v> t< 0^ -^ X«5X-f( TU D. H. HILL LIB^T^y NORTH C4iOLIN4 ST4TE C0LLC6E ■% X f.<^' ENT0M0L06IC4L COULECTION This book may be kept out TWO WEEKS ONLY, and is subject to a fine of FIVE CENTS a day thereafter. It is due on the day indicated below: 50M— May-54 — Form 3 DIE NATURGESCHICHTE DES CAJÜS PLINIÜS SECÜSDUS. INS DEUTSCHE ÜBERSETZT UND MIT ANMERKUNGEN VERSEHEN Prof. Dr. G. C. WITTSTEIN in München. rUNITEE BAND: (XXVIII— XXXII. Buch) Arzneimittel vom Menschen, vom Wasser und von den Thieren. M .o.*„ LEIPZIG. Druck und Verlag von Gressner & Schramm. 1882. Achtundzwanzigstes Buch. Arzneimittel von den Thieren. 1. Obgleich ich nunmehr alle zwischen Himmel und Erde vorkommenden Naturdinge abgehandelt habe und mir bloss die- jenigen, welche aus der Erde selbst gegraben werden, noch zu besprechen übrig bleiben, so führt mich doch die eben beendigte Arzneimittellehre der Pflanzen noch einmal zu den durch letztere geheilt w^erdendeii Thieren, deun wir linden bei ihnen einen noch grossem Schatz von Heil- mitteln. Wäre es wohl zu entschuldigen, wenn ich, nach Besprechung der Pflanzen, der Gestalten der Blumen und vieler andern seltenen und schwer zu findenden Dinge, das- jenige verschwiege, was im Mensehen selbst zu seinem eignen Heile vorhanden ist, wenn ich die übrigen Mittel, welche die unter uns lebenden Thiere darbieten, überginge, zumal das Leben für den, der an Schmerzen und Krank- heiten leidet, selbst eine Strafe ist? Nimmermehr! Ich will vielmehr, selbst auf die Gefahr hin Ekel zu erregen, alle Sorgfalt auf diese Materie verwenden, denn ich habe stets mehr den Nutzen als den Beifall der Menschen im Auge. Selbst ausländische dahin gehörige Gegenstände und die Gebräuche roher Völker werde ich erforschen; was die Richtigkeit der Angaben betrifft, so muss ich mich zwar auf die betreffenden Schriftsteller berufen, doch habe ich es mir angelegen sein lassen nur das, worin sie fast alle übereinstimmen, hervorzuheben, wie ich denn weniger auf Menge als auf Gehalt und Werth Rücksicht genommen. Wittsteiu: Plinius. V. Bei. i D. H. HILL LIBRARY North Carolina State Coilege 2 Achtundzwanzigstes Buch. Diese Bemerkungen glaubte ich vorausschicken zu müssen, denn, nachdem ich die Thiere und die Entdeckungen eines jeden von ihnen beschrieben habe, halte ich es nun auch für nöthig anzugeben, was uns von ihnen zu statten kommt (ihr Nutzen beschränkt sich nämlich nicht bloss darauf, dass sie Arzneimittel entdecken, sondern sie bieten uns solche von ihrem eigenen Körper dar), obwohl ich damals diesen letztern Gegenstand nicht ganz unberück- sichtigt Hess. Ich werde also jetzt zwar von andern, aber mit jenen genau verknüpften Dingen reden. 2. Ich will mit dem Menschen beginnen und ihn um seiner selbst willen untersuchen, stosse aber hier sogleich auf gewaltige Schwierigkeiten. Die an der fallenden Sucht Leidenden trinken sogar das Blut der Fechter gleichsam aus lebenden Bechern, und schrecklicherweise sehen wir, dass auf ebendemselben Kampfplatze die wilden Thiere dasselbe thun. Jene Kranken halten in der That das, was sie aus menschlichen Wunden selbst mit dem Munde warm, noch rauchend und lebend einschlürfen, für das wirksamste Mittel, während es nicht einmal gestattet ist, den mensch- lichen Mund der Wunde eines wilden Thieres zu nähern. Andere suchen sich das Mark der Knochen und das Gehirn der Kinder zu verschaflfen. Viele Griechen haben auch den Geschmack eines jeden Eingeweides und Gliedes besprochen und bis auf die Nägelabschnitzel alles durchforscht, als ob die Gesundheit darauf beruhe, wenn der Mensch zum reissenden Thiere würde, und als ob sein eigener Leib ein der Krankheiten würdiges Opfer sei! Wahrlich, eine vor- treffliche Täuschung, wenn die erwartete Heilung nicht ein- trifft! Man hält es für unerlaubt, die menschlichen Ein- geweide zu besehen, und doch will man sie verzehren?! Wer hat solche Wunderdinge erfunden? Dir, Umkehrer des menschlichen Rechts, Dir, Ausklügler von Ungeheuern, der Du, wahrscheinlich um Dich zu verewigen, solche Dinge zuerst aufs Tapet gebracht hast. Dir gelten diese Worte! Wer hat es ausgedacht, einzelne Glieder des Achtumlzwanzigstes Buch. 3 Menschen zu kauen V Welcher Umstand hat ihn darauf ge- leitet? Welchen Ursprung kann diese Art Heilkunde ge- habt haben? Wer hat gelehrt, dass Vergiftungen un- schuldiger sind als Arzneimittel? Es mag sein, dass aus- wärtige und rohe Völker die Erfinder solcher Gebräuche sind, aber haben sich nicht die Griechen dergleichen Künste zu eigen gemacht? In den Abhandlungen des Democrit i^t zu lesen, dass für einige Uebel die Knochen aus dem Kopfe eines bösen Menschen, für andere die eines Freundes und Gastes helfen. Apollonius i) sagt, Zahnschmerzen würden schnell gehoben, wenn man das Zahnfleisch mit dem Zahne eines gewaltsam Getödteten reibe. Miletus -) lässt die am Staar kranken Augen mit Menschengalle heilen. Artemon'') verordnet den Epileptischen, Quellwasser zur Nachtzeit aus dem Schädel eines umgebrachten und nicht verbrannten Menschen zu trinken, und Antaeus ^) den von tollen Hunden Gebissenen einen aus dem Schädel eines Erheukten bereiteten Trank. Ja selbst vierfiissige Thiere sind mit von Menschen genommeneu Mitteln behandelt worden; den an Aufblähung kranken Ochsen durchbohrte man die Hörner und steckte Menschenknochen hinein; den kranken Schweinen gab man Getreide zu fressen, welches da, wo ein Mensch getödtet oder verbrannt war, gestanden hatte. Fern sei diess alles von mir und meiner Schrift! Ich will von Hülfsmittelu, nicht von Verbrechen handeln, z. B. in welchen Fällen die Frauenmilch, der Speichel, die Berührung des Körpers u. s. w. von Nutzen sein kann. Meine Ansicht ist, das Leben sei nicht in solchem Grade wünschenswerth, dass man es auf jede mögliche Weise zu verlängern suchen müsse. Wer Du auch bist, stirb lieber, ') Welcher A. diess ist, lässt sich nicht ermitteln; dass er ein Buch über Salben {/nvQwaig) schrieb, erfahren wir durch PI. aus dem Verzeichnisse der von ihm in diesem Buche benutzten Schriftsteller. ^) Gleichfalls ein unbekannter Arzt. ^) Auch nicht weiter bekannt. ■'•) Oder Antheus; ebenfalls ein unbekannter Arzt. 1* 4 Achtundzwanzigstes Buch. als dass Du mit Unrecht und Schande leben solltest. Da- her möge ein Jeder das unter die Arzneimittel seines Geistes rechnen, keins von allen den Menschen verliehenen Gütern sei besser als ein lechtzeitiger Tod, und hierbei noch das Beste, dass der Mensch ihn sich selbst geben könne. 3. Bei den Arzneimitteln vom Menschen kommt eine wichtige, aber noch immer zweifelhafte Frage in Betracht, ob nämlich Worte und Zauberformeln die Wirkung er- höhen. Hat es mit dieser Wirkung seine Richtigkeit, so muss man sie nothwendigervveise dem Menschen selbst zu- schreiben. Allein gerade des weisesten Mannes Ausspruch findet keinen Glauben; im Allgemeinen glaubt zwar die Welt zu jeder Zeit, spürt aber die Wirkung nicht. Es scheint nichts daran zu liegen, wenn die Opferthiere ohne Gebet geschlachtet und die Götter nicht um Rath gefragt werden. Ueberdiess spricht man andere Worte beim Bitten, andere um etwas abzuwenden, andere um sich den Göttern zu empfehlen. Wir haben die höchsten obrigkeitlichen Personen mit bestimmten Gebeten opfern sehen, welche, um kein Wort auszulassen oder unrichtig zu sagen, sich dieselben von einem Andern aus einer Schrift vorsagen Hessen; ein Zweiter musste als Wache dabei stehen, ein Dritter ringsumher Ruhe gebieten, endlich ein Vierter auf einer Pfeife spielen, damit mau nichts weiter höre; mau erinnerte sich nämlich der so oft eingetretenen Fälle, dass schreckliche Zeichen die Feier gestört und im Gebete selbst eine Irrung entstanden war; ja die Eingeweide fand man plötzlich der Köpfe uud Herzen beraubt, 0 oder dict^elbeu, während das Thier noch vor dem Altare stand, doppelt. Als merkwürdiges Beispiel existirt noch ein Gedicht, worin die Selbslopferung der Decier, Vater und Sohn, beschrieben ist. Ferner haben wir noch aus dem 609 ten Jahre Rom's ') Die Aruspices sahen vorzüglich auf die Leber und theilten sie ein in cai^ut, fibras, latus inimicuni etc. Das schlimmste Zeichen war, wenn der Leberkopf in dem Opferthiere fehlte. A-«htunclz\vaiizigstes Buch. 5 ein Gebet der der Unzucht überführten Vestalin Tuccia, welches sie fähig machte, in einem Siebe Wasser zu tragen. Noch im gegenwärtigen Zeitalter hat es sich ereignet, dass auf dem Vieiimarkte ein Grieche und eine Griechin und •Leute anderer Völkerschaften, mit denen man damals ver- kehrte, lebendig begraben worden sind. Wer das zu dem Opfer gehörende Gebet, welches der Oberste des Cullegiums der Fünfzehnmänuer vorzusprechen pflegt, liest, muss die Kraft gewisser feierlicher Worte zugestehen, zumal die- selben 830 Jahre lang ihre Wirkung nicht versagt haben. Wir glauben noch heutigen Tags, dass Vestalinncn durch ihr Gebet im Stande sind, entlaufene Sclaveu, welche die Stadt noch nicht verlassen haben, am weitereu Fliehen zu verhindern. Nimmt man nun einmal als ausgemacht an, dass die Götter gewisse Gebete erhören oder dass Worte Eindruck auf sie machen, so kann mau nicht umhin, die obige Frage im positiven Sinne zu entscheiden. Unsere Vorfahren sind immer dieser Ansicht gewesen; nur ist es schwer zu glauben, dass (wie ich früher schon angegeben habe) auch Blitze dadurch hervorgerufen werden können. 4. L. Piso berichtet im ersten Theile seiner Annalen, der König Tullus Hostilius sei, als er versucht, aus den Büchern des Numa den Jupiter durch dasselbe Opfer, dessen sich Numa bedient hatte, vom Himmel herabzubeschwören, vom Blitze erschlagen worden, weil er bei dieser feierlichen Handlung einige Fehler begangen habe; und viele Autoren sagen, der Lauf und die Bedeutung grosser Begebenheiten erlitte durch Worte Aenderungen. Als man an dem tat- pojischen Felsen grub ') und daselbst einen menschlichen Schädel fand, schickte man, um die Bedeutung dieses Vor- ialls zu erfahren, Gesandte nach Etrurien; Olenus Calenus, der berühmteste Wahrsager dieses Landes, merkte sogleich, dass es sich hier um ein wichtiges und glückverheissendes Ereigniss handle, suchte daher durch Fragen dasselbe seinem ') wo hernach das Capitolium gebaut wurde. 6 Aclitund zwanzigstes Buch. Volke zuzuwenden, machte mit seinem Stabe vor sieb bin auf dem Erdboden die Abzeichnung eines Tempels und bub an: „Woblan Ihr Römer, wollt Ihr es aussprechen? Hier haben wir den Schädel gefunden, hier soll künftig der Tempel des höchsten Gottes Jupiter sein." Das Schicksal wäre nun, wie die Annalen aufs bestimmteste behaupten, den Etruriern zugefallen, wenn nicht die römischen Ge- sandten, von dem Sohne des Wahrsagers zuvor gewarnt^ geantwortet hätten: „Wir haben gesagt, nicht hier, sondern zu Rom sei der Schädel gefunden." Etwas ähnliches soll sich wiederum ereignet haben, als der irdene vierspännige Wagen, welcher zur Zierde der Spitze desselben Tempels geformt war, im Ofen eine grössere Gestalt angenommen hatte, und abermals sei die Deutung zu Gunsten Roms ausgefallen. Aus diesen Beispielen erhellet zur Geniige, dass die Kräfte der Wunderzeichen auch in unserer Gewalt stehen, und dass alles den Werth, den mau ihm beilegt, hat. Die Wahrsagekunst lehrt wenigstens, dass weder Unglück- noch gUickverheissende Zeichen irgend eine Be- ziehung zu denjenigen haben, welche bei Unternehmungen die Beobachtung jeuer unberücksichtigt lassen; und in der That kann man diese göttliche Nachsicht nicht genug würdigen. Wie? Stehen nicht in den zwölf Gesetztafeln die Worte? „Wer Früchte bezaubert hätte"; und an einem andern Orte: „Wer üble Gebete hergesagt hätte." Verrius Flaccus erzählt, auf die Aussagen Anderer gestützt, bei Belagerungen hätten die Römer durch ihre Priester die- jenige Gottheit, in deren Schutz die Stadt sich befand, her- ausrufen und ihr versprechen lassen, sie würden sie ebenso und noch glänzender verehren. Dieser religiöse Gebrauch besteht noch in der Lehre der Priester, und unstreitig hält man es deshalb geheim, in wessen Gottes Schutze die Stadt ist, damit nicht manche unserer Feinde ähnlich verfahren. Ein Jeder fürchtet, durch Zaubersprüche getroffen zu werden. Hieher gehört, dass man die Schalen der Eier, sobald man sie ausgeschlürft hat, und die der Schnecken zerbricht oder mit dem Löffel durchsticht. Daher die eifrige Achiundzwanzigstes Buch. 7 KachaliniuDg der Zaubermittel Theocrits ^) bei den Griechen, Catulls und Virgils bei den Römern. Viele glauben, man könne dadurch bewirken, dass die thönernen Geschirre springen, dass die Schlangen zurückkommen; ferner, dass diess das einzige sei, was diese Thiere verständen und dass sie, auch bei nächtlicher Ruhe, durch die Beschwörungs- formel der Marser versammelt würden. Man beschreibt so- gar die Wände mit Segensprüchen, um Feuersbrünste ab- zuhalten. Es ist auch schwierig darüber zu entscheiden, ob ausländische und unaussprechbare Worte unzuverlässiger sind als unerwartete und als lächerlich anzusehende la- teinische, da der menschliche Geist stets etwas ausser- ordentlich Grosses und was würdig sei, die Gottheit zu bewegen oder sie gar zu zwingen, erwartet. Homer sagt, Ulysses habe den Ausfluss des Blutes aus einer Wunde am Schenkel durch ein Gebet gestillt, und Theophrast giebt an, das Hüftweh werde dadurch geheilt; nach Cato sollen Verrenkungen, nach M. Varro das Podagra dadurch kurirt werden. Man erzählt, der Dictator Caesar habe, nachdem er mit seinem Wagen einen gefährlichen Sturz gethan, sich dadurch gegen ferner ähnliche Unglückfälle geschützt, dass er, so oft er sich wieder eingesetzt, ein Gebet dreimal nach einander hergesagt hätte; und ich weiss, dass noch jetzt Viele diese Vorsicht gebrauchen. 5. Man kann in dieser Sache an das Bewusstsein eines Jeden appelliren. Warum wünschen wir einander durch frohe Worte Glück am ersten Tage des neuen Jahres? Warum suchen wir sogar bei öffentlichen Feierlichkeiten Leute mit glückverheissenden Namen, welche die Opfer- thiere führen sollen, aus? Warum begegnen Einige den Zaubereien durch besondere Anbetung, indem sie die ') Grosser Bukoliker, Sohn des Praxagoras aus Syrakus, 269 — 214 V. Chr., lebte in Atexandrien, von Ptolemaeus Philadelphus sehr ge- schätzt. Er soll in Syrakus, auf Befehl des Hiero, weil er sich unge- bührlich über dessen Sohn geäussert hatte, hingerichtet -worden sein. 8 Aclitundzwanzigst.es Buch. griechisclie Nemesis anrufen, von weleher deshalb ein Stand- bild auf dem römischen Capitole ist, obgleich sie keinen lateinischen Namen hat? Warum betheuern wir bei Er- wähnung Verstorbener, dass wir Ihr Andenken in Ehren halten? Warum glauben wir^ dass die ungeraden Zahlen zu allem kräftiger seien, z. B. in Ansehung der Tage bei Fiebern? Warum sagen wir beim ersten Obste, diess sei schon alt, man wünsche anderes frisches? Warum wünschen wir uns^ beim Niesen Glück? Ja der Kaiser Tiberias, be- kanntlich einer der trübsinnigsten Menschen, soll diess sogar im Wagen von Andern verlaugt haben; und Einige halten es für noch besser, wenn man den Namen des Niesenden dabei nennt. Ferner nimmt man an, dass Abwesende durch das Ohrenklingen gewahr werden, wenn von ihnen ge- sprochen wird. Attalus 1) versichert, wenn man einen Scorpion sehe und sage „Zwei", so stünde das Thier still und mache keinen Versuch zu stechen. Diese Angabe vom Scorpion erinnert mich an eine in Afrika herrschende Sitte; man unternimmt nämlich dort nichts, bevor man nicht den Namen „Afrika" ausgesprochen hat, während man bei andern Völkern vorher die Götter zum Beistande anruft. Bei uns legt man gewöhnlich zu diesem Zwecke einen Ring auf den Tisch, wenn letzterer gerade in der Nähe ist. Es leidet keinen Zweifel, dass viele religiöse Gebräuche eine gewisse Kraft haben. Mancher lindert seinen Kummer da- durch, dass er seinen Speichel mit dem Finger hinter das Ohr streicht. Wenn wir Jemandem gewogen sind, sollen wir, wie auch das Sprichwort sagt, den Daumen drücken. Beim Gebet bringen wir die rechte Hand an den Mund und drehen uns mit dem ganzen Körper um; die Gallier dagegen halten es für heiliger, diess mit der linken Hand zu thun. Alle Völker begrüssen das Wetterleuchten mit Klatschen. Durch Giessen von Wasser unter den Tisch wenden wir das Eintreten von Feuersbrünsten während 1) Wahrscheinlich Arzt, von dem wir aber nichts weiter wissen. AcAtundzwanzigstes Buch 9 eines Gastmahls ab. Man hält es für ein sehr unglückver- kündendes Zeichen, wenn, während man von einem Gast- mahle weggeht, der Fussboden gefegt, oder wenn, während ein Gast trinkt, der Tisch oder Aufsatz weggenommen wird. Es existirt eine Schrift von Servius Sulpicius i), einem vor- nehmen Manne, worin unter anderm erklärt ist, warum man den Tisch nicht verlassen soll; damals nämlich wurden nur die Gäste in Rechnung gebracht. Es wird auch für ein Unglück gehalten, wenn man, während ein neues Ge- richt aufgetragen oder ein neuer Tisch hingestellt wird, niest und später nichts mehr kostet oder überhaupt gar nichts isst. Dergleichen Gebräuche und Ansichten rühren ursprünglich von Menschen her, welche glaubten, die Götter seien in allen Verhältnissen und zu jeder Stunde bei uns gegenwärtig und vs^ürden daher auch mit unsern Fehlern ausgesöhnt. Als ein weiteres übles Zeichen betrachtet man das plötzliche Schweigen einer Tischgesellschaft, wenn sie in gerader Anzahl zugegen ist, und zwar soll sich dann die Wirkung auf alle Mitglieder erstrecken. Eine Speise, welche aus der Hand gefallen war, wurde, auch über Tische, wieder zurückgegeben 2) und man durfte sie zum Behuf der Reinigung nicht abblasen. Man hat auch Deutungen ge- macht in Bezug auf das, was einem begegne, wenn man diess oder jenes spreche oder denke, und zählt dieselben zu den verwünschtesten; begegnet dergleichen einem Priester, der um des Pluto willen Mahlzeit hält, so kann er dadurch eine Sühnung bewirken, dass er die Speisen wieder auf den Tisch legt und den Laren opfert. Medicamentc, welche man vor ihrer Anwendung zufällig auf einen Tisch legt, sollen ihre Wirkung versagen. Viele halten es in Bezug auf ihr Geld für bedenklich, sich zur Zeit des römischen Jahrmarkts die Nägel stillschweigend vom Zeigefinger ab- zuschneiden. Gegen Kopfweh und Ausfallen der Haare ') Ein nicht näher bekannter Römer. -) d. h. nicht gegessen. 10 Achtundzwanzigstes Buch. soll man sieb dieselben am 17. und 29. Tage nach dem Neumond sehneiden. Kraft eines Dorfgesetzes ist es aul den meisten Landgütern in Italien verboten, dass Weiber während des Gehens die Spindel drehen oder überhaupt dieselbe unverhüllt tragen, weil dadurch alle Hoffnungen, namentlich auf eine gute Getreide-Ernte, vereitelt würden. M. Servilius Nonianus, einer der Vornehmsten in Rom, hatte eine solche Furcht vor triefenden Augen, dass er imlängst, ehe er diess Uebel selbst genannt hatte oder von einem Andern hatte aussprechen hören, ein Stück Papier mit den griechischen Buchstaben P und A beschrieb und sich dasselbe an einem Bande um den Hals hing; Mucianus, der dreimal Consul war, hing sich zu demselben Zwecke eine lebendige Fliege in einem Stück weisser Leinwand, an, und beide behaupten, dadurch von triefenden Augen frei geblieben zu sein. Bekannt sind die Segensprüche gegen Hagel, verschiedene Krankheiten, Verbrennungen u. s. w., von denen sich einige durch die Erfahrung be- währt haben; allein ich nehme Anstand, sie mitzutheilen, da die Ansichten darüber so sehr von einander abweichen. Mag daher ein Jeder davon denken, was ihm beliebt. 6. Bei Besprechung der Wunderdinge unter den verschie- denen Völkern habe ich unter andern der seltsamen Natur mancher Menschen, ihrer giftigen Blicke und vieler merk- würdigen Eigenschaften der Thiere gedacht, weshalb es mir überflüssig scheint, wieder darauf zurück zu kommen. Der ganze Leib mancher Menschen ist ein Heilmittel, in so fern sie die Kraft haben, die Schlangen in Schrecken zu setzen, die Gebissenen durch blosse Berührung oder massiges Aussaugen der Wunde zu kuriren. Dahin gehören die Psyller, Marser und die sogenannten Ophiogeneu i) auf der Insel Cypern; ein merkwürdiges Beispiel der letztge- nannten Klasse von Menschen war der Gesandte Evagon, der von den Consuln zu Rom zur Probe in ein mit Schlangen ') wörtlich: die von Schlangen Erzeugten. AchtiÄidzwanzigstes Buch. \\ gefülltes Fass gesteckt und von diesen Thiercn nicht ge- bissen, sondern schmeichelnd beleckt wurde. Man erkennt dergleichen Menschen, wenn sie überhaupt noch existiren, daran, dass sie im Frühjahr widrig riechen; nicht bloss ihr Speichel sondern auch ihr Schweiss dient als Medicament. Die Bewohner der Nilinsel Tentyris sind sogar im Stande, die Krokodile durch ihre Stimme zu vertreiben. Man weiss auch, dass die Gegenwart solcher Menschen entgegenge- setzte Wirkungen hervorruft; treten sie z. B. in ein Zimmer, wo Personen sind, welche früher von Schlangen oder Hunden gebissen waren, so fangen die Wunden wieder an heftiger zu schmerzen. Sie bewirken auch, dass die bebvüteten Eier nicht auskommen und dass das Vieh verwirft. Von dem empfangenen Uebel bleibt also so viel Gift übrig, dass die, welche einmal an Gift gelitten haben, noch im Stande sind, Andere zu vergiften. Ein Hülfsmittel dagegen besteht darin^ dass man die zu Heilenden mit Wasser, worin Jene sich die Hände gewaschen haben, besprengt. Wiederum werden Personen, welche einmal von einem Scorpion ge- stochen sind, später niemals von Wespen, Hornissen und Bienen gestochen. Diess kann um so weniger Wunder nehmen, wenn man weiss, dass ein Kleid, welches auf einer Leiche gelegen hat, von keiner Motte angerührt wird; da>5S Sehlangen kaum anders als mit der linken Hand hervor- gezogen werden können; dass, wie Pythagoras nachgewiesen hat, es nicht leicht täuscht, wenn man Hinken, Einäugig- keit und ähnliche Fälle von der rechten Seite auf Bechnung der ungleichen Vokale in den Xamen der Personen, die- selben Uebel aber an der linken Seite auf Rechnung der geraden Zahl von Vokalen setzt. Schwere Geburten sollen sogleich eine günstige Wendung nehmen, wenn Jemand über das Dach des Hauses, worin die Kreisende liegt, einen Stein oder einen Speer, welche in einem Wurfe drei Thiere, einen Menschen, Eber und Bären, getödtet hätten, schleudern. Noch wirksamer zeigt sich hiebei ein Wurfspiess der leichten Vortruppen, welcher aus dem Leibe eines Menschen ge- zo^ren ist und die Erde noch nicht berührt hat, denn man 12 Achtuncl zwanzigstes Buch. braucht ihn bloss in das Haus zu bringen. Orpheus und Archelaus geben an, Pfeile, welche aus dem Leibe gezogen wären, reizten, wenn man sie vor der Berührung mit der Erde unter das Bett lege, zum Beischlaf; ferner heile der Genuss des Fleisches von einem Raubthiere, welches mit demselben Eisen, womit ein Mensch getödtet sei, die Epilepsie. Auch Theile mancher Menschen haben niedici- nische Kräfte, wie ich von dem Daumen des Königs Pyrrhus angeführt habe. In Elis pflegte man eine Rippe des Pelops zu zeigen, mit der Versicherung, sie sei von Elfenbein. Noch jetzt halten es Viele für unglückbringend, von den Leberflecken im Gesichte die Haare wegzuscheeren. 7. Dass der Speichel, besonders nüchterner Menschen ein Mittel gegen Schlangen sei, habe ich bereits angegeben; doch, dass er auch noch viele andere wirksame Eigen- schaften besitzt, wird man aus den folgenden Mittheilungen ersehen. Wir speien vor den an der Epilepsie Leidenden aus, d. h. wir werfen den Austeckungsstoff von uns. Auf gleiche Weise vereiteln wir die Bezauberung eines uns be- gegnenden, auf der rechten Seite Hinkenden. Wir speien in unsern eigenen Busen i), wenn wir von den Göttern Schutz und Beistand zu einem kühnen Unternehmen er- flehen. Ebenso ist es Sitte, bei jeder Arznei nach drei- maligem Segenspruche auszuspeien, um die Wirkung zu erhöhen; ferner, die Furunkeln im Anfange ihrer Bildung dreimal mit nüchternem Speichel zu bestreichen. Jetzt werde ich etwas seltsames anführen, von dessen Richtig- keit man sich aber leicht selbst überzeugen kann: Wenn Jemanden ein Schlag, den er einem Andern versetzt hat, gereuet und wenn er sogleich mitten in die Hand womit er den Schlag gethan, spuckt, so wird der Geschlagene, er mag in der Nähe sein oder nicht, augenblicklich vom Schmerze befreiet. Diess Mittel ist schon oft mit Nutzen hei gelähmtem Vieh angewandt worden, denn gleich darauf ') oder Scliooss. Acht^^dzwanzigstes Buch. 13 war der Gang eines solchen Thieres besser. Einige machen aber die Schläge dadurch schmerzhafter, dass sie vorher Speichel in die Hand streichen. Wir dürfen daher wohl annehmen, dass Flechten und Krätze durch beständiges Aufstreichen von nücliternem Speichel an weiterem Umsich- greifen verhindert werden; dass es gut ist, triefende Augen täglich früh damit zu reiben, Krebsgeschwüre mit einer Mischung von Speichel und Erdapfel ^) zu behandeln, Nackeuschmerzen dadurch zu vertreiben, dass man nüch- ternen Speichel mit der rechten Hand in die rechte oder mit der linken Hand in die linke Kniekehle bringt. Ist ein Thier ins Ohr gekrochen und man speiet hinein, so soll es wieder herauskommen. Zu den sympathetischen Mitteln gehört auch, in seinen ebengelassenen Harn zu spucken, desgleichen in den rechten Schuh ehe man ihn anzieht, ferner wenn man einen Ort passirt, wo man irgend eine Gefahr bestanden hat. Marcion -) aus Smyrna, welcher ein Werk über einfache Wirkungen geschrieben hat, sagt, dass vom Speichel die Meer-Scolopender, Kröten und andere Frösche bersten; Opilius =*) behauptet diess auch von den SchUiugen, wenn man ihnen in den Rachen speie. Salpe *) meldet, die Erstarrung was immer für eines Gliedes werde sogleich gehoben, wenn man in den Schooss speie oder wenn man das obere Augenlid mit Speichel berühre. Wenn wir diess glauben, so erscheint uns auch folgendes nicht unwahrscheinlich: wenn ein Fremder zu einem Kinde komme oder wenn mau ein Kind schlafend finde, so müsse die Amme dreimal ausspucken, obwohl die Kinder, der herrschenden Meinung nach, auch unter dem Schutze des Fasciuum"^) stehen, — des Fascinum, welches nicht nur die ') malum terrae, s. XXV. B. 54. Cap. 2) Nicht näher bekannt. 3) Gleichfalls nicht näher bekannt. ^) Eine alte Hebamme aus Lesbos, von der wir jedoch nichts weiter wissen. ^) Männliches Glied; eine Abbildung desselben wurde den Kin- dern als Amulet gegen Behexungen umgehängt. 14 Achtunilzwiinzigstes Buch. Kinder, sondern auch die Feldherrn bewacht, zu Rom von den Vestalinnen als ein Gott verehrt wird, als ein Arzt des Neides die Wagen der im Triumph Einfahrenden, unter welchen es hängt, vertheidigt und, ähnlich wie eine Arznei der Zunge, ihnen befiehlt zurückzusehen, um die Gunst der hinter ihnen stehenden Fortuna, dieser Henkerin des Ruhmes, zu erflehen. 8. Auch der Biss eines Menschen wird für sehr gefährlich gehalten. Man heilt ihn mit Ohrenschmalz, und es kann nicht Wunder nehmen, wenn die Stiche der Scorpione und Schlangen ebendamit erfolgreich behandelt werden, falls die Behandlung ohne Zögern geschieht. Noch wirksamer ist das Ohrenschmalz eines Verwundeten, welches auch die Nietnägel heilt. Gegen Schlangenbisse wendet man ferner zerstossene Menschenzähne an. 9. Das zum ersten Male den Kindern abgeschnittene Haar, oder überhaupt das Haar Unmündiger soll aufgelegt die Gichtschmerzen lindern. Die Kopfhaare der Männer heilen mit Essig die Hundsbisse, mit Oel oder Wein die Wunden am Kopfe, die einem Gekreuzigten ausgerissenen Haare angeblich das viertägige Fieber, verbrannte Haare den Krebs. Den ersten einem Knaben ausgefallenen Zahn binden die Weiber, .wenn er die Erde noch nicht berührt hat, in ein Armband und tragen ihn beständig am Arme gegen Schmerzen an der Schaam. Wenn man die grosse und die nächstfolgende Zehe am Fusse zusammenbindet, vergehen die Geschwulste an den Geschlechtstheilen. Durch loses Zusammenbinden der beiden mittlem Finger der rechten Hand mit einem Streifen Leinwand steuert mau dem Triefen der Augen. Ein von einem Steinkranken ab- gegangener Blasenstein soll, oberhalb der Schaam aufge- bunden, Leber- und andere Schmerzen lindern, auch die Entbindung beschleunigen; und nach Granius ') soll ein mit ') Nicht näher bekannt. Achkimlzvvan/.igste.s Buch. 15 einem eisernen Instrumente hernusgenommener Stein noch wirksamer sein. Nahe bevorstehende Entbindungen werden beschleunigt, wenn der, von welchem die Kreisende empfangen hat, seinen Gürtel ablöst, ihr denselben umlegt, die Worte spricht: „er habe ihr den Gürtel umgelegt, und wolle ihn wieder lösen", dnnn ihn abnimmt und hierauf fortgeht. 10. Nach Orpheus und Archelaus heilt das menschliche Blut, aus welchem Theile des Körpers es auch gelassen ist, die Bräune wenn man es auflegt aufs wirksamste, auch wirkt es so kräftig auf an Epilepsie Leidende, dass sie sogleich aufstehen. Einige rathen, man solle diesen Kranken in die grossen Zehen stechen und die aus der Wunde kommenden Blutstropfen ihnen ins Gesicht streichen, oder eine Jungfrau solle sie mit dem rechten Daumen berühren und zu diesem Behufe müssten sie Fleisch von Thieren, Avelche sich noch nicht begattet haben, essen. Der Athe- nienser Aeschines ^) hat mit der Asche menschlicher Ex- cremente Bräune, geschwollene Mandeln, Zapfen und Krebsgeschwüre geheilt und dieses Mittel selbst Botryon genannt. Viele Krankheiten werden durch den ersten Beischlaf und durch den Eintritt der Menstruation ge- hoben; ist diess nicht der Fall, so ziehen sie sich, besonders die Epilepsie, lange hin. Von Schlangen und Scorpionen Verletzte sollen durch den Beischlaf sogar geheilt, Frauen aber dadurch angesteckt werden. Um sich vor Triefen und andern liebeln der Augen zu schützen, wasche mau siel, die Fttsse und berühre mit dem Wasser dreimal die Augen, 11. Man versichert, Kröpfe, Ohren- und Kehlengeschwüre werden geheilt, wenn man sie mit der Hand eine.s frühzeitigen Todes Gestorbenen berühre; Einige meinen, die Hand eines jeden Todteu habe diese Kraft, wenn er nur desselben Geschlechts sei und die Berührung mit der ') Ein nicht näher bekannter Arzt. 16 Achtundzwanzigstes Buch. Aussenfläche der linken geschehe. Wenn man von einem vom Blitze getroffenen Stück Holze etwas abbeisst , während die Hände auf dem Rücken liegen, und an einen schmer- zenden Zahn hält, soll der Schmerz vergehen; auch empfiehlt man zu demselben Zwecke, den Zahn mit dem Zahne eines Menschen gleichen Geschlechts zu räuchern oder den einem Unbegrabenen ausgezogenen sogenannten Hundszahn (Augen- zahn) aufzubinden. Die (durch Brennen erhaltene) Erde von einem Hirnschädel soll ein Mittel sein, die Haare der Augenbrauen wegzubeizen, das darauf gewachsene Kraut aber soll, wenn man es kauet, bewirken, dass die Zähne ausfallen. Geschwüre sollen nicht weiter fressen, wenn man sie mit dem Knochen eines Menschen umschreibt. Einige mischen aus drei Brunnen gleich viel Wasser unter- einander in einem neuen irdenen Geschirre, bringen etwas aavon zum Opfer dar und lassen das Uebrige beim Eintritt des dreitägigen Fiebers trinken. Beim viertägigen Fieber binden sie ein Stück eines Nagels von einem Kreuze, in Wolle gewickelt, oder auch ein Seil davon um den Hals, und ist der Kranke geheilt, so verstecken sie das ange- hängte in einer Höhle, wohin die Sonnenstrahlen nie dringen. 12. Ich will nun einige Erdichtungen der Magier er- zählen. Wenn man einen Wetzstein, auf welchem öfters eiserne Geräthe geschliffen sind, einem an Vergiftung Kranken ohne sein Wissen unter das Kopfkissen legt, so bewirkt diess, dass er selbst angiebt, was, wo und zu welcher Zeit ihm das Gift beigebracht ist, ohne dass er jedoch den Namen des Thäters nennt. Wenn man einen vom Blitze Getroffenen nach der Seite hin legt wo die Wunde sich befindet, so fängt er bestimmt alsbald au zu sprechen. Einige heilen die Scbaamtheile dadurch, dass sie einen Faden aus einem Gewebe ziehen, sieben oder neun Knoten davon machen, bei Knüpfung eines jeden irgend eine Wittwe nennen, und ihn dann an die Schaam binden. Wer sich einen Nagel oder sonst einen Gegenstand, worauf Jemand Achtundzwanzigstes Buch. 17 getreten hat, mit einem Faden selbst anbindet und fort- während trägt, der empfindet keine Schmerzen. Die Warzen vertreiben sie auf die Weise, dass sie nach dem zwanzigsten Mondtage an Grenzscheiden auf dem Rücken liegend die- selben ansehen, die Hände über den Kopf hin ausstrecken und mit dem, was sie ergriffen haben, die Warzen reiben. Wer sich, während ein Sternschnuppen fällt, die Hühner- augen abbindet, und sodann Essig auf Thürangeln giesst, darf schnelle Heilung erwarten; Lehm auf die Stirn ge- schmiert, ferner den Strick eines Gehängten um die Schläfe gebunden, vertreibt Kopfweh, Wenn eine Fischgräte im Halse stecken geblieben ist, soll sie sogleich hinunter gehen, wenn man die Füsse in kaltes Wasser steckt; ist es aber ein anderer Knochen, so braucht man nur kleine Knochen aus derselben Schüssel auf den Kopf zu legen; ist es Brot, so steckt man etwas von demselben Brote in beide Ohren. 13. Die Fechtschulen der gewinnsüchtigen Griechen haben sogar Schmutztheile vom Menschen zu bedeutsamen Arzneimitteln erhoben. Die Abscliabsel ^) nämlich dienen zum Erweichen, Erwärmen, Vertheilen, Ausfüllen, denn sie stellen eine Arznei aus Schweiss und Oel dar. Man legt sie auch gegen Entzündung und Zusammenziehung der Ge- bärmutter auf. Sie befördern ferner den Monatsfluss, lindern Entzündungen und Geschwüre am After, Sehnenschmerzen, Verrenkungen und Verhärtungen in den Gliedern. Wirk- samer in allen diesen Fällen zeigen sich die Abschabsei vom Bade 2), man mischt sie daher den Mitteln zur Beför- derung des Eiterns bei; denn die Abschabsei vom Kampf- *) strigmenta. Bekanntlich bestrichen sich die Fechter und Faust- kämpfer mit Oel und dgl.; wenn sie nun bei ihren Uebungen zufällig an der Wand hinstreiften, so blieb natürlich von dem Oele etwas daran hängen, solche Flecke kratzte man von der Wand sorgfältig ab und benutzte das Abgeschabte zu den mannigfaltigsten Zwecken. '^) d. h. der Schmutz, welcher im Bade vom Körper abgerieben wird . Wittsteiu: Pliiüus. V. Bd. " 2 18 Achtundzvranzigstes Buch. platze 1) erweichen, mit Koth vermischt, nur die Glieder, erwärmen und vertheilen besser, sind aber sonst weniger zu empfehlen. Die Schaamlosigkeit im Eifer zu kuriren übersteigt allen Glauben, denn die berühmtesten Schrift- steller preisen den männlichen Samen als ein ausgezeich- netes Mittel gegen die Stiche der Scorpione an. Weibern empfiehlt man gegen Unfruchtbarkeit das Meconium, d. h. den Unrath, welchen Kinder im Mutterleibe von sich geben, unterzulegen. Ja man hat selbst die Wände der Fecht- schulen abgekratzt 2) und auch diesem Unrathe erwärmende Kräfte zugeschrieben; er soll Fettbeulen zertheilen, wird ferner auf Geschwüre bei Greisen und Kindern, auf abge- schabte Hautstellen und Brandwunden gestrichen. 14. Um so weniger darf ich mir erlauben, diejenigen Arzneimittel, welche von dem menschlichen Geiste ausgehen 3)^ unberührt zu lassen. Man hält es für äusserst heilsam, sieb bald aller Speisen oder Getränke, bald nur des Weines oder des Fleisches, bald des Bades, je nach Erforderniss, zu enthalten. Ferner gehört hieher die Bewegung, lautes Rufen oder Sprechen, massiges Reiben und Kratzen; heftiges Reiben verdickt nämlich, während gelindes erweicht, oft wiederholtes macht mager, nicht all- zuhäufiges macht stark. Insbesondere bekommt das Gehen und das Tragen, beide verschiedentlich modificirt, gut. Das Reiten ist heilsam für den Magen und die Hüfte, das Fahren im Schiffe für die Schwindsucht, der Wechsel des Aufenthaltsorts für langwierige Krankheiten. Auch gehören der Schlaf,- das Liegen im Bette, hie und da eintretendes Brechen zu den Arzneimitteln. Das Liegen auf dem Rücken ') a ceromate, d. h. der Schmutz, welcher von den mit einer Wachssalbe beschmierten Kämpfern während ihres Bingens abgerie- ben wird. -) nämlich die Stellen an den Wänden, an welcher die mit Fett beschmierten Kämpfer gestreift waren. 3) d. h. die geistigen (nicht materiellen) Arzneimittel. Achtundzwanzigstes Buch. 19 bekommt den Augen gut, das Liegen auf dem Bauche ver- treibt den Husten^ und das Liegen auf der Seite den Katarrh. Aristoteles und Fabianus sagen, man träume am meisten im Frühling und Herbste und zwar mehr noch wenn man auf dem Rücken, gar nicht wenn man auf dem Bauche liege; nach Theophrast verdauet man besser beim Liegen auf der rechten Seite, schwieriger auf dem Rücken, Man kann sich auch selbst ein sehr heilsames Mittel, besser als Leintücher und Bürsten, dadurch verschaffen, dass man vor dem Dampfen des Bades den Kopf erst mit warmem, dann mit kaltem Wasser übergiesst; ferner, dass man vorher Speise und abwechselnd kaltes Wasser zu sich nimmt, letzteres auch vor dem Schlafengehen trinkt und dadurch, wenn man will, selbst den Schlaf unterbricht. Bemerkens- werth ist, dass kein Thier warm trinken mag, daher warme Getränke gewiss etwas Unnatürliches sind. Wegen üblem Athem den Mund vor Schlafengehen mit unvermischtem Weine, zur Verhütung des Zahnwehs an ungeraden Tagen mit kaltem Wasser auszuspülen, die Augen gegen das Triefen mit verdünntem Weine zu waschen, zur Erhaltung der Gesundheit des ganzen Körpers die grösste Mannig- faltigkeit zu beobachten, — diess alles sind wohlbegründete Erfahrungssätze. Hippocrates giebt an, die Eingeweide solcher Menschen, welche nicht zu Mittag ässen, würden eher alt; ich muss hierzu bemerken, dass er diesen Aus- spruch vom medicinischen Standpunkte aus that und nicht auf Gastmähler bezogen wissen wollte, denn nichts ist dem Körper wohlthuender als Massigkeit im Essen. L. Lucullus hatte die Aufsicht über sich in dieser Beziehung einem Diener aufgetragen, und dieser zog einst zum äussersten Schimpfe dem Greise, da er als Triumphator auf dem Capitole an einem Schmause Theil nahm, die Hand weg — fürwahr ein elender Charakter, eher einem Diener als sich selbst zu gehorchen. 15. Das Niesen, durch eine Feder erregt, bekommt beim Schnupfen gut, und wenn man die Nase einer Mauleselin 9* 20 Aclitunclzwanzigstes Buch. mit dem Munde berübit, soll das Niesen und Sehlucken aufhören. Zu letzterm Zweck räth Varro, abwechselnd die Fläche der einen Hand mit der andern zu kratzen, Andere, man solle den Ring von der linken Hand an den längsten Finger der rechten Hand stecken oder die Hände in heisses -Wasser tauchen. Theophrast sagt, alten Leuten fiele das Niesen beschwerlicher. 16. Democritus widerrieth den Beischlaf, weil dadurch aus dem Menschen ein anderer Mensch hervorginge, und in der That ist es besser, ihn nur selten zu pflegen. Je- doch erstarken abgemattete Fechter wieder dadurch; die Stimme kehrt wieder und wird etwas tiefer. Er hilft auch bei Lendenschmerzen, schwächen Augen, Wahnsinn und Melancholie. 17. Bei Schwangern oder Personen, welchen Arznei ein- gegeben wird, mit gefalteten Händen zu sitzen, bewirkt Behexung, und soll sich an Alcmene, als sie den Herkules gebar, bewahrheitet haben. Noch schlimmer ist's, wenn man die Hände um ein oder beide Knie legt, auch wenn mau die Beine übereinander schlägt. Daher haben die Alten verboten, diess in den Versammlungen der Feldherrn und Staatsmänner zu thun, weil dadurch jede Handlung vereitelt würde; ferner, in solcher Stellung Opfern und Ge- lübden beizuwohnen. Den Befehl, beim Begegnen obrig- keitlicher Personen das Haupt zu entblössen, gaben sie nicht bloss, um diesen die gebührende Ehrerbietung zu be- zeigen, sondern auch (wie Varro sagt) aus Gesundheits rücksichten, der Kopf würde nämlich dadurch mehr abge- härtet und gekräftigt. Wenn etwas ins Auge geflogen ist, thut man gut das andere zuzudrücken; ist Wasser ins rechte Olir gekommen, so springe man mit dem linken Fusse auf und neige den Kopf auf die rechte Schulter, und beim linken Ohre veifahre mau umgekehrt. Wer an starkem Husten leidet, lasse sich von einem Andern Speichel auf die Stirn blasen; ist das Zäpfchen niedergefallen, so richtet Achtundzwanzigstes Buch. 21 es sich wieder auf, wenn einem ein Anderer ins Genick beisst; bei Schmerzen im Nacken soll man die Kniekehlen und bei Schmerzen in den Kniekehlen den Nacken reiben. Beim Krampf der Sehnen in den Füssen oder Waden vom Liegen im Bette strecke man die Füsse auf die Erde aus; tritt derselbe an der linken Seite ein, so fasse man den grossen Zehen des linken Fusses mit der rechten Hand an und so umgekehrt. Wider Anfälle von Schauder oder all- zuheftiges Nasenbluten reibe mau die äussersten Enden des Körpers oder der Ohren recht kräftig; wider unfreiwilliges Harnen umwickle man das Ende der Harnröhre oder den mittlem Theil des Schenkels mit Leinwand oder Papier; wider verdorbenen Magen drücke man die Füsse oder stecke die Hände in siedendes Wasser. In vielen Fällen ist es auch von Nutzen, sieb des Sprechens zu enthalten. Ich habe gehört, dass Maecenas Melissus ') sich dreijähriges Schweigen auflegte, als er in Folge von Convulsionen einen ßlutsturz bekam. Ein eigenthümliches, wie ich früher an- gegeben, von einem Thiere erfundenes Hülfsmittel für Solche, auf welche etwas gefallen ist, während sie sich in einer umgekehrten, schiefen oder horizontalen Lage befinden, so- wie für Schläge besteht darin, den Athem an sich zu halten. Wenn man da, wo ein von der Epilepsie Be- fallener zuerst sein Haupt hingelegt hat, einen eisernen Nagel einschlägt, soll derselbe geheilt werden. Wer an heftigen Schmerzen in den Nieren, Lenden und der Blase leidet, erfährt Linderung, wenn er am Boden der Bäder auf dem Bauche liegend den Harn lässt. Verbindet man die Wunden mit einem Herkulesknoten 2), so heilen sie weit schneller, auch soll es von kräftiger Wirkung sein, mit einem solchen Knoten täglich den Gürtel zuzubinden, weil Herkules ihn eingeführt habe. Demetrius ^) hat auch in ') Freigelassener des Maecenas, Dichter und Grammatiker. -) Kreuzknoten. 3) Wahrscheinlich der Mathematiker aus Alexandrien, welcher sich um die Lehre von den Curven verdient machte. 22 Achtundzwanzigstes Buch. einem eigenen Buche über die Vierzahl geschrieben und darin erörtert, warum man nicht auf einmal vier Becher oder Sextare trinken soll. Gegen das Triefen der Augen kratze man sich hinter den Ohren, und gegen das Thränen derselben an der Stirn. Von dem Menschen selbst nimmt man die Deutung, dass ein Kranker den Tod nicht zu fürchten habe, so lange man sich noch in seinen Augen spiegeln könne. 18. Ueber die Anwendung der Arten des menschlichen Harns findet man bei den Schriftstellern gleichfalls viele Angaben, die theils gegründet sind, theils aber auch auf Aberglauben beruhen, wie z. B., dass der Harn von Ver- schnittenen fruchtbar mache. Ich will von diesen Angaben nur das hervorheben, was einige Wahrscheinlichkeit für sich hat. Den Harn unmündiger Knaben gebraucht man gegen den Geifer der sogenannten Speischlangen ^) , welchen diese Thiere den Menschen in die Augen schleudern, ferner gegen Flecken und Trübheit der Augen, Narben, Augen- geschwüre, Fehler der Augenlider und mit Erbsenmehl gegen Brandwunden; ferner mit Zwiebeln in einem neuen irdenen Geschirre zur Hälfte eingekocht gegen Eiter und Würmer in den Ohren. Der von diesem Harne aufsteigende Dampf befördert die monatliche Keinigung der Frauen. Die Salpe empfiehlt, schwache Augen damit zu bähen, und von der Sonne gebrannte Glieder mit einer Mischung von Harn und dem Weissen eines Eies, namentlich Strausseies, alle zwei Stunden zu bestreichen. Man entfernt damit auch Tinteflecken. Mannsharn heilt das Podagra, und zum Beweise dessen können die Walker dienen, welche sich dadurch von dieser Krankheit frei halten. Gegen Aussehlag bei Kindern und alle fliessende Geschwüre verordnet mau eine Mischung von altem Harn und gebrannten Auster- schalen. Ferner schlägt man ihn auf ausgefressene Stellen, Brandwunden, Fehler am After, Risse in der Haut und ') ptyades aspides. Achtimdzwanzigstes Buch. 23 Scorpionstiche. Die berühmtesten Hebammen sagen, keine Flüssigkeit befreie besser vom Jucken der Haut, und heile mit Zusatz von Natron kräftiger die Geschwüre am Kopfe, Schorf und fressende Geschwüre an den Geschlechtstheileu Ich muss aber hiebei noch bemerken, dass für einen Jeden sein eigener Harn am dienlichsten ist; wendet er ihn frisch für sich, in einem Schwämme oder in Wolle aufgelegt, au, so kann er damit Hundsbisse heilen und in der Haut steckende Igelstacheln entfernen; setzt er noch Asche hinzu, so hilft diess gegen die Bisse toller Hunde und Schlangen. Als eine Merkwürdigkeit wird noch angegeben, dass; wenn sich ein Scolopender an Jemand gesetzt habe, derselbe abfalle, sobald man den Kopf dieses Thieres mit einem Tropfen Harn des Gebissenen berühre. 19. Man deutet auch von dem Aussehen des Harns auf das Befinden des Menschen. Erscheint er des Morgens früh weiss (ungefärbt), später röthlicb, so sagt man, jener zeige an, man verdaue, dieser, man habe bereits verdauet. Die rothe Farbe ist ein schlimmes Zeichen, die schwarze ein noch schlimmeres; auch soll er nicht blasig und dick sein. Ist der darin gebildete Bodensatz weiss, so darf mau auf bevorstehende Schmerzen in den Gliedern und Eingeweiden rechnen. Grüner Harn bedeutet kranke Eingeweide, blasser kranke Galle, rother krankes Blut. Auch Flocken und Wölkchen im Harne sind böse Zeichen. Dünner weisser Harn ist ebenfalls fehlerhaft; dicker, übelriechender, und bei Knaben dünner, wässriger sind Vorboten des nahen Todes. Die Magier verbieten daher, gegen die Sonne und den Mond oder in den Schatten eines Gegenstandes zu pissen. Hesiodus räth, man solle den Harn neben Gegen- stände, welche uns entgegen stehen, lassen, damit durch die Entblössung keinem Gotte ein Aergerniss gegeben werde. Osthanes ^) sagt, wer seinen Harn früh Morgens ') Ein Magier, der aus Aegypten nach Persien gekommen und Zoroasters Lehrer gewesen sein soll. S. XXX. B. 2. Cap. 24 Achtundzwanzigstes Buch. auf seinen eignen Fuss lasse, bliebe von allen üblen Zaubereien und Einwirkungen frei. 20. Was man von den Mitteln aus dem weiblichen Körper erzählt, gehört unter die grössten Seltsamkeiten, nicht zu gedenken der nach den Gliedern eingetheilten schändlichen Mittel zum Abtreiben der Leibesfrucht, der sträflichen Kuren mit dem Monatsflusse, und anderer, nicht nur von Hebammen sondern selbst von Huren angegebenen Dinge. Durch den von brennenden weiblichen Haaren ent- wickelten Gestank sollen die Schlaugen verjagt werden, ferner die an Mutterbeschwerden Leidenden wieder Luft bekommen. Mit der in einem Topfe bereiteten Asche der Haare heilt man, nach Zusatz von Silberglätte, Ausschlag und Jucken der Augen, mit Honig, Warzen und Geschwüre der Kinder, mit Honig und Weihrauch auch Kopfwunden und tiefe Stellen alier Arten von Geschwüren, mit Schweine- fett, Fettbeuleu und Podagra, die Eose, Blutflüsse und rieselndes Jucken. 21. Die Frauenmilch ist die süsseste und mildeste aller Milcharten, erweist sich auch, besonders wenn das Kind bereits entwöhnt ist, äusserst wirksam bei laugwierigen Fiebern und Verstopfung, ferner bei schlechtem Magen und Nagen in den Gedärmen. Auf Anschwellungen der Brüste legt man sie mit Weihrauch; in von Schlägen unterlaufene Augen, wenn sie schmerzen oder Geschwüre daran sind, tröpfelt man sie ein, oder legt sie noch besser mit Honig und Narcissensaft oder Weihrauchpulver auf. Stets aber ist die Milch kräftiger, wenn ein Knabe, noch kräftiger, wenn Zwillinge geboren sind, auch wenn die Mutter sich des Weins und scharfer Speisen enthalten hat. Augenflüsse werden vertrieben, wenn man Wolle mit einer Mischung von Milch und Eiweiss befeuchtet und auf die Stirn legt. Auch wenn ein Frosch seinen Geifer ins Auge gespritzt hat, wendet man Milch an. Gegen den Biss dieses Thiers trinkt man sie und tröpfelt sie auf. Wessen Augen gleich- Achtundzwanzigstes Buch. 25 zeitig mit der Milch seiner Mutter und Schwester bestrichen werden, der soll sein ganzes Leben hindurch vor Augen- krankheiten bewahrt bleiben. Mit etwas Oel vermischt heilt sie Fehler an den Ohren; schmerzen diese in Folge eines Schlages, so erwärmt man die Milch mit Gänsefett; riechen sie übel (wie diess bei langwierigen Krankheiten vorzukommen pflegt), so setzt man ihr Honig zu, tränkt mit dieser Mischung Wolle und steckt diese in die Ohren. Wider die in den Augen zurückgebliebene Gelbsucht tröpfelt man sie mit Elaterium ein. Besonders wirksam ist sie innerlich gegen das Gift des Seehasen und des Käfers Buprestis und, wie Aristoteles angiebt, gegen dasDorycnium; desgleichen gegen den durch den Genuss des Hyoscyamus entstandenen Wahnsinn. Gegen Podagra und Schmerzen in der weiblichen Schaam legt man es mit Cicuta. nach Andern mit Wollfett i) und Gänsefett auf. Rabirius -) empfiehlt sie als Getränk zur Stopfung des Durchfalls und zur Beförderung des Monatsflusses. Die Milch von solchen Frauen aber, welche Mädchen geboren haben, hat nur darin einen Vor- zug, dass sie die Fehler im Gesichte besser heilt, iluch Lungenübel werden durch Frauenmilch geheilt; mit dem Harne eines unmündigen Knaben oder attischem Honig ver- setzt, dergestalt, dass von jedem ein Löffel voll genommen wird, soll sie das Sausen in den Ohren vertreiben. Hunde, welche von der Milch einer eines Knaben genesenen Frau gekostet haben, sollen nicht toll werden. 22. Den nüchternen weiblichen Speichel hält man für ein kräftiges Mittel für Augen, welche mit Blut unterlaufen sind, sowie gegen Augenflüsse, wenn man die brennenden Augenwinkel zuweilen damit befeuchtet; noch wirksamer ist diese Kur, wenn der Speichel von einer Person ge- nommen wird, welche Tags zuvor weder Speise noch Wein 0 oesipum. ^) Etwa der Dichter C. Rabirius, welcher zu Augustus Zeiten lebte? 26 Achtundzwanzigstes Buch. ZU sich genommen hat. Das Umbinden eines weiblichen Schleiers soll das Kopfweh vertreiben. 23. Was ich aber nun berichte, übersteigt alles Maass und Ziel. Erstens sollen Hagel, Wirbelwinde und Blitze abge- wendet werden, wenn sich eine weibliche Person während ihres Monatsflusses dagegen entblösst; ferner schlechtes Wetter und Stürme auf Wasserfahrten, wenn sie dasselbe auch ausser jener Periode thut. Aus diesem, sonst so selt- samen Flusse prophezeiet man ungeheure und unerhörte Dinge, welche ich nicht alle mit Stillschweigen übergehen darf. Tritt er zur Zeit einer Sonnen- oder Mondfinsternis oder des Neumondes ein, soll er unheilbar werden, auf Männer, welche dann den Beischlaf pflegen, nachtheilig, ja tödtlich wirken, auch die purpurfarbigen Kleider ver- derben — von so heftiger Kraft ist er alsdann. Wenn während eines jeden andern Monatsflusses Weiber entblösst um die Felder gehen, sollen Raupen, Würmer, Käfer und andere schädliche Thiere von den Pflanzen abfallen. Metrodorus von Scepsis in Cappadocien erwähnt eines ähn- lichen Mittels in Bezug auf die Cantharideu, die Weiber sollen nämlich mit bis über die Lenden aufgenommenen Kleidern mitten durch die Felder gehen; Andere geben an, sie müssten mit nackten Füssen, aufgelöstem Haar und Gürtel gehen. Es ist darauf zu achten, dass diess nicht bei Sonnenaufgang geschieht, denn sonst verdorret die Saat; junge Weinstöcke werden davon berührt, auf immer ver- dorben, Raute und Epheu, zwei ausgezeichnete Arznei- kräuter, sterben sogleich ab. Schon früher habe ich mehrere Fälle der heftigen Wirkung des Monatsflusses mit- getheilt; hier mögen noch einige unzweifelhafte folgen. Aus den damit berührten Bienenstöcken ziehen die Bienen weg; Leinwand wird beim Kochen schwarz, die Schneide der Scheermesser wird stumpf, Kupfer bekommt einen widrigen Geruch und setzt Grünspan an, und die Folgen sind noch eingreifender, wenn sich diess alles bei abnehmendem Monde ereignet; trächtige Stuten verwerfen, ja selbst dann, wenn Achtundzwanzigstes Buch. 27 sie, auch von ferne, solche Personen sehen, die im jung- fräulichen Alter, oder solche, die nach verlorjuer Jungfrau- schaft ihre Periode zum ersten Male bekommen. Das in Judäa vorkommende Bitumen kann, wie ich gesagt habe, schon allein durch den Faden eines damit berührten Kleides bezwungen werden. Nicht einmal das Feuer, welches doch sonst alles vernichtet, ist fähig, jener Materie ihre Kraft zu rauben; streuet man nämlich die Asche derselben auf purpurne Stoffe, so vergeht die Farbe beim Waschen, auch Blumen verlieren dadurch ihre Farbe, und die Weiber selbst müssen die Wirkung dieses Giftes erfahren, denn sie abor- tireu, wenn man ihnen die Asche aufstreicht oder wenn sie auch nur darüber hinschreiten. Was die Lais und Elephantis i) Widersprechendes von abtreibenden Mitteln berichten, z. B. von der in Menstrualblut abgelöschten Kohle der Wurzel der Brassica, Myrte und Tamarix, ferner dass die Eselinnen so viele Jahre lang, als sie damit benetzte Gerstenkörner gefressen hätten, nicht trächtig werden, und was sie sonst noch für wunderbare Dinge erzählen, worüber sie selbst unter einander im Streite sind, indem die Eine das als fruchtbarmachend bezeichnet, was nach der Andern Unfruchtbarkeit bewirkt — alles dieses thut man besser gar nicht zu glauben. Bythus -) von Dyrrachium sagt, die durch den Anblick menstruirender Weiber blind gewordenen Spiegel erhielten ihren Glanz wieder , wenn solche Personen wiederum das hinter ihnen Stehende ansähen, ja die Wirkung auf den Spiegel träte überhaupt gar nicht ein, wenn sie eine Barbe bei sich hätten. Viele aber sind der Ansicht, dieser sonst so verderbliche Stoff besässe auch medicinische Kräfte; man solle ihn gegen Podagra, Kröpfe und Ohrengeschwüre auflegen, und Fettbeulen, Rose, Furunkeln und Augengeschwüre erhielten durch Betasten von Seite eines menstruirenden Frauenzimmers Linderung. ') Beide waren wahrscheinlich, wie die in diesem Buche bereits vorgekommene Salpe , schriftstellernde Hebammen. Näheres wissen wir nicht von ihnen. -) Ein unbekannter Schriftsteller. 28 Achtunclz wanzigstes Buch. Nach Lais und Salpe soll man zur Heilung toller Hunds- bisse, drei- und viertägiger Fieber die Wolle eines schwarzen Widders mit Menstrualblut tränken und in ein silbernes Armband einsehliessen. Der Thebaner Diotimus i) meint diesen Zweck erreiche man schon, wenn man einen damit befeuchteten Lappen eines Kleides oder Faden an das Armband knüpfe. Die Hebamme Sotira^) empfiehlt gegen das drei- und viertägige Fieber, Menstrualblut unter die Fusssohlen zu schmieren, und noch besser sei es, wenn die weibliche Person, von der dasselbe gekommen, es selbst und ohne Wissen des Kranken thue. Epileptische sollen dadurch die Kraft erhalten aufzustehen. Der Arzt Icetidas 3) versichert, das viertägige Fieber höre auf, wenn man mit einer Person, die eben anfange zu menstruiren, Beischlaf pflege. Alle aber sind darin einig, dass der, welcher von einem Hunde gebissen ist und bereits Furcht vor Essen und Trinken hat, diese Furcht sogleich verliert, wenn man ihm einen solchen Lappen auch nur unter den Trinkbecher legt; diess ist offenbar eine Wirkung dessen, was die Griechen Sympathie nennen, denn, wie ich früher gesagt habe, werden Hunde nach dem Genüsse von Menstrualblut wüthend. Mit der Asche dieses Blutes heilt man, nachdem sie mit Ofen- russ und Wachs versetzt ist, die Geschwüre aller Arten Zugvieh aufs sicherste. Mit Menstrualblut befleckte Klei- dungsstücke sollen nur vermittelst des eigenen Urins der Menstruirenden gereinigt werden können. Mit der Asche versetztes Rosenöl streicht man mit Erfolg gegen Kopfweh auf die Stirn, namentlich bei Weibern; am stärksten soll aber das Blut für sich aus den ersten Jahren nach ver- lorner Jungfernschaft wirken. Auch darin stimmt man überein (was ich gern als glaubwürdig anerkenne), dass, wenn man die Thürpfosten mit Menstrualblut berührt, alle Künste der Magier ihre Wirkung versagen, denn sie sind ja ohnehin nur für eitlen Tant anzusehen. Die bescheidenste ') Nicht näher bekannt. '^) Unbekannt. 3) Unbekannt. Aehtundzwanzigstes Buch. 29 ihrer Verheissungen möge liier noch Platz finden: wenn Jemand die Abschnitzel von den Nägeln seiner Hände und Füsse mit Wachs vermenge, dabei sage, er suche ein Mittel gegen das ein-, drei- oder viertägige Fieber, und jenes Gemenge vor Sonnenaufgang an die Thitr eines Andern klebe, so solle das Uebel weichen. Aber welche Älarktschreierei, wenn die Wirkung ausbleibt! Welche Bosheit, (Andern) Krankheiten aufzubürden! Die weniger Hinterlistigen unter ihnen schreiben zu demselben Zwecke vor, die Abschnitzel der Nägel der Hände und Füsse in Ameisenhaufen zu werfen, diejenige Ameise, welche zuerst anfinge dieselben mit sich zu schleppen, zu ergreifen und an den Hals zu binden. 24. Diess ist es, was ich, und das meiste davon nur nach erbetener Erlaubnis, von den Menschen mittheilen zu müssen glaubte; das Uebrige erscheint so unerhört und scheusslich, dass ich gern darüber hinweg eile, und mich zu den wich- tigen und nützlichen Gegenständen des Thierreichs wende. — Das Blut des Elephanten, zumal des männlichen, hemmt alle unter dem Namen Kheumatismen bekannten Flüsse. Der Abfall vom Elfenbein soll mit Zusatz von attischem Honig die dunkeln Flecke im Gesichte, und die Sägespäne die Nietnägel entfernen. Berührt er mit seinem Rüssel den Kopf, so verschwindet das Kopfweh; niest er gleichzeitig, so ist die Wirkung noch kräftiger. Bindet mau den rechten Theil des Rüssels mit lemnischer Erde auf, so spürt man Reiz zum Beischlaf. Das Blut bekommt den an der Abzehrung, die Leber den an der Epilepsie Leidenden gut. 25. Das mit Rosenöl versetzte Fett des Löwen erhält die Haut gesund und weiss, heilt auch erfrorene Glieder und Geschwulste in den Gelenken. Die Magier geben thörichter- weise an, wer sich mit dem Fette einreibe, stiege in der Gunst der Völker und Könige, und am besten eigne sich bierzu das zwischen den Augenbrauen sitzende Fett, wo 30 Achtundzwanzigstes Buch. aber bekanntlich keins sein kann. Aehnliche Verlieif^suugen giebt man von den Zähnen, namentlich aus der rechten Kinnlade und von Haaren des Unterkiefers. Die Galle streicht man, mit Wasser vermischt, auf, um klare Augen zu erhalten und mit dem Fette heilt man die fallende Sucht, doch darf der Kranke jedesmal nur wenig davon nehmen und muss durch Laufen dessen Verdauung be- fördern. Das Herz verspeist man mit Erfolg bei vier- tägigem Fieber und das Fett mit Rosenöl bei eintägigem. Vor dem, der sich mit dem Fette bestrichen hat, fliehen die wilden Thiere. Auch gegen Nachstellungen scheint das Fett ein wirksames Mittel zu sein. 26. Das getrocknete Gehirneines Kameeis soll die fallende Sucht heilen, wenn man es mit Essig einnimmt; für den- selben Zweck sowie für Bräune wendet man die Galle mit Zusatz von Honig an. Der getrocknete Schweif macht Oeffnung, und die Asche des Mistes mit Oel vermischt das Haar kraus. Gegen Dysenterie und fallende Sucht schmiert man diese Asche auch auf oder nimmt davon so viel als man mit drei Fingern fassen kann ein. Der Harn soll den Walkern sehr dienlich sein, auch gegen fliessende Geschwüre angewendet werden können; fremde Völkerschaften sollen ihn fünf Jahre lang aufbewahren und um sich Oeffnung zu verschaffen, eine Hemina davon trinken. Zur Vertreibung des viertägigen Fiebers flechtet man die Haare am Schweif zusammen und bindet das Geflecht an den linken Arm. 27. Unter allen Thieren haben die Magier der Hyäne die grösste Bewunderung zu verschaffen gesucht; sie geben sogar an, sie hätten ihr die magischen Künste und die Kraft, wahnsinnige Menschen an sich zu locken, verliehen. Von dem jährlichen Wechsel des Geschlechts i) und sonstigen Seltsamkeiten dieses Thieres habe ich früher gehandelt; •) cl. h. ein Jahr sei ein und dasselbe Thier ein Männchen, das folgende Jahr ein Weibchen, u. s. f. Achtundzwanzigstes Buch. 31 jetzt will ich angeben, welche arzneiliche Kräfte dasselbe besitzt. Der Panther soll beim Herannahen einer Hyäne in solche Furcht gerathen, dass er nicht einmal Widerstand zu leisten wagt. Wer Hyänenleder bei sich trägt, soll von ihr nicht angefallen werden. Als eine Seltsamkeit wird augegeben, wenn man die Felle beider Thiere gegeneinander aufhänge, fielen aus dem des Panthers die Haare aus. Wenn die Hyäne vor dem Jäger fliehet, soll sie sich zur rechten Seite hin neigen, um die Fussstapfen des vorher- gegangenen Menschen zu betreten, und gelinge ihr diess, so werde der Mensch verrückt und falle sogar vom Pferde; neige sie sich aber nach der linken Seite hin, so wäre diess ein Zeichen, dass sie sich schwach fühle und leicht ge- fangen werden könne. Leichter soll der Jäger sie erreichen wenn er in seinen Gürtel und in die Peitsche, womit er sein Pferd regiert, sieben Knoten macht. Die in geheimniss- vollen Thorheiten unerschöpflichen Magier schreiben vor, man solle sie zur Zeit, wenn der Mond durch das Zeichen der Zwillinge geht, fangen und ein jedes einzelne Haar derselben aufheben. Die Kopfhaut des Thieres soll man gegen Kopfweh aufbinden. Gegen triefende Augen streicht man die Galle auf die Stirn; um aber von diesem Uebel überhaupt verschont zu bleiben, kocht man die Galle vor ihrer Anwendung mit drei Bechern attischen Honig und einer Unze Safran; das letztere Mittel heilt auch trübe Augen und den Staar, und wirkt noch besser, wenn es längere Zeit in einer cyprischen Büchse aufbewahrt worden ist. Ferner übt dasselbe günstige Wirkung auf Augenge- schwüre, Rauhheiten und Auswüchse an den Augen, und auf Narben aus; den grauen Staar aber behandelt man mit einer Mischung von abgeschäumtem Honig und dem beim Braten der frischen Leber abfliessenden Safte. Die einzelnen Glieder des Thiers soll man an das entsprechende schmerzende Glied binden, so die Schulterblätter bei Schmerzen in der Schulter und im Oberarm. Die Zähne verschaffen schon durch Berühren Linderung des Zahnwehs; bindet man die Zähne aus der linken Kinnlade in Schaf- 32 Achtundzwanzigstes Buch. oder Ziegenfell auf, so vergeht das Kneipen im Magen. Die Lunge verspeist man bei Verstopfung, die Asche der- selben legt man mit Oel auf den Bauch, das Rückenmark mit altem Oel und Galle für die Sehnen, von der Leber isst man bei viertägigem Fieber dreimal vor dem Anfalle; die Asche des Rückgrats kocht man mit der Zunge und dem rechten Fusse eines Seekalbes und mit Ochsengalle und legt diese Zubereitung, auf Hyänenfell gestrichen auf au Gicht leidende Theile. Gegen letztere Krankheit soll man auch die Galle nebst dem assischen Steine i) mit Er- folg anwenden können. Zitternden, Auffahrenden, an Krämpfen und Herzklopfen Leidenden giebt man etwas von dem gekochten Herzen zu essen, brennt das übrige zu Asche und legt diese mit Hyänengehirn auf. Dieselbe Mischung hat auch die Kraft die Haare wegzubeizen; Galle allein thut diess zwar auch, doch muss man in diesem Falle die Haare, welche nicht wieder wachsen sollen, zuvor aus- raufen. Ebenso verfährt man, um aus den Augenbrauen die unnützen Haare wegzuschaffen. Bei Lendenschmerzen soll man das Fleisch von den Lenden essen oder mit Oel auflegen. Den Weibern empfiehlt man gegen Unfruchtbar- keit ein Hyänenauge mit Süssholz und Anethum zu essen, und versichert, dass sie dann innerhalb drei Tagen empfingen. Gegen nächtliche Angst und Furcht vor Ge- spenstern soll einer von den grossen Zähnen, mit einem Faden angebunden, helfen. Man empfiehlt, Rasende mit diesen Zähnen zu räuchern und sie nebst dem Nierenfette, der Leber oder dem Felle vor die Brust zu binden. Frauen, welche das weisse Brustfleisch der Hyäne nebst sieben Haaren dieses Thiers und dem Geschlechtstheile eines Hirsches in das Fell einer Gazelle binden und dieses Bündel an ihren Hals hängen, versichert man, dass sie nicht abor- tiren werden. Der Genuss der Geschlechtstheile mit Honig, >) Kalkstein, den man am besten bei Assos in Troas fand, und der unter anderm auch die Kraft hatte, Leichname in kurzer Zeit (40 Tagen) in Verwesung zu setzen, daher man die Särge damit auslegte. S. XXXVI. B. 27. Cap. Achtundzwanzigstes Buch. 33 dergestalt, dass eine männliche Person den männlichen, eine weibliche den weiblichen Geschlechtstheil des Thieres isst, soll zum Beischlafe reizen, wenn auch die Männer den- selben verabscheuen. Ja in einem ganzen Hause soll Ein- tracht herrschen, wenn man das Geschlechtsglied und einen Wirbel des Rückgrats, welcher der atlantische heisst und der erste ist, mit dem daran hängenden Felle aufbewahrt. Dieser Wirbel gehört auch unter die Mittel gegen die Epilepsie. Durch Brennen des Fettes verjagt man die Schlangen, durch den Genuss der Kinnlade mit Anis be- freiet man sich von dem Frostschauder, und durch Räuchern mit dem Fette befördert man den Monatsfluss der Weiber. Die Thorheit geht so weit, dass man behauptet, Derjenige, welcher sich einen Zahn aus dem rechten Oberkiefer an den Arm binde, träfe beim Schiessen oder Werfen niemals fehl. Wer den gedörrten Gaumen mit ägyptischem Alaun warm mache und dreimal in seinem Munde umwende, soll von stinkendem Athem und Mundgeschwüren befreiet werden. Wer die Zunge des Thiers unter seinem Fusse im Schuhe mit sich führe, werde von Hunden nicht angebellt. Auf- legen des linken Theils des Gehirns auf die Nase soll bei Menschen und andern vierfüssigen Thieren bösartige Krank- heiten mildern. Die Stirnhaut soll gegen Behexungen schützen; gegen Lendenschmerzen soll man das Fleisch vom Genick frisch oder gedörrt verzehren. Mit den, Sehnen vom Rücken und dem Vorderbug räuchert man gegen Sehnenschmerzen. Wenn man bei Weibern die Lefzen (der Schaam) mit den Haaren der Schnauze berührt, werden sie geil. Die Leber hilft, in einem Tranke verzehrt, gegen Bauchgrimmen und Blasensteiue , das Herz ebenso oder für sich genossen gegen alle körperlichen Schmerzen, die Milz gegen Milzkraukheiten, das Netz mit Oel gegen ent- zündete Geschwüre, das Mark gegen Schmerzen im Rück- grat und schlaffe Nerven. Die Nerven der Nieren empfiehlt man mit Wein zur Wiedererlangung der durch Zauberei verlorenen Fruchtbarkeit. Die Gebärmutter wird mit der Schale eines süssen Granatapfels in einem Tranke bei Wlttatein: Plinius. V. Bd. q 34 Achtundzwanzigstes Buch. Fehlern der Gebärmutter gegeben. Wenn die Kreisenden mit dem Fette aus den Lenden geräuchert werden, sollen sie auf der Stelle gebären. Das Mark aus dem Rücken soll aufgebunden gegen leere Einbildungen gut sein; mit dem männlichen Gliede räuchert man in Krämpfen Liegende; mit den aufbewahrten Füssen berührt man triefende Augen, gebrochene und entzündete Glieder, und zwar mit den rechten Füssen die linken und mit den linken die rechten Glieder. Hält man den linken Fuss über eine Kreisende, so soll sie sterben, während der rechte ihr eine leichte Ent- bindung verschafft. Die in der Galle befindlichen Häutchen giebt man für sich oder mit Wein bei Magenkrankheiten, die Blase mit Wein bei unfreiwilligem Harnen, den in der Blase befindlichen Harn mit Oel, Sesam und Honig bei an- haltendem Kummer. Mit der ersten und achten Rippe räuchert man Bruchschäden, mit den Rtickgratknochen Kreisende. Das Blut wird mit Polenta gegen Bauchgrimmen eingegeben; bestreicht man damit die Thürpfosten, so sollen die Künste der Magier unwirksam bleiben, auch die Götter weder herausgefordert, noch angeredet werden können, man mag diess mit Lichtern, einer Schüssel, einer Kugel oder auf irgend eine andere Weise versuchen. Der Genuss des Fleisches und noch mehr der Leber soll ein wirksames Mittel gegen den Biss toller Hunde sein. Findet man in dem Magen einer Hyäne Fleisch oder Knochen eines Menschen, so räuchert man damit gichtische Glieder und verspricht günstigen Erfolg davon; findet man Nägel oder Klauen darin, so soll diess den nahe bevorstehenden Tod eines der Jäger bedeuten. Die Excremente oder Knochen, welche das Thier von sich giebt, während es getödtet wird, sollen vor den Betrügereien der Magier schützen. Der in den Eingeweiden sich vorfindende Mist soll getrocknet und in einem Tranke genommen gegen Dysenterie, mit Gänse- fett aufgeschmiert gegen Vergiftungen des ganzen Körpers, das Fett aber aufgeschmiert oder das Fell untergelegt den von Hunden Gebissenen helfen. Gegentheils soll der, welcher eine Abkochrung der Asche des linken Fusses mit Achtundzwanzigstes Buch. 35 dem Blute eines Wiesels oder eine Abkochung des Auges an sich streicht, bei Allen verhasst werden. Alles über- trifft aber die Angabe, dass das äusserste Ende des Darm- kanals, wenn man es auch nur bei sich trüge, die unge- rechten Handlungen der Feldherrn und anderer Machthaber aufdecke und zum glücklichen Ausgange von Bittschriften, richterlichen Urtheilen und Processen verhelfe. Wer die Oeffnung jenes Darmendes an den linken Oberarm gebunden hat, soll das weibliche Geschlecht so geil machen können, dass, wenn er eine ansieht, sie ihm sogleich folgt. Wenn man die Asche der Haare von eben der Stelle des Hyänen- körpers mit Oel Männern aufstreicht, welche in Laster und Verweichlichung verfallen sind, so sollen sie strenge und züchtige Sitten annehmen. 28. Fast ebenso fabelhaft sind die Angaben in Bezug auf das Krokodil, jenes grosse Thier, welches im Wasser und auf der Erde leben kann. Es giebt zwei Arten; die Zähne aus dem rechten Kiefer der einen Art reizen (mag es glauben wer da will) zum Beischlaf, wenn man sie an den linken Oberarm bindet. Die (bekanntlich hohlen) mit Weihrauch ausgefüllten Eckzähne verhindern den Eintritt der periodischen Fieber, wenn man sie dem Kranken an- bindet und ihn Denjenigen, welcher sie angebunden hat, fünf Tage lang nicht sehen lässt. Dieselbe Kraft sollen die aus dem Leibe genommenen Steinchen gegen die von Zeit zu Zeit kommenden Fieberschauder haben; zu gleichem Behufe beschmieren die Aegypter ihre Kranken mit Krokodil- fett. — Die andere Art ist jener ähnlich, aber weit kleiner, wohnt nur auf dem Lande und lebt von sehr angenehm riechenden Blumen. Dieser Nahrung wegen findet man die Eingeweide dieses Thieres mit einer angenehm duftenden Materie angefüllt, welche man sorgfältig sammelt, Kroko- dilskoth nennt und nebst Lauchsaft mit Nutzen bei unter- laufenen und trüben Augen anwendet. Mit Cyperöl aufge- legt vertreibt er die lästigen Auswüchse im Gesichte, mit Wasser alle flechtenartigen Fehler im Gesichte und verleihet 36 Achtundzwanzigstes Buch. diesem die gehörige Glätte wieder, nimmt auch Sommer- sprossen und alle anderen Arten von Flecken hinweg. Gegen Epilepsie verordnet man zwei Obolen schwer davon mit Essigmeth. An die Schaam gelegt befördert er den Monatsfluss. Am besten ist der weisseste, zerreiblichste, leichteste und beim Reiben zwischen den Fingern gleichsam gährende (aufschwellende). Man wäscht ihn wie Bleiweiss. Er wird mit Stärkmehl oder cimolischer Kreide verfälscht und zwar meistens von Denen, welche die Thiere fangen und sie bloss mit Reis futtern. Die mit Honig versetzte Galle des Thiers ist eins der besten Mittel gegen den Staar. Mit den Eingeweiden und übrigen Theilen des Körpers räuchert man Weiber, welche an Mutterbeschwerden leiden, und umgiebt sie hernach mit der Haut des Thieres. Die Asche der Haut von beiden Arten legt man mit Essig auf Stellen, welche geschnitten werden müssen; auch der Rauch der brennenden Haut betäubt den Schmerz der Schnitt- wunden. Das Blut beider Arten macht aufgestrichen die Augen hell und befördert die Vernarbungeu. Den ganzen Körper, mit Ausnahme des Kopfes und der Füsse, verspeist man gesotten gegen Hüftweh, anhaltenden Husten besonders bei Kindern, und Lendenschmerzen. Bestreicht man mit ihrem Fette das Haar, so fällt es aus; wer sich damit ein- gerieben hat, wird von Krokodilen nicht angefallen; endlich legt man es auch auf deren Bisse. Das Herz soll, in der Wolle eines schwarzen Schafs, an dem keine andere Farbe zu bemerken ist, einer zum ersten Male Entbundenen an- geknüpft das viertägige Fieber vertreiben. 29. Ich will hier sogleich das nöthige über die dem Krokodil ähnlichsten und gleichfalls ausländischen Thiere anknüpfen und zunächst vom Chamaeleon handeln, welches Democrit eines ganzen Buches würdig erachtete und glied- weise vergötterte; ich habe dieses Buch, ein neues Zeugniss der Lügenhaftigkeit und des Leichtsinns der Griechen, mit vielem Vergnügen gelesen. Das Chamaeleon gleicht auch in der Grösse dem Krokodile, nur hat es ein stachlicheres Achtundzwaczigstes Buch. 37 und gekrümmtes Rückgrat und einen grossem Schwanz. Es ist das furchtsamste aller Thiere und wechselt daher so oft seine Farbe. Seine grösste Kraft übt es auf die Habichte aus, denn es soll denselben, wenn er darüber hinfliegt, zu sich herabziehen und gleichsam anderen Thieren zum Zerreissen überliefern. Democrit sagt, wenn man seinen Kopf und Hals mit Eichenholz verbrenne, oder auch die Leber auf Ziegelsteinen röste, erfolge Platzregen und Donner zu gleicher Zeit. Was er sonst noch Zauberisches von diesen Thieren angiebt, will ich, weil ich es für falsch halte, im Allgemeinen übergehen, und nur desjenigen Er- wähnung thun, was ich mit Lachen widerlegen kann. Das dem lebenden Thiere ausgerissene rechte Auge soll mit Ziegenmilch das weisse Fell auf den Augen, die ange- bundene Zunge die Gefahren beim Gebären beseitigen. Wenn das Thier bereits in einem Hause sei, wirke es heilsam auf Kreisende, werde es aber erst hineingebracht, verderblich. Die dem lebenden Thiere entnommene Zunge soll den Gerichtsverhandlungen einen günstigen Ausgang verschaffen. Das Herz wird in schwarzer Wolle von der ersten Schur gegen das viertägige Fieber aufgebunden. Den rechten Vorderfuss bindet man in einem Hyänenfelle an den linken Arm gegen Räubereien und nächtliche Furcht, ebenso die rechte Brust gegen Angst und Schrecken. Den linken Fuss soll man nebst dem Kraute Chamaeleon in einem Ofen dörren, mit Zusatz einer Salbe zu Kügelchen formen und diese in einem hölzernen Gefässe bei sich tragen, um (diess glaube wer da will) von Andern nicht gesehen zu werden. Der linke Bug soll zum Siege über Gegner und Feinde verhelfen, wenn nämlich diese auf weg- geworfene Sehnen jenes Gliedes treten. Ich schäme mich wieder zu erzählen, welche seltsame Kräfte er der linken Schulter zuschreibt, wie man dadurch Träume beliebiger Art und beliebigen Personen verschaffen kann; alles diess hebe aber der rechte Fuss wieder auf, sowie durch die rechte Seite die Schlafsucht hervorgerufen, durch die linke wieder beseitigt werde. Kopfschmerzen sollen vergehen, 38 Achtundzwanzigstes Buch. wenn man den Kopf mit Wein, worin eine der beiden Seiten gelegen hat, besprenge. Wenn man die Fiisse mit Schweinemilch, welcher die Asche des linken Schenkels oder Fasses hinzugesetzt ist, bestreicht, soll mau das Podagra bekommen. Die Galle soll, drei Tage lang auf- gelegt, den grauen Staar und das Unterlaufen der Augen fast ganz heilen; tröpfele mau sie ins Feuer, liefen die Schlangen weg, giesse man sie ins Wasser, so versammelten sich die Aalraupen, und wenn man den Leib damit be- schmiere, gingen die Haare aus. Letztere Wirkung habe auch die mit der Lunge einer Kröte aufgelegte Leber. Durch die Leber sollen ferner die Liebestränke ihre Wirkung versagen. Schwermiitliige sollen genesen, wenn sie den Saft des Krautes Chamaeleon aus der Haut des Thieres trinken. Wenn man die Eingeweide und deren Inhalt (dieses Thier frisst nämlich nichts) mit Affenharn au die Thür der Feinde streicht, so sollen diese den Hass aller Menschen auf sich laden. Durch den Schwanz sollen Flüsse und heftige Wasserströmuugen aufgehalten und die Schlangen in tiefen Schlaf versetzt werden. Wenn mau den Schwanz mit Ceder und Myrrhe würzt, an einen doppelten Palm- zweig bindet und damit ins Wasser schlägt, so soll es sich so zertheilen, dass man alles durin befindliche zu Gesicht bekommt; und es wäre nur zu wünschen, dass auch Democrit mit einem solchen Zweige berührt worden wäre, weil er versichert, die unmässige Schwatzhaftigkeit würde dadurch eingeschränkt. So viel steht fest, dass dieser sonst so scharfsinnige und gemeinnützige Mann durch seinen allzugrossen Eifer, dem Menschen zu helfen, in gewaltige Fehltritte verfallen ist. 30. Ein ähnliches Thier ist der Scincus, den Einige auch für das Landkrokodil halten, obgleich er eine weissere Farbe und dünnere Haut hat; vom Krokodil unterscheidet er sich aber besonders dadurch, dass die Schuppenreihen vom Schwänze nach dem Kopfe zu gerichtet sind. In Indien ist er grösser als in Arabien. Man bringt ihn eingesalzen Achtundz^ranzigstes Buch. 39 ZU uns. Schnauze und Füsse wendet man in weissem Weine als Liebesmittel an, gewöhnlich dergestalt, dass aus einer Mischung von einer Drachme jener Theile, eben so viel Satyrium, Erucasamen und zwei Drachmen Pfeffer Kügelchen geformt und von diesen je eine Drachme ge- nommen werden; für noch kräftiger zu demselben Zweck hält man zwei Obolen Fleisch von der Seite, mit Myrrhe und Pfeffer auf gleiche Weise zubereitet. Das Thier dient auch, wie Apelles ^) angiebt, gegen Vergiftung mit Pfeilen, wenn man vorher und nachher davon einnimmt. Ferner setzt man es zu den wirksamsten Gegengiften. Sextius sagt, mehr als eine Drachme in einer Hemina Wein ge- nommen wirke tödtlich. Auch soll ein Absud davon mit Honig die Geilheit vertreiben. 31. Das Flusspferd, der Erfinder des Aderlasses wie ich angegeben habe, ist dem Krokodile in Bezug auf den Aufenthaltsort in einem Flusse 2) und die doppelte Lebens- weise verwandt. Es findet sich in grösster Anzahl oberhalb der saitischen Statthalterschaft. Die Asche der Haut legt man mit Wasser auf Fettbeulen; das Fett sowie der Mist heilen, wenn man damit räuchert, das kalte Fieber. Mit den Zähnen aus der linken Kinnlade ritzt man das Zahn- fleisch, um Zahnweh zu vertreiben. Wenn man das Fell von der linken Seite der Stirn an die Schaam bindet, wird die Lust zum Beischlafe vertrieben; die Asche desselben ruft auf Glatzen das Haar wieder hervor. Eine Drachme von den Hoden lässt man mit Wasser gegen Schlangen nehmen. Des Blutes bedienen sich die Maler. 32. Auch die Luchse, die scharfsinnigsten aller vier- füssigen Thiere, sind in fremden Ländern einheimisch. Auf *) Jedenfalls nicht der gleichnamige Maler. Ob er mit dem unter den Autoren des XXXI. B. erwähnten A., oder mit dem unter den Autoren des XXXII. B. aufgeführten A. aus Thasus, oder ob diese drei Personen identisch sind, lässt sich nicht bestimmen. 2; dem Nil. 40 Achtundzwanzigstes Buch. der Insel Carpathus bereitet man aus sämmtlichen Klauen und dem Felle des Thieres durch Verbrennen ein höchst wirksames Mittel. Der daraus erzielte Trank hält die Männer von Hurerei ab, besprengt man damit die Weiber, so verlieren sie die Geilheit und das Jucken auf dem Leibe. Mit seinem Harne hält man das beständige Triefen der Blase auf; deswegen soll das Thier denselben sogleich vermittelst seiner Füsse mit Erde überschütten. Uebrigens empfiehlt man den Harn auch gegen Schmerzen in der Kehle. — So viel von ausländischen Thieren. 33. Jetzt wollen wir zu unserm Erdtheile zurückkehren und zuerst von den allgemeinern und bewährten Mitteln der Thiere handeln. Den Anfang unter diesen möge die Milch machen. Für ein jedes Geschöpf ist die Milch seiner eignen Mutter am heilsamsten. Es ist sehr schädlich, wenn nährende Mütter schwanger werden, denn daraus gehen die Kinder hervor, welche man Colostrati nennt, weil dann die Milch käseartig verdickt wird. Das Colostrum ist aber die dicke schwammige, gleich nach der Geburt aus den Brüsten kommende Milch. Am nährendsten überhaupt ist die menschliche Milch, dann folgt die Ziegenmilch, daher vielleicht die Fabel, dass Jupiter damit gesäugt sei. ^) Nach der menschlichen Milch ist die des Kameeis am süssesten, die des Esels am wirksamsten. Die Milch von grossen Thieren geht leichter wieder ab. Die der Ziegen passt am besten für den Magen, weil diese Thiere mehr Baumlaub als Kräuter fressen. Die Kuhmilch eignet sich mehr zur medicinischen Anwendung. Die Schafmilch ist süsser und nährender, bekommt aber wegen ihrer bedeutenden Fettig- keit dem Magen nicht gut. Im Frühjahre und von jungen Thieren ist die Milch stets wässriger als im Sommer; am besten aber dann, wenn sie auf den Nagel getröpfelt nicht abfliesst, sondern hängen bleibt. Gekocht, namentlich mit ') Die Mythe nennt diese Ziege Amalthea. Achtundzwanzigstes Buch, 41 Zusatz von Steinchen aus dem Meere, schadet sie noch weniger als roh, verursacht auch weniger Blähungen. Er- öffnend wirkt am meisten die Kuhmilch. Die Milch er- weist sich heilsam bei allen innerlichen Geschwüren, namentlich an Nieren, Blase, Gedärmen, Schlund, Lunge, aussen bei Jucken der Haut und Samenergüssen in Folge nicht gepflogenen Beischlafs. Dass in Arkadien die Schwind- süchtigen, Abzehrenden und dergleichen Kranken Kuhmilch trinken, habe ich bei den Kräutern erwähnt. Man kennt Beispiele, dass Menschen durch Trinken der Eselsmilch von Hand- und Fussgicht geheilt worden sind. Die Aerzte unterscheiden noch eine Art Milch, welche die geschiedene i) heisst und auf folgende Art bereitet wird. Man bringt in einem neuen irdenen Geschirre Ziegenmilch zum Sieden, setzt unter Umrühren mit einem Feigenaste so viele Becher Meth hinzu als Heminä Milch genommen sind, senkt, um das Ueberlaufen zu verhüten, einen mit kaltem Wasser gefüllten silbernen Becher hinein, doch so, dass nichts von der Flüssigkeit in den Becher und nichts aus diesem in jene kommt, und nimmt das Gefäss vom Feuer; beim Er- kalten trennt sich dann die Molken von der Milch. Einige kochen die durch den Meth schon sehr kräftig gewordenen Molken noch bis zum dritten Theile ein und lassen sie unter freiem Himmel erkalten. Man trinkt am besten täglich in Zwischenräumen eine Hemina davon und fünf Tage nach einander; nach dem Trinken ist es gut, sich Bewegung zu machen. Die Krankheiten, bei denen sie indicirt ist, sind Epilepsie, Melancholie, Lähmung, Krätze, Elephantiasis und Gliederübel. Man giesst auch Milch auf von Medicamenten zerfressene Stellen; wenn in Folge von Dysenterie ein Brennen (im After) eintritt, wendet man einen Absud von Milch mit Meersteinchen oder Gersten- Ptisane an. Gegen Anfressungen in den Eingeweiden eignet sich am besten die Milch von Kühen und Schafen. Auch frische Milch wird gegen Dysenterie angewendet; rohe gegen ') schiston. Eine Art Molken. 42 Achtundzwanzigstes Buch. Kolik, Mutterübel, Schlangenbisse, Fichtenraupen, Bupresten, Canthariden und Salamander; Kuhmilch insbesondere gegen das Gift des Colchicum, Dorycnium, der Cicuta und des Seehasen, Eselsmilch gegen Gyps, Bleiweiss, Schwefel, Quecksilber, auch gegen Hartleibigkeit bei Fieber. Bei Geschwüren im Halse gurgelt man sich zweckmässig mit Milch. Sogenannten abgezehrten Personen, welche nur langsam ihre Kräfte wieder bekommen, sowie Fieberkranken, wenn sie kein Kopfweh haben, giebt man Milch zu trinken. Ein Geheimmittel bei den Alten war, Knaben vor dem Essen oder wenn sie nach dem Essen Reissen spürten, eine Hemina Eselsmilch oder in deren Ermangelung Ziegenmilch zu geben. Den Engbrüstigen bekommen die Molken der Kuhmilch mit Zusatz von Nasturtium sehr gut. Auf triefende Augen schlägt man Milch, welche zu einer Hemina mit vier Drachmen Sesam versetzt ist. Bei Milzleiden trinkt man drei Tage lang, ohne irgend etwas anderes zu ge- messen, Milch von Ziegen, welche man zwei Tage hat hungern und am dritten Tage Epheu fressen lassen. Im Uebrigen zeigt sich die Anwendung der Milch ungünstig bei Kopfweh, Leber-, Milz- und Nervenleiden, Fieber, Schwindel, ausgenommen wenn Reinigung beabsichtigt wird, ferner bei Schnupfen, Husten und triefenden Augen. Schweinemilch ist ein vorzügliches Mittel bei Stuhlzwang, Dysenterie und Schwindsucht, soll auch dem weiblichen Geschlechte sehr heilsam sein. • 34. Von den verschiedenen Arten Käse habe ich bei Ge- legenheit der Euter und einzelnen Glieder der Thiere ge- handelt. Sextius sagt, der Stutenkäse, den man Hippace nennt, habe dieselben Wirkungen wie der Kuhkäse. Nicht gesalzener d. h. frischer bekommt dem Magen gut. Alter Käse ist noch besser für den Magen, stopft und verhindert die Dickleibigkeit, und überhaupt macht alles Gesalzene mager, alles Weiche fett. Frischer Käse mit Honig heilt blaue Flecken, weicher hemmt den Durchfall. Aus Käse geformte, in herbem Weine gekochte und dann in einer Achtundzwanzigstes Buch. 43 Scliüssel mit Honig geschmorte Kügelehen vertreiben das Bauchgrimmen. Den sogenannten faulen Käse ^) verordnet man mit Salz, trocknen Ariesbeeren und Wein innerlich gegen Verstopfung; zerriebenen Ziegenkäse, sovrie sauren Käse mit Sauerhonig versetzt legt man auf die Carbunkeln an den Geschlechtstheilen. Mit Oel vermengten Käse streicht man im Bade auf Flecken. 35. Aus der Milch wird die Butter bereitet; bei den fremden Völkerschaften gehört sie zu den gepriesensten Speisen und unterscheidet den Reichen von dem gemeinen Manne. Die meiste macht man aus der Kuhmilch, daher ihr Name 2); die fetteste liefert die Schafmilch; auch die Ziegenmilch wird dazu verwendet. Zu ihrer Darstellung stellt man die Milch im Winter in die Wärme, im Sommer ii^it diess nicht nöthig; der abgenommene Rahm wird in langen Gefässen, welche oben zum Eintritt der Luft nur eine kleine Oeffnung, die aber wieder zugebunden wird, haben, heftig gerüttelt, nachdem man, um Säurung zu be- wirken, etwas Wasser hinzugefügt hat. Was dabei am meisten zusammengezogen ist, schwimmt oben auf; man nimmt diess heraus, versetzt es mit Salz und nennt es Buttermilch. 3) Das Uebrige erhitzt man in Töpfen; was sich oben als ein Oel ausscheidet, ist die Butter. Je stärker sie schmeckt, für um so besser wird sie gehalten. Zu vielen Compositionen wird alte Butter genommen. Sie hat die Eigenschaften zusammen zu ziehen, zu erweichen, auszu- füllen und zu reinigen. 36. Die saure Milch wird auch auf die Weise bereitet, dass man zu frischer etwas saure setzt. Sie bekommt dem Magen vortrefflich. Von ihren Wirkungen werde ich später reden. ') sapros. *) butyrum von ßoiq. ^) oxvgala, eigentlich: saure Milch. 44 Aclitundzwanzigstes Buch. 37. Den nächsten Rang unter den allgemeinen Arznei- mitteln aus dem Thierreiche nimmt das Schmalz i), be- sonders das Schweineschmalz ein, welches hei den Alten sogar eine religiöse Bedeutung hatte, und noch jetzt be- obachten Neuvermählte den feierlichen Gebrauch, beim Ein- tritt in ihre Wohnung die Thürpfosten damit zu berühren. Man lässt es für sich oder mit Zusatz von Salz alt werden, und schätzt es um so mehr, je älter es ist. Die Griechen nennen es in ihren Werken Axungia. Man kennt die Ur- sache seiner Kräfte aus der Thatsache, dass das Thier von Wurzeln lebt. Eben darum lässt sich auch sein Mist zu so vielen Zwecken verwenden. Ich will übrigens in diesem Kapitel nur von dem Schweinefette reden. Man zieht das Fett der Sauen, und zwar solcher, welche noch nicht ge- worfen haben, vor, aber noch besser ist das der wilden Schweine. Es erweicht, erwärmt, vertheilt und reinigt. Einige Aerzte verordnen es gegen Podagra mit Gänse- schmalz, Rindstalg und Wollfett, sollten aber die Schmerzen fortdauern, mit Wachs, Myrte, Harz und Pech. Reines Schmalz heilt brandige Uebel zumal solche, welche durch Kälte entstanden sind, mit gleichen Theilen Gerstenasche und Galläpfeln aber Frostbeulen; wirkt auch heilsam auf gescheuerte Glieder, beugt der Müdigkeit und Erschlaffung auf Fussreisen vor. Wider anhaltenden Husten bereitet man ein Mittel durch Kochen von einem Viertelpfunde Schmalz in drei Bechern Wein und Zusatz von Honig. Ohne Zusatz von Salz alt gewordenes Schmalz heilt, in Pillen genommen, die Schwindsucht. Gesalzenes wird überhaupt nur bei solchen Schäden angewandt, welche zu reinigen und nicht aufgeschworen sind. Einige kochen für Schwind- süchtige ein Viertelpfund Schmalz mit ebenso viel Meth und drei Bechern Wein, lassen am vierten Tage Theer in einem Eie nehmen und Seiten, Brust und Schultern ein- binden. Das Schmalz besitzt eine solche Kraft, dass es ') adeps. Achtundzwanzigstes Buch. 45 denjenigen, welche es sich nur ans Knie binden, in den Mund steigt und dass sie es auszuspucken glauben. Das Schmalz von einer Sau, welche noch nicht geworfen hat, eignet sich am besten für die weibliehe Haut, jede Art aber für die Krätze, wenn man es mit einem Drittel Rindstalg und Pech zusammenschmilzt. Das reine Schmalz ernährt die zu früh abzugehen drohende Leibesfrucht, wenn man es auch nur wie eine Salbe applicirt. Mit Bleiweiss und Silberglätte versetzt, verleihet es den Narben dieselbe Farbe, welche die übrige Haut besitzt; mit Schwefel macht es rauhe Nägel glatt. Mit dem vierten Theile Galläpfeln ver- setzt verhindert es das Ausfallen der Haare und heilt die Geschwüre auf dem Kopfe der Weiber; die Haare der Augen räuchert man damit. Den Schwindsüchtigen ver- ordnet man es uuzen weise, so zwar, dass man es mit einer Hemina alten Weins bis auf drei Unzen einkocht; Einige thun auch etwas Honig hinzu. Auf Fettbeulen, Furunkeln und verhärtete Brüste legt man es mit Kalk. Es heilt ge- brochene, verreükte, verborgene und krampfhaft verzogene Glieder, mit weissem Elleborus Hühneraugen, Hautrisse und Schwielen, mit den feingestossenen Scherben eines Fisch- lakentopfes Ohrengeschwüre und Kröpfe. Wer sich damit einreibt, bekommt im Bade weder Jucken noch Blattern. Gegen Podagra wendet man es auch noch auf eine andere Weise an, man vermischt es nämlich mit altem Oel, einem feingepulverten Sargsteine i) und Quinquefolium, welches man in Wein, entweder mit Kalk oder Asche zerquetscht hat. Ferner bereitet man ein besonderes Pflaster aus 75 Pfund Schmalz und 100 Pfund Silberglätte, welches bei entzündeten Geschwüren sehr heilsam ist. Einreibungen mit Eberschmalz hält man überhaupt für sehr zweckmässig; auf umsichfressende Schäden streicht man eine Mischung desselben mit Harz. Die Alten bedienten sich desselben besonders zum Einschmieren der Wagenaxen um die Reibung *) lapis sarcophagus. S. XXXVI. B. 27. Cap. Auch Assischer Stein genannt. S. 27. Cap. dieses Buches. 46 Achtundzwanzigstes Buch. ZU vermindern, daher der Name Axungia, und aus dem selben Grunde bedienten sie sich auch dieser von den Rädern abgenommenen rostfarbigen Schmiere mit Erfolg zur Heilung der Schäden am After und männlichen Gliede. Uebrigens wandten sie das Schmalz auch für sieb an; für das Beste hielten sie das von den Nieren abgezogene, welches sie von den Sehnen und Häuten befreieten, mit Regen wasser anrieben, in einem neuen irdenen Geschirre wiederholt kochten (ausschmolzen) und dann aufbewahrten. Das gesalzene erweicht, erwärmt und vertheilt besser, und soll noch tauglicher sein, wenn es mit Wein gewaschen worden. Masurius sagt, die Alten hätten dem Wolfsschmalze den Vorzug gegeben und daher gewöhnlich mit diesem die Thürpfosten der Neuvermählten zur Abhaltung von Zaube- reien bestreiclien. 38. Was beim Schweine u. s. w. das Schmalz, das ist bei den Wiederkäuern der Talg, ein zwar mit andern Eigen- schaften begabtes, aber nicht minder kräftiges Fett. Man stellt es auf die Weise rein her, dass man es von den Sehnen und Häuten befreiet, mit See- oder Salzwasser wäscht, dann unter Zusatz von Seewasser in einem Mörser stampft, wiederholt kocht um allen Geruch zu entfernen und endlich in die Sonne stellt, wodurch es vollkommen weiss wird. Am besten ist der Nierentalg. Um alten wieder brauchbar zu machen, soll man ihn sclimelzen, hierauf wiederholt mit kaltem Wasser waschen, endlich mit Zusatz von recht wohlriechendem Weine wieder schmelzen und diese Operation so oft wiederholen, bis aller üble Geruch verschwunden ist. Diese besondere Behandlungsweise wollen Viele bei dem Fette der Ochsen, Löwen, Panther und Kameele angewendet wissen. Von seiner Anwendung soll später die Rede sein. 39. Auch das Mark gehört zu den allgemeinem Mitteln. Es erweicht, füllt aus, trocknet und erwärmt. Oben an steht das des Hirsches, dann folgen das Kalbs-, Bocks- und Achtundzwanzigstes Buch. 47 Ziegenmark. Es wird vor dem Eintritt des Herbstes ge- sammelt, noch frisch gewaschen, im Schatten getrocknet, dann geschmolzen, durch ein Sieb oder Leintuch geseihet und in einem irdenen Geschirre an einem kühlen Orte auf- bewahrt. 40. Von den den Thieren gemeinsamen Materien ist die Galle eine der vortrefflichsten und wirksamsten. Sie er- wärmt, beitzt, spaltet, zieht aus und vertheilt. Die Galle kleiner Thiere ist milder und wird daher für dienlicher zu Augenmitteln gehalten. Die Ochsengalle besitzt noch be- sonders kräftige Eigenschaften, so z. B. dient sie dazu, Metall und Leder mit einer Goldfarbe zu überziehen. Die Zubereitung jeder Art Galle besteht darin, dass man die Oeffnung der damit gefüllten Blase mit einem dicken Streifen Leinwand zubindet, diese dann eine halbe Stunde lang in kochendes Wasser taucht, hierauf den Inhalt im Schatten eintrocknet und mit Honig versetzt. Die Pferdegalle ver- wirft man und zählt sie zu den Giften, daher darf der oberste Opferpriester i) kein Pferd anrühren, während zu Rom bei den öffentlichen Opfern ein Pferd geschlachtet wird. 4L Sogar das Blut der Pferde besitzt beitzeude Eigen- schaften; auch das der Stuten, mit Ausnahme der noch nicht beschälten, frisst aus und nimmt den Geschwüren den Rand. Frisches Ochsenblut gehört zu den Giften, ausge- nommen in Aegira, denn dort trinkt die weissagende Priesterin der Erde, bevor sie in die Grotte hinabsteigt, Ochsenblut. Solche Macht hat die von mir schon besprochene Sympathie, dass sie sich zuweilen der Religion und dem Orte anpasst. Der Tribun Drusus soll Ziegenblut getrunken haben, um durch seine bleiche Farbe seinen Feind Q. Caepio in den Verdacht zu bringen, er habe ihn vergiftet. Bocks- blut härtet die Schneide eiserner Instrumente besser als *} Flamen sacrorum. 48 Achtundzwanzigstes Buch. jedes andere Mittel, und entfernt die Unebenheiten voll- ständiger als eine Feile. Man kann daher das Blut der Thiere nicht wohl zu den allgemeinen Mitteln zählen, sondern niuss seine Wirkung bei den einzelneu Individuen, von denen es kommt, in Betracht ziehen. 42. Ich will nun den Gebrauch der animalischen Arz- neien nach den einzelnen Fehlern und Krankheiten besprechen und hiebei vor allem gegen die Schlangen zu Felde ziehen. Jedermann weiss, dass die Hirsche ihre Todtfeinde sind, so zwar, dass diese sie aus ihren Höhlen hervorziehen und fressen, denn sie trachten ihnen nicht bloss nach dem Leben, sondern ihr Hass erstreckt sich auf jedes Glied der Schlangen, Dass sie durch den von brennendem Hirschhorn aufsteigenden Rauch vertrieben werden, habe ich bereits angegeben; sie sollen aber zu- sammenlaufen, wenn man die Knochen oben aus dem Halse der Hirsche verbrennt. Wenn man auf einer Hirsch haut schläft, hat man keine Schlangen zu fürchten. Nimmt man Hirschlab mit Essig ein, so wird man nicht gebissen; ja wenn man dasselbe auch nur in der Hand hält, beisst einen an diesem Tage keine Schlange. Auch die alten Hoden, die männliche Ruthe und den zweiten Magen i) giebt man mit Erfolg in Wein. Die Schlangen fliehen sogar vor Menschen, welche einen Hirschzahn bei sich tragen oder sich mit dem Marke oder Talg eines alten oder jungen Hirsches beschmiert haben. Eins der ausgezeichnetsten Mittel ist aber das Coagulum, welches man (wie ich be- richtet habe) aus dem Uterus einer jungen Hirschkuh ge- schnitten hat. Auch sollen die Schlangen zusammenlaufen, wenn man Hirschblut mit Dracontium, Cunilago, Anchusa und Mastixholz verbrennt, dagegen auseinander stäuben, wenn man statt jenes Blutes Pyrethrum -) hinzufügt. — Die griechischen Schriftsteller, erwähnen eines Thieres mit *) centipellio. -) Anthemis Pyrethrum L. Die Namen der übrigen Pflanzen sind schon in früheren Büchern erläutert. Achtundzwanzigstes Buch. 49 Namen Ophion, welches kleiner als der Hirsch aber ebenso behaart ist und nur in Sardinien vorkommen soll. Ich glaube, dasselbe existirt nicht mehr, halte es daher für überflüssig, die davon gebräuchlichen Arzneimittel mitzu- theilen. Wider die Schlangen empfiehlt man auch das Gehirn eines wilden Schweins nebst dem Blute, die alte Leber nebst Raute in Wein genommen, und das Schmalz nebst Honig und Harz; die Dosis der von den Fasern gereinigten Leber, Galle und des Gehirns ist vier Denare schwer, welche man mit Wein verordnet. Durch Brennen der Hörner oder Haare von Ziegen soll man sie vertreiben können; die Asche der Hörner wendet man innerlich und äusserlich mit Erfolg gegen Schlangenbisse an, zu dem- selben Zwecke dient ein Trank von Ziegenmilch mit ta- niinischen Trauben oder von Ziegenharn mit Meerzwiebel- essig, Auflegen von Ziegenkäse mit Origanum oder von Ziegentalg mit Wachs. Ausserdem nennt man noch Tau- sende von Hülfsmitteln von diesem Thiere, wie man später sehen wird, was ich übrigens bewundere, da dasselbe an Fieber leiden soll. Kräftiger sind die Wirkungen der wilden Art, welche, wie ich früher angegeben, in sehr zahlreicher Menge vorkommt. Anders verhält es sich mit den Böcken , denn Democrit sagt, die einzeln geboruen wären besser. Den Mist der Ziegen legt man, in Essig gekocht oder zu Asche verbraunt mit Wein, gegen Schlangenbisse auf; die von Schlangenbissen sich nur schwierig wieder Erholenden genesen in Ziegenställen am besten wieder, noch schneller aber erfolgt die Heilung, wenn man den in einer frisch geschlachteten Ziege vorgefundenen Mist sogleich auf die Wunde legt. Andere räuchern das frische Fleisch mit den Haaren von jungen Böcken und verjagen mit eben demselben Rauche die Schlangen. Man wendet auch ihr Fell bei Wunden an; das Fleisch und den Mist eines auf freiem Felde weidenden Pferdes sowie das Coagulum (die Gallerte) eines Hasen mit Essig gegen die Scorpione und Spitzmäuse. Wer sich mit Hasencoagulum eingerieben hat, soll nicht Wittstein: Plinius. V. Bd. 4 50 Achtundzwanzigstes Buch. einmal gestochen werden. Den von Scorpionen Gestochenen hilft noch kräftiger der mit Essig gekochte Ziegenmist, denen, welche den Käfer Buprestis verschluckt haben, das Fett und die davon bereitete Fleischbrühe als Trank. Ja, wenn Jemand einem Esel ins Ohr sage, er sei von einem Scorpion gestochen, fühle er sich sogleich geheilt; auch sollen alle giftigen Thiere die Flucht ergreifen, wenn man die Lunge eines Esels verbrenne. Ferner wirkt das Räuchern mit Kalbsmißt wohlthätig auf die von Scorpionen Ge- stochenen. 43. Die durch den Biss eines tollen Hundes entstan- denen Wunden schneiden Einige ringsum bis an das frische Fleisch weg, legen Kalbfleisch darauf, und lassen den Kranken Kalbfleischsuppe oder mit Kalk angestossenes Schmalz einnehmen. Wenn man dem Gebissenen eine Bocksleber auflegt, soll er keine Furcht vor dem Wasser bekommen; in dieser Beziehung empfiehlt man auch das Auflegen des Ziegenmistes mit Wein, ferner das Trinken einer Abkochung des Dachs-, Kukuk- und Schwalbenfleisches. Gegen die Bisse anderer Thiere wendet man trocknen Käse mit Origanum innerlich und äuserlich an; gegen Menschen- bisse gekochtes Eindfleisch und noch besser Kalbfleisch, welches man fünf Tage lang liegen lässt. 44. Gegen Hexereien empfiehlt man, eine alte Wolfs- schnauze an die Thore der Landgüter zu nageln; das Fell vom Nacken dieses Thieres soll dieselbe Wirkung ausüben. Zu den Kräften, welche der Wolf in so hohem Grade be- sitzt, muss ich, ausser den schon früher mitgetheilten, noch die hinzufügen, dass Pferde, welche in seine Fussstapfen treten, in Erstarrung gerathen. 45. Wer Quecksilber getrunken hat, nimmt Speck als Hülfs- niittel dagegen ein. Eselsmilch vernichtet die Wirkung der Gifte, namentlich von Hyoscyamus, Viscum, Cicuta, See- hasen, Opocarpathum, Pbaricum, Dorycnium und geron- Achtundzwanzigstes Buch. 51 nener Milch, denn auch diese kann schädlich wirken. Ich werde noch vieler anderer Anwendungen der Esels- mileh gedenken, muss aber hier ein für allemal hervor- heben, dass man sie im frischen oder, wenn sie ein wenig gestanden hat, erwärmten Zustande anwenden soll, weil sie sonst sehr bald ihre Wirkung versagt. Auch die Knochen des Esels verordnet man im zerkleinerten und gekochten Zustande gegen das Gift des Seehasen. Alles dieses ist aber besser vom wilden als vom zahmen Esel. Der wilden Pferde erwähnen die Griechen nicht, denn sie kommen in ihrem Lande nicht vor; aber auch von ihnen zeigt sich alles kräftiger als von den zahmen. Pferdemilch vernichtet ebenfalls das Gift des Seehasen und Pfeilgifte. Auch von Auerochsen und Büffeln findet man keine Mittel bei den Griechen, obgleich jene in den Wäldern Indiens zahlreich vorhanden sind; die von ihnen entnommenen Arzneien muss man gleichfalls für verhältnissmässig wirksamer als die von zahmen Ochsen halten. So sollen durch Kuhmilch gleicher- weise sämmtliche Gifte, namentlich die oben genannten, ferner verschluckte Ephemeren, Canthariden unschädlich gemacht und durch Erbrechen entfernt werden können; gegen Canthariden hilft auch Ziegenfleischsappe. Gifte aber, welche durch Ausschwären tödten, werden durch Kalbs- oder Ochsentalg bezwungen. Gegen verschluckte Blutigel verordnet man Butter mit in einem eisernen Gefässe warm gemachten Essig. Auch für sich ist die Butter ein Gegen- gift und vertritt, bei Mangel an Oel, des letztern Stelle. Die Bisse der Tausendfüsse heilt man mit Honig. Mit der aus dem Blättermagen ^) bereiteten Suppe, sowie mit Kalbs- talg glaubt man gleichfalls die oben genannten Gifte, na- mentlich aber Aconitum und Cicuta, unschädlich machen zu können. Frischer Ziegenkäse hilft gegen Viscum-Gift, Ziegenmilch mit taminischen Trauben gegen Ephemern und Canthariden, mit Mark gekochtes Ziegenblut gegen Pfeil- ') omasuni, der dritte Magen beim Rindvieh. 52 Achtundzwanzigstes Buch. gifte, Bocksblut gegen andere Gifte, Bockseoagulum gegen das Viscum, weisses Cbamaeleon und Ochsenblut, Haseneoagulum mit Essig auch gegen letzteres , das Coagulum des Hasen, Bockes oder Lammes zu einer Drachme mit Wein gegen die Stiche und Bisse alller Seegeschöpfe, besonders des Pastinak-Fisches. Haseneoagulum setzt man auch den Gegengiften zu. Auch der Schmetterling, welcher nach dem Lichte fliegt, wird zu den giftigen Thieren gerechnet; man wendet die Ziegenleber gegen ihn an, die Ziegengalle aber gegen das aus dem Landwiesel bereitete Zaubermittel. Nun wollen wir wieder zu den einzelnen Krankheiten zurückkehren. 46. Bärenschmalz mit Zusatz von Ladanum und Adiantum verhütet das Ausgehen der Kopfhaare, verbessert die Glatzen, und vermehrt, mit den Schnuppen der Lampen und dem über ihnen sich ansammelnden Russe versetzt, die Haare in den Augenbrauen. Kopfgrind heilt man mit Bärenschmalz oder gebranntem Hirschhorn in Wein (welches letztere vorzüglich auch das Einnisten der Läuse verhindert), mit Ziegengalle nebst cimolischer Kreide und Essig, welche Mischung auf dem Kopfe trocken werden muss, ferner mit Schweinegalle nebst Ochsenharn; ist der Grind aber schon alt, so fügt man den Mitteln noch Schwefel hinzu, um die Schuppen zu beseitigen. Durch Anwendung der Asche vom männlichen Gliede eines Esels soll das Haar dichter und vor dem Grauwerdeu bewahrt werden, wenn man ihr Blei und Oel zusetzt und diese Mischung auf die abgeschorenen Stellen streicht; denselben Zweck soll man mit dem männ- lichen Gliede eines Eselsfiillen nebst dessen Harne erreichen, nur setzt man hier, um den Ekel vor diesem Mittel zu be- nehmen, etwas Narde hinzu. Auf Glatzen legt man ein erwärmtes Gemisch von Ochsengalle und ägyptischem Alaun. Fliessende Kopfgeschwüre werden durch Ochsenharu, auch durch alten, mit Cyclamen und Schwefel versetzten Menschenharn gründlich geheilt; noch kräftiger dazu zeigt sich die Kalbsgalle, und fügt man ihr Essig hinzu, so werden Achtundzwanzigstes Buch. 53 auch die Nisse vertrieben. Mit Salz abgeriebener Kalbs- talg ist überhaupt ein sehr gutes Mittel bei Kopfgeschwtiren; man empfiehlt zu demselben Zwecke auch Fuchsschmalz, noch mehr Katzengalle mit gleichviel Senf aufgelegt. Das Pulver oder die Asche vom Ziegen- und noch mehr vom Bockshorne wendet man mit Zusatz von Natron, Tamarisken- samen, Butter und Oel gegen das Ausfallen der Haare an, und lässt zu diesem ßehufe den Kopf zuvor abscheeren. Die Asche des Ziegenfleisches streicht man mit Oel auf die Augenbrauen zum Zweck der Schwärzung. Ziegenmilch soll ebenfalls die Kopfnisse vertreiben, der Mist dieses Thiers mit Honig Glatzen wieder ausfüllen, und die Asche seiner Klauen mit Pech das Ausfallen der Haare verhüten, Kopf- schmerzen heilt die mit Myrtenöl versetzte Asche eines Hasen, auch das Trinken des Wassers, welches ein Ochs oder Esel beim Saufen übrig gelassen hat, ferner (wenn wir es glauben wollen) das Anbinden des männlichen Gliedes eines Fuchses, endlich die Asche vom Hirschhorn mit Essig, Rosenöl oder Lilienöl als Salbe. 47. Flüsse in den Augen heilt man mit Ochsentalg nebst gekochtem Oele, rauhe Stellen mit gebranntem Hirschhorn und am wirksamsten sollen dazu die Enden der Geweihe sein; unterlaufene Augen mit Wolfskoth, trübe Augen mit der Asche dieses Koths nebst Honig, sowie mit Bärengalle, Hitzblattern an den Augen mit wildem Schweineschmalz nebst Rosenöl. Narben und weisse Flecken im Auge mit der Asche des Eselshufs nebst Eselsmilch. Für die Haare und andere Fehler an den Augenlidern sowie für die Augenwinkel wendet man das Mark aus dem rechten Vorder- bein eines Ochsen mit Russ abgerieben an; den hiezu dienenden Russ erhält man am besten durch Brennen von Sesamöl mittelst eines papiernen Dochtes, und Zusammen- kehren des schwarzen Produkts mit einer Feder in ein neues Gefäss. Dasselbe Mittel erweist sich besonders kräftig bei ausgerauften Haaren. Aus Ochsengalle und Ei weiss bereitet man eine Augensalbe, welche in Wasser 54 Achtundzwanzigstes Buch. aufgelöst vier Tage lang als Augenwasser gebraucht wird. Kalbstalg mit Gänseschmalz und dem Safte des Ocimum wendet man zweckmässig bei Schäden au den Wangen an; Kalbsmark mit gleichen Theilen Wachs, Oel oder Rosenöl und einem Ei legt man auf verhärtete Wangen. Weicher Ziegenkäse vertreibt mit warmem Wasser aufgelegt die Augenflüsse; ist dieses Uebel von Geschwulst begleitet, so nimmt man statt warmem Wasser Honig, in beiden Fällen aber legt man noch einen Umschlag von warmen Molken über. Trockne Augenentzündungen vertreibt man durch Auflegen gebrannter und zerriebener Schweinekeulen. Die Ziegen und die Gazellen sollen niemals Augenentzündungeu bekommen, weil sie -gewisse Kräuter fressen; man räth daher, ihren Mist, in Wachs eingehüllt, zur Zeit des Neu- mondes zu verschlucken. Ferner, weil die Thiere bei Nacht ebensogut sehen wie bei Tage, hält man Bocksblut oder die in herbem Wein gekochte Leber einer Ziege für ein Heilmittel bei Blödsichtigen oder, wie die Griechen sie nennen, Nachtsehern. Einige reiben diese Kranken mit der beim Braten der Leber erhaltenen Flüssigkeit oder mit Ziegengalle ein, geben ihnen auch Ziegenfleisch zu essen und lassen den vom kochenden Fleische aufsteigenden Dampf so lange an die Augen streichen, bis letztere röth- lich geworden sind. Mau empfiehlt auch, die Augen mit der in einem Topfe gekochten oder gebratenen Leber zu räuchern. Die Ziegengalle wendet mau auf mehrfache Weise an, mit Honig gegen Dunkelheit der Augen, mit einem Drittel weisser Nieswurzel gegen den Staar, mit Wein gegen Narben, weisse Flecke, Trübheit, Winkelge- schwnre und Entzündungen der Augen; mit Kohlsaft gegen Fehler der Augenbrauen nachdem die Haare zuvor entfernt sind, dergestalt, dass das aufgelegte Mittel bis zum Trocken - werden liegen bleibt; mit Frauenmilch gegen Zerreissungen der Häutchen. In allen Fällen soll aber alte Galle wirk- samer sein. Gegen Flüsse und Schmerzen in den Augen empfiehlt man auch das Auflegen des Hasenmistes mit Honig, des Marks und der Lunge desselben Thiers; gegen Achtundzwanzigstes Buch, 55 Trübheit der Augen dessen Galle mit Rosinenwein oder Honig. Triefende Augen soll man mit Wolfsschmalz oder Schweinemark reiben. Ja, wer eine Fuehszuuge im Arm- bande trage, leide nie am Augentriefen. 48. Ohrenschmerzen und andere Fehler dieses Organs heilt der in einem Glase aufbewahrte Harn eines wilden Schweines, die Galle eines wilden oder zahmen Schweins oder eines Ochsen zu gleichen Theilen mit Ricinusöl und Rosenöl, namentlich aber die warme Ochsengalle mit Lauch- saft oder Honig, wenn das Ohr eitert. Gegen übelriechende Ohren wendet man reine Ochsengalle an, die in einer Granatapfelschale erwärmt worden ist. Verletzungen im Ohre heilt dieselbe Galle mit Zusatz von Frauenmilch; Einige empfehlen auch diese Mischung zum Auswaschen der Ohren bei Schwerhörigkeit. Andere waschen die Ohren mit warmem Wasser aus und stecken Wolle nebst abge- worfener, in Essig geweichter Schlangenhaut hinein; hat die Schwerhörigkeit bereits einen hohen Grad erreicht, so giessen sie Galle, welche mit Myrrhe und Raute in einei- Granatapfelschale erwärmt worden, oder auch frischen, in Rosenöl mit Hülfe der Wärme vertheilten Eselsmist in die Ohren oder stecken Speck hinein. Noch besser ist Pferde- schaum oder Asche vom frischen Pferdemist mit Rosenöl, Ochsentalg mit Gänseschmalz, frische Butter, Harn von Ziegen oder Ochsen oder alte erwärmte Walkerseife, und von diesen Mitteln lässt man den aufsteigenden Dunst ver- mittelst eines Flaschenhalses ins Ohr gelangen. Man setzt auch wohl den dritten Theil Essig und ein wenig Harn von einem Kalbe, welches noch kein Gras gefressen hat, hinzu; ferner vermischt man den Mist eines solchen Thiers mit seiner Galle und steckt diess Gemisch, wie auch die von den Schlangen abgelegte Haut in Wolle gewickelt in die Ohren, nachdem man letztere zuvor erwärmt hat. Weitere Htilfsmittel sind: Kalbstalg mit Gänseschmalz und Ocimum- saft, Kalbsmark mit gestossenem Cuminum. Gegen Ohren- schmerzen hilft die von einer Sau aufgefangene übelriechende 56 Achtundzwanzigstes Buch. Feuchtigkeit, bevor sie die Erde berührt hat; gegen Brüche in den Ohren der aus den Geburtsgliedern der Kälber be- reitete und wieder in Wasser aufgelöste Leim ; gegen andere Fehler Fuchsschmalz, ferner Ziegengalle mit lauwarmem Rosenöle oder Lauchsaft oder, wenn etwas zerrissen sein sollte, mit Frauenmilch; gegen Schwerhörigkeit Rindsgalle mit Ziegen- oder Bocksharn, auch wenn Eiter vorhanden ist. Alle diese Mittel sollen aber besser wirken, wenn sie 20 Tage lang in einem Ziegenhorne geräuchert sind. Man empfiehlt auch Hasengallerte zu einem Drittel Denar mit einem halben Denar Sagopenum in ammineischem Weine. Ohrengeschwüre vertreibt Bärenschmalz mit gleichen Theilen Wachs und Rindstalg vermischt; Einige setzen noch Hypocist hinzu, legen auch wohl Butter allein auf, nachdem vorher mit einem Absude des Foenum graecum gebähet worden ist. Stärker wirkt ein Zusatz von Strychnos. Auch die Hoden des Fuchses, trocknes zerriebenes Rindsblut, er- wärmter Ziegenharn eingetröpfelt und Ziegenmist mit Schmalz aufgelegt, erweisen sich heilsam. 49. Gegen wackelnde und schmerzende Zähne hilft ge- branntes Hirschhorn, wenn man damit einreibt oder den Mund ausspühlt; Einige halten feingestossenes rohes Hirsch- horn für kräftiger. Die Zahnpulver werden mit beiden Arten Hirschhorn bereitet. Ein wirksames Mittel ist auch die Asche eines Wolfskopfes. Die in den Excrementen des Wolfs sich meistens vorfindenden Knochen sollen ange- bunden denselben Dienst leisten; Hasengallerte hilft in die Ohren gegossen gegen Zahnweh, die Asche eines Hasen- kopfs wird mit Zusatz von Narde als Zahnpulver bei übel- riechendem Athem angewandt. Andere empfehlen zu diesem Zweck die Asche eines Mausekopfs. Mit dem nadelähn- lichen Knochen, welcher sich in der Seite des Hasen findet, soll man bei Zahnweh die Zähne kratzen. Wenn man einen angebrannten Ochsenpfoten an schmerzende lose Zähne hält, wachsen sie wieder fest; die Asche eines solchen Pfoten benutzt man mit Zusatz von Myrrhe als Zahnpulver, Achtundzwanzigstes Buch. 57 desgleichen die gebrannten Knochen aus den Pfoten der Schweine und die Knochen aus den Pfannen der Keulen, in welchem sich die Hüften drehen. Bekanntlich steckt man diese Knochen auch dem an Würmern leidenden Zugvieh in den Rachen; verbrennt befestigen sie die Zähne. Zähne welche durch Schlagen verletzt sind, werden durch Esels- milch oder gebrannte Eselszähne, auch durch Eingiessen von mit Pferdeausschlag versetztem Oel in die Ohren wieder hergestellt. Letzterer ist nicht die Hippomane, i) welche ich als sonst schädlich übergehe, sondern befindet sich an den Knieen und über den Hufen der Pferde. Mit dem den Eckzähnen ähnlichen Knochen, welcher in dem Herzen der Pferde steckt, kratzt man schmerzende Zähne; ebenso ver- fährt man mit einem aus der Kinnlade eines todten Pferdes gezogenen Zahne, doch muss dieser, der Zahl nach, gerade demjenigen entsprechen, welcher weh tbut. Anaxilaus giebt seltsamerweise an, weun man die widrig riechende Ab- sonderung der Stuten, nachdem sie besprungen sind, in Lampen verbrenne, so sähe man die Gestalten von Pferde- köpfen; und ebendasselbe berichtet er von den Eselinnen. Die Hippomane besitzt eine so gewaltige zauberische Kraft, dass, wenn sie der zum Gusse einer olympischen Stute bestimmten Erzmischung zugesetzt war, die einem solchen Standbilde genäherten Hengste vor Geilheit wüthend werden. Zahnschmerzen vergehen, wenn man in Wasser gekochten Tischlerleim auflegt, bald darauf wieder abnimmt, und nun sogleich den Mund mit Wein, worin die Schalen eines süssen Granatapfels gesotten sind, ausspühlt. Auch empfiehlt man zu diesem Zweck das Ausspühlen mit Ziegenmilch oder Ochsengalle. Die Asche von frischen Ziegenpfoten und — um nicht öfter ein und dasselbe zu sagen — von fast allen andern vierfüssigen Hausthieren ist ein beliebtes Zahnpulver. 50. Die Haut im Gesichte soll durch Eselsmilch glatt, zart und weiss erhalten werden, und man weiss, dass einige *) Der von den Stuten nach dem Beschälen abgesonderte Schleim. 58 Achtundzwanzigstes Buch. Frauen sich täglich damit waschen und zu diesem Behufe 700 Eselinnen halten. Poppaea, Nero's Gemahlin, führte diesen Gebrauch ein; sie Hess selbst den Fussboden der Badezimmer damit begiessen und desswegen mussten sie ganze Schaaren von Eselinnen stets begleiten. Schleimab- sonderungen im Gesichte werden durch Aufstreichen von Butter, welche noch zweckmässiger mit Blei weiss versetzt wird, geheilt; umsichfressende Schäden durch reine Butter, über welche man noch Gerstensaft legt; Geschwüre durch die noch nasse Haut, in der ein ebengebornes Kalb ge- steckt hat. Es scheint verwegen, aber des weiblichen Ge- schlechts wegen darf ich es doch nicht mit Stillschweigen übergehen, dass man behauptet, ein 40 Tage und Nächte hindurch bis zur gänzlichen Umwandlung in ein Fluidum verwandelter Pfoten von einem weissen jungen Rinde mache, in einem Läppchen aufgelegt, die Haut weiss und entferne die Runzeln. Ochsenmist soll die Wangen roth machen und selbst nicht vom Krokodilmist übertroffen werden, nur müsse man vor- und nachher mit kaltem Wasser waschen. Gegen die Einwirkung der Sommerhitze und anderer nach- theiligen Einflüsse auf die Haut hilft Kalbsmist, den man in der Hand mit Oel und Gummi durchknetet hat; gegen Geschwüre und Risse am Munde: Kalbs- oder Ochsentalg mit Gänseschmalz und Ocimumsaft, oder auch Kalbstalg mit Hirschmark und zerriebenen Blättern des weissen Dornstrauchs vermischt, das Mark selbst von einer Kuh mit Harz und Kuhfleischsuppe. Flechten am Munde heilt der aus den Geburtstheilen der Kälber bereitete Leim, mit Essig und lebendigem Schwefel verflüssigt und mit Hülfe eines Feigenzweigs durchrührt und zweimal am Tage auf- gelegt, Ausschläge; derselbe mit Honig und Essig gesottene Leim, ferner die warm aufgelegte Leber eines Bocks; Elephantiasis: die Ziegengalle; Ausschläge und Schuppen im Gesichte: die mit Natron versetzte Ochsengalle und der Harn eines Esels beim Aufgange des Hundssterns ; Flecken im Gesichte: die mit Wasser versetzte Galle der beiden soeben genannten Thiere, nur darf man sich, nachdem die Achtundzwanzigstes Buch. 59 Haut abgegangen ist, weder den Sonnenstrahlen noch dem Winde aussetzen. Aehnliche Wirkung hat die Ochsen- oder Kalbsgalle mit Zusatz des Samens der Cunila und der Asche des beim Aufgange des Hundssterns gebrannten Hirschhorns. Eselsfett verleihet den Stellen, wo Narben, Flechten und Ausschlag sich befanden, die natürliche Farbe wieder. Bocksgalle, welche mit Käse, Schwefel und Schwammasche bis zur Honigdicke versetzt ist, vertreibt die Sommerflecken. Andere ziehen zu diesem Zweck alte Galle vor, versetzen sie mit einem Obolus warmer Kleie und vier Obolus Honig und reiben vor dem Auflegen die Flecke stark; ferner wird Bockstalg mit Melauthium, Schwefel und Iris empfohlen. Gegen aufgesprungene Lippen dient Gänseschmalz, Hirsch mark, Harz und Kalk. Einige Schriftsteller behaupten, auf Personen, welche Sommei- flecken hätten, wären die Zaubereien der Magier ohne Wirkung. 51. Geschwollene Mandeln und schwärende Luftröhren werden durch Kuh- oder Ziegenmilch geheilt; man gurgelt sich damit so warm, wie sie von den Thieren kommt oder erwärmt sie zuvor künstlich. Besser wirkt die Ziegenmilch, wenn sie mit Malvenblättern und etwas Salz abgesotten ist. Gegen Geschwüre auf der Zunge und in der Luftröhre hilft Gurgeln mit Suppe aus dem dritten Eindsmagen i), gegen geschwollene Mandeln noch besonders Auflegen trockuer, mit Honig abgeriebener Fuchsnieren, gegen Bräune Ochsen- oder Ziegengalle mit Honig, gegen übelriechenden Athem Dachsleber in Wasser, gegen Geschwüre: Butter. Steckt eine Gräte oder sonst etwas im Halse, und man reibt den- selben aussen mit Katzenmist, so geht der einsteckende Körper entweder hinunter oder wird ausgeworfen. Kröpfe vertheilt lauwarm aufgelegte wilde Schweins- oder Ochsen- galle. Auf geschworene Kröpfe legt man Hasengallerte 60 Achtundzwanzligstes Buch. mit Wein in einem Leinläppchen. Zertheilend wirken auch Esels- oder Pferdehufasche mit Oel oder Wasser und warmem Urin, Ochsenklauenasche mit Wasser, heisser Ochsenmist mit Essig; Ziegentalg mit Kalk, Ziegenmist mit Essig und Fuchshoden. Von Nutzen ist hier auch die Seife, welche die Gallier erfunden haben und womit sie ihren Haaren einen röthlichen Glanz verleihen; man be- reitet dieselbe aus Talg, am besten von Ziegen, und aus Asche und von dieser zieht man die Buchenholzasche vor. Es giebt zwei Arten, steife und flüssige; beide sind in Deutschland mehr bei den Männern als den Weibern im Gebrauche. 52. Bei Schmerzen im Genick reibt man Butter oder Bärenschmalz, ißt Steifheit eingetreten, Ochsentalg ein; letzteren wendet man auch mit Oel bei Kröpfen an. Wenn man das Genick nicht biegen kann — eine Krankheit, welche Opisthotonie genannt wird — lässt man Ziegenharn darauf giessen oder Ziegenmist mit Zwiebeln auflegen. Auf zerquetschte Nägel bindet man die Galle irgend eines Thieres , auf Nagelgeschwttre an den Fingern eingetrocknete und wieder in Wasser gelöste Galle; Einige setzen noch gleiche Theile Schwefel und Alaun hinzu. 53. Husten heilt die Leber eines Wolfs mit lauwarmem Wein, auch Bärengalle mit Honig, die Asche von den obersten Spitzen eines Ochsenhorns oder der Speichel eines Pferdes, den man drei Tage lang einnehmen müsse, worauf Genesung erfolge, während das betreffende Pferd stürbe; ferner die Lunge eines Hirsches (am besten eines Spiessers) nebst dessen Kehle im Rauche getrocknet, dann mit Honig angestossen und täglich als Latwerge genommen. — Gegen Blutauswurf empfiehlt man gebranntes Hirschhorn und Hasengallerte zu einem Drittel Denar mit samischer Erde und Myrtenwein getrunken; gegen nächtlichen Husten Hasen- mistasche mit Wein des Abends genommen; räuchert man mit Hasenhaaren, so wird der Auswurf aus den Lungen Achtundzwanzigstes Buch. (31 befördert. Eiternde Brust- und Lungengeschwüre und aus der Lunge kommenden stinkenden Athem heilt man am kräftigsten mit Butter, welche mit attischem Honig bis zum Braunwerden erhitzt ist; man giebt davon alle Morgen einen Löffel voll. Einige nehmen dazu, statt Butter, Lärcben- baumharz. Gegen Blutspeien soll Kuhblut, in kleinen Por- tionen und mit Essig genommen, helfen; vom Stierblut diess zu erwarten, wäre gewagt. Bei anhaltendem Blutspeien verordnet man drei Obolen Stiergallerte mit warmem Wasser. 54. Geschwüre im Magen lindert man durch Trinken von Eselsmilch und Kuhmilch; Reissen in demselben durch Essen von Kuhfleisch, welches mit Essig und Wein gekocht ist; Flüsse durch Hirschhornasche; Blutauswurf durch frisches Blut von jungen Böcken, zu drei Bechern mit eben so viel scharfem Essig heiss getrunken, oder einen Becher voll Bocksgallerte juit Essig. 55. Gegen Schmerzen in der Leber verordnet man trockene Wolfsleber mit Meth, trockene Eselsleber mit zwei Theilen Petersilie und drei Nüssen in Honig abgerieben, ferner Bocksblut als Speise zugerichtet. Denen, welche schwer Athem holen ist vor allem das Trinken des Bluts wilder Pferde dienlich, dann aber auch Eselsmilcb, und zwar drei Heminae der durch Kochen mit Zwiebeln daraus bereiteten Molken mit Zusatz von einem Becher erst angefeuchteten, dann mit Honig versetzten Nasturtiums. Auch die Leber oder Lunge eines Fuchses in dunkelm Weine oder die Galle eines Bären in Wasser genommen erweitern die Luftröhre. 56. Schmerzende Lenden und was sonst zu erweichen ist, reibt man zweckmässig mit Bärenfett ein, und gleich- zeitig nimmt man die Asche von altem Miste wilder oder zahmer Schweine mit Wein ein. Auch hier ermangeln die Magier nicht, ihr Scherflein beizutragen. Erstens soll die Wuth der Ziegenböcke nachlassen, wenn man ihnen den 62 Achtundzwanzigstes Buch. Bart streichle; schneide man ihnen denselben ab, so sollen sie zu keiner andern Heerde gehen. Ferner vermengen sie diese Barthaare mit Ziegenmist, erhitzen das Gemenge, und lassen es nach unterlegtem, fettgetränktem Lein- läppchen, in der hohlen linken Hand so heiss als möglich halten, um Schmerzen in der rechten Seite zu vertreiben; schmerze dagegen die linke Seite, so müsse man das Mittel in der rechten Hand halten. Der zu diesem Zwecke dienende Mist müsse aber mittelst kupferner Nadeln von der Erde aufgehoben werden. Die Kur selbst wird so lange fortgesetzt, bis die Wärme zu den Lenden gedrungen ist. Nachher bestreichen sie die Hand mit zerquetschtem Lauch, die Lenden mit einem Gemenge von Ziegenmist und Honig, lassen auch bei demselben Uebel Hasenhoden verzehren. Auf schmerzende Hüfte legen sie Kuhmist, welcher auf Blättern in heisser Asche erwärmt worden ist; bei Nieren- schmerzen soll man Hasennieren roh oder gekocht so, dass kein Zahn damit in Berührung kommt, verschlingen. Wer einen Hasenpfoten bei sich trage, solle nicht von Magen- schmerz belästigt werden. 57. Gegen Schmerzen in der Milz nimmt man die Galle eines wilden oder zahmen Schweins oder Hirschhornasche mit Essig ein; am kräftigsten wirkt aber eine alte Esels- milz, denn bei deren Gebrauch spürt man schon binnen drei Tagen Linderung. Den von einem Eselsfiillen zuerst entlassenen Mist, den die Syrer Polea nennen, verordnet man mit Essigmeth; ferner eine alte Pferdezunge mit Wein, was Caecilius Bion^), seiner Angabe nach, als ein schnell- wirkendes Mittel von den Barbaren kennen gelernt hat; dann auch frische , gebratene oder gekochte Kuhmilz. Aeusserlich wendet man zwanzig Knoblauchknollen, welche mit einem Sextar Essig zerquetscht und in eine Rindsblase ') Wahrscheinlich ein anderer, als der in mehreren der frühern Bücher von Plinius benutzte Bion von Soli. Achtundzwanzigstes Buch. 63 gethan werden, aD. Die Magier empfehlen zu demselben Zweck, man solle eine Kalbsmilz zu dem Preise, welcher dafür gefordert werde, kaufen, (handeln dürfe man nämlich darum nicht, weil sonst die erwartete Wirkung nicht erfolge), dieselbe der Länge nach durchschneiden, beide Hälften zu beiden Seiten an die Tunica heften, sie beim Anziehen dieses Kleidungsstücks zu den Füssen fallen lassen, dann aufbeben und im Schatten trocknen. Auch das Einnehmen von in Asche getrockneter Fuchslunge mit Wasser, und das Auflegen der Milz von jungen Böcken verschafft Linderung. 58. Den Unterleib (Durchfall) hemmt Hirschblut, Hirsch- hornasche, frische ungesalzene Schweinsleber mit Wein, gebratene zahme Sehweinsleber oder in einer Hemina Wein bis zn einem Fünftel eingekochte Bocksleber, Hasen- coagulum zu einer Kichererbse gross mit Wein oder bei Fieber mit Wasser (einige setzen noch Galläpfel hinzu, Andere nehmen bloss Hasenblut mit Milch gekocht), Pferde- mistasche mit Wasser, die Asche vom untersten Theile eines Ochsenhorns mit Wasser, Bocksblut auf Kohlen ge- kocht, einen Absud von noch mit den Haaren versehenem Ziegenleder. Oeffnung bewirkt Pferdecoagulum, Blut, Mark oder Leber von Ziegen, Wolfsgalle mit Elaterium auf den Nabel gebunden, Trinken von Stutenmilch, dessgleichen von Ziegenmilch mit Salz und Honig, Ziegengalle mit dem Safte des Cyelamen und etwas Alaun oder mit Natron und Wasser, Ochsengalle mit Wermuth verrieben und als Kügelchen applicirt, endlich eine reichliche Dosis Butter. Gegen Verstopfung und Dysenterie hilft Kuhleber, drei Finger voll Hirschhornasche mit Wasser, Hasengallerte in Brot eingeknetet oder, wenn zugleich Blut abgeht, mit Polenta, die Asche des Mistes von wilden oder zahmen Schweinen oder Hasen mit warmem Wein, Kalbfleischbrühe; noch besser ist Eselsmilch mit Honig, Eselskothasche mit Wein und die oben genannte Polea. Bei gleichzeitigem Abgange ^vou Blut erweist sich auch Pferde-Coagulum, von Einigen Hippace genannt, die Asche von Pferdemist und 64 Achtundzwanzigstes Buch. fein gestossene Pferdezehen, sowie gekochte Kuhmilch heilsam. Bei Dysenterie setzt man noch etwas Honig hin- zu, und wenn gleichzeitig Bauchgrimmen sich einstellt, Hirschhoroasche , oder man legt Ochsengalle mit Cuminum und Kiirbisfleisch auf den Nabel. Gegen beide Uebel isst man frischen Kuhkäse, ferner vier Heminae Butter mit einem Sechstel Terpenthiuharz oder mit gekochter Malve oder mit Rosenöl, Kalbs- oder Kuhtalg, ausgelassenes Mark mit Mehl, ein wenig Wachs und soviel Oel, dass das Ganze im flüssigen Zustande genommen werden kann; auch Mark in Brot eingeknetet, zur Hälfte eingekochte Ziegenmilch, und bei gleichzeitigem Bauchgrimmen mit Zusatz von Wein- traubensaftJ) Einige empfehlen als ausreichendes Mittel bei Bauchgrimmen einmaliges Trinken von Hasencoagulum mit lauwarmem Weine; Vorsichtigere belegen den Unter- leib mit einer Mischung von Ziegenblut, Gerstenmehl und Harz. Auf alle Bauchgeschwüre soll man weichen Käse legen, gegen Darmgicht und Dysenterie aber mit Mehl ab- geriebenen alten Käse, oder einen Becher voll Käse mit drei Bechern Wein geben. Ziegenblut mit Ziegenmark gekocht hilft bei Dysenterie, gebratene Ziegenleber und noch besser in herbem Wein gekochte und eingenommene oder mit Myrtenöl auf den Nabel gelegte Bocksleber bei Darmgicht; Einige kochen diese Leber mit Zusatz von Raute von drei Sextaren auf eine Hemina ein. Auch be- dient man sich der gebratenen Ziegen- oder Bocksmilz, des Bockstalgs in einem in Asche gebackenen Brote, des Ziegentalgs besonders von den Nieren für sich eingenommen und bald darauf etwas kalten Wassers zum Nachtrinken, oder auch des mit Wasser gekochten und mit Polenta, Cuminum, Anethum und Essig versetzten Ziegentalgs. Gegen Darmgicht legt man mit Honig gekochten Ziegen- mist auf den Bauch. Gegen beide Krankheiten empfiehlt man ferner Bockscoagulum zu einer Bohne gross in Myrten- wein und dessen zu einer Speise angerichteten Bluts, die ') protropum. welcher aus den Trauben ohne Pressen fliesst. Achtundzwanzigstes Buch. ß5 man Blutwurst nennt; gegen Dysenterie in warmem Wasser aufgelöste Oehsengallerte; gegen Blähungen in Wein ge- kochten Kälbermist; gegen Krankheiten der Eingeweide mit gutem Erfolge mit Linsen und Beten gekochtes Hirsch coagulum, mit Honig gekochte Hasenhaarasche , mit Malve und etwas Salz, oder noch besser mit Ziegencoagulum gekochte Ziegenmilch, Ziegentalg in einer Brühe und bald darauf kaltes Wasser zum Nachtrinken. Zerrissene Einge- weide soll die Asche der Schenkel eines jungen Bocks, ferner mit Honig gekochter und täglich einer Bohne gross genommener Hasenmist, sowie die Abkochung eines noch mit den Haaren versehenen Ziegenkopfs heilen. 59. Stuhlzwang, d. h. der wiederholte und vergebliche Andrang zu Stuhle zu gehen, wird durch Trinken von Esels- oder Kuhmilch beseitigt. Bauchwürmer w^erden durch Einnehmen von Hirschhornasche in einem Tranke abgeführt. Die in den Excrementen des Wolfs sich findenden Knochen, von denen ich schon gesprochen habe, heilen die Kolik, Avenn man sie an den Arm bindet; heilsam gegen dieselbe Krankheit wirken: die oben erwähnte, in gesottenem Weine gekochte Polea, zerriebener, mit Zusatz von Cuminum in Rautenwasser gekochter Schweinemist, die Asche dünner Hirschgeweihe mit Zusatz von sammt den Schalen zer- quetschten afrikanischen Schnecken in Wein. 6ü. Gegen Schmerzen in der Blase und gegen Blasen- steine hilft der Harn des wilden Schweins und der Genuss der Blase selbst, und noch besser erfolgt die Wirkung, wenn die harnhaltige Blase zuvor im Rauche gehangen hat. Die Blase wird aber erst gesotten, und ist der Kranke weiblichen Geschlechts, so muss für ihn die Blase einer Sau genommen werden. Die in der Leber dieser Thiere wie der zahmen Schweine vorkommenden weissen Steinchen oder steinähnlichen Concretionen sollen zerrieben und mit Wein eingenommen die Blasensteine abtreiben. Dem wilden Schweine selbst ist sein eigener Harn so lästig, Wittstein: Plinius. V. Bd. »> ()t) Achtundzwanzigstes Buch. dass es, ohne ihn zu lassen, nicht zu fliehen vermag, son^ dern, gleichsam besiegt, fest gehalten wird; dieser Harn ist es nun, durch welchen die Blasensteine ausgebeitzt werden. Auch alte Hasennieren treiben, in Wein genommen, die Steine ab. Eine Abkochung der Steine, welche, wie bereits mitgetheilt, sich in den Keulen der Schweine be- finden, wirkt wohlthätig auf den Harn. Alte, zerriebene und mit unvermischtem Weine genommene Eselsuieren heilen die Blasenkrankheiten. Blasensteine gehen durch vierzigtägigen innerlichen Gebrauch von Pferdeausschlag in Wein oder Meth ab; denselben Zweck erreicht man durch die Asche, des Pferdehufs in Wein oder Wasser, durch Ziegenmist, am besten von wilden, in Meth, durch Ziegenhaarasche. Gegen Carbunkeln an den Schaamtheilen hilft das Gehirn und Blut eines wilden oder zahmen Schweins; gegen fressende Schäden an denselben Theilen aber die am besten mittelst Waehholderholz verbrannte Leber jener Thiere mit Papier und Operment^), die Asche ihres Mists, Kuhgalle mit ägyptischem Alaun und Myrrhe bis zur Honigdicke versetzt und in Wein gekochte Beten darüber gelegt, auch das Fleisch der Kühe: gegen fliessende Geschwüre: Kuhtalg mit Kalbsmark in Wein gekocht, Ziegengalle mit Honig und Brombeersaft, und wenn diese Geschwüre um sich fressen, soll auch Ziegenmist mit Honig oder Essig sowie Butter allein dienlich sein. Hodenge- sjchwulste werden mit Kalbstalg nebst Natron oder mit in Essig gekochtem Kalbsmist geheilt. Gegen das Unvermögen den Urin zu halten verordnet man das Essen einer gebra- tenen Blase vom wilden Schweine, die Asche der Klauen eines wilden oder zahmen Schweins im Getränk; die ver- brannte Blase oder Lunge eines Mutterschweins oder eines Bocks im Getränk, das Gehirn eines Hasen, dessen gerö- stete Hoden oder dessen Coagulum mit Gänseschmalz in einer Polenta, endlich die Nieren in unvermischtem Weine. Die Magier rathen zu demselben Zwecke , der Kranke ') anlienicum: gelbes Schwefelarsen. Achtundzwanzigstes Buch.. (37 solle die Asche von dem Geschlechtsgliede eines Bocks mit süssem Weine einnehmen, dann auf das Lager eines Hundes pissen und dabei die Worte sprechen: er möchte nicht, wie der Hund, seinen Harn auf sein eigenes Lager lassen. Im Gegentheil wird die Absonderung des Harns befördert, wenn man die Blase eines Schweins, welche die Erde noch nicht berührt hat, auf die Schaam bindet. 6L Bei Fehlern am Hintern zeigt sich die Galle nebst em Schmalze des Bären von bestem Erfolge; Einige setzen dieser Mischung noch Silberglätte und Weihrauch hinzu. Ein anderes gutes Mittel ist Butter mit Gänseschmalz und Rosenöl, je nach den Umständen in verschiedenem Ver- liältniss. Mit Ochsengalle getränkte Tücher helfen gleich- falls und heilen geborstene Stellen zu. Gegen Blähungen im After wendet man Kalbstalg, besonders aus der Gegend der Geschlechtstheile, mit Raute an, gegen sonstige Fehler Ziegenblut mit Polenta, gegen Aftergeschwüre für sieb sowie Wolfsgalle mit Wein, gegen Fettbeulen und Geschwüre an jeder Stelle Bärenblut und trocknes zerriebenes Ochsenblut. Ein ganz vorzügliches Mittel aber glaubt man in einem Steine des wilden Esels zu haben, welchen derselba wenn er getödtet wird, mit dem Harne von sich geben und der anfänglich flüssig, aber auf der Erde erhärten soll; binde man ihn an den Oberschenkel, so vertreibe er alle krank- hafte Anfälle und heile die Schwären. Uebrigens ist dieses Mittel sehr kostbar und selten, da man es nicht von jedem wilden Esel erhält. Es hilft auch der Harn des Esels mit Melanthium, die Asche des Pferdehufs mit Oel und Wasser aufgelegt, das Blut eines Pferdes, besonders eines Zucht- hengstes, auch das Blut und die Galle der Kuh, ihr warm aufgelegtes Fleisch, die Asche der Klauen mit Wasser oder Honig, Ziegenhaare, in Wasser gekochtes Bocksfleisch, mit Honig gekochter Bocksmist, Bocksgalle, Schweineharn iu Wolle aufgelegt. Bekanntlich reibt man beim Reiten die Schenkel leicht wund und entzündet sie; das beste Heil- mittel dafür ist Schaum aus dem Maule eines Pferdes auf- (58 Achtundzwanzigstes Buch. zulegen. Wenn die Schaamgegend durcli Geschwüre ange- schwollen ist, heftet man drei Pferdehaare mit drei Knoten in das Geschwür. 62. Das Podagra heilt man mit gleichen Theilen Bären- schmalz, Ochsentalg und Wachs, setzt auch wohl Hypocist und Galläpfel hinzu; Andere empfehlen Bockstalg mit Ziegenmist und Safran oder Senf, zerriebenen Epheustengelu, Perdicium oder wilde Gurkenblüthen , Ochsenmist mit Essighefe, Mist von einem Kalbe, welches noch keine Kräuter gefressen hat, Ochsenblut für sich, einen lebenden bis zum Uebrigbleiben der Knochen zerkochten Fuchs, einen lebenden mit Oel wie ein Gerat eingekochten Wolf, Bockstalg mit gleichviel Helxine und einem Dritttheil Senf, Ziegenmistascbe mit Schmalz. Den am Hüftweh Leidenden soll man die Unterfläche der grossen Fusszehen mit heissen Ziegenmist brennen, und den Gliederkranken Bärengalle und Hasenpfoten anbinden. Wer das Podagra hat und einen einem lebenden Hasen abgeschnittenen Fuss beständig bei sich trägt, soll Erleichterung bekommen. Bärenschmalz hellt Frostbeulen und alle Arten von Rissen an den Füssen zu, und wirkt noch besser, wenn man es mit Alaun ver- setzt; andere dazu dienende Mittel sind Ziegentalg, gestos- sene Perdezähne, Galle vom wilden oder zahmen Schweine, und Schweinelunge mit Schweinefett aufgelegt, wenn mau sich die Füsse wund gegangen oder durch Anstosseu ge- quetscht hat; steckt aber Frost darin, so nimmt man Hasen- haarasche. Auf Quetschungen legt man zerschnittene oder eingeäscherte Hasenlunge. Von der Sonne gebrannte Stellen werden am besten durch Eselsfett, auch durch Kuhtalg mit Rosenöl geheilt. Hühneraugen, Risse und Schwielen besei- tigt man durch Auflegen des frischen Mists von zahmen oder wilden Schweinen und Wiederabuehmen desselben am dritten Tage , ferner mittelst Schweinepfoteuasche, Schweine- oder Hirschluuge; vom Reiben der Schuhe ent- standene Verletzungen durch Auflegen des Harns und dessen schlammigen Absatzes vom Esel; Hühneraugen mit- Achtnndzwanzigstes Buch ()9 telst Kuhtalg nebst Weihrauchpulver; Frostbeulen mittelst verbranntem Leder, am besten von alten Schuhen; vom Gehen in Schuhen herrührende Fehler mittelst Asche von in Oel getränktem Ziegenleder. Schmerzen in den Krampf- adern, sowie alle Entzündungen und Schwärungen werden durch Kalbsmistasche, welche mit Lilienzwiebeln gekocht und mit etwas Honig versetzt ist, gehoben, dasselbe Mittel hilft auch gegen Podagra und Gliederkrankheiten, besonders wenn der Mist von einem männlichen Kalbe ist. Aufge- scheuerte Glieder legt man in einem erwärmten Leintuch den Mist von zahmen oder wilden Schweinen oder von Kälbern, welche noch kein Gras gefressen haben, ferner mit Honig und Essig gekochten Ziegenmist. Rauhigkeiten an den Nägeln werden durch Kalbstalg oder durch Ziegen- talg mit Zusatz von Sandarach entfernt, Warzen durch Kalbsmistasche in Essig, sowie durch den schlammigen Absatz des Eselsharns. 63. Gegen Epilepsie hilft das Essen der Bärenhoden oder auch der wilden .Schweinshoden mit Stutenmilch oder Wasser, ferner wilder Schweinsharn mit Essigmeth; kräfti- ger wirkt dieser Harn, wenn er in der Blase selbst einge- trocknet ist. Ferner verordnet man alte und in Schweine- railch abgeriebene Schweinehoden, während sich Patient mehrere Tage lang vor und nach der Kur des Weintrinkens zu enthalten hat. Dessgleichen dreissig Tage lang einge- salzene Hasenlunge mit einem Dritttheil Weihrauch, Hasen- Coagulum, täglich eine halbe Unze in Blättern geräuchertes Eselsgehirn mit Wassermeth, einen ganzen Monat hindurch (täglich) zwei Löffel voll Eselshufasche im Getränk, einge- salzene Eselshoden in Wasser oder Eselsmilch. Wenn der Kranke von der Epilepsie befallen wird, lässt man ihn an die Haut, worin sich ein eben geborner Esel, namentlich ein männlicher, befand, riechen. Einige lassen den Kranken das Herz eines männlichen schwarzen Esels mit Brot unter freiem Himmel am ersten oder zweiten Tage des Mondes essen. Andere empfehlen das Fleisch, noch Andere geben 70 Achtundzwanzigstes Buch. das Blut mit Zusatz von Essig vierzig Tage lang zu trinken. Ferner mischt man den Harn von Pferden unter das Löseh- wasser aus Eisenscbmieden und heilt damit auch Wahn- sinnige. Den Epileptischen reicht man auch Pferdemilch und in Essigmeth vertheilten Pferdeausschlag als Getränk, auf dem Scheiterhaufen eines Menschen geröstetes Ziegen- fleisch nach Vorschrift der Magier, mit gleichen Theileu Ochsengalle gekochten und in einer Gallenblase aufbewahrten Ziegentalg, welcher die Erde noch nicht berührt hat, in Wasser in freier Luft eingenommen. Die Krankheit selbst schwächt der Rauch von brennendem Ziegen- oder Hirsch- horn. Die durch meteorische Einflüsse Erkrankten ') reibt man mit dem mit Narde versetzten Harne eines Esels- füllen ein. - 64. Gegen Gelbsucht hilft Hirschhornasche, Eselsfüllen- blut mit Wein, auch der Mist desselben Thieres, den es gleich nach der Geburt gelassen hat, zu einer Bohne gross mit Wein , worauf binnen drei Tagen Genesung erfolgt. Dieselbe Wirkung hat der Mist des Pferdefüllen?. 65. Knochenbrtiche heilt man rasch durch die Asche der Kinnladen eines wilden oder zahmen Schweins, sowie durch Umschlagen des gekochten Specks. Bei gebrochenen Rippen rühmt man sehr den Ziegenmist mit altem Weine, denn er öffnet, zieht aus und heilt. Fieber werden, wie ich schon augegeben habe, durch Hirschfleisch vertrieben; gegen die an gewissen Tagen wiederkehrenden soll mau nach Angabe der Magier das rechte gesalzene Auge eines Wolfs anbinden. Das soge- nannte tägliche Fieber'-) soll vergehen, wenn man drei Tropfen Blut aus der Ader eines Eselsohrs in zwei Heminis ') siderati. ") amphemerinon. Achtundzwanzigstes Buch. 71 Wasser trinkt. Gegen das viertägige Fieber lassen die Magier die Excremente einer Katze mit der Zehe einer Nachteule anbinden, und, um das Abfallen zu verhüten, das Band siebenmal herumgehen. Wer aber, frag ich, hat diese Erfindung machen können? Was ist das für eine Zu- sammensetzung? Und warum hat man gerade die Zehe einer Nachteule gewählt? Weniger Unverschämte rathen, vor dem Antritte des viertägigen Fiebers die längere Zeit in Salz gelegene Leber einer bei abnehmendem Monde getödteten Katze mit Wein zu verzehren. Die Magier be- sprengen ferner Kuhmist mit Knabenharn, streichen denselben auf die Zehen und binden das Herz eines Hasen au die Hände. Vor dem Fieberanfalle verordnen sie Hasencoa- gulum. Man giebt auch frischen, von den Molken möglichst befreieten Ziegenkäse mit Honig. 67. Gegen Melancholie hilft in Wein gekochter Kalbs- mist; gegen Schlafsucht mit Essig in die Nasenlöcher gestrichener Eselsausschlag, Räuchern mit Ziegenhorn und Ziegenhaaren, wilde Schweinsleber. Letztere giebt man daher den Langschläfern. Schwindsucht heilt man mit Wolfsleber in Wein, Speck von einer magern, nur mit Kräutern gefütterten Sau und Eselsfleisch in einer Suppe; auf diese Weise behandelt man die Krankheit in Achaja meistens erfolgreich. Auch der durch ein Rohr eingezogene Rauch von dem trocknen Mist eines weidenden Ochsen, sowie die gebräunten Spitzen der Kuhhörner, zu zwei Löfieln voll mit Honig zu Pillen geformt und verschluckt, sollen gut sein. Mehrseitig wird behauptet, Schwindsucht und Husten werden durch Ziegentalg in einem aus Alica bereiteten Breie oder, wenn es frisch ist, zu einer Unze in einem Becher Meth unter Umrühren mit einem Rauteuzweige zerlassen, kurirt. Ein zuverlässiger Schriftsteller versichert, mit einem Becher voll Gemsentalg und ebensoviel Milch sei ein bereits aufgegebener Schwindsüchtiger wieder her- gestellt worden. Einige geben an, auch die Asche von Schweinemist in Rosinenwein, sowie die im Rauche getrock- 72 Achtundzwanzigstes Buch. nete Lunge eines Hirsches, namentlich eines Spiessers, iu Wein hätte man mit Erfolg angewandt. " 68. Die Wassersucht heilt der Harn aus der Blase eines wilden Schweins, wenn man sie allmälig im Getränke nehmen lässt, und noch kräftiger wirkt derselbe, wenn man ihn hat in der Blase eintrocknen lassen; ferner die Asche des Stiermistes, auch des Mists von zahmen Ochsen (den man Bolbiton nennt) zu drei Löffeln voll in einer Hemina Meth, und zwar (was die Magier als ein Geheimniss be- trachtet haben) von einem weiblichen Thiere für Weiber, von einem männlichen für Männer; ferner der Mist eines männlichen Kalbes aufgelegt, die Asche des Kalbsmists mit gleichen Th eilen Staphylinus-Samen in Wein genommen, Ziegenblut mit Mark und noch besser Bocksblut, zumal von solchen Thieren, welche vom Lenticus gefressen haben. 69. Auf die Rose legt man ßärenfett, namentlich von den ISIieren, frischen Kalbs- oder Kuhmist, trockenen Ziegen- käse mit Lauch, mit Bimsstein abgeschabte und in Essig zerriebene Theilchen einer Hirschhaut; ist das Uebel mit Jucken verbunden, so legt man Pferdeschaum oder Pferde- hufasche auf. Gegen Schleimergüsse verordnet mau äusserlich Eselsmistasche mit Butter; gegen schwarze Blattern trocknen Ziegenkäse mit Honig und Essig im Bade, ohne Oel mit ins Spiel zu bringen; gegen Hitzblattern Schweine- mist- oder Hirschhornasche mit Wasser. 70. Bei Verrenkungen legt man Mist von wilden oder zahmen Schweinen oder Kälbern, frischen Schaum eines Ebers mit Essig, Ziegenmist mit Honig und Kuhfleisch auf; auf Geschwulste in einem Scherben erwärmten und mit Oel abgeriebenen Schweinemist. Alle Arten von Verhärtungen werden am besten durch Auflegen von Wolfsfett erweicht; diejenigen welche aufbrechen sollen, behandelt man mit in Asche erwärmtem Kuhmist oder mit in Wein oder Essig gekochtem Ziegenmist. Auf Furunkeln legt man Kuhtalg Achtunclz wanzigstes Buch. 73 mit Salz, oder, wenn sie schmerzen, in Oel zerlassenen Kuhtalg oder Ziegentalg ohne Salz. 71. Gegen Brandschäden hilft Bärenfett mit Lilienwurzeln, alter Mist von wilden oder zahmen Schweinen, mit Schmalz abgeriebene Asche der aus Schweineborsten gemachten Maurerpinsel, Kuhpfotenasche mit Wachs und Hirsch- oder Ochsenmark und der Mist des Hasen. Ziegenmist soll so- gar ohne Narbenbildung heilen. Der beste Leim wird aus den Ohren und Geschlechtstheilen der Stiere bereitet, und dieser übertrifft an Wirksamkeit gegen Verbrennungen alle anderen Mittel. Aber kein Präparat wird auch so häufig verfälscht, denn man wendet dazu alle alten Felle und Schuhsohlen an. Der rhodische Leim ist am reinsten, und ihn gebrauchen die Maler und Aerzte. Ueberhaupt aber schätzt man ihn um so mehr, je weisser er ist, während der schwarze und holzige verworfen wird. 72. Gegen Schmerzen iu den Sehnen soll in Essig ge- kochter und mit Honig versetzter Ziegenmist vorzüglich gut helfen, selbst wenn die Sehnen schon faul werden. Krampf und Contusionen heilt man mit zur Zeit des Frühlings gesammeltem und getrocknetem wildem Schweins- miste; derselbe erweist sich auch aufgelegt wirksam, wenn man beim Wagenlenken geschleift oder mit dem Rade über- fahren worden ist oder auf sonst eine Weise Blutbeulen bekommen hat. Einige meinen, seine Wirkung würde durch Kochen mit Essig erhöhet; ja er soll sogar bei Brüchen, schwer verwundeten und verdreheten Gliedern als Pulver in Essig genommen seine Dienste nicht versagen. Personen, welche mehr ekler Natur sind, nehmen die Asche des Mistes in Wasser. Der Kaiser Nero soll meistens einen solchen Trank zur Stärkung genommen und gleichzeitig dabei die Absicht gehabt haben, sich dem Pferdelenker i) ^) trigarius. 74 Acbtundzwanzigstes Buch. beliebt zu machen. Dem wilden Sehweinsmiste steht iii der Wirkung der von zahmen am nächsten. 73. Das Blut stillt Hirsch- oder Hasen-Coagulum mit Essig, auch die Asche von Hasenhaaren oder Eselsmiste. Wirksamer ist der Mist von männlichen Eseln mit Essig bei allen Arten von Blutflüssen, ferner die Asche eines Pferdekopfs und Pferdeschenkels oder des Kalbsmists, Ziegeuhorns oder Ziegenmists mit Essig. Sehr wirksam zeigt sich auch der beim Zerschneiden einer Bocksleber ausfiiessende Saft, die Asche der Leber und dieses Safts mit Wein eingenommen oder mit Essig auf die Nase gelegt; auch stillt schon die Asche eines aus Bocksfell gefertigten Weinschlauchs mit gleichviel Harz das Blut und schliesst die Wunden. Dieselbe Wirkung soll Bocks-Coagulum mit Essig und die Asche von Bocksschenkeln haben. 74. Geschwüre an den Beinen heilt man mit Bärenfett und Röthel; wenn sie aber um sich fressen, mit wilder Schweinsgalle nebst Harz und Bleiweiss, mit der Asche der Kinnladen wilder oder zahmer Schweine, trocken aufge- legtem Schweinemiste, in Essig erhitztem Ziegeumiste. Sonstige Geschwüre werden mit Butter, Hirschhornasche, Hirschmark, Oehsengalle nebst Cyperöl oder Lilienöl ge- reinigt und ausgefüllt. Frischen Schweinemist oder alten im gepulverten Zustande legt man auf durch eiserne Geräthe entstandene Wunden. In fressende Geschwüre und Fisteln bringt man Ochsengalle mit Lauchsaft oder mit Frauen- milch, oder trocknes Blut mit dem Kraute Cotyledon. Gegen Krebsschäden hilft Hasen-Coagulum mit gleichviel Kapperu und mit etwas Wein befeuchtet, Bärengalle mit einer Feder aufgestrichen. In fressende Geschwüre streuet man Esels- hufasche. Pferdeblut, sowie die Asche von altem Pferde- mist nagt das wilde Fleisch energisch weg; dieselbe Wirkung hat die Asche vom Kuhleder mit Honig bei den um sich fressenden Geschwüren. Kalbfleisch sowie Kuhmist mit Honio; verhindern das Aufschwellen der Wunden. Die Asche Aclitundzwanzicrstes Buch. 75 der Kalbssclienkel heilt mit Frauenmilch die unreinen und sogenannten unheilbaren Geschwüre, aufgelöster Ochsenleim frische durch Eisen entstandene Wunden, wenn man ihn erst am dritten Tage wieder abnimmt. Trockner Ziegen- käse mit Essig und Honig reinigt die Geschwüre; ihr weiteres Umsichfressen verhindert Ziegentalg mit Wachs, und thut man noch Pech und Schwefel hinzu, so werden sie gründlich geheilt. Gegen sogenannte unheilbare Ge- schwüre empfiehlt mau noch die Asche von den Schenkein junger Böcke mit Frauenmilch, und gegen Karbunkeln das geröstete Gehirn eines Mutterschweins. 75. Die Krätze beim Menschen vertreibt man am besten durch Auflegen von Eselsmark, Eselsharn sammt seinem Satze, auch mit Butter (welche mit Zusatz von warmem Harze auch beim Zugvieh gute Dienste thut), in Essig auf- gelösten und mit Kalk versetzten Ochsenleim, Ziegengalle mit gebranntem Alaun; die rothen Blattern i) mit Kuhmist, daher auch ihr Name. Die Bände bei Hunden behandelt man mit frischem Kuhblute, dergestalt, dass dasselbe, wenn es eingetrocknet ist, noch einmal aufgestrichen und am folgenden Tage mit Aschenlauge abgewaschen wird. 76. Dornen und ähnliche Dinge werden mittelst Katzen- koth, Ziegenkoth in Wein, durch jedes Coagulum, nament- lich das des Hasen, mit Zusatz von Weihrauchpulver und Oel oder gleichviel Viscum oder Stopfwachs aus dem Leibe gezogen. Schwarzen Narben giebt Eselsfett ihre gehörige Farbe wieder; warme Kalbsgalle macht dieselben kleiner. Die Aerzte setzen letzterer noch Myrrhe, Honig und Safran hinzu und bewahren diese Mischung in einer Büchse; Einige nehmen auch Grünspan. 77. Die Reinigung der Weiber befördert das Auflegen von frisch geschorner, mit Ochsengalle getränkter Wolle (die ') boae. 76 Achtundzwanzigstes Buch. Thebanerin Olympias setzt noch Hyssop und Natron hinzu), Einnehmen von gebranntem Hirschhorn; bei Mutterbe- schwerden legt man letzteres oder Ochsengalle mit zwei Obolen Opium auf, oder räuchert mit Hirschhaaren. Die Hirschkühe sollen, wenn sie sich trächtig fühlen, einen Stein verschlucken, den man später in ihren Excrementen oder in der Gebärmutter wiederfindet, und der, einer Schwangern angebunden, dieselbe vor Abortus bewahrt. Auch kleine Knochen kommen im Herzen und der Gebär- mutter der Hirsche vor, welche den Weibern beim Ent- binden gute Dienste leisten. Von dem mürben Steine i), den der Uterus der Kühe enthält, habe ich schon beim Rindvieh gehandelt. Das Fett des Wolfs legt man zum Erweichen der Gebärmutter, die Leber zur Stillung der Schmerzen darin auf. Kreisenden soll es sehr dienlich sein, wenn sie Wolfsfleisch essen oder wenn sich auch nur Je- mand, der dasselbe isst, in ihrer Nähe befindet, und die Wirkung erstreckt sich auch auf angethane Uebel; kommt ebenderselbe aber erst hinzu, so hat diess einen schäd- lichen Einfluss. Vom Hasen macht man viele nützliche Anwendungen bei den Weibern. Die getrocknete Lunge verordnet man innerlich bei Mutterbeschwerden, die Leber mit samischer Erde und Wasser bei Blutflüssen, des Coa- gulum für die Nachgeburt, doch darf Tags zuvor kein Bad genommen werden. Zum Abtreiben todter Kinder legt man das Coagulum mit Safran und Lauchsaft in Wolle auf. Der Genuss der Gebärmutter, der Hoden oder das Coagulum des Hasen soll bewirken, dass Knaben empfangen werden. Ferner soll ein aus der Gebärmutter eines Hasen ge- nommener Foetus die Kraft haben, Weibern, welche längere Zeit keine Kinder mehr bekommen haben, die verlorene Fruchtbarkeit wieder zu verleihen. Zum Zweck der Empfängniss verordnen die Magier selbst den Männern den Samen 2) des Hasen; Jungfrauen sollen, damit ihre Brüste *) pumex. ^) sanies. Achtundzwanzigstes Buch. 77 immer steif bleiben, neun Körner Haseumist einnehmen, auch Hasen-Coagulum mit Honig auflegen, und, wenn sie ausgerissene Haare nicht wieder wachsen lassen wollen, Hasenblut auflegen. Gegen Blähungen in der Gebärmutter lässt man zweckmässig Mist von wilden oder zahmen Schweinen mit Oel auflegen; noch kräftiger wirkt der ge- stossene trockene Mist, im Getränk eingenommen, selbst bei Schwängern und Gebärenden. Trinken von Saumilch mit Meth erleichtert die Geburt; die Milch allein bewirkt, dass sich die Brüste mit Milch anfüllen. Bestreicht man die Brüste mit dem Blute eines Mutterschweins, so werden sie nicht übermässig gross; schmerzen sie, so lässt man Eselsmilch trinken, und setzt man der letztern noch Houig hinzu, so befördert sie auch die weibliche Reinigung. Altes Eselsfett heilt auch die Geschwüre in der Gebärmutter, und in Wolle aufgelegt erweicht es die darin vorkommenden Verhärtungen. Für sich frisch oder alt mit Wasser aufge- legt, wirkt es als haarbeizeudes Mittel. Legt man alte Eselsmilz mit Wasser auf die Brüste, so wird die Milch- secretion sehr befördert; räuchert man damit, so wirkt diess wohlthätig auf die Gebärmutter. Räuchern mit Esels- huf befördert das Gebären, dergestalt, dass fehlerhafte Leibesfrüchte alsbald zum Vorschein kommen; doch bedient man sich dieses Mittels nur zu letzterm Zwecke, denn es tödtet lebende Kinder. Auflegen von frischem Eselsmist soll Blutflüsse aufs kräftigste stillen, dieselbe Wirkung hat die Asche dieses Mists, welche aufgelegt auch wohlthätig auf die Gebärmutter wirkt. Legt man, bevor die ersten Haare zum Vorschein kommen, vierzig Tage lang Pferde- schaum oder gekochtes Hirschhorn, besonders frisches, auf, so werden sie gänzlich unterdrückt. Mit Stutenmilch wäscht mau die weibliche Schaam aus. Merkt die Mutter, dass ihre Leibesfrucht todt ist, so wird sie derselben durch Einnehmen von Pferdeausschlag mit Wasser, auch durch Räuchern mit Pferdehuf oder trocknem Pferdemist entledigt. Das Vorfallen der Gebärmutter verhindert Eingiessen von Butter. Verhärtete Gebärmütter öffnen sich durch Kuhgalle 78 Achtundzwanzigsites Buch. mit Zusatz von Rosenöl und äusserliche Application von mit Terpenthinhaiz versetzter Wolle. Auch durch Räuchern mit Ochsenmist soll die vorfallende Gebärmutter zurückge- halten, die Entbindung erleichtert, durch Trinken von Kuh- milch aber die Empfängniss erleichtert werden. Bekanntlich entsteht Unfruchtbarkeit durch zu starke Bewegung der Leibesfrucht; ein Mittel dagegen ist nach Angabe der Thebanerin Olympias ein Gemisch von Ochsengalle, Schlangenfett, Grünspan und Honig, womit man die Ge- schlechtstheile vor dem Beischlafe behandelt. In eben dem- selben Sinne hilft Kalbsgalle, wenn man sie zur Reinigung der Gebärmutter kurz vor dem Beischlafe in die Theile pinselt; sie erweicht auch den harten Leib und vermindert den Blutfluss, wenn man sie auf den Nabel streicht, und ist überhaupt ein schätzbares Medicament für die Gebär- mutter. Das Gewichtsverhältniss, in welchem dieselbe ge- nommen Avird, ist ein Denar, dazu ein Drittel Opium und soviel Mandelöl als nöthig scheint; das Auflegen geschieht mittelst Wolle. Eine Mischung von männlicher Kalbsgalle mit der Hälfte Honig hält man als Arznei für die Gebär- mutter Vorrätbig. Weiber, welche zur Zeit der Empfängniss mit Aristolochia gebratenes Kalbfleisch essen, sollen Knaben gebären. Auf die schwärende weibliche Schaam legt man zweckmässig Kalbsmark, welches mit Wasser und Talg gekocht und mit Wein versetzt ist, ferner Fuchsfett, sowie mit Harz und Rosenöl versetzten Katzenkoth. Auch Räuchern mit Ziegenhorn wirkt wohlthätig. Das Blut wilder Ziegen mit Seepalme nimmt die Haare weg. Die Galle zahmer Ziegen erweicht eingespritzt die Schwielen in der Gebär- mutter und erleichtert dadurch die Empfängniss; auch be- sitzt sie haarbeizende Eigenschaften, und wird zu diesem Zweck drei Tage lang auf den Stellen, wo die Haare aus- gerissen sind, liegen gelassen. Die Hebammen versichern, Blutflüsse, wenn sie auch noch so bedeutend seien, würden durch Trinken von Ziegenharn oder Auflegen von Ziegen- mist gestillt. Die Haut, in welcher ein Zicklein geboren ist, verordnet man, wenn sie längere Zeit gelegen hat. Achtundzwanzigstes Buch. " 79 innerlich mit Wein zum Abtreiben der Nachgeburt. Es soll gut sein, die Gebärmutter mit den Haaren junger Böcke zu räuchern, gegen Blutflüsse Bocks-Coagulum einzunehmen und Bilsensamen aufzulegen. Osthanes giebt an, ein Weib, dessen Lenden man mit dem Blute einer Laus von einem wilden Ochsen bestreiche, bekäme Widerwillen vor dem Beischlaf, und wenn sie Bocksharn, in welchem man zur Erregung von Ekel Narde gethan, trinke, fühle sie auch keine Liebe mehr. Bei Kinderkrankheiten hilft nichts besser als Butter, theils allein theils mit Honig, besonders aber beim Zahnen, bei Geschwüren am Mund und Zahnfleisch. Ein den Kindern angebundener Wolfszahn oder Wolfsfell schützt sie vor Furcht und vor Krankheiten beim Zahnen. Bindet man ihre grössten Zähne den Pferden an, so sollen diese im Laufen nicht zu ermüden sein. Aufstreichen von Hasen- Coagulum auf die Brust, hemmt bei Kindern den Durchfall. Vor Epilepsie und andern Krankheiten sollen die Kinder bewahrt bleiben, wenn man ihnen Eselsleber, mit etwas Panax versetzt, in den Mund steckt und diese Kur vierzig Tage lang fortsetzt. Eine ihnen umgehängte Eselshaut macht sie furchtlos. Anhängen von solchen Perdezähnen, welche diesen Thieren zuerst ausgefallen sind, erleichtern das Zahnen, und noch besser wirken sie, wenn sie die Erde noch nicht berührt haben. Gegen Milzschmerzen und fliessende Geschwüre wendet man Kuhmilz innerlich und äusserlich mit Honig an, gegen Mundgeschwüre in Wein gekochte Kalbsmilz äusserlich. Die Magier treiben Ziegen- gehirn durch einen goldenen Ring und geben es den Kindern, ehe ihnen die Brust gereicht wird, gegen Epilepsie und andere Krankheiten ein. Unruhigen Kindern, namentlich Mädchen, bindet man Ziegenmist in einem Tuche an. Das Zahnen wird auch erleichtert, wenn man das Zahnfleisch mit Ziegenmilch oder Hasengehirn bestreicht. 80 Achtundzwanzigstes Buch. 79. Nach Cato träumt man, wenn man Hasenfleisch ge- gessen hat; der gemeine Mann glaubt, neuntägiger Genuss desselben verleihe dem Körper ein gefälliges Aeussere, was zwar ein müssiger Scherz ist, dem aber doch, weil er so sehr verbreitet , irgend eine Ursache zu Grunde liegen mag* Die Magier geben an, wenn man sich das Fell einer ge- opferten Ziege auf die Augen oder unter das Kopfkissen lege, schlafe man bald ein. Gegen Seh weiss hilft das Einreiben mit einer Mischung von Ziegenhornasche und Myrtenöl. 80. Zum Bei schlafe reizt aufgelegte wilde Schweinsgalle, eingenommenes Schweinemark, aufgelegtes Eselsfett mit Gänserichfett vermischt; ferner nach Angabe Virgil's auch die von Pferden nach der Begattung entlassene Materie ^) und getrocknete Pferdehoden im Getränk, oder die rechte Hode eines Esels mit Wein oder im Armband befestigt, und, wie Osthanes angiebt, die von Eseln nach der Be- gattung entlassene Materie in einem rosenrothen Tuche aufgesammelt und in einem silbernen Gefäss aufbewahrt. Salpe empfiehlt, das Geschlechtsglied eines Esels siebenmal in siedendes Oel zu tauchen und die betreffenden Theile damit zu bestreichen; Bialcon^) lässt die Asche desselben einnehmen oder den Harn, welchen ein Stier nach dem Bespringen gelassen hat, sammt seinem Satze auf die Schaam streichen. Dahingegen v^er Heren die Männer durch Auflegen von Mäusekoth die Geilheit. Wer nüchtern die gebratene Lunge eines wilden oder zahmen Schweins oder Bocks isst, wird an demselben Tage nicht betrunken. 81. Von den oben genannten Thiereu berichtet man ausserdem noch wunderbare Dinge. Wenn ein Pferd >) Die Hippomane. VirgiVs Georgic. Vers. 280. ^) Ein unbekannter Arzt. Achtundzwanzigstes Buch. 81 seinen Fussstapfen mit dem Hufe ausschlägt (wie diess meistens zu geschehen pflegt), und Jemand denselben sammelt und bei Seite legt, so soll Denen, welche sich er- innern wo er hingelegt ist, der Schlucken vergehen. Die Wolfsleber soll einem Pferdehufe ähnlich sein und Pferde, welche mit dem Reiter den Fussstapfen der Wölfe folgen, sollen bersten. Die Klauen der Schweine sollen die Kraft besitzen, Zwietracht zu erregen. Wenn bei Feuersbrünsten etwas Mist aus den Ställen geworfen wird, sollen Schafe und anderes Rindvieh leichter herausgebracht werden und nicht wieder zurücklaufen. Das Fleisch der Böcke soll nicht so unangenehm riechen, wenn sie an dem Tage, an welchem sie geschlachtet werden, Gerstenbrot gefressen oder aufge- lösten Laser gesoffen haben. In Fleisch, welches bei ab- nehmendem Monde eingesalzen ist, sollen niemals Würmer kommen. Ja man hat die Genauigkeit so weit getrieben, anzugeben, ein tauber Hase werde schneller fett. Für Thiere finde ich folgende Arzneimittel aufgezeichnet: Zug- vieh, welches am Blutfluss leidet, soll man Scliweinsmist mit Wein eingeben. Krankem Rindvieh verordnet man Talg nebst Schwefel, wildem Knoblauch und einem ge- kochten Ei in Wein oder auch Fuchsfett; kranken Schweinen zerkochtes Pferdefleisch im Saufen, allen kranken vier- füssigen Thieren aber eine ganze mit dem Felle zerkochte Ziege und Kröte. Hühner, welche von der trocknen Leber der Ziege gefressen haben, oder von deren Felle ein Stückchen über den Hals gezogen tragen, soll der Fuchs nicht anrühren. Dieselbe Wirkung hat die Galle des Marders. Die Ochsen auf Cypern sollen sich das Bauch- grimmen mit Menschenkoth vertreiben. Die Füsse der Ochsen sollen sich nicht abreiben, wenn ihre Hörner mit Theer bestrichen sind. Wölfe sollen nicht auf einen Acker gehen, wenn man einem von ihnen, den man gefangen, die Beine abbricht, mit einem Messer ansticht, ihn langsam um den Rand des Ackers zieht, so dass rundum Blutspuren bleiben und ihn endlich da einscharrt, wo man das Herum- ziehen begonnen hat; oder wenn man die Pflugschar, wo- Wittatein: Plinius. V. Bd. 6 82 Achtundzwanzigstes Buch. mit in demselben Jahre die erste Furche gezogen ist, vom Pfluge abnimmt und auf dem Heerde der Laren, wo die Familie gewöhnlich zusammenkommt, verbrennt; und so lange diess geschehe, soll der Wolf auch keinem Thiere auf demselben Acker zu nahe kommen. Nun wollen wir uns zu denjenigen Thieren wenden, welche entweder nicht zahm oder wild sind. Neunundzwanzigstes Euch. Arzneimittel von den übrigen Thieren, welche entweder zu den nicht zahmen oder zu den wilden gehören. 1. Die Natur der Arzneimittel, die Menge derer, welche bereits abgehandelt und derer, welche noch zu besprechen sind, veranlassen mich, etwas ausführlicher über die Heil- kunst selbst zu reden. Allerdings ist mir keineswegs un- bekannt, dass ich in dieser Beziehung keinen Vorgänger in der lateinischen Sprache habe, dass eine neue Bahn schlüpfrig und nur mit Gefahr zu betreten ist, dass ich dabei mit Schwierigkeiten kämpfen muss und auf wenig Dank Anspruch machen kann. Da sich indessen wahr- scheinlich Allen, welche in dieser Materie bewandert sind, die Frage aufdrängt, wie es gekommen sein mag, dass viele so leicht zu verschaffende und so wirksame Mittel nicht mehr gebraucht werden, so will ich meinen einmal gefassten Vorsatz auch ausführen. Hierbei fällt mir so- gleich die wunderbare und unwürdige Thatsache ein, dass keine Kunst unbeständiger gewesen ist und bis auf unsere Zeit öfter Veränderungen erlitten hat als die Medicin, während sie doch als die fruchtbarste von allen angesehen werden muss. In den frühesten Zeiten setzte man ihre Erfinder unter die Götter und weihete sie dem Himmel, und selbst noch heutigen Tags befragt man von vielen Seiten her die Orakel in medicinischen Angelegenheiten. Dann vermehrte man ihren Ruf durch ein Verbrechen, da man fabelte, Aesculap sei vom Blitze erschlagen worden. ^4 Neunundzwauzigstes Buch. weil er den Sohn des Tyndareus ^) wieder ins Leben zu- rückgerufen hätte, und war nicht müssig, auch noch andere Fälle der Erweckuug vom Tode durch Hülfe der Medicin namhaft zu machen. Grossen Ruhm genoss sie in den trojanischen Zeiten, von wo die Nachrichten schon glaub- würdiger lauten, doch beschränkte sich derselbe nur aul die zur Heilung von Wunden gebräuchlichen Mittel. 2. Merkwürdigerweise lag in den folgenden Jahrhunderten bis zum peloponnesischeu Kriege die Heilkunst in dickster Kacht verborgen, und damals war es Hippocrates, gebürtig von der berühmten, mächtigen, dem Aesculap geheiligten Insel Cos, der sie wieder ans Licht zog. Dort pflegten nämlich die von Krankheiten Geheilten das, was ihnen geholfen hatte, zum Nutzen Anderer in dem Tempel des genannten Gottes niederzuschreiben; Hippocrates soll nun diese Notizen escerpirt, (wie Varro glaubt) den Tempel in Brand gesteckt und dasjenige Heilverfahren, welches Klinik genannt wird, eingeführt haben. Später suchte man die Kunst auf alle Weise auszubeuten; so erfand Prodicus aus Selymbria, ein Schüler des vorigen, die so- genannte Salbenheilkunst 2), und errichtete eine Steuer für die Salbenschmierer und sonstigen Handlanger der Aerzte. 3. Deren Principien wurden mit gewaltiger Schwatz- liaftigkeit von Chrysippus und dessen Schüler Erasistratus, dem Tochtersohne des Aristoteles, modificirt. Und damit ich auch anfange, der ansehnlichen Belohnungen für ge- leistete ärztliche Dienste zu gedenken, so möge man hier erfahren, dass genannter Erasistratus für die Heilung des Königs Antiochus von dessen Sohne, dem Könige Ptole- maeus, ein Honorar von hundert Talenten empfing. 4. Eine andere Partei, welche ihr Verfahren nach den angestellten Versuchen das empirische nannte, tauchte in Sicilien auf, und hier war es der Agrigentiuer Acro, welcher ') Kastor. ^) Jatroleptice. Neunundzwanzigstes Buch. 85 gestützt auf das Arselin des Physikers Empedocles, sich sehr beliebt machte. 5. Alle diese Schulen waren lange Zeit hindurch unter sich uneinig, bis sie endlich Herophilus sämmtlich verwarf und den Pulsschlag je nach den Alteisgraden auf musika- lische Takte zurückführte. Aber auch sein System wurde wieder verlassen, weil man es ohne wissenschaftliche Bildung nicht aufzufassen vermochte. Selbst das System, welches (wie ich angegeben) i) Asclepiades erfunden hatte, erlitt eine Veränderung, denn sein Zuhörer Themison änderte, da jener bald nachher starb, das, was er anfangs nachgeschrieben hatte, nach seinen Ansichten um; aber auch hieran mäkelte Antonius Müsa unter der Protektion des Kaisers Augustus, den er durch eine entgegengesetzte Behandlung aus grosser Gefahr gerettet hatte. Viele andere Aerzte und unter diesen die berühmten Cassier, Calpetaner, Arruntier, Albutier und Rubrier, welche unter den Kaisern einen Jahresgehalt von 250,000 Sesterzen bezogen, über- gehe ich. Q. Stertinus aber gab den Kaisern prahlend m verstehen, dass er mit 500,000 Sesterzen jährlich zufrieden sei, während er zugleich seine Kundhäuser herzählte und damit bewies, dass ihm seine städtische Praxis 600,000 einbringe. An dessen Bruder verschwendete der Kaiser Claudius eine gleiche Summe, und obgleich derselbe be- deutende Summen für Ausschmückung der Stadt Neapel mit Bauwerken ausgab, hinterliess er doch seinen Erben 30,000,000 Sesterzen, eine Summe, die bis zu dieser Zeit niemand als Arruntius hinterlassen hatte. Hernach tauchte Vectius Valens auf, welcher sich durch den Ehebruch mit der Messaliua, des Kaiser Claudius Gemahlin, bekannt gemacht hat, auch das Studium der Beredsamkeit eifrig betrieb, und nachdem er sich gehörig emporgeschwungen hatte, eine neue Schule stiftete. In demselben Zeitalter unter Nero's Regierung, trat noch ein gewisser Thessalus ') XXVI. B. 7. Cap. 86 Neunundzwanzigstes Buch. hervor; dieser verwarf alle Ansichten seiner Vorgänger und zog in seinen Reden mit wahrer Wuth gegen die Aerzte aller Zeiten zu Felde — mit welcher Klugheit und welchem Scharfsinn, kann man aus der einen Thatsache entnehmen, dass er sich auf seinem Grabsteine, welcher an der Appischen Strasse steht, Arztbesieger nennt. Kein Schauspieler, kein Lenker eines Dreigespanns ging mit zahlreicherer Begleitung aus als er. Crinas aus Massilieu, ein vorsichtigerer und religiöserer Mann, lief ihm durch Einführung einer zweiten Kunst in sein Fach den Rang ab, denn er verordnete die Speisen aus einem mathematischen Tagebuche nach der Bewegung der Gestirne und beobachtete die Stunden mit Genauigkeit. Sein vor Kurzem hinterlassenes Vermögen betrug 10,000,000 Sesterzen, und eine nicht geringere Summe hatte er auf die Erbauung der Mauern seiner Vater- stadt und anderer Bauten verwendet. Während er und seine Anhänger das Schicksal der Menschen beherrschten, erschien auf einmal aus eben demselben Massilien ein ge- wisser Charmis, welcher zwar die Systeme seiner Vorgänger nicht verwarf, aber zugleich zu Bädern und zu Waschungen mit kaltem Wasser iDei Winterkälte rieth. Er tauchte seine Kranken in Teiche, ich selbst habe Greise von consula- rischem Range aus eitler Prahlerei vor Kälte erstarren sehen, und von Annaeus Seneca existirt ein Documeut, worin dieses Verfahren bestätigt wird. Unstreitig treiben alle diese Männer, welche sich durch irgend eine Neuerung Ruf zu erwerben suchen, mit unserm Leben einen Handel, Daher jene erbärmlichen Zänkereien in Betreff der Kranken und ihrer Behandlung, wobei Keiner des Andern Meinung theilt, damit es nicht scheine als pflichte er ihm bei. Da- her jene Worte auf dem Grabmale eines Unglücklichen: „ er sei durch die vielen Aerzte ums Leben gebracht worden. " Täglich wird die Kunst verändert und neu zugestutzt, und wir werden von dem Winde des griechischen Erfindungs- geistes umhergetrieben. So viel ist gewiss, dass Derjenige unter ihnen, welcher die Zunge am fertigsten zu führen versteht, alsbald der Herrscher über unser Leben und unsern Neunundzwanzigstes Buch. 87 Tod wird; gleichwohl leben Tausende von Völkern ohne Aerzte, jedoch nicht ohne Arzneimittel; das römische Volk, welches sonst in der Aufnahme der Künste nicht lässig ist, zeigte erst nach dem sechshundertsten Jahre Verlangen nach der Arzneikunst, verwarf sie aber, nachdem es sich damit bekannt gemacht hatte, wieder. 6. Ich halte es für passend, die bemerkenswerthesten hieher gehörigen Data hervorzuheben. Cassius Hemina, einer der ältesten Schriftsteller, berichtet, im fünfhundert- fünfunddreissigsten Jahre der Stadt unter den Consuln L. Aemilius und M. Livius sei zuerst ein Arzt nach Rom gekommen, nämlich Archagathus, des Lysanias Sohn, aus dem Peloponnes, dem man das römische Bürgerrecht verliehen und eine Bude zur Ausübung seiner Praxis an dem acilischen Kreuzwege auf öffentliche Kosten gekauft habe. Man habe ihn anfangs den Wundarzt genannt und seine Anwesenheit sehr gern gesehen, später aber ihm wegen seines schonungslosen Schneidens und Brennens den Namen Henker gegeben und alle Aerzte sammt ihrer Kunst verwünscht. Am deutlichsten gebt diess aus dem Aus- spruche des M. Cato hervor, eines Mannes, dessen Ruhm und Ansehn so sebr in seinem Innern Werthe begründet sind, dass ihnen Triumphe und Ceusoramt das geringste Gewicht verleihen. Ich will daher seine eigenen Worte hierhersetzen: 7. „Ich will Dir, mein Sohn Marcus, am geeigneten Orte von jenen Griechen das mittheilen, was ich über sie zu Athen erfahren habe, und Dir beweisen, dass es gut sei, ihre Wissenschaften in Augenschein zu nehmen, aber nicht völlig sich zu eigen zu machen. Das ist ihre nichtswür- digste und zur Nachahmung am wenigsten zu empfehlende Seite, und nimm den folgenden Ausspruch von mir als eine Weissagung an: Wenn einmal dieses Volk seine Wissen- schaften einem andern mittheilt, wird es letzteres ins Ver- derben stürzen, und um so mehr, wenn es seine Aerzte 88 Neunundzwanzigstes Buch. schickt. Sie haben sich unter einander verschworen, alle Ausländer durch Arzneien umzubringen, und lassen sich für solchen Dienst noch obendrein bezahlen, damit man ihnen Zutrauen schenke und sie ihr Unwesen leichter treiben können. Sie nennen auch uns Barbaren, ja gehen noch weiter in ihrer Beschimpfung als bei andern Völkern, in- dem sie sagen, wir seien Dummköpfe. Diess diene Dir zur Warnung vor den Aerzten." 8. Und dieser Cato starb im sechshundertundfünften Jahre Roms und im fünfundachtzigsten seines Lebens, was ich hier hervorhebe, damit Niemand auf den Gedanken kommt, es habe ihm an Zeit und Gelegenheit gefehlt, Erfahrungen zu sammeln. Wie, möchte man nun fragen, hat denn Cato eine so höchst nützliche Sache verworfen? Mit nichten, denn er giebt zugleich an, durch welche Arznei er nebst seiner Gattin ein so hohes Alter erreicht habe (wovon ich alsbald reden werde), und fügt hinzu, er besitze einen Commentar, welcher ihn bei der Heilung seiner kranken Kinder, Knechte und sonstigen Hausgenossen unterstütze und den ich nach seinen einzelnen Abtheilungen hier be- nutzen will. Die Alten verwarfen keineswegs die Sache (das Prinzip), sondern nur die daran hängenden Künsteleien; am meisten waren sie aber dagegen, dass man Andern die Erhaltung des Lebens um Ungeheuern Preis bezahlen solle. Ebendarum sollen sie den Tempel des Aesculap, als auch dieser unter die Götter aufgenommen wurde, ausserhalb der Stadt und das zweite Mal auf einer Insel errichtet, ferner erst lange nach Cato's Tode, als sie die Griechen aus Italien getrieben hatten, Aerzte aufgenommen haben. Fol- gendes wird die Vorsicht unserer Alten noch mehr ans Licht steilen. Die ernsten Eömer üben von allen griechi- schen Künsten bloss die Heilkunst bis jetzt noch nicht in solchem Grade; nur sehr wenige Bürger haben sich die- selbe zu eigen gemacht und diese gingen sogleich als Flüchtlinge zu den Griechen über; ja niemand unter ihnen besitzt selbst bei Ungebildeten und der griechischen Sprache Neunundzwanzigstes Buch. 89 Unkundigen Ansehn, wenn er sie nicht wie die Griechen ausübt. Man hat zu Dingen, welche das Wohl des Menschen betreffen, weniger Vertrauen, wenn man sie kennt. In der That kommt einzig und allein bei dieser Kunst der Fall vor, dass man einem Jeden der sich für einen Arzt aus- giebt, Glauben schenkt, während gerade hier die Lüge am gefährlichsten ist; doch darauf achtet man nicht, denn die Hoffnung für das eigne Beste ist zu verführerisch. Ueber- dem existirt kein Gesetz, welches hier die Unwissenheit bestrafte, und kein von tödtlichem Ausgange begleitetes Beispiel liegt vor, dass sie gerächt worden wäre. Die Aerzte lernen durch unsere Gefahren, experimentiren mit dem Tode, und sie sind es, welche beim Menschenmorde am ungestraftesten wegkommen. Aber sie kehren die An- klage gegen uns, rügen unsere Unmässigkeit und wälzen endlich die Schuld auf die Gestorbenen. Die Decurien i) werden nach hergebrachter Sitte von den Kaisern ge- mustert, die Handlungen der Bürger durch die Wände hin- durch zu erforschen gesucht, und man holt von Gades und den Säulen des Herkules Jemanden her, welcher unser Geld beurtheile; bei den Landesverweisungen wird von den betreffenden Männern erst am fünfundvierzigsten Tage der Beschluss ausgefertigt. Aber was sind das für Leute, welche über ihre Kichter selbst zu Rathe gehen, und sie alsbald dem Tode überliefern? Wir verdienen es nicht besser, denn wir wollen nun einmal nicht wissen, was wir zu unserer eignen Wohlfahrt bedürfen. Wir gehen auf fremden Füssen, sehen mit fremden Augen, grüssen nur die, an welche uns ein Anderer erinnert hat, leben durch die Be- mühung Anderer, haben uns um den Werth der Natur ge- bracht und wissen nicht warum wir leben. Wir halten weiter nichts mehr als Vergnügungen für unser Eigenthum, Ich will beweisen, dass Cato Recht hatte, eine so ehr- geizige Kunst zu hassen, dass jener Senat Recht hatte, wider dieselbe Beschlüsse zu fassen; man sei aber ver- ') Abtheilung der Reiterei von 10 Mann. 90 Neunundzwanzigstes Buch. sichert, dass ich mich bei dieser Beweisführung keiner künstlich herbeigezogenen Beschuldigungen bedienen werde. Denn wo findet man wohl ein fruchtbareres Feld zu Ver- giftungen, wo mehr Hinterlist, um günstige Testamente zu erschleichen? Musste man sogar ehebrecherische Handlungen von ihr in den kaiserlichen Palästen erleben, wie z. B. des Eudemus mit der Livia, Drusus Caesar's Gemahlin, ferner des Valens mit der schon genannten Kaiserin. Allerdings können solche Fälle nicht der Kunst selbst, sondern nur Einzelnen ihrer Jünger zur Last gelegt werden; Cato glaubte aber, wie mir scheint, dergleichen sei für Rom weniger als die Kaiserinnen selbst zu fürchten. Ich will nicht einmal ihren Geiz, ihre gierigen Geldforderungen noch vor dem Ausgange der Krankheit, den von den Leidenden für die ausgestandenen Schmerzen begehrten Preis, den Kauf- schilling für den Tod und gewisse geheime Vorschriften, z. B. dass man die Schuppen in den Augen mehr an die Seite schieben als herausschaffen müsse, rügen; lauter Dinge, welche bewirkt haben, dass uns nichts wohlthätiger vorkommt als von einem Schwärme dieser Leute umgeben zu sein, denn nicht die Schaam sondern das von dem Nebenbuhler zu begehrende Honorar stimmt ihre An- maassungen herab. Man weiss, dass der oben genannte Charmis einen Kranken aus der Provinz für 200,000 Se- sterzen in die Kur nahm, dass der Kaiser Claudius dem Wundarzte Alcon eine Geldbusse von 10,000,000 Sesterzen auferlegte, dass letzterer in Gallien als Verbannter lebte, später die Erlaubniss zur Rückkehr erhielt und in wenigen Jahren wieder ebenso viel verdiente. Dieses muss man also den Personen in Rechnung bringen ; von der niedrigen und unwissenden Klasse der Aerzte will ich nicht einmal reden, welche bei Behandlung der Krankheiten ihr un- sinniges Wesen treiben, ihre eigene Unkenntniss beim Ge- brauche des kalten Wassers zu bemänteln suchen. Einigen strenges Fasten verordnen. Schwachen hingegen täglich mehrere Male Speisen in den Mund stopfen, tausendmal ihr Verfahren abändern, tausend Vorschriften für die Küche Neunundzwanzigstes Buch. 91 geben, Tausende von Salbenmisehungen bereiten und dabei keine Art von Reizmitteln unbenutzt lassen. Einführen fremder Waaren und -Anschaffen auswärtiger theuerer Dinge würden unsere Vorfahren sicherlich nicht gern ge- sehen haben, und Cato dachte gewiss nicht hieran, als er die Kunst verwarf. Theriak heisst eine zur Wollust aus- gedachte Compositiou, zu der ausländische Ingredienzien genommen werden, während uns doch die Natur so viele Mittel gespendet hat, deren jedes einzeln zu jenem Zwecke ausreichen würde. Das mithridatische Gegengift wird aus 54 verschiedenen Bestandtheilen zusammengesetzt, keines Gewicht ist dem des andern gleich und von einigen nur der sechszigste Theil eines Denars vorgeschrieben; wer aber von den Göttern ist der Urheber dieses Betrugs, da die Spitzfindigkeit der Menschen unmöglich so weit gehen konnte? So liegt denn die Prahlerei in der Kunst und die ungeheuere Feilbieterei in der Wissenschaft klar am Tage. Aber ihre Jünger kenneu nicht einmal das, womit sie um- gehen. Ich habe in Erfahrung gebracht, dass wegen Un- kunde des Namens statt indischem Cinnabaris ^) gewöhnlich Minium 2) zu den Arzneien genommen wird, welches, wie ich bei den Farben lehren werde, ein Gift ist. Doch hie- bei handelt es sich nur um das Wohl Einzelner. Das aber was Cato befürchtete und vorhersah, ist nach dem Be- kenntniss der Meister der Heilkunst viel unschuldiger und unbedeutender, jene Gebräuche nämlich, welche die Sitten unseres Reiches verdorben haben, jene Kuren, deren wir uns im gesunden Zustande unterziehen, wie das Ringen, das Bestreichen mit Wachssalben, beide zur Erhaltung der Gesundheit empfohlen, ferner die brennend heissen Bäder, angeblich zur bessern Verdauung der genossenen Speisen, aus denen Niemand kräftiger, die gehorsamsten aber als Leichen hervorgehen; ferner jene Tränke und Brechmittel für Nüchterne, andererseits jene übermässig genossenen Flüssigkeiten, jene durch Harze bewirkte Vertilgung der ') Drachenblut, ein blutrothes Harz. -) Cinnober. 92 Neunundzwanzigstes Buch. Haare, jene Entblössuug der Sehaamhaare bei den Weibern. Ja wahrlich, die Sittenverderbniss, deren bedeutendste Quelle die Heilkunst ist, macht täglich den Ausspruch des Cato „man möge sich begnügen die Kenntnisse der Griechen anzusehen, solle sich dieselben aber nicht zu eigen machen" zum Orakel. Diese Worte hätte man im sechshundertsten Jahre der Stadt vor dem Senate aussprechen sollen, erstens wider eine Kunst, in welcher sich die schlechtesten Menschen auf Kosten redlicher durch die hinterlistigsten Mittel Ansehn verschaffen, und zweitens wider die sinn- losen Behauptungen Mancher, dass nur das, was theuer sei, Nutzen habe. Ich zweifle zwar nicht, dass die Thiere, von denen ich jetzt reden will, Einigen ekelhaft vorkommen mögen; allein dem Virgil waren sie es nicht, denn er spricht ohne Zwang von den Ameisen, Kornwürmeru und den von den lichtscheuen Schaben zusammen getragenen Lagern; auch dem Homer nicht, welcher zwischen dem Treffen der Götter der Unverschämtheit einer Fliege gedenkt, endlich auch der Natur, der Schöpferin des Menschen nicht, denn sie erzeugt ja alle diese Thiere. Daher wäre zu wünschen dass ein Jeder nicht die Sache, sondern deren Ursachen und Wirkungen gehörig würdige. 9. Ich will nun mit bekannten Dingen, nämlich mit Wolle und Eiern, den Anfang machen, um dadurch zu zeigen, dass sie auf eine ganz vorzügliche Werthschätzung An- spruch haben. Ich werde nicht umhin können. Manches darüber auch an andern Orten zu sagen, doch kann ich mich alsdann kurz fassen. Ich könnte meine Darstellung mit pomphaften Scenen schmücken, wenn es mir um etwas anderes als um Glaubwürdigkeit in diesem Werke zu thun wäre; denn man zählt ja die Asche und das Nest des Vogels Phönix zu den vornehmsten Arzneimitteln, gleichsam als ob hier Wahrheit und keine Fabel im Spiele wäre. Allein es hiesse die Menschen zum Besten haben, wollte ich Mittel anführen, die alle tausend Jahre nur einmal wiederkehren. Neunundzwanzigstes Buch. 93 Unsere Vorfahren bedienten sich der Wolle auch zu religiösen Gebräuchen, denn die Braut musste die Thür- pfosten damit berühren. Abgesehen von dem Nutzen der Wolle zur Kleidung und zum Schutze gegen die Kälte, hat die frisch geschorene mannigfache medicinische Anwendung in Verbindung mit Oel, Wein oder Essig, je nachdem man erweichen, beitzen, zusammenziehen oder erweitern muss, wie diess bei verrenkten Gliedern und Schmerz in den Sehnen vorkommt. Bei Verrenkungen setzen Einige noch Salz hinzu, Andere legen hiebei, bei Contusiouen und Ge- schwulsten Wolle mit Raute und Schmalz auf. Um wohl- riechenden Athem zu bekommen, soll man Zähne und Zahn- fleisch mit Wolle, welche in Honig getaucht ist, reiben. Wahnsinnige räuchert man damit. Nasenbluten stillt man durch Wolle mit Rosenöl; Verstopfung der Ohren wird ge- hoben, wenn man Wolle dicht einsteckt. Auf alle Ge- schwüre legt mau sie mit Honig; in Wein, Essig, kaltes Wasser oder Oel getaucht und ausgedrückt heilt sie Wunden. Widder wolle legt man, nachdem sie mit kaltem Wasser gewaschen und mit Oel getränkt ist, auf Entzündungen der Gebärmutter, und um das Vorfallen derselben zu verhindern, räuchert man damit. Auf- und untergelegte frischgeschorne Wolle treibt todte Kinder ab, stillt auch die weiblichen Blutflüsse, wird ferner in die durch tolle Hunde entstandenen Bisswunden gesteckt und erst nach dem siebenten Tage wieder entfernt. Mit kaltem Wasser heilt sie die Nietnägel, in eine heisse Mischung von Natron, Schwefel, Oel, Essig und Theer getaucht und möglichst heiss zweimal täglich aufgelegt die Lendenschmerzen. Um Blut zu stillen, bindet man frische Widderwolle um das Ende der Glieder. Am besten ist immer die Wolle vom Halse, und in Bezug auf das Vaterland sind die galatische, tarentiniSche, attische und milesische die vorzüglichsten Sorten. Frische Wolle legt man mit Essig und Rosenöl auf abgeschuppte, ge- prellte, mit Blut unterlaufene, erschütterte, gequetschte, gescheuerte, durch Herabfallen verletzte Stellen, ferner gegen Kopf- und andere Schmerzen, Magenentzündung; die 94 Neunundzwanzigstes Buch. Asche der Wolle auf geriebene, verwundete und verbrannte Stellen, setzt sie auch den Augenmitteln hinzu, steckt sie in Fisteln und eiternde Ohren. Um diese Asche darzu- stellen scheert man die Wolle oder rupft sie aus, schneidet die obersten Spitzen weg, trocknet, zupft sie aus, thut sie in ein unglasurtes irdenes Geschirr, benetzt sie mit Honig und erhitzt zum Glühen. Andere schichten die Wolle mit Fichtenspänchen, giessen etwas Oel darauf und zünden das Ganze an, reiben dann die Asche in kleinen Geschirren unter Zusatz von Wasser mit der Hand, lassen absetzen, giessen ab, wiederholen diese Operation so oft, bis die Asche auf der Zunge nicht mehr beisst, sondern nur schwach zusammenziehend schmeckt, und heben sie in diesem Zu- stande auf. Sie wirkt zusammenziehend und zeigt sich be- sonders wirksam zur Reinigung der Wangen. 10. Selbst der an der Schenkel- und Bugwolle der Schafe sitzende Schmutz und Schweiss, was man Oesypum nennt, hat unzähligen Nutzen. Das beste liefern die attischen Schafe. Man erhält es auf verschiedene Weise, am besten so, dass man die Wolle an den genannten Körpertheilen ausrauft oder bei der Schur allen Schmutz sogleich sammelt, in einem kupfernen Kessel langsam erhitzt, wieder erkalten lässt, das oben aufschwimmende Fett in ein irdenes Gefäss thut, den Rückstand abermals kocht, das wiederum aus- geschiedene Fett dem vorigen hinzufügt, alles Fett mit kaltem Wasser wäscht, in einem leinenen Sacke sammelt und endlich so lange der Sonne aussetzt bis es weiss und durchscheinend geworden ist. Man bewahrt es in einer zinnernen Büchse auf; es ist untadelhaft, wenn es den üblen Geruch des rohen Schmutzes besitzt und beim Reiben mit Wasser in Jer Hand nicht flüssig sondern weiss wie Blei- weiss wird. Man gebraucht es mit bestem Erfolge gegen entzündete Augen und schwielige Backen. Einige erhitzen es noch in einem irdenen Geschirr so lauge, bis es alle Fettigkeit verloren hat und halten es in diesem Zustande für kräftiger gegen ausgefressene und harte Backeu Neunundzwanzigstes Buch. 95 krätzige und thränende Augenwinkel. Mit Zusatz von Gänseschmalz heilt es nicht nur die Geschwüre der Augen, sondern auch des Mundes und der Geschlechtstheile; mit Melilotus und Butter die Entzündungen der Gebärmutter, Hautrisse und Geschwüre am After. Sonstiger Anwendungen werde ich gehörigen Orts gedenken. Auch der in einzelnen Klössen am Schwänze hängende Schmutz hat seinen Nutzen; man trocknet, stösst ihn zu Pulver und legt ihn an Zähne, selbst an lose, ferner an das Zahnfleisch, wenn ein krebsartiger Schaden daran ist. Die rohe oder reine Wolle vom Schwänze legt man gegen verborgene Schmerzen oder nach Zusatz von Schwefel und Wollasche gegen Schäden an den Geschlechtstheilen auf. Ihre Wirkung ist so bedeutend, dass man sie noch über andere Medicamente *legt. Vor allem giebt sie ein gutes Mittel für das Vieh selbst ab, wenn es nicht fressen will; zu diesem Behuf e umbindet man den Schwanz so fest als möglich und zieht Wolle daraus, worauf es alsbald wieder frisst. Der Theil des Schwanzes, welcher sich hiebei ausserhalb des Knotens befindet, soll absterben. 11. Die Wolle hat auch eine gewisse Gemeinschaft mit den Eiern, denn man legt sie gegen Augengeschwüre zu- sammen auf die Stirn. Zu diesem Zwecke braucht die Wolle nicht mit Seifenwurzel gewaschen zu sein, auch setzt man nur das Weisse vom Ei und gepulverten Weihrauch hinzu. Eiweiss hält die Augenflüsse zurück und kühlt die entzündeten Augen ab; Einige fügen Safran hinzu und mischen es statt Wasser unter die Augensalben. Gegen Triefen der Augen bei,Kindern lässt sich kaum ein anderes Mittel als Eiweiss mit Zusatz von frischer Butter anwenden. Gegen die Rose reibt man Eier mit Oel ab, streicht die Mischung .auf und legt Betenblätter darüber. Eiweiss mit gepulvertem Ammoniakum-Gummi versetzt, entfernt die Haare aus den Augen, und mit Zusatz von Piniennüssen nebst etwas Honig die Blattern aus dem Gesichte. Be- streicht man das Gesicht mit Eiweiss, so wird es von der 96 Neunundzwanzigstes Buch. Sonne nicht verbrannt. Hat man sich mit heissem Wasser verbrannt, und streicht sogleich von einem Ei auf, so ent- stehen keine Blasen; Einige setzen noch Gerstenmehl und ein wenig Salz hinzu. Gegen Geschwüre, welche in Folge von Verbrennungen entstanden sind, hilft Eiweiss mit ge- rösteter Gerste und Schweineschmalz vortrefflich; dieselbe Mischung wird gegen Schäden am After, namentlich bei Kindern und wenn der Mastdarm ausgetreten ist, ange- wendet. Auf Risse in der Haut an den Füssen legt man eine Mischung von gekochtem Eiweiss mit zwei Denaren Bleiweiss, ebensoviel Silberglätte, etwas Myrrhe und Wein, auf die Rose Eiweiss mit Stärkmehl vermischt. Eiweiss soll auch Wundränder wieder mit einander vereinigen und Blasensteine abtreiben. Gegen Augenschmerzen legt man hartgekochtes Eigelb mit Safran, Honig und Frauenmilch, oder mit Rosenöl und Meth in Wolle oder mit zerriebenem Petersiliensamen und Polenta in Meth auf. Trinkt man frisches Eigelb mit der Vorsicht, dass es die Zähne nicht berührt, so wird man von Husten, Brustflüssen und rauhem Halse befreiet. Auch legt man es auf die Bisse der Blut- schlangen und trinkt es zu demselben Zwecke roh. Ferner dient es bei Nierenleiden, Reissen und Geschwüren in der Blase und bei Blutharnen. Gegen Dysenterie trinkt man fünf Eigelb mit einer Hemina Wein oder mit der Asche der Eierschalen, Mohnsaft und Wein; gegen Darmgicht giebt man Eigelb mit gleichen Theilen Rosinen und Granatapfel- schalen drei Tage lang in gleichen Portionen, oder auch drei Eigelb mit einem Vierttheil alten Specks und Honigs, drei Bechern alten Weines zu einer honigdicken Masse an- gerieben und hiervon jedesmal zu. einer Haselnuss gross mit Wasser; oder man lässt drei ganze Eier einen Tag lang in Essig liegen und reibt sie dann mit Oel ab. Letzteres Mittel hilft auch bei Milzbeschwerden und mit drei Bechern Most gegen Blutspeien, ferner äusserlich mit Zwiebeln und Honig gegen alte blaue Flecken. Gegen zu starken Monats- fluss werden gekochte Eier mit Wein eingenommen, gegen Blähungen in der Gebärmutter rohe mit Oel oder Wein Neuuundzwanzigstes Bucli. 97 aufgelegt. Gegen Nackenschmerzen wendet man sie mit Gänseschmalz und Rosenöl an, gegen Fehler am After durch Feuer erhärtet und noch warm applicirt, gegen Aftergeschwüre mit Rosenöl, gegen Brandschäden in Wasser hart gekocht, dann die Schalen auf glühenden Kohlen ver- brannt und hierauf das Gelbe mit Rosenöl aufgelegt. Wenn man die Eier nach dreitägiger Bebrütung wegnimmt, werden sie ganz gelb und dann heissen sie hitzig i). Die noch nicht ausgekrochenen Küchlein kuriren den verdorbenen Magen, wenn man sie mit Zusatz von Galläpfeln einnimmt, und sich zwei Stunden lang einer jeden andern Speise enthält. Gegen Dysenterie verordnet man die in den Eiern selbst gekochten Küchlein mit Zusatz von einer Hemina herben Weines, ebensoviel Oel und Polenta. Die von der Innern Fläche der Schale abgezogene Haut heilt roh oder gekocht aufgesprungene Lippen, die Asche der Schale, in Wein genommen, Blutsturz; das Einäschern muss aber erst ge- schehen, wenn die Haut weggenommen ist. Diese Asche giebt ferner ein gutes Zahnpulver ab; mit Myrrhe aufgelegt hemmt sie den zu starken Monatsfluss. Die Schalen be- sitzen eine solche Festigkeit, dass sie in aufrechter Stellung durch keine Kraft, durch kein Gewicht zerbrochen werden können, sondern nur wenn man sie nach der Seite hinbiegt. Ganze Eier verordnet man mit Raute, Dill und Cuminum als weinigen Trank zur Beförderung der Entbindungen. Mit Oel und Cedernharz vermischt vertreiben sie Krätze und Jucken, mit Zusatz von Cyclamen die feuchten Kopf- geschwüre. Wider eiterigen und blutigen Auswurf nimmt man ein erwärmtes Gemenge von einem Ei, Schnittlauch- saft und ebensoviel griechischen Honig; wider Husten ge- kochte Eier mit Honig oder rohe mit gleichen Theilen Rosinenwein und Oel. Bei Mangel des männlichen Ver- mögens wird ein Ei mit drei Bechern Rosinenwein und einer halben Unze Stärkmehl genommen. Auf Schlangenbisse schlägt man gekochte Eier mit Zusatz von Kresse. Auf 1) sitista. Wittstein: Plinius. V. Bd. 98 Neunundzwanzigstes Buch. wie vielerlei Weise sie zur Speise dienen, ist bekannt; sie lassen sich selbst bei geschwollenem Schlünde verschlucken und wirken dabei zugleich erwärmend. Eier sind die einzige Speise, welche bei Krankheiten nährt ohne zu beschweren und die Dienste von festen und flüssigen Nahrungsmitteln zugleich versieht. Dass Eier durch Liegen in Essig eine weiche Schale bekommen, habe ich oben angeführt; backt man sie so vorbereitet in Brot, so erhält man ein gutes Mittel gegen Darmgicht; Einige ziehen es vor, so vorbe- reitete Eier in Schüsseln zu braten, und verordnen sie dann nicht nur zur Hemmung des Durchfalls sondern auch des zu starken Monatsflusses; wenn aber dergleichen Flüsse zu heftig geworden sind, lassen sie sie roh mit Mehl oder auch nur das in Essig hart gekochte Gelbe einnehmen. Mit gestossenem Pfeffer gebratene Eier werden gegessen, um keinen Durchfall zu bekommen. Gegen Dysenterie be- reitet man noch ein besonderes Mittel: man schlägt nämlich ein Ei in einen neuen irdenen Tiegel, setzt ebensoviel Honig, dann Essig und Oel hinzu und rührt alles fleissig untereinander; je besser die Ingredienzien sind, um so eher spürt man den Erfolg davon. Andere nehmen statt Oel und Essig ebensoviel Harz und rothen Wein, wiederum Andere zwar die angegebene Quantität Oel, aber noch ^/qq Denar Pinienrinde, Veo Denar Sumach, fünf Obolen Honig, kochen alles zusammen, und lassen, nachdem diess ge- nossen, erst vier Stunden später wieder andere Speisen geniessen. Viele heilen das Bauchgrimmen dadurch, dass sie zwei Eier mit vier Knoblauchknolleu zusammenreiben, eine Hemina Wein hinzufügen, erwärmen und trinken lassen. Und damit die Nützlichkeit der Eier in jeder Beziehung erhelle, füge ich noch hinzu, dass man mit einer Mischung von Eiweiss und gebranntem Kalk Glasstücke zusammen- kittet. Die Eier besitzen eine solche Kraft, dass Holz oder Kleidungsstücke, welche damit getränkt sind, nicht ver- brennen. Ich habe bisher bloss die Hühnereier im Auge gehabt, aber auch die anderer Vögel sind, wie ich gehörigen Orts zeigen will, von mannichfachem Nutzen. Neunundzwanzigstes Buch. 99 12. Noch eine andere Art Eier, von der die griechischen Schriftsteller nichts erwähnen, ist bei den Galliern in grossem Kufe. Zur Sommerszeit nämlich wickeln sich unzählige Schlangen mit Hülfe ihres Geifers und ihres von der Haut abgesonderten Schleims zu einem kunstvollen Knäuel zusammen, welchen man Anguinum i) nennt. Diesen Geifer und Schleim werfen, nach Aussage der Druiden, die Thiere unter Zischen in die Höhe, man muss ihn, bevor er die Erde berührt, in einem Mantel auffangen, und dann zu Pferde davon eilen, denn die Schlangen schicken sich sogleich zur Verfolgung des Räubers an, und setzen dieselbe so lange fort, bis ihnen ein Fluss in den Weg tritt. Die Aechtheit einer solchen eiförmigen Masse wird daran erkannt, dass sie, auch in Gold eingefasst, auf dem Wasser schwimmt. Die in Bemäntelung von Betrügereien schlauen Magier meinen, man müsse die Einsammlung an einem bestimmten Mondestage vornehmen, als ob es in dem Willen des Menschen stände, dass jene Operation der Schlangen gerade damit zusammentreffe. Ich habe ein solches Ei gesehen; es hatte die Grösse eines mittlem kugelrunden Apfels, eine knorpelige Schale, viele napfartige Vertiefungen wie an den Armen der Polypen und das (auf- gedrückte) Zeichen der Druiden. Man empfiehlt es als ein Mittel, Processe zu gewinnen und bei Königen Zutritt /AI erhalten, ja die eitle Prahlerei geht darin so weit, dass ein römischer Ritter aus den Vocontiern, welcher ein solches Ei während eines Processes im Busen hatte, von dem Kaiser Claudius, so viel ich weiss, aus keinem andern Grunde getödtet wurde. — Uebrigens scheint mir jene Ineinanderwicklung der Schlangen und die dadurch sich kundgebende Eintracht unter diesen bösen Thieren die Ursache zu sein, warum auswärtige Völker ihren Herolds- stab als Friedenszeichen mit Schlaugen-Figuren umgeben, denn solche Stäbe pflegt man nicht mit Federbüschen zu versehen. ') von anguis: Schlange. 100 Neunundzwanzigstes Buch. 13. Von dem Nutzen der Gans und ihrer Eier werde ich später handeln, in diesem Buche will ich nur einer berühm- ten Arznei der Commagener, eines syrischen Volkes, geden- ken , wozu das auch zu andern Zwecken so herrliche Gänseschmalz genommen wird. Die übrigen Zuthaten sind Zimmt, Cassia, weisser Pfeffer und das sogenannte Com- magene-Krauti), die Bereitung geschieht in mit Schnee umhüllten Gefässen, die fertige Arznei riecht angenehm, und ist ein vorzügliches Mittel gegen Erkältungen, Krämpfe, heimliche und plötzlich entstehende Schmerzen und über- haupt gegen alle Krankheiten, welche mit stärkenden und schmerzstillenden Mitteln behandelt werden. Sie leistet die Dienste einer Salbe und eines Medicaments. Man stellt sie in Syrien auch noch auf andere Art dar: man nimmt gleiche Theile Gänseschmalz, Erysisceptrum, Xylobalsamum, Dattelpalme, Calmus und kocht alles zwei- bis dreimal mit Wein auf; geschieht die Bereitung nicht im Winter, so muss man noch Wachs hinzusetzen, weil sonst die Masse nicht fest wird. Man hat ausserdem, wie von der Ziege, noch viele Arzneimittel von der Gans, was mich wundert, denn die Gans und der Kabe sollen vom Sommer bis zum Herbste hin an einer Krankheit leiden. 14. Welchen Ruhm sich die Gänse bei dem Angriffe der Gallier auf das Capitolium erworben haben, ist schon früher von mir mitgetheilt worden. Aus eben demselben Grunde diktirt man alljährlich den Hunden eine Strafe, welche darin besteht, dass man sie lebendig an einen aus Hollunder- holz gemachten Galgen nagelt. 2) Die Gebräuche unserer Vorfahren veranlassen mich, des letztern Thieres noch mit einigen Worten zu gedenken. Sie hielten die säugenden Jungen für so rein zu Speisen, dass sie sich derselben, statt der Opferthiere, zur Versöhnung der Götter bedienteu. ') Syrische Narde (Valeriana scabiosaefolia). -) weil sie nämlich bei jener Katastrophe nicht gebellt hatten. Neununclzwanzigstes Buch. 101 Mit einem eben gebornen Hunde opfert man, und jetzt noch trägt man bei den Opfermahlen das Fleisch junger Hunde auf. Aus den Schauspielen des Plautus geht hervor, dass Hundefleisch bei den zu Ehren eines Amtsantritts veranstalteten Gastmahlen vorgekommen sei. Es scheint auch, dass diess Thier dem Menschen das Brechen gelehrt habe. Andere nützliche Anwendungen von demselben sollen später besprochen werden. 15. Jetzt will ich in der festgesetzen Ordnung fortfahren. Gegen den Biss der Schlangen hält man frischen Schaf- mist, in Wein gekocht und aufgelegt für wirksam, ferner aufgeschnittene und aufgelegte Mäuse, überhaupt verdient die Natur letztgenannter Thiere, namentlich beim Aufgange der Gestirne, Beachtung, da, wie ich früher angegeben, die Zahl der Eingeweide (fibrae) mit dem Monde zu- und ab- nimmt. Die Magier behaupten, wer einem Schweine eine Mausleber in einer Feige gäbe, dem folge dasselbe; auf den Menschen soll die Leber gleiche Wirkung haben, letztere aber durch Trinken eines Bechers Oel wieder auf- gehoben werden. 16. Vom Wiesel giebt es zwei Arten; die eine ist die wilde und grösser als die andere. Bei den Griechen heissen diese Thiere Ictides. Ihre Galle soll gegen die kleinen Giftschlangen wirksam, übrigens aber giftig sein. Diejenige Art aber, welche in unsern Häusern umher läuft, (wie Cicero angiebt) ihre Jungen täglich von einem Orte zum andern trägt und ihr Lager wechselt, verfolgt die Schlangen ; man salzt sie ein und giebt einen Denar schwer davon in drei Bechern Getränk oder auch den mit Coriander ange- füllten und längere Zeit gelegenen Magen in Wein gegen Schlagwunden. Ein junges Wiesel ist wirksamer als ein altes. 17. Gewisse Dinge, welche man sich gewöhnlich zu nennen schämt, werden von den Schriftstellern so nachdrücklich 102 Neunundzwanzigstes Buch. empfohlen, dass ich sie nicht ganz ignoriren kann. Der- gleichen Arzneien entstehen nämlich durch jene Eintracht und Zwietracht in der Natur, wie die Wanzen, höchst widerwärtige und schon bei ihrer Nennung Ekel erregende Thiere, welche gegen die Bisse der Schlangen, besonders der kleinen giftigen, sowie gegen alle andern Gifte dienen sollen. Einen Beweis ihrer Wirksamkeit will man darin finden, dass Hühner, welche sie gefressen haben, durch Schlangenbisse nicht getödtet werden, und dass das Fleisch solcher Hühner gebissene Menschen heile. Unter den verschiedenen Angaben darüber ist die die menschlichste: man solle die Wanzen mit Schildkrötenblut auf die Bisse legen, durch Räuchern damit die Schlangen vertreiben, sie Thieren, an welche sich Blutigel gesetzt oder welche Blut- igel verschluckt haben, ins Saufen geben, um letztere zu tödten. Doch legen sie auch Einige mit Salz und Frauen- milch abgerieben auf die Augen, mit Honig und Rosenöl auf die Ohren. Die auf Mal ven vorkommenden Landwanzen (Blattläuse) werden eingeäschert und mit Rosenöl versetzt in die Ohren gethan. Was man sonst noch von ihren Wirkungen erzählt, z. B., dass sie Eiterbeulen, viertägige Fieber und noch andere Krankheiten vertreiben, wenn man sie in einem Eie, oder in Wachs oder in einer Bohne hinunterschlucke, halte ich für irrig und übergehe es daher. Jedoch bedient man sich ihrer mit einigem Grunde gegen Schlafsucht, denn sie vernichten die schlafmachende Kraft der kleinen Giftschlangen; Erwachsenen giebt man zu diesem Zwecke sieben Stück in einem Becher Wasser, Jüngern Personen nur vier. Bei Harnstrenge steckt man sie in die Harnröhre. So hat denn die Vorsehung nichts ohne gewichtige Ursache geschaffen. So sollen auch die nächtlichen Fieber vergehen, wenn man zwei Wanzen in den Hirten heimlich weggenommener Wolle an den linken Arm bindet, und die Tagesfieber, wenn statt Wolle ein rosenfarbiges Tuch genommen wird. Gegentheils sind den Wanzen die Scolopender zuwider, und jene werden getödtet wenn man damit räuchert. Neunundzwanzigstes Buch. 103 18. Die kleinen Giftschlangen, *) die verderblichsten aller Schlangenarten, tödten dadurch, dass ihr Biss Erstar- rung und Schlaf bewirkt. Wenn ihr Gift mit dem Blute oder einer frischen Wunde in Berührung kommt, tödtet es sogleich; ist die Wunde schon alt, so erfolgt die Wirkung nicht so schnell' Verschluckt man aber dieses Gift, so schadet es, wenn auch in noch so grosser Dosis, nicht, denn es hat keine verzehrende Kraft; daher können auch die durch den Biss jener Schlangen getödteten Thiere ohne Nachtheil gegessen werden. Ich würde Bedenken tragen, ein Medicament dafür anzugeben, wenn ich nicht wüsste, dass M. Varro in seinem achtundachtzigsten Lebensjahre geschrieben hätte, die Gebissenen würden unfehlbar geheilt, wenn sie ihren eigenen Harn tränken. 19. Von dem Basilisk, vor dem sogar die Schlangen fliehen, der schon durch seinen Hauch, ja den Menschen, wenn er ihn nur ansieht, tödten soll, rühmen die Magier das Blut als eines schätzbaren Mittels; es soll wie Pech gerinnen und mit Cinnabaris verdünnt klarer werden. Trüge man es bei sich, so wirkten die Bitten bei Behörden und Göttern, die gegen Krankheiten angewandten Mittel und man sei keinen Behexungen ausgesetzt. Einige nennen es auch Saturnsblut. 20. Der Drache führt kein Gift bei sich. Wenn man dessen Kopf unter die Thürschwelle legt und die Götter durch Gebete versöhnt, soll dem Hause kein Unglück widerfahren. Bestreicht man die Augen mit einer Mischung von trocknen und zerriebenen Drachenaugen und Honig, so fürchtet man sich nicht vor nächtlichen Erscheinungen, auch wenn man von Natur bange ist. Das Fett aus dem Herzen in einem Gazellenfelle mit Hirschsehnen an den ') aspides. 104 Neunundzwanzigstes Buch. Oberarm gebunden, soll zu günstigen Ricbtersprüchen ver- helfen. Der erste Rückenwirbel soll den Zutritt zu Aemtern erleichtern; die in einem Ziegenfelle mit Hirschsehnen angebundenen Zähne sollen milde Herren und erbittliche Obrigkeiten machen. Ueber alles geht aber die Zubereitung, wodurch die Betrügereien der Magier fehlschlagen: man bindet nämlich den Kopf und Schwanz eines Drachen nebst den Stirnhaaren und dem Marke eines Löwen, dem Schaume eines aus dem Kampfe siegreich hervorgegangenen Pferdes, und den Pfoten eines Hundes in Hirschleder abwechselnd mit Hirsch- und Gazellensehnen ein und hängt diess Bündel sich an. Ich halte diese Mittheilung für ebenso wichtig, als die Aufzählung von Hülfsmitteln gegen die Schlangen, denn das Treiben der Magier vergiftet die Sitten. Alle giftigen Thiere fliehen vor dem Fette des Drachen, dess- gleichen vor dem des Ichneumon wenn man es brennt, endlich vor Personen, welche sich mit in Essig abgeriebenen Brennnesseln bestrichen haben. 21. Der Kopf einer Viper, selbst wenn er nicht von der, welche gebissen hat, ist, hilft aufgelegt kräftigst gegen die Bisse; auch wenn maif das Thier selbst an einem Stocke in Dampf hält, was sogar dem Beissen vorbeugen soll; ferner zeigt sich die Asche davon aufgestrichen wirksam. Nigidius giebt an, die Schlangen würden instinktmässig gezwungen, zu dem Gebissenen zurückzukehren. Die Scythen schneiden den Kopf zwischen den Ohren auf und nehmen einen darin befindlichen Stein heraus, den sie verschlucken sollen, wenn sie von Schlangen erschreckt worden sind. Andere verwenden dazu den ganzen Kopf. Aus der Viper bereitet man die von den Griechen soge- nannten Theriakkügelchen auf die Weise, dass man von beiden Enden drei Finger lang abschneidet, die Eingeweide nebst der am Rückgrate hängenden bläulichen Masse herausnimmt, den übrigen Körper in einer Schüssel mit Wasser und Dill durchkocht, hierauf die Knochen entfernt, feines Weizenmehl hinzufügt und die geformten Kügelchen Neunundzwanzigstes Buch. 105 im Schatten trocknet; man wendet sie zu mancherlei arznei- lichen Zwecken an. Ich muss hier besonders hervorheben, dass diese Kügelchen nur von Vipern gemacht werden. Einige kochen das Fett des auf die angegebene Weise gereinigten Thieres mit einem Sextar Oel zur Hälfte ein; wenn man von diesem Präparate drei Tropfen zu Oel mischt und sich damit einreibt, so wird man von allen wilden Thieren gemieden. 22. Ausserdem ist es bekannt, dass gegen alle, selbst unheilbare Schlangenbisse die aufgelegten Eingeweide der Schlangen selbst helfen, und dass diejenigen Personen, welche einmal eine gekochte Viperleber verzehrt haben, hinfort nie mehr von einer Schlange gebissen werden. Eine Schlange ist aber nur giftig, wenn sie in dem laufen- den Monate durch die Einwirkung des Mondes aufgereizt ist. Sie dient selbst als Htilfsmittel, wenn man sie lebend fängt , in Wasser zerstampft , und damit die Bisswunde bähet. Ja man glaubt, sie enthalte viele Arzneimittel (von denen ich noch handeln werde), und sei desshalb dem Aesculap geweihet. Democrit erzählt von den Schlangen wunderliche Dinge, so z. B., sie verständen die Laute der Vögel. Die Aesculapschlange hat man von Epidaurus nach Rom gebracht und hält sie häufig in den Häusern; wenn aber ihre Brut nicht mitunter durch Feuersbrünste vernichtet wird, soll man ihrer Vermehrung keinen Einhalt thun können. Die schönste aller Schlangenarten lebt im Wasser, heisst daher auch Wasserschlange und steht keiner andern an Giftigkeit nach. Man hebt deren Leber als Htilfsmittel gegen Schlangenbisse auf. Zerriebene Scorpionen vernichten die Wirkung des Gifts der Sterneidechsen; von letztern bereitet man nämlich ein giftiges Mittel, indem man sie in Wein ersäuft, und wer einen solchen Wein trinkt, bekommt das Gesicht voller Leberflecke. Man tödtet sie daher auch in einer Salbe, und giebt diese den Nebenbuhlerinnen zum Gebrauch, um sie hässlich zu machen. Gegen solche nachtheilige Wirkung wendet man Eigelb 106 Neunundzwanzigstes Buch. mit Honig und Natron an. In Wasser aufgelöste Stern- eidechsengalle soll die Wiesel herbeilocken. 23. Unter allen giftigen Thieren ist der Salamander das scheusslichste; denn die übrigen beissen oder stechen doch nur jedesmal ein Individuum und überliefern nicht gleich- zeitig mehrere dem Tode, nicht zu gedenken, dass sie, wie man angiebt, in Folge des Bewusstseins einen Menschen verletzt zu haben umkommen und nicht wieder zur Erde gelangen; der Salamander hingegen kann ganze Völker, wenn sie sich nicht vor ihm in Acht nehmen, tödten. Kriecht er nämlich auf einen Baum, so vergiftet er alles Obst, und tödtet die, welche dasselbe essen, durch seine erkältende dem Aconit nicht nachstehende Kraft. Ja, wenn er auch nur mit einem Fusse ein Stück Holz berührt hat und man kocht damit eine Brotrinde, so wird diese zu Gift; fällt er in einen Brunnen, so wird das Wasser ver- giftet; berührt sein Geifer irgend eine Stelle des mensch- lichen Körpers, selbst nur die äusserste Spitze des Fusses, so gehen am ganzen Leibe die Haare aus. Und dennoch wird ein so giftiges Geschöpf von einigen Thieren, z. B. von den Schweinen, ohne Nachtheil verzehrt, was beweist, dass hier jene Art von Zwietracht das Gift bezwingt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Gift des Salamanders von allen Thieren, welche denselben fressen, vernichtet wird ; dieselbe Wirkung behauptet man auch vom Verschlu- cken der Canthariden oder Eidechsen; sonstige durch den dabei vorkommenden Widerstreit der Natur vorkommende Fälle habe ich schon erwähnt und werde später noch darauf zurückkommen. Wenn die Angabe der Magier, dass der Salamander das einzige Thier sei, welches das Feuer auslösche und daher bei Feuersbrünsten gute Dienste leiste, wahr wäre, so würde man längst in Rom die Erfahrung gemacht haben. Auch Sextius stellt die Richtigkeit dieser Angabe in Abrede; ferner sagt er, man mache den Salaman- der nach Entfernung der Eingeweide, Füsse und des Kopfs in Honig ein und benutze ihn so als ein Mittel zum Liebesreiz. Neunundzwanzigstes Buch. 1()7 24. Unter den Vögeln sind es besonders die Geier, welche uns Hülfsmittel gegen die Schlangen darbieten, doch sollen die schwarzen weniger Kräfte besitzen. Durch den beim Verbrennen ihrer Federn aufsteigenden Rauch sollen die Schlangen vertrieben werden. Wer das Herz dieses Vogels bei sich trägt, soll nicht allein vor dem Anfalle der Schlangen, sondern auch wilder Thiere und Räuber und vor dem Zorne der Könige sicher sein. 25. Wenn man das von Hühnervögeln noch warm ab- gerissene Fleisch auf Schlangenbisse legt, oder auch ihr Gehirn mit Wein einnimmt, wird das Gift zerstört. Die Parther ziehen es vor, das Gehirn einer Henne auf die Wunde zu legen; auch das Trinken von Hühnersuppe ist hier und in vielen andern Fällen von Nutzen. Panther und Löwen rühren Personen, welche sich damit bestrichen haben, namentlich wenn auch Knoblauch daran gekocht war, nicht an. Zum Oeflfnen des Unterleibs eignet sich die von einem alten Huhne bereitete Brühe besser; ihre weitere Anwendung erstreckt sich auf langwierige Fieber, Erstar- rung, Zittern, Gliederkrankheiten, Kopfweh, Augenflüsse, Blähungen, Uebelkeit, beginnenden Stuhlzwang, Leber-, Nieren- und Blasenleiden, Unverdaulichkeit, und Engbrü- stigkeit. Man hat eigene Vorschriften zu ihrer Bereitung; eine der bessern besteht darin, ein Huhn mit Meerkohl, Würfelfischen, Kappern, Apium, Mercurialis, Polypodium oder Anethum und Wasser von drei Congien auf drei Heminae einzukochen, im Freien erkalten zu lassen und zeitgemäss nach vorhergegangenem Erbrechen davon ein- zunehmen. Eine wunderbare Erscheinung kann ich hier nicht mit Stillschweigen übergehen, obgleich sie keinen Bezug auf die Heilkunde hat; wenn man zu geschmolzenem Golde die Glieder eines Huhns setzt, so ziehen diese das Metall in sich ein, sind also gleichsam ein Gift für dasselbe. Wenn man den Hähnen einen aus Reisig geflochtenen Kranz um den Hals legt, krähen sie nicht. 108 Neunundzwanzigstes Buch. 26. Gegen die Schlangen hilft auch frisch abgelöstes Tauben- und Schwalbenfleisch, ferner mit dem Kraute Plumbago ver- brannte Eulenfüsse. Bei diesem letztern Vogel fällt mir wieder ein Beispiel der Prahlerei der Magier ein; wenn man nämlich dessen Herz auf die linke Brust einer schlafen- den Frau lege, so plaudere sie alle Geheimnisse aus; wer es mit in die Schlacht nehme, hielte sich tapfer. Das Ei bezeichnen sie als ein Haarmittel; wer aber, frage ich, hat je das Ei einer Eule sehen können, da es ein Wunder ist, das Thier selbst zu sehen? Wer hat damit und besonders in Bezug auf die Haare Versuche anstellen können? Sie behaupten auch, das Haar kräusele sich durch Anwendung des Blutes einer jungen Eule. In dasselbe Bereich der Fabeln gehört die Angabe von der Fledermaus, dass sie, lebend dreimal ums Haus getragen und dann mit dem Kopfe nach unten ans Fenster genagelt, ein Amulet sei; besonders bedient man sich ihr in dieser Weise zum Schutze der Schafe, und nagelt sie mit den Füssen an die obere Thlirschwelle der Schafställe. Das Blut der Fledermaus soll, in Verbindung mit Disteln angewandt, ein gutes Mittel gegen Schlangenbisse sein. 27. Die Giftspinne 1), ein in Italien unbekanntes Thier, hat mehrere Arten; eine derselben ist der Ameise ähnlich aber viel grösser, am Kopfe röthlich, an den übrigen Theilen des Körpers schwarz, mit weissen in einander laufenden Flecken besprengt, und findet sich in der Nähe von Oefen und Mühlen. Ihr Stich ist empfindlicher als der einer Wespe; die Heilung erfolgt, wenn man dem Ge- stochenen eine andere Spinne derselben Art zeigt, und zu diesem Behufe hebt man die todten auf. Man findet auch ihre leeren Leibeshüllen, welche zerrieben und mit Wein genommen gleichfalls Hülfe leisten; endlich wendet man auch die oben erwähnten jungen Wiesel an. Eine zweite ') phalangium. Neunundzwanzigstes Buch. 109 Alt von Giftspinnen unterscheiden die Griechen durch den Namen Wolf. Eine dritte Art ist wollhaarig und hat einen ausserordentlich grossen Kopf, in welchem sich zwei Würmchen finden sollen, welche, wie Cäecilius i) in seinen Commentaren angiebt, in einer Hirschhaut den Weibern vor Sonnenaufgang angebunden bewirken sollen, das sie nicht empfangen. Diese Kraft sollen sie ein ganzes Jahr lang haben und ich habe mir nicht versagen können, von den vielen Mitteln für Unfruchtbarkeit wenigstens dieses eine zu nennen, weil ich in der allzu grossen Fruchtbarkeit mancher Frauen, welche das Haus mit Kindern anfüllt, einen hinreichenden Entschuldigungsgrund zu finden glaube. Eine andere Art, Beerenspinnen 2) genannt, ist einer schwarzen Beere ähnlich, hat einen sehr kleinen Mund unter dem Bauche, sehr kurze, gleichsam unausgebildete Füsse und sticht so schmerzhaft wie der Scorpion; ihr Harn gleicht einem Spinngewebe, Die Sternspinne ^) unterscheidet sich von ihr nur durch weisse Streifchen; ihr Biss lähmt die Kniee. Schlimmer als diese beiden ist eine blaue mit schwarzen Wollhaaren, welche die Sehkraft schwächt und sandiges Erbrechen verursacht. Eine noch gefährlichere unterscheidet sich von einer Horniss nur dadurch, dass sie keine Flügel hat; ihr Stich bewirkt Magerkeit. Die Ameisen- spinne *) hat einen ameisenähnlichen Kopf, schwarzen Bauch mit weissen Tupfen und sticht so schmerzhaft wie die Wespen. Von der vierkief erigen 5) giebt es zwei Arten; die bösartigere hat mitten auf dem Kopfe zwei rechtwinklig sich durchkreuzende Streifen und ihr Stich zieht Auf- schwellen des Mundes nach sich; die andere, mildere Art ist aschgrau und nach hinten zu weisslich. Eine ähnlich gefärbte, welche an den Wänden ihre Netze für die Fliegen weit ausspannt, ist am unschädlichsten. Gegen die Bisse aller Spinnen hilft Hühnergehirn mit etwas Pfeffer in *) Ein nicht näher bekannter römischer Arzt. -) Rhagium. ^) Asterion. ^) Myrmeciuni. *) Tetragnathium. 110 Neunundzwanzigstes Buch. dünnem Wein genommen, ferner fünf Ameisen in einem Tranke, Auflegen von Schafmistasche mit Essig oder von in Oel verfaulten Spinnen selbst. Die Bisse der Spitzmaus heilt man mit Lämmer-Coagulum in Wein genommen, Widderpfotenasche in Honig und mit einem jungen Wiesel, wie ich bei den Schlangen angeführt habe. Hat sie Zug- vieh gebissen, so legt man eine frische Maus mit Salz oder Fledermausgalle mit Essig auf. Sie ist auch gegen sich selbst ein Mittel, denn man legt abgerissene Theile von ihr auf Wunden, welche sie verursacht hat. Wenn sie im trächtigen Zustande gebissen, platzt sie alsbald. Am besten ist es, die, welche gebissen hat, aufzulegen; doch hebt man auch zu diesem Zwecke andere in Oel oder in Lehm ein- geschlagen auf. Ferner dient gegen ihre Bisse Erde aus Wagengleisen; sie sollen nämlich nicht über Wagengleise gehen, weil sie sonst erstariten. 28. Den Scorpionen soll der Stellio am meisten zuwider sein, dergestalt, dass schon sein Anblick ihnen Schrecken einjagt, sie erstarren und kalten Seh weiss von sich geben lässt. Man lässt ihn daher in Oel faulen und bestreicht die von Scorpionen gemachten Wunden damit; Einige kochen dieses Oel mit Silberglätte zu einem Pflaster und legen dasselbe auf. Die Griechen nennen den Stellio Colotes, Ascalabotes und Galeotes. In Italien kommt er nicht vor, denn er ist voller Flecken, macht ein widriges Geräusch und frisst, was sich alles von unsern Stellionen nicht sagen lässt. 29. Weitere Hülfsmittel sind aufgelegte Hühnermistasche, Drachenleber, eine zerrissene Eidechse oder Maus, der Scorpion selbst auf seine Stiche gelegt oder gebraten ge- gessen oder in zwei Bechern unvermischten Weines ge- nommen. Die Scorpione haben das Eigene, dass sie nicht in die flache Hand und überhaupt auch nur stechen, wenn sie Haare berühren. Ein jeder Stein, mit der Seite, womit er auf der Erde lag, ein an irgend einer Stelle mit Erde Neunundzwanzigstes Buch. W1 bedeckter Scherben auf die Wunde gelegt, lindert den Schmerz; Diejenigen welche den einen oder andern auf- legen, sollen sich nicht umsehen, auch das Sonnenlicht sorgfältig abhalten. Ferner verschaffen zerriebene Erd- wtirmer Linderung; diese dienen noch zu vielen andern arzneiliehen Zwecken und werden daher in Honig aufbe- wahrt. Die Nachteule ist den Bienen, Wespen, Hornissen und Blutigeln zuwider; auch wird man von diesen Thieren nicht gestochen, wenn man den Schnabel eines Schwarz- spechts bei sich trägt. Auch die ganz kleinen flügellosen Heuschrecken, welche Attelabi genannt werden, sind ihnen zuwider. Es giebt auch eine giftige Ameisenart, welche Cicero Solipugae, die Bewohner der bätischen Provinz aber Salpugae nennen, und der in Italien fast gar nicht vor- kommt. Ein Mittel gegen dieselbe sowie gegen alle andern Ameisen ist das Herz einer Fledermaus. Den Salamandern wirken, wie ich angegeben habe, die Canthariden ent- gegen. 30. Aber hierbei drängt sieh noch eine grosse Frage auf, denn die Canthariden sind selbst ein Gift und wirken namentlich höchst schmerzerregend auf die Blase. So wurde der römische Ritter Cossinus, ein Freund des Kaisers Nero, welcher sehr an Flechten litt und zu dessen Heilung der Kaiser einen Arzt aus Aegypten berufen hatte, durch einen ihm verordneten Trank von Canthariden ums Leben ge- bracht. Indessen ist kein Zweifel, dass sie mit dem Safte der taminisehen Traube und Schaf- oder Ziegentalg aufge- legt heilsam wirken. Die Schriftsteller sind nicht einig darüber, in welchem Theile dieser Thiere das Gift steckt, denn nach Einigen sitzt es in den Beinen, nach Andern in dem Kopfe, wieder Andere stellen beides in Abrede; doch stimmt man wenigstens darüber überein, dass ihre Flügel helfen, das Gift befinde sich wo es wolle. Sie selbst gehen aus einem kleinen Wurme hervor, welcher in dem schwam- migen Auswüchse der Hundsrosenstengel, am häufigsten aber auf der Esche vorkommt; diejenigen, welche sich auf 112 Neunundzwanzigstes Buch. der weissen Rose finden, sind weniger kräftig. Am kräf- tigsten sind die bunten mit gelben Querstreifen auf den Flügeln und reichlichem Fettgehalt versehenen; die schwächern sind klein, breit, haarig, die schlechtesten einfarbig und mager. Man thut sie nebst völlig aufgeschlossenen Rosen in einen irdenen nicht gepichten Kelch, bindet denselben mit Leinwand zu, lässt ihn über heissem salzhaltigem Essig so lange hängen, als noch Dunst durch die Leinwand dringt und stellt ihn dann bei Seite. Sie wirken brennend reizend auf den Körper und machen Blasen. Dieselbe Kraft haben die auf den Fichten sitzenden Raupen i) und der Buprestis, auch werden sie ebenso behandelt. Sie alle sind höchst schätzbare Mittel gegen Ausschlag und Flechten, sollen ferner den Monatsfluss und Harn treiben, daher sie auch Hippocrates den Wassersüchtigen verordnete. Dem Cato von Utica machte man es zum Vorwurf, dass er bei einer Versteigerung königlicher Güter diese giftigen Canthariden für 60 Sesterzen zuschlug, während, beiläufig gesagt, das Straussfett, welches doch in jeder Beziehung besser als Gänsefett ist, für 30 Sesterzen wegging. 3L Ich habe schon früher von den giftigen Arten des Honigs gehandelt; ein Hülfsmittel dagegen ist Honig, in welchem Bienen umgekommen sind. Denselben Honig nimmt man mit Wein gegen Fehler, welche aus dem Genüsse von Fischen entstanden sind. 32. Um die von einem tollen Hunde Gebissenen vor der Wasserscheu zu betrahren, legt man die Asche eines Hunds- kopfs auf die Wunde. Die Bereitung solcher Asche ge- schieht, um es hier ein für allemal anzugeben, durch Glühen in einem irdenen, mit Lehm bestrichenen und in einem Ofen gestellten Gefässe. Man giebt auch jene Asche in einem Getränke oder trocken ein. Andere binden einen Wurm aus Hundsaas an oder legen ein mit Hundsblut ge- ') Pityocampi. Neunundzwanzigstes Buch. 113 tränktes Tuch unter den Trinkkelch oder stecken ver- brannte Hundsschwanzhaare in die Wunde. Vor dem, welcher ein Hundsherz bei sich trägt, fliehen die Hunde; wer eine Hundszunge oder einen abgeschnittenen und nieder- gefallenen Wieselschwanz unter dem grossen Zehen im Schuhe trägt, den bellen die Hunde nicht an. Der unter der Zunge eines tollen Hundes befindliche zähe Speichel bewirkt, den Gebissenen im Getränk eingegeben, dass sie nicht wasserscheu werden. Noch besser ist die Leber des tollen Hundes, welcher gebissen hat; man lässt sie wo möglich roh essen, ausserdem gekocht oder die Suppe da- von. Nimmt man den kleinen Wurm, welcher auf der Zunge der Hunde sitzt und von den Griechen Lytta ge- nannt wird, weg, so lange sie noch jung sind, so bekommen sie weder die Wuth noch Widerwillen vor dem Futter. Um von tollen Hunden Gebissene vor dem Ausbruch der Wuth zu schützen, giebt man ihnen jenen Wurm ein, nachdem er dreimal um ein Feuer getragen ist. Auch das kleine Gehirn der Hühner erfüllt diesen Zweck, doch nur für das Jahr, in welchem man es genossen hat. Mit Nutzen legt man auch einen zerriebenen Hahnenkamm, ferner Gänse- schmalz mit Honig auf. Fleisch von tollen Hunden wird eingesalzen und als Hülfsmittel gegen ihre Bisse verspeist. Ja man tödtet auch einen jungen Hund desselben Ge- schlechts wie der, welcher gebissen hat, und lässt seine Leber roh essen. Hühnermist, zumal röthlich gefärbte* wird mit Essig aufgelegt; ferner die Asche vom Schwänze einer Spitzmaus, die man wieder lebendig hat laufen lassen, ein Kloss von einem Schwalbenneste mit Essig, verbrannte junge Schwalben, die im Frühjahre von den Schlangen ab- geworfene Haut nebst einem männlichen Krebse in Wein abgerieben. Legt man diese Schlaugenhaut für sich in Kästen und Schränke, so werden die Motten vertilgt. Das Gift der tollen Hunde ist so heftig, dass es selbst, na- mentlich für Personen, welche Geschwüre an sich haben, Gefahr bringt, auf den von einem solchen Thiere gelassenen Harn zu treten; dagegen hilft mit Essig angefeuchteter, und Wittstein: Pliiiius. V. Bd. 8 114 JJennundzwanzigstes Buch. erwärmt in einer Feige aufgelegter Pferdemist. Diese An- gabe kann um so weniger in Verwunderung setzen, wenn man bedenkt, dass ein von einem Hunde angebissener Stein sprichwörtlich zum Sinnbilde der Uneinigkeit dient. Wer seinen Harn auf den eines Hundes lässt, soll Krampf in den Lenden empfinden. . Die Eidechsenart, welche Sepa oder Chalcidiee^) genannt wird, heilt in Wein genommen ihre eigenen Bisse. 33. Die Wirkung der aus einem wilden Wiesel bereiteten Gifte vernichtet der reichliche Genuss einer durch Kochen alter Hühner erhaltenen Brühe; namentlich dient aber letztere mit Zusatz von etwas Salz wider das Aconitum, weisser Hühnermist mit Hyssop oder Meth abgekocht wider giftige Pilze, dessgleichen wider Blähungen und Er- stickungen, was merkwürdig ist, weil der Genuss jenes Mists bei den übrigen Thieren gerade diese Uebel hervor- ruft. Gänseblut mit gleichviel Oel eingenommen ist ein Mittel wider den Seebasen. Wider alle eingenommenen Gifte bereitet man aus Gänseblut, rother lemnischer Erde und dem Safte des weissen Dornstrauchs Kügelchen und nimmt davon fünf Drachmen in drei Bechern Wasser, auch hilft dagegen ein zubereitetes junges Wiesel, Lämmer- Coagulum, das Blut pontischer Enten, besonders der weib- lichen, welches man zu diesem Behuf im eingetrockneten Zustande aufbewahrt und beim Gebrauche in Wein vertheilt, der Magen der Störche, Schaf-Coagulum. Wider Canthariden Widderfleischsuppe, wider diese Käfer, den Buprestis und das Aconitum warme Schafmilch; wider Quecksilber der Mist wilder Tauben; wider Pfeilgifte trocknes Wieselfleisch zu zwei Drachmen. 34. Glatzen werden wieder behaart durch Anwendung von Schafmistasche mit Cyperöl und Honig, dessgleichen ') Sepa von orjTta): der Biss soll Fäulniss erzeugen. Chalcidice: hat kupferfarbige Flecken auf dem Rücken. Neunundzwanzigstes Buch. 115 von Asche des Hufes eines männlichen oder weiblichen Maulesels mit Myrtenöl, nach Varro auch vermittelst Mäusekoth, welchen er Muscerdae nennt. Einige verordnen frische, zuvor in Feigenblättern gebeizte Fliegenköpfe, An- dere Fliegenblut, noch Andere legen zehn Tage lang Fliegenasche mit der dreifachen Menge Papier- oder Nuss- asche auf. Wiederum Andere vermengen Fliegenasche mit Frauenmilch und Kohl, oder auch bloss mit Honig. Kein Thier hält man für dümmer und ungelehriger als die Fliegen, was um so bemerkenswerther ist, da bei den heiligen olympischen Spielen, wenn der Ochse dem Gotte Myiodes geopfert wird, ganze Schwärme Fliegen fortfliegen. Weitere Mittel für Glatzen sind: Die Asche vom Kopfe und Schwänze einer Maus oder auch vom ganzen Thiere, besonders wenn das Uebel durch Giftmischerei entstanden ist: die Asche eines Igels mit Honig oder sein verbranntes Fell mit Theer, sein verbrannter Kopf ruft selbst auf Narben die Haare wieder hervor, nur muss man hiebei die Glatzen mittelst eines Scheermessers und Senf gehörig vor- bereiten. Einige wenden jene Asche mit Essig an. Was ich vom Igel gesagt habe, wird beim Stachelschweine um so mehr gelten. Auch die Asche von Eidechsen, welche sammt klein geschnittenen Rohrwurzeln verbrannt worden, verhindert das Ausfallen der Haare, wenn man sie mit Myrtenöl versetzt aufstreicht; grüne Eidechsen sind kräftiger als anders gefärbte, und noch mehr wird die Wirkung durch Zusatz von Salz, Bärenfett und gestossenen Zwiebeln ge- steigert. Man kocht auch wohl zehn grüne Eidechsen in zehn Sextaren alten Oels und begnügt sich, alle Monate einmal damit einzureiben. Die Asche von Vipernhäuten sowie der frische Htthnermist füllen die Glatzen schnell wieder mit Haaren an. Ein in einem kupfernen Gefässe durcheinander gerührtes Rabenei macht das Haar schwarz, wenn man es auf einen kahlgeschorenen Kopf streicht; doch muss man so lange, bis es trocken geworden, Oel im Munde halten, damit nicht auch gleichzeitig die Zähne schwarz werden, auch darf diese Kur nur im Schatten llj) Neunundzwanzigstes Buch. vorgenommen und der Kopf erst vier Tage später wieder abgewaschen werden. Einige bedienen sich des Blutes und Gehirns vom Eaben mit dunkelrothem Weine, Andere kochen den ganzen Vogel aus und thun ihn bei nächtlicher Weile in ein bleiernes Gefäss. Man bereitet auch die glatzigen Stellen mit Natron vor und streicht dann eine Mischung von gestossenen Canthariden und Theer darauf, doch wirkt dieses Mittel ätzend und zieht gern Geschwüre nach sich; ist der letztere Fall eingetreten, so empfiehlt man, den Kopf, die Galle und den Mist einer Maus mit Elleborus und Pfeffer aufzulegen. 35. Nisse auf dem Kopfe vertreibt man durch innerliche Anwendung von Hundefett oder nach Art der Aale zuge- richteten Schlangen oder deren abgeworfenen Haut; Grind durch Aufstreicheu einer Mischung von Schafgalle mit cimolischer Kreide und Sitzenlassen derselben, bis sie trocken geworden ist. 36. Gegen Kopfschmerzen dienen die abgeschnitteneu Köpfe solcher Schnecken, welche man nackt und noch nicht ganz vollkommen ausgebildet trinkt, nachdem man die darin vorkommenden steinigen Concretionen entfernt hat, oder auch kleine ganze Schnecken zerrieben und auf die Stirn gelegt; ferner der Schmutz der Schafwolle, die Knochen eines Geiers oder dessen Gehirn aufgebunden, nachdem der Kopf mit Oel und Theerwasser eingerieben und auch die Nasenlöcher damit ausgestrichen sind; das Gehirn einer Krähe oder Nachteule gekocht und gegessen; Umbinden der Halsfedern oder des Kammes eines Hahns, der einen Tag und eine Nacht hindurch ohne Nahrung eingesperrt war, nachdem die leidende Person ebenso lange gefastet hat; Auflegen der Asche von einem Wiesel; Unterlegen eines Reises aus einem Habichtsneste unter das Kopfkissen; Aufstreichen von Mäusefellasche mit Essig; das Kuöchlein einei' zwischen zwei Wagengleisen gefundenen Schnecke nebst Elfenbein durchs Ohr gesteckt oder in einem Hunds- Neununtlzwanzigstes Buch. 117 feil aufgebunden, welches Mittel meistens sogleich hilft. Bruehwunden am Kopfe werden durch Auflegen von Spinnegewebe mit Oel und Essig geheilt und löst sich diese Mischung erst nach erfolgter Heilung wieder ab; man stillt damit auch das Blut aus Wunden, welche beim Bart- scheeren entstanden sind. Gegen Blutflüsse aus der Gegend des Gehirns wendet mau das Blut der Gans oder Ente so- wie deren Fett mit Rosenöl an. Zur Vertreibung der Kopf- schmerzen bindet man, am besten bei Vollmond, den ab- geschnittenen Kopf einer frühmorgens an einem Rohre gefundenen Schnecke in einem Leintuch mit einem Faden auf, oder man bestreicht damit den obern Theil der Stirn; auch ist es gut, Hundshaare in einem Tuche anzubinden. 37. Die Augenbrauen sollen wachsen, wenn man Krähen- gehirn isst oder Wollfett mit Myrrhe mittelst einer Sonde i) warm aufträgt; denselben Erfolg erreicht man, wenn man einen halben Denar eines Gemisches von gleichen Theilen Fliegen- und Mäusekothasche und zwei Sechstel Denar Spiessglanz mit Wollfett, vermischt, oder junge Mäuse mit altem Wein zur Dicke einer Salbe abreibt. Reisst man die Haare, welche man aus den Augenbrauen entfernt wissen will, aus und bestreicht dann die Stelle mit Igelgalle, dem Inhalt der Stellionen-Eier, Salamanderasche, einer mit weissem Wein bereiteten Auflösung der in einem kupfernen Gefässe an der Sonne zur Honigdicke verdunsteten Galle einer grünen Eidechse, oder mit einer Mischung von junger Schwalbenasche, Euphorbiensaft und Schneckenschleim, so wachsen sie nicht wieder. 38. Die Magier geben an, der Staar der Augen werde durch das Gehirn eines jungen Hundes in sieben Tagen kurirt, wenn man am rechten Auge die Sonde von der rechten, am linken von der linken Seite her einführe; auch die frische Galle der Asio, einer Art Nachteule mit ohren- ') specillum. 118 Neunundzwanzigstes Buch. artig hervorstehenden Federn erfülle diesen Zweck. Apollo- nius Pitanaeus ^) zieht zur Behandlung unterlaufener Augen sowie des weissen Fells die Hundsgalle der Hyänengalle mit Honig vor. Die Asche vom Kopfe und Schwänze der Maus mit Honig auf die Augen gestrichen soll sie wieder ganz klar machen, noch besser wäre aber die Asche eines Siebenschläfers oder einer wilden Maus, das Gehirn oder die Galle vom Adler. Eine Mischung von attischem Honig, dem Felle und der Asche einer Spitzmaus, sowie Spiess- glanz vertreibt das Thränen der Augen; was das Spiessglanz ist, werde ich bei den Metallen berichten 2), Gegen unter- laufene Augen hilft ferner die Asche des Wiesels, das Ge- hirn der Eidechse oder Schwalbe; letztere zerquetscht mau auch oder kocht sie und legt sie gegen Augenflüsse und von der Sonne angegriffenen Augen entweder für sich oder mit feinem Mehl oder Weihrauch auf die Stirn. Trübe Augen heilt man aufs beste mit der Asche lebendig ver- brannter Schwalben und cretischem Honig. Trübe Augen des Zugviehs behandelt man mit dem Fette einer kleineu Giftschlange, welches man auf die abgelegte Haut der letztern gestrichen hat. Ein anderes sehr gutes Mittel gegen unterlaufene und trübe Augen erhält man durch Ver- brennen einer lebendigen Viper in einem neuen irdenen Gefässe, Zusatz von einem Becher Fenchelsaft und einem Korn Weihrauch; dieses Mittel führt den Namen Echium. Von der Viper bereitet man auch eine Augensalbe auf die Weise, dass man sie in einem Topfe faulen lässt und die dabei entstandenen Würmer mit Safran zerreibt. Wer von der durch Brennen einer Viper mit Salz erhaltenen Masse leckt, bekommt klare Augen, einen kräftigen Magen und Körper. Diese Salzmasse giebt man auch dem Vieh zur Erhaltung seiner Gesundheit und setzt sie den Mitteln wider die Schlangen hinzu. Einige verspeisen selbst die Vipern; die Zurichtung derselben geschieht auf die Weise, *) Ein nicht näher bekannter Arzt. 2) XXXIII. B. 33. Cap. Neunundzwanzigstes Buch. 119 dass man ihnen, sobald sie getödtet sind, Salz ins Maul steckt, diess so lauge darin lässt, bis es zergangen ist, dann von beiden Enden vier Finger breit absehneidet, die Eingeweide herausnimmt, uüd das Uebrige in Wasser oder mit Oel, Salz und Dill kocht; man isst nun entweder alles auf einmal oder streicht es, um öfters davon zu nebmen, auf Brot. Die dabei gewonnene Brühe dient aucb zu Ver- treibung der Läuse am ganzen Körper und des Juckens auf der Haut. Auch die durch Verbrennen eines Vipern- kopfs gewonnene Asche hat ihren Nutzen bei Augenübeln, ebenso das Fett dieses Thiers. Dessen Galle hingegen, welche man ebenfalls zu den Medicamenten zählt, möchte ich nicht geradezu empfehlen, denn (wie ich früher mitge- theilt habe) ist die Galle der einzige giftige Theil der Schlangen. Mit Grünspan versetztes Schlangenfett heilt zerrissene Stellen au den Augen, und die im Frühjahr ab- gelegte Schlangenhaut macht die damit geriebenen Augen klar. Die Galle der Boa rühmt man beim weissen Fell, unterlaufenen und trüben Augen, ihr Fett als Mittel zur Klarheit im Sehen. Die Galle des Adlers, von dem ich angegeben habe, dass er seine Jungen in die Sonne bringt um ihre Sehkraft zu prüfen, mischt mau zu attischem Honig und bestreicht mit diesem Mittel in den so eben genannten Fällen die Augen. Aehnlich wirkt die Geier- galle mit Lauchsaft und etwas Honig, dessgl^ichen die Hahnengalle insbesondere von einem weissen Hahn, Hahnen- mist, namentlich rother, bei Blödsichtigkeit, Hühnergalle, besonders aber Hühnerfett gegen Bläschen am Augapfel, zu welchen^ Zweck man die Hühner besonders mästet; setzt man dem Fette Schiefer und Blutstein zu, so hat man eine vorzügliche Salbe für zerrissene Häute an den Augen. Weissen Hühnermist bewahrt man in altem Oele in hörnernen Büchsen als ein Mittel gegen die weissen Flecken am Augapfel auf. Bei dieser Gelegenheit will ich eine Angabe von den Pfauen mittheilen ; sie sollen nämlich ihren Mist wieder verschlucken, gleichsam als ob sie den Menschen seine Anwendun»; nicht gönnten. 120 Neunundzwanzigstes Buch. Ein in Rosenöl gekochter Habicht, auch die Asche seines Mists mit attischem Honig soll mit Nutzen auf alle Augenübel zu legen sein; ebenso die Leber des Geiers, Taubenmist mit Essig gegen Thränenfisteln, weisse Flecken und Narben, Gänsegalle, Entenblut gegen Contusionen an den Augen, worauf aber später Wollfett und Honig zu legen sind, Rebhuhngalle für sich oder mit gleichviel Honig; letztere empfiehlt man auf Hippocrates' Autorität hin, in einer silbernen Büchse aufzubewahren. Mit Honig in einem kupfernen Gefässe gekochte Rebhuhneier heilen Augenge- schwüre und den Staar. Das Blut der verschiedenen Taubenarten besonders der Männchen und der Rebhühner hilft vortrefflich bei mit Blut unterlaufenen Augen; zu diesem Zwecke öffnet man ihnen eine Ader unter dem Flügel, weil es noch warm dienlicher ist, und legt später in Honig gekochtes Milzkraut und frisch geschorene, in Oel oder Wein getränkte Wolle auf. Die Blödsichtigkeit heilt das Blut ebenderselben Vögel sowie die Leber der Schafe und (wie ich bei den Ziegen gesagt habe) namentlich von der braunen; mit einem Absude dieser Leber räth man die Augen zu waschen und mit dem Marke schmerzende und geschwollene Stellen zu belegen. Eulenaugenasche macht klare Augen, wenn man sie unter die Augensalben mischt. Der Mist der Turteltaube, des Cenchris i) (einer von den Griechen «aufgestellten Falkenart) und die Asche der Schnecken entfernt die weissen Flecken aus den Augen. Kleine Augengeschwüre werden durch alle obengenannten Mittel mit Honig geheilt. Honig, in welchem Bienen umge- kommen sind, wirkt sehr heilsam auf die Aaigen. Wer einen jungen Storch gegessen hat oder den Kopf eines Drachens bei sich führt, soll mehrere Jahre hindurch vom Augentriefen befreiet bleiben. Mit einer Mischung von Drachenfett, Honig und altem Oele soll die Trübheit der Augen, wenn sie erst im Entstehen ist, gehoben werden. Gegen trübe, schmerzende, triefende und gestochene Augen ') Oder Tinnunculus, s. X. ß. 52. Cap. Neunundzwanzigstes Buch. 221 wendet man die mit Honig vermischte Asche von den Köpfen junger Schwalben, welche zur Zeit des Vollmondes geblendet und, nachdem sie ihre Sehkraft wieder bekommen haben, getödtet sind, an. Auch die Eidechsen wendet man vielfältig als Augenmittel an. Einige sperren eine grüne Eidechse in ein neues irdenes Geschirr, merken sich die an ihnen sitzenden kleinen Steine, welche den Namen Cinaedia führen und bei geschwollenen Schaamtheilen an- gebunden zu werden pflegen, mit neun Zeichen an, nehmen alle Tage einen davon heraus, lassen am neunten Tage d'^s Thier wieder laufen und heben die Steine für Augen- schmerzen auf. Andere legen einer grünen geblendeten Eidechse Erde unter, schliessen sie sammt Ringen von dichtem Eisen oder Gold in ein Glas ein, lassen sie nach wieder erlangter Sehkraft heraus und gebrauchen jene Ringe bei triefenden Augen. Der Asche ihres Kopfes bedient man sich, statt des Spiessglanzes, bei Rauhigkeiten in den Augen. Einige verbrennen die grüne, langhalsige, in Sand- gegenden vorkommende Eidechse und behandeln damit die sich eben zeigenden Augenflüsse sowie den Staar. Auch sollen die einem Wiesel ausgestochenen Augen ein gutes Arzneimittel sein, und ihre Anwendung denselben Erfolg haben wie die der Eidechsen und Ringe. Das rechte Auge einer Schlange hilft angebunden gegen Augenflüsse, wenn man das Thier lebendig wieder hat laufen lassen. Für be- ständig thränende Augen wendet man zweckmässig die Asche eines Stellionen-Kopfs mit Spiessglanz an. Ein vor- zügliches Mittel gegen Augenfltisse soll sein, wenn man das Gewebe einer Fliegenspinne und namentlich den Theil wo dieselbe sitzt, von einem Knaben sammeln und mit Hülfe eines Pflasters über die Stirn bis zu beiden Schläfen hin- legen lässt, doch müsste sich der Knabe drei Tage lang vor dem zu Heilenden nicht sehen lassen, und beide dürften während dieser Zeit die Erde nicht mit blossen Füssen be- rühren. Gegen die weissen Flecken in den Augen empfiehlt man die mit altem Oele abgeriebene weisse, lang- und dünnbeinige Spinne. Auch soll diejenige Spinne, welche 122 Neunundzwanzigstes Buch. gewöhnlich an dem Gebälk das dickste Gewebe spinnt, die Augenflüsse vertreiben, wenn man sie in einem Tuche an- bindet. Schon das blosse Anschauen eines grünen Käfers stärkt die Sehkraft der Augen; daher machen auch die Edelsteinschneider Gebrauch von diesem Mittel. 39. Zur Reinigung der Ohren dient Schafgalle mit Honig; Eintröpfeln von Hundemilch vertreibt die Schmerzen darin ; Hundefett mit Wermuth und altem Oele, sowie Gänsefett, zuweilen noch mit Zusatz vom Zwiebeln- und Knoblauch- saft, wird bei Schwerhörigkeit äuge wandt. Die Eier der Ameisen gebraucht man zu demselben Zwecke; letztge- nanntes Thier hat nämlich auch arzneiliche Kräfte, und man weiss, dass kranke Bären sich durch Fressen von Ameisen heilen. Das Fett der Gänse und aller anderen Vögel wird auf die Weise bereitet, dass man die Fetttheile von allen Adern befreit, in ein neues irdenes Geschirr legt, heisses Wasser zugiesst, zudeckt, das Gefäss an die Sonne stellt, den Inhalt nach einiger Zeit durch einen leinenen Sack in ein anderes neues irdenes Geschirr kolirt und an einen kalten Ort stellt; setzt man noch Honig hinzu, so wird es nicht so leicht ranzig. Mäuseasche mit Honig ver- setzt oder mit Rosenöl gekocht vertreibt die Ohrenschmerzen. Ist ein Thier ins Ohr gekrochen, so tröpfelt man mit Essig verdünnte Mäusegalle hinein; ist Wasser hineingekommen, Gänsefett mit Zwiebelsaft. Einen Siebenschläfer richtet man so zu, dass man ihn nach Entfernung des Felles und der Eingeweide mit Honig kocht; die Aerzte empfehlen, ihn mit Narde bis zu einem Dritttheil einzukochen, in diesem Zustande aufzuheben, und, wenn man Anwendung davon machen will, eine erwärmte Striegel damit zu tränken. Dieses Mittel hat schon die gefährlichsten Ohrenübel ge- heilt. Aehnliche Wirkung besitzen in Gänsefett gekochte Regenwürmer. Die rothen Baumwürmer heilen, mit Oel abgerieben, schwärende und verletzte Ohren aufs Beste. Am Maule aufgehängte trockne Eidechsen, und besonders solche, welche rostfarbig gefleckt und am Schwänze ge- Neunundzwanzigstes Buch. 123 streift sind, heilen mit Zusatz von Salz zerquetschte und durch Stiche verletzte Ohren. Der Tausendfuss, auch Hundertfuss oder Vielfuss genannt, ist ein rauhes, zu den Erdwürmern gehörendes, auf vielen Füssen bogenförmig kriechendes, beim Berühren sich zusammenziehendes Thier, heisst bei den Griechen Oniscus, sonst auch Tylus, und soll ein gutes Mittel gegen Ohrenschmerzen sein, zu welchem Behufe man es mit Granatapfelschale und Lauch kocht, auch wohl noch Rosenöl hinzufügt und die Flüssigkeit in das andere (nicht schmerzende) Ohr tröpfelt. Eine andere Art, welche sich nicht krümmt, nennen die Griechen Sepä, andere Scolopender; sie ist kleiner und schädlich. Die Schnecken, deren man sich zur Nahrung bedient, werden mit Myrrhe und Weihrauchpulver, die kleinen breiten mit Honig auf verletzte Ohren gelegt. Gebrannte und mit Eosenöl versetzte Schlangenhaut ist zwar wider alle Ohren- leiden ein kräftiges Mittel, besonders aber wider ihren üblen Geruch oder mit Essig bei Gegenwart von Eiter; noch besser erweist sich ein Zusatz von Ziegen-, Kuh- oder Seeschildkröten- Galle. Einige halten die Haut für unwirk- sam, wenn sie über ein Jahr alt oder durch Regen benetzt worden ist. Auch wird der Schleim von Spinnen entweder für sich in Wolle oder mit Rosenöl oder mit Safran, oder eine mit ihrer Erde ausgegrabene Grille auf die Ohren ge- legt. Von letzterm Thiere hat Nigidius eine grosse Mei- nung, die Magier aber eine noch grössere, weil es rück- wärts gehe, die Erde durchbohre und bei Nacht schwirre. Man fängt sie auf die Weise, dass man eine Ameise mit einem Haare umbindet und in ihr Loch wirft, zuvor aber den Staub wegbläst damit sie sich nicht verbergen kann; sie umfasst dann die Ameise alsbald, worauf man sie an dem Haare herauszieht. Die Haut eines Hahnenmagens, welche man wegzuwerfen pflegt, ist ebenfalls ein Mittel gegen eiternde Ohren; man lässt sie nämlich trocken werden, reibt sie mit Wein ab und tröpfelt davon warm ins Ohr; dessgleichen Hühnerfett. Das Fett, welches man erhält, wenn man einer Schabe den Kopf abreisst, soll mit Rosenöl 124 Neunundzwanzigstes Buch. den Ohren sehr dienlich sein, nur müsse man die damit getränkte Wolle nicht lange stecken lassen, denn das Fett verwandle sich rasch in einen Wurm. Einige lassen zwei oder drei Schaben in Oel kochen, auch zerriebene Schaben in einem Läppchen auf gequetschte Ohren legen. Auch dieses Thier gehört zu denen, welche man nicht ohne Schaam nennen kann, indessen veranlasst uns die Bewun- derung der Natur und die Sorgfalt der Alten, nichts von ihm zu verschweigen. Es giebt mehrere Arten; eine ist weich und wird in Oel gekocht mit Erfolg auf Warzen ge- legt. Die zweite Art heisst wegen ihres fast ausschliess- lichen Vorkommens bei Mühlen Myloecus, und soll nach Musa 1) und Picton 2) den Aussatz heilen, wenn man sie nach Entfernung des Kopfs zerreibt und auflegt. Die dritte Art von widrigem Gerüche und spitzigem Hintertheil, soll mit Pechöl unheilbare Geschwüre, 21 Tage lang aufgelegt Kröpfe und Fettbeulen, ferner nach Entfernung der Flügel und Beine, Schläge, Stösse, unheilbare Geschwüre und Furunkeln heilen. Schon die Nennung aller dieser Dinge erregt mir Ekel, und Diodorus ^) berichtet nun gar, er habe das Thier gegen Gelbsucht und Engbrüstigkeit mit Harz und Honig eingegeben. So gross ist die Macht der Heil- kunst, dass sie alles, was sie will, als Arzneimittel benutzt. Die Glimpflichsten rathen, zu obigen Zwecken die Thiere zu verbrennen und die Asche in einer hörnernen Büchse aufzubewahren, oder dieselben im zerriebenen Zustande den Engbrüstigen und an Flüssen Leidenden in einem Klystiere beizubringen. Aufgelegt ziehen sie alles, was im Körper steckt, heraus. Gut für die Ohren ist auch Honig, worin Bienen gestorben sind. 40. Gegen Ohrengeschwüre dient Taubenmist für sich oder mit Gersten- oder Hafermehl aufgelegt, di« Leber oder ') Antonius Musa, des Augustus Freigelassener und Hausarzt. ^) Ein unbekannter Arzt. ^) Gleichfalls unbekannter Arzt. Neunundzwanzigstes Buch, 125 das Gehirn einer Nachteule mit Oel auf das Ohrläppchen oder das Geschwür selbst gestrichen, Tausendfüsse mit einem Drittel Harz, Grillen aufgeschlagen oder ange- bunden. Doch die übrigen Krankheiten, sowie die Heilmittel von eben denselben und ähnlichen Thieren will ich im folgenden Buche besprechen. Dreissigstes Euch. Die übrigen Arzneimittel von diesen Thieren. 1. Ich habe zwar in dem vorhergehenden Theile dieses Werkes schon öfter, je nachdem Ort und Gelegenheit es erforderten, die Prahlereien der Magier in das gebührende Licht gestellt und bin entschlossen, diess auch fernerhin zu thun; allein der Gegenstand ist doch an und für sich wichtig genug, um näher besprochen zu werden, zumal wenn man bedenkt, dass diese trügerischste aller Künste von je her in der Welt am meisten gegolten und sich so viele Jahrhunderte lang in diesem Ansehn erhalten hat. Niemand darf sich wundern, dass sie in solchem Ansehn gestanden, denn sie allein ist es, welche drei andere, den menschlichen Geist am meisten beherrschende Fächer um- fasst und in sich zu einem vereinigt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Magie aus der Medicin entstanden ist, dass sie unter dem Deckmantel der Heilsamkeit gleichsam als eine erhabenere und heiligere Medicin sich einge- schlichen und dann den lockendsten und erwünschtesten Verheissungen noch die Kräfte des religiösen Aberglaubens, welche bis auf diesen Tag den Menschen in finsterer Un- wissenheit halten, hinzugefügt hat. Als ihr auch dieses gelungen war, nahm sie noch die Astrologie zu Hülfe, denn ein Jeder ist begierig, sein zukünftiges Schicksal zu er- fahren, und glaubt, diess könne ihm am sichersten vom Himmel verheissen werden. Nachdem sie dergestalt durch ein dreifaches Band den menschlichen Geist an sich ge- Dreissigstes Buch. 127 kettet hatte, sprosste sie so üppig empor, dass sie noch jetzt bei vielen Völkern eine vorwiegende Bedeutung hat und im Oriente die Könige der Könige beherrscht. 2. Nach der übereinstimmenden Ansicht der Schriftsteller kann es als ausgemacht gelten, dass die Magie in Persien und zwar durch Zoroaster entstanden ist; indessen weiss man nicht genau, ob nur eine Person oder später noch eine andere dieses Namens existirt hat. Eudoxus, welcher die Magie für die berühmteste und nützlichste aller gelehrten Schulen hielt, sagt, Zoroaster habe 6000 Jahre vor Plato gelebt. Dieselbe Angabe findet sich bei Aristoteles. Her- mippusi), welcher die ausführlichsten Mittheilungen über die Magie gemacht hat, giebt an, Zoroaster habe 2,000,000 Verse geschrieben, erklärt auch den Inhalt von dessen Schriften, und fügt hinzu, dessen Lehrer habe Azonax ge- heissen, er selbst aber 5000 Jahre vor dem trojanischen Kriege gelebt. Es ist zu bewundern, dass diese Kunst sich so lange erhalten hat und die Schriften darüber nicht ver- loren gegangen sind, da doch die nachfolgenden Zeitab- schnitte derselben weder berühmt noch zu ihrer dauernden Erhaltung geeignet genannt werden können. Denn wer kennt die Meder Apuscorus und Zaratus, die Babylonier Marmarus und Arabantiphocus, den Assyrier Tarmoenda anders als von Hörensagen, da keine Schriften vgn ihnen existiren? Darüber muss man sich aber am meisten wundern, dass Homer beim trojanischen Kriege so "still davon ist, hingegen bei den Irrfahrten des Ulysses ihrer so oft gedenkt, dass das ganze Werk beinahe aus nichts anderm besteht; denn man will die Geschichte mit dem Proteus, dem Gesänge der Sirenen, der Erweckung der Todten durch die Circe nicht anders erklärt wissen. Nirgends findet sich später angegeben, auf welche Weise die Magie ') Aus Smyrna, im 3. Jahrb., lebte zu Alexandrien, Schüler des Callimachus, schrieb über Mythologie, Geographie, Geschichte, Astro- nomie, Magie etc. 12S Dreissigsfces Buch. nach Telmessus, einer äusserst religiösen Stadt, wann sie nach den thessalischen Städten gelangt ist, deren Beinamen sie als die Kunst eines fremden Volks, lange Zeit bei uns behauptet hat. Zur Zeit des trojanischen Krieges begnügte sich Thessalien mit den Arzneien des Chiron und dem blitzenden Kriegsgotte ; ich muss daher erstaunen , dass den Völkern des Achilles der Ruf der Magie so sehr anklebte, dass Menander, unstreitig einer der scharfsinnigsten Ge- lehrten, ein Lustspiel, welches von den geheimnissvollen Handlungen der Weiber, die den Mond vom Himmel bannen, handelt, das thessalische nannte. Ich würde der Ansicht sein, Orpheus, der des Aberglaubens und der Medicin wegen zu den benachbarten Völkern reiste, habe sie zuerst dort eingeführt, wenn sie nicht in Thracien, seinem Wohnsitze, völlig unbekannt gewesen wäre. Der erste (unter den Neuern), von denen man mit Sicherheit sagen kann, dass er über die Magie geschrieben habe, ist Osthanes, welcher den persischen König Xerxes auf seinem Kriegszuge gegen Griechenland begleitete; er ist es, der gleichsam den Samen dieser seltsamen Kunst ausstreuete und die Mensch- heit, wohin er sich wendete, ansteckte. Einige nennen noch einen zweiten Zoroaster, den Proconnesius, welcher kurz vor ihm gelebt habe. Soviel ist gewiss, dass dieser Osthanes die griechischen Völker nicht begierig, sondern rasend jiach dieser Kunst machte, wobei ich indessen nicht unerwähnt lassen darf, dass nicht bloss in altern Zeiten, sondern fast stets die Kenntniss derselben als das ruhm- vollste Ziel der Wissenschaften erstrebt worden ist. Wenig- stens gingen, um sie zu erlernen, Pythagoras, Empedokles'), Democritus, Plato zu Schiffe, und ihre Reisen verdienen eher den Namen Exile als Wanderungen; nach ihrer Rückkehr priesen sie dieselbe, hielten sie aber geheim. Democritus machte den AppoUobeches Coptites und den Dardanus aus Phönicien dadurch berühmt, dass er des Letztern Schriften ') Aus Agrigent, Philosoph um 444 v. Chr., der Urheber der alten Lehre der vier Elemente. Dreissigstes Buch. 129 aus dessen Grabe holte und die Grundsätze dieser beiden Männer seinen eigenen literarischen Arbeiten anpasste; nur ist es ein Wunder, dass dergleichen Erzeugnisse von andern Menschen angenommen und auf die Nachwelt übergegangen sind, denn denselben geht alle Glaubwürdigkeit so sehr ab, dass diejenigen, welche alles Uebrige von Democrit gut heissen, jene Werke als ihm angehörend leugnen. Doch vergebens; man weiss ja, dass gerade er es gewesen, der dem menschlichen Geiste jenen süssen Betrug am festesten eingeprägt hat. Nicht weniger merkwürdig ist es, dass beide Künste, die Medicin und die Magie, gleichzeitig blüheten, nämlich während des peloponnesischen Krieges, der nach dem dreihundertsten Jahre Roms geführt wurde, und zwar jene durch Hippocrates, diese durch Democritus. Es giebt noch eine andere Sekte der Magie, welche von den Juden Moses und Lotapes ausgegangen, aber viele Tausend Jahre neuer als die Zoroaster'sche ist. Um so viel neuer ist auch die Cyprische. Ein nicht geringes An- sehn verschaffte ein zweiter Osthanes zu Alexander des Grossen Zeiten der Magie; derselbe hatte die Ehre dessen Begleiter zu sein und durchwanderte, woran Niemand zweifeln wird, fast die ganze Erde. 3. Auch bei den Völkern Italiens finden sich Spuren der Magie, wie unsere zwölf Gesetztafeln und andere Documente, deren ich früher erwähnte, beweisen. Erst im 657sten Jahre Roms, unter den Consuln Cn. Cornelius Lentulus und P. Licinius Crassus, wurde vom Senate der Beschluss ge- fasst, keinen Menschen mehr zu opfern, woraus erhellet, dass bis auf diese Zeit dergleichen unnatürliche Gebräuche stattgefunden hatten. 4. In Gallien existirte sie ganz sicherlich und zwar bis auf unsere Zeiten, denn unter der Regierung des Kaiser Tiberius wurden dort die Druiden und ähnliche Wahrsager und Aerzte abgeschafft. Doch was führe ich diess von einer Kunst an, die sich noch viel bedeutender verbreitete, Wittstein: Plinius. V. Bd. 9 130 Dreissigstes Buch. nämlich selbst den Ocean überschritt und in den leeren Raum der Natur drang? Britannien ist es, wo sie noch jetzt so stark betrieben wird, dass man fast meinen sollte, die Perser hätten die Kenntniss derselben von daher be- kommen. So stimmen in der ganzen Welt, welche sonst aus lauter Gegensätzen besteht und sich selbst in ihren Theilen so unbekannt ist, jene Lehren wunderbar mit ein- ander überein. Man kann den Römern nicht genug danken, dass sie dergleichen frevelhafte Gebräuche, welche die Tödtung eines Menschen für das heiligste, das Aufzehren desselben aber für das heilsamste hielten, aufgehoben haben. 5. Nach Osthanes' Angabe giebt es mehrere Arten der Magie, denn man weissagt aus dem Wasser, der Luft, aus Kreisen, Sternen, Lampen, Becken, Aexten u. s. w., hält auch Unterredungen mit Geistern und Verstorbenen. Der Kaiser Nero hat alles diess geprüft und als falsch erkannt; denn ihm, der mit den höchsten menschlichen Glücksgütern ausgerüstet war, behagten die tiefsten Laster der Seele mehr als die Klänge der Laute und der Gesang der Trauerspiele. Vor allem wünschte er sehnlichst, den Göttern befehlen zu können; überhaupt aber legte er sich auf keine Kunst mit mehr Eifer, und hiezu fehlten ihm weder pekuniäre Mittel, noch geistige Anlagen und sonstige Hülfsquellen, die nicht einem Jeden zu Gebote stehen. Nero hat der Welt einen Ungeheuern und unzweifelhaften Beweis der Falschheit jener Kunst hinterlassen; und es wäre nur zu wünschen gewesen, dass er lieber die höllischen und andern Götter in Bezug auf seine argwöhnischen Ge- danken um Rath gefragt, als dass er dergleichen Spionerieen den Hurenhäusern und Buhlerinnen aufgetragen hätte, i) In der That, seine Gedanken übertrafen alle noch so barba- rischen und wilden Opfer an Grausamkeit, und veran- lassten zahlreiche und schmähliche Morde. M Nero bediente sich nämlich leichtfertiger Personen, um die Geheimnisse solcher Personen zu erfahren, welche er stürzen wollte. Dreissigstes Buch. 131 Die Magier bedienen sich auch gewisser Ausflüchte; so sagen sie, Leute mit Sommersprossen fänden bei den Göttern keinen Gehorsam oder würden von ihnen nicht ge- sehen. Hatte etwa Nero einen solchen Fehler? Nichts weniger als das, vielmehr war sein Körper von vollendeter Ausbildung. Auch stand es ihm frei, bestimmte Tage aus- zuwählen, und vollkommen schwarzes Vieh Hess sich leicht herbeischaffen. Ja, Menschen zu opfern, war ihm sogar das liebste. Der Magier Tiridates, welcher das ganze armenische Siegesgepränge mit sich führte und dadurch den Provinzen sehr lästig fiel, war bei ihm angekommen. Er hatte nicht zu Schiffe gehen wollen, weil er es für un- erlaubt hielt, ins Meer zu spucken und durch andere menschliche Nothdurft diesen Theil der Schöpfung zu be- leidigen. Er brachte noch andere Magier mit und weihete ihn in die magischen Strafen ein; allein, obgleich er durch Nero wieder in den Besitz seines Reiches kam, so gelang letzterm die Erlernung jener Kunst doch nicht. Man kann sich daher sicher überzeugt halten, dass dieselbe schändlich, trügerisch und eitel ist, jedoch darin einen Schatten von Wahrheit hat, dass sie nicht magische Künste, sondern Giftmischereien lehrt. Man möchte nun fragen, was alles die alten Magier gelogen haben, da dergleichen jetzt noch vorkommt? Ich weiss aus meinen Jünglingsjahren, dass der Grammatiker Apion behauptete, das Kraut Cynocephalia, welches in Aegypten Osyrites genannt wird, sei göttlich und helfe gegen alle Zauberei, wer es aber ganz aus der Erde ziehe, sterbe auf der Stelle; er habe auch Geister citirt, die den Homer fragen sollten, woher dieser gebürtig und wer seine Eltern gewesen seien, getrauete sich aber doch nicht auszusprechen, was für eine Antwort er be- kommen hätte. 7. Ein Hauptbeweis ihrer nichtigen Prahlerei ist wohl der, dass sie den Maulwurf, welchen doch die Vorsehung so offenbar vernachlässigte, dass sie ihn mit beständiger Blind- 9* 132 Dieissigstes ßuch. heit schlug, in die Finsteiniss verbannte und gleich wie einen Begrabenen unter die Erde verwies — für das be- wunderungswürdigste aller Thiere halten. Sie vertrauen auf keine andern Eingeweide so sehr als auf die des Maul- wurfs, kein Thier eignet sich nach ihnen besser zum Götter- dienste, ja sie versprechen Dem, der dessen frisches nocli schlagendes Herz verzehrt, glücklichen Ausgang der ihm gemachten Weissagungen und noch zu vollendender Geschäfte. Ein einem lebenden Maulwurfe ausgerissener Zahn soll an- gebunden das Zahnweh vertreiben. Was sonst noch von diesem Thiere angeführt wird, will ich an den geeigneten Orten melden. Am wahrscheinlichsten wird man noch die Behauptung finden, dass der Maulwurf gegen die Bisse der Spitzmaus helfe, weil letzterer (wie schon oben gesagt) die durch Gleisen niedergedrückte Erde verderblich ist. 8. Uebrigens vergehen (wie die Magier angeben) die Zahnschmerzen, wenn man die aus den vom Fleische befreieten Köpfen solcher Hunde, welche an der Wuth ge- storben sind, bereitete Asche mit Cyperöl in dasjenige Ohr bringt, an dessen Seite der schmerzende Zahn sitzt. Man reibt auch den schmerzenden Zahn ringsherum mit dem linken grössten Zahne eines Hundes oder mit einem Knochen aus dem Rückgrat eines Drachen, ferner mit dem grössten Zahne einer weissen männlichen Wasserschlange. Schmerzen die obern Zähne, so bindet man zwei obere Zähne dieser Schlange, und schmerzen die untern, zwei untere Zähne derselben an; mit ihrem Fette bestreichen sich die, welche Krokodile fangen wollen. Ferner reibt man die Zähne mit den Knochen aus der Stirn einer Eidechse, welche beim Vollmonde herausgenommen sind und die Erde noch nicht berührt haben. Mit Wein, welcher mit Hundszähnen zur Hälfte eingekocht ist, spühlt man den Mund aus. Die Asche dieser Zähne wird Kindern, welche spät zahnen, mit Honig gegeben; auch gebraucht man sie als Zahnpulver. In hohle Zähne steckt man die Asche von Mäusemist oder trockne Eidechsenleber; auch hält man das Zerbeissen oder An- Dreissigstes Buch. 133 binden eines Schlangenherzens für wirksam. Um keine Zahnschmerzen zu bekommen, soll man zweimal im Monate eine Maus essen. Oel worin Regenwürmer gekocht sind, in dasjenige Ohr, an dessen Seite die schmerzenden Zähne sitzen, gegossen, verschafft Linderung. Steckt man die durch Verbrennen in einer Schale bereitete Asche der Regenwürmer in hohle Zähne, so fallen sie leicht aus, und legt man sie an gesunde schmerzende, so werden sie be- ruhigt. Man kocht auch die Regenwürmer mit Maulbeer- baumwurzel in Meerzwiebelessig und spühlt mit diesem Ab- sude den Mund aus. Der Wurm, welcher sich auf dem Kraute Labrum Veneris i) findet, wird mit sehr günstigem Erfolge in hohle Zähne gesteckt; berührt man mit dem- selben die Kohlraupen, so fallen sie ab. Die Blattläuse von der Malve steckt man mit Rosenöl in die Ohren. Die in den Fühlhörnern der Schnecken vorkommenden Sand- körner beruhigen sogleich schmerzende hohle Zähne, wenn man sie hineinsteckt. Die Asche der Schneckengehäuse wendet man mit Myrrhe für das Zahnfleisch an, die Asche einer mit Salz in einem Topfe verbrannten Schlange wird mit Rosenöl in das entgegengesetzte Ohr, die mit Oel und Fichtenharz erwärmte abgelegte Schlangenhaut in das eine oder andere Ohr gebracht; Einige setzen noch Weihrauch und Rosenöl hinzu, auch soll diese Haut, wenn man sie in hohle Zähne steckt, bewirken, dass sie leicht ausfallen. Ich halte die Angabe, dass die weissen Schlangen erst beim Aufgange des Hundsterns ihre Haut ablegen, für falsch, denn man findet dieselben nirgends in Italien, und um so unwahrscheinlicher ist es, dass sie sich in wärmeren Ländern so spät häuten. Die Haut aber soll selbst alt mit Zusatz von Wachs die Zähne rasch entfernen. Auch ein angebundener Schlangenzahn lindert die Schmerzen. Einige behaupten, eine mit der linken Hand gefangene und mit Rosenöl zerriebene Spinne solle die Schmerzen ver- treiben, wenn man sie in dasjenige Ohr stecke, wo die ') Dipsacus sylv. L. 134 Dreissigstes Buch. Zähne sitzen. Wenn man mit einem hohlen Htihneiknochen, der in der Wand aufbewahrt worden und noch heil ist, den schmerzenden Zahn berührt, das Zahnfleisch reibt und dann den Knochen wegwirft, so soll der Schmerz auf der Stelle vergehen; ähnlich wirkt ßabenmist in Wolle aufge- bunden oder Sperlingsmist mit Oel erwärmt und in das nächstliegende Ohr gegossen. Letzteres Mittel erregt zwar ein unerträgliches Jucken, ist aber noch immer eher aus- zuhalten als Einreibungen der Asche von mit jungen Reisern verbrannten jungen Sperlingen in Essig. 9. Um angenehm aus dem Munde zu riechen, soll mau die Zähne mit Mäuseasche reiben; Einige setzen noch die Wurzel des Marathrum hinzu. Wenn man die Zähne mit einer Geierfeder stochert, bekommt der Athepi einen säuer- lichen Geruch; geschieht diess mit einem Stachel vom Stachelschwein, so bekommen sie mehr Festigkeit. Ge- schwüre an der Zunge und Lippe heilt man mit in Meth gekochten Schwalben, aufgesprungene Lippen mit Gänse- oder Hühnerfett, Wollfett nebst Gallapfel, ferner mit den kleinen weissen, an dem Balken sitzenden Spinngeweben. Wenn man durch zu heisse Speisen den Mund inwendig verbrannt hat, so nehme man Hundemilch dagegen. 10. Gegen die Flecken im Gesichte wendet man Woll- fett mit corsischem Honig, der ordinärsten aller Honig- sorten, an; gegen das Abschälen der Haut Wollfett mit Rosenöl, auch wohl mit Zusatz von Butter, in Wolle auf- gelegt; gegen Leberflecken Hundegalle, nachdem man zuvor die betreffenden Stellen mit einer Nadel durchstochen hat; gegen blaue und vom Stossen unterlaufene Stellen die in dünnen Scheiben geschnittene Lunge von Widdern und ähnlichen Thieren warm aufgelegt oder auch Taubenmist. Die Haut im Gesichte schützt Gänse- oder Htihnerfett. Auf Flechten streicht man Mäusekoth mit Essig und Igelasche mit Oel, nachdem man zuvor das Gesicht mit in Essig auf- gelöstem Natron gewaschen hat. Fehler im Gesichte ver- Dreissigstes Buch. 135 treibt man auch durch die Asche der kleinen, breiten, hie und da vorkommenden Schnecken mit Honig. Die Asche aller Schnecken verdichtet nämlich, erwärmt und reinigt, wird daher auch unter die Aetzmittel gemischt, auf Krätze und Sommerflecken gestrichen. Dergleichen Uebel sollen auch durch mit etwas Salz zerriebene sogenannte hercula- nische Ameisen geheilt werden. Der Buprestis, ein in Italien seltenes, dem langfüssigen Scarabaeus sehr ähnliches Thier, schadet, wenn er mit dem Grase verzehrt wird, am meisten den Ochsen und führt daher auch jenen Namen, denn wenn er von ihnen verschluckt ist und die Galle be- rührt, so bersten sie. Vermöge seiner septischen, bereits erwähnten Eigenschaften aber vertreibt er die Flechten aus dem Gesichte, wenn man ihn mit Bockstalg auflegt. Auf Ausschlag legt man eine Mischung von Geierblut, weisser Chamaeleonwurzel und Cedernharz, und deckt ein Kohlblatt darüber, ferner mit Bockstalg zerriebene Heu- schreckenfüsse; auf Blatternarben mit Zwiebeln zerriebenes Hahnenfett. Auch Honig, worin Bienen umgekommen sind, ist gut für das Gesicht; besonders aber reinigt und glättet Schwanfett dasselbe. Stichflecke vertreibt man mit Tauben- mist und Essig. 11. Der Schnupfen soll vergehen, wenn man einem Maul- thier auf die Nase küsst. Gegen geschwollenen Zapfen und Schmerz im Schlünde hilft im Schatten getrockneter Mist von Lämmern, welche noch kein Gras gefressen haben; gegen den Zapfen speciell das Auflegen des Saftes von einer mit einer Nadel durchstochenen und dann in den Rauch gehängten Schnecke, ferner Schwalbenasche mit Honig, die auch bei geschwollnen Mandeln gute Dienste leistet. Zur Vertreibung des letztgenannten Uebels und gegen den kranken Schlund hilft auch Gurgeln mit Schafmilch. Zer- riebene Tausendfüsse, Gurgeln mit Rosinen wein worin Tauben- mist vertheilt ist. Aeusserliches Auflegen von Taubenmist mit trocknen Feigen und Natron hilft gegen rauhen Hals und Schnupfen. Man kocht ungereinigte Sehnecken, ent- 136 Dreissigstes Buch. feint dann die erdigen Theile davon, zerreibt sie und giebt sie mit Rosinenwein ein; Einige halten die astypaläisehen Sehnecken und ihren Sehleim ^ür besonders kräftig. Man bekommt auch Linderung, wenn man eine Grille aufreibt, oder wenn man die Hand, womit man das Thier zerrieben hat, an die Mandeln hält. 12. Gegen die Bräune empfiehlt der Dichter Ovid ') als beste Mittel Gänsefett mit Elaterium und Honig, das Gehirn einer Nachteule und die Asche einer Schwalbe mit warmem Wasser eingenommen. Von den Schwalben leisten die Jungen der wilden Art bessere Dienste; man erkennt sie an der Form des Nestes. Am besten aber sind die Jungen der Uferschwalben, welche dessbalb diesen Namen führen, weil sie in den Höhlen der Flussufer nisten. Um ein ganzes Jahr lang von jenem Uebel verschont zu bleiben, soll man das Junge irgend einer Schwalbe verzehren; zu diesem Behufe tödtet man dasselbe, verbrennt es sammt dem Blute und versetzt die Asche mit Brot oder giesst einen Trank daran; Einige setzen auch Wieselasche hinzu, und geben sie täglich im Getränk gegen Kröpfe und Epilepsie. Gegen Bräune verordnet man ferner eingesalzene Schwalben zu einer Drachme, dessgleichen Schwalbennester im Getränk. Auflegen von Tausendfüssen soll ebenfalls sehr wirksam sein. Einige geben 21 zerriebene Tausendfüsse in einer Hemina Wassermeth abgerieben vermittelst eines Rohres ein, weil durch Berührung der Zähne die Wirkung ver- loren geht. Auch die durch Kochen einer Maus mit Ver- benaca-Kraut erhaltene Brühe soll man trinken, eine Hunds- peitsche dreimal um den Hals schlingen, Taubenmist mit Wein und Oel auflegen. Für die Nackensehnen und Opisthotonie soll man sich eine aus dem Neste eines ') P. Ovidius Naso, geb. 43 v. Chr. zu Sulmo, wurde in seinem 51. Jahre von August (wie man glaubt wegen seines Umgangs mit dessen Tochter Julia) an die thracische Grenze nach Tomi verwiesen, wo er 17 n. Chr. starb. Dreissigstes Buch. 137 Geiers genommene "Weinranke anbinden. Für geschworene Kröpfe dient das Blut eines Wiesels, sowie das in Wein gekochte Thier seihst, doch legt man es nicht auf ge- schnittene Kröpfe. Innerlich soll es übrigens ebenso wirken. Man verbrennt es mit Reisig und vermischt die Asche mit Fett. Man bindet ferner eine grüne Eidechse auf und nach Verlauf von 30 Tagen abermals eine, und Einige bewahren deren Herz in einem silbernen Gefässe auf. Auf Kröpfe bei Weibern legt man mit ihren Gehäusen zerstampfte Schnecken, namentlich solche von Strauch ern, auch die Asche der kleinen Giftschlangen mit Ochsentalg, das Fett anderer Schlangen mit Oel oder ihre Asche mit Oel oder Wachs. Kröpfe vergehen auch, wenn man einer Schlange Kopf und Schwanz abschneidet und den übrigen Theil ver- zehrt, oder die hieraus in einem neuen irdenen Gefässe bereitete Asche mit einem Getränk einnimmt; die Wirkung wird erhöhet, wenn das Thier zwischen zwei Wagengleisen getödtet war. Ferner empfiehlt man, eine mit ihrer Erde ausgegrabene Grille, Taubenmist für sich oder nebst Gersten- oder Hafermehl mit Essig, die Asche eines Maulwurfs mit Honig, auch dessen zwischen den Händen zerriebene Leber aufzulegen und letztere erst nach drei Tagen wieder abzu- nehmen; auch soll dessen rechter Fuss ein Mittel für Kröpfe sein. Einige schneiden dem Maulwurfe den Kopf ab, zerstampfen ihn mit der von ihm aufgeworfenen Erde, formen daraus Ktigelchen, bewahren dieselben in einer zinnernen Büchse auf, bedienen sich derselben bei allen Arten von Anschwellungen, Apostemen und Nackenschmerzen und verbieten während ihrer Anwendung den Genuss des Schweinefleisches. Gewisse, dem Eicinus ähnliche Erd- käfer, welche wegen ihrer hornähnlichen Hervorragungen Stiere, von Andern Läuse genannt werden, werfen Erde auf, welche man ebenfalls auf Kröpfe und ähnliche Uebel sowie auf gichtische Theile legt, und erst am dritten Tage wieder abnimmt; diess Mittel hilft auf ein ganzes Jahr. Diese Käfer selbst sollen ähnliche Wirkung haben wie die Grillen. Auch der von den Ameisen aufgeworfenen Erde 138 Dreissigstes Buch. bedient man sich in derselben Weise. Einige binden so viele Erdwtirmer auf als Kröpfe da sind und lassen sie so lange sitzen, bis sie mit ihnen vertrocknet sind. Andere beschneiden zur Zeit des Aufgangs des Hundssterns eine Viper auf die angegebene Weise, äschern den mittlem Theil derselben ein, und geben von der Asche, so viel man mit drei Fingern fassen kann, dreimal je nach sieben Tagen in einem Tranke zur Heilung der Kröpfe. Einige legen um den Kropf ein Band, woran eine unter dem Kopfe angebundene Viper so lange gehangen hat, bis sie krepirt ist. Mit einer Mischung von Tausendfüssen und dem vierten Theile Terpenthinharz sollen alle Geschwüre geheilt werden können. 13. Schmerzen in den Schultern heilt Wieselasche mit Wachs. Um den starken Haarwuchs unter den Achseln zu verhindern, reibt man den Kindern Ameiseneier ein; die Sclavenhändler bedienen sich, um zu bewirken dass das Haar bei Erwachsenen später erscheint, des Blutes aus den Hoden der Lämmer, welche verschnitten werden; streicht man es nach Ausreissung der Haare auf, so hilft es auch gegen Samenergiessungeu. 14. Schmerzen in den Praecordiis (so nennen wir mit einem Namen die edlern Eingeweide im menschlichen Leibe, welche das Zwerchfell vom Unterleibe scheidet) werden geheilt, wenn man einen noch saugenden jungen Hund fest an die betreffende Stelle drückt. Dafür soll aber das Uebel in das Thier tibergehen, denn man soll das Organ, welches den Menschen geschmerzt hat, bei der Section des Hundes und nach dem Auswasehen des Innern mit Wein, angesteckt finden. Man räth daher, dasselbe einzuscharren. Auch die sogenannten Schoosshündchen ') vertreiben die Magenschmerzen, wenn man sie öfters daran hält; dass die Krankheit in sie übergeht, bemerkt man an 1) Melitaei. Dreissigstes Buch. I39 ihrem nachheiigem Kränkeln, welches meistens den Tod im Gefolge hat. Lungenübel heilt man mit Mäusen, besonders afrikanischen, auf die Weise, dass man ihnen das Fell ab- zieht, sie mit Oel und Salz kocht und verzehrt. Desselben Mittels bedient man sich auch, wenn man Eiter und Blut auswirft. 15. Für den Magen dient besonders das Essen von Schnecken; ihre Zubereitung geschieht auf die Weise, dass man sie in Wasser aufsieden lässt ohne sie zu berühren, dann über Kohlen bratet ohne weiter etwas dazu zu thun und mit Wein oder Fischlake verzehrt. Am besten sind die afrikanischen Schnecken; ihre wohlthätige Wirkung hat sich noch jüngst in vielen Fällen bewährt, doch hält man es für besser, eine ungerade Anzahl davon zu nehmen. Wenn man aber ihren Samen mit isst, so bekommt man einen übelriechenden Athem. Ohne Schale zerrieben und mit Wasser eingenommen, helfen sie auch gegen Blutspeien. Unter den afrikanischen behaupten die solitanischen den ersten Rang, auch werden die astypaläischen und mittel- grossen sicilischen (denn je grösser, um so härter und saft- loser sind sie) geschätzt, ferner die balearischen, welche man wegen ihres Aufenthaltsorts Höhlenschnecken nennt, und die von den capreischen Inseln. Angenehm schmecken sie übrigens niemals, sie mögen alt oder frisch sein. Die in Flüssen vorkommenden und weissen enthalten eine giftige Materie, auch die Waldschnecken und alle kleinen Arten sind nicht gut für den Magen und machen Durch- fall; die Seeschneeken passen besser, für den Magen und erweisen sich am wirksamsten bei Mageuschmerz; den besten Erfolg sollen sie haben, wenn man sie lebendig mit Essig verzehrt. Noch eine andere Art, welche man unge- hörnte nennt, ist breit, kommt verschieden vor und soll später näher besprochen werden. Gegen Brustflüsse und mit Auswurf begleiteten Husten dient eine Hühnermagen- haut, die man entweder trocknet und im Getränk vertheilt oder frisch röstet. Roh zerriebene und mit drei Bechern 240 Dreissigstes Buch. lauwarmen Wassers getrunkene Schnecken vertreiben den Husten. Gegen Schnupfen bindet man ein Stück Hundsfell um irgend einen Finger. Rebhühnersuppe stärkt den Magen. 16. Leberschmerzeu heilt der Genuss eines wilden Wiesels oder dessen Leber, auch ein wie ein Ferkel ge- bratenes Frettcheu. Gegen Engbrüstigkeit lässt man 21 in attischem Honig vertheilte Tausendfüsse vermittelst eines Rohrs einschlürfen, denn ein jedes Gefäss, welches diese Thiere berühren, wird schwarz. Einige rösten einen Sextar voll derselben in einer Pfanne, bis sie weiss geworden sind, und mischen sie dann erst unter den Honig. Andere, welche ihnen den Namen Hundertfüsse geben, lassen sie mit Wasser einnehmen. Schnecken giebt man denen, welche ohnmächtig, wahnsinnig oder schwindelig werden, zu einem Stück sammt der Schale in drei Bechern Rosinenwein ver- theilt und erwärmt, höchstens neun Tage lang ein. Einige geben den ersten Tag eine, den zweiten zwei, den dritten drei, den vierten zwei, den fünften eine Schnecke, und wenden dieselbe Kur auch gegen Engbrüstigkeit und Blut- geschwüre an. Es soll ein der Heuschrecke ähnliches, flügelloses Thier geben, welches bei den Griechen Troxalis heisst, angeblich keinen lateinischen Namen hat, aber doch von mehreren Schriftstellern für identisch mit der Grille gehalten wird; von diesem soll man 20 Stück rösten und mit Meth gegen schweres Athmen und Blutspeien trinken. Man übergiesst auch ungewaschene Schnecken mit Vor- most i) oder Meerwasser, kocht sie damit und isst sie, oder man zerstampft sie ^ebst den Gehäusen und nimmt sie in dieser Form mit Vormost ein, um den Husten zu vertreiben. Blutgeschwüre heilen besonders gut durch Anwendung von Honig, in welchem Bienen umgekommen sind. Gegen Blutspeien hilft Geierlunge, welche man mit Weinstockholz verbrannt hat, unter Zusatz ihres halben Gewichts Granat- *) protropum, der von selbst aus den Trauben fliesst Dreissigstes Buch. 141 blüthe oder Quitten- und Lilienblüthe früh und Abends mit Wein genommen, wenn kein Fieber vorbanden ist; ausser- dem rauss man, statt Wein, Wasser anwenden, in welchem Quitten gekocbt sind, 17. Gegen Milzleiden soll man nach Vorschrift der Magier eine Schafmilz über die Stelle, wo die Milz sitzt, ausbreiten, und der, welcher die Kur vornimmt, soll sagen, er wende dieses Mittel für die Milz an; hernach müsse man die ge- brauchte Milz in die Kalkwand des Schlafgemachs des Patienten einsehliessen, die Stelle mit einem Ringe ver- siegeln und dreimal neunmal den Segen darüber sprechen. Die einem lebendigen Hunde ausgeschnittene Milz wird verzehrt oder frisch aufgelegt. Einige geben dem Kranken, ohne dass er weiss was er bekommt, die Milz eines zwei Tage alten Hundes mit Meerzwiebelessig oder auch die eines Igels, ferner Schneckenasche mit Leinsamen, Nessel- samen und Honig, bis das Uebel beseitigt ist. Die grüne Eidechse hilft, wenn man sie vor dem Scblafgemach des Patienten in einem Topfe so auffängt, dass derselbe beim Aus- und Eingehen den Topf mit der Hand berührt; ferner die Asche vom Kopfe einer Eule mit Salbe, Honig in welchem Bienen umgekommen sind, eine Spinne besonders von der Art welche Lycos genannt wird. 18. Gegen Schmerzen in der Seite empfiehlt man das Herz eines Wiedehopfs, oder die Asche von in Ptisane ge- kochten Schnecken, oder auch das blosse Auflegen der letztern. Die Asche vom Hirnschädel eines tollen Hundes rührt mau in das Getränk ein. Bei Schmerzen in den Lenden verordnet man, eine überseeische Sterneidechse nach Entfernung des Kopfs und der Eingeweide mit einem halben Denar schwarzen Mohnsamen in Wein zu kochen und die Brühe davon zu trinken. Grüne Eidechsen werden ohne Kopf und Fasse verzehrt; drei mit ihren Gehäusen zerriebene Schnecken kocht man mit 15 Pfefferkörnern. Einem Adler reisst man die Füsse unter dem Kniegelenke 1^2 Dreissigstes Buch, Dach hinten zu ab, und bindet den rechten an die rechte, den linken an die linke Seite. Auch die Vielfüsse, welche ich Onisci genannt habe, helfen, wenn man einen Denar schwer derselben mit zwei Bechern Wein einnimmt. Die Magier empfehlen, als ein ausgezeichnetes Mittel gegen Hüftweh, einen Regenwurm auf ein vorher gespaltenes und dann mit Eisen wieder zusammengeheftetes Schüsselchen zu legen, mit geschöpftem Wasser zu tibergiessen, hierauf da, wo man ihn ausgegraben bat, wieder zu verscharren und endlich das in jenem Schüsselchen befindliche Wasser zu trinken. 19. Gegen Dysenterie hilft mit Leinsamen gekochter Schafschlegel, wenn man ihn mit Wasser verzehrt, alter Schafkäse, mit herbem Wein gekochtes Schaftalg, letzteres auch gegen Darmgicht und anhaltenden Husten. Ferner eine nach Entfernung der Eingeweide, Füsse, des Kopfs und der Haut gekochte überseeische Sterneidechse; zwei Schnecken nebst einem Ei, sämmtlich mit den Schalen zerrieben, in einem neuen irdenen Gefässe mit Salz, zwei Bechern voll Rosinenwein oder Palmensaft und drei Bechern voll heissen Wassers versetzt und getrunken; Schnecken- asche in Wein mit Zusatz von ein wenig Harz; fünf nackte Schnecken, von denen ich früher schon gesprochen und die besonders in Afrika häufig vorkommen, mit einem halben Denar Acacie verbrannt und zwei Löffel voll der Asche in Myrtenwein oder irgend einem herben Wein, der mit gleichen Theilen Wasser verdünnt ist. Einige wenden dazu nur afrikanische Schnecken an. Andere nehmen gleich viel afrikanische und breite, und wenn das Uebel schon sehr um sich gegriffen hat, setzen sie noch einer Bohne gross Acacie hinzu. Abgeworfene Schlangenhaut kocht man gegen Dysenterie und Stuhlzwang in einem zinnernen Ge- fässe mit Rosenöl; geschieht das Kochen in einem andern Gefässe, so überzieht man dasselbe zuvor mit Zinn. Auch Hühnerbrühe hilft dagegen; die Brühe von alten Hühnern ist noch kräftiger, und gesalzen bewirkt sie Stuhlgang. Zur Dreissigstes Buch. I43 Vertreibung der Schmerzen bei Verstopfung verordnet man geröstete Hühnerhaut mit Oel und Salz (doch darf weder das Huhn, noch der Patient kurz zuvor Feldfrüchte ge- nossen haben), ferner gebrannten Taubenmist. Gegen Dysenterie und Verstopfung geniesst man das in Essig ge- kochte Fleisch der Holztaube, gegen Dysenterie gebratene Krammetsvögel oder Amseln mit Myrtenbeeren, auch ge- kochten Honig in welchem Bienen umgekommen sind. 20. Eins der grössten Uebel ist die Darmgicht. Zu ihrer Heilung empfiehlt man das aus einer zerrissenen Fleder- maus fliessende Blut innerlich und äusserlich. Den Durchfall hemmen auch Schnecken, wenn sie auf dieselbe Weise zu- bereitet sind, wie ich es bei ihrer Anwendung gegen Eng- brüstigkeit gesagt habe; ferner die Asche lebendig ver- brannter Schnecken in herbem Wein genommen, gebratene Hahnenleber oder eine alte Hahnenmagenhaut, die man gewöhnlich wegwirft, mit Mohnsaft. Einige rösten die frische Haut und geben sie mit Wein ein. Rebhühnerbrühe oder der zerriebene Magen dieser Vögel mit dunkelrothem Weine; eine in Dünnwein gekochte wilde Holztaube, ge- bratene und mit Wein abgeriebene Schafmilz; Taubenmist mit Honig aufgelegt. Für die, welche an Unverdaulichkeit leiden, empfiehlt man den gedörrten Bauch eines Stein- beissers innerlich, oder man lässt denselben vom Patienten, während er isst, auch nur in der Hand halten; Einige binden ihn zu demselben Zweck auch an, aber auf lange Zeit darf diess nicht geschehen, denn man wird in Folge davon mager. Auch das Blut eines Enterichs wirkt stopfend Blähungen vertreibt der Genuss von Schnecken, Bauch- grimmen gebratene Schafmilz mit Wein, in Dünnwein ge- kochte wilde Holztauben, fusslose Schwalben *) in Wein die Asche eines abgerupften Ibis. Seltsamerweise wird angegeben, das Bauchgrimmen vergehe, wenn man eine ') Apodeis, s. X, B. 55. Cap. 144 Dreissigstes Buch. Ente an den Bauch halte, dagegen bekäme die Ente das Uebel und sterbe daran. Ein anderes Mittel ist gekochter Honig, in welchem Bienen umgekommen sind, Kolik ver- treibt man am besten durch Verspeisen einer gebratenen Haubenlerche. Einige empfehlen, dieselbe in einem neuen irdenen Geschirre zu verbrennen, den Rückstand zu zer- reiben, und davon vier Tage lang je drei Löffel einzu- nehmen; Andere lassen das Herz an den Schenkel binden, noch Andere dasselbe frisch und noch warm verzehren. Der eine von den beiden Brüdern aus dem consularischen Hause der Asprenater wurde dadurch von der Kolik be- freiet , dass er jenen Vogel verspeiste und dessen Herz in einem goldenen Armbande aufbewahrte; der andere dadurch, dass er auf einem aus rohen Ziegeln erbauten Ofen opferte und nach beendigtem Opfer die kleine Kapelle vermauerte. Der Steinbeisser hat einen merkwürdigen Magen, denn alles was er verschluckt, wird verdauet; das unterste Ende dieses Eingeweides vertreibt die Kolik, wenn man es sich an- bindet. Es giebt noch versteckte innere Krankheiten, worüber man seltsame Angaben findet. Wenn man einen jungen Hund, bevor er sehen kann, drei Tage lang auf den Magen und die Brust eines Kranken legt, und ihn aus des letztern Munde Milch saugen lässt, so soll der Hund die Krankheit in sich einziehen, bald darauf sterben, und bei seiner Section sich deutlich ergeben, welcher Art die Krank- heit war. Das Thier selbst müsse man aber begraben und mit Erde hoch überschütten. Die Magier geben an, wenn man den Unterleib mit dem Blute einer Fledermaus be- streiche, so sei man ein ganzes Jahr lang von Schmerzen frei; wer aber an solchen Schmerzen leide, der erhalte Lin- derung, wenn er sich entschliesseu könne, das von den Füssen herabrinnende Wasser zu trinken. 2L Gegen Blasensteine legt man Taubenmist auf den Unterleib. Das Fleisch eines Igels soll wohlschmeckend werden, wenn man ihn mit einem Schlage auf den Kopf 80 trifitt, dass er stirbt bevor er seinen Harn in sich selbst Dreissigstes Buch. 145 entlässt; der Genuss desselben soll auf immer vor der Harnstrenge schützen, ja dieses Uebel selbst vertreiben, wenn man auch nur mit dem Fleische räuchert. Wenn aber der Igel seinen Harn bereits in sich ergossen hat, so soll der Genuss des Fleisches Strangurie erzeugen. Zur Zermalmung der Blasensteine empfiehlt man auch Regen- wiirmer mit Wein oder Rosinenwein oder Schnecken, welche ebenso wie gegen Engbrüstigkeit zugerichtet sind. Gegen Harnstrenge soll man am ersten Tage drei Schnecken ohne Gehäuse, am zweiten zwei und am dritten eine mit einem Becher Wein abgerieben einnehmen; die Asche der Schalen aber, die Leber einer Wasserschlange, die Asche der Scorpione in Brot oder auch Heuschrecken zum Abtreiben der Steine. Die in der Blase der Hähne oder im Magen der Holztauben vorkommenden Steinchen soll man zerreiben und dem Getränke zumischen; die trockne Magenhaut der Hähne richtet man ebenso zu oder man röstet sie, wenn sie frisch ist. Gegen Steine und andere Blasenleiden giebt man Taubenmist in einer Bohne, die Asche der Federn der wilden Tauben mit Essigmeth, die Asche ihrer Eingeweide zu drei Löffeln voll, die Klösse aus dem Neste der Schwalben in Wasser vertheilt, den getrockneten Bauch eines Steinbeissers, den in Meth gekochten Turteltauben- mist oder die durch Kochen des Vogels selbst erhaltene Brühe; Krammetsvögel mit Myrtenbeeren, in Schüsseln ge- röstete Cicadeu, Tausendfüsse und die Abkochung von Lämmerfüssen. Hühnerbrühe macht Oeffnung und mildert alle Schärfe; auch Schwalbenmist mit Honig untergelegt macht Oeffnung. 22. Die kräftigsten Mittel gegen Fehler am After sind Wollfett (Einige setzen noch Hüttenrauch und Rosenöl hinzu), die Asche eines Hundskopfs, die abgeworfene Haut einer Schlange mit Essig; wenn Risse vorhanden sind, die Asche des weissen Hundsmists mit Rosenöl, was eine Er- findung des Aesculap sein soll, und dasselbe Mittel soll die Warzen radikal vertreiben; fernerMäusekothasche, Schwanen- Wittstein: Pliiiius. V. Bd. j[Q 146 Di-eissigstes Buch. fett und Ochsentalg. Auf vorgetretenen Mastdarm streicht man den aus angestochenen Schnecken fliessenden Saft. Wund geriebene Stellen heilt die Asche einer Waldmaus mit Honig, die Galle eines Igels und einer Fledermaus, die Galle einer Gans mit deren Gehirn, Alaun und Wollfett, Taubenmist mit Honig. Auf Aftergeschwüre reibt man eine von Kopf und Beinen befreiete Spinne ein; damit die Schärfe nicht durchfresse, wendet man Gänsefett mit punischem Wachse, Bleiweiss und Rosenöl, auch Schwanen- fett an. Alles dieses soll auch die Hämorrhoiden heilen. Gegen Hüftweh sollen rohe zerriebene Schnecken mit ammineischem Weine und Pfeffer, grüne, von Kopf, Beinen und Eingeweiden befreiete Eidechsen, Sterneidechsen mit Zusatz von drei Obolen schwarzen Mohnsamen helfen; gegen Brüche und Verrenkungen Schafgalle mit Frauenmilch. Gegen das Jucken an den Schaamgliedern und gegen Warzen gebraucht man den beim Braten einer Widderleber ausfliessenden Saft; gegen sonstige Fehler an der Schaam die Asche der, wenn auch schmutzigen Widderwolle mit Wasser, den Talg aus dem Netze der Schafe, oder noch besser von den Nieren mit Zusatz von Bimssteinpulver und Salz, frischgeschorene Wolle mit kaltem Wasser, ver- branntes Schaffleisch mit Wasser, die Asche vom Hufe einer Mauleselin, feingestossene Pferdezähue. Für die Hoden gebraucht man fein gestossene Hundshirnschalen. Wenn einer der beiden Hoden sich ablösen sollte, streicht man den Schleim von Schnecken darauf. Gegen bösartige und fliessende Geschwüre hilft die Asche eines frischen Hunds- kopfs, kleine breite, mit Essig abgeriebene Schnecken, ab- gelegte Schlangenhaut mit Essig oder deren Asche, Honig in welchem Bienen umgekommen sind mit Harz, afrikanische nackte Schnecken mit Weihrauchpulver und Eiweiss, und dieses Mittel wird dreissig Tage lang liegen gelassen. Statt Weihrauch nehmen Einige Zwiebeln dazu. Bei Wasser- hodenbruch gebraucht man mit bestem Erfolge Sterneidechsen, welche nach Entfernung des Kopfes, der Beine und Ein- geweide gebraten und öfters gegessen werden. Bei Unent- Dreissigstes Buch. 147 haltsamkeit des Urins wird dasselbe Mittel, ferner Hunde- fett mit gebranntem Alaun zu einer Bohne gross, die Asche der sammt dem Gehäuse verbrannten afrikanischen Schneeken, und nach Anaxilaus die gebratenen Zungen von drei Gänsen gegeben. Die Fettbeulen öffnet Schaftalg mit gedörrtem Salze; Mäusekoth mit Zusatz von Weihrauch- und Sandarak- Pulver, Asche von Eidechsen, zerschnittene Eidechsen, zer- riebene Tausendfüsse mit Zusatz von einem Dritttheil Terpenthinharz zertheilen sie. Einige mischen auch sino- pische Erde ^) zu zerstampften Schnecken. Selbst die mit Wachs vermischte Asche leerer Schneckengehäuse besitzt zertheilende Kräfte; so auch Taubenmist für sich oder mit Gersten- oder Hafermehl. Mit Kalk versetzte Canthariden entfernen die Fettbeulen ebenso gut wie das Messer des Chirurgen. Auf geschwollene Geschlechtstheile legt man kleine Schnecken mit Honig. 23. Damit der Wadenkrampf nicht eintritt, streicht ein Xiichterner den Kindern, bevor sie etwas genossen haben, Eidechsenblut an die Schienbeine. Zur Linderung des Podagra braucht man Wollfett mit Frauenmilch und Bleiweiss, Koth den die Schafe flüssig von sich geben, Schaf lunge, Widdergalle mit Talg, zerschnittene Mäuse, Wieselblut mit Wegebreit, die Asche eines lebendig ver- brannten Wiesels in Essig und Rosenöl vertheilt und mit einer Feder aufgestrichen, oder Wachs und Rosenöl dazu gethan; Hundsgalle, welche jedoch nicht mit der Hand be- rührt werden darf, sondern mit einer Feder aufgestrichen werden muss, Hühnermist, Regenwürmerasche mit Honig oder Wasser und erst am dritten Tage wieder abgenommen, oder auch die Regenwürmer selbst in einer Maass Essig und drei Bechern Honig, nachdem man sich die Füsse vorher mit Rosenöl eingerieben hat. Die breiten Schnecken sollen eingenommen die Schmerzen in den Füssen und Gelenken heben, die Dosis ist je zwei Stück mit Wein ab- » XXXV. B., 13. Cap. 10=* 148 Dreissigstes Buch. gerieben; man legt sie auch mit dem Safte des Krautes Helxine oder auch bloss mit Essig auf. Das Podagra soll vergehen, wenn man von einer, mit Zusatz einer Portion Salz in einem neuen Topfe verbrannten Viper öfter ein- nimmt, oder auch die Füsse mit Vipernfett einreibt; ferner wenn man von einem getrockneten und zerriebenen Geier so viel, als man mit drei Fingern fassen kann, mit Wasser einnimmt, oder wenn man über die Füsse Geierblut mit Nesseln, oder die eben sich entwickelnden Federn der Tauben mit Nesseln schlägt. Selbst Taubenmist wird auf schmerzende Glieder gelegt, ferner die Asche eines Wiesels oder von Schnecken entweder mit Stärkemehl oder Tra- ganth. Geschlagene Glieder heilt man am besten mit Spinngeweben, doch ziehen Einige deren Asche, sowie Taubenmistasche mit Polenta und weissem Wein vor. Ein sehr schnell wirkendes Mittel bei Verrenkungen ist Schaf- talg mit eingeäscherten Weiberhaaren. Auf Frostbeulen legt man Schaftalg mit Alaun, die Asche eines Hundskopfs oder von Mäusekoth; ist Eiter darin, so setzt man dem Mittel noch Wachs hinzu, oder man gebraucht die Asche des Siebenschläfers mit Oel, die Asche der Waldmaus mit Honig, die Asche der ßegenwürmer mit altem Oele, endhch solche Schnecken, welche ohne Gehäuse gefunden werden. Alle Arten von Fussgeschwüren heilt man mit der Asche lebendig verbrannter Schnecken, Schwären mit Hühner- oder Taubenmistasche und Oel. Durch das Gehen in Schuhen wund geriebene Stellen behandelt man mit der Asche alter Schuhsohlen, Lämmer- und Widderlunge, Nagelgeschwtire mit feingestossenen Pferdezähnen. Unter die Füsse der Menschen und des Zugviehs streicht man das Blut grüner Eidechsen; auf Hühneraugen den Harn eines männlichen oder weiblichen Maulesels sammt seinem Satze, Schafmist, die Leber einer grünen Eidechse oder mit ihrem Blute ge- tränkte Wolle, Regenwürmer mit Oel, den mit Keuschbaum und Oel verriebenen Kopf einer Sterneidechse, mit Essig gekochten Taubenmist; auf Warzen aller Art frischen Hunds- harn sammt seinem Satze, Hundskothasche mit Wachs, Dreissigstes Buch. 149 Schafmist, frisches Mäuseblut oder auch eine aufgerissene Maus, Igelgalle, den Kopf oder das Blut einer Eidechse oder auch die Asche des ganzen Thiers, abgeworfene Schlangenhaut, Hahnenmist mit Oel und Natrum. Cantha- riden mit taminischer Traube untermengt fressen die Warzen weg, doch ist es nöthig, die dadurch wund gewordenen Stellen mit andern Mitteln, die ich zur völligen Heilung der Geschwüre empfohlen habe, zu behandeln. 24. Ich wende mich nun wieder zu solchen Uebeln, welche den ganzen Körper befallen können. Nach Angabe der Magier wird ein Haus vor allen Unfällen und Verbexungen bewahrt, wenn man es mit der Galle eines schwarzen Hundes durchräuchert, ferner wenn man die Wände mit Hundsblut bespritzt und das Geschlechtsglied dieses Thieres unter der Thürschwelle vergräbt. Diess erscheint nicht auffallend, wenn man bedenkt, wie sehr die Magier den Ricinus, das widerwärtigste unter allen Thieren, preisen, welcher nach längerem Hungern so unersättlich im Fressen ist, dass nur der Tod ihm darin eine Schranke setzen kann; er soll schon sieben Tage lang ununterbrochen gefressen haben, aber auch schon nach kürzerer Zeit, wenn er gesättigt war, geborsten sein. Wenn er, aus dem linken Ohre eineiS Hundes genommen, angebunden werde, vertreibe er alle Schmerzen. Sie halten ihn auch für einen Propheten der Lebensdauer; wenn nämlich Jemand dieses Thier zu einem Kranken bringt, letztern, während er zu seinen Füssen steht, nach seinem Befinden fragt und der Kranke die Frage beantwortet, so soll die Genesung sicher er- folgen; antworte der Kranke aber nicht, so werde er sterben. Uebrigens müsse der Ricinus aus dem linken Ohre eines total schwarzen Hundes genommen sein. Nigidius schreibt, Hunde flöhen den ganzen Tag über den Anblick eines Menschen, welcher ein solches Ungeziefer einem Schweine abgenommen habe. Ferner berichten die Magier, Wahn- sinnige würden wieder vernünftig wenn man sie mit Maul- wurfsblut besprenge; diejenigen aber, welche von nacht- 150 Dreissigstes Buch. liehen Göttern und Faunen gequält würden, könnten sieh davon befreien, wenn sie die Zunge, Augen, Galle und Eingeweide eines Drachen in Wein und Oel kochten, das Ganze über Nacht unter freiem Himmel abkühlen Hessen und sich Morgens und Abends damit einrieben. 25. Bei Erkältungen soll man nach Nicander eine todte Amphisbaena 1) oder auch nur ihre Haut sich anbinden; ja, binde man dieselbe an einen Baum, welcher' gefällt werden soll, so frören die Arbeiter nicht und würden schneller fertig. Diese Schlangenart ist die einzige, welche Kälte erträgt und noch, bevor der Kukuk ruft, hervorkriecht. Ein anderes Wunder muss ich vom Kukuk erzählen; wenn Jemand an der Stelle, wo er den Kukuk zum ersten Male hat rufen hören, einen Kreis um seinen rechten Fuss macht und den Fussstai)fen ausgräbt, so wird, wo er diese Erde hinstreuet, kein Floh aufkommen. 26. Als Vorbeugungsmittel gegen Lähmungen empfiehlt man das durch Kochen von Siebenschläfern und Spitz- mäusen erhaltene Fett. Denen, bei welchen sich die Vor- boten der Schwindsucht zeigen, verordnet man Tausendfüsse in der Weise wie bei der Bräune, eine mit drei Sextaren Wein bis zu einem Becher eingekochte grüne Eidechse und davon täglich bis zur Genesung einen Löffel voll, ferner Schneckenasche mit Wein. 27. Gegen Epilepsie hilft Wollfett mit ein wenig Myrrhe und zwei Bechern Wein versetzt, einer Haselnuss gross nach dem Bade genommen, getrocknete und zerriebene Widderhoden zu einem halben Denar mit Wasser oder einer Hemina Eselsmilch, doch soll man sich fünf Tage vor und und nach der Kur des Weintrinkens enthalten. Andere ») d. i. eine Schlange, welche vor- und rückwärts kriechen kann; der dicke Schwanz wurde für einen Kopf gehalten. Dreissigstes Buch. 151 innerliche wirksame Mittel sind Sehafsblut, Galle besonders von Lämmern mit Honig, ein noch saugender junger Hund, nach abgeschnittenen Kopf und Füssen, mit Wein und Myrrhe, Schorf von einer Mauleselin mit drei Bechern Sauerhonig, die Asche einer überseeischen Sterneidechse mit Essig, die Haut dieses Thieres, welche dasselbe ebenso ablegt wie die Schlangen, auch das mit einem Rohre aus- genommene und getrocknete Thier selbst in einem Tranke oder an einem hölzernen Spiesse gebraten. Es ist der Mühe werth zu wissen, wie man sich der Haut dieses Thiers bemächtigt, wenn es dieselbe abstreift, weil es sie sonst verschlingt; auch soll es alle andern Thiere an nei- discher List, dem Menschen gegenüber, übertreffen, und daher der Name Sterneidechse zu einem Schimpfworte ge- worden sein. Man merkt sich nun seinen Aufenthaltsort im Sommer, welcher an den Bekleidungen der Thüren und Fenster, an Gewölben und Grabstätten ist, und stellt zu Anfang des Frühlings aus gespaltenem Rohre geflochtene Käfige davor, deren enge Maschen ihm ganz gelegen kommen, weil es dadurch um so leichter seine steif gewordene (alte) Haut abstreifen kann. Nach Zurücklassung derselben kann es aber nicht wieder heraus. Diese Haut ist das ge- schätzteste Mittel gegen Epilepsie. Von Nutzen ist auch das getrocknete Gehirn eines Wiesels, dessen Leber, Hoden, weiblichen Geburtstheile oder getrockneter Magen mit Coriander, wie ich bereits gesagt habe; auch dessen Asche, ein wildes Wiesel aber ganz verspeist. Dieselbe Anwen- dung macht man von dem Frettchen, ferner von der grünen Eidechse, welche nach Entfernung der Beine und des Kopfes mit Gewürzen versetzt wird, um den Ekel zu be- nehmen. Schneckenasche mit Zusatz von Lein- und Nessel- samen und Honig heilt die, welche sich damit einreiben. Noch besser ist es, sich einen Drachenschwanz in einem Stück Gazellenhaut mit Hirschriemen oder die kleinen Steine aus dem Leibe junger Schwalben auf den linken Oberarm zu binden; die alten Schwalben sollen nämlich ihren eben ausgeschlüpften Jungen einen kleinen Stein 152 Dreissigstes Buch. geben. Wenn man Jenaanden, der den ersten Anfall von Epilepsie bekommt, beim Beginne der Mahlzeit dasjenige Schwalben-Küehlein verspeisen lässt, vs^elches zuerst aus- gekrochen ist, so soll die Krankheit nicht wiederkehren. Hiernächst hilft auch das Blut der Schwalben mit Weih- rauch oder ihr frisches Herz; ja man sagt, ein Stein aus ihrem Neste soll aufgelegt sogleich Linderung verschaffen und angebunden auf immer davor schützen. Weitere inner- liche Mittel sind die Leber eines Falken, die abgestreifte Haut einer Schlange, die Leber eines Geiers in dessen Blute vertheilt und 21 Tage lang gebraucht; auch bindet man das Herz eines jungen Geiers an. Andere aber empfehlen den Genuss eines ganzen Geiers, der sich an menschlichen Leichen satt gefressen habe. Einige lassen die Brust des Geiers in Form eines Trankes aus einem eichenen Becher nehmen; auch die getrockneten Hoden eines Hahns mit Wasser und Milch, doch dürfe man fünf Tage zuvor keinen Wein trinken. Manche verordnen auch 21 gestorbene Fliegen im Getränk, schwächeren Personen jedoch eine geringere Zahl. 28. Gelbsucht heilt man mit Ohrenschmalz oder mit dem Schmiere am Euter der Schafe, wovon man ein Denar schwer mit ein wenig Myrrhe und zwei Bechern Wein ver- setzt; andere Mittel sind: die Asche eines Hundskopfs in Meth, Tausendfüsse in einer Hemina Wein, Regenwürmer mit Myrrhe in Essigmeth, Wein, der mit gereinigten gelben Htihnerfüssen digerirt worden ist, das Gehirn eines Reb- huhns oder Adlers in drei Bechern Wein, die Asche der Federn oder der Eingeweide von Tauben in Meth zu drei Löffeln voll, die Asche der mit Reisig verbrannten Sper- linge in Wassermeth zu zwei Löffeln voll. Es giebt einen Vogel, der seiner (gelben) Farbe wegen Icterus genannt wird; wenn ein Gelbsüchtiger denselben ansieht, soll er genesen, der Vogel hingegen sterben. Ich halte ihn für denselben, der bei uns den Namen Galgulus führt. Dreissigstes Buch. 153 29. Gegen Wahnwitz scheint das Binden einer warmen Schaflunge um den Kopf von Nutzen zu sein. Wer könnte aber wohl einem Rasenden das Gehirn einer Maus oder die Asche eines Wiesels im Getränk, oder trocknes Igel- fleisch eingeben, wenn auch diese Mittel bewährt sein sollten? Zu den Mitteln aber, womit man die Menschheit so seltsam zum Besten hat, glaube ich die Asche der Eulen- augen rechnen zu müssen; und vor allen Dingen zeigt das Heilverfahren bei Fiebern, dass die dabei i) befolgten Grundsätze nicht zulässig sind. Man hat nämlich jene Krankheit nach den zwölf himmlischen Zeichen, durch welche die Sonne und der Mond gehen, eingetheilt, was aber, wie ich durch ein paar Beispiele beweisen will, gänzlich zu verwerfen ist. So solle man, wenn die Sonne durch das Zeichen der Zwillinge geht, den Kranken mit Oel, in welches die Asche von den Kämmen, Ohren und Krallen der Hähne gemischt worden, einreiben; beim Durch- gange des Mondes solle man sich der Sporen und des Bartes der Hähne bedienen, beim Durchgange der Sonne oder des Mondes durch die Jungfrau der Gerstenkörner, beim Durchgange durch den Schützen der Fledermausflügel, beim Durchgange des Mondes durch den Löwen des Tama- riskenlaubes, beim Durchgange desselben durch den Wasser- mann der Buxbaumkohle. Von diesen Mitteln will ich nur die bewährten oder wenigstens die wahrscheinlichen näher berücksichtigen; so giebt es auch eine Menge riechender Substanzen, womit man den Schlafsiichtigeu ermuntern kann, unter diesen verdient aber vielleicht ein alter Hoden oder die verbrannte Leber eines Wiesels noch am meisten Berücksichtigung, doch hält man es auch für zweckmässig, eine warme Schaflunge um den Kopf zu binden. 30. Beim viertägigen Fieber hilft die klinische Behandlung ') nämlich bei der Behandlung Wahnsinniger (oder der Fieber- kranken ?J. 154 Dreissigstes Buch. fast gar nichts; ich will daher die meisten dafür in Vor- schlag gebrachten Mittel und zuerst die, welche angebunden werden sollen, anführen: Der Staub, in welchem sich ein Habicht herumgewälzt hat, in einem mit rothem Faden zugebundenen Leinensäckchen, der längste Zahn eines schwarzen Hundes; die unter dem Namen Pseudosphece bekannte Wespe, welche allein fliegt, wenn man sie mit der linken Hand gefangen hat, während Andere empfehlen, die anzubinden, welche man im Jahre zuerst gesehen hat; der abgeschnittene Kopf oder das lebend herausgenommene Herz einer Viper in einem Leintuch, die Schnautze einer Maus und ihre Ohrenspitzeu in einem rosarothen Tuche, während man die Maus selbst wieder laufen lässt, das aus- gestochene rechte Auge einer lebendigen Eidechse und der ihr bald darauf abgeschnittene Kopf in einem Ziegeufelle; der Käfer, welcher kleine Bälle wälzt. Wegen des letzt- genannten Thieres erweist man in einem grossen Theile Aegyptens den Käfern göttliche Verehrung, was Apion, um die Gebräuche seiner Landsleute zu entschuldigen, merk- würdigerweise dahin erklärt, dieses Thier zeige in seinen Arbeiten eine gewisse Aehnlichkeit mit der Sonne. Die Magier binden noch einen andern auf, welcher zurückge- bogene Hörner hat und den man mit der linken Hand fangen muss. Einen dritten, der Walker genannt und mit weissen Punkten besetzt, schneidet man in zwei Theile und bindet dieselben auf die beiden Oberarme, während die andern beiden Käfer nur auf den linken Oberarm ge- bunden werden. Weitere derartige Mittel sind: Das einer lebenden Schlange mit der linken Hand ausgerissene Herz; vier Gelenke eines Scorpionschwauzes sammt dem Stachel in einem schwarzen Tuche, doch darf der Kranke weder den entlassenen Scorpion, noch den, welcher das Anbinden übernommen hat, in drei Tagen sehen, und nach dem dritten Umlauft) muss er das Mittel verstecken. Eine ') post tertium cii'cuitum, d. h. wenn die Zeit des Fieberanfalls zum dritten Male verflossen ist, also nach 12 Tagen. Dreissigstes Buch. 155 Raupe wild in ein Leintuch gethan, dasselbe dreimal mit einem Faden umwickelt, dieser mit drei. Knoten versehen und der, welcher die Heilung übernimmt, muss sagen, warum er diess thut. Eine Erdschnecke oder vier, mit einem Rohre abgeschnittene Schneckenköpfe in einem Stück Fell; ein in Wolle gewickelter Tausendfuss; die kleinen Würmer, aus denen die Viehbremsen hervorgehen, ehe sie Flügel bekommen; andere haarige Raupen von Dornbüschen. Einige stecken vier dieser Raupen in eine Wallnussschale und binden sie auf; dessgleichen nackt gefundene Schnecken. Ferner legt man eine Büchse, worin sich eine Sterneidechse befindet, unter den Kopf, und wenn das Fieber geheilt ist, lässt man sie wieder laufen. Das einem Seetauchev ohne Hülfe eines eisernen Instruments entnommene Herz lässt man frisch verzehren, oder trocknet es und giebt es zer- rieben mit warmem Wasser; ferner Schwalbenherzen mit Honig, eine Drachme Schwalbenmist mit drei Bechern Ziegenmilch, Schafmilch oder Rosinenwein vor dem Eintritt des Fiebers; ganze Sehwalben; Vg Denar schw-er Schlangen- haut mit ebensoviel Pfeffer gebrauchen die Parther gegen das viertägige Fieber. Der Philosoph Chrysippus empfiehlt zu demselben Zwecke, dem Kranken das Phryganium an- zubinden, sagt aber nicht, was diess für ein Thier ist, und auch ich finde desselben nirgends weiter gedacht; nichts- destoweniger glaubte ich, die Angabe eines so würdigen Schrifstellers nicht mit Stillschweigen übergehen zu dürfen, denn vielleicht gelingt es einem Andern, der es gebrauchen will, dasselbe auszumitteln. Auflegen von Krähenfleisch mit Natron hält man bei langwierigen Krankheiten für sehr dienlich. Beim dreitägigen Fieber kann man, da auch die schwächste Hoffnung das Leiden erleichtert, versuchen, ob die sogenannte Wolfsspinne, sammt ihrem Gewebe ver- mittelst eines aus Harz und Wachs bereiteten Pflasters auf beide Schläfen und die Stirn gelegt, gut sei, oder ob sie in ein Rohr eingeschlossen und angebunden, wie bei andern Fiebern helfe? Auch kann man den Versuch mit einer grünen Eidechse machen, die man lebendig in einem 156 . Dreissigstes Buch. Gefässe, welches eben gross genug für sie ist, anbindet- denn, wie man behauptet, sollen die Rückfälle dadurch verhindert werden. 31. Wassersüchtigen verordnet man den innerlichen Gebrauch des Wollfetts in Wein mit etwas Myrrhe zu einer Haselnuss gross, zuweilen auch noch mit Zusatz von Gänse- fett und Myrtenwein. Dieselbe Wirkung hat der Schmutz von den Eutern der Schafe sowie getrocknetes Igelfleisch. Das Wasser soll auch abgeleitet werden, wenn man das, was ein Hund ausgebrochen hat, auf den Unterleib schmiert. 32. Mittel gegen die Rose sind Wollfett mit Hüttenrauch und Rosenöl, das Blut der Viehläuse, Regenwürmer mit Essig aufgelegt, eine in der Hand zerriebene Feldgrille; wer letzteres thut, ehe das Uebel sich einstellt, bleibt das ganze Jahr über davon verschont, doch muss das Thier sammt der Erde mittelst eines Eisens aus seinem Schlupf- winkel genommen worden sein. Ferner: Gänsefett, ein alter eingetrockneter Vipernkopf verbrannt und mit Essig aufgelegt, eine abgelegte, in Wasser eingeweichte Schlangen- haut nach dem Bade mit Erdharz und Lämmertalg auf- gelegt. 33. Karbunkeln vertreibt man entweder durch Tauben- mist allein oder durch eine Mischung desselben mit Lein- samen in Essigmeth, durch Auflegen von Bienen, welche in Honig umgekommen sind und durch Polenta. Finden sich Karbunkeln und sonstige Geschwüre an der Schaam, so legt man Wollfett mit Bleiglätte, sind aber die Kar- bunkeln erst im Entstehen, Schafmist auf. Knoten und was sonst zu erweichen ist, werden am zweckmässigsten mit Gänse- oder Kranichfett behandelt. 34. Gegen Furunkeln soll helfen, wenn man eine Spinne, bevor man sie genannt hat, auflegt und erst am dritten Tage wieder abnimmt; ferner wenn man mit einer durch Dreissigstes Buch. • 157 Erhängen getödteten Spitzmaus, bevor sie die Erde be- rührt, dreimal um das Geschwür herumfährt, während der Heilende und der zu Heilende ebenso oft ausspuckt; Auf- legen von frischem, besonders rothem Hühnermist mit Essig, in Wein gekochtem Storchmagen, mit dem Goldfinger zer- riebenen Fliegen in ungleicher Anzahl, Ohrenschmalz von Schafen, altem Schaftalg mit der Asche von Frauenhaaren, Widdertalg mit Bimssteinasche und ebenso viel Salz. 35. Brandschäden heilt man mit der Asche eines Hunds- kopfs, mit der Asche eines Siebenschläfers nebst Oel, mit Scbafmist nebst Wachs, Mäuseasche, Schneckenasche, der- gestalt, dass nicht einmal eine Narbe übrig bleibt; ferner mit Vipernfett, Taubenmistasche nebst Oel. 36. Knoten in den Nerven vertreibt die Asche eines Vipernkopfs mit Cyperöl, Regenwürmer mit Honig; schmerzen sie, so bindet man eine todte Amphisbaena oder legt eine Mischung von Geierfett, dem getrockneten Bauche dieses Vogels und altem Schweinefett auf. Wer den Angaben der Magier trauet, der nehme die Asche eines Euleukopfs mit Lilienwurzel in Meth ein. Bei Zusammenziehen der Nerven hilft der Genuss selbst alten Taubenfleisches, bei Krämpfen die Asche eines Igels oder Wiesels. Bindet man sich eine abgestreifte Schlangenhaut in einem Stierfelle an, so wird man nicht von Krämpfen befallen. Gegen Opisthotonie hilft die getrocknete Leber eines Falken zu drei Obolen in drei Bechern Wassermeth genommen. 37. Gegen Nietnägel und Geschwüre an den Fingern hilft die Asche eines Hundskopfs, oder die in Oel gekochte Gebärmutter dieses Thiers, über welche noch Schaf butter und Honig gestrichen wird; die Gallenblase irgend eines Thieres. Auf rauhe Nägel legt man Canthariden mit Pech und nimmt sie erst am dritten Tage wieder ab, oder Heu- schrecken mit Bockstalg, oder Schaftalg; Einige bedienen sich eines Gemenges von Viscum und Portulak oder von 158 Dreissigstes Buch. Viscum und Grünspan, und nehmen dasselbe erst am dritten Tage wieder ab. 38. Zum Stillen des Bluts steckt man Talg aus dem Xetze der Schafe in die Nase, ferner in Wasser geweichtes Coagulum, besonders von Lämmern, das man unterlegt oder einsteckt, wenn sonstige Mittel erfolglos sind; gleich- viel Gänsefett und Butter zu Kügelchen geformt, die den Schnecken anhängenden erdigen Theile oder auch die Schnecken selbst nach Entfernung des Gehäuses. Den Blut- fluss aus der Nase stillen zerriebene und auf die Stirn ge- legte Schnecken, Spinnengewebe, das kleine Gehirn eines Hahnen oder dessen Blut wenn es aus dem Gehirn kDmmt, ferner Taubenblut, was man zu diesem Behufe trocknet und aufhebt. Auf Wunden aber, welche zu stark bluten, legt man mit entschiedenem Erfolge die Asche von Pferde- mist nebst der von Eierschalen. 39. Wunden, Krebs- und um sich fressende Geschwüre heilt man mit Wollfett, dem gleiche Theile Gerstenasche und Grünspan zugesetzt sind; das Wollfett frisst auch die Ränder der Geschwüre weg, steuert der ferneren Bildung des wilden Fleisches, füllt aus und befördert die Vernarbung. Ein sehr wirksames Mittel gegen Krebsgeschwüre ist ferner die Asche des Sehafmists nebst Natron, oder die Asche der Schenkelknochen von Lämmern, besonders bei solchen Geschwüren, welche nicht vernarben wollen; dessgleichen die Lunge derselben oder der Widder, denn sie lassen das wilde Fleisch nicht weiter aufkommen. Auch der unter einem Deckel erwärmte und durchknetete Schafmist ver- treibt den Geschwulst an Wunden, reinigt und heilt Fisteln und Hitzblattern. Die grösste Wirkung besitzt aber die Asche eines Hundskopfs, denn sie frisst wie der Hüttenrauch alles Unnütze weg und heilt vollständig aus. Auch Mäuse- koth sowie die Asche des Wieselmistes frisst aus. Ver- härtungen in den Geschwüren und Krebsschäden vergehen durch Anwendung von zerriebenen Tausendfüssen mit Zu- Dreissigstes Buch. 159 satz von Terpenthiuharz und sinopischer Erde; desselben Mittels bedient man sich bei solchen Geschwüren, in welchen sich Würmer einzunisten drohen. Ja selbst die Würmer können mit grossem Nutzen angewendet werden. Die im Holze vorkommenden Cosses heilen alle Geschwüre, ver- brannt aber und mit gleichviel Anis und Oel aufgelegt auch die fressenden. Die Regenwürmer schliessen die Wunden so kräftig, dass abgeschnittene Sehnen dadurch innerhalb sieben Tagen wieder zusammenwachsen; man soll sie daher in Honig aufbewahren; ihre Asche mit Theer und simblischem Honig ') vermischt benimmt den Wunden die harten Ränder; Einige trocknen sie an der Sonne, legen sie, in Essig aufgeweicht, auf Wunden und wechseln erst nach zwei Tagen wieder. Zu demselben Zwecke bedient man sich der an den Schnecken hängenden erdigen Theile; auch stösst man diese Thiere ohne ihr Gehäuse und legt sie auf frische Wunden zum Heilen und auf fressende Ge- schwüre um deren Weitergreifen zu verhindern. Ein anderes Thier, von den Griechen der Kriecher genannt, heilt alle umherschleichenden Uebel. Dieselbe Wirkung haben Schnecken, welche man mit ihren Gehäusen zerstampft hat; versetzt man sie noch mit Myrrhe und Weihrauch, so sollen sie auch abgeschnittene Sehnen wieder zusammen- heilen. Sehr wirksam ist auch das an der Sonne getrocknete Drachenfett, ferner Hahnengehirn bei frischen Wunden. Wenn man Vipernsalz 2) an die Speisen thut, sollen die Geschwüre leichter zu behandeln sein und schneller heilen. Wenn der Arzt Antonius unheilbare Geschwüre geöffnet hatte, gab er Vipern zu essen und siehe da! die Heilung erfolgte sehr rasch. Die Asche der Raupen ^) mit Honig entfernt die harten Ränder der Geschwüre, die Asche des Taubenmists mit Arsenik und Honig beizt aus. Das Ge- *) mel simblicura: sicilianischer Honig nach Dioscorides. Denso übersetzt: ausgeschmauchter Honig. -) sal viperinus , wahrscheinlich Sa,lz, worin Vipern gelegen haben. ^) troxalides. IgO Dreissigstes Buch. hirn einer Eule mit Gänsefett soll die Wunden aufs Beste zuheilen; die sogenannten unheilbaren Geschwüre aber können kurirt werden, wenn man, nachdem dieselben mit Leintüchern sorgfältig ausgewaschen sind, Asche von Widder- schenkeln mit Frauenmilch, oder die Abkochung eines Käuzchens in Oel mit Zusatz von Schafbutter und Honig darauf legt. Harte Geschwürränder erweicht man mit in Honig umgekommenen Bienen, die Elephantiasis mit dem Blute und der Asche eines Wiesels. Auf von Schlägen herrührende Wunden und Streifen legt man frisches Schaffell. 40. Zerbrochene Glieder heilt man vorzüglich mit Schaf- mistasche, und noch besser ist es, wenn man etwas Wachs hinzusetzt; zu demselben Zwecke dient eine Mischung von verbrannten Schafkinnladen und Hirschhorn mit Wachs und Rosenöl. Wenn man auf Knochenbrüche Hundsgehiin in Leinwand geschlagen legt, darüber Wolle und diese von Zeit zu Zeit benetzt, so erfolgt schon nach fast 14 Tagen Heilung; ebenso rasch wirkt die Asche einer Waldmaus mit Honig oder auch Regen wurmasche, welche selbst im Stande ist Knochen herauszuziehen. 4L Um den Narben die gehörige Farbe wieder zu geben, gebraucht man Schaf- oder noch besser Widderlunge, Schaftalg mit Natron, die Asche einer grünen Eidechse, eine abgelegte und in Wein gekochte Schlangenhaut, Tauben- mist mit Honig. Zur Vertreibung der Leberflecken: Tauben- mist mit Wein; Canthariden mit zwei Theilen Rautenblättern, v\7elche man bei Sonnenschein so lange liegen lässt bis die Haut juckt, worauf man dieselbe abwäscht, mit Oel ein- schmiert, jenes Mittel abermals auflegt und diese Operation mehrere Tage lang fortsetzt, doch ist darauf zn achten, dass kein allzuheftiges Schwären eintritt. Ferner empfiehlt man das Auflegen von Fliegen mit Ampferwurzel, unter altem Oele in einer hörnernen Büchse aufbewahrten weissen Hühnermist, Fledermausblut und Igelgalle mit Wasser. Die Preissigstes Buch. 161 Krätze vertreibt das Gehirn einer Eule mit Mauersalpeter, besonders aber das Blut eines Hundes; das Jucken: zer- riebene kleine breite Schnecken. 42. Rohre, Pfeile und was sonst im Körper steckt, ent- fernt man durch Auflegen einer aufgeschnittenen Maus oder Eidechse oder auch eines zerquetschten Eidechsenkopfs mit Salz, der auf den Blättern zahlreich vorkommenden und mit ihren Gehäusen zerquetschten Schnecken, der ess- baren, ohne Gehäuse zerquetschten Schnecken, besonders aber des Hasen-Coagulum. Schlangenknochen mit dem Coagulum irgend eines vierfiissigen Thieres ttben innerhalb drei Tagen dieselbe Wirkung aus. Auch zerriebene Cantha- riden mit Gerstenmehl sollen gut sein. 43. Gegen weibliche Krankheiten helfen die Häute, worin die Schafe ihr Junges zur Welt bringen, wie ich bei den Ziegen erzählt habe, dessgleichen Schafmist. Räuchern mit Heuschrecken hebt besonders bei den Weibern die Strangurie. Wenn eine Frau, nachdem sie schwanger ge- worden, zuweilen Hahnenhoden isst, soll sie Knaben ge- bären. Einnehmen von Stachelschweinasche hält die Leibes- frucht in der Gebärmutter, Trinken von Hundemilch zeitigt sie, die Haut von der Nachgeburt der Hunde befördert die Entbindung, wenn sie die Erde noch nicht berührt hat. Die Lenden der Kreisenden stärkt das Trinken von Milch; in Regenwasser vertheilter Mäusekoth bewirkt, dass sich nach der Entbindung die Brüste mit Milch anfüllen. Weiber, welche sich mit einem Gemisch von Igelasche und Oel einreiben, abortiren nicht; sie gebären leichter, wenn sie vorher Gänsekoth mit zwei Bechern Wasser oder das aus der Gebärmutter eines Wiesels durch das Geburtsglied fliessende Wasser trinken. Auflegen von Regenwürmern stillt die Schmerzen in den Nerven des Nackens und der Schulter- blätter; um die Nachgeburt auszutreiben, lässt man sie in Rosinen wein nehmen; für sich aufgelegt zeitigen sie die Eitergeschwüre der Brüste, öffnen, entleeren und vernarben Wittstein: Plinius. V. Bd. \i 162 Dreissigstes Buch. sie; in Meth genommen befördern sie die Secretion der Milch. Die hie und da sich findenden kleinen Würmer halten die Frucht an, wenn man dieselben an den Hals bindet, doch muss man sie, wenn die Zeit des Gebarens eintritt, wieder abbinden, weil sie sonst hindernd wirken; auch ist dahin zu sehen, dass sie die Erde nicht berühren. Damit eine Frau empfange, giebt man ihr fünf bis sieben solcher Würmer in einem Tranke ein oder legt Schnecken mit Safran auf. Das Essen von Schnecken befördert die Entbindung; mit Stärkmehl und Traganth aufgelegt hemmen sie die Blutflüsse. Ihr Genuss reinigt auch; setzt man noch Hirschmark, ein Denar schwer auf eine Schnecke, und Cyperwurzel hinzu, so nimmt die verkehrt liegende Gebärmutter ihre natürliche Lage wieder ein. Aus den Gehäusen genommen und mit Rosenöl abgerieben vertheilen sie die Blähungen in der Gebärmutter; hiezu bedient man sich aber besonders der astypaläischen Schnecken. Eine andere Behandlung besteht darin, dass man den Unterleib erst mit Irissaft einreibt und dann mit einem Gemisch von zwei afrikanischen Schnecken, drei Fingern voll Foenum graecum und vier Löffeln voll Honig belegt. Die hie und da vorkommenden kleinen langen weissen Schnecken trocknet man auf Ziegelsteinen an der Sonne, stösst sie, vermengt sie mit gleichen Theilen Bohnenmehl und gebraucht diess Mittel zur Erlangung einer weissen und glatten Haut, Gegen das Jucken der Haut helfen die kleinen breiten Schnecken mit Polenta. Wenn eine Schwangere über eine Viper oder eine Amphisbaena, wenn diese auch todt ist, schreitet, abortirt sie; wenn sie aber ein solches Thier, sei es lebend oder todt, in einer Büchse bei sich trägt, so kann sie ohne Nachtheil darüber hingehen, und wenn sie dasselbe, lebend oder todt, aufbewahrt, entbindet sie leichter. Merkwürdig ist, dass, wenn eine Schwangere über eine nicht aufbewahrte Schlange geschritten ist, es ihr doch nicht schadet, wenn sie gleich darauf über eine aufbe- wahrte hingeht. Räuchern mit alter Schlangenhaut befördert die Menstruation. iJreissigstes Buch. 163 44. Zar Beförderung der Entbindung legt man eine abgelegte Schlangenhaut um die Lenden, doch muss sie, sobald das Kind zur Welt gekommen ist, wieder wegge- nommen werden. Man giebt sie auch mit Weihrauch in Wein ein; geschieht es aber in einer andern Form, so be- wirkt sie Abortu«!. Ein Stock, womit einer Schlange ein Frosch abgeschlagen ist, erleichtert die Geburt, die mit Honig aufgelegte Asche einer Raupe die Reinigung; letztern Zweck erreicht man auch, wenn man eine Spinne, die ihren Faden von oben herabspinnt, mit der hohlen Hand fängt und zerrieben auflegt; fängt man sie aber erst bei ihrer Rückkehr nach oben, so wirkt sie gerade der Reini- gung entgegen. Der im Neste des Adlers sich findende Stein 1) schützt die Leibesfrucht vor jeder Gefahr einer zu frühen Geburt. Eine unter die Füsse gelegte Geierfeder verschafft den Kreisenden Linderung. Es ist bekannt, dass Schwangere sich vor Rabeneiern sehr in Acht nehmen müssen, denn wenn sie darüber hingehen, gebären sie schwer. Das Einnehmen von Habichtsmist in Meth scheint Weiber fruchtbar zu machen. Verhärtungen und andere Anhäufungen in der Gebärmutter erweicht man mit Gänse- oder Schwanfett. 45. Zur Erhaltung der Brüste nach der Geburt dient Gänsefett mit Rosenöl und Spinnen. Die Phrygier und Lycaoner haben die Erfahrung gemacht, dass für die durch Entbindungen angegriffenen Brüste Trappenfett gut ist; denen, welche an Zusammenschnürung der Gebärmutter leiden, legen sie auch Schaben auf. Die Asche der Reb- hühnereierschalen mit Zusatz von Galmei und Wachs ist ein Mittel, die Brüste steif und abstehend zu erhalten; auch wenn man mit einem Rebhuhneie dreimal um sie herum fährt, sollen sie nicht schlaff werden. Das Trinken dieser Eier soll fruchtbar machen und die Secretion der ') aetites. 11* 1()4 Dreissigstes Buch. Milch befördern. Einreibungen mit Gänseschmalz vertreibt die Schmerzen in den Brüsten, zerkleinert die Mondkälber in dem Uterus und heilt, wenn man ihm eine zerriebene Wanze zusetzt, den Ausschlag an der Schaam. 46. Zur Vertreibung der Haare wendet man Fleder- mausblut mit Nutzen an; für sich auf die Wangen der Knaben gestrichen hat es keinen hinreichenden Erfolg, wenn man nicht später noch Grünspan und Schierlings- samen darüber legt, dann werden aber auch die Haare entweder vollständig ausgerottet oder bleiben doch nur ein Flaum. Das Gehirn der Fledermaus soll ähnliche Wirkung haben; dasselbe ist aber zweierlei Art, roth und weiss; Einige fügen noch das Blut und die Leber des Thieres hinzu. Einige kochen eine Viper mit drei Heminis Oel, entfernen die Knochen und gebrauchen das Uebrige zur Vertilgung der Haare, nachdem sie die betreffenden Stelleu kahl gerupft haben. Zu demselben Zwecke dient die Igel- galle, besonders mit Zusatz von Fledermausgehirn und Ziegenmilch, aber für sich eingeäschert; ferner Hundemilch vom ersten Wurfe, nachdem man die Haare ausgerupft hat und bevor wieder neue gewachsen sind, das Blut einer einem Hunde abgenommenen Laus, das Blut oder die Galle einer Schwalbe. Mit Fliegen zerriebene Ameiseneier soUeu die ilugenbrauen schwärzen. Wünscht man Kinder mit schwarzen Augen zu haben, so giebt man der Schwängern eine Spitzmaus zu essen. Die Asche der Regenwürmer mit Oel schützt die Haare vor dem Grauwerden. 47. Kindern, welche an Verdickung der Milch leiden, giebt man Lämmer-Coagulum mit Wasser ein; rührt aber die Krankheit von Gerinnung der Milch her, so giebt man ihnen das Coagulum mit Essig. Das Zahnen wird durch Schafgehirn sehr erleichtert. Aufbinden der im Hundskothe sich findenden Knochen hilft für die trockne Hitze der Kinder, welches Uebel den Namen Siriasis führt. Brüche bei denselben behandelt man auf die Weise, dass man sie Dreissigstes Buch. 165 im Schlafe von einer grünen Eidechse beissen lässt und hierauf letztere an einem Rohre befestigt in den Rauch hängt; sobald nun das Thier stirbt, soll auch das Kind ge- beilt sein. Den Schleim der Schnecken streicht mau auf ihre Augenlider, um sie zu verbessern und ihr Wachsthum za befördern. Die Brüche heilt mau innerhalb dreissig Tagen durch Auflegen eines Gemisches von Schnecken- asche, Weihrauch und Saft aus vreissen Trauben. Um das Zahnen zu erleichtern, bindet mau die in den Fühlhörnern der Schnecken vorkommenden sandigen Concretionen an. Gegen ausgetretenen After wendet man Schneckenasche mit Wachs an ; auch mischt man zu dieser Asche die Materie, welche aus dem Gehirn einer angebohrten Viper fliesst. Das Gehirn einer Viper hilft, in einem Fell ange- bunden, für das Zahnen; denselben Zweck erfüllen die g-rössten Zähne der Schlangen. In Wolle angebundener Kabenmist vertreibt den Husten bei Kindern. Noch einige andere Mittel, welche bei Kinderkrankheiten helfen sollen, kann man kaum im Ernste empfehlen, doch will ich sie, da sie einmal veröffentlicht sind, auch hier nicht übergehen. Kinderbrüche sollen durch eine Eidechse zu heilen sein, doch müsse man eine männliche fangen und diese erkenne man daran, dass sie unter dem Schwänze nur eine einzige Höhlung habe; das Verfahren selbst sei aber, dass man sie durch Gold oder Silber oder ein purpurnes Tuch hindurch in den Schaden beissen lasse, hierauf in einen neuen Becher stecke und dem Rauche aussetze. Den Harn hält man bei Kindern an, wenn man ihnen gekochte Mäuse, zu essen giebt. Die grossen gezähnten Fühlhörner der Hirsch- käfer bindet man ihnen als Amulet an. In dem Kopfe eines ^^chsen soll ein kleiner Stein stecken, den derselbe aus- speiet wenn er getödtet zu werden fürchtet; haue man ihm aber unvermerkt den Kopf ab, nehme den Stein heraus, und binde ihn Kindern an, so bekämen sie äusserst leicht die Zähne. Zu demselben Zwecke soll man das Gehirn des Ochsen oder den im Rücken einer Schnecke befind- lichen kleinen Stein oder Knochen anbinden. Von ent- 166 Dreissigates Buch. schiedener Wirkung ist ferner Schafsgehirn auf das Zahn- fleisch gestrichen; auf die Ohren legt man Gänseschmalz mit Basilienkrautsaft. Die auf dornigen Gesträuchen vor- kommenden rauhen Würmchen sollen angebunden den Kindern sogleich helfen, wenn ihnen etwas Speise im Halse stecken geblieben ist. 48. Träume ruft Wollfett mit Zusatz von ein wenig Myrrhe in zwei Bechern Wein, oder mit Gänsefett in Myrten wein zerlassen, ferner ein in einem Hasenfelle angebundener Kukuk, ein in einer Eselshaut an die Stirn gebundener Reiherschnabel, oder letzterer auch für sich, wenn er mit Wein abgespühlt ist, hervor. Die entgegengesetzte Wirkung hat ein aufgebundener trockner Fledermauskopf. 49. Die Sucht des Beischlafs vergeht bei Dem, welcher in seinem Harne eine Eidechse getödtet hat; dieses Thier gehört nämlich bei den Magiern zu den Liebesmitteln. Die- selbe Wirkung besitzt Schnecken- und Taubenmist mit Oel und Wein genommen. Bindet man Männern den lechten Lungenflügel eines Geiers in einer Kranichhaut an, so fühlen sie Reiz zum Beischlaf; dessgleichen wenn sie das Gelbe von fünf Taubeneiern nebst einem Denar Schweineschmalz mit Honig einnehmen, Sperlinge oder ihre Eier verzehren, den rechten Hoden eines Hahns in Widderfell an sich tragen. Einreibung mit einem Gemisch von Ibisasche, Gänsefett und Lilienöl nach der Empfängniss soll bewirken, dass die Leibesfrucht gehörig ausgetragen wird. Mittel gegen die Sucht des Beischlafs sind noch: Anbinden der mit Gänsefett eingeschmierten Hoden eines Streithahns in Widder feil. Unterlegen der Hoden irgend eines Hahns mit Hahnenblut unter das Bett. Haare aus dem Schwänze einer angespannten Mauleselin gerissen, bewirken, dass Weiber selbst wider ihren Willen empfangen, wenn man sie während des Beischlafs zusammenbindet. Wer seinen Harn in den eines Hundes lässt, soll in Erfüllung der ehe- lichen Pflichten träge werden. Als etwas Wunderbares Dreissigstes Buch. \Q'j (üb auch Wahres?) giebt man an, dass die Asche einer Sterneidechse, in Leinwand gewickelt und in der linken Hand gehalten, zum Beischlaf reize, dagegen in der rechten Hand gehalten die entgegengesetzte Wirkung ausübe. Weiber werden geil, wenn man ihnen Flockwolle, welche mit Fledermausblut getränkt ist, unter den Kopf legt, oder eine Ganszi>nge zu essen giebt. 50. Die Läusesucht wird binnen drei Tagen über den ganzen Körper hin kurirt, wenn man eine abgelegte Schlangenhaut in einem Tranke einnimmt und Molken mit etwas Salz nachtrinkt. Käse, welchem man Wieselgehirn zugesetzt hat, soll weder durch längeres Liegen verderben, noch von Mäusen angefressen werden. Wenn man jungen Hühnern und Tauben Wieselascbe in einem Bissen zu fressen giebt, sollen sie vor den Nachstellungen des Wiesels sicher sein. Aufbinden einer Fledermaus erleichtert dem Zugvieh das Harnen. Merkwürdigerweise wird das Zug- vieh von der Würmerkrankheit sogleich befreiet, wenn man mit einer Holztaube dreimal um dessen Geburtsglieder her- umfährt, während die Taube, wenn man sie wieder fliegen lässt, stirbt. 5L Trunkenbolde bekommen einen Widerwillen gegen geistige Getränke, wenn man ihnen drei Tage lang Nacht- euleneier mit Wein eingiebt. Auch eine gebratene Schaf- lunge steuert diesem Uebel. Wer Schwalbenschuabelasche nebst zerriebener Myrrhe mit Wein einnimmt, wird, wie der assyrische König Horus erfunden hat, nicht betrunken. 52. Zu den bereits abgehandelten Thieren will ich noch folgende, als diesem Buche angehörend, hinzufügen. In Sardinien soll ein dem Kranich ähnlicher Vogel vorkommen, der Gomphrena heisst, aber, wie mir scheint, den jetzigen Bewohnern dieser Insel unbekannt ist. Ebendaselbst und sonst nirgends findet sich der Ophion, welcher dem Hirsch nur in der Behaarung ähnelt. Dieselben Autoren erwähnen 168 Dreissigstes Buch. eines gewissen Subjugum 0» ohne hinzuzufügen, was diess für ein Thier und wo es zu Hause ist; doch zweifle ich nicht, dass es existirt hat, weil sie auch Heilmittel von demselben anführen. M. Cicero erzählt, gewisse Thiere, welche in Campanien die Weinstöcke benagen, heissen Biuri. 53. Sonstige Wunder von Thieren, welche bisher ge- nannt worden, sind: Wer die Haut von der Nachgeburt eines Hundes oder Hasenmist oder Hasenhaare bei sich trägt, wird von keinem Hunde angefallen. Unter den Mücken sollen die sogenannten Mulionen nur einen Tag lang leben. Personen, welche den Schnabel eines Baum- spechts bei sich tragen und den Honig ausnehmen, sollen von den Bienen nicht angerührt werden. Die Schweine laufen demjenigen nach, von welchem sie Rabengehirn in einem Bissen bekommen haben. Der Staub, in welchem sich eine Mauleselin gewälzt hat, kühlt die Liebeshitze, wenn mau ihn auf den Leib streuet. Die Spitzmäuse werden verjagt, wenn man eine kastrirte unter sie laufen lässt. Wenn man zur Zeit der Traubenreife den Ochsen eine Mischung von Schlangenhaut, Salz, Getreidemehl, Serpyllum und Wein in den Hals giesst, oder ihnen eine junge Schwalbe in drei Bissen eingiebt, sollen sie ein ganzes Jahr lang gesund bleiben. Streuet man den Staub von der Stelle, wo eine Schlange gekrochen ist, auf Bienen, so kehren sie in ihre Stöcke zurück. Bindet man den rechten Hoden eines Widders an, so werden bloss Schafe geboren. Wer die Sehnen aus den Flügeln und Beinen eines Kranichs bei sich trägt, wird bei keiner Arbeit müde. Die Mauleselinnen schlagen nicht hinten aus, wenn man ihnen Wein einge- geben hat. Des Andenkens werth und zum argen Schimpfe des Aristoteles ist die Angabe erdacht, dass, mit Ausnahme des Hufes der Mauleselinnen, keine Substanz existire, Nach andern Lesarten : Siruluggum oder Sirulugum. Dreissigstes Buch. 169 welche nicht von dem giftigen Wasser des Styx i), welches Antipater Alexander dem Grossen als Geschenk gesandt hatte, zerfressen würde. Nun wollen wir uns zu dem Wasser und dessen Heil- kräften wenden. >) S. II. B. 106 Cap. Einunddreissigstes EucL Arzneimittel von dem Wasser. Es folgen nun die heilenden Wirkungen des Wassers, denn die Vorsehung ist auch in dieser Beziehung nicht läBsig gewesen, sondern sie hat in die Wogen, Brandungen und reissenden Ströme unendliche Kräfte niedergelegt; ja wir müssen, in Erwägung der Herrschaft dieses Elements über alle andern, bekennen, dass ihre Macht sich nirgends grösser zeigt. Das Wasser verschlingt die Erde, verlöscht das Feuer, steigt in die Höhe, maasst sich selbst den Himmel als Wohnsitz an und bildet Wolken, welche dem Menschen das Leben rauben, obwohl der gemeine Maun über die Ursache des Blitzes noch nicht recht im Klaren ist. Was kann wohl wunderbarer sein, als dass Wasser am Himmel steht? Aber, gleichsam als wenn es noch zu geringfügig wäre, zu solcher Höhe emporzusteigen, reissen die Gewässer noch Fische, ja selbst Steine mit sich dahin und entschwinden mit fremdartigen Lasten. Fällt das Wasser dann wieder nieder, so wird es die Ursache alles Wachsthums auf der Erde; abermals ein bewunderungs- würdiger Umstand, wenn man bedenkt, dass, um Feld- früchte zu erzeugen. Bäume und Sträucher zu erhalten, Wasser zum Himmel hinwandert und sogar von daher den Pflanzen die Lebenskraft mitbringt; hieran müssen wir aber mit Recht erkennen, dass alle Kräfte der Eide vom Wasser ausgehen. Daher will ich vor allem einige Beispiele der Einunddreissigstes Buch. 171 grossen Macht desselben mittbeilen, denn, alle aufzuzählen, wer wäre diess wohl im Staude? 2. Das Wasser quillt in den meisten Ländern an ver- schiedenen Orten zum Wohle des Menschen und der übrigen Geschöpfe hervor, und zwar bald kalt, bald heiss, bald beides zusammen wie bei den Tarbellern, einem aquita- nischen Volke, und in den Pyrenäen, wo die ungleiche Temperatur zeigenden Quellen nur durch einen kleinen Zwischenraum von einander geschieden sind; bald ist es nur warm oder lau, besitzt heilende Kräfte in verschiedenen Krankheiten und bricht in diesem Falle nur des Menschen wegen hervor. Es vermehrt die Zahl der Götter mit ver- schiedenen Namen, ist die Ursache der Gründung mehrerer Städte, wie Puteoli in Campanien, Statyellae in Ligurien, Sextiae in der narbonensischen Provinz ; aber nirgends findet man es reichlicher und von mannichfacherer Wir- kungsweise als im Meerbusen von Bajae, denn es giebt dort Schwefel-, Alaun-, Salz-, Natron-, bituminöses Wasser, wieder anderes was gleichzeitig sauer und salzig ist, manches wirkt auch durch die davon aufsteigenden warmen Dämpfe, und die Kraft der letztern ist so gross, dass sie Bäder erwärmen, kaltes Wasser in Badewannen siedend machen, die man im Bajanischen nach einem Freigelassenen des Kaiser Claudius die posidianischen Badwannen nennt. Selbst Gemüse kann man vermittelst desselben gar kochen. Das Mineralbad, welches Licinius Crassus gehörte, dampft aus dem Meere selbst hervor, und so sehen wir mitten in den Fluthen etwas für die Gesundheit Heilsames entstehen. 3. Im Allgemeinen übt das Wasser seine wohlthätige Wirkung auf die Nerven, Füsse, Hüfte, mitunter auch auf verrenkte und gebrochene Glieder aus; es führt ab, heilt Wunden, Kopf und Ohren, dasjenige in den Bädern des Cicero aber die Augen. Der Erwähnung werth ist dieses Landgut, welches auf dem Wege vom avernischen See nach Puteoli an der Küste liegt, wegen seines gewölbten Ganges 172 Einuncldreissigstes Buch. und Waldes; Cicero nannte es nach dem Beispiele Athens die Academie i) (denselben Namen gab er auch den von ihm dort geschriebenen Werken) und errichtete sich darin verschiedene Monumente, als wenn er sich dergleichen nicht auf dem ganzen Erdkreise geschaffen hätte. Vorn, gleich beim Eintritte auf das Gut, brachen kurz nach Cicero's Tode, als Antistius Vetus in dessen Besitz gekommen, heisse, den Augen sehr heilsame Quellen hervor, welche Laurea Tullius, ein Freigelassener Cicero's, in einem Gedichte verherrlicht hat, an dem man sogleich erkennt, dass jene unendliche Hoheit des Geistes auch zum Theil in die Dienerschaft übergegangen war. Doch ich will die Verse selbst mittheilen, denn sie verdienen nicht bloss dort, sondert! überall gelesen zu werden: Dort, wo der römischen Sprache als Schirmerin dienend und ruhmvoll Auf Dein Geheiss Dein Wald in schönerm Wachsthume prangt, Wo die als Akademie verherrlicht stehende Villa Vetus anjetzt aufs Neue mit grösserm Schmucke umgiebt; Dort erblicket man jetzt noch nie gesehene Quellen, Und vom balsamischen Thau berührt stärkt das krankende Aug' sich. Wahrlich diess spendete nur zu des Cicero Ehren die Stäfte, Denn jene Quellen erschloss ja des Mannes geistige Krafr, Damit, weil sämmtliche Völker ihn wieder und wiederum lesen. Es an Wasser nicht fehle, den Augen die Kräfte zu leih'n. 4. In demselben Distrikte Campaniens kommt das simie.ssa- nische Wasser vor, welches bei Weibern die Unfrucht- barkeit und bei Männern die Raserei vertreiben soll. 5. Auf der Insel Aenaria quillt Wasser, welches sich bei 8teinbeschwerden wirksam zeigt; zu demselben Zwecke dient das sogenannte Sauerwasser, welches 4000 Schritte vom sidicinischen Teanum entfernt und kalt ist; dess- gleichen das sogenannte halbe im Gebiete von Stabiä, das *) Die Akademie in Athen hatte ihren Namen von einem gewis- sen Hacademus, dem fi-üher der Platz gehörte. Einuujidreissigstes Buch. 173 Sauerwasser im Venafranisehen, das Wasser des velinischen Sees, das Wasser einer Quelle in Syrien in der Nähe des Berges Taurus nach M. Varro und das Wasser aus dem Flusse Gallus in Phrygien nach Callimachus. Jedoch muss man das letztere nur massig trinken, weil es sonst Raserei erzeugt, wie diess, nach dem Berichte des Ctesias, auch Denen begegnet, welche aus der Rothen Quelle in Aethio- pien trinken. 6. Das albulische Wasser bei Rom, welches lauwarm ist, heilt Wunden; aber das cutilische Wasser im Lande der Sabiner, von äusserster Kälte, das sich gleichsam beissend in den Leib einsaugt, wird mit bestem Erfolge für den Magen, die Nerven und überhaupt für den ganzen Körper angewandt. 7. Das Wasser der Quelle zu Thespiae, sowie das des Flusses Elatum in Arkadien trägt dazu bei, dass die Weiber empfangen. Die Quelle Linus in Arkadien be- wahrt vor Abortus. Dahingegen macht das Wasser eines Flusses in Pyrrhaea, der Aphrodisium genannt wird, un- fruchtbar. 8. Leberflecken vertreibt der See Alphion. Varro berichtet, ein gewisser Titius,. der Praetor war, habe in Folge jenes Fehlers ein Gesicht wie eine Marmorbüste ge- habt. Der Fluss Cydnus in Cilicien heilt, wie aus einem Briefe des Cassius von Parma i) an M. Antonius erhellet, das Podagra. Gegentheils macht ein Wasser in Troezene die Füsse krank. In Tungri, einer Stadt Galliens, befindet sich eine ausgezeichnete Mineralquelle, welche viele Blasen wirft, eisenhaft schmeckt (was man aber erst hintennach bemerkt), den Körper reinigt, das dreitägige Fieber und die Blasensteine vertreibt. Erwärmt man es über Feuer, *) Ein Mitverschworner gegen Cäsar, von Octavian nach der Schlacht bei Actium hingerichtet, schrieb einige Gedichte. 174 Einunddreissigstes Buch. SO wird es trübe und endlieh röthlich. Die leucogäischen Quellen zwischen Puteoli und Neapolis heilen Augen und Wunden. Cicero führt das wunderbare Faktura an, dass nur durch die reätinischen Sümpfe die Hufe des Zugviehs gehärtet werden. 9. Eudicus 1) giebt an, in Hestiaeotis seien zwei Quellen, Cerone und Nelea; tränken die Schafe aus ersterer, so würden sie schwarz, tränken sie aus letzterer, weiss, und tränken sie aus beiden: scheckig. Theophrast sagt, die Quelle Crathis in Thurien mache Ochsen und Schafe weiss die Quelle Sybaris dieselben schwarz. 10. Ja selbst auf den Menschen übt verschiedenes Wasser seine eigenthümliche Wirkung aus. Wer aus der Quelle Sybaris trinkt, soll schwärzeres, härteres und krauses Haar, und wer aus der Quelle Crathis trinkt, weisses, weicheres und schlichtes Haar bekommen. Wer in Mace- donien gern weisses Vieh haben will, führt dasselbe zum Aliacmon, wer schwarzes oder braunes liebt, führt es zum Axius. Theophrast erzählt ferner, an einigen Orten, z. B. im Lande der Messapier, wachse alles, selbst die Feld- fruchte, mit brauner Farbe. In einer Quelle zu Lusi in Arkadien sollen Erdmäuse vorkommen und sich darin wohl befinden. Der Fluss Aleos in Erythrien erzeugt Haare am Körper. 11. In Boeotien beim Tempel des Gottes Trophonius un- weit des Flusses Orchomenon sind zwei Quellen, deren eine das Gedächtniss stärkt, die andere aber Ver- gessenheit macht, und diesen Wirkungen verdanken sie auch ihre Namen. 12. In Cilicien bei der Stadt Cescus fliesst der Bach Nüs ; wer daraus trinkt, dessen Sinne werden wie M. Varro ') Ein unbekannter Schriftsteller. Einui^idreisBigstes Buch. 175 angiebt, geschärft. Eine Quelle auf der Insel Cea soll stumpfsinnig machen, und eine zu Zama in Afrika soll eine schöne Stimme verleihen. 13. Eudoxus sagt, wer aus dem clitorischeu See trinke, bekäme Ekel vor Wein; Theopompus behauptet, die vorhin genannten Quellen machten betrunken. Nach Mucianus soll zu Andrum aus der Quelle des Bacchus an den sieben, diesem Gotte geweiheten Tagen Wein fliessen; bringe man aber letztere aus dem Gesichtskreise des Tempels, so verwandle er sich wieder in Wasser. 14. Nach Polycritus 1) vertritt das Wasser einer Quelle zu Soli in Cilicien die Stelle des Oeles, nach Theo- phrastus findet sich in Aethiopien eine ähnliche Oelquelle; nach Lycos ist in Indien eine Quelle, dessen Wasser man in Lampen brennt, und dasselbe berichtet man von einer Quelle zu Ecbatena. -) Theopompus sagt, in Scotussa sei ein See, der Wunden heile. 15. Nach Juba ist im Lande der Troglodyten ein See, den man wegen seiner schädlichen Eigenschaften den tollen nennt; er schmecke dreimal des Tages und ebenso oft des Nachts bitter und salzig, dann wieder süss, und sei voll weisser, zwanzig Ellen langer Schlangen. Derselbe Autor berichtet, eine Quelle in Arabien breche mit solcher Kraft hervor, dass sie die schwersten darauf geworfenen Lasten abwerfe. 16. Nach Theophrastus hat die Quelle des Marsyas in Phrygien Felsstticke bis zur Stadt Celaenarum ge- schleudert. Nicht weit davon sind zwei andere Quellen, Ciaeon und Gelon, welche von ihrer Wirkung (Weinen ') Ein unbekannter Schriftsteller. 2) OiFenbar sind diess alles Erdölquellen. 176 Einunddreissigstes Buch. und Lachen zu erregen) diese griechischen Namen be- kommen haben. Zu Cyzicum ist die Quelle des Cupido, deren Wasser, nach Mucianus' Meinung, die Liebeswuth heilen soll. 17. Zu Cranon findet sich eine nicht allzu heisse Quelle; mischt man deren Wasser zu Wein, so bleibt der Trank in den Gefässen drei Tage lang warm. In Germanien jenseits des Rheins liegen die mattiacischen Quellen i), deren Wasser nach dem Schöpfen gleichfalls drei Tage lang warm bleibt; an den Rändern dieser Quellen setzt sich eine bims- steinartige Masse ab. 18. Wer das eine oder andere des eben Erzählten nicht für glaubwürdig halten sollte, der wisse, dass in keinem Theile der Natur grössere Wunder vorkommen; einige der- selben mögen, obwohl ich schon in den ersten Abschnitten dieses Werkes sehr viele mitgetheilt habe, hier noch Platz finden. Ctesius erzählt, in Indien sei ein See Namens Sides, auf welchem nichts schwimme und alles untergehe; nach Caelius gehen in dem avernischen See sogar die Baum- blätter unter, und nach M. Varro sterben alle Vögel, welche ihm zu nahe fliegen. Dahingegen schwimmt in dem afri- kanischen See Apuscidamus, ferner nach Apion in der sicilischen Quelle Phinthia und in einem medischen See und ihrem Saturnus-Brunnen alles oben auf und geht nichts unter. Die Quelle zu Limyra tritt zuweilen in die benachbarten Orte aus, was dann als eine besondere Vorbedeutung angesehen wird, und merkwürdig ist, dass er dabei die Fische mit sich führt. Die dortigen Bewohner werfen den Fischen Speise vor, um ihr zukünftiges Schicksal zu erfahren; fressen nämlich die Fische davon, so ist es ein günstiges Zeichen, treiben sie aber das Futter mit dem Schwänze weg, so hält man es für unglückverkündend. In dem Flusse Olachas in Bithynien, welcher den Bryazus ') Wiesbaden. Einijnddreissigstes Buch. 177 (so heisst der dort stehende Tempel und der darin verehrte Gott) bespült, soll Niemand ertrinken können, sein Wasser aber auf dem Körper wie Feuer brennen. Auch die tama- rischen Quellen in Cantabrien werden zu Wahrsagungen benutzt; es sind ihrer drei, eine von der andern acht Fuss weit entfernt, sie ergiessen sich später in ein Bett und bilden einen mächtigen Strom. Auf zwölf, mitunter auch auf zwanzig Tage lang trocknen sie aus, ohne dass es eigentlich an dem nöthigen Wasser fehlt, denn eine ihnen nahe Quelle ist stets reich daran. Unheilverkündend ist es, wenn sie nicht fliessen, falls sie Jemand sehen will; so erging es vor Kurzem dem Lartius Licinius, der nach Bekleidung der Prätur Gesandter war, denn er starb nach Verlauf von sieben Tagen. In Judäa vertrocknet ein Bach jeden Sabbath. 19. Noch verschiedene andere, schreckliche Wunder sind vom Wasser bekannt. Ctesias erzählt von einer Quelle in Armenien, in welcher schwarze Fische vorkommen, deren Genuss augenblicklich tödtet; ähnliches habe ich vom Ursprünge der Donau vernommen, mit dem Hinzufügen, jene Fischart höre erst auf, wenn man dem Flusse entlang an eine seinem Bette nahe gelegene Quelle komme. Daraus erklärt* sich das Gerücht von der Quelle dieses Flusses. Dieselbe Merkwürdigkeit wird von einem See der Nymphen in Lydien berichtet. In Achaja in der Nähe des Pheneus quillt aus dem Felsen ein Wasser, welches Styx genannt wird, und, wie früher erwähnt, auf der Stelle tödtet. Doch sollen nach Theophrastus kleine Fische darin sein, die aber ebenfalls tödtlich wirken, was bei andern schädlichen Quellen nicht der Fall ist. Nach Theopompus ist auch das Wasser bei Cychri in Thracien tödtlich; nach Lycus tödtet das Wasser zu Leontini den dritten Tag nachdem man es getrunken hat. Varro erzählt von einer Quelle bei Soracte, welche 4 Fuss breit sei, sie trete beim Aufgange der Sonne gleichsam siedend über, und Vögel, welche daraus getrunken, fielen todt daneben nieder. Darin steckt Wittstein: Plinius. V. Bd. 12 178 Einunddreissigstes Buch. Dämlich auch eine gewisse Hinterlist, dass manches Wasser, wie z. B. das bei Nonacris in Arcadien, durch sein Aus- sehen anlockt, und in der Regel keins seine schädlichen Eigenschaften von vornherein ahnden lässt. Das Wasser bei Nonacris soll wegen seiner übermässigen Kälte schäd- lich sein, auch erhärtet es gleich beim Ausflusse zu Stein. Anders verhält es sich mit einem Wasser in der Nähe des thessalischen Tempe, denn dasselbe erschreckt schon durch sein Aussehen einen Jeden, soll auch Kupfer und Eisen zerfressen. Es fliesst (wie ich früher erzählt habe) nur eine kurze Strecke; merkwürdigerweise soll eine wilde Schote mit ihren Wurzeln die Quelle umfassen und fortwährend rothe Blüthen tragen, ja ein Kraut eigener Art grünt an dem Rande derselben. In Macedonien, unweit des Grabes des Dichters Euripides fliessen zwei Bäche zusammen, von denen das Wasser des einen sehr heilsam, das des andern tödtlich wirkt. 20. Bei den Perperenern findet sich eine Quelle, deren Wasser alles Erdreich in Stein verwandelt; dieselbe Eigenschaft hat ein warmes Wasser zu Delium auf Euboea, denn wo es hinfliesst, erheben sich Gesteine. Bei den Eurymenern fliesst eine Quelle, welche hineingeworfene Kränze in Steine verwandelt. Bei den Colossern «ist ein Fluss, in welchem Ziegeln zu Steinen werden. In dem scyretischen Bergwerke werden alle Bäume, welche der dortige Fluss bespühlt, sammt ihren Aesten zu Stein. Auch das in den corycischen Höhlen herabtröpfelnde Wasser er- starret zu harten Massen, ja zu Mieza in Macedonien er- starrt es schon, so lange es noch an der Decke hängt, während es dort erst herunter fällt. In einigen Höhlen kann man beide Erscheinungen zugleich wahrnehmen, und 80 entstehen säulenartige Gebilde, wie z. B. zu Phausia im rhodischen Chersones, wo sie auch buntfarbig sind. — Doch begnügen wir uns mit den bis hieher mitgetheilten Beispielen. Eiijuncldreissigstes Buch. 179 21. Die Meinungen der Aerzte, welches Wasser das nütz- lichste sei, stimmen nicht miteinander überein. Mit Recht verwerfen sie das stillstehende und faule und ziehen das fliessende vor, denn durch die Bewegung und das Zu- sammenrütteln wird es verdünnt und verbessert; um so mehr wundere ich mich, dass Einige glauben, das Wasser der Cisternen habe die vorzüglichsten Eigenschaften. Als Grund dieser Ansicht führen sie an, das Regenwasser sei das leichteste von allen, weil es hätte aufsteigen und in der Luft schweben können. Sie ziehen sogar den Schnee dem Regenwasser und selbst das Eis dem Schnee vor, weil darin die Theilchen aufs zarteste verbunden seien^ denn der Schnee sei leichter, das Eis aber noch weit leichter als das Wasser. Es verlohnt sich wohl der Mühe, diese Ansicht zu widerlegen. Vor allem lässt sich jene Leichtigkeit kaum anders als durch die Sinne begreifen; nun sind aber die Wässer i) durch keine merkliche Ge- wichts-Differenz unter einander verschieden. Ferner liegt darin, dass das Regenwasser in die Luft gestiegen ist, kein Beweis seiner grössern Leichtigkeit, denn man weiss ja, dass sogar Steine in die Luft fliegen, und dann bedenke man, dass jenes beim Niederfallen mit den Ausdünstungen der Erde vermischt wird. Daher kommt es denn auch, dass das Regenwasser viel Schmutz mit sich führt und eben darum am schnellsten erwärmt werden kann. Ich erstaune, wie man Schnee und Eis als die subtilste und beste Art dieses Elements ansehen kann, da der Hagel als Gegen- beweis dienen kann, von dem man weiss, dass ein daraus bereiteter Trank äusserst schädlich wirkt. Dagegen giebt es aber auch nicht wenig Aerzte, welche die aus Eis und Schnee bereiteten Getränke für sehr ungesund halten, weil das darin ursprünglich befindliche zarte Wesen nun ausge- trieben sei. Soviel ist wenigstens Erfahrungssache, dass jede Flüssigkeit durch Frieren verringert wird, dass allzu- ») d. h. gleiche Kaumtheile derselben. 180 Einunddreissigstes Buch. häufiger Thau Krätze, Reif Brennen auf der Haut erzeugt, und die Bildung des Schnees beruhet ja auf ähnlichen Ur- sachen. Auch darin, dass das Regenwasser am schnellsten fault und auf Seereisen sich nur kurze Zeit hält, stimmt man überein. Epigenes aber behauptet, Wasser, welches siebenmal gefault und gereinigt sei, faule fernerhin nicht mehr. Viele Aerzte gestehen auch, dass das Cisternen- wasser nichts taugt, im Unterleibe und Halse Erhärtungen erzeugt; sie müssen ferner zugeben, dass in keinem Wasser mehr Schlamm und Thiere, was alles Ekel verursacht, zu finden sind. Aber selbst das Wasser der Flüsse und jedes Giesbaches ist nicht ohne Weiteres das beste, dagegen ent- hahen die meisten Seeen sehr kräftiges Wasser, und zwar findet man es bald dort, bald da am anwendbarsten. Die Könige der Parther trinken nur aus dem Choaps und Eulaeus und führen es aus diesem Grunde selbst auf ihren weitesten Reisen mit sich; auch ziehen sie dieses Wasser nicht etwa bloss desshalb vor, weil es aus Flüssen kommt, denn sie trinken weder aus dem Tigris, noch Euphrat, noch aus einem andern Flusse. 22. Schlamm ist eine Verunreinigung des Wassers; wenn sich aber in solchem Wasser viele Aale befinden, hält man es für gesund, sowie es für einen Beweis von Kälte eines Wassers gilt, wenn Würmer darin sind. Vor- züglich aber verwirft man das bittere und das, welches gleich nachdem es getrunken ist, sättigt, wie z. B. das zu Troezene. Das alkalische und säuerlich salzige Wasser machen die durch die Wüsten nach dem rothen Meere Reisenden durch Zusatz von Polenta innerhalb zwei Stunden trinkbar, und die Polenta verzehren sie auch noch. Ferner verwirft man das Quellwasser, welches Koth absetzt und den dasselbe Trinkenden eine schlechte Farbe ertheilt; auch hat man bei der Beurtheilung des Wassers zu be- rücksichtigen, ob es die kupfernen Gefässe angreift, Hülsen- früchte langsam gahr kocht, beim behutsamen Abgiessen einen erdigen Rückstand hinterlässt, oder beim Kochen die Einunddreissigstes Buch. 181 die Gefässe mit dicken Krusten überzieht. Auch soll es nicht nur nicht übel, sondern überhaupt nach nichts schmecken, obgleich man zugeben muss, dass der Ge- schmack eher ein milder und angenehmer zu nennen ist und nicht selten dem der Milch nahe kommt. Gesundes Wasser muss der Luft am ähnlichsten sein. >) Eine einzige Quelle auf der ganzen Erde, nämlich zu Chabura in Meso- potamien, soll wohlriechendes Wasser enthalten; der Grund zu diesem Mährchen ist, weil Juno damit begossen sei. Uebrigens darf gesundes Wasser nicht nur keinen Ge- schmack, sondern auch keinen Geruch haben. 23. Einige beurtheileu die Güte des Wassers mit Hülfe der Wage, was aber eine nutzlose Mühe ist, denn es trifft sieh sehr selten, das eins eine grössere Leichtigkeit besitzt als ein anderes. Zuverlässiger urtheilt man, wenn man unter mehreren Arten das für das beste hält, welches heiss gemacht am schnellsten wieder erkaltet. Ja, wenu man es mit Gefässen schöpft, ohne dass die Hände daran hängen bleiben, und die Gefässe auf die Erde setzt, soll es lau- warm werden. Welches möchte nun wohl das beste sein? Ohne Zweifel das aus den Brunnen, wie ich in den Städten bestätigt finde, aber nur aus denen, welche fleissig benutzt werden, weil nur auf solche Weise das durch die Erde ge- seihete Wasser jene Dünne beibehält. Damit sie gesundes Wasser liefern, hat man noch dahin zu sehen, dass sie kühl, schattig und an offener Luft liegen, vor allem aber, dass der stete Zafluss des Wassers nicht von den Seiten her, sondern von unten herauf erfolgt. Dass das Wasser beim Anfühlen kalt erscheint, lässt sich auch durch die Kunst erreichen, z. B. dadurch, dass man es in die Höhe treibt oder hoch heruntergiesst, weil es dabei Luft auf- nimmt. Schwimmenden erscheint das Wasser kälter, wenn sie den Athem an sich halten. Wasser zu kochen und dann ') d. h. in seiner Färb- und Geschmacklosigkeit. 182 Einunddreissigstes Buch. durch Einsetzen des damit gefüllten Glases in den Schnee abzukühlen, hat der Kaiser Nero erfunden; diess Verfahren verschafft die Vortheile des kalten Wassers ohne die Nach- theile des Schnees. Man stimmt darin überein, dass alles Wasser durchs Kochen verbessert werden kann, und eine scharfsinnige Beobachtung hat gelehrt, dass solches, welches einmal erwärmt war, schneller erkaltet als anderes. Ver- dorbenes Wasser braucht man nur zur Hälfte einzukochen, um es wieder anwendbar zu machen. Durch Aufgiessen von kaltem Wasser stillt man das Blut. Man fühlt die Hitze in den Bädern weniger, wenn man kaltes Wasser im Munde hält. Viele Menschen wissen aus täglicher Er- fahrung, dass Wasser, welches beim Trinken sehr kalt er- scheint, es nicht allemal beim Anfühlen ist, und umgekehrt. 24. Das berühmteste Wasser auf der ganzen Erde, dem, nach dem Urtheile Roms, wegen seiner Kälte und gesunden Beschaffenheit die Palme gebührt, ist das marcische, und wir müssen hierin einen neuen Beweis des Wohlwollens der Götter gegen unsere Stadt erkennen. Früher hiess es das aufejische, die Quelle selbst aber Pitonia. Es ent- springt in den entferntesten Bergen der Peligner, geht durch das Land der Marser, den fucinischen See und eilt offenbar nach Rom; sodann verschwindet es in einem Ab- grunde, kommt im Tiburtinischen wieder zum Vorschein und wird von da auf eine Strecke von 9000 Schritten durch künstliche Bogen weiter geleitet. Der erste, welcher es der Stadt zuführte, war der König Ancus Marcius, später machte sich der Prätor Q. Marcius Rex dabei verdient, und aufs Neue stellte M. Agrippa die Leitung wieder her. 25. Ebenderselbe 1) führte auch die Aqua Virgo von einem, in der Gegend des achten Meilensteins, 2000 Schritte von der pränestinischen Strasse gelegenen Nebenwege nach Rom. Nicht weit davon fliesst ein dem Herkules geweihter ») Agrippa. Einunddreissigstes Buch. 183 Bach, vor dem jenes Wasser gleichsam fliehet, und diess ist der Grund, warum man ihm den Beinamen des jung- fräulichen gegeben hat. Bei Vergleichung des marcischen und jungfräulichen Wassers findet man leicht den oben angedeuteten Unterschied, denn das letztere fühlt sich sehr kalt an, das erstere dagegen erscheint beim Trinken sehr kalt. Doch, beide Annehmlichkeiten sind für die Stadt längst verloren gegangen, denn Ehrgeiz und Habsucht suchen die allgemeine Wohlfahrt nur aussen in den Villen und Land- gütern. 26. Es dürfte nicht unpassend sein, hier anzuknüpfen, wo man Wasser vermuthen kann. Vorzüglich in Thälern, an den Punkten wo mehrere Höhen zusammenstossen oder am Fusse der Berge. Viele hahen alle nach Norden ge- legene Gegenden für wasserreich; doch kommen in dieser Beziehung sehr wechselnde Verhältnisse in der Natur vor, und diese will ich durch einige Beispiele anschaulich machen. In den hyrcanischen Bergen regnet es an der Südseile nie, und desshalb findet man dort auch nur an der Nordseite Wälder. Dagegen sind der Olymp, Ossa, Parnass, Apennin und die Alpen überall bewaldet und durch Bäche bewässert; andere, wie die weissen Berge in Greta, nur auf der Südseite. Hieraus ergiebt sich, dass über das Vorkommen von Wasser nach einer bestimmten Weltgegend hin keine constanten Regeln aufgestellt werden können. • 27. Merkmale, dass sich irgendwo Wasser befindet, sind Binsen, Schilf oder das schon früher erwähnte Kraut; reichlich ist es da vorhanden, wo Frösche auf der Brust liegen. Dagegen erweisen sich die wilde Weide, Erle, der Keuschbaum, der Epheu als trügerisch, denn sie kommen überall und da, wo Regenwasser von höher gelegenen Orten herab zusammenrinnt, vor. Sicherer ist das Vorhandensein eines nebligen Dunstes, den man vor Sonnenaufgang aus der Ferne erblickt, was Einige von einer Anhöhe aus auf die Weise ermitteln, dass sie sich platt hinlegen und mit 1^4 p]inunddreissigstes Buch. dem KiDne die Erde berühren. Eine besondere, nur den Erfahrenen bekannte Probe besteht darin, dass man bei der grössten Hitze und den schwülsten Tagesstunden be- obachtet, wie der aus einer Region steigende Dunst vor den Augen glänzt; wenn nämlich derselbe bei trocknem Erdreiche feuchter als gewöhnlich ist, so zweifelt man nicht an der reichlichen Gegenwart von Wasser. Da aber hiebei die Augen so angestrengt werden müssen, dass sie leicht wehe thun, so bedient man sich eines andern AuskunftS' mittels. Man gräbt ein fünf Fuss tiefes Loch, setzt einen ungebrannten Topf oder eine bestrichene kupferne Schüssel hinein und deckt sie mit Erde zu, oder eine brennende Lampe welche man mit Zweigen überwölbt und dann eben- falls mit Erde überdeckt; findet man nun nach einiger Zeit den Topf feucht oder zersprungen, die Schüssel schwitzend, oder die Lampe, ungeachtet es nicht an Oel fehlt, ausge- löscht, oder auch ein Schafvliess feucht, so nimmt man als sicher an, dass viel Wasser vorhanden sei. Einige zünden in der Grube vorher Feuer an, und dann sind jene Proben noch zuverlässiger. 28. Aber auch das Erdreich selbst zeigt uns schon durch seine weissen Flecken oder seine ganz graugrünliche Farbe an, dass es wasserreich ist, denn iu einem schwarzen findet man selten dauernde Quellen, und kreidigem Boden mangelt •stets das Wasser. Man beobachtet daher beim Graben eines Brunnens die Erdschichten, und setzt nur dann die Arbeit fort, wenn deren Farben von der schwarzen an in der oben berührten Ordnung nach Unten abwechseln. Das Wasser in thonigem Boden ist stets süss, das im tuffigen ziemlich kalt. Tuffiges Gestein hat man gern, denn es macht das Wasser süss, leicht und seihet die Unreinig- keiten ab. Sandboden deutet auf wenig und schlammiges Wasser, Kiesboden enthält nicht immer Wasser, wenn es aber vorhanden, so schmeckt es gut; harter i), weisser und ') sabulum masculum s. XXXV. B. 49. Cap. Einunddreissigstes Buch. 135 rother Sand geben stets laufendes, gesundes, rothe Gesteine das beste und am sichersten, steinige Bergsohlen und Kiesel sehr kaltes Wasser. Beim Graben müssen aber immer nassere Erdklösse kommen und die eisernen Spaten immer leichter durchdringen. Stossen die Brunnengräber, wenn sie schon sehr tief gekommen sind, auf schweflige und alaunhaltige 1) Schichten, so befinden sie sich in Todesge- fahr; man wird davon durch eine hinabgelassene brennende Lampe unterrichtet, welche in diesem Falle verlöscht. Man bringt dann auf zwei entgegengesetzten Seiten des Brunnens Luftlöcher an, um den giftigen Dunst abzuleiten. Wenn aber, abgesehen von diesem Uebelstande, wegen der grossen Tiefe die Luft nachtheilig zu wirken anfängt, so sucht man sie durch beständiges Wehen mit Tüchern zu verbessern. Wenn man bis zum Wasser gelangt ist, kleidet man den Raum mit Mörtel ohne Zusatz von Sand, damit die Wasser- kanäle nicht verstopft werden, aus. Manches Wasser ist gleich im Anfange des Frühjahrs kälter, und dieses ent- springt in nicht sehr grosser Tiefe, denn es besteht aus den winterlichen Regengüssen; anderes besitzt zur Zeit des Aufgangs des Hundssterns eine bedeutende Kälte, und beide Fälle kommen zu Pella in Macedonien vor; vor dieser Stadt ist nämlich das Sumpfwasser beim Beginne des Sommers, in den höher gelegenen Theilen der Stadt dasselbe während der grössten Hitze eiskalt. Dasselbe zeigt sich zu Chios im Hafen und in der Stadt. In Athen ist der neunquellige Brunnen bei nebligem Wetter kälter als der Brunnen im Garten Jupiters, und dieser wiederum bei trocknem Wetter sehr kalt. Am kältesten sind die Brunnen beim Aufgange des Arcturus. Im Sommer selbst nehmen sie nicht ab, wohl aber vier Tage nach dem Aufgange des genannten Gestirns. Viele sind den ganzen Winter über trocken, wie z. B. am Olymp, und bekommen erst im Frühjahr wieder Wasser. Bei Messana und Mylae in Sicilien vertrocknen die Quellen im Winter gänzlich, während sie im Sommer über- ') schieferige, kohlige. 186 Eiuunddreissigstes Buch. treten und Giessbäche bilden. Zu Apollonia im Poutus fliesst eine Quelle in der Nähe des Meeres nur im Sommer, namentlich zur Zeit des Hundssterns, über; ist aber der Sommer kühl, hat sie nicht so viel Wasser. Manche Erd- striche werden beim Regen trockner, wie z. B. im nar- niensischen Gebiete, was M. Cicero seinen Wundern auge- reihet hat, mit dem Hinzufügen, bei trocknem Wetter sei es kothig, bei Regen staubig. 29. Alles Wasser ist im Winter süsser als im Sommer, im Herbste noch weniger süss als im Sommer, und am we- nigsten bei trocknem Wetter. Auch besitzt das Wasser der Giessbäche wegen der bedeutenden Verschiedenheit des Bettes meistens nicht einerlei Geschmack, denn es nimmt die Beschaffenheit des Erdreichs, durch welches es fliesst, und des Safts der Kräuter, welche es bespült, an. Daher findet man das Wasser mancher Flüsse an gewissen Stellen ungesund. Auch verändern ein- fliessende Bäche den Geschmack, wie beim Borysthenes, und oft wird sogar ihr ursprünglicher Geschmack gänzlich dadurch verdrängt. Andere werden aueh durch Regengüsse in ihren Eigenschaften modificirt. Dreimal geschah es am Bosporus, dass salziger Regen fiel und das Getreide ver- nichtete; ebenso oft machte Regen das Nilwasser bitter und brachte dadurch über Aegypten arge Seuchen. 30. An Stellen, wo Wälder ausgehauen sind, entstehen meistentheils Quellen, denn so lange die Bäume standen, wurden sie von diesen zu ihrer Ernährung verzehrt; diess ereignete sich unter andern im Haemus, als Cassander die Gallier belagerte und zur Errichtung von Verschanzungen Bäume hatte fällen lassen. In der Regel aber stürzen un- heilbringende Giessbäche da zusammen, wo man die Hügel von der Bewaldung entblösst hat, während die Bäume die gute Eigenschaft haben, die feuchten Dünste an sich zu halten und gleichmässig zu absorbiren. Ein Mittel, dem Wassermangel vorzubeugen ist, das Erdreich gehörig zu Einunddreissigstes Buch. 187 bebauen und die obere harte Kruste zu zerklopfen; we- nigstens erzählt man, dass nach Eroberung der Stadt Arcadia auf Greta die dort zahlreich vorhandenen Quellen und Bäche versiegt, aber, als man sechs Jahre später die Stadt wieder aufgebauet, in dem Grade wieder hervorge- kommen wären, als die Cultivirung des Bodens voranschritt. Auch in Folge von Erdbeben stürzt Wasser hervor oder wird verschlungen, wie diess nach sichern Nachricliten in der Nähe des Pheneus fünfmal der Fall gewesen ist. Auf dem Berge Corycus brach ein Giessbach hervor, als man anfing ihn zu bebauen. Merkwürdigerweise treten auch oft Veränderungen ein, ohne dass man den Grund davon ein- sehen kann; so ist ein kaltes Wasser in Magnesien mit Beibehaltung seines salzigen Geschmacks warm geworden. In Carien, in der Nähe eines Tempels des Neptun, findet sich ein kleiner Fluss mit salzigem Wasser, welches früher süss schmeckte. Noch merkwürdiger ist, dass die Quelle Arethusa zu Syrakus während der olympischen Spiele nach Mist roch; die Ursache liegt vielleicht darin, dass der Alpheus unter dem Meere hin sich in diese Insel ergiesst. Die Quelle im rhodischen Chersones wirft alle neun Jahre allerlei Unreinigkeiteu aus. Auch die Farbe des Wassers ändert sich mitunter; so sieht ein See bei Babylon im Sommer elf Tage lang roth aus. Der Borysthenes hat im Sommer eine blaue Farbe, obgleich er das dünnste Wasser enthält und daher auch im Hypanis oben auf schwimmt ; merkwürdigerweise aber schwimmt beim Wehen des Süd- windes der Hypanis oben. Ein zweiter Beweis der Dünne jenes Wassers ist, dass er weder Dunst noch Nebel von sich giebt. Personen, welche hierin recht genau sein wollen, geben an, das Wasser werde nach dem kürzesten Tage schwerer. 31. • Die Leitung des Wassers von seiner Quelle an ge- schieht am besten in irdenen, zwei Zoll dicken Röhren, welche so in einander gefügt werden, dass die obere in der nächstuntern steckt und zur Erreichung eines voll- 1}^8 Einunddreissigstes Buch. kommenen Schlusses mit einer Mischung von gebräuntem Kalk und Oel bestrichen sind. Das Gefälle des Wassers muss auf eine Strecke von hundert Fuss wenigstens 1/4 Zoll betragen; tritt es in einen unterirdischen Gang, so müssen in Entfernungen von je zwei Actus Lichtlöcher angebracht werden. Die Röhren, durch welche es in die Höhe steigen soll, müssen von Blei sein; es steigt aber ebenso hoch, als die Stelle liegt wo es entsprungen war. Hat es einen weiten Weg zu machen, so muss es öfter steigen und fallen, damit das nöthige Gefälle erreicht wird. Die beste Länge für die Röhren ist 10 Fuss; sind ihrer fünf, sollen sie 60 Pfund, sind ihrer acht, 100 Pfund, sind ihrer zehn, 120 Pfund wiegen, und so im Verhältniss fort. Eine Röhre heisst zehnzöUig, wenn die Platte, aus der sie geformt werden soll, zehn Zoll breit, und ftinfzöllig, wenn die Platte fünf Zoll breit ist. Bei einer Krümmung an einem Hügel wo die Macht des andringenden Wassers gebrochen werden soll, legt man je nach Erforderniss nur fünfzöllige Röhren oder bringt Biunnenkasten an. 32. Es wundert mich, dass Homer der warmen Quellen gar nicht gedenkt, da er doch so oft vom Waschen mit warmem Wasser spricht; vielleicht liegt der Grund darin, dass dieser Zweig der Medicin, nämlich die arzneiliche Anwendung der Mineralwässer, damals noch nicht existirte. Die schwefligen Wässer zeigen sich aber heilsam bei Nerven- leiden, die alaunhaltigen bei Lähmungen und ähnlichen Zuständen von Erschlaffung; die bituminösen oder alka- lischen, wie z. B. das cutilische, trinkt man zur Reinigung. Die meisten Menschen rühmen sich, die Hitze solcher Wässer mehrere Stunden lang ertragen zu können, ohne zu bedenken wie höchst schädlich diess ist; zwar muss man etwas länger darin ausharren als in gewöhnlichen Bädern, aber hernach kaltes Wasser nebst Oel anwenden, was je- doch der gemeine Mann für überflüssig hält, wesshalb er auch mehr Schaden als Nutzen von der Kur hat, denn der Kopf wird von dem starken Gerüche angegriffen und die Einunddreissigstes Buch. 189 schwitzenden Glieder leiden durch Erkältung, während der übrige Theil des Körpers im Wasser steckt. In einem ähnlichen Irrthum befinden sich die, welche mit reichlichem Trinken der Mineralwasser prahlen. Ich habe Leute ge- sehen, die dadurch so aufgedunsen waren, dass man ihnen Ringe um den Leib legen musste, weil sie sonst das viele Wasser nicht wieder hätten von sich geben können. Ueber- haupt aber soll man beim Trinken von Mineralwasser öfters Salz zu sich nehmen. Auch bedient man sich mit Nutzen des Schlammes aus den Quellen selbst, dergestalt, dass man ihn aufstreicht und an der Sonne trocknen lässt. Man darf aber nicht glauben, dass alle warmen Wässer auch heilsam sind, wie z. B. das zu Segesta in Sicilien, in Larissa, Troas, Magnesia, Melos und Lipara. Auch ist die blasse Kupfer- oder Silberfarbe des Wassers kein Beweis seiner Heilkraft wie Viele meinen, da man in den patavinischen Quellen nichts derartiges, nicht einmal einen Unterschied im Gerüche wahrnimmt. 33. Dasselbe Heilverfahren findet auch Anwendung auf das Meerwasser, welches zur Vertreibung von Nervenschmerzen, zur Heilung von Knochenbrüchen und Quetschungen und zur Austrocknung des Körpers erwärmt wird; doch gebraucht man es für den letztgenannten Zweck auch kalt. Ausser- dem hat es noch vielen andern Nutzen, namentlich werden schwindsüchtige oder Blut auswerfende Personen durch See- reisen kurirt; auf diese Weise wurde, wie ich mich erinnere, noch vor kurzem Annaeus Gallio nach der Führung seines Consulats geheilt. Man reist nicht nach Aegypten des Landes, sondern der langen Seefahrt wegen. Ja selbst das durch das Schwanken des Schiffes hervorgerufene Erbrechen heilt viele Krankheiten des Kopfs, der Augen, Brust und alle andere, für welche man den Elleborus einnimmt. Auch halten die Aerzte das Seewasser an sich für kräftiger zur Vertheilung der. Geschwulste, und, mit Gerstenmehl ge- kocht, zur Heilung der Ohrengeschwüre. Sie setzen es ferner den Pflastern, namentlich den weissen, und den 190 Einunddreissigstes Buch. Salben zu, giessen es auch mit Erfolg in einem Strahle auf den Leib. Getrunken wird es, jedoch nicht ohne Nach- theil für den Magen, um den Leib zu reinigen, die schwarze Galle oder geronnenes Blut nach Oben oder Unten zu ent- fernen. Einige verordnen es innerlich gegen das viertägige Fieber, ferner alt gegen Stuhlzwang und Gliederkrankheiten, da es durch Stehen seine nachtheiligen Eigenschaften ver- liert. Andere geben es abgesotten. Alle aber nur das aus der Tiefe geschöpfte und durch keine Beimischung von süssem Wasser verdorbene und lassen zuvor ein Brech- mittel nehmen; alsdann reichen sie auch wohl eine Mischung von Seewasser, Essig und Wein. Diejenigen, welche es unvermischt verordnen, lassen ßettig mit Essigmeth hinter- her essen, um noch einmal Brechen zu erregen. Auch den Klystieren setzt man erwärmtes Seewasser zu. Sehr ge- schätzt wird es zum Bähen geschwollener Hoden , bei Frost- beulen ehe dieselben in Geschwüre übergegangen sind, bei Hautjucken, Krätze und Flechten. Nisse und Ungeziefer auf dem Kopfe werden dadurch vertrieben und blaue Flecken wieder zu ihrer natürlichen Farbe gebracht; in allen diesen Fällen ist es aber gut, später Umschläge von warmem Essig zu machen. Ja selbst gegen Stiche giftiger Thiere, wie der Erdspinnen und Scorpione, sowie gegen den Geifer der kleinen Giftschlangen soll es helfen, wenn man es zu- vor erwärmt. Gegen Kopfschmerzen wendet man den aus einer heissen Mischung von Seewasser und Essig auf- steigenden Dampf an. Warm den Klystieren zugesetzt, ver- treibt es Bauchgrimmen und Cholera. Wer sich mit Meer- wasser erwärmt hat, erkältet sich nicht so leicht. Ver- härtung der Brüste, Herzbeklemmung und Magerkeit wird durch Baden in Meerwasser, Schwerhörigkeit und Kopfweh durch den aus einer heissen Mischung von Seewasser und Essig aufsteigenden Dampf gehoben. Es befreiet das Eisen schnell vom Roste, heilt auch die Räude der Schafe und macht die Wolle weich. 34. Ich weiss wohl, dass alle diese Mittheilungen den vom Einunddreissigstes Buch. \Q\ Meere entfernt Wohnenden überflössig scheinen könnten; allein auch dafür ist gesorgt, denn man hat die Kunst er- funden, sich überall Meerwasser selbst zu bereiten. Merkwürdig ist dabei, dass, wenn man einen Sextar Koch- salz in vier Sextare Wasser schüttet, ein Theil des erstem ungelöst bleibt; übrigens vertritt eine in solchem Verhältniss bereitete Lösung die Stelle des salzigsten Meerwassers ii jeder Beziehung. Viele ziehen aber vor, auf obige Quantität Wasser nur acht Becher Salz zu nehmen, weil diese Lösung die Nerven erwärmt, ohne den Körper rauh zu machen. 35. Gleiche Theile altes Meerwasser, Honig und Regen- wasser geben den sogenannten Meerwassermethi);ersteres schöpft man zu diesem Behufe mit einem irdenen Geschirre aus der Tiefe hervor und hebt es darin, mit Pech gut ver- schlossen, auf. Er besitzt reinigende Kräfte, greift den Magen nicht an, schmeckt und riecht angenehm. 36. Früher bereitete man auch einen Wassermeth"^) aus reinem Regenwasser und Honig und gab denselben den nach Wein verlangenden Kranken als ein gleichsam un- schädlicheres Getränk; allein er ist schon seit vielen Jahren abgeschafft, denn er besitzt die Fehler, aber nicht den Nutzen des Weines. 37. Da die Seereisenden oft an süssem Wasser Mangel leiden, so will ich hier die Mittel angeben, wie sie sich trinkbares Wasser verschaffen können. Wenn man um das Schiff herum Vliesse ausspannt, so werden sie von den Ausdünstungen des Meeres durchnässt und entlassen dann beim Ausdrücken ein mildes Wasser; wenn man in Netzen hohle Wachskugeln oder leere, gut verschlossene Gefässe ins Meer hinablässt, so sammelt sich darin gleichfalls ein *) thalassomeli. 2; hydromeli. 192 Einunddreissigstes Buch. mildes Wasser, denn auch im Grunde des Meeres bekommt das Wasser wegen der seihenden Kraft des Thons einen süssen Geschmack. Thiere sowohl wie Menschen werden leicht von Verrenkungen geheilt, wenn sie in was immer für einem Wasser schwimmen. Wer auf Reisen wegen Unbekanntschaft mit dem Trinkwasser in Sorge ist, krank zu werden, hat keine üblen Folgen davon zu fürchten, wenn er das verdächtige Wasser sogleich nach dem Bade kalt trinkt. 38. Moos, welches im Wasser wächst, legt man mit Erfolg gegen Podagra, auch mit Zusatz von Oel gegen Schmerzen und Anschwellungen der Knöchel auf. Einreiben des Schaums von Wasser vertreibt die Warzen. Auch der Sand von der Meeresküste, namentlich der feine und an der Sonne glänzende, gehört zu den Mitteln, womit man den Leib wassersüchtiger und mit Flüssen behafteter Kranken bedeckt. Soweit vom Wasser. Ich wende mich jetzt zu den Materien, welche darin sind, und beginne, wie früher, mit den wichtigsten, d. i. mit dem Salze und den Schwämmen. 39. Das Salz wird theils schon von der Natur, theils durch Hülfe der Kunst dargestellt, und zwar in beiden Be- ziehungen auf verschiedene Weise, aber nach zweierlei Principien, nämlich entweder durch Verdichtung der Feuch- tigkeit oder durch Trocknung. Der Tarentinische See trocknet durch den Einfluss der Sonnenstrahlen im Sommer ganz aus und gesteht zu einer Salzmasse, die übrigens nur massig dick ist und nicht bis über die Knie reicht; ebenso scheidet der cocanische See in Sicilien und noch ein anderer dortiger in der Nähe von Gela Salz ab, aber nur an den Rändern, während andere in Phrygien, Cappadocien und Aspendus bis zur Mitte austrocknen. Dabei ist noch das Wunderbare, dass sich soviel über Nacht wieder ausscheidet, als man den Tag zuvor weggenommen hat. Alles so ge- wonnene Salz bildet keine grosse Massen sondern ist pulverig. Einunddreiäsigdtes Buch. 193 Eine andere Art erzeugt sich von selbst aus dem Meer- wasser auf die Weise, dass sein Schaum auf den äussersten Uferrändern und Klippen hängen bleibt und durch den Thau verdichtet wird; das auf den Klippen gebildete schmeckt aber schärfer. Ausserdem giebt es noch drei verschiedene natürliche Salzarten. In Bactrien befiudeu sich nämlich zwei grosse Seen, der eine gegen das Land der Scythen, der andere gegen das der Arier gelegen, aus welchen Salz krystallisirt; auch bei Citium auf Cypern und bei Memphis schöpft man Salz aus Seen und trocknet es an der Sonne. Aber auch die Oberfläche mancher Flusse verdichtet sich zu Salz, so dass das Wasser gleichsam unter einer Eisdecke hiufiiesst, wie z. B. bei den caspiscben Pforten, welche Salzflüsse genannt werden, ferner im Lande der Marder und Armenier. In Bactrien führen die Flüsse Ochus und Oxus von den benachbarten Bergen Salzmassen mit sich. In Afrika giebt es mehrere stürmische Seeu, welche Salz enthalten. Selbst warme Quellen sind reich daran, wie z. B. die pagasäischen. Vorstehende Arten des Salzes sind diejenigen, welche sich von selbst aus dem Wasser abscheiden. Es giebt aber auch Berge, welche Salz enthalten, wie der Oromenus in Indien, wo es wie in einem Steinbruche gehauen wird und sich wieder erzeugt, und die dortigen Könige erheben davon mehr Abgaben, als ihnen Gold und Perlen einbringen. Es wird auch aus der Erde gegraben und ist darin offenbar durch Verdichtung der Feuchtigkeit entstanden, so in Cappadocien, wo man es in dem Marien- glas ähnlichen Stücken gewinnt, die sehr schwer sind und vom gemeinen Manne Brocken genannt werden. In der arabischen Stadt Gerrhi bauet man Mauern und Häuser aus Salzblöcken und verkittet sie durch Zwischengiessen von Wasser. Dieser Bauart bediente sich auch der König Ptolemaeus bei Pelusium, als er daselbst sein Lager aut'- schlug, und später wandte man sie auch zwischen Aegyptea und Arabien an morastischen Stellen nach Wegräumung des Sandes, ferner in den dürren Distrikten Afrikas bis Wittsteiu: Pliiiiuä. V. hd. '^ 194 Einunddreissigstes Buch. zum Orakel des Jupiter Hammon an, und diese Art i) wächst mit dem Mondlichte. Durch das hammonische Salz selbst, welches seinen Namen daher hat weil es unter dem Sande 2) gefunden wird, hat die ganze Landschaft Cyrene Berühmt- heit erlangt; es sieht dem sogenannten Schieferalaun ähnlich, bildet lange, undurchsichtige Massen, schmeckt unangenehm, ist aber ein gutes Arzneimittel. Am besten ist das, was am durchsichtigsten und sich senkrecht spalten lässt. Als Merkwürdigkeit giebt man davon an, dass es in den Gruben sehr leicht sei, aber in die freie Luft ge- bracht eine kaum glaubliche grössere Schwere erlange; die Ursache hiervon liegt offenbar darin, dass die feuchte Luft in den Gruben den Arbeitern die Last ebenso erleichtert wie es das Wasser thut. Es wird, mit dem sicilischen Salze, welches ich das cocanische genannt habe, ferner mit dem ihm sehr ähnlichen cyprischeu verfälscht. Auch zu Egelasta im diesseitigen Spanien hauet man Blöcke von Steinsalz aus, welche fast wasserhell sind und von den meisten Aerzten allen übrigen Salzsorten vorgezogen werden. Stellen wo Salz vorkommt sind unfruchtbar und bringen "nichts hervor, und überhaupt wird alles wild Wachsende davon umschlossen. Von künstlich gewonnenem Salze giebt es ebenfalls mehrere Arten; das gemeine und zugleich das häufigste erhält man in den Salzwerken, in welche man das Meer- wasser, auch Bäche süssen Wassers einlässt, wobei aber das Regenwasser und vor allem häufiger Sonnenschein das Beste thun müssen, weil das Salz sonst nicht trocken wird. Bei Utica in Afrika errichtet man hügelhohe Haufen Salz, welche nach und nach durch die Sonne und den Mond so hart werden, dass Wasser nicht darauf einwirkt und selbst mit eisernen Geräthen sich kaum Stücke davon hauen 1) nämlich die beim Tempel der Ju^jiter Hammon vorkommende, worunter hier natürlich Steinsalz und nicht, wie man vielleicht wegen des Namens vermuthen könnte, Salmiak zu verstehen ist. 2) arena, griechisch: ajxfxoc. Einuncldreissigstes Buch. 195 lassen. Auch in Greta gewinnt man Salz, aber ohne Mit- wirkung von süssem Wasser, in Salzwerken aus dem Meer- wasser, und in Aegypten leitet man das letztere geradezu auf den (wie ich glaube) vom Nile durchdrungenen Boden. Ferner pumpt man Salzwasser aus Brunnen in die Salz- werke und erhält davon ebenfalls Salz. Zu Babylon setzt sich während des Abdampfens der rohen Salzlauge ein öl- ähnliches Bitumen oben ab, welches man zum Brennen in Lampen benutzt; unter demselben befindet sich das Salz. Auch in Cappadocien führt man das Wasser aus Brunnen und Quellen in die Salzwerke. In Chaonien kocht man Wasser aus einer Quelle ein, erhält aber beim Abkühlen der Lauge nur ein schlechtes graues Salz. Die Gallier und Germauen giessen Salzwasser auf brennendes Holz. 40. In einem Distrikte Spaniens schöpft man Salzwasser aus Brunnen und nennt dasselbe Salzsoole *). Man ist dort der Meinung, das Holz 2) sei auch von einigem Einfluss da- bei; Eichenholz sei am besten, weil es vermöge seiner reinen Asche dem Salze Kraft gäbe. Andere ziehen Hasel- nussholz vor, denn wenn man auf dessen Kohle Salzlauge giesst, wird sie selbst in Salz verwandelt. Alles mittelst Holzfeuer erhaltene Salz ist schwarz. Theophrast giebt an, die Umbrier pflegten die Asche von Schilf und Binsen mit Wasser so lange zu kochen, bis nur noch wenig Feuchtig- keit übrig sei. Ja selbst aus der Lake von eingesalzenem Fleische gewinnt man das Salz durch Abdampfen wieder und führt es so zu seiner vorigen Beschaffenheit zurück; gewöhnlich ist das von Maenen 3) das beste. 41. Unter den verschiedenen Sorten Meer-Salz wird das cyprische von Salamis, unter den aus Seen gewonnenen das tarentinische und phrygische, welches auch das tattäische heisst, am meisten geschätzt. Die beiden letztern Sorten *) muria. ^) nämlich das Brennholz zum Abdampfen der Soole. 3) Eine Fischart. 13* 196 Einunddreissigstes Buch. sind gut für die Augen. Die Sorte, welche aus Cappadocien in ziegelsteinförmigen Stücken kommt, soll die Haut glänzend und glatt machen; aber das sogenannte citieische dehnt dieselbe noch mehr aus, wird daher nach der Entbindung mit Melanthium auf den Unterleib gelegt. Das Salz ist um so schärfer, je trockner es ist; am wohlschmeckendsten und weissesten ist das tarentinische; je weisser, um so zerbrechlicher ist es. Regen macht das Salz süss, Thau macht es noch wohlschmeckender, Nordostwind aber giebt reichlichere Ausbeute. Beim Wehen des Südwindes bildet sich kein Salz; die Salzblume entsteht nur beim Wehen des Nordostwindes. Im Feuer knistert und springt weder das tragasäische, noch das nach einer Stadt benannte acanthische, noch der Schaum oder Abfall vom Salze oder feingetheiltes Salz. Das agrigentinische ist im Feuer ruhig, springt aber im Wasser hervor. Auch in der Farbe finden sich Verschiedenheiten. Roth ist es zu Memphis, braunroth am Oxus, purpurroth zu Centuripae. Bei Gela, gleichfalls in Sicilien, ist es so glänzend, dass man sich darin spiegeln kann. Das in Cappadocien gegrabene ist safranfarbig, durchsichtig und wohlriechend. Zum medicinischen Ge- brauche schätzten die Alten am meisten das tarentinische, dann auch das Meersalz und unter dessen Arten besonders das schaumige; zur Stärkung der Augen des Zugviehs wendet man am besten das tragasäische und bätische an. Für Gemüse und andere Speisen wählt man zweckmässig solches, welches feucht ist und sich leicht auflöst, denn dies schmeckt am wenigsten bitter; so das attische und euböische. Zum Einsalzen des Fleisches eignet sich mehr ein scharfes und trocknes, wie z. ß. das megarische. Man versetzt auch Salz mit allerlei Gewürzen und gebraucht es als Zukost, denn es macht Appetit und alle Speisen schmack- hafter, sticht daher unter den unzähligen Gewürzen be- sonders hervor und bildet einen wichtigen Bestandtheil des Garum ^). Ja selbst Rindvieh, Schafe und Pferde werden ') s. 43. Cap. Einuncldreissigstes Buch. 197 durch Salz zum Fressen gereizt, geben mehr Milch und bessern Käse. So kann denn in der That das Leben kaum ohne Salz bestehen, ja diese Materie ist so unentbehrlich geworden, dass man ihre Eigenschaften sogar mit den freudigeren Regungen des Geistes verknüpft hat; denn diese nennt man Sales, und gewiss la^ssen sich sinnreiche Ein- fälle, Aeusserungen grosser Munterkeit und Ruhe von Ar- beiten durch kein Wort passender bezeichnen. Auch bedient man sich desselben bei Ehrenbezeugungen und beim Kriegs- Avesen, wie denn die Löhnungen') davon ihren Namen haben, und bei den Alten staöd es in grosser Achtung, was der Name Via salaria beweist, auf welchem das Salz in das La»d der Sabiner gebracht zu werden pflegte. Der König Ancus Marcius gab dem Volke 6000 Modii Salz zum Geschenk und Hess die ersten Salzwerke bauen. Varro berichtet, die Alten hätten das Salz statt Zukost gebraucht, und aus einem Sprüchwort erhellet, dass sie Salz mit Brot gegessen. Aus den Opfern erkennt man aber am augen- scheinlichsten das Ansehn des Salzes, denn keins findet ohne Salz und Mehl statt. 42. In den Salzwerken unterscheidet man als ein Salz von höchster Reinheit einen gewissen Staub, der äusserst leicht und schneeweiss ist. Was man Salzblüthe nennt, unter- >^(.'heidet sich wesentlich davon, ist feuchter, safrangelb oder braunroth wie Salzrost, riecht unangenehm ähnlich wie Fischbrühe, und hat weder mit dem Salze noch mit dem Salzschaume Aehnlichkeit. Diese Materie lernte man von Aegypten aus kennen, und sie scheint durch den Nil her- beigeführt zu werden; doch findet man sie auch auf einigen Quellen schwimmend. Am besten ist sie, wenn sie beim Drücken eine Art Oel zeigt, denn merkwürdigerweise steckt auch im Salz eine gewisse Fettigkeit. Man verfälscht und färbt sie mit Röthel oder zerriebeneu Thonscherben, was sich aber durch Wasser entdecken lässt, denn dieses löst ^j salaria. 19t) Einunddreissigsteii Buch. die künstliche Farbe auf, während die natürliche nur vom Oele aufgenommen wird, daher sich auch die Salbenbe- reiter der Salzblüthe um der Farbe willen häufig bedienen. Steht die Salzblüthe in Gefässeu, so bildet der obere Theil ein grauweisses feines haariges Wesen, während der mittlere feucht ist. Sie besitzt scharfe, erwärmende Eigenschaften, bekommt dem Magen nicht gut, macht Seh weiss, führt, mit Wein und Wasser genommen, ab, und wird zweckmässig den schmerzstillenden und reinigenden Mitteln zugeset/.t. Zur Vertreibung der Haare aus den Augenbrauen ist sie sehr dienlich. Beim Gebrauche muss der abgeschiedene Bodensatz gehörig umgerüttelt werden, damit sich die safrangelbe Farbe durch die ganze Masse gleichmässig ver- theilt. — Ausserdem unterscheidet man in den Salzwerken noch die sogenannte Salsugo oder Salsilago^), welche ganz flüssig ist, salziger als das Meerwasser schmeckt, aber andere Kräfte besitzt. 43. Eine andere berühmte Flüssigkeit, unter dem Namen Gar um bekannt, bereitet man durch Versetzen der Einge- weide der Fische und anderer Theile derselben, welche mau sonst wegzuwerfen pflegt, mit Salz. Früher benutzte mau dazu einen Fisch, welchen die Griechen Garon nannten, und von dem sie angeben, dass, wenn mau mit seinem Kopfe räuchere, die Nachgeburt abgetrieben werde. Jetzt bedient man sich dazu des Scomberfisches, und das beste Gaium ist bei den Fischhändlern zu Spartaria im Gebiete von Carthago zu bekommen, dieses heisst das Garum der Bundesgenossen, und etwa zwei Congii davon kosten 1000 Sesterzen. Fast keine Flüssigkeit, ausser den Salben, ist zu höheren Preisen gestiegen, und sogar sind Völker dadurch berühmt geworden. Der Scomber, ein sonst zu nichts tauglicher Fisch, wird bei seinem Eintritt aus dem ') Ofienbai- die Mutterlauge von der Verdampfung des Meer- wassers. Einunddreissigstes Buch. 199 Ocean (in das mittelländische Meer) auch in Mauretanien, und dem bätischen Cavteja gefangen. Ferner sind Clazo- menae, Pompeji, Leptis, Autipolis, Thurii und Dalmatien wegen ihrer guten Fisch brühe bekannt. 44. Eine schlechte und unvollkommene Zubereitung ähn- licher Art ist die Alex, und dennoch bereitet man dieselbe hie und da und zwar aus einem sehr kleinen und unnützen Fische, der bei uns Apua, bei den Griechen Aphya heisst, weil er aus Regen entsteht, von den Forojuliensern aber, welche sich mit jeuer Darstellung befassen, Wolf genannt wird. Bald wurde diese Alex ein Gegenstand der Schwelgerei und man erfand zahlreiche Arten derselben, wie man auch ein Garum von der Farbe des alten Meths und von so an- genehmer Dünne hat, dass man es trinken kann. Eine andere Art, welche man aus sehuppenlosen Fischen macht, dient sogar abergläubischerweise als ein Mittel zur Er- haltung der Keuschheit und bei den Opfern der Juden. Ferner werden zur Bereitung der Alex Austern, Seeigel, Seenesseln, Hummer und Barbenlebern genommen, und so muss denn das Salz, um den Gaumen zu kitzeln, auf un- zählige Weise zergehen. Diese Bemerkungen mögen ge- nügen, um die Gelüste der Menschen anzudeuten, jedoch muss ich hinzufügen, dass die Alex auch einigen Nutzen in der Medicin hat. Sie heilt nämlich die Räude der Schafe, wenn man sie in das aufgeschnittene Fell giesst, dient auch gegen den Biss des Hundes und Seedrachen und wird zu diesem Behufe in damit getränkter Charpie aufgelegt. Frische Brandwunden heilt man durch Auf- giessen von Garum, wer aber die Kur vornimmt, darf das Mittel nicht nennen. Ferner wendet man es gegen den Biss des Hundes und besonders des Krokodils, sowie gegen fressende oder eiternde Geschwüre, Geschwüre und Schmerzen des Mundes und der Ohren an. Das Salzwasser oder die obengenannte Salsugo verdichtet, beizt, verdünnt und trocknet; hilft gegen Dysenterie, auch wenn ein unheilbares Geschwür an den Gedärmen sitzt, gegen Hüftweh und Darmgicht. 200 Einunddreissigstes Bach. Zu Umschlägen vertritt es bei vom Meere entfernt wohnen- den Völkern die Stelle des Meerwassers. 45. Die Natur des Salzes an sich ist feurig und dem Feuer entgegen; es fliehet das Feuer, frisst alles an, zieht den Körper zusammen, trocknet und verbindet, schützt selbst Leichname vor dem Faulen, so dass sie Jahrhunderte lang aufbewahrt werden können. Als Heilmittel wirkt es beizend, brennend, reinigend, verdünnend und zertheilend, bekommt jedoch dem Magen nicht gut, ausgenommen dass es Appetit macht. Gegen Schlangenbisse hilft es mit Honig, Origanum und Hyssop, gegen Hornschlangen mit Origanum und Cedernharz, oder Pech oder Honig; gegen Scolopender innerlich in Essig, gegen Scorpione mit dem vierten Theile Leinsamen in Oel oder Essig aufgelegt, gegen Wespen, Hornisse und ähnliche Thiere mit Essig, gegen einseitiges Kopfweh, Kopfgesehwüre, Blattern, Beulen und entstehende Warzen mit Kalbstalg. Ferner benutzt man es als Augen- mittel, behandelt damit wildes Fleisch and alle Arten von Pterygien, besonders an den Augen, und setzt es zu diesem Zwecke den Augensalben und Pflastern zu, zieht aber das tattäische und caunitische allen anderen Sorten vor. Zur Behandlung der Augen, welche in Folge von Schlägen mit Blut unterlaufen, oder mit blauen Flecken umgeben sind, wendet man ein aus spanischem Salz mit gleichviel Myrrhe und Honig oder Hyssop bereitetes Waschmittel an, bähet auch mit Salsugo. Gegen Augenflüsse reibt man Salz mit Milch in einem Mörser zusammen, gegen blaue Flecke legt man es in Leinwand gewickelt auf und netzt es oft mit heissem Wasser, gegen fliessende Mundgeschwüre mitCharpie, gegen geschwollenes Zahnfleisch, sowie gegen belegte Zunge feingepulvert eingerieben. Die Zähne sollen nicht schad- haft werden, wenn man des Morgens früh nüchtern Salz so lange unter der Zunge liegen lässt, bis es flüssig ge- worden ist. Es lindert Schorf, Furunkeln, Flechten und Krätze, wenn man Rosinen, aus denen die Kerne ge- nommen sind, Ochsentalg, Origanum, Sauerteig oder Brot Kiniinddreissigstes Buch. 2Ul dazu thut; zu diesem Zwecke, sowie zur Vertreibung des Juckens zieht man das thebische vor. Gegen geschwollene Drüsen und Zapfen hilft es mit Honig. Jede Art Salz ist ein Mittel gegen die Bräune, und seine Wirkung wird noch verstärkt durch Zusatz von Oel und Essig und gleichzeitiges Auflegen dieser Mischung innerhalb und ausserhalb des Schlundes mit Theer. Mit Wein versetzt bewirkt es Oeff- ming ohne nachtheilige Wirkung und führt die Würmer ab. Unter die Zunge gelegt, macht es den Genesenden möglich, die Hitze der Bäder auszuhalten. In Säckchen mit sieden- dem Wasser oft benetzt, mindert es die Nervenschmerzen, besonders um die Schultern und Nieren; in ähnlichen Säekchen heiss aufgelegt und als Solution eingenommen, Kolik, Bauchgrimmen und Eippenschmerzen, Auf gichtische Glieder legt man ein Gemisch von Salz, Mehl, Honig und Oel, und hierbei pflegt man gewöhnlich zu sagen, dem ganzen Körper bekomme nichts besser als Salz und Sonne. Daher sehen wir auch den Leib der Fischer von horn- artiger Beschaffenheit, und ich glaubte, dieses Mittel gegen Podagra nicht mit Stillschweigen übergehen zu dürfen. Das Salz vertreibt ferner die Hühneraugen, Frostbeulen, mit Oel die Brandschäden, gekauet die Hitzblattern, mit Essig oder Hyssop die Rose und fressenden Geschwüre, mit taminischer Traube die Krebsgeschwüre, mit Gerstenmehl geröstet und mit einem in Wein getränkten Tuche über- deckt die Wurmgeschwüre. Gelbsüchtige werden geheilt, wenn man sie, gegen das Jucken was sie empfinden, mit einem Gemisch von Salz, Oel und Essig am Feuer so lange reibt, bis sie in Schweiss gerathen; Ermüdete reibt man mit einem Gemisch von Salz und Oel ein. Viele Aerzte haben auch Wassersüchtige mit Salz kurirt, anhaltenden Husten durch Lecken desselben vertrieben, gegen Fieber- hitze mit Erfolg Salz und Oel eingerieben, gegen Hüftweh den Klystieren Salz zugesetzt, Salz auf faule und aus- wachsende Geschwüre und dasselbe in Essig getränkten Tüchern auf Krokodilbisse gelegt, doch müssen dergleichen Wunden zuvor stark gebunden werden. Gegen Opium trinkt 202 Einunddreissigstes Buch. man eine Auflösung: von Salz in Essigmeth. Auf verrenkte Glieder und Knoten legt man Salz mit Mehl und Honig. Gegen Zalinsebmerzeu schlägt man eine Auflösung desselben in Essig über oder man streicht es mit Harz auf. — In jedem Falle ist aber der Salzschaum ein angenehmeres und nützlicheres Mittel. Uebrigens wird eine jede Art Salz den schmerzstillenden Arzneien zum Erwärmen, den Ein- reibesalbeu zum Verdünnen und Glätten der Haut hinzu- gesetzt. Aufgestreuet heilt es die Räude des Rindviehs und der Schafe; man giebt es ihnen auch zum Lecken und bläst es in die Augen des Zugviehs. — Dies mag vom Salze genügen. 46. Ich will nun auch das Nitrumi), eine Substanz, welche vom (gemeinen) Salze nicht sehr unterschieden ist, in Be- tracht ziehen und um so sorgfältiger darauf eingehen, weil offenbar selbst die Aerzte, welche darüber geschrieben, dessen Natur nicht erkannt haben. Am sorgfältigsten be- richtet Theophrast darüber. In geringer Menge entsteht es in Medien in den durch die Dürre grau werdenden Thälern und wird dort Traubensalz -) genannt; noch sparsamer findet es sich bei Philippi in Thracien, dieses ist durch Erde verunreinigt und heisst das wilde. Durch Verbrennen von Eichen hat man niemals viel bereitet und wird diese Gewinnung auch schon längst gar nicht mehr befolgt. Kitrumhaltige Wässer findet man aber in vielen Gegenden, jedoch besitzen sie nicht die Kraft, das Nitrum daraus zu verdichten ^). Am besten und reichlichsten kommt es zu Liti in Macedouien vor; dieses heisst das chalastrische, ist weiss, rein und steht dem Salze am nächsten. Dort ') Nicht zu verwechseln mit dem, was man jetzt so nennt und das bekanntlich Salpeter ist. Das Nitrum der Alten war wesentlich kohlensaures Natrum (Soda), oft aber sehr unrein (mit Koch- salz, Salmiak u. a. Salzen, Erden etc. vermengt), mochte auch wohl mitunter Salpeter enthalten. '^) Halmyrhaga. ^) d. h. es ist zu wenig darin, um herauskrystallisiren zu können. Einunddreissigstes Buch. 203 liegt ein Kitrumsee, in dessen Mitte eine Quelle süssen Wassers hervorsprudelt; zur Zeit des Aufgangs des Hunds- sterns scheidet sich das Nitruni neun Tage lang aus, dann tritt eine Pause von neun Tagen ein, worauf abermals Nitrum auf der Wasserfläche erscheint und hiermit hat die Erscheinung ein Ende. Offenbar ist es der Boden, welcher das Salz liefert, denn man weiss, dass, wenn es ausbleibt, weder Sonnenschein noch Regen im Stande sind, etwas davon hervorzurufen. Merkwürdigerweise nimmt, während die Quelle ununterbrochen hervorspringt, der See weder zu noch ab. Wenn au den Tagen, wo das Nitrum sich aus- scheidet, Regen fällt, wird es salziger. Nordwind wirkt verunreinigend, weil dadurch der Schlamm zu sehr aufge- rührt wird. Die so eben beschriebene Art ist die, welche (ohne Hülfe der Kunst) erzeugt wird. In Aegypten aber gewinnt man weit mehr (künstlich), doch ist diese Sorte schlechter, braun und steinig. Das Verfahren gleicht dem bei dem Kochsalze befolgten, ausser, dass während man das Meerwasser in die Salzwerke, man das Nilwasser in die Nitrarien leitet. Beim Austreten des Nils werden sie gespeist, beim Zurücktreten desselben trocknen sie ein und liefern dann 40 Tage lang hinterein- ander, doch nicht (wie in Macedonien) an bestimmten Tagen. Nitrum. Bei Regenwetter lässt man weniger Nilwasser ein- treten, und nimmt die Massen, sowie sie sich verdichtet haben, heraus, damit sie nicht wieder (durch den Regen) gelöst werden. Gleichzeitig damit gewinnt man auch eine ölige Materie, welche ein gutes Mittel gegen die Räude der Thiere ist. Das Salz selbst thürmt man in Haufen auf, welche nach und nach erhärten. Seltsamerweise sind in dem askanischen See und in einigen Quellen um Chalkis die oberen Schichten des Wassers süss und trinkbar, die unteren hingegen nitrös. Das ist das beste Nitrum, welches am zartesten ist, daher verdient auch der Schaum den Vorzug. Zu einigen Zwecken, wie z. B. zum Färben mit Purpur und andern Pigmenten, kann jedoch die unreine Waare angewendet werden. Die Anwendung des Nitrum 204 Einunddreissigstes Buch. ist sehr ausgedehnt, wie ich später noch mehr zu zeigen Gelegenheit haben werde. Nitrarien waren in Aegypten gewöhnlich nur um Naucratis und Memphis, letztere liefern aber ein schlechteres Produkt; das Nitrum erhärtet dort in Haufen, daher finden sich daselbst viele steinige Hügel. Man bereitet daraus Geschirre, versetzt zu diesem Behufe die Masse nicht selten mit Schwefel, und lässt alles über Kohlenfeuer zusammenschmelzen. Au^ zur Aufbewahrung mancher Gegenstände (Fleisch etc.) bedient man sich jenes i^itrums. Einige Nitrarien liefern ein braunrothes Nitrum, welches seine Farbe einer erdigen Beimischung verdankt. Die Alten sagten, der so sehr geschätzte Schaum des Nitrums entstünde nur nach starkem Thau, wenn die Nitrarien bereits viel Nitrum enthielten, aber noch nichts Festes ausgesschieden hätten; würde jedoch die Flüssigkeit stark bewegt, so bilde er sich auch nicht beim Thaufall. Andere waren der Meinung, er bilde sich durch eine Art Gährung in den Haufen. Spätere Aerzte berichteten, dieses Schaumnitrum 1) werde in Asien in Höhlen, die man Colycae nenne, wo es von den Decken herabtröpfele, ge- sammelt und an der Sonne getrocknet. Die beste Sorte ist das lydische; es muss sehr leicht, zerreiblich und fast purpurroth sein. Dieses wird in Form von Kügelchen, das ägyptische in verpichten Gefässen, um das Zerfliessen zu verhüten, in den Handel gebracht; die Gefässe selbst lässt man ebenfalls an der Sonne austrocknen. Gutes Nitrum ist äusserst locker, schwammig und porös. In Aegypten verfälscht man es mit Kalk, was aber durch den Geschmack erkannt werden kann, denn das echte löst sich leicht auf, das verfälschte hinterlässt ein stechendes Gefühl auf der Zunge. Auf Zusatz von Kalk entwickelt es einen starken Geruch. Man brennt es in einem Topfe, der aber ver- schlossen sein muss, weil es sonst heraus springt; für sich ins Feuer gebracht springt es nicht fort. Uebrigens erzeugt und ernährt das Nitrum nichts, während in Salzquellen '■) Aphronitrum. Einunddreissigstes Buch. 205 Kräuter und im Meere so viele Thiere, von Pflanzen aber nur Algen vorkommen. Es erhellet also, dass das Nitrum eine grössere Schärfe besitzt; ein weiterer Beweis hiervon liegt darin, dass in den Nitrarieu die Schuhe rasch zerstört werden, während der Aufenthalt in diesen Werkstätten sonst gesund ist, klare Augen macht und sie vor dem Triefen schützt. Wer mit Geschwüren behaftet dahin geht, wird schnell geheilt, bringt er sie aber von dort mit, so ver- gehen sie nur langsam. Einreibungen von Nitrum mit Oel erregen Schweiss und erweichen den Leib. Als Zusatz zum Brote statt Kochsalz bedient man sich des chalasträi- schen Nitrums, zu den Rettigen des ägyptischen, welche dadurch zarter werden, während es die Gemüse weiss und schlechter, den Kohl grüner macht. Als Medicameut er- wärmt, verdünnt, beizt, verdichtet, trocknet es und be- fördert das Ausschwären. Es erweist sich nützlich in Fällen, wo etwas aufzuziehen, zu zertheilen, gelinde zu zu beizen und zu verdünnen ist, wie auch bei Blattern und Hitzbeulen. Einige erhitzen es zu diesem Behufe zum Glühen, löschen es in herbem Weine ab, zerreiben es und gebrauchen es im Bade ohne Oel. Mit trockuer Iriswurzel und grünem Oel versetzt, steuert es dem allzuheftigen Schwitzen. Mit Feigen aufgelegt oder mit Kosinenweiu zur Hälfte eingekocht vertreibt es die Narben und kleinen Ge- schwüre in den Augen und die Rauhigkeit auf den Wangen. Mit Rosinenwein in einer Granatapfelschale gekocht heilt es kranke Nägel, mit Honig aufgestrichen macht es klare Augen. Gegen Zahnweh wendet man Nitrum mit Wein und Pfeffer, oder einen Absud desselben mit Lauch au. Im ausgegiüheten Zustande giebt es ein gutes Zahnpulver ab, um schwarze Zähne wieder weiss zu machen. Mit samischer Erde und Oel aufgestrichen tödtet es Nisse und Ungeziefer auf dem Kopfe. In Wein zerlassen giesst man es iu eiternde Ohren. Mit Essig reinigt es die Ohren vom Schmutz. Trocken in die Ohren gesteckt vertreibt es das Sausen und Klingen. Gegen weisse Leberflecke streicht man ein Gemisch von Nitrum, ebensoviel cimolischer Kreide 206 Einunddreissigstes Buch. und Essig im Sonuenschein auf. Mit Harz oder weissen Weinbeeren sammt den Kernen vermischt zieht es die Furunkeln aus. Auf entzündete Hoden und schleimige Er- güsse am ganzen Körper streicht man es mit Schmalz, auf Hundsbisse mit Harz, oder anfangs mit Essig, mit Kalk und Essig auf Schlangenbisse, krebsartige, fressende und faulige Geschwüre; bei Wassersucht wendet man es, mit Feigen angestossen, innerlich und ätisserlich an. Ein Dekokt von einer Drachme Nitrum mit Raute, Dill und Cuminum wird gegen Bauchgrimmen getrunken. Einreiben eines Ge- misches von Nitrum, Gel und Essig stärkt schlaffe Glieder. Gegen Frost und Schauder reibt man Hände und Füsse mit Nitrum und Gel ein. Es vertreibt auch bei Personen, denen die Galle ausgetreten ist, das Jucken, besonders wenn es mit Essig eingegeben wird. Mit Diinnwein ein- genommen, vernichtet es die giftige Wirkung der Pilze; hat man einen giftigen Käfer verschluckt, so nimmt man es mit Wasser, um Brechen zu erregen. Denen, welche Ochsenblut getrunken haben, giebt man es mit Laser. Geschwüre im Gesichte heilt es mit Honig und Kuhmilch. Zur Heilung von Brandwunden erhitzt man es bis zum Schwarzwerden, reibt es dann fein und legt es auf. Bei Schmerzen im Unterleibe, den Nieren und Nerven, und bei Steifheit der Glieder macht man nasse Umschläge davon. Bei Lähmung der Zunge legt man es mit Brot unter die- selbe; Engbrüstigen giebt man es in einer Ptisane. Ein Mittel gegen Husten ist fein gepulvertes Nitrum, mit gleichen Theilen Galbanum und Tei-penthinharz vermischt und zu einer Bohne gross verschluckt. Gegen Bräune kocht man es (mit Wasser), setzt Theer hinzu und lässt davon trinken. Gepulvertes Nitrum mit Cyperöl wird im Sonnenschein auf schmerzende Glieder gestrichen. Mit Wein eingenommen vertreibt es auch die Gelbsucht. Ferner hebt es die Blähungen; wenn man es mit Wasser erhitzt und den da- von aufsteigenden Dampf in die Nase einzieht, so vergeht das Nasenbluten. Mit Alaun versetzt vertreibt es den Grind, mit Wasser täglich aufgeschlagen den üblen Geruch unter Einunddreissigstes Buch. 207 * den Armen, mit Wachs versetzt die durch Schleimabsonde- rung entstandenen Geschwüre, kranke Nerven, innerlich als Solution die Darmgicht. Viele haben empfohlen, vor dem Eintritt des Fieberfrostes, sowie gegen Ausschlag und Sommersprossen eine Mischung von Nitrum und Oel einzu- reiben. An Podagra, Abzehrung, Opisthotonie und Tetanus Leidenden ist in den Badezimmern ein aus Nitrum bereiteter Sitz oder Fussschemel zu empfehlen. Erhitzt man Salz, Nitrum und Schwefel miteinander, so erhält man eine stein- harte Masse. 47. Von den Arten der Schwämme habe ich bereits bei den Seethieren gehandelt i). Manche Autoren machen folgende Unterschiede unter ihnen geltend: diejenigen Schwämme, welche feinröhrig und dichter sind, viel Wasser einsaugen und zuweilen aus Luxus auch, selbst purpurroth, gefärbt werden, halten sie für männliche; die mit weitern und durchgehenden Röhren versehenen für weibliche. Die härtern unter den männlichen mit äusserst feinen und dichten Röhren nennen sie Tragi. Man bleicht sie auf die Weise, dass man die zartesten, gleich nachdem sie ge- sammelt sind, den ganzen Sommer hindurch mit Salzschaum behandelt, und dann bei Mondschein und Reif so auf die Erde ausbreitet, dass die Fläche, mit der sie festgesessen, nach unten gerichtet ist, damit sie das Weisse in sich auf- nehmen können. Ich habe augegeben, der Schwamm sei ein Thier, denn man findet noch Blut an ihm hängen. Man erzählt, sie seien mit Gehör begabt, und zögen sich bei einem Schalle zusammen, wobei sie viel Feuchtigkeit von sich gäben, könnten auch nicht von den Felsen abgerissen werden, und entliessen beim Abschneiden von ihrem Be- festigungspunkte eine blutige Flüssigkeit. Die, welche au gegen Norden gelegenen Stellen vorkommen, werden den übrigen vorgezogen. Die Aerzte behaupten, kein Geschöpf behalte seinen Athem (Leben) länger als die Schwämme; ') S. IX. B. 69. Cap. 208 Einunddreissigstes Buch. daher seien sie auch ein so gutes Mittel für unsern Körper, denn sie vermischten ihren Athem mit dem uusrigen, unter ihnen namentlich die frischen feuchten, weniger die in heisses Wasser getauchten, mit Fett getränkten oder auf mit Fett bestrichene Leiber gelegten; die dichten haften auch nicht so gut an. Die weichste Art von Schwämmen heisst Pinsel; diese legt man in Meth getaucht mit Erfolg auf geschwollene Augen, und wenn sie recht zart und weich sind, bedient man sich ihrer zum Auswischen triefen- der Augen. Die Schwämme selbst legt man mit Dünnwein auf geschworene Augen, mit warmem Essig auf den Kopf zur Vertreibung des Kopfwehs. Uebrigens haben sie frisch die Kraft zu zertheilen, zu erweichen und zu mildern, während die alten zum Schliesseu der Wunden dienen. Man wendet sie an zum Abwischen, Wärmen und Bedecken nach der Entfernung eines Umschlags, bis ein neuer wieder aufgelegt wird. Auch feuchte und alte Geschwüre trocknet man durch Auflegen von Schwämmen, Brüche und Wunden bähet man damit. Bei chirurgischen Operationen fängt man das Blut darin auf, damit der Operateur nicht dadurch in der Fortsetzung seines Geschäfts gestört wird. Auf ent- zündete Wunden legt man sie bald trocken, bald in Essig, Wein oder kaltes Wasser eingeweicht. Mit Regenwasser aufgelegt verhüten sie das Anschwellen frischer Schnitt- wunden. Mau legt sie auch auf unverletzte, aber an ver- borgenen Flüssen leidende Glieder um jene zu vertheilen; ferner mit gekochtem Honig getränkt auf Geschwüre, mit gesalzenem Essig oder Nachwein auf schmerzende Glieder und wenn diese sehr wehe thun, mit Wasser, mit Salzwasser auf Schwielen, mit Essig auf Schlaugenbisse. Beim Heilen der Wunden vertreten sie auch die Stelle der frischge- schorenen Wolle und werden zu diesem Bebufe bald mit Wein und Oel, bald mit Wasser getränkt; der Unterschied ist, dass die Wolle erweicht, der Schwamm sammelt und alles Fehlerhafte der Geschwüre in sich zieht. Den Wasser- süchtigen bindet man sie trocken, in lauwarmes Wasser oder in Nach wein getaucht um, je nachdem gelindere Einunddreissigstea Buch. 209 « Mittel zum Bedecken und Trocknen der Haut nöthig sind. Bei Krankheiten, wo eine Ausdünstung erforderlich ist, legt man sie auf, nachdem sie mit heissem Wasser getränkt und zwischen zwei Platten ausgepresst worden; in dieser Weise zeigen sie sich auch wirksam für den Magen und gegen zu grosse Fieberhitze. Milzleiden vergeht durch in Nachwein und die Rose am besten durch in Essig getauchte Schwämme, nur muss man sie so auflegen, dass auch ge- sunde Theile im breiten Umkreise davon bedeckt werdeu. Blutflüsse stillen sie mit Essig oder kaltem Wasser, frische von Schlägen herrührende blaue Flecken vertreiben sie mit warmem, oft erneuertem Salzwasser, geschwollene und schmerzende Hoden mit Nachwein. Auf Huudsbisse legt man zweckmässig zerschnittene Schwämme mit Essig oder kaltem Wasser oder Honig, und feuchtet öfters nach. Gegen Blutbrechen dient Asche von afrikanischen Schwämmen mit Schnittlauchsaft, Salz und Wasser innerlich angewandt. Streicht man dieselbe Asche mit Oel oder Essig auf die Stirn, so vergeht das dreitägige Fieber. Geschwulste ver- treiben besonders die afrikanischen Schwämme mit Nach- wein. Die durch Verbrennen jeder Art Schwämme mit Pech erhaltene Asche stillt das Bluten der Wunden; Einige verbrennen zu diesem Behufe nur die lockern mit Pech. Brennt mau die Schwämme in einem unglasurten irdenen Topfe, so erhält man ein gutes Mittel für die Augen, rauhen Wangen und wildes Fleisch zum Zusammenziehen, Ver- dichten und Ausfüllen; noch besser ist es aber zu diesem Zweck die Asche zu waschen. Bei kranken Personen ver- treten die Schwämme die Stelle der Bürsten und Lein- tücher. Sie schützen den Kopf sehr gut gegeu die Ein- wirkung der Sonnenstrahlen. Aus Unkenutniss haben die Aerzte ihnen zwei Namen beigelegt, die festeren und stärkere u nennen sie afrikanische, die weicheren, zum Auflegen dienenden: rhodische; nun findet man aber dieallerweichsteu um die Mauern der Stadt Antiphellus i). Nach Trogus' ') Hafen der Stadt Pbellus in Lycien, der Insel Rhodus gegen- über. Wittstein: Plinius. V. Bd. ^4 210 Einunddreissigstes Buch, Angabe kommen die weichsten Pinselschwämme in der Gegend von Lycien tief im Meere an den Stellen vor, wo man die Schwämme weggeholt hat, und Polybius sagt, wenn man jene über einen Kranken aufhänge, so schliefe er des Nachts ruhig. Nun wollen wir zu den im Meere und süssen Wasser vorkommenden Thieren übergehen. Zweiunddreissigstes Euch. Arzneimittel von den Wasserthieren. 1. Wir sind jetzt stufenweise bis zu den grossartigsten Naturerscheinungen gelangt, und da tritt uns sogleich un- willkürlich ein so unermesslicher Beweis für das Vorhanden- sein einer verborgenen Macht vor Augen, dass man keinen andern zu suchen braucht, ja dass man keinen anderen ihm ebenbürtigen oder auch nur ähnlichen zu finden im Stande ist, denn die Natur hat sich darin und zwar auf zahlreiche Weise selbst übertroffen. Denn was ist für heftiger zu halten als Meer, Winde, Wirbel und Stürme? Auf welche Art hat sich wohl der menschliche Scharfsinn diese Naturkräfte besser zu Nutze gemacht, als durch Ein- führung der Segel und Ruder? Dazu rechne man noch die unbeschreibliche Gewalt der Ebbe und Fluth und die Um- wandlung des ganzen Meeres in einen Strom. Und nun bedenke man, dass alles dieses und was dazu antreibt, ein einziger und noch dazu sehr kleiner Fisch, der sogenannte Schiffshalter ^), in sich enthält! Mögen die Winde toben, die Stürme wüthen, er beherrscht diese Wuth, bezwingt diese Kräfte und nöthigt die Schiffe zum Stillstehen, wo Taue und die mächtigsten Anker ihre Dienste versagen. Er bezähmt die Wuth und das Rasen der Welt nicht durch Anstrengung, nicht durch Zurückhalten, sondern einzig und allein dadurch, dass er sich an die Schiffe hängt. Dieses ' EcheneTs 14* 212 Zweiunddreissigstes Buch. winzige Ding ist also solchen Widerstandes fähig, dass die Fahrzeuge nicht von der Stelle können. 0, menschliche Eitelkeit! Während bewaffnete Flotten mit thurmartigen Bollwerken besetzt werden, um im Meere, wie von Mauern herab, zu kämpfen, vermag ein halbfusslanger Fisch, jene mit Erz und Eisen zum Durchbohren bewaffneten Schiff- schnäbel durch Festhalten wirkungslos zu machen. Man erzählt, er habe in der Seeschlacht bei Actium das Haupt- schiff des Antonius, auf welchem dieser herumzufahren und die Seinigen anzufeuern suchte, so lange festgehalten, bis derselbe in ein anderes Schiff gestiegen sei, und bald dar- auf sei die kaiserliche Flotte mit grösserem Nachdruck herangerückt. Auch ich weiss den Fall, wo das Schiff des Kaisers Cajus, der von Astura nach Antium zurückfuhr, dadurch aufgehalten wurde; dieser Fisch ist also auch ein Schicksalsdeuter, denn jener K*aiser wurde gleich nach seiner Rückkehr nach Rom mit seinen eigenen Waffen er- mordet. Ueber die Zögerung auf dieser Reise durfte mau sich nicht lange verwundern, denn die Ursache davon ent- deckte man sogleich; als nämlich von der ganzen Flotte nur ein fünfrudriges Schiff zurückblieb, sprangen einige Leute ins Meer, suchten um das Schiff herum, fanden den Fisch an dem Steuerruder hängen und zeigten ihn dem Cajus, den es ärgerte, dass dieser die Ursache des An- haltens gewesen sei und sich dem, seinen vierhundert Ruderknechten gegebeneu Befehle widersetzt habe. Be- sonders wunderte er sich aber darüber, dass der Fisch, während er durch Ansaugen das Schiff festgehalten hatte, diess nicht mehr vermochte als er ins Schiff gebracht worden war. Diejenigen, welche diesen Fisch damals und später gesehen haben, bemerken, er sei einer grossen Schnecke ähnlich. Die verschiedenen Angaben über denselben habe ich bei der Beschreibung der Wasserthiere ') mitgetheilt. Ohne Zweifel besitzen alle Arten der letztern jene Kraft, ») IX. B. 41. Cap. Zweiunddreissigstes Buch. 213 wenigstens lehrt uns ein berühmtes und geheiligtes Beispiel bei der gnidischen Venus, dass wir auch den Muscheln dieselbe nicht absprechen können. Jenen Echeneis nennt man bei uns Mora^). Seltsamerweise geben einige grie- chische Autoren an, wenn mau ihn aufbinde, so halte er schlüpfrige und vorsehiessende Leibesfrüchte bis zur ge- hiirigen Zeit zurück; Andere sagen, eingesalzen und auf- gebunden erleichtere er die Entbindung und führe aus diesem Grunde auch den Namen Odynolytes 2). Dem sei nun wie ihm wolle, so frage ich, wer kann, in Berück- sichtigung dieses merkwürdigen Falles Schiffe aufzuhalten, noch an der Kraft und Wirkung der Natur bei den Arznei- mitteln der von selbst entstehenden Dinge zweifeln? 2. Doch auch ohne jenes Beispiel würde der in demselben Meere vorkommende Zitterfisch genügen, die so eben ausgesprochene Behauptung zu erhärten, denn dieser ist im Stande, selbst in einer gewissen Entfernung, wenn er mit einem Spiesse oder einer Ruthe berührt wird, die stärksten Arme zu lähmen und die schnellsten Füsse fest zu bannen. Müssen wir hier gestehen, dass eine Kraft vorhanden sei, welche bloss durch den Geruch und eine gewisse Aus- dünstung seines Leibes die menschlichen Glieder angreift, was dürfen wir nicht von den Wirkungen aller Arznei- mittel hoffen? 3. Nicht weniger merkwürdig erscheint das, was von dem Seehasen erzählt wird. Für Einige ist er im Getränke, für Andere als Speise gegeben, wieder für Andere vermöge seines blossen Anblicks ein Gift, denn wenn Schwangere denselben und namentlich ein Weibchen auch nur erblicken, so fühlen sie bald nacher Uebelkeit, müssen brechen und abortiren alsdann. Ein Mittel dagegen ist das Männchen, ') oder Remora, Aufhalter. -) Schmerzerleichterer, 214 Zweiunddreissigstes Bucli. welches man dieseihalb einsalzt, trocknet und im Armbaude trägt. Dieses Geschöpf übt im Meere seine schädliche Wirkung durch Berühren aus. Nur ein einziges Thier, die Meerbarbe, frisst den Seehasen ohne Schaden, und wird dadurch nur weicher, widriger im Geschmack und überhaupt von geringerer Güte. Menschen, welche davon verletzt sind, riechen fischartig, und an diesem Gerüche merkt man auch zunächst die Vergiftuug; übrigens sterben sie nach ebensoviel Tagen, als der Seehase gelebt hat, und Licinius Macer 1) sagt, die Wirkung dieses Gifts sei an keine be- stimmte Zeit gebunden. Es wird versichert, in Indien könne er nicht lebend gefangen werden , denn dort sei der Mensch für ihn ein Gift, und berühre dieser ihn auch nur mit einem Finger im Meere, so stürbe er sogleich; auch soll er, wie alle übrigen Thiere, dort viel grösser als anderwärts sein. 4. Juba erzählt in den Büchern, welche er au C. Caesar, den Sohn des Augustus, über Arabien geschrieben hat, im rothen Meere gäbe es Miesmuscheln, welche drei Heminä fassen; in einen Fluss jenes Landes seien Wallfische von 600 Fuss Länge und 300 Fuss Breite gekommen, mit deren Fett die Kaufleute Handel trieben, und dort beschmiere man die Kameele mit dem Fette aller Arten Fische, um durch dessen Geruch die Bremsen von ihnen abzuhalten. 5. Merkwürdig dünkt mich auch das, was Ovid in dem Buche, welchem er den Titel Halieuticon 2) gegeben hat, von dem Verstände und der Schlauheit der Fische erzählt. Der Scarus soll, wenn er in einer Fischreuse steckt, nicht von vorn durchbrechen, auch den Kopf nicht in die gefährlichen Maschen stecken, sondern durch wieder- holtes Schlagen mit dem Schwänze die Löcher erweitern und rückwärts durchschlüpfen; sehe dessen Bestreben zufällig ») Eömischer Annalist, lebte um 80 v. Chr. 2) Die Fischerei. Zweiunddreissigstes Buch. 215 ein anderer Scarus ausserhalb, so beisse dieser jenen in den Schwanz und erleichtere dadurch dessen Befreiung aus der Gefangenschaft. Der Hecht soll, wenn er sich in einem Netze befindet, mit dem Schwänze den Sand aufwühlen, sich darin verbergen und über das Netz hinweg schwimmen. Die Muräne soll, eingedenk ihres runden schlüpfrigen Rückens, sich in die Netzmaschen selbst stecken, sie durch häufiges Drehen erweitern und so entschlüpfen. Der Polyp soll die Angelhaken mit seinen Fangarmen umfassen, aber nicht daran beissen, und sie nicht eher loslassen, bis er den Köder rundum weggenagt hat, auch wenn er durch die Angelruthe über das Wasser gehoben ist. Der Mugil weiss sehr gut, dass in dem Köder ein Haken sitzt, diese Hinterlist entgeht ihm nicht; er schlägt daher, um seiner Gefrässigkeit zu genügen, den Köder mit dem Schwänze ab. Der Hecht zeigt weniger Schlauheit in der Vorsicht, desto stärker ist aber seine Eeue, denn wenn er an einem Haken hängt, erweitert er durch ungestümes Umher- schwimmen die Wunde so lange, bis sich der Haken her- aus löst. Die Muränen verschlingen mehr als den Haken, ziehen die Schnur mit den Zähnen herbei und nagen sie ab. Ovid erzählt ferner, der Fisch Anthias drehe sich, wenn er an einer Angel hänge, um, und zerschneide ver- mittelst seines messerscharfen Rückgrats die Schnur. Licinius Macer sagt, die Muränen wären nur weiblichen Geschlechts und würden, wie ich früher berichtet habe, von den Schlangen befruchtet; daher könnten die Fischer sie durch einen den Schlangen nachgeahmten zischenden Laut herbeilocken und fangen; durch Füttern mit Milch i) würden sie fett, durch einen Knüttel könne man sie nicht tödten, dagegen durch eine Ruthe auf der Stelle. So viel ist ge- wiss, dass ihr Leben hauptsächlich im Schwänze steckt; daher sterben sie schnell, wenn man daraufschlägt, weniger leicht wenn der Schlag den Kopf trifft. Alles was der Fisch ') lactatus; andere Lesarten haben; jactatus oder luctatus, was aber unwahrscheinlicher ist. 216 Zweiunddreissigstes Buch. Novacula berührt, riecht nach Eisen. Der Orbis, welcher rund ist, keine Schuppen hat und nur aus einem Kopfe besteht, wird für den härtesten aller Fische gehalten. 6. Trebius Niger sagt, so oft man den Fisch Lolligo über das Wasser fliegen sehe, ändere sich das Wetter. Der Schwerdtfisch soll eine lang zugespitzte Schnauze haben, und mit Hülfe derselben die Schiffe im Ocean, in der Nähe der mauretanischen Ortschaft Cotta, unweit des Flusses Lixus, so wirksam anbohren, dass sie untergehen. Nach demselben Autor sollen die Lolligines in solcher Masse aus dem Meere hervorfliegen, dass Schiffe dadurch unter das Wasser gedrückt werden. 7. Auf den meisten kaiserlichen Landgütern fressen die Fische aus der Hand; aber dieses merkwürdige Faktum erzäiilen die Alten auch von Fischen, die nicht in künst- lichen Behältern sondern in offnen Seen sich befanden, wie zu Elorum, einem Schlosse bei Syrakus in Sicilien, ferner die Aale in der Quelle des labrandäischen Jupiters, welche auch eingesetzte Ohrgehänge tragen, dessgleichen in Chios neben der Kapelle der Greise und in der Quelle Chabura in Mesopotamien, worüber ich früher berichtet habe. 8. In der surischen Quelle des Apollo zu Myrae in Lycien kommen die Fische auf dreimaligen Laut mit einer Pfeife zum Wahrsagen herbeigeschwommen; ver- zehren sie das ihnen hingeworfene Fleisch, so hält man es für ein gutes, treiben sie es aber mit den Schwänzen fort, für ein unglückliches Zeichen. In dem Venus-See zu Hiera- polis in Syrien gehorchen sie der rufenden Stimme der Tempelaufseher, kommen mit Gold geschmückt, zeigen sich sanft, lassen sich streicheln, und sperren das Maul auf, damit man die Hände hineinstecken kann. Bei dem Felsen des Herkules im stabianischen Bezirke Campaniens haschen die Schwarzschwänze nach dem in das Meer geworfenen Zweiunddreissigstes Buch. 217 Brote, rühren aber keine Speise, in welcher eine Angel ist, an. 9. Nicht minder wunderbar ist es, dass die Fische bei der Insel Pele und bei Clazomenae bitter, dagegen bei der Klippe von Sicilien, bei Leptis in Afrika, bei Euboea und Dyrrachium nicht bitter, bei Cephalonia, Ampelos, Faros und den Felsen auf Delos so salzig, dass man sie für ein- gesalzen halten könnte, im Hafen der Insel Delos aber süss schmecken. Ohne Zweifel sind diese Erscheinungen in der verschiedenen Nahrung begründet. Apion giebt an, der grösste Fisch sei das Meerschwein, welches die Lace- daemonier den Marktschreier') nennen, und das, wenn es gefangen werde, grunze. Dass aber (worüber mau sich noch mehr wundern muss) jene Erscheinungen an einigen Orten ein blosses Spiel der Natur seien, erhellt aus nach- stehendem Beispiele. Zu Benevent in Italien werden näm- lich alle Arten von Salzfischen und Fischlaken frisch bereitet. 10. Nach Cassius Hemina sind die Seefische gleich nach Erbauung Roms in Gebrauch gekommen; er sagt darüber wörtlich folgendes: „Numa verordnete, man solle keine schuppenlosen Fische auf die Tafel setzen, damit die öffent- lichen und privaten Gastmähler und die feierlichen Mahl- zeiten in den Tempeln billiger zu stehen kämen; ferner sollten die, welche Fische zum Schmause oder Opfer kauften, die Preise nicht zu sehr in die Höhe treiben und nicht vorweg kaufen." 11. So hoch bei uns der Preis für die indischen Perlen, von denen ich gehörigen Orts ausführlich gehandelt habe, steht, ebenso sehr ist diess der Fall bei den Indiern mit den Korallen, denn dergleichen Dinge haben ihren Weith ') Orthagoriscus. 218 Zweiunddreissigstes Buch. in der Einbildung der Völker. Die Korallen wachsen auch im rothen Meere, sind aber dort dunkelfarbiger als anderswo; die aus dem persischen Meere kommenden heissen Jace, die besten findet man aber im gallischen Meerbusen um die stöchadischen Inseln und im sicili sehen Meere um Aeoliae und Drepanum. Ferner kommen sie bei Graviscae und vor Neapolis in Campanien am rothesten, aber am weichsten und daher am schlechtesten zu Erythrae vor. Sie haben die Gestalt eines Strauchs, eine grüne Farbe, unter dem Wasser eine Art weisser und weicher Beeren, die aber, sobald sie aus dem Wasser kommen, hart und roth werden und in Ansehn und Grösse den Kornelkirschen ähnlich sind. Wenn man die Korallen im lebenden Zu- stande anrührt, sollen sie sogleich steinhart werden; um diess zu verhindern, reibst man sie mit Netzen oder haut sie mit scharfen eisernen Instrumenten ab, und wegen dieser zu beobachtenden Vorsichtsmaassregel sollen sie den Namen Curalium ') führen. Die besten sind die, welche am tiefsten roth, am meisten verzweigt, weder rauh und steinig noch leer und hohl sind. Die Männer in Indien schätzen jene Korallen-Beeren nicht weniger, als unsere Frauen die indischen Perlen. Insbesondere halten die dortigen Wahrsager und Priester das Tragen derselben zur Abwendung von Gefahren für heilig; folglich dienen die Korallen dem Luxus und der Religion. Bevor diess be- kannt geworden war, zierten die Gallier ihre Schwerdter und Helme mit Korallen; jetzt aber ist an dieser beliebten Waare ein solcher Mangel, dass sie selbst in ihrer Heimath nur selten gesehen wird. Die Zweige sollen die Kinder vor Unglück schützen, wenn man sie ihnen anbindet; im Feuer zu Pulver verbrannt und mit Wasser eingenommen, sollen sie gegen Bauchgrimmen, Blasen- und Steinleiden helfen. Giebt man sie, ebenso vorbereitet, mit Wein oder bei Fieber mit Wasser, so bringen sie Schlaf. Dem Feuer widerstehen sie hartnäckig. Gebraucht mau sie längere *) von cura: Sorgfalt. Zweiundclieissigstes Buch. 219 Zeit inuerlich als Getränk, so soll die Milz verschwinden. Sie helfen auch bei Blutsturz und Bluthusten. Ihre Asche setzt man den Augenmitteln zu; sie verdichtet, kühlt, füllt die Tiefen der Geschwüre aus und ebnet die Narben. 12. Was den Widerstreit der Naturdinge gegen einander, welchen die Griechen mit dem Namen Antipathie be- zeichnen, betrifft, so giebt es nichts giftigeres als den Pastinak im Meere, denn wenn er mit seinem Stachel einen Baum berührt, so geht derselbe, wie ich schon ange- geben habe, zu Grunde. Ihn verfolgt jedoch der Galeos; dieser stellt zwar auch anderen Fischen, aber vor allen dem Pastinak, gleichwie auf dem Lande das Wiesel den Schlangen nach; so gierig ist er nach Gift. Menschen, welche vom Pastinak verletzt sind, werden durch den Galeos, aber auch durch den Müllusfisch und durch Lasersaft geheilt. 13. Die Macht der Natur äussert sieh auch bei solchen Thieren, welche auf dem Lande und im Wasser leben auf eine deutliche Weise, so bei dem Biber, welcher Castor und dessen Hoden Gaste reum genannt w-erden. Der Meinung, dass der Biber sich die Hoden abbeisse, wenn man ihn fange, widersjjricht Sextius, ein sehr ge- nauer Arzneikundiger; er sagt, sie wären klein, kurz, hingen am Rückgrat und könnten dem Thiere, ohne es zu tödten, nicht genommen werden , würden aber mit den ziemlich grossen Nieren desselben verfälscht, während die wahren Hoden nur sehr klein wären; auch seien es nicht die Blasen, denn ihre Zahl betrüge zwei, und zwei Blasen habe doch kein Thier. Die in diesen Beuteln sich be- findende feuchte Masse bewahre man in Salz auf. Die Prüfung auf Verfälschungen bestehe namentlich darin, dass zwei Beutel an einer Verknüpfung hängen müssten, doch führe man auch hiebet noch einen Betrug dadurch aus, dass man Gummi mit Blut oder auch Ammoniakum hineinstecke, denn die Beutel hätten inwendig ursprünglich die Farbe 220 Zweiunddreissigstes Buch. des Ammoniakums, wären von Häuten eingeschlossen, ihr Inhalt gliche einem wachsvollen Honige, röche sehr stark und unangenehm, schmecke bitter und scharf und Hesse sich leicht zertheilen. Die besten kommen aus Pontus und Galatien, eine geringere Sorte liefert Afrika. Wenn man daran riecht, bewirken sie Niesen. Das Castoreum macht Schlaf, wenn man es mit Rosenöl und Peucedanum auf den Kopf streicht oder für sich mit Wasser einnimmt, bekommt daher den Wahnsinnigen gut. Durch Räuchern damit er- muntert man Schlafsüchtige, durch Unterlegen vertreibt man die hysterischen Krämpfe. Zwei Drachmen mit Pu- legium in Wasser eingenommen treiben die Nachgeburt ab und befördern den Monatsfluss. Es heilt auch Schwindel, Opisthotonie, Zittern, Krämpfe, Nervenleiden, Hüftweh, Magenbeschwerden und Lähmung, wenn man sich damit einreibt, und besonders wirksam zeigt sich in dieser Be- ziehung eine honigdicke Mischung desselben mit Keusch- baumsamen und Essig oder Rosenöl. Trocken verordnet man es gegen Epilepsie, als Trank gegen Blähungen, Bauch- grimmen und Gifte, nach Art des Gifts aber in verschie- dener Weise; nämlich gegen Scorpionen mit Wein, gegen Erd- und andere Spinnen mit Meth worauf Erbrechen er- folgt, während bei Zusatz von Raute das Gift im Körper zurückbleibt, gegen die Chalciden i) mit Myrtenwein, gegen die Hornschlangen und giftigen Käfer mit Panax oder Raute in Wein, gegen die übrigen Schlangen mit Wein. Die rechte Dosis ist zwei Drachmen, von dem was noch hin- zugesetzt wird eine Drachme. Besonders hilft es mit Essig gegen das Viscum, mit Milch oder Wasser gegen das Aco- nitum, mit Wassermeth und Natrum gegen den weissen EUeborus. Bei Zahnweh giesst man es mit Oel abgerieben in dasjenige Ohr, an dessen Seite die Zähne schmerzen; bei Ohrenschmerz versetzt man es zweckmässiger mit Meconium. Mit attischem Honig aufgestrichen macht es die Augen klar. Mit Essig vertreibt es das Schlucken. M Eine Art Eidechsen. Zweiunddreissigstes Buch. 221 * Auch der Harn des Bibers ist ein Gegengift und wird da- her den Antidoten zugesetzt. Einige geben an, der Harn werde am besten in der Harnblase selbst aufbewahrt. 14. Auch die Schildkröten leben im Wasser und auf dem Lande und besitzen ähnliche Wirksamkeit, werden aber nicht bloss ihres vortrefflichen praktischen Werthes sondern auch ihrer eigenthümlicheu Beschaffenheit wegeu sehr hoch geschätzt. Man unterscheidet folgende Arten: Land-, Meer-, Sumpf- und Süsswasser-Schildkröten, letztere von einigen Griechen Emydae genannt. Das Fleisch der Landschild- kröten eignet sich zum Räuchern und soll die Gaukeleien der Magier und die Gifte unschädlich machen. Sie finden sich meistens in Afrika; dort sollen sie, nachdem man ihnen Kopf und Füsse abgehauen, als Gegengift gebraucht werden, in einer Suppe verzehrt die Kröpfe vertheileu, Milz und Epilepsie vertreiben. Ihr Blut macht die Augen hell und befreiet sie vom Staar; hilft auch gegen das Gift aller Schlangen, Spinnen und ähnlicher Thiere, zu welchem Zweck man es mit Zusatz von Mehl in Pillen formt und in Wein eingiebt. Die Galle versetzt man mit attischem Honig, reibt sie gegen den Staar ein und tröpfelt sie auf die Stiche der Scorpione. Die Asche des Panzers heilt, mit Wein und Oel vermischt, Risse und Geschwüre an den Füssen. Die obersten Lagen des Panzers giebt man in einem Getränk gegen die Begierde zum Beischlaf; diess ist um so bemerkeuswerther, weil man angiebt, das Pulver des ganzen Panzers errege diese Begierde. Ich glaube nicht, dass man ihren Harn anders bekommen kann, als wenn man die Blase aus dem Körper nimmt, und zu den Seltsamkeiten der Magier gehört auch, dass sie denselben als ein ausgezeichnetes Mittel gegen die Aspiden rühmen, dessen Wirksamkeit durch Beimischung von Wanzen noch erhöht werde. Die hartgekochten Eier legt man auf Kröpfe und Geschwüre, welche durch Kälte oder Brand entstanden sind; gegen Magenschmerzen isst man sie. Das Fleisch der Meerschildkröten mit dem der Frösche hilft vortrefflich gegen 222 Zweiunddreissigstes Buch. die Salamander; überhaupt ist kein Thier dem Salamander mehr zuwider als die Schildkröte. Durch das Blut stellt man die Haare auf Glatzen wieder her, heilt Grind und alle Kopfgeschwtire; doch muss man es auf dem Kopfe trocken werden lassen und gelinde wieder abwaschen Mit Frauenmilch tröpfelt man es in schmerzende Ohren. Gegen Epilepsie verzehrt man es mit Getreidemehl, mischt aber zu diesem Zweck zuvor drei Heminä Blut mit einer Hemina Essig; für Engbrüstige fügt man noch eine Hemina Wein hinzu, oder man macht eine Mischung von Blut, Essig und Gerstenmehl; die Dosis dieses Mittels ist einer Bohne gross alle Morgen und Abend, und einige Tage später nur des Abends. Denen, welche nur in geringem Grade von der Epilepsie befallen sind, tröpfelt man das Blut in den aufgebrochenen Mund. Gegen Krämpfe wird es mit Castoreum in einem Klystier gegeben. Wer den Mund jährlich dreimal mit Schildkrötenblut ausspült, bekommt kein Zahnweh. Mit Polenta eingenommen vertreibt es auch das Keuchen, welches man Orthopuoea nennt. Die Galle macht die Augen klar, ebnet die Narben, vertreibt die ge- schwollenen Mandeln, Bräune und alle Mandübel, besonders die wurmartigen und die Geschwulste der Hoden, Auf die Nase gestrichen ermuntert sie die Epileptischen und richtet sie auf. ]Mit einer abgestreiften Schlangenhaut und Essig wirkt sie unvergleichlich auf eiternde Ohren; Einige setzen Riudsgalle, mit Wein bereitete Schildkrötensuppe nebst Schlangenhaut hinzu. Die mit Honig aufgestrichene Galle vertreibt alle Augenübel, selbst den Staar. Man färbt die Haare der Frauen mit einer Mischung von Meerschild- krötengalle, Flussschildkrötenblut und Milch. Die Galle dient ferner gegen die Salamander, doch reicht für diesen Zweck auch schon das Trinken von Schildkrötensuppe hin. Die dritte Art hält sich im Koth und Sümpfen auf; ihr Rückenpauzer ist ziemlich so breit wie der Brustpanzer, nicht krumm und gewölbt und sieht widrig aus, doch liefert auch sie einige Hülfsmittel. Man wirft nämlich ihrer drei auf angezündete Reisbündel, nimmt sie, sobald der Zweiunddreissigstes Buch. 223 Panzer sich von einander theilt, wieder weg, reisst ihnen das Fleisch aus, kocht dasselbe in einem Congius Wasser mit Zusatz von etwas Salz zu einem ' Dritttheil ein und giebt die Brühe den an Lähmung und Gliederkrankheiten Leidenden zu trinken. Ihre Galle führt Schleim und ver- dorbenes Blut ab; mit Wasser getrunken stillt sie das Ab- weichen. — Von der vierten Art, welche in Flüssen lebt, macht man gegen das viertägige Fieber auf die Weise An- wendung, dass man sie aufreisst, ihr Fett mit dem Kraute Aizoon stösst, Salbe und Liliensamen hinzufügt, den Kranken vor dem Anfalle damit einreibt mit Ausnahme des Kopfs, ihn einwickelt und warmes Wasser trinken lässt. Um mehr Fett von diesem Thiere zu bekommen, solle man es am 15. Tage nach Neumond fangen, aber den Kranken am sechzehnten Tage nach Neumond in die Kur nehmen. Das Blut tröpfelt man gegen Kopfschmerzen fleissig auf, be- handelt auch Kröpfe damit. Einige schreiben vor, das Blut der Schildkröten auf die Weise zu sammeln, dass man sie auf den Rücken legt, den Kopf mit einem kupfernen Messer abschneidet und das Blut in einem neuen irdenen Geschirr auffängt; das Blut einer jeden Art solle man auf die Rose, fliessenden Kopfgeschwüre und Warzen streichen, und mit ihrem Miste könne man die Fettbeulen vertheilen. Bei Einigen findet sich die unglaubliche Angabe, Schiffe, in welchen sich der rechte Fuss einer Schildkröte befinde, segelten langsamer. 15. Ich will nun die Wasserthiere nach den einzelnen Krankheiten durchgehen, nicht als ob ich nicht wüsste, dass jene Allgemeinheit in der Betrachtung der Thiere an- genehmer und mehr zu bewundern ist, sondern weil ich es für nützlicher halte, die Heilmittel gehörig zu vertheilen und einzureihen, da das eine diesem, das andere jenem dient und es bequem ist, wenn sie alle leicht aufgefunden werden können. 16. Ich habe früher angegeben, wo giftiger Honig vor- 224 Zweiunddreissigstes Buch. kommt; ein Hülfsmittel dagegen ist der Goldfisch als Speise. Wenn nach dem Genüsse von gesundem Honig Ekel und Unverdaulichkeit, zwei schwere Uebel, entstehen, soll man nach Pelops^) eine Schildkröte nach abgeschnittenem Kopfe, Schwänze und Füssen kochen und essen; Apelles räth, zu diesem Zwecke einen Scincus zu nehmen. Was dieser letztere ist, wissen meine Leser bereits; sie wissen ferner, wie weit die Giftmischerei bei dem weiblichen Monatsfluss getrieben wird; gegen jede Art dieses Getriebes hilft, wie ich gesagt habe, der Mullus, welcher auch, auf- gelegt oder gegessen, gegen den Pastinak, Erd- und See- scorpione, Drachen und Erdspinnen gut ist. Die aus dem frischen Kopfe desselben bereitete Asche macht alle Gifte, besonders das der Pilze unwirksam. Kein Zaubermittel soll Eingang finden oder doch wenigstens nicht schaden, wenn man einen Seestern mit Fuchsblut bestreicht und mit einem kupfernen Nagel an die obere Thürschwelle oder an die Thür selbst befestigt. 17. Die Bisse des Seedrachen, der Scorpione und Spinnen werden durch Auflegen dieser Thiere selbst geheilt. Ueber- haupt hilft gegen alle Gifte, welche durch Trinken, Stich oder Biss schädlich wirken, die abgekochte Brühe jener Thiere aufs kräftigste. Auch eingemachte Fische sind heil- kräftig; Personen, welche von Schlangen gebissen oder von andern schädlichen Thieren verletzt sind, verordnet man eingesalzene Fische und hierauf von Zeit zu Zeit etwas unv ermischten Wein, worauf dann die genossene Speise von selbst wieder ausgebrochen wird; besonders gilt diess in Bezug auf die Kupferschlange, Hornschlange, die soge- nannte Sepa, Elops und Dipsas. Gegen Scorpiouen ist es gut, recht viel von den eingesalzenen Fischen zu essen, sie nicht wieder auszubrechen, sondern lieber den Durst aus- zuhalten, auch davon auf die Wunden zu legen. Besonders wirksam zeigen sich die eingesalzenen Fische zur Heilung *) Ein unbekannter Scliriftsteller. Zweiunddreissigstes Buch. 225 der Krokodilbisse. Die Sardae werden gegen die Bisse der Presteres angewandt. Eingesalzene Fische legt man auf tolle Hundsbisse, und sie helfen selbst dann, wenn die Wunde nicht mit glühendem Eisen ausgebrannt und der Leib nicht durch Klystiere entleert ist. Gegen den See- drachen legt man sie mit Essig auf, und gleiche Wirkung hat der Fisch Cybium. Zur Heilung der Wunden, welche durch die Rückgratstacheln des Seedrachen entstanden sind, hilft auch das Auflegen dieses Thieres selbst oder seines Gehirns. 18. Die durch Kochen der Seefrösche mit Wein und Essig erhaltene Brühe verordnet man innerlich gegen Gifte über- haupt sowie gegen das der Laubfrösche und Salamander. Von den Flussf röschen isst man das Fleisch oder trinkt die davou abgesottene Brühe gegen den Seehasen und die oben genannten Schlangen, und mit Zusatz von Wein gegen die Scorpione. Democrit giebt sogar an, wenn man einem lebenden Frosche die Zunge ausrisse und kein anderer Theil des Körpers daran hinge, dieselbe ins Wasser und hierauf einem schlafenden Weibe auf das klopfende Herz lege, so ertheile sie auf alle ihr vorgelegten Fragen wahre Antworten. Die Magier berichten noch ganz andere Dinge ; verhielten sich diese wirklich so, so könnte man die Frösche für das menschliche Leben nützlicher halten als die Ge- setze. Wenn nämlich ein Ehemann einem Frosche ein Rohr durchs Maul hindurch bis zum Geburtsgliede hinaus stecke und das Ende davon in das Menstrualblut tauche, so bekäme die Frau einen Abscheu vor dem Ehebruche. Es unterliegt keinem Zweifel, dass durch Froschfleisch, welches in Fischreusen oder an einem Angelhaken befestigt ist, die Purpurschnecken herbeigelockt werden. Die Frösche sollen eine doppelte Leber haben; wenn man diese den Ameisen hinwerfe, so soll die Stelle, welche sie anfressen, ein Mittel wider alle Gifte sein. Diejenigen Frösche, welche nur auf Dorngesträuch leben und daher Laubfrösche^) ♦) oder Kröten, Ranae rubetae, s. VIII. B. 48. Cap. Wittstein: Plinius. V. Bd. 15 226 Zweiunddreissigstes Buch. (wie bereits erwähnt) und bei den Griechen Phryni heissen, sind die grössten unter allen, haben zwei hornartige Ge- bilde am Kopfe und stecken voll Gift. Von ihnen berichten die Schriftsteller viel wunderliches Zeug; bringe man sie unter einen Volkshaufen, so erfolge allseitiges Schweigen; werfe man den in ihrer rechten Seite befindlichen Knochen in siedendes Wasser, so erkalte dasselbe, und würde nicht eher wieder heiss, als bis man ihn wieder herausnähme; jenen Knochen bekäme man aber, wenn man das Thier in einen Ameisenhaufen lege und das Fleisch abfressen lasse; einen solchen Knochen lege mau auch auf den Sitz im Badezimmer. Einen andern Knochen finde man in der linken Seite, und dieser scheine das Wasser ins Sieden zu bringen; er heisse Apocynum, verhüte, ins Getränk gethan, dass die Hunde einen anfallen, errege Liebe und Zank, und reize angebunden zum Beischlaf. Der rechte Knochen, welcher das siedende Wasser abkühlt, soll, in frischem Lämmerfell angebunden, das viertägige und andere Fieber heilen und die Liebe vertreiben. Die Milz dieser Frösche hilft gegen die durch sie selbst bewirkten Vergiftungen, noch wirksamer ist aber die Leber. 19. Es giebt Schlangen, welche im Wasser leben; Krokodiljäger, welche deren Fett und Galle bei sich tragen, sollen dadurch ausserordentlich unterstützt, von jenem Thier nicht angefallen werden, und wenn man das Kraut Pota- mogeton hinzufüge, werde der Zweck noch vollständiger erreicht. Flusskrebse frisch zerrieben und mit Wasser getrunken oder eingeäschert und in diesem Zustande auf- bewahrt, helfen gegen alle Gifte, besonders gegen die Stiche der Scorpione mit Eselsmilch oder, wenn man diese nicht hat, Ziegen- oder anderer Milch. Man setzt auch Wein hinzu; reibt man sie mit Ocimum zusammen und legt sie auf, so werden die Scorpione getödtet. Eben dieselbe Kraft haben die Krebse gegen die Bisse aller giftigen Tliiere, insbesondere der Scytale^), Anguis, des Seehasen ') Nach Coluinena(VI. 17.) synonym mit Mus araneus: Spitzmaus. Zweiunddreissigstes Buch. 227 • und des Laubfrosches. Die aufbewahrte Asche derselben ist ein gutes Mittel für Personen, welche von einem tollen Hunde gebissen sind und in Gefahr stehen, die Wasser- scheu zu bekommen; Einige setzen noch Gentiana hinzu, und geben das Mittel mit Wein; ist aber schon die Wasser- scheu eingetreten, dann lassen sie mit Wein angefertigte Kügelchen verschlucken. Die Magier geben an, wenn man zehn Krebse mit einer Hand voll Ocimum irgendwo an- binde, so liefen alle Scorpione daselbst zusammen; sie legen auch Krebse mit Ocimum oder deren Asche auf Scorpion- stiche. Nach Thrasyllus i) eignen sich zu allen diesen Zwecken die Seekrebse nicht so gut. Den Schlangen soll aber nichts mehr zuwider sein als Krebse; und Schweine, die von Schlangen gestochen sind, sollen sich durch Fressen von Krebsen wieder herstellen. Wenn die Sonne im Zeichen des Krebses steht, sollen die Schlangen Pein leiden. Gegen Scorpionstiche hilft auch das Fleisch der Flussschnecken roh, gekocht oder eingesalzen; Wunden werden mit dem- selben Fleische bedeckt. Rabenschwarze Fische kommen zwar nur im Nil vor, ich rede ja aber hier von den Thieren aller Länder; deren Fleisch legt man gleichfalls auf Scor- pionstiche. Zu den Giften der Fische gehören auch die Stacheln auf dem Rücken des Meerschweines, deren Stich grosse Qual verursacht; man wendet dagegen die schlammige Masse im Körper dieses Thieres an. 20. In Folge von tollem Hundsbisse wasserscheu Gewor- denen bestreicht man das Gesicht mit dem Fette des See- kalbes, und noch besser mit einer aus diesem Fette, Hyänenmark, Mastixöl und Wachs bereiteten Mischung. Der Biss der Muräne wird mit der Asche ihres eigenen Kopfes geheilt. Auch der Pastinak ist ein Mittel gegen seine eigenen Stiche; man legt nämlich seine Asche mit ') Aus Mendes, griechischer Philosoph, zur Zeit des Tiberius, bei dem er sich durch Weissagungen in Achtung und Gunst setzte, zu- letzt aber auf dessen Befehl hingerichtet wurde. 15* 228 Zweiunddreissigstes Buch. Essig auf, doch bedient man sieh auch der Asche eines andern Fisches. Will man ihn essen, so muss man aus seinem Rücken alles herausziehen, was dem Safran ähn- lich ist, und den Kopf ganz entfernen, den Fisch selbst aber sowie alle Schalenthiere nur gelinde abwaschen, weil sonst der angenehme Geschmack verloren geht. Das Gift des Seehasen vernichtet man durch Einnehmen von See- pferdchen. Gegen Ffeilgift und den Saft des Carpathischeu Krauts hilft am besten der Seeigel, besonders wenn man ihn in einer Suppe nimmt; als wirksam gegen Pfeilgift so- wie gegen das Gift des Seehasen schätzt man auch die Suppe von einem Seekrebse. 21. Auch die Austern sind ein Mittel gegen den Seehasen. Ueber diese Thiere muss ich mich jedenfalls noch ausführ- licher verbreiten als es bereits geschehen ist, denn sie nehmen auf den Tischen schon lange den ersten Platz ein. Sie lieben süsses Wasser und die Stelleu, wo die meisten Flüsse sich ins Meer ergiesseu, kommen daher nur selten in hoher See vor und sind dann nur klein. Doch finden sie sich auch au felsigen und des Zuflusses von süssem Wasser entbehrenden Orten, wie z. B. um Grynium uud Myrina. Sie wachsen nach dem Stande der Sonne, wie ich bei der Beschreibung der Wasserthiere mitgetheilt habe, und sind besonders zu Anfang des Sommers und wenn die Sonne in seichte Orte eindringt, voll Milch; daher findet man sie in der Tiefe des Meeres nur klein, denn der da- selbst herrschende Schatten hindert ihr Wachsthum und sie fressen an diesem traurigen Wohnorte nur wenig. Ihre Farben wechseln; in Spanien sind sie braunroth, in Illyrien braun, bei Circei an Fleisch und Schale schwarz. Allent- halben schätzt mau aber diejenigen am meisten, welche dicht, nicht durch ihren eigenen Schleim schlüpfrig, eher dick als breit sind, weder im Schlamme, noch im Sande stecken, sondern auf festem Grunde liegen, deren Stuhl i) •) spondylus. Zweiunddreissigstes Buch. 229 * kurz, weder fleischig noch in Fasern getheilt ist, und deren ganze Masse der Leib ausmacht. Erfahrenere geben noch als Kennzeichen an, um den Stuhl müsse ein purpurrothes Haar herumgehen; die damit versehenen Austern halten sie für feiner und nennen sie schön bewimperte. Die Austern lieben auch das Wandern und Versetzen in neues Wasser. So glaubt man, dass die bruudisischen, nachdem sie im avernischen See gemästet sind, auch noch im lucrinischen See zunehmen. Soviel von ihrer körperlichen Beschaffen- heit. Ich will nun auch von ihrem Unterschiede in den verschiedenen Ländern reden, um den Küsten ihren Ruf nicht zu schmälern, aber mich der Worte eines Andern bedienen, dessen Urtheil in dieser Beziehung das meiste Gewicht hat. Mucianus sagt nämlich: „Die cyzicenischen sind grösser als die lucrinischen, süsser als die britannischen, milder als die medulischen, schärfer als die ephesischen, voller als die lucensischen, trockner als die coryphante- nischen, zarter als die istrischen, weisser als die circe- jensischen. Die Erfahrung hat aber gelehrt, dass die letztern die süssesten und zartesten von allen sind. Die Schrift- steller der Thaten Alexanders berichten, im indischen Meere fänden sich Austern von der Grösse eines Fusses. Auch unter uns hat der Nomenciator ') eines gewissen Schwelgers eine Art Austern Dreibissige genannt, um damit anzudeuten, sie wären so gross, dass man sie dreimal anbeissen müsse. Ihre arzneilichen Kräfte will ich hier vollständig besprechen. Sie erquicken den Magen aufs beste und vertreiben den Ekel. Der Luxus ersann, sie in Schnee einzuhüllen, und so die Spitze der Berge mit der Tiefe des Meeres zu ver- mischen. Sie erweichen den Unterleib gelinde, befreien mit Meth gekocht vom Stuhlzwange wenn nicht zugleich Geschwüre vorhanden sind, reinigen die Geschwüre der Blase, heilen in ihren eigenen Schalen gekocht den Schnupfen. >) ein Sclave, der seinem Herrn, w^enn er ausging um das Volk für sich zu gewinnen, immer sagen musste, wie Jeder mit Namen hiess. 230 Zweiunddreissigstes Buch. Die Asche der Schalen mit Zusatz von Honig ist ein gutes Mittel gegen geschwollene Zapfen und Mandeln, Ohrenge- schwüre, Fettbeulen und Verhärtungen in den Brüsten; mit Wasser wendet man sie gegen Kopfgeschwüre und zur Ebnung der Haut bei Weibern an. Ferner streuet man sie auf Brandwunden, putzt damit die Zähne, vertreibt da- mit nach Zusatz von Essig das Jucken und Schleimflüsse. Koh gestossen heilen sie Kröpfe und Frostbeulen an den Füssen. Die Purpurschnecken dienen auch als Gegengift. 22. Nicander giebt an, der Seetang sei ein Gegengift. Wie schon früher erwähnt, giebt es mehrere Arten, mit langen, breiten, rothen und krausen Blättern. Der beste wächst auf der Insel Greta am Lande auf Steinen; beim Färben der Wolle befestigt er die Farbe so dauerhaft, dass sie nicht ausgewaschen werden kann. Nicander lässt den Seetang mit Wein einnehmen. 23. Auf Glatzen werden die Haare wieder hervorgerufen, wenn man die Asche des Seepferdes mit Natron und Schweineschmalz oder auch bloss mit Essig anwendet. Für diesen Zweck wird aber die Haut durch die gepulverte Schale der Sepia, die Asche der Seemaus mit Gel, die Asche des Seeigels, die Galle des Seescorpions, und die Asche dreier Frösche mit Zusatz von Honig oder besser Theer vorbereitet, Blutsauger, welche 60 Tage lang in dunkelm Weine gefault haben, färben das Haar schwarz. Andere schreiben vor, in einem bleiernen Gefässe einen Sextar voll Blutsauger in zwei Sextaren Essig ebenfalls 40 Tage lang faulen zu lassen, und diese Masse im Sonnen- schein aufzustreichen; Soruatius i) sagt, sie besitze eine solche Kraft, dass die, welche davon Gebrauch macheu, schwarze Zähne bekommen, wenn sie kein Gel im Munde halten. Auf Kopfgeschwüre legt man zweckmässig die ') Nicht näher bekannter Römer. Zweiunddreissigstes Buch. 231 #■ Asche der Schalen der Stachel- und Purpurschnecken mit Honig, auch der Muscheln, doch letztere auch roh gevulvert mit Wasser; schmerzen die Geschwüre, so wendet man Castoreum mit Peucedanum und Rosenöl an. 24. Die Klarheit der Augen wird sehr erhöhet durch Anwendung des an der Sonne ausgelassenen Fettes aller Fluss- und Seefische mit Zusatz von Honig, dessgleichen des Castoreums mit Honig. Die Galle des Callionymus') heilt die Narben und verzehrt das überflüssige Fleisch in den Augen. Nichts kommt häufiger vor als dieser Fisch, wie auch Menander in seinen Lustspielen sagt; er heisst auch der Himmelseher, weil seine Augen oben auf dem Kopfe sitzen. Auch die Galle des Coracinus^) schärft das Gesicht. Die Galle des röthlichen Seescorpions heilt mit altem Oele oder attischem Honig den Staar in seinen ersten Stadien; die Behandlung geschieht auf die Weise, dass man dreimal und zwar einen Tag um den andern einreibt. Aehnlich verfährt man zur Vertreibung des weissen Fells auf den Augen. Durch Essen von Barben soll das Gesicht geschwächt werden. Der Seehase ist zwar an sich giftig, allein seine Asche bewirkt, dass die unnützen Haare in den Augenlidern, welche man ausgerupft hat, nicht wieder wachsen. Dazu sind die kleinsten Seehasen am besten; ferner gebraucht man zu demselben Zwecke kleine eingesalzene und mit Cedernharz zusammengeriebene Kammmuscheln, das Blut der unter den Namen Diopetes und Calamitae bekannten Frösche mit den Thränen des Weinstocks. Sepienschale mit Frauenmilch aufgelegt heilt geschwollene und geröthete Augen; für sich allein macht sie die rauhe Haut glatt, wenn man die Backen damit überfährt, hierauf mit Rosenöl einreibt und endlich Brot auflegt. Jene Schale dient auch, gepulvert und mit Essig aufgelegt, zur Vertreibung der Blödsichtigkeit, zieht ') Cobitis Anableps L. ') Karausche. 232 Zweiunddreissigstes Buch. im eingeäscherten Zustande die Schuppen^) heraus, heilt mit Honig die Narben in den Augen, mit einer Drachme Salz und ebensoviel Galmei die Nagelgeschwüre, und das weisse Fell auf den Augen des Zugviehs. Wenn die Wangen mit dem Knochen der Sepie gerieben werden, sollen sie ebenfalls heilen. Die Seeigel vertreiben mit Essig die Hitzblattern. Die Magier sagen, um klare Augen zu bekommen, müsse man einen Seeigel mit Vipernbäuten und Fröschen verbrennen und die Asche in einem Tranke einnehmen. Ichthyocolla heisst ein Fisch, welcher eine klebrige Haut hat, und eben diesen Namen führt auch der darin enthaltene Leim; dieser vertreibt ebenfalls die Hitz- blattern. Einige geben an, der Fischleim werde nicht aus der Haut, sondern wie der Ochsenleim, aus dem Bauche gewonnen; besonders geschätzt wird der pontische, welcher weiss, ohne Adern und Schuppen ist und sich am schnell- sten auflöst. Man zerschneidet ihn, weicht eine Nacht und einen Tag hindurch in Wasser oder Essig ein, und stampft ihn dann mit Steinen aus dem Meere, damit er sich leichter auflöst. Er soll bei Kopfschmerzen sowie zum Glätten der Haut gute Dienste leisten. Hängt man in einem nicht künstlich gefärbten Tuche das rechte Auge eines Frosches an die rechte Seite des Halses und das linke Auge an die linke Seite, so werden die triefenden Augen geheilt; wenn man den Fröschen während des Neumondes die Augen ausreisst, und diese auf ähnliche Weise in Eierschalen anhängt, so geht auch das weisse Fell von den Augen. Auflegen von Froschfleisch entfernt die blauen Flecken. Triefende Augen sollen auch durch Tragen von Krebsaugen am Halse geheilt werden. Wenn Ochsen den kleinen Frosch, der vorzüglich im Schilfe und Grase lebt, grün aus- sieht und stumm ist, verschlucken, so schwillt ihnen der Leib an. Die diesem Thiere niittelst einer Sonde abgelas- sene Feuchtigkeit soll die Augen klar machen; gegen ') squamae, Staub, Schmutz, Splitter. Zweiunddreissigstes Buch. 233 * Augenschmerzen legt man dessen Fleisch auf. Einige Aerzte werfen 15 Frösche in ein neues irdenes Geschirr, durch- stechen sie mit Binsenstielen, vermischen den ausfliessenden Saft mit den Thränen der weissen Vitis und behandeln damit die Augenlider, indem sie, nachdem die unnützen Haare entfernt sind, die Flüssigkeit mit einer Nadel auf die Stellen tröpfeln wo die Haare sassen. Meges^) berei- tete ein haarvertreibendes Mittel auf die Weise, dass er die im Herbste bei Ueberschwemmungen sich zeigenden Frösche in Essig tödtete und darin faulen liess. Die in einem neuen Gefässe bereitete und mit Essig aufgestrichene Asche der Blutigel soll dasselbe leisten, ebenso die getrock- nete Leber des Thynnus-Fisches zu 4 Denaren schwer, nachdem man die Haare neun Monate lang mit Cedernöl eingerieben hat. 25. Für die Ohren ist die frische oder auch mit Wein lange gestandene Galle des Fisches Batia, und des Bac- chus, den Einige Myxon nennen, sehr heilsam; dessglei- chen die des Callionymus mit Rosenöl oder Castoreum mit Mohnsaft. Auch die sogenannten Seeläuse soll man mit Essig zerreiben und in die Ohren tröpfeln. Selbst Wolle allein, welche durch Schnecken gefärbt ist, wirkt heilsam, doch feuchtet man sie mitunter mit Essig und Natron an. Ein anderes sehr geschätztes Mittel gegen alle Ohrenübel besteht darin, einen Becher voll der besten Fischsauce nebst halbmal mehr Honig und einem Becher voll Essig in einem neuen Becher über Kohlen langsam zu kochen, den sich bildenden Schaum zuweilen mit einer Feder abzu- nehmen, und wenn kein Schaum mehr entsteht, die Flüssig- keit warm einzugiessen; sind die Ohren geschwollen, so mu88 man sie zuvor mit Coriandersaft behandeln. Ein- tröpfeln von Froschfett vertreibt die Schmerzen augenblick- lich. Für Wunden in den Ohren ist der Saft der Fluss- ') Unbekannte Persönlichkeit. 234 Zweiunddreissigstes Buch. krebse mit Gerstenmehl ein sehr wirksames Mittel gegen wunde Ohren. Ohrengeschwüre werden durch die mit Honig versetzte Asche der Schalen der Stachelschnecke oder durch die mit Meth versetzte Asche der Schalen der Purpurschnecke geheilt. 26. Zahnschmerzen vertreibt man durch Reiben des Zahnfleisches mit den Knochen des Seedrachen, ferner durch jährlich einmaliges Ausspülen des Mundes mit Oel, worin das Gehirn eines Haifisches i) gekocht und liegen geblieben ist. Auch mit dem Rückenstachel des Pastinaks ritzt man das Zahnfleisch , und mit besonderem Erfolge während des Schmerzes; legt man den zerriebenem Stachel mit weissem EUeborus auf, so lösen sich die Zähne ohne Mühe aus. Auch die in einem irdenen Geschirr bereitete und mit Marmovpulver versetzte Asche der Salzfische ge- hört zu den Zahnmitteln. Cybien-Fische in einem neuen Gefässe ausgewaschen und hierauf zerrieben stillen das Zahnweh. Dieselbe Wirkung verspricht man sich von den Gräten aller gesalzenen Fische, wenn man sie im gebrannten und zerriebeneu Zustande auflegt. Man kocht auch einen Frosch in einer Hemina Essig, spühlt mit der Brühe die Zähne und hält sie eine Zeit lang im Munde. Wenn man vor der Anwendung dieses Mittels Ekel empfand, so hing Sallustius Dionysius "-) die Frösche an den Hinterbeinen auf, und fing den aus dem Maule fliessenden Geifer in sieden- dem Essig auf. Stärkeren Naturen gab er sie in einer Brühe zu essen. Auf diese Weise sollen besonders die Backenzähne beruhigt, durch obenerwähnten Essig aber die losen befestigt werden. Letzern Zweck soll man auch dadurch erreichen, dass man zwei Frösche, denen die Beine abgeschnitten sind, in einer Hemina Wein weichen lässt und diese Flüssigkeit zum Ausspülen des Mundes anwendet; Einige binden die ganzen Frösche an die Kinnladen; Andere *) Canicula. 2) Nicht näher bekannter Autor. Zweiunddreissigstes Buch. • 235 kochen zehn Frösche in drei Sextaren Essig zu einem Drittel ein, um Wiickelnde Zähne zu befestigen. Man kocht sechsunddreissig Froschherzen in einem Sextar alten Oels unter einer kupferneu Stürze und giesst die Brühe in das- jenige Ohr, an dessen Seite der schmerzende Zahn liegt. Oder man kocht Froschleber, zerreibt sie mit Honig und legt sie an die Zähne. Alle diese Zubereitungen wirken besser, wenn man sich dazu des Seekrebses bedient. Wenn die Zähne cariös sind und übelriechen, soll man hundert Stück in einem Ofen über Nacht trocknen, hierauf ebenso- viel Salz hinzufügen und nun damit einreiben. Enhydris nennen die Griechen eine im Wasser lebende Schlange; mit deren vier oberen Zähnen ritzt man das Zahnfleisch, wenn die oberen Zähne weh thun; schmerzen die unteren, so ritzt man mit den unteren Zähnen jener Schlange; Einige bedienen sich auch bloss eines Eckzahns derselben. Auch die Asche der Krebse wird gebraucht; die der Stachel- schnecken ist ein gutes Zahnpulver. 27. Flechten und Aussatz vertreibt das Fett des See- kalbes, die Asche der Mäneu mit drei Obolen Honig, die in Oel gekochte Leber des Pastinaks, die Asche des See- pferdes oder Delphins mit Wasser aufgelegt. Auf das Schwären muss die Heilung und Vernarbung folgen. Einige rösten die Leber des Delphins in einem irdenen Geschirre so lange, bis ein ölartiges Fett darausquillt und hiermit reiben sie ein. Die Asche von den Schalen der Stachel- schnecken und Pürpurschnecken reinigt das Gesicht der Weiber von Flecken, ebnet und dehnt die Haut aus, wenn man sie mit Honig sieben Tage lang auflegt, und am achten die Stellen mit Eiweiss überschlägt. Zu der Gattung der Stachelschnecken gehören auch die von den Griechen sogenannten Coluthia oder Coryphia; sie haben gleich- falls eine kreiseiförmige Gestalt, sind viel kleiner aber kräftiger als die übrigen und erhalten auch den Athem frisch. Der Fischleim vertreibt ebenfalls die Runzeln und dehnt die Haut aus, wenn man ihn vier Stunden lang in 236 * Zweiunddreissigstes Buch. Wasser kochen lässt, sodann stösst, die honigdicke Masse in einem neuen irdenen Geschirre aufhebt und vier Drach- men davon mit zwei Drachmen Schwefel, ebensoviel An- chusa, acht Drachmen Silberglätte und etwas Wasser zusammenreibt; das mit dieser Mischung bestrichene Gesicht wird nach Verlauf von vier Stunden wieder abgewaschen. Auch die Asche der knochigen Theile der Sepia heilt Leberflecke und ähnliche Fehler, wildes Fleisch und nasse Geschwüre. Die Krätze vertreibt man durch einen Frosch, der in fünf Heminis Meerwasser bis zur Honigdicke einge- kocht ist. — Im Meere entsteht auch das sogenannte Halcyoneum, nach Einigen aus den Nestern der Vögel Halcyo oder Ceyx,i) nach Andern aus den sich verdicken- den unreinen Theilen des Meerschaumes, noch nach Andern aus dem Schlamme oder einer Art Wolle im Meere. Man unterscheidet vier Arten davon: eine aschgraue steife von scharfem Gerüche, eine weiche mildere von algenartigem Gerüche, eine dritte von der Farbe weisslicher Würmer, eine vierte von porösem bimsstein- oder schwammartigem Ansehn. Letztere Art ist fast purpurroth, die beste von allen und heisst auch die milesische; je blasser die Farbe, um so weniger wird es geschätzt. Es besitzt die Kraft, auszuschwären und zu reinigen. Man gebraucht es geröstet und ohne Oel. Mit Wolfsbohne und zwei Obolen Schwefel versetzt vertreibt es Flechten, Ausschlag und Leberflecken aufs beste. Auch bei Narben in den Augen wird es ge- braucht. Andreas empfiehlt die Krebsasche mit Oel, Attalus das frische Fett des Thunfisches gegen Aussehlag. 28. Mundgeschwüre heilt die Lake der Maena und die Asche ihres Kopfes mit Honig. Den Kropf vertreibt man, wenn man ihn mit dem Knochen aus dem Schwänze des unter dem Namen Meerfrosch bekannten Fisches so sticht, dass keine Wunde entsteht, und diess täglich so lange ') Eisvogel; Ceyx soll der männliche sein. Zweiunddreissigstes Buch. 237 * fortsetzt, bis Heilung erfolgt ist. Dieselbe und eine noch schnellere Wirkung hat der Stachel des Pastinaks und ein aufgelegter Seebase, Seeigel in Scherben zerstosseu und mit Essig aufgelegt, See-Scolopender mit Honig, zerriebene oder verbrannte Flusskrebse mit Honig, und vor allem die knochigen Theile der Sepia mit altem Fett zer- stosseu und aufgelegt. Gegen Ohrengeschwüre bedient man sich ebenfalls des letzteren Mittels sowie der Leber des Meerfisches Saurus, ja sogar der gestossenen Scherben eines Pöckeltopfes mit altem Fett und der Asche der Stachelschnecken mit Oel, diese beiden auch bei Kröpfen. Steifen Nacken erweicht man mit Seeläusen zu einer Drachme eingenommen, mit Castoreum, welchem Pfeffer, Meth und in Oel und Salz gekochte Frösche zugesetzt sind, von welcher Mischung man jedoch nur die Brühe trinkt. Hiermit heilt man auch, nach Hinzufügung von mehr Pfeffer, Opisthotonie, Tetanus und Krämpfe. Gegen Bräune legt man die Asche von den Köpfen eingesalzener Maeuen mit Honig, ferner Essig, worin Frösche gekocht sind, auf; dieser Essig heilt auch die geschwollenen Man- deln. Zum Gurgeln gegen Bräune dient Wasser, worin Flusskrebse zerrieben sind, auf eine Hemina Wasser wird ein Krebs gerechnet; auch nimmt man zu diesem Zweck zerriebene Flusskrebse mit Wein oder warmem Wasser ein. Das geschwollene Zäpfchen wird geheilt, wenn man Fisch- sauce in einem Löffel darunter hält. Wenn man frische oder gesalzene Silur i isst, bekommt man eine reine Stimme. 29. Alte, im Getränk zerriebene Barben bewirken Brechen. Engbrüstigen giebt man mit Erfolg einen aus Castoreum, ein wenig Ammoniacum und Essigmeth bereiteten Trank nüchtern. Wer diesen Trank warm nimmt, wird von Magenkrämpfen befreiet. Eine aus Fröschen, nach Art der Fische, in Pfannen bereitete Suppe soll den Husten ver- treiben; zu diesem Zweck hängt man sie auch an den Beinen auf, lässt den von ihnen fliessenden Geifer in die Pfannen fallen, nimmt sie dann aus, wirft die Eingeweide 238 Zweiunddveissigstes Buch. weg und würzt den übrigen Theil. Es giebt einen kleinen Frosch, welcher an den Bäumen hinauf klettert und von da seine Stimme erschallen lässt; wenn man diesem ins Maul spuckt und dann wieder laufen lässt, soll man vom Husten befreiet werden. Gegen Bluthusten empfiehlt man, rohes Schneckenfleisch zu zerreiben und mit warmem "S\'asser einzunehmen. 30. Gegen Schmerzen in der Leber giebt man Wein, worin ein Scorpion getödtet ist, sammt diesem, ferner das Fleisch des Strom bus oder der langen Muschel mit Meth der mit gleichen Theilen Wasser vermischt ist, oder bei Fieber mit Wassermeth. Schmerzen in der Seite werden gelindert durch Einnehmen eines gebratenen See- pferdes und einer Tethea,^) welche letztere einer Auster ähnlich sieht. Bei Hüftweh bringt man die Salzlake eines Silurus in einem Klystiere bei. Muscheln giebt mau zu drei Obolen in 2 Sextaren Wein zerlassen fünfzehn Tage lang. 31. Den Unterleib erweicht eine aus dem Silurus berei- tete Suppe und der Zitterfisch als solcher verspeist. Der dem Gartenkohl ähnliche Meerkohl, sonst sehr ungesund für den Magen, reinigt den Unterleib am leichtesten, muss aber, seiner Schärfe wegen mit fettem Fleische gekocht werden. Zu demselben Zwecke eignet sich die Brühe aller Fische. Den Urin besonders treibt er, wenn er mit Wein versetzt ist; aber das beste Mittel erhält man von Scorpionen, dem Julis 2) und den Klippenbewohnern, welche nicht unangenehm riechen und nicht fett sind, wenn man sie mit Dill, Petersilie, Coriander, Lauch, Oel und Salz kocht. Eingemachte Cybienfische dienen besonders zur Entfernung der unverdaueten Speisen, des Schleims und ») Ascidia papulosa L. ') Gadus Mustela L. Zweiunddreissigstes Buch. 239 der Galle. Auch die Myaces,^) deren Beschaffenheit ich sogleich näher besprechen will, reinigen. Sie sind, wie die Stachelschnecken, haufenweise beisammen, leben in algen- reichen Theilen des Meeres, schmecken im Herbste und da, wo viel süsses Wasser dem Meere zufliesst, am besten, weshalb auch die von Aegypten kommenden allen andern vorgezogen werden. Im Verlaufe des Winters bekommen sie einen bitteren Geschmack und eine rothe Farbe. Die von ihnen bereitete Suppe soll den Unterleib und die Blase ausleeren, die Eingeweide und Nieren reinigen, alle Organe öffnen, Blut und Fett vermindern; daher wendet man sie mit Nutzen bei Wassersucht, Reinigung der Weiber, Gelb- sucht, Gliederkrankheiten, Blähungen an, hält sie auch für dienlich bei Zehrfiebern , Fehlern der Galle, Schleimabson- derung, Lunge, Leber, Nieren und bei Rheumatismen. Den Hals greifen sie jedoch an und machen eine rauhe Stimme. Die Myaces heilen auch fressende, unreine und krebsartige Geschwüre, aber verbrannt, wie die Stachelschnecken, mit Honig auch die Bisse der Hunde und Menschen, Ausschlag und Leberflecken. Ihre Asche verbessert, wenn man sie ausgewaschen hat, trübe, mit weissem Fell überzogene und sonst fehlerhafte Augen, krankes Zahnfleisch und kranke Zähne und schleimige Ergüsse. Gegen das Pfeilgift und den Saft des carpathischen Krautes dienen sie als Antidot. Sie bilden zwei Arten; die eine heisst Mit u Ins und riecht salzig und unangenehm, die andere Myisca, ist rund, etwas kleiner, rauh, hat dünnere Schalen und süsseres Fleisch. Der Mitulus hat, wie die Stachelschnecke, eine beitzende Kraft in der Asche, wird daher ebenfalls gegen Ausschlag, Leber- und andere Flecken angewandt. Man bedient sich ihrer auch, nach Art des Bleies, als Waschmittel für dicke Wangen, kranke Augen, faule Geschwüre und Beulen am Kopfe. Ihr Fleisch legt man auf -Hundsbisse. Auch der Peloris erweicht den Unterleib, dessgleicheu das Casto- reum, zu zwei Drachmen mit Wassermeth genommen, oder, ') Mytilus edulis L. 240 Zweiunddreissigstes Buch. wenn die Wirkung kräftiger sein soll, mit Zusatz von einer Drachme trockner Gartengurkenwurzel und zwei Drachmen Schaumnitron. Die Tethea vertreibt Bauchgrimmen und Blähungen, Stuhlzwang und Nierenfehler; dieses Thier findet man an Seeblättern saugend, und es gleicht mehr einem Schw^amme als einem Fische. Im Meere wächst auch ein dem Absinthium ähnliches, aber kleineres Gebilde, welches Einige Seriphium nennen; es kommt um Taposiris in Aegypten am häufigsten vor, führt ab und befreiet von den Eingeweidewürmern. Auch die Sepien fähren ab; sie werden mit Oel, Salz und Mehl gekocht gegessen. Wenn man eingesalzene Maenen mit Ochsengalle auf den Nabel legt, bekommt man gleichfalls Abweichen. Die Brühe von mit Lattich in Tiegeln gekochten Fischen befreiet vom Stuhlzwange. Nimmt man zerriebene Flusskrebse mit Wasser ein, so verstopfen sie, befördern aber die Abson- derung des Harns; bedient man sich statt des Wassers, des Weines, so führen sie ab. Reibt man sie nach Entfernung der Scheeren zu drei Obolen mit Myrrhe und Windeiern zusammen, und giebt davon jedesmal eine Drachme, so befreien sie vom Blasensteine. Gegen Darmgicht und Blä- hungen verordnet man Castoreum mit dem Samen des Daucus und der Petersilie und zwar soviel, als man mit drei Fingern fassen kann, in vier Bechern warmen Meths; gegen Bauchgrimmen aber Castoreum mit Dillsamen in Wein. Der Fisch Erythinus wird gegen Durchfall gegessen. Gegen Dysenterie helfen Kügelchen, welche aus mit Meer- zwiebeln gekochten Fröschen bereitet sind, nach Niceratus^) auch das mit Honig abgeriebene Herz derselben. Gegen Gelbsucht isst man eingesalzene Fische mit Pfeffer, ver- meidet aber dabei den Genuss jeder andern Fischart. 32. Die Milz heilt mau durch Auflegen einer Solea, ferner eines Zitterfisches, auch eines lebendigen Rhombus, wel- chen man später wieder ins Meer wirft. Ein in Wein ge- *) Unbekannter Schriftsteller. Zweiunddreissigstes Buch. 241 tödteter Seescorpion heilt die Kranklieiteii der Blase und befreiet vom Blasensteine-, zu demselben Zwecke nimmt man einen Obolus schwer von dem im Schwänze eines Seescorpions befindlichen Steine in einem Tranke ein, ferner die Leber einer Wasserschlange, die Asche einer Blendea mit Raute. Auch im Kopfe des Fisches Bacchus finden sich kleine Steine, welche zu sechs Stück mit Erfolg gegen Steinbeschwerden eingegeben werden; denselben Zweck sollen in Wein eingenommene Seenesseln und in Wasser gekochte Seelungen erfüllen. Die Eier der Sepia wirken harntreibend und befreien die Nieren vom Schleime. Risse und Verrenkungen heilen am besten in Eselsmilch abge- riebene Flusskrebse, Steinbeschwerden aber in Wein sammt ihren Stacheln zerriebene Seeigel; man trinkt davon jedes- mal eine Hemina und so lange bis Heilung erfolgt ist; die genannten Thiere zeigen sich auch wirksam, wenn man sie verspeist. Zur Reinigung der Blase isst man Kammmuscheln; das Männchen der letztern nennt man Donax oder Aulus, das Weibchen Onyx. Das Männchen wirkt harntreibend. Das Weibchen ist süsser und einfarbig. Die Sepieneier wirken ebenfalls harntreibend, reinigen auch die Nieren, 33. Gegen Darmbruch legt man den mit Honig abgerie- benen Seehasen auf. Auch dieLeber der Wasserschlange, sowie der Seeschlange hilft bei Steinbeschwerden, wenn man sie in einem Tranke vertheilt einnimmt. Hüftweh wird vertrieben, wenn man erst den Unterleib durch ein Abführmittel reinigt und dann ein Kly stier von der Salz- lake des Silurus giebt. Wundgeriebenen After heilt man durch Auflegen der in einem irdenen Geschirr bereiteten Asche des Kopfes vom Mugil und Mullus mit Honig. Die Asche des Kopfes des Maena, sowie die Asche des Kopfes eingesalzener Pelamiden oder Cybien mit Honig heilt Risse und Geschwüre am After. Auflegen eines Zitter- fisches ist ein Mittel gegen Vortreten des Mastdarms. Ein- geäscherte Flusskrebse sowie Seekrebse heilen mit Zusatz von Oel und Wachs die Risse am After. Wittstein: Plinius. V. Bd. 16 242 Zweiunddreissigstes Buch. 34. Fettbeulen zertheilt die Salzlake des Coracinus, die Asche der Eingeweide und Schuppen der Sciaena, ein in Wein gekochter Scorpion. Zerstossen und mit Wasser aufgelegte Seeigelschalen hindern das Aufkommen der Fettbeulen; die Asche der Stachel- und Purpurschnecken dient auf zweierlei Weise, entweder zum Vertheilen der sich bildenden oder zum Oefifnen der reifen Fettbeulen. Einige Aerzte bereiten folgendes Mittel: zwanzig Drachmen Wachs und Weihrauch, vierzig Drachmen Silberglätte, zehn Drachmen Stachelschneckenasche und eine Hemina altes Oel. Auch für sich gekochte Salzfische erweisen sich dienlich. Bläschen an den Schaamtheilen vertreibt man mit zerriebenen Flusskrebsen, Maenenkopfasche, gekochtem und aufgelegtem Maenenfleisch, Asche vom Kopfe einer gesalzenen Perca mit Zusatz von Honig, Asche vom Kopfe des Pelamis oder mit der veibrannten Haut des Fisches Squatina, Letzterer Fisch dient, wie ich früher angege- ben habe, zum Poliren des Holzes, denn auch das Meer liefert nützliche Dinge für die Gewerbe. Fernere empfeh- lungswerthe Mittel sind: Smaris-Fische aufgelegt, die Asche der Schalen der Stachel- und Purpurschnecke mit Honig und noch besser wenn diese Schalen sammt dem Fleische verbrannt worden sind. Karbunkeln an den Schaamtheilen vertreibt man besonders mit Salzlake, welche man mit Honig gekocht hat. Hoden, welche hinuntergesackt sind, soll man mit Schneckenschaum be- streichen. 35. Gegen Unenthaltsamkeit des Harns hilft das häufige Essen gerösteter Seepferde, dessgleichen der kleine Fisch Ophidion, welcher dem Congrus ähnlich ist, mit Lilienwurzel; die kleinen Fische aus dem Leibe dessen, der sie verschluckt hat, genommen, verbrannt und die rückständige Asche mit Wasser eingenommen; afrikanische Schnecken verbrannt und mit signinischem Weine einge- nommen. Zweiunddreissigstes Buch. 243 36. Bei Podagra und Gliederkrankheiten hilft Oel, worin Froscheingeweide gekocht sind, ferner die Asche eines Laub- frosches mit altem Fett, zuweilen noch mit Zusatz von Gerstenasche und zwar von allen drei Ingredienzien gleich- viel. Man empfiehlt auch, den leidenden Theil mit einem frischen Seehasen zu reiben, Schuhe zu tragen, welche aus dem Felle eines Bibers, besonders eines pontischen, oder eines Seekalbes gemacht sind, auch mit des letztern Fette einzureiben. Ein gutes Mittel ist ferner das Bryon, von dem ich angegeben, dass es dem Lattich ähnlich sieht, aber keinen Stengel und runzligere Blätter hat; es besitzt styptische Eigenschaften und lindert aufgelegt die Schmerzen der Gicht. Ferner die oben von mir berührte Alge, bei welcher aber zu beachten, dass sie nicht trocken aufgelegt werden darf. Frostbeulen heilt man durch Seelunge, See- krebsasche mit Oel, zerriebene mit Asche und Oel ver- mengte Flusskrebse und Welsfett. Wenn die Kranken heftige Schmerzen in den Gliedern haben, sollen sie öfters frische ganze oder auch aufgeschnittene Frösche auflegen. Die Brühe von Miesmuscheln und Schnecken macht den Körper stark und fett. 37. An Epilepsie Leidenden giebt man, wie gesagt, das Coagulum des Seekalbes mit Pferde- oder Eselsmilch, Granatapfelsaft oder Essigmeth, oder auch in Pillenform; Castoreum nüchtern mit drei Bechern Essigmeth, Denen aber, welche oft davon befallen werden, bringt man es mit bestem Erfolg als Klystier bei, und hiezu nimmt man zwei Drachmen Castoreum, einen Sextar Oel, ebensoviel Honig und Wasser. Personen, welche im epileptischen Krampf liegen, hält man mit Essig abgeriebenes Castoreum unter die Nase. Man giebt auch die Leber einer See-Mustela, Maus oder das Blut einer Schildkröte. 38. Wechsel-Fieber vergehen, wenn man vor dem Anfalle die Leber eines Delphins isst. Bei kalten Fiebern be- iß* 244 Zweiunddreisaigstes Buch, Streicht man die Kranken mit Rosenöl, worin Seepferde getödtet sind, und bindet ihnen diese Thiere selbst auf. Auch bindet man ihnen die kleinen Steine, welche sich zur Zeit des Vollmonds im Kopfe des Fisches Asellus finden, in einem Leinwandläppchen an. Den längsten Zahn des Fluss-Phagrus bindet man mit einem Haare auf, doch soll der Kranke den, der diess gethan, fünf Tage lang nicht sehen; reibt man mit Oel ein, worin Frösche auf einem Kreuzwege gekocht worden sind, so wird man vom vier- tägigen Fieber befreiet. Einige tödten sie in Oel, binden sie heimlich auf und reiben mit jenem Oele ein. Ein auf- gebundenes Froschherz und das Oel, worin Froscbeinge- weide gekocht sind, mildern den Fieberfrost. Das beste Mittel gegen viertägiges Fieber ist aber, Frösche, denen man die Pfoten abgeschnitten hat, auch Laubfrösche auf- zubinden. Ihre Leber und Herz bindet man in einem grauen Tuche auf. In Oel und Wasser abgeriebene Flusskrebse helfen gegen Fieber, wenn man sie vor dem Anfalle auf- legt; Einige setzen noch Pfeffer hinzu, Andere empfehlen, den aus dem Bade kommenden, am Quartan-Fieber Leiden- den Flusskrebse, welche in Wein bis zu einem Viertel ein- gekocht sind, einzugeben, wieder Andere lassen ein linkes Krebsauge verschlucken. Die Magier behaupten, das drei- tägige Fieber vergehe, wenn man dem Kranken vor Sonnen- aufgang Krebsaugen aufbinde und die geblendeten Krebse wieder ins Wasser setze; und wenn man Krebsaugen nebst Nachtigallenfleisch in einer Hirschhaut sich anbinde, so könne man gut wachen und würde nicht müde. Wer zur Schlafsucht geneigt ist, soll an das Coagulum eines Wall- fisches oder Seekalbes riechen, oder sich mit Schildkröten- blut einreiben. Gegen dreitägiges Fieber soll auch ein auf- gebundener Rückenwirbel eines Perca, gegen viertägiges frisch gegessene Flussschneeken helfen; letztere hebt man zu diesem Behufe auf und giebt sie zerrieben in einem Tranke. 39. Ein in Essig gefaulter Strombus regt durch seinen Ge- Zweiunddreissigstes Buch, 245 ruch die Schlafsüchtigen auf, hilft auch bei Herzkrank- heiten. Schwindsüchtigen, welche immer magerer werden, verordnet man die Tethea mit Raute und Honig. Wasser- sucht heilt zerlassenes Delphinfett mit Wein getrunken. Gegen üblen Geschmack im Munde bestreicht man die Nase mit Salbe oder wohlriechenden Sachen oder verstopft sie auf irgend eine Weise. Auch hilft das Fleisch des Strombus, zerrieben und in drei Heminis Meth und gleich- viel Wasser oder bei Fieber in Wassermeth eingegeben; ferner der Saft von Flusskrebsen mit Honig, Wasserfrösche mit altem Wein und Kornmehl gekocht und gegessen und aus demselben Gefässe getrunken; eine Schildkröte nach Wegnahme der Beine, des Kopfes, Schwanzes und der Ein- geweide so zugerichtet, dass sie ohne Widerwillen gegessen werden kann. Schwindsüchtigen sollen auch Flusskrebse, in einer Brühe verspeist, gut bekommen. 40. Brandschäden werden durch die Asche eines See- oder Flusskrebses mit Oel geheilt; sind sie durch heisses Wasser entstanden, so wendet man Fischleim und Frosch - asche an. Krebsasche ersetzt auch die Haare wieder, wenn man ihr Wachs und Bärenfett hinzumischt. Ein anderes gutes Mittel ist die Asche von Biberfellen. Den Bauch eines lebenden Frosches legt man auf die Rose, und räth, ihn mit den Vorderbeinen anzubinden, damit durch sein fleissiges Anhauchen die Wirkung erhöhet werde» Zu demselben Zwecke dient die Asche des Kopfes eines Wels und ge- salzener Fische mit Essig. Jucken und Krätze bei Menschen und Thieren vertreibt die in Oel gekochte Leber eines Pastinaks. 41. Selbst durchgeschnittene Nerven kittet die zerstossene harte Haut, womit sich die Purpurschnecken zudecken, wieder zusammen. An Starrkrampf Leidenden hilft Kalbs- Coagulum zu einem Obolus mit Wein genommen, wie auch Fischleim. Gegen Zittern reibt man Bibergeil mit Oel ein. Ich finde angegeben, Barben zu essen sei nicht gut für die Nerven. 246 Zweiunddreissigstes Buch. 42. Der Genuss von Fischen soll das Blut vermehren, ge- stossene und aufgelegte Polypen aber dasselbe stillen. Vom Polypen giebt man noch an: er entlasse von selbst eine Salzlake und diese dürfe man beim Kochen nicht da- bei lassen, man müsse ihn mit einem Rohre zerschneiden, denn durch Berührung mit Eisen werde er verdorben. Zum Stillen des Blutes legt man auch die Asche oder das ge- trocknete Blut der Frösche auf. Einige schreiben vor, Asche und Blut von demjenigen Frosche zu nehmen, den die Griechen wegen seines Aufenthalts zwischen Schilf und Gesträuch Calamites nennen und der von allen Fröschen der kleinste und grünste ist; Andere bereiten die Asche aus den in Wasser geborenen Fröschen, welche noch einen Schwanz haben i), in einem neuen Becher und stecken sie bei Nasenbluten in die Nase. — Verschieden ist der Ge- brauch der Blutegel zum Ausziehen des Blutes. Sie dienen nämlich wie die Schröpfköpfe, den Körper durch Entfernung eines Antheils Blut zu erleichtern und die Poren der Haut zu erweitern. Aber es ist ein Uebelstand, dass der Körper, der einmal auf diese Weise behandelt worden, stets in den folgenden Jahren um dieselbe Zeit gewissermaassen ein Ver- langen nach derselben Kur hat. Viele Aerzte setzen sie auch beim Podagra an. Sie fallen ab, wenn sie sich satt gesogen haben oder durch das Gewicht des eingesogenen Blutes hinabgezogen werden oder wenn man sie mit Salz bestreuet. Zuweilen lassen sie auch den festgesogenen Kopf zurück, was aber unheilbare Wunden nach sich zieht, ja selbst den Tod bewirkt, wie es dem patricischen Consul Messalinus, der sich Blutigel hatte an die Kniee setzen lassen, erging. Sie kehren dabei ihre J'unktiou um, und flössen, statt ein Heilmittel zu sein, Gift ein; namentlich fürchtet man in dieser Beziehung die röthliehen Igel. Man schneidet daher die saufenden röthliehen mit einer Scheere >) d. h. den Kaulquappe». Zweiunddreissigstes Buch. 247 ab, worauf das Blut wie aus einem Heber ausfliesst, die Köpfe der sterbenden Igel schrumpfen bald zusammen und bleiben nun nicht mehr hängen. Sie haben eine den Wanzen feindliche Natur, und letztere werden getödtet, wenn man mit ßlutigeln räuchert. Die Asche von mit Theer verbrannten Biberfellen stillt, mit Lauchsaft versetzt, das Nasenbluten. 43. Um im Leibe steckende Pfeile herauszuziehen, dienen folgende Mittel: die Asche der Sepienschalen, die Schalen der Purpurschnecken mit Wasser, das Fleisch ein- gesalzener Fische, zerriebene Flusskrebse, das Fleisch eines Flusswelses, der auch anderswo als im Nile vorkommt, frisch oder gesalzen aufgelegt, desselben Fisches Asche und Fett; die Asche seiner Gräten leistet dieselben Dienste wie das Spodium. 44. Geschwüre welche um sieh fressen und in denen wildes Fleisch entsteht, behandelt man mit der Asche vom Kopfe des Maena oder Silurus, Krebsgeschwüre, mit den Köpfen eingesalzener Percae und noch besser mit einer Mischung der Asche derselben mit Salz, Kopf-Cunila und Oel. Die Asche eines mit Blei verbrannten Seekrebses hindert die Krebsgeschwüre am weitern Umsichgreifen; doch reicht hierbei auch ein Flusskrebs mit Honig und Charpie, oder mit Honig und Alaun aus. Wurmgeschwüre heilt man durch einen getrockneten, mit Sandarak zu- sammengeriebenen Silurus, sogenannte unheilbare, faule und stinkende Geschwüre durch einen alten Cybium-Fisch. In solchen Schäden entstandene Würmer vertreibt man durch Froschgalle, Fisteln öffnet und trocknet man durch Einstecken von Charpie, welches in Fischlake getaucht ist. Wendet man Fischlake in Form eines Pflasters an, so ver- geht innerhalb zwei Tagen alle schwielige Haut und alles Faulige in Geschwüren. Auch die Alex reinigt die Ge- schwüre, wenn man sie mit Charpie auflegt; denselben Zweck erreicht man mit eingeäscherten Seeigelschalen. 248 Zweiunddreissigstes Buch. Karbunkeln vertheilt die Salzlake der Coracini, sowie die Asche eingesalzener Barben; Einige bedienen sich nur des Kopfs des Coracinus mit Honig oder seines Fleiches. Stachel- schneckenasche mit Oel vertreibt die Geschwulste, See- scorpiongalle die Narben. 45. Die Warzen vertreibt man durch Auflegen der Leber des Glanus, der mit Knoblauch abgeriebenen Asche der Maenenköpfe; gegen die sogenannten Thymien- Warzen wendet man rohe Maenen an; ferner gebraucht man die Galle des rothen Seescorpions und zerriebene Smariden. Auf rauhe Nägel legt man heiss gemachte Alex und die Asche der Maenenköpfe. 40. Die Secretion der Milch bei Frauen befördert der Glauciscus, wenn man ihn in einer Brühe nimmt, auch Smariden mit Ptisane oder mit Fenchel gekocht. Die Brüste selbst heilt die Asche der Schalen von Stachelschnecken oder Purpurschnecken mit Honig aufs beste. Aufgelegte Fluss- oder Seekrebsq oder das Fleisch der Stachelschnecken entfernt die Haare von der Brust. Aufgelegte Squatinae verhindern das Wachsen der Brüste. In Delphinfett ge- tauchte und angezündete Leintücher, sowie in Essig faul gewordene Strombi ermuntern die durch Krämpfe in der Gebärmutter Ohnmächtigen. Die Asche des Kopfes der Perca und Maena heilt mit Zusatz von Salz, Cunila und Oel die kranke Gebärmutter; räuchert man damit, so wird auch der Abgang der Nachgeburt befördert. Das Fett des Seekalbes tröpfelt man am Feuer den an Mutterbeschwerden tödtlich krank Liegenden in die Nase, und das Coagulum des Thieres legt man in Wolle auf. Eine aufgebundene Seelunge sowie lebend zerstampfte und mit süssem Wein genommene Seeigel reinigen die Blutflüsse. Zum Stillen derselben dienen zerriebene Flusskrebse mit Wein getrunken. Durch Räuchern mit einem Silurus, besonders einem afri- kanischen, soll die Entbindung erleichtert werden; mit Wasser eingenommene Krebse sollen die Blutflüsse stillen, Zweiunddreissigetes Buch. 249 mit Hyssop eingenommene dieselben reinigen, anch sollen sie, in ähnlicher Weise eingenommen, helfen, wenn die Leibesfrucht zu ersticken droht, und frisch oder trocken verzehrt wirken sie gegen Abortus. Hippocrates bediente sich der Krebse zur Reinigung und zur Abtreibung todter Kinder auf die Weise, dass er sie mit fünf Ampfer wurzeln Raute und Russ abrieb und diese Mischung in Meth zu trinken gab. Mit Ampfer und Petersilie in einer Brühe gekocht, befördern sie die monatliche Reinigung und die Öecretion der Milch. Auch sollen sie, in herbem Weine genommen, den Frauen bei Fieber, welches von Kopfweh und Zittern der Augen begleitet ist, gut bekommen. Casto- reum mit Meth eingenommen ist ein gutes Reinigungsmittel; gegen Mutterbeschwerden räuchert man mit Castoreum, Essig und Pech oder legt daraus verfertigte Kügelchen unter. Zur Abtreibung der Nachgeburt giebt man Castoreum mit Panax in vier Bechern Wein und den an Frost Leidenden zu drei Obolen schwer. Wenn aber eine Schwangere über Castoreum oder einen Biber geht, soll sie abortiren, und wenn sie darüber hingetragen wird, soll wenigstens der Leibesfrucht Gefahr drohen. Merkwürdig ist auch folgende Angabe vom Zitterfische; wenn er zur Zeit, wo der Mond im Zeichen der Wage steht, gefangen und drei Tage lang unter freiem Himmel aufgehoben wird, soll er, so oft er zu einer Kreisenden gebracht wird, die Entbindung erleichtern. Auch der Stachel eines Pastinaks soll, wenn er dem lebenden Thiere genommen worden und dieses dann wieder ins Meer gesetzt ist, helfen. Das Ostracium, auch Onyx i) genannt, ist ein gutes Räuchermittel bei Mutterbeschwerdeu; es soll wie Castoreum riechen, mit diesem verbrannt noch besser "vtirken, uud seine Asche auch bösartige Geschwüre heilen. Karbunkeln und Krebsgeschwüre bei Weibern sollen durch einen weiblichen Krebs aufs kräftigste geheilt werden, wenn man ihn nach dem Vollmonde mit Salzblüthe quetscht und mit Wasser auflegt. ') Eine Art Kammmuschel. 250 Zweiunddreissigstea Buch. 47. Zum Wegbeizen der Haare dient das Blut, die Galle und Leber des Thunfisches im frischen oder alten Zustande, auch die mit Cedernharz zusammengeriebene und in einer bleiernen Büchse aufbewahrte Leber. Durch solche Mittel hat die Hebamme Salpe die Knaben aufgeputzt i). Dieselbe Kraft besitzt die Seelunge, das Blut und die Galle des See- hasen oder letzterer in Oel getödtet, die Asche des Krebses, des Seescolopenders mit Oel, mit Meerzwiebelessig abge- riebene Seenesseln, das Gehirn des Zitterfisches mit Alaun am sechsten Tage nach Neumond aufgelegt; vor allem aber der Schleim des kleinen, bei den Augenmitteln beschriebenen Frosches frisch aufgestrichen oder der getrocknete, zer- stossene, mit drei Heminis Wasser auf ein Drittel oder mit Oel in einem kupfernen Gefässe gekochte Frosch selbst. Auf ähnliche Weise bereitet man auch aus fünfzehn Fröschen ein baarvertreibendes Mittel, von dem ich bei den Augen- mitteln gesprochen habe. Dieselbe Wirkung haben Blutigel, wenn man sie in einem irdenen Geschirre röstet ilnd mit Essig auflegt. Käuchern mit Blutigeln tödtet gründlich die Wanzen. Castoreum mit Honig soll, mehrere Tage hin- durch angewandt, ebenfalls die Haare entfernen. Ehe man aber irgend ein solches Mittel anwendet, muss man die vorhandenen Haare ausraufen. 48. Für das Zahnfleisch und das Zahnsetzen der Kinder hilft die Asche der Zähne eines Delphins mit Honig; auch genügt es schon, das Zahnfleisch mit einem Delphinzahne zu berühren. Bindet man den Zahn des Delphins oder Haifisches an, so vertreibt er das plötzliche und ängstliche Auffahren der Kinder. Geschwüre in den Ohren oder an andern Theilen des Körpers heilt der Saft der Flusskrebse mit Gerstenmehl; gegen sonstige Krankheiten wendet man sie mit Oel zerrieben an. Kopfentzündungen bei Kindern ») mangonicavit, nämlich um die Käufer anzulocken. Zweiunddreissigstes Buch. 251 « vergehen durch Auflegen eines mit kaltem Wasser feucht- gehaltenen Schwammes oder durch Aufbinden eines Frosches mit der Rückenseite, und diesen soll man später ganz ver- trocknet finden. 49. Gegen Trunkenheit hilft ein in Wein getödteter Mullus, oder der Fisch Rubellio, oder zwei Aale oder eine in Wein verfaulte Seetraube, wenn man von solchem Wein trinkt. 50. Die Liebeslust vertreibt der Echeneis oder die Haut des Flusspferdes von der linken Seite der Stirn in Lammesfell aufgebunden oder die Galle eines lebenden Zitterfisches auf die Geschlechtstheile gestrichen. Die Liebeslust erregen eingesalzene Flussschnecken mit Wein, Erythini für sich gegessen, die Leber eines Regen- oder Rohrfrosches in der Haut eines Kranichs aufgebunden, der Backenzahn eines Krokodils an den Arm gebunden, ein Seepferd oder die Sehnen eines Laubfrosches an den rechten Oberarm gebunden. Alle Liebe vergeht auf immer, wenn ein Laubfrosch in frischem Schaffell aufgebunden wird. 5L Gegen die Räude der Pferde legt man Frösche auf, welche in Wasser ganz zerkocht sind; nach erfolgter Heilung soll sich das Uebel nie wieder einstellen. Die Salpe giebt an, Hunde, welchen man einen lebenden Frosch in einem Bissen eingegeben, bellten nicht. 52. Zu den Wassergeschöpfen muss auch der Calamoch- nus, lateinisch Adarca genannt, gerechnet werden; diese Substanz entsteht um dünne Rohrstengel herum aus dem Schaume des süssen und salzigen Wassers an der Stelle, wo beide Arten Wasser sich miteinander vermischen, hat beizende Kräfte, wird daher den schmerzstillenden Mitteln gegen Erkältungen beigemischt, vertreibt auch die Sommer- sprossen im Gesichte der Weiber. — Auch vom Calamus will ich bei dieser Gelegenheit sprechen; die frische Wurzel 252 Zweiunddreissigstes Buch. des Sumpfrohrs wird bei Verrenkungen und Rüekgrat- sehmerzen mit Essig aufgelegt. Die Rinde des cyprischeu Rohrs, welches auch Donax heisst, heilt im gebrannten Zustande Glatzen und alte Geschwüre, die Blatter dienen zum Herausziehen dessen was im Körper steckt und für die Rose; kommt dessen Blüthenbüschel ins Ohr, so erfolgt Taubheit. Die Sepientinte besitzt nach Anaxilaus eine solche Kraft, dass, wenn man sie in eine Lampe giesst, aus welcher der vorige Brennstoff entfernt ist, die Menschen beim Scheine derselben wie Mohren aussehen. Die Schweine werden von ihren Krankheiten befreiet, wenn man ihnen gekochte Frösche oder Froschasche ins Saufen giebt. Reibt man Holz mit einer Seelunge, so sieht es aus als brenne es, so dass ein so geriebener Stock als Leuchte dienen kann. 58. Nachdem ich alles, was uns das Wasser Heilsames spendet, besprochen habe, scheint es mir nicht überflüssig zu bemerken, dass sämmtliche Thiere, welche in so vielen, so grossen, über so viele tausend Schritte verbreiteten und die Erde in fast gleicher Weite umgebenden Meeren vorkommen, im Ganzen 144 Genera umfassen und diese Genera namentlich aufzuzählen. Bei den Landthieren und Vögeln ist diess nicht möglich, denn wir kennen noch lange nicht alle wilden Thiere und Vögel Indiens, Aethiopiens, Scythiens und der Wüsten; ja selbst von dem Menschen giebt es mehr Racen, als ich habe ermitteln können. Man bedenke noch Taprobone und andere (fabelhafte) Inseln des Oceans, und man wird zugeben, dass es nicht möglich ist, eine allgemeine Betrachtung über alle Arten anzustellen. Dahingegen hat man von allem, was im grossen Weltmeere vorkommt, bestimmte Kunde, was um so merkwürdiger ist, da vieles davon tiefer Meeresgrund birgt. Um mit den grossen und gefrässigen zu beginnen, so giebt es: Bäume, Physeteres, Wallfische, Pistrices, Tritonen, Nereiden, Ele- phanten, Seejungfern; Rotae, Orcae, Widder, Musculi, noch eine andere Art von Widdern, Delphine und die durch Homer so berühmt gewordenen Meerkälber, für dieSchwelgerei Zweiunddreissigstes Buch. 253 Schildkröten, für die Heilkunde Biber, aus deren Gattung die Fischottern, so viel mir bekannt ist, nicht im Meere gefunden werden; ich führe aber jetzt bloss die Thierarten des Meeres an. Ferner die Caniculae, Drinones, Horn- fische, Schwerdtfische, Sägefische, die im Meere, in Flüssen und auf dem Lande lebenden Flusspferde und Krokodile, die nur im Meere und in Flüssen lebenden Thynni, Thyn- nides, Siluri, Coracini, Percae, die nur im Meere lebenden Störe, Goldfische, Aselli, Acharnes, Aphyae, Alopeciae, Aale, Aranei. Der Box, Batis, Bacchus, Batrachus, der gestacbelte Belone, Baianus. Corvus, Citharus der schlech- teste von den Rhomben, Chaicis, Cobio, Callarias von dem Geschlechte der Aselli doch kleiner, Colias oder Parianus oder Sexitanus nach seinem Vaterlande Baetica benannt, die kleinsten unter den Lacerten, die mäo tischen Lacerten, Cybium (so heisst der abgeschnittene Pelamis, welcher nach einem Aufenthaltsorte von 40 Tagen aus dem Pontus in den mäotischen See zurückkehrt), Cordyla (diesen Namen hat der kleine Pelamis, wenn er aus dem mäotischen See in den Pontus übergeht), Cantharus, Callionymus oder Stern- seher, die Cinaedi, welche die einzigen Fische von gelber Farbe sind, die Cnide oder Nessel, die Krebsarten, die gestreiften, glatten und peloridischen Chemae, die sieh von einander durch Verschiedenheit der Art und Runde unter- scheiden, die glycymaridischen Chemae welche grösser als die peloridischen sind, die Coluthia oder Coryphia, die Muschelarten unter denen die Perlenmutter, die Schnecken unter denen die fünffingerigen, die Helices, auch Actino- phorae genannt, auf welchen man bläst, ferner die runden Muscheln zum Gebrauche als Oelkrüge, der Cucumis, Cy- nopor, Cammarus und Cynosdexia. Der Drache; Einige geben an, der kleine Drache sei ein anderes Thier, er sieht aber einer Dohle ähnlich, hat an den Kiemen einen Stachel, welcher nach dem Schwänze zu gerichtet ist, und sticht damit wie der Scorpion wenn man ihn aufhebt. Der Ery- thinus, Echeneis, Echinus, die Elephanten, welche zu den Lacusten gehören, eine schwarze Farbe, vier zweispaltige 254 Zweiunddrei ssigstes Buch. Füsse, zwei Arme jeder mit zwei Gelenken und einer ge- zähnten Seheere haben. Zeus oder der Schmidt. Glauciseus, Glanis, Gonger, Gerres, Galeos, Garus. Hippus, Hippuros, Hirundo, Halipleumon, Hippocampos, Hepar. Ictinus, Julis. Die Arten der Laeerten, der fliegende Loligo, die Locustae, Lucemae, Lepas, Larinus, der Hase, die Löwen, welche in Bezug auf die Arme den Krebsen, sonst aber den Locusten gleichen. Der Mullus, die unter den Klippfischen beliebte Merula, der Mugil, Melanurus, Maena, Maeotis, Muraena, Mys, Mitulus, Myiscus, Murex. Oculata, Ophidion, Auster, Otia, Orcynus (die grösste Art der Pelamiden, kehrt nicht in den mäotischen See zurück, ähnelt dem Triton und wird durchs Alter besser), Orbis, Orthagoriscus. Phager, Phycis zu den Klippfischen gehörend, Pelamis (die grösste Art heisst Apolectus und ist härter als der Triton), Porcus, Phthir, Passer, Pastinak, Polypen, die grössten und im Sommer dunkelsten Kämme, welche zu Mytilene, Tyndaris, Salonae, Altinum, auf der Insel Chios, bei Alexandrien in Aegypten am besten sind, die kleinen Kämme, die Purpurschnecken, Pegrides, Pinnae, Pinnoterae. Rhina oder Squatus, Rhombus. Scarus gegenwärtig der beste aller Fische, Solea, Sargus, Scilla, Sarda (der lange aus dem Ocean kommende Pelamis), Scomber, Salpa, Sorus, Scorpaena, Scorpion, Solas, Sciaena, Sciadeus, Scolopender, Smyrus, Sepia, Strombus, Solen oder Aulos oder Donax oder Onyx oder Dactylus, Spondylus, Smaris, Stella, Spongia. Turdus einer der besten Klipp- fische, Thynnus, Thranis oder Schwerdtfisch, Thrissa, Tor- pedo, Tethea, Triton eine grosse Art Pelamiden, woraus drei Cybia entstehen. Der Venusfisch, die Traube und der Schwerdtfisch. 54. Den soeben mitgetheilten Namen will ich noch die bei Ovid sich findenden hinzufügen, deren weiter kein Autor gedenkt. Vielleicht kommen die damit bezeichneten Wasser- thiere im Pontus, wo Ovid das betreffende Werk in der letzten Periode seines Lebens anfing, vor. Es sind folgende: Bos, Cercyrus auf Klippen sich aufhaltend, der rothe Orphus Zweiunddreissigstes Buch. 255 und der Julus, die buntgefärbten Mormyrae, der goldfarbige Cbrysos, der kleine Tragus, der um des Scbwanzes willen beliebte Pbrys, derParus, die breiten Epodae. Ausserdem giebt Ovid noch an, der Channes begatte sich selbst, der Glaucus komme niemals im Sommer zum Vorschein, der Pompilus folge stets dem Laufe der Schiffe, der Chromis mache im Wasser ein Nest; der Helops komme in unsern Gewässern nicht vor, woraus erhellet, dass es ein Irrthum ist, ihn mit dem Stör zu identificiren. Mehrseitig wird be- hauptet, der Helops sei der schmackhafteste Fisch. 55. Endlich giebt es noch Fische, welche von keinem Schriftsteller erwähnt werden. Der Sudis, von den Griechen Sphyraena^) genant, mit einer seinem Namen ent- sprechenden Schnauze, sehr gross, selten, nicht übel- schmeckend. Pernae sind eine Art Muscheln, welche sich sehr häufig um die Inseln im Pontus finden; sie stecken mit einem langen schweinähnlichem Beine im Sande fest, halten da wo das Wasser breit ist ihre Schalen wenigstens einen Fuss weit offen und lauern so auf ihren Frass. Rundum am Rande der Schalen stehen Zähne dicht wie an einem Kamme beisammen, und inwendig findet sich statt des sogenannten Stuhls eine grosse Fleischmasse. Auch habe ich den sogenannten Hyänenfisch, der bei der Insel Aenaria gefangen war, gesehen. — Gewisse Meerauswiirfe, welche eher zu den Algen als zu den Thieren zu rechnen sind, halte ich nicht werth näher zu besprechen. ') von o) Welcher bekanntlich noch jetzt der Goldfinger heisst. 2) nomenclator, s. auch XXXII. B. 21. Cap. 12 Dreiunddreissigstes Buch. anders; da hatte man einen einzigen Marcipor oder Lucipor •), welche des Hausherrn Landsleute waren, mit ihm aus einem Topfe assen, und man brauchte das Haus nicht um der Dienerschaft willen zu bewachen. Jetzt aber werden Gastmahle gehalten, welche zum Raube dienen, und davor genügt weder, die Räuber noch die Schlüssel mit einem Zeichen zu versehen; den fest schlafenden oder sterbenden Herren werden die Ringe abgezogen, und diese Werkzeuge sind, ich weiss nicht seit wann, nur noch wichtiger für das Leben geworden. Das Ansehen der Ringe können wir in- dessen bei den Ausländern erkennen, so z. B. in der Ge- schichte des Polycrates, Tyrann auf Samos, der seinen kostbaren Ring ins Meer warf, ihn aber in einem gefangenen Fische wieder bekam und im 230ten Jahre Roms getödtet wurde. Noch wichtiger wurde der Gebrauch der Ringe beim Geldverleihen, denn der gemeine Mann pflegt noch jetzt als Unterpfand sogleich seinen Ring zu deponiren, was sich offenbar von der Zeit herschreibt, wo es noch keine schneller herbeizuschaffenden Unterpfänder gab. Man kann daher behaupten: bei uns seien bald nach dem Gelde die Ringe aufgekommen. Von den Münzen soll weiter unten die Rede sein. 7. Die Ringe unterschieden, sobald sie einmal häufiger wurden, den zweiten Stand von dem gemeinen Volke, so- wie nach den Ringen die Tunica nur den Senat, jedoch dies auch nur erst ziemlich spät; ich finde dass auch die Herolde 2) eine purpurverbrämte Tunica trugen, wie z. B. der Vater des Lucius Aelius Stilo, der deshalb den Bei- namen Praeconinus führte. Die Ringe haben aber den zweiten und dritten Stand zwischen das Volk und den Senat eingeschaltet und während sie ^) früher nach ihren Kriegspferden 4) benannt wurden, giebt ihnen jetzt das *) Diese beiden Worte sind zusammengesetzt aus Marci puer, Lucii puer: Knecht des Marcus, des Lucius. '^) Praecones. ^) Der zweite und dritte Stand. ■*) Equi militares. Dreiunddreissigstes Buch. 13 Geld 1) den Rang. Diese Einrichtung besteht aber nicht sehr lange. Als der Kaiser Augustus die Decurien -) ins Leben rief, trugen die meisten Richter nur eiserne Ringe und sie wurden nicht Ritter sondern Richter genannt; den Namen Ritter behielt man nur bei den Schwadronen 3) der öffentlichen Reiterei bei. Richter gab es anfangs nicht mehr als vier Decurien, und ihre Zahl ist kaum auf Tausend herangewachsen, denn auf die eroberten Provinzen dehnte man diese Einrichtung nicht aus, und so hält man es auch noch heutigen Tages, damit kein neuer BUrger dort das Richteramt üben könne. Auch hat man die Decurien selbst durch zahlreiche Namen unterschieden, z. B. Decurien der Löhnungstribunen, der Auserwählten, der Richter. Ausser- dem gab es noch die sogenannten Neunhundert, welche aus allen gewählt wurden und die zur Aufnahme der Wahlzettel bestimmten Kästen bei den Volksversammlungen bewachen mussten. Und dieser so zertheilte Stand bildete sich gleich- falls nicht wenig auf die beigelegten Namen ein, denn der Eine nannte sich einen Neunhunderten, der Andere einen Auserwählten, der Dritte einen Tribun u. s. w. 8. Erst im neunten Jahre der Regierung des Tiberius, unter den Consuln C. Asinius Pollio und C. Antistius Vetus, im 775. Jahre nach Erbauung Roms , gelangte der Ritter- stand zur Einigkeit und wählte als äusseres Abzeichen die Ringe, aber der Anlass dazu war bemerkenswertherweise ein fast läppischer (unwürdiger). Als nämlich C. Sulpicius Galba, der noch im jugendlichen Alter bei einem der ersten Speisewirthe Dienste genommen und allerlei Unannehm- lichkeiten zu erdulden hatte, sich beim Senate beklagte, dass Leute, die sich solche Vexationen erlaubten, meistens durch ihre Ringe geschützt würden, wurde beschlossen, Niemand hätte zu solcher Oberherrschaft ein Recht als der, welcher selbst, dessen Vater und Grossvater väterlicher *) Wer Ritter werden wollte, musste 400,000 Sesterzen zahlen. -) Abtheilung von 10 Personen. 3) turmae, Abtheilung von 30 Reitern. 14 Dreiunddreissigstes Buch. Seite frei geboren sei, ein Vermögen von 400,000 Sesterzen besässe und nach dem julischen Theatergesetze in der vierzehnten Logenreihe seinen Sitz habe. Es dauerte nun nicht lange, dass man schaarenweise sich beeiferte, diese Bedingungen zu erfüllen, um der davon abhängigen Aus- zeichnung theilhaftig zu werden. Aus diesem Grunde fügte der Prinz Cajus noch eine fünfte Decurie hinzu, und der Hochmuth stieg so sehr, dass die Decurien, welche unter der Regierung des Kaiser Augustus nicht vollzählig gemacht werden könnten, den Ritterstand nicht mehr zu fassen ver- mochten; selbst Leute, welche eben aus der Sclaverei ent- lassen waren, drängten sich dazu, was früher niemals vor- gekommen, denn man erkannte die Ritter und Richter an ihrem eisernen Ringe, und zuletzt griff diese Sucht so all- gemein um sich, dass beim Kaiser Claudius während seines Censoramts 400 Personen von dem Ritter Flavius Proculus deshalb angeklagt wurden. So trennt sich dieser Stand von den Freigeborenen und macht mit den Sclaven ge- meinschaftliche Sache. Unter dem Namen Richter ver- suchten zuerst die Gracchen, um sich durch Zwietracht zum Nachtheile des Senats beim Volke in Gunst zu setzen, jenen Stand abzusondern; diese Demonstration wurde aber bald unterdrückt, das Ansehn des Namens erhielt sich im Ver- laufe verschiedener Aufstände abwechselnden Ausganges bei den Generalpächtern, und eine Zeit lang bestand die Zahl der Mitglieder zum dritten Theile aus jenen Pächtern. M. Cicero befestigte endlich während seines Consulats, zur Zeit der Verschwörung des Catilina, den Namen Ritter da- durch, dass er sich rühmte, aus diesem Stande entsprossen zu sein, und auf die populärste Weise bemüht war, dessen Ansehn zu heben. Seitdem repräsentirt der Ritterstand den dritten Körper im Staate, während die andern beiden der Senat und das römische Volk sind, wird aber, weil er der jüngst entstandene ist, auch noch jetzt dem Volke nach- gesetzt. 9. Der Name der Ritter ist selbst bei denen, welcl.e Dreiuncldreissigstes Bach, 15 wirklich als Reiter dienten, nicht selten verändert worden. Unter Romulus und den nachfolgenden Königen hiessen sie Celeres, dann Flexuntes, hierauf Trossuli, weil sie eine tuscische Stadt dieses Namens, 9000 Schritte diesseits des Gebietes der Volsinier, ohne alle Mitwirkung des Fussvolks eingenommen hatten. Der Name Trossuler erhielt sich noch bis über das Zeitalter der Gracchen hinaus, denn in einer Schrift des Junius^), der wegen seiner Freundschaft mit den Gracchen Gracchanus hiess, kommt folgende Stelle vor: „Was den Ritterstand betrifft, so nannte man ihre Mitglieder früher Trossuli, jetzt aber nennen sie sich Ritter, denn viele unter ihnen schämen sich des Namens Trossuli, weil sie dessen Bedeutung nicht kennen"; er giebt sodann von diesem Namen die oben mitgetheilte Erklärung und fügt hinzu, sie würden wider ihren Willen dennoch Trossuli genannt. 10. Beim Golde muss ich noch einiger Unterschiede ge- denken. Hülfstruppen und auswärtige Völker beschenkte man nämlich mit goldenen Halsketten, Bürger aber nur mit silbernen; letztere erhielten ausserdem auch. Arm- bänder, welche man den Ausländern nicht gab. 11. Ebendieselben verliehen, was mich mehr in Verwunde- rung setzt, den Bürgern goldene Kränze. Wer zuerst einen solchen bekommen hat, ist mir unbekannt; der erste aber der ein solches Geschenk austh eilte, war nach dem Berichte des L, Piso der Dictator A. Postumius. Nach der Erstürmung des Lagers der Lateiner beim See Regillus^) Hess derselbe nämlich aus der Beute einen goldenen Kranz fertigen und gab ihn demjenigen, der sich dabei am meisten ausgezeichnet hatte; ferner der Consul L. Lentulus dem Servius Cornelius Merenda nach der Eroberung einer Stadt der Samniter, und dieser Kranz wog fünf Pfund. Piso *) Ein nicht näher bekannter Schriftsteller. 2) Bei der heutigen Stadt Columna. \Q Dreiunddreissigstes Buch. schenkte dem Sohne des Frugus einen Kranz aus eigenen Mitteln und bestätigte dieses Geschenk in seinena Testamente. 12. Zur Ehre der Götter machte man bei den Opfern keinen andern Gebrauch vom Golde, als dass man den Opfer- thieren, aber nur den grösseren, die Hörner vergoldete. Dagegen stieg dieser Luxus im Kriegswesen so hoch, dass, wie die in den philippischen Feldern vorgefundenen Briefe des M. Brutus voll Unwillen berichten, die Feldobersten goldene Spangen trugen. Aber ach, du Brutus hast ver- schwiegen, dass die Weiber Gold an den Füssen tragen. Dieses Lasters beschuldigen wir nicht den, der zuerst dem Golde durch die Kinge Ansehn verlieh, denn die Männer tragen schon lange Gold an den Oberarmen, welche Sitte von den Dardanern herstammt, daher auch ein solcher Schmuck ein Dardanischer genannt wird. Die celtischen Armbänder heissen Viriolae, die celtiberischen Viriae. Mögen die Weiber das Gold an Armbändern, an allen Fingern, am Halse, in den Ohren und an Kinnladen haben, mögen die Ketten rund um ihren Leib gehen und eingefasste Perlenlasten an goldenen Schnüren vom Halse mächtiger Frauen herabhängen, damit sie auch im Schlafe dieses Prunks bewusst bleiben; ist es aber wohl zu entschuldigen, wenn es auch an den Füssen sitzt und zwischen der Stola i) und dem Volke einen mittleren weiblichen Ritterstand schafft? Wir Männer überlassen dergleichen Tant schick- licher den Erziehungsanstalten, und richten die Aufmerk- samkeit der Gäste in den öffentlichen Bädern nur auf die reiche Kleidung der Kinder. Doch es fangen auch jetzt schon die Männer an, den Harpocrates 2) und andere ägyp- tische Gottheiten an den Fingern zu tragen. Während der Regierung des Kaisers Claudius entstand noch der über- müthige Gebrauch, dass diejenigen, welche das Recht des freien Zutritts zu demselben erhalten hatten, dessen Bild •) Langes Kleid besonders bei den Frauen der Senatoren. 2) Ein Sohn der Isis. Dreiunddreissigstes Buch. 17 aus Gold in einem Ringe trugen; hieraus entsprangen viele Nichtswürdigkeiten, deren Fortsetzung aber der heilsame Regierungsantritt des Kaisers Vespasianus ein Ende machte. So viel von den goldenen Ringen und ihrem Gebrauche. 13. Das zweite Verbrechen beging der, welcher zuerst einen Denar aus Gold prägte, aber auch hier ist der Urheber unbekannt geblieben. Das römische Volk hatte vor der Ueberwindung des Königs Pyrrhus nicht einmal Silber- münzen. Die pfundschweren Asse (woher die noch jetzt gebräuchlichen Namen Libella und Dupondius stammen) wurden ausgewogen. Daher drückte man die Strafen nach Kupfergewicht aus, und noch jetzt sagt man, die Ausgaben in Rechnungen und andere Zahlungen „abwägen". Ja selbst die Vertheiler der Löhnungen, d. i. des Geldgewichts, an die Soldaten heissen Wägemeister i) , und aus gleicher Ge- wohnheit stellt man noch jetzt beim Kauf solcher Dinge, die man als völliges Eigenthum ersteht, eine Wage auf. Der König Servius prägte zuerst Kupfer. Vorher bediente man sich, wie Timaeus berichtet, zu Rom des ungeprägten Kupfers. Das Gepräge selbst stellte ein Thier^) dar und hieraus entstand der Name Pecunia. Die höchste Ver- niögensschätzung3) unter jenem Könige betrug 120,000 Ass und diess war daher die erste Klasse. Im 485. Jahre Roms, unter den Consuln Q. Ogulnius und C. Fabius, fünf Jahre vor dem punischen Kriege, prägte man zuerst Silber, und mau setzte den Silberdenar im Werthe gleich zehn Ass oder zehn Pfund Kupfer, den Quinar gleich 5 Ass, die Sesterze gleich zwei und einen halben Ass. Aber das Pfuudgewicht des Kupfers wurde im ersten punischen Kriege vermindert, weil der Staat die Ausgaben nicht mehr be- streiten konnte, und man beschloss, den Ass auf den sechsten Theil seines früheren Werthes herabzusetzen. So gewann man fünf Sechstel und bezahlte damit die gemachten *) Libripendes. ^) pecus. ^) Census. Wlttatein: Pliiiius. VI. Bd. lg Dreiunddreissigstes Buch. Schulden. Das Gepräge des Kupfergeldes stellte auf der einen Seite den zweiköpfigen Janus, auf der andern einen Schiffsschnabel, bei dem Drittelass und Viertelass i) aber ein Fahrzeug dar. Der Viertelass hiess früher Teruncius, weil er drei Unzen betrug. Als später unter dem Diciator Q. Fabius Maximus der Feldherr Hannibal den Staat hart bedrängte, wurden Asse von einer Unze geprägt, man setzte den Denar gleich sechzehn, den Quinar gleich acht, die Sesterze gleich vier solcher Ass oder Unzen und der Staat gewann also dabei die Hälfte. Den Soldaten wurde aber als Löhnung stets ein Denar für zehn Ass ausgezahlt. Das Gepräge auf den Silbermünzen war ein zwei- und vier- spänniger Wagen, und davon hiessen dieselben zwei- und vierspännige. Bald darauf entstanden in Folge des papi- rischen Gesetzes halbunzenschwere Asse. Livius Drusus versetzte während seines Amtes als Volkstribun das Silber mit dem achten Theile Kupfer. Die Münze, welche jetzt, nach der darauf befindlichen Siegesgöttin Victoriatus ge- nannt wird, prägt man nach dem clodischen Gesetze; früher brachte man sie als einen Handelsartikel aus Illyrien. Gold- münzen entstanden erst ^2 Jahre später als Silbermünzen, und zwar galt ein Scrupel 20 Sesterzen, was auf ein Pfund 900 damaliger Sesterzen ausmacht. Später prägte man aus einem Pfunde Gold 40 Denare, allmälig verminderten die Regenten das Gewicht derselben, und in neuester Zeit Hess Nero 45 Denare aus 1 Pfunde prägen. 14. Aber das Geld war die erste Quelle der Habsucht, des raffinirten Wuchers und des Strebens, durch Faulheit reich zu werden; doch bald artete diess noch weiter aus, es ent- stand wahre Raserei und Heisshunger nach Golde. So hieb Septimulejus, ein Freund des C. Gracchus, dessen Haupt ab, weil man ihm versprochen hatte, es mit Gold aufzuwägen, goss aber, bevor er es zum Opimius trug, dem- selben Blei in den Mund und betro»; bei diesem Freundes- Triens und quadrans. Dreiuncldreissigstes Buch. 19 morde auch noch den Staat. Nicht bloss den römischen Bürgern, sondern allem was Römisch heisst, gereicht es zur Schande, dass der König Mithridates dem gefangenen Feld- herrn Aquilius Gold in den Mund goss. Das sind die Früchte der Habsucht! Ich schäme mich schon, wenn ich nur die Namen ansehe, welche häufig in griechischer Sprache neu ausgedacht und auf silbernen Gefässen in Gold erhaben oder vertieft angebracht werden; wenn ich sehe, welche Lockungen man gebraucht, um vergoldete oder goldene Gefässe zu ver- kaufen, während bekanntlich Spartaeus die Veiordnung er- liess, Niemand in seinem Lager solle Gold oder Silber bei sich tragen. Um so viel mehr rechtlichen Sinn hatten unsere entlaufenen Sklaven. Der Redner Messala erzählt, der Triumvir Antonius habe sich bei Verrichtung seiner Noth- durft stets goldener Geschirre bedient, ein Verbrechen, dessen sich selbst eine Cleopatra hätte schämen sollen. Bei den Ausländern galt es für den grössten Luxus, dass der König Philipp auf einem Polster, unter welchem sich ein goldener Becher befand, zu schlafen pflegte, und dass Agno Tejus, ein Oberster des grossen Alexanders, unter seinen Schuhen goldene Nägel trug. Antonius unter uns schätzte der Natur zum Hohne das Gold gering, es war aber selbst der Achtserklärung eines Spartaeus würdig. 15. Es wundert mich, dass das römische Volk den besiegten Völkern stets Silber und nie Gold als Tribut auferlegte, wie z. B. dem sammt Hannibal überwundenen Carthago auf fünfzig Jahre lang jährlich bloss 8000 Pfund Silber. Der Grund davon kann nicht in einem Mangel an Gold in der Weit gesucht werden; so z. B. besassen Midas und Cyrus unendliche Massen davon, denn Cyrus fand nach der Er- oberung Asiens 24,000 Pfund Gold vor, ausserdem noch goldene Gefässe und anderes verarbeitetes Gold, unter andern goldene Sessel und Wannen, eine goldene Platane und einen Weinstock. Bei diesem Siege erbeutete er auch 500,000 Talente Silber und den Becher der Semiramis, dessen Gewicht 15 Talente betrug. Nach Varro wiegt aber 20 Dreiunddreissigstes Buch. ein ägyptisches Talent 80 Pfund. Ferner regierten in Colcbis: Salauces, ein Nachkomme des Aeeta, der aus einem noch unbebauten Erdstriche bei den Suanern be- deutende Quantitäten Gold und Silber gewonnen haben soll, und überdiess ist ja jenes Reich auch durch die goldenen Vliesse berühmt geworden. Man erzählt auch von goldenen Gewölben, silbernen Balken, Säulen und Pfeilern jenes colchischen Herrschers, nachdem er den ägyptischen König Sesostris besiegt hatte, welch' letzterer so übermiithig ge- wesen sein soll, jedes Jahr einen der von ihm unterjochten Könige, welchen das Loos getroffen, an den Wagen zu spannen und so seineu Triumph zu halten. 16. Wir selbst haben Dinge ausgeführt, welche unsere Nachkommen für fabelhaft halten werden. Caesar, der später Dictator wurde, bediente sich während seines Amtes als Aedil bei Gelegenheit eines zu Ehren seines verstorbenen Vaters veranstalteten Leichenfestes lauter silberner Ge- räthschaften auf der Arena, und damals griffen die Sträflinge die wilden Thiere zuerst mit silbernen Spiessen an. Diess hat schon in den Freistädten Nachahmung ge- funden. C. Antonius veranstaltete Spiele auf einer silbernen Bühne, ebenso L. Muraena, und der Kaiser Cajus errichtete im Circus ein Gerüste, an welchem sich 124 Pfund Silber befanden. Sein Nachfolger Claudius führte in seinem Triumphe über Britannien unter den goldenen Kronen eine mit sich , welche 7 Pfund wog und das diesseitige Spanien, eine andere welche 9 Pfund wog und das langhaarige Gallien ihm dargebracht hatte, wie die Inschriften auf den- selben auswiesen. Dessen Nachfolger Nero Hess das Theater des Pompejus, um es dem armenischen Könige Tiridates zu zeigen, auf einen Tag mit Gold überziehen; und der wie- vielste Theil war diess von seinem die Stadt umschliessen- den goldenen Hause! 17. In der Schatzkammer des römischen Volkes be- fanden sich unter den Consulu Sex. Julius und L. Aurelius, Dreinnddreissigstes Buch. 21 sieben Jahre vor dem dritten panischen Kriege, 6970 Pfund. Gold, 1540 Pfund Silber und an baarem Gelde 854,000 Sesterzen; ferner unter den Consuln Sex. Julius und L. Marcius, zu Anfang des Bundesgenossenkrieges, 1,620,829 Sesterzen Gold. C. Caesar nahm bei seinem ersten Einzüge iu Rom während des Bürgerkriegs 21,000 Platten Gold, 30,000 Platten Silber und 30,000,000 Sesterzen aus der Schatz- kammer, und zu keiner andern Zeit war der Staat reicher. Aemilius Paulus brachte von seinem Siege über den mace- donischen König Perseus an Beute 2-30,000,000 Sesterzen mit, und von dieser Zeit an bezahlte das römische Volk keinen Tribut mehr. 18. Zimmerdecken, welche jetzt auch schon in den Privathäusern vergoldet sind, wurden zuerst nach der Zer- störung Carthago's auf dem Capitole, während L. Mummius Censor war, vergoldet. Später kamen auch die Gewölbe und Wände an die Reihe, welche man jetzt wie die Gefässe vergoldet, während man damals, als Catulus zuerst die kupfernen Dachplatten des Capitols vergolden Hess, ganz anders hierüber urtheilte. 19. Die Entdecker des Goldes und fast aller übrigen Metalle habe ich im siebenten Buche genannt. Wie mir scheint, liegt die Vorliebe zum Golde nicht in seiner Farbe, denn diese ist beim Silber noch viel heller und mehr dem Tage gleich, daher letzteres auch zu Feldzeichen häufiger ge- braucht wird, denn es verbreitet seinen Glanz viel weiter. Offenbar sind also diejenigen im Irrthum, welche glauben, man liebe das Gold, weil es die Farbe der Gestirne re- präsentire, denn auch an Edelsteinen und anderen Dingen ist diese Farbe nicht besonders hervorstechend. Auch das Gewicht oder die Leichtigkeit in der Bearbeitung verleiht ihm keineswegs den Vorzug vor allen übrigen Metallen, denn in beiden Beziehungen steht es dem Bleie nach i), *) Worin Plinius irret. 22 Dreiunddreissigstes Buch. sondern sein höherer Werth liegt darin, dass ihm im Feuer nichts abgeht, dass es bei Feuersbriinsten wie auf Scheiter- haufen unversehrt bleibt. Je öfter man es glühet, um so mehr gewinnt es an Güte; das Feuer dient selbst als Gold- probe, denn es muss darin eine dem Feuer ähnliche Farbe annehmen, und diess Verfahren wird daher die Feuerprobe des Goldes i) genannt. Das erste Kennzeichen seiner Güte ist, dass es schwer ins Glühen kommt; merkwürdigerweise aber wirkt selbst das heftigste Kohlenfeuer nicht darauf ein, während es durch Spreu sehr schnell glühend wird, und ebenso bemerkens werth erscheint die Thatsache, dass .es durch Schmelzen mit Blei gereinigt wird. Eine zweite und wichtigere Ursache seines höhern Werthes ist, dass es sich durch den Gebrauch am wenigsten abnutzt, während Silber, Kupfer, Blei beim Streichen auf einem andern Gegenstande Linien geben, die Hände beschmutzen und von ihrer Masse etwas verlieren. Kein Metall lässt sich auch weiter aus- dehnen und feiner zertheilen als das Gold, denn aus einer Unze kann mau 75ü und mehr Bleche, jedes von 4 Quadrat- zoll Grösse, fertigen. Die dicksten solcher Bleche heissen noch jetzt pränestinische, weil sich dort eine damit aufs genaueste überzogene Statue der Fortuna befindet. Die dann folgende Sorte Goldblech heisst die quästorische. In Spanien nennt man gewisse kleine Theilchen Gold, welche dort vorzugsweise rein in kleineren und. grösseren Massen gefunden werden, Strigiles; 2) dasselbe bedarf keiner weiteren Behandlung, während sonst das in den Bergwerken vor- kommende Gold erst durch Feuer geläutert werden muss. Hier haben wir also das Beispiel eines natürlich gereinigten Goldes; von der künstlichen oder gewaltsamen Reinigung werde ich später handeln. Ausserdem bildet sich auf dem Golde weder Kost, noch Grünspan, noch sonst etwas, das seiner Güte schadete oder sein Gewicht verminderte. Es widersteht der fressenden Kraft des Salzes und Essigs; vor allem merkwürdig ist aber seine Eigenschaft, sich nach ') Obrussa. ^) Gediegen Gold. Dreiunddreissigstes Buch. ^S Art der Wolle und ohne Wolle spinnen und weben zu lassen. Nach Verrius i) hielt Tarquinius Priscus seinen Triumpb- einzug in einer goldenen Tuniea. Ich habe, als Claudius das Schauspiel eines Seetreffens gab, dessen Gemahlin Agrippina in einem aus reinem Golde gewebten Oberkleide bei ihm sitzen sehen. In attalische Stoffe wird es schon seit lange eingewebt, was eine Erfindung asiatischer Könige ist. 20. Maiinor und andere Gegenstände, welche nicht glühend gemacht werden können, vergoldet man auf die Weise, dass man das Gold mittelst Eiweiss darauf befestigt; auf Holz trägt man das Gold mit Hülfe einer leimartigen Com- position, welche Leucophoron heisst. Was diess ist und wie es bereitet wird, werde ich gehörigen Orts näher er- örtern. Kupfer mit Hülfe von natürlichem oder künstlich gewonnenem Quecksilber zu vergolden war gesetzlich; dar- aus entstand aber ein Betrug, worüber ich bei Beschreibung dieser Metalle mehr sagen werde. Das Kupfer wird zuerst heftig geglühet, dann in einem Gemisch von Salz, Essig und Alaun abgelöscht, hierauf mit Sand abgescheuert; be- kommt es dadurch einen ausgezeichneten Glanz, so war es hinreichend geglüht; man trägt nun eine Mischung von Goldblättchen, Bimsstein, Alaun und Quecksilber auf und setzt es abermals dem Feuer aus. Der Alaun besitzt ähn- liche reinigende Kräfte wie das Blei. 21. Wenn wir auch von dem Golde, welches die Ameisen in Indien oder die Greife in Scythien aufscharren, absehen, so wird dieses Metall doch in unserm ganzen Erdtheile gefunden, und zwar auf dreifache Weise. Erstens als Körner in Flüssen, wie im Tagus in Spanien, im Padus in Italien, im Hebrus in Thracien, im Paktolus in Asien, im Ganges in Indien, und dieses ist zugleich das reinste, denn durch den Lauf und die fortwährende Keibung wird es voll- ') Wahrscheinlicli der schon öfter vorgekommene Verrius Flaccus. 24: Dreiunddreissigstes Buch. ständig gesäubert. Zweitens durch Graben in brunnen- ähnlichen Schachten oder drittens in eingestürzten Bergen, und diese beiden Ausbringungsarten will ich jetzt näher beschreiben. Leute, welche nach Gold suchen, entfernen vor allem das SeguUum^), d. h. das Kennzeichen (dass die Erde Gold bei sich habe), waschen dann den unterliegenden Sand, und erkennen aus dem, was sich daraus absetzt, ob und in wie fern die Arbeit sich verlohnt. Zuweilen trifft man das Gold schon zu Tage oder in der obersten Erdschicht an; solche Glücksfälle aber, wie z. B. in Dalmatien unter der Regierung Nero's, wo man täglich 50 Pfund gewonnen, sind selten. Oben auf dem Rasen findet sich eine Art Gummi, welches, wenn goldhaltige Erde darunter liegt, Talutium genannt wird. Die sonst trocknen, unfruchtbaren und nichts hervorbringenden Berge Spaniens weiss man in Bezug auf Goldgewinnung fruchtbar zu machen. Was in Schachten gegraben wird, heisst Minengold 2); es hängt an Marmorkies, nicht wie im Oriente und im Thebischen am Sapphir und anderen Edelsteinen als kleine Punkte, sondern umgiebt die glänzenden Geschiebe des Marmors. Diese Gänge und Adern streichen durch die Wände der Schachten bald hier bald dahin , daher sie auch ihren Namen 3) haben, und die Erde unterstützt man mit hölzernem Gebälke. Das Ausgegrabene wird gepocht, geschlämmt, geröstet, fein ge- mahlen und heisst dann Apitascudis, das Silber was aus dem Ofen hervorgeht, heisst Schweiss, die Unreinigkeit, welche von dem Ofen ausgeworfen wird, bei jedem Metalle Schlacke. Vom Golde wird letztere gepocht und noch ein- mal geschmolzen. Die Schmelztiegel macht man aus tas- konischer Erde, welche weiss, dem Thon ähnlich ist, und besser als alle anderen Erden das Gebläse und das Schmelzen der Metallmassen aushält. ') Die oberste Erdart über den Goldminen heisst noch jetzt in Spaxiien Segullo. ^) Canalicium oder Canaliense. ^) Venae. Drciunddreissigstes Buch. 25 Die dritte Ausbringungsweise des Goldes übersteigt fast die Werke der Giganten. Man treibt nämlich erst Stollen und höhlt dann die Berge beim Scheine der Lampen überall weit aus. Die Arbeitszeit wird nach der Brennzeit der Lampen bestimmt, denn die Arbeiter kommen während mehrerer Monate nicht ans Tageslicht. Man nennt diese Art Baue Arrugiae; sie stürzen oft plötzlich zusammen und vergraben die Arbeiter, daher es schon weniger verwegen erscheint, aus der Tiefe des Meeres Perlen zu holen als solchen Bergbau zu betreiben, denn hiedurch machen wir die Erde zu einem noch weit schädlicheren Elemente. Um dergleichen Unfälle möglichst vorzubeugen, bringt man in den Bergen häufig Gewölbe an. — Bei beiden Arten des Bergbaues begegnet man dem Kiesel i), der durch Feuer und Essig zersprengt wird; da aber der sich dabei ent- wickelnde Dampf und Rauch in den Gruben leicht die Ar- beiter erstickt, hauen sie den Kies lieber aus und zwar in etwa 150 Pfund schweren Stücken und fördern dieselben auf die Weise heraus, dass sie sie auf ihren Schultern in der Finsterniss dem Nächsten zureichen; auf diese Weise sehen erst die letzten von ihnen das Tageslicht. Zieht sich der Kiesel ziemlich weit hin, so schlägt man einen Seiten- stollen ein und umgeht ihn. Doch hält man die Arbeit in diesem festen Gestein noch für leichter, als in einer ge- wissen Thonart, welche mit weissem Kies 2) untermischt ist, Gangadia heisst und fast nicht zu durchbohren ist. Man bedient sich daher bei derselben eiserner Keile und eiserner Hämmer; man hält sie für die härteste und schlimmste Materie, aber das hartnäckigste und schwerste Uebel ist unbezweifelt der Golddurst. Nach vollbrachter Arbeit hauet man die Kämme der Gewölbe von hinten zu ein; während dem passt ein auf der Spitze des Berges be- ständig Wache Haltender genau auf, wenn der Berg dem Einstürze nahe ist, und sowie dieser Zeitpunkt eingetreten ist, lässt er die Arbeiter durch Ruf und Wink herausrufen ') Silex. '■^) Glarea. 26 Dreiunddreissigstes Buch. und eilt zugleich selbst vom Berge herab. Der Einsturz des Berges in sich selbst erfolgt mit einem unglaublichen, lange anhaltenden Gekrache und Getöse, und die Sieger sehen den Ruin der Natur vor sich. Aber noch ist kein Gold da, auch wussten die Bergleute während des Grabens noch nicht, ob dergleichen vorhanden sein werde, und doch scheuet man, in der Hoffnung das zu erhalten was man wünscht, so grosse Gefahren und Kosten nicht. Noch steht indessen eine andere Arbeit bevor, die sogar mühseliger ist, nämlich Flüsse zum Waschen eines solchen einge- stürzten Berges oft 20 Meilensteine weit von den Gipfeln der Gebirge herzuleiten. Mau nennt dergleichen Kanäle Corrugae, wahrscheinlich wegen der Zusammenleitung mehrerer Bäche i) in dieselben; auch diese Zusammeu- leitung erfordert Tausende von Arbeitern. Man muss vorher mit der Wasserwage die Berechnung anstellen, denn das Wasser soll mehr herabstürzen als fliessen, wesshalb es auch von möglichst hoch gelegenen Punkten hergeleitet wird. Thäler und Tiefen zwischen Bergen werden dabei überbrückt. An einigen Stellen hauet man Felsen, die sonst nicht zugänglich sind, ein, höhlt sie aus, und benutzt die ausgehöhlten Theile zur Unterlage von Balken; der hiermit beschäftigte Arbeiter hängt an Seilen, und erscheint dem, der ihn sieht, wegen der grossen Entfernung nicht als ein wildes Thier, sondern als ein Vogel. Die hängenden Arbeiter berechnen in der Regel den Fall des Wassers und zeichnen dem Wasser den zu nehmenden Weg vor; sie leiten aber den Strom dahin, wo kein Mensch hinkommen kann. Ein Nachtheil für den Waschprocess besteht darin, wenn das Wasser eine Art schlammiger Erde, welche man Urium nennt, mit sich führt, und um diess zu vermeiden, leitet man es durch Kiesel und andere Gesteine. An der Spitze des Wasserfalls, an dem oberen Rande der Berge gräbt man Teiche, zweihundert Fuss im Quadrat und zehn Fuss tief, bringt in jedem fünf Ausgänge von je drei Fuss *) a eorrivatione. Dreiunddreissigstes Buch. 27 im Quadrat an und schliesst dieselben mit Schleussen; ist der Teich voll Wasser gelaufen, so zieht man die Schleussen auf, wo dann das Ausströmen mit solcher Gewalt erfolgt, dass Felsblöcke mit fortgewälzt werden. Endlich bleibt noch etwas zu thun übrig und zwar in der Ebene. Man zieht sogenannte Agogae, d'. h. Gräben, in welchen das Wasser abfliessen soll, und kleidet sie der Sohle entlang stufenweise mit Ulex^), einem dem Rosmarin ähnlichen Strauche, aus, welcher wegen seiner Rauhigkeit das Gold zurückhält; die Seitenwände bedeckt man mit senkrecht herabgehenden Brettern, welche oben befestigt werden. So gelangt denn die Erde durch den Kanal allmälig ins Meer und der eingestürzte Berg wird gleichsam aufgelöst; Spanien hat auf diesem Wege schon ganze Distrikte ins Meer ent- sendet. Bei der oben erwähnten zweiten Ausbringungs- weise des Goldes muss das Wasser mit Ungeheuern An- strengungen ausgeschöpft werden, damit die Schachte nicht ersaufen, während hier das Wasser zugeführt wird. Das in den Gräben aufgelesene Gold bedarf des Ausschmelzens nicht, denn es ist schon rein. Mitunter findet man, selbst in Schachten Klumpen von mehr als zehn Pfund an Ge- wicht; diese heissen Palagae oder auch Palacurnae, die kleineren Stücke aber Balux. Den Ulex verbrennt man, laugt die Asche aus und gewinnt das darin steckende Gold durch Schlämmen. In Asturien, Gallaecien und Lusitanien sollen auf diese Weise jährlich 20,000 Pfund, doch in Asturien verhältnissmässig am meisten gewonnen werden. Kein anderes Land zeigt so viele Jahrhunderte hindurch eine ähnliche Ergiebigkeit. Gemäss eines alten, von mir früher erwähnten Verbots des Senats darf in Italien nicht auf Gold gebauet werden; denn sonst würde man hier gewiss mehr Metall finden als anderswo. Es existirt noch ein Censorgesetz über die im Vercellensischen Gebiete •) Ist nicht unser Ulex europaeus, sondern Anthyllis Heruian- niae L 28 Dreiunddreissigstes Buch. liegende Goldgrube der Victumuler, worin es heisst, die Pächter dürften nicht mehr als 5000 Arbeiter darin be- schäftigen. 22. Man gewinnt auch Gold aus dem Auripigment i), welches für die Maler in Syrien aus der obersten Erdschicht gegraben wird, goldfarbig aussieht, aber zerbrechlich wie Marienglas ist. Die Hoffnung auf Gewinn hatte den nach Gold äusserst gierigen Kaiser Cajus veranlasst, eine grosse Menge davon ausschmelzen zu lassen, und in der That bekam er auch sehr reines Gold, aber so wenig, dass er seine Habsucht schwer btissen musste, denn zehn Pfund Auripigment waren für vier Pfund Gold erstanden worden. Daher stellte auch später Niemand wieder einen Ver- such an. 23. Alles Gold enthält Silber, doch in wechselndem Ver- hältniss, bald zu i/^o, bald zu Vs seines Gewichts. Nur in einem einzigen Erze Galläcieus, welches naan das albucra- rensische Metall nennt, findet es sich zu Vae? und dieses wird daher allen anderen vorgezogen. Enthält das Gold Vö Silber, so heisst es Electrum. Man findet es in den Schachten neben dem Minengolde. Man bereitet auch künstliches Electrum durch Zusammenschmelzen von Gold mit Silber. Beträgt die Menge des Silbers mehr als Vs» so ist es zu weich unter dem Hammer. Das Electrum wurde schon frühzeitig sehr geschätzt, denn Homer z. B. sagt, die königliche Burg des Menelaus schimmere von Gold, Electrum und Elfenbein. Zu Lindus auf der Insel Rhodus steht ein Tempel der Minerva, in welchen Helena einen Becher aus Electrum weihete, und die Geschicht- schreiber fügen hinzu, derselbe sei so gross wie die Brust der Geberin. Das Electrum hat die Eigenschaft, bei Licht stärker zu glänzen als das Silber. Das natürliche Electrum dient auch zur Entdeckung von Gift, denn thut man etwas 1) S. XXXIV. B. 56. Cap. Dreiunddreissigstes Buch. 29 Giftiges hinein, so überzieht es sieb mit regenbogenartigen Farben, giebt unter Knistern Funken von sich, und zeigt 80 auf doppelte Weise dasselbe an. 24. Die erste goldene Statue ohne alles Hohle und ohne vorher aus irgend einem andern Erze geformt zu sein, d. h. die erste massive ^) goldene Statue soll in dem Tempel zu Anaitis (einem von mir im geographischen Theile näher bezeichneten Orte), der für das dortige Volk heiligsten Gott- heit zu Ehren aufgestellt gewesen, aber zur Zeit als An- tonius mit den Parthern Krieg führte, geraubt worden sein. Man erzählt eine darauf bezügliche witzige Antwort eines Veteranen zu Bononia, den der Kaiser Augustus bei einem gastfreundlichen Mahle fragte, ob es wahr sei, dass der, welcher an diess Götzenbild zuerst Hand gelegt hätte, auf der Stelle blind und lahm geworden und gestorben wäre? Jener erwiederte nämlich, Augustus speise bestimmt jetzt von dessen Beine, denn er sei derselbe und sein ganzes Vermögen habe er diesem Raube zu verdanken. Der erste Mensch, welcher sich selbst eine massive goldene Statue setzte, war Gorgias Leontinus; diess geschah in dem Tempel zu Delphi in der 70. Olympiade, So gross war damals der Gewinn vom Unterrichte in der Redekunst. 25. Das Gold wirkt in vielen Fällen als ein kräftiges Arzneimittel. Man hängt es Verwundeten und Kindern an, um giftige und zauberische Mittel unwirksam zu machen. Es übt aber auch eine schädliche Kraft aus, wenn man es plötzlich herzubringt , so auf das Eierlegen der Hühner und auf die Vermehrung des Viehs; doch kann man die Gefahr abwenden, wenn man das hergebrachte Gold abwäscht und die Thiere mit Wasser besprengt. Man röstet es auch mit dem doppelten Gewichte Salz, dem dreifachen Gewichte Misy-), wiederum mit zwei Theilen Salz und mit einem ') holos phyratus, wörtlich: ganz gehämmert. ^) S. XXXIV. B. 31. Cap. 30 Dreiunddreissigstes Buch. Theile Schiefeistein; dadurch verliert es seinen Giftstoff, trägt ihn auf die in einem irdenen Gefässe damit gebrannten Stoffe über und geht rein und unversehrt hervor. Die da- bei fallende Asche hebt man in einem irdenen Geschirre als ein Mittel gegen Flechten im Gesichte auf; will man Gebrauch davon machen, so legt man sie mit Asche auf und wäscht später das Gesicht mit Lomentum. i) Sie heilt auch Fisteln und Hämorrhoiden. Mit zerriebenem Bimsstein versetzt heilt das Gold faulige und stinkende Geschwüre; mit Honig und Melanthium gekocht und das Ganze auf den Nabel gelegt, bewirkt es gelinde Oeffnung. Nach M. Varro lassen sich durch Gold die Warzen vertreiben. 26. Die Chrysocolla ist eine in den oben erwähnten Gruben vorkommende schlammige Feuchtigkeit, welche zwischen den Goldadern hervordringend abfliesst und durch die Einwirkung der Winterkälte bis zur Härte eines Bims- steins erstarrt. Man hat die Erfahrung gemacht, dass die beste Sorte in Kupfer- und die dieser am nächsten stehende in Silberbergwerken vorkommt; auch findet sie sich in Blei- gruben, doch steht diese noch unter derjenigen aus Gold- gruben. In allen diesen Bergwerken gewinnt man sie zwar auch künstlich, aber von weit geringerer Güte als die natürliche ist; man leitet nämlich den ganzen Winter hin- durch bis zum Monat Juni Wasser in massigen Quantitäten in die Adern und lässt dann den Juni und Juli hindurch austrocknen. Hieraus ergiebt sich, dass die Chrysocolla nichts anders als eine verfaulte Ader ist. Die natürliche unterscheidet sich von der künstlichen besonders durch grössere Härte und heisst die Traube; auch lässt sie sich durch das sogenannte Lutum-Kraut 2) färben, denn sie hat, wie Leinwand und Wolle, die Eigensckaft, Farbe anzu- nehmen. Man stösst sie in einem Mörser, siebt das Feine , ') Eine aus Bohnenmehl und Reis zusammengeknetete Masse zur Glättung der Haut. 2) Genista tinctoria L.? Dreiunddreissigstes Buch. 31 ab, reibt den Rückstand nochmals, siebt wieder, thut sämmtliches Pulver in Pfannen, übergiesst es mit Essig, digerirt so lange, bis alle harten Theile verschwunden sind, zerreibt abermals, wäscht in Mulden aus und trocknet. Endlich färbt man das Pulver mit scbieferigem Alaun und dem obengenannten Kraute; es wird also angemalt, bevor es selbst zum Malen dient. Es kommt viel darauf an, dass dieser Körper sich leicht behandeln lässt und die Farbe leicht annimmt, denn im entgegengesetzten Falle setzt man Scytanum und Turbystum hinzu, zwei Mittel, welche ihn gleichsam zwingen, sich zu färben, i) 27. Die Maler bezeichnen die gefärbte ChrysocoUa mit dem Namen Orchitis und unterscheiden zwei Arten, eine ausgewaschene, welche im Lomentum aufbewahrt wird, und eine flüssige, durch Auflösung der Kügelchen in Schweiss erhalten. Beide Arten macht man in Cypern. Die beste ChrysocoUa findet sich in Armenien, eine zweite Sorte in Macedonien und die meiste liefert Spanien. Sie wird am meisten geschätzt, wenn ihre Farbe der eines lebhaft grünenden Saatfeldes am nächsten kommt. Bei den Schau- spielen des Kaisers Nero wurde die Arena des Circus mit ChrysocoUa bestreuet, und er selbst trug, während er die Wettfahrt mitmachte, ein Kleid von derselben Farbe. Der unwissende Haufen der Künstler unterscheidet drei Arten: eine rauhe (sandige) wovon das Pfund sieben Denare kostet, eine mittlere zu fünf, und eine abgeriebene oder kraut- farbige zu dreizehn Denaren. Der sandigen giebt man vor dem Auftragen einen Untergrund von Atrament 2) und parätonischer Erde 3), welche dieselbe binden und ihr ein gefälligeres Ansehen verleihen. Die parätonische Erde ver- ') Die in diesem Cap. enthaltenen Angaben über die ChrysocoUa machen es am wahrscheinlichsten, dass das natürliche Produkt ein eisenhaltiges basischkohlensaures oder basischschwefelsaures Kupfer- oxyd war. 2) S. XXXIV. B. 32. Cap. 3) s. XXXV. ß. 18. Cap. 32 Dreiunddreiasigstes Buch. setzt man aber mit Atrament, weil sie von Natur äusserst fett, geschmeidig und zähe ist und ihrer Weisse wegen die Chrysocolla zu blass machen würde. Die gelbe Art i) soll ihren Namen von dem Kraute Lutum haben, und dieses Kraut selbst trägt man, mit blau vermischt, statt Chryso- colla auf, doch kann eine solche Farbe nur zu den ver- werflichsten und trügerischsten gerechnet werden. 28. Die Chrysocolla dient in der Medicin mit Zusatz von Wachs und Oel zum Reinigen der Wunden. Für sich angewandt trocknet sie und zieht zusammen. Man giebt sie auch mit Honig bei Bräune und schwerem Athem inner- lich, denn sie erregt Brechen. Zu den Augensalben setzt man sie für die Narben und zu den grünen Pflastern, um die Schmerzen zu lindern und die Narben zu beseitigen. Die Aerzte nennen diese Chrysocolla, zum Unterschiede von der Orobitis, die Acesis 2). 29. Auch die Goldarbeiter bedienen sich einer Chry- socolla, und zwar zum Löthen des Goldes, und dieses Gebrauchs wegen haben sie ihr jenen Namen 3) gegeben. Man bereitet dieselbe durch Behandlung von cyprischem ') lutea. 2) Die heilende. 3) Chrysocolla: Goldleim; der Bereitung nach also wesentlich basischkohlensaures Kupferoxyd, und mit der obigen Chrysocolla ziemlich übereinstimmend. Von Borax allein, wie man geglaubt hat, kann mithin hier keine Rede sein. Nichts destoweniger kannten aber die Alten (ob auch Plinius?) den Gebrauah des Borax beim Löthen; Landerer (s. Repertor. f. d. Pharm. LXXXV. 403) fand nämlich an einer silberplattirten Kupfermünze aus einem althelleni- schen Grabe etwas geschmolzenen Borax hängen. Und hier drängt sich wohl mit Recht die Frage auf, ob denn das zur Bereitung der Löthe-Chrysocolla angewandte Nitrum (Natrum) nicht boraxsaures Natron (Borax) gewesen sei? Wenigstens Hesse sich dann ihre lö- thende Eigenschaft unschwer erklären, während begreiflicher Weise mit kohlensaurem Kupferoxyde allein nicht gelöthet werden kann. Dass manches Nitrum aus Borax bestand oder wenigstens von diesem Salze enthielt, ist gar nicht unwahrscheinlich. Dreiunddreissigstes Buch. 33 Grünspan mit Knabenurin und Natron und Reiben mit Kupfer in kupfernen Mörsern. Bei uns heisst diess Prä- parat Saterna^). Hiemit löthet man das sogenannte silber- reiche Gold, und diess giebt sich dadurch zu erkennen, dass es nach dem Zusätze der Saterna glänzt. Das kupfer- reiche Gold hingegen zieht sich dadurch zusammen, wird blind und löthet sich schwierig; zu diesem bedient man sich eines Lothes, welches man erhält, wenn man Gold und den siebenten Theil desselben Silber der obigen Mischung hinzusetzt. 30. Ich muss noch einige dahin gehörige Bemerkungen hier anschliessen, um die "Wunder der Natur gebührend zu würdigen. Des Goldloths ist oben Erwähnung geschehen. Zum Eisen gebraucht man Thon, zu Kupfermassen Galmei, zu Kupferblechen Alaun, zum Blei und Marmor Harz, zum Blei Zinn, zum Zinn unter sich Oel, zu kupfernen Geschirren Werkblei, zum Silber Werkblei. Kupfer und Eisen wird am besten mit Fichtenholz oder auch mit ägyptischer Papyrusstaude, Gold mit Spreu geschmolzen. Kalk und der thracische Stein wird durch Wasser erhitzt, durch Oel gelöscht, das Feuer aber am besten durch Essig, Viscum und Eier. Erde bricht niemals in Flamme aus. Die Kohle wirkt besser wenn sie schon einmal ausgeglühet ist und dann wieder angebrannt wird. 31. Nun will ich auch vom Silber, dem zweiten Gegen- stände des Wahnsinns (der Habsucht), reden. Man findet es bloss in Bergwerken, es entsteht unverhofft 2) und zeigt nicht die leuchtenden Punkte wie beim Golde ; das Gestein ist braunroth oder aschgrau. Es lässt sich nur vermittelst Blei oder Bleierz ausschmelzeu. Dasjenige Bleierz, was gemeiniglich die Silberadern begleitet, heisst Galenat); ') Oder Santema. ■■') d, h. man trifft es nicht im metallglänzenden Zustande, daher man auf sein Vorhandensein nicht unmittelbar (durch das äussere Ansehn des Erzes) schliessen kann. ^) Bleiglanz. Wittsteiu: Pliiiius. VI. Bd. 3 34 Dreiunddreissigstes Buch. durch ein und dieselbe Behandlung im Feuer senkt sich ein Theil davon, in Blei verwandelt, in den Ofen hinab, das Silber aber schwimmt darauf wie Oel auf dem Wasser» Man trifft es fast in allen unsern Provinzen, am schönsten aber in Spanien und hier auch wieder in unfruchtbarem Boden und selbst auf Bergen, und wo man erst eine Ader antrifft, da ist nicht weit davon eine andere. In letzterm Falle befinden sich fast alle Erze, und davon scheinen die Griechen den Namen MetalU) gebildet zu haben. Es ist merkwürdig, dass die von Hannibal in Spanien angelegten Bergwerke noch im Gange sind, und den Namen ihrer Entdecker führen. Einer dieser Schachte, noch jetzt Baebelo genannt, welcher dem Hannibal täglich dreihundert Pfund (Erz) lieferte, ist bereits bis zu 1500 Schritten ausgehöhlt, und in diesem Kaume sind die Aquitaner Tag und Nacht, jede Schicht auf die Dauer des Brennens der Grubenlichter festgesetzt, mit Wasserschöpfen und der Herstellung eines Abflusskanals beschäftigt. Die oberste Silberader heisst die flach (nicht tief) liegende oder rohe. Die Alten pflegten mit Graben aufzuhören und nicht tiefer zn suchen, wenn sie Alaun fanden; vor Kurzem aber wurde eine weisse Erzader unter dem Alaun gefunden und dieser Fund hat die Hoffnung auf noch tiefer liegende Erze hervorgerufen. Der aus den Silberbergwerken steigende Dunst wirkt auf alle Thiere, namentlich die Hunde schädlich. Gold und Silber sind um so besser, je weicher sie sind. Viele wundern sich darüber, dass man mit Silber schwarze Linien ziehen kann. 32. Es giebt auch einen Stein in diesen Adern, dessen fortwährender Ausfluss lebendiges Silber (Queck- silber) 2) genannt wird und auf alles wie Gift wirkt. Es durchdringt und zerfrisst mit seinem Geifer die (metallenen) *) fxsx' aXXov, eins nach dem andern. 2) Argentum vivum, also das natürlich vorkommende Queck- silber, welches Plinius irrigerweise von dem künstlich (aus dem Zinnober) bereiteten unterscheidet. S. 41. Cap. Dreiunddreissigstes Buch. g5 Gefässe; alles schwimmt auf ihm, nur das Gold nicht, welches sich hineinzieht; daher reinigt es letzteres auch am vollständigsten, denn wenn man es damit in irdenen Gefässen anhaltend schüttelt, so wirft es alle Unreinigkeiten aus. Um dann das Quecksilber wieder vom Golde zu trennen, giesst man es in gegerbte Häute, durch welche es wie ein Seh weiss dringt, während das Gold rein zurück- bleibt. Wenn man daher Kupfer vergolden will, so streicht man es unter die Goldblättchen, um sie festzuhalten. Sind aber die Blättchen einfach und zu dünne, so macht es sie blass; darum haben die, welche von diesem Betrüge^) Vor- theil ziehen wollen, den Gebrauch des Eiweisses, und später den des künstlichen Quecksilbers 2), wovon ich später handeln werde, eingeführt. Das natürliche Quecksilber kommt übrigens nicht häufig vor. 33. In eben denselben Silbergruben findet man auch, um es recht zu beschreiben, einen Stein, der einen weissen, glänzenden, jedoch nicht durchsichtigen Schaum (Anflug) zeigt, und den Namen Stimmi, Stibium, Alabastrum oder Larbasum^) führt. Man unterscheidet davon einen männlichen und weiblichen; der weibliche wird mehr ge- schätzt; der männliche ist rauher, leichter, weniger strahhg und sandiger, während der weibliche stark glänzt, sich leicht zerreiben lässt und splitterig, nicht körnig zerklüftet. 34. Dieses Stibium besitzt die Kraft zusammenzuziehen und zu kühlen, besonders bei Augenleiden; wegen seiner Eigenschaft, den Augenschminken der Weiber zugesetzt, die Augen zu erweitern, wird es auch in der Regel Pla- tyophthalmum genannt. Zerrieben und mit Weihrauch- pulver und Gummi versetzt, vertreibt es die Flüsse und Geschwüre der Augen; stillt auch den Blutfluss aus dem ') Anwendung sehr dünner Goldblättchen. 2) Hydrargyrum. ') Unser Grauspiessglanzerz (Schwefelantimon). 3* 36 Dreiunddreissigstes Buch. Gehirn. Noch wirksamer zeigt es sich als Pulver auf frische Wunden und veraltete Hundsbisse gestreuet, und mit Schmalz, Silberglätte, Bleiweiss und Wachs als Salbe auf Brandschäden gestrichen. Man brennt es, mit Kuhmist dick umhüllt, in Oefen, löscht es dann in Frauenmilch ab, reibt es unter Zusatz von Regenwasser in einem Mörser, giesst das Trübe öfter in ein kupfernes Gefäss und wäscht es noch mit Natrum. Der Bodensatz im Mörser ist ganz bleiartig und wird weggeworfen. Das Gefäss, in welches die trüben Flüssigkeiten gegossen sind, lässt man, mit Leinwand verbunden, eine Nacht hindurch ruhig stehen, dann giesst man die überstehende Flüssigkeit ab, entfernt den Rest der letztern mit Hülfe eines Schwammes, sammelt das Abgesetzte, die sogenannte Blume, auf Leinwand und lässt an der Sonne, jedoch nicht ganz vollständig austrocknen. Es wird nun noch einmal in einem Mörser bearbeitet und in Kügelchen geformt. Beim Brennen muss man vorsichtig sein, damit man nicht lauter Blei erhält i). Einige bedienen sich zum Brennen nicht des Mistes sondern des Schmalzes Andere schütten die mit Wasser zerriebene Masse in Säcke von dreidoppelter Leinwand, werfen den darin gebliebenen Satz weg, giessen das durchgelaufene in ein Gefäss, sam- meln das, was sich darin niedergeschlagen hat, und setzen es auch den Pflastern und Augensalben zu. 35. Die beim Silber abfallende Schlacke nennen die Griechen Helcysma. -) Sie wirkt zusammenziehend und kühlend auf den Körper. Man setzt sie, wie die später zu erwähnende Molybdaena, zu Pflastern, besonders um Narben dicht zusammen zu kleben, ferner zu Klystieren mit Myrtenöl gegen Stuhlzwang und Dysenterie; endlich zu den soge- nannten Fettmitteln 3) gegen aus wachsende, durch Reiben entstandene oder fliessende Kopf-Geschwüre. •) d. h. damit sich das Schwefelspiessglanz nicht ganz zu Metall reducirt. ^) Das Abgezogene. ^) Liparae. Dreiunddreissigstes Buch. 37 In ebendenselben Gruben entsteht auch der sogenannte Silber sc hau ml), von der es drei Arten giebt; die beste heisst Chrysitis, die zweite Argyritis, die dritte Molybditis. 2) Oft kommen alle drei Farben an ein und derselben Masse vor. Der attische Silberschaum behauptet den ersten Rang, dann folgt der spanische. Die Chrysitis entsteht aus der Erzader selbt, die Argyritis aus dem Silber, die Molybditis beim Schmelzen des Bleies selbst, was zu Puteoli geschieht und woher sie auch benannt wird. Aller Silberschaum wird aber gewonnen, wenn man das betreffende Erz ausschmilzt, aus dem obern Tiegel in den untern ablässt, nach dem Er- starren mit eisernen Haken herauszieht, wieder der Flamme aussetzt, und so lange durcharbeitet, bis das Metall nur noch wenig beträgt. Aus dem Namen erhellet aber, dass der hierbei abfallende Körper der Schaum des schmelzenden Metalles 3) ist. Er unterscheidet sich von der Schlacke, wie etwa der Schaum (auf gegohrenen Flüssigkeiten) von der Hefe. Das eine (die Schlake) ist ein Auswurf des sich reinigenden, das andere (der Schaum, die Glätte) ein Aus- wurf des gereinigten Metalls. Einige unterscheiden zwei Arten Schaum, die feste und lockere; eine dritte Art, die Molybdaena, soll beim Blei angeführt werden. Um den Schaum brauchbar zu machen, wird er, nachdem die röhrigen Massen in Stücke von der Grösse einer Haselnuss gebrochen sind, umgeschmolzen, dann mit Blasebälgen an- gefacht um Kohlen und Asche zu beseitigen, mit Essig oder Wein gelöscht und gewaschen. Ist es Argyritis, so lässt man sie, um ihr die gehörige Weisse zu geben, in bohnen- grossen Stücken in einem irdenen Geschirre, in welches man noch in Leinwand gebundenen frischen Weizen und Gerste gethan hat, so lange mit Wasser kochen, bis der ') Spuma argenti, Silberglätte. Siehe die weiter unten folgende Anmerkung 3. *) Der goldfarbige, silberfarbige und bleifarbige Silberschaum. 3) Plinius ist der irrigen Meinung, dass die bei dieser Operation erzeugte Glätte schon in den zur Schmelzung dienenden Mineralien enthalten sei. 38 Dreiunddreissigstes Buch. beabsichtigte Zweck erreicht ist; dann reibt man sie sechs Tage lang in einem Mörser, spült sie täglich dreimal mit kaltem Wasser, dann mit warmem, dem auf ein Pfund Schaum ein Obolus Steinsalz zugesetzt worden, ab und be- wahrt sie endlich in einem bleiernen Gefässe auf. Andere kochen mit weissen Bohnen und Gerstengraupen und trocknen an der Sonne; wieder Andere mit Bohnen in weisser Wolle, bis diese sich nicht mehr schwärzt, setzen dann Steinsalz hinzu, giessen oft frisches Wasser auf und lassen in vierzig der heissesten Sommertage trocknen. Auch kocht man in einem Schweinefell mit Wasser, setzt nach dem Heraus- nehmen Nitrum hinzu und zerreibt wie oben in einem Mörser mit Salz. Manche umgehen das Kochen ganz, reiben nur mit Salz und waschen mit Wasser ab. Der Silberschaum dient zu Augensalben, aufgestrichen zur Entfernung der ekelhaften Narben und Flecken bei Weibern, sowie zur Reinigung der Kopfhaare. Er besitzt die Kraft zu trocknen, erweichen, kühlen, zeitigen, reinigen, Wunden auszufüllen und Geschwulste zu heilen. Den oben er- wähnten Pflastern und Fettmitteln setzt man ihn ebenfalls zu; mit Raute, Myrte und Essig vertreibt er die Rose, mit Myrte und Wachs die Frostbeulen. 36. In den Silberbergwerken findet man ferner das Mi- nium i), welches noch jetzt als Malerfarbe sehr geschätzt wird und ehedem bei den Römern nicht nur im höchsten Ansehn stand, sondern selbst zu gottesdienstlichen Hand- lungen gebraucht wurde. Verrius nennt mehrere glaub- würdige Schriftsteller, welche erzählen, man habe an Fest- tagen das Gesicht des Bildnisses Jupiters und den Körper der Triumphirenden mit Minium bemalt, und so bemalt sei auch Camillus eingezogen. Daher werde auch noch jetzt zu den wohlriechenden Salben des Triumphmahls ') Nicht unser Minium (Mennige), sondern der Zinnober. Ein mit unserm Minium übereinstimmendes Präparat kommt im XXXIV. B. 54. Cap. vor. Dreiunddreissigstes Buch. 39 Minium gesetzt und das Bemalen des Jupiter mit Minium von den Gensoren verpachtet. Ich wundere mich' über den Ursprung dieser Sitte, obgleich es mir veohl bekannt ist, dass die Völker Aethiopiens noch gegenwärtig Minium kaufen, die Vornehmen unter ihnen sich ganz damit be- malen, auch die dortigen Götzenbilder diese Farbe an sich haben. Aus diesen Gründen will ich möglichst ausführlich davon handeln. 37. Theophrastus erzählt, das Minium sei 90 Jahre vor Praxibulus, einer atheniensischen Magistratsperson (welche Zeit in das 249. Jahr Roms fällt), von dem Athenienser Callias entdeckt worden, welcher anfangs geglaubt habe, aus diesem in den Silberbergwerken vorkommenden rothen Sande Gold schmelzen zu können. Es sei auch damals schon in Spanien, aber hart und sandig, ferner bei Colchis auf einem unzugänglichen Felsen, von dem man es mit Pfeilen herunter schiessen müsse, gefunden worden; letzteres tauge aber nichts, dagegen komme es von ausgezeichneter Güte oberhalb Ephesus im Gebiete der Cilbianer vor. Der Sand, welcher eine kermesrothe Farbe habe, werde fein gerieben, das Pulver gewaschen und was sich abgesetzt habe, wiederum gewaschen. Eine Sorte erhält man scton durch einmaliges Wäschen; Manchen erscheint diese aber nicht feurig genug, daher wiederholen sie das Waschen noch einmal. 38. Ich wundere mich nicht, dass diese Farbe sehr ge- schätzt wird, denn schon in den trojanischen Zeiten stand der Röthel im Ansehn, wie wir aus den Schriften Homers entnehmen können, der die damit bemalten Schiffe rühmt, während er sonst über Gemälde und Farben sehr wenig sagt. Die Griechen nennen das Minium: Miltos, auch Cinnabaris, aber der letztere Name hat Anlass zu einer Verwechselung mit dem indischen Cinnabaris gegeben. Wie ich nämlich schon früher mitgetheilt habe i), bezeichnen ») Im VIII. B. 12. Cap. 40 Dreiunddreissigstes Buch. die Indier mit dem Namen Cinnabaris das Blut, welches der sterbende Elephant durch die Last seines Körpers dem Drachen auspresst und das sich nun mit dem Blute des Elephanten vermischt. Keine andere Materie giebt auf Gemälden die Farbe des Blutes so täuschend wieder als diese; auch ist sie ein vortreffliches Gegengift und Medi- cament. Leider bedienen sich aber die Aerzte, statt des echten Cinnabaris, jenes von ihnen ebenso genannten Mi- niums, was, wie ich bald zeigen werde, ein Gift ist. 39. Die Alten fertigten mit dem Cinnabaris diejenigen Gemälde, welche noch jetzt einfarbige genannt werden. Sie malten auch mit ephesischem Minium, doch ist man hier- von abgekommen, weil dessen Anwendung zu mühsam war. Ueberdem hält man beide Pigmente für zu scharf, und man ging zum Röthel und der sinopischen Erde,i) wovon ge- hörigen Ortes die Rede sein wird, über. Der Cinnabaris wird mit Ziegenblut und zerriebenen Sorbus-Beeren ver- fälscht. Das Pfund des echten kostet fünfzig Sesterzen. 40. Nach Juba findet sich das Minium auch in Caimanien, nach Timagenes auch in Aethiopien, wir bekommen es aber nicht von dorther, sondern fast nur aus Spanien. Das beste wird im sisaponensischen Distrikte der bätischen Provinz aus einem dem römischen Volke als Eigenthum gehörenden und streng bewachten Bergwerke gewonnen. Das Mineral darf dort weder ausgeschmolzen noch sonst verarbeitet, sondern muss versiegelt nach Rom gebracht werden. Die jährliche Ausb eute beträgt gegen 2000 Pfund In Rom aber wird es gewaschen und der Preis gesetzlich so bestimmt, dass das Pfund nicht über 70 Sesterzen zu stehen kommt. Es wird auf vielerlei Weise verfälscht und dadurch der Pächtergesellschaft ein bedeutender Gewinn gebracht. Man hat nämlich noch eine andere Art Minium, die fast in allen Silber- und Bleibergwerken vorkommt und ') XXXV. B. 13. Cap. Dreiunddreissigstes Buch. 41 aus eioem mit den Erzadern durchsetzten Steine gebrannt wird, aber nicbt aus dem, dessen Ausfluss ich lebendiges Silber genannt habe (denn dieser liefert auch Silber), sondern aus andern, zugleich damit brechenden. Diese Steine sind, wie ihre Farbe beweist, arm an Blei , werden erst im Ofen roth; nach dem Brennen mahlt man sie zu Pulver. Diess ist die zweite Sorte Minium, die übrigens nur Wenige kennen und die jenem natürlichen rothen Sande weit nach- steht. Hiemit verfälscht man in den Werkstätten der Pächter das echte Minium; auch setzt man syrische Erde, von der ich später reden werde, hinzu, und dass diess in der That geschieht, beweist der grosse Gewinn, den die Verkäufer haben. Eine andere Art Dieberei üben die Maler aus; sie tränken nämlich die Pinsel ganz mit der Farbe, waschen dieselben mit Wasser aus, lassen das Wasch- wasser absetzen und sammeln den Absatz für sich selbst. Das reine Minium muss das Feuer des Scharlachs haben. Das Ansehn der zweiten Sorte leidet an den Wänden durch die Feuchtigkeit, obgleich sie eine Art Metallrost ist. Die Sisaponenser schmelzen aber das Minium aus den Erzen der Gruben nach Art des Goldes ohne Silber aus. Man prüft es mit glühendem Golde, das verfälschte wird nämlich auf demselben schwarz, das reine bleibt roth. Wie ich linde, verfälscht man es auch mit Kalk, diess lässt sich aber, wenn man kein Gold zur Hand hat, in ähnlicher Weise auf einem glühenden Eisenblech ermitteln. Das Minium wird durch den Einfluss des Sonnen- und Mond- lichts verändert; um es davor zu schützen, tränkt man die getrocknete Wand mit Hülfe eines Pinsels mit einer heissen Lösung von punischem Wachs in Oel, überfährt sie hierauf so lange mit glühender Galläpfelkohle bis sie schwitzt, brennt sodann mit Lichtern fest ein, und reibt mit reinen Leintüchern ab, ähnlich wie man den Marmor glänzend macht. Die mit dem Reiben des Miniums in den Werk- stätten beschäftigten Arbeiter verbinden sich das Gesicht mit weiten Blasen, damit sie beim Athmen den giftigen Staub nicht mit einziehen und doch dadurch sehen können. 42 Dreiunddreissigstes Buch. Das Minium wird ferner zum Schreiben in Büchern benutzt, macht auch die damit auf Gold, Marmor, Grabsteinen an- gebrachten Buchstaben leserlicher. 41. Aus der zweiten Sorte Minium erfand man, statt des natürlichen, künstliches Quecksilber zu bereiten, wovon ich nun handeln will. Man erhält es auf zweierlei Weise, entweder durch Reiben des Miniums mit Essig in kupfernen Mörsern mit kupfernen Keulen, oder indem man es in eine eiserne Schale schüttet, diese mit einem Deckel verschliesst, mit Thon verstreicht, die Schale in einen irdenen Tiegel setzt, unter diesen Feuer macht, dasselbe durch Anblasen unterhält und das durch den Deckel Schwitzende, was die Farbe des Silbers und die Flüssigkeit des Wassers hat, von Zeit zu Zeit wegnimmt. Es zertheilt sich leicht in Tropfen, welche aber leicht wieder zusammenfliessen. Da man nun weiss, dass diess eine giftige Substanz ist, so halte ich alles, was man von der medicinischen Anwendung des Miniums angiebt, für ein verwegenes Spiel, ausge- nommen etwa, wenn man es nur zur Stillung des Blutes auf den Kopf oder Leib bringt und nichts davon in den Körper und in Wunden gelangt. In keinem andern Falle sollte man es aber anwenden. 42. Das Silber wird jetzt fast nur mittelst des künstlichen Quecksilbers vergoldet, und auf Kupfer muss es in ähn- licher Weise getragen werden. Aber die Sucht zu betrügen, welche in jeder Lage des menschlichen Lebens so erfindungs- reich ist, hat, wie ich bereits mitgetheilt habe, ein wohl- feileres Mittel ausgedacht. 43. Bei Gelegenheit des Goldes und Silbers dürfen wir einen Stein nicht übergehen, welcher Pro birst ein ^) genannt wird, und, wie Theophrast berichtet, früher nur im Flusse Tmolus gefunden wurde, jetzt aber schon an mehreren Orten ') Coticula. Dreiunddi-eissigstes Buch. 43 gesehen worden ist; man nennt ihn auch den heraclischen oder lydischen Stein. Er ist nicht sehr gross, etwa 4 Zoll lang und 2 Zoll breit. Die, da wo man ihn findet, gegen die Sonne gekehrte Seite ist besser, als die gegen die Erde gekehrte. Vermittelst dieses Steines erkennen Erfahrene, indem sie ihn mit einer Erzstufe, wie mit einer Feile über- fahren, sogleich bis auf den Scrupel, wie viel Gold, Silber oder Kupfer in dem Erze enthalten ist, und täuschen sich merkwürdigerweise niemals. 44. Vom Silber giebt es*zwei Arten; die bessere erkennt man daran, dass die Theilchen auf glühenden eisernen Schaufeln ihre weisse Farbe behalten. Nicht so gut ist das, was dadurch braunroth, und ganz schlecht, was schwarz wird. Doch kann bei dieser Probe auch ein Betrug unter- laufen; hatten nämlich die Schaufeln zuvor in Männerharn gelegen, so färben sich die Silberth eilchen stets auf ihrer Oberfläche weiss und täuschen dadurch. Eine andere Probe besteht darin, das polirte Silber anzuhauchen; es muss so- gleich schwitzen und der entstandene nebelartige Ueberzug alsbald wieder verschwinden. 45. Man war der Meinung, nur aus dem reinsten Silber könnten Blattsilber und Spiegel gefertigt werden, allein auch hier hat der Betrug seine Hand im Spiel. Merkwürdig ist die Eigenschaft der Spiegel, die Bilder wieder zu geben, was unbezweifelt von der zurückprallenden und wieder ins Auge gelangenden Luft herrührt. Aus demselben Grunde vergrössern Spiegel, welche erhaben und vertieft pohrt sind, das Bild ins Unendliche. So viel kommt darauf an, ob der Spiegel die anprallende Luft zurückstösst oder auf- nimmt! Selbst Trinkbechern ertheilt man diese Eigenschaft dadurch, dass man gleichsam viele Spiegelflächen darin anbringt; sieht nun Jemand hinein, so nimmt er eine Menge Bilder wahr. Man macht auch Spiegel, wie z. B. die in einem Tempel zu Smyraa befindlichen, worin wunderliche Gestalten zum Vorschein kommen. Die Ursache hievon 44 Dreiunddreissigstes Buch. liegt in der Gestalt des Spiegels, denn es kommt sehr viel darauf an, ob sie concav wie ein Becher oder wie ein thraecidischer Schild, in der Mitte vertieft oder erhöhet, schräg oder schief, liegend oder aufrecht sind, denn nach der Beschaffenheit der auffangenden Fläche werden die Schatten zurückgeworfen. Das Bild ist nämlich nichts anderes, als die Repräsentation des von der klaren Fläche aufgenommenen Schattens. Um endlich alles auf die Spiegel bezügliche hier zusammen zu fassen, so füge ich hinzu, dass bei unsern Vorfahren die brundisischen, aus einer Legirung von Kupfer und Zinn dargestellten die besten waren. Die silbernen sind vortrefflich; die ersten machte Pasiteles ^) zur Zeit des grossen Pompejus, Seit Kurzem ist man der Meinung, das Bild falle richtiger aus, wenn die Rückseite des Spiegels mit Gold tiberzogen sei. 46. Die Aegypter färben das Silber, um ihren Anubis^) darauf zu sehen, bemalen es aber nur und fertigen keine getriebene Arbeit daraus. Später benutzte man es auch zu Triumphstatuen, und sein Preis stieg dadurch, dass mau ihm den Glanz nahm, ins Unglaubliche. Das Mattmachen des Silbers geschieht auf folgende Weise, Man versetzt es mit einem Drittel besten cyprischen Kupfers, welches Kronenkupfer heisst, und einer dem erstem gleichen Menge Schwefels, und schmilzt alles in einem bedeckten und ver- strichenen irdenen Tiegel so lange, bis der Deckel sich von selbst hebt. Das Silber wird auch durch das Gelbe eines hartgekochten Eies schwarz, doch lässt sich diese Färbung durch Behandeln mit Essig und Kreide wieder wegnehmen. Der Triumvir Antonius setzte dem Denar Eisen hinzu. Man verfälscht die Silbermünzen auch mit Kupfer. *) Aus Grossgriechenland, lebte um 30 v. Chr., war Bildhauer, Erzgiesser und Toreut in Rom. Seine Schriften über Kunstwerke sind verloren. ^) Der Merkur der Aegypter, Sohn des Osiris und derNephthys. Dreiunddreissigstes Buch. 45 Andere ziehen etwas vom Gewichte ab, während gesetzlich aus einem Pfunde Silber 84 Denare geprägt werden sollen. Daher entstand die Kunst, die Denare auf ihren Gehalt zu prüfen, und diess Gesetz nahm das Volk mit solcher Freude auf, dass es dem Marius Gratidianus in allen Gassen Bild- säulen errichtete. Merkwürdigerweise ist diess die einzige Kunst, welche Auskunft über den Betrug ertheilt; ein Denar wird prüfend besehen ob er falsch ist, und ein falscher durch viele echte eingetauscht. 47. Die Zahlenreihe ging bei den Alten nicht über 100,000, daher werden höhere Zahlen noch jetzt durch Vervielfäl- tigung dieser Summe ausgedrückt, so z. B. sagt man zehn Mal Hunderttausend u. s. w. Diess war eine Folge des Geldausleihens und des geprägten Geldes, und daher heisst eine Schuld auch noch jetzt fremdes Metall. Später er- hielten gewisse Leute den Beinamen Reiche, man muss aber wissen, dass der erste, welcher diesen Titel annahm, seine Gläubiger betrogen hatte. M. Crassus, einer dieser Reichen, dessen liegende Gründe 200,000,000 Sesterzen werth waren, meinte, der sei nicht reich, welcher durch seine jährlichen Einkünfte nicht eine Legion unterhalten könnte. Nach Sulla war er der reichste Bürger in Rom, seine Be- sitzthümer genügten ihm aber noch nicht, sondern es dürstete ihn auch nach allem Golde der Parther; zwar ge- lang es ihm, sich durch den Namen eines Reichen zu ver- ewigen, doch will ich wenigstens seine unersättliche Hab- sucht damit bestrafen, dass ich hinzufüge, mehrere freige- lassene Sclaven, welche ich gekannt, waren noch reicher, z. B. gleichzeitig unter der Regierung des Claudius ein gewisser Pallas, Callistus und Narcissus. Ausser diesen, welche gleichsam noch die Oberherrschaft haben, nenne ich den C. Caecilius Claudius Isidorus, welcher unter den Consuln C. Asinius Gallus und C. Marcius Censorinus am 24. Januar in seinem Testamente sagte: obgleich er im Bürgerkriege viel verloren habe, so hinterlasse er doch 4116 Sclaven, 3600 Paar Ochsen, 257,000 Stück anderes 46 Dreiunddreissigstes Buch. Vieh und 60,000,000 Sesteizen baares Geld; auch befahl er, auf sein Leichenbegängniss 1,100,000 Sesterzen zu ver- wenden. Mag man aber auch noch so viel Geld zusammen- scharren, den wie vi eisten Theil würde es wohl von dem Reichthum des Ptolemaeus betragen? Von diesem erzählt Varro, er habe, als Pompejus bei Judaea Krieg führte, 8000 Reiter auf seine Kosten unterhalten, 1000 Gäste mit ebenso viel goldenen Trinkgeschirren bedienen und die Geschirre so oft als die Gerichte, wechseln lassen. Aber (um nicht von Königen zu reden) den wie vielsten Theil machte wohl dieser Reichthum von dem des Bithyniers Pythius aus, welcher dem Könige Darius jene goldene Platane und jenen berühmten Weinstock zum Geschenke machte? Er veranstaltete für das Heer des Xerxes d. h. für 788,000 Mann, ein Gastmahl, und sicherte demselben auf 5 Monate Sold und Getreide zu, damit bei der Aus- hebung zum Kriegsdienst ihm von seinen fünf Kindern nur eins zur Stütze seines Greisenalters gelassen werden möchte. Man könnte ihn wohl mit dem Könige Crösus vergleichen. Welcher Wahnsinn ist es nun, nach dem zu trachten, was entweder auch Sclaven besitzen oder was selbst die Könige nicht einmal sättigen kann! 48. Das römische Volk spendete zuerst Geldgeschenke unter den Consuln Sp. Postumius und Q, Marcius, wo so viel Ueberfluss an Geld war, dass L. Scipio die zur Ab- haltung eines Fechterspiels nöthigen Kosten ausbezahlt er- hielt. Dagegen möchte ich die Beisteuer von einem Sextans Kupfer per Mann zum Leichenbegängniss des Agrippa Me- nenius kein freiwilliges Geschenk, sondern einen in Rück- sicht der Armuth des Agrippa von der Ehre und Noth- wendigkeit dictirten Akt nennen. 49. Die merkwürdige Unbeständigkeit des menschlichen Naturells zeigt sich auch bei den silbernen Gefässen, denn keine Art ihrer Form und sonstigen Bearbeitung bleibt lange in der Mode, bald gefallen uns die furnianischen, Dreiunddreissigstes Buch. 47 bald die clodianischen, bald die gratianischen; unsere Tische machen mit den Verkaufsläden gemeinschaftliche Sache ^), und wir suchen bald getriebene, bald rauh ausgestochene, bald durch Striche bezeichnete Arbeiten. Schon setzen wir ganze Tische auf Aufsätze, zur Stütze der Zugemüse schneiden wir sie hie und da ein, und es gefällt uns, wenn die Feile dem Silber recht viel genommen hat. Der Redner Calvus 2) klagt, dass wir Kochgeschirre von Silber machen lassen, aber wir gehen noch viel weiter, wir haben Sänften 3) aus getriebenem Silber, und zu meiner Zeit Hess Poppaea, Neros Gemahlin, ihren besten Zugthieren goldene Hufeisen unterlegen. 50. Der zweite Africanus hinterliess seinen Erben nur 32 Pfund Silber, während er bei seinem Triumphe über die Punier 4370 Pfund mitgebracht hatte. Diese Quantität Silber lieferte ganz Carthago, welches mit uns um die Herr- schaft der Erde buhlte; um wie viele der späteren Tisch- geräthe wurde es also besiegt? Derselbe Africanus gab nach der Unterjochung von Numantia den Soldaten beim Triumphe 7 Denare Silber. 0, Ihr Männer, würdig eines solchen Feldherrn, wie leicht wäret Ihr zufrieden zu stellen? Sein Bruder, der Allobrogicus, war der erste, welcher 1000 Pfund Silber hatte, aber der Volkstribun Drusus Livius besass nur zehn. Dass ein durch einen Triumpheinzug be- rühmter Greis von den Censoren mit einem Vermögens- stande von 5 Pfund in die Listen getragen worden sei, erscheint jetzt als ein Mährchen; ebenso, dass Catus Aelius, als die Gesandten der Aetoler ihn während seines Consulats von irdenen Schüsseln essend fanden, die von denselben mitgebrachten silbernen Gefässe nicht annahm und bis zu seinem Tode nichts von Silber als zwei Becher hatte, *) d. h. so oft in den Läden andere Gefässe ausgestellt sind, so oft haben wir sie auch auf unsem Tischen. 2) L. Comel. Licinius Calvus, Freund des Catullus, Gegner Cicero' s. 3) Carrucae, besonders für Damen. 48 Dreiunddreissigates Buch. welche ihm von seinem Schwiegervater L. Paulus wegen seiner Tapferkeit bei Besiegung des Königs Perseus ge- schenkt waren. Aus der Geschichte ersehen wir, dass die carthaginiensischen Gesandten sagten, kein Volk lebe herz- licher unter sich als die Römer, denn sie hätten bei allen von ein und demselben Silber gespeist. Auch wissen wir, dass Pompejus Paulinus, der Sohn eines arelatensischen römischen Ritters, welcher, weil er 12 Pfund Silber hatte, von seinen väterlichen Verwandten verjagt war, beim Kriegs- heere den wildesten Völkern gegenüber gestellt wurde. 51. Aber längst schon überzieht man die Betten und Triclinien^) der Weiber mit Silber, eine Sitte, welche der römische Ritter Carvilius PoUio eingeführt haben soll, aber er überzog sie nicht gerade damit oder richtete sich dabei nach den Deliern, sondern nach den Puniern. Eben- derselbe wandte auch Gold dazu an. Nicht lange nachher wurden die Delischen Betten in Silber nachgeahmt. Die Strafe für all' diesen Luxus war der sullanische Bürgerkrieg. 52. Es war nämlich kurz vor diesem Kriege, als jene Ver- schwendungen ins Leben traten und man Schüsseln aus 100 Pfund Silber machte, deren es damals über 150 in Rom gab, und wesswegen Viele, welche sich solche durch List zu verschaffen suchten, in die Acht erklärt wurden. Die Jahrbücher mögen erröthen, welche jenen Bürgerkrieg solcher Laster beschuldigten. Unsere Zeit war kühner. Unter der Regierung des Claudius hatte ein Sclave desselben, Namens Drusillanus Rotundus, der Rechnungsführer im dies- seitigen Spanien war, eine 500 Pfund schwere Schüssel, zu deren Anfertigung eine besondere Werkstätte hatte er- bauet werden müssen, und sein Gefährte besass acht Schüsseln, welche zusammen 250 Pfund wogen; nun frage ich, wie viele seiner Mitsclaveu waren nöthig, dieselben ') Speisesopha, auch Speisezimmer. Dreiunddreissigstes Buch. 49 aufzutragen oder für welche Gäste dienten sie? Corn. Kepos erzählt, vor dem Siege Sulla's seien zu Rom nur zwei silberne Triclinien gewesen; nach Fenestella, welcher unter der Regierung des Kaisers Tiberius starb, fing man erst zu seiner Zeit an, das Silber zu Aufsätzen i) zu verwenden-, damals seien auch solche von Schildpatt aufgekommen, kurz vor ihm habe man aber ganz hölzerne runde, und die Grösse der Tische nicht sehr übersteigende gehabt, und erst in seinen Knabenjahren wären viereckige, zusammen- gefügte, mit Ahorn oder Citrus überzogene gemacht worden. Bald darauf habe man das Silber an den Ecken und als Streifen in den Fugen angebracht; während seiner Jünglingsjahre seien die Näpfe und Schüsseln, welche die Alten Magides nannten, mit dem Namen Pauken be- zeichnet worden. 53. Früher war nicht soviel Geld unter den Menschen, aber der Arbeitslohn und Werth der Dinge stand fast höher, doch ist diess schon lange her, denn ich entsinne mich dieser Zeit nicht. 2) C. Gracchus kaufte Delphine das Pfund zu 5000 Sesterzen, der Redner Lucius Crassus aber 2 von dem Künstler Mentor gefertigte Becher zu 10,000,000 Sesterzen; letzterer legte aber das Geständniss ab, er habe aus Schaam es nie gewagt, sich derselben zu bedienen. Man weiss ferner, dass er Gefässe hatte, welche ihm per Pfund 6000 Sesterzen gekostet hatten. Aus dem besiegten Asien wanderte der Luxus nach Italien. Lucius Scipio brachte im 565. Jahre Roms von daher im Triumphe 1400 Pfund verarbeitetes Silber und 1500 Pfund goldene Gefässe mit. Durch eben dieses uns zugefallene Asien sind die Sitten noch weit mehr gesunken; noch nutzloser als jener Sieg war die Erbschaft, welche uns nach dem Tode des Königs Attalus zufiel, denn damals, im 622. Jahre Roms, *) repositoria, Gestelle. -) ut ignoscamus nobis. Man könnte diesen Satz auch so deuten : so dass wir uns in so fern mit der jetzigen Zeit versöhnen können. Wittstein: Pliiiius. VI. Tiä, 4 50 Dveiunddreissigstes Buch. entsagte man der Schaam, auf den königlichen Versteige- rungen zu kaufen, und binnen 57 Jahren hatte unsere Bürgerschaft den Eeichthum nicht bloss zu bewundern sondern auch zu liebeu gelernt. Auch der achäische Sieg, welcher in derselben Zwischenzeit, im 608. Jahre Roms er- fochten wurde, übte einen Ungeheuern Eiufluss auf die Sittenverderbniss aus, denn er brachte uns, damit nichts fehle, Bildnisse und Gemälde. Gleichzeitig wurde die Schwelgerei eingeführt und Carthago vernichtet, das Schicksal wollte also, dass, während das eine Uebel uns verliess, wir das andere umarmen sollten. Auch in dieser Beziehung haben sich Manche unserer Vorfahren gerechte Achtung erworben. C. Marius, jener arpinische Pfltiger und Feldherr über kleine Heereshaufen, soll nach dem Siege über die Cimbern, nach dem Beispiele des Bacchus, aus Krügen getrunken haben. 54. Es ist eine irrige Meinung, dass das Silber erst während der Regierung des Kaisers Augustus, als ein Gegenstand der Schmeichelei dieses Zeitalters, zu Statuen benutzt worden sei; denn ich finde, dass schon Pompejus der Grosse bei seinem Triumphe eine silberne Bildsäule des Pharnax, der zuerst im Pontus herrschte, und des Mithri- dates Eupator nebst goldenen und silberneu Wagen mit- brachte. Das Silber tritt auch zuweilen an die Stelle des Goldes; so bedienen sich die Weiber aus dem Volke, denen ein älteres Herkommen das Tragen goldener Kniebänder verbietet, silberner. Ich selbst habe gesehen, dass Arellius Fuscus (in Folge einer vom Ritterstande ihm zugefügten Anschuldigung, dass er nach einer zahlreichen Schule junger Leute strebe) Ringe von Silber hatte. Aber was hilft es, Ringe zu sammeln, denn schon ziert man die Degengriffe der Soldaten, denen das Elfenbein bereits zu schlecht ist, mit getriebenem Silber, die Degenscheiden klirren von Buckeln und die Degengürtel von Blechen; schon werden die Pagen, welche ins Mannesalter übergehen, durch in Silber gekleidete Leute beaufsichtigt, die Badewannen der Dreiunddreissigstes Buch. 51 i Weiber müssen von Silber sein, und ein und derselbe Stoff dient zur Aufnahme der Speisen und des Schmutzes. Wenn doch Fabricius diess und die Bäder der Weiber, worin sie sich mit den Männern waschen und welche so mit Silber bedeckt sind, dass man überall auf Silber tritt, sähe, jener Fabricius, welcher verbot, dass Feldherren mehr als eine Schale und ein Salzfass von Silber haben sollten; wenn er sähe, wie das Silber zerkleinert und daraus Geschenke für tapfere Leute gemacht werden. Ach, welche Sitten! Wir müssen uns vor Fabricius schämen. 55. Merkwürdiger Weise hat sich Niemand in getrie- bener Arbeit aus Gold, Viele dagegen haben sich in solcher aus Silber berühmt gemacht. Unter ihnen steht der bereits erwähnte Mentor oben an. Er fertigte überhaupt vier gleiche Stücke, aber keins derselben soll mehr vor- handen sein, denn sie wären beim Brande des Tempels der Diana zu Ephesus und des Capitols zu Grunde ge- gangen. Varro sagt, er habe auch eine eherne Bildsäule desselben besessen. Die nächst ihm berühmtesten Künstler in diesem Fache waren Acragas, Boethus und Mys; von ihnen allen findet man noch Werke auf der Insel Rhodus, von Boethus bei der lindischen Minerva, von Acragas in dem Tempel des Bacchus in der Stadt Rhodus selbst Becher mit getriebenen Bacchantinnen und Centauren, von Mys in demselben Tempel einen Silen und mehrere Cupidos. Von Acragas existirt auch eine meisterhaft auf Bechern angebrachte Jagd. Fernere ausgezeichnete Künstler waren Calamis, Antipater und Stratouicus, von dem man sagen kann, er habe einen fest schlafenden Satyr eher aut eine Schale gelegt als ihn daraus getrieben. Noch verdienen genannt zu werden: Tauriscus von Cyzieum, Ariston und Eunicus, beide von Mitylene, Hecataeus, Pasiteles zur Zeit des grossen Pompejus, Posidonius von Ephesus, Hedystra- tides, der Schlachten und bewaffnete Leute darstellte, Zopirus, der die Areopagiten und das Gericht des Orestes auf zwei Bechern darstellte, welche auf 1,200,000 Sesterzen 4* 52 Dieiunddreissigstes Buch. geschätzt wurden; Pytlieas, dessen 2 Unzen schwere Schale, worauf der Raub des Palladiums durch Ulysses und Dio- medes dargestellt war, 1,000,000 Sesterzen kostete; er brachte auch Köche oder Magiriscia i) auf kleinen Triukgeschirren an, von welchen man aber nicht einmal Copien nehmen konnte, denn die Arbeit war so fein, dass man f-ie dadurch leicht zerstört haben würde. Auch Teucer war ein be- rufener Künstler in solchen Arbeiten. Diese Kunst ver- schwand aber auf einmal so, dass man sie jetzt bloss noch wegen ihres Alters schätzt, und dergleichen getriebene Ar- beiten haben nur noch historischen Werth, denn sie sind so abgerieben, dass man keine Figur darauf mehr erkennen kann. Das Silber wird mit Hülfe von Mineralwässern oder Salz gefärbt, wie z. B, in den vom Meere entfernten Distrikten Spaniens. 56. In den Gold- und Silberbergwerken finden sich auch Farben, nämlich das Sil'-) und eine blaue Farbe. Das Sil ist eigentlich ein Schlamm; das beste das attische, und das Pfund davon kostet 2 Denare. Die zweite Sorte heisst die marmorartige und ist nur halb so theuer. Eine dritte heisst die gepresste , oder auch nach der Insel Syrus die syrische. Man bringt sie auch schon von Achaja aus in den Handel, und dieser Sorte bedient man sich zur Dar- stellung von Schatten auf Gemälden; das Pfund davon kostet 2000 Sesterzen. Eine andere, welche aus Gallien kommt und die helle heisst, kostet zwei Ass weniger, und dient wie die attische zu Lichtparthieen. Die marmor- artige dient aber nur zum Anstreichen von Schenktischen''^), weil der in dieser Farbe enthaltene Marmor der Schärfe des Kalks widersteht; man gräbt sie, 20 Meilensteine von Eom entfernt, in Bergen, brennt sie auch, und von denen, welche sie verfälschen, wird sie die gepresste genannt; ob ') Kleine Köche, von fcayetQog: Koch. -) Eine Art Ocker. 3) Abaci. Dreiunddreissigstes Buch. 53 sie aber verfälscht ufld gebrannt ist, erkennt man an ihrer Schärfe und pulverigen Beschaffenheit. Das Malen mit Sil, wenigstens mit attischem, haben Polygnotus und Micon ein- geführt. Später wandte man das attische zu Lichtparthieen, das syrische und lydische aber zu Schattenparthieen an. Das lydische wurde früher von Sardes bezogen, was jetzt nicht mehr geschieht. 57. Das Bergblau ') ist ein Sand. Früher unterschied man drei Sorten davon: ägyptisches, das beste; scythisches, was sich leicht zertheilt und beim Eeiben in 4 Farben nm- wandelt, in eine hellere und dunklere, eine dickere und dünnere; cyprisches, was besser als das scythische ist. Zu diesen Sorten kam später noch das puteolanische und spanische, denn dort hat man auch angefangen, den Sand zu gut zu machen. Alle Sorten werden nämlich durch Kochen mit gewissen Kräutern gefärbt, die weitere Bear- beitung geschieht ganz so wie bei der Chrysocolla. Aus dem Bergblau bereitet man durch Reiben und Schlämmen eine hellere Farbe, welche Lomentum heisst und per Pfund 10 Denare kostet, während das erstere nur auf 8 zu stehen kommt. Es wird mit Greta angewendet, denn in Kalk steht es nicht. Seit Kurzem hat man noch eine Sorte, die nach ihrem Erfinder die vestorianische genannt wird; sie wird aus den leichtesten Theilen des ägyptischen Bergblaus dargestellt und kostet 1 Denar. Man nennt sie auch Cylon und gebraucht sie wie die puteolanische, ausserdem aber auch zum Anstreichen der Fenster. Unlängst ist auch ein indisches Blau 2) in den Handel gekommen, welches 8 Denare kostet, und auf Gemälden zu Vertiefungen, d. h. zur Trennung des Lichts vom Schatten, angewandt wird. Noch giebt es eine ganz schlechte Sorte des Lomentum, welche das ge- riebene heisst und 5 Ass kostet. Das echte Bergblau muss auf Kohlen mit Flamme brennen; man fälscht es auf die •) Coeruleum, eine Kupferfarbe. ^) Indigo. 54 Dreiunddveis.sigstes Buch. Weise nach, dass mau trockne Violen mit Wasser kocht und die abkolirte Flüssigkeis mit cretrischer Kreide versetzt. 58. Als Arzneimittel dient das Bergblau zur Reinigung der Geschwüre, wird daher den Pflastern und Beizmitteln zu- gesetzt. Das Sil lässt sich aber nur schwierig fein reiben. Es beizt gelinde, zieht zusammen und füllt die Geschwüre aus. Um es anwendbar zu machen, glühet man es in irdenen Gefässeu, In Bezug auf die oben mitgetheilten Preise der Waaren bemerke ich, dass es mir allerdings nicht unbekannt ist, wie sie an einem Orte so, an anderen wieder anders sind und sich fast alljährlich verändern, je nachdem der Stand der Schifffahrt ist oder der Einkauf geschieht oder ein reicher Verkäufer seinen Vorrath zurückhält. Auch erinnere ich mich noch recht gut, dass unter der Regierung Nero's Demetrius von der ganzen Salbenverkäufer-Innung i) bei den Consuln verklagt wurde. Allein es schien mir, um den Werth der Dinge einigermaassen durchzählen auszudrücken, doch nöthig, die Preise so, wie sie gewöhnlich in Rom waren, beizufügen. •) Seplasia, eine Gasse in Capua, wo Salben verkauft wurden. Vierunddreissigstes Buch. Von den Metallen des Erzes. 1. Die nächste Betrachtung verdienen nun die Metalle des Erzes ^), welche in der Anwendung dem Werthe nach unmittelbar auf die edlen Metalle folgen, ja mitunter (wie z. B. das corinthische Erz) selbst höher als das Silber oder gar höher als das Gold geschätzt werden. Sie haben auch, wie bereits erwähnt, eine gewisse Wichtigkeit dadurch erlangt, dass die Löhnung an das Kriegsheer darin ausge- zahlt wird. Davon rühren die Namen: Aera militum^), Tribuni aerarii^), Aerarium^), Obaerati^), aere Diruti^) her. Ich habe ferner mitgetheilt, wie lange das römische Volk nur geprägtes Kupfer hatte. Auch noch andere aus dem Alterthume stammende Thatsachen beweisen den Werth des Kupfers in Rom; so errichtete der König Numa die dritte Zunft der Kupferschmiede. 2. Die Erzstufen werden auf die schon beschriebene Weise ausgegraben und durch Hülfe des Feuers zu gute gemacht. Dazu verwendet man auch einen Erzstein, der den Namen Cadmia") führt; der beste findet sich in Asien, ehemals auch in Campanien, jetzt im Gebiete der Bergo- ') Aeris metalla, d. h. die Metalle, welche in die unter dem Namen Erz begriffenen Legirungen eingehen. -) Soldatengeld, Soldatenkupfer. ^) Zahlmeister. "•) Staatskasse. ^) Schuldner. ^) Durch Schulden zu Grunde gerichtete Leute, ') s. im 22. Cap. 5(5 Vierunddreissigstes Buch. mater au der äussersten Grenze von Italien, soll auch vor Kurzem in der Provinz Germanien entdeckt worden sein. Ein auderes liierber gehörendes Erz heisst in Cypern, wo das Kupfer zuerst entdeckt ist, Chalcites, doch sank diess bald im Werthe, weil man in andern Ländern bessere Erze fand, namentlich das Aurichalcum, welches wegen seiner ausgezeichneten Eigenschaften lange Zeit in hohem Ansehn standj doch schon seit vielen Jahren nicht mehr vorkommt, weil die Erde daran erschöpft ist. Den nächsten ßang behauptete das sallustianische Erz in dem Alpenbezirke der Centroner, doch auch diess hielt nicht lange an und ihm folgte das livianische in Gallien. Beide führten ihren Namen nach den Besitzern der Gruben, das erstere nach dem Freunde des Kaiser Augustus, das letztere nach der Gattin des Kaisers; dieses kam ebenfalls rasch aus der Mode und findet sich nur noch äusserst selten. Gegenwärtig behauptet das mariauische, auch das cordubische genannt, den ersten Rang; es zieht nächst dem livianischen Erze den Galmei am vollständigsten ein und die daraus gepräg- ten Sesterzen und Zweiassstücke gleichen im Ansehn ganz dem Aurichalcum i), während die Assstücke von Kupfer sind, — Dies sind die natürlichen edlen Arten des Erzes. 3. Die übrigen Arten des Erzes sind Kunstprodukte, und von diesen soll gehörigen Ortes die Rede sein, nachdem ich der berühmtesten Momente in diesem Fache gedacht haben werde. Ehemals schmolz man das Kupfer mit Gold lind Silber zusammen und doch war die Kunst das schätz- barste dabei, während es jetzt zweifelhaft ist, ob diese schlechter als der Stoff selbst genannt werden muss. Sonder- bar, während die Preise für dergleichen Kunstwerke ins Unendliche stiegen, ging das Ansehn der Kunst zu Grunde; die Ursache hiervon ist aber, dass man sie, die früher nur des Ruhmes wegen ausgeübt wurde, später wie alles Andere, ') d. h. sie sind von Messing. Vierunddreissigstes Buch. 57 als ein Mittel zum Reicliwerden benutzte. Eben dieser Ruhm, diese Ehre, welche ehemals in der Ausübung jener Kunst lagen, waren es, dass man dieselbe zu den Arbeiten der Götter zählte, dass die Vornehmsten unter den Völkern sieh damit beschäftigten; allein jet/.t ist das Verfahren, dieses kostbare Erz zu giessen, schon so in Vergessenheit gekommen, dass dem Künstler nicht einmal mehr das Glück dabei zur Seite steht. Aus jener ruhmvollen Periode stammt nun das corinthische Erz, welches unter diesen Produk- ten den ersten Rang einnimmt; ein Zufall war es, der es hervorbrachte, nämlich eine*bei der Einnahme von Corinth entstandene Feuersbrunst. Die Sucht nach demselben ging oft weit, denn man erzählt, dass Verres, welchen Cicero verurtheilt hatte, mit diesem von Antonius bloss deshalb verbannt wurde, weil er ihm die Ueberlassung corinthischer Geschirre verweigert hatte. Aber mir scheint, als wenn Viele, um sich von Andern zu isoliren, deu Schein zu ver- breiten suchen, als wüssten sie von dem corintbisehen Erze mehr, als es in der That der Fall ist; ich will meine Meinung durch einige Worte unterstützen. Corinth wurde im dritten Jahre der 158 sten Olympiade, im 608 ten Jahre Roms, erobert, nachdem schon ein Jahrhundert lang die berühmten Giesser, deren Werke noch jetzt den Namen corinthische führen, nicht mehr existirt hatten. Zum Belege dessen führe ich das Zeitalter jener Künstler an, denn aus obiger Vergleichung mit der Olympiaden-Rechnung kann man die Jahre unserer Stadt leicht entziffern. J'olglich sind corinthische Erzarbeiten nur solche, welche jene Schwel- ger bald zu Speisegeschirren, bald zu Lampen, bald zu Waschbecken gebrauchen und dabei auf die Reinlichkeit keine Rücksicht nehmen. Es giebt drei Arten dieser Legirung; eine weisse, welche fast dem Silber gleicht und in welcher das letztere den grössten Antheil ausmacht, eine goldglänzende und eine dritte, worin die Metalle zu gleichen Theilen sich befinden. Ausser diesen existirt noch eine, deren Bereitungsweise unbekannt ist, doch glückte es den Händen der Menschen, sie auf Bildnissen und dergl. 58 Vienmddreissigstes Buch. nachzuahmen; sie ist besonders werthvoU wegen ihrer ins Leberbraime sich neigenden Farbe und heisst daher Lebererz, kam aber weit später als das corinthische auf, viel früher jedoch hatte man das äginetische und delische Erz, welche lange Zeit hindurch den ersten Rang behaupteten. 4. Dasjenige Erz, dessen Ruf in die ältesten Zeiten hinaufreicht, war das delische; zu den Märkten in Delos reiste man von allen Ländern her, die dortigen Werkstätten lieferten besonders die Füsse und Stützen der Triclinien und diess verschaffte dem Erze zunächst seinen Ruhm. Später wurde es auch zu den Bildnissen der Götter, Men- schen und Thiere benutzt. 5. Den nächsten Rang nahm das äginetische Erz ein. Die Insel Aegina selbst liefert kein Erz, sondern ist nur durch ihre Metall-Werkstätten berühmt geworden. Ein von dort geraubter eherner Stier befindet sich auf dem Vieh- niarkte zu Rom, und während dieser eine Probe ägineti- scben Erzes ist, haben wir an dem Jupiter in dem Tempel des Jupiter tonans auf dem Capitole ein Denkmal delischen Erzes. In jenem Erze arbeitete Myron, in diesem Folyele- tus, beide Zeitgenossen und. Mitschüler; und wie in ihrer Kunstfertigkeit wetteiferten sie auch in der Güte des Materials miteinander. 6. In Aegina legte man sich insbesondere nur auf die Ausarbeitung des Aufsatzes der Leuchter^), in Tarent fertigte man die Schäfte derselben; zwei Werkstätten trugen also zur Vollendung dieser Geräthe bei. Ihren Namen erhielten sie offenbar von dem Scheine der (daraufgesteckten) Lichter, und man schämt sich nicht, sie für den Soldbetrag eines Militair -Tribuns zu kaufen. Die Anwendung der Leuchter bei uns hat folgenden Ursprung. Auf Befehl des Ausrufers Theon ward der Walker Clesippus, ein mit ') Candelabra. Yierunddreissigstes Buch. 59 einem Höcker behafteter und ausserdem noch sehr häss- licher Mensch, mit einem solchen Leuchter zum Verkaufe ausgeboten; Gegania kaufte ihn für 50 Sesterzen, zeigte später ihren Kauf bei einem Gastmahle, Hess ihn zum Spott sich entblössen, nahm ihn aus Geilheit mit in ihr Bett und setzte ihn in ihrem Testamente zum Erben ein. Er gelangte dadurch zu grossem Reichthume, verehrte aber jenen Leuchter wie einen Gott, zählte ihn fälschlicher Weise zu den corinthischen Arbeiten, bewahrte jedoch das Andenken an die Sitten seiner Zeit durch eine edle Grab- schrift auf, worin die Schande der Gegania auf Erden verewigt werden sollte. Da man aber weiss, dass es keine corinthischen Leuchter giebt, so dient dieser Name bloss dazu, um denselben Ansehn zu verschaffen; Mummius nämlich zerstörte zwar bei seinem Siege Corinth, zerstreute aber zugleich das corinthische Erz in viele Städte von Achaja. 7. Die Alten machten auch die Thürschwellen und Thür- flügel in den Tempeln aus Erz. Ferner finde ich, dass Cn. Octavius, der einen Triumph über ein gegen den König Perseus geliefertes Seetreffeu hielt, bei dem flamini- schen Circus einen doppelten Porticus machen Hess, der nach den ehernen Säulen-Knäufen der korinthische genannt wurde; ferner, dass man den Tempel der Vesta mit einem syrakusanischen Dache versah. Jm Pantheon stehen Säulen mit syrakusanischen Knäufen, welche M. Agrippa setzen Hess. Ja selbst reiche Privatpersonen wandten dieses Erz zu Verzierungen an; so warf der Quästor Sp. Corvilius dem Camillus unter andern Verbrechen auch vor, dass er in seinem Hause mit Erz überzogene Thüren habe. 8. L. Piso berichtet, mit Erz überzogene Speisetisehe, Schenktische und einftissige Tische habe zuerst Cn. Man- lius in seinem über die Besiegung Asiens gehaltenem Triumphe im 567 sten Jahre Roms , mitgebracht; nach Antias sollen die Erben des Redners L. Crassus sosrar 60 Vierunddreissigstes Buch. viele mit Erz überzogene Speisetische verkauft haben. Aus Erz fertigte man auch die Cortinen^) der Dreifüsse aus Erz, und nannte sie die Delphisehen, weil sie besonders zu Geschenken für den Delphischen Apollo geweiht wurden. Man fertigte auch Kronleuchter zum Aufhängen in den Tempeln, welche wie äpfeltragende Bäume leuchten; ein solcher befindet sich in dem Tempel des palatiuischen Apollo, den Alexander bei der Einnahme von Theben erbeutet und demselben Gotte in Cyme geweihet hat, 9. Später legte sich die Kunst allenthalben auf die Dar- stellung von Götterbildern. Wie ich finde, wurde in Rom zuerst der Ceres ein erzenes Standbild und zwar aus dem Vermögen 2) des Sp. Cassius, den, weil er nach der Herrschaft gestrebt, sein eigener Vater umgebracht hatte, errichtet. Sodann fertigte mau auch Statuen und allerhand Bildnisse von Menschen aus Erz. Die Alten bemalten sie mit Erdharz, um so mehr muss man sich wundern, dass das Ueberziehen derselben mit Gold aufgekommen ist. Ob letzteres eine römische Erfindung, weiss ich nicht, wenig- stens hat man keine Angaben über ihr Alter in Rom. Menschliche Bildsäulen pflegte man nur dann zu machen, wenn die betreffenden Personen irgend einer wichtigen Ursache wegen eines beständigen Andenkens würdig waren. Diess geschah zuerst bei den Siegen in den heiligen Kampf- spielen, besonders den olympischen, wo allen Siegern Bild- säulen, denen aber, welche dreimal gesiegt hatten, solche errichtet wurden, die ihnen ganz ähnlich waren, und die man lebensgrosse nennt. Ob die Athenienser, welche den ') Cortina war eins von den halbkugeligen Becken, welche auf den Dreifuss gelegt wurden; 2 Halbkugeln passten aufeinander, die obere hiess cortina, die untere crater, der hohle Raum gaster. Der crater hatte ein Loch, durch welches der Gott sprach, während die Pj'thia auf dem Dreifüsse sass. 2) Peculium, das Vermögen welches ein Sohn besass, der noch unter väterlicher Gewalt stand. Vierunddreissigstes Buch. Ol Tyrannenmördein Harmodius und Aristogiton iu eben dem Jahre, in welchem die Könige ans Rom vertrieben wurden, öffentliche Bildsäulen errichteten, in dieser Beziehung über- haupt die ersten waren, ist mir unbekannt. Der Mensch nahm hernach dergleichen Gunstbezeugungen tiberall für seineu Ehrgeiz in Anspruch. Schon errichtet man auf den Märkten aller Freistädte Bildsäulen zum Zierrath, verlängert das Andenken an die Menschen und gräbt auf die Fuss- gestelle ewigdauernde Ehrentitel ein, damit sie nicht bloss auf den Grabmälern gelesen werden können. Selbst in Privathäusern und Vorhallen begegnet man bereits solchen Märkten. Dadurch beweisen die dienten ihre Ehrerbietig- keit gegen ihre Schutzherren. 10. Vor Alters weihete man auf die angegebene Weise Standbilder in der Toga. Man machte aber auch nackte, welche einen Spiess halten, der demjenigen der Jünglinge in den Fechtschulen ähnlich sieht und Achillesspiess heisst. Es ist Sitte bei den Griechen, nichts zu bekleiden, dagegen römischer und Soldaten-Gebrauch, einen Brustharnisch hin- zuzufügen. Der Dictator Caesar gestattete, dass man ihm eine mit Panzer versehene Bildsäule auf seinem Forum setzte. Die mit der Kleidung eines Panpriesters bedeckten sind so neu, wie die, welche vor Kurzem mit einem Mantel*) angethan zum Vorschein kamen. Mancinus setzte sich eine Bildsäule in demselben Anzüge, den er gewöhnlieh zu tragen pflegte. Mehrere Schriftsteller berichten, der Dichter L. Attius, welcher sehr klein gewesen, habe sich in dem Tempel der Camoenen eine sehr grosse Bildsäule gesetzt. Die Keiterstatuen, ohne Zweifel eine griechische Erfindung, stehen zu Rom in hohem Ansehn. Die Griechen weiheten aber nur den Siegern in den heiligen Kampfspielen, später jedoch auch den Siegern im Wettlauf mit Zwei- oder Vier- gespannen dergleichen gegossene (oder getriebene) Stand- •) Paenula. 52 Vierunddreissigstes Buch. bilder. Davon datiren sich unsere Wagen bei den Bildsäulen derer, welche einen Triumph gehalten haben; doch ist diese Sitte noch nicht alt, und erst nach dem Tode des Kaiser Augustus kamen Sechsgespanne sowie auch Elephanten hinzu. 11. Auch die Verherrlichung durch ein Zweigespann bei Personen, welche nach niedergelegtem Prätoramte auf einem Wagen die Rennbahn durchfahren hatten, besteht noch nicht sehr lange. Aelter ist die Sitte, Bildsäulen auf Säulen zu stellen, wie z. B. die des C. Maenius, welcher die alten Lateiner, denen das römische Volk in Folge eines Bündnisses ein Dritttheil der Beute bezahlte, besiegt und in eben demselben Consulate, im 416 ten Jahre Roms, die von den Antiatern erbeuteten Schiffsschnäbel auf der Rednerb lihne befestigt hatte; ferner die des Cajus Dullius, der zuerst über ein den Puuiern geliefertes Seetreffen trium- phirte, und die noch jetzt auf dem Forum steht. Ferner die Statue des Getreidemagazin-Direktors L. Minucius vor dem dreifachen Thore, deren Kosten durch eine unzenweise gespendete Collecte bestritten wurde, vielleicht das erste Beispiel einer solchen Ehrenbezeugung von Seite des Volks (denn vorher ging sie stets vom Senate aus), und eine an sich rühmliche Handlung, wenn sie nur nicht aus einem so nichtigen Anlasse ins Leben getreten wäre. Eine derartige Bildsäule des Attus Nävus stand auch vor dem Rathhause, ihr Fussgestell ging aber zu Grunde, als das Rathhaus bei dem Leichenbegängnisse des Publius Clodius in Brand gerieth. Auf öffentliche Kosten war auch auf dem Volksversammlungsplatze die Bildsäule des Ephesers Hermodorus, des Erklärers der von den Devemviren ge- schriebenen Gesetze, errichtet. Eine andere Ursache und ein anderes Ansehn hat die noch heute stehende Bildsäule des Horatius Codes, der allein die Feinde von der hölzernen Brücke abgehalten hatte. Dass bei der Rednerbühue auch Bildsäulen der Sibylla, selbst drei stehen, wundert mich gar nicht; eine derselben errichtete der Volksädil Sextus Vierunddreissigstes Buch. 63 Pacuvius Taurus, die beiden andern M. Messala. Ich würde diese und des Attus Nävus Bildsäule, welche sämmtlich unter der Regierung des Tarquinius Priscus gesetzt wurden, für die ältesten halten, wenn sich nicht deren von den vor- hergehenden Königen auf dem Kajjitole befänden. Unter diesen hat die des Komulus und Tatius, sowie die des Camillus auf der Rednerbühne keine Tunica, und vor dem Tempel des Castor und Pollux befand sich die des A. Marcius Tremulus, welcher die Samniter zweimal besiegt und durch die Einnahme von Anagnia das Volk von dem Tribute befreiet hatte, in der Toga zu Pferde. Zu den ältesten Statuen gehören noch: die des Tullus Cloelius, Lucius Roscius, Spurius Nautius und C. Fulcinius auf der Rednerbühne, welche auf einer Gesandtschaftsreise von den Fidenateru ermordet waren. Der Staat pflegte diese Ehren- bezeugung den unschuldiger Weise ums Leben Gekommenen zu ertheileu; daher wurden auch P. Junius und Titus Coruncanus, welche die illyrische Königin Teuta ermordet hatte, derselben theilhaftig. Ich glaube die Bemerkung in den Annalen, dass man diesen Männern 3 Fuss hohe Bildsäulen auf dem Forum errichtete, nicht übergehen zu dürfen, denn es erhellet daraus, dass diess damals das Ehrenmaass war. Den Cn. Octavius führe ich wegen eines Ausdrucks in einem Senatbeschlusse an. Derselbe zog um den König Autiochus, der ihm eine Antwort zu geben versprach 1), mit einer zufällig in seiner Hand befindlichen Ruthe einen Kreis und zwang ihn zur Antwort, bevor er aus dem Kreise ginge; er wurde auf dieser Gesandtschafts- reise ermordet, und der Senat befahl, ihm au den „am meisten in die Augen fallenden Orte", d. h. auf der Redner- bühne, eine Bildsäule zu errichten. Auch die vestalische Jungfrau Taracia Caja oder Furretia wurde der Ehre eines Standbildes würdig erachtet, mit dem Zusatz, sie könne dasselbe aufstellen lassen wo sie wolle, eine Erlaubuiss, ') Octavius übeireiclite nämlich diesem Könige eine Tafel mit den Friedensbedinsrunsren. Q^ Vierunddreissigstes Buch. welche nicht weniger ehrenvoll ist, wie der Beschluss selbst zur Errichtung eines Standbildes für ein Frauen- zimmer. Was ihr Verdienst betrifft, so drücken die Annaleu dasselbe in folgenden Worten aus: „weil sie das tiberinische Feld dem Volke geschenkt habe." 12. Wie ich finde, errichtete man an den Enden des Wahl- platzes auch dem Pythagoras und Alcibiades Bildsäulen, weil in dem samnitischen Kriege der pythische Apollo befohlen hatte, diese Ehie dem tapfersten sowie dem weise- sten Griechen auf einem berühmten Platze zu erweisen; sie blieben so lange stehen, bis Sulla daselbst das Rath- haus bauete. Hierbei muss es nur Wunder nehmen, dass die Senatoren den Pythagoras dem Socrates, welcher doch von demselben Gotte als der Weiseste anerkannt worden war, und den Alcibiades so vielen andern tapfern Männern und in beider Hinsicht irgend einen Andern dem Tbemi- stocles vorzogen. Mit den Säulen unter den Bildsäulen beabsichtigte man, diese über andere Menschen zu erheben, und denselben Zweck hat man mit dem Bogen i), einer neuen von den Griechen stammenden Erfindung, im Sinne. Niemandem sind wohl mehr Bildsäulen errichtet worden als dem Demetrius Phalereus zu Athen, denn er bekam 360, aber noch waren nicht soviele Tage im Jahre verstrichen, als man sie alle wieder zerstörte. Auch in Ptom errichteten die Tribus^), wie ich angegeben habe, dem C. Marius Gra- tidianus in allen Gassen Bildsäulen, warfen sie aber beim Einzüge des Sulla wieder um. 13. Bildsäulen zu Fuss standen zu Rom lauge Zeit in hohem Ansehn; jedoch sind auch die Reiterstatuen alten Ursprungs, und selbst Weiber Hess mau an dieser Ehre *) Arcus, hier wahrscheinlich eine Art Bogen um das Haupt der Bildsäule. -) Die Stadtbezirke. Vierunddreissigstes Buch. ß5 Theil nehmen. Die Bfldsäule der Cloelia ist nämlich reitend, als ob es nicht genug gewesen wäre, sie mit einer Toga zu umgürten, da eine solche Auszeichnung doch weder der Lucretia, noch dem Brutus, welche die Könige vertrieben hatten, und um derenwillen Cloelia unter den Geis sein gewesen war, zuerkannt wurden. Ich würde annehmen, dass diese und die des Codes zuerst auf öffentliche Kosten errichtet worden seien (denn es ist sehr vvahrscheinlich, dass Tarquinius dem Attus und der Sibylla und die Könige sich selbst Bildsäulen errichtet haben), wenn nicht Piso berichtete, die der Cloelia wäre von denen, welche mit ihr zusammen als Geissein gedient hatten und von Porsenna wieder frei gegeben waren, gesetzt. Da hingegen sagt Annius Fetialis^), die Reiterstatue, welche dem Tempel des Jupiter Stator gegenüber im Vorhofe des Hauses des Superbus gestanden, habe der Consulstochter Valeria Pub- licola, welche allein zurückgeflohen und durch die Tiber geschwommen sei, während die übrigen dem Porsenna zu- geschickten Geissein auf Anstiften des Tarquinius umge- bracht worden wären, angehört. 14. L. Piso berichtet, unter den Consuln M. Aemilius und C. Popilius und nach den Censoren P. Cornelius Scipio und M. Popilius wären alle um das Forum .stehenden Bildsäulen solcher Personen, welche obrigkeitliche Aemter bekleidet hatten, mit Ausnahme der durch Volks- oder Senatsbeschluss errichteten, weggeschafft worden; die aber, welche sich der nach der Herrschaft strebende Sp. Cassius bei dem Tempel der Tellus errichtet hatte, sei sogar von den Censoren ein- geschmolzen. Jene Männer suchten offenbar auch in dieser Sache dem Ehrgeize einige Schranken zu setzen. Man kennt noch die unwillige Aeusserung Cato's während seines Censor- amts darüber, dass römischen Weibern in den Statthalter- schaften Bildsäulen errichtet würden. Er konnte aber nicht einmal ihre Aufstellung in Rom verhindern, wie z. B. die *) Ein nicht näher bekannter Schriftateller. Wittstein: Plinius. VI. Bd. ßß Vierunddreissigstes Buch. der Cornelia, der Mutter der Gracchen und Tochter des altern Afrikanus; diese Statue hat eine sitzende Stellung, an den Füssen Sohlen ohne Riemen und befand sich früher in dem öffentlichen Säulengange des Metellus, ist aber jetzt den Kunstschätzen der Octavia einverleibt. 15. Fremde errichteten zu Rom dem Volkstribun C. Aelius öffentlich ein Standbild, weil er ein Gesetz gegen Stenius Statilius Lucanus, der die Thuriner zweimal feindlich tiber- fallen, erlassen hatte; die Thuriner schenkten ihrem Retter ausser jenem Standbilde auch noch eine goldene Krone, weiheten ferner dem Fabricius, durch den sie von einer Belagerung befreiet waren, gleichfalls ein Standbild. Der- gleichen Auszeichnungen erweisen Völker, welche sieh in den Schutz anderer begeben haben, öfter, aber hiebei ist aller Unterschied so sehr verschwunden, dass man sogar die Bildsäule des Hannibal, der unter allen unsern Feinden allein einen Spiess über die Mauern Roms geworfen hat, an drei, Stellen in der Stadt sieht, 16. Dass die Bildgiesserkunst in Italien schon lange und sehr verbreitet war, beweist der, wie mau sagt, von Evander geweihete Hercules auf dem Viehmarkte, welcher Triumph-Hercules genannt und bei Triumphen mit einem Siegeskleide versehen wird; ferner der von Numa geweihete doppelsichtige Janus, den man in Bezug auf Krieg und Frieden verehrt, und dessen Finger so gestiiltet sind, dass man daraus die (die Summe der Tage des Jahres an- gebende) Zahl 365 erkennen kann, weshalb er als der Gott der Zeit und des Zeitalters gilt. Auch tuskanische Standbilder, ohne Zweifel etrurischen Ursprungs, finden sich im Lande zerstreuet. 'Ich würde glauben, dass diess nur Standbilder der Götter seien, wenn nicht Metrodorus von Scepsis, der wegen seines Hasses gegen den römischen Namen einen Beinamen erhielt, uns vorwürfe, dass die Stadt der Volsiuier um 2000 Bildsäulen willen erobert sei. Da nun der Ursprung der metallenen Bildsäulen in Italien Vierunddreissigstes Buch. (37 SO weit hinaufreicht, so ist es immerhin bemerkenswerth, dass vorzugsweise hölzerne oder irdene Götterbilder in die Tempel geschenkt wurden bis zu der Zeit der Besieguug Asiens, von wo der Luxus zu uns kam. Es wird daher passender sein, anzugeben, wann die Kunst, Aehnlichkeiten der Form ausdrücken, welche von den. Griechen Plastik genannt wird, ihren Anfang genommen hat, denn sie existirte früher als die Bildgiesserei. Aber das schriftliche Material über diese Kunst ist schon so herangewachsen, dass eine ausführlichere Behandlung zu viel Mühe machen würde. 17. Zur Zeit als M. Scaurus Aedil war, kamen in einem nur auf einige Zeit errichteten Theater 3000 Bildnisse auf die Bühne. Mummius füllte nach der Unterjochung von Achaja Kom damit an, er selbst aber — denn warum sollte man diess nicht zu seiner Entschuldigung hinzufügen? — starb, ohne seiner Tochter eine Aussteuer zu hinterlassen. Die Luculler brachten ebenfalls viele mit. Mucianus, der dreimal Consul war, giebt an, auf Rhodus befänden sich noch 3000 Bildnisse, und in Athen, Olympia und Delphi sollen nicht weniger noch vorhanden sein. Welcher Mensch wäre nun wohl im Stande, alle diese Werke einzeln zu besprechen, und welchen Nutzen brächte es, sie alle zu kennen? Indessen will ich es gern unternehmen, wenigstens die ausgezeichnetsten oder aus irgend einem Grunde be- merkenswerthen zu berühren und die berühmtesten Künstler zu nennen, obgleich auch deren Zahl ins Unendliche geht, denn man erzählt, Lysippus allein habe 600 Stück verfertigt und alle wären so kunstvoll, dass ein jedes davon ihn be- rühmt machen könnte. Die angegebene Zahl der von Lysippus verfertigten Stücke soll dadurch bekannt geworden sein, dass nach seinem Tode sein Erbe dessen Geldschatz erbrochen habe; der Künstler hätte aber die Gewohnheit ge- habt, von der Bezahlung eines jeden Bildnisses einen gol- denen Denar zurückzulegen. Die Kunst schwang sich an- fangs durch den günstigen Erfolg, dann durch Kühnheit 5* 68 Vierunddreissigstes Buch. unglaublich empor. Zum Beweise des Erfolgs will ich nur ein Beispiel anführen, das sich weder auf die Darstellung der Aehnlichkeit der Götter noch des Menschen bezieht. Auf dem Capitole, bevor dasselbe in der neuesten Zeit durch die Brandlegung der Vitellier eingeäschert wurde sah ich in der Kapelle der Juno einen Hund von Erz, der seine Wunden beleckte; die unvergleichliche Bewunderungs- würdigkeit und frappante Aehnlichkeit dieses Stückes mit der Natur wird man nicht bloss daraus, dass es in den Tempel geweihet war, sondern auch aus einer Art von Caution entnehmen können; man hatte nämlich, da keine Geldsumme ihm an Werthe gleich geachtet wurde, den Tempelhüteru öffentlich aufgegeben, mit ihrem Kopfe dafür zu haften. 18. Beispiele von Kühnheit in Ausführung derartiger Kunst- werke liegen in Unzahl vor. Wir sehen nämlich, dass mau wahre Lasten von Bildsäulen, welche den Namen Kolosse führen und den Thürmen gleichen, hergestellt hat. Eine solche ist der Apoll auf dem Capitole, den M. LucuUus aus der pontischen Stadt Apollonia mitbrachte, er misst 30 Ellen- und wiegt 500 Talente; ferner der vom Kaiser Claudius geschenkte Jupiter auf dem Marsfelde, der wegen des in der Nähe befindlichen Theaters der pompejanische genannt wirdi); ein ähnlicher von Lysippus steht zu Tareut und ist 40 Ellen hoch. An letzterm ist noch das merkwürdig, dass er, wie man sagt, (wegen des genau bestimmten Gleichge- wichts) mit einer Hand bewegt werden kann, während kein Sturm ihn wankend macht; diess soll der Künstler dadurch erreicht haben, dass er in einem massigen Abstände da, wo der Wind am meisten gebrochen werden musste, eine Säule davor setzte. Wegen seiner Grösse und der Schwierig- keit des Transports liess ihn Fabius Verrucosus stehen, *) Eine andere Lesart ist: qui devoratur Pompejani theatri vici- nitate, was etwa so zu verstehen wäre, dass die Grösse der Statue gegen die des Theaters ganz verschwindet. Vierunddreissigstes Buch. 69 während er den Hercules, welcher sich auf dem Capitole befindet, von dort mitbrachte. Vor allen bewunderungs- würdig war aber der 70 Cubitus hohe Sonnen-Koloss auf Rhodus, den Chares von Lindus, ein Schüler des oben ge- nannten Lysippus, gemacht hatte; er stürzte nach 56 Jahren in Folge eines Erdbebens um i), erregt aber selbst so noch das Staunen Aller welche ihn sehen. Nur Wenige können seinen Daumen umfassen; die Finger sind grösser als die •meisten Statuen. Seine zerbrochenen Glieder bilden unge- heuere Höhlungen; inwendig bemerkt man grosse Felsblöcke, durch deren Last das Feststehen des Ganzen ermöglicht wurde. Seine Anfertigung dauerte 12 Jahre und nahm 300 Talente in Anspruch , welche man aus dem zurückgelassenen Kriegsgeräth des Königs Demetrius, der die Belagerung von Rhodus aus Aerger über den schlechten Erfolg derselben aufhob, zusammengebracht hatte. In derselben Stadt Rhodus giebt es noch 100 kleinere Kolosse, von denen aber ein jeder, wo er nur immer stünde, seinen Platz berühmt machen würde, und ausserdem auch 5 Götter-Statuen, welche Bryaxis verfertigt hat. Auch in Italien sind Kolosse gemacht worden; wenigstens sehen wir einen tuskanischen Apollo in der Bibliothek des Tempels des Augustus, der vom grossen Zehen an 50 Fuss misst, und an dem es zweifelhaft bleibt, was man mehr bewundern soll, das Metall oder die Aus- führung. Sp. Carvilius errichtete einen Jupiter, welcher auf dem Capitole steht, aus den Brustharnischen, Bein- schienen und Helmen der in Folge eines geheiligten Gesetzes kämpfenden und besiegten Samniter; er ist so gross, dass man ihn vom latiarischen Jupiter aus sehen kann. Aus dem dabei abfallenden Feilstaube errichtete er sich selbst eine Statue, welche zu den Füssen jener steht. Auch zwei von dem Consul P. Lentulus dem Capitole geschenkte Köpfe verdienen Bewunderung; den einen hat der oben genannte Chares, den andern ein gewisser Decius gemacht, letzterer *) Nachdem er 900 Jahre lang gelegen hatte, verkaufte ihn Moawijah, ein General des Kalifen Otschmann, an einen Kaufmann^ der ihn auf 900 Kameelen wegbringen liess. 70 Vierunddreissigstes Buch. aber verliert bei Vergleichung der Köpfe so sehr,.dass man annehmen muss, er sei kein sehr ausgezeichneter Künstler gewesen. Alle Standbilder wurden aber an Grösse durch die Werke des zu meiner Zeit lebenden Zenodorus über- troifen. Nachdem derselbe in der gallischen Stadt Avernae einen Mercur binnen zehn Jahren für die Summe von 40,000,000 Sesterzen vollendet und dadurch seine Geschick- lichkeit genugsam bewiesen hatte, Hess ihn Nero nach Rom kommen, und trug ihm die Anfertigung seines Staudbildes in colossaler Grösse auf, welches 110 Fuss hoch, aber, in Folge der von jenem Fürsten verübten Schandthaten, als solches verworfen und der Verehrung der Sonne geweihet wurde. Ich bewunderte in seiner Werkstätte nicht nur die ausgezeichnete Aehnlichkeit des aus Thon geformten Modells sondern auch die Zusammenfügung aus kleinen Reisern, welche den ersten Entwurf des Werkes bildete. Diese Bild- säule beweist, dass die Kunst des Erzgusses verloren ge- gangen ist, denn Nero war bereit, Gold und Silber in reichlicher Menge herzugeben und Zenodorus stand in der Kunst zu modelliren und zu ciseliren keinem der altern Künstler nach. Zur Zeit als er au der Bildsäule der Averner arbeitete, während Dubius Avitus dort die Statt- halterschaft bekleidete, bildete er zwei von Calamis' Hand angefertigte Becher, welche Caesar Germanicus als Lieb- lingsstücke seinem Oheim und Lehrer Cassius Silauus ge- schenkt hatte, so täuschend nach, dass man sie kaum von einander unterscheiden konnte. Bei der grossen Geschick- lichkeit des Zenodorus müssen wir den Verlust der Kunst der Metallmischung um so mehr beklagen. Viele finden an den sogenannten corinthischen Bildstückeu ein solches Wohlgefallen, dass sie sie bei sich tragen, wie z. B. der Redner Hortensius die dem angeklagten Verres abgenommene Sphinx. In Bezug auf diese antwortete Cicero Jenem, der vor Gericht bei einem Wortwechsel ihm be- merkte, er^) verstehe keine Räthsel: er müsse sie ver- Hortensius. Vierunddreissigstes Buch. 71 stehen, denn er habe eine Sphinx zu Hause. So trug auch der Kaiser Nero eine Amazone, auf die ich bald zurück, kommen werde, bei sich, und kurz vorher der gewesene Consul C. Cestius ein Bildniss, das er selbst in der Schlacht nicht ablegte. Es wird auch angegeben, das Zelt Alexanders des Grossen sei durch Bildsäulen unterstützt gewesen, von denen zwei vor dem Tempel des rächenden Mars und zwei vor dem kaiserlichen Palaste feierlich aufgestellt wurden. 19. Durch kleinere Bildsäulen und ähnliche Stücke haben sich unzählige Künstler berühmt gemacht, am meisten aber der Athenienser Phidias, welcher den Jupiter Olympius aus Elfenbein und Gold, aber auch eherne Bildsäulen machte. Seine Blüthezeit fällt in die 83. Olympiade oder ohngefähr in das 300. Jahr Roms, und seine Nebenbuhler in derselben Zeit waren Alcamenes, Critias, Nesiotes und Hegias. In der 87. Olympiade finden wir den Agelades, Gallon, Gorgias, Lacon; in der 90.: Polyclitus, Phradmon, Myron, Pythagoras, Scopas, Perellus. Des Polyclitus Schüler waren Argius, Asopodorus, Alexis, Aristides, Phrynon, Dinon, Athenodorus, Demeas Clitorius, Myron Lycius. In der 95. Olympiade: Naucydes, Dinomenes, Canachus,.Patroclus; in der 102.: Polycles, Cephisodotus, Leochares, Hypatodorus. in der 104.: Praxiteles, Eupliranor; in der 107.: Aetion Therimachus; in der 113: Lysippus und mit ihm Alexander der Grosse, ferner Lysistratus und dessen Bruder, Sthenis, Euphron, Eucles, Sostratus, Jon, Silanion; letzterer bildete sich merkwürdigerweise ohne Lehrer aus und hatte einen Schüler Namens Zeuxias. In der 121. Olympiade: Euty- chides, Euthycrates, Laippus, Cephisodotus, Timarchus, Pyromachus. Dann stand die Kunst eine Zeit lang still und kehrte erst in der 156. Olympiade wieder ins Leben zurück, denn in dieser Periode wirkten folgende, den vor- hergenannten zwar weit nachstehende, aber doch auch tüchtige Künstler: Antaeus, Callistratus, Polycles, Athe- naeus, Callixenus, Pythocles, Pytheas, Timocles. Nachdem ich nun die Zeitalter der berühmtesten Meister 72 Vierunddreissigstes Buch. aufgezählt habe, will ich die ausgezeichneten unter ihnen hier kurz berühren, der übrigen aber nur gelegenen Orts ge- denken. Die vorzüglichsten Künstler geriethen, obgleich sie zu verschiedenen Zeiten wirkten, in einen Wettstreit mit einander, weil sie Amazonen gemacht hatten; man weihete die letzteren nämlich in den Tempel der Diana zu Ephesus, und beschloss die beste derselben nach dem Ur- theile der Künstler selbst, welche gegenwärtig waren, aus- zuwählen, wobei es sieh dann zeigte, dass diejenige die beste war, welche ein jeder von ihnen als die der seinigen zunächst stehende bezeichnet hatte. Die des Polyclitus er- hielt die Palme, dann kam die des Phidias, die dritte war von Cresilas, die vierte von Cydon, die fünfte von Phradmon. Phidias fertigte ausser dem Jupiter Olympius, ein Werk das keinen Nebenbuler hat, die Minerva, welche zu Athen im Parthenon aufgestellt ist, ebenfalls aus Elfenbein, und, ausser der oben erwähnten Amazone, auch eine Minerva aus Erz, und zwar von so ausnehmender Schönheit, dass sie einen darauf deutenden Zunamen erhielt. Ferner: einen Pluto 1), noch eine andere Minerva, welche Paulus Aemilius dem Tempel der Fortuna zu Rom an dem Tage dieser Gottheit schenkte, zwei Bildnisse in Mänteln die Catulus in demselben Tempel aufstellte, noch ein nacktes in colossaler Grösse, und mit Recht bezeichnet man ihn als den Ent- decker und ersten Lehrer der Toreutik. -) Polyclitus von Sicyon, ein Schüler des Agelas, bildete einen mit einem Diadem geschmückten Jüngling von den zartesten Formen, der auf 100 Talente zu stehen kam, ferner einen lanzentragenden Knaben von männlichem An- sehn, machte auch dasjenige Standbild was die Künstler das Probestück 3) nennen, weil sie von demselben, wie nach einem Gesetze, die Dimensionen 4) abnehmen, und er wird ') Cliduchus d. h. Schlüsselträger, weil er mitunter einen schwarzen Schlüssel als Symbol trägt. 2) Die Kunst durch Formen und Giessen halb oder ganz erhabene Arbeit in Metall und Bronze zu machen. 3) Canona. ") Lineamenta artis. Vierunddreissigstes Buch. 73 für den einzigen Menschen gehalten, der durch ein Kunst- werk die Kunst selbst dargestellt hat. Er machte ferner eine Person, die sich im Bade abreibt, einen Nackten der auf den Hacken geht, zwei nackte, mit Würfeln spielende Knaben, welche unter dem Namen die Wtirfelspieler be- kannt sind, sich jetzt in der Gallerie des Kaisers Titus befinden und von den Meisten für das allervollkommenste Kunstwerk gehalten werden; ferner einen Mercur der sich zu Lysimachia befand, einen seine Wafifen von der Erde aufnehmenden Hercules jetzt in Rom, endlich einen Hebe- apparat 1) den man den tragbaren genannt hat. Das allge- meine Urtheil über ihn besagt, er habe diese Wissenschaft 2) zur Vollkommenheit gebracht und die Toreutik so genau studirt, wie Phidias sie geschaffen. Als eine Eigenthiim- lichkeit ist noch zu bemerken, dass er seine Figuren auf einem Beine stehend darstellte; doch sagt Varro, sie wären viereckig und fast alle nach einem Schnitt. Myron von Eleutherae, ebenfalls ein Schüler des Ageläs, begründete seinen Ruhm durch eine junge Kuh, deren Lob in mehreren Gedichten ausgesprochen ist, wie denn die meisten Künstler mehr durch fremden als durch eigenen Witz gepriesen werden. Er bildete auch einen Hund, einen Diskuswerfer, einen Perseus, einen Holzsäger, einen seine Flöte bewundernden Satyr, eine Minerva, Delphische Fünf- kämpfer 3), Ringkämpfer 4), einen Hercules, der in dem Tempel des grossen Pompejus neben dem Circus maximus steht. Auch giebt Erinna^) in ihren Gedichten an, er habe das Grabmal einer Grille und Heuschrecke gemacht. Ein von ihm verfertigter Apollo wurde von dem Triumvir An- tonius von Ephesus weggeholt, vom Kaiser Augustus aber, •) Artemona. -) Die Mechanik nämlich. 3) Pentathli, welche die 5 Hebungen, discus, cursus, saltus, lucta, jaculatio zusammentrieben. *) Pancratiastes, wörtlich aus Leibeskräften Kämpfende, die das Ringen (lucta) und Klopfechten (pugilatio) trieben. ^j Aus Lesbos, Freundin der Sappho, starb 19 Jahre alt. 74 Vierunddreissigstes Buch. in Folge eines Traumes, wieder an seinen vorigen Stand- ort gebracht. Myron seheint der erste gewesen zu sein, welcher in treuer Darstellung mehr Mannigfaltigkeit ent- wickelte; er lieferte mehr Kunstwerke als Polyclitus und wandte mehr Fleiss auf das Ebenmaass, soll jedoch nur in Bezug auf das Körperliche genau gewesen sein, hingegen das Geistige (den Charakter) nicht wiedergegeben, auch Haare und Schaam nicht besser, als das kunstlose Alter- thum that, ausgearbeitet haben. Ihn übertraf Pythagoras aus Rhegium in Italien durch den zu Delphi aufgestellten Ringkämpfer, welches Kunst- werk ihn auch über den Leontiscus setzte; er machte ferner den Wettläufer Astylus, welcher noch zu Olympia gezeigt wird, den an demselben Orte befindlichen Knaben Libys mit einer Tafel in der Hand, einen nackten Aepfel tragen- den Knaben, einen Hinkenden zu Syrakus, in dessen Zügen sich der Schmerz von seinen Wunden auf das treffendste ausdrückt, einen Apollo wie er die bekannte Schlange i) mit einem Pfeile erlegt, einen Citherspieler genannt der Gerechte, weil er bei der Eroberung von Theben durch Alexander das von einem Flüchtenden in seinen Busen gesteckte Gold wohl verwahrt hatte. Dieser Künstler ver- wandte zuerst mehr Sorgfalt auf die getreue Darstellung der Sehnen, Adern und Haare. Es gab noch einen andern Pythagoras, aus Samos, der anfangs Maler war und von dem sich sieben nackte Statuen und eine eines Greises, alle von musterhafter Arbeit, im Tempel der Fortuna be- finden. Dieser Pythagoras soll auch dem erstgenannten von Angesicht aufs täuschendste ähnlich, übrigens dessen Schüler und Sostratus sein Schwestersohn gewesen sein. Duris -) sagt, Lysippus von Sicyon habe bei keinem Künstler gelernt, sei anfangs Kupferschmied gewesen und durch eine Antwort des Malers Eupompus zu weiterm ') Den Drachen Python. -) Schrieb über Toreutik und darf nicht mit Duris von Samos verwechselt werden. Vierunddreissigstes Buch. 75 Streben aufgemuntert worden. Dieser soll nämlich, als Lysippus ihn fragte, wen von seinen Vorgängern er zum Vorbilde nähme? auf eine Anzahl Menschen gezeigt und geantwortet haben, man müsse keinem Künstler sondern der Natur nachahmen. Lysippus hat, wie ich angegeben, die allermeisten Kunstwerke verfertigt; unter diesen befand sich ein sich Bürstender, welchen M. Agrippa vor seinen Bädern aufgestellt hatte und in den der Kaiser Tiberius so vernarrt war, dass er, obgleich im Anfange seiner Regierung noch ziemlich Herr seiner selbst, sich nicht enthalten konnte, ihn in sein Schlafgemach bringen zu lassen und ein anderes Kunstwerk an dessen Stelle setzte. Doch das römische Volk fand diess Verfahren so schmählich, dass es in dem Theater mit grossem Geschrei die Wiederherstellung des sich Bürstenden forderte, und der Fürst konnte nicht um- hin, diesem Verlangen zu willfahren. Lysippus machte sich auch berühmt durch seine betrunkene Flötenspielerin, seine Hunde, seine Jagd, vor allen aber durch sein Vier- gespann mit dem Sonnengott auf Rhodus. Alexander den Grossen verewigte er in vielen Standbildern, die von der Knabenzeit dieses Fürsten an beginnen. Diese Statue ^) Hess Nero, der sie ausserordentlich schätzte, vergolden; später aber, als die angenehme Seite der Kunst durch die Kostbarkeit verloren ging, entfernte man das Gold wieder davon, und man hält ein solches Stück für werthvoller obgleich an den Stellen, wo das Gold gesessen, Narben, Eindrücke und Risse zurückblieben. Lysippus bildete auch den Hephaestion, einen Freund Alexanders des Grossen, von dem Einige behaupten, Polyclitus habe ihn gemacht, während dieser doch beinahe 100 Jahre früher lebte ; ferner eine Jagd Alexanders, welche nach Delphi gekommen ist, einen Satyr in Athen, das Gefolge Alexanders worin die Freunde des letztern mit grösster Aehnlichkeit wieder- gegeben sind und das Metellus nach der Eroberung von ') Es scheint damit die den Alexander als Knaben vorstellende gemeint zu sein. 76 Vierunddreissigstes Buch. Macedonien nach Rom brachte, verschiedene Arten von Viergespannen. Er soll zur Bildgiesserei dadurch das Meiste beigetragen haben, dass er die Haare deutlich ausdrückte, die Köpfe kleiner als die Alten, den Körper schlanker und minder fleischig machte und auf diese Weise den Bild- säulen eine scheinbar grössere Länge verlieh. Die Sym- metrie, ein Fach, welches keinen lateinischen Namen hat, beobachtete er aufs genaueste, änderte die viereckigen Statuen der Alten durch ein neues, bisher noch nicht ver- suchtes Verfahren um und sagte häufig, jene hätten die Menschen gemacht wie sie wären, er aber mache sie, wie sie zu sein schienen. Ihm scheint das Sprechende, Aus- drucksvolle an seinen Werken, welches er auch in den kleinsten Dingen beobachtete, eigenthtimlich zu sein. Lysippus hinterliess Söhne und Schüler als würdige Künstler, unter andern den Laippus und Boedas, am meisten aber zeichnete sich darunter Euthycrates aus, doch ahmte er seinem Vater mehr in der Treue als in der Eleganz nach, und schien mehr durch eine gewisse Rauhheit als durch Annehmlichkeit gefallen zu wollen. Seine vorzüg- lichsten Werke sind: ein Hercules zu Delphi, Alexander, ein Jäger zu Thespii, ein Gefecht zu Pferde, ein Standbild des Trophonius bei dessen Orakel, verschiedene Vierge- spanne der Medea, ein Pferd mit Körben, Jagdhunde. Sein Schüler war Tisicrates, ebenfalls ein Sicyoner, der sich aber der Schule des Lysippus mehr näherte, so zwar, dass mehrere seiner Arbeiten in der Ausführungsweise von denen des letztern kaum unterschieden werden können, wie ein thebanischer Greis, der König Demetrius, Peucestes, der Erretter Alexanders des Grossen, der allerdings solcher Ehre würdig war. Die Künstler, welche alle diese Nach- richten in mehrern Schriften niedergelegt haben, rühmen auch den Telephanes von Phocis, der übrigens unbekannt ist, weil seine Werke in Thessalien, wo er wohnte, ver- borgen geblieben sind, nach dem Urtheile der Künstler selbst aber dem Polyclitus, Myron und Pythagoras an die Seite gestellt wird. Sie loben namentlich seine Larissa? Vierunddreissigstes Bucli. 77 seinen Fünfkämpfer Spintharus und Apollo. Andere geben an, die Ursache seiner Unberühmtheit sei nicht die oben erwähnte, sondern, weil er in den Werkstätten des Xerxes und Darius gearbeitet habe. Praxiteles war zwar ein glücklicherer Künstler in Marmor, daher noch berühmter, machte jedoch auch aus Erz sehr schöne Stücke: die Entführung der Proserpina, eine Ceres i), einen Bacchus , die Trunkenheit und daneben den berühmten Satyr, den die Griechen den viel ausge- schrieenen nennen, mehrere Bildsäulen, welche vor dem Tempel der Felicites standen, eine Venus, welche unter der Eegierung des Claudius sammt ihrem Tempel durch eine Feuersbrunst zu Grunde ging, übrigens der durch die ganze Welt berühmten marmornen Venus desselben Meisters glich, ferner eine bekränzte, eine befleckte weibliche Figur, einen Weinträger, die Tyrannenmörder Harmodius und Aristogiton, welche der Perserkönig Xerxes erbeutete, Alexander der Grosse aber nach der Einnahme von Persien den Athe- niensern wieder schickte; den Apollo als Jüngling, wie er einer nahe heranschleichenden Eidechse mit einem Pfeile auflauert, und den man daher den Eidechsentödter nennt. Mau hat auch zwei Bildnisse von ihm, welche entgegengesetzte Leidenschaften ausdrücken, nämlich das einer weinenden ehrbaren Frau und das einer fröhlichen Dirne ; letztere hält man für die Phryne und man bemerkt an ihr die Liebe des Künstlers sowie den Lohn dafür in dem Gesichte der Dirne. An einem andern Stücke zeigte sich auch sein Wohlwollen (gegen Andere); er fügte nämlich einem Vier- gespann des Calamis. einen selbst verfertigten Kutscher hinzu, damit man nicht glauben sollte, der Meister in Dar- stellung der Pferde sei in Bezug auf den Menschen nur ein Stümper gewesen. Dieser Calamis fertigte noch andere Viergespanne, sowie Zweigespanne, wobei die Pferde stets unnachahmlich ausgedrückt sind; zum Beweise aber, dass ') Catagusa, wörtlich die Zurückkehrende, nämlich von ihrer Wanderung zum Aufsuchen ihrer Tochter Proserpina, 78 Vierunddreissigstes Buch. er in Darstellung naenschlicher Bildnisse nicht minder ge- schickt war, fügen wir hinzu, keine Alcmene hatte sich eines grössern Rufs zu erfreuen als die seinige. Alcamenes, ein Schüler des Phidias, machte ausser Marmorstatuen auch einen metallenen Fünfkämpfer, welcher der auserwählte genannt wird; Aristides, des Polyclitus Schüler, Zwei- und Viergespanne. Des Amphicrates Leaena wird gleichfalls gerühmt; diese Hure war wegen ihres Lautenspiels mit dem Harmodius und Aristogiton befreundet, verrieth aber die Anschläge der letztern auf das Leben der Tyrannen nicht, obgleich sie von diesen bis zu Tode gefoltert wurde. Die Athenienser wollten ihr deshalb eine Ehre erzeigen, damit es jedoch nicht heisse, sie hätten eine Hure ausgezeichnet, so Hessen sie das ihren Namen führende Thier 1) machen, verboten aber, um die Ursache dieser Ehrenbezeigung zu offenbaren, dem Künstler, ihm eine Zunge zu geben. — Bryaxis machte einen Aesculap und Seleucus, Boedas einen Betenden, Batton einen Apollo und eine Juno, welche beide im Tempel der Concordia zu Rom sind, Cresilas einen ohnmächtigen Verwundeten, an welchem man merken kann, wie viel Leben noch in ihm ist, und den olympischen Pericles, welcher diesen Zunamen mit Recht verdient. Das Merkwürdige bei dieser Kunst ist, dass sie be- rühmte Leute noch berühmter macht. Cephisodotus bildete jene bewunderungswürdige Minerva und jenen Altar des Jupiter Salvator im Hafen der Athenienser, Werke denen wenige gleich gesetzt werden können. Canachus aus ägi- netischer Metallmischung einen nackten Apollo, welcher in Didymaeum den Beinamen „der Liebende" hat; daneben stellte er einen Hirsch so auf die Füsse, dass man unter denselben einen Faden hinziehen kann, denn die Hufe und Fersen fassen abwechselnd in den Boden und auf beiden Seiten sind die Hufspitzen so gelenkig eingerichtet, dass sie nach dem Ansetzen wechselweise wieder zurückschlagen. *) Eine Löwin. Vierunddreissigstes Buch. 7H Ebenderselbe stellte auch auf Pferden reitende Knaben dar. Chaereas bildete den Alexander und dessen Vater Philippus; Ctesilaus einen Spiessträger und eine verwundete Amazone; Demetrius die Lysimacbe, welche 64 Jahre lang Priesterin der Minerva gewesen war, ferner eine Minerva, welche die musikalische heisst, weil die Drachen an ihrer Gorgone ') nach dem Schlage der Zither ein Geklingel hören lassen, ferner den Reiter Simon, der zuerst über die Reitkunst schrieb. Auch Daedalus wird zu den bessern Bildkünstlern gerechnet, er machte zwei sich bürstende Knaben; Dino- menes den Protesilaus und den Ringer Pythodemus. Euphranor machte den Alexander Paris, von welchem besonders hervorgehoben wird, dass man alles zugleich daran wahrnehmen kann, nämlich dass er der Richter der Göttinneu, der Geliebte der Helena und der Mörder des Achilles war. Seine Minerva, genannt die catulianische (weil sie von Quintus Lutktius Catulus geschenkt wurde), befindet sich zu Rom unterhalb des Capitols. Fernere Werke dieses Meisters sind: ein Bildniss des „guten Ausgangs", welches in der rechten Hand eine Schale, in der linken eine Aehre und Mohn hält, die eben entbundene Latona, wie sie Apollo und Diana in ihrem Schoosse hält, im Tempel der Concordia; Zwei- und Viergespanne, einen Schlüssel haltenden Pluto von ausgezeichneter Schönheit, die Tapferkeit und Griechen- land in colossaler Gestalt, ein sich verwunderndes und ein betendes Weib, den Alexander und Philippus auf Vierge- spannen. Eutychides stellte den Eurotas sinnbildlich dar und in Bezug darauf sagten Viele, die Kunst sei reiner als der Fluss. Hegias machte eine Minerva, den König Pyrrhus, reitende Knaben, Castor und PoUux, welche vor dem Tempel des donnernden Jupiter stehen; Hagesias den in der Kolonie Paros befindlichen Hercules; Isidorus einen Ochsenschlächter. Lycius, ein Schüler Myron's, machte ein seines Lehrmeisters würdiges Stück, nämlich einen Knaben der Feuer anbläst. ') Nämlich der Medusa, eine der Gorgonen, deren Haupt auf dem Schilde der Minerva dargestellt ist. 80 Vierunddreissigstes Buch. auch die Argonauten. Leochares: einen Adler, welcher merkt was er raubt und wem er seinen Raub i) zu über- bringen hat, denn er setzt seine Kralleu selbst in das Kleid nur vorsichtig ein, ferner den aus dem Ringkampfe siegreich hervorgegangenen Knaben Autolycus, um dess- willen Xenophon sein Symposion 2) schrieb, sodann jenen donnernden Jupiter auf dem Capitole der vor allem des Lobes würdig ist, einen Apollo mit dem Diademe. Lyciscus: den Knaben Lago als listigen und scheinheiligen Schelm; Lycius: einen räuchernden Knaben. Das Kalb des Menaech- mus beugt die Knie und hält den Hals aufwärts; dieser Künstler schrieb auch selbst über seine Kunst. Den Nau- cydes sehätzt man wegen eines Mercurs, eines Scheiben- werfers und eines Mannes, welcher einen Widder opfert. Naucerus machte einen keuchenden Ringer, Niceratus einen Aesculap und eine Hygiea, welche beide in dem Tempel der Concordia zu Rom sind; Pyromachus ein von Alcibiades gelenktes Viergespann, Polycles einen ausgezeichneten Zwitter, Pyrrhus eine Hygiea und Minerva; Phanis, ein Schüler des Lysippus, die Epithyusa, Stipax aus Cypern ein Sclavenkind 3) des olympischen Pericles, welches mit Braten von Eingeweiden beschäftigt ist und das Feuer mit vollen Backen anfacht. Silanion goss den ApoUodorus, der selbst ein solcher Künstler, einer der fleissigsten Arbeiter und gegen sich selbst ein strenger Richter war, denn er zerschlug häufig die fertigen Stücke, weil sie ihm immer noch nicht gut genug waren, und bekam davon den Namen des Unsinnigen. Diese Leidenschaft drückte nun Silanion in dessen Bild- nisse aus und stellte aus dem Erze nicht einen Menschen sondern den personificirten Jähzorn dar, machte aber auch einen berühmten Achilles und einen Aufseher, der Fechter einübt. Strongylion machte eine Amazone, welche wegen der schönen Form ihrer Beine die schönwadige heisst und ') Nämlich den Ganymedes. ^) Gastmahl. 3) vernula. Vierunddreissigstes Buch. 81 in dem Gefolge Nero's mit herumgetragen wurde; ferner einen Knaben, den der davon ganz hingerissene Brutus von Philippi durch seinen Beinamen berühmt gemacht hat. Theodorus, der Erbauer eines Labyrinths i), goss sich zu Samos selbst aus Erz uud zwar mit bewunderungswürdiger Aehnlichkeit und Genauigkeit; in der rechten Hand hält er eine Feile, in der linken mit drei Fingern ein kleines Vier- gespann, welches nach Praeneste kam und so äusserst winzig ist, dass eine zugleich mitverfertigte Fliege den Wagen sammt Pferden und Fuhrmann mit ihren Flügeln bedecken kann. Xenocrates, ein Schüler des Tisicrates oder nach Andern des Euthycrates^ übertraf diese beiden durch die Zahl der von ihm verfertigten Stücke, schrieb auch mehrere Bücher über seine Kunst. Die Schlachten des Attalus und Eumenes gegen die Gallier stellten mehrere Künstler dar, nämlich Isigonus, Pyromachus, Stratonicus, Antigonus der gleichfalls in seinem Fache sehriftstellerte. Von Boethus, der übrigens ein besserer Meister in Silber war, existirt ein ausgezeichnetes Stück, nämlich ein Kind welches eine Gans erwürgt. Die berühmtesten von allen denjenigen bis jetzt ge- nannten Werken, welche Nero gewaltsam nach Rom ge- schleppt und in den Prunkzimmern seines goldenen Hauses aufgestellt hatte, sind bereits von dem Kaiser Vespasian in den Tempel des Friedens und andere von ihm errichtete Gebäude versetzt worden. Künstler, welche sich durch die Gleichheit ihrer Arbeit, aber durch keins ihrer Werke besonders hervorgethan haben, sind : Ariston der auch in Silber zu arbeiten pflegte, Callides, Ctesias, Cantharus von Sicyon, Diodorus ein Schüler des Critias, Deliades, Euphorion, Eunicus und Hecataeus; Silber- arbeiter: Lesbocles, Prodorus, Pythodicus, Polygnotus, welche zugleich auch vortreffliche Maler waren, Stratonicus, und Scymnus des Critias Schüler, Nun will ich diejenigen auf- zählen, welche einerlei Arbeit geliefert haben. ApoUodorus, ') S. XXXVI. B. 19 Cap. Wittstein: Plinius. VI. Bd. 82 Vierunddreissigstes Buch. Androbulus, Asclepiodorus und Alevas: Philosophen, Apellas betende Frauen, Antignotus einen sich Bürstenden und die oben genannten Tyrannenmörder, Antimachus und Atheno- dorus: vornehme Frauen, Aristodemus ebenfalls Ringer, Zweigespanne mit dem Kutscher, Philosophen und alte Weiber, den König Seleucus, auch sein Lanzenträger steht in Ruf. Unter dem Namen Cephisodotus gab es zwei Künstler; von dem Einen haben wir einen Mercur der den jungen Bacchus ernährt, ferner einen in öffentlicher Ver- sammlung Redenden mit aufgehobener Hand, von dem man aber nicht recht weiss wer es sein soll; der Andere machte Philosophen. Colotes„der mit Phidias den olympischen Jupiter gefertigt hatte, machte ebenfalls Philosophen; des- gleichen Cleon, Cenchramis, Callicles und Cephis, Chalcos- thenes auch Schauspieler und Kämpfer, Daippus einen sich Bürstenden, Daiphron, üemocritus und Demon: Philosophen. Epigonus, der fast allen vorgenannteu nacheiferte, übertraf sie durch seinen Trompeter und durch das Kind, was seine erschlagene Mutter unter den kläglichsten Empfindungen liebkost. Eubulus hat sich Ruf erworben durch ein Etwas bewunderndes Weib, Eubulis durch einen an den Fingern Rechnenden, Micon durch Fechter, Menogenes durch Vier- gespanne. Nicht minder hat Niceratus sich an alles, was seine Vorgänger bearbeitet, gemacht, auch einen Alcibiades und dessen Mutter Demarate, welche bei brennenden Lampen opfert, dargestellt. Piston setzte auf ein Zweigespann des Tisicrates ein Weib, machte auch einen Mars und Mercur, welche sich im Tempel der Eintracbt zu Rom befinden. Den Perillus lobt Niemand, denn er war grausamer als der Tyrann Phalaris; er machte nämlich für denselben einen Stier und versicherte, wenn man einen Menschen hinein stecke und Feuer darunter lege, werde derselbe gleich dem Thiere brüllen; diese grausame Idee strafte sich aber dadurch, dass der Künstler selbst diese Marter zuerst erdulden musste. Er hatte durch seine Arbeit die humanste aller Künste von den Bildnissen der Götter und Menschen entfernt und herabgewürdigt. War sie durch so viele Vierunddreissigstes Buch. 33 « Meister etwa zu dem Zwecke vervollkommnet, dass sie zur Darstellung von Marterwerkzeugen dienen sollte? Seine Stücke werden nur aufbewahrt, um durch ihren Anblick Hass gegen den Verfertiger zu erwecken. Sthenis machte eine Ceres, Minerva und einen Jupiter, welche im Tempel der Eintracht zu Rom sind, ferner weinende, betende und opfernde Matronen; Simon einen Hund und einen Bogen- schützen, jener Cälator Stratonicus Philosophen, Scopas, beiderlei Arten von Kunstwerken. Kämpfende, Bewaffnete, Jagende und Opfernde machten: Batton, Euchir, Glaucides, Heliodorus, Hicanus, Leophon, Lyson, Leon, Menodorus, Myagrus, Polycrates, Polyidus, Pythocritus, Protogeues der auch, wie ich später mittheilen werde, ein sehr berühmter Maler war, Patrocles, Polis, Posidonius von Ephesus der auch in Silber vortrefflich arbeitete, Periclymenus, Philon, Simenus, Timotheus, Theomnestus, Timarchides, Timon, Tisias, Thrason. Unter allen am berühmtesten machte sich aber Callimachus durch seinen Beinamen, denn er tadelte sich in einem fort, sein Fleiss fand keine Grenzen, er hiess deshalb der Kunstschmäler und war ein merkwürdiges Beispiel, dass man in der Sorgfalt auch ein gewisses Maass nicht überschreiten müsse. Es existireu von ihm tanzende Lacedämouierinnen, ein äusserst mühsam ausgearbeitetes Werk, dem aber eben durch den darauf verwendeten allzu- grossen Fleiss alle Anmuth fehlt. Einige geben au, er habe auch die Malerei geübt. Um doch auch ein fruchtloses Beispiel ^) anzuführen, theile ich mit, dass der weder von den Metallen, noch von der Kunst eingenommene Cato bei der cyprischen Expe- dition bloss die Bildsäule des Zeno nicht verkaufte und zwar einzig deshalb nicht, weil sie die eines Philosophen war. Noch einer Bildsäule muss ich gedenken, deren Ver- fertiger indessen nicht bekannt ist, nämlich der des Her- cules in der Tunika neben der Rednerbühne, der einzigen so bekleideten zu Rom, mit widerlichem Angesicht und ') d. h. ein solches, welches keine Nachahmer gefunden hat. 6* 34 Vierunddreissigstes Buch. oben an der Tunika einen Geruch verbreitend. An der- selben befinden sich drei Inschriften, die erste besagt, der Feldherr L. Lucullus habe sie erbeutet; die zweite, der junge Sohn des Lucullus habe sie nach einem Senatsbeschlusse geweihet; die dritte, der Aedilis curulis T. Septimius Sabinus habe sie aus seinem Hause wieder an einen öffentlichen Ort gestellt. So viel Wettstreit und so viel Ehre widerfuhr dieser Statue. 20. Wir wollen nun zu den verschiedenen Arten des Erzes und den Metallmischungen wieder zurückkehren. In Cypern hat man Kronenerz und sogenanntes hämmer- bares Erz; das Kronenerz wird in Bleche ausgehämmert, mit Ochsengalle gefärbt und vertritt dann in den Kronen der Schauspieler die Stelle des Goldes; setzt man zu jeder Unze desselben 6 Scrupel Gold, so erscheint es in dünnen Blättchen feurig glänzend wie Pyrop^). Das hämmerbare macht man auch in andern Hüttenwerken, desgleichen das nur iu der Hitze zu verarbeitende; beide unterscheiden sich nämlich dadurch von einander, dass jenes dem Hammer nachgiebt, daher man es auch das streckbare nennt, wie z. B, alles cyprische, während das andere unter dem Hammer zerspringt und nur gegossen wird. Aber auch bei den übrigen Metallen wird durch die Bearbeitung das hämmer- bare Erz von dem Gusserze unterschieden; alles Erz näm- lich, welches durch Hülfe des Feuers von den Unreinigkeiten sorgfältig befreiet ist, ist hämmerbar. Unter den ver- schiedenen Arten nimmt das campanische Erz 2) den ersten Rang ein, und eignet sich besonders gut zu allerlei Geräthschaften und Gefässen. Man stellt es auf mehrfache Weise dar. Zu Capua schmilzt man es nicht mit Kohlen- sondern mit Holzfeuer, reinigt es mittelst Durchseihen durch Siebe von starkem Holze und Auffangen in altem Wasser und schmilzt es nach Zusatz von 10 Pfund spanischen Silber- ') Eine Art Granat. *) Eine Art Bronze. Vierunddreissigstes Buch. 85 blei 1) auf 100 Pfund erst noch einmal. Auf diese Weise wird es zähe und weich und erhält eine angenehme Farbe, wie man sie bei andern Arten durch Behandeln mit Oel und Salz künstlich hervorruft. Ein dem campanischen ähnliches Erz bereitet man in vielen Gegenden Italiens und in den Statthalterschaften, setzt aber 8 Pfund Blei hinzu und schmilzt es, aus Mangel an Holz, mit Kohlen um. Welche Verschiedenheit in der Güte durch dieses Verfahren herbeigeführt wird, erkennt man besonders in Gallien, wo mau es zwischen glühend gemachte Steine giesst; denn die flüssige Metallmasse brennt das Gestein durch und man erhält ein schwarzes, zerbrechliches Produkt. Ueberdem schmilzt man es dort nur einmal um; es würde aber an Güte sehr gewinnen, wenn diess mehrere Male geschähe. Es ist auch nicht überflüssig zu bemerken, dass alles Erz bei starker Kälte besser gegossen werden kann. Die folgende Zubereitung erstreckt sich auf das zu Statuen und Blechen dienende Metall. Zuerst wird die Masse geschmolzen, dann setzt man ein Drittel gesammeltes, d. h. altes aufge- kauftes Erz hinzu; besonders dienlich erweist sich hier das- jenige, welches durch Abnutzung gleichsam gezähmt und durch den Gebrauch gleichsam an den Glanz gewöhnt ist. Nun fügt man noch 12 V2 Pfund Silberblei hinzu. Die Mischung für das feinste Erz nennt man auch die förmliche, denn hinzu kommen ein Zehntel schwarzes Blei 2) und ein Zwanzigstel Silberblei, und das Produkt hat die sogenannte griechische Farbe. Die neueste Mischung heisst nach dem zu seiner Bereitung dienenden Gefässe Tiegelerz, und ent- hält auf 100 Pfund Erz 8 bis 4 Pfund Silberblei. Setzt man Blei zum cyprischen Erze, so entsteht die Purpurfarbe, wie man sie an den verbrämten Gewändern der Statuen sieht. 21. Polirtes Erz setzt leichter Rost an wie unpolirtes, es sei denn dass man es mit Oel bestreicht. In Theer soll *) Plumbum argentarium s. im 48. Cap. 2) Plumbum nigrum, s. im 47. und 49. Cap. 86 Vierunddreissigstes Buch. es sich am besten erhalten. Die Anwendung des Erzes ist von den Gedächtnisssäulen schon lange zu den Erztafelu, in welche die öffentlichen Verordnungen eingegraben werden, übergegangen. 22. Die Metalle des Erzes werden auf vielfache Weise in der Medicin angewendet, namentlich dienen sie zur raschen Heilung aller Geschwüre. Vorzüglich ist darunter die Cadmia hervorzuheben. Sie entsteht ohne Zweifel auch in den Silberschmelzöfen, ist dann weisser und leichter, aber doch niemals mit der Erz-Cadmia zu vergleichen. Es giebt mehrere Arten. Nämlich selbst der Stein, aus welchem das Erz bereitet wird, heisst Cadmia i); er ist nöthig zum Gusse, auch brauchbar in der Medicin. Eine zweite Art entsteht in den Oefen und verdankt ihren Namen einem andern Ur- sprünge; ihre Bildung erfolgt dadurch, dass durch die Gluth und das Gebläse der zarteste Theil dev Materie ausgetrieben wird, und sie schlägt sich nach Maassgabe ihrer Leichtig- keit an das Gewölbe oder an die Seitenwände der Oefen nieder. 2) Am lockersten ist der Theil, welcher sieh in der Ofenmündung selbst, wo die Flammen herausschlagen, an- setzt, er stellt einen ganz ausgebrannten Körper von äusserster Leichtigkeit wie Flockasche dar und wird Cap- nitis 3) genannt. Am besten ist der innere Theil, welcher von dem Gewölbe herabhängt und deshalb Botryitis^) heisst; er ist schwerer als der vorige , aber leichter als die folgen- den, von zweierlei Farbe (der schlechtere aschgrau, der bessere purpurroth), leicht zerreiblich und ein ausgezeich- netes Arzneimittel. Ein dritter Theil, welcher seiner grösseren Schwere wegen nicht bis zu dem Gewölbe ge- langen kann, setzt sich an den Wänden der Oefen ab, heisst ') Der Galmei. 2) Das durch Wiederverbrennung des reducirten Galmeis ent- standene Zinkoxyd, mehr oder weniger mit andern Substanzen des rohen Erzes vermengt. 3) Hüttenrauch. '>) Der traubenförmige. Vierunddreissigstes Buch. ■ 87 Placitis 1), weil er mehr eine platte Rinde als eine dickere Masse bildet, zeigt inwendig mehrere Farben, und wird zweckmässiger gegen Krätze und zur Ausziehung von Narben angewendet. Von dieser Art unterscheidet man wieder zwei Abarten, Onychitis aussen fast blau und inwendig wie der Onyx gefleckt, und Ostracitis^) ganz schwarz, am unreinsten von allen und für Wund'en sehr dienlich. Die Hütten in Cypern liefern alle Arten der Cadmia am besten; die Aerzte glühen sie wiederum mit reiner Kohle, löschen sie, nachdem alles zu Asche geworden ist, in ammiueischem Weine ab und kochen Pflaster daraus; soll sie aber gegen Krätze an- gewendet werden, so geschieht das Ablöschen in Essig. Einige stossen sie, glühen sie in irdenen Töpfen, schlämmen sie in Mörsern und trocknen sie dann. Nymphodorus glühet den schwersten und dichtesten Stein selbst zwischen Kohlen, löscht ihn in chiischem Weine ab, stösst ihn, seihet durch Leinwand, reibt den Rückstand in einem Mörser, schlämmt mit Regenwasser und setzt diese Operation so lange fort, bis das Produkt dem Bleiweiss ähnlich sieht und zwischen den Zähnen nicht mehr knirscht. Ebenso verfährt JoUas, wählt aber nur den reinsten Stein aus. 23. Die Cadmia wirkt trocknend, ausheilend, hemnit die Flüsse, reinigt die Augen, macht die Haut glatt und zeigt sich auch wirksam in den Fällen, welche ich bei dem Bleie nennen werde. Zu allen diesen Zwecken wird auch das Erz selbst geglüht und dieses Produkt heilt ausserdem die weissen Flecken und Narben an den Augen, ferner mit Milch die Augengeschwüre, und die Aegypter reiben das- selbe auf Reibsteinen zu einer Augensalbe. Mit Honig ein- genommen bewirkt es Erbrechen. Das cyprische Erz wird aber mit gleichviel Schwefel in irdenen unglasurten, bis auf eine kleine Oeffnung verschlossenen Töpfen in Oefen *) Der plattenförmige. -) Der scherbenartige. 88 Vierunddreissigstes Buch. SO lange erhitzt, bis die Gefässe selbst gehörig durchglühet sind. Einige setzen noch Salz, Andere statt Schwefel Alaun, Andere nichts hinzu, sondern besprengen das Erz nur mit Essig. Die geglühete Masse wird in einem thebischen Mörser zerrieben, mit Regenwasser geschlämmt, der Eück- stand abermals so behandelt und diess so lange fortgesetzt» bis alles in ein rothes Pulver verwandelt ist, welches man an der Sonne trocknet und in einer metallenen Büchse auf- bewahrt. 24. Die Erzschlacke wird auf ähnliche Weise geschlämmt, besitzt jedoch geringere Wirkung als das Erz selbst. Aber auch die Erzblüthe hat medicinischen Werth; sie entsteht, wenn das Erz geschmolzen und in andere Oefen übergeführt wird, durch das heftige Gebläse reissen sich nämlich hirse- kornartige Schuppen davon los, welche eben den Namen Erzblüthe erhalten haben, und fallen ab, wenn die Erz- kuchen mit Wasser abgekühlt und röthlich werden. Auf ähnliche Weise bilden sich die sogenannten Erzschuppen, womit man die Erzblüthe verfälscht oder die man auch wohl geradezu als Erzblüthe verkauft, sie springen aber beim heftigen Hämmern der Kuchen, um dieselben in läng- liche Barren!) zu verwandeln, ab. Alle diese Produkte gewinnt man am meisten in den Werkstätten auf Cypern. Der Unterschied der Erzschuppe von der Erzblüthe ist also der, dass diese von selbst, jene aber erst durch Schläge von den Kuchen abspringt. 25. Es giebt noch eine feinere Art Erzschuppen, welche von der obersten gleichsam wollartigen Fläche abgeschlagen wird und den Namen Stomoma^) führt. Alles diess kennen die Aerzte (sie mögen mir diesen Ausspruch erlauben) nicht, ') Clavi. *) Der Hammerschlag, Kupferhammerschlag. Dass die Erzblüthe und Erzschuppen gleichfalls nichts als eine Art Hammerschlag sind, bedarf vrohl kaum der Erinnerung. Vierunddreissigstes Buch. 89 wie aus den Namen erhellet; soweit sind sie noch von der Darstellung der Medicamente, die sonst ein eigener Zweig der Medicin zu sein pflegte, entfernt. Jetzt gerathen sie zuweilen über Bücher, wollen nach denselben einige Mittel zusammensetzen, d. h. auf Kosten der armen Kranken den Werth der Vorschriften erforschen, vertrauen den Salben- buden i), in denen alles durch Verfälschung verdorben wird, kaufen alte Pflaster und Salben, und so bringen denn jene Buden ihre verlegenen und verfälschten Waaren an. — Die Erzschuppen und Blüthe glühet mau in irdenen oder kupfernen Pfannen, schlämmt sie wie die Cadmia und wendet sie zu denselben Zwecken an, ausserdem aber auch noch gegen fleischige Auswüchse in der Nase und am After, gegen schweres Gehör, indem man sie durch eine Röhre in die Ohren bläst, gegen geschwollenen Zapfen im Munde mit Mehl, gegen geschwollene Mandeln mit Honig auflegt. Auch aus weissem Erze bildet sich eine Art Schuppe, die aber weit unwirksamer als die cyprische ist. Man beitzt auch wohl die Erzkuchen und Barren zuvor mit Knaben- urin. Einige schlämmen die abgeschlagenen Schuppen mit Regenwasser. Den Wassersüchtigen giebt man davon zwei Drachmen in einer Hemina Meth und äusserlich wende man eine Mischung derselben mit Mehl an. 26. Auch der Grünspan ist von grossem Nutzen, und wird auf mehrfache Weise gewonnen. Man schabt ihn nämlich von dem Steine, aus welchem das Erz geschmolzen wird, ab, oder man hängt durchlöchertes weisses"^) Erz in Fässern über scharfem Essig auf und bedeckt dieselben mit Deckeln, und das dadurch erhaltene Produkt ist weit besser, als wenn man dazu Erzschuppen anwendet. Einige legen selbst Geschirre von weissen Erze in irdenen Töpfen in Essig und schaben den gebildeten Grünspan nach Ver- ^) Seplasia, eine Gasse in Capua, wo Salben verkauft wurden. ^) d. h. hellglänzendes, blankes. 90 Vierunddreissigstes Buch. lauf von 10 Tagen ab. Andere bedecken die Metallplatten mit Weintrestern und schaben sie nach ebensoviel Tagen ab. Noch Andere besprengen gefeiltes Kupfer mit Essig, rühren täglich mehrere Male mit einem Spaten um, und setzen diess so lange fort, bis alles Metall verschwunden ist; oder sie reiben die Feilspäne in kupfernen Mörsern mit Essig. Am schnellsten erreicht man seinen Zweck mit Abschnitzeln von Kronkupfer unter Mitwirkung des Essigs. Man verfälscht den Grünspan, besonders den rhodischen, mit zerriebenem Marmor, auch mit Bimsstein oder Gummi. Am meisten täuscht die Verfälschung mit Schusterschwärzei), denn die übrigen Zusätze können leicht durch das Knirschen des Grünspans zwischen den Zähnen ermittelt werden. Man prüft ihn auf einer (heissen) eisernen Schaufel, der reine behält dabei seine Farbe, während der mit Atrament versetzte roth wird; letzterer färbt auch ein mit Galläpfel- absud getränktes Stück Papier sogleich schwarz, sieht ferner auch nicht schön grün aus. Er sei nun rein oder verfälscht, so ist es immerhin am besten, ihn nach dem Trocknen in einem neuen Tiegel zu glühen und umzurühren, bis er in eine lockere Asche verwandelt ist, worauf man ihn zerreibt und aufbewahrt. 2) Einige erhitzen ihn in einem unglasurten irdenen Geschirre so lange , bis das letztere durch und durch glühet. Manche setzen noch Weihrauch- körner hinzu. Mau schlämmt den Grünspan gerade so wie die Cadmia. Er eignet sich ganz besonders gut zu Augen- salben, und wirkt dadurch, dass er beitzt und Thräneu hervorlockt; man muss ihn aber hernach mit in warmes Wasser getauchten Pinseln wieder wegwaschen, damit er nicht zu lange beitzt. 27. Mit dem Namen Hieracium bezeichnet man einen Augenbalsam, welcher folgendermaassen bereitet wird. Vier •) Atramentuin sutorium, s. im 32. Cap. 2) Ein solches geglühetes Präparat ist freilich kein Grünspan mehr, sondern Kupferoxyd. Vierunddreissigstes Buch. 91 Unzen Ammoniakgummi, zwei Unzen eyprischen Grünspan, zwei Unzen Schusterschwärze, welche den Namen Chal- canthum führt, eine Unze Misy und sechs Unzen Safran reibt man zusammen und formt daraus mit Hülfe von tha- sischem Essig Pillen. Es ist ein herrliches Mittel gegen beginnenden Staar, Dunkelheit, Rauhigkeit, weisses Fell der Augen, und Fehler der Wangen. — Der rohe^) Grün- span bildet einen Bestandtheil der Wundpflaster, verbessert mit Oel die Geschwüre an Mund, Zahnfleisch und Lippen, reinigt und vernarbt sie, wenn man noch Wachs hinzufügt ; entfernt auch die schwielige Haut an Fisteln und After- schäden, wenn man ihn entweder für sich oder mit Ammo- niakum auflegt oder in Form einer Salbe in die Fisteln steckt. Mit dem dritten Theile seines Gewichts Terpeu- thinharz versetzt vertreibt er die Krätze. 28. Eine andere Art von Grünspan, die sogenannte Sco lecia^) bildet sich am Kupfer, wenn man dasselbe mit Alaun, eben- soviel Salz oder Natron und schärfstem weissem Essig reibt, doch nur in den heissesten Tagen um die Zeit des Aufgangs des Hundssterns. Das Reiben wird so lange fortgesetzt, bis das Metall grün wird und sich wurmartig krümmt, da- her der Name. Sollte das Präparat nicht recht gelingen, so setzt man auf zwei Theile des in Arbeit genommenen Essigs einen Theil Harn von einem unmündigen Knaben hinzu. In der Medicin leistet die Scolecia dasselbe wie die Santerna, welche wie ich angegeben habe, beim Löthen des Goldes gebraucht wird, und beide werden in denselben Fällen wie der Grünspan angewandt. Die Scolecia entsteht auch für sich, und wird von demjenigen Erzsteine abge- schabt, den wir nunmehr in Betracht ziehen wollen. 29. Chalcitis^) heisst derjenige Stein, aus welchem man ') d. h. der eigentliche, nicht durch Glühen zersetzte. 2) von axioXri^ Wurm. ^) Kupferkies. 92 Vierunddreissigstes Buch. das Erz (Kupfer) selbst schmilzt. Er unterscheidet sich von der Cadmia dadurch, dass er über der Erde aus zu Tage gehenden, diese aber aus tiefer liegenden Gesteinen gewonnen wird; auch zerbröckelt er leicht, ist überhaupt von Natur weich und gleichsam eine compakte Wolle. Er bildet, und diess ist ein fernerer Unterschied, drei Arten, Aes, Misy und Sory, welche ich einzeln besprechen werde und hat längliche Erzadern. Zeichen seiner Güte sind; eine honiggelbe Farbe, feine durchstreichende Adern, leichte Zerr eiblich keit ohne alles Steinige. Auch hält man frisch geförderten für besser, als solchen, der lange gelegen hat, denn dieser wird zu Sory, Er wirkt kräftig gegen wildes Fleisch, stillt das Blut, heilt mit Mehl das Zahnfleisch, Zäpfchen und geschwollene Mandeln. Bei Gebärmutterleiden legt man ihn in Wolle auf. Mit dem Safte des Lauchs wird er zu den Pflastern der Schaam genommen. Man digerirt ihn mit Essig in einem irdenen mit Mist umgebenen Topfe 40 Tage lang, wodurch er eine safranähnliche Farbe bekommt, setzt dann ein gleiches Gewicht Cadmia hinzu und erhält so ein Mittel, welches Krätzarznei genannt wird. Nimmt man auf 2 Theile Chalcitis nur den dritten Theil Cadmia, so ist das Mittel schärfer, und, wenn zur Digestion statt Essig Wein angewandt wird, noch schärfer. In allen Fällen zeigt sich aber der geröstete Chalcitis wirksamer als der ungeröstete. 30. Das ägyptische Sory 1) ist das beste, es übertrifft das cyprische, spanische und afrikanische bedeutend, doch halten Einige das cyprische für besser bei Heilung der Augen; in jedem Lande muss man dasjenige für das beste ansehen, welches am schärfsten riecht, beim Reiben ein fettig- glänzendes, schwarzes und schwammiges Ansehn annimmt. Gegen den Magen verhält es sich so feindselig, dass es bei einigen Menschen, wenn sie nur daran riechen, schon Brechen erregt. Von solcher Beschaffenheit ist das ägyp- ') Ein mehr oder weniger oxydirter Kupferkies. Vierunddreissigstes Buch. 93 tische; die übrigen Sorten glänzen zerrieben wie Misy und sind steiniger. Das Sory hilft, wenn man es im Munde hält oder den Mund damit ausspült, gegen Zahnweh und stinkende, um sich fressende Geschwüre. Mau brennt es über Kohlen wie den Chalcitis. 31. Einige Schriftsteller geben an, das Misy^) entstehe durch Rösten des Steins in Gruben dadurch, dass sich dessen gelbe Ausblühung mit der lockeren Asche des Fichtenholzes vermische. In der That bildet es sieh aus jenem Gesteine, geht aber von selbst in eine compakte und gesonderte Masse über; die beste Sorte kommt aus den Hüttenwerkeu auf Cypern, zeigt auf dem Bruche goldfarbige Punkte und beim Reiben eine sandige oder erdige, dem Chalcitis ähn- liche Beschaffenheit. Man setzt es beim Reinigen des Goldes zu. In eiternde Ohren wird es mit Rosenöl gesteckt, auf Kopfgeschwüre mit Wolle aufgelegt. Es benimmt den Augen die Rauhigkeit, wenn sie auch schon lange besteht, heilt geschwollene Mandeln, Bräune und geschworene Stellen. Zu diesem Zwecke kocht man 16 Drachmen mit einer Hemiua Essig und etwas Honig, bis das Ganze dick wird; wenn es erforderlich sein sollte, seine Kraft zu mildern, setzt man Honig hinzu. Mit Essig aufgeschlagen beitzt es die schwielige Haut der Fisteln weg; auch setzt man es zu den Augen- salben. Es stillt die Blutflüsse und hemmt das weitere Um- sichgreifen der fressenden oder fauligen Geschwüre, entfernt das wilde Fleisch. Besonders heilsam zeigt es sich bei Fehlern des männlichen Vermögens und zum Stillen der Blutflüsse der Weiber. 32. Die Griechen haben die Verwandtschaft der Schuster- schwärze 2) mit dem Erze (Kupfer) auch durch einen Kamen angedeutet, denn sie bezeichnen dieselbe mit Chal- canthum. Es ist diess jedenfalls ein merkwürdiger Körper, ') Eisenkies oder basischschwefelsaures Eisenoxyd. -) Atramentum sutorium, eisenhaltiger Kupfervitriol. 94 Vierunddreissigstes Buch. und wird aus denjenigen Schächten und Teichen Spaniens, welche eine solche Art Wasser haben, auf folgende Weise gewonnen. Man kocht diese Wässer ein, setzt ein gleiches Maass süsses Wasser hinzu und giesst in hölzerne Kübel, über welchen Querbalken befestigt sind, von denen mit Steinen ausgespannte Stricke in die Kübel hinabreichen, woran sich die aufgelöste Materie in gläsernen Beeren gleichsam traubig anhängt. Man nimmt das Angeschossene heraus und lässt es 30 Tage lang trocknen; es ist blau, glänzend, durchsichtig wie Glas, und dient im aufgelösten Zustande zum Schwarzfärben des Leders. Uebrigens giebt es mehrere Gewinnungsarten, z. B. wenn in dem betreffenden Erdreiche Gruben gemacht werden, an deren Wänden dann bei Winterkälte Zapfen entstehen, die man Tropfatrameut nennt und als die reinste Sorte betrachtet. Diejenige Sorte aber, welche weiss aussieht und nach Veilchen riecht, heisst die spiessige ^). Es bildet sich ferner in den Höhlungen der Felsen, wenn Regenwasser hineindringt und dieses wieder langsam darin verdunstet, auch nach Art des Kochsalzes, wenn die Sonnenhitze das hinzugelassene süsse Wasser bis zur Krystallisation einengt; man unterscheidet daher auch ein fossiles und ein künstliches Chalcanthum, von welcher Art eben das letztere ist. Je blasser die Farbe, um so schlechter ist es. Zum medicinischen Gebrauche wird das cyprische allen andern vorgezogen. Man giebt es innerlich zu einer Drachme mit Honig zur Vertreibung der Würmer; aufgelöst und in die Nase gezogen reinigt es den Kopf mit Honig oder Meth genommen den Magen. Es heilt die Augen und Mundgeschwüre, stillt das Nasenbluten und die Hämorrhoiden, zieht mit Bilsensamen zerbrochene Knochen aus dem Körper, vertreibt die Augenflüsse, wenn man es auf die Stirn pinselt, wird zur Reinigung und Einschränkung der Geschwüre zweckmässig den Pflastern zugesetzt, richtet das Zäpfchen wieder auf, wenn man es mit der Auflösung berührt, wird auch als schmerzstillendes Mittel mit Lein- ') lonchoton. Vierunddreissigstes Buch. * 95 Samen über die Pflaster' gelegt, bei Schwerhörigkeit mittelst einer Röhre in die Ohren geblasen, doch zieht man zu letzterem Zwecke die blasse Art der blauen vor. Für sich aufgelegt heilt es Wunden, und zieht die Narben zusammen; seit einiger Zeit streuet man es auch den auf den Kampf- platz geführten Löwen und Bären in den Rachen, denn man hat die Erfahrung gemacht, dass es ihnen denselben so zusammenzieht, dass sie nicht mehr beissen können. 33. In den Erzhütten findet man noch zwei Körper, welche Pompholyxund Spodos^) genannt werden und sich dadurch von einander unterscheiden, dass jener geschlämmt, dieser ungeschlämmt ist. Einige geben an, der Pompholyx sei weiss, sehr leicht und stelle die Flockasche des Erzes und der Cadmia dar, der Spodos dagegen sei dunkler, schwerer, werde von den Wänden der Oefen abgekrazt und enthalte glänzende Pünktchen, mitunter auch Kohlen eingemengt. Setzt man zum Pompholyx Essig, so entwickelt er einen kupferigen Geruch und nimmt einen höchst widrigen Ge- schmack an. Er dient zu Augenmitteln, beseitigt alle Krank- heiten dieses Organes, wird überhaupt in allen den Fällen wie der Spodos gebraucht und differirt nur darin, dass er schwächer wirkt. Man setzt ihn ferner zu Pflastern, welche gelinde kühlen und trocknen sollen. Mit Wein geschlämmt zeigt er sich kräftiger. 34. Der beste Spodos kommt aus Cypern. Er ensteht beim Schmelzen der Cadmia und des Kupfererzes. Als ein sehr leichter Körper wird er rasch weggetrieben, fliegt aus den Oefen und setzt sich an die Dächer. Vom Russe unter- scheidet er sich durch seine weisse Farbe; sieht er nicht ganz weiss aus, so beweist diess, dass der Ofen nicht ge- hörig im Gange ist, und ein solches Produkt nennen Einige Pompholyx. Zeigt er aber einen Stich ins Röthliche, so besitzt er eine grössere Schärfe und wirkt so schwärend, *) Beide sind -wesentlich Zinkoxyd. 96 "Vierunddreissigstes Buch. dass, wenn man ihn schlämmt und etwas davon in die Äugen kommt, diese erblinden. Es giebt auch einen honig- gelben Spodos, welcher am meisten Metallisches enthält. Jede Art gewinnt aber durch Schlämmen und Waschen; erst reinigt man ihn mittelst einer Feder, dann durch kräftiges Waschen, die gröberen Theile liest man mit den Fingern heraus. Der mit Wein gewaschene Spodos besitzt eine mittlere Kraft, doch ist auch die Weiusorte hier von Einfluss, denn bei Anwendung einer schwachen erhält man ein Produkt, welches sich weniger gut zu Augensalben eignen soll, dagegen wieder besser bei fliessenden Ge- schwüren, feuchtem Mundausschlage und Krebsschäden wirkt. Auch in den Silberschmelzöfen bildet sich eine Art Spodos, die man Lauriotis nennt; ferner in den Goldhütten und diese soll sehr gut für die Augen sein. Nirgends muss man aber den Erfindungsgeist der Menschen mehr bewundern als in diesen Stücken, denn um die Bergwerke nicht durchsuchen zu dürfen, brachte man es dahin, den ordinärsten Dingen i) noch einen Nutzen abzugewinnen. 35. Anti spodos 2) nennt man die Asche der Blätter und jüngsten Zweige des zahmen oder wilden Feigenbaums, der Myrte, des wilden Oelbaums, zahmen Oelbaums, Quitten- baums, Mastixbaums, der unreifen, d. h. weissen und an der Sonne getrockneten Maulbeeren, der Buchsbaumblätter, des Pseudocyperus, Rubus, der Terebinthe oder der Oenanthe. Aehnliche Dienste soll auch die Asche des Ochsenleims oder der Leinwandlümpen leisten. Die Darstellung aller dieser Aschen geschieht in irdenen Tiegeln, welche so lange er- hitzt werden, bis sie durch und durch glühen. 36. In den Erzhütten entsteht ferner das Smegma 3). Wenn ') Nämlich dem Abfalle bei der Verhüttung der Metalle. 2) d. h. dem' Spodos ähnlich. 3) Das Abschabsel, ein schlackiges oder hammerschlagartiges Produkt, Vierunddreissigstes Buch. 97 nämlich das Erz bereits geschmolzen und gahr ist und man wirft noch Kohlen zu, lässt diese erst anbrennen und facht dann das Feuer stärker an, so streuet die Masse gleichsam eine Art Spreu aus. Der Boden, auf welchem es aufge- fangen wird, muss mit Kohlenklein i) bestreuet sein. 37. Es lässt sich leicht von derjenigen Substanz unter- scheiden, welche in denselben Hüttenwerken abfällt und, weil sie zweimal gebrannt wird, bei den Griechen Diphryges heisst.^) Sie hat einen dreifachen Ursprung. Erstens glühet man einen Kies so lange in Oefen, bis er in eine Art Röthel verwandelt ist; zweitens trocknet man in Cypern eine aus einem Graben geholte schlammige Masse und erhitzt sie durch allmälig umgelegtes Reisholz; drittens lässt man in den Erzöfen die Unreinigkeiten absetzen, das Metall selbst unten, die Schlacke seitwärts abfliessen, wo- bei dann die Erzblüthe obenauf schwimmt, während die Diphryges zurückbleibt. Einige geben an, in den Oefen bildeten sich aus dem in Arbeit genommenen Mineral steinige Klumpen, um welche das Erz herum schmelze, dieses werde aber nicht gahr, wenn man es nicht in andere Oefen brächte, jene Klumpen seien daher gewissermaassen der Knoten der Masse; was nun von der Schmelzung übrig bleibt, nennen sie Diphryges. Ihre Anwendung fällt mit der der oben genannten Stoffe zusammen, sie trocknet, nimmt das wilde Fleisch weg und reinigt aus dem Grunde. Berührt man sie mit der Zunge, so muss sie sogleich ein Gefühl von Trockenheit und einen Kupfergeschmack ent- wickeln. 38. Eine das Kupfer betreffende Merkwürdigkeit will ich nicht unberührt lassen. Die durch die Jahrbücher rühm- lichst bekannte servilische Familie unterhält einen kupfernen Drittelass mit Gold und Silber, denn er kostet ') marila. -) Theils ein durch Calcination des Eisenkieses erzeugtes unreines Eisenoxyd, theils andere Metallkalke, theils schlackige Materien. Wittstein: Pliniua. VI. Bd. 7 9g Vierunddreissigstes Buch. beides, lieber den Ursprung und die Bedeutung dieser Sache habeich nichts erfahren können, doch will ich, was der alte Messala^) darüber sagt, hier mittheilen: „Die Familie der Servilier hat einen heiligen Drittelass, dem sie jährlich mit der grössten Sorgfalt und Pracht Opfer bringt ; man sagt, er sehe mitunter aus, als wenn er grösser, mit- unter, als wenn er kleiner geworden wäre, und hieraus deute man auf das grössere oder geringere Ansehn der Familie." 39. Wir wollen nun von dem Eisen, diesem für die Mensch- heit schätzbarsten, aber auch zugleich schlimmsten Metalle, handeln. Mit dessen Hülfe spalten wir nämlich das Erd- reich, legen Baumschulen an, beschneiden die Bäume, nehmen den W.einstöcken ihre unnützen Theile und zwingen sie, sich jedes Jahr zu verjüngen, erbauen Häuser, hauen Steine u. s. w.; aber dieses Metall dient auch zu Krieg, Mord, Raub und nicht bloss in der Nähe (Mann gegen Mann) sondern auch durch Werfen und Fliegen, indem es bald durch Wurfmaschinen, bald durch die Kraft der Arme, ja selbst gefiedert fortgeschleudert wird, und diess ist es, was ich für die strafwürdigste Ausgeburt des menschlichen Geistes halte. Damit der Tod um so viel schneller zum Menschen gelange, setzen wir ihm Flügel an und und be- kleiden das Eisen mit Federn, folglich trifft uns, nicht die Natur, die Schuld. Einige Beispiele liefern den Beweis^ dass das Eisen in der That nur ein unschuldiges Metall sein könne; so wurde in dem Bündnisse, welches, nach Vertreibung der Könige Porsenna mit dem römischen Volke abschloss, namentlich festgesetzt, das Eisen sollte zu nichts anderem als zum Ackerbaue gebraucht werden. Auch mit einem eisernen Griffel zu schreiben ist unsicher, wie schon 1) Diess ist ohne Zweifel derselbe Redner Messala Corvinus, von welchem schon im VII. B. 24. Cap. und später noch mehrere Male die Rede war. Plinius nennt ihn hier desshalb den alten Messala, weil dieser das von ihm benutzte Buch „über Römische Familien" erst als Greis verfasste. Vierunddreissigstes Buch. 99 die ältesten Schriftsteller bemerkt haben. Von dem grossen Pompejus kennt man noch einen Erlass während seines dritten Consulats, als über den Mord des Clodius ein Auf- ruhr entstand, Niemand in Rom solle irgend eine Waffe haben. 40. Doch man verfehlte auch nicht, selbst dem Eisen eine unschuldigere Ehre zu erweisen. Als der Künstler Aristo- nidas darstellen wollte, wie sich die Wuth des Athamas, nachdem derselbe seinen Sohn Learchus herabgestürzt hatte, legte und in Reue verwandelte, versetzte er Erz mit Eisen, damit der Rost des letztern durch das glänzende Erz hin- durch spiele und so die Schaamröthe desselben ausdrücke. Diese Statue findet sich noch auf Rhodus. In derselben Stadt ist auch ein eiserner Hercules, den Alcon aus Ehr- furcht vor den von diesem Gotte verrichteten Arbeiten goss. Zu Rom im Tempel des rächenden Mars finden sich eiserne Trinkbecher. Doch die gütige Natur widersetzt sich dieser Anwendung des Eisens, zieht dasselbe durch seinen eigenen Rost zur Strafe, und macht gerade das, was dem Menschen am gefährlichsten ist, auch am vergänglichsten. 41. Eisenerze finden sich fast allenthalben, sogar auf der italienischen Insel Elba, und ihre Aufsuchung bietet nicht die geringste Schwierigkeit dar, denn die Farbe der Erde deutet sie schon an. Das Verfahren der Ausschmelzung ist immer dasselbe. In Bezug auf Cappadocien entsteht nur die Frage, ob man das Eisen dem Wasser oder der Erde zu verdanken habe, denn das dortige Gestein liefert nur dann, wenn es von einem gewissen Flusse durchtränkt ist, bei der Behandlung in den Oefen Eisen. Von diesem Metalle giebt es zahlreiche Verschiedenheiten. Die erste beruhet auf der Beschaffenheit der Erde und des Klimas. Einige Erdarten geben nur weiches, dem Bleie sich näherndes, andere sprödes, unreines, zur Anwendung für Räder und Nägel vor allen zu vermeidendes Eisen, zu welchen Zwecken sich hingegen die erste Art eignet; manches wird wegen 100 Vierunddreissigstes Buch. s,einer Kürze zu Schuhnägeln gesucht, manches rostet schneller. Man nennt alle diese verschiedenen Modificationen, welche bei den übrigen Eisenerzen nicht vorkommen, Stricturae, weil sie die Schneide der Werkzeuge bald stumpf machen, i) Auch bei der Bearbeitung in den Oefen finden bedeutende Unterschiede statt; in ihnen schmilzt man den Stahl 2) zur Härtung der Schneide, andere Arten bloss so weit, um Ambosse oder spitzige Hämmer zu erhalten. Der wichtigste Unterschied beruhet in dem Wasser, in welches man das glühende Eisen oft taucht; es ist bald hier, bald da besser und hat manche Orte durch ihr vorzügliches Eisen berühmt gemacht, z. B. Bilbilis in Spanien und Turiasso, Comum in Italien, obgleich an diesen Orten keine Eisenbergwerke sind. Das beste von allen Sorten Eisen ist aber das serische, welches uns die Serer mit ihren Kleidern und Pelzen schicken; die zweite Sorte das parthische. Nur diese beiden Sorten werden aus reinem Harteisen 3) bereitet, die übrigen enthalten Beimischungen von weichem Eisen. In unserm Welttheile bedingt an dem einen Orte das Eisenerz selbst die Güte des Eisens wie z. B. in Noricum, an dem andern die Behandlung, z. B. zu Sulmo das Wasser; sogar beim Schärfen des Eisens kommt es darauf an, ob die Schleifsteine mit Oel oder mit Wasser bestrichen sind, denn Oel macht die Schneide feiner. Merk- würdig ist, dass während das Eisen beim Ausschmelzen wie Wasser fliesst, es nachher in schwammige Stücke zer- bricht. Zartere Eisengeräthe werden gewöhnlich in Oel ab- gelöscht, denn durch Wasser bekommen sie eine solche Härte, dass sie leicht zerbrechen. An dem Eisen rächt sich das menschliche Blut, denn wenn es damit in Berührung kommt, rostet es weit schneller (als durch Wasser). 42. Von dem Magneteisensteine und dessen Eintracht mit *) a stringenda acie. ') Nucleus ferri. ^) acies. Vierunddreissigstes Buch, 101 dem Eisen werde ich gehörigen Orts handeln, i) Es ist die einzige Substanz, welche von jenem Steine Kräfte annimmt, diese längere Zeit behält, und selbst anderes Eisen anzieht, so dass man zuweilen eine ganze Kette auf diese Weise vereinigter Ringe sehen kann, was das unerfahrene Volk lebendiges Eisen nennt. Wunden werden durch Be- rührung mit solchem Eisen gefährlicher. Jener Stein findet sich auch in Cantabrien, aber nicht in ganz compakten Massen wie der eigentliche, sondern mit sogenannten Blasen- räumen durchsetzt; ob er zum Glasschmelzen sich ebenso gut eignet, weiss ich nicht, denn bis jetzt hat noch Nie- mand den Versuch gemacht; jedoch verleihet er dem Eisen ebenfalls die magnetische Kraft. Der Baumeister Dinochares hatte angefangen, den Tempel der Arsinoe in Alexandrien mit Magneteisenstein zu wölben, um ihr aus Eisen gefer- tigtes Standbild gleichsam in der Luft aufzuhängen; allein sein und des Ptolemaeus, welcher jenen Bau seiner Schwester zu Ehren angeordnet hatte, Tod verhinderte die Vollendung. 43. Unter allen Metallen kommen die Eisenerze am reich- lichsten vor. An der vom Ocean bespülten Küste Cantabriens ist ein sehr hoher Berg, welcher, was unglaublich scheint, ganz aus Eisenerz besteht, wie ich bei der Umfahrt am Ocean angegeben habe. Wenn das Eisen glühet und nicht durch Hämmern behandelt wird, verdirbt es. Im roth- glühenden Zustande lässt es sich nicht gut hämmern, sondern erst in anfangender Weissglühhitze. Durch Bestreichen mit Essig und Alaun bekommt es ein kupferähnliches An- sehn. Vor dem Rosten schützt man es durch Bleiweiss, Gyps und Theer, und diese Mischung heisst in Bezug auf das Eisen bei den Griechen die Antipathie. Einige geben an, dem Rosten liege auch eine gewisse religiöse Ursache zu Grunde. Neben dem Flusse Euphrat in der Stadt Zeugma soll sich* noch eine Kette befinden, womit Alexander der 1) XXXVI. B. 25. Cap. 102 Yierunddreissigstes Buch. Grosse daselbst eine Brücke befestigt hatte, an welcher die neueingesetzten Ringe rostig, die altern dagegen frei da- von sind. 44. In der Arzneikunde hat das Eisen noch andere An- wendungen als zum Schneiden. Zieht man um Erwachsene oder Kinder einen Kreis mit einem spitzen Eisen oder trägt man dasselbe dreimal um sie herum, so bleiben sie vor Zaubereien geschützt. Gegen nächtliche Erscheinungen hilft das Einschlagen von Nägeln, welche aus einem Grab- male gerissen sind, in die Thürschwelle. Um plötzlich ein- tretende und mit Stechen verbundene Seiten- und Brust- schmerzen zu beseitigen, soll man sich mit einer eisernen Spitze, womit ein Mensch verwundet war, behutsam stechen. Einige Uebel, namentlich die Bisse toller Hunde, werden durch Brennen mit einem glühenden Eisen geheilt, und dieses Mittel hilft selbst dann noch, wenn die Krankheit schon bis zur Wasserscheu vorangeschritten ist. Gegen viele Krankheiten, besonders gegen Dysenterie, verordnet man Wasser, welches durch glühendes Eisen heiss gemacht ist, als Getränk. 45. Auch der Rost ist ein Heilmittel; wie berichtet wird, heilte Achilles damit den Telephus, sei es nun, dass er solchen von Erz oder von Eisen anwandte, wenigstens wird er mit dem Abkratzen des Rostes von seinem Schwerte ab- gebildet. Der Eisen rost wird von alten Nägeln mit Hülfe eines feuchten eisernen Instruments abgeschabt. Er wirkt bindend, trocknend, anhaltend, ruft auf Glatzen die Haare wieder hervor, heilt mit Wachs und Myrtenöl Rauhheit der Wangen und Blattern am ganzen Körper, mit Essig die Rose, in Leinwand aufgelegt Krätze und Nagelgeschwüre, stillt in Wolle aufgelegt die Blutflüsse der Frauen, heilt mit Wein und Myrrhe versetzt frische Wunden, mit Essig Aftergeschwüre, und mildert aufgelegt die Gichtschmerzen. 46. Der Eisenhammerschlag: von der Schneide und den Vierunddreissigstes Buch. 103 Spitzen hat fast dieselbe Anwendung wie der Eisenrost, ist aber heftiger in seiner Wirkung, wird daher mit gegen die Augenflüsse angewendet. Er stillt das Blut, besonders solcher Wunden, welche durch Eisen entstanden sind, die Blutflüsse der Frauen, wird gegen Milzleiden aufgelegt^ hält die Hämorrhoiden und die um sich fressenden Ge- schwüre zurück, dient auch, in geringer Menge aufge- streuet, für die Wangen. Besonders aber empfiehlt er sich zu dem sogenannten flüssigen Pflaster i), welches zum Reinigen der Wunden und Fisteln, Wegbeizen aller schwie- ligen Theile und auf entblösste Knochen zur Wiederer- zeugung des Fleisches gelegt wird. Man bereitet dasselbe aus 6 Obolen Pech, 6 Drachmen cimolischer Kreide, 2 Drachmen Kupfer, ebensoviel Eisenhammerschlag, 6 Drachmen Wachs und einem Sextar Oel. Um Wunden zu reinigen und auszufüllen, setzt man dieser Mischung noch Wachs- salbe hinzu. 47. Es folgen nun die Bleimetalle, von denen es zwei Arten giebt, schwarzes 2) und weisses 3), die beste ist aber das weisse, welches von den Griechen Cassiteron ge- nannt, und fabelhaften Erzählungen zufolge von Inseln des atlantischen Meeres in geflochtenen und mit Leder um- näheten Schiffen hergebracht wird. *) So viel weiss man jetzt, dass es in Lusitanien und in Gallaecien, wo die oberste Erdschicht sandig und schwarz ist, vorkommt; ob das Erdreich davon enthält, erkennt man nur an seiner grösseren Schwere. Mitunter finden sich kleine steinartige Massen, besonders wenn die Giessbäche ausgetrocknet sind. Die Bergleute schlämmen diesen Sand und schmelzen die schwereren Theile in Oefen. In denjenigen Goldbergwerken, *) Hygremplastrum. -) Unser eigentliches Blei. ^) Unser Zinn. ">) Die Erzählung klingt nicht fabelhaft, wenn man sich unter den Inseln die südwestlich vom Vorgebirge Landsend in der engl. Grafschaft Cornwallis liegenden Scilly- Inseln (wo bekanntlich noch jetzt Zinn gewonnen wird) denkt. ][Q4 Vierunddreissigstes Buch. welche man Goldwäschen i) nennt, findet man beim Schlämmen mit Hülfe des eingelassenen Wassers schwarze, mitunter auch etwas hellere Graupen, die dieselbe Schwere haben wie das Gold -,2) sie bleiben daher in den Körben, worin man das Gold sammelt, mit diesem zurück, werden später durch Auslesen getrennt und in Oefen zu weissem Blei verschmolzen. In Gallaecien gewinnt man kein schwarzes Blei, da dasselbe in dem benachbarten Cantabrien im Ueber- fluss vorhanden ist; auch erhält man aus dem weissen Blei kein Silber, wohl aber aus dem schwarzen. Schwarzes Blei kann unter sich nicht ohne Zusatz von weissem uud auch dann nur, wenn Oel zugegen ist, und nicht einmal weisses unter sich ohne Zusatz von schwarzem verbunden werden. Das weisse Blei stand nach Homer, der es Cassi- teron 3) nennt, schon in den trojanischen Zeiten in Ansehn. Das schwarze Blei hat einen zweifachen Ursprung; es kommt entweder als reines Erz vor, welches nichts weiter liefert, oder als silberhaltiges, und wird dann aus den gemischten Erzen verschmolzen. Der hiebei gewonnen werdende erste Abstich heisst Stannum*), der zweite den man aus diesem erhält ist Silber, und der Rückstand in den Oefen, welcher den dritten Theil des gemischten Erzes ausmacht, Galena. Letztere giebt durch abermaliges Verschmelzen, wobei 2/j, abgehen, schwarzes Blei. 48. Mit dem Stannum^) überzieht man kupferne Geschirre, und bewirkt dadurch, dass die darin bereiteten Speisen besser schmecken und der giftige Grünspan nicht entsteht; merkwürdiger Weise wird durch diesen Ueberzug das Ge- wicht der Geschirre nicht (merklich) vermehrt. Aus diesem Metalle fertigte man unter anderm, wie ich gesagt habe, zu Brundisium sehr schöne Spiegel, doch sind diese selbst •) Alutiae, 2) Was so zu verstehen ist: beide sind sehr schwer, schwerer als die beigemengten Erdtheile. 3) Das altindische Sanskritwort Kastira, Kistira, arabisch: Kasdir ") Das, was wir Werkblei nennen. ») Werkblei. Vierunddreissigstes Buch. 105 schon bei den Mägden durch silberne ersetzt. Jetzt macht man durch Versetzen des weissen Bleies mit einem Drittel weissem Erz, oder durch Zusammenschmelzen von gleichen Theilen weissem und schwarzem Blei falsches Stannum. Letztere Legirung nennen Einige Silber blei^); wenn aber auf 2 Theile schwarzes Blei nur 1 Theil weisses genommen ist, so geben sie ihr den Namen Drittelblei, das Pfund davon kostet 10 Denare und dient zum Zusammenfügen der Röhren. Betrügerische Leute versetzen das Drittelblei mit gleichviel weissem Blei, nennen diese Legirung Silberblei und überziehen damit was ihnen vorkommt; den Preis von 100 Pfund setzen sie zu 60 Denaren an. 100 Pfund reines weisses Blei kosten 80, schwarzes 7 Denare. Das weisse Blei hat eine mehr trockne, das schwarze hingegen eine ganz feuchte Natur, daher ist das weisse ohne Zusatz zu nichts zu gebrauchen; auch lässt sich damit das Silber nicht verlöthen, denn das Silber schmilzt eher. 2) Man be- hauptet, das weisse Blei zerfresse das Silber, wenn ihm weniger schwarzes, als nöthig ist, zugesetzt werde. Nach einer Erfindung der Gallier werden erzene (kupferne) Gegen- stände mit weissem Blei so täuschend überzogen, dass man den Ueberzug kaum vom Silber unterscheiden kann, und solche Gegenstände führen den Namen Incoctilia. Später fing man auch an, mit Silber zu überziehen, z. B. Pferde- geschirr, die Joche des Zugviehs, und diess geschieht unter andern in der Stadt Alesia; doch zeichneten sich auch die Bituriger hierin aus. Auf ähnliche Weise schmückte man auch die Streitwägen und andere Fuhrwerke aus, ja nicht bloss silberne sondern auch goldene Statuetten mussten sich diesem leeren Luxus ergeben, und was man früher an Trinkbechern als ein Wunderding betrachtete, nennt man ') Plumbum argentarium. 2j Diese Stelle ist in den Handscliriften offenbar entstellt worden, denn sie soll wohl heissen: das weisse Blei schmilzt eher als das Silber. Löthen kann man das Silber wohl mit weissem Blei, allein solche Verlöthungen können keine Glühhitze vertragen, und dieser letztere Sinn soll durch jenen Satz ausgedrückt werden. 1Q6 Vierunddreissigstes Buch. jetzt, an Wägen geschmiegt, modern. Man prüft das weisse Blei durch Schmelzen und Eingiessen in Papier, denn dieses darf nur in Folge der Schwere, nicht der Hitze des Metalls zerreissen. Indien hat weder Erz (Kupfer) noch Blei und tauscht dieselben gegen seine Edelsteine und Perlen ein. 49. Das schwarze Blei^) dient zu Röhren und Blechen; in Spanien und Gallien muss es mit mehr Mühe gegraben werden, dagegen findet es sich in Britannien unter der obersten Erdkruste so reichlich, dass die Förderung ge- wissen gesetzlichen Schranken unterliegt. Die verschiedenen Sorten heissen ovetanisches, caprariensisches und oleastreu- sisches Blei. Bei sorgfältiger Ausschmelzung zeigen die Schlacken keinen Unterschied unter sich. Bemerkenswerth ist, dass nur bei diesen Metallen das ausgebeutete Erdreich sich reichlicher wieder ersetzt; der Grund davon scheint in dem sattsamen Eindringen der Luft durch die erweiterten Oeffnungen zu liegen, gleichwie oft Fehlgeburten die Frauen fruchtbarer machen. Einen Beweis davon liefert das sau- tarensische Bergwerk der bätischen Provinz, welches früher nur 200 Denare Pacht trug, jetzt aber, nachdem es längere Zeit nicht bebauet war, für 255 verpachtet ist; ebenso hat sich der Pachtzins des antonianischen Bergwerks in der- selben Provinz bis auf 400 Pfund (Ass) erhöhet. Merk- würdig ist noch, dass bleierne Gefässe, in welchen sich Wasser befindet, nicht schmelzen, sogleich aber ein Loch bekommen, wenn man in das Wasser einen kleinen Stein oder einen Kupferpfennig legt. 50. In der Medicin gebraucht man das Blei für sich zum Niederdrücken der Narben; bindet man Bleiblech in die Gegend der Lenden und Niereu, so wird, vermöge der da- durch erzeugten Kühlung, die Liebeshitze vertrieben. Von geilen Träumen und dadurch bis zum Siecht hum erfolgten Samenentleerungen soll sich der Redner Calvus durch der- ') Das eigentliche Blei. Vieruuddreissigstes Buch. 107 gleichen Bleche befreiet und somit die Körperkräfte für seine wissenschaftlichen Studien bewahrt haben. Der (uns von den Göttern im Zorn gegebene) Kaiser Nero legte sieh eine Bleiplatte auf die Brust, schrie so ausgerüstet seine Lieder her, und zeigte uns dadurch ein Mittel zur Erhaltung der Stimme. Zum arzneilicheu Gebrauch richtet man das Blei auf die Weise zu, dass man in einen irdenen Tiegel ein wenig Schwefel, darauf dünne Bleiplatten und auf diese ein Gemenge von Schwefel und Eisen bringt, dann zum Schmelzen erhitzt und alle Zuglöcher verschliesst; der aus den Oefen sich entwickelnde Bleidampf ist nämlich äusserst schädlich und giftig, vorzüglich für Hunde, der Dampf eines jeden Metalls aber für Fliegen und Mücken, daher man diese lästigen Thiere in Berg- und Hüttenwerken nicht antrifft. Einige setzen bei dieser Schmelzung dem Schwefel Bleifeile hinzu. Andere nehmen statt Schwefel Bleiweiss. Auch durch Schlämmen macht man das metallische Blei zu vielfachen Anwendungen in der Medicin geschickt; man reibt es nämlich in einem bleiernen Mörser mit Regenwasser so lange, bis es einen dicken Brei darstellt, nimmt hierauf das obenaufschwimmende Wasser mittelst eines Schwammes weg, formt den Rückstand in Kügelchen und lässt dieselben trocknen. Einige behandeln auf dieselbe Weise Bleifeile, Andere setzen noch Reissblei ^), noch Andere Essig, Wein, Schmalz oder Rosen hinzu. Man empfiehlt auch, um ein weisseres Produkt zu erhalten, das Reiben in einem steinernen, namentlich thebischen Mörser mit bleiernem Pistille vorzunehmen. Das nach obiger Angabe gebrannte Blei wird geschlämmt wie das Stibium und die Cadmia. Es zieht zusammen, stillt und verschmilzt die Narben; man bedient sich daher desselben zu Augenmitteln, namentlich gegen ihr Vorfallen, ferner gegen Löcher in den Geschwüren, wildes Fleisch, Risse und Geschwüre am After, Hämorrhoiden. Hiezu hilft noch besser das durch Schlämmen des metalli- schen Bleies erhaltene Präparat, die Bleiasche aber gegen ') Plumbago. 108 Vierunddreissigstes Buch. fressende oder eiternde Geschwüre und alle die Uebel, gegen welche das Bleiblech von Erfolg ist. Zur Darstellung der Bleiasche glühet man klein zerschnittenes Blech mit Schwefel in einem Tiegel unter Umrühren mit einem eisernen oder hölzernen Stabe so lange, bis die anfangs flüssig ge- wordene Masse in ein graues Pulver verwandelt ist, welches man dann nach dem Erkalten noch feiner reibt. Einige erhitzen den Feilstaub in einem rohen irdenen Geschirr bis zum völligen Durchglühen des letztern. Andere mischen gleichviel Bleiweiss oder Gerstenmehl dazu, reiben wie oben beim metallischen Blei angegeben und ziehen diess Gemisch dem cyprischen Spodium vor. 51. Auch die Bleischlacke wird gebraucht und ist am besten, wenn sie stark ins Gelbe, jedoch nicht ins Schwefel- farbige, fällt, keine Ueberreste von Blei und nichts Erdiges mehr enthält. Man zerstösst sie in Mörsern, schlämmet sie, bis das Wasser eine gelbe Farbe annimmt, giesst in ein reines Gefäss und wiederholt diess öfter; das am Boden Liegende ist das beste und wirkt wie das Blei, jedoch schärfer. Ich muss hiebei meine Bewunderung über die Erfahrungen der Menschen aussprechen, welche nicht ein- mal den Abschaum und Unrath der Dinge ununtersucht gelassen haben. 52. Auch das Blei liefert ein Spodium und zwar auf die- selbe Weise, wie ich diess beim cyprischen Erze angegeben habe. Man zerreibt es, schlämmet es mit Regen wasser, seihet durch dünne Tücher und behandelt den Rückstand wiederholt auf dieselbe Weise. Einige ziehen vor, das feine Pulver mit einer Feder zusammen zu kehren und mit Gewürzwein zu reiben. 53. Noch haben wir der Molybdaena, des gewöhnlichen Silber- und Bleierzes, welches wir an einem andern Orte *) ») XXXIII. B. 31. Cap. Vierunddreissigstes Buch. 109 Galena nannten, zu erwähnen. Sie ist um so besser, je mehr sie sieh der Goldfarbe nähert, je weniger sie blei- artig, zerreiblich und schwer erscheint. Durch Kochen mit Oel nimmt sie eine leberbraune Farbe an. Sie setzt sich auch in Gold- und Silberschmelzöfen an und heisst dann die metallische. Die beste gewinnt man in Zephyrium. Ihre Güte besteht darin, dass sie so wenig als möglich erdige und steinige Theile enthält. Man präparirt sie nach Art der Schlacken, und gebraucht sie zu Pflastern welche nicht aufgebunden werden, um Geschwüre zu lindern und zu kühlen; aufgestrichen bewirkt sie an zarten und weichen Körpertheilen das Vernarben. Die Mischung wird aus 3 Pfund Molybdaena, 1 Pfund Wachs und 3 Hominis Oel bereitet, und bei alten Leuten mit Oeltrestern versetzt. Zu warmen Umschlägen gegen Dysenterie und Stuhlzwang setzt man auch wohl Silberglätte und Bleischlacke hinzu. 54. Das Psimmythium oder Bleiweissi) ist gleichfalls ein Erzeugniss der Bleiwerkstätten. Das beste kommt von Rhodus. Man erhält es auf die Weise, dass man sehr dünne Bleibleche auf ein Gefäss, worin sich sehr scharfer Essig befindet, legt und das Ganze eine Zeit lang stehen lässt; was von dem Metall in den Essig gefallen ist, wird getrocknet, gemahlen, gesiebt, wiederum mit Essig ange- rieben, in Kügelcben geformt und an der Sonne getrocknet. Ein anderes Verfahren besteht darin, Blei in Essig ent- haltende Krüge zu stellen, diese zu bedecken, nach Verlauf von 10 Tagen den entstandenen schimmelartigen Ueberzug abzukratzen, und das übrige Metall derselben Behandlung noch so oft auszusetzen, bis es vollständig zerfressen ist. Das Produkt wird zerrieben, gesiebt, in Tiegeln unter Um- rühren so lange erhitzt, bis es eine dem Sandarak ähnliche röthliche Farbe angenommen hat, hierauf mit süssem Wasser zur Entfernung aller Unreinigkeiten gewaschen, inKügelchen *) Cerussa. 110 Vierunddreissigstes Buch. geformt und getrocknet. Es besitzt ähnliche Kräfte wie die vorigen Präparate, ist aber das mildeste unter ihnen und dient den Weibern zur Schminke. ^) Innerlich wirkt es, wie die Silberglätte, tödtlich. Wenn man das (erster- wähnte) Bleiweiss glühet, färbt es sich (gleichfalls) röthlich. 55. Aehnliche Beschaffenheit hat auch der Sandarak. 2) Man findet ihn in den Gold- und Silberbergwerken und schätzt ihn umsomehr, je röther, stärker riechend, reiner und zerreiblicher er ist. Er reinigt, stillt, erwärmt und beizt weg, wirkt höchst septisch, ruft mit Essig aufgelegt auf Glatzen die Haare wieder hervor, wird auch den Augen- mitteln zugesetzt; reinigt mit Honig genommen den Hals, macht die Stimme rein und wohltönend, vertreibt mit Terpenthinharz in Speisen genommen, ja selbst durch blosses Räuchern nebst Cedernholz, Engbrüstigkeit und Husten. 56. Denselben Ursprung hat das Arsenicum. s) Das beste besitzt eine schöne Goldfarbe; je bleicher oder je mehr dem Sandarak ähnlich, um so schlechter ist es. Eine dritte Art hält in der Farbe das Mittel zwischen der des Goldes und der des Sandaraks. Diese beiden Arten haben eine schuppige Struktur, jene aber erscheint trocken, rein und lässt sich in dünne Blättchen spalten. Das Arsenicum wirkt ähnlich dem Sandarak, aber schärfer, wird daher zum Aetzen uud zum Wegbeizen der Haare angewendet, nimmt auch die Nagelgeschwüre, die fleischigen Auswüchse in der Nase, die Geschwüre am After und alles wilde Fleisch weg. Seine Kraft wird erhöhet, wenn man es in einem neuen Tiegel so lange röstet, bis es die Farbe verändert hat. ') Dieses durch längeres Erhitzen des Bleiweisses erhaltene rothe Präparat ist unser Minium (Mennige). 2) Rothes Schwefelarsenik, Realgar. ^) Gelbes Schwefelarsenik, Auripigment. Fünfunddreissigstes Buch. Von der Malerei und den Farben. 1. Nachdem ich von den Metallen, welche den Reichthum bedingen, und den damit zusammen vorkommenden Stoffen gehandelt habe, wobei ich mich, wegen so inniger Ver- knüpfung der Gegenstände unter einander, gleichzeitig auch genöthigt sah, die daraus entspringende unermessliche Zahl von Arzneimitteln, die dunkeln Räume der Werkstätten und die fast eigensinnige Genauigkeit im Formen, Giessen und Färben des Erzes zu berühren — bleiben mir nun noch die Erden und Steine selbst übrig, welche eine weit grössere Anzahl begreifen und namentlich von den Griechen in sehr vielen Schriften bearbeitet worden sind. Ich werde mich bei ihrer Besprechung einer zweckmässigen Kürze be- fleissigen, ohne etwas Nothwendiges oder zur Sache ge- höriges zu übergehen. Zuerst will ich von dem reden, was wir noch von der Malerei besitzen, dieser vormals so geachteten, von Königen und Völkern gesuchten Kunst, welche die von ihr zur Ueberlieferung auf die Nachwelt würdig Befundenen berühmt machte, jetzt aber gänzlich von dem Marmor, ja selbst von dem Golde verdrängt ist; denn nicht nur bedeckt man ganze Wände hiemit, sondern man meisselt den Marmor hie und da aus und bringt daran in bunten, nach lebenden und leblosen Dingen gebildeten. Formen Goldrinden i) an. *) Crustae, eingelegte Stücke, Bilder die man abnehmen konnte; Crustorius ein solcher Künstler. 112 Fünfunddreissigstes Buch. Schon gefallen uns die Prunktische und die in den Schlaf- gemächern aufgehäuften Berge nicht mehr; wir bemalen bereits sogar die Steine, ein Verfahren, welches unter der Regierung des Claudius aufkam. Unter Nero fing man, um die Einförmigkeit zu stören, an, Flecke welche nicht vor- handen waren, durch eingelegte Stücke zu ergänzen, so dass der numidische Marmor eiförmige, der synnadische purpur- farbige Zeichnungen haben musste, wie es eben die Ueppig- keit wünschte, dass dieselben von Natur gebildet sein sollten. Die Berge erfüllen diese Wünsche nicht'), aber der Luxus ruhet nicht sie zu erreichen, damit er durch Feuersbrünste nur recht viel verliere. 2. Durch die Bilder-Malerei wurden die Gestalten auf das ähnlichste der Nachwelt tiberliefert, diese Kunst ist aber gänzlich verloren gegangen. Jetzt stellt man eherne Brust- bilder, silberne Gesichter mit unmerklichem Unterschiede der Form auf, und verwechselt die Köpfe der Bildsäulen, worüber man sich schon in beissenden Spottgedichten aus- gesprochen hat. Die Menschen wollen lieber, dass man auf den theuern Stoff sehe, als dass man sie erkenne. In- zwischen füllen sie Gallerien mit alten Gemälden an, schätzen fremde Bilder um so höher, je theuerer sie zu stehen kommen, und wofür das alles? Damit der Erbe sie zerbreche oder die Schlinge des Diebes sie wegziehe. So sind denn die Gemälde der Vernichtung oder dem Gelde preisgegeben, und die Besitzer hinterlassen nicht einmal ihr eigenes Ebenbild. Ebendieselben Menschen zieren die Ringschulen und ihre Salbenzimmer mit den Bildern der Kämpfer, tragen das Gesicht Epukurs in ihren Schlaf- zimmern und sonst überall mit sich umher, opfern an dessen Geburtstage, dem zwanzigsten Tage nach Neumond, und beobachten — und das sind namentlich solche, welche nicht einmal bei Lebzeiten gekannt sein wollen — diese ') d. h. solche bunten Marmorarten, wie man sie sich wünscht, kommen nicht vor. Fünfiyiddreissigstes Buch. 113 mit dem Namen Icaden bezeichnete Feier jeden Monat. Ja wahrlich, so ist es, der Müssiggang hat die Künste zu Grunde gerichtet, und da es an geistigen Vorbildern fehlt, vernachlässigt man auch die bildliche Darstellung des Körpers. Ganz anders war es bei unsern Vorfajiren ; in ihren Vorsälen erblickte man keine Arbeiten fremder Künstler, weder in Erz noch in Marmor, die in Wachs aus- gedrückten Gesichtszüge standen einzeln auf den Schränken, um die dahin geschiedenen Verwandten zu begleiten, und stets war, wenn Jemand gestorben, die ganze Schaar der früheren Glieder der Familie zugegen. Kränze liefen in Streifen von einem Gemälde zum andern; die Bildersäle i) waren mit Schriften und Denkmälern, welche sich auf die in ihren öffentlichen Aemtern verrichteten Handlungen be- zogen, angefüllt. Ausserhalb und um die Thürschwellen herum befanden sich andere sinnbildliche Darstellungen ausgezeichneter Talente, hier waren die den Feinden ab- genommenen Waffen augeheftet, welche auch kein Käufer wegnehmen durfte, daher die Häuser selbst nach dem Wechsel des Besitzers diese Siegeszeichen noch zur Schau trugen, und diess war eiu starker Sporn zur Nacheiferung, denn die Häuser machten dem neuen Herrn gleichsam den Vorwurf, ein Schwächling dränge sich täglich in fremdes Verdienst. Man kennt noch die unwillige Aeusserung des Redners Messala, womit er die Einführung eines fremden Bildes der Leviner in seine Familie zurückwies. Eine ähnliche Ursache veranlasste den alten Messala 2) zur Ab- fassung der Schriften über die Familien; er hatte nämlich beim Durchschreiten des Vorsaals des Scipio Pomponianus bemerkt, dass, zum Schimpfe der Afrikaner, vermöge einer letzt willig verfügten Annahme an Kindesstatt der Name eines Savitto (diess war der Zuname des Adoptirten) sich bei dem der Scipionen eingeschlichen h.atte. Aber die ') Tablina. 2) S. XXXIV. B. 38. Cap. Wittsteiu: Pliuius. VI. Bd. J24 Fünfunddreissigstes Buch. Messaler ^) mögen mir die Bemerkung erlauben, dass es doch von einer gewissen Liebe zu Tugenden zeugt, wenn man sich die Bilder berühmter Männer fälschlich zueignet, und dass ein solches Verfahren immer noch ehrenvoller ist, als sich so zu betragen, dass Niemand die seinigen zu haben wünscht. Noch eine neue Einrichtung will ich nicht unerwähnt lassen. In den Büchersälen stellt man nämlich die goldenen, silbernen oder doch wenigstens ehernen Bild- nisse derjenigen Männer auf, deren unsterbliche Geister an diesen Orten reden; aber unter diesen Männern bemerken wir selbst solche, deren Gesichtszüge uns nicht tiberliefert sind, wie z. B, den Homer, die wir aber doch auch in Effigie zu haben wünschen und daher mit Hülfe unserer Einbildungskraft bildlich darstellen. Und meiner Ansicht nach giebt es keinen grössern Beweis der Glückseligkeit eines Menschen, als wenn man zu allen Zeiten wissen möchte, wie derselbe ausgesehen hat; diess ist eine Er- findung des Asinius Pollio, welcher zuerst in Rom bei Er- richtung einer Bibliothek gleichzeitig eine derartige grosse Sammlung von ausgezeichneten Männern ins Leben rief. Ob er hierin von den Königen zu Alexandrien und Pergamus, welche mit grossem Wetteifer Bibliotheken anlegten, Vor- gänger hatte, vermag ich nicht zu entscheiden. Dass es vormals enthusiastische Verehrer von Bildern gegeben, be- weisen Atticus, jener treue Freund Cicero's, der darüber ein Buch schrieb, und M. Varro, welcher die nette Ein- richtung traf, seinen zahlreichen Schriften nicht nur die Namen von 700 berühmten Personen sondern auch ihre ') Diese Stelle scheint anzudeuten, dass der Redner Messala und der alte Messala zwei verschiedene Personen waren, allein man weiss bestimmt, dass die oben angedeutete Schrift über die Familien von dem Redner Messala im hohen Greisenalter verfasst wurde. Plinius will also durch den Plural wohl nur andeuten, dass die An- sicht des alten M. der Ausdruck der Gesinnung seiner ganzen Familie war; und wir brauchen hier nicht zu dem bequemen Hülfs- mittel, obige Stelle sei durch die Abschreiber verdorben worden, unsere Zuflucht zu nehmen. Fünfjjnddreissigstes Buch. 115 Bildnisse einzuverleiben, und dadurch verhinderte, dass ihre Gestalten verloren gingen oder der Zahn der Zeit seine Wirkung- auf die Menschen ausübte. Varro hinterliess uns dadurch ein selbst von den Göttern zu beneidendes Geschenk, denn er machte jene Personen nicht bloss un- sterblich, sondern gab auch die Möglichkeit an die Hand, sie in alle Länder zu versenden, damit sie überall gegen- wärtig sein und auch verschlossen werden könnten. 3. Selbst Fremden leistete Varro diesen Dienst. Brust- bilder') aber an geheiligten oder öflfeatlichen Orten auf- zustellen, unternahm (wie ich finde) zuerst Appius Claudius der im 259. Jahre Roms mit P. Servilius Consul war. Er weihete nämlich seine Vorfahren in den Tempel der Bellona^ und Hess sie so anbringen, dass sie leicht in die Augen fielen und die Inschriften über die von ihnen bekleideten Ehrenstellen leicht gelesen werden konnten. Ein würdiger Gegenstand, wenn man eine Schaar Kinder in kleinen Bildnissen gleichsam als einen Rest von Sprösslingeu bei- sammen zeigt, und gewiss wird Niemand solche Schilde- rungen ohne Wohlgefallen und Theilnahme ansehen. 4. Nach ihm stellte M. Aemilius, Mitconsul des Quintus Lutalius, nicht bloss in der ämilischen Basilica, sondern auch in seinem Hause Bilder auf, und zeigte dabei zu- gleich einen kriegerischen Geist, denn die Bilder waren in Schilde, wie man sie bei Troja hatte, gefasst, davon sie auch den Namen Clypei erhielten, nicht aber, wie die spitz- findigen Grammatiker deuten, vom Berühmtsein. 2) Es zeugt von Sinn für Tapferkeit, auf dem Schilde, welches Jemand geführt hat, dessen Gesichtszüge abzubilden. Die Punier machten dergleichen Schilde und Bilder aus Gold n 1 1 nahmen sie mit sich in die Feldzüge, wenigstens f,i 1 1 Mareius, der Rächer der Scipionen in Spanien, ein solches ') Clypei. -) a cluendo. 8* 11(^ Fünfunddreissigstes Buch. Bild des Hasdrubal unter der Kriegsbeute, und dieses hing über der Thür des capitolinischen Tempels bis zu dessen ersten Brande. Unsere Vorfahren beobachteten hiebei eine solche Sorglosigkeit, dass im Jahre 575 nach Erbauung Roms, unter den Consuln L. Manlius und Q. Fulvius, M. Aufidius, der die Erhaltung des Capitols im baulichen Zustande pachtweise übernommen hatte, dem Senate an- zeigte, die Schilde, welche viele Jahre lang als eherne ver- zeichnet gewesen waren, seien von Silber. 5. Der Ursprung der Malerei ist in Dunkel gehüllt, die Untersuchung darüber gehört auch nicht hieher. Die Aegypter behaupten, die Malerei sei 6000 Jahre früher, als sie zu den Griechen gekommen, bei ihnen erfunden worden, was offenbar eine leere Prahlerei ist. Einige Griechen schreiben die Erfindung den Sicyonern, andere den Korinthern zu, alle aber sagen, man habe anfangs den Schatten eines Menschen mit Linien umzogen, der zweite Schritt sei da- durch geschehen, dass mau nur jedesmal eine Farbe an- gewandt habe, diess Verfahren sei, nachdem es mehr aus- gebildet worden, die Monochromatik genannt, und eben dieser Kuustzweig besteht noch bis auf den heutigen Tag. Die Linieumalerei soll von dem Aegypter Philocles oder dem Korinther Cleanthes erfunden sein; sie wurde zuerst von dem Korinther Aridices und dem Sicyoner Telephanes ausgeübt, aber noch ohne Farbe (obgleich sie schon im Innern des Bildes Schattirungen durch Linien darstellten), daher diese Künstler auch die Nameu der von ihnen Ge- malten daneben schrieben. Der erste, welcher mit Farben, man sagt mit zerriebenen Scherben, malte, war der Korinther Ecphantus. Ich werde bald zeigen, dass dieser oder ein anderer desselben Namens es war, von welchem Corn. Kepos erzählt, er sei dem Damaratus, dem Vater des römischen Königs Tarquiuius Priscus, bei dessen Flucht vor den Nachstellungen des Tyrannen Cypselus von Korinth nach Italien gefolgt. Fünl'unddreis: Buch. 117 0. Damals hatte die Malerei in Italien bereits ihren Höhepunkt erreicht. Xoch jetzt existiren Gemälde, älter als Rom, in den Tempeln zu Ardea, welche, obgleich un- geschätzt, sich merkwürdigerweise vor allen andern so gut erhalten haben, dass sie wie neu aussehen; ferner zu Lanuvium, wo Atalauta und Helena in Lebensgrösse nackt und von herrlichster Form, die eine aber als Jungfrau, von dem oben erwähnten Künstler abgebildet sind, und diese Gemälde haben nicht einmal durch den Einsturz des Tempels gelitten. Der Kaiser Cajus versuchte, von Geilheit ent- brannt, sie herauszunehmen, allein das Tünchwerk ver- eitelte diesen Plan. Zu Caere befinden sich noch ältere Gemälde. Ein Jeder, der diese Werke aufmerksam be- trachtet, muss gestehen, dass keine Kunst sich schneller vervollkommnet hnt, wenn er bedenkt, dass sie zur Zeit des trojanischen Krieges noch nicht existirte. 7. Bei den Römern gelangte diese Kunst auch bald zu Ehre und Ansehn. Das berühmte Geschlecht der Fabier legte sich davon den Beinamen Pictor zu; der hervorragendste unter ihnen, selbst Fabius Pictor genannt, malte im 450. Jahre Roms den Tempel der Wohlfahrt aus, und die Malerei erhielt sich bis zu meiner Zeit, wo unter der Regierung des Claudius das Gebäude abbrannte. Xächstdem erwarb sich die Arbeit des Pacuvius im Tempel des Hercules auf dem Viehmarkte grossen Ruf; Pacuvius war ein Sohn der Schwester des Ennius und erwarb dieser Kunst zu Rom noch mehr Ruhm als es die Schaubühne vermocht hatte. Später wurde sie nicht mehr von Meisterhänden geübt, man müsste denn den römischen Ritter Turpilius aus Venedig zu unserer Zeit hierher rechnen, dessen schöne Arbeiten sich in Verona befinden; er malte, was man von keinem seiner Vorgänger berichtet, mit der linken Hand. Seiner kleinen Tafeln rühmte sich der vor kurzem in hohem Alter verstorbene Tilidins Labeo, welcher Prätor und in der narbonensischen Provinz Proconsul gewesen war; aber diese 118 Fünfunddreissigstes Buch. Richtung der Kunst hielt mau für lächerlich uud schimpflich. Ich darf auch hier das berühmte Urtheil der vornehmsten Personen über die Malerei nicht unberührt lassen. Einen gewissen Q. Pedius, Enkel des Q. Pedius, welcher Consul gewesen, einen Triumph gehalten hatte und vom Dictator Caesar dem Augustus zum Miterbeu beigesetzt war, be- stimmte der Redner Messala, aus dessen Familie die Gross- mutter jenes Knaben stammte, zur Erlernung der Malerei, weil er von Katur stumm war, und Augustus billigte diese Ansicht; der junge Mann starb schon früh, hatte aber be- reits grosse Fortschritte in der Kunst gemacht. Die grösste Achtung zu Rom zollte aber (wie mir scheint) M. Valerius Max. Messala der Malerei; er stellte nämlich im 490. Jahre Roms an der Wand des hostilischeu Rathhauses zuerst ein Öchlachtgemälde auf, welches seinen Sieg über die Cartha- giuienser und den Hiero in Sicilien darstellte. Dasselbe that L. Scipio im Capitole zum Andenken an seinen Sieg in Asien; diess soll aber seinen Bruder Africanus verdrossen haben, und nicht mit Unrecht, denn in jener Schlacht w^ar seini) Sohn in Gefangenschaft gerathen. In ähnlicher Weise liess Aemilianus seinen Unwillen den Lucius Hostilius Mancinus fühlen, welch' letzterer zuerst in Carthago einge- fallen war, die Lage dieser Stadt und die dabei gemachten Erstürmungen durch ein Gemälde hatte versinnlichen und auf dem Forum aufhängen lassen, dem zur Besichtigung desselben herbeigeströmten Volke alles selbst erklärte, und in Folge dieser Zuvorkommenheit bei der nächsten Volks- versammlung zum Consul gewählt wurde. Auch die Schau- bühne in den Spielen des Claudius Pulcher erregte grosse Bewunderung in Bezug auf Malerei, denn die Raben kamen, durch die täuschende Aehnlichkeit der gemalten Ziegel an- gelockt, herbeigeflogen. 8. Auswärtigen Gemälden verschaffte in Rom zuerst Lucius Mummius, der seines Sieges wegen den Beinamen 1) Des Afrikanus. Fünfunddreissigstes Buch. 119 „der achäische" erhielt, Ausebu. Als nämlich bei der Ver- steigerung der Beute der König Attalus eiu Gemälde des Aristides, den Bacchus vorstellend, für (3000 Denare gekauft hatte, wunderte sich M. über diesen hohen Preis, forderte es, argwöhnend dass dasselbe einen ihm unbekannten Vor- zug habe und ungeachtet Attalus sich sehr darüber beklagte, wieder zurück und stellte es im Heiligthum der Ceres auf. Ich halte dieses für das erste fremde, zu Rom öffentlich aufgestellte Bild. Später hing man deren häufig auf dem Forum auf; hierauf bezieht sich jene witzige Antwort des Redners Crassus unter dem alten Rathhause^), als ein von ihm angeklagter Zeuge immer bei der Frage „Sage mir, Crassus, wofür halst Du mich?" blieb; er entgeguete ihm nämlich: „für. einen solchen", und zeigte dabei auf einen schlecht gemalten Hahn der die Zunge heraus streckte. Auf dem Forum stand auch jenes Bild eines alten Hirten mit dem Stabe, worüber ein Gesandter der Teutonen, den man fragte wie hoch er es schätze, die Antwort gab, er möge einen solchen nicht lebendig geschenkt haben. 9. Aber eine ganz vorzügliche öffentliche Bedeutung er- hielten die Gemälde durch den Dictator Caesar, welcher den Ajax und die Medea vor dem Tempel der Venus Genetrix aufstellen liess. Ihm folgte in dieser Beziehung M. Agrippa, der sonst mehr dem gewöhnlichen Landleben als den feinern Genüssen der Stadt zugethan war, nach, denn von ihm hat man noch eine vortreffliche und des grössten Bürgers würdige Rede, worin der Wunsch ausge- drückt ist, man möge alle Gemälde und Bildsäulen der Oeffentlichkeit übergeben; und es wäre allerdings besser, man befolgte seinen Rath, als dass man sie in einsame Landhäuser steckt. Ja eben derselbe rauhe Maijn kaufte einen Ajax und eine Venus von den Cyzicenern um 12,000 Sesterzen, hatte auch in der heissesteu Abtheilung seiner Bäder kleine gemalte Tafeln in den Marmor einsetzen ') Sub Veteribus. 120 Fünfuncldreissigstes Buch. lassen, die jedoch bei der vor Kurzem erfolgten Ausbesse- rung der Bäder hiuweggenommen worden sind. 10. Ueber alle andern Gemälde setzte der Kaiser Augustus zwei, die er an dem berühmtesten Punkte seines Forums aufstellen Hess und die einen Krieg und einen Triumph darstellen. Einen Castor und Pollux, sowie eine Victoria und noch mehrere andere Gemälde, von denen bei Er- wähnung der Künstler die Eede sein wird, hing er im Tempel seines Vaters Caesar auf. In dem von ihm auf dem Volksversammlungsplatze gebaueten Rathhause Hess er zwei Gemälde in der Wand anbringen, von denen das eine die Nemea darstellt, wie sie auf einem Löwen sitzt und in der Hand einen Palmzweig trägt, neben, ihr steht ein Greis mit einem Stocke, über dessen Kopfe das Bild eines Zweigespanns hängt. Die Unterschrift lautet: „Nicias hat es eingebrannt", diess ist nämlich der von dem Künstler gebrauchte Ausdruck. Das andere Gemälde verdient dess- halb Bewunderung, weil darauf ein mannbarer Sobn seinem Vater, bis auf das verschiedene Alter vollkommen gleich ist, über ihnen befindet sich ein fliegender Adler, der einen Drachen in den Klauen hält. Nach Philochares eigener Aussage ist diess sein Werk. Wenn man auch nur dieses eine Gemälde in Betracht zieht, so muss man doch vor der Ungeheuern Macht der Kunst erstaunen, denn vor Philochares schätzten der Senat und das römische Volk viele Jahr- hunderte lang sonst sehr mittelmässige Künstler, z. B. den Glaucio und dessen Sohn Aristippus hoch. Der sonst nicht sehr menschenfreundliche Kaiser Tiberius stellte doch auch im Tempel des Augustus einige Gemälde auf, auf die ich später zurückkomme. 11. Soweit von der Würdigung einer untergehenden Kunst. Mit was für Farben die ersten Künstler malten, ist von mir mitgetheilt worden, als bei den Metallen von den be- treffenden Pigmenten die Rede war. Von welchen Malern der Ausdruck neogrammatische Malerei ausgeht, welche Fünfuncldreissigstes Buch. 121 Maler dann gelebt, was sie erfunden und zu welchen Zeiten sie ihre Erfindungen gemacht haben, alles dieses werde ich bei der Aufzählung der Künstler sagen, denn die Beschaffen- heit meines Werkes erfordert es, zuerst von den Farben zu handeln. Endlich hat sich die Kunst selbst entschieden. Schatten und Licht erfunden und sich wechselweise zur Ermittelung der verschiedenen Farben ermuntert. Später kam noch ein anderer Glanz als das Licht hinzu, der wegen seines Standes zwischen Licht und Schatten den Namen Ton erhielt, während mit dem Namen Harmoge i) die Ver- knüpfung der Farben unter einander und der Uebergang von der einen zur andern bezeichnet wurde. 12. Es giebt ernste (matte, dunkle) und lebhafte (hervor- stechende) Farben. Beide Arten finden sich natürlich oder werden durch Mischung hergestellt. Lebhafte, die der Herr dem Maler liefert, sind Minium, armenische Farbe, Cinna- baris, ChrysocoUa, Indigo und Purpurfarbe; die übrigen sind ernste, von beiden Arten kommen aber einige natürlich vor, andere werden erst zubereitet. Natürliche Farben sind: Sinopische Erde, Röthel, parätonische, melische, ere- trische Erde und Auripigmentum. Die übrigen werden dar- gestellt, zunächst die bei den Metallen genannten, dann von den ordinären Sorten der Ocher, gebranntes Bleiweiss, Sandarak, Sandy x. Syrische Erde und Atrament. 13. Die sinopische Erde wurde im Fontus in der Nähe der Stadt Sinope (daher ihr Name) entdeckt, findet sich aber auch in Aegypten, den balearischen Inseln, Afrika, am besten jedoch in Lemnus und Cappadocien und wird aus Höhlen gegraben. Die an Steinen festsitzende Erde wird der losen vorgezogen, die Klösse haben ihre eigene Farbe und sind aussen fleckig. Dieser Erde bedienten sich die Alten zu dem, was man in der Malerei Glanz nennt. Es giebt drei Arten sinopische Erde, eine rothe, 1) Fuge. ]^22 Füunfunddreissigstes Buch. miLder rothe und eine, die das Mittel von beiden hält. Das Pfund von der besten kostet 12 Denare. Man gebraucht sie als Pinselfarbe oder zum Anstreichen des Holzes. Die afrikanische heisst die kleine Kichererbse nud kostet 8 Ass; je röther sie ist, um so mehr passt sie für Prunktische. In demselben Preise steht die sogenannte gepresstere, welche am braunsten aussieht; mit dieser streicht man die Füsse der Prunktische an. In der Heilkunde nimmt man sie gern zu Pflastern und erweichenden Umschlägen, denn sie geht leicht in trockne oder flüssige Mischungen ein, und wird gegen Geschwüre an feuchten Leibestheilen, wie am Munde und After, gebraucht. Eingespritzt stillt sie den Durchfall und zu einem Denar schwer eingegeben die weib- lichen Blutflüsse. Gebraunt trocknet sie, namentlich mit Wein angewandt, rauhe Stellen au den Augen. 14. Einige verstehen unter der vorhin erwähnten Farbe eine Art Rötheli) zweiten Ranges und unter der lem- nischen Erde die beste Sorte des Röthels. Letztere steht dem Minium am nächsten, und genoss nebst der Insel, auf w^elcher sie vorkommt, bei den Alten eines bedeutenden Rufs. Sie wird nicht anders als mit einem Siegel bedruckt verkauft, heisst daher auch Siegelerde. Mit ihr vermengt und verfälscht man das Minium. In der Heilkunde wird sie sehr geschätzt; sie lindert nämlich, wenn man sie her- umstreicht, die Augengeschwüre und deren Schmerzen, stopft den Fluss der Thränenfisteln , hilft mit Essig einge- nommen gegen Rlutspeien, wird auch gegen Milz- und Nierenleiden, zur Reinigung der Frauen, gegen die giftigen Bisse der Land- und Wasserschlangen verordnet, und daher allen Gegengiften zugesetzt. 15. Von den übrigen Rötheiarten können die Zimmerleute -) ') Rubrica. 2) Faber. ^Füufuuddreissigstes Buch. 123 « die ägyptische und afrikanische am besten gebrauchen, während diese Sorten in Gemälden am meisten einziehen. lli. In den Eisensteingruben findet sich auch der Ocher; glühet mau denselben in einem neuen verstrichenen Topfe, so erhält man daraus eine rothe Farbe. Je länger das Glühen dauert, um so besser wird sie. Aller Röthel aber trocknet, eignet sich daher für Pflaster, auch für die Kose. 17. Durch zwölftägiges Zusammenreibeu von i/o Pfund ächter sinopischer Erde, 10 Pfund hellem Sil und zwei Pfund griechischem Melinumi) erhält man das Leucophorum oder den Goldleim, womit mau (das zu vergoldende) Holz überzieht. 18. Die parätouische Erde hat ihren Namen von einem Orte in Aegypten; sie soll der nach Zusatz von Schlamm eingetrocknete Schaum des Meeres sein und aus diesem Grunde die darin vorkommenden kleinen Muscheln ent- halten. Man gewinnt sie auch in Greta und Cyrene. Zu Rom verfälscht man sie mit abgekochter uud eingedickter cimolischer Erde. Das Pfund der besten kostet 50 Denare. Unter den weissen Farben ist sie die fetteste und wegen ihrer Glätte hält sie am festesten an Decken. 19. Die melische Erde ist gleichfalls w^eiss uud findet sich am besten auf Melos; auch auf Samos kommt sie vor, diese wird aber wegen ihrer zu grossen Fettigkeit von den Malern nicht angewandt. Dort graben die Leute, welche zwischen dem Gestein nach Erzadern suchen, liegend die Erde hervor. Man gebraucht sie in der Medicin ähnlich wie die eretrische Erde. An die Zunge gebracht bewirkt sie ein Gefühl von Trockenheit. Sie nimmt die Haare weg und macht die Haut geschmeidig. Das Pfund davon kostet ») S. das 19. Cap. 124 Fünfunddreissigstes Bucli. einen Sesterz. — Eine dritte weisse Farbe ist das Bleivveiss, von welchem ich bei den Metallen gehandelt habe i). Ehe- dem hatte man noch eine (weisse) Erde, welche zu Smyrna auf dem Grund und Boden des Theodotus gefunden, und von den Alten zum Anstreichen der Schiffe angewandt wurde. Jetzt bereitet man alles Bleiweiss, wie angegeben aus Blei und Essig, 20. Durch Zufall, nämlich durch eine Feuersbrunst im piräischen Hafen, wo Bleiweiss in Fässern einer starken Hitze ausgesetzt gewesen war, erfand man die Kunst, ge- branntes Bleiweiss 2) zu bereiten. Der oben genannte Nicias bediente sich zuerst desselben. Jetzt hält man das asiatische, welches auch das purpurfarbige heisst, für das beste. Das Pfund davon kostet 6 Denare. Man bereitet es in Rom durch Glühen von marmorartigem Sil und Ab- löschen in Essig. Gebranntes Bleiweiss wird stets zu Schatten genommen. 21. Die eretrische Erde führt ihren Namen nach dem Vaterlande. Nicomachus und Parrhasius haben sie ge- braucht. Sie kühlt und erweicht, füllt die Wunden aus wenn man sie zuvor glühet, trocknet gut, erweist sich auch sehr wirksam gegen Kopfweh und zum Einsaugen des Eiters; wenn noch Eiter zugegen ist, so giebt sich diess daran zu erkennen, dass die mit Wasser aufgestrichene Erde nicht trocken wird. 22. Nach Juba kommen der Sandarak und Ocher auf der Insel Topazus im rothen Meere vor, werden aber von dort her nicht zu uns gebracht. Vom Sandarak ist schon früher die Rede gewesen. =*) Man künstelt ihn auch durch Glühen des Bleiweiss in Oefen nach. Der echte muss feuerroth sein; das Pfund davon kostet 5 Ass. ») XXXIV. B. 54. Cap. -) Unsere Mennige. 3) XXXIV. 55. Gap. Fünfunddveissigstes Buch. 125 23. Wenn man den Sandarak mit gleichen Theilen Röthel vermischt und glühet, so erhält man den Sandyx, von welchem Virgil geglaubt hat, es sei ein Kraut, wie aus folgendem Verse hervorgeht. „Der Sandyx wird von selbst die weidenden Lämmer schmücken. " Er kostet so viel als der Sandarak. Keine andere Farbe wiegt schwerer als diese beiden. 24. Die syrische Erde, womit, wie früher angegeben, das Minium verfälscht wird, ist ein Kunstprodukt und zwar eine Mischung von sinopischer Erde und Sandyx. 25. Den Atrament müssen wir ebenfalls zu den Kunst- produkten zählen, obwohl er eine Erde doppelten Ursprungs ist, denn entweder sickert er wie eine salzige Materie her- vor 1) oder man findet eine schwefelgelbe Erde selbst dazu geeignet. Es gab Maler, welche aus Gräbern kohlige Massen gruben; doch gehört diess zu den unzeitigen Neue- rungen, und ebenso verhält es sich mit den verschiedenen Russarten, die man durch Brennen von Harz oder Pech erhält, und zu deren Gewinnung man eigene Gebäude er- richtet, welche den Rauch nicht auslassen sondern nieder- schlagen. Den besten Kienruss liefert die Fichte Taeda. Man verfälscht ihn mit dem Russe aus Oefen und Badstuben, dessen man sich zum Bücherschreiben bedient. Einige brennen auch die Weinhefen aus und behaupten, wenn sie von einem guten Weine wäre, so zeige die davon erhaltene Schwärze einen Stich ins Indigoblaue. Polygnotus und Micon, zwei sehr berühmte Maler in Athen, bereiteten ihre Schwärze aus Weintrestern und nannten sie Tryginum. Apelles gltihete Elfenbein, und diese Schwärze heisst Elephantenschwärze. Auch den Indigo bringt man zu uns, ») S. XXXIV. B. 32. Cap. 126 Fünfunddreissigstes Buch. seine Darstellungsweise in Indien habe ich aber bis jetzt noch nicht ermitteln können. Bei den Färbern macht man eine Farbe ans dem schwarzen Ueberzuge, welcher sich an den kupfernen Kesseln aussen ansetzt. Ferner brennt man Fichtenholz zu Kohlen und zerreibt diese in Mörsern. Merkwürdigerweise haben die Sepien auch eine schwarze Materie bei sich, doch benutzt man dieselbe nicht. Alle Schwärze aber wird an der Sonne gezeitigt, die Schreib- tinte nach Zusatz von Gummi, die Anstrichtinte nach Zu- satz von Leim. Mit Essig versetzte Schwärze lässt sich nur schwierig auswaschen. 26. Unter den lebhaften Farben, welche wie gesagt ihres hohen Preises wegen von den Herren geliefert werden, steht die Purpurfarbe oben an; man erhält sie durch Tränken der Silberkreide i) mit Purpur, was gleichzeitig mit dem Färben der Purpurkleider geschieht, und jene Erdart nimmt die Farbe rascher an als es die Wolle thut. Am besten ist der erste, mit den frischen Materialien erhaltene Sud; nachden^ dieser aus dem Kessel genommen ist, gewinnt man durch Eintragen neuer Silberkreide in die Brühe einen zweiten Sud. Man kann noch einen dritten, vierten u. s. w, Sud machen, doch fallen die Produkte in demselben Grade blasser, und daher werthloser aus. Die puteolanische Farbe wird höher geschätzt als die tyrische, gätulische oder lakonische, und von dort her kommen auch die kostbarsten Purpurkleider. Jene Farbe ist desshalb besser, weil man meistens mit Hysginum-) färbt und dadurch den Stoff gleichsam zwingt, das Pigment aufzunehmen. Die schlechteste Farbe liefert Canusium. Das Pfund Purpurfarbe kostet ein bis dreissig Denare. Die Maler machen den Grund mit Sandyx, tragen auf den- selben die Purpurfarbe mittelst Eiweiss und erhalten so das Feuer des Miniums. Soll der Purpur hervorstechen, so 0 Greta argentaria, zum Poliren des Silbers. 2) Kerm^sbeeren. Fünfun^dreissigstes Buch. 127 machen sie den Grund blau und tragen auf diesen ebenso die Purpurfarbe mit Eiweiss. 27. Zum blauen Grunde eignet sich am besten der Indigo. Derselbe kommt aus Indien und setzt sich dort als ein Schlamm an den Schaum der Rohrstengel; zerrieben sieht er schwarz aus, aber aufgelöst zeigt er eine wunderbare Mischung von Purpur und Blau. Eine andere Art desselben findet man in den Purpurfärbereien in den Kesseln obenauf schwimmend, und diess ist der Schaum des Purpurs. Man verfälscht diese Farbe auf die Weise, dass man Taubeu- mist mit achtem Indigo, oder selinuische sowie Ring-Kreide mit Waidi) färbt. Man prüft den Indigo auf Kohlen; der reine brennt darauf mit schöner Purpurflamme und der aufsteigende Rauch verbreitet einen Seegeruch, daher auch Einige glauben, man sammle ihn von Klippen im Meere. Das Pfund kostet zwanzig Denare. Seine arzneilichen Kräfte sind, Frost und Fieberanfälle zu stillen und Ge- schwüre zu trocknen. 28. Woher die armenische Farbe kommt, sagt schon ihr Name. Es ist ein nach Art der Chrysocolla gefärbter Stein, und wird dann am meisten geschätzt, wenn er der (grünen) Farbe der letztern am nächsten steht und ein wenig ins Blaue nüancirt. Das Pfund kostete durchschnitt- lich dreissig Sesterzen; in Spanien fand man aber einen Sand, der ähnliche Dienste thut, und den Preis auf sechs Denare herabdrückte. Dieser Sand unterscheidet sich von der ersten Farbe durch einen Stich ins Weisse und macht dieselbe zarter. In der Heilkunde bedient man sich ihr zur Kräftigung des Haarwuchses, namentlich der Augen- brauen. 29. Es giebt noch zwei neue Farben, die aber zu den schlechtesten Sorten gehören; die. eine ist grün, heisst die ') Vitrutu. 128 Fünfunddreissigstes Buch. appische und ähnelt der ClirysocoUa, als ob es noch nicht genug falsche ChiysocoUa - Arten gäbe. Man macht sie auch aus grüner Kreide und verkauft das Pfund zu einen Sesterz. 30. Die sogenannte Ringfarbe ist weiss und dient zur Beleuchtung weiblicher Gemälde. Man macht sie auch aus Greta ^), welche man mit den Glassteinen aus deu Ringen des gemeinen Volks versetzt, und diesem Zusätze verdankt das Präparat seinen Namen. 31. Unter allen Farben sind es der Purpur, Indigo, das Blau, die melische, appische Farbe, das Auripigment und Bleiweiss, welche sich gern mit Thon^) verbinden und nicht auf nassen Grund tragen lassen. Mit denselben Farben versetzt mau das zu deu eingebrannten Gemälden dienende Wachs, Wände bemalt man nicht damit, Kriegsschiffe aber sehr allgemein, ja selbst schon Frachtschiffe; wir bemalen also auch unsere Gefahren und man darf sich daher nicht wundern, dass den Scheiterhaufen gleichfalls die Farben dienstbar sind. Man liebt es, dass die, welche bis zum Tode oder wenigstens bis zum Blutvergiessen kämpfen sollen, prächtig daher gefahren kommen. — Bei der Be- trachtung so vieler verschiedener Farben kann ich nicht umhin, die Vorzeit zu bewundern. 32. Nur allein mit Hülfe von vier Farben, der melischen unter den weissen, der attischen unter deu gelben, der sinopischen vom Pontus unter den rothen und dem Atrament^) unter den schwarzen Farben fertigten die hochbertihmten Maler Apelles, Echion, Melanthius und Nicomachus jene unsterblichen Werke, welche einzeln für das Vermögen *) Nicht unsere Kreide, sondern ein weisser Thon. 2) Cretula. 2) Offenbar meint hier Plinius nicht den eigentlichen Atrament (s. XXXIV. B. .S2. Cap.), sondern Russarten, von denen schon im 25. Cap. dieses Buches die Rede war. Fünfunddreiasigstes Buch. 129 ganzer Städte verkauft wurden. Jetzt, wo der Purpur die Wände einnimmt , wo Indien uns den Schlamm seiner Flüsse, das Blut der Drachen und Elephanten sendet, ist der Ruhm der Malerei erloschen. Damals also, wo man weniger hatte, war alles besser, und der Verfall der Kunst liegt darin, dass man jetzt nicht mehr auf den Werth des Geistes, sondern nur auf den des Materials sieht. 33, Auch die unsinnige Richtung unseres Zeitalters hin- sichtlich der Malerei will ich nicht unerwähnt lassen. Der Kaiser Nero Hess sich in Riesengrösse, 120 Fuss hoch, auf Leinwand malen; etwas derartiges war bis dahin noch nicht vorgekommen. Als diess Gemälde in den majanischen Gärten vollendet war, wurde es durch einen Blitzstrahl entzündet und verbrannte sammt dem schönsten Theile dieser Gartenanlagen. Als ein Freigelassener desselben zu Antium ein Fechterspiel gab, kleidete er, wie bekannt, die öffentlichen Säuleugänge mit einem Gemälde, worauf alle Fechter und Diener getreu abgebildet waren. Diese Art Malereien steht schon seit vielen Jahrhunderten im grössten Flore. C. Terentius Lucanus machte aber den Anfang, Fechterspiele bildlich darstellen zu lassen und öffentlich aufzustellen; zu Ehren seines Grossvaters, von welchem er an Kindesstatt angenommen war, Hess er dreissig Paare auf dem Forum drei Tage hintereinander auftreten und die Abbildung dieses Festes im Haine der Diana aufstellen. 34. Nun will ich die in Ausübung der Malerei berühmt gewordenen Personen möglichst kurz durchgehen, denn eine ausführlichere Besprechung würde die diesem Werke ge- steckten Grenzen überschreiten. Es Avird daher auch ge- nügen, Einige im Vorbeigehen und bei der Erwähnung Anderer nur zu nennen; doch die berühmten Werke selbst, sie mögen noch existiren oder schon verloren gegangen sein, sollen sämmtlich berührt werden. In dieser Beziehung ist aber der Fleiss der griechischen Autoren nicht recht zu «rkennen, denn sie nennen nur die nach vielen Olympiaden Wittstein: Pliaius. VI. Bd. 9 130 Fünfunddreißsigstes Buch. als Maler, Bildgiesser und Künstler in halb erhabener Arbeit aufgetretenen Männer, und fangen erst bei der 90. Olympiade an, wo Phidias selbst im Anfange Maler gewesen sein und den Jupiter Olympius zu Athen gemalt haben soll; obwohl es bekannt ist, dass in der 83. Olympiade sein Bruder Panaenus lebte, der zu Elis den Schild der Minerva, welchen Colotes, ein Schüler des Phidias und dessen Gehülfe bei der Verfertigung des olympischen Jupiters, gemacht hatte, inwendig ausmalte. • Und ist es nicht ebenfalls allgemein bekannt, dass das Gemälde des Malers Bularchus, welches ein Treffen der Magnesier darstellte, von dem lydischen Könige Candaules, dem jüngsten aus dem Hause der Hera- cliden, der auch den Namen Myrsilus führte, mit Gold auf- gewogen sei? So gross war damals das Ansehn der Malerei. Diess muss zur Zeit des Romulus geschehen sein, denn Candaules starb in der 18. Olympiade oder (wie Einige angeben) mit Romulus in ein und demselben Jahre, wo dann, wenn ich nicht irre, der Ruhm und Glanzpunkt der Kunst bereits ihren Gipfel erreicht hatte. Giebt man dies» zu, so ist zugleich klar, dass der Ursprung der Malerei viel älter sein, und dass diejenigen Maler, welche nur mit einer Farbe malten (deren Zeitalter nicht angegeben wird), noch früher gelebt haben müssen, nämlich Hygiemon, Dinias, Charmadas, der beim Malen zuerst Mann und Weib von einander unterschied, Eumarus von Athen, der alle Gestalten nachzuahmen unternahm und seine Erfindungen weiter ausbildete, und Cimon von Cleone. Letzterer erfand die Profilmalerei d. h. die von der Seite aufgenommenen Bilder, ferner noch andere Stellungen des Gesichts, nämlich zurücksehende, aufwärts- und abwärtsblickende Gesichter, unterschied auch die Gelenke an den Gliedern, machte die Adern sichtbar und erfand die Berücksichtigung der Draperie. Panaenus, der Bruder des Phidias, malte auch die von den Atheniensern dem Xerxes bei Marathon gelieferte Schlacht; zu seiner Zeit wandte man schon allgemein verschiedene. Farben an und die Kunst darin hatte bereits eine solche Vollkommenheit erreicht, dass er die in jener Schlacht be- Fünfunddreissigstes Buch. 1^1 fehligenden FeldheriD, unter den Atbeuiensern den Miltiades, Callimachus und Cynegiius, unter den Feinden den Datis und Artaphernes nach dem Leben dargestellt haben soll. 35. Zur Zeit des Panaenus wurde sogar schon ein Wett- streit in der Malerei, und zwar zu Corinth und Delphi gehalten; zuerst Hess er sich mit Timagoras von Cbalcis ein, unterlag aber diesem in den pythischen Spielen, wie auch aus einem alten Gedichte des Timagoras selbst her- vorgeht, daher die Angaben der Geschichtsschreiber hierin offenbar irrig sind. Nach ihnen zeichneten sich auch noch Andere vor der 90. Olympiade aus, wie Polygnotus von Thasus, der zuerst Weiber in hellen Kleidern malte, ihre Köpfe mit bunten Mützen bedeckte und zuerst zur Aus- bildung der Malerkunst isehr viel beitrug. Er führte nämlich ein, den Mund der Bilder offen darzustellen, die Zähne zu zeigen, und schaffte die alte Steifheit in den Gesichtszügen ab. Von ihm befindet sich ein Gemälde in demjenigen Säulengange des Pompejus, welcher früher vor dessen Rath- hause gewesen war, auf welchem ein Mann mit einem Schilde abgebildet ist, von dem man nicht weiss, ob er hinauf oder herunter geht. Zu Delphi malte er den Tempel aus, ferner zu Athen an dem unter dem Namen Poecile^) bekannten Säulengange umsonst, während Micon sich für den von ihm ausgeführten Theil desselben bezahlen Hess und desshalb auch mehr Ansehn gewann, denn die Amphyc- tionen, eine öffentliche Gerichtsversammlung in Griechen- land, bewilligten ihm freie Herberge. Es gab noch einen andern Micon, der Kleine genannt, dessen Tochter Timarete ebenfalls die Malerei trieb. 36. In der 90. Olympiade blüheten Aglaophon, Cephisso- dorus, Erillus, Evenor, der Vater des Parrhasius und Lehrer des grössten Malers, dessen ich bei seinem Zeitalter ge- ') Der bunte, von noixiXoq. 9* 132 Fünfunddreissigstes Buch. denken werde, lauter berühmte Männer; doch ich eile, ohne mich länger bei ihnen aufzuhalten, zu den Koryphäen der Kunst, unter denen zuerst Apollodorus von Athen in der 93. Olympiade hervorleuchtete. Dieser drückte zuerst die Gestalt selbst aus und brachte den Pinsel mit Recht zuerst zu Ruhm und Ansehn. Von ihm ist ein betender Priester und der vom Blitze getroffene Ajax, den man noch jetzt zu Pergamus zeigt; von keinem seiner Vorgänger existirt ein Bild, welches die Augen lange fesselte. In die von ihm geöffneten Thore des Tempels der Kunst trat im vierten Jahre der 95. Olympiade Zeuxis von Heraclea, und verlieh dem bereits mit Erfolg gehandhabten Pinsel (von welchem ich noch besonders reden werde) noch mehr Ruhm; irrig setzen Einige sein Wirken in die 89. Olympiade, denn da- mals mussten Demophilus von Himerae und Neseas von Thasus gelebt haben, weil man nicht genau weiss, welcher dieser beiden Schüler er gewesen ist. Auf ihn deutet der Ausspruch des oben erwähnten Apollodorus, Zeuxis habe ihnen die Kunst entwendet und mit sich genommen. Er erwarb sich auch so grosse Schätze, dass er aus Prahlerei zu Olympia einen Mantel trug, auf dessen Aufschlägen ^-) sein Name mit goldenen Buchstaben angebracht war. Später schenkte er seine Arbeiten weg, weil er sie, wie er sagte, für keinen ihrer hinreichend würdigen Preis verkaufen könnte, wie z. B. die Alcmene den Acragantinern "-), den Pau dem Archelaus. Er malte auch diePenelope, in derer die Sitten geschildert zu haben scheint, ferner einen Kämpfer, in welchem er sich selbst so sehr gefiel, dass er den be- rühmten Vers darunter schrieb: ihn werde leichter Jemand beneiden als es ihm nachmachen. Prächtig ist sein Jupiter auf dem Thron und umgeben von den übrigen Göttern, Hercules als Knabe die Drachen erwürgend und daneben dessen erbleichende Mutter, und Amphitrione. Indessen *) Tessera. -) Agrigentiner. Fünfunddreissigstes Buch. 133 machte er doch die Köpfe und Gelenke etwas zu gross, im Üebrigen aber war sein Fleiss so ausgezeichnet, dass, als er für die Acragantiner ein Gemälde, welches für den Tempel der Juno Lacinia bestimmt war, ausführen sollte, er ihre Jungfrauen nackend untersuchte und fünf derselben auswählte, damit er das, was an einer jeden das schönste sei, in dem Gemälde anbringen könnte. Er machte auch Stücke von einer Farbe und zwar in Weiss. Seine Zeit- genossen und Nebenbuhler waren Timanthes, Androcydes, Eupompus, Parrhasius. Letzterer soll sich mit Zeuxis in einen Wettstreit ein- gelassen haben; Zeuxis habe nämlich Weintrauben so treffend gemalt, dass die Vögel der Schaubühne zugeflogen wären, Parrhasius aber einen so natürlich gemalten leinenen Vorhang aufgestellt, dass Zeuxis, durch das ürtheil der Vögel stolz gemacht, endlich darauf gedrungen sei, den Vorhang zu entfernen und das Gemälde zu zeigen; als er aun seinen Irrthum eingesehen, soll er aus aufrichtiger Schaam sich für besiegt gehalten und gesagt haben, er habe Vögel, Parrhasius aber ihn, den Künstler, getäuscht. Wie man berichtet, malte Zeuxis später auch einen Trauben tragenden Knaben, zu welchen ein Vogel flog, diess brachte ihn aber in seiner Aufrichtigkeit in Zorn über seine Arbeit, denn er sagte: ich habe die Trauben besser gemalt als den Knaben, denn wäre diess nicht der Fall, so hätte sich der Vogel fürchten müssen. Er machte auch Stücke aus Thon, welche allein in Ambracia zurückblieben, als Fulvius Nobilior die Musen von dorther nach Rom brachte. Von Zeuxis Hand befindet sich zu Rom eine Helena in den ge- wölbten Gängen des Philippus und ein angebundener Mavsyas im Tempel der Eintracht. Parrhasius, zu Ephesus geboren, vervollkommnete selbst die Kunst sehr. Er war der Erste, welcher Symmetrie in die Gemälde brachte, dem Gesicht Ausdruck verlieh, die Haare schön darstellte, dem Munde Anmuth gab, und nach dem übereinstimmenden Urtheile der Künstler in den 134 Fünfunddreissigstes Buch. äusseisten Contuien die grösste Vollkommenheit erreichte. Letzteres ist das höchste Ziel in der Malerei; Körper und das Mittlere der Gegenstände zu malen, ist zwar schon schwierig, doch haben viele Künstler sich darin hervorge- than, dagegen gehört es zu den Seltenheiten, dass die äussersten Grenzen des Gegenstandes glücklich getroffen und da, wo das Gemälde selbst aufhört, richtig abgesetzt sei. Die äusserste Grenze muss sich nämlich selbst herum- ziehen und so aufhören, dass sie noch etwas anderes hinter sich andeutet und sogar zeigt was sie verbirgt. Diesen Euhm haben ihm Antigouus und Xenocrates ^y, zwei Schrift- steller über die Malerei, nicht bloss zuerkannt, sondern ihn auch desshalb höchlich gepriesen. Man hat noch viele Spuren seiner Zeichnungen auf Tafeln und Pergament, die, wie man angiebt, von Künstlern benutzt werden. Wie es scheint, war jedoch Zeuxis, wenn man ihn mit sich selbst vergleicht, weniger vollkommen in Darstellung des mittleren Theils der Körper. Er malte auch eine Volksversammlung der Athenienser, und zwar auf eine ingeniöse Weise; das Bild sollte nämlich zugleich einen wankelmüthigen, jäh- zornigen, ungerechten, unbeständigen, erbittlichen, barm- herzigen, ruhmsüchtigen, stolzen, niederträchtigen, wilden und schüchternen Menschen darstellen. Ferner den Theseus, welcher sich auf dem Capitole zu Rom befand, einen Schiff- befehlshaber im Harnisch, und auf einer Tafel, die zu Rhodus ist, den Meleager, Hercules und Perseus; letzteres Bild wurde dreimal vom Blitze getroffen, aber nicht un- kenntlich gemacht und diess trug zur noch grössern Be- wunderung desselben bei. Ferner einen Oberpriester der Cybele^), welches Gemälde, nach der Erzählung des Deculo^j, der Kaiser Tiberius so schätzte, dass er es für 60,000 Sesterzen an sich brachte und in sein Schlafzimmer ') Auch Maler, Sohn des Zeno, Schüler des Tisikrates, zur Zeit des Ptolemaeus Philadelphus. 2) Archigallus. 3) Ein nicht näher bekannter Schriftsteller. Fünfunddreissigstes Buch. 135 verschloss. Ferner: eine tbressische Amme, die ein Kind in ihren Händen hält, den Philiscus und den Bacchus und daneben die Tugend, zwei Knaben, in denen man die Sorg- losigkeit und Einfalt ihres Alters erkennt, einen Priester, neben welchem ein Knabe mit einem Rauchfass und Kranze steht. Auch existiren zwei ausgezeichnete Gemälde, be- waffnete Kämpfer darstellend, von ihm, von denen der eine so im Laufe begriffen ist, dass es aussieht als ob er schwitze, während der andere seine Waffen ablegt und zu keuchen scheint. Man rühmt auch seinen Aeneas, Castor und Pollux auf einem Bilde, Telephus, Achilles, Agamemnon und Ulysses. In der That ein fruchtbarer Künstler, den aber der Ruf der Kunst zu Uebermuth und Anmaassung, wie keinen Andern, verleitete, denn er legte sich verschiedene Beinamen bei, z. B. der üppig Lebende, der Fürst der Kunst, denn er habe dieselbe zur Vollkommenheit gebracht erdreistete sich auch zu sagen, er stamme ursprünglich von Apollo ab, und den zu Lindus befindlichen Hercules habe €r so gemalt, wie er ihm oft im Traume erschienen sei. Ihn übertraf nach der Stimme der meisten Kenner Timanthes von Samos durch seinen Ajax und die Beur- theilung von dessen Waffen, welcher im Namen seines Helden sagte, es ärgere ihn, dass er wiederum von einem Unwürdigen besiegt worden sei. Derselbe malte auch auf kleine Tafeln obscöne Gegenstände, und trieb damit einen muth willigen Scherz, besass überhaupt wohl unter allen Malern am meisten Ertindungsgeist. Von ihm ist die durch die Lobsprüche der Redner berühmt gewordene Iphigenia- sie selbst steht auf dem Bilde, dem Tode geweihet, am Altare, alle Umstehenden erscheinen in Trauer versunken, vorzüglich der Vaterbruder, der Vater aber mit verhülltem Gesichte, weil der Künstler bereits in des Vaterbruders Gesicht den tiefsten Ausdruck der Trauer gelegt hatte und daher das des Vaters nicht würdig genug zeigen konnte. Wir haben noch andere Beweise seines Scharfsinns, z. B. auf einem kleinen Bilde einen schlafenden Cyclopen und, um dessen Riesengrösse anzudeuten, daneben Satyren, 136 Fünfunddreissigstes Buch. welche seinen Daumen mit einem Stabe messen. In seinen Gemälden glaubte man immer noch mehr zu sehen, als bildlich dargestellt war, und wenn auch die Kunst das Wichtigste ist, so steht doch das G'enie noch über der Kunst. Der von ihm gemalte Held ist ein vollkommenes Meister- stück und zeigt die Kunst, Männer bildlich darzustellen, in ihrem Umfange; dieses Stück befindet sich jetzt im Tempel des Friedens zu Rom. In demselben Zeitalter unterwies Euxenidas den nach- mals so berühmten Künstler Aristides, Eupompus den Pamphilus, den Lehrer des Apelles. Eupompus malte einen Sieger in dem nackten Kampfe, der den Preis in der Hand hält. Vermöge seines grossen Einflusses in der Kunst theilte er die Malerei, welche seither nur zwei Schulen, die griechische und asiatische, bildete, in drei Schulen; er unterschied nämlich drei griechische Schulen, die jonische, sicyonische (er selbst war aus Sicyon) und attische. Des Pamphilus "Werke sind: Die Verwandtschaft, das Treffen bei Phlius, ein Sieg der Athenienser, Ulysses im Schiffe. Er war von Geburt ein Macedonier, aber der erste Maler von umfassender wissenschaftlicher Bildung, namentlich in der Arithmetik und Geometrie, ohne welche man es, seiner Ansicht nach, in der Kunst nie weit bringen könne, unter- richtete Niemanden für weniger als 1 Talent auf 10 Jahre lang, und dieses Honorar zahlten ihm auch Apelles und Melanthius. Er brachte es dahin, dass zuerst zu Sicyon, dann in ganz Griechenland die freigeborenen Knaben vor allem im Zeichnen d. h. im Malen auf Buchsbaum unter- richtet und diese Kunst in den Elementarunterricht der freien Künste aufgenommen wurde. Ueberhaupt wurde der- selben stets die Ehre zu Theil, dass nur Freigeborene und unter diesen selbst Vornehme sie übten, denn Sklaven darin zu unterrichten war verboten. Daher wird, wie in der Toreutik, auch in der Malerei keiner Arbeit einer Person aus der dienenden Klasse gedacht. In der 107. Olympiade blüheten Aetion und Theri- machus. Ausgezeichnete Bilder des erstem sind: ein Bacchus, Fünfunddreissigstes Buch. 137 0 die Tragödie und Komödie, Semiramis wie sie aus dem Stande einer Magd in den einer Regentin tritt, ein altes Weib, welches Fackeln vorträgt, endlich eine Neuvermählte mit dem Ausdrucke tiefster Schaamhaftigkeit. Alle seine Vorgänger und Nachfolger überstrahlte aber Apelles Ton Cos in der 112. Olympiade. Er allein förderte die Malerei mehr als alle übrigen zusammen genommen, verfasste auch Schriften, welche die Lehre dieser Kunst enthalten. Er verstand es besonders, seinen Werken den Stempel der Anmuth aufzudrücken; wenn er die Werke der grössten Maler, wie sie zu seiner Zeit lebten, betrachtete, sagte er, sie verdienten sämmtlich Lob und alles sei daran geglückt, nur fehle ihnen allen jene Schönheit, welche die Griechen Grazie nennen, und in diesem einzigen Punkte komme ihm Niemand gleich. Noch einen andern Ruhm nahm er für sich in Anspruch, als er ein Werk des Proto- genes von unendlichem Fleiss und übermässig ängstlicher Sorgfalt bewunderte: er sagte nämlich, er stehe mit jenem in jeder Hinsicht auf gleicher Stufe, oder derselbe habe noch Vorzüge vor ihm, allein darin übertreffe er ihn, dass er verstände, die Hand (zu rechter Zeit) von dem Gemälde zu entfernen. Hierin liegt die wohl zu beachtende Lehre: zu viel Fleiss schadet oft. Apelles war aber nicht weniger billig und aufrichtig als kunstgebildet. Er räumte nämlich dem Melanthius den Vorzug ein in der Anordnung (im Ent- würfe), dem Asclepiodorus in dem Maasse, d. h, wie weit eins von dem andern entfernt sein muss. Interessant ist, was sich zwischen ihm und Protogenes ereignete. Letzterer lebte zu Rhodus; Apelles reiste zu Schiffe dahin, um die Arbeiten eines Mannes zu sehen, welchen er nur dem Rufe nach kannte, und eilte in dessen Werkstätte. Er fand ihn nicht zu Hause, bemerkte aber eine auf einem Gerüste zum Bemalen hergerichtete grosse Tafel, die ein altes Weib bewachte. Die Alte sagte, Protogenes sei ausgegangen, und fragte, was sie sagen sollte, wer nach ihm gefragt habe. Apelles antwortete: „dieser hier", ergriff in dem- selben Momente einen Pinsel und zog mit der darin ent- 138 Fünfunddreissigstes Buch. halteuen Farbe eine äusserst feine Linie über die Tafel. Als Protogenes zurückkehrte, erzählte ihm die Alte den Vorfall; er soll nach Betrachtung des feinen Strichs sogleich gesagt haben, Apelles sei angekommen, denn einem Andern traue er ein solches Meisterstück nicht zu. Hierauf habe er mit einer andern Farbe eine noch feinere Linie in jene gezogen und beim Weggehen befohlen, man solle dieselbe dem Fremden, wenn er wieder käme, zeigen und hinzu- fügen, der sei es den er suche. So geschah es auch; denn Apelles kam wieder, und durchzog, aus Schaam übertroffeu zu werden, jene Linien noch mit einer dritten Farbe, der- gestalt, dass nun kein Raum mehr auf dieser dritten Linie für eine noch feinere übrig blieb. Als Protogenes diese sah, bekannte er sich für besiegt, und eilte nach dem Hafen, um seinen Gast aufzusuchen. Man beschloss, diese Tafel zur Bewunderung Aller, namentlich aber der Künstler, der Nachwelt zu überliefern. Diese vormals so bewunderte Tafel, welche auf einer grossen Fläche nichts weiter als 3 dem Auge fast sich entziehende Linien enthielt, unter den herrlichen Werken vieler Künstler gleichsam leer aus- sah , aber eben darum anlockte und merkwürdiger als jedes andere Kunstwerk war, ist, wie ich vernehme, bei dem ersten Brande des cäsarianischen Hauses auf dem pala- tinischen Hügel zu Grunde gegangen. Apelles hatte es sich übrigens zur Aufgabe gemacht, jeden Tag, er mochte noch so sehr beschäftigt sein, seine Kunst durch Ziehen einer Linie zu üben, und diess hat zu einem Sprüchworte Veranlassung gegeben. Er stellte seine fertigen Arbeiten vor seinen Laden öffentlich auf, versteckte sich dahinter lauschte, welche Fehler die Vor- übergehenden daran bemerken würden und zog das oft richtigere Urtheil des Volkes seinem eigenen vor. Einst soll ein Schuster getadelt haben, dass er an einem Schuh einen Haken zu wenig gemacht habe; der Fehler wurde verbessert, der Schuster aber, welcher am folgenden Tage wieder vorbei ging und die Beseitigung des von ihm ge- rügten Fehlers bemerkte, wurde übermüthig und fing nun Fünfunddreissigstes Buch. 139 auch an, die Beine zu bekritteln. Apelles, dadurch aufge- bracht, sah hinter dem Bilde hervor, und bemerkte ihm, das Urtheil eines Schusters solle nicht über die Schuhe hinausgehen; i) und auch diese Worte sind zum Sprüch- worte geworden. — Apelles war auch ein feiner Weltmann, Alexander der Grosse schätzte ihn daher noch höher und besuchte ihn oft in seiner Werkstatt (wie ich früher mit- getheilt, hatte er öffentlich verboten, dass ein anderer Künstler ihn malen solle); als aber dieser König daselbst viel unnützes Zeug über die Kunst schwatzte, rieth ihm Apelles höflich, er möge doch schweigen, die Knaben, welche die Farben rieben, lachten ihn sonst aus. So viel Gewalt übte die Kunst über einen, zum Jähzorn so sehr geneigten König! Doch Alexander ehrte ihn auf eine ruhm- würdige Weise. Er hatte ihm nämlich befohlen , die ge- liebteste seiner Beischläferinnen, Namens Pancaste, wegen ihres bewunderungswürdigen Körperbaues nackt zu malen, als er aber merkte, dass der Künstler im Verlaufe seiner Arbeit von heftiger Liebe gegen diese entbrannte, schenkte er sie ihm. Er bewies sich dadurch als einen grossen Geist, durch seine Selbstbeherrschung aber als einen noch grössern, und dieses Faktum erhebt ihn nicht weniger als irgend ein von ihm erfochtener Sieg; denn er besiegte sich selbst und nicht bloss sein Bett, sondern schenkte auch seine Neigung dem Künstler, ohne sich durch die Einrede der Geliebten, dass sie bisher einem Könige angehört habe und jetzt einem Maler angehören solle, irre machen zu lassen. Einige meinen, nach diesem Muster sei die Venus Anadyomene 2) gemalt worden. Apelles war auch wohlwollend gegen seine Nebenbuhler. Er würdigte zuerst die Arbeiten des Protogenes zu ßhodus, der, wie diess meistens zu geschehen pflegt, unter seinen Landsleuten in Missachtung stand; er fragte ihn nämlich, wie hoch er seine fertigen Arbeiten abliesse, und als P., ') ne sutor supra crepidam. 2) Die aus dem Meere steigende. 140 FünfuncTdreissigstes Buch. ich weiss nicht was für eine Kleinigkeit nannte, bot er ihm 50 Talente dafür und streuete das Gerücht aus, er kaufe sie, um sie für seine eigenen wieder zu verkaufen. Diess Manöver bewog die Rhodier, den Werth ihres Künstlers einzusehen, und dieser Hess ihnen seine Stücke erst nach Erhöhung des Preises. Apelles malte die Bilder so getreu nach dem Leben, dass, wie der Grammatiker Apion (einer unglaublich klingenden Nachricht zufolge) in einer Schrift angiebt, ein aus dem Gesichte der Menschen Wahrsagender (sogenannter Stirnschauer i)) aus jenen die Zahl der Jahre bis zum Tode oder die des vergangenen Lebens 2) der be- treifenden Person verkündigte. Während er sich in dem Gefolge Alexanders befand, hatte er sich der Gunst des Ptolemaeus nicht zu erfreuen; als dieser nun zur Regierung gelangt war, verschlug ihn ein Seesturm nach Alexandrien, und seine Nebenbuhler Hessen ihn, um ihm einen Possen zu spielen, durch ein schlechtes Subjekt unter der Hof- dienerschaft 3) zur königlichen Tafel einladen. Er erschien, Ptolemäus aber Hess in seinem Unwillen die Einlader kommen, stellte sie dem Künstler vor und befahl ihm den, welcher ihn eingeladen, zu nennen. Dieser aber nahm eine todte Kohle vom Heerde, zeichnete ein Bild an die Wand, und noch ehe es fertig war, erkannte der König die Züge jenes Individuums. Er malte auch den König Antigonus, der auf einem Auge blind war, und bei diesem Bilde versuchte er zuerst Fehler zu verbergen, denn er stellte es von der Seite dar, damit das, was dem Körper fehle, vielmehr dem Bilde ab- zugehen scheine, und Hess nur denjenigen Theil des Ge- sichts, welchen er ohne Rückhalt ganz zeigen konnte, sehen. Unter seinen Arbeiten finden sich auch Abbildungen von Sterbenden. — Welche aber unter seinen Werken die besten ') Metoposcopus. ^) d. h. wie lange die Person noch zu leben habe und wie alt sie bereits sei. 3) Planus, auch wohl Taschenspieler, Hofnarr. Fünfunddreissigstes Buch. 141 sind, lässt sich schwer entscheiden. Die aus dem Meeie steigende Venus, ein durch das Lob griechischer Verse nicht übertroffenes, sondern nur verherrlichtes Bild, Hess der Kaiser Augustus im Heiligthum seines Vaters Caesar auf- stellen. Niemand war zu finden, der den beschädigten untern Theil desselben hätte wieder herstellen können; aber selbst in diesem Zustande gereichte es dem Künstler noch zum Ruhme. Der Wurmfrass hatte es angegriffen und Nero ersetzte es unter seiner Regierung durch ein anderes von der Hand des Dorotheus. Apelles hatte noch eine andere Venus, welche jene übertreffen sollte, für die Coer ange- fangen, doch hinderte ihn der Tod, dieselbe fertig zu machen, und Niemand wollte nach den gegebenen Umrissen die Vollendung übernehmen. Er malte ferner Alexander den Grossen mit dem Blitze in der Hand für den Tempel der Diana zu Ephesus um 20 Talente Gold; die Finger sehen aus, als ob sie hervorragen und der Blitz, als wenn er vor der Tafel in der Luft schwebe. Der Leser wird sich aber erinnern, dass alles diess mit 4 Farben ausgeführt ist. Dieses Bild wurde ihm in Goldmünzen nach dem Maasse, nicht nach der Zahl vergütet, i) Er malte ausserdem den feierlichen Aufzug des Megabyzus, eines Priesters der Diana zu Ephesus, den Clitus, wie er zu Pferde in den Krieg zieht, und seinen Waffenträger, der ihm auf sein Ver- langen den Helm reicht. Wie oft er den Alexander und Philippus gemalt, brauche ich nicht aufzuzählen. Die Samier bewundern seinen Abro, die Rhodier seinen carischen König Menander, dessgleichen den Ancaeus, Alexandrieu den Tragödienschreiber Gorgosthenes, Rom dessen Castor und PoUux nebst der Victoria und Alexander dem Grossen, ferner die bildliche Darstellung des Kriegs mit auf den Rücken gebundenen Händen und dem auf einem Wagen im Triumph einziehenden Alexander. Die beiden letztern Gemälde hatte der Kaiser Augustus mit edler Anspruchs- ') d. h. wohl, es wurde seiner ganzen Fläche nach mit Gold- stücken belegt. 142 Fünfunddreissigstes Buch. losigkeit an den wichtigsten Punkten seines Forums auf- stellen lassen; der Kaiser Claudius glaubte besser zu thun, als er aus beiden den Kopf Alexanders herausschneiden und den des Augustus an dessen Stelle setzen liess. Für ein Werk des Apelles hält man auch den rückwärts ge- wendeten Hercules im Tempel der Anna, welcher, was eine sehr schwierige Aufgabe für den Künstler gewesen sein muss, sein Gesicht mehr zeigt als andeutet. Von ihm existirt auch ein nackender Held, worin er die Natur selbst zum Wettstreite aufforderte. Auch ein Pferd ist oder war von ihm da, welches er kämpfend darstellte, und hierbei wendete er sich von dem Urtheile der Menschen ab und an das der sprachlosen Thiere. Als er nämlich merkte, dass seine Nebenbuhler (im Pferdemalen) ihm durch Winkel- züge den Kang abliefen, liess er vor die von ihnen ver- fertigten Bilder Pferde führen, diese wieherten aber nur das seinige an, und später machte man in künstlerischer Beziehung stets dieses Experiment. Fernere Gemälde von ihm sind: Neoptolemus zu Pferde gegen die Perser streitend, Archelaus mit Frau und Tochter, Antigonus im Harnische zu Pferde einherschreitend. Kunstverständige ziehen allen seinen Werken diesen zu Pferde sitzenden König, sowie die unter einer Schaar opfernder Jungfrauen befindliche Diana, wodurch er selbst die hievon handelnden Verse des Homer übertroffen zu haben scheint, vor. Apelles malte auch Dinge, die eigentlich ausser dem Bereiche dieser Kunst liegen, Donner, Wetterleuchten, Blitze, was die Griechen mit den Worten Bronte, Astrape, Ceraunobolias bezeichnen. Seine Erfindungen in der Malerei sind auch Andern zu Gute gekommen; Eins jedoch ver- mochte Niemand nachzuahmen, nämlich den schwarzen Lack, womit er seine fertigen Gemälde überzog, welcher so zart ist, dass er durch Zurückwerfen des Lichts den Glanz der Farben erhöhet, das Bild vor Staub und Schmutz schützt und nur in der Nähe sichtbar ist. Er wandte ihn zunächst desshalb an, damit die Helle der Farben die Augen nicht angreife, so dass man sie wie durch ein Marienglas aus Fünfunddreissigstes Buch. 143 der Ferne ansehen könne, und die allzu lebhaften Farben unvermerkt einen tiefern Ton erhielten. Ein Zeitgenosse des Apelles war Aristides aus Theben ; dieser drückte zuerst das Gemiith und die Gesinnungen des Menschen, was die Griechen mit dem Ausdrucke Ethe •) bezeichnen, ferner heftige Aufregungen der Seele durch den Pinsel aus, erscheint aber etwas zu hart in den Farben. Von ihm ist das Bild: ein Kind welches zu der Brust seiner, nach der Einnahme einer Stadt an einer Wunde sterbenden Mutter herankriecht; man erkennt, wie die Mutter es noch merkt und wie sie fürchtet, das Kind möchte nach Ver- siegung der Milch das Blut einsaugen. Alexander der Grosse brachte dasselbe nach seiner Vaterstadt Pella. Er malte ein Treffen mit den Persern, auf dem hundert Per- sonen abgebildet waren, und für jede zahlte ihm der Tyrann Mnason von Elate kontraktmässig 10 Minen. Ferner: jagende Viergespanne, einen demüthig Bittenden, dessen Stimme man zu hören glaubt, Jäger mit ihrem Fange, Epikurs Ge- liebte Leontion, die Anapauomene, welche um der Liebe ihres Bruders willen stirbt, Bacchus und Avtamene, beide im Tempel der Ceres zu Rom, einen Trauerspieldichter und einen Knaben im Tempel des Apollo, welcher letztere durch die Ungeschicklichkeit eines Malers, dem es der Prätor M. Junius am Tage der apollinarischen Spiele zum Restau- riren gegeben hatte, sehr verloren hat; einen Greis mit einer Laute, der einen Knaben unterrichtet, im Tempel der Treue auf dem Capitole, einen Kranken, der unendlich ge- rühmt wird und in welchem Genre er so excellirte, dass der König Attalus ein solches Bild um 100 Talente gekauft haben soll. Gleichzeitig wirkte, wie bereits angegeben, auch Pro- togenes aus Caunus, einem den Rhodiern unterworfenen Distrikte. Er war Anfangs sehr arm, wendete aber auf seine Kunst den äussersten Fleiss, schuf daher auch nicht Charakter. 144 Fiinfunddreissigstes Buch. SO viele Arbeiten. Wer sein Lehrer war, ist unbekannt geblieben. Einige geben an, er habe bis in sein 50. Jahr Schiffe bemalt; diess ginge daraus hervor, dass, als er zu Athen, woselbst er die berühmten (Schiffe) Paralus und Hammonias (auch Nausicaa genannt) anmalte, au dem berühmtesten Platze den Vorhof des Tempels der Minerva malte, er an den Stellen, welche die Maler Nebenzierrathen nennen, kleine Kriegsscliiffe anbrachte, damit man sehe, von wo an er sich bis zum Gipfel der Kunst emporge- schwungen habe. Unter seinen Bildern nimmt Jalysus, welcher sich zu Rom im Tempel des Friedens befindet, den ersten Platz ein; während er diesen malte, soll er von eingeweichten Wolfsbohnen gelebt und darum mit so frugaler Kost Hunger und Durst befriedigt haben, damit keine Annehmlichkeif seine Sinne bestricke. Auf diess Bild trug er die Farben viermal, damit es durch Beschä- digung nicht sogleich verdorben würde, denn nach der Ent- fernung der obern Lage käme die untere zum Vorschein. Auf demselben befindet sich ein Hund, der dadurch merk- würdig ist, dass ihn Kunst und Zufall zugleich zu Stande brachten. Der Künstler meinte nämlich, er könne den Schaum des vor Hitze keuchenden Hundes nicht versinn- lichen, während er doch in den übrigen Theilen (deren Ausführung sehr schwierig war) Genügendes geleistet hätte. Ihm missfiel dabei die Kunst selbst, ihr konnte nichts ab- genommen werden, sie schien ihm aber zu stark und zu sehr von der Wahrheit abzuweichen, mit Angst und Sorgen sah er, dass dieser Schaum gemalt sei und nicht aus dem Maule des Thieres komme, er wolle aber in dem Gemälde Wahrheit und nicht bloss Wahrscheinlichkeit ausdrücken. Mehrere Male hatte er schon den Pinsel abgetrocknet und einen andern genommen, aber es wollte ihm auf keine Weise gelingen, endlicli gerieth er in Zorn, warf einen Schwamm auf die verhasste Stelle der Tafel, und siehe da, dieser ersetzte die weggenommenen Farben so, wie es sich nur hätte wünschen lassen, und so schaffte das Glück die Natur. Dieses Beispiel soll den Neacles und zwar mit Er- Fünfunddreissigstes Buch. 145 4 folg bewogen haben, den Schaum eines Pferdes durch Auf- drücken eines Schwammes nachzuahmen, als er Jemanden, der ein Pferd anhielt und streichelte, malte. So zeigte auch Protogenes, dass man das Glück zu Hülfe nehmen könne. Wegen jenes Jalysus, damit nämlich der Künstler nicht verbrenne, steckte der König Demetrius die Stadt Khodus, die er nur von einer Seite her einnehmen konnte, nicht in Brand, und während er so die Malerei schonte, entging ihm die Gelegenheit zum Siege. Protogenes befand sich damals in seinem kleineu Garten vor der Stadt, d. h. beim Lager des Demetrius, Hess sich auch durch vorfallende Gefechte in seinen Arbeiten nicht stören und antwortete dem Könige, der ihn kommen Hess und fragte: „was für eine Zuversicht ihn ausser den Mauern der Stadt hielte?": er wisse, dass er mit den Rhodiern und nicht mit den Künsten im Kriege sei. Der König, erfreuet dass er die Hände, welche er schon geschont hatte, erhalten könne, Hess nun Wachen zu seinem Schutze ausstellen, ging, da- mit jener nicht zu oft abgehalten werde, selbst als Feind zu ihm, vergass das Gelübde seines Siegs und sah unter Waffengeklirr und Erstürmung der Mauern dem Künstler zu. Das Bild, welches er damals verfertigte und das noch den Ruf hat, unter Schwert und Krieg entstanden zu sein, stellte einen Satyr dar, der den Beinamen des Ruhenden hat und der, damit nichts fehle was die Sicherheit der Zeit (in der es entstanden) beweist, eine Flöte in der Hand hält. Protogenes malte ferner die Cydippe, den Tlepolemus, den Trauerspieldichter Philiscus in Nachdenken versunken, einen Kämpfer, den König Antigonus, die Mutter ^) des Philo- sophen Aristoteles, der ihm rieth, die Thaten Alexanders des Grossen zu malen, damit sie ewig erhalten würden; in der That aber war es nur eine gewisse Anreizung seines Gemüths und Vorliebe für die Kunst, welche ihn zu diesem Rathe bestimmten. Die letzten Gemälde des Protoorenes ') Pythias nach Diogenes Laertius. wittstein: Plmius. VI. Bd. 10 146 Fünfunddreissigstes Buch. waren ein Alexander und Pan, und wie ich bereits früher mitgetheilt habe, fertigte er auch Stücke in Erz. Zu derselben Zeit lebte auch Asclepiodorus, welchen Apelles im Fache der Symmetrie zum Vorbilde nahm. Ihm zahlte der Tyrann Mnason für die 12 Götter i) je 20 Minen, dem Theomnestus aber ebenderselbe für jeden Helden 100 Minen. Hieher gehört auch Nicomachus, des Aristiaeus Sohn und Schüler; er malte den Raub der Proserpina, der sich auf dem Capitole im Heiligthume der Minerva ober- halb der Kapelle der Tugendgöttin befand. Ein anderes Bild von ihm Eyuf dem Capitole, welches der Feldherr Plauens dahin gebracht hatte, stellte die Siegesgöttin, wie sie ein Viergespann in die Höhe hebt, dar. Er gab auch dem Ulysses zuerst einen Hut, malte ferner den Apollo, die Diana, die Mutter der Götter 2) auf einem Löwen sitzend, die berühmten Bacchantinnen mit den sie an- greifenden Satyren und die Scylla, welche jetzt zu Rom im Tempel des Friedens ist. Keinem Maler ging die Arbeit schneller von der Hand als ihm. So hatte er mit Aristratus, dem Tyrannen der Sicyoner, einen Contract wegen des Grabmals, welches dieser dem Dichter Telestes errichten wollte, abgeschlossen, worin er sich verpflichtete, dasselbe an einem bestimmten Tage zu liefern; er vollendete das- selbe mit grosser künstlerischer Genauigkeit in wenigen Tagen, brachte es noch vor dem Ablaufe des Termins hin und der Tyrann verfiel in eine Strafe. Schüler von ihm waren sein Bruder Aristou, sein Sohn Aristides und Phi- loxenus von Eretria; des Letztern Gemälde, die Schlacht Alexanders mit dem Darius, für den König Cassander ge- malt, kann sich mit jedem andern Kunstwerke messen. Er malte auch die Ueppigkeit, wo drei Silenen schwelgen. In Bezug auf Schnelligkeit der Ausführung trat er in die 1) Die sog. grossen Gottheiten, von Ennius in Verse gebracht: Juno, Vesta, Minerva, Ceres, Diana, Venus, Mars, Mercurius, Jovis, Neptunus, Vülcanus, Apollo. 2) Cybele. Fünfunddreissigstes Buch. I47 Fusstapfen seines Lehrers, erfand auch einige vortheilhafte Abkürzungen in der Malerei. Ferner gehört hieher Nico- phanes, ein eleganter und zierlicher Künstler, dem in der Anmuth der Darstellung Wenige zur Seite gesetzt werden können; doch spricht sich in seinen Arbeiten auch Er- habenheit und Würde aus. Perseus, ein Schüler des Apelles, an welchem dieser Briefe über die Kunst schrieb, ist in der Meisterschaft vom Zeuxis und Apelles ziemlich weit entfernt. Sein Zeitgenosse war Aristides. ein Schüler des gleicbnamigen Thebaners; ferner des letztern Söhne Niceros und Ariston, welch' letzterer den bekränzten Satyr mit dem Trinkbecher malte, und dessen Schüler Antorides und Euphranor, auf den ich bald wieder zurückkommen werde. 37. Es wird passend sein, jetzt die Berühmtheiten in der kleinern Pinsel-Malerei zu nennen , vor allen den Pyreicus, welcher als Künstler Wenigen nachsteht, bei dem aber die Frage entsteht, ob er sich nicht selbst geschadet hat, denn er malte nur ordinäre Dinge, erwarb sich aber hierin den höchsten Ruhm. Seine Darstellungen begreifen Barbierstubeu, Schusterwerkstätten, Esel, Speisen etc., man nennt ihn da- her auch den Schmutzmaler, seine Arbeiten tragen aber den Stempel der Lebendigkeit und des Humors so vollkommen, dass sie höher bezahlt wurden als die grössten vieler anderer Künstler. Zu einer andern Richtung tiberzugehen, bedeckte, wie M. Varro sagt, des Serapions Tafel alle Erker unter den Buden. Dieser Künstler malte die Schaubühnen am besten, es war ihm aber nicht möglich, einen Menschen zu malen. Dahingegen malte Dionysius nur Menschen und wurde desshalb der Menschenmaler genannt. CalUcles machte nur kleine Stücke, Calates dergleichen im Fache der Komik, und Antiphilus verfolgte beide Richtungen. Letzterer malte die berühmte Hesione^), den Alexander und Philippus mit der Minerva, welche in der Gallerie im ') Tochter des trojanischen Königs Laomedon und Schwester des PrianKis. 10* 148 Fünfunddreissigstes Buch. Porticus der Octavia sind; in dem Poiticus des Philippus befinden sich sein Bacchus, Alexander als Knabe und Hippolytus wie er vor einen! ausgelasseneu Stiere erschrickt, und in dem porapejischen sein Cadmus und die Europa. Ebenderselbe malte einen Mann, der den scherzhaften Namen Gryllus hatte, in lächerlicher Kleidung, und davon nannte man dergleichen Gemälde Grillen. Er war Aegypter von Geburt und Ctesidemus sein Lehrer. Ich darf auch den Maler des Tempels zu Ardea nicht mit Stillschweigen über- gehen, der daselbst mit dem Bürgerrechte und einem Ge- dichte, welches auf seiner Malerei selbst steht und also lautet, beehrt wurde: Würdige Orte, den Tempel der Königin Juno Der erhabensten Gattin, zierte mit würdigen Bildern Plautius Marcus Cleoetas aus Alalia, Den Ardea jetzt und immerdar als Künstler schätzt. Diese Verse sind mit alten lateinischen Buchstaben geschrieben. Ferner darf ich dem Ludius, der zur Zeit des Kaisers Augustus lebte, das gebührende Lob nicht vorent- halten; derselbe rief zuerst die herrlichsten Wandmalereien ins Leben und stellte auf denselben, wie man es wünschte, Landhäuser, Säulengänge, Kunstanlagen in Gärten, Haine, Lust Wälder, Hügel, Fischteiche, Meerengen, Flüsse, Küsten, Spaziergänger, Schiffende, auf Eseln Reitende, in Wägen Fahrende, Fischer, Vogelsteller, Jäger, Winzer etc. dar. Man findet auch auf seinen Stücken schöne Landhäuser mit sumpfiger Umgebung, Verliebte welche Weiber auf dem Rücken tragen und dabei wankend und ängstlich aussehen und dergleichen lustige und sinnreiche Einfälle mehr. Eben- derselbe unternahm es, Seestädte unter freiem Himmel ^) zu machen, welche sich sehr schön ausnehmen und nur wenig kosten. Doch haben nur diejenigen Künstler eigent- lichen Ruhm erlaugt, welche (bewegliche) Tafeln malten, und um so verehrungswürdiger erscheint uns in dieser Be- ziehung die Weisheit des Alterthums, denn damals schmückte ') d. h. an die Aussenseite von Gebäuden etc. Fünfuncklreissigstes Buch. 149 man den Hausherren nicht bloss die Wände, nicht bloss die an die Scholle gebannten Häuser durch Sachen, welche man bei Feuersbrimsten nicht wegnehmen kann. Protogenes begnügte sich in seinem Gärtchen mit einer kleinen Hütte. An den getünchten Wänden der Wohnung des Apelles be- fand sich keine Art von Malerei. Die damaligen Künstler fanden noch kein Vergnügen daran, ganze Wände zu be- pinseln, alle ihre Kunst widmeten sie den Städten, und ein Maler gehörte dem ganzen Erdkreise an. Kurz vor Augustus lebte auch zu Rom der berühmte Maler Arellius , an welchem nur auszusetzen ist, dass er die Kunst mit Schande be- fleckte, denn er war in jedes Frauenzimmer verliebt, malte daher nur Göttinnen, zu denen ihm aber immer eine seiner Geliebten sass; man konnte mithin in seinen Bildern die Zahl seiner Buhlerinnen erkennen. Noch neulich befand sich daselbst Amulius, ein ernster, strengsittlicher und leb- hafter Maler; er malte eine Minerva, die, man mochte sie von welcher Seite her betrachten, einen stets ansah. Er arbeitete nur wenige Stunden des Tages, aber mit Ernst und stets in der Toga, wenn auch zwischen den Gerüsten. Das Gebiet seiner Kunst war das goldene Haus, daher existiren sonst eben keine Stücke von ihm. Nach ihm blüheten Cornelius Pinus und Attius Priscus, die den von dem Kaiser Vespasian wiederhergestellten Tempel der Ehre und Tapferkeit ausmalten; doch näherte sich Priscus mehr den Alten. 38. Bei der Abhandlung über die Malerei will ich auch die berühmte Anekdote vom Lepidus nicht übergehen. Der- selbe war nämlich während seines Triumvirats von Magistratspersonen in eine Waldherberge geführt worden und beschwerte sich am folgenden Tage bei ihnen darüber, dass er durch den Gesang der Vögel im Schlafe gestört sei. Jene legten nun um den Platz eine lange Haut, auf welcher ein Drache abgebildet war, und sollen dadurch die Vögel so in Furcht gesetzt haben, dass sie keinen Laut 150 Fünfunddreissigstes Buctu mehr von sich gaben. Dieses Mittel hat man später als bewährt erkannt. 39. Wer das Malen mit Wachs und das Einbrennen der Gemälde erfunden hat, ist nicht bekannt. Einige nennen Aristides als den Erfinder, Praxiteles aber brachte diese Kunst zur Vollkommenheit. Es existiren aber noch ältere enkaustische Gemälde, nämlich von Polygnotus, Nicanor und Arcesilaus aus Faros. Auch Elasippus setzte unter seine äginische Malerei: „ich habe es eingebrannt", vras er gewiss nicht gethan hätte, wenn die Enkaustik nicht schon erfunden gewesen wäre. 40. Pamphilus, der Lehrer des Apelles, soll nicht nur selbst enkaustisch gemalt, sondern auch den Pausias von Sicyon, der sich in dieser Art Malerei zuerst auszeichnete, darin unterrichtet haben. Dieser Pausias war ein Sohn des Brietes und anfangs auch dessen Schüler, malte auch selbst die Wände zu Thespiae mit dem Pinsel, als dieselben, ehemals von Polygnotus gemalt, ausgebessert wurden, seine Arbeit soll aber weit hinter der seines Vorgängers geblieben sein, weil er sich in ein ihm nicht geläufiges Gebiet gewagt hätte. Er bemalte auch zuerst Zimmerdecken, denn vor seiner Zeit zierte man dieselben auf solche Weise nicht aus. Er machte in der Regel nur kleine Bilder und meistens Knaben; seine Nebenbuhler meinten, er thue diess weil diese Malart eine langsame wäre, er verfertigte daher, um ihr den Ruf der Schnelligkeit zu verschaffen, ein Bild einen Knaben vorstellend in einem Tage, das hievon den Namen Eintagswerk bekam. Er liebte als Jüngling seine Landsmännin Glycera, die Erfinderin der Kränze, und in- dem er nun in Nachahmung derselben eifrig thätig war, brachte er in jene Kunst den mannigfachsten Wechsel der Blumen. Zuletzt malte er seine Geliebte in sitzender Stellung mit einem Kranze, und dieses Gemälde, eines seiner besten, hat den Namen die Kranzflechterin bekommen, Einige nennen es die Kranzverkäuferin, denn Glycera nährte Fiinfunddreissigstes Buch. 151 sich nämlich durch den Verkauf von Kränzen. Eine Kopie desselben kaufte L. Lucullus von Dionysius in Athen für zvrei Talente. Pausias machte aber auch grosse Gemälde, z. B. ein Stieropfer, welches in dem Portikus des Pompejus stand; er war zugleich der erste, welcher diese Art Malerei ausübte, wurde auch darin von Vielen nachgeahmt, aber von Keinem erreicht. Um vor allem die Länge des Ochsen zu zeigen, malte er ihn nicht von vorne, sondern von der Seite, und diese Situation giebt auch einen deutlichen Be- griff von dessen Dicke; ferner, während alle Andern das, was sie recht hervorragend zeigen wollen, weiss machen und schwarz schattiren, malte er den ganzen Ochsen schwarz und bildete aus dem Schatten den Körper selbst, — gewiss eine grosse Kunst, im Ebenen das Erhabene und im Ge- brochenen (Gebogenen) alles unterbrochen darzustellen! Er lebte ebenfalls zu Sicyon, welcher Ort lange Zeit das Vater- land der Malerei war. Später wurden alle dortigen öffentlichen Gemälde von der Stadt Schulden halber dem Aedil Scaurus überlassen und von diesem nach Rom gebracht. Nach ihm, in der 104. Olympiade zeichnete sich ganz vorzüglich Euphranor vom Isthmus i), derselbe dessen ich bereits unter den Erzkünstlern gedacht habe, aus. Er fertigte auch Kolosse, Marmorarbeiten, Trinkgeschirre, war gelehrig, fleissig, in jeder Beziehung tüchtig und gleich- massig. Er scheint zuerst die Würde der Helden ausge- drückt und die Symmetrie gehörig gehandhabt zu haben, war aber, was das Ganze der Körper betrifft, zu schwach und machte Kopf und Glieder zu gross; verfasste auch Schriften über die Symmetrie und Farben. Seine Werke sind: ein Reitergefecht, die zwölf Götter, Theseus wobei er bemerkte, der Theseus des Parrhasius habe Rosen, der seinige aber Fleisch gegessen; zu Ephesus befinden sich von ihm folgende vorzügliche Stücke: Ulysses, der in seiner fingirten Raserei einen Ochsen mit einem Pferde zusammen- ') von Corinth, lebte um 360 v. Chr. \f)2 Fünfunddreissigstes Buch. spannt, Nachdenkende in Mänteln, ein Feldherr, der sein Schwert einsteckt. Zu derselben Zeit lebte auch Cydias, dessen Gemälde, die Argonauten, der Redner Hortensius für 14,400,000 Sesterzen kaufte und zu dessen Aufstellung er auf seinem tuskulanischen Gute ein Gebäude aufführen liess.^ Sein Schüler Antidotus malte einen mit dem Schilde Kämpfenden (zu Athen befindlich), einen Ringer und einen Flötenspieler, der besonders geschätzt wird; er zeichnete sich mehr durch Fleiss als durch Fruchtbarkeit aus, ist mehr ernst in seinen Farben, wurde aber am bekanntesten durch seinen Schüler Nicias von Athen. Letzterer malte die Frauenzimmer am besten, beobachtete Licht und Schatten gehörig und sorgte am meisten dafür, dass die Bilder gehörig hervorträten. Seine Werke sind: Nemea, von Silanus aus Asien nach Rom gebracht und, wie ich schon früher bemerkt habe, im Rathhause aufgestellt, einen Bacchus im Tempel der Ein- tracht, einen Hyaciuthus, den der Kaiser Augustus aus Liebhaberei von dem eroberten Alexandrien mitbrachte und Tiberius desshalb in dessen Tempel weihete, eine Danae; zu Ephesus befindet sich das von ihm gemalte Grabmal des Dianenpriesters Megabyzus, zu Athen die von Homer beschriebene Höllenfahrt i) wofür ihm der König Attalus 60 Talente bot und die er, selbst vermögend, seiner Vater- stadt schenkte. Er fertigte auch sehr grosse Gemälde, unter andern die lo, Calypso, Andromeda, Alexander, der in der Gallerie des Pompejus so hervorsticht, eine sitzende Calypso, soll auch vierfüssige Thiere gemalt haben und drückte Hunde aufs treueste aus. Diess ist derselbe Nicias, von dem Praxiteles, als man ihn fragte, welche von seinen Marmorarbeiten ihm am besten gefielen, sagte: die, an welche Nicias die Hand gelegt hat; so sehr schätzte er dessen Behandlung der Farben. Es ist indessen nicht über ') Necyomantia. Homer beschreibt im XL Buche seiner Odyssee die Höllenfahrt des Ulysses, wo dieser die Todten und besonders den Tiresias wegen seiner zukünftigen Schicksale betragt. Fünfunddreissigstes Buch. 153 allen Zweifel erhaben, ob hier ein anderer Nieias oder eben jener aus der 112. Olympiade gemeint sei. Dem Nieias stellt man gleich oder zieht man selbst vor den Athenion von Maronea (in Thraeien) , einen Schüler des Korinthers Glaucion, der im Colorit rauh aber dabei gefälliger ist, so dass aus seinen Malereien die Kenntniss hervorleuchtet. Er malte im Tempel zu Eleusis den Phylarchus, zu Athen eine Gruppe von mehreren Personen, welches man ein Familienstück i) nennt, den in Frauen- kleidern versteckten Achilles in dem Momente, wie er von Ulysses entdeckt wird, sechs Portraits.^) auf einer Tafel und, was ihn am berühmtesten gemacht hat, eiueu Reit- knecht mit einem Pferde. Wäre er nicht so früh gestorben, so würde man Niemanden mit ihm vergleichen können. Auch der Macedonier Heraclides hat sich einen Namen erworben. x\nfangs malte er nur Schiffe an; nach der Ge- fangennehmung des Königs Perseus wanderte er nach Athen aus, wo damals der in der Malerei und Philosophie gleich- berühmte Metrodorus lebte. Letztern wählten die Athe- nienser aus, als L. Paulus nach seinem Siege über den Perseus sie ersuchte, ihm zum Unterrichten seiner Kinder den bewährtesten Philosophen und zur Verherrlichung seines Triumphs einen tüchtigen Maler zu schicken, denn sie waren überzeugt, dass beiden Zwecken Niemand besser als Metrodorus entspreche, und Paulus pflichtete ihnen bei. Timomachus von Byzanz malte zur Zeit des Dictators Caesar den Ajax und dieMedea, welche dieser für 80 Talente (nach M. Varro beträgt ein attisches Talent 6000 Silber- Denare) kaufte und im Tempel der Venus Genetrix auf- stellte; ferner den Orestes, Iphigenia in Tauris, Lecythion das Sinnbild der Behendigkeit, die Verwandtschaft der Edlen, in Mäntel Gehüllte die mit einander sprechen, den Einen sitzend, den Andern stehend, am besten scheint ihm aber die Gorgone gelungen zu sein# — Aristolaus, Sohn und Schüler des Pausias, einer der ernstesten Maler, stellte *) Syngenicon. -) Signa. 154 Fünfunddreissigstes Buch. den Epaminondas, Pericles, Theseus, die Medea, die Tapfer- -keit, den attischen Pöbel und ein Stieropfer bildlich dar. Manche rühmen auch den Nicophaues, einen Schüler des- selben Pausias, wegen seines Fleisses, den jedoch nur Künstler erkennen, denn sonst ist er hart in seinen Farben und zu verschwenderisch im Gebrauche des Sil. Socrates aber hat mit Recht allgemeinen Beifall; er malte Aesculap mit seinen Töchtern Hj^giea, Aegle, Panacea und Jaso, ferner einen faulen Menschen, genannt Oknosi), welcher Pfriemenkraut zu Stricken drehet das ein Esel aufrisst. Nachdem ich bis jetzt die hervorragendsten Künstler in beiden Arten der Malerei aufgezählt habe, mögen nun auch diejenigen zweiten Ranges folgen: Aristoclides, der den Tempel des Apollo zu Delphi ausmalte; Antephilus, der sich durch einen Feuer anblasenden Knaben, dessen Gesicht sowie ein sonst schönes Haus erhellet wird, ferner durch eine Spinnerei in der aller Weiber Arbeiten munter vorwärts gehen, durch einen jagenden Ptolemaeus und durch einen ausgezeichneten Satyr mit einem Pantherfelle, der den Namen „der Spähende" führt; Aristophon, der sich durch seinen von einem Eber verwundeten Ancaeus^), an dessen Schmerze Astypale Theil nimmt, und durch ein Gemälde, auf welchem sich Priamus, Helena, die Grausam- keit, Ulysses, Deiphobus und die List befinden, hervorge- than hat. Androbius malte die Scylla wie sie die Anker der persischen Flotte abschneidet; Artemon die Danae wie sie von Räubern bewundert wird, die Königin Stratonice, Hercules und Deianira, seine besten Bilder aber befinden sich in der Gallerie der Octavia, nämlich: Hercules wie er nach Ablegung der Sterblichkeit von dem Dorischen Berge Oeta mit Einwilligung der Götter in den Himmel eingeht, und die Geschichte vom Laomedon in Bezug auf Hercules und Neptun; Alcimachus den Dioxippus, der im Ringen und Klopffechten zu«01ympia, ohne sich bestäubt zu haben •) Der Träge. *) Sohn des Lycurg und Gatte der Astypale. Fünfunddreissigstes Buch. 155 (Was mit dem Ausdruck Aconitus i) bezeichnet wird), siegte. Coenus malte Kränze. Ctesilochus, ein Schüler des Apelles, machte sich durch muthwillige Darstellungen bekannt, so malte er den Jupiter wie er mit Bacchus in den Wehen liegt, eine Mütze auf dem Kopfe trägt, wie ein Weib stöhnt und von den Göttinnen geburtshülflich bedient wird. Cleon malte den Cadmus; Ctesidemus die Erstürmung von Oechalia und die Laodamia; Ctesicles die Beschimpfung der Königin Stratonice, er stellte nämlich dieselbe, weil er von ihr nicht ehrenvoll aufgenommen war, aus Rache in der Umarmung mit einem Fischer dar, welchen die Königin dem Gerüchte zufolge liebte, hing das Bild im Hafen zu Ephesus auf und floh zu Schiffe. Die Königin verbot aber, das Bild weg- zunehmen, da beide Personen auf demselben sehr gut ge- troffen waren. Cratinus, ein Comödiant, malte im Pompeum zu Athen; Eutychides malte ein von der Siegesgöttin ge- führtes Zweigespann; Eudorus Schaubühnen, machte aber auch Erzstatuen; Hippis den Neptun und die Victoria; Habron die Freundschaft, die Eintracht und die Götter; Leontiscus den Aratus als Sieger mit einem Siegeszeichen und eine Harfenspielerin; Leon die Sappho; Nicarchus die Venus zwischen den Grazien und Liebesgöttern, ferner den Hercules traurig und seinen Wahnsinn bereuend; Neacles die Venus. Letzterer war ein sinnreicher und erfinderischer Künstler; als er nämlich die Seeschlacht zwischen den Aegyptern und Persern malte und zu verstehen geben wollte, dass sie auf dem Nile, dessen Wasser dem des Meeres ähnlich sieht, stattgefunden hätte, so stellte er einen Esel an das Ufer, welcher trank, fügte ein Krokodil hinzu, welches ihm auflauerte, und ersetzte so durch ein Sinnbild, was er durch die Kunst nicht erreichen konnte. Oenias malte ein Familienstück; Philiscus die Werk- stätte eines Malers, worin ein Knabe Feuer anbläst; Pha- lerion die Scylla; Simonides den Agatharchus und die ') Unbestaubt. 156 Fünfunddreissigstes Buch. Mnemosyne; Simus einen in einer Wallierwerkstätte ruhen- den Jüngling, der das fünftägige Minervafest i) feiert, ferner eine vorzüglich gelungene Nemesis; Theorus einen sich Be- salbenden, den Orestes, wie er seine Mutter und den Aegisthus tödtet, den trojanischen Krieg auf vielen Tafeln, die sich in dem Porticus des Pbilippus zu Rom befinden, die Cassandra daselbst im Tempel der Eintracht, Epikurs Ge- liebte Leontion in nachdenkender Stellung, und den König Demetrius; Theon den rasenden Orestes, den Citberspieler Thamyras; Tauriscus einen Scheibeuwerfer, dieClytemnaestra, den Paniscus, den sein Reich wieder suchenden Polynices^ und den Capaneas. Einen hierher gehörigen merkwürdigen Vorfall dürfen wir nicht verschweigen. Ein gewisser Eri- gonus, Farbenreiber des Malers Nealcas, bildete sich selbst so sehr aus, dass er einen berühmten Schüler, Namens Päsias, Bruder des Erzgiessers Aeginetas, hinterliess. Auch das gehört zu den Seltenheiten und Merkwürdigkeiten, dass die letzten und nicht ganz vollendeten Werke mehr be- wundert werden als ihre fertigen, z. B. die Iris des Aristides, die Tyndariden des Nicomachus, die Medea des Timomachus und die bereits erwähnte Venus des Apelles. Die Ursache hiervon ist, dass man in dergleichen Nachlass die übrigen (unvollendeten) Theile im Entwürfe und somit die Gedanken des Künstlers selbst sieht; auch der Schmerz darüber, dass die damit beschäftigten Hände erstarren mussteu, trägt nicht wenig zur Empfehlung bei. Noch einige nicht unrühmliche Maler will ich nur ganz kurz berühren. Aristocydes, Anaxander, Aristobulus von Syrien, Arcesilas des Tisicrates Sohn, Coroebos des Nico- machus Schüler, Charmantides des Euphranor Schüler, Dionysiodorus von Colophon, Dicaeogenes ein Zeitgenosse des Königs Demetrius, Euthymedes, Heraclides aus Mace- donien, Milon von Solls des Bildgiessers Pyromachus Schüler, Mnasitheus von Sicyon, Mnasitimus des Aristonides Sohn und Schüler, Nessus des Habro Sohn, Polemon von ') Quinquatrus. Fünt'unddreissigstes Buch. 157 Alexandrieu, Theodorus von Samos und von Stadiae, welche beide Schüler des Nicosthemes waren, Xeuou von Sicyon des Neocles Schüler. — Auch weibliche Personen haben sich mit Malerei beschäftigt. Timarete, die Tochter Micon's, malte eine Diana, welches Bild sich zu Ephesus befindet und eins der ältesten Denkmäler dieser Kunst ist; Irene, Tochter und Schülerin des Malers Cratinus, malte ein Mädchen, das zu Eleusis ist; Calypso den Gaukler Theodorus als Greis; Alcisthene einen Tänzer; Aristarete, Tochter und Schülerin des Nearchus, den Aesculap. Die Jaia von Cyzicum, welche unverheirathet blieb, fertigte während der Jugendzeit des M. Varro zu Rom mit dem Pinsel wie auch mit dem Grabstichel in Elfenbein ver- schiedene Bildnisse, namentlich von Frauen, und zu Neapel ein altes Weib auf einer grossen Tafel, auch ihr eigenes Portrait nach dem Spiegel. Nicht leicht führte ein Künstler eine schnellere Hand als sie, und selbst in der Art der Ausführung excellirte sie so sehr, dass ihre Einnahme die der berühmtesten Portraitmaler ihrer Zeit, des Sipolis und Dionysius, deren Bilder ganze Gallerien anfüllen, übertraf. Auch die Olympias hat Einiges gemalt, doch ist von ihr nur bemerkenswerth, dass Autobulus ihr Schüler war. 41. Man weiss, dass es früher nur zwei Arten enkausti- scher Malerei gab, eine mit Wachs und eine in Elfenbein mit dem Grabstichel. Eine dritte Art gesellte sich dazu, als man die Kriegsschiffe zu bemalen anfing, was auf die Weise geschieht, dass man über Feuer geschmolzenes Wachs mit dem Pinsel aufträgt; dieser Anstrich leidet weder von der Sonne, noch vom See w asser, noch von den Winden. 42. In Aegypten bemalt man auch die Kleider und zwar auf eine wunderbare Weise; man überstreicht sie nämlich, weiss oder gebraucht, nicht mit Farben, sondern tränkt sie mit färbenden Flüssigkeiten. Der Stoff zeigt aber nach dieser Behandlung noch keine Färbung, sondern erst, wenn er ganz kurze Zeit in den siedenden Farbenkessel getaucht 158 Fünfunddi-eissigstes Buch. worden ist. Merkwürdig bleibt, dass, obgleich sich in dem Kessel nur eine Farbe i) befindet, der Stoff bald diese bald jene Farbe annimmt, je nachdem er zuvor mit dieser oder jener Flüssigkeit getränkt worden war. Die Farbe lässt sich dem Stoffe durch Waschen nicht mehr entziehen. So zeitigt der Kessel, der die Farben ohne Zweifel vermischen würde, wenn er sie schon fertigt) empfinge, durch Hülfe einer Beize die Pigmente und ruft durch Kochen die Farben hervor. Auch werden die Kleider dauerhafter, wenn man sie der Hitze aussetzt, als, wenn diess nicht geschieht. 43. Soweit von der Malerei. Ich halte es für zweckmässig, das Nöthige über die Plastik hier anzuknüpfen. Diese Kunst, aus Erde und Thon Aehnlichkeiten zu formen, er- fand zu Corinth der Töpfer Dibutades aus Sicyon mit Hülfe seiner Tochter; letztere war nämlich in einen jungen Mann verliebt und malte, als derselbe in die Fremde ging, den Schattenriss seines Gesichts bei Licht mit Linien an eine Wand, der Vater belegte den Umriss mit Thon, erhielt dadurch einen Abdruck, brannte denselben mit seinen übrigen irdenen Geschirren im Ofen und stellte ihn auf. Dieses Stück soll bis zur Zerstörung Corinths durch Mummius in dem dortigen Nymphaeum aufbewahrt ge- wesen sein. Einige geben an, lange vor der Vertreibung der Bacchiaden aus Corinth hätten Rhoecus und Theodorus auf Samos die Plastik erfunden; Demaratus aber, der in Etrurien den römischen König Tarquinius zeugete, sei da- mals aus derselben Stadt geflohen, von den Bildkünstlern Euchiras, Diopus und Eugrammus begleitet gewesen, und diese hätten die Plastik nach Italien gebracht. Des Butades Erfindung ist, der Masse Röthel hinzuzufügen oder den Röthel selbst in eine plastische Masse zu verwandeln. Er brachte auch zuerst an den Rinnen-Enden der Ziegeldächer ») d. h. Beitze. 2) d. h. durcli die Wirkung der Beizmittel auf die Pigmente hervorgerufen. Fünfunddreissigstes Buch. 159 * Gesichtslarven an, die er anfangs Vorbilder i) nannte. Später machte er auch Abdrücke. -) Davon datiren sich die Giebel der Tempel und der Name Plastae für die Künstler in solcher Arbeit. 44 Lysistratus von Sicyon, ein Bruder des oben erwähnten Lysippus, war der erste, welcher die Form eines mensch- lichen Gesichts in Gyps abnahm und durch Wachs, das er in die Gypsform goss, verbesserte; er bemühete sich auch zuerst, die Aehnlichkeit wiederzugeben, während mau vor ihm nur auf möglichst schöne Ausführung bedacht war. Ebenderselbe erfand auch, Figuren nach Modellen zu formen, und diese Kunst dehnte sich so sehr aus, dass keine Bildnisse oder Statuen ohne Thon mehr gemacht wurden. Hieraus ergiebt sich, dass diese Kunst älter sein muss als die Erzgiesserei. 45. Die berühmtesten Künstler in der Plastik waren Damophilus und Gorgasus, die zugleich auch die Malerei ausübten und den Tempel der Ceres zu Rom in der Nähe des grossen Circas mit ihren Erzeugnissen in beiden Künsten ausschmückten, und durch darauf geschriebene griechische Verse anzeigten, die zur Rechten seien von Damophilus, die zur Linken von Gorgasus. Nach M. Varro war alles in den Gebäuden vor diesem Tempel tuskanisch; bei der Restaurirung desselben wurden die Stuckaturarbeiten von den Wänden abgenommen und in Rahmen eingefasst, die Statuen von dem Giebel aber hier und dahin zerstreuet. Auch Chaleosthenes zu Athen fertigte ungebrannte Arbeiten, und der Platz, wo seine Werkstätte war, hiess desshalb der Töpferplatz. M. Varro berichtet, er habe zu Rom einen gewissen Possis gekannt, der Aepfel, Weintrauben, auch Fische so täuschend nachgebildet habe, dass sie dem An- sehn nach nicht von echten unterschieden werden konnten. Protyp a. ^) Ektypa. 160 Fünfunddreissigstes Buch. Derselbe Autor rühmt den Arcesilaus, einen Freund des L. Lucullus, dessen Modelle i) von den Künstlern selbst theuerer bezahlt wurden, als die fertigen Arbeiten Anderer. Arcesilaus formte eine Venus Genetrix, die, noch ehe sie fertig war, aus Eilfertigkeit sie einzuweihen, auf dem Forum Caesars eingeweihet wurde. Lucullus bestellte bei ihm für 6,000,000 Sesterzen eine Bildsäule der Glückseligkeit , beider Tod vereitelte aber die Ausführung. Dem Octavius, einem römischen Ritter, der einen Becher machen wollte, kostete die dazu dienende Gypsform 1 Talent. Varro rühmt ferner den Pasiteles, welcher sagte, die Plastik sei die Mutter der Caelatur, Erzgiesserei, Sculptur, und da er in allen diesen Künsten Meister war, machte er nichts, ohne vorher ein Modell davon geformt zu haben. Besonders wurde diese Kunst in Italien und hier vornehmlich in Etrurien ausge- bildet, und Volcanius von Veji zu Tarquinius Priscus be- rufen, um die Statue des Jupiter für das Capitol zu machen. Weil dieselbe von Thon war, strich man sie mit Minium an. Aus Thonmasse bestand auch das Viergespann auf der Zinne des Tempels des Jupiter, von dem schon öfters die Rede gewesen ist; ferner jener Hercules, der noch jetzt in Rom den Namen nach seiner Substanz führt, denn diese Götterbilder waren damals die geschätztesten. Wir brauchen uns derer, welche die Götter auf solche Weise verehrten, nicht zu schämen, denn Gold und Silber verarbeitete man damals nicht einmal für die Götter. 46. Noch jetzt finden sich zahlreiche Arbeiten aus Thon an vielen Orten; wenigstens sind in Rom und den Frei- städten die Giebelzierden der Tempel nicht selten von aus- gezeichnetem Kunstwerthe, und hiedurch sowie durch ihre Dauerhaftigkeit ehrwürdiger, wenigstens unschuldiger als das Gold. Ja bei den Opfern wird noch heutigen Tags, wo wir an Kostbarkeiten so reich sind, nicht aus murrhi- nischen oder krystallenen, sondern aus irdenen Geschirren *) Proplasmata. Fünfunddreissigstes Buch. \Ql tien Göttern zu Ehren gegossen. Bedenkt man alles, so muss man die unaussprechliche Güte der Erde erkennen; denn abgesehen von den Wohlthaten, welche sie uns in Feldfrüchten, Wein, Obst, Kräutern, Sträuchern, Arznei- mitteln, wovon ich schon gehandelt habe, spendet, so ver- gehen uns die betriebsamen Töpferwerkstätten zur Genüge mit Rinnen, Behältern für Wein, Röhren zu Wasserleitungen, Brüstungen zu Bädern, gebrannten Ziegeln zu Dächern und Fundamenten, auf der Scheibe gedreheteu Gefässen. Darum errichtete auch der König Numa die siebente Zunft der Töpfer. Viele Personen Hessen sich in irdenen Särgen be- graben, sowie z. B. M. Varro nach pythagoräischer Weise in Myrten-, Oelbaum- und Pappelblättern. Die meisten Menschen bedienen sich irdener Geschirre. Zum Küchen- gebrauche zieht man die samischen vor; andere in dieser Beziehung im Rufe stehende Werkstätten sind zu Arretium in Italien, in Bezug auf Trinkbecher zu Surrentum, Asta, Pollentia, zu Sagunt in Spanien, Pergamus in Asien. Auch die Trailer, die Mutiner in Italien sind ihres Geschirrs wegen bekannt, denn auch hierdurch verschaffen sich die Völker Ruhm. Die Arbeiten werden weit und breit über Land und Meer versendet. Es giebt Scheiben-Werkstätten i), welche ausgezeichnete Fabrikate liefern. In dem Tempel zu Erythrae zeigt man noch jetzt zwei, ihrer Dünne wegen dorthin geweihete Amphoren, die Resultate eines Wettstreits zwischen einem Meister und Schüler, wer von ihnen den Lehm am dünnsten ausarbeiten könne. Die coischen Amphoren sind die schönsten, die adrianischen die dauer- haftesten. Hieran will ich auch ein Beispiel von Strenge knüpfen. Q. Coponius wurde wegen Bestechung bestraft, weil er demjenigen, an welchem das Stimmgeben war, eine Amphora Wein geschenkt hatte. Damit auch das irdene Geschirr durch den Luxus einiges Ausehn erhielte, so nannte man, wie Fenestella erzählt, *) d. h. wo mit Hülfe der Drehscheibe gearbeitet wird. Wittstein: Pliniu8. VI. Bd.] n 162 Fünfunddreissigstes Buch. die grösste Pracht im Essen einen Aufsatz von 3 Schüsseln i); die eine enthielt Muraenen, die zweite Hechte, die dritte verschiedene andere Fische. Damals schon waren die Sitten im Verfalle, doch konnte man sie noch denen der griechischen Philosophen vorziehen, denn z. B. bei der von den Erben des Aristoteles angestellten Versteigerung kamen 70 Schüsseln vor. Ohne Zweifel erinnert sich der Leser noch mit Unwillen der Stelle bei der Beschreibung der Vögel, wo ich anführte, ein in den Trauerspielen Aesops agirender Schauspieler habe eine Schüssel gehabt, welche 100 Sesterzen gekostet. Aber noch mehr, Vitellius Hess unter seiner Regierung eine Schale machen, welche 100,000 Sesterzen kostete und zu deren Anfertigung ein eigener Ofen auf dem Felde erbauet war; dahin ist es also schon mit dem Luxus gekommen, dass irdene Gefässe höher zu stehen kommen als murrhinische. In Bezug auf diese Schale warf Mucianus bei seiner Bewerbung um das zweite Consulat dem Andenken des Vitellius den Pfuhl der Schüsseln vor, doch noch verabscheuungswürdiger war die, deren giftiger Inhalt, wie Cassius Severus dem Asprenas anklagend vorwarf, 130 Gäste getödtet hatte. Durch irdene Schalen werden auch Städte berühmt, z. B. ßhegium und Cumae. Mit Scherben von samischem Geschirre ver- richten die Priester der Cybele, welche Galli genannt werden, die männliche Konstration und zwar ohne Gefahr wie durch kein ander Mittel, wenn wir dem M. Caelius glauben dürfen, welcher mit bitterm Spotte hinzufügte, mau solle auch so die Zunge wegschneiden, gleichsam als ob er selbst noch jenes Vitellius schimpflich gedächte. Was ersinnt das Leben nicht alles? Man benutzt die zer- brochenen Scherben, indem man sie stösst, mit Kalk ver- setzt, und Gefässe daraus formt, welche noch dauerhafter sind und signische 2) genannt werden. Auf diese Weise macht man auch die Estriche. ') Tripatinum. 2) Nach Signium, einer Stadt in Italien. Fünfunddreissigstes Buch. Iß3 47. Aber die Erde selbst bot noch andere Erfindungen dar. Muss man sich nicht sehr darüber verwundern, dass der schlechteste, daher Staub genannte Theil der Erde auf den puteolani sehen Hügeln sich der Brandung des Meeres wiedersetzt, unter Wasser sogleich zu einer Steinmasse wird, die den Wogen Trotz bietet und mit der Zeit an Festigkeit zunimmt ^), als wenn sie mit cuma- nischem Mörtel versetzt wäre? Aehnliche Eigenschaften hat die Erde in dem Bezirke von Cyzicum, diese ist aber nicht staubig, sondern kann in beliebig grossen Stücken ausgehauen werden, welche, einige Zeit im Meere gelegen, als Steine wieder heraus kommen. Bei Cassandria findet sich dieselbe Erdart, denn sie verwandelt sich in der süssen gnidischen Quelle innerhalb acht Monaten in Stein. Ja von Oropus bis Aulis wird alles vom Meere benetzte Erdreich zu Stein. Nicht sehr verschieden vom puteola- nischen Staube ist der feinste Theil des Nilsandes, der zwar nicht zum Aufhalten des Meeres und zum Brechen der Fluthen, wohl aber in den Ringschulen zur Bezwingung des Körpers dient; wenigstens brachte ihn Patrobius, ein Freigelassener des Kaisers Nero, zu diesem Zwecke mit von dort her. Wie ich finde, Hessen sich Alexanders Feld- herrn Leonnatus, Craterus und Meleager nebst andern Kriegs- waaren ebenfalls diesen Sand kommen. Mehr will ich da- von nicht sagen, wahrlich nicht mehr, als von der An- wendung der Erde zu den Kämpfersalben, womit unsere Jugend den Körper übt, während die Kräfte des Geistes verloren gehen. 48. Aber wie? Halten sich nicht in Spanien und Afrika Wände aus Erde, welche geformte heissen, weil sie, in einer Form auf beiden Flächen mit Brettern umgeben be- findlich, mehr eingestopft als eingemauert werden, Jahr- hunderte lang, trotzen dem Regen, Wind, Feuer und sind ») Plinius meint den Wassermörtel oder hydraulischen Kalk. 11* 164 Fünfunddreissigstes Buch. dauerhafter als alles Gemäuer? Noch sieht man in Spanien Hannibals aus Erde errichteten Warten und Thürme auf den Spitzen der Berge. Hieher gehört auch die Eigenschaft der Rasen, die Fluthen abzuhalten, was sie zu Wällen um Lager und Dämmen so geeignet macht. Wem ist es nicht bekannt, dass die Hürden der Wände mit Lehm überzogen und mit rohen Ziegeln ausgemauert werden? 49. Ziegelsteine soll man nicht aus grob- oder fein- sandigem, noch weniger aus einem steinigem, sondern aus einem thonigem und weisslichem Boden oder aus Röthel, mid wenn ja aus einem sandigem, wenigstens doch aus einem hartsandigem i) Boden formen. Mau macht sie am besten im Frühjahre, denn im Sommer bekommen sie Risse. Für Gebäude wählt man nur solche, welche zwei Jahre alt sind. Die Masse aus welcher sie gestrichen werden, erfordert zuvor eine sorgfältige Durcharbeitung. Man hat drei Arten: lydische, welche wir gebrauchen, Vj^ Fuss lang und 1 Fuss breit, 4 Querhände lange und 5 Querhände breite. Die alten Griechen nannten die flache Hand -) Doros und Geschenke Dora, weil sie mit der Hand gegeben werden; nach dem Quermaasse der flachen Hand führen 'dann jene beiden letztern Ziegel-Arten den Namen, und ihre Breite ist der Länge gleich. In Griechenland bedient man sich der kleinern bei Privat-, der grössern bei öffent- lichen Gebäuden. Zu Pitana in Asien, in Maxilua und Calentum, Städten des jenseitigen Spaniens, macht man Ziegelsteine, welche getrocknet nicht im Wasser unter- sinken; das Material dazu ist nämlich eine Art Bimsstein und sehr empfehlenswerth. Die Griechen haben, ausser wenn der Bau mit harten Kieselsteinen aufgeführt werden konnte, immer Ziegelsteinwände vorgezogen, denn diese dauern ewig, wenn sie nach dem Bleilothe errichtet sind. Die Ziegelsteine waren daher das Material zur Erbauung ') masculum. ") Palmns. Fünfunddreissigstes Buch. 1(55 der öffentlichen und königlichen Paläste, der Mauer um Athen, welche nach dem Berge Hymettus zu steht, des Tempels des Jupiter und des Herukules, obwohl diese rundum steinerne Säulen und Architraben haben^ ferner der Residenz des Attalus zu Tralles, des Croesus zu Sardes, welche jetzt als Rathhaus benutzt wird, das Mausolus zu Halicarnassus, welche noch alle stehen. Muraena und Varro Hessen während ihres Amtes als Aedilen zu Lacedämon das Tünchwerk, wegen der darauf befindlichen herrlichen Malerei, von den Ziegelstein wänden abschälen, in hölzerne Formen verpacken und nach Rom bringen, um den Wahl- platz damit zu schmücken. Diese Malereien, schon an sich bewunderungswürdig, wurden es noch mehr als sie herüber gebracht waren. In Italien befindet sich auch eine Mauer von Ziegelsteinen zu Arretium und Mevania. In Rom bauet man die Häuser nicht damit, weil eine anderthalb Fuss dicke Wand nur ein Stockwerk trägt. Man hat sich auch vorzusehen, dass keine gemeinschaftliche Wand dicker werde, denn diess passt nicht zu den Zwischenräumen. . 50. Das so eben Angeführte mag von den Ziegelsteinen genügen. Unter den übrigen Erdarten verdient auch der Schwefel unsere höchste Bewunderung, denn durch ihn werden die meisten Dinge bezwungen. Er findet sich zwischen Sicilien und Italien auf den äolischen Inseln i), von denen ich angegeben habe, dass sie brennen, der beste aber auf der Insel Melos; ferner in Italien im neapolitanischen und campanischen Bezirke in Hügeln, welche die weiss- erdigen heissen, wo er in Gängen gegraben und ausge- schmolzen wird. Es giebt 4 Arten: erstens lebendigen, den die Griechen Apyrum^) nennen, der gediegen, d. h. in ganzen Klumpen vorkommt und ausschliesslich zur arznei- lichen Anwendung dient. Bloss dieser lebendige wird (als solcher) gegraben, ist durchscheinend und sieht grünlichgelb aus, während die andern aus einer Flüssigkeit bestehen ') Liparen. ^) Den noch nicht an das Feuer gebrachten. 166 Fünfunddreissigstes Buch. und wie ein Oel ausgelassen werden. Die zweite Art heisst Erdschwefel i) und ist bloss in den Werkstätten der Walker gebräuchlich. Die dritte Art dient auch nur zum Räuchern der Wolle, welche dadurch weiss und weich wird, und heisst Egula. Die vierte Art dient besonders zu Schwefel- fäden. Uebrigens wirkt der Schwefel so kräftig, dass, wenn man damit räuchert. Epileptische ermuntert werden. Anaxilaus trieb auch seinen Scherz damit, er that ihn nämlich in einen Weinkelch, legte eine glühende Kohle hinzu, trug den Kelch herum und brachte durch die eintretende Ver- brennung auf den Gesichtern seiner Gäste eine abschreckende, todtenähnliche Blässe hervor. Der Schwefel erwärmt, zeitigt, zertheilt auch die Saftanhäufungen im Körper und wird desshalb den betreffenden Pflastern und Salben zugesetzt. Mit Fett aufgelegt lindert er Nieren- und Lendenschmerzen, mit Terpenthinharz nimmt er Flechten und Ausschlag aus dem Gesichte. Er heisst wegen der Schnelligkeit, womit er alles an sich reisst, Harpacticon, denn zuweilen muss er mit Gewalt losgerissen werden. Als Pulver eingenommen hilft er gegen Engbrüstigkeit, eiterigen Auswurf und Scorpion- stiche. Leberflecken vertreibt man durch Auflegen eines Gemisches von lebendigem Schwefel, Natron und Essig, die Nisse in den Augenbrauen, wenn man Sandarachessig hinzusetzt. Er wird auch zu gottesdienstlichen Zwecken, nämlich zum Ausräuchern der Häuser, um sie zu entsühnen, angewendet. Seine Kraft offenbart sich auch in siedendem Wasser. Ferner ist er der entzündlichste Körper, was auf eine bedeutende Feuerkraft schliessen lässt. Blitz und Wetterleuchten riechen schwefelig und selbst ihr Licht sieht dem des Schwefels ähnlich. 5L Dem Schwefel ähnlich verhält sich das Erdpech ^), welches an einigen Orten eine Art Schlamm, an andern eine Erde ist; als Schlamm schwimmt es, wie ich früher ») Gleba. 2) Bitumen. Fünfunddreissigstes Buch.. 167 angegeben habe, auf einem See in Judaea, als eine Erde findet es sich in der Nähe der syrischen Seestadt Sidon. Diese beiden Arten verdicken sich und werden ganz fest. Es giebt aber auch ein flüssiges, wie das von Zacynthus, von Babylon wo es auch weiss vorkommt, und von Apollonia. Alle diese Sorten heissen bei den Griechen Pissasphalt, weil sie die Natur des Theers und Erdpechs haben. Ferner findet sich eine fettige Materie von öliger Consistenz in einer Quelle zu Acragantum in Sicilien, welche dem Wasser ein farbiges Ansehn ertheilt, von den dortigen Bewohnern mittelst Rohrbüscheln, an welche sie sich gern anhängt, gesammelt und in Lampen statt Oel gebrannt, ferner gegen die Räude des Viehs gebraucht wird. Die Naphtha, von der ich im zweiten Buche gesprochen habe, betrachten Manche als eine Art Erdpech, aber wegen seiner dem Feuer verwandten Brennkraft ist sie von jeder Anwendung ausgeschlossen. Das Erdpech muss stark glänzend, schwer, gleichartig sein; man verfälscht es mit gewöhnlichem Pech. Es hat die Wirkung des Schwefels, hält an, zertheilt, zieht zusammen und heilt zu. Durch Räuchern damit werden die Schlangen vertrieben. Das babylonische soll gegen grauen Staar, weisses Fell in den Augen, Ausschlag, Flechten und Jucken, auch gegen Podagra gut sein. Alle Arten aber beugen die den Augen im Wege stehenden Haare zurück. Mit Natron aufgelegt wird das Zahnweh vertrieben, mit Wein eingenommen anhaltender Husten und Keuchen, ferner Dysenterie und Durchfall gehoben, mit Essig eingenommen das geronnene Blut vertheilt und entfernt. Das Erdpech mildert ferner die Lenden- und Gliederschmerzen. Mit Zusatz von Gerstenmehl stellt es ein eigenes, nach ihm bekanntes Pflaster dar. Es stillt das Blut, verschliesst die Wunden und knüpft die Sehnen zu- sammen. Zu einer Drachme mit ebenso viel Hedyosmus*) und einem Obolus Myrrhe versetzt ist es ein Mittel gegen das viertägige Fieber. Angezündet regt es die in Epilepsie >) Pfefferminze. ]^gg Fünfunddreissigstes Buch. Verfallenen auf; mit Wein und Castoreum versetzt und daran gerochen hebt es die Zusammenschnürungen der Gebär- mutter, damit geräuchert drängt es die vorgefallene Gebär- mutter zurück, und mit Wein den Frauen eingegeben reinigt es dieselben. Ausserdem dient es auch zum Ueberstreichen eherner Geschirre, um dieselben gegen die Einwirkung des Feuers dauerhafter zu machen. Dass man Bildsäulen damit angestrichen, habe ich schon früher mitgetheilt. Auch hat es schon die Stelle des Kalks vertreten, die Mauern Babylons sind nämlich mit Erdpech zusammengekittet. Endlich dient es in den Eisenschmieden zum Färben des Eisens, der Nagelköpfe und zu noch vielen anderen Zwecken. 52. Nicht geringer oder davon sehr abweichend ist der Nutzen des Alauns, der als ein salziges Wesen der Erde angesehen werden muss, und ebenfalls mehrere Arten bildet. In Cypern hat man weissen und schwarzen; bezüg- lich der Farbe ist der Unterschied gering, nicht so aber was die Anwendung betrifft, denn des weissen bedient man sich am passendsten, wenn Wolle hell, des schwarzen da- gegen, wenn Wolle dunkel gefärbt werden soll. Auch reinigt man mit dem schwarzen das Gold. Aller Alaun entsteht aus Wasser und einer schlammigen d. h. aus der Erde schwitzenden Materie; was den Winter über zusammen- geronnen ist, wird durch die Sommerwärme gezeitigt, und was sich am frühesten ausscheidet, erscheint am weissesten. Alaun gewinnt man in Spanien, Aegypten, Armenien, Macedonien, Pontus, Afrika, auf den Inseln Sardinien, Melos, Lipara und Strongyle. Am besten ist der ägyptische und auf diesen folgt der melische. Auch hier hat man flüssigen und festen Alaun zu unterscheiden. Kennzeichen der Güte des flüssigen sind, dass er dünnflüssig, milchig ist, sich nicht rauh anfühlt, eine gewisse massige Wärme enthält, und dieser führt den Beinamen der nützliche i). ') Phorimon. Fünfunddreissigstes Buch. 169 Ob er verfälscht ist, erkennt man durch Zusatz von Granat- äpfelsaft, von vpelchem der reine eine schwarze Farbe an- nimmt 1). Die zweite Art ist von blasser und rauher Be- schaffenheit, wird durch Galläpfel gefärbt'^) und heisst der schlechte 3). Die Kraft des flüssigen Alauns besteht darin, zusammen- zuziehen, zu härten und zu beitzen. Mit Honig heilt er Mundgeschwüre, Hitzblattern und Hautjucken; diese Kur nimmt man in den Bädern vor und das Verhältniss ist auf zwei Theile Honig ein Drittel Alaun. Er vertreibt den üblen Geruch unter den Achseln und den Schweiss selbst. In Pillen eingenommen hilft er gegen Milzleiden, treibt auch das Blut durch den Harn ab. Mit Natron und Melanthium versetzt heilt er die Krätze. Eine Art festen Alauns nennen die Griechen spaltbaren *), weil er sich leicht in grauweisse haarige Fäden trennen lässt, daher ihm auch Einige den Namen Haaralaun s) gegeben haben. Er entsteht aus einem Steine, heisst nach diesem auch Chalcitis und ist gewisser- massen der zu Schaum verdichtete Schweiss jenes Steines. Diese Sorte trocknet und stillt die unnütze Feuchtigkeit des Körpers weniger gut, hilft aber ganz vorzüglich bei Ohrenleiden, wenn man ihn flüssig oder breiig in das Organ bringt, ferner bei Mundgeschwtiren und kranken Zähnen, wenn man ihn mit dem Speichel eine Zeit lang im Munde hält. Er wird ferner den Augenmitteln und den Salben für die Schaamtheile beider Geschlechter zugesetzt. Man er- hitzt ihn in Tiegeln so lange, bis er aus dem anfangs flüssigen Zustande wieder in den festen übergegangen ist. Noch eine andere, ordinäre Sorte Alaun heisst Strongyle^); sie theilt sich wieder in zwei Varietäten, eine schwammige, ') Woraus sich ergiebt, dass diese Sorte noch Eisen enthielt. 2) Die Wirkung der Galläpfel kommt völlig überein mit der der Granatäpfel; in beiden Fällen zeigt die entstehende schwarze Farbe Eisen an. ^) Paraphoron. ">) Schiston. ^) Trichitis. *) Der knappe, kärgliche*, auch der runde. ] 70 Fiinfunddreissigstes Buch. die sich leicht löst und gänzlich verworfen wird, und eine bimssteinartige , welche besser ist, von Poren und Röhren durchsetzte, runde, schwammartige Massen bildet, sich dem weissen mehr nähert, eine gewisse Fettigkeit, nichts Sandiges besitzt, sich leicht zerreiben lässt und sich nicht schwarz färbt; man glühet sie zwischen Kohlen so lange, bis sie in Asche verwandelt ist. Der beste aller Alaune ist der melische, wie ich schon oben gesagt habe. Keiner adstringirt, schwärzt, verhärtet mehr, und keiner ist dichter. — Er ebnet die rauhe Haut an den Augen, vertreibt, noch besser wenn er gebrannt ist, die Augenflüsse, das Jucken der Haut, stillt, äusserlich aufgelegt, das Blut radikal, erweicht die neu erscheinenden Haare auf glatzigen Stellen, wenn man ihn mit Essig auf- legt. Alle Arten Alaun haben die Eigenschaft zu adstringiren, und hierauf gründet sich der von den Griechen gewählte Name i). Diese Eigenschaft macht ihn auch sehr anwendbar zu Augenmitteln. Mit Fett gebraucht man ihn gegen Blut- flüsse, Geschwüre bei Kindern, faulige Geschwüre und feuchte Ausbrüche bei Wassersüchtigen, mit Granatapfel- saft gegen Ohrenleiden, rauhe Nägel, verhärtete Narben, Nagelgeschwüre und Frostbeulen, mit Essig oder auch mit einem gleichen Gewichte Galläpfel verbrannt gegen fressende Geschwüre, mit Kohlsaft gegen den Aussatz, mit zwei Theilen Salz gegen wurmartige Uebel, in Wasser auf- gelöst gegen Nisse und anderes Ungeziefer im Haare, mit Pechwasser gegen Brandschäden und schuppige Haut, inner- lich gegen Dysenterie. Auch drückt er das Zäpfchen im Munde wieder hinunter und heilt den Geschwulst der Hals- drüsen. Zu allen angezeigten Anwendungen des Alauns eignet sich derjenige von Melos besser wie jede andere Sorte. Wie wichtig ausserdem der Alaun zur Darstellung des Leders und zur Bearbeitung der Wolle sei, habe ich schon früher hervorgehoben. *) SrvnvTjQia. Vierunddreissigstes Buch. 171 53. Jetzt will ich diejenigen Erdarten, welche für sich arzneilich angewendet werden, durchgehen. Von der samischen Erde giebt es zwei Arten, welche die Namen Colljnion und Aster führen; die erste ist gut, wenn sie ein mildes Ansehn hat und an der Zunge haftet, die zweite ist erdiger und weiss. Beide werden gebrannt und geschlämmt. Einige ziehen die erste Art vor. Beide dienen gegen Blut- speien, zu trocknenden Pflastern und Augenmitteln. 54. Die eretrische Erde bietet ebenso viele Unterschiede dar; es giebt nämlich eine weisse und eine aschgraue, letztere wird aber in der Heilkunde vorgezogen. Sie muss weich sein und auf Kupfer gestrichen eine violette Farbe zeigen. Von ihrer Kraft und Anwendungsweise ist schon bei den Farben die Eede gewesen. 55. Hier will ich bemerken, dass alle Erdarten zum medi- cinischen Gebrauche mit Wasser gewaschen, an der Sonne getrocknet, wieder mit Wasser angerieben, geschlämmt und in Ktigelchen geformt werden. Auch glühet man sie in becherförmigen Gefässen unter öfterm Umrühren. 56. Hieher gehört auch die chiotis che Erde; sie ist weiss und wirkt ähnlich wie die samische. Die Weiber gebrauchen sie besonders für ihre Haut. Zu letzterm Zwecke dient auch die selinusische Erde, welche milchweiss ist, sehr leicht in Wasser zergeht, und, in Milch zertheilt, zum Weissen der getünchten Wände dient. Die Pnigitis*) sieht der eretrischen Erde am ähnlichsten, bildet aber grössere Klösse, klebt sehr, wirkt übrigens wie die cimolische Kreide, nur schwächer. Die Ampelitis^) hat die grösste Aehn- •) Die rauhige, schwärzliche. 2) Die Weinstockerde , sie diente nämlich zum Beschmieren der Weinstöcke. 172 Fünfunddreissigstes Buch. lichkeit mit dem Eidpech; sie muss in Oel wie Wachs zer- gehen und beim Erhitzen für sich ihre schwarze Farbe nicht verlieren. Sie erweicht und zertheilt, wird dieser Eigenschaften wegen medicinisch, aber auch zum Ver- schönern und Färben der Haare angewendet. 57. Von der Kreide i) giebt es mehrere Arten. Zwei der cimolischen, eine weisse und eine ins Purpurfarbige sich neigende, werden medicinisch angewandt, und zwar mit Zusatz von Essig zum Vertheilen der Geschwulste und zum Stillen der Flüsse; ferner gegen Fettbeulen, Ohrengeschwüre, Flechten und Hitzblattern, mit Zusatz von Schaumsalpeter, Cyprus und Essig gegen geschwollene Füsse, welche man in der Sonne damit beschmiert und nach 6 Stunden ab- wäscht. Geschwollene Hoden behandelt man mit einer Mischung von Cyperöl, Wachs und cimolischer Kreide. Die Kreide hat auch die Eigenschaft zu kühlen und dem zu starken Schwitzen entgegen zu wirken. Im Bade mit Wein genommen verhindert sie die Entstehung der Hitzbeulen. Die beste kommt aus Thessalien, aber auch bei Bubo in Lycien giebt es solche. Die cimolische Kreide wird auch zu Kleidern gebraucht; die sardische, welche aus Sardinien kommt, nimmt man nur zu weissen Kleidern, zu bunten eignet sie sich nicht, auch ist sie die ordinärste Sorte cimolischer Kreide, während die umbrische und die so- genannte Steinkreide höher im Werthe stehen. Eine Eigenthümlichkeit der Steinkreide ist, dass sie im Wasser an Kaum zunimmt und nach dem Gewichte, während die andere nach dem Maasse, verkauft wird. Die umbrische dient nur zum Säubern der Kleider — denn auch diesen Gegenstand zu berühren, schäme ich mich nicht, da noch das für die Walker erlassene metilische Gesetz existirt, welches die Censoren C. Flaminius und L. Aemilius dem ') Greta, worunter aber nicht unsere Kreide, sondern eine thonige Erde zu verstehen ist. Fünfunddreissigstes Buch. 173 Volke vorschlugen. So wandten unsere Vorfahren Allem ihre Sorge zu. Die Behandlung der Kleider geschieht in folgender Ordnung: Zuerst werden sie in sardischer Kreide gespiihlt, dann geschwefelt, und endlich mit cimolischer Kreide, welche die wahre Farbe *) hat, abgerieben. Ein unecht gefärbtes Kleid erkennt man daran, dass es vom Schwefel angegriffen, schwarz und missfarbig wird. Die echten und kostbaren Farben erweicht aber die cimolische Kreide, und sie giebt ihnen, wenn der Schwefel dieselben trübe gemacht hat, Lebhaftigkeit und Glanz wieder. Stein- kreide passt (nach dem Schwefel) besser für weisse Kleider, denn den gefärbten ist sie nachtheilig. Die Griechen be- dienen sich statt der cimolischen Kreide des tymphaischeu Gypses. 58. Eine andere Art heisst Silber kreide, weil sie zum Putzen des Silbers dient. Die ordinärste ist die, womit nach der Einrichtung unserer Vorfahren, der Circus bis zur Siegessäule und die Füsse der über das Meer her gebrachten käuflichen Sclaven bezeichnet werden. So gezeichnet sahen unsere Voreltern den Publilius Lochius, Gründer des mi- mischen Schauspiels, dessen Vetter Manlius Antiochus, Stifter der Astrologie, ferner den Staberius Eros, Vater der Grammatik, in ein und demselben Schiffe herbringen. Doch was nenne ich diese durch Wissenschaftlichkeit ausge- zeichneten Männer? Hat man doch selbst auf dem Ver- kaufsgerüste so gezeichnet den Chrysogonus des Sulla, den Amphion des Q. Catulus, den Rector des L. Lucullus, den Demetrius des Pompejus, die Auge des Demetrius (obwohl sie auch für die des Pompejus gehalten worden ist), den Hipparchus des M. Antonius, den Mena und Menecrates des Sex. Pompejus und noch Andere hier nicht weiter aufzu- zählende gesehen, die sich durch das Blut der römischen Bürger und durch die Freiheit der Aehtserklärungen be- M d. h. die der Kleider. 174 Fünfunddreissigstes Bück. reichert haben. In der That eine Auszeichnung für diese käuflichen Haufen und ein Schimpf für das übermüthige Glück, dass sie sich bereits der Zügel der Regierung be- mächtigen, wie wir denn gesehen haben dass auf Befehl der Agrippina, des Kaiser Claudius Gemahlin, Freigelassene vom Senate mit der Prätor-Würde bekleidet wurden, und dass sie mit lorbeerumwundenen Fasces dahin zurückge- schickt werden 1), wo sie mit bekreideten Füssen herge- kommen sind. 59. Noch giebt es einige Erden von besonderen Eigen- schaften, die ich hier anführen will. Diejenige von der Insel Galata und bei Clupea in Afrika tödtet die Scorpione, die balearische und ebusitanische die Schlangen. *) Als Statthalter der Provinzen. Sechsunddreissigstes Euch. Von den Steinen. 1. Von den abzuhandelnden Gegenständen sind noch die Steine übrig, diese triftigsten Beweise unserer wahnsinnigen Sittenverderbniss, nicht zu gedenken der Edelsteine sammt Bernstein, krystallenen und murrhinischen Gefässen. Alles nämlich, was ich bis zu diesem Buche besprochen habe, kann als um der Menschen willen vorhanden angesehen werden; die Berge dagegen schuf die Natur zu ihren eigenen Zwecken, um die im Innern der Erde verdickte Materie als zusammengefügte Massen auftreten zu lassen, um die Gewalt der Ströme zu zähmen, die Flutheu zu brechen und durch ihren härtesten Stoff die unruhigsten Theile in Schranken zu halten. Diese (Berge) hauen und schöpfen wir aus keiner andern Ursache, als unserm Hange zum Luxus zu fröhnen, aus, während es schon ein Wunder war, sie zu übersteigen. Wenigstens sahen es unsere Vorfahren als ein Wunder an, dass Hannibal und später die Cimbern die Alpen erstiegen hatten; jetzt zerhauet man diese Ge- birge in tausend Arten Marmor, öffnet dem Meere die Vorgebirge und ebnet die ganze Natur. Wir schleppen das weg, was als Grenzscheide der Völker errichtet war, bauen Schiffe des Marmors wegen und fahren die Bergspitzen durch die Fluthen, diesen wildesten Theil der Naturdinge, bald hier bald dahin; gewiss ein noch grösserer Unsinn, als wenn man in die Wolken hinaufsteigt um ein Geschirr zu kühlenden Getränken zu holen und dem Himmel nahe 176 Sechsunddreissigstes Buch. liegende Felsen aushöhlt um aus Krystall zu trinken. Möge doch ein Jeder, wenn er die Preise dieser Dinge vernimmt, wenn er diese Lasten fahren und schleppen sieht , bedenken, wie vieler Menschen Leben ohne dergleichen viel glück- licher wäre, wie viele Unglücksfälle dadurch veranlasst werden, und dass die Menschen alles dieses (richtiger ge- sagt) erdulden, ohne einen andern Nutzen, ein anderes Vergnügen davon zu haben, als zwischen buntgefleckten Steinen zu liegen; als ob nicht die Finsterniss der Nächte der Hälfte unseres Lebens die Freuden raubte! 2. Wer alles dieses in Erwägung zieht, muss selbst für das Alterthum stark erröthen. Man kennt noch Gesetze der Censoreu, welche verbieten, bei Mahlzeiten Schweine- hälse'), Siebenschläfer 2) und noch geringere Speisen auf- zutragen; aber kein Gesetz wurde gegeben, welches unter- sagte, Marmor einzuführen und dieserhalb die Meere zu durchschiffen. Man möchte vielleicht einwenden, damals sei noch kein Marmor zu uns gebracht worden , doch hierin irrt man. Während M. Scaurus Aedil war, schaffte man 360 Säulen zu der Bühne eines Theaters, welches nur einen Monat stehen bleiben sollte, herbei, ohne dass hiebei ein Gesetz hindernd eingegriffen hätte, offenbar, wie man ein- wenden könnte, um den Volksbelustigungen keinerlei Schranken zu setzen. Aber warum diess? Auf welchem Wege brechen die Laster mehr herein, als auf dem öffent- lichen? Auf welche andere Weise haben sich Elfenbein, Gold, Edelsteine in das Privatleben eingenistet? Was lassen wirüberhauptnochdenGötternübrig? Aber angenommen auch, die Gesetze hätten bei den öffentlichen Vergnügungen durch die Finger gesehen, warum schwiegen sie dann, als die grösste jener Säulen, eine 38 Fuss hohe von lucullischem Marmor, in dem Vorhofe des Scaurus aufgestellt wurde? Denn diess geschah doch nicht heimlich und im Verborgenen. Als die Säuleu auf den palatinischen Berg geschafft wurden. ') Glandia. ^) Glires, welclie noch in Italien gegessen werden. Sechsunddreissigsfces Buch. 177 drang der Pächter der Kloaken auf Vergütung des dadurch entstandenen Schadens. Wäre es nun bei einem so bösen Beispiele für die Sitten nicht besser gewesen, auf der Hut zu sein? Aber man schwieg und Hess es geschehen, dass in Privathäuser, deren Giebel schon mit thönernen Götter- bildern besetzt waren, solche Lasten Steine gezogen wurden. 3. Es lässt sich auch nicht annehmen, dass Scaurus eine unwissende und sich dieses Uebels nicht versehende Stadt mit einem neuen Laster beschlichen habe, denn M. Brutus hatte bereits jenen Redner L. Crassus, welcher zuerst auf demselben palatinischen Hügel Säulen fremden Marmors, nämlich vom Hymettus jedoch nur sechs an der Zahl und nicht über 12 Fuss lang besass, bei einem Wortwechsel die palatinische Venus genannt. Ja, so ist es, man nahm bei der Sittenverderbniss Umgang davon, und da man sah, dass die erlassenen Verbote nicht gehalten wurden, gab man lieber gar keine als vergebliche Gesetze. Unsere Nachkommen werden uns aber für besser halten, denn wer hat heutigen Tages in seinem Vorhofe solche Säulen? Doch bevor ich von dem Marmor selbst handele, will ich den Werth der Menschen in dieser Beziehung hervorheben und daher zuerst die Künstler aufzählen. 4. In der Bearbeitung des Marmors machten sich zuerst Dipoenus und Scyllis aus Greta zur Zeit der 50. Olympiade, als die Meder noch am Ruder waren und die Herrschaft des Cyrus in Persien noch nicht begonnen hatte, berühmt. Sie begaben sich nach Sicyon, welches lange das Vaterland aller Metallwerkstätten war, und fingen da- selbst einige Götterstatuen, welche die Sicyoner auf öffent- liche Kosten bei ihnen bestellt hatten, an, zogen aber, weil man sie ehrenrührig behandelt hatte, vor deren Vollendung wieder ab und nach Aetolien. Alsbald entstand zu Sicyon Hungersnoth, Misswachs und in Folge davon Kummer und Betrübuiss. Auf Befragen des pythischen Apollo erhielten die Sicyoner zur Antwort, diese Uebel würden verschwinden, Wittsteiu: Plinius. VI. Bd. 12 178 Sechsunddreissigstes Buch. wenn Dipoenus und Scyllis die Bildnisse der Götter fertig hätten. Sie erreichten ihren Zweck denn auch durch viele Bitten und reichliche Geldspenden. Es waren aber die Statuen des Apollo, Hercules, der Diana und Minerva, welche letztere später vom Blitze getroffen wurde. Schon vor dieser Periode lebten auf der Insel Chios der Bildhauer Melas, dann sein Sohn Micciades und sein Enkel Archermus, dessen Söhne Bupalus und Atheuis zur Zeit des Dichters Hipponax, der sicher in der 60. Olympiade lebte, in dieser Kunst zu grossem Ruhme gelangten. Führt man den Stammbaum dieser Künstler bis zu ihrem ürgross- vater zurück, so wird man finden, dass der Anfang der Bildhauerei mit dem der Olympiaden zusammenfällt. Hipponax hatte ein sehr hässliches Gesicht, jene Künstler fertigten daher sein Bildniss an, und zeigten es zu Spott und Gelächter in Gesellschaften vor; diess veranlasste den gekränkten Hipponax zu Spottgedichten, die so beissend waren, dass, wie Einige angeben, die Künstler sich aus Verzweiflung darüber erhängt hätten. Doch ist letztere Angabe irrig, denn sie machten später auf den benachbarten Inseln, z. B. auf Delos, noch mehrere Bildnisse, unter welche sie die Worte setzten: Man schätze Chios nicht bloss wegen seines Weines sondern auch wegen der Werke der Söhne des Archermus. Auch die Lasier zeigen eine von ihnen gemachte Diana. Auf Chios selbst spricht man viel von einem Kopfe der Diana von ihrer Hand, welcher (im Tempel) auf einer Erhöhung steht, und dessen Gesicht den Ein- tretenden traurig, den Weggehenden aber heiter vorkommt. Zu Rom befinden sich ihre Arbeiten am Giebel des pala- tinischen Tempels des Apollo und fast auf allen vom Kaiser Augustus errichteten Gebäuden. Auch von ihrem Vater befanden sich Arbeiten auf Delos und Lesbos, von Dipoenus aber viele zu Ambracia, Argos und Cleone. Alle diese Künstler bedienten sich nur des weissen Marmors von der Insel Faros, der nach der Angabe M. Varros später Lampen- Btein 1) genannt wurde, weil man ihn in den Brüchen beim ') Lychnites. Sechsunddreissigstes Buch. 179 Scheine der Lampen aushauet. Später fand man noch viel weissere Arten, so vor Kurzem auch in den Brüchen der Lunensier. Von dem parischen Marmor erzählt man die Seltsamkeit, beim Spalten eines Steinblocks mit Hülfe der Keile habe man einmal inwendig das Bildniss des Silenus gefunden. — Man darf nicht übersehen, dass die Bildhauer- kunst weit älter ist als die Bildgiesserei und Malerei, welche beide etwa 300 Jahre später, in der 83. Olympiade, mit Phidias ins Leben traten. Phidias selbst soll auch Marmor bearbeitet haben und von ihm die in der Gallerie der Octavia zu Rom befindliche sehr schöne Venus sein. Soviel wenigstens ist gewiss, dass er der Lehrer des be- rühmten Atheners Alcmenes war, von dem sich zu Athen in den Tempeln viele Arbeiten und vor der Stadt eine herrliche Venus, welche den Namen „Aphrodite in den Gärten" führt, befinden. An letztere soll Phidias die letzte Hand gelegt haben. Ein anderer Schüler des Phidias war Agoracritus von Paros, den er auch seines Alters wegen lieb hatte, und vielen seiner eigenen Arbeiten soll er die Beisetzung von dessen Namen vergönnt haben. Beide Schüler hielten auch einen Wettstreit in Verfertigung der Venus; Alcmenes siegte, aber nicht durch seine Arbeit, sondern durch die Stimmgebenden der Athenienser, welche für ihn gegen den Fremden Partei nahmen. Desshalb soll Agoracritus seine Statue, damit sie nicht in Athen bliebe, verkauft und Nemesis genannt haben; sie wurde inKhamnus, einem attischen Flecken, aufgestellt, und nach der Ansicht M. Varros ist sie die ausgezeichnetste aller Statuen. In demselben Orte im Tempel der Cybele befindet sich noch ein Werk des Agoracritus. Niemand wird zweifeln, dass Phidias der vorzüglichste aller Bildhauer war, wenn er den von ihm verfertigten Jupiter Olympius zu beurtheilen versteht; damit aber auch diejenigen, welche nichts von ihm gesehen, inne werden, dass er das ihm ertheilte Lob mit Recht verdient, wollen wir einige wenn auch nur kleine Beweise seines Genies mittheileu. Diese Beweise sollen also nicht der Schönheit 12* IgO Sechsunddreissigstes Buch. seines olympischen Jupiters, nicht der Grösse seiner Minerva zu Athen (sie misst 26 Ellen und besteht aus Elfenbein und Gold), sondern nur dem Schilde der letztern entnommen werden. Auf dem erhöheten Rande desselben meisselte er die Schlacht der Amazonen, in der Mitte den Kampf der Götter und Giganten, am Fusse desselben aber den der Lapithen und Centauren ein, und vereinigte somit alle Theile der Kunst auf ihm. Was er an dem Sockel der Statue anbrachte, nannte er die Ausgeburt der Pandora; 20 Gottheiten sind es, deren Geburt hier dargestellt ist, und unter ihnen bewundert man am meisten die Victoria. Kenner bewundern auch die Schlange und unter dem Spiesse selbst die erzene Sphinx. Diese wenigen Andeutungen mögen genügen und zugleich darthun, dass dieser nie genug zu lobende Künstler auch in Nebendingen seine Vortrefflich- keit bewährt hat. Das Zeitalter des Praxiteles, der sich in Marmorar- beiten selbst übertraf, habe ich bei den Bildgiessern auge- führt. Seine Werke befinden sich zu Athen auf dem Töpfer- platze; unter allen seinen, ja unter allen ähnlichen Arbeiten in der ganzen Welt steht aber seine Venus oben an, um deretwilleu viele Menschen nach Gnidus reisten. Er hatte nämlich zwei Exemplare gemacht und verkaufte sie zugleich, die eine, verhüllte, an die Coer, welche sie der andern, die ihnen um denselben Preis zu Gebote stand, vorzogen und dadurch .zu erkennen geben wollten, ihre Wahl sei von Strenge und Zucht diktirt gewesen; die andere, verworfene, an die Gnidier, aber wie unendlich berühmter wurde diese letstere! Später wollte sie der König Nicomedes den Gnidiern abkaufen, und erbot sich, alle Schulden der Stadt ■ — und diese waren sehr bedeutend — zu bezahlen; allein sie wiesen seinen Antrag zurück, wollten lieber alles er- tragen als die Venus missen, und thaten daran nicht un- recht, denn dieses Werk des Praxiteles hat Gnidus berühmt gemacht. Die Kapelle, worin die Göttin steht, würd rundum geöffnet, damit mau ihre Gestalt vollkommen sehen kann, und man glaubt, sie selbst finde Gefallen daran. Von Sechsunddreissigstes Buch. 181 « welcher Seite man sie auch betrachtet, überall erfüllt den Beobachter Bewunderung. Man erzählt, Jemand sei von Liebe zu dieser Statue so entbrannt worden, dass er sich Nachts bei derselben versteckt gehalten, sie umfasst und die Beweise seiner Geilheit durch noch vorhandene Flecken zurückgelassen habe. Zu Gnidus befinden sich noch andere Marmorstatuen berühmter Künstler, wie ein Bacchus von Bryaxis, ein Bacchus und eine Minerva von Scopas; aber von allen diesen ist, der Venus des Praxiteles gegenüber, gar keine Rede, und das erscheint wohl als der beste Be- weis für den unendlich höhern künstlerischen Werth der letztern. Von Praxiteles ist auch ein Cupido vorhanden, um desswillen Verres Thespiae besuchte (was ihm Cicero zum Vorwurfe machte), und der sich jetzt in der Gallerie der Octavia befindet. Ein anderer, nackter Cupido desselben in der Colonie Parium im Propontis hat mit der gnidischen Venus dieselbe Berühmtheit und Beschmutzung gemein; der Rhodier Alcetas war es nämlich, welcher an diesem die Spuren seiner Geilheit zurückliess. Von Praxiteles befinden sich folgende Werke in Rom: Flora, Triptolemus, Ceres in den Gärten des Servilius, der gute Ausgang und das gute Glück auf dem Capitole, dessgleichen die Maenaden, die sogenannten Thyaden und Caryatiden. Die Silenen in den Denkmälern des Asinius Pollio; Apollo und Neptun. Cephisodotus, der Sohn des Praxiteles, war auch der Erbe seiner Kunst. Bemerkenswerth ist seine Gruppe mehrerer Personen i) zu Pergamus, wo die Finger eher in dem Körper als in dem Marmor zu stecken scheinen. Rom besitzt von ihm: Latona in der Kapelle des Capitols, Venus in den Denkmälern dös Asinius Pollio, und innerhalb der gewölbten Gänge der Octavia im Tempel der Juno: Aesculap und Diana. Mit den Werken der beiden vorigen Meister wetteifern die des Scopas. Von ihm hat man eine Venus und einen Pothos, die zu Samothracien mit den grössten ') Symplegma. 182 Sechsunddreissigstes Buch. Feierlichkeiten verehrt werden, ferner einen Apollo im Palatium, in den servilischen Gärten eine ausgezeichnete sitzende Vesta und. um ihr zwei Leuchten, deren gleiche sich nebst der Korbträgerin desselben Künstlers in den Denkmälern des Asinius PoUio befinden. Doch seine besten Arbeiten sind im Tempel des Cn. Domitius beim tlaminischen Circus, nämlich Neptun, Thetis, Achilles und die Nereiden auf Delphinen, Wallfischen und Seepfei'den sitzend, ferner Tritonen, das Gefolge des Phorcus, Sägefische und viele andere Seegeschöpfe, alle von derselben Hand und eine vortreffliche Schöpfung, wenn sie auch sein ganzes Leben in Anspruch genommen hätte. Ausser diesen und den mir nicht bekannten Arbeiten des Scopas sind noch zu erwähnen: ein kolossaler sitzender Mars im Tempel des Brutus Callaicus bei ebendemselben Circus auf dem Wege nach dem labi- canischen Thore, eine nackte Venus ebendaselbst, welche selbst die des Praxiteles tibertrifft und auch jeden andern Ort zieren würde. Zu Rom zwar übersieht man sie über der Masse anderer Kunstwerke, die meisten Menschen werden durch Geschäfte und mancherlei andere Obliegen- heiten von der Betrachtung solcher Dinge abgehalten, denn eine solche lässt sich nur dann mit Erfolg anstellen, wenn Zeit und ein ruhiger, vom Geräusche der Stadt nicht be- rührter Ort zu Gebote stehen. Aus diesem Grunde kennt man auch den Künstler jener Venus, welche der Kaiser Vespasianus den Sammlungen seines Friedenstempels ein- verleibt hat und die des Rufes der Alten würdig ist, nicht. Ebenso weiss man nicht, ob die sterbenden Kinder der Niobe im Tempel des Apollo Sosianus von Scopas oder von Praxiteles sind; ferner wer von ihnen den Vater Janus ge- macht hat, der von Aegypte.i kam, von Augustus in seinem Tempel aufgestellt wurde, jetzt aber auch schon mit Gold überdeckt ist. Ebenso ungewiss ist es, von wem der den Blitzstrahl haltende Cupido im Rathhause der Octavia. Endlich wird versichert, dass in jenem Zeitalter Alcibiades der schönste Mann von Gestalt gewesen sei. Viele geschätzte Arbeiten sind aus dieser Schule her- Sechsunddreissigstes Buch. 183 vorgegangen, von denen man die Verfertiger nicht kennt. Vier Satyren, von denen der erste den in einen Mantel gehüllten Bacchus im Arme, der zweite die Gemahlin des Bacchus 1) trägt, der dritte ein weinendes Kind beschwichtigt und der aus dem Becher eines Andern seinen Durst stillt, und zwei Luftgestalten, welche in ihren Kleidern dahin segeln. In den Schranken des Volksversammlungsplatzes der Olympius, Pan, Chiron und Achilles, deren Werth man einer Bürgschaft auf Leib und Leben gleich setzt. Nebenbuhler des Scopas waren Bryaxis, Timotheus und Leochares, deren ich ebenfalls hier gedenken muss, da sie alle vier gleichzeitig an dem Mausoleum gearbeitet haben. Dieses Mausoleum ist ein Grabmal, welches Artemisia ihrem Gemahle, einem kleinen Könige in Carlen, der im zweiten Jahre der 107. Olympiade starb, errichten Hess. Dass dasselbe zu den sieben Wunderwerken der Welt ge- zählt worden, verdankt man besonders diesen Künstlern. Es ist von Süden nach Norden 63 Fuss lang, in entgegen- gesetzter Eichtung etwas kürzer, 25 Ellen hoch, sein Um- fang beträgt 440 Fuss und 36 Säulen umschliessen es. Man bat ihm den Namen Fterou gegeben. An der Ostseite ar- beitete Scopas, an der Nordseite Bryaxis, an der Südseite Timotheus und an der Westseite Leochares. Die Königin starb zwar, noch ehe sie fertig waren, allein sie Hessen die Arbeit nicht liegen, denn sie betrachteten das Grabmal zugleich auch als ein Denkmal ihrer eigenen Kunst. Noch heute ist man unentschieden darüber, wem von ihnen der Vorzug an diesem Werke gebührt. Es kam übrigens noch ein fünfter Künstler hinzu, lieber der Zinne des Mausoleums erhebt sich nämlich, von gleicher Höhe als dieses selbst, eine Pyramide, welche 24 Stufen bildend in eine kleine Fläche endigt, und oben auf derselben steht ein marmornes Viergespann von der Hand des Pythis. Mit diesem beträgt die Höhe des ganzen Werks 140 Fuss. ') Libera. ]g4 Sechsunddreissigstes Buch. Von Timotheus befindet sicli zu Rom auf dem pala- tinischen Berge im Tempel des Apollo eine Diana, au der Avianius Evander den Kopf restaurirt hat. Sehr bewundert wird auch sein Hercules zu Menestratus, seine Heeate zu Ephesus im Tempel der Diana hinter dem Heiligthum, bei deren Beschauung die Tempeldiener erinnern, man möge die Augen schonen, denn der Marmor glänzt überaus stark. Die Grazien im Propyläum zu Athen von Socrates, einem von dem Maler gleichen Namens verschiedenem, nach Anderen aber damit identischem Künstler, werden gleichfalls sehr gerühmt; ferner ein betrunkenes altes Weib zu Smyrna von jenem Myron, der sich auch in Erzarbeiten einen Namen erwarb. Asinius Pollio, ein Mann von leidenschaftlichem Temperamente, wollte auch seinen Sammlungen Berühmt- lieit verschaffen, und so findet man denn darin: die Nymphen tragenden Centauren des Arcesilas, die Thespiaden des Cleomenes, den Oceanus und Jupiter des Henisochus, die Appiaden des Stephanus, die Hermeroten des Tauriscus, aber nicht des Ciseleurs sondern des Trallianers; den die Gastfreundschaft schützenden Jupiter des Papylus, eines Schülers des Praxiteles, ferner den Zethus, Amphion, die Dirce, den Stier und die Fessel, alles aus einem Steine von Apollonius und Tauriscus gehauen und von Rhodus hergeholt. Diese veranlassten einen Streit der Eltern über sich, sie sagten nämlich, Menecrates scheine, Artemidorus aber sei natürlich. Ebendaselbst befindet sich auch ein berühmter Bacchus des Eutychides; neben dem Porticus der Octavia des Rhodiers Philiscus Apollo in seinem Heilig- thume, ferner Latona, Diana, die neun Musen und noch ein anderer, unbekleideter Apollo. Denjenigen in demselben Tempel, welcher eine Zither hält, machte Timarchides; innerhalb des Porticus der Octavia, im Tempel der Juno findet man eine Juno von Dionysius, noch eine andere Juno von Polycles, eine Venus von Philiscus, die übrigen Bildsäulen sind von Praxiteles, Polycles und Dionysius. Der Sohn des Timarchides machte den Jupiter, welcher in dem nächsten Tempel steht, Heliodorus den Pan und Sechsunddreissigstes Buch. 185 Olympus mit einander ringend, welches Stück die zweite berühmte Gruppe ist, Polycharmus eine sich badende und eine stehende Venus. Dass des Lysias Werk zu den sehr geschätzten gehört, ergiebt sich aus dem Umstände, dass es der Kaiser Augustus seinem Vater Octavius zu Ehren »im Pälatium über dem Bogen aufstellte und mit einem kleinen Tempel auf Säulen zierte; es ist diess nämlich ein Viergespann mit Wagen, Apollo und Diana aus einem einzigen Steine. Bemerkens- werthe Arbeiten in den servilischen Gärten sind: ein Apollo von jenem Erzkünstler Calamis, Faustkämpfer von Dercy- lides, der Geschichtschreiber Callisthenes von Amphistratus. — Der Ruf vieler andern Kunstwerke liegt mehr im Dunkeln, denn bei manchen sehr ausgezeichneten Werken wird der Ruhm einiger Meister durch die Anzahl der Künstler selbst (denen man das betreffende Werk zuschreibt oder die zu- gleich daran gearbeitet haben) in Frage gestellt; Einer also nimmt nicht den ganzen Ruhm in Anspruch, und mehrere gleichzeitig namentlich anzuführen, ist doch auch nicht zulässig. So geht es unter andern mit dem Laokoon im Hause des Kaiser Titus, einem Werke, welches über allen Schöpfungen der Malerei und Bildgiesserei steht, ihn sammt seinen Kindern von Drachen wunderbar durch- schlungen aus einem einzigen Steine gemeisselt darstellt, und nach dem Resultate einer darüber gehaltenen Berathung von den ausgezeichneten rhodischen Künstlern Agesander, Polydorus und Athenodorus ausgearbeitet ist. So stehen in den kaiserlichen Häusern auf dem palatinischen Berge eine Menge der vorzüglichsten Statuen von Craterus mit Pytho- dorus, von Polydeuces mit Hermolaus, von einem andern Pythodorus mit Artemon, ferner vom Trallianer Aphrodisius allein ^). Das Pantheum des Agrippa zierte Diogenes von Athen aus, seine Caryatiden an den Säulen dieses Tempels werden *) singuJaris, d. h. der gern für sich, nicht gemeinschaftlich mit Andern an einem Stücke arbeitete. 185 Sechsuuddreissigstes Bucli. von wenigen Kunstwerken erreicht; dieselbe Vorzüglichkeit muss den auf dem Giebel stehenden Bildsäulen zuerkannt werden, doch sind sie wegen ihrer Entfernung von der Erde weniger bekannt. Der Hercules, bei welchem die Punier jährlich einen Menschen opferten, ist ehrlos, steht daher in keinem Tempefl, sondern an der Erde vor dem Eingänge in den Säulengang „Zu den Nationen." Auch die Thespiaden, von denen, wie M. Varro erzählt, der römische Ritter Junius Fisciculus eine liebte, standen beim Tempel des Glücks. Ferner hat sich Pasiteles, der an der griechi- schen Küste von Italien geboren und mit jenen Städten zur Würde eines römischen Bürgers gelangt war, um die Kunst verdient gemacht, unter andern durch die Verfassung von fünf Büchern worin die bessern Kunstwerke auf der ganzen Erde beschrieben sind, ferner durch einen Jupiter von Elfenbein, der in dem Tempel des Metellus auf dem Wege zum Marsfelde steht. Als er einst auf den Schiffs- werften i) wo sich die wilden Thiere aus Afrika befanden, einen Löwen durch die Stäbe des Käfigs betrachtete und mit seiner Nachbildung beschäftigt war, ereignete es sich, dass aus einem andern Käfige ein Panther hervorbrach, und nur mit genauer Noth gelang es dem fleissigen Künstler, der Gefahr zu entrinnen. Er soll sehr viele Stücke ver- fertigt haben, welche aber, wird nicht gesagt. Auch den Arxiesilaus rühmt Varro; er erzählt nämlich, er selbst habe von ihm eine marmorne Löwin und geflügelte Liebesgötter welche mit ihr spielten und denen einige dieselbe gebunden hielten, andere sie aus einem Hörne zu trinken zwangen, noch andere sie mit ihren Schuhen traten, alles aus einem einzigen Steine gemacht, besessen. Derselbe Autor giebt an, die Statuen der 14 Völkerschaften, welche um das Theater des Pompejus stehen, habe Coponius gemacht. Auch Canachus soll ein tüchtiger Bildhauer in Marmor gewesen sein; ferner sind Sauras und Batrachus, Lacedä^ *) In dem dritten Stadtbezirke. Sechsunddreissigstes BucIl 187 monier von Geburt, welche die mit Säulengängen einge- schlossenen Tempel der Octavia errichtet haben, nicht mit Stillschweigen zu übergehen. Einige geben an, sie wären sehr reich gewesen und hätten diese Tempel auf ihre Kosten gebauet, in der Hoffnung dass ihre Namen durch Inschriften verewigt werden würden; als ihnen diess Gesuch abgeschlagen sei , hätten sie sich die Erreichung ihres Wunsches auf andere Weise zu verschaffen gewusst, wenig- stens sieht man noch an den Windungen der Säulen statt ihrer Namen Sinnbilder derselben, nämlich eine Eidechse und einen Frosch aasgehauen. Dass im Tempel des Jupiters ein Gemälde und alle übrigen Ausschmückungen weiblicher Arten waren, ist bekannt; als nämlich der Juno ein Tempel gebauet war und die Bildnisse darin aufgestellt werden sollten, sollen sie die Träger verwechselt haben, es sei aber aus religiöser Scheu keine weitere Abänderung getroffen worden und so hätten die Gottheiten selbst ihren Wohnsitz getheilt. Daher befindet sich alles, was eigentlich in dem Tempel des Jupiters gehört, in dem der Juno. Einige Künstler erwarben sich auch durch kleine Marmor- arbeiten Ruf, so z. B. Myrmecides durch ein Viergespann mit dem Kutscher, den eine Fliege mit ihren Flügeln be- decken konnte, und Callicrates durch Ameisen, deren Beine und andere feinere Gliedmassen mit blossem Auge kaum zu sehen waren. 5. Nachdem ich von den Arbeiten und den berühmtesten Künstlern in Marmor gehandelt habe, muss ich noch hin- zufügen, dass in der Blüthezeit dieser Kunst der gefleckte Marmor noch nicht geschätzt war. Damals bediente man sich (gewöhnlich) des Marmors der Cycladeinsel Thasus, auch desjenigen von Lesbos, doch zieht sich der letztere schon etwas mehr ins Blaugraue. Den Gebrauch des ge- fleckten Marmors und das ganze Gepränge damit führte zuerst und mit seltenem Erfolge Menander, der fleissigste Beförderer der Ueppigkeit, ein. Die Säulen wurden nur in den Tempeln angebracht, aber nicht um damit zu prunken 188 Sechsunddreissigstes Buch. (denn diess verstand man damals noch nicht), sondern weil man sie auf keine andere Weise festzustellen wusste. Auf diese Weise führte man den Bau des Tempels des olympi- schen Jupiters zu Athen aus, aus welchem Sulla die Säulen zu den capitolischen Tempeln nach Rom brachte. Jedoch unterschied man schon zu Homers Zeiten Marmor vom Steine, denn dieser Dichter spricht von Marmor, der mit Stein durchsetzt sei, aber damals enthielten die Häuser der Könige, wenn auch aufs prächtigste verziert, doch ausser Erz, Gold, Elektrum und Silber, nur Elfenbein. Wie mir scheint, fand man zuerst in den Steinbrüchen der Chier gefleckten Marmor; sie erbauten damit ihre Mauern und zeigten ihn Allen als etwas Prächtiges, was M. Cicero zu dem treffenden Ausspruche veranlasste: „Ich würde Eure Mauern mehr bewundern, wenn ihr sie aus tiburtini- Steinen gemacht hättet." Und in der That würde die Malerei niemals zu solch hohem Ansehn gelangt sein, wenn der (gefleckte) Marmor damals so berufen gewesen wäre. 6. Ob die Kunst, den Marmor in dünne Platten zu schneiden, eine Erfindung der Carier ist, kann ich nicht entscheiden. Wie ich finde, war das Haus des Mausolus zu Halicarnassus das erste Gebäude, dessen (ziegelsteinerne) Wände mit (proconnesischem) Marmor bekleidet wurden. Mausolus starb aber im zweiten Jahre der 107 ten Olympiede, dem 403 ten Jahre Roms. 7. Cornelius Nepos erzählt, Mamurra aus Formii, ein römischer Ritter und Feldzeugmeister ^) des C. Caesar in Gallien, habe zuerst alle Wände seines Hauses auf dem cälischen Berge mit Marmorplatten bedecken lassen. Man nahm keinen Anstoss daran, dass diese Erfindung einen solchen Urheber hatte; dieser Marmor ist nämlich derselbe, den der Veroneser CatuU in seinen Gedichten so ') Praefectus fabrüm. Sechsunddreissigstes Buch. 189 geisselte, und von dem sein Haus und dessen Einrichtung klarer als Catull sagte, er hätte alles, was das haarige Gallien besessen habe, Nepos fügt noch hinzu, derselbe habe zuerst in seinem ganzen Hause nur marmorne Säulen, und zwar solche aus einem Stücke aus den carystischen und lunensischen Brüchen gehabt. 8. M. Lepidus, des Catulus Mitconsul im 676sten Jahre Roms war der erste, welcher in seinem Hause Thtirschwellen von numidischem Marmor legen Hess, was ihm grossen Tadel zuzog. Diese erste Spur eingeführten numidischen Marmors zeigt sich also nicht an Säulen oder Wandplatten, wie bei dem oben erwähnten carystischen, sondern in Massen an den Thtirschwellen. Vier Jahre nach Lepidus war L. Lucullus Consul; ihm verdankt offenbar der lucullische Marmor seinen Namen, welchen jener sehr schätzte und zuerst nach Rom brachte. Diese Art ist schwarz, während sich andere Sorten durch ihre Flecken und Farben empfehlen, kommt auf der Insel Melos vor und ist die einzige, welche nach ihrem Liebhaber benannt wurde. Die Schaubühne des M. Scaurus hatte, soviel ich weiss, zuerst marmorne Wände, ob aber nur mit Platten belegte oder aus ganzen Stücken aufgebauete wie jetzt der Tempel des donnernden Jupiters auf dem Capitole, vermag ich nicht zu unter- scheiden; ich finde nämlich aus damaliger Zeit noch keine Spuren von geschnittenem Marmor in Italien. 9. Möge nun der Erfinder heissen wie er wolle, so war es ein unpassender Gedanke, den Marmor zu schneiden und die üeppigkeit zu vertheilen. Das Schneiden selbst geschieht durch Sand und nur scheinbar durch Eisen, denn die Säge drückt in sehr schmaler Linie auf den Sand, wälzt denselben durch Hin- und Hergehen und schneidet so unmittelbar durch die Bewegung. Der beste Sand zu dieser Operation ist der äthiopische; man muss also nach Aethiopien schicken, um Marmortafeln zu machen, ja selbst nach Indien, dessen Perlen man sogar verschmähete, als 190 Sechsunddreissigstes Buch. die Sitten noch nicht verdorben waren. Der indische Sand steht an Güte dem äthiopischen am nächsten, ist aber etwas weicher; der äthiopische schneidet ohne rauh zu machen, der indische bekommt diese Eigenschaften erst, wenn er von den Arbeitern geglüht worden ist. Einen ähnlichen Fehler hat der Sand von Naxos und Coptis, welch' letzterer auch ägyptischer heisst. Die soeben ge- nannten Sandarten dienten früher ausschliesslich zum Schneiden des Marmors; später entdeckte man noch eine, nicht minder brauchbare Art an einer seichten Stelle des adriatischen Meeres, welche nur bei der Ebbe zum Vorschein kommt und daher der Beobachtung so lange entging. Gegenwärtig verleitet der Hang zum Betrüge die Künstler bereits, mit Sand aus allen Flüssen den Marmor zu schneiden, ohne zu bedenken, welcher Schaden ihnen dadurch erwächst; gröberer Sand macht nämlich weitere Spalten, reibt mehr Marmor weg, die Platten werden rauher, erfordern hernach mehr Mühe beim Schleifen und fallen folglich zu dünn aus. Zum Schleifen gebraucht man thebischen Sand und poröses oder bimssteinartiges Gestein. 10. Zum Poliren der Marmorarbeiten, ja selbst zum Schneiden und Poliren der Edelsteine bediente man sich lange Zeit nur des sogenannten naxischeu Steines, welcher auf der Insel Cypern vorkommt. Später verdrängte ihn eine Steinh- art aus Armenien. 11. Die Arten und Farben des Marmors sind so bekannt, dass eine nähere Auseinandersetzung hier unnöthig erscheint; auch ihre Anzahl so gross, dass die Aufzählung nicht ganz leicht ist; denn welcher Ort hat nicht seine eigene Art Marmor? Die berühmtesten Arten habe ich indessen im geographischen Theile bei den betreffenden Völkerschaften genannt. Nicht aller Marmor findet sich aber in Stein- brüchen'), sondern vieler auch unter der Erde zerstreuet ') d. h. in bedeutenden Massen beieinander. Sechsunddreissigstes Buch. 191 und solcher gehört oft zu den geschätztesten Arten, wie z. B. der lacedämonische, welcher grün und an lebhaftem Aussehen alle übrigen übertrifft, ferner der augusteische und tiberische, welche resp. unter den Kegierungen des Augustus und Tiberius in Aegypten entdeckt worden sind. Diese beiden unterscheiden sich vom Ophit, der seinen Namen der schlangenähnlichen Fleckung verdankt, dadurch, dass sie auf verschiedene Weise gefleckt sind, der augusteische hat nämlich wellenförmig krause, in eine Spitze sich vereinigende, der tiberische zerstreuete, nicht zusammen gewundene graue Streifen. Vom Ophit findet man nur sehr kleine Säulen; er bildet zwei Arten, eine weisse weiche und eine schwarze harte. Beide Arten sollen aufgebunden gegen Kopfschmerzen und Schlangen- bisse gut sein; den weissen empfehlen Einige, Wahnsinnigen und Schlafsüchtigen aufzubinden. Gegen Schlangen empfiehlt man aber besonders diejenige Art, welche aschgrau aus- sieht, dieser Farbe wegen den Namen Tephria^) führt, aber auch nach seinem Fundorte Memphites genannt wird. Man legt ihn als Pulver mit Essig auf Stellen, welche gebrannt oder geschnitten werden sollen; er bewirkt, dass der Körper unempfindlich wird und bei der Operation keine Schmerzen fühlt. Ebenfalls in Aegypten kommt der rothe Porphyrites vor, welcher, wenn er mit weissen Punkten durchsetzt ist, den Beinamen der kleinsteinige bekommt. Seine Brüche gestatten, ihn in beliebig grossen Blöcken auszuhauen. Vitrasius PoUio, der Statthalter des Kaisers Claudius, brachte Bildsäulen aus diesem Marmor von Aegypten nach Kom, diese Neuigkeit fand aber keinen Anklang, wenigstens keine Nachahmer. In Aethiopien entdeckten die Aegypter den Basanites, der die Härte und Farbe des Eisens hat und hiernach benannt worden ist. Er hat unter allen Steinarten bis jetzt den grössten Block geliefert, welcher *) x£(pQcc: Asche. 192 Sechsunddreissigstes Buch. verarbeitet von dem Kaiser Vespasianus dem Augustus zu Ehren in den Tempel des Friedens geweihet wurde und den Nil darstellt, um welchen 16 Kinder, als Symbole der höchsten Anschwellung dieses Flusses bis zu 16 Ellen, spielen. Ihnen nicht unähnlich soll der Stein sein, welcher der Bildsäule des Memnon in dem Tempel des Serapis in Aegypten geweihet ist, und der alle Tage, wenn ihn die Strahlen der Sonne berühren, ein Geräusch machen soll. 12. Unsere Vorfahren glaubten, der Onyx komme nirgends weiter als in den Bergen Arabiens vor, nach Sudines findet er sich aber auch in Deutschland. Anfangs machte man daraus Trinkgeschirre, später auch Füsse zu Betten und Sesseln. Cornelius Nepos sagt, man sei sehr erstaunt ge- wesen, als P. Lentulus Spinther daraus verfertigte Amphoren von der Grösse der chiotischen Weinfässer vorgezeigt habe; fünf Jahre später habe er 32 Fuss lange Säulen dieses Steines gesehen. Doch änderte es sich wieder damit; denn Cornelius Baibus stellte als ein grosses Wunderding vier mittelmässige Säulen davon in seinem Theater auf. Ich selbst habe 30 grössere in einem Speisesaale, den sich der seiner Macht wegen bekannte Freigelassene Callistus des Kaisers Claudius erbaut hatte. Einige nennen diesen Stein Alabastrites, und fertigen daraus Salbenbüchsen, worin sich diese Präparate am besten halten sollen. Ge- brannt eignet er sich auch zu Pflastern. Er findet sich bei Theben in Aegypten und bei Damaskus in Syrien; letzterer ist weisser als die übrigen Sorten, der geschätz- teste kommt aber in Carmanien vor, dann folgt der indische, syrische und asiatische, endlich der cappadocische, welcher am schlechtesten ist und keinen Glanz besitzt. Man zieht die honigfarbigen, an der Spitze fleckigen und undurchsich- tigen vor, während die honigartig gefärbten oder weissen und dem Glase ähnlichen verworfen werden. 13. Von dem erwähnten Steine soll in Bezug auf die An- wendung zur Aufbewahrung der Salben der auf Paros vor- Sechsunddreissigstes Buch. 193 kommende lygdiuische Stein nur wenig veischiedeu sein ; er bilde Massen, welche an Grösse den Schalen und Trink- bechern gleichkommen, sei früher nur aus Arabien zu uns gebracht und besitze eine ausserordentlich helle Farbe. Man schätzt auch zwei unter sich verschiedene Steine sehr, nämlich den corallitischen in Asien, der nicht über zwei Ellen misst und an Weisse und sonstigem Ausehn dem Elfenbein nahe sieht, Und den alabandi sehen, welcher diesen Namen nach seinem Vaterlande führt und schwarz ist, doch auch in Milet vorkommt, hier aber mehr ins Purpurrothe nüangirt. Er schmilzt im Feuer und wird zum Gebrauche wie Glas gegossen. Der the tische Stein ist mit goldfarbigen Punkten durchsetzt, findet sich in dem an Aegypten streifenden Distrikte von Afrika, und wird zu Platten gebraucht, auf welchen man Augensalben reibt. Um Syene in Thebais findet sich der syenitische Stein, der früher den Namen der rothbunte führte. 14. Aus dem Syenit Hessen die Könige mit einem gewissen Wettstreite grosse Balken hauen, welche sie Obelisken nannten und dem Sonnengotte weiheten. Ihre Gestalt soll die Strahlen der Sonne andeuten und hierin liegt der Sinn des ägyptischen Namens. Den ersten Obelisk errichtete Mesphres, welcher in der Sonnenstadt regierte und durch einen Traum dazu veranlasst ward, was auch auf demselben eingeschrieben ist, denn die daran sichtbaren Zeichen und Bilder sind ägyptische Buchstaben. Später ahmten andere Könige dieses Beispiel nach; so errichtete Sesothis in der oben genannten Stadt vier Obelisken, von denen jeder 48 Ellen maass, Rhamsesis aber, unter dessen Regierung Troja erobert wurde, einen von 140 Ellen Höhe. Letzterer zog von dort weg und errichtete da, wo des Mnevis Residenz war, einen andern von 120 Ellen Höhe und bedeutender Dicke, denn jede Seite maass (an der Basis) 11 Ellen. Es sollen daran 120000 Menschen beschäftigt gewesen sein. Als er aufgerichtet werden sollte und der König fürchtete, die Maschinen möchten für die ungeheure Last zu schwach Wittstein: Plinius. VI. Bd. 13 194 Sechsunddreissigstes Buch. sein, Hess er seinen eigenen Sohn an die Spitze binden^ um den Künstlern die Sorge vor Gefahr noch mehr ans Herz zu legen und zu bewirken, dass die Erhaltung des Lebens seines Sohnes sich auch auf die des Steins tiber- trüge. Dieses wunderbare Werk war die Ursache, dass der König Cambyses, als er die Stadt eroberte und das Feuer bis zu dem Sockel des Obelisks gelangt war, befahl das Feuer zu löschen; er zeigte somit mehr Kespekt vor diesem, als vor der Stadt selbst.^) Es giebt noch zwei andere Obelisken, der eine von Zmarres errichtet, der andere von Phius, beide ohne Zeichen und 48 Ellen hoch. Ptolemaeus Philadelphus errichtete in Alexandrien einen von 80 Ellen, den der König Necthebis hatte rein aushauen, lassen, und dessen Transport und Aufrichtung mehr Mühe verursachte, als die Bearbeitung, Einige geben an, er sei von dem Baumeister Satyrus zu Schiffe fortgeführt, nach Callixenus brachte ihn aber Phoenix auf einem Kanäle herbei, der vom Nile nach dem Platze, wo er lag, gezogen war, und die Wegschaffung geschah auf folgende Weise. Zwei offene Schiffe wurden neben einander gelegt, mit fusslangen Stücken von derselben Steinart so weit beladen, dass deren Gewicht der doppelten Last des Obelisks gleich kam, hierauf unter den mit seinen äussersten Enden auf beiden Ufern liegenden Obelisk 2) geschoben, dann die Steine wieder ausgeladen und dadurch die Schifte so weit gehoben, dass sie die ihnen bestimmte Last aufnehmen konnten. Dieser Obelisk soll auf 6 Würfeln aus demselben Berge errichtet worden sein und der Baumeister eine Ver- gütung von 50 Talenten erhalten haben; der oben genannte König Hess ihn, als ein Liebesgeschenk für seine Gemahlin und gleichzeitige Schwester Arsinoe, in Arsinoeum setzen. Später wurde derselbe, da er den Schiffswerften im Wege stand, von Maximus, dem Statthalter in Aegypteu, auf das ') Diesen Obelisk liess Constantin, Sohn Constantins des Grossen, nach Rom bringen, wo er, 133' hoch, jetzt vor dem Lateran steht. ■^) Quer anter dem Obelisk hin war nämlich der Kanal gezogen» Sechsunddreissigstes Buch. I95 « Forum gebracht, und die Spitze davon abgenommen um eine andere, vergoldete daraufzusetzen, was jedoch unter- blieb. Zwei andere im Hafen von Alexandrien beim Tempel Caesars sind vom König Mesphres und 42 Ellen hoch. Am meisten Schwierigkeit machte der Seetransport der Obelisken nach Rom, was auf überaus grossen Schififen geschehen musste. Der Kaiser Augustus bestimmte das Schiff, welches den ersten Obelisk gebracht hatte, der Merkwürdigkeit wegen zur beständigen Station zu Puteoli; später ging es aber in Flammen auf. Das Schiff, worin der Kaiser Cajus einen hatte herkommen lassen, und welches an Merkwürdigkeit alle bis dahin auf dem Meere gesehenen tibertraf, Hess Claudius, nachdem es einige Jahre gestanden hatte, nach Ostia bringen, Thürme von Puteolanischem Staube auf demselben errichten, und zur Verbesserung des dortigen Hafens versenken; hieraus entstand aber eine andere Sorge für die Schiffe, welche die Tiber hinauffahren sollten. Diess Experiment beweist übrigens, dass dieser Fluss nicht weniger Wasser enthält als der Nil. Der Obelisk, den Augustus im grossen Cireus errichtete, ist vom Könige Semenpserteus, unter dessen Regierung Pythagoras in Aegypten war, und hat ohne das Fussgestelle (welches aus demselben Steine ist) eine Höhe von 85^ 4FU8S; der auf dem Marsfelde stehende ist von Sesothis und 9 Fu8S kleiner. Beide enthalten Inschriften, deren Sinn eine Er- klärung der Naturphilosophie der Aegypter ist. 15. Den auf dem Marsfelde stehenden Obelisk be- stimmte der Kaiser Augustus zu einem merkwürdigen Zwecke, nämlich durch seinen Schatten die Dauer der Tage und Nächte anzuzeigen. Der Schatten nämlich, welchen derselbe am Mittage des kürzesten Tages warf, wurde auf der Ebene durch ein Steinpflaster angedeutet, und allmählig auf diesem durch eingelegte metallene Streifen die Zunahme und dann auch wieder die Abnahme der Tage bezeichnet, — in der That eine der näheren Kenntnissnahme würdige, und dem Genie des Mathematikers Facundus Novus zur Ehre 13* 19(5 Sechsunddreissigstes Buch. gereichende Erfindung. Dieser Gelehrte Hess auf der Spitze des Obelisks eine vergoldete Kugel anbringen, deren Schatten sich in einer Spitze sammelte, die unregelmässig bald hier- bald dorthin geworfen wurde; Anlass dazu soll ihm der Kopf eines Menschen gegeben haben. Obige Ein- richtung des Obelisks trifft aber nun schon seit fast 30 Jahren nicht mehr mit der Natur überein, entweder weil im Laufe der Sonne und in der Beschaffenheit des Himmels eine Abänderung eingetreten, oder weil die ganze Erde aus ihrem Mittelpunkte gerückt (was, wie ich finde, auch an andern Orten wahrgenommen wird), oder nur der Stunden- zeiger, in Folge von Erdbeben zu Kom, von seinem Stand- orte etwas verrückt ist, oder durch Ueberschwemmungen der Tiber der Grund sich gesenkt hat; doch soll das Fundament so tief in die Erde gelegt sein, als der Obelisk hoch ist. Der dritte Obelisk zu Rom steht im Vaticanischen Circus der Kaiser Cajus und Nero, und ist der einzige, der beim Transporte durchbrach; Nuncoreus, der Sohn des Sesosides, hatte ihn anfertigen lassen. Von ihm existirt noch ein anderer von 100 Ellen Höhe, den er nach wieder- erlangtem Augenlichte (er war erblindet) in Folge eines Orakelspruchs der Sonne weihete. 16. Im Vorbeigehen will ich auch die ägyptischen Pyrami- den berühren, diese Beweise eines müssigen und thörichten Gelddünkels der dortigen Könige, welche, wie die meisten Schriftsteller berichten, von ihnen nur gebauet wurden, um ihren Nachfolgern oder den ihnen nachstellenden Neben- buhlern kein Geld zu hinterlassen oder um den Pöbel zu beschäftigen. Gross war die Eitelkeit jener Menschen in dieser Richtung, wie auch die noch vorhandenen Spuren mehrerer angefangener Pj-ramiden beweisen. Eine Pyramide steht in dem Gebiete von Arsinoe, zwei in dem von Memphis unweit des Labyrinthes, von dem ich noch sprechen werde; ebensoviele da, wo der See des Möris d. h. der grosse Graben war. Die beiden letztern rechnen die Aegypter zu Sechsundclreissigstes Buch. 197 den merkwürdigen und wunderbaren Schöpfungen ihres Landes, sie sollen aber nur mit ihren Spitzen aus dem Wasser hervorragen. Die übrigen drei, deren Ruf die ganze Welt erfüllt hat, können vom Meere aus deutlich erkannt werden, und stehen in einem Theile Afrikas auf einem steinigen unfruchtbaren Berge zwischen der Stadt Memphis und dem sogenannten Delta, kaum 4000 Schritte vom Nile und 7500 Schritte von Memphis entfernt, neben dem Flecken Busiris, von wo aus man sie gewöhnlich besteigt. 17. Vor diesen Pyramiden steht die Sphinx, eine Gottheit der dortigen Bewohner, welche noch weit mehr Bewunde- rung verdient, aber von den Schriftstellern fast mit Still- schweigen behandelt wird. In ihr soll der König Harmais begraben liegen, sie selbst aber anderswoher gebracht sein. Sie ist aus einem einzigen natürlichen Steine gearbeitet und das rothe Gesicht dieses Ungeheuers wird göttlich verehrt. Der Umfang des Kopfes, über die Stirn gemessen, beträgt 102 Fuss, die Länge der Füsse 143 Fuss, die Höhe vom Bauche bis zum obersten Ende des Kopfes 61 Vi Fuss. Das Material zu der grössten Pyramide haben die Steinbrüche Arabiens geliefert, und 360 000 Menschen 20 Jahre lang daran gearbeitet; alle drei aber sind in 78 Jahren und 4 Monaten fertig geworden. Folgende Autoreu haben die Pyramiden beschrieben: Herodotus, Euhemerus i), Duris von Samos, Aristagoras -), Dionysius ^), Artemidorus, Alexan- ') Wahrscheiiilicli Eiihemerus Atheos (cl. i. Atheist), aus Messana, am Hofe des Königs Kassander von Maeedonien lebend, wandte seines Lehrers Theodoros Atheismus auf die Volksreligion an, indem er gegen den Polytheismus eiferte, und schrieb eine Göttergeschichte, worin er zu zeigen suchte , dass alle griechische Götter ehemalige Könige und Feldhen-en wären. 2) Sohn des Molpagoras, Schwiegersohn des Histiaeus und sein Nachfolger als Statthalter von Milet, blieb 498 v. Chr. in Thrazien in einem Gefechte gegen Darius. ^) Wahrscheinlich der Geograph aus Byzanz, von welchem schon im IV. und V. B. die Rede war. 198 Sechsunddreissigstes Buch. der Polyhistor, Butoridas^), Antisthenes2), Demetrius, Demo- teles^), Apion. Keiner von ihnen weiss aber die eigent- lichen Erbauer derselben anzugeben, und so sind denn die Schöpfer dieser Eitelkeit mit Fug und Recht der Vergessen- heit anheim gefallen. Einige jener Schriftsteller berichten, die Kosten des dabei verzehrten Rettigs, Knoblauchs und der Zwiebeln hätten sich auf 1500 Talente belaufen. Die grösste Pyramide nimmt 7 Jugera Land ein, ihre vier Seiten sind gleich lang und jede misst 833 Fuss, die Höhe vom Boden bis zur Spitze beträgt 725 Fuss; der Umfang der Spitze 16 V2 Fuss. DieLängederviergleichenSeiten der zweiten Pyramide besrägt je 707 V2FUSS. Diedritteistnochkleiner,sieht aber schöner aus,ist aus äthiopischen Steinen aufgeführt und jede ihrer Seiten misst 363 Fuss. Spuren des Baues finden sich dort nirgends, rundum weit und breit nichts als linsen- ähnlicher Sand, wie in dem grössern Theile von Afrika. Eine höchst wichtige Frage ist, durch welche Mittel die Mauersteine zu einer solchen Höhe hinauf geschafft worden sind. Einige meinen, man habe in dem Maasse, als das Werk gestiegen sei, rundum Natron und Salz aufgehäuft und dieses nach Vollendung des Ganzen durch Uebertreten des Flusses wieder entfernt; Andere sagen, man habe aus Lehmsteinen Brücken gebauet, und, nachdem der Bau fertig gewesen, die Lehmsteine zum Bau von Privathäusern ver- wendet, denn der Nil liege zu tief, als dass er die Gegend habe überschwemmen können. Im Innern der grössten Pyramide befindet sich ein 86 Ellen tiefer Brunnen, durch welchen der Fluss hiuzugeleitet worden sein soll. Thaies von Milet erfand, die Höhe dieser Pyramiden und aller ähnlichen Baue auf die Weise zu ermitteln, dass man den von ihnen geworfenen Schatten zu der Zeit, wo er dem Körper gleich zu sein pflegt, misst. — Diess sind die Wunder von den Pyramiden; das grösste Wunder davon aber — ') Ein unbekannter Schriftsteller. -) Aus Athen, um 380 v. Chr., Freund und Schüler des Socrates, früher des Gorgias, Lehrer des Diogenes. *) Unbekannt. Sechsunddreissigstes Buch. 199 damit man nicht über den Reichthum der Könige erstaune, — dass die kleinste, jedoch schönste Pyramide ein Werk der Rhodopis ist, welche nichts weiter als eine Hure und vor- mals Mitsclavin und Hausgenossin des fabeldichteuden Philosophen Aesop war. Das Wunder erscheint um so grösser, da nur der feile Gebrauch ihrer Reize ihr solche Schätze zuführte. 18. Man rühmt noch einen andern, von einem Könige er- baueten Thurm, der auf der den Hafen von Alexandrien bildenden Insel Phar US steht und 800 Talente gekostet haben soll. Hierbei müssen wir aber — um nichts zu übergehen — der Grossmuth des Erbauers, Königs Ptolemaeus i) ge- denken, der den Namen des Baumeisters Sostratus aus Gnidus daran zu setzen gestattete. Dieser Thurm dient dazu, durch angebrachtes Feuer den Seefahrern bei Nacht die Untiefen und den Eingang zum Hafen zu zeigen. Der- gleichen Leuchtthürme sind bereits an mehreren Orten errichtet, z. B. zu Ostia und Ravenna. Bleibt das Feuer aber fortwährend unterhalten, so bringt es die Gefahr mit sich, dass man es leicht für ein Gestirn hält, denn in der Ferne haben alle leuchtenden Punkte ein und dasselbe An- sehu. Der oben genannte Baumeister soll auch den hängen- den Spaziergang in Gnidus gemacht haben. 19. Auch von den Labyrinthen, diesen seltsamsten aber nicht, wie man glauben möchte, falschen (erdichteten) Werken des menschlichen Geistes, müssen wir handeln. Noch jetzt nämlich befindet sich ein solches in dem hera- cleopolitischen Bezirke Aegyptens, welches zugleich das älteste, und angeblich vor 3600 Jahren von dem Könige Petesuchus oder Thithoes erbaut ist, während Herodot sagt, es sei von 12 Königen, deren letzter Psammetich gewesen, erbauet worden. Die Ursache seiner Erbauung wird ver- ') Ptolemaeus Lagi Hess ihn anfangen, vollendet wurde er aber erst unter Ptolemaeus Philadelphus im J. 250. v. Chr. 200 Sechsunddreissigstes Buch. schieden angegeben. Demoteles meint, es sei die Residenz des Motherudes gewesen, nach Lyceas i) war es das Grab- mal des Moeris, nach mehreren Andern der Sonne zu Ehren errichtet und letztere Angabe findet am meisten Glauben. Es unterliegt keinem Zweifel, dass von diesem Labyrinthe Daedalus das Muster zu dem von ihm auf Greta erbaueten genommen hat, aber er ahmte nur den hundertsten Theil davon nach, nämlich den, welcher die verworrenen Gänge und die unentwickelbaren Begegnungen und Rückkehren in sich begreift, nicht jedoch (wie wir auf Aestrichen und bei den ländlichen Spielen der Knaben sehen) denjenigen, welcher auf einem kleinen Flecke mehrere tausend Schritte des Spaziergangs vereinigt, wo viele Thüren angebracht waren, die täuschenden Begegnungen zu vermehren und den Wanderer zu demselben Irrthum wieder zurückzuführen. Des Daedalus Labyrinth war also nach dem ägyptischen das zweite, das dritte befand sich auf Lemnos, das vierte in Italien. Alle waren von polirten Steinen gewölbt ge- bauet, das ägyptische hat am Eingänge parische Steine (was mich wundert), im Uebrigen aber besteht sein Ma- terial aus grossen Blöcken von Syenit, und selbst Jahr- hunderte konnten es nicht zerstören, obgleich die Heracleo- politer das Ihrige dazu beigetragen haben, ein ihnen ver- hasstes Werk zu beschädigen. Die Einrichtung des Ganzen und seiner einzelnen Theile lässt sich nicht wohl beschreiben; es ist nämlich in Regionen und Präfecturen (welche ich Nomi genannt habe), deren 30 Namen ebenso viele grosse Häuser bezeichnen, einge- theilt, enthält ausserdem die Tempel aller ägyptischen Gottheiten, ferner Rache -Göttinen in 40 Kapellen, mehrere Pyramiden von je 40 Ellen Höhe, welche mit ihrer Basis einen Raum von 6 Aeckern 2) einnehmen. Jetzt schon er- müdet vom Gehen kommt man an jene unentwickelbar *) Unbekannter Schriftsteller. ^) Arura. Sechsunddreissigstes Buch. 201 durcheinandeilaufenden Gänge. Aber auch hohe Speise- zimmer sind oben und auf 90 Stufen steigt man in Gallerien hinab, welche Säuleu von Porphyr, Götzenbilder, Königs- statüen und allerlei scheussliche Gestalten enthalten. Einige von den Häusern haben eine solche Lage, dass beim Oeffuen der Thüren inwendig ein schrecklicher Donner erschallt. In dem grössten Theile des Labyrinths muss man im Fin- stern wandern. Ausserhalb der Mauer findet man noch mehrere andere grosse Gebäude, welche Flügel heissen, ferner stehen einige Häuser in unterirdischen Gewölben. Eine einzige Person, Chaeremou, ein Verschnittener des Königs Necthebis, hat 500 Jahre vor Alexander dem Grossen etwas Weniges an diesem Labyrinthe ausgebessert; zur anfänglichen Unterstützung der aus Quadersteinen aufzu- führenden Gewölbe soll er sich in Oel gekochter Dornholz- balken bedient haben. So viel vom ägyptischen und cretischen Labyrinthe, Das lemnische ist ihnen ähnlich, nur durch 150 Säuleu noch merkwürdiger geworden, deren Schäfte in der Werk- stätte so genau im Gleichgewichte schwebten, dass sie beim Abdrehen von einem Knaben umgewendet werden konnten. Die Baumeister desselben waren Smilis, Rhoecus und Theodorus. Unbedeutende Ueberreste sind noch jetzt davon vorhanden, während man vom cretischen und italieni- schen keine Spur mehr findet. Was das letztere betrifft, so war es der etrurische König Porsenna, welcher sich dasselbe als Grabmal erbauete, und wodurch er zugleich bewies, dass die Eitelkeit auswärtiger Könige von den ita- lienischen noch übertroffen werde. Da die Nachrichten darüber mehr als fabelhaft klingen, so will ich mich der eigenen Worte des M. Varro bedienen, welcher folgendes darüber mittheilt: „Porsenna liegt unter der Stadt Clusiura begraben, woselbst er ein viereckiges, aus Quadersteinen gebauetes Grabmal hinterlassen hat, welches an jeder Seite 360 Fuss lang und 50 Fuss hoch ist, und inwendig auf viereckigem Grunde ein unausfindliches Labyrinth enthält, daher Niemand, der, ohne mit einem Knäuel Zwirn ver- 202 Sechsunddreissigstes Buch. sehen zu sein, hineingeht, wieder herausfinden kann. Auf diesem Vierecke stehen 5 Pyramiden, nämlich 4 an den Ecken und eine in der Mitte, jede an der Basis 75 Fuss breit, 150 Fuss hoch, auf der Spitze insgesammt eine erzene Scheibe und darüber einen Hut tragend, von welchem an Ketten gefügte Schellen herabhängen, die beim Wehen des Windes einen weithin tönenden Schall hören lassen, eine Einrichtung wie sie ehemals auch in Dodona war. Auf dieser Scheibe erheben sich abermals 4 Pyramiden, jede von 100 Fuss Höhe, und darüber wiederum auf einem Grunde von 5 Pyramiden, deren Höhe anzugeben Varro sich geschämt hat, von der aber die Fabeln der Etrurier sagen, sie sei so grossartig gewesen wie das ganze Werk. In solchen unsinnigen Thorheiten, die viel kosteten und Niemandem nützten, suchte man Ruhm; so verschleuderte man die Kräfte des Eeiches, um einem Künstler einiges Lob zu verschaffen. 20. Man liest auch von hängenden Gärten, ja selbst von einer hängenden Stadt zu Theben in Aegypten, unter welcher die Könige ganze Kriegsheere hätten hin- führen können, ohne dass die Bewohner es merkten, ja was noch wunderbarer ist, mitten durch die Stadt sei ein Fluss gegangen. Wären diese Angaben gegründet, so hätte gewiss Homer da, wo er der 100 Thore rühmend gedenkt, davon gesprochen. 21. Ein wahrhaft bewunderungswürdiges Denkmal griechi- scher Pracht ist der Tempel der Diana zu Ephesus, an dessen Bau sich ganz Asien 120 Jahre lang betheiligte. Man wählte zu seinem Standorte ein sumpfiges Terrain, damit er weder von Erdbeben noch Erdrissen Schaden leide; um aber doch auch kein schlüpfriges und unhaltbares Fundament für eine solche Last zu bekommen, macht man die unterste Lage von gestossenen Kohlen und deckte da- rüber Wollfelle. Die Länge des ganzen Tempels beträgt 425 Fuss, die Breite 220; er enthält 127 Säulen, jede von Sechsunddreissigstes Buch. 203 * einem Konige geliefert und 60 Fuss hoch, 36 derselben sind cannelirt und eine von Seopas' Hand. Der Baumeister, welcher dem Ganzen vorstand, war Cliersiphron. Das grösste Wunder ist, dass Architraben von solcher Schwere hinaufgeschaflft werden konnten;der Baumeister erreichte diess durch mit Sand gefüllte Körbe, aus welchen er eine weiche Erhöhung über den Kapitalem der Säulen bildete, dann den Sand allmählig von unten angefangen wegschaffte, so dass die Steinmassen sich endlich in die für sie bestimmten Falzen einsenkten. Am schwierigsten gelang ihm diess am Portale selbst, welches er über der Thür anbrachte, denn dasselbe bildete die grösste Last und wollte sich nicht auf die Unterlage setzen lassen, worüber der Künstler in solche Verzweiflung gerieth, dass er nahe daran war, sich das Leben zu nehmen. Ihm soll nun, so erzählt man, als er von Nachdenken ermüdet eingeschlafen sei, die Göttin, deren Tempel er bauete, des Nachts im Traum erschienen sein und ihn ermahnt haben, sich nicht zu entleiben, sie habe den Stein bereits zurecht gelegt. Und so war es auch, denn am folgenden Tage fand man, dass der Stein sich durch sein eigenes Gewicht in die rechte Lage gesetzt hatte. Die Beschreibung der übrigen Ausschmückungen dieses Baues füllt mehrere Bücher aus, gehört aber nicht in ein Werk, welches von der Natur handelt i). 22. Zu Cyzicum steht noch ein Tempel, worin der Künstler an allen Fugen der polirten Steine einen goldenen Faden angebracht hat; in dem inneren Räume stellte er einen Ju- piter von Elfenbein auf, der von einem marmornen Apollo gekrönt wird. Die Fugen erglänzen daher in den zartesten Streifen und werfen auf die Bildnisse einen angenehmen Schein. Ausser dem glücklichen Einfalle des Künstlers ist ^) Dieser Prachtbau wurde 356 v. Chr. von Herostratus angezündet, von den Ephesern durch Dinocrates neu aufgeführt, und erst, nach- dem er von Scythen und Gothen verbrannt ward, unter Constantin d. Gr. völlig zerstört. 204 Sechsunddreissigstes Buch. es also der Stoff selbst, welcher, obgleich versteckt, dem Werke Werth verleihet. 23. In derselben Stadt befindet sich ein Stein, welcher der flüchtige genannt wird. Die Argonauten hatten sich desselben als Anker bedient und ihn daselbst zurückge- lassen; er entwischte aber oft aus dem Prytaneum (so heisst der Ort) und desshalb befestigte man ihn mit Blei. — In jener Stadt neben dem thracischen Thore geben 7 Thürme den an sie gelangten Schall zn wiederholten Malen wieder zurück, und dieser wunderbaren Erscheinung haben die Griechen den Namen Echo gegeben. Die Bildung eines solchen Echos hängt nämlich von der Beschaffenheit der Orte ab und findet meistens in Thälern statt. Dort (in Cyzicum) erfolgt es zufällig, zu Olympia findet merkwürdiger Weise durch die Kunst in einem gewölbten Gange, der eben desshalb, weil er einen Schall siebenmal wiederholt, der siebenschallige heisst. In Cyzicum befindet sich auch ein grosses Gebäude, Rathhaus genannt, welches keine eisernen Nägel enthält, und so construirt ist, dass Balken ohne Hülfe von Stützen herausgenommen und wieder ein- gesetzt werden können. Dasselbe ist zu Rom mit jener hölzernen Brücke, welche damals von Horatius Codes ver- theidigt, nur mit Mühe abgebrochen werden konnte, der Fall und wird desshalb als etwas Heiliges betrachtet. 24. Doch jetzt wird es passend sein, auch zu den Wunder- werken unserer StadtRom überzugehen, die gelehrigen Kräfte von 8 Jahrhunderten zu erforschen und zu zeigen, dass auch auf solche Weise die Welt überwunden ist, ja man wird erkennen, dass dieser Sieg sich so oft wieder- holt, als ich neue Wunder nenne. Wollte ich aber alles auf einen Haufen zusammentragen, so würde daraus keine andere Grösse hervorgehen, als wenn man von einer, an einem einzigen Orte befindlichen zweiten Welt spräche. Denn, wenn ich den vom Dictator Caesar erbaueten, 3 Stadien langen und 1 Stadium breiten, sammt den Gebäuden Sechsunddreissigstea Buch. 205 « 4 Jugera einnehmenden und mit Sitzen für 250,000 Menschen eingerichteten Circus maximus zu den grossen Werken rechnen, muss ich da nicht die durch phrygische Säulen ausgezeichnete Basilica des Paulus, das Forum des Kaisers Augustus und den Friedenstempel des Kaisers Vespasianus zu den schönsten Werkeu, welche je existirt haben, zählen? Nicht auch das Dach des von Agrippa erbaueten Diribito- riums '), und das vorher von dem Baumeister Valerius aus Ostia für die Spiele des Libo hergestellte Dach des Thea- ters? Wir bewundern die Pyramiden der Könige, während der Dictator Caesar nur allein den Platz für sein Forum um 100,000,000 Sesterzen kaufte; und wenn der Aufwand vom Geize bestrickte Gemüther rührt, so erfahre mau, dass der von Milo getödtete P. Clodius ein für 14,800,000 Sesterzen gekauftes Haus bewohnte, was ich nicht weniger bewundere als den Unsinn der Könige. Ebenso zähle ich es zu den Seltsamkeiten des menschlichen Geistes, dass jener Milo 70,000,000 Sesterzen schuldig war. Aber damals bewunderten die Greise den ungeheuren Raum und die übermässig gewaltigen Unterbauten des Capitoliums, ferner die Kloaken, welche man wohl das grösste aller Werke nennen kann, denn zu ihrer Herstel- lung wurden ganze Berge durchgraben, die Stadt w^ard eine hängende (wovon oben die Rede war) und unter ihr fuhr man, zur Zeit als M. Agrippa nach Niederleguug des Con- sulats das Amt eines Aedils bekleidete, auf Schiffen. Es stossen durch unterirdische Gänge 7 Bäche zusammen, welche auf ihrem schnellen, reissenden Laufe alles, w-as ihnen im Wege liegt, mit sich nehmen und wegschwemmen, obendrein durch Regengüsse verstärkt Grund und Seiten erschüttern, die zuweilen rückwärts eindringenden Fluthen des Tiber aufnehmen, gegen dieselben von der andern Seite her ankämpfen; und dennoch steht der ganze Bau un- erschütterlich fest. Immerwährend werden darin so grosse Lasten fortgeschafft, ohne dass die Gewölbe nachgeben; *) Ein Gebäude, wo die Stimmtäfelclien ausgetlieiit wurden. 206 Sechßunddreissigstes Buch. zufällig eingedrungene oder bei Feuersbrünsten hineinge- stürzte Mauerstücke schlagen dagegen, der Erboden erzittert von Erdbeben, aber fest und fast unzerstörbar dauern diese Kanäle nun schon 700 Jahre lang von Tarquinius Priscus her. Hierbei dürfen wir einen merkwürdigen Umstand um so weniger verschweigen, weil er von den berühmtesten Geschichtsschreibern nicht berührt worden ist. Als nämlich Tarquinius Priscus dieses Werk durch des Volkes Hände machen Hess und die Frage entstand, ob nicht die Arbeit je länger um so gefährlicher würde, weil viele Bürger sich der verdriesslichen Arbeit durch Selbstmord entzogen, so erfand er ein neues, vorher nie ausgedachtes Mittel zur Erreichung seines Zwecks, welches darin bestand, dass er die so Verstorbenen öffentlich theils an Kreuze schlagen, theils wilden Thieren und Vögeln zum Zerreissen hin- werfen Hess. So kam auch ihm die dem römischen Namen eigene Scham, welche oft in Schlachten die schon verlorne Sache gerettet hat, sehr zu statten; aber damals siegte die bereits vorhandene Scham, denn die Lebenden schämten sich als wenn sie die Verstorbenen wären. Die Kanäle sollen so weit gemacht worden sein, dass ein be- ladener Heuwagen hindurch fahren konnte. Alles bisher Angeführte ist nur Kleinigkeit gegen diesen Bau und alles zusammen nur diesem einen Wunderwerke zu vergleichen, bevor ich zu Neuem übergehe. Unter den Consuln M. Lepidus und Q. Catulus be- fand sich — darüber sind die genauesten Schriftsteller einig — zu Rom kein schöneres Haus als das des Lepidus selbst. Aber wahrlich , 35 Jahre später war es im Range erst das Hundertste. Um diess zu begreifen, erwäge man nur die Lasten von Marmor, die zahlreichen Malereien, den königlichen Aufwand, die mit dem schönsten und herrlich- sten wetteifernden hundert Häuser, welche später noch von unzähligen andern bis auf diesen Tag übertroffen sind. Gewiss, die Feuersbrünste bestrafen unsern Luxus, und doch kann es' nicht dahin kommen, dass unsere Sitten zu der Ueberzeugung gelangen, es gäbe etwas Vergänglicheres als Sechsunddreissigstes Buch. 207 den Menschen. Alle jene Häuser mussten aber zwei an- dern nachstehen. Zweimal habe ich gesehen, dass die ganze Stadt mit Häusern umgeben war; es waren die des Cajus und des Nero, und das des letzteren (damit nichts fehle) sogar golden. Ja, ja, so wohnten jene Männer, welche dieses Reich gründeten, welche vom Pfluge oder Heerde kamen, um so viele Völker zu besiegen und Tri- umphe zu feiern, deren Aecker weniger Raum einnahmen als die Prunkzimmer jener Kaiser. Dabei fällt mir die Frage ein, den wie vielsten Theil dieser Prunkgebäude wohl jene Plätze ausmachten, welche man den unbesiegten Feldherrn öffentlich tiberliess, um ihre Häuser darauf zu bauen? Ihre höchste Auszeichnung, z. B. bei R. Valerius Publicola, der mit L. Brutus der erste Consul war und so viele Verdienste besass, sowie bei seinem Bruder, der in derselben Würde die Sabiner zweimal besiegt hatte, be- stand darin, dass dem Volksbeschlusse hinzugefügt wurde, die Thüren in ihren Häusern sollten sich nach Aussen öff- nen und das Hausthor ins Freie herausschlagen. Das war die grösste Ehre für Häuser, in welchen Personen wohnten, welche Triumphe gehalten hatten. Wir wollen aber dafür sorgen, dass zwei Cajer oder zwei Nero's nicht einmal jenes Ruhmes der Fama theilhaftig werden, und zeigen, dass ihr Wahnsinn sogar durch die Privatgebäude des M. Scaurus übertroffen wurde. Ich weiss nicht, ob nicht dessen Amt als Aedil die bürgerlichen Sitten am meisten untergraben hat, und • welches Uebel grösser war, die gewaltige Verschwendung dieses Stiefsohnes des Sulla oder des letztern Achter^ klärung so vieler tausend Menschen. Während seiner Amts- führung errichtete er das grösste Werk, was jemals durch Menschenhände ins Leben gerufen ist, und was nicht zu einer zeitweisen Dauer sondern für die Ewigkeit bestimmt schien, nämlich ein Theater, dessen Bühne dreifach (über- einander) auf 360 Säulen ruhete, in eben derselben Stadt, worin vormals der angesehnste Bürger 6 hymettische Säulen, nicht ohne dem Tadel ausgesetzt zu sein, besessen 208 Sechsunddreissigstes Buch. hatte. Der unterste Theil der Bühne war von Marmor, der mittlere von Glas und zeugte von einem auch später un- erhörten Luxus, der oberste von vergoldeten Brettern. Die untersten Säulen waren 38 Fuss hoch. Zwischen den Säulen standen 3000 Erzstatuen, von denen ich früher ge- sprochen habe. Der Kaum für die Zuschauer fasste 80,000 Menschen, während der des pompejanischen Theaters, wo die Stadt schon so sehr vergrössert war und die Ein- wohnerzahl schon so sehr zugenommen hatte, nur 40,000 fasste. Aber auch die übrige Zubehör an attalischeu Kleidern, Gemälden und sonstiger Bühnenverzierung war so bedeutend, dass, als die Sklaven das, was nicht zum täglichen Gebrauche gehörte, auf das tuskulanische Land- gut zurück gebracht hatten und aus Wuth letzteres anzün- deten, gegen 30,000,000 Sesterzen an Werth verbrannten. Dieses Beispiel unerhörter Verschwendung bestimmt mich, von dem eingeschlagenen Wege abzuweichen und daran einen noch grössern, mit Holz getriebenen Unsinn anzuknüpfen. C. Curio, der im Bürgerkriege auf Seite der Partei Caesar's starb , konnte bei dem Leichenbegängniss seines Vaters mit seinem Reichthum und Vorrath an kost- barem Geräthe den M. Scaurus nicht übertreffen (denn wo hatte er einen Sulla zum Stiefvater und eine Metella, die Käuferin des versteigerten Hab und Guts der Ver- bannten, zur Mutter; wo einen M. Scaurus, der so oft der erste in der Stadt und bei seinem freundschaftlichen Ver- nehmen mit Mar ins der Schlund war, in welchen die in den Provinzen verübten Räubereien flössen, zum Vater?); denn obgleich dieser durch die oben berührte Feuersbrunst, wobei aus der ganzen Welt zusammengeschleppte Sachen verzehrt wurden, seinen verdienten Lohn erhielt, so tiber- traf er sich doch selbst dadurch, dass nachher Niemand mebr im Stande war, es seiner unsinnigen Verschwendung gleich zu thuu. Der eifersüchtige Curio sann also auf andere Mittel, den Scaurus zu übertreffen, und es ist der Mühe werth zu erfahren, was er ausdachte, um uns über unsere Sitten zu fieuen und uns auf umgekehrte Weise die Sechsunddreissigstes Buch. 209 "Vorfahren ins Gedäcbtniss zurück zu rufen. Er erbauete nämlich zwei sehr geräumige Theater aus Holz nebenein- ander, und jedes derselben schwebte auf einem Drehwerke mit sich selbst im Gleichgewichte; auf beiden Hess er, während sie von einander abgewendet waren (damit die beiden Bühnen sich nicht gegenseitig störten), Vormittags Schauspiele auftühreo, sie dann rasch umdrehen, so dass die Bühnen gegeneinander über standen, hierauf noch am Tage die Scheidebretter entfernen, die beiderseitigen Enden zusammenstossen, und schuf auf diese Weise ein Amphi- theater, auf welchem er Fechterspiele veranstaltete, eigent- lich aber drehete er das an ihn verkaufte römische Volk herum. Was soll man nun hiebei mehr bewundern, den Erfinder oder die Erfindung? Den Baumeister oder den Urheber? Die Kühnheit des Gedankens oder der Ausfüh- rung desselben? Die Ertheilung des Befehls oder die Voll- ziehung desselben? Ueber alles aber geht der Wahnsinn des römischen Volkes, welches wagte, sich auf so unsichere und wankende Sitze zu begeben. Seht, das ist das Län- der besiegende, die ganze Erde beherrschende, Völker und Reiche vertheilende, den Ausländern seine Kechte sendende Volk! Da sitzt ein gewisser Theil der unsterblichen Götter unter dem menschlichen Geschlechte schwebend auf einem Gerüste und klatscht seiner Gefahr Beifall, Was sind das für feile Seelen, oder was klagt man noch über die Nieder- lage bei Cannae? Welches Unglück konnte sich da ereig- nen? Wenn Städte durch Erdbeben verschlungen werden, so giebt sich ein allgemeiner Schmerz unter den Menschen kund. Und hier sitzt das ganze römische Volk gleichsam auf zwei Fahrzeugen von zwei Drehsäulen unterstützt und sieht sich selbst mit einander im Kampf, denn es würde vernichtet worden sein, wenn die Gerüste sich nur ein wenig verschoben hätten. Durch solche Mittel sucht man sich die Gunst des Volks bei den tribunicischeu Versamm- lungen zu verschaffen, indem man die Tribus auf der ßednerbühne in der Luft schweben lässt. Was hätte dieser Mensch nicht bei denen, die er zu solchem Wagestück be- Wittstoin: Pliniua. VI. Bd. 14 210 Sechsunddreissigstes Buch. redet hatte, noch unternehmen können! Denn in der That hat das römische Volk bei dem Leichenbegängniss von dessen Vater ihm sein Leben ganz zu Füssen gelegt. Als endlich die Angeln müde und zerrüttet waren, Hess er in seinem Gepränge einen Wechsel eintreten, das Amphitheater blieb in der eingenommenen Stellung, am letzten Tage mussten auf den beiden vereinigten Bühnen Fechter auf- treten, hierauf wurden die Bühnen schnell entfernt und noch an demselben Tage führte er die Sieger in den Kämpfen feierlich auf. Und dieser Curio war weder König, noch Herrscher über Völker, noch selir reich, denn sein Vermögen reducirte sich auf das, was ihm die Zwie- tracht der Vornehmsten verschaffte. Doch jetzt will ich Wunder mittheilen, die als ächte und würdige anerkannt werden müssen, und den König Q. Marcius zum Schöpfer haben. Er bekam vom Senate den Auftrag, die Wasserleitungen des appischen Baches, des Anio und der Tepula auszubessern, und stellte während der Zeit seines Amts als Prätor eine neue nach ihm be- nannte Leitung durch in Bergen angelegte Kanäle her. Agrippa führte als Aedil noch die Aqua Virgo hinzu, lei- tete sie mit den übrigen in ein Bett, corrigirte den Lauf,, legte 700 Bassins, 105 Springbrunnen und 130 Brunneu- k ästen an, von denen sehr viele prachtvoll ausgeführt wurden; setzte auf alle diese Werke 300 erzene oder mar- morne Statuen und 400 Marmorsäulen, und das alles ge- schah in einem Jahre. Er selbst fugt in seinem amtlichen Berichte noch hinzu, er habe 59 Tage lang Spiele halteu lassen und 170 Bäder umsonst für das Volk eingerichtet; die Zahl der Bäder ist aber seitdem in Rom ins Unend- liche gestiegen. Die früheren Wasserleitungen übertrafen aber an Unkosten das neueste derartige Werk, welches vom Kaiser Cajus angefangen und von Claudius vollendet wurde. Man führte nämlich vom vierzigsten Meilensteine an die curtiussche, die blaue Quelle und den neuen Anien zu einer solchen Höhe hinauf, dass sie auf alle Berge der Stadt gelangen konnten. Die Ausgaben dafür betrugen Sechsunddreissi^stes Buch. 211 44,500,000 Sesterzen. Wenn man die grosse Menge Wasser an öffentlichen Orten, in Bädern, Fischteichen, Häusern, Kanälen i), Gärten, den Gütern bei der Stadt, Landhäusern, dann die zu dessen Herleitung gebaueten Bogen, durch- grabene Berge und geebnete Thäler mit Aufmerksamkeit betrachtet, so muss man gestehen, dass die ganze Welt kein grösseres Wunderwerk aufzuweisen hat. Unter die besonders merkwürdigen Werke des Claudius rechne ich auch — obgleich es durch die Missgunst seines Nach- folgers unvollendet geblieben ist — die Durchgrabung eines Berges zum Ableiten des fucinischen Sees. 2) Die Arbeit dauerte viele Jahre lang und nahm unendliche Summen und zahlreiche Arbeiter in Anspruch, denn theils musste da, wo der Berg erdiger Natur war, das zusammengelaufene Wasser durch oben aufgestellte Maschinen herausgeschöpft, theils das harte Gestein ausgehauen werden, und alles dieses geschah innerhalb des Berges im Finstern. Wer so etwas nicht gesehen hat, kann sich weder selbst noch durch Hülfe einer gegebenen Beschreibung eine Vorstellung da- von machen. Ich übergehe den Hafenbau zu Ostia, die durch Berge angelegten Landstrassen, den Damm, welcher das tyrrhe- nische Meer von dem lucrinischen See abhält, die vielen kostspieligen Brücken. Unter vielen andern Wunderdingen Italiens führt der naturkundige Papirius Fabianus an, der Marmor selbst wachse in den Brüchen; auch ver- sichern die Leute, welche ihn fördern, die ausgeleerten Räume der Berge füllten sich von selbst wieder an. Wenn sich diess so verhält, so haben wir Hoffnung, dass der Luxus niemals aufhört. 25. Geht man von dem Marmor zu den übrigen merk- würdigen Steinen über, ist es da wohl zweifelhaft, dass 1) Euripi, hatten ihren Namen von der Meerenge bei der Insel Euboea. 2) Lago di Celano. 14* 212 Sechsunddreissigstes Buch. einem zuerst der Magnetstein in den Weg tritt? Denn was ist wunderbarer als dieser, oder in welchem Theile der Natur findet man eine grössere Verwegenheit? Die Natur hatte, wie ich gesagt habe, dem Steine eine Stimme verliehen, welche dem Menschen antwortet, ja so- gar ihm ins Wort redet, i) Was ist träger als der starre Stein? Und nun bekommt er gar Sinne und Hände. Was ist widerstrebender als das harte Eisen? Und hier giebt es nach und gehorcht, denn der Magnetstein zieht es an; jene alles bezwingende Substanz 2) eilt, ich weiss nicht zu welchem leeren Räume, hin, springt, sobald sie ihm näher gekommen ist, herzu, wird fest gehalten und bleibt in dieser Umarmung. Dieser Eigenschaft wegen nennt man auch den Magnetstein Sideritis, Andere geben ihm den Namen Her- culesstein. Magnes heisst er, wie Nicander berichtet, nach seinem Entdecker, der ihn auf dem Berge Ida fand; doch kommt er auch in andern Ländern, z. B. in Spanien vor. Die Entdeckung soll dadurch veranlasst sein, dass jener Magnes, als er das Vieh hütete, mit seinen Schuh- nägelu und der Spitze seines Stockes an dem Erdboden fest gehalten wurde. Sotacus ^) unterscheidet 5 Arten des Magnetsteins: den äthiopischen, den aus Magnesia an der Grenze von Macedonien, rechter Hand des Weges von Boebe nach Jolcus; der dritte findet sich zu Hyettum in Boeotien, der vierte bei Alexandria in Troas, der fünfte bei Magnesia in Asien. Der Hauptunterschied besteht darin, ob er männlich oder weiblich ist; dann berücksichtigt man die Farbe. Der aus Magnesia in Macedonien ist brauu- roth und schwarz, der boeotische mehr braunroth als schwarz, der troische schwarz und weiblich, daher ohne Kräfte, der aus Magnesia in Asien weiss, dem Bimsstein ähnlich, zieht das Eisen nicht an und bildet die schlech- teste Sorte. Es hat sich durch die Erfahrung erwiesen. ») Das Echo. ^) Nämlich das Eisen. 3) Ein unbekannter Schriftsteller. Sechsunddreissigstes Buch. 213 dass der Magnetstein um so besser ist, je mehr seine Farbe ins Blaue ffeigt. Der äthiopische wird am höchsten ge- schätzt und mit Silber aufgewogen; sein Fundort ist der sandige Bezirk Zimiris. Daselbst kommt auch ein Magnet- stein von blutrother Farbe vor, welcher durch Zerreiben ein blutrothes ins Safrangelbe spielendes Pulver giebt, aber das Eisen nicht anzieht. Der äthiopische Magnetstein zeich- net sich noch dadurch aus, dass er auch einen andern Magnetstein anzieht. Alle Arten dienen zu Augeumitteln, eine jede nach ihrer Beschaffenheit in Bezug auf das zu beobachtende Verhältniss, vorzüglich stillen sie die Augen- flüsse, heilen geglüht und gepulvert Brandschäden. In einem andern Berge Aethiopiens, welcher nicht weit von Zimiris liegt, findet sich der Stein Theamedes, welcher alles Eisen von sich stösst. Von beiden Arten ist schon oft die Rede gewesen. Ein Stein von der Insel Scyrus soll in ganzen Stücken auf dem Wasser schwimmen, im zerkleinerten Zustande aber untersinken. 27. Zu Assus in Troas bricht man in einem leicht spalt- baren Gange den sarkophagischen i) Stein, von dem es bekannt ist, dass er die darin aufbewahrten Leichen binnen 40 Tagen bis auf die Zähne verzehrt -). Nach Mucianus werden Spiegel, Bürsten, Kleider und Schuhe darin versteinert. Auch in Lycien und im Oriente finden sich dergleichen Steine, welche, selbst Lebenden angebun- den, den Körper auffressen. Ein milderer Stein, der den Körper conservirt aber nicht verzehrt, ist der Chernites; er hat die grösste Aehn- lichkeit mit dem Elfenbeine, und in ihm soll Darius bei- gesetzt worden sein. Der sogenannte Porus gleicht dem ') fleischfressenden. ■^) Soll wohl heissen: austi'ocknet, mumificirt. 214 Sechsunddreissigstes Buch. parischen Steine an Weisse und Härte, ist aber nicht so schwer. Nach Theophrastus giebt es in Aegypten auch durchsichtige, dem chiischen ähnliche Steine; diess mag vielleicht vormals der Fall gewesen sein, denn jetzt findet man deren keine mehr, dagegen neue. Der assische Stein schmeckt salzig und wirkt wohlthätig auf das Podagra, wenn man in ein daraus verfertigtes Gefäss die Fiisse steckt. Ueberdiess werden in diesen Steinbrüchen alle Beinschäden geheilt, während in den Erzgruben gerade dergleichen Uebel entstehen. Ist dieser Stiein weich wie Mehl, so heisst er Blume; er sieht dann einem röthlichen Bimssteine ähnlich, besitzt aber ebenfalls medicinische Kräfte. Mit cyprischem Wachs versetzt heilt er Fehler an den Brüsten, mit Pech oder Harz vertheilt er Kröpfe und Fettbeulen. Gegen Schwindsucht giebt man ihn in einen Lecksafte. Mit Honig vernarbt er alte Geschwüre und ent- fernt das wilde Fleisch. Auch Bisse wilder Thiere heilt er. Was nicht gern heilt und schwärt , wird dadurch trocken. Mit Bohnenmehl versetzt dient er als Umschlag für gichtische Glieder. 29. Theophrastus und Mucianus sind der Meinung, es gäbe Steine, welche ihres Gleichen erzeugten. Nach erstge- nanntem Autor sollen auch fossiles Elfenbein von weisser und schwarzer Farbe, sowie knochen artige Steine vor- kommen und Knochen aus Erde entstehen. Bei Munda in Spanien, wo der Dictator Cäsar den Pompejus besiegte, finden sich bandförmige Steine, die, wie man sie auch zerbrechen mag, diese Form beibehalten. Es giebt ferner schwarze Steine, welche als Marmor geschätzt werden, wie z. B. der tänarische. Nach Varro sind die schwarzen aus Afrika fester als die italienischen, hingegen die weissen coranischen härter als der parische; der luneusische Stein lasse sich mit der Säge schneiden, der tuskulanische zerspringe im Feuer; wenn man den brauneu sabinischen mit Oel übergiesse, leuchte er sogar. Ferner wird berichtet, die Handmühlen wären von den Volsiniern erfunden, und Sechsunddreissigstes Buch. 215 » als Wunder, einige derselben hätten sich von selbst be- wegt. 30. Den Mühlstein, der keine Felsart sondern ein Stein ist, findet man nirgends besser als in Italien, in einigen Statthalterschaften aber kommt er gar nicht vor. Manche von ihnen sind weicher, werden auch mit einem Wetzsteine geschliffen und sehen dann von fern dem Ophit ähnlich. Kein Stein ist dauerhafter, denn, wie das Holz, ist auch der Stein den Einflüssen des Regens, der Sonne und der Kälte bald mehr, bald weniger unterworfen. Manche Steine können sogar den Mondschein nicht ohne Kachtheil ertragen, andere werden durchs Alter rostroth, wieder andere ver- ändern durch Oel ihre weisse Farbe. Den Mühlstein nennt man auch Feuerstein i), weil er am meisten Feuer enthält; es giebt aber noch einen zweiten Feuerstein, der schwammiger ist, und einen dritten, welcher dem Kupfer ähnlich sieht. Er soll in Cypern und in den Bergwerken bei Acamas, und zwar theils silber-, theils goldfarben gefunden werden. Man erhitzt ihn auf verschiedene Weise, entweder dreimal nach einander in Honig bis zur Trockne , oder erst für sich, dann in Honig, und schlämmet ihn wie Erz. Er dient in der Medicin zum Erwärmen, Trocknen, Vertheilen, Absorbiren der Feuchtig- keit und zum Erweichen allzu harter Geschwülste; roh ge- stossen gegen Kröpfe und Furunkeln. Einige unterscheiden noch eine Art Pyrit, die das meiste Feuer hat, die leben- dige heisst und die andern an Schwere übertrifft. Diese sind für die Kundschafter der Lager höchst noth wendig, denn sie geben beim Anschlagen mit einem Nagel oder einem andern Steine Funken, welche in Schwefel, trocknen Schwämmen oder Blättern aufgefangen diese schneller, als man es aussprechen kann, entzünden. 31. Der Ostracites sieht einem Scherben ähnlich. Man ') Pyrites. 216 Sechsimddreissigstes Buch. gebraucht ihn statt des Bimssteins zum Glätten der Haut; innerlich angewandt stillt er das Blut, äusserlich mit Honig heilt er schwärende und schmerzende Brüste. — Der Amiantus ähnelt dem Alaun, verliert nichts im Feuer und widersteht allen Zaubereien, besonders denen der Magier. 32. Der Gaeodes hat seinen Namen daher, weil er Erde einschliesst, wird gegßn Augenübel, Fehler an den Brüsten und Hoden gebraucht. 33. Der Melitinus giebt einen honigsüssen Saft von sich. Zerrieben und mit Wachs vermischt heilt er Schleimflüsse, Flecken am Körper und Geschwüre im Schlünde. Mit Wolle aufgelegt vertreibt er die Hitzblattern und die Schmerzen in der Gebärmutter. 34. Der Gagatstein führt diesen Namen nach dem Orte und Flusse Gages in Lycien, soll aber auch in LeucoUa vom Meere ausgeworfen und innerhalb einer Strecke von 12 Stadien gesammelt werden. Er ist schwarz, flach, bims- steinartig, nicht sehr vom Holze unterschieden, leicht, zer- brechlich und riecht beim Reiben unangenehm. Was man damit auf irdenes Geschirr schreibt, geht nicht aus. Beim Glühen entwickelt er einen schwefligen Geruch. Merk- würdigerweise facht ihn beim Brennen Wasser an, während Oel ihn verlöscht. Das Räuchern damit verjagt die Schlangen, hebt die Krämpfe in der Gebärmutter, und ent- deckt eine gefährliche Krankheit und die Jungferschaft. In Wein gekocht vertreibt er Zahnweh und mit Wachs ver- mischt Kröpfe. Die Magier sollen sich desselben bei dem Weissagen aus Aexten ^) bedienen, und behaupten, er ver- brenne nicht, wenn sich das, was Jemand wünscht, er- eignen werde. 35. Die Schwammsteine findet man natürlich in den 'j Axinomantia. Sechsunddreissigstes Buch. 217 « Seeschwämmen. Sie heissen auch Tecolithen 2), weil sie, in Wein genommen, den Blasenstein zermalmen. 36. Der phrygische Stein verdankt seinen Namen den Phrygiern und bildet bimssteinartige Massen. Man über- giesst ihn mit Wein, glühet ihn vor einem Gebläse bis er röthlieh wird, löscht ihn in süssem Weine ab und wieder- holt diese Operation noch zweimal. Seine Anwendung er- streckt sich aber bloss auf das Färben der Kleider. 37. Der Schiefer und der Blut st ein haben eine gewisse Verwandtschaft mit einander. Der Blutstein findet sich in Bergwerken und sieht gebrannt dem Minium ähnlich; man brennt ihn wie den phrygischen Stein, ohne ihn jedoch im Wein abzulöschen. Mit Schiefer verfälschten Blutstein er- kennt man an den rothen Adern und der leichten Zerreib- lichkeit. Er ist ein vorzügliches Mittel für mit Blut unter- laufene Augen, hemmt innerlich genommen den Blutfluss der Weiber, hilft auch mit Granatapfelsaft gegen Blutaus- wurf, ferner gegen Blasenleiden, mit Wein gegen Schlangen- bisse. Weniger wirksam in allen diesen Fällen ist der Schiefer, von diesem zieht man aber denjenigen vor, welcher dem Safran ähnlich sieht und stark glänzt. Er dient nach der Angabe der neuesten Schriftsteller in Frauenmilch für thränende Augen, verhindert auch das Austreten derselben. 38. Sotacus, einer der ältesten Schriftsteller, führt, ausser dem Magnet-Blutstein, noch 5 verschiedene Blutsteine au. Obenan stellt er den äthiopischen, welcher zu Augen - mittein, den sogenannten Universalmitteln und zu Brand- schäden sehr tauglich ist. Der zweite heisse Androdamas, sei schwarz, sehr hart und schwer, führe desshalb jenen Namen, finde sich besonders in Afrika, ziehe Silber, Kupfer und Eisen an, werde durch Reiben auf einem Probirsteine untersucht, wo er einen rothen Saft 2) geben müsse, und sei ') Zerstörende Steine. -) d. h. Strich. 218 Sechsunddreissigstes Buch. ein vorzügliches Mittel gegen Leberleiden. Der dritte oder arabische besitzt eine ähnliche Härte, giebt auf einem Schleifsteine nur schwierig einen Strich, und gleicht in der Farbe einigermaassen dem Safran. Der vierte heisst im rohen Zustande Hepatites, geglühet aber Miltites, hilft gegen Brandschäden und ist in jeder Beziehung kräftiger als der Röthel. Der fünfte oder schiefrige unterdrückt, in einem Getränke eingenommen, die Hämorrhoiden. Ueber- haupt aber solle man alle Blutsteine mit Oel abgerieben zu drei Drachmen schwer nüchtern gegen Blutkrankheiten geben. Derselbe Autor sagt, der Schiefer gehöre zu einer anderen Art als der Blutstein, welche Anthracites heisse, komme in Afrika vor, sei schwarz, gebe auf einem Schleif- steine an seinem untern Ende einen schwarzen, am obern einen safranfarbigen Strich, und sei ein Augenmittel. 39. Die Adlersteine stehen wegen ihres Namens in grossem Rufe. Man findet sie, wie ich im zehnten Buche angegeben habe, in den Kestern der Adler, und angeblich stets deren zwei, ein Männchen und ein Weibchen. Ohne dieselben sollen die Adler nicht hecken können, und daher auch nur jedesmal zwei Junge bringen. Es giebt vier Arten. Der in Afrika vorkommende ist klein und weich, enthält in seinem Innern einen milden weissen Thon, lässt sich leicht zerreiben und soll das Weibchen sein. Das Männ- chen aber findet sich in Arabien, ist hart, einem Gallapfel ähnlich oder röthlich und enthält inwendig einen harten Stein. Der dritte kommt in Cypern vor, hat die Farbe des afrikanischen, ist aber grösser und länglich, während die übrigen kugelrund sind, enthält inwendig einen feinen Sand und kleine Steinchen, besitzt übrigens eine solche Weichheit, dass er zwischen den Fingern zerrieben werden kann. Der vierte heisst der taphiusische Stein, er findet sich nämlich neben Leucas in Taphiusa, einem Orte, welcher den von Ithaca nach Leucas Segelnden zur Rechten liegt, und zwar in Flüssen, ist weiss, rund und enthält in- wendig einen vollkommen runden Stein von äusserst zarter Sechsunddreissigstes Buch. 219 Beschaffenheit, der Callimus genannt wird. Die Adler- steine jeder Art halten, schwangern Frauen oder trächtigen Thieren in Häuten geopferter Thiere angebunden, die Leibes- frucht an, wenn sie nicht eher wieder abgenommen werden, als bis die Zeit der Geburt gekommen ist, widrigenfalls die Gebärmutter austritt; nimmt man sie aber zur rechten Zeit nicht ab, so erfolgt die Entbindung gar nicht. 40. Der samische Stein, welcher auf derselben Insel vorkommt, deren Erde ich lobend erwähnt habe, dient zum Poliren des Goldes, ward aber auch in der Medicin ge- braucht, nämlich mit Milch gegen Augeugeschwüre auf die oben angegebene Weise, gegen anhaltendes Triefen der Augen, innerlich gegen Magenbeschwerden, Schwindel, zer- rütteten Verstand, angeblich auch mit Nutzen gegen Epi- lepsie und Harnstrenge. Er wird auch den schmerzstillenden Arzneien zugesetzt. Angebunden soll er die Gebärmutter und Leibesfrucht zurückhalten. Seine Güte erkennt mau au der Schwere und Weisse. 4L Der arabische Stein gleicht dem Elfenbeine und wird zum Gebrauche als Zahnpulver vorher gebrannt. Mit ge- zupfter Leinwand aufgelegt und ein Stück Leinwand darüber gebreitet, heilt er die Hämorrhoiden. 42. Auch des Bimssteins müssen wir gedenken. Mit diesem Namen bezeichnet man die verwitterten Steine, welche von Gebäuden, die man Museen nennt, herabhängen und dadurch ■ die Gestalt einer künstlichen Höhle bilden; aber auch das sind Bimssteine, welche zur Glättung des Körpers von den Weibern, jetzt auch von den Männern und (nach Catull) bei Büchern gebraucht werden, und die am besten auf Melos, Nisyrus und den äolischen Inseln vorkommen. Ihre Güte erhellt aus der weissen Farbe, der Leichtigkeit, dem schwammigen Gefüge, der Trockenheit, leichten Zer- reiblichkeit und Abw^esenheit sandiger Theile. Der Bims- stein wirkt verdünnend und trocknend, zu welchem Zwecke 220 Sechsunddreissigstes Buch. man ihn dreimal zwischen Kohlen glühet und jedesmal in weissem Weine ablöscht, dann wie die Cadmia schlämmt, trocknet und an einem nicht feuchten Orte aufbewahrt. Das feine Pulver dient besonders zu Augenarzneien, ver- einigt die Augengeschwüre gelinde, füllt und verbessert die Narben. Einige schreiben vor, nach dem dritten Brennen ohne abzulöschen erkalten zu lassen, und dann mit Wein zu reiben. Das Pulver wird auch zu erweichenden Mitteln bei Geschwüren am Kopf und den Schaamtheilen gebraucht. Es ist ferner das beste Zahnpulver. Theophrast sagt, Trinker, welche um die Wette zechen, nähmen vorher Bims- steinpulver ein; wenn sie aber nicht sehr viel tränken, schade es ihnen, denn es besitze eine so stark kühlende Kraft, dass der Most zu gähren aufhöre, wenn man ihn mit Bimssteinpulver versetze. 43. Die Schriftsteller haben ihre Aufmerksamkeit auch denjenigen Steinen geschenkt, aus welchen die Mörser, und nicht nur die zu arzneilichen Zwecken, sondern auch zu Farben dienenden gemacht werden. Nach ihrem Ur- theile eignet sich dafür am besten der etesische Stein, dann folgt der thebaische, den ich den rothbunten genannt habe, während Andere ihn den gesprenkelten nennen, drittens der hagelartig-goldfarbige; die Aerzte aber wählen besonders den Basanites, denn dieser reibt sich nicht ab. Diejenigen Steine, welche einen Saft von sich gebend), hält man für besonders passend zu Augenmitteln, und vor allen gehört dahin der äthiopische Stein. Der tänarische, phoeuische und Blutstein soll für die Safran-Arzneien gut sein; einen anderen tänarischen Stein von schwarzer Farbe und den parischen Stein könnten die Aerzte nicht so gut gebrau chen, während der ägyptische Alabastrites oder der weisse Ophites tauglicher wären. Letzterer ist eine Art desjenigen Ophits, woraus Geschirre und Weinbehälter gemacht werden. •) sich abreiben. Sechsunddreissigstes Buch. 221 * 44. Zu Siphnus kommt ein Stein vor, welcher zu Koch- und Essgeschirren ausgedreht wird, wie diess in Italien mit dem grünen Steine von Como geschieht. An dem siph- uischen Steine ist aber bemerkenswerth, dass er, von Natur sehr weich, durch Kochen in Oel schwarz und hart wird. So sehr lassen sich seine Eigenschaften abändern. Auch jenseits der Alpen kommen weiche Steine vor. In der Provinz Belgien schneidet man einen weissen Stein wie Holz, ja fast mit noch weniger Mühe als dieses, mit der Säge und benutzt ihn zu Dachzungen, Ziegeln und den sogenann- ten blutfarbigeu Dächern. Dergleichen Steine heissen da- her schneidbare. ;45. Der Spiegisteini), gleichfalls ein seiner Beschaffen- heit entsprechend benannter Stein, lässt sich noch viel leichter und in die dünnsten Tafeln spalten. Er fand sich vormals nur im diesseitigen Spanien und auch nicht überall dort, sondern nur innerhalb 100 000 Schritten um die Stadt Segobrica; seit geraumer Zeit hat man ihn aber auch in Cypern, Cappadocien und Sicilien und vor Kurzem in Afrika entdeckt, doch sind unter allen diesen der spanische und cappadocische die besten, denn sie bilden die grössten Platten, erscheinen aber trübe. Auch im bononiensischen Bezirke von Italien finden sich deren, sie sind jedoch klein, fleckig und sitzen in einem Kiesel gesteine, nähern sich aber sonst denen, welche in Spanien aus tiefen Gruben ge- fördert werden. Ferner findet 'man einen Spiegelstein in Felsen eingewachsen unter der Erde, und dieser muss durch Aushauen gewonnen werden. Grösstentheils aber kommt er als eigenes Gestein vor, welches einen, jedoch nie breiter als 5 Fuss streichenden Gang bildet. Einige meinen, er entstehe dadurch, dass die Feuchtigkeit der Erde krystal- linisch erstarre; dass diese Steiubildung wirklich stattfindet. *) Grösstentlieils gehört wohl der grossblättrige Glimmer hieher; der eigentliche Spiegelstein ist Gyps. 222 Sechsunddreissigstes Buch, leidet keinen Zweifel, denn wenn wilde Thiere in dergleichen Gruben gefallen sind, so verwandelt sich das Mark ihrer Knochen binnen einem Winter in eine solche Steinmasse. Zuweilen findet man auch schwarzen Spiegelsteiu. Der weisse wird, obgleich von Natur so weich, merkwürdigerweise weder von der Sonne noch von der Kälte afficirt, verdirbt auch nicht durchs Alter, wenn er nicht beschädigt wird, während viele andere Steinarten in den Mauerwerken Zer- setzungen erleiden. Die Abfälle benutzt man, wegen ihres schönen weissen Ansehns, zum Bestreuen des Circus maxi- mus in den darauf gehaltenen Spielen, 46. Unter Nero's Regierung fand man in Cappädocien einen Stein, der so hart wie Marmor, weiss und selbst da, wo ihn gelbbraune Adern durchlaufen, durchsichtig ist und desshalb Leuchtstein 1) genannt wurde, Hiermit schmückte Nero deji vom Könige Servius geweiheten Tempel der Fortuna Seia aus, während er den letztern mit in den Bereich seines goldenen Hauses zog. Daher war in diesem Tempel auch bei geschlossenen Thüren Tageshelle, aber nicht so wie sie durch Fensterscheiben hervorgebracht wird, sondern das Licht war gleichsam eingeschlossen und schien nicht durch, ^) Nach Juba soll sich auch in Arabien ein Stein finden, der so durchsichtig wie Glas ist und zu Fenster- scheiben gebraucht wird. 47. Ich gehe nun zu den Steinen, deren sich die Hand- werksleute bedienen, und zunächst zu den Wetzsteinen womit das Eisen geschärft wird, über. Es giebt deren mehrere Arten; die cretischen behaupten schon lauge den ersten Rang, dann folgen die laconischen aus dem Berge Taygetus, zu beiden muss man aber Oel nehmen. Unter den Wasserschleifsteinen sind die naxischen die besten, ') Pbengites. Marienglas? 2) d. h. von Aussen konnte man nicht durch die Scheiben ins Innere sehen. Sechsunddreissigstes Buch. 223 während die armeuisehen (von denen schon die Rede war) die zweite Sorte, bilden. Bei den cilicischen bedient man sich des Oeles und Wassers, bei den arsinoitischen nur des Wassers. Auch in Italien hat man Steine gefunden, welche mit Hülfe des Wassers die Sehneide aufs beste schärfen, ferner jenseits der Alpen und diese heissen pas- sernische. Eine vierte Art des Schleifens besteht in der Anwendung des menschlichen Speichels, wie man diess in den Barbierstuben sehen kann; die dazu dienenden Steine taugen aber wegen ihrer Zerbrechlichkeit und Weichheit nicht viel, und die besten sind noch die laminitanischen aus dem diesseitigen Spanien. 48. Von den übrigen zahlreichen Steinarten ist der Tof- stein seiner bedeutenden Mürbheit wegen zu Gebäuden nicht zu gebrauchen. In manchen Gegenden, z. B. bei Carthago in Afrika, findet sich aber kein anderes Gestein als dieses. Er wird durch die Dünste des Meeres ange- griffen, durch den Wind zerbrochen und durch den Regen zermalmt. Man schützt ihn aber dadurch, dass man die Wände auspicht, denn auch der Mauerkalk frisst ihn an. Es ist bemerkenswerth, dass man dort zu den Häusern Pech, zu dem Weine Kalk (womit der Most conservirt wird) anwendet. Eine andere Art Tofstein ist der fidenatische und albanische bei Rom. Auch in Umbrien und Venedig wird ein weisser Stein mit der Säge geschnitten; diese Arten lassen sich auch zu Bauten, aber nur im Innern ver- wenden, denn durch Nässe, Kälte und Reif springen sie in Stücke, vertragen auch die Ausdünstungen des Meeres nicht. Der tiburtinische ist sonst fest, springt aber durch Ein- wirkung von heissen Dämpfen. 49. Unter denKieselsteinen sind die schwarzen am besten, doch kommen an einigen Arten auch gute von rother Farbe vor. Hie und da giebt es aber auch weisse, wie im Tar- quinischen Bezirke in den anicianischen Steinbrüchen am volsinischen See. Die im statoniensischen Bezirke sich 224 Sechsunddreissigstes Buch. • findenden leiden nicht einmal durcii's Feuer und die daraus gemeisselten Grabsteine halten sich unverändert; sie dienen auch zu Formen für Erzgüsse. Eine grüne Art Kiesel, welche dem Feuer auf's Kräftigste widersteht, kommt nir- gends häufig und stets vereinzelt, nicht als Gebirgsart vor. Von den übrigen Arten eignet sich der blasse selten zu Mauerwerk; der kugelförmige widersteht der mechanischen Gewalt zwar sehr, ist aber unsicher bei Bauten, wenn er nicht durch viele Klammern gehalten wird. Ebenso wenig verlässig ist der Flussstein, denn er erscheint stets wie nass. 50. Einen Stein, dessen Beschaffenheit in Bezug auf seinen Werth als Baustein man noch nicht kennt, muss man im Sommer brechen und nicht vor dem zweiten Jahre, d. h. erst wenn er allen Witterungen ausgesetzt gewesen ist, in ein Gebäude einmauern. Was sich von demselben durch die atmosphärischen Einflüsse abgelöst hat, lässt sich mit Nutzen für den Unterbau zum Ausfüllen anwenden, während der unverletzte Antheil nun ohne Sorge zu Aussenwerken gebraucht werden kann. 51. Die Griechen führen aus harten Steinen oder eben ge- hauenen Kieselsteinen gerade solche Mauern auf wie aus Ziegelsteinen, und nennen diese Art von Bau den Gleich- bau; besteht er aber aus Steinen von ungleicher Dicke, so nennen sie ihn den falschen Gleichbau. Sind nur die Aussenseiten der Mauer glatt, der übrige (mittlere) Theil aber so wie es der Zufall mit sich bringt, so heisst der Bau ein eingeflochtener. Dass die Zusammenfügungen in der Art abwechseln, dass der mittlere Theil der Steine auf die Fugen der vorhergehenden zu liegen kommt, ist, wo es sich nur machen lässt, auch mitten in der Mauer nothwendig; wo nicht, so müssen wenigstens die Aussen- seiten so construirt sein. Ist der mittlere Theil der Mauer mit Bruchstücken von Steinen ausgefüllt, so heisst der Bau ein gemischter. Die netzförmige Bauart, welche in Rom sehr häufig befolgt wird, ist dem Rissig werden sehr Sechsunddreissigstes Buch. 225 0 ausgesetzt. Es ist nothwendig, dass der Bau nach dem Richtscheit und der Bleiwage aufgeführt werde und nach dem Bleilothe stehe. 52. Die Cisteruen ^verden am besten aus Kieselsteinen, welche nicht über ein Pfund wiegen, und einer Mischung von 5 Theilen reinen scharfkantigen Sandes und 2 Th eilen gebrannten Kalks gebauet; nachher stampft man Boden und Wände mit eisenbescblagenen Keulen fest. Gut ist es, wenn zwei Cisternen beisammen sind, eine worin sich der im Wasser befindliche Schmutz absetzt, und eine andere in welche das geseihete Wasser geleitet wird. 53. Der Censor Cato verwirft den aus bunten Steinen ge- braunten Kalk, besser ist der von weissen. Harte Steine liefern zum Baue, lockere Steine zu Tünchwerk passender Kalk, zu beiden Zwecken taugt der aus kieseligem Gestein gewonnene nicht. Ferner geben gegrabene Steine bessern Kalk, als solche aus Flüssen; noch besser, d. h. fetter ist der aus Mühlsteinen gebrannte. Merkwürdig ist, dass ein Körper nach dem Brennen sich noch durch Wasser ent- zünden (erhitzen) lässt. 54. Vom Sande giebt es drei Arten: gegrabenen, dem der vierte Theil, FIuss- und Meersand, dem der dritte Theil Kalk zugesetzt werden muss. Die Mischung fällt besser aus, wenn man noch den dritten Theil gestossene Scherben hinzufügt. Von den Apenninen bis zum Po, sowie jenseits der Meere giebt es keinen Grubensand. 55. Der Grund, warum in der Stadt so oft Baue einstürzen, liegt meistens darin, dass man den Kalk stiehlt und ohne dessen Bindung die Mauern aufführt. Eingesumpfter Kalk ist, je älter, um so besser. In den altern gesetzlichen Vor- schriften in Bezug auf Häuserbau heisst es, kein Pächter solle Jüngern als dreijährigen Kalk gebrauchen; daher haben auch die altern Tünch werke keine Risse. Ein Tünch- Wittstoin: Plinius. YI. Bd. J5 226 Sechsunddreissigstes Buch. werk besitzt erst dann den gehörigen Glanz, wenn es drei- mal mit Sandmörtel und zweimal mit Marmormörtel über- zogen wurde. Wo der Boden feucht oder salzig ist, muss die Unterlage aus Scherben bestehen. In Griechenland stösst man den Sandmörtel zu Tünchwerken erst in Mörsern mit hölzernen Keulen. Der Marmormörtel muss so lange bearbeitet werden, bis er nicht mehr an der Kelle hängen bleibt, die zum Weissen bestimmte Masse aber so lauge, bis der zerlassene Kalk wie Leim klebt. Den Kalk darf mau nur in ganzen Stücken zerlassen. Zu Elis ist ein Tempel der Minerva, in welchem Panaenus, der Bruder des Phidias, über die Wände eine mit Safran bereitete Tünche gezogen haben soll; dieselbe schmecke und rieclie daher, wenn man mit dem Daumen etwas Speichel darauf reibe, noch jetzt nach Safran. 56. Je näher die Säulen in einem Tempel bei einander stehen, um so dicker erscheinen sie. Es giebt vier Arten Säulen; diejenigen, welche an der Basis den sechsten Theil so dick als hoch sind, heissen dorische, welche den neunten: jonische, und welche den siebenten: toskanische. Die co- rinthischen haben dasselbe Verhältniss der Dicke zur Höhe wie die jouischen, unterscheiden sich aber von diesen da- durch, dass ihre Kapitaler ebenso hoch wie der unterste Theil der Säulen dick sind, wesshalb sie auch dünner zu sein scheinen, während die Höhe der Kapitaler der jonischen Säulen nur den dritten Theil der Dicke (des untersten Theils der Säulen) beträgt. In dem Tempel der Diana zu Ephesus, von welchem früher die Eede war, hat man an den Säulen zuerst unten kreisförmige Wulste und oben Kapitaler angebracht; die Höhe der dortigen Säulen be- trägt das Achtfache der Dicke, die Wulste haben die halbe Dicke der Säulen und die Dicke der obersten Säulen ist um ein Siebentheil geringer. Ausserdem giebt es noch sogenannte attische Säulen, deren Grundfläche ein Quadrat ist. 57. Der Kalk wird in der Medi ein häufig gebraucht, am Sechsuncldreissigstes Buch. 227 besten aber frisch, nicht gelöscht. Er brennt, vertheilt, zieht aus und verhindert das Umsichgreifen der Geschwüre. Mit Essig und Rosenöl vermischt und aufgestricheu, dann mit Wachs und Rosenöl versetzt vernarbt er die Wunden. Mit Schweinefett oder zerlassenem Harz und Honig heilt er Verrenkungen und Kröpfe. 58. Die Maltha bereitet man aus frischem Kalke auf die Weise, dass man ihn mit Wein löscht, dann mit Schweine- fett und Feigen zusammenstösst. Sie ist eine äusserst zähe Materie und wird härter als Stein. Was man ver- kitten will, wird vorher mit Oel bestrichen. Das Auftragen der Maltha geschieht zweimal. 59. Der Gyps, ein dem Kalk verwandter Körper, hat mehrere Arten, denn entweder brennt mau ihn aus einem Steine wie in Syrien und bei den Thuriern, oder man gräbt ihn aus der Erde wie in Cypern und bei den Perrhaebern, oder er bildet die oberste Erdschicht wie der tymphaische. Der zu brennende Stein muss einigermaassen dem Alabas- trites oder einem marmorartigen Steine ähnlich sein. In Syrien sucht man die härtesten aus und brennt sie zur Beschleunigung der Arbeit mit Kuhmist. Die Erfahrung hat aber gelehrt, dass der beste Gyps aus dem Spiegel- steine oder einem ähnlichen schuppigen Minerale erhalten wird. Nassgemachten Gyps muss mau sogleich verbrauchen, denn schon nach kurzer Zeit erstarrt er zu einer festen Masse, doch lässt er sich wieder stossen und in ein Mehl verwandeln. Der Gyps ist ein geschätztes Material zu weissem Tünchwerk, kleinen Figuren für Häuser und zu Kränzen. Bemerkenswerth ist der Fall, dass C. Proculejus, ein vertrauter Freund des Kaiser Augustus, sich durch den Genuss von Gyps, den er bei heftigem Magenschmerz nahm, den Tod zugezogen hat. 60. Die Aestrichei) stammen von den Griechen her, welche ') Pavimenta. 15* 228 Sechsunddreissigstes Buch. es in dieser Kunst, wie in der Malerei weit gebracht hatten bis sie durch die Musivarbeit verdrängt wurde. Der be- rühmteste Künstler darin war Sosus, welcher zu Pergamus das sogenannte ungefegte Haus einrichtete, welches dess- halb so hiess, weil er den Fussboden mit kleinen vier- eckigen Steinchen von verschiedenen Farben ausgelegt hatte, und diess dem Boden das Ansehen gab, als wenn darauf Abfälle vom Essen und sonstige Brocken, welche man auszufegen pflegt, liegen geblieben wären. Hier konnte man eine trinkende und das Wasser mit dem Schatten ihres Kopfes verdunkelnde Taube bewundern; andere Tauben sitzen im Sonnenscheine und rupfen sich auf dem Rande einer Schüssel. 61. Die Aestriche, welche jetzt die ausländischen (bar- barischen) und die unter einem Dache befindlichen heissen, sind in Italien wahrscheinlich zuerst mit Schlägeln fest gestampft worden, i) wenigstens kann man diess aus dem Namen schliesseu. In Rom wurde der erste Aestrich mit rautenförmiger Arbeit im Tempel des capitoliuischen Ju- piters nach dem Anfange des dritten punischen Krieges gemacht. Dass aber schon vor dem cimbrischen Kriege die Aestriche sehr häufig und beliebt waren, geht aus folgendem Verse des Lucilius hervor: „In der kunstvollen Darstellung der Aestriche und der bunten eingelegten Arbeiten." 62. Aestriche unter freiem Himmel kommen ebenfalls zuerst bei den Griechen vor; sie deckten damit ihre Häuser in warmen Gegenden; unhaltbar sind dieselben aber, wo Schnee und Reif fällt. Bei ihrer Darstellung muss man quer übereinander zwei Lagen Bretter als Unterfutter neh- men, die Enden der Bretter festnageln, damit sie sich nicht werfen, den darauf kommenden Schutt mit dem dritten Theile gestossenen Scherben versetzen und den folgenden, ') pavita. Sechsuncklreissigstes Buch. 229 zwei f'iiuftel Kalk enthaltenden Schutt einen Fuss hoch mit Sehlägelu feststampfen. Nun giebt man noch eine 6 Zoll dicke harte Lage uud sodann deckt man das Ganze mit nicht unter 2 Zoll dicken Platten. Die Senkung der ganzen Fläche beträgt auf 10 Fuss anderthalb Zoll; ge- glättet wird sie mit Hülfe von Wetzsteinen und getäfelt mit eichenen Brettern. Was sich wirft, hält man für schlecht beschaffen; man empfiehlt sogar Farnkraut und Spreu als Unterlage, weil dann der Kalk sich nicht so durchfressen kann. Auch ist es nöthig, kugelrunde Steine unterzulegen. Auf ähnliche Weise fertigt man die Aestriche aus spitzen Steinen. 63. Noch muss ich einer Art griechischer Aestriche ge- denken, welche folgendermaasseu bereitet werden. Auf einen fest eingestampften Boden bringt man eine Lage Schutt oder die Rudera eines alten Aestrichs, dann ein Gemenge von zerkleinerten Kohlen, grobem Sand, Kalk und Flockasche, stampft alles recht fest und prüft mittelst der Wage und Schnur, ob die Höhe der Masse einen halben Fuss beträgt, widrigenfalls noch aufgetragen werden muss. Das Ganze hat ein erdiges Ansehn, abgeschliffen aber das eines schwarzen Aestrichs. 64. Musivarbeit, wenigstens auf kleineu Flächen, kannte man schon unter Sulla, und noch heute existirt die, welche er in den Tempel der Fortuna nach Praeneste brachte. Später wurden die Aestriche von der Erde vertrieben und dafür kamen Zimmerdecken aus Glas auf. Letztere sind ebenfalls eine Erfindung neuerer Zeit; wenigstens Hess Agrippa in den von ihm in Rom errichteten heissen Bädern die Töpferarbeit enkaustisch malen uud in den warmen einen weissen Anstrich anbringen, ohne Zweifel würde er aber die Gewölbe von Glas haben machen lassen, wenn diese früher erfunden gewesen wären, oder wenn das Glas von den Wänden der oben erwähnten Bühne des Scaurus bereits auf die Gewölbe übergegangen wäre. Bei dieser 230 Seclisunddreissigstes Buch. Gelegenheit muss ich auch auf das Glas etwas näher eingehen. 65. In Phoenicien, dem Theile Syriens welcher an Judaea grenzt, liegt am Fusse des Berges Carmel ein Sumpf, Namens Cendevia, aus welchem der Fluss Belus, welcher sich nach einem Laufe von 5000 Schritten neben der Pflanz- stadt Ptolemais ins Meer ergiesst, entspringen soll. Der Belus fliesst langsam, hat ungesundes Wasser, viel Schlamm, ist aber durch gewisse Ceremonien geheiligt, übrigens sehr tief. Seinen Saud erkennt man nur, wenn das Meer ihn wieder zurücktreibt, denn dann glänzt er, von den Flutheu überrollt und von den anhängenden Unreinigkeiten befreiet, hervor; man glaubt, dass ihn dabei das scharfe Seewasser beize, denn vorher taugt er nichts. Die Küste ist dort nicht breiter als 500 Schritte, und dieser Raum allein hat viele Jahrhunderte hindurch zur Bereitung des Glases ge- dient. Die Erfindung des Glases wird folgendermaassen erzählt: Nitrum-Händler, welche hier gelandet, hätten sich am Ufer ihr Essen bereitet, und da sie keine Steine zur Unterlage der Kessel hätten finden können, Nitrumstücke zu diesem Zwecke aus dem Schiffe geholt; als nun diese glühend mit dem Küstensande in Berührung gekommen, wären sie damit zusammengeschmolzen und wasserklare Bäche der neuen Flüssigkeit dahingeronnen. 66. Bald nachher — denn der menschliche Geist ist er- finderisch und schlau — begnügte man sich nicht mehr mit dem Zusätze von Nitrum, sondern man fing auch an, den Maguetstein dazu zu benutzen, in der Meinung, er ziehe das flüssige Glas ebenso wie das Eisen an sich; andere spätere Zusätze sind: vielerlei glänzende Steinchen, Muscheln und gegrabener Sand. Nach der Angabe mehrerer Schrift- steller bereitet man in Indien das Glas aus zerbrochenen Krystallen, es ist daher auch das beste von allen. Mau schmilzt es mit leichtem und dürrem Holze, setzt Kupfer und besonders ophirisches Nitrum hinzu; die Oefen bleiben, wie Sechsunddveissigstes Buch. 231 beim Erzschmelzeu, beständig im Gange und die Masse nimmt eine schwärzliche fettgläuzeude Farbe an. Ihre Schärfe ist so gross, dass wenn etwas davon an den Leib spritzt, das Fleisch sogleich ohne alles Gefühl bis auf den Knochen durchgeschnitten wird. Die Masse wird in den Werkstätten noch einmal geschmolzen und gefärbt. Eins erlaugt durch Blasen die gewünschte Form, ein anderes wird mit dem Dreheisen bearbeitet, ein drittes wie Silber ausgearbeitet; Sidon, wo auch die Spiegel erfunden sind, war ehedem durch seine Glasfabriken berühmt. Diess war die alte Art der Glasbereitung. Seit einiger Zeit findet man im vulturnischen Meere Italiens , an einer 6000 Schritte langen Küste zwischen Cumae und Liternum einen weissen, weichen Sand, welcher durch Stossen und Mahlen zerkleinert und mit drei Theilen Nitrum dem Maasse oder Gewichte nach geschmolzen wird. Die flüssige Masse lässt man in andere Oefen übergehen; sie heisst jetzt Ammonitrum, und liefert durch nochmaliges Schmelzen reines weisses Glas. Auch in Gallien und Spanien behandelt man bereits den Sand auf ähnliche Weise. Unter der Regierung des Tiberius soll man es verstanden haben, das Glas so zu behandeln, dass es biegsam bleibt, die Werkstätte dieses Künstlers sei aber gänzlich vertilgt worden, damit der Werth des Erzes, Silbers und Goldes nicht sinke; und dieses Gerücht war mehr verbreitet als richtig, x^llein was half diess? Ist doch unter Neros Regierung die Kunst erfunden, zwei massig grosse Kelchgläser mit Henkeln für 6000 Sesterzen zu verkaufen. 67. Zu den Arten des Glases wird auch das obsidia- nische gezählt, welches dem von Obsidius in Aethiopien gefundenem Steine gleicht. Dieses Glas ist ganz schwarz, mitunter auch durchsichtig, dicht, und giebt in den Wand- spiegeln statt eines Bildes Schatten von sich. Man schneidet daraus häufig Edelsteine, und ich selbst habe daraus ver- fertigte Büsten des Kaisers Augustus gesehen, der diese Substanz wegen ihrer Dichtigkeit liebte, auch vier aus Ob- 232 Sechsunddreissigstes Buch, sidian verfertigte Elephanten der Merkwürdigkeit wegen in dem Tempel der Eintracht aufstellen Hess. Der Kaiser Tiberius schickte den Heliopolitanern für ihre heiligen Ceremonien ein dort in dem Nachlass des Statthalters von Aegypten gefundenes Bild des Menelaus aus Obsidiau wieder zurück. Hieraus ergiebt sich, dass der Obsidiau schon weit länger bekannt ist, während man ihm jetzt ein ähn- liches Glas unterschiebt. Xenocrates giebt an, der Obsidian komme in Indien, in Samnien in Italien und in Spanien am Weltmeere vor. Mau bereitet auch durch eine Art Färbung ein zu Speisegeschirren dienendes obsidianisches, ganz rothes undurchsichtiges Glas, welches den Namen Haematinon führt; ferner weisse, murrhinische, hyacinth- rothe, sapphirblaue und anders gefärbte Gläser. Auch ist kein Stoff leichter zu bearbeiten und zu färben als Glas, jedoch wird das wasserhelle, dem Krystall am ähnlichsten sehende am meisten geschätzt. Gläserne Trinkgeschirre haben die goldenen und silbernen verdrängt. Das Glas kann aber keine Hitze vertragen, wenn man nicht zuvor eine kalte Flüssigkeit hineingegossen hat. Wenn man mit Wasser gefüllte gläserne Kugeln der Sonne aussetzt, so er- zeugen sie eine solche Hitze, dass man Kleider damit an- zünden kann. Glasstücke können jedoch, wenn man sie warm macht, aneinander gekittet werden; schmelzen lassen sie sich aber nur dann, wenn man sie zuvor wieder von einander trennt. Durch Hülfe der Kunst färbt man auch die kleinen Steinchen, welche Einige Brettspielsteine i) nennen, und zwar auf verschiedene Weise. Wenn man Glas mit Schwefel zusammenschmilzt, erhält man eine steinige Masse. 68. Nachdem ich alles besprochen habe, was der Erfin- dungsgeist des Menschen hervorgebracht und was die Natur durch die Kunst erreicht hat, komme ich zu dem merk- würdigen Schlüsse, dass fast nichts ohne Mitwirkung des ') Abaculi. Sechsunddreissigstes Buch. 233 Feuers geschaffen werden kann. Das Feuer fasst den Sand an, und schmilzt daraus bald Glas, bald Silber, bald Minium, bald Blei, bald Farben, bald Heilmittel. Durch Feuer wird der Stein in Erz verwandelt, das Eisen ge« Wonnen und bearbeitet, das Gold geläutert, der Stein ge- brannt und so das Material zur Verbindung des Mauerwerks in den Häusern geliefert. Manches rauss oft gebrannt werden, ein und derselbe Stoff giebt beim ersten Brennen ein anderes Produkt als beim zweiten, und der zweite Brand wieder ein anderes als der dritte; ja selbst die ausgelöschte Kohle bekommt erst Kräfte, und anstatt vernichtet zu sein, wie man glauben sollte, wird sie nur mit noch grösseren Kräften ausgerüstet. Das Feuer ist ein unermesslicher und heftiger Theil der Natur, und es fragt sich, ob es mehr zerstört öder erzeugt. 69. Und selbst Heilkräfte besitzt das Feuer. Die Pest, welche durch Verfinsterung der Sonne entsteht, wird sicher durch die Einwirkung des Feuers beseitigt, wie Empedocles und Hippocrates an verschiedenen Orten bewiesen haben. Es hilft auch bei Zerreissung und Quetschung der Einge- weide; M. Varro sagt nämlich: „Pyxis heisst die Asche vom Herde; ein daraus bereiteter Trank ist ein Arznei- mittel, denn die Fechter stärken sich nach beendigtem Spiele damit." Auch der Carbunkel, eine Krankheit an der (wie ich gemeldet) i) vor Kurzem zwei Consuln gestorben sind, wird durch mit Honig abgeriebene Eichenkohle geheilt. So stecken denn in verwerflichen und nichts mehr enthaltenden Dingen, wie in der Kohle und Asche, noch Heilkräfte. 70. Auch ein Ereigniss auf einem Herde, welches durch römische Schriften berühmt geworden ist, will ich nicht übergehen. Unter der Regierung des Tarquinius Priscus soll auf dessen Herde plötzlich aus der Asche ein männ- liches Geschlechtsglied hervorgegangen und die daselbst XXVI. B. 4. Cap. 234 Sechsunddreissigstes Buch. gesessene Magd der Königin Tanaquil, die gefangene Ocrisia, schwanger aufgestanden sein. Die Frucht dieser Schwangerschaft sei Servius Tullius gewesen, welcher dem Tarquinius in der Regierung folgte. Später habe einmal das Haupt dieses im königlichen Schlosse liegenden Knaben wie brennend ausgesehen, derselbe sei für den Sohn des Hausgottes gehalten worden, und dieser Vorfall habe die Feste zu Ehren der Kreuzweg- und Hausgötter ins Leben gerufen. Siebenunddreissigstes Euch. Von den Edelsteinen. 1. Um mein Werk möglichst vollständig zu machen, bleibt mir noch übrig, von den Edelsteinen und den in einen kleinen Raum vereinigten Herrlichkeiten der Natur, welche von Vielen in keinem andern Zweige mehr bewundert wird, zu reden. Man hält so viel von ihrer Mannigfaltigkeit, ihren Farben, ihrer Substanz und ihrer Pracht, dass es Manchen eine Sünde scheint, sie durch Bearbeitung zu ver- letzen; ja gewisse Edelsteine werden so sehr über allen Werth und alle menschlichen Schätze gestellt, dass Vielen ein einziger genügt, um darin das Meisterstück der Schöpfung zu erkennen. Was den Ursprung der Edelsteine und den Anfang ihrer bis zu einem so hohen Grade gediehenen Bewunderung betrifft, so habe ich gewissermaassen schon beim Golde und den Ringen davon gesprochen. Man geht dabei gewöhnlich auf die Fabel von dem an den Caucasus ge- fesselten Prometheus zurück; hier sei zuerst ein Stückchen des Felsens in Eisen eingeschlossen und an den Finger gesteckt werden , hier habe man also gleichzeitig Ring und Edelstein. 2. Von da an hob sich das Ansehn und die Liebe zu den Edelsteinen so sehr, dass der harte Tyrann Polycrates von Samos glaubte, als Sühnopfer für sein Glück, welches er selbst für zu gross hielt, sei der freiwillige Verlust eines einzigen Edelsteins ein hinreichendes Opfer; er wollte es 236 Siebenunddreissigstes Buch. machen wie die wandelbare Fortuna, und dachte sich von deren Neide genugsam loszukaufen, wenn er nur jenes Kleinod beklagte. So fuhr er denn, müde der ununter- brochen dauernden Wonne, hinaus auf die hohe See und warf seinen Ring hinein. Allein ein grosser Fiseh, der für den König geboren schien, verschluckte den Ring statt Futter, nnd brachte — um das Wunder voll zu machen — gleichsam in der Hand der verfolgenden Fortuna denselben wieder in seines Herrn Küche zurück. Dieser Ring war, wie bekannt, ein Sardonyx; man zeigt ihn (ob es der echte ist, steht dahin) zu Rom im Tempel der Eintracht, wo er durch die Munificenz des Augustus in ein goldenes Hörn eingeschlossen ist, aber fast den letzten Platz einnimnit, da er jetzt an Werth so vielen andern nachsteht. 3. Nach diesem Ringe war es ein Edelstein des mit den Römern in Krieg verwickelten Pyrrhus, der einen könig- lichen Ruf erlangte. Er soll nämlich einen Achat gehabt haben, an welchem die 9 Musen und Apollo mit der Zither in der Hand zu sehen waren, aber nicht in Folge der Kunst, sondern die natürlichen Zeichnungen des Steines riefen diese Gestalten hervor, und die Genauigkeit ging so weit, dass auch die Insignien einer jeden Muse nicht fehlten. Eines spätem, besonders berühmten Edelsteins gedenkt kein Schriftsteller weiter, ausgenommen etwa, dass der Flötenspieler Ismenias viele glänzende getragen habe, wo- bei noch folgende seine Eitelkeit bezeichnende Anekdote mitgetheilt wird. In Cypern wurde ein Smaragd zu 6 Gold- denaren feilgeboten, in welchen die Amymone eingravirt war; Ismenias gab Auftrag, ihn zu kaufen, als man ihm aber 2 Denare, um welche der Preis für den Stein her- untergegangen war, wieder zurückbrachte, soll er gesagt haben, er habe ein schlechtes Geschäft gemacht, denn durch diese Preiserniedrigung sei der Würde des Steins viel be- nommen worden. Dieser Tonkünstler scheint es eingeführt zu haben, dass alle seine Fach genossen sich auch durch diese Art Prahlerei bemerkbar machten, ja schon sein Zeit- Siebenunddreissigstes Buch. 237 * genösse Dionysodorus wetteiferte selbst in dieser Beziehung mit ihm. Ein dritter Tonkünstler aus derselben Periode, Namens Nicomaehus, soll ebenfalls viele Edelsteine gehabt, aber sie ohne alle Kenntniss gewählt haben. So trifft es sich denn zufällig, dass ich gleich zu Anfang dieses Buches Diejenigen bezeichne, welche sich derartigen thörichten Prunk anmaassen, und es ist augenscheinlich, dass diese Leute von ihrem Ruhme als Flötenspieler so aufge- blähet sind. 4. Der Edelstein des Polycrates, welchen man zeigt, ist roh und unbearbeitet. Viele Jahre später, zur Zeit des Ismenias, scheint man bereits Smaragde geschnitten zu haben. Diese Ansicht wird durch einen Erlass Alexanders des Grossen bestätigt; er verbot nämlich, dass ausser Pyr- goteles, ohne Zweifel dem berühmtesten Steinschneider, ihn Jemand in einen Edelstein graviren solle. Ausgezeichnet in dieser Kunst waren später ApoUonides, Cronius und Dioscorides, welcher des Augustus Bild sehr ähnlich ver- fertigte, dessen sich die nachfolgenden Kaiser zum Siegeln bedienten. Der Dictator Sulla siegelte stets mit der Ueber- gabe des Jugurtha. Mehrere Schriftsteller berichten, jener Intercatiensis, dessen Vater Scipio Aemiliauus in Folge einer Herausforderung getödtet hatte, habe mit der bild- lichen Darstellung dieses Zweikampfs gesiegelt; Stilo Prae- coniuns machte hierüber die witzige Bemerkung: was er denn wohl gethan haben würde, wenn sein Vater den Scipio umgebracht hätte. Der Kaiser Augustus siegelte Anfangs mit dem Bilde der Sphinx. Er hatte unter den Ringen seiner Mutter deren zwei von frappanter Aehnlichkeit ge- funden; mit dem andern siegelten in den Bürgerkriegen bei seiner Abwesenheit dessen Freunde die Briefe und Ver- ordnungen, welche die Zeitumstände in seinem Namen aus- zufertigen erforderten, die Empfänger aber machten darüber den nicht üblen Witz, diese Sphinx bringe ihnen Räthsel. Des Maecenas Frosch erregte sogar wegen der Geldbei- steuer grossen Schrecken. Augustus bediente sich später. 238 Siebenunddreissigstes Buch. um die Spöttereien über die Sphinx zu vermeid-en, zum Siegeln des Bildnisses Alexanders des G-rossen. 5. Eine Edelsteiusammlung, mit dem ausländischen Namen Dactyliothek bezeichnet, hatte in Rom zuerst des Sulla Stiefsohn Scaurus, und lange kannte man keine andere, bis Pompejus der Grosse die des Königs Mithridates den Geschenken für das Capitol beilegte, welche, wie M. Varro und andere Schriftsteller damaliger Zeit versichern, die des Scaurus weit übertraf. Nach diesem Beispiele schenkte der Dictator Caesar sechs Edelsteinsammlungen in den Tempel der Venus Geuetrix, Marcellus, der Sohn der Octavia, eine in den Tempel des palatinischen Apollo. 6. Jener Sieg des Pompejus lenkte die Sitten zuerst zu Perlen und Edelsteinen, sowie der des L. Scipio und Cn. Manlius zu getriebenem Silber, attalisehen Kleidern und mit Erz verzierten Triclinien, der des L. Mummius zu co- rinthischen Geschirren und Gemälden. Um diess noch klarer zu zeigen, will ich aus den Triumphacten des Pom- pejus selbst die Angaben dem Wortlaute nach mittheilen. Nämlich in dem dritten Triumphe, den er über die See- räuber, Asien, den Pontus und über die im siebenten Buche dieses Werkes genannten Völker und Könige, unter den Consuln M. Piso und M. Messala am 30. September, seinem Geburtstage, hielt, brachte er ein Spielbrett aus zwei Edel- steinen mit Würfeln mit, welches 3 Fuss breit und 4 Fuss lang war; und damit Niemand einen Zweifel darin setze, weil jetzt fast gar kein Edelstein mehr von solcher Grösse gefunden wird, so füge ich noch hinzu, dass darin ein goldener Mond von 30 Pfund Schwere war. Ferner: drei Ruhebetten, 9 Prunktische voll Gefässe aus Gold und Edelsteinen, drei goldene Bildsäulen der Minerva, des Mars und Apollo, 33 Kränze von Perlen, einen viereckigen gol- denen Berg mit Hirschen, Löwen und allerlei Obst und mit einem goldenen Weinstocke umgeben, ein Studirzimmer von Perlen, in dessen Spitze sich eine Uhr befand; das Bildniss Siebenunddreissigstes Buch. 239 des Cn. Pompejus von Perlen, jenes königlicher Ehre würdige, rechtschaffene und von allen Völkern hoch zu achtende Gesicht, sag' ich, von Perlen! Damit war der Ernst ge- fallen und es triumphirte in der That mehr der Luxus als der errungene Sieg. Wahrlich, wenn Du so nacli Deinem ersten Siege im Triumphe eingezogen wärest, so würde Dir unter jenen Männern der Beiname des Grossen niemals gesichert gewesen sein. Aus Perlen, grosser Mann, einem so luxuriösen, nur für Weiber erfundenen Gegenstande, Messest Du Dein Gesicht machen, während Du sie hättest nicht einmal tragen sollen! Wolltest Du auf solche Weise kostbar erscheinen? Ist Dir das Bild, welches Du auf dem Gipfel der Pyrenäen errichtet hast, nicht weit ähnlicher? Gewiss, es war ein schwerer, ein verabscheuungswerther Schimpf, wenn man es nicht mit noch mehr Recht für ein Zeichen des göttlichen Zorns halten müsste, und wenn man nicht klar einsehen könnte, dass schon damals dieses Haupt mit den Schätzen des Orients bedeckt ohne den übrigen Körper zur Schau getragen wäre. Wie männlich und würdig war das Uebrige, was diesen Triumph auszeichnete. Der Staat erhielt 1000 Talente, die Quästoren, welche die Meeresküste vertheidigt hatten, 6000 Sesterzen, und jeder Soldat 50 Sesterzen. Etwas erträglicher machte es doch der Kaiser Cajus, welcher, allen weiblichen Taut über- bietend, Pantoffeln von Perlen trug, und Nero, der Stäbe, Schauspielerlarven und Betten für Buhlereieu mit Perlen besetzen Hess. Ja wir scheinen das Recht verloren zu haben, die Edelsteine zu Trinkbechern und anderm Haus- geräth in Beschlag zu nehmen, denn sie werden jetzt an die Ringe gesetzt. Und welche Verschwendung ist wohl unschuldiger als diese? 7. Durch eben denselben Sieg kamen zuerst die murrhi- nischen Gefässe nach Rom, und Pompejus schenkte die Steine und Becher von diesem Triumphe dem capitolinischen Jupiter, doch bald wanderten sie in die Hände der Menschen, denn Prunk- und Speisetische hatte man bereits von dort 240 Siebenunddreissigstes Buch. weggeholt. Der Luxus steigt in dieser Richtung von Tag zu Tage, denn ein murrhinischer Kelch, der nicht mehr als drei Sextaren fasst, ist schon um 70,000 Sesterzen verkauft worden. Vor einigen Jahren trank daraus ein Mann von consularischem Range, und hatte aus Liebe zu dem Gefässe den Rand ganz abgenutzt, doch dieser Fehler erhöhete noch den Preis desselben, und bis heute ist kein anderes murrhi- nisches Gefäss theuerer bezahlt worden. Wie viel dieser Mann sonst noch in dergleichen Dingen verschwendete, kann man aus der Menge derselben abnehmen, denn diese war so beträchtlich, dass, als Nero dieselben seinen Kindern wegnahm, sie jenseits des Tiber in den Gärten ausgestellt einen besonderen Schauplatz einnahmen. Der Zudrang des Volkes zu letzterm, ein Vorspiel des pompe- janischen Theaters, befriedigte selbst einen Nero, denn ich sah, dass man damals die zerbrochenen Stücke eines Bechers mit Gold aufwog, um sie, wie ich glaube zum Schmerze des Jahrhunderts und zum Neide des Glücks, gleichsam als den Körper eines Alexanders des Grossen, in einem Sarge zum Vorzeigen aufzubewahren. Als T. Petronius von consularischem Range auf dem Sterbebette lag, zerbrach er aus Missgunst gegen Nero eine für 300 Talente gekaufte murrhinische Schale, um dessen Tisch zu enterben. Aber Nero besiegte, wie es einem Fürsten an- stand. Alle dadurch, dass er ein kleines Henkelgefäss für 10,000,000 Sesterzen anschaffte. Merkwürdig, dass einem Kaiser und Vater des Vaterlandes das Trinken so theuer zu stehen gekommen ist! 8. Die murrhinischen Gefässe bekommen wir aus dem Oriente, wo sie an mehreren nicht eben berühmten Orten, namentlich des parteiischen Reiches, vorzüglich jedoch in Carmanien gefunden werden. Was ihre Entstehung anlangt, so hält man sie für eine unter der Erde durch Einwirkung der Wärme verdichtete Feuchtigkeit^). An Grösse übertreffen 1) Nordenskiöld (Die Umsegelung Asiens und Europas. 188'2, II. 230'! glaubt darin den Nephrit zu erkennen. Siebenunddreissigstes Buch. 241 sie niemals die kleineu Prunktische, an Dicke selten die bereits angegebenen der Trinkgefässe. Ihr Glanz ist nicht besonders und eher ein Schimmer zu nennen, dagegen schätzt man sehr ihr Farbenspiel, denn die Flecken wechseln oft in Purpurroth und Weiss ab, beide Farben bilden, gleich- sam ineinander tibergehend, eine dritte Feuerfarbe, ein milchweisses Purpur oder Roth. Einige schätzen am meisten die Enden daran und den daselbst bemerkbaren ähnlichen Widerschein der Farben, wie sie der Regenbogen zeigt. Andern gefallen die fettglänzenden. Fehleihafte Merkmale sind durchsichtige oder blas^ Stellen, Salzkörner oder Warzen, die nicht hervorragen sondern, wie meistens am Leibe, fest darin sitzen. Auch der Geruch dient zu ihrer Empfehlung. 9. Aus einer entgegengesetzten Ursache entsteht der Krystall, denn er verdankt seine harte Beschaffenheit einer weit heftigeren Kälte, wenigstens findet mau ihn nur da, wo im Winter am meisten Schnee fällt, seine eisige Natur unterliegt keinem Zweifel und bewog auch die Griechen, ihm jenen Namen zu geben. Auch er kommt aus dem Oriente und am vorzüglichsten aus Indien, findet sich aber auch in Asien, am schlechtesten bei Alabanda und Orthosia und in den benachbarten Bergen, ferner in Cypern, hin- gegen von guter Beschaffenheit in den europäischen Alpen. Nach Juba soll er sich auch auf einer Insel des rothen Meeres, welche Necron heisse und vor Arabien liege, sowie auf derjenigen, welche auch den Edelstein Topas liefert, finden, und Pythagoras, eiu Statthalter des Königs Ptole- maeus, habe dort eiuen ellenlangen Krystall ausgegraben. Cornelius Bocchus ») giebt an, er sei auch in den ammän- sischen Bergen Lusitaniens von bedeutender Grösse gefunden worden, als man dort zum Zwecke des Gefälles des Wassers tiefe Schächte gegraben habe. Xenocrates aus Ephesus 2) erzählt die merkwürdige Thatsache, in Asien und Cypern werde der Krystall ausgepflügt, während man immer der >) Ein nicht näher bekannter Schriftsteller. 2) CTleichfalls nicht näher bekannt. Wittstein: Pliniiis. VI. Bd. jg 24:2 Siebenunddreissigstes ßucb. Meinung gewesen war, er finde sich nicht in einem erdigen Terrain, sondern nur zwischen Felsen. Wahrscheinlicher ist, dass er, wie Xenocrates ebenfalls mittheilt, öfters durch Bergströme herabgeschwemmt wird. Nach Sudines findet er sich nur an gegen Süden gelegenen Plätzen, und er hat ßecht, denn er fehlt in wasserreichen Gegenden, wenn sie auch sehr kalt sind und die Flüsse bis auf den Grund zu- frieren. Zu seiner Bildung ist die atmosphärische Feuchtig- keit und nur wenig Schnee erforderlich, daher verträgt er auch keine Wärme und leistet nur kalten Getränken Wider- stand. Warum er gerade sechs Kanten zeigt, lässt sich nicht leicht einseben, um so mehr, da die Spitzen dieselbe Gestalt nicht haben; die Glätte seiner Seitenflächen ist übrigens so vollkommen, wie sie die Kunst niemals her- vorbringen kann. 10. Der grösste Krystall, den wir bis jetzt gesehen haben, ist der, welchen die Kaiserin Livia in das Capitol schenkte und der gegen 150 Pfund wiegt. Xenocrates schreibt, er habe eine Amphora aus Krystall gesehen, und Andere sprechen von einem indischen Krystall, der den Raum von 4 Sextaren eingenommen habe. Ich kann versichern, dass er im Alpengebirge und daselbst an so unzugänglichen Stellen vorkommt, dass man, um ihn zu holen, sich an Stricken hinablassen muss. Erfahrene Personen sind im Besitze gewisser Zeichen und Andeutungen darüber. ^) Der Krystall kommt mit vielen Fehlern behaftet vor, bald ist er rauh von aussen, bald trübe, bald hat er verborgene Blasen, bald einen harten und zerbrechlichen Mittelpunkt, den man Salz nennt, bald einen rothen Rost, bald rissähn- liche Fäden. Durch Schleifen wissen die Künstler der- gleichen Mängel zu verbergen. Fehlerfreie Krystalle müssen rein, nicht schaumig weiss sondern wasserhell sein und heissen unangetastete. Endlich giebt ihnen auch die Schwere Werth. Wie ich finde, sind einige Aerzte der *) d. h. wo und wie er zu finden ist. Siebenuncldreissigstes Buch. 243 Meinung, zum Brennen am Körper sei nichts besser, als eine den Sonnenstrahlen entgegen gestellte Krystallkugel. Der Krystall ist eiue neue Quelle der Raserei geworden. Vor einigen Jahren kaufte eine eben nicht reiche Familien- mutter eine Schale von Krystall für 150,000 Sesterzen. Nero warf, als er die Nachricht von dem Verluste seines Thrones bekam, im höchsten Zorn zwei krystallene Becher in Stücke; er wollte sein Zeitalter damit strafen, dass kein Anderer daraus trinken sollte. Die Scherben lassen sich nicht wieder zusammen setzen. Aus Glas lernte man ganz ähnliche Gefässe bereiten, aber seltsamerweise ging da- durch der Preis des Krystalls nicht herunter, sondern nur noch mehr in die Höhe. 11. Unter den Luxusartikeln muss ich nun zunächst des Bernsteins gedenken, der jedoch bis jetzt nur bei den Frauen Eingang gefunden hat, übrigens aber dieselbe Be- achtung verdient wie die Edelsteine, aus gewissen Gründen wenigstens eine grössere als die krystallenen und murrhi- nischen Gefässe, welche beide einen kühlen Trunk geben. Vom Bernsteine hat aber noch nicht einmal die Ueppigkeit eine Verwendung ausgedacht. Der Bernstein giebt mir Ver- anlassung, die Lügenhaftigkeit der Griechen in ihren Mittheilungen zu zeigen. Ich bitte daher die Leser, mir bei der Erzählung über den Ursprung desselben ihre Aufmerksamkeit zu schenken, denn auch diess interessirt den Menschen, und wir mögen erfahren, was alles jene Griechen Wunderbares davon berichtet haben. Ihre meisten Dichter und unter diesen zuerst, wie ich glaube, Aescbylus, Philoxenusi), Nicander, Euripides, Satyrus^) sagen nämlich, die Schwestern des vom Blitze erschlagenen Phaethon seien *) Aus Cythera, zwischen 438 und 378 v. Chr. lebte meist am Hofe des altern Dionysios zu Syrakus. Wurde wegen seiner Frei- in üthigkeit von dem Tyrannen ins Gefängniss geworfen. ^) Berühmter Schauspieler zur Zeit Philipps des Grossen, Lehrer des Demosthenes in der Musik und Deklamation. Iß* 244 Siebeminddreissigstes Buch. duicli vieles Weinen in Pappelbäume verwandelt worden, und aus ihren Thränen flössen noch alle Jahre neben dem Flusse Eridanus, den wir Padus nennen, der Bernstein, welcher desshalb Electrum heisse, weil die Sonne den Namen Elector führe. Die Unrichtigkeit dieser Angabe er- giebt sich aus dem Zeugnisse Italiens selbst. Genauere griechische Schriftsteller behaupten, im adriatischen Meere lägen die elektridisehen Inseln, wohin sich der Padus er- giesse. Nun weiss man aber, dass Inseln dieses Namens dort nie existirt haben, dass dort auch gar keine Inseln sind, welchen der Padus etwas zuführen könnte. Dass ferner Aeschylus sagt, der Eridanus sei in Iberien d. h. in Spanien und werde auch Rhodanus genannt, dass hingegen Euripides und Apollonius ^) den Rhodanus und Padus an der Küste des adriatischen Meeres sich vereinigen lassen, beweist nur, wie unwissend diese Autoren in der Kenntniss der Erde waren und macht es um so verzeihlicher, dass sie vom Bernstein nichts wussteu. Andere sind bescheidener, aber gleichfalls im Irrthum, wenn sie sagen, auf den äussersten unzugänglichen Felsen des adriatischen Meer- busens ständen Bäume, welche beim Aufgange des Hunds- sterns jenes Gummi ausschwitzten. Theophrastus giebt an, er würde in Ligurien gegraben, Chares2)j Phaethon sei in der äthiopischen Provinz Hammonien gestorben, dort befinde sich sein Tempel, ein Orakel, und es komme Bernstein dort vor. Nach Philemon ist er ein Fossil, wird in Scythien an zwei Stellen gegraben, heisst, wenn er weiss und wacbs- farben ist, Electrum, wenn er aber dunkelgelb ist, Sub- alternicum. Demostratus ^) nennt ihn Lyncurium und lässt ihn aus dem Harne des Luchses entstehen, der vom männ- lichen Harne sei dunkelgelb und feuerfarben, der vom weiblichen matter und weiss. Andere nennen ihn Langu- •) Welcher A. hier gemeint ist, lässt sich kaum unterscheiden. 2) Wahrscheinlich der im Inhaltsverzeichnisse des XII. u. XIII. B. schon vorgekommene Chares von Mitylene, welcher aber nicht näher bekannt ist. 3) Unbekannt. Siebenunddreissigstes Buch. 245 # rium und leiten ihn von einem in Italien vorkommenden Thiere, Namens Languria, ab; Zenothemis nennt dieses Thier Langa und versetzt dessen Heimatli an den Padus. Sudines bezeichnet einen Baum in Ligurien, Lynca genannt, der den Bernstein liefere, und derselben Ansicht ist Metro- dorus. Sotaeus meint, er fliesse in Britannien ans Felsen, die er Electriden nennt. Pytheas erzählt, die Guttonen, ein deutsches Volk vrohnten an einer Lagune des Oceans, Namens Mentonomon, welche 6000 Stadien gross sei; von dieser liege eine Schiffstagereise entfernt die Insel Abalus, wohin der Bernstein als ein concreter Abschaum des Meeres im Frühjahre durch die Fluthen getrieben werde; die dor- tigen Bewohner gebrauchten ihn statt Holz zum Brennen und verkauften ihn an die nächstliegenden Teutonen. Dieser Erzählung schenkt auch Timaeus i) Glauben, doch nennt er die Insel Basilia (Balthea). Philemon sagt, der . Bern- stein brenne nicht mit Flamme. Nicias -) nennt ihn einen Saft der Sonnenstrahlen; er meint, dieselben drängen beim Untergänge heftiger auf die Erde und hinterliessen in der dortigen Gegend des Oceans einen fetten Schweiss, der im Sommer au die deutsche Küste geworfen werde. Auf dieselbe Weise soll er in Aegypten entstehen und dort den Namen Sacal führen; ferner in Indien, und die Indier sollen ihn dem Weihrauch vorziehen. In Syrien sollen sich die Weiber Spindelwirtel davon machen und ihn den Haken nennen, weil er Blätter, Spreu und Kleiderlappen' an sich zieht. Nach Theochrestus 3) wird er vom Ocean durch die Fluth an die Vorgebirge der Pyrenäen geworfen; Xenocrates, der jüngst hierüber geschrieben hat, pflichtet ihm bei. Der noch lebende Asarubas^) berichtet, neben dem atlantischen Meere liege der See Cephisis, den die Mauren Electrum nennen; dieser entlasse, wenn er von der Sonne erwärmt *) Von Tauromenium in Sicilien. -) Welcher? *) Unbekannt. ■*) Unbekannt. 246 Siebenunddreissigstes Buch. werde, aus seinem Schlamme einen flüssigen Bernstein. Mnaseas i) sagt, in Afrika liege der Ort Sicyon und daneben ströme der Fluss Crathis vorbei, der sieh in den Ocean ergiesse und aus einem See entspringe, auf welchem Vögel lebten, die er Meleagridae und Penelopae nennt; hier ent- stehe der Bernstein im Frühjahre auf dieselbe Weise wie oben in dem Electrum-See. Theomenes 2) sagt, neben der grossen Syrte liege der Garten der Hesperiden und der Teich Electrum; in diesen falle von den dort stehenden Pappelbäumen der Bernstein herab und werde von den Jungfrauen der Hesperiden gesammelt. Nach Ctesias giebt es in Indien einen Fluss, Namens Hypobarus, welches Wort anzeigen solle, dass er alles Gute in sich trage; der- selbe fliesse von Norden her in den östlichen Ocean neben einem bergigen Walde vorbei," dessen Bäume Bernstein trügen, und diese Bäume hiessen Siptachorae, was so viel als äusserst angenehme Süssigkeit bedeute. Mithridates 3) berichtet, an der deutschen Küste sei eine Insel, Namens Serita, auf welcher Wälder einer Art Ceder wären, woraus der Bernstein auf Felsen herabfliesse. Nach Xenocrates soll der Bernstein nicht allein in Italien vorkommen, sondern auch daselbst Thyon, bei den Scythen aber, wo er eben- falls vorkomme, Sacrium heissen. Andere glauben, er er- zeuge sich in Numidien. Alles übersteigt aber die Angaben des tragischen Dichters Sophocles, was mich um so mehr wundert, da derselbe sich sonst durch eine so ernste und erhabene Schreibart auszeichnet, ausserdem ein so rühm- liches Leben führte, aus einem vornehmen atheniensischen Geschlechte stammte, Staatsangelegenheiten leitete und ein Kriegsheer befehligte; er sagt nämlich, der Bernstein fliesse hinter Indien aus den Thränen der Vögel des Meleager, die ihren Herrn beweinten. Wer sollte sich nicht darüber wundern, dass er entweder diess geglaubt, oder Andere ') Unbekannt. ^) Unbekannt. 3) Der bekannte König in Pontus. Siebenuncldreissigstes Buch. 247 * dessen überredeu zu können gehofft habe? Welcher Knabe kann für so unerfahren gehalten werden, dass er an ein jährliches Weinen der Vögel, an so grosse Thräneu und daran glaube, dass die Vögel aus Griechenland, wo Meleager starb, nach Indien gezogen sein, um zu weinen? Doch wie, erzählen nicht die Dichter noch vieles ebenso Fabel- hafte? Dass aber Jemand von einer Substanz, welche täglich gefunden wird, im Ueberflusse vorhanden ist und desshalb Lügen straft, im Ernste dergleichen hat sagen können, zeugt von einer Ungeheuern Verachtung der Menschen und unerträglichen Schaamlosigkeit im Lügen. Gewiss ist, dass der Bernstein auf den Inseln des nördlichen Oceans vorkommt und von den Deutschen Glessum genannt wird; als Caesar Germanicus mit seiner Flotte dort war, bezeichnete er eine dieser Inseln, welche bei den Bewohnern Austravia heisst, mit dem Namen Glessaria. Er fliesst aber als ein Mark aus Bäumen von dem Geschlechte der Fichten, gleichwie das Gummi aus den Kirschbäumen und das Harz aus den Fichten, und ver- dichtet sich durch Kälte, laue Witterung oder durch das Meerwasser. Wenn die Fluth ihn auch von der Insel weg- nimmt, so wird er doch wenigstens wieder an die Küsten geworfen, denn er lässt sich so leicht fortwälzen, dass er auf dem seichten Grunde zu schweben und zu lagern scheint. Schon unsere Vorfahren hielten den Bernstein für den Saft eines Baumes und nannten ihn aus diesem Grunde Suc- cinum. Dass ■ aber dieser Baum eine Fichtenart ist, be- weist sein Geruch beim Reiben und sein Verhalten beim Brennen. Von Germanien aus gelangt er zunächst nach Pannonien und hierauf zu den Venetianern, welche bei den Griechen Eneter heissen. In Ruf brachten ihn die den Pannoniern zunächst liegenden und am adriatischen Meere Handel treibenden Völker, welche ihn von jenen bekamen. Dass aber der Padus mit in das Mährchen geflochten ist, hat offenbar keinen andern Grund, als weil noch heute die Bauerweiber jenseits des Padus den Bernstein in Schnüren um den Hals tragen, allerdings zunächst als Schmuck, aber 248 Siebenunddreissigstes Buch. auch als Medicament, denn er soll gegen geschwollene Mandeln und andere Fehler des Halses, die durch den Genuss des dortigen Wassers leicht herbeigeführt werden, gut sein. Jene Küste Deutschlands, von wo er ausgeführt wird, liegt 600,000 Schritte von Carnuntum in Pannouien entfernt, und ist erst vor einiger Zeit durch einen römischen Ritter bekannt geworden, welchen Julianus, der ein Fechter- spiel für den Kaiser Nero veranstaltete, zum Einkauf von Bernstein dahin sandte. Dieser bereiste die dortigen Handels- plätze und Küsten und brachte so viel davon mit, dass die Netze, welche zur Abhaltung der wilden Thiere von der kaiserlichen Tribüne i) angebracht waren, in jedem Knoten ein Stück Bernstein enthielten, die Waffen aber, die Todten- bahre und der ganze Festapparat eines Tages von Bern- stein strotzte. Das grösste Stück wog 13 Pfund. Dass auch in Indien Bernstein vorkommt, kann nicht bezweifelt werden, Archelaus, der Cappadocien beherrschte, sagt, er werde von dort im rohen Zustande, an Fichtenrinde hängend hergebracht und durch Kochen mit dßm Schmalze einer säugenden Sau blank gemacht. Dass der Bernstein ur- («prttnglich flüssig war, beweisen gewisse darin einge- schlossene Gegenstände, wie Ameisen, Mücken, Eidechsen, welche offenbar an dem frischen Safte hängen geblieben und beim Erhärten desselben eingeschlossen sind. 12. Vom Bernsteine giebt es mehrere Arten. Am besten riecht der weisse, aber er so wenig wie d.er wachsgelbe steht im besondern Werthe, vielmehr ist es der dunkelgelbe, der mehr geschätzt wird, und von diesem hat wieder der durchsichtige den Vorzug, doch darf er auch nicht zu feurig aussehen, denn man liebt au ihm wohl das Feuerähnliche, aber nicht das Feuer selbst. Den ersten Rang behauptet der nach der Farbe eines Weines sogenannte falernische, welcher von mildem Glänze und durchsichtig ist, doch sind ») Podium, im Amphitheatei", wo der Kaiser und die Vornehmsten sassen. Siebenunddreissigstes Buch. 249 auch Ötüeke von der Farbe des gekochten Honigs beliebt, Uebrigens bemerke ich, dass man ihn auch beliebig färben kann, mit Bockstalg, der Wurzel der Anchusa, der Purpur- schnecke. Reibt man ihn mit den Fingern, so bekommt er durch die aufgenommene Wärme die Eigenschaft, leichte Gegenstände wie Spreu, trockne Blätter, Bast und, wie der Magnetstein, Eisen anzuziehen. Bernstein brennt, mit Oel versetzt, heller und langsamer als Flachs, i) Als Luxus- aitikel steht er so hoch im Werthe, dass ein daraus ver- fertigtes noch so kleines menschliches Bildniss den Preis lebendiger und gesunder Menschen übertrifft, folglich eine Bestrafung dafür nicht ausreicht. An den corinthischen Geschirren schätzt man die Vermischung des Erzes mit Gold und Silber, an den getriebenen die Kunst und den Scharfsinn; ich habe von der Beliebtheit der murrhinischen und krystallenen Geschirre gesprochen, ferner von den Perlen als Kopfschmuck, von den Edelsteinen als Finger- schmuck; kurz bei allen diesen tadelnswerthen Neigungen des Menschen hat die Prahlerei und Mode, beim Bernstein dagegen nur das Bewusstsein der Kostbarkeit eine ent- scheidende Stimme. Domitius Nero hatte unter andern seltsamen Handlungen, wodurch sich sein Leben auszeichnete, auch das Haar seiner Gemalin Poppaea mit dem Bernsteine verknüpft, denn er nannte dasselbe in einem Gedichte Succinum; und da es denn den Lastern niemals an kost- baren Namen fehlt, so bestimmte er die Bernsteinfarbe als dritte Farbe bei den vornehmen Frauen. Indessen findet der Bernstein doch auch Anwendung in der Medicin, aber eben desshalb gefällt er den Frauen nicht. Kindern nützt er als Amulet angebunden. Callistratus -) empfiehlt ihn gegen Verrücktheit für Personen jeden Alters, ferner eingenommen und angebunden gegen Harnbeschwer- den; derselbe unterscheidet auch eine neue Sorte unter dem Namen Goldbernstein, welche gewissermassen die Farbe ') Lini meduUa, s. XIX. B. '-) Unbekannt. 250 Siebenundclreissigstes Buch. des Goldes bat, früh Morgens am schönsten aussieht, äusserst feuerfänglich ist und schon, wenn er in die Nähe des Feuers kommt, sich rasch entzündet. Derselbe soll, an den Hals gebunden, Fieber und andere Krankheiten heilen, mit Honig und Rosenöl abgerieben für Ohrentibel und mit attischem Honig abgerieben auch für trübe Augen gut sein. Gegen Magenbeschwerden nimmt man Bernsteiupulver ent- weder für sich oder mit Mastix in Wasser ein. Auch dient der Bernstein häufig zur Verfälschung durchsichtiger Edel- steine, namentlich der Amethyste, denn er lässt sich, wie ich angegeben habe, beliebig färben. 13. Die Hartnäckigkeit (der Eigensinn) der Schriftsteller veranlasst mich, sogleich zu den Luchssteinen überzu- gehen; sie behaupten nämlich, wenn er auch kein Bernstein wäre, so sei er doch ein Edelstein, Er entstehe aus dem Harne des Luchses, das Thier verscharre aber gleich nach der Harnentleerung die Stelle, wohin er geflossen, weil es dem Menschen den Gebrauch desselben nicht gönne. Er habe die Farbe des feurigen Bernsteins und lasse sich be- arbeiten; nach Diocles und auf dessen Autorität gestützt Theophrastus zieht er nicht bloss leichte Gegenstände, wie Blätter oder Strohhalme, sondern auch Blättchen von Erz und Eisen an. Ich halte alle diese Angaben für falsch, ferner glaube ich nicht, dass in unserem Zeitalter ein Edel- stein unter jenem Namen vorgekommen ist, und ebenso muss ich die arzneilichen Wirkungen desselben in Zweifel ziehen; er soll nämlich, wenn man ihn mit Wein einnimmt oder auch nur ansieht, die Blasensteine fortschaffen und die Gelbsucht heilen. 14. Nun will ich von den anerkannt echten Edelsteinen handeln, und bei den vorzüglichsten anfangen, dabei aber auch gleichzeitig, um der Menschheit noch nützlicher zu werden, die ungeheuere Thorheit der Magier widerlegen, denn diese Leute erzählen mit lockenden Worten so vieles Siebenunddreissigstes Buch, 251 • Von den Edelsteinen, was die Wunder ihrer arzneilichen Wirkungen weit überschreitet. 15. Den höchsten Werth nicht bloss unter den Edelsteinen, sondern unter allen den Menschen bekannten Dingen hat der Diamant, welcher lauge Zeit hindurch nur den Königen und sogar nur wenigen derselben bekannt war, und daher den Namen Goldkuoten bekam. Er findet sich in Berg- werken, doch selten, ist ein Begleiter des Goldes und scheint nur im Golde zu entsteheu. Die Alten glaubten, er finde sich bloss in den Bergwerken Aethiopiens zwischen dem Tempel des Mercur und der Insel Meroe, sei nie grösser als Gurkensamen und ungleich in der Farbe. Jetzt kennt man sechs Arten des Diamants. Der indische kommt nicht im Golde, sondern in einer gewissen Verwandtschaft mit dem Krystall vor, denn er ist wie dieser wasserhell, nach zwei entgegengesetzten Richtungen mit sechs glatten Flächen zugespitzt, als wenn zwei Kreisel an ihrer Basis mit einander verbunden sind; seine Grösse kommt der eines Haselnuss- kernes etwa gleich. Der arabische ist ihm zwar ähnlich, aber kleiner, kommt übrigens ebenso vor; die andern Arten zeigen die blasse Farbe des Silbers und finden sich nur in dem allerbesten Golde. Man prüft dieselben auf dem Am- boss, denn die echten widerstehen den Schlägen so sehr, dass der Hammer nach allen Seiten hin zerspringt und selbst der Amboss Risse bekommt. Ausser dieser unge- heueren Härte hat der Diamant auch die Eigenschaft, das Feuer zu besiegen, d. h. sich nicht erhitzen zu lassen. Wegen dieser unbesiegbaren Kraft erhielt er den griechischen Na- men (Adamas). Eine Sorte, welche die Grösse der Hirse- körner hat, heisst Cenchrus. i) Eine andere, der macedo- niscbe, findet sich im philippischen Golde und gleicht dem Gurkensamen. Der cyprische kommt aus Cypern, neigt zur Farbe des Kupfers hin, wirkt aber, wie ich unten sagen werde, als Heilmittel am kräfsigsten. Der sideritische glänzt ') Hirse, xeyxQoq. 252 Siebenunddreissigstes Buch. wie Eisen, wiegt schwerer als die übrigen, verhält sich aber ganz anders, denn er zerspringt unter dem Hammer, lässt sich auch mit einem andern Diamant durchbohren; letztere Eigenschaft hat auch der cyprische, beide sind also eigentlich unecht, führen aber doch den Namen Diamant und stehen desshalb im Werthe. Kein anderer Körper zeigt das, was ich in mehreren Büchern über die Freundschaft und Zwietracht der Natur- dinge, von den Griechen Sympathie und Antipathie genannt, mitgetheilt habe, klarer als der Diamant. Denn diese un- überwindliche Kraft, diese Verächterin zweier der heftig- sten Potenzen in der Natur, nämlich des Eisens und des Feuers, wird durch Bocksblut, jedoch nur wenn diess noch frisch und warm ist, zersprengt, doch auch durch anhaltende Schläge, aber selbst im letztern Falle gehen Amboss und Hammer zu Grunde, wenn sie nicht von vorzüglicher Be- schaffenheit sind. Welcher Kopf hat diess erfunden ? Wel- cher Zufall hat uns damit bekannt gemacht? Welche Muth- maassung hat auf ein so unermesslich werthvolles Faktum und bei einem der stinkendsten Thiere geleitet? Gewiss, alle solche Erfindungen sind ein Geschenk der Götter. Man darf hier niemals die Gründe, sondern nur den Willen der Vorsehung zu erforschen suchen. Wenn es glückt, den Diamant zu zersprengen, so zerfällt er in so kleine Blätt- chen, dass sie mit blossem Auge kaum zu bemerken sind. Diese Bruchstücke werden von den Steinschneidern gesucht, in Eisen gefasst, und dienen dazu, einen jeden harten Körper mit Leichtigkeit anzubohren. Der Diamant ist so feindselig gegen den Magnetstein, dass er, neben diesem liegend, das Anziehen des Eisens verhindert, oder das bereits vom Magnete angezogene Eisen ihm entreisst. Er macht die Gifte unwirksam, vertreibt Wahnsinn, thörichte Furcht, und wird daher auch von Einigen der Bezwinger i) genannt. Metrodorus von Scepsis sagt, und, so viel ich finde, alleiu, ^) Anancites. • Siebenunddreissigstes Buch. 253 in Deutschland in der Insel Basilia, welche den Bernstein liefert, finde sich auch Diamant, und dieser sei besser als der arabische. Wer möchte aber wohl an der Irrigkeit dieser Angabe zweifeln? 16. Nach dem Diamant stehen bei uns die indischen und arabischen Perlen im höchsten Werthe ; von diesen habe ich aber bereits im neunten Buche bei den Meeresgeschöpfen geredet. Der dritte Hang gebühret aus mehreren Gründen den Smaragden. Keine Farbe fällt angenehmer in die Augen als die dieser Edelsteine; wir sehen schon das Grün der Kräuter und Blätter mit Wohlgefallen an, aber noch lieber betrachten wir die Smaragde, denn ihr Grün ist das schönste von allen. Ueberdiess sind sie die einzigen Edelsteine, welche die Augen erfüllen ohne sie zu sättigen; ja wenn die Augen durch Anstrengungen anderer Art geschwächt sind, so werden sie durch das Anschauen der Smaragde wieder gestärkt, und den Augen der Steinschneider thut nichts wobler, denn ihr sanftes Grün vertreibt die Mattig- keit derselben. Dann kommt noch hinzu, dass sie, aus der Ferne angesehen, grösser erscheinen, indem sie die um sie befindliche Luftschicht durch den Reflex färben, dass sie weder durch die Sonne, noch durch Schatten, noch durch Lampen verändert werden, stets milde strahlen, das Auge nicht blenden, und im Vergleich zu ihrer Dicke vollkommen durchsichtig sind, was selbst beim Wasser nicht einmal in dem Grade der Fall ist. i) Die Smaragde sind meistens concav, und sammeln daher die Gesichtsstrahlen; aus diesem Grunde werden sie auch, nach einer gewissen Ueberein- kunft der Menschen, nicht geschnitten. Uebrigens besitzen die scytischen und ägyptischen eine solche Härte, dass man sie gar nicht verletzen kann. Die sehr breiten und flachen geben, wenn sie liegen, wie ein Spiegel die Bilder zurück. Der Kaiser Nero sah die Fechterspiele durch einen Smaragd an. ') Quod etiam in aquis non juvat. Die Lesart „nos juvat" scheint mir nicht richtig zu sein. 254 Siebenuncldreissigstes Buch. • 17. Es giebt zwölf Arten von Smaragden. Die besten sind die nach dem Volke, wo sie vorkommen, sogenannten scythischen, denn sie besitzen die grösste Tiefe der Farbe und die wenigsten Fehler, und von ihnen weichen die übrigen Arten ebensosehr ab, wie die Smaragde überhaupt von den übrigen Edelsteinen. Ihnen zunächst, auch in Be- zug auf das Vaterland, stehen die bactrianischen, welche man beim Wehen der Etesien in den Felsenspalten sam- meln soll, denn diese Winde nehmen den Sand am kräf- tigsten weg und legen die glänzenden Smaragde frei; sie sollen aber viel kleiner sein als die scythischen. Den dritten Rang behaupten die ägyptischen, welche auf den Hügeln bei der thebischen Stadt Coptos aus den Felsen gehauen werden. Die übrigen Arten findet man in Kupferberg- werken, und daher sind unter diesen die cyprischen die besten; deren Güte besteht nicht in einer klaren und ver- dünnten, sondern in einer feuchten, fetten und durchsich- tigen Meer-Farbe, mit der Durchsichtigkeit nimmt aber die Farbe ab und das helle Ansehn zu. Auf derselben Insel neben den Fischplätzen sollen auf dem Grabe des kleinen Königs Hermias einem marmornen Löwen Augen von Smaragden eingesetzt gewesen sein, welche selbst bis in die Tiefe des Wassers so stark geschimmert hätten, dass die Thunfische vor Schrecken geflohen wären, was die Fischer lange in Verwunderung gesetzt und endlich, als die Ursache entdeckt sei, veranlasst habe, die Edelsteine mit andern Augen zu vertauschen. 18. Doch, es ist auch nöthig auf die Fehler der Sma- ragde aufmerksam zu machen. Einige dieser Fehler ge- hören allen, andere nur einzelnen Arten, wie diess auch bei dem Menschen und den verschiedenen Nationen ein- trifft, an. Die cyprischen sind nämlich verschiedentlich graugrün, und zeigen an manchen Stellen ein und desselben Smaragds mehr oder minder nicht immer jenen tiefen Ton der scythischeD. Dann läuft durch einige ein Schatten, Siebenunddreissigstes Buch. 255 die Farbe wird matt, und wenn sie noch mehr nachlässt, so verwirft man den Stein. Nach diesem Verhältniss unter- scheidet man mehrere Arten : trübe oder sogenannte blinde, dichte und nicht ganz klar durchsichtige, endlich wolkige welche am schlechtesten sind. Die Wolke muss hier von dem Schatten wohl unterschieden werden, denn erstere fällt ins Weisse und verwischt die grüne Farbe, indem sie entweder inwendig der grünen Farbe in den Weg tritt oder den Uebergang der letztern nach dem Rande zu bildet. Diess sind die Fehler der Farbe; die der Masse selbst be- stehen in fadigen, salzigen (körnigen) und bleiigen i) Theilen und sind ziemlich allgemein. Auf die cyprischen folgen die äthiopischen, 25 Tagereisen von Coptus entfernt vor- kommenden, welche nach Juba lebhaft grün, aber selten rein oder gleichfarbig sind. Democritus rechnet zu dieser Art die hermineischen und persischen, von denen jene gleich- sam aufgeschwollen, diese zwar nicht durchsichtig, aber von angenehmem Ton sind, das Auge erfüllen, aber nicht lange auf sich ruhen lassen, überhaupt den Augen der Katzen und Panther gleichen, welche ebenfalls stark schim- mern und nicht durchsichtig sind. Diese beiden Sorten sollen in der Sonne ganz blind aussehen, dagegen im Schatten glänzen und ihr Licht weiter verbreiten als die übrigen. Alle diese Sorten haben noch den Fehler, dass ihre Farbe derjenigen der Galle oder des scharfen Oels ähnlich ist. Sie sehen zwar hell und klar, aber nicht grün aus. Diese Fehler kleben vorzüglich den attischen Smaragden an, welche in den Silberbergwerken gefunden werden; in dem Orte, welcher Thoricos heisst, sind sie weniger fett und nehmen sich von Ferne schöner aus. Häufig findet man in den Smaragden Plumbago, d. h. in der Sonne sehen sie bleifarbig aus. Eigenthümlich ist, dass manche Smaragde mit der Zeit verderben, ihr Grün verlieren und auch von der Sonne leiden. ') Plumbago. 256 Siebenunddreissigstes Buch. Nach diesen sind es die medischen Smaragde, welche den meisten Wechsel zeigen und zuweilen selbst ins Sapphir- blaue ntiancireo. Man findet in ihnen wellenförmige Zeich- nungen und Bilder verschiedener Gegenstände z. B. Mohn- pflanzen, Hunde, Vögel, Federn; sie scheinen jedoch ur- sprünglich grün zu sein, denn sie werden durch Behandeln mit Üel besser, und diess sind auch zugleich die grössten. Ob die calchedonischen Smaragde nicht mehr vorkommen, seitdem die dortigen Erzgruben nicht mehr betrieben werden, ist mir unbekannt; sie waren allerdings immer nur schlecht, sehr klein, zerbrechlich, ungleich in der Farbe, pfauen- schweifig und taubenhalsig, beim Neigen mehr oder wenig glänzend, aderig und schuppig. Ein eigenthüralicher Fehler an ihnen w^ar das Sarcion, d. h. ein gewisses Edelstein- fleisch. Der Berg bei Calchedon, wo man sie sammelte, heisst der Smaragdberg. Nach Juba wird die unter dem Namen Cholas bekannte Varietät des Smaragds und der Aon den Aegytern sogenannte Alabastrites- Stein in Arabien an den Häusern als Zierrath angebracht; viele Smaragde grübe man aber dort in den nächsten Bergen, die den me- discheu ähnlichen laconischen in dem Berge Taygetus und noch andere in Sicilien aus. 19. Zu den Smaragden rechnet mau auch den sogenannten Tanos, einen schmutzig grünen, inwendig unreinen Edel- stein aus Persien; ferner den Kupfersmaragd aus Cypern welcher von Erzadern trübe ist. Theophrastus erzählt nach ägyptischen Berichten, ein babylonischer König habe einem ägyptischen einen Smaragd als Geschenk gesandt, der 4 Ellen lang und 3 Ellen breit gewesen sei; auch habe dort in dem Tempel des Jupiter ein Obelisk aus 4 Sma- ragden gestanden, der 40 Ellen hoch und theils 4 Ellen theils 2 Ellen breit gewesen sei. Während er diess schreibe, befinde sich noch zu Tyrus im Tempel des Hercules eine dicke Säule von Smaragd, der aber wahrscheinlich falscher Smaragd sei, unter andern in Cypern vorkomme, und halb aus Smaragd halb aus Jaspis bestehe, denn in Siebenunddreissigstes Buch. 257 ihm sei die Umwandlung der Materie noch nicht vollständig erfolgt. Apiou mit dem Beinamen Plistonices hinterliess kurz vorher eine Schrift, worin er berichtet, in dem ägyp- tischen Labyrinthe befinde sich noch jetzt ein 9 Ellen hoher Serapis aus Smaragd. 20. Der Beryll scheint in vielen Beziehungen denselben oder doch einen ähnlichen Charakter zu haben wie der Smaragd. Er kommt in Indien, selten in andern Ländern vor. Die Künstler schleifen ihn sechskantig zu, denn, wenn seine matte Farbe nicht durch den Reflex der Kanten er- höhet wird, so erscheint er ganz blind, und anders ge- schliffen zeigt er keinen so starken Glanz. Am geschätz- testen sind diejenigen Berylle, welche die grüne Farbe des Meeres am deutlichsten zeigen, dann folgt der Chryso- beryll, welcher etwas blasser ist, aber etwas ins Goldfarbige nüancirt. Eine diesem sehr verwandte Art ist blasser und heisst Chrysopras; eine vierte Art heisst der hyaciuthfarbige, eine fünfte der luftfarbige, dann kommt der wachsfarbige, ölfarbige, endlich der dem Krystalle fast gleiche, welcher Fäden und unreine Theile enthält, auch verbleicht, • was überhaupt eine Untugend aller Berylle ist. Die Indier haben besonders die langen Berylle gern und behaupten, es seien die eiuzigen'Edelsteine, welche nicht gern Gold an sich hätten, daher sie dieselben auch durchbohren und mit Elephantenhaaren anbinden. Andere sind dagegen der An- sicht, man müsse die absolut reinen Berylle nicht durch- bohren, weil nur die Enden der Schriftstäbe i) mit Gold umlegt würden; sie ziehen es vor, statt Schmucksteinen Cylinder daraus zu machen, denn die Berylle werden nach ihrer Länge geschätzt. Einige behaupten, sie kämen schon kantig aus der Erde und gewönnen durch das Durch- bohren, denn dadurch würde das weisse Ma rk entfernt und durch das Einstecken des Goldes erhielte, der Durchsich- tigkeit wegen, die dicke Masse einen Reflex und eine Cor- >) Umbilici, Stäbe um Avelclie die Schriften gerollt wurden. Wittsteia: Plinius. VI. Bd. 17 258 Siebenunddreissigstes Buch. lection. Die Fehler bei den Beryllen sind, ausser den oben angezeigten, dieselben wie bei den Smaragden, und dann wären nocb die nageiförmigen Flecken zu erwähnen. In unserm Welttheile sollen sie zuweilen um den Pontus gefunden werden. Die Indier verstehen andere Edelsteine und besonders die Berylle durch Färben des Krystalls nach- zumachen. 21. Die Opale stehen im Werthe nur den Smaragden nach, den Beryllen ziemlich gleich, weichen aber im Uebrigen bedeutend von diesen ab. Indien ist auch ihr einziges Vaterland. Sie sind gleichsam der Complex der schätz- baren Eigenschaften der kostbarsten Edelsteine und machen daher die meiste Schwierigkeit, i) Sie zeigen nämlich gleichzeitig das zarte Feuer des Karbunkels, den glänzenden Purpur des Amethysts und das männliche Grün des Sma- ragds in einer unglaublich glücklichen Mischung. Einige haben die glänzendsten Opale mit den Farben der Pig- mente, Andere mit der Flamme des brennenden Schwefels oder des brennenden Oeles verglichen. In der Grösse kom- men sie einer Haselnuss gleich. Au diesen Edelstein knüpft sich eine merkwürdige Geschichte, welche sich bei uns zu- getragen hat. Es ist nämlich noch jetzt ein Opal vorhanden, um desswillen der Senator Nonius, ein Sohn jenes Struma Nonius, den der Dichter Q. Catullus mit Unwillen auf der Sella curulis sitzen sah, und Grossvater des Servilius Nonianus, der zu meiner Zeit Consul war, von Antonius in die Acht erklärt wurde. Der Geächtete floh und nahm von all' seinem Vermögen nur seinen Ring von Opal mit sich, der wenigstens 20,000 Sesterzen werth war. Man muss sich hiebei über die Tyrannei und Ueppigkeit des Antonius wundern, der eines Edelsteins wegen die Acht verfügte, nicht weniger aber auch über den Trotz des No- nius, der seine Achtserklärung gern sah, während doch selbst wilde Thiere Theile ihres Körpers sich abbeissen •) um sie richtig zu charakterisiren. Siebenunddreissigstes Buch. 259 und zurücklassen, wenn sie wissen, dass man sie desshalb verfolgt, weil sie sich dadurch gleichsam loszukaufen glauben. 22. Fehler des Opals sind, wenn seine Farbe in die der Blume des Heliotropium oder des Krystalls oder des Hagels hinneigt, wenn Salzkörner, rauhe Stellen oder kleine Punkte vorhanden sind. Kein Edelstein wird täuschender aus Glas nachgeahmt als dieser. Die Prüfung geschieht nur an der Sonne; wenn man nämlich einen unechten Opal zwischen dem Daumen und Zeigefinger gegen die Sonnenstrahlen spielen lässt, so zeigt er nur immer eine einzige Farbe, der echte hingegen wechselt, wie man ihn drehet, Glanz und Farbe und wirft sie selbst auf die Finger. Viele nennen ihn seines schönen Aussehens wegen Paederos. Man unter- scheidet auch noch eine besondere Art desselben, die von den Indiern Sangenos genannt werden soll. Angeblich giebt es auch in Aegypten und Arabien Opale, ferner in Pontus, Galatien, Thasus und Cypern, die aber ganz schlecht sind. Die bessere dieser Sorten hat das Ansehn des Opals, aber einen matten Glanz, ist selten frei von rauhen Stellen, und ihre Farbe bildet ein Gemisch von Kupferroth und Purpur ohne das Grün des Smaragds. Besser sind unter ihnen diejenigen, deren Glanz durch die Farbe des Weins ver- dunkelt wird, als die, welche eine wässrige Verdünnung zeigen. 23. Ueber den Eang, welchen die bisher abgehandelten Edelsteine behaupten, ist man im Reinen, und diess be- sonders nach dem Rathschlusse der Weiber. Weniger sicher und übereinstimmend sind die Urtheile der Männer, denn hier bestimmt die Liebhaberei Einzelner, und namentlich die Eifersucht den Werth der Steine. Der Kaiser Claudius trug Smaragde und Sardonyxe. Nach Demostratus war der ältere Africanus der erste Römer, welcher einen Sardonyx trug, seitdem sei dieser bei den Römern sehr in Aufnahme gekommen, und ich will daher von ihm zuerst sprechen. Unter Sardonyx verstand man, dem Wortlaute nach, ehedem 17* 2g0 Siebenunddreissigstes Buch. das Weisse im Sarda^), d. b. als wenn der Nagel eines Mensehen auf Fleisch gelegt und beide durchsichtig wären. Dass der indische Sardouvx von dieser Beschaffenheit ist, melden Ismenias,^) Demostratiis, Zenothemis und Sotacus; letztere beide nennen auch alle nicht durchsichtigen blinde, doch ist dieser Name nicht mehr gebräuchlich. Die ara- bischen zeigen nichts von den sardischeu, und später be- griff man unter dem Namen Sardonyx mehrfarbige Steine, an welchem die Hauptfarbe 3) schwarz oder blau ist und der Nagel durch Ziunoberroth repräsentirt wird, denn man glaubte das fette Weiss sei, gleichsam in der Hoffnung Purpurroth zu werden, ins Zinnoberrothe übergegangen. Nach Zenothemis werden diese bei den ludiern nicht sehr geschätzt, sind übrigens so gross, dass man Degengriffe daraus macht. Bekanntlich findet man sie dort in Giess- bächeu, und anfangs waren sie in uuserm Welttheile dess- halb so beliebt, weil sie die fast einzigen Edelsteine sind, welche geschnitten das Siegelwachs nicht au sich haften lassen. Wir haben hernach auch die Indier beredet, dass sie ihnen Geschmack abgewannen. Der Pöbel trägt sie durchbohrt meist am Halse. Das sind jetzt die indischen Sardonyxe. Die arabischen zeichnen sich durch einen weissen, sehr hellen, nicht sehr schmalen Kreis aus, der aber nicht weit in den Stein hineingeht oder aus dem Grunde hervorleuchtet, sondern oben an der Wölbung steht und unter sich eine Schicht pechschwarzer Farbe hat. Die indischen zeigen mitunter auch eine wachs- oder hornfar- bige Unterschicht, aber auch einen weissen Kreis, und manche sogar eine Andeutung eines Regenbogens; die Ober- fläche ist aber röther als die Schalen der Seekrabben. Aber die honigfarbigen oder hefigen (wie man den Fehler nennt) werden verworfen, ferner die, in welchen der weisse Gürtel ») Fleisch s. 31. Cap. '^) Wahrscheinlich der bereits iui 3. und 4. Cap. vorgekommene Flötenspieler Ismenias, welcher aus Böotien, und ein grosser Lieb- haber von Edelsteinen war. 3) radix. Siebenunddreissigstes Buch. 261 sich in die übrige Masse verläuft und nicht zusammenhält, und in welchen viel von einer anderen Farbe enthalten ist, denn man liebt die nicht, in welche sich etwas Fremdes eingedrängt hat. Es giebt auch armenische, welche zwar beliebt sind, aber einen blassen Gürtel haben. 24. Des mit vorigen verknüpften Namens wegen muss ich auch den Onyx selbst näher besprechen. Dieser Name ist nämlich von einem Steine (in Carmanien) auf einen Edelstein übergegangen. Sudines sagt, im Onyx sehe man etwas, was dem Weissen eines menschlichen Nagels gleiche, ferner die Farbe des Chrysolithes, des Sarda und Jaspis. Nach Zenothemis hat der indische Onyx mehrere Varietäten, eine feuerfarbige, schwarze, hornähnliche, mit weissen augen- ähnlichen, mitunter von Querstreifeu durchzogenen Ringen versehen. Sotacus spricht auch von einem arabischen Onyx, dieser sei aber von den übrigen verschieden, denn der indische habe feurige Punkte, welche von einem oder mehrern weissen Gürteln umgeben wären und weiche da- durch von dem indischen Sardonyx ab, dort sei es ein Punkt, hier ein Kreis; arabische Onyxe finde man von schwarzer Farbe mit weissen Gürteln. Satyrus sagt, die indischen seien fleischfarben, theils dem Carbunkel, theils dem Chrysolith und Amethyst sich nähernd nnd diese ganze Art tauge nichts; der wahre Onyx zeige sehr viele und mannigfaltige Adern mit milchweissen Gürteln, alle ihre in einander übergehenden Farben seien nicht aufzuzählen und bildeten ein harmonisches Ganzes von wohlthuendem Anblick. Auch den Sarda, dessen Name die andere Hälfte des Sardonyx bildet, darf ich nicht übergehen, und ebenso kann ich nicht umhin, auch der feurigen Edelsteine im Vorbei- gehen zu gedenken. 25. Einen vorzüglichen Rang nehmen die Karbunkeln ein, welche nach der Aehnlichkeit mit dem Feuer benannt sind, während sie selbst davon nicht angegriffen werden und desshalb auch von Einigen den Namen „unverbrennliche" 262 Siebenunddreissigstes Buch. bekommen baben. Ibre Arten sind: der indisebe, gara- mantisebe, welcber aucb wegen des Reicbtbums des grossen Cartbago daran der carcbedoniscbe beisst, der ätbiopiscbe und alabandiscbe, welcber zu| Ortbosia in Carlen vorkommt, aber von den Alabandern bearbeitet wird. Die stärker funkelnden von jeder Art nennt mau die Männeben, die matteren die Weibeben. Bei den Männeben unterscbeidet man solcbe von b euerem, solcbe von dunklerem Feuer, und solcbe welcbe anders und mebr als die übrigen in der Sonne funkeln; die besten aber sind die ametbystfarbigen, d. b. die, deren Scbimmer am Rande in das Violette des Ametbysts ausgebt, und ibnen zunäcbst steben die soge- nannten syetitiseben, deren Feuer federig ausstrablt. Man soll sie überall, wo die Sonne stark reflektirt wird, finden. Satyrus sagt, die indiscben seien nicbt klar, meist unrein und stets von widrigem Feuer, die ätbiopiscben fett, strablten kein Liebt aus sondern spielten mit einem verdickten Feuer. Callistratus meint, der Glanz eines Carbunkels müsse, wenn er liege, weiss und nacb längerem Ansebu neblig sein, wenn man ibn aber aufbebe, brennend werden, und dessbalb nenne man einen solcben weiss. Diejenigen indiscben, welcbe matter und mebr bläulieb glänzen, beissen Ligny- zonten; die carcbedoniscben wären viel kleiner, die indischen aber verarbeite man zu Gefässen bis zu einem Sextar In- halt. Nacb Arcbelaus seben die carcbedoniscben schwärzer aus, spielen aber am Feuer, an der Sonne und beim Drehen stärker als die übrigen; unter einem schattigen Dache er- scheinen sie purpurn, in freier Luft feurig, gegen die Sonne gebalten funkeln sie, und wenn man aucb damit an einem finstern Orte siegelt, so schmilzt doch das Wachs. Mebrere andere Schriftsteller sagen, die indischen wären weisser als die carcbedoniscben, und verlören beim Dreben den Glanz, die männlichen carcbedoniscben funkelten inwendig wie Sterne und die weiblichen geben einen allgemeinen Glanz von sich. Die alabandiniseben sollen schwärzer als die übrigen und rauch sein. Aebnlich gefärbte, aber fast ohne alles Feuer kommen auch bei Milet in der Erde vor. Siebenunddreissigstes Buch. 263 Nach Theophrastus soll man auch zu Orchomenum in Arcadien und auf Chios Carbunkeln finden, jene wären schwärzer und dienten unter andern zu Spiegeln; ferner gäbe es trözenische, welche bunt und weissgefleckt, corin- tische, welche bleicher und weiss seyen, und selbst von Massilia kämen welche her. Nach Bocchus soll man auch in Olisiponensischen Carbunkeln ausgraben, aber mit vieler Mühe, denn wegen des vorhandenen Thons sei das Erdreich von der Sonne ganz ausgedörrt. 26. Nichts ist schwieriger, als die Arten der Karbunkeln von einander zu unterscheiden, denn die Kunst hat es dabei schon so weit gebracht, dass der Stein durch untergescho- bene Platten spielen muss. Die Aethiopier sollen die mattern durch 14 tägiges Liegen in Essig glänzend machen und dieser Glanz soll sich ebenso viele Monate lang erhalten. Aus Glas macht man sie täuschend nach; solche, sowie andere künstliche Edelsteine, erkennt man aber durch Hülfe eines Wetzsteins, denn die falschen sind weich und leicht zerreiblich. Ein anderes Erkeunungsmittel ist die pulverige Beschaffenheit im Innern und die grössere Leichtigkeit, zuweilen auch die wie Silber glänzenden Bläschen. 27. Der sogenannte Anthracitis sieht den Kohlen ähn- lich und wird in Thesprotia gegraben. In Ligurien, wie man angiebt, kommt er gewiss nicht vor, es müsste denn in einer früheren Periode gewesen sein. Manche Arten sollen mit weissen Adern eingefasst sein, und diese haben dasselbe Feuer wie die Karbunkeln. Eigenthümlich ist, dass sie ins Feuer geworfen gleichsam sterben und ver- löschen, wenn man aber Wasser hinzubringt wieder feurig werden. 28. Verwandt mit dem vorigen ist der Sandastros, den Einige auch Garamantitis nennen und der von dem gleich- namigen Orte in Indien kommt, aber auch im südlichen Arabien gefunden wird. Er wird am höchsten geschätzt, 264 Siebenunddreissigstes Buch. wenn er gleichsam erst beim Durchseheinen Feuer erhält und verborgene, d. h. in der Masse selbst, nicht an der Oberfläche befindliche Goldpunkte zeigt. Einige Beobachter haben diesen Stein mit den Gestirnen in eine religiöse Be- ziehung gesetzt, denn er giebt die Zahl und Stellung der Pliaden und Hyaden i) am Himmel ziemlich genau wieder, was die Chaldäer veranlasste, ihn den heiligen Geräthen beizuzählen. Auch hier erkennt man das Männchen an der grössern Tiefe der Farbe, welche sich selbst den nahe liegenden Gegenständen lebhaft mittheilt. Die indischen sollen die Augen schwächen. Das Weibchen hat ein lieb- licheres Feuer, das mehr anzieht und leuchtet. Einige ziehen den indischen die arabischen vor und sagen, diese seien einem rauchfarbigen Chrysolithe ähnlich. Nach Ismeuias lässt sich der Sandastros seiner Zartheit wegen nicht po- liren; Einige nennen ihn Sandrisitas. Alle aber sind darin einig, dass mit der Zahl der Sterne der Preis sich erhöhe. Zuweilen macht die Aehnlichkeit des Namens ine. San- daresi ist das, was Nicander Sandasereon und Andere San- daseron nennen; Einige bezeichnen diesen mit Sandastrus, jenen mit Sandaresus, so wie auch jenen indischen, welcher den Namen seiner Heimath führt, apfel- oder oliveugrün ist und einstimmig verworfen wird. 29. Zu den feurigen Steinen gehört auch der Lampen- stein, der desshalb so heisst, weil er beim Scheine der Lampen besonders schön funkelt. Er findet sich bei Or- thosia, in ganz Carien und in den benachbarten Distrikten, am besten aber in Indien, und diesen haben Einige den schwächern Karfunkel genannt. Die zweite Sorte bildet der, welcher nach den Jupiter-Blumen -) benannt ist; noch andere Sorten sind: eine purpurstrahlige, schar lachroth- strahlige, eine welche an der Sonne erwärmt oder mit den Finger gerieben Spreu und Papierschnitzel anzieht. ') Das Siebengestirn. 2) flos Jovis. S. XXI. B. 33. Cap. Siebenunddreissigstes ßucli. 265 30. Letztere Eigenschaft soll auch der carehedonische Karbunkel haben, obgleich er sonst jenem weit nachsteht. Er findet sich in den Bergen der Nasamonen, entsteht nach der Meinung der letztern aus dem ßegen und wird beim Scheine des Mondes, besonders des vollen, gesammelt. Ehemals brachte man ihn nach Carthago. Nach Archelaus soll er auch bei Theben in Aegypten vorkommen, hier aber zerbrechlich, aderig und verlöschenden Kohlen ähnlich sein. Wie ich angegeben finde, werden aus diesem und dem Lampensteine Trinkgeschirre gemacht. Alle diese Steinarten lassen sich nur schwierig bearbeiten und halten beim Siegeln damit einen Theil des Wachses zurük. 3L Dahingegen eignet sich zum Siegeln am besten der Sarda, dessen Name in den des Sardonyx übergegangen ist. Er selbst ist ein gemeiner Edelstein, wurde zuerst im Gebiete der Sarder gefunden, kommt aber am besten bei Babylon vor, und man traf ihn beim Eröffnen einiger Stein - brüche an dem Gesteine wie ein Herz hängend. Diese Brüche der Perser sollen jetzt nichts mehr enthalten. Es liefern ihn aber noch mehrere andere Bezirke, wie Faros und Assus. In Indien giebt es drei Arten, einen rothen, einen wegen seiner Fettigkeit sogenannten fetten und einen dritten, den man mit Silberplatten unterlegt. Die indischen sind sehr klar, die arabischen mehr dick. Man findet sie auch um Leucas in Epirus und in Aegypten, und diese unterlegt man mit Goldplatten; die Männchen glänzen auch hier feuriger, während die Weibchen matter und trüber sind. Unter allen Edelsteinen war dieser bei den Alten am meisten im Gebrauch, wenigstens spielen sie in den Fabeln des Menander und Philemon eine grosse Rolle. Unter den durchsichtigen Edelsteinen sind sie es auch, welche in Berührung mit Feuchtigkeit, und vorzüglich mit Oel, am langsamsten matt werden. Die honigfarbigen und noch mehr die ziegelfarbioren werden verworfen. 266 Siebenunddreissigstes Buch. 32. Eines vorzüg-lichen Eufs erfreut sieb auch noch immer der Topas, welcher eine eig;enthumliche grüne Farbe zeigt, und als er gefunden war, allen andern Edelsteinen vorgezogen wurde. Der Fundort ist die arabische Insel Cytis, auf welcher, wie Archelaus erzählt, troglodytische Seeräuber durch Stürme zurückgehalten wurden und vom Hunger ge- trieben Kräuter und Wurzeln ausgruben, bei welcher Ge- legenheit sie den Topas mit auswüblten. Juba giebt an, im rotheu Meere liege eine Insel Topazos, welche vom Festlande 300 Stadien entfernt, beständig in Nebel gehüllt, daher von den Schiffern nur schwierig zu finden und dess- halb so benannt sei; Topazin bedeute nämlich in der Sprache der Troglodyten so viel als „suchen". Von da habe der königliche Statthalter Philemon zuerst den Topas zu der Königin Berenice, der Mutter des zweiten Ptolemaeus, i) gebracht, welche darüber sehr erfreut gewesen sei; aus diesem Steine sei für die Arsinoe, des Ptolemaeus Philadelphus Gemalin, eine 4 Ellen hohe Statue angefertigt und von ihr in den sogenannten goldnen Tempel geschenkt worden. Die neuesten Schriftsteller sagen, er finde sich auch bei der Stadt Alabastrum in Thebais und unterscheiden zwei Arten, Prasois und Chrysopteros, der dem Chrysopras ähnlich ist. Alle diese Namen beziehen sich nämlich auf die Aehnlichkeit mit dem Safte des Lauchs. Der Topas kommt unter allen Edelsteinen in den grössten Stücken vor, wird auch nur allein von der Feile angegriffen, wäh- rend die übrigen mit dem naxischen Steine 2) geschliffen werden. Er nutzt sich durch den Gebrauch ab. 33. Dem Topas mehr im Ansehen als im Werthe nahe stehend ist der blassgrüne Callais. 3) Er findet sich in den Ländern hinter Indien. Bei den Phycarern am Kau- ') Pt. Philadelphus. -) Smirgel. 3) Der Türkis oder Agalmatolith? Siebenunddreissigstes Buch, 267 kasus, bei den Sacern uud Dacerii, in ansehnlichen, aber löcherigen und schmutzigen Massen, viel reiner und besser in Carmanien, stets aber auf unwegsamen, rauhen Felsen, wo er in Gestalt eines Auges hervorragt, nur locker fest- sitzt, und nicht angewachsen, sondern nur angesetzt zu sein scheint. Die dortigen des Reitens gewöhnten Bewohner, zu faul und zu furchtsam um hinaufzusteigen, werfen mit Schleudern darnach und trennen ihn sammt der ganzen moosigen Unterlage ab. Dieser Edelstein dient ihnen zur Bestreitung ihrer Steuern, er ist ihnen der liebste Schmuck um den Hals, er macht ihren ganzen Reichthum aus, er bildet den Gegenstand ihres Ruhms, indem sie aufzählen, wie viele sie seit ihrer Jugend schon herabgeworfen haben und wobei das Glück verschieden vertheilt ist, denn Manche unter ihnen bekommen gleich beim ersten Wurfe die besten Stücke, andere wieder gar keine. Diess ist die Jagd nach dem Callais. Er wird dann durch Schneiden in allerhand Formen gebracht, was um so leichter geht, je älter er ist. Der beste hat die Farbe des Smaragds; es ist also etwas Fremdartiges, was ihn schätzenswerth macht. Er wird in Gold gefasst und steht auch unter allen Edelsteinen am besten zu diesem Metalle. Die schönsten verlieren ihre Farbe durch Oel, Salben und starken Wein; die geringen sind beständiger, doch lassen sie sich leicht aus Glas nach- machen. In Arabien soll man sie in den Nestern der mit dem Namen Schwarzköpfe bezeichneten Vögel finden. 34 Von grünen Edelsteinen giebt es noch mehrere andere Arten. Zu den vielen ordinären gehört der Prasius, dessen zweite Art mit blutrothen Punkten überfüllt, und dessen dritter mit drei kleinen weissen Streifen durchzogen ist. Besser als diese ist der Chrysoprasius, der auch die Farbe des Lauchsaftes hat, aber ein wenig ins Goldgelbe neigt. Er kommt von solcher Grösse vor, dass man sogar längliche Trinkgeschirre i) daraus verfertigt; meist aber dient er zu Cy lindern. >) Cymbia. 268 Siebenunddreissigstes Buch. 35. Indien liefertausser den vorigen auch denNilius, welcher nur einen schwachen, wenig- dauernden und trügerischen Glanz zeigt. Nach Sudines soll er auch in dem attischen Flusse Syberus vorkommen. Er hat die Farbe eines räu- cherigen oder honigfarbigen Topases. Nach Juba findet er sich in Aethiopien am Ufer des Flusses Nil und hievon habe er seinen Namen erhalten. 36. Der Malachites, welcher noch gesättigter grün als der Smaragd und undurchsichtig ist, hat seinen Namen von der Malva bekommen und findet sich in Arabien. Er eignet sich gut zu Petschaften und besitzt von Natur die Kraft, die Kinder vor Gefahren zu schützen. 37. Auch der Jaspis ist grün, oft durchsichtig, und hat wenn er auch vielen andern nachstehen muss, doch die Ehre, schon sehr lange gekannt zu sein. Viele Völker liefern ihn, die Indier den smaragdähnlichen, die Cyprier den harten, graugrünen und fetten, die Perser den luft- farbigen, der auch Aerizusa heisst und auch am caspischen Meere vorkommt. Blau ist er am Flusse Thermodoon, pur- purn in Phrygien, purpurblau, traurig und nicht glänzend in Cappadocien, dem indischen ähnlich zu Amisus, trübe zu Calchedon. Doch ist es zweckmässiger, ihn nach seiner Güte als nach seinen Fundorten aufzuführen. Der beste also ist der, welcher ein wenig ins Purpurrothe, der zweite, welcher ins Rosenrothe, und der dritte, welcher ins Sma- ragdgrüne neigt. Die Griechen haben jedem einen auf seine Beschaffenheit sich beziehenden Namen gegeben; so heisst bei ihnen der vierte Borea, weil er der Farbe des Himmels an einem Herbstmorgen ähnlich ist, diess wird der obige Aerizusa sein, er sieht auch dem Sarda ähnlich und neigt ins Violette. Ausserdem giebt es noch zahlreiche Arten, diese haben aber alle den Fehler, dass sie blau, dem Krystall oder den Sebesten ähnlich sehen; so der terpenthiufarbige, der (wie mir scheint) diesen Namen un- Siebenunddreissigstes Buch. 269 passender Weise bekommen bat, und gleicbsam wie aus vielen Edelsteinen derselben Art zusammengesetzt zu sein scbeint. Daher werden die bessern Arten in einen von beiden Seiten offenen Kästen gefasst, dergestalt dass das Gold nur die Ränder umgiebt. Fehler von ihnen sind noch der zu kurze und der sehr weit sich verbreitende Glanz, Salzkörner und sonstige, die auch den übrigen ankleben. Man macht sie von Glas nach, solche künstliche sind aber daran zu erkennen, dass sie ihren Glanz nach aussen werfen und nicht in sich behalten. Die sogenannten Pet- schiersteine sind nicht verschieden von den andern Jaspis- arten, und werden nur desshalb so allgemein geschätzt, weil sie am besten siegeln. Im ganzen Morgenlande soll man denjenigen Jaspis, welcher dem Smaragde ähnlich, mitten querdurch mit einer weissen Linie eingefasst ist und Monogrammos heisst, oder mehiere solcher Linien enthält und der vielbeschriebene genannt wird, als Amulet tragen. Beiläufig will ich hier auch eine Thorheit der Magier aufdecken; sie sagen näm- lich, dieser Stein sei denen, welche vor dem Volke eine Rede halten wollten, nützlich. Es giebt auch einen mit Onyx-Punkten versehenen Jaspis, welcher Jasponyx heisst, Wolken in seinem Innern und schneeähnliche Gebilde auf der Oberfläche enthält; ferner einen mit rothen Punkten besäeten, einen dem Salze ähnlichen und einen gleichsam beräucherten, welcher Capnias heisst. Ich habe einen 15 Zoll grossen Jaspis gesehen, aus welchem die Statue des Nero im Harnisch geschnitten war. 38. Der Blausteiu^), der noch nicht lauge in Aufnahme und nach seiner Farbe benannt ist, mag hier auch besonders besprochen werden. Der beste kommt aus Scythien, dann folgt der cyprische und auf diesen der ägyptische. Er wird sehr häufig durch künstliche Färbung verfälscht, und darin soll ein ägyptischer König, der sich zuerst damit ') Cyanus. 270 Siebenunddreissigstes Buch. befasste , besonders geschickt gewesen sein. Man theilt ihn in das Männchen und Weibchen. Zuweilen enthält er einen Goldstaub, wie die Sapphirarteu. 39. In den Sapphiren glänzt nämlich das Gold in blauen Punkten hervor. Von denjenigen seltenern Sapphiren, welche ins Purpurfarbige neigen, kommen die besten bei den Medern vor; nirgends finden sie sich aber durchsichtig, eignen sich auch, wegen der darin enthaltenen Krystallkörner, nicht zur Bearbeitung. Die kornblumblauen hält man für die Männchen. 40. Eine andere Klasse von Edelsteinen bilden die purpur- farbigen und deren Varietäten. Unter ihnen behaupten die indischen Amethyste den ersten Eang; man findet sie ausser Indien auch in dem an Syrien grenzenden Theile Arabiens, welcher das peträische genannt wird, ferner in Klein-Armenien, Aegypten und Galatien, am schmutzigsten und schlechtesten in Thasus und Cypern. Der Name Amethyst soll sich darauf beziehen, dass diese Edelsteine nicht bis zur Farbe des Weines i) gelangen, sondern eher ins Violette übergehen; sie zeigen nämlich einen Purpur, der sich nicht ganz in die feurige, sondern in die Weinfarbe verliert. Sie sind sämmtlich violett durchsichtig und leicht zu bearbeiten; die indischen zeigen die Farbe des echten Purpurs vollständig und hiernach richtet man sich in den Werkstätten der Färber. Ihr Ansghn ist gefällig und wohl- thuend, und sticht nicht so in die Augen wie bei den Kar- bunkeln. Eine zweite Art derselben neigt sich zu den Hyacinthen hin; die Indier nennen ein solches Colorit Socos und einen solchen Edelstein Socondios, ist er blasser: Sa- penos, und dieser heisst an der Grenze Arabiens nach dem dortigen Volke: Pharanitis. Die vierte Art hat die Farbe des Weins. Die fünfte nähert sich dem Krystalle, und in ihm verliert sich der Purpur ins Weissliche; sie findet auch ') fJL£&V. Siebenunddreissigstes Buch. 271 keinen Beifall, denn zur Güte eines Amethysts gehört, dass er einen gleichsam aus dem Feuer des Karbunkels ins Pürpurrothe sanft übergehenden rosigen Schimmer zeigt, und dergleichen Steine bezeichnen Einige mit dem Namen Paederotae, Andere mit Anterotae, noch Andere mit Venus- steine, denn ihre vornehmste Zierde beruhe in der Gestalt und Farbe. Die eitlen Magier versichern, der Amethyst besitze die Kraft, vor Trunkenheit zu schützen und sei hier- nach benannt worden; ferner, wenn man den Namen des Mondes oder der Sonne darauf schriebe und ihn mit Pavians- haaren oder Schwalbenfedern an den Hals hänge, so helfe er gegen Zauberei. Weiter soll er denen, welche zu Königen gehen wollen, hülfreich sein, auch Hagel und Heu- schrecken abwenden, wenn man dazu ein Gebet (welches sie beifügen) spräche. Auch die Smaragde sollen ihren Angaben nach ähnliche Kräfte besitzen, wenn Adler oder Käfer darauf eingegraben wären; offenbar haben sie aber dadurch ihre Verachtung und Verhöhnung des menschlichen Geschlechts an den Tag gelegt. 41. Der Hyacinth ist zwar vom Amethyst sehr unter- schieden, neigt sich aber doch ein wenig zu ihm hin; während nämlich im Amethyst der violette Schimmer stark vorsticht, zeigt ihn der Hyacinth weit schwächer. Auch erscheint der Hyacinth im ersten Momente von angenehmem Colorit, diese Annehmlichkeit vergeht aber ohne das Auge zu sättigen oder zu erfüllen; kaum also dass er dasselbe berührt, verwelkt er auch schon wieder, und zwar noch schneller als die gleichnamige Blume. 42. Die Hyacinthe sowohl wie die goldglänzend durchsich- tigen Chrysolithe liefert Aethiopien. Den äthiopischen Chrysolithen zieht man die indischen, und, wenn sie nicht bunt sind, die tibarauischen vor. Am schlechtesten sind die arabischen, denn diese haben ein trübes, buntes Ansehn, wolkige Flecke, und sehen, selbst wenn sie ganz durch- sichtig sind, doch wie mit ihrem eigenem Staube erfüllt 272 Siebenunddreissigstes Buch. aus. Am besten sind die, welche, mit Gold zusammenge- halten, diesem ein silberartiges Ansehn verleihen. Man fasst sie, um sie ganz durchsichtig zu lassen, in offne Kasten; unter die übrigen kommt eine Folie von Aurichalcumi). 43. Manche von ihnen bezeichnet man der Anwendung als Edelsteinen für unfähig und nennt sie Chryselectrum, da sie sich der Farbe des Electrums nähern; sie sehen nur früh Morgens schön aus. Die pontischen erkennt man an ihrer Leichtigkeit. Einige von ihnen sind hart und röthlich, andere weich und schmutzig. Bocchus giebt an, sie kämen auch in Spanien vor und zwar da, wo man beim Graben der Schächte zur Ableitung des Wassers den Krystall ge- funden habe; er selbst habe einen 12 Pfund schweren Chrysolith gesehen, '^ 44. Es giebt auch Leucochrysi, durch welche eine weisse Ader streicht. Auch hiervon giebt es rauhfarbige, ferner glasartige, welche safranartig glänzen. Sie werden aus Glas so täuschend nachgemacht, dass man sie kaum durch das Auge unterscheiden kann; hier entscheidet aber das Gefühl, denn Glas, fühlt sich wärmer an, 45. Hieher gehört auch der Melichrysus', der aussieht, als ob durch Gold ein klarer Honig scheine. Er findet sich in Indien, zerbricht aber leicht, sieht jedoch gefällig aus. Dort kommt ferner der Xuthus, und zwar sehr gemein vor. 46. Unter den weissen Edelsteinen steht der Paede ros oben an, mau dürfte aber wohl die Frage aufwerfeu, zu welcher Art von Farbe man einen durch fremde Schön- heiten so oft in Anspruch genommenen Namen — denn dahin ist man gekommen, den Vorzug der Zierde in den Namen zu legen — zählen müsse. Doch seine Beschaffen- 1) Messing. Siebenunddreissigstes Buch. 273 • heit rechtfertigt die angeregten Erwartungen. In einem durchsichtigen Krystalle vereinigen sich nämlich ein eigen- thtimliches hiftiges Grün, Purpurroth, Wein- und Goldgelb, letzteres immer zuletzt erkennbar, aber stets durch das Purpurroth gekrönt. Er scheint, wie alle übrigen Edelsteine, feucht zu sein. Er übertrifft alle übrigen Edelsteine an Klarheit, und fesselt die Augen mit seiner lieblichen An- muth. In Indien kommt er am ausgezeichnetsten vor und heisst dort Sangenos; eine zweite Sorte findet sich in Aegypteu und führt daselbst den Namen Tenites; eine dritte in Arabien ist rauh. Der pontische und thasische spielt schwächer; weicher in der Masse sind der galatische, thracische und cyprische, deren Fehler in der Mattigkeit des Ansehris, in der Trübung durch fremde Farben u. s. w. bestehen. 47. Die nächste Art unter den weissen ist der Asteria, der seiner besonderen Beschaffenheit wegen diesen Rang einnimmt, denn er enthält einen gewissen pupillenähnlichen Lichtpunkt in sich, der beim Neigen des Steins so spielt, als wenn er von einer' Stelle zur andern ginge; gegen die Sonne gehalten schickt er weisse Strahlen wie ein Stern aus und hat desshalb jenen Namen bekommen. Die in Indien vorkommenden sind schwer zu bearbeiten. Den in Carmanien vorkommenden zieht man dem indischen vor. 48. Ein ähnlicher weisser ist der Astrios; er steht dem Krystall nahe, findet sich in Indien und an den Küsten von Pallene, und aus seinem Innern glänzt gleichsam ein Stern mit dem Glänze des Vollmondes. Als Ursache seiner Benennung geben Einige an, er nähme gegen die Sterne gehalten, deren Glanz auf und würfe ihn wieder zurück. Der beste, mit keinem Fehler behaftete komme aus Car- manien; eine geringere Sorte heisse Ceraunia, der aller- schlechteste sehe dem Lichte der Lampen ähnlich. 49. Genaue Autoren rühmen auch den Astriotes mit dem Witts tein: Plinius. VI. Bd. I3 274 Siebenunddreissigstes Buch. Hinzufügen, Zoroaster habe dessen wunderbare magische Kräfte besungen. 50. Sudines sagt, der Astrobolus sehe aus wie Fisch- augen und werfe in der Sonne weisse Strahlen. 51. Zu den weissen Edelsteinen gehört ferner der soge- nannte Ceraunia, welcher das Funkeln der Sterne an sich zieht. Er ist krystallinisch, von bläulichem Glänze und findet sich in Carmanien. Nach Zenothemis ist er weiss, hat aber im Innern einen zusammenlaufenden Stern. Dieser Stern soll nach und nach vorgehen, durch mehrtägiges Ein- legen in Essig und Nitrum wieder erscheinen, aber nach ebenso vielen Monaten abermals verschwinden. Sotacus unterscheidet zwei Arten, einen schwarzen und röthlichen, welche beide die Form einer Axt hätten; die schwarzen welche zugleich rund seien, hielte man für heilig, der röth- lichen bediene man sich zur Erstürmung von Städten und Schiffen und diese Messen Baetyli, die langen hingegen Cerauniae. Man erwähnt noch eines andern, äusserst sei-- tenen derartigen Steins, der sich nur da, wo der Blitz ein- geschlagen hat, findet und von den Magiern sehr ge- sucht wird. 52. Den dem Ceraunia nächsten Werth hat bei den Magiern der sogenannte Iris. Man findet ihn auf einer Insel des rothen Meeres, welche 40,000 Schritte von der Stadt Bere- nice entfernt ist. Seiner sonstigen Beschaffenheit nach ist er ein Kry stall, wird daher auch von Einigen für die Wurzel 1) des letztern gehalten. Den Namen Iris hat er desshalb, weil er unter einem Dache von der Sonne be- schienen, Gestalt und Farben eines Kegenbogens an die nächstliegende Wand wirft; er verändert sie oft, und erhöhet durch diese Abwechselung die Bewunderung seiner noch mehr. Er hat die sechskantige Form des Krystalls. Manche ') Kern eto. Siebenundclreissigstes Buch. 275 Exemplare sollen aber rauhe Flächen und ungleiche Kanten haben, und lege man solche an die freie Sonne, so sollen sie die auifallenden Strahlen zerstreuen; andere aber sollen dabei einen Glanz von sich geben und nebenliegende Gegen- stände erhellen. Sie zeigen aber jene Farben nur von einem schattigen Orte aus, gleichsam als wenn sie dieselben nicht selbst hätten, sondern erst durch den Reflex der Wände hervorlockten. Am besten sind die, welche den grössten und natürlichsten Regenbogen geben. Man hat noch einen andern, übrigens jenem ähnlichen, aber sehr harten Iris, der nach Horus in Persien vorkommt und gebrannt und zerrieben ein Mittel gegen den Biss des Ichneumons sein soll. 53. Dem An sehn, aber nicht der Wirkung nach dem letztern ähnlich ist der sogenannte Leros, welcher querdurchgehende weisse und schwarze Flecke hat. 54. Nachdem ich die Arten der Edelsteine nach ihren vor- nehmsten Farben besprochen habe, will ich die übrigen in alpabetischer Ordnung durchgehen. Der Achates, früher so sehr geschätzt, hat jetzt gar keinen Werth mehr. Zuerst fand man ihn in Sicilien in der Nähe des gleichnamigen Flusses, später auch an vielen andern Orten; er bildet grosse Massen und zahlreiche Varie- täten, die durch besondere Zunamen unterschieden sind. So giebt es einen Jaspachat, Cerachat, Smaragdachat, Haem- achat, Leucachat, Dendrachat der gleichsam kleine Bäumchen enthält, Autachat der beim Erhitzen nach Myrrhe riecht, Coralloachat mit goldenen Punkten nach Art des Sapphirs durchsetzt, der sehr häufig in Cypern ist und der heilige heisst, weil er gegen die Stiche der Spinnen und Scorpione helfen soll. Dieäe Wirkung möchte ich allerdings von dem sicilischen erwarten, weil vor allem durch die Luft dieses Landes die giftigen Scorpione vertilgt werden. Die in- dischen besitzen dieselbe Kraft und zeigen noch andere Wunderdinge an sich z. B. die Gestalten von Flüssen, 18* 276 Siebenunddreissigsfces Buch. Wäldern, Vieh, Epheu, Bildsäulen, Pferdeschmuck. Die Aerzte verfertigen ebenfalls Reibmörser daraus. Ihr Anblick soll auch den Augen wohlthun. In den Mund genommen stillen sie den Durst. Die phrygiscben haben nichts Grünes an sich, die thebischen und ägyptischen keine röthlichen und weissen Adern; die letztern sowie die cyprischen sind auch wirksam gegen die Scorpione. An den cyprischen lobt man besonders das glasartige Ausehn. Weitere Fundorte sind Trachinien, der Oeta, Parnass, Lesbos, Messene dessen Achate den Blumen auf den Ackerrändern ähnlich sehen, und Rhodus. Die Magier machen andere Unterschiede geltend; die einer Löwenhaut ähnlichen sollen gegen die Scorpione helfen. In Persien soll man durch Räuchern damit Stürme und Blitze abwenden; der Beweis dafür sei, dass sie, in einen Kessel mit kochendem Wasser geworfen, dieses schnell abkühlten, um aber ihrer Wirkung versichert zu sein, müsse man sie mit Löwenhaaren anbinden. Die einem Hyänen- felle ähnlichen verwirft man, weil sie Zwietracht im Hause erregen sollen. Ein einfarbiger Achat mache den Kämpfer unüberwindlich, denn — so argumentiren die Magier — wenn man ihn mit Farben in einem Topfe voll Oel zwei Stunden lang sieden lasse, so mache er aus allen nur die eine Zinnoberfarbe. Der Acopos ist dem Nitrum ähnlich, bimssteinartig, und mit goldenen Punkten durchsetzt. Man giebt an, wenn man Oel, was damit gekocht sei, einreibe, so vergehe die Müdigkeit. — Der Alabastrites findet sich zu Alabastrum in Aegypten und zu Damascus in Syrien, und ist weiss mit verschiedenen andern Farben untermischt. Mit Stein- salz geglüht und dann zerrieben soll er für üblen Athem und Zahnweh gut sein. — Alectoriae heissen die in dem Magen der Hähne sich findenden Steine; sie haben ein krystallinisches Ansehn, die Grösse einer Bohne. Milo von Croton soll sie bei seinen Kämpfen gebraucht und sich da- durch unüberwindlich gemacht haben. — Der Androdamas hat wie der Diamant Silberglanz und bricht stets in Würfeln. Die Magier meinen, er habe jenen Namen desshalb, weil Siebenunddreissigstes Buch. 277 * er Wuth und Zoru der Menschen bezähme. Ob der Argy- rodamas ein anderer oder derselbe Stein ist, wird nicht xangegeben. — Der Antipathes ist schwarz und undurch- sichtig. In Milch gekocht muss er diese in eine der Myrrhe ähnliche Masse verwandeln. Vielleicht wird man darin, dass bei so vielen Beispielen von Antipathie in der Natur nur dieser einzige Stein einen darauf bezüglichen Namen bekommen hat, etwas Ausserordentliches finden. Die Magier rühmen ihn gegen Behexungen. — Der arabische Stein sieht dem Elfenbeine so ähnlich, dass man ihn dafür halten würde, wenn er nicht härter wäre. Man soll ihn gegen Nervenschmerzen bei sich tragen. — Der Aromatites soll gleichfalls in Arabien, aber auch bei Phirae in Aegypten vorkommen, ist ganz steinig, hat die Farbe und den Geruch der Myrrhe und wird daher von den Königinnen sehr werth gehalten. Der Asbestos hat eine Eisenfarbe und findet sich in den Bergen Arkadiens. — Der Aspisates soll nach De- mocrit in Arabien in dem Neste dortiger Vögel vorkommen, eine feurige Farbe haben und, mit Kameelmist angebunden, gegen j\Iilzleiden helfen. Ein anderer dieses Namens soll sich dort in Leucopetra finden, silberfarbig, strahlend sein und gegen Wahnsinn getragen werden. — Der Atizoe findet sich nach Democrit in Indien und zu Acidane in Persien, glänzt wie Silber, hat die Grösse von o Finger breit, die Form einer Linse, einen angenehmen Geruch, und ist den Magiern unentbehrlich, wenn sie einen König einsetzen wollen. — Der Augites wird meist für identisch mit dem Callais gehalten. — Der Amphidanes oder, wie man ihn auch nennt, Chrysocolla findet sich in dem Theile Indiens, wo die Ameisen das Gold auswühlen, und zwar wie das Gold in viereckiger Gestalt; man versichert, er besitze die Eigenschaften des Magnetsteins, ziehe aber auch das Gold an, — Der Aphrodisiaca ist weissröthlich. — Der Apsyctos behält, über Feuer erhitzt, die Wärme sieben Tage lang, ist schwarz, schwer und kenntlich an röthlichen Adern. Man hält ihn für ein Mittel gegen Kälte. 278 Siebenunddreissigstes Buch. — Aegyptilla nennt Jaccbus i) einen weissen Sarda mit schwarzen Adern, das gemeine Volk aber einen schwarzen Stein mit blauen Adern. ' 55. Die Balanitae bilden zwei Arten, eine grüne und eine dem corinthiscben Erze ähnliche, beide von einer feurigen Ader durchschnitten; jene kommt aus Coptus, diese aus Troglodytieu. — Coptus liefert auch die Batracliitae, von denen einer in der Farbe einem Frosclie, ein zweiter dem Ebenholze ähnlich sieht, ein dritter schwarzröthlich ist. — Der Baptes, im Uebrigen weich, riecht sehr augenehm. • — Das Belusauge ist weisslich mit schwarzer Pupille, welche aus der Mitte wie Gold hervorglänzt. Dieses An- sehens wegen ist er dem beiligsten Gotte der Assyrer ge- weihet. — Ein anderer Stein, der Belus heisst, soll nach Democrit bei den Arbeleru vorkommen, so gross wie eine Wallnuss sein und wie Glas aussehen. — Der Baroptenus oder Barippe ist schwarz, mit blutrothen und weissen Knoten, wird als ein Unglück bringender Stein betrachtet und daher als Gegenstand des Schmucks verworfen. — Der Botryites ist mitunter schwarz, mitunter aber auch wein- rankenartig und hat Aehnlichkeit mit einer eben ansetzen- den Weintraube. — Bostrychites nennt Zoroaster einen Stein, der den Frauenhaaren gleicht. — Bucardia gleicht einem Ochsenherzeu, und findet sich bloss bei Babylon. — Der Bronte fällt beim Donnern vom Kopfe der Schild- kröten und löscht angeblich alles was durch den Blitz ent- zündet ist. — Der Boloe wird nach einem Kegen gefunden und hat Aehnlichkeit mit einem Erdklosse. 56. Der Cadmitis kommt ganz mit dem Ostracitis über- ein, ausgenommen dass letzterer zuweilen blaue Blasen zeigt. — Der Callais nähert sich dem Sapphir, ist aber weisser und gleicht dem Meere in der Nähe der Küste. — Der Capnitis wird von Einigen als besondere Art aufge- ') Unbekannter Schriftsteller. Siebenunddreissigstes Buch. 279 führt; er ist, wie ich an seinem Orte gesagt habe, mit rauchbraunen Streifen durchzogen. Der Cappadocische Stein findet sich in Phrygien und gleicht dem Elfenbeine. — Der Callaicas ist ein trüber Callais; man soll stets mehrere davon mit einander verbunden finden. — Der Ca- tochitis findet sich auf der Insel Corsica, ist grösser als die übrigen, und von wunderbarer Beschaffenheit, wenn das wahr ist, was man von ihm erzählt; er soll nämlich die aufgelegte Hand wie ein Gummi festhalten. — Der Catoptritis findet sich in Cappadocieu und hat we_^eu seines Glanzes die Eigenschaft der Spiegel. Der Cepitis oder Cepolatitis ist weiss, und die Eadeu seiner Adern laufen zusammen. — Der Ceramites hat die Farbe der irdenen Scherben. — Die Cinaediae finden sich in dem Gehirn des gleichnamigen Fisches, sind weiss, länglich und besitzen angeblich die wunderbare Eigenschaft, durch ihr trübes oder klares ruhiges Ansehn die Beschaffenheit des Meeres anzuzeigen. — Der Ceritis sieht wie Wachs aus. — Der Circos gleicht einem Habichte. — Der Corsoides ähnelt den grauen Haaren eines Menschen. — Der Corallo- achates hat das Ansehn eines Coralls, unterscheidet sich aber davon durch goldene Punkte. — Der Corallis gleicht dem Minium, findet sich in Indien und Syene. — Der Craterites steht in der Farbe zwischen dem Chrysolith und Electrum, und ist sehr hart. — Der Crocallis stellt eine Kirsche vor. — Der Cyitis findet sich bei .Coptus, ist weiss und scheint 'inwendig noch einen Steiu zu haben, wenigstens zeigt diess das Klappern an. Der Chalcophonos ist schwarz, tönt beim Anschlagen wie Erz und soll von Trauerspielern getragen werden. — Die Chelidoniae bilden zwei Arten, haben die Farbe der Schwalben; sind auf einer Seite purpurroth, auf der andern purpurroth und schwarzgefleckt. — Der Chelonia gleicht dem Auge einer indischen Schildkröte und ist nach den Lügenberichten der Magier der seltsamste aller Steine ; wenn man nämlich den Mund mit Honig ausspühle und lege ihn dann auf die Zunge, so erschlösse er einem die Zu- 280 Siebenunddreissigstes Buch. kunft, man müsse diese Procedur aber am 15. Tage nach Neumond oder bei Neumond den ganzen Tag hindurch, bei abnehmenden Monde vor Sonnenaufgang, an den übrigen Tagen von der ersten bis zur sechsten Stunde vornehmen. Es giebt auch Cheloniten, welche den Schildkröten ähn- lich sind, aus welchen die Magier vieles zur Stillung der Ungewitter weissagen; der aber welcher goldene Punkte hat, soll die Ungewitter hervorrufen, wenn man ihn mit einem Käfer in heisses Wasser wirft. — Der Chloritis hat die grüne Farbe der Kräuter; nach Angabe der Magier findet er sich schon von Geburt an in dem Leibe der Bach- stelze, und zu einigen ihrer Wuuderkuren soll man ihn in Eisen fassen. — Der Choaspitis ist nach dem gleich- namigen Flusse benannt, grün und goldglänzend. — Der Chr3'solampis findet sich in Aethiopien, sieht bei Tage blass, bei Nacht feurig aus. — Der Chrysopis sieht aus^ als wenn er das Gold selbst wäre. — Die Ceponides kommen zu Atarne in Aeolieu, welches, früher eine Stadt, jetzt ein Dorf ist, vor, sind vielfarbig durchsichtig, bald glasig, bald krystallinisch, bald jaspisartig; auch die un- reinen besitzen einen solchen Glanz, dass man sich darin spiegeln kann. 57. Den Daphnia empfiehlt Zoroaster gegen Epilepsie. — Der Diadochos sieht dem Beryll ähnlich. — Der Diphyes ist doppelter Art, weiss und schwarz, männlich und weib- lich, und eine Linie trennt die Schaamglieder beider Ge- schlechter. — Der Dionysias ist schwarz, hart, mit röth- lichen Flecken durchsetzt, soll dem Wasser einen Wein- gesehmack ertb eilen und gegen Trunkenheit schützen. — Der Dracontites oder Dracontia entsteht aus dem Ge- hirne des Drachen, aber nur, wenn man dasselbe dem lebenden Thiere ausschneidet, denn wenn es merkt, dass sein Ende herannahet, so verhindert es aus Missgunst die Bildung des Steins; man nimmt daher die Operation vor, während es schläft. Sotacus, der einen solchen Stein bei einem Könige gesehen haben will, sagt, man fahre zum Siebenunddreissigstes Buch. 281 Aufsuchen des Drachen auf zweispännigen Wagen aus^ streue, sobald man ihn sehe, schlafbringende Mittel umher und verschaffe sich so das Gehirn. Der Stein selbst soll weiss und durchsichtig sein, nicht weiter geschliffen werden, sich auch nicht bearbeiten lassen. 58. Der Encardia oder Ariste heisst ein Stein, aus welchem die Form eines Herzens hervorragt; ein zweiter desselben Namens ist grün und zeigt das Bild eines Herzens; ein dritter ist weiss und hat ein schwarzes Herz. — Der Enorchis ist weiss und zeigt, in Stücke getheilt, die Form der Hoden. — Zoroaster beschreibt einen schönen, weissen Stein, womit die Goldarbeiter das Gold poliren, unter dem Namen Exebenus. — Der Erythallis ist weiss mit einem Stich ins Köthliche. — Der Erotylus oder Amphicome oder Hieromnemon wird von Democrit als ein Mittel bei Weissagungen gerühmt. — Der Eumeces findet sich in ßactrien und sieht einem Kieselsteine ähnlich; unter den Kopf gelegt bringt er orakelartige Träume. — Eumithres nennen die Assyrier einen Edelstein des Belus, ihrer vor- nehmsten Gottheit; er ist lauchfarbig und bei abergläubi- schen Leuten beliebt. — Der Eup etalos hat vier Farben, blau, feurig, zinnoberroth und apfelgrün. — Der Euren s gleicht einem Olivenkerne, hat Streifen wie die Muscheln, ist aber nicht so weiss. — Der Eurotias ist schwarz und wie mit Schimmel bedeckt. — Der Eusebes gehört zu dem- jenigen Steine, aus welchem in dem Tempel des Herkules zu Tyrus der Sitz gemacht sein soll, von dem die Frommen leicht aufstanden. — Epimelas heisst ein weisser, oben ins Schwarze übergehender Stein. 59. Der Galaxias, von Einigen auch Galactitis genannt, ist dem nächstfolgenden ähnlich, aber mit blutrothen oder weissen Adern durchzogen. — Der Galactitis ist einfarbig milchweiss, heisst auch Leucogaeas, Leucographitis und Synnephitis, und zeichnet sich dadurch aus, dass er (mit Wasser) zerrieben das Ansehn und den Geschmack 282 Siebenunddreissigstes Buch. der Milch hat. Den Ammen soll er reichliche Milch ver- schaffen, den Kindern an den Hals gebunden Speichel machen, im Munde aber zergehen. Er soll auch das Ge- dächtuiss schwächen. Man findet ihn in den Flüssen Nil und Achelous. Manche nennen auch den mit weissen Adern umwundenen Smaragd Galactites. — Der Gallaica ist dem Argyrodamas ähnlich, nur nicht so rein; man findet stets zwei oder drei au einander hängend. — Der Gassiunades kommt aus Medien, auch aus Arbela, hat die Farbe des Orobus und ist wie mit Blumen bestreuet. Auch dieser Stein soll und zwar binnen drei Monaten gleichsam be- fruchtet werden, und beim Schütteln merke man, ob eine Frucht darin sei. — Der Glossopetra gleicht einer mensch- lichen Zunge, soll nicht auf unserer Erde entstehen, sondern bei einer Mondfinsterniss vom Himmel fallen und den Wahr- sagern aus dem Monde unentbenrlich sein; letzteres dürfen wir aber ebensowenig glauben als die Angabe, dass er Winde besänftige. — Der Gorgonia isi nichts anderes als ein Korall; jener Name soll die Umwandlung einer weichen Masse in einen harten Stein im Meere anzeigen. Er soll gegen Behexungen gut sein. — Ebenso grundlos versichert man von dem Goniaea, er bewirke, dass Feinde ge- straft würden. 60. . "Der Stein Heliotropium findet sich in Aethiopien, Afrika, Cyperu, ist lauchfarbig mit blutrothen Adern, und hat seinen Namen davon, dass er in ein mit Wasser ge- fülltes Gefäss gelegt die auffallenden Sonnenstrahlen blut- roth zurückwirft. Besonders thut diess der äthiopische. Ausserhalb des Wassers empfängt er die Sonne wie ein Spiegel, zeigt ihre Verfinsterung und den davor tretenden Mond. Dieser Stein giebt auch ein handgreifliches Beispiel von der Unverschämtheit der Magier; sie behaupten näm- lich, wenn man das Kraut Heliotropium dazu lege, beides bei sich trage und einige Gebete hersage, so sei man un- sichtbar.— Der Hephaestitis verhält sich, obgleich roth, auch wie ein Spiegel. Er muss siedendes Wasser rasch Siebenunddreissigstes Buch. 283 kalt machen, ferner an der Sonne zu trocknen Sachen ge- legt diese entzünden. Man findet ihn in Corycum. — Der Hermuaedoeon ist desshalb so benannt, weil er in einem weissen, schwarzen oder auch blassen Grunde eine Art von Mannbarkeit i) zeigt, und mit goldfarbigen Keifen eingefasst ist. — Der Hexacoutalithos führt diesen Namen von den zahlreichen, in einen kleinen Raum vereinigten Farben, und findet sich in Troglodytien. — Der Hieracitis changirt gleichsam ganz mit schwarzen Geierfedern. — DerHammitis sieht aus wie Fischrogen; eine andere Art ist wie aus Nitrum zusammengesetzt, übrigens sehr harf. — Das Ham- monshoru gehört zu den heiligsten Edelsteinen Aethiopiens, ist goldfarben, hat die Gestalt eines Widderhorns und soll weissagende Träume erzeugen. — Der Hormiscion sieht äusserst aumuthig aus, denn er spielt aus dem Feurigen ins Goldfarbige und zeigt an den Kanten ein weisses Licht. — Die Hyaeuiae sollen aus den Augen der Hyäne ent- standen sein und desshalb in einem Gehäuse gefunden werden; angeblich besitzen sie die Kraft, zukünftige Dinge zu enthüllen, wenn man sie sich unter die Zunge legt. — Der Haematites findet sich besonders in Aethiopieu, aber auch in Arabien und Afrika, ist blutroth und darf desshalb hier nicht übergangen w- erden, weil er die Nachstellungen der Ausländer verratben soll. Der Babylonier Zachalias 2) hängt in den von ihm an den König Mithridates geschrie- benen Büchern den Edelsteinen auch menschliche Schick- sale au; nicht zufrieden damit, dem Haematites die Ehre, eiu Heilmittel für Augen und Leber zu sein, ertheilt zu haben, gab er ihn auch denen, welche von Königen etwas erbitten wollten, führte ihn bei Gerichten und Processen ein, und pries ihn selbst als heilsam in Schlachten. Eine andere Art dieses Steins heisst bei den Indiern Menui, bei den Griechen Xanthos, und ist weiss in braungelb. 6L Die Dactyli idaei auf Greta haben die Form eines ') Virilitas. -) Ein unbekannter Schriftsteller-. 284 Siebenunddreissigstes Buch. menschlichen Daumens und die Farbe des Eisens. — Der Icterias sieht einer gelblichen Haut ähnlich und desshalb hält man ihn für heilsam gegen die Gelbsucht; ein zweiter Stein gleichen Namens ist bläulicher; ein dritter ähnelt einem grünen Blatte, ist grösser als die vorigen, sehr leicht und mit gelblichen Adern durchzogen; ein vierter, ebenfalls grün, hat schwarze Adern. — Der Jupiterstein ist weiss, leicht, zart, und heisst auch Drosolithos. — Der indische Stein ist nach den Tndiern benannt, röthlich und auf dem Striche purpurroth; ein anderer desselben Namens sieht weiss und pulverig aus. — Der Stein Jon der Indier ist violett, aber sehr selten von gesättigter Farbe. 62. Der Lepidotis ahmt in mancherlei Farben die Schuppen der Fische nach. ■ — Der Lesbias ist nach seinem Vater- lande benannt, kommt aber auch in Indien vor. — Der Leucophthalmos, sonst roth, zeigt in sich das weisse und schwarze Bild eines Auges. — Der Leucopoecilos ist goldgelb mit rothen Tupfen. — Der Libanochrus hat Aehnlichkeit mit dem Weihrauch, aber einen gelben Strich. — Der Limoniatis scheint mit dem Smaragd übereinzu- kommen. - Von dem Lipare wird nur angeführt, dass er beim Erhitzen alle schädlichen Thiere herbeilockt. — Der Lysimachus gleicht dem rhodischen Marmor und hat goldene Adern; er wird geschliffen, wobei man viel Abfall erhält. — Der Leucochrysos entsteht aus dem weiss- changirten Chrysolith. 63. Ueber den Stein Memnonia ist nichts Näheres ange- geben. — Der Medea ist schwarz und, wie die Fabel er- zählt, von der Medea entdeckt; er hat goldfarbige Adern, einen safrangelben Strich und einen weinartigen Geschmack. — Der Meconites hat die Form des Mohns. — Der Mithrax kommt aus Persien und von den Bergen am rothen Meere, ist bunt und glänzt an der Sonne auf ver- schiedene Weise. - Der Morochthos ist lauchfarben und auf dem Striche milchweiss. — Der Mormorion in Indien, Siebenunddreissigstes Buch. 285 der ganz schwarz und durchsichtig ist, heisst auch Prom- nion; zeigt sich darin etwas von der Farbe des Carbunkels, so heisst er Alexandrinum, und wenn der Sarda darin vorsticht: Cyprium. Man findet ihn in Tyrus und Galatien, nach Xenocrates auch am Fusse der Alpen, und verwendet ihn zweckmässig zu hervorragenden Figuren. — Der Myrrhites hat die Farbe der Myrrhe, riecht beim Reiben nach Salbe, selbst nach Narde und gehört zu den kleinsten Edelsteinen. — Der Myrmecias ist schwarz und mit warzenförmigen Erhöhungen bedeckt. — Der Myrsinites hat die Farbe des Honigs und den Geruch der Myrte. — Der Mesoleucos wird von einer weissen, derMesomelas von einer schwarzen Linie mitten durchzogen. 64. Der Nasamonitis ist blutroth mit schwarzen Adern. — Der Nebritis ist dem Bacchus geweihet und führt seinen Namen von der Aehnlichkeit mit dessen Hirschkalb- fell; es giebt aucb schwarze, welche zu derselben Art ge- hören. — Der Nipparene ist nach einer Stadt und einem Volke in Persien benannt worden, und hat Aehnlichkeit mit den Zähnen eines Flusspferdes. . Der Oica hat einen ausländischen Namen, und eine angenehme, aus dem Schwarzen ins Gelbe, Grüne und Weisse übergehende Farbe. — Der Ombria, von Einigen auch Notia genannt, soll gleichwie der Ceraunia und Brontia, mit Platzregen und Blitzen vom Himmel herabfallen und mit dem Brontia gleiche Wirkung besitzen. Wenn man ihn mit auf die Altäre legt, sollen die Opferstücke nicht verbrennen. — Vom Ouocardia meldet man weiter nichts als dass er dem Coccus ähnlich ist. — Der Oritis oder Sideritis ist kugelrund und wird vom Feuer nicht ange- griffen. — Der Ostracias oder Ostracitis ist scherben- artig, härter als der Ceramites, und ähnelt dem Achate, ausgenommen dass er beim Schleifen fettig wird; wegen seiner grossen Härte lässt er sich zum Bearbeiten anderer Edelsteine anwenden. — Der Ostratidis hat seinen Namen 286 Siebenunddreissigstes Buch. von der Aehnlichkeit mit den Austern. — Ophicardelos nennen die Ausländer einen schwarzen, mit zwei weissen Linien umzogenen Stein. — Vom Obsidian ist schon im vorigen Buche die Rede gewesen. Unter diesem Namen und von dieser Farbe kommen, wie Einige Schriftsteller angeben, nicht bloss in Aethiopien und Indien, sondern auch in Samnien und an den Küsten des spanischen Oceans Edelsteine vor. Der Panchrus besteht aus fast allen Farben. — Der Pangonus ist nicht länger als ein Finger, und unterscheidet sich vom Krystall bloss durch die grössere Zahl der Kanten. — Der Paneros wird von Metrodorus nicht näher be- schrieben, dieser Schriftsteller theilt aber ein der Venus ge- widmetes, nicht übles Gedicht der Königin Timaris auf diesen Stein mit, woraus hervorgeht, dass man ihm befruchtende Kräfte zuschreibt. Einige rennen ihn Panerastos. — Vom Pontica giebt es mehrere Arten; einer ist bald mit blutrothen, bald mit goldfarbigen Punkten besternt und ge- hört zu den heiligen, ein anderer hat statt der Sterne ebenso gefärbte Linien, ein anderer zeigt Abbildungen von Bergen und Thälern. — Der Phloginos oder Chrysitis wird dem attischen Ocher zugezählt und in Aegypten gefunden. — Der Phoenicitis führt seinen Namen von der Aehnlichkeit mit einer Dattel, der Phycitis von der mit einer Alge. — Der Perileucos zeigt einen weissen Streifen, der von der Spitze nach der Basis herabläuft. — Die Paeanitides oder Gaeani des sollen andere Steine in sich erzeugen und den Gebärenden helfen, in Macedonien neben dem Grabmale des Tiresias vorkommen und wie Eis aussehen. 67. Der Sonnenstein ist weiss und verbreitet, wie die Sonne, seine Strahlen im Kreise herum. — Den Sagda, von grüner Farbe, finden die Chaldäer an den Schiffen hängen. — Samothracien liefert einen schwarzen, leichten, dem Holze ähnlichen Edelstein, der den Namen dieser Insel führt. — Den Sauritis soll man in dem mit einem Rohre Siebenunddreissigstes Buch. 287 aufgeschlitzten Bauche einer grünen Eidechse finden. — Der Sarcitis sieht aus wie Kindfleisch. — Der Selenitis hat einen weissen, ins Honiggelbe spielenden Glanz, zeigt die Gestalt des Moudes und zugleich die tägliche Zu- und Abnahme desselben, wenn wir es glauben wollen, und soll in Arabien vorkommen. — Der Sideritis ist dem Eisen ähnlich und erregt bei Streitenden Zwietracht; aus ihm ent- steht der buntfleckige Sideropoecilos in Aethiopien. — Der Spongitis gleicht einem Schwämme. — Der Syno- dontltis kommt aus dem Gehirn des Fisches Synodon. — Die Syrtitides finden sich am Ufer der Syrten, aber auch in Lucanien; spielen aus dem Honiggelben ins Safrangelbe und enthalten inwendig matte Sterne. — Der Syringitis sieht dem Zwischenknotenstücke eines Halmes ähnlich, und ist fortlaufend hohl. 68. Der Trichrus aus Afrika ist schwarz, giebt aber auf dem Striche dreierlei Farben, nämlich unten die des Nitrums, in der Mitte die des Bluts, oben die des Ochers. — Der Thelyrrhizos ist aschgrau oder braunröthlich, unten weiss — Der Thelycardios hat die Farbe des Herzens, kommt bei den Persern vor, ist dort sehr beliebt und heisst Mulc. — Der thracische Stein hat drei Arten, eine grüne, eine blassere und eine blutroth betupfte. — Der Tephritis ist aschgrau, hat aber die Gestalt des Mondes wie er kurz nach dem Neumonde ist. — Der Tecolithos sieht einem Olivenkerne ähnlich, wird jedoch nicht als Edelstein, sondern wegen seiner Eigenschaft, eingenommen den Blasenstein zu zermalmen und abzutreiben, geschätzt. 69. Das Venushaar, ein stark schwarzglänzender Stein, enthält röthliche Haare in sich. — Der vegentanische Stein findet sich zu Veji in Italien, und ist schwarz mit weisser Einfassung. 70. Der Zathene soll nachDemocrit in Medien vorkommen, die Farbe des Elektrums haben, mit Palmenwein und Safran. 288 Siebenunddreissigstes Buch. gerieben wie Wachs zergehen und einen äusserst liebliehen Geruch verbreiten. — Der Zrailampis findet sich im Euphrat, sieht dem proconnesischen Marmor ähnlich und ist in der Mitte graugrün. — Der Zoraniscaea ist in dem Flusse Indus; man berichtet nichts weiter von ihm, als dass er ein Edelstein der Magier sein soll. 71. Es giebt noch ein anderes Eintheilungsprincip, das ich der Abwechselung wegen hier ebenfalls befolgen will Manche Edelsteine sind nämlich nach menschlichen Körpertheilen benannt, so der Hepatitis nach der Leber, der Steatitis nach dem Fette; der Adadun ephros, Adaduophthalmos und Adadudactylos d. h. die Niere, das Auge und der Finger des Gottes Adadu, der bei den Syriern verehrt wird. Der Triophthalmos kommt mit dem On^'-x vor und zeigt drei menschliche Augen zugleich. 72. Nach Thieren sind folgende Edelsteine benannt. Der Carcinias nach der ähnlichen Farbe des Meerkrebses, der Echitis nach der Viper, der Scorpitis nach der Farbe und Gestalt des Scorpions, der Scaritis nach dem Fische Scaurus, der Triglitis nach dem Multus, der Aegoph- thalmus nach den Augen der Ziege, der Hyophthalmos nach dem Auge eines Schweins, der Geranitis nach dem Halse des Kranichs, der Hieracitis nach dem des Habichts, der Aetitis nach der Farbe des weissgeschwänzten Adlers, der Myrmecitis mit dem eingewachsenen Bilde einer kriechenden Ameise, der Cantharias mit dem eines Käfers. Der Lycophthalmos hat vier Farben, die Grund- farben sind braunroth und blutroth, in der Mitte ist schwarz umgeben von weiss und dadurch wird eine gewisse Aehn- lichkeit mit einem Wolfsauge hervorgebracht. Der Taos gleicht einem Pfau, ein anderer, der Timictonia genannt wird, einer Natter. 73. Der Ammochrysos sieht aus wie ein Gemenge von Sand und Gold; der Cenchritis, als ob Hirsekörner dar- Siebenunddreissigstes Buch. 289 « auf gestreuet wären. Der Dryitis ist nach den Eichen benannt worden, brennt auch wie Holz. Der Cissitis sieht aus wie Epheublätter, durch welche etwas Weisses scheint. Der Narcissitis ist den Narcissen in der Färbung und dem Gerüche ähnlich. Der Cyamea ist schwarz und enthält in seinem Innern ein bohnenähnliches Gebilde. Der Pyren hat seinen Namen von der Aehnlichkeit mit Olivenkernen; zuweilen scheint es, als ob Fischgräten darin wären. Der Phoenicitis hat die Gestalt einer Dattel. DerChalazias hat die Farbe und Gestalt des Hagels und die Härte des Diamants. Im Feuer soll er nicht heiss werden. Der Py- ritis ist zwar schwarz, brennt aber die Finger, wenn man ihn damit reibt. Der Polyzonos ist schwarz mit vielen weissen Gürteln. Am Astrapaeas laufen mitten aus einem weissen oder blauen Grunde Blitzstrahlen hervor. Im Phlogitis scheint eine Flamme zu brennen, welche nicht herausschlägt. An dem Anthracitis scheinen zuweilen einige Funken herumzulaufen. Der Enhygros ist stets vollkommen rund, weiss und glatt, schüttelt man ihn aber, so bewegt es sich darin wie die Flüssigkeit in einem Eie. Der Polytrichos zeigt in einer grünen Masse haarige Zeichnungen, und soll das Ausgehen der Haare befördern. Der Leoutios undPardalios sind nach der Aehnlichkeit mit dem Felle eines Löwen oder Panthers benannt worden. Nach der Thaufarbe ist der Drossolith benannt. Der Melichrus ist honigfarben, zerfällt aber in mehrere Arten. Der Melichloros ist doppelt, nämlich zum Theil blassgelb, zum Theil honigfarbig. Der Crocias hat die Farbe des Safrans. Der Polias zeigt gewissermaassen die graue Farbe; die seltenere Art desselben heisst Spartopolias. Der Rhoditis ist nach der Farbe der Rose, der Chal- citis nach der des Kupfers, der Sycitis nach der der Feigen benannt. Vom Bostrychitis kennt man die Ursache seiner Benennung nicht; er ist schwarz, ästig, mit weissem oder blutrothem Laubwerk; ebenso wenig vom Chernitis, der aussieht, als wenn sich in einem Gesteine weisse Hände ineinander fassten. Durch den Anancitis sollen in der Wittste in: Plinius. VI. Bd. ' 19 290 Siebenunddreissigstes Buch. Hydi'omantie die Gestalten der Götter beschworen, durch den Synochitis die Schatten der Verstorbenen beschworen und gefesselt werden können. Wenn man den weissen Dendritis unter den Baum, den man umhauen will, ver- gräbt, soll die Axt nicht stumpf werden. Es giebt noch viele seltsame, von den Ausländern mit besonderu Namen bezeichnete Steine, von denen sie aber selbst sagen, dass es Steine seien. Ich begnüge mich damit, die unerhörten Lügen in diesem Felde aufgedeckt zu haben. 74. Es entstehen auch plötzlich neue Edelstein e, ferner giebt es solche, die noch gar keinen Namen haben. So fand man in den Goldbergwerken zu Lampsacus einen, der, wie Theophrast erzählt, seiner Schönheit wegen dem König Alexander zugeschickt wurde. Auch dieCoch- liden, welche jetzt so allgemein sind, werden in der That mehr gemacht als dass sie wachsen (natürlich vorkommen); in Arabien soll man nämlich sehr grosse Erdklösse 7 Tage und Nächte hindurch ununterbrochen mit Honig kochen, hierauf das Erdige und Schmutzige, welches sich ausge- schieden hat, abschaben, und die so gereinigten Klösse auf eine künstliche Weise zu aderigen und gefleckten Gebilden, wie es der Geschmack der Käufer erheischt, verarbeiten. Mitunter sollen diese Kunstarbeiten so gross sein, dass sie zu Stirnschmuck und auderm Kopfzierrath der Pferde der orienfalischen Könige benutzt werden. Ueberhaupt aber bekommen alle Edelsteine durch Sieden in Honig, besonders corsicanischem, ein glänzenderes Ansehn, während scharfe Materien schädlich auf sie einwirken. Bunte Edelsteine und solche die es glückt, neu entdeckten gleich zu machen, nennt man, um ihnen keinen schon gebräuchlichen Namen zu ertheilen, Physes, und verkauft in ihnen gleichsam das Naturwunder selbst. Es giebt ohnehin schon so unendlich viele, von den eitlen Griechen erdachte Namen für Edel- steine, welche ich jedoch nicht weiter verfolgen will. Wie ich glaube, genügt es für meinen Zweck, die vornehmsten und unter den ordinären die selteneren erwähnensweithen Siebenunddreissigstes Buch. 291 besprochen zu haben. Noch darf man nicht übersehen, dass, da die Flecken und Warzen oft verschieden einge- wachsen sind und vielerlei Züge und Farben der Striche dazwischen kommen, oft ein und derselbe Stein unter mehrern Namen vorkommt. 75. Ich will jetzt mittheilen, was sich im Allgemeinen auf die Betrachtung aller Edelsteine bezieht, und dabei die Ansichten der Schriftsteller zu Grunde legen. Die concaven oder convexen hält man für schlechter als die ebenen. Am beliebtesten ist die längliche Form, dann folgt die linsen- artige, dann die flache und runde; die eckigen schätzt man am wenigsten. Echte von unechten zu unterscheiden ist sehr schwierig, zumal da man erfunden hat, echte als falsche in eine andere Art einzuschieben. Sardonyxe werden aus drei verschiedenen Edelsteinen so täuschend zusammeuge- kittet, dass man es nicht entdecken kann; einer muss nämlich das Schwarz, ein ^anderer das Weiss und ein dritter das Zinno.berroth hergeben und man wählt diese drei aus den besten ihrer Art. Ja es sind sogar Schriften vorhanden, in die ich aber nicht weiter eingehen werde, welche lehren, wie man aus dem Krystall Smaragde und andere durch- sichtige Edelsteine, aus dem Sarda einen Sardonyx u. s, w. durch Färben machen kann. Keine andere Art von Be- trügerei bringt den Menschen mehr Gewinn. 76. Dagegen will ich zeigen, wie man die falschen Edel- steine erkennen kann (denn auch den Luxus muss man vor Betrug warnen), wobei ich jedoch das, was ich bei den vorzüglichsten Arten bereits mitgetheilt habe, nicht wieder- holen will. Die Durchsichtigen soll man früh Morgens, wenigstens vor der vierten Stunde, nicht später untersuchen. Zunächst wird das Gewicht berücksichtigt, denn die schwerern sind die echten; dann die Kälte, denn die echten zeigen sich im Munde kälter; dann sieht man auf die Masse selbst, denn bei den künstlichen findet man im Innern kleine Blasen, auf der Oberfläche Rauhheiten, den Strahlenwurf 19* 292 Siebenunddreissigstes Buch. unbeständig und den Glanz, noch ehe er zu den Augen ge- langt, sich verlierend. Ein Stückchen abzuschlagen um es auf einem Eisenblech zu reiben, was das beste Prüfungs- mittel wäre, erlauben die Edelsteinhändler nicht. Ebenso verweigern sie die Prüfung mit der Feile. Von Splittern des Obsidians dürfen echte Edelsteine nicht geritzt werden. Die künstlichen werden durch Anritzen weiss, und der Unterschied bei ihnen ist so gross, dass einige nicht vom Eisen, andere nur vom stumpfen Eisen, alle aber vom Diamant angegriffen werden. Am wirksamsten sind hiebei heisse Bohrer. Edelsteinführende Flüsse sind der Acesinus und Ganges, unter den Ländern steht aber in dieser Be- ziehung Indien oben an. 77. Nachdem ich nun alle Schätze der Natur abgehandelt habe, wird es nicht unpassend erscheinen, unter den Natur- dingen selbst und den sie erzeugenden Ländern einen ge- wissen Unterschied geltend zu machen. Da ergiebt sich denn, dass auf dem ganzen Erdkreise und soweit das Ge- wölbe des Himmels reicht, Italien das schönste und daher mit Recht den obersten Platz alles Erschaffenen behaup- tende Land ist. Es ist die zweite Regentin und Mutter der Welt durch seine Männer, Frauen, Feldherren, Soldaten, Sclaven, Vortreffiichkeit der Künste, ausgezeichneten Genies, ferner durch seine Lage, sein gesundes und gemässigtes Klima, seine leichte Zugänglichkeit für alle Völker, bäfen- reichen Küsten, günstigen Winde (denn hier kommt der günstige Umstand ins Spiel, dass der Wind, auf den passendsten, mitten zwischen Morgen und Abend gelegenen Landstrich stossend, stehen bleibt), zahlreichen Gewässer, gesunden Wälder, verschieden gegliederten Berge, unschäd- lichen wilden Thiere, seinen fruchtbaren Boden und Ueber- fluss an Futterkräutern. Es liefert alle Bedürfnisse des Lebens und besser als jedes andere Land, z. B.: Feldfrüchte, Wein, Oel, Wolle, Flachs, Kleider, Rindvieh. Ja ich finde sogar, dass in Rennbahnen keine andern Pferde die unsrigen übertreffen. An Gold, Silber, Erz, Eisen stand es, so lange Siebenunddreissigstes Buch, 293 man die Gruben zu benutzen beliebte, über allen andern Ländern; noch strotzt es davon in seinem Innern und giebt statt klingender Schätze die mannigfaltigsten Säfte, Obst und andere Früchte. Nächst Italien möchte ich, abgesehen von den fabel- haften Nachrichten über Indien, Spanien, so weit es vom Meere umspühlt wird, für das herrlichste Land halten; theil- weise ist es allerdings rauh und unwirthbar, aber da, wo es etwas hervorbringt, reich an Feldfrtichten, Oel, Wein, Pferden, Metallen aller Art, und in letzterer Beziehung steht es mit Gallien auf gleicher Höhe. Seine sonst un- fruchtbaren Distrikte zeichnen sich aber durch das dort in so vorzüglicher Güte vorkommende Spartum und den Spiegel- stein, ferner durch schöne Farben, durch den Fleiss, die abgehärtete Natur und Herzhaftigkeit seiner Bewohner und durch die gute Manneszucht unter dem Gesinde aus. Was endlich den Werth der Naturdinge selbst be- trifft, so steht unter den im Meere vorkommenden derjenige der Perlen oben an; unter den auf der Erde vorkommenden ist der Krystall am kostbarsten; unter denjenigen in der Erde der Diamant, Smaragd, die Edelsteine und Murrhini- schen Gefässe; unter den aus der Erde hervorwachsenden der Coccus und Laser; unter dem Laubwerk die Narde und die seidenen Kleider; unter den Bäumen der Citrus i); unter den Sträuchern das Cinamum, Amomum und die Cassia; unter den Baum- und Strauchsäften der Bernstein, Opo- baisam, Weihrauch und die Myrrha; unter den Wurzeln der Costus. Wenden wir uns zu den lebenden Geschöpfen, so finden wir als theuerste Gegenstände von den Landthieren die Zähne der Elephanten, von Seethieren die Schale der Schildkröten, von den langbehaarten Thieren die Felle, welche die Serer färben und die Haare der Ziegen in Ara- bien, an welchen das früher erwähnte Ladanum hängt, von den auf dem Lande und im Meere lebenden Conchylien die Purpurschnecke. Von den Vögeln verdient ausser den ') Thuja articulata. 294 Siebenunddreissigstes Buch. Federn für die Kriegshelme nur das Fett der commage- nischen Gänse hervorgehoben zu werden. Auch darf ich nicht übergehen, dass das Gold, wonach doch alle Menschen so gierig sind, im Werthe kaum den zehnten Platz ein- nimmt, das Silber aber nur etwa den zwanzigsten Theil des Werthes des Goldes hat. Sei mir gegrüsst, Natur, du Mutter aller Dinge, und nimm es gütig auf, dass unter den Quirlten ich allein es bin, der dich in allen deinen Werken verherrlicht hat. Anhänge. Uebersichtliche Zusammenstellung derselben. I. Alphabetisches Ver- zeichniss der von Flinius benutzten Autoreu und öffentlichen Urkunden. I£. Anthropologie. III. Bildende Künste. A. Baukunst und Bildhauerei. B. Malerei und Plastik. C. Metallgiesserei. IV. Botanik. A. Pflanzen. B. Theile von Pflanzen, Edukte und Produkte. V. Geographie. A. Berge, Gebirge u. Vorgebirge. a) Berge. b) Gebirge. c) Vorgebirge. B. Bezirke. C. Castelle. D. Colonieen. E. Engpässe. F. Flüsse. G. Häfen. H. Inseln. I. Länder. K. Meere. L. Meerbusen. M. Meerengen. N. Quellen. 0. Seeen. P. Städte. Q. Sümpfe. R. Völker. VI. Kosmographie. VII. Landwirthschaft. VIII. Medicin. A. Allgemeines. B. Arzneimittel. a) Vom Menschen. b) Von den Mineralien. c) Von den Pflanzen. d) Von den Thieren. e) Vom Wasser. C. Krankheiten und sonstige Ge- brechen. IX. Mineralogie. Mineralien, deren Edukte und Produkte. X. Zoologie. A. Thiere. B. Theile von Thieren, Edukte und Produkte. I. Alphabetisches Verzeichniss der von Plinius benutzten Autoren und öffentlichen Urkunden. Vorbemerkungen. a) Die mit T bezeichneten kommen nicht im Inhaltsverzeichnisse des ersten Bachs, sondern nur im Texte der übrigen Bücher vor. b) Die mit S bezeichneten sind Synonyme. c) Die Ziffern hinter den Namen enthalten die Bücher, in welchen diese Namen vorkommen. d) Die Ziffern am Ende der Spalte enthalten die Summe dieser Bücher. A. Oeflfentliche Urkunden. Buch. Acta 2. 7. 8. 10 4 Acta triumphorum 5. 37. . . 2 T Annales 2. 34 2 B. Frauen. Agrippina (Gemalin Clau- dius') 7 1 Elephantis 28 1 T Erinna (Dichterin) 34. . . 1 Lais 28 1 Olympias (v, Theben) 2o. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. . 9 Phemonoe 10 1 Salpe 28. 32 2 Sotira 28 1 C. Männer. Accius 18 1 Adimantus 13 1 Aelius 14. 15 2 Aelius Stilo 9 1 Aemilius Macer 9. 10. 11. 17. 4 T Aeschines (v. Athen, Red- ner) 7 1 Aeschines (Arzt) 28. ... 1 Aeschrion 8. 10. 14. 15. 17. 18. 6 Aeschylus 10. 37 2 T Aesculapius (Astronom) 7. i Buch. Agatharchides (von Cnidus, Geograph) 7 i Agathocle8(v.BabyloH, Histo- riker) 4. 5. 6 3 Agathocles (v. Chios) 8. 10. 14. 15 4 Aglaosthenes (Historiker) 4. i T Agriopas 8 1 Agrippa (M. Vispasianus) 3. 4. 5. 6. 8 » Alcaeus 22 1 Alexander (d. Grosse) 6.. . 1 Alexander Polyhistor (von Milet) 3. 4. 5. 6. 7. 9. 12. 13. 16. 36. 37 11 Alfius Flavius 9 i Amomethus (Ethnograph) 6. l Amphilochus (v, Athen) 8. 10. 12. 13. 14. 15. 17. 18. . T Amphion (Dichter und Mu- siker) 7 1 Anacreon (Liederdichter) 7, . i T Anaxagoras 2 \ Anaxilaus (König) 19. 21. 22. 23. 24. 25.26.28. 29. 30. 31. Anaximander (v. Milet) 2. 4. 18 Anaximenes 12. 13 Anaxipolis (v. Thasus) 8. 10. 14. 15. 17. 18 8 11 Anhänge. 297 Buch Andreas (Arzt) 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 31. 32. 33. 34. 35 14 Androtion 8. 10. 14. 15. 17. 18 6 Annius Fetialis 36 1 Antaeus 12. 13. 28 3 S Antias (Q. Valerius) s. Va- lerius Anticlides (Historiker) 4. 7. 12. 13 4 Antigenes (Feldtierr Alexan- ders?) 5 1 Antigonus (v. Cymae) 8. 10. 14. 15. 17. 18 6 Antigonus (de toreutice) 33. 34 2 Antipater(L.Caeliusv.Kotyae- um) 2. 3. 31. 36 4 Antipater (v, Sidon, Philos. und Dichter) 8 1 Antisthenes 36 1 Antistius Labeo 10 1 Antonius Castor 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 8 Apelles (Maler v. Cos) 35. . i Apelles (Arzt v. Thasus) 28. 31. 32 3 Apion (Grammatiker v. Ae- gypten) 30. 31. 32. 35. 36. 37, 6 T ApoUodorus (Grammatiker V. Athen) 7 1 ApoUodorus (Historiker und Geograph v. Artemita) 4. 6. 24. 25. 26. 33. 34. 35. . . 8 ApoUodorus (Arzt v. Citium) 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 29. 30 10 ApoUodorus (Arzt v. Lem- nos) 8. 10. 14. 15. 17. 18. 6 ApoUodorus (Arzt v. Tarent) 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 29. 30 10 ApoUodorus (de bestiis ve- nenatis) 11 1 ApoUodorus (de odoribus) 12. 13 2 Apollonides (Geograph von Nicaea) 7 1 ApoUonius (v. Pergamus) . 8. 10. 14. 15. 17. 18. . . . 6 ApoUonius (de /LtvQojaiv) 18. 1 ApoUonius Pitanaeus (Arzt) 29. 30 2 Buch T ApoUophanes (Arzt von Sebucia) 22 Aquila (Julius) 2. 11. . . . Aratus 18 Archelaus (König) 8. 9. 17. 18. 28. 37 Archibius 18 Archidemus (Arzt) 12. 13. 29. 30. 33. 34. 35 T Archilochus (Dichter) 7. . Archimachus (Historiker von Euboea) 7 Archimedes (v. Syrakus) 2. . Archytas 8. 14. 15. 17. 18. . Archytas (v. Tarent) 10. . . T Ardalus (v. Troezene) 7. . Aristagoras 36 Aristander (v. Athen) 8. 10. 14. 15. 18. . Aristander (v. Telmessus) 17. Aristarchus (v. Sicyon) 5. . Aristeas (Dichter v. Procon- nes) 7 Aristides (v. Milet) 4. . . . Aristocreon (Geograph) 5. 6. 2 Aristocriton 4. 5 2 Aristogenes (Arzt) 29. 30. 33. 34. 35 5 Aristogiton 27 i Aristomachus (v. Athen) 12. 13. 15. 19 4 Aristomachus (v. Soli) 11. 12. 13. 15. 19 5 T Aristophanes (Comoedus) 21. 22 2 Aristophanes (v. Milet) 8. 10. 14. 15. 17. 18 6 Aristoteles 2. 5. 7. 8. 0. 10. 11. 14. 15. 17. 18. 28. 29. 30 14 Arruntius (Lucius) 3. 5. 6. . 3 Artemidorus (Geograph von Ephesus) 2. 3. 4. 5. 6. 7. 36. 7 Artemon 28 i Asarubas 37 i Asclepiades (Arzt v. Prusa) 7. 11. 14. 15. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 13 Asclepiades (v. Tragilum) 7. i Asclepiodorus 35 i Asconius Pedianus 7. . . . 1 Asinius Pollio 7 l Astynomus 4. 5 2 Attalus (Arzt) 28. 31. 33. 34. 4 298 Anhänge. Buch Attalus (König) 11 1 Attalus Philometor (König) 8. 10. 11. 14. 15. 17, 18. Attejus (Philolog) 4. . . Attejus Capito (Lucius) 3. 4 14. 15. 18. ..... Atticus (T. Pomponius) 7. 33 34. 35 T Aufidius Bassus 1. . Augustus 3. 4. ... Bacchius (v. Milet) 8. 10. 14. 15. 17. 18 6 Baeton (Historiker) 5. ö. 7. . 3 Basilis (Geograph) 6. . . . 1 Berosus (Priester aus Chal- daea) 7 1 T Bialcon 28 1 Bion (Historiker v. Soli) 6. 8. 10. 14. 15. 17. 18. . . . 7 Bocchus 33. 34 2 Boeus 10 1 Botrys (Arzt) 13. 29. 30. 33. 34. 35 6 Botrys (v. Athen) 14. . . . 1 Butorides 36 i Bythus (v. Dyrrachium) 28. 1 T Cadmus (Historiker von Milet) 5. 7 2 Caecilius (Arzt) 29. ... i Caecilius Bion 28 1 Caecina (Aulus, de Disci- plina etruscica) 2 1 S. Caelius s. Antipater. Caepio 21. 22 2 Caesar (Julius) 18. ... ; 1 Caesennius 19 1 Callicrates (Geograph) 3. 5. . 2 Callidemus 4 1 Callimachus (Arzt) 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 7 Callimachus (Historiker und Cyrene) 4. 5. 6. 7. 9. 10. 11. 31 8 Calliphones 3. 5. 7 3 Callippus 18 1 Callisthenes 12. 13 2 Callistratus 37 1 Calpurnius Bassus 16. 17. 18. 19. 21. 22 6 Calvus Licinius 33. 34. . . 2 Bach T. Carneades (Philosoph von Cyrene) 7 i S. Cassius Dionysius s. Dio- nysius v. Utica. Cassius Hemina 12. 13. 18. 29. 32 5 Cassius v. Parma 31. . . . 1 T. Cassius Severus (T.) 7. . i Cassius Severus Longulanus 35 1 Castritius 19 i Cato (Censor) 3. 4. 7. 8. ii. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 28. 36 16 T. CatuUus (Q. Valerius von Verona) 1 i S. Celsus s. Cornelius Celsus. Chaereas (v. Athen) 8. 10. 14. 15. 17. 18 6 Chaeristus (v. Athen) 14. 15. 17. 18 4 Chares (v. Mitylene) 12. 13. 37 3 T. Cüilon 7. ....*!! ! 1 Chrysermus 22 1 Chrysippus (Arzt) 20. 21. 22.23.24. 25. 26. 27. 29. 30. 10 Cicero 7. 9. 18. 29. 30. 31, . 6 Cincius 36 1 Claudius (Kaiser) 5. 6. 12. 13. 4 T. Cleemporus 24 1 Cleobulus 4. 5. 13 3 T. Cleombrotus (Arzt von Cos) 7 ■. . . 1 Cleophantus 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 8 T. Cleostratus 2 i Clitarchus (Historiker von Aeolis) 6. 7. 12. 13. . . . 4 Coeranus (Philosoph) 2. . . 1 Columella 8. 11. 14. 15. 16. 18. 19 7 Commiades 15 i T. Conon 18 1 Corbulo (Cn. Domitius) 5. 6. 2 Cordus (Aulus Cremutius) 7. 10. 16 3 S. Cornelius Alexander s. Alex. Polyhistor. Cornelius Bocchus 16. 37. . 2 Cornelius Celsus (Arztl 7. 8. 10. 11. 14. 15.17.18. 19.20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 31 20 Anhängre. 2it9 Cornelius Nepos 2. 3. 4. 5. 6. 7. 9. 10. 12. 13. 16. 17. 33. 34. 35. 36 S. Corvinus Messala s. Mes- sala. Cotta Messalinus 14. 15. . Grates (Grammatiker v. Mal lus) 4 Crates (von Pergamns) 7. Cratevas 20. 21. 22. 23. 24 2.5. 26. 27 S. Cremutius Cordus s. Cor (Jus. T. Critobulus (Arzt) 7. . Critodemus (Astronom) 2. 7 Criton 18 Ctesias (Historiker v. Gnidus) 2. 7. 8. 31. 37 Curio (d. Vater) 3. . . . Dalion (Arzt) -20. 21. 22. 23 24. 25. 26. 27. 28. . . . Dalion (Geograph) 6. . . Damastes (von Sigeum) 4. 5 6. 7 Damion (Arzt) 20. 21. 22. 23 24. 25. 26. 27 Dämon (v. Cyrene) 7. . . Deculo 10. 35 Demetrius (Physiker) 8. 28 36 Democles 12. 33. 34. 35. . Democlides (Arzt) 12. 13. Democrates (Arzt) 29. . . Democritus (v. Abdera) 2. 7 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29 30. 31. 33. 34. 35. 37. . Demodamas (Feldherr) 6. T. Demostheues (Redner) 7 Demostratus 37 Demoteles 36 Diagoras (Arzt) 12. 13. 20 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 33. 34. 35 Dicaearchus (v. Messana) 2 4. 5. 6 Dieuches (Arzt) 20. 21. 22 23. 24. 25. 26. 27. . . T. Dino 10 Diocles (Arzt) 20. 21. 22. 23 24. 25. 26. 27 Diodorus (Arzt) 29. 30. . 16 30 1 1 1 1 13 4 T. Diodorus (Historiker von Agyrion) 1 T. Diodorus (Sophist von Jasus) 7 Diodorus (v. Priene) 8. 10. 14 15. 17. 18 6 Diodorus (v. Syrakus) 3. 5. . 2 S. Diodotus s. Petronius. Diognetus 6. 12. 13. . . Diou (v. Colophon) 8. 10. 12 13, 14. 15. 17. 18. . . . Dionysius (Arzt) 12. 13. 20 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 33. 34. 35 13 Dionysius (Cassius v. Utica, Uebers. des Mago) 8. 10 11. 14. 15. 17. 18. . . . Dionysius (Geograph v. By zanz?) 4. 5. 36. ... T. Dionysius (Geograph v Charax) 6 T. Dionysius (v. Syrakus, der Aeltere) 7 T. Dionysodorus (Matheraa tiker v. Melos) 2. . . Diophanes (Excerptist des Dionysius) 8. 10. 14. 15 17. 18 6 Diophanes (v. Nicaea) 10. . 1 Diütimus (v. Theben) 28. . i Diyllus (Historiker von Athen) 7 . i Domitianus (Kaiser") 33. . . 1 Domitius Calvinus 11. 18. . 1 S. Domitius Corbulo s. Cor- bulo. Dorotheus (v. Athen) 12. 13. 2 Dosiades 4 1 Dositheus 18 l Dossennus Mundus (Fabius) 14. 15. 17 3 Duris (de toreutice) 33. 34. , 2 Duris (Historiker v. Samos) 7. 8. 12. 13. 36 5 Empedocles 11 i T. Ennius (Quintus, Dichter) 7. 1 Ephippus 12. 13 2 Ephorus (Historiker v. Cu- mae) 4. 5. 6. 7 4 Epicharmes (Arzt) 20. 23. 24. 25. 26. 27 6 Epidius (C.) 17 1 300 Anhänge. Epigenes (Grammatiker von Rhodus) 2. 7. 8. 10. 14. 15 17. 18. 31 T. Epimenides (v. Gnossus) 7 Erasistratus (Arzt) 11. 15. 20, 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. Eratosthenes (v. Cyrene) 2 4. 5. 6. 12. 22. . . . Euagones (v. Thasus) 8. 10 14. 15. 17. 18. . . Enanthes 8 Euclides (Mathematiker) 2 Euctemon 18. . . • Eudicus 31 Eudoxus (Grammatiker und Arzt, V. Gnidus) 2. 4. 5 7. 18. 30. 31. ... Euhemerus 36 Eumachus 4. 6. ... Euphranor 35 Eupbron (Arzt) 12. 13. Euphronius (v. Athen) 8 11. 14. 15. 17. 18. Euripides 37 T. Evenor (Arzt) 20. 22. Fabianus (Papirius, Natur forscher) 2. 7. 9. 11. 12. 13 14. 15. 16. 23. 24. 25. 28. 36 Fabianus Sabinus 18. . . Fabius Pictor 10. 14. 15. . Fabius Vestalis 7. 13. 34 35. 36 Fabricius Tuscus 3. 4. 6. Fenestella 8. 9. 14, 15. 33 34. 35 Fetialis 16. 33. 34. . . . S. Figulus Nigidius s. Nigi dius Figulus. Firmus 19 Flavius 12. 14. 15. . . . Buch 10 Ualba 36 S. Gallus s. Sulpicius Galius Gailianus 3 Gellius (Cnejus) 7. . . . Glaucias (Arzt) 20. 21. 22. 23 24. 25. 26. 27 T. Glaucon (Arzt) 22. . . Graecinus 14. 15. 16. 17. 18 Granias (Arzt) 28. . . . Hanno (v. Carthago) 5. Harpalus 18 9 1 10 14 1 3 5 3 7 3 Cumae 14. 15 23. 24 Hecataeus (v. Abdera) 6. Hecataeus (Historiker u. Geo graph V. Milet) 4. 5. 18. Hegesias (v. Maronea) 7. 8. Hegesidemus (v. Cythnus) 9 Heliodorus 33. 34. 35. . . Hellanicus (Historiker von Mitylene) 4. 5. 6. 7. . . Heraclides (welcher?) 4. 33 34. 35 Heraclides (Arzt v. Cos) 12 13. 20. 21. 22. 23. 24. 25 26. 27 Heraclides (von Odessas im Pontus) 7 Heraclides (v. Tarent) 12. 13 Hermippus 30 Herodotus (v. Halikarnass) 2 5. 7. 8. 12. 13. 19. 36. . Herophilus (Arzt) 11 Hesiodus (Dichter v, inAeolis) 7. 10. 11 16. 17. 18. 21. 22. 25. 26. 28 Hicesius (de vini condit.) 15 Hicesius (Arzt) 20.21.22. 23 24. 25. 26. 27 Hiero (König) 5. 8. 10. 14 15. 17. 18 Himilco (v. Carthago) 5 Hipparchus (Astronom von Nicaea) 2. 5. 6. 18. . . Hippocrates (Arzt v. Cos) 11. 20. 21. 22. 23. 24, 25 26. 27. 28. 31 Hirtius (Q.) 19 Homerus 10. 16. 21. 22. 23 24. 25. 26. 28. 29. 30. Horatius 10 Horus (welcher?) 37. . . Horus (Arzt, König in Assy- rien) 29 Hyginus (C.Julius) 3.4. 5. 6 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16 17. 18. 19. 20. 21. 22. . Hylas 10 Jacchus 32. 37 Icetidas (Arzt) 28. . . . Jollas (Arzt) 12. 13. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 33. 34. 35 Isidorus (Geograph v. Cha- rax) 2. 3. 4. 5. 6 5 Buch 1 Anhänge. 301 Isigonus (v. Nicaea) 7. 12. 13 Ismenias 37 T. Isocrates 7 Juba 5. 6. 8. 10. 12. 13. 14 15. 25. 26. 28. 31. 32. 33 34. 36. 37 S. Julius Aqiiila s. Aquila. Julius Atticus 14. 15. 17. Julius Bassus 20. 21. 22. 23 24. 25. 26. 27. 33. 34. . Junius Gracchanus 33. 34 Buch 3 1 1 17 3 10 2 Laberius (Miraograph) 9. . . 1 T. Laeiius (C.) 14 1 Licinius Crassus Mucianus 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 16. 19. 31. 33. 34. 35. 36 19 Licinius Macer 19. 21. 22. 28. 29. 30. 32 7 7. Linus (Dichter von Chal- kis) 7 1 Livius (Titus) 2. 3. 6. 7. . . 4 Livius (Sohn) 5 1 Lucilius (C, Satyriker) 8. , 1 S. Lucius Vetus s. Vetus. Lucretius (T.) 10 1 Lyceas 36. . , 1 L3-CUS (Arzt V. Neapolis) 12. 13. 20. 21. 22.23. 24.25.26. 27. 31 11 Lysimachus (de agricultura) 8. 10. 15. 17. 18. 28. . . . 6 Maecenas (C.Ci]nius)9, 32. 37. 3 Mago 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 7 Mamilius Sura 8. 10. 17. 18. 19. 5 Manilius 10. 11 2 Marcioß (v. Smyrna) 28. . . 1 Marsus (Dichter) 34. . . . 1 Marsyas (von Macedonien) 12. 13 2 Massurius Sabinus 7. 10. 14. 15. 16. 18. 21. 22. 28. . . 9 S. Maximus s. Valerius. Medius (Arzt) 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 8 Megasthenes (Geograph) 5. 6. 7 3 T. Meges 32 1 Mela Pomponius (v. Spanien) 3. 4. 5. 6. 8. 12. 13. 21. 22. 9 Melanthius 35 1 Buch Melissus (Dichter und Gram- matiker) 7. 9. 10. 11. 35. . 5 Menaechmus (v. Sicyon, de toreutice) 4. 12. 13. 33. 34. 5 Menander (Arzt) 30. . . . 1 Menander (Comoedus von Athen) 31 1 Menander (de toreutice) 33. 34. 2 Menander (de BioxQrjora) 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 9 Menander (v. Heraclea) 8. 11. 2 Menander (v. Priene) 8. 11. 2 Menecrates (Arzt) 11. . . . 1 Menecrates (Dichter) 8. . . 1 Messala 7. 9. 33. 34. 35. . . 5 Metellus Scipio 8. 29. ... 2 Meton 18 1 Metrodorus (Arzt) 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 37. . . 9 Metrodorus (Philosoph von Scepsis) 3. 4. 5. 6. 7. 28. 33. 34. 35 9 Micton (Arzt) 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 8 Miletus 28 1 Mithridates 37 1 Mnaseas 37 1 Mnesides (Arzt) 12. 13. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 33. 34. 35 13 Mnesigiton 7 1 Mnesitheus (Arzt) 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 7 T. Moschion 19 1 S. Mucianus s. Licinius. T. Musa (Arzt) 29 1 Musaeus 21. 22. 23. 24. 25. 26. 6 Myrsilus oder Myrtilus (von Lesbos) 4. 5 2 Nearchus (v. Lete) 6. 12. 13. 3 Nechepsus (König v. Aegj'p- ten) 2. 7 2 Neoptolemus 11 l Nicander 8. 10. 11. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 29. 30. 31. 32. 36. 37 17 Niceratus 31 l Nicias 37 1 Nicobulus 12 1 Nigidius (Publius Figulus) 6. 7. 8. 9. 10. 11. 16. 29. 30. 9 Nymphodorus (Geograph v. Syrakus) 5. 7. 33. 34. 35. . 5 302 Anhänge, Buch Oenopis 18 1 Olympicus 37 1 Ölympiodorus 12. 13. . . . 2 Onesicritus (Seefahrer von Aegina) 2. 6. 7. 10. 12. 13. 14. 16 8 Ophelion (Arzt) 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 8 Opilius (Arzt) 28 1 T. Opion 20. 22 2 t)ppius 11. . , 1 Orpheus (Dichter) 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 11 T. Osthanes 28. 30 2 Ovidius 18. 29. 31. 32. . . 4 Palaephatus 29 1 Panaetius (Stoiker von Rho- dus) 5. 6 2 S. Papirius Fabianus s. Fa- bianus. Parmeniscus 18 1 Pasiteles 33. 34. 35. 36. . . 4 Patrocles (Seefahrer) 6. . . 1 Paulinus (C. Suetonius) 5. . l Panlus Sergius 2. 18. . . . 2 S. Pedianus Asconius s. Asc. Ped. Pelops 31. 32 2 Periander 5 1 Petasiris (Mathematiker von Aegypten) 2. 7 2 Petrichus (welcher?) 19. . . 1 Petrichus (Arzt) 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 8 Petronius Diodotus (Arzt) 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 8 Phanias (Arzt) 21. 22. 23, 24. 25. 26. 27 7 T. Pherecydes (v. Sicyon) 7. i Philemon 4. 10. 37 3 Pbilinus 20. 21. 22. 23.24. 25. 26. 27 8 Philippus 18 1 Philisciis (V. Thasus) 11. . . 1 Philistides (v. Mallus) 4. . . 1 Philistion (Arzt) 20. 21. 22, 23. 24. 25. 26. 27 8 Philistus (v. Syrakus) 8. . . 1 S. Philometor (König) s. At- talus. T. Philon 7 1 Philonides (Lustspieldichter V. Athen) 4. 5 2 Philostephanus (Historiker t, Cyrene) 7 Philoxenus 37 Phylarchus (Historiker von Athen oder Naucratis) 7 8. 10 T. Picton (Arzt) 29. , . T. Pindar (v. Theben) 7. . Piso (L. Calpurnius) 2. 3. 8 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18 28. 29. 33. 34. 36. . . . Plato 2 Piautu8(Maceius) 14. 15.19.29 Püstonicus (Arzt) 20. 21. 22 23. 24. 25. 26. 27. 36. . S. Pollio s. Asinius Poliio Polybius (v. Megalopolis) 4 5. 6. 8. 31 Polycritus 12. 13. 31. . , Pompejus Lenaeus 14. 15. 20 23. 24. 25. 26. 27. , . . S. Pomponius Atticus s. Atti- cus Pomponius, Pomponius Lenaeus 21, 22. , S. Pomponius Mela s. Mela Pomponius. Posidonius (Astronom und Philosoph V. Apamea). 2 4. 5. 6. 11 Praxagoras (Arzt) 20. 21. 22 23. 24. 25. 26. 27. . . . Procilius 8. 12. 13. . , . Ptolemaeus Lagi 12. 13. . Pythagoras 2. 20. 21. 22. 23 24. 25. 26. 27 Pytheas (v. Massilia) 2. 4. 37 15 1 T. Rabirius 28 1 Rufua (P. Rutilius) 7. 34. . 2 S. Sabinus Massurius s. M. P. Sabinus Tiro 19 i Sallustius Dionysius 31. . . l Saserna (Vater) 10. 11. 14. 15. 17. 18 G Saserna (Sohn) lo. 14. 15. 17. 18 .-. Satyrus 37 l Scaevola 14. 15 l Scropha 11. 14. 15. 17. 18. . 5 Sebosus 2. 5 2 S. Sebosus Statins s. Statins Seb. ^nhängc. 303 Buch Seneca (L. Annaeus) 6. 9. 36. 3 Serapion (v. Antiochien) 2. 4. 5 3 S. Sergius Paulus s, Paulus Serg. Servius Sulpicius 28. . . . i S. Severus Cassius s. Cassius Severus. Sextilius 28. ... * . . i Sextius Niger 12. 13. 14. 15. 16. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 32. 33. 34. 19 Silanus (D.) 14. 15. 18. 19. . 4 T. Silenus (Historiker) 4. . 1 T. Simonides (Dichter von Ceos) 7 1 Simonides j. (Geograph) 6. . i Simus (Arzt) 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 7 T. Socrafces 7 1 Solon (Arzt v. Smyrna) 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. . 8 Sophocles 21. 22. 23. 24. 25. 26. 37 7 Sornatius 31. 32 2 Sosigenes (Astronom von Alexandriea) 2. 18. . . . 2 Sosimenes (Arzt) 20. 21. 22. 23. 24. 25 6 Sotacus 36. 37 2 Sotades 5 1 Staphylus (Arzt v. Naucratia) 4. 5 2 Statius Sebosus 3. 6. 7. 9. 12. 13 6 T. Stesichorus (Lyriker von Himera) 2 1 T. Stilpo (Philosoph v. Me- gara) 7 1 Strato (Philosoph v. Lamp- sacus) 7 1 Sudines 36. 37. 2 S. Suetonius Paulinus s. Pau- linus. Sulpicius Gallus (Cajus) 2. . l Tarquitius 2. 11 2 Tarutius (L.) 18 1 Tauron 7 1 Tergilla 14. 15 2 T. Terpander (Dichter von Antissa) 7 1 Thaies (v. Milet) 18. . . . 1 Buch 7. Thamyras (Dichter von Odryssa) 7 l Themison (Arzt) 11. 15. . . 2 Theochrestus 37 i r. Theocritus 28 i 7. Theodorus (Arzt) 20. 24. 2 Theomenes 37. ..... i Theomnestus 33. 34. 35. . . 3 Theophrastus (v. Eresus) 3. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 31. 33. 34. 35. 36. 37 27 Theopompus (v, Chios) 2. 3. 7. 17. 31 5 Thrasyllus (v. Mendes) 2. 9. 31. 32 . 4 Thucydides 3. 4. 7 3 Timaeus (Mathematiker von Lokri) 2. 5. 16 3 Timaeus (Historiker v. Tau- romenium) 3. 4. 6. 33. 34. 37. 6 Timagenes (v, Alexandrien) 3. 1 Timaristus 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 7 Timosthenes (Admiral) 4. 5. 6, 3 T. Timotheus (Musiker von Milet) 7 1 S. Tiro s. Tullius Tiro. Titus (Kaiser) 2 1 Tlepolemus 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 8 Trebius Niger 8. 9. 32. . . 3 Trogus (Pompejus) 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.14. 15.16.17. 18. 31 13 Tubero (Q. Aelius, Stoikerj 2. 18. 36 3 Tuditanus 12. 13 2 Tullius Tiro 2 l Turrianus Gracilis 3. 9. 18. . 3 Umbricius(dediscipl. etrusc.) 11 1 Umbricius Melior 10. . . . 1 Valerianus (Cornelius) 3. 8. 10. 14. 15 5 Valerius Antias (Q. Histo- riker) 2. 3. 12. 13. 21. 22. 28. 29. 34 9 Valerius Maximus 7. 33. 34. 3 T. Valerius Soranus (Arzt) 1. 1 Valgius (C.) 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27 8 304 Anhänge. Varro (M. Terentius) 2. 3. 4 5. 6. 8. 10. 11. 12. 13. 14 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21 22. 23. 24. 25. 26. 28. 29 30. 31. 33. 34. 35. 36. 37 Varro (P. Terentius v. Atace) 3. 4. 5. 6. 7 Verrius Flaccns (Gramma tiker) 3. 7. 8. 14. 15. 18. 28 29. 33. 34. 35 Vestinus 21. 22 Vetus (Lucius) 3. 4. 5. 6. Vibius Rufus 14. 15. 19. 21. 22 Virgilius Maro 7. 8. U. 12 13. 14. 15. 17. 18. 19. . T. Vitellius (Publius) 11. Vitruvius 16. 35. 36. . . Xanthus 25. 26 Xenagoras (Historiker und Geograph) 4. 5. 7. . Buch 32 11 2 4 5 10 1 3 3 3 Xenocrates (Arzt v. Aphrodi- sias) 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30 Xenocrates (Sohn d. Zeno, Maler) 33. 34. 35. 37. . . Xenocrates (de toreutice) 33. 34 Xenocrates (von Ephesus) 12. 13 Xenophon (v. Athen) 14. 15. 17. 18 Xenophon (v. Lampsacus) 3. 4. 5. 6. 7. 14. 15. 17. 18. . Zachalias 37 Zeno 18 Zenothemis 37 Zoilus (v. Macedonien) 12. 13. Zoroaster 18 Buch Mithin beträgt die Anzahl der öifentlichen Urkunden 3 von denen 1 nur im Texte Frauen 8 „ „ 1 , „ „ Männer 505 „ „ 58 „ „ „ Summa 516 11 II. Anthropologie. Buch Seite Aehnlichkeiten , Bei- spiele von 7 17 Angelegenheiten , von hoher Berühmtheit in der Leitung ausseror- dentlicher 7 31 Augustus, merkwürdige Schicksale des Kaisers Athem 11 Ausdauer, Beispiele von — des Körpers . . . Bäcker in Rom . . . Barbiere, die ersten in Rom Begräbniss Blitzschlag, merkwürdi- ger Buchstaben, Erfindung der 7 52 11 376 7 29 18 352 7 76 7 67 7 54 7 69 Buch Seite Charakter, Merkmale des — am Körper . . . 11 376 Ehrenbezeugungen, merk- würdige 7 Empfängniss 7 — , Beispiele zahlreicher 7 Erfindungen, welche ein Jeder im Leben ge- macht hat 7 Frauen, welche die keu- schesten gewesen sind 7 47 16 20 69 41 Geburten, seltsame . . 7 3 — , monströse .... 7 15 Geburtszeit, von der ver- schiedenen .... 7 58 Gedächtniss, Beispiele v. starkem — . ... 7 29 Anhänge. 305 Buch Seite Gehör, sehr feines . . 7 29 Geisteskraft , Beispiele von 7 30 Genie, Beispiele von aus- gezeichnetem ... 7 36 Gesicht, sehr scharfes . 7 28 Glück, seltene Beispiele von dauerndem — in Familien 7 47 — ,merkwürdigeBeispiele von wechselndem . . 7 47 Glückseligkeit, von der höchsten 7 46 Grösse, Beispiele auffal- lender 7 24 Grossmuth, Beispiele von 7 31 Halbmänner 11 372 Kinder, welche aus der Mutter Leibe geschnit- ten sind 7 16 — , Geschichtliche Bemer- kungen von .... 7 24 — , Frühreife .... 7 25 Kindesliebe, Beispiele höchster 7 42 Körper, über Zu- u. Ab- nahme des . . . .11 379 Kräfte, ausserordentliche 7 27 Krankheiten , Beispiele von 7 60 Lebensdauer, von der längsten 7 55 — , Vorbedeutungen am Körper über die . . 11 376 Lebensregeln, nützliche 7 40 Mann, wer für den recht- schaffensten — gehal- ten ist 7 41 — , die zehn höchsten Güter bei einem . . 7 49 Männer, ausgezeichnete in der Geometrie, Ar- chitektur 7 44 — , in der Malerei, Bild- hauerei, der Elfenbein- arbeit und der getrie- benen Arbeit ... 7 44 Wittstein: Plinius. VI. Bd. Buch Seite Männer, in den Künsten, der Sterndeutekunst, Sprachkunde und Me- dicin 7 43 Mensch, allgemeine Be- merkungen .... 7 1 — , von dessen Eii'zeu- gaug 7 13 — , wen man schon bei Lebzeiten als einen Gott zu verehreu be- fohlen hat 7 54 — , Beschreibung nach den einzelnen Körper- theilen 10 327 Menschen, sehr hohe Preise für 7 45 — , welche zu Grabe ge- tragen und wieder auf- gelebt sind .... 7 53 — , welche von den Göt- tern für die glück- lichsten erklärt sind . 7 54 Menschenopfer, Verbot derselben in Italien . 30 129 Merkmale, ausgezeich- nete am menschlichen Körper 7 26 Milde, Beispiele von .7 31 Monatsfluss, wunderbare Bemerkungenüber den weiblichen .... Pubertät, von der Zeit der 7 21 19 -Schnelligkeit, ausseror- dentliche 7 28 Schwangere, Anzeigen bei — in Bezug auf die Erkennung des Ge- schlechts der Leibes- frucht 7 14 Schwangerschaft, merk- würdige Beispiele der 7 13 Seele 7 68 Sehen, vom 11 334 Sinne 10 283 Speisen, über .... ii 378 379 Stimme 11 373 Tapferkeit, von der grössten ..... 7 33 20 306 Anhänge. Buch Seite Tod, Anzeigen des nahe bevorstehenden ... 7 61 — , Beispiele von plötz- lich erfolgtem ... 7 64 Tugenden , die drei höchsten — eines Menschen 7 33 Uhren, Erfindung der- selben 7 76 Unschuld, von der gröss- ten — eines Menschen 7 33 Terbannter, ein zweimal 7 47 Verbrennen der Leichen 7 67 Verdauung 11 378 Verstorbene, von den Geistern der .... 7 68 Völker, wunderbare Ge- stalten der .... 7 4 Buch Seite — , drei stillschweigende Uebereinkünfte der . 7 76 Vopiscus , Bedeutung dieses Namens ... 7 16 Weisheit, Beisp. grosser 7 37 Weissagen, von der Kraft des 7 41 Zähne, geschichtliche Be- merkungen von den . 7 22 Zeugung 7 16 — , Fähigkeit der ... 7 22 — , bis zu welchem Alter sie beim Menschen dauert 7 20 Zwerge U 371 Zwitter U 372 III. Bildende Künste. A. Baukunst u. Bildhauerei. Buch Seite Aestriche 36 162 227 228 229 228 — erste in Rom ... 36 — griechische . . . . 36 — unter freiem Himmel 36 Bauen, Fehler im . . . Bausteine, über ihre Zu- sammenfügung . . . — Prüfung auf ihre Brauchbarkeit . . . Bauwerke, 18 bewunde- rungswürdige — in Rom Cisternen .... Gärten, hängende . Gebäude ohne Nägel Haus, ungefegtes . Heerd, Ereigniss einem .... Kalk, Sorten . . — med. Anwendung auf 36 36 36 36 36 36 36 36 36 36 36 225 234 224 204 225 202 204 228 233 225 226 Buch Seite Kalk, hydraulischer . . 35 163 Labyrinthe 36 199 Marmor, Verschwendung darin 36 175 Marmor in öffentlichen Gebäuden 36 176 187 — Säulen aus fremdem M. in Rom .... 36 177 — wer zuerst M. ge- schnitten hat .... 36 188 — die zum Schneiden dienenden Sandarten . 36 189 — Ueberdeckung der Wände mit M. ... 36 188 — Gebrauch der ver- schiedenen Arten M. in Rom 36 189 — 225 berühmte Werke und Künstler in M. . 36 177 Mausoleum, carisches . 36 183 Musivarbeit 36 239 Obelisken 36 193 Anhänge. 307. Buch Seite Pantheum in Rom .. . 36 185 Pharus. alexandrinischer 36 199 Puteolanischer Staub u. andere Erdarten, wel- che zu Stein erhärten 36 163 Pyramiden, ägyptische .36 196 197 Säulen-Arten .... 36 226 Sand-Arten 36 225 — Mischung mit Kalk . 36 225 Sphinx, ägyptische . . 36 197 Stadt, hängende . . . 36 202 Tünchwerke 36 225 Tempel der Diana zu Ephesus 36 202 — anderemerkwürdigeT. 36 202 Wände, geformte . . .35 163 Wassermörtel = Kalk, hydraulischer. Ziegelsteine . . . . .35 164 Zimmerdecken aus Glas 36 229 B. Malerei und Plastik. Malerei. Ehre der M. und der Gemälde 35 lll 112 Ursprung der M. . . . 35 116 Brustbilder 35 115 Aufstellung von Bildern in Häusern . . . .35 115 M. in Italien . . . .35 117 Auswärtige Gemälde in Rom 35 118 Ueber die Art zu malen 35 120 Malen mit 1 Farbe . . 35 116 „ 4 Farben . . 35 128 WelcheFarben nichtnass aufgetragen werden , 35 128 Buch Seite Bildliche Darstellung der Fechterspiele . . . 35 129 ErsterWettstreit in derM. 35 131 Arten der M 35 147 Beschwichtigung des Ge- sangs d. Vögel durch M. 35 149 Bemalen von Kleidern . 35 157 Bemalen von Zimmer- decken 35 150 Atramentum, ein schwar- zer Lack zum üeber- ziehen der Bilder . . 35 142 Enkaustische M. . . . 35 150 157 Hohe Preise für Gemälde 35 152 405 berühmte Gemälde und Maler 35 129 Weibliche Maler . . . 35 157 Plastik, Abnahme von Gesichtern etc. in Gyps etc. . . 35 159 Arbeiten in Thon . . . 35 160 i Die berühmtesten Künst- ler in der PI. . , . 35 159 C. Metallgiesserei. Die frühesten Bildgiesser in Italien 34 66 Eiserne Bildsäulen und Trinkbecher .... 34 99 Erzene Bildsäulen . . 34 60 — Riesenbildsäulen . . 34 68 — Reiterbildsäulen . . 34 64 — Leuchter 34 58 — Tempel-Zierrathen u. Tische 34 59 366 berühmte Arbeiten und Künstler in Erz . 34 71 Goldene Bildsäulen . . 33 29 Silberne Bildsäulen . . 33 50 — Aufsätze u. Gestelle 33 49 IV. Botanik. A. Pflanzen. Buch Seite Abies 16 182 Abiga 24 237 Abrotanum 13 47 19 452 21 90 120 Buch Seite Absinthiura 27 400 Acacie, dornige ... 24 261 Acanthis 25 Acanthium 24 Acanthus 22 Acanum . . . . . . 22 Acer 16 335 260 151 135 189 24 243 20' 308 Anhänge. Buch Seite Achaemenis 24 276 26 343 Achilleum 25 298 Acinos 21 100 124 Aconitum 20 15 27 389 Acopus 27 396 Acorna 21 102 Acoros 15 135 Acorum 25 332 — wildes 25 332 Acrocorion 19 450 Actaea 27 399 Acte 26 374 Adamantis 24 276 Adarca 20 63 Adiantum 21 104 22 147 Adipsatum 24 262 Adipsus 12 33 22 136 Adonis 21 90 Aegilops 16 176 18 365 19 450 21 105 25 328 Aegoceros 24 283 Aegolethron 21 95 Aera 18 365 Aeschynomene .... 24 277 Aethiopis 24 276 26 343 27 391 Aflfodill 21 106 22 149 Agaricus 16 180 25 316 Ageratum 27 391 Aglaophotis 24 276 Agnus 13 47 24 247 Agrion 19 447 Ahornbaum 16 189 24 243 Aizoon 18 367 25 333 Alant 19 441 449 20 12 Alaternus 16 202 Alcea 26 343 27 393 Buch Seite Alcibium 27 398 Alectorolophua . . . .27 399 Alexanders Krone ... 15 166 Alga 13 81 27 399 Alica 18 335 Alimum 22 151 Alisma 25 322 Allium 19 452 Alnus 16 190 24 251 Aloe 27 Alopecurus 21 Alsine 27 Altercum 25 Althaea 20 Alum 19 27 Alypum 27 Alyssum 24 Amaracus 21 Amarant 21 Ambrosia 25 Ambula 20 Amerimnum 25 Ammi 20 Amnacum 21 Amomis 12 Amomum 12 Ampeloleuce .... 23 Ampeloprasum .... 24 Ampfer 19 Anabasis Anacampseros Anagallis . . Anagyrus . . Anarrhinum . Anchusa . . 20 . 26 , 24 . 25 . 27 . 25 . 21 22 27 — falsche 22 Andorn 20 Andrachle 13 Andrachne 13 25 Androsace 27 392 104 394 296 58 457 399 393 257 90 85 307 333 395 403 20 333 43 125 17 17 186 269 451 476 60 348 378 278 328 396 323 103 143 144 404 143 63 77 77 333 394 Auhänge. 309 Buch Seite Androsaemum .... 27 344 398 Anemone 21 92 121 27 419 Anethum 13 78 19 441 20 51 Anicetnm 20 49 Anis 20 49 Anonis 27 395 Anthalium 21' 99 124 Anthemis 21 104 22 144 26 365 Anthriscua 21 100 22 153 Anthyllis 26 368 Anthyllium ( .... 21 124 Anthyllum ( .... 26 363 Anticyricum 22 170 Antirrhinum 25 323 Antiscorodon . . . .19 455 Aparine 27 396 Apfelbaum 15 141 — assyrischer .... 12 5 Aphaca 21 104 105 27 398 Aphace 21 100 Apharce 13 77 Aphron 20 54 Apiastram 20 31 21 87 Apios ichas 26 360 Apium 20 30 Apocynum 24 258 Apollinaris 25 296 Apronia 23 188 Aproxis 24 275 Aquifolia 27 405 Aquifolium 24 263 Arachidna 21 99 Aracos 21 99 Arbutus 15 157 Arcebium 22 144 Archezostis 23 186 Arcium . . . . . . .25 319 Argemon 24 281 Argemone 26 366 Argemonia 25 316 Arianis 24 276 Buch Seite Arinca 18 339 345 348 Aris 24 273 Aristis ....... 27 413 Aristolochia 25 314 Armon 19 447 Armoracia 19 447 Aron 19 451 Arsena 25 329 Arsenogonum .... 26 386 Artemisia 25 307 27 395 403 Artischoke 19 467 20 70 Aictium 27 397 Arcturum 27 397 Arum 24 270 271 Arundo 16 215 24 254 Asarum 12 16 21 80 114 Asclepias 27 397 Ascyroides .' . . . .27 398 Ascyrum 27 394 398 Asia 18 361 Asphalathus 12 36 24 261 Asparagus 19 438 465 Asperugo 26 369 Asphaltion 21 88 Asphodelus 21 106 22 149 Asplenium 27 397 Aster .• . 27 398 Astericum 22 141 Astragalus 26 352 Asyla 25 328 Ateramnon 18 366 Atractylis 21 100 127 Atriplex 19 451 20 57 Auge 25 333 Aveua 18 364 Baccharis 12 16 21 80 113 310 Anhänge. Buch Seite Bärenlauch , . . . .25 289 Bäume, eicheltragende .16 17 1 — , indische 12 6 — , persische 12 12 — , wolletragende ... 12 13 13 69 Balis 25 289 Ballota 27 403 Balsambaum 12 36 Bambusrohr 16 217 Basilienkraut . . . .17 300 20 32 — , wildes 20 33 Batis 21 99 124 Batrachium 25 336 27 420 Bauernkiimmel . . . .19 469 Bauernnarde 21 80 Baumwollepflanze ... 19 427 Bdellium 12 11 Bechium 26 347 Beilkraut 18 365 Bellio ■ . . 21 86 Bellis 26 346 Bergpetersilie .... 20 32 Beta . ... . . .19 451 462 20 19 Betuta .16 192 Binse 16 221 21 107 109 — , wohlriechende . . 12 48 21 109 Birke . 16 192 Birnbaum 15 139 143 Blattaria 25 317 Blechnos 27 409 Blechon 20 41 Blitum 19 451 20 66 Blumenkohl 20 24 Blutruthe 24 251 Bocksdorn 13 75 Bockshorn 13 47 18 361 Böckchen 12 16 Bohne . 18 336 — , ägyptische .... 18 356 16 206 — , griechische .... 24 230 - , grosse 18 355 Buch Seite Bohnenbaum .... 16 192 Boletus 22 157 Botrys 25 307 27 395 403 Brabyla 27 403 Brathy I ^^ \^ Bratus ( 24 259 Brechzwiebel '...'. 20 29 Britannica 25 291 Brombeerstrauch . . .15 157 16 222 Bromus 18 348 Brunnenkresse .... 19 467 20 34 65 Brya . . ...... . 13 76 24 249 Bryon 12 35 13 82 32 243 Bryonia 23 187 188 Bryum 24 236 ... 27 403 Bubonium . 27 398 Buceras 24 183 Buche 16 174 24 232 Buglossus 25 309 Bulapathum 20 62 Bulbine . ...'.. 19 450 20 29 Bunias 20 7 Bunion 20 7 Buphthalmum .... 25 333 Buphthalmus .... 25 309 Bupleurum 22 152 27 404 Buprestis ...... 22 152 Buselinum 20 32 Buxbaum 16 190 Buxdorn 12 11 Buxus 16 190 Cacalia 25 325 Cachla 25 310 Cactus 21 103 Cadytas 16 240 Caepe 19 452 Caerefolium 19 472 Caesapon 20 17 Calaminthe 19 474 Anhänge. 311 Buch Calamus 12 16 32 Calathiana 21 Calcifraga 27 Callicia 24 Calligonum 27 Callitrichum 22 Callitrix 25 26 Callinm 21 Caltha 21 Calyx 27 Cammarum 27 Canaria 25 Cannabis 19 Cantabrisches Kraut Capnus . . , Capparis , . Caprificua . , Carcinethrum Cardamomum Carduus . . 20 25 25 13 15 27 12 19 20 21 Careum 19 Carphus 24 Carpinus 16 Caryopbyllon . . . .15 Casia 21 Casignete 24 Cassia 12 Catanance 27 Caucalis 21 22 Gaules 19 Ceder 13 24 Cedrostis 23 Celtis 13 Cemus 27 Centaurium 25 Centunculus 24 Centureum 19 Cepaea 26 Ceratia 26 Ceratitis 20 Cerinthe 21 Cerreiche 16 24 Seite 34 216 251 80 408 275 420 148 325 364 125 80 404 390 312 441 473 69 311 332 79 151 420 17 467 70 102 470 283 190 166 87 277 31 404 100 154 463 58 233 186 72 404 305 306 270 477 364 354 54 94 174 175 232 Buch Seite CeiTUS 16 174 175 Cestrus 25 310 Chalcetum 26 350 Chalceus 21 102 Chamaeacte 24 244 26 374 Chamaecissus .... 16 214 24 253 268 Chamaecyparissus . . 24 269 Chamaedaphne .... 15 166 21 93 24 267 Chamaedrys 24 267 Chamaelea 24 268 25 308 Chamaeleon 21 102 22 142 154 Chamaeleuce .... 24 268 26 347 Chamaemelon .... 22 144 Chamaemyrsine ... 15 135 23 227 Chamaepeuce . . . .24 269 Chamaepitys 21 124 24 237 26 364 Chamaerops 24 367 26 351 Chamaesyce 24 268 Chamaezelum .... 27 413 Chamelaea 13 75 Chelidonia 25 312 Chenonayche .... 21 91 Chiliodynama .... 25 304 Chironia 23 188 Chironium 25 305 Chondrilla 21 105 Chondris 25 313 26 353 Chrestos 20 21 Chrysanthemum ... 21 122 26 364 Chrysippea 26 366 Chrysitis 21 86 Chrysocome 21 86 117 Chrysolachanum ... 27 406 Chrysothales .... 25 333 Chynas 12 13 Cicer 18 335 357 312 Anhänge. Buch Seite Cieercula 18 357 Cichorium 19 461 20 20 21 99 Cici 15 134 23 203 Cicuta 25 330 Cinnamum 12 29 Circaea 25 329 27 404 Cirsinm 27 405 Cissus 24 253 Cistus 24 253 Citrusbaum 13 69 72 Giema 27 420 Clematis 24 254 270 Clematitis 25 314 Cleonicium 24 269 Clinopodium 24 269 Clymenus 25 306 Cneorum 13 75 21 87 Cnestron 13 75 Cnieus 21 100 102 127 Coccygia 13 77 Colocasia 21 99 124 Coma 27 429 Coloquinte 20 5 Comacum 12 43 Combretnm 21 80 113 Commagenekraut . . . 29 100 Concilium 22 154 Condrilla 21 100 22 156 Condrillnm 22 156 Condurdum 26 346 Conferva 27 407 Consiligo 25 311 Conyza 19 471 21 87 89 Coracesia 24 275 Corcliorus 21 100 127 25 328 Doriander 19 457 20 57 Coris 26 364 Buch Seite Corium 26 364 Cornus 16 192 201 Coronopus 21 103 22 143 Corruda 16 220 19 438 465 Corysidia 24 275 Costus 12 14 Cotinus 16 192 Cotonea 26 350 Cotyledon 25 332 Cracca 18 362 Crataegon 27 405 Crataegus -H 405 Crataeogonum . . . . -27 405 Crepis 21 104 Crethmus 25 331 Crethmum 26 363 Cretica 25 314 Crinon 21 78 Crista 27 399 Crocis 24 278 Crocodilium 27 405 Croton 15 134 Crystallium 25 326 Cucumis 19 442 Cucurbita 19 443 Culicus 27 406 Culix 19 443 Cuminum 19 458 469 20 42 43 Cunila, echte .... 19 471 — , Berg- ...... 20 46 — , Garten- 20 44 46 — , Hühner- 20 45 — , Ochsen- 19 457 471 20 45 — , weiche 20 45 — , Weihrauch .... 20 45 Cunilago 19 471 20 45 21 87 Cyamus 2i 99 Cyanus 21 86 Cyclamen 21 87 91 25 319 320 Anhänge. 313 Buch Seite Cyma 20 24 Cyminum 18 349 Cynocephalia .... 30 131 Cynoglossus 25 309 Cynoides 25 326 Cynomoriou 22 179 Cynomyia 25 326 Cynops 21 104 Cynorrhodon .... 21 78 24 264 Cynorrhodos .... 25 290 Cynosbatus 13 79 24 264 ('ynosorchis 27 406 Cynospastus 24 264 Cynozolos 22 143 Cyperus 21 108 Cypira 21 109 Cypirus 21 106 Cypresse 16 211 24 232 259 Cypros 12 36 Cyprus 23 205 Cytisus 12 7 13 80 18 363 Dactylus 24 282 Damasonium . . . .25 322 26 345 Danae 15 166 Daphne 13 75 Daphnoides 15 166 23 225 24 270 Dattelpflaume . . . .16 206 Daucus 19 449 25 318 Diachetum 24 262 Dictamnus 20 41 25 313 26 353 Dill 13 78 19 441 20 51 Dinkel 18 324 335 Dionysonymphas ... 24 277 Diospyrus 27 416 Dipsacus 27 407 Distel 19 467 20 70 Dodekatheon . . . . 25 293 Buch Seite Dolichos 16 240 Donax 16 218 24 255 Doripetrum 26 354 Doris 22 143 Dorngewäehs , ägypti- sches 13 61 24 260 — , arabisches .... 24 260 — , arianisehes .... 12 11 — , durstendes .... 13 82 — , gedrosisches ... 12 11 — , gemeines .... 24 26 — , indisches .... 12 7 80 — , königliches .... 13 80 Dorycnium 21 126 Dracontium 24 271 Dracunculus 24 271 272 25 291 Drehlinse . . . ■ . . .22 174 Dreiblatt 21 88 118 Dryophonum .... 27 408 Dryopteris 27 408 Ebenbaum 12 6 24 255 Ebulus 25 321 26 374 Echis ....... 22 143 Echite 24 270 Echius 25 316 Edera 16 212 Eibenbaum 16 184 Eibisch 19 448 20 9 58 Eiche 16 175 24 230 Elapboboscum .... 22 153 25 312 Elate 12 43 23 208 Elatine 27 408 Elelisphacus 22 174 EUeborine 27 4O9 EUeborus 25 299 Empetrus 27 408 Enchusa 22 144 Endivie 20 2o Engelsüss 16 24o Enneaphyllum .... 27 4O9 314 Anhänge. Eon . . . Ephedra . Ephemerum Epheu . . Epimedium Epimenidium Epipactis . Buch . 13 . 26 . 25 . 16 24 . 27 . 19 . 13 27 . 21 Epipetron Epithymum 26 Eppich 19 20 Eppichkohl . . . . .19 Equisetum . . ... .18 26 Eranthemum 22 Erbse 18 Erdapfel 25 Erdbeere 21 Erdgalle . . .... .25 Erdknollen 25 Erdweihrauch .... 24 Ereuthodanus .... 24 Erica 24 Erice . . . . ... 13 Erigeron 25 Erinus ....... 23 Eriophoron 19 Eriphia 24 Erithales 25 Erle 16 24 Eruca 19 Erve 20 . . 13 18 Ervenwürger . . Ervilie 22 . . 18 . . 18 Erynge Eryngium ( ' ' * Erysimum . , . . . . 21 22 18 22 Seite 77 348 378 336 212 251 409 450 75 409 100 355 451 459 468 30 463 394 378 144 145 338 356 314 99 305 319 237 257 248 249 75 335 217 432 278 333 190 251 457 467 34 80 337 361 175 365 338 362 101 134 349 177 Buch Seite Erysiaceptrum ..... 12 36 24 262 Erythraicum 26 368 Erythrodanus . . . .24 257 Ery thron 21 126 Esche 16 188 24 242 Esculus 16 173 175 Eselskürbis 20 2 Eugalacton 27 411 Eupatoria . . . . . .25 304 Euphorbia 25 308 Euphrosyne 25 309 Euplea 25 324 Euripice 21 109 Evonymus 13 76 16 193 Exacum 25 305 Exedum 24 281 Exonychum 27 416 Faba . . Färberrothe Far . . . Farfarum Farfugum Farrago Faseolus Feigenbaum — , dessen künstliche Be- fruchtung . . — , ägyptischer — , cyprischer. . — , indischer — , wilder . . , Feinhaar . . , Feldcypresse Felddorn . ,. , Feldkohl . . Feldkümmel . , Femur bubulum Fenchel . . . Ferula 18 336 355 356 19 436 24 257 18 324 335 24 268 269 18 362 18 338 357 15 147 23 213 15 151 13 59 13 60 12 7 15 151 23 215 22 148 24 237 18 365 20 25 19 470 27 410 19 473 20 67 13 77 20 69 Anhänge. 315 Buch Seite Festuca .1» 365 Fichte 16 181 Filicula 26 356 Filix . . 27 409 Fingerchen 25 333 Flachs 19 423 — , unverbrennlicher s. Asbest im IX. Anhange Flechtenkraut .... 26 344 Flötenruhr 16 219 Flos Jovis 21 90 Foeniculum 19 473 20 67 Foenum graecum ... 24 283 Fraga 21 99 Fraxinus 16 188 24 242 26 369 Fulvisches Kraut ... 26 365 Fungus 22 158 tränseschreck .... 21 91 Galbanum 12 4ü Galeobdolon 27 410 Galeopsis 27 410 Galium 27 410 Gallidraga 27 413 Gartenampfer .... 20 61 Gartengewächse . . .19 441 Gartengurke 20 4 Gartenmohn 20 52 Gartenmyrte 15 135 Gartenrettig 20 7 Gelotophyllis .... 24 277 Genista 16 192 21 87 24 248 Gentiana . 25 306 Geranion 19 433 Geranium ....... 26 371 Gerberstrauch .... 24 256 Gerste 18 342 22 170 171 Gethj^ou 19 453 Gethyum 19 452 Geum 26 349 Gingidium 20 10 Ginster = Genista Gith 19 458 471 20 48 Gladiolus 21 92 Glastum 22 129 Buch Glaucium 20 27 Glaux 27 Glycyrrhiza 21 22 Glycysis 25 27 Gnaphalium . ." . . .27 Gnidisches Korn ... 13 Gossyrinus 13 Gossypium 19 Granatbaum 13 23 — , wilder 23 Gras 24 Gromphaena 26 Gurke 19 — , wilde . . . . . . 20 Gynaecanthe . • ., • .23 Habichtskraut .... 20 Hängedorn 24 Hafer 18 Hainbuche 16 Halicacabum 21 Haliphloeua 16 Halmyridia 19 Halus 26 Hanf 19 Hartriegel Harzfichte Haselwurz Hauhechel Hedera . , Hedyosmus Hedypnois Helenium . Heleoselinum Helianthus Heliocallis Heliochrysum Helioscopium Helioselinum Heliotropium 20 24 16 12 21 21 16 24 19 20 21 20 24 24 21 22 19 18 19 21 22 Seite 54 411 411 101 136 294 411 413 75 13 427 74 210 212 281 350 442 2 188 17 262 348 364 190 125 126 177 464 350 441 473 69 251 183 16 114 103 212 251 469 21 90 120 32 277 277 92 122 146 459 392 452 104 146 316 Anhänge. Buch Seite Helium 24 244 Uelix 16 213 Helleborine 13 75 Helxine 21 102 22 140 27 394 Hemeris 16 176 Hemerocallis .... 21 90 119 Hemionium 25 299 27 397 Heracleum 25 307 27 416 — , siderisches .... 25 295 Heraelium 20 54 Hermesias 24 277 Hermnpoa ..... 25 297 Hesperis 21 83 Hestiatoris 24 277 Hibiscum 19 448 20 9 Hierabotane 25 317 Hieracia 20 17 Himbeerstrauch ... 16 222 Hipoglottion .... 15 166 Hippace 25 310 Hippolapathum .... 20 61 Hippomarathrum ... 20 67 Hippophaes 21 101 Hippophaeston .... 16 240 Hippophaestum ... 27 414 Hippopheus 26 355 Hippophlomus .... 25 329 Hippophobas . . . . 24 276 Hippophyes 22 137 Hipposelinum .... 19 459 470 20 31 Hippuris 26 378 Hirculus 12 16 Hirschfutter 22 153 Hirse 18 335 350 22 169 Hirsetod 22 178 Holcus 27 413 Hollunder i6 222 24 244 Holochrysum .... 21 86 117 Holoschoenus .... 21 107 109 Holosteum 27 413 Hopfen 21 99 Buch Seite Hordeum i8 342 Hormenum 19 467 20 30 Horminum 18 335 349 22 178 Hühnerfuss 25 332 Hülsenfrüchte ... .18 355 Hundertkopf 22 135 Hundsgestank . ... 22 143 Hundsglied 22 179 Hundsrose 24 264 25 290 Hyacinthe 21 92 123 Hydrolapathum ... 20 61 Hyoscyamus 25 296 Hyoseris 27 413 Hypecoum 27 414 Hypelate 15 166 Hypericium 26 364 Hypericum 26 364 Hyphear 16 206 240 241 Hypochaeris 21 100 Hypocist 24 253 Hypocistis 26 353 Hypogesum 25 333 Hypoglossa 27 414 Hyssopus 20 9 25 325 Jasione 21 105 22 154 Iberis 25 311 Idaea 27 414 Hex 16 172 175 Illecebra 25 333 Immergrün 18 367 Impia 24 280 Ingbergewächs .... 13 9 Intubus 19 461 20 20 21 99 Inula 19 441 449 20 12 Johannesbrotbaum . . 13 60 15 156 Irio 18 335 349 22 177 Anhänge. 317 Buoh Seite Iris 21 83 115 Isatis 20 17 Ischaemone 25 310 Ischias 22 Isisbaar 13 Isoetes 25 Isopyrum 27 414 Iton 19 433 Judendorn 16 Jancus 12 140 83 333 Jupitersbart . Jupitersblume Juniperus . . Ixia Kappergewächs Kastanienbaum . Katzenminze . . Kermeseiche Keuschbaum . . 199 34 21 107 109 IG 193 21 90 16 198 24 245 22 142 . 20 . 15 . 19 . 16 . 13 24 Kicher 18 22 Kirschbaum 15 Kleiderbaum ... .12 Klette 21 Knoblauch 19 20 Knoppereiche , ... 16 Königsspiess .... 21 Körbel 19 Kohl 19 20 Kokosbaum 13 Kopflauch 20 Korbviole 21 Korkeiche 16 Kornelkirschbaum 24 . 15 16 21 23 Krähenfuss 21 22 Kräuter, wildwachsende 21 — , zum Färben ... 22 44 155 459 179 47 246 335 357 174 158 8 105 452 453 14 176 106 472 463 22 25 61 14 80 175 180 232 159 201 94 223 103 143 98 129 130 Bach Seite Kräuter, zauberische . 24 274 — , über ihren Ruhm . 25 285 — , unter welchen Um- ständen sie am wirk- samsten sind . . . .27 430 — , Dauer ihrer Wirksam- keit 27 429 Kraut auf dem Haupte einer Bildsäule ... 24 279 — , in Bächen u. Flüssen 24 279 — , auf Misthaufen . . 24 279 — , neben welches die Hunde pissen ... 24 279 — , ohne Namen ... 27 396 Kresse 19 471 20 48 Krugkraut 22 141 Kümmel 19 470 — , schwarzer . . . .19 471 20 48- Kürbis 19 443 — , wilder 20 5 Labrum Venereum . . 25 336 Labrusca 23 186 Laburnum 16 192 Lactoris 24 278 Lactuca 19 459 Ladanum 12 25 26 352 Lärchenbaum .... 16 183 24 237 Lago 24 270 Lagopus 26 364 Laina 12 24 Lamium 21 101 22 139 Lanaria 24 278 Lapathum 20 60 61 Lappa 21 105 Lappago 26 369 Lapsana 19 465 20 26 Larix 16 183 Laserpitium 19 434 Latace 26 343 Lathyris 27 415 Lattich 19 459 20 16 Laver 26 354 Leda 12 26 Ledum 26 353 Lein = Linum. 318 Anhänge. Buch Seite Lemonium 25 318 Lens 18 335 Lentiscus 12 25 Leontice 25 325 Leontopetalum .... 27 415 Leontopodium .... 26 354 Lepidium 19 471 20 48 Leucacantha ..... 22 140 27 423 Leucacanthus . . . .21 102 Leucanthemis . . . .22 144 Leucanthemum .... 21 90 121 22 144 27 423 Leucanthes 21 125 Leucas 27 417 Leuce ........ 19 447 27 417 Leuceonim . .• .- . . 26 354 Leucographis . . . . 27 417 Libadium ...... 25 305 Libanotis 19 477 20 45 Liebesaoge 13 83 Ligusticum 19 470 20 44 Ligustrum 12 36 24 251 Lilie 21 78 111 Limeum ...... 27 416 Limodorum . .... 19 474 Limonia ...... 21 92 Limonium 20 20 22 155 Linde 24 244 Lingua ....... 24 279 Lingulaca ...... 25 324 Linostrophon .... 20 63 Linozostis 25 297 Linse 18 335 356 Linum 19 423 Lithospermum .... 27 415 Loba 18 337 LÖlfum l ■■■■■■'' If, 22 178 Lonchitis 25 326 Lorbeer 15 165 23 223 225 Buch Seite Lotometra . . . . . 22 145 Lotus, 3 baumartige . 13 72 15 206 24 230 — , 1 krautartiger . . . 13 73 21 104 105 22 145 — , 1 Stengelartiger . . 13 73 Lupinus 18 336 359 Lutum 33 30 Luzerne 18 362 Lycapsus 27 415 Lychnis 21 76 92 123 — , agria 25 323 Lychnitis 25 321 Lygos 24 247 Lygrum ...... 25 322 Lysimachia . . . . .25 307 26 386 Macir 12 11 Madum 25 307 Madus 23 186 Mäusetod 21 88 Majoran 13 46 21 121 Malache 20 58 — , wilde 20 9 Malabathron 12 41 Malope 20 58 Malundrum 26 350 Malve 19 441 451 20 58 Mandelbaum 15 154 23 221 Mandragora 25 329 Mangold 19 462 Manicon 21 126 Mannstreu 21 101 22 134 Mariscus 21 107 Marmaritis 24 276 Maron 12 36 Marrubium 20 63 Mastix, baumartiger . . 12 24 15 159 24 241 — , krautartiger ... 12 24 Mastns 26 886 Anhänge. 319 Buch Seite Mauergerste 22 171 Maulbeerbaum .... 15 156 23 218 Mecon 20 55 Meconis 19 460 20 19 Meconium aphrodes . . 27 422 Medica 18 362 Medium .,.-,. 27 417 Meerabsinthium ... 27 402 Meerkirsche . . . . .15 156 157 21 125 Meerkohl 20 26 32 238 Meerrettig 19 447 20 7 Meerzwiebel 19 450 20 26 Melamphyllum .... 22 152 Melampodium .... 25 299 Melanocranis .... 21 107 Melanthemum .... 22 144 Melanthium 20 48 Melde 20 57 Melianthum 21 92 Melilotus 21 87 91 118 Melissophyllum .... 20 31 21 87 117 Melittaena 21 117 Melone ...... 19 443 Melopepo 19 443 Melothron 21 87 Melothrus 23 186 Mentastrum 19 469 Mentha 19 469 Mercurialis ..... 25 297 Merois 24 276 Mesoleuce 27 417 Metopion 12 35 Meum 20 66 Milchkraut ...... 26 357 Miliaria 22 178 Militaris 24 278 Milium 18 335 Millefolium 24 273 25 298 Mimmulus 18 394 Minyanthes 21 88 Minyas 24 275 Buch Seite Minze 19 452 469 20 38 39 Mispel 15 152 Mistel 13 77 16 179 240 24 231 Misy 19 433 Mithridatia 25 304 Mohn 19 471 20 52 53 — , gehörnter ..... 20 54 — , wilder 18 386 Mohnlattieh 20 19 Mohrenhirse 18 335 Molemonium .... 26 350 Mollugo 26 369 Molum 26 348 Moly . 21 126 25 293 Molybdaena 25 331 Morion 21 126 Morium 25 329 Mularis 24 281 Myaeanthum . . . .19 467 Myagrus 27 418 Mygdaris 19 436 Myoctonum 27 391 Myophonum 21 88 Myosota 27 417 Myosotis 27 417 Myosotus 27 394 Myrica 24 249 Myrice 13 76 Myriophyllum .... 24 273 Myrobalanenbaum ... 12 33 Myrrha 24 274 Myrrhenbaum .... 12 22 Myrrhis 24 274 26 371 Myrrhiza 24 274 Myrsineum 20 67 Myrte 15 162 23 225 — , wilde 15 135 23 227 Myrtendorn 15 164 Myrtis 26 371 Myrtopetalum .... 27 420 Nachtblume . 21 91 320 Anhänge. Buch Seite Nachtlicht 21 91 Nachtviole 21 83 Napua 18 336 359 Napy 19 473 Narcisse 21 79 112 Narde, bäuerliche ... 21 80 — , gallische 12 14 21 114 — , indische 12 14 — , kretische .... 12 14 — , schwarze .... 12 14 — , syrische 12 14 Nartheca 13 78 Narthecya 13 78 Nasturtium 19 457 467 20 34 65 Natrix 27 418 Nepeta 19 459 20 42 Nerium 16 193 24 256 Nervenkraut 20 20 Nessel, brennende . .21 lOl 22 138 — , taube 21 101 22 139 Neuras 21 126 25 322 27 423 Neuroides 20 20 Nevrospastus .... 24 264 Nodia 24 281 Nyctalops 21 91 Nyctegretum . . . .21 91 Nyma . . . -. . . .27 418 Nymphaea 25 307 324 Occhus 12 11 Ochseneppich .... 20 32 Ocksenschenkel . . .27 410 Ochsenzunge .... 21 103 — , rothe 22 143 Ocimum 18 362 19 467 20 32 Ocymoides 24 269 Ocymum 18 362 Odontites 27 418 Buch Seite Oelbaum 15 127 133 23 199 200 — , arabischer .... 12 26 — , indischer .... 12 8 — , wilder 23 201 24 244 Oenanthe 21 92 122 Oenothera 26 372 Oenotheris 24 278 Oetum 21 99 Oleander 16 193 Oleaster 16 191 Olus 19 463 Olusatrum 19 470 20 31 Olyra 18 339 343 345 348 22 167 Omphacocarpus ... 27 396 Onobrychis 24 274 Onochelis 22 144 Onochiles 22 144 Onochilis 21 104 Onoclea 27 404 Ononis 21 101 103 27 395 Onopordon 27 419 Onopyxus 21 102 Onosma 27 419 Onuris 26 372 Ophiostaphylos ... 23 186 Ophiusa 24 276 Ophrys 26 386 Opuntia 21 105 Orchis 26 367 27 406 Oreoselinum 19 459 20 32 Oreum 27 421 Origanum 19 452 21 87 — , heracleisches ... 20 47 — , Onitis 20 46 Ornithogale 21 105 Orobanche 18 365 22 179 Orobethrum 26 353 Orlyx 21 104 Anhänge. 321 Buch Seite Oryza 18 342 343 Osteostaphylos .... 13 79 Oatrya 13 76 Ostrya 13 76 Oayris 27 419 Oayrites 30 131 Othonna 27 419 Oxalia 20 60 Oxycedrua 13 58 Oxychoenus 21 107 Oxylapathum .... 20 61 Oxymyraine 15 135 23 227 Oxys 27 420 Ozaenitia 12 15 Paederoa 19 472 22 152 Paeonia 25 294 27 411 Pala 12 8 Paliurua 13 74 16 199 24 262 Pallanaca 19 453 Palmen 13 51 23 207 Panax 12 41 20 44 — , asclepischer ... 25 294 — , centaurischer ... 25 295 — , chironiacher ... 25 295 — , heracliacher ... 25 295 — , pharnaciacher ... 25 295 Pancration 20 21 27 420 Panicum 18 335 350 22 169 Papierataude .... 13 63 24 255 Pappel 16 195 24 243 Pappua 25 335 Paralium 20 54 55 Pardalianchea .... 20 15 27 390 Parthenia 25 307 Parthenium 21 100 125 22 140 141 25 297 Witt stein: Plinius. VI. Bd. Buch Seite Paatinak 19 441 448 — , Wieaen- 21 99 — , wilder 20 9 Pecten Veneria .... 24 280 Pelicinum 27 423 Pentapetes 25 318 Pentaphyllura . . . .25 318 Pentorobum 27 412 Pentorobus 25 294 Peplia 20 55 27 422 Pepo 19 442 Perdicium 21 104 22 140 141 Pericarpum 25 324 Periclymenus .... 27 422 Periason 21 126 Peristereum 25 317 Peristereus 25 323 Perpreaaa 26 364 Persea 15 140 Peraolata 25 319 Peraoluta 21 127 Petersilie 20 32 Petilium 21 86 Petroaelinum .... 20 32 Peucedanum 25 320 Pezica 19 433 Pfahlrohr 16 218 Pfefferbaum 12 9 Pfefferkraut 19 477 20 46 Pfefferminze .... 19 469 Pfeilrohr 16 218 Pferdesilge 19 470 20 31 Pfirsichbaum .... 13 60 15 140 23 217 Pflanzen.Unteracheidung durch Geruch, Farbe, Saft 21 82 — , mit u. ohne Stacheln 21 100 Pflaumenbaum, ägypti- scher 13 62 — , Damascener ... 13 57 — , mehrere Arten . . 15 139 23 217 — , wilder . . . . . .23 218 Phalangitea 27 323 Phalangium 27 423 Phalaris 27 424 21 322 Anhänge. Buch Seite Phanos 16 240 Phaseolus 27 414 Phasganium 25 326 Phellandrium . . , . 27 424 Pheos 22 137 Philanthropus . . . .24 281 27 397 Philetaeria ?5 304 Philochares ..... 20 63 Philopaes 20 63 Phleos 21 101 Phlomis 2.^ 321 Phlomus 25 321 Phlox 21 90 Phrenium 21 121 Phrynium 25 321 27 423 Phu 21 114 Phycos 13 81 Phyllanthes 21 104 Phyllon 22 140 Phyllum 27 424 Phyteuma 27 424 Picea 16 182 Picris 19 460 21 105 22 149 Pilze 22 158 Pimpernuss 16 190 Pinaster 15 138 16 181 Pinie 15 137 Pinus 16 181 Piperitis 19 477 Pistacienbaum .... 13 57 Pistana 21 107 Pisum 18 338 Pituitaria 23 186 Pityusa 24 238 Plantago 21 1C4 25 309 Platane 12 3 24 242 Plistolochia 20 9 55 25 314 Plumbago 25 331 Polei 19 469 20 40 — , wilder 20 41 Polemonia 25 304 321 Polium 21 84 104 Buch Seite Polium 21 116 Polyacanthus .... 21 102 Polyanthemum .... 27 420 Polycnemum 26 382 Polygala 27 423 Polygonatum . . . .22 i40 27 420 Polygonoides .... 24 270 Polygonum 27 420 Polypodium 16 240 26 356 Polyrrhizum 27 424 Polythrix 25 324 Polytrichum 22 148 Pompelmuse 12 5 Populus 16 195 20 243 Porcilaca 20 55 Ponum 19 454 — , schwarzes . . . . 27 403 Portulaca 13 77 Potamas 24 277 Potamocys 24 277 Potamogeton .... 26 354 Poteriuin 25 322 27 423 Pothos 21 93 Prasion 20 46 47 63 Proserpinaca .... 27 424 Protomedia 24 277 Pseudobunium . . . . 24 274 Psilothrus 23 186 Psychotrophum ... 25 310 Psyllium 25 326 Pteris 27 409 — , nymphaea .... 27 409 Pternix 21 103 Pulegium 19 469 Pycnocomum .... 26 356 Pyracantha 24 262 Pyrosachne 13 75 Pythion 19 540 Pyxacanthus .... 24 265 Quendel 16 240 19 452 20 64 Quinquefolium . . . .25 318 Quittenbaum 15 138 Radicula 19 436 24 257 Rainweide 12 36 ^ Anhänge. Buch Seite Ranuuculus 25 336 Rapa 18 336 357 Raphanltis 21 83 Raphanus 21 446 Raute 19 468 20 35 Rebhühnerkraut ... 21 104 Reis 18 842 348 Reseda 27 425 Rettig 19 446 20 7 26 360 Rhacoma 27 425 Rhamnus 24 265 Rhapeion 27 415 Rheucyma 27 425 Rhexia 22 144 Rhizotomus 21 83 Rhododaphne ( ic iqq Rhododendron 1 ' • ' gj 95 24 256 Rhoeas 19 472 20 54 Rhopalum 25 307 Rhu3 13 59 24 256 Ricinus 15 134 Robur 16 175 Rohr, gemeines ... 16 215 217 — , indisches .... 16 217 — , orchömenisches . .16 218 Rose 21 75 110 Rosmarin 19 477 24 258 Rossfenchel 20 67 Rosskümmel ..... 19 469 — , Garten- 20 43 — , wilder 20 42 Rossminze 19 469 Rothtanne 16 182 24 237 Rubia 19 436 24 257 Rnbus 16 222 24 263 — , idaeus 16 222 Rübe, weisse .... 18 357 19 445 20 6 — , wilde 20 6 323 Buch Seite Rumex 19 476 Ruscus 21 99 124 23 227 Ruta 19 468 20 35 Sabina 12 27 16 193 24 259 Sacopenium 19 471 Sadebaum 16 193 Safran 21 80 Sagmen 22 130 Salat 20 21 Salicastrum 23 186 Saliunca 21 84 116 Salix 16 220 24 246 Salvia 26 347 Sambucus 16 222 Samolns 24 259 Sampsuchus . . . , . 21 90 Sanguinaria 27 420 Sapium 16 187 Sari 13 79 Sarkokolle 13 63 Saturei 19 454 471 Satyrium 25 315 26 367 368 Saubohne 18 355 Saurion 19 473 Saxifraga 22 148 Scammonia 24 270 Scammonium .... 26 356 Scandix 21 100 22 153 Sceptrum 12 36 Schaamkraut .... 26 366 Scharlei 20 30 Schierling 25 330 Schilf 16 216 24 254 Schleimkraut . . . .23 186 Schnittlauch 19 455 20 13 Schönblatt 15 166 Schönhaar 22 148 Schotenkraut .... 19 475 Schwarzknopf . . . .21 107 Schwarzkraut .... 20 48 21* 324 Anhänge. Buch Seite Scbwarzsame .... 20 48 Schwertbohne .... 18 338 357 Schwimmrohr . . . .16 218 Scilla 19 450 Scirpus 16 221 Scolymus 20 70 21 102 22 155 Scopa regia 21 80 Scordastum 12 12 Seordium 25 304 Scordotis 25 304 Scorpio 21 101 27 429 Scorpion 13 76 Scorpiongurke .... 20 5 Scorpionschwanz ... 22 147 Scorpium 27 390 Scorpiurus 22 147 Scythisches Kraut . . 25 310 Seeale 18 361 Securidaca 18 365 27 423 Sedum 25 333 Seebäume 13 83 Seeeiche 13 83 Seekohl 19 464 Seemoo3 13 82 Seetang 26 369 32 230 Seetanne 13 82 Seifenpflanze .... 13 47 19 436 Selago 24 259 Sellerie ....;. 20 30 Semen 18 345 Semnium 24 276 Sempervivum .... 25 333 Senecio 25 335 Senf 19 457 472 20 62 — , persischer .... 27 428 Seriphium 27 402 Seris 20 20 21 Serpyllum 16 240 19 452 473 20 64 Serratula 25 310 Sesam 12 47 15 134 Buch Sesam 18 22 Sesamoides 22 Seseli 25 Setanion 18 19 Sicelicum 25 Sideritis 22 25 Siebenseite 25 Silaus 26 Siler 16 24 Sili 15 20 Silicia ( , „ Silicula i ^^ 24 Siligo 18 22 Siliqua 19 Siliquastrum .... 19 20 Silphium 19 22 Silybum 22 26 Sinapis 19 Sinngrün 21 Sinum 27 Siser 19 20 Sisymbrium 19 20 Sisyriuchium .... 19 Sium 22 26 Smilax 16 24 Smyrnium 19 27 "Solanum 27 Sonchus 22 Sparganium 25 Spargel 16 19 20 Seite 335 349 169 170 312 342 450 326 140 298 309 365 193 251 134 11 361 283 339 346 166 475 477 46 434 159 155 350 437 93 123 427 441 449 11 473 65 450 154 354 185 215 254 470 477 426 426 155 318 220 438 465 29 Anhänge. 325 Buch Seite Spartum 19 430 24 248 Spathe 12 43 23 208 Speierling 15 152 Speiseiche 16 173 175 Sphacum 24 236 Sphacus 22 174 Sphagnos 12 35 Sphagnum 24 236 Spina 13 61 — , aegyptica s. arabica 24 260 — , alba 24 260 — , appendix .... 24 262 Spindelbaum .... 13 76 16 193 Spindelkraut .... 21 100 Spiraea ....... 21 87 Spitzmyrte 15 135 Splenium 25 299 Spondylion 12 41 24 236 Spongos 20 5 Sprenkelrohr . . . .16 219 Springgurke 19 443 20 2 Sprossenkohl .... 20 24 Stabwurz 13 47 Stachelkraut 27 413 Stachys 24 269 Stagonitis 12 40 Staphis 23 185 Staphylinos 19 448 20 9 Staphylodendron ... 16 190 Statice 26 354 Stecheiche 16 172 179 Stechwinde 16 215 Steckenkraut .... 20 69 Steckrübe 18 359 19 445 20 7 Steinbrech 22 148 Steinkohl 20 25 Steinmoos 27 416 Stelephurus 21 104 Stelis 16 240 Stengelkohl 20 22 Stephanomelis .... 26 379 Stergethrum .... 25 333 Sternkraut 22 141 Stoebe 21 lOl Buch Seite Stoebe 22 137 Stoechas 26 351 27 426 Stratiotes 24 278 Strobus 12 27 Strumus 25 337 27 406 Struthion ( ^^^ a7 Struthium ( •^'* *' 19 437 24 257 Strychnon j . . . . 21 loo Strychnum S 125 Strychnos ( „, .f.« Strychnus j ^^ ^^^ 426 Styraxbaum 12 28 40 Suber 16 175 Süssholz 21 101 136 Sumpfbinse 16 221 Sumpfeppich .... 20 32 Sumpf linse 22 174 Syce 27 422 Sycomorus 13 59 Symphytum petraeum . 27 399 Syreum 24 281 Syrum 26 348 Taeda ....... 16 183 24 241 Tamariske 13 76 14 249 Taminische Traube . . 23 185 186 Tamnus 21 99 Tausendgüldenkraut . . 19 477 Taxus 16 184 Telephium 27 427 Telis 13 47 24 283 Teramnon 18 366 Terebinthe 13 58 24 237 Tetralix 21 102 Teuchites 21 110 Teucrium 24 267 25 299 Teuthalis 27 420 Theuthrium 21 84 Thalassegle 24 277 Thalassias 27 420 326 Anhänge. Buch Seite Thalictrum . . . . .27 428 Thapsi 19 473 Thapsia 13 78 Theangelis 25 277 Thelygonum 26 386 27 405 Thelyphonum .... 25 322 27 390 Thelypteris 27 409 Theombrotium .... 24 276 Therionarca 24 276 25 819 Thesium 21 106 22 149 Thlaspi 27 428 Thorybetrum .... 26 354 Thryallis 25 321 Thya 13 71 Thymbra 19 471 Thymbraeum . . . . 20 65 Thymelaea ..... 13 75 Thymian 21 88 119 Thyon . 13 71 Thysselinum 25 327 Tilia .'16 189 24 244 Tinus 15 165 Tiphe 18 345 348 Tiphyum 21 92 Tithymalum 20 55 Tithymalus Amygdalites 26 360 — Caryites ..... 26 359 — Characias .... 26 357 — Cobius 26 360 — Corymbites .... 26 360 — Cyparissias .... 26 360 — Dendroides .... 26 360 — Helioscopius ... 26 359 — Leptophyllus ... 26 360 — Myrsinites .... 26 358 — Paralias 26 359 — Platyphyllus ... 26 360 Tordylum 24 281 Trachinia 27 428 Tragacantha ...... 13 75 Tragion 13 75 Tragium 27 429 Tragonis 27 429 Tragopogon 21 100 27 429 Tragoriganu .... 20 46 Tragus 13 76 Buch Seite Tragus 27 429 Trauerkraut 22 129 Tribulus 18 365 21 101 103 22 136 Trichomanes 22 148 27 427 Tricoccum 22 146 Trifolium 21 88 118 Tripolium 26 349 Trithalis 26 333 Triticum 18 339 Trixago 24 267 Trüffel 19 432 433 Tryallis 21 104 Trychnon . . , ... .21 125 Tussilago . . . . . .26 347 ülex - . . 33 27 Ulme 16 191 24 243 ülophonos 22 142 Ulpicum 19 455 Unedo 15 156 157 Urceolaris ...... 22 141 Urtica 21 101 22 138 Yaccinium ...... 16 193 Vela 22 177 Venuskamm 24 280 Veratrum 25 301 Verbascum 25 321 Verbena 22 130 Verbenaca 25 317 Verrucaria 21 146 Vettonica 25 310 Vicia 18 360 Vielhaar 22 148 Vincapervinca .... 21 93 123 Viole 21 79 91 112 Virga sanguinea ... 24 251 Viscum 13 77 16 179 240 Vitex 24 246 Vitis 14 84 Anhänge. 327 Bach Seite Vitis alba 23 186 — nigra 23 188 Vitrum (Waid) .... 35 127 Vogelmilch 21 105 Vogelwicke 18 362 Wachholder 16 198 24 245 Wachsblume 21 94 Waid 20 17 35 127 Walkerdi8tel 16 240 Wallnussbaum .... 15 153 Warzenkraut .... 22 146 Wasserlinse 22 174 Wassermoos 31 192 Wassersträucher ... 16 215 Weide 16 220 24 246 Weihrauchbaum ... 12 18 Weinstock 14 84 89 23 181 — , chironischer ... 25 296 — , wilder 27 400 Weisstanne 16 182 Weizen 18 339 348 22 166 Wicke 18 360 Wildauge 25 328 Winde 21 78 Wolfsbohne 18 336 359 22 176 Wollkraut 24 278 Xiphium 25 326 Xylon 19 427 Xyris 21 116 Zaunrübe 23 187 Zea 18 345 348 Ziegenlattich .... 20 16 26 357 Ziegenpest 21 95 Zimmtstrauch .... 12 28 Zingiber 12 9 Zipolle 19 452 Ziziphus 12 36 Zoophthalmum .... 25 333 Zopyrum 24 269 Zuckerwurzel .... 19 441 Bach Seite Zungenkraut 24 279 Zweig, königlicher . . 21 80 Zwergeissns 24 253 Zwergepheu 16 214 Zwerglorbeer . . . .15 166 21 93 123 Zwergmyrte 15 135 Zwergpalme 13 54 Zwergplatane .... 12 5 Zwiebelgewächs, wolle- tragendes 19 432 Zwiebelgewächse ... 19 450 Zygia 16 190 B. Theile von Pflanzen, Edukte und Produkte. Adarca 32 251 Aehreukranz .... 18 223 Aepfel 15 141 23 208 209 Affodill 21 106 Albucus 21 106 Alica 18 335 342 352 22 168 Amminea, eine Weiuart 12 42 Ammoniakum .... 12 35 24 235 Amomis-Traube ... 12 17 Amomum-Traube ... 12 17 Amurca 12 10 15 129 136 23 201 Amylum 18 343 22 171 Anthericus 21 106 22 149 Antipodium (Antispo- dos) 34 96 Apfel, punischer ... 13 74 Aprikose 15 139 Aquiceli 15 138 Arbutus-Frucht . , . 23 223 Ariena 12 8 Arinca 18 339 345 22 167 Ariesbeeren 23 220 Arzneimittel welche auch die Sitten verbessern 22 163 328 Anhänge. Buch Seite Aflcalia 21 103 Asche 36 233 Aspalathos-Wurzel . , 12 36 Astaphis 23 184 185 Athera, ägypt. Arznei aus Arinca und Olyra . . 22 167 Bäume, deren einzelne Theile 16 180 207 223 Balane = Myrobalane. Balaustium 13 75 23 212 Balsame 13 44 Balsamöl 23 205 Bdellinm 12 12 Beeren 15 157 Bernstein 37 243 Bier 14 125 22 179 Bierhefe 18 341 22 179 Bilsenöl 23 206 Birkentheer 16 192 Birnen 23 212 Blumen welche den Früh- ling verkündigen . . 21 92 — welche den Sommer verkündigen .... 21 93 — welche sich für die Bienen am besten eignen 21 93 — , künstliche Nachahm- ung in den Kleidern . 21 85 Blumen-Guirlanden . . 21 72 Bohnen 22 172 Bolites 21 123 Brace 18 339 Bretter 16 236 Brochon 12 12 Brombeeren 15 157 Brot 18 351 352 22 171 Bruscum 16 190 Brustbeeren 15 141 Bryon 12 42 Bucolicus 25 294 Bürgerkrone . . . .16 171 Bulbi 20 28 Cachrys der Eiche etc. . 16 179 24 232 Buch Seite Cachrys des Rosmarin . 24 258 — des Crethmum ... 26 363 Calamochnus .... 32 251 Cancamum 12 32 Cardamom 12 17 Caricae = Feigen. Caryophyllon .... 12 10 Caryoten 13 55 Cassia-Rinde .... 12 31 Cedria, eine Art Pech . 24 233 Cedrium = Theerwasser. Celia, Ceria, Cerevisia . 22 179 Chamaemyrsineuöl . . 23 204 Ciciöl = Ricinusöl, Citrone 23 209 Citronenöl 23 204 Cöccum Gnidium ... 27 407 Coocus-Beere .... 9 206 16 179 22 130 24 130 35 126 Commissbrot .... 18 341 Costus 12 14 Cottana 13 57 Crataegus desBuxbaums 16 206 Cusculium 16 179 Cyperis 21 108 Cypressenöl 23 204 Cyprus 12 36 Cyprusöl 23 205 Cytinus 23 211 Dabla 13 53 Datteln 13 54 23 207 Dattelnöl 23 205 Defrutum 14 105 Diacodium 20 53 54 Druppa 12 42 Eiche-Kügelchen=Cach- rys. Eicheln 16 174 175 Elaterium 20 2 Electrum = Bernstein. Epheugummi .... 24 253 Erdbeeren 15 157 Essig 14 121 23 195 Essighefe 23 199 Anhänge. 329 Far . Feigen Feuerzeug aus IIolz Friedenskrone . . Bnch Seite . 18 339 22 167 . 13 57 15 147 151 23 213 . 16 230 . 21 74 Gabalium 12 32 Galbanum 12 40 24 234 Galläpfel 16 177 24 231 Gegengift d. Mithridates 23 222 Gerstengraupen = Po- lenta. Gerstentrank = Ptisana. Gewürzwein 14 114 Gifte, Mittel dagegen . 25 323 Gladiolus-Wurzei ... 21 106 Glaucinum 23 205 Glessum = Bernstein. Gnideröl 23 205 Granatäpfel 13 74 15 138 23 210 Schale = Malicorium. Granatblume = Balau- stium. Granatknospe = Cytinus. Graskranz 22 131 Graskrone 22 131 Graupen = Alica. Gummi-Arten .... 13 62 24 260 Hadrobolon 13 12 Hagebutten 16 222 Ilammoniakum = Ammo- niakum. Hefe = Bierhefe. Harz- Arten 14 118 16 181 24 238 Haselnüsse 15 154 23 223 Hermesias 24 277 Holzzimmt 12 30 Honigöl (vom Oelbaum) 23 207 Hülsenfrüchte .... 18 349 Hysginum 35 126 Indigo 33 53 Buch Seite Indigo 35 125 127 Inguvineröl 23 206 Johannesbrot 15 156 23 223 Kastanien 15 155 23 223 Kermes-Beere = Coccus- Beere. Kienöl 15 135 Kienruss 35 125 Kirschen 15 158 23 220 Kleie 22 166 Kohlen 16 176 Kränze 16 172 21 71 Kranzblumen .... 21 71 Ladanum 12 25 Laser, cyrenaischer . .19 434 22 160 — , medischer, persischer und syrischer ... 19 434 Laubkranz 16 172 Ledanum 12 26 Leim 16 235 Leinsame 20 65 Libanotis 21 89 Lilienöl 23 206 Linsen 22 173 Lomentum 18 355 33 30 Lorbeeröl 23 204 Lycium des Centaurium 25 305 — des ind. Dornstrauchs 12 10 — des Rhamnus ... 24 265 Lyncurium = Bernstein. Macir 12 H Magma 13 49 Magydaris 19 435 436 Malachon 12 12 Malicorium 23 210 Malobathronöl .... 12 41 23 206 Malodacon 12 12 Mandeln 15 154 23 221 Mandelnöl 15 134 23 204 330 Anhänge. Buch Seite Manna, eine Art Weih- rauch 12 21 Maspetum 19 435 Massaris 12 43 23 183 Mastix 12 24 21 102 Mastixöl 23 205 Maulbeeren . . . . .15 156 Meconium 20 53 Meerzwiebelessig ... 23 195 i Mehl-Arten 18 339 22 167 168 Meth 14 116 Metopium 15 135 Minaeum = Weihrauch. Mispeln . . . . . .15 152 23 220 Molluscum 16 190 Most-Arten 14 105 23 188 197 Mosthefe 23 199 Mygdaris = Magydaris. Myrobalane 12 33 23 207 Myrobalanenöl .... 12 33 Myrrhe 12 22 Myrrhenwein . . . .14 110 Myrtenbeeren .... 15 162 Myrtenöl 15 162 23 204 Myrtidanum 14 114 23 227 Narcissenöl 23 206 Obst-Arten 15 159 160 — Aufbewahrung . . 15 144 Oele, gekünstelte . . .15 134 Oelhefe ^ Oelsatz \ = Amurca Oelschaum j Oelschmiere 15 132 Oenanthe, Traube des wilden Weinstocks . 12 42 23 182 Oenanthinum, ein geküns- telter Wein . . . .14 112 — Oel aus der Traube des wilden Weinstocks 23 202 Buch Seite Oliven 15 128 136 23 200 — eingemachte ... 23 201 Olivenöl 15 128 132 Olyra s. Arinca. Omphacium 12 42 23 182 202 Opium . 20 52 Opobalsamum .... 12 38 Oporice 24 266 Oxymyrsinenöl . . ' . .23 204 Palmblätter 16 196 Palmfrüchte s. Datteln. Panaxharz 12 41 Papier 13 63 64 — die Bücher des Numa 13 67 — die Bücher der Sybille 13 68 Papierleim 13 66 Pappus 21 103 Pech 14 118 16 181 186 24 240 — , flüssiges = Theer. Pechöl 15 136 24 234 Pechwein 23 194 Peponen ...... 20 4 Pfirsiche 15 138 Pflaumen 15 139 Phoenicobalanus ... 12 34 Piment 12 10 Pinasterfrucht .... 15 138 Pinienfrucht 15 137 Pisselaeon 15 135 Pistacien 13 57 23 223 Polenta 18 342 22 168 Prason 13 81 Protropum, ohne Presse abfliessender Most . 14 105 28 64 Psythia eine Weinsorte 12 42 Ptisana 18 342 343 22 171 Quitten 15 138 23 208 Anhänge. 331 Buch Seite Räucher-Species ... 13 49 Rettigöl 23 206 Rhus, rother . . ., • 24 256 Ricinusöl 15 134 23 203 Rosinen = Astaphis. Rosinen wein . . , .14 106 Russ-Arten 35 125 Sacopenium 20 51 Sagapenum 20 51 Safran 2i 114 Safransalbe 21 115 Salben 13 44 Salbenbuden (Seplasia) . 34 89 Salzwein 14 106 Samen, was aus — ent- steht 17 206 — Arten 19 458 Sandala 18 339 Sapa .14 106 118 23 197 SarkokoUa 13 63 24 266 Sauerhonig 14 116 23 197 Sauerteig 18 350 Scammonium . . . .26 3ö7 Schindeln 16 181 Schlehen 15 139 Sebesten 13 57 15 140 Selgitisches Oel ... 23 206 Serichatum 12 32 Sesamöl 23 206 Similago l8 345 347 Spagas .... . . 14 118 Speierlinge 15 152 Sperlingsäpfel . . . .15 138 23 209 Spitzmyrtenöl =Oxymyr- sinenöl. Spondylion-Same . . .12 41 Spreu 22 166 Stärkmehl = Amylum. Stagonitis = Galbanum. sSrtir I = Ladanum. Styrax 12 28 40 24 235 Succinum = Bernstein. Buch Seite Tarum 12 32 Thapsia - Milchsaft = Laser, cyrenaischer. Theer 16 185 24 240 — Oel 24 240 — Wasser 16 1S5 Theriak 20 70 Theriaktraube . . . .23 184 Tragum 18 343 Tryginum 35 125 Tuberes 15 I4i Unedofrucht 23 223 Vappa, eine Art Wein 14 102 119 Vibo 25 291 Vogelleim 16 241 Wallnüsse 15 153 23 222 Wallnussöl 23 204 Wassermeth 22 163 Weihrauch 12 18 Wein, Sorten etc. ... 14 98 100 ?3 189 — die dazu dienenden Gefässe 14 120 121 — Keller 14 lll 121 — opimianischer . . .14 lll — überseeischer . . . 14 104 — Verbesserungsmittel .14 119 — gekünstelte . . . .14 112 23 195 — Wirkung 14 100 122 — Anwendung in Krank- heiten 23 193 Weinhefe 23 198 Weinmeth 22 164 Weintrauben, Sorten etc. 14 88 23 183 — Aufbewahrung . .15 146 — Schützung vor den Thieren 17 306 — über die Beeren . . 15 157 — Hülsen, Kerne und Stielt 23 184 Wolfsbohnenöl . . . 23 206 Wurzeln, Arten etc. .16 208 332 Anhänge, Xylobalsamam . Xylocinnamomum Zimmtrinde . Ziziphafrucht Zopissa . . Baeh Seite . 12 38 . 12 30 . 12 28 . 15 141 . 16 186 24 241 Buch Seite Zostera 13 81 Zucker ....... 12 li Zura 24 262 Zwergmyrtenöl = Cha- maemyrsineöl. Zwiebeln 20 28 Zythus 22 179 V. Geographie. A. Berge, Gebirge und Vorgebirge. a) Berge. Buch Seite Aba 5 387 Abila 3 222 5 359 Abnoba 4 329 Acanthon 4 295 Acontius 4 304 Aeas 6 475 Aegialeus 4 303 Aetna 3 261 Albanus 3 251 253 .... 5 386 389 , . . . 6 418 Ammanus Amazonius Ammaensus 37 241 Apesantes 4 301 Aracynthus 4 295 Argäus 6 417 ^ 380 302 301 301 306 310 398 Argaris 5 Artemisius 4 Artemius ...... 4 Asterion 4 Athamus 4 Athos 4 Aulocrene 5 Barbylus 5 Barce 5 Briles3U8 4 Bromius 4 Brüder, die sieben . . 5 385 356 303 306 359 Buzygäus 4 306 Cadistus 4 320 Cadmus 5 400 Calchedon 37 256 Callidranus Calpe . . Buch Seite Cema 3 306 222 225 Capitalia 6 443 Capotes 5 Carina 21 Casius in Arabien . . 5 — in Syrien 5 387 46 379 380 385 239 Cercetii 4 307 Cercetius 5 407 Chalcis 4 295 Charbantus 6 463 Chimära 5 393 CMmerion 4 306 Claudius 3 289 Clibanus 3 264 Corycus 4 320 Crania 4 295 Creon 5 408 Crocodilus 5 389 Cyclopen, 3 Klippen . 3 261 Cyllene 4 302 Cynthus 4 328 Cytorus 6 416 Daphusa 4 306 Dictynnäus 4 320 Dimastus 4 322 Donacesa 4 306 Draco 5 400 Edonus 4 316 Etatus 4 318 Epitus 4 309 Erymanthus 4 302 Eryx 3 261 Fiscellus 3 270 Anhänge. 333 Bach Seite trargara 5 40i Gyri 5 367 Hadylius 4 304 Halcyone 4 309 Hellcon 4 296 Hymettus 4 303 Hypius 5 412 Hepsizorus 4 309 Icarius 4 303 Ida in Aeolien .... 5 401 — in Greta 4 303 Lampeus 4 302 Latmos .5 398 Lepethymnus .... 5 408 Levomne 4 309 Lycäus 4 302 Maciatus 5 408 Macynium 4 295 Mänalus 4 302 Malens 6 441 Massycites 5 393 Mastusia 5 400 Melamphyllob .... 4 316 Meritus 4 316 Merus 6 444 Mimas 5 399 Mycalessus 4 304 Myrmecische .... 5 400 Neritus 4 318 Niger 5 367 Nonacris 4 302 Nymphaeum 3 287 Nymphaeus 4 306 Oeta 4 305 Olympus in Bithynien . 5 411 — in Lesbos .... 5 408 — in Mysien .... 5 409 — in Thessalien ... 4 307 Orbelus 4 309 Ordymnus 5 408 Oromenus 31 193 Orsa 6 469 Ossa 4 307 Othrys 4 307 Panätolium 4 295 Paneas 5 381 Pangäus 4 311 312 Bach Seite Parabesta 6 449 Parnassus 4 296 Parparus 4 301 Parthenius 4 302 Paryadres 5 392 Pelios 4 307 Pentedactylos .... 6 475 Pholoe 4 302 Pieria 4 306 Pierus 4 307 Pindasus 5 403 Pindus in Epirus ... 4 293 — in Thessalien ... 4 307 Pion 5 399 Prion 5 406 llhodope in Macedonien 4 309 — in Mösien . . . . 3 289 Saoce 4 326 Sardemisus 5 391 Sarpedon 5 393 Scioessa 4 298 Scopius 4 309 Serrium 4 312 Signia 5 395 Solorius 3 224 Stephane 4 307 Tabis 6 435 Taygetus ...... 4 300 Termitis 5 400 6 485 Tinolus 5 397 Tmolus 5 397 Tomarus 4 293 295 Trebanus 3 271 Tricoryphos 6 469 Vesulus ...... 3 272 Vesuv 3 250 Zagrus 6 463 Zwillinge 3 261 b) Gebirge. Acroceraunium .... 3 287 4 292 Alpen 3 243 276 282 Antilibanus 5 384 Apenninus 3 244 334 Anhänge. Buch Seit« Asturisches 3 224 Atlas 5 354 356 Caledonisches .... 4 341 Cambalidus 6 464 Candavius 3 287 Caracesius 5 393 Carpetanisches .... 3 224 Catheisches 6 422 Caucasus 5 393 6 419 Cebenna 4 343 Ceraunisches 5 393 6 421 424 Chambadea 5 292 Choatras 5 392 Cibarytisches .... 5 394 Cilbianisches 5 399 Circius 5 392 Cissisches 6 422 Cithäron 4 304 Cithenisches 6 431 Coraxisches 6 423 Cragus 5 393 Dyris = Atlas .... 5 357 Eblitäisches 6 469 Emodisches 5 392 6 436 Garaunisches .... 3 249 Gebenna 3 237 Gordyäisches .... 6 425 Graucasis 6 434 Hämus 3 289 4 313 Heniochisches .... 4 330 Hercynisches .... 4 330 340 Imaus 5 392 Imbarus 5 390 Jura 3 237 4 343 Libanns 5 384 Macrocremnisches . . 4 331 Marianisches .... 3 224 Massisches 3 249 Opitergisches .... 3 278 Buch Seite Oreges 5 892 Oretanisches .... 3 224 Öroandes 5 392 Paropamisus 5 392 6 433 441 Paryadrisches .... 6 425 Pyrenäen 3 224 4 344 Biphäisches . Rhosisches . Schwarzes Scironisches . Sevo . . . Surrentinisches Tarvisonisches Taurus . . . Tugiensisches Yasconisches Zao .... 334 386 5 366 4 303 4 337 3 249 3 278 5 392 393 3 225 4 345 3 239 c) Vorgebirge. Acamas 5 404 Acra 3 266 Acritas 4 299 Acroceraunium ... 3 364 Aeanthium 4 308 Aeolium 4 316 Ampelusia 5 353 Antirrhium 4 295 Aphrodisias 5 395 Apollo in Mauritanien . 5 360 — in Zeugitanien ... 5 361 Araxum in Achaja . . 4 298 Araxus im Peloponnes . 4 318 Arrotrebarisches ... 4 350 Artabrisches 4 347 Borion 5 363 Calingon 6 442 Cänys 3 255 Canasträum 4 309 Caphereum 4 321 Caralitanisches .... 3 259 Cararabis 4 333 Anhänge. 335 Buch Seite Carambis 6 416 Carmelum 5 384 Celtiaches 4 346 Cenäum 4 321 Cetisches 6 427 Chaldone 6 468 Chelidonisches .... 5 392 Chelonates 4 298 Chryse 6 435 Chrysoceras 4 314 Cimbrisches 4 338 Cocinthum 3 264 Cocinthus 3 242 Coliacum 6 447 Coryceon 5 399 Corynäum 5 399 Cragus ....... 5 393 Criumetopon .... 4 319 333 Crunerum 3 272 Crunoe 6 420 Cuneus 4 348 Dinä 5 404 Diomedes 3 286 Drepanum in Indien . . 6 477 — in Sicilien .... 3 261 Garganus 3 267 Gerästum 4 321 Gorditanisches .... 3 259 Heiliges 4 348 Heracleum 6 418 Hesperisches .... 5 356 Hesperion ceras ... 6 485 Hispalum 6 476 Ichthys 4 299 Imäus 6 439 Itanum 4 320 Juno 3 225 Lacinium 3 242 264 Lecton in Aeolien . . 5 401 Lectum in Phrygien . . 5 410 Lepteacra 6 477 Leucatas 5 412 Loucates 4 294 Leucimena ..... 4 317 LeucoUa 5 391 Leucopetra 3 242 255 Buch Seite Lilybäum 3 260 261 Lytarmis 6 427 Malea 4 300 318 Mastusia 4 315 Mereur 5 361 Minerva 3 250 Mossylisches 6 477 Naulochum 5 412 Naumachäisches ... 6 470 Nymphaeum 3 287 Oenisches 5 394 Oiarso 3 236 Olisiponensisches ... 4 347 Pachynum 3 260 261 Palinurum 3 254 Parthenium 4 333 Pedalium 5 394 Pelorum 3 255 260 261 Perimulä 6 442 Phalacrum 4 317 Phycus 4 320 5 365 Platanodes 4 299 Posidium 5 397 Pyrenäen 4 345 Rhium 4 298 Rubeas 4 335 SalentinisLjiies .... 3 288 Sammonium 4 319 Sarpedon 5 390 Saturn 3 231 Scylläum 4 301 Sepias 4 307 Sigeum 4 3I5 5 40-2 Sonne 5 355 Spiräum 4 30^ Spiräus 4 3I9 Sulcensisches .... 3 259 Sunium 4 3O3 Surrentium 5 Sog Syagrum 6 452 336 Anhänge. Buch Seite Tänarum 4 5 Trapez a B. Bezirke. *) Abila Adramytteischer . . . Adrianischer .... Aex Alachroas Alejischer Ambracia Ampeloessa Anactoria Apameniacher . . . . Aphrodisias Arachosia . . . . . Aräthyrea Area Arianischer Arinuzia Ascanien Asopis Asturischer Atropatene Aulocrenä Baeturia Bargyletischer , . . . Baricaza Bembinadiacher . . . Berecyntiacher . . . . Biecarischer Brutischer Bubaaaus Cänischer . . Calenischer . Caletranischer Calopena . . Capissene . . Carantis . . 299 365 Themisteas 6 456 403 409 Venus 5 390 — Pyrenäa 3 233 Weisses 5 361 384 Zephyrium 3 255 383 401 271 316 363 390 295 383 294 398 401 449 298 383 449 458 410 298 236 430 395 228 398 477 302 396 236 254 395 315 249 246 417 449 387 Celenderitischer Chalcidine . . Characene . . Cibyratischer Cinyps . . . . Cirrhäischer . . Cluniensischer . Colischer . . . Contestanischer Corensischer Cosanischer . . Cottiaanischer . Cottonara . . . Crustuminischer Cyllantischer Buch Seite Daulis .... Deitanischer . . Dekapolitanischer Dodona . . . Drymaiscber . . Editanischer . Elymaia . . Emeritanischer Eumenitischer Evonymibos . Faierniacher . . Forocornelianische Forovibiensischer Frentanischer . Gabe . . . Gazacenischer Hammonäum Hephästium . Hermionischer Heaperidischer Hyläa . . . Isthmus Laborinischer Lästryganischer Leucopetra . Lotophagon . Lucanischer . Lucensischer Mamisea *) D. h. solche Gebiete, die zu klein sind, um sie als Länder Äu bezeichnen. >^ / ■♦ -'■%* P9P ^). ^p-x^ C-^j^ «-■' wBr'.^v^^t 4KHr B*'^ ww '^Ü^^ :.*4t<