2*> '.A* A ti ^ ^ < "C >^. -' ^4 CHIBG H3 r/ A U ♦ c TK D. H. HILL LIBI^;4^ NORTH C^JOLirm ST4TE C0LLE6E VA QH186 ^SQE H3 ^m ENTOMOLOaiC^L COLLECTION S00057165 O ^m^^ This book is due on the date indicated below and is subject to an overdue fine as posted at the Circulation Desk. W.1-L 3 5'';s DIE PFLANZEN- UND THIEUWELT VON DELI AUF DER OSTKÜSTE SUMATRA'S. NATURWISSENSCHAFTLICHE SKIZZEN UND BEITRAGE VON rr SEPERAT-ABDRÜCK AUS „TIJDSCHRIFT VAN HET KONINKLIJK NEDERLANDSCH AARDRIJKSKUNDIG GENOOTSCHAP. JAARGANG 1890." LEIDEN. —X X--BRILL. 1890. ^t.Z^SS^'- MEINEM VEREHRTEN FREUNDE Hb^rrn Dr. f. ^^. jentiistk:, DIRECTOR DES REICHSMUSEUMS FÜR NATURGESCHICHTE IN LEIDEN, DER SICH UM DIE CONSEßVIRUNG UND WISSENSCHAFTLICHE BEARBEITUNG MEINER SAMMLUNGEN SO UNSCHÄTZ- BARE VERDIENSTE ERWORBEN, ALS SCHWACHES ZEICHEN MEINER DANKBARKEIT GEWIDMET. DIE PFLANZEN- UND THIERWELT VON DELI AUF DER OSTKÜSTE SUMATRA'S. NATURWISSENSCHAFTLICHE SKIZZEN UND BEITRÄGE VON D«. B. HAGEK GEOGRAPHISCH-KLIMATISCHE ÜBERSICHT. Die Insel Sumatra ist ihrer ganzen Länge nach von einem Gebirgssystem durchzogen, das aus mehreren parallellaufenden Ketten besteht, welche durch Querztige mit einander verbunden sind und mehrere grosse, ausge- dehnte Hochländer einschliessen. Während nun auf der Westseite, die dem ganzen Wogenprall des indischen Oceans schutzlos ausgesetzt ist , der letztere sich bis dicht an die Gebirgsflanken herangenagt und die Bildung grösserer Anschwemmungsgebiete verhindert hat, sind dagegen unter dem Schutze der vorgelagerten malaiischen Halbinsel und der stillen, ruhigen Fluth der Malakka-strasse auf der Ostküste die bekannten, grossen allu- vialen Ebenen entstanden , welche in der Gegend des Aequator (bekannt- lich halbirt ja derselbe ungefähr Sumatra) am breitesten sind und gegen Norden etwas schmäler werden. Auf diesem nördlichen , schmäleren Theil der Ostktiste nun liegt das Terrain, von dem ich im Nachfolgendem sprechen will, und welches ich der Kürze halber DeU nenne, obwohl dasselbe nicht blos das eigentlich sogenannte Sultanat Deli , sondern auch die angrenzenden Reiche Lankat und Serdang, mit einem Worte, das ganze Land zwischen dem Cap Tamian und dem Asahanflusse umfasst. Uie Küstenebene hat hier eine Breite von 20 bis 25 Kilometer mit einer sehr geringen Steigung, etwa i : tooo. Das Hinterland Deli's bilden die grossen Hochebenen des nördlichen Tobah- und des Karo-Gebietes , welche , ca 4000 Fuss über der See liegend , von der Küstenebene durch eine steile vulkanische Gebirgsgruppe geschieden sind , von welcher zwei schwach rauchende Vulkane mit glänzend gelben Schwefelfeldern , der Si-Baja mit ca 2172 M. und der Simanabum mit ca 2417 M. abs. Höhe, als Wahr- zeichen hoch auf die waldigen Ebenen Deli's herabschauen. Dieses Gebirge besteht, wie die von mir mitgebrachten Gesteinsproben beweisen, fast durchgängig aus trachytischem Gestein (Andesit). In den Vorbergen trifft man auch anstehend weissen Porphyr und eine Art Sandstein, letzteren meist zunächst dem Alluvialgebiete. Auf einigen Bergkuppen scheint auch Basalt vorzukommen, wenigstens habe ich einige Stücke desselben als GeröUe in einem von den Höhen des Huta-wajupasses herabstürzenden Giessbach gefunden. An manchen Stellen ist der Andesitbasis öfters eine starke Decke schieferigen , sehr bröcklichen , lebhaft roth und blau gefärbten Thones aufgelagert *) , z. B. gerade an dem ebengenannten Pass von Huta-waju, durch den ein stark frequentirter Weg von der Hochebene von Tobah nach Deli-Serdang her- abführt. Diese Hochebene, bis zum Tobahsee hin, scheint mir aus einer dicken Lage vulkanischer Asche und Rapilli mit grösseren Bimsstein- brocken aufgebaut zu sein , welche , von den oben genannten und noch mehreren anderen , theils noch thätigen , theils schon erloschenen Vul- kanen herstammend, die ursprünglichen Vertiefungen und Gebirgsspalten verebnet und ausgefüllt haben. Ich konnte dies bei meinen Reisen nach dem Tobahsee verschiedentlich an über loo Fuss tief eingerissenen Ero- sionsthälern constatiren ^). Vulkanischen Ursprungs ist also so ziemlich Alles in dieser Bergkette und ihrer Umgebung; Granit habe ich vergebens gesucht, obwohl mir Pflanzer erzählt haben, dass sie solchen in den Oberländern von Bedagei und Asahan fanden. Und doch muss derselbe irgendwo in Deli vorhanden sein , denn ein grosser Theil des Bodens der alluvialen Küstenebene soll nach in Europa gemachten Analysen aus verwittertem Granit bestehen. Eine EigenthümHchkeit desselben, nämlich des Bodens, besteht in einer unzähligen Menge kleiner, Stecknadelkopf bis erbsengrosser Quarzkrystalle, mit denen er durchsetzt ist , und die , besonders nach einem Regen , wie Diamanten funkeln , so dass die Wege oft blitzen und flimmern , als seien Körbe voll Brillanten darüber ausgeschüttet. In den kleinen, raschströ- menden Wasser-Betten der Vorberge häufen sie sich oft so an, dass sie 1) Dieser Thon ist an der Oberfläche zu einer fetten, schweren Lehmerde verwittert, welche von den Batta-s in kleinen Kügelchen als hungerstillendes Mittel genossen wird. 2) Cf. meinen Heiserapport in Tijdschrift voor ind. taal- land- en volkenkunde etc., Deel XXXI, Afl. 4, 1886. Nebst Karte. ganze Bänke bilden , welche rein aus solchen glasartig durchsichtigen , oft gelb gefärbten Krystallkörnern bestehen. Eine andere Eigenthümlichkeil des Bodens ist ein überall vorhandener tiefschwarzer Sand, der ebenfalls am deutlichsten in den Wasserrinnen der Strassen nach einem Regen zu sehen ist und sich auch in den Bächen der Vorberge in bedeutender Menge ansammelt; ich erinnere mich einer Stelle im Oberlauf des Fltlss- chens Batang Kwis, des Grenzfltlsschens zwischen Deli und Serdang, wo derselbe in ungeheurer, abbauwürdiger Menge aufgehäuft lag. Dieser Sand ist ziemUch schwer, doch besitzt er nicht das Gewicht des Zinn- sandes; ich halte ihn, und verschiedene Personen, denen ich ihn zeigte, so u. A. der jetzige Resident von Sumatra's Ostküste , Herr Michielsen , sind derselben Meinung, für Titaneisensand; über eine Probe, die ich nach Europa zur Untersuchung gab, habe ich bis heute leider noch keine Diagnose erhalten. Gold — um dies gleich hier anzuschliessen — wird fast in allen Flüssen Deli's und seiner Nachbarländer gefunden , doch in so geringer Quantität , dass ich keinem Goldgräber rathen möchte, hier sein Glück zu probiren. Im Innern der Gebirge jedoch , namentlich im Lankat'schen , müssen sich grössere Lager befinden , die früher von den Eingebornen sogar bergmän- nisch ausgebeutet wurden ; wie ich von einem vertrauenswürdigen Malaien dem alten, nun verstorbenen Fürsten (Dato) von Hamperan — Perak, erfuhr, muss man schon Stücke von Faustgrösse dort gefunden haben. Waschgold bringen die Battas noch hie und da zum Verkaufe herab an die Küste. Sodann ist in unserm Gebiet noch bemerkenswerth das Vorhanden- sein von Petroleumquellen , die besonders im nördlich gelegenen Theile von Lankat ergiebig sind und mit deren Erbohrung behufs kaufmännischer Ausbeutung man eben beschäftigt ist. In der ganzen Küstenebene wird man sich vergebens nach einem ein- zigen Steine umsehen, ausser dem kleinen, kaum daumengrossen GeröUe in den Flussbetten ') und einigen zerstreuten Kieslagern im Lande selbst. Das einzigemal , wo ich wirkliche , grössere Brocken gesehen habe , war bei meinem früheren Wohnort Tandjong-Morawa in Serdang, 20 Km. von 1) Die Grösse und Stärke dieses Gerölles nimmt in den Flussbetten nach dem Meere zu sehr regelmässig ab. Im Deliflusse findet man z. B. in den Vorbergen grosse Felstrümmer, im daranstossenden Theil der Küstenebene nur noch Stücke von Kopf- bis Faustgrösse. In der Höhe von Medan werden diese noch kleiner, und haben bei Mahar z.B. ca 14 Km. von der See entfernt, kaum noch die Grösse einer Nuss; wei- terhinab trifft man nur noch Stückchen von Bohnen- oder Erbsengrösse , von Labuan an ausschliesslich Schlamm und Sand. 4 der See entfernt. Dort bildet die Bodenunterlage ein röthli^her Thon, hie und da durchsetzt mit Schichten eines sehr fetten blauen Thones. Man hat aus ersterem und nicht ohne Erfolg, versucht, Backsteine zu brennen. Beim Ziehen eines Grabens stiess man dort, kaum einen oder zwei Fuss unter der Oberfläche auf ein c» hundert Meter langes Nest stark verwitterter , vulkanischer Schlacken von oft mehreren Fuss Durchmesser, deren Höh- lungen und Poren mit Sand und Detritus angefüllt waren. Sonst is Alles, Alles in der ganzen, grossen Ebene vom Meere bis zu den Bergen an- geschwemmter Boden , und gegen die See hin purer Schlamm , und zwar so neuen Datums, dass man noch, über vier Kilometer von der See entfernt, in achtzig Meter Tiefe ziemlich gut erhaltene Holzreste von Kaju niri {Xylocarpus obovatus) und völlig recente Muschel- und Schne- ckenschalen findet, wie sich beim Bohren der artesischen Brunnen in Labuan gezeigt hat. Dicht bei meinem Hause, das am oberen Ende des Kampong Labuan über eine geographische Meile vom Meeresstrand ent- fernt liegt, trifft man in zwei bis drei Fuss Tiefe noch echten, unver- fälschten, schwarzen Meerschlamm an von syrupähnlicher Consistenz; als ich einige abgestorbene Muskatnussbäume umhauen Hess , entwickelte sich aus den Löchern, welche die herausgezogene tiefe Pfahlwurzel hinterliess, ein so pestilenzialischer Geruch, dass selbst die mit ausserordentlich ge- ringer Empfindlichkeit der Riechnerven begabten chinesischen Arbeiter sich die Nase zuhielten. Unter diesen Umständen kann es nicht befrem- den, dass die malaiische Volkssage das Meer einst bis zum Fuss des Ge- birges gehen Hess, und dass man an den Vorbergen bei Deli-tua (d. i. Alt-Deli) an dem hohen Flussufer noch die Ringe zeigt, wo früher die Schiffe angebunden wurden, und noch viel weniger, dass am Deliflusse bei Kotta-bangon , etwa 8 Km. von der See, nach derselben Sage zwei grosse Prahus im Sande begraben liegen, die letzten, welche so weit heraufkamen, und nicht mehr zurück konnten. Wir können den Alluvialprocess heute noch fast mit den Augen ver- folgen. Noch bei Menschengedenken — für Deli bedeutet das etwa 25-30 Jahre — waren z. B. der Deli- und der Serdangfluss selbst für grössere Schiffe passirbar; der letztere ist jetzt ganz versandet, so dass nur noch Dampfbarkassen bei hoher Fluth einlaufen können, und die breite Mün- dung des ersten , die Kwala-Deli , über welche jetzt eine Eisenbahnbrücke führt, ist höchstens noch zwei Meter tief, also ganz unfahrbar geworden. Der Hafen befindet sich desshalb in einem Seitenarm, dem Belawan. Aus dem Munde des früheren Assistent-Residenten von Deli , des Herrn Velders , habe ich selbst vernommen, dass er noch 1873 mit einen grossen Gou- vernementsbarkasse bis zum damaligen Controleurhause (mitten im Kam- pong Labuan) gefahren sei und ich selbst habe 1879 noch „Steamlaun- ches" bei Fluth bis ganz in die Nähe laufen sehen; heutzutage geht das wohl nicht mehr. Man muss aber auch gesehen haben , welche Mengen von Sand und Schlamm alle die zahlreichen Flüsse nach einem guten Regen von dem höheren Land herabschwemmen ; das Wasser gleicht dann in der Farbe einem Milchkaffee auf's Haar und bildet , in ein Glas aufge- fangen , einen ungeheuren Bodensatz. Ein grosser Theil dieses Schlammes bleibt nun schon auf dem Wege in dem dichten Rhizophorengewirr oder bei der Fluthstauung in dem breiten , trägefliessenden Strome selbst sitzen , ein anderer Theil wird von der Ebbestrom in's Meer hinausgeführt und dort an der „Barre", diesem leidigen Hinderniss aller Küstenschififfahrt, abgelagert, um dann von der rückkehrenden Fluth ebenfalls wieder theil- weise am Festland angeschwemmt zu werden. So entstehen langsam , aber stetig fortschreitend jene ungeheuren, oft stundenweit sich ausbreitenden Schlammbänke, die bei Ebbe blosHegen und einem grossartigen Gewim- mel der mannichfaltigsten Strandthiere zum Tummelplatz dienen , und über die dann die Vegetation mit den Pionieren , den Rhizophoren , an der Spitze, langsam vorrückt, und sie in festes Land verwandelt. Dünen- bildung ist an dieser Küste selten , doch sind deutliche Anfänge derselben , z. B. bei Serdang, wahrzunehmen. Was nun der Fluss unten an der Küste ansetzt, das muss er natur- gemäss oben in den Bergen wegnehmen '); die Gebirgsflanken sehen wir demnach in hohem Grade ausgenagt, erodirt; jeder Bach , jedes Wässerlein hat sich eine tiefe Schlucht gefressen , in der es dem Meere zueilt ; dazwi- schen sind lange , steile , oftmals auf ihrem Rücken kaum fussbreite Gräten stehen geblieben, deren Wände an manchen Stellen lothrecht hundert Fuss und mehr abfallen. Sie stehen natürlich meist im rechten Winkel auf die Gebirgsaxe , und auf ihnen führen gewöhnlich die Pfade nach dem Hoch- lande von Tobah und Karo. Glücklich umspinnt und hält eine überreiche Vegetation diese lockeren Wände zusammen; eine in's Grosse getriebene Entwaldung dieser Gebiete muss nothwendig bei den grossen, häufigen 1) Wobei jedoch nicht geleugnet werden soll, dass das Meer ebenfalls seinen Bei- trag zu diesem Alluvium liefert; denn die vom indischen Ocean hereinkommende Strömung fängt sich an der Granitküste Malakka's und wirft nun im Rückstrom ihren Schlamm ebenfalls an unsere Küste. Doch möchte ich sehr bezweifeln , ob der Gra- nitsand Deli's ganz oder selbst nur zum grössten Theile auf diese Weise von Malakka herübergeschwemmt ist. Regen bedeutende Erd- und Bergstürze , und dadurch eine um so raschere Versandung und Verschlammung des Unterlaufs der Flüsse zur Folge haben. Diese , die Flüsse , sind sehr zahlreich und haben ihre Quellen alle ent- weder an den Flanken des Gebirges oder auf der Hochebene selbst, oft ganz in der Nähe des Tobahsee's, wie z.B. der stattliche Lankatfluss, der Wampo, dessen Quelle ich am Fusse des unmittelbar am See stehenden Berges Dolok-dändu-binoa fand *). Von diesem Flusse an bis zum Asahanflusse zählt man nicht weniger als acht ziemlich beträchtliche Flüsse; der Delifluss z.B., bei weitem nicht der grösste, hat nahe seiner Mündung eine Breite von 370 Metern. Dass bei der geringen Bodensteigung, etwa i : 1000 Meter, die Wasser- läufe fast horizontal verlaufen und wenig Lust haben, mit einiger Schnel- ligkeit dem Schosse der See zuzueilen, ist begreiflich; sie drücken und winden sich in allen möglichen Mäandern im Unterland herum , statten sich durch ein Netz von natürlichen Kanälen gegenseitig Besuche ab, so dass ein Fisch, der zum Deliflusse hineinschwimmt, ganz gut zum Ser- dangflusse wieder herauskommen kann , geben sich Rendez-vous und veran- stalten Vergnügungspartien in Form von unzähligen Tümpeln, Weihern und Sümpfen (paija's) oft von sehr grosser Ausdehnung. Ein Glück nur, dass die Ebene nicht breit genug, und daher der Druck, mit dem das Wasser von den Gebirgshängen herabbraust, noch genügend stark ist, um den Strom in massiger Bewegung zu halten; sonst wäre es auch um das kleinste trockene Plätzchen geschehen. Das Druckwasser dieser zahlreichen, trägen Flüsse und die häufigen, starken Niederschläge finden in dem wenig geneigten Boden, der aui einer starken, undurchlässigen, zähen Thonschicht ruht, keinen Abfluss und haben daher die überliegende Sand- und Humusschichte wie einen Schwamm durchtränkt; überall, wo nur eine kleine Vertiefung oder Ein- senkung sich findet, steht das Grundwasser als paija, Sumpf, zu Tage. An den meisten Stellen kann man kaum ein Loch von vier Fuss Tiefe graben, ohne dass es in kurzer Zeit voll Wasser läuft; in Labuan muss man die Särge der Verstorbenen förmlich ins Wasser versenken. Da dieses Grundwasser auch bedeutenden Schwankungen, je nach der Jahreszeit, unterworfen ist, so bildet es einen Hauptbrutheerd für die Malaria. Es ist hier der Ort, die Thatsache mitzutheilen , dass man in 1) Cf. den Rapport über meine zweite Reise nach dem Tobahsee, 1. c. Labuan mehrere artesische Brunnen mit gutem Erfolg gebohrt hat , einen sogar dicht am Strande , in Belawan. Zwischen 65 und 85 Meter Tiefe stiess man bei den 4 Brunnen auf gutes , helles Wasser , das mit ziem- licher Kraft hervorsprudelte (bei Belawan 300 Liter per Minute). Dasselbe hatte einen schwachen , im Anfang etwas stärkeren Schwefelwasserstoffge- ruch, und fühlte sich ziemUch warm an, wärmer als Flusswasser ; gemessen habe ich die Temperatur nicht. Es enthielt ziemlich viel organische Bestandtheile , und wurde bei der Analyse in Batavia als zwar minder gutes, aber immerhin brauchbares Trinkwasser erkannt. Jedenfalls ist es für die Bevölkerung , die bislang auf Cisternen (in diesefti Boden!) und Flusswasser angewiesen war, eine unschätzbare Wohlthat. Analyse v. Brunnen I. Durch Humussubstanz gelblich gefärbtes, alkalisches Wasser. Residuum per Liter 0,580 gr. Verdampfungs Verlust 0,080 „ tandtheile : Salze : 0,500 „ Combination : Chlor 0,035 gr- Kieselsäure 0,113 » Chlornatrium 0,058 gr. Kohlensäure 0,094 „ Kiesels. Natron 0,230 >7 Natron 0,282 „ Kohlens. Natr. 0,226 ,» 0,524 gr. 0,514 gr- Sauerstoffequivalent von Chlor 0,008 0,516 gr. In einem mit Wasser so überreich ausgestatteten Lande ist natürlich auch die Verdunstung eine sehr bedeutende und demzufolge der Feuch- tigkeitsgehalt der Luft ein sehr hoher. Alle nur einigermassen hygroscopi- schen Gegenstände müssen sorgfältig geschützt und gepflegt, d. h. so oft als möglich getrocknet und abgerieben werden; ich habe das zu meinem Schaden erfahren. Stiefel, die einige Tage stehen, überziehen sich mit Schimmel, Bücher gehen aus dem Leim, fournirte Möbel fallen aus ein- ander ; ein Gewehr , das nicht täglich gehörig geputzt und eingefettet wird , ist unwiderruflich dem Rost verfallen; von feineren Sachen, wie z B. ärztlichen Instrumenten , gar nicht zu reden ; mir standen beim Auspacken derselben nach einem mehrere Tage dauernden Umzug die Haare gen Berge ! Die Zahlen sprechen für sich , darum gebe ich nachfolgend eine Uebersicht über den relativen Feuchtigkeitsgehalt der Luft im Mittel von 8 vier Jahren (1880 — 1883)^), gemessen mit dem Klinkerfues'schen Haar- hygrometer : Relative Feuchtigkeit der Luft im Mittel aus 4 Jahren: MONAT Morgens Mittags Abends °/o Tages- mittel Amplitude Januar. Februar März . April . Mai. . Juni Juli. . August September October November Dezember 90,5 90 89,5 89,5 89,5 89,5 89 89.5 89,5 89.5 90 90,5 69,5 64 60 64 64 61,5 50 65'5 66 69 75»5 76 87 85 82 85 85,5 84,5 82 85,5 85,5 83 84 86,5 82,5 79,5 77 79,5 79,5 78,5 73,5 80 8o,S 80,5 83 84,5 21 26 29,5 25,5 25,5 28 39 24 23,5 20,5 14,5 14,5 Jahresi nit tel 89,5 65,5 84,5 80 Die Luft in Deli enthält also im Mittel stets 80 Prozent derjenigen Feuchtigkeitsmenge, welche sie nach dem jeweiligen Stand ihrer Tempe- ratur überhaupt aufzunehmen vermag. Achtzig Procent beträgt auch — und das ist sehr bezeichnend — der Wassergehalt der Luft über der Meeresfläche. Deli scheint somit etwas feuchter zu sein, als die gegenüberliegende Seite der malaiischen Halbinsel, der rel. Feuchtigkeitsgehalt der Luft beträgt in Penang 76, in Provinz Wellesley 78, in Singapore 79, in Malacca 84 °/o (Mittel des Jahres 1885; andere Jahre standen mir nicht zur Verfügung). Des Morgens kommt sie ihrem Sättigungspunct am nächsten mit beinahe 90 Procent; die Luft ist also des Morgens am feuchtesten; mit der zuneh- menden Wärme nimmt der relative Wassergehalt ab, und die Luft ist demnach des Mittags, wenn das Thermometer am höchsten steht, am trockensten , 65,5 °/q. Abends sinkt die Temperatur und steigt die Feuch- 1) Alle nachfolgend gegebenen Beobachtungen sind, wo nicht anders angegeben, von mir gemacht zu Tandjong-Morawa, Serdang, ±20 Meter über der See. Die BeobachtungS7,eit war Morgens 6 — G^h, Mittags 12— I2|h, Abends 7 — 7^h. Die Zahlen sind auf halbe Millimeter abgerundet. tigkeit wieder etwas, aber nicht so hoch wie am Morgen. Die mittleren täglichen Schwankungen betragen mithin 24 °/o , sind also ebenso gross wie in Batavia, das die gleiche mittlere Amplitude von 24 °/q hat, doch ist dort der allgemeine Feuchtigkeitsgehalt etwas höher als in Deli , näm- lich 94 °/o des Morgens und 70 °/^ des Mittags. Die Athmosphäre Bata- via's enthielte somit noch um 4,5 °/o rnehr Wasserdämpfe als Deli. Ich möchte jedoch bei diesem Vergleich zur Vorsicht rathen , da ein Haar- hygrometer, wie es mir zu Gebote stand, zu den gröberen, weniger ver- lässlichen Instrumenten gehört. Wie wir mit der zunehmenden Tagestemperatur die relative Feuchtig- keit abnehmen sehen , so sehen wir auch dementsprechend in den heissen Monaten dieselbe geringer als in den kalten resp. Regenmonaten. Der Juli hat die geringste, der Dezember die meiste relative Feuchtigkeit: der Unterschied, die Jahresamplitüde beträgt 11 °l^, gegen 9 ^/^ in Bata- via. Letzterer Ort scheint also doch wirklich etwas feuchter zu sein. Die Differenzen der einzelnen Tage sind im Monat Juli am grössten und betragen oft 50 */q. Dass das Minimum des relativen Feuchtigkeitsge- haltes der Luft dem Temperaturmaximum um einen Monat nachhinkt und das Maximum derselben dem Temperaturminimum um einen Monat voraus ist, und nicht, wie es eigentlich sein sollte, mit ihnen zusammen- fällt, beruht wahrscheinlich auf Beobachtungsfehlern in der Temperatur, da es sich nur um einige Zehntelsgrade handelt. Wir wollen nunmehr die athmosphärischen Niederschläge etwas näher in's Auge fassen. Die Regenzeit beginnt in Deli im August und endet im Januar, doch fällt auch in der trockenen Zeit noch eine ansehnliche Menge Regen, ■svie aus den nachstehenden Tabellen hervorgehen dürfte. Ich verdanke dieselben der Güte des Administrateurs der grossen Tabaksbau- Gesellschaft „Deli-Maatschappij", Herrn van den Honert. Da nämlich der einen Welt- ruf geniessende Tabaksbau in Deli ganz von den Regenverhältnissen ab- hängt, so hat man sich von Seite der betheiligten Pflanzer gerade mit dieser Seite der Meteorologie ganz besonders abgegeben , und eine Menge „Regenwahrnehmungen" veranstaltet, von denen die der „Deli-Maatschappij" die umfassendsten und besten sind. Sie wurden angestellt zu Medan- Putrie 17 Km. von der See in 14 M. Meereshöhe. Danach zählte man Regentage vom Jahre 1875 bis 1887: MONAT 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 Mittel Januar .... 5 9 16 16 20 If. 15 14 16 13 7 13 14 13 Tage Februar 0 2 10 11 9 7 1 11 6 8 4 5 14 6 « 8 11 10 8 6 11 6 16 14 13 18 20 8 12 13 15 18 19 21 8 12 14 21 10 15 8 17 6 7 10 13 10 10 7 15 12 9 10 15 14 6 10 11 19 5 10 17 8 17 9 17 9 10 » April . 11 ,. Mai. . 15 » Juni . 12 » Juli . . 12 13 15 14 15 16 20 23 13 22 10 21 11 17 8 16 12 18 13 21 U 14 13 17 7 18 13 „ August 18 „ September . . 15 17 19 25 14 18 19 23 15 17 22 17 7 18 , October. . . . 21 28 20 22 24 17 19 22 22 23 21 15 22 21 " November . . 18 23 21 21 20 20 17 16 19 22 18 16 20 19 » Dezember. . . 10 2J 19 18 15 17 17 22 15 20 19 22 20 18 « Mitte 1: . . 131 168 201 204 203 183 161 172 167 185 162 158 194 174 Tage Für die trockene Zeit, Februar bis Juli, beträgt hienach die Anzahl Regentage ii, für die Regenzeit, August bis Jannar, i8 Tage , im jähr- lichen Durchschnitt 14,5 Tage im Monat; man kann also gut und gern auf zwei Tage einen Regentag rechnen. Wir wollen nun die Menge der gefallenen Niederschläge betrachten. An den ebenerwähnten Tagen fiel Regen: MONAT ■ 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1885 1886 1887 Mittel mm mm. mm. mm. mm. mm mm. mm. mm. mm. mm. mm. mm mm. Januar 60 250 180 220 330 140 170 80 130 130 30 40 78 147 Februar 0 160 10 60 80 20 0 130 110 60 40 60 102 60 März 140 30 70 90 130 130 130 80 80 30 60 30 327 83 April 240 170 70 50 140 180 60 150 90 110 50 130 245 120 Mai . 190 90 200 140 150 280 380 80 160 130 160 310 205 190 Juni 160 270 250 190 70 70 30 160 130 160 230 80 92 150 Juli 180 240 160 260 90 120 160 90 250 130 80 170 119 161 August 180 170 220 220 250 360 140 JOO 130 380 290 180 154 218 September 340 370 280 470 200 210 270 210 230 320 320 220 146 287 October 220 580 210 400 230 190 310 190 170 190 240 230 242 263 November ..... 350 170 300 200 340 2911 380 280 230 340 100 130 355 260 Dezember 280 150 110 150 120 240 260 220 140 130 230 240 291 190 Jahresmenge: 2340 2650 2060 2450 2130 2230 2290 1770 1850 2100 1830 1820 2350 2127 Die monatliche Regenmenge von Februar bis Juli beträgt im Mittel 127 mm., die von August bis Januar 227 mm., also um 100 mm. mo- XI natlich mehr, im Jahresdurchschnitt also per Monat 177 mm. Wir können also wohl sagen, dass die Ostküste Sumatra's ein regenreiches Land ist, wo der Gegensatz zwischen trockener und nasser Jahreszeit nicht so schroff ist, ganz entsprechend seiner Lage nahe am Gleicher und ge- schützt vor den Mussonwinden. Trotzdem erreicht seine allgemeine jähr- liche Regenmenge kaum die Hälfte der schauerlichen Regengüsse , welche oft über die gesegneten Fluren Vorderindiens herabstürzen , und wo die mittlere Regenmenge im Jahr 4445 mm. (Mulmein), 5570 (Akyab), 6500 oder gar, wie in Cherra Punji 14200 mm. betragen? Was wollen dagegen unsere 2129 mm. Jahresdurchschnitt besagen? Auf der andern Seite der Malakkastrasse, in Singapore, Penang, Ma- lakka sind die Regenverhältnisse fast die gleichen, wie folgende Tabelle von Singapore zeigt. Es fiel Regen in Singapore: ]875 1876 1877 1878 1879 18S0 1881 1882 1 1883 1884 1885 mm. 2386 2284 1490 2620 2950 2825 2642 2240 1780 2035 1710 Im Durchschnitt aus 11 Jahren also 2270 mm. Auf der Westküste Sumatra's herrschen augenscheinlich andere Ver- hältnisse, denn in Padang z. B. beträgt*) die Regenmenge, im Durch- schnitt aus sieben Jahren (1850 — 1856) gewonnen, das Doppelte, näm- lich 4797 mm. Der Zeitpunct, wo die Sonne in Deli, das unter 3° 35" N. B. (Breite der Hauptstadt Medan) liegt, zum zweiten Mal im Zenith steht, nämlich der September, bezeichnet auch den eigentlichen Eintritt der Regenzeit; diesjr Monat besitzt auch das Maximum der Niederschläge, die trockene Zeit setzt im Februar mit dem Regenminimum ein; Januar und August sind als Uebergangsmonate zu betrachten. Im Mai sehen wir eine kleine Zunahme der Niederschläge, eine Art kleiner Regenzeit, welche das einzige Zeichen für unser gegen den Musson geschütztes Land ist, dass draussen der Südwestmusson, der Regenwind, einsetzt, d. h. dass die grossen, durch die nahende Sonne stärker erwärmten Ländermassen Asiens im Norden die kältere Luft über dem indischen Ocean zu aspiriren be- ginnen. 1) Nach Friedmann, Dr. S. : .Niederländisch Ost- nnd West-indien etc. mit beson- derer Darstellung der klimatischen und sanitätischen Verhältnisse". München, 1860, p. 101. 12 Bei uns, ich will sagen, auf der Ostküste Sumatra's, herrschen, wie uns die Tabelle über die Windrichtung noch zeigen wird, fast aus- schliesslich Land- und Seewinde. Der Seewind treibt die mit den Wasser- dämpfen des Meeres geschwängerte Luft gegen die dichtbewaldete hohe Gebirgsmauer, welche hinter der Küstenebene steht und sie mit ihrer ganzen Breite auffängt, und dort condensiren sich dieselben zu heftigen Gewittern und Regengüssen. Schon mancher Tabakspflanzer wird zu seinem Schaden erfahren haben , dass in den Schluchten und an den Flanken des Gebirges Regengüsse viel häufiger sind als in der Küsten- ebene. Dieser Reichthura an Wolken und Wasserdämpfen an den Berg- flanken infolge der lokalen Winde, und die dadurch verhinderte grössere Erwärmung der Pflanzendecke jenes Gebietes durch die Sonne, ist, wie Grisebach (Vegetation d. Erde S. 62 ff. II Bd.) ganz richtig vermuthet, die Ursache der von Junghuhn beobachteten Depression der Wolken- grenze auf Sumatra (s. Junghuhn, die Battaländer etc. Bd. I, p. 113 f.) welche den Eichen z. B. fast bis zum Fuss des Meeres herunterzuge- hen gestattet, während sie in Java erst bei 4500' häufig werden (Gri- sebach 1. c), s. weiter unten. Jene Gegenden sind also das wahre Wasser-und Regenreservoir Deli's, welche dem Seewind seine Wasser- dämpfe abnehmen und niederschlagen; auf die dahinterliegende Hoch- ebene gelangt derselbe um vieles wasserärmer, wie ich selbst auf mei- nen beiden Reisen nach jenen Strecken constatiren konnte. Obwohl ich in der nassen Zeit und unter strömendem Regen die Ebene und das Vorland durchreiste — im Dezember! — hatte ich auf der Hochebene von Tobah nur einige wenigemale kurze Regenschauer zu verzeichnen. Nur im Kessel des Tobahsees hatte ich (im August) von 2 bis 5 Uhr Nachmittags regelmässige Regengüsse, die ihr Entstehen wohl nur den Wasserdämpfen des Tobahsees verdanken (cf. meinen Reisebe- richt in Petermanns geogr. Mittheilungen, 1883). Das Plateau hat c» 4000 Fuss Meereshöhe, der Seewind entledigt sich also in Folge der starken raschen Abkühlung beim Aufsteigen, meist unter Gewittererscheinungen seiner Wasserdämpfe, grösstentheils in der Höhe zwischen ein tausend und dreitausend Fuss. Ich will nochmals hier darauf hinweisen , wie schädlich eine gänzliche Entwaldung dieser Strecken, zu der die Tabakspflanzer leider schon einen ganz bedeutenden Anfang gemacht haben, auf die Regenverhältnisse Deli's einwirken würde. Abgesehen von den Erd- und Bergstürzen und der dadurch herbeigeführten rascheren Versandung der Flüsse, welche ihrerseits wieder naturgemäss häufigere und stärkere Ueberschwemmungen des Unterlaufes bedingen, hat man in Indien (im 13 Nerbudda- und Tachti- Gebiete) direct die Beobachtung gemacht, dass Waldreichthum und Regenmenge in directer Beziehung zu einander ste- hen. Und wer die traurigen Folgen einer gänzlichen Entwaldung der Gebirge sehen will , der rufe sich nur die Insel Cypern , einst die Korn- kammer des Orients, ins Gedächtniss ! Nun hat aber, wie sich jeder- mann durch einen Blick auf die vorstehenden Tabellen überzeugen kann , die Regenmenge in Deli seit dem Jahre 1882 nicht unerheblich abge- nommen (das ungemein nasse Jahr 1887 bildet eine Ausnahme), und in den letzten Jahren sind Ueberschwemmungen in solcher Häufigkeit und solcher Ausdehnung eingetreten (sogenannte banjir's), wie sie in Deli noch nie erlebt wurden. Ich habe selbst einige solche mitgemacht. Das mögen die Pflanzer bedenken , und bei Zeiten dazu thun ! Ein Glück nur, dass die übermächtige tropische Natur sofort wieder noth- dürftig die durch den Menschen geschlagenen Blossen zu bedecken im Stande ist, und dass der Tabaksbauer sich gezwungen sieht, dem durch den Tabak erschöpften „abgebauten" Stück Land einige Zeit Ruhe zu gönnen. Den Verhältnissen entsprechend, sind die Regen mehr lokal, strich- weise, besonders in der ersten Jahreshälfte; die Grenze eines solchen Schauers ist oft sehr scharf, wie abgeschnitten, und seine Richtung durch eine zufällig wehende Luftströmung bedingt; von zwei neben ein- anderliegenden Pflanzungen kann die eine einen ausgiebigen Regenguss erhalten, während auf der andern die jungen Tabakspflanzen vor Tro- ckenheit absterben. Die meisten der kurzen , heftigen und ausgiebigen Güsse dieser Periode sind Gewitter, d. h. sie gehen mit starken elec- trischen Entladungen gepaart. Um den lokalen Character der Niederschläge zu zeigen, will ich in folgender Tabelle die Regenverhältnisse für Tandjong-Morawain Serdang, etwa 15 Km. südöstlich und in fast gleicher Höhe (20 M) und Entfer- nung von der See mit Medan, dem Beobachtungsort der Deli-Maat- schappij geben. Meine Beobachtungen umfassen die Jahre 1881 — 1883. Es fiel Regen: 14 1881 1882 1883 Mittel der MONAT : Tage mm. Tage mm. Tage mm. Tage R.Meuge Januar . . . _ _ 12 102 15 93 14 98 Februar . . — — 13 109 3 36 8 73 März . , . — — II 60 5 52 8 56 April . . . — — 10 88 9 92 10 90 Mai. . . . — — II 75 18 236 14 156 Juni . . . — — 7 100 12 200 10 150 Juli. . . . 7 55 7 100 12 180 10 140 August . . 12 97 16 146 14 169 14 137 September . 16 243 19 195 14 138 16 192 October . . 19 280 15 245 20 164 18 230 November 18 233 17 291 — — 18 262 Dezember. . 15 294 16 150 — — 16 222 Total: . . — — 154 i66i — — 156 1806 Man sieht, die Menge des dort gefallenen Regens ist geringer, als die in Medan beobachtete. Hagelschlag ist in Deli keine seltene Erscheinung und kommt, wenn nicht alle Jahre, so doch alle paar Jahre einmal vor, und am häufigsten, wenn ich mich recht erinnere, in den Monaten Mai bis Juli. Die Pro- vinz Lankat scheint in dieser Beziehung besonders heimgesucht zu sein, wenigstens habe ich von dort die meisten Fälle notirt; es scheint dies mit der orographischen Beschafifenheit des Landes in Verbindung za stehen, denn dort befindet sich eine Spalte in der Gebirgsmauer, durch welche die kalten Winde vom Plateau ungehindert herabbrausen kön- nen. Auch die Stürme scheinen dort am liebsten zu hausen. Thau schlägt sich, wie in einem solchen Land nicht anders zu er- warten, allnächtlich sehr reichlich nieder und dichte Nebel sind, beson- ders in der Regenzeit, ziemlich häufig. Auf der Hochebene von Tobah sind, infolge der rascheren und stärkeren nächtlichen Abkühlung, sowohl Thau als Nebel bedeutend intensiver als in der Küstenebene. Des Morgens trieft dort Alles von Nässe und erst gegen 10 Uhr hat die Sonne wieder Alles aufgetrocknet. Dabei ist die Luft jedoch ausserordentlich trocken, so dass ich selbst bei mehrstündigen, sehr anstrengenden Klettertouren kaum in Schweiss gerieth. Zu erwähnen bleibt mir noch, dass die Luft, infolge der grossen gasförmig darin aufgelösten Feuchtigkeitsmenge, ausserordentlich klar 15 und durchsichtig ist, so dass man an guten Tagen an der doch 40 — 50 Kilometer Luftlinie entfernten Gebirgskette Details, wie Wiesen, Baum- wipfel und Felsspalten erkennen kann. Ich habe mich auch anfangs auf der Jagd beim Schätzen von Distanzen regelmässig fast um die Hälfte geirrt. Nachfolgend gebe ich nun die Tabelle der Temperatur der Luft im Mittel aus vier Jahren (1880 — 1883), von mir zu Tandjong-Morawa (Serdang) beobachtet : MONAT: Morgens 6—6« h. Mittags 12 — 12^ h. Abends 7-7ih. Mittel: Januar 22,8° c. 28,8° C. 26,8° c. 26,1° C. Februar . •-^2,5 3°3 27,4 26,7 März. . 22,6 30,8 27.7 27 April . 23,4 31 27,7 27,4 Mai . . 23.3 30;7 27,7 27,2 Juni . . . 23,2 30.9 28,3 27,5 Juli . . 22,6 3i>2 28 27,3 August . 22,7 29,7 27,1 26,5 September 22,7 29.6 27 26,4 October. 23,1 29,1 26,8 26,3 November 23>4 28,3 27 26,2 Dezember 23,4 28,4 27,1 26,3 Mittel: . 23 30 27,4 26,7 Soweit man also diesen Beobachtungen, die mit gewöhnlichen Queck- silberthermometern angestellt wurden, deren Richtigkeit nicht an einer Anstalt controlirt werden konnte, Glauben schenken darf, beträgt die mittlere Jahrestemperatur 26, 7° C. Deli würde somit genau dieselbe mitt- lere Temperatur besitzen wie Singapore (26,9° C. nach der allgemeinen Erd- kunde von Hann, Hochstetter und Pokorny, p. 78) *). Der kälteste Mo- nat ist der Januar mit 26,1°, der heisseste der Juni mit 27,5°. Die Tem- peraturdififerenz der einzelnen Jahreszeiten, die jährliche Amplitude, beträgt sonach nur 1,4° C., und entspricht damit genau der für Orte unter dem Aequator gefundenen Jahresschwankung. Die täglichen Tem- I) Die in dem »Journal of the Straits branch of the royal asiatic society" gegebenen Temperaturcnrven ergeben jedoch für Singapore im Mittel aus 16 Jahren 27,4° C. Nach derselben Quelle scheinen Malacca, Penang und Provinz Wellesley eine noch höhere Mitteltemperatur zu besitzen. i6 peraturschwankungen betragen im Mittel 7° (23° Morgens, 30° Mittags). Die grösste Differenz, fast 9°, findet im Juli , die geringste , 5°, im Dezem- ber statt. Die nasse oder Regenzeit zeigt die geringsten Temperatur- differenzen. An der Tabelle lässt sich sehr gut das Ansteigen der Temperatur in der trockenen Zeit, Februar bis Juli, erkennen; die Mittagstemperaturen steigen sämmtlich über 30°. Die Temperatur des Flusswassers beträgt 24° C. und ist beinahe constant. Ueber die Verhältnisse des Luftdrucks wage ich kaum etwas mitzu- Iheilen, da ich nur kurze Zeit mit einem uncontrolirten Aneroidbaro- meter beobachtete. Sein Stand wechselte zwischen 755 und 761 mm. in den extremsten Fällen, für gewöhnlich betrug die tägliche Schwankung V2-2 mm., meist zwischen 756 und 759 mm. Nachfolgendes war z. B. der Gang für die Monate Mai- August 1880 zu Tandjong-Morawa. MORG. MITT. ABEND Mai 756 755 756 Juni 757 757 757»5 Juli 757,5 758 758 August 758 757,5 757. Der mittlere Luftdruck in Singapore (Mittel aus d. J. 1870 — 1885) beträgt ebenfalls zwischen 757 und 759,5 mm. Die Winde auf der Küste Deli's sind ausschliesslich Land- und See- winde. Bis morgens gegen 10 Uhr (der Zeitpunct wird etwas durch die Fluthperioden verändert) weht von dem kälteren Lande nach dem Meere hin eine leichte Südwestbrise. Um die Mittagszeit aber, wenn die Sonne das Land stärker erwärmt hat als das Meer, zieht, gewöhnlich zusam- menfallend mit der rückkehrenden Fluth, eine gute, kräftige Nordost- brise nach dem Lande zu, welche die Delischen Fischer gewöhnlich zur Heimkehr vom Fange benützen. Dieser Wind bläst noch um 8 Uhr Abends und dreht sich erst in der zweiten Hälfte der Nacht. Er führt die Wasserdämpfe, wie gesagt, nach den Bergwänden, und desshalb er- klären sich auch die ungemein häufigen abendlichen Regen und Gewitter. Ich gebe zum Beweise dessen nachstehend die Tabelle der von mir in Tandjong-Morawa von 1881 bis 1883 beobachteten Windrichtung, also die Mittel von 3 Jahren. 17 MONAT : Morgens. Mittags. Abends. Januar NW. (SW.) NW. N.u. NO. u. NW Februar .... SO. u. S. u. NW. NO. n. N. u. NW.u.SO. NO. u. N. U.S. a. NW März NO.(SO. u.SW.) NO. u. SO. NO. April NO.u. NW.(SO.a.SW.) NO. (NW ) NO. Mai SW. (NO.) NW. u. NO. NO. Juni SW (NW.) NO. u. NW. NO. Juli SW. (SO. u NO ) NO. (NW.) NO. August SO. u. SW. NO. (N.u. NW.) NO. September . . . SW. NO.(NW.u. N.) NO. October .... SW. u. SO. NO. (NW. u. SO.> NO. (N.) November . . . SW. (NW.) NW. (NO.) NO. Dezember . , . SW. (NW.) NW. (NO.) NO. (N.) NB. nächsthäufige Windrichtung. stehenden Buchstaben bezeichnen die Von einem Musson ist also, wie man sieht, Nichts zu spüren, wenig- stens nicht in den unteren Luftlagen ; man müsste denn die vorherrschen- den NO Winde des Morgens von Januar bis Mai für Zeichen eines sol- chen halten. Dem widerspricht aber die Windrichtung der übrigen Ta- geszeiten — fast ausschliesslich NO. Auf der gegenüber liegenden Seite von Malakka jedoch, in Malakka und Singapore, von denen die Wind- beobachtungen von 1885 vor mir liegen, scheint man wohl etwas vom Musson zu spüren. Dort is die herrschende Windrichtung vom November bis April NO., von Mai bis October SW. Im April und October herr- schen Uebergangswinde , im ersteren O., im letztern W. Auch in unserer Tabelle zeichnen sich April und October durch Ver- änderlichkeit der Windrichtung aus, ganz besonders hervorragend jedoch der Februar, der Beginn der trockenen, heissen Zeit und zugleich der trockenste Monat des Jahres. Ueber die Stärke des Windes habe ich keine Beobachtungen gemacht , doch kann man sie als lokale Luftströmungen als schwach oder höch- stens mittelstark bezeichnen. Einzelne heftige Stürme und Wirbelwinde sind jedoch nicht selten, namentlich in dem mehr exponirten Lankatgebiete , wo die Pflanzer oft ihre leichten Tabaksscheunen gegen den Anprall des Windes mit star- ken Stützen versehen müssen , und in der Zeitung von Deli , dem „Deli- courant" kann man alljährlich lesen , wie einzelne Windstössse eine oder mehrere dieser leichten Bauwerke umgeweht haben, besonders in der Zeit 2 i8 von August bis October, wenn dieselben schwer mit Tabak belas- ' tet sind. Auf der Hochebene von Tobah sind schwere, starke Winde und Stür- me, gewöhnlich nördliche, sehr häufig, und manchmal mit Schnee oder Hagel gepaart; die malaiisch redenden Batta's nannten die Erscheinung Atjan ajer batu passir, wörtlich: Eissandregen; welche der beiden Gefrie- rungsformen dies bedeuten soll, konnten sie mir nicht klar machen ; dass die Temperatur des Wassers und der Luft zwischen 3 und 4 Uhr des Morgens im Dezember bei Nayasaribu nahe am Gefrierpunct stand , habe ich schon in meinem mehrerwähnten Reiserapport gesagt. Die grossen, hohen Idjukdächer der Kampongs auf dem kahlen Plateau hat man durch ein übergelegtes Netzwerk von langen Stangen vor der Kraft der Stürme zu schützen gesucht. Ich beabsichtigte in Vorstehendem durchaus keine erschöpfende topo- graphisch-meteorologische Monographie Deh's, — dazu fehlt mir das litte- rarische Material — sondern nur eine flüchtige Uebersicht der geographi- schen und klimatischen Beschaffenheit unseres Landes zu geben, soweit ich selbst diese wahrnehmen und beobachten konnte. Da meine Tabel- len bisher noch nicht publicirt worden sind, so glaubte ich hier den geschickten Platz, sie bekannt zu geben; so kurz sie auch sind, so mö- gen sie doch vielleicht einigen wissenschaftlichen Werth haben. DIE PFLANZENWELT. Wir wollen nunmehr die Vegetation unseres Gebietes etwas näher betrach- ten, eine Vegetation, so wunderbar und üppig Alles überwuchernd , dass der berühmte Ausspruch Junghuhns : „Ein Affe könne Sumatra von Süd nach Nord durchwandern, ohne jemals den Boden berühren zu müssen", wirklich ganz wörtlich zu nehmen ist. Wie oft kann man in Reisewerken von der Armuth der Tropenvegetation an schönen Blumen lesen! Grün, grün und immer wieder grün in allen Schattirungen , heisst es, aber keine hervor- stehenden Blüthen, keine Blumen! Wer dies geschrieben hat — und es sind sehr viele, sogar berühmte Reisende darunter — der hat eben entweder seine Augen nicht genug aufgemacht oder er kam mit über- spannten Erwartungen, hervorgerufen durch den Besuch grosser Treib- häuser, wo Blume an Blume gereiht steht. Blumige Wiesen, wie in Europa, gibt es freilich nicht, aber Blumen genug, und wer weiss, wo sich schneller 19 ein Straufs verschiedenartiger ßlüthen und Blumen pflücken Hesse, in Europa oder hier, nota bene, unter gleichen Bedingungen. Ganz abge- sehen von der Legion der Kräuter, Sträucher und Schlingpflanzen, deren Blüthen oft in den herrlichsten Farben ^) prangen , will ich nur an einige Bäume erinnern, die zur Zeit der Blüthe einen nahezu feenhaften An- blick gewähren. Wie eine feurige Lohe leuchtet aus dem dunkeln Grün der Dadapbaum und einige andere Papilionaceen hervor, in schneeigem Weiss prangen verschiedene Ternströmiaceen , mit grossen, goldgelben Blumen bekleidet sich der Simbur, der Sennah- und Djohorbaum und röthlichviolett steckt der Bungor seine Kerzen auf. Das sind nur einige wenige aus der Masse heraus gegriffen. Aber drei Ursachen sind es, welche diesen Reichthum an Blüthen minder hervortreten lassen und sogar, wie wir oben gesehen haben, Armuth an solchen vorspiegeln können. Einmal die übergrosse Tendenz zur Blattbildung, welche sich überall in eminentem Grade bemerklich macht und sehr oft die Blumen verdeckt und versteckt. Ferner die oft ungeheure Höhe der blühenden Bäume. Mann kann durch den Hochwald wandern, ohne anders als an den abgefallenen Blumen zu merken, dass die grüne Decke hoch über uns im Blüthenschmuck prangt. Drittens endlich ist die Blüthezeit nicht wie in Europa meist auf die kurze Frühlingszeit zusammengedrängt, sondern dehnt sich über das ganze Jahr aus. Jeder Baum blüht so zu sagen, wann er will; dies ist in wörtlichem Sinn zu nehmen, denn ich habe öfters an ein und demselbem Baum die Wahrnehmung gemacht, dass er hie und da einmal ein Jahr das Blühen aussetzte, oder in einem Jahr zweimal blühte. Solche Unregelmässigkeiten scheinen nicht selten zu sein. Im Jahr 1887 z. B. strikten, so zu sagen, meine und meines Nachbars Fruchtbäume (NB. verschiedene Sorten !) gänzlich ; wir sahen nicht eine einzige Blüthe und erhielten nicht eine einzige Frucht. In den Wäldern, wo, wie gesagt, die Blumen dem Auge meist zu weit entrückt sind, hat die Natur auf eine artige Weise für Ersatz ge- sorgt. Die meisten jungen Zweigspitzen und Schösslinge prangen da in den allerverschiedensten Farben; lebhaft roth, blau, schwarz oder gelb , was einen wunderschönen Effect hervorbringt und dem Auge einen ganzen Blumenflor vorzaubert; wie oft habe ich bedauert, dass sich diese zarten l) Auch mir ist an den Blnmenfarben in Deli die grosse Seltenheit des reinen Blau aufgefallen, welche Mohnike („Blicke auf das Pflanzen- und Thierleben in den Nieder]. Malaiienländern" Münster, 1883, p. 322) hervorgehoben hat. Von rein blauen Blumen sind mir in Deli nur zwei kleine Commelina- AriQw bekannt, 20 Farben nicht conserviren Hessen ! Um in der Ueberfülle der sich uns dar- bietenden Pflanzenformen auch nur einigermassen Orientirung zu gewin- nen , müssen wir suchen , die Vegetation in gewisse Zonen und Regionen einzutheilen. Diese sind leicht gefunden, sie bieten sich dem aufmerk- samen Auge von selbst dar. Wenn wir von dem Meere, her nach den Bergen zu schreiten, so betreten wir zunächst die Region der Strand- oder Küstenvegetation, welche, hier schmäler, dort breiter, das Land vom Meere abschliesst. Auf diese folgt die Zone des heissen Tieflandes, welche den bei weitem grössten Theil Deli's umfasst, und von der vorigen scharf, selbst dem Laien auff"allend, geschieden ist. Sie steigt an dem Gebirge etwa looo Fuss empor und geht allmählich, fast unmerklich, so dass keine scharfe Grenze zu ziehen ist, in die dritte, halbkühle oder Bergregion über, welche ihrerseits wieder scharf von der vierten, kühlen oder Hochlandregion getrennt ist , wie sie sich uns auf dem Plateau von Tobah in 4000' Meereshöhe präsentirt. Vergleichen wir diese Eintheilung mit der klassischen Gliederung der Vegetation Java's durch Junghuhn, so springt uns wiederum die Thatsache in die Augen , von der wir oben schon gesprochen haben , nämlich dass die Vegetationsgrenzen in Sumatra im allgemeinen niedriger sind, als in Java. Die Ursache für Deli speciell ist in den oben beschriebenen lokalen meteorologischen Verhältnissen zu suchen. Wir können hier nur nochmals die Richtigkeit dessen constatiren, was Grisebach (Die Vegetation der Erde, II, p. 63) sagt: „Es ist demnach eine allgemeine Thatsache, dass gleiche Pflanzenformen und wahrscheinlich zum Theil auch dieselben Arten auf Sumatra in einem viel tieferen Niveau vorkommen, als in Java, und dass dies gerade diejenigen Gewächse sind, auf denen der Typus der Regionen beruht". So steigen die Eichen, welche in Java erst bei 4500' häufig werden, in West-Sumatra bis zu 500', und in Deli bis zu 100' herab, die Rhododendren bis zu 3000' und die Baumfarne bis zu 600' und noch weniger ^). Wir wollen nunmehr Wanderungen durch die einzelnen Regionen vor- nehmen, wobei ich jedoch eine kurze Vorbemerkung nicht unterdrücken kann. Die Flora Deli's und der angrenzenden Landstriche ist bis jetzt noch terra incognita. Noch kein Botaniker von Fach hat die jungfräu- lichen Urwälder durchforscht^), noch kein Herbarium ist von da nach 1) Die Battaländer auf Sumatra, I, p. 113 f. 2) Miquel's Flora Sumatrana führt nur wenig von dem uns berührenden Theil der Ostküste an. einer wissenschaftlichen Anstalt gesandt worden. Ich war beim Studium der Pflanzenwelt ganz ohne Literatur oder sonstige Hilfsmittel. Grössere Sammlungen anzulegen, die ich an wissenschaftliche Institute hatte schicken können , war ich nicht in der Lage und somit vollständig auf mich selbst angewiesen. Ueberdies bin ich kein Botaniker von Fach und wohl wissend , dass viele der hiesigen Pflanzen neu sein wtlrden , habe ich mich gehütet , zweifelhafte Speciesbestimmungen zu machen , sondern mich lieber auf den Familien- oder Genusnamen, sehr häufig auch allein auf den inhtn- dischen Namen beschränkt. Es soll ja das Nachfolgende keine systema- tische Pflanzenliste, sondern eine Reihe von Vegetationsbildern sein, wie sie eben ein Laie in der Botanik zu bieten vermag ! Die Küsten- und Strandvegetation: Nähert man sich zu Schiff der Küste von Deli, so erblickt das Auge zunächst nur den festgeschlossenen, saftiggrünen Gürtel der Rizophoren oder Mangrove-Wälder , die hier in der Breite von nahezu einer halben geographischen Meile das Land vom Meere abschliessen. Das Aussehen und die Lebensweise der Rhizophoren sind schon so oft und vielfältig beschrieben worden, dass wir dies als übergenug bekannt füglich hier übergehen dürfen. Man hat die Frage aufgeworfen, ob dieselben im Stande sind, Sand zu bilden, d. h. den in den Flüssen suspendirten Sand und Schlamm mit ihrem siebförmigen Luftwurzelnetz so aufzu- fangen und abzulagern, dass er schliesslich zur über das Wasserniveau sich erhebenden Schlammbank und später zu festem Lande wird. Dies ist nur theilweise wahr. Erstlich findet sich der Mangrove-Baum nur da, wo wirklich schon eine mindestens zur Ebbezeit freiliegende Schlammbank besteht und zweitens kann man gerade an der Mündung des Dehflusses ausgedehnte , nackte , kilometerbreite Schlammbänke sehen, die, einzig und allein durch Alluvium entstanden, schon so ver- dichtet sind, dass sie fast einen Menschen tragen, und über welche der Rhizophorengürtel nur sehr langsam und allmählich nach dem Meere zu vorrückt. Das primäre Landbildende ist, wenigstens für Deli, immer das Meer, bezw. der Fluss; das aber ist entschieden richtig, dass, wo die Rhizophoren einmal sich angewachsen haben, die Verdichtung des Schlammes zu festem Land und die Niveau-erhöhung desselben sehr rasch vor sich gehen, und zwar weniger durch auffangen der mit dem Fluss- wasser herabschwimmenden festen Bestandtheile als durch die Zerfallpro- ducte der absterbenden Bäume selbst. So rückt der Waldgürtel und mit ihm das Land auf den vom Meere selbst vorgeschriebenen Pfaden, den Schlammbänken, langsam vor, ohne dass erstere jedoch breiter würde; denn so viele Individuen auf der Seeseite des Gürtels neu entstehen, eben so viele sterben wegen eintretendem Mangel an Salzwasser auf der Landseite ab, und ihre todten Wurzelstrünke zeigen noch auf Jahrzehnte hinaus die frühere Meeresgrenze. Bei Laboean z. B. kann man dieselben fast eine halbe Stunde weit über die jetzige Rhizophorengrenze hinaus verfolgen, und ein kühner Pflanzer hat sogar zwischen den todten Wur- zelstrünken Tabak gepflanzt, ein Beweis, dass das Land daselbst schon allen Salzgehalt verloren hat. Bei dem Gefängniss in Laboean, ebenfalls eine gute Strecke oberhalb dieser Grenze gelegen, hat man gelegentlich Anlegung eines artesischen Brunnens in 70 Meter Tiefe noch wohlerhal- tene Stämme von Kaju niri gefunden , wie ich oben schon erzählte. Das Kaju bakau, wie die Malaien die Rhizophoren nennen, ist ein nützliches Gewächs, das mancherlei Verwendung findet. Das Holz ist sehr hart und widerstandsfähig und besitzt einen sehr festen Kern, wess- halb es als Bauholz sehr gesucht ist, namentlich von den fürchterlichen Balkenzerstörern, den grossen Holzbienen {Xylocopa-AxtQxi) wird es kaum angegriffen. Auch ist es ein sehr gutes Brennholz; mann kann am An- legeplatz der Dampfschiffe bei Laboean, welche aus Mangel oder wegen zu grosser Theuerung der Kohlen fast nur Holz brennen, stets hunderte von Klaftern gespaltenen Holzes aufgestapelt sehen; die Chinesen haben sich dieses nicht unbeträchtlichen Industriezweiges, welche hunderlen von Leuten Brod verschafft, bemächtigt; die Rinde enthält einen schwärz- lichen Farbstoff, der allerdings nicht sehr gut ist, und meist nur von Aermeren zum Färben ihres Baumwollenzeuges gebraucht wird. Miquel (Flora v. Nederl. Indie, I, p. 582) spricht von dem ansehnlichen Ge- halt an Gerbstoffen, der in allen Theilen dieser Gewächse enthalten ist. Die malaiischen Fischer benützen auch gelegentlich den ausgepressten Saft der Rinde, um ihre Netze widerstandsfähiger gegen den Einfluss des Wassers zu machen^ indem sie dieselben mit diesem Safte tränken. Endlich liefern die jungen, geraden, fingerdicken Schösslinge des Bau- mes noch das Material für einen Industriezweig, dessen sich ausschliess- lich die Malaien bemächtigt haben. Sie werden in der Länge von 8 Fuss abgeschnitten, ihrer Seitenzweige beraubt und als anak Kaju an die Pflanzer verkauft, welche sie zum Aufhängen der geschnittenen Tabaks- stauden in den Trockenscheunen gebrauchen. Der Handel damit ist gar nicht unbeträchtlich, denn in Deli werden jährlich Millionen solcher Stecken verbraucht. Während in dem der See zunächst gelegenen Theil der Rhizophoren- sümpfe kaum ein fremder Bestandtheil das schöne, aber einförmige und 23 desshalb langweilige Grün der Manglebäume unterbricht, mischen sich etwas höher hinauf an Stellen, wo der Schlamm auch bei Fluth nicht ganz von Wasser bedeckt ist, langsam einige andere maritime Baumfor- men ein, die gewöhnlich viel höher sind als die niedrigen Rhizophoren und auch durch die Farbe und Gestalt ihrer Belaubung einige Abwechs- lung in die Landschaft bringen. Ich erwähne hier namentlich des Xy- locarpus obovattis, des Kaju niri, eines ebenfalls sehr guten Bauholzes, mtt kugelrunden, apfelgrossen Früchten, deren Genuss Betäubung und in grösserer Menge sogar den Tod herbeiführen soll. Ein anderer be- merkenswerther Baiim ist das Kaju api-api, (t\nt Avicemiia- Axt}) welches ein gutes Brennholz liefert; daher angeblich der Name: Kaju api-api ^=. Feuerholz; nach Berichten von vertrauenswürdigen Malaien aus Deli hat es jedoch seine Benennung von einer Phosphorescenzfähigkeit seiner Rinde und Blätter, man soll das besonders in dunklen Nächten vielfach beobachten können; ich selbst habe mich zu diesem Zweck des Nachts nie in die fieberschwangeren Mangrove-Sümpfe gewagt. Die Rinde eines anderen Baumes des Kaju iengar, besitzt einen schwachen, röthlichen Farbstoff, den die Malaien benützen, um ihre Fischgerichte zu färben; mit den Fischen wird ein Stückchen der Rinde des Kaju ten^ar gokochi , wodurch das Gericht eine schmutzigröthliche Farbe erhält (mal. bie7idang ikan). Endlich haben wir aus dieser Region noch einen schönen Feigen- baum mit vielen Luftwurzeln zu erwähnen , von den Malaien Djawi- djawi genannt, der sich besonders an den verschlungenen Seitenarmen im Delta des Deliflusses findet und einigermassen dem Waringin gleicht. Ebendaselbst wächst das Kaju buta-huta i^Xvcid^oXi), Cerbera {C.Odollamf Gaertn.), so genannt, weil der Saft des Baumes , wenn ins Auge gekommen, gefährliche Entzündungen hervorruft und gewöhnlich zur Erblindung führen soll. Desshalb weigern sich alle Arbeiter diese Bäume zu fällen, da sie den umherspritzenden Saft fürchten; öfters geschieht dies nun, theils aus Unkenntnis der gefährlichen Eigenschaften, namentlich bei fremden Arbeitern, oder aus Verwechslung mit andern ähnlich aussehen- den Bäumen. Alle nackten Hautstellen, welche mit dem Safte in Berüh- rung gekommen sind, gewöhnlich das Gesicht, die Hände und der nackte Oberleib, beginnen sofort die Symptome der heftigsten Entzündung zu zeigen, sie schwellen unter Fiebererscheinungen an, das Gesicht oft so stark, dass es einen fürchterlichen Anblick gewährt und die Augen des Patienten ganz verschwinden, röthen sich, brennen stark und bilden Blasen, welche ihr gelbliches leicht getrübtes Wasser nach 3-4 Tagen entleeren und nun über die ganze Fläche helle Borken bilden, die nach 24 einigen weiteren Tagen ohne Narbenbildung abfallen; damit ist der ganze Process abgelaufen, ohne eine tiefergreifende Störung verursacht zu haben, wenigstens in den wenigen Fällen, die mir zur Beobachtung kamen. Dieser böse Saft hat die Farbe und Consistenz der Milch und ist in sehr reichliger Menge in der Rinde enthalten , so dass man durch Einschnitte in kurzer Zeit mehrere hundert Gramm sammeln kann. Beim Eintrocknen nimmt derselbe eine schmutzigbräunliche Farbe an und ver- breitet einen starken Fäulnissgeruch, (cf. die Bemerkung Miquel's über die giftigen Eigenschaften des Cerdera-Sa.hes). Ein characteristisches Gewächs dieser Region bildet auch die bekannte Nipa-oder Atappalme, Alpa fruticans , welche aber wild nur vereinzelt vorkommt, z. B. im Deli-Delta, dagegen in Serdang und andern Orten der Ostküste in grossen Mengen von den malaiischen Fürsten und Be- güterten angepflanzt und gezogen wird. Denn diese „Nipagarten" werfen einen ziemlich bedeutenden Gewinn ab. Die Blätter werden, getrocknet, über einen c» 3 Fuss langen fingerdicken Niebungstock zusammengefaltet und mit einer Rottannaht aufgereiht, als die bekannten Ataps in den Handel gebracht. Sie bilden fast das ausschliessliche Material zur Dach- bedeckung und Wandbekleidung der Häuser für Malaien und Europäer; man kann sich daher denken, welche Mengen davon in Deli, insbe- sondere auf den Tabakspflanzungen zur Herstellung der vielen grossen Scheunen verbraucht werden, so dass die ganze Ostküste Sumatras nicht im Stande ist, den Bedarf zu decken und viele, viele Schiffsladungen jährlich noch von Penang und selbst von Banjermassing angeführt wer- den müssen. Ohne diese nützliche Pflanze wäre der Tabaksbau in Deli unmöglich, da man ohne dieselbe nicht in Stande wäre, die umfang- reichen Scheunenbauten, welche der Tabaksbau erheischt, schnell und billig genug auszuführen. Man darf sich aber von einem solchen „Palmengarten" keine beson- ders schöne Vorstellung machen. Die Nipa ist ein Schmutzfink, welche sich nur da wohl fühlt, wo der Salzsumpf am dicksten ist. In dem schauderhaften Schlamm, halb Wasser, halb Erde, der keines Menschen Fuss trägt und ekelhafte Modergerichte in die Lüfte sendet, da kriecht ihr Stamm horizontal dahin, als könne er sich gar nicht von dem lieb- lichen Nährboden trennen, und lässt nur seine Blattkrone eben über den Sumpfspiegel sich erheben. Zu der Brackwasservegetation gehören auch einige characteristische Sträucher, welche besonders an den Flussrändern und Sümpfen bis an die Flutgrenze vegetiren. Darunter ist besonders hervorragend der bläulich- 25 blühende Acanthis ilicifolius , welcher in dichtem stachligem Gewirr die genannten Gegenden besiedelt und ein Sj>iraea-&\\n\\c\\tx Strauch mit schönen weissen Blüthenballen. Riesige Farne, Acrostichum-kxien , vervollständigen das Bild. Oberhalb dieser Fluthgrenze, zum Theil noch im Brackwasser, zum grössten Theil aber auf süssem Sumpfland, wächst als hochragende Marke des Ueber- ganges in das Süsswassergebiet der Baum Bira-bira, der ungefähr so aussieht, als wenn an seinen, übrigens völlig unbelaubten, Zweig-Enden riesige Kohlköpfe befestigt wären. Er kann eine Höhe von 50 — 60 Fuss erreichen und fällt durch seine originelle Form sofort auf. Die allbe- kannte Kokospalme, der es ganz gleich ist, ob sie auf salzigem oder süssem Boden wächst , will ich nur vorübergehend erwähnen , dagegen bleiben noch einige Worte über die Vegetation zu sagen, welche sich unmittelbar am Seestrande auf erhöhten Stellen und Dünen , wo die Rhizophoren nicht gedeihen, entwickelt. Solche erhöhte Strandstellen, Dünen , die meist nur wenige Meter breit sind und einige Fuss über das Meeresniveau emporragen, finden sich namentlich bei Serdang und weiter östlich längs der Küste. Erst hinter dieser Bodenwelle beginnen dann die Mangrovesümpfe und die Stranddüne stellt sich somit als ein ganz isolirtes Gebiet , eine Vege- tationsinsel, dar. Der characteristische Baum dieser Strecken \s\. da.s Kaju aru, der Streitkolbenbaum {Casuarina litoralis), welcher durch sein eigen- thümliches Aussehen die Blicke auf sich zieht. Gruppen dieser Baume finden sich (spärlich) bei Serdang , deren eine die Erkennungsmarke die- ser Landschaft für die Seeleute bildet, und bei Baubaungan, wo sie sogar, da die Bäume im ziemlicher Entfernung aus einander stehen, einen netten parkähnlichen Wald bilden. Erhöht wird der Reiz noch dadurch, dass der ganze Boden mit einer schönen gleichmässig grünen, kurzen Rasendecke überzogen ist. Merkwürdig ist in unserer Strecke das Fehlen aller grösserer Pandaneen ; erst an den Ufern des Siakflusses kommen solche zu Gesicht. Als Strandpflanzen finden sich ferner eine Reihe eigenthümlicher Grä- ser, die zusammen mit einer rosenroth blühenden Ipomcea {litoralis ?) zXs dichter Filz den Sand überziehen. Dazwischen wachsen auch Bäume und Sträucher aus den höher gelegenen Gegenden , deren Samen vielleicht durch Absicht oder Zufall hierher gelangten , so z. B. eine merkwürdige Kannenpflanze {Nepenthes) , die ich weiter unten näher besprechen werde und die bekannte Abrus precatorius , deren kleine kugelrunde, prächtig roth und schwarz gefärbte Bohnen einen beliebten Schmuck bilden. Aus- 26 serdem habe ich noch (bei Labuan) jedoch nur in zwei Exemplaren, eine schöne silberglänzende Palme, Phoenix {Haukanaf) entdeckt, die jedoch, wie es scheint, auch auf nicht salzhaltigem Boden gedeiht, denn ich habe sie in dem botanischen Garten zu Singapore angepflanzt gesehen. Damit hätten wir den üeberblick tlber die Salz- und Brackwasser- region beendet und wenden uns zu dem Terrain, welches unmittelbar an das vorige anstösst. Wir haben es hier auch noch mit der nur wenig (von 3 bis höchstens zu 20 Metern) über dem Meeresspiegel erhabenen, etwa 2 geographische Meilen breiten Alluvialebene zu thun, welche von den zahlreichen, netzartig unter einander verbundenen Flüssen in stark mäandrischem Laufe durchströmmt wird, die zahlreiche und ausgedehnte Sümpfe bilden, welche in der heissen Zeit zum Theil trocken liegen. Man könnte diese Region mit Fug und Recht die Sumpfregion heissen. Diese Gegenden, namentlich längs der Flussläufe, sind es, welche die Malaien vorzugsweise bevölkert haben , hier fühlen sie sich am wohlsten. Auch die grossartige Entwaldung behufs Anlegung der europäischen Ta- bakspflanzungen begann hier, so dass der Urwald, der früher sowohl die Berg- als diese Sumpfregion gleichmässig bis zur Salzwassergrenze über- zog, hier schon seit anderthalb Jahrzehnten völlig verschwunden ist. Man sieht nur noch angebautes Land (Obstgärten und Paddifelder) und unzu- gängliche Sümpfe, an einigermassen trockenen Stellen auch ausgedehnte Savanen, Lalangwüsten. Wir wollen zunächst einen Blick auf das dem Fusse meist unzugängliche, üppige Gewirr der Sumpfpflanzen werfen. Da ragen zunächst über die niedrigen Formen einige Fächerpalmen hervor, so besonders eine Corypha {C.Gebangaf) sowie die schöne hohe und schlanke Serdangpalme *) (eine Livistona-Kxt , Z. olivaeformis f) , wel- che dem östlich an Deli grenzenden Sultanat Serdang den Namen gege- ben hat. Die Serdangpalme kommt übrigens auch in höher gelegenen Strecken vor. Die Tabakspflanzer halten das Land , auf dem viele Serdang- palmen stehen, für die Tabaksstaude nicht besonders gedeihlich. Sehr zierlich und niedlich nehmen sich die gruppenweise meist mitten im Wasser wachsenden ZüualaSorten , Palas mal. aus , besonders L. longipes. Der Wasserspiegel ist bis zur Unsichtbarkeit bedeckt von den breiten, fleischigen Blättern von Moiiochoria {Alisma), Sagittaria und JSymphaea- Arten, Ottelia alismoides Rieh, nicht zu vergessen, mit schönen, weissen, röthlichen und blauen Blumen, sowie dem merkwürdigen Keambang ge- 1) Mohnike, Blicke auf das Pflanzen- und Thierleben in der Niederländ-Malaiien- ländern, p. 68, schreibt: »Sadangpalme". 27 nannten Pflänzschen , Pistia stratiotes L. {Aroideae), welches mit einer schö- nen, regelmässigen Blattrosette frei auf dem Wasser schwimmt, ohne mit seinen Wurzeln an den Boden geheftet zu sein und oft grosse Wan- derungen von einem Wasserlauf zum andern unternimmt. Seine Zierlich- keit, Kleinheit sowie seine Eigenthümlichkeit machen es zu einem be- liebten Gegenstand für die Aquarien. An den Rändern des Sumpfes denke man sich ein undurchdringliches Gewirr von tlber mannshohen Schilf- gräsern , colossalen malerischen Cyperaceen , riesenhaften Farrenkräutern und kleinen Fandanus-AxiQn, umwuchert und durchdrungen von tausenden namenloser Blumen- und Blätterranken , den weissen und rothen Bltlthen- sträussen verschiedener Camia-Ari&n und Zingiberaceen , während sich die malerischen Festons unzähliger Rottanlianen von Krone zu Krone schlin- gen und die oft bizarren Formen grosser Aroideenblätter unsere Augen auf sich ziehen ; so wird man ungefähr eine schwache Vorstellung von dem Alles überdeckenden Reichthum dieser Region bekommen können. Eine Pflanze möchte ich noch besonders hervorheben, das ist nämlich ein merkwürdiger Nepenthes , welchen ich sowohl mitten im Sumpfwas- ser, als auch auf den salzhaltigen Dünen am Meeresstrande angetroffen habe. Die Pflanze gleicht mit ihren grünen, rankenden Stengeln und ihren langen, schmalen, grasartigen Blättern so sehr einem der vielen Schilf- oder Riedgräser, dass ich sie lange für ein solches hielt, obwohl mir der spannenlange halb aufgerollte fadenförmige Fortsatz an der Spitze des Blattes stets auffiel. Ich konnte indess nie die Blüthen oder die Kannen auffinden. Einem Bekannten von mir ist dies, nach dessen mündlicher Mittheilung, jedoch gelungen. Die Gräben und Abzugskanäle sind gewöhnlich erfüllt von den Blättern eines schönen saftgrünen wie der bekannte Sauerklee (ÖA:a/zV) aussehenden Farnkrautes, einer Marsi/ia-species , einer rosafarbenen Winde, Ipoinaea reptans, mal. Kangkung, deren Blätter die Malaien als Gemüse essen, und von einer höchst merkwürdigen, schwimmenden Mimose, Sikerhvt von den Malaien genannt, Neptunia oleracea Leur. Diese interessante Pflanze wurzelt in den Seitenrändern der Graben, da wo das Wasser kein starkes Gefälle hat, und sendet von hier aus lange blätter- und blüthentragende Ranken auf den Wasserspiegel hinaus, den dieselben ganz überziehen und sich vermittelst einer ganz eigenthümlichen, mir völlig neuen Vorrichtung schwimmend erhalten. Der Stengel ist nämlich von einem durch Wucherung des unter der Epidermis liegenden Zell- gewebes entstandenen, schwammartigen Gebilde eingehüllt, welches in regelmässigen Intervallen, da wo die Zweige und Blätter hervorspriessen , 28 eingeschnürt ist, so dass es aussieht, als schwimme die ganze Ranke auf angebundenen Korken. Die Fiederblätter sind dieselben wie bei der Mimosa pudica , vielleicht um eine Kleinigkeit grösser, und besitzen ebenso wie diese die Eigenschaft, sich auf die leiseste Berührung dicht zusammenzufalten. Die Flussufer sind meist auf stundenweite strecken hin eingerahmt von einem undurchdringlichen, gegen lo Fuss hohen Gewirr e\ntx Saccharum- Art (S. spontanerifn} ) von den Malaien Tjupran genannt, welches sich oft weit ins Land hinein erstreckt und jede Annäherung an das Wasser hindert. Man fährt wie zwischen Mauern auf dem Flusse dahin, ohne den geringsten Ausblick auf das Ufer. An andern Stellen wieder hängen weidenartige Bäume {Salix sumatrana Miq. malaisch : Dedälu) sowie hohe krautartige Sträucher mit schön grünen , grossen , ovalen Blättern über den Fluss herein. Aber wehe dem, der sie anrührt! Es ist eine furcht- bare Brennnessel, ins Riesenhafte vergrössert , gegen welche der Stich unserer europäischen Nessel gar Nichts bedeutet. Das ist das berüchtigte Dann Djelatangdit.xy\.2\dXtw (Urtica Stimulans "i) Wie mancher hat schon seine botanische Unkenntniss durch tagelange furchtbare Schmerzen büssen müssen , da er nach Verrichtung einer Noth- durft im Freien die schönen grossen , zu dem Zweck wie geschaffen er- scheinenden Blätter in bekannter Weise zu verwenden gedachte ! Wie furchtbar die Schmerzen bei der Berührung sind, ja wie eine längere Geisselung mit den Blättern den Tod herbeizuführen im Stande ist, hat der holländische Schriftsteller Perelaer sehr drastisch in seinem Roman „Babu Dalima" geschildert. Auch dichtineinandergewirrte Rottan-Dickichte besäumen oft weithin die Ufer, und strecken ihre dünnen, fast unsichtbaren, aber mit furcht- baren Stachelkränzen versehenen Ruthen weit hin über das Wasser, dem harmlos im Kahne Dahinfahrenden sanft, aber unwiderstehlich mit elas- tischem Schwung die Kopfbedeckung ablüpfend oder ihm beträchtliche Stücke aus Haut und Kleidern reissend. Man darf eben in den Tropen nur sehr selten einem träumerischen Naturgenuss sich hingeben, selbst wenn die Scenerie noch so sehr dazu einladet, sondern muss stets mit offenen Augen und Ohren auf der Lauer liegen gegen tausenderlei Fähr- lichkeiten. Derart sehen die Flüsse im Unterlaufe aus , soweit der Mensch mit seiner Cultur sich nicht da angesiedelt hat, Schöne Abwechslung bringen hie und da riesige malerische Farrenkrautwedel , die oft für sich allein ganze Dickichte bilden, sowie blühende Bäume und Blumen, so namentlich eine prächtige Akazie mit rosenrothen dichten Blüthentrauben 29 [Cassta Roxburghiil) oder ein weissblühender Djambu ajer-^d,\x\x\ , Jam- bosa aquea, während an lichteren Stellen im Grase eine Balsaminencolonie ihre purpurrothen Blüthen wiegt, oder grossblätterige Aroideeen und riesige Crvwm-Anen mit weissen oder rosenfarbenen Blumensträussen die schattigeren , niedrigeren Stellen bevölkern. Nur wenn der Fluss den Ur- wald durchschneidet, was aber im Unterlauf jetzt kaum mehr der Fall sein dtlrfte, da heute auch die letzten Stämme von der alles vernichten- den Axt dahingeschwunden sind, wird die Fahrt interessanter, ja gross- artig, indem die bequeme Art des Reisens den vollständigen ungetrübten Genufs der erhabenen Pracht des Urwaldes gestattet. Wir wollen uns nunmehr aus der Wasser- und Sumpfregion heraus auf die etwas trockeneren Stellen begeben, welche der Mensch schon seit langem gerodet und zum Anpflanzen seiner Nahrungsbedürfnisse ver- wendet hat. Die Erntezeit ist gerade vorüber und auf den verlassenen Feldern entwickelt sich eine Brachfeldvegetation, die wir überall auf allen Wegen und Stegen wieder antreffen. Schon wenige Tagen nach dem Abernten beginnt dieselbe. Die charakteristischste Pflanze ist eine kleine kriechende Portulacee mit kleinen gelben Blüthen , Dann rembilaftg von den Malaien genannt, welche sofort alle nackten Erdschollen über- zieht. Dazwischen wuchern eine €bt\^i^\%%t\o\)\\x\\i\gQ Oxalis (O. cernua) und mehrere grasartige, kriechende Commelinaceen u. A. Comm. obliqua Don, an etwas sumpfigen, schattigen Stellen, und C. I/asskarlii C\a.Tke? letztere mit wunderschönen blauen Blümchen, welche an unsere Vergiss- meinnicht erinnern. Der eben erwähnte Portulak wird von den Einge- borenen als Gemüse gegessen und die zerquetschten Blätter als kühlende Umschläge auf entzündete Augen gelegt. Dass eine ganze Legion von Cyperaceen und Gramineen in jeder Grösse ihre grünen Leiber herge- ben, um die nackte Blosse der Mutter Erde bedecken zu helfen, brauche ich als selbstverständlich wohl nur zu erwähnen. Auch eine kleine Aroidee siedelt sich massenhaft hier an. Sie hat nicht ganz die Grösse des europ. Arum mactilatum, wächst niedrig mit grünen pfeilför- migen Blättern, hat aber eine wunderschöne, grosse, tief braunviolette sammtartige Blumendüte ohne Stengel, welche jedem Blumentische zur Zier gereichen würde. Das sind so die ersten Pflanzen mit denen die Erde ihr durch den Menschen abgerissenes Kleid zu flicken sucht. Bald bemerkt man auch einige Compositen, Vernonia chinensis Less. und Spilanthes Acmella L., ein stachliges Kraut , Amaranthus $pi?wsa, spriesst hervor, welches ein ausgezeichnetes spinatähnliches Gemüse, Sayur bayam mal. liefert; es gesellen sich ferner Cyathula prostrata Bl., Des- 3° modhim gangeticum DC. und einige weisse und violette Solaneen und Polygonum-\x\.tn, sowie die kleinen Sträucher des Sauropus sumatranus dazu, und eines der gemeinsten Unkräuter in Deli, ein holziger rosa- blüthiger Malvaceenstrauch (Urena Lappagol) hilft schliesslich mit, dass nach Monatsfrist des Menschen Fufs ohne Beihilfe des Messers kaum mehr das Gewirr durchdringen kann. Eine andere Malvacee (ein Abutilon T) fällt durch seine grossen gelben , am Grund purperbraunen Bltlthen, welche an einem niedrigen, kriechenden kurzstachelichen Strauch mit bandförmig gelappten Blättern sitzen , angenehm auf, ebenso eine Rubiacee {Lasianthus sp. ?) welche an der Spitze ihres kaum 3 Fuss hohen holzigen Stengels eine grosse scharlachfarbene Blüthenähre trägt, die sich später in einen Büschel leuchtendblauer Beeren verwandelt. Angeflogene und im Boden versteckte Sämereien haben nun Zeit und Ruhe, um sich zu entwickeln. Da entfaltet sich denn zunächst ein stacheliges Durcheinander von (hie und da über mannshohen) Solaneen- sträuchern, wovon eine Art schöne, runde, goldgelbe Früchte hat, welche essbar sind und einen Geschmack besitzen, der an Stachelbeeren erin- nert. Untermischt ist dasselbe mit einem als Panacee gegen Beriberi eine Zeit lang viel angepriesenen krautartigen Strauch, Clerodendron ser- ratum, dessen Blüthendecoct als Daun singugu den armen Beriberi- Kranken dreimal täglich kaffeetassenweise eingeflösst wurde, ohne jedoch das Geringste zu helfen, wie ich mich durch eigene Versuche überzeugt habe. Dazwischen fallen die grossen weissgrünen Blattflächen eines wilden ^^Kladi'"' (Caladium) in die Augen, welche für den Malaien^ einfach abgebrochen und über den Kopf gehalten , einen billigen Regen- schirm und, wenn dann weggeworfen, für die Pferde ein sehr beliebtes Scheuobject abgeben. Die Wurzelknollen sind ein Leckerbissen für die Wildschweine. Weiter sind hervorzuheben eine mannshohe Coraposite mit weissfilzigen salbeiähnlich riechenden Blättern, deren ausgepresster Saft ebenfalls gegen Augenkrankheiten angewandt wird und an etwas feuchten Stellen, ein grosser fiederblättriger Strauch mit leuchtendgelben Blüthenkerzen, ebenfalls „gut für die Augen". Anziehend durch ihre vie- len , schön violettrothen , grossen ßlüthen ist eine Melastomacee , Melas- toma decemfidtitn. Diese ganze bunte Gesellschaft, welche über und über gespickt und ausgeputzt ist mit den eleganten Wedeln unzähliger kleiner und grosser Farrenkräuter (hauptsächlich Polypodium sp.) wird mm tausend- fach und undurdringlich umschlungen, durchrankt und verknüpft durch die zähen Lianen unzähliger Papilionaceen und Convolvulaceen, deren schöne grosse Blumenkelche, die der ersten Familie gewöhnlich bläulich , die der 31 letzteren weiss, gelb oder rosa gefärbt, einzeln und in ganzen Trauben bald zwischen dem Sträuchergewirr am Boden hervorlugen, bald an zier- lichen Guirlanden in dem Geäste der zahlreichen Bäume sich wiegen. Meist nahe am Boden sich hinschlängelnd, doch auch bis zu ansehn- licher Höhe eraporkletternd und besonders gern alte verlassene Atap- hütten in Nu mit ihren grossblätterigen Ranken von oben bis unten einspinnend, helfen ausserdem noch eine unzählige Menge von Cucurbi- taceen mit prächtigen phantastisch ausgefranzten Blumen und Blättern das undurchdringliche Dickicht noch undurchdringlicher machen, sodass man ohne Hackmesser in ein solches nur wenige Monate altes Brach- feld nicht mehr eindringen kann. Der Tollkühne, der es dennoch versucht, fühlt sich schon nach den ersten Schritten von allen Seiten umschlungen und festgehalten von den meist unsichtbaren dünnen Ranken, als wäre er an Händen und Füssen mit Stricken gebunden und ist schliesslich froh , wenn er sich wieder nach rückwärts concentriren kann. So vertheidigt die durch Menschen- hand misshandelte Erde ihr neues Pflanzenkleid. Zur Zeit der Fruchtreife kann man oft wunderschön gefärbte Früchte in diesem Lianendickicht erblicken, namentlich machen gewisse faust- grosse gelbrothe Aepfel (von Modecca-hxXtn ?) in dem dunklen Laub einen schönen Effect, ebenso eine kleine Cucurbitacee mit prächtigen fein ausgezackten Blättern und scharlachrothen , nussgrossen Früchten. Diese letztere gäbe eine schöne, leicht zu ziehende Zierpflanze ab. Eine sehr häufige Bohnenranke, Bunga rafikadei genannt {Mucuna pruriens) fällt durch ihre dicken, vollen, über spannenlangen Blüthentrauben von dunkelvioletter Farbe dem Blumenliebhaber besonders angenehm auf; er versucht vielleicht, sich eine solche Blüthe abzureisen. Frevelhaftes Be- ginnen! Kommt seine Hand in dem Gewirr den fingerlangen, breiten, mit einem dichten , weisslichen Haarfilz überzogenen Fruchtschoten auch nur einen Moment lang zu nahe, so rächt sich dies sofort durch uner- trägliches Jucken der betreffenden Stelle. Nach ganz kurzer Zeit juckt es ihn plötzlich auch am Arm, in der Achselhöhle, am Hals und so weiter an Brust, Bauch und Beinen, kurz am ganzen Körper, und zwar so heftig und brennend, dass der arme Mensch wider Willen sich un- aufhörlich den ganzen Körper blutig kratzt. Man möchte zehn Hände haben , nur um sich überall zugleich kratzen zu können. Diese unerträgliche juckende Pein, welche im Stande ist, Thränen in die Augen zu treiben, hält lange an, und man kann sich die Qual eines solchen Unglücklichen ausmalen. Ich selbst hatte nur einmal, von den Malaien auf diese Teufels- 32 bohne aufmerksam gemacht, eine Schote vorsichtig zwischen die Finger- spitzen genommen; keine zehn Minuten danach hatte sich das fürchter- liche Jucken schon über meinen ganzen Oberkörper verbreitet. Die kleinen Haare, welche die Schote aussen bedecken, setzen sich in der Haut fest und wandern, durch jede Bewegung ihres Opfers weiter geschoben, über dessen ganzen Körper. Je schneller und heftiger also die Bewegungen, desto schneller breiten sie sich aus. Die Malaien halten das Jucken für so schrecklich, dass sie behaupten, Wildschweine, deren gewiss nicht zarte Haut mit der Bohne in Berührung gekommen ist, wälzten sich wie närrisch auf dem Boden herum. Karbauen , denen die Haare ins Ohr gekommen sind , sollen wüthend werden. Eine häufige Schlingpflanze ist auch die bekannte Tuba {Anamiria coccuhisl) deren ausgepresster Saft bekanntlich van den Malaien zum Fischfang benützt wird. Für einen Fluss von z. B. 30 — 50 Fuss Breite nimmt man den ausgepressten Saft von etwa 3 Centnern Tuba, den die Leute im Kahn fahrend, über den Wasserspiegel hinspritzen; zuletzt wirft man auch noch das zerquetschte Kraut hinein. Zwei bis drei Stunden nachher beginnen die theils todten theils schwer betäubten Fische den Fluss hinabzutreiben, oft viele hundert Centner, und werden von den harrenden Eingebornen mit leichter Mühe eingesammelt. Die betäubende Wirkung des Tubasaftes ist ausseror- dentlich stark und wirkt stets bis hinab zur Mündung des betreffenden Flusses; desshalb werden auch gewöhnlich die Anwohner weiter unten am Flusse gewarnt, an der bestimmten Zeit weder selbst von dem Wasser zu trinken, noch ihre Ochsen oder Pferde zur Tränke zu treiben. Sogar die Krokodile an den Mündungen sollen von den herabschwimraenden Tubasafte betäubt werden und regungslos für einige Zeit auf dem Grunde liegen bleiben. Noch bleibt eine interessante Pflanze zu erwähnen, nämlich ein Ver- treter der Aroideeen-Gattung Amorphophallus , welche man allüberall ihre grossen, feingelappten Blattschirme ausbreiten sieht. Der dicke saftige Stengel des (einzigen) Blattes ist weisslich mit dunkelgrünen Flecken und Rauten geziert, fast wie der Rücken einer Pythonschlange und wenn man denselben mit seiner auffallenden Sprenkelung zwischen dem Grün auftauchen sieht, muss man sich wirklich erst ins Gedächtniss rufen, dass man es mit einem Blattstiel und nicht mit einer Schlange zu thun hat. Das Blatt, welches bei grösseren Arten bis zu 2 Fuss im Durch- messer haben kann, entwickelt sich sehr schnell, fast über Nacht und oft an Stellen, wo man es gar nicht vermuthen sollte, z. B. aus dem festgestampften Erdboden neuerbauter Kulihütten oder mitten auf einem 33 neuen sorgfähig gereinigten und aufgeschütteten Wege. Die Blüthe er- sclieint erst, wenn das Blatt abgestorben ist, und sitzt ohne Stengel direct auf dem Erdboden. Sie besteht aus einer schmutzigweissen Düte mit oben weissem, unten dunkel violettem Stempel und hat öfters bis zu einem Schuh Durchmesser. Die viel besprochene Riesenblume , seiner- zeit von dem italienischen Botaniker Beccari auf der Westküste Sumatra's aufgefunden, gehört bekanntlich in diese Gattung, und manche Exem- plare Deli's , namentlich von einer riesigen Art aus den Vorbergen , mögen ihr an Grösse wenig nachstehen. Der ungeheure Fruchtkolben besteht aus hunderten scharlachrother Beeren bis zu Kirschengrösse. Das Merk- würdigste an der Pflanze ist jedoch ihr unsäglich aashafter Gestank. Wo solch ein Blümlein im Verborgenen blüht, da hält sich jeder Vor- übergehende gewissenhaft die Nase zu. Seltsamerweise scheint der Geruch in einiger Entfernung stärker zu wirken, als wenn man die Nase unmit- telbar an die Blume bringt, wenigstens kam es mir stets so vor. Einst, als ich mit dieser Eigenschaft des fäcalen Geruches noch nicht bekannt war, hatte ich eine solche Blüthe zum Trocknen in mein Herbarium gelegt und ging damit zu einem Bekannten auf die Veranda. Nach einiger Zeit entwickelte sich daselbst ein solcher Gestank, dass wir Alle uns unwillkürlich zunächst von der Reinheit unserer Fussbekleidung über- zeugten und noch lange suchten, bevor wir den Uebelthäter in meinem Herbarium entdeckt hatten. Wir wollen nunmehr die Bäume etwas näher ins Auge fasen, die sich in diesen Strecken befinden und einsam ihre Aeste hier und dort gen Himmel strecken als letzte Ueberreste des früheren, längst niedergehau- enen Waldes. Natürlich kann es sich nur um Bäume handeln, die man aus diesem oder jenem Grunde absichtlich stehen gelassen hat. Meist sind es Nutz- und Bauhölzer oder ^e/a/i (gummi) gebende Bäume, kurzum solche, welche dem Menschen zu irgend etwas dienen. Doch finden sich auch Stamme, an welche sich der Mensch wegen dieser oder jener Eigenschaft nicht heran wagt. Ein solcher ist der Rangas-^z.\xm. , Gluta Benghas. In der Gegend von Mabar und Pertjut kann man besonders häufig Gruppen von lo — 12 dieser schönen hohen Bäume in den angepflanzten Feldern zerstreut sehen, welche man bei dem allgemeinen Waldmorde säuberlich hat stehen lassen. Warum? Weil dieser Baum gerade einen solch scharfen, giftigen Saft besitzt, der auf der Haut seines Mörders eine fast eben so furchtbare Entzündung zu wege bringt , wie der oben erwähnte Buta-buta. Kein Arbeitsmann wagt es, ihn zu fällen, und in den von Pflanzern an die Malaien oderBatta's 34 ausgegebenen Contracten zum Waldschlagen sind desshalb Rengasbäume ausgenommen. Merkwürdigerweise behaupten die Eingebornen einmüthig, dass beim Vollmond der Saft seine giftigen Eigenschaften verliere und der Baum dann ohne Schaden gefällt werden könne. Dies ist mir nicht nur hundertmal versichert worden, sondern ich habe auch die Leute, welche nach der Vollmondsnacht von der Arbeit kamen, untersucht, und keine Entzündung der Haut gefunden. Der Butabuta-baum besitzt diese Eigenschaft nicht, sein Saft bleibt auch in dieser Zeit giftig, wie mir ausdrücklich hervorgehoben wurde. Das Holz des Rengasbaumes ist ausserordentlich hart und zäh und wenig den Verwitterungseinflüssen zugänglich; man hat desshalb bei Anlage der Bahn von Labuan nach Medan die Eisenbahnschwellen vorzugsweise daraus hergestellt. Ein anderer prächtiger Baum, der mit seinem vollen, dichten Fiederlaub und seinen zahlreichen goldgelben Blüthentrauben einen ausgezeichneten Anblick bietet, ist der bekannte Djuar oder, wie er in Deli genannt wird, Djohorbaum, Cassia florida. Der Kern. des Stammes, teras djohor , welcher von einer weissen , leichten Holzschicht umgeben ist , ist dunkel schwarzbraun, sehr schwer und so hart, dass ein Nagel kaum eindringt, wesshalb er auch fälschlich Eisenholz genannt wird. Er ist einer der gemeinsten Bäume in Deli, überall ausschiessend, namentlich in den Vorbergen, auf der Höhe etwa von Patumbah und Deli-tua, und bildete früher ganze Bestände. Dank des unsinnigen Wüthens der Pflanzer mit Feuer und Axt wurden hunderte der für Haus und Scheunenbau so unendlich werthvollen Stämme, welche man aus den für den Tabaksbau niedergeschlagenen Parcellen nicht herausschleppen wollte oder konnte, einfach zu Asche verbrannt und so kommt es, dass man wenig alte, grosse Stämme mehr sieht. Denn so schnell und gern der Baum im Beginn auch aufspriesst, so langsam wächst er später, wenn der eisenharte Kern sich zu bilden beginnt; ein zehnjähriger Baum hat erst einen ungefähr 2 Fuss dicken „ieras". Dass das Djohorholz von wegen seiner beinahe unverwüstlichen Härte — ich habe Stämme gesehen, die, nach 5 Jahren aus dem Boden genommen, noch keine Spur von Ver- witterung zeigten — für den Haus- und Scheunenbau, namentlich für die Grundpfeiler, unbezahlbar ist, kann man sich denken, und mancher Pflanzer, der früher aus dem Vollen wirthschaftend die werthvollen Stämme vergeudete, sucht nunmehr dem durch das bereits allzuweit gediehene Verschwinden der Wälder eintretenden Mangel an Bauholz durch Wieder- anpflanzen des früher so leichtsinnig ausgerotteten Djohor zu steuern. 35 Eine andre, ebenfalls prächtig goldgelb blühende Papilionacee, Ptero- carpiis Indiens Willd., von den Malaien Kaju Sana genannt, gehört auch zu den gewöhnlichen Bäumen dieser Region, und wird nicht allein wegen seines leichten, aber dauerhaften und namentlich schön gemaserten Holzes, welches polirt einen prächtigen Goldglanz annimmt und desshalb allgemein zu Messer- und L.anzenscheiden verarbeitet wird, sondern auch wegen des lieblichen, veilchenähnlichen Geruches seiner Blüthen geschätzt. Dieser ist so stark, dass ein bltlhender Baum seine Umgebung weithin mit lieblichem Duft erfüllt. Ausserdem wird sein rother, eine Art Drachen- blut bildender , Saft als Politur und zu medicinischen Zwecken bei Diarrhöe benutzt. Einsam, eine glatte, schlanke Riesensäule, noch laut von der ver- schwundenen Waldespracht zeugend, ragt hie und da aus den kahlen Feldern ein bis zu 150 Fuss und mehr hoher Toalangbaum empor. Hoch oben in der Achsel eines seiner kahlen Aeste ist ein grosser schwarzer, länglicher Fleck zu bemerken — ein Bienennest. Das ist ein sogenannter Bienenbaum, denn nur auf ihm siedelt sich die honigerzeugende Biene an, deren süsses Product auch dem Malaien ein Leckerbissen ist, und desshalb sind auch diese Bäume durch eine ausdrückliche Klausel in den von der Regierung an die Pflanzer ausgegebenen Landcontracten, ebenso wie die Fruchtbäume, vor dem Fällen geschützt. Da, wo der Stamm dem Boden entsteigt , springen nach allen Seiten brettartige Strebe- leisten vor, welche offenbar dem Riesenstamme mehr Halt und Festigkeit geben sollen, da die meisten Wurzeln sich nur oberflächlich im Boden verbreiten. Diese vorspringenden Strebepfeiler finden sich bei vielen Hoch- stämmen und bilden mit einander, wenn gut entwickelt, rund um den Stamm wahre Kammern, die sogar oft durch natürliche Thüren mit ein- ander verbunden sind und denen Nichts fehlt, als das Dach. Den heiligen Waringinbaum brauche ich als vorhanden wohl nur zu erwähnen, da er in seiner Schönheit und Majestät von allen Reisenden angeführt und gepriesen jedem Gebildeten bekannt sein wird. Man sieht nur wenige Bäume in Deli, meist an heiligen Plätzen, sogen. Kramais. Ein schönes Exemplar steht an der Landstrasse von Labuan nach Medan. Ein eben solches habe ich 4000' hoch in den Battaländern an den Ufern des Tobahsees gesehen. Ficns {Urosiigma)-Ar\.&n von den Malaien pokon ara genannt sind überhaupt ungemein reichlich vertreten , von den grössten Bäumen, deren Früchte, ein von den grösseren pflanzenfressenden Vö- geln , namentlich Tauben und Nashornvögeln , sehr geliebtes Futter bil- den , — (eine Covellia ?) mit rothen , birnförmigen Früchten wird auch von 36 den Malaien als Buwah ara gegessen — bis zu den schwächsten Schling- pflanzen, von denen mehrere der Gattung Mcus angehörende Arten so grobe Blätter besitzen, dass sie sich wie Schmirgelpapier anfühlen und sehr gut zum Poliren von Holz gebraucht werden können unter dem Namen von Dann ampelas. Um die wilden Feigenarten gleich vollständig vorzuführen, sei hier der wunderschönste und imposanteste zugleich auch der nützlichste Vertreter der Familie angereiht, die Ficus (Urostigma) elasiica, der Kautschukbaum. Er ist ein Schlinggewächs , aber freilich von baumartigen Dimensionen. Mit hundert faust- bis schenkeldicken Armen unklammert er einen hohen Waldbaum, um sich oft über hundert Fuss hoch an ihm empor nach Luft und Licht zu ranken; wenn sein Same zufällig in einer Rindenspalte oder einer mit etwas verwittertem Pflanzen- humus versehenen Astgabel entkeimt ist, so breitet er sich nach 2 Seiten aus, seine Blattkrone nach oben, seine Stämme und Luftwurzeln nach unten. Das arme unklammerte Opfer siecht bald dahin und erstickt schliesslich unter den eisernen Umschlingungen des furchtbaren Würgers. Wehe, wenn der Mörder bis zu diesem Zeitpunct noch nicht stark genug ist, auf eigenen Füssen zu stehen! Umbarmherzig reisst ihn dann sein Opfer mit zu Boden, und selten mehr ist er im Stande, sich wieder empor zu heben aus dem tödtlichem Moder zu den andern Baumkronen in den belebenden Aether! Vermag er aber auf seinen Dutzenden dünner, durch- einandergeschlungener Beinchen sich zu erhalten, so bröckelt der todte, umschlungene Stamm langsam heraus, und es bleibt dann ein Gebilde stehen , das durch seine bizarren , wunderlich in einander gewirrten Formen die kühnste Phantasie überflügelt. Der Anblick eines auf sich selbst dastehenden grossen Kautschukbaumes mit seiner dichten Krone grosser, prachtvoll grüner Blätter, seinen vielen Luftwurzeln und seinem merk- würdig aus lauter kleinen Säulen zusammengesetzten Stamm gewährt einen herzerhebenden, grandiosen Anblick, und Liebhaber pflanzen den dankbar, leicht und schnell aufspriessenden Baum zur Zierde in ihrem Garten. Beim Einschnitt in die Rinde quillt ein dicker, milchweisser Saft her- aus, der nach einigen Augenblicken an der Luft zu dem bekannten Kautschuk oder Gummi elasticum erhärtet. Die Malaien nennen densel- ben Geiah rambung^ und sammeln ihn zum Verkauf. Die Rinde solcher Bäume ist daher über und über mit tausenden von Narben früherer Ein- schnitte bedeckt. Dass ein solcher Säfteverlust den Baum natürlich furchtbar schwächt, ist begreiflich. Die Procedur des Gummigewinnens darf daher nur alle paar Jahre, gewöhnlich 3 oder 4, stattfinden. Da Kautschuk ein sehr gesuchter Artikel ist und gut bezahlt wird, haben 37 sowohl Malaien als europäische Pflanzer Versuche gemacht mit Anpflan- zen (aus Stecklingen) aber wie mir scheint ohne besondere Energie, da der Baum erst nach 8 — lo Jahren nutzbar wird und der Tabak vorder- hand noch einen viel zu grossen Gewinn abwirft. Schliesslich will ich noch eines sich überall eindrängenden, niedrigen Baumes mit voller, fast bis auf den Boden gehender, weisslich grüner Krone und schön violetten , grossen Blüthenbüscheln gedenken , der durch seine Häufigkeit zu einer der characteristischsten Pflanzen dieser Region wird, wahrscheinlich eine Calophyllum-hxt. Wegen ihres Nutzens fallen noch 2 Euphorbiaceen zu erwähnen, baumartige Sträucher, den Gattun- gen Cyclostemon und Bridelia angehörend; erstere von den Malaien Balanitjo , letztere TJifiifi genannt, deren Saft man zum Braunfärben und Wasserdicht machen der Fischnetze und Angelschnüre gebraucht. Hier und da wird der Brachfeldflora [ein gevvissermasser fremdländi- scher Stempel aufgedrückt , indem einige Pflanzen , sei es durch Zufall oder Absicht, aus anderen Ländern hierher gelangten und sich stark entwickelten. Darunter sind hauptsächlich zwei, eine feuerfarbene Lan- tana sp. und die Mimosa pudica. Beide waren in Deli vor lo Jahren noch nicht wahrgenommen und sind von Singapore oder Penang eingeschleppt. Dortselbst bilden die beiden das gemeinste Unkraut und wird namentlich die Lantana ihres dichten , schlingenden Wuchses und ihrer zahlreichen , feuriggelben Blumen wegen allenthalben als Gartenhecke verwendet. Sie wuchert ungemein stark; auf Java und Ceylon habe ich ganze Bergseiten von ihr überzogen gesehen, so dass keine Pflanze daneben aufkommen konnte. Vermöge dieser ungeheuren Lebenskraft hat sie auch an verschiedenen Stellen in Deli sich eingenistet und es wird nicht mehr lange dauern, bis sie auch dort alles Andre überflügelt. Auf der Strecke zwischen Medan und Gedong Djohore, wahrscheinlich ihrem ersten Standort in Deli, ist dies jetzt schon der Fall. Die Mimosa pudica habe ich i88i selbst von Sin- gapore nach meinem Wohnort in Serdang hinübergebracht, um sie im Garten zu pflanzen. Anfangs waren es nur 2 oder 3 Sträucher, aber schon nach einem Jahr hatte sich die Pflanze über alle angrenzenden Felder verbreitet und wuchert nunmehr unausrottbar daselbst. Jedermann ist ja die Eigenschaft dieser Minose bekannt , bei der leisesten Berührung ihre zarten Fiederblättchen zusammenfalten und bei etwas stärkeren Con- tusionen sogar die Blattstiele flach niedersinken zu lassen. Doch bleibt es stets ein merkwürdiger und interessanter Anblick, wie unter dem wandelnden Fusse sich die lachende grüne Flur urplötzlich in ein trau- 38 rig , braunes , blätterloses Steppengestrüpp zu verwandeln scheint. Die Spur eines Menschen oder Thieres lässt sich viele Stunden lang — manche sagen, bis zum nächsten Morgen — an den sterilen braunen Streifen erkennen. So lange dauert es, bis die schamhafte Pflanze ihre insultirten Blättchen wieder auszubreiten wagt. Nunmehr noch ein Wort tiber die Graswtisten (Savanen), die bekann- ten Lalangfelder , welche in Deli an trockenen Stellen bis zum Meeres- gestade hinabsteigen, obwohl sie ihre grösste Ausdehnung und Entwick- lung erst in einer Höhe von etwa 3000 Fuss z. B. dem Plateau von Tobah, erreichen. Lalang wird das Wort in Deli gesprochen, nicht Alatig-alang und bezeichnet jenes steife bis zu 6 Fuss hohe , harte, spitze Gras, Imperata {arunäinacea ? CynlL), welches allüberall in Indien in so erstaunlicher Menge wuchert, überall sich eindrängt und kaum, selbst nicht durch tüchtiges Umgraben, auszurotten ist. Es gibt nur ein Mit- tel , diesen frechen Ueberall und Nirgends sicher zu tödten , und das sind Fusstritte, vieltausendmal täglich wiederholt, mit anderen Worten: be- gangene Wege. Auf neu begangenen Pfaden stirbt das Lalanggras sofort radikal ab, aber nur gerade eben so breit als die Fusssohle den Boden berührt. Rechts und links stehen die Halme 5 — 6 Fuss hoch, ihre Spit- zen neigen sich über dem schmalen Ffad zusammen, so dass derselbe von oben oder aussen absolut unsichtbar ist und der tastende Fuss nur durch eine glatte graslose Rinne vergewissert wird , dass er sich auf dem richtigen Weg befindet. Diese Pfade bleiben, nachdem sie ausser Gebrauch gesetzt sind, trotz ihrer Kleinheit und Schmalheit noch Monate, beinahe Jahre lang glatt und rein von Lalang, so gross ist die Abneigung desselben vor hart- getretenem Boden. Es gibt in Deli Lalangfelder von vielen Stunden Aus- dehnung, sowie kleine Fleckchen von nur wenigen Quadratmetern Um- fang, die oft mitten im Wald, an ganz unerwarteten Stellen, auftreten. Könnte man Deli aus der Vogelperspective betrachten, so würde man dessen dunkeln Waldmantel vieltausendfach geflickt finden mit vielge- staltigen, hellgrünen Lalangfeldern. Fast überall verdanken die Lalang- felder, namentlich die kleinen, ihre Entstehung einer verlassenen Cultur. Ein Malaie legt sich an einem beliebigen Punct ein Haus oder ein Feld an; taugt ihm dasselbe nicht mehr, so siedelt er sich wo anders an und .die verlassene Waldblösse wird zur Lalangwiese, ehe noch Bäume und Sträucher Zeit haben, sich zu entwickeln. Oft kann man noch aus der Graswüste die verkohlten oder verfaulten Balken des ehemaligen Hauses hervorragen sehen. Wo man also ein Lalangfeld erblickt, kann man 39 stets mit ziemlicher Sicherheit auf früheres Culturland schliessen; im Urwald wächst dieses Gras nicht. Ein Grasfeld von grosser Ausdehnung ist in Deli z. B. der ^^Lalang matiaJiaK" bei Patumbukan Kotozan. Lalang inatianak {mati anak: todtes Kind oder: Tod der Kinder) ist ein Name, der bei vielen grossen Lalangfeldern wiederkehrt und die Grösse dersel- ben veranschaulichen soll, da ein Kind, dass sich darin verirrt, nicht mehr lebendig herauskommt, sondern vor Sonnenbrand und Durst zu Grunde geht. Es sieht ziemlich trostlos aus, ein solches Lalangfeld; mit Ausnahme einer sehr spärlich zerstreuten, gelbblühenden Akazie, die in einzelnen Büschen hie und da wächst und gewöhnlich umrankt wird von einer Rubusart mit veritablen , aber völlig geschmacklosen Himbeer- früchten, erblickt das Auge auf Stunden hin Nichts als das Starre , rauhe Lalanggras, dessen scharfe Blattränder die Hände verwunden und des- sen harte Spitzen, gerade in Kopf höhe, die Augen des Wanderers be- drohen; ich habe schon viele bösartige Hornhautgeschwüre gesehen, die durch den Stich der Lalangspitzen enstanden waren. Als Oasen in dem Lalangmeer sieht man oft kleinere oder grössere Colonien eines andern Grases {Anthistirium sp.) welches fast die doppelte Höhe des Lalang- grases erreicht. Ein paar Blümchen , die diesen Graswüsten eigenthüm- lich sind, verschwinden ganz zwischen den Halmen. So namentlich eine bläulichviolette, gentianenartige Blume {Exacum sp. ?) und ein kleines, niedriges Kräutlein mit auf dem Boden liegenden, hübschen, weissen Blumensternen {Agrostemma sp. ?), dies jedoch nur in den höheren Ge- genden und vornehmlich auf den vom Wald eingeschlossenen Savanen, An Stellen, wo der Lalang nicht belästigt, d. h. nicht niedergebrannt oder umgegraben wird, sinken die abgestorbenen Halme Jahr um Jahr zu Boden, verrotten aber nur langsam und bilden dann eine bis zu halbmannshohe Moderschicht, über der jedoch triumphirend die grünen Fahnen des lebendigen Grases wehen, so dass von dem Moder und der Fäulniss darunter Nichts zu sehen ist. Dies ist ein beliebter Aufenthalts- ort der Wildschweine, welche sich darin weitverzweigte tunnelartige Gänge aushöhlen ^). Ungeheuer ist das Wurzelgewirr dieses Grases und dicht ineinander gefilzt wie Torf; man könnte fast behaupten, dass der Boden einer Savane mehr Wurzeln als Erdkrumen enthalte. Daher ist es auch begreiflich , dass , wo das Lalanggras einmal Wurzel gefasst hat , es bald jeden anderen Pfianzenwuchs erstickt. Die Tabakspflanzer in Deli hielten früher auch dieserhalb den Savanenboden für steril und 1) Cf. weiter unten. 40 ausgesaugt; Versuche haben sie jedoch bald von der Unrichtigkeit dieser Ansicht überzeugt ^). Um nun schliesslich auch etwas Gutes von diesem nichtsnutzigen Gras zu berichten, sei erwähnt, dass seine getrockneten Halme vielfach an Stelle des Atap zu Dachbedeckungen verwendet werden; auch können dieselben zur Papierbereitung dienen (in Java trug man sich eine Zeit lang mit dem Gedanken einer grossen Lalangpapierfabrik). Die chinesi- schen Kulis gebrauchen dasselbe zum Bedecken der jungen Tabaks- pflänzchen und das Decoct seiner Wurzeln ist ein vielgebrauchtes Dia- phoreticum. Und nunmehr, mein werther Leser, nimm all* Deine Phantasie und Vorstellungskraft zusammen, um mir zu folgen in den voll heiliger Ma- jestät vor unsern Blicken sich ausdehnenden Urwald ! Urwald ! Was erweckt dies eine Wort doch in dem empfänglichen Menschen für eine Menge wunderbarer Vorstellungen ! Für mich war dasselbe von Kindes- beinen an der Inbegriff alles Erhabenen und Grossartigen, bei dessen Klang heilige Schauer, halb Furcht, halb Neugier vor dem Unbekann- ten, die jugendliche Seele durchzitterten mit zauberischer Poesie. Im Hintergrunde spukten dabei noch nebelhafte Vorstellungen von phantas- tischen Abenteuern in seinem dunkeln Schoosse, von Indianern und wilden Thieren. Und heute noch, wo ich schon jahrelang tagtäglich die schattigen Hallen desselben besucht und durchforscht habe, hat mir das Wort Nichts von seiner Zauberkraft verloren; ein Gefühl der Ehrfurcht beschleicht mich jetzt noch so gut wie in meinen Jugendjahren beim Anhören oder Aussprechen desselben , und ich habe , als ich noch mit der Büchse darin umherpürschte , unjägerhaft genug, schon manchen guten Schuss versäumt, um die traute Poesie, welche mich rings um- fing, nicht durch den Knall meiner Büchse zu stören. Doch halt! da merke ich eben, dass meine Phantasie mit mir durchgehen und mich von meinem vorgesetzten Zwecke abbringen will ; daran ist eben wiederum das Wort Urwald mit seinem seltsamen Reiz schuld! Urwald! Wo gibt es den heutzutage noch in Deli? In der Küstenebene nicht mehr; da hat die kleine , schwache Tabakstaude all' die Legionen der Riesenbäume besiegt und verdrängt und sie haben sich hinaufgeflüchtet in die Falten und Hänge des Batta-Gebirges , wo der Europäer mit seiner Axt noch nicht hingedrungen ist. Lange werden sie auch dort nicht mehr existiren; 1) Auch Mohnike 1. c. p. 130 behauptet, das Alang-alang-Gras sei »Kenn- und Wahr- zeichen eines sehr sterilen Bodens." 41 ein böser Anfang zur Entwaldung der Gebirgsflanken ist schöngemacht, und bald wird der jungfräuliche Urwald in Deli nur noch zur den Le- genden gehören. Um zu ihm zu gelangen, müssen wir erst eine Zone überschreiten, wo frisch gefällte Stämme zu tausenden haushoch über einander liegen und nur einzelne Riesen, deren gewaltige Säulen jeder Axt spotten , noch trotzig aus dem Gewirr emporragen; doch auch für sie ist schliesslich ein Kräutlein gewachsen — das Feuer; in einer Höhlung zwischen den Wurzeln oder Strebepfeilern angefacht , frisst es sich langsam , aber sicher in den mächtigen Stamm hinein und innen im Kern hinauf, oft ohne dass man es von aussen wahrnehmen könnte, wenn nicht ein kleines Rauchwölkchen , welches oben in schwindelnder Höhe aus einer unsicht- baren Spalte emporsteigt, uns anzeigte, wie weit das Verderben im Innern schon fortgeschritten ist. Dreissig Tage lang brennt oft so ein Gewal- tiger, ehe er mit donnerndem Krachen niederstürzt. Düster und schwer- muthsvoll rauschend muss der dahinterstehende Wald der furchtbaren Vernichtung, welche im nächsten Jahr auch ihn ereilen wird, zusehen. Wir können durch den Topass, wie dieses Feld der Verwüstung mit einem Pflanzer-terminus genannt wird, unmöglich zu ihm hingelangen; wenden wir uns also ab von diesem grauenhaften Bilde, welches dem Auge des Botanikers und Naturfreundes Thränen erpressen könnte, und suchen wir zum Durchdringen eine bessere Stelle, nämlich ein altes ab- gepflanztes und verlassenes Tabaksfeld; allerdings ist es mühsam und erfordert stets das Kappmesser, den Parajig ^ox Malaien, um sich durch das neu aufschiessende Gestrüpp und Gewirr, welches wir weiter oben schon zu beschreiben versucht haben, einen Weg zu bahnen, dafür aber wird unser durch den vorigen Anblick verletztes Auge wieder ver- söhnt, wenn es sieht, mit welch' riesiger Wachsthumskraft sich der so brutal niedergeschlagene Wald wieder zu bilden sucht. Ausser dem schon früher erwähnten Gewirr der Kräuter und Sträucher, namentlich der Solaneeen und Aroideeen , wird unser Blick angezogen durch die wunder- bare Schnelligkeit , mit der sich ein Baum , von den Malaien Kaju tambang genannt, entwickelt. Es ist einer der gemeinsten Bäume mit leichtem, weissem, unbrauchbaren Holz, der nach dem Verlassen eines Feldes sofort tiberall aufspriesst. Er hat noch kein Jahr nöthig, um sich mit arm- bis schenkel-dicken Stamm fünfzehn bis zwanzig Fuss hoch zu er- heben. Da er gesellschaftlich lebt und ganze Bestände bildet, so hat er das Feld schnell wieder mit einer Walddecke tiberzogen, unter deren Schutz sich die Samen und noch am Leben gebliebenen Wurzelstöcke 42 des früheren Waldes wieder entwickeln und neue Schösslinge treiben können. Auch hierin zeigt sich wieder die ungeheure Lebenskraft der Pflanzen in heissen Ländern : Wurzelstöcke , die auf der einen Seite vom Feuer schwarz verkohlt sind und 6 — 7 Monate den glühenden Strahlen der Sonne ausgesetzt waren, beginnen wieder auszuschlagen, sobald sich der wohlthätige Schatten des Tamda-Gehölzes über sie ausbreitet. Doch da haben wir uns nun hindurch gearbeitet durch das Brachfeld und stehen am Rande des Waldes. Eine dichte Hecke von Rubus-Axitn, Rottanranken, kletternden Gräsern und Selaginellen , die bis zu loFuss und mehr in die Bäume steigen, zieht sich an seinem Saume entlang, und verwehrt uns den Eintritt; wir dürfen froh sein, wenn wir eine Lücke finden, die uns hindurchzuschlüpfen gestattet. Doch wollen wir ihn uns zunächt etwas von aussen betrachten. Fünfzig bis sechzig Fuss über dem Boden wölbt sich lückenlos das grüne Laubdach, über dem- selben erheben sich jedoch wieder — ein zweiter Wald über dem Wald — die einzelnen Kuppeln ungeheurer Waldriesen , welche schon aus der Ferne Staunen und Bewunderung einflössen. Zahlreiche elegante Wedel verschiedener Nibungpalmen {Areca, Caryotä) wiegen sich ebenfals dar- über an dünnem, schwankem und doch an die 80 Fuss hohem Stamme, gleich als wären sie express zur Verzierung in dieses grüne Riesenbou- quet gesteckt. „Wer zählt die Völker, kennt die Namen" aller der Arten, welche hier sich zusammendrängen? Wie viele Jahre unermüdetsten Forschens und Sammeins würden dazu gehören , auch nur annähernd den Reich- thum dieser Walder kennen zu lernen! Denn nur wenige Species wach- sen gesellig , wie bei uns in Europa , wo man von Eichen-, Buchen- oder Fichtenwäldern sprechen kann; hier steht Alles durcheinander, so zu sagen wie Kraut und Rüben; die heterogensten Formen finden sich bei einander, wie es eben gerade der Mutter Natur beliebt hat, ihre Samen auszustreuen. Etwas fällt einem beim Betreten eines richtigen Hochwal- des sofort auf, weil man es, verführt durch die phantastischen, aber sehr oft mit der Wahrheit nicht ganz sich deckenden Berichte poetischer Reisenden, eigentlich nicht erwartet hatte; das ist das schwache Vor- handensein des Unterholzes: Die dichte compacte Belaubung erzeugt ein beständiges Halbdunkel und lässt keine Sträucher, geschweige denn eine Gras- und Kräuterdecke aufkommen; der Boden ist beinahe nackt und kahl, nur von abgefallenem Laube und modernden Baumstämmen und den armdicken blätterlosen Stricken niedergesunkener Lianen, da- gegen nur von wenig lebenden Sträuchern bedeckt, welche dem Wan- 43 derer fast gar kein Hinderniss bieten, so dass das Hackmesser nur sel- ten Arbeit findet. Alles drängt sich eilfertig nach oben über die dumpfe , schwere Laubdecke hinaus dem belebenden Licht- und Luftstrom ent- gegen, sei es selbständig, sei es an andern sich emporrankend; wer das nicht vermag, geht zu Grunde; auch ein zwar stummer aber ernster Kampf um's Dasein ! Das Bedürfniss nach Licht und Luft zieht niedrige Büsche bohnenstangenähnlich in die Höhe, und junge Bäumchen ver- wenden ihre ganze Kraft so ausschliesslich auf das Längenwachsthum, dass sie bei kaum mehr als Daumendicke schon zwanzig und mehr Fuss hoch sind. Kann sich einmal die Krone im Lichte baden , so ist das Spiel gewonnen, und das Dickenwachsthum wird rasch nachgeholt. Wer die Schwierigkeit kennt , welche dem Forscher die Erlangung von blüthentragenden Zweigen hoher Waldbäume bereitet, der wird kaum erstaunen, wenn ich mich völlig ausser Stande erkläre, auch nur eine annähernde und noch so allgemein gehaltene Uebersicht der Baumformen zu geben, welche einen Deli'schen Wald zusammensetzen, um so weni- ger, als ich, wie schon Eingangs bemerkt, die Botanik nicht zu meinem Specialstudium erwählt habe und ihr nur den allerkleinsten Theil meiner so vielfach in Anspruch genommeneu Zeit widmen konnte. Ich kann desshalb nur einige Bäume aufführen, welche durch ihren Nutzen oder irgend eine andere Eigenschaft bei den Eingeborenen bekannt und mir mitgetheilt worden sind. Darunter sind zunächst einige gute Bauhölzer zu erwähnen. Ein solches ist das Kaju bintangu (Bischoffia javanica Bl.) welches ein sehr fein geädertes dunkles Holz besitzt , das von den weissen Amei- sen nicht angegriffen wird. Ein anderes, sehr hartes weisses Bauholz ist das Kapi alaban oder laban ( Vitex pubescens Vahl., Verbenacece) , ebenso das Merebau Qmt. Jutsia (Palembanica?) Miquel, eine Papilionacee. Sehr brauchbar ist ferner das KaJu simpur, verschiedene, grosse, volle, sozusagen breitspurige Bäume mit dichtem glänzenden Laub ( Wormia sp.), welche zur Blüthezeit über und über mit grossen goldgelben oder weissen Blumen bedeckt sind, und das mehr schlanke, in der Blüthe- zeit violettroih prangende Kaju biingur ( Lagersirömia reginae) (s. S. 2.) Ausserdem werden noch mehrere Calophyllujn-kriQn verwendet. Ob das- selbe auch mit verschiedenen Eichenarten der Fall ist, welche in diesen Wäldern schon bei 100 Fuss Meereshöhe vorkommen, kann ich zur Stunde nicht angeben. Natürlich sind der guten Bauhölzer ausser diesen und den früher erwähnten noch eine ganze Menge, die mir nicht be- kannt wurden. Ein Beweis dafür ist, dass in den letzten Jahren zwei 44 Dampfsägereien auf der Ostküste errichtet wurden, von denen allerdings die eine wieder einging, aber nicht aus Mangel an gutem Holz, und es ist zu hoffen, dass durch die dabei beschäftigten Herren noch manches gute Holz aufgefunden und bekannt gemacht wird. Einen löblichen An- fang hat schon der Director der einen Sägerei Herr F. Kehding, deut- scher Consul in Deli, durch Sammeln von Holzproben und Blüthenzweigen gemacht. Im Sultanat Serdang wächst ein Baum , Saprosma arboreum BL, Rubiaceen, dessen festes, bräunliches Holz sich ebenfalls gut zu Bau- zwecken eignet, aber es hat eine sehr üble Eigenschaft, es stinkt „salva venia" so stark und mit einem so ausgesprochen fäcalen Geruch, dass sich jeder mit Abscheu von ihm wendet. Daher haben ihm auch die Eingeborenen den Namen Stinkholz ( Kaju tahi) gegeben; das Unange- nehmste ist dass das Holz, frisch geschlagen, fast gar keinen Geruch besitzt, derselbe entwickelt sich erst nach einiger Zeit, wenn das ur- sprünglich helle Holz sich dunkler zu färben beginnt. Unbekannte kön- nen desshalb sich leicht verleiten lassen, das Holz zu Bauzwecken zu verwenden. Ich erinnere mich, dass ein Bekannter in seinem neuen Hause aus Unkenntniss einen Balken dieses Holzes eingezogen hatte. Tage- und tagelang suchte man nach der Ursache des furchtbaren La- trinengeruches, der in dem halbfertigen Hause herrschte, und bei Regen- oder feuchtem Wetter stets viel stärker auftrat als bei trockenem; endlich entdeckte ein alter Malaie den Uebelthäter und mit der Entfer- nung desselben war auch der Geruch definitiv verschwunden. Das Holz ist keineswegs häufig und soll nach den Versicherungen erfahrener Ma- laien nur local in einigen Strichen von Serdang vorkommen , wo ich es selbst bei Tandjong-Morawa beobachtet habe. Späne desselben werden allenthalben in den Kramläden Deli's besonders bei den Klings, feilge- halten und gegen verschiedene Krankheiten, besonders „Nervenanfälle" angewandt, auch legt man sie in Kleidertruhen, um durch ihren Ge- stank die Motten , das heisst den Teufel durch Beelzebub , zu vertreiben, aber es gibt eben nicht wenige Eingeborne, welche den Geruch gerne haben, und malaiische Dandy's verwenden dies Odeur sogar mit Vorliebe bei der Bereitung ihrer massenhaft gebrauchten Parfümerien. De gustibus etc. ! Ein stattlicher Baum , der in diesen Wäldern keineswegs selten , aber auch nicht zu häufig ist, ist der Benzoe-Baum, von den Malaien Kajn keminjan genannt, Styrax Benzoin und subdenticulata Miquel, welcher das bekannte wohlriechende Harz liefert, das zur Herstellung von Medicaraenten , Weihrauch und Räucherkerzen so vielfach verwendet wird. Auch in Deli wird es massenhaft zu Räucherzwecken verbraucht 45 und ist in grossen centnerschweren Blöcken überall auf den Passar's vorräthig ; bei jedem eingeborenen Kranken wird noch , bevor man zur Bekämpfung der Krankheit schreitet ^^Keminjan' verbrannt, was den bei dem oft haarsträubenden Schmutz und Unrath in den dumpfen fin- stern Löchern, in denen namentlich die Chinesen hausen, eine wahre Wohlthat für die Nase ist. Den Dipterocarpeen gehören einige Bäume an, welche das bekannte Damarharz liefern, das dem Eingeborenen zur Bereitung seiner Fackeln unentbehrlich ist. Zu diesem Behufe wird das rohe, sehr verunreinigte Harz mit der Rinde und etwas Oel vermischt mit Palmblättern umbunden und die Fackel ist fertig. In den etwas höheren Bergstrecken muss auch der berüchtigte javani- sche Giftbaum {Anäaris, Fam. Artocarpeae) vorkommen; wenigstens ver- gitten die Batta's dieser Gegenden ihre Blasrohrpfeile mit einem Upas genannten Baumsaft, dem sie Tuba beimischen. Getah {— Gummi, Harz) führende Bäume, meist den Artocarpeen und Guttiferen angehörig, gibt es eine ganze Menge; fast aus jedem dritten Baum quillt beim Anschneiden der eine oder andere dicke Saft, der jedoch höchstens zur Bereitung von Vogelleim oder zum Haltbarmachen der Fischnetze von den trägen Malaien gebraucht wird. Sicherlich könnte ein erfahrener Fachmann hierin noch manches Neue und Brauchbare entdecken. Die r\c\ii\%Q Getah pertjah, Isonandra gutta ^ habe ich dagegen nicht gefun- den, ebensowenig das Kaju balatn {Bassia balem Miq., Sapotaceae)^ welches ebenfalls eine mindere Sorte von Getah per tj ah liefert, und des- sen Früchte, Buah balatn, aus denen ein immer mehr in Aufschwung kommendes Oel gepresst wird, Mmjak tengkawang, einen bedeutenden Ausfuhrartikel aus dem benachbarten Sultanat Siak bilden. Auch einen Zimmtbaum {Cinnamomum ?) glaube ich bestimmt als vor- kommend angeben zu können, obwohl ich den Baum nie sah, sondern nur ein einziges Mahl roch, als ich durch frisch geschlagenen Wald ging. Einer der umgehauenen Bäume duftete gar lieblich und mit ausgespro- chenen Zimmtgeruch; trotz aller angewandten Mühe konnte ich aber nicht den Stamm unter den vielen über- und durcheinanderliegenden herausfinden. Kawah rimba (Waldkaffee) wächst sehr häufig an lichteren Stellen, die auch kleineren Bäumen sich zu entwickeln gestatten; ob es aber eine wahre Coffea ist, kann ich nicht entscheiden , obwohl Blatt und Wuchs ganz mit dem zahmen Kafifeestrauch übereinstimmen, da ich niemals Blüthe oder Frucht gefunden habe. Auch eine Pala rimba (Wald- TOUskatnuss), Myristica? sp. kommt vor. 46 Wir wollen nunmehr etwas näher die Formen betrachten, welche dem Wald sein tropisches, phantastisches Aeussere verleihen, die Schmarotzer, die Epiphyten. Die kleineren jüngeren Bäume tragen gewöhnlich Nichts oder doch nur kleine, wenig in die Augen fallende Exemplare, aber wo ein alter, hoher, knorriger Baum mit weitverzweigten Aesten und rauher, rissiger Rinde, etwa ein Feigenbaum, womöglich mit Astlöchern und etwas angefault, sein umfangreiches Haupt erhebt, da ist das Paradies der Epiphyten; hier siedeln sie sich an, dass die Aeste beinahe brechen und kein Stückchen der Rinde sichtbar bleibt. Stundenlang kann man bewundernd vor einem solchen Gebilde stehen, dass Einem vor lauter Hinaufschauen der Nacken weh thut, und immer und immer wieder wird man etwas Interessantes, Neues, Malerisches erblicken. Lange Draperien und Fahnen schmaler, langblätteriger Farrenkräuter hängen da zwischen holzigen Zöra«//^?/j--Sträuchern herab , die riesigen , mehrere Fuss im Durch- messer lialtenden Blattrosetten des Asplenium Nidus Avis schmücken malerisch die Astgabeln, ja sie hängen sogar oft nur an einem Lianen- strick frei schauckelnd in der Luft wie ein Kronleuchter, prachtvolle Platycerium-hxX&n umschlingen mit grossblätterigen Guirlanden den Stamm, der durch die dichten Netze des Alles überziehenden Asplenium minimu- larifoliutn wie geschuppt erscheint , das Lycopodium Hippuris sendet seine eleganten Fransen und Quasten hernieder, und, damit auch die Blumen in diesen hängenden Gärten nicht fehlen, so entzücken eine Anzahl athmosphärischer Orchideen mit ganzen Sträussen und Aehren ihrer wunderbar gestalteten Schmetterlingsblüthen unsere Augen. In den niedrigen Gegenden sind es meist nur kleine unscheinbare Arten, Sarcanthus , Aporum, Podochilus , von grösseren die überall gemeine Cymbidium tricolor Miq. und C. aloifoliutn Sw. mit gelbrothen und meh- rere Dendrobium-Axitn, worunter Dendrohium crumenatum, mit blendend weissen, lieblich duftenden Blüthenähren. Auch ein kleines weisses Cy- pripedium habe ich gefunden. In den höheren Regionen der Bergwälder jedoch kann man zwei prächtige Coelogyne-Aritn sehen, wovon die eine vielleicht eine Varietät von C. speciosa oder eine neue Species sein dürfte. Ein fünftägiger Ausflug in die Bergwälder der Pflanzung Petimus lieferte mir etwa i8 Orchideen- Arten , von denen die meisten jedoch nicht in Blüthe und desshalb nicht zu bestimmen waren. Dort fand ich auch den Riesen unter den Orchideen, Grammatophyllwn speciosum ; die beblät- terten Stengel schauten wie eine kleine Zuckerrohrpflanzung auf mich herab, und der Blüthenstengel, der etwa hundert grosser, braun- und gelbgefleckter Blüthen trug, mass zwölf Fuss in der Länge! Ich Hess einen kühnen Batta 47 hinauf steigen und zwei der Stengel nebst dem Blüthenstand abschnei- den ; dieselben bildeten zusammen beinahe eine Mannslast. Auch Dendro- bium lifieaUwi habe ich aus den Battabergen erhalten und eine andere Dendrobium- Ari mit kleinen, unscheinbaren, grtlnen Blüthchen, aber sehr aromatisch riechenden Blättern, die selbst bein Trocknen ihren Wohlge- ruch nicht verlieren. Die Batta's binden dieselben oft rosettenartig um einen Stachelschweinkiel zusammen und stecken dies auf ihr Kopftuch. Dieser Kopfschmuck , Ktipiah genannt , gewährt gar keinen übeln Anblick. Ein Wald zwischen den Wendekreisen ohne Lianen wäre gar nicht denkbar, da auch sie ebenso gut wie die Epiphyten dem Walde erst sein tropisches Gepräge aufdrücken. Wir können zwei Formen unterscheiden ; kletternde Lianen, die fest dem Baume anhaften und ihn hie und da vielfach in malerischen Windungen umschlingen , ja ihn mit mörderischen Armen oft sogar erdrosseln, wie die Ficus-hxi^n, und in frei rankende, welche nur hie und da einen Stützpunct nöthig haben, sich von einem Baum zum andern schlingen und den Wald oft auf lange Strecken hin verbinden und verknüpfen. Zu der ersten Form gehört eine Liane {Aristo- lochia sp.), deren holziger daumendicker, über und über mit stumpfen Höckern besetzter Stamm in die höchsten Bäume steigt. Die Malaien nennen ihn Akar kaliali und gebrauchen das Decoct seiner bitteren Stengel als Mittel gegen Fieber. Ferner gehören dahin die vielerlei Ficus-hx\&\\ , die kletternden Farrenkräuter, wie P/a/jir^rzV/;/? und ausser den Piperaceen, die wir etwas später noch besprechen wollen , die Kletteraroideen , diese merkwürdigen, ganz aus der Art geschlagenen Pflanzen. Während alle anderen Aroideen hübsch am Boden und am liebsten im Sumpfe bleiben , ohne selbst einen Stamm zu besitzen, klettern diese übermüthigen Springins- felde mit holzigem Stengel hohe Bäume hinauf. Ein ebensolches aus der Art geschlagenes Wesen ist eine kletternde und rankende Orchidee, die aber ziemlich selten ist, eine Galeola-hx\.l , und an ihren blätterlosen Ranken schmutziggelbe Blüthenbüschel in kurzen Zwischenräumen trägt. Ich habe dieselbe schon an alten Baum- stämmen nicht weit vor der Küste (oberhalb Labuan) gesehen. Beiläufig will ich auch hier noch des schönen Aeschynanthus Lowii gedenken , der besonders gern alte abgestorbene Zuckerpalmen umrankt und mit seinen violetten Blumenkelchen gar lieblich aussieht. Unter den frei rankenden Lianen im Hochwald müssen wir zunächst eine schöne B.oya-Kx\. {Ascle- piadeae) erwähnen, deren herrliche mit dunkelsaftgrünen Blättern und zahlreichen Büscheln von Wachsblumen gezierte Festons den durchfloch- tenen Bäumen zum besonderen Schmuck gereichen. Als mächtige, faust- 48 oft sogar schenkeldicke holzige Stränge ziehen sich die ungemein zahl- reichen Cissus- und Cmdotreihtis- Arien kahl und blattlos (die Blätter und Zweige entwickeln sich ja erst hoch oben in den Baumkronen) von Baum zu Baum, ringeln sich ein Stück Wegs am Boden hin, oft sonder- bar gedreht und korkzieherartig gewunden und verhängen als mächtige Seile und Stricke des Wanderers Weg. Und doch ist der letztere oft froh , ihnen zu begegnen , besonders wenn er recht müde und durstig ist ; denn sie enthalten eine Menge frischen, klaren Wassers, das wie ein Brünn- lein hervorsprudelt, sobald der Stamm durchgehauen wird. Ein meter- langes Stück gibt über V2 Liter Wasser. Welche Wohlthat diese wunder- bare Eigenschaft in den dortigen Wäldern ist, weiss nur der zu schät- zen, der dort schon in tagelangen Waldfahrten und Jagdzügen, z. B. hinter einem angeschossenen Elephanten her, seinen Schweiss vergossen hat. Diese Cissus-'&i&xnvaQ. dienen bekanntlich als Unterlage für die Riesen- blumen der Schmarotzerfamilie der Rafiflesien , deren Heimath gerade Sumatra und Java ist. Umsomehr glaube ich hervorheben zu müssen, dass ich niemals in den von mir durchforschten Gegenden eine Rafflesia gefunden und auch Nichts über das Vorkommen derselben gehört habe. Das nämliche Resultat erhielt ich bezüglich eines anderen Schmarotzers, der so ungemein interessanten Familie der Ameisenpflanzen , der Myrme- codien, deren der italienische Forscher Beccari so viele auf der West- küste gefunden hat. Und doch wüsste ich nicht, warum diese so merk- würdigen Gewächse nicht auch in Deli vorkommen sollten. Vielleicht ist ein Anderer glücklicher als ich. Wo es etwas feuchtere Plätze im Wald gibt, da tritt eine andere frei rankende Liane in ihr Recht, nämlich die bekannte Palmliane, der Rotan, Calatnus {Palmae). Dieses elegante Gewächs bildet eine wahre Zierde der Wälder, so lange man ihm nicht zu nahe kommt. Anmuthig schlingen sich seine finger- bis daumendicken Ranken, die oft hunderte von Fuss lang und wohl spärlich, aber in ihrem ganzen Verlauf mit fein gefiederten Blättern besetzt sind, von Busch zu Busch, von Baum zu Baum. Jetzt liegen seine elastischen Schlingen eine ganze Strecke weit am Boden, dort erheben sie sich fast ohne sichtbaren Anhaltspunct, da sie sich nur mit den dünnen, aber mit starken, gekrümmten Dornenkränzen versehenen Blattausläufern ringsum festhalten, hoch in die Lüfte und ihre malerischen Wedel ragen noch über die höchsten Bäume hinaus, die sie mit ihren Ranken völlig durchweben. Die Rotan palme ist eine gesellig lebende Pflanze, so häufig und ge- mein, dass man ihr auf Schritt und Tritt begegnet, besonders in dem 49 niedrigen , sumpfigen Alluvialgebiet. Dort bildet sie ganze furchtbare und für Mensch und Thier undurchdringliche Dickichte, denn ihr Stamm, ihre Blätter und Zweige starren von fürchterlichen Stacheln, die keine Annäherung dulden. Wer sollte wohl so einen bösen, stacheligen Kame- raden, mit dem kein Mensch im Walde gern zu thun hat, hinter dem schönen , glatten , nützlichen „Stuhlrohr" vermuthen ! Denn dass der Rottan eine der nützlichsten Pflanzen ist, das ist ja weltbekannt, und es dürfte selbst in Europa kaum ein Haus geben , wo er nicht in einer oder der andern Form in Gebrauch wäre. Für den Malaien ist er gera- dezu Existenzbedingung: Nägel, Stricke, Draht, das Alles ersetzt ihm der Rottan: mit ihm bindet er seine Häuser nnd Geräthe zusammen, befestigt er die „Ataps" auf sein Dach, stellt Angeln für Läden und Thüren her, aus ihm flicht er Körbe nnd Stühle, macht Schlingen für die Jagd und Saiten für seine Musikinstrumente, näht auch im Nothfall seine zerrissenen Hosen damit zusammen ; kurz der Gebrauch des Rottan ist tausendfach. Die Malaien unterscheiden etwa 12 Arten, welche auch botanisch von einander verschieden sind; der feinste und gesuchteste ist der Rottan segah \Calainus heteroideics) etwa kleinfingerdick; der dickste, aber eben- falls gesuchte, der daumendicke Rottan semambu {Daetnonorops grandisl Griff".) aus dem die Spazierstöcke hergestellt werden. Ich habe semambu- Stöcke gesehen, die 4 Fuss lang nur aus einem einzigen Glied ohne Knoten bestanden. Solche Stöcke sind aber nicht häufig. Ihre schöne, goldbraune Farbe erhalten sie dadurch, dass die Malaien, nachdem sie dieselben ihrer Stachelhaut entkleidet haben, sie mit Oel anziehen lassen und dann über der Herdstätte räuchern. Noch müssen wir eines andern nützlichen Rottan Erwähnung thun : des Daemonorops Draco oder Drachenblutrottan. Er gehört zu der gröb- sten Sorte und liefert ebenfalls sehr gute Spazierstöcke, ausserdem sind seine nach Art der Weintrauben wachsenden Früchte mit einer trocke- nen, schwärzlichrothen, harzartigen Kruste überzogen , welche abgequetscht und pulverisirt einen rothen Farbstoff", das im Handel sogenannte Dra- chenbldt, darstellt. Den für Häuserbauten und Dachbedeckungen verwendeten Bindrottan macht man dadurch recht biegsam und geschmeidig, dass man ihn 8-14 Tage in Wasser einweicht oder ihn im Sumpf vergräbt. Die Rottanproduction ist sehr bedeutend und ruht in den Händen der Malaien; früher wurde auch viel exportirt (im J. 1862 z. B. 2000 Busch), doch seit der grossartigen Entwicklung des Tabaksbaues genügt 5° der producirte Rottan kaum für den ungeheuren Bedarf der Pflanzer daselbst. Neben und mit den Rottans an feuchten Stellen wächst eine stamm- lose Fächerpalme, eine Licuala, mit riesigen Schirmblättern, deren Blatt- stiele beiderseits gelb gestreift und mit grossen Dornen besetzt sind (Z. spinosaT). Ausserdem treffen wir von Palmen in diesen Wäldern noch einige andere kleine Liaiala-KxX&n. mit dünnem, 12 — 15 F. hohem Stamm, die gruppenweise beisammen stehen, eine Caryota {^C. furfuraceaT) deren Mark die Malaien zur Bereitung von Sago verwenden und einige schlanke Areca-hxttn, worunter hauptsächlich die früher schon erwähnte Areca Nibung. Auch diese Palme gehört zu den viel gebrauchten, nützlichen Gewächsen. Ihr Stamm, der in den unteren Partien mit spitzen, langen Stacheln spärlich besetzt ist, wird bei Schenkeldicke 60 bis 80 Fuss hoch und mehr. Die äussere Schicht desselben ist in etwa Fingerdicke ausser- ordentlich hart und schwer, so dass kein Nagel einzutreiben ist und selbst ein Beil nur schwer eindringen kann, während der übrige Kern leicht imd porös, schnell faulend ist. Ein gespaltener Stamm lässt sich desshalb leicht zu Dachrinnen und Röhren aushöhlen. Vermöge dieser harten, widerstandsfähigen äussern Schicht eignet sich derselbe gut als Pfeiler für den Hausbau, wozu er auch von den Ma- laien und Pflanzern allgemein verwendet wird. Ein solcher kann ohne zu faulen beinahe 10 Jahre aushalten. Die Latten, welche man unge- mein leicht aus der äusseren Schicht herstellen kann, da dieselbe sich sehr leicht reissen lässt, werden in grosser Menge verbraucht zum Her- stellen von Fussböden, Dachsparren, zum Anbinden der Ataps u. s. w. Das Holz ist sehr schön in die Länge gefasert mit schwarzen, weissen und braunen Streifen und macht polirt einen brillanten Effect. Hiermit hätten wir den Hochwald und das was über unseren Köpfen sich befindet, abgethan und wollen nun der Flora zu unseren Füssen etwas mehr Aufmerksamkeit schenken. Zu diesem Zwecke müssen wir aber den jungen, niederen Wald aufsuchen, der den Sonnenstrahlen auch hie and da bis auf den Boden zu dringen gestattet, wodurch eine über alle Maassen dichte, reiche und saftige Vegetation hervorgerufen wird. Vornehmlich sind es die Scitamineen (Zingiberaceen), welche hier das grosse Wort führen. Ueber mannshoch ragen die schön beblätterten, saftigen Stengel der Gattung Elettaria empor, welche colonienweise so dicht beisammen stehen , dass man sich mit dem Hackmesser Luft schaf- fen muss. Ihre schönen, grossen, feurigrothen , seltener hochgelben Blu- men, sitzen ohne Stengel direct auf der Erde (z. B. bei E. coccinea Bl.) 51 so dass es aussieht , als habe Jemand dieselben weggeworfen ; anderntheils stehen sie auch wieder zu grossen Kolben vereinigt auf mehrere Fuss hohen Stengeln. Unter diesen imponirt besonders E, speciosa durch die Pracht und Schönheit ihres grossen rosenrothen Blüthenkolbens, Auch eine ungemein wohlriechende Art dieser Familie mit grossen, weissen Blüthen habe ich beobachtet. An den schattigeren feuchten Stellen rechts und links von den schmalen Pfaden findet sich eine goldgelb blühende Globba mit eigenthümlich in die Länge gezogenen Bltimchen *). Dort breiten sich auch die verschiedenen Maranta- und Fhrynium-hxitn aus mit ihren lieblichen, mit farbigen Streifen und Zeichnungen versehenen Blättern, welche ja auch in Blumentöpfen als Zierpflanzen viel gehalten werden. Sie sind im Wald ungemein häufig und wachsen in unendlichen Colonien auf grössere Strecken hin gesellig zusammen. Dasselbe ist mit verschiedenen Musaceen der Fall; die jungen Blätter einer Pisang utan genannten Mtisa fallen auf durch tief saftbraune Spritzer und Flecken , mit denen die hellgrünen Blätter geziert sind. Ab und zu gewahrt man auch eine Curculigo mit ihren schönen, einer jungen Kokospalme ähnlichen Blättern und erdständigen, gelben Blüthen. Doch liebt diese Pflanze schon mehr bergige Strecken und entwickelt sich besonders üppig an freien Hängen der Vorberge. Von Erdorchideen trifft man an den Rändern der zahlreichen fliessen- den Wasseradern die schöne rothe Spathoglottis plicata Bl. und an vielen Stellen leuchten die blendendweissen , dicken, kolbigen Blumenstände einer Calanthe-Kxi, die auch eine dankbare, immerblühende Topfpflanze mit grossen , vollen Blättern abgibt. Verschiedene Aroideen breiten eben- falls hier im Waldesdunkel ihre grossen, pfeilförmigen, öfters hell gefleck- ten Blätter aus, und ich vermuthe, dass ein Fachmann leicht eine oder mehrere neue Arten darunter finden könnte. Was Häufigkeit betrifft, so halten die Piperaceen den Scitamineen die Wage. Wo es einen Anhaltspunkt gibt, da ranken sich unzählige Arten von Pfeffergewächsen empor, denn, wir dürfen dies nicht vergessen, wir sind ja hier so recht eigentlich in dem Lande, wo „der Pfeffer wächst". Die meisten steigen nicht hoch, doch gibt es einige, welche bis in die höchsten Bäume hinaufklettern. Die Blätter zeichnen sich gewöhnlich durch schönes Colorit aus; die schönsten, welche ich gesehen habe, wa- ren auf purpurbrauner oder dunkelgrüner Grundlage hellgraugrün geädert und etwa handgross. Zur Zeit meiner Anwesenheit im botanischen Gar- 1) Abgebildet in dem mehrfach citirten Werk der Midden-Samatra-Expedition. 52 ten zu Buitenzorg, September 1887, hatte man einige solcher Ranken, ich weiss nicht mehr, woher, lebend erhalten; da sie aber noch nicht in Blüthe waren, konnten sie leider noch nicht bestimmt werden. Eine andere, kleinere Art mit gelbgrünen, regelmässig alternirenden Blättern legt sich so dicht an die glatte, weisse Rinde gewisser Stämme an, als wäre sie m.it Gummi festgeklebt, und es macht den Eindruck, als sähe man ein Blatt Papier aus dem Herbarium mit darauf befestigten, schön gepresster Pflanze vor sich. Der Sirih-utan (eine Chavica-hxX) und der Kado-Kado (Chavica sphaerostachya Miq.) sind die gemeinsten Arten; die Blätter des letzteren werden mit Fischen zusammen gekocht und gegessen, Schöne, tippige Farne {Polypodiufn) halten jedes freie Plätzchen besetzt , dass die andern Pflanzen tlbrig lassen, und entwickeln sich oft zu be- deutender Höhe und Umfang. So entfaltet besonders gern eine Art im tiefen Waldesschatten auf dünnem 1-2 Fuss hohem Stämmchen riesige, mannslange und gegen 8 Fuss hohe Wedel. Einen netten Eindruck ma- chen die zartgefiederten Selaginellen, welche sich durch alle Büsche 6 bis 10 Fuss hoch hinranken. Eine Art, die sich schirmartig nahe am Boden ausbreitet, glänzt in metallisch-blauem Schimmer, der jedoch nur unter gewissem Winkel auftritt und in der Nähe beinahe ganz verschwin- det. Schliesslich müssen wir auch noch verschiedener kleiner Bäume und baumartiger Sträucher gedenken, welche hauptsächlich durch ihre schö- nen Blumen die Blicke auf sich ziehen und dem Auge in dem ewigen Grün eine angenehme Abwechslung bringen. Darunter ist vornehmlich zu nennen eine Ixora (Rubiacee), welche zur Blüthezeit über und über mit ziegelrothen Blumenbüscheln bedeckt ist und eine Pavetia [Rubiaceae) mit schön weissen Blüthen, durch wel- che besonders gern die Schmetterlinge angezogen werden, sowie die rankende Ovaria coccinea (Ajwnaceae) mit grossen , lackrothen Blüthen. In diesen Wäldern fortgehend sind wir so nach und nach aus der Ge- birgsflanke theilweise auf schmalen oft nur fussbreiten Graten in etwa 2000 Fuss Höhe gelangt. Rechts und links von unserm Pfad stürzen tiefe finsterbewaldete Schluchten jäh ab — Erosionsthäler , denn diese Seite des Gebirges ist durch die ewigen Wassergüsse wild ausgenagt. Zum Glück bedeckt der ungeheuer üppige Pflanzenmantel diese oft schauer- lichen Abstürze und fasst die schmalen, schwindligen Pfade mit undurch- sichtigem Gebüsch ein, so dass man wähnen könnte, auf breiter Ebene zu wandeln. Biegt man aber das Gebüsch zur Seite, so schaut der ent- setzte Blick hinunter auf die Gipfel hoher Bäume. Da grüsst uns aus 53 der Tiefe auc?i der herrliche Wedel eines Palmfarn, Alsophila sp., ein Beweiss, dass wir die Küstenvegetation verlassen und in diejenige der Berge eintreten, i^ie Grenze, wo dies stattfindet, liegt zwischen 1000-2000 Fuss; für die Abtheilung Deli kann man etwa eine Linie annehmen, welche sich vom Kampong Durian am Boaiaflusse (s. d. Karte in mei- nem Reiserapport, Tijdschr, v. Taal-, Land- en Volkenkunde, Dl. XXXI, 1886) parallel der Gebirgskette über die Tabaksunternehmung Betimus des Herrn Tabel am Deliflusse läuft: an diesen beiden Puncten habe ich die Grenze selbst constatirt; ja an letzterem Fluss kommt der Palmfarn sogar schon bei der Unternehmung Deli-tua vor. Die Pflanzen, welche uns beim Ueberschreiten dieser Grenze zunächst, und zwar in Masse, entgegentreten, sind ausser den vorgenannten Palmfarnen eine Palme, welche der Arengpalme sehr ähnlich sieht, doch ist ihr Stamm höher und schlanker, die Blätter sind etwas kleiner, feiner gefiedert und nicht so düster schwarzgrün gefärbt. Die Palme wächst , soweit das Land ber- gig ist, und kommt auch schon bei 1000 Fuss vor. Sie wird von den Batta's zur Bereitung von Palmwein und Zucker benützt und sogar der A. saccharifera vorgezogen. Wo der Boden etwas feuchter ist, wuchert überall massenhaft eine schön rosenrothe Balsamine {Tmpatiens sp.), während die trockenem Stellen von grossen Büschen der Chirita Hors- fieldii {Gesneriaceae) mit schön violetten Blüthenkelchen besetzt sind. Athmosphärische Orchideen und Farrenkräuter werden häufiger, na- mentlich zieht unsere Blicke die früher schon erwähnte riesige Orchidee, Gramtnaiophyllujn, auf sich. Kommen wir noch 2000 Fuss weiter hinauf, so befinden wir uns schon in einer subalpinen Region, nämlich auf dem nördlichen Plateau von Tobali, das in ungefähr 4000 F. Meereshöhe liegt. Die Morgen- und Abendluft ist hier schon sehr merklich kühler und macht oft ein wärmendes Feuer recht wünschenswerth. Kokos- und Pinang- Palme sowie der Pisang gedeihen nur noch an recht geschützten Stellen , z. B. im Becken des Tobahsees, Betelpfefifer {^Chavica Beile) nicht mehr. Das nördliche Plateau von Tobah ist eine schwach gewellte, viele Stunden lange und breite Fläche, durchzogen von tiefen, steil abfallen- den Schluchten und Spalten, die auf ihrem söhligen Grunde gewöhnlich ein fliessendes Wässerlein beherbergen. Jäh und unvermittelt ragen einige isolirte Berge aus dieser Hochebene empor, wie z. B. der Dolok Singa- lang, Dolok Dändu binoa, Dolok Simanabum (der schon erwähnte, noch thätige Vulcan) etc., welche 2-3000 Fuss über das Plateau erhaben sind. Am südlichen Ende liegt der grosse Tobahsee in einem über looo Fuss tiefen, jäh abfallenden Becken. 54 Die dominirende Pflanze der Hochebene ist selbverständlich der La- lang, batta'sch: re. Die ganze Hochebene, soweit das Auge reicht, bildet eine einzige, grosse, grüne Lalangfläche, hie und da auch auf grössere Strecken hin abwechselnd mit einem harten, stacheligen Farnkrautge- wirre. Selbstverständlich können in dieser grtinen Wüstenei nur wenige andere Pflanzen ein kümmerliches Dasein fristen. Zu diesen gehören be- sonders häufige, mannshohe Büsche von zwei Melastomaceen, Osbeckia linearis und Melast. decemßdutn, die gewöhnlich über und über mit lila- rothen, grossen Blüthen bedeckt sind. Ausserdem habe ich auf meiner Reise (1883) auch bei dem Kampong Sibaribuan eine Colonie von Ber- beris nepalensis ^ batta'sch: Patjora, beobachtet. An vielen Orten ist der Lalangrasen durch grosse, weidende Viehherden (Rinder und Pferde) abgefressen und kurzgehalten, da die jungen Lalangspilzen ein beliebtes Viehfutter sind, und dort haben auch kleine Pflänzchen Gelegenheit, sich zu entwickeln. Sie bilden dann oft ganze Blumenteppiche. Darunter gehören ein liebliches, sehr wohlriechendes Veilchen, Viola trinervis, batt, atsi-atsif und eine Scrophularinee , Striga hirsuta Benth., rnit schön violenblauen Blüthen, welche, mit einigen andern Pflanzen zusammen zerquetscht, von den Batta's als ein sehr wirksamer Gegenmittel gegen Vergiftung genossen wird. Auch ein liebliches, purpurrothes Haideröslein lässt sich ziemlich häufig sehen, sowie eine Leguminose {Cassia pumila Lam.), zwei goldgelbe Orniihogalwn- Arien und mehrere, winzig kleine Erd- orchideen. Wo der Lalangrasen einmal zu Reis, Mais oder Bataten-Feldern um- gebrochen war, entwickelt sich nach dem Abernten eine niedrige Brach- feldvegetation, worin besonders kriechende Papilionaceen (Bohnen), Po- lygala rufa Span., batt. paneh patieh letto genannt , Solanum nigrum und eine gewürzhaft riechende Artemisia sp. (A. indica?) vorherrschen. Wie man sieht, haben diese Brachfelder keinen tropischen Character mehr. Noch mehr fällt dies auf, wenn wir nun in eine der zahlreichen oft 100 und mehr Fuss tiefen Erosionsspalten auf steilen Pfaden hinabsteigen. Da finden wir unten auf dem söhligen, feuchten Boden etwas, was zwi- schen den Wendekreisen so selten zu sehen ist, und dem tropenmüden Auge eine wahre Erquickung gewährt, nämlich eine richtige Wiese, ge- schmückt mit Blumen, welche fast durchweg europäischen Gattungen angehören. Es ist gerade, als wenn sich die rechtmässige und ursprüng- liche, tropisch-alpine Flora der Hochebene vor dem Alles erstickenden Lalanggrase und seinen Trabanten geflüchtet und hier unten zusammen- gedrängt hätte. Ausser der früher erwähnten , rothen Balsamine sehen wir 55 da Ranunkeln (^. diffusus DC, batt. Si-porkas\ Clematis {Cl. Lesche- iialtiana DC), Veilchen ( V. trinervis Korth. und arcuata Bl.), ein pracht- voll tiefblaues Vergissmeinnicht {^Cynoglossutn javanicum) und ein wohl- riechendes Geissblatt {Lonicera Leschenaultii Wall., batt. Antarharaiig). Um den heimatlichen Eindruck zu vervollständigen, präsentirt sich auch noch ein hochgelbes Kräutlein Rührmichnichtan {JifiJ>atiens Diepen horsti Miq.); wir könnten beinahe vermuthen, uns etwa in einem Thäl- chen Stlddeutschlands zu befinden, wenn nicht aus einem benachbarten Kampong einige spärliche Pisangstauden und die von dem Batta unzer- trennliche Arenga saccharifera hervorlugten und uns daran mahnten, dass wir uns auf einer Hochebene Centralsumatra's befinden und mit eigenen Augen das Wunder schauen dürfen, wie heimathliche und tro- pische Formen sich hier vermischen und wie neben dem Pisang das Veilchen, neben der Zuckerpalme das Vergissmeinnicht gedeiht. Ausser den vorgenannten, waren von blumentragenden Pflanzen noch zu bemerken eine Burmanniacee {B. sumairana Miq.) und eine Xyridee {Xyris vielanocephala Miq.), sowie an recht feuchten, schattigen Stellen Lysimachia debilis Wall. Palmfarne, namentlich grössere, sind in diesen Schluchten eine ziem- lich seltene Erscheinung , weil sie der Batta ihres nützlichen Holzes wegen fällt, das er mit Vorliebe zu Zäunen, Gartenthürpfosten u. s. w. ver- wendet: ich habe dies namentlich im Kampong Tinging am Tobahsee bemerkt. Dortselbst auf einer Anhöhe sah ich auch eine Kolonie merk- würdiger, kleiner, nur bis zu zwei Fuss hoher Zwergpalmfarne mit deut- lichem, verhältnissmässig dickem Stamm und schöner Blattrosette. An den steil aufsteigenden Wänden dieser Schluchten fand sich zu Unterst zwischen Gebüsch, worin der Strauch Salagundi iyVitex trifoliatd) auffiel , dessen intensiv bittere Blätter und Blüthen auch von den Batta's gegen Fieber genossen werden, der ganze Boden öfters von einer ran- kenden Schmarotzerorchidee mit unscheinbaren, grünen Blüthchen dicht überfilzt. Dazwischen wucherten Knötericharten {Polygonum chinense L. und F. barbaium L., batt. Siok sio Krangan) und hie und da ein Strauch von Nepenihes eustachya Miq., dessen kaum spannenlänge, grüne Krüge durchgängig mit klarem Wasser gefüllt waren, worin massenweise todte Ameisen umherschwammen. Es fiel mir auf, dass dieselben stets zu ein und derselben Art gehörten ; nie fand sich ein Exemplar einer andern Species darunter; auch war es räthselhaft, wie oft drei und vier Dutzend Thiere in dem wenigen Wasser eines einzigen Kruges ersaufen konnten, da es doch für sie , namentlich für die zuletzt hineingefallenen , ein Leich- 56 tes gewesen sein rauss, an den keineswegs glatten Wänden der Behälter emporzulaufen. Es war dies jedoch vielleicht eine Art, welche im Klet- tern wenig geübt war und desshalb allein umkam , während ihre Schwes- tern, vermöge ihrer grösseren Fähigkeit zu klettern, sich retten konnten. Höher hinauf an dem zahlreichen Abstürzen und Schutthalden fand sich die schöne, roth und weiss blühende Orchidee, Arundina bambu- saefolia und ein schön hellgelbes Gnaphalium mit silberweissen Blättern und dem ausgezeichneten Duft unserer einheimischen Immortelle. Es war eine ganz neue Art, Griaphaliwn Kageni, wie man sie im botani- schen Garten zu Buitenzorg benannt hat. An den glatten Felswänden einer Schlucht bei Tingging, durch welche sich ein reissender Bach seinen Weg gebahnt hatte, wucherte ein krie- chendes Rhododendron, batt. Kala beriama , mit ziemlich grosser isabell- farbener Blüthe und rosenrothen Staubfäden. Das einzige Exemplar, welches mir zu erreichen gelang, habe ich an das botanische Institut nach München gesandt, aber leider seitdem Nichts mehr darüber ge- hört, so dass ich über Gattung und Art nichts Bestimmtes mittheilen kann. Auch eine Prunus-KxX prangte dort im vollen weissen Blüthen- schmuck wie unserer heimischer Schlehdorn und die minder steilen Hänge waren bedeckt von einer violetblühenden , unserm Luzernerklee gleichen- den Papilionacee. Ueber die Felswände hingen in malerischen Guirlanden Lianenstränge mit dicken, ledernen und weit über handgrossen Blättern •herab, die in grün und purpurner Zeichnung prangten. Diese Blätter — Blüthen habe ich nicht gesehen — schienen Hoya-Kx\.^xi anzugehören. Auch ein, unsrer europäischen Besenpfrieme (Sparthcm scoparinm) , sehr älinlicher Strauch fand sich , und die oben schon erwähnte Hubiis-An mit rothen, aber völlig geschmacklosen Himbeerfrüchten wucherte auch hier in grosser Menge , dornige dichtverschlungene Hecken bildend. Dies ist ungefähr das Vegetationsbild der nördlichen Hochebene von Tobah, wie es mir, soweit der Mensch noch nicht verändernd einge- griffen hat, auf meinen beiden Reisen (1881 und 1883) flüchtig festzu- stellen gelang, Ueber die Flora der Bergwälder, welche die Gipfel der Randgebirge und der isolirten Trachytkegel bedecken, kann ich leider nicht viel mittheilen, da ich nur einen Gipfel, den Dolok Dändu binoa bestiegen habe. Derselbe ragt 2000 Fuss über die Hochebene empor, und ist fast ganz mit der gewöhnlichen Lalangvegetation bedeckt; nur ganz oben findet sich ein zerrissener Waldmantel. Im Schutze desselben wucherte in grosser Menge eine Begofiium-^'ptcxts , mit handgrossen, ge- lappten Blättern und rosenrothen Blüthen ; dies gäbe sicherlich eine präch- 57 tige Topfzierpflanze ab. Auch eine schöne Aroideenbltithe fand sich, purpurbraun mit hellen Streifen , Ar isaema filiforme B. Eine grossblätterige, ungemein dornige Rottanranke von einer Art, welche, meines Wissens und nach Aussage der Batta's im Küstengebiet nicht vorkommt, also wahrscheinlich der Hochebene eigenthümlich ist, versperrte mir öfters den Weg. Der Standort, in fast 6000 Fuss Meereshöhe, dtlrfte einiger- massen merkwtlrdig sein. Von Sträuchern war Lasiolepis Benne^ä B\.,ha.Xt. Tuba und Elaeagnus ferruginea Ruh., var. Sumatrana, batt. Kall- Kall zu bemerken, von welchen ich später noch sprechen will. Von Bäumen wurde mir das Kajii inggul [Cedrella febrifuga) genannt, ein sehr gutes Bauholz , dessen Anbau , da es ziemlich schnell wächst , von den Pflan- zern auch in den Vorbergen Deli's mit Erfolg versucht wurde. Vergebens aber fragte ich nach dem Kaju iussam, welches auf den Bergen südlich vom Tobahsee angetroffen wird; nur einige weitgereiste Batta's kannten dasselbe vom Hörensagen und versicherten mir aufs Bestimmteste, dass dasselbe nördlich vom See nicht mehr vorkomme. Beinahe jeder Kampong auf dem Plateau ist umzäunt und mit einem kleinen Wäldchen umgeben, dessen Bestand sehr geschont wird, und hier, in der Nähe des Menschen, finden wir einige Pflanzen, die wir anderswo vergebens suchen würden. Der Zaun besteht gewöhnlich aus einer lebendigen , undurchsichtigen und undurchdringlichen , haushohen Hecke von Bulu duri. Um ihn herum zieht sich gewöhnlich noch eine niedrige Hecke von Ranken des Rubtis sumairanus, Miq., des- sen Blüthen und Früchte fast genau denen unserer wohlbekannten Walderdbeere gleichen , nur ist der Geschmack weniger aromatisch. Ich habe mir auf meinen Reisen händevoll dieser herrlichen , so sehr an die Heimath erinnernden Früchte schmecken lassen. An den Hecken beim Kampong Purba sah ich eine Varietät mit nur goldgelben Beeren. Andere häufige Sträucher sind Pavetta acwninata Korth,, batt. Djarum-djarum ^ mit schönen , weissen Dolden und Elaeagnus ferrtcginea Rieh., var. Suma- trana, mit oben graugrünen, unter kaffeebraunen Blättern, welcher un- gemein lieblich nach Gewürznelken riecht und Lasiolepis Bennettii Bl. [Simarubeae). Es ist dies ein hartholziger, dorniger Strauch, im Wuchs etwa unserm Schlehdorn vergleichbar. Die Blüthen sind unscheinbar , klein, grünlich, dicht am Stengel sitzend und produciren kleine, grüne, violett angehauchte Früchte von der Grösse eines starken Stecknadelkopfes, welche aber einen so furchtbar scharf aromatischen Geschmack haben , dass es mir den Athem versetzte und ich beinahe eine Viertelstunde lang wie betäubt war, als ich ihrer sechs auf einmal im Munde zerkaute. 58 Die Batta's, deren Geschmakspapillen durch das ewige Sirikauen entartet sind, rühmen diese, Tuba genannten, Früchtchen sehr als Stimulans und durststillendes Mittel auf Reisen. Zwischen diesen Büschen rankt sich hie und da Lonicera Leschenauliii, sowie eine i??/^/a-Species, Rubia cordifolia Lan., vax. java^iica, batt. Si- rabrabegung^ welche dieselbe Eigenschaft besitzt, wie unser heimisches Galium Aparine , nämlich an den Kleidern festhaften zu bleiben und wird desshalb von den batta'schen Gassenbuben ebenfalls zum muthwil- ligen heimlichen Bewerfen benützt wie von unsern weissen Sprösslingen zu Hause. Auch eine Stellaria, batt. Ä^ra/w/dtj- i^/^M und eine Caryophyllee {Drymaria cordata Willd.), sowie eine winzige Composite, eine wahre Miniaturausgabe unsres heimischen Bellis perennis, waren zu bemerken und an einer Stelle des Dorfgrabens bei Tingging grünte eine Umbelli- fere, der einzige Vertreter dieser bei uns so zahlreichen Pflanzenfamilie, den ich in Sumatra zu Gesicht bekam. Eine Urticacee {Oreoc7iide sylva- tica Miq.) ist häufig zu bemerken, aber auch eine furchtbare halbmanns- hohe Brennnessel, deren fürchterliche Stiche man sogar durch die Hosen hindurch fühlt. Die sonst so übel aussehenden Sawahsümpfe gewähren zur Zeit der Brache einen sehr lieblichen Anblick, sie sind dann näm- lich von einem hellgrünen Sumpfpflänzchen, Monochoria vaginalis Pr., mit hellvioletten Blumen und dicken fleischigen, von den Batta's unter dem Namen Li-Korbuk als Gemüse gegessenen. Blättern überzogen wer- den, so dass sie zu die dieser Zeit ganz den Eindruck blühender Veil- chenbeete machen. Ist später der Reis abgeernet und sind die Sawahfelder ausgetrocknet, so wuchern zwischen den Stoppeln Compositen ( Youngia fastigiata DG., var. runcinata, Laciuca-Kxien , etc.), niedere Papilionaceen und Labiaten {Coleus scuiellarioides , var. ß., batt. Si-Kressing ; Scutellaria Horsfieldiana Miq., batt. Pahite; Gotnphostemma parviflorum Wall., batt. Latikrangan) in vielgestaltiger Menge, welche zum Theil dem Batta gesuchte Gemüse liefern. Namentlich liebt er eine weissblühende Kresse, welche sich an den feuchten Bach- und Grabenrändern in der Umgebung von Tingging sehr häufig findet. Dass auch überall Farrenkräuter nicht fehlten, brauche ich wohl kaum zu bemerken ; insbesondere waren die Ränder der Dächer im Kampong Nagasaribu mit den eleganten Blättern verschiedener Da- vallia-Antn. {D. pedata Sw. und solida Sw.) ringsum besetzt. In den Wäldchen ringsum die Kampongs, welche den dreifachen Zweck haben, das Dorf beinahe unsichtbar zu verstecken, es vor den rauhen Winden der Hochebene zu schützen und genügendes Brennholz 59 zu liefern (ich musste mir letzteres der Seltenheit wegen auf meinen Reisen öfters kaufen) und welche desshalb, wie oben gesagt, sorgfältig geschont werden, treffen wir ebenfalls verschiedene Bäume und Sträucher, die wir sonst vergebens suchen würden. Da finden wir einige Akazien (Pa- pilionaceen), Ternströmiaceen {Saurauja gigantea DC), Araliaceen [Ma- cropanax glomerulatum Miq., deren lichtgrüne Blumenkugeln recht ange- nehm riechen, batt. tibang-tibang), Loganiaceen {Fagraea litoralis Bl.), sowie den dornigen Datapbaum, Erythrina sp. [indical) der, mit leuch- tenden, brennendrothen Blüthentrauben überschüttet, dem Auge eine angenehme Unterbrechung der einförmigen braunen und grünen Tinten gewährt. Auf dem Boden wachsen Acanthaceen {Ebermayera spiciflora Miq)., Liliaceen {Disporum multiflorum Don.), Tradescantien und Papi- lionaceen , von denen eine Art Desmodiwn strangtilatum parvulwn, welche gern am Rand der Wälder und Gebüsche wuchert, prächtige feuerfarbene Blüthenähren hat und sich als Zierpflanze nicht schlecht ausnehmen Würde. Dazwischen ranken sich Ipomeen und eine Zaunrübe {Bryoma scabrata Bl.)- Auch die früher schon erwähnte Chirita Horsfieldii R. Br. var. ^, scaberrima Gl., batt. Bodi-bodi, breitet ihre schönen, violetten Blüthen- kelche hier aus und Ch. polyneura Miq., var. albiflora, deren Blüthen- kelche weiss und nur am Rande schmal violett eingefasst sind, eine Pflanze, die würdig wäre, in jedem Garten zu prangen. Den weitaus grössten Bestandtheil dieser Wälder jedoch bildet die Zuckerpalme, Arenga saccharifera. Ihr düsteres, ernstes Grün harmonirt sehr gut mit den alten, verräucherten, braunen Häusern und ihren riesigen, schwarzen Dächern, welche dem Battadorfe einen finstern , drohenden Character verleihen, wie denn überhaupt die Hochebene im allgemeinen einen mageren , tristen Eindruck macht. Ich glaube, wir dürfen getrost annehmen, dass hier in diesen Bergen und auf dem Plateau die eigentliche Heimath der Zuckerpalme ist, und dass sie erst von hier, ihrem ursprünglichen Vaterland aus, in die Küstenebene nach Deli vordrang, obwohl sie jetzt dort so häufig ist, wie der Sand am Meer, doch nur auf einstigem, wenn auch hundertjährigem Culturland; im jungfräulichen Urwald, was der Malaie rimba tua nennt, fehlt sie, und dies ist ein Beweis für die Richtigkeit unserer Vermuthung. Ohne die Zuckerpalme könnte der Batta kaum bestehen ; sie liefert ihm von ihren kohlschwarzen, langen, steifen, pferdeh aarartigen Blatt- scheidefasern, Idjuk, Ridjuk oder Idjup genannt, welche in grosser Menge den Stamm einhüllen, so dass er dadurch schwarz aussieht, dauerhafte Stricke und die fast ausschliesslich gebräuchliche Dachbedeckung, in 6o ihren getrockneten Blättern eine wircksame Umzäunung ftlr Haus und Dorf, in ihrem Saft ein brillantes Getränk und sehr guten Zucker und in der unter den abgestorbenen Blattscheiden und der Wurzelrinde be- findlichen Wolle einen famosen Zunder. Schliesslich noch versteht der Batta- Virtuose aus den geschabten Wurzelfasern und theilvveise aus den Blattscheidefasern wohlklingende Saiten für seine Mandoline (Kutjapi) und der Schreiber aus den stärksten dieser Fasern seine Federn herzustellen. Das ist doch gewiss eine vielseitige Verwendbarkeit und der Name dieser unschönen Palme darf sich getrost neben dem der nützlichsten Gewächse blicken lassen. Leider sind die Orchideen , welche ich auf meinen beiden Reisen auf dem Plateau von Tabah sammelte, in Buitenzorg noch nicht bestimmt worden , und muss ich mich desshalb auf einige allgemeine Angaben be- schränken. Von Erdorchideen habe ich meines Wissens ein halbes Dut- zend Arten gesammelt, unter denen besonders eine in den feuchten Wäldern bei Hutawaja durch lange, dickbesetzte, gelblichweisse Blüthen- ähren sich auszeichnete, welche aber einen sehr unangenehmen Geruch verbreitete; eine andere gehörte der Gattung Calanihe an, war aber leider nicht in Blüthe. Die atmosphärischen Orchideen, etwa 12 an der Zahl, gehören fast durchweg kleinen, unscheinbaren Arten an , fanden sich aber in allen Wäldern sehr reichlich. So hätten wir denn nun nach und nach die verschiedenen Vegetations- formen der Küstenebene von Deli und des angrenzenden Plateau's von Tobah flüchtig durchwandert und wie ich hoffe einen allgemeinen , orien- tirenden Ueberblick über die Flora dieser Gegenden gewonnen. Möchten nun bald Botaniker von Fach sich bemüssigt finden, die Sache in die Hand zu nehmen und uns in kurzer Frist mit einer ausführlichen „Flora Deliana" zu beschenken ! DIE THIERWELT. Die vorangehenden Capitel haben, wie ich hoffe, dem geehrten Leser einen flüchtigen Ueberblick gegeben über das Land, sein Klima und seine Pflanzendecke, mit einem Wort, über die Bühne, worauf sich das so unendlich reiche, animalische Leben abspielt, und ich will nun in Folgendem die Fauna, so weit ich sie habe kennen lernen — und ich bin neun Jahre lang fast alltäglich mit Flinte und Insectennetz in den 6i Wäldern herumgelaufen — einer etwas eingehenderen und ausführlicheren Betrachtung unterwerfen. Jedermann sind die scharfsinnigen Schlüsse bekannt, welche der be- rühmte, englische Forscher Wallace aus der geographischen Verbreitung der Thiere auf den malaiischen Inseln folgerte. Nicht blos, dass er mit sicherer Hand durch diesen Archipel die Grenzlinie zog, wo sich die Faunen Indiens und Australiens berühren, hat er auch durch Verglei- chung der einzelnen Inselfaunen mit grosser Wahrscheinlichkeit die Ent- stehungsgeschichte des malaiischen Archipels zu enträthseln gesucht und u. A. gefunden, dass Sumatra in einer verhältnissmassig sehr jungen Zeitperiode, nachdem Java schon isolirt war, temporär mit Borneo und Malakka zusainmenhing. Er that das zu einer Zeit, wo die Thierwelt, namentlich die der Säugethiere der grossen Sundainseln, noch sehr wenig bekannt und erforscht war, so dass seine Hypothesen , so geistreich und überraschend sie auch sind, auf ziemlich schwachen Füssen standen und durch neue Entdeckungen ebensogut befestigt als umgestossen wer- den konnten. So hat z. B. der Director des Leidener Museums, Dr. Jentink, schon 1881 ^) durch eine sehr genaue Aufzählung der Säugethiere von Java, Borneo und Sumatra, gezeigt, dass die Verbreitung derselben, soweit ihre Kenntniss seit Wallace vorgeschritten war, ebensogut für als gegen dessen Behauptungen sprechen konnte. Meine Entdeckungen auf Sumatra nun, welche ich nachfolgend be- sprechen will, haben heute, 1889, den Standpunkt wiederum verändert und wie ich hoffe die Lösung um einen Theil näher gerückt. Und ein Reisender, der in der Lage wäre, ein oder mehrere Jahre an günstigen Lokalitäten auf Borneo zu verweilen, würde wahrscheinlich noch weitere, ganz ungeahnte Thatsachen für die Zoogeographie zu Tage fördern. Wir stehen eben immer noch im Zeitalter des Sammeins und müssen uns vorderhand noch zunächst darauf beschränken, eine tüchtige Basis für spätere Forscher zu schaffen. Lokalforschungen , auf einen für die Kraft eines einzigen Mannes ausreichenden Platz beschränkt, aber dort mit unablässigem Eifer jahrelang fortgesetzt, können allein ein vertrauens- würdiges Material liefern, um aus solchen Hypothesen wissenschaftlich bewiesene Thatsachen zu machen. Das Nachfolgende macht nun auf weiter Nichts Anspruch, als ein 1) In „Aardrijkskundig Weekblad" etc. vom 18 Aug. 1881. Leider hat er die dort angekündigte Specialarbeit über diese Frage bis heute noch nicht publicirt. 62 solcher Material-Beitrag zu sein. Die Liste der Thiere, welche ich auf einem Theil der Ostküste Sumatras und dem nördlichen Plateau von Tobah, bisher jungfräuliche Länder, gesammelt habe, soll hier dem Forscher in toto zugänglich gemacht werden. Wer sich je einmal mit der Zusammenstellung von Lokalfaunen im Gebiet des malaiischen Archipels befasst hat, wird erfahren haben, einen wie unendlichen Zeitaufwand und welche fast nicht zu bewältigende Arbeit das Zusammensuchen aus einer Unzahl von grossen und kleinen , oft sehr verborgenen , Publica- tionen macht ^) und wird mir Dank wissen, dass ich ihm die Resultate meiner Sammlungen hier zusammengefasst mittheile. Leider kann ich nicht Alles besprechen, was ich zusammengebracht habe, da mir ausser Anderem die systematischen Listen über die meisten Insectenabtheilungen , mit Ausnahme von Lepidopteren und Coleopteren , noch nicht zugegangen sind; dieselben können später, vielleicht in einem Nachtrag, gebracht werden. Dass ich zugleich Veranlassung genommen habe, bei vielen Thieren meine Erfahrungen über Lebensweise, Betragen im freien und gefangenen Zustand etc. beizufügen, wird, wie ich hoffe, ebenfalls nicht unwillkom- men sein und nicht blos dem Jäger und Naturfreund, sondern auch dem zünftigen Zoologen vielleicht einiges Interessante bieten. Es sei mir nun gestattet, kurz auf einige wichtige Thatsachen hinzu- weisen, welche, wie ich glaube, aus den nachfolgenden Listen hervorgehen. Da ist nun zunächst zu erwähnen, dass der Satz Wallace's bezüglich der grossen Uebereinstimmung der Faunen von Borneo, Sumatra und Malakka in ungeahntem Grade bestätigt wird. Ich habe, um zunächst von Säugethieren zu sprechen, auf der Ostküste vierundsechzig Species gefunden, darunter, mit Ausnahme von zwei ganz neuen Flugeichhörnchen {Sciuropterus ^a^eni ]ent. und Sc. p/aiyurus ]ent.)y sechs Arten, die bislang nur von (Malakka zum Theil und) Borneo be- kannt waren, meist als für letztere Insel characteristisch angesehen wur- den. Diese sechs Thiere sind: Arcio^ale stigtnaiica, Hemigalea derbyana, Rerpestes brachyurus, Cyno- gale bennettii, Ptilocercus lowii und Rhizomys dekan. ^) 1) Wie schwer die Zusammenstellung einer malaiischen Fauna ist, mag man aus der Besprechung eines Artikels von R. Schuiling: »De grenslijn van Wallace eene con- tinentale grens" durch Dr. Jentink entnehmen (In ,Tijdschrift van het Kon. Nederl. Aardrijkskundig Genootschap. Meer uitgebreide artikelen, 1889"). 2) Cf. den Artikel von Dr. Jentink in: »Notes from the Leyden Museum, Vol. XI^ p. 19", und von mir »Vorläufige Mittheilungen über die Fauna Ost-SumatraV im »Aus- land", 1881, p. 553. 63 Ausserdem fand ich noch zwei Varietäten von Säugethieren , deren Haarkleid merkwürdigerweise genau mit dem einiger Varietäten von Borneo übereinstimmt, so dass also beide Lokalitäten nicht blos Gat- tungen und Arten, sondern sogar characterische Varietäten miteinander gemeinsam haben. Dieselben betreffen die Spielart von Sciurus prevostii und Tupaja ferniginea, var. chrysura Jent. (s. dort). Die Säugethierfauna von Sumatra hat also demnach eine bedeutende Bereicherung erfahren und zwar mit Formen, welche man, wie gesagt, bisher als ausschliesslich Malakka und Borneo angehörig betrachtete. Dadurcli haben sich , wie es scheint , die Verhältnisse wesenthch zu Gun- sten der Wallace'schen Hypothese verschoben, und es ist wohl der Mühe werth, nunmehr das Verhältniss der Säugethiere der einzelnen Inseln zu einander auf Grund der neuen Entdeckungen zu betrachten. Ich folge hiebei den Aufstellungen Dr. Jentink's, wie er sie in seinen mehrfach erwähnten Aufsätzen und zuletzt noch brieflich mir gegeben hat. An Säugethieren sind zur Stunde bekannt von Sumatra 112 Arten Borneo 93 „ Java 97 „ Rechnen wir nun die Fledermäuse, welche von allen Inseln wohl am wenigsten bekannt sind und durch ihre leichtere Verbreitungsfähig- keit das Bild nur verwischen würden, ab, so haben gemeinsam: Sumatra und Borneo 45 Sumatra und Java 30 Borneo und Java 23 Arten. Sumatra und Borneo haben also beinahe doppelt so viele Säugethiere gemeinsam, als Borneo und Java! Bezüglich der Avifauna ist Sumatra, wie schon Wallace bemerkt, kaum von Borneo zu unterscheiden. Ich habe auf der Ostküste ein hun- dert zwei und achtzig Arten von VOgeln gefunden; darunter waren sech- zehn für Sumatra neu, aber bekannt von Malakka, Borneo und Java. Besonders merkwürdig war mir das Vorkommen eines Thieres, welches Wallace als für die Insel Banka characteristisch angibt *), das aber, wie mir Herr Büttikofer schreibt, auch in Indien gefunden ward, nämlich Pitta megarhyncJia; ich habe dasselbe lokal in Siak gefunden. Herr Büt- 1) "Wallace, Verbreitung der Thiere. Uebersetzt von A.B. Meyer, 1876 , p. 416,1 Bd. 64 tikofer, der bekannte Ornitholog des Leydener Museums, welcher sich der Mühe unterzog, meine Vogelbälge und Zeichnungen zu bestimmen, oder, soweit dies von mir schon geschehen war, zu verificiren, war frap- pirt über die grosse Uebereinstimmung meiner Sammlungen mit der ma- lakkanischen Ornis, und namentlich über die Differenz mit solchen von der Westküste Sumatra's i). Es befinden sich nur wenige der für die Westküste characteristischen Arten darunter. Unter den vierundvierzig Schlangen, welche nur eine einzige, wahr- scheinlich neue Giftschlange ergaben {Bothrops Hageni s. dort), fand sich ebenfalls ein Anklang an Borneo, indem die von mir beobachteten Exem- plare von Ophiophagns elaps die gleiche Färbung trugen , wie die Exem- plare von Borneo. Auch die Schmetterlingsfauna ist ausserordentlich übereinstimmend; ich erinnere nur an die schöne Or7nthopterä brookeana und an eine Va- rietät von Euploea midamus , die Euploea mulciber, welche Herr Distant 2) für „the constant bornean race or form of E. midamus and peculiar to that island" hält. Neue Arten fanden sich sowohl unter Tag- als unter Nachtfaltern , von den erstem unter 315 Species etwa sechs, von den letzteren unter 180 Arten ebensoviel. Besonders bemerkenswerth ist ein neuer Fapilio, der J'riapus-GrnpTpe angehörig, den Herr Rogenhofer beschrieben hat ^). Haben diese Betrachtungen uns nun gezeigt, dass die Thierwelt von Borneo und Sumatra in viel höherem Grade mit einander übereinstimmt, als man bisher vermuthen konnte, so geht aber daraus zugleich noch etwas Anderes hervor, nämlich dass die Ostküste Sumatra's faunistisch scharf von der Westküste geschieden ist. Die ganze Säugethierfauna der Ostküste ist, wie Herr Jentink sich ausdrückt, mit ein oder zwei unbe- deutenden Ausnahmen, identisch mit der von Borneo; von den für die Westküste Sumatra's eigenthümlichen Arten kommen nur wenige auf der Ostküste vor und umgekehrt wurde nicht eine einzige der oben ange- führten, auf der Ostküste gefundenen Arten, wie rtilocercus, Cynogale , Heniigalea u. s, w. auf der Westküste gefunden , obwohl dort doch eine ganze Reihe von Sammlern und Forschern thätig war, von denen ich 1) Cf. Büttikofer. Contribution to the ornithology of Sumatra. Notes from the Ley- den Museum, Vol. IX. 2) Distant. Rhopalocera malayana, p, 26. 3) A. F. Rogenhofer. Papilio Hageni, eine neue Art aus Sumatra, in: Verhandl. d. K. K. zoologisch-botan. Gesellschaft in Wien, 1889 65 beispielshalber nur Raffles, S. Müller, Junghuhn, v. Rosenberg, Beccari und die Forscher der „Midden-Sumatra'-Expedition nennen will. Auch in Bezug auf die Vogelwelt ist der Unterschied, wie ich oben schon hervorgehoben habe, frappant, und ebenso bei den Insecten, Die Grenzlinie der beiden Faunen fällt zusammen mit der geologischen; so- weit die Alluvialebenen der Ostküste *) reichen , haben wir auch sozu- sagen eine Alluvialfauna, combinirt aus denen von Borneo und Malakka mit der westsumatranischen. Und so wie wir die trennende Gebirgsmauer überschritten haben, be- finden wir uns sofort beinahe in einer ganz andern Welt, Dies über- raschte mich ganz besonders auf meinen beiden Reisen nach dem Innern der Battaländer, nach der nördlichen Hochebene von Tobah. Kaum hatte ich den letzten Gebirgspass überschritten und den Fuss auf das Plateau gesetzt , so umgaben mich auf Schritt und Tritt Thiere , die auf der ganzen Westküste verbreitet und theilweise gemein sind, auf der Ostküste dagegen vollkommen fehlen. Von Säugethieren war dies beson- ders : Paradoxiirus leucofnysiax , von Vögeln : Dendrocitta occipitalis , Bu- changa stigmatops , Sphowcercus oxyurus , Niltava grandis , und von Schmetterlingen: Acraea vesia, Cathaemia belisama, Vanessa cardui , Ar- gynnis niphe, Debis rohria und eine ganze Reihe weiterer. Es ist ja nun ganz natürlich, dass diese Verschiedenheit der Thierwelt in erster Linie auf Rechnung des verschiedenen Höhenklima's zu setzen ist. Dadurcli ist aber doch die ganz merkwürdige Verbreitung nament- lich der Säugethiere nicht genügend erklärt; man hat den Eindruck, als sei die ganze Fauna der alluvialen Küstenebene ebenfalls eine allu- viale, von den gegenüberliegenden Küsten Malakkas und ßorneo's ange- schwemmte, die noch nicht Zeit gehabt hat, sich über die ganze Insel, namentlich die älteren Parthieen, auszubreiten. Das würde namentlich dann mit grosser Wahrscheinlichkeit behauptet werden können, wenn wir Näheres über die Vertheilu7ig der Fauna Borneo s oder Malakka s über die -verschiedenen Höhenzonen wüssten, insbesondere wenn sich herausstellen sollte, dass die Säugethiere, welche in Sumatra ausschliesslich in der Küs- tenebene vorkommen, auf Borneo und Malakka Höhen bewohnen, welche den Sumatranischen Hochebenen gleichkommen. Leider wissen wir aber darüber sehr wenig , und das zeigt uns wieder , dass unsere Zeit zum definitiven Austrag solch allgemeiner Fragen noch l) Ich spreche hier vorderhand nur von der Ostküste zwischen Cap Tamian und dem Siakfiusse. 5 66 nicht reif ist. Wir haben noch zu wenig thatsächliches Material. Erst wenn noch ein halbes Dutzend Forscher ein Jahrzehnt lang Sumatra, ganz besonders aber Borneo durchsucht hat, erst dann werden wir im Stande sein, die Wahrheit zu erkennen. Und darum rathe ich trotz des grossen, scheinbaren Beweises, welchen meine Beobachtungen auf Suma- tra für die Wallace'schen Theorien geliefert haben, zur Vorsicht. Es wäre grosse Undankbarkeit meinerseits, wenn ich nicht noch zum Schlüsse der Herren des Museums in Leiden , den Director desselben an der Spitze, gedenken wollte, welche sich der Mühe unterzogen haben, meine Sammlungen zu ordnen, grösstentheils zu bestimmen und mich mit den systematischen Listen derselben zu versehen, soweit es bislang möglich war. Zugleich ist der Name dieser Herren, Director Dr. Jentink für die Säugethiere, Conservator J. Büttikofer für die Vögel, Cons. Dr. Th. W. van Lidth de Jeude für Schlangen und Saurier und Cons. Ritsema für die Tnsecten, speciell Coleopteren, eine Gewähr für richtige wissen- schaftliche Bestimmung. SÄUGETHIERE. Simia satyrus Linne. Der Orang-Utan von Sumatra ist, wie Schlegel schreibt, von Einigen als eigene, von der von Borneo differente Art, unter den Namen Simia Abelii und S. bicolor beschrieben worden. Die Malaien auf der Ostküste unterscheiden zwei Arten von Mawas, wie sie unser Thier nennen, nämlich den Mawas Kuda oder Pferde- Mawas: derselbe soll ungeheuer gross und stark, mit breiten Backen- wülsten sein, mit einer riesigen Haarmähne von fuchsrother Farbe auf dem Rücken und sich durch dieses wilde, rohe Aussehen bedeutend von der anderen Art unterscheiden, welche viel feiner und graciler ge- baut sei und desshalb auch Mawas messiah {M.Qnsc\ifdn- Mawas) genannt wird. Man findet beide an denselben Lokalitäten und schon desshalb vermuthe ich, dass die beiden inländischen Namen nur die beiden Ge- schlechter ein und derselben Art bezeichnen. Das Südliche Atjeh und die Provinz Langkat , namentlich um das Cap Tamian, ferner die noch unerforschten Länder der Gajo's und Alas bis hinüber auf die Westküste zwischen Tapanuli und Singkel, das sind die Reviere, wo der Orang-utan, und zwar mehr in den bergigen Binnen- strecken als an der flachen Küste, keineswegs selten angetroffen wird. Im Hinterlande von Deli und den nördlichen Battaländern kommt er 67 nur vereinzelt, vielleicht nur versprengt, vor. Ich kannte einen Batta, der das Fell eines solchen, von ihm selbst im Lusungebiete erlegten Thieres, als Schlafmatte benützte, und an den alten Staatslanzen der Toba- und Karo-Batta-Häuptlinge habe ich öfters Mawas-H.a.a.Te befestigt gesehen; früher muss sich also das Thier häufiger und welter nach Süden zu gefunden haben, wie ich schon daraus schliesse, dass jeder Malaie in Deli bis nach Siak hinunter den Namen Mawas kennt. Von seinem Vorkommen weiter südlich jedoch wusste ich im Hinblick auf die nega- tiven Berichte Wallace's, Rosenberg's und Junghuhn's, Nichts, und las desshalb mit einiger Verwunderung die Nachricht'), dass im zoologischen Garten zu Rotterdam ein Thier aus dem Innern von Padang, West-Su- matra, vor einigen Jahren gelebt habe. Sollte dies nicht doch aus den nördlichen Theilen nach Padang angebracht sein? Die Herren von den Tabaksplan tagen in Langkat haben schon mehrere dieser Thiere erlegt, und einer derselben hatte die Freundlichkeit, mir das abgezogene Fell eines alten , voll ausgewachsenen Männchens mit daran befindlichem Kopf und Händen und Füssen zuzusenden , leider in einer Conservirungsflüssigkeit (Petroleum , Wasser und eine Geringigkeit Gin) , dass mir ein unbeschreiblich pestilenzialischer Geruch , der noch eine Woche nachher in meinen Kleidern haftete , auf eine Entfernung von 50 Schritten den Erhaltungszustand desselben ankündigte. Beim Oeffnen des thönernen Fasses glotzte mir ein riesiges, wildes und so viel ich beim Laternenschein der Nacht und der vorgeschrittenen Fäulniss erkennen konnte, schwärzliches Gesicht entgegen, dem die zwei Ungeheuern Backen- wülste ein schreckliges Aussehen gaben. Die fuchsrothen Haare, auf dem Rücken, dicht und reichlich einen Fuss lang, fielen beim Anfassen sofort aus, so dass von der ganzen herrlichen Decke nur der Schädel zu retten war. Derselbe, noch in meinem Besitz, zeigt als Merkwürdigkeit deutlich eine prächtig geheilte totale Fractur des Unterkiefers. Wo mag sich das Thier diese geholt haben? Es wäre nicht unmöglich, dass die- selbe, durch den Hieb einer scharfen Waffe, eines Parangs z. B. ent- stand, denn der erste Praemolar des linken Unterkiefers, wo die Knochen- narbe beginnt, ist zur Hälfte glatt durchgehauen. Als Arzt musste ich immer wieder die prächtige Heilung ohne die geringste Dislocation der Fracturenden bewundern , wo doch der Zug der Muskulatur so unendlich grösser als beim Menschen gewesen sein muss ! 1) S. Dr. Jentink in: . Aardriikskundig Weekblad, orgaan van het Rijks Ethnogr Museum, 18 Aug. 1881, N*» 44, p. 287." 68 Ich gebe hier die Maasse des Felles: voll erwachsenes cf Ganze Länge : 1940 Mm. (mit gestreckten Zehen) Kinn bis Scheitel (Gesichtslänge): 300 Mm. Breite (mit den Seiten- Wtllsten) 255 Mm. Länge der Hand: 300 Mm. Breite „ „ 120 „ Länge des Fusses: 352 „ Breite „ „ 100 „ Nach einer kurzen mitgesandten Notiz ward man auf die Anwesen- heit des Thieres in den , die betreffende Pflanzung umgebenden Wäldern aufmerksam durch ein furchtbares, auf grosse Entfernung hörbares „Gebrtill" mit dem es sich des Nachts vernehmen Hess. In Gefangenschaft habe ich zwei Exemplare besessen. Beide waren junge Männchen. Das eine, das erste, was ich besass, erhielt ich durch einen Bekannten, dem es von Gajo-Leuten zugetragen ward. Es war ein liebes, gutmüthiges , aber etwas langweiliges Thier, welches seinen Namen, wenn ich mich noch recht erinnere, Si-Bela, sehr gut kannte. Es besass sein eigenes Tuch, einen alten Sarong, welchen es nur selten aus der Hand Hess und überall mit herumschleppte, um sich bei dem gering- sten Kältegefühl hinein zu wickeln. Von einem Fremden Hess es sich den- selben niemals abnehmen, hatte also einen ausgesprochenen Begriff von Eigenthum. Si-Bela war eitel ; das merkte ich , als ich eines Tages mit einem funkel- nagelneuen, blendendweissen Sonnenhelm vor ihn hintrat; verlangend blickten seine Augen auf meinen prächtigen Kopfschmuck; man konnte die Begier, auch so was Schönes zu haben, förmlich in seinen Augen lesen, sodass ich beschloss, ihm ebenfalls einen kleinen Hut machen zu lassen. Das nahm jedoch Zeit in Anspruch, und als ich ihn am näch- sten Tage wieder besuchte, schien er bereits über den Fall nachgedacht und einen Ersatz gefunden zu haben. Denn was that er, als er mich erblickte? Er ergriff eine alte Zeitung, die er sich zu dem Zweck eigens parat gelegt zu haben schien, riss ein Stück davon ab und legte sich dasselbe auf den Kopf. So geschmückt und das leichte Papier sorgfältig auf seinem Kopfe balancirend, humpelte er sichtlich stolz davon, indem er sich von Zeit zu Zeit umsah, ob ich ihn auch gehörig bewundere. Si-Bela brachte auch in Erfahrung, was Katzenjammer ist. Ein mir befreundeter Lieutenant hatte mit seiner Mannschaft einen Reiseraarsch 69 gemacht, und hielt bei mir Rast. Ich regalirte die mtlde Truppe mit einigen Flaschen Bier, und Si-Bela war hurtig dabei, die Reste aus den weggeworfenen Flaschen kunstgerecht auszuschlürfen. Bald jedoch machten sich die Folgen bemerklich; seine Hinterbeine wollten ihn nicht mehr tragen. Nun war es äusserst komisch, sein grenzenloses Erstaunen über einen solchen Accident zu sehen ; er setzte sich , zog mit den Händen seine Beine empor, und prüfte sie mit Hand und Auge sorgfältig, offenbar um die Ursache ihrer plötzlichen Functionsunfähigkeit zu entdecken. Dabei überschlug er sich aber, rollte auf den Boden umher unter dem allgemeinen Gelächter der Soldaten , und konnte sich nicht mehr erheben. Endlich kugelte er sich zusammen und schlief auf dem Fleck ein , sicht- lich schwer betrunken. Ich Hess ihn in sein Bett bringen. Als ich gegen Abend wieder nachsah, sass er aufrecht, sah mich mit erbar- mungswürdigem Blick an, und hielt mit beiden Händen seinen Kopf. Er hatte fürchterliches Haarvveh; von Zeit zu Zeit zupfte er verzweiflungs- voU an seinem spärlich behaarten Schädel herum, als wolle er das Weh herausziehen. Erst am nächsten Morgen war er wieder völlig wohl. Der zweite Mawas , den ich von einem Controleur in Langkat zum Geschenk erhielt, war beträchtlich älter und grösser. Er war ebenfalls von Gajo's gefangen und , noch nicht lange gezähmt , ein mürrischer fauler Gesell , der am liebsten regungslos in seinem Häuschen hockte. Verschiedene Male suchte er mich zu beissen, wenn ich in anrühren wollte; daher gab ich mich nicht viel mit ihm ab. Er erkrankte bald an Diarrhöe und nachdem ich diese mit einigen Gaben Opium gestillt, verfiel er in's Gegentheil, eine Monate lang andauernde, totale Verstop- fung. Ich selbst war ebenfalls schwer erkrankt und konnte mich nicht mit ihm abgeben: endlich, nachdem er wochenlang still, das Gesicht nach der Wand gekehrt, in seinem Häuschen gesessen und fast gar Nichts gefressen hatte, stürzte er in einer Nacht vor Entkräftung aus demselben, das auf einem Baumast angebracht und an dem er mit einem Strick um den Hals angebunden war. Der Strick reichte nicht bis auf den Boden, und das arme Thier vermochte sich nicht mehr an demselben emporzuarbeiten. So fanden es Morgens meine Leute erhängt. Bei der Section zeigte sich der Dickdarm in seiner ganzen Länge erfüllt von daumengliedgrossen , runden und steinharten Kothballen, die dicht an einander gereiht waren, wie die Perlen am Rosenkranz. Einige Löffel Castoröl im Anfang hätten sicher die ganze Catastrophe ver- mieden. Beide Gefangenen besassen eine dünne, klägliche Kinderstimme, die 7° sie aber nur sehr selten , das letztere Thier namentlich in einigen Nächten während seiner Krankheit, hören Hessen. Hylobates agilis Cuvier. Schlegel (Museum d'histoire naturelle des Pays-Bas, 12. Livr., p. 17) kannte das Thier nur von der Südwestküste Sumatra's (Padang). Neumann in: „Het Paneh- en Bilah-stroomgebied etc." in: Tijdschrift V. h. Aardrijksk. Genootschap, Ile serie, deel III, Atdeel.: Meer uitge- breide artikelen, 1886, erwähnt ihn auch (unter dem Namen ^. z/ar/V^a/z/j) für das von ihm beschriebene Gebiet der Ostküste, und dann hat ihn die Mitten-Sumatra-Expedition (cf. Midden-Sumatra etc. Natuurlijke his- torie, zoogdieren en vogels, p. 8) im Palembangschen gefunden. Bei einem Besuch in Bengkalis habe ich im Hause des dortigen Controleurs einen solchen Affen gesehen, der aus dem gegenüberliegenden Siak stammte, wo sie nach Aussage der Malaien gar nicht so selten vor- kommen sollen. Der Verbreitungskreis dieses Thieres würde sich also bis etwa Siak nördlich erstrecken; weiter hinauf ist mir Nichts von seinem Vorkommen bekannt, und in Asahan fehlt er meines Wissens schon voll- ständig. Das eben erwähnte Thier im Hause des Controleurs Cambier war voll- kommen zahm; es war, soviel ich mich erinnere, ein Weibchen. Es war nicht angebunden, und machte Besuche in allen Häusern herum, wo man es gut behandelte und ihm zu essen gab, namentlich im Hause des Assistent-Residenten. Seinen Sclilafplatz hatte es auf einem Baum dicht bei Herrn Cambier's Hause. Zur Essenszeit erschien es regelmässig, stieg durch's Fenster herein und schwang sich mit einem Griff seiner langen Arme leicht und behend auf eine Ecke der Tafel, wo es ruhig sitzen blieb und die Bissen mit einem sanften, fragenden, etwas kol- lernden: huhuhu! in Empfang nahm, welche ihm sein Herr darreichte. Wenn Fremde an der Tafel waren, so kam es nur zögernd und auf Zuruf seines Herrn herauf, verschwand aber bei der geringsten stärkeren Bewegung sofort zum Fenster hinaus. Von seinem Herrn liess es sich gerne streicheln . und liebkosen , benahm sich überhaupt überall so an- ständig, so zu sagen, schüchtern, dass es im ganzen Kampong ein gehät- schelter Gast war. Hylobates syndactylus Cuvier. Diese grösste Art der ganzen Gattung ist eine für die Fauna Sumatra's typische Erscheinung und scheint ausschliesslich auf diese Insel beschränkt 71 zu sein, wie der Director des Leidener Museums Dr. Jentink , in den Notes from the Leyden Museum, Vol. XI, p. 19, hervorhebt: „the lo- calities, Southern Tenasserim and Malayan Peninsula, given by Helfer and Wallace, are very doubtful". Auch ist er in der ausführlichen, reich- haltigen Liste Cantor's, über die von ihm in Malakka u. s. w. beobach- teten Thiere*), nicht erwähnt, sondern nur H. lar, agilis und lenciscus , dieser von Borneo (?) und Java. Die Exemplare des Leidener Museums stammen (cf. Schlegel , 1, c. p. 22) alle von der Westküste Sumatra's., und ich konnte diese Anstalt mit solchen von der Ostküste bereichern. Das Verbreitungsgebiet des Thieres, welches auf der Ostküste gewöhnlich Imbau (onomatopoetisch), seltener Siamang genannt wird, scheint sich demnach über die ganze Insel aus- zustrecken, mit Ausnahme der Hochebene von Tobah, deren baumlose, flache Savanen für dasselbe keine Existenzbedingungen bieten. Auf den, das Plateau umgebenden, gegen 6000 Fuss hohen, bewaldeten Berggipfeln konnte man jedoch allraorgendlich das Bellen derselben hören (cf meine Reiseberichte in Petermann's geogr. Mittheilungen, 1883). Ich habe den vielfachen, guten Berichten über Frei- und Gefangen- leben des Thieres nur wenig hinzuzufügen. Durch das vollständige Ausrotten der Wälder infolge der Tabakskultur ist auch der Imbmi nunmehr in der Küstenebene (von Deli wenigstens) fast völlig verschwunden und in die Bergwälder zurückgedrängt, wie so man- ches andere Thier. Bei Gelegenheit des Waldschlagens durch die Batta- Arbeiter ward eine Menge dieser Thiere, die sich auf einzelne, vorläufig noch stehen gebliebene Bäume geflüchtet hatten, gefangen; anfangs der achtziger Jahre konnte man beinahe auf jeder Pflanzung ein oder mehrere derselben in Gefangenschaft erblicken ; heutigen Tages erhalt man sie schon seltener, und muss jetzt 6 Dollars und mehr für einen solclien zahlen , während man sie früher für einen erhielt. In der ersten Zeit meines Aufenthaltes zu Tandjong-Morawa, in Serdang, konnte ich sie von dem Fenster meiner Wohnung aus auf einer circa 100 Meter ent- fernten Baumgruppe beobachten; die Wälder ringsum erschallten von ihrem Morgenconcert, und bei einem Gang in den tieferen Wald konnte man mit Sicherheit darauf rechnen , mehrere Trupps derselben zu Ge- 1) In dem »Journal of the asiatic society of Bengal" vol. XVI, pp. 607 — 656,897 — 952, 1026 — 1078. Abdruck in »Miscellaneous papers relating to Indo-China. Reprii)ted for the Straits branch of the Royal Asiatic Society, Vol. II, London, Trübner & C°, Ludgate Hill, 1886. 72 sieht zu bekommen. Kurz, es war ein sehr häufiges Thier. Ich habe mehrere Dutzend Exemplare geschossen, an einem Tage oft vier bis fünf Stück. Der Imbau lebt gesellig, in Familien von vier bis zu zehn, zwölf Stück; mehr kann ich mich nicht erinnern, je beisammen gesehen zu haben. Sie bevorzugen gewöhnlich die Laubkuppeln der höchsten Bäume , welche über das Niveau des übrigen Waldes emporragen, so dass man sie von einer günstigen Stelle aus schon auf weite Entfernungen wahr- nehmen kann. Früher, ehe die Tabakspflanzer sie verjagten, waren sie aber auch viel, besonders des Nachmittags, auf kleinen Bäumen, ja sogar auf hohen Büschen beim Fruchtschmaus anzutreffen. Auf ebenem Boden habe ich nur ein einzigesmal einen Imbau getroffen, der noch überdies ganz allein war, was ebenfalls eine Seltenheit ist. Ich ging nämlich einen rechts und links mit Busch und niedrigen Bäumen be- standenen Waldweg entlang, als keine zwanzig Schritte vor mir ein Im- bau langsam und bedächtig hervorkam, mich neugierig, aber keineswegs furchtsam betrachtete und quer über den Weg in seiner characteristischen Weise ging, nämlich indem er seine beiden langen Arme als Krücken auf den Boden stemmte und den Körper zwischendurch nach vorwärts schleuderte, ganz so wie es an Krücken gehende Gelähmte zu thun pflegen. Diesen Gang, welcher zugleich der des Oran^-utan ist, nimmt er an, wenn er sich schnell fördern will; während ich bei Gefangenen nur ge- sehen habe, dass sie mühevoll auf ihren kurzen, verkümmerten Beinchen einherwatschelten und dabei die furchtbar langen Arme wagrecht balan- cirend, in Handgelenk und Ellbogen leicht gebogen, ausstreckten. Ich habe Gefangene gekannt, welche eine Strecke von vierzig Fuss auf diese jämmerlich anzusehende Weise zu durchwackeln im Stande waren. An einer Hand geführt, kann jeder Affe ziemHch gut auf seinen zwei Beinen laufen. Vor 9 bis V2I0 Uhr des Morgens lässt der Imbau selten Gebell hören; erst nach der Morgenmahlzeit versammelt sich die Familie auf ihren Spiel- und Unterhaltungsplätzen, den vorerwähnten grossen Bäumen , und führen sie nun unter ziemlich trägen Spielen ihr Höllenconcert auf, dass in den Stunden von halb zehn bis halb zwölf die Wälder davon wiederhallen. Dasselbe ist auf eine Entfernung von weit über eine Stunde, an gün- stigen Stellen sogar auf die doppelte Entfernung, zu vernehmen, wie ich auf meinen Reisen auf dem Plateau von Tobah erfuhr; denn da war das hohle Geschrei der Imbatis, welche in den Wäldern der umgeben- den Randgebirge hausten, über 10 Kilometer weit zu hören. 73 Dasselbe besteht in einer chromatischen Tonleiter, welche mit einem tiefen, hohlen, von einem Vorschlag begleiteten Ton beginnt, der wie U-puhp klingt, und, anfänglich langsam, immer höher und schneller wird und zuletzt in einem so höllischen Jauchzen und Bellen gipfelt, dass dem, der gerade unter ihrem Goncertbaum sich befindet, Hören und Sehen vergeht. Es ist ein in den höchsten Fisteltönen sich bewe- gendes, laut herausgeschrieenes Jaaah, das unter Jauchzen, Brüllen, Fau- chen , Schreien und Jammern sich schliesslich zu einem kollernden Wau- wau-wau herausbildet. Die Tonleiter wird gewöhnlich nur von einem Mitgliede, sehr wahrscheinlich dem Pater familias , vorgesungen, obschon auch hie und da ein anderes Familienglied auf eigene Faust sein U-puhp dazwischen singt; bei der Kraftstelle aber, dem Jaaah, fällt die ganze Familie unisono, mit aller Kraft ihrer respectabeln Lungen, ein. Trotzdem ist dieser Passus nicht so weit zu vernehmen als das hohle, durch die Resonanzkraft des kropfartig aufgeblasenen Kehlsackes hervorgebrachte U-puhp. Während des Concertes sitzt die ganze Familie gelassen und ruhig zwischen den Astgabeln ihres Spielbaumes oder schaukelt, sich neckend und langsam, an seinen Aesten. Hat man sich nun angeschlichen und stört dies Stilleben durch einen Schuss, so wird es plötzlich ringsum todtenstill, und die ganze Gesell- schaft ist wie durch einen Zauberschlag verschwunden. Man muss schon gute und schnelle Augen haben, um zu bemerken, wie die Imbaus so- fort nach dem Knall sich insgesammt und pfeilschnell, aber fast ge- räuschlos, kopfüber von ihrer hohen, isolirten Baumkrone in die tiefer liegende Laubdecke herabzustürzen scheinen — scheinen, sage ich, denn in Wahrheit stürzen sie nicht, sondern schwingen sich mit ihren langen Armen so schnell und ohne vieler Stützpunkte zu bedürfen , herab , dass diese Bewegung fast ganz einem freien Fall gleicht, wie Snelleman ') richtig bemerkt. War man unglücklich und hat einen Fehlschuss ge- than , so bedarf es nun , nachdem sie in der zusammenhängenden Wald- decke verschwunden sind, wahrlich eines guten Auges und eines noch viel schnelleren Fusses, um eines der sich zerstreuenden Thiere noch- mals vor's Rohr zu bekommen; denn mit einer verblüffenden Schnellig- keit und Fertigkeit schwingt sich der Imbau vermittelst seiner entsetzlich weit ausgreifenden Hände von Ast zu Ast, von Baum zu Baum, ohne je die kurzen, krummen Beine zu gebrauchen, sodass der Jäger un- 1) In "Midden-Sumatra". 74 ten auf dem Boden schon sehr stark laufen muss, um mit ihm Schritt zu halten. Auf der Flucht ist der Imbau niemals um sein Fortkommen verlegen; er kennt seinen Weg und weiss auf lange voraus schon jedes Aestchen, welches er ergreifen muss. Wenn man so glücklich ist, in einem lichten Wald den Weg desselben mit den Augen verfolgen zu können, so macht das geräuschlose, fast gespenstische Dahingleiten — Fliegen hätte ich beinahe gesagt — des grossen, kohlschwarzen Thieres einen merkwürdigen, sozusagen unheimlichen Eindruck. Hat man den Imbau aber in die Enge getrieben oder angeschossen , dass seine Schnelligkeit gelähmt ist, so weiss er sich oft in einer mit Parasiten bewachsenen Astgabel so zu verstecken, dass man ihn nicht mehr erblicken kann. Ist ihm ein Arm zerschmettert, so hängt er an dem andern oft noch eine halbe Stunde lang, ehe er sausend zur Erde stürzt. Und auch dort weiss er sich oft noch davonzuschleppen , und wehe dem Jäger, der ihm dann unvorsichtig zu nahe kommt! Mit aller Kraft seiner noch gebrauchsfähigen Extremitäten packt er des Verfolgers Klei- der und begräbt seine schreckenerregenden, fast i Zoll langen, spitzen Eckzähne wtlthend in dessen Fleisch. Eine rührende Szene beobachtete ich einst bei einer Imbaumutter, der letzten, die ich schoss. Ich hatte dieselbe schwer angeschossen, so dass sie sich nicht mehr fortbewegen konnte. Gelähmt hing sie mit ihren Händen an dem Ast, während ihre Augen voll Angst und Schmerz auf mich herunter blickten, der ich jeden Augenblick ihren Sturz erwartete. Plötzlich löste sie eine Hand, griff nach ihrer Brust und warf mir etwas schwarzes — ein Junges — vor die Füsse. Gleich darauf stürzte sie ent- seelt hinterher. Das arme Thier fühlte offenbar, wie seine Kräfte nach- liessen, und fürchtete, sein Junges durch den Sturz zu zerschmettern ; es warf desshalb dasselbe freiwillig von sich. Ich habe nach dieser Szene keine Imbau s mehr zu schiessen der Muth gehabt. Das Junge lebte, hatte aber einen Arm gebrochen und ging trotz der sorgfältigsten Pflege nach einigen Tagen zu Grunde. Es war noch sehr jung, nur ganz dünn behaart, und hatte ein ungemein faltiges Gesicht, das es gewöhnlich zu einer weinerlichen Grimasse verzog. Der Imbau hat ein für einen Affen schönes und intelligentes Gesicht mit lebhaften schwarzen Aeuglein. Die Intelligenz offenbart sich beson- ders im Gefangenenleben. Sogar ältere Thiere, ganz besonders aber die Jungen, werden sehr zutraulich und zahm; nur muss man sich viel mit ihnen abgeben. Ein Bekannter von mir besass einen Imbau schon seit Jahren, dessen Anhänglichkeit an seinen Herrn wunderbar war; natür- 75 lieh war derselbe nicht angebunden, sondern lief frei umher. Die Dame einer der meinigen benachbarten Pflanzung besass ferner ein junges Thier, das vollständig wie das Kind des Hauses sich geberdete und gehalten ward; es hatte seine Kleider, sass am liebsten auf dem Schooss der Dame, gab auf Befehl den Besuchern die Hand u. s. w. Ein Pärchen, das ich einst erhielt, flog im Anfang, so oft ich das Zimmer betrat, in welchem sie eingesperrt waren, mit einem ängstlichen Hu ! in die entfernteste Ecke unter dem Dach. Erst nach und nach wur- den sie etwas weniger scheu, blieben jedoch stets auf ihrer Hut, wahr- scheinlich weil ich zu wenig Zeit hatte, mich mit ihnen abzugeben. Rohe Eier liebten sie sehr, wussten sie aber nicht aufzumachen, und Hessen sie regelmässig bald zur Erde fallen. Dann kamen sie herbei, und führ- ten das Ausgelaufene in der bekannten Weise mit den langen Fingern zum Mund. Ein geöffnetes Ei nahmen sie mir mit einem fragenden Hu? aus der Hand, entfernten sich in ihre Ecke und holten sich den Inhalt ebenfalls mit den Fingern heraus. Zum Schluss will ich noch bemerken, dass man auch öfters mitten in der Nacht plötzlich das kollernde Bellen der Imbmis vernehmen kann. Es ist nicht die Tonleiter mit nachfolgendem Gejauchze, welche man morgens vernimmt, sondern eine Reihe hastig, gewissermassen unwillig hervorgestossener Töne , die wie ein kollerndes „Huhuhu" klingen. Durch dasselbe werden dann auch andere Thiere erweckt und es schliesst sich gewöhnlich dann das Schnarchen der Lutung-K^^w und anderer Thiere an, um nach einer Weile wieder der früheren Todtenstille Platz zu machen. Dann sagen die Malaien: „Jetzt hat der Imbau einen nächtlich um- herschweifenden Elephanten, oder ein Rhinoceros, oder einen Tiger ge- sehen , und die andern Thiere gewarnt". Die auf dem Titelblatt vorkommenden Bilder sind nach Photographien hergestellt, die nach dem lebenden Thiere, dem zahmen Exemplare der oben erwähnten Dame, genommen und mir freundlichst überlassen wurden. Zum Schluss gebe ich noch die Maasse einiger von mir geschossenen Exemplare. Wie die Schussliste beweist, habe ich Weibchen mit Jungen nur in der zweiten Hälfte des Jahres geschossen. Die Jungen der, am 2. August, 20. September 1880 und zwischen Juli und October 1882, geschossenen Weibchen waren ca 10 Tage alt, das Junge des am i. November 1880 erhaltenen 9 nach meiner und der Ma- laien Schätzung etwas über einer Monat. Die Hauptgeburtszeit dürfte man danach etwa in die Monate August und September verlegen. 76 Die kleinen, ca lo Tage alten Jungen hatten ein merkwürdiges Aus- sehen. Die Haut war ihnen allerorten zu gross, so dass sie in unzähli- gen Falten und Runzeln um das entsetzlich magere Knochengestell herumhing. Das Gesicht bekam dadurch, namentlich durch die einge- sunkenen Backen und die faltigen Mundwinkel, einen so bitteren Lei- denszug, wie man es nur je bei sehr schlecht genährten, sterbenden Säuglingen beobachten kann. Die Haut war, im Gegensatz zu der schwarzgrauen der Mutter, bei den Zehntägigen bräunlich fleischfarben, und am Gesicht, Brust, Bauch und der Innenseite der Schenkel fast nackt. Die übrigen Theile waren dünn und spärlich mit langen, schwar- zen Haaren besetzt. Der Nabel war schon ganz verstrichen, kaum mehr zu erkennen. Maasse der zwei lo-Tage alten Jungen: Ganze Länge Hand-Fussspitzen Troch. major Tr. maj. bis mall. ext. bis Knie. Ferse bis Zehenspitzen. Acromion bis Handwurzel- 520 130 70 70 180 580 140 70 50 170 Acrom. Ellbogen. Handlänge. Klafterweite. Brustumfang. Daumen. Mittelfinger. 90 80 560 180 30 45 90 70 540 160 30 40 Das ca I Monat alte Junge hatte folgende Maasse: Ganze Länge. Tr. major Fussgelenk. Tr. maj. Ferse bis Acrom. bis Acr. bis bis Knie. Zehenspitze. Handwurz. Ellbog. 605 145 70 75 200 90 Handlänge. Brustumfang. Kopfumf. Scheitelbogen. Ohrbogen. 90 190 220 120 125 Oberer Brustbeinrand bis Symphyse. Kehlkopf bis Symphyse. 140 210 t>^ OQ M fS 1— 1 /^ >) ^ ■4^ r/) ü tri eU r) 'S -<; d ^ O OQ OQ O ■4^ /5 cd O -s > o i-H ^ tnjBia'jnfi •nijBisqo ■■laSnj,^ xji ua3uyp}jij(i •J92ug83i92 9UH0 u9>iaT\ipnBjj ■>in9[32pu«jl Biq uorraojov ■uasoqna 8iq noiTOO-ioy •92nT![tmy ■jfngqosiaqo ■napBjü ■aqsZ assojtf) •gz^ids -naqaZ siq 9SM^i nanaz aip •ni9|X3 loailBTU Biq ain^ ■3TH5[ siq joTBra ^UBqaoi.x aSuTijinsa •aSn-B'j •9Z}ldBn9B13^ stq 2nnuj}y.iqo ■92nT;^U9BB^ •pzitiAi -ngsB^ p 9)!9-ia •ailBdspntii^ ■9)!9ia aSaß'j •n9SoqiBHi>iBS naSoqjqo •SuBjtnnjdo^j naziB.ttisnig •p Snnm9j;n3 SaBjmn^snjg •9SnjniBqog-jdo:( ■IVN 93nBgdrarfg ■n92)idBn9qaz-j93 w f^ a « i-i """^ S w M d^ e.- 5 rH- "'^. -' & ■^ N -X> o o CO 1 at 1 o CO o U3 CO «o 1 S 1 I 1 1 o o o o o 1 1 t~ 1 00 1 1 g 1 o 1 1 Ol o» tr- § 1 o OS o «5 l>. i 1 o 00 CA Ol 1 1 g o CO t- o o o Ol o Ol o o o 1 s ! 1 o 1 00 1 o o o CO o QO 1 1 1 s 1 1 o o c 00 CO Ol CO Ol 1 o 0( o* 1 1 1 CO o t- 1 S 1 1 1 1 g 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 ^ 1 1 o O) CO 1 o es t~ o o 00 1 1 o o 00 o o o g >* § o o CO 1 ^ 1 o CO «> o o 1 o CO 1 s 1 1 1 1 ^ i o o o o o s 1 8 o 1 CO o o o o \£> o o U3 o a * * i^-^ni o o CO o C) g r-t 1 c o 1 o CO o 00 1 1 o Ol 1 o o o o 1 o o o o o Ol o Ol Ol o Ol 1 g o o o 1 g o 00 g g o o to o o 00 o o CO o CO o o g o Ol o CO 1 1 1 1 i o Ol o 50 o o eo rH o o 1 o 1 g oo o o 1 o o o o o o 00 g o 00 g 1 § o 1 o Ol t~ o 00 o o o o o Ol 1 1 1 1 1 c o o g 1 ?. o CO o CO g 1 s 8 o Ol o o 1 0-. ^ 1 1 CO Ci o CO o o CT Cl o o Cl c Cl o OD o 1 1 1 1 s g 00 s g o o o 2 i o CO J::; o o «5 o o CO 1 o CO o 00 g CO 1 o o o U3 o 1 o o c 1 o o o 5! o o «5 o W £f 8 a 78 Semnopithecus pruinosus Desmarest. Bekannt von Sumatra, Borneo, Malakka und Banka. Dieser aschgraue , am Bauch weissliche und mit einem Haarschopf verse- hene Affe, von den Eingebornen Lutung oder Lutong ^^xxzxmX., ist über- all häufig, und lebt in Trupps, oft bis zu zehn, fünfzehn Stück bei- sammen, vom Saume des Meeres an bis hinauf an die Hochebene von Tobah. Den dichten Urwald vermeidet er, und hält sich am liebsten in den Mangrovewäldern der Küste und dem hohen und niedrigen Busch alten Culturlandes auf. Sein Ruf, den er als Warnungs- oder Verwunderungszeichen ausstösst, ist ein lautes, weithin hörbares Geschnarche, das wie „Ki-Ha-Hauh" klingt und das ich besser nachmachen als beschreiben kann. Die ge- wöhnliche Familienunterhaltung dagegen besteht in dem bekannten, lär- menden Affengekicher und Geschwätze. Auch dieser Affe lässt oft des Nachts, wenn ihn etwas erschreckt, sein hohles, schnarchendes Ki-Ha- Hauh hören. Die Jungen sind in der ersten Zeit nach der Geburt röthlich behaart. In der Gefangenschaft wird der Lutung selten gehalten, und rauss sich dann gefallen lassen, seinen schönen, langen Schwanz abgehackt zu sehen. Es lebt aber gewöhnlich nicht lange, sondern trauert sich bald zu Tode. Spassig benimmt sich der Lutung bei schwerem Regenwetter. Dann sucht er sich nicht etwa ein Versteck aus, das ihn vor dem Unwetter schützen könnte; er wählt im Gegentheil einen womöglich abgestorbenen, ganz freistehenden Baum, ohne Laub und dort hockt er sich, Jammer und Unglück in seinen Mienen , jedem Regentropfen preisgegeben, nieder, indem er die Arme über dem Kopfe faltet ') und den Rücken der Wet- terseite zukehrt. Der lange Schwanz hängt gerade herab. Ein solcher Baum ist oft von der ganzen Familie besetzt , wobei sie aber selten (nur Mutter und Kind) sich aneinanderschmiegen , sondern jedes Individuum sein eigenes Aestchen wählt. Man kann sie dann, weil sie frank und frei auf dem kahlen Baum sitzen , schon auf weite Entfernungen wahr- nehmen. Sie scheinen bei solchem Wetter weder zu hören , noch zu sehen , denn man kann ganz ungescheut bis dicht an ihren Baum herangehen, und ihnen sogar mit der sonst so gefürchteten Flinte drohen, ohne dass die erbärmlich betrübt dreinschauende Familie zur Flucht bewogen wird. 1) Ich constatire dies ausdrücklich, da Dar\^in dies schon aus der Stellung der Haare vermuthete. 79 Ein männliches Thier, das ich am i8. Juli 1880 zu Tandjong-Morawa schoss, hatte folgende Maasse: Ganze Länge 150 Cm. Schwanzlänge 75 „ Länge der Arme 45 „ „ „ Beine 54 „ Brustumfang 40 „ Kopfbogen 16 „ Semnopithecus femoralis Horsfield. Schlegel sagt in seiner Monographie, dass dieser Affe bislang nur aus den Wäldern des Berges Ophir auf der Westküste Sumatra' s bekannt sei. Ich weiss nicht, ob seitdem noch andere Localitäten bekannt wurden. Der Gijak-gijak, wie er von den Malaien seines Geschreies wegen ge- nannt wird, ist seltener als der Lutung, dem er übrigens im Fell ziem- lich gleicht. Nur ist der Bauch reiner weiss, und Hände und Füsse russ- schwarz. Das Gesicht ist in der obern Hälfte von der Nasenspitze an schmutzig-ultramarinblau , in der untern fleischfarben. Ganz junge Thiere sind goldgelb behaart. Der Gijak-gijak ist ein scheues, verborgen lebendes Thier, das auch im Hochwald vorkommt, ohne sich gerade darauf zu beschränken. In der Nähe von Wohnungen sucht er sich immer die dichtesten Büsche auf, sodass man ihm selten frei zu Gesicht bekommt. Er lebt nicht in so zahlreicher Familie wie der Lutung^ gewöhnlich nur in einzelnen Paaren; die stärkste Truppe, welche ich gesehen habe, bestand aus sechs Stück. Er macht wenig Geräusch, und verräth seine Anwesenheit gewöhnlich nur durch sein lautes, gellendes, in gemessenen Zwischenpausen ganz unvermittelt und plötzlich ausgestossenes Geschrei, ein langsam begin- nendes, allmählich schneller werdendes und wie Gelächter endigendes: „G j ak-gj ak-g jak-g j akgj akj ak j ak j ak. " Frtlh Morgens und bei fallendem Abend hört man dasselbe am häufigsten. Ein ausgewachsenes cf hatte folgende Maasse: Ganze Länge (Finger-Schwanzspitze) 157 Cm. Schwanz 74 ,, Rumpflänge 51 „ Armlänge 37 „ Handlänge 13 „ 8o Daumen 2 Cm, Zeigefinger 4,5» Mittelfinger 6 ,, Goldfinger 5,5» kleiner Finger 4,5» Vorderarmlänge 17 » Umfang d. Vorderarms II » „ „ Oberarms 13 » Kopfbogen v. Mund bis Hinterkopf i6 „ Ohrbogen 14 » Kopfumfang 29 » Nasenspitze bis Gehörgang. 9 » Mundspalte 6 „ Brustumfang 46 „ Beinlänge 38 „ Unterschenkellänge 21 „ Länge der Fusssohle (bis z . Zehenspitze) 17 » I. Zehe. 3 » 2- „ 3»5 » 3- „ 5 » 4- » 5 » 5- „ 4 » Oberschenkelumfang 20 „ Unterschenkelumfang 12 „ Cercocebus cynatnolgos Schreber. Dies ist das frechste, gemeinste und unverschämteste Thier auf der ganzen Ostküste, wo es im Volksmund Krah{Käräh) heisst, ein wahrer Ueberall und Nirgends. Nähert man sich zu Schiffe der Küste von Deli zur Ebbezeit, so sieht man schon von weitern die nackten, sich weit in das Meer hinaus- dehenden Schlammbänke von hunderten dieser Affen belebt, wo sie, sich auf dem zähen Schlamm langsam fortbewegend, mit schmutziö:en Fingern ihr Futter zusammenklauben. Fährt man dann weiter den Fluss hinauf, so findet man sie in dichten Reihen, die das nur wenige Schritte weit vorbei- fegende und pustende Dampf boot nicht im Geringsten genirt , an den Ufern sitzen, um mit aufmerksamen Augen allen Unrath zu mustern, den der Ebbe- strom nach dem Meere führt. Um eine halbfaule Orange oder Ananas, die einer glücklich ergattert hat, kann dann ein stundenlanges Gerauf und Gezanke entstehen. Die grossen Rhizophorenwälder der Flussdelta' s bilden die Haupt- 8i domtlne unseres Thieres, doch ist dasselbe auch in allen cultivirten und bewohnten Strecken , bis hinauf an die Hochebene von Tobah sehr häufig und ein durch seine freche Gefrassigkeit schädliches Thier, das dem Ein- gebornen tagtäglich die Fruchtgärten plündert. Vorstehende Zeilen hatte ich noch in Tandjong-Morawa niedergeschrie- ben, und, abgerufen, auf meinem Schreibtisch liegen lassen, der aussen auf einer freien Veranda stand. Zurtlckkommend, sah ich von weitem schon etwas sich um denselben bewegen und glaubte, es sei Besuch angekommen. Näher kommend, merkte ich erst, welcher Art dieser Be- such war. Eine vielköpfige Affenfamilie sass auf meinem Schreibtisch, und der alte pater familias war damit beschäftigt , diese seine Lebens- beschreibung mit Augen , Händen , Füssen und Zähnen zu probiren , vielleicht aus Wuth über seine darin enthaltene, wenig schmeichelhafte Characteristik. Andere Familienglieder hatten meine Bücher vor sich und waren beschäftigt, deren Inhalt sich im wahren Sinn des Wortes einzu- verleiben. Ein hoffnungsvoller Sprössling gar hatte alle vier Extremitäten nebst Schwanz in das Tintenfass getaucht, und damit nicht blos sein Gesicht, sondern leider auch die halbe Veranda, und namentlich sämmt- liches Papier auf eine Manier „beschrieben", dass mir vor Schreck und Verdruss die Haare gen Berg standen. Und dabei zogen sich die Frech- linge erst zurück , als ich mit gehobenem Stock schon wüthend die Treppe hinauf sprang, der Familienälteste sogar unter Mitnahme einer Rolle Papier ! Der Kräh wird ausserordentlich häufig in Gefangenschaft gehalten; er wird sehr zahm und ist auch ziemlich gelehrig. Auch er muss gewöhn- lich sich seinen langen Schwanz abhauen lassen und wird dadurch dem Schweinsaffen sehr ähnlich. An Grösse steht er jedoch stets hinter dem- selben zurück. Es gibt bekanntlich ein Sprichwort , das von zwei zänkischen Leuten sagt: sie leben wie Hund und Katze mit einander. Für unsere Gegend könnte man mit Fug und Recht , da der Katzen nur sehr wenige sind , dasselbe umwandeln in: wie Hund und Kräh mit einander leben. Denn, sobald die Hunde eine solchen Affen spüren, fahren sie mit wüthendem Gebell darauf los, und können, vor Wuth schäumend und bellend, stun- denlang unter den Bäumen hin und her laufen, stets neu gefoppt von den , in den Zweigen oben herumspringenden , sie herausford'ernd anschnar- chenden Affen. Andere Affen, wie der Luiung, machen sich vor den Hunden bald davon; diese Frechlinge aber machen sich ein ausgespro- chenes Vergnügen daraus, die Hunde möglichst viel und lang zu ärgern. 82 Meinem Hause gegenüber, jenseits eines schmalen Sumpfes, wohnte in einem dichten Bambuwald eine zahlreiche Ara^-Fa.ra\\ie; allmorgendlich nun, sobald sie mit dem Morgen-lmbiss fertig waren, nicht früher, such- ten sie die Hunde zu entdecken. War dies gelungen, so stiess der Ent- decker einen förmlichen Kampfruf aus, den die Hunde mit einem hel- len, jauchzenden Jagdlaut beantworteten und sich regelmässig darauf in den Sumpf und das Gebüsch mit allen Zeichen der Wuth hineinstürz- ten, um ebenso regelmässig nach einer halben oder ganzen Stunde ab- gehetzt, nass und voll Schlamm mit leeren Mäulern zurückzukehren. Die Sache artete zuletzt in ein regelrechtes Spiel aus, und kein Theil hätte sich wohl gefühlt, wenn einmal dieses Morgenturuier unterblieben wäre. Ein kleines, noch nicht völlig erwachsenes Männchen hatte folgende Maasse : Ganze Länge: 740 Mm. Armlänge 290 „ Beinlänge 270 „ Schwanzlänge 400 ,, Rückenlänge (Schwanzwurzel-Kopf) 24 Cm. Kopfbogen (Muntspalte-Hinterhaupt) 15 „ Ohrbogen 11 „ Ein altes, ausgewachsenes, mit Backenbart versehenes Männchen maass: Ganze Länge: 970 Mm. Schwanzlänge 540 „ Kopfbogen 170 „ Armlänge 380 „ Bein 350 „ Brustumfang 290 „ Macacus nemestrinus Desmarest. Das ist unser „Schweinsaffe', der Lamponger KlapperafFe (von Klapor = Kokosnuss), oder „Meester Kees' der Holländer, der „Bru" der Malaien. Es wäre falsch , aus der grossen Häufigkeit des Thieres in Europa auf gleiche Häufigkeit in seinen heimathlichen Wäldern zu schliessen. Er ist häufig, ja, aber keineswegs gemein, wie z.B. Kräh und Lutung. Ich möchte sogar behaupten, dass in Deli z.B. mehr zahme Exemplare als wilde anzutreffen sind. Der Bru bevorzugt entschieden den Boden, obwohl natürlich auch er ein guter Kletterer ist, und stattet besonders gern den Maisfeldern seine Familienvisiten ab. Seine Familie beträgt selten mehr als ein Dutzend. 83 Der Anführer ist immer ein sehr grosses , stattliches , robustes Thier mit furchteinflössendem Gebisse und voll Muth, selbst Menschen gegenüber. Die Abbildung bei Brehm gibt nicht im Entfernteten einen Begrifif von der Grösse und Stattlichkeit eines ausgewachsenen Männchens. Mit Würde und Gravität schreitet er auf allen Vieren vor seiner Heerde her, von der Grösse etwa eines mittleren Schäferhundes. Naht sich ein Mensch, so flieht die Familie in den nächsten Busch ; der Führer aber macht Front und fletscht auf so entsetzliche Weise die Zähne , dass man , wenn ohne Gewehr, ihn gerne in Ruhe lässt. Ich kenne einen Tabakspflanzer, der von einem solchen alten Männchen, das frei auf der Strasse sass, zur Umkehr gezwungen wurde. Ein anderer Pflanzer erzählte mir, dass er ebenfalls einem Brii auf der Strasse begegnet sei, der sich langsam vor ihm bis an den Waldsaum zurückgezogen habe ; um ihn zu verscheu- chen , warf ihm mein Bekannter seinen Stock nach ; gleich darauf aber sei dieser mit ziemlicher Gewalt auf ihn zurückgeworfen worden. Die Ma- laien fürchten den Kampf mit dem Bru und behaupten, der Mensch unterliege stets. Ich finde das gar nicht unglaublich. Danach ist die Be- merkung Brehm's, dass sein Wesen entschieden gutmüthig sei, zu rec- tificiren. In der Nähe menschlicher Wohnungen ist der Bru immer auf dem Kriegspfade, schlau, vorsichtig, geräuschlos, aber niemals feige oder ängstlich; beim Fressen auf einem Mais- oder Reisfelde wird immer eine Wache aufgestellt. Will man aber den Bru in sorglosen Familienleben beobachten, so muss man in den dichten , entlegenen Urwald gehen ; dort ist seine eigentliche Heimath, sein Tummelplatz, aber man hat nicht gar zu oft den glücklichen Zufall, einen der spärlichen Trupps dort anzutreffen. Ein lautes, eigenthümliches, halbklagendes Hu-Hu-Hu, je nach dem Al- ter des Rufers von hohem oder tiefem, von zartem oder wildem Klang, verräth schon auf eine gewisse Distanz ihren Aufenthalt. Seltener und nur von den jüngeren Gliedern , wird das gewöhnliche Affengeschrei und Gezwitscher ausgestossen ; die Familie ist , selbst bei Scherz und Spiel , viel ruhiger und gesetzter, als Kräh und Luiung. Niedere Bäume, Gebüsch und Boden des schattigen Hochwaldes, nie- mals die hohen Baumwipfel selbst , sind der Tummelplatz des Bru, In Gefangenschaft wird der „Meester Kees" wie gesagt, ausserordent- lich häufig, von Hoch und Niedrig gehalten, fast in jedem Pferdestall ist ein solcher angebunden „damit sich die Pferde nicht langweilen". Von ihrer eminenten Gelehrigkeit brauche ich wohl nicht zusprechen, 84 jedermann weiss ja, dass die Malaien sie zum Pflücken (richtiger: Ab- drehen) der Kokosnüsse abrichten, und hat ihre Kunststücke in Europa zu bewundern oft genug Gelegenheit. Bemerken will ich nur, dass der Brii selten mehr als drei Kokosnüsse nacheinander von ihren zähen Stie- len abzudrehen im Stande ist; die dritte Nuss gehört ihm; dass weiss er und hält streng darauf; die Malaien versicherten mir, dass wenn man ihm diese wohlerworbene Nuss vorenthalte, er fernerhin den Dienst verweigere. Er versteht die Worte seines Herrn ganz genau, der ihm von unten zuruft, welche Nuss er abdrehen soll, und wohin er sich zu wenden habe. Nycticebus tardigradus Linne. Ein schläfriger, stets mürrischer und bissiger Geselle, der den Tag in einem Astloch oder sonst in einer geschützten Baumhöhlung verschläft, indem er sich zusammen kugelt, d. h. den Kopf nach dem Bauch zu herabbiegt und mit den vordem Extremitäten zudeckt. Erst mit dem fallenden Abend wird er lebendig und schleicht dann langsam und träge auf den Aesten dahin; ich habe auch einen schon auf dem Boden über den Weg schleichen sehen , zwischen 6 und 7 Uhr des Abends. Ich stelle mir jedoch vor, dass dies eine Ausnahme war, denn der Bukang, wie ihn in Deli die Malaien nennen, ist ein Baumthier, das zwar träge, aber ungemein geschickt klettert. Obwohl ihn der Jäger wohl kaum je im Walde zu Gesicht bekommen wird, ist er doch ein häufiges Thier, das mir alle Augenblicke von Ma- laien oder Batta's für einen halben Dollar angebracht wurde, welche das- selbe beim Wald schlagen gefangen hatten. Es macht einem in der Gefan- genschaft wenig Freude, da es sich im Käfig sofort zusammen kugelt und einschläft; stösst man es an oder sucht es zu erwecken, so erhebt es langsam und wie verwundert über die Störung den Kopf mit den ungeheuer grossen , schläfrig dreinglotzenden Kugelaugen , und fährt plötz- lich blitzschnell mit demselben unter einem zischenden und schwach meckernden Gefauche blindlings nach der Gegend, woher die Störung kam, wobei es oft genug mit der Schnauze an das Gitter des Käfigs anrennt und dann wttthend hinein beisst. Das Alles geschieht, ohne dass der Rumpf sich von der Stelle bewegt, und gleich darauf hat der Bukang wieder seinen Kopf zwischen die Beine eingemummelt und schläft weiter. Viele Male kann man ihn so aufwecken, und stets wird er ganz auf die nämliche Weise in träger Wuth seinen Kopf an das Gitter anstossen , bis 85 er sich endlich zu dem Ungeheuern Entschluss ermuntert, seinen Leib auf- zurollen und bitter gekränkt eine andere, Insulten weniger ausgesetzte Ecke aufzusuchen. Keines der Thiere, die ich in Gefangenschaft gesehen oder selbst ge- halten, und das waren fast zwei Dutzend, lernt seinen Wärter kennen, und keine Hand durfte ihr Fell berühren, ohne gewiss zu sein, tüchtig gebissen zu werden. Der Bukang kann bei Pisangs und sonstigen Früchten, wenn er In- secten oder Fleisch dazu bekommt, jahrelang in der Gefangenschaft aushalten. Ein erwachsenes Weibchen, das ich am 27. Febr. 1880 in Marolam todt erhielt, hatte folgende Maasse: Ganze Länge 32 Cm. Länge des Kopfes 7 Entfernung der beiden Ohren von einander 6 Länge der Vorderbeine 21 „ „ Hinterbeine 20,5 „ des Schwanzes 2 Leibesumfang über die Brust 16 Galeopithecus volans Linne. Auch dieses Thier bekommt man selten tagsüber zu Gesicht, obwohl es in den Wäldern gerade nicht selten ist. Es sitzt still und ruhig und durch seine eigenthümliche Färbung vortrefflich geschützt, wie ein Stück der Rinde selbst fest angeklebt an seinem Lieblingsbaum, gewöhnlich in einer Astgabel oder sonst an einem passenden Platz, bis der fallende Abend es zu seiner Thätigkeit erweckt. Die Familie ruht gewöhnlich dicht beisammen, so dass man mit zwei Schrotschüssen beide Ehegatten her- unterholen kann, wie ich dies selbst mit meinen Jägern öfters gethan habe. Das Weibchen hatte stets nur ein einziges Junge. Einigemale wurden mir Mutter und Kind lebendig gebracht, aber es gelang mir nie, sie über acht Tage am Leben zu erhalten. Sie benahmen sich immer sehr zart und schüchtern, Hessen sich gern und willig an- fassen und streicheln, wobei die Mutter eine Art von meckerndem, zirpendem Schmatzen hören Hess, und frassen scheu am ersten Tage etwas von den vorgehaltenen Pisangs. Dabei steckte zu meiner Verwun- derung auch das Junge hie und da, falls ihm sein Alter dies schon erlaubte, den Kopf mit den grossen, runden, neugierigen Augen aus dem Hautmantel der Mutter hervor, und nahm sich ebenfalls einige 86 Bissen. Ich Hess den Gefangenen jedes mal Stangen , Astgabeln und Rin- denstücke herrichten, wie ich eben dachte, dass es ihnen am besten passen möchte; doch bevorzugten die meisten eine horizontale Stange, woran sie sich mit den vier Extremitäten aufhingen; der Schwanz war einwärts geschlagen, und bildete mit dem an ihm befestigten Theil der Flugbaut den Boden für den Sack, worin das Junge stak. Des Morgens musste man sie jedoch regelmässig in der fernsten Ecke unter dem Dach suchen, wo sie offenbar während der Nacht grosse Anstrengungen ge- macht hatten, ins Freie zu gelangen. Nach zwei, drei Tagen jedoch, trotzdem sie stets und gerne Pisangs und Milchreis frassen, wurden sie schwächer und schwächer, konnten sich nicht mehr an ihrer Stange halten, stürzten herab, blieben hülflos unten Hegen, und waren nach einem oder zwei Tagen todt; auch die Jungen folgten bald. Bemerken muss ich noch , dass das Thier in Deli im dichten Wald zu finden ist, während es Snelleman auch häufig an bewohnten Plätzen fand. Von einem nächtlichen Geschrei der Thiere, wie es Junghuhn be- schreibt, habe ich eben so wenig wie Snelleman gehört. Die Malaien in Deli haben keinen speciellen Namen für dieses Thier, und werfen es unter der Bezeichnung Kubung (der Name Kubin ist nicht bekannt) mit den überall häufigen Pteromys und Sciuropierus-AxiQxi zu- sammen. Nachfolgend die Masse eines Pärchens, welches von meinem Jäger am 20 Novemb. 1881 auf einem Baum geschossen ward. Die Mutter trug ein schon vollkommen behaartes Junges an der Brust. cf 580 Mm. Ganze Länge 645 Mm. Q 85 „ Kopflänge 85 „ 50 „ Ohrbogen 55 „ 235 „ Rückenl. (Widerr.-Schwanzwurz.) 250 „ 220 „ Schwanz 260 ,, 325 „ Länge d. Vorderbeine 375 „ 270 „ „ „ Hinterbeine 310 „ 165 „ Distanz v. Vord. bis Hinterbein 190 „ Felis tigris Linne. Nunmehr wollen wir uns zunächst zu den Raubthieren wenden. „Der gefürchtete Königstiger ist auf der Ostküste Sumatra's ein leider nur zu häufiges, aber, wie ich gleich hinzusetzen will, dem Menschen nur wenig gefährliches Thier, das selbst vor dem miserabelsten Kuli, 87 sofern er nur aufrecht einhergeht , sich feige verkriecht. Ich habe wahrend der fünf Jahre in Serdang, von denen ich täglich einige Stunden in Busch und Wald zubrachte und wo notorisch viele Tiger sich herum- trieben, wie die oft nach Tausenden zählenden Fussspuren auf dem Strassensand des Morgens nach einem leichten Regen bewiesen, ausser den vielen in der Falle gefangenen, nur zweimal demselben in Freiheit begegnet. Das erste Mal war es ein halbtodtes , stark verwundetes Thier, von dem ich am Schluss noch etwas sagen will , und das andere Mal ein allerdings vollkräftiges Thier, auf das ich unerwartet bei einer Streife stiess, das aber mit einer solchen Vehemenz vor mir Reissaus nahm, obwohl ich mutterseelenallein war, dass es ganz unmöglich war, ihm eine Kugel nachzusenden. Nur Leute in gebückter und heckender Stel- lung werden von ihm angegriffen und weggeschleppt, besonders gern die Kuli's auf den Tabaksfeldern, die im Wald umher zerstreut sind, beim Ausjäten des Unkrauts, und sehr oft auch beim Verrichten ge- wisser Bedürfnisse abseits vom Wege. Ein aufrecht gehender Mensch hält sich wie gesagt, vor dem Angriff des Tigers, auch in der Nacht so gut wie sicher; auf der Ostküste in den Tabaksdistricten, ist der Verkehr, besonders unter den Kuli's, zur Nachtzeit fast häufiger als am Tage. Der Tiger hätte sonach herrlich Gelegenheit, sich ausschliesslich von Menschenfleisch zu nähren; und doch, wie selten hört man, dass der Tiger den und jenen geholt habe ! Es ist dies ein grosser Gegensatz zu dem Verhalten des Thieres in Britisch-Indien , ja selbst schon auf Java, lässt sich aber, glaube ich, vollkommen aus der Thatsache erklären, dass es ihm auf der Ostküste niemals an Wild gebricht, namentlich an Hirschen und Schweinen , deren es grosse Mengen gibt , so dass er immer genügend zu leben hat und nicht gezwungen ist, seine natürliche Scheu vor dem Menschen zu überwinden. Hat er sich jedoch einmal an Men- schenfleisch gesättigt, so lernt er es auch hier als besonderen Lecker- bissen schätzen und verlegt sich häufiger auf die Menschenjagd : er wird zum gefürchteten .^Menschenfresser". Solcher haben wir in Deli schon mehrere gehabt, die in kurzer Zeit mehrere Eingeborne hinter einander wegfingen, und die Pflanzer hatten ganz recht, mit allen Mitteln die Ausrottung gerade dieser Gourmands anzustreben. Räubereien vollführt auch hier der Tiger übergenug. Er schlägt Pferde und Rinder in den offenen Ställen, und klettert oder springt damit über acht Fuss hohe Umzäunungen, wie ich selbst gesehen habe (ein Tiger sprang auch ein- mal, mit einem lebenden Schwein im Rachen, vom Ufer ausübereinen malaiischen Kahn (Sampan) hinüber in den Fluss), er holt die Füllen und Kälber auf der Weide vor den Augen des entsetzten Hirten weg und die Hunde des Nachts von der Veranda, wobei er manchmal die aus armdicken Hölzern hergestellte Brüstung durchschlägt. Alle vom Tiger geschlagenen Thiere, die ich gesehen habe, waren am Kopfe gepackt, und die Wirbelsäule des Nackens mit einem Tatzenschlag, meist ohne äussere Verletzung gebrochen. Von der Frechheit des Tigers möge fol- gende Thatsache zeugen, die mir von einem Pflanzer erzählt ward: der betreffende Herr hielt des Nachts auf seiner Veranda einen Wächter, der sich nach seinen Rundgängen um's Haus auf einen der grossen, aus Rot- tan geflochtenen, langen Liege-Stühle niederzulegen pflegte und seinen Hund an das Stuhlbein festband. Als er wieder einmal, und wahrschein- lich eingeschlummert, dalag, springt plötzlich ein grosser Tiger über die Brüstung, welche acht Fuss vom Boden entfernt war, packt den Hund und will mit ihm davon. Da jedoch derselbe angebunden war, zerrt er auch den Stuhl mit über die halbe Veranda, während der arme Nacht- wächter herabpurzelte und in seiner Angst mit dem Kopf und halben Oberleib , direct durch die dünne Atapwand in das Schlafzimmer seines Herrn fuhr, dann aber stecken blieb, so dass seine hintere Hälfte sich noch draussen befand. Bis aber der zu Tode erschrockene Herr mit seinem Gewehr hinauseilte, war der Strick gerissen und der Tiger mit dem Hund verschwunden. Auch weiss ich einen Fall, wo der chinesische Koch eines Pflanzers, der in einem kleinen Atapverschlag neben der isolirt stehenden Küche schlief, von einem unter der Wand sich durchzwängenden Tiger aus seinem Bette geholt und davon geschleppt ward. Gefangen wird der Tiger meist in langen, schmalen, aus schenkel- dicken Stämmen erbauten Fallen, in die als Lockspeise eine Ziege oder ein Hund angebunden wird. Will man jedoch Erfolg haben, so muss man seine Spuren gut zu verdecken verstehen. Gewöhnlich geht einige Zeit darüber hin, bis der Tiger sich fängt, oft aber geht er auch schon am ersten Tage in die Falle. Die Malaien behaupten, er umschleiche dieselbe einen ganzen Monat lang, ehe seine Raubgier über seine Vor- sicht den Sieg davontrage. Etwas Wahres ist entschieden daran, wie ich selbst mehrere Male erfahren habe , dies lässt sich aber meines Erachtens recht gut auch damit erklären, dass sich der Geruch des Menschen an der neuerrichteten Falle erst nach einer oder mehreren Wochen verliert. Einst hatte der Tiger auf der Pflanzung Pattumbah , in Deli , einen Kling- Kuli fortgetragen, wahrend derselbe des Nachts abseits seiner Hütte, aber von einem Kameraden mit Fackel begleitet, sich eines gewissen 89 Bedürfnisses halber hingesetzt hatte. Auf das Hilfegeschrei verfolgte man den Menschenräuber sofort, konnte jedoch im Dunkel der Nacht nichts ausrichten. Am nächsten Morgen fand sich von dem armen Teufel nur nach eine handvoU Gedärme. Nun errichteten wir auf dem Ueberfalls- platze eine Falle und banden allabendlich einen Hund hinein. Mehrere Wochen lang bekundeten jeden Morgen reichliche Fährten des Tigers, dass er die Falle umschlichen hatte, aber hinein getraute er sich trots des fetten Hundes nicht , so dass wir schon fast die Hoffnung aufgaben , den schlauen, misstrauischen Burschen zu erwischen. Nun trat ein Batta- zauberer auf, der sich anheischig machte, den Tiger uns in den näch- sten Tagen in die Falle zu liefern. Er bespuckte und bemurmelte die- selbe von allen Seiten mit Zaubersprüchen, und siehe: fünf Tage später kam wirklich ein Kuli mit der Freudenbotschaft gelaufen: Herr! die Falle ist zu, der Menschenfresser ist gefangen!" Einmal in der Falle, hält sich der Tiger ganz ruhig und still, auf jede Bewegung, jede Möglichkeit zum Entweichen lauernd, so dass man fast vermuthen könnte, dieselbe sei leer, wenn nicht eben die ge- schlossene Fallthür das Gegentheil verriethe, und ebenso das Benehmen der Hunde. Grosse Ulmer Doggen , die wir mitnahmen , rochen den Tiger schon auf beinahe zweihundert Schritte, obwohl die Falle noch gar nicht in Sicht war, und fingen so heftig an zu zittern, dass sie ihre Beine kaum mehr trugen und sie sich alle paar Schritte aufs Hinter- theil setzten. Nähert man sich der Falle zu sehr, dann belehrt ein fauchendes, dumpf grimmiges Hu ! dass der Tiger einen vergeblichen Versuch ge- macht hat, sich auf den Nahenden zu stürzen. Am 8 oder 9 November 1880 wurden wir frühmorgens um fünf Uhr benachrichtigt, dass ein Tiger im nahen Busch liege und „schlafe". Wir waren natürlich rasch bei der Hand und drangen, unsern Führer an der Spitze, in das Dickicht ein. Es dauerte gar nicht lange, so er- blickten wir auch, uns unhörbar heranschleichend, das gelbrothe Fell durch das dichte Gras und die Schlingpflanzen schimmern, und einige gutgezielte Schüsse bliesen ihm, falls es noch vorhanden war, das Le- benslicht aus. Doch wie erstaunten wir, als wir unsere Beute näher be- trachteten ! Die Kreuzwirbel nahe den Hinterbeinen waren dem Thier förmlich zermalmt, fast bis auf den Markkanal. Blut, Fleischfetzen und Knochensplitter lagen überall umher zerstreut, kurz, unsere Schüsse hatten offenbar ein sterbendes, übel zugerichtetes Thier getroffen. Nur blieb uns bis auf den heutigen Tag räthselhaft, welches Thier im Stande sein 9° konnte , dem Tiger diese grässlichen Wunden beizubringen. Elephant und Rhinoceros konnten wir sicher ausschliessen , da der Kampfplatz in einem so dichtverschlungenen , niederen Gebtisch lag , dass wir beim Heranschlei- chen oft auf Händen und Füssen durchkriechen mussten; die Anwesen- heit so grosser Thiere war also ausgeschlossen. Ein Wildeber, die sich oft an Stärke , Kraft und Muth ganz gut dem Tiger an die Seite stellen dürfen , kann es ebenfalls nicht gewesen sein , denn dann wären die Wunden eher am Bauch zu suchen gewesen. Meiner Ansicht nach konnten dieselben nur von dem Gebiss eines Bären oder eines andern Tigers herrühren. Ich glaube , dass das Letztere eher der Fall war, und das wir hier das übrigens noch ziemlich jugendliche Opfer eines Tigerduells vor uns hatten. Die Zeit, November, würde wenigstens mit der allgemeinen Ranzzeit übereinstimmen. Beim Abbalgen bat sich unser chinesischer Oberaufseher, der die Jagd mitgemacht hatte, den zweiten Halswirbel als besondere Belohnung aus. Derselbe enthielte , nach seiner Mittheilung , eine grosse , kräftige Me- dizin, gegen welches Uebel, konnte oder wollte er uns nicht sagen. Die Schnurrhaare des Thieres , gebrannt und eingenommen , sind in den Augen aller Eingebornen im Stande, die verlorene, männhche Kraft wieder zu verleihen, und da Impotenz ein sehr häufiges Vorkommniss ist, so muss man auf die Schnurrhaare besonders Acht haben und beim Abbalgen, wenn sich die Eingebornen herumdrängen, die Augen offen halten. Stellt man zu dem, zum Trocknen aufgehängten, Fell keinen Wächter, so ist zehn gegen eins zu wetten, dass einige Stunden nachher sämmtliche Schnurrhaare ausgerissen und gestohlen sein werden. Die Klauen machen unverwundbar und stark. Ein in der Falle erlegtes, männliches Exemplar wog 231 Zollpfund und hatte eine Länge von der Schnauze bis zur Schwanzwurzel von 1650 Mm , mit dem Schwanz von 2155 Mm. Die Höhe des Vorderbeines von der Sohle bis zur Schulterblattspitze betrug 910 Mm , die des Hinterbeines 755 Mm. Die Kopflänge betrug 362 Mm., der Bauchumfang 1140 Mm. Die Stimme des Tigers in der Paarungszeit ist ein dumpfes, brüllen- des „Ha-ub". Ich habe dasselbe nur einmal, aber dicht vor meinen Fen- stern vernommen, wo sich in den Stunden zwischen 2 und 4 Uhr des Morgens ein solch minnender Kater unter beständigem „Ha-ub"-Gebrüll , dass allen Schlaf verscheuchte, herumtrieb. Als Curiosität will ich auch das Factum vermelden, dass an meinem früheren Wohnort Tandjong-Morawa, in Serdang, einmal zwei halbwüch- sige Tiger zu gleicher Zeit in einer Falle sich fingen. Die Eltern waren einige Wochen vorher gefangen worden, und die zwei verwaisten jungen 91 Thiere, welche wahrscheinlich noch nicht erfahren genug waren, um selbst zu jagen , trieben sich nun , allnächtlich grauenhaft brtlUend , im- mer in der Nähe der Falle umher, welche sie ihrer Eltern beraubt hatte. Nachdem dieselbe wieder in Stand gesetzt und gerichtet war, fingen sich, wie gesagt , beide Jungen zu gleicher Zeit. Das Erstaunen , statt eines Tigers , deren zwei in der Falle zu finden , kann man sich denken ! Zum Schluss gestatte man mir, den Originalbericht eines „Tabaks-As- sisten" an seinen Administrateur , betreffs des Wegschleppens eines Kuli durch den Tiger, hieherzusetzen: „Der Kuli Lim Ah Cheek ist circa ^j^ vor 6 Uhr (Morgens) vom Ti- ger geholt worden. (Die Malaien) Ulong, Kassip, etwa 30 KuU's und ich sind der Spuren nachgegangen , zuerst mit grossem Geschrei , wodurch der Tiger wahrscheinlich einigemale verscheucht wurde und seine Beute wei- ter geschleppt hat, dann leise, und Hess uns der Tiger etwa auf 15 Schritte herankommen, worauf er, den Mann im Stich lassend, entfloh. Ulong hatte einen alten Karabiner, schoss aber nicht. Dann haben wir Lim Ah Cheek begraben Bauch und Brust waren ziemlich zer- rissen, auch fanden wir auf der Spur schon ein Stück Eingeweide. Der arme Kerl hatte schon 17000 (Tabakspflanzen) ausgepflanzt und wollte heute Morgen den gestern gepflanzten Tabak zudecken , wobei ihn der Tiger überraschte. J^e/is pardns Linne, var. inelas. Der schwarze Panther, mal. Rimau Kembang, ist von mir selbst nicht, dagegen wohl von einem meiner Bekannten begegnet worden; ebenso muss ich aus den Erzählungen mehrerer Pflanzer schliessen, dass auch der wirkliche Panther schon gesehen und gefangen wurde. Wenn sich aber dessen Vorkommen wirklich bestätigen sollte, so ist dies jedenfalls ein sehr seltenes Thier. J^elis macrocelis Temminck. Mal. Rimau akar {Rimau = Tiger, akar = Wurzel), bislang nur von Borneo und Sumatra bekannt. Ebenfalls selten, aber von mir doch in einigen Exemplaren gesehen. Ein solches Thier haben einst die chinesischen Kuli's unserer Tabakspflanzung in Serdang, in den Tabaksfeldern mit der Hacke erschlagen. Es scheint also wirklich etwas Wahres an der Behauptung zu sein, dass der Rimau akar ein gutmüthiges, nicht angriffslustiges Thier ist. Ein junges Thier hielt ich 92 einige Zeit lebend; es knurrte und fauchte jedoch beständig, verkroch sich in den dunkelsten Winkel seines Käfigs und Hess hingestellte Näpfe mit Milch unberührt , ebenso Fleisch , wofür es wahrscheinHch noch zu jung war. Da ich ihm keine Säugemutter verschaffen konnte , so ging das arme Thier schon nach etwa acht Tagen zu Grunde. Maasse des in den Tabaksfeldern erschlagenen weiblichen Thieres: Länge „ des Schwanzes „ „ Kopfes „ der Vorderbeine „ „ Hinterbeine Brustumfang Bauchumfang Breite und Länge der Sohlen , je 5 1500 Mm. 780 180 430 430 300 340 I'elis planiceps Vigors und Horsfield. Ist ebenfalls nur von Malacca , Sumatra und Borneo bekannt. Dieses Thier war nicht besonders selten; ich erhielt einige Exemplare. Maasse eines männlichen Thieres: Ganze Länge 555 Mm. Rumpflänge 250 „ Kopflänge 107 „ Schwanzlänge 145 ., Länge der Vorderbeine 245 ., „ „ Hinterbeine 250 „ Brustumfang 60 „ I'elis ininuta Temminck. Dieses schöne Kätzchen ist das häufigste von allen und ward mir oft gebracht. Der Wurf scheint stets nur aus zwei Stück zu bestehen , wenigstens erhielt ich mehrere Male je zwei Stück jämmerlich miauende Säuglinge, die jedoch ungemein wild waren und bissen und kratzten. Eine säugende Katze nahm sich der kleinen Gefangenen an und bemut- terte sie, sodass schon am folgenden Tage alle drei friedUch bei- sammen im Korb lagen. Dies dauerte so etwa vierzehn Tage; aber jedesmal beim Herannahen eines Menschen fuhren die kleinen Wild- linge bissig und fauchend von den Zitzen der Katzenmutter auf. Eines 93 lag eines schönen Morgens todt im Korb , das andere war auf Nim- merwiedersehen entflohen. Auch alle andern jungen Thiere, die ich er- hielt, waren so böse und bissig, dass ich an jeder Zähmung verzweifelte. Paradoxurus musanga Gray. Ueberal gemein, besonders um die Wohnstätten der Menschen, wo er des Nachts gerne im Mondenschein auf den Dächern spazieren geht, wie die Kater, und zur Ranzzeit auch ein ebensolches misstönendes Ge- schrei vollführt. Er ist ein gefürchteter Gast im Hühnerhaus, weiss aber auch gute Früchte , besonders Ananas zu schätzen. Wir haben manches Dutzend gefangen, indem wir eine Falle vor einer noch am Stock be- findlichen , reifenden Ananas aufstellten. Junge Thiere werden ausserordent- lich zahm — wahre Hausthiere — und sind gegen die Ratten sehr nützlich. Der Musafig, wie er bei den Malaien heisst, ist über fast den ganzen Archipel verbreitet. Er kommt vor in Birma , Siam , auf der malaiischen Halbinsel, Sumatra, Borneo, Java, den Bawean-Inseln , Timor, Ceram und Sulla-Bessie, Maasse von zwei erwachsenen , männlichen (Nos I und II) und einem weiblichen Musang (N°. III). Schnauze bis v^^fk- „ o i ^„„i- ™„ Länge des Vor- Länge des Hin- rw. \. Schwanzspitze ^»PÖ'^^g« Schwanzlange ^»^^^^.^^^ S^^^^.^^ Ohrbogen N°. I. 985 Mm. 130 475 235 235 70 N°. IL 1000 „ 140 430 250 — — N°.III. 990 „ 130 485 235 235 60 Paradoxurus leucotnystax Gray. Bekannt von Malacca, Borneo und Sumatra. Ich habe diesen Mu- sang niemals in der Küstenebene, dagegen häufig auf dem ganzen nördlichen Plateau von Toba , in den Battaländern , getroffen , wo er sich nach Aussage der Batta's , welche das Thier Bruaue ') nennen , hauptsächlich von den Früchten der Arengpalme (^Arenga saccharifera) nährt. Die Batta's veranstalten oft Hetzjagden auf ihn mit besonders dazu abgerichteten Hunden. Vgl. meinen „Rapport über eine im Dezember 1883 unternommene wisschensch. Reise an den Tobahsee". 1) Wobei ich jedoch für die Richtigkeit des B, welcher vielleicht durch P zu erset- zen ist, mit meinem süddeutschen Gehör nicht einstehen will. Vgl. die Anm. in »Mid- den-Sumatra" Abth. Natunrlijke historie. 94 Arctogale stigmatica Temniinck. Da das Thier , bevor ich es auf Sumatra fand , nur von Borneo bekannt war , und zu den grossen Seltenheiten zählte , so sei mir gestattet , die Maasse und Beschreibung des frisch geschossenen Thieres hier wiederzugeben. Das in Frage stehende (einzige) Exemplar, ein erwachsenes Männchen, ward van einem meiner Freunde auf einem grossen Feigenbaume, der an der Strasse auf der Tabakspflanzung Tandjong-Morawa, in Serdang, stand, des Abends zwischen ^^d und 6 Uhr geschossen , als es dort um- herkletterte und zwar in Gesellschaft eines gleichen Thieres (des Weib- chens ?) und , wie mein Freund mit Bestimmtheit gesehen haben will , die reifen Frtichte schmauste. Beschreibung: Sehr schlankes, schmächtiges Thier mit sehr langem Schwanz , langem Hals und dickern , länglichem Musangkopf. Farbe gelb- lich-braun, mit stark grauem Anflug, welcher davon kommt, dass das einzelne Haar vor der braunen Spitze einen breiten, weissen Ring hat. Der schwache , verschwommene Rückenstreif ist dunkler. Unten und an den beiden Seiten des Halses , sowie an den Schultern , ist die ganze Spitze des Haares weiss, wesshalb auch dort die Farbe ins hellgelblich- weisse spielt. Der lange, gleichmässig , ziemUch kurz behaarte Schwanz ist dun- kelkafifeebraun ; ebenso der Kopf bis zu den Ohren; die ganze Unterseite von der Kinnspitze an bis zum After ist hellweisslich melirt wie am Hals. Ueber den Nasenrücken bis zwischen die Augen läuft ein ganz schmaler verwaschener, weisslicher Streif. Die Oberseite des Fusses ist chocoladebraun ; die Beine sind von der Farbe des übrigen Körpers. Schnurrhaare lang, schwarz, fein. Die Augen sind braun, die Lauscher lang, abgerundet, nach vorn stehend , nackt , von schwarzer Farbe ; die innere Hälfte der Muschel fleischfarben; Nase und Fussohlen bräunlich-schwarz. Beine kräftig, muskulös; Pranken breit, mit halb zurtickziehbaren , hell- hornfarbenen , scharfen, gekrümmten, langen Krallen. Maasse : Ganze Länge II20 Mm Widerrist — Schwanzwurz. 315 >> Kopflänge 128 >} Schwanzlänge 570 11 Länge d. Vorderbeines 240 )> „ „ Hinterbeines 255 11 Ohrbogen 75 11 Sohle der Vorderbeine 50 i> „ „ Hinterbeine 65 )> 95 Hetnigalea derbyana Gray. Dieses Thier, von den Malaien ebenfalls Rimau akar (aber wahr- scheinlich nur aus Unkenntniss) genannt, war bei Tandjong-Morawa , in Serdang, nicht besonders seilen. Auf Sumatra und Borneo ist sein Vorkom- men constatirt , ob es sich auch in Malakka findet , ist noch nicht ganz sicher. Ein ausgewachsenes Männchen hatte folgende Maasse : Schnauze bis Schwanzspitze 820 Mm., Schwanzlänge 350 Mm., Kopflänge 120 Mm. Entfernung zwischen den Ohrmuscheln 45 Mm. Länge der Muschel 35 Mm. Länge des Vorderbeines 230 Mm. „ „ Hinterbeines 210 ,, Brustumfang 190 ,, Bauchumfang 170 „ Einige Junge , die ich lebend erhielt , waren sehr wild , Hessen Niemand an den Käfig , ohne zu fauchen und zu knurren , und lagen etwa eine Woche später eines Morgens todt da. Arctictis binturong Raffies. Der Bintiirong muss auf die Ostküste sehr selten sein , denn ich habe nur ein einziges Mal in den dichten Wäldern von Tanabang, in Ober- Serdang, gegen 8 Uhr des Morgens ein Thier langsam und bedächtig auf dem dicken Ast eines grossen Baumes entlang schleichen sehen , das ich für einen Binturong halten musste. Leider hatte ich damals kein Gewehr bei mir. Ein Freund von mir hat in Tandjong-Morawa , Serdang , bald nach meinem Wegzug ein junges Thier erhalten , von vollständig schwarzer Farbe , das bald sehr zahm wurde und mit sich spielen Hess , wie er mir schrieb. Herpestes 2 javanicus Geoffroy. Eine Herpestes-hxi , wahrscheinlich H. javanicus , wird zwar nicht in Deli selbst, wohl aber nördlich davon, in Atjeh , angetroffen , wo dieselbe nach Versicherung mehrerer, dort stationirter Beamten sehr häufig sein soll und von den Eingebornen mit Vorliebe gezähmt und fast wie ein Hausthier gehalten wird. Den Malaien in Deli, welche ich darum be- fragte, war solch ein Thier gänzlich unbekannt. Herpestes brachyurus Gray. Ward mir von meinen Leuten in einem einzigen Exemplar vom Rawa- 96 fl-usse, bei Siak, gebracht, wo es die Malaien gefangen hatten. Wie mir der, das Fell präparirende , Mann erzählte, verbreitete das Thier einen erschrecklichen Gestank, so dass er seine Arbeit im Freien verrichten musste. Nach Aussage der dort lebenden Malaien soll das Thier nicht gar zu selten sein und bei Verfolgung oder Annäherung eines Feindes eine ölartige, entsetzlich stinkende Flüssigkeit diesem entgegenspritzen, deren Geruch noch tagelang an den Kleidern haftet. Auch dieses Thier war bis jetzt nur von Malakka und Borneo bekannt. Putorius nudipes Cuvier. Bekannt von Malakka , Borneo und Sumatra. Dieses schöne , schlanke , ■wieselähnliche Thierchen habe ich verschiedene Male elegant , in wellen- iörmigen , iltis- oder wieselähnlichen Sprüngen durch die Gebüsche schlüp- fen sehen, auch verschiedene erlegt. Sie verbreiteten einen durchdringenden Mardergeruch. Ein erwachsenes Männchen, geschossen am 28. April 1882 , hatte folgende Maasse: Ganze Länge 542 Mm. Kopflänge 72 ,, Schwanzlänge 215 „ Länge d. Vorderbeine iio „ „ „ Hinterbeine 150 ,, Bauchumfang 150 „ Midaus meliceps Cuvier. Die Malaien haben diesem Thier , ebenso wie den beiden vorigen , keinen eigenen Namen beigelegt Mein Jäger erlegte ein solches Thier, das er vorher niemals gesehen zu haben behauptete, mitten in einem grossen Waldsumpfe , wo sich eine ganze Colonie dieser Thiere befunden haben soll, die sich Fische (wahrscheinlich nur Regenwürmer!) zu fangen be- schäftigt waren. Das abgezogene Fell des Thieres behielt noch monate- lang seinen penetranten Geruch. Cynogale bennettii Gray. Auch dieses Thier war bisher mit Sicherheit nur von Borneo bekannt. Ich erhielt auf der Ostküste Sumatra's, in Serdang und Bedagei, je ein Exemplar unter dem bei dem Malaien gebräuchlichen Namen für Fisch- otter, nl. Bomprang , Fratig-prang oder Momprang. Das erste Exem- 97 plar hatten die Batta's in einer Schlinge gefangen , die sie im Wald an einem Sumpf gelegt hatten. Sie schlugen dasselbe, da sie sein Fleisch für ungeniessbar hielten , todt und liessen es an Ort und Stelle Hegen , wo es am nächsten Tag ein Bekannter auffand und mir brachte. Leider war dasselbe schon von Gasen ziemlich aufgetrieben und das Fell für die Präparation verdorben. Die Maasse des Thieres folgen unten, doch will ich nochmals hervorheben, dass alle Theile schon etwas geschwollen waren. Das zweite Thier ward , ebenfalls in einer Schlinge gefangen , mir le- bend von einem befreundeten Pflanzer in Bedagei zugesandt. Während der zweitägigen Reise jedoch starb unglücklicherweise dasselbe, und ich erhielt nur seine , ebenfalls schon ziemlich aufgedunsene und besonders an den durch übermässiges Binden misshandelten Beinen in Fäulniss überzugehen drohende Leiche , sodass es mir nur mit äusserster Mühe gelang, das Fell noch zu retten. Dasselbe befindet sich in Leiden , ebenso wie das Scelett des vorigen. Das Thier befand sich schon über acht Tage in Gefangenschaft und frass während der Zeit ausschliesslich Fische, frische sowohl wie getrock- nete, wie der begleitende Brief mir zu wissen that. Schon am zweiten Tage seiner Gefangenschaft machte es sich über dieselben her, soll aber ungemein wild und bösartig vom ersten bis zum letzten Tage gewesen sein und beim Herannahen eines Menschen wüthend auf die Stäbe sei- nes Kerkers losgefahren sein. Sein Freileben ward mir von den Malaien als das einer richtigen Fischotter beschrieben und namentlich geleugnet , dass das Thier Früchte fressen und auf Bäumen umherklettern solle , wie Brehm angibt , der übrigens auch eine herzHch schlechte, ganz unkenntliche Abbildung des Thieres gegeben hat. Beschreibung und Maasse des ersten , eines männlichen , fast erwachsenen Thieres, erhalten am 21. Juli 1888: Allgemeine Farbe schwärzlichbraungrau mit weisslichem Schimmer, welcher davon herrührt, dass die Grannenhaare, im letzten Viertel vor der Spitze , breit weiss geringelt sind. Auf dem Rücken ist sowohl die Farbe dunkler , fast schwärzlich , als der weissliche Schimmer heller. Vom Hinter- kopf über den Nacken zieht ein sehr verloschener, schwärzlicher Streif. Ueber jedem Auge ein verloschener schmutzig- weisslicher Fleck, auf dem eine Partie sehr langer , schwarzer Haare steht. Unterseite heller. Unterkie- fergegend bis gegen die Kehle schmutzig- weiss , ebenso die Oberlippe an der Insertion der Schnurrhaare. Das Fell ist sehr dicht , mit viel Wollhaaren. Am Bauch einzelne längere , weisse Haare. Der Schwanz kurz , dicht und buschig, 7 98 Die Schnurrhaare sind ungemein lang und stark, bis 140 Mm. lang, die oberen schwarz, die unteren hellweiss. Solche Schnurrhaare finden sich noch büschelweise am ganzen Gesicht, nämlich zwei Partien zwi- schen Kieferwinkel und Ohr, von weisslicher Farbe; ferner ebensolche hinten in der Mitte des Unterkiefers, und über dem Auge ebensolche, aber von schwärzlicher Farbe. Die Augen sind ziemlich nach vorn gerichtet ; die Schnauze sehr lang und breit, hinter den Lippen und Schnurrhaaren dagegen auffallend stark eingeschnürt, was dem Thiere ein merkwürdiges Aussehen verleiht. Ohren kurz, klein, aufrecht nach vorn, 30 Mm. lang, schwach behaart. Otterpranken mit Schwimmhäuten und nicht zurückziehbaren Krallen. Ringsum den After ein breiter prolapsus ani, wohl nur eine post- mortale Erscheinung. Ganze Länge Kopflänge Ohrbogen Länge des Vorderbeines „ „ Hinterbeines Distanz der vorderen Augenwinkel ., „ hinteren „ Aonyx leptonyx Horsfield. Mal. Name wie das vorige Thier. Die Fischotter ist in Deli allerwegen selten; ich erhielt nur ein Exemplar, ein ziemlich altes Thier, und zwar lebend, das sich jedoch äusserst ungeberdig benahm und schliesslich aus Mangel an genügender Fisch nahrung zu Grunde ging, da es Fleisch u. s. w. consequent verschmähte. In Java, bei Buitenzorg, habe ich eine solche Fischotter vonjavanen gezähmt gesehen, welche auf Geheiss ihres Herrn ins Wasser ging und ihm die gefangenen Fische brachte. Maasse: Ganze Länge 745 Mm. Widerrist bis Schwanzwurzel 385 Kopflänge 110 Schwanzlänge 275 Länge der Vorderbeine 240 „ „ Hinterbeine 260 Bauchumfang 280 Ohrbogen 80 825 Mm ^zz 85 230 250 30 65 99 Ursus malayanus Raffles. Der malaiische Bär , Bruang von den Malaien , Kibtd von den Batta's genannt, ist ein häufiger und mehr als der Tiger geftirchteter Gast in den Kokosnusspflanzungen, deren Stämme er erklettert, um der zarten, jungen Herztriebe habhaft zu werden, wodurch der betreffende Stamm nattlrlich abstirbt, und den Eingebornen so grossen Schaden thut. Ein Baum, den der Bruang- erklettert hat, trägt noch auf lange Jahre hinaus die Narben von dessen tief eingerissenen Krallen. Selbstverständlich stellt er auch den Bienenstöcken nach, doch haben sich die schlauen Thier- chen meist einen so hohen, umfangreichen Baum mit aalglatter Rinde ausgesucht, dass für Meisler Petz absolut keine Aussicht besteht, an den Honig zu gelangen. Einsam und langsam wandelt der Bruang seines Weges, auch am Tage, und trifft dabei nicht selten mit dem Menschen zusammen, den er jedoch, wenn man ihn gehen lässt, nie angreift. Im Gegentheil, er zieht sich vor ihm zurück, jedoch nicht in so furchtsam-feiger Flucht, wie der Tiger, sondern sozusagen würdevoll, seiner Kraft sich bewusst und ohne sich etwas zu vergeben , aus purer Achtung und Friedensliebe , die so weit geht, dass er sich selbst, ohne in Hitze zu gerathen, eine Ladung Vogeldunst auf den Pelz brennen lässt, wie dies einer meiner Freunde gethan hat, voll Aerger, dass er gerade im gegebenen Moment keine Kugelpatrone bei sich hatte. Mir ist ebenfalls einmal ein Bär aufgestossen , als ich ohne Flinte zur Schmetterlingsjagd einen Waldweg entlang ging. Um eine Ecke biegend prallte ich fast mit ihm zusammen; er drehte auf dem Fleck um und lief gemächlich — ich konnte seinen harten Trab noch eine Zeit lang im hallenden Walde hören — und unter ärgerlichem Hau-hau-hau, das am besten mit dem Gebell eines grossen Metzgerhundes zu vergleichen war, davon. Jung kann man den Bruang, oft in Gefangenschaft, sowohl bei Inlän- dern als bei Europäern sehen. Auch ich habe mehrere längere Zeit gepflegt. Aber nur, wenn sie noch ganz klein und jung sind, machen sei einem wirkliche Freude. Die meinigen liefen mir wie junge Hunde überall hin nach, waren jedoch sehr neugierig, untersuchten und beschnüffelten Al- les, ohne auf meinen Ruf zu hören, wenn ich weiter gehen wollte, sodass sie mich oft verloren. In einem finstern Gelass eingesperrt, verschliefen sie fast die ganze Zeit, bis ich sie zum Spielen und Spazierengehen herausliess. Reis, Milch und Früchte waren ihre Nahrung. Wie sie grös- ser wurden und ihre Zähne im Munde fühlten, knabberten sie empfind- lich an der mit ihnen spielenden Hand und machten ganz entschiedene Versuche, dieselbe klein zu bekommen und ihrem Magen einzuverleiben, sodass es später nicht mehr gerathen war, sie beim Spielen anzufassen. Doch waren sie nicht böse oder tückisch , sondern bissen nur aus Dumm- heit und Unverstand. Auf meinen Ruf hörten sie späterhin auch nicht mehr, sondern liefen, wenn man sie herausliess, hin, wo es ihnen gut dünkte, doch niemals weit weg. Leute, welche sich viel mit ganz jungen Thieren abgeben und sie bei sich im Hause, ja oft sogar im Bette haben, wie z. B. die eingebornen Haushälterinnen, die sogenannten NJais, bekommen sie oft sehr zahm, sodass sie auf einen Ruf aus dem hintersten Zimmer herbeieilen , sich gerne liebkosen lassen, Zärtlichkeiten erwiedern, kurz sich wie ein wohl- gesitteter, junger Hund betragen. Gegen fremdem Besuch verhalten sie sich immer scheu, sogar bösartig, und kein Fremder darf wagen sie zu berühren. Mit der Zeit, nach einem Jahr etwa oder mehr, hört aber alle die zuthuliche Gutmüthigkeit auf, selbst wenn sie noch so zahm waren; ich habe dies nun schon bei etwa sechs Thieren beobachtet. Es tritt dann wohl keine Bösartigkeit, aber allmählich vollkommene Gleichgül- tigkeit gegen ihren Herrn und bisherige Heimath ein ; sie schätzen beide nur noch, insofern sie gefüttert werden, und fangen an selbständig ihre Wege zu gehen, bis sie vielleicht eines schönen Tages ganz fortbleiben. Ein Bekannter von mir hielt ein junges Thier über ein Jahr lang in seinem Hause; es war zahm wie ein Hund und erlaubte sogar Fremden mit ihm zu Spielen. Dieser Zustand änderte sich im zweiten Jahr lang- sam: Fetz begann, seine Ausflüge bis in den nahen Wald zu unterneh- men, fing an, auf Tische und Stühle, selbst an den Bettstätten empor zu klettern; wollte sein Herr ihn strafen, so zeigte er ihm auf nicht zu misskennende Weise die Zähne, und Hess sich zuletzt nicht die gering- ste Strafe mehr gefallen, sodass selbst sein Herr verschiedene Male vor ihm flüchten musste, kurz, er betrug sich, als ob das ganze Haus ihm allein gehöre und sein Herr war für ihn kaum mehr vorhanden. Dies wurde immer ärger; als er nun auch anfing, des Nachts in die Kuli- hütten einzubrechen und die erschreckten Leute durch seine zudring- lichen Nachforschungen nach etwas Essbarem aus den Betten trieb — NB. ohne dabei jemals einem Menschen etwas zu leide zu thun — , da wurde endlich beschlossen, ihn in einen Käfig zu setzen. Dort wurde das Thier immer wilder und unzugänglicher und, das Ende vom Liede lOI war dass ihn sein Herr, nachdem er einmal einen tüchtigen Biss in die Hand erhalten hatte, erschoss. Das ganze Erziehungsresultat junger Bruangs ist also nur, dass erden Menschen nicht fürchten und späterhin als ein Geschöpf, das ihm Nichts zu leide thut, in seinem Sinn verachten lernt. Hinzufügen will ich übrigens noch, dass die Malaien zwei Arten von Brnafig unterscheiden : der grösseren Art soll der weisse Kehlfleck fehlen ; dieselbe soll aber sehr selten sein. Auch die Batta's sprachen von einem solchen einfarbigen Bären. Russa equina Cuvier. Dieser Hirsch, von der Malaien Rusa genannt, kommt auf ßorneo, Banka und Sumatra vor, und ist in Deli recht häufig. Er liebt mehr sonnigen Jungwald und buschreiche Lalangsavanen als den dichten Hoch- wald, doch habe ich ihn auch dort getrofifftn. Bei Lalangbränden findet er sich in mondhellen Nächten stets ein, um die salzige Asche aufzu- lecken. Er hat einen durchdringenden , hellen , schrillen Schrei , so grell , dass es Einem, wenn man in der Nähe steht, durch Mark und Bein fährt; ein Herr auf unserer Pflanzung, dem, als er in finsterer Nacht nach Hause ging, ein quer über die Strasse setzender Hirsch sein grel- les: Hü plötzlich unmittelbar in die Ohren schrie, stürzte, von einer Rückenmarksapoplexie getroffen, nieder, und verschied einige Tage darauf. Dem Hirsch wird seines Fleisches halber von jedermann nachgestellt. Von den europäischen Ansiedlern wird er geschossen, von den Malaien in grossen Rottan-Schlingen gefangen, mit denen sie ein Areal umstellen und darauf zutreiben, und von den Batta's sogar geangelt! Jung gefangen , kann derselbe , besonders die Kuh , sehr zahm werden , sodass er aus der Hand frisst und frei umherläuft. Ich habe mehrere solcher gesehen. Unter dem Namen Rusa terak unterscheiden die Malaien einen etwas kleineren, dunkleren Hirsch mit einfachem Stangengeweih. Ein solches Thier, dessen Schädel ich erhielt, stellte sich aber nur als einfacher ,,Spiesser" des vorigen heraus. Cervulus muntjac Zimmermann. Ueberall auf Borneo, Java und Sumatra häufig, von den Malaien in Deli Ketjang gtnzxvtxX, liebt das dichte Gebüsch der Vorwälder und zieht meines Wissens immer einzeln herum. Ein brünstiger Bock, aber auch eine Gais, kann oft stundenlang auf einem Fleck im dichten Busch stehen und sein fürchterliches Gebrüll loslassen , das klingt , als wenn ein Mensch mit allen Kräften und aus vollem Halse „Wä-wä-wä" schriee. Man sollte dem kleinen Hirsche eine solch laute, brüllende Stimme gar nicht zu- trauen. Während dieses Geschreies scheint der Ketjang alle Vorsicht aus- ser Acht zu lassen , denn sobald ich oder mein Jäger dasselbe in der Nähe meines Hauses hörten, konnten wir uns ganz gemächlich fertig machen, auf die Stelle zuschleichen und erlegten regelmässig das Thier. Tragulus kanchil Rafifles und Tr. napu Cuvier. Ersteres von den Malaien Kantjil, letzteres Blandoh oder , selten und von Fremden, Napu, von den Batta's Bluach genannt, sind in Deli häufig und werden öfters gefangen, wenn nämlich eine Ueberschwemmung ein- tritt, was in Deli oft sehr plötzlich geschieht. Dann werden die eleganten, leichtfüssigen Thierchen von den Wassermassen überrascht und retiriren nach einzelnen höheren Stellen, wo sie schliesslich, manchmal grosse Haufen zusammen, von der Fluth umzingelt werden und den Malaien zur leichten Beute fallen. Auch dieses Thierchen hielt ich einige Wochen hindurch lebendig in einer geräumigen Kiste. Es blieb jedoch immer scheu und furchtsam in eine Ecke gedrückt, sobald sich Jemand nahte, und starb ohne eigent- liche Ursache. Auch von andern Gefangenen habe ich nicht gehört , dass sie zahm wurden, oder nur längere Zeit am Leben blieben. Maasse eines weiblichen, ausgewachsenen 7r. napu: Länge 505 Widerrist bis Schwanzwurzel 302 Schvvaiizlänge 105 Länge d. Vorderbeine 300 „ „ Hinterbeine bis zum Knie 274 „ „ Ohrmuschel 40 Ohrbogen 65 Brustumfang 300 Bauchumfang 340 Capricornis sumatrensis Shaw. Ein Thier, welches die Malaien Kambing-niati nennen, soll in den Wäldern Deli's nicht gar zu selten, aber ungemein scheu und vorsichtig I03 sein. Es soll bedeutend kleiner wie eine Ziege sein und ähnliche Hörner besitzen. Von den Batta's erhielt ich ein der genannten Antilope zuge- höriges Hörn unter dem Namen des Kamhing-idari. Dasselbe war angeb- lich von ihnen im Karogebiet erlegt, doch getraue ich mir diesen An- gaben nicht völlig Glauben zu schenken: denn diese Hörner können ganz gut als Tauschartikel von der Westküste hertlbergekommen sein, da sie bei den Batta's als Behälter ftlr allerlei Zaubermedizinen sehr gesucht sind. Ich bedauere lebhaft, dass ich über das Kambing-utan , dessen Name beinahe jedem Malaien von Hörensagen geläufig ist , keine Klarheit gewinnen konnte. Vielleicht ist ein Anderer glücklicher als ich. Von Dickhäutern besitzt die Ostküste Sumatra's die erkleckUche An- zahl von vier Stück, nämlich Wildschwein, Tapir, Rhinoceros und Ele- phant. Wir wollen mit dem kleinsten und häufigsten zuerst beginnen. Sus vittatus S. Müller. Das Wald- oder Wildschwein, Mal. BabiUtan, kommt auch auf Su- matra und Java vor und lebt in Deli in grossen Mengen, die sich, durch das Ausbreiten der Tabakskultur, welche den Hochwald vernichtet und dafür ungeheure Flächen dichten Gestrüppes schafft, nur noch vermehrt hat. Das Wildschwein, etwas schwächer als das europäische, lebt in diesen wüsten, mit Lalang und niederem Busch bestandenen Ländereien rudelweise und höhlt sich förmliche, oft eine Viertelstunde und mehr lange, verzweigte Gänge oder besser Röhren aus in dem todten Laub und Lalanggras, das in dichten Lagen, Generationen übereinander, den wirklichen Boden , oft bis zu vier Fuss Höhe, bedeckt, während die lebende Generation über diesem Moder, triumphirend, ihre grünen Fahnen schwenkt, bis auch sie in das Grab zu ihren Füssen hinabsinkt. Ich selbst bin schon einem angeschossenen Eber in einer solchen stockfinstern Röhre auf Händen und Füssen über hundert Meter weit nachgerutscht. Das Wildschwein richtet , durch seine Wühlereien , in Pflanzungen grossen Schaden an, namentlich in den Padi(Reis-)feldern zur Zeit der Reife, ferner in Pisanggärten , wo es oft in einer einzigen Nacht ganze Gruppen von mannsdicken Stämmen unterwühlt und umwirft, in Zuckerrohr- und Maispflanzungen u. s. w. In Gegenden , wo keine Pflanzungen sind , hält sich das Wildschwein mit Vorliebe an die Wurzelknollen verschiedener Kladi- {Colocasia-, Caladium-) Arten. Des eminenten Schadens halber, welchen es in den Pflanzungen der Malaien anrichtet, lauern ihm die- selben in den Padifeldern auf und schiessen es. Da ihre Religion ihnen I04 den Genuss von Schweinefleisch verbietet, ja selbst das Geld, welches sie durch den Verkauf des Kadavers lösen könnten, für unrein erklärt, so lassen sie ihre Beute einfach an Ort und Stelle verwesen. Höchstens lässt sich Einer herbei, einem ungläubigen, europäischen oder chinesi- schen Schweinefresser mitzutheilen , dass da und da ein frisch geschossenes Wildschwein liege. Das Babi-utan ist wild und muthig und greift, schlecht angeschossen , oft den Schützen an, wie mein Jäger zu seinem Schreck erfahren hat, den ein Wildeber über den Haufen warf, mit seinem Gewaflfen jedoch glücklicherweise auf den Schaft der Flinte traf und denselben nebst Hahn und Schloss völlig zerbrach und zersplitterte. In mein Hospital erhielt ich einst einen chinesischen Kuli , dessen Schenkel durch die Bisse eines Wildschweins bös zugerichtet waren. Der Mann sass vor seinem 5/(5//(Tabakssaat-)Beet mit dem Ausjäten des Un- krauts beschäftigt, als plötzlich ein Wildschwein aus dem Gebüsch her- vorkam und ganz ungenirt, ohne den Kuli im mindesten zu beachten, in demselben Beet zu wühlen anfing. Der Kuli, in der angenehmen Hoffnung, billig zu einem leckeren Schweinebraten zu kommen, ergreift seine Hacke und haut auf das Thier los. Das Schwein jedoch versteht die Sache falsch, packt den armen Teufel mit seinen Zähnen und richtet ihn fürchterlich zu, ja es hätte ihn unzweifelhaft getödtet, wenn aufsein Hilfegeschrei nicht die Kameraden herbeigesprungen wären und das Thier vertrieben hätten. Dass ein Wildeber sich mit dem zahmen, überall in Deli gehaltenen, chinesischen Schwein paart , kann ich als verbürgt mittheilen. Ein Be- kannter von mir, der in Serdang nur einige Minuten entfernt von mei- nem Hause wohnte, hielt sich ein solches zahmes Schwein, das qx Rosa getauft hatte. Dasselbe lief tagsüber frei im Hofe und auch im nahen Walde umher. Eines schönes Tages nun bemerkt Herr P., so hiess mein Bekannter, dass ein galanter Wildeber die zarte Rosa mit seinen Zu- dringlichkeiten verfolgt. Er läuft schnell nach Hause, holt seine Büchse und, wie er zurückkommt, ertappt er das Pärchen gerade in flagranti. Flugs legt er auf den Eber an, ein Blitz und Knall — und der Eber springt unverletzt davon, die arme Rosa jedoch bricht, durch den Hals geschossen, zusammen. Man kann sich denken, wie der arme Schütze noch monatelang unter unsern Neckereien zu leiden hatte ! Die Battas halten als Hausthier ein Schwein von ausnahmslos schwärz- licher Farbe, das etwas höher auf den Beinen steht als das vorige und über den ganzen Rücken eine bedeutend grössere Mähne von langen I05 Borsten hat. Ich habe mir leider keinen Schädel des Thieres verschaffen können. Tapirus indicns Desmarest. Der Schabracken tapir kommt auf der Ostküste in der Provinz Langkat vor, aber wie es scheint, selten. Die Malaien in Deli kennen das Thier nicht. Ich habe jedoch Pflanzer gesprochen , welche demselben wirklich begegnet sind; einer bewahrt sogar den Schädel eines solchen auf, so- dass an dem Vorkommen nicht mehr gezweifelt werden kann. Auch aus dem Siak' sehen habe ich einige, wenngleich unverbürgtere, Nachricht über dort beobachtete Tapirs erhalten. Das Thier soll sich nur an den sumpfigsten, unzugänglichsten Stellen und nahe beim Wasser in kleinen Heerden aufhalten. Wie ich nachträglich vernahm, hat der Sultan von Serdang vor einem Jahre ein junges Thier lebend besessen , das angeb- lich von seinen Unterthanen (loo?) gefangen war. Ceratorhinus sumatrensis Cuvier. Das Sumatranische Rhinoceros , von den Malaien Bahdak (nicht Bals- dak, wie durch einen Druckfehler in meinem Aufsatz im „Ausland, 1881, zu lesen steht) genannt, kommt nur noch auf Borneo vor. Die Malaien unterscheiden übrigens von diesem Thier zwei differente Arten, eine grössere, Bahdak krbo (von Karbau =: Büffel), welche ziemlich friedlich und ruhig und eine kleinere, Bahdak tingiling, welche sehr wild und böse sei und stets auf den Menschen losgehe. Ich habe immer nur Thiere einer einzigen Art erhalten. Das Rhinoceros lebt einsam oder höchstens paarweise im Waldesdickicht, von wo es, frühmorgens und Abends gegen Sonnenuntergang , in den die Waldesgrenzen umsäumenden Busch herauskommt. Während der übrigen, besonders der Mittagszeit, suhlt es sich in einem verborgenen Sumpf, den es regelmässig besucht. Ein Pärchen duldet etwa auf eine halbe Stunde Radius, oft sogar noch weiter, kein zweites Paar. Im Walde tritt es sich gewisse, stets eingehaltene Hauptfährten aus, die es nach Bedürfniss, z. B. wenn es einen andern Futterplatz aufsucht, verlegt. Manchmal verirrt sich ein Rhinoceros bei seinen Streifereien mitten auf neuangelegte Tabakspflanzungen und benimmt sich dann, wie ver- wundert über die ungewohnte Lücke in seinem Wald, aber durchaus nicht scheu oder bösartig; das letztere nur, wenn es gereizt oder aufge- stört wird. So war kurz vor meiner Ankunft auf der Pflanzung in Ser- io6 dang, wo ich als Arzt fungiren sollte, folgendes vorgekommen, wie mir die dort lebenden Herren mittheilten: Ein grosses Rhinoceros erschien plötzlich zum Staunen aller chinesischen Kulis mitten in den Tabaks- feldern und drohte alle Pflanzen in Grund und Boden hinein zu stampfen. Die Kulis, welche das Thier nicht kannten und für eine wilde oder wegge- laufene Kuh(!) hielten , suchten dasselbe erst durch Geschrei zu verscheu- chen, und als das nicht half, wollten sie ihm einen Strick um den Hals legen, um den Missethäter zum Hause des Pflanzherrn zu schleppen. Den Strick umzulegen, sei auch gelungen; als die Kulis jedoch anziehen wollten, schüttelte sich das Rhinoceros unwillig, sodass die Leute, die rechts und links am Seil hingen, umpurzelten, und trabte gemächlich wieder in den Wald zurück, aus dem es hervorgekommen war. Ein anderes Thier, das, wie mir erzählt ward, ebenfalls auf seiner Abendstreiferei auf eine Tabakspflanzung herausgekommen war, blieb in dummer Verwunderung minutenlang frank und frei auf der Strasse vor einem Assistentenhaus stehen und glotzte dasselbe unverwandt an, so- dass der gerade auf der Veranda beim Thee sitzende Pflanzer schnell seine, leider nur mit Schrot , geladene Flinte herbeiholen und dem Un thier eins aufbrennen konnte, worauf es endlich mit einem erschrockenen Salto-mortale im Dickicht verschwand. Nicht immer jedoch sind die Thiere so gutmüthig aufgelegt ^ und ich kannte einen Pflanzer, der sein Leben nur einem ausserordentlich glück- lichen Schuss zu verdanken hatte. Derselbe war ganz plötzlich und ohne Ursache angegriffen worden. Manche Batta's jagen das Thier, dessen Fleisch sie geniessen, indem sie, zu zweien oder dreien, sich an das Thier anschleichen und ihm durch einen möglichst gut gezielten Schuss einen kleinfingerdicken Eisenbolzen zwischen die Rippen jagen. Fällt es nicht durch diesen Schuss , so sucht einer hinter da'sselbe zu kommen , während die Andern es von vorne beschäftigen, und haut ihm mit einem Hieb seines haar- scharfen Parang die Achillessehne durch. Auch in Deli, wie überall, gilt bei den Malaien und Batta's der Aber- glaube, dass dem Hörn des Rhinocerosses geheimnissvolle Kräfte inne- wohnen, namentlich als Präservativ gegen Vergiftung; ein solches steht desshalb hoch im Preise. Elephas suinatranus Temminck. Der auf der Ostküste vorkommende Elephant ist derselben Art zuge- hörig, welche noch auf Borneo und Ceylon vorkommt. loy Früher, sogar noch Anfangs der achtziger Jahre, war der Elephant sehr häufig und kam in Heerden, bis zu fünfzig Stück und darüber, bis herunter an die Seeküste bei Labuan vor. Jetzt ist er unmittelbar am Meere kaum mehr, oder höchstens hie und da noch versprengt, anzu- treffen, indem er sich zugleich mit seinem Lieblingsaufenthalt, den grossen, jungfräulichen Wäldern, weit ins Innere, bis an die Berge und in die noch unberührten Urwälder nach Westen , zurückgezogen hat. Doch streifen Heerden noch alljährlich durchs Land. Früher geschah dies regel- mässig zweimal im Jahre. Dann konnte ich dieselben jede Nacht ganz in der Nähe meines Hauses trompeten hören, ja, sie statteten uns oft genug Besuche ab, versammelten sich in einer nicht weit entfernten, leerstehenden Tabaksscheune und vergnügten sich damit, die Rüssel zum Dache herauszustrecken, die Ataps abzudecken oder einige Pfosten auszureissen. An der Küche einer Assistentenwohnung vorbeigehend, welche etwas abseits und hinter dem Hause lag, erschreckten sie den dort schlafenden Koch zu Tode, indem sie den Laden aufhoben und, mit dem Rüssel suchend, über dessen Bettstatt fuhren. So verüben sie, man sollte fast glauben, mit Bewusstsein, tausenderlei Schabernack. Einmal weiss ich sogar, dass sich ein Elephant zwischen die vier eng gestellten Pfosten eines kleinen Wachthäuschens drängte, welches sich ein Malaie in seinem Padi(Reis-)feld erbaut hatte, dasselbe durch einen Ruck aus dem Boden lupfte und auf seinem Rücken , mitsammt dessen vor Angst schreiendem Bewohner, ein Stück Weges dahintrug. Der Ele- phant ist ein furchtsames, friedliebendes Thier; nur vor alten, zur Brunstzeit aus der Heerde gestossenen, Männchen, denen aus verschmähter Liebe das Herz vor Wuth kocht, sollen Alles, was ihnen auf ihren einsamen Pfaden aufstösst, blindlings über den Haufen werfen. Das ist jedoch, wenn ja, nur als Ausnahme zu einer gewissen Zeit des Jahres der Fall; denn ich bin schon manchesmal einzeln herumschweifenden Elephanten begegnet und habe sie gejagt, und immer betrugen sie sich ebenso furchtsam wie die andern. Frühmorgens, noch vor vier Uhr, gebt der Elephant aus, sein Morgen- mahl zu suchen, und dabei bevorzugt er leider gerade die Pflanzen, welche sich der Mensch zu seinem eigenen Bedürfniss anbaut, nämlich Pisangstauden und Reis. Welch entsetzliche Verwüstungen eine Heerde Elephanten in genannten Feldern anstellen kann, brauche ich wohl nicht zu beschreiben. Um sechs Uhr hat er sich meistens schon wieder in seine Wälder zurückgezogen und wandert dort, als Nachtisch sich hie und da noch einen Mundvoll saftiger Baumblätter herablangend, io8 verdauend hin und her, und nickt schliesslich , gewöhnlich im Schatten eines Baumes und nicht selten an dessen Stamm gelehnt, im Stehen ein, wobei er jedoch beständig seine Ohren mechanisch hin und her bewegt, der lästigen Fliegen halber. Dies Morgenschläfchen dauert so etwa von zehn bis zwölf Uhr. Wenn die Hitze dann aufs höchste steigt , zieht er sich zurtlck nach seinem Badeplatz, einem verborgenen, schattigen Sumpf, und kühlt sich dort im Schlamm und Wasser. Um vier Uhr bis in die späte Nacht hinein geht er dann wieder zum Abendmahl, zum Spiel und den verschiedenen Hochzeitsfeierlichkeiten aus. Die Jungen werden von der Mutter ausserordentlich geliebt und gepflegt und be- gleiten sie folgsam überall hin; in ihrer Vertheidigung kennt die Mutter keine Grenzen, wie ein Freund von mir persönlich erfahren hat. Der- selbe kutschirte mit einem Bekannten auf einem ^^Buggy" fröhlich eine einsame Waldstrasse entlang. Da sieht er auf einmal in der Ferne einen erwachsenen Elephanten dicht neben der Strasse mit etwas eifrig be- schäftigt. Ganz gegen seine sonstige Gewohnheit zog sich das Thier nicht bei der Annäherung der mit der Peitsche knallenden und rufenden Pflanzer in den Wald zurück, sondern trabte unerschrocken auf das nahende Gefährt los, mit drohend erhobenem Rüssel. Zum Umkehren war keine Zeit mehr, und so blieb den beiden Herren Nichts übrig als eilig herabzuspringen und sich in dem dichten Wald zur Seite zu bergen. Der Elephant begnügte sich , Pony und Buggy in den Strassengraben zu schleudern und trabte dann wieder zurück zu seiner Beschäftigung. Wie sich herausstellte, war ihm ein Junges in eine Vertiefung gefallen, aus der es sich nicht herausarbeiten konnte , und die Mutter suchte nun ihrem Liebling, und zwar mit Erfolg, beizustehen. Darüber hatten sie die Herren überrascht. Wegen des ausserordentlichen Schadens, den der Elephant anrichtet, aber auch wegen seines gewinnbringenden Elfenbeins und von den Euro- päern um des blossen Jagdreizes willen — jeder möchte sich gern rühmen , ein solches Ungethüm erlegt zu haben — wird ihm eifrig nachgestellt, sodass die Elephantenheerden , die heute noch in Deli vorkommen, mit verschwindenden Ausnahmen, nur aus verhältnissmässig jungen Thieren bestehen. Die stärksten Zähne, welche ich bei Männchen gesehen habe, waren etwa armlang und kaum faustdick. Welch alte, grosse Herren es jedoch früher da gegeben haben muss, kann man an dem riesigen Zahn sehen, den der alte Sultan von Deli dem Museum in Batavia schenkte. Früher gab es in Deli eigene Elephanten Jäger von Gewerbe. Zwei der- selben befanden sich eine Zeit lang in meinem Dienst, und ich erhielt I09 durch sie über ein Dutzend Elephanten, darunter zwei junge lebend, von denen ich später sprechen will. Ich machte in deren Gesellschaft manch' schöne Jagd mit, jedoch, wie ich gleich bemerken will, immer unglücklich. Ich schoss zwar manchen an und lief oft viele Stunden lang hinter seiner blutigen Fjthrte her, doch gelang es mir nie einen auf den ersten Schuss zu fällen ; andere meiner Bekannten hatten wieder das Riesenglück, einen Koloss auf dem Fleck mit einem Sniderrifle oder gar einer gewöhnlichen Jagdflinte hinzustrecken. Daraus kann man ersehen, welchen Werth die Märchen von der Zähigkeit und Undurch- dringlichkeit der Elephantenhaut haben. Die Kugel einer Büchsflinte, Kaliber 12, mit welcher mein Jäger auf 10 Schritte schoss, drang auf der Stirn ein und fuhr zum Hinterkopf wieder heraus; alle die fürchter- lichen Instrumente, Elephantenbüchsen genannt, sowie die verschiedenen Extra-Sprengkugeln, Granaten u. s. w. sind vollkommen entbehrlich und unnütz. Gut ist's jedoch, die gewöhnliche Bleikugel durch Zusatz von etwas Zinn, etwa V4 bis höchstens ^3? zu härten. Ich denke, es wird nicht unwillkommen sein, wenn ich versuche, eine Elephantenjagd kurz dem Auge des Lesers vorzuführen. Es ist Morgens 6 Uhr. Ich trinke eben meinen Morgenkaffee; da er- scheint ein Malaie aus dem nahen Kampong , der mir mit einem Com- pliment ( Tabi) vom Herrn Bürgermeister {Dato), die Nachricht überbringt, heute Nacht habe eine Elephantenheerde einen grossen Pisanggarten nahe beim Dorf verwüstet ; mehrere Malaien wollten die Heerde ver- folgen, um ihr das Wiederkommen zu verleiden; falls ich zur Jagd Lust habe, solle ich mich um acht Uhr im Kampong einfinden. Schnell theile ich diese Nachricht zwei guten Freunden mit, den Herren Adt und Egmer, welche schon längst auf eine Elephantenjagd brennen, und wir sind punct acht Uhr an Ort und Stelle im Malaien-Kampong. Dort ist aber kaum eine Menschenseele zu sehen ; der Herr Bürgermeister ist ausgegangen , sein Morgenbad zu nehmen , und von den übrigen Bewohnern guckt nur hie und da ein verschlafenes Gesicht durch die Thürspalte, verwundert über den ungeduldigen Spectakel, den wir ma- chen, denn wir dachten nicht anders, als dass man nur auf unsere Ankunft gewartet habe , um sofort aufzubrechen. Ich hatte desshalb sogar, um ja nicht zu spät zu kommen, meinen halbgenossenen Morgenkaffee stehen lassen. Aber da ist von Aufbruch nichts zu sehen und zu hören. Durch einige erschrockene Buben lassen wir den Herrn Dato dringend einladen, gefälligst auf der Bildfläche zu erscheinen. Er kommt denn auch wirklich langsam und würdig, mit in unsern Augen lächerlicher Grandezza angewandelt und ist hoch verwundert, dass wir seine Ein- ladung auf acht Uhr so ganz wörtlich genommen haben. Die Leute müssen doch vorher ihren JVassi , Reis, essen, meint er. Das dumpfe Stampfen des Losung belehrt' uns, dass dieser Nassi jedoch erst noch enthülst werden muss. Nun hätten wir als Langeingesessene recht gut wissen können, was von malaiischer Pünctlichkeit zu halten ist; das Jagdfieber jedoch liess uns darüber hinwegsehen, und wir wurden nun sehr unangenehm daran erinnert. Zehn — sage: zehn Uhr ward es, bis wir endlich vollzählig beisammen waren und unsern Marsch began- nen. Derselbe führte zunächst nach dem verwüsteten Pisanggarten , der wirklich erbärmlich zugerichtet war, und dann auf der breit und glatt wie eine Strasse getretenen Rückzugslinie der Heerde über ein mit nie- derem Busch und Gras bewachsenes Terrain nach dem Walde. Zwei alte, erfahrene Elephantenjäger — NB. ohne Gewehr — gingen zur Aufnahme der Fährte, was allerdings kein grosses Kunststück war, vor- aus, und verrichteten ihr Geschäft so schnell, dass wir kaum nachfolgen konnten. Und doch mussten wir allmälich die unfehlbare Kunst und Sicherheit der Fährtensucher bewundern lernen. Denn die Elephanten- heerde hielt sich nicht compact beisammen ; viele Thiere schweiften hier- hin und dahin ab, sodass die Fährte nur aus einem Ungeheuern Durch- einander von einzelnen Spuren bestand, auf welchen sich ein Unerfahrener leicht irre gelaufen hätte und schliesslich von der Hauptspur abgekommen wäre, zum Mindesten jedoch grosse Umwege hätte machen müssen; wir aber gingen sicher und ohne jemals zu zaudern oder umzukehren hinter den Führern her. Ein kleiner See, der die Spuren vollständig verdeckte, ward durchwatet, in so directer Richtung, dass wir am jenseitigen Rand sofort wieder die alte Fährte vor Augen sahen: unsere Führer erriethen ferner aus den Fährten nicht blos die Anzahl der Thiere, sondern auch wie viel männliche und weibliche darunter waren, und zeigten uns an einem nackten, erdigen Abhang einzelne spannentiefe Löcher, wo die männlichen Elephanten ihre Stosszähne probirt hatten; wir hätten diese Löcher bei oberflächlicher Betrachtung für einfache Wurzellöcher gehal- ten, aus denen die betreffende Wurzel herausgefallen war : daraus konnten wir dann selbst ganz gemächlich die Form und Grösse der Zähne be- stimmen, während wir kurz vorher noch das Erkennen solcher Details, aus der Fährte allein, für eitel Aufschneiderei erklärt hätten. Kurz, unsere Frührer entpuppten sich als in jeder Hinsicht vorzüglich, und es war ein Vergnügen, sich von ihnen belehren zu lassen. So wollten wir auch^ sobald wir den Wald betraten , unsere Gewehre laden ; die Malaien baten uns jedoch, damit in dem dichtverworrenen Gestrüpp kein Unglück entstehe , zu warten , bis die Führer das Zeichen gaben ; denn diese könn- ter aus der Fahrte ganz genau erkennen, wie weit wir noch von der Heerde entfernt seien, und so liefen wir den, sämmtlich mit leeren Flin- ten, halblaut scherzend und plaudernd etwa zwei Stunden auf der frischen Fährte dahin. Endlich machten die Beiden vorn halt und erklärten uns , dass wir binnen zehn Minuten auf die Elephanten stossen würden ; nun wurden alle Gewehre geladen, was die Malaien unter allerlei Zauber- sprüchen und Kugelsegen thaten , wobei sie die Kugel unten vom Kolben an längs dem Laufe hinaufführten und oben hineinfallen Hessen, nachdem sie sie angespuckt hatten. Ein Propf ward nicht aufgesetzt, sodass das Gewehr stets aufrecht gehallen werden musste, damit die lose Kugel nicht herausfalle. Dann ward uns noch der gute Rath gegeben, wenn ein angeschossener Elephant auf uns loskomme, nur schnell einen Baum zu erklettern; zu diesem Rath machten wir ein etwas bedenkliches Ge- sicht, da es mit unser Aller Kletterkunst nicht weit her war; die Malaien klettern natürlich wie die Affen. Mäuschenstill schlichen wir dann im Gänsemarsch hinter den doppelt aufmerksam umherspähenden Führern, die immer noch ohne Gewehr waren, einher. Und wirklich, es dauerte kaum zehn Minuten, da verkündete ein leises Schnalzen mit der Zunge, dass dieselben einen Elephanten erblickt hatten. Wir schlichen eilig an ihre Seite, und als wir in der angedeuteten Richtung in das Waldes- dunkel hineinblickten, wahrhaftig, da sahen wir vor uns, halb von den Büschen verdeckt, einen der grauen Kolosse, ruhig schlafend und nur die Ohren, sowie Rüssel und Schwanz langsam und tactmässig bewegend, neben einem grossen Baumstamme stehen. Wir feuerten ä. tempo, allein der im dichten Wald sich zusammenballende Rauch benahm uns alle Aussicht. Wir sprangen desshalb schnell seitwärts aus der Dampfwolke heraus, um einige Uebersicht zu gewinnen, duckten uns jedoch eilig hinter einen Stamm, denn auf die Schüsse ging rings um uns herum ein solch entsetzliches Getöse von brechenden Aesten, geknickten Bäu- men und dazwischen von vieldutzendstimmigen Angsttrompeten los , dass uns angst und bange wurde und wir alle drei zusammen keinen Bluts- tropfen mehr im Gesicht hatten. Dazu hörten wir rechts und links die schwerfälligen Thiere dicht an uns vorbeigallopiren, sodass es ein wahres Glück war, dass wir nicht über den Haufen gerannt wurden; ruhig zu zielen und zu schiessen, glaube ich, wäre keiner von uns in dem Mo- ment fähig gewesen. Wir waren mitten in die Heerde hinein gerathen und noch fünf Minuten nach den Schüssen hörten wir einzelne Nach- zügler vorbeitraben, ohne sie zu Gesicht zu bekommen. Unsere Schüsse hatten leider nicht gut getroffen, was mich nicht wunder nahm; denn, sobald wir den Elephanlen erblickten — es war der zweite, auf den wir jagten, wie ich zu unserer Entschuldigung anführen will — konnten wir uns nicht zurückhalten , sondern schössen blindlings darauf; ich z. B. hätte mit dem besten Willen nicht sagen können ob uns der Elephant den Kopf oder das Hintertheil zugekehrt hatte. Er ging aber schwerwund ab, wie wir nachher fanden, obwohl auf dem Anschuss kein Blut be- merkbar war; wir folgten seiner Fährte noch mindestens drei Stunden lang, ohne ihn je wieder zu Gesicht zu bekommen; die Malaien behaup- teten jedoch, aus den auf der Fährte gefundenen Blutspuren, er sei in den Kopf unterhalb der Stirn getroffen , und werde voraussichtlich an den Wunden verenden. Einige Tage danach bekam ich auch wirklich Nach, rieht, dass man ein todtes Thier dort im Walde gefunden habe, und ich beschloss, mir den Schädel zu verschaffen. Da jedoch viele Menschen- kräfte dazu gehörten, den schweren Schädel einige Stunden weit durch den Wald zu schleppen, so Hess ich eine Truppe Batta's rufen, welche auf unserer Pflanzung den Wald kappten , und versprach ihnen das Fleisch des Elephanten, von dem sie grosse Liebhaber sind, zum Geschenk, wenn sie mir den Schädel zu meinem Hause schafften. Der Handel ward abgeschlossen, und ich zog mit einer Schaar von mindestens hundert, mit langen Messern bewaffneter, Batta's hinaus zu der Leiche , die , noch im Tode imposant und in dem düstern Schatten des Urwaldes einen doppelten Eindruck machend, bald vor unsern Blicken lag. Nun ging ein Schauspiel los, schrecklich anzusehen und jeder Beschreibung spot- tend. Alle die mitgekommenen Batta's stürzten sich mit ihren blanken Messern , unter habgierigem Geschrei , auf den todten Riesen , und schnit- ten ihm grosse Fetzen Fleisch und Haut vom Körper, sodass derselbe in kurzer Zeit nur ein zerfetzter, blutiger Fleischberg war, in dem die langen Klingen der über und über mit Blut beschmierten Batta's wühlten. Plötzlich ein allgemeiner Schrei; die Batta's flohen von dem Körper des Elephanten zurück, der sich plötzlich zu bewegen schien. Er hob sich vor unsern Augen höher und höher, da die Hautdecke entfernt war und keinen Widerstand mehr bot, und schliesslich platzte der Leib, indem die angesammelten Leichengase mit lautem Getöse herausfuhren und eine ganze Wagenladung von pferdemistähnlichem Magen- und Darminhalt sich nach aussen entleerte — ein scheusslicher Anblick ! Nun stürzten die Batta's wieder über den Körper her, eröffneten die Bauchhöhle, zerrten und schnitten die Eingeweide heraus, und krochen dann sogar in die 113 erstere hinein, sodass von aussen und innen an dem Fleisch herum- gesäbelt ward. Nach einer Stunde war nur noch das nackte, blutige Ge- rippe des majestätischen Thieres übrig; ein unbeschreiblich widerlicher Geruch erfüllte rings die Luft, und die über und über mit Blut und Koth beschmierten Batta-Scheusale , jeder einen Fleisch- oder Eingeweide- lappen in der Hand, machten sich auf den Heimweg. Voran schwankte, von zehn Männern mit Mühe getragen, der ebenfalls abgelederte und entfleischte Schädel. Elephantenfleisch ist übrigens, auch für den europäischen Gaumen, sehr wohlschmeckend, besonders der Rüssel, der ungefähr wie gutes Ochsenfleisch schmeckt; ich Hess mir von jedem Elephanten, den meine Jäger schössen, denselben mitbringen. Merkwürdigerweise macht auf der ganzen Ostküste Sumatra's Niemand Gebrauch von den Körper- und Geisteskräften dieser Thiere und die sonst so pfiffigen Tabakspflanzer lassen diese grossen Arbeitskräfte unbe^ nützt im Walde herumlaufen; ich stelle mir vor nur desshalb, weil Nie- mand das Einfangen und Zähmen derselben versteht; dem liesse sich aber durch Ueberführung geeigneter Leute aus Indien und Ceylon leicht abhelfen. Dass der sumatranische Elephant gerade so leicht zu zähmen ist wie der indische, ist, obwohl von vornherein fast selbstverständlich, überdies auch durch zahlreiche Proben constatirt. So habe ich verschie- dene zahme Elephanten bei den Sultanen von Deli und Serdang gese- hen, die willig und gern ihrem Führer gehorchten und allerlei Arbeit verrichteten. Ich selbst habe durch meine Jäger ebenfalls zu zwei verschiedenen Zeiten je ein Junges bekommen. Die Jäger trafen sie mit ihren Müttern im Wald an , schössen die Alten nieder und fingen die noch ganz klei- nen , kaum 3 Fuss hohen Säuglinge ein , von denen das eine, im Schreck mit dem Kopf in einen Sumpf rannte und stecken blieb. Unter grossem Lamentiren und Widerstand wurden die Ungeheuerchen jedesmal nach • Hause getrieben und geschoben , und ich liess ihnen unter meinem (Pfahlbau-)Hause einen geräumigen Stall herrichten. Die ersten Paar Tage waren sie sehr traurig, trompeteten Tag und Nacht nach der Mutter, wollten keine Nahrung annehmen und suchten jeden, der ihnen nahte, durch Brummen zu erschrecken und umzurennen. Schon nach fünf Ta- gen jedoch konnte ich sie herauslassen, ohne befürchten zu müssen , dass sie davonliefen; sie hatten sich völlig in ihr Schicksal ergeben , suchten sogar meine Gesellschaft auf, Hessen sicli liebkosen und folgten mir, etwa vom achten Tage an, so vollständig auf Schritt und Tritt, dass sie im- 114 mer dicht hinter mir drein gingen, mit dem Kopf fast meine Beine be- rührend und jede von mir beschriebene Wendung gewissenhaft nachma- chend. Mit einem Wort, sie hatten mich als ihre zweite Mutter betrach- ten gelernt und folgten mir so ernsthaft und brav , wie sie es der wirk- lichen gegenüber gethan hatten. Aber ach! die Mutternahrung, die Milch, deren die kleinen braven, geduldigen Geschöpfe so dringend bedurft hätten, die konnte ich ihnen nicht verschafifen ! Wohl gelang es mir, täg- lich einige Flaschen Kuhmilch aufzutreiben ; aber was wollte dies für einen hungrigen Elephantenmagen bedeuten ! Ich suchte als Surrogat ihnen mittelst einer Bambusröhre Reiswasser mit zerquetschten Pisangs einzuflössen, womit viele Malaien in Ermanglung von Muttermilch ihre Kinder aufpäppeln; allein dasselbe ward nur in ganz geringen Quanti- täten von ihnen genommen , wenn der Hunger gar zu arg quälte. Wahr- lich, die armen Geschöpfe jammerten mich, wie sie nach einigen Wo- chen, zu armseligen Sceletten abgemagert, mit heiserem Schrei ihre mageren Rüsselchen mir entgegenstreckten , meine Finger zwischen die Lippen nahmen und so gierig dran saugten , dass sie dieselben beinahe hinunterschluckten, und ich hätte viel darum gegeben, hätte ich ihnen ihre erschossenen Mütter wieder zurückgeben können ! Sie wurden immer hinfälliger und elender, bis schliesslich der Tod ihren Leiden ein Ende machte. Es bedarf keiner näheren Erklärung, dass auch für die Malaien der Elephant ein Gegenstand abergläubischer Verehrung und Furcht is, was zum Theil wohl noch auf Rechnung ihrer früheren, durch den Muha- medanismus nur nothdürftig überdeckten Hinducultur zu setzen ist. Ge- wisse, alte Elephanten-Eremiten sind heilig und unverletzlich. Eines schö- nen Morgens entdeckte ich dicht hinter meinem Hause die frische Fährte eines solchen und beauftragte meine Jäger, die Spur einstweilen zu ver- folgen, während ich noch rasch einige Herren zu der bevorstehenden Jagd einladen wollte. Nachdem sich jedoch meine Leute die Fussspur angesehen, baten sie mich inständig, von der Jagd abzulassen, denn der Elephant, der hier vorübergegangen sei, den Fussstapfen nach, ein gewaltiger alter Herr, wäre ein heiliges Thier, da die Seele des Gross- vaters des jetzigen Dorfhäuptlings {Dato) von Tandjong-Morawa, in ihn gefahren sei. Er hiesse desshalb bei den Malaien auch nur kurzweg Dato. Ein verwegener Elephantenjäger von anderswoher habe einst , mit diesen Umständen unbekannt, ihn verfolgt, da er nur noch einen einzigen, aber ungeheuer grossen und starken Stosszahn trug. Als der Jäger auf ihn anschlug, habe der alte „Dato" warnend seinen Rüssel emporgeho- "5 ben; der Jäger aber achtete nicht darauf und drückte ab. Da sprang das Gewehr entzwei und der verblüffte Jäger, der nun erst merkte, das er ein heiliges Thier vor sich habe, konnte von Glück sagen, dass ihm weiter kein Leid widerfuhr. Meine eigenen Jäger kehrten zweimal un- verrichteter Dinge von der Elephantenjagd heim , weil ein Elephant in dem Moment, wo sie anlegten, seinen Rüssel emporhob, ein Zeichen für sie, dass er gefeit sei. Auch von Elephanten Kirchhöfen geht die Sage. Ein solcher soll frü- her in den Wäldern unweit der jetzigen Tabakspflanzung Bulo-Tjina, in Langkat, existirt haben. Ein befreundeter Pflanzer, Herr Herrmann, der dort die ersten Aufnahmen machte, um die genannte Pflanzung zu er- öffnen, erzählte mir von mehreren Elephanten-Sceletten , die er dort an- getroffen und brachte mehrere werthvolle Stosszähne mit, die, wie der Augenschein lehrte , schon lange in Wind und Wetter dort gelegen hatten. Wir haben nunmehr der Insectenfresser zu erwähnen; sechs Arten derselben habe ich constatiren können. Darunter sind zunächst drei der Gattung Tupaja zugehörige Arten , nämlich : Tupaja javanica Horsfield. Dieses Thierchen, das häufigste von allen, aber im Vergleich zu an- dern Thieren immerhin nicht gemein, kommt im ganzen westlichen ma- laiischem Archipel, nl. Malakka, Sumatra, Java, Borneo und Banka vor. Es hüpft und schlüpft genau so fertig und behende einzeln oder in Paaren im Gezweige der Büsche umher, wie ein Eichhörnchen, mit denen es desshalb bei den Malaien den Namen Topai gemein hat , mit dem Zusatz TJiiJor, welcher einigermassen sein zwitscherndes Geschrei wieder- gibt, das es bei seinem unablässigen Herumtreiben nicht selten hören lässt. Auf hohe Baumwipfel geht es nicht ; seine Domäne ist das niedere , dichtverschlungene Gebüsch, in welchem es, wie gesagt, von einem Eichhörnchen nur für ein geübtes Auge zu unterscheiden ist. Maasse eines männlichen Thieres : Ganze Länge 380 Mm. Kopflänge 60 Schwanzlänge 170 Länge d. Vorderbeine 70 „ „ Hinterbeine 90 Brustumfang 120 Bauchumfang iio ii6 Tupaja tana Raffles. Erheblich seltener als das vorstehende ist Tupaja tana. Ich habe die- ses Thier, welches auf Sumatra und Borneo beschränkt ist, nur in zwei Exemplaren, ebenfalls unter dem Namen lopai erhalten. Eines davon bekam ich lebend, konnte es aber nur einige Tage erhalten. Tupaja ferrugi?iea Raffles. Fast ebenso selten, und nur in einzelnen Exemplaren, bemerkte ich eine Varietät , welche mein Freund Herr Jentink v. chrysura genannt hat. Sie war sofort kenntlich und von den übrigen Tupaja's grell unterschie- den durch einen goldgelb gefärbten Schwanz ^). Die typische T.ferruginea habe ich nie bemerkt, die var. chrysura stellt also wohl die delische Localform des Thierchens vor, das übrigens ebenfalls über die grossen westlichen, malaiischen Inseln Sumatra, Borneo, Java, sowie auf Malakka , bis nach Tenasserim hinauf, verbreitet ist. rtüocercus lowii Gray. Das Exemplar, was ich erhielt, war von einem Bekannten auf der Landstrasse mit einem Stocke erschlagen. Ich injicirte dasselbe von Maul und Anus aus mit der, damals so viel von sich reden machenden, Wickers- heimerschen Flüssigkeit, von der ich mir einen Vorrath zur Probe hatte kommen lassen, und bewahrte es ganz darin auf. Die Flüssigkeit erwies sich jedoch zu meinem grossen Leidwesen als ganz unbrauchbar, das Fell und die Eingeweide verdarben, und man konnte in Leiden nur noch das Scelett retten. Es ist dies um so mehr zu bedauern, als dieses Exemplar das einzige ist, welches auf Sumatra gefunden ward (cf. Notes from the Leyden Museum, 1885, p. 37). Die übrigen Exemplare in den europäischen Museen stammen von Borneo und Banka. Ausser dem ebenerwähnten Exemplar kam mir nur noch ein einziges zu Gesicht in Serdang, bei Tandjong-Morawa, wo auch das vorige her- stammt. Dasselbe lief mit so grosser Schnelligkeit quer über meinen Weg und verschwand zwischen den Lalanggrasstengeln , dass ich — ich war überdies noch zu Pferde — nicht zu Schuss kommen konnte. Wäre ich zu Fuss gewesen, so hätte ich es vielleicht auch einholen und mit dem Stock erschlagen können. Da gerade auf der Stelle, wo ich das Thier- chen bemerkte, eine grosse Lalangwiese mit nur ganz geringem Busch- l) Auf Borneo kommt merkwürdigerweise eine gleichgefarbte Varietät von T. tana vor: cf. Dr. Jentink, in Notes from the Leyden Museum, Vol. XI, p. 29. 117 werk sich befand , so glaube ich schliessen zu dürfen , dass der Lieblings- aufenthalt des eleganten Federschwanzes sich auf dem Boden befindet , dass es mithin kein ausschliessliches Kletterthier ist wie die Tupaja's. Gymnura rafflesii Vigors und Horsfield. Auch dieses sonderbare Thier scheint selten zu sein , denn ich erhielt ebenfalls nur zwei und zwar lebendige Exemplare, die jedoch auch nur einige Tage lebten. Zie waren ziemlich träge und schwerfällig und hatten ein entschieden nächtliches Gebahren, wie sie sich denn auch stets in der dunkelsten Ecke ihres Käfigs hielten. Sie verbreiteten einen pene- tranten Geruch, Das Thier ist bekannt von Sumatra und Malakka. Da es immerhin von Interesse sein mag, von solchen weniger häufigen Thieren nochmals eine genaue nach dem Leben aufgenommene Beschrei- bung zu geben, so mag dieselbe hier stehen: Männliches Thier: lange Schnauze mit vorspringender, rüsselförmiger , nackter Nase von heller Fleischfarbe; kleinen, runden Aeuglein; breiten, mittellangen, ebenfalls nackten, fleischfarbenen Ohren und nacktem Rattenschwanz, dessen Wurzelhälfte schwarz, die Spitzenhälfte schmutzig- weiss ist, und fast nackten Beinen. Die nicht zurückziehbaren Krallen massig scharf. Der Pelz ist schwarz, mit langen, steifen Borsten auf Rücken und Nacken. Der Kopf weiss, welche Farbe sich über den Nacken bis gegen den halben Rücken hin verliert. Von der Mitte der Nase geht über die Augen ein breiter, schwarzer Streif, der sich zwi- schen den Ohren mit dem der andern Seite vereinigt, sodass zwischen den Augen ein länglichweisser Fleck eingeschlossen ist, und als verlo- schener, schwarzer Streif über den Rücken nach hinten zieht. Maasse : Ganze Länge Schwanzlänge Kopflänge Länge des Rüssels Länge der Vorderbeine „ ,, Hinterbeine Bauch- und Brustumfang Sorex. Eine kleine Spitzmaus ist ziemlich häufig. Durch Zufall kamen mir alle meine conservirten Exemplare abhanden, sodass ich nur vermuthungs- weise annehmen kann, es sei dieselbe Species, Pa^y^j/zra indica, welche auch auf der Westküste Sumatras vorkommt. 553 Mm. 215 100 20 150 160 185 ii8 Manis. Eine Art, wahrscheinlich M. javanica , welches bis jetzt der einzige Repräsentant der Edentaten im indischen Archipel ist, kommt in Deli doch nicht so selten vor, wie ich in meiner früheren Publikation annahm. Sie wird von den Kulis beim Waldschlagen oder Reinigen der Felder oft entdeckt, meistens in einer breiten Astgabel eines abgestorbenen, isolirten Baumes, und seiner Unbehtllflichkeit wegen regelmässig erschlagen. Das Fell erhielt ich oft, aber erst, nachdem die chinesischen Kulis das Fleisch schon verzehrt hatten. Wie mir die Batta's mittheilten, kommt das Schuppenthier auch auf der nördlichen Hochebene von Tobah vor, wo es in seinen selbst gegrabenen Erdlöchern gefangen wird. Die Nagethiere sind sehr zahlreich. Namentlich sind es eine ganze Reihe von Eichhörnchen, welche in munterem Spiel alle Wipfel und Gipfel beleben. Sciurus notatus Boddaert. Das gemeinste aller Sciuri, von den Malaien Deli's Topai genannt. Der Name Badjing ist, wahrscheinlich von Java aus, importirt. Das Thierchen hat einen grossen Verbreitungskreis, von China und Nepal tlber Malakka, Sumatra, Borneo, Java und Celebes. Es gewährt jedem Naturfreund grosses Vergntlgen, die zahlreichen Schaaren dieser munteren Thierchen, wie sie sich unter frölichem Gezirp in den Aesten der Frucht- bäume dicht von den Häusern herumjagen, einander verfolgen, ausweichen, wobei sie oft grosse Sätze von einem Baumwipfel nach dem andern machen und mit Unfehlbarbeit auch den dtlnnsten, schwankendsten Zweig dabei erreichen und auf dem heftig auf und abfedernden Aestchen so schnell und gleichgültig weiter laufen, als hätte sie der Sprung, dessen Weite oft nahezu zehnmal ihre eigene Körperlänge übertrifft , nicht die mindeste Anstrengung gekostet. Und wenn auch der Sprung einmal niissglückt, so macht [das Nichts; das Eichhörnchen spreizt seine Beine aus, was ihm die grosse, faltige Haut an den Seiten in jedem Grade gestattet, und kommt so, ohne sich wehe zu thun, auf den Boden. Auf diese Art muss sich allmählich die Flughaut der Pleromys- und 8ciu- ropierus-AriQn entwickelt haben. Jung gefangene Thierchen werden von den Malaienbuben oft gezähmt und kriechen ihnen kosend am Leibe herum. So schön und unterhaltend jedoch auch das Spiel der Badjings ist, so ungern sieht man sie auf seinen Fruchtbäumen. Denn sie sind unge- heuer gefrässig; keine Frucht ist vor ihnen sicher, selbst nicht der 119 stachlige Durian, oder die harte, zähe Kokosnuss. In unglaublich kurzer Zeit haben sie in eine solche Nuss ein kreisrundes Loch gebissen, das ihnen hineinzuschlüpfen und das Innere leerzufressen gestattet. Sie richten, da ihre Anzahl in den Fruchtgärten Legion ist, unendlichen Schaden an und sind so eine wahre Landplage. Ein von reifen Fruchten strotzender Baum ist in wenigen Tagen und Nächten leer gefressen , denn bis in die späte Nacht hinein treiben die quecksilbernen Nimmer- satte sich herum. Wer von den europäischen Ansiedlern sich nur einige Früchte ftlr seinen Tisch retten will, muss zuletzt Tag und Nacht mit der Flinte Wache halten, um die frechen Räuber herabzuschiessen. Zur Zeit, wenn die Baumfrüchte, besonders die Durians, reifen, befes- tigen die Eingebornen in jedem Baumgipfel eine leere, alte Petroleum- büchse, in welche sie einen Klöppel anbringen und eine Schnur bis zu ihrem Haus oder einem eigens erbauten Wachthäuschen ziehen. Oft laufen viele solcher Schnüre in einem Häuschen zusammen, und durch Anziehen derselben bringt der Wächter ein entsetzliches Geläut der alten Petroleum- büchsen zu Stande, welches zwar seinen Zweck betreffs der Eichhörnchen erfüllt, aber die unangenehme Nebenwirkung hat, dass es einem ehr- lichen Menschen, dessen Haus sich in Hörweite befindet, jede Spur von Schlaf verscheucht. Die Wirkung glaubt dann der Wächter auch noch durch ein lautes, unmelodisches Geschrei verstärken zu müssen. Und das dauert nicht blos eine oder mehrere Nächte, sondern ganze Wochen lang hindurch! Maasse eines alten Männchens von Sciurus tiotatus: Ganze Länge 410 Mm, Schwanz 220 11 Kopflänge 60 >j Länge der Vorderbeine 90 1-1 „ „ Hinterbeine 110 Brust- und Bauchumfang iio „ Sciurus ienuis Horsfield. Bekannt von Malakka, Sumatra und Borneo. Ich habe diese Thierchen niemals in der Nähe menschlicher Wohnungen auf Fruchlbäumen, welche nur die vorige Art als Monopol inne hat, sondern nur im Wald, und zwar besonders häufig in den Vorbergen, angetroffen. Unmittelbar an der Küste habe ich sie nicht gesehen. I20 Maasse eines alten Männchens von Sciurus ienuis: Ganze Länge 215 Mm. Schwanz 100 „ Kopfbogen 45 „ Länge der Vorderbeine 70 „ „ Hinterbeine 80 Sciurus prevostii Desmarest. Die Exemplare, welche ich in Deli schoss, waren ausnahmslos von derselben Zeichnung wie Exemplare von Borneo, nml.: zweifarbig, oben glänzendschwarz, unten rostroth, während die Exemplare, welche meine Leute vom Rawafiusse, aus Siak , mitbrachten, an den Seiten, wo das Schwarze und Rothe zusammenstiess, noch einen breiten , weissen Längs- streif besassen, was ihnen ein schönes, buntes Ansehen verlieh. Dieses Thierchen kennt man noch von Malakka, Banka, Billiton, Borneo, Java und Celebes. Lebensweise und Aufenthalt wie bei Sciurus tenuis. Ein zweifarbiges, männliches Exemplar maass: Ganze Länge 420 Mm. Kopfbogen 60 „ Schwanz 250 „ Länge der Vorderbeine 100 „ „ „ Hinterbeine 120 „ Sciurus albiceps Desmarest. Von dieser Art brachten mir meine Leute von Bengkalis ein Exemplar. In Deli habe ich dieses Thier nie gesehen. Ausser Sumatra kennt man es von Malakka, Borneo und Java. Sciurus bicolor Sparrmann. Ist das grösste aller in Deli lebenden Eichhörnchen und Hebt noch we- niger die Nähe des Menschen als die vorigen, doch ist es nicht selten, und man kann oft die einzeln oder höchstens paarweise lebenden Thiere an den grossen Baumstämmen in den Wäldern auf- und ablaufen sehen. Die Malaien nennen diese Art Topai galang prahu. Sie ist ausser Sumatra noch bekannt von Tenasserim, Malakka und Java. 121 Die Maasse von vier alten Männchen betrugen: Ganze Länge 700 — 850 Mm. Widerrist-Schwanzwurzel 205 — 210 „ Schwanzlänge 360 — 495 ,, Kopflänge 75 — 90 „ Länge der Vorderbeine 160 — 180 ,, „ ,, Hinterbeine 160 — 210 ,, Brustumfang 165 — 220 ,, Bauchumfang 180 — 190 ,, Ohrbogen 50—60 ., Pteromys nitidus Geoffroy. Das fliegende Eichhorn, bekannt von Malakka, Sumatra, Java und Borneo, welches die Malaien Kubun^, mitunter auch Krubung nennen, ist nicht selten. Besonders gegen Abend kann man dasselbe, wogeeignete Baumgruppen sind, seine ziemlich unbehülfliche Thätigkeit entfalten se- hen. Es htlpft, mit kurzen Sätzen und häufigen Pausen, einen Baumstamm hinauf in langgezogener Schraubenwindung , breitet plötzlich seinen Fall- schirm aus und steuert, halb fliegend, halb schwebend, in schiefer Rich- tung durch die Luft nach einem benachbarten Stamm, an dem es auch unfehlbar aber ziemlich weit unten anlangt. Dann hüpft es denselben wieder bis zu geeigneter Höhe empor, um, abermals hernieder schwebend, den nächsten Baum zu erreichen und so fort. Auf diese Weise durchwan- dert es an einem Abend oft eine grössere Strecke. Es kann jedoch auch ziemlich weit horizontal steuern, besonders in der Noth; ich habe es schon eine Strecke von gut fünfzig Schritten fast ganz horizontal durch- fliegen sehen. Natürlich ist diese Art von Fortbewegung höchst langsam und schwerfällig und ein Kubu?ig, welches vom Auge eines Jägers er- blickt wird, muss schliesslich regelmässig ihm zur Beute fallen, wenn es sich nicht rasch im dichten Laub der höchsten Wipfel verbergen kann. Die Thiere sind aber schlau, und verstehen sehr gut den schützenden Stamm zwischen sich und den Jäger zu bringen und ungesehen auf den nächsten Baum zuzufliegen, wobei ihnen die Dunkelheit gut zu statten kommt, denn nur am späten Abend beginnt der Kubung seine Strei- fereien. Thiere, die ich anschoss, stiessen nach jedem Schuss ein kurzes, hei- seres Geschrei aus. 900 Mm. lOO ,} 470 220 300 200 70 122 Maasse eines erwachsenen Männchens: Ganze Länge Kopflänge Schwanzlänge Länge der Vorderbeine „ „ Hinterbeine Bauchumfang Ohrbogen Klafter zwischen den Vorderbeinen 650 „ Ein junges Thierchen, das ich lebend erhielt, aber nur einige Tage mit Weissbrod und etwas Milch erhalten konnte, war, wenigstens nach der bestimmten Aussage der Malaien, ein Junges dieser Art. Die Farbe war an der Oberseite dunkelbräunlichgrau , die Haare mit langen weissen Spitzen, besonders zwischen den Ohren, auf dem Scheitel. Von den nackten, bräunlichschwarzen Ohren tlber die Augen und die Nasenwurzel zog ein breiter, dunkler Streif. Schnauze schwärzlich. Die Unterseite war hellweiss mit schwach gelblichem Auflug. Der Schwanz, lang und dicht, hatte dieselbe Farbe wie der Rücken. Die ganze Länge betrug 400 Mm. der Schwanz 210 „ das Vorderbein 90 ,, ;, Hinterbein 100 „ der Kopfbogen 60 ,, der Brustumfang iio „ In Serdang brachte mir einst mein Jäger ein fliegendes Eichhorn, welches sowohl in Färbung als einigen sonstigen Eigenthtimlichkeiten von der vorigen Art abwich. Herr Jentink, dem ich das Fell (der Schä- del kam mir leider abhanden) zusandte, meint es nur für ein junges Exemplar einer dunklen Varietät der vorigen Art ansprechen zu müssen. Die Beschreibung des Thieres in meinem Jagdjournal lautet folgender- massen: geschossen am 6. October 1882: „Unterscheidet sich von deiri gewöhnlichen Pteromys nitidus'. I.) Durch ein völlig dunkles, fast schwarzes van Dyk-braun, mit hellerer Unterseite. 2.) Der Kopf ist schmäler, nicht so breit und massig wie bei /*/. «zV///wj. Schnauze und Nase bis zu den Schnurrhaaren unbehaart, fleischfarben- bräunlich, während Schnauze und Nase bei Fi. nitidus mausgrau be- haart sind. 123 3-) Die Ohren sind viel länger und schmäler, die Oeffnung seitwärts gerichtet, die obere Hälfte sowie die Innenseite der Muschel ganz nackt, bräunlich. Ausserdem ist das obere Drittel der Muschel etwas nach hinten geknickt, sodass der hintere Muschelrand einen schwach convexen Bo- gen beschreibt. Bei Pt. nitidus dagegen ist die nackte Innenseite der schwarzen, kurzen, runden Muschel nach vorn gerichtet, die Rückseite derselben mit glän- zend schwarzen, längeren Haaren besetzt. 4.) Das ganze Haarkleid im Allgemeinen ist viel dtinner und spär- licher als bei Fi. niädus, besonders die Unterseite. Die Maasse sind folgende : Ganze Länge Kopflänge Schwanzlänge Länge der Unterseite, Maul bis Anus Bauchumfang Länge der Vorderbeine „ „ „ bis zum Ellbogen „ von Ellbogen bis Handwurzel „ der nackten Fusssohle bis zu den Krallenspitzen ., der Hinterbeine „ des feraur „ der tibia „ „ nackten Sohle Klafterbreite zwischen den Vorderbeinen „ „ „ Hinterbeinen Breite der massig gespannten Flughaut an den Seiten des Leibes Ohrbogen Ohr bis Nasenspitze Ohr bis hinterem Augenwinkel Vorderer Augenwinkel bis Nasenspitze Mir hatte dieses Thier gar nicht den Eindruck von Pierotnys nitidus gemacht. Auch mein Jäger hatte es noch nicht gesehen. Er behauptete, als er dasselbe zu Gesicht bekam, habe es gerade heftig ein schwarzes Eichhorn (wahrscheinlich Sciurus prevostii) verfolgt. Die oberen Schneidezähne waren klein, die unteren lang, schmal; alle hellgelblich. 893 Mm. 80 11 528 it 385 ii 235 »5 250 11 95 53 HO 5> 50 ^1 290 •>•> 115 17 120 n 60 »5 660 ») 600 »5 160 'J 48 >j 55 5) 20 75 22 >5 124 In der Umgebung von Labuan an der Küste und bis hinauf zum Kampong Mabar sehr häufig, dagegen in Serdang vollständig fehlend, ist eine Sciuropterus-krX , welche sich zu meiner Ueberraschung als voll- ständig neu erwies und von meinem Freunde Herrn Jentink als Sciuropterus hageni beschrieben ward (cf. Notes from the Leyden Museum, Vol. XI, 1889, p. 26), Dieser Sciuropterus^ von den Malaien ebenfalls ^z/<^z^«l^ genannt, beträgt sich in seinem Gebahren genau so wie Pteromys nitidus. Bei Labuan, besonders an den gruppenweise zusammenstehenden Durianbäumen, kann man das nette Thierchen allabendlich , sobald es dunkel werden will , seine Thätigkeit still und einsam ausüben sehen. Sein Lieblingsfutter scheinen die Kerne des Kapok- oder Baumwollenbaumes {Eriodendron anfractuosurn) zu bilden. Ich habe oft noch um 10 Uhr des Nachts die Thierchen auf den Kapokbäumen vor meinem Hause beobachten können , wie sie eine der herabhängenden Früchte sich auf den Ast heraufholten, nach Eichhörnchenart festhielten, die Schale mit einigen Bissen lösten und sich die Kerne aus den dicken Wülsten der umgebenden Baumwolle herausholten. Sie waren bei diesem Geschäft so wenig scheu, dass ich ruhig unter den Baum treten konnte, wo sie dann oft kaum drei Fuss über meinem Kopfe sassen (NB. immer nur einzelne Thiere , ich sah sie nie in Gesellschaft !) und mir die Schalen und die Baumwolle auf den Kopf warfen. Eine zweite, ebenfalls neue Sciuropterus- kx\. ist: Sciuropterus platyurus Jentink. Das einzige Exemplar ist beschrieben in den „Notes from the Leyden Museum, 1890, Vol. XII." Ratten sind in jedem Hause zur Unzahl vorhanden, da Katzen im Ganzen selten gehalten werden und jene auch im Gebälk des Daches nur dem Gewehr zugänglich sind. Mus decumanus Pallas. In Deli ist es diese Art, welche sich zum unwillkommenen Hausge- nossen des Menschen macht. Das Vorkommen von Mus alexandrinus Geoffroy kann ich nicht mit Sicherheit verbürgen. Auch eine kleine Maus kommt vor, aber keineswegs häufig. Ich habe leider versäumt, Exemplare zu conserviren, sodass ich über die Species Nichts mittheilen kann. 125 Der malaiische Name für Ratten und Mäuse ist Tikus. Auch die Rat- ten und Mäuse sind grosse Liebhaber der Kapok-Kerne. Da man die Kapokwolle besonders gern zum Füllen von Kissen und Matratzen ver- wendet, so muss man mit dem Reinigen derselben von Kernen sehr ge- nau sein, sonst hat man die Ueberzüge binnen wenigen Tagen von Rat- ten durchlöchert, welche des Nachts sogar während man im Bett liegt, in den Matratzen nach den Kernen wühlen. Rhizotnys dekan Temminck. Ein merkwürdiges Thier, ebenfalls von mir zum erstenmal auf Sumatra gefunden, und ausserdem nur noch von Malakka und Borneo bekannt, ist Hhizoniys dekan. Dasselbe ist nicht häufig, aber auch nicht besonders selten, denn ich erhielt mehrere Exemplare. Nach Aussage meiner ma- laiischen Jäger gräbt sich das Thier in der Erde Gänge nach seinem Lie- blingsfutter, den Wurzeln der verschiedenen Bambusa-Arten. Eine Zeit lang hörte ich des Nachts immer ein eigenthümlich helles, lautes, fast kläglich klingendes Geschrei in Absätzen aus einer benachbarten, aber jenseits eines Flusses mir unzugänglichen , Bambupflanzung hervorschallen. Meine Jäger versicherten, dies sei die Stimme des fraglichen, in der Erde nach Bambuwurzeln grabenden Thieres. Das Gebiss derselben ist furchtbar. Einst erhielt ich zwei lebende, schmutzigweisse Junge, die ein Malaie an einem hochgelegenen Flussufer ausgegraben haben wollte. Ich sperrte sie in einen schweren, stark aus hartem Holze gefügten Kübel, da ich bange war, dass sie mir eine gewöhnliche Kiste im Nu durchbeissen würden. Trotzdem sie nun an der glatten , concaven Innen- fläche des Kübels für ihre Zähne gewiss schwer einen Ansatzpunct fanden , waren doch die beiden nach einigen Stunden durch ein , mit grosser Kraft ausgenagtes. Loch auf Nimmerwiedersehen entflohen. Von Stachelschweinen besitzt Deli zwei Arten, Acanihion fniilleri Jentink , nur auf Sumatra und Acanihion javanicum Cuvier, Sumatra (Borneo?) und Java bewohnend. Ersteres heisst bei den Malaien Lanta pakul, letzteres schlechtweg Lanta. In der Lebensweise bieten , meiner Ehrfahrung nach, beide Arten keinen Unterschied dar. Sie graben besonders gern nach Knollen und Wurzeln und kommen des Nachts in die Gärten, wo sie unter den Knollengewächsen oft entsetzliche Ver- wüstungen anrichten. Namentlich haben sie es auf die kleinen, zur Zierde 126 angepflanzten, Aroideen {Caladium bicolor, argyrites u.a. Species) abgesehen. In meinem Garten zu Mertubung, oberhalb Labuan, z. B. war es mir unmöglich diese Gewächse zu erhalten. Was ich heute pflanzte, war nach vierzehn Tagen bis drei Wochen, wenn sich die Knollen recht entwik- kelt hatten, eines schönen Morgens herausgewtlhlt, die Blatter abgebissen und die Knollen gefressen. Ich passte manche liebe Nacht auf die Diebe, doch vergebens; sie waren viel zu schlau und Hessen sich nicht übertöl- peln. Die frühesten Morgenstunden, zwischen drei und vier Uhr etwa, waren ihnen zum Raub die liebsten. Meine zwei Hunde überraschten einmal ein solches Thier und banden mit ihm an, sehr zu ihrem Schaden, denn plötzlich hörte ich ein jam- merliches Schmerzensgeheul und meine armen Hunde kamen hinkend und blutend aus dem Dickicht, über und über gespickt mit abgebrochenen Stacheln, welche ihnen, als sie sich unvorsichtig näherten, das erzürnte Stachelschwein in den Leib gerannt hatte. Dem einen Hunde zog ich noch einige Tage nachher mehrere fingerlange Stachelbruchstücke aus der Brust, die wie Dolche eingedrungen und von aussen gar nicht mehr zu sehen waren. Das Fleisch der Lantd s ist sehr wohlschmeckend, ein wahrer Leckerbissen. Ein junges, männliches Thier der ersten Art hatte folgende Maasse: Ganze Länge 450 Mm. Kopflänge 90 „ Schwanzlänge 90 ,, Brustumfang 330 ,, Vorder- und Hinterbeine je 170 Mm. lang. Die längsten Stacheln waren 80 „ „ Nun bleiben uns nur noch die Fledermäuse zu erwähnen übrig. Da über die Lebensweise dieser Thiere mir Nichts zu sagen erübrigt, mit Ausnahme des zuletzt zu erwähnenden Pieropus edulis , so mag eine einfache Aufzählung der von mir beobachteten Thiere genügen. Die kleineren Arten heissen bei den Malaien Luntir. Macroglossus minimus Geoffroy. Bekannt über den ganzen malaiischen Archipel und Hinterindien vom Himalaya bis Nord- und West-Australien. Cynopterus marginatus Geoffroy. Ebenfalls von Bengalen und Ceylon an über fast den ganzen malai- ischen Archipel verbreitet. 127 Rhinolophus affinis Horsfield. Mit ähnlicher Verbreitung. Vesper US pachypiis Temminck. Bisher nur auf Java und Celebes gefunden. Vesperugo abramus Temminck. Sehr verbreitet von Süd-Europa an über Klein-Asien bis Japan und von Africa über Madagascar bis Australien. Emballonura semicaudata Peale. Bekannt von Goram, Pelew, den Neu-Hebriden , Fidji- und Schiflfer- Tnseln. NyctivojTius mops Cuvier. Eine sehr seltene und nur von Sumatra bekannte Art. Pieropus edulis Geoffroy. Der „fliegende Hund", von den Deli-Malaien, mit einer Metathese des sonst gebräuchlichen Kalong^ ,,KIuatig' genannt, durchzieht oft des Abends oder frühmorgens in unendlichen Schaaren die Lüfte. Er ist über den ganzen malaiischen Archipel verbreitet, aber auch auf ihn be- schränkt. Sein Fleisch ist , wenn man von einem ihm anhaftenden , eigenthüm- lichen Geruch oder Geschmack absieht, ausgezeichnet und wird von vielen Pflanzern gerne gegessen. Der Kluang liebt die Blülhen des Durianbaumes, Durio zibethinus , über die Maassen; wenn derselbe blüht, kann man sicher sein, diese Thiere des Abends in Schaaren herbeikommen und so eifrig von den Blüthen schmausen zu sehen, dass ein beständiger Regen abgebissener Blumenblätter zu Boden fällt. Dabei wird ein unangenehmes Gekreisch und Gequiecke vollführt, denn der Kluang ist ein bissiges, ungeselliges Thier, obwohl er stets sich in grossen Gesellschaften zusammenhält, und es gibt viel Zank und Streit, auch Thätlichkeiten bei einem solchen Schmaus. Angeschossen fällt er unter gellendem, wüthendem Geschrei herab, und wenn man nicht schnell herzuspringt, schiebt und häkelt er sich mit Flügeln und Beinen schnell davon. Wehe der Hand, welche ihn greifen will, so lange noch ein Fünkchen seines überaus zähen 128 Lebens in ihm ist! So schwer auch der Kluang verwundet sein mag, wenn ihm nicht ein Flügelknochen zerschmettert ist, zieht er noch un- endliche Strecken dahin und ist dem Schützen verloren. Er ist nicht scheu, eher sogar frech, besonders an einem blühenden Durianbaum. Da konnte ich oft nacheinander viele Stücke herabschiessen, bevor sie sich von ihrer Lieblingsmahlzeit vertreiben Hessen. Ihren Schlafbaum habe ich in Deli nie ausfindig machen können. Der Richtung nach, von welcher die abendlichen Schaaren stets herkamen, müssen sich solche in der Nähe der Küste bei Serdang befinden. Maasse eines ausgewachsenen Männchens: Weibchens: 510 Mm. Ganze Länge (Kopf-Zehenspitzen) 540 Mm. HO „ Kopflänge 100 ,, 1390 ,, Klafterbreite 1460 „ 70 „ Ohrbogen 60 „ Ganze Länge der Vorderbeine 720 „ „ „ „ Hinterbeine 240 „ Sirenia und Cetacea. Von Cetaceen kann ich sicher nur das Vorkommen eines Delphins (wahrscheinl. Steno malayanus Lesson), der mit Sicherheit an den Küsten Malakka's constatirt ist, anführen, und der von den Fischern fast täglich gefangen und auf den Markt gebracht wird. Bezüglich des Dugong {Halicore dujong Illiger) habe ich widerspre- chende Nachrichten erhalten. Die Einen wollten ihn hie und da gesehen haben, die Anderen wieder nicht, sodass sein Vorkommen auf der Ost- küste Sumatra's zweifelhaft bleiben rauss. In Cantor's Liste ist er von den Küsten von Singapore und Malakka aufgeführt. VÖGEL. Microhierax fririgillarius Drapiez. Von den Malaien Lang Vlalang (Heuschreckenhabicht) genannt. Es scheint mir bemerkenswerth , hervorzuheben, dass auch die Malaien das kleine, eher einem Sperling als einem Habicht gleichende Thierchen als der letztern Familie zugehörig erkannt und mit dem allgemeinen Namen für Raubvögel {Lang) belegt haben. In den Nachmittags- und Abend- stunden kann man das überall häufige Thierchen, oft in grosser Gesell- 129 Schaft bis zu 12 Stück auf den kahlen Aesten eines abgestorbenen , etwas freieren Ueberblick gewährenden, mittelhohen Baumes vertheilt, sitzen sehen, von wo sie fleissig Umschau nach fliegenden Insecten halten, auf Ha- bichtsart nach denselben stossen, um die Beute gleich zu verschlucken oder, wenn sie etwas grösser ist, nach ihrem Standort zurückzutragen. Vor dem Menschen sind sie durchaus, auch nach öfterem Jagen, nicht scheu und lassen ihn ungedeckt ganz nahe an ihren Baum herankommen. Spilornis bacha Daudin. Ist der gewöhnlichste Raubvogel in Deli. Sein Verbreitungsgebiet er- streckt sich von der Küste bis hinauf zur Hochebene von Tobah Es ist ein prächtiges, muthiges Thier, das sich, angeschossen, voll Wuth , mit blitzenden Augen und gesträubter Haube vertheidigt. Sein Geschrei ist ein langgezogenes, klagendes Küli-ki, wovon er auch bei den Batta's den Namen Kuliki führt. Spizaetus limna'eius Horsfield. Diese Art ist seltener, kommt aber auch durch das ganze Gebiet vor. Junge Exemplare , die mit Vogelleim von den Malaien gefangen waren , habe ich lange Zeit lebend besessen. Sie wurden ganz zahm , und sassen tagsüber ruhig und aufmerksam auf ihrer Stange. Eines der Thiere fing sich schon am zweiten Tage ein Huhn, welches ganz ruhig mit einigen Kameradinnen unter seiner, kaum vier Fuss über dem Boden befindli- chen, Stange dahinwandelte, und verzehrte es ruhig und langsam. Bissen vor Bissen. Nach einigen weiteren Tagen fing er sich ein zweites Huhn , dann ein drittes, und das wäre ohne Zweifel so fortgegangen, wenn ich ihn nicht aus Besorgniss für meinen Hühnerstand translocirt hätte. Diese dummen Thieren liefen trotz der bittern Erfahrungen noch täglich den- selben Weg. Am Meeresstrande kann man frtihmorgens kurz nach Sonnenaufgang so recht das Leben und Treiben der Seeadler bewundern , wie sie in Schaaren, mit lautem, misstönendem Geschrei über dem Wasser kreisen, um sich ihr Frühstück zu erhaschen. Wehe dem Fisch oder dem kleinen Wasservogel , der sich um diese Zeit an der Oberfläche zeigt ; keine Schnel- ligkeit, kein Tauchen schützt ihn; wie der Blitz schiesst der Seeadler auf ihn herab, taucht ihm nach und trägt seine zappelnde Beute festge- krallt in den Fängen nach einem einsam aus dem Wasser hervorragen- den Pfahl, um sie dort bedächtig und gemächlich zu verzehren. Oft jedoch nimmt er sich hiezu keine Zeit oder es mangelt auch gerade ein I30 guter Sitzplatz, und dann verzehrt er ruhig seine Beute fliegend in der Luft. Haliasiur indiis Boddaert. Er ist der gemeinste und frechste aller Seeraubvögel. In geradezu fabelhafter Menge findet er sich am Hafenplatz in Labuan und ist so wenig scheu, dass er zwischen den ankernden, chinesischen Tongkangs durchstreicht, um die weggeworfenen Abfälle zu erhaschen. Häufig kann man ihn auch auf den Dächern der malaiischen Hütten sitzen sehen , beinahe in Greifnähe der Bewohner und nur durch ein löcheriges Atapdach von ihnen getrennt. Er ist meines Wissens der einzige Aas- jäger unter den Deli' sehen Raubvögeln, und fällt den Neuankomraenden, sowohl durch seine Menge als durch sein schönes Gefieder, sofort auf. Seine Existenz ist an das Salzwasser gebunden. Um so auffallender war es mir daher, an den Ufern des im centralen Theil der Insel, 3000 Fuss über dem Meere, gelegenen Tobah-See's ein dort nistendes Pärchen dieses Vogels (bei dem Kampong Tingging) anzutreffen; ich kann we- nigstens die zwei Raubvögel, welche ich leider fehlte, aber doch aus genügender Entfernung beobachten konnte, ihrer characteristischen Fär- bung halber, rostrothe Ober-, blendendweisse Unterseite, für nichts An- deres halten. Ein viel grösseres, stolzeres und weniger häufiges Thier ist Haliaetus leucogaster Gmelin. Auf einem isolirt stehenden, hohen, abgestorbenen Baum dicht am Flussufer, unterhalb Labuan, hatte ein Pärchen dieser Vögel ein wagenrad- grosses Nest aus Knüppeln und Reisern gebaut und benützte dasselbe, so weit ich mich erinnere, schon über zehn Jahre. Während das Weib- chen brütete, hielt das Männchen auf einem nicht weit entfernten Baum Wache. Auf den stillen, wenig befahrenen Seitenarmen des Deliflussdelta's , lebt einsam und ruhig Haliaetus ichthyastus Horsfield. Er sitzt stets sehr niedrig , kaum bis zwanzig Fuss hoch , auf frei über das Wasser hereinragenden Baumästen. Ich habe ihn niemals auf dem grossen Fluss selbst oder auf dem Meere draussen angetroffen. Einen sehr grossen, braunen Seeadler habe ich oft gezähmt und mit gestutzen Flügeln in malaiischen Fischerdörfern, aber niemals in Frei- heit gesehen. 131 Haben uns die Seeraubvögel auf das freie , offene , von der Sonne glü- hend beleuchtete Meer hinausgeftlhrt, so müssen wir uns nun mit der Familie der Eulen in das Dunkel der Nacht, in die stillen Gassen des schlafenden Dorfes oder in die finstern Gründe des Urwaldes begeben. Kehcpa javanensis Schlegel. In erster Linie ist die grosse Ohreule anzuführen , welche nicht gerade selten ist und von mir öfters von meinem Hausdache herabgeschossen wurde. Ausserdem habe ich noch eine ebenso grosse, schneeweisse Ohreule am Serdangflusse geschossen , welche schwarz gestrichelt und mit brauner Flügel- und Schwanzbinde geziert war. Da ich verhindert war, das Thier zu conserviren, so kann ich nicht angeben, ob es eine eigene Art, ein Albino oder, wie die Malaien behaupteten, nur das junge Thier der vorigen Art war. Von Eulen habe ich ausserdem noch bemerkt: Ninox sciittilata Raffles , Scops lempiji Horsfield , und Scops sunia Hodgson (für Sumatra neu), sowie Phodiliis badius Horsfield. Das letztere Thier scheint recht selten zu sein. Auch dem Malaien verkündigt der Kauz, wenn Jemand sterben muss, und heisst desshalb bei ihm Burung hantu, Geistervogel, oder Lang malam, Nachthabicht. Von Papageien habe ich drei Arten zu verzeichnen, die einzigen, wie mir scheint, welche Sumatra bewohnen, denn die Sammlung Dr. Kläsi's ') von der Westküste zeigt ebenfalls keine andern , ebenso der Katalog von Rosenberg's und der Midden-Sumatra-Expedition. Loriculus galgiclus Linne. Das Thierchen ist keineswegs gemein und fliegt in grösseren und kleineren Schwärmen; doch sieht man auch viele einzelne Pärchen. Der malaiische Name ist Lissak und Serindit. Psittinus incertus Shaw, Weniger häufig als der vorige. Ich habe ihn immer nur in Schwärmen bis zu etwa 12 Stück in den dichten Baumkronen alter Wälder gesehen. Die Malaien nennen ihn Biding. Der grösste, schönste und seltenste jedoch von den dreien ist der Bayan der Malaien: l) Cf. Contribution to the ornithology of Sumatra, by J. Büttikofer. On a collec- tion of birds, made by Dr. C. Kläsi in the highlands of Padang. Notes from the Ley- den Museum, 1887, p. 12. 132 Palaeornis longicauda Boddaert. welcher auf der Westküste Sumatra's zu fehlen scheint, da ihn weder der Katalog Dr. Kläsi's, noch die Midden-Sumatra-Expedition aufführt. In Deli will man bis jetzt noch nie ein Nest dieses Vogels oder ein Ei gefunden haben, und behauptet, dass er jenseits des Meeres in Malakka brüte. Ich kann mich jedoch nicht erinnern, dass ich zu irgend einer Jahreszeit den Vogel nicht beobachtet hätte. Er fliegt stets unendlich hoch, für die Vogelflinte unerreichbar, und reissend schnell in grossen Schwärmen, und ist am besten des Abends zu beobachten , wenn er hoch oben unter schrillem, langgezogenem Geschrei seinem altgewohnten Schlaf- platz, gewöhnlich einem isolirten, riesig hohen Alang-Baum zufliegt. Zu- fällig war einmal ein solcher Schlafbaum in der Nähe meines früheren Wohnortes, Tandjong-Morawa, umgehauen worden, und es war rührend und mitleiderregend zu sehen, wie beim Dunkelwerden allmälig die Vögel in Schwärmen von hunderten herbeikamen und , ihre Schlafstätte nicht mehr findend, unter kläglichem Geschrei und in offenbarer Rath- losigkeit, pfeilschnell die leere Stätte stundenlang umschwirrten, bis tief in die Nacht hinein. Sie kamen noch mehrere Abende hintereinander zurück, bis sie zuletzt auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Alle diese Papageien werden von den Malaien gezähmt. Sie lernen lieblich zwitschern, der Bayan soll sogar einige Worte sprechen lernen können. Ein schönes Männchen desselben wird oft mit 2 Dollars bezahlt. Auch die schöne, herrlich gefärbte Familie der Trogons ist durch drei Arten in Deli vertreten. Diese Vögel halten sich nur im schattigen Wald auf und sind wie es scheint ziemlich träge, denn ich habe sie schon halbestundenlang auf einem Aestchen dicht niedergekauert sitzen sehen , ohne dass sich einer bewegte. Es sind einsam lebende Vögel , die nur selten sich zu Paaren vereinigen. Wenn man im Dunkel des Waldes dahingehend über sich zwischen den Blättern plötzlich die leuch- tendrothe Farbe eines Trogon erblickt, glaubt man eher eine grosse Blume, als einen Vogel vor sich zu haben, zu welcher Täuschung die ausser- ordentliche Ruhe und das flockige Gefieder nicht wenig beitragen. Wie locker das letztere ist, wird man zu seinem Schrecken gewahr, wenn man den Vogel durch einen Schuss herabholt. Ganze Wolken der zarten, rothen Federn stäuben dabei auf, und die Haut ist so zart und dünn , und dess- halb so schwer zu präpariren, wie nur eine der desshalb berüchtigten Irena- Kx\.&!\. 133 Die gewöhnlichste, aber immerhin nicht häufige Art ist: Trogon du- vaucelü Temminck. Seltener ist: Trogon diardii Temminck. Auf meiner Reise an den Tobah-See (1881) habe ich an den Gebirgs- flanken des Plateaus einen Trogon mit leuchtend-gelber Unterseite und braunem Rücken geschossen, den ich für: Trogon oreskios Temminck halte. Ich habe das Thier leider nicht zur Identificirung aufbewahren können. Trogon oreskios wird von Dr. Kläsi von der Westküste aufgeführt. Das palaeotropische Geschlecht der Megalaemiden oder Bartvögel zählt in Deli fünf Arten. Die grösste derselben , Megalaefna chrysopogon Temminck, hängt sich oft wie ein Specht an Baumstämme und hämmert dar- auf los, sodass ich das Thier einige Male für einen solchen herab- schoss. Da die Bartvögel Früchtefresser sind, dagegen in Baumhöh- len nisten, so vermuthe ich, dass diese Thiere mit dem Ausmeis- sein oder Aufsuchen ihrer zukünftigen Wohnung beschäftigt waren. Die Megalaema chrysopogon, welche bei den Malaien Lopang heisst, kann man am besten bei ihrem Frühstück auf. einem Fruchtbaum beobachten. Diese Fruchtbäume sind gewöhnlich Feigen, Urostigma- und Ficiis-kx\.tr\, die entweder selbständig zu einer bedeutenden Höhe heranwachsen oder als Schmarotzer andere hohe Waldbäume erklettern. Ein solcher Baum stand in der Nähe meiner früheren Wohnung in Tandjong-Morawa und war zweimal des Jahres mit Früchten , goldgelben , taubeneigrossen Beeren beladen. Zur Zeit der Reife nun entwickelte sich in der Krone desselben von fünf Uhr Morgens ab ein wunderbares Leben und Treiben der ver- schiedensten Vogelgattungen, das ich ausführlicher weiter hinten bei den Tauben zu schildern gedenke. Nachdem die Schwärme der verschieden- artigen Tauben sich satt gekröpft haben und weggeflogen sind, erscheint, so etwa um 8 Uhr des Morgens, unser Vogel zu hunderten, und fällt gierig über das von den Tauben übriggelassene her. Megalaema mystacophanos Temminck. Besonders häufig habe ich diese Art in den Pisang- und alten Mus- katnussgärten oberhalb der Hafenstadt Labuan getroffen. In Serdang 134 habe ich kein Exemplar beobachtet. Ueberhaupt scheinen mir die ver- schiedenen Megalaema-Axien , je ziemlich streng abgesonderte Gebiete einzuhalten. So war auch z. B. die von den Malaien Ampok genannte Xantholaema haemacephala Linne, auf den abgestorbenen Bäumen der alten Tabaksfelder um meinen frühe- ren Wohnort in Serdang in grosser Menge angesiedelt, während ich bei Labuan, in Deli, in drei Jahren nur ein einziges Thier bemerkt habe. Und entgehen kann dem Jäger dieses Thier nicht leicht, besonders des Abends von 4 — 6 Uhr, da es dann einsam auf einem Aste sitzend, stundenlang ein monotones, klagendes „duk-duk-duk" herflöten kann, dessen Einförmig- keit und unabgebrochene Reihenfolge einen förmlich nervös machen kann. Sein Nest hämmert sich dieses Thierchen colonienweise in einem alten Baum, oft in kaum daumendicken, abgestorbenen Zweigen aus. Xantholaema duvaucelii Lesson. In den Savanen der Tabakspflanzung Kumuning, in Serdang, habeich diese Art geschossen , aber selten i). Häufiger scheint dieses Thierchen im Sultanat Siak zu sein, denn meine Jäger haben mir vom Rawa-Fluss mehrere Exemplare gebracht. Chotorea versicolor Raffles. Von ebendort erhielt ich auch einige Exemplare von dieser Art , welche der seltenste von allen scheint. Calorhamphus fuliginosus Temminck. Ist überall häufig. Die Spechte, von den Malaien mit dem Collectivnamen Sladok be- zeichnet, sind zahlreich, durch 12 Arten, vertreten, genau dieselbe Zahl, welche Dr. Kläsi's Katalog von der Westküste beträgt. Captain H. R. Kel- am ^) fand auf der Westseite der Halbinsel Malakka nur sieben Arten. lyngipicus auritiis Eyton habe ich in einem Exemplar vom Rawafluss (Siak) erhalten. 1) Aus der Gedärmen des einen Thieres, die durch ein Schrotkorn eröffnet waren, ringelte sich unter krampfhaften Bewegungen eine grosse Taenia hervor. Ich hatte leider keine Utensilien bei mir, dieselbe zu bewahren. 2) Cf. die ornithologischen Scizzen von Capt. H. R. Kelham in dem »Journal ofthe straits brauch of the Royal Aslatic Society". 135 Xylolepes validus Temminck. Ist nirgends häufig, und von mir fast ausschliesslich in Wäldern ge- funden, wo ich ihn regelmässig in je einem Paar antraf, die ich ge- wöhnlich, da die Spechte insgesammt nicht im geringsten scheu sind, alle beide schiessen konnte. Hemicercus sordidus Eyton. War um Tandjong-Morawa, in Serdang, nicht besonders selten und nistete in ganzen Colonien, wie Xaritholaema haemacephala , in den ab- gestorbenen Bäumen der alten Tabaksfelder; ebendort logirte auch der noch häufigere Miglyptes grammithorax Malherbe, oft sogar auf demselben, keineswegs grossen Baum. Nicht häufig. Etwas häufiger. Ziemlich selten. Ebenso. Lepocestes porphyromelas Boie. Callolophus piiniceus Horsfield. Callolophus mentalis Temminck. Callolophus malaccensis Latham. Tiga javanensis Ljungh. Ein auf der ganzen Ostküste tiberall gemeines Thier, von den Rhizo- phorenwäldern der Meeresktlste an bis hinauf zu dem Plateau van Tobah. Sie fliegen gewöhnlich paarweise von einem Baum zum andern. Schiesst man ein Thier weg, so geberdet sich das andere ganz verzweifelt , stürzt auf seinen herabfallenden Genossen zu, sucht ihn zu halten, und weicht trotz der drohenden Nähe des xMenschen kaum von dessen Seite , sodass ich oft, von Mitleid mit dem offenbaren Schmerz des Ueberlebenden er- griffen ward und auch seinem Leben ein Ende machte. Während ihrer Jagden vollführen diese Thiere ein lautes, gellendes, unablässiges „Specht-Geschrei." Tiga rafflesii Vigors. Das Thier scheint überall selten zu sein, denn sowohl Dr. Khisi als ich haben nur je ein Exemplar geschossen. 136 Micropternus brachyurus Vieillot. Ist überall ziemlich häufig. Gecinus vittatus Vieillot. Ist zwar von Raffles beschrieben als Sumatraner; doch existirten bis heute k^e Thiere in den europäiischen Museen von dieser Localität. Das typische Exemplar stammt von Java. In den ßtlschen um Labuan, besonders an Kokospalmen, häufig; in Serdang sah ich in fünf Jahren nur ein Exemplar. Auch die Kukuke sind ausserordentlich zahlreich, ii Arten, Im Hoch- wald sind sie nicht zu treffen. Ihr Aufenthalt ist in den offenem, bu- schigen Strecken , verlassenen Tabaksfeldern , dem Gebüsch der Flussufer und den Fruchtgärten, wo sie selten frei von Baum zu Baum fliegen, sondern meist in den dichtverworrensten Gebüschen und Baumkronen herumhüpfen und -schlüpfen. Surniculus lugubris Horsfield. Nicht häufig, im Ufergebüsch des Deliflusses. Cacomantis pravata Horsfield. Ebenfalls nicht häufig. Cacomanlis merulina Scopoli. In dem hohen Schilfgras und Gebüsch der Flussufer nicht selten. Ich habe das Thierchen öfters noch nach Eintritt der Dunkelheit in sonder- baren Sprüngen und Tänzen unter fächerartigem Ausbreiten seines Schwan- zes auf den Boden hin- und herhüpfen sehen, scheinbar ohne Zweck, wenn nicht, um seine Grazie vor einem irgendwo verborgen sitzenden Weibchen zu zeigen, wozu aber Zeitpunct, zwischen 7 und 8 Uhr des Abends, offenbar schlecht gewählt war. Hierococcyx fugax Horsfield. In dem Bambugebüsch am Flussufer nahe meinem Hause bei Labuan nicht selten. Cuculus concreius S. Müller. Nicht häufig, an derselben Localität. Die Malaien nennen das Thier Radja wali. 137 Coccystes coromandtis Linne. In den Obstgärten bei Labuan (Mertubang) häufig , aber immer einsam. Das Thier ist wenig scheu und flog sehr oft auf die ganz nahe bei mei- ner Wohnung stehenden Papayabäume, obwohl ich ungedeckt auf meiner . Veranda stand. Rhinorta chlorophaea Raffles. Häufig und gewöhnlich paarweise zusammen herumschlüpfend. Ich schoss einst einen solchen Vogel aus einer Entfernung von kaum fünf- zehn Schritten für ein Eichhörnchen herab, so täuschend wusste derselbe das Gebahren eines solchen im Gebüsch nachzuäffen , wobei ihn sein langer Schwanz nicht wenig unterstützte. Rhopodytes diardi Lesson. Ueberall häufig. In den Rhizophorenwäldern des Deüflussdelta schoss ich zwei Exemplare, deren nackte Augenhaut, statt blutroth, feurig orange gefärbt war. Vielleicht, worauf auch das Gefieder schliessen Hess, nur junge Thiere. Rhamphococcyx erythrognathus Hartlaub. Etwas weniger häufig. Die letzterwähnten drei Arten , hie und da auch noch Coccystes coromandus , heissen bei den Malaien mit einem CoUectiv- namen Inau-Inau. Centrococcyx rectiinguis Strickland. Der gemeinste aller Kukuke, von den Malaien Tragop, von den euro- päischen Ansiedlern Lalangvogel genannt, weil er sich mit Vorliebe in den Lalangsavaneu und deren Randgebüsch aufhält. Die Stimme, nach welcher der Tragop von den Malaien seinen Namen hat, und welche er zu jeder Tageszeit hören lässt, ist eigenthümlich: ein lautes, durchdringendes, in grossen Intervallen wiederholtes gop — gop — gop^ auf welches ein dreimal wiederholtes, kicherndes Krächzen folgt, das ungefähr wie ein heiseres kribiijan^ kribitjan klingt. Centropus eurycercus Hay. Ist ziemlich selten und lebt einsam und verborgen an mehr abgele- genen Orten. Ohne Rhinocerosvögel lässt sich eine Sumatra-Landschaft gar nicht denken und es wird wenige Europäer in Deli geben, deren Jagdlust 138 nicht schon ein oder mehrere dieser Vögel zum Opfer gefallen sind. Glücklicherweise ist Deli sehr reich sowohl an Individuen wie an Arten dieser merkwürdigen Familie; ich habe acht Arten daselbst erlegt, die- selbe Anzahl , und , mit einer Ausnahme , dieselben Arten , die Dr. Kläsi auf der Westküste unserer Insel gesammelt hat, sodass man vermuthen darf, dass dieselben Arten über die ganze Insel gleichförmig sich verbreiten. Anorrhinus galeritus Temminck, Anthracocerciis convexiis Temminck und A. tnalayatius Rafifies. Diese drei kleineren , ziemlich häufigen Arten begreift der Malaie unter dem Namen Klihingan. Sie leben gesellig , fliegen gewöhnlich in Schwär- men von 6 — lo Stück unter lautem, krächzendem Geschrei von einem Baum zum andern und lassen sich unschwer beschleichen. Das Nest legen sie hoch oben an grossen Bäumen in einer Höhlung des Stammes an, welche sie unter Umständen künstlich erweitern. Während das Weibchen brütet , wird von dem Männchen mit Speichel und Holzsplittern , welche von ihm oft von weit entfernten , morschen Bäumen losgehackt und zuge- tragen werden , wie ich selbst beobachtete , die Oeffnung der Nisthöhle beinahe ganz zugeklebt, sodass das Weibchen nicht mehr herauskann, und von dem rastlos herbeifliegenden Männchen mit Nahrung versorgt werden muss. Die Composition, Speichel und Holzstückchen, womit das Nest verschlossen wird, wird von den Malaien sehr gesucht und als obat (Medizin) geschätzt, da dieselbe, einer kreissenden Frau auf den Bauch gebunden , eine leichte , glückliche Entbindung verursachen soll. Die Ent- stehung dieses Aberglaubens ist meines Erachtens leicht einzusehen; das auf seinen Eiern eingemauerte Weibchen imponirt dem Eingebornen als Typus einer guten Mutter und er sucht dieser Eigenschaft, wozu auch eine leichte, glückliche Entbindung gehört, sich ebenfalls theilhaftig zu machen durch Auflegen eines Stückchens der Substanz, womit die Ein- raauerung bewerkstelligt wurde. Ich will hier gleich noch hinzufügen , dass der Rhinocerosvogel bei den Batta's zu den mit übernatürlichen Kräften begabten Thieren gehört und in ihrer Religion eine gewisse Rolle spielt; ich erinnere nur an die Spiele, welche beim Tode eines Batta- Radja aufgeführt werden und wobei einer sich als Rhinocerosvogel maskirt, sowie daran , dass man am Tobah-See öfters Särge antrifft , welche in Form eines Rhinocerosvogels geschnitzt sind (cf. meine „Beiträge zur Kennt- niss der Batta-Religion"). Ein häufiges Thier ist auch 139 Rhitidoceros widtilaius Shaw, von den Malaien Nerisa genannt. Sein Lieblingsfutter bilden die Früchte gewisser Feigenbäume, welche auch der Buceros rhuioceros Linne , mal. Anggang rd oder padung, besonders gerne hat. Der letzte ist der häufigste und seines besonders grossen Hornes wegen der auffallendste aller Rhinocerosvögel in Deli. Seinen malaiischen Namen hat er von seinem Geschrei, welches etwa wie Ang-gang kUngt. Als ich in Serdang noch nahe am Walde wohnte, ward ich ziemlich regelmässig um 6 Uhr des Morgens durch ein fürchterlich krächzendes, weithinschallendes „Ang- gang" aufgeweckt , dem bald aus der Ferne ein ähnUches antwortete. Das war das Männchen unseres Vogels, das sein Weibchen zum Frühstück nach dem nahen Feigenbaum rief. Nachdem das grausame Frage- und Antwortgekrächz etwa eine Viertelstunde angedauert hatte, kam dasselbe näher und näher, bis endlich beide Gatten unter schwerem, lautsausen- dem Flügelschlag über mein Haus dahinzogen und gleich darauf mit einem lauten, behaglichen ,,gack" auf dem Feigenbaum einfielen. Sie hock- ten sich so plump auf, dass sie beinahe vornüberkippten, und durch ihr unbeholfenes Getöse die schon versammelte scheue Taubenschaar zu donnernder Flucht veranlassten. Ihre verwachsenen , kurzen Beine gestatte- ten ihnen nur auf den dickeren Aesten nahe dem Stamme anzufliegen , und sie mussten , um in's beerentragende Gezweige zu kommen , in kur- zen, ungraziösen Sprüngen den Ast entlang hüpfen. Angeschossen, verübt der Vogel ein fürchterhches Geschrei und weiss sich mit seinem furcht- baren Schnabel tüchtig zu wehren; wehe der greifenden Hand, die ihm zu nahe kommt ! Cranon-hinus corrngaüis Temminck. Dieses Thier scheint an der Küste viel häufiger zu sein, als im Innern des Landes, wenigstens habe ich während meines fünfjährigen Aufent- haltes in Serdang nur wenige Exemplare gesehen , während ich sie nach Verlegung meines Wohnsitzes nach der Hafenstadt Labuan regelmässig jeden Abend gegen 6 Uhr in ganzen Flügen von der Seeseite kommend, dem Innern , wo ihre Schlaf bäume standen , zuziehen sah. Es war fast die einzige Art von Rhinocerosvögeln , welche man bei Labuan beo- bachten konnte, und sie waren sehr leicht zu schiessen, da sie, wie alle Rhinocerosvögel, einen schwerfälligen, plumpen, von einem eigen- thümlich klingenden Sausen begleiteten Flug haben, und ungefähr nach 140 jedem Kilometer Wegstrecke einige Minuten auf passenden , hohen Baum- kronen ausruhen. Diese Ruhepuncte sind genau fixirt und wenn sie nicht verscheucht werden , kann man die Vögel jeden Abend ziemlich be- stimmt zu der angegebenen Stunde an diesen Bäumen erwarten. Der C. corrugatus ist einer der lebhaftest gefärbten Vögel der ganzen Fa- milie. Mit dem Tode verschwindet leider der prächtige Farbenglanz , von dem die verblichenen Museumsexemplare auch nicht annähernd einen Begriff geben können. Dieses Verschwinden der Farben bei vielen Rhi- nocerosvögeln schon einige Stunden nach dem Tode ist ganz eigenthiim- hch. Nicht blos die nackten Theile verUeren ihre Farbe, wie Schnabel, Hörn, nackte Augenhaut u. s. w. — das geschieht ja auch bei andern Vögeln — sondern auch die lebhaft gelben und rothen Bänder des Feder- kleides selbst verändern sich in schmutziges Weiss, wie wir gleich unten sehen werden. Ich will desshalb die Farbe des lebenden Thieres hier be- schreiben: Das Hörn ist lebhaft roth, nach unten in orange übergehend, der Schnabel gelb und orange, das hinterste Drittel des Unterschnabels schön saftbraun , die grosse nackte Augenhaut ultramarinblau , die Iris carmoisinroth , der Kopf schwarz , Kehle und Hals goldgelb. Die letzte Schwanzhälfte ist schmutzig fleischroth und verändert sich nach dem Tode nicht. Buccros bicornis Linne. Auch dieses Thier zeichnet sich durch seine Farbenpracht aus. Die lebhaft gelben Binden der Flügel und des Schwanzes werden nach dem Tode schmutzigweiss , ebenso das schön ziegelroth und orange gefärbte Hörn , und der getrocknete Balg lässt nicht einmal mehr ahnen , wie schön das Thier im Leben aussieht. Der B. bicornis ist weniger häufig wie die andern Arten und hält sich auch nicht in Flügen zusammen , sondern durchstreift einsam, höchstens zu zweien, die Wälder. Wenn man in Deli des Morgens durch den langhingedehnten, präch- tigen Urwald reitet , so vernimmt man hie und da eine ganz merkwür- dige Stimme aus dem höchsten Gezweige. Sie beginnt ganz langsam , mit grossen Intervallen, wird allmälich immer schneller und hastiger, und endigt mit einem gellen , krampfhaften Lachen : Tökök . . . Tökok . . . Tökök . . kök . . kök . kok . kok kok kokoko hahahaha ! Weithin und laut schallt über die stillen Wälder das sonore Tokok und das wahnwitzige Gelächter, und wer es je gehört, vergisst es so leicht nicht wieder. Das ist das Geschrei des stattlichen , aber einsam und sehr scheu nur in dichtem Hochwald lebenden 141 Rhinoplax vigil Forsten. dem die Malaien hienach seinen Namen, Anggang tokok ,^^Q.g€otVi\\z!QQ.Xi. Auch dieser Vogel kam einigemale des Morgens auf den grossen Frucht- baum bei meinem Hause in Serdang. Er ist nicht häufig. Sein Flug ist viel schwerfälliger noch als der seiner Verwandten , und die zwei langen , mittleren Schwanzfedern flattern ihm dabei wie zwei Bänder nach. Daran erkennt und unterscheidet man ihn schon von weitem. Von einem Häm- mern mit seiner „Hammerstirn , womit er weittönende Schläge auf die Baumäste führt," wie Herr Forbes erzählt, habe ich Nichts bemerkt. Ein nettes Märchen erzählen sich die Malaien von Malakka über diesen Vogel (mitgetheilt , wenn ich nicht irre, in den „Malay proverbs" in: Journal of the straits brauch of the Royal Asiatic Society): „Ein Malaie wollte sich an seiner Schwiegermutter rächen , schlich sich mit einer Axt unter ihr Haus und begann mit weithintönenden Schlägen die Pfosten desselben zu durchhauen. Den Sturz des Hauses begleitete er mit lautem Gelächter. Zur Strafe ward er in einen Vogel verwandelt und man kann nun den ^^tebang tnentitak'''' oft im Dschungel eine Reihe von scharfen Tönen wie Axtschläge ausstossen hören , gefolgt von einem lau- ten : „Ha , ha , ha." Mit Ausnahme dieses letzterwähnten und des £. bicomis , welche ihrer Seltenheit wegen wenig gefangen werden, werden die Rhinocerosvögel oft von den Eingebornen gezähmt und in Gefangenschaft gehalten. Manche werden so weit zahm , dass man sie frei ein- und ausfliegen lässt , aber niemals darf man sie streicheln oder liebkosen , da sie mit ihrem Schna- bel stets bei der Hand sind und in ihrem Wesen immer etwas heim- tückisches haben. Die meisten werden jung aus dem Neste genommen und aufgezogen ; alte , die man hie und da in Schlingen auf ihrem Frucht- baum fängt, werden niemals zahm. In Hebten Wäldern hört man oft plötzlich einen lauten, etwas näseln- den, wie „gähkgähkgäk" klingenden Ruf, der etwas an das Geschrei einer Gans erinnert. Die starke, laute Stimme lässt auf einen ziemlich gros- sen Vogel schliessen und man ist nicht wenig verwundert, als den Be- sitzer derselben , nach langem Umhersuchen mit den Augen in dem grü- nen Gewölbe, den schönen, aber nicht besonders grossen Bienen fresser, Nyctiornis amic/a Temminck, kennen zu lernen, der ruhig und unbeweglich auf einem Aste über uns sitzt und von Zeit zu Zeit dieses für seine Grösse starke Geschrei aus- stösst. Der Vogel ist nicht gerade häufig. 142 Ausser diesem habe ich noch zwei andere Bienenfresser gefunden , welche von den Malaien Bibirik genannt werden, nämlich: Merops suniatranus Raffles , welcher im ganzen Lande in ziemlicher Menge verbreitet ist, und zu seinem Standort gewöhnlich die in den Lalangsavanen hie und da zer- streuten, niederen Bäume wählt, von denen er in eleganten Wendungen und Schwenkungen den vorüberfliegenden Insecten nachsegelt, um stets wieder auf seinen alten Standort zurtlckzukehren. Er lebt gesellig. Ferner den Merops philippiniis Linne , welchen ich nur auf den über das Wasser hereinhängenden Rhizophoren- bäumen im Delta des Deliflusses, aber da in grosser Menge, gefunden habe. Dr. Kläsi hat das Thier auf der Westküste gar nicht, die Midden- Sumatra-Expedition nur in einem Exemplar (von Solok) erhalten. Cpt. Kelham erwähnt ihn als „sehr gemein in Singapore während des Nord- Ost-Musson." Von Ziegenmelkern war ich so glücklich , den grossen , seltenen Batrachostoinus aurltus Vigors, zu erhalten, in einem von Eingebornen , ich weiss nicht mehr auf welche Weise , gefangenen aber bereits verendeten Exemplar. Man soll das Thier öfters platt angedrückt und unbeweglich auf einem Ast sitzen sehen kön- nen. War bislang noch nicht auf Sumatra gefunden. Capi'lmulgus macrtirus Horsfield. Ist sehr häufig. Mit Einbruch der Dunkelheit beginnt er seine lebhafte Thätigkeit, am liebsten auf dem Boden auf freien Plätzen, z. B. am Seestrande bei Rantan-pandjang , in Serdang, oder auf Strassen und Wald- blössen. Doch auch am Tage kann man ihn in sehr schattigen, einsamen Obstgärten und Grundstücken (Pfeffergärten) wahrnehmen , wo er vor dem Fusse des Wanderers plötzlich geräuschlos auffliegt und eine kurze Strecke weiter wieder einfallend , sich in dem dürren Laub auf dem Boden so gut zu verstecken weiss , dass ihn nur ein geübtes Auge noch wahrnimmt. Seine Haupttummelzeit sind aber entschieden die mondhellen Nächte. Dann setzt er sich, beinahe stets in der Nähe von Häusern, auf einen alten Pfahl oder eine Zaunlatte und singt sein Lied, welches aus der einzigen, aber mit Hast und Kraft stundenlang hervorgestossenen Silbe „Tjung" besteht, die, wie Cpt. Kelham sehr richtig bemerkt, einen me- tallischen Beiklang hat, wie wenn man einen Stein über das Eis hin- 143 wirft. Die grosse Monotonie und die lange Dauer des laut und unheim- lich durch die Nacht hallenden „Tjung-tjung-tjung" sind geeignet, einen schlaflosen Menschen zur Verzweiflung zu bringen , um so mehr , als , wie gesagt, der Vogel seinen Standort möglichst dicht beim Hause wählt und regelmässig jede Nacht wiederkehrt. Bei Tandjong-Morawa , in Serdang, glaube ich noch zwei andere Capri- mulgiden bemerkt zu haben , welche nach Einbruch des Abends über den Waldblössen kreisten , und dabei einen Ruf wie : Tü-tü-tiih (Ton auf der ersten Silbe) hören Hessen. Die zweite Art schwebte ebenfalls an solchen Stellen , aber nicht vermischt mit der andern und ziemlich hoch. Ihr ± ^ i. ± ^ J. Ruf lautete: Tu -tu -tu, darauf eine Terz höher, wiederum: Ti-ti-ti. Von einer dieser Arten kann ich wenigstens bestimmt behaupten, dass es ein Ziegenmelker war , da ich ein Exemplar herabschoss , dessen Balg mir leider verloren ging. Aus der Familie der Eisvögel habe ich die beträchtliche Anzahl von acht Arten zu constatiren , wie es auch bei einem so sumpfigen , wasser- reichen Land nicht anders zu erwarten ist. Pelargopsis javana Boddaert. Der grösste und gemeinste ist diese Art. Er kommt sowohl an der Meeresküste als längs der Flüsse , ja sogar mitten im Walde vor und verräth sich meist durch sein lautes , hässlich gellendes Geschrei , das er gewöhnlich einige Zeit vor Beginn eines Fluges vollführt. Es ist ge- rade, als ob er aller Welt ankündigen wollte: gebt Acht, gleich werde ich fliegen ! Wenn man dasselbe hört , kann man sicher sein , den Vögel bald hervorfliegen zu sehen. Trotz seiner grossen Menge , die z. B. im Delta des Deliflusses unendlich ist , lebt er einsam , ich habe nie ein Pär- chen beisammen gesehen. Mal. Name: Biirung udang. Alcedo bengalensis Gmelin. An allen Gewässern, besonders aber im Deli-Delta das ganze Jahr über gemein. Alcedo asiatica Swainson. Ebenfalls gemein im Deli-Delta , aber nicht gern weit ins Land hinauf- gehend. Es ist ein Wandervogel, der von Dezember bis Mitte April weilt. In den andern Monaten habe ich noch kein Stück zu Gesicht bekommen^ Diese beiden kleinen Arten heissen bei den Malaien : Tiiitiii sungei. 144 Sauropaiis chlor is Boddaert. Ein längs der ganzen Meeresküste gemeines Thier, das aber nur so weit ins Land geht , als das Brackwasser reicht. Mal. : Burung udang , wie alle folgenden. Die nachfolgenden Arten leben nicht an den Flüssen und holen sich ihre Nahrung nicht aus dem Wasser, sondern im Wald, und zwar am liebsten in den dunkelsten und feuchtesten Partien desselben, doch kann man sie auch oft genug herausstreichend finden. Ceyx rufidorsa Strickland. Diese Art ist selten. Man kann das kleine Vögelchen hie und da wie einen glühenden Pfeil durch die Büsche schiessen sehen, Halcyoji coromaiida Latham. Ist ebenfalls ein seltenes Thier. Halcyon pileafa Boddaert. Ist während der Regenzeit, Ende October bis Ende Januar, ein in allen lichten Wäldern und Gebüschen sehr häufiges Thier, das man je- doch zu einer andern Jahreszeit kaum zu Gesicht bekommt. Halcyon pulchella Horsfield. Ist in den Jungwäldern um Labuan nicht besonders selten, scheint aber local beschränkt zu sein. Ich schoss die meisten Exemplare im Mai. Von Schwalben (mal. Lajang) habe ich zwei Arten bemerkt, deren eine , Hirundo gutturalis Scopoli , in den Häusern brütet. Auf den dür- ren , aus dem Wasser hervorragenden Stecken der Fischfallen , welche die Malaien etwa einen halben bis einen Kilometer vom Lande entfernt in der seichten See anlegen, kann man häufig Hirundo rusHca Linne ausruhen sehen. Von Siak (Sungei Rawa) erhielt ich Macropteryx longipennis Rafines- que, und aus den Wäldern von Serdang das seltene, schöne Thierchen Macropteryx comata Temminck. 145 Eurysiomus orientalis Lintia, Dieser schöne , blaue Vogel ist überall sehr häufig und sitzt gewöhnlich ruhig und still in den Gipfeln der Bäume. Ihre Jagd beginnt sie erst ge- gen Abend. Ihr Flug ist leicht und elegant; er hat etwas segelartiges. Aus dem Magen eines solchen Thieres habe ich einmal zugleich acht kaum verletzte, grosse Wanzen {Cantao ocellata) herausgeschnitten. Während meines neunjährigen Aufenthaltes auf Sumatra und trotz eifrigsten Sam- meins an jener Stelle (in der Nähe meines Hauses, wo ich auch den be- treifenden Vogel schoss) habe ich nur noch ein einziges Exemplar dieses Heniipters finden können. Die prächtige Calyptomena viridis Raffles habe ich öfters auf todten , isolirten Bäumen in alten Tabaksfeldern in Serdang sitzen sehen und geschossen, später auch bei Labuan, doch ist dies immer ein ziemlich seltener Vogel. Cymborhynchus ?fiacrorhynchus Gmelin. In Gebtisch und lichtem Wald nicht selten; ein ziemlich einsamer und träger Vogel, dem die Malaien den komischen Namen Tjutjjiran-rcijan gegeben haben. Merkwürdig ist an dem Thier die postmortale Verfärbung seines im Leben lebhaft blauen , unten gelblichgrünen , breiten Schnabels in mattes Bleischwarz, wodurch der Vogel, dessen schönes Farbenspiel das Auge im Wald entzückt, fast bis zu Unkenntlichkeit entstellt wird. Eurylainms ochromelas Raffles. Ist seltener als der vorige , und hält sich mehr in Flügen zusammen , so- dass man auf einem Baum oft 10 — 12 Exemplare sehen kann. Auch dieser Vogel, sowie der folgende, verändern nach dem Tode die Farbe ihres Schnabels in der eben angegebenen Weise. Eurylaimics javanicus Horsfield. Ist ein seltenes Thier, das ich nur in wenigen Exemplaren während meines neunjährigen Aufenthaltes erhalten habe. Corydon sumatranus Raffles. Nirgends selten. Man kann denselben am besten bei hereinbrechendem Abend beobachten. Dann sitzt er ruhig und still auf irgend einem alten, todten Ast, und fliegt nur hie und da auf, um ein vorüberschwirrendes 10 146 Insect zu erhaschen. Der Vogel hat gewissermassen ein nächtliches Ge- bahren in seinem Wesen, ähnlich wie Eurystonius orientalis. Fliegenfänger sind mir vier begegnet, nämlich: Hypothymis aziirea Boddaert. Nicht häufig. Niltava grandis Blyth. Von diesem Vögelchen ward mir ein Exemplar von der Hochebene von Tobah (aus dem Karogebiet) gebracht. In der Ktistenebene habe ich es nie beobachtet. Captain Kelham erwähnt es auch nicht von Malakka, dagegen hat Dr. Kläsi dasselbe auf der Westküste Sumatra's erbeutet. Philentoma pyrrhopterum Temminck , war in den Gebtischen um meinen früheren Wohnort in Serdang nicht gerade besonders selten. Rhipidura javanica Sparrmann. In dem Schilfgebüsch des Deliflusses zwischen Medan und Labuan häu- fig. Ruhe- und rastlos fliegen und schlüpfen die kleinen , lebhaften Thier- chen zwischen den Stengeln des Schilfrohres herum, setzen sich nieder, wippen mit dem langen Schwanz , verfolgen sich und die vorbeifliegenden Insecten auf das Wasser hinaus, kurz, treiben voll Lebenslust allerhand Kurzweil. Feuerfunken gleich , tummeln sich die kleinen Pericrocotus-hi\sXi gesel- lig in den Baumwipfeln herum. In Serdang war es besonders Pericrocotus xanthogaster Raffies, jedoch nicht besonders häufig und mehr in den Rändern des Urwaldes, während Pericrocotus igneus Blyth, bei Labuan in den Fruchtbäumen, welche mein Haus umgaben, eine stereotype Erscheinung war. Lalage terat Boddaert. Ein, wie es scheint, einsam lebender Vogel; der keineswegs gemein ■war, und nur vereinzelt vorkam. Lalage culminata Hay. Ein ziemlich seltenes und vereinzeltes Thier. 147 Artamides sumatrensis S. Müller. Auch eine ziemlich seltene Erscheinung. Mal. Seriii. Irena crinigera Sharpe. Ist in den Wäldern Deli's ein seltenes Thier, das immer paarweise die Wälder durchstreift. Ich habe in der langen Zeit meines Aufenthaltes nur zwei Paare zu Gesicht bekommen. Da der Vogel seiner leuchtend blauen Farbe halber nicht leicht übersehen werden kann, so ist dies um so auf- fallender, als es an andern Localitäten geradezu gemein ist, z.B. in Pe- nang , wo ich es selbst beobachtet habe , in Siak am Rawaflusse , wo meine Jäger in 8 Tagen fünfzehn Exemplare schössen , und auf der Westküste Sumatra's , von wo der Katalog Dr. Kläsi's 42 Exemplare vermeldet. Chaptia malayensis Hay. Ist in lichten , buschigen Wäldern nicht selten. Das Thier fliegt auch noch nach Einbruch der Dunkelheit, wenn man kaum mehr Gegenstände un- terscheiden kann , besonders gern auf buschumsäumten Waldwegen ziem- lich niedrig über dem Boden, jedenfalls um die zu dieser Zeit in ver- mehrter Anzahl erscheinenden Insecten wegzufangen. Buchanga stigmatops Sharpe. Ich erhielt ein Exemplar aus den Karoländern von der Hochebene von Tobah; es scheint sich über den gebirgigen Theil Sumatra's bis zur Westküste auszubreiten, denn sowohl der Katalog der Midden-Sumatra- Expedition als Dr. Kläsi's führt das Thier von dort auf. In der Küsten- ebene Deli's nicht von mir wahrgenommen. Disseniuriis platurus Vieillot. Ein, wo Bäume sind, überall häufiges Thier, gewährt durch Gestalt, Stimme und Behendigkeit einen schönen Anblick. Der Flaggendrongo ist ein geschworner Feind der Raubvögel, besonders aber der grossen Rhinocerosvögel. Wo er einen solchen erbUckt, umschwärmt er ihn be- ständig unter lautem Geschrei und geht in seiner Frechheit sogar so Aveit , sich dem fliegenden , unbehülflichen Koloss auf den Rücken zu setzen , eine Zeit lang forttragen zu lassen, und ihn dann wieder kreischend zu umkreisen. Ich habe dies mehrere Male beobachtet. Oder thut dies der Drongo etwa, um die Insecten aus dem Federkleid seines lebendigen Vehikels aufzupicken? Die Entfernung war stets zu hoch, um Genaueres unterscheiden zu können. Der Drongo ist ein gewandter Vogel , wie er es 148 als Insectenjäger ja auch sein muss , und kann durch seine mit eleganten Schwenkungen und Bögen ausgeführten, kurzen Streifzüge, die er von einem als Lieblingsstandort erwählten Baumast aus unternimmt, den Na- turfreund stundenlang unterhalten. Wie mit den Raub- und Rhinocerosvögeln , so macht sich auch der Drongo mit den verschiedenen Affenheerden zu schaffen , namentlich den Krah's {Cercopithecus cynamolgos) und folgt ihnen nach. Desshalb haben ihm die Malaien den Namen: Haniba Kräh (iTra/z = Sclave) gegeben und erzählen darüber folgendes Märchen: Der Kräh und der Drongo wetteten einst miteinander, wer schneller laufen könne, das Kantjil {Traguhis kantjil) oder die Schnecke; der Drongo behauptete das Kantjil, der Kräh die Schnecke sei schneller. Die Schnecke und das Kantjil starteten, und die beiden Wettenden folgten, um zu sehen, wer zuerst das Ziel erreichte. Als das Kantjil dort ankam , rief es : Hier ! Doch siehe da , da guckte auch schon aus dem Grase eine Schnecke! Das Kantjil glaubte, es sei dieselbe, mit der es den Wettlauf unternommen und gab sich besiegt. So hatte auch der Drongo verloren und ward zum Sclaven des Kräh , der ihm zum Zeichen seiner Knechtschaft Fesseln anlegte (nämlich die zwei eigenthtimlich verlänger- ten Schwanzfedern). Die Malaien behaupten heute noch, wenn der Vogel zufällig dieselben verliere , sei er von seiner Knechtschaft befreit und folge dem Kräh nicht mehr nach. Hemipus obscurus Horsfield. Nicht häufig. Lanius bentet Horsfield. Dieser Würger ist ziemlich selten. Ich habe ihn sowohl in Deli und Serdang, wie auch auf dem Plateau von Tobah, in den Karoländern, beobachtet. Lanius tigrinus Drapiez. Habe ich bei Labuan in mehreren Exemplaren geschossen. Die schöne Familie der Nectarinien ist mit sieben Arten repräsentirt. Anthreptes malaccensis Scopoli und A, phoenicotis Temminck. Sind überall sehr häufig, besonders aber beleben sie in Massen die Rhizophorengebüsche im Deli-Delta. Mit Vorliebe besuchen sie die Blü- then von Hibiscus rosa sinensis. 149 Aethopyga siparaja Raffles. Selten aber überall, sogar bis zum Tobah-See hinauf, wo ich sie beim Kampong Nagasaribu gesehen habe. Cinnyris hasselti Temminck. Nicht selten, kommt in die Gärten an Blumen. Chalcosietha insignis Jardine. Habe ich in Deli noch nicht beobachtet , doch erhielt ich ein Exem- plar vom Rawa-Flusse in Siak. Arachnothera modesta Eyton. In den höheren Strecken, z.B. oberhalb Deli-tua bei Petimus häufig. Die meisten Vögel trieben sich mit schnellem Flug in den Gipfeln höhe- rer, einzeln stehender Bäume herum. Arachnothera longirostra Latham. Seltener. Ich habe einige Exemplare bei Labuan geschossen , wo sie hie und da Pisangbltithen besuchten , oder in dem Gezweige der Durianbäume ihr Spiel trieben. Von den schönen, kleinen Blumenpickern , den Dicaeiden, hat merk- würdigerweise weder die Midden-Sumatra-Expedition noch Dr. Kläsi Ver- treter auf West-Sumatra gefunden. Da ich in der Küstenebene Deli's drei Arten in zahlreichen Exemplaren gefunden habe und Captain Kelham zwei Arten von der Westseite Malakka's aufführt, so ergibt sich auch hieraus wieder die grosse Verschiedenheit der Ornis von Sumatra's Ost- und Westküste und die nahe Verwandtschaft der ersteren zu Malakka. Die drei von mir beobachteten Arten sind: Dicaeum stcmatranum Cabanis. Häufig bei Labuan, wo sich die Vögelchen Tag für Tag mit lebhaf- tem Gezirp in den Gipfeln der Fruchtbäume nahe meinem Hause um- hertrieben. Dicaeum chrysorrhoeum Temminck. Habe ich aus Siak vom Rawaflusse erhalten. Dicaeum trigonostigma Scopoli. Ziemlich selten und vereinzelt, hie und da in Büschen und an Wald- rändern anzutreffen. Sowohl in Deli als in Serdang. 15° Auf allen Büschen und Bäumen in bewohnten Gegenden gemein sind zwei Aegithina-KxXtxv : Aegithina viridis Bonaparte. Die gemeinste und Aegithina viridissima Bonaparte, die etwas seltnere. Auf der Westküste scheinen dieselben seltener zu sein, da Dr. Kläsi nur i , die Midden-Sumatra-Expedition 2 Expl. von vi- ridis aufzählt. Dagegen scheinen die Chloroßsis-Kxten dort bedeutend häu- figer zu sein; ich habe in Deli an den verschiedensten Localitäten nur zwei Arten gefunden. Chloropsis zosterops Vigors und icterocephala Lesson , die beide etwa gleich häufig waren. Ich fand sie stets gesellschaftHch , aber nicht zahlreich beisammen in den Gipfeln junger, lichter Busch- wälder sich herumtreibend. Wegen ihrer grünen Farbe sind sie nicht gar leicht wahrzunehmen. Der malaiische Name ist Burtmg dann. Dendrophila frontalis Horsfield. Von Baumläufern habe ich nur diese eine Art getroffen; das nicht gar seltene Thierchen rennt lebhaft und munter beständig Stamm auf und ab. Trachycomus ochrocephaliis Gmelin. Ist nirgends in bewohnten Strecken selten und hält sich paar- und truppweise zusammen. Sein Gesang, den er am öftesten des Morgens und Abends hören lässt, ist laut und wunderbar wohlklingend. Er übertrifft meiner Ansicht nach sogar den von Copsychus saularis. Pycnonotus analis Horsfield. Einer der gemeinsten Vögel in bewohnten Gegenden. Mal. Name Mrba. Rubigula dispar Horsfield. An denselben Orten, aber nicht häufig. Mal. Mrba. Micropus melanocephaliis Gmelin. Seltener. Ich habe ein Exemplar oberhalb Deli-tua, bei Petimus in den Vorbergen , geschossen. Criniger gutturalis Bonaparte. Ebenfalls nur in einem Exemplar an derselben Localität geschossen. Von Prachtdrosseln hatte ich die Freude vier Arten zu erbeuten , nämlich : 15 1 Pitta cyanoptera Temminck. Die verhältnissmässig häufigste. Pitta ?nülleri Bonaparte. Etwas seltener, und Pitta elegans Lesson. Ebenfalls etwas seltener. Ein Vogel der letzteren Art flog sogar ein- mal in mein Haus in Serdang und ward dort gefangen. Trotzdem die Pittiden bekanntlich scheue und nur im schattigen Wald auf dem Boden sich aufhaltende Thiere sind , gelang es mir doch mehrmals , dieselben eine Zeitlang zu beobachten. Sie hüpften lebhaft auf dem Boden umher, meist zu zweien, untersuchten mit Schnabel und Fuss das dürre Laub, flogen auch zur Abwechslung einmal auf einen in guter Mannshöhe be- findlichen Ast. Ihr Geschrei war, wenn ich mich noch recht entsinne — die Aufzeichnung darüber ist mir abhanden gekommen — ein lautes „grek-grek". Die Malaien nennen diese Vögel Kuban. Pitta viegarhyncha Schlegel. Aus Siak endlich, vom Sungei-(= Fluss) Rawa brachten mir meine Leute diese Art in einem Exemplar. Ein zweites soll ihnen entkommen sein. Da meine Jäger noch nicht acht Tage an besagter Localität ver- weilten, so glaube ich schliessen zu dürfen, dass das Thier dort nicht zu den Seltenheiten gehört. Es war bisher nur von Indien und Banka be- kannt. Aus der Familie der Timeliiden , woran die Westküste (vgl. den Ka- talog Dr. Kläsi's) so reich ist, habe ich seltsamerweise nur eine einzige Art in Deli gefunden, den merkwürdigen Macronus ptilosus Jardine und Selby. Merkwürdig durch sein Gefieder, seinen hübschen Gesang und die son- derbaren Bewegungen, die er während desselben vollführt. Er hält sich stets nahe am Boden und war in dem niederen , an den Wald grenzen- den Gebüsche längs der Strassen in Serdang nicht selten. Cittocincla tricolor Vieillot. Ist in den lichten Jungwäldern von Deli und Serdang keineswegs selten. Ich habe den Vogel mehrmals hoch und weit fliegen sehen. Sein liebster Aufenthalt ist das Gebüsch und Geäst in Mannshöhe über 152 dem Boden. Auf das freie Land geht er niemals heraus. Der malaiische Name ist Muray batu. Copsychus musicus Raffles. Der gemeinste Vogel in der Umgebung von Wohnstätten. Von leb- haftem Temperament, ist er der erste Vogel, der sein Lied der aufge- henden Sonne entgegensingt, oft schon um fünf Uhr, und er verdient wegen seiner lauten, kräftigen und ungemein angenehmen Stimme, mit der er den Schläfer gewöhnlich weckt, den Beinamen musicus mit vollem Recht. Sein Verschen, das er singt, kann man etwa folgendermassen ver- sinnbildlichen : Komm wieder mit! Geh nit vorbei! Komm wieder mit ! In der Gefangenschaft wird er fast gar nicht gehalten, da er als Insec- tenfresser schwer zu ernähren ist, bald zu Grunde geht und nicht singt. Uebrigens sucht ja auch der Vogel die Gesellschaft des Menschen sozu- sagen auf, treibt sich in der Nähe seines Hauses herum und singt ihm sein Lied dicht vor dem Fenster. Sein malaiischer Name ist Muray. MotacillaS^tciQs ? Auf den Sandbänken der Flussufer im ganzen Gebiet habe ich hie und da eine Bachstelze bemerkt, aber leider niemals geschossen, sodass ich die Art nicht anzugeben in der Lage bin. Limonidromus indicus Gmelin. Das hübsche Vögelchen spazierte täglich selbander auf dem freien Platze vor meinem Hause und Hospital in Labuan voll Zierlichkeit und Ele- ganz herum. Seine Farbe harmonirte mit dem Boden so gut, dass man sich wirklich anstrengen musste , ihn nicht hie und da aus den Augen zu verlieren. Ploceus baya Blyth. Ueberall in cultivirten Gegenden kann man die Nester von dieser Art oft zu hundert an einem Baum hängen sehen, mit Gelegen von zwei bis zu vier Eiern. Unter den Nestern sind auch viele unfertige und misslückte zu bemerken, offenbar Producte unerfahrener, junger Thiere. Auch in Deli geht die Sage, dass derjenige, welchem es gelingt, das Nest in seine einzelnen Fäden aufzulösen , ohne einen einzigen zu zerreissen , in dessen 153 Innerem einen goldenen Faden oder Kugel finde. Mal. Name: Ijahrajah und Banda rajah. Passer domesHcus Brisson. Unser Haussperling, der auf Singapore in Schwärmen vorkommt, ist in den lezten Jahren auch in Deli eingebürgert worden , und zwar von dem früheren Besitzer des „Deli-Hotel" in Medan, In der Umgebung dieser Stadt is er jetzt schon zahlreich zu finden. Padda oryzivora Linn^. Ebenso scheint mir der gemeine, javanische Reisvogel, den man bei Labuan z. B. schon ziemUch häufig antreffen kann, ursprünglich von im- portirten, aus der Gefangenschaft entkommenen Vögeln herzurühren. Munia maja Linne. Zur Zeit der Padi-Reife kann man in den Reisfeldern ganze Schwärme der kleinen Weissköpfchen beobachten, die nach hunderten gezählt wer- den müssen und beträchtlichen Schaden anzurichten im Stande sind. Mal. Name : Banda uban {uban bedeutet im Deli-Dialect : grau melirt , z. B. von greisen Haaren). An denselben Orten und ebenfalls in grossen Schwärmen finden sich Munia actiücauda Hodgson und leiccogastra Blyth, letztere bislang nur vom indischen Festland und Borneo bekannt. Munia punctularia Linn^. Auf der Hochebene von Tobah kommen ausser dieser Art noch eine oder zwei hieher gehörige Arten vor, von denen ich jedoch keine Bälge conservirte. Sie waren namentlich zahlreich in Tingging am nördlichen Ende des Tobah-See's. Alle reisfressenden Vögel tragen den gemeinschaft- lichen mal. Namen: Banda. Orthotoinus cineraceus Blyth. Ist ein in allen Gebüschen sehr häufiges Vögelchen. Mal. Name: Soriti. Gracula javanensis Osbeck. Unter den Staarvögeln gebührt der erste Platz dem bekannten Tjiong der Malaien (bei den Batta's Bio). Derselbe ist überall häufig, lebt in Paaren und kleinen Flügen zusammen, nistet vorzugsweise in abgestor- benen Stämmen der Zuckerpalme {Arenga saccharifera) und hat ein 154 Gelege von vier grünlich blauen , dunkelgesprenkelten Eiern. Jedermann , Eingeborne wie Europäer, halten den Vogel seines eminenten Sprach- talentes halber im Käfig. Dieses steht dem besten Papagei kaum nach, ausserdem weiss er auch die gelernten Worte und Phrasen bei der rich- tigen Gelegenheit anzuwenden. Ein Bekannter von mir besass einen Beo^ der hustete, lachte und sich räusperte wie ein Mensch und zwar in der nur seinem Herrn eigenthümUchen Nuance. Tratt Jemand ins Haus, so wünschte er: „Good morning" oder „Tabe tunku" (malaiischer Gruss). Hie und da fragte er aber auch: Apa lu mau, lu munjet? (Was willst du, du Affe?) eine Phrase, mit der sein Herr gewöhnlich die Kulis anredete. Wenn dieser nicht anwesend war, und der Hund, Diana mit Namen, wollte auf die Strasse rennen, um einen Vorübergehenden anzubellen, so rief ihn Beo laut zurück: „Diana!" und pfiff ihm genau wie sein Herr, sodass der Hund stets mit eingezogenem Schwanz wieder umkehrte. Dann beschimpfte ihn der Vogel noch mit einem ebenfalls dem Herrn abge- lauschten, öfters wiederholten, deutlichen: „Du Chaib, Du Chaib!" (schwei- zer Schimpfwort) und wie um sich dann selbst zu loben, schrie er dann hie und da laut und freudig: „Beo, Beo, Beo!" Er wusste ganz genau, mit welcher Phrase er den Hund zurückrufen musste, oder einen Eintre- tenden begrüssen , und verwechselte dieselben niemals. Auch Lieder lernte er pfeifen. Doch ahnte er leider nicht blos angenehme Geräusche und Töne , sondern auch höchst unangenehme nach , wie z. B. das Knarren einer Thür, das Kreischen ungeölter Wagenräder, Hühnergeschrei, das Krähen der Hähne , Wiehern der Pferde u. s. w. Wenn man gefangenen Beds etwas vorpfeift, so kann man bemerken, welchen Eindruck die Musik auf sie macht. Er presst sich fast an die Stäbe seines Käfigs an , um den Pfeifenden möglichst nahe zu sein , hört mit Fressen auf, sitzt starr da, und neigt den Kopf auf die Seite, um ja keinen Ton der Melodie zu verlieren. Nach einiger Zeit versucht er auch hie und da, an besonders schönen Stellen, einen Ton mitzusingen. Auch in der Freiheit schon liebt er andere Töne nachzuahmen, und ich war verschiedene Male überrascht , von den Baumwipfeln herunter das Knarren einer Thür oder Pferdegewieher zu vernehmen, vermischt mit dem jauchzenden „Tjiong", seinem natürlichen Ruf, wovon er seinen ma- laiischen Namen hat. In der Gefangenschaft liebt der Beo ausserordentlich die Schoten des spanischen Pfeffers {Capsicum cassicu/n) die er händevoll weise hinunter- schluckt und sehr oft wieder ganz von sich gibt. Er ist ein sehr gefräs- siges Thier und beschmutzt seinen Käfig abscheulich. 155 Calornis chalybaea Horsfield. Mal. Brling. Ist sehr häufig und überfällt in ganzen Schwärmen die Obstgärten. Er liebt besonders die Früchte von Carica papaya. Sturnia daurica Pallas. Zog, aber nur in der Regenzeit, allabendlich gegen 6 Uhr in ausser- ordentlich zahlreichen Flügen über mein Haus in Labuan mit reissender Schnelligkeit dahin; ein aufs Gerathewohl abgefeuerter Schuss brachte oft ein ganzes Dutzend herab , die einen sehr wohlschmeckenden Braten für die Küche lieferten. Auf Sumatra bislang noch nicht gefunden. Oriolus Indiens Brisson. Mal. Selimpiikan; ist überall häufig und ergötzt ebenfalls durch seinen schönen Gesang , den er sogar , angeschossen , noch in der Hand des Jägers hören lässt, wie mir dies selbst vorgekommen ist. Oriolus melanocephalus Linne. Ist in grossen Mengen von mir in der Umgebung von Labuan be- obachtet und geschossen. Für Sumatra neu. Oriolus xanthonotus Horsfield. Im ganzen Gebiet, aber vereinzelt und selten. Dendrocitta occipitalis Müller. Erhielt ich in zwei Exemplaren von einem Batta von dem Plateau von Tobah aus den Karoländern. In der Küstenebene habe ich diesen Vogel nie beobachtet. Platysmurus leucopterus Temminck. War in Serdang nicht besonders selten , in Deli habe ich ihn nie gesehen. Corvus validus Bonaparte. Ist im ganzen Gebiet nicht selten, aber zerstreut. Bei Tandjong-Morawa, in Serdang , sah ich sein Nest in einem Baumwipfel in 30 — 40 Fuss Höhe. Die Malaien nennen den Raben, dessen Geschrei ähnlich dem des uns- rigen, aber dünner und heller ist, „Gak" oder „Gagak". Die Tauben sind ungemein zahlreich, in zwölf Arten vertreten. Alle Büsche und niederen Wälder beleben sie in ganzen Flügen und verein- zelt, und es wird kaum einen Pflanzer in Deli geben, der nicht schon 156 des Nachmittags zwischen vier und sechs oder des Morgens zwischen sechs und acht Uhr, zu welchen Zeiten die Tauben kröpfen , auf einen alten , verlassenen , rechts und links mit halbwüchsigen Bäumen bestan- denen Pflanzweg hinausgegangen ist, um sich einen wohlschmeckenden, saftigen Braten zu schiessen und dadurch einige Abwechslung in den Küchenzettel zu bringen , der sonst beinahe stets : Huhn mit Reis , oder : Reis mit Huhn, lautet. Durch böse Erfahrungen gewitzigt, wissen auch die Tauben einen flintentragenden Menschen gar bald von einem harm- losen Spaziergänger zu unterscheiden ; wer heute zum erstenmal auf einem Wege geht, wo die Tauben noch niemals behelligt worden sind, um den flattert es nur so von den zur Nachtruhe aufbäumenden Vögeln und er kann sich gemächlich ein Dutzend herabschiessen ; am nächsten Abend wird er aber kaum noch sechs überlisten , und in einigen Tagen kann er sicher sein , keine lebende Feder mehr vor sein Rohr zu bekommen , wenn er sich nicht ausserordentlich vorsichtig anzuschleichen versteht. Die olivengrünen Treron-hxitxi wissen recht gut , welch ein Schutz ihr gleich- farbiges Kleid zwischen den grünen Blättern ist; auf den ersten Schuss fliegen nur die furchtsamsten und erschrockensten davon; die andern bleiben unbeweglich stillsitzen und ducken sich möglichst tief in das Ge- blätter, sodass es eines unendlich geübten und scharfen Auges bedarf, um noch eine zu entdecken. Ein Neuling wird glauben, dass alle Tau- ben fortgeflogen seien, so still und ruhig ist es in dem Gipfel; kennt man aber ihre Schliche und geht rings um den Baum, um ihn von allen Seiten gehörig zu inspiziren, erst dann schwirrt husch! husch! husch! eine nach der andern noch nachträglich davon. Die Tauben wissen also ganz nothwendig um den Schutz, den ihnen ihr Gefieder verleiht, und auch nur desshalb scheinen sie mir gewisse Bäume — wenn ich nicht irre , eine Calophyllum-hxX. — zu bevorzugen , deren dichte Blätter sowohl in Grösse als in der eigenthümlich graugrünen Farbe ausserordentlich gut zu den Tauben passen. Ich schäme mich nicht zu bekennen, dass es mir einigemale passirte, auf ein solches Blatt geschossen zu haben, welches ich, von dem grellen Abendsonnenschein geblendet, für eine „Mimicry" treibende Taube hielt. Treron-P^x\jtx\. haben einen eigenthüm- lichen Ruf, welcher etwa einem sanften , zwitschernden Jodeln zu verglei- chen ist; die grossen Carpopha^a- Arten jedoch verrathen sich durch einen dumpfen , hohlen Laut , der weithin vernehmbar ist. Auch kom- men die letzteren nur beim Kröpfen in Flügen zusammen; den übrigen Theil des Tages sitzen sie einsam und träge hoch auf einem am liebsten kahlen und todten Ast. 157 Die Früchte gewisser riesiger Feigenbäume bilden das Lieblingsfutter für die Treron- und Carpophaga-KxX&n ^ und zur Fruchtzeit wird derselbe von tausenden und aber tausenden besucht, einerlei ob er im dichten Urwald oder frei und isolirt neben der Wohnung eines bratenlustigen Pflanzers steht; ein dumpfes Sausen und Brausen, das wie „roa-roa" klingt, verkündigt dann schon von weitem die ungeheure Gefrässigkeit dieser Thiere. Die Zeit des Kröpfens wird streng eingehalten. Die ersten bei der Mahlzeit sind die grossen CarJ>ophaga-KxX.tn; sie kommen schon um halb sechs Uhr in kleineren und grösseren Trupps. Gegen halb sieben Uhr etwa fangen sie an sich zurückzuziehen und dafür erscheint nun die ebenfalls sehr grosse Treron capellei , nicht zu Dutzenden wie die vorigen, sondern in Flügen von vielen Hunderten. Nach einer weiteren kleinen Stunde ändert sich wieder der Character der Besucher; die ge- sättigten Flüge ziehen fort und machen allmälig den kleineren Treron- Arten Platz , die den grossen , riesigen , von goldgelben Früchten stroz- zenden Baum bis etwa acht Uhr beleben. Von da an hängt nur noch der früher erwähnte Lopang {Megalaema chrysopogoii) an den Zweigen. Des Abends gegen fünf Uhr findet wieder dasselbe Gewühl, nur nicht in so strenger Ordnung und bedeutend weniger zahlreich, statt. Die kleineren Treron- Kit^n. nisten im Gebüsch kaum mannshoch über dem Boden in einem flachen Reisernest; das Gelege besteht gewöhnlich aus nur zwei weisslichen Eiern. Die Arten, welche ich beobachtet habe, sind: Treron nasica Schlegel. Nicht sehr häufig, besonders in Serdang. Treron oxyura Temminck. Dieses Thier kommt in der Küstenebene nicht vor, bildet aber auf dem ganzen Plateau von Tobah den, so viel mir bekannt, einzigen Ver- treter der Tauben dortselbst. Ich habe Exemplare auf dem Gipfel des Dända-binoa in über 6000 Fuss Meereshöhe geschossen, Treron vernans Linne , Treron olax Temminck und Treron pitlverulenia Wallace. Sind die gemeinsten Arten. Alle diese zusammen werden von den Ma- laien Punej genannt. Treron capellei Temminck. Ist ebenfalls sehr häufig, und heisst nach ihrem Ruf: N'groa-ngroa. Von der Küste werden oft ganze Bootsladungen dieser Thiere, welche 158 mit Getäh (Leim) oder Schlinge gefangen sind, lebend auf den Markt nach Deli gebracht und das Stück zu fünfzehn Cents engUsch verkauft. Carpophaga perspicillata Temminck. Mal. Prgam , ist ebenfalls nicht selten und wird von den Malaien wie die vorige gefangen. Ich habe öfters gesehen , dass man ihr die Augen- lider zunähte! Carpophaga badia Raffles. Ist viel seltener. Ich habe nur in Serdang zwei Exemplare erbeutet. Ptilopiis jambu Gmelin. Diese prachtvolle Taube habe ich in grossen Flügen , aber stets nur in den Baumwipfeln des dichtesten Urwaldes wahrgenommen, wohin, die Carpophaga- Axitn ausgenommen, keine andere Taube geht. Chalcophaps indica Linne. Von den Malaien Picnej taiiah , Erdtaube , genannt , weil sich das schöne Thier am liebsten auf dem Boden und zwar der dichten Wälder und ab- gelegenen Gebüsche aufhält. Die Malaien lieben ihr Fleisch ausserordent- lich und stellen ihnen leidenschaftlich nach. Sie bauen zu dem Zweck an einem Ort im Walde, wo sie wissen, dass die Erdtaube sich aufhält, eine möglichst verborgene Laubhütte, deren Wände das Durchgreifen gestatten, streuen aussen bis dicht an die Wand Futter, und hocken sich hinter ihren Schirm , indem sie den sanften , hohlen Lockruf der Erdtau- ben ausgezeichnet nachmachen. Sobald die Thiere erscheinen und Futter pickend, der Laubwand zu nahe kommen, werden sie von Innen schnell ergriffen und in Sicherheit gebracht. Diese langsame, zeitraubende Jagd können eben auch nur die ruhigen , phlegmatischen Malaien ausüben ! Die Erdtaube hat einen reissend schnellen Flug, hält sich aber immer ziemlich nahe dem Boden ; man kann sie oft wie einen grüngoldigen Blitz durch das Gebüsch schiessen sehen. Turtur tigrmus Schlegel. Ueberall, besonders aber auf Brachfeldern, sehr häufig, oft in ganzen Flügen. Auch auf der Hochebene von Tobah bis zum gleichnamigen See in grosser Menge. Ihr malaiischer Name ist Balam. Sie ist der Lieblings- vogel dieses Volkes. Beinahe jeder Malaie hält sich eins oder ein Pärchen dieser Thierchen, deren Stimme ein angenehmes, sanftes Rucksen ist, ja er nimmt sie sogar gewöhnlich auf seinen Gängen und Reisen mit. 159 Es ist merkwürdig zu sehen, wenn einem mitten im Wald so ein wildes Malaiengesicht begegnet, in der einen Hand kampfbereit den haarschar- fen Parang, in der andern, auf einem flachen , tellerartigen Untersatz ohne Gehäuse sein Turteltäubchen , das er wie seinen Augapfel hütet und für das er oft sein ganzes Vermögen (lo — 15 Dollars für ein schönes Männ- chen) ausgibt. Dies thut er jedoch nicht wegen ihrer Federpracht oder ihres schönen Gesanges, sondern einzig und allein, weil die streitlustigen Männchen ihm einen Ersatz für seine vielgeliebten Hahnengefechte bie- ten. Sogar der Sultan von Deli hält sich solche Kampftauben, Gefangen werden die Balam's fast ausschliesslich in feinen Rosshaar- schlingen, die man in der Nähe im Kreise herumsteckt. Im Innern des- selben liegen Reiskörner verstreut und sitzt der Lockvogel versteckt. Geopelia striata Linne, bei den Malaien Mrbo genannt, ist ebenfalls nicht selten. Bei Labuan habe ich etwa ein Dutzend dieser hübschen Täubchen bemerkt, von de- nen immer das eine oder andere Pärchen auf dem freien Platze vor mei- nem Hause umhertrippelte. Es könnte jedoch auch sein , dass die in der Küstenebene befindlichen Thiere entflogene Gefangene oder Nachkommen derselben sind, denn ihr eigentliches Verbreitungsgebiet ist entschieden auf den Bergen, dem Plateau von Tobah, und namentlich die Umgebung des nördlichen Theiles des Tobahsees, wo es von den Battas zu hunder- ten gefangen und zum Verkauf nach der Küste gebracht wird. Auch dieses Thierchen hält der Malaie gern und erfreut sich an seinem ungemein schwachen und zarten, flötenden Rucksen, das wie „tuhtuhtuh- tuh" klingt. Argusianus argus Linne. Von den Fasanenvögeln ist natürlich zuerst der prächtige Argusfasan anzuführen. Ueberall wo es noch dichte , jungfräuliche Wälder gibt , ist der Argusfasan ein sehr häufiges Thier, der von früh Morgens bis spät in die Nacht, ja oft sogar noch um Mitternacht sein lautes, jauchzendes, weithin durch den Wald hallendes „Uäuw— wau" (woher sein malaiischer Name: ,,\Jau'\ nicht Kmu, wie auf der Westküste) erschallen lässt. Auf jedes Geräusch im Wald, auf die Stimmen von Menschen, das Gewieher von Pferden , auf Alles , ja sogar auf Gewehrschüsse gibt er Antwort. Die momentan entstandene Todtenstille sofart nach einem Schuss unterbricht das jauchzende , gewisserniassen verwunderte „Uauw" unseres Vogels , und zwar so nahe , dass man sich unwillkürlich nach demselben umsieht. Aber i6o dies ist völlig vergebens; denn so vorlaut der Argusfasan ist und zu jedem Ton seine Stimme abgeben zu müssen glaubt , so vorsichtig und scheu ist er auch , und ihn zu Gesicht oder gar zum Schuss zu bekommen , ist fast eine UnmögUchkeit; ich kenne keinen Jäger, weder einen europäischen noch einen inländischen, dem es trotz hundertfacher Versuche gelang, ein solches Thier zu erlegen. Und doch weiss ich zwei Pflanzer zu nen- nen , vollkommen glaubwürdige Leute , die mir versicherten , während ihrer Arbeiten im Dschungel je eine Gesellschaft derselben zufällig gesehen und einen Hahn erlegt zu haben. Da ich an der Richtigkeit dieser Mitthei- lungen keinen Grund zu zweifeln habe , so kann ich nur annehmen , dass die Thiere auf ihren Balzplätzen , wo ihnen wahrscheinlich auch wie bei andern Vögeln ihre scharfen Sinne für einen Moment umnebelt sind, überrascht wurden. Gehör und vielleicht auch der Geruch müssen bei ihnen ausgezeichnet sein; denn, bauend auf die Erfahrung, dass der C/a/^ jeden lauten Ruf gern und herausfordernd beantwortet , combinirte ich mir nach vielen erfolglosen Versuchen einen Jagdplan. Ich blieb ruhig auf einem Waldpfade stehen und ahnte das Geschrei des Vogels nach, was mir recht gut gelang : der Uau antwortete auf jeden Ruf und kam offenbar, von Neugierde getrieben, näher. Nun hatte ich meine zwei malaiischen Jäger einige zwanzig Schritte rechts und links sich langsam und vorsich- tig still in den Busch schleichen lassen , um den Standort des Uau während seines Geschreies zu erspähen und ihn selbst zur Strecke zu brin- gen. Eine Zeit lang ging dies auch ausgezeichnet; der Vogel antwortete lustig und von meinen zwei Jägern war Nichts mehr zu sehen und zu hören; ich glaubte schon, dass meine List tri umphiren werde. Da plötzlich war der Vogel verstummt und gab keinen Laut mehr; er hatte den Bra- ten gerochen und sich empfohlen. Das beste und einzige Mittel, ihn zum Schuss zu bekommen, wird demnach immer nur sein, sich zur Balzzeit, des Morgens zwischen fünf und sieben Uhr, wie mir die Malaien A'er- sicherten, auf einem seiner Spielplätze anzuschleichen. Diese Spielplätze sind rundhche, freie, von jedem Gräschen und Aestchen gereinigte Plätze von vielleicht 50 Schritt Durchmesser, mitten im dichtesten Wald verborgen, von denen aus mehrere leicht ausgetretene Pfade wegführen. Dort gibt der Hahn mit ausgebreiteten Flügeln und Schwanz den rings- um im Gebüsch sitzenden Hennen seine erotischen Tänze zum Besten. Bekannt mit diesen Eigenthümlichkeiten , haben die Malaien eine eigen- thümliche Fangmethode erfunden. Den Leuten, welche sie mir erzähl- ten, glaubte ich anfänglich nicht. Ich habe aber später so oft diese An- gaben bestätigt gefunden und auch mit Hülfe meiner erfahrenen Jäger, i6i freilich ohne Erfolg angewandt, dass ich an der Wahrheit der Thatsache nicht mehr zweifle. Die Malaien nämlich spitzen drei Fuss lange Bambu- splitter messerscharf zu und graben sie auf den Spielplätzen zwei Fuss tief senkrecht in den Boden , sodass sie noch einen Fuss hervorstehen. Kommt nun der Hahn und will seinen Weibchen etwas vortanzen , so wird er durch den Bambusplitter gar sehr gehindert. Er sucht ihn dess- halb zuerst mit den Ftissen und da das nicht geht, mit dem Schnabel fortzuschaffen und herauszuziehen. Durch das Misslingen immer wüthen- der gemacht, dreht und zerrt er so energisch, indem er um den Split- ter herumläuft , dass er bald mit seinem Hals den scharfen Seiten des- selben zu nahe kommt und sich so selbst die Kehle abschneidet. Bedingung für das Gelingen dieser Fangmethode ist, dass man seine Spur beim Herrichten des Bambusplitters vollkommen zu verwischen versteht, und daran scheinen meine Versuche gescheitert zu sein. In Schlingen wird übrigens der Argusfasan von den Malaien oft gefangen und in Serdang konnte ich für zwei Dollar pro Stück eine Menge derselben haben. In der Gefangenschaft hält sich unser Vogel, wenn man ihm genügenden Spiel- raum lässt, sehr lange. Das Hauptfutter der meinigen war Reis, gekocht und roh. Der Vogel brütet auf dem Boden , wie es scheint in Mulden zwischen Baumwurzeln oder Erdlöchern. Mein Jäger brachte mir einst zwei beinahe gänseeigrosse , grünlich weisse Eier, die er in einem solchen Erdloche fand , und von denen er behauptete , sie gehörten dem Argus- fasan an. Die Malaien unterscheiden übrigens mehrere Arten von Uau's, und ich glaube , dass sie darunter verwandte Thiere , wie Polypleciron , ver- stehen. Von diesen jedoch habe ich niemals ein Stück erhalten, sodass ich auf ihr Vorkommen nur aus der obenerwähnten Thatsache schliessen kann. Wenn also ein Polyplect7-on oder ähnliche Vögel vorkommen sollten, was nicht unwahrscheinlich ist, weil man sie sowohl in Malakka als auf der Westküste Sumatra's gefunden hat , so müssen sie ausserordentlich sel- ten sein, denn die Malaien hätten gewiss nicht versäumt, mir einen sol- chen Vogel, den ich stets mit einer angemessenen Summe zu bezahlen versprach, zu bringen. Das Waldhuhn, mal. Ayam utan, oder Ayam rimba, Gallus ferrugineus Linne , ist ebenfalls sehr häufig. Es hält sich in Paaren und kleinen Trupps vorzugsweise in buschigem Jungwald und an den Rändern des Urwaldes auf. Sein Krähen ist viel heller und kürzer , nicht so lang hinausgezogen 11 102 wie bei unserm Haushahn , ein ganz kurzes , abgebrochenes Kikeriki. Das Waldhuhn ist sehr scheu und schlau , und ich habe nur ein einzigesmal eines zum Schuss bekommen. Ihre Anzahl hat sich seit Anlegung der Tabaksplantagen in Deli beträchtlich vermehrt , weil erstens hiedurch viel buschiger Jungwald geschaffen wurde, und zweitens, weil den überall zerstreut wohnenden Kulis eine Menge zahmer Hühner in den Wald ent- liefen und verwilderten. Der Waldhahn lockt die zahmen Hühner förm- lich an und verleitet sie zur Flucht, wie ich das an meinem eigenen Hühnerhofe mit Verdruss bemerkt habe ; das umgekehrte , dass ein wilder Hahn sich von zahmen Hühnern in den Stall locken lässt, kommt nie- mals vor. Ich glaube, dass man jetzt in Deli mehr verwilderte, als wirk- lich wilde Hühner antreffen wird. Die Kampflust der Hähne gereicht ihnen zum Verderben, indem die Malaien ihre Fangmethode darauf grün- den. Sie tragen einen halbgezähmten, wilden Hahn an einen Ort, wo sie Waldhühner vermuthen, binden ihn dort an ein Stück Holz auf dem Boden fest und stellen kreisförmig die Schlingen um denselben herum ; die auf das Krähen des fremden Hahnes erbost herbeieilenden Thiere werden so mit leichter Mühe die Beute der Vogelsteller. Euplocamus vieilloti G. R. Gray. Das grosse Fasanhuhn, von den Malaien Bleiang genannt, ist in jungfräulichen Wäldern ebenfalls ein sehr häufiges Thier, das man leicht überraschen kann; ich habe verschiedene geschossen. Sie laufen im dich- ten Wald nach Hühnerart behend auf dem Boden umher und huschen mit grossen Schritten über die Pfade; doch scheinen sie auch oft von ihren Flügeln Gebrauch zu machen , denn so oft ich in Serdang durch den Wald ging, konnte ich alle paar Minuten das dumpfe, durch die Resonanz des Waldes verstärkte und wie ein fernes Donnergrollen klin- gende Geräusch des Auffliegens unseres Bleiang vernehmen. In Gefan- genschaft hält sich der Vogel nicht lange; ein Lieblingsfutter sind die herabfallenden Früchte der Feigenbäume , welche auch die Tauben so gerne fressen , und dabei werden die Thiere von den Malaien oft in Schlin- gen gefangen. Ihr Fleisch habe ich, ganz junge Thiere ausgenommen, zu allen Zeiten zähe und unschmackhaft gefunden. Einen schönen Anblick gewährt die grosse ultramarinblaue Augenhaut des Hahnes mit dem feuer- rothen Auge darin. Auch dieser Vogel ist für Sumatra neu. Mein Freund Büttikofer schrieb mir: E. vieilloti ist eine überraschende Neuheit für Sumatra." Henry O. Forbes in seinen „Wanderungen eines Naturforschers", i63 tibers. V. Teuscher, führt ihn jedoch in seiner Liste sumatranischer Vö- gel (von Padang) auf, nach welchem Autor gibt er nicht an. lurnix pugnax Linn6. Der Piijo, wie ihn die Malaien nennen, ist in allen Lalangsavanen ge- mein, wo er sich in Trupps bis zu zwölf Stück und mehr herumtreibt. Er ist ebenfalls ein Lieblingsvogel der Malaien , den man fast eben so häufig gefangen sieht, wie die Turteltaube, und aus demselben Grunde. Denn die Kampfwachtel hat ihren Beinamen pugnax nicht umsonst. Wäh- rend es sonst aber die Männchen , die Hähne sind , welche kämpfen , sind es hier einmal ausnahmsweise die viel robusteren Hennen. Um die Kampfwachteln zu fangen, setzen die Malaien ein Weibchen in einem vorn mit einer Art Fallgatter versehenen Käfig aus. Der dumpfe Ruf des Gefangenen, der etwa wie hu-hu-hu klingt, lockt die wilden Wachteln an , die kampfbereit dem Lockvogel auf den Leib rücken und sich plötzHch, wenn sie auf das Sperrhölzchen getreten sind, innerhalb des Fallgatters gefangen sehen. Eine gute Kampfwachtel steht einer Tur- teltaube im Preise gleich. Auch die Batta's halten die Pujos, um sich an ihren Kämpfen zu ergötzen , und die Thiere aus den Bergen und vom Plateau von Tobah haben sogar den Ruf besonderer Stärke und Kraft. Sie werden desshalb viel nach der Küste herab verkauft. Excalfactoria sinensis Linne. Die Zwergwachtel ist, an denselben Orten wie die vorige, nicht gar häufig. Sie heisst bei den Malaien Fujo padang , und wird hie und da ebenfalls zum Kampf abgerichtet. Rollubis roulroul Scopoli. Ist in lichtem Wald nicht gerade sehr selten und wird von den Ma- laien, bei denen der Vogel Siatung heisst, in Fallen und Schlingen ge- fangen. Ich besass ein Pärchen derselben lange Zeit lebend. Charadrius fulvus Gmelin. Watet in Gesellschaft zur Ebbezeit auf dem Schlamme am Küstensaum herum. Ich habe das Thier nur bei Serdang gesehen, und nur in einem einzigen Trupp. Charadrius mongolicus Pallas. Auf den Schlammfeldern der Küste häufig. 164 lotanus glai-eola Linn6. An den Sandbänken und Ufern aller Flüsse sehr häufig, bis weit ins Land hinauf. Auch diesen Vogel gibt Forbes u. a. O. von den Lampongs an, Totanus calidris Gmelin, Seltener, zur Ebbezeit auf den grossen Schlammbänken vor der Mün- dung des DeUflusses. Totajius hypoleucos Linne. An denselben Orten gemein. Jej-ekia cinerea Güldenstedt, Ebendort, häufig, meist in grossen Schwärmen bis zu hundert Stück, welche mit grellem, schrillem Geschrei, wie ein langgezogenes „Krihk" klingend, über die ausgedehnten Schlammfelder hinstreichen. Ein Schuss in einen solchen Schwärm lässt oft ein ganzes Dutzend her- abpurzeln. Sie haben, wie alle bisher erwähnten Wasser- und Strandläu- fer, ein zartes, wohlschmeckendes Fleisch und werden darum oft ge- schossen. Numeiiius arcuatus Linne, Gesellschaftlich und ziemlich häufig an der obengenannten Meeres- küste. Durch seine Grösse und seine Klugheit dominirt er unter dem Vogelgewimmel auf den dortigen Schlammbänken ganz entschieden. Wen jemals schon ein Numenius geäfft hat , indem er langsam , gleichsam spie- lend und herausfordernd, gleichen Schrittes mit dem anschleichenden Jäger und immer ausser Schussweite bleibend, zurückweicht, dann aber plötzlich , wenn ihm dies Spiel zu lange dauert , unter seinem schrillen , überlaut hallenden Hohngelächter „Krähk-Krähk" , das erst in weiter Ferne erstirbt, dahinfliegt und dadurch jede lebende Feder auf einen Kilo- meter in der Runde verscheucht , der wird begreifen , mit welchem Aer- ger ich diesen schlauen, hohnlachenden Gesellen, den ich niemals in Schussweite bekommen konnte, erwähne. Gefangen habe ich ihn trotz seiner Wachsamkeit doch einmal in einem malaiischen Fischerdorf ge- sehen. Er befand sich anscheinend, mit einem durch seine Nasenlöcher gezogenen Bindfaden angebunden , nicht übel , und betrug sich ganz zahm, wie ein Philosoph , der auch des Lebens Missgeschick mit Würde zu tra- fen weiss. lös Gallina^o stenura Kühl. Diese Beccassine ist von October bis etwa Mitte Februar nicht selten , oft sogar, besonders auf Grasflächen, wo Heerden zu weiden gewohnt sind , sehr häufig. Sie fällt dort regelmässig kurz vor Eintritt der Dunkel- heit ein, und lässt sich, selbst wenn mehrere Abende hintereinander auf sie gejagt wird, von einem solchen Ort nicht vertreiben, wahrscheinlich weil derartige Localitäten in Ermanglung grosser Viehheerden selten sind und weil die sonst so bevorzugten Sawahreisfelder auf der Ostküste gänz- lich fehlen. Sie wird nur viel vorsichtiger und fällt dann erst nach Ein- bruch der völligen Dunkelheit ein. Während des Tages überrascht man oft eine und die andere am Rande feuchter, sumpfiger Strassengräben. Von Sumpf- und Wasserhühnern {Rallidae) kann ich vier Arten an- führen : die häufigste ist Erythra phoenicura Pennant , mal. Roa-roa genannt, nach seinem Geschrei. Dasselbe ist überall zu fin- den, wo sumpfiges, feuchtes Gebüsch ist, vornehmlich an Flussufern, und beschränkt sich nicht auf den Boden allein , sondern klettert und fliegt auch gerne im niederen Busch. Hypotaenidia striata Linne , mal. Sintar, lebt paarweise und bis zu kleinen Trupps in Sümpfen, geht aber auch, wie ich beobachtet habe, auf trockenes Land, z. B. Lalang- wiesen, heraus. Häufig, besonders in der Umgebung von Labuan. Als ich einst den Wunsch aussprach, lebende Exemplare zu kaufen wurden mir in Zeit von einer Woche gegen zwanzig Exemplare von den Malaien gebracht, alle frisch in Fallen gefangen. Ich hatte vorher höchstens ein und das andere Thier einmal über den Weg laufen sehen. Im Käfig hiel- ten sie sich nur etwa vierzehn Tage. Rallina fiisca Linne. Nicht häufig, wie es scheint, denn ich erhielt nur ein gefangenes Exemplar. Gallinula chloropus Linne. In Sümpfen und stehenden Wasserläufen ebenfalls nicht sehr häufig. Ich habe von meinen Jägern auch Exemplare von der Hochebene von To- bah aus den Karoländern erhalten. i66 Von Reihern sind an den Ufern aller Flüsse, besonders aber im Delta des Deliflusses, häufig: Ardea tnacrorhyncha Gould. Das für Sumatra neue Thierchen sitzt gewöhnlich auf dem Boden in der Nähe des Wassers zwischen den Stengeln des jung aufschiessenden Gebüsches und ist so wenig scheu ^ dass es sich mit langsamen, gravitä- tischen Schritten nur eben so weit ins Gebtisch zurückzieht , um aus dem Gesichtsfeld zu kommen. Ein auf Gerathewohl nachgesandter Schuss wird es desshalb immer erlegen. Mal. Tiong ayer. Ardea cinerea Linne habe ich am Meeresstrande bei Rantan pandjang , in Serdang , oft gesehen. Sie fischten truppweise zusammen, indem sie, in einer Reihe nebenein- ander stehend, langsam gegen das Ufer vorrückten. Ardea piirptirea Linne. In der Küstenebene selten, desto häufiger aber auf dem Plateau von Tobah, besonders an den Ufern des gleichnamigen Sees. Ich hatte dort beständig mehrere dieser Reiher im Gesichtsfeld , und sie waren so wenig scheu, dass sie mich, auf den kahlen Wiesen sitzend, ungedeckt, bis auf 10 Schritte herankommen liessen. Nach einigen Tagen jedoch, nachdem sie das verderbliche Feuergewehr kennen gelernt hatten , kostete es schon grosse Mühe, noch einen zu überlisten. Zum Schlafen sah ich ihn auf Bäumen dicht bei den Häusern der Batta-Kampongs. Ardea swnairana Rafifles. Selten und vereinzelt , sowohl am Seestrande als an Sümpfen im Innern Deli's von mir beobachtet. Bubulcus coromandus Boddaert. Mal. Bango putch. Zu gewissen Zeiten häufig und fast immer trupp- weise. Auch ich habe ihn oft auf ruhenden Karbau's sitzen sehen , ebenso oft aber auch Exemplare von hohen Durianbäumen herabgeschossen. Einen dem vorigen sehr ähnlichen Reiher habe ich einmal, auf eine ziemlich weite Entfernung, am Seestrande bei der Mündung des Deli- flusses sitzen sehen. Da ich das Thier nicht schiessen konnte , bin ich nicht im Stande anzugeben, ob es der gewöhnliche Kuhreiher, oder eine andere Art war; ich bin jedoch geneigt, das Letztere zu glauben, da ich sonst nie einen Kuhreiher am Seestrande und ganz allein gesehen habe. 167 Nycticorax griseus Linne. Ich habe ein einziges Exemplar Nachmittags um 4 Uhr quer über die Mündung des Serdangflusses streichen sehen. Abends mit Einbruch der Dunkelheit kam dasselbe dann heraus in das seichte Wasser ani Strand und fing dort nach Reiherart zu fischen an. Ein Schrotschuss lähmte seinen Flügel, aber es kostete grosse Mühe, den Nachtreiher, der mit grosser Schnelligkeit laufend das nahe Gebüsch zu erreichen suchte, zu haschen und dingfest zu machen. Bekannt von Java, Borneo und Banka ; für Sumatra neu. Leptoptilos javanicus Horsfield. Der Bangoh , wie ihn die Malaien nennen , ist am Seestrande bei Deli sehr häufig und streicht von da, oft in ungeheurer Höhe seine majestä- tischen Kreise ziehend , durch das ganze Land. Er wird sehr zahm und von den Europäern oft als Hausthier gehalten. Ein ehrwürdiger Kahl- kopf, nur im Nacken mit einigen spärlichen Haaren versehen, bewegt er sich in seinem schwarzen Frack und weisser Weste voll abgemessener Würde und Anstand überall frei, und ungenirt umher, erhebt sich in die Luft, macht grosse Ausflüge und kehrt wieder, wenn auch in grossen Zwischenräumen, zurück, indem er als kleines Pünctchen hoch oben in der Luft erscheint und sich schraubenförmig langsam ohne Flügelschlag herablässt. Er gibt und erhält auch gelegentlich Besuch von seinen wilden Verwandten. Futter braucht man dem Bangoh gar keines zu geben, da er sich vollkommen selbst ernähren kann , und zwar vorwiegend mit In- secten , meist Orthopteren , die er , wie ein Storch vorwärts schreitend , und bei jedem Schritte den Kopf wagerecht vorwerfend, geschickt mit seinem grossen , ungeheuren Schnabel von den Grashalmen weghascht. Gibt man ihm aber ausserdem noch gutes Futter — er ist nicht wählerisch — so lohnt er es durch Anhänglichkeit an Hof und Haus, auf dessen Dach er sich gerne setzt , und durch eigenthümliche mit grossem Anstand und ZierUchkeit ausgeführte Verbeugungen und Complimente, die er mit halb ausgebreiteten Flügeln und unter freudigem, halblautem ;,gahk-gahk- gahk" macht, so bald er seinen Herrn mit dem Futternapf sieht. Man kann ihn übrigens auch sehr böse machen, wenn man etwa ein Taschen- tuch vor seinem Kopf hin- und herschwenkt oder ihn sonst reizt. Dann läuft er selbst seinem Pfleger erbost nach und hackt mit seinem gefähr- lichen Schnabel nach ihm , besonders aber nach dem Tuch. Auch fremde Personen ängstigt er zuweilen durch solche , aus purem Vergnügen unter- nommene, Attaken. Nach jedem Angriff, ob geglückt oder misslungen , i68 klappert er mit dem Schnabel einen Triumph- und Siegesmarsch. Der Bangoh sitzt sowohl gern auf den Sande des Seestrandes, als in den Gipfeln der höchsten Bäume. Ueberrascht man ihn an ersterem Ort, so zieht er sich meist , anstatt aufzufliegen , was ihm einige Mühe zu kosten scheint, mit grossen, eiligen Schritten nach dem nahen Rhizophoren- dickicht zurück. Meine Leute sind ihm oft dahinein gefolgt und haben ihn gefangen oder erschlagen, denn das Wurzelgewirr und die Aeste hin- dern ihn sowohl am Fliegen, wie am schnellen Laufen. Doch mussten sie sich stets dabei vor seinen heftigen, nach den Augen gerichteten Schnabelhieben in Acht nehmen. I'e/ecanus-Species ? Hie und da sah ich auch, ziemHch weit auf dem Meere draussen, einen einsamen Pelekan fischend seine Kreise auf dem Wasser ziehen. Das Thier war aber so scheu, dass gar keine Möglichkeit war, ihm auf Schussweite anzukommen. Podiceps minor Latham. Den kleinen Zwergtaucher habe ich nur an einer einzigen Stelle, aber zahlreich, nämlich am Tobah-See, auf der Hochebene in der Bucht von Tinging beobachtet. Sie hielten sich von Anfang an scheu in mehr als Schussweite vom Ufer ab, und ich musste, um sie zu erlegen, in einem sehr kleinen, bei der geringsten Bewegung umkippenden Einbaum hin- ausfahren. Nach zweimaliger Jagd waren sie so scheu geworden, dass es mir dann nicht mehr gelang, an sie heranzukommen. Die Localität Su- matra ist neu. Von Möwen , deren ich mindestens eine Art beobachte , gelang es mir nicht Exemplare zu schiessen. Eine Sterna alba? Linne, war sehr häufig , in grossen Flügen auf dem weissen Strandsande bei Ser- dang. Ich konnte auch diese niedlichen Thierchen oft beobachten, wie sie, in dichten Haufen des Morgens etwa um 8 Uhr, spielend über einer Stelle des Meeres sich herumjagten, auf und nieder stiegen und einmal über das andere lustig zwitschernd kopfüber in die klaren Fluthen stürzten. Dendrocygna arcuata Cuvier, mal. Beliebis , ist in den Sümpfen und Gräben bei Labuan in grosser 169 Anzahl vorhanden, und die malaiischen Fürsten halten oft Jagden auf die- selben ab, wobei viele Dutzende erlegt werden. Am besten sind sie des Morgens frt\h vor Sonnenaufgang zu beschleichen. Sie liefern einen wohl- schmeckenden Braten. Anas scuiulaia S. Müller. Eine grosse Ente, lebt einsam, seltener paarweise, an den verborge- nen , abgelegenen Sümpfen im Walde , und ist ziemlich schwer zu be- schleichen. Doch habe ich schon manche in den sumpfigen Gräben der schmalen Waldwege in Serdang überrascht. Regelmässig des Abends um sechs Uhr kann man sie unter lautem , näselndem „Gahgak, Gahgak" über die Gipfel der Wälder hin ihrem Schlafplatz zustreichen sehen. Das Thier war bislang nur von Birma und Java bekannt. SCHLANGEN ckd SAURIER. Typhlina lineata Rein ward. Nicht selten. Cylindrophis rufa Laurent. Häufig des Morgens auf den Landstrassen nach einem Regen, der das Thierchen wahrscheinlich aus seinen Erdlöchern hervortreibt. Es fällt ge- wöhnlich durch die sonderbaren Sprünge und Bewegungen auf, mit denen es sich auf dem ihm offenbar ungewohnten Terrain umherschnellt. Die Malaien nennen dasselbe JJlar kapala dua , zweiköpfige Schlange , da sie das dicke Schwanzende ebenfalls für einen Kopf halten; der Umstand be- stärkt diesen Irrthum , dass die Schlange sich auch rückwärts schnellt und dabei das Schwanzende wie einen Kopf erhebt. Ich selbst konnte oftmals bei den sonderbaren Sprüngen nicht auf den ersten Moment vorne und hinten unterscheiden. Xenopeltis unlcolor Reinward. Diese Mulmschlange kommt sehr selten freiwillig zu Tage, ist aber beinahe unter jedem Schutt- und Moderhaufen anzutreften. CoroHella-K\\.QXs. habe ich zwei gefunden , beide nicht selten , nämlich Coronella baliodeira Boie und C. octolineata Schneider, ebenfalls unter Schutt- und Mulmhaufen. Elaphis melanura Schlegel. Ist sehr häufig und wird von den Eingebornen oft mit der Brillen- 170 Schlange verwechselt. Ihr liebster Aufenthalt ist auf Wiesen zwischen den Grasbüscheln und im Grase der Wegränder. Coryphodon korros Reinward. Seltener. Auch diese unschädliche Schlange wird oft von den Eingebor- nen mit der schrecklichen Hutschlange, Ophiophagus elaps, verwechselt. Jropidonotus trianguligerns Schlegel. Nicht selten. Ein Exemplar habe ich in einem Wassergraben auf der Hochebene von Tobah gefangen. Amphiesma rhodotnelas Schlegel. Ich habe nur ein einziges Exemplar gefangen; Amph. chrysargos Boie und Amph. flaviceps D. & B. bei Labuan. Liopeltis iricolor Schlegel. Häufig. Das Thier hält sich am liebsten auf erhabenen Puncten, alten Zäunen u. s. w. sowie niederem Gebüsch auf. Gonyosojna oxycephalum Reinward. Nicht häufig. Ein bissiges Thier , das durch seine Färbung einem oberfläch- lichen Beobachter die giftige Bothrops hage?ii vorzutäuschen im Stande ist. Hypsirhi7ia plumhea Boie. An den Ufern des Deliflusses bei Labuan bis zum Meere. Homalopsis buccata Linne. Die gemeinste Wasserschlange in DeH , besonders im Brackwasser der Deli- flusses zwischen dem Wurzelgewirr der Rhizophoren , welche im Malaiischen bakau heissen. Daher auch der Name der Schlange: Ular bakati. Ho7nalopsis boaefor?nis Schneider. Ebendort. Fsafninody?iastes pulverulentus Boie. Von den Malaien Ular sampa genannt und als giftig sehr gefürchtet. Dieses Thierchen hält sich am liebsten auf kahlen, sandigen, sonnigen Stellen, z. B. im Staub der Strassen auf, mit dem seine Färbung gut har- monirt. 171 Die Baumschlangen (Dendrophiden) sind zahlreich, in sechs Arten ver- treten. Man würde jedoch sehr irren , wenn man aus ihrem Namen schlies- sen wollte, dass die Baumschlangen ausschliesslich auf Bäumen leben. Auf wirklichen, einigemiassen hohen Bäumen leben nur zwei Arten, Dryophis prasina Wagler und Clu-ysopelea ornata Shaw. Die übrigen, Dendrophis picta Boie und D, octolineata D. & B., sowie Leptophis formosa Schlegel , leben auf dem Boden und dem niederen Gesträuch; keine der letzteren habe ich auch nur in Mannshöhe gesehen, obwohl ich viele hundert von Exemplaren beobachtet habe , denn die Baumschlangen , mit Ausnahme von Z. formosa sind allüberall gemein. Einmal sah ich, wie ein durch seinen schön feuerroth getupften Rücken als Männchen sich kennzeich- nendes Exemplar von Chr. ornata einen ganz glatten, über einen Meter im Durchmesser haltenden , Durianbaum hinaufstieg, dessen Aeste erst gegen 30 Fuss vom Boden begannen. Es war wunderbar zu sehen , wie die Schlange zwar langsam , aber unaufhaltsam an der glatten , senkrechten Fläche in fast gerader Richtung emporklomm ohne jeden äusserlich wahr- nehmbaren Anhaltspunct , indem sie ihren Körper in eine Menge kleiner Windungen zusammengezogen hatte; ich zählte deren oft ein Dutzend in einer einzigen Stellung. Chrysopelea hasselii Bleeker. Das schöne , feuerfarben geringte Schlänglein , welches unmittelbar an der Küste, dagegen nicht besonders selten in den Vorbergen von mir gefangen ward, habe ich niemals klettern, sondern immer auf dem Bo- den gesehen, doch ist dies wahrscheinlich nur ein Zufall. Alle erwachsenen Baumschlangen sind höchst bissige Thiere , junge Thiere dagegen nicht im mindesten; diese lassen sich ruhig und ohne einen Fluchtversuch zu machen, in die Hand nehmen und mit sich spielen. Erwähnen will ich noch, dass ich D picta und octolineata öfters Frö- sche und Eidechsen habe fangen sehen. Ich wurde auf die Jagd, wenn sie meinen Augen verborgen war , immer durch das jämmerliche , bestän- dige Quacken der Gefangenen aufmerksam. 172 Dryophis prasina Wagler. Lebt auch in hohen Baumwipfeln und gewährt durch ihre unendlich leichten, graziösen Bewegungen einen wunderbaren Anblick. Das Thier scheint allen Gesetzen der Schwerkraft Hohn sprechen zu können. Den Dipsadeiden gehören vier Arten zu , welche alle im Gesträuch , aber stets ziemlich nahe dem Boden leben. Dipsas dendrophila Reinward. Nur die grösste und schönste Art, geht höher. Man kann diese oft, wenn man im Kahn auf den Flüssen dahinfährt, auf den über das Was- ser hereinhängenden Zweigen , unter denen man durchfährt , in einen Knäuel zusammengeballt, sich sonnen sehen. Sie ist fast eine Wasserschlange zu nennen, da sie sich stets in der Nähe des Wasser hält und nur im Ge- sträuch der Flussufer anzutreffen ist; sie besinnt sich auch keinen Augen- blick, verfolgt, ins Wasser zu stürzen und Gebrauch von ihrer vortreffli- chen Schwimmkunst zu machen. Mit den , im Leben prachtvoll orange- gelben Bändern, wie sie z.B. Brehm in seinem Thierleben (II Aufl., VII Bd., p. 391) abbildet, habe ich das Thier in Deli niemals gesehen. Die Bänder sind bei den dortigen Exemplaren stets zu oft sehr kleinen , ver- einzelten Seitenflecken eingeschrumpft. Es ist diese Schlange ein bissiges, leicht in Wuth gerathendes Thier, das natürlich von den Eingebornen ebenfalls als sehr giftig gefürchtet wird. Eine Schaar unserer Kulis rief mich einst nach dem Fluss, wo eine grosse , giftige Schlange gesehen worden sei. Dort angekommen , gewahrte ich auf einem einsam über das Wasser hängenden Zweige unser Thier schlafend in einen Knäuel gerollt. Auf einen wahrscheinlich schlecht ge- zielten Schuss stürzte sich die Schlange blitzschnell ins Wasser und schwamm behende mit wuthblitzenden Augen und züngelnd erhobenem Kopfe direct auf mich zu, sodass die neugierig herumstehenden Kulis erschreckt da- vonstoben. Erst ein zweiter Schuss tödtete das kampflustige Reptil , als es schon mit halbem Leibe am Lande war. Bei den Malaien heisst die Schlange Ular tlong ^). Die übrigen ebenfalls sämmtlich nichts weniger als friedfertigen Arten sind: 1) Tiong ist der Name eines Vogels, Eulabes javanicus , der schwarzblau von Gefie- der, im Nacken zwei grosse, hochgelbe Hautlappen hat, dem daher die Schlange in ihren Farben etwas ähnelt. Vielleicht desshalb dieser Name. 173 Leptognathus lacvis Boie, mal. Ular ninisende , Dipsas drapiezi Boie und Odoniomus subainiulattis Schlegel. Auch die Zycodon-Arten gelten bei den Malaien für giftig und werden mit dem hauptsächlich für die Brillenschlange gebrauchlichen Namen [//ar upar belegt. Ich habe drei Arten gesammelt: Ophiies siibcinctus Boie , Lycodon aulicum Linne und Lycodoii hebe Schlegel. Es sind alle drei nicht gerade seltene Thiere, die jedoch tagsüber an verborgenen Orten sich aufhalten und nur in der Dämmerung Abends und in der Morgenfrühe träge zwischen den Erdschollen oder über die Strasse kriechen, bei welcher Gelegenheit sie am ersten gefangen werden. Python rcticulafiis Schneider. Die Riesenschlange , Ulai- sawah der Malaien , ist überall sehr häufig, und wird besonders den Hühnerställen gefährlich. Sie ist ein Nachtthier, das nur von den späten Abendstunden an auf Raub ausgeht. Auch in Häusern hält sie sich gern auf, namentlich zwischen den Ataps der Haus- dächer wo sie den Ratten nachstellt. Tagsüber liegt sie an dunklen, küh- len Orten in einen Knäuel gerollt, verborgen unter alten Brettern, Baum- stämmen etc. Die grössten Thiere, welche ich selbst getödtet und zwar mit dem Stock erschlagen habe, massen vierzehn Fuss in der Länge, doch habe ich bei Pflanzern mehreremale lebende Gefangene gesehen , die bedeu- tend grösser waren; glaubwürdige Europäer dort versicherten mir, dass sie schon einige Stücke von 25 Fuss gemessen haben , die an der dick- sten Stelle ihres Leibes mit den beiden Händen kaum zu umspannen wa- ren. Ihr Fleisch schmeckt bekanntlich nicht schlecht, und ward von chi- nesischen Kulis öfters nach Labuan auf den Markt gebracht. In dem Ma- gen der getödteten Exemplare fand ich fast immer Ratten und andere kleine Säugethiere , oder Vögel. Dass sie grössere Thiere , ja Menschen verschlucke, will ich nicht verfehlen auch meinerseits als Märchen zu kennzeichnen. Junge Wildschweine dagegen scheinen ihr wirklich hie und da zum Opfer zu fallen, wie Nachfolgendes beweisen dürfte, das mir von einem Herrn unserer eigenen Pflanzung mitgetheilt ward. Die- ser Herr sass eines Abends mit seinem mir ebenfalls bekannten Bruder 174 kurze Zeit vor meiner Ankunft in Deli auf der Veranda seines Hauses , als sie plötzlich vom benachbarten Wald her ein klägliches Geschrei vernah- men. Einer der Brüder geht hinüber, um nachzusehen, und wie er das Gebüsch auseinander schlägt , erblickt er eine grosse Pythonschlange , welche um einen Baum gewickelt, ein halbwüchsiges Wildschwein in ihren Rin- gen zu erdrücken sucht. Er läuft schnell zurück um seine Gewehr zu ho- len; wie er jedoch mit seinem Bruder wieder an Ort und Stelle kommt, finden sie das Schwein todt am Boden liegen, die Schlange jedoch ist verschwunden. Der Herr, der zuerst hinausging, hatte die Schlange, wie er mir versicherte, absolut nicht erschreckt oder verscheucht, sondern sie war leise zurückgeschlichen; es bleibt also Nichts Anderes anzunehmen, als dass der Bissen für dieselbe zu gross war und sie ihn desshalb liegen Hess. Wenn in der Regenzeit eine der häufigen Ueberschwemmungen oder eine Springfluth eingetreten war, welche das Land nahe der Küste weithin überschwemmte , so konnte ich oft frühmorgens , auf der grossen mit Pfüt- zen und Wassertümpeln durchsetzten Landstrasse oberhalb Labuan bis hinauf gegen Kampong besar, mehrere Stücke einer Acroc/iordtis-Species {fasciatusl Schlegel) erbeuten, welche die Fluth hieher verschlagen und zurückgelassen hatte. Sie waren sehr träge und leicht zu fangen, gewähr- ten aber mit ihrem Bulldoggengesicht einen scheusslichen Anblick. Acrochordiis javanicus Hornstedt. Ein fast 6 Fuss langes Exemplar von dieser Art ward auf dieselbe Weise einmal durch eine Ueberschwemmung mitten in mein dicht beim Flusse zu Labuan gelegenes Hospital , zum Entsetzen der Kranken geschwemmt. Ich bemerke ausdrücklich , dass alle meine Exemplare jenseits der Brack- wassergrenze im süssen Wasser des Deliflusses gefangen wurden. Junge Exemplare waren , wie gesagt , nicht selten , auch nicht von der letzten Art, ein solch grosses Exemplar jedoch, wie das in mein Hospi- tal geschwemmte, wollte noch Niemand gesehen haben. Uebergehend zu den Giftschlangen, habe ich zunächst zwei Angehörige der Gattung Elaps zu erwähnen : Die erste Art ist Elaps bivirgahis Schlegel, ein im Ganzen nicht häufiges Thier, das ich nur einige Male im Grase unter dem Schatten eines Strauches zusammengeringelt gesehen habe und leicht mit dem Stock erschlagen konnte. 175 Elaps furcaius Schneider. Diese zweite Art ist viel lebhafteren Temperaments. Man kann sie oft auf begrasten Feldwegen antreffen. Beunruhigt und gereizt, richten die Thierchen , unter lebhaften Bewegungen , Kopf und Schwanz streitfertig in die Höhe, wobei sie die eigenthümliche Gewohnheit haben , das Ende des Schwanzes eine Strecke weit spiralig aufzurollen. Dadurch wird der An- blick eines weit geöffneten Rachens vorgetäuscht und die Malaien nennen diese Schlange desshalb ebenfalls wie die Cylindrophis rufa^ Ular ka- pala diia. Btingarus annularis Schlegel. Ein häufiges Thier. Man hat die Bungarschlange als Tagthier und trockene Orte liebend, bezeichnet; dies passt für die Oslküste Sumatra's nicht; ich bin ihr hier nur in der späten Abenddämmerung oder früh Morgens begegnet und am meisten an Orten, wo eine Strasse durch sum- pfiges Terrain führte. Sie kriecht ziemlich langsam und träge dahin und macht von ihren furchtbaren Giftzähnen nicht gerne Gebrauch. Eine Zeitlang in der Regenzeit, wenn ich frühmorgens, ehe der Ver- kehr begann, auf die nasse Landstrasse oberhalb Labuan hinausging, konnte ich sicher sein , eine oder mehrere Bungarschlangen anzutreffen. Naja iripudians Merrem , var. sondaica. Ich komme nun zu der berüchtigtsten aller Giftschlangen , der Cobra oder Brillenschlange, mal. Ular upar. Die in Deli lebende Brillenschlange erreicht nicht ganz die Grösse der indischen; auch habe ich die beiden Brillenringe niemals durch ein Joch verbunden gesehen ; die Farbe im Allgemeinen ist dunkler, oft bis zu tiefem Schwarzbraun. Wenn gereizt und am Beissen verhindert, schleudert oft das Thier bei geöffnetem Ra- chen, durch eine Compression der hinteren Schlund- und Kehlkopfmus- keln , seinen Speichel mehrere Fuss weit auf den Gegner , nach dessen Ge- sicht zielend , wie ich verschiedene Male an kreuzlahm geschlagenen Exem- plaren beobachtete. Man bezeichnet die Brillenschlange gewöhnlich als Tagthier, wird die- selbe jedoch am Tage sehr selten gewahr werden , höchstens wenn sie sich vor ihrem Schlupfwinkel sonnt. Sie scheut im Gegentheil helles Sonnen- licht und geht meines Wissens dann niemals auf Raub aus, sondern hält sich unter alten Baumstämmen, Blätter- und Abfallhaufen verborgen, mit Vorliebe in der Umgebung menschlicher Wohnungen und in schlecht un- 176 terhaltenen Gärten. Doch auch in gut geplagten weiss sie sich zu ver- stecken. Bei der jede Woche vorgenommenen, gründlichen Säuberung des meinigen konnte ich sicher sein, jedesmal ein oder mehrere Exemplare zu erhalten. Ohne diesen Beweis ad oculos hätte ich darauf geschworen , dass mein Garten von diesem Ungeziefer frei sei, da weder ich noch meine zahlreichen Bedienten jemals während des Tages ein solches Thier wahrnahmen Die Zeit derThätigkeit für die Brillenschlangen ist ausschliesslich der späte Abend und frühe Morgen. Dann kommen sie aus ihren Schlupfwinkeln hervor, treiben sich überall herum, am liebsten auf den nackten, sandi- gen Wegen und Strassen, und wer zu dieser Zeit ausser Hause geht , mag sich in Acht nehmen , dass er in der Dunkelheit nicht auf sie tritt , denn die Brillenschlange ist ungeheuer langsam und träge und weicht dem da- herkommenden Menschen nicht im Geringsten aus. Auf der Pflanzung Tandjong-Morawa musste ich eine Zeit lang des Abends zwischen 7 und 8 Uhr zum Essen von meinem Hause nach einem benachbarten gehen , und hatte mich , wenn kein Mondschein war , unendlich in Acht zu nehmen , damit ich nicht unversehens eine mit meinem Fuss berührte , denn es lag zu dieser Zeit immer ein und die andere unbeweglich auf der Strasse. Ich konnte jedoch ganz nahe, kaum- zwei Fuss weit, an ihnen vorbeige- hen, ohne dass sie die mindeste Notiz von mir nahmen. Ungereizt sind sie wohl die langsamsten und trägsten aller Schlangen, welche ich stets mit meinem Spazierstock erschlug. Trifft man sie nicht gut, so richten sie sich sofort lebhaft auf, breiten ihr Halsschild aus und schauen unter lautem Zischen umher um ihren Gegner zu erspähen , dem sie dann so- fort und ziemlich lebhaft zu Leibe gehen , jedoch nicht so schnell , dass man nicht noch Zeit zu einem besser gezielten Schlage hätte. Einst wurde ich zufällig Zeuge einer Begegnung zwischen einer Cobra und einer Katze am helUichten Tage. Letztere, es war meine eigene, sass auf der Strasse und starrte anverwandt auf etwas vor ihr Liegendes hin , das ich für ein altes Stück Tau hielt. Da die Katze jedoch immerfort höchst sonderbar, ohne sich zu rühren, darauf hinstarrte, ging ich näher und sah nun, dass der vermeintliche Strick eine Cobra war, welche unend- lich langsam , ohne merkbare Bewegung und mit platt auf den Boden ge- drücktem Kopfe , Linie vor Linie auf die Katze zukroch und sie ebenfalls fest fixirte. Ich glaube nicht, dass die Katze die minimale Bewegung und Annäherung der Schlange merkte — diese mochte in einer Viertelstunde etwa zwei Zoll Weges zurücklegen — denn sie sass ruhig und ohne ein Zeichen von Äugst auf ihrem Hintertheil und schaute nur unverwandt 177 auf die Cobra. Ich beobachtete beide Thiere beinahe eine halbe Stunde lang; dann, als die Entfernung zwischen beiden nur noch etwa einen Fuss betrug, wurde ich für meine Katze bang und jagte sie weg; ruhig drehte sie sich um und ging davon , während ich die träge , ihr nachglotzende Cobra erschlug. Ich glaube, dass die beiden Thiere nur ganz zufällig ihren Weg kreuzten und dass die Cobra keine mörderische Absicht auf die zum Ver- schlingen viel zu grosse Katze hatte. Opiophagus elaps Schlegel. Wenn wir die Brillenschlange als faul, träge, ja friedfertig bezeichnen müssen, so ist ihr grosser, aber glücklicherweise weniger häufiger Vetter, die Hutschlange , gerade das Gegentheil. In Deli kann man oft auf Brach- feldern oder über sonstige flache , kurzbegraste Strecken eine braungraue , kolossale Schlange von über zehn Fuss Länge mit der Geschwindigkeit eines Schnellzuges dahinschiessen und im Gebüsch verschwinden sehen. Die ganze Erscheinung kommt so plötzlich und unerwartet und geht so schnell vorüber, dass man meistens nicht Zeit hat, die Flinte an die Backe zu reissen. Das ist die Hutschlange. Wehe dem armen Geschöpf, das dieser fürchterlichsten und schnellsten aller Giftslangen in den Weg kommt ! Exemplare , die ich schoss , massen zwischen zehn und zwölf Fuss. Die Fär- bung des Thieres von Deli , gelblich graubraun oben , schwärzlich unten , mit schmutzig hochgelber Kehle , welche Färbung ich auch schon bei Jun- gen von noch nicht drei Fuss Länge wahrgenommen habe, stimmt mit Exemplaren von Borneo überein und dürfte wieder mit ein Glied in der Beweiskette sein , welche den innigen Zusammenhang der Fauna beider Inseln darthut. Ein alter Malaie brachte mir einst nach Labuan ein solches Unthier von II Fuss Länge lebend in einem alten Reissack; in der Meinung, der Sack enthalte die unschädliche , der Hutschlange in etwas gleichende Co- luber korros , öffnete ich die Schnur mit welcher der Sack zugebunden war, um den Coluber herauszufangen. Man wird meinen Schreck begrei- fen , als plötzlich die scheussliche Hutschlange emporsprang , ihr Halsschild breitete und kämpf begierig zischte! Glücklicherweise war sie durch den plötzlichen Uebergang in das helle Tageslicht geblendet und so hatte ich Zeit, ihr mit dem für alle Fälle bereitgehaltenen Stock einen tödtHchen Schlag zu versetzen. Wie der Malaie das grosse , behende und beisswuthige Thier lebend in den Sack hatte bringen können, ist mir heute noch ein, Räthsel. 12 178 Wie behende, ja rasend schnell er dahingleitet , habe ich an folgendem Fall gesehen, für dessen buchstäbliche Wahrheit ich einstehe: Ich ging Nachmittags von einer unserer Pflanzungen auf einem rechts und links mit hohem Busch bestandenen Weg nach Hause. Da gleitet plötzlich, keine zwanzig Schritte vor mir, eine grosse Hutschlange pfeil- schnell über die Strasse. Ich riss schnell meine Flinte herab , und drückte aufs gerathewohl in das Gras ab, in welchem gerade die Schwanzspitze des Thieres verschwinden wollte. Sie verschwand aber nicht, sondern blieb liegen; ich musste die Schlange also gut getroffen haben. Ich sprang hinzu , ergriff die Spitze und zog — die glatt abgeschossene mehrere Fuss lange, hintere Hälfte des Thieres hervor. Zu gleicher Zeit hörte ich ein Rascheln in den Zweigen über meinem Haupt, und sehe — die vordere Hälfte mit dem züngelnden Kopf etwa sechs Fuss über dem Boden im Gezweige, wo sie grosse Anstrengimg machte, noch höher hinaufzukom- men! Das gelang aber nicht, und nach einer Minute fiel sie kraftlos und sterbend herab. Platurus fischeri Jan. Bei einem Spaziergang in den Wäldern von Serdang, zwei volle geo- graphische Meilen von der See, erbeutete ich einst mitten im Wald eine Seeschlange, die sich in Leiden als die sehr stXitwQ Platurus ßscheri entpuppte. Es ist wohl bekannt, dass die Angehörigen der Seeschlangen- Gattung Platurus aufs Land gehen , aber dass sie sich so weit von ihrem Element entfernen, das dürfte noch nicht oft beobachtet worden sein. Die malaiischen Fischer fangen ihrer Aussage nach oft Seeschlangen in ihren Fischnetzen. Dann nehmen sie sie mit der Hand heraus und werfen sie wieder ins Wasser, ohne dass das Thier den Versuch macht zu beissen. Die meisten Fischer halten sie desshalb für unschädlich. Ob- wohl ich ziemlich hohe Belohnungen für jede Seeschlange bot und mir auch sonst alle Mühe gab, welche zu erhalten, brachte mir Niemand solche Thiere, und kann ich desshalb über die andern an der Ostküste vorkommenden Arten Nichts mittheilen ; es werden wohl die nämlichen sein, welche Cantor's Katalog von der Küste der malaiischen Halbinsel aufführt, nämlich : Platurus fasciatus Wagler. Hydrophis striata Schlegel. „ nigrocincta Daudin. „ gracilis Shaw. 179 Rydrophis schistosa Daudin. „ pelamidoides Schlegel. „ pelamis Schlegel. Von Vipern habe ich gefunden: Bothrops viridis Daudin. Und zwar habe ich mehrere Exemplare dieses Thieres in den Ataps der Bedachung meines Hospitals in Serdang gefunden. Die häufigste Viper war Bothrops wagleri Boie. Auch dieses Thier klettert mit Vorliebe. Im tiefen Wald habe ich es mehrmals auf niederen Büschen zusammengeringelt schlafend gefunden, und in den Häusern in den Dachsparren und Ataps umherkriechen sehen. Die Schlange, welche mich und meine Träger bei meiner letzten Reise nach dem Tobahsee des Nachts erschreckte ') , gehörte dieser Art an. Besonders gern hält sich dieselbe auch an finstern , feuchten Orten auf, z. B. in den Badekammern. Mancher Europäer ist schon erschreckt wor- den , der beim Betreten seines Badekabinets plötzlich auf diesen unheim- lichen Gast stiess. Die Schlange heisst bei den Malaien Ular nanti bulan, weil von ihr die Sage geht, sie verweile je dreissig Tage an ein und demselben Orte. Veranlassung zu diesem Glauben mag der Umstand ge- geben haben, dass sie ein sehr träges und faules Thier ist, das sich von dem einmal gewählten Platze ohne Noth nicht fortbewegt. Ein Bekannter von mir, ein Pflanzer, sah viele Tage, wenn nicht Wochen lang, hin- tereinander auf einem alten Baumstumpf dicht am Wege, den er täglich vorbeiritt, eine B. wagleri ruhig liegen, und Hess sie ungestört, da er sich Gewissheit verschaffen wollte, ob die Erzählung der Malaien Grund habe. Plötzlich sah er sie eines Tages umgeben von einer ganzen Menge Junger; die Schlange hatte dort offenbar ihre Niederkunft abge- wartet. Er schlug sie nun mitsammt den Jungen todt und sandte sie mir zum Geschenk. Es waren im Ganzen fünfundzwanzig Junge , die alle ein von der Alten total verschieden gefärbtes, grünes Kleid trugen (cf. Notes from the Leyden Museum, Vol. VHI, Note X, p. 45). Dieses Kleid behielten dieselben , als sie schon spannenlang waren. Übergänge zu dem Kleid 1) Cf. meinen Rapport. i8o der Alten habe ich nicht gefunden. Grössere, jugendliche Exemplare trugen schon das vollkommene Kleid der Alten. Eine merkwürdige, schön grüne Viper mit rothem Schwanzende, über deren Artzugehörigkeit noch nicht definitiv entschieden ist, — Herr van Lidth de Jeude im Leidener Museum hält sie entweder für junge Thiere von Bothrops sumairanus Rafifl. oder für eine neue Art, die er Bothrops hageni zu nennen vorschlägt — fand ich verschiedene Male, aber nur im tief- sten Wald, niemals in der Nähe menschlicher Wohnungen , wie die vorige Art. Herr van Lidth de Jeude, der eine ausführliche Beschreibung des Thieres gibt (1. c. p. 53), hat nicht erwähnt eine spärliche Reihe himmel- blauer, stecknadelkopfgrosser Tupfen oberhalb der weisslichen Seiten- linie. An den von mir mitgebrachten Spiritusexemplaren, nach denen er seine Beschreibung machen musste, sind dieselben gänzlich verblasst und sehr schwer zu erkennen; auch am lebenden Thier sind sie schon wegen der geringen Farbendififerenz nicht auffallend. Das Thier besitzt fürchterlich lange, hakenförmig gebogene, zurück- legbare Fangzähne und ist bedeutend lebhafter und bissiger als Bothrops wagleri. Gereizt hebt sie den Kopf empor, sperrt langsam den Unge- heuern Rachen bis zur grössten Weite auf und fährt dann blindlings nach dem sie beunruhigenden Gegenstand. Ich habe gesehen, dass eine, vor Wuth ausser sich, da sie am Halse an eine Schnur festgebunden war, nach etwas suchte, wonach sie beissen könne und da sie Nichts fand, den Kopf umwandte und die langen Gifthaken mit kräftigem Biss in ihren eigenen Leib schlug. Eine halbe Stunde danach war sie todt. Der ganze Vorgang machte mir den Eindruck eines bewussten Selbst- mordes. Einer meiner Jäger ward beim Fang dieses Thieres in den Daumen gebissen; doch schwoll seine Hand nur unbedeutend an und er fühlte mit Ausnahme des natürlichen , durch die langen Zähne hervorgebrachten , keinen andern Schmerz^ vielleicht, sogar wahrscheinlich, war es jedoch sein Glück, dass die Schlange kurz zuvor mehrmals in meinen Stock gebissen hatte. Doch scheint das Gift wirklich nur ausnahmsweise tödt- liche Wirkungen zu haben, da sogar die Malaien leugnen, dass man von dem Bisse sterbe. Es ist im Gegensatze zu Indien merkwürdig, wie wenig Leute auf der Ostküste von giftigen Schlangen gebissen werden; mir sind in mei- ner neunjährigen Praxis als Arzt nur zwei Fälle vorgekommen, wo ich das beissende Reptil zu Gesicht bekam und als wirkliche Giftschlange classificiren konnte. Das eine war der eben erzählte Fall mit Bothrops hageni, das andere einer mit Elaps bivirgatus , der nur eine Anschwel- lung und Entzündung des gebissenen Fusses verursachte, welche nach applicirten Carbolverbänden in vier Tagen verschwand. Ein andrer Mann , der von einer unbekannten Schlange in den Hand- rtlcken gebissen ward , zwei Tage bevor er sich in mein Hospital begab, hatte den ganzen Arm bis zur Achselhöhle unförmlich angeschwollen und überall blauroth sugillirt und mit grossen Brandblasen bedeckt. Ich zweifele jedoch, ob dies eine directe Folge des Bisses war, denn bei genauer Untersuchung sah ich, dass der Mann seinen Arm an drei Stellen mit einer dünnen, seidenen Schnur, die durch die Geschwulst vollkommen verdeckt war , diese Extremität ausserordentlich kräftig unter- bunden hatte. Nach Entfernung dieser Circulationshindernisse Hessen sowohl Röthe als Geschwulst nach und in 14 Tagen konnte ich den Mann entlassen. Natürlich wurden ausserdem auch als Gegengift zwei Tage lang grosse Quantitäten Alcohol verabreicht und gern genommen. Ausser den Schmerzen im kranken Arm und einer grossen Angst vor den Folgen des Bisses hatte der Patient sonst keine krankhaften Erscheinungen. Von den folgenden Abtheilungen des Thierreiches habe ich weniger umfassende Sammlungen gemacht, die Liste derselben ist daher als ausser- ordentlich lückenhaft zu betrachten. Von Batrachiern habe ich einen Laubfrosch von der Gattung Rhaco- phorus bemerkt und in mehreren Exemplaren erhalten, nämlich: Rhacophorus fnaculaius Gray. Das Thier kann, vermittelst der grossen zwischen seinen Zehen aus- gespannten Hautmembranen, grosse, weite, halbfliegende Sprünge machen. Ich habe, was Wallace in Borneo so sehr in Erstaunen setzte, ebenfalls mehrmals gesehen, dass nämlich ein solcher Frosch von einem hohen Baume in schiefer Richtung halb fliegend herabschwebt, zu vergleichen etwa mit dem Schwebeflug der Flugeichhörnchen. Eine Kröte, JSufo asper Gravenhorst, kroch nach jedem heftigen Regenguss in grosser Menge auf den nassen Wegen umher. Die Pfützen um die Häuser, sowie die Abzugsgräben derselben belebt bei trübem und feuchtem Wetter, eine unausstehlich quackende Frosch- gesellschaft, deren mitgebrachte Exemplare sich jedoch so schlecht er- halten hatten, dass eine Bestimmung nicht mehr möglich war. Die Frö- sche nennen die Malaien Katäk, die Kröten Katak bürTi (Warzen- oder Beulenfrosch). Ferner konnte ich oft von meinem Hause aus, bei einbrechendem Abend, den aus den Wäldern hervorklingenden, weithinschallenden, melancholi- schen Ruf einer, der gewaltigen Stimme nach za schliessen, riesenhaf- ten Unke hören , die nur im abgelegensten Dickicht des Urwalds hausen soll und von den Malaien onomatopoetisch Katak betö?ig genannt wird. Der Ruf klingt nämlich wie ein dumpfes: „Tong,tong" oder „Gong" und ist nur des Abends zu hören. Unter den Sauriern gebührt dem Krokodil der erste Platz. Crocodilus biporcatus Müller. Dieses Thier, m2\. Boaja, ist an den Mündungen aller Flüsse und am Seestrand ausserordentlich häufig und geht in einzelnen Exemplaren die grösseren Flüsse hinauf bis fast an den Fuss der Gebirgskette. Ob die- ses Flusskrokodil eine andere Art ist, kann ich nicht sagen, da ich noch keines gesehen habe; die in den Flüssen bei Medan und Tandjong-Mo- rawa, also ziemlich weit unten, gefangenen Thiere waren jüngere Exem- plare von Crocodilus biporcatus. Die Malaien behaupten, das Krokodil in den höheren Strecken sei ein anderes und nennen es Boaja käiäk, d. i. Froschkrokodil. Bei Labuan habe ich sie in ihrem Thun und Treiben vielfältig beob- achtet. Zur Ebbezeit gehen sie heraus auf den entblössten Schlamm, wühlen sich dort ein täglich besuchtes Bett aus, in welches sie sich mit gekrümmtem Schwanz einlegen, sodass dem Vorüberfahrenden kaum die Rückenzacken sichtbar bleiben und man gar häufig, selbst bei ge- spannter Aufmerksamkeit, an einem solchen Lager unwissentlich vorbei- fährt. Manche Krokodile legen sich dies Bette unmittelbar am Wasser- rande, manche jedoch auch zehn bis fünfzehn Fuss davon entfernt un- ter den ersten Rhizophorenbäumen an, in deren Schatten sie noch viel weniger zu bemerken sind; manche klettern auch oft ein lo — 12 Fuss hohes Ufer fast senkrecht hinauf und lagern sich dort oben ein, um bei Gefahr blitzschnell sich herab ins Wasser zu stürzen. Diese Plätze sind stabil und werden nicht verlassen, selbst wenn sie tagelang nacheinander dort beunruhigt und angeschossen werden. So kannte ich , und noch besser mein Freund H., der sich aus der Krokodiljagd eine Specialität gemacht hatte, die meisten dieser Lagerplätze, und wusste genau, da i83 und da lagert während der Ebbezeit das und das Krokodil. Merkwürdig ist die allgemeine Behauptung der Malaien, dass männliche Krokodile niemals aufs Land gehen, da sie sonst beim Dahingleiten über den Bo- den ihren nach vorn vorstehenden , harten Penis abbrechen oder beschä digen würden. Thiere, die noch nie durch das Feuergewehr beunruhigt wurden , sind nicht im mindesten scheu , und lassen , besonders die jun- gen, den Jäger ruhig ganz nahe herankommen. Solche jedoch, die des- sen nähere Bekanntschaft schon gemacht haben, werden so ausserordent- lich vorsichtig und furchtsam, dass man sie selten mehr überlisten kann. Das Krokodil ist jedoch an den Mündungen aller Flüsse so häufig, dass es nie an Neulingen und Unerfahrenen fehlt. Ich habe im Delta des Deliflusses sehr oft an einem einzigen Morgen zehn bis zwölf Stück zum Schuss und über dreissig Stück zu Gesicht bekommen. Das grösste Exemplar, das ich geschossen habe unter vielen Dutzend, war 13 Fuss lang. Es sollen jedoch alte Stücke bis zu fünfzehn Fuss Länge vorkommen. Ein Krokodil von 11 Fuss Länge, das ich zusammen mit Herrn H. von Labuan in seinem Bette schoss, hatte nur ein in allen Theilen vollkommen wohl erhaltenen Molukkenkrebs, Zimuh^s Sp., im Leibe. Wir schössen das Thier im Deliflusse , eine gute engl. Meile oberhalb der Mündung. Da der Molukkenkrebs ein ausschliesslicher Meeresbewoh- ner (an der Ostküste Sumatras ausserordentlich häufig) ist, so muss ihn wohl die Fluth so weit herauf ins Brackwasser geschleppt haben; ich glaube wenigstens nicht, dass das Krokodil seine Ausflüge bis an die Flussmündung ausgedehnt hat. Menschen werden sehr oft von ihm geraubt, meistens Malaien, deren flache , niedere Kähne (Sampans) auf deren ausserstem Rand , kaum einige Zoll über dem Wasser, die Steuerer sitzen, die beste Gelegenheit hiezu bieten. Dies geschieht so schnell, dass die Mitfahrenden erst an dem stenerlosen Hin- und Hertreiben des Sampan das Unglück gewahr werden. Zu Tandjong-Morawa am Serdangflusse , einige deutsche Meilen von der See, hatte kurz vor meiner Ankunft ein Krokodil ein Kind ver- schlungen. Bald darauf fing man den Missethäter und fand in seinem Magen noch den silbernen Armreif des Kindes. Andrerseits war ich an der Seeküste bei Serdang wieder Augenzeuge, wie einige Freunde von mir, durch die kühle Fluth verlockt, eine Viertelstunde lang sich lustig badend vergnügten genau an derselben Stelle, wo eine halbe Stunde nachher drei kleine mit einem alten Krokodil um sich zu sonnen ans Land stiegen. In Deli kommen viel mehr Menschen durch Krokodile als durch an- i84 dere wilde Thiere ums Leben; und doch, wenn man bedenkt, wie täg- lig, stündlich hunderte und aber hunderte von Menschen ohne die ge- ringste Furcht, zur Ebbezeit im seichten Wasser herumlaufen, um Mu- scheln zu sammeln oder Fische zu fangen, ja wie das ganze Leben der Malaien sie auf dieses Terrain zu ihrem Lebensunterhalt hinweist, so kann man sich nur wundern, dass der Fälle, wo Menschen dem Kro- kodil zum Opfer fallen, verhältnissmässig so wenige sind. Der Umstand hilft wahrscheinlich hiezu mit, dass ein solches Kroko- dil, welches „sala" (Schuld) auf sich geladen und Menschenfleisch ver- kostet hat, sobald wie möglich durch Legen von Angeln, unter allerlei aberglatibischen Zeremonien weggefangen und getödtet wird. Den Malaien sind die streng abgesonderten Reviere der einzelnen, alten Thiere und ihre Lieblingsplätze zu Wasser und zu Land genau bekannt, und wird einer ihrer Kameraden weggeholt, so wissen sie genau, welches Thier den Frevel begangen hat. Die alten Krokodile leben fast immer verein- zelt , finden sich jedoch an gewissen Stellen zu Ebbezeit von allen Seiten her auf einer Sandbank zusammen. Jüngere Thiere halten sich öfters bis zu sechs Stück zusammen. Mensch und Krokodil leben also in Deli, einzelne Missethäter ausge- nommen, im Ganzen ziemlich friedlich beisammen, ja, ich glaube ent- schieden, dass das Krokodil dem Menschen aus dem Wege geht, wenig- stens am Tage. Ich könnte sonst nicht begreifen, wie sich täglich so viele Menschen unbehelligt in den von Krokodilen notorisch wimmeln- den Gewässern umherbewegen. Die meisten Opfer sind denn auch, so viel ich in Erfahrung brachte , zur Abend- oder Nachtzeit aus ihren Sam- pans geholt worden. Schlecht angeschossen, macht das Krokodil augenblicklich einen Satz und stürzt sich ins Wasser, indem es mit seinem Schwänze um sich schlägt und dadurch den Schlamm aufwühlt, was für den Flüchtling in sofern von Vortheil ist , als dadurch das Wasser auf eine grössere Strecke hin schnell undurchsichtig wird. Der beste Schuss ist ins Rückgrat, wodurch die Thiere sofort gelähmt werden und sich keinen Fuss weit mehr bewegen können. Ein solcherart getroffenes Thier hebt Kopf und Schwanz hoch empor, sperrt den Ra- chen auf, als wollte es ein JämmergebrtiU ausstossen, doch kommt kein Ton über seine Lippen, und verbleibt so oft eine Minute lang in dieser Stellung. Dann sinken Kopf und Schwanz langsam nieder, der Rachen klappt schallend zusammen and das Unthier liegt da, zu jeder Bewegung unfähig. Nicht in das Gehirn oder Rückgrat getroffene, wenn auch mitten i85 durchs Herz geschossene Thiere haben regelmässig noch die Kraft, sich ins nebenan befindliche Wasser zu stürzen und sind dann für den Jäger verloren, da sie sofort untersinken, und nicht eher wieder zum Vorschein kommen, bis nach einigen Tagen die Gase den verwesenden Leichnam an die Oberfläche heben. Desshalb ist es auch ein nutzloses Beginnen , auf Krokodile im Wasser zu schiessen, überdies bietet ein schwimmen- des Krokodil, von dem nur die höchsten Theile des Kopfes und der Rückenzacken unmerklich aus dem Wasser ragen, auch einen sehr schlech- ten Zielpunct und es taucht gewöhnlich schon auf weitere Entfernung ganz langsam und verstohlen, ohne die geringste wahrnehmbare Bewegung, im Wasser unter. Natürlich besitzt auch das Krokodil in den Augen der Malaien, denen der Mantel des Islam nur dürftig ihre frühere Hinducultur verdeckt, einen gewissen Heiligenschein. Die Verehrung geht jedoch nicht soweit, dass man die Thiere hegt oder füttert; man lässt sie nur in Ruhe, so lange sie brav sind und keine sala begehen; Menschenfresser werden, wie gesagt, unter abergläubischen Ceremonlen und Zaubersprüchen ge- fangen. Ein solches, gewissermassen heiliges Krokodil hat seinen Standplatz auf einem kleinen mselchen, Kramat peting kepak, in der Mündung des Deliflusses, worauf sich das Grab eines malaiischen Heiligen befin- den soll; es ist ein vielbesuchter Wallfahrtsort für die Malaien, und das Krokodil, welches an einem Idjukstrick um den Hals kenntlich sein soll, stellt gewissermassen den Wächter dieses Kramat vor. Man brachte mir einst ein altes, fast zwölf Fuss langes Krokodil, das einen Malaien aufgefressen hatte und zur Strafe dafür geangelt worden war, lebend, die Füsse auf den Rücken geschnürt, den Rachen zuge- bunden und die Schwanzmuskeln durchgehauen, in einem Kahn ans Haus. Als man es herauszog, drehte sich das Thier, dem keine andere Bewegung übrig blieb, mit grosser Schnelligkeit zwanzig- bis dreissignial unter dumpfem Stöhnen um sich selbst. Draussen Hess ich es mit einem starken Strick um den Leib an einen mannsdicken Baumstamm festbin- den und die Beine lösen. Der Rachen blieb aus Vorsicht zugebunden. Ueber Tag betrug es sich vollkommen apathisch und gleichgültig ge- gen Alles und blieb wie ein Baumstamm unbeweglich auf einem Fleck liegen. Sobald jedoch die Dunkelheit eingetreten war, musste es allem Anschein nach fürchterliche Anstrengungen zu seiner Befreiung versuchen; wir sahen des Morgens die Spuren derselben , und hörten mehrere Nächte hindurch in unserm gut fünf Minuten entfernten Hause sein, die gan/.e i86 Nacht dauerndes, stöhnendes Gebrüll , das einem entfernten OchsengebrtlU glich, sodass ich, da meine Hausgenossen sich über die gestörte Nacht- ruhe beklagten, in der vierten Nacht, als es sein Conzert aufs neue be- ginnen wollte, ihm eine Kugel durchs Herz jagte. Ueber die Dicke des Krokodilpanzers wird viel gefabelt ; ich kann aus vielfacher Erfahrung versichern , dass jede Büchsenkugel jeden Theil des Panzers durchschlägt Die Farbe junger, frisch aus dem Wasser gestiegener, feuchter Thiere ist so eigenthümlich , bräunlich und grünlich gewässert , dass ich ver- schiedene Male darauf geschworen hätte, dieselben seien durchsichtig wie das Meerwasser, aus dem sie hervorkamen. Dieser Umstand rettete auch verschiedenen im Anfang das Leben, da ich sie, obwohl sie lang und breit ungeschützt auf dem flimmernden Strande lagen, nicht eher erkannte , als bis es zu spät war. Ein ungelöstes Räthsel blieb mir, wohin die vielen Krokodile, wel- che mit der Fluth auf den Meeresstrand bei Serdang herauskamen, bei der Ebbe, die auf eine halbe Stunde weit kahle Schlammfelder bloss- legte, sich zurückzogen, ob sie sich in den Schlamm eingruben oder den zurückweichenden Fluthen in das Meer hinaus folgten. Ich glaube eher das Letztere, denn niemals haben meine Augen die geringste Bewegung auf diesen Schlammfeldern gesehen , und ferner wateten auch die ma- laiischen Fischer und Muschelsammler schaarenweis mit Frau und Kind darin herum. Haben wir dem Krokodil die erste Stelle eingeräumt, so gebührt ge- wiss dem Bedwak oder, corrumpirt, Beva genannten Varanus salvator Laurent die zweite Stelle. Die Bedwak ist überall zu finden, sowohl im Wasser und an den Ufern der Flüsse, als im tiefsten Urwald und in den Gipfeln hundert- fünfzig Fuss hoher Bäume. Ich habe eine solche Eidechse einmal im Wald einen der dicksten Stämme mit völlig astloser , aalglatter Rinde bis zu der schwindelnden Höhe von mehr als hundert Fuss senkrecht hinauf- klettern sehen und dann von dort herabgeschossen. Was das Thier dort hinauflückte, ist mir ein Räthsel geblieben. Wie gut sie klettern, habe ich verschiedene Male zu meinem Aerger erfahren. Ich hatte die Scelette meiner geschossenen Thiere praeparirt und sie in die Bäume nahe bei meinem Hause gehängt zum Trocknen. Nach kurzer Zeit fand ich allmorgendlich die Stricke durchgebissen, die See- i87 lette am Boden liegend und halb aufgefressen. Ein paar Nächte Aufpas- sens lehrten mich die Uebelthäter in einem Pärchen Bedwaks erkennen, und bestrafen, sodass ihre Scelette bald neben den andern hingen. Auch den Hühnerställen statten die frechen Räuber, wie alle Pflanzer schon erfahren haben, häufige Besuche ab, ja sie richten dort mehr Schaden an, als der Musang und die Riesenschlange. Wenn man des Nachts das ängstliche Gezeter im Hühnerstall hört, so wird man unter sieben- mal sicher viermal die Bcdwak, zweimal den Musang und vielleicht einmal die Pythonschlange entdecken. Unsere Eidechse ist ausserordent- lich behend und schlau bei ihren Raubzügen und weiss sich durch die engsten Gitter durchzudrücken. Trotz der grossen Häufigkeit auf dem Lande, in der Nähe der Häuser und im Walde, ist aber doch eigent- lich das Wasser und die Flussufer, namentlich die Rhizophorensümpfe der Flussmündungen, ihre eigentliche Heimath. Soweit das Brackwasser des Deliflusses z. B. reicht kann man bei einer Kahnfahrt ein halbes Dutzend dieser Thiere auf dem Schlamm oder dem Wurzelgewirr der Mangrovebüsche liegen sehen und leicht schiessen. Verwundet, und wenn ihr der Weg nach dem Wasser nicht abgeschnitten ist, stürzt sich die Bedwak am liebsten in die Fluth. Sie schwimmt und taucht vor- trefflich, und würde dem Jäger unbedingt verloren sein, wenn sie nicht alle Minnten genöthigt wäre, zum Athemschöpfen an die Oberflache zu kommen. Ein aufmerksamer Beobachter im Kahn wird sie immer bald wieder erblicken , schnell darauf zurudern , ihr den Weg nach dem Land verlegen — denn wenn die Bedwak merkt, dass sie auch im Wasser verfolgt wird, sucht sie wieder ans Land zu kommen — und sie schliess- lich, wenn sie müde wird, und nicht mehr so schnell tauchen kann, entweder durch einen Schlag auf den Kopf oder einen zweiten Schuss in seine Gewalt bringen. Von der Frechheit des Thieres möge folgendes zeugen: Es ist mir mehrere Male vorgekommen, dass ich vom Boote aus Vögel schoss, die zwischen die Mangrovewurzeln des Ufers oder ein Stückchen weiter ins Land hinein herabfielen. Ich setzte dann meine Malaien ans Land, um die Beute zu holen. Da hatte aber schon eine Bedtvak den Vogel im Rachen und lief mit ihm davon, so schnell sie ihre Füsse tragen woll- ten. Mein Jäger hinterher, hatte oft grosse Mühe, das Thier einzuholen und musste sich beinahe mit demselben um die Beute balgen , was nicht ohne Schmerzensschrei von seiner Seite abging, denn die Bedwak be- nützt ihren langen, peitschenartigen Schwanz, um tüchtige, wohlgezielte und lautklatschende Schläge damit auszutheilen. Auch an Gefangenen, i88 die übrigens lange ohne Nahrung in träger Ruhe daliegend, aushalten, habe ich dies oft beobachtet. Man durfte den Thieren nie, wenn auch noch so verstohlen, nahen. Aufmerksam folgten ihre Aeuglein den Be- wegungen, fast unmerklich drehten sie das Hintertheil nach dem Nahen- den zu, wogen bedächtig die Entfernung ab und — schwupp! hatte man einen kräftigen Peitschenschlag weg. Auch die Bedwak steht bei dem Malaien, mehr aber noch bei dem Batta, in einem gewissen Geruch der Heiligkeit, was aber den letzteren nicht im Geringsten abhält, ihr gar nicht übel schmeckendes Fleisch und ihre Eier zu verzehren. Bilder derselben sieht man häufig von den Battas sowohl auf profanen als religiösen Gegenständen geschnitzt. An den Orten , wo die Malaien gewisse Opferfeste , verbunden mit Schlachten von Hühnern und Ziegen , zu begeben pflegen , gewöhnlich auf einer vor- springenden Stelle des Flussufers, leben immer eine oder zwei dieser grossen Eidechsen, oft Exemplare von über sechs Fuss Länge, die ge- wissermassen halb zahm sind und herbeikommen, um das Blut der Opfer- thiere aufzulecken. Niemand wagt es , diesen Thieren etwas zu leide zu thun. Die Bedwak lebt immer einsam. Von Sauriern habe ich sonst noch gefunden : Hemidactylus frenaUis Dumeril et Bibron , ein kleiner, bräunlich fleischfarbener Gecko, der in allen Häusern ausser- ordentlich häufig ist. Sein Geschrei ist ein helles: „Gluck-gluck-gluck." Platydactylus gutiatus Daudin. Etwas weniger häufig. Ptychozoon homalocephalum Creveldt. Nicht besonders häufig, und meist nur in unbewohnten Gebäuden, alten Scheunen, Ställen etc. Das arme, allerdings etwas abenteuerlich aussehende Thierchen steht unschuldigerweise im Gerüche grosser Bissig- keit und Giftigkeit. Calotes cristatellus Kiihl. Dieses Chamäleon ist auf allen Büschen sehr gemein, und steht na- türlich bei den Malaien ebenfalls im Gerüche der Giftigkeit. Es ist ein bissiges Thier, das seine schöne, grasgrüne Farbe im Nu in ein schmut- ziges Braun verwandeln kann. Namentlich thut es dies, wenn es gereizt wird, z. B. durch Stockschläge. Es war mir auffallend, dass die Thiere 189 mitten in den grünen Blättern , wenn ich sie mit dem Stock todtzusclila- gen versuchte, immer das mit der grünen Umgebung gar nicht harmo- nirende Braun annahmen. Ich hätte eher geglaubt, dass sie gerade jetzt in der Noth die grüne Farbe nöthiger hätten, um sich zu verbergen. Draco volans Linne. Der fliegende Drache ist sehr häufig, aber schwer zu beobachten, da er erstens nicht gross ist, und zweitens seine Färbung ausserordent- lich gut mit der Baumrinde harmonirt, an der er rastlos stossweise auf und abklettert. Zum Fluge entschliesst er sich nicht oft, ist aber doch im Stande, einen zehn Schritte entfernten Baum in nur wenig geneigtem Flug zu erreichen. Eine zweite Draco-Ari, die noch nicht bestimmt ist, ist um ein be- trächtliches grösser. Zwischen den dürren Blättern auf dem Boden des dunkeln Urwaldes, und ausschliesslich nur dort, aber ziemlich häufig, läuft behende ein langbeiniger, hellbrauner Oiocryptes herum, der wohl, wie Herr van Lidth de Jeude vermuthet, eine neue Art sein wird. Ausserdem habe ich an denseben Orten einen ebenfalls hellbraunen Scincus bemerkt und gefangen, der ebenfalls noch der Bestimmung harrt. Er war nicht häufig. Dagegen ist, wie überall in jenen Ländern, so auch in Deli, Scincus sebae Dumeril et Bibron, ein gemeines Thier, das selbst etwas klettern kann. Auch dieses Thier kann seine gewöhnlich tief braune Farbe einigermassen verändern, näm- lich in schmutzig olivengrün , sein hellerer Bauch wird sogar mamhmal schmutzig grasgrün. Doch braucht es zur Verwandlung längere Zeit als dtr Calotes. Ich habe dies namentlich bemerkt, wenn das Thierchen, aus dem Grase kommend, einen Baum hinaufklettern wollte. Sehr selten scheint Euprepes olivaceus Gray zu sein. Ich habe nur zwei Exemplare gefangen. Ein Pärchen hieher ge- 190 höriger, fingerlanger Thiere, braun mit grossen orangefarbenen Flecken und Zeichnungen, ging leider bei der Versendung verloren; ich kann desshalb über die Species Nichts mittheilen. INSEKTEN. Lepidoptera. A. Rhopalocera. I. NYMPHALIDAE. I. DANAINAE. Die Familie der Danaiden , und zwar die Gattungen Danais und Euploea sind es, welche vornehmlich der Ostktlste Sumatra's ihren Stempel auf- drücken, sowohl durch ihre ungemeine Häufigkeit und Grösse, verbun- den mit oft sehr schöner Färbung, als durch den Umstand, dass sie vorzugsweise die bewohnten Oertlichkeiten befliegen und sich am liebsten mit ihrem langsamen Fluge um die Abfallstätten der Häuser und Ställe, sowie um die niedere Flora der Wegränder und Brachfelder herumtrei- ben. Besonders gern drängen sie sich um eine dem bekannten Heliotrop sehr ähnliche, aber geruchlose Blüthe in solchen Schaaren, dass man öf- ters 5 — 6 Arten beider Gattungen mit einem Zuge ins Netz bekommen kann. Keinen Vogel oder irgend ein anderes Thier habe ich je einen dieser Gruppe angehörigen Falter verfolgen oder verzehren sehen, trotz ihrer ausserordentlichen Häufigkeit und ihres langsamen, etwas schwer- fälligen Fluges. Wie uns Herr Wallace erzählt, sind sie durch einen eigenthümlichen Geruch und Geschmack für die Vögel ungeniessbar. Euploea. i). Midanms Linne. Auch ich habe bemerkt, dass meine Exemplare von Deli, ebenso wie die Snelleman' sehen von Westsumatra ^) beträchtlich grösser waren, als die von mir in Java gesammelten; gewöhnlich findet das Umgekehrte statt. Die var. mulciber Distant. {Rhopalocera malayana, Tab. III, Figs i, 2,) habe ich von meiner zweiten Reise nach der Hochebene von Tobah mit- gebracht und auch in Deli einige Exemplare gefangen. Nach Distant, 1. c, p. 25, ist diese Varietät „the constant Bornean race or form of E. midamiis and peculiar to that Island." Er beschreibt noch ein einziges Q Exemplar mit (zweifelhafter) Herkunft von Malakka. Wie man sieht, 1) Cf. Die Publication der „Midden-Sumatra-Expedition", Abtheilung: Schmetterlinge. 191 muss man die Verbreitung dieser Varietät auch auf Sumatra ausdehnen. 2). Bremen Felder. Nicht gerade sehr häufig. Von der Hochebene von Tobah habe ich einen cT mitgebracht, bei dem die Hinterecken der Vorderflügel etwas stärker ausgeschnitten sind als gewöhnlich; auch fehlen bei ihm die weissen Puncte in Zelle 10 und an der Wurzel von Zelle 3. Auf der Unterseite der Hinterflügel ist das vordere Ende der Discoidal- zelle meist nur von fünf weissen Puncten umgeben. 3). Distanti Moore. Dies ist das gemeinste Thier, das überall des Wanderers Fuss umgaukelt. Bei meinen cf Exemplaren sind sehr oft alle die Tupfen und Puncte, welche Distant als für das 9 characteristisch angibt, ganz oder theilweise vorhanden, nämlich ein weisser, durch eine feine, braune Linie getheil- ter Fleck unterhalb des dritten Medianastes als Fortsetzung der submar- ginalen Fleckenbinde, dann ein weisser Punct zwischen i. und 2. Sub- costalnerven , einer zwischen erstem und zweitem , einer zwischen zweitem und drittem Mediannerven (sowie sogar öfters noch eine Andeutung zwi- schen dem untern Discoidal- und erstem. Mediannerven) und endlich ein Punct im untern Ende der Zelle. Auch die submarginale Flec- kenbinde der Hinterflügel ist gewöhnlich sehr deutlich und scharf; die einzelnen Flecken, wie beim Q, eiförmig oval. Beim cT ist ferner auf der Unterseite der Hinterflügel der bleichviolette Punct im Ende der Mittelzelle nicht von sechs, sondern stets nur von fünf Puncten umkränzt, beim 9 jedoch immer von sechs, oft sogar von sieben. 4). Aegyptus Butler. Auf der Hochebene von Tobah gefangen. Snelleman hat das Thier auch auf der Westküste gefangen. Cf. die Abb. in dem Werk der „Midden-Sumatra-Expedition." 5). Species. Eine noch unbestimmte Art, die ich in zwei <^ Exem- plaren erhielt. 6). Pinwilli Godardt. Häufig. Meine Deli-Exemplare besitzen öfters noch in Zelle 6 und 7 auf der Unterseite der Vorderflügel je einen bläulich- weissen Punct. 7). Menetriesii Felder. Ziemlich selten , bis auf die Hochebene hinauf. 8). Ochseiiheimeri Lucas. Diese grosse Art liebt weniger das freie Son- nenlicht, als schattige Plätze; ich habe die meisten Exemplare auf schat- tigen Waldwegen gefangen. Nicht sehr häufig. 9). Rhadamant/ms Horsfield. So häufig der Mann, so selten das Weib. 10). Ledereri Felder. Auch ich habe unter hundert Männchen, kein ein- ziges weibliches Exemplar gefangen. Der Schmetterling ist einer der hau- 192 figsten, besonders in der Umgebung von Labuan, Die bläulichen Puncte am Ende der Mittelzelle und oberhalb der Wurzel von Zelle 6 sind bei meinen Exemplaren sehr inconstant. 11). Novarae Felder, vestigiata Butler. Ziemlich selten. Ein in Deli ge- fangenes 9 zeigt nur 4 blaue Flecke auf der Oberseite der Vorderflügel, nämlich 3 kleine, submarginale in Zelle 6, 5 und 4, und den länglichen, unterhalb des 3. Mediannerven, sowie die Andeutung eines submargina- len Fleckchens in Zelle 2. D anai s. i). Similis Lmne, Radena vulgaris Distant. Ueberall gemein. 2). Agleoides Felder. Ueberall gemein. 3). Aspasia Fabricius, var. crocea Butler. Ebenfalls, Meine 9 von Deli messen in der Länge der Vorderflügel nicht mehr als die cT, nämlich 40 Mm. 4). Limniace Gramer. Häufig, bis auf die Hochebene von Tobah hinauf. Die Exemplare sind ziemlich klein; keines hat über 100 Mm. Flügellänge, und die Zeichnung ist eben beschränkt wie gewöhnlich bei Sumatranischen Exemplaren. 5). Melaneus Gramer. Fast bei allen Deli-Exemplaren ist der Apex be- trächtlich ausgezogen, sodass dieselben beträchtlich grössere Spannweite haben als z. B. Exemplare, welche ich in Java sammelte. Die Deli-Exem- plare messen Flügellänge cT 45 und 46 , die 9 49 Mm., javanische cT "ur 40 Mm. Ferner ist die Farbe der Deli-Individuen durchweg nicht das Dunkelschwarz der javanischen, sondern mehr ein verwaschenes Schwärz- lichbraun, welches oft namentlich am Hinterrand der Vorderflügel und auf den Hinterflügeln einen rostfarbigen Anflug hat. Auf den Hinterflü- geln ist die submarginale Punctreihe deutlich ausgeprägt, ebenso setzten sich auch auf der Oberseite die subdiscalen, drei weissen Puncte in einer regelmässigen Reihe bis zum Analwinkel fort. Mit diesem Habitus bilden die Deli-Individuen einen leichten Ueber- gang zu einer Varietät, welche ich in beiden Geschlechtern auf der Hoch- ebene von Tobah gefunden habe, und welche sehr stark der D. titya Gray gleicht, nur ist sie bedeutend kleiner; die Exemplare meiner Va- rietät haben 48 Mm. Flügellänge , die von Z>. titya 55 Mm. Die Mittel- zelle der Vorderflügel ist bei meinem 9 Exemplar in der costalen Hälfte schwärzlich berusst, die submarginale Punctreihe fehlt. Auf den Hinter- flügeln ist das Rostbraun der äussern Hälfte nicht so lebhaft wie bei titya, sondern etwas bleicher und geht gegen den Aussenrand hin in dunkles Kaffeebraun über; die fünf Flecke, welche das Ende der Mittel- 193 ZqIIc umgeben, sind gegen den Aussenrand auf der Oberseite nicht scharf abgegrenzt, sondern verwaschen. Von den subdiscalen, weissen Flecken ist oben nur ein einziger zwischen dem zweiten Subcostal- und dem Dis- coidalnerven zu sehen ; auf der Unterseite ist noch ein zweiter oberhalb des 2. Subcostalnerven, sowie Andeutungen solcher gegen den Analwin- kel hin, und eine Reihe feiner, submarginaler, weisslicher Puncte. In allem Uebrigen ist die Zeichnung gleich I>. titya. Ich schlage für diese interessante Varietät, die nur auf der Hochebene von Tobah vorkommt, den Namen var. tityoides vor. 6). Genutia Gramer. Sehr häufig, aber nie in der typischen Form, son- dern stets in der von Distant (Rhop. mal., Tab. IT , Fig. 3) abgebildeten Varietät, welche das Roth der Hinterflügel stark mit weiss gemischt hat. Bemerken möchte ich noch , dass der weisse Punct an der Wurzel von Zelle 2 nicht blos unten, sondern sehr häufig auch oben deutlich sicht- bar ist. 7). Melanippus , var. hegesippus Gramer. Ebenfalls nicht selten , z. B. bei Labuan , aber doch nicht so allgemein wie die vorige Art. I d e 0 p s i s. i). Daos Horsfield und Moore. Ueberall nicht selten, doch bevorzugt das zarte Thierchen mit seinem langsamen, schwerfälligen Fluge schat- tige, geschützte Plätze. H e s t i a. i). Lyficeus Drury. Häufig, aber nur in schattigen Wäldern, da das Thier die Sonne zu scheuen scheint. Es fliegt ungemein unbeholfen und langsam , da die schwachen Muskeln offenbar die ungeheuren Flügel nicht gehörig regieren können. Ein massiger Luftzug schon treibt den Schmet- terling willenlos wie ein Stück leichten Papieres hin und her. Aus die- sem Grund auch glaube ich , dass sich die Art allein in den stillen, vor Wind geschützten Wäldern hat erhalten können. 2. SATVRINAE. M ela n itis. Die Thiere dieser Gattung sind meist sehr häufig und fliegen stets niedrig und auf kurze Strecken zwischen niedrigem Gebüsch und im Grase. Sie setzen sich ausschliesslich auf den Erdboden, mit zusammen- gefalteten Flügeln und sind dann nur schwer von diesem zu unterscheiden. 13 194 Blüthen habe ich sie nie besuchen sehen, dagegen trifft man sieinSchaa- ren an abgefallenem, fauligem Obst, besonders Feigen, am liebsten früh Morgens oder spät Abends. Wenn alle andern Schmetterlinge noch oder schon schlafen, um 6 Uhr des Morgens oder Abends, dann halten un- sere Thiere schon ihre Mahlzeit. i). Leda Linne. Gemein bis auf die Hochebene von Tobah hinauf Das Thier variirt ausserordentlich — Herr Butler hat ja seinerzeit ein und vierzig Abarten beschrieben — und an den Exemplaren , welche ich von Deli und der Hochebene besitze, kann ich alle die Formen der Ocel- len, welche Darwin in seiner „Abstammung der Menschen" (Uebers. v, Carus, Bd. II, p. 124) abbildet, wiederfinden. In der Ktistenebene ist die häufigste Form die typische leda, höher hinauf in den Bergen und auf der Hochebene vertritt sie die Form, welche unter dem Namen 2). Isfnene Gramer bekannt ist; diese variirt noch mehr als leda. 3). Suyudana Moore. Entsprechend seiner dtlsteren Färbung, lebt die- ses Thierchen gewöhnlich nur in den dunkelsten Dickichten der bebau- ten Ländereien zwischen den Grasbüscheln auf der Erde, und kommt nicht überall vor. Ich habe dasselbe bei Tandjong-Morawa, in Serdang, in einem dunkeln Bambugebüsch zusammen mit Erites- Ax\.en, und bei Labuan in dunkeln Baumgärten gefangen. Die suyudana steht noch frü- her auf als leda ; ich habe dieselbe oft schon um 5 Uhr Morgens an den faulenden Feigenfrüchten schmausen sehen. Wenn leda erscheint, zieht sich die andere schon gesättigt zurück — spätestens gegen 8 Uhr — und ist dann bis zum späten Abend nicht mehr zu sehen. Diese Art variirt am wenigsten. Lethe. Diese Gattung kommt nicht in der Küstenebene vor, mit Ausnahme von Lethe mekara. Die Thiere sind nicht so an die Erde gebunden wie die vorhergehende Gattung, sondern setzen sich auch an Grasstengel und niedere Büsche. In den Vorbergen, zwischen 800 — 1500 Fuss Höhe, habe ich: i). Europa Fabricius, aber nur in wenigen Exemplaren gefangen. Ein cf hatte 35 Mm. Flügellänge. 2). Arete Gramer. Selten , in derselben Gegend. 3). Chandica Moore. Ich erhielt nur ein einziges Exemplar, von der Hochebene aus dem Karo-Gebiete. 4). Rohria Fabricius. Nur auf die Hochebene von Tobah beschränkt, aber dort in den grossen , baumlosen Lalangsavanen stellenweise ausserordentlich 195 häufig und für die Landschaft characteristisch. Auf meiner ersten Reise nach dem Tobahsee, im August 1881, sah und erhielt ich nur 2 Exem- plare, fand den Schmetterling jedoch auf meiner zweiten Reise, Dezem- ber 1883, sehr gemein und überall. 5V Mekara Moore. In den Vorbergen bis 1000 Fuss Höhe ziemlich häufig, aber local. Merkwürdigerweise fing ich auch an der Küste bei Labuan einige Exemplare in einem schattigen Baumgarten bei meinem Hause. C 0 e l it e s. Diese zarten Thiere haben einen ziemlich schwachen Flug, und gehen deshalb selten auf freie, sonnige Stellen hinaus, sondern halten sich in dunkelschattigen Wäldern verborgen, wo sie nahe dem Boden sich her- umtummeln und sich am liebsten an die Rinde der Bäume setzen. Die Schmetterlinge sind alle nicht besonders häufig. i). Nothis Doubleday. 2\. Epiminthia Westwood. Die häufigste von allen. 3). Euptychoides Felder. Da von diesem Genus im Ganzen nur vier Arten bekannt sind, so sieht man, wie reich Sumatra mit Arten dieser specifisch malaiischen Schmetterlingsgattung bedacht ist. H ip i 0. i). Lowii Doubleday. Auch dieses, durchaus nicht häufige, Thier muss man in Wäldern und Gebüschen aufsuche:n, doch scheut es den Sonnenschein viel weniger als die Vorigen. Ich habe die meisten Exemplare in lichten, buschigen Wäldern gefangen an Baumstämmen, wo sie sich zusammen mit Legionen von Käfern und Dipteren, der schönen Protlioe Franklin sowie den prächtigen , grossen Morphinen und Kailima- h.x\.t\\ an dem aus- fliessenden Saft labten, ein Anblick, der jedes Sammlerherz höher schla- gen macht. Das Thier hat einen schnellen, raschen, unbestimmten Flug, und gleicht darin sowie in dem Zuschnitt und der Färbung der Flügel sehr dem an denselben Orten sich aufhaltenden Papilio helenus. Ich habe im Fliegen beide öfters verwechselt, trotz meines geübten Blickes, und halte dies desshalb für einen guten Fall von Mimicrie; sogar die Schwänze des Papilio helenus sind bei unsern Thiere vorhanden. Der Papilio, wel- cher sehr häufig ist und von den Vögeln nicht angegriffen wird, bildet das nachgeahmte, lowii das nachahmende Thier. 196 E r i t e s. Auch von dieser ausschliesslich malaiischen Gattung, welche nur vier Arten umfasst, kommen zwei auf Deli vor. Es sind zarte, wenig auffal- lend gefärbte Thiere, welche nur an wenigen, sehr dunkelschattigen Orten, in Urwäldern oder ßambushainen, aber dort nicht sehr selten, vorkommen. Sie fliegen immer nur wenige Fuss, von Busch zu Busch, und dies meist nur, wenn sie aufgescheucht sind. i). Elegans Butler. In einem ßambushain bei Tandjong-Morawa , in Ser- dang, zusammen mit M. suyudana. Nur wenige Exemplare. 2). Argentina Butler. Dieses Thierchen habe ich auf meinen Tobahreisen , beidemale an derselben Stelle, nämlich in der Tiefe eines dunklen Ur- waldes beim Kampong Nama Djambu, in etwa 1000 F. Meereshöhe, in mehreren 'Exemplaren jedesmal gefangen. Sie flogen zusammen mit Am- nosia decora zwischen den Blättern der niederen Büsche. R a ga di a. i). Crisia Hübner. In allen buschigen Wäldern, auch in schattigen Baura- gärten, häufig, geht aber an den Gebirgsflanken höchstens bis 1500 Fuss empor. Das Thierchen fliegt langsam und etwas unbeholfen aber unstät dicht über dem Boden zwischen den Büschen und Kräutern und setzt sich selten, immer nur auf die Erde oder das abgefallene Laub. Y p h t h i m a. Auf allen Wegen und Stegen bebauter Ländereien zwischen der nie- deren Flora sich herumtreibend, die Zfl;//i'ü;;/a-Büsche besuchend. I). Methora Fabricius. Ueberall gemein. 2). Rübneri Kirby. Ebenso. Diese beiden Arten kommen auf der Hochebene nicht vor und werden dort ersetzt durch 3). Pandocus Moore. Die Augenflecken dieser Art sind kleiner als bei javanischen Exemplaren. 4). Ich habe ferner noch, allein ich weiss nicht mehr genau ob von der Küsten- oder Hochebene, eine Species erhalten, welche ich nur als den ö^ zu Distant's Y. newboldi (Rh. m., p. 57, T. IV, F. 6, Q) ansehen kann. Die Flügel oben sind gleichförmig bräunlich, die Vorderflügel mit einem grossen, fast zirkelrunden, doppelt gekernten schwarzen Fleck, der gelb umrandet ist, und sich, etwas näher an der Mittelzelle als am Aussen- 197 rande, vom ersten Discoidalnerven bis in die Hälfte von Zelle 3 erstreckt. Die Hintertlügel haben vor dem Aussenrande zwei schwarze, gelb um- randete und einfach gekernte Augen zwischen den Mediannerven. Die Unterseite ist weisslichgrau , durchgehends fein bräunlich gestrichelt. Die Augen wie auf der Oberseite, nur ist das Auge der Vorderfltigel etwas breiter und schärfer gelb gerandet und etwas stärker gekernt. Auf den Unterflügeln kommt noch ein ziemlich grosses — bedeutend grösser als die 2 Augen zwischen den Mediannerven — schwarzes, gelb gerandetes und einfach gekerntes Auge hinzu, welches sich vom 2. Subcostalnerven bis über den Discoidalnerven hinaus erstreckt, und an welchem oben zwischen erstem und zweitem Subcostalnerven ein blindes, kleines Auge hängt. Im Analwinkel befinden sich ferner noch zwei kleine, gekernte, zusammenhängende Augen zwischen dem 3. Median- und dem Subme- diannerven. Der Costalrand der Hinterflügel ist beinahe 2 Mm. länger als der Vorderrand. Der Unterschied zwischen meinem cf ^'''d Distant's 9 Exemplar besteht also nur in der geringern Grösse , — mein Exemplar misst 16 Mm. Flügellänge — in dem Fehlen der bleichen Buide auf der Obers 2ite und dem Nichtsichtbarsein des Auges zwischen 2. Subcostal- und Discoidalnerven der Hinterflügel auf der Oberseite. M y c a l e s i s. Diese artenreiche Gattung stellt mit das grösste Contingent zu der Schmetterlingsfauna der bewohnten Strecken, wo sie, sich immer nahe am Boden haltend und gern auf demselben niedersitzend, des Wanderers Fuss auf Schritt und Tritt umgaukeln. Die gemeinsten Arten sind : i). Mineiis Butler, justina Gramer. Diese Art variirt sehr bezüglich der Augen auf der Unterseite. Ich habe cf von Deli, bei welchen das 2. und 3. Auge der Hinterfiügel völlig fehlt ') und ein 9 bei dem nur das dritte fehlt; die weisslich graue Einfassung ist auch dort geschlossen, sodass Auge i und 2 in einer eigenen , geschlossenen Einfassung stehen. Dann habe ich cT Exemplare, bei welchen auf der Unterseite der Vorderfiügel , dicht oberhalb des untern noch ein kleines, deutlich ge- kerntes Auge steht, und aus Tandjong-Morawa, Serdang, cf und 9 Exem- plare, welche zwischen den beiden Augen auf der Unterseite der Vorderflügel sogar zwei Augen besitzen, fast von derselben Grösse wie das obere. 1) Wie bei Distant's, 1. c. T. IV, F. 7. Doch ist bei meinen Exemplaren die Ei fassung nicht ganz unterbrochen, sondern nur stark eingeschnürt. 198 2). Drusia Gramer, ist vielleicht nur eine Varietät des Vorigen , mit dem sie zusammen vorkommt. 3). Medus Fabricius, hesione Htlbner. 4). Anapita Moore. 5). Janardana Moore. Bei meinen (^ und einigemale auch bei Q fehlen die verloschenen Augen auf der Oberseite der Unterflügel beiderseits des 2. Mediannerveu. Bei meinen javan. Exemplaren sind sie stets vorhanden. Seltener und mehr beschränkt sind: 6). Fuscum Felder. Ich habe diese Art nur auf düstern, feuchten Far- renkrautwildnissen im Wald gefangen. 7). Orseis Hewitson. In Serdang gefunden. 8). Oroatis Hewitson. Bei Labuan , nur in einem einzigen Exemplar ge- funden. y). Maianeas Hewitson. Selten. 10). Blasius, var. lalassis Hewitson. In Serdang. Von der Hochebene von Tobah habe ich erhalten: 11). Margijiata Moore, welche dort sehr häufig ist und die Stelle der anapita der Ktistenländer vertritt. Kein Thier greift in das Bereich des andern tiber, sie sind scharf local getrennt. 12). Muasicles Hewitson. Seltener, und auch an den Gebirgsflanken herabgehend. 13). Usiulaia? Ein sehr schlecht conservirtes und desshalb unsicher zu bestimmendes Exemplar ward mir von einem meiner Batta-Sammler von der Hochebene von Tobah gebracht. E ly m n in s. Die Schmetterlinge dieser Gattung haben, ganz im Gegensatz zu den Danaiden (Danais und Euploed) welche man sehr malträtiren kann, ohne ihre Flügel und deren fest aufsitzende Schuppen zu verletzen, ungemein zarte, leicht zerbrechliche und abstäubende Flügel, sodass man selten das Vergnügen hat, ein reines, unverletztes Exemplar aus dem Netze zu nehmen. Dies gilt besonders von den fünf ersten Arten. Die Schmet- terlinge lieben schattige Gärten. Buschige Ränder von Bambupflanzungen und die halbverwilderten Obstgärten der Malaien sind ihr steter Aufent- halt. Sie fliegen langsam und träge, niemals auf weitere Entfernung , und sitzen am liebsten auf der Schattenseite des Gebüsches an der Unter- seite der Blätter. Man sieht fast nur aufgescheuchte Thiere fliegen. An Blüthen saugend habe ich niemals eines gesehen. 199 Dadurch unterscheiden sich dieselben streng von den Danaiden , welche ihr ganzes Leben lang fast nur von Blüthe zu Blüthe gaukeln, selten sich niedersetzen, und sich weniger gern im Schatten zwischen Büschen, als im hellen Sonnenschein auf Wegen und lichten , freien Stellen herum- treiben. Meiner Meinung nach kann man desshalb hier nicht von einer eigent- lichen Mimicrie zwischen Danais-, Euploea- und ^/v»z«/aj-Arten sprechen ; ihre Lebensweise, ihr Gebahren ist zu verschieden. i). Leucocyma Godardt. Die gemeinste, durch das ganze Gebiet, mit Ausnahme der Hochebene verbreitete Art, welche ziemlich variirt. Die 9 sind seltener als die (;^, vielleicht i auf 20. 2). Nigrescens Butler. Etwas weniger häufig und mehr local beschränkt, in Serdang und in den Vorbergen, am liebsten in Bambugebüsch fliegend. 3). Lutescens Butler. Nicht häufig, z. B, in den Gärten oberhalb Labuan. 4). Species ? Vielleicht das Q zu E. borneensis , vielleicht nova Species. Ich habe einige Exemplare, sämmtlich 9> zusammen mit E. lutescens in einem Baumgarten bei Labuan gefangen. 5). Penanga Westwood , var. Sumatrana Wallace. Selten. Ich habe nur 2 Exemplare, ein cf und ein 9> aus den Vorbergen erhalten. 6). Lais Horsfield und Moore. Häufig, aber, wie es scheint, local, z. B. in den Gärten oberhalb Labuan. In Serdang bemerkte ich das Thier nicht. Sie ist im Verein mit der folgenden , die lebhafteste Art ihres Genus, und setzt sich nicht gern niedriger als an lo — 15 hohe Büsche oder Bäume. 7). Ceryx Boisduval. Kommt ausschliesslich auf der Hochebene von Tobah vor, ist aber dort in lichten, buschigen Wäldern nicht selten. 3. MORPHINAE. Die in diese Gruppe gehörigen Schmetterlinge sind sämmtlich schat- tenliebende Thiere, welche man meistens in dunkeln Wäldern aufsuchen muss. Sie fliegen kräftig und schnell, aber, mit wenigen Ausnahmen, nie weit oder anhaltend. Aufgescheucht, sind sie bestrebt, sofort wieder ein neues Versteck an Baumrinde oder zwischen dürren Blättern aufzu- suchen, mit denen ihre zusammengefalteten Flügel so gut harmoniren, dass ein gutes Auge dazu gehört, die beträchtlich grossen Thiere zu er- kennen, selbst wenn man sie hat einfallen sehen. Niemals breiten sie im Sitzen die Flügel aus — sie wissen offenbar, dass ihre einfarbige Un- terseite sie schützt. A m a t h u s i a. i). Phidippus Linn^. Dieser Schmetterling hält sich beinahe ausschliess- lieh unter den Häusern zwischen dem Gebälk auf; bekanntlich ruhen die meist aus Brettern oder Atap (Palmblättern) erbauten Häuser auf Pfählen. Auch zwischen dem Gebälk der Dächer liebt er zu sitzen. Es ist ein sehr häufiger Schmetterling, der fast bei jedem älteren Hause zu finden ist. Im Freien sieht man ihn selten, am ehesten noch in Kokosnussgärten zwischen den braunen, abgestorbenen Blättern, Im eigentlichen Urwald habe ich ihn nie gesehen. T h a u m a n t i s. i). Kliigius Zincken. Nicht häufig. Z e u X i d i a. i). AmethysHis Butler. Meist nur im tiefen Wald , in dessen düsterem Schatten die prachtvolle Färbung des (^ beim Fliegen um so mehr auffällt. Diese Art und die vorige mit der Kallima paralecta und Prothoe Frankii, alle ihre wunderherrlich schimmernden , grossen Flügel an einem einzigen Baum auf einem saftschwitzenden Plätzchen zusammen ausbreiten zu se- hen, wie mir mehrere Male begegnet ist, das ist ein Anblick, den ich jedem Entomologen einmal wünsche ! Disco p hör a. Mit Vorliebe in Bambugebüschen, zwischen deren todten Blättern und Aestchen sich die Thiere beinahe unauffindbar zu verstecken wissen. Ihr Flug ist sehr rasch, kräftig, stossweise in kurzen Bögen von einem Ver- steck nach dem andern. Sie sind sehr scheu. i). Tullia Gramer. Nicht sehr häufig. 2). Species? Bei der vorigen stehend, noch nicht näher bestimmt. Nicht selten. 3). So7idaica Boisduval. In Serdang. 4). Necho, var. cheops Felder. Die häufigste Art von allen, von derselben Varietät, wie sie auf Borneo vorkommt. In jedem Bambugebüsch zu finden. E n i s p e. i). Eiäyinius Doubleday. Von meinen Sammlern aus den Battabergen in mehreren Stücken angebracht, fast immer zusammen mit Z/z^^/?z//j ^«^«. A 7)1 n 0 s i a. i). Decora Doubleday. Ich habe diese schöne Art nur an einem einzigen Ort, in einem dichten Wald bei Nama Djambu in den Vorbergen, aber 20I dort nicht selten gefunden. Sie flog zusammen mit Erites (s. dort) und immer nur eine kurze Strecke, von einem Busch zum andern, in dessen Geblätter sie sich mit zusammengefalteten Flügeln verbarg. Das von For- bes (Wanderungen eines Naturforschers im malaiisclien Archipel, über- setzt V. Teuscher. Bd. I, Pag. 184) als characteristisch angegebene Gebahren habe ich nicht bei dieser Art, wohl aber bei PwMö*? /^ra«/^z7 beobachtet. C l e r 0 ine. Ausschliessliche Schattenthiere, welche sich nur im Dunkel der Ur- wälder wohl fühlen, und dort den ganzen Tag langsam , ober unstät und anhaltend dicht über dem Boden dahinfliegen. Die Xanthotaenia biiüris leistet ihnen dabei Gesellschaft. i), Arcesilaus Fabricius. Ein gemeines Thier, aber nur in den Bergwäl- dern der Gebirgsflanken , und im Karo-Gebiet auch bis auf die Hochebene hinaufgehend. An manchen Orten fliegt das Thier so häufig, dass die Wälder förmlich von ihnen wimmeln. 2). Gracilis Butler. Viel seltener. Xanthotaeiiia. i). Busiris Westwood. Nicht so gemein als arcesilaus, an denselben Orten , und ebenfalls unstät dicht am Boden dahinfliegend, ohne viel niederzu- sitzen. Besonders häufig war das Thier in den Bergwäldern von Ober- Serdang. 4. ACRAEINAE. A c r a e a. Diese Familie ist in Deli nur durch eine Gattung und eine einzige Art vertreten , nämlich : t). Vesta Fabricius. Dieselbe kommt nur auf dem Plateau von Tobah im Karo-Gebiet vor, also im nördlichsten Theil; auf der ganzen Strecke des Plateaus von der Grenze Deli-Serdang's bis zum Tobahsee habe ich kein einziges Exemplar gesehen. In den Karoländern muss das Thier gemein sein, denn meine Samm- ler brachten mir von dort grosse Mengen. Der Schmetterling soll nach ihrer Aussage träge zwischen den hohen Grashalmen der Lalangsavanen herumfliegen. 5- NYMPHALINAE. Cethosia. Auch diese prächtigen Schmetterlinge lieben vorzugsweise den Wald und den Schatten. Lichte buschige Wälder, besonders in den Vorbergen, bilden ihren Lieblingstummelplatz, auf dem sie sich in massig langsamen Flug den ganzen Tag herumtreiben, ohne kaum jemals niederzusitzen ; ich habe dies wenigstens nie beobachtet. i). Logani Distant, Ent. month. mag., 1881, Vol. XVIII, p. 134. Ich habe zwei Exemplare erhalten , weiss aber nicht mehr gewiss , ob sie aus der Küstenniederung oder von der Hochebene stammen. 2). Biblis Drury. Auf der Hochebene von Tobah. Nicht häufig. 3). Methypsea Butler. Nicht selten in den Wäldern der Küstenebene, wo sie die C. biblis der Hochebene zu ersetzen scheint. Ein Q hat die röthlichgelben Felder beider Flügel ziemlich reichlich, unregelmässig schwarz getupft, mehr noch als C. logani^ und die Flecken- binde vor der Spitze wie beim cf rein weiss. Die Flügellänge meiner cf variirt sehr; sie misst beim grössten 44 Mm., beim kleinsten 34 Mm. Die des 9 hat 40 Mm. 4). Cyane Drury, hypsina Felder. In der Küstenebene und den Vorbergen nicht selten. T er in 0 s. Ich selbst habe kein Exemplar dieser Gattung gefangen , doch führt Herr Dr. Staudinger in seiner Preisliste, N° XXXIII, die Art i). Teuthras , var. Deiianus auf. Stammt vielleicht seine 2). Robertsia., vzx.'isumatrana ebenfalls von Deli? Cirrochroa. Lebhafte, schnellfliegende Thiere, die den Sonnenschein lieben. Ein Lieblingsaufenthalt ist sonnenbeschiener Jungwald. Auch die Blüthen der Zö!;//a«d!-Sträucher ziehen sie an. i). Orissa Felder. Nicht selten; an sonnigen Büschen der Wegränder. 2). Satellita Butler. Weniger häufig; an denselben Orten. 3). Bajadeta Moore. Ebenfalls nicht häufig, in Serdang und weiter an der Ostküste hinunter. 4). Malaya Felder. Häufig. An heissen Tagen kann man den Schmet- terling oft zu Dutzenden an den Pfützen der Wege sitzend finden. 5). Aoris Doubleday. Selten. 203 Messaras. i). Erymanthis Drury. Ein sehr häufiges, vorzugsweise in bewohnten und bebauten Strichen vorkommendes Thier, das in nicht besonders schnel- lem Fluge und häufig niedersitzend die Blumen der Gärten und Brach- felder besucht, besonders die Za«/a«ö-Sträucher, und seinen Lieblings- standort auf den sonnenbeschienen Blättern der ßtlsche längs der Wege und Strassen hat, wo es oft lange mit zusammengefalteten Flügeln stille sitzt. Der Schmetterling beschränkt sich ziemlich eng auf seine Geburts- stelle und unternimmt keine grossen Streifereien; ein einziger Busch und einige blühende Sträucher genügen ihm für sein ganzes Leben; man kann sicher sein, ihn jeden Tag dort am bestimmten Orte sitzen oder fliegen zu sehen. C y nthia. i). Arsinoe Gramer. Ein nicht gerade häufiges Thier, das gewöhnlich in reissend-schnellem Flug dahin segelt, und nur selten, in den Morgen- stunden, Blüthen, von Lantana z. B. besucht. In den heissen Mittags- stunden dagegen sitzen sie ziemlich fest und regelmässig an feuchten Pfützen der Wege und Gräben und lassen sich dann mit Bequemlichkeit fangen. Das 9 i^* ausserordentlich viel seltener als der (^f ; ich habe während meines langjährigen Aufenthaltes nur ein einziges gesehen. Ai e IIa. Im Sonnenschein auf Blumen fliegend, wie etwa unsere Argynnis- Arten. i). Phalanta Horsfield und Moore. Nicht selten , an Za«/d'«a- Strauch ern oft sogar häufig. 2). Alcippe Gramer. Weniger häufig. 3). Egista Gramer. Nur auf der Hochebene von Tobah , aber dort nicht besonders selten. A r g y nnis. i). Niphe\J\VLX\Q.. Auch dieser Schmetterling kommt ausschliesslich auf dem Plateau von Tobah, aber dort in den grossen ausgedehnten, baumlosen Lalangsavanen sehr häufig vor, wo er sich gerne nach Art unserer ^4, Az- tonia an die Wegränder setzt. Er gehört zu den für das Plateau charac- teristischen Thieren. Das Q ist viel sehener als der cT» vielleicht wie 1:20. S y mbrenthia. Auf buschigen Waldwegen und Hainen; der Schmetterling sitzt mit 204 zusammengefalteten Flügeln auf den Blättern der Büsche, am liebsten in Mannshöhe, und fliegt, aufgescheucht, schnell und stossweise nach dem nächsten Busch, um, wenn er nicht weiter gestört wird, nach sei- nem vorigen Standort zurückzukehren. Blumen habe ich ihn nicht be- suchen sehen. i). Hyppoclus Gramer. Sehr häufig, in den höheren Strecken von Deli. 2). Hypselis Godardt. Ich habe mehrere Exemplare an einem sonnigen Waldrande bei Nagasaribu auf der Hochebene von Tobah gefangen. 3). Hypatia Wallace. Nur in einem einzigen Stück gefangen , von dem ich nicht sagen kann, ob es von der Hochebene oder aus den Küsten- ländern stammt. P y r am e i s. i). Cardui Linne. Dieses kosmopolitische Thier ist auf der Hochebene von Tobah überall gemein; die Exemplare sind kleiner als die europäi- schen und die javanischen; sie messen nur 39 — 42 Mm, Flugweite. Be- sonders häufig fliegt der Schmetterling um eine ebenfalls auf die Hoch- ebene beschränkte Artemisia- hxi (s. im botanischen Theil). Ich vermuthe , dass dies auch die Nahrungspflanze für die Raupe ist. J un 0 ni a. In Gärten, Feldern und sonstigen lichten, sonnigen Orten, in- ihrem Gebahren vollkommen mit unsern Vanessa-hxX.^n übereinstimmend, nur ist ihr Flug weniger schnell und rasch. Durch ihre Häufigkeit helfen sie besonders zur Bestimmung des zoologischen Characters der Ostküste mit. Ihr Verbreitungsbezirk geht bis auf die Hochebene. i). Laomedia Linne. Gemein. 2). Asterie Linn6. Gemein. 3). Orithya Linne. Fast ausschliesslich auf die Lalangsavanen beschränkt, aber dort oft in erdrückender Anzahl. Auf einer einzigen solchen vom Wald umschlossenen, grösseren Graswüste in Ober-Serdang sah ich das Thier einmal in solcher Menge, dass man buchstäblich mit jedem Schritt ein halbes Dutzend von ihren Ruheplätzen auf dem Boden oder an den Grasstengeln aufstörte. Im Sitzen werden die Flügel bei beiden Geschlech- tern, welche etwa gleich häufig sind, gewöhnlich ausgebreitet. P r e c i s. Lebensweise wie die vorige Gattung, i). Ida Gramer. Gemein. 205 2). Iphita Gramer. Von der Varietät, welche Distant in seinen Rhop. mal. T. IX, F. 5 abbildet. Etwas weniger gemein. Rhinopalp a. i). Polynice Gramer. Gebahren wie bei den vorigen , aber mehr im Schat- ten der Bäume mid Häuser; auf Blumen kann ich mich nicht erinnern sie gesehen zu haben. Nicht gerade häufig; man trifft ab und zu ein vereinzeltes Exemplar. Ka llima. i). Paralecta Horsfield. Der durch Wallace so bekannt gewordene „Blatt- schmetterling" ist in den Wäldern Deli's keineswegs sehr selten. Sein Gebahren ist durch Wallace schon genügend beschrieben; ich will hier nur eine Bemerkung anfügen, welche für die Beurtheilung der „Mimicrie" mir nicht ohne Werth scheint. Verschiedene Exemplare nämlich, die von mir eine Zeit lang verfolgt wurden, versteckten sich nicht zwischen dür- ren Aesten und Blättern , wo ihre Farbe sie meinen Späherblicken sehr gut hätte entziehen können, sondern sie setzten sich frank und frei, mit ausgebreiteten Flügeln, sodass das leuchtende Veilchenblau und Orange der Innenseite sie auf weithin kenntlich machte, auf die Oberseite eines grünen Blattes! Dies scheint mir am deutlichsten das Unbewusste in der Nachahmung zu beweisen; der Schmetterling weiss nicht, dass ihn die Aehnlichkeit seiner Unterseite mit einem Blatte schützt; die Exemplare, deren Gewohnheiten sie mit Vorliebe zwischen dürre Blätter fliegen Hes- sen, sind mehr erhalten worden, als die andern, und so ist durch Ver- erbung allmählich die ganze Rasse an diese Gewohnheit gekommen; doch wird es wohl bei jeder Generation Rückschläge auf frühere Gepflo- genheiten geben, die denn natürlich auch eher untergehen werden, als die andern; ich habe wenigstens alle diese Exemplare in mein Netz be- kommen. Dies scheint mir die natürlichste Erklärung dieser Erscheinung. Doleschallia. Nicht selten, in der Umgebung baumbeschatteter Häuser und Gärten, wo sich die Schmetterlinge gern an das Holzwerk der Veranden und Zäune, mit zusammengefalteten Flügeln setzen. i). Bisaltide Gramer. In Serdang. 2). Pratipa Felder. In meinem Garten zu Labuan habe ich die Raupe dieses Schmetterlings zu Dutzenden auf den Büschen des als Zierstrauch auch von Malaien viel gepflanzten Graptophyllum hortense gefunden und 2o6 aufgezogen. Dieselben waren sammtschwarz wie etwa die Raupe unseres Tagpfauenauges mit ästigen Stacheln, und mehreren Reihen stahlblauer Warzen über den Rücken und an den Seiten. Der Puppenzustand dauerte nicht ganz 14 Tage. E u r y t e l a. i). Horsfieldii Boisduval. Nicht selten, auf sonnigen Waldlichtungen, wo der Schmetterling gern mit platt ausgebreiteten Flügeln auf den Blät- tern der Büsche sitzt. Auch die von Distant 1. c. abgebildete Varietät habe ich gefunden. 2). Castelnaid Felder. Ziemlich selten, an ebengenannten Localitäten. Ergo li s. Licht- und sonnenliebende Thiere, in ihrem Leben und Gebahren ganz mit der Gattung Precis übereinstimmend. i). Ariadne Linne. Ueberall gemein. 2). Japrobana Westwood. Mehr local beschränkt, aber an solchen Orten häufig, und die vorige Art oder Varietät fast ganz verdrängend. Cy r e s tis. Diese sind höchst merkwürdige Thiere, sowohl in Form und Farbe, als in Bewegung und Betragen. Am meisten, ja fast ausschliesslich, trifft man sie auf der Erde an den feuchten Pfützen der Wege, wo sie mit platt und flach ausgespreitzten Flügeln dasitzen, und aufs täuschendste einem abgerissenen Fetzen beschriebenen , weissen Papiers gleichen. Wer jedoch dies für eine Art von Nachahmung (Mimicrie) halten möchte, dem gebe ich zu bedenken, dass weder ßatta's noch Malaien jemals in der Lage sein dürften, öfters beschriebene Papierfetzen wegzuwerfen, und Europäer halten sich erst seit 25 Jahren dort auf. Ich will hiemit nur zeigen, wie ausserordentlich vorsichtig man in der Erklärung solcher Aehn- lichkeiten sein muss. Auch ihr Flug, sehr schnell und stossweise, findet ohne bemerkbares Heben und Senken der Flügel statt; eine fliegende Cyrestis nivea z. B. sieht wirklich ganz wie ein Stückchen Papier aus, das von einem Wind- zug erfasst, plötzlich vom Boden in die HQhe gerissen, eine Zeitlang in der Luft umhergewirbelt und nach kurzer Zeit wieder eben so plötzlich und unvermittelt zu Boden fallen gelassen wird. Sie fliegen niemals weit und kehren, wenn auch verfolgt, hartnäckig nach einiger Zeit zu ihrer geliebten Pfütze zurück. 207 i). Nivea Zincken. Nicht selten. 2). Species? Eine noch nicht näher bestimmte Art, welche ich von der Hochebene von Tobah erhalten habe. Herr Rogenhofer in Wien hält dieselbe für C. irmae Forbes. Herr Forbes hat dieselbe in Palem- bang gefangen. 3). Rahria Westwood. Diese Art ist nie auf dem Erdboden, sondern nur auf den Blättern von Büschen und Sträuchern zu finden , auch oft an den Blumendolden einer Sambucus • hxX. Sehr häufig, aber auf gewisse Orte beschränkt. Gemein z. B. bei Labuan. Stibochiona. 1). Coresia Hübner. Ich habe dieses schöne Thierchen nur in lichten Wäldern auf der Hochebene von Tobah gefangen, wo es im Sonnen- schein auf den Büschen flog, zusammen mit Elymnias ceryx. Hy p 0 li mn a s. Die Schmetterlinge dieser Gattung gleichen in ihrem Betragen ganz unsern Vanessa- hx\.^x\. i). Misippus Linne. Sehr häufig, auf Blumen, und auch mit Vorliebe auf dem kurzen Grase der Wegränder. Das 9 ist eine Kleinigkeit seltener als der cf . 2). Bolina Linne. Etwas seltener. Wählt meist Büsche und Sträucher zu seinem Ruheplatz. Das 9 variirt ausserordentlich ; so ist z. B. die Varietät 3). Jaciniha Drury, bei Labuan sehr gemein. 4). Anotnala Wallace. Nicht gerade häufig , vorzugsweise an den Rändern von Bambugebüsch. Ich weiss wirklich nicht, ob man die Färbung die- ser Art als einen reinen Fall von Mimicrie betrachten darf, denn unser Thier fliegt nicht an denselben Oertlichkeiten durch einander mit Euploea midafnus, dessen Farbe das 9 nachahmen soll. Jle s t in a. i). Nama Boisduval. Das Rothbraun der Hinterflügel der nordindischen Exemplare ist bei meinen auf der Hochebene von Tobah — nur dort kommt der Schmetterling ii\ unserm Gebiet vor — in reines Schwarz übergegangen, sodass also in Sumatra der Schmetterling eher Danais septentrionis nachahmt, als D. tüya^ welch letzterer ja, wie wir gesehen haben, eine sehr ähnliche Varietät ebenfalls auf der Hochebene vorkommt {D. tityoides). Nicht selten. 208 Euripus. Auf sonnigen Waldwegen am Unterholz. Die Thiere gleichen in Flug und Betragen, sowie in der Farbe ganz gewissen Neptis-hxien, mit de- nen sie auch durcheinander fliegen, sodass man hier wohl an Miraicrie denken könnte. Das, übrigens sehr seltene (wohl i : 60 — 80), 9 soll be- kanntlich das Q von Euploea rhadamanthus nachahmen. Dagegen muss ich wiederum constatiren dass die beiden Thiere erstens ganz getrennte Localitäten bewohnen {Euripus halitherses den Wald, Euploea rhada- manthus das freie Feld) und zweitens, dass auch das Q von E. rhada- manthus ein ebenfalls seltenes Thier ist. i). Halitherses Doubleday. 2). Euploeoides Felder. P artheno s. i). GambrisiusYaox\c\^%. Ueberall, wo die Sonne auf Gebtisch scheint , häufig, in manchen Jahren sogar gemein. Ich habe einmal auf einem neu angelegten, mit Gebüsch eingefassten Feldweg, hunderte dieser Schmetterlinge sich von Busch zu Busch tummeln sehen ; jeder für sich allein, ohne sich um den andern zu kümmern. Ihr Flug ist sehr kräftig und schnell, schwebend, fast ohne Flügelschlag. Doch sitzen sie oft und gerne nieder auf der Oberseite der Blätter, mit stets ausgebreiteten Flügeln. Lebadea. i). Martha Fabricius. Nicht selten in lichtem , sonnigem Jungwald , wo von Zeit zu Zeit Holz geschlagen wird. Limenitis. i). Procris Gramer. Ziemlich häufig, auf lichten, von der Sonne be- schienenen Waldwegen , wo das Thier gerne , und immer mit flach ausge- breiteten Flügeln, auf den Blättern einzeln über den Weg hängender niedriger Zweige sitzt. Sein Flug hat grosse Aehnlichkeit mit Parthenos gambrisius. 2). Dudu Westwood. Ich habe nur 2 Exemplare von meinen Sammlern von den Karoländern von der Hochebene (möglicherweise auch aus dem höheren Theil der Vorberge) erhalten. P andita. i). Sinope Moore. Ich habe auf der Hochebene einige Exemplare ge- gefangen, welche in der Sonne auf Gebüsch oder dem nackten Erdbo- 209 den mit gefalteten Flügeln sassen. Ihr Flug ist weder besonders noch kräftig. Neptis. i). Aceris Lepechin. Der gemeinste Schmetterling auf der ganzen Ost- küste bis auf die Hochebene hinauf. 2). Nata Moore. Selten, mehr in waldigen Gegenden. 3). Ophiana Moore, var. ? Ziemlich selten, ebendort. 4). Vikasa Moore. Nicht besonders selten, über das ganze Gebiet verbreitet. 5). Species? Noch nicht näher bestimmt. Exemplar in der Sammlung in Leiden. 6). Hordoma Stoll. In gewissen Gegenden , z. B. bei Labuan , nicht selten, wo das Thierchen mit Cyresiis rahria durcheinander fliegt und von demselben kaum zu unterscheiden ist — trotz der verschiedenen Zeichnung dennoch eine Art Mimicrie. 7). Peraka Butler. In den Vorbergen, nicht häufig. 8). Ueliodora Gramer. Selten, in Serdang. Ai hyma. Lebensweise wie die Vorigen. i). Perius Aurivillius. Ueber das ganze Gebiet verbreitet und nirgends besonders selten. Besonders gern in schattigen Obstgärten. 2). Reta Moore, var.? Selten, besonders auf Waldwegen, die mit Busch eingefasst sind. 3). Nefte Gramer. Nicht besonders selten, an denselben Orten wie der vorige. Eilt ha Ha. Eine schattenliebende Gattung, welche ebenfalls Wälder, in denen viel Busch vorhanden ist, bevorzugt; doch kommen auch Arten aus- schliesslich in Obstgärten und alten, verlassenen Feldern vor. Ihr Flug ist durchweg rasch, bei einigen Arten reissend, doch kehren sie meist nach kurzer Zeit wieder auf ihren früheren Ort zurück, Sie sitzen mit ausgebreiteten Flügeln, auf Blättern, oder, oft zu Dutzenden, an herab- gefallenen, faulenden Früchten, besonders der Feigenbäume. Sie sind sehr scheu und oft schwer zu fangen. i). Blumei Snellen van VoUenhoven. Fast ausschliesslich im dunkeln Hochwald auf Farrenkräutern und Büschen , auch an den oben erwähn- ten Feigenfrüchten. Nicht selten, in manchen Wäldern sogar häufig. 14 2IO 2). Denna KoUar. Ziemlich selten. Ich habe den Schmetterling öfters im Schatten der Häuser an Abzugsgräben gefangen. 3). Dunya Doubleday. Seilen und nur im schattigen Hochwald, auf Büschen. 4). Paria Moore und 5). Kanda Moore. Zwei Borneo eigenthümliche Arten, die meines Wis- sens sonst noch nirgends gefunden sind. 6). Lildekingii Snellen van Vollenhoven. Ziemlich häufig, besonders gern auch an den Abfallstätten der Häuser. 7). Cocytina Horsfield. Nicht häufig. 8). Anosia Moore. Von dieser Art habe ich nur ein oder zwei Exemplare gefangen, in den Wäldern von Serdang. 9). Laverna Butler. Etwas weniger häufig, an gefallenem Obst und Ab- fallstätten. 10). Ramada Moore. Ziemlich selten, an denselben Orten. 11). Salia Moore. In Serdang. 12). Garuda Moore. Die häufigste Art, in allen Obstgärten und Ab- fallstätten zu finden. Das Thier ist sehr scheu und hat einen raschen , reissenden Flug, kehrt aber immer bald wieder nach seinem alten Stand- ort, gewöhnlich einem Haufen faulender, weggeworfener Früchte, zurück. Sie lassen sich , wie die meisten Schmetterlinge dieser Gattung überhaupt, mit zerkautem Zuckerrohr gern ködern. 13). Jama Felder. Einige Exemplare, säraratlich 99* 14). Luhentina Horsfield und Moore. Selten, aber über das ganze Gebiet, in Obstgärten. 15). Adonia Horsfield und Moore. In meinem Obstgarten bei Labuan habe ich zwei Exemplare gefangen. Dieselben, ein ^ und ein 9> waren bedeutend weniger lebhaft gefärbt , als Exemplare , welche ich in Java fing. 7 ana^cia. Lebensweise wie die Vorigen. Flug minder schnell. i). Pulasara Moore, var. ? Nicht selten, in lichten Wäldern. Symp ha edra. i). Dirtea Fabricius. Dieser schöne Schmetterling ist sehr häufig , aber nur an dichtbeschatteten Stellen, zum Beispiel an halb ausgetrockneten, von Bambu überschatteten Strassengräben , unter den Häusern de/ ma- laiischen Kampongs und in deren Umgebung, sowie in Wäldern. Das Thier hat einen sehr raschen, schnellen Flug und ist sehr scheu, doch 2tl fliegt es, selbst verfolgt, immer nur eine ganz kurze Strecke, und setzt sich mit ausgebreiteten Flügeln stets auf den Boden , niemals an Zweige oder Aeste. Apattira. i). Parisatis Westwood, Dieser jämmerliche, unscheinbare Vertreter unserer schönen Schillerfaltergruppe findet sich ausschliesslich auf lichten, mit Busch umwachsenen Waldwegen, wo man ihn häufig an den Excre- menten von Paradoxiirus musanga, oder an Grasstengeln sitzen sehen kann. Dichorrhagia. i). Nesimachus Boisduval. In lichtem Gebüsch und auf Waldstrassen. Der Schmetterling erhebt sich bei Annäherung mit pfeilschnellem Flug, um sich jedoch schon nach kurzer Strecke plötzlich und unvermittelt auf einen Busch oder den Erdboden niederzulassen, wo er die Flügel ganz platt ausbreitet, etwa wie die nach englischer Manier aufgespann- ten Schmetterlinge. Niemals legt er die Flügel zusammen. Früher ziemlich häufig, jetzt aber fast selten geworden, da dieses Thier, wie so manches andere, durch das totale Ausrotten der Wälder in Deli allmälig ausstirbt. An Orten, wo ich vor 8 Jahren viele Exemplare gesehen und gefangen habe, ist jetzt kein Stück mehr zu be- merken. Charaxes. Nicht gar zu sonnige, mit Gebüsch eingefasste Waldwege bilden den Tummelplatz dieser Gattung. Feuchte Pfützen während der heissen Ta- gesstunden, sowie thierische und menschliche Excremente, auch faulende Früchte, gekautes Zuckerrohr, haben ebenfalls grosse Anziehungskraft. Ihres scheuen, unbändigen Wesens sowie ihres ausserordentlich kräftigen, pfeilschnellen Fluges halber sind sie schwer zu fangen. Einmal im Netz, fahren sie so wüthend umher, dass sie sich im Handumdrehen ihre brüchigen Flügel zerstossen. Nur selten wird man die Freude haben, ein Thier, welches man in voller Pracht hat dasitzen sehen, unbeschä- digt aus dem Netz nehmen zu können. i). Delphis Doubleday. Selten. 2). Harpax Felder. Ziemlich verbreitet. 3). Athamas Drury. Nicht selten. Ebenso die Varietäten: 4). Samatha Moore und 5). Moori Distant, 1. c, p. 108. Ferner fing ich in 2 Exemplaren eine Art, welche nahe bei den letz- tern steht, und vielleicht eine neue Species, wahrscheinlich aber nur eine Varietät von Athamas ist. Prothoe. i). Frankii Godardt. Ein nicht gar zu seltener Schmetterling, der ge- wöhnlich nur im Waldesdunkel anzutreffen ist, wo man ihn des Morgens und Abends sich mit ausgebreiteten oder wippenden Flügeln an aus- fliessendem Baumsafte laben sehen kann, zusammen mit Morphinen^ Kailima und Hipio. Oft habe ich ihn auch ruhig mit dicht zusammenge- falteten Flügeln, sodass die Oberfiügel fast ganz verdeckt waren, an der Rinde von Bäumen in Mannshöhe sitzen sehen, und zwar stets mit den Kopfe nach unten. Man wird dies aber kaum gewahr, da die stump- fen Ecken der Hinterflügel aufs täuschendste selbst dem nahe beobach- tenden Auge, einen Kopf vorspiegeln. Die ganze Haltung des Thieres ist auch dieser Täuschung angepasst. Sie nutzt dem Thiere insofern, als der Nachstellende — ob Thiere oder Mensch — nicht vermuthen kann, dass die erste Fluchtbewegung des Schmetterlings natürlich nach unten gerichtet sein muss. Ich habe durch diesen Kniff mir die ersten Exemplare auskommen sehen müssen. Uebrigens fliegt der Schmetterling, selbst ge- jagt, nicht sehr weit, sondern lässt sich bald wieder an einem andern Baum in der characteristischen Weise nieder. II. L E M 0 N 1 1 D A E. 1. LIBYTHAEINAE. Libythea. i). Myrrha Godardt. Ein nicht gerade häufiger Schmetterling, an den Wänden sonniger Hohlwege auf der Hochebene, wo er am häufigsten ist, und auf den nackten, sonnigen Sandbänken der Flussufer in der Küstenebene. 2. NEMEOBIINAE. Alle die hieher gehörigen Schmetterlinge finden sich ausschliesslich im dichtesten Urwald, wo sie ziemlich träge, meist mit offenen Flügeln auf den Blättern niederer Büsche sitzen, während die Angehörigen der Gattung Taxila nur die entlegensten, dunkelsten Stellen bevorzugen, lieben die Gattungen Zemeros und Abisara mehr die lichteren, sonni- gem Partien. 213 Zemeros. i). Flegyas Gramer. Nicht hAufig. Äbisara. i). Savitri Felder. Selten. 2). Echerius, var. Kausambi Felder. Etwas häufiger. Taxila. i). Thuisto Hewitson. Selten. 2). Haquinus Fabricius. Ebenfalls selten, sowie 3). Telesia Hewitson. Stiboges, i). Nymphidia Butler. Nur auf der Hochebene von Tobah, wo ich das Thierchen bei Nagasaribu auf den Gebüschen längs einem breiten Waldweg in verschiedenen Exemplaren fing. Sie sassen stets mit platt ausgebreiteten Flügeln. III. LYCAENIDAE. Miletus. i). Symethiis Gramer. In schattigen Gärten gemein. Das Thier fliegt nur im Schatten und sitzt am liebsten an der Unterseite der Blätter niedriger, dichtbelaubter Bäume, wie z.B. mit Vorliebe an Pompelmusen {Citrus), auch im Bambudickicht. 2). Rorsfieldi Moore. Fliegt ganz wie der vorige. Ä 1 1 0 t inu s. i). Major Felder. Cup i d 0. i). Rosimon Fabricius. Auf lichten Waldwegen oft in grosser Menge in dem Grase sitzend. 2) Eihion Doubleday. Wie der vorige. 3). Roxus Godardt. 4). Snidas Felder. 5). Cekfio Gramer. 6). Boeticus Linne. Das Thier habe ich nur auf der Hochebene von Tobah in circa 4000 F. Höhe, aber dort in Menge gefangen. Ausserdem bemerkte ich stets einige Exemplare bei meiner Wohnung in der Nähe 214 von Labuan, an der Meeresküste, auf einigen Indigosträuchern fliegend, und dieselben nie verlassend. Sollten dies vielleicht von Singapore oder Penang mit den Indigopflanzen herübertransportirte Exemplare gewesen sein? Zu bemerken ist, dass diese Indigosträucher schon seit mehr als 15 Jahren dort verwildert waren. 7). Nov. sp. ? Eine noch nicht bestimmte, wahrscheinlich neue Art. 8). Nov. sp. ? Wahrscheinlich ebenfalls neu. 9). Elphis Godardt. Gemein. ig). Aetherialis , var. Gemein. 11). Malaccanus Röber. Im Schatten eines lichten Waldes von Gluta retighas sehr häufig. 12). Hylax Fabricius. Hochebene von Tobah. 13). Malaya Horsfield. 14). Nora Felder. 15). Sp. ? Noch nicht näher bestimmt. 16). Strato Fabricus. Weniger häufig. 17). Kandarpa Horsfield. Nicht häufig. 18). Parrhasius Fabricius. Auf der Hochebene von Tobah häufig. 19). Akasa Horsfield. Ebenfalls auf der Hochebene. 20). Karsandra Moore. 21). Lysizone Snellen. 22). Sp.? Ebenso klein als pygmaea Snellen. Plateau von Tobah. 23). Cagaja Felder. 24). BocJms Gramer. Ein nicht häufiges, locales Thier, sehr scheu und schnell fliegend, welches ich, am häufigsten an sonnenbeschienenen Ge- büschrändern, gefangen habe, an deren Blätter es sich gerne setzt. Hy pochrysops. i). Elegans Bruce. Ein häufiges Thier, welches gern mit zusammen- geschlagenen Flügeln auf sonnenbeschienenen Büschen sitzt. Hiebei reibt es fast beständig in mahlender Bewegung die Unterflügel mit ihren An- hängseln an einander. A p hti a e n s. ]). Vulcanus Fabricius. Gemein, an denselben Orten. Auch dies Thier besitzt die Gewohnheit des vorigen , die Unterflügel an einander zu reiben. 1 1 er da. i). Epicles Godardt. Ein, wie es scheint, sehr seltenes Thier, denn ich erhielt nur ein Exemplar aus den Battabergen angebracht. 215 Hypolycaena. i). Erylus Godardt. Nicht häufig, in buschreichen Gegenden. P 0 r it i a. i). Erycinoides Felder. Die einzige , noch dazu seltene Art dieser schönen Gattung, welche ich in Deli fing. lo l au s. i). Vidura Horsfield. Häufig, besonders oberhalb Labuan, auf Gebüsch und Bäumen in den Gärten der Eingebornen. 2). Isaeus Hewitson. P s eu d 0 dy p s a s. i). Betigalensis Moore. Sitho 71. 1). Jalindra Horsfield. 2). Freya Fabricius. Nicht selten , in lichtem , buschigem Wald. 3). Chitra Horsfield. Nicht selten. 4). Etolus Fabricius. Selten. 5). Nedymotid Gramer. Nicht selten , aber im dichten Urwald , wo er sich stets an die Unterseite der Blätter niederer Büsche setzt, ziemlich scheu ist, aber, selbst aufgescheucht, nicht weit, gewöhnlich zum näch- sten Busch, fliegt. 6). Spec. ? Noch nicht determinirt. 7). Spec? Ebenfalls noch nicht bestimmt. 8). Amrita Felder. Selten, in lichten Wäldern. 9). Moorei? Distant. Häufig, bei Labuan an der Küste. 10). Ravindra Horsfield. 11). Hieitialis Godman und Salvin. Gefangen habe ich das Thier nicht, wohl aber glaube ich es einmal im Wald auf einem Blatt sitzen gesehen zu haben. Myrina. i). Pita Horsfield. 2). Cassiopeia Distant? Nur in einem Exemplar gefangen. 3). Atymnus Gramer. Die häufigste Art dieser Gattung, und in lichten Wäldern an Büschen nicht selten. Cur e t i s. i). Malayica Felder. Alle Arten dieser Gattung sind nicht häufig. Sie 2l6 fliegen sehr schnell und kräftig und sitzen meist mit zusammengefalteten Flügeln, auf Büschen, selten auch an Strassenpfützen. 2). Sperthis'i Felder. 3). Barsine Felder. 4). Species? Noch nicht bestimmt, gleicht C. Felderi. Deudoryx. i). Melampus Gramer. Ueberall häufig, auf Büschen. Auch er pflegt beim Sitzen die Flügel zu schliessen und die Hinterflügel schwach an einander zu reiben , wobei der grosse , schwarze Fleck am Winkel der Hinterflügel wie gebrochen absteht und nebst den Anhängseln in zitternde Bewegung zu kommen scheint. 2). Chozeba Hewitson. A m b ly p 0 di a. i). Eumolphus Gramer. 2). Amphimuta. Felder. Nicht besonders selten. Alle Amblypodia-Kxitw fliegen nur in buschigen, schattigen Wäldern, ziemlich langsam, einige jedoch auch sehr rasch und heftig, gewöhnlich bald wieder sich ins Ge- laub verbergend, wobei sie die Flügel zusammenfalten. 3). Agnis Felder. Ebenfalls nicht selten. 4). Amisena Hewitson. Seltener. Rasch fliegend. 5). Atosia Hewitson. Nicht häufig. 6). Narada Horsfield. Ebenfalls. 7). Vivarna Horsfield. 8). Ameria Hewitson. Selten. 9). Anarte Hewitson. Nicht selten. 10). Species? Noch nicht determinirt. 11). Species? Ebenfalls. IV. P A P I L I 0 N I D A E. 1. PIERINAE. P ont ia. i). Nina Fabricius. Ein häufiges, schwach und langsam fliegendes Thierchen, welches sich meist zwischen Büschen und Gesträuch ziemlich nahe am Boden hält, und beinahe niemals niedersitzt. Te r ia s. i). Hecabe Linne. In cultivirten Strecken überall gemein, und dadurch 217 viel zur Physiognomie der Gegend beitragend. Flug niedrig und an- haltend. 2). Rarina Horsfield. 3). Brigitta, var. Drona Horsfield. Auf der Hochebene von Tobah häufig. P i er i s. i). Paulina Gramer. Nicht gerade häufig, in lichten, sonnigen Wald- parcellen. 2). Lyncida Gramer. Häufig. 3). JSero Fabricius. Nicht häufig. Ich habe das rasch und unstät flie- gendes Thier öfters unter andern Weisslingen an feuchten Stellen auf Waldwegen sitzend, gefangen. 4). Lea Doubleday. Bei Tandjong-Morawa, Serdang. 5). Amasene Gramer. 6). Aibina Boisduval. 7). Naihalia Felder. In einem lichten Wäldchen von Gluta renghas bei Labuan nicht selten. 8). Judith Fabricius. Scheint nicht selten , aber local zu sein. Ich habe drei Exemplare während eines Ausfluges in die Vorberge bei Deli-tua gefangen, 9). Species? Noch nicht bestimmt. D e l ia s. i). Eyparete Linne. Nicht gerade häufig, noch seltener die var. w^/ar^/^-. 2). Belisama Gramer. Nur auf der Hochebene von Tobah, aber dort gemein, liebt besonders die Blüthen der Datap-Bäume {Erythritta). 3). Parthenope Wallace. Ebenfalls, aber selten, auf der Hochebene. In den Küstenstrichen wird dieses Thier ersetzt durch die ebenfalls seltene : 4). Diane Drury. last der einzige Schmetterling, der bis in die äus- sersten Mangrovebüsche ins Meer hinaus fliegt. Derselbe scheint auf die Küstenstriche beschränkt zu sein. He b 0 mo i a. i). Glaucippe Linne. In Deli ist das Thier merkwürdigerweise recht selten, und fliegt stets ausserordentlich hoch, über den Gipfeln der höch- sten Baume in reissendem Fluge. Zwei Exemplare habe ich ausnahms- weise an ganz niederen Sträuchern gefangen , wo sie mit zusammenge- falteten Flügeln ausruhend sassen. Sie stellten eine etwas dunklere und weniger breit roth gebänderte Localvarietät vor, die man sutnatrana nennen könnte. 2l8 Er Olli a. Eine j5"rö«/^-Species , vielleicht valeria Gramer, schön apfelgrün mit schwarzen Adern, fliegt auf Waldwegen und an Buschrändern nicht sel- ten, am häufigsten von März bis Mai, aber stets so schnell und flüch- tig, ohne auszuruhen und immer gerade aus, dass ich nie derselben hab- haft werden konnte. Catopsilia. i). Pyranihe Linne. Sehr häufig. Auch die von Distant, Tab. XXVI, Fig. 20 abgebildete Varietät kommt vor. 2). ? Philippina Gramer. Ebenfalls. 3). Species? Noch nicht determinirt. 4). Species? Ebenso. 5). Scylla Gramer. Kommt nur local, aber dort oft ziemhch häufig, vor, z. B. bei der Stadt Medan. 6). Crocale Gramer. Ueberall gemein , und für die Landschaftsphy- siognomie characteristisch. 7). Catilla Butler. Etwas weniger häufig. 8). Pomona Fabricius. 2. PAPIUONINAE. Von dieser wunderbar schön gefärbten Familie haben wir eine statt- liche Reihe von Vertretern aufzuzählen. Die Lebensweise dieser Schmet- terlinge ist bekannt genug, sodass ich mich auf wenige Bemerkungen beschränken kann. O rn i t h 0 p t e r a. 1). AmpJuysus Gramer, var., riibricollis. Dieses prächtige, grosse Thier ist sehr häufig nnd schwebt mit langsamem aber kräftigem Flug durch die Gärten und Wälder, hie und da eine Blüthe besuchend, aber ohne sich fest niederzulassen. Sie fassen die Blüthe mit den Beinen und blei- ben halb schwebend und beständig mit den Flügeln fächelnd davor hängen, um nach ein paar Secunden schon auf die nächste Blüthe über- zugehen. Sie bevorzugen besonders die Blumen der Pointiana piilchet-rima und es gewährt einen wunderhübschen Anblick, diese herrlichen Thiere an dem von den feuerfarbenen Blüthen überschütteten Baum herumschwe- ben zu sehen. 2). Species? Noch nicht definitiv bestimmt; Herr Rogenhofer in Wien hält dieselbe für eine Varietät von pompeus Gramer. 219 Besonders bei Labuan häufig, und fliegt mit der vorigen Art durch- einander. 3). Brookeana Wallace. Dieser prachtvolle Schmetterling ist nicht ge- rade sehr selten , liebt schattige Stellen , und sucht gerne Pfützen an Waldwegen auf, kommt aber auch heraus auf die Felder und in die Nähe der Häuser und Höfe, wo ihn besonders die Abfall- und Kehrichthäu- fen anziehen. Sein Flug ist langsam und majestätisch, wird aber bei Ver- folgung zur reissenden Flucht. Leider ist es auch mir nicht geglückt, das weibliche Thier aufzufinden. P ap i l io. i). Laodocus de Haan. Ein ziemlich seltenes Thier, das ich einige Male auf dem nassen Land der Bachränder gefangen habe. 2). Leiuoihoe Westwood. Ziemlich selten; kommt nur als Varietät vor, welche eine Uebergang zur var. Schönhergi\n\dit\.. Das Thier gleicht dadurch sehr einer Euploea und fliegt auch mit diesen durcheinander in der hel- len Sonne an den Büschen herum ; nur die mehr mit weiss gezeichneten Hinterflügel lassen dem Geübten den langsam fliegenden Schmetterling richtig erkennen. 3). Macareus Godardt. Selten. Wie der vorige den Eiiploean gleicht und mit ihnen fliegt, so gleicht dieser im Flug gewissen, häufigen Danaiden und tummelt sich unter ihnen herum. 4). Antiphus Fabricius. Einer der gemeinsten Schmetterlinge in Deli, überall , nur nicht im Hochwald. 5). Denwlmi Gramer. Nicht gerade häufig, mehr in den bergigen Strecken, wo man ihn stets sehr raschen Fluges dahineilen sieht. 6). Polytes Linne. So gemein und an denselben Orten wie antiphus, das 9 etwas seltener und in der Färbung stark variirend. Alle Thiere haben lange Anhängsel an den Hinterflügeln, auch die cf. 7). Hekiius Linne. lieber das ganze Land verbreitet und nicht selten, am häufigsten an den Pfützen schattiger Waldwege zu fangen. 8). Nephehis Boisduval. Ganz wie der vorige , vielleicht etwas häufiger. 9). Albolineatus Fabricius. Auch von diesem, bislang nur von Borneo bekannten Papilio habe ich einige Exemplare gefangen. 10). Pali7iurus Fabricius. Auf sonnigen Waldwegen ein häufiges Thier, das aber auch gern in den Gärten die Zä!«/t?«a- Sträucher besucht, und durch sein prachtvoll schillerndes Goldgrün einen wahren Schmuck der dortigen Gegenden bildet. II). Species? Auf der Hochebene von Tobah sah ich im Dezember 220 1883 bei Nagasaribu ein zur Pa/wurus-Grnppe gehöriges Thier fliegen, welches zu haschen mir leider nicht gelang, sodass ich ausser Stande bin die Species anzugeben. 12). Noctis Hewitson. Selten. Ich habe nur wenige Exemplare an dun- kelen, einsamen Stellen des Urwaldes auf den weissen Blüthenbtischen von Pöw^/Z^-Sträuchern gefangen, die sie träge umflogen. Doch habe ich auch in einem verwilderten, tiefschattigen Kaffeegarten bei Labuan ein Exemplar gesehen. 13). Memnon Linne. In den schattigen Fruchtwäldern von denen die malaiischen Kampongs umgeben sind, sehr häufig. Das Q variirt in man- cherlei Weise , jedoch habe ich niemals geschwänzte Exemplare gefunden , wie sie von Java bekannt sind. 14). Antiphates Gramer. Nicht selten. An den feuchten Stellen der Stras- sen in den höheren Gegenden kann man immer ein und das andere Exem- plar sitzen sehen. Merkwtlrdigerweise setzt sich das Thier immer gern mitten unter eine Versammlung von Pieriden (Weisslingen), vielleicht wegen seiner ebenfalls weisslicher Färbung, um dadurch minder aufzu- fallen? 15). Sarpedon Linne und 16). Eurypylus Linne. Beide Thiere häufig und oft zu Dutzenden bei- sammen in den heissen Morgenstunden an feuchten Wegrändern und Pfützen sitzend. Eurypylus mehr auf die höheren Strecken beschränkt. 17)- Aga7ne7nnon Linne. Beinahe gemein, sehr rasch und unstät die Gär- ten und Felder durcheilend , nur in der heissesten Zeit sich auf feuch- tem Land niederlassend. Er besucht gerne die Lantana-WiX\!Cci^x\. , jedoch ohne sich darauf niederzulassen. 18). Hageni Rogenhofer. Eine neue Art, nahe h&i priapus stehend , welche ich in einem leider sehr beschädigten Exemplar aus dem Karogebiete erhielt. Sie ist beschrieben in: Verhandl. d. K. K. zoologisch-botanischen Gesellschaft, Wien, 1889. 19). Sy corax. Auf der Hochebene von Tobah in den Karoländern. Nicht gar zu selten. Leptocircus. i). Curius Fabricius. Gemein, aber local. So habe ich das Thier in der Küstenebene bei Labuan und Medan gar nicht, in den Vorbergen jedoch, z.B. bei Tandjong-Morawa, in grosser Menge beobachtet. Der Schmetterling fliegt nur sehr niedrig im Grase und Wegränder, wo sich etwas feuchtere, üppigere Stellen befinden; er flattert unstät von einem Grashalm zum andern, wobei ihn die langen Anhängsel seiner Hinter- flügel etwas zu hindern scheinen , und zeigt sich in seiner ganzen Le- bensweise als ein mehr zu den Hesperiden wie zu den Papilioniden ge- höriges Thier. 2). Species? Eine noch nicht näher bestimmte Art, vielleicht var. viridis ? V. HESPERIDAE. I s in e n e. i). Benjatnini Guerin. Selten. 2). Chiiza Hewitson. Selten. In den Bergstrecken. 3). Badra Moore. Selten. Alle Arten dieser Gattung sind scheue, schnell und kräftig fliegende Thiere, welche sich vorzugsweise in den schattigen Gebüschen der Vor- wälder herumtummeln. C asyapa. i). Thrax Linne. Ein gemeines, sehr flüchtiges Thier, welches man am besten aus der Raupe zieht. Diese lebt schaaren weise auf dem Pisang {Musa), dessen Blattränder sie zu einer mehrere Zoll langen, spiraligen Düte zusammenrollt, welche oft zu mehreren von einem Blatt herabhän- gen und in dessen Innern das bleichgelbliche Thier haust. 2). Thyrsis Fabricius. Weniger häufig. Cary stus. i). Irava Moore. Ebenso. P amphila. i). Mathias Fabricius. 2). Julianus Latreille. 3). Sunias Felder. Bis hinauf zur Hochebene von Tobah. Gemein. 4). Banibusae. 5). Augias Linne. Auf der Hochebene von Tobah. 6). Conjuncta Herrich Schaeffer. 7). Maesoides Butler. In der Küstenebene. Gemein. Maiapa. i). Avia Moore. Selten, bei Labuan. P lastingia. i). Helena Butler. P lesioneura. i). Albofascia Moore. In den Vorwäldern nicht selten. 2). Acmara. 3). Dan Fabricius. Ueberall gemein. 4). I'eisthameli Boisduval. 5). Aurivittata Moore. In Wäldern, nicht sehr häufig. 6). Folus Fabricius. Gernein. 7 agiades. i). Fuscula Snellen. Nicht selten. 2). Gaua Moore. Ziemlich selten. 3). Satampa. Ebenso. 4). Sambara Moore. Ebenso. 5). Rani Moore. Nicht selten. 6), Japeius Gramer. 7). Maurus Snellen. 8). Trichoneura Felder. 9). Phaenicis Hewitson. Te lego n u s. i). Calathus Hewitson. Antigonus. i). Angidatus Felder. Nicht sehr häufig. Hesperia, i). Hyela Hewitson. Sehr selten. 2). Species? Sehr selten, bei Labuan. Noch nicht bestimmt. 3). Species? Selten, bei Labuan. Noch nicht näher bestimmt. Tsoteinia. i). Melania Plötz. Sehr selten. Asiiciopterus, i). Olivescens Moore. Auf der Hochebene von Tobäh nicht selten. 2). ? ^indu Felder. Bei Labuan sehr häufig. 223 B. Heferocera '). 1. Cleosiris catamitae Hübner. 32. Nyctemera miUleri Snellen van Vol- 2. Eusemia bisma Moore. Vollenhoven. 3. » vetula Horsfield, var. 33. » Species ? 4. » proxima Butler. 34. Histia flabellicornis Fabricius, var. 5. » aegoceroides Feldei'. selene Gramer. 6. * » mollis Walker. 35. Chalcosia panthona Gramer. 7. Melittia phoreus Westwood. 36. » phalaenaria Guerin, 8. Chaerocampa hypothous Gramer. 37. Cyclosia virginaiis Herrich Schaef- 9. » thyelia Linne. fer. 10. » celerio Linne. 38. Hypsa dama Fabricius. 11. » silhetensis Boisduval . 39. » caricae Fabricius. 12. » oldenlandiae Fabr. 40. » inops Walker. 13. » elotho Drury. 41. » egens Walker (=~- dodeca- 14. 1» lucasii Boisduval. stigma de Haan). 1.5. Elibia dolichus Westwood. 42. Pseudoblabes bifasciata Felder. IG. Panactxi scapularis Herrich Schaef- 43. Enaemia puella Drury. fer. 44. Bizone peregrina Walker. 17. Sphinx convolvuU Linne. 45. Teinopyga haemacta Snellen, nova 18. Smerinthus socrates Boisduval. Species. 19. » ailanti Boisduval. 46. Hypocrita inclusa Snellen. 20. Leucophlebia lineata Westwood. 47. » porphyrea Snellen. 21. Acherontia styx Westwood. 48. » aurantiaca Snellen, nova 22. Syntomis biplagata Snellen. Species. 23. » appendiculata Snellen. 49. » Species. 24. » imaon Gramer. 50. » Species. 25. » hübner i Boisduval. 51. Earias limbana Snellen. 26. » Species. 52. * Deiopeia pulcheUa Linne. — Dieses 27. » Species. Thier ist auf der Hochebene am 28. » Species. häufigsten, kommt aber auch in 29. » Species. der Küstenebene vor, gewöhnlich 30. Nyctemera inconstans Snellen van an dem oben bei den Danai- Vollenhoven. den erwähnten Heliotrop-ähnliche 31. » latistriga Snellen van Kraute. Vollenhoven. 53. Argiva astraea Drury. 1) Die mit einem * ausgezeichneten Arten sind ausschliesslich auf der Hochehcne von Tohah gefangen. 224 54. Arctia strigatula Moore. 84. 55. * » galactina van der Hoeven 85. (= trigonalis Snellen van Vollenhoven), 86. 56. Phissama interrupta Linn6. 87. 57. » vacillans Moore. 88. 58. Aloa lactinea Gramer. 89. 59. Spilosoma maculifassia Moore. 90. 60. » Species. 91. 61. Leucoma egens Felder. 92. 62. » margaritacea Snellen , 93. nova Species. 94. 63. Xae?ia-Species. 95. 64. * Porthesia-Species. 96. 65. Euproctis guttulata Snellen, nova 97. Species. 98. 66. » varia Moore. 99. 67. » digramma Bnisduval, 100. nebst Varietät. 101. 68. » transversa Moore. 102. 69. * » flavata Gramer, var. ? 103. 70. » conspersa Felder. 104. 71. » /toriosa Snellen. 405. 72. » Species. 106. 73. » Species. 74. » Species. 107. 75. Lymantria lunata Gramer. 108. 76. » brotea Gramer. 109. 77. » ? /w?aris Snellen van Vol- 110. lenhoven. • 111. 78. » Species. 112. 79. Redoa submarginata Butler. HS. 80. Oiketicus crameriWestwood{:zz.va- 114. riegata Snellen). 115. 81. * iJarp//ia-Species. — Ich fand eine 116. Gabelschwanzraupe, welche ganz 117. der unserer Harpijia vinula glich, 118. bei Nagasaribu auf der Hochebene 119. von Tobah. 120. 82. Olene mendosa Hübner. 121. 83. Phalera javana Moore. 122. Scopetodes unicolor Westwood. » pallivittata Snellen, nova Species. Lim acodes-Species . » Species. » Species. Miresia nitens Snellen. » argentifera Walker. Neaera darma Moore. » bilinea Moore. » trima Moore. » bandura Moore. Tagora asclepiadis Felder. » amoena Moore. » fabia Gramer. Ganisa postica Moore, var.? Attacus atlas Linne. Antheraea-^^ecies. Trilocha varians Moore. Odonestis bheroha Moore, var.? Gastropacha vishnou Lefebvre. » Species. Suana bimaculata Moore. Phragmatoecia sumatrensis Snel- len. Cossus strix Linne. » terebroides Felder. Zeuzera mineus Gramer. Hepialus , nova Species. Leucania pulchra Snellen. Sesamia albociliata Snellen. GloUula dominica Gramer. Amyna selenatnpha Guenee. Heliothis armigera Hübner. Leocyma vestae Guenee. » apiealis Snellen. Homodesf thermesioides Snellen. Eriopus placodoides Guenee. » nova Species. » nova Species. » nova Species. 225 i23. Penicillaria jocosairix Guen^e. 159. ■124. Phisia signata Fabricius. IGO. 125. Plusiodes superba Hübner (= wes- 161. termanni Guen6e). 126. Hyhlaea constellata Guen6e. 162. 127. Anomis fulvida Guen6e, 163. 128. ? Mania-Species. 164. 129. Cocytodes modesta van der Hoeven. 165. 130. Stictoptera cucullioides Guenee, var.? 166. 131. Lophoptera, nova Species. 167. 132. Checupa tinctoides Snellen. 168. 133. Ophideres fullonica Linn6. 169. 134. » salaminia Gramer. 170. 135. » hypermnestra Gramer. 171. 136. » ancilla Gramer. 172. 137. » sultana Snellen , nova Species. 1 73. 138. Phyllodes eyndhovii Snellen van 174. Vollenhoven. 175. 139. Potamophora manlia Gramer. 176. 140. » /ia(/eni' Snellen, nova 177. Species. 178. 141. Lygniodes hypoleuca Guenee. 179. 142. SypnaS^edes. 143. Anisoneura hypocyana Guenee. 180, 144. Spiredonia feducia Stoll. 181. 145. Argiva caprimulgus Fabricius. 182. 146. » hieroglyphica Drury. 183. 147. Ommatophora luminosa Gramer. 184. 148. Hypopyra grandaeva Felder. 185. 149. Lagoptera magica Hübner. 186. 150. » dotata Fabricius. 187. 151. Achaea mercatoria Fabricius. 152. » cyllota Guenee. 188. 153. Athyrma bubo Hübner. 154. Ophiusa fulvotaenia Guenee. 189. 155. » achatina Gramer. 190. 156. Grammodes mygdon Gramer 191. 157. Remigia archesia Gramer. 158. » frugalü Fabricius. 192. Remigia xylomiges Snellen. Zetfies sondaicus Snellen. » albonotatus Snellen , nova Species. Lacera alope Gramer. Ophisma gravata Hübner. Hypaetra umminia Gramer. Capnodes maculieosla Walker , nebst Varietät. Fascellina cervinaria Snellen. Nyctalemon patroelus Linne. Urapteryx podaliriata Guenee. » columbicola Walker. Amblychia angeronaria Guen6e. Boarmia cornaria Guenee. Hypochromapseudoterptiaria Gue- nee. » arenaria Guenee. » ruginaria Guenee. Elphos hymenaria Guenee. "lodis, nova Species. Thalassodcs quadraria Guen6e. Eumelea aurelia Gramer. » flagrata Felder und Ro- genhofer. Anisodes pardaria Guenee. » suspicaria Snellen. Micronia obtusaia Guenee. » caudata Fabricius. » aculeata Guenäe. » caseata Guenee. Nedusia luctiferata Snellen. Erosia vcrticaria Felder und Ro- genhofer. Terpnomicta quadrilineata Snel- len , nova Species. Macaria sufßala Guen6e. » eleonora Gramer. Petelia medardaria Herrich Schaeffer. Pluiodes cyclaria Guenee. 16 220 193. Omiza strigularia Snellen. 194. Numeria fulvocapitata Snellen. 195. Hazis malayana Guerin. 196. » hellonaria Guenee. 197. » militaris Linne. 198. » ? palmyra Stoll. 199. *Celerena andamana Felder und Rogenhofer. Ein Thier, das ich von der Hochebene von Tobah mitbrachte, und das bis jetzt nur von den Andamanen bekannt war. 200. *Abraxas maculicincta Walker. 201. Hypaena approximalis Snellen, nova Species. 202. » fractilinealis Snellen , nova Species. 203. Simplicia griseolimbalis Snellen, nova Species. 204. Nodaria fracturalis Snellen. 205. Pinacia pupillalis Snellen, nova Species. 206. Epizeuxis inductalis Snellen. 207. Cydalima, nova Species. 208. Glyphodes crameralis Snellen. 209. Agathodes modicalis Guenee. 210. Hymenoptychis sordida Zeller. 211. Cirrochrista fumipalpis Felder und Rogenhofer. 212. Botys abnegatalis Lederer. 213. Botyodes flavibasalis Moore. 214. Athaloessa floridalis Zeller. 215. Pleonectusa fabidalis Lederer. 227 Coleoptera. Von den Coleopteren kann ich bis jetzt nur die systematische Liste geben, und diese nicht einmal vollständig, wie man sieht. Es sind noch eine ganze Reihe von Familien und Gattungen zu bearbeiten. Alle neue Arten sind in den »Notes from the Leyden Museum" beschrieben und theilweise abgebildet. Cicindelidae. Cicindela aurulcnta Fabricius. » undulata Dejean. » semivittata Fabricius. » ptimila Dejean. » holosericea Fabricius. » nahe verwandt mit Mastersi Castelnau. » superha Kollar, und 4 noch unbestimmte Arten. Therates Schaumi Chaudoir. Tricondyla Wallacei Thomson, und 2 noch unbestimmte Arten. Collyris apicalis Chaudoir. » sarawakensis Thomson. » emarginata Dejean. » Bonelli Guerin. » verwandt mit parvula und li- nearis. » chloroptera Chaudoir, und 7 noch unbestimmte Arten. C a r a b i d a e. Hiletus sumatrensis Oberthür, n. sp. Ophionea nigrofasciata Schmidt Goebel. Casnonia subapicalis Oberthür, n. sp. » biguttata Motschulsky , und 2 neue Arten in der Nähe von siamensis. Drypta viryata Chaudoir. » dimidiata Putzeys. Dendrocellus macroderus Chaudoir. Planetes bimaculatiis Mac Leay. » secernendiis Oberthür, n. sp. » species nova. Pheropsophus fuscicollis Dejean , nebst Varietät. » javanus Dejean. Brachinus Hageni Obei-thür, n. sp. Calleida splendidula Fabricius. » chloroptera Dejean. » cupreomicans Oberthür, n. sp., und 3 andere neue Arten. Physodera Dejeanii Eschscholtz. » Eschscholtzi Parry. Dolichoctis tenuilimbatus Oberthür,n.sp. » species nova? Mochtherus tetraspilotus Mac Leay. » species. Celenephes parallelus Schmidt Goebel. Coptodera flexuosa Schmidt Goebel. » interrupta Schmidt Goebel. » tetrastigma Chaudoir. Lobodontus species nova? Peripristus ater Castelnau. Serrimargo gültiger Schaum. Mormolyce phyllodes Hagenbach. Catascopus elegans Fabricius. » fuscoaeneus Chaudoir. » angulatiis Chaudoir. » facialis Wiedemann. » gracilis Oberthür, n. sp. Miscelus unicolor Putzeys. Pcricallus cicindeloides Mac Leay. Picrus obscurus Chaudoir. Pachyteles species. Mario Doriae Putzeys. » grosse Ex. von Doriae? 228 Morio cucujoides Walker. Scarites sulcatus Olivier. » semirugosus Chaudoir. Clivina attenuata Herbst, und 3 noch nicht bestimmte Arten. Eudema sundaicum Oberthür, n. sp. Peronomerus fumatus Schaum. Panagaeus (^Dischissus) longieornis Schaum. Chlaenius femoratus Dejean. » ducalis Chaudoir. » hamifer Chaudoir. » binotatus Dejean. » lynx Chaudoir. » submarginatus Chaudoir. » javanus Chaudoir, und 2 noch nicht bestimmte Arten. Hololius punctulatus Chaudoir. Oodes siamensis Chaudoir. » vilis Chaudoir. Simons species nova. Orthogonius Mniszechi Chaudoir. » sulcipennis Chaudoir. » acrogonus Wiedemann. » Hageni Oberthür, n. sp. Actenoncus atratus ßuquet. Triehoglottus punctUabris Mac Leay. Simocranius species , in der Nähe von iridescens Chaudoir. Hypolithus acutangulus Chaudoir. Ophonus species , in der Nähe von seria- tus Chaudoir. Platymetopus tortus Mac Leay. » Thunbergi Quensel. » species. Anoplogenius Wallacei Chaudoir. Stenolophus ^-pustulatus Wiedemann. » maculiger Chaudoir. » reclangulatus Chaudoir, » metallescens Bohemann, und 2 noch nicht bestimmte Arten. Trigonotoma, mit3 wahrscheinUch neuen Arten. Anchomenus species. Drimostoma recfangulum Chaudoir. » species. Triplogenius viridicollis Mac Leay. Abacetus antiquus Dejean. Dicranoncus amabilis Chaudoir. Seiina Ritsemae Oberthür, n. sp. Dy tiscidae. Hydrovatus ferrugatus Regimbart. » acutus Sharp. » atricolor Regimbart. Hydrocanthus indicus Wehncke, Var. Canthydrus angularis Sharp. Laccophihis flexuosus Sharp (Aube?). Rhantus pulverosus Stephens , Varietät discicollis Aube. Copelatus tenebrosus Regimbart. » nova species. Cybisler chinensis Motschulsky {indicus Aube). » tripunctatus Olivier. » sumatrensis Regimbart. Eretes sticticus Linne, Hydaticus vittatus Fabricius. » leander Rossi, Varietät ru- fulus Aube. » paciflcus Aub6, Varietät. Rhantaticus signatipennis Aube. Gyrinidae. Gyrinus convexiusculus Mac Leay. Porrorhynchus marginatus Laporte. Orectochilus spiniger Regimbart. Hydrophilida e. Sternolophus, mit 2 Arten. Philhydrus , mit 5 Arten. Berosus species. Volvulu-s species. Hydrophilus species. Amphiops, mit 2 Arten. 229 CyclonohüH , mit 3 Arten. Sphaeridhon , mit 2 Arten. Paussidae. Paussus Waterhousei Westwood? Staphylinidae. Myrmedonia apiciventris Fauvel. Coenoniea puncticollis Kraatz. Tachinoderus fulvipes Erichson. Staphylmus chalceus Fauvel. Philonthus longicornis Stephens. » partitus Fauvel. » erythropics Kraatz. » variipennis Kraatz. » carnifex Fauvel. Acylophorus nova species. Belonuchus aeneipennis Fauvel. » mutator Fauvel , Var. Platyprosopus consularis Fauvel. Paederus fuscipes Curtis. » tamulus Erichson. » sondaicus Fauvel. » chilensis Fauvel. Osorius cordicollis Fauvel. » nova species. Leptochirus tridens Motschulsky. » nova species. Rhyncochüus (Sharp i. 1.) nova species. Novum genus, nova species. Scaphididae. Scaphidium grande Oestro. H i s t e r i d a e. Hololepta indica Erichson. » elongata Erichson. Plaesius javanus Erichson. Apobletes teuer Mai"seul. Platysoma hirmanum Mai-seul. » confucii Mareeul. » humile Erichson. » Hagen i Mai-seul n. sp. Phelister glaucus Marseul n. sp. Hister morphon Marseul. Histcr bifrons Mareeul. Nit idulidae. Carpophilus foveicollis Murray, Var. » vittiger Murray. » pallescetis Murray, und 3 noch unbestimmte Arten. Brachypeplus species. Mystrops orientalis Olliff, n. sp. Ischaena angustata Erichson. Lasiodaclylus glabricola Candeze. Promelopia quadrimaculata Motsch. Camptodes species. Amphicrossus discolot' Erichson, und 2 oder 3 andere Arten. Cryptarcha Ritsemae Olliff, n. sp. Helota Vigorsi Mac Leay. Ips japonia Motschulsky. Trogositidae. Acrops punctata Fabricius. Latolaeva ovalis Mac Leay. Colydidae. Trachypholis Bowringi Wollaston. » hispida Weber, und 2 andere Arten. Bothrideres nocturnus Pascoe. » species. Dastarcus porosus Walker. Rhysodidae. Rhysodes species. Cucuj idae. Passandra elongatula Grouvelle. Hectarthrum trigeminum Newman. Ancistria retusa Fabricius. Laemophloeus pusiUus Schönherr. Dermestida e. Dermestes vulpinus Fabricius. » cadaverinus Fabricius. Trogoderma species. B y r r h i d a e. Dendrodipnis grandis Reitter. » Hageni Reitter, n. sp. 230 Dendrodipnis Ritsemae Reitter, n. sp. » punctulatus Reitter, n.sp. » marginatns Reitter, n. sp. Chelonarium Orientale Reitter. » irroraium Reitter, n. sp. » wni/asciah^m Reitter.n.sp. » fascicoUe Reitter, n. sp, P a r n i d a e. Parnus species. Helichus elongcUus Reitter. Sostea secuta Pascoe. Lucanidae. Metopodontus occipitalis Hope. » sericeus Westwood. » Mohnikei Parry. Cyclommatus faunicolor Hope. » species ? Prosopocoilus species. Odontolabis Dalmani Hope. » bicolor Olivier. » Sommeri Parry. Chalcodes aeratus Hope. Eurytrachelus titan Boisduval. » pitrpurascens Vollenh. » Hansteini Albers. Aegus capitalus Westwood. » ogivus H. Dey rolle. » malaccus Thomson. Gnaphaloryx squalidus Hope. » taurus Fabricius. Figulus marginalis Ritseina. » mediocris H. Deyrolle. Nigidius Hageni Ritsema nova species. Cardanus sulcatus Westwood. Passalidae. Leptaulax dentatus Weber. » bicolor Fabricius. » innocuus Buquet , und 4 an- dere Arten. Eriocnemis tridens Wiedemann. Aceraius emarginatus Weber. Aceraius grandis Burmeister. » borneanus Kaup. Scar abaeidae. (Coprini). Paraphytus^Xynophron) Ritsemae Ua- rold. Caccobius , mit 2 Arten. Gymnopleurus melanarius Harold. Anoclus laevis Harold. Heliocopris Sturleri Harold. Catharsius Molossus Linne, Copris Numa Lansberge. » Doriae Harold. » Haroldi Lansb. {Tullius Harold). Onitis Hageni Lansberge, n. sp. Onthophagus babirussa Eschscholtz. » MiXlleri Lansberge. » ventralis Lansberge, n. sp. » rutilans Sharp. » pacificus Lansberge. » oblong omaculatus Lans- berge, n. sp. » Hageni Lansberge, n. sp. » rugicollis Harold. » serdangensis Lansberge , nova species. » hirsutulus Lansberge. » denticollis Lansb., n. sp. » incisus Harold. Oniticellus femoratus Illiger. » tessellatus Harold. Aphodius marginellus Fabricius. » lividus Olivier. » Reichei Harold. » urostigma Harold. Rhyssemus malasiacus Lansberge, n. sp. Bolboceras sumatranus Lansberge, n. sp. Cassolus nudiis Sharp. Phaeochrous emarginatus Castelnau. Trox chinensis Bohemann. Liparochrus derasus Harold. 231 Sphaet'omorphus Gestroi Harold. (Melolontliini). Hoplia, mit 5 unbestimmten Arten. Serica, mit 8 unbestimmten Arten. Apogonia laevicollis Lansberge. » setulosa Sharp. 9 Simplex Sharp. » scutellaris Sharp. » brevis Sharp, und 4 Arten welche nicht näher bestimmt sind. Lepidiota stigma Fabricius. » pauper VoUenhoven. » lateralis DeyroUe. Leucopholis rorida Weber, » species. Lachnosterna pumila Sharp. » miranda Sharp, und 11 noch nicht bestimmte Arten. Aplidia leucophthalma Wiedemann. » discedens Sharp. Melolontha hispida Burmeister. » rugosa VoUenhoven. Pachydema nova spfecies. (Rutelini). Anomala breviceps Sharp. » cuprascens Wiedemann. » assimilis Dejean , Varietät. » chalcescens Sharp. » cupripes Hope , nebst Var. » semipurpurea Burmeister. » chalcites Sharp. » 1 pulchripes Lansberge. » perplexa Hope, Varietät. » flagellata Sharp , und 6 un- bestimmte Arten. Mimela dehilis Sharp. Singhala nova species. Popilia foveolata Sharp, nebst Var. Parastasia rugosicollis Blanchard. Adoretus umbrosus Fabricius. » species. (Dynastini). Heteronychus species. Oryctes rhinoceros Linne. » trituberculatvs Lansberge. Xylotrupes Gideon Linne. Chalcosoma alias Linne. (Cetonini). Diceros malayana Wallace. Coryphocera sexmaculata Fabricius. Clinteria Hageni Ritsema, nova species. » serdangensis Lansberge, n. sp. Lomaptera agni Wallace. Agestrata de Haani Gory & Percheron Macronota regia Fabricius. » wonac/ia Gory & Percheron. » Rafflesiana Westwood, Var. » Diardi Gory & Percheron. » quadrilineata Gory & Perch. Glycyphana malayensis Guerin. » A-color Wiedemann , Var. » pygmaea Mohnike. » venusta Ritsema, n. sp. Prolaelia mandarinea Weber. Macroma flavoguttata VoUenhoven. Valgus Vethii Ritsema. » pilosus Ritsema. Buprestidae. Catoxantha opulenta Gory. Callopistus Castelnaudi H. Deyrolle. Chrysochroa fulminans Fabricius. » Castelnaudi H. Deyrolle. Chalcophora pyrostictica VoUenhoven. » Lambii E. Saunders. Iridotaenia nova species. Belionota scutellaris Weber. » fallaciosa H. Deyrolle. Melobasis species. Chrysobothris nigripennis H. Deyrolle. » bistripunctata H. Deyrolle. Coraebus species. Melyboeus species. 232 Agrilus armatus Fabricius , und 4 un- bestimmte Arten. Endelus empyreus H. DeyroUe. Eucnemidae. Mit 17 Arten. E 1 a t e r i d a e. Agrypnus sobrinus Candeze, n. sp. » Hageni Candeze, n. sp. » rubiginosus Candeze. » javanus Candeze. Adelocera modesta Boisduval, Lacon modestus Candeze. » fibrinus Candeze. » sinensis Candeze. » pallidus Candeze. » reductus Candeze. Meristhus scobinula Candeze , Varietät. Agraexis Mannerheimi Candeze. Alans lacteus Fabricius. » nubilus Candeze. » lophura Candeze. » hurria Candeze. » Wallandi Candeze, nova species. Oxynopterus Audouini Hope. Anathesis laconoides Candeze. Sossor (no\ . gen.) I/a^eni Candeze , n. sp. Melanthoides nitidus Candeze. Anchastus serdangensis Candeze, n. sp. » simulans Candeze, n. sp. Megapenthes inficetus Candeze, n. sp. » anceps Candeze, n. sp. » junceus Candeze. Melanoxanthus zebra Wiedemann. » granum Candeze. » ruptus Candeze, n. sp. » fractus Candeze. » iO-7naculatus Csindeze , nova species. Cardiophorus rubiginosus Candeze. » javanus Candeze, Varietät. JDiploconus umbilicatus Candeze. Diploconus nigripennis Candeze, Var. Melanotus carinatus Candeze. » hapatesus Candeze. » fuscus Fabricius. » species (fusco affinis). » gobius Candeze. Corymbites cirratipilis Candeze. Allotrius quadricollis Castelnau. Ludius illotipes Candeze. » macassariensis Candeze. Agonischius pectoralis Candeze. » elegans Candeze, n. sp. » aeneipennis Kirsch. » mirus Candeze. » conspurca/ws Candeze,n sp. » conspurcatus Candeze, Va- rietät oder neue Art. » Castelnaui Candeze. » bimaculatus Candeze, Va- rietät unicolor. Glyphonyx frontalis Candeze. Hemiops crassa Gyllenhal. Cebr*onidae. Cebriorhipis basipennis Fairmaire. Rhipidoceridae. Callirhipis javanica Castelnau. » angustior Fairmaire. » scutellata Fairmaire, n. sp. » lineata Waterhouse. Simianus termitiatus Fairmaire, n. sp. » ustulatus Fairmaire, n. sp. Dascillidae. Dascillus fulvulus Wiedemann. Scirtes species. Lycidae. Lycostomus species. Metriorrhynchus inaequalis Fabricius, und 3 unbestimmte Arten. Bulenides obsoletus Waterhouse. » pauper Waterhouse. Conderis, mit 3 Arten. 233 Calochromus melannrus Waterhouse. » velutinus Waterhouse. Ditoneces, mit 3 Arten. Trichalus communis Waterhouse , und 5 noch nicht bestimmte Arten. Lampyridae. Pyvocoelia terminata Gorham. » co>isob)'ina Olivier. Vesta nova species. Luciola pallescens Gorham, und 2 an- dere Arten. Telephoridae. Tylocerus pectoralis Fabricius. Telephoi'us viridanus Gorham. » ruficoriiis Fabricius. » varicornis Gorham. » angusticollis Gorham. » species. Polemius, mit 2 neuen Arten. suis Simplex Gorham. » hamatus Gorham , und 2 andere Arten. Ichthyurus Hageni Ritsema, n. sp. Carphurus dispar Erichson, und 2 an- dere Arten. Prionocerus coeruleipennis Perty. » bicolor Redtenbacher. C 1 e r i d a e. Mit ungefähr 19 Arten. L y m e .V y 1 0 n i d a e Atractocerus species. Hylecoetus javanicus Chevrolat. A p a t i d a e. Apate lifuana Montrouzier. Xylopertha nicobarica Redtenbacher. » species. Tenebrionidae. Opatimm acutangulum Faii-maire. » mustelinum Fairmaire. . Bolitophagus , mit 8 nicht bestimmten Arten. Bradymerus species. Leiochrimis lutescens "Westwood. » fulvescens Westwood. » discoidalis Westwood. Oplocephala^ mit 4 unbestimmten Arten. Ceropria superba Wiedemann. » induta Wiedemann. Hemicera splendens Wiedemann. Uloma denticornis Fairmaire. » picicornis Fairmaire. » rufilabris Fairmaire. » eontracta Fairmaire, und 2 un- bestimmte Arten. Alphitobius species. Toxicum, A-corne Fabricius. » sumatrense Fairmaire. » distinctum Fairmaire. » species. Nyctobates impressa Fabricius. » podagra Fairmaire, Varietät. » semisulcatus Fairmaire. » aereipennis Fairmaire. » granifera Fairmaire. » species. Pseudobates coracina Fairmaire. Eticyalesthus aeruginosus Fabricius, und 3 noch nicht bestimmte Arten. Necrobioides species. Lyprops , mit 2 Arten. Pseudolyprops dilaticoUis Fairmaire. Heterotarsus inflatus Lacordaire. Artactes corruscus Fairmaire. Scotaeus corallipes Hope. Eucyrtus pretiosus Lacordaire. » anthracinns Ki^aatz, und 3 noch unbestimmte Arten. Platycrepis interslitialis Fairmaire, und 7 unbestimmte Arten. Gauromaia dives Pascoe. » Hasseltii Fairmaire, und 8 noch nicht bestimmte Arten. 234 Tetraphyllus species. Homoeogenus laticorne Waterhouse, Periphanes orichalceus Fairmaire. Amarygmus cuprarius Fabricius, und 2 andere Arten. Dietysus ovoideus Fairmaire, nebst Var. » longicrus Fairmaire. y> picitarsis Fairmaire. » species. Plesiophthalmus, mit 2 Arten. ? Rhygmodus species. Strongylium Orientale Mäklin. » cyanicolle Fabricius, und 6 unbestimmte Arten. » flavitarse Fairmaire. Coelolophus Ritsemae Fairmaire. Cistelidae. Allecula crassipes Fairmaii'e, und 6 nocb nicht bestimmte Arten. Cteniopus pygialis Fairmaire, Varietät ? » species. Monommidae. Monomma Doriae Gestro. Melandryidae. Dapsiloderus (novum genus) costipennis Fairmaire, nova species. Lagriidae. Lagria cineracea. Fairmaire. » hemichlora Fairmaire. » rufofusca Fairmaire. » lemoides Fairmaire, und 2 un- bestimmte Arten. Casnonidea variipennis Fairmaire, nova species. » apicicornis Fairmaire , nova species. » nucea Fairmaire, n. sp. Pedilidae. Ischalia indigacea Pascoe. Anthicidae. Formicomus brahminus Laferte. Formicomus ruficollis Saunders. » serdangus Marseul, n. sp. » humer alis Marseul. Anthicus hirtisetosus Marseul, n. sp. Mordellidae. Mordella tricolor Wiedemann, und 8 unbestimmte Arten. C a n t h a r i d a e. Horia cephalotes Olivier. Cissites testacea Fabricius. Epicauta ruficeps Illiger. Zonitis holoxantha Fairmaire, n. sp. » macroxaniha Fairmaire, n. sp. Oedemeridae. Ananca sculpticollis Fairmaire, n. sp. » species. Curculionidae. Blosyrus asellus Olivier und 3 noch nicht bestimmte Arten. Episomus pauperatus Wiedemann , Va- rietät chlorostigma Wiedemann. » species. Myllocerus subvirens Dal man. » seapularis Roelofs. » species. Cyphicerus , mit 2 Arten. Phytoscaphus lixahundus Bohemann , und 3 unbestimmte Arten. Eugnathus alternans Schönherr. » species. Cleonus bisignatus Roelofs. Lixus mucoreus Dejean. » semiobliquus Jekel , und 4 unbe- stimmte Arten. Paipalesomus species. Hylobius, mit 3 Arten. Aclees, mit 3 Arten. Paramecops species. Cylas turcipennis Schönherr. Apoderus cygneus Fabricius. » tranquebaricus Fabricius. 235 Apocierus notatus Fabiicius. » biguttalus Fabricius. » palliatus Vollenhoven. » hystrix Fabricius, und 3 un- bestimmte Arten. Attelabus bispinosus Gylh., nebst Vai*. » species. Rhynchites , mit 8 unbestimmten Arten. Balanmus, mit 2 unbestimmten Arten. Anthonomus species. Aleides angulus Schönlierr. » cinctus de Haan. » pecloralis Bohemann. » reticulatus Fabricius, und 4 un- bestimmte Arten. Acicnemis, mit 3 Arten. Desmidophorus species. Colobodes species. Camptorrhimis tibialis Sparmann, nebst Varietät, und 3 andere Arten. Trag opus species. Cyamabolus, mit 6 unbestimmten Arten. Euthyrrhinus species. Cryptort-hynchiis , mit 5 unbestimmten Arten. Apries eremita Pascoe, und 4 andere Arten. Ganyopis leucura Pascoe. Chirozetes sphaerops Wiedemann. » species. Mecopus bispinosus Weber. » species. Baris virgata Bohemann. » species. Cyrtotrachelu^ species? Protocerius colossus Olivier. Rhynchophorus schach Fabricius, und 2 andere Arten. Ommatolampus nova species. Sphenocorynu^ A-punctatus Fabricius. » species. Oxypygus acutus Fabricius. » exclamationis Wiedemann. » species. Neoxides bilineatus Pascoe. Cercidocerus fabricatov Gyllenhal. » fabrilis Gyllenhal. » heros Pascoe. Sphenophotms sericans Wiedemann. » sordidus Germar. » planipennis Schönherr, und 5 unbestimmte Arten. Calandra? exarata Dejean. Cryptoderma discors Fabricius. » Fabricii Ritsema. Sipalus gigas Fabiücius. Cossonidae. Wahrecheinlich 6 Arten. Scolytidae. Dactylipalpus transversus Chapuis. Acanthurus (nov. gen.) Ritsemae Eichh., nova species. Xyleborus Kraatzi Eichhoff. Crossotarsus Wallacei Cha})uis. » species. Piatypus turbatus Chapuis. B r e n t h i d a e. Calodromus Hageni Power (in litteris). Cyphagogus graeilis Power. Cerobates sexsulcattis Motschulsky. Trachelizus bisulcatus Lund. » rufovittatus Perroud , nebst Varietät oder neue Art. » cylindricornis Power. » Beccarii Power. Miolispa dimidiata Power. » pulla Power (in litteris). » javanicn Power. » fusca Power. Prophthalmus tridentatus Fabricius. Baryrrhynchus dehisceiis Schönherr. » miles Bohemann. 236 Baryrrhynchus pulverulentus Power. Agriorrhynchus undulatus Power. Orychodes serrirostris Lund. Megacerus pubescens Kirsch. Hormocerus reticulatus Lund. Schizotrachelus madens Lacordaire. » cameratus Lacordaire. Heteroplites unicolor Chevrolat. Diurus forcipatus Westwood. » mucronatus Power. » infucatus Power. Anthribidae. Mecocerus allectus Pascoe. » species. Sintor vittatus Kirsch, und 3 andere Arten. Acorynus, mit 3 unbestimmten Arten. Cediis, mit 3 unbestimmten Arten. Nessiaria, mit 3 unbestimmten Arten. Zygaenodes wollastoni Pascoe. Xenocerus species. Xylinades Westermanni Schönherr. » tnarmoratus Roelofs. » species. Eucorynus crassicornis Fabricius. Dendrotrogus perfolicornis Fabricius. » species. Basitropis , mit 3 unbestimmten Arten. Phloeobius species. Araeoceriis fasciculatus de Geer. » species. Trictenotomidae. Tricteyiotoma Childrenii Gray. Cerambycidae. (Prionini). Cyrtognathus planicollis Bates. Ancyloprotus ferox Lansberge, n. sp. Zarax eurypodioides Pascoe. Aegosoma marginale Fabricius. » graniiliferum Lansberge, nova species. (Cerambycini). Noserius tibialis Pascoe. Xystrocera globosa Olivier, Pachydissus , mit 2 Arten. Rhytidodera simulans White, und 2 andere Arten. Zegriades magister Pascoe. Gnatholea eburifera Thomson. » subnuda Lacordaire. Ceresium , mit 3 Arten. Examnes species. Dejanira quadripunctata Thomson. Merionoeda subulata Pascoe, Varietät? und 2 andere Arten. Ephies ligystropteroides Lansberge,n.sp. Euryarthrum albocinctum Blanchard. Pachyteria Hageni Ritsema, n. sp. Chloridolum, mit 2 Arten. Clytanthus annularis Fabricius. » sumatrensis Laporte & Gory. » albofasciatus Laporte & Gory. » javanicus Laporte & Gory, und 5 unbestimmte Arten. Cleomenes dihammophoroides Thomson. Euryclea cardinalis Thomson. Eurycephalus Lundi Fabricius. Philagathes sanguinolentus OUvier. Cladopalpus (novum genus) Hageni Lansberge, nova species. Noemia apicicornis Ritsema, n. sp. (Lamiini). Tachystola scabripennis Dejean. Archidice verrucosa Pascoe. » epicedioides Pascoe. Epepeotes luscus Fabricius. » meridianus Pascoe. » vestigialis Pascoe. Monohammus fistulator Germar. » species. Cereopsius arbiter Pascce. » spilotus Pascoe. 237 Combe brionus White. Marmaroglypha sumatrana Ritsema. Euthyastus binotalus Pascoe. Batocera afbofasciata de Geer. » Sabina Thomson. » Thomsoni Javet. » javanica Thomson. » Helena Thomson. Apriona flavescens Kaup. » cylindrica Thomson. Gnoma iotigitarsis Pascoe. Anancylus species. Agelasta species. Coptops lichenea Pascoe. Palimna tessellata Pascoe. Thysia tricincta Castelnau. Xylorhiza venosa Latreille. Cylindropomus peregrinus Pascoe. » species. Olenecamptus bilobus Fabricius. » cordiger VoUenhoven. » optatus Pascoe. Nyctimene agriloides Thomson. Trachelophora species. Grammoechiis polygrammus Thomson. Atmodes marmorea Schönherr. Moechotypa suffusa Pascoe. Aelara species. Cyardium cribrosum Pascoe. Praonetha melanura Pascoe. » quadraticollis Pascoe , und 7 unbestimmte Arten. Sthenias franciscanns Thomson. » Pascoei Ritsema , nova species. Apomecyna neglecta Pascoe. Ropica, mit 3 nicht bestimmten Arten. Sybra, mit 2 nicht bestimmten Arten. Pothyne, mit 3 nicht bestimmten Arten. Anandra , mit 2 nicht bestimmten Arten. Clepiometopus filifer Pascoe. » species. Tctraglenes fusifortnis Pascoe. Ostedes , mit 3 nicht bestimmten Arten. Rondibilis species. Eoporis elegans Pascoe , Varietät ? Exocentrus, mit 3 nicht bestimmten Arten. Baechisa singularis Ritsema, n. sp. Glenea juno Pascoe. » honora Pascoe. » speciosa Dejean. » delia Thomson. » camilla Pascoe. » funenda Thomson. » manto Pascoe. » numerifera Thomson , und einige nicht bestimmte Arten. Daphisia pulchella Pascoe. Nvpserha fricator Dahnan. » species. Dystus notator Pascoe. » species. Oberea insoluta Pa.scoe. » limbata Pascoe, und 3 nicht bestimmte Arten. Astathes nitens Fabricius, » Daldorfii Fabiicius. » divisa Pascoe. Tropimetopa Simulator Pascoe. Chreonoma nigriventris Pascoe. » species. Chrysomelidae. (Sagrinae). Sagra splendida Weber. (Criocerinae). Lema quadripunctata Olivier. » femorata Gudrin, » Gestroi Jacoby. » haematomelasLsLCOrdaire. » palpalis Lacordaire. » fulvula Lacordaire. » coromandel iana Fabricius, 238 Lema Beccarn Jacoby, und 2 nicht bestimmte Arten. Crioceris quadripustiilcUa Fabricius. » impressa Fabricius. (Clytrinae). Aspidolopha Buqueti Lacordaire. » imperialis Baly. Gynandrophthalma luteicollis Lacor- daire. (Cryptocephalinae). Dioryctus grandis Baly. Melixanthus bimaculicollis Baly. » sumatrensis Jacoby. Cryptocephalus cinnabarinus Suffrian. » apicipennis Baly. (Eumolpinae). Nodostoma Bohemanni Baly. » frontale Baly. » aeneipenne Baly. » Beccarü Jacoby. » aeneomicans Baly. Pagria sumatrensis Lefevre. Callisina fasciata Baly. » integricollis Jacoby , n. sp. Scelodonta nitidula Baly. Aorta nigripes Baly. Aulexis Wallacei Baly. » pallida Lefevre. Bromius hirtus Fabricius. Heteraspis (Bromius) vestita Baly. » evanescens Baly. Bhyparida pinguis oder ovalis Baly. Pyropida sumptuosa Baly. Phytorus dilatata Jacoby. » Simplex Lefevre. Colasposoma mutabile Baly. Abirus piceipes Baly. » ftavopilosus Jacoby. » Hageni Lefevre, nova species. » subrugosus Jacoby, nova species. Cleorina fulvitarsis Lefevre. Aulacolepis decorata Baly. Corynodes basalis Jacoby, nova species. » egenus Lefevre. » species. Chrysochus Hageni Jacoby, nova species. Colaspoides apicicornis Jacoby. » glabrata Jacoby. » Rafflesii Baly. » Hageni Lefevre, n. sp. (Chrysomelinae). Agasta formosa Hope. Chalcolampra i8-guttata Fabricius. » violaceipennis Jacoby. (Halticinae). Acrocrypta fulvicollis Jacoby. Nisotra gemella Erichson. » species, Graptodera cyanea Fabricius. Lactica suturalis Jacoby, nova species. Aphthona sumatrana Jacoby, n. sp. » cyanea Jacoby, nova species. Sphaerometopa acroleuca Wiedemann. Psylliodes Balyi Jacoby. » Chapuisi Baly. Imolia nigro fasciata Jacoby. Sebaethe lusca Fabricius. » sMma*? *5| r 01^ ^^ m t ^' 3f ^'"^t v^^ ^' ■*^t *-'