Dermafurus Brandt. Beine und Cephalothorax convex. Keine weich- häutigen Linien auf dem Cephalothorax, keine Randdornen. Eechte Scheere grösser als die linke. — Vier Arten, West-Küste Nordamerikas. Placdron Schalfew. Aehnlich der vorigen Gattung. — Zwei Arten in Alaska und British Columbia. *) Hiervon, seinen „Lithodines", trennt Bouvicr die „Lomisincs" ab, die sidi offenbar auf Miliin- Edwards' Gattimg Loniis {gründen: indessen giebt Bnuvier nirgends eine Diagnose der „Lomisiues'' , wie er überhaupt bisher auf dieselben nicht näher ein- gegangen ist. — Die hier gegebene Darstellung der Systematik der Lithodidae schliesst sieh eng an Bouvier's Arbeit über dieselben an (Ann. See. Nat. Zool. (8) v. 1. 1896). 11^0 Docaiioda. 2. üiiterfamilie: Lithodinm (= Ostracorjasfrica Brandt). Kostruin selten flach und abgestutzt, meist schlank, spitz, dornföriuig. Zweites Abdomensegmeut dorsal stets vollständig von zwei marginalen, zwei lateralen und einem medianen Stück bedeckt, die mit einander ver- schmelzen können. Die drei folgenden Segmente mit harten, kalkigen Stücken besetzt, und daneben fast stets mit calcificirten Körnern. — Litoral und Tiefsee; Centrura der Verbreitung im Nord -Pacific. Phpllolifhodes Brandt. Mitte der Seitenstücke der Abdomensegmente membranös mit calcificirten Knötchen. — Zwei litorale Arten, von Alaska bis Californien. Alle übrigen Gattungen haben durchaus calcificirte Seitenstücke auf dem Abdomen. Sie lassen sich in drei Gruppen eintheilen. 1. Gruppe. Die fünf Stücke des zweiten Abdomensegments sich berührend, aber durch deutliche Suturen getrennt. Hierher: NcoJithodes M.-E. et Bouv., drei Arten im Nord -Atlantic und Chile, in grosser Tiefe, und ParaUtJiodes Brandt, mit vier litoralen Arten im Nord -Pacific. 2. Grujjpe. Die fünf Stücke des zweiten Abdomensegmentes theil- weis oder ganz verschmelzend. Die folgenden drei Segmente haben jederseits Kandstücke und drei seitliche Stücke, aber die Mitte ist um' von calcificirten Körnern eingenommen (Taf. LXXII, Fig. 8d). Lithodcs Latr. (Taf. LXXII, Fig. 8). Acht Arten, im Nord -Pacific, längs der West -Küste Amerikas bis Feuerland, Antarctic, Nord- und Central- Atlantic; theils litoral, theils in der Tiefsee. 5. Gruppe. Die fünf Stücke des zweiten Abdomensegmentes sind alle verschmolzen. Auf den drei folgenden Segmenten sind die Kand- stücke oft mit den Seitenstucken verschmolzen, und es findet sich eine Längsreihe von drei medianen Stücken, die oft von Knötchen getrennt sind. A. Cephalothorax nicht die Beine verdeckend: AcantlioUtlms Stps. Eine Art, im tieferen Litoral von Japan; Paraloinis White. Acht Arten, von der Behringssee längs der West-Küste Amerikas bis Feuerland, von dort bis La Plata und im Antarctic, Litoral und Tiefsee; Bhinolithodes Brandt. Drei Arten, Alaska, Panama und Golf von Gascogne, Tiefsee. B. Cephalothorax seitlich verbreitert und die Pereiopoden verdeckend: Echidnocerus White. Vier Arten, litoral von Sitka bis Panama; Gnjpto- lithodes Brandt. Vier Arten, .Japan vuul West-Küste Nord-Amerikas, litoral. Abtheilung: (jalathcidca Henderson. Körper symmetrisch, mit gut entwickeltem Abdomen, jedoch ist das letztere zum Theil oder ganz ventralwärts eingekrümmt. Uropoden stets vorhanden. Cephalothorax vorn nicht mit dem Epistom verbunden, meist mit deutlicher Seitenkante und mehr oder weniger deprimirt. Rostrum meist gut entwickelt und das Augensegmeut bedeckend. Aenssere An- tennen mit vier-, seltener lünfgliedrigem Stiel, Schuppe vorhaiuleii, dorn- SystcmaHk. lllü förmig-, oder fehlend. Der äussoro Abschnitt des ersten Maxillarfiisses ist klein und hinter dem Exopoditen versteckt (Taf. LXXIV, Fig. Sd). Die Geissein der Exopoditen des zweiten und dritten Maxillarfiisses sind gekniet. Dritter Maxillarfuss siebengliedrig, beinförmig (Taf. LXXIV, Fig. lo) oder gewisse Glieder sind eigenthümlich verbreitei-t (ibid. Fig. 3/'). Pereiopoden alle sechsgliedrig, nur das erste Paar trägt reguläre Scheeren. Das fünfte Paar ist umgebildet, klein, mit einer kleinen Scheere ver- sehen und in der Kiemenhöhle versteckt. Abdomenanhänge oft stark reducirt. Die Kiemen sind meist Phyllobranchien , sehr selten {Aqßca) noch Triclioliranchien. Ihre Zahl beträgt meist 14. Epipoditen finden sich bisweilen nocli auf gewissen Pereiopoden. GenitalüH'nungen coxal gelegen. Sexualanhäuge beim cJ vorhanden, aber in verschiedener Aus- bildung. Die meisten Angehörigen dieser Abtheilung sind marin und finden sich zahlreich im Litoral sowohl wie in der Tiefsee: eine einzige Form bewohnt das Süsswasser. Die Systematik ist gut ausgearbeitet, was wir besonders den Arbeiten von A. Milne-Edwards und Bouvier*) zu verdanken haben, denen wir im Folgenden auch im Wesentlichen — mit Ausnahme geringer redactioneller Aenderungen — folgen werden. Fam. Aegleidae Dana. Die Kiemen sind Trichobranchien : acht Arthrobranehien , eine gut entwickelte und drei rudimentäre Pleurobranchien. Aeussere Antennen mit fnnfgliedrigem Stiele, ohne Schuppe. Abdomen eingebogen, aber Telson nicht eingeschlagen. Sexualanhänge des S nur auf dem ersten Abdomensegment vorhanden, die übrigen Pleopoden fehlen. Das ? be- sitzt einfache Anhänge auf dem zweiten bis fünften Abdomensegment. Monotype Familie, von der Gattung Äe(jlca Leach gebildet, die eine einzige Art {A. laevis Latr. Taf. LXXIV, Fig. 1**)) in Süd - Brasilien, Argentinien und Chile besitzt, wo sie in Süsswasser, besonders in Ge- birgsbächen lebt. Fam. Cliirostylidae Ortm. (= Diptycines A. M.-E. et Bouv.). Die Kiemen sind Phyllobranchien, zehn Arthrobranehien und vier Pleurobranchien. Die Arthrobranehien, besonders die hinteren, stehen nicht mehr auf der Gelenkhaut, sondern rücken auf die Seiten des Ce- phalothorax hinauf. Aeussere Antennen mit fünfgliedrigem Stiel, mit dornförmiger Schuppe (Taf. CXIX, Fig. 2). Das Telson schlägt sich gegen die vorhergehenden Abdomensegmente ein. Pleopoden zum Theil reducirt. Epipoditen auf dem dritten Maxillarfuss und den Pereiopoden stets fehlend. Drei Gattungen, selten im tieferen Litoral, häufiger in der Tiefsee, im Allgemeinen die mittleren Tiefen von 50 — 1000 Faden bevorzugend. A. Cephalothorax glatt, ohne behaarte Linien, aber oft dornig. Kostrum dreieckig, einfach. *) Ann. Soc. Nat. Zool. ser. 7. vol. Ifi. 1834 und Mem. Mus. Comp. Zool. v. 19. 1897. **) A. odahrcchti F. Müll, ist hiervon niclit verschieden. 1150 Decapoda. Chirostyhis Ortni. 1892*) (= Pfi/clwgasfer A. M.-E. 1881 = Gastro- ptyclius Caullery 1896). ßostmm an der Spitze zugespitzt (selten fehlend). Körper mehr weniger dornig. Pereiopoden sehr lang. — Etwa fünf Arten, selten im Litoral, vorwiegend in tieferem Wasser (bis circa 800 Faden). VropfijdiHS Hend. (= Dix>fijc]ins A. M.-E.). (Taf. CXIX, Fig. 1). Eostrum dreieckig. Körper wenig bedornt. Pereiopoden kürzer. — Etwa 20 Arten, kosmopolitisch im tieferen Litoral nnd der Tiefsee. B. Cephalothorax mit liehaarten Linien. Kostrum dornförmig, da- neben Supraorbitaldornen. Eumunida Smith. — Zwei Arten im tieferen Litoral, die eine im Nord-Atlantic (Küsten der Verein. Staat.), die andere bei Neu-Guinea. Fam. Oalathoidae Dana. Eostrum gut entwickelt, dreieckig, oder dornförmig. Kiemen wie bei voriger Familie, aber die Arthrobranchien sind normal inseriii (auf der Gelenkhaut zwischen den Coxen und dem Thorax). Aeussere An- teiuien mit viergliedrigem Stiel, Schuppe rudimentär oder fehlend (Taf. LXXXII, Fig. 8). Telson nicht gegen die vorhergehenden Abdomen- segmente eingeschlagen. Abdomen ventral gebogen, aber nicht unter das Sternnm geschlagen. Pleopoden beim Weibchen auf dem vierten nnd fünften, oft auch auf dem dritten Abdomensegment vorhanden; das Männchen hat stets solche auf dem zweiten Segment. Epipoditen auf dem dritten Maxillarfuss vorhanden, oft auch auf den ersten bis dritten Pereiopoden. Litoral und Tiefsee, acht Gattungen, die in zwei Unterfamilien gruppirt werden können. Unterfamilie: Gakitheinac (= GdlatMens flagellcs A. M.-E. et Bouv.). Augenstiele frei, in gut entwickelte Augen endigend. Exopodit der ersten Maxillarfüsse mit einer einfachen, eingliedrigen Geissei endigend (Taf. CXIX, Fig. 5). — Drei Gattungen. Galathea Fabr. (Taf. LXXI, Fig. 5). Seiten des Cephalothorax nicht verbreitert. Eostrum dreieckig, Eänder mit Sägezähnen. Augenstiele distal nicht oder nur wenig verbreitert. — Etwa 30 Arten sind bekannt, in allen Meeren, litoral, seltener in einiger Tiefe. Mimida Leach. Seiten des Cephalothorax nicht verbreitert. Eostrnm dornförmig, daneben jederseits ein Supraoculardorn. Augenstiele gewöhnlich distal stark verbreitert. — Etwa 30 Arten, in allen Meeren, litoral, aber gern in tieferen Schichten, nnd häufig in der Tiefsee (bis über 1000 Faden). Plcuroncodcs Stps. Seiten des Cephalothorax verbreitert. Kostrum dornförmig; zwei Supraocularzähne. — Zwei Arten, im Pacifisciien Ocean (bis 300 Faden Tiefe). *) Caullery (Ann. Univ. Lyon 1896) ersetzte den bereits gegebenen Namen P<»/c/io- gaster A. M.-E. (1881) dui-ch Gastroptyclms. Da aber nach Bouvier (Bull. Soo. entoni. France 1896) Chirostyhis Ortni. (Zool. .Talirb. v. 6. 1892) als Synonym zu Pti/cliogaster anzusehen ist. so liat dieser Name an Stelle von l'li/dwf/ns/cr zu tiotcn. Systematik. Hol Uuterfamilie: Mmiiäops'mac (= GaJatheens non fJafjdJfs A. M.-E. et Bouv.). Augeustiele frei oder mit dem Augeusegment verwachsen, das oft selbst wieder mit den auliegenden Theilen verschmolzen ist; Augen reducirt. Exopodit des ersten Maxillarfusses ohne Geissei (Taf. CXIX, Fig. -4). — Fünf Gattungen, Tiefsee. A. Ein Dorn an der vorderen Seitenecke des Cephalothorax. Gahcantha A. M.-E. (Taf. CXIX, Fig. 3). Mit schmalem, schlankem Eostrum, dessen distale Hälfte plötzlich aufgebogen ist. In der Mittel- linie des Cephalothorax kräftige Dornen, besonders einer auf der Gastrical- seeend ist enorm entwickelt. — Vier Arten, Tiefsee bis fllier 1000 Faden. Mutüdopsis Whiteaves. Kostrum meist schmal, nicht aufgebogen. Mediane Dornen des Cephalothorax stark reducirt. — 34 Arten, Tiefsee, liis über 2000 Faden; selten im tieferen Litoral. GaJathodcs A. M.-E. Kostrum breit, dreieckig, flach. Mediane Dornen des Cephalothorax reducii-t. — Fünf Arten, im tieferen Litoral und in der Tiefsee. B. Vordere Seitenecken des Cephalothorax ohne Dorn, sondern stumpf- eckig oder abgerundet. Hierher: Elasmonotus A. M.-E. und Oropliorhynclms A. M.-E., ein- ander sehr ähnlich. Erstere Gattung mit zehn Arten in Tiefen von 140— GOO Faden, letztere mit neun Arten in Tiefen von 800—2000 Faden. Farn. Porecllaiiidae Hend. Rostram breit und kurz, oft fehlend und der Stirnrand breit. Kiemen wie bei den Galathcidac. Aeussere Antennen mit viergliedrigem Stiel, ohne Schuppe. Abdomen unter das Sternum geschlagen, daher die Körper- gestalt von brachyurem Typus. Pleopodeu beim Männchen auf dem zweiten Abdomensegment als Sexualanhänge vorlianden, die übrigen reducirt. Beim Weibchen finden sich Pleopoden auf dem vierten und fünften, bisweilen auch auf dem dritten Segment. Epipoditen auf den Pereiopoden fehlend. Etwa sechs, durchaus litorale Gattungen, die sich in zwei Gruppen bringen lassen*). A. Erstes freies Stielglied der äusseren Antennen kurz, die hintere Ecke des oberen Augenhöhlenrandes nicht erreichend: die folgenden Glieder deshalb nicht von den Augen entfernt. Als primitivste Form dürfte hierher vielleicht die Gattung Euceramus Stps. gehören, mit länglichem Cephalothorax und kleinen Scheerenfüsseu. Doch ist diese Gattung nur unvollkommen bekannt. Sie findet sich in einer Art an den Küsten von Carolina und Florida. Pcfrollstlies Stps.**) Cephalothorax mehr oder weniger rundlich. Erstes Stielglied der Antennen ohne Fortsatz. Epimeren des Cephalothorax hinten olnie abgetrenntes Stück. — Sehr artenreiche Gattung (ca. 30 bis *) Vgl. Stimpson, Prooeed. Acad. Philadelphia 1858. *") Vgl. Ort mann. Zoul, Jalirli. Syst. v. 10. 1897. p. 27r>n: 11^2 Decapoda. 40 Arten), die besonders in den tropischen Meeren verbreitet ist und in den gemässigten seltener wird. Die Gattungen Pisisoma Stps. und Pdrochclcs Miers dürften wolil besser als Sectionen dieser Gattung aufzufassen sein. Fachycheles Stps. Wie vorige Gattung, aber das erste Stielglied der Antennen mit einem Fortsatz, der aber den Stirnrand nicht erreicht. Epimeren des Cephalothorax hinten mit einem durch eine häutige Sutur abgetrennten Stücke. — 11 Arten, besonders in den tropischen Meeren. B. Erstes freies Stielglied der äusseren Antennen mit einem Fortsatz die hintere Ecke des oberen Augenhöhlenrandes erreichend, und dadurch die folgenden Glieder von den Augen entfernend. (Taf. CXIX, Fig. 6x). Porcellana Lmck. (Taf. LXXII, Fig. 5). Cephalothorax langer als breit. Stirnrand meist dreieckig vorspringend und gezähnt oder gelappt. Augen massig gross. — Hierher dürften wohl auch Minyoccrus Stps. und Por- cellanella Stps. zu rechnen sein. — Etwa 20 — 30 Alien, in allen Meeren, mit Ausnahme der polaren. McgalobruchhuH Stps. und Polyonyx Stps. (Taf. CXIX, Fig. 6). Cephalothorax breiter als lang. Stirnrand nicht vorspringend, undeutlich gelappt oder gerade. Augen klein. Dactylus der Gehfüsse kurz und kräftig. — Beide Gattungen sind nahe miteinander verwandt und dürften wohl zu vereinigen sein. Sie enthalten zusammen etwa acht Arten, die theilweise parasitisch (in Spongien, Aspergillum u.dgl.) leben. Warme Meere. PuqiJddopus Stps. Von den beiden vorigen Gattungen durcli schlanken, spitzen und geraden Dactylus der Gehfüsse unterschieden. — Zwei Arten, Japan, China und Ost -Indien. Abtheilung: Hippidea de Haan. Körper nahezu cylindrisch oder etwas kantig, mit locker unter das Sternum geschlagenem Abdomen (Taf. LXXII, Fig. 2a). Uropoden stets vorhanden. Cephalothorax mit Seitenkante, vorn nicht mit dem Epistom verbunden. Aeussere Antennen mit fünfgliedrigem Stiel, nur selten noch mit stachelförmiger Schuppe, gewöhnlich fehlt diese. Aeusserer Abschnitt des ersten Maxillarfusses Avie bei den Galaihciüca. Dritter Maxillarfuss mit theilweis oder ganz reducirtem Exopoditen, beinförmig oder opercular (mit verbreitertem Merus). Mastigobranchien der Maxillarfüsse alle reducirt (Taf. LXXXII, Fig. 17, 18 und 19), oder nur am ersten Maxillar- fuss erhalten. Pereiopoden sechsgliedrig, nur das erste Paar mit Seheeren oder auch dieses ohne Seheeren. Fünfte Pereiopoden klein, in der Kiemen- höhle versteckt. Die Kiemen sind Phyllobranchien, ihre Zahl ist gering (neun bis zehn, bisweilen noch einige rudimentäre). Epipoditen felilen auf den Pereiopoden. Sexualanhänge beim Männchen fehlend. Genital- öffnungen coxal gelegen. Leben mit Vorliebe grabend im Sande und bilden eine ausschliesslich litorale Gruppe, die in zwei Familien zerfällt. Systematik. 1153 Pam. Albuncidae Stps. Cephalothorax ohne seitliche Ausbreitungen. Merus der dritten Maxillartusse nicht verbreitert, Exopodit vorhanden, aber ohne Geissei. Erste Pereiopoden mit Scheeren. Telson oval. Bleplmnpodn Randall. Augenstiele sehr schlank, verlängert, cylin- drisch und in der Mitte mit einem Gelenk. Innere Antennen nicht länger als die äusseren, die letzteren kräftig, mit vielgliedriger Geissei und oline Schuppe. — Eine Art an der Westküste Amerikas, von Californien bis Chile. Älhunca Fabr. (Tat. LXXII, Fig. 3). Augenstiele blattförmig, flach- gedrückt. Innere Antennen viel länger als die äusseren , letztere mit wohlentwickelter, dornförmiger Schuppe (Taf. LXXII, Fig. 4b sq). — Etwa acht Arten, in West-Indien, im Mittelmeer und im Indo-Pacifischen Gebiet. Hiervon unterscheidet sich Lepidopa Stps. durch den Carpus des dritten Maxillarfusses, der an der vorderen Ecke in einen Fortsatz vor- gezogen ist, der mit den beiden letzten Gliedern eine Art Scheere bildet. — Wenige (etwa drei) Arten, West- Indien und Californien. Fam. llippidae Stps. Cephalothorax mit eigenthümlichen seitlichen Ausbreitungen, die die hinteren Pereiopoden bedecken. Merus des dritten Maxillarfusses ver- breitert, Exopodit fehlend (Taf. LXXXII, Fig. 17). Erste Pereiopoden ohne Scheeren. Telson verlängert. Bcmipcs Latr. (Taf. LXXII, Fig. 2). Erste Pereiopoden cylindroidisch, Propodus und Dactylus massig lang, letzterer nicht gegliedert. — Etwa zehn Arten, in den tropischen Meeren beider Halbkugeln. Mastlgochirus Miers. Erste Pereiopoden subcyliudriseh, laug, Dactylus ausserordentlich verlängert und vielgliedrig. — Zwei Arten, in den chinesischen und australischen Meeren. Hippa Fabr. (Taf. LXXII, Fig. 1). Erste Pereiopoden nicht sub- cylindrisch: ihr Dactylus ist lamellenförmig, comprimirt, oval. — Zwei Arten, die eine an der West- und Ost- Seite Amerikas, die andere im Indischen Ocean. Ab th eilung: Droiiiiidoa Dana. Körper selten noch annähernd cyliudrisch, gewöhnlich verbreitert und von rundliciiem Umriss (Taf. CXX, Fig. 1). Stirn zwischen den inneren Antennen mit dem Epistom verbunden (diese Verbindung fehlt in einem Falle), und ferner verbinden sich die Pterygostomialgegenden unterhalb des Basalgliedes der äusseren Antennen jederseits mit dem Epistom (Taf. CXIX, Fig. 14; Taf. CXX, Fig. 2). Epistom hinten breit abgestutzt, daher das Mundfeld vorn mehr oder weniger breit (quadratisch). Abdomen locker oder ziemlich fest unter das Sternum geschlagen, Uro- poden rudimentär oder fehlend. Aeussere Anteiuien mit viergliedrigem Stiel, ohne Schuppe (nur in einem Falle ist die letztere erhalten). Bronn, Klassen des Thiei-IJeicbs V. 2. 73 1154 Decapoda. Aeusserev Abschnitt des ersten IMaxillarfusses gut entwickelt und an der Spitze mehr oder weniger verbreitert (Taf. CXIX, Fig. 8). Geissein der Exopoditeu des zweiten und dritten Maxillarfusses gekniet. Dritter Maxillarfuss beinförniig, die basalen Glieder (Ischium und Merus) sind aber oft bedeutend kräftiger als die drei distalen (Taf. LXXII, Fig. 6b; Taf. CXIX, Fig. 12); die Coxa verbreitert sich mehr oder weniger und trägt eine kräftige Mastigobraucbie (Taf. CXIX, Fig. 9 und 12). Pereio- poden sechsgliedrig, nur das erste Paar mit Scheeren, aber das letzte und meist auch das vorletzte Paar ist oft subchelat, kleiner und auffallend dorsal gerückt. Die Kiemen sind Phyllobranchien, selten Trichobranchien, ihre Zahl ist verhältnissmässig gross. Mastigobranchien oft noch als Epipoditen auf Pereiopoden vorhanden. Sexualanhänge beim Männchen vorhanden. GenitalöiFnungen in den Coxen. Das System der Dromüdra ist nur in den Hauptzflgen ausgearbeitet. Besonders Stimpson (Proc. Acad. Phid. 1858), Henderson (Chall. Anom. 1888), der Verfasser (Zool. .Jahrb. v. 6. 1892) und Bouvier*) liaben sieh mit demsellieu bescliäftigt. — Die Arten dieser Gruppe lieben es, ihren Kücken mit Fremdkörpern zu bedecken, die sie mit den hinteren Pereiopoden festhalten ; sie benutzen dazu besonders Spongien, doch auch Alcyonarien u. dgl., einige Formen verwenden Bivalvenschalen. Farn. Droiuiidae Dana. Eostrum in zwei oder drei Lappen getheilt. Augen und innere Antennen mehr oder weniger in die Sinnesliöhle zurüeklegbar (Taf. CXX, Fig. 2). Die zwei hinteren Pereiopodenpaare sind kleiner vmd dorsal gerückt, ihre Kralle ist kurz und gegen einen kürzeren oder längeren Fortsatz des Propodus gekrümmt. Uropoden rudimentär oder fehlend. — Etwa ein Dutzend Gattungen, litoral, seltener in einiger Tiefe. Homolodmnia A. M.-E. (Taf. CXIX, Fig. 7 — 10). Cephalothorax länger als breit. Rostrum von zwei Dornen gebildet. Epistom median nicht mit der Stirn verbunden. Antennenschuppe mit dem sie tragenden Stielglied verschmolzen, al)er deutlich vorhanden. Dritte Maxillarfüsse beinförmig, schlank. Die Kiemen sind Trichobranchien (aus vier bis sechs Reihen Filamenten gebildet, Fig. 10). Epipoditen auf den drei ersten Pereiopoden vorhanden. Uropoden fehlen. — Eine Art, in West- Indien, 350 Faden Tiefe. Alle übrigen Gattungen haben eine mediane Verbindung der Stirn mit dem Epistom und die Antennenschuppe fehlt ganz. JDicranodromia A. M.-E. (Taf. CXIX, Fig. 12). Cephalothorax länger als breit. Rostrum zwei- oder dreizähnig. Merus und Ischium des dritten Maxillarfusses etwas verbreitert. Die Kiemen sind Tricliol)rancliien (sechs- reihig) oder bereits Phyllobranchien (aber noch vierreihig). Epipoditen auf drei oder vier Pereiopodenpaaren vorhanden. Keine Uropoden. Beim *) Sur rorigine Jioniariemine des Grabes. — Bull. Soo. Philom. Paris (8) vol. 8. 1897. Systematik. H55 Weibchen finden sicli auf dem Sternum eigentliümlielio Furchen (Sternal- furchen), die nach vom bis zu den dritten Pereiopoden reichen und ge- trennt in je einem Höcker endigen. — Drei Arten, West -Indien, Golf von Gascogne und Japan, im tieferen Litoral (100 — 200 Faden). Droiiiia Fabr. Cephalothorax breiter als lang. Kostrum kurz drei- zähnig. Merus und Ischium der dritten Maxillarfüsse verbreitert. Die Kiemen sind Phylloltrancliien (z-n-eireihig). Epipoditen finden sich nur auf dem ersten Pereiopodeupaar. Sternalfurchen des Weibchens bis zu den zweiten Pereiopoden reichend, getrennt, in zwei Höckern endigend. Uropoden als einfache Stücke vorhanden. Gaumen ohne Leisten. — Wenige Arten, in West-Indien, dem Mittelmeer, und im Indo-Pacifischen Gebiet, litoral. Cnjptodromla Stps. (Taf. CXX, Fig. 1 und 2). Sehr ähnlich Dromia, aber ohne Epipoditen auf den ersten Pereiopoden. Gaumen jederseits mit einer Leiste. — Eine Anzahl kleiner Arten, litoral in den tropischen Meeren. Pscwhdromia Stps. (Taf. CXIX, Fig. 13). Wie Dromia, aber Ce- phalothorax etwas länger, ohne mittleren Stirnzahn, und Sternalfurchen des Weibchens in einem Höcker endigend. — Eine Art am Cap der guten Hoffnung, und eine Art in Indien. DroDiidia Stps. Wie Cri/ptodromia, aber Sternalfurchen des Weibchens bis zu den ersten Pereiopoden reichend und in einem Höcker endigend. — Eine Anzahl Arten, litoral, in den tropischen Meeren. Hyiiuconclia Guer. Ohne Uropoden, imd ohne Epipoditen auf den Pereiopoden. Rostrum ohne mittleren Zahn. Sternalfurchen ähnlich denen von Bkranodrontia. — Zwei Arten, Antillen. Weitere, weniger gut bekannte Gattungen sind: ConcJioecdcs Stps., Petalomera Stps. und Eudromia Hend., auf die wir hier nicht weiter ein- gehen wollen. Fam. DynoiiUMiitlao Ortm. Eostrum ungetheilt und dreieckig. Augen und innere Antennen wie bei der vorigen Familie. Nur das letzte Pereiopodeupaar ist kleiner und dorsal gerückt. Uropoden rudimentär, als einfache Stücke vorhanden. Acanthodromia A. M.-E. Die Kiemen sind Phyllobranchien, aber noch vierreihig. Cephalothorax länger als breit. Sternalfurchen wie bei Bkmnodronüa. — Eine Art, in West-Indien, in 88 — 150 Faden Tiefe. Ui/iio))inip Latr. Kiemen nur theilweis als Phyllobranchien ent- wickelt, zum Theil sind sie noch vielreihig und bestehen aus Filamenten (Taf CXIX, Fig. 11). Sternalfurchen wie bei Dicmiiodroiuia oder weiter nach vorn (bis zu den zweiten Pereiopoden) reichend. Cephalothorax Yerbreitert. — Wenige Arten (etwa vier) im Indo-Pacifischen Oeean und Californien ; litoral. Fam. Homolidae Hend. Sinneshöhle weniger gut begrenzt, Augen und innere Antennen aus denselben hervon-agend, nur unvollkommen einschlagbar (Taf. CXIX, 1156 Decapoda. rig. 14). Nur das letzte Pereiopodenpaav kleiner und dorsal gerückt, seine Kralle sichelförmig, gegen den Propodus eingeschlagen, üropoden fehlend. Die Kiemen sind Phyllobranchien und zweireihig. — Etwa vier Gattungen, Litoral und massige Tiefen der Tiefsee. Homola Leach (Taf. LXXII, Fig. 6 und Taf. CXIX, Fig. 14). Ce- phalothorax vierseitig, länger als breit. Eostrum ein- oder zweizähnig, massig entwickelt. Supraoculardornen klein. Basalglied der Augen- stiele schlank, massig lang. Pereiopoden ziemlich lang, eomprimirt. — Wenige Arten (circa vier) im Mittelmeer, West- Indien und Ost- Asien, im tieferen Litoral bis in die Tiefsee. Hiervon untersciieidet sich Homologcnus Hend. (= Homolopsls A. M.-E.) durch mehr gerundeten und eiförmigen Cephalotliorax, stark entwickeltes Rostrum, kleine Augen und schwächere Pereiopoden. — Zwei Arten, West-Indien und Molukken, 580 resp. 825 Faden. Latreilliopsis Hend. Unterscheidet sich von Homola durch stärker entwickelte Supraoculardornen , längere Augenstiele , und längere und cylindrische Pereiopoden. — Eine Art, bei den Philippinen, in 95 Faden Tiefe. Latreillia Roux (Taf. LXXI, Fig. 7). Cephalothorax länglich -drei- eckig, Stirntheil schmal, vorgezogen und Epistom sehr verlängert. Ein langer Supraoculardorn jederseits. llostrum kurz. Augenstielo und Pereio- poden sehr lang. — Vier Arten, im Nord Atlantic (Mittelmeer und Amerikanische Küsten), Japan und Australien, litoral bis 150 Faden. Die von Wood Mason und Alcock*) aufgestellten Gattungen Paromola (für Homola cuvicri) und Paromolopsis werden von Bouvier bei Homola belassen. Letztere besitzt eine Art bei den Andamanen, in 480 Faden Tiefe. Die Gattung Hyi^sophrys W. M. et AI. (ibid.), mit einer Art im Indischen Ocean (740 Faden) ist nur unvollkommen be- kannt, scheint aber nach Bouvier zwischen den Dromiidac und Homo- lidae zu vermitteln. Abtheilung: Oxystomata M.-E. Körper mehr oder weniger rundlich, selten noch länglich. Abdomen locker oder fester, oft sehr fest, unter das Sternum geschlagen, üropoden stets fehlend. Sinneshöhlen durch Vereinigung des Cephalothorax mit dem Epistom gebildet. Mundfeld nach vorn nicht quadratisch begrenzt, sondern stets spitz nach vorn vorgezogen und auf dem Epistom eine schmälere oder breitere Einne bildend (Taf. LXXII, Fig. 7 a). Aeussere Antennen mit viergliedrigem Stiel, ohne Schuppe. Aeusserer Abschnitt des ersten Maxillarfusses gut entwickelt, distal verbreitert (Taf. LXXXI, Fig. 9). Geisselu der beiden hinteren Maxillarfüsse, wenn vorhanden, gekniet. Ischium und Merus des dritten Maxillarfusses verbreitert, die drei distalen Glieder stets viel schmäler und schwächer (Taf. LXXXI, *) Ann. Mag. Nat. Eist. (6) v. 7. 1891. Systematik. 1157 Fig. 7, und Taf. CV, Fig. 9). Die Coxa ist verbreitert und trägt eine Mastigobrancliie, oder sie ist nicht verbreitert und die MastigobraucLio fohlt. Pereiopodeu sechsgliedrig, nur das erste Paar mit Scheeren; die beiden hinteren Paare ähneln den vorhergehenden oder sind umgebildet. Die Kiemen sind Phyllobranchien. Epipoditen fehlen stets auf den Pereiopoden. Sexualanhänge beim Männchen vorhanden. Genitalöffnungen entweder bei beiden Geschlechtern coxal gelegen , oder die weiblichen Oeffnnngen allein liegen sterual, oder aber auch bei beiden Geschlechtern liegen sie sternal. Das Sj'stem dieser Abtheiluug ist nur wenig ausgearbeitet. Nachdem der Verfasser (Zool. Jahrb. v. 6. 1892) die ziemlich stark verschiedenen Formen in drei Unterabtheilungen eingetheilt hatte, ist durch Alcock*) wieder eine Vereinfachung eingeführt worden, und es dürfte sich em- pfehlen, dem System des letzteren Autors sich anzuschliessen. Die Familie der Doriiipidae hat durch Bouvier**) eine Bearbeitung und Revision erfahren. Diese Abtheilung ist sehr formenreich, echt marin und die meisten Arten sind litoral, doch fehlen auch Tiefseeformeu nicht. Vier Familien. Farn. Borippidae Dana. Cephalothorax rundlich oder länglich. Die beiden hintersten oder nur das hinterste Pereiopodenpaar kleiner, umgebildet und dorsal gerückt. Aeussere Antennen mit cylindrischem , langem zweitem Stielglied (Taf. CXX, Fig. 6), die Orbita nicht von der Höhle für die inneren Antennen abtrennend. Seiten des Cephalothorax vor den ersten Pereiopoden nicht breit mit dem Sternum verbunden (bisweilen ersti'eckt sich aber ein schmaler Fortsatz zum Sternum). Eingang zur Kiemenhöhle entweder vor den ersten Pereiopoden gelegen, und dann ist die Coxa des dritten Maxillarfusses verbreitert und trägt eine Mastigobranchie, oder der Ein- gang liegt nicht dort, und die Coxa ist nicht verbreitert und trägt keine Mastigobranchie. Dritte Maxillarfüsse das Mundfeld unvollkommen oder vollkommen bedeckend. Männliche Genitalöifnung stets coxal gelegen, weibliche coxal oder sternal. Kiemen meist in der Zahl von sechs jederseits. Zerfällt in zwei Unterfamilieu. Uuterfamilie Cyclodori2yinnae Bouv. Weibliche Genitalöffnungen coxal gelegen. Eingang zur Kiemenhöhle nicht vor den ersten Pereiopoden (Taf. CXX, Fig. 4). Coxa des dritten Maxillarfusses nicht verbreitert und ohne oder mit rudimentärer Mastigobranchie. — Fünf Gattungen, ziehen tieferes Wasser vor. A. Cephalothorax viereckig. Ausgangsöffnungen der Kiemeuhöhle entfernt von einander. Dritter Maxillarfuss mit Geissei am Exopoditen und mit rudimentärer Mastigobranchie. Cymopolus A. M.-E. Mit gut entwickelten Augen. — Nur eine Art, in West- Indien, in mittleren Tiefen. *) Journ. Asiat. Soc. Bengal vol. 65 1896. **) BuU. Soo. PhUomat. (8) v. 9. 1898. 1158 Deoapoda. Cymononms A. M.-E. Blind. — Zwei Arten, in AVest-lndien und im Nord -Atlantic, Tiefsee. B. Cephalothorax oval oder rundlich. Ausgangsöffnungen der Kiemen- liöhle aneinander liegend. Dritter Maxillarfuss ohne Geissei am Exopo- diten und ohne Mastigobrauchie (Taf. CXX, Fig. 5). Corycodus A. M.-E. Cephalothorax queroval. Mit Augen. — Eine Art, in West- Indien. Cydodurippc A. M.-E. (Taf. CXX, Fig. 5). Cephalothorax rundlich. Mit Augen. — Fünf Arten, in West- Indien und Japan, tieferes Litoral bis Tiefsee. Cymonomops Alcock. Wie vorige, aber Augen reducirt. — Eine Art, bei den Andamanen, 200 — 400 Faden. Unterfamilie Dorippinae Bouv. Weibliche Genitalöfl'nungen sternal gelegen. Eingang zur Kiemenhöhle vor den ersten Pereiopoden (Taf. LXXII, Fig. 7a or.). Coxa der dritten Maxillarfüsse verbreitert, mit Mastigobrauchie. — Vier Gattungen, Litoral mid Tiefsee. A. Ausgangsöifnungen der Kiemenhöhle entfernt von einander. Nur das letzte Pereiopodenpaar umgebildet und dorsal gerückt. Hierher: Palicus Philippi {= CymopoUa Koux*)). — 22 Arten, eir- cumtropisch, in massigen Tiefen. B. Ausgangsöffnungen der Kiemenhöhle aneinanderliegend. Die beiden letzten Pereiopodenpaare umgebildet und dorsal gerückt. Ethusa Koux. Ausgangsöffnungen der Kiemenhöhle nicht bis zwischen die inneren Antennen vorgezogen. Eingangsöfi'nungen dicht vor den ersten Pereiopoden gelegen. Drittes, viertes und fünftes Abdomensegment des Männchen verschmolzen. — 11 Arten, kosmopolitisch, in mittleren Tiefen. Hiervon unterscheidet sich FJhusina Smith im Wesentlichen nur durch die Augen, deren Stiele rudimentär und mit der Orbita ver- schmolzen sind. — Sechs Arten, Atlantic und Pacific, in grossen Tiefen. Botippe Fabr. (Taf. LXXII, Fig. 7). Ausgangsöffnungen der Kiemen- höhle bis zum Stirnrand vorgezogen und z. T. die Basis der inneren Antennen bedeckend. Eingangsöft'nung von den ersten Pereiopoden durch einen Fortsatz des Cephalothorax abgetrennt. Die sieben Abdomenseg- mente stets frei. — 12 Arten, im östlichen Atlantic (Mittelmeer) und Indo - Pacific , Litoral. Fam. Kauinidac Dana. Cephalothorax mehr oder weniger, oft auffallend, verlängert. Letztes Pereiopodenpaar dorsal gerückt, aber nicht immer umgebildet. Aeussere Antennen mit breitem oder schlankem zweiten Gliede, die Orbita nicht von der Höhle der inneren Antennen abtrennend. Seiten des Cephalo- thorax vor den ersten Pereiopoden breit mit dem Sternum verbunden. Eingang zur Kiemenhöhle nicht vor den ersten Pereiopoden gelegen; *) Vgl. Rathbun, Fror. Biol. Soc. Washingtou. 1897. p. 165. Systematik. 1159 Cox;i (los dritten Maxillari'usscs nicht verbreitert uml (iliiio Mastigobranclüe. Dritte Maxillarfüsse das Mundfeld völlig bedeckend. Männliche und weibliclie Geschlechtsöft'nungen stets coxal gelegen. Kiemen sieben bis acht jederseits. — Etwa neun Gattungen, bevorzugen das tiefere Litoral. A. Letztes Pereiopodenpaar Idein und schlank, versciiieden von den vorhergehenden. Antennenstiel schlank, die inneren Antennen nicht völlig bedeckend. Geissein der Antennen klein. Baninoides M. - E. (Taf. CXX , Fig. 8). Stirnrand (zwischen den äusseren Orbitalecken) über halb so breit wie der Cephalothorax. Sternum rückwärts bis zu den dritten Pereiopoden breit, dann schmal. Merus des dritten Maxillarfusses kürzer als das Ischium. — Etwa vier Arten, im Indo-Pacific und West-Indien, litoral (liis KJO Faden). Lyreidus d. H. Stirnrand schmäler als die halbe Breite des Cephalo- thorax. Sternum nur bis zu den zweiten Pereiopoden breit. Merus des dritten Maxillarfusses länger als das Ischium. — Drei Arten, Indo-Pacific, und atlantische Küste der Vereinigten Staaten, tieferes Litoral bis 400 Faden. B. Letztes Pereiopodenpaar normal gebildet, den vorhergehenden in der Gestalt ähnelnd. Anteunenstiel sehr kräftig, breit (Taf. LXXI, Fig. Gb), die inneren Antennen bedeckend. Geissei der Antennen lang und steif. Notopus d. H. Kostraldorn wolilentwickelt. Vorderrand des Cephalo- thorax breit, mit einfachen, dornartigeu Zähnen. Dactylus der Pereiopoden blattförmig, nur wenig gekrümmt. Carpus des dritten Maxillarfusses am distalen Ende des Merus inserirt, Merus kürzer als das Ischium. — Etwa vier Arten, im Indo-Pacific und Atlantic, tieferes Litoral. Nahe verwandt liiermit sind; l^otopoidcs Hend. (eine Art, Molukken, 110 Faden) und Runiiwps A. M.-E. (drei Arten, West-Indien und Panama- Eegion, litoral). Letztere Gattung ist nacli Faxon (Mem. Mus. Comp. Zool. V. 18. 1895) kaum aufrecht zu erhalten. Banina Link. (Taf. LXXI, Fig. 6). Kostraldorn wohlentwickelt. Vorderrand des Cephalothorax breit, mit zahuartig getheilten Lappen. Dactylus der Pereiopoden blattförmig. Merus der dritten Maxillarfüsse über die Insertion des Carpus hinaus verlängert, kürzer als das Ischium. — Eine Art, im Indo-Pacific, tieferes Litoral. Cosmonotus Ad. et Wh. An Stelle des Kostraldorns ein tiefer Aus- schnitt am Vorderraud des Cephalothorax, sonst ähnlich Noto2Jus. — Eine Art, Indo-Pacific, litoral. Zandifer Hend. Durch sichel- oder halbmondförmige Dactylopoditen der Pereiopoden ausgezeichnet. VordeiTand des Cephalothorax schmal. Augen klein. Merus des dritten Maxillarfusses kürzer als das Ischium. — Eine Art in Westindien, litoral. Bei der sonst nur unvollkommen bekannten Gattung Bmülia M.-E. ist der Merus des dritten Maxillarfusses länger als das Ischium. Fam. Leucosiidae Dana. Cephalothorax mehr oder weniger ruudlicli, sein' iiart. Die hinteren 11(50 Deoapoda. Pereiopoden normal gebildet und nicht dorsal gerückt. Aeussere Antennen klein, oft reducirt (Taf. LXXVI, Fig. 1 a). Seiten des Cei)halotliorax vor den ersten Pereiopoden breit mit dem Sternum verbunden. Eingang zur Kiemeuhöhle nicht vor den ersten Pereiopoden gelegen. Coxa des dritten Maxillarfusses nicht verbreitert und ohne Mastigobranchie. Dritte Maxillarfüsse das Mundfeld völlig bedeckend. Männliche (Taf. CXX, Fig. 7) und weibliche Genitalöftnung sternal gelegen. Kiemen in der Zahl von sechs bis acht jederseits. Eine sehr natürliche und forinenreiche Familie, mit zahlreichen Gattungen. Vorwiegend tropisch litoral, aber auch in den gemässigten Meeren (z. B. bis zur Nordsee) nicht ganz fehlend, jedoch unbekannt aus den polaren. Da eine vollständige Kevision nicht vorliegt, können wir in der Aufzählung der Gattungen hier nicht in alle Einzelheiten ein- gehen und auch nicht vollständig sein: indessen wird das Folgende ge- nügen, um den Typus dieser Familie verständlich zu machen, der ein sehr charakteristischer ist. Eine gute Uebersicht der indischen Formen ist von Alcock (1. c.) geliefert worden, und wir schliessen uns dieser an, obgleich uns das System noch nicht einwandsfrei erscheint. Alcock unterscheidet zwei Unterfamilien, und innerhalb dieser eine Anzahl Gruppen; dieselben beiden Unterfaniilien {Iliinnc uml Lciicosiinae) hatte bereits Miers (Ghali. Brach. 1886) aufgestellt, doch enthält die letztere bei ihm nur die einzige Gattung Leucosia. Die Passung Alcock 's dürfte vorzuziehen sein. Unterfamilie lüinae Alcock. Merus des dritten Maxillarfusses nur halb so lang wie der innere Rand des Ischium. Scheerenfinger schlank, ziemlich gleich dick von der Basis bis nahe zu der hakenförmigen Spitze und viel länger als die Palma. 1. Gruppe: 3Iyro(Jokhi Ale. Palma nicht viel länger als breit, ge- schwollen. Finger stets viel länger als die Palma. Cephalothorax nicht behaart, länger als breit, länglichoval, glatt. — Hierher die Gattungen: Call idacfi/J IIS Stps. und Mijrodcs Beil., wenige Arten. 2. Gruppe: Iphicuhida Ale. Wie vorige, aber Cephalothorax dicht filzig behaart. — Hierher: Iphicidus Ad. et Wh. und Pariphicidus Ale, wenige Arten, Indo- Pacific. 3. Gruppe: Nursdioida Ale. Wie Myrodoida, aber Cephalothorax breiter als lang, nicht glatt, sondern mit Kielen, Dornen, Knoten oder Körnern. — Hierher: Heterolithadia Ale. und Niirsilia Beil., wenige Arten, Indo -Pacific. 4. Gruppe: Jliokla Ale. Palma viel länger als breit, aus geschwollener Basis sich verjüngend. — Hierher: Ärcania Leach (= IpJiis Leach), etwa ein Dutzend Arten im Indo -Pacific; Ilia Leach, mehrere Arten, p]uropa und West-Afrika; lUacanfha Stps., drei Arten, West-Indien; Jxa Leach (Taf. LXXVI, Fig. 1), zwei Arten, Indo -Pacific. Unterfamilie Lcucosiinae Ale. Merus des dritten Maxillarfusses über (oft bedeutend) halb so lang wie der innere Rand des Ischium. Scheeren- Systematik. 1161 finger kraftig-, von der Basis an sich allmählich verjüngend, selten länger, meist viel kürzer als die Palma. 1. Gruppe: Nursioida Ale. Cephalothorax seiton rundlich, meist breit und polygonal. Oberfläche stets sehr unel)en. Oberrand der Orbita deutlich ausgerandet. Höhle der inneren Antennen offen mit der Orbita communicirend. Aeussere Antennen klein, aber deutlich vorhanden. Zwischenraum zwischen dem Unterrand der Orbita und dem Kande des Mundfeldes schmal. — Hierher die Gattungen: Ehalki Leach (Taf. CXX, Fig. 10), mit ca. 30 Arten, im Atlantic (nordwärts bis zur Nordsee) und Indo-Pacific; Lithadin Beil., etwa zehn Arten in West-Indien; Nursia Leach, etwa ein Dutzend Arten im Indo-Pacific; Fhli/xia Beil., etwa zehn Arten im Indo-Pacific. 2. Gruppe: Orcophoroida Ale. Wie vorige Gruppe, aber Orbita sehr vollständig, und mit der Höhle der inneren Antennen nicht offen commu- nicirend. Zwischen dem Unterrand der Orbita und dem Bande des Mund- feldes ein breiter Zwischenraum. Geissei der äusseren Antenne fehlend oder sehr klein. — Hierher: Adaeomorpha Mrs. , Cryptocnenms Stps., Heteroimcia Ale, Mcrocryptus A. M. -E., Orcopliorus Kupp., Sjjclaeoxyhorus A. M.-E., Tlos Ad. et Wh., Uhlias Stps. Jede dieser Gattungen enthält nur wenige Arten, die für die Korallenriffe des indo-pacifischen Oceans und West- Indiens charakteristisch sind. 3. Gruppe: Nucioida Ale. Cephalothorax stark convex oder kugelig, rundlich oder oval. Kegionen meist gut begrenzt. Orbiten ziemlieh unvollkommen, Oberrand deutlich ausgerandet und Aussenrand oft mit Fissuren. Ein ziemlich breiter Zwischenraum zwischen dem Unterrand der Orbita und dem Kande des Mundfeldes. Hinterraud des Cephalo- thorax häufig mit Dornen oder Höckern. Stirn abgestutzt, sehmal, fast stets hinter dem Vorderrand des Mundfeldes zurückbleibend. Ptery- gostomialgegend auffällig geschwollen. Merus des dritten Maxillarfusses nicht viel kürzer als das Ischium. Aeussere Antennen sehr deutlich. — Hierher: Nucia Dana und Parilia W . MslS. , mit wenigen Arten, im Indo- Pacific; Bandallia Stps., mit etwa acht Arten im Indo-Pacific und Cali- fornieu. 4. Gruppe: Myroida Ale. Cephalothorax convex, nahezu kugelig, rundlich, oval oder hexagonal. Oberfläche glatt oder granulirt, Ptery- gostomialgegeud geschwollen. Hinterrand mit drei Dornen oder Fort- sätzen, deren mittlerer der geschwollenen Intestinalregion augehört. Orbita vollkommen, Obenand nicht oder kaum ausgerandet, Aussenrand ohne Figuren. Zwischen dem ünterraud der Orbita und dem Kande des Mundfeldes kaum ein Zwischenraum. Antennen deutlich, selten undeutlich. Merus des dritten Maxillarfusses nicht ganz zwei Drittel der Länge des Ischium betragend. Scheeren kräftig oder schlank. — Hierher: Leucosilia Beil.; Myra Leach {= Ilyrojjsis Sips.) (Taf. LXXVI, Fig. 3), etwa sechs Arten im Indo-Pacific; Persephona Leach, wenige Arten, Westindien. 11G2 Decapoda. 5. Gruppe: Lcucosiokla Ale. Wie vorige Gruppe, aber: Hiuterraiid des Ceplialothorax obne Fortscätze. Iiitestinalregion nie geschwollen. Hepaticalregion bisweilen gescbwoUen. Merus der dritten Maxillarfüsse fast so laug wie oder selbst länger als das Iscbium. Scbeeren massiv. — Fhilyra Leacb, mit etwa 20 ludo-Pacifiscben und Atlautiscbeu Arten ; Pseudopliüyra Mrs., etwa ein balbes Dutzend Arten, Indo-Pacific; Leucosia Fabr. (Taf. CXX, Fig. D) etwa 30 Arten im Indo-Pacific. — Nach Alcock schliesst sich hier auch Onycliontorplia Stps. an. Fam. Calappidae Dana. Ceplialothorax rundlicli. Hintere Pereiopoden normal , nicht umge- bildet und nicht dorsal gerückt. Aeussere Antennen kurz, mit kräftigem zweiten Stilgliede, oft die Orbita von der Höhle der inneren Antennen abtrennend. Eingang zur Kiemenhöhle vor der Basis der ersten Pereio- poden, Coxa des dritten Maxillarfusses verbreitert, mit Mastigobranchie (Taf. LXXVIII, Fig. 5 und Taf. LXXXI, Fig. 7 fl.). Seiten des Cephalo- thorax nicht vor den ersten Pereiopoden mit dem Sternnm vereinigt. Dritte Maxillarfüsse das Mundfeld mehr oder weniger völlig bedeckend. Männliche Genitalötfnnng stets coxal, weibliche stets sternal. Jederseits neun Kiemen. Diese Familie nähert sich am meisten den echten Brachyuren, und enthält durchweg marine Litoralformeu , die nur selten in einige Tiefe gehen. Unterfanülie: Caluppinae Alcock. Merns des dritten Maxillarfusses nicht über die Insertion des Carpus hinaus verlängert und die drei distalen Glieder nicht verdeckend; Exopodit mit Geissei (Taf. LXXXI, Fig. 7). Ausführungscaual aus der Kiemenhöhle rinnenförmig, bisweilen mit me- dianem Septum. Orbiten von den Höhlen der linieren Antennen nicht abgetrennt (Taf. CXX, Fig. 11). Krallen der Pereiopoden normal. Mnrsia Desm. (Taf. CXX, Fig. 1). Ceplialothorax quer-oval, ohne seitliche Ausbreitungen, aber mit einem kräftigen Seitendoru jederseits. Ausführungscaual ohne Septum. Carpus des dritten Maxillarfusses an dem schief abgestutzten distalen Kande des Merus inserirt. — Wenige Arten, vom Cap bis zu den Sandwich -Inseln. Plafijinera M.-E. Wie vorige, aber Carpus der dritten Maxillarfüsse an der vorderen Innenecke des vom fast rechteckig abgestutzten Merus inserirt. — Eine Art, von Californien bis Chile. Cryptosoina Brülle. Ceplialothorax rundlich oder längs -oval, nicht verbreitert, ohne Seitendornen, an ihrer Stelle nur je ein kleiner Höcker. Posterolateralränder des Cephalothorax leicht concav. Insertion des Carpus der dritten Maxillarfüsse und Ausführungscanal wie bei Plafi/»i.cra. Merus der Scheerenfüsse ohne stark verlängerte Dornen. — Vier Arten, Indischer Ocean, .Japan, Californien, West -Indien und östlicher Atlantic. Paracydois Miers. Wie vorige, aber Seitendornen ganz fehlend und Posterolateralränder mit einem dornigen Lappen. — Eine Art, Admirali- täts- Inseln, 150 Faden. Systomatik. 1163 ÄnvuiJiiifarpiis Stps. Oeplmlütlinrax ruiullicli, nicht verbreitert, mit oder ohne Seiteudornen. Merus der Scheerenfüsse mit starlv vorlängerteu Dorueu, sonst ähnlich Cryptosoma. — Zwei Arten, West-Indien und längs der Küste der Vereinigten Staaten, tieferes Litoral. Calappa Fabr. (Taf. CXX, Fig. 12; Taf. LXXVl, Fig. 7, Scheere). Cephalothorax mit seitlichen Ansbreitungeu , die die Gehfüsse bedecken. Ausführungscanal mit einem mehr oder weniger entwickelten Septum. — Etwa zehn Arten, circumtropisch und subtropisch, litoral. Unterfamilie: OrUliyinae Dana. Wie vorige Unterfamilie, aber Aus- führungscanal aus zwei völlig geschlossenen Köhren gebildet. Exopodit des dritten Maxillarfusses ohne Geissei. Krallen der Gehfüsse blattartig verbreitert. Hierher Orifhyia Fabr., mit einer Art in den Ost-Asiatischen Meeren. Unterfamilie: Matuünm Ale. Merus des dritten Maxillarfusses über die Insertion des Carpus hinaus verlängert und die drei distalen Glieder völlig verdeckend; Exopodit ohne Geissei (Taf. LXXVIII, Fig. 5). Aus- führungscanal rinnenförmig. Orbita von der Höhle der inneren Antennen mehr oder weniger abgetrennt. Krallen der Pereiopoden normal oder blattförmig. Osacliila Stps. Orbiten nach Innen von der Höhle der inneren An- tennen durch das zweite Basalglied der äusseren Antennen abgeschlossen. Krallen der Gehfüsse normal. Cephalothorax fast ebenso lang als breit, Oberfläche stark uneben, mit erhabenen Regionen. — Vier Arten, in West-Indien, bei Ascension und in der Panama -Region; tieferes Litoral. Hepatus Latr. Wie vorige, aber der Cephalothorax ist viel breiter als lang, seine Oberfläche ist glatt oder granulirt, aber ohne Erhebungen. — Zwei Arten, die eine an der atlantischen, die andere an der pacifischen Küste von Amerika. Mafiita Fabr. Orbiten von einem Fortsatz des unteren Orbitalrandes fast abgeschlossen, und die äusseren Antennen dadurch von den Orbiten abgetrennt. Krallen der Gehfüsse comprimirt und blattförmig. — Auf das Indo-Pacifische Gebiet beschränkt. Ueber die Zahl der Arten herrscht Zweifel: Alcock nimmt deren fünf an. Abtheilung: Brachyura Latr. Körper mehr oder weniger rundlich oder oval, dreieckig oder vier- eckig, gewöhnlich verbreitert, seltener länglich, aber nie bedeutend in die Länge gestreckt. Abdomen stets unter das Sternum geschlagen, Uro- poden stets fehlend. Sinneshöhlen durch Vereinigung des Cephalothorax mit dem Epistom gut umgrenzt, und zwar liegt eine dieser Verbindungen median unter der Stirn (Taf. LXXV, Fig. 2 a), zwei weitere seitlich unterhalb der äusseren Antennen (Taf. LXXVI, Fig. 5): sonst finden sich keine weiteren Verbindungen des Cephalothorax mit ventralen Scelett- theilen. Mundfeld stets viereckig, vorn breit, und in den beiden vorderen \IQ-^ Deoapoda. seitlichen Ecken liegeii die Ausführiuigscanäle aus der Kiomenhülile. Der Eingang in die Kiemenhöhle lieg-t stets vor der Basis der ersten Pereiopoden. Aeussere Antennen mit viergliedrigem Stiel, ohne Schuppe (Taf. LXXIX, Fig. 8 a). Aeusserer Abschnitt des ersten Maxillarfusses gut entwickelt, distal verbreitert (Taf. LXXXI, Fig. 3). Geissein der beiden hinteren Maxillarfüsse , wenn vorhanden, gekniet. Ischium und Merus des dritten Maxillarfusses verbreitert (ibid. Fig. 1), das Mundfeld mehr oder weniger vollkommen bedeckend, die drei Endglieder auffallend kleiner. Die Coxa ist verbreitert und trägt stets eine kräftige Mastigo- branchie. Pereiopoden seclisgliedrig, nur das erste Paar mit Scheeren, die hinteren Paare ähnlich den vorhergehenden, sehr selten ist das letzte Paar umgebildet oder roducirt. Die Kiemen sind Phyllobranchien, ihre Zahl beträgt höchstens neun jederseits. Epipoditen fehlen stets auf den Pereiopoden. Sexualanhänge beim Männchen vorhanden. Genitalöffnuug des Weibchens stets sternal gelegen (Taf. CIX, Fig. 10), die des Männchens coxal (Taf. CVII, Fig. 9) oder sternal (Taf. LXXX, Fig. 4). Der Umfang, den die Abtiieilung der Brachyiira hier hat, ist ein beschränkterer, als bei allen übrigen Autoren. Nachdem gewisse Gruppen schon vor längerer Zeit aus den echten Brachyuren entfernt waren, wurden doch bis in neuere Zeit die Oxystoniata noch mit ihnen vereinigt. Der Verfasser hat zuerst im Jahre 1892—93 (Zool. Jahrb. Syst. vol. 6 und 7) die Brachyuren auf den jetzigen Umfang beschränkt, und sieht auch keine Ursache, diese Auffassung zu ändern. Die Brachyuren, auch in diesem beschränkten Sinne, bilden immer noch die bei weitem formenreichste Abtheilung der Decapoden. Sie sind in ganz eminenter Weise Litoral-Thiere, und gehen nur in seltenen Fällen in einige Tiefe: aus mehr als 500 Faden Tiefe sind nur ein oder zwei Formen bekannt. Dagegen finden sie sich in anderen Lcl)ensbezirken nicht gerade selten: wir haben verschiedene Sflsswasser- gruppen und selbst solche, die ein theilweises Landleben führen. Das System der Brachyuren ist eines der schwierigsten und ver- worrensten Capitel. Die alte Eintheilung von Milne-Edwards in Oxy- rhynchen, Cyclometopen und Catametopen dürfte noch bis jetzt durch keine bessere ersetzt sein, nur muss man dabei immer sich bewusst bleiben, dass es einerseits Uebergangsformen giebt, anderseits solche, deren Stellung noch nicht zur Zufriedenheit festgelegt ist. Abgesehen von den älteren Autoren (Milne-Edwards, Dana und A. Milne- Edwards) haben in neuerer Zeit besonders Miers (Challenger Brach. 1886), der Verfasser (1. c.) und Alcock (Journ. Lsiat. Soc. Bengal vol. 64. 1895., vol. 67. 1898) sich um die nähere Ausarbeitung des Systems verdient gemacht, ohne dass jedoch bis jetzt ein befriedigender Abschluss erreicht worden wäre. Die drei Hauptgruppen, die schon von Milne-Edwards unter- schieden wurden, und die wir hier als Unterabtheilungen einführen werden, diagnosticiren sich in folgender Weise: Systematik. ] ] 65 I. Oxyrliynclia odor Majoidea. Cephalothovax gowölinlicli länger als breit, seltener nmdlicli, oder dreieckig, mehr oder woniger nach vorn verschmälert und gewöhnlich ► mit einem Rostrum verseilen. Seiten ohne deutlich vom Hinterseitenrand abgesetzten V(n-derseitenrand , meist ohne Seitenkanten, besonders im vorderen Theil (vgl. Taf. LXXV, Fig. 1; LXXVII, Fig. 1; LXXX, Fig. 6). Epistom gewölinlich lang und breit (Taf. LXXVII, Fig. 6, 7; ILXXIX, Fig. 9). Augenliölileu meist unvollkommen (Taf. LXXVII, Fig. 7), von Dornen umgeben, oder die verschmelzenden Dornen bilden eine besser umgrenzte Orbita (Taf. LXXVI, Fig. 4). Die inneren An- tennen liegen longitudinal eingefaltet, parallel zu einander und zur Längs- [ichse des Körpers (Taf. LXXVII, Fig. 6, 7). Carpus des dritten Maxillar- fusses am distalen Ende oder an der vorderen Innenecke des viereckigen Merus iuserirt (Taf. LXXVII, Fig. 7a). Genitalöffnung des Männchens coxal gelegen (oder sehr selten sternal, vgl. die Hymcnosomidac). IL Cyclometopa oder Cancroidea. Cephalothorax gewöiuilich rundlich, quer verbreitert, seltener drei- eckig oder viereckig. Stirn breit, Eostrum gering entwickelt oder ganz fehlend (vgl. Taf. "lXXV, Fig. 2; LXXVI, Fig. 2; LXXIX, Fig. 8; LXXX, Fig. 5). Seiten meist mit deutlich geschiedenem Vorder- und Hinterseitenrand, ersterer meist eine Kante bildend, die oft gezähnt ist, und regelmässig gebogen. Epistom gewöhnlich kurz, und in der Quer- richtung breit '(Taf. LXXV, Fig. 2a; LXXIX, Fig. 8a). Augenliöhle gut umgrenzt, mit coutinuirlichen Rändern, die selten noch Fissuren be- sitzen (Taf. CXXI, Fig. 4, 6 und 8). Innere Antennen selten longitudinal oder schräg (Taf. LXXVI, Fig. 2 a), meist quer eingefaltet (Taf. LXXV, Fig. 2a; CXXI, Fig. 4, 8). Carpus des dritten Maxillarfusses am distalen Ende oder an der inneren Vorderecke des Merus iuserirt (Taf. LXXVI, Fig. 2b; LXXXI, Fig. 1; CXXI, Fig. 4, 6). Genitalöffnung des Männchen coxal gelegen. III. Catometopa oder Ocypodlidea. Cephalothorax selten rundlich, meist viereckig, mit breitem Vorder- rand, ohne Rostrum. Seiten mit gebogenem Vorderseitenrand oder sub- parallel (vgl. Taf. LXXV, Fig. 4; LXXX, Fig. 1, 2, 3; CXXII, Fig. U; CXXII, Fig. 3, 8 und 10). Epistom kurz und quer-breit (Taf. LXXIX, Fig. 2). Augenhöhlpu gut umgrenzt (Taf. LXXVI, Fig. 5). Innere An- tennen quer und horizontal gelegen, oder parallel zu einander, dann aber senkrecht zur Längsachse des Körpers (Taf. CXXII, Fig. 9). Carpus des dritten Maxillarfusses am Ende des Merus iuserirt (Taf. CXXII, Fig. 4, 5, 6), oder an der äusseren Vorderecke desselben, selten an der inneren. Genitalöffnung des Männchens sternal gelegen (Taf. LXXX, Fig. 3a, 4). 11 G6 Deoapoda. Unterabtlieilung: Oxyrhyncha Latr. Die typischen Oxyrhynchen (Farn. Majidae) bilden eine natürliche Gruppe, zu der aber einige Anhängsel hinzukommen, deren Stellung mehr oder minder zweifelliaft ist. Was die erste Familie, die Conjstidac, anljetrifft, so dürfte es keinem Zweifel unterliegen, dass dieselbe die primitivsten Brachyuren enthält, und unter ihnen finden sich Formen, die ganz entschieden zu den Oxyrhynchen in allernächster Beziehung stehen. Andererseits sind früher in dieser Familie Formen untergebracht worden, die zu den Cyclometopen unzweifelhaft hinüberleiten, und so stehen wir voT dem Dilemma, entweder diese letzteren — wegen ihrer Cyclometopen- Aehnlichkeit — direct mit den Cyclometopen zu vereinigen, wie es hier geschehen soll: dann werden sie aber von den übrigen Corystiden vm- natürlich weit entfernt. Oder wir lassen alle Corystiden bei einander, dann können wir diese Familie aber unmöglich unter den Oxyrhynchen unterbringen, und wir müssten eine besondere Unterabtheilung für sie schaffen, die sich dann aber schwer diagnosticiren lassen würde. Mögen wir also den einen oder den anderen Weg einschlagen, stets ergeben sich einige Unzuträglichkeiten. Fam. Corystidae Dana (pr. parte). Epistom gegen das Mundfeld nur undeutlich abgegrenzt. Aeussere Antennen frei, mit cylindrischem, kräftigem Stiel und mit langer, behaarter Geissei. Augenhöhle mehr oder weniger unvollkommen, von Dornen um- geben. Cephalothorax im Umriss mehr oder weniger längs -oval. Fsnidocurysfcs M. - E. Orbiten sehr unvollkommen, nur einige isolirte Dornen deuten sie an. Kostrum dreispitzig. Augen klein, auf langen Stielen. — Eine Art, an der Küste von Chile. Nahe verwandt ist Podacatades Ortm. von Japan. Corystcs M.-E. (Taf. LXXV, Fig. 1). Orbiten etwas besser begrenzt. Kostrum dreieckig. Augen grösser, auf kürzerem Stiele. — Wenige Arten, europäische Meere. Verwandt ist Gomcsa Gray (= Oe'idca d. H.) und Nautilocorystes M.-E. (= Dicera d. H.); letztere zeichnet sich durch den lamellenartig verbreitei-ten Dactylus der fünften Pereiopoden aus. Fam. Jlajidae Alcock. Epistom gegen das Mundfeld scharf abgrenzt (Taf. LXXIX, Fig. 9). Aeussere Antennen stets mit kurzer Geissei, sehr selten frei, meist ist das zweite Stielglied mehr oder weniger vollkommen und ohne Naht mit dem Epistom verwachsen, und häufig auch mit dem unteren Orbitalrand und mit der Stirn. Erstes Stielglied der äusseren Antennen (mit der Oefl:nung der grünen Drüse) daher im Epistom gelegen (Fig. 9, tb), scheinbar getrennt von den äusseren Antennen. Epistom meist breit. Orbiten unvollkommen oder vollkommener. Cephalothorax dreieckig, birnförmig, eiförmig, selten rundlich. Diese Familie besteht bei Miers (.Tourn. Linn. Soc. London vol. 14. 1879) aus drei Familien, die alier von Alcock (.Toiu'u. As. Soc. Systematik. 11(57 Bengal vol. 64. 1895) wieder in eine zusammengezogen wurden — jeden- falls mit Eeclit. Der Formenreichthum ist ein sehr grosser, so dass eine Hintheilung in Unterfamilien und noch kleinere Gruppen nothwendig wird. Die beiden citirten Werke enthalten Versuche monographisclier Bearbeitung dieser Gruppe: zieht man dazu noch Miers, Chall. Brach. 1886 und die Arbeiten von Miss Rathbun (Proc. U. S. Nat. Mus. v. 15. 1892: V. 16, 1893; v. 17, 1894) heran, so hat man alles, was bisher in der Richtung der systematisclien Gliederung existirt. Wir können hier nur einen unvollständigen Ueberblick geben: in der Eintheilung in Unter- familien etc. folgen wir im Wesentlichen Alcock. Alle Majiden sind marin und litoral, gehen aber gern in einige Tiefe hinab, doch kennt man kaum echte Tiefseeformen. Unterfamilie : Innchinne Ale. Keine Orbiten sind entwickelt. Augen- stiele ziemlich lang, frei hervorragend oder gegen die Seiton des Cephalo- thorax zurücklegbar (Taf. LXXVII, Fig. 7; LXXIX, Fig. 9). Zweites Stielglied der äusseren Antennen schlank und gewöhnlich lang. 1. Gruppe: Lcptopodhkla Ale. Zweites Stielglied der äusseren An- tennen cyliudrisch , bisweilen frei , Merus des dritten Masillarfusses schmäler als das Ischium. — Hierher etwa 20 Gattungen, z. B. Steno- rlnjnchus Lmck. (Taf. LXXVII, Fig. 7), Camposda Latr. (Taf. LXXIX, Fig. 9), Achacus Leach, Lcidopodia Leach, Kacmpferia Miers (= Macro- cheira d. H.)*), die Riesenkrabbe der Japanischen Meere. 2. Gruppe: Inachoida Ale. Zweites Stielglied der äusseren Antennen ventral abgeflacht oder concav, mit den benachbarten Theilen stets ver- wachsen (Taf. LXXX, Fig. 8). Merus des dritten Maxillarfusses mindestens ebenso breit wie das Ischium. Hierher etwa 22 Gattungen, z. B. Jnachus Fabr. (Taf. LXXVII, Fig. 1). Unterfamilie: Äcanthonyclünae Ale. Keine Orbiten. Augenstiele sehr kurz, von einem Supraoculardorn verborgen oder in die Seiten des Eostrum eingesenkt. Zweites Stielglied der äusseren Antennen abgestutzt-dreieckig. Merus des. dritten Maxillarfusses so breit wie das Ischium. — • Etwa 18 Gattungen, darunter Acanthoni/x Latr. Unterfamilie: Pisinae Ale. Orbiten beginnen sich zu bilden: ein gTosser Postorbitaldorn ist stets vorhanden, der ausgehöhlt ist, um die eingezogenen Augen aufzunehmen, doch niemals so vollkommen, dass die Cornea nicht nocli von oben gesehen werden könnte. Gewöhnlich ist auch ein Supraocularvorsprung vorhanden. Zweites Stielglied der äusseren Antennen breit, seine vordere äussere Ecke gewöhnlich als Dorn vor- springend. 1. Gruppe: Fi soida A\c. Postoculardorn deutlich und breit von dem Supraocularvorsprung isolirt. — Etwa 30 Gattungen. Beispiele : Pisa Leach, Hyas Leach. *) Ueljer die Nomeiiclatur vgl. Ratlibun, Proc. Biol. Soo. Washington vol. 11. 1897. II. ir..5. 11(58 Decapoda. 2. Gruppe: Lissokla Ale. Postoculardorn in engster Berührung mit dem Supraocularvorsprung, nur durch eine Sutur getrennt. — Sieben Gattungen, dazAi: Hcrbstia M.-E., Lissa Leach. Unterfamilie: Majinac klc. Auge entweder (1) mit Orbita, die mehr oder weniger vollkommen ist, aber stets die Cornea in der oberen An- sicht verdeckt, oder (2) die nur von einem kräftigen, hörn- oder geweih- ähnlichen Supraoculardorn, oder einem grossen Postoculardorn (od. beiden) gebildet ist. Zweites Stielglied der äusseren Antennen stets sehr breit. 1. Gruppe: Majoida Ale. Ein Supraocularvorsprung, der oft an der äusseren Hinterecke dornförmig ausgezogen ist; ein scharfer Postoculardorn; und zwischen beiden ein eingeschalteter Dorn. Zweites Stielglied der äusseren Antennen breit, aber nicht besonders verbreitert, um den Unter- rand der Orbita zu bilden, an beiden Vorderecken gewöhnlich mit je einem kräftigen Dorn. — 10 Gattungen, darunter IIa ja Lmck. (Taf. LXXVI, Tig. 4) (If. squinado Latr. , die Seespinne des Mittelmeers). 2. Gruppe : Sfcnocionojwida Ale. Phitweder ein mächtiger, hörn- oder geweihartiger Supraoculardorn (Taf. LXXVII, Fig. 6), oder ein Postocu- lardorn, oder beide. Zweites Basalglied der äusseren Antennen breit, vordere Ecken mit oder ohne Dornen. Merus der dritten Maxillarfüsse an der äusseren Vorderecke oft stark verbreitert. — Aclit Gattungen; Stcnocionops Latr. (Taf. LXXVII, Fig. 6). 3. Gruppe: Periceroida Ale. Cephalothorax vorn durch die voiTagen- den, oft röhrigen Orbiten verbreitert. Orbiten von einem Supraocular- vorsprung, einem ausgehöhlten Postoculardorn und einer auffallenden Verbreiterung des zweiten Basalgliedes der äusseren Antennen, die zu- sammen das Auge völlig verbergen können, gebildet. — 18 Gattungen. Hierher z. B. Fcriccra Latr., Mithrax Leach. Fam. Hymenosoinidae Ortm. {= Hymenosominae M.-E.). Epistom gegen das Mundteld gut abgegrenzt. Zweites Stielglied der äusseren Antennen mit dem Epistom verwachsen, aber kurz und frei (nicht mit der Stirn vereinigt). Männliche Genitalöffnung sternal ge- legen. Diese Gruppe wvu-de bisher allgemein, gemäss der Lage der männ- lichen Orificien, zu den Catometopen gerechnet. Die Bildung der äusseren Antennen Viringt sie aber in nahe Beziehung zu den Majidac, speciell zur Unterfamilie Inaclthiac, Gruppe Lcptopodioida, und da ferner das Vor- handensein eines Rostrum und die longitudinale Lage der inneren An- tennen für die Zugehörigkeit zu den Oxyrhynchen sprechen, so dürfte ihr hier der Platz anzuweisen sein. Indessen sind weitere Untersuchungen noch sehr erwünscht. Hierher die Gattungen: Hymcnosoma Desm., Halicarcinus Wh., Hy- mrnkus Dan.. Elamena M.-E., Elamcnopsis A. M.-E., Triyonoplax M.-E., Ithynchoplax Stps. Die Formen sind litoral und z. T. charakteiistiscli für die antarctischen Meere. Systematik. 1169 Unterabtheilung: Cyclometopa M.-E. (vgl. p. 1165). Zerfällt in die folgenden Familien: Atelecyclidae, Farthenopidae, Can- cridae, Fortunidae, X.unthidac, Potamonidm. Hiervon sind die Atelecyclidae am nächsten verwandt mit den Corys- tidae, und unterscheiden sich im Wesentlichen nur durch die rundliche Gestalt des Cephalothorax und die scharfen, gezähnten Vorderseitenränder. Da sie sich aber ganz eng an gewisse Cancridue und auch Fortunidae anschliessen, so dürfte es sich empfehlen sie als besondere Familie hier luiterzubringen. Die Stellung der PartJienojiidae, wie hier gegeben, dürfte ebenfalls die beste sein, doch ist zu bemerken, dass alle übrigen Autoren sie zu den Oxyrhynchen rechnen. Aber nur das Vorhandensein eines (schwach entwickelten) Kostrum und die oft dreieckige Gestalt des Ce- phalotliorax berechtigen dazu, Merkmale, von denen das erste auch sonst bei Cyclometopen vorkommt, und das zweite in seinem hier vorliegenden Typus den Parthenopiden eigenthümlich ist, und sich sowohl von der Oxyrhynchen -Form wie der Cyclometopen -Form unterscheidet. Die Bildung der Orbita und der äusseren Antennen der Parthenopiden ist dagegen ausserordentlich cyclometopenartig und zeigt nicht die geringste Aehnlichkeit mit den Oxyrhynchen. Die Cyclometopen sind vorwiegend marine Litoralthiere, nur die Patamoniden leben im Süsswassor. Fani. Atelecyclidae Ortm. Stirn mit kurzem, unpaar gezähntem Kostrum. Innere Antennen longitudinal. Aeussere Antennen in der inneren Orbitalspalte stehend, zweites Stielglied cylindrisch, eben die Stirn erreichend, drittes Glied kräftig, Geissei kräftig und behaart (vgl. Taf. CXXI, Fig. 1). Cephalo- thorax gerundet, nicht verbreitert, mit gezähntem oder bedorntem Vorder- seitenrand. Vorderrand des Mundfeldes undeutlich. Hierher die Gattungen : AtelecyclusLe'dch, Ilypopeltarium Mrs. (Taf. CXXI, Fig. 1). Wahrschoinlieh auch Trichocarcinus Mrs. (= Trichocera d. H.), Acan- thocyclus M.-E. et Luc, und vielleicht auch Thia Leach (Taf. LXXX, Fig. 5). Ferner dürften die Cheiraijonidar Ortm. eine Section dieser Familie zu bilden haben. Sie unterscheiden sich wesentlich durch das zweite Stielglied der äusseren Antennen, das mit einem Fortsatz die innere Or- bitalspalte schliesst. Cheiragomm Latr. (= Tdmessns White) und Eri- mmriis Benedict, beide charakteristisch für den Nord-Pacific. Fam. Partlieiiopidae Mrs. Stirn mit dreieckigem oder median getheiltem Rostruni. Innere An- tennen longitudinal oder schräg. Aeussere Antennen kurz, das kräftige zweite Stielglied in die innere Orbitalspalte eingeklemmt (Taf. LXXVI, Fig. 2 a). Cephalothorax nicht rundlich, sondern meist dreieckig, seltener rhombisch oder pentagonal, Vorderseitenrand wenig scharf, gezähnt oder ungezähnt, vom Hinterseitenrand nicht deutlich getrennt. Vorderrand des Mundfeldes scharf. Bronu, Klassen des Thier-Eeichs V. 2. 'J/^ 1170 Decapoda. Unterfamilie: Parfhenopinae Mvs. Cephalothorax dreieckig oder quer- rhombisch. Rostrum einfach. Branchialregion von der Cardiacal- und Gastricalregion durch tiefe Depressionen getrennt. Scheeren sehr kräftig, Palma sehr oft dreikantig. — Hierher: Lamhrus Leach (Taf. LXXVl, Fig. 2), Parfhcnopc Fabr., Hdrrocrupta Stps., Cryptopodia M. -E., Adhra Leach. Unterfamilie: Eiimcdoninae Mrs. Cephalothorax gewöhnlich rhombisch oder pentagona!. Rostrum zweitheilig. Regionen des Cephalothorax nur undeutlich getrennt. Scheeren massig, Palma nicht dreikantig. — Hier- her: Ccratocarcinus Ad. et Wh. (Taf. CXXI, Fig. 2), Eumedonus M.-E., (yonatonotas Ad. et Wh., Zehrida Ad. et Wh. Farn. Caiicridae Mrs. emend. Ale. Rostrum kurz, unpaarig gezäluit. Innere Antennen longitudinal oder schräg. Aeussere Antennen kurz, in der inneren (Jrbitalspalte stehend, zweites Stielglied cylindriseh oder verbreitert. Cephalothorax rundlich, oft verbreitert, Vorderseitenrand scharf, gezähnt, deutlich vom Hiuter- seitenrand getrennt. Vorderrand des Mundfeldes wenig scharf. A. (= Fam. Carcinidac Ortm.). Zweites Stielglied der äusseren An- tennen cylindriseh, kaum die Stirn erreichend. Innere Antennen schräg. — Hieriu^r die Gattungen Pirimela Leacli und Carcinidcs Rathb. (= Car- cintis Leach)*), beschränkt auf den Nord -Atlantic. (C. macnas Leach, die gemeine Strandkrabbe der europäischen Meere). B. (= Fam. Cancridae Ortm.). Zweites Stielglied der äusseren An- tennen verbreitert, prismatisch, breit mit der Stirn verbunden, distale Glieder von der Orbita entfernt (Taf. LXXIX, Fig. 1). Innere Antennen longitudinal. — Hierher Cancer Leach (= Platycarcinus M.-p].) im Nord- Atlantic, Nord-Pacific, längs der West-Küste Amerikas und im Antarcti- schen Gebiet. (C. pcujums L., der Taschenkrebs der Nordsee); Mda- carciniis A. M.-E., Californien. Fam. Portiiiiidae Dana emend. Miers. Rostrum entweder kurz, unpaarig (seltener paarig) gezähnt, oder Stirn breit, mehr oder weniger gezähnt. Innere Antennen schräg oder quer. Aeussere Antennen kurz , zweites Stielglied cylindriseh oder ver- breitert, oft die innere Orbitalspalte ausfüllend. Cephalothorax meist rundlich oder quer-verbreitert, mit gut entwickeltem, gezähntem Vorder- seitenrand, der meist scharf gegen den Hinterseitenraud abgesetzt ist. Vorderrand des Mundfeldes nicht sehr scharf. Die hinteren Pereiopoden sind stets zu Schwimmbeinen entwickelt, ihr Dactylus comprimirt und blattförmig (Taf. CXXI, Fig. 10). Unterfamilie: Portumninae {= PIcäi/onichidae Dan., Ortm.). Epistom gegen das Mundfeld lauun abgegrenzt. Vorderseitenrand mit fünf Zälnien (die äussere Orbitalecke eingerechnet). Zweites Stielglied der äusseren *) Uebei- die Nomenclatur vgl. Eatlibuu, Proo. Biol. Soc. Washü'gton vol. 11. 1897. p. 164. Systematik. 1171 Antennen cylindrisch. Innere Antennen schräg. Ceplialothorax nicht verbreitert. Portiimnus Leach (= Platyonichus Latr.), Xaiva Macl. {= FJdfy- onichus aut.)*) (Taf. LXXIX, Fig. 8), rolyhiaf^ Leach. Unterfamilie: Carupinac {= CampkVic Ortni.). Epistom gegen das Mundfeld etwas deutlicher abgegTenzt. Vorderseitenrand mit sieben Zähnen. Zweites Stielglied der äusseren Antennen cylindrisch, die Stirn berührend. Innere Antennen quer. Cephalothorax etwas verbreitert. — Carupa Dana. Unterfamilie: Portuniiiae (= Porfnnidde Ortm.). Wie vorige, aber: Vorderseitenrand mit vier bis neun Zähnen. Zweites Stielglied der äusseren Antennen verbreitert, die innere Orbitalspalte ausfüllend, aber die distalen Glieder nicht von der Orbita abgetrennt. Cephalothorax rundlich oder verbreitert, oft sehr stark verbreitert. Vorderseitenrand mit der Stirn einen Bogen oder stumpfen Winkel bildend. — Hierher: Portunus Fabr. (P. puher L., die Sammetkrabbe des Mittelmeers), Bathy- ni'cfcs Stps., Nrptnniis d. H. (Taf. LXXV, Fig. 2; in verschiedene Unter- gattungen zerfallend), CalUnectes Stps. (C. stijjidus Rathb., die essbare, „blaue" Krabbe der atlantischen Küste der Vereinigten Staaten), Scylla d. H., GonioiicjyfniiKs Ortm., Cronius Stps. n. a. Unterfamilie: Thalamiünae Miers (erweitert). Wie vorige, aber: Vorderseitenrand mit nicht mehr als sechs Zähnen; zweites Stielglied der äusseren Antennen verbreitert, die innere Orbitalspalte ausfüllend, distale Glieder von der Orbita abgetrennt. Cephalothorax rundlich oder vier- eckig, Vorderseitenrand mit der Stirn einen stumpfen oder fast rechten Winkel bildend. — Hierher: Charyhdis d. H. (= Goniosoma A. M. -F.), Thahimita Latr., Thalaniitoidcs A. M.-E., Lissocarcinus Ad. et Wh. Unterfamilie: Podopldludminac Miers. Cephalothorax verbreitert, vorn am breitesten, Stirn schmal, Orbiten sehr gross, Augenstiele sehr ver- längert. Aeussere Antennen frei. — Hierher: Euphylax Stps. und Podo- pldhalmm Lmck. (Taf. LXXVIII, Fig. 10). Fam. Xanthidae Ale. Stirnrand ohne deutliches Eostrum, bogenförmig oder quer-abgestutzt, oft gezähnt, aber dann stets paarig. Innere Antennen schräg oder quer (Taf. CXXl, Fig. 4 und 6). Aenssere Antennen kurz, zweites Stielglied cylindrisch oder verlireitert, oft die innere Orbitalspalte ausfüllend. Ce- phalothorax rundlich oder quer - verbreitert , selten fast viereckig (Taf. CXXl, Fig. 5), im ersteren Falle gewöhnlich mit scharfem, gegen den Hinterseitenrand abgesetztem Vorderseitenrand. Mundfeld gegen das Epistom scharf abgegrenzt. Die hinteren Pereiopoden sind keine Schwimmbeine. Eine ausserordentlich formenreiche und besonders im Litoral der Tropen vertretene Familie , die vom Verfasser (1893) in eine Eeihe von *) Siehe: Eathbun, ibid. p. 158. 74 ^ 1172 Dooapoda. Familien aufgelöst wurde. Docli dürfte es sich empfehlen, Alcock's Auffassung (Journ. Asiat. Soc. Bengal v. 67. 1898) zu acceptiren, und alle hierher gehörigen Formen in einer Familie zu belassen. Alcock's weiterer Eintheilung möchte ich mich indessen nicht unbedingt an- schliessen, da er das Vorhandensein oder Fehlen einer Gaumenleiste zu stark betont und (nach Dana) zwei Hauptsectioneu annimmt: Hypcro- mct-ista, mit Gaumenleiste, die bis 7Ann Vorderrand des Mundfeldes reicht, und Uypcrolissa, ohne Gaumenleiste, oder mit einer solchen nur im hinteren Theil des Gaumens. Dadurch werden nahe miteinander verwandte Formen l)lsweilen auseinandergerissen. Die hier gegebene Eintheilung in Unter- familien ist gewissermaassen ein Compromiss mit der vom Verfasser ge- gebenen (in Familien) und der bei Alcock. Unterfamilie : Menipjnnae (= Mrnippidac Ortm. = Menipphiae und Pilumninac Ale). Cephalothorax rundlich oder verbreitert, Vorderseiten- rand länger oder kürzer. Stirnrand massig breit. Zweites Stielglied der äusseren Antennen cylindrisch, nicht verbreitert. Gaumenleisten schwächer oder stärker entwickelt. A. Gattungen, bei denen das zweite Stielglied der äusseren Antennen den Stirnrand nicht erreicht: Batyxantlms M. -E. (Taf. CXXI, Fig. ü), (ialnic d. H. , Mvnippe d. H. , Myowcnippr Hlgdf. , Pdraijalciw Kossm., iipliaerosim Stps., Pumdozlns Dan. Hierher vielleicht auch Md'ta Latr. B. Gattungen, bei denen das zweite Stielglied der äusseren Antennen den Stirnrand l>erfihrt: Piliiiiinns Leach, Actunmus Dan., Eiirycarcinus A. M.-E., IIdtropanop)c Stps., Ilcfrropihminus d. M., Nrctopanope W. Mas., Panopeus M.-E.*). Unterfamilie: XantJiinae Ortm. Cephalothorax mehr oder weniger verbreitert, quer-oval, oder rundlich. Stirn massig breit. Zweites Stiel- glied der äusseren Antennen cylindrisch, die Stirn en'eichend. Ohne Gaumenleisten. HonmJaftins A.M.-li., CydoxnnfhojK'Rnüib. (= Cydozanfhns A.M.-E.)**), Hoploxuntlius Ale, Orphuoxanthuf^ Ale, Halimrde d. H., Polycrrnmus Gerst., Cymo d. H. , Xantiio Leach (mit Xanthodrs und Lcptodius) (Taf. CXXI, Fig. 3), Lioxnntho Ale, Liomcra Dan., Ladinojiodiis Stps., Mcdaeus Dan., Adaca d. H. , IJanarria A. M.-E., Paira ä. H. , Cydohhpas Ortm. (Taf. CXXI, Fig. 8), Lophososymus A. M.-E., Zosymus Leach, Lophactaca A. M.-E., Ährgatis d. H. Uuterfamilie: Curpüinac Ortm. Wie vorige, aber zweites Stielglied der äusseren Antennen in die innere Orbitalspalte eindringend, die folgenden Glieder nicht von der Orbita abgetrennt (Taf. CXXI, Fig. 7). Phymodius A. M.-E., Chlorodidla Rathb. (= Chlorodins M.-E.)***), *) Ein Grund zur Aenderung in Euryjmnopevs A. M.-E. oder KiqKinoprns liegt nicht vor. Vgl. Katlibun, Proo. Biol. Soo. Washington vol. 11. 1897. p. I(i5 und BuÜ. Laljor. Nat. Bist. Univ. Jowa 1898. pg. 209 und 2Ti. **) Siehe: Eathbun, 1. c. 1897. p. 164. ***) Siehe: Eathhun, ibid. p. 1.5'i 1-^/. Systematik. 1173 Euxaidhus Dan. (Taf. CXXI, Fig. 7), Ilyiwcolpus Katlii). (= Hijpocodus Hell.) *), Carpilodcs Dan., Carpilius Leacli. Unterfamilie Efisinac Ortm. Wie vorige, aber innere Orbitalspalte durch (las zweite Stielglied der äusseren Antennen geschlossen und die distalen Glieder von der Orbita abgetrennt. Chlorodopsis A. M.-E., Cydodius Dan., Etisodcs Dan., Etisus M.-E. Unterfainilio: Ozünac Ale. Cephalotliorax breit, quer- oval. Stirn breit, etwa ein Drittel der Breite des Cephalothorax betragend. Zweites Stielglied der äusseren Antennen breit mit der Stirn vereinigt. Gaumen- leisten kräftig, am Vorderrand des Mundfeldes Kerl)en bildend. O-'ms M.-E., Espixanthus Hell., Eurucppdlki Mrs., Buptomis Ale. Unterfamilie: Eriphünae Ale. Cephalothorax subquadratisch, Vorder- seitenrand mit Dornen besetzt, mit der Stirn keinen Bogen, sondern einen Winkel bildend und allmählich in den Hinterseitenrand übergehend. Stirn sehr breit, mindestens halb so breit wie der Cephalothorax. Innere ()rbitalspalte geschlossen, entweder vom zweiten Stielglied der äusseren Antennen oder durch Vereinigung der Eäuder. Aeussere Antennen ganz oder wenigstens ihre distalen Glieder, von der Orbita abgetrennt. Gaumenleisten kräftig, am Vorderrand des Mundfeldes Kerben bildend. — Hierher: Domecia Eyd. et Soul., Erlphia Latr. Unterfamilie: Trapcsünae Mrs. Cephalothorax fast viereckig, Stirn- rand breit, Orbiten an den vorderen Aussenecken gelegen. Vorderseiten- ränder gleiclimässig in die Hinterseitenränder übergehend, mit dem Stirnrand einen fast rechten Winkel bildend, fast parallel, oder leicht gebogen, ohne Dornen (nur ein einzelner Höcker oft vorhanden). Innere Orbitalspalte durch Vereinigung der Orbitalränder geschlossen (Taf. CXXI, Fig. 6). Gaumen mit Leisten, die aber am Vorderrand des Mundfeldes keine Kerben bilden. — Charakteristisch für die Korallrifle des Indo- Pacifischen Gebietes; in West -Indien fehlend. — Trapezia Latr. (Taf. CXXI, Fig. 5), Stirnrand gelappt oder grob gezähnt. Etwa sechs Arten; Tetmlia Dana, Stirnrand gerade, fein gezähnelt, eine Art; Quadrella Dan. Stirn mit spitzigen Dornen, zwei Arten. Hierher wohl auch Sphenomerides Kathb. (= Sp)licnomcriis W. Mas.)**). Fam. Potaiuonidae Ortm. (= TJielphusidae Dan.). Stirnrand ohne Eostrum, breit abgestutzt und meist abwärts geneigt. Innere Antennen quer, äussere Antennen kurz, in der inneren Orbital- spalte stehend; zweites Stielglied cylindrisch. Cephalothorax rundlich, verbreitert, oder viereckig, mit stark entwickelten Branchialregionen. Vorderseitenränder gezähnt oder ungezähnt und meist sehr kurz. Mund- feld scharf gegen das Sternum abgegrenzt. Die hinteren Pereiopodeu sind keine Schwimmbeine. Die starke Entwicklung der Branchialregionen charakterisirt diese *) Ibid. p. 164. **) Ibid. 1174 Decapoda. Familie ganz besonders und giebt iliren Angehörigen vielfach den äusseren Habitus von Catometopen, denen sie auch in der abwärts geneigten Stirn ähneln. Gewisse Formen indessen {Parathelphusa) ähneln noch ausser- ordentlicli den Xanthiden, und aus diesem Grunde ist eine scharfe Dia- gnosticirung nicht möglich. — Leben ausschliesslich in Süsswasser, theil- weis auch auf dem Lande. Artenzahl sehr gross. Vier Unterfamilien w^erden unterschieden. (Vgl. Ortmann, Zool. Jahrb. vol. 10. 1897, p. 296 ff.) ünterfamilie : Potamoninae Ortni. Merus des dritten Maxillarfusses nicht länger als breit, subqnadratisch (Jarpus an der vorderen inneren Ecke inserirt, Exopodit gut entwickelt (Taf. CXXII, Fig. 3). Mundfeld am Vorderraud zweitlieilig, Gaumenleisten keine Kerben bildend. — Alt- weltlich. ParnfhdpJmsa M.-E. Stirn fast horizontal. Vorderseitenränder des Cephalothorax noch ziemlich gut entwickelt, mit scharfen und grossen, ziemlich gleichen Zähnen oder Dornen (Epibranchialzähnen). Oft eine Postfroutalkante. — Etwa zehn Arten, in Ost-Indien und auf den Sunda- Inseln. Potamon Sav. (= Thdpliusa Latr.). Stirn mehr oder weniger ab- schüssig. Vordorseitenränder des Cephalotliorax kurz, selten mit unregel- mässigen Dornen, meist mit einem einzigen Dorn (Epibranchialzahn), der aber auch fehlen kann. Gewöhnlich ist eine Postfrontalkante entwickelt. — Zerfällt in mehrere Untergattungen, mit zusammen etwa 60 Arten. Von Nord-Australien über die Ost -Asiatischen Inseln und Japan durch China und Ost-Indien zum Mittelmeergebiet (P. fluviatile Latr., die Fluss- krabbe), und in Afrika bis zum Cap und auf Madagascar. Hierher dürfte auch Erimdojjus Rathb. aus dem Congo- Becken ge- hören. Unterfamilie : Drxkenünae Ortm. Wie vorige, aber Merus des dritten Maxillarfusses fast dreieckig, Carpus an der vorderen Ecke inserirt. Aus- führungscauälo wohlbegrenzt, nach vorn bis zum Stirnrand vorgezogen, von den ersten Maxillarfüssen bedeckt. — Altweltlich. Declcnia Hlgdf. Zwei Arten im Innern Ost-Afrikas, eine dritte auf den Seychellen. Unterfamilie: Potamocarcininae Ortm. Merus des dritten Maxillar- fusses nicht länger als breit, etwa dreieckig, Carpus an der vorderen Ecke inserirt (Taf. CXXII, Fig. 2), Exopodit mehr oder weniger reducirt, sehr selten noch mit Geissei. Mundfeld am Vorderrand viertheilig, da die Gaumenleisten zwei seitliche Kerben bilden. — Amerikanisch*). *) Miss RatlibuD theUt neuerdings die Gattungen dieser Unterfamilie nach anderen Principien ein (Pr. TJ. S. Nat. Mus. vol. 21. 1898). Indessen scheinen mir wenigstens einige derselben (z. B. Länge des Exopoditen des dritten Maxillarfusses) nicht von so durchgreifender Wichtigkeit zu sein. Unter allen Umständen halte ich aber die von mir hier gegebene Fassung der Gattung Potamocarcinus, sowie die Gattung Kingsleya — im Gegensatz zu Miss Eathbun — aufrecht. Systematik. 1175 Putuiiiocarcinns M. -E. (= Poiamia Latr. , Boscia M.-E., Fsnulothd- phusa Sauss.) (Taf. CXXII, Fig. 1). In der iiiiieron Orbitalspalte ent- wickelt sich ein Suborbitallappen, der vom unteren Orbitalraud scharf abgesetzt ist. Derselbe erreicht die Stirn nicht. Exopodit des dritten Maxillarfnsses massig lang, selten noch mit Geissei. — Etwa 20 Arten, in SüssAvasser des tropischen Amerika, von Mexico bis zum nördlichen Brasilien und Peru. Die Gattung Baihhunla Nobili (Boll. Mus. Zool. Anat. Torino. No. 238. 1896 und No. 280. 1897) dürfte hiervon nicht verschieden sein. Fpilohocem Stps. (mit Opistliocera Sm.) Suborl)itallappeu an die seit- licIuMi Ecken des Stirnraudes stossend. Aeussere Antennen hinter den- selben in die Orbita hineinreichend. Exopodit des dritten Maxillarfusses ohne Geissei. - — Drei Arten, auf Cuba und Hayti. Hi/polohoccra Ortm. Suborl)itallapppn mit einem kleinen Fortsatz der Stirn , der hinter und unter den Seitenecken sich abwärts erstreckt, zusammenstossend. Aeussere Antennen von der Orbita abgetrennt. Exo- podit des dritten Maxillarfusses ohne Geissei. — Eine Art in Peru. Kingslcya Ortm. Ein Suborbitallappen fehlt. Innerer Theil des unteren Orbitalrandes an die Stirn stossend. Exopodit des dritten Maxillarfusses nur durch ein kleines, nmdlichos Stückchen angedeutet. — Eine Art, West -Indien. ünterfamilie : TrkhodachjVmac Ortm. Merus des dritten Maxillar- fusses länger als breit, Aussenrand gerade, Vorderrand schief nach innen abgestutzt. Carpus an diesem schiefen Rande nahe der vorderen Ecke inserirt. Mundfeld am Vorderrand zweitheilig. — Amerikanisch. Tricliodacfyhts Latr. Krallen der Gehfüsse cylindroidisch, mit filzigen Haaren bedeckt. — Vier Arten, Brasilien, Nicaragua. Dilocarcinus M.-E. (= Sylviocarcinus M.-E. = Ortliostoma Eand., nom. praeocc). Krallen der Gehfüsse mehr oder weniger comprimirt, wie auch die Propoden, mit behaarten Rändern. — Etwa 12 Arten in Brasilien, Guyana und Peru. Unterabtlieilung: Cafometopa M.-E. (vgl. p. 1165). Zerfallen in sechs Familien: Carcinoplaciduc , GonojjJacidae , Pinno- theridac, Grapsidac, Gecarcinidae, Ocijpodldac. Die erste derselben schliesst sich vielfach in der Gestalt des Ceplialothorax an die Cyclometopen an. Fam. Carciiioplacidae Ortm. Cephalothorax rundlich, oft quer- verbreitert, meist mit deutlichem und gezähntem Vorderseitenrand. Stirn massig breit. Orbiten und Augen normal, massig gross (Taf. CXXII, Fig. 3). Die äusseren Antennen stets in der inneren Orbitalspalte stehend. Innere Antennen quer. Dritter Maxillarfuss mit viereckigem Merus, Carpus an dessen vorderer inneren Ecke inserirt. Abdomen des Männchen an der Basis so breit oder schmäler als das Sternum. Miers (Chall. Brach. 1886) unterscheidet mehrere Gruppen, die als 1]^7G Decapoda. Uuterfamilion aufzufassen sein dürften. Die Formen sind marin, leben im Litoral, und gelion bisweilen in einige Tiefe (bis 500 Faden) hinab. Unterfamilio: Cardnoplacinac M.-E. Vorderseitenrand gezähnt oder dornig. Abdomen des Männchen an der Basis das Sternum völlig be- deckend. Gcnjon Kr. (Taf. CXXII, Fig. 3), mit vierzähniger Stirn; etwa sechs Arten, im tieferen Litoral (bis 500 Faden). Nord-Atlautic und Japan. Die übrigen Gattungen haben einen geraden oder zweilappigen Stim- rand: Cardnoplax M.-E., Catoptrus A. M.-E., Pscudorhouihilia M.-E., Litocheira Kinah., Pilunmoplax Stps., Hderoplax Stps., Bathyplax A. M.-E., Frcvillca A. M.-E., Caniptoplax Mrs., alle litoral, aber gern in tieferen Schichten. Die Gattung Eucratc d. H. unterscheidet sich von ihnen allen dadurch, dass das zweite Stielglied der äusseren Antennen die innere Orbitalspalte schliesst und die distalen Glieder von der Orbita abtrennt. — Wenige Arten, im Pacific. Unterfamilie: Euryplacinae Stps. Vorderseitenrand gezähnt oder dornig. Abdomen des Männchens an der Basis schmäler als das Sternum. Hierher: EurijpJux Stps., Pavophix Stps., Eucratopsis Sm., Spcocarcinus Stps., EucnäopiJax A. M.-E., Prionoplax M.-E., Oedipkix Kathb. — Finden sich ganz besonders im tieferen Litoral der amerikanischen Meere. Hierher (oder zur vorhergehenden Unterfamilie) gehört wohl auch Psopheticus W. Mas. aus dem Indischen Ocean, 100 — 400 Faden Tiefe. Unterfamilio: Phisopinae Stps. Vorderseitenrand ganzrandig; Ab- domen des Männchen an der Basis meist schmäler als das Sternum. Augen klein, oft unvollkommen. Hierher: Scahpidca Stps. (= IlypopMlialmus Biclit.), Chasmocarcinus Kathb., Rhisupa Stps., Typhlocarc'mus Stps., Ceratoplax Stps., Notonyx A. M.-E. , Xcndphtluilnwdcs Kicht. — Vorwiegend im Indo-Pacilic; viele dieser Formen dürften parasitisch leben. Fam. GoiU'pliU'idae Ortm. Cephalotliorax viereckig, Vorder-Seitenocken dornförmig. Stirn massig breit. Orbiten quer-verbreitert, gross, Augenstielo lang, innere Antennen quer. Dritter Maxillarfuss mit viereckigem Merus, Carpus an seiner vorderen inneren Ecke inserirt. Abdomen des Männchens an der Basis das Sternum völlig bedeckend. — Hierher: Goncplax Leach mit einer Art in den europäischen Meeren, und einer zweiten bei den Molukken, und Ommatocarcinns White, mit einer Art bei Australien und Nee-Seeland. Fam. Piniiotlici'idae Mrs. (restriet). Cephalothorax gewöhnlich rundlich, kugelig, oder quer-verbreitert. Vorderseitenrand wenig deutlich, ganzrandig. Stirn schmal. Orbiten imd Augen sehr klein, oft eigenthümlich roducirt oder umgebildet. Aeussere Antennen klein, innere quer gelegen. Dritter Maxillarfuss oft mit rudi- mentärem Ischium , und mit sehr eigenthümlich gestaltetem Menis , der nicht quadratisch ist (Taf. CXXII , Fig. 4 und 5) , und den Carpus am Systematik. 1177 distalen Ende tragt. Al)donien des Münnrlien an der Basis sclanäler als das Steruum. Eine sehr eigeutliümliclie , dnrch Parasitismns umgebildete Gruppe, die sich offenbar an die Blikopinac anschliesst. Gattungen und Arten zahlreich, im Innern von Bivalven, Korallen, Wurnu'öiu'on u. dgl. lebend, in allen Meeren mit Ausnahme der polaren. Zwei Unterfaniilieu werden unterschieden (vgl. Miers, Chall. Brach. 18S() und Ortmann, Zool. Jahrb. vol. 7. 1804). ünterfamilie: Hexapodinae Mrs. Ischium und Merus des dritten Maxillarfusses deutlich unterschieden. Dactylus an der Spitze des Pro- podus oder an dessen innerer vorderen Ecke inserirt, nicht aber am inneren Kande (Taf. CXXII, Fig. 4). Fünfte Pereiopoden oft klein oder fehlend. A. Hintere Pereiopoden vorhanden. Tritodynamia Ortm., Pseudopinniza Ortm., Pinnotherclia M.-E. et Luc, I'anqnnnixa Holmes, X.cnopldludmus White. B. Fünfte Pereiopoden knopfförmig. Paediima Kathb. (= Ämorphopus Bell.) *). C. Fünfte Pereiopoden fehlend. Tltau))iastopl(tx Mrs., Hexapus d. H. Unterfamilie: Pinnothermae M.-E. Merus und Ischium des dritten Maxillarfusses verwachsen. Dactylus seitlich am Propodus, an dessen innerem Rande inserirt (Taf. CXXII, Fig. 5) oder folilend. Fünfte Pereio- lioden stets vorlianden. A. Dactylus des dritten Maxillarfusses vorhanden. Fi)inixa White , Phiiiuxodes Hell. , Pinnofhcirs Latr. (Taf. LXXX, Fig. 2, P. pisuin L., Muschelwächter der europäischen Meere), Fabia Dan., Burckliemia d. M. B. Dactylus dos dritten Maxillarfusses fehlend. Ostracothcrcs M.-E., XantJiasia Wh., Dissoducfijlus Sm., Cryptoplirys Eathb. (Pr. U. S. Nat. Mus. v. 16. 1893 und Holmes, Proc. Calif. Acad. Sei. (2) vol. 4. 1895). Farn. Grapsidae Dana. Cephalothorax viereckig, mehr oder weniger flacii. Seitenränder parallel oder leicht gebogen, oft gezähnt. Stirn breit. Orbiten und Augen massig gross, an den vorderen Seitenecken des Cepiialothorax gelegen. Aenssere Antennen klein, innere Antennen meist quer gelegen. Carpus des dritten Maxillarfusses am distalen Rande des Merus (Taf. CXXII, Fig. 12) oder an der äusseren Ecke derselben inserirt. Abdomen des Männchen an der Basis gewöhnlich die ganze Breite des Sternum bedeckend. — Eine sehr formenreiche Familie, die in drei Unterfamilien zerfällt (vgl. Kingslcy, Proc. Acad. Nat. See. Philadelphia 1880). Unterfamilie: Grapsinaa Dana. Innere Antennen quer gelegen, von *) Prou. Biol. Soo. Washington v. 11. 1897. p. 163. 1178 Decapoda. der Stirn bedeckt (Taf. CXXII, Fig. 12). Dritter Maxillarfiiss auf Ischiiim und Merus ohne beluiarte Leiste. ■ — Kingsley führt in seiner Revision 23 Gattungen auf. Grösstentheils marine Litoralformen, doch finden sich einige Hoehseeformon und Bewohner süssen Wassers. — Beispiele: GrapsHS Lmk. , Padii/ijrapsns Rand., PJatics Bowd. , (= Naufilo(ir(q)siis M.-E.) (Taf. CXXII, Fig. 11), Varuna M.-E., Uderograpsus Luc. etc. Uutorfarailie: Scsarm'mae Dan. Wie vorige, aber Ischium und Merus des dritten Maxilhirfusses mit einer scln-ägeu, behaarten Leiste (Taf. CXXII, Fig. 6). — Bei Kingsley sind neun Gattungen angeführt; die wichtigste ist Scsarmu Say (Taf. CXXII, Fig. 10), mit ca. 60 — 70 Arten, im Süss- wasser oder auf dem Laude in den tropischen und subtropischen Theilen der alten und neuen Welt. Andere Gattungen, z. B. Cydograpsus M.-E. sind marin. Unterfamilie: I'lagusünac Dan. Innere Antennen schräg, in zwei tiefen Ausschnitten der Stirn gelegen und von oben sichtbar (Taf. CXXII, Fig. 13). Plagusia Latr. und LcloJoplnis Mrs. Marin, litoral oder subpelagisch, gern an treibenden Körpern sich aufhaltend. Farn. Grecareinidae Dan. Cephalotliorax dorsal convex , mit aufgetriolienen Brancliialgegenden (Taf. LXXIX, Fig. 2), daher im Umriss rundlich, sonst vom Grapsiden- Typus und in der Jugend sieh diesem noch nähernd. Stirn massig breit, Orl)iten und Augen massig gross, nicht au den vorderen Seitenecken gelegen. Aeussere Antennen klein, innere Antennen quer. Carpus des dritten Maxillarfusses an der Spitze oder an der vorderen äusseren Ecke des Merus iuserirt, oder auch auf dessen Inneuseito und dann die drei Endglieder vom Merus verdeckt (Taf. CXXII, Fig. 7). Abdomen des Männchen an der Basis gewöhnlich die ganze Breite des Sternum be- deckend. — Landformen , die nur gelegentlich in Salz - oder Süsswasser gehen. Gecardnucus M.-E. Innere Orbitalspalto weit offen, die äusseren Antennen in dieser Lücke stehend. Dritte Maxillarfüsse mit den Innen- rändern von Ischium und Merus zusammenschliessend ; Merus viereckig, breiter als lang; Carpus an der vorderen inneren Ecke iuserirt; Exopodit mit Geissei. Krallen der Gehfüsse dornig. — Eine Art in den Bergen bei Bombay in Indien. Uddcs Rathb. (= üca Latr.) (Taf. LXXX, Fig. 1). Wie vorige, aber Merus des dritten Maxillarfusses länger als breit, Carpus am vorderen Rande nahe der äusseren Ecke iuserirt. Krallen der Gehfüsse nicht dornig. — Zwei Arten im tropischen Amerika. Cardisoma Latr. Wie vorige, aber die Innenränder von Merus und Ischium der dritten Maxillarfüsse klaffend, Merus am Vordemmd etwas ausgerandet (Taf. LXXIX, Fig. 2). Krallen der Gehfüsse dornig. — Eine Art im tropischen Amerika und West-Afrika, zwei weitere in Ost-Afrika, Indien und auf den luseln des indo-pacifischen Gebietes. Systematik. 1179 Gi'cairoidfu M.-E. (^^ Fdocarcinus M. -E., llylacdruiriims W. Mas., Linniocarcimts d. M.). Innere Orbitalspalto durch Annäherung des Stirn- randos an den Suborbitallappen fast geschlossen, äussere Antennen in die enge Sitalte eingeklemmt. Dritte Maxillarfüsse klaffend, Merus oval, am Vorderrand tief ausgerandet, Carpus in dieser Ausrandung iuserirt und die drei Endglieder vom Merus theilweis verdeckt. Exopodit kurz, dluie Geissei. Krallen der Gehfüsse dornig. — Eine Art auf den indo- nialayischen Inseln (Nicobaren, Philippinen, Celebes, Nou-Britaunien und Loyalitäts - Inseln). Gccarchms Leach. Wie vorige, aber Merus des dritten Maxillarfusses oval, am Vorderrand im Alter nicht ausgerandet. Carpus auf der lunen- tläche des Merus inserirt, die drei Endglieder vom Merus verdeckt (Taf. CXXII, Fig. 7). — Zwei Arten, eine in West -Indien {G. ruricola L., gemeine Laudkral)be, „Turluru"), die andere in West-Afrika (Ascension). Farn. Oeypodidae Örtm. Cephalothorax viereckig oder gerundet, meiir oder weniger gewölbt. Seitenränder parallel oder etwas gebogen, meist ungezähnt. Stirn massig breit oder schmal. Orbiten quer -verlängert, gewöhnlieh den grössten Theil des VordeiTaudes des Cephalothorax einnehmend. Augenstiele mehr oder weniger verlängert. Aeussere Antennen klein , innere Antennen quer und horizontal, oder parallel zueinander und dann senkrecht zur Längsachse des Körpers gestellt. Carpus des dritten Maxillarfusses ge- wöhnlich an der äusseren Vorderecke des Merus inserirt. Abdomen des Männchen an der Basis meist schmäler als das Sternum (Taf. LXXV, Fig. 4 a). Hierher gehören die höchstentwickelten Decapoden. Sie halten sich vorwiegend am Strande, in der Ebhezone, auf, wo sich zur Ehbezeit auf dem trocken fallenden Meeresgrunde ihre hauptsächliche Lebeusthätigkeit abspielt. Drei Unterfamilieu sind zu unterscheiden. ünterfamilie : Macrophtliahninac Dan. Stirn von massiger Breite. Innere Antennen quer und horizontal. Cephalothorax viereckig. Orbiten gut umgrenzt, Seitenränder hinter der äusseren Orbitalecke meist gezähnt. Zwischen den Coxen der dritten und vierten Pereiopoden keine Oeffnung. — Hierher gehört als wichtigste Gattung: Macroplithalmits Latr. (Taf. LXXV, Fig. 4), mit ca. 20 Arten im Indo-Pacifischen Gebiete. Weitere Gattungen sind: Cleistostoma d. H., Parcwlcistostoma d. M. (Taf CXXII, Fig. 8), Tijwpanomerus Eathb. {^= Bioxlxypc d. M.), Euplax M.-E., Mda- jj^aa; M.-E., Tylodiplax d. M. — Vielleicht gehört auch Betropluina Gill*) (= Ptenoplax Ale. et And., 111. luvest. Crust. 3. 1895. pl. 15 = Ärchaeoplax Ale. et And., Journ. Asiat. Soc. Beng. vol. 63. 1894. p. 40., nom. praeoccup.) hierher. Unterfamilie: MycUrinae Mrs. Stirn schmal, abwärts gebogen. Innere Antennen senkrecht stehend und parallel miteinander. Cephalothorax *) Americ. Natui-alist 1894. p. 1044. 1130 Decaijoda. fast kugolig. Orbitcu wenig scliarf begrenzt, Seitenräniler oline Zilluie. Zwischen den Coxen der dritten und vierten Fereiopoden keine Oett'nung. — Scopimera d. H. , DotiUa Stps. , Mydiris Latr. , mit nicht sehr vielen Arten, die ausschliesslich im indo-pacifischen Gebiete und zwar im feinen Saude des Strandes leben. Unterfamilie: Ocypodinae Mrs. Stirn schmal, abwärts geneigt, innere Antennen senkrecht, parallel (Taf. LXXVl, Fig. 5 und Taf. CXXII, Fig. 9). Cephalothorax viereckig; Orbiten gut umgrenzt; Seitenränder ohne Zähne, Zwischen den Coxen der dritten und vierten Fereiopoden eine von Haar- polstern begrenzte Oeffnung, die in die Kiemenhöhle führt. Udoecma Dan. Abdomen des Männchen au der Basis ebenso breit wie das Sternum. Exopodit des dritten Maxillarfusses mit Geissei. Scheerenfüsse massig entwickelt. — Wenige Arten, Australien und Neu- seeland. Uca Leach (= Gelasinius Latr.) (Taf. LXXX, Fig. 3). Abdomen des Männchen an der Basis schmäler als das Sternum. Exopodit des dritten Maxillarfusses mit Geissei. Coruea der Augen kurz, nur das distale Ende des Augenstieles einnehmend. Eine Scheere des Männchen kolossal ent- wickelt, die andere sehr klein; beim Weibclieu sind beide Scheeren sehr klein. - Etwa 20 Arten, an den Küsten der tropischeu und subtropischen Meere beider Halbkugeln, am Strande in Löchern zwischen Kies, Sand und Schlamm lebend, oft in Brack- und selbst Süsswasser. ([/. cuUrimana Wh. = vocans Aut., die Winkerkrabbe, Indo- Pacific.) Ocypdäc Fabr. (Taf. LXXVI, Fig. 5). Wie vorige, aber Exopodit des dritten Maxillarfusses olnie Geissei. Cornea der Augen gross, bis nahe au die Basis des Augeustieles reichend. Scheeren kräftig, an Grösse auf beiden Seiten und bei beiden Geschlechtern nicht auffällig verschieden. — 14 Arten au den Küsten der tropischen Meere beider Halbkugeln, am Strande im feinen Sande tiefe Löcher grabend. (0. ccratophthalnm (Fall.), Sandkrabbe, Indo -Pacific.) Es dürften hier am Schlüsse des systematischen Theils einige statistische Bemerkungen über den Formeureichthum der Decapoden am Platze sein. Bronn (Index Palaeontologicus. Euumer. p. 584) schätzte im Jahre 1849 die Zahl der lebenden Decapoden auf nur 371, während Leunis- Ludwig (Syuops. der Thierkunde, 3. Aufl.) im Jahre 1886 angiebt, dass sich die Zahl derselben auf 2000 schätzen lasse. (Für 1852 wird ange- geben, dass damals 301 Gattungen und 1266 Arten bekannt gewesen seien). Zin gegenwärtigen Zeit dürften die bekannten Arten zwischen 3000 und 4000 betragen, von denen der grösste Theil auf die Keptautia kommt, unter denen wieder die Abtheilung der Brachyuren die formen- reichste ist. Bei dem Mangel au hinreichenden Revisionen der einzelnen Gruppen bleibt indessen die Schätzung eine ziemlich vage. Nur für wenige Lobonsweiso und Lebeiisersoheinungen. 1181 Grupppii sind dem Verfasser genauere Zalilen bekannt: so enthalten z. B. die Enjonidea 1 Familie, 3 Gattungen, 25 Arten. Lorkata 2 Familien, 14 Gattungen, 45 Arten. Ncphropsidm 3 Familien, 14 Gattungen, 125 Arten. Tludnssinidea 3 Familien, 16 Gattungen, 75 Arten. Ilijqiidm 2 Familien, 6 Gattungen, 25 Arten. Leider tx'schränkt sich diese genauere Kenntniss im Augenblick (1898) auf die genannten Gruppen, und dieselben gehören zu den weniger IVirmenreiehen. Die ungeheure Formeuzahl ■/.. ^^. der Bracliyuren harrt noch einer kritischen Sichtung und Zählung, und bevor dies nicht gethan ist, ist es unmöglich irgend welche Zahlen zu geben, die der Wahrheit nahe kninmen. VI. Lel)eiiswei.sc und Lelieiisevschoiiiuiisoii (Biologie)*). 1. Aufenthalt (Bionomie). lieber die Wohnsitze der Decapoden sind, auss(>r zahlreichen zerstreuten Einzelangaben, drei speciellere Zu- sammenstellungen vorhanden, und zwar wurde der erste sehr allgemein gehaltene Versuch von C. A. White (Rep. U. S. Nation. Mus. 1893. p. 354) gemacht; der zweite Versuch von J. Walther (Einleitung in die Geologie als historische Wissenschaft. 2. Theil. Lebensweise der Meeresthiere. 1893. p. 527— 528) scheiterte vollständig an der persönlichen Unerfahrenheit des Verfassers in dieser Thiergruppe und an seiner kritiklosen Verwerthung des vorliegenden Materials. Den dritten Versuch machte der Verfasser im Jahre 1896 (Grundzüge der marinen Thiergeographie. Kapitel 6. Bionomie und geographische Verbreitung der Decapodenkrebse), und an ihn werden wir uns im Folgenden vielfach halten, ebenso wie wir auch die ebenda in Kapitel 2 aufgestellten allgemeinen Principien für die Be- trachtung der „Bionomie" der Organismen hier zu Grunde legen wollen. Die Bezeichnung „Bionomie" für diesen Zweig der Forschung wurde von J. Walther (ibid. 1. Theil. Bionomie des Meeres 1893. p. XX) auf- gestellt, und bezeichnet die Lehre von den Wohnsitzen derThiere, die Lehre von ihrem Aufenthalt. Schon in der allerfrühesten Zeit — sobald man auf das Vorkommen der einzelnen Thiere Rücksicht nahm — fand man, dass dieselben in ihrem Aufenthalt sich ziemlich streng an gewisse physikalische Bedingungen der Erdoberfläche halten, dass sie unter gewissen Umständen an gewissen Orten regelmässig existiren und zu erwarten sind, an anderen Orten unter anderen Umständen aber durch- aus fehlen und ihre Existenzfähigkeit verlieren. Man hatte verschiedentlich versucht, gewisse Theile der Erdoberfläche — von denen einige sich ganz naturgemäss und einfach ergaben — mit besonderen Bezeichnungen zu belegen, aber diese Eintheilungen trugen vorwiegend einen empirischen *l Für diese Wissenschaft brauelit neuerdings Dahl (Verh. D. Zool. Ges. 1898, p. 121), nach dem Vorgang einiger franzüsisclien Autoreu, den Ausdruck: „Ethulog-ie", dessen Annahme entsclüeden empfelüenswerth ist. 1182 Decapnda. Charakter, stützten sich auf das thatsächliche Vorkommen der Organismen, und nur in geringem Maasse auf die in Betracht kommenden physikali- schen Charaktere der Erdoberfläche. J. Walther hatte den glücklichen Gedanken für diese in ihren Existenzbedingungen für organisches Leben sich fundamental unterscheidenden Theile den Begriff der Lebens- bezirke einzuführen, gerieth aber dann bei der Construction der „Lebens- bezirke" in verschiedene Schwierigkeiten in Folge seiner wenig klaren Auffassung der maassgebenden Kriterien zur Unterscheidung derselben. Diesen Mangel suchte dann der Verfasser (I.e. p. 17 ff) zu verbessern, indem er nach den drei Hauptprincipien: Licht, Medium und Substrat, fünf Lebensbezirke unterschied, welche die hauptsäclilichste Differen- zirung der allgemeinen Lebensbedingungen darstellen. Diese fünf Lebensbezirke, die zum Theil schon früher (Gill, Günther, Moseley) mehr oder weniger scharf, aber auf empirischer Grundlage, unterschieden worden waren, sind die folgenden: Terrestrischer Lebonsbezirk (Continental): Beleuchtet; die atmosphärische Luft als Medium; die Oberfläche des festen Landes als Substrat. — Begreift die über den Meeresspiegel erhobenen Theile des festen Landes. Süsswasser-Lebonsbezirk (Fluvial): Beleuchtet; Süsswasser als Medium; die Oberfläche des festen Landes als Substrat. — Begreift die Süsswasser-Flüsse und Seeen der Continente und Inseln. Diese beiden Bezirke stehen als terrestrische den drei folgenden marinen gegeben. Litoraler Lebensbezirk (Litoral): Beleuchtet; Meereswasser als Medium; die den Küsten benaclibarten Theile des Meeresgrundes als Substrat. — Begreift die den Küsten und Inseln unmittelbar anliegenden Meerestheile bis zur Tiefe von ca. 400 m. Pelagischer Lebensbezirk (Pelagial): Beleuchtet; Meereswasser als Medium; kein Substrat. — Begreift die „hohe See", die oberen Schichten (bis ca. 400 m) der von den Küsten entferten Meerestheile über gTösseren Tiefen. Abyssaler Lebensbezirk (Abyssal): Nicht beleuchtet; Meeres- wasser als Medium; der Boden der tiefen Meeresbecken als Substrat. — Begreift die dunklen Tiefen der Oceane, unterhalb der Lichtgrenze, die „Tiefsee". Zwischen den einzelnen Lebensbezirken existiren Uebergangszonen, oft durchdringen sie sich gegenseitig. Im Allgemeinen sind die Thier- formeu je einem dieser Lebonsbezirke angepasst, und ihre Organisation macht es ihnen unmöglich, in anderen zu leben. Indessen giebt es Fälle, wo der Bau des Körpers es gestattet, in mehr als einem jener Bezirke zu existiren: dieselben gehören jedoch zu den Ausnahmen. Für ge- wöhnlich hat die künstliche oder gewaltsame Versetzung einer Thierform in einen anderen als den ihr bestimmten Lebensbezirk ihren schnelleren oder langsameren Tod zur Folge. Lebensweise imd Lebcusorscheiuuugen. 1183 Nach ihrer Organisation — als fast ausschliesslich durch Kiemen athmendeu Thiercn — ist den Decapoden ihr Aufenthalt im Wasser vor- geschriehen. Doch giebt es hiervon Ausnahmen. Die Kiemenathmung wird Avahrscheiulich nur in einem Falle — hei der Gattung Lcucifer (vgl. p. 1020) — gänzlich aufgegeben, hier tritt al)er an ihre Stelle wahr- scheinlich Atlniuuig durch die Körperoberfläche, und Lcncifir bleibt eine marine Gattung. Wir kennen aber einen Fall , wo die Function der Athmung — bei erhalten bleibenden Kiemen — theilweise von anderen Orgauen übernommen wird. Es ist dies der auf den Inseln des Pacifischen Oceans lebende Palmendieb {Brnjus lafro, p. 1147. Taf. LXXI, Fig. 3), wo in der Kiemenhühle sieh lungenartige Organe entwickelt haben, die eine Luftathmung gestatten (vgl. p. 1039). Binjus ist dementsprechend ein Bewohner des terrestrischen Lebensbezirkes und «jeht wahr- scheinlich nur ausnahmsweise ins Wasser. Wir besitzen über letzteren Punkt allerdings keine zuverlässige Mittheilung, sondern es wurde diese Art stets ausserhalb des Wassers gefunden, indessen dürfte das Vorhandensein von Kiemen dennoch darauf hindeuten, dass ein gelegentlicher Besuch des Wassers nicht ausgeschlossen ist*). Dasselbe gilt von der mit Binjus nächstverwandten. Gattung Cocnohifa, deren Arten bisher stets auf dem Laude, doch niemals in grosser Eutferiunig vom Strande und häufig in unmittelbarer Nähe des Wassers gefunden wurden. Bei Cocno- bita fehlt jene lungenähnliche Bildung, und deshalb ist hier eine nähere Beziehung und Al)hängigkeit vom Wasser a priori anzunehmen. Trotzdem gelang es z. B. dem Verfasser unter den Hunderten von Exemjjlaren dieser Gattung, die er in Ost-Afrika beobachtet, niemals ein solches im Wasser zu finden. Eine etwas grössere Zahl von Decapoden ist bekannt, die zwar allein auf Kiemenathmung angewiesen sind, aber gewisse Einrichtungen be- sitzen, die einer besonderen Befeuchtung, resp. einem besonderen Wasser- wechsel für dieselben dienen , und den betreffenden Formen einen zeit- weiligen Aufenthalt auf dem Lande, ausserhalb des Wassers, gestatten. Es sind dies Formen, die zum Theil im Süsswasser, zum Theil im Salz- wasser ihren AufiMithalt haben. Die hier in Betracht kommenden Ein- richtungen sind l»ereits auf p. 1036 — 1038 liesproclien worden, indessen möchte ich hier hinsichtlich des Haarpolsters zwischen den Basen der dritten und vierten Pereiopoden, das sich bei Oci/podc und Uca (^ Gela- shitHs) findet, die Ansicht aussprechen, dass es nicht, wie auf p. 1037 vermuthet, dazu dient, Luft in die Kiemenhöhle einzulassen, sondern dazu , die Bodenfeuchtigkeit des Aufenthaltortes dieser Krabben (des bei Ebbe von Wasser entblüssten, feuchten Strandes) wie mit einem Schwämme aufzusaugen und den Kiemen zuzuführen. Zu dieser Gruppe amphibisch lebender Decapoden gehören fast *) Nach einer — unverbüi'gten — Angabe Darwins soll Birgus der See niiohtliche Besuche abstatten. 1184 Deoapoda. ausscLliesslicli Brachyuren. Einige derselben halten sich nur vorüber- gebend ausserhalb des Wassers auf, z. B. die am Meeresstrand lebenden eben erwähnten beiden Gattungen (und einige verwandte Formen, z.B. Mydiris, Ihtilla, gewisse Arten von Mdcroplithalmm) , die nur während der wenigen Stunden, in denen die Schorre bei Ebbezeit trocken fällt, der Luft ausgesetzt sind. An sie schliessen sich zahlreiche Formen des Strandes an, die nicht in dieser regelmässigen AVeise einen Theil ihres Lebens ausserhalb des Wassers zubringen, sondern mehr zufällig ihrem eigentlichen Elemente entrissen werden, aber trotzdem für gewisse Zeit desselben entbehren können. Da iiuien aber stets Gelegenlieit geboten ist, durch Eintauchen ins Wasser das Kiemenwasser zu erneuern, so bieten sie nichts Bemerkenswertlies weiter dar. Hieriier gehören alle die zahllosen Formen, die man an Felsküsten , auf Korallriffen, an Holzwerk von Hafenbauten u. dgl. antrifft. Etwas anderes ist es bei der Familie der Fotamonidae (p. 1173) und der Unterfamilie Sesarminae (p. 1178), die Süsswasserbowohner sind, und von denen viele Arten auf längere oder kürzere Zeit regelmässig auf dem Lande sicii aufhalten. Dieselben besitzen fast durchweg eine be- sondere Einrichtung, die es ermöglicht, Wasser in den Kiemenhöhlen aufzuspeicliern und dasselbe frisch mit Sauerstoff zu vorsehen, so dass der Aufenthalt ausserhalb des Wassers lange fortgesetzt werden kann: häufig trifft man diese Formen (die Untergattung Gcotlidphusa im Malayischen Archipel, viele Formen von Potamocarcinns in Central- und Süd-Amerika, viele Scsarina-Artan und Arten verwandter Gattungen, z. B. Arafus) weit vom Wasser entfernt in feuchten Wäldern u. dgl. Hierher gehört ferner in ganz eminenter Weise die Familie der Gecarcinidae (p. 1178), deren Vertreter vorwiegend auf dem Lande leben, häufig in Gebirgen gefunden werden, deren Wasseraufontbalt aber zum Theil im Meer, zum Theil wohl auch im Süsswasser zu suchen ist: leider ist über die Lebensweise dieser in Ost- und West-Lidien (und anderswo) häufigen und durcli ihre Körpergrösse und massenhaftes Auftreten auffälligen Formen noch lierzlicb wenig bekannt, obgleich ülii^r dieselben viel ge- fabelt wor&L'u des Thioi-Keicbs V. 2. 76 1202 Decapoda. Verbreitung dieser Art ■wahrscheinlich in Zusammenhang steht mit der Indiiferenz derselben gegenüber den Faciesverhältuissen. Ein anderes Beispiel ist die scharfe Südgrenze, die die Verbreitung des nordameri- kanischeu Hummers {Astacus americamis) in der Gegend von New -York erreicht (vgl. p. 1197), wo dieselbe offenbar einzig und allein durch das Aufhören der dieser Art zusagenden Facies, des Felsgrundes, bedingt wird. Der Mangel von Ivorallriffeu an den Küsten West -Afrikas und West-Amerikas gehört ebenfalls hierher und hat ein Fehlen der gewöhn- lichen Kiff-Decapoden zur Folge. Aber auch in systematischer Beziehung kann die Abhängigkeit von einer bestimmten Facies bei nahe verwandten Arten für ihre Unterscheidung von Wichtigkeit werden. Ich erwähne hier nur einige Fälle. Die beiden Cfmcer-Arteu der Nord-Ost-Küste der Vereinigten Staaten ähneln sich so sehr, dass sie anfänglich von Say nicht specifisch getrennt wurden. Nach Smith führen beide Arten ein ganz verschiedenes Leben; während nämlich C. smji auf Schlamm- und Sandgrund, in diesen sich eingTabend, oder unter Steinen und Geröll versteckt vorkommt und sich vom südlichen Labrador bis Süd- Carolina verbreitet, findet sich C. irroratus (= horeaUs Stps.) nur von Nova Scotia bis zum Long- Island -Sund und zwar an nackten Felsen, der Brandung ausgesetzt. Die morphologischen Charaktere beider Arten (wie auch die geographische Verbreitung) hängen z. Th. eng mit diesen bionomischen Verschiedenheiten zusammen. Ein anderes Beispiel wurde, wie bereits oben berührt, vom Verfasser innerhalb der Gattung Uca beobachtet. Viele der t'Crt -Arten waren schlecht gegen einander begi'enzt und ihre Be- rechtigung wurde vielfach angezweifelt. Verfasser fand nun (.Tenaische Denkschr. S. 1894. p. Gfi), dass die vier in Ost-Afrika von ihm gesammelten Arten durchaus in ihrer Vorliebe für die Facies sich verschieden ver- halten. Nur U. annulipes war gelegentlich weniger wählerisch, aber nur wenn ihr keine Concurronz erwuchs; sie kam z. B. in der Lagune von Zauzibar an Stellen vor, wie sie sonst von U. cultrimana bevorzugt werden. Letztere Art, 17. cultrimana, fand sich ausschliesslich auf schlammigem, mit Geröll und Steinen vermischtem Boden; V. urviUci war ganz charak- teristisch für den Mangrovenschlamm ; U. annulipes (mit der eben er- wähnten Ausnahme) und U. inversa waren auf reine Sandstellen des Strandes beschränkt. Ganz ähnlich verhalten sich die beiden*) Uca- Arteu der Vereinigten Staaten -Küste, die sich morphologisch so ausser- ordentlich nahe stehen: U. vocator findet sich nur in Marschen auf schlammigem, mit Strandpflanzen dicht bewachsenem Boden, der bei Fluth vom Wasser bedockt wird, während die andere Art, U. ^nujilator, im Sande lebt. Beide Arten kommen gewöhnlich neben einander vor, ohne aber jemals diese Aufenthaltsgewohnheiten zu ändern. So fand ich z. B. bei Wood's Holl, Mass., auf einem weit ausgedehnten Marsch-Terrain *) Die als U. nmiax bezeichnete, dritte Form halte ich nicht für verschieden von iwcator, doch habe ich mir bis jetzt noch keine endgültige Meinung bilden konneu. Lebensweise uiid Lobousorsohoinungon. 1203 in Menge die erstere Art, während die zweite ausschliesslich auf einem Ideinen sandigen Platze, der kaum 25 — 30 qm einnahm, mitten in der andern auftrat. Es mögen diese Fälle genügen, um die Wichtigkeit der Kenntniss der hionomischen Gewohnheiton hei gewissen Arten zu demonstrireu: für den Sammler ist es ja eine längst bekannte Thatsache, dass im Allge- meinen jede Art ihre hestimmte Localität hat; dieselhe ist aber von weiter gehender Bedeutung und kann unter Umständen Aufschlüsse über manche sonst unverständliche Eigenthümlichlveiten in Morphologie, Ver- breitung etc. liefern. Hiermit verlassen wir den Abschnitt über die Bionomio der Krebse. Wir sind uns wohl bewusst, nur Stückwerk geliefert zu haben, besonders in dem letzten, die Facies behandelnden Theile: indessen dürfte das, was hier geboten wurde, als kurze Skizzirung der Gesichtspunkte, die hier in Betracht kommen, genügen, jedenfalls sind die hauptsächlichsten und interessantesten Verhältnisse erwähnt und durcli Beispiele belegt worden. 2. Häufigkeit. Gemäss ihrer Formenmannigfaltigkeit sind auch die Decapoden eine Thiergruppe, die auf der Erdoberfläche sehr allge- mein verbreitet ist und in grosser Zahl angetroffen wird. Sehen wir von den Land- und Süsswasserformen ab, die ja allerdings nicht so allgemein verbreitet sind, aber doch dort, wo sie vorkommen, oft durch die Menge ihres Auftretens das Auge auf sich ziehen, so können wir sagen, dass wir an jeder beliebigen Stelle des Meeres Decapoden zu erwarten haben. Vielleicht mit Ausnahme des auch sonst des Thiorlebens entbehrenden arktischen (und antarktischen) Schorrengebietes , wo das Wintereis alles Lebende vernichtet, findet sich überall, am Strande sowohl wie in der Tiefe und auf hoher See, die Gruppe der Decapoden vertreten, und zwar ist sie dann gewöhnlich auch gleich in Menge vorhanden, so dass man nicht erst mühsam danach zu suchen braucht. Verschieden von dieser allgemeinen Häufigkeit ist indessen die der einzelnen Formen, und wir können natürlich zwischen massenhaft auftretenden und mehr oder weniger seltenen Formen unterscheiden. Die ,, Seltenheit" einer Art hängi ja allerdings oft nur von unserer Fähigkeit, ihrer habhaft zu werden, ab, und obgleich manche „seltene" Art nur in einzelnen Exemplaren in den Museen existirt, mag sie doch immerhin an den geeigneten Oertlichkeiten in Monge zu erhalten sein — es handelt sich nur darum, diese Oertlich- keiten aufzufinden *). Durch sparsames Vorkommen zeichnen sich indessen manche Arten ganz entschieden aus, und besonders für die Tiefseefornien wurde dies durch Murray (Trans. Roy. Soc. Edinburgh, vol. 38. 1896. p. 487) als Regel geltend gemacht, und zwar wohl mit Recht. Trotzdem *) So musste z. B. Dotilla fenestrata lange Zeit als seltene Art gelten. Bei meinem Besuch der Ost-Afhkanisclion Küste (1891) fand ich sie aber an geeigneten Locaütäten (z. B. am sandigen Strande des Hafens von Dar-cs-Salaam) zu Millionen auf verhältniss- mässig geringem Raum zusammenlebend 76* 1204 Deoapoda. bleibt es aber stets eine unsichere Sache, eine Art als „selten" hinzu- stellen, da unser Wissen in dieser Beziehung sich wesentlich auf die negativen Thatsachen, auf das Nicht-beobachtet-worden-sein, stützt, und das Resultat sich durch ein positives Ergebniss sofort ändern kann. Verlässlicher ist unsere Kenntniss der „Häufigkeit" gewisser Formen, denn hier stützt sie sich auf positive Thatsachen. Wir haben zahlreiche Beispiele aus allen Gruppen der Decapoden von recht respectabler Indi- viduenzahl, in der sie auftreten, ja, wir können ein zahlreiches Auftreten — wenigstens für die bekannteren und auffälligeren Arten — als die Regel hinstellen. Weini wir z. B. an die Schaaren von Garneelen {Cramjon) denken, die die Nordsee bevölkern, wenn wir uns überlegen, in welch ungeheurer Zahl der Hummer an den Küsten von Europa und Nord- Amerika vertreten sein muss, um einen solchen regelmässigen Handels- und Nahrungsartikel zu bilden , so können wir einen Begriff von der unge- meinen Häufigkeit dieser Arten bekommen. Aber nur bei solchen Arten, die zur Nalirung des Menschen beitragen, ist es uns möglich, eine der- artige, allerdings ganz vage Vorstellung zu gewinnen, indem wir von der zu Markte geln-achten Zahl der Individuen auf die Zahl der wirklich vor- handenen schliessen, und diese Folgerung ist so wenig bestimmt und so unsicherer Natur, dass wir von einem Vergleich mit anderen Vorkomm- nissen oder gar von zahlenmässigen Angaben ganz absehen müssen: nur der Begrüf „unzählbar" reicht hier aus, und es ist das Bemühen, die wirkliche Zahl der existirenden Individuen der Art „Hummer" zu be- rechnen, wohl ein vergebliches und ein müssiges. Von grösserem Werth ist es indessen, zu wissen, wie viel Individuen einer Art annäherungs- weise auf einer beschränkten Oertlichkeit lebend zu erwarten sind. In dieser Beziehung liegen uns nun allerdings kaum irgend welche Beob- achtungen vor, wenigstens was zunächst die volkswirthschaftlich inter- essanten — also als Nahrung dienenden — Formen anbetrifft. Wir wissen allerdings, z. B. beim Hummer, ungefähr die Zahl der Exemplare, die jährlich an einer bestimmten Localität erbeutet werden, aber damit wissen wir auch nur, dass eine wesentliche Abnahme der Zahl factisch noch nicht eingetreten ist, d. h., dass entweder die betreffende Localität noch mehr liefern könnte, oder doch der Abgang durch die Vermehrung der bleibenden Individuen gedeckt wird. Die Krebsfischerei ist eben nicht von so ausserordentlicher Wichtigkeit, dass man sich mit dieser Frage eingehender beschäftigt hätte. Dagegen liegt uns doch ülter die Häufigkeit gewisser Decapoden- formen auf einem gegebenen Gebiete etwas zuverlässigeres Material vor, und zwar erhielten wir dies gelegentlich der quantitativen Plankton- Studien Hensen's. Die Ziele und Methoden der Hensen'schen Plankton- Forschung dürften allgemein bekannt sein, und in Verbindung mit den Untersuchungen der deutscheu Plankton-Expedition erhielten wir auch einige zahlenmässige Angaben über die Häufigkeit gewisser Hochseedecapoden*). *) Ortmann, Deeapoilon und Scliizopoden der Plankton -Expedition. 1893. p. 106 ff. Lebensweise und Lebeuiserscheiiiuiigcii. 1205 Am besten konnte die Verbreitung eines der charakteristisclisten Plankton- Docapoden, Leucifcr rcynandi, und seine Häutigkeit verfolgt werden, da diese Form auf dem kleinen Raum, den das Planktonnetz beheiTSchte, fast stets in messl)aren Mengen vorhanden war. Es beschränkt sich nun diese Art im Atlantischen Oceau auf die wärmeren Theile desselben, und konniit dort — wie dies ja bei so vielen Plankton -Thiereu sich consta- tiren lioss — in auffallender Gleiehmässigkeit vor. In der vom Plankton- netz Henseu's durchtischten Wassersäule waren im Durchschnitt etwa zwei Exemplare dieser Art vorhanden, und diese Häufigkeit erstreckte sich ohne grosse Schwankungen über grosse Strecken der untersuchten Meerestheile, nämlich sie war die Regel im Floridastrom, in der Sar- gasso-See, dem Nordäquatorial- und Guineastrom. Nur im Südäquatorial- strom traten auffallendere Schwankungen auf: es wurde dort ein Maximum der Häufigkeit nördlich von Ascension festgestellt, wo in den betreffenden Planktonfäugen die Zahl der Exemplare bis auf 10 und 14 stieg. An dieser Stelle waren überhaupt die Volumina von Hensen's Fängen auf- fallend gross, so dass hier wahrscheinlich ein Thierschwarm augetroffen wurde. Ueber die Ursache dieser exceptionellen Häufigkeit nördlich von Ascension haben wir noch keinen sicheren Aufschluss: indessen ist ein inmitten dieses Maximums gelegenes plötzliches Minimum von Exemplaren ausserordentlich interessant, da es mit der niedrigsten Oberflächen- temperatur (23,2"), die im Verbreitungsgebiet dieser Art gemessen wurde, zusammenfällt, und demnach direct von dieser Temperatur abhängig er- scheint. — Was die anderen Hochseedecapodeu angeht, besonders die Sergestidae, so waren sie ungleich weniger häufig als Leucifer, und wurden von den Apparaten der Plankton -Expedition nicht regelmässig genug gefangen, um sichere Resultate über die Dichtigkeit ihres Vorkommens zu gewinnen. Interessant war indessen der Nachweis der ungemeinen Häufigkeit von Larven litoraler Decapoden in gewissen Theileu des Atlantischen Oceans, und zwar standen diese Larvenschwärme in directer Abhängigkeit von den Küsten. Maxima der Häufigkeit derselben fanden sich nahe der englischen Küste, im Floridastrom (von West -Indien her- rührend), bei den Cap Verde -Inseln und nahe der brasilianischen Küste. Wenn auch dies die einzigen Angaben über absolute Häufigkeit von Decapoden sind, die vorliegen, so kennen wir doch von manchen anderen Formen eine relative Häufigkeit, d. h. ein massenhaftes Vorkommen, das im Vergleich zu dem normalen Verhalten oder im Vergleich mit dem sonst an der betreffenden Localität herrschenden Thierleben als auffällig erscheint. Ich habe oben das ungemein zahlreiche Auftreten von Doülla fencstrata am sandigen Strande von Dar-es-Salaam in Ost-Afrika erwähnt: diese kleine , kaum über 2 cm grosse Art bevölkert dort den Sand in solchen Massen, dass derselbe förmlich zu leben scheint. Vor der steigen- den Fluth weichen diese kleinen Krabben zurück und bilden längs des Randes des Wassers einen lebenden WaR. Dieses geseUige Zusammen- leben findet mau bei vielen anderen Decapoden, ganz besonders auch bei 1206 Decapoda. den Gattungen Uca und Ocypodc, die richtige Kolonien bilden, die aus zahlreichen Individuen zusammengesetzt werden. Von diesen kolouieweise zusammenlebenden Formen müssen wir dann wieder die Fälle unter- scheiden, wo es sich um ein ausserge wohnliches Zusammendrängen von Individuen einer sonst zerstreuter lebenden Form handelt. Hierher sind die — allerdings noch etwas fabelhaften — Züge der westindischen Land- krabben (aus der Familie der Gccarcinidai.) zum Mooresstraude in gewissen Jahreszeiten zu rechnen, und etwas Aehnliches berichtet Miss Ilathbun von der essbaren Krabbe der atlantischen Staaten Nord-Amerikas {Calli- ncdes saindns), die sich im Winter an geschützten Stelleu, z. B. in Flussmündungon in tieferen Stellen in ungezählten Massen zusammen- drängt. 3. Grösse, Lebensdauer und Widerstandsfähigkeit. Die Körpergrösso der Decapoden schwankt iiuierhalb sehr weiter Grenzen und ist bei den einzelnen Formen theils mehr oder weniger imbestimmt, tlieils auf ein gewisses Maass normirt. Microscopisch kleine Formen kennen wir überhaupt nicht, wie denn nur einige wenige Larvenformen (Protozoeen und Zoeen von Sergcstidae) eine Grösse von weniger als 1 mm besitzen. Dagegen kennen wir zahlreiche Formen, die sich nur nach Millimetern messen lassen, indessen ist es fraglich, ob manche derselben nicht gelegentlich grösser werden, da es vielfach solche sind, die selten zur Beobachtung gekommen sind und über deren Dimensionen wir deshalb nur wenig unterrichtet sind. Zu den zartesten Formen dürfton wohl die Lcucifer - Arton gehören, jedenfalls dürfte die Körpermasse hier die ge- ringste sein: bei etwa 1 — 2 cm Länge ist der Körper ganz dünn und fadenförmig gestreckt. Diese fadenförmige Gestalt findet sicli sonst nicht wieder (abgesehen von einigen /Scrf/csfe.s- Formen, die sich ihr nähern). Auffällig kleine Formen, d. h. solche, die die Grösse eines Centimeters nicht oder kaum erreichen, finden sich sonst in vielen anderen Gruppen, doch sind erwachsene, oder als erwachsen anzusehende unter 3 mm (in der längston Dimension) nicht bekannt. Unter den Formen vom langschwänzigeu Habitus streckt sich der Körper hauptsächlich in einer, der Längsrichtung, und die Körperlänge, von der Stirn bis zum Ende der Schwanztiosse gemessen, wird gewöhnlich als die Grösse der betreffenden Art bezeichnet. Die geringsten Maasse finden wir unter den Eucyphiden (Cariden) vertreten und zwar in der Familie der Hippolytidac , wo bei den Gattungen Hippolytc und Virbius derartige Formen vorkommen, die aber kaum unter 15 mm heruntergehen. Die der Gattung Caridina (Farn. Afyidae) augehörigen Süsswasserformen sind sämmtlich klein (selten über 40 mm lang), und die kleinsten sind die beiden Arten: C. parvirostris d. M. (Flores) von 17 mm und C. pare- parenais d. M. (Celebes) von 13 mm Körperlänge, bei denen diese Zahlen als Maximalmaasse von de Man festgestellt worden sind. Unter den Stenopidae scheint die Art Stenopus semilaevis v. Mart. (West -Indien) mit 15 mm erwachsen zu sein: jedenfalls trägt dann das Weibchen Eier. Lebensweise und Lebenserscheimxngen. 1207 Alle ülivigen Maeruren sind grösser und z. T. btHleiitend grösser: nur dürfte hier unter den Galafhcidca — wenn wir sie als langschwänzig ansehen wollen ■ — die Art Galafhea intermedia Lilj. der europäischen Meere zu nennen sein, deren Körper nur 16 mm eiTeicht: dagegen sind hier die Scheerenfüsso auffällig entwickelt, so dass die Gesammtlänge (mit Einschluss der Scheeren) eines erwachsenen Männchens doch bis auf 42 mm kommt. Unter den Pmjundea, die ebenfalls als langschwänzig anzusehen sind, haben wir hier ferner als Zwerge anzuführen: Amqia(jnrus pusillus Hend. (atlantische Küste Afrikas), wo das erwachsene Männchen 8 mm lang ist, und Fagtiristcs pusillus Send. (Ceylon), wo dasselbe doppelt so gross, 16 mm, wird. Bei den Formen vom brachyuren Typus genügt oft die Angabe der Länge nicht, da der Cephalotliorax sich häufig verbreitert und die Breite die Länge übertrifft. Andererseits haben wir oft die Erscheinung, dass der eigentliche Rumpf (der Cephalothorax) bei massiger Grösse enorm verlängerte Pereiopoden trägt. Demgemäss müssen wir neben den beiden Dimensionen des Cephalothorax sehr häufig die Spannweite (das „Klaftern") der Pereiopoden berücksichtigen. Bereits unter den Galatheidea sind kurzschwänzige Formen {Por- ccJlanidae) vertreten und unter ihnen finden sich einige sehr winzige. PorccUana dispar Stps. (Neu -Seeland) überschreitet wohl kaum 10 mm in Länge und Breite, und die Arten der Gattung Polyonyx sind durchweg sehr klein : bei P. acutifrons d. M. erreicht das ciertragende Weibchen nur eine Länge von 3 mm bei einer Breite von 5 mm, während P. ohcsulus Mrs. (Indo-Pacific) bis 8 mm breit wird. Unter den Dromüdea enthält die Gattung Cnjptodromia viele kleine Arten von 15 — 20 mm Länge, aber es ist immerhin möglich, dass manche derselben eine bedeutendere Grösse en-eichen mögen. Dagegen sind uns unter den Oxystomata zahlreiche winzige Formen bekannt. Manche Arten von Palicus scheinen stets klein zu bleiben: so ist das erwachsene Männchen von P. sica (A. M.-E.) (West-Indien) nur ca. 9 mm lang und 13 mm breit; P. hahamensis Rthb. (West-Indien) ist 8 mm lang und 9 mm breit; bisweilen eiTeichen jedoch hier die Pereiopoden eine auffällige Länge, wie z. B. bei P. fragilis Rthb. (Nieder-Californien), wo der Cephalo- thorax nur 7 mm lang und 11 mm breit ist, die dritten Pereiopoden da- gegen 26 mm laug werden. Aehnlich verhält es sich mit Cymonomops glauconnna Ale. (Indischer Oceau), wo bei einer Länge und Breite des Körpers von 6,5 mm die zweiten und dritten Pereiopoden 28 mm en-eichen. Eine der winzigsten bisher bekannt gewordenen Arten ist die Cyclodorippc granulata Rthb. von Trinidad, die nur 3 mm in beiden Richtungen misst. Bei Ethusa pygmaca Ale. (Indischer Ocean) ist das eiertragende Weibchen 6 mm lang und 7 mm breit. In der Familie Leucosiidae finden sich ganz besonders viele kleine Formen, besonders die Gattungen Nursia (ca. 10 mm) und Ehalia zeichnen sich in dieser Hinsicht aus. So hat z. B. bei Elalia diadumena Ale. (Ceylon) ein eiertragendes Weibchen nur eine Länge von 1208 Decapoda. 4 mm bei einer Breite von 4,5 mm, und ein ebensolches von E. wooämasoiü Ale. (Andamanen) misst 5 mm in der Länge sowohl wie in der Breite. Andere winzige Leucosüdae, von denen AVeil)chon mit Eiern gemessen wurden, sind: Orcopliorus rdiculatiis Ad. Wh. (Indo-Pacific), 11 mm lang und 14 mm breit; Tlos petraeus A. M.-E. (Indo-Pacific), 7 mm lang und 10 nun breit; Hetcrotmcia vcsknlosn Ale. (Ceylon), 5 mm lang und G mm Inx'it; Lcmosta cumirnji Bell. (Indo-Pacific), 12 mm lang und 11,5 mm breit; Lencosia margaritata A. M.-E. (Indo-Pacific), 8,5 mm lang und breit. Letztere beiden Arten sind deshalb bemorkenswerth, weil für gewöhnlich die Arten der Gattung Lencosia bedeutendere Grösse erreichen, ja sogar einige der grössten Formen der ganzen Familie unter Leucosia ver- treten sind. Gehen wir zu den echten Brachyuron über, so finden wir zunächst unter den Oxyrhynchen eine Anzahl Formen von sehr geringer Körper- grösse: solche sind vertreten z. B. in den Gattungen Podochela, Eupro- tjnathu, CoUodcs, Farafy malus, Achaeus u. a. Häufig sind indessen hier die Pereiopoden ausserordentlich verlängert: so sind z. B. bei der Gattung Podochda bei einer Körperlängo von 15 — 20 mm die Pereiopoden oft bis GO mm lang; Eupro(jnatha rast dli fem Stps. (atlantische Küste der Ver- einigten Staaten) besitzt bei einer Cephalothoraxlänge von 14 mm Pereio- poden von 35 mm. Nicht so auffällig lange Pereiopoden weist aber E. gmmdatu Fax. (Panama) auf, wo ein eiertragendes Weibchen nur 7 mm lang ist. Noch kleiner ist CoUodes nialuhuricus Ale. (Malabarküste), wo ein Weibchen mit Eiern nur 4 mm lang wird. Auch in der Gattung Achaeus bleiben die Arten A. spinosus Mrs. und lacertosus Stps. (Indo- Pacific) unter 1 cm, beide überschreiten kaum die Länge von G — 7 mm. Auch die Cyclometopen enthalten manche kleine Form. Zehrida aduntsi White (Indo-Pacific) wird nur 11 mm lang, und Eumedonus zehra Ale. (Ceylon) nur 10 mm. Die riffbewohnenden Arten von Carpilodes und Cldorodopsis sind fast stets klein und bisweilen sehr klein : ein eier- tragendes Weibchen von Carpilodes cariosus Ale. war 5 mm lang und 7 mm breit. Die Melia- Arten sind kaum grösser als 10 mm und die Art Spliaerozius coeldcaris Zehntner dürfte eine der kleinsten Formen sein, die geschlechtsreif (mit Eiern) gefunden wurden: sie misst nur 3 mm in die Länge und 4,25 mm in die Breite. Tctralia (jlaberrima (Hbst.) dürfte 10 mm nur wenig überschreiten. Sparsamer sind die Zwergformen unter den Catometopen. Die Virnio- thcridae sind allerdings meist kloin, docli überschreiten sie die Länge von einem Centimeter gewöhnlich zum mindesten in einer Dimension (in der Breite). Dagegen sind unter der sonst ziemlich robuste Formen enthaltenden Gattung Sesarma einige wirklich sehr kleine Arten bekannt. Es sind dies t niemals auf Kitten und l>enagt also auch nicht den harten Kill'kalk, und ferner arbeitet sie niemals unter Wasser. Ganz wie Oeypodc stellen die Arten der Gattung Uca ihre Löclier her, nur bauen sie dieselben nicht nur in Sand, sondern — und gewisse Arten dies constant — auch in Schlamm und anderem Grunde (vgl. oben p. 1202). Bei einigen Arten scheinen die Löcher eine etwas grössere Dauerhaftigkeit zu besitzen, z. B. von IJ. vocator der Ost-Küste der Ver- einigten Staaten wird zwischen dem Wurzelwerk der Binsen und Gräser, zwischen denen sie lebt, ein reich verzweigtes Kanalsystem hergestellt, das durch dies Wurzelwerk geschützt von der Fluth nicht so leicht zer- stört werden kann: man sieht deshalb diese Art weniger häutig mit dem Bau der Löcher beschäftigt, als die mit ihr zusammen, aber auf Sand lebende JJ. pugilator. Letztere verfährt bei dem Herausschaffen des Sandes genau so, wie oben bei Ocypode geschildert, nur sind ihre Löcher klein und wenig tief. Au der Ost-Küste von Afrika beobachtete der Verfasser eine weitere Ocypodiden-Form, die Dofilla fcnestmta Hlgdf., die ganz in ähnlicher Weise am sandigen Strande lebt. Hier zeigen die 1 — 2 cm weiten Löcher um die Mündung herum eigenthümlich sternförmig ausstrahlende, kurze Furchen, die je auf einer Seite von einem kleinen aufgeworfenen Wall begleitet werden. Diese entstehen in folgender Weise (vgl. Ortmann, in: Semon's Reisen. Crust. 1894. p. 66). Sobald bei Ebbe die Wohn- plätze von Wasser frei werden und Botilla ihre Löcher gesäubert hat, beginnt sie „auf Nahrung auszugehen, indem sie den feinen Sand durch- kaut. Der durchgekaute Sand wird in Form kleiner Würstchen aus den Mundtheilen herausgepresst", wobei die Krabbe sich langsam von der Mündung ihres Loches entfernt. Das Wegnehmen des zur Nahrung be- nutzten Sandes erzengt so eine Furche, die ausgepressten Sandwürstchen neben dieser einen kleinen Wall. Da die Krabbe „immer ab und zu wieder in ihr Loch schlüpft und hervorkommt, um in einer anderen Richtung ihre Fressthätigkeit fortzusetzen, bilden sich auf dem glatten Sandboden ganz charakteristische sternförmige Figuren: in der Mitte ein Loch, von dem eine Anzahl, 10 — 20 cm langer Furchen ausstarahlen, deren jede auf der einen Seite von einem Wall kleiner Würstchen be- grenzt ist." So ziemlich alle Ocypodklac scheinen eine derartige oder ähnliche Vorliebe für die Construction von Röhren, die sie als Verstecke benutzen, zu besitzen. Jedenfalls kommt dies bei Arten von IlacropJitJiahnus, Hdoecius, Mydiris u. a. vor. Es ist leicht einzusehen, warum löchergrabendc Arten unter den marinen Formen im Verhältniss viel weniger häufig sind, da die Be- weouno- des Wassers fortwährend an der Zerstörung der Bauten arbeiten muss. Auch die strandbewohnenden Ocypodiden haben viel darunter zu leiden und graben deshalb meist nur während der Ebbezeit vergängliche 1222 Deca[)Oila. Löclier. Viel allgemeiner fiiulet sich nun aber das Löcliergraben bei den Land- und 8usswasserformen, ganz besonders wenn letztere amphibisch leben, und es sind hier vor allen die Gecarcinklae und Sesarminac zu nennen. Die meisten derselben scheinen auf dem trockenen Lande ausmündende, aber in der Tiefe mit Wasser gefüllte, oder zum wenigsten feuchte Löcher zu graben, die oft bedeutende Tiefe erreichen: leider liegen über den Bau dersellien und ihre Verwendung keine näheren An- gaben vor. Ganz ausgez ei ebnete Künstler im Löchergraben liefern uns ferner die beiden Familien der Pokuitohiidae und Parastacidae, der Susswasser- krebse der nördlichen und südlichen Halbkugel. Während aber bei ersterer es nur drei Arten der nordamerikanischen Gattung Camharus sind, die als Graber bekannt sind, ist dies bei der letzteren, wie es seheint, allgemeiner verbreitet. Bei den südamerikanischen Parastacus- Arten ist die grabende Lebensweise fast die Regel (es giebt aber auch nichtgrabende Arten), ebenso ist sie die Eegel für die Gattung Engaeus in Tasmanien, und ist bekannt für gewisse australische C/icrryw-Arten. Camharus diogenes Gir. der Voreinigten Staaten lebt auf feuchtem Gelände mit lehmigem oder thonigem Untergrunde. Er gräbt dort nach Girard Löcher von 20 — 30 mm im Durchmesser und von verschiedoiu^r Tiefe, 1 — 3 Fuss. Zuerst senkt sich die Köhro schief in den Boden, dann vertikal und endet in einer erweiterten Kammer. Bisweilen sind mehrere Ausgangsöft'nungen vorhanden, iiulessen ist der vertikale, 15 cm bis 20 cm lange Schacht und die Kammer gewöhnlich einfach. Letztere ist stets voll Wasser. Manchmal kommen complicirtere Gänge vor und der schiefe Theil enthält mehrere Kammern. Im Frühjahr baut der Krebs über der äusseren Oetfnung einen „Schlammcylinder" („mud chimney", „Adobe -Thürmchen"), einen bis 30 cm hohen, meist aber niedrigeren Aufsatz von rundem Querschnitt und mehr oder weniger pyramidaler Gestalt, der aus Schlammklumpen zusammengesetzt ist. Die Aussenwand desselben ist rauh, die Innenseite indess glatt. Der Krebs arbeitet an diesen Schlammcylindern nur Nachts. Oft ist die Oeftnung derselben von einem Schlammklumpen geschlossen , was indessen Zufall sein kann. Während 11. S. Tarr (Nature. v. 30. p. 127. 1884) glaubt, dass diese „chimneys" oime Absicht gebaut werden, ist C. C. Ab bot der gegen- theiligen Ansicht, und führt zur Unterstützung an, dass dieselben oft an geneigten Ufern, auf al)schüssigem Terrain gefinulen werden, wo andern- falls — wenn der Krebs nicht die Absicht hätte, diese sonderbaren Bauten zu construiren — die Schlammklumpen heralirollen würden. Der Krebs bring-t die Schlammballen auf seiner Scheere herauL Ein anderer ,,chininey"- Bauer ist Camharus diihius Fax. (Virginia, Tennessee), und ebenso verhält sich C. argilUcola Fax. (Canada, Michigan, Indiana, Illinois). Letzterer gräbt Löcher von 1 — IV3 ni Tiefe, den Grund bildet eine Kammer, die in losem Kies liegt und Wasser entiiält. üeber der Wasserlinie ist in der Köhre eine Nische angebracht, auf welcher der Krebs sitzt. Lebensweise und Lebonserscheinuiigcn. 1223 Fanistacm bmsUinms v. Marts.*) lebt nach v. J lioring in Südbrasilion in Marsehen nnd Sümpfen in der Nähe von Flüssen, und zwar in Erd- loch(>rn, deren obere Mündung — wie bei den eben besprochenen Cambams - kxiow — von einem Schlammcylinder gekrönt ist. Letzterer ist 3 — 10 cm hoch, hat 2 cm im Durchmesser und ist aus ringförmig übereinander gelagerten Schichten von Schlamm aufgebaut: oft ist eine Art Deckel darauf. Dieser Cylinder setzt sich in eine 6 — 8 cm lange absteigende Köhro fort, die sich dann in ein System horizontaler Kanäle verzweigt, die mit Wasser augefüllt sind. Während der trockenen Jahres- zeit, wo das Grundwasser zurückgeht, verlassen die Krebse diese Köhren und folgen dem Wasser, gehen aber niemals in die grösseren Flüsse, dagegen wohl in die kleineren Bäche. Parastacus inlimanus v. Marts. soll ebenfalls Löcher graben , ebenso P. saffordi und dcfossus Fax. , die nach Faxen bei Montevideo nahe der Küste bis zu 2 m tiefe Löcher graben. Aehnliches kommt bei chilenischen Parastacus -Arten vor, von denen sogar die Angabe gemacht wird, dass sie — wenigstens gewisse Formen — in Wäldern leben sollen. Auch bei ihnen sind die „Schlamm- cylinder" bekaiuit. Ja, diese chilenischen Formen — augenblicklich die am wenigsten bekannten der Gattung — waren die ersten, bei denen diese letzteren beobachtet wurden: zuerst berichtet nämlich bereits im Jahre 1788 Molina (Saggio sulla Storia Naturale del Chile) von diesen „Adobe -Thürmchen": es sind nach ihm bis Vg ^uss hohe, cylindrische Schlammaufsätze, die sich an Flussufern finden; die von ihnen ausgehen- den Köhren gehen so tief herab, dass in ihrem Grunde Wasser steht. Auch unter den australischen Flusskrebsen giebt es grabende Formen: das gilt besonders von der Gattung Engaeus in Tasmanien, deren beide Arten in Wiesen und selbst Gärten leben, und ist bekannt von Cluraps hkarimdus Gr. in Queensland. Weitere Einzelheiten über ihre Löcher sind indessen nicht veröffentlicht worden. Schliesslich müssen wir noch den B'mjiis latro der Südseeinseln er- wähnen, der die alte Paguriden- Gewohnheit, in Schneckenschalen zu leben, aufgegeben hat, dafür aber sich seine eigene Wohnung baut. Nach Streets (Bull U. S. Nat. Mus. 7. 1877) gräbt er sich Löcher in die Erde, die er am Grunde mit den Fasern der Kokosnuss auspolstert, ein Sinn für Comfort, der unter den Decapodeu nur mit dem der westindischen Landkrabben {Gecarciniis) sich vergleichen lässt, von denen ebenfalls behauptet wird, dass sie ihre Löcher zur Zeit der bevorstehenden Häutung mit Gras, Blättern u. dgl. anfüllen sollen. Abgesehen von diesen besonderen Vorkehrungen, durch die sich viele Decapoden dem Auge ihrer Feinde oder ihrer Beute zu entziehen wissen, benutzen dieselben gern die Nachtzeit, um ihre Lebensthätigkeit auszuüben, während sie den Tag über in ihren Verstecken verborgen *) Verfasser hat imtcr diesem Namen durch v. Jhcriiif; Exemplare erhalten, die nicht mit brasiliensis, soudeni mit P. defossus Fax. übereinstimmou. 1224 Deoapoda. bleiben. Dass die europäischen Süsswasserkrebso entschiedeuo Nachttbicre sind, ist sicher, und das Gleiche gilt für die grossen Landkrabben der Tropen. Aber auch zahlreiche Formen des marinen Litorals taucheu erst bei Nacht aus ihren Verstecken auf, während andererseits es nicht weniger sicher ist, dass andere gerade im hellsten Sonnenschein in voller Thätigkeit sind. Letzteres gilt ganz vorzüglich von denjenigeu Bewohnern der Schorre, die, wie Uca und Ocypode, von den Gezeiten abhängig sind und deshalb wohl oder übel ihre Beschäftigung nach dem Steigen und Fallen des Wassers reguliren müssen. Bei wieder anderen Formen scheint es, als ob sie sich gegen Beleuchtung ziemlich indifferent ver- halten und gleicherweise bei Tage und bei Nacht ihren Beschäftigungen obliegen. Bei den wenig genauen Beobachtungen, die uns in dieser Beziehung vorliegen, wollen wir hierauf nicht weiter eingehen. Die Gruppe der Decapoden gehört nun aber keineswegs zu der Klasse der verfolgten und unterdrückten Wesen, deren Organisation im Wesent- lichen darauf berechnet ist, Angreifern auszuweichen, resp. von ihnen unbemerkt zu bleiben. Im Gegeutheil, die Decapoden sind im Allge- meinen eine recht wehrhafte Gesellschaft, die vielfach sehr activ und angreifend am Kampfe ums Dasein theilnehmeu, und auf diese biologische Stellung wird durch die Entwickelung von oft ganz respectablen Waffen, zum Schutze sowohl wie zum Angriff, hingewiesen. Eine im Thierreiche häufig vorkommende Weise des Schutzes gegen Angriffe liegt in der Entwickelung verschiedenartiger, vom Körper aus- gehender Stacheln, an denen ein eventueller Augreifer sich leicht ver- letzen kann. Derartige Stacheln sind ganz ungemein oft bei gewissen Larvenformen der Decapoden (vgl. oben p. 1090, 1097) anzutreffen, und es wäre wohl möglich, dass die Bedeutung dieser Stacheln in einer der- artigen Abwehr feindlicher Annäherung liegt. In der That ist dieser Gedanke schon ausgesprochen worden, indessen müssen wir hier doch darauf hinweisen, dass hierin die Bedeutung jener Stacheln nur theilweise gesucht werden kann: daneben (oder vielleicht hauptsächlich) haben die- selben eine andere Function, nämlich die von Schwebevomchtungen, die diesen im Wesentlichen nectonisch lebenden Larvenformen das Treiben und Schwimmen im Wasser erleichtern. Die kräftige Bewehrung des Körpers, wie sie bei gewissen Eucyphiden vorkommt (vgl. z. B. Hoplo- jjhorus, Taf. CXV, Fig. 4), vor allem aber der gezähnte Stirnschnabel, der oft ein so wehrhaftes Aeussere verleiht, dürfte wohl ebenfalls als im Wesentlichen zu den Schwimmapparaten gehörig zu deuten sein, wenn wir auch die secundäre Bedeutung dieser Einrichtungen als Schutz gegen Angriffe nicht ganz zurückweisen wollen. Unzweifelhaft scheint aber bei Stenoptis liisiüdus die Bestacheluug des Körpers deraiiigen Zwecken zu dienen; bereits Herrick (1892) weist darauf hin, wie hier am vorderen Körperabschnitt die zahlreichen, kurzen Stacheln nach vorn, am Abdomen indessen nach hinten gerichtet sind, eine Einrichtung, die es ver- hindert oder doch wenigstens erschwert, dass diese Form von irgend Lebensweiso und Lobcnsersclioiiiungen. 1225 einem Foiiido von vorn oder von liinten ergrift'on oder versclilungen wird. Ancli maiiclie andere Fälle von Bestaclielnng, besonders wie sie bei Oxyrliynchon vorkommen, mögen als die Warunng: „Noli me tangero" aufznfassen sein. Ein eigeutliümlicbes, sonst nicht seinesgleichen findendes Vertheidignngsmittel bildet das Telson bei der Kucyphiden- Gattung Gli/phocrangon. Dasselbe ist lang und schmal, fast bajonnetförmig, wird von dem Thier eingeschlagen getragen und willkürlich als stechende Waffe vorgeschnellt, deren Wirksamkeit noch durcli eine eigenthümliclie Verbindung der drei letzten Abdomensegmente erhöht wird. (Bäte, Cliallenger Macrur. 1888. p. XLIX.) Das wirksamste Vertheidigungs- und Angriffsmittel der Krebse liegt nun aber in iin'en Scheereu. Es sind ja eine Keibe von Fällen bekannt, wo die Scheereu so schwach sind, dass sie als Waffen kaum eine Be- deutung haben können und im wesentlichen wohl nur zum Ergreifen und Zerkleinern der Nahrung benutzt werden; in anderen Fällen — auf die wir weiter unten zu sprechen kommen werden — verlieren die Scheereu wieder ihren Wertb als Vertheidigungsmittel und worden zu anderen Zwecken verwendet (als sexueller Zien-atb); aber bei der Mehrzahl der Decapoden ist die Scheere das typische Angriff's- und Vertheidigungs- mittel, dessen der Krebs sich auch geschickt uud nachdrücklich zu be- dienen weiss. Ganz entschieden ist dies die Verwendung der beiden Scheeren des ersten Pereiopodenpaares bei den Krabben, unter denen es ganz ausserordentlich wehrhafte Gesellen giebt. Nicht nur benutzen sie dieselben zum Angriff' auf ihre Beute, sondern, selbst angegriffen, setzen sie sich damit sofort in Vertheidigungszustand. Letzteres geschieht meist in sehr charakteristischer Weise. Da in Folge des Körperbaues das Scheerenpaar nicht gut über den Rücken des Cepbalothorax heraufreichen kann, also die 01)er- und Hinterseite der Krabbe unbeschützt bleiben würde, so sucht eine bedrohte Krabbe zunächst ihren Rücken zu decken, indem sie sich rückwärts gegen irgend einen Gegenstand andrängt, sich aufrichtet, und dann die Scheeren drohend dem Feinde entgegen- hält. Diese eigenthümliche Haltung , bei der gewöhnlich die beiden Scheerenarme weit ausgebreitet werden, wird bereits von Kraus s bei Scylla serrata beschrieben und ist bei den Schwimmkrabben besonders charakteristisch. Verfasser beobachtete sie in gleicher Weise bei TJiala- mita crcnafa an der ostafrikanischen Küste, wie bei Callincdes sajjidus der Vereinigten Staaten; auch andere Krabben nehmen dieselbe Haltung ein, so z. B. Eriphiu, die Landkrabbeu Westindiens {Gecarcinidae) , die Arten der Gattung Sesarma und viele andere. Kommt der Gegner der in der beschriebenen Stellung befindlichen Krabbe in Reichweite, so führt sie mit beiden Armen einen kräftigen Hieb aus, indem sie zugleich den Gegner mit den Scheerenfingern zu packen sucht; gelingt ihr dies, so hält sie fest, und zwar oft mit grosser Ausdauer. Die Wirksamkeit dieses Vertbeidigungsmittels ist eine ganz entschiedene: die Scheere einer Thalamita oder eines CalUnectes vermag ganz erhebliche Wunden J226 Deeapoda. beizubriugeii, und das wilde, kaiiipfeslustige Wesen der betrelVenden Krabbe trägt ebenfalls viel dazu bei, einen selbst überlegenen Feind ab- zuschrecken. Selbst dem Menschen wird Achtung eingeflösst, und ich liabe persönlich die Erfahrung gemacht, dass ein erwachsenes Männchen von CaUinccfcs siqndus ein Bursche ist, den mau vorsichtig handhaben muss. Am empfindlichsten wurde ich einmal in Ostafrika verletzt, wo eine Scsanna mctncrü mir das Fleisch am Finger bis auf den Knochen durchkniff. Aehnlich soll unter den Anomuren der Binjus latro nach Streets ganz fürchterlich kneifen können und ein ergriffenes Object stundenlang festlialten: Kitzeln au dem weichen Bauche soll ihn jedoch sofort zum Loslassen veranlassen. Weniger gefährlich sind die ungeheuren Scheereu der Hummer. Trotz ihrer gewaltigen Grösse und Kraft sind sie etwas luigeschickte Werkzeuge. Hat ein Hummer einmal zugegriffen, so wirkt auch die Scheere nachdrücklich, aber er ist wenig geschickt im Gebrauche der- selben. Das Gleiche gilt von der Scheere der Flusskrel)se: diesellie kann — im Verhältniss zu ihrer Grösse — gehörig zukneifen , der Krebs ist aber zu uugescliickt, um sie (wenigstens dem Menschen gegenüber) mit Erfolg gebrauchen zu können. Indessen zeigt ein nordamerikanischer Flusskrebs, Camhanis Uandimii — im Gegensatz zu gewissen Gattungs- genossen, wie z. B. C. hartoni und affinis — etwas mehr Geschick und Beweglichkeit und beschützt sogar die Oberseite des vorderen Theils des Cephalothorax ziemlich gut mit seinen Scheeren. Unter den Natanfia lässt sich eine bedeutende Entwickelung von Scheeren weniger häufig beobachten. Wo eine solche auftritt, ist sie indessen, wie bei Fularmon und Aljthcus, nicht ausschliesslich als Waffe zu deuten. Dass sie, wenigstens bei letzterer Gattung, als Waffe tliat- sächlich gebraucht wird, wird von Brooks bestätigt, und die Art und Weise der Verwendung ist hier eigentiüimlich. Die ^4/7*//r;(s- Formen scheinen bei ihren Kämpfen mit einander mit der grossen Scheere aller- dings bisweilen zukneifen; meist aber wird sie wie ein Säbel zum Hieb gebraucht. Die Spitze des beweglichen Fingers ist nämlicli abgerundet, aber mit einer scharfen Schneide versehen, und mit dieser Schneide hacken die Alpheus aufeinander los. Brooks hat oft gesehen, dass A. edivardsi (^= heterocheles) auf einen einzigen Hieb den Gegner völlig entzwei schnitt und das Opfer dann in Stücke zerriss. 5. Färbung. Wir haben schon oben der Schutzfärbung der Deca- poden gedacht, wo sich die Färbung derselben der Umgebung mehr oder minder anschmiegt. Hier wollen wir auf die Färbungsverhältnisse im Allgemeinen etwas eingehen. Die Farben der Decapoden zeigen ausserordentlich verschiedenes Verhalten. Nicht um-, dass neben annähernder Farblosigkeit oder glas- artiger Durchsichtigkeit alle Tinten oft in prächtigen Zusammenstellungen vei-treten sind, — auch in der Beständigkeit der Färbung verhalten sich die einzelnen Formen sehr verschieden. Für gewisse Arten ist eine ganz Leliciisweiso und Lebcnserschoiiuinticn. 1227 bostiininti' Färbung und F:irl)onvortlioiliing cliaraktcristiscli und lässt sich oll zur sitecitisclieii Unterscheidung verwenden: in der Loricaten-Gattuiig PanuUrus, der Paguriden - Gattung Caicinus, der Oxystomaten- Gattung Lcucosia und manchen anderen ist die Zeichiunig tliatsächlich unter die Artcharaivtere aufgenommen worden. In anderen Fiillou seliou wir, dass eine bestimmte und sonst sehr constante Färbung erst in einem be- stimmton Lebensalter erreicht wird, in anderen Fällen wieder ist die Färbung je nach dem Individuum verschieden, und in wieder auderen Avecliselt sie in ein und demselben Exemplar in chamäleonartiger Weise. Wir übergehen hier die mehr normalen Färl)ungsverhältnisse, da dieselben sclion auf p. 908 — 910 ziemlich eingehend besprochen worden sind, und verweilen nur bei der letzten Kategorie, nämlich bei denjenigen FäHen, wo ein mehr oder weniger plötzlicher Farbenwechsel bei einem und demselben Individuum vorkommt. Ein solcher wird von Pouchet (1872) für Leander srrmtm angegeben (wir worden sogleich auf ihn näher eingehen); ferner hat Jourdain (1878) gezeigt, dass Proccssa cddis {= Nilca cdiiUs), die im hellen Lichte braun ist, im Dunkeln roth wird, und nach Malard (1892) wird Virbins varians, der gewöhnlich smaragdgrün ist, in theilweiser Dunkelheit braun, in totaler Dimkelheit röthlich. Audi andere derartige Fälle sind bekannt. Pouchet (Journ. de l'Aiiat. u. Physiol. v. 8. 1872) stellt diese Ver- hältnisse foigendemaassen dar. Lebende Leander scrratus, wenn in ein Gefäss mit schwarzem Boden gebracht, nehmen stets eine braun -rotlie Farbe an, in einem Gefäss mit weissem Boden werden sie gelblich — die Farbe der inneren Gewebe. Exstirpirung der Augen bewirkt dasselbe wie scliwarzer Boden: die Exemplare bleiben dauernd roth. Der Ueber- gang von Gelb zu Koth ist schneller als umgekehrt. Im letzteren Falle dauert es etwa 24 Stunden, und in dieser Zeit gelit das Thier durch ein Uebergangsstadium von Hellblau, das in umgekehrter Richtung nicht . auftritt. Es kommt dies in folgender Weise zu Stande. Die Pigmente der gelblichen Keihe (Roth, Orange, Gelb) sind bei den Crustaceen in con- tractilen anatomischen Elementen enthalten — den Chromatoblasten — , während das blaue Pigment sieh niemals in der Substanz der Chromato- blasten findet, sondern in Lösung vorhanden ist. Wenn nun das Thier auf schwarzen Grund gebracht wird, beginnen die vorher contrahirten und unsichtbaren Chromatoblasten (roth) sich auszudehnen und das Thier würde eine rothe Farbe erhalten, wenn nicht das andere Pigment, das kobaltldaue, in der Hypodermis sich in der Nähe der Chromatoblasten bemerklicli machte. Dieses Blau verändert die Gesammtfarbe zu bräunlich- rotii. Wenn aber das Thier wieder auf weissen Grund gebracht wird, ziehen sich zuerst die Cliromatoblasten wieder zusammen und werden unsichtbar, während das Blau 6—7 Stunden persistirt, ehe es verschwindet und so das blaue Uebergangstadium hervorruft. Ein ähnliches blaues Uebergangsstadium (wo aber nur Theile des 1228 Decapoda. Körpers blau waren) wurde von Faxon au einz.elnen Exemplaren eines rothen Tiefseekrebses [Bentheskymiis tanneri), die ans Licht heraufgezogen wurden, beobachtet und dürfte auf ähnliche Ursachen zurückzuführen sein. Die vorwiegend rothe Färbung ))ei Bewohnern der Tiefsee ist wohl be- kannt. Faxon hat*) ein besonderes Kapitel der Färbung der Tiefsee- Decapoden gewidmet, dem wir Folgendes entnehmen: Bei den Tiefsee-Decapoden treffen wir ein ganz entschiedenes Vor- wiegen rother Farbtöne an, daneben findet sich Kosa, Orange, Gelb, Strohfarbe und Weiss. Die beuthouischen Formen, die oft blind sind und sich im Schlamm etc. verbergen, und deshalb selbst das wenige in der Tiefe vorhaudene Licht vermeiden, scheinen mehr die Farben Rosa l)is Weiss zu besitzen, während die meist sehenden nectonischen mehr Purpur und Roth aufweisen; blaue und grüne Farben fehlen fast ganz, indessen kommen diese Farben bisweilen den Eiern der Tiefseeformen zu. An der Hand der Theorie von Pouchet, und besonders in Folge des eben erwähnten Nachweises einer Blaufärbung, die beim Heraufholen ans Licht auftrat, schliesst nun Faxon —und jedenfalls hat dies grosse Wahrscheinlichkeit für sicii — dass dieser bei Tiefseekrebsen )jeobachtete Farbeuwechsel analog ist dem von Pouchet beschriebenen, und somit auch die rothe Farbe der Tiefsoekrebse auf ähnliclie Ursachen znrückz.uführen sei: die rothe Farbe ist eine directe Folge der Dunkelheit, wahrscheinlich durch chemisch-physiologische Processe, die aufs Auge wirken uud durch Reflexwirkung die Pigmentzellen beeinflussen. Die Farbe muss somit als durchaus uutzlos für das Thier angesehen werden. Wir dürfen indessen nicht verschweigen, dass von anderer Seite die rothe Farbe der Tiefseekrebse als auf Selection beruhend angesehen wird. Abgesehen von dem bereits oben (p. 909) erwähnten, kaum ernsthaft zu nehmenden Gedanken von Haacke, hat Keller die Ansicht ausge- sprochen, dass das Roth als Complementärfarbe zu dem in den Tiefen vorherrschenden gTünlichen Licht (das von leuchtenden Tiefseeorganismen geliefert werden soll) gehöre und somit den Träger unsichtbar mache: Keller hält also die Farbe für eine Schutzfarbe, die natürlich durch Selection hervorgerufen sei. Indessen ist die Annahme der Existenz einer derartigen grünlichen Beleuchtung in der Tiefsee zum mindesten eine sehr gewagte, und die von Faxen gegebene Erklärung befriedigt weit mehr, besonders da sie sieh ausgezeichnet mit Pouchet 's Beobachtimgen im Einklänge befindet. Es mag hier noch darauf hingewiesen werden, dass nur wenige leuchtende Decapoden in der Tiefsee bekannt sind. Keller (Das Leben des Meeres. 1895. p. 137) erwähnt Acanthcphym pelluckla, die Gattung Mimida und (rcryon tridcns: besondere Leuchtorgane — abge- sehen von den Augen — wie z. B. bei den Euphausüden, existiren in- dessen bei ihnen nicht. *) Mem. Mus. Comii. Zool. v. 18. 1895. p. 2.51 ff Lebensweise und Lebensersclieinungen. 1229 6. Ruhepausen. Als eine im Leben der Decapoden sehr regel- mässig eintretende Ruhepause kann man die Häutung ansehen: die mit ihr verbundenen Vorgänge sind auf p. 904 — 908 ausführlich erörtert worden, sodass wir hier niclit weiter darauf einzugelu^i brauchen. Doch kennen wir auch andere Erscheinungen, wo die Einstellung der wichtigsten Lebenserscheinungeu das Abhalten einer Art Schlafes, als Winter-, Sommer- oder Trockenheiits- Schlafes, wahrscheinlich maciit. Einen solchen Eall erwähnt z.B. Gray nach Eyre's Beobachtungen in Australien (Journ. Exped. discov. Centn -Austral. I. 1845). Ein dortiger Flusskrebs, Chcraps hicarinafns, findet sich in den Niederungen des Murray -Flusses, die periodisch überschwemmt werden. Dort baut er, wenn das Wasser zurück- geht, tiefe Löcher in den Boden, bis dieser ganz trocken ist, und im Grunde dieser Löcher verbleibt er „schlafend" bis zur nächsten Ueber- schwonimung. Gewöhnlich tritt eine solche einmal im Jahre (August oder September bis zum Februar oder März) ein: bisweilen aber kommt es vor, dass in einem Jahre die Ueberschwemmung ausbleil)t. Dann bleibt der Krebs bis zum nächsten schlafend und verbringt somit l'/s Jahre unter der Erdoberfläche. Vielleicht kommt etwas Aehnliches bei der Gattung Coenohita vor: jedenfalls ist es dem Verfasser aufgefallen, dass in Ostafrika während der trockenen Jahreszeit die Arten dieser Gattung sich nicht blicken lassen; das zufällige Auffinden einer Anzahl von Exemplaren unter einem grossen Stein — scheinbar schlafend — kann diese Ansicht nur unter- stützen. Beispiele eines Winterschlafes sind kaum bekannt: doch dürfte ein solcher für gewisse Arten der Gattung Uca, die die nördlichen Theile der atlantischen Küste der Vereinigten Staaten bewohnen, vielleicht sich nachweisen lassen. Dass diese Formen ihre gewöhnliche Thätigkeit den ganzen Winter hindurch fortsetzen, erscheint ganz undenkbar, da ihre Wohnplätze festfrieren, und das Graben von Löchern im nassen Sande oder Schlamme damit zur Unmöglichkeit wird. Von CaUincctcs sapidus ist bekannt, dass er im Winter in tieferes Wasser geht und sich in Schlamm und Sand vergräbt: es bleil)t jedoch fraglich, ob dies als Winter- schlaf aufzufassen ist. 7. Ortsbewegung. Obgleich der „Krebsgang" sprichwörtlich ge- worden ist, so ist doch die hierunter verstandene Bewegungsweise durchaus nicht die charakteristische der Decapoden, sondern im Gegentheil nur eine im Verhältniss wenig gebrauchte Form. Die Mittel und Wege, die von den Decapoden zur Ortsveränderung angewandt werden, sind sehr verschiedenartig und für einige Gruppen ausserordentlich charakteristisch. Wir haben gesehen, dass die Haupteintheilung der Decapoden in „Natantia" und „Reptautia" gerade die Bewegungsweise der betrett'enden Gruppen betont, aber damit soll nur ausgedrückt werden, dass „Schwimmen" und „Kriechen" die vorwiegenden Locomotionsweisen jener Gruppen sind, nicht die ausschliesslichen. Besonders bei den Natantia treffen wir eine 1230 Decapoda. grosse Mannigfaltigkeit an, und lioi ilinen sind die Hauptbewegungsweisen vielfach nebeneinander in gleicher Weise entwickelt. Wir können drei Arten der Bewegungsweise unterscheiden: 1) ein Laufen, Kriechen oder Krabbeln, ausgeführt von den Thoracalfüssen (Gehfüssen) , selten von den Abdominalfüssen unterstützt; 2) ein lang- sameres, stetigeres Schwimmen oder Rudern, wobei ausschliesslich die Abdominalfüsse als Bewegungsorgaue dienen; 3) ein kräftiges, plötz- liches und rasches Springen oder Schnellen, bewirkt durch kräftiges Einschlagen des ganzen Abdomen; auch als Rückstoss-Schwimmen bezeichnet*). Diese drei Bowegungsarten kommen, wie gesagt, vielfach bei ein und derselben Form vor, und vor allen sind es die Natantia, die diese Mannigfaltigkeit — jedenfalls ein als primitiv aufzufassendes Ver- halten — aufweisen. Bei PalacDionctcs vnrinns sind diese drei Formen der Locomotion durch v. Martens**) beschrieben worden, und zwar 1) als ein langsames, gleichmässiges Fortschreiten am Boden, vor- und rückwärts, mittelst der langen und dünnen Thoracalfüsse; 2) als ein rasches, stossweises Schwimmen, nur (wie es scheint) vorwärts, mittelst der Abdominalfüsse; 3) als ein kräftiges Emporschnellen, durch Ausstrecken des vorläufig eiugebogenen ganzen Abdomen. (Letztere Beobachtung dürfte fehlerhaft sein; die Bewegung geschieht bei anderen Formen ganz all- gemein durch Einkrümmen des gestreckten Abdomen, indem derselbe mit kräftigem Schlage gegen die Bauchseite eingekrümmt wird, wodin-ch der Krebs — in Folge dos Rückstosses, verursacht durch den AViderstand. des Wassers — nach hinten getrieben wird.) Was das Fortschreiten am Boden, das Laufen, anbelangt, so ist dies die am allgemeinsten verl)reitete Locomotionsweise der Decapoden: es ist ihr Gehen mit den Füssen, das man am besten als Krabbeln bezeichnet. Es werden hierzu fast ausschliesslich die Pereiopoden (viel- fach nur ein Theil derselben, die Gehfüsse) benutzt: dieselben bilden ein System von Hebeln, welches den Körper von der Stelle schiebt. In einzelnen Fällen helfen auch die Pleopoden mit, wie Verfasser bei einem grossen Penaeus von Bennuda im New Yorker Aquarium beobachtete. Das Fortschreiten geschieht in verschiedener Richtung, zunächst vor- wärts, dann aber auch ebenso gut rückwärts (Krebsgang). Bei den Picptantia ist dies die vorwiegende, theilweise ausschliessliche Bewegungs- weise. Bei den macruren Formen derselben, als deren Vertreter wir den Hummer und den Flusskrebs ansehen können, werden im Wesentlichen die vier hinteren Pereiopodenpaare dazu benutzt, nicht aber, oder nur in vmtergeordneter Weise, das erste, das grosse Scheerenpaar, und zwar greifen die beiden vorderen (das zweite nnd dritte) Paare nach vorn und ziehen den Körper, während die beiden hinteren iiui vorwärts stossen (und umgekehrt bei der Rückwärtsbewegung). Die einzelnen Beine l)e- *) Keller, Das Lelicn des Meeres. 189.5. p. 38. *) ArcU. für Natui-geseh. v. 2:3. 18.57. p. 149. I Lebensweise und Lebenserscheinungen. 1231 wegoii sich unabliängig von einander, ohne hostimmton Rhythmus uiul ohne Eegelmässigkeit. Bei den Biachyuren ist das Laufen hei (h'n meisten Formen die ausschliessliche Fortbewegungsart, nnd zwar ist die Richtung bei ihnen vorwiegend seitwärts. Nach Rtebbing hat Miss .T. M. Arms das Laufen von Cancer sayi (ild. (= irromtm Say) folgender- maassen beschrieben: Die Beine der einen Seite stossen, die der anderen zieiien, und zwar bewegen sicli die einer Seite nielit gleichmässig, sondern abwechselnd, so dass die Fortbewegung nicht stossweise ist, sondern continuirlich wird: sie ist somit ein richtiges Kral)beln. Dieses seit- liche Krabbeln ist für die Krabben ausserordentlich cliarakteristiscb, und da die Krabben einen sehr grossen Theil der Decapoden-Gruppe bilden, hat diese Bewegungsweise mehr Anrecht darauf, als die typische der Decapoden angesehen zu werden, als der berühmte , .Krebsgang". Es ist dies Krabbeln theilwoise eine sehr schnell fördernde Bewogungsweise: am schnellsten sind unzweifelhaft die Arten der Gattung Ocypode, die mit Windesschnelle über den Sand des Strandes dahineilen. Sie tragen dabei den Körper hoch, die Augen aufgerichtet und suchen dem Verfolger durch häufige Zick-Zack -Wendungen zu entgehen. Ihr Rennen ist stets seitwärts. Andere Formen wieder sind sehr träge, wie z. B. die meisten Dromiidac. Dromia vulgaris sitzt (nach C.Vogt) unter Steinen mit an- gezogenen Beinen, und bewegt sich nur äusserst langsam; dabei werden nur zwei Beinpaare (die zweiten und dritten Pereiopoden) verwandt, da die beiden hinteren Paare auf die Rückseite des Körpers gerückt sind und zum Festhalten der Fremdkörper, mit denen sich diese Krabben bedecken, verwendet werden. Bisweilen ist diese Bewegungsweise weiter zu einem Klettern modificirt: die betreffenden Formen zeigen dann häufig eigenthümlicli hakenförmig endigende Pereiopoden, die dazu geeignet sind, Aeste von Seepflanzen, Korallen u. dgl. zu umklammern, zwischen denen diese Formen leben. Hierher gehören gewisse Galaihcidcn {Uropfijchus, Chirosti/lus, Eummüda) und viele oxyrhjnchc Brachyurcn. Die zweite Form der Bewegung, das Schwimmen, ist die normale bei den Nafanfia. Hierzu werden ausschliesslich die Pleopoden benutzt, die ein richtiges System von Rudern bilden. Das Schwimmen kann vor- und rückwärts stattfinden, und es werden dabei (bei Leander serratus, nach Warrington*]) die Pereiopoden eingeschlagen und dem Körper angelegt, um der Fortbewegung weniger Widerstand zu leisten. Ob bei denjenigen Formen, die noch einen wohlentwickelten Exopoditen an den Pereiopoden besitzen, derselbe als Ruderorgan fuuctionirt — wie es bei den Schizopoden und auch bei den Decapoden-Larven thatsächlich der Fall ist — ist noch nicht direct beobachtet, dürfte aber sehr wahrschein- lich sein. Es findet sieh ein solcher Exopodit bei einzelnen Penaciden, einigen Pemjihcmden, bei allen Acnnfhephyriden und einigen Afyiden. *) Ami. Mag. Nat. Ilist. (2) v. 15. 1855. p. 247. 1232 Deoapoda. Vielfach ist jedoch die Schwimmliihigkeit bereits hei Natantia redueirt: die Alpheiden z. B. leben vorwiegend im Inneren von Korallen, Spongien u. dgl. und schwimmen sehr wenig oder gar nicht, und dassel))e gilt für die parasitischen Ponfonüden, die im Inneren von Zweischalern leben. (Die dritte Bewegungsweise, das Schnellen, wird indessen von diesen Formen noch ausgeübt.) Bei den Jicptantia geht die Schwimmfähigkeit schliesslich ganz ver- loren. Die Pleopoden werden mein' und mehr redueirt (besonders beim Männchen) oder ihre Function beschränkt sich auf das Tragen der Eier (beim Weibchen), und damit hört die Möglichkeit des Schwimmens auf. Bei Formen, wie der Hummer und Flusskrebs, ist von einem Scliwimmen kaum noch die Rede, und ganz ausgeschlossen ist ein solches bei der Mehrzahl der echten Krabben; dieselben können nur nocli laufen und krabbeln, und entfernen sicli im Wasser nicht von dessen Gnuule. Alier wir haben Beispiele, dass sich eine Art des Schwimmens bei vielen Krabben entwickelt, die besorgt wird von gewissen Pereiopoden, deren Fiulglieder, besonders der Dactylopodit, sich zu diesem Zwecke schaufel- oder blattartig verbreitert. Hierher gehört vor allen die grosse Gruppe der Schwimmkrabben {Portmiiden) und einzelne Formen aus anderen Gruppen, wie Ncmtdoconjstcs unter den Corystiden, Matuta unter den Üxys- toniata u. a. Gosse hat das Schwimmen der Schwimmkrabbe der Sargasso- See (Nephmus sayi) beobachtet. Hier wird die Locomotion durch die „Schwimmfüsse", die fünften Pereiopoden, besorgt, welche mächtige ßuderbewegungen ausführen. Die Krabbe schiesst seitlich durch das Wasser, indem daliei die übrigen Beine der einen (in der Bewegungs- richtung vorderen) Seite eingeschlagen werden, und die der anderen Seite lang ausgestreckt bleiben und im Wasser nachschleppen. Aehnlieh bewegt sich CaUinedes und Matuta, wie der Verfasser zu beobachten Gelegenheit hatte, und bei allen diesen Formen ist es bemerkenswert]], dass die seitliche Kiehtung der Fortbewegung auch beim Schwimmen eingehalten wird. Bei der dritten Bewegungsart, der des Eückstoss-Schwimmens, wird das ganze Abdomen als Bewegungsorgan benutzt, und diese Loco- motionsweise kann sich natürlich nur bei solchen Formen finden, die ein gut entwickeltes Abdomen besitzen. Sie fehlt also völlig bei allen Bmchyurcn. Unter den Macruren ist sie vor allen den Natantia eigen, und bei ihnen im Wesentlichen als eine verstärkte und mehr energisch gemachte Schwimmbewegung aufzufassen, bei der nicht nur die Abdomen- Anhänge, sondern das ganze Abdomen mitwirkt, und wo besonders auch die Schwanzflosse in Thätigkeit tritt. Dieselbe wird gegen die Bauch- seite geschlagen und treibt so den Krebs sprung- oder stossweise nach rückwärts. Auch bei den mnemren Beptmitia findet sich diese Bewegungs- weise noch sehr wohl erhalten, so besonders auch bei den Flusskrebsen (z. B. Potamolnm und Oambarus): hier wird das Rückwärts -Schnellen ganz besonders als Fluchtmittel benutzt, da es ausserordentlich fördert Lebensweise und Lehensersoheinungen. 1233 luul, mehrmals wiederholt, den Xrebs schnell dem Urt der Gefahr ent- fliehen lässt. Bei anderen Macniren, und besonders bei den sogenannten anomuren Formen, tritt dann allmählich eine Rcdueirung dieser Fähigkeit ein, die mit der Keduction des Abdomen Schritt hält: so ist z.B. bei lho2)tycIius und Verwandten die Schwanzflosse sehr schwach und einge- faltet und vermag kaum noch den Anstoss zu dieser energischen Be- wegung zu geben; diese Formen sind dann auch — wie schon oben bemerkt — wesentlich kletternde, und finden sich vorwiegend in ver- zweigten Tiefseekorallen (Gorgouien u. dgl.). 8. Nahrung. Die grosse Mannigfaltigkeit der Entwicklung des Decapodenstammes prägt sich auch in der Auswahl der Nahrung aus. Ganz allgemein gesprochen, können wir sagen, dass die Decapoden typische Allesfresser sind, und eine grosse Anzahl derselben nehmen thatsächlich mit allen organischen Stoft'en vorlieb, die sie zerkleinern können. Dabei herrscht aber eine entschiedene Neigung vor, faulende und sich zersetzende Stoffe zu fressen, und die letzteren — mögen sie nun pflanzlichen oder thierischen Ursprungs sein — üben eine entschiedene Anziehungskraft auf die Decapoden aus: sie sind der beste Köder für dieselben. In Folge dieser Vorliebe für Aas spielen die Decapoden im Haushalte der Natur beim Wegräumen faulender Organismen eine ausserordentlich wichtige Rolle. Gerade die Aasfresser sind aber durchaus nicht wählerisch: sie nehmen alles, was sich ihnen bietet, und augenscheinlich ist dies omnivore Verhalten das primitive. Die Flusskrebse sind als Beispiel hierfür wohl allgemein bekannt, und dasselbe gilt auch für eine grosse Zahl der marinen Decapoden. So giebt z. B. Warrington für Leander scrratits an, dass er in der Gefangenschaft Stücke von Austern, Garneelen u. dgl., rohes Fleisch und anderes annimmt; er durchsucht mit dem ersten und zweiten Beinpaar fortwährend die Umgebung nach Nahrung und alles Essbare wird abgekniffen und zum Munde geführt. Ccdlineefes sapidns ist der Typus eines Allesfressers unter den Krabben. Nach Miss ßathbun nimmt er jederlei Aas, tote Fische und stinkendes Fleisch an, beschränkt sich jedoch nicht hierauf, sondern sucht selbst lebende Thiere zu fangen, worin er vielfach Erfolg hat; so lauert er z. B. den „Fiddlers" (Uca) auf, stürzt sich plötzlich unter sie und ergreift einen derselben; auch gelingt es ihm, kleinere Fische zu fangen. Im allgemeinen kann man sagen, dass diese Allesfresser die thierische Nahrung besonders vorziehen, dann aber unter ihr wenig Auswahl treffen. Gewisse Formen specialisiren sich indessen mehr und suchen ihre Nahrung mehr in lebendem Gethier. Zunächst liefert die Kleinfauna des Wassers vielen Decapoden eine regelmässige Nahrung, und besonders die kleineren Formen werden auf dieses Futter naturgemäss beschränkt sein. Palae- monetes ranans frisst z. B. kleine Entomostraken; junge Hummern im Mysis- Stadium sind nach S. J. Smith auf derartige kleine Wesen angewiesen, und dasselbe wird für die Mehrzahl aller freien Larven gelten. Von Latreillia elegans ist bekannt, dass sie die Polypenköpfchen der Tubularien- Jlrunn, Klassen des Tliiorreicbs. V, 2, 78 1234 Deoapoda. stocke abkneift und sich auf den Stacheln des Rückens und der Beine festspiesst, um sie hernach zu verzehren. Die Hauptnahrung von Pali- nurus dc.phns, der Languste, bilden lebende Meeresmollusken, die von dem Krebs geschickt zerbrochen werden. Der Magen von Kacmpferia Jcaempferi, der japanischen Riesenkrabbe, ist nach de Haan mit Asteriden angefüllt, die ihre hauptsächliche Nahrung zu bilden scheinen, und das Gleiche stellte de Haan durch Untersuchung des Mageninhaltes für Ranina fest, während Lcucosia sich von Pahcmon- Arten nährt, Calappa, Matnfa, Dorippe andere Brachyuren fressen. Ocypodc arenaria liebt nach S. J. Smith besonders Amphipoden der Gattung Talorchcstia, die sie be- lauert und im Sprunge erhascht, wie die Katze die Maus. (Daneben frisst sie aber auch tote Fische und andere vom Meer aiisgeworfene Leichen.) Gelegentlich wagen sich gewisse Decapoden auch an höhere Thiere, selbst Wirl)elthiere. Wir haben gesehen, dass CaUinectcs Fische fängt, und dasselbe Avird von Itanina berichtet. Polybius henslowi (eine Schwimmkralibe) soll sellist schnell schwimmende Fische (Makreelen) ver- folgen, sich mit den Scheeren an sie festklammern, bis sie unterliegen; allerdings meint Stebbing, dass wohl nur die im Netz gefangenen und in der freien Bewegung gehinderten Fische dieser Form zum Opfer fallen dürften. Letzteres wird mit Bestimmtheit durch E.v.M arten s von Fotanion flimatilc in Italien behauptet: diese Art frisst im Albanersee die gefangenen ,,Lattarine" (Athrrina lacustris Bp.) in den Netzen an und ist deshalb den Fischern verhasst. Grapsns (jrapsus soll nach Darwin auf der Lisel St. Paul den Seeschwalbeu die vou diesen gefangenen Fische stehlen, ja es wird behauptet, dass er sogar die jungen Vögel aus dem Neste holt, und von Gccarciniis — einer Gattung, der man allerdings etwas Derartiges zutrauen möchte — wird sogar angegeben, dass auf der Insel Ascension junge Kaninehen ihr zum Opfer fallen. Dass bei einer derartigen Gefrässigkeit auch Kannibalismus nicht unbekannt ist, ist selbstverständlich. Gccarciniis frisst verstümmelte und wehrlose Genossen auf; in den Zuchtanstalten fressen grössere männliche Flusskrebse liäufig die schwächeren Weibchen in ansehnlicher Anzahl auf*); CaUinectcs fällt ohne Bedenken über Junge seinesgleichen her, wenn er sie erwischen kann, und auch bei kleineren Formen, z. B. jungen Hummern im Mysis- Stadium, kommt es nach S. .1. Smith vor, dass sie sich gegenseitig auffressen. Die Fälle, wo Decapoden sich mehr oder weniger ausschliesslich einer Pflanzennahrung zuwenden, sind weniger häufig. Bekannt ist dies vor allen in der Familie der Coenobitiäac, bei den Gattungen Cocno- hita und Birgus. Dahl**) spricht von den „Einsiedlerkrebsen" als Pflanzen- fressern: sie bedecken förmlich die abgefallenen Früchte, die am Strande liegen (Bismarck- Archipel). Da er kurz darauf von diesen Einsiedler- *) AHr. Fiseh.-Zeir., 18 No. 8, 189::^, p. lU. **) S. B. Ges. nat. Freuuilo Berlin, ISUT, p. 128. Lebensweise und Lobenserscheinungen. 1235 krebsen sagt, dass sie meilenweit ins Binnenland gehen, so kann es sich nur um Coenohifa handeln. Uebrigens hat bereits Streets von der Coenohita olmeri der Fanning- Gruppe berichtet, dass sie Bäume und Büsche erklettert (ein schweres Schneckeugehäuse, Turho anjyrostonia, mit sich schleppend), „wahrscheinlich" um Moos und Flechten zn fressen. Von Binjus latro ist es längst bekannt, dass er sich von Kokos- nüssen nährt: doch liegen über die Art und Weise, wie er dabei ver- fährt, sich widersprechende Berichte vor. Die Thatsache selbst ist nicht anzuzweifeln, da Quoy und Gainiard Exemplare monatelang mit Kokos- nüssen fütterten. Schon der alte Herbst behauptet, dass Binjus auf Kokospalmen klettern soll, um die Nüsse zu holen, und nach Cumiug soll er auch auf einen Pandanus steigen, um dessen Früchte zu en'eichen. Dies wurde vielfach von anderen Autoren wiederholt, doch besitzen wir kaum Berichte, die auf Autopsie beruhen. Streets (Bull. U. S. Mus., No. 7, 1877) behauptete nun positiv, dass Birgus nur die abgefallenen Kokosnüsse fresse, dass aber die Erzählungen von dem Erklettern der Bäume Fabeln seien. Neuerdings ist nun aber wieder durch Borradaile (Proc. Zoel. Soc. London 1898, p. 458) der alte Bericht zu Ehren ge- kommen. Nach Gardiner, der das Borradaile vorliegende Material sammelte, klettert Biniiis sowohl auf Pandanus, als auch auf Kokos- palmen (Funafuti, Ellice- Gruppe), und der Krebs wurde vor seinen eigenen Augen von den Eingeborenen in den Kronen der Palmen ge- funden und herabgeworfen. Nach Darwin und Streets öftnet der Krebs eine Kokosnuss, indem er sie zuerst von der faserigen Hülle befreit und dann an dem Ende, wo die drei „Augen" sich befinden, sie aufhämmert. Nach Darwin soll er dann die kleinen hinteren Pereiopoden dazu benutzen, den Kern aus der Nuss herauszuholen. Diese Function der fünften Pereiopoden wäre aber höchst sonderbar, und hat wenig Wahr- scheinlichkeit für sich. Herbst dagegen giebt an, dass er die ganze Nuss mit den Scheeren zu zerbrechen im Stande sei, was glaublich erscheint, wenn wir durch Steh hing wissen, dass ein Birgus, den Captain Moresby in einer Blechbüclise hielt, aus derselben entschlüpfte und dabei thatsächlich mit der Scheere das Blech durchlöcherte! Boddam- Wetham schliesslich (Pearls of tlie Pacific. 1876) berichtet, dass er die Nuss, nachdem sie von der Faser befreit ist, wieder auf den Baum hinauf- trägt und auf einen Stein herabfallen lässt, um sie zu zerbrechen! Wenn wir somit die Thatsache nicht beanstanden können, dass Birgus sich von Kokosnüssen und von den Früchten des Pandanus nährt, so ist doch über die näheren Umstände noch viel Unklarheit vorhanden, und die Aus- sagen von Forschern, die sonst durchaus zuverlässig sind, widersprechen einander. Neue und sorgfältige Beobachtungen über Birgus sind daher sehr wünschenswerth. Sonst kennen wir nur wenige Beispiele, dass Decapoden sich von Pflanzenstoffen näln-en. Zehntner (Arch. voor de Java Suikerindustrie. 1897) giebt allerdings an, dass auf .Java Paratliclplmsa maculata die 78* 1236 Decapoüa. juugeu Triebe des Zuckerrohres abkneift uucl frisst: dies ist indessen nicht ihre ausschliessliche Nahrung. Im Uebrigen kömien wir nur die- jenigen Formen hier noch anführen, die Sand und Schlamm fressen und mit diesem die in ilnn enthaltenen Organismen, meist kleine Algen und dergleichen. Dies gilt nach S. J. Smith z. B. für Uca imgihdor, die durchaus Vegetarier ist und von den kleinen Algen lebt, die auf dem feuchten Sande ihrer Wohnstiitten wachsen. Sie nehmen die Algen, wobei sie mehr oder weniger Sand mit bekommen, mit den kleinen Scheeren auf und führeu sie zum Munde. Oft bringen sie die Algen in ihre Löcher herein, wie um sich einen Vorrath anzulegen. Aehnlich frisst DofiUa in Ostafrika, wie der Verfasser beobachtete, den feinen Sand, oder kaut ihn vielmehr durch, um das Geniessbare sich zuzuführen; der durchgekaute Sand wird gleich wieder aus den Mundtheileu herausgepresst und nicht verschluckt. Schliesslich müssen wir imch die Atyoidu potinürim erwähnen, die nach F. Müller ein Schlammfresser ist. Hierbei leisten die eigenthüm- lichen Haarbüschel an den Spitzen der Scheerenfinger gute Dienste. Wenn sich die Finger öffnen, breiten sich die Haare fächerartig aus und sammeln feinen Schlamm ein. Beim Schliessen der Finger schliessen sich auch die Haare dicht um den aufgenommenen Schlamm und drücken ihn zu einem kleinen Ballen zusammen, der zum Munde geführt wird. Da die ganze Familie der Atyidae, zu der Atyoida gehört, dieselben Haarpinsel an den Scheerenfingern besitzt, so ist bei allen ihren Augehörigen eine ähnliche Weise der Ernährung höchst wahrscheinlich *). 9. Parasitische Lebensweise von Decapoden. Eine nicht unbedeutende Anzahl von Decapoden giebt es auf, selbst die Nahrung aufzusuchen, und ergiebt sich dem Parasitismus. Obgleich wohl kaum ein Fall bekannt ist, dass ein Decapode so tief herabsinkt, um gänzlich sich dem Schmarotzerthum zu widmen, d li. im Lmeren eines Wirths- thieres zu leben und von dessen Körper und Säften sich zu nähren, so kennen wir doch alle zu diesem Stadium überleitenden Verhältnisse, von dem einfachen, gewohnheitsmässigen Anklammern an andere Geschöpfe zu der vollkommen im Inneren eines anderen Thieres eingeschlossenen Lebensweise, wobei nur die letzte Frage noch nicht entschieden ist, ob der parasitische Decapode thatsächlich sich von dem Wohnthiere nährt und demselben dadurch nachtheilig wird: indessen wird letzteres in einer Gruppe, der der Pinnothrrnhic, voraussichtlich noch nachgewiesen werden. Beginnen wir mit denjenigen Formen, die sich äusserlich an andere Thiere anklammern, so können wir uns kurz fassen, da über die Be- deutung dieses Zusammenlebens so gut wie Nichts bekannt ist. So findet sich z. B. Alpheus comatidarum Hasw., wie es scheint regelmässig, auf *) J. Walther und C.Keller behauiiten, dass gewisse riffhewohneude Decapoden den Riffkalk anfressen und benagen. Derartige Beobaohtiingen sind niemals gemacht worden und existiren nur in der Phantasie dieser Autoren. Lebensweise and Lebensevschcinungen. 1237 CoiiKifida-Arieu: Zchrida i((la))isi lebt auf einem Seeigel, Tuxopmmstcs vlcgaiis; und F. Müller erwähnt, dass eine Forcdiana- kxi (P. stdlicola) sieh auf Scesiernen aufhält, üb diese Formen auf den von ihnen ge- wälilten Wohnthieren einfach Schutz suchen, oder ob engere Beziehungen zwischen beiden existiren, ist schwer zu entscheiden. Von Zehrida ist es sicher, dass ihre Färbung mit der der Stacheln des Seeigels harmonirt, diese Form also durch ihre Färbung und Lebensweise geschützt ist. Ein anderer Fall wird von Planes minidiis (= Nautüograpsus m.) geliefert. Nach Chevreux und de Guerne (Compt. rend. CXVI. 1893) ist der- selbe ein regelmässiger „Commensuale" auf der Meerschildkröte Tlialasso- chelys carcfta L., und zwar sitzt er, Männchen und Weibchen, auf dem Schwanz der Schildkröte und am Hinterrande des llückenschildes, wo ihn die Schildkröte, welche ihn sonst wegschnappt und verzehrt, nicht erreichen kann. Da aber der planktonische Flaues auch an anderen Gegenständen getroffen wird, so dürfte hier eine so enge Verbindung mit der Schildkröte, die man als Commeusalismus bezeichnen könnte, nicht vorliegen: der Krebs benutzt die letztere wahrscheinlich nur als Transportmittel und Ruheplatz. Die Mehrzahl der Fälle, wo Decapoden im Inneren anderer Thiere gefunden werden, dürfte wohl einfach als Raumparasitismus zu bezeichnen sein. Das Bestreben, sich in Verstecke zurückzuziehen, hat sich hier in besonderer und eigenthümlicher Richtung bethätigt, indem der Krebs das Innere eines anderen Thieres zum Versteck wählt. Wir wollen indessen alle die Fälle übergehen, wo Decapoden z. B. in Spomjien sich einmietheu, denn die Zahl derselben ist ausserordentlich gross, und irgend eine besondere Beziehung des Krebses zur Spongie, abgesehen von der als Einmiether zu seiner Wohnung, ist nicht vorhanden. Indessen dürfte wohl der Raumparasitismus der Stenopiden-Gattung Spongkola und Thalassiniden- Gattung Eiconaxius, die regelmässig — wenigstens die Arten, bei denen etwas darüber bekannt ist — in Hexacflndliden , und zwar die erstere in FAiplacMlu, die letztere in Farrea, augetroffen werden, erwähnenswerth sein. Unter den Forcellaniden giebt es gewisse Formen, die regelmässig als Raumparasiten auftreten. F.Müller erwähnt eine Forcdiana creplini, die paarweise in den Röhren von Chaetopterus vorkommt: indessen dürfte seine generisehe Bestimmung dieser Form unrichtig sein, da andere ähn- lich lebende Forcellaniden zur Gattung Fohjonyx gehören; so lebt z. B. Fohjonyx cometes nach Walker (J. Linn. Soc. London 20. 1887) in den Siphonen eines Aspergülum. In der Encyphiden-Familie der Fontonüdae treffen wir zahlreiche Fälle von Raumparasitismus, und zwar leben die einzelnen Formen vor- wiegend in Zweischalern. Besonders die Gattungen Typton (nur eine Art, in Spomßen), Fontonia (in Zweischalern, wie Finna, aber auch in Ascidicn) und Concliodytcs (in Zweischalern, wie Tn'dacna, Mdeagrhia) sind parasitisch, während die übrigen Gattungen der Familie, Periclimencs, ]^238 Docapoda. Coralliocaris , Harp/lnis, AncJiistus*) freilebende Foniieu (selten Ecto- parasiten) enthalten. Eine ausserordentlich charakteristische Parasitenfamilie ist die der Finnoiheridae. Die Gattungen und Arten derselben sind ausserordentlich zahlreich, vmd während noch vereinzelte freilebende Formen vorzukommen scheinen, hält sich die Mehrzahl im Inneren der verschiedenartigsten Thiere auf. Unter 33 von Bürger (Zool. Jahrb. v. 8) aufgeführten, von Sem per auf den Philippinen etc. gesammelten Pinnotheriden finden sich 13 Arten in Z wcischalcrn und 4 in Eoloihimcii (von den übrigen ist das Wohnthier nicht angegeben). Unter den ersteren lieferten in Bürger's Liste folgende Gattungen parasitische Krabben: Flacuna, Lima, Pcden, Meleagrina, Pcrna, Myt'dus, Mod'iola, F'mna, Area, Byssoarca, Pectuncidus, Tridaena, Cardkmi, CoralUophaga , Tupes, Clrce, Donax, Solen. Doch erschöpft diese Liste durchaus nicht die Zahl der Zweischaler, die Pinno- theriden beherbergen; wir können hinzufügen: ]'enus (nach Semper, Zeitschr. f. wiss. Zool. 11, p. 105), Ostrca (Mittelmeer und Vereinigte Staaten), Pholas (Japan). Interessant ist es, dass die einzelnen Arten der Pinnotheriden meist sich auf bestimmte Mollusken zu beschränken scheinen; indessen kennen wir andere Fälle, wo sie in mehreren Formen vorkommen. So lebt nach Heller im Mittelmeer Pinnothercs pmmi in Ostrea, Mytüus und Modiola, und F. vetcrum in Pinna; nach Bell aber lebt erstere Art au den englischen Küsten in Mytilus edulis und Modiola vulgaris, auch in Cardium edule, während die andere in Pinna ingc7is, Modiola vulgaris und Ostrca sich findet. Pinnotheres ostrcmii der Ostküste der Vereinigten Staaten lebt fast ausschliesslich in Ostrea virginiana, doch fand Verfasser auch Exemplare in einem Fecten. Dies Zusammenleben des „Muschelwächters" mit der Muschel war schon den Alten (Aristoteles, Plinius) bekannt und wurde allgemein als auf Gegenseitigkeit beruhend aiifgefasst; man glaubte, dass eine — wie es jetzt genannt wird — Symbiose vorläge. Nach S. J. Smith jedoch (Americ. Natural. 3. 1870, p. 245) bewohnt Pinnothercs ostretmi die Auster zweifellos nur, um Schutz zu suchen. Er verletzt die Auster nicht, ist aber unwillkommen, und von einem gegenseitigen Vortheil kann kaum die Rede sein. Stebbing meint allerdings, der Gedanke, dass die Krabbe gelegentlich für das Muschelthier von Nutzen sein könne, erscheine nicht so unwahrscheinlich, denn beim Nahen eines Feindes wird ein so nervöses Geschöpf, wie eine Krabbe, unruhig werden und seinem mehr apathischen Genossen eine rechtzeitige Warnung geben. Gelegentlich soll Pinnotheres in einer perlenartigeu Bildung von Meleagrina margariti- fcra eingeschlossen sein (H. Woodward). Die Zweischaler sind nun aber nicht die einzigen Wohnthiere der Pinnotheriden: schon oben liaben wir erwähnt, dass Bürger vier Holo- thiirien nennt (den Gattungen IMofhuria und Stichopus angehörig), und *) Ueber diese Gattungen vgl. Borradaile, Ann. Mag. Nat. Eist. (7) v. 2. 1898. i Lebensweise und Lebenscrschoimuigiüi. 12o9 Stroets orwäliut eino Finnixa-Art aus Holotliurioii von Califoroieu; wo eine nähere Angabe vorliegt, soll sich der Krebs in den Wasserluugen der Holothurie finden. Wieder andere Formen leben in röhrenförmigeu, von anderen Thieren coustniirteu Bildungen: so eine Pinnixa- Axt (F. cliadopkmna Stps.) der Ostliüste der Vereinigten Staaten in den Köhreu von Cliadojjtcnis pcrgamentaceus, eine andere (P. cylindrica Say) in den von Arenicola cristata gegrabenen Löchern ; eine califoruische Form dieser Gattung (P. fubicola Holmes) lebt in den lederartigen Röhren von Anneliden und eine andere (P. Utomlifi Holmes) wird oft in den Löchern, die eine Muschel (Mya) im Sande gräbt, gefunden. Schliesslich findet sich Plnnaxodes chüensis (Chile, Peru, Ecuador) regelmässig im Enddarm eines Echiniden {Strongylocentrotus gibhosus), den er zu einer Cyste auftreibt; auch die äussere Kalkschale des Seeigels ist angeschwollen. Alle Exemplare des Krebses sind Weibchen. (Betreffs letzteren Verhältnisses ist zu bemerken, dass der Parasitismus des W^eibchens allein sieh vielleicht bei anderen Formen bestätigen wird; Untersuchungen hierüber, sowie über die Entwicklungsgeschichte und Zeit des Einwanderns dürften ausserordentlich interessante Resultate zu Tage bringen.) Dann müssen wir noch gewisse kleine Krabben erwähnen, die in Stcinkorallen als Parasiten leben, und höchst wahrscheinlich zu den Pinnotherideii gehören. Sie sind bekannt unter den Gattungsnamen Cryptochirus Hell, und Hapalocarcinus Stps., ihre genaue systematische Stellung ist jedoch noch nicht sicher festgelegt. Cryptochirus findet sich nach Semper in Tracliyphyllia, Goniastraca und anderen mehr massigen Korallen, während Hapalocarcinus an den Aesten von verzweigten Formen (besonders Pocillopora, aber auch an Stylophora und Scriatopora findet sich Aehnliches) eigeuthümliche Wucherungen bildet; es sind gallenartige Knollen, etwa von Walnussgrösse und innen hohl; in der Höhlung sitzt die Krabbe und ist — abgesehen von einigen wenigen engen Spalten, durch die das Wasser strömen kann — von der Aussenwelt völlig ab- geschlossen. Diese Gallen sind an den genannten Gattungen (die nur im Indo-pacifischen Gebiet vorkommen) ausserordentlich häufig: jede Korallensammlung enthält sie in ansehnlicher Zahl, meist aber ist der Krebs im Inneren der Galle gänzlich vertrocknet und pulverisirt. Semper (Existenzbedingungen der Thiere. 2. 1880, p. 23) hat diesen Gallen einige Aufmerksamkeit geschenkt, im Uebrigen wissen wir nichts über sie. (Bei Korallen des Westindischen Gebietes zeigen sich niemals derartige Gallen.) Wie gewisse Pinnotheriden, so scheinen sich auch einige Schwimm- krabben parasitisch in Holothurien zu finden. Stroets (Bull. U. S. Mus. 7. 1877) beschreibt von der Fanning- Gruppe die neue Gattung Assecia (Art: holutJmricola), die wohl mit Lissocarcinus zusammenfällt, oder ihr doch sehr nahe steht. Sie lebt in der Kloake einer Holothurie. Dass der echte Lissocarcinus (Art: orhicularis) ähnlich lebt, darauf deutet eine 1240 DecaiiüJa. Ikiobachtiiiig von Döderlein, die bisher unpiiblicirt ist, hin; er faml iiiimlicb, nachdem er eine Holothurie gefangen, plötzlich zwei Exemplare dieser Krabbe im Boote liegen; wie sie dahin gekommen, ob sie an oder in der Holothnrie sich befanden, Hess sich indessen nicht mehr fest- stellen. Zum Schluss müssen wir noch einige von F. Müller erwähnte Fälle anführen. Nach ihm lebt bei Sta. Catharina, Brasilien, ein glasartig dm-chscheiuender „Palämon" in Medusen, und ein Brachyure {Lihinia?) von bedeutender Grösse im Verhältniss zum Wirthsthier nimmt im Inneren von Rhizostomiden seinen Sitz ein. Näheres über diese Formen ist nicht bekannt, und ilire systematische Bestimmung lässt alles zu wünschen übrig. 10. Geschlechtsleben. Die Fortpflanzung selbst der Decapoden, sowie die mit ihr in engster Verbindung stehenden Vorgänge sind bereits oben auf pag. 1073—1078 behandelt worden. Hier müssen wir jedoch auf einige weitere, das Geschlechtsverhältniss betreuende Dinge eingehen. Secundärc Geschlechts Charaktere finden sich vielfach bei den Decapoden entwickelt, so dass Männchen und Weibchen sich änsserlich meist leicht unterscheiden, wenn auch andere Fälle vorkommen, wo dies weniger der Fall ist. Wenn wir es als allgemeine Regel aufstellen können, dass die Körpergrösse der Weibchen die der Männchen über- trifft, so ist doch der Unterschied kein grosser, und meist zeichnet sich das Männchen dem Weibchen gegenüber durch stärker entwickelte Scheeren aus, so dass vielfach durch die massige Entwicklung der letzteren das Uebergewicht der gesammten Körpermasse sich auf Seite des Männchens neigt. Bei den Eucyphiden haben wir für gewöhnlich keine solche auffallende Entwicklung von Scheeren, so dass das Weibchen meist sich durch bedeutendere Grösse auszeichnet. Indessen kommt der Süsswassergattuug Falatmon als charakteristisches Merkmal die ausser- ordentliche Entwicklung der Scheeeren des zweiten Pereiopodenpaares zu: wenn hier das Weibchen selbst bei ziemlich ansehnlicher Rumpf- grösse niu- massige Scheeren aufweist, wird bei gleich grossen Männchen durch die ausserordentliche Länge und Mächtigkeit der zweiten Scheeren die Gesammtmasse des Körpers eine weit grössere. Bei dem auf Tat. CXVII, Fig. 1 abgebildeten Palaemon nipponensis erreichen diese Scheeren verhältnissmässig nur geringe Dimensionen: wir kennen aber andere Arten, z. B. P. carcinus und P. lar in Ost -Asien und Indo- Malaysieu, P. jamaicensis und P. acanthurus in West -Indien und Süd- amerika, Avo die Länge der Scheeren bedeutend die Körperlänge über- trifft; allerdings scheint es aber, als ob gerade bei dieser Gattung die allgemeine Regel umgekehrt wird, und die Männchen thatsächlich im hohen Alter auch in der Rumpfgrösse die Weibclien übertreffeu. Bei den niederen Reptantia und bei den meisten kurzschwänzigen Formen findet sich die Regel verwirklicht, dass der Körper des er- wachsenen Weibchens den des Männchens übertrifft, während das letztere Lebensweise und Lelienserscheinungen. 1241 sich (liir(-li kräftigere Eutwickluug der Sclieeren auszeichnet. Als Bei- spiele küniieu wir den Hummer, die Flusskrebso und die Mehrzahl der gcwöhuliclKMi Krabben nennen. Für gewöhnlich sind die Unterschiede gering; doch giebt es eine Keihe von Formen, wo das Männchen sich durch ausserordentlich kräftige Scheeren auszeichnet. Besonders auf- fallend ist dies bei der Gattung Uca, wo von den beiden Scheeren des Männchens die eine — bald reclits, bald links — eine enorme, den ganzen Körper übertreffende Grösse erreicht^ während die andere — wie beide beim Weibchen — geradezu winzig bleibt. Die stärkere Entwicklung der Scheeren beim Männchen lässt sich in den gewöhnlichen Fällen leicht begreifen: das Männchen brauciit eine Waffe ganz besonders zu den Kämpfen, die um den Besitz des Weibchens ausgeführt werden (beobachtet bei Cullinectcs) und andererseits gebraucht es die Scheeren zum Packen des Weibchens bei der Begattung. Es dürfte indessen nicht wahrscheinlich sein, dass die kolossalen Scheeren des Männchens von Palmmou oder von Uca als Waffe oder als Hülfsmittel zum Ergreifen des Weibchens irgend eine Bedeutung haben: zu beiden Verwendungen sind sie viel zu ungeschickt. Ueber die Bedeutung der grossen Scheere bei Lka sind die verschiedenartigsten Ansichten ausgesprochen worden. In Brehm's Thierleben z. B. wird behauptet, dass diese Krabbe mit ihr den Eingang zu ihrem Loche ver- schliesse; dem widerspricht aber sofort der Maugel eines solchen Ver- schlussapparates beim Weibchen, sowie die Beobachtung, dass die Vca- Arten thatsächlich ihre Scheeren nicht so gebrauchen ; sie gehen seitwärts in ihre Löcher und tragen dabei die grosse Scheere eingefaltet. Anderer- seits hat man die Scheere einfach als Waffe angesehen; allerdings können die Üca-Männclien ziemlich empfindlich kneifen, aber zu einer eigent- lichen Waffe ist ihre Scheere viel zu ungeschickt; vor allem ist sie an der Basis zu schAvach, und im Kampfe mit einem Feinde oder seines- gleichen kann sie kaum von erheblichem Nutzen sein, da sie bei irgend welcher Beanspruchung gewöhnlich an der Basis abbricht. Henderson (Tr. Linn. Soc. London, ser. 2. v. 5. 1893, p. 329) vermuthet sogar, dass diese Scheere ein Organ zum Graben der Löcher sei, in denen die Uca- Arten leben: dem Aviderspricht aber wieder das Felilen der grossen Scheere beim Weibchen. Der Verfasser hat demgegenüber die Ansicht ausgesprochen (Jenaische Denkschr. v. 8. 1894, p. 67), dass diese Scheere im Wesentlichen als sexueller Zierrath anzusprechen ist; und in der That hat diese Ansicht alles für sich. Es spricht dafür das alleinige Vorkommen dieser mächtig entwickelten Scheere beim Männchen, sowie die Färbung, die sie regel- mässig auszeichnet; sie ist nicht nur sehr gross, sondern auch sehr auf- fällig gefärbt, roth, gelb, weiss, seltener bläulich; und ferner spricht dafür die Art und Weise, wie die Krabbe sie gebraucht; sie erhebt dieselbe hoch empor und bewegt sie in eigenthümlicher Weise hin und her, was ihr den Namen „Winkerkrabbe" eingetragen hat. Nach Henderson 1242 Decapoda. findet diese Bewegung nicht stets statt, sondern nur bei gewissen Gelegenheiten, und genau dasselbe gilt für die „Piddlers" der Vereinig-ten Staaten. Dies bestätigt vollkommen die obige Ansicht: das „Winken" findet — wie höchst wahrscheinlich ist — nur zur Fortpflanzuugszeit statt, und die Krabben-Männchen benutzen ihre grosse, lebhaft gefärbte Scheere, um durch diese eigenthümliche Bewegung die Aufmerksamkeit der Weibchen auf sich zu ziehen; es ist ein richtiges ,, Winken". Wir haben alle Ursache, die grossen Scheeren des zweiten Paares der Männchen der Falacmon- Arten als ähnliche sexuelle Zien-athe aufzufassen; sie finden sich ebenfalls nur beim Männchen und zeichnen sich vielfach durch eine sehr lebhafte Färbung (z. B. prachtvoll blau bei P. carcinus) aus. Auch sonst finden wir in der Färbung des übrigen Körpers bei manchen Decapoden sexuelle Unterschiede. Während in der Regel (so nach Herrick beim Hummer) zwischen Männchen und Weibchen die Körperfärbung keine auffallenden Abweichungen aufweist, so ist dies doch bei gewissen Formen ziemlich ausgesprochen. So zeiclinet sich z. B. das geschlechtsreife Männchen von Callincdes scqridus durch prächtige und lebhafte (lüaue) Farbe aus und lässt sich selbst im Wasser auf den ersten Blick von den Jungen und Weibchen unterscheiden. Wir übergehen hier die specielleren Sexualcharaktere der Männchen und Weibchen, die in directer Beziehung zum Geschlechtsact und zur Eiablage stehen: so die starke Entwicklung des zweiten Abdomen- Segmentes bei den Weibchen der Euajphidca, die allgemein stärkere Entwicklung der Pleopoden bei den Weibchen aller Decapoden, die Uml)ildung der vorderen Pleopoden zu Copulationsorganen beim Männchen, und wollen nur noch die eigenthümlichen hakenförmigen Fortsätze erwähnen, die die Männehen der Gattung Camharus, der nordamerika- nischeu Flusskrebse, sowie der Untergattung Camharoides von FotamoUus, der ostasiatischeu Flusskrebse, am Ischiopoditen des zweiten, dritten oder vierten Pereiopodeu besitzen. Das Vorkommen dieser Haken -Fortsätze, die vom Ischiopoditen an dessen Unterrande entspringen und sich schräg nach hinten richten, beim Männchen allein macht es von Anfang an wahrscheinlich, dass sie mit den sexuellen Functionen in Zusammenhang stehen, indessen lagen meines Wissens bisher noch keine directen Beob- achtungen über den Gebrauch derselben vor. Verfasser hatte nun vor Kurzem (Januar 1899) die Gelegenheit, bei Camharus affinis des Ostens der Vereinigten Staaten ihre Verwendung zu sehen; das Männchen benutzt sie bei der Copulation zum Festhalten des Weibchens, und zwar werden bei dieser Form, die nur an den dritten Pereiopoden solche Haken besitzt, diese letzteren von aussen und hinten gegen die Coxo- poditen der vierten Pereiopoden des Weibchens angepresst und haken sich dort ein, so dass Männchen und AVeibchen fest, fast unbeweglich in dieser Lage verbunden werden, die die Copulatiousorgane des Lebenswoise uud Lebenserscheinungen. 1243 ersteren mit ihren vorderen Enden in der Nähe der Genitalöffnung des letzteren bringt. Wir kenneu sonst noch weitere sexuelle morphologische Unterschiede, deren Bedeutung aber noch unbeliannt ist. So ist bei gewissen Alphetis- Arten die kleinere Scheere des ersten Pereiopodenpaares bei beiden Geschlechtern oft etwas verschieden gebildet. Bei der Gattung Vpoychia findet sich wenigstens bei gewissen Arten, z. B. U. major von Japan, eine besondere Sculptur auf dem Kücken des beweglichen Scheerenfingers (vgl. Ortmann, Zool. Jahrb. v. 6. 1891, p. 54); die Männchen und Weibchen der Eryonidae uud vieler Loricaten unterscheiden sich durch die Bildung der fünften Pereiopodeu, die bei ersteren einfach sind, bei letzteren eine mehr oder weniger vollkommene, kleine Scheere bilden; das Weibchen vieler Dromiidae besitzt eigenthümliche „Sternalfurchen", die dem Männchen abgehen; bei der Gattung LatreiUia besitzt das Weibchen oft an den Supraoculardornen kleine Nebendornen, die dem Männchen fehlen; uud ähnliche Fälle dürften sich noch mehr finden. Was das Eheleben der Geschlechter anbetrifft, so wissen wir darüber nur sehr wenig. Es ist bekannt (vgl. oben pag. 1075), dass ein männlicher Flusskrebs in derselben Saison mehrere Weibchen befruchten kann, so dass hier eine Art Polygamie herrschen würde, und Aehnliches dürfte bei vielen anderen Formen der Fall sein, wo die Männchen an Zahl den Weibchen gegenüber zurückstehen; wo die betreffende Art kolonie- oder rudelweise lebt, wird sich wohl überall die Gemeinschafts- ehe finden. Bei anderen Formen scheint wenigstens während der Begattungszeit und in ein und derselben Saison ein engeres Aneinander- schliessen eines Männchens imd eines Weibchens stattzufinden. So berichtet z. B. Miss Eathbun, dass bei Callincdes sapklus während der Begattungszeit sich die beiden Geschlechter zusammenhalten und in Paaren auf Jagd ausgehen, während sie sich sonst als „Fremde" behandeln. Stenopus lüspidiis schwimmt nach Brooks und Herrick (Mem. Nat. Ac. Sc. 1892) in Westindien paarweise zwischen Korallen umher, und beide zeigen ein starkes Gefühl für Zusammeugehörigkeit. Alpliens saulcyi findet sich nach denselben Autoren oft paarweise in Spongien, und dasselbe beobachtete Döderlein ü\\ Alplims frontalis, der bei den Liu-Kiu-Iuselu paarweise in Höhlungen von Korallen lebt. Verfasser fand Fontonia pinnae in Ostafrika stets paarweise in einer Pm««-Muschel, und dasselbe berichtet F. Müller von Porcdlana cnplini, die paarweise in den Röhren von Cliadoptcms lebt. Ob dieses Zusammen- leben in Paaren aber irgendwie als monogamisches Verhältniss auf- gefasst werden kann, ist sehr unsicher. Für gewöhnlich wird die Sache wohl so liegen , dass die Paare sich für eine Begattungszeit zusammen- finden, dann aber ein Jedes seinen eigenen Weg geht. Was die B egattungs zeit und die Zeit derEialUage anbelangt, so ist dieselbe für die einzelnen Formen ausserordentlich verschieden; ja, bei einigen, wie z. B. bei Crangon crmigon, kann man von einer 1244 Decapoda. solelien kaum sprechen, da Weibchen mit Eiern zn jeder Zeit gefunden werden (vgl. Bumpus, Science, 8. Apr. 1898). Die Plusskrebse copuliren in der Regel nur zur Winterszeit (November bis Februar) und legen ihre Eier im Frühjahr ab, doch schwankt die genaue Zeit bei den einzelnen Arten. CuDibarus afßnis copulirt in New Jersey im Januar und Februar; Weibchen mit Eiern werden im Mai und Juni gefunden, während Cambarus hartoni ebenda bereits im Februar und März Eier und Junge besitzt. Der europäische Hummer bringt seine Eier im Sommer zur Keife, und die Entwicklung der Embryonen im Ei dauert etAva acht Monate, und die Jungen verlassen dann die Mutter sofort nach dem Ausschlüpfen. Nach Herrick treten beim amerikanischen Hummer die Eier in den Sommermonaten aus und werden vom Weibchen bis zum nächsten Sommer getragen, so dass nicht jedes Jahr bei demselben Weibchen eine Eiablage stattfindet. Bei CuUinrdes sa2)idus copuliren die Männchen in ihrem vierten Sommer mit Weibchen, die in ihrem dritten Sommer stehen, die letzteren legen aber ihre Eier fast ein volles Jahr später, d. h. im Frühjahr (Mai oder Juni) des vierten Sommers. (Dies gilt für Texas nach Miss Eathbun; an der Küste von New Jersey hat der Verfasser noch im August Weibchen mit frischen Eiern gefunden.) Es finden sich demnach selbst bei einer und derselben Art Verschieden- heiten, die offenbar nach den klimatischen Verhältnissen des Wohnplatzes sich richten. So haben denn auch Brooks und Herrick von Stcnojms his2)idm berichtet, dass die „breeding season" in Nord-Carolina etwa am 1. April beginnt, bei den Bahama- Inseln dagegen durchs ganze Jahr andauert. Die Geschichte der Begattung und Eiablage scheint mit ausser- ordentlich interessanten Verhältnissen bei den tropischen Landkrabben aus der Familie der Gccarcinidae verknüpft zu sein. Einige Formen derselben scheinen zu diesem Zwecke aus dem Inneren des Festlandes, wo sie sich sonst aufhalten, zum Meeresufer herabzusteigen: leider sind aber die vorliegenden Berichte zum Theil durchaus fabelhaft, zum Theil beziehen sie sich nicht auf eine genauer bestimmte Form, so dass ihre Bestätigung schwierig wird, und ausserdem widersprechen sie sich in manchen Einzelheiten; zur Zeit ist es daher unmöglich, eine auf positiven Thatsachen fussende Darstellung zu geben*). Eine Zusammenstellung *) Nach Stebbing giebt Patrick Browne (History of Jamaioa) folgenden Bericht über die westindischen Landlirabben (Geearcinus?): Die Paarungszeit fiillt in die Monate März und April; im Mai ^zur Regenzeit) wandern sie in grossen Schaaren zur See; die Vorhut besteht aus Männchen, dann kommt nacli einigen Tagen die Hauptmacht, meistens Weibchen, und wiederum nach einigen Tagen kommt ein Nachtrab, aus Männchen und AVeibchen bestehend. Alle gehen sie an der Küste in die See imd baden sich, dann ver- bergen sie sich irgendwo, um auszui'uhen. Die "Weibchen gehen dann ein zweites Mal ins Wasser und logen ihre Eier ab, d. h. lassen die unter dem Abdomen hängenden Eier- klumpen abspülen. Die Eier werden von den Wellen auf den Sand geworfen, und nach einiger Zeit kommen die Jungen heraus. Nach der Eiablage gehen die Krabben in die ( Lebensweise und Lebenserecheinungen. 1245 der wichtigsten Berichte über diese Verhältnisse hat der Verfasser im Zool. Jahrb. Syst. v. 10. 1897, p. 338—340 gegeben. 11. Stimmorgane. Obgleich man gewöhnt ist, die Krebse, ebenso wie die Fische, als stumm anzusehen, so ist doch die Fähigkeit, Geräusche — abgesehen von unwillkürlichen und unbeabsichtigten — zu verursachen, bei einer kleinen Anzahl von ihnen vorlianden. Die Formen, bei denen Derartiges beobachtet ist, vertheilen sich ganz un- regelmässig im System, und die Art und Weise, wie die Geräusche hervorgebracht werden, sowie der Bau der dazu benutzten Apparate ist recht mannigfach. Die Laute, die die Decapoden hervorbringen, lassen sich nur in einem Falle {Ocypode) als Ton (im musikalischen Sinne) bezeichnen; im üebrigen sind es nur Geräusche, aber jedesmal sehr charakteristische. Nicht bei allen Formen ist das vom Krebs erzeugte Geräusch beobachtet und wirklieh gehört worden: es giebt einige, denen wir nur nach dem Vorhandensein von eigenthümlichen Apparaten, die wir jedoch nach allen Analogien als Stimmapparate ansprechen müssen, eine derartige Fähigkeit, sich hörbar zu machen, zuschreiben können. Bei folgenden Formen sind Stimmorgane sowohl, wie auch ihre An- wendung beobachtet worden, so dass wir einen Begriff von dem Charakter des erzeugten Tones haben: Bei der Gattung Alpheus. Bei einer Art der Gattung Pontonia. Bei vielen Formen der Familie der Palinuridae. Bei Matuta vicfor (und vielleicht anderen Arten dieser Gattung). Bei Osius Edivardsi. Bei den meisten Arten der Gattung Ocypode. Formen, die vermuthliche Stimmapparate besitzen, über deren Stimme aber noch nichts bekannt wurde, sind: Clihanarius strigunaims, Coenohita rugosits, PJatyonyclius bipushdosus , gewisse /Sesar»;«- Arten, und vielleiciit andere Grapsiden und einige 3Iacrop)ldlmlmus-Xxi^\\. Dass Arten der Gattung Alplieus mit der grossen Scheere ein Ge- räusch, ein „Schnalzen" verursachen, wird bereits von Kraus s (1849) erwähnt. Der Klang desselben wird von G. Brown Goode (P. ü. S. Mus. 1, 1879, p. 7) mit dem Klicken eines Telegraphenapparates ver- glichen, während er nach Brooks und Herrick (Xat. Acad. Sei., 4, 1892) mit dem Ton eines zerspringenden Glases Aehnlichkeit hat. Verfasser hat den Ton auf den Riffen der Ostafrikanischeu Küste *), an frisch ge- Berge zurück, und die Jungen folgen, sobald sie stark genug geworden sind. — Zu welchem Zweck die Männehen in die See gehen, ist völlig unklar, und der Bericht über das Ab- legen der Eier imd das Ausschlüpfen der Jungen ist ausserordentlich unwahrscheinlich. *) Ein Stomatopode {Gonoäactylus chiragra, und vielleicht auch andere Arten) erzeugt einen identischen Ton durch plötzliches Ausstrecken der vorher eingeschlagenen EndgUeder der Raubfüsse. 1246 Decapoda. faugeiien Exemplaren von Alpimis, sehr oft vernommen: bei einem Gang über ein Riff hört man diesen eigenthümlichen Ton, dessen Charakter von Brooks und Herrick ganz richtig gekennzeichnet ist, fortwährend erschallen, und gefangene AJj)heus-'Exem])\avQ erzeugen ilni oft mehrmals hinter einander, wenn man sie in den Sammelgläsern unterbringt. üeber die Art und Weise, wie Alplims diesen Ton hervorbringt, herrschen Meinungsverschiedenlieiten. Das Stimmorgan ist die grosse Scheere des ersten Pereiopodenpaares, und zwar der bewegliche und un- bewegliche Finger (Tafel CXXIII, Fig. 1 und 2); während ersterer auf seiner Schneide einen zapfen- oder höckerförmigen Fortsatz von grösserer oder geringerer Entwicklung besitzt, befindet sich auf dem letzteren ebenda eine entsprechende Grube. Nach einigen Autoren (Saville Kent und Wood-Mason) entsteht nun der Ton durch plötzliches Oeffnen der Scheerenfinger, so dass sich der Schallmechanismus etwa mit dem Heraus- ziehen eines Korkes aus einer Flasche vergleichen Hesse, während andere (Brooks und Herrick) glauben, dass der Ton durch plötzliches Schliessen der Finger und zwar von den harten Spitzen derselben erzeugt wird. Verfasser hat, wie gesagt, unzählige Male gesehen, wie der Ton hervor- gerufen wird, und kann danach nur die erstere Angabe bestätigen: un- mittelbar nacli Erschallen des Tones ist die Scheere stets weit geöffnet. Einen durcliaus analogen Apparat besitzt, nach des Verfassers Be- obachtungen, eine ostafrikanische Pontonia-kxi, P. jiinnac, die im Inneren einer Steckmuschel {Pinna) lebt. Das von ihr hervorgebrachte Geräusch gleicht durchaus dem ,, Schnalzen" oder „Knipsen" der Äljjheiis- Arten und kommt genau in dersell)en Weise zu Stande: auf der Schneide des be- weglichen Scheerenfingers (Tafel CXXIII, Fig. 3), der in diesem Falle jedoch dem zweiten Pereiopoden angehört, steht ein konischer Höcker, der in eine Grube des unbeweglichen Fingers genau hineinpasst, und durch plötzliciies Oeffnen der Scheerenfinger wird der Höcker plötzlich aus der Grube herausgezogen, wie der Pfropfen aus einer Flasche, und es entsteht ein kleiner Knall. Einen Stinunapparat von ganz anderem Typus finden wir bei der Loricateu-Familie der Palinnridae, und zwar bei den Gattungen Palinuriis, Linuparus, Palinustus und Palinums, nicht aber bei PaUnurdhis und Jasus. Dass die europäische Languste, Palinums cleplias, durch Keiben der Basalglieder der Antennen am Antennensegment einen Ton erschallen lässt, wird bereits von Leach (1815) erwähnt. Die Thatsache gerieth jedoch in Vergessenheit, und erst Mob ins (Arcli. Naturg., v. 33, 1867, p. 73) entdeckte wieder den Tonapparat und hörte auch das Geräusch bei Exemplaren dieser Art, die im Hamburger Aquarium gehalten wurden. Er vergleicht den Ton mit dem KnaiTen, das das Oberleder eines Stiefel, gegen ein Tischbein gedruckt, hervorbringt. Brown Goode(lS79) sagt dagegen, dass bei einer anderen Art und Gattung, bei der Languste der Bermuda-Inseln (Panulirus argus), der Ton ein schriller, scharfer (sin-ill, liarsh) sei. Lebensweise und Lebenseisoheinungcn. 1247 Der Apparat wird voiiMöbius genauer beschrieben: das erste freie Stielglied der äusseren Antennen (vgl. Fanidirus argns, Tafel CXXIII, Fig. 4 und 5) besitzt auf der inneren Seite einen rundlichen, platten- artigen Fortsatz (b), der sich theilweise über den glatten Kand («) des Segmentes der inneren Antennen legt. Die untere Fläche dieses Fort- satzes ist concav und mit haartragenden schuppenartigen Gebilden besetzt, ausserdem befindet sich ebenda ein elliptisches Feld, das parallele Furchen trägt. Beim Vor- und Kückwärtsbewegen des Antennenstieles gleiten die Schüppchen und Haare über den Rand des Segmentes der inneren Antennen und erzeugen durch ihr Sicheutgegenstemmen das Geräusch. Es scheint indessen, dass der letztere Satz nicht ganz correct ist. Parker (Pr. Zool. Soc. London, 1878) hat den Apparat aufs Neue unter- sucht und giebt an, dass jene Haare und Schuppen den Ton nicht erzeugen können, sondern dass dem gefurchten Felde, das bereits Mob ins erwähnt, diese Rolle zufällt. Er entschied dies endgültig dadurch, dass er den Lappen soweit absclinitt, dass nur dieses Feld übrig blieb: trotzdem wurde der Ton noch beobachtet. Die Ansicht von Saville Kent (Nature 17, 1877, p. 11), dass der Ton vom Fidlnurns durch Aneinander- reihen der dornigen Abdomensegmente erzeugt wird, beruht wohl nur auf ungenauer Beobachtung. Unter der Abtheilung der Oxystomaki finden wir bei der Gattung MaMa eine Einrichtung, die zur Hervorbringung eines Geräusches dient. Dieselbe wurde von Hilgendorf (v. d. Decken's Reisen, 3, 1, 1869) entdeckt, genau beschrieben und richtig gedeutet, während erst viel später der Verfasser den hervorgebracliten Ton hörte und die Art und Weise, wie er erzeugt wird, sah (Jen. Denkschr., v. 8, 18Ü4). Bei MaMa victor besitzen beide Geschlechter auf der Innenseite der Scheere zwei erhöhte Feldchen, das vordere von ovalem, das hintere von lanzettlichem Umriss, die fein gerieft sind (Tafel CXXIII, Fig. 6, a). Auf der Pterygostomial- gegend, nahe dem vorderen Ende des Mundfeldes, findet sich eine Gruppe von Körnern und Leistchen (Fig. 6, b), die von vorn und aussen nach hinten und innen gerichtet sind. Verfasser sah nun, als er Exemplare dieser Art bei Dar-es-Salaam fing und in dem Sammolglase unterbrachte, dass dieselben abwechselnd, erst die eine, dann die andere Scheere gegen die Pterygostomialgegend rieben und auf diese Weise einen Ton hervor- brachten, der sich mit dem raschen Hin- und Herreiben eines Nagels auf einer Feile vergleichen lässt. Die Aussenseite des beweglichen Fingers besitzt bei Matuta ferner eine geriefte Leiste, die von Hilgendorf auch als eventueller Tonapparat angesprochen wird. Verfasser hat indessen nicht gesehen, dass mit ihr ein Geräusch hervorgebracht wird, und der Mangel dieser Leiste bei jüngeren Exemplaren und Weibchen dieser Art dürfte auch nicht für einen solchen Gebrauch sprechen. Ein im Princip ähnlich gebauter Apparat findet sich bei mehreren Brachyuren. Barrois beschreibt (1888) Derartiges an einem Cyclometopen, 1248 Deoapoda. Oslus Edwardsi (nach Stebbiiig identisch mit Xantlio houvierl A. M.-E. und Pseiidosius mellissii Miers). Der Cephalothorax ist hier längs des Vorderseitenraudes unten schräg gestreift, und eine scharfe Leiste findet sich am Carpopoditen der Scheerenfüsse. Es erzeugt dieser Apparat einen schrillen Ton, ähnlich dem Zirpen einer Heuschrecke. Der Tonapparat der Gattung Ocypode wird bereits von Dana (1852) erwähnt, der den Ton selbst gehört zu haben scheint. Genauer wurde der Apparat von Hilgendorf (1869) studirt, der auch zuerst auf die systematische Wichtigkeit desselben aufmerksam machte. Eine einzige Art der Gattung (0. cordimana, Desm.) entbehrt gänzlich dieser Ein- richtung, bei allen anderen ist dieselbe in mannigfacher Ausbildung vor- handen. Im Wesentlichen bestellt sie aus einer glatten Längsleiste am vorderen lunenrande des Ischiopoditen des Scheerenfusses (Tafel CXXIII, Fig. 7, ö), sowie aus einer sculptirten Querleiste auf der Innenfläche der Scheere, nahe der Basis der Finger (Fig. 7, h). Die Sculptur dieser letzteren ,,Touleiste" weist nun bei den einzelnen Arten der Gattung so charakteristische Merkmale auf, dass von ihr die wichtigsten Artmerkmale genommen worden sind. In der einfachsten Form setzt sie sich aus einer grösseren oder geringeren Anzahl neben einander stehender, einfacher, rundlicher Körner zusammen, dann aber werden die Körner im unteren Theile der Leiste quer-vorbreitert und bilden feinere oder gröbere Quer- leistchen, bis schliesslich bei gewissen Arten die ganze Tonleiste nur noch aus solchen feinen Querrippen besteht (Fig. 8). Der von Oajpode hervorgebrachte Ton wurde vom Verfasser bei der im Indo-Pacifische Gebiet weit verbreiteten Art, 0. ceratoplithalma (Fall.) beobachtet (Jen. Denkschr. 8, 1894). Bei einem Besuche einer Kolonie dieser Art wurde er, als alle Exemplare in ihre Sandlöcher geflüchtet waren, durch ein tiefes Brummen überrascht, das offenbar aus den Löchern herausschallte ; da weit und breit keine andere Ursache für diesen sonder- baren Ton zu entdecken war, so konnte derselbe nur den Ocypoden zu- geschrieben werden. Der Ton ist ein solcher, im musikalischen Sinne, und zwar ein tiefer Basston, wie von einer Bassgeige herrührend, und bei seinem Zustandekommen spielt offenbar die Thatsache, dass er von der tief im Loche sitzenden Krabbe erzeugt wird, eine Rolle, indem das Loch als Eesonanzapparat dient. Wohlgemerkt ist dieser Ton zunächst nur der 0. ccratopMhalma eigen; wie er bei anderen Arten ausfällt, ist unbekannt, indessen dürfte es, bei der Verschiedenheit des Baues der Tonleiste (bei dieser Art besteht dieselbe im oberen Theil aus Körnern, im unteren aus feinen Querleistchen), zu erwarten sein, dass andere Arten auch einen andersartigen Ton von sich geben. Dies sind die Fälle, wo das von dem betrefienden Decapoden erzeugte Geräusch thatsächlich gehört und beschrieben wurde. Daneben finden sich aber andere, die Apparate besitzen, deren Bau aller Analogie nach einen Stimmapparat andeutet, wo aber dessen Funktion noch nicht be- obachtet worden ist. So verniuthet z. B. Henderson (1888), dass eine Lebensweise und Ijebenserscheinungen. 1249 eigeiithümlicli gestreifte Fläche auf Jor Iimeuseite der Hand jedes Scheerenfusses von CUhanarins sti-ujimunns (White) von Tasmauieu ein Stimmapparat sei. Hilgeudorf (1SG9) macht auf eine Keihe von Quer- höckern aufmerksam, die Coenobita rugosiis M.-E. — im Gegensatz zu anderen Arten der Gattung — auf der oberen Aussenseite der grösseren (linken) Scheere besitzt (Tafel CXXIII, Fig. 9), als deren Gegenstück er eine Längsleiste an der Unterseite des zweiten linken Gehfusses an- sieht; ferner weist er auf die Thatsaclie hin, dass bei den Gattungen Sesarma und Alacyophthalnms auf der Innenseite der Hand eigenthümliche Leisten vorkommen, die indessen wohl kaum als Stimmorgane functioniren dürften, da kein „Gegenstück" für dieselben sich nachweisen lasse. Indessen besitzen gewisse Sesarma -krien, wie Hilgendorf ebenfalls schon angiebt, auf der Oberseite der Hand, nahe dem Oberrande, eigen- thümliche hornige Leisten (Tafel CXXIII, Fig. 10), die eventuell derartig functioniren könnten; etwas Bestimmteres wissen wir aber darüber noch nicht. Wood-Mason (Natura, 18, 1878, p. 53) erwähnt ferner eine Schwimm- krabbe, Platyonychus Upustulosus, als mit einem Stimmapparat versehen; die beiden Gegenstücke desselben finden sich am Oberrande des Mero- poditen des zweiten Gehfusses und an der Unterfläche des Propoditen der Scheerenfüsse, und ferner nennt er die auch von Hilgendorf bereits erwähnte Gattung Macrophthahnus. Hier befindet sich eine hornige Leiste in der Mitte des Vorderrandes des Meropoditen der Scheerenfüsse, die gegen eine Anzahl von höckerförmigen Zähneu, die am Unterrande der Augenhöhle stehen, gerieben werden kann. Indessen ist, nach des Ver- fassers Untersuchungen (Zool. Jahrb. Syst., 10, 1897, p. 340), dieser Apparat nur bei einigen wenigen Arten der Gattung entwickelt {M. tomen- tosus Eyd. et Soul., quadratus A. M.-E., erato Man. und pectinijjes Guer.), während die Mehrzahl der Arten desselben völlig ermangelt. Bei gewissen Grapsklac dürften sich vielleicht ähnliche Einrichtungen finden, da bei ihnen (z. B. der Gattung Hcteroijrapsus) eigenthümliche Leisten am unteren Rande der Orbita bekannt sind, die eventuell solchen Zwecken dienen könnten; etwas Genaueres ist aber darüber noch nicht bekannt, und Töne sind von diesen Formen noch nicht gehört worden. 12. Die F-einde der Decapoden. — Bei der ungemeinen Häufig- keit, in der die Decapoden auftreten, bilden sie im Naturhaushalt ein wichtiges Ernähruugsmittel für andere Thiere, und die Zahl ihrer Feinde ist eine verhältnissmässig grosse. Obgleich wir von vielen Krebsen, besonders den marinen, noch nicht wissen, ob und in welchem Grade sie mit irgend welchen bestimmten anderen Geschöpfen in einer derartigen Wechselbeziehung stehen, dass sie für die letzteren die Nahrung abgeben, so sind uns doch andererseits eine Reihe von Fällen bekannt, wo be- stimmte andere Thierformen entweder gelegentlich Decapoden, deren sie habhaft werden können, auffressen, oder von solchen sich mehr oder minder ausschliesslich nähren. Bronn, Klassen des Thier-Reichs V. 2. 'j^Q 1250 Decapoda. Unter den Säugetliiereu haben wir zunächst au die Meersäuge- thiere zu denken, die, ihrem Aufenthalt entsprechend, sich eventuell Krebse als Nahrung auswählen mögen, und — abgesehen davon, dass es höchst wahrscheinlich ist, dass gewisse Wale auch pelagische Decapoden mit hinunterschlucken, obgleich kein directer Bericht darüber vorliegt — besitzen wir unter anderen die Angabe, dass bei Spitzbergen der Magen einer Robbe (Phoca harhata) mit der nordischen Garneele SaUnca septem- carinata angefüllt gefunden wurde (Kröyer), was jedenfalls darauf hin- deutet, dass diese Robbe, wenn nicht ausschliesslich, so doch mit einer gewissen Vorliebe derartige Nahrung zu sich nimmt. Auch der Magen des Walrosses enthält (neben Muscheln) bisweilen Garneelen, und letztere erfüllen oft den des Narwals, wie der Verfasser neuerdings au im Ingle- field-Golf gefangenen Thieren feststellen konnte. Die betreffenden Arten waren undefinirbar, doch gehörten sie wohl zu llippolytc. Nach Coues ernährt sich die Seeotter (Enhi/dris) neben Muscheln, Seeigeln etc., auch unzweifelhaft von Krabben. Auch die Süsswasserkrebse haben unter den Säugetliieren ihre be- sonderen Feinde: so stellt die javanische Fischotter nach Zehntner den Süsswasserkrabben der Gattung Parathclphusn nach, und in Süd- amerika kennen wir einen Waschbären {Procyon cancrivorus) und zwei Opossums {Bklelpliys cancrivora und Chironectcs variegatus), die ganz vor- züglich als Feinde der dortigen Süsswasserkrabben anzusehen sind. Bei dem Waschbären besteht nach Neumann (S. B. Ges. nat. Fr. Berlin, 1894, p. Gl) der Koth — neben einzelnen Vogelknöchelchen — fast nur aus Krebsschalen. Auch wilde oder verwilderte Schweine sind als Feinde von Krebsen zu betrachten. Im Challenger-Bericht wird erwähnt, dass dieselben, wo sie auf Südseeinseln vorlianden sind, den Landkrebs Binjus latro fressen, so dass derselbe geradezu der Gefahr des Ausgerottetwerdens ausgesetzt wird. Natürlich fallen ihnen aucii andere Landkrebse zum Opfer, uud mit Vorliebe gehen sie auch an den Strand, um sich dort aus dem Sande die Ocypoden herauszuwühleu. Auch unter den Vögeln giebt es Feinde der Decapoden. Zunächst mögen viele Wasservögel sie gelegentlich mit aufnehmen, wenn sie auch nicht einen regelmässigen Bestandtheil ihrer Nahrung bilden. Indessen ist vom weissen Ibis Nord-Amerikas eine gewisse Vorliebe für eine be- stimmte Krebsart berichtet, den in Erdlöchern lebenden Cam'hams diogenes (Seite 1222). Nach Audubon (Birds of America, v. 6, p. 57) ver- steht es dieser Vogel, Ihis alba L., sehr geschickt, den Krebs zu er- wischen. Er nähert sich vorsichtig dem „Schlammcylinder", den der Krebs am Ende seiner Röhre aufbaut, zerstört dessen oberen Theil und lässt die Fragmente in die Höhlung hineinfallen: dann zieht er sich einen Schritt zurück und wartet geduldig, bis der von der hereingefallenen Erde belästigte Krebs — der sofort seine Röhre wieder zu säubern be- ginnt — zum Eingang heraufkonunt: dann ergreift er ihn. Lebensweise unri Lcbenserschoinungon. 1251 Erwähnenswerth ist ferner, dass S. J. Smith (1879) von Cancer irrorafus Say, der an freien Felsen der Neu -England -Küste lebenden Krabbe, berichtet, dass sie eben wegen dieser expouirten Lebensweise (vgl. Seite 1196) sehr häufig von Krähen und Möven erbeutet und ge- fressen wird, und besonders von letzteren Vögeln darf man wohl auch annehmen, dass Krebse ihnen auch sonst häufig zur Nahrung dienen. Dafür, dass auch gewisse Amphibien sich gelegentlich von Decapoden nähren, haben wir durch Thaliwitz (Abh. Mus. Dresden, 3, 1891) einen Beleg bekommen: er fand nämlich in dem Magen eines Baunifrosches {Pchxlryas coerulcus) von der Aru- Insel (Neu- Guinea) mehrere junge Exemplare einer kleinen Landkrabbe, Scsarma qiiuärata. Eine ganz ungemeine Wichtigkeit erreichen die Decapoden nun aber als Fischnahrung, und wir können wohl sagen, dass unter den Fischen ihre Hauptfeinde zu suchen sind. Es ist unmöglich, alle die Fische aufzu- führen, die sich von Krebsen nähren, und ebenso unmöglich, alle die Krebse zu nennen, die als Fischnahrung dienen; deshalb mögen einige wenige Beispiele genügen. Nach Bell finden sich an der englischen Küste die Mägen des Kabeljau, eines Kochen {Raja davata), des „Codtish" [Gadus) und Steinbutt (Elumibus) und vieler anderer Fische oft ganz von Decapoden angefüllt. Von Ätelecydus hderodon wurden einmal 30 Stück in einem Fisch gefunden; unzählige Exemplare von Stenorhynclms plialangium erfüllten den Magen von Baja-^ Gadus geht den iaT^/ws-Arten nach, und im Magen von Platessa pola findet sich oft die seltene und schwer zu erlangende Callianassa suUerranea. An den Küsten von Neu- England frisst der „Codfish" (Gadus) nach S. J. Smith besonders den Geryon qiiinquedens und Cancer sayi, und die kleinen Decapodenformen, die Garneelen, bilden ebenda eine wichtige Fischnahrung: so vor allen Crangon cramjon und Falaemonetes vulgaris, die nach Verrill und Smith besonders von folgenden Fischen gefressen werden: Weakfish (Cynoscion regale), Kingfish {Mcnücirrhus saxaüUs) , White Perch (Moronc americaua), Bluefish {Fomatonius saltatrix), Flounder {Pleuronedidae der Gattungen Paralichthys und Pseudojyleuronedes), Striped Bass (Roccus Uneatus). Auch viele der Süsswasser-Decapoden mögen für Fische eine regel- mässige Nahrung bilden, und es wird dies jedenfalls von den kleineren tropischen Formen (z. B. Caridina) gelten, über die allerdings keine dies- bezüglichen Berichte vorliegen. Dass indessen auch die grösseren Fluss- krebse von Fischen gefressen werden, ist sicher, und nach Eeighard (1894) bildet Camharus propinquus im St. Clair-See, Michigan, ein wichtiges Nahrungsmittel für Fische, ganz besonders für Amia calva. Im Uebrigen dürften die Decapoden auch unter den niederen Thieron manche Feinde besitzen. Abgesehen davon, dass sie in ihrer eigenen Klasse gefährliche Nebenbuhler besitzen, dass überhaupt auch unter ihnen das Gesetz gilt, dass der Stärkere den Schwächeren auffrisst, dürften sich wohl Beispiele finden, wo gewisse wirbellose Thiere ihre Nahrung mit Vorliebe der Ordnung der Decapoden entnehmen: wir wissen, dass 79* 1252 Deoapoda. Odopus (Kefersteiii) und Nautilus sich vorwiegend von Decapoden nähren, und derartige Fälle giebt es sicher noch mehr. 13. Parasiten. — Eine andere Art von Feinden für die Decapoden bilden die Parasiten. Es ist kaum nöthig, hier eine ins Einzelne gehende Zusammenstellung derjenigen Thiere zu geben, die parasitisch au und in Decapoden sich finden, da eine solche grösstentheils unter den betreifen- den Thiergruppen gegeben wird. Doch sollen hier wenigstens die haupt- sächlichen Parasiten -Gruppen namhaft gemacht werden, mit Angabe derjenigen Stellen, wo Näheres über sie und die Art ihres Parasitismus zu finden ist. Die meisten Parasiten der Decapoden gehören ihrer eigenen Klasse, der der Crustaceen, an, und ferner liefern die Würmer und Protozoen noch eine grössere Anzahl derselben, während unter anderen Thiergruppen solche nur vereinzelt auftreten. üeber den Parasitismus von Isopoden auf Decapoden hat bereits Gerstaecker (oben Seite 183 — 185) das Nöthige angegeben: es kommen besonders die Familien der Bopyridac (12 Gattungen, p. 234) und Cryp- tonicidae (4 Gattungen, p. 238) in Betracht; die Einnistungsstelle dieser Parasiten ist für gewöhnlich die Kiemenhöhle oder die weichen Stellen am Hinterleibe der Decapoden: einzelne (Entoniscus) dringen von hier aus ins Innere des Körpers des Wirthes ein. Unter den Amphipoden ist nur ein Fall bekannt: Jsaea montagtii M.-E. ist nirgends anderswo gefunden worden, wie auf dem Kücken und in der Kiemenhöhle von Maja squinado (vgl. ibid. p. 453). Ob hier wirklicher Parasitismus oder nur Eaumparasitismus vorliegi, bleibt zweifelhaft, da auch sonst Amphi- poden vielfach den Körper von Decapoden zum Aufenthalt wählen, ohne zu Parasiten zu werden: so fand z. B. Chevreux auf Maja squinado 22 Arten von Amphipoden zwischen den Algen und Hydroiden, die diese Krabbe bedecken (Stebbing). Eine andere Crustaceen-Gruppe, die Parasiten von Decapoden liefert, ist die der Cirripedieu, und zwar die Familie der PcÜogastridae. Pelto- (jaskr, Sacctdina und etwa noch drei oder vier andere Gattungen mit zahlreichen Arten leben parasitisch am Hinterleibe von Decapoden. Die Wirths-Decapoden zahlreicher Arten dieser Familie sind vonKossmann (Anatomie der schmarotzenden Eankenfüssler, p. 24ff.) aufgeführt worden. Von Würmern, die parasitisch auf und in Decapoden leben, ist verhältnissmässig wenig bekannt. Unter den Hirudineen kennt man eine Art der Gattung Branchiobdella, die au den Kiemen und der äusseren Körperfläche vom Flnsskrebs lebt, und ferner lebt HistriohdcUa homari V. Ben. auf Hummereiern. Eine weitere, bisher noch nicht identificirte Form fand der Verfasser im Sommer 1899 am Körper und besonders auf den Eiern von Sderocnmgon horeas im Inglefield-Golf (Nord -Grönland). Tcmnocephala , die nach Semper ein Trematode, kein Egel, ist, und auch von M. Braun (dies Werk, IV: Vermos, p. 511) zu ersteren gestellt wird, dürfte eventuell als Eaumparasit anzusprechen sein. Plate (S. B. Lebensweise und Lebenserscheinungen. 1253 Ak. Berlin, 1894, p. 527), der sie auf der südamerikanischen Acglea laevis beobachtete, will sie überhaupt nicht als Parasiten gelten lassen: nach ihm „kommt sie auf allen KörpeiTegioneu der Aeglea vor; bei frisch ge- fangenen Krebsen sitzt sie aber mit Vorliebe zwischen den beiden Zangen der grossen Scheere, offenbar weil sie hier am leichtesten kleine Partikel von den Objecten, welche der Krebs ergriffen hat, als Nahrung abreissen kann. Die Eier werden fast ausscliliesslich auf die Ventralüäche des Ab- domen der Aeglea abgesetzt". Dieselbe Temnoeephula- Art fand Semper an verschiedenen Süsswasserkrebsen der Philippinen (Zeitschr. wiss. Zool., 21, p. 307) und Wood-Mason (Ann. Nat. Hist. ser. 4, v. 15, p. 336) auf Parastacus in Neu -Seeland. Betreff's der Cestoden ist es am besten, auf die von M.Braun (1. c. 1898, p. 1563 fl'.) gegebene Liste zu verweisen. Die geschlechts- reife Generation ist noch nicht in Decapoden gefunden worden, ebenso- wenig Taenia-Finnen. Dagegen bewohnen Bothriocephalus-Finnen Deca- poden als Zwischenwirthe (p. 1609), nämlich: Tetrarhijnchus corallatus 'Rnd. den EuiHujurus hernhardus , EcJünohothrium typus v. Ben. Pagurus und Crangon, CaUibothrium vcrticUlatimi Rud. den Carcinides maenas. Mehr vereinzelte Fälle von Wurmparasiten sind: Distomum macro- stoniiim Grobb. lebt in den Hodeuröhren und dem Vas deferens von Portimus depurator, sicli von Sperma ernährend (Braun, p. 679). EchinorliyncJms jiolymorplms , der erwachsen in Wasservögeln vorkommt, findet sich als Larve auch im Innern des Flusskrel)ses (und von Gammarus). Nemertes carcinophila Koell. hält sich an den Hinterleibsbeinen ver- schiedener Brachyuren auf. Auch die Protozoen liefern Parasiten der Decapoden. Bütschli (Klass. u. Ordn., I. Protoz. 1. Abth. , p. 582 Anm.) führt unter den Grcgarlnen einige Polycisfideen-Formen an {Porospora, Grcgarina), die in Decapoden gefunden wurden, und unter den Ciliaten-Infusorien ist eine Form bekaunt, Anophrys maggii (Bütschli, 1. c. p. 1810), die im Blut von Carcinides maenas lel)t. Sucforia sitzen oft äusserlich auf Decapoden auf (p. 1941). Im Anschluss hieran wollen wir noch auf die sogenannte Krebs- pest eingehen. In verschiedenen Gegenden Europas trat unter den ess- baren Krebsen {Potamohius) zu gewissen Zeiten ein grosses Sterben ein, das oft so weit ging, dass die Krebse beherbergenden Gewässer geradezu entvölkert wurden und der Krebsfisciierei und dem Krebshandel empfind- licher Schaden erwuchs. Nachdem*) bereits 1874 in der Spree und in Schweden die Krankheit epidemisch aufgetreten war, tauchte sie (nach Raveret-Wattel, Bull, d'acclimation, 1885) wieder im Jahre 1876 im französischen Departement Aube auf, verbreitete sich von dort über Frank- reich und durchs Elsass nach Luxemburg, Belgien und Süddeutschland, *) Vgl. die Zusammenfassung unserer Kenntniss über die Krebspest von Bouvier, BuU. Soc. oentr. d'aquiculture et de peche, v. 9. 1897, p. 61 ff. (Referat in Pontonie's Xaturwiss. Wochenschrift, v. 12, Heft 10, Octob. 1897, p. .510 ff.) 1254 Decapoda. während Kusslaud, Polen, Ungarn und das östliche Deutschland davon unberührt blieben. Die meisten Epidemieen fanden zur Sommerszeit statt, docii kennt man auch solche aus dem Winter (z. B. December 1884 im ßhonegebiet in Frankreich). Das hauptscächlichste Symptom ist, dass der Körper der Krebse, besonders das Abdomen, anschwillt, so dass schliesslich die Einge fast auseinanderplatzen. Der betroft'ene Krebs stirbt ohne Ausnahme, luid zwar dauert die Krankheit 3 — 4, höchstens 8 Tage. Dass die Krankheit eine lufectionskrankheit ist, ist experimentell erwiesen; sie ist indessen nicht contagiös, d. ii. wird nicht von einem Krebs auf den anderen übertragen. Der Erreger blieb lange Zeit unsicher; mau schrieb die Erkrankung Blutegeln, Distomuni-Yovmeü, einer Sapro- legniacee und verschiedenen Infusorien und Bacterien zu, es scheint aber jetzt ziemlich sicher zusein, dass es Myxosporidicn {Tlidohniüa contejeani) sind, und dass Fische {Leiiciscus rutilus u. a) die Uebertragung der Er- reger der Krebspest auf die Krebse vermitteln. Diese Myxosporidien leben parasitisch an der Haut und im Innern der Fische. Sie können aber oftenbar eine Zeit lang in Sporenform frei im Wasser leben: diese Sporen besitzen eigene Bewegung mittelst eines Spiralfadens, und ver- mögen so einen neuen Wirth zu suclien, und werden wahrscheinlich auf diese Weise auf die Krebse gelangen. Eine Verliütung der Krebspest in der Zukunft wird daher ausserordentlich erschwert, da es in den meisten Fällen nicht thunlich, ja unmöglich ist, die Krebse durchaus von den Fischen in ihren Wohnplätzen zu isolirou. 14. Symbiose. An die Parasiten der Decapoden dürften sich am besten diejenigen Fälle anreihen lassen, wo andere Thiere mit Decapoden in einer derartigen Weise zusammenleben, dass nicht der eine Theil ausschliesslich auf Kosten des anderen einen Vortheil bezieht, sondern auf beiden Seiten ein solcher erlangt wird, das Zusammenleben also auf Gegenseitigkeit beruht. Derartige Fälle von Gemeinschaft sind unter der Bezeichnung Symbiose oder Commensualismus allgemein be- kannt. Am besten studirt ist die Symbiose gewisser Einsiedlerkrebse der europäischen Meere mit Actinien, besonders der Fall von Eupagtirus prideauxi m\i Adamsia palliaia, und der von PcKjurus striatns mit Saga rfld parasitica, und sie finden sich in zahlreichen, besonders auch mein- popu- lären Werken behandelt*). Der Einsiedlerkrebs lebt l)ekanutlich in dem Gehäuse einer Schnecke, und die Seeanemone, bisweilen mehrere derselben, sitzt wieder diesem Gehäuse auf und zwar in äusserst regelmässiger Weise : es scheint durchaus ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältniss zu bestehen, was schon daraus hervorgeht, dass der Krebs bei einem eventuellen Wechsel des Wohn- gehäuses seine Genossin auf das neue Gehäuse mit hinübernimmt. Bei *) Für eine allgemeine Besprechung iler Symbiose ist auf Keller, Das Leben des Meeres, 189.j, p. 69 — 86, zu verweisen, wo auf Seite 711V. hierher gehörige Falle zu linden sind. Lebensweise und Lebensersclieinungen. 1255 Eupafiurus prideauxi sitzt die Adamsia regelmässig ;im Kaude des Ge- häuses, und zwar so, dass ihr Mund unterhalb der Kauwerkzeuge des Krebses zu liegen kommt. (Vgl. Fig. 3 auf Kell er 's Farbentafel.) Alle Beobachter erklären dieses Zusammenleben einstimmig für Symbiose, und wir haben es hier jedenfalls auch mit einem typischen Fall dieser Erscheinung zu thun. Nach Steh hing erhält die Seeanemoue dadurch einen Vortheil aus dieser Verbindung mit dem Einsiedler, dass ihr durch das Herumwandern desselben eine grössere Fläche zum Bezüge ihres Futters geboten wird, und ausserdem ist für den eben erwähnten Fall {Adamsia und EiqxKjttrus) durch die Lage des Mundes ein directer Vortheil in der Ernährung augenscheinlieh. Weniger klar ist der Nutzen, den der Krebs aus der Gemeinschaft zieht, doch meint Steh hing, dass die Actinie den Krebs in manchen Fällen durch ihre Nesselorgane vor Feinden schützen mag, und vielleicht auch gewisse Thiere tödtet, die zu schnell sind, um vom Paguriden gefangen zu werden. Aurivillius (Sveuska Akad. Handl. 24. 1891) giebt ferner an, dass die Actinie (Adamsia) — wenigstens für eine gewisse Zeit — die Schale, die der Pagurus bewohnt, vergrössert und so einem öfteren Schalenwechsel vor- beugi: ihr Fuss umschliesst nämlich, wenn sie heranwächst, die Schnecken- schale schliesslich vollständig und verlängert sich alsdann sogar röhren- förmig an der Mündung derselben, was somit eine Fortsetzung und Vergrösserung derselben bedeutet. Ein solches Zusammenleben mit Nesselthieren (Actinien und anderen Cnidarien) scheint gerade unter den Pagnridea ausserordentlich häufig vorzukommen. Am häufigsten sitzen die ersteren auf der Muschelschale auf, so bei Farapagurns piloshnanus, wo eine Actinie oder ein Epkoanthus auf der Schale aufsitzt; einen Ejrisoanthiis trägt auch häufig Eupagurus puhescens und Catapagurus sharreri, wo sogar eine Triple-Alliauce be- obachtet wurde, indem auf dem Episoanthus sich wieder eine Adamsia befand; gewisse Paguristes - Avten tragen ferner eine Fahjthoa auf ihrem Gehäuse. Nach Aurivillius (1891) werden die von Etipngiirus hern- hardus und puhescens bewohnten Gehäuse oft von einem Hydroiden be- deckt {Uijdractinia echinata Flem. oder Podocoryne carnea Sars), die einen krustenförmigen , sich eng anschmiegenden Ueberzug bilden. Bisweilen wird hier der zerbrochene Mundrand der Schale vom Hydroiden ausge- bessert. Oft setzt die Kruste den äusseren Mundsaum fort, ganz im Sinne der Schalenwindung, so dass auch hier (wie bei Adamsia) ein öfterer Wechsel der Schale für den Einsiedler unnöthig wird. Der Vor- theil, der in diesen Fällen noch für den Paguriden herausspringt, ist nach Aurivillius der, dass gewisse accessorische Polypen des Hydroiden (Spiralpolypen) das Eindringen kleinerer Thiere in das Gehäuse ver- hindern. Aehnliche Fälle scheinen auch bei anderen Arten vorzukommen (vgl. oben auf Seite 1216 bei Eupagurus constans). Nicht immer findet sich die symbiotische Form auf der Schnecken- schale: bei Diogenes edivardsi (d. H.) sitzt z. B. eine Actinie {Sagaiiia 1256 Decapoda. paxjuri Verr.) regelmässig auf der äusseren Fläche der linken Scheeren- hand des Krebses. Ferner sind Fälle von Symbiose zwischen Paguriden und Spongien bekannt. Ein mediterraner Pagiirisks (maculatus) trägt Hircina variahüis, und Pagurns striatus trägt oft keine Actinie, sondern Suberites donmncula. Nach Aurivillius umhüllt Swömfes /Jcms Esp. eine Schneckenschale, die von Eupagtirns cuancnsis, Anapagurus cliiracanthns oder von jungen Exem- plaren von E'upagurus 2»dK'Sccns bewohnt wird: eine Symbiose scheint hier ganz nach Analogie der vorher erwähnten Fälle anzunehmen zu sein. Ein Zusammenleben von Spongien mit anderen Decapoden findet sich nun aber ganz besonders innerhalb der Familie der Dromiidae. Der bekannteste Fall ist der von Dromia vulgaris des Mittelmeeres mit Suberites domuncula. Vosmaer (Klass. u. Ordn. 11, Spongien, 1887, p. 457) rechnet diese Fälle ebenfalls zur Symbiose, da einerseits der Schwamm durch das Herumgeschlepptwerden Vortheil erhält, und anderer- seits die Krabbe von dem Schwamm geschützt wird. Ueber das Zu- sammenleben von Dromiiden mit Ascidien und anderen Thieren ist bereits oben (Seite 1217) gesprochen worden, und wir haben liöclist wahrscheinlich ähnliche gegenseitige Beziehungen hier anzunehmen. Diese symbiotischen Verbindungen der Paguriden und Dromiiden mit Cnidariern und Spongien sind fast als regelmässige Erscheinungen aufzufassen, jedenfalls gehören sie in den betreffenden Decapodengruppen zu den ganz gewöhnlichen Vorkommnissen. Sonst sind derartige Fälle aber ausserordentlich selten und kaum je eingehender studirt worden. Hier will ich nur nocli die Melia tesscUata, eine kleine Krabbe, erwähnen, die auf Korallenriffen des Indo-Pacifischen Gebietes lebt, und die regel- mässig in jeder Scheere eine kleine Actinie gefasst hält; und ferner kommt fast ausnahmslos eine Bryozoe {Triticclla flava Dal.) auf dem vorderen Theil des Cephalothorax (besonders dem Rostrum) von der langschwänzigen Form Calocaris macandreae Bell vor. Ob letzterem Fall wirklich eine Symbiose zu Grunde liegt, ist indessen nicht ganz sicher. 15. Nutzen uud Schaden der Decapoden. Verwendung durch den Menschen. — Fragen wir uns, welchen Nutzen die Decapoden für den Menschen besitzeu, so haben wir zunächst die ja allgemein be- kannte Thatsache festzustellen, dass die Decapoden in ausserordentlich ausgedehntem Maasse als Speise benutzt Averden, und dass diese Ver- wendung in manchen Fällen von volkswirthschaftlicher Bedeutung ge- worden ist. Schieiden*) sagt, dass nur die Anomuren keine Speise liefern, und dass die übrigen essbaren Decapoden theils kleinere Cariden, theils grössere Macruren imd Brachyuren sind, ein Ausspruch, der wenigstens insofern richtig ist, dass thatsächlich von den sogenannten Anomuren *) Das Meer, 1867, p. 358. — Sebr viele der folgenden Angaben sind diesem Werk entnomnion. Lebensweise und Lebonsorscheinungen. 1257 ausserordentlich wenige regelmässig gegessen werden. Im Allgemeinen liefern die Macruren die meisten essbaren Formen, was vor allem der grossen Entwicklung des Abdomen mit seineu mächtigen Muskelmassen zuzuschreiben ist. Bei den Krabben, wo ein solches Abdomen fehlt, werden hauptsächlich die kräftigen Scheeren, sowie die Musculatur der Beine verspeist. Am besten sind wir natürlich über die in Europa auf den Markt kommenden Decapoden unterriclitet. Hier haben wir zunächst den euro- päischen Flusskrebs anzuführen, der fast überall in Central- und Nord- Europa regelmässig gefangen und als Speise verhandelt wird. Obgleich derselbe durchaus nicht ein Volksnahrangsmittel bildet, sondern eher in die Eeihe der Delicatessen zu verweisen ist, stellt sein Fang doch immerhin für gewisse Gegenden Russlands, Deutschlands und Frankreichs einen bestimmten Erwerbszweig dar. Von den verschiedenen europäischen Arten wird — abgesehen von den russischen — nur eine vorwiegend benutzt, nämlich der sogenannten Edel krebs (Potamohius astacus), von dem sich die Stücke aus den Flüssen und Seeen Nordost-Deutschlands („Oderkrebs") durch besondere Güte auszeichnen. Weniger gut ist die besonders in England, Frankreich und Süd -Europa vorkommende, im Elsass „Dohlenkrebs" genannte Art {Potamohius pallipes), und fast gar keine Bedeutung hat die Art der Mittel-Europäischen Gebirge, der „Steinkrebs" {P. torrcrdium). Die beiden letzteren Formen (die sich äusserlich sehr nahe stehen) werden indessen vielfach mit dem Edelkrebs verwechselt, doch wird von Kennern sowohl wie im Volksmunde ihre Verschiedenheit und Minderwerthigkeit anerkannt. Sonst existirt in Europa nur noch eine einzige Decapodenform des Süsswassers, die verzehrt wird. Es ist dies die in Italien und auf der Balkan- halbinsel vorkommende Krahhe Potamon fhwiaiile, von der nach v. Martens im Albanersee grosse Mengen gefangen und bis nach Rom auf den Markt gebracht werden. Bedeutend wichtiger ist die Krebsfischerei in den europäischen Meeren. Zunächst sind es die sogenannten Garneelen (holländisch: Gaerner, an der Nordsee: Granaten, an der Ostsee: Krabben, französisch: crevettes, englisch: shrimps genannt), der Gattung Crangon angehörig (besonders Crangon crangon), die in allen Theilen der Nordsee gefangen und auf den Markt gebracht werden (gekocht nicht roth werdend). Ihnen zur Seite stehen gewisse Leander - krten (französisch: salicoques), die (gekocht roth werdend) besonders in England und Frankreich (L. serratus) nach London und Paris versandt werden, und in Nord-Deutschland (L. sqiülla und rcctirosfris) als „Kieler Krabben" bekannt sind. Am Mittel- meere treten an ihre Stelle grosse Penacus- Arten und in Italien besonders die Nika edtilis. Diese alle werden aber an Wichtigkeit von dem europäischen Hummer {ÄstacHS gammarns, französisch: homard, englisch: lobster) übertroffen, der sich hauptsächlich au den nordeuropäischen Küsten, weniger im Mittel- 1258 Decapoda. meere findet. Von Norwegen aus werden jährlich etwa 900 000 Stück allein nach England gebracht, oft kommen an einem Tage 30 000 Stück an. Der Helgoländer Hummer wird höher geschätzt als der Norweger. Von Helgoland wurden nach London im Jahre 1714 über 34 000 geliefert. Dazu kommen noch die ungezählten Mengen, die an den Irischen, Eng- lischen und Schottischen Küsten gefangen werden. Da der Hummer erst im fünften Jahre fortpfianzungsfähig wird, so ist der Verkauf unter Staatsaufsicht gestellt, und Exemplare, deren Körper weniger als 8 Zoll misst, dürfen nicht auf dem Markt zugelassen werden. In Frankreich sind die Hummern nicht minder geschätzt, doch ist der Fang an der französischen Küste nicht so ergiebig: offenbar lieg-t dies daran, dass der Hummer hier keine Schonzeit besitzt, wie in Schott- land und Helgoland. Uebrigens ist auch in Paris das Marktmaass des Hummers (20 cm) bestimmt. Die Languste {PaUnunis elephas) ist der Hummer des Mittelmeeres und südlichen Frankreichs; sie wird bis IV2 Fuss lang und 12—15 Pfund schwer, und ihr Fleisch ist sehr geschätzt. Jährlich wird etwa eine Million gewonnen. Auch der B ären krebs {Scyllnrkhs latus) soll aus- gezeichnet gut -zu essen sein. Die Homola ciwieri des Mittelmeeres (zu den Anomuren geliörig) ist eine grosse, aber seltene Delicatesse. Desto häufiger wird Calappa (jranulata, Mnjn sqninndo, Eriplüa spinifrons am Mittelmeer gegessen, und an den nördlichen Küsten Europas Cancey pagurus, der besonders in der Nordsee häufige „Taschenkrebs" (französisch: crabe poupart, englisch: puncher), der bis 5 Pfund schwer wird; in England wird letztere Art sehr geschätzt, während Carcinklcs macnas und Portunus puber (velvet crab) nur von den ärmeren Küstenbewohnern verspeist werden. Carcinides maenas (die gemeine „Krabbe", französisch: crabe commune, die Italiener unterscheiden die Männchen als „granzo", die Weibchen als „molecca") ist an allen europäischen Küsten gemein: einen besonders starken Nahrungs- zweig bildet sie aber für die Anwohner des adriatischen Meeres, und für die Venetianer einen wichtigen Handelsartikel. Die eben gehäuteten, noch weichen, werden im Lande verkauft und sind in Gel gebacken eine Lieblingsspeise des Volkes. Auch an der deutschen Nordseeküste wird diese Art oft gefangen und verspeist. Sehr gut sind wir ferner über die essbaren Krebse der Vereinigien Staaten von Nord- Amerika unterrichtet*). Auch hier steht der Hummer (\ohstev, Ast acusamericamis) an der Spitze und ist nächst der amerikanischen Auster das vorwiegendste und häufigst gegessene Seethier. Im Süden der Vereinigten Staaten übertrifft allerdings die blaue Krabbe etwas den Hummer, da letzterer von der New- Jersey -Küste südwärts verschwindet Der Hummer wird hier theils frisch, dann aber auch in grossem Maass- *) Vgl. Eich. Kathb Uli, in: G. B. Goode, The Fishery and Fislieries Industries uf the United Staates. — U. S. Coiniii. Fish and Fisheries, sect. V, v. 2, 1887. Lobonsweiso und Lobenserscheinun{,'on. ] 251) stabü präservirt gegessen, und diese letztere Weise hat die Hummer- Fischerei zu einer besonderen Industrie (vom St. Lorenz Golf bis New- York) sich entwickeln lassen. Die hauptsächlichen Marktplätze für frische Hummer bilden Portlaud, Boston und Now-York. Von dort werden sie theils lebend, tiieils gekocht ins Inland versandt. Die Präservirung des Hummers in Büchsen (canning industry) ist auf den Staat Maine und die anliegenden canadischen Provinzen beschränkt, der Hauptort ist East- port, Me (neuerdings entwickelt sich diese Industrie auch in New-Found- land). Ein grosser Theil dieses Büchsenhummers wird nach Europa verschifft. Der Fang der Hummer ist in Maine, New-Hampshire , Rhode Island, Connecticut und New-York gesetzlich geregelt (Schonzeit, Minimal- maass von 9 — 10 Zoll). Im Jahre 1880 wurden in den Vereinigten Staaten über 20 Hill. Pfund Hummer im Werthe von über 700000 Dollars gefangen und consumirt. An den Hummer schliesst sich der Wichtigkeit nach die ,, blaue Krabbe" (blue crab, Callinedes scqndus) an, die an der atlantischen Küste von Neu- England bis Texas sich findet und zu der im Süden noch einige andere Arten derselben Gattung kommen. Diese Art wird vor- wiegend im Sommer gefangen und die sogenannten „soft shells" (kurz nach der Häutung imd noch weich) werden ganz besonders geschätzt. Meist werden sie frisch gegessen, in gewissen Gegenden (besonders Virginien) aber auch in Büchsen präservirt. Im Jahre 1880 wurden über 7 Mill. Pfund direct verbraucht (Werth: über 300 000 Dollars), und „blue crabs" im Werth von 6800 Dollars präservirt. Nach H. M. Smith wurden 1888 fast 4 Mill. Stück von „soft shells" gefangen. Die Hauptmarkt- plätze sind: New-York, Boston, Philadelphia, Wilmington, Baltimore, Washington. Von untergeordneter oder nur localer Bedeutung als Speise ist die ,,lady crab" (Flatyonijclms ocellatus, besonders in New-Orleans), die „stone crab" {Menippe mercenaria im Süden, und die beiden Cancer - Arten im Norden). Der Fang von „shrimps" {Crangon crangon) ist sehr unbedeutend und wird fast nur in den Neu -England -Staaten betrieben (werden in New-York gelegentlich auf den Markt gebracht). In den Südstaaten werden die gi'osseu „prawns" {Penaeus setifer und brasiliensis) gegessen. Die Hauptorte für letztere sind Charleston in Süd -Carolina, New-Orleans in Lousiana, und Galveston in Texas: an den beiden letzteren Orten werden sie auch in Büchsen conservirt. Eine besondere, als Delicatesse hoch geschätzte Form ist die ,,oyster crab" {Pinnotheres ostrciim), eine in Austern lebende, kleine Krabbe (vgl. Seite 1238), die gewissermaassen als Nebenproduct bei der Austern- industrie abfällt. Sie wird frisch und eingemacht, besonders in New-York, gegessen, da es aber schwierig ist, grössere Quantitäten davon zu sammeln (sie müssen einzeln aus den Austern herausgesucht werden), so sind sie sehr tlieuer. 1260 Decapoda. An der pacifischen Küste der Vereinigten Staaten ist es vor allen eine Languste Panulims intcrruptus („rock lobster") in Californien, die von Santa Barbara südwärts gefangen und in grosser Menge nach San Fraucisco auf den Markt gebracht wird. Die essbare Krabbe der paci- fischen Küste (Galifornieu bis Washington) ist Cancer magister, der in bedeutender Zahl verbraucht wird, und in zweiter Linie kommen dann: Cancer productus und anfcnnarkis , Epialtus producfus, Hetcrograpsus ore- gonus und nudus. Die californische Garneele ist Crangon franciscorum rmd affinis: besonders die Chinesen fangen diese Arten, trocknen sie und schicken sie nach Chiua und Hawaii, oder verkaufen sie frisch in San Francisco. Von grösseren Formen („prawns") kommt Pandalus danae und eine Pctmeus-Avt in San Francisco auf den Markt. Die uordamerikanischen Flusskrebse der Gattung Camharus haben als Nahrungsmittel nur geringe Bedeutung: nur in New-York und New- Orleans (bei der französischen Kreolenbevölkerung beliebt) werden sie zu Markte'' gebracht. New-York bezieht das Material aus dem Potomac bei Washington {Camharus affinis), von Milwaukee und Montreal: in New-Orleans kommt es aus den Seeen, Canälen u. s. w. des Mississippi. Gelegentlich wird in San Francisco Potamobius nigrescens auf dem Markte gefunden. Hieran schliesst sich eine Süsswasser-Garueele: Palaemon ohionis aus dem Mississippi, die in New-Orleans verspeist wird. Aus den übrigen Weltgegendon liegen uns mu" sparsame und ge- legentliche Berichte vor, die über die Verwerthung von Decapoden als Speise etwas angeben: meist kennen wir nur die einfache Thatsache, dass eine bestimmte Art in der oder jener Gegend gegessen wird, und zwar beziehen sich die meisten Angaben auf Süsswasser- oder Landkrebse. Nur betreffs Ost -Indien liegen über Seekrebse etwas vollständigere Angaben vor, die von Henderson (Tr. Linu. Soc. London. 2 ser. Zool. V. 5. 1893) heiTühren. Nach ihm kommen in Madras auf den Fisch- markt: die Gattungen Pcnaeiis, Palaemon (Süss- und Salzwasser -Arten), Panulirus, Neptunus, also: „prawns", Langusten und eine Krabbe. Die niederen Bevölkerungsklassen essen fast alles, je grösser, desto beliebter. Die Europäer bevorzugen besonders: Scyllaserrata (eine SchAvimmkrabbe) und Penaeus monodon (prawn), unter letzterem Namen laufen aber oft Palaemon -Arten unter. Die grossen Süsswasser-Palämonen (die auch in Brackwasser und in der See sich finden) scheinen überhaupt fast überall , wo sie vorkommen, eine beliebte Speise zu bilden: in Japan wird Palaemon asper gegessen und findet sich in grosser Menge auf dem Fischmarkt zu Tokio; in Central- Amerika bildet in Guatemala der Pal. jamaicensis einen wichtigen Markt- artikel (0. Salvin); in Brasilien wird Pal. amasonkus ebenso benutzt, und in Chile werden diese grossen Süsswassor-Garneelen durch Bithynis (jaudicliaudi vertreten. Von sonstigen Süsswasser -Macruren wird die CalUanassa tiirneraim, die in West -Afrika (Old Calabar) wenigstens zu Lebensweise und Lebenserscheinuugen. 1261 gewissen ZeittMi im Süsswasser ersclieint, von den Eingeborenen als Speise benutzt (Murray, P. Z. S. 1809). Wo in der südlicben Hemisphäre die eigentlichen Flusskrebse wieder auftreten, also z. B. in Australien, spielen sie wieder dieselbe Rolle wie in Europa. Der riesige Astacopsis scrrata, der „Murray-Fluss-Humnier", wird nach Melbourne und Sydney in grösserer Zahl auf den Markt ge- bracht, während die kleineren Formen wenigstens von den Eingeborenen gegessen werden: Cheraps bicarinahis wird von den Australnegern zu Tausenden gefangen, und bildet zur Zeit, wo er durch die Ueber- schwemmungen aus den von ihm bewohnten Löchern (vgl. Seite 1229) heraufbefördert wird, für viele Wochen einen wichtigen Nahrungszweig. Zum Schluss sind noch einige Laudkrebso zu erwähnen. Birgus latro ist auf den Südseeinselu (Owen, P. Z. S. 1832) eine beliebte Speise, und besonders wird an ihm das Fett des Abdomen geschätzt. Die west- indischen Landkrabbeu Gecarchms rurkola und Curdisoma guanlmmi werden nach V. Martens auf Cuba gegessen. Auch auf Jamaica gilt dies für ersteren, wo er zu Hunderttausenden gefangen wird und besonders im weichhäutigen Zustande beliebt ist. Von den englischen Matrosen wird er indessen verabscheut, weil sie glauben, dass diese Krabbe Nachts die Kirchhöfe besucht und die Leichen der am gelben Fieber Verstorbenen verzehrt. Wir schliessen hiermit den Ueberblick über die essbaren Decapoden, indem wir darauf hinweisen, dass im Allgemeinen jede Form derselben, sobald sie nur in irgend welchem Körpertheile genügende Fleischmassen aufweisen kann, als Speise zu benutzen sein dürfte. Bei einigen Formen ist es allerdings behauptet worden, dass ihr Genuss schädliche Folgen nach sich ziehe. Die von den alten Autoren (Liune und Herbst) mit grossem Nachdruck vorgetragenen Erzählungen, dass die Arten der Gattung Dromia giftig seien, haben sich aber als durchaus unrichtig herausgestellt (Stalio), und ob die von gewissen Autoren gemachte An- gabe, dass der im nördlichen Pacific lebende Tdmcssus als unschmackhaft und zuweilen selbst schädlich zu bezeichnen sei, sich bestätigen wird, bleibt selir fraglich, da andere Autoren (Tilesius, Mertens) denselben für einen Leckerbissen halten. Abgesehen von ihrer Verwendung als Speise bieten die Decapoden kaum einen weiteren Nutzen für den Menschen dar: nur ihre häufige Verwendung als Köder müssen wir noch hier erwähnen, und ebenso können wir auf die — allerdings veraltete — Verwendung der „Krebs- steine" der im Magen des Flusskrebses zu gewissen Zeiten sich findenden Kalkconcretionen (vgl. Seite 971) in der Medizin hinweisen. Die „Bedeutung" der Krebse im Naturhaushalte liegi im Wesent- lichen in ihrer Fressthätigkeit: sie gehören zur Gesundheitspolizei des Meeres und des Süsswassers, und ihre Aufgabe ist es, allerhand thierische und pflanzliche Abfallstofle bei Seite zu schaffen (vgl. oben S. 1233), und ferner haben sie ihre ,, Bedeutung" als Nahrung für andere Thiere. Neuer- 1262 Deoapoda. diugs hat J. Walther den sclieerentrageuden Krebsen eine besondere KoUe bei der Bildung der Koralleurifl'e zuertheilt, indem er behauptet, dass sie durch die Thätiglieit ihrer Scheeren ganz wesentlich zur Bildung der Detritusmassen, aus denen sich die Korallenriffe 7Aim Theil zusammen- setzten, beitragen. Es liegt indessen dieser Behauptung keine einzige positive Beobachtung zu Grunde, und ein klein wenig Nachdenken und Kenntniss der marinen Krebse lässt sie als völlig absurd erscheinen. Was nun zuletzt den Schaden anbetrifft, den die Krebse — vom Standpunkte des Menschen betrachtet — anzurichten im Stande sind, so können wir uns sehr kurz fassen. Wie bereits erwähnt, ist eine giftige Wirkung von gewissen Decapoden — wenn gegessen — behauptet worden, indessen in keinem Falle unzweifelhaft erwiesen. Dahingegen kenneu wir einen indirecten Schaden, den gewisse Formen anrichten. Möbius (S. B. Ak. Berlin, 1893) zählt eine Eeihe von Decapoden als Bewohner der Austernbänke der Nordsee auf (vgl. oben Seite 1200) und hält die grösseren derselben: Ht/as araiicus, Eupcuiurus hcrnhardus, Carcinides maenas und Portunus holsatus für der jungen Austernbrut gefährlich, und sie beeinträchtigen somit entschieden die menschliche Austernindustrie, wenngleich der Schaden nicht bedeutend sein kann. Ein weiterer inter- essanter Fall wird von Zehntner angeführt (Mededeelingen van het Proef- station Oost-Java 37. 1897 — Arch. voor de Java-Suikeriudustrie 1897). Nach ihm kneipt eine Land- und Süsswasser-Krabbe Javas, Farathelplmsa nuiciücda d. M., die jungen Triebe des Zuckerrohrs ab und schädigt damit die Zuckerplantagon, vuid ferner untermiuirt sie durch ihre Löcher die Dämme der Bewässerungsgräben, beschädigt sie und lenkt das Wasser ab. Etwas Aehnliches ist auch von den löehergrabenden Carus-kxi^\\ am unteren Mississippi bekannt, die durch diese Lebensweise die Dämme dieses Eiesenstromes gefährden sollen. TU. RäHiuliche Verbi-cituiig. Die geographische Verbreitung der Decapoden ist vom Verfasser zur Grundlage seiner allgemeinen Studien über Thiergeographie benutzt worden und in einem besonderen Kapitel seiner „Grundzüge der marinen Thiergeographie"*) behandelt worden. Wenn wir uns hier dieser Dar- stellung anschliessen, so müssen wir vor allem da))ei hervorheben, dass es des Verfassers Bestreben ist, im Gegensatz zu der bisher gebräuch- lichen thiergeographischen Forschung, der einfachen Zusammenstellung und Gruppirung von chorologischen Thatsachen, eine andere Methode einzuführen, die wir vielleicht einerseits als „geophysikalische" Behandlung, andererseits als „genetische" bezeichnen können. Wir gehen von dem Grundgedanken aus, dass die bisher fast aus- schliesslich angewandte thiergeographische Forschung unverständliche *) Jena 189R. Kaiiitel 0. Rüumlichp Verbreitung. 12Go Bilder liefert. Der Grund hierfür liegt darin, dass die Metliod(! darin bestand, die Thatsachen der augenblicklichen Verbreitung der recenten Thierwelt einfach festzustellen, woran sich dann ein Gruppiren der Formen mit annähernd gleiclier Verbreitung in zoogeographische Regionen schloss. Hierbei blieb die Wissenschaft gewöiinlich stehen, ja vielfach hat es den Anschein, als ob von gewisser Seite dieses Aufstellen und Begrenzen von „Regionen" als das Endziel thiergeographischer Forschung angesehen würde. Diese Methode enthält aber — abgesehen von der Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit, exactes und vollkommenes Material zu erlangen — einen grossen Nachtheil: betrachten wir die gegenwärtige Fauna irgend eines Theiles der Erdoberfläche, so treten uns in ihr offenbar Elemente von ganz verschiedenem Ursprung entgegen ; einige der dort gefundenen Formen entsprechen in ihrer Verbreitung den dort augenblicklich herrschen- den Verhältnissen, während viele andere dies nicht thun. Die letzteren Formen aber bieten dann immer Schwierigkeiten dar, obgleich es klar ist, woher ihre Unabhängigkeit von den gegenwärtigen Bedingungen rührt: sie bildeten und fixirten ihre Verbreitung eben, bevor die gegen- wärtigen Existenzbedingungen eintraten, nach Bedingungen, wie sie in früheren Zeiten vorherrsciiten , und deuten somit auf solche vergangene Zeiten hin; sie sind Ueberbleibsel aus der Vergangenheit, aus der Ent- wicklungszeit unserer jetzigen Verhältnisse. Um der Schwierigkeit, sich mit diesen scheinbar abnormen Formen abzufinden, zu begegnen, schlug der Verfasser einen anderen Weg ein. Da es allgemein anerkannt ist, dass die Verbreitung der Thiere sich nach den jetzt oder früher oxistirenden physikalischen Existenzbedingungen der Biosphäre richtet, so ist es vor allem wichtig, zu wissen, welches die zur Jetztzeit vorJierrschenden derartigen Bedingungen sind, und die Grund- lage jeder thiergeographischen Forschung muss in der Untersuchung der physikalischen Verhältnisse, die auf die Thierverbreitung von Einfluss sind, liegen. Können wir nach der Vertheilung der Existenzbedingungen auf der Erdoberfläche eine Eiutheiluug der letzteren in bestimmte Theile (Regionen u. s. w.) entwerfen , so haben wir einen wichtigen Schritt vor- wärts gethan: alle diejenigen Thierformen, die sich dem so gewonnenen Schema fügen, bedürfen keiner weiteren Untersuchung, da es klar ist, dass ihre Verbreitung von den modernen Verhältnissen bestimmt wird. Hiermit treten aber die nicht in dies Schema sich einfügenden Thier- formen in den Vordergrund des Interesses; während sie früher gewisser- maassen als Ausnahmen und abnorme Fälle behandelt wurden, concentrirt sich jetzt auf sie die hauptsächliche Aufmerksamkeit des Forschers, und es setzt hier der zweite und wichtigste Theil der thiergeographischen Unter- suchung ein, der Versuch einer Erklärung derartiger scheinbarer Ausnahme- fälle, der in vielen Fällen auf die Genesis, auf die Entwicklung der jetzigen Verbreitung aus den Bedingungen früherer Zeiten, eingehen muss. Die pjiutheilung der Erdoberflüche nach den Existenzbe- dingungen. — Dass das Verhältniss zu den Existenzbedingungen, die 1264 Decapoda. „Bioiiomie", für die Verbreitung der Tiiiere uiaassgebeud ist, ist eine an- erkannte Thatsache. Eine Eiutheilung der Erdoberfläche nach dieser Hinsicht wurde schon oft versucht (die Eintheilung in Land und Wasser für thiergeographische Zweclve ist ja so alt wie die Wissenschaft selbst), aber erst J. Walther gelang es, den ersten entscheidenden und frucht- baren, wenn auch noch luivoUkommenen, Schritt in dieser Richtung zu thun. Seine Eiutheilung in „Lebensbezirke" — in der vom A^erfasser verbesserten Form — ist bereits oben auf Seite 1182 wiedergegeben worden. Sie bildet die grundlegende Eintheilung, von der der Verfasser ausging, um „thiergeographische Regionen" zu unterscheiden, die aller- dings zunächst nur als „Regionen gleicher Existenzbedingungen" aufgefasst werden sollen ; erst insofern als sie die Verbreitung der Thiere thatsäch- lich beeinflussen, werden sie zu „thiergeographischen" Regionen. Unter Verweisung auf das oben genannte Werk des Verfassers (Kapitel 4) wollen wir hier nicht weiter darauf eingehen, welches die Kriterien sind, nach denen sich solche „Regionen" nnterscheiden lassen, sondern gleich die vom Verfasser (1. c. p. 60) aufgestellte Eintheilung in solche hier folgen lassen : A. Litoraler Lebensbezirk. 1. Arktische Region. 2. Antarktische Region. 3. Indo-Pacifische Region. 4. West-Amerikanische Region. 5. Ost-Amerikanische Region. 6. West-Afrikanische Region. B. Pelagischer Lebensbezirk. 1. Arktische Region. 2. Antarktische Region. 3. Lido-Pacifische Region. 4. Atlantische Region. 0. Abyssaler Lebensbezirk. A. Der 1 i t o r a 1 e L e b e n s b e z i r k. 1. Die arktische Litoralregion umfasst .die Küsten und flachen Meerestheile, die den Nordpol umlagern, und zwar gehört dazu im Wesent- lichen die Nordküste von Siljirien und Europa, von Canada (nebst dem anliegenden Archipel) und Grönland, und ferner jederseits längs der beiden Continentalmasseu ein Streifen nach Süden sich erstreckendes Litoralgebiet, der allmählich ins tropische Litoral übergeht. Diese nach Süden sich erstreckenden Theile sind im Atlantischen Ocean die Küste von Europa (das Mittelmeergebiet bildet den Uebergang) und des öst- lichen Amerika (die üebergangszono liegi zwischen Gap Cod und Cap Hatteras), und im Pacifischen Ocean die Westküste von Nord-Amerika (bis Californien) und die Ostküste Sibiriens bis zum mittleren Japan. Diese nach Süden sich erstreckenden Theile werden von dem übrigen, nördliclien I Eäumliche Verbreitiiiif;'. 1265 und deutlich circumpolaren Tlieile als Subregionen abgetrennt und sind unter sich nicht mehr continuirlicli ; einerseits haben wir eine pacifisch- boreale .Sul)region und andererseits können wir eine atlantisch -borealo Subregion unterscheiden, von der der östliche und der westliche Theil (Europa und Nordost-Amerika) wieder von einander getrennt sind. Die eigentliche arktisch- circunipolare Subregion dürfte kaum irgend welche charakteristische Decapodenform enthalten und zeichnet sich von den südlicli davon gelegenen (borealen) Theileu nur durch den Mangel gewisser Formen aus *). Alle im höchsten Norden (Grinnell-Land, Spitz- bergen, Franz Joseph-Land, Nord-Sibirien) gefundenen Decapoden- Arten dringen auch mehr oder minder weit ins boreale Gebiet ein und wir können sie somit als charakteristisch für die ganze arktische Kegion be- zeichnen. Unter diesen Formen ist die Gircumpolarität in der Verbreitung durchaus gut ausgesprochen, und wenn uns auch hier und da unsere Kenntnisse im Stiche lassen (es ist z. B. die Nordküste Sibiriens von der Kara-See bis zur Berings-Strasse nur durch die Vega-Expedition bekannt und diese Sammlungen sind oft'enbar noch sehr lückenhaft), so deutet doch in den meisten Fällen das Vorkommen der betreffenden Form in den nördlichen Theilen des Atlantic sowohl wie des Pacific auf eine noch bestehende Verbindung längs der Nordküste Asiens oder Amerikas hin**). Zu den charakteristischen arktischen Decapoden gehören gewisse Formen der Crangonidae***) und Hippolytidae. Zu den ersteren gehören: Crangon (Sderocrangon) boreas (Ph.), Cr. {Sei.) salr.hrosus Ow., Nectocrangon Jar (Kr.), Sahinea septemcarinata (Sab.), zu den letzteren : Arten der Gattung Hippolytc (vielleicht richtiger als Spirontocaris zu bezeichnen), nämlich: H. phippsi Kr., H. spinus (Sow.), H. gaimardi M. E., H. polaris (Sab.), H. grönlandica (F.). Alle diese Arten sind in hochpolaren Breiten ge- funden worden (z. B. Spitzbergen, Nord-Grönland), und es ist von ihnen eine circumpolare Verbreitung (mit Ausnahme eines Falles f)) sicher. Am vollständigsten ist letztere wohl von Sahinea septemcarinata bekannt, *) Diese Thatsache gilt aber zunächst nur für die Decapoden und ist rein zufällig. Unter anderen Thiergruppen giebt es echt arktische Formen, die nicht ins boreale Gebiet nach Süden vordiingen. **) Doch dürfen wir eine solche Verbindung nicht überall voraussetzen. Wir werden Fälle kennen lernen, wo sie offenbar jetzt nicht mehr existirt, aber in früherer Zeit vorhanden war. ***) Vgl. hierzu: Ortmann in: Proc. Ac. Nat. Sc. Philadelphia, 189.5, p. 189ff. f) Diesen Fall bildet Nectocrangon lar. Diese Art findet sich in der Berings-See und nordwärts davon, und ferner in Nord- und Nordost-Amerika i,vom Smith-Sound süd- wärts bis New-Foundland) , ferner an der Ostküste Grönlands, aber nicht bei Island, Spitzbergen, in Nord-Europa, und nicht an der Nordküste Sibiriens. Die Art ist also echt amerikanisch und fehlt in Nord-Sibirien und vor allem in Nord-Europa. Eine zureichende Erklärung dieses Verhaltens ist mir bisher noch nicht möglich geworden. TJebrigens hegt uns ein hierzu analoger Fall in der Verbreitung der Oxyrrhynchen-Ki'abbe Cliionoecetes opilio (F.) vor. Broun, Klassen des ThieiTeichs. V. 2, §Q 1266 Decapoda. die durch die Vega-Expedition bis zum Cap Tscheljuskiii*) uachgewiesen wurde, nachdem sie vorher von allen übrigen Theilen des arktischen Litorals, sowohl im Norden Europas wie im nördlichen Amerika bekannt gewesen war. Aber gerade von den oben genannten Decapoden ist es festgestellt worden, dass sie weit ins boreale Gebiet nach Süden vordringen, so dass wir sie deswegen nicht als für die arktisch -circumpolare Subregion als charakteristisch ansehen können. Gehen wir von dem hochpolareu Litoral nach Süden, so treten bald weitere Formen auf. Zunächst sind es zwei Arten der Oxyrrhynchen- Gattung Hyas, H. arancns (L.) und H. coarctattis Leach, die fast dieselbe Verbreitung haben und rings um den Pol gefunden wurden. Beide Arten gehen nicht ganz so weit nördlich, wie die vorhergenannten (fehlen z. B. in Nord-Grönland), finden sich al)er doch immerhin noch in Spitzbergen und Nowaja-Semlja. Zwischen der Kara-See und der Berings-See ist eine Lücke unserer Kenntniss, so dass wir nicht wissen, ob die Circumpolarität hier eine vollständige ist. In den eigentlichen borealen Theilen des Atlantic und Pacific treten uns Formen entgegen, von denen wir bestimmt wissen, dass sie der cir- cumpolaren arktischen Subregion fehlen, und ausserordentlich interessant sind hier Fälle, wo ein und dieselbe Art sowohl im Nord-Pacific als auch im Nord-Atlantic gefunden wird, wo aber eine Verbindung dieser beiden jetzigen Verbreitungscentren nicht mehr existirt, die Ver- breitung also eine discontinuirliche ist. Ein schönes Beispiel hierfür liefert der bekannte Crangon crangon (L.), der ausserhalb Europas nicht nur an der Ostküste der Vereinigten Staaten, sondern auch im Pacific an den japanischen Küsten gefunden wurde, und der bestimmt über Norwegen und New Foundland nicht nach Norden geht. Eine derartige Verbreitung ist natürlich nur so zu erklären, dass das Verbreitungsgebiet dieser Art früher ein continuirliches gewesen sei, d. h. um die Nordenden der Continente herumgegangen sein muss, dass später aber die Art — wahrscheinlich durch ungünstiger werdende klimatische Verhältnisse — nach Süden ge- drängt wurde und im Atlantic und Pacific je ein separirter Ueberrest verblieb, der als Kelict aus einer frühereu Zeit anzusehen ist. Diese Verbindung des jetzt getrennten Verbreitungsgebietes dieser Art haben wir nicht fern von der Jetztzeit zu suchen; jedenfalls herrschten noch nach der Mitte der Tertiärzeit Bedingungen, die eine solche möglich machten. Ein ähnlicher Fall dürfte uns in der Verbreitung von Eupagurus puhescens Kr. vorliegen, der indessen bedeutend weiter nördlich (bis Spitzbergen) beobachtet wurde, und sicher gilt dies für Eupagurus hcrn- liardus (L.). Als in dieselbe Kategorie gehörig wollen wir gleich hier die iden- tischen Formen des Mittelmeeres und Japans erwähnen. Eine solche *) Siehe; Stusberg, Vega-Exped. Vet. Jakttag, 1882. Räumliclie Verbreitung. 1267 Identität der Art ist bei Faf/urus arrosor (Hbst.) {= striatus Latr.) sicher gestellt, docli werden noch andere Arten angeführt. Die einzige Er- klärung hierfür ist, dass es sich um frühere circumpolare Arten handelt, die mit der Zeit weiter nach Süden gedrängt wurden und ihre Verbindung verloren. Dass der boreale Pacific und Atlantic in früherer Zeit eine polare Verbindung hatten, wird 'ferner durch zahlreiche Beispiele bewiesen, avo in beiden Meeren nahe miteinander verwandte Arten gefunden werden. Hier ist die seit der Unterbrechung der Verl)indung verstrichene Zeit hinreichend gewesen, um die separirten Colonien der betreffenden Form sich verändern und zu verschiedenen Arten entwickeln zu lassen. Nur auf diese Weise lässt sich das Vorkommen von LitJiodes maja (L.) und von drei Arten von Cancer {C. 2^a(jurus (L.). in Europa, C. irroratus Say und C. sayi Gld. in Nord-Amerika) im Nord-Atlantic erklären, nämlich durch Einwanderung aus dem Nord-Pacific über den polaren Theil des Litorals. Der boreale Theil des Atlantic besitzt aber auch seine eigene Fauna. Ganz charakteristisch für ihn ist die Gattung Astacus (Hummer), doch hierbei ist wohl zu bemerken, dass wir diese Gattung nicht als Charakter- form in dem Sinne anzusehen haben, dass sie im borealen Atlantic ent- standen und denselben nie verlassen habe. Es ist dies ein prächtiges Beispiel dafür, dass das einfache Vorhandensein einer Thierform in einer bestimmten Gegend der Erde an und für sich gar nichts besagt und wir aus dieser blossen Thatsache nichts ableiten können, das für allgemeine Fragen der Thiergeographie von Bedeutung wäre. Der Thiergeograph der alten Schule würde natürlich dem Hummer hohe Beweiskraft für die Werthschätzung der borealen atlantischen Meerestheile als „Kegion" resp. „Subregion" beimessen, und das fast peinliehe Einhalten der physikalischen Grenzen der atlantisch-borealeu Subregion (in unserem Sinne) seitens der Gattung Astacus sollte sie von vornherein als eine dieser Formen er- scheinen lassen, die hier ihr Entstehimgscentrum haben, von dem aus sie sich nicht weiter verbreiten konnten. Diese Annahme würde aber in diesem Falle wahrscheinlich unrichtig sein. Wäre Astacus eine derartige „Charakterform" dieser Subregion, so müsste sie sehr jungen Alters sein (zweite Hälfte der Tertiärzeit) ; nun wissen wir aber, dass diese Gattung viel älter ist, vielleicht bis zur Jurazeit zurückgeht, jedenfalls aber in der mesozoischen Zeit beginnt, und aus diesem Grunde können wir die- selbe im Nord-Atlantic nur als Eelict betrachten. Früher war sie weiter verbreitet, war vielleicht kosmopolitisch, hat sich aber zufälligerweise durch eine Combination besonderer Umstände — die sich unserem Verständniss zur Zeit noch entziehen — nur im Nord-Atlantic erhalten. Eine andere Form, die charakteristisch für den Nord-Atlantic ist, ist die Gattung Carcinides, und wir könnten jedenfalls noch eine Reiiie weiterer aufführen, wenn uns eingehendere Studien über diese Beziehungen vorlägen (wir werden auch hierauf weiter unten, bei den Beziehungen 80* o 1268 Decapoda. zwisclieu Mittelmeer und West-Iudieii zurückkommen). Hier wollen wir nur noch darauf aufmerksam machen, dass das Litoral der Ost- und West- seite des borealen Atlantic topographisch getrennt ist, und dass diese Trennung sich in einer Dift'orenzirung der Arten kund thut; der europäische Carcinides macnas (L.) wird an der Küste der Vereinigten Staaten durch C. gramdatiis (S.) vertreten, Cancer pagurus (L.). durch Cancer irroratus und sayi, Ästacus gamniarus (L.) durch Ast. aniericanus M. E. u. s. w. Aehnlich, aber doch etwas verschieden sind die Verhältnisse im nörd- lichen Pacific. Hier haben wir ebenfalls charakteristische boreale Gruppen, vor allen die Gattungen Clteiragonus Latr. (= Tehnessus Wh.) und Eri~ macrus Bened., ferner liegt hier wahrscheinlich das Centrum der Gattung Cancer und vielleiclit der ganzen Familie der Lifhodidae. Während aber im borealen Atlantic Ost- und Westseite scharf getrennt sind, erstreckt sich hier eine Verbindung vom nördlichen Japan über Kamschatka und Alaska nach der Nord Westküste Amerikas, und wir haben thatsächlich Arten, die sowohl von Japan als auch von Nord-Amerika bekannt sind. Ich nenne z. B. Eupagurns stoiutcJis Stps., Hyastlicnus longipcs Dan., der nach Rathbun identisch ist mit H. japonkus Mrs. ; Pacliygmpsus cras- syjcs Eand. ; Pugettia quadridens (Haan). Dass aber diese Verbindung für gewisse Formen im Norden, also im Berings-Meer, unterbrochen ist, geht daraus hervor, dass wir andererseits auf beiden Seiten des Pacific soge- nannte vicariirende, d. h. nahe verwandte und sich ofl'enbar vertretende Formen kennen, die natürlich dann auf die frühere Existenz dieser Verbindung hinweisen. Derartige Fälle kennen wir unter den Lithodidae und in der Gattung Cancer: so weist z. B. die Existenz zweier Cancer- Arten in Japan auf die Westküste Nord-Amerikas hin. 2. Die antarktische Litoralregion unterscheidet sicli in ihrer topographischen Conformation ganz erheblich von der arktischen. Während letztere in Folge der grossen Breitenausdehnung der Nordküsten der Con- tinente nahezu als continuirlicher arktischer Gürtel sich darstellt, zerfällt die erstere in Folge der Zuspitzung der Continente nach dem Südpol zu in eine Anzahl weit getrennter Theile: die Südspitze Süd-Amerikas, die von Afrika und der südliche Theil von Australien und Neu-Seeland sind die wichtigsten, an die sich dann die verschiedenen isolirten antarktischen Inseln anreihen. Wir können also hier kaum eine so stark ausgesprochene Circumpolarität der antarktischen Fauna erwarten; trotzdem ist sie aber vorhanden, und als Beispiel wollen wir die Verbreitung der Gattung Jasus anführen, von der sogar die eine Art wirklich circumpolar erscheint, näm- lich -/. Mandel (M. E.), der in Südafrika, bei St. Paul (südlicher Indischer Ocean), Tasmanien, Neu-Seeland, Juan Fernandez, Chile und bei der Nightingale-Insel und Tristan da Cunha im Süd-Atlantic gefunden worden ist! Diese Circumpolarität müssen wir als vollkommen bezeichnen. Es ist indessen schwierig, die Verbreitung dieser Art als den gegenwärtigen Verhältnissen entsprechend anzusehen, doch wäre es möglich, dass in den pelagischen Larven, die in der Familie der Palinuridac bekannt sind Räumliche Verbreitung. 1269 {Phißosoma. vgl. oben Seite 1095 und 1193), ein Mittel liegt, durcli das die Verbindung der einzelnen Colonieu dieser Art erhalten wird. Auf der anderen Seite liegt der Gedanke nahe, dass die frühere Existenz eines ausgedehnteren antarktischen Continentes (wir werden noch weiter unten darauf zu sprechen kommen) als Erklärung für diese Verbreitung heran- zuziehen ist; die Familie der PaUnuridae ist eine sehr alte, so dass nichts im Wege steht, die Verbreitung dieser Gattung und Art auf die früher bestehende (Ende der Secundär- und Anfang der Tertiärzeit) ausgedehntere Entwicklung des antarktischen Litorals zurückzuführen. Eine ähnliche Verbreitung wie Jasus lalandd besitzt anscheinend die Gattung Cyclograiims (fehlt aber in Süd-Amerika) inid die Familie der Hijincnosomidac, und ferner scheint die Gattung Dromidia ihr Centrum im antarktischen Gebiete zu haben. Jüromidia fehlt aber wieder in Süd- Amerika, während sie andererseits ins tropische Gebiet Ausläufer ent- sendet*). Diesen Fällen von vollkommener oder theilweiser Circumpolarität stehen die Formen gegenüber, die sich auf eines der antarktischen Centren beschränken und somit besser mit den gegenwärtigen Verhältnissen über- einstimmen. Die Fauna von Süd-Amerika enthält z. B. in den Gattungen Eurypodius und Hypopeltarion eigenthümliche Formen, Süd-Afrika besitzt ausser den vier Arten von Dromidia die Gattung Endromia, ferner die Pseudodromia Jätens Stps. , Mursia cristata M. E., Süd-Australien hat die Gattung Pseudocarcinus. Wir müssen indessen darauf verzichten, in der Aufzählung der antarktischen Localformen irgendwie vollständig zu sein, da zu diesem Zweck unsere Kenntniss der betreffenden Decapodenfaunen noch ausserordentlich mangelhaft ist; es genüge, festgestellt zu haben, dass wir innerhalb der antarktischen Litoralfauna auf der einen Seite Fälle von Circumpolarität kennen, die höchst wahrscheinlich auf eine frühere Continuität des antarktischen Litorals hinweisen, und dass auf der anderen Seite in den zur Zeit isolirten Partien desselben thatsäclilich besondere, auf diese Partien beschränkte Decapodenformen sich finden, die somit den modernen Verhältnissen in ihrer Verbreitung entsprechen. Bipolarität der Verbreitung ist von gewissen Thierformen be- hauptet worden und man ist so weit gegangen, es für einen hervor- stechenden Charakterzug der beiden polaren Faunen zu erklären, dass sie sich unter einander näher stehen, als irgend einer dazwischen liegen- den Fauna. Eine derartige Bipolarität wird von Pfeffer, der diese Theorie anstellte, als Kelict aus alttertiärer Zeit aufgefasst, aus der Zeit, *) loh gebe hier eine Zusammenstellung der Verbreitmig der Arten woa Dromidia: Süd-Afrika: 4 Arten, hirsutissima (Lm.), spinona Stud., spongiosa Stps., hicornis Stnd. — Süd- Australien: 2 Arten, octodentata (Hasw."i, hicai>ernoaa (Zietz). — Ost- Australien: excavata Stps. Von lüer dringen ins Indo-Paci£sohe Gebiet ein: austra- liensis (Hasw.), caput mortnum (M. E.\ cranioides Man. , und vom Cap gehen nach Ost- Afrika: unidentata (Ruepp.), stimpsani iMrs.), Schliesslich geht vom Cap eine Art nach West-AMka, fulvo-hispida (Mrs.), und eine Art findet sich in West-Indien, antilUnsis Stps. 1270 Decapoda. wo die klimatischeu Untorschiede eben begannen, sich einzustellen. Eine solche Bipolarität fehlt bei Decapoden-Krebsen durchaus*), mit Aus- nahme eines einzigen Falles (in der Gattung Crangon), auf den wir weiter unten zurückkommen werden (bei „meridianer Verlireitung"). Die Deca- podenfauna des Nord- und Südpolmeeres ist himmelweit verschieden; von den nordpolaren Gattungen: Sclerocrangon, Ncdocrangon, Säbinea, Hippo- lyte**), Hyas, CMonoccetes, Ästacus u. s. w. ist in den Südpolarmeeren keine Spur vorhanden, und andererseits sind in letzteren die Gattungen: Jasus, Ilymenosoma, lialicarcinus, Dromidia, Eurypodius, Hypopcltarion u. a. vor- handen, von denen jede Spur auf der nördlichen Halbkugel fehlt. Wo sonst dieselben Gattungen in beiden Polarmeeren gleicherweise vertreten sind, handelt es sich entweder um kosmopolitisch verbreitete Formen, oder um specielle Fälle, für die eine besondere Verbindung existirt. Wir werden darauf zurückkommen. Unter allen Umständen — da nur ein einziger Fall von Bipolarität bekannt ist, der sich ausserdem in interessanter Weise erklären lässt, und da bei allen übrigen Fällen, wo Bipolarität behauptet wurde, entweder die angeführten Daten unrichtig oder unvoll- kommen waren — liegt es auf der Hand, dass für die Decapoden von einer „Bipolarität" der Verbreitung, wie sie von Pfeffer und Murray für die Litoralthiere als häufige Erscheiiumg hingestellt wurde, nicht im Entferntesten die Eede sein kann. 3. Im cir cum tropischen Gürtel zerfällt der litorale Lebens- liezirk in vier Hauptabtlieilungen, und zwar liegen dieselben jederseits an der Ost- resp. Westseite der beiden Hauptcontinentalmassen ; die Continentalmasse der alten Welt wird im Osten (und Süden) vom Indischen und Pacifischen Oeean bespült; diese Theile des Litorals bilden die Indo- Pacifische Eegion; im Westen, au der Westküste von Afrika, begrenzt sie der Atlantic; dieser Theil des Litorals ist die West-AfrikanTsche Kegion; der der Ostseite der neuen Welt anliegende Litoraltheil des Atlantic bildet die Ost-Amerikanische Kegion, und der entsprechende, der Westseite des amerikanischen Continentes angelagerte Theil des Pacific wird West-Amerikanische Kegion genannt. Die In do-Paci fische Region ist von diesen die ausgedehnteste. Sie umfasst***) die ganze Ostküste von Afrika (mit dem Kothen Meer), zieht sich der Küste von Vorder- und Hinterindien entlang bis nach China und ins südliche Japan, erstreckt sich über die Sunda-Inseln nach Australien hinüber, folgt der Ost- und Westküste Australiens in erheb- *) Vgl. die Discussiou über Bipolarität, zusammengefasst vom Verfasser in: American Naturalist, v. 33. July 1899, p. 583 — 591. Danach ist Bipolarität im Sinne Pfeffer's bisher bei keiner einzigen Thiergnippe nachgewiesen, und die wenigen bisher bekannten Fälle von Bipolaiität lassen sich fast alle auf andere Weise als durch die An- nahme, dass sie Relicten sind, erklären. **) Die Süd - Georgische Hippolyte ist ohne Zweifel in eine andere Gattung zu bringen. *) Vgl. Ortmauu, Jenaische Denkschi-, v. 8. 1894, p. 68 ff. ***\ Räumliche Verbreitung. 1271 lieber Ausdohiuuig nach Süden und umfasst scliliesslicli alle die dem pacifischen Archipel angehörigen Litoraltheile bis zu den Sandwich- und Paumotu-Inseln. Wenn auch, besonders im letzteren Theile, das indo- pacifisehe Litoralgebiet nicht mehr coutiuuirlich ist, so sind doch die Unterbrechungen derartig geringe, dass zwischen den einzelnen Insel- gruppen meist noch eine Communication möglich ist; erst östlich von den Sandwich- und Paumotu-Inseln setzt der breite und insellose Theil des offenen Pacifischen Oceans den Litoralthieren eine Barriere. Dass trotz dieser Zerstückelung die Indo-Pacifische Litoralregion eine ausserordentlich einheitliche ist, d. h., dass für irgend eine in ihr ent- stehende Thierform im Allgemeinen die Möglichkeit vorhanden ist, sich über die ganze ungeheure Area dieser Kegion auszubreiten, wird durch zahlreiche Fälle unter den Decapoden belegt. Wir können hier indessen nur eine beschränkte Zahl anführen. So ist die ganze, allerdings kleine, Familie der Trapesiidae (mit einigen wenigen Ausnahmen, auf die wir weiter unten zu sprechen kommen werden), auf den Indo -Pacific be- schränkt, findet sich dort aber überall, und das Gleiche gilt für folgende Gattungen: Theniis, Thalassina, 3Iastigockirus , ferner aus der Abtheilung der Oxystomata: 3Iatuta, Arcania, Nursia, Oreophorus, Tlos, Mym, Leu- cosia, Pseiidophilyra und Phili/ra*), ferner von Brachyuren: Naxia, Tiarinia, Mkippe, Goniosoma, Thalamifa, Lopliozosijmus, Zozijmus, Lophactaca, Ater- gatis, Macrophthalmus u. a. Dann können wir noch aus der Gattung Bemipcs die ^f/rtciyZws-Gruppe **) erwähnen, und aus der Gattung Petro- listhcs die To««ewtetis-Gruppe***). Die Zahl der auf diese Eegion be- schränkten Arten ist eine derartig grosse, dass wir von vornherein darauf verzichten wollen, solche aufzuzählen. Die West- Amerikanische Region begreift die der Westküste Amerikas anliegenden Theile des tropischen pacifischen Litorals, besitzt aber keine bedeutende Ausdehnung, einmal, da die westamerikanische Küste eine sehr wenig complicirte Linie bildet, und dann auch, weil diese Region durch von Norden und Süden äquatorwärts vordringende kältere klimatische Verhältnisse eingeengt wird. Im Allgemeinen dürften wir ihre Südgrenze an der Küste von Peru, ihre Nordgrenze bei Nieder-Cali- fornien anzusetzen haben. Leider ist der tropische Theil der Westküste von Amerika wenig gut bekannt, indessen dürften folgende Gattungen charakteristisch sein: Evibacus, Blepharipoda , Platymera, ferner gewisse Arten der Gattung Cancer, und aus der Gattung PdroUsthes die Gruppe des P. violaceiisj). Die 0 s t-A m e r i k a n i s c h e R e g i 0 n zeigt wieder eine reiche Gliede- rung. Sie erstreckt sich von der südöstlichen Küste der Vereinigten Staaten (Georgia und Florida) über das westindische Inselgebiet bis ins *) Letztere di-ei Gattungen zusammen mit 30 bis 40 Arten! **) Ortmann, Zool. Jahrb. Syst. v. 9. 1896, p. 228, und de Man, ibid. p. 459fl'. ■**) Ortmann, Zool. Jahrb. Syst. v. 10. 1897, p. 287. t) Ibid. 1272 Deoapoda. südliche Brasilien iiiicl sendet ihre Ausläufer his über die La Plata- Müuduug nach Süden. Als charakteristische Formen sind zu nennen: Lithndia, Si^daeoj^horns, Perscpliona, Pericera, CalUnedes, Panopaeus, sowie zahlreiche Arten aus den verschiedensten Gattungen. Was die West-Afrikanische Region anbetrifft, so sind wir im Augenblick nicht in der Lage, irgend welche Gattungen als Charakter- formen anzuführen: wenn auch manche Arten dieser Eegion eigenthüm- lich sind, so zeigen sich andererseits ausserordentlich enge Beziehungen, besonders zu der Gst-Amerikauischen Eegion (auf die wir weiter unten zurückkommen werden), so dass kaum ein ihr eigenthümlicher geuerischer Typus sich findet. Ueberhaupt stehen die drei letztgenannten Regionen in gewisser Be- ziehung der ersten, der indo-pacifischen, gegenüber und zeigen — im Gegensatz zu dieser — zahlreichere Beziehungen zu einander und weisen weniger zahlreiche generische Typen auf, die als Oharakterformen be- zeichnet werden können. Es hängt dies ofl'enbar mit früheren Verbindungen dieser Regionen mit einander zusammen. Eine derartige Verbindung aller der vier jetzigen Regionen des circumtropischeu Gürtels hat jedenfalls in einer früheren Zeit existirt, und wenn diese Verbindung vielleicht auch nicht zu gleicher Zeit ununterbrochen um die Erde herumgehend vorhanden war*), so war dies doch in wechselnder Weise zwischen mehreren dieser Regionen bis weit in die Tertiärzeit hinein der Fall. Es sprechen für diese Contiuuität des tropischen Gürtels Fälle von Verbreitung unter den Decapoden, wo noch in der Jetztzeit identische Arten rings um die Erde herum in den tro- pischen Litoralgewässern sich finden. So findet sich Calappa gallus (Hbst.) im Lido-Pacific, in West-Indien und bei den Gap Verden, und dieselbe Verbreitung besitzt Adaca rufopunctata (E. M.). Noch entschiedener circumtropisch sind: Fetrolisthes armatus (Gibb.)**), der sich im Indo- Pacific, an der Westküste von Central -Amerika, in West-Lidien und wahrscheinlich auch bei Gibraltar findet, und die beiden Grapsiden: Grapsus grapsus (L.) und Pachygrapsus transversus Gibb. ; die beiden letzteren Arten finden sich geradezu überall im tropischen Litoralgebiet an den geeigneten Localitäten. Natürlich ist es eine jetzt schwer zu entscheidende Frage, wie weit diese genannten Arten in der geologischen Zeit zurückreichen. Wie er- wähnt, nimmt Neumayr einen continuirlichen circumtropischeu Gürtel in der mesozoischen Zeit an; doch ist es ausserordentlich unwahrschein- lich, dass jene Arten so weit zurückgehen, ja noch nicht einmal für die Gattungen ist dies anzunehmen. Dahingegen ist es sehr wolil denkbar, dass diese Arten die zur älteren Tertiärzeit bestehenden Verbindaugen *) Neumayr nimmt aber dies för die Jurazeit an. **) Ortmann, Zool. Jahrb. Syst. v. 10. 1897, p. 280. I Kiumliclio Verbreitung. 1273 des Atlantic und Pacific innevlialh der Tropen lienutzten und dann die Barrieren der oft'enen Meere überwanden. Auf diese alte Verbindung aller vier tropischen Litoralregionen wird aber mit Entschiedenheit durch die Thatsache hingewiesen, dass eine Eeihe circumtropischer Gattungen existirt, die aber in jeder der Litoral- regionen durch verschiedene Arten vertreten werden. Dies lässt sich nur so erklären, dass jede dieser Gattungen auf eine gemeinsame Urform zurückzuführen ist, deren Verbreitung eine circumtropische war, resp. eine nahezu kosmopolitische, wenn die Entstehung dieser Form in die vortertiäre Zeit zurückgeht. Nach der Isolirung der vier Litoralregionen von einander wurde auch unter den Nachkommen jener Urform die Ver- bindung unterbrochen, und in jeder Region vermochten sich besondere Arten zu entwickeln. Ein gutes Beispiel liefert hierfür die Gattung Ocypodc*): von ihr finden sich 10 Arten im Lido-Pacific {cordhiiana Desm., platytdrsis M. E., Imlili Haan, injcfokles Ortm., rotundata Mrs., cerafojMhalma (Fall.), aegypiinca Gerst., urvülei Guer., stimpsoni Ortm., macrocera M. E.), 2 Arten im westamerikanischen Gebiet (gaudkJiuudi (M. E. & Luc.) und occidcntalis Stps.), eine Art im Ost- Amerikanischen Gebiet (0. arenaria (Cat.) und wieder 2 Arten in West-Afrika {africana Man und hippeus Ol.). Bemerkenswerth ist dann noch ferner, dass 0. gandichaudi, arenaria und hippeus entschieden morphologisch isolirt sind, während auf der anderen Seite die indo-pacifischen Arten (mit Ausnahme von cordimana) mit ein- ander ziemlicli nahe verwandt sind. Ganz dieselbe Erscheinung haben wir bei der Gattung Uca (= GeJasimns): auch sie ist typisch circum- tropisch und besitzt im indo-pacifischen Gebiet zahlreiche Arten, die alle verschieden sind von denen der anderen Regionen ; West-Afrika hat die morphologisch isolirte Art U. tangiert (Eyd.) und Ost-Amerika etwa ein halbes Dutzend andere Arten, von denen aber einige auch in West- Amerika vorkommen (auf diese Eigenthümlichkeit kommen wir später zurück). Eine ganz analoge Verbreitung finden wir innerhalb der Gattung Calappa bei den der C?/vm«Jrt^«- Gruppe angehörigen Arten. Hier findet sich C. japonica Ortm. (= exanthematosa Ale. & And.) in Japan und Indien, also in der Indo-Pacifischen Region: C. convexa Sauss. ist von Panama, der Westküste Mexikos und von Nieder-Californien bekannt: C. marmorata (F.) ist charakteristisch für die Ost-Amerikanische Region, und C. gramdata (L.) scheint der West-Afrikanischen Region anzugehören, jedenfalls kennt man sie aus dem Mittelmeer, von den Azoren, und man weiss, dass nahe stehende, aber noch ungenügend bekannte Formen an der westafrikanischen Küste vorhanden sind. Ein anderes Beispiel liefert die Gattung Alhunea**): 5 Arten finden sich im Indo-Pacific, und je eine in der West-Amerikanischen, Ost-Amerikanischen und West-Afrikanischen *) Ortmaun, Zool. Jahi-b. Syst. v. 10. 1897, p. 369. **) Ortmann, Zool. Jahrb. Syst. v. 9. 1896, p. 234. 1274 Decapoda. Kegion, wo indessen die in letzterer vorliommende bisher nur aus dem Mittelmeer nachgewiesen ist. Wir könnten diese Beispiele leicht vermehren, und dieselben sind nicht nur insofern interessant, als sie auf diese alte circumtropische Ver- bindung hinweisen, sondern auch deswegen, weil wir in diesen Fällen die besten Charakter-Arten für die betreffenden Regionen erhalten. Alle die oben genannten Arten müssen als solche aufgefasst werden: ihre Ent- stehung fällt in die Zeit nach der gegenseitigen Isolirung der vier tro- pischen litoralen Regionen, und ihre Verbreitung bildete sich unter dem Einflüsse der jetzt bestehenden physikalischen Verhältnisse. Sie blieben also auf die Regionen ihrer Entstehung (auf ihre „Entstehungscentren") beschränkt und sind in diesem Sinne als „Charakterformen" derselben anzusehen. Abgesehen von den eben besprochenen Anzeichen einer allgemeinen circumtropischen Verbindung des Litorals haben wir noch solche für einen specielleren früheren Zusammenhang zweier jetzt getrennter Regionen. Es bestehen diese in engen Beziehungen zwischen der Fauna der west- indischen Meere (Ost-Amerikanische Region) zu der der Meere an der Westküste von Central - Amerika (West- Amerikanische Region). Diese Beziehungen sind lange bekannt, viel discutirt und manchmal falsch aufgefasst und verwerthet worden : darin sind sich aber alle Forscher einig, dass dieselben thatsächlich existiren, und dass sie in den aller- meisten Fällen nicht auf die gegenwärtigen Verhältnisse, sondern auf vergangene zurückzuführen sind, auf eine Zeit, wo die Landenge von Panama noch nicht existirte, und ein freier Austausch der pacifischen und der atlantischen Fauna ermöglicht war. Da wir mit einiger Genauigkeit feststellen können, wann diese Verbindung beider Meere unterbrochen wurde (Ende der Miocänzeit), so geben uns diese Beziehungen beider Regionen, die wir jetzt noch erkennen, oft interessante Aufschlüsse über das Alter der betreffenden Thierformen. Kingsley gab im .Jahre 1878*) eine Liste der identischen Arten an der West- und Ostküste Amerikas, die 26 Arten enthält, aber nicht ohne Weiteres angenommen werden kann. Denn einmal führt er selbst 3 derselben mit Zweifel auf; dann enthält die Liste 9 arktische Arten, deren Verbindung also im Norden liegt, 3 kosmopolitische, pelagische oder verschleppte Arten, ferner 2 Land- und Süsswasserarten, so dass nur eine Liste von 9 Arten übrig bleibt, von denen wieder 8 bisher unbe- stätigt geblieben sind, resp. deren Identificirung nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Es bleibt somit nur eine übrig, und das ist PctroUstJies armatus Gibb., eine Art, die wir oben als circumtropisch kennen ge- lernt haben. So wenig Glück also auch diese von Kingsley gegebene Liste gehabt hat, so können wir trotzdem einige weitere identische Arten *) Bull. U. S. Geol. Surv. Terr. v. 4., p. 191. Riiumlidio Vorbreitung. 1275 aufzählen*). Folgende sind sicher gelegt: PctrolistJws galathinus (Bosc), Pachychdes panamensis Fax., Uippa cmcrita (L.). Ganz anders wird die Sache aber, wenn wir die nahe verwandten Formen der Ost- und Westseite Amerikas betrachten. Hier verfügen wir über eine Fülle von Material, so dass wir fast sagen können, dass eine in einer der beiden Regionen vorhandene Form gewöhnlich auch in der anderen vertreten ist, und zwar gilt dies ganz besonders auch von solchen Formen, die in den beiden übrigen Litoral-Regiouen nicht vertreten sind. Solche charakteristischen, sowohl ost- wie westamerikanischen Formen sind: die Gattung Pericera, mit 3 Arten im Osten, 2 Arten in Californien; Gattung Hepatus (je eine Art jederseits); Uhlias (je eine Art); Lcpidopa (je eine); Hypocoiicha (2 westindische Arten, eine andere Westküste); MUhrax (über 12 östliche und mehr als 3 westliche). Hinzufügen mögen wir Fälle, wo z. B. die betreffende Gattung zwar auch anderswo vertreten ist, aber die betreffenden ost- und westamerikanischen Arten in einer besonders nahen Verwandtschaft zu einander stehen. Solche Formen sind: West-Amerika. Ost-Amerika. Pannlirus interruptus (Eand.). P. argus (Latr.). Remipes strigillatus Stps. R. cubensis Sauss. Cryptosoma bainli Stps. C. cristatum Brüll. Albunea lucasia (Sauss.). A. gihbesi und pareti. Ferner wird die für Ost-Amerika so ausserordentlich charakteristische (aber auch in West-Afrika vertretene) Gattung Callinedes sonst nur noch an der Westküste Amerikas, und zwar in 3 Arten, gefunden **). Es wäre durchaus verkehrt, wenn man in Folge dieser Beziehungen das westamerikanische Litoral mit dem ostamerikanischeu — wie es that- sächlich geschehen ist — in eine Region vereinigen wollte. Wir können an diesem Beispiel gerade den Vortheil der von dem Verfasser einge- schlagenen Methode thiergeographischer Untersuchungen erkennen; während man früher schwankte, ob man diese beiden Regionen trennen oder ver- einigen sollte, da man bald die Beziehungen derselben vorwiegend be- trachtete, bald ihre Verschiedenheiten in den Vordergrund rückte, so hat unsere Methode diesem Schwanken ein Ende gesetzt: wir wissen jetzt, dass thatsächlich beide Regionen nach ihren physikalischen Eigenschaften getrennt sind, dass zur Jetztzeit eine Commuuication ihrer Bewohner a priori ausgeschlossen ist, und wir finden auch, dass beide durch fauni- stische Merkmale — die demnach den physikalischen Bedingungen der jetzigen Zeit entsprechen — scharf geschieden sind***). Trotzdem exi- stiren aber Beziehungen zwischen beiden Regionen, und diese sind auf die mittlere Tertiärzeit zurückzuführen. Darin liegt aber kein Grund, *) Vgl. Ortmann, Zool. Jahrb. Syst. v. 10. 1897. Nach sorgfältigerer Unter- suchung der westamerikanischen Fauna wird sich diese Liste sicher noch vermehi'en lassen. **) Vgl. ßathbun, Proo. U. S. Nat. Mus. v. 18. 1896, p. 349ff. ***) Hierher gehört z. B. das gänzliche Fehlen der Trapczüdae m West-Indien, die im Panamagebiet vorhanden sind. Vgl. Ortmaun, 1. c. p. 214. 1276 Decapoda. beide Regionen zu vereinigen; es kann eben nicht unsere Absicht sein — würde auch als absolut unausführbar sich erweisen — in einer thier- geographischen Eintheilung in Regionen die früheren Veriiältnisse mit darstellen zu wollen: dieselben sind oft das directe Gegentheil der jetzigen, wie auch im vorliegenden Falle, wo früher Verbindung bestand, wo jetzt Trennung besteht. Beides lässt sich eben nicht gleichzeitig berücksich- tigen: wir können nur beide Regionen entweder trennen "oder verbinden, nicht aber beides gleichzeitig thun. Wir müssen noch einen weiteren Tall erwähnen, wo identische Arten an beiden Küsten des tropischen Amerika vorkommen; er findet sich in der Gattung Uca. Drei Arten, U. platydactyla M. E., vocator (Hbst.) und stenoäadyla (M. E. & Luc.) werden von beiden Seiten augegeben*); es scheint aber, als ob wir hier jene frühere, mitteltertiäre Verbindung nicht heranzuziehen haben. Die Arten der Gattung TJca sind nämlich charak- teristische Bewohner der Schorre, sie finden sich zwischen Hoch- und Niedrigwasser, und zwar iiicht nur an Stellen, die von Salzwasser über- flutet werden, sondern mit besonderer Vorliebe auch in Brackwasser und selbst Süsswasser. Diese eigentliümliche bionomische Gewohnheit mag es diesen Formen ermöglichen, die Landbarriere des Isthmus von Panama zu überwinden, und so in der jetzigen Zeit aus dem Gebiet der ost- amerikanischen in das der westamerikanischen Region zu gelangen. Diese Ansicht, die vom Verfasser erst vor kurzer Zeit mit allem Vorbehalt aus- gesprochen wurde, ist nun überraschend bald — wenn auch nur in einem Falle — bestätigt worden. Nach Doflein**) kommt Uca stenoäadyla bei Panama in dem Flusse Bayano, der zum Stillen Ocean fliesst, vor, und es wäre hiermit im Princip der Beweis geliefert, dass wenigstens diese Art sich längs der Flussläufe verbreiten kann. Es scheint nun ferner, als ob eine Verbindung in früherer Zeit auch zwischen dem Indischen Ocean (Indo-Pacifische Region) und dem Mittelmeer bestanden habe. Wir haben ja aus geologischen Gründen eine solche Verbindung anzunehmen, und in der That scheint sich die- selbe auch in der Thierverbreitung kund zu thun, wenn auch nur in weit geringerem Maasse als die eben besprochene, da offenbar einerseits diese Verbindung zeitlich weiter ziu'ückliegt, andererseits die beiden jetzt ge- trennten Litoralgebiete, um die es sich hier handelt, physikalisch ausser- ordentlich verschieden geworden sind. Zu diesen Fällen, die auf diese alte Communication des Mittelmeeres mit dem Rothen Meere hinweisen, können wir rechnen: das Vorkommen A^x Alhimea carabus (L.) im Mittel- meer, deren nächste Verwandte {A. symmysta (L.)) im Indischen Ocean lebt; das von Dromia vulgaris M. E. ebenda und Dromia dormia (L.) {= rumphii Aut.) im Indo-Pacific; von Borippe lanata (L.) im Mittel- *) Ortmann, Zool. Jahrb. Syst. v. 10. 1897, \i. 357. *) Doflein, S. B. k. bayer. Ak. Wiss. v. 29. 1899, p 194. Räumliche Verbreitung. 1277 rneer, wilhreml alle flbrigeu (ca. 6) Arten dieser Gattung sich im Indo- Paciflc tiuden. Bisher haben wir von Beziehungen je zweier Kegionen zu einander gesprochen, die jetzt durch Land von einander getrennt sind. Die ein und demselben Ocean angehörigen Litoralregionen sind indessen nicht durch Land, sondern durch den offenen Ocean und dessen Tiefen ge- schieden, und es sollte sich vermuthen lassen, dass hier ebenfalls Be- ziehungen nachweisbar waren, da ja ein gelegentliches Ueberwinden der Barrieren der offenen Oceano von litoralen Thieren auch zur Jetztzeit angenommen werden liann. Und in der That treten uns ganz besonders im Atlantic derartige Beziehungen zwischen der Ost- Amerika- nischen und West-Afrilcani sehen Region ausserordentlich häufig entgegen. Wir wissen, dass gewisse Decapoden in pelagischen Larven ein Mittel besitzen, die Barriere eines offenen Oceans zu überwinden (vgl. p. 1192), und so lässt es sich leicht erklären, dass z. B. quer über den Atlantic hin durch solche Larven die Communication zwischen den Colonien einer und derselben Art an der afrikanischen und amerikanischen Küste aufrecht erhalten wird. Wir haben dementsprechend auch eine Reihe identischer Arten auf beiden Seiten des Atlantic, von denen wir nennen wollen*): Fanulirus guttatus (Latr.), Bcmipes cuhcnsis Sauss., Cr(//J- tosoma cristatum Brüll., Penncus hrasiUensis Latr., Callinedes marginatus (A. M. E.), C. hocourti A. M. E., Goniopsis cnientatus (Latr.); ferner können wir hierher die Fälle rechnen, wo mediterrane und westindische Arten identisch sind: Homola harhata (F.), LatreiUia elegans u. a. Dass diese Verbindung durch Larven aber nicht eine regelmässige ist, sieht man daraus, dass gewisse Formen nur sich vertreten, d. h. von einander isolirt sind und deshalb als besondere Arten erscheinen, wie es z. B. von den beiden Arten der Gattung Paliminis und von Dromia vulgaris des Mittel- meeres und D. erythropus (= lator) der Antillen gilt**). Leider ist die Kenntniss der westafrikanischen Fauna noch recht mangelhaft, und ver- diente eben wegen dieser interessanten Beziehimgen näher studirt zu werden. Betrachten wir auf der anderen Seite die durch den offenen Pacific getreunten beiden Regionen, die Indo-Paci fische und West- Amerikanische, so erscheint uns eine derartige Communication der Faunen ausserordentlich erschwert, und in der That können wir auch nicht so viele Beziehungen zwischen beiden Regionen nachweisen, wie zwischen den beiden eben besprochenen. Nichtsdestoweniger esistiren aber solche, und wenn dieselben thatsächlich — obgleich noch in keinem Falle positiv nachgewiesen — durch pelagisciie Larven vermittelt werden, dann erreicht dieses Verbreitungsmittel hier offenbar das Maximum seiner *) "Wie viele dieser Beziehungen auf Eechniuig der alten Ai'chhelenis (vgl. unten) zu setzen sind, muss erst näher untersucht werden. **) Indessen sind die beiden letzteren Arten vielleicht doch identiscli ! 1278 Decapoda. Wirksamkeit. Solche Fälle sind : Remtpes aäactylus (F.) findet sich an- geblich bei den Galapagos; mehrere Arten von Trapczia und Quadrella finden sich bei Panama; die Gattung Bandallia besitzt neben 8 indo- pacifischen auch 3 Arten in Nieder-Californien ; Grapsns strujosus (Hbst.) verbreitet sich im Indo-Paciüc und bis nach Chile; Plagusia tuherculata Lm. ebenda und ausserdem noch in Californien; Plag, immaculata Lm. wird — ausser im Indo-Paeific — auch an der Westküste von Central- Amerika gefunden. Die beiden letztgenannten Arten mögen in erwachsenem Zustande den Pacific kreuzen können, da es von den Arten dieser Gattung- bekannt ist, dass sie oft halbplanktonisch vorkommen (vgl. p. 1188). Wir müssen dann noch die speciellen Beziehungen zwischen Ost- und West-Indien erwähnen. Solche existiren unzweifelhaft: Üarpilius coralUnus (Hbst.) findet sich in West-Indien, und die beiden einzigen anderen Arten der Gattung (C maculatus (L.) und convcxus (Forsk.)) im Indo-Pacific. Die Gattung 3Ienippe ist ebenfalls nur in der Indo-Pacifischen und der Ost-Amerikanischen Kegion vertreten. Hyas- thenus besitzt ca. 15 indo-pacifische Arten; ihnen zur Seite steht aber eine westindische. Ogyris besitzt eine Art in China und .Japan, zwei weitere Arten in Virginien und Brasilien, und schliesslich sollen wir in Stenopus hispidiis (Ol.) eine beiden Gebieten gemeinsame Art haben. Fragen wir uns, wie diese speciellen Beziehungen zu erklären sind, so dürfen wir natürlich nicht etwa an eine frühere direkte Verbindung beider Kegionen mit Umgehung der anderen denken : als einfachste Erklärung ergiebt sich die, dass die betrefi'enden Formen ursprünglich in die Kategorie der cir- cumtropischen fielen, dass denselben aber die nach der Trennung der vier Regionen sich an den Westseiten der Continente (West-Amerika und West- Afrika) ganz erheblich ändernden phj'sikalischen Bedingungen nicht mehr zusagten, und sie sich nur in den den früheren Bedingungen ähn- licher bleibenden Regionen an den Ostseiten der Continente erhielten. Einige der oben genannten Formen sind auch entschieden abhängig von Korallenriffen (Carpäius, Sfenojnis), und bei dem Mangel von Korallen- riffen au den Westküsten von Afrika und Amerika erklärt sich ihr Ver- schwinden somit von selbst. 4. Diese gegenseitigen Bezieluuigen der vier tropischen Litoralregiouen zu einander sind aber nicht die einzigen Fälle, wo wir ein Abweichen von den gegenwärtigen Grundbedingungen der Verbreitung, das sich in- dessen in gesetzmässiger Weise erklären lässt, constatiren können. Nicht niu- im tropischen Gürtel, also in ein und derselben klimatischen Zone, haben wir solche Verbindungen, sondern es finden sich solche auch zwischen Regioneii mit verschiedenem Klima. Es ist natürlich selbst- verständlich, dass die polaren und tropischen Regionen dort, wo sie an- einanderstossen, ein Uebergangsgebiet bilden, und dass dort vielfach nordische Formen uach Süden und umgekehrt vordringen, und wir brauchen hierauf kaum näher einzugehen. Etwas Anderes, und bedeutend inter- essanter sind die Fälle, die Verfasser unter der Bezeichnung : meridiaue Räumliche Verbreitung. 1279 Verbreitung zusammengefasst hat. Eine solche Verbreitung folgt der Küstenlinie eines von Norden nach Süden verlaufenden Continentes, und zwar wird sie ermöglicht durch ganz eigenthümlicho klimatische Verhält- nisse. An den Westküsten der Continente (West-Amerika und West- Afrika) ist bekanntlich das Wasser des Litorals auffallend kühl. In den tropischen Breiten wird das erwärmte 01)erflächenwasser von den Passaten nach Westen, von der Küste weg, geführt und theils von kaltem (vor- wiegend von Süden kommendem) polarem, theils von kaltem Tiefsee- wasser ersetzt. Diese Erscheinung lässt eine eigentliche tropische Fauna nur schlecht zur Entwicklung kommen: dagegen wird es den polaren Formen ermöglicht, hier äquatorwärts vorzudringen, und es findet dann schliesslich ein thatsächliches Kreuzen der tropischen Breiten seitens mancher dieser Formen statt. So kommt es, dass wir eine Verbreitung erhalten, die sich aus den gemässigten, resp. kalten Meeren der nördlichen Halbkugel längs der Westküsten der Continente über den Aequator hin bis zu den gemässigten resp. kalten Meeren der südlichen Halbkugel ersti-eckt. Am schönsten ausgesprochen sind diese Verhältnisse an der Westküste Amerikas: wir kennen nicht nur Arten, die von Californien bis nach Chile sich verbreiten, sondern gewisse nordpacifische Formen haben längs dieser Küste ihren Weg auf die südliche Halbkugel gefunden und sich dort weiter verbreitet (auch der umgekehrte Weg ist möglich). Am auf- fallendsten tritt uns dies bei der Familie der Lifhodidae und der Gattung Cancer entgegen. Die Lithodidac haben unzweifelhaft ihr Centrum im pacifisch-borealen Gebiet. Von dort wanderten gewisse Formen ins Litoral des Nord- Atlantic, und einige auch in die Tiefsee ein: die Hauptmasse wanderte aber längs der Westküste Amerikas (wo noch jetzt zahlreiche Formen leben) nach Süden, hat in Chile und Patagonien das antarktische Gebiet en'eicht und sich in diesem weiter verbreitet. Im tropischen Litoral des Indo-Pacific und von Ost-Amerika fehlen die Lithodidae voll- kommen*). Genau dieselbe Verbreitung hat die Gattung Cancer. Aelm- lich liegen die Verhältnisse an der Westküste Afrikas, sind aber nicht so ausgesprochen, da die im Golfe von Guinea auf eine beträchtliche Strecke west-östlieh verlaufende Küste die Entwicklung eines echt tro- pischen Litorals gestattet. Trotzdem scheint es Arten zu geben, die an der westafrikanischen Küste aus dem arktischen sich ins antarktische Gebiet verbreiten **). Dass durch eine derartige Verbreitung sehr leicht eine Bipolarität (vgl. oben p. 1269 f) vorgetäuscht oder selbst thatsächlich herbeigeführt werden kann, wenn die Verbindung im tropischen Theil der meridian verlaufenden Küste für gewisse Formen unterbrochen wird, liegt auf der *) Indessen giebt es dort TiekeB-Litliodidae. **) Das Vorkommen von Dromidia fulvo-hispida (Mi'S.) in Senegambien ist ein solcher Fall: diese Art steht der D. spongiosa Stps. vom Cap ausserordentlich nahe und ist vielleicht nicht von ihr versclüeden. 1280 Decapoda. Hand. Und in der That hat der Verfasser nachzuweisen versucht*), dass der einzige, wirklich unter den Decapodeu bekannte Fall von Bipolarität, nämlich bei Crangon antarcticus Pfeff., sich wahrscheinlich auf Wanderung längs der Westküste Amerikas zurückführen lässt: als beweisend hierfür ist anzusehen, dass die antarktische Art, die sich in Süd-Georgien findet {C. antarcticus), ihren allernächsten Verwandten in Californien besitzt, in Gr. franciscorum Stps. Ob die Verbindung beider Arten längs der West- küste Amerikas wirklich unterbrochen ist, lässt sich natürlich nicht mit absoluter Sicherheit sagen: jedenfalls kennen wir aber von dort keine Crangon-Form. Eine zweite Verbindung, die zwischen dem arktischen und antark- tischen Gebiete besteht, wollen wir hier au dieser Stelle ebenfalls be- rühren : da die Tiefsee bekanntlich kaltes Wasser enthält, so wird es den polaren Litoralthieren in dieser Beziehung erleichtert, in tiefere AVasser- schichten herabzusteigen, da die Temperaturverhältnisse dabei dieselben bleiben. Und in der That können wir unter den polaren Decapoden eine entschiedene Tendenz erkennen, in die Tiefe sich zu verbreiten**). Auf diese Weise ist es möglich, dass gewisse Formen die Tiefsee selbst er- reichen, sieh auf dem Boden der Oceane weiter verbreiten, den Aequator kreuzen, und auf der anderen Erdhälfte wieder in das dort ebenfalls kalte Litoral aufsteigen. Ein solcher Fall liegt uns unzweifelhaft in der Gattung Fontoplülus vor***), und vielleicht auch noch bei anderen Formen. Fälle von ko smopolitis eher Verbreitung, wo die betreffenden Formen also offenbar alle Hindernisse, vor allen aber die klimatischen, überwunden haben müssen, sind unter den Decapoden des Litorals kaum bekannt. Die topographischen, jetzt bestehenden Banieren, die durch die Hauptlandmasse gebildet werden, sind für marine Thiere zunächst durch- aus als unüberwindlich anzusehen, und wo wir ein Vorkommen auf beiden »Seiten eines Continentes kennen gelernt haben, ist dasselbe höchstens ein circumtropisches , aber kein kosmopolitisches. Was die klimatischen Differenzen anbetrifft, so scheinen dieselben für die Verbreitung der De- capoden ebenfalls unübersteigliche Hindernisse zu bilden, so dass wir thatsächlich keine einzige Art kennen, von der kosmopolitische Ver- breitung anzunehmen wäre. Aber auch bei höheren Gruppen, z. B. Gattungen, ist eine solche Verbreitung höchst selten. Von den Gattungen der Familie Crangonidae dringi z. B. Pontophüus (wenn wir Pontocaris davon nicht abtrennen) vom arktischen Gebiet ins Litoral der Tropen ein und geht durch die Tiefsee ins antarktische, sie ist aber in nur wenigen Theilen des tropischen Litorals wirklich nachgewiesen, und fehlt ausser- dem im allerhöchsten Norden. Dagegen scheint Eupagurus wirklich kosmopolitisch zu sein, wenn wir wieder den allerhöchsten Norden *) Zool. Jahrb. Syst. v. 9 1896, p. .582. **) Vgl. oben p. 1193. ***) Ortmann, Proc. Ac. N. S. Philadelphia 1895 und Zool. Jalirb. v. 9. 189G, p. 581. Räumliche Vorbreitutig. 1281 ausnehmen: doch findet diese Gattung sicli noch bei Spitzbergen. Die Gattung Hippolytc ist im arktischen, tropischen und antarktischen Gebiete vertreten, doch ist sie keine systematische Einheit, und dürfte in mehrere Gattungen aufzulösen sein. Das couträre Gegentheil der kosmopolitischen Verbreitung bilden die sogenannten Relicten. Es sind dies solche Formen, die offenbar aus einer früheren, weiteren Verbreitung zur Zeit auf eine oder wenige Stelleu der ErdoberÜäche beschränkt sind, und zwar kann ihre jetzige Verbreitung entweder continuirlich, d. h. nur auf eine Gegend beschränkt, oder sie kann auch discontinuirlieh sein. Als Fälle discontinuirlicher Relicte haben wir alle diejenigen Formen anzusehen, die wir oben als in jetzt getrennten Gebieten vorkommend aufgeführt haben. Ob eine an einer einzigen Localität vorkommende Form als Eelict aufzufassen ist, ist schwer zu entscheiden, weil wir meist ihre früiiere Verbreitung nicht kennen. Ein Fall ist aber mit Sicherheit nachgewiesen: der japanische Linuparus tri- (jonus (Haan) besitzt fossile Verwandte, die derselben Gattung angehören und oflenbar als in den Kreis seiner Vorfahren gehörig angesehen werden müssen; dieselben finden sich in der oberen Kreide und im unteren Tertiär von Europa und Nord- Amerika *). Hiermit ist eine frühere weitere Ver- breitung der Gattung nachgewiesen, und die japanische Art ist jedenfalls das letzte Ueberbleibsel dieser einst auch den europäischen und amerika- nischen Meeren angehörigen Gattung. B. Der pelagische Lebens bezirk. Die pelagischen Decapoden sind sehr wenig zahlreich: nur in der Familie der Sergesfidae haben wir eine typische Hochseegruppe, während die sonstigen, im pelagischen Bezirk vorkommenden Decapoden als Pseudoplankton bezeichnet werden müssen, da ihre Existenz in der offenen See von schwimmenden Gegenständen abhängt, an die sie sich •anklammern. Von den im pelagischen Lebeusbezirk unterschiedenen vier Regionen (vgl. oben) enthält die eine, die antarktische, überhaupt keine Deca- poden, wenigstens ist keine Form derselben bisher bekannt geworden. Die arktische Region enthält in ihrem atlantischen Theile nur eine Art, den Sergestes arcticus Kr., der indessen nicht auf die Region be- schränkt ist, sondern sich im Atlantic weit nach Süden verbreitet, bis zum 38° S. B. Alle übrigen pelagischen Decapoden sind charakteristisch für den circumtropischen Gürtel. Die beiden Regionen des tropischen Gürtels, die atlantische und pacifische, enthalten z. Th. eigenthümliche Arten: so sind gewisse Arten von Sergestes bisher nur in je einer derselben gefunden worden, und dasselbe gilt von den pseudoplanktonischen (Sargassum-) Formen (vgl. oben p. 1188) Latreutes ensiferns (M. E.), Virhius acuminatus (Dan.) *) Vgl. Ortmann, Amer. .lourn. Sei. v. 4. 1S97, p. 290ff. Groun, Khissen des Thier-Keit^hs. V. 2. 1282 Decapoda. und Neptunus sayi (Gibb.). Daiie))eii sind aber zahlreiche Arten der (iattung Sergesfes bekannt, die sowohl im atlantischen Pelagial, als auch im indo-pacifischen gefunden worden sind. Nach Hansen*) sind es die folgenden : S. fenniremis Kr., S. eclwcmlsi Kr., S. atlnntkiis M. E., S. cor- nntus Kr., S. corniculum Kr., S. vigilax Stps., und ferner gehören hierher die beiden bekannten Arten der Gattung Leucifcr. Ebenso verhalten sich vom Pseudoplankton die lieiden Arten : Leander tenukornis (Say) und Planes minutus (L.)**). und wir können ihnen die Art Leioloj^lius planis- simus (Hbst.) anreihen, die wir vielleicht in dieselbe Kategorie zu rechnen haben. Es dürfte unzweifelhaft sein, dass wir die Verbreitung dieser den beiden tropischen Regionen des Pelagials angehörigeu Arten auf die Vergangenheit zurückzuführen haben, ganz wie bei dem circumtropischen Gürtel des Litorals. wo zwischen dem Atlantic und dem Pacific noch eine Verbindung liestaud. ungefähr dort, wo sich jetzt der Isthmus von Panama befindet. Es würden also diese Fälle identischer Arten im Atlantic und Pacific auf die Miocänzeit zurückreichen. Es fällt sofort auf, dass unter den Bewohnern des pelagischen Lebens- bezirkes diese Fälle von ,,circumtropischer" Verl)reitung im Verhältniss viel zahlreicher sind, als im litoralen Bezirk, ja, man kann sagen, dass im Pelagial die circumtropische Verbreitung die Regel ist. Es ist dies indessen nicht sehr wunderbar. Wenn die betreffenden pelagischen Gruppen bereits im mittleren Tertiär existirten, so musste für sie, da sie auf das tropische Klima beschränkt blieben, die Umwandlung der äusseren Existenzbedingungen eine äusserst geringe sein, man kann selbst sagen, dass diese Bedingungen, wie sie sich jetzt im tropischen Pelagial vorfinden, kaum von denen der mittleren Tertiärzeit verschieden sein dürften, und unter derartigen Umständen lag für die betreffenden Formen kein Anlass vor, sich morphologisch zu ändern. So sind die Faunen des offenen Pacific und Atlantic, trotzdem dass sie von einander isolirt wurden, doch sich ungefähr gleich geblieben, und nur einige wenige neuere Ele- mente sind hinzugetreten, zu denen wir vor allen die drei oben genannten, auf den Atlantic beschränkten Sargassum- Formen zu rechnen haben: letzteres ist ausserordentlich interessant, da die Entwicklung jenes Wirbels im Nord-Atlantic, der als Sargasso-See bekannt ist, offenbar erst in die Zeit nach der Verbindung des nord- und südamerikanischen Continentes fällt. Ob bei den oben genannten beiden pseudoplanktonischen Formen (Leander und Planes) die circumtropische Verbreitung ebenfalls auf die mittlere Tertiärzeit zurückzuführen ist, bleibt fraglich. Beide Formen werden gelegentlich in die gemässigten Meere verschlagen, und es wäre denkbar, dass ihnen der Weg ums Cap der guten Hoffnung herum nocji *) Proc. Zool. Snc. London 1S96, p. 949 ft'. **) 'Vgl. Ort mann, Decap. und Schizop. Plankton Exped. 1893, p. fiO. Käumliclio Vorbrcituiiy. 1283 nicht verschlossen ist. Docli wissen wir zur Zeit über ihr eventuelles gelegentliches Vorkommen am Cap noch niclits. C. Der abyssale L ehe ns bezirk. Gemäss der secundären Eigenschaft der Tiefsee, dass ihre Temperatur eine äusserst niedrige und gleichmässige ist, und dass sich in ihr keine klimatische Differenzirungen entwickelt haben, ist es unmöglich, nach denselben l'rincipien, wie in den beiden beleuchteten marinen Lebens- bezirken, physikalische Regionen zu unterscheiden. Die Tiefsee bildet einen grossen, durchaus continuirlichen, den Boden sämnitlicher Oceane einnehmenden Bezirk, der von Pol zu Pol, und rings um die Erde herum im Wesentlichen dieselben Bedingungen der Existenz darbietet. Dement- sprechend verhält sich auch die Verbreitung der abyssalen Thiere: sie sind in zahlreichen Fällen kosmopolitisch, d. h. finden sich — vor- ausgesetzt, dass die Verhältnisse der Facies ihnen zusagen — überall am Boden der Oceane. Diese allgemeine, weltweite Verbreitung der Tiefsee- thiere ist schon bei Beginn der Tiefseestudien aufgefallen, doch ist die- selbe als ein allgemeines Gesetz in neuerer Zeit von J. Mnrray*) in Frage gezogen worden, jedoch ohne allen Zweifel mit unrecht, wie der Verfasser**) nachzuweisen gesucht hat. Untersuchen wir die Verbreitung der Tiefsee-Decapoden im Speciellen, so treten uns zahlreiche Fälle von „weltweiter" Verbreitung entgegen: allerdings sind viele der Arten nur von einigen wenigen Localitäten be- kannt, aber eben die Lage dieser Localitäten, oft um den halben Erd- umfang von einander entfernt, beweist, dass die betreffende Art als kosmopolitisch angesehen werden muss, da wir anzunehmen haben, dass auch die zwischen den bekannten Fundorten liegenden Theile der Tiefsee dieselben beherbergen müssen. Da von J. Murray die „weltweite" Ver- breitung der Tiefseefauua aber angezweifelt worden ist, so dürfte es an- gezeigt sein, hier eine Liste der weitverbreiteten Tiefsee-Decapoden folgen zu lassen, um das Gegentheil durch Anführung der zahlreichen, unter den Decapoden vorhandenen Beispiele, zu erhärten. Geiinadas parvns Bäte (wahrscheinlich = Amalopenaeus elegans Sm.). An vielen Stellen im nördlichen und centralen Atlantic, im Nord- und Süd-Pacific, im Indischen Ocean, in Tiefen von 300 bis über 3000 Faden. Bvnthrsicymus hrnsiUensis Bäte. Süd-Atlantic, Neu-Seeland, tropischer Pacific; 300—2400 F. B. alfus Bäte. Nord-, Centi-al- und Süd-Pacific, Panama, und Tristan da Cunha im Süd-Atlantic; 300—2200 F. B. plcocunthus^2Lie. West-Indien, West- und Nord-Pacific; 400 bis 3000 F. Aristacopsis armafa (Bäte). Indischer Ocean, West-, Central- und Süd-Pacific, Süd-Atlantic; 1400—1900 F. *) Trans. Roy. Soc. Edinburgh v. 38. 189(5, p. 487. **) Zool. .Tahvl). V. 9. 189C. p. .57.5«". sr 1284 Decapoda. Hemipetmeus spinidorsalis Bäte. Süd- Atlantic, Panama -Reoion und Philippinen; 1200-2000 F. I'safhyrocaris fragiUs W. M. Bengalischer Meerbusen, 240 F., und Golf von Gascogne; 430 F. Fhye princeps {^m.). Ostküste der Vereinigten Staaten, 400— 1300 F., und Panama-Region, 1132 F. P. acutifrons (Bäte). Patagonien, 245 F., und Süd-.Japan, 775 F. Acanthephyra hraclii/telsonis Bäte. Indischer Ocean, Molukken, NW.- Pacific, Süd-Pacific, Süd- Atlantic ; 200—2000 F. Ä. exiinia Sm. Indischer Ocean, Süd- und Nord-Atlautic ; 400—900 F. A. armata A. M. E. Indischer Ocean, Bauda-See, West-Indien: 200 bis 400 F. A. curtirostris W.M. Indischer Ocean, Panama-Region; 400— 2200 F. A. sica Bäte. Nord-, "West- und Süd-Pacific, Nord- und Süd-Atlantic; 200—2600 F. Hoplopliorus gracilirostris A. M. E. {= smithi W. M.) West -Indien, 118 F., Indischer Ocean, 140—600 F. Ephyrina hoshjni W. M. Indischer Ocean, 740 F., Golf von Gas- cogne, 700 F. (Ausserordentlich nahe verwandt und vielleicht identisch hiermit ist: E. bencdicti Sm. (= Tropiomrifi pJanipies Bäte) von der atlan- tischen Küste der Yereinigien Staaten, 960 F., und von Japan, 2425 F. Hymenodora glacialis (Buchh.) Arktischer Atlantic, Ostküste der Ver- einigten Staaten und Panama-Region; 400 — 1800 F. (auch an der Ober- fläche!). H. mollicutis Bäte. Central- und Süd-Atlantic, Antarctic; 1600 bis 2500 F. Nematocarcimis proximatus Bäte. Chile, Japan, Marion-Inseln, 1300 bis 1800 F., und Arafura-See in 28 F.! N. cnsifer (Sm.) Ostküste der Vereinigten Staaten und Panama- Region; 580—2000 F. Hderocarpus ensifer A. M. E. Philippinen, 250 F., West-Indien, bis 500 F. Pandalopsis ampla Bäte. Süd-Atlantic, 600 F., Panama, 660—676 F. Glyplwcrangon rimapes Bäte. NW. -Pacific, SO. -Pacific und Süd- Atlantic, 1300—1800 F. Pontopiliüus abyssi Sm. Ostküste der Vereinigten Staaten und Ben- galischer Golf; 1700—2200 F. P. chaUeiigeri Ortm. (= grncilis Bäte). Central- und Süd-Atlantic, Süd- und West-Pacific; 1100—2700 F. P. grmilis Sm. Ostküste der Vereinigten Staaten und Indischer Ocean; 200-680 F. Willenioesia leptodadyla (Will. S.) Mittelmeer, Nord- und Süd- Atlantic, Chile; 1300—2000 F. W. forceps A. M. E. West-Indien und Bengalischer Golf; 1300—1900 F. Polycheles ttjplüops Hell. (= agassisi A. M. E. = hexü Ale.) Nord- Atlantic, West-Indieu tnid Indischer Ocean; 200—700 F. Räumliche Verbroituii;;. 1285 P. Inevis (Bäte). Chile und Neu-Guinea; 500—1300 F. P. granulatus Fax. (== heaumonfi Ale). Indischer Ocean und Panama; 700—900 F. P. ftcuJ2)fHS Sm. Nord- Atlantic und West-Indien: var. ^jacü/JcMS Fax.: Panama: var. hellen (Bäte): Neu-Guinea; 200—1500 F. P. nanus (Sm.). Nord-Atlantic , Panama; var. andamanicus (Ale): Indischer Ocean; 300—2000 F. Etyonicus caecifs Bäte, (.'anarische Inseln, Bengalischer Golf, Panama; 700—2000 F. Phohcriis caecus A. M. E. West-Indien, Neu-Guinea; var. sublaevis W. M. Ale: Indischer Ocean; 400—800 F. Ne]jJiro2>sis aüantka Norm. Nord-Atlantic und Indischer Ocean; 80 bis 900 F. Iconaxins acittiffons Bäte. Banda-See und Panama- Golf; 300 — 600 F. Calomrls iiiacandreae Bell. Nord-Atlantic, tieferes Litoral ; Mittelmeer, Indischer Ocean, bis 635 F. ; Neu-Seeland (todt am Strande gefunden). Panqiaguius abyssorum Hend. Nord-, Central- und Süd- Atlantic, Autarctie, Ost- und West-Pacific, Indischer Ocean ; 700-2000 F. (Pata- gonien : 45 F. !) Vroptyclim nitidus A. M. E. West-Indien, Europa; var. orientalis Fax.: Panama; 400—1000 F. Munida microphthalma A. M. E. West-Indien, Süd-Atlantic , Süd- Pacific; 400—1000 F. Galacantha rostrata A. M. E. West-Indien und Panama; 1100 bis 1600 F. Offenbar nicht verschieden hiervon ist: G. hellis Hend., G. talis- mani Hend. und G. arcolata W. M., und es kommen die Fundorte hinzu: Bengalischer Golf, Banda-See, Valparaiso. Munidopsis frifida Hend. Patagonien, Indischer Ocean, 636 — 400 F. M. anfonii Hend. S.-W.-Australien , Chile, Westküste von Afrika; .1300—2100 F. 31. suhsquamosa Hend. Japan und Panama, 1400 — 1800 F.; var. pallida Ale: Bengalischer Golf, 1800 F.; var. actdcata Hend.: Antarctic, 1300—1400 F. M. bairdl Sm. Ostküste der Vereinigten Staaten und Panama ; 1500 bis 1700 F. M. ciliata W. M. (= hrevimana Hend.). Indischer Ocean, Central- Pacific, Panama; 700—1300 F. 31. latirostris Fax. (= Elasmonotus latifrons Hend.). Central-Pacific und Panama; 153—1770 F. Ethushia cjracilipes Mrs. West-Pacific und Panama; 885 — 1823 F. E. challengeri Mrs. Japan, 1875 F., Panama, 2232 F. D. Der fluviale Lebensbezirk. Wollten wir den Lebensbezirk des Süsswassers in Kegionen ein- theilen, so müsste für uns zunächst seine topographische Beschaffenheit 1286 Deeapoda. und daun seine klimatischen Verbältnisse von Bedeutung sein. Nach ersterer zerfällt derselbe in zwei grosse Hauptmassen: die Flüsse und Seen der alten und die der neuen Welt, und in klimatischer Be- ziehung geht durch jede dieser Hauptabtheilungen eine gerade für Süss- wasserthiere äusserst wichtige Scheidelinie: der Wüstengürtel der alten und neuen Welt. Wir wollen aber dieser Frage nicht näher treten, da es für unseren vorliegenden Zweck unnöthig ist: die Decapoden des Süsswassers ent- sprechen nämlich in ihrer Verbreitung in keinem einzigen Falle den modernen Verhältnissen des jetzigen Fluvials. Zu einem Theil sind sie alterthümliche Formen, die schon seit langer Zeit diesen Lebensbezirk bevölkern imd in ihrer Verbreitung auf längst vergangene Zustände hin- weisen. Zu einem anderen Theil sind es jüngere Einwanderer, und zwar aus dem Meere, und diese Formen deuten in ihrer Verbreitnng im Süss- wasser immer noch ganz unverkennbar auf die marinen A^erhältnisse hin. Es dürfte sich deshalb empfehlen, die Verbreitung der verschiedenen Süss- wassergruppen in systematischer Keihenfolge zu behandeln. Wir können indessen in vielen Fällen hier Erklärungen nur mit allem Vorbehalt geben, da solche für die Verbreitungsverhältnisse der Süsswasser-Deca- poden bisher nur in wenigen Fällen in befriedigender Weise gefunden worden sind : es ist das Kapitel der Verbreitung der Süsswasserorganismen eben eines der schwierigsten, aber auch eines der interessantesten der ganzen Thiergeographie. Die Familie der Ati/idae*) ist oti'eubar eine schon in sehr alter Zeit ins Süsswasser eingewanderte: es spricht dafür ihre weit zerstreute Ver- breitung, die häufig mit einer ganz auffallenden Discontinuität verbunden ist. Bei den drei primitivsten Gattungen tritt uns die Relictennatur in so ausgesprochener Weise entgegen, wie kaum in irgend einem anderen Falle; die Gattung Xiphocaris enthält zwei Arten, eine in West-Indien, eine in Ost-Asien (Japan, Insel Adenare bei Flores und Queensland) **) ; die Gattung Troglocaris (eine Art) ist als blinder Höhlenbewolmer aus Krain bekannt; und Atya'cplnjra (eine Art) kommt in West- und Süd- Europa vor. Eine derartige Verbreitung lässt sich gar nicht anders ver- stehen, als unter der Annahme, dass die Localitäten, an denen diese Formen jetzt gefunden werden, in früherer Zeit durch intermediäre Fund- orte verbunden wurden , d. h. dass sie die einzigen Ueberreste einer früheren ausgedehnteren Verbreitung sind. Ganz Aehnliches haben wir in der Gattung Atyoida, von der eine Art auf den Sandwich-Inseln und Tahiti, eine zweite in Süd-Brasilien vorkommt. Die Gattung Cnridina besitzt ein continuirliches Verbreitungsgebiet in der alten Welt, von Nord- Australien über den malayischen Archipel, Indien, Persien nach Afrika, wo sie vom Nilthal bis zum Cap sicli findet. Getrennt hiervon tritt *) Vgl. Ortmanu, Proc. Ac. X S. Philadelphia 1894, p. 397ff. **) Hierzu kommt walu'scheiulich noch eiue diitte Art in Neu-Seeland. Käuniliohü Verbrcitiiug. 1287 wieder eine Art iii West-Iiulieu uul'. Schliesslich tiiidet sich die Gattung Afya selbst in West-Indien , West-Afrika und vom malayischeu Archipel (Sumatra) bis zu den Samoa-Inseln, fehlt aber in Ost-Afrika und auf dem Festlaude von Asien. Ueberall hat mau hier Discoutiuuität. Am auffallendsten ist das gleichzeitige Vorkommen der Gattungen Xipliocaris, CarkVma und Ätiiu in den äquatorialen Theilen der alten und neuen Welt, und da eine Ver- bindung dieser Theile bis weit in die mesozoische Zeit zurückreicht, so wird die Construction derselben zu einer ausserordentlich hypotlietischen Sache. Dazu kommen noch folgende Eigeuthümlichkeiteu: 1) die durch Atyoida augedeutete Verbindung der Sandwich-Inseln mit Süd-Brasilien, 2) die Isoliruug der Gattung Atya auf die pacifischen Inseln und ihr Fehlen auf dem asiatischen Festlaude und in Ost-Afrika ; 3) die Identität einiger in West-Indien und West-Afrika vorkommenden Alien; so flndet sich: Atya scahra Leach auf den westindischen Inseln, in Mexico, Nica- ragua einerseits, und auf den Gap Verde-Inseln andererseits, und A. gabu- nensis Gieb. findet sich im Gabun und Orinoco. Derartige Verbreitungs- eigenthümlichkeiten widersprechen durchaus der Vertheilung der jetzigen Existenzbedingungen im Bezirke des Süsswassers. Für die erstgenannte Thatsache sind dem Verfasser keine weiteren analogen Fälle bekannt. Für die zweite Avürden wir zwischen dem Festlande von Ost-Asien und der pacifischen Inselwelt eine frühere Separationslinie anzunehmen haben, die eventuell mit der westlich von Celebes verlaufenden , wohlbekannten thiergeographischen Grenze zusammenfallen könnte: wir müssten aber dann die weitere Annahme machen, dass diese Grenze in dem vorliegen- den Falle verwischt ist, indem dann die pacifische Gattung Afya dieselbe nach Westen hin überschritten hätte und bis Sumatra vorgedrungen wäre, während die indo-afrikanische Gattung Caridina dasselbe in umgekehrter Richtung gethan hätte und Nord-Australien erreichte. Die Verbindung zwischen den Verbreitungsgebieten von Atya auf den pacifischen Inseln und in West- Indien würde dann quer über den jetzigen Pacific hin zu suchen sein, eine Theorie, die dann weiter diu'ch die oben er- wähnte Verbreitung von Atyokla unterstützt würde *). Zur Erklärung der Identität der beiden Arten in West-Indien und West-Afiika besitzen wir eiue Theorie es ist die von v. Jhering aufgestellte Archhelenis- Theorie**). Nach derselben ist Süd-Amerika keine genetische Einheit, sondern bestand in mesozoischer Zeit aus einem südlichen Theil, Archi- plata, und einem nördlichen (das jetzige Süd- Amerika nördlich von der *) Wir geben diese Theorie hier mit allem Vorbehalt. Es ist nicht gut möglich, aus solchen vereinzelten FäUen eine nui- einigermaassen wahrscheinliche Folgerung abzu- leiten: dass wir es dennocii versuchen, dieser Frage näher zu treten, hat uui- den einen Zweck, auf diese ganz ausserordentlich interessanten Verhältnisse die Aiifmerksamkeit zu lenken. **) H. V. Jhering, Engler's botan. Jahi'b. v. 17, Heft 5. 1893, p. 9. — ßerhn. Entomol. Zeitschi-. V. 'i% Heft 3. 189-1, p. 406, und Rev. Mus. Paul. v. 2. 1897, p. 428ff. 1288 Decapoda. Amazonas-Niederung, uebst West-Indien), welcher letzterer quer über den Atlantic bin mit Afrika in Verbindung stand (Archhelenis). Es hat diese Theorie viel für sich, und wir werden weiter unten wiederholt auf dieselbe zurückgreifen müssen. Eine zweite, sehr interessante SüsswassergTuppe bilden die beiden Familien der Pofaniohiidae und Parnstacidnc , der Süsswasserkrebse der nördlichen und südlichen Halbkugel. Erstere findet sich in den ge- mässigten Theilen der nördlichen Halbkugel (Europa, Ost-Sibirien, Korea und Japan, sowie Nord-Amerika), die zweite im gemässigten Theil der südlichen Halbkugel (Australien, Neu-Seeland, Süd-Amerika, Madagascar), und da beide in allernächster Verwandtschaft mit einander stehen, so liegt hier ein ausgesprochener Fall von Bipolarität vor. Mau hat schon verschiedentlich versucht, diese Eigenthümlichkeit zu erklären*). Doch bevor wir darauf näher eingehen, müssen wir noch einige weitere Einzelheiten anführen. Von den Potaniobiidae findet sich die eine Gattung, die primitivere (Potamohius) im Süsswasser Europas und Nord-Amerikas, dort al)er nur auf der Westseite der Felsengebirge. Ausserdem existirt eine Unter- gattung (Camharoidcs) in Ost -Asien (Amurlaiul, Korea, Nord -Japan). Letztere nähert sich morphologiscli der anderen, mehr specialisirten Gattung der Familie (Cambarus), die sich in Nord-Amerika, aber nur auf der Ost- seite der Felsengebirge findet. Es lassen sich diese Thatsachen durch folgende Annahme in Uebereinstimmung bringen: das Centrum der Familie liegi im uördlichen Eurasien, und von dort gelangte die primitivste Gat- tung (Potamohius) nacli dem Westen von Nord-Amerika, eine Verbindung, von der noch aus der Tertiärzeit zahlreiche Spuren vorhanden sind. Das Verbreitungsgebiet der Gattung in der alten Welt wurde durch irgend eine Ursache (Eiszeit?) in eine westliche (Europa) und östliche Hälfte (Amurland etc.) geschieden, und der in letzterer isolirte Zweig der Gattung entwickelte sich in einer bestimmten Eichtung {Camharoidcs). Ferner sandte der West-Amerikanische Zweig der Gattung eine Colonie über die Felsengebirge, die dieselbe Tendenz, sich zu verändern, zeigte, wie Cam- baroides, zur Gattung Cambarus wurde und den ganzen Osten Nord- Amerikas (bis Mexico und Cuba") bevölkerte**). Hiermit hätten wir eine Theorie für die Verbreitung der der uördlichen Hemisphäre angehörigen Familie. Was die Parastacidac der südlichen Halbkugel anbelangt, so haben wir folgende Verhältnisse. Australien (mit Tasmanien) besitzt die Gattungen Cheraps, Astacopsis und Engaciis; Neu-Seeland die Gattung Paranephrops; Süd-Amerika (Süd -Brasilien und Chilej die Gattung Parastacus; und Madagascar die Gattung Astacoides. Letztere steht morphologiscli isolirt *) Huxley, Proc. Zool. Soe. London 1878, und Ortmaun, Zool. Jahrb. Syst. v. 9. 1896, p. 588 ff. **) Die Aehnliohkeit von Cambaroides und Cambarus wiü'de demnach auf Con- vergeuz beruhen, eine Annalime, die durehaus nicht oline Analoga \vüi-e. Iviiumliclie Verbivituui,'. 1280 du, während l'arastacus sich nahe an die neuseeländischen und austra- lischen Formen anscbliesst. Die Herkunft von Parasfncus lässt sich demnach durch die Annahme einer Verbindung von Süd-Amerika mit Australien (resp. Neu- Seeland) erklären, und zwar desjenigen Theils von Süd-Amerika, der von v. Jhering (siehe oben) als Archiplata bezeichnet wird. Diese Verbindung fällt ins Ende der mesozoischen Zeit und reicht vielleicht bis in den Anfang des Tertiärs, und ist in der in neuerer Zeit so vielfach besprochenen Antarktica zu suchen, einem supponirten antarktischen Contiuente, der genügende Ausdehnung besass, um nach Norden mit Australien, Süd- Amerika und Süd-Afrika in Verbindung zu treten. Somit wäre die Ver- bindung der australischen und südamerikanischen Vertreter dieser Familie hergestellt. Es bleibt nun noch die Frage, wie lässt sich der madegassische Ästacoides hier anschliessen V Am nächstliegenden scheint es, an Süd- Afrika und die Verbindung mit der Antarktis zu denken: dem wider- spricht aber die Thatsache, dass die Familie in Süd-Afrika selbst absolut fehlt, und dass Madagascar sonst keine derartigen antarktischen Be- ziehungen aufweist, sondern im Gegentheil — abgesehen von den Be- ziehungen zum tropischen Afrika — - nach Norden, mit Ost-Indien, in Zusammenhang gestanden zu haben scheint. Dort fehlt aber die Familie. Vielleicht lässt sich diese Schwierigkeit lösen, wenn wir auf die Ent- stehung der Bipolarität der beiden Familieu eingehen*). Nehmen wir den Norden der alten Welt als Centrum der Fotamohiidae, und Australien als Centrum der ParastackJac an, so würde eine Angliederung Australiens an Ost-Asien eine Verbindung dieser beiden Centreu darstellen. Eine solche hat nun in mesozoischer Zeit sicher existirt, wie die jetzige australische Landfauua beweist. Vielleicht wurde mit der Abgliederung Australiens von der übrigen alten Welt zugleich das Verbreitungsgebiet der Urformen der Flusskrebse in diese nördliche und südliche Abtheilung getheilt, von denen dann je besondere Colonien ausgesandt wurden. Wir müssen dann aber das frühere Vorhandensein von Flusskrebsen in Indien u. s. w. annehmen, und in dieser längst vergangenen Zeit mag vielleicht Ästacoides von Indien nach Madagascar gelangt sein**). Später wurden dann die Flusskrebse aus den tropischen Theilen dieses alten Verbreitungsgebietes verdrängt, und zwar, wie der Verfasser vermuthet hat. vielleicht durch einen boicönotischen Factor: durch die *) Die folgende Erklärung weicht etwas von der frülier vom Verfasser gegebenen ab. **) Man kann einwenden . dass dann die supponirten indischen Flusskrebse Parasta- ciden gewesen sein müssen. Demgegenüber ist aber hervorzuheben, dass Ästacoides nur in einem Charakter (das Fehlen der Copulationsorgane beim Männchen) mit den Parasta- ciden übereinstimmt, was auf Convergenz beruhen kann, während die Gattung in anderen Chai-akteren (so besonders in der Kiemenbildung) ganz absonderlich gebildet ist, und weder zu der nördlichen nocli zu der südlichen Gruppe engere Beziehungen zeigt. Sie könnte ebenso gut eine eigene Familie bilden. 12;)0 Docapoda. Coucuneuz mit den (wahrscheinlich zu Anfang der Tertiärzeit auftretenden) Fotamonidae: in der alten Welt fällt zur Zeit die Süd-Grenze der Pota- mohiidac und die Nord-Grenze der Purastacidae ziemlich genau mit der resp. Nord- und Süd-Grenze der Verhreitimg jener Süsswasserkrabben zusammen. Aehnliche Gründe mögen es gewesen sein, die in Amerika das Vordringen von Camharus nach Süden und von Parasfacus nach Norden verhindert haben, wenngleich hier diese biocönotische Barriere sich weniger ausgesprochen zeigt. Wir schliessen hier die Gattung Acglea an (die die monotype Familie der Äegleidac bildet). Sie ist eine Bewohnerin des Süsswassers der alten Archiplata (Süd-Brasilien, Argentinien, Chile) und auf diesen Theil noch jetzt beschränkt. Sie besitzt im Süsswasser keine Verwandten und ist offenbar als „locale regionale" Süsswasserform anzusehen*). Von den bisher besprochenen verschiedenen Verhältnissen finden wir in der Familie der Fotamonidae, der Süsswasserkrabben. Dieselbe zer- lallt**) in vier Unterfamilien, von denen zwei (Potantonmac und Deckeniinac) für die alte Welt, und zwei {Potanioaircininac und Trichodactylinac') für die neue Welt charakteristisch sind. Erstere verbreiten sich von einem Centrum, das offenbar in der „orientalischen Region" von Wallace liegt, einerseits nach Osten über den malayischen Archipel bis nach Nord- Australien, andererseits nach Westen in die mediterranen Länder und vor allem nach Afrika und Madagascar; in Afrika finden sie sich bis zur Südspitze und Westküste. Innerhalb dieses Verbreitungsgebietes herrscht eine ziemlich gute Continuität, abgesehen davon, dass gewisse Arten und Gruppen in Indien und Madagascar resp. Afrika (südlich der Sahara) ver- treten sind, ohne dass sie in den dazwischen liegenden Gegenden (Nord- Afrika, Syrien, Persien etc., wo es einige andere Arten und Gruppen giebt) gefunden werden. Diese Verbreitung hat nichts auffallendes: die Unterfamilie der Fotamoninac***) ist charakteristisch für den tropischen Theil der alten Welt, südlicli vom Wüstengürtel, eine Art kreuzt den Wüstengürtel und dringt ins Mediterrangebiet ein, und einige andere Arten haben die Verbreitung bis Japan einerseits und Nord-jVustralien andererseits ausgedehnt. Zu bemerken ist aber dabei, dass die made- gassischen Vertreter dieser Süsswasserkrabben nähere Beziehungen zu Indien zeigen als zu Afrika f): es wird also auch hier wieder auf die Verbindung Madagascars mit Indien hingewiesen, auf Haeckel'sLemuria, *) Vgl. Weber, Zool. Jahrb. Syst. v. 10. 1897, p. 188, = „echte Süsswasserthiere", oder „alte, autochthone Bewoliner eines bestinimteu Gebietes". (Im Gegensatz zu den „marinen Relicten oder Immigranten", und zu den „universalen Süsswassertlüereu".) **) Ortmann, ibid. p. 297 ff. ***) Die Deckeniinae sind eine Looalgruppe Ost-Afrikas und der Seyclielleu. •j') Es kommen in Madagascar einige Arten der Gattung Potamon, Untergattung Fotamon, vor, die im ti-opischen Afrika entsclüeden fehlt, während die charakteristische afrikanische Untergattung Potamonautes (von der allerdings einige indische Arten bekannt sind) in Madagascar nicht vertreten ist. h'äumlicho Ynrbioitunf;. 12!tl was (las geologische Alter dieser Familie als ein ziemlich bedeutendos erscheinen lässt: sie würde demnach bis zum Anfang der Tertiärzeit und vielleiclit noch weiter zurückgehen. Was die amerikanischen Unterfamilien der Potamocarcininac und Tri- cliodactyltnae anbetriift, so haben dieselben in Süd- und Mittel -Amerika eine continuirliche Verbreitung (die westindischen Inseln standen un- zweifelhaft einst mit dem Festlande von Süd -Amerika resp. Mexico in Verbindung), und zwar finden sie sich fast nur in dem Theil, der nach V. Jhoring's Ar chhelonis- Theorie in mesozoischer Zeit mit Afrika in Verl)iuduug stand, nämlich im nördlichen Theile von Süd-Amerika selbst, auf den westindischen Inseln und auf dem Festlande nördlich bis Mexico hinein : nur einige Formen der Trichodaäylinae gehen weiter süd- lich , ins Gebiet des unteren und mittleren Amazonenstroms und bis ins südliche Brasilien; und ferner halben sich die Potamocarcininac ganz be- sonders noch in den Cordilleren (bis Peru) verbreitet. Wenn nun schon die Verbreitung in diesem Theil von Amerika, zusammen mit der syste- matischen Verwandtschaft dieser Formen mit den altweltlichen auf die Archhelenis-Theorie hindeutet, so wird dieselbe noch wahrscheinlicher da- durch, dass die Pofamocarcininae nicht mit beliebigen Formen der Pota- moninae in Beziehung stehen, sondern mit einer bestimmten Gruppe derselben, die sich ausschliesslich in Afrika und zwar vorwiegend im Congo-Becken findet, nämlich der Untergattung Acantliothclphusa Ortm. (1. c. p. 300) von der Gattung Potamon. Das Zurückreichen der Pota- ■monidae in die vortertiäre Zeit wird also auch hierdurch wahrscheinlich gemacht. Wir kommen jetzt zu einer Süsswassergruppe, die eine von denjenigen der bisher besprochenen durchaus verschiedene Verbreitung zeigt: es ist dies die Gattung Palaemon (nebst der nahe verwandten Bithynis) aus der Familie der Palneinonidac*). Während bei den anderen Sflsswasser-Deca- poden die Verbreitung nur mit Zuhülfenahme von früheren Zuständen der Erdoberfläche sich erklären liess, liegt hier die Sache wesentlich anders. Die Palaemoniäac sind Formen, die zur gegenwärtigen Zeit im Begriff sind, aus dem Litoral ins Fluvial einzuwandern: einige wenige Arten der Gattung Palaemon sind noch rein marin, eine grosse Zahl derselben be- vorzugt Brackwasser, und wieder andere Süsswasser, wobei für gewöhnlich ein stark euryhalines Verhalten sich constatiren lässt. In Folge dieser zur Zeit offenbar noch vor sich gehenden Einwanderung ins Süsswasser- gebiet ist Palaemon eine hochmoderne Form im Fluvial, und da diese Einwanderung vom Meere ausgeht und zwar vom Litoral, so können wir in der Verbreitung der einzelnen Formen der Gattung überall den Eiufluss der Verhältnisse, wie sie im marinen Litoral existiren, nachweisen. Das heisst : die marinen Litoral-Kegionen müssen sich in der Verbreitung der Palaemon- kxten mit Entschiedenheit noch darin erkennen lassen, dass die *) Vgl. Ortmann, Zool. Jahrb. Syst. v. 5. 1891, p. 744ff. 1202 Decapoda. ein und derselben Meeresregion zuströmenden Flüsse im Allgemeinen eine einheitliche Fauna von Palaemonen besitzen. Und dies ist thatsächlich der Fall. Da die Gattung eine durchaus tropische ist, kommen nur die vier litoralen Kegionen des tropischen Gürtels in Betracht. Am ent- schiedensten spricht sich hier der Einfluss der iudo-pacifischen Eegion aus : die iu Ost-Afrika, in Süd- und Ost-Asien, Malaysien, Nord-Australien und auf den pacifischen Inseln vorkommenden Palaemonen finden sich in keiner anderen Eegion, und wenngleich es eine Anzahl Arten giebt, die nur locales Vorkommen haben, so existiren doch andere, die sich über einen grösseren Tlieil der so gefassten indo-pacifischen Eegion ver- In-eiten *). Diesem Gebiete gegenüber steht das der Ostseite des tropischen Amerika, wo die Gattung in einer Eeihe von — von den indo-pacifischen verschiedenen — Arten von Süd-Brasilien bis zu den südlichen Vereinigten Staaten verbreitet ist. Die Palaemonen-Fauua der Westseite von Afrika sehliesst sich nun eigenthümlicher Weise an die von Amerika an; von den drei von West- Afrika bekannten Arten ist P. olfcrsi Wiegm. mit einer westindischen direct identisch, und ebenso ist P. voüenhoveni Herkl. ohne Zweifel iden- tisch mit P. jamaicensis (Hbst.), während P. macrohrachhuii Herkl. äusserst nahe mit dem westindischen P. acmithurus Wiegm. verwandt ist. Wenn die Gattung eine moderne ist, dann können wir offenbar diese enge Be- ziehungen von West-Afrika zu Amerika nicht auf Kechnung der Arch- helenis setzen: vielmehr ist es wahrscheinlich, dass in diesem Falle die Uebereiustimmung denselben (Trüuden zuzuschreiben ist, die, wie wir oben (p. 1277) gesehen haben, eine so nahe Beziehung zwischen der westafrikanischen und ostamerikanischen Litoralregion verursachen. Die betreffenden Arten sind offenbar ursprünglich marine Litoral-Formen, die den Küsten von Ost-Amerika und West-Afrika gemein waren, und iu der Gegenwart an beiden Seiten ins Süsswasser einzuwandern begonnen haben. Auf der Westseite Süd -Amerikas findet sich anstatt der Gattung Palaemon die nahe verwandte Bithynis (eine Art), welche dort von Chile bis Peru sich in den Flüssen, die von den Anden in den Pacific strömen, aufhält. Auch hierin drückt sich wieder der Einfluss des Meeres aus. Es ist nun allerdings eine zweite Art der Gattung Bithy)tis aus Mada- gascar beschrieben worden {B. madagascariensis Hlgdf.), doch ist dies offenbar ein Fall von Convergenz in einen Charakter (dem Verschwinden des Hepaticaldornes), während eine genetische Zusammengehörigkeit aus- *) P. lar F. : Madagascar, Maskarenen, Sunda-Iuseln, Nord- Australien. Neue Hebriden, Fidji, Samoa, Tahiti, Neu-Seeland. — P. idae Hell.: Ost-Afrika, Seychellen, Mauritius, Sunda-Inseln , Plülippinen. — P. dispar Maii. : Maskarenen, Simda-Inseln , Samoa. — P. eqiiidem Dan : Maskarenon, Sumatra, Singapore. — P. sundaicus Hell.: Natal, Java, Flores, Celebes. — P. latimanus Mart. {= euryrhynchus Ortm.): Sunda-Inseln, Philip- pinen, Fidji. Räumliche Verbreitxing. 1293 geschlossen ist: die madeo-assische Form seliliosat sich im Uebrigen an die indo-pacifischon Palaemonen an. Die Westseite Amerikas enthält nun aber, und zwar von Ecuador bis Nieder-Californien, eine Reihe von Palaemon- Arten, die identisch sind mit auf der atlantischen Seite vorkommenden: es sind dies: P. ama- zonicus Hell. •■*■■), P. acnnfJiunts Wiegm. (beide in Ecuador), P. jamaicensis (Hbst.) (von Ecuador bis Nieder-Californien \iiul auf den Tres-Marias- Inseln**). Dieses Vorkommen lässt sich leicht dadurch erklären, dass die betreffenden Arten die Wasserscheide zwischem dem atlantischen und pacifischen Ocean überschritten haljen, eine Annahme, die durchaus nicht unwahrscheinlich ist, da wir wissen, dass eben diese Arten in den Ge- birgen bis in die Quellflüsse hinaufgehen. Ein analoger Fall findet sich in Afrika: hier findet sich P. niloticus im Nil, also im Gebiete des Mittelmeeres, und ist offenbar dorthin aus dem Inneren Ost-Afrikas durch Ueberschreiten der Wasserscheide gelangt. Wir könnten hier noch die Gattung Sesarma anschliessen, die in vielen Arten eine Vorliebe für Süsswasser bekundet. r>a dieselbe indessen noch vielfach marine Schorren-Arten enthält, und sich in ihrer Verbreitung durchaus an die Verhältnisse des marinen Litorals anschliesst, so mag es genügen, sie hier erwähnt zu haben. E. Der c o n t i n e n t a 1 e L e b e n s b e z i r k. In Bezug auf die Verbreitung der Decapoden des Festlandes können wir uns kurz fassen: die bekannten Formen sind sehr gering an Zahl, und führen ausserdem kein reines Landleben, sondern sind, da sie zum Meere in steter Beziehung stehen, eher als amphibisch zu bezeichnen. Es kommen im Wesentlichen nur die beiden Familien der Coenohitulac und Gecarcinidae in Betracht. Die Verbreitung der Coenobitidne zeigt eine ganz entschiedene Anlehnung an die Verhältnisse des marinen Litorals, von dem aus die Formen auch ohne Zweifel aufs Land wanderten: die Gattung Birfius (eine Art) ist auf das indo-pacifische Gebiet beschränkt, und Coenohita besitzt eine Anzahl in demselben Gebiet ausschliesslich verbreiteter Arten, während eine weitere Art auf West-Indien beschränkt ist, also mit der Ost-Amerikanischen Litoral-Region in Beziehung steht. Einige weitere Arten finden sich auf der Westseite Central-Amerikas, und dieselben würden demnach auf die West-Amerikanische Litoral-Region hinweisen: indessen sind diese Formen in ihren systematisclien Beziehungen und ihrer Verbreitung noch recht unvollkommen bekannt. Ganz ähnlich ist die Vertheilung der Gecarcinidae***). Hier sind die Gattungen Gecarcinucus und Gecarcoiclea auf die der Indo-Pacifisclu'ii Region benachbarten Contineute und Inseln beschränkt, während die Gattung Ucides und Gecarcinus dem atlantischen Gebiete angehören. *) Vgl. F. lamarrei bei Doflein, S. B. K. bay. Ak. Wiss. v. 29. 1899, p. 18.5. **) Eathbun, North Ameiio. Fauna. No. 14. 1899, p. 74 (U. S. Dep. Agric). ***) Ort mann, Zool. Jahrb. Syst. v. 7. 1894, p. im\l, und ibid. v. 10. 1897, p. 33.5 ff. ^«"i'- 1294 Decapoda. Ucicles ist rein ameriliaiiiscli ; von den beiden Arten dieser Gattnng findet sich eine {U. cordatus (L.)) im Gebiete der Ost-Amerikanischen Litoral- Kegion, die andere {TJ. occidentnlis (Ortm.)) in Ecuador: vielleicht liegi hier wieder ein Ueberschreiten der Wasserscheide vor. Gecarcinns besitzt eine Art in West-Indien ((?. rurkola (L.)), während eine zweite {G. lago- stoma M. E.) im Gebiete des West-Afrikanischen Litorals (Ascension und vielleicbt Festland von West-Afrika) sich findet. Weitere Arten der Gattung sind von der Westseite von Central-Amerika beschrieben worden: ihre Selbständigkeit ist indessen noch zweifelhaft, und violleicht sind sie nur Angehörige der westindischen Form, die die Wasserscheide über- schritten haben. Schliesslich findet sich eine Gattung, Cardisoma, sowohl im Indo-Pacific, als aucli im atlantischen Gebiet, und zwar im crsteren zwei Arten (C. cnrnifca; (Hbst.) und lürtipes Dan.), im letzteren eine Art (C cjuanhumi Latr.), welche letztere sowohl auf der Ostseite Amerikas, wie in West-Afrika gefunden wird, eine Verbreitung, die durchaus mit der übereinstimmt, die wir z. B. bei der Süsswassergattung Falaemon gefunden haben. Diese beiden landbewohnenden Gruppen unter den Decapoden dürften somit als ganz recente Einwanderer aus dem marinen Litoralgebiet anzu- sehen sein, deren Verbreitung noch eng sich an die Verhältnisse des letzteren Lebensbezirkes anschliesst. Wenn wir hiermit das Kapitel über die geographische Verbreitung der Decapoden abschliessen, so sind wir uns wohl bewusst, nichts voll- ständiges geliefert zu haben: dazu ist der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse — sowohl was die Systematik und gegenseitige Beziehung der einzelneu Formen, als auch was das chorologische Material anbelangt — zu unvollkommen. Wir glauben aber, gezeigt zu haben, wie auf der einen Seite zahlreiche Decapoden existiren, deren Verbreitung sich mit Entschiedenheit den gegenwärtigen Zuständen der Vertheilung der Exi- stenzbedingung auf der Erdoberfläche anschliesst, die also als moderne Gruppen zu betrachten sind, und andererseits haben wir ebenso zahlreiche Fälle kennen gelernt, die hiervon abweichen. Für letztere lässt sich vielfach eine Erklärung geben: rüan findet eine Reihe von einander parallelen Fällen, die sich unter gemeinsame Gesichtspunkte bringen lassen, und für die sehr oft Zustände verantwortlich zu machen sind, die in früheren Zeiten auf der Erde bestanden. In der weitaus grössten Zahl dieser abweichenden Fälle ist eben die gegenwärtige Verbreitung ein Ueberbleibsel aus früherer Zeit, während diese Erklärung bei einigen Fällen indessen nicht zureicht, und ganz besonders abweichende, biono- mische Verhältnisse der jetzigen Zeit für dieselben herangezogen werden müssen. Die Hauptsache bleibt aber stets das Studium jedes einzelnen Falles, und es ist durchaus unzulässig, aus der Untersuchung einiger weniger Beispiele allgemeine Gesetze ableiten zu wollen. I Zeitliche Verliroituni;. 1295 yill. Zeitliche Verbieltuui;. A. Paläozoische Stamiiifovmen der Decapoden und der lebende Anaspides. Aus paläozoischen Schichten (Ob. Devon, Carbon und Perm) sind vielfach angebliche Decapoden-Keste beschrieben worden. Der Er- haltungszustand ist aber meist ein sehr ungenügender, und die Ansichten der verschiedenen Autoren über die systematische Stellung dieser Reste weichen z. Th. sehr wesentlich von einander al). Es handelt sich um Crustaceen, deren Körper mit einer bestimmten, den Malacostraken zukommenden Segmentzalil versehen ist, die sich nach den Anhängen in Rumpf- und Abdomen-Segmente trennen lassen, und von denen die Anhänge des sechsten Abdomensegmentes mit dem Telson eine Schwanzflosse bilden. Manche dieser Formen besassen einen Cephalo- thorax, anderen mangelte derselbe; die ersteren würden demnach den Thoracostraken, die letzteren den Arthrostraken entsprechen, wenn die Gegenwart von Stielaugen bei ersteren und von sitzenden Augen bei letzteren sich bestätigte : das scheint indessen nicht der Fall zu sein, da wir — wenn auch nicht überall — Stielaugen verbunden mit fehlendem Cephalothorax vorfinden. Diese letztere Gruppe, in der die primitiven Malacostraken-Charaktere (beschränkte Segmentzahl des Körpers, Theilung in Cormus und Pleon, rmd Vorhandensein einer Schwanzflosse) sich mit dem Arthrostraken- Charakter des fehlenden Cephalothorax und dem Thoracostraken-Charakter der Stielaugen verbindet, ist eine ausserordentlich interessante, und wird dies um so mehr, als neuerlich eine lebende Form entdeckt worden ist, die die gleiche Verbindung von Charakteren aufweist. Die fossilen, hier- her gehörigen Formen aus der paläozoischen Zeit sind von Packard als die Unterordnung Syncarida bezeichnet worden*), und wurden schon früher von Brocchi**) als Familie der Nectotdsonidac zusammengefasst. Verfasser hat dann***) diese Gruppe acceptirt, sie jedoch unter Packard's Namen, Syncarida, zu einer mit den Stomatopoden, Mysiden, Euphausien und Decapoden gleichwerthigen Ordnung erhoben: da die Decapoden im vorliegenden Werke als Unterordnung eingeführt sind, so behalten die Syncarida natürlich den Rang einer Unterordnung. Es erscheint nothwendig, auf diese Gruppe an dieser Stelle näher einzugehen, da die einzige lebende, hierher gehörige Form sonst in diesem Werke keinen Platz finden würde, und ihre nahe Beziehung zu diesen paläozoischen Fossilien es rechtfertigt, wenn sie in Verbindung mit letzteren behandelt wird. *) Mem. Nat. Acad. Sei. Washington, 3. 1886; Proc. Boston Soc. Nat. Eist. 24. 1889, und Zoology (Amer. Sei. Ser.) 5. und folgende Ausgaben (1886 ff.). ") Bull. Soe. Geol. France (3) v. S. 1880. ***) Amer. Jom-n. Sei. 4. 1897. 1296 Deoapoda. Diese moderne Form wurde 1894 von G. M. Thomson (Trans. Liun. Soc. ser. 2 v. 6) zuerst bekannt gemacht, imd 1896 von W. T. Calman (Tr. Eoy. Soc. Edinburgh, v. 38 part. 4) eingehender untersucht. Sie trägt den Namen Anaspides tasmaniac Thoms. und findet sich in Süss- wasserteichen der Berge Tasmaniens (Mount Wellington, 4000 Fuss über dem Meere, und Lake Field, 40 Meilen von Hobart in derselben Höhe). Die wichtigsten morphologisclien Charaktere dieser Form sind nach Calman die folgenden (vgl. Taf. 124, Fig. 1 — 4). Der Körper (Fig. 1) besteht aus 15 freien Segmenten: einem Kopf- stück, sieben Thoraxsegmenten und sieben Abdomensegmenten. Von einem Cephalothorax, der die Thoraxsegmente ganz oder zum Theil bedeckt, ist keine Spur vorhanden. Vom Kopfstück wird durch eine oberflächliche Furche (die aber keine bewegliche Sutur ist) ein hinteres Stück (erstes Thoraxsegment) abgegrenzt (Fig. 2); nach Calman entsprechen aber diesem Stück von den Anhängen nicht nur die ersten Maxillarfüsse, sondern auch die beiden Maxillen. Somit würde nach vorn von dieser Furche nur der Körperabschnitt liegen, dem von Anhängen die Augen, inneren und äusseren Antennen, und Mandibel angehören. Die Furche soll der Cervicalfurche der Mysiden und auch der Decapoden entsprechen. (Verfasser ist geneigt, sich dieser Ansicht vollinhaltlich anzuschliessen.) Die Anhänge des vorderen Abschnittes des Kopfstückes sind folgende (Fig. 2): Die Augen stehen auf kurzen Stielen; die inneren Antennen haben einen dreigliedrigen Stiel — das Basalglied mit Gehörorgan (wichtiges Decapoden-Merkmal) — und zwei Geisselu; bei den äusseren Antennen ist der Stiel nach Thomson fünfgliedrig, nach Calman viergliedrig, das zweite Glied trägi eine Schuppe. Hierauf folgen von den Anhängen des hinteren Abschnittes des Kopf- stückes die erste und zweite Maxille, die nichts besonders bemerkens- Averthes darbieten, imd von denen die Deutung der Theile schwierig ist, da Reductionen vorhanden sind. Dann kommen acht Thorakalfüsse, von denen der erste noch dem hinteren Abschnitt des Kopfstückes angehört, während die übrigen sieben zu den sieben freien Thoraxsegmenten gehören. Sie besitzen kräftige, sieben- bis aclitgliedrige Endopoditen und kräftige Exopoditen, die auf dem ersten und siebenten Paare kleiner sind und am achten ganz fehlen. Die Coxopoditen des ersten bis siebenten Thoraxalfusses tragen je zwei ovale oder lanzettliche Kiemenplatten (Epipoditen) (vgl. Fig. 3). Abdomenanhänge sind am ersten bis sechsten Segment des Ab- domen vorhanden; die des ersten bis fünften Paares sind als Euderorgane entwickelt (mit sexuellen Ditferenzirungen), die des sechsten Segmentes bilden mit dem Telson eine Schwanzflosse (Taf. 124, Fig. 4). Dies sind die wichtigsten Charaktere. Eine Reihe weiterer inter- essanter Einzelheiten werden von Calman aufgeführt, auf die wir aber Zeitliche Verbreitung. 1297 für unseren vorliegenden Zweck nicht einzugoiien brauchen, da dieselben sich bei den fossilen Formen nicht beobachten lassen. Die systematische Stellung dieser Form ist nacli Calraan eine ver- mittelnde zwisclion den Mysidcn und JEtqyhausidcii, entfernt sich aber von beiden ausserordentlich durch gänzlichen Mangel des Cephalothorax (und andere eigenthümliche Merkmale), und nähert sich in einigen weiteren Charakteren aueli den Dccapoden. Sclion hieraus geht hervor, dass Anas- pidcs als ein primitiver Tj'pus der genannten Hauptgruppen anzusehen ist, der unter den jetzt lebenden Formen der letzteren nicht seines Gleichen findet*). Dagegen sind aus der paläozoischen Zeit eine Anzahl Formen bekannt, die besonders von Packard auf ihre systematische Stellung untersucht worden sind, und mit denen ^M«s^»Vfcs, wieCalman sehr scharfsichtig nachweist, in allen wesentlichen Punkten übereinstimmt. Diese paläozoisclien Krebse wurden von Packard als Syncarkla zusammengefasst, und wenn wir Anaspidcs direct in diese Unterordnung (oder Ordnung) stellen, können wir dieselbe nach den in der recenten Form gegebenen Merkmalen in folgender Weise diagnosticiren (vgl. Ortmann, Amer. .Tourn. Sei. v. 4, 1897, p. 287). Körper mit bestimmter Segmentzahl, in Kopfstück, Thorax (Cormus) und Abdomen (Pleou) differenzirt. Kein Cephalo- thorax vorhanden. Mit Stielaugen. Aeussere Antennen mit einer Schuppe. Cormopoden (letzter Anhang des Kopfstückes und die Anhänge der sieben Thoraxsegmente) auf den Coxo- poditen mit Kiemenlamellen (Epipoditen) und auf den Basi- poditen mit einem Exopoditen. Vorletztes Segment des Ab- domen mit zwei wohlentwickelteu Anhängen, die mit dem Telson eine Schwanzflosse bilden. Vergleichen wir die fossilen Formen mit dieser Diagnose, so können wir bei der am längsten und besten bekannten Form, Uronectes (= Gamp- sonyx)**) aus dem unteren Perm von Saarbrücken so ziemlich alle diese *) Calman (Journ. Lian. Soc. Zool. vol. 27, 1899, p. 338 ff.) hält die von Vejdovsky 1882 beschriebene Bathyiieüa natans aus Brunnen in Prag für die verwandtschaftlich am wenigsten von Anaspides entfernte lebende Form , die allerdings in Folge unterii'disoher Lebensweise degeneriii sei. *") Die Synonymie dieser Form ist etwas verwirrt, deslialb mögen hier folgende Notizen von Nutzen sein. Jordan beschrieb 1847 (Verb, natuili. Ver. preuss. fiheinl. 4, p. 89) diese Art als Gampsont/j: fnnbriatus; da aber Gampsonyx nomen praeoccup. ist, wurde von Bronn 1850 (Jalu-b. f. Miner. u. s.w., p. .575, Änmerk.) der Name Uronectes (oder Carcimirus) vorgeschlagen, während Burmeister 1855 (Abb. naturf. Ges. Halle, v. 2, p. 191 ff.) dafür Gampsonychus aufstellte. Der Bronn'sche Name Uronectes wurde von Salter 1861 (Trans. Roy. Soc. Edinburg, 22, p. 385] angenommen, aber auf eine nicht hierher gehörige Art ( U. soci'alis aus dem Unter-Carbon von Schottland) angewendet , ein Irrthum, den auch Salt er bald (Quart. Journ. Geol. Soc, v. 17, 1861, p. 533) erkannte imd deshalb für- die schottische Form — den allerdings auch schon vergebenen — Namen Palaeocraitgo)! einführte, den er dann 1863 (ibid. v. 19, p. 80) in Crangopsis änderte. Die Art von Saarbrücken muss also Uronectes fimbriatus (Jordan) heissen. Bi-unn, Klassen des Tbiev-Reichs. V. 2. J^2 1298 Decapoda. Merkmale constatireu. (Vgl. Jordan und Meyer, Palaeontographica, 4, 1854.) (Vgl. Taf. 24, Fig\ 5.) Der Körper von Uronedes stimmt ziemlich gut mit Anasjndcx überein, und die Zahl der Segmente (14 nebst einem Kopfstück) ist dieselbe. Ein Cephalothorax fehlt. Das Kopfstück scheint gestielte Augen besessen zu haben, ferner innere und äussere Antennen von demselben Typus wie Änaspides, von denen die äusseren mit einer Schuppe versehen waren. Die Thoracalfüsse (Cormopoden) waren sicher zweiästig (mit einem Exo- podit) und besassen auch an der Wurzel blattartige (Kiemen-) Anhänge. Ebenso war eine Schwanzflosse deutlich ausgebildet. An dieses permische Fossil schliessen sich nun weitere nahe an, die aber zum Theil nur bruchstückweise bekannt sind. Vor allen sind es Palaeocaris (Meek und Worth.) und Acanthotelson (Geol. Surv. Illinois, V. 2 , 1866 und v. 3, 1868) aus dem productiveu Steinkohlengebirge von Illinois (eine Art der ersteren Gattung auch aus England bekannt), die sicher hierher gehören, wie aus den von Packard gegebenen Restaura- tionen hervorgeht, imd ebenso gehört wohl sicher Nedotelson Brocchi (Bull. Soc. Geol. France, ser. 3, v. 8, 1880) aus den Permschichten von Autun in Frankreich hierher, obgleich diese Form nur unvollkommen er- halten ist. Diese vier fossilen Gattungen {Palaeocaris und Acanthotelson aus dem oberen Carbon, üronectcs und Nectotclson aus dem Perm) sowie der lebende Änaspides würden demnach, nach des Verfassers Auffassung, die Unter- ordnung (resp. Ordnung) der Syncarida Pack, und die Familie der Necto- telsonidae By 0 c chi bilden. Es stellen vielleicht die Syncarida die Stamm- gruppe für alle höheren Krebse dar, jedenfalls — wie es auch Calman annimmt — vermitteln sie zwischen den EupJiausiden, 3Iysidcn und Deca- poden, waln-scheinlich sind aber auch Beziehungen zu anderen (Edrio- phtalmen oder Arthrostraken) Gruppen vorhanden. Die Syucariden sind aber noch keine Decapoden und überhaupt noch keine Thoracostraken: es fehlt ihnen dazu ein ausserordentlich wichtiger Charakter, das Vorhandensein eines Cephalothorax. Es existirt nun aber in paläozoischer Zeit eine andere Gruppe von höheren Krebsen, die einen Cephalothorax besitzen, und die zum Theil als Decapoden beschrieben worden sind (vgl. Zittel, Handbuch der PaläontoL, v. 2, 1885, p. 682 bis 683), die aber nacii des Verfassers Ansiclit zum grössten Theil nicht echte Decapoden sind, wenngleich sie zu deren Stammformen in engster Beziehung zu stehen scheinen. Verfasser hat eine dieser Formen näher besprochen (Americ. -Tourn. Sei., v. 4, 1897) und glaubte, für sie die Nichtzugehörigkeit zu den Decapoden feststellen zu können, dagegen aber eine Beziehung zu den vermuthlichen schizopodenartigen Vorfahren derselben. Es ist dies die Gatümg Crangopsis Salter (1863). zu der offenbar Archaeocaris Meek (1872) gehört, eine Form, die sich im Sub- carbon von England und Kentucky findet. Betreffs der systematischen Stellung dieser Form konnte indessen nur das negative Resultat erzielt Zeitliche Verbreitung. 1299 werden, dass Crangopsis kein echter Decapode ist: da die Extremitäten derselben durcliaus iinbelcannt sind, konnte über ihre Beziehung zu den Syucariden keine Aufklärung gegeben werden, wenngleich eine solche möglicherweise vorhanden ist. Das Gleiche gilt für die ältesten bekannten angeblichen Decapoden, für Falaeopalaemon newhcrryi Whitfield*) aus dem Ober-Devon des Staates Ohio. Ein positiver Beweis für die Zugehörigkeit zu den Deca- poden lässt sich bei dem einzigen bekannten Stück dieser Art nicht er- bringen, sodass die systematische Stellung unsicher bleibt, w^enngleich der Verfasser vermuthet, dass auch diese Form kein Decapode ist, sondern besser neben Crangopsis zu stellen ist. Jedenfalls ist aber Falaeopalaemon der älteste Thoracostrake (vgl. Taf. 124. Fig. 6). Etwas besser sind wir mit einer Form aus dem Ober-Carbon Englands bekannt: Pygoceplialus coopcri Huxley**). Hier sind die Thoraealfüsse bekannt, und der Mangel einer Dift'erenzirung derselben in Maxillar- füsse und Pereiopodeu, der Mangel jeglicher Scheerenbildung und das Vorhandensein von Exopoditen an den Thoracalfüssen spricht ganz ent- schieden gegen eine Zugehörigkeit zu den Decapoden: jedenfalls gehört Pygoceplialus zu den schizopodenähnlichen Formen, in denen die Deca- poden ihre Wurzel hatten, eine Ansicht, die schon von Huxley insofern vertreten wird, als er Pygoceplialus in nahe Beziehung zu ,.Mysis" bringt. Wenn wir bisher bei allen diesen Formen stets mehr oder minder gewichtige Gründe gegen ihre Decapodenzugehörigkeit entdecken konnten, so steht das etwas anders bei der G?itt\mg Anfhrajmlacmon Salt, aus der Steinkohlenformation von England und Nordamerika***). Allerdings sind auch bei dieser Form Charaktere, die sie unzweifelhaft als Decapoden kennzeichnen, noch nicht aufgefunden worden, doch macht der ganze Habitus des Körpers hier es mehr wahrscheinlich, dass wir es wirklich mit Decapoden zu thuu haben. Vor allem ist es die starke Entwickelung eines Eostrum (Taf. 124, Fig. 7) am vorderen Ende des Cephalothorax, die entschieden decapodenartig ist. Ein solches Kostrum ist indessen noch nicht von allen Arten bekannt, ja, bei einigen scheint es sicher nicht vorhanden gewesen zu sein {gracilis, woodicardi). Ueberhaupt dürfte es zweifelhaft sein, ob alle die in dieser Gattung beschriebenen Arten wirklich zusammengehören: vor allem bezweifelt der Verfasser die Zu- gehörigkeit des zuerst von Etheridge-{-) beschriebenen Exemplars von A.woodwardi (aus der unteren Abtheilung des Subcarbons, Schottland) *) Whitfield, Amer. Joum. Sei., v. 19, 1880 und Ann. N. York Ac. Sei., v. ."i. 1891: Hall, Pal. N. York, v. 7. 1888. '*) Quart. Joum. Geol. Soc. v. 13, 1857. ***) Vgl. Salter, Quart. .Tourn. v. 17, 18fil und 19. 1863; Meek und Worthen, Geol. Surv. Illinois. Pal. v. 2, 1866; v. 3, 1868; Dawson, Geol. Magaz. 1877; Etheridge, Quart. Journ. y. 33, 1877 und v. 35, 1879. t) Quart. .Joiu-u. Geol. Soc. v. 33, 1877, tab. 27. 82* 1300 Becapoda. zu deu Decapoden. Dieses iu der Seitenlage conservirte Exemplar zeigt an der Stelle der Basis der Thoracalfüsse eine Anzahl platten- oder lamellenförmiger Anhänge, deren Deutung allerdings schwierig ist: es handelt sich indess entweder um das Basalglied des Exopoditen oder um Kiemenplatten; dieselben sind deutlich in der Zahl Sieben vorhanden und lassen eine Diflerenzirung in Anhänge von Maxillarfüssen und Perei- opoden nicht erkennen, ein Charakter, der stark gegen die Decapoden- natur dieses Krebsrestes spricht und ihn vielmehr mit den oben be- sprochenen, z. B. Pygocephalus, vereinigt. Derartige Anhänge sind aber bei den übrigen Anthrapalaemon -'Formen nicht bekannt (auch bei den später von Etheridge zu derselben Art gerechneten Exemplaren aus der oberen Abtheilung des Untercarbou sind sie nicht aufgefunden worden), und möglicherweise gehören jene älteren Reste überhaupt nicht zu dieser Gattung. Die übrigen AntJirajialaemon- Arten, mit denen auch die von Salter aufgestellte Gattung (resp. Untergattung) Palaeocarabus und die von Peach*) aufgestellte Pscudoyalathca vereinigt werden müssen, haben kaum irgend welche sicher nachweisbare oder kenntliche Beste der Extremitäten geliefert, und wenngleich wir nach der allgemeinen Körpergestalt ver- muthen können, dass wir es hier mit wirklichen Decapoden zu thun haben, und obgleich Charaktere, die gegen diese Annahme sprechen, nicht bekannt geworden sind, steht ein exacter, positiver Beweis für ihre Decapodennatur noch aus. Wir wollen hier noch kurz einige paläozoische Formen erwähnen, die mehrfach den Decapoden zugezählt wurden, die aber mit mehr oder weniger grösserer Sicherheit aus denselben auszuschliessen sind. Gito- crangon 'Richter (Beitr. Pal. Thüringer Waldes, 1, 1848) aus dem Devon Thüringens ist durchaus problematisch, und dasselbe gilt von Henntro- chiscus Schauroth aus dem Zechstein Thüringens. Beide wurden mit Brachyuren in Verbindung gebracht. Der von Schauroth beschriebene Palacocrangon (der Trüohites pröblematicus Schlotheim's) wurde von diesem Autor für einen Decapodenrest gehalten; ähnliche Reste aus dem Perm von Durham, England, wurden von Kirby (Quart. Journ. Geol. Soc, V. 13, 1857) unter dem synonymen Namen Prosoponiscus angeführt, und auf die Autorität von C. S. Bates zu den Isopoden gestellt. Bei Zittel (Handbuch der Paläontologie, v. 2, p. 674) steht die Gattung mit Zweifel unter den Amphipoden. Brac}iyp)yge carbonis**) ist ein proble- matischer Rest, der als Abdomen eines Brachyuren angesprochen wurde; er gehört mit Sicherheit nicht zu den Decapoden und wahrscheinlich überhaupt nicht zu den Crustaceen***). *) Ti-ans. Roy. Soc. Edinburg, t. 30 part 1, 18S0; pai-t 2, 1882. **) Wood ward, Geol. Mag. 1878 \md de Koninck. Bull. Ac. Roy. Belg. (2) V. 6.5, 1878. ***) Vgl. Ortmanii, Amer. Jouru. Sei., v. 4, 1897 p. 289 Anmerk. Zeitliche Verbreitung. 1301 13. Fossile Decapodeii der mesozoischen und käuozoischen Zeit. Wenn wir somit von der Existenz der Decapoden im Palaeozoicum noch Iveiue absolut sicheren Beweise haben — obgleich wir vielleicht anzunehmen haben, dass mit dem Ende dieser Periode, im Carbon und Perm, dieselben zuerst erschienen — so treten uns dagegen gleich vom Beginn der mesozoischen Zeit an unzweifelhafte Anzeichen iiu'es Vor- handenseins entgegen. Je weiter die Erdgeschichte vorschreitet, desto häufiger werden anscheinend die Decapoden, um im Grossen und Ganzen in der Jetztzeit den Höhepunkt ihrer Entwickelung zu erreichen. Natur- gemäss sind die verschiedenen Schichten der Secundär- und Tertiärzeit verschieden reich an Decapoden, und es zeigen die an gewissen Locali- täten und in bestimmten Schichten besonders reichhaltigen Krebsreste nicht etwa eine besonders reiche Entfaltung derselben zu dieser Zeit und an diesem Orte an, sondern nur für die Erhaltung ihrer Beste besonders günstige Umstände. Eine Aufzählung der wichtigsten Fundorte für fossile Decapoden findet man bei Zittel (Handbuch der Paläontologie, vol. 2, 1885, p. 715 ff.). Mit dem Auftreten der ersten, echten, unzweifelhaften Decapoden in der Trias können wir auch bereits das Vorhandensein der beiden Haupt- abtheilungen derselben, der Nafautia und Hcptantia, constatiren, und zwar gehören die ersteren zu der Abtheiluug der J'enacidm (und vielleicht auch Stenopidea), die letzteren zu den Eryonidea und Loricata. Die übrigen Abtheilungen treten erst später, z. T. viel später auf. Am be- quemsten erhalten wir eine Uebersicht der geologischen Verbreitung der Decapoden, wenn wir jede Abtheilung besonders betrachten. 1. Penaeidea. Nach Zittel (Handbuch, p. 716) finden sich die dieser Gruppe angehörigen Gattungen Fenaeus, Bomhur (und Aeger*)) bereits in der Trias. Indessen sind diese Beste alle etwas problematischer Natur, und auch die aus dem Lias angegebenen Formen sind in ihrer Stellung noch mein- oder minder zweifelhaft. So will Wo od ward den oberjurassischen Fenaeus latipc?, Opp. im Lias Englands gefunden haben, was sehr stark zu bezweifeln ist, imd er beschreibt**) einen Fenaeus sliurpi aus dem oberen Lias Englands, der nach der Abbildung eher eine Beptantienform zu sein scheint. Die Existenz echter PcwaeicZm im oberen Jura ist aber über jeden Zweifel sicher gestellt. Es gehören hierher besonders die aus den lithographischen Schiefern von Solnhofen be- schriebenen Gattungen: Fenaeus (Taf. 125, Fig. 1)***), Acauthochirus Opp.. Bijlgia Münsi, Drobna Münst., DMsaMünst. u. a. (vgl. Zittel), von denen sich indessen nicht sagen lässt, in welcher Beziehung sie zu *) Ueber Acgtr vergleiche unten, unter den Stenopidea. **) Geol. Magaz. 1878, p. 164, pl. 4. ***"! Da es sehr zweifelhaft ist, ob diese fossilen Formen mit dem recenten Fenaeus im heutigen Sinne übereinstimmen, so dürfte es sich vielleiclit empfelüen, den Namen Atii.mpos Münst. für diese Gattung beizubehalten. 1302 Deoapoda. den recenten Penaeideii stehen. Auch in der Kreide finden sich unzweifel- hafte Peuaeidea (P. roemeri v. d. Marck, im Senon Westfalens), während sie im Tertiär — jedenfalls aber nur scheinbar in Folge ungünstigerer Erhaltungsbedingungen — sich seltener zeigen. Ueberhaupt ist das fossile Vorkommen von besser erhaltenen und deshalb zweifellosen Penae- iden ein sehr sporadisches, woran jedenfalls die wenig harten und leicht zerstörbaren Skeletttheile Schuld tragen. 2. Stcnopideu. Die Abtheilung der Stenopidea unter den lebenden Krebsen wurde bisher wenig beachtet und meist mit den Penaeidea zu- sammengeworfen: das Gleiche geschah offenbar auch bei den fossilen Formen. .Jedenfalls ersclieint es als sehr wahrscheinlich, dass wir in der Gattung Aeger (Taf. 125, Fig. 2), die auch von Zittel zu den Penaeiden gestellt wird, die ersten Vertreter dieser primitiven Abtheilung zu suchen haben: bei Aqicr ist nänilicli das dritte Pereiopodeupaar (mit Scheeren versehen wie die zwei ersten) ganz auffallend grösser als die beiden ersten. Es ist dies allerdings das einzige Merkmal, das für die Steno- jjkfca-Zugehörigkeit spricht, aber es ist auf der anderen Seite hervorzu- heben, dass kein einziges Merkmal gegen dieselbe angeführt werden kann, und dass die ganze Gestalt, der Habitus, ausserordentlich an den moderneu Stenop'us erinnert. Die Gattung Acgcr findet sich sicher schon im unteren Lias {A. marderi Woodward*), Lyme Kegis, England), und sie wird sogar schon aus der Trias angegeben (Aeger crasslpes Br.). Ganz besonders häufig und in mehreren Arten findet sie sich im oberen Jura, besonders in den lithographischen Schiefern von Bayern (z. B. Aeger tipularius Sclil., Taf. 125, Fig. 2). In späteren Ablagerungen verlieren sich aber derartige Formen wieder, obgleich wir — wenn sie wirklich zu den Stenopidea ge- hören — ihre Fortexistenz durch die Tertiärzeit hindurch annehmen müssen. 3. Encyphidea. Die echten Garneelen scheinen — was auch ihren morphologischen Merkmalen entspricht — nicht so weit zurückzureichen wie die beiden vorhergehenden Abtheilungen. Die ältesten Spuren, die wir mit einiger Sicherheit von dieser Abtheihmg besitzen, finden sich im oberen Jura, während in allen älteren Ablagerungen bislier nichts ge- funden worden ist, das wie eine echte Garneele aussähe. Und ausserdem ist es charakteristisch, dass diese ältesten, oberjurassischen, Garneelen einen ganz entschieden primitiven Charakter, den Besitz von Exopoditen an den Pereiopoden, bewahrt haben. Solche Formen sind vor allen die als Udora und Udorella bezeichneten Gattungen aus den lithographischen Schiefern Bayerns {JJdoreJla agassisi Opp., Taf. 125, Fig. 3), die nach der Bildung des zweiten Abdomensegments ganz unzAveifelhaft Eucyphiden ■*) "Woodward (Geol. Magaz. 1866, pl. 10, f. 1) deutet die Pereiopoden falsch: er uennt die dritten Maxillarfüsse erste Pereiopoden und setzt das stärkste Scheerenpaai- an die erste, nicht an die dritte Stelle. ZeiÜiohe Verhreituug. 1303 siud, uud nach düiu Vorhaudeuseiu von „Tastern" (Exopoditeu) an den Pereiopoden zu der sehr primitiven Familie der Äcanthephyridae Be- ziehungen haben dürften. Indessen existirten offenbar schon zu derselben Zeit weiter vorgeschrittene Formen ohne Exopoditen an Pereiopoden, wie wir an den Gattungen Hefriga, BlacuUa, Ehler u. a. (vgl. Zittel, p. 685) sehen, obgleich deren Stellung immer noch etwas problematisch bleibt. Die von Schlüter*) aus der oberen Kreide (Senon) Westfalens be- schriebene Gattung Fscudocranyon ist zweifelhaft: die Abdominalanhänge sprechen entschieden gegsn die Zugehörigkeit zu den EucypMden. Da- gegen beschreibt Schlüter**) einen Hoplcplwnis marcld, der sehr wahr- scheinlich ein Eucijphide ist, und zwar dürfte die Bestimmung als Hoplo- phorus wenigstens annäherungsweise richtig sein: allerdings sind dann die Exopoditen der Pereiopoden, die hier vorlianden sein müssten, nicht bekannt geworden. Eucyphiden finden sich daiui noch weiter in Tertiär- Ablagerungen. Indessen sind sie — wie auch in Jura und Kreide — ziemlich selten und spielen eine durchaiis untergeordnete KoUe, was im schärfsten Gegen- satz zu ihrer ausserordentlichen Häufigkeit in den recenteu Meeren steht. Es ist aber unzweifelhaft, dass diese Seltenheit nur eine scheinbare ist, bedingt durch die grosse Zartheit des Körpers der meisten Formen, die einer Erhaltung im fossilen Zustande durchaus ungünstig ist. Als he- merkenswerth wollen wir noch hervorheben, dass sich in miocäneu Süsswasserablagerungen (Oeningen, Böhmen, Kheinlande) Beste kleiner Eucyphiden gefunden haben, die von H. v. Meyer***) als die Gattungen Micropsalis und Homelys beschrieben worden sind: indessen lässt sich über ihre Beziehungen zu den jetzt lebenden Süsswasser-Garneelen absolut nichts aussagen. Gehen wir nun zu den Heptuntia über, so finden wir bereits in der Trias sichere Spuren derselben. Allerdings sind die Reste, die v. Meyer (Paläontograph. vol. 4, 1854) als Galafhea aiidax und Gehia ohscura aus dem Buntsandstein von Sulzbad im Elsass beschreibt, so zweifelhaft, dass wir sie besser ganz zu den Problematica stellen. Dagegen findeii sich sichere triassische Vertreter in den Abtheilungen der Eryonidea und Loricata. 4. Eryonidea. Die in der Jetztzeit nur in der Tiefsee vertretenen Eryonidea spielten in der mesozoischen Zeit keine unbedeutende Rolle \md fanden sich damals offenbar auch im Littoral. Die Zahl der Formen ist durchaus nicht gering, und gruppirt sich um die typische Gattung Eryon, deren besterhaltenen Vertreter sich wieder im lithographischen Schiefer Bayerns finden (siehe Eryon propinquus (Schi.) , Taf. 124, Fig. 8). Derartige Formen reichen bis in die Trias zurück: Eryon raiblamis, aus *) Paläontogi'apbica, vol. 11, 186.3. p. 69, pl. IS und 14. **) Ebenda, p. 71, pl. 13, fig. 19. *«*) Ebenda, vol. '2, 1851, vol. 10, 1862. 1304 Decapoda. den Kaibler Schichten in Kärntheu, von Keuss zur Gattung Tetrachela gemacht, aber kaum von Eryon verschieden (vgl. v. Meyer, Paläonto- graph., vol. 8, 1859), ist eine unzweifelhaft hierher gehörige Form. Hieran schliesst sich Eryon crassichdcs Wo od ward (Quart. Journ. Geol. Soc. vol. 22, 186G = Archaeasfacus wilkmoesi Bäte, Geol. Magaz. 1884) aus dem unteren Lias Englands, und ganz besonders häufig werden diese Formen im oberen Jura Deutschlands und Frankreichs*). Eryon ncoco- miensis Wo od ward (Geol. Magaz. 1881) findet sich noch in der unteren Kreide Schlesiens; in den jüngeren Ablagerungen hat man indessen noch keine Eryoniden gefunden: sie müssen aber fortexistirt haben, da man sie in den Gattungen Polycheles Hell, und WiUemoesia Grote nocii lebend in der Tiefsee antrifft. 5. Loricata. Es scheint, als ob diese Abtheilung in vergangener Zeit eine erheblich bedeutendere EoUe gespielt hat, als jetzt. Von den beiden noch jetzt existirenden Familien, den PaUnuridac und Scyllaridae, haben sich fossile Vertreter gefunden, und ausserdem existirt eine aus- schliesslich fossile Gruppe, die man als besondere Familie, Glyphaeidae, unterschieden hat. Die letztere ist ausserordentlich interessant, da sie die Stammgruppe der ganzen Abtheilung zu bilden scheint und in manchen Beziehungen Anklänge und Uebergänge zu den Nephropsidfa aufweist. Die Glyphaeidae charakterisiren sich — im Unterschiede von den beiden anderen Familien dieser Abthoilung — durch folgende Merkmale (siehe Zittel, 1. c. p. G89). Cephalothorax gewöhnlich mit einem schmalen, zugespitzten Kostrum. Aeussere Antennen von primitiver Form, mit mehrgiiedrigem Stiel und massig entwickelter Geissei; die Stiolglieder sind frei, nicht unter sich oder mit Cephalothorax oder Epistom verwachsen, und das zweite Glied trägt meist eine lange, schmale Schuppe, Pereiopoden meist ohne reguläre Scheeren, das erste Paar indessen gewöhnlich durch beträcht- liche Stärke ausgezeichnet und bisweilen subcheliform. Nach der Bildung der äusseren Antennen würden sich die Glyphaeidae au die Nephropsidea anschliesseu, während der Charakter der Pereiopoden entschieden Lor/mfow-ähulich ist, und wir werden nicht fehl gehen, wenn wir sie als eine Art Zwischengruppe zwischen beiden Abtheilungen auf- fassen. Von ihnen dürften sich die übrigen Loricaten ziemlich direct ab- leiten lassen, während es zweifelhaft bleibt, wie man sich im Speciellen ihre Beziehung zu den Nephropsidea vorzustellen hat. Die Thatsache, dass bei gewissen Glyphaeiclen (z. B. Femphix), die ausserdem sehr alt sind, noch kleine Scheeren am zweiten und dritten Pereiopoden augetroflen werden, dürfte darauf hinweisen, dass die scheerenlosen Formen von scheerentragenden abzuleiten sind, und somit die Glyphneiden als Ab- kömmlinge von Nephropsiden-Ä\m\\c\w\\ Formen anzusehen wären: ob aber *) Eryonidea haben sich im Jura gefunden: Unt. Lias (England, Soliweizi, Ob. Lias (England, Frankreich, Wüi-ttemberg, Bayern), Bathonien (Frankreich), K i m m e r i d g e (Württemberg, Bayern, Frankreich). Zeitliche Veilncituii;;. 1305 diese mit deutlicbor Scheerenbilclung versehenen, hypothetischen Stamm- formen sich in die modernen Abtheilimgen der Nephropsidea eventuell einreihen lassen werden, bleibt zweifelhaft. Der älteste Ghjphaeidcn- Gattnug ist Pemphix v. Mey. Sie findet sich in der Trias (Muschelkalli) Süddeutschlands. Die typische Gattung Glypliaea \. Mey. (Taf. 125, Fig. 4 und 5) findet sich vom Lias bis zur Kreide, ganz besonders häufig im oberen Jura*), und andere nahe ver- wandte, aber weniger bekannte Gattungen giebt es in Trias, Jura und Kreide {Fscmhfßyphaca Opp., Lias, Jura; Meyeria M'Coy, Neocom). Gewisse Gattungen, die von Zittel zu den Loricata gestellt werden, dürften sich ebenfalls besser hier anschliessen: es sind allerdings bei ihnen die Antennen wenig bekannt, besonders sind keine Antennen- schuppen nachgewiesen, indessen bat der ganze Vordertheil des Cepbalo- thorax, und soviel von den Antennen bekannt ist, etwas entschieden Hummerähnliches. Es sind dies vor allen: Scaphcm Woodw. (Taf. 125, Fig. 6) aus dem unteren Lias von England, Blccocliims Germ., im Lias und Jura Deutschhmds, und wohl auch Pracoiya Woodw., im unteren Lias Englands. Nach Zittel (1. c. p. 692) gehört die lebende Gattung Äraeosternus de Man zu den Glyphaeiclcn: indessen ist diese Ansicht unrichtig. Ärae- osternus ist synonym zu Palinurellus Mart., und ist ein unzweifelhafter, echter Palinuride. Was die Familie der Palinuridae anbetrifft, so haben wir soeben einige Lias -Gattungen {Scnpheiis, Mecochirus und Praeatya) als wahr- scheinlich den Ghjphaeidae zugehörig von ihnen ausgeschlossen. Aus dem Jura kennen wir die Gattung Palinurina Münst. Die oberjurassischen Arten derselben (lithographischen Schiefer Bayerns) zeigen eine habituelle Aehnlikeit bei Palinuriden, besonders in Folge der kräftigen Antennen, und es ist wahrscheinlich, dass sie in diese Familie gehören, obgleich die typischen Familien Charaktere (abgesehen von der Scbeerenlosigkeit der Pereiopoden, die aber auch den Glyphaeiden zukommt) nicht erkennbar sind. Woodward (Geol. Magaz. 1868, p. 260) führt diese Gattung auch aus dem unteren und oberen Lias Englands an, und zwar in zwei, mit oberjui-assischen angeblich identischen Arten. Dieselben ähneln aller- dings den letzteren sehr, ob sie aber wirklich identisch sind, bleibt bei der mangelhaften Erhaltung sehr zweifelhaft. Auch diese liasischen Formen zeigen keine der typischen Charalitere der Familie und können ebensogut Glyphaeiden sein, obgleich die kräftigen Antennen mehr auf eine Beziehung zu den Palinuriden hinweisen. Die Gattung Cancrinus Münst. (Taf. 125, Fig. 8) findet sich im oberen Jura Bayerns. Sie ist ausgezeichnet durch die eigenthümlichen *) Im Lias der Schweiz und Wüittembergs , im mittlereu Jura (ünteroolith) AVürttembergs, im Callovieu Frankreichs imd ■Württembergs, im Oxfordieu Fraiila-eiohs, Hannovers und Englands, im Kimmeridge Süddeutschlands und Fi-ankreichs. l;j(J(3 Decapoda. Geisselu der äusseren Antennen, die auffallend dick und kurz sind. Vielleicht haben wir hier ein Uehergaugsglied zur Familie der Scyllaridae, da diese Gestaltung der Geissein als intermediär zwischen der langen, subcylindrischen Form der Palinuridae imd der breiten, schuppenförmigeu der Scyllaridae aufgefasst werden kann. (Vielleicht waren die Geissein von Cancrinns nicht ,, keulenförmig", sondern bereits abgeflacht?). Der Bau der Stirn ist bei dieser Gattung unbekannt. Ein echter Palinuride ist Podocrntes Geinitz (= Thenops Bell), der, nach des Verfassers An- sicht, mit Liniipnrus Gray identisch ist*). Derartige Formen finden sich in der oberen Kreide, und zwar (Podocrntes) im Senon Deutschlands, Böhmens, Schwedens und {Linuparus, Taf. 125, Fig. 7) in entsprechenden obercretaceischen Schichten Nordamerikas (Cauada, Dakota, Vancouver Ins.**)). Ferner treten sie (als Thenops) im Eocän Englands auf, und was ausserordentlich interessant ist, in einer lebenden Art {Linuparus trigonus de Haan) in Japan. Die zur Gattung PaUnurus Fab. gestellten Formen aus der oberen Kreide, ferner die als Eurycarpms Schlüt. (Kreide) und Ärehaeocarahus M'Coy (Eocän) beschriebenen, sind sehr schlecht erhalten, indessen ähneln sie sehr Paliiuuideu. Wenn wir Cancrinus, wie oben erwähnt, als Uebergangsform zu den Scyllaridae auffassen, so dürfte diese letztere Familie bis zum oberen Jura zurückgehen. Die Gattung Scyllaridia Bell, scheint ebenfalls in diese Familie zu gehören, und findet sich im Gault und im Eocän Eng- lands, und die recento Gattung Scyllarus selbst wird aus der oberen Kreide Englands angefülu't: ob sie indessen mit der modernen Gattung Scyllarus sich deckt, bleibt dahingestellt. 6. Nephropsidea. Auch diese Abtheilung geht weit in die Secun- därzeit zurück und spielt in derselben eine bedeutende Kolle. Wenn die Glyphaeidae thatsächlich zu ihr in so naher Beziehung stehen, wie oben angedeutet, dürften wir ihre Entstehung wohl in die Trias zurückzuver- legen haben. Indessen ist das, was aus der Trias zu dieser Abtheilung gerechnet wird (Zittel, p. 693), nämlich Gcüatliea audax und Gehia ohscura v. Mey. aus dem oberen Buutsandstein von Sulzbad im Elsass *) Amer. Joura. Sei. vol. 4, 18yti p. 290. — Schlüter (Zeitschr. deutsch. Geol. (jes. 1899, p. 409 ff.) hält ueuerdiugs Fodocrates für generisch verschieden von Linuparus^ giebt aber die enge Verwandtschaft beider zu. Nach den von ihm (\^. 429) augeführten Unterschieden von der reoenten Form, dürfte es ledigUoh Geschmaclissaohe sein, ob man beide Gattungen vereinigt oder trennt, doch geht aus den angegebenen Charakteren hervor, dass der vom Verfasser beschriebene ij-MMparas aiai;««s (= cawa(?««.s/s Whiteaves) sich mehr der reoenten japanischen Form nähert, als der deutsche Fodocrates. Beide bilden aber in gewissen Merkmalen, besonders der Bildung der Augenhörner, einen Uebergang von den übrigen Palinuriden zu Linuparus. — Der wahre Autor von Fodocrates ist Geinitz, Das Quadersandsteingebirge in Deutschland. 1849 — .50. pl. 2 fig. 6. **) Liimparus atatnis Orhn., 1. c. 1897 ist identisch mit Hoploparia caiiadensis Whiteaves, Geol. Nat. Hist Surv. Canada. Contiib. Canad. Paläont. 1. 188.5, p. 87 pl. II), Eine verschiedene Ai't scheint Fodocrates vancouverensis zu sein ("^Tiiteaves, Trans. Roy. Soc. Canada ser. 2. vol. 1. 189.5, p. 132). Zeitliche Verbreituug. 1307 ganz problematisch. Meyer's Bestimmungen als Galathca und GcJna sind sicher falsch: was es aber ist kann kaum vermuthet werden: beides sind jedenfalls primitive Macruren, die nicht zu den sonst in der Trias vorkommenden Abtheilungen der Decapoden, den Eryoniden und Loricaten, gehören. Unzweifelhafte Nephropsklea finden sich im Jura, besonders aber in Kreide und Tertiär ziemlich häufig, und viele Gattungen (vgl. Zittel, p. 693 — 696) werden unterschieden. Die wichtigsten sind: Eryma v. Ma}'., Lias und .Jura (Taf. 125, Fig. 9), Enoploclyüa M'Coy, Kreide, Hoploparia M'Coy, Kreide und Tertiär. Letztere Gattung kommt den lebenden Gattungen Astacus (Hummer) und Nephro2)s sehr nahe. Die Gattungen Eryma und Pseudastucus Opp. (oberer Jura), besonders letztere, besitzen ausserordentliche liabituelle Aehnlichkeit mit den recenten Süsswasserkrebsen {Fofarnohius u. s. w.). Fossile Süsswasserkrebse sind aus tertiären Ablagerungen Nordamerikas bekannt. Packard (Bull. U. S. Geol. Geogr. Surv. Terr. vol. 6, 2, 1881, p. 391 ff.) beschreibt einen eocänen (Green Eiver) Camhnrus aus Wyoming: die Gattung ist indessen durchaus zweifelhaft. Aus jungtertiären Ablagerungen von Idaho hat Cope (Proc. Amer. Phil. Soc. 11 No. 85, 1870, p. 605ff.) drei Arten von Astacus (== Potamohkis) bekannt gemacht, doch auch hier ist es unmöglich, die Gattung festzustellen. Indessen findet sich diese Gattung noch lebend in Idaho, 7. Thalassinidea. Reste von Thalassinidea finden sich fossil sehr sparsam , wohl wegen der verhältnissmässigen Weichheit des Panzers, und meist sind es nur die härteren, aber durch ihre Gestalt höchst charakteristischen Scheeren von „Ccdlianassa'-% die bekannt sind. Solche Scheeren sind indessen nicht gerade selten in Kreide- und Tertiär- Ablagerungen. Die älteste Form ist die ziemlich gut erhaltene Callianassa isochda WoodiVf. (Taf. 125, Fig. 10) aus dem Kimmeridge (oberen Jura) Englands. Von anderen Gattungen haben sich kaum welche Reste ge- funden. 8. Paguridca. Diese Abtheiluug ist fossil so gut wie unbekannt. Es liegt das ofi'enbar daran, dass in Folge der Erweichung von Cephalo- thorax und Abdomen diese Theile unfähig der Erhaltung werden, und nur die beim Tode des Thieres dann leicht auseinander fallenden Glied- maassen conservirt werden können. Diese letzteren sind aber so wenig charakteristisch, dass eine sichere Identificirung unmöglich wird. Die Bestimmung des Pagurus priscus Brocchi (Ann. Sei. Geol. V. 14. 1883 p. 7 pl. 5 f. 9) im Miocän von Ungarn ist ganz willkürlich: es liegt nur eine Scheere vor, die alles andere eher sein kann, als eine Pagurus -Schceie. 9. GalatJieidea. Für sie gilt das Gleiche, wie für die Paguridea: sie sind fossil unbekannt. Die auf isolirte Scheeren aus der oberen Kreide gegründeten Bestimmungen können unmöglich als zuverlässig angesehen werden. l,'j(J8 Decapoda. 10. Hipxiidea. Sind fossil durchaus unbekannt. 11. Dromiidea. Es dürfte keinem Zweifel unterliegen, dass wir zahlreiche fossile Formen kennen, die dieser Abtheiluug zuzuzählen sind. Indessen ist es in manchen Fällen wegen der unvollkommenen Erhaltung- unmöglich, die Zugehörigkeit der betreffenden Fossilien zweifellos fest- zustellen. Da in den meisten Fällen nur der Cephalothorax, oder Theile desselben, erhalten sind, und der Cephalothorax vieler Dromüden sich ausserordentlich dem gewisser ecMer BracJiyiiren nähert, so sind viele dieser Eeste für echte Braclnjuren gehalten worden. Ganz besonders gilt dies für die Mehrzahl der vermeintlichen mesozoischen Brachyuren. Nach Bouvier (Sur Torigine homarienne des Grabes in: Bull. Soc. Philom. Paris ser. 8, vol. 8, 1897) bilden die Dromiidea die stammes- geschichtliche Vermittelung zwischen den Nephropsidea und Brachjura, und als Ausgangspunkt der Dromiidea haben wir die auch schon früher (so z. B. von Zittel) in die Verwandtschaft dieser Abtheilung gestellte Familie der Prosoponidac v. Mey. anzusehen, mit der wichtigsten Gattung Prosopon v. Mey. (Taf. 125, Fig. 11), die sich vom braunen Jura (Unteroolith) an bis zur unteren Kreide (Neocom) findet. Bouvier ist der Ansicht, dass die Prosoponidcn sich nicht als besondere Familie von den Dromiidae abtrennen lassen, da zwischen ihnen und den jetzt lebenden primitiveren Dromüden {Homolodroiuin und Dicranodromia) sich die allerengsteu Beziehungen nachweisen lassen, und dass die eben ge- nannten Gattungen geradezu die lebenden Vertreter der jurassischen Frosoponiden seien (1. c. p. 51). Aber nicht nur zu den Dromiidae be- stehen Beziehungen, sondern es finden sich solche auch zwischen Proso- ponidcn und den Honiolidae, so dass Bouvier (1. c. p. 54 f.) von einer Homoliden-Reihe und einer Dynomeno-Dromiiden-Eeihe spricht. Zu dieser primitiven Gruppe der Familie der Dromiidae rechnet Bouvier auch die Gattung Palaeinaclius Woodw. (Taf. 125, Fig. 12), eine Form, die einerseits wegen ihres hohen Alters (Forest Marble, Bathonien, von Malmesbury in England), andererseits wegen der That- sache, dass bei ihr auch Eeste der Extremitäten bekannt sind, Interesse verdient. In der Kreide werden Dromüden- Eeste verhältnissmässig häufig, und wir kennen Formen wie Dromiopsis Eeuss (obere Kreide Dänemarks), die durchaus den typischen lebenden Dromiidae ähneln, während Homo- lopsis Bell (aus der Gault Englands) in die Homoliden-Reihe gehört. In der Tertiärzeit besitzen wir dann Formen, die direct zur Gattung Dromia gestellt worden sind, während andere Autoren sie für verschieden hielten (Dromilites M.-E., Taf. 126, Fig. 1). Als sicher festgelegt können wir die Thatsache ansehen, dass Dro- miidea im mittleren Jura beginnen, sich durch Kreide und Tertiär zur Jetztzeit fortsetzen, und dass die beiden Hauptfamilien derselben, HomoJidae und Dromiidae, sich sehr frühzeitig schieden. Welche Formen und wie viele von den fossilen kurzschwänzigen Krebsen der Dromiidea Zeitliche Verbreitung. 1309 zuzuschreiben sind, bleibt zum Theil noch unentschieden, da bei der naiien Verwandtschaft mit den ecliten Brachyuren es oft nicht möglich ist, die charakteristischen Unterschiede sicher am Fossil zu erkennen. 12) Oxystomafa. Auch von dieser Abtheilung besitzen wir eine ziemliche Anzahl sicher erkennbarer Eeste, und zwar lassen sich die- selben bis zur unteren Kreide (Gault) rückwärts verfolgen. Zittel (1. c. 1885, p. 705 und 717) stellt hierher — und wohl mit Eecht — die cretaceischen Gattungen Pcdarocnrystes (Taf. 126, Fig. 2 und 3), Eiicorystes, Necrocarcinus, OriÜioiJsis, 3Iithracites und Truchynotus, indessen ist es vou diesen schwer zu sagen, zu welchen modernen Formen {Dorippidae, Leiico- südac, Calappldac) sie zu zählen sind, abgesehen davon, dass sie nicht Ranhüdae zu sein scheinen. Diese letztere Familie, deren Vertreter sich meist durch einen ganz eigenthümlich gebildeten Cephalothorax aus- zeichnen, ist aber mit Sicherheit bereits aus der mittleren (Cenoman) und oberen Kreide bekannt, und tindet sich ebenfalls nicht selten im Tertiär*). {Ranim, Taf. 126, Fig. 4, Raninella, Taf. 126, Fig. 5). Im Tertiär treten dann auch die übrigen Familien in erkennbaren Besten auf, und zum Theil sind die Gattungen mit lebenden identisch: so haben wir Calappa (Taf. 126, Fig. 6, 7) unzweifelhaft vom Eocän an, und Dorippe und 3IaMa (Taf. 126, Fig. 8, 9) vom Miocän an. 13) Brachyura. Diese morphologisch am höchsten stehende Ab- theilung der Decapoden entwickelt sich eigentlich erst im Tertiär. Aller- dings wird sie von verschiedenen Seiten selbst aus der Paläozoischen Zeit angegeben, indessen beruhen alle diese Bestimmungen auf einem so unvollständigen und problematischen Material (vgl. oben p. 1300), dass wir sie besser ganz ausser Acht lassen. Ferner werden Brachyuren vielfach aus Jura und Kreide erwähnt: indessen sind alle jurassischen Formen äusserst zweifelhaft und haben sich (z. B. Palaeinachus) bei näherer Untersuchung als zu anderen Abtheiluugen gehörig herausgestellt. Dagegen dürften in der Kreide vielleicht die ersten Anfänge der Brachyuren zu suchen sein, während sie dann im Eocän sich bereits zahlreich zeigen. Von den drei Hauptgruppen der Brachyuren, Oxyrhynclm, Cydometopa und Catometopa, ist die erste fossil ausserordentlich sparsam vertreten: wir kennen nur einige wenige eocäne und miocäne Formen, die unzweifel- liaft hierher gehören (z. B. Micromaja Bittn. aus dem Eocän, Vicentin, Italien, Taf. 126, Fig. 10, 11). Ungleich häufiger sind die Cyclonictop)m, und von ihnen sind ganz besonders die Schwimmkrabben häufig und im fossilen Zustande leicht kenntlich: sie gehen mit Bestimmtheit bis zum Eocän zurück {Neptunus, Taf. 126, Fig. 12, 13, Psammocarcinus, Fig. 14). Die übrigen fossilen Cyclometopen gehören im Wesentlichen zu den Can- cridae und Xanthidae. Mehrere dieser Formen gehen in die mittlere Kreide zurück, (z. B. Podopilumnus, Taf. 126, Fig. 15 im Cenoman, der *) Eine Uebersicht der Gattungen siehe bei Brocehi, Ann. Sei. Geol. v. 8. 1877. 1310 Decapoda. allerdings von Zittel zu den Catometopen gestellt wird) selbst zum Gault, wie Etyus Mant. und angeblich Xantho, während in der oberen Kreide sich Tüanocarcinus A. M.-E. u. a. finden. ludessen sind gerade diese cretaceisehen Gattungen nur wenig gut bekannt, und vor allem ist ihre Stellung zu den recenten Formen recht unsicher. Vom Eocäu an sind dann Cyclometopen recht iiäufig, und die wichtigsten Formen, die sich hier finden, sind: Palaeocar2)iUiis {Taf. 127, Fig. 1), Harpacfocnrcums, Lobocarciniis , Xanthojjsis (Taf. 127, Fig. 2, 3) u. a. Auch einige noch lebende Gattungen werden aus Tertiärschichten abgeführt: so soll Ater- [intis bis zum Ober-Eocän zurückgehen, ebenso Cancer, Etistis u. a. Was nun die dritte Gruppe der Brachyuren, die Catometopen, anbe- langt, so haben sich auch von ihr Vertreter gefunden, obgleich sie nicht ganz so häufig sind, wie die fossilen Cyclometopen. Podojnluninus , der im Cenomon vorkommt, wird wohl nicht hierher gehören, und damit würde nur eine, aber ebenfalls recht zweifelhafte Kreide - Gattung übrig bleiben: Lithophißax A. M.-E. Vom Eocäu an sind dann aber die Cato- metopen sicher, und werden von den Gattungen Galenopsis, Coeloma (Taf. 127, Fig. 4), Gomocypoda (Taf. 127, Fig. 5), Palacograpsus , Mioplccx (Taf. 127, Fig. 6, 7) u. a. repräsentirt. Eine Süsswasserform aus dem Miocän von Oeningen ist zur Gattung Tliclplmm gestellt worden, diese Gattung findet jedoch besser ihren Platz unter den Cyclometopen. In denselben Schichten soll eine Art der recenten Gattung Gecarcinus vor- kommen, was aber zweifelhaft erscheint. Es dürfte überflüssig erscheinen, auf weitere Einzelheiten einzugehen: eine Art Synopsis der fossilen Decapoden, wenigstens was die Gattungen anbelangt, finden wir in ZitteTs Palaeontologia (1885), und diese Zu- sammenstellung ist so durchaus mustergültig, dass dieselbe — obgleich sich unsere Ansichten in einigen Punkten geändert haben — noch jetzt als brauchbar sieh erweist. Bei einem Vergleich von Zittel's Kapitel über die zeitliche und räumliche Verbreitung der Decapoden (1. c. p. 715 ff.) mit den hier gegebenen Ausführungen lässt sich im Allgemeinen lun- eine Uebereinstimmung feststellen. IX. Die Phylogeiile der Decapoden. (Vgl. hierzu Taf. 128.) Zur Coustruction des ,, Stammbaumes" der Decapoden haben uns vor allen Dingen die vergleichend-morphologen Untersuchungen des Körper- baues derselben wichtige Fingerzeige gegeben. Schon in sehr früher Zeit wurde erkannt, dass in der Verwandlung des langschwänzigen Typus in den kurzschwänzigen eine bedeutende und sehr auffällige Ausprägung des genetischen Fortschrittes bei den Decapoden liege, indessen sah man sehr bald ein, dass sich diese Descendenz durchaus nicht auf einer geraden und einfachen Linie bewegt. Nachdem ferner erkannt war, dass die Lang- und Kurzschwänzigkeit nicht die wesentlichste morphologische Pliylogenie der Decapoden. 1311 Modification darstellt, sondern dass ein Theil der Langschwänze den Kurzsclnvänzon bedeutend näher steht, als ein anderer Theil der ersteren, der eine ganz separate Entwickelungsrichtung einschlug, und nachdem man ferner zu der Einsicht kam, dass auch der Charakter der Kurz- schwänzigkeit sich offenbar unabhängig in mehreren Gruppen ausbildete, erhielt die Frage nach der Descedenz der einzelnen Decapoden -Abthei- lungen ein ungemein complicirtes Ansehen. Gewöhnlich ist man geneigt, in der Entscheidung phylogenetischer Fragen sich mit besonderen Hoffnungen dem Studium der Embryologie zuzuwenden. Bei den Decapoden haben wir nun aber den Fall zu con- statiren, dass die Entwickelungsgeschichte uns herzlich wenig Anhalts- punkte geliefert hat, die wir zur Darstellung der Descendenz im Einzelnen verwenden könnten. Es soll nicht geleugnet werden, dass das Studium der Decapoden-Entwickelung uns thatsächliche Hinweise auf ihre Stammes- geschichte geliefert habe: diese letzteren sind aber fast durchweg zuerst verkannt worden. So sind z. B. die ersten Larvalstadien (Nauplius, Protozoea u. s.w.), und ganz besonders das sogenannte Zoea-Stadium der Brachyuren ganz unrechtmässiger Weise als genetisch wichtige Stadien aufgefasst worden, während das Mysis-Stadium, das wirklich phylogene- tische Bedeutung hat, mehr oder weniger unbeachtet blieb. Und wenn uns auch z. B. das letztere Stadium einen wichtigen Hinweis auf die Abstammung der Decapoden liefert, so vermittelt es doch nur einerseits den Anschluss der ganzen Gruppe nach unten, andererseits ermöglicht es uns, in einer Anzahl Fälle (aber nicht immer) uns ein Urtheil über den primitiveren oder fortgeschritteneren Charakter der betreffenden Gruppe, wo es gefunden resp. nicht gefunden wird, zu bilden. Sobald wir in- dessen uns bemühen, den genetischen Beziehungen auch nur der grossen Abtheilungen der Decapoden unter sich nachzuforschen , lässt uns die Entwickelungsgeschichte ganz im Stich, ja, sie führt uns auf Irrwege, so dass faktisch hier die Verhältnisse so liegen, dass die Thatsachen der Embryologie und Entwickelungsgeschichte so lange unverständlich blieben, bis sie durch die Kesultate der vergleichenden morphologischen Unter- suchungen in die richtige Beleuchtung gerückt wurden. Dm'ch letztere sind nun aber die Beziehungen der grösseren Abthei- lungen der Decapoden zu einander in recht genügender Weise festgestellt worden, und hierdurch kommt das Beweismaterial, das uns die Paläon- tologie geliefert hat, das — wenn auch im Vergleich zu gewissen anderen Thiergruppen ziemlich mangelhaft — doch in einigen Fällen die Lücken, die die morphologische Untersuchung Hess, in befriedigender Weise ausgefüllt hat. 1) Die Stammgruppe der Decapoden. Für die Anknüpfung der Decapoden nach unten hat uns das mor- phologische, embryologische und paläontologische Studium Material ge- liefert. Zunächst haben wir die morphologische Thatsache, dass einige 1312 Decapoda. der niedersten Decapoden (vgl. oben Seite 880, 1120, 1125, 1126) noch im Besitze von Exopoditen an Pereiopoden sind , als bezeichnend anzu- sehen; dass solche Exopoditen vorkommen, würde — obgleich durch diesen Charakter die Beziehung der Decapoden zu Schizopoden ausser Frage gestellt wird — indessen noch nichts in Bezug auf die Art und Weise bewiesen, in den Decapoden und Schizopoden verknüpft sind. Allein die weitere embryologische Thatsache, dass unter den Decapoden- Larven ein solches spaltboiniges (Mysis-) Stadium (vgl. Seite 1085) weit verbreitet ist, und dass dieses Stadium als ein primitives Verhalten an- zusehen ist, das sich erst bei weiter vorgeschrittenen Gruppen verliert, beweist, dass dies Stadium ein in der Descendenz begründetes ist, mit anderen Worten, dass die Vorfahren der Decapoden diese Spaltäste all- gemein besessen haben. Die Annahme, dass die Decapoden von solchen spaltbeinigen Vorfahren, die demgemäss als Schi zop öden zu bezeichnen wären, abstammen, liegt also nahe. Es wird diese Annahme noch durch paläontologische Funde bestärkt, insofern, als es — wie oben S. 1299 nachgewiesen wurde — ausserordentlich schwierig ist, die ältesten palä- ozoischen Decapoden, oder was man dafür gehalten hat, von Schizopoden zu unterscheiden. Zu welcher Gruppe der lebenden Schizopoden die Decapoden in genetischer Beziehung stehen, ist schwieriger zu entscheiden; allein die Summe aller morphologischen Vergleichungen deutet wohl darauf hin, dass es die Euphausiacea sind, womit indessen nicht gesagt sein soll, dass wir die schizopodenartigen Vorfahren der Decapoden direct in diese moderne, auch ihrerseits wieder specialisirte Gruppe einreihen könnten. Nur so viel scheint sicher zu sein, dass von den jetzt lebenden Gruppen der höheren Crustaceen diese den Decapoden am nächsten stehen würde. Es weist hierauf besonders die Entwickelung des Kiemenapparates hin, der offenbar von Anhängen an den Coxopoditen der Thoraxfüsse seinen Ausgangspunkt nahm. Die rein coxalen, fein verzweigten Kiemen der Euphausiacea finden ihr Homologen unzweifelhaft in den sogenannten Mastigobrauchien (den Epipoditen) der Decapoden (vgl. Seite 1026). Als weitere, auf die Verbindung mit den Euphausiacea hinweisende Charak- tere können wir nennen : die Bildung des Cephalothorax , die Lage der männlichen Copulationsorgane, die Bildung der Thoracalfüsse u. a. Wenn auch die letzteren Merkmale durchaus nicht bei allen Decapoden mit den Euphausiacea übereinstimmen, so finden sich doch unter ihren primitiveren Angehörigen doch mindestens äusserst ähnliche und als ursprünglich aufzufassende Bildungen, die sich erst im weiteren Verlauf der Entwicke- lung des Stammes veränderten*). *) Die oben vorgetragene Auffassung wird bereits von Boas vertreten. Gerstaecker hat oben (Seite 659, Anmerkung 2i diesen Gedanken ziemlich schaif verurtheilt , wendet sich aber im Wesentlichen nui- gegen die Ausdrucksweise, die Boas gebraucht. In der That hat Boas häufig seine Ausdrücke etwas unglücklich gewählt, und dies ist der Grund, dass es ihm passiren konnte, einmal eine Gruppe als nahe verwandt mit einer anderen, Phylogenie der Decapoden. 1313 2) Pescendenz iler einzoluen Deoap odengnippen. (Siehe Taf. 128.) Nach den morphologischen Charakteren stehen unzweifelhaft die langschwänz igen Decapoden auf einer primitiveren Stufe als die kurzschwänzigen, und in der That hat uns die Entwickelungsgeschichte gelehrt, dass auch hei letzteren ein langschwänziges Stadium — aller- dings cänogenetisch modificirt — der voll ausgebildeten Krabbe in vielen Fällen vorausgeht. Ferner wissen wir, dass in den ältesten Ablagerungen, in denen fossile Decapoden gefunden werden, in der Trias und fast durch den ganzen .Jura, noch keine Brachyuren existiren. Betrachten wir die Macruren näher, so sehen wir, dass sie in zwei Hauptgruppen zerfallen, die Nafiiiifia wiul Eq^tanfia von Boas, und dass wir in jeder derselben gewisse primitivere Gruppen ausscheiden können. Vom morphologischen Standpunkt aus haben wir unter den Natantia die Fenaidca inid Stenopidca gegenüber den Encyphiäm als primitiv zu be- zeichnen, während unter den macruren Reptantia die Eryonicka und Nc- phropsidm entschieden primitivere Bildungen aufweisen, als die Lorkaia und Thalassinidea, oder die Paguridea und Galatheidea. Die Enibryolog-ie ist uns hier von absolut keinem Nutzen. Bei der ungemeinen Verschiedenartigkeit der Entwickelungen ist es geradezu unmöglich, einige Klarheit und Ordnung in die verschiedenartigen Typen zu bringen, luid vor allem ist es unmöglich, auf diese allein genetische Betrachtungen zu gründen. Indessen hat die Erkenntniss der morpho- logischen Beziehungen der einzelnen Gruppen ihrerseits wenigstens einiges System in die embryologischen Thatsachen gebracht. So wissen wir jetzt z. B., dass Entwickelungsreihen, die eine ungewöhnliche Vollständigkeit und Gliederung in zahlreiche Stadien aufweisen, wesentlich der sehr primitiven Gruppe der Pamcidca angehören, dass Entwickelungsreihen mit einem wohlgebildeten Mysis- Stadium sich besonders bei Fenaeidea und Sergestidea, theilweise auch bei Eucyphidea finden, dass das Mysis-Stadium ein andermal als grundverschieden zu bezeichnen. Beide Ausdi'ücke sind im übrigen Zu- sammenhange jedesmal insofern berechtigt, als sie das eine Mal die AehnUchkeiten , das andere Mal die Verschiedenheiten hervorheben sollen, obgleicli sie beide Male der Form nach entschieden übertrieben sind. Derartige Mängel in der Ausdrucksweise sollten aber uns nicht veranlassen, über Boas' Arbeiten den Stab zu brechen, und sollten nicht im Wege stehen, die Verdienste von Boas um das Decapodensystem richtig zu wiü'digen. Formal und thatsächlich ist Manches an seinen Ansichten auszusetzen : die Grundgedanken sind aber richtig, und jedenfalls hat uns Boas den richtigen Weg gewiesen, die Yer- wandtschaftsbeziehungen der Decapoden zu studiren: seine Untersuchungen sind fruchtbar gewesen imd haben die Forschung in neue, vielversprechende Geleise gelenkt. Verfasser hält es füi- angebracht, hier an dieser Stelle — verschiedentlich gehörten Ausstellungen gegenüber — zu erklären, dass er im Grossen und Ganzen sich auf den von Boas gewonnenen Boden stellt, und allen geringfügigen Irrthümern zum Trotz, die man etwa Boas nachweisen könnte, an den Grundzügen seines Systems und an seinen Gedanken über Decapoden -Desoendenz festhält, solange nicht direot nachgewiesen wird, dass, und besonders wie, beides zu modificiren ist. In vielen Punkten hat er sich durch directe Nachuntersuchung von der Richtigkeit der Boas 'sehen Ideen überzeugt. Bronn, Klassen des Thier-Beichs. V. i. ga J314 Decapoda. bei Nepliropsidea noch vorkommt, indessen schon bei Paguridea und Gala- theidea eine entschiedene Tendenz auszufallen zeigt. Aber ausser diesen ganz allgemeinen Regeln herrscht keine bestimmte Gesetzmässigkeit, ja, es kommen bei sonst verhältnissmässig primitiv gebildeten Formen bis- weilen ganz auffällige Abkürzungen und Modificationen der Entwickelungs- geschichte vor, die uns, wollten wir uns derselben zur Beurtheihuig der Stammesgeschichte bedienen, zu ganz verfehlten Schlüssen führen würden. Betrachten wir nun aber die fossilen Decapodeu, so sehen wir, dass die diu-ch morphologische Vergieichung gewonnenen Resultate recht gut bestätigt werden. In der Trias, wo sich die ersten bestimmbaren Deca- podenreste finden, haben wir die folgenden Abtheilungen vertreten: Penaeidea, und vielleicht auch Steiiopulea (in Aeger, vgl. Seite 1302), ferner Eryonidea, und dann die Familie der Ghjphacidae. Was die letztere anbetrifft, so haben wir oben (Seite 1304) gesehen, dass sie offenbar den Uebergang von den Ncphropsidca zu der Loricata bildet, und wenn es auch richtig ist, dass unzweifelhafte Nephropsidea aus der Trias noch unbekannt sind, so stehen doch die Glyplmeidae den letzteren so nahe, dass wir nicht fehl gehen werden, wenn wir die Entstehung und das Vorhandensein von Nepliropsidea in sehr früher Zeit, vielleicht in der Trias schon, annehmen: möglicherweise waren aber die Ghjphacidae primitiver gebaut als die letzteren, und dann würde immer noch der Anfang der Ncphropsidae in den unteren Jura zu setzen sein, da sie im oberen .Jura sicher vor- handen sind. Wie weit sich paläontologisch diese Gruppen, Penaeidm, StcnopkM, Eryonidea und Ghjphaekluc, nach unten erstreckt haben mögen, lässt sich vor der Hand nicht feststellen. Die einzige paläozoische, eventuell als echter Decapode aufzufassende Form, Anihrapalacmon, lässt sich mit keiner dieser Gruppen — in Folge mangelhafter Erhaltung — in nähere Beziehung bringen, und es bleibt sogar zweifelhaft, ob sie überhaupt zu ihnen in einem Descendenz -Verhältniss stand. Es muss uns somit genügen, constatirt zu haben, dass in der Trias jene vier Abtheilungen der Decapodeu (vielleicht nur drei, wenn wir Aeger als Penaeiden an- sehen) existirten, von denen die Stenopidea in morphologischer Beziehung offenbar die Vermittelung zwischen den natanten Penaeidea und den primitivsten Reptautia (fihjphaeidae oder Nephropsidea) darstellen. Zwei von diesen Abtheilungen, die Stenopidea und Eryonidea, gehen von der Trias bis zur .Jetztzeit durch, ohne sich bedeutend weiter zu difforeuziren und Seitenzweige abzugeben. Beide zeigen auch die Eigen- thümlichkeit, dass sich fossile Vertreter nur in der Secundärzeit finden, wäiirend aus der Tertiärzeit solche nicht bekannt sind. Indessen ist dies durchaus nicht zu verwundern, wenn wir bedenken, dass die modernen Stenopidea eine äusserst formenarme, seltene Gruppe bilden, dass dasselbe für die Eryonidea gilt, die ausserdem noch zu ausschliesslichen Tiefsee- bewohnern geworden sind. Beide Abtheilungen, sicher aber die Eryonidea, Pbylogenie der Douapodea. 1315 liattou ihre Blüthezeit offenbar im Jura, und haben seitdem stetig in der erdgeschichtlichen Bedeutung abgenommen. Was die Penaeidea anbelangt, so gehen dieselben ebenfalls von der Trias bis zur Jetztzeit durch, und ihre Reste finden sich nicht eben selten in der Secundärzeit, entschieden sparsamer (wenn überhaupt) in der Tertiär- zeit, doch dürfte diese Erscheinung ohne Zweifel den ungünstigen Be- dingungen für Conservirung in den uns ))ekannten, dieser Zeit angehörigen Ablagerungen zuzuschreiben sein: in der Jetztzeit sind die Penaeidea eine ziemlich reich und mannigfaltig gegliederte Gruppe. Die Abtheilung der Eucyphidca ist nun offenbar eine Abzweigung aus dem Penaeidenstamm. Morpliologiseh stehen gewisse Eucyphiden- familien {Pasiphaeidae , Acanthephijridae) den Penaeidea recht nahe, und einer Al)leitung der ersteren von der letzteren wird durcli die paläonto- logische Thatsaclie, dass die Euctjphidea später als die Penaeidea auftreten, das Wort geredet. Die ersten unzweifelhaften Eueyphidea finden sicli im oberen Jura, und die Thatsache, dass einige derselben deutliche Exo- poditen an den Pereiopoden besitzen, beweist wieder, wie primitiv und genetisch bedeutsam dieser Cliarakter ist. Von der Jurazeit an gehen die Eueyphidea bis zur Jetztzeit und nehmen offenbar an Bedeutung und Mannigfaltigkeit stetig zu. Ihre Angliederung resp. Aligliederung von den Penaeidea ist höclist wahrsclieinlich, oligleich wir noch nichts Näheres über ihre Beziehung zu dieser Abtheilung wissen, besonders nicht, ob irgend eine specielle PmaeicZea-Gruppe mit iimen in erster Linie in Ver- bindung steht. Hiermit hätten wir die Entstehung des einen Hauptzweiges der Deca- podeu, der Natantia, bestellend aus Stcnopidea, Penaeidea und Euci/phidea, verfolgt. Es sind nun allerdings auch im Einzelnen die Beziehungen engerer Gruppen dieser Abtheilungen zu einander nachgewiesen worden*), indessen dürfte es sich kaum verlohnen, hierauf näher einzugehen, da diese Studien, wenn auch äusserst lehrreich und interessant, noch keine genügende Grundlage bieten, eine Descendenz der betreffenden Gruppen im Einzelnen auszuarbeiten: der Grund liegt im Wesentlichen darin, dass einerseits diese Untersuchungen lediglich auf morphologischer Basis stehen und noch nicht von anderer Seite, besonders paläontologischer, sich con- troliren Hessen: andererseits darin, dass die morphologischen Thatsachen selbst vielfach noch nicht eindeutig sind, sondern eine verschiedene Auf- fassung und Erklärung zulassen. (Es handelt sich in den meisten zweifel- haften Fällen darum, ob ein bestimmter, mehreren Gruppen gemeinsamer Charakter auf genetischer Zusammengehörigkeit oder auf Convergenz be- ruht: die Entscheidung hierüber ist oft ausserordentlich erschwert.) *) Vgl. besonders Ortmann, in: Zool. Jahrb. Syst. vol. .5. 1890 p. 455— 463. Ver- fasser hat in dieser Arbeit und den Fortsetzimgen derselben (ibid. vol. 5 — 7) vielfach ver- sucht, auf morphologischer Grundlage die Verwandtsohaftsbeziehungen festzustellen: wir werden im Folgenden diese Einzelheiten übergehen, da sie uns zu weit führen würden und auch noch nicht genügend sicher gelegt sind. 83* 1316 DeuaiioUa. Wenden wir uns nun der anderen Hauptabtheilung zu, den Reptantia, so liaben wir oben gesehen, dass die Eryoniäea von Trias bis Jetztzeit ohne wesentliche Complicationen ilirer Geschichte durchgingen. Ferner existirte in der Trias die Familie der Glyphaeidac, welche wahrscheinlich den Ausgangspunkt für zwei der jetztlebenden Abtheilungen, der Nephrop- sidca und Loricata, bildeten. Die Ghjpliaeidae selbst geiien aufwärts nur bis zur Kreide: dann sterben sie aus. Dagegen haben sich ihre Nach- kommen erhalten. Die Loricata treten mit Sicherheit im oberen Jura auf, und finden sich nicht selten in Kreide und Tertiär; docli scheint es, als ob sie zur Jetztzeit eine weniger wichtige Rolle spielen, als in der Vergangenheit. Ganz dasselbe gilt für die Nephropsidea: sie treten im Jura auf (vielleicht schon früher in der Trias) , spielten in Kreide und Tertiär eine nicht unbedeutende Eolle, sind aber in der Jetztzeit von geringerer Wichtigkeit. Während nun aber die Loricata in ihrer morphologischen Gesammt- heit einen ausserordentlich starren Typus bilden, der allerdings zu ganz merkwürdigen Bildungen geführt hat, sich aber in der Weiterentwickelung zu nichts weiter, als der Bildung von zwei Familien (Pcdinuridae und Scyllaridae) erhebt, winkte den Ncpliropsidca eine andere Zukunft: wir haben dieselben als die Stammgruppe der sämmtlichen übrigen Decapoden- Abtheilungen anzusehen, und der erste Schritt zu dieser Fortentwickelung vollzog sich offenbar bereits in der Jurazeit und bestand in dem Beginn der Abzweigung zweier eigenthümlicher Aeste. Der eine derselben, der sich unter anderem durch die Tendenz aus- zeichnet, den ursprünglich sehr harten Panzer des Körpers zu erweichen, ist schwer zu verfolgen. Die morphologischen Beziehungen der betreffen- den Gruppen sind allerdings ziemlich klar; es beginnt dieser Zweig mit der Abtheilung der Thalassinidea, die sich morphologisch ausserordentlich eng an die ISephropsidca anschliesseu, und diese Abtheilung steht wieder in allerengster morphologisclier Beziehung zu den Poguridca. Und ferner schliessen sich hier jedenfalls auch die Galafheidea , und an diese die Hippidca an. Dass alle diese vier Abtheilungen eng zusammengehören, ist unzweifelhaft, aber gerade die Eigenthümlichkeit dieses Zweiges, das Skelett mehr oder weniger zu erweichen, hat zur Folge, dass die paläontologische Controle und Verfolgung der Beziehungen ausserordentlich erschwert wird, ja bisiier unmöglich gewesen ist. Wir wissen nur, dass fossile Thalassinidea sich finden, und dass die ältesten Vertreter der Gruppe bis zum oberen Jura zurückgehen: betreffs des Anschlusses der drei übrigen Abtheilungen an die Thalassinidea lassen uns die paläontologischen Funde völlig im Stich, und wenn wir auch von morphologischer Seite uns eine gewisse Vorstellung über ihre genetischen Beziehungen machen können (vgl. Ortmann, Zool. Jahrb. vol. 6. 1892 p. 241, 245, 272, 536), so wissen wir doch absolut nichts über die geologische Zeit, wo sich diese Ab- theilungen von einander differenzirten. Die — auch in unserer Tafel 128 zur Darstellung gekommene — Auffassung, dass die Entstehung der Phylogcnir drr Dewiinulrn. 1317 Paijuridm, Galnfhridra und Hipinxhxi in der Tevtiürzeit fällt, ist nur eine Vennuthung, die durch kein directes paläontologisches Beweismaterial gestützt wird; sie wurde nur aus dem allgemeinen Eindruck, den die Organisationshöhe dieser Decapoden macht, als wahrscheinlich erachtet. Der andere von den Nephropsidea in der Jurazeit sich abtrennende Ast, der in den echten Brachyuren gipfelt, ist bei weitem interessanter und besser in seiner Descendenz bekannt, wenngleich auch hier im Ein- zelnen grosse Lücken bestehen. Es dürfte nach morphologischen Be- trachtungen unzweifelhaft sein, dass die übrigen Decapoden-Abtheilungen, nämlich die Drohiüdea, Oxijstomaia und BracJnjura, genetisch zusammen- gehören, und der Verfasser vertrat auch in seinen Untersuchungen von Anfang au diesen Standpunkt. Indessen wollte es ihm nicht gelingen, einen befriedigenden Anschluss nach unten zu construiren. Diese letztere Lücke ist nun aber durch Bouvi er (Sin- l'origine homarienne des Grabes in: Bull. Soc. Philom. Paris ser. 8, vol. 8. 1897) in einer sehr schönen und scharfsichtigen Weise ausgefüllt worden. Demnach würden wir zunächst die Dromüdea als Abkömmlinge der Nephropsklea anzusehen haben, mit denen sie durch die Gruppe oder Familie der allein fossil bekannten Prosoponidae (vgl. oben Seite 1308) verknüpft sind. Die letzteren treten etwa in der Mitte der Jurazeit auf, so dass wir eine verhältnissmässig frühe Abzweigung dieses Astes der Decapoden, der späterhin eine alle übrigen Abtheilungen an Eeichhaltigkeit überbietende Entwickelung erreichte, anzunehmen haben. Die Frosojwnidae sind nach Bouvier direct schon als der Abtheilung der Droiiüidm an- gehörig anzusehen, so dass deren erdgeschichtliche Verbreitung sich von der Jura- bis zur Jetztzeit erstreckt. Es scheint diese Abtheilung be- sonders in der Kreidezeit an Formenmannigfaltigkeit kaum hinter den lebenden Bromiidca zurückgestanden zu haben, wenn sie vielleicht nicht sogar dieselben übertraf. Für die Anknüpfung der Oxysiomata und Braclujura an die Broniiidca haben wir auf der einen Seite eine Reihe wichtiger morphologischer Charaktere, auf der anderen Seite aber sind diese Charaktere oft schwer in ihrem genetischen Werth zu beurtheilen. Es ist unzweifelhaft, dass hier eine Anzahl Convergenzeu sich finden (so z. B. in der allmählichen Veränderung der Lage der Sexualöffnungen, die vom Coxopoditen all- mählich aufs Sternum rücken; in der Bildung und Umgrenzung der Sinneshöhlen; in der Ausbildung von Schwimmfüssen u. a.), und ferner finden sich innerhalb der Abtheilung der Oxystomatu so verschiedenartige Bildungen , die tlieils höchst eigenthümlich , theils ausserordentlich Brachyuren- ähnlich sind, dass es schwer ist, sich ein einigermaassen befriedigendes Bild von der Descendenz und den verwandtschaftlichen Beziehungen der Oxysfohiafa und Brachynm unter sich und zu den Dromüdea zu machen, und noch schwieriger fällt der Versuch aus, das genetische Verhältniss der einzelnen Oxystomata- und Brac%?M-m-Gruppen unter sich festzustellen. Die vom Verfasser (1. c. vol. 6. 1892, p. 559, 1318 Decupoda. vol. 7. 1893, 1). 27, 430, 700) aufgestellten Schemata sind durchaus nur als erste Versuche anzusehen, die keineswegs völlig befriedigen und einer Correctur nicht überhoben sind. Trotzdem können wir auf morphologischer Basis den Satz aufstellen, dass die Oxystomata sowohl wie die Bracltyura höher organisirt, uud deshalb geologisch wohl jünger sein müssen als die Dromüdea, und dass die Brachyura wiederum jünger sein müssen als die Oxystomata. Diese Schlussfolgerung wird nun auch durchaus durch die paläontologischen Befunde bestätigt. Während die Dromiidea, wie oben erwähnt, bereits sicher im Jura (als Prosoponidae und Verwandte) vorhanden waren, treten uns sichere Spuren von Oxystomata erst in der Kreide entgegen, hier sind sie aber auch durchaus unzweifelhaft. Von Brachyura dagegen haben wir in der Kreide nur einzelne, im günstigsten Falle immerhin noch zweifelhafte Spuren, während mit Beginn der Tertiärzeit die An- wesenheit echter Brachyuren in wohlerhalteneu und zahlreichen Formen sicher erwiesen ist. Es scheint, als ob im Grossen und Ganzen beide Abtheilungen {Oxystomata und Brachyura) von der Secundärzeit bis zur Gegenwart im Zunehmen begriffen sind, und von den Brachyura steht unter allen Umständen fest, dass sie zur Jetztzeit nicht nur zahlreicher und mannigfaltiger sind als zu irgend einer vergangejien Zeit, sondern dass sie auch von allen Decapoden-Abtheiluugen die am reichsten ent- wickelte sind. Wenn wir Trias und Jura als das Zeitalter der 3Iacruren bezeichnen können, die Kreide als das der Dromiidea, so ist die Tertiär- und recente Zeit das der Brachyuren, nur müssen wir uns dabei be- wusst bleiben, dass reptante Macruren auch in Kreide und Tertiär noch eine gewisse Rolle spielen, uud die Brachyuren innerhalb der Tertiärzeit erst allmählich ihre Bedeutung gewinnen. Die obige Darstellung der vermuthlichen Phylogenie des Decapoden- stammes dürfte in den gröbsten Zügen wohl eine richtige sein. Noch finden sich fühlbare Lücken, und in den Einzelheiten herrscht noch manche Unsicherheit, wenn auch hinwiederum in anderen Einzelheiten, auf die im Obigen nur hingedeutet wurde, oder die vielfach gar nicht erwähnt wurden, mehr Klarheit herrseht. Ein eingehendes, vergleichend- morphologisches Studium wird uns sicher noch wichtige Fingerzeige gewähren, und wir können es uns hier nicht versagen, wiederholt auf die hohe Bedeutung hinzuweisen, die Arbeiten, wie die oben mehrfach erwähnten von Boas und Bouvier, besitzen. Wie es z. B. Bouvier möglich war, eine directe Ableitung der Dromiidea von Nephropsidea wahrscheinlich zu machen, eine Ableitung, die zunächst etwas Unwahr- scheinliches hatte, so dürften morphologische Vergleichungen anderer Gruppen zu ähnlichen, überraschenden Resultaten führen. Die Haupt- schwierigkeit ist aber, wie schon einmal erwähnt, in den meisten Fällen die, dass genetisch verknüpfte und convergente Bildungen oft verwechselt Phylogenie der Decapoden. 1319 werden können, und in dieser Hinsicht ist grosse Vorsicht geboten. In zweiter Linie dürfte (huni das Studium der fossilen Formen viel vor- sprechen : die meisten der fossilen Decapoden sind nur unvollkommen erhalten, und deshalb hängt es nicht ausschliesslich von der Fähigkeit des Forschers ab, die versteinerten Eeste richtig zu deuten, sondern in hohem Maasse von dem Zustand und der Art der Conservirung des Materials. Einzelne glückliche Funde können oft sich hier als wichtiger erweisen, als mühsames, fortgesetztes Studium von mittelmässigen oder schlechten Besten. Dass das Studium der Entwickelungsgeschichte irgend welcher Deca- poden für den Ausbau des Stammbaums im Einzelnen von Bedeutung sein kann, dürften wir wohl schon jetzt mit Recht verneinen. Bei der geradezu unglaublichen, sicher nachgewiesenen Verschiedenheit der Typen der Entwickelung bei oft nahe stehenden Formen, und bei der so oft uns entgegentretenden Thatsache, dass die Art und Weise der Ent- Wickelung bei irgend einer Art durchaus nicht in einem Verhältniss zu ihrer systematischen Stellung zu stehen braucht, ja oft derselben geradezu widersprechen kann, ist es jedenfalls eine vergebliche Hoffnung, in irgend einem Larvenstadium von Decapoden, das jenseits (höher) als das Mysisstadium steht, Aufklärung für die engeren Verwandtschafts- beziehunsen zu erwarten. Buchdruckeici d. Leipz. Tagebl. (E. PoIz), Leipzig c^i.' (» v^m r*r*W| .Ai^ '^'"C:^ w^ ^fe •?-'l^-^ PSW! -ii ;<»»/, ■•»•^♦l 1 r TT Br«a:^-- ^-^i.' %:i --V ,»*i '^i:^ -r:*- l^ i> : «-f»'.*.-^ 1 fc*''2>' >,c^ •>."»V- *■' I :■•';•• -Ä ':'iH>^ '>.-t...vf eil » .: 'v%>v-*■-